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Full text of "Geschichte de Stadt Colberg"

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^^RABi^" 


©cMiidite 


bet 


taOt    ^olftrrg 


Sluö  ben  öucUeu  bargefiellt 


bon 


1.  |iim»nn, 

^rofeffor  am  ©^mnafium  gu  ©reifcnlteTg  in  ^otnm. 


5Wit  Urfunben,  ?)Idnen  ber  Sclagerunvjen  ßotbergd  iiiib  einer  ?(nfi^t. 


^arl  Sande'd   SSerlag. 


DD 


vs^\ 


SDem  Slnbenfen 

felijen  Datew^ 

be0  »eitanb  ?>aftorö  unb  Äir^enratl^ö 

^tintiäi  ^Imtiniud  ätiemann 

in  grlcblanb  in  SWedtIcnburg,  SRittcrö  bed  cifernen  ^rcujes  2.  5llaffc, 

unb.ber  tl^euren, 

m^  lebenben  Jlutter 

getoibmet 


vom 


Serfoffet* 


Doruiort  mit  ^upbe  hu  (^Mtn, 


hiermit  übergebe  iä)  ben  3^reimt)en  pommerf($er  ©ef($i($te,  inÄb'e- 
fonbere  ben  SBemol^nern  ber  Stabt  Golberg,  bie  ©efd^ic^fe  ber  alten, 
l^oiä^berül^mten  g^efie  an  ber  ?perfan<e  in  jufammenl^ängenber  Sarffet^ 
lung  t)on  bem  Saläre  an,  in  welchem  il^r  3Jame  juerfi  bunfel  genannt 
wirb,  bi§  ju  bem  Seitpuncte  l^in,  wo  er  IjeH'burd^  ganj  S5eutf(3^lanb 
ertönte  unb  in  iebem  paterlänbifiä^en  ^erjen  ben  freubigfien  SBiberl^all 
fanb.  ®§  ift  n)enigflen§  mein  SBille  geraefeft,  bur(3^  mein  S3u(^  nii^^t 
JU  fel^r  l^inter  bem  JHufe  ber  ©fabt  jurüd juftel^n.  9Bo  x^  trofe  langiäl^= 
tiger,  mül^feliger  ätbeit  hoS)  geirrt,  ober  ber  f(ä^tr)erfanigen  aJfaffe  be§ 
n)eitf(ä^i(ä^tigen  9KateriaU  in  ber  2)arfteIIung  unterlegen  bin,  bitte  iä)  um 
freunbli^e  S«a(^fi(ä^t*). 

SDie  ßueffen  meiner  Sfrbelt  waten  junäc^^fi: 

1)  SDie  Driginalurfunben  beö  ftäbtifd^en  Str^ioö,  etroa  300  an 
ber  Sal^l,  t)on  benen  bie  miiä^tigften,  befönberö  bie  woS)  ungebrudten, 
im  Slnl^ange  beigefügt  ftnb. 

2)  3)ie  ßapitete  5  Urf unben  na^  bem  jJ)ipiomalarmni  Capit. 
eathedr.  Colberg.  ex  originalihtis  AfchM\  meli^es  ber  ©oml^err 
%x.  t).  2)ieä  (f.  ©.  439  ber  ©efd^.  t)on  ßolberg)  unter  feinen  2lugen 
l^at  anfertigen  laffen.  ©ä  fd^eint  baö  forgfältigfte  unb  DoKftänbigfte  ju 
fein.  S)ie  6apitel§urfunben  finb  l^ierr.ac^  citirt,  ba  e§  mol^l  balb  im  33efi^e 
be§  föniglic^en  2lr(3^ir)ß  in  Stettin  fein  wirb.  Sßcrglid^en  finb  bamit  bie 
JOriginalurfunben  im  ©tettiner  2lrd)it),  fo  weit  fie  t)orl^anben  finb. 

3)  S)ie  SBefifeurtunben  beö  allfiäbtiftä^en  Älofterö  ndd^-  einem  auf 


0  Cinjclnc  Srrt^fimer  unb  S^ntdfe^ler  fmb  im  SRod^trogc  oerbefferi 


_  II  — 

Pergament  gefiä^riebenen,  32  SBlätter  ftarfen  6opiariiun  a\i^  bem  Sa^re 
1541  (f.  ©,  .312  bcö  SBerfö),  bie  i^  im  gd^lo^  ^lat^e  ouffanb. 

4)  S)ie  älteren  gebtudten  pommerfd^en  Urfunben,  citirt  (bis  1253) 
na(ä^  /)n  Älempinö  Urfunbenbud^, 

©in  glüd Ud^er  Sufatt  l^at  mid^  in  ben  ©tanb  gefefet,  biefe  Quellen 
bur(^  Sluffinbnng  neuer  ni^t  unerl^ebliiä^  ju  t)ennel^ren,    ©aju  gel^örf: 

5)  @tn  ^ergamentcobe^  in  Sluart  von  55  blättern.  @r  entfiält 
auf  ben  erfien  40  blättern  in  189  SRummern  baö  lübifd^e  SRed^t,  weli^eö 
Sllbred^t  t)on  Sarbewid^  im  Saläre  1297  für  ben  ßolberger  3iat^  l^at 
abfd^reiben  laffen  (ju  tjergl.  ©.  86  unb  87  biefeö  S33erfö).  ©ö  ftimmt 
bieö  bis  SBIatt  33  faft  wörtlid^  unb  in  regelmäßiger  9teil^enfoIge  ber 
Slrtifel  mit  bem  6obe£  SBrofeö  a  (f.  §ad^:  baö  alte  lübifd^e  SRed^t). 
S)ie  Slrtifel  bcr  lefeten  7  SBlätter  finb  bem  6obeE  SBarbewid^  entnommen. 
2)ie  S«aÄ|träge  (f.  ©.  86  unb  87)  von  83latt  40—44,  2lrtifel  190—210, 
werben  für  bie  Äenner  bes  lübifdfien  SRed^ts  von  Sntereffe  fein,  ba  fid^ 
in  ben  bei  §ad^  abgebrühten  6obice§,  aud^  unter  ben  ©tetten,  bie  in 
ben  6obb*  I.  imb  IL  nid^t  t)orfommen  (f.  §ad&  551  f.),  bie  bei  weitem 
größere  SÖlel^rjal^l  berfelben  gar  nid^t,  unb  nur  einer  ober  ber  anbere  in 
ganj  t)eränberter  ©eftalt  finbet  SDaö  ©d^lußblatt  enthält  bie  ©•  87 
biefeß  SBerfö  jum  S^eil  abgebrudfte  ©rHärung  beö  ßolberger  diai^  bar- 
über.  S)er  9iaum  bajroifd^en  ifl  faft  ganj  von  ©tatuten  be§  ßolberger 
SRatl^s  auö  t)erfd^iebenen  Sal^rl^unberten  auögefüttt  (f.  älnl^ang)*). 

6)  SDiefer  ©obes  fül^rte  jur  SEBieberauffinbung  pon  brei  Si^eilen 
beö  t)erloren  geglaubten  älteren  ©tabtbuÄiö,  von  benen  ber  erfte  1373— 
1433,  ber  jweite  von  1433—1493  unb  ber  britte  t)on  ba  biß  1540 


*)  S)cr  ©obcj  ijl  oon  Anfang  bie  5u  (Snbc  mit  Sinicn  bcjogcn.  3ebc  Seite 
enthält  2  (Eolumnctt  mit  je  22  Sinien,  auf  jeber  Seite  gelten  6  baoon,  2  oben,  2  in 
ber  SP'^itte  unb  2  unten,  burd^  bie  gan^e  Seite,  bie  übrigen  reichen  nur  bi0  an  ben 
9lanb  ber  (Eolumnen,  gmifc^en  benen  ftc^  ein  ocn  Derticalen,  bie  (Kolumnen  ein« 
fc^lie^enben  unb  bid  an  ben  S^anb  ber  SSlätter  gc^cnben  Sinien  begrenjter  fc^maler 
^aum  bepnbet.  S)ae  lübifd^e  fflcä^i  ijl  auf  ber  erften  Seite  in  rotier,  fonft  in 
fc^dner  f^marjer  SRinuffel  von  einer  $)anb  gefc^rieben,  bie  S^lacl^tr&ge  finb  oon  an« 
r>9xn  C>önben.  2)ie  Olatl^dbefc^läffe  ftnb  t^etU  in  äP'iinuffel,  tl^ieild  in  (Eurrto.  S)ie 
IDedel  —  ber  obere  ijl  abgeldft  —  fmb  au«  ^o\^  unb  mit  rotl^em  öeber  überaogen. 


—  III  ^ 

xtxi^t  3)er  Sl^eil,  mläitx  bie  Seit  t)on  1277—1373  umfaßt,  ifi  lelber 
Bis  jcfet  nii^t  tDiebergcfunbcn»  6r  war  ttot^  um  1760  t)or]^anben. 
©inen  f(ä^tt)a(3^en  ©rfafe  bafür  bot  ein  von  einem  2lbfd&reiBer,  bem  bie 
Äenntniß  ber  ©iä^rift  unb  ba$  aSerftönbniß  beö  Sn^altö  abging,  ange^ 
fertigtet  Sluöjug,  ben  i^  in  ber  v.  ©fien^fd&en  Sibliotl^eE  in  ^piatl^e 
gefunben  l^abe.  SBie  alle  ©tabtbüd^er,  entl^ält  aud^  baß  ßolberger  3luf^ 
laffungen  vox  bem  SRatl^e:  Ääufe,  SSerfSufe,  SSetpfänbungen  tjon  §äui 
fem,  ©runbfiüden  unb  ^fannflätten,  6rbf(3^i(^tungen  unb  bapifc^en 
Urfel^ben,  l^in  unb  wieber  Siatl^ßbefd^lüffe  unb  einjelne  gef(]&i(]&tli(35e  Sluf« 
jei(]Önungen  (f.  ©.  260,  247,  302  3lnmerfuttg  1  biefes  SBerfe),  in  ben 
Sluöjügen  anä)  jwei  t)or  bem  SWatl^e  gef^Ioffene  faufmännifd^e  aSer* 
träge  (f.  ©.  135.  157).  5Die  Slufieid^nungen  finb  anfänglid^  in  latei* 
nifiä^er  ©pra(3^e,  nur  bie  Urfel^ben  finb  nieberbeutf(ä^,  allmäl^lig  mad^t 
[x^  baö  SRieberbeutfd^e  aud^  in  (Srbfc^^id^tungen  unb  teftamentarif(^en  83e^ 
flimmungen  geltenb,  bie  t)offfianbige  §errf(|aft  gewinnt  es  erfi  feit  1520. 

3Son  bem  t)erf(^n)unbenen  Äotbui^e  fanben  [\^  3lusjüge  in  ©(^lo§ 
^ßlatl^e  unb  in  ber  Sanbf(3^aftsbibliot]^ef  in  ©tettin. 

§ülfömittel  für  bie  filtere  unb  DueHe  für  bie  neuere  ®ef(]^i($te 
ber  ©tabt  waren: 

1)  S)ie  umfangreichen  ßollectaneen  bes  ßolberger  ßapitefef^nbicu« 
e^riftop]^  Subwig  Äunbenreid^  (geb.  1699),  ©ol^n  beö  gleichnamigen 
©tabt!ämmererö  in  4  goliobänben  auf  ?ßapier,  wel(3^e  SlbfC^riften  älterer 
Urfunben  unb  wichtiger  Slctenflücfe  beö  16.,  17.  unb  18.  Sa^rl^unbertö, 
auC^  bie  ©efC^iiä^te  ber  ©pirituöfiriä^e  t)om  ?ßafior  (Sngelbred^t  aJlüIler 
entl^alten.  3)as  SSürgermeiflerregifier,  von  Äunbenrei(3^  entworfen,  ijl 
von  1500  an  t)on  großem  SBertl^e  (f.  2ln|ang). 

2)  SDie  gef(]&id^tli(3^en  Slrbeiten  von  aWartin  JRango,  ©ol^n  beö 
SRatl^öfämmerers  unb  ©ülil^errn  Soaiä^im  SRango  in  ©olberg,  ebenfaffö 
SRatl^öl&err  unb  ©d^olard^  bafelbfi  unb  jugleic]^  htrfürfilid^  branbenburgi= 
f(3^er  ©eriC^töaboocat  (gefi.  1688). 

5Bon  biefen  ift  für  bie  ®ef(3^iC^te  ©olbergö  am  wiC^tigflen  bar  ~ 
nur  §anbf(ä^riftli(3&  tjor^anbene  —  „Chronicon  Colber gerne,  b,\ 


—    IV    — 

I 

gctweine  Sefd^teibung  bcr  ©tabt  ©olberg,  t)ou  bereu  ©rbauung/ SRameu, 
SBorjügm  u.  f.  ID."  in  20  Gapiteln,  54  ^oUofeiten,  eine  Sefcä^reibung, 
ber  etabt,  il^rer  jDertUd^feüen  unb  bamaligeu  3uftänbe,  mit  gefd^i(ä&t^ 
lici&cn,  frül^ere  Seiten  betreffenben  SSemerfungen,  wertl^DoII  für  bie  ©e^ 
f(|fi(^e  ber  ©tabt  im  17.  Sal^rl^iuabert.  ©gentlid^  ift  baö  SBerf  nur 
ein  3lnöjug  a«§  einem  größeren  SBerfe  gleid^en  Sitelö  von  bemfelben 
SSerfajler,  weli^eö  ythoö)  m^  SBad^fe'ö  a?erfid^ernng,  ber  in  Stettin 
©eUgenl^it  l^atte,  beibe  SSBerfe  ju  pergleiÄien,  wenig  mel^r  entl^ielt,  alö 
ber  2luäjug.  S)ie  Slbf^rift,  n)el(^e  mir  vorliegt,  ift  tjon  SSBad^ä  unb 
oon  biefem  mit  ©nppkmenten  üerfel^en,  bie  umfangreicher  finb,  alö  baö 
SEBer!  felbfi.    (©ä  gel^ört  §errn  ^^aftor  SKaafe  in  SDegou).) 

SWid^t  fo  bebeutenb  ift  fein  „Seitrcgifter  merfmürbiger  Singe  u. 
f.  w.",  Don  ber  entftel^ung  ber  ©tabt  biö  1574  fortgeführt,  üollftänbig 
nur  in  §anbfd^riften  porl^anben.  (Ueber  ben  S)rud  f.  ©.  412  biefeö 
V  2ßerfeö.)  3)ie  SWel^rjal^l  feiner  SBemerfungen  ift  axi^  \\o6)  üorl^anbenen 
ftäbtif(^en  imb  ßiapitelöurfunben  entnommen,  roicj^tig  mirb  er,  mo  biefe 
feieren.  Sffiertl^üoll  ift  ein.  von  2Ba(ä&s  SRango  jugef(ä^riebener  SRad^rag, 
vom  Saläre  1671-^1686  reid^nb,  ber  ju  biefen  Sauren  eine  gro^e 
gülle  einjelner  3Zotijen  bietet. 

(^ö  ift  felbftt)erftanbli(|,  ba§  andi)  feine  gebrudten  aBer!e:  Origines 
porpcr.y  Colberga  togata  unb  ba§  g^eueralpl^abet  benufet  finb. 

3)  SDie  ^iftorif(3^en  SBerfe  von  SBad^fe  (f.  ©.  490). 

©one  gebruae  §iftorif<J^^bipIomaiif<|e  ©efd^id^te  ber  älltftabt, 
mit  mand^en  Urlunben,  bie  im  Original  nid^t  mel^r  tjorl^anben  finb,  wert^^ 
t>oIl  befonberß  für  bie  neuere  ©efd^id^te.  SDie  ©efd^id^te  beä  ©apitel«  unb 
beö  Äloflers,  ßapitel  9  uub  11,  in  meinem  S3ud^e  ift  natürlid^  nad^ 
ben  Quellen  gearbeitet  unb  nid^t  etioa  ein  Sluöjug  au§  SBad^fe'ö  SBerf. 

Aiviales  Colbergeiises,  in  9tango'ö  SBetfe  gearbeitet,  voxx  ben 
ätteften  Seiten  ber  ©tabt  bis  jutn  Saläre  1742  reid^enb.  SDie  Slotijen 
finb  tl^eiU  auö  Urfunben  gefd)öpft,  tl^eife,  mie  ber  aSe;rfaffet  felbft  m^ 
giebt,  ben  eoDeclaneen  entnommen,  bie  ein  of^tx  greunb  auö  @bbe(ingd, 
Dr.  2lnbrea§  Söulgrin«  unb  ©onfiftorialra.t^ö  ^awl  3Bö«er  Porifc^en 


SRanufcripten  jufammengetragen  l^atte.  S)er  Jkesaurm  Aistor.  pom.^^ 
fettfl  von  Gbbeling  (feit  1568  ©eneralfuperintenbent  im  ©tift  unb 
ßolbergcr  SJcfou)  ifl  fd^on  SBad^fe  nic^^t  mel^r  ju  ®efi(]^te  gcfommen. 
einjelne  3?otijcn  baraus  finb  i^rcö  Drtcö  benufet.  S)ie  /öäw/ö  genti- 
licia  familiamm  in  Colb.  (1580)  ift  unbrauij^bar. 

Untcrgcorbnete  Duellen,  toie  bie  Sluäjüge  au§  beii  Äatenbatien 
t)on  Satob  SRango,  ^roüifor  ber  aWatienfiriä^e  in  ßolberg,  t)on  1529—48, 
Sauren}  §eit(!e,  ßolberger  SRatl^öl^err,  üon  1595—1647?,  SorenjSRango 
für  bie  erfte  §älfte.  Mag.  3SaIentin  ed&erping  für  bie  jweite  §älfte  be« 
17.  Söi^rl^unbertö,  fättimtlii]^  in  ber  Sanbfd^aftöbibliotl^ef  in  Stettin, 
§ülfömittet,  wie  SEBaÄife^ö  ®ef(i|i(ä^te  ber  ©uubjottfrei^eit  (1757),  beffen 
©lüdraunfd^fd^rift  bei  ber  t).  Sraunfd^raeig^fiä^en  unb  Äafoppif(^en  ^oS^^ 
jeitöfeier,  bie  eine  furje  ©üljengefd^id^te  entl^ält,  ©d&untann'ä  J^anbfd&rift^ 
lid^e  ©efd^id^te  beö  Spceumö,  feine  unb  ©d^rönerö  gebrudte  Slbl^anblungen 
über  bie  Äird^engefd^iiä^te  ßolbergä  (f.  ©.  490),  6.  d.  ©immern  G^ronif, 
^JJrogramme  u.  f.  tu.  finb,  wie  bie  neueren  SEBerfe  über  pommerfd^e  ®e- 
fd^id^te  t)on  Ätempin,  Sartljolb  u.  f.  xo.  aw  ben  betreffenben  Drten 
genannt  unb  benufet. 

©(^liejsUd^  erfülle  id^  bie  angenel^me  ^flid^t,  allen  benen,  bie  mid^ 
burd^  ©eroä^rung  oon  §ülfömitteln  bei  meiner  Slrbeit  unterfiüfet  l^abciv 
wie  ber  Sönigti(^en  Sibliotl^e!  in  Serlin,  bem  §errn  ».  b.  £)fleu  in 
^(atf;e,  bem  §erm  ^rcbiger  3Jlaafe  in  SDegoro,  ber  föniglid^en  6omman= 
bantur  in  ©olberg  luib  bem  9Kagiftrafe  ber  ©tabt,  ber  mir  mit  jUDor* 
fommenber  SereitroiHigfeit  bie  Urfunben  ber  ©tabt  jur  Senufeung  an 
meinem  SBol^nort  3at;relang  überlaffen  l^at,  ben  §erren  3lrd^iüaren  .in 
©tettin,  namentlid^  bem  §erm  Dr.  Älempin  für  feine  üielfaÄie  münb- 
lid^e  unb  fd^riftlid^e  Selel^rung  meinen  ergebenden  unb  aufri($tigften 
S)anf  auäjufpred^en- 


3{urier  o)i|TenfcOQf(l^tcO<?t  JlacOmeis. 


N.  bfbeutet  (Solberget  Gtabiard^iv* 

(Jap.  Urf.  —  bic  UtTunbcn  bcÄ  Solbcrger  2)cmfafl*cW  na«]^  5)iej   f.  33onöort  2) 

m6i  bet  ©cUft^aH  cittrt. 
^lofterml.  —  bie  f^efi^urfunbcn  bed  5((ofi(rd  (f.  Somort  3) 
9?a^d  (o^ne  3ufa^)  -    bit  ^iftor.  bi))romatif^c  ®t\ä^i6)it  ber  9i(tpabt  t>on 

bemfelben. 


J)  3*ictmor  ».  5Wcrfeb.  VI.,  8.  2)  Thietm.  IV.,  28.  VII.  52.  3)  Thietm 
VIL,  52.  4)  5J  Script,  rer.  prussic.  öon  4>itW  «•  f-  ^«  1»  '^^^^  6)  Monum.  Ger- 
man.  XIX.  Cbronic.  polon.  561.  7)  Script,  rer.  prussic.  1,  744.  8)  Sef^^reibung 
ber  ^age  bütt  S)oboBa  bon  |)aftor  ^c^ioe^tcn  in  Qheifenberg  1750  (in  9)Iatl^c) 
9)  ^ra^  unb  jriempiii,  (g^efc^.  ber  ^omm.  €tabte  XVII.  10)  Mon.  PriefliDg.  10.  — 
11)  ^alt.  @tub.l868  (Sabrg.  22).  e.  144  üon  Duanbt.  12)  «Derfclbe  ebenbort  14?. 
13)  N.  10.  ma^B  €.  492.  14)  StUm^in,  f).  Urfunbenbud^  N.  214.  15)  Seoba(^- 
iungen  an  Drt  urb  ©teile  unter  freunbH(ber  Leitung  be0  ^errn  äHiitergutdbefi^^rS 
üü^oager  in  ^(tftabt.  16)  N.  42.  17)  N.  95.  18)  j^lempln,  ^omm.  Urfunbenb.  323. 
19)  3Ba(^d.  e.  54.  364.  20)  ^(empin,  Url.  70.  21)  ^benbort  196.  22)  @ben- 
bort  197.  23;  @benbort  126.  24)  St\m}ßin  unb  ^ra^,  biplom.  »eitr.  e.  369. 
25)  ®op.  Urt  e.  360. 

Hapittl  2. 

1)  3)refter,  Cod.  Pom.  N.  275.  2)  Älempin,  Url.,  @.  65.  3)  ©benbort  N.  579. 
4;  @benbort  475.  5)  N.  25b  in  ber  ^ert&ti0un((durlunbe  aud  bem  3a^re  1721. 
6)  gjofgt,  @ef*.  uon  |)reu6en  3,  465.  7)  Sifdj,  «Werft.  Sa^rb  11,  157.  8)  Älempin, 
Ur!.  N.  572.  573.  ftnoterlungen.  9)  ^n^ang  N.  I.  10)  2)reger,  Cod.  @.  426 
11)  Hud^ng  bed  älteften  ©tabtbudji«.  IIa)  (So  uon  Jttemptn  berbeffert.  12)  S){e  an« 
fle()ebenen  9}amen  ftnben  \i(S)  bei  S)re0er  ®.  371.  374.  395.  403.  430.  432.  434.  N.  1 
unb  2.  13;  Slavus  vendidit  agram  au  1303  unb  1313  im  ©tabtbud^e.  14)  @ap. 
Urt  (130i;  @,  419  quod  in  nostra  idiomatis  lingoa  „vorlanden"  appellatur. 


—  II  -• 

i»t\^.  b.  $3oti{n  m^m  Urf.  U  15)  SRan^e,  Stitrcdifiet  1539.  16)  mdittih.  Mxl  2, 
869,  9}^  1517.  1971.  17)  N.  38.  18)  <D{e  Belege  im  medfenb.  Urfunbenbitd^,  an 
))crf4*  eteOen.    19)  5tlem^in  unb  jtra^,  aiVatriMn  u«  f.  tr.  43.    20)  N.  21.  N.  22. 

21)  e^ottaen,  ^a^lai  Msc.  V.,  p.  13  (UnimfitatSbibl.  ju  iE)atIe,  22),  eeiber^  Urf. 
toon  SBen)>^a(rn  616.  28)  ga^ne,  Ut!.  t)on  S)ortmunb  343.  24;  etefcnnfid  ®aii\n 
^briftine  fc^eint  bie  ^(i)m\ivc  2){hnar9  ^u  fein,  ^apitelSurt.  e.  325  (1320).  25)  Saf. 
Ur(.  50.  26)  atango,  Beitreg.  1304.  27)  S)rei^aupt,  eaalfrei^  2,  806.  28j  ^udaug 
aud  bem  älteften  etabtbud^.  —  ©ctbarb  €Iet)  faifcb  ge(e{en  für  ee^er,  9i'ebel  Cod. 
dipl.  I.,  18,  317.    29)  eiebmai^er,  äBappenbud^  IL,  115. 

ea|iitel  3. 

1)  «Ranflo,  Chron.  Colb.  ^ap.  U.  2j  ©ap.  Uri  €.  44.  j^)  N.  33.  4)  SRanflO, 
Chron.  @ap.  14.  5)  Blango,  ätiitt^  2U  bem  3abre.  6)  2)reget,  Cod.  482. 
7)  SBa^d,  304  (1419,  nic^t  1319).  8)  SRango,  Chron.  19  u.  o.  m.  9)  «ieftefted 
etabtb.  ju  bem  Sabre.  10)  fR^n^o,  Stiixt^.  }u  1331.  11)  N.  51.  <^p.  Urf.  362* 
12;  ^eltefted  etabtb.  su  bem  3abre.  13)  N.  3.  14)  $>affelba(b,  @obe]c  @.  396,  ?u 
»erftl.  Älfmpin,  ^omm.  Urf.  91.  244.  15)  ecbott^en  unb  Ärepflg,  Dipl  III ,  VIII. 
16)  sKanßo,  3<itr.  ju  1277.  17)  €cb6ttflen  unb  SerevpÄ,  I>ipl.  lH-r  XVIII.  18)  «el- 
tefted  etdbtb.    19;  @bcnbort.    20)  @benbort  ^u  ben  angegebenen  Sabren.    2i;  N.  31* 

22)  N.  36b.    23;  N.  37. 

1)  Äfempin  unb  Ära^,  pommerftbe  €tabte  XLVII.  ff.  2)  N.  4.  3;  N.  8. 
4;  e&bfdb.  €>tobtb.  e.  1  5)  e.  ^nbang  unter  [Raib^befcblüffe.  6)  Si^ango,  Chron. 
colb.  ©ap.  XIII.  7)  gcrf:  9lug.-Tomm.  ®efcb.  Sb-  III.,  146.  8)  ©benbott  265. 
9)  JRatböbejcbl.  im  lüb.  ^taHb.  lO;  Äunbcnreicb,  S««rgermeifleireg.  e.  132.  11)  (Sben- 
bort  e.  27.  12)  Seunbenr.  II,  231.  13)  Subfdb.  €tobtb,  SHot^dbefcbL  14)  €tabtb. 
}u  bem  3abre.  15)  Uh\6).  ^toUb.,  fRatf)^U\6)l  f.  tlnbang.  16)  @^enbott. 
17;  SIeltcfte«  @tabtb.  ju  bem  Sobte.  18)  £labtb.  iu  bem  Sabre.  19,  8ü'  fdb-  €tablb. 
20;  N.  140b.  21)  Äunbenreicb  IL.  240.  22)  5tloft«rurf.  ju  bem  Sobre.  23)  N.  156. 
24)  jeiempin:  bipl.  ^eitr-  368.  25)  Üb.  Utiunbenb.  ^um  Sabre  1297.  26)  N.  4. 
27;  e.  ))or]^er  25.  28;  5lrat^  unb  ^(cmpin,  ^omm.  ©tabte  ^  43.  29;  5^unbcnr. 
II.  229  unb  etabtb.  an  Dcrfcb.  Crten.  30>  Subf(b.  &o\>ib.,  SRatbdbefcbl.  Unbang. 
31)  N.  23.  32)  e.  oben  9lnm.  25.  33)  i^iempin,  bipl.  $5eitr.  370.  34)  etabtb. 
|u  bem  Salj^rc.    35)  e.  tln^ang.    36;  ©.  ^n^ang. 

ea)iitel  5. 

i;  eüb[(b.  ®tabtb.  9la(btrag.  2)  ^urfprafe.  «nbang.  3^  N.  176.  4)  189b. 
5)  ^cten  im  SHaibdarcbio.  6)  ^bfcbriften  (^clb.  Urf.  in  ber  Sanbfcbaftdbibl.  in  €tettin. 
^(btenb.  ber  ®i(be  in  (Solberg.  7)  ^urfenbüd^er  unb  @)ef(b.  ber  ^utfe  t^om  ?uftii« 
lat^  Q^dtfc^  in  (Sotberg  in  (^bronif  @o(b.  ))on  Slein^oib. 

1)  i».  Aoc^-Sternfclb:  bie  teutfd^en  ^afiweife.   2)  (^  i).  Simmevn:  ßolberg« 


—  ni  - 

3)  HMselb.  Ck)d.  pom.  91.  16  ilnmerf.  4)  Stitmpin,  Urt  437.  534.  5)  5((oti^rttTt. 
Stt  tm  Sa^rr.  6)  ^aff<lba(]^,  Cod.  92.  30  «nmerf.  !0}e(nfnb.  Sa^rbü^cr  11,  164. 
7)  5to(]ft«etenifeU),  e.  103  ttnb  883.  8)  ®rimm,  b.titfci^.  S95rterb.  unter  fdtt^. 
9)  5((cinpfn,  Urt  48.  94.  256.  378.  S)reacr  365.  10)  ta^e'b.  Cod.  99  11)  ilac^ 
äietloiv,  9)r5iiionfir.  5e(ofter  auf  nfebom.  6.  99.  12)  ^regrr  365.  13)  @bni^M 
917,  319,  329,  393  u.  f.  lo.  14)  @benbott  393.  15)  9)A(t.  etub.  2^1,  15.  ^xamtt, 
9iM}m^t\6).  2,  4.  16)  ^e^renb,  €ooU  unb  eeebab  @o(b.  6.  102.  17)  (Sap.  Urf. 
e.  350.  18)  S5erg^attd,  Saubb.  t^on  9)omm.  III.,  1,  98.  19)  N.  4.  20)  N  19a. 
21)  etabtb.  )u  bem  3a^rf.  22)  <Drei^aupt,  Saolfr.  «nb  (^rfci^ic^te  ber  ^ui^t  von  Sfinf 
bürg.  23)  Serro  suo  dabit  a.  m.  D.  24)  grbrudfte  Drbnung  ber  Bunft.  25)  €tabtb.  an 
verfd^ieb.  ^teUen  ab  alia  parte  prope  vectaram,  prope  Persantam,  in  medio  montis, 
versus  stagnum  etc.  26)  (5ap.  Ui!.  48,  55  u.  a.  27)  S3olat  ®etc^.  |)rett§fn8,  V, 
199.  28)  ^e^renb,  €ooI'  unb  eeebab  (Solb.  124.  29)  etabt.  ^cten.  10)  ^unben- 
tei(^  IL,  7. 

eojiitcl  7. 

1)  N.  18.  2)  N.  26.  3)  2)ie  SReceffe  ber  ^anfeta^e  toon  1361  an.  3a)  6.  Sin- 
^ang.  4)  SKedlenb.  »rf.  III.,  3367.  5)  Sfieceffe  u.  f.  w.  I.  9?.  150.  gorf,  SRüg.. 
^fomm.  @ef(^.  III,  119.  6)  8ftecejfe  92.  232.  7)  fßoi^i,  «Bitatienbr.  In  SRaumer, 
3:af(benb.  öon  1841,  e.  33.  8)  N.  1.  N.  8.  9)  N.  55.  10)  JDittmer,  @efc^.  be« 
JCrieged  ber  wenb.  @tabte  36,  33,  44.  SRantef,  ^funb^oa,  e.  30  f.  II)  N.  118a. 
12)  N.  137.  13)  Äunbenr.,  ©ürflerm.  gu  bem  Satire.  14)  2öa(^«,  €unbioUfrel^e(t. 
15)  N.  207c.  16)  gieceffe  b.  4>.  H-i  4.  17)  3n  üer(c^iebencn  2:eftamenten  ber  jtöeiten 
4>älfte  be0  15.  Sa^r^.  13)  53olflt,  «itatienbr.  ©.  35.  19)  Treptower  etabtart^iu. 
20)  SReceffe  IL,  306  unb  320.  21)  N.  84.  22)  sRefcffe  II,  343.  23)  ©d^ottjen  unb 
^repfig,  Dipl.  pcm.  184.  24)  |>anten,  ^eitr.  jur  l^anfeat^enß!.  ^anbeUgefcit;.  9)rcgramm 
2.  ©.  5.  25)  etabtb.  ^itxnaä^  ift  53ortbolb  IV.,  2,  75  gu  berlt^tigen.  26)  N.  139a 
27)  N.  151.  N.  152.  N.  160.  28)  ^ro^  unb  5l(empin,  9^omm.  <&:t5bte  90. 
29)  9{anfto,  äeitreg.  su  bem  3a^re.  ZO)  (^olb.  ftäbt.  bieten.  31)  e^mibt,  @)ef(^.  be« 
©tettlner  S)anbeC3.  32)  ©olb.  ftabt.  ^Kcten.  33)  Slanao,  Chron.  VI.,  Äalenbar.  tocn 
SRango  u.  a.  m.  34)  $(!t^ottgett  unb  ^repftg,  Dipl.  pom.  385.  9{ango,  Chron.  VI.* 
36)  j^inbenreid^  1, 168.  37)  Ba(^0,  Annales  gu  bem  3a^r\  38)  Slango,  Chron  XI. 
39)  SO^ac^d,  ®ef(^.  ber  eunbioQfrei^elt.    Stabt.  ^cten. 

1)  N.  9.  2)  Senno,  &t\ä).  \>on  (^o^Iin,  @.  269  unb  32.  2b)  ^atSf  güHarr 
9Ritt^ei(ung  t)on  ^errn  d.  5Camefe  auf  Sufiebu'^r  fü^rt  ber  bei  bem  oor  mehreren  Sabrcn 
eingegangenen  S^orioerf  9ttt!en^agen  vorbeifltegeabe,  bei  Safjene  münbenbe  93a(!(  blefen 
9}amen;  ^tn  )).  j^amefe  ift  ber  9J{einung,  bag  ffl^c^rt  ber  (SoQectiuname  für  bie  l^eu« 
tige  Saffene'^immen^ager  Sefi^ung  unb  mit  Saffene  ^ufammengefc^moljen  ift,  o^ne  baf« 
felbe  2U  fein.  £a^  ein  ^rdjborf  mit  einer  ^irci^e  untergegangen  fei,  ift  aUerb{ng6 
unival^tfc^eintid^.  3)  N.  30.  4)  Sl^einer,  Monum.  L,  323.  ^(empin,  S)ipl.  8eitr. 
417.  5)  Älempin,  2)ipL  53eitr.  430  f.  JDaju  N.  66.  N.  66b.  N.  67.  6)  N.  76. 
7)  N.  69,  8)  N.  72.  9)  N.  81a.  10)  N.  82a.  11)  Sammlner  SRatr.  jum  5a^re 
1864.    12)  K  82b.    13)  N.  62.    14)  N.  81b.    15)  N.  89  unb  93. 


-  fv  - 

1)  @ap.  Urf.  44.  2)  ^benbort  304*  3)  ebenbort  358.  25.  4)  8rdgflemattn 
2,  2.  ®.  569.  5)  Söa^^,  ©.  380  in  ber  Ur!.  üon  1520.  6)  3t»el  Urf.  [teilen  in 
SBiberfprud^),  ^ap.  Url.  128  unb  344,  nai^  ber  einen  l^at  ^.  i^ermann,  m^  ber  anbem 
S.  ^timi^  S)ar2tttti  SU  (Sorlin  gelegt.  7)  @a)>.  Utf.  303.  8)  WlMtnh.  Urf.  ^u  bem 
Sa^re  unb  @ap.  Urf.  348.  9)  ^benbort  398.  10)  (gbenbort  400,  460.  11)  ^ben- 
bort  237.  12)  (gbenbort  419,  420.  13)  (gbenbort  349.  14)  S)le  Seit  ergiebt  fl« 
aud  ber  ^ergleidt^ung  ber  @ap.  Utf.  414  unb  107.  15)  ^benbott  128.  16)  ^eftanb 
no4  gegen  1500.  Älem^)in:  2)tpl.  Seltr.  335.  17)  (5op.  Urf.  128.  18)  3ietIow; 
^rfimonftr.  (S(.  auf  Ufebom  167  unb  227.  19)  äBcKi^d:  323.  20)  (Sap.  Urf.  425. 
426.  427.  430.  428.  21)  N.  33.  22)  2Bod&8  390.  23)  ©a*3  178.  24)  Äfempfn: 
2)ipl.  55eitr.  370.  25)  ©ap.  Urf.  48.  26)  @benbort  211.  27)  ^benbort  342. 
27b)  ßbenbort  18.  28)  (gbenbort  42.  29)  Älenipin;  2)ipL  ©eitr.  419.  30)  (5ap.  Urf. 
231.  31)  mmp\n\  S)i))(.  ^eitr.  418.  32)  @ap.  Utf.  403.  33)  SBad^d  276. 
34)  @ap.  Urf.  123.  85)  Statuta  cap.  482.  36)  211.  ^ie  ))on  SBa^d  angeführten 
^^atfad^en  [xnb  fämmtli^  falfc^;  toor  1474  ift  fein  (S^olberger  Kantor  nac^ioeidbar. 
37)  6ap.  Urf.  52,  biefelbe  Diente,  bie  Subivig  r>.  b.  SBiebe  t^om  ^lofter  fauft  38)  G^ap. 
Utf.  46.  39)  ^ie  dlteften  Statuten  fennen  nur  eine  ft&nbtge  praeb.  pueril;  fie 
fmb  nid^t  Dor  1323  abgefagt,  ba  erft  in  biefem  Sa^re  bie  SBeftimmung  über  bie  beiben 
^ufen  in  Xxamm  getroffen  tourbe.  @op.  Urf.  322.  40)  @benbort  345.  40b)  @ben- 
bort  485.  41)  ^benbott  188.  42)  6tenbort  238.  44)  SBacba  oerftebt  unter 
eccles.  unb  paroch.  Colb^  irrtbümlid^  bie  ^Itftabt  unb  bie  3ob(tnni«fird^e;  unter 
Colbcrg  obne  ben  3ufa^  antiqaa  ift  feit  ber  ^egrünbnng  ber  beutf^en  @tabt  immer 
biefe  2u  txrflel^en.  SBann  foQten  au^  tvobl  biefe  S)orfer  ber  So^annidfir^e  abge- 
nommen fein?  45)  @ap.  Utf.  360,  266,  475,  362.  46)  ©tabtbucb.  47)  @ap.  Urf. 
144.  S)ie  Urfunbe  lägt  unflar,  ob  ha  SRalb  aud^  für  bie  beiben  anberen  Käufer  eine 
gleid^e  6umme  erbalten  ^at.  48;  ^ermuibli^  ber  1338  genannte  2)efan  ^einri^; 
aber  fein  be  äßicbe,  loie  !Ba6)9  meint.  49)  Sa^regjabl  bei  SBa^d  falftb,  f.  (Sap. 
Urf.  538.  50)  @ap.  Urf.  334.  51)  ^benbott  461  unb  462.  52)  ^ud^  Sacbl  Annal. 
53)  @ap.  Urf.  217.  54)  @benbort  371.  55)  Uh%  etabtb.  56)  GcbSttgen,  $llt- 
unb  ^eued  9)ommerl.  495.    57)  €tabtb.  p  biefem  Sa^re.    58)  etabt.  ^cten. 

dajfiitl  10. 

1)  etettiner  ^rd^io:  Samminer  €(branf.  2.  15.  221.  2)  ffla^ti^t  ))on  eini- 
gen Käufern  ber  von  €d^lieffen,  Seilage  e.  29.  3)  N.  12Ö.  5)  ec^Bttgen,  ilt-  unb 
9leuea  |)ommerl.  444.  SOBac^a.  6)  ^benbort  bad  ©(^reiben  an  bie  i^anfeftSbte. 
7)  etettiner  ^r^it),  f.  SR.  1  biefea  @apitel0.  8)  2)etmar,  Sortfe^.  1442 ;  ber  lübfdbe 
@^ronift  ^at,  tvie  bie  !Xteptomer  Urfunbe  t^cn  1445  f.  92.  11  seigt»  bid  ba^iu  bie  beften 
Sfla*rl(bten.  9)  SRocbr.  t>.  ©iblieffcn  218.  10)  N.  112.  11)  Treptower  Urfunbe, 
atf^iftlid^  in  meinem  Sefi^e,  im  Original  voti^l  nidbt  mebr  i^orl^anben.  12)  SRango 
SU  biefem  3abre.  13)  N.  98.  U)  aiango,  Orig.  pom.  219.  15)  Senno,  QMn  343 
(Urfunbe).  16)  N.  104.  17)  N.  105.  18)  Sap.  Urf.  437.  19)  Äofegarten,  «efdfr. 
ber  Univeif.  ©reifdujalb  2,  59.  20)  N.  111.  N.  113.  21)  SSofen,  Seitr.  82  unb 
^olberg.  ^^rcnifien.  22)  N.  140a.  2?)  ^d^id^it  b.  €(blieffen,  Seilage  91.  28. 
34)  Dl^oääi  bist  pol   XIII.   328.     Lindenbr.  incerti  aut.  cbron.  pol    225, 


^  V  - 

25)  Sart^olb,  &t\ä).  bon  9)ommem  4,  1.  @.  264.  26)  Dt!,  im  £re)>io)))er  €iabt« 
or^iD.  27)  9iaiidO,  Orig.  pom.  233.  28)  N.  114.  N.  115.  29;K\117.  30)  S«ic. 
manu,  &t\^.  ))on  ©reiffenberg,  @.  273  (au  @ap.  U;.  31)  jtunbtnictd^  2,  32. 
32)  UtI.  bcd  %xtpt  9(r4^H  tt){e  cd  {^eint,  im  Dtiginal  nid^t  mt\}x  bot^anben,  filtere 
$lbf(i^tiften  babon  in  meinem  $eP|^. 

1}  ^tabtb.  ^u  bem  3a§re.  2)  SRauqo,  ^unbenreid^  an  mehreren  ^teUen. 
3)  N.  126.  4;  SBac^d,  @)ef(|f.  ber  SlUftabt  495.  5)  Senno,  ^odlin  343.  6)  N.  116. 
7)  N.  118.  8)  N.  120.  9)  N.  110.  lOj  Notit  episc.  f.  «n^anq.  11)  N.  110. 
12)  N.  122,  unlefeili*.  13)  (5op.  Url  3.  14;  N.  139b.  15;  S^ra^,  ®ef(^?i*te  bet 
Äleift.  16)  »enno  281.  17;  N.  135.  18)  N.  125.  19;  N.  129.  20)  N.  13a 
21)  jtunbenreid^  1 ,  21.  22)  Not  episc.  ^n^ang.  23j  N.  142.  24)  N.  156. 
25)  !Radgridt^t  u.  f.  U).  bon  ben  ^c^Iieffen,  ^eiiaf^e  Sfl  65.  26)  N.  163.  N.  168. 
N.  176.  N.  186.  N.  187.  N.  195.  27)  N.  167.  28)  N.  182.  29)  N.  181. 
30)  N.  196.    31)  N.  167.    32j  N.  172.    33)  SRango,  Beitreg.  ju  1527.    34)  N.  182. 

36)  SRad^  SSac^d  Annal.,  ^an^oU),  @.  b.  Zimmern,  Slango  unb  mehreren  doib.  Ucl. 

37)  N.  185.  38)  N.  184.  39)  €tobtb.  40)  €ctüttflfn  iinb  ^te^rtfl  HI-,  251  f., 
aud^  in  j^nnbrnreic^  1,  723  ff.,  aber  fe^r  berborben.  41)  N.  175  42;  Sßac^d,  Annal. 
au  bem  3a(re.  43)  (Sbenbort,  offenbar  nad^  bem  SKic^tbud^e.  44;  N.  186b. 
45)  @tabtb.  lu  bem  Sa^re. 

1)  ma^9,  ®tW^U  ber  ^Itftabt  491.  2)  @ap.  Utt  48,  au§erbem  3  ^axi 
8  @d^.  für  einen  ^ot^en  (ober  5^at]^en)  an  ber  ^erfante  an  ber  @teOe,  ivo  bie  ^ferbe 
getrSnft  loerben,  bon  beffen  ^eioobnern  [xt  jäbrlid^  ebenfo  biel  erhoben  b^ben.  @ap. 
Urf.  470.  3)  5^rempin,  bipL  Seitr.  4)  äSacb^,  ®e[d(^.  ber  ^(tpabt  520.  5;  &at>t. 
1432.  6)  ^unbenreicb  I,  192,  bon  bem  bamaHgen  €9nbilud  ^aul  ^nbreaa  ange* 
ferHflt.  7)  N.  24.  8;  N.  48-62  unb  ©tabtb.  su  bem  Sabie.  9)  N.  87.  10)  SBacb« 
536.  11)  @benbort  577.  12)  S)ie  [labt.  Urf.  (N.  10)  ift  bon  1288  unb  nennt  nur 
bad  balbe  3a$be,  bie  Url.  bei  SBacbl  (571)  ocn  1278  unb  fprid|;t  bon  bem  ganzen 
2)orfe.  ^ie  Seftatigung^urfunbe  (N.  34;  oon  1334  ftimmt  im  IDatum  mit  ber  fl&bt, 
im  Sabre  mit  ber  bei  ^ati^L  13)  !D?edf(enb.  Urf.  1288.  14)  j^iofterurf.  unb  äßacba 
354.  15)  etühth.  16)  N.  24.  17)  ^ofterurf.  18)  N.  155.  19)  ^loftcrutf. 
20)  unb  21)  ebenbort.  22)  N.  35.  23;  J^Iofterutl.  24)  @benbort  unb  3iet(ou},  9)r&« 
monfir.  «(öfter  164.  25)  5tCofterntf.  26)  N.  150b.  27)  N.  155.  ^enu^t  ift  augec 
^ad^  nodt^  eine  banbfcbripcbe  Arbeit  über  m  mofttt  im  ftabt.  ^rd||tb. 

€apiUl  13. 

i;  ^eder,  engl.  €d^tt»ei§.  2)  Stango,  3eitreg.  1528  unb  1529.  3)  «unbenreid^, 
Sürgermeiftetreg.  gu  bem  3abre.  5;  5(unbenr.,  tBürg.  1535.  6)  etabtb.  1536. 
7)  9iango,  äeitr.  1530.  8)  N.  225.  9,  3n  ed^^iog  9)(atbe  gefunben.  10)  @ap. 
Ulf.  208.  11)  138b.  12)  ftlofterurf.  (e^te  Seite.  13)  201b.  14)  ma<i)9  541. 
15;  205«h.  205b,    16;  Surfenanficic^nttugen  unb  Vu^jug  au9  bem  ^anbbuc^Iein  M 


-.    VI    - 

|)a{lord  ^mtt.  17)  N.  209  unb  210.  18)  N.  165.  19)  Sie  «nftaBc  Gimmcni« 
ttnb  {Rangod,  tag  er  ein  gebornet  @oIbetget  geioefen  fei,  l^at  \^n  Gd^mann  (9)rogt.) 
tvibetle^t.    20)  ®efd^i(|te  ber  et  ©piritudfird^e. 

Sa))ttel  a 

1)  N.  219.    2)  N.  218.    3)  ^fltationdacten.    4)  SBad^d  547  f.,  ^eunbenrei«, 

«ürdetm.  au  tim  3a^re.    5)  N.  236  unb  234.    6)  N.  227  nnb  228.  7)  N.  230. 

8)  N.  233.  9)  N.  239.  10]  äSad^d  550.  11)  N.  240b.  12)  N.  241.  13)  ^afett, 
@odIin  56  unb  ftSbtifd^e  ^cten.    14)  (Solbetger  ftdbtifd^e  bieten. 

fitttiitel  15. 

1)  K  189b.  2)  j^unbenrei^  2,  403.  3)  2Ba((«,  Annales  ^u  bem  3a^re. 
4)  6.  )).  eimment,  Solberg.  5)  ^ol^orbnung,  l^anbfc^riftliij^.  S)ie  S^arftellutig  na(i^ 
^unbenrei^  I.,  228—366.  Sürgermeifterregiftet  159  f.  —  eimmetn  tinb  SBad^d, 
Ann.  unb  Notata  bed  bamaligen  ©enatord  ^ord^arb.    jhtnbenreicf^  I.,  242. 

(£a))itel  16. 

1)  aiango,  Chronik  XIV.  2)  @6enboit.  3)  ^unbenreici^  IL,  232.  4)  Subfcb. 
©tobtb.  5)  SRanfiO,  Chronik  XX.  6)  N.  97.  N.  254c.  7)  N.  81d.  N.  95b. 
N.  246c.  8)  N.  99b.  N.  109a.  N.  109c.  9)  5?unbenrei^,  ©ürgeim.  an  öetfcb- 
€tellett;  fl&bt  ^cten.  10)  ^nbenr.,  ^ürgerm.  gu  1578.  11)  ^benbort.  12)  @Ben- 
bort  au  1618.  13)  N.  247c.  14)  6immcrn,  (Solberg.  15)  ftunbenreic^  IL,  233. 
15a)  Uh.  fRz(^i  bei  «acb  6. 144,  9lnmetl  Cod.  U.,  26.,  lonigUd^e  Q^ewalt  ftebt  ^Ir 
Suftiabobeit,  aifo  bad  ^^efangnig,  in  m^H  bie  bor  bad  ^erid^t  be§  bifdftöft.  ^ogts 
Q^eaogenen  gelegt  tonrben.  16)  ^a^a»  Ann.  17)  ©immem,  @.  18)  Seid^enprfbigt 
auf  j^at^arina  b.  e^^lieff  Dom  9)aftor  ^olberg,  u.  o.  — 

1)  Sl^otiaen  aud  Sßa^d,  fRan^o,  ben  5?alcnbar.  u.  f*  )v«  2)  i^unbenr.  IL,  250. 
3)  Einleitung  au  ^ra^,  |)omm.  &»,  r>,  JSiempin  ©.  LY.  4)  jtunbenr.  Siirgerm.  au 
bem  Sabrc.  5)  SRuboIpbi«  ^b^^uil.  6)  j(unbenrei4,.  ^ürgerm.  au  bem  Sabre;  eine 
Serlaufdurfunbe  feblt  im  Original  unb  in  ber  $lbf(brift.  IRacb  einet  unverbürgten 
eage  tt?&re  ea  bei  bem  j^aufe  nid^t  reblicb  aug<g<(ngen.  7)  Sn  jtunbenrei^  II.,  ber 
»on  e.  76  *an  i^auptqueHe  ift  neben  ben  Ifalenbarien.    8)  Parentatio  auf  Safere. 

9)  ed^dttgen  unb  Ar.  m.,  385  unb  389.    10)  @ef^.  ber  et  e)>iritudlir(be. 

HüpM  a 

1)  €t&bt.  ^cten.  2)  J^unbenr.  L,  84.  3)  Url.  unb  ^ctenftüdTe  aur  ®ef^.  be9 
grogen  j^urfurften,  $.  lY.,  938.  4)  j^unbenrei^b  IL,  260.  5)  (Rango,  @btonif, 
@a)).  YIIL  6)  5eunbenr.  L,  von  G.  90  an.  7)  (Sbenbort  86.  8)  (SbenDoit  unb  374 
unb  376.  9)  Ebenbort  IL,  205  unb  206.  10)  Siango,  geueralpbabet.  11)  Sflango, 
9la(ib^&ge  bon  1671  an.  11)  Ungebrudfte  UrÜtnben  unb  ^cten  im  ®reifenb.  etabt« 
ar^it).  S)er  streit  atvifc^den  (Solberg  unb  3af(be  meiftend  aud  @(bumannd  ungebrutfter 
®ef^  bed  89ceuma. 


1)  €t5bt.  ^cten.  2)  SBenbott  3)  ^\x^u^  0tt6  berfd^iebenen  älteren  QueVen 
in  bet  Sibliotl^e!  bed  ©i^mnaflitmd  €.  75.  4)  Sl^ango,  Chron.  XL  Suffixe  toon 
Jhinbftird^.  ©^mibi,  ^efd^.  M  @tettinet  ^anbela,  e.  54.  60.  5)  SQ^utftral  I. 
996  unb  583. 

ea|iitel  20. 

^au^tl^ülfdmittel:  SHe  9)ommerf(^e  ^nfigefd^.  von  j^ufilev,  balt  @inb.  YIII, 
1,  and  tvfld&et  bal  Bef^e,  tt?c(^e9  bied  Kapitel  enthalt,  fief^o))ft  ift,  ba^u  ^CLa%  ®e- 
fd^reibung  ber  ÜRarienürd^e  nnb  bie  ^emerhtngen  bed  ^upetintenbentcn  Sßeng  in 
9etg]^aud,  9anbbud(^  @.  517  f.  1)  @ap.  Uri  360.  ^ettrag  über  @t  ephitud. 
2)  (Sbenbort  <S.  128.  271.  318.  3)  (Sbenboti  474.  4)  ^aa^,  @.  22.  5)  92ad^d(i^t 
über  bie  e^lieffen,  Seil.  91.  57.  6)  @benbort  91.  64.  7)  Qap,  Uri  384.  8j  ffla^' 
x\^i  über  bie  ed^lieffen  91.  53.    9)  fRan^o,  Orig.  pom.  107.    10)  S^ango,  Chron.  XV. 

^apittl  iU 

^üiflmittel:  ^dgumann,  &t\^.  bed  Spceumd,  SPad^d,  histor.  Lycii  (unbebeu« 
ienb),  (SbertS  d^ronoL  SBerseid^nig  ber  SRectoren  om  (^olberger  Spcenm,  ^tier,  9)rO' 
gromm  1867,  Programme  von  Sütfemann,  Gdbumann,  Reifet,  Serid^t  über  bie  re* 
formirte  €4u(e,  Q^irft^ner:  bie  DftfeebSber,  Delrid{^d  (Snttvurf  einer  ^ibliot^el  ber 
®efd(|.  ber  ©elal^rtl&eit  in  |).  27,  Sflonfio,  Chron.  XV.,  ©u^jplemente.  1)  ©tobtb. 
2)  9lud()  in  fi&bt.  ^{r(t)enacten.  3)  Ungebr.  ^ctenftüde  unb  Urfunbe»  aur  @t\^, 
ix.  9BiC^.  be«  (trogen,  ftfibt.  ^ird^iv  in  (^reifenberg. 

UpM  22. 

OueQen:  ^enfwürbigfeiten  ber  brei  Belagerungen  ^olbergd  (1763);  bie  erfte  ift 
vom  |)räpof.  fRan,  bie  beiben  anbem  vom  SRector  ^dfel  gefdj^deben,  festere  mit  vielen 
crbaulid^en  Betrachtungen  audgeftattet,  aber  von  ^elb  hc^  mit  Unred^t  verunglimpft, 
ba  fle  dne  ber  »id^tigften  Duellen  für  feine  dgene  ^arftetfung  bilbet;  auger  ben  be« 
fannten  l^anbfdgriftlidden  unb  gebrmften  S)iaden  nod^  unbefannte  banbfc^dftlid^e  ^uf- 
jeid^nungen  von  äßad^d.  ^ülf^mittd:  5?arl  aRarfd^aH  v.  ©uHdfi,  flebenja^r.  ^ieg  in 
^ommem  unb  v.  ipelb,  bie  brei  Belagerungen  im  fiebeni&^dgen  5^iege.  1)  Zap  unb 
Bictnal-Drbnung  für  baa  8ürftent§um  @ammin,  1625.  2)  @.  ha^  Sitelbilb.  3)  (Sol« 
berger  Seftungdard^iv. 

gapttel  23. 

OueUen:  einige  2:agebüd^er  unb  Kcten  im  Seftungdarddiv,  ftabi  ^den.  ^ülfd- 
mittel:  9)er^,  ®neifenau6  Seben,  Tlaa%,  bie  Bdagerung  (Solbergd  1807,  9Rot^,  Ber- 
t^eibigung  ^olbergd  1807,  V.  Bagen%  ®t\^.  bed  9.  SHegimentd,  @(^onlein,  Q^efc^. 
ber  Belagerungen  (Solbergd.  u.  o.  —  v.  ^elb,  bad  ÜReerbab  in  ^olberg  (1803),  tvie  bie 
(^ef(|.  ber  Belagerung  in  ber  3eit  feiner  Seftnngdl^aft  gefd^deben.  — 


}leg{|ler 

bcr  ttjtd^Hjeren  unb  f^tperer  ju  flnbenben  ©od^eti  unb  ffiamtn. 


^baaUn  unb  Seiftun^en  ber  IBürgec:  95. 

96.  208.  346.  377.  405. 
—  an  Un  S3if*of  89  f.  122.  134. 
Slbebar.  263,   264.  272.    3a!ob,  272  f. 

280.  85. 
Slfenftefenf^aft,  212.  272. 
Siaftabt,  17.  18.  19.  21. 
8I^otbcfc,  99.  370.  373.  415.  425. 
Sippenation  na^  UUä,  88.  89.  330.  331. 

332 
^tnolb,  ißif^of,  175  f. 
«r^t  ber  ®tabt,  99.  366. 


!BabeftuBe,  49.  53. 
S3a^rr(4t,  381. 
SBartin,  192. 
©aft  (^agen),  288.  339. 
Säumt,  entlaufene,  108. 
Saumgarten,  64. 
Searabniggcfenfdbaft,  389. 
Selbuf,  119.  123. 

©etflarb,  7.  9.  160.  176.  238.  239. 
Belohnungen,  offentltci^e,  75.  78.  229.  230. 
D.  Seloiv,  41.  42. 
Senebict,  IBif^of,  254.  256. 
Sergere^t,  277. 
Sergfriebe,  61. 
©emfteitt,  375. 
Sergftrage  49. 

Sovo^ner^al^I,  453  f.  529.  533.  570. 
Sif^ofa^of,  51.  358.  431. 
Sidtbum,  ^olberger,  3  f. 
t).  Slanfenburg,  227.  248. 
^(otnik  16.  243. 
Sobe(el,  34. 
Soben^agen,  529. 

Spgiölato  Via,  Slbminiftrator  beö  ©tiftö, 
179.  181, 


SoglöTab  IX.,  220  ff. 

—  X..  254.  256.  267. 
Soltenl^agen,  369. 

Sorl,  mU,  36.  67.    SReu-,  529. 

Sorfe,  98.  363. 

Srauergilbe  unb  IBraure^t,  97.  374.  343. 

453. 
ö.  Sraunftßtijeig,  37.  39.  48.  133.  281  ff. 

856.  364.  415.  f.  Seiid^ttgungen. 
Sranbe,  373.  399  f.  406.  426  f.  428. 
SBruberf^aften,  gefftlic^e,  209. 
D.  Srofer,  248. 
SufcH^,  88.  89. 
S3u*bruder,  412. 
Sud^l^anbrung,  412. 
S3u!om,  Älofter,  36.  82.  120.  122  f. 

—  ©e^öfte  in  ber  ©tabt,  37.  50.  96. 
Suggentin,  24. 

Sulgrin. 

SuHentvinfel,  64.  369. 
S3urg,  Sage,  16.  17.  20.  21. 
Sürgerfc^aft,  SHed^te  unb  g)f[i*ten,  93. 

94.  95.  97.  265.  280.  342  f. 
SfirgerbataiÜfon,  397  f.  481. 
Süraermeifter,  70.  71.  72.  365.  443  f. 
Surfe,  102  f. 
SfiffoU),  84.  367. 

Kantor,  erfter  a.  G^apit.  196.  199. 
©apitet,  ©olberger,  17.  23  f.  195. 187  ff. 

438.  439. 
©fobona,  11. 
dolberg,  @r!(5rung  bed  ^Ramend,   116. 

118  f. 

—  gamilie,  33. 

—  Dr,,  pasL  prim.,  429  ff.  432.  433.  \ 

—  Sodann  »irb  ermorbet,  169.  ^*  l 
(Solbad,  120. 

eoldbe,  288.  ^v 

(Sorlin,  Srürfe,  169.    ©labt  88.    ^  dblofi 
182,  184,  227.  228.  252  ff. 


-  II  - 


eSMin,  88.  160.  175  f.  227.  231.  249. 
252  f.  254.  338.  Äloftcr,  119.  126. 
^u^cenberg,  193. 
@a9r6t^oti  ^7. 

S)amftatt,  22.  192. 

)>.  S)am\k  41.  42.  82.  84.  337. 

JDargun,  86. 119.  ^lofier^of  in  ©olberö  50. 

2)ar0Utij,  187. 

IDänemar!,  Schiebungen  in,   161.   163. 

170  f.  222.  233.  234. 
S)ee)>,  @oI6erger.  65.  423. 
IDegott),  194.  65.  423. 
^H  ^.  Sr.  D.,  439  unb  (Sinreitnng. 
3)obeIften,  5)etmar,  ermotbet,  182. 
S)omini!aner  in  ^mmin,  264. 
SDomt^ule.  470  f. 
S)refott),  84. 
2)»erin,  65. 

tj.   Sberfieln,  Subnjia,  9)i>ftulatb. ,  249. 

250  .f.  254. 
@inipung  mit  %xtpU)a>  unb  ben  S3orfen, 

227.,  mit  Sre))tou)  232,  mit  (Sddlin 

249,  mit  me^rer.  pomm.  @t&bten  252. 
^intvanbemng,  beutfÄe  in  ^olbera,  (Sa- 

pM  2. 
(Sngtanb,  ^riegdxuftanb  (Solbergd  mit  il^m, 

161  ff. 
@ri(||,  4)er8og,  232  ff. 
@ugen  IV ,  g)apft,  beffen  |)riöileöien,  217. 

227.  228. 

ga^rlrug,  129. 

Sinansen  ber  €tabt,  370  ff,  873.  396. 

450. 
Sinfenburg,  62.  366. 
gif^erftrage,  alte,  52. 
f^ifc^matft,  52. 
Sifc^teiÄe,  63.  152. 
gif^üerbrau*,  378. 
grana,  S3if*of.  355.  357. 
Sransof.  ^reblger,  432. 
griebricfa  ü.  öirfftebt,  Sif(i&of,  176. 
8u*8,  9).  (5^417. 
günffir^en^  ^aron  D.,  393. 


Katrin,  24.  206. 

Q)ame!ammer,  198,  460. 

(harten,  63.  399. 

@ate,  45. 

(S^eorgeufir^e  unb  ©pitai,  57.  204   f. 

211  ff.  898.  405. 
Q^i^t  fie^e  S^Dgt 


®erttubenfir*e,  68.  59.  204  f.  418.  423. 

425. 
©etoerKroHen  376  f.  99.  441. 
(S^ewanb^aud.  56.  109. 
©üben,  97. 

)).  Q^Iafenapp,  41.  66.  82. 
©olnott),  252. 
®orebanb,  175. 
©oredjom,  187. 
©o^fe,  Situ«,  352  ff. 
©ouüerneurc,  411.  420. 
^rabengeric^t,  366.  446. 
^reifenberg,  11.  242.  152.  158.  160. 
®reifdu)alb,  30  f.  86. 
t>.  (SJriplfecnberg,  Swan,  41. 
©dpawolbefen,  33.  60. 

ßafen,  73.  74.  219.  373.  413.  414.416. 

Safenfu^ren,  91 

^atengeric^t,  366. 

^afen^ettn,  91.  "444. 

4)afen,  66.  290. 

^anbel,  145.  155  f.  157.  161.  167.  345. 

355.  455  f. 
4)amifc&mü^!e,  76. 
^afenwiet]^,  64. 
4)eere0folge,  390. 
^enlen^agen,  291.  369. 
i)enning,  «if*of.  227.  233. 
4)etmann,  »ifcjof.  27.  28.  31. 
^ejcenproceffe,  433  f. 
£)eilige  ^eiftfirc^e  unb  ©pital,  57.  131. 

204  f.  211  f.  369.  406.  407. 
i^enoge  \>on  Komment,  @(|irml^nm  bed 

em,  159.  177. 
ö.  i)evbebred,  67. 
^odbaeitdorbnung,  108.  382  f. 
t).  ^o^en^aufen,  248.  348.  354. 
4)olf,  38.  60.  67.  82.  84.  108.  109. 
^olfenfpital,  213. 
^olsgtaben,  127. 
^olasingcl,  61. 
^opfenbau,  63.  168. 
^ü^ner  ^eilige  (Beift,  214. 

3- 

3al6rm5rfte,  108.  378.  406. 

SotobifapeUe,  23. 

3afobi!it*e,  58.  62.  326. 

Safere,  9)aftor,  400  f.  403.  SRector,  433  f. 

487. 
Saöbe,  289. 
Seftin,  86.  67. 
Sobenftrat,  54. 

Sobanncd  Srunonid,  Sifc^of,  178.  180. 
Sodann  v.  Dppeln,  Si(4of,  180. 


?o\)amti  m(Rni,  ßMol  178. 
ScbannmtiÄf,  18.  19.  23.  SU. 
Suben,  55. 

St. 

mavti,  209. 

JColbautunbna,  5S. 

V.  Sallom,  247. 

SamU.  67.  82,  110.  176.  193.  270  f. 

183  f.  331.  232. 
Jtämi^,  373.  404. 

Äntftl),  243.    TOartin,  aifAof,  356  ff. 
Äaflmlr,  »ifi^of,  337.  349.  353.  357  ff. 
SCamaa  nüt  in  aitfloM,  31, 
ffaufmannflfllfte,  345  f.  847.  350. 374.  416. 
Stthn^agdi,  60.  422. 
SintiaufnltnuttB,  lOS.  383. 
fileine,  gamilif,  39.  IHicolaua,  39. 105.  304. 
JClofler,  ISO.  136.  336.  231.  249,  3S2  f. 

339.    Sh\tnlk<bi,  408.  436. 
.Rnubbcl,  {itnnina,  265  f.  2dl, 
Soitam,  41.  66. 
fin^Icnmatlt,  57. 
ficäftnjDnft,  374. 
JCcIpfn,  CErnteTuna  bcffclbtu,  226, 
ÄDlbfnorönuna,  ntue,  133  f.  219.  230. 
Ai>t^bu4  134. 
ffrtmtrliaatn,  60. 
Äiü^ne,  187  f. 
fftua,  xatf)e,  423. 
JfunDninld),  364. 
Sunbeiirei4.&Dl('SpHat  213  f, 
Sun^])f(if(rtburiii,  44. 
JtülrTflTagc,  ffaUTl^DT,  46, 

S. 
8anb(ebanbftTage,  37.  40.  49. 
gaabtJcDQesim  in  (Sotbttg,  411.  Snfinbt- 

nnnttt  bnmlt,  419  f-  421  f.  425. 
Sanbftflnb.  JRf^tt,  179.  228.  255. 
Saßabir,  59. 
8autcntiu8T(ip(ir(,  59. 
9(i(tnam<lailb(,  210. 
fe^ngület,  81.  83. 
u.  8(ut»Q),  38.  19. 
eilitajunft,  374. 

Bube,  &mea,  266  f.  ^(nninj,  269  f.  281, 
SUccum,  474. 
2m<^t  »{[^1,  31.  87  f. 

SR. 
Wailu^It,  63.  373. 
maam»,  Sift^vf,  181.  134, 
aVaf»  au«  SollKta,  469. 
Wal4)tim,  45. 
ÜBanttiiffd,   22G.  332.  243.     (Sralmu*, 

»ifdjof,  273  f. 
aXari(ntl[4t  in  iSoltma.  186.  457  f. 
—  nf  In  «Itflobr,  13.  32. 


t  Soiewfl«  baftlbft  177. 

in  ffiolbna«  mit  ibtun, 

—     t^Sri^di,  47. 
Tiotiha,  18.  120. 
ailolidin,  190, 
gjtolfnbijt,  45, 
9J;5n((SDf,  37. 
Woadjtiiet,  46. 
3Biiotbäinm(,  49.  73, 
Wühlen,  30.  45,  55, 
^finbe,  59.  74.  380.  393.  414.  454. 
aRünje,  57. 
anüttärec^t,  92. 

SRflflDio,  83.  84.  182  ff. 

9iaugaTb,  Aleln,  i90.  369.  396. 

gierfnin,  190.  204. 

9ir6mtr,  368. 

fflt\H  189. 

JtctUlbrf,  533  ff.  547. 

3t(uBabt,  45. 

9i(ut  I^Dir,  218,  219.  225. 

9iitDlainr*(,  51.  73.  204  f.   413.  422. 

molaal,  WW,  131. 

m«ta.  176.  ÖIO,    f,  »(ri(ttifluii8.n. 

Stonntn^olj,  64. 

©, 

Dffidat,  bi|(l)£fli4tr,  197.  200. 

OltKnbntfl,  188.  270. 

Dibatt,  31.  90.  184. 

Cfttn,  B.  b.,  68,  aJinni«,  234.  237.  24a 

Olto  B.  Sambcca,  10  ff, 

270. 


0.  plattet,  64.  379. 
|}l(bane  in  Salbtta,  204  f. 
^clbtmln,  28L 


^  iv  - 


9)fannrd)mteben,  59.  398.  422.  428. 

g)retm{n,  23.  194. 

D.  ^ti^e,  363. 

9\xlr>txiit\6)üi^,  Ib.    ^\xl))txmu^U,  75. 

r>.  ^uttfamer:  248. 

Duelftn,  84.  292. 

D.  dtan^o,  248. 

Sdat^  bcr  €tabt,  71.  72.  76  f.  80  f.  280. 

365  f.  441  f.  447  f. 
9tat§^aud,  37.  50.  56.  363. 
aftaufd^cnborf,  360. 
SRcformittc  Äir^e,  50.  430  f. 
mefüfiied,  432.  441. 
üim,  65.  244  f. 
S^eglement,  rat^^äudltc^e^,  447. 
Sieinbern,  ^ifc^of,  3. 
Rej/f  de  grote^  76. 
giic^^tflättcn,  367. 

SRiga,  Don  ^olberg  unterftu^t,  164. 
fRitterafabemie,  412.  495  f. 
mofenbal,  33.  45.  62.  63.  204. 
SRojen  (Slafen.)  aunft,  106.  375. 
9lodg(em,  35. 
Sfloffentin,  72.  193. 

müaentoalbe,  152.  158.  160.  238.  338. 
8Rü§ne,  283  f. 

€o^ot»,  24  f. 

Saline,  15.  114  ff.  344  f.  373.  455. 

©al^t^or,  46. 

€4aufpiele,  481. 

€(^ipn)crften.  59. 

ec^lac^t^au^  46. 

©O^lame,  88.  238. 

».  ©c^Iiefffn,  43.  215  ff.  265. 

—  ^fxvA  L,  216. 

-  «)an8  II.,  216  ff.  220  f.  229  f.  240. 
241. 

@*licffenio3pitaI,  212  f. 
©cblifffenfavenc,  459. 
ec^Ucffenftrafee,  52. 
©(^rnclmö,  ge^be  berfelbcn  mit  ©olberg, 

®(]^oaungen,  373.  447. 
©cbopcnbrouer,  374. 
edjofc  95  f.  377. 
ecbulcn,  211.  470  f. 
€^ul^aud,  ältere^,  54. 
©djuppepol,  129.   f.  «öcri^tigunaen. 
©(^u^endilbe,  100  f. 
^Aiu&ne,  74. 
@c9ioniQ,  i6oaU(aD,  420. 


€(&U}eber,  364. 

@d&U)eblfcbe  i^rnfc^aft,  403  f.  41Ö. 

Sccbob,  571. 

©eefelb,  25.  187. 

©ealerbauö,  50.  97.  • 

@eInom,  66. 

©emmerom,  369. 

©ie^en^aud,  58.  212. 

©iebcrianb,  65. 

©ifflfrieb,  S3lf*of,  183  f.  220.  223. 

D.  €)immern,  364. 

©imö^elr  368. 

@ittc  unb  Sud^t  im   17.  3a^r^.,   383. 

384  f. 
epie,  68.  369. 
^pinnbaud,  451. 

©tabtöüter,  SBewirtl^fc^aftuna,  372  f. 
etabtbof,  60.  449. 
©tabtmauer,  44. 

etolpc,  152.  158.  ICO.  238.  388. 
@tranb^er€(i&tia!cit,  375  f. 
©tragfii  bec  ^tabt,  49  f. 
igtrafeenpfiafterung,  362. 
©tdcferebcrg,  62. 

etubben^agcn,  59.  351.  398.  422. 
^tunn,  ber  ö^oge,  in  3)oramern,  260  f. 

Slammc,  53ürgermeifter,  349.  354. 
SS:(rminareien  in  ©olberg,  203.  204. 
2:cftamentc  207. 

2;cf[incr  @ee,  SRicbcrlagc  am,  225, 
Seftament  ».  b.  SBicbc,  193. 
2^01  c  ber  etabt,  45. 
X^urm,  rol^e,  407. 
Stramme,  187. 
ö.  Slrcbctow,  Safob,  32. 
Srebnl^,  120. 

Srcptom,    9.   12.   112.   152.  159.   160. 
162.  227.  232.  242  f.  Äloftet   117. 

U. 

U(ri(^8§of,  369. 

SBicariecn,  208. 

S3icarien^of,  208.  473. 

«iern)Et!e,  95.  374. 

Sitaüfnbrüber,  158  f. 

93itte,  eolberger,  154.  163. 

S3oat   (Obcf  unb  Unter-),   ©erlr^t  69. 

85.   89.  174.  257.  340.  366. 
Q]ogt  auf  ©d^onen,  154.  156. 
äSoarabg^aaen,  40.  60. 
SBorwerl,  60  f.  61. 

ä8ai(en^att«,  451. 


»^    V  — ' 


3öa(btbor,  61. 
SKalkutc,  17. 
2Panfa6rlcn,  207. 
Söotibra^mcn  55. 
SBavVfn,  b.  St.  f.  9kdbtrafl. 
aBaffcrIunft,  49.  413. 
3Bafferlbörcl)cu,  47. 
SRüeibe,  falte,  55. 
2öcnbcn,  34.  376. 

Söenbcflra6<'.  34.  52. 

aöirter,  67.  39G.  399    SRcu»,  529. 

u.  b.  2öicbe,  33.  34.  190.  457. 

2Blc!f,  61.  62. 

SQBilljelm,  53ifAof,  27. 

SBinbmu^tcn,  373. 

S5^obrot,  204.  289. 

S^olb,  !oniöli*e,  380. 

SR^clbcnbura,  237, 


SBotföbcrö,  62. 

^otnu^na,  25. 

Söonin,  13.  152.  158.  160. 

u.  SßcpcrSnott),  öuftadf»,  84.  318. 

3cc  bll  um,  57. 

äenbauö,  57. 

Bernin,  192. 

äeuö^auö  i^Hüft^au«)  unb  5lrliaerif,  75. 

148.  162.  275.  380.  398. 
Bieadl^or,  61. 
Sieffnier,  5)eter,  373  f. 
äillenbcrfl,  115.  117.  129,  131.  422  f. 

428 
3olT,  dX  91.  92. 
äucfau,  119. 
3wl(ip|),  292. 


(Brjtea  (l[aßitet 


tlVäl^renb  bie  jroifd^en  @tte  unb  Dber  wol^nenben  f(at)ifd^ett 
Stämme  in  ben  grauet  unb  wed^fetooKen  Äriegen,  butd^  toeld^e  bie 
©infül^rung  be§  ßi^riftentl^umö  unb  beö  beutfd^en  SBefenö  bei  i^nen 
vorbereitet  würbe,  fd^on  in  ber  erften  §älfte  be§  lOten  Sai^tl^unbertä 
mit  ßanb  unb  Seuten  in  flareren  Umriffen  in  ba§  ßid^t  ber  ©efd^id^te 
eintreten,  liegt  auf  bem  von  ber  JDber  an  in  ungewiffer  Sluöbetinung 
gegen  £)ften  an  bem  ©eftabe  ber  ©ftfee  l^ingeftredten  Sommern  noä) 
längere  3eit  ein  bid;ter  SRebel.  @rft  gegen  ba§  6nbe  beö  3al^rJ)unbertö 
beginnt  er  l^ier  unb  ba  ju  jerrei^en,  unb  als  bie  l^ettften  fünfte  fd^inu 
mern  juerft  auö  i^m  l^ert)or  bie  beiben  ©täbte  2Bottin  unb  ßolberg, 
biefe  jum  erften  9Jiale  mit  bem  anfange  beö  jweiten  Sai^rtaufenbö,  jene 
\ä)on  etwaö  früher  mit  bem  fremben  Flamen  Sumne  ober  Somöburg 
genannt.  aBoHin,  beffen  33ilb  burt^  ben  9?ebelfd;immer  ju  marinem 
l^after  ^ra(3^t  oergröfeert  unb  oerjogen  worben  ift,  baö  begel^rli(^e  3iel 
bänifd^er  Slaub-  unb  ©roberungöluft,  bann  ber  anä)  oon  beutfd^en  §änb' 
lern  immer  jaf)lrei(^er  befud^te  gro^e  aWarft  beö  n)enbif(^en  33erfel^r§ 
an  ber  £)ber,  bleibt  oon  ba  an  aud^  bem  SBeftlanbe  bauernb  geöffnet, 
über  ßolberg  bagegen  leud^tet  ber  Sid^tftral^l  nur  einen  3lugenbliä,  bann 
weidet  er  fogleid^  lieber  einer  bunflen  SRad^t,  meldte  unö  ben  2lnblid 
ber  ©tabt  nod^  auf  ein  gaujeö  Salirl^unbert  entjiel^t;  bo($  genügt  er, 
um  uns  bie  ©eftalt  beö  älteften  ßolbergö  wenigftenö  im  äujBerften  Um^ 
riffe  erfennen  ju  laffen, 

SBon  ^olen  auä  wirb  uns  biefer  flüd^tige  SBlid  gegönnt 


♦;  ^ie  ®rf(äntng  bc3  flamme  f,  (5ap.  4 


$oIen  war  in  ber  jweiten  §älftc  beö  lOten  S^i^tl^unbertö  in  ein 
9lbl^än9i9feitöt)erl^ältni§  jum  bcutfd^en  Steid^e  getreten:  3Wteöfo,  ber  ^er^ 
jog  beö  Sanbeö,  l^atte  im  Scti^^e  965  bie  Oberl^ol^eit  feineö  mää)i\Qtn 
©renjnad^bam,  beö  beutfd^en  £önigö  Dtto  I.,  anerfenneu  unb  alö  Sei^nö^ 
mann  beffelben  \i6)  ju  einer  Sributja^lung  t)erftel^en  muffen.  SDer  Un- 
terroerfung  folgte  balb  bie  Slnnafime  unb  ©infü^rung  beö  ©firiftent^umö, 
unb  bie  Unterorbnung  beö  erften  polnifd^en  SBiötl^umö  ^^Jofen  unter  baö 
eben  (968)  begrünbete  ®rjftift  SUiagbeburg,  bem  £)tto  I.  aud^  baö  ge:^ 
fammte  SBenbenlanb  öftlid^  ber  ©aale  unb  eibe  alö  ©prengel  jugeroie^ 
\en  l^atte,  mu^te  baö  Sanb  aud^  tix^liä)  t)on  SDeutfd^lanb  abl^ängig 
mad^en.  33oleölat)  I.  ©I^robri,  ber  992  feinem  aSater  3)iieö!o  in  ber 
^Regierung  folgte,  n)ar  ein  friegerifd^  gefinnter  gürft  oon  fül^nen  &iU 
würfen:  er  unterwarf  bie  benachbarten  ftammoenoanbten  3SöHerfd^aften, 
biird^brad^,  toie  eö  fd^eint,  juerft  in  unbelannten  §eereöjügen  ben  brei= 
teil  JSolbgürtel,  metd^er  ^^Jommem  oon  ^olen  trennte,  unb  jroang  bie 
burd^  ©prad^e  uxib  ©itte  ben  ^oten  nal^e  üenoanbten  Serool^ner  beö 
Äüftenftrid^d  am  baltifd^n  SKeere  feinen  Sefel^len  ju  gel^ordEien.  3um 
beutfd^n  Könige  blieb  er  für'ö  erfte  in  bem  alten  SBer^ältni^,  fo  lange 
er  ber  §ülfe  beffelben  jur  görberung  feiner  ^läne  beburfte.  S)eim  eine 
©rmeiterung  unb  Umgeftaltung  ber  ftrd^lid^en  6inri(^tungen,  bie  il^m 
entftlid^  am  §erjen  lagen,  tonnte  er  nii^t  Dome^men  ol^ne  bie  35en)itligung 
Äaifer  ötto'ö  III.,  beö  Srägerö  ber  i^öd^ften  irbifd^en  ©emalt,  beö  ©d^ugs 
^erm  ber  obenblönbifd^en  Siri^e,  ber  furj  Dorl^er  jroeimal  über  bie  Se- 
fe|ung  beä  pöpftlid^en  ©tul^lö  ^jerfügt  l^atte  unb  mit  bem  bamaligen 
^^apfte  gleid^e  Siele  Derfolgte. 

3n  bem  3ai^re  1000,  in  roeld^em  £)tto,  ben  allgemeinen  ©lauben 
an  ben  beoorftel^enben  Untergang  ber  2Belt  t^eilenb,  eine  SBaüfa^rt  an 
baä  ®rab  feineö  ^reunbeö,  be§  von  ben  ^reufeen  erfd^lagenen  3Jiärt9= 
rers  Slbalbert,  na^  ©nefen  mad^te,  um  bort  alö  barfüjsiger  ^ilger  ju 
beten,  gab  er  wäl^renb  feiner  3lnn)efenl^eit  aud^  ben  ftrdilid^eit  3uftäm 
ben  bie  mit  bem  ^apft  unb  ol^ne  Sroeifel  aud^  mit  Soleälao  fd^on  oor- 
^er  feftgefefete  ©eftalt;  fie  entfpradi  bem  gelieimen  SBunfd^e  S3oleölao'ö, 
fein  Sleid^  ftaatlid^  u)ie  fird^lid^  oon  frembem  ©influffe  frei  ju  mad^en. 
Uriber  ben  ©ebeinen  beä  l^eiligen  Slbalbert,  bie  fdion  jal^lreid^e  SBuitber 
geroirft  l^atten,  mürbe  oline  33erü(ffid^tigung  ber  2lnfprü^e  beä  a)lagbe5 
burger  ©t^bifd^ofö  ein  befonberes  (Srjbiöt^um  unb  bamit  eine  eigene  pot 
nifi^e,  oon  S)eutfd^lanb  unabhängige  Slird^e  erridt)tet,  unb  biefer  auger 
bem  älteren  pofenfd^en  öiätl^ume  nod^  brei  anbere,  neugefd^affene  Sid- 


t|ümer  untergeotbnet;  bie  ©ifee  betfetten  toutben  Sttatau,  S3reölau  unb 
©otterg. 

S)ie  Slnnal^tne,  ba^  bas  Sotterger  Siötl^um  fd^on  frül^er  t)on 
aWieöfo  ober  aSoleölao  begrünbet  fei  unb  bamalö  nur  feine  Seftätigung 
oon  Dtto  erl^alten  l^abe,  ift  unjuläffig,  ba  nur  bem  Äaifer  in  jener 
Seit  bie  SBelel^nung  mit  SRing  unb  ©tab  juftanb,  unb  ber  ^olenfürft 
nid^t  aus  eigener  3Rad^t  txx6)liä)^  ©inrid^tungen  treffen  fonnte,  roeld^e 
bie  aied^te  fd^on  beftefienber  Äird^en  t)erlefeten:  3>ie  ©rünbung  beö  33iös 
tl^ums,  mit  weld^em  ßottergg  3larm  ium  erften  2Rale  in  ber  ©efd^id&te 
genannt  toirb,  fällt  alfo  in  baö  Sal^r  1000.  — 

3um  erften  SBifd^ofe  in  ©aljfotterg  (salsa  Cliolbergiensis  eccle- 
sia)  warb  ein  beutfd^er  ©eiftlid^er  eingefefet.*)  2)enn  eö  bauerte  no(^ 
geraume  Seit,  biö  fid^  bie  potnifd^e  Äird^e  ©ö^ne  beö  aSolfe  ju  ©eifb 
lid^en  unb  aWiffionären  et^og,  unb  baö  S3ebürfni|  pang,  ber  lateinifd^en 
Äird^enfprad^e  unb  ber  g^eber  funbige  Gräfte  meift  aus  bem  benad^bar« 
ttn  S)eutfd^lanb  l^erbeijujiel^en,  beffen  politifd^e  ßberfierrfd^aft  Soleölat) 
balb  barauf  abwarf.  S)er  Sifd^of  l^iejs  Sleinbern,  voax  gebürtig  m% 
bem  §oögau  (jtoifd^en  ©aale,  Unftrut  unb  SQBipper)  im  §atterftäbti^ 
fd^en,  toar  auf  einer  ber  ©d^ulen  beö  3Jiagbeburger  ©rjftiftö  t)on  tüd^^ 
tigen  Sel^rern  in  ben  SSiffenfd^aften  feiner  3eit  auögebilbet  unb  xotti^l 
unter  ber  ©inrairfung  ber  l^errfd^enben  3iid^tung  ber  3Kagbeburger  Äird^e, 
meldte,  mit  ber  Oberleitung  beö  S3efef)rungön)er!eö  in  ben  raenbifdien 
£änbem  betraut,  fd^on  mel^rere  begeifterte  Sßerfünber  beö  ©l^riftentl^umä 
in  ben  Dften  entfanbt  l^atte,  oon  bem  frommen  ©ebanfen  erfüllt  wor- 
ben,  alö  aWiffionär  ju  ben  ^olen  ju  gel^n.  33ei  Soleßlao  ftanb  er,  wie 
feine  fpäteren  ©(^idfale  jeigen,  in  grojsem  2lnfel^n. 

SRod^  im  Sa^re  1075  flagt  ©regor  VII.,  ba^  ben  polnifd^en  33iö^ 
tl^ümem  bie  ftrenge  3lbgrenjung  ber  ©prengel  fel^le;  maä  bamate  in 
^olen  nod^  nidjt  erreid^t  mar,  fonnte  unmögli(^  fd^on  fiebjig  Saljre  früher 
in  bem  th^  unterworfenen  Sommern  burd^gefül^rt  fein;  überhaupt  ift 
nid^t  an  ein  mit  ber  nöt^igen  I)öl)cren  unb  nieberen  ©eiftlid^feit  t)erfes 
l^ened,  auf  anbere  ©infünfte,  alö  etwa  bie  unfid^eren  Sel^nten  im  l^eib^ 
nifd^en  Sanbe  funbirteä,  t)ottft(inbig  eingerid^teteö  Siötl^um  ju  benfen. 
aSie  t)iele  ber  oon  Äarl  bem  ©ro^en  in  ©ad^fen  errid^teten  SSiät^ümer, 


*)  9la(^  Äanncgtefecr«,  ©iefcbrcc^te  unb  Slöpclld  ((Scfd^.  oon  ^olen  I,  645) 
Untctfuc^ungcn  lann  !cln  begründeter  Sweifel  mel^t  gegen  bad  (Eolberger  Sldtl^ttm 
erl^oben  werben. 

i* 


Toar  an^  baö  ßotberger  Siötl^um  fd^werlti^  tnel^r  alö  eine  SWiffioitö^ 
ftation,  von  ber  aus  baö  Sid^t  beö  6l^rtftentl^uni§  in  bie  pomnterfd^e 
2Bälbema(ä^t  l^incinleu(^ten  foHte.  S)od^  ift  eö  fid^erlii^  imriiä^tig,  SRein- 
bem  alö  einen  blojgen  Sift^of  in  parlihtis  anjufe^en.  6r  l^at  roenigftend 
eine  3eit  lang  in  ßolberg  feinen  ©ife  gel^abt  unb  t)on  feinen  geifttid^en 
Begleitern  unterftüfet  —  ein  ÄapeDan  t)on  ifim  wirb  1004  genannt  0  — 
eifrigft  ba§  §eibentl^um  burd^  SBort  unb  Sfiat  befämpft;  er  l^at  bie 
Sempel  ber  l^eibnif(^en  ©ötter  jerftört  imb  ©öfeenbilber  verbrannt,  baö 
t)on  böfen  ©eiftern  —  alö  fold^e  erfd^ienen  natürlid^  betn  d^riftlid^en 
^riefter  bie  l^eibnifd^en  ©ötter  —  befeffene  SDteer  gereinigt,  inbem  er 
e§  mit  SBeifiroaffer  befprengte  unb,  nad^  einem  bei  öannungen  üblid^en, 
unter  anbern  au(^  1526  gegen  ben  ßolberger  SRatl^mann  Änubbe  ange^ 
wenbeten  f^mbolifc^en  33raud^  ber  Äird^e,  t)ier  mit  bem  l^eiligen  £)ele 
gefalbte  Steine  i^ineinroarf,  unb  fo  „an  einem  unfrud^tbaren  Saume  bem 
§erm  einen  neuen  ©d^öJBling  gejogen,  b.  1^.  in  einem  attju  rollen 
(inmlsOj  ungefaljenen,  wofil  nid^t  o^ne  2lnfpielung  auf  bie  ©aljftabt 
gefagt)  a?olfe  bie  ^flanjung  ber  l^eiligen  ^rebigt  begrünbet."  3)er 
S3ifd^of  S^ietmar  von  9Kerfeburg,  ein  ©efi^id^tfdireiber  jener  3eit,  bem 
mir  obige  9la($rid^ten  Derbanfen^),  fügt  l^inju,  bajs  meber  feine  Äennt^^ 
ni§,  nod^  feine  Serebfamfeit  auöreid^e,  um  baö  ju  fd)ilbern,  maö  Sieim 
bem  in  feinem  i^m  übertragenen  3tmte  auögerid^tet  l^abe.  äöir  mürben 
i^m  gemig  nod^  banfbarer  fein,  menn  er  xin^  an6)  in  ber  unberebteften 
©arfteUung  nod^  anbere  Si^atfad^en  mitgetl;eilt  fiätte,  boä)  ift  aud^  biefe 
fpärlid^e  ^unbe  f(^on  von  groj^er  2Bid^tig!cit,  fie  reid)t  auö,  um  eine 
SBorftellung  von  bem  alten  ßolberg  ju  gewinnen. 

SBenn  Soleölan  ßolberg  jum  ©ife  beö  neuen  SBiötl^umö  madE)te, 
fo  mußten  ifim  liier  bie  Sebingungen  für  eine  erfolgreidje  ^eibenbefel)- 
rung  alö  bie  günftigften  erfd^einen.  Dffenbar  mar  bie  ©tabt  ein^r  ber 
^auptort  ber  SanbfdEiaft:  liier  befanb  fidl^  eine  mit  Sempein  unb  ©öfeen- 
bilbeni  gefi^müdfte  Dpferftätte  beö  ^eibuifd^en  ßultuö,  unb  gern  errid|= 
tete  man  bie  (^riftlid^en  ^ird^en  grabe  an  ber  ©teile  niebergeriffener 
§eibentempel;  l^ier  mar  einer  ber  mid^tigften  ^^uncte  beö  l^interpommer^ 
f(^en  §anbetet)erfel^rö,  ber  auf  ben  beiben  einlräglid^en  9?atirung§quellen 
berul^te,  au§  meldten  biö  auf  unfere  Sage  ber  SBol^lftanb  unb  jeitmeife 
ber  Sieid^tl^um  ber  ©tabt  gefloffen  ift:  bein  ©eeliafen  unb  bem  ©alj? 
merfe. 

©d^on  bamafö  fannten  unb  nufeten  bie  33emol^ner  ber  ©tabt  bie 
ttud  bem  ©d^afe^aufe  ber  SRatuc  in  un.*rfJ^5pfHd^er  ^üde  ^erporfpru^ 


5 


bcinbc  ©aljtafc,  f(^on  bantate  fticg  ber  ^fianä)  auf  aus  bcn  ©aljfotJ^en 
am  Ufer  ber  ^erfatite,  utib  roat  fieser  fd^on  Söl^tl^utibertc  lang  aus 
l^ncn  aufgeftiegen  (f.  6ap.  4);  benn  grabe  biefe  unentbelirlid^e  Su^ 
tl^at  ju  jeber  ©peife  l^atte  ben  Slamen  von  ©aljfolberg  über  bie  pom:: 
nierf(^en  SBälber  l^inauö  nad^  ^olen  getragen.  SBeitl^tn  t)on  ber  £)ber 
öftli(3^  an  ber  3Reere§fäfte  unb  in  baö  Snnere  fiinein  biö  jum  S)mepr 
unb  ju  ben  erft  feit  1253  htaxiexkien  ©aljlagem  am  g^u^e  ber  Äar^ 
patl^en  in  bem  ©aljlanbe  §alicj  (©alicien)  gab  eö  feine  naml^aften 
Salinen,  (f.  6ap.  4)  unb  fieser  unterbrach  fd^on  lange  t)or  Soleölaoä 
§eeresjügen  nid^t  bloß  baö  ©el^eul  ber  SBolförubel  bie  ©tille  bed  ©renj^ 
Toalbeö,  fül^ne  §änbler  fül^rten  auf  ber  l^unbert  '^df)u  fpäter  beutli(^er 
l^erDortretenben  ©atjftraße  baö  unentbel^rlid^e  ©eroürj  bem  polnifc^en 
Sinnenlanbe  ju,  üieHeid^t  aud^  fd^on,  wie  fidler  l^unbert  Saläre  fpäter, 
getrodtnete  unb  gefallene  g^ifd^e,  befonberö  ben  gering,  baö  beliebte 
Slal^rungömittel  au(§  beö  polnifd^en  Säuern  biö  auf  unfere  3eit 

2)enn  f(^on  in  jener  3eit  war  bie  jroeite  ßebenöbebingung  beö 
ßolberger  SBol^lftanbeö,  ber  §(ifen  unb  baö  3Keer,  von  ben  Sewol^nern 
ber  @tabt  gefannt  unb  ausgebeutet.  SBenn  JReinbern  bie  §errfd^aft  beä 
9Meereö  ben  unl^olben  S)ämonen  entjog  unb  baffelbe  bem  milben  ßj^ri:: 
ftengotte  n)eil)te,  fo  muffen  bie  ßolberger  fd^on  üerftanben  fiaben,  auö 
bem  §olje  i^rer  SBälber  feettid^tige  Sd^iffe  ju  jimmem,  eö  muß  fc^on 
bamalö  ein  ©efd^led^t  füi^ner  ©eeleute  unb  ^ifd^er  in  ßolberg  gegeben 
l^aben,  bie  auf  il^ren  leidsten  fielen  ben  unfiolben  3)ämonen  ju  trogen 
wagten,  unl^olb  wie  baö  unwirtl^lid^e  3Jleer  felbft  mit  feinen  ungaft^ 
lid^en  Äüften,  von  benen  an§t  erbarmungötofe  ©tranbräuber  nad^  ben 
©Riffen  auöfpäl^ten,  raeld^e  ber  ©türm  an  baö  ©eftabe  werfen  fonnte. 

Jfrofe  feiner  eifrigen  S^ätigfeit  l^at  SReinbern  nic^t  erreid^t,  baß  bie 
gelegten  Äeime  beö  6t)angeliumö  tiefere  SBurjeln  fd^lugen.  3tn  Saläre 
1004  finben'  wir  einen  ÄapeUan  beä  ßolberger  33ifd}ofö  fem  von  bem 
bifd^öflic^en  ©ifee  in  ^olen  in  ber  Umgebung  beä  ^olenfürften,  unb  in 
nid^t  naiver  ju  beftimmenber  Seit,  jebenfallö  nod^  vox  1015,  ben  Sifd^of 
felbft  in  SRußlanb  in  einer  politifd^en  ©enbung.  (£r  begleitete  eine  pot 
nifd^e  ?ßrinjeffin,  bie  Sod^ter  33oleölat)ö,  an  ben  §of  beö  ruffifctjen  ®roß^ 
fürften  SBlabimir  ju  Äiew,  ber  um  biefelbe  für  feinen  ©ol^n  geworben 
l^atte.  2lte  et  l^ier  ben  ^ringen,  ber  auf  Soleölat)S,  feines  ©d^wieger^^ 
Daterö,  33etrieb  ben  wilben  Seibenfc^aften  bes  aSaters  entgegentrat,  burd^ 
freimüt^ige  Siebe  unterftüfeen  wollte,  geriet!^  ber  Sprann  in  fold^en  3orn, 
baß  er  mit  ©o^n  unb  ©d^wiegertoi^ter  au(^  ben  S3if d^of  in  bas  ® ef ängniß 


fcfetc.  5Dlefet  jeigte  haxin  bic  glettä^e  ©tatibl^aftiöteit,  wie  r>oxf)ec, 
„rerföl^nte  fi(^  unter  Sl^ränen  utib  beftänbtgem  ®ebet  aiiö  jerlnitfd^tem 
§erjen  mit  feinem  ßrlöfer  unb  ging,  auö  bem  engen  ®efängnt§  beß 
Körpers  erlöft,  freubig  l^inüber  ju  ber  gteil^eit  emiger  ©lorie/'^) 

£)b  Sieinbem  f(^on  jur  Seit  biefer  §o(3^jeitöreife  hmä)  einen  Sluf^ 
ftanb  in  feinem  S3ef el^Tungön)erfe  unterbro(^en  unb  vertrieben  mar,  ober  ob 
erft  bie  unter  S3oleölat)S  ©öl^nen  in  ^olen  eintretenbe  3errüttung  ben 
Sommern  ©elegenl^eit  gab,  bie  Derl^a^te  ^olenl^errfd^aft  unb  baö  ßl^ri:: 
ftentl^um  abjuf(ä^üttetn,  ift  ni(3^t  ju  entf(3^eiben,  SebenfaHs  l^at  bie  f(ä^ma(ä^e 
©(^öpfung  in  ßolberg  nur  furjen  Seftanb  gel^abt,  fie  ift  mit  ben  leiiS^t- 
gezimmerten  Äird^en,  bie  Soleölat)  an  ber  ©teile  ber  ]^eibnif(^en  Sbole 
motzte  erri(S^tet  l^aben  *),  von  ben  Sommern  jerftört,  alö  fie  nic^t  metir 
von  bem  polnifd^en  ©(^mert  gefc^üfet  mürbe.  3?o(^  einmal  erl^ob  ber 
alte  ©ötterglaube  baö  §aupt,  unb  bie  unl^olben  S)ämonen  nal^men  mie^ 
ber  Sefife  vom  3Reere:  unb  alö  l^unbert  Saläre  fpäter  ber  äpoftel  ber 
Sommern  für  immer  baö  ftreuj  in  Solberg  errid^tete,  fc^eint  feine  (Bx-- 
innerung  mel^r  bei  feinen  Semol^nem  t)orl^anben  gemefen  ju  fein,  bafe 
i|ire  Sinnen  f(^on  einmal  ju  il^m  gebetet  l^atten. 


35aö  ganje  Ute  3ctl^rl)unbert  l^inburc^  mögt  ein  erbitterter  Krieg 
jmif(^en  ben  ^olen  unb  Sommern  l^in  unb  l^er;  oft  gef (plagen,  betiaup^: 
tcn  bie  lefeteren  hoä)  im  ©anjen  il^re  Unabl^ängigfeit,  biö  in  bem  3ln= 
fange  beö  folgenben  Sal^rl^unbertö  bie  feinblii^e  ©emalt  ftärfer  unb 
na(^l^altiger  in  il^r  felbftftänbigeä  Seben  eingreift,  ^od^  l^at  ber  emige 
SBaffenlörm  anä)  ben  friebli(^en  SSerfel^r  niä)t  oerfij^eud^t:  pommerf(S^e 
§änbler  werben,  mie  ein  polnif(^eö,  balb  ju  ermäl^nenbeö  Sieb  nn%  jeigt, 
nid^t  abgel^alten,  auf  ber  alten  SSerleJ^röftrafee  ©alj  unb  gifd^e  na(^ 
^olen  JU  bringen. 

©eit  bem  Saläre  1102  l^errfd^te  mieber  ein  SSoleälao,  beigenannt 
ßrjimouftt,  ©d^iefmunb,  in  ^olen.  ©einem  gleichnamigen  2ll^n  öl^nlid^ 
an  friegerifd^^religiöfem  ©inne,  mar  er  entfd^loffen,  bie  unrul^igen 
®renjna(^barn  in  Sommern  bauemb  feiner  §errf($aft  ju  unterwerfen 
unb  biefe  burc^  bie  ©infül^rung  beö  ©l^riftentl^umö  ju  befeftigen.  SBäl^' 
renb  bie  polnifc^en  SKngriffe  frül^er  oorjugömeife  bem  öftlid^en  ^om^ 
mern  (^^Jomerellen)  galten,  nal^men  33oleölat)ö  3üge  eine  mel^r  meftli(^e 
Sftid^lung  gegen  bie  Äüfte  von  SBeftpommem;  offenbar,  um  l^ier  ben 


eigetitlid^en  §erb  au($  beö  oftpommerjd^en  SBiberftanbcö  aufjufud^en  unb 
ju  t)erni(^ten. 

3n  bcm  Saläre  feiner  S^ronbefteigung  erfd^ien  er  mit  einem  flei= 
nen,  aber  anöerwäl^Iten  §eere  unerwartet  vox  bem  großen  unb  volh 
reid^en  Selgarb  (SBeiffburg)  an  ber  ^erfante  unb  nal^m  bie  über^ 
rafc^te  ©tabt  im  erften  3lnlaufe.  ^oä)  mirfte  ber  ©d^reden,  ben  ber 
fül^ne  3ug  erregt  l^aben  mochte,  nid^t  nac^l^altig.  SBäl^renb  33oleötat) 
gegen  SBö^men  unb  aWäl^ren  fämpfte,  wagten  bie  Sommern,  im  ©inuers 
ftänbnijB  mit  Sbignet),  bem  treulojen  33ruber  beffelben,  ber  mä)  bie 
Söl^men  jum  angriff  auf  ^^olen  t)eranlaBt  l^aben  follte,  einen  neuen 
©infatt  in  ba§  polnif(3^e  ©renjlanb. 

SBoIeötat)  l^atte  ben  Ärieg  gegen  SlWäl^ren  tbm  glüdlid^  beenbigt 
unb  ftanb  noä)  in  ©d^Iefien »),  alö  il^m  bie  ilunbe  bavon  jufam.  @r 
fammelte  fein  §eer  bei  ©logau  unb  bra(^  t)on  l^ier  mit  auöerroäl^lten 
SReiterfd^aaren  gegen  ßolberg  auf,  vodä)t^  alfo  alö  §auptfife  ber  ©rJ^e- 
bung  ganj  befonberö  feine  SRad^e  l^erauögeforbert  l^aben  mu^.  3ui  un^ 
unterbro(ä^enen  fünftägigen  ®ilmarf(j^e  jog  er  unter  l^arten  ©trapajen 
burd^  müfte  ©egenben,  geraäl^rte  feinem  §eere  bann  eine  furje  SRaft,  um 
fid^  burd^  baö  Iieilige  3lbenbmal^l  unb  bnxä)  leiblid^e  ©peife  wieber  ju 
Mftigen,  unb  gelangte  am  3lbenb  beö  feigsten  Sageö,  an  einem  ©onm 
abenb,  in  bie  M^e  von  ßolberg.  2)er  fül^ne  SReitergeneral  SBerner, 
ben  ^riebrid^  ber  ©rojge  im  Sal^t  1760  bei  ber  jweiten  S3elagerung 
©olbergö  ebenfalls  non  ©logau  auö  jum  ©ntfafee  bortl^in  fanbte,  brandete, 
burd^  gu|3t)olf  unb  Srain  befi^mert,  breijel^n  Sage  ju  feinetn  SIRarfi^e; 
er  jog  über  Äroffen,  Sanböberg  unb  ©d^ief elbein.  SJBeld^enuaBege  ^o^ 
leölat)  gefolgt  ift,  miffen  mir  ni(^t*):  bod^  errei(^te  er  iebenfattö  von 
SEBeften  l^er  in  ber  3lä^e  t)on  ©olberg  bie  ^erfante.  2lm  ©onntage 
vor  Sagesanbru^  festen  bie  ^olen  mit  SBermeibung  von  Srtidten  unb 
pl^ren,  um  unbemerft  ju  bleiben,  fd^mimmenb  unb  nid^t  o^ne  ©efal^r 
über  ben  %lu%  3enfeit§  orbneten  fid^  bie  ®ef(^maber  unb  ftünnten, 
burd^  einen  SiüdCl^alt  gegen  plöfelid^en  Ueberfall  gefid^ert,  im  ginge  ge^^ 
gen  bie  reid^e  unb .  mol^lbefeftigte  ©tabt,  um  fie,  wie  frül^er  Selgarb, 
im  unerwarteten  9lnlaufe  ju  nel^men.  ®ö  gelang  i^nen,  fid^  ber  imbe^^ 
wagten  Z^oxe  ju  bemäd^tigen;  aber  anftatt  gleid^  mit  affer  Äraft  fid^ 
auf  bie  33urg  ju  werfen,  jerfheuten  fid^  bie  plünberungöfüc^tigen  ©d^aa« 


*)  3m  3al()r  1284  gcfti^tel^t  einer  alten  (Strafe  (anliqua  via)  (grroä^nung, 
bie  mn  SRaffow  (alfo  ou^  ©targatb)  na^  (Eolberg  fül^rte. 


—    8    — 

Un  über  bie  ©tabt,  unb  nur  SBetitgc  bratigcn  über  eine  örürfe,  welche 
©tabt  unb  Surg  üerbanb,  in  bie  lefetere  ein.  (Heber  bie  Dertlic^fei^ 
ten  ift  auöfü^rlld^  am  Sc^tuffe  be§  ßapitefä  gel^anbelt).  2)er  liier  jum 
erften  aJiale  genannte  ^ommern^erjog,  weld^er  fid^  in  ber  Surg  befanb, 
erröt^ete  jwar  nid^t,  bur(^  ein  anbreö  S^or  ju  entfliel^n,  bod^  feine  ftreife 
baren  Untertl^anen  auf  ber  Surg  leifteten  einen  fo  tapferen  SBiberftanb, 
ba)3  bie  ®ingebrungenen  fic^  jurüdjiefien  mußten.  S)ie  ©tabt  bagegen, 
bie  ganj  in  ber  ©ewalt  beä  ©ieger§  war,  rourbe  auögeplünbert  unb 
reid^e  33eute  an  befangenen  unb  „aWeereöfd^äfeen"  b.  ^.  e?ifd^en  gemad^t. 
S)0(^  wagte  e§  Soteötat)  ni^t,  bie  SWad^t  bort  jujubringen,  er  Hefe  bie 
©tabt  nieberbrennen  unb  jog  feine  Siruppen  gegen  9lbenb  aus  ben  SWau^ 
ern  l^erauö,  o^ne  eilten  neuen  3lngriff  auf  bie  Surg  ju  untemel^men.*) 
S)er  ©ebanfe,  feit  Soleölat)  ß^robrpö  3eit  juerft  roieber  an  bie 
©ee  Dorgebrungen  ju  fein,  tüft^renb  bie  SBäter  nur  um  bie  S3urgen  im 
Sinnenlanbe  gefämpft  l^atten,  fteigerte  ben  9Kutf)  unb  baö  ©elbftgefü^l 
ber  ^o(en,  fie  feierten  ifiren  §elben  33oleö{at)  unb  ilire  eigenen  Si^ateu 
in  aSolfeUebent,  von  benen  um  ein  in  lateinifc^e  33erfe  gebrachtes  Srud^= 
ftüdE  er£)alten  ift,  jüeld^eö  jugteic^  ben  alten  g^ifd^-  unb  ©aljl;anbel  nad^ 
^^olen  ^in  bejeugt.    @S  lautet  überfe^t: 

„^^Inbrc  brachten  fonfl  bie  gifc^c  ftinfenb  unb  gcfaljcn  l^cr, 

,2)odi  cd  bringen  nun  bie  8dl^ne  5uc!enb  no(^  unb  frifd^  fie  l^er, 

«®egen  SSurgen  ansuftürmen,  jogen  rool^I  bie  S3äter  aud, 

„^06)  bie  @ö()nc  felbft  nid^t  fürd^itcn  2)fieerc«ftürm'  unb  SSogenbrau«. 

g^\v\6^m,  ®bern,  IRel^en  fleOten  einften«  unfre  95öter  nac^, 

„'j)icfe  jagen  S^leereiünjunbern  unb  ber  ^iefc  (B^äl^zn  nac^.*  ^) 

3lud^  bieömal  war  bie  3Birfung  bes  UeberfaHö  nid^t  bie  erwartete, 
eolberg  war  bod^  unbejwungen  geblieben,  imb  ber  aJhitl^  raud^ö  bem 
trofeigen  a3olfe  na($  93oleölat)ö  2lbjuge  wieber  fo,  bafe  eä  in  neuen 
"^piünberungöäiigen  baö  polnifd^e  ©renjlanb  rer^eerte,  mobei  ber  Äönig 
felbft  in  ©efal^r  geriet^.  SDa  befd^tofe  biefer  ben  ©i^redfen  ber  polni^ 
fd^en  2Baffen  nod^  einmal  an  bie  Äüfte  ju  tragen.  3n  bemfelben  Seigre 
nod^  (1107)  unb  bieömal,  um  bie  burd^  ©ümpfe  unb  Sffiaffer  gefd^üfe:: 
kn  2Benbenbmgen  leidster  gerainnen  ju  fönnen,  im  SBinter,  jog  er  auf 
bem  aSege,  auf  bem  er  im  Seigre  1102  in  ^Pommern  eingefallen  war. 


*)  Äeine  SBei  ücffic^tigung  oerbient  bie  abenteuerlid^e  gabel,  ba^  SSoleelao 
\>m  beutfd^en  ^önig  §einric^  IV.  in  (£olberg  {cuülrum  maritimum)  6  2)f(onatc  gefan* 
gen  gehalten  \:^\xhi^).    (Solbecg  fäiti  erjt  nac^  §cinrld^3  3^ob  in  bie  §anbe  S5olc«5lao0. 


_    9    — 

juerfl  tüteber  gegen  „bas  Sentrum  beä  Sanbeö",  gegen  93elgarb,  erj^ang 
md)  einer  Setagerung  von  wenigen  Sagen  bie  Uebergabe  bet  ©tabt 
unb  erf^ien  bann  vor  ßolberg.  @r  l^atte  furj  rorl^er  bie  g^eftigfeit  ber 
©tabt  unb  bie  ©treitfertigfeit  il^rer  SBertl^eibiger  fennen  gelernt,  er  rid^^ 
tete  beöl^alb  bieömal  ben  2lngriff  nid^t  gegen  biefelbe,  fonbem  beabfiij^^ 
tigte  juerft  ein  ganj  nal^e  am  aJleere  gelegenes  ÄafteH  in  feine  ©eroalt 
ju  bringen.  3lber  ber  fd^nelle  g^aU  t)on  33elgarb,  bie  [id)tbare  Ueber^ 
legen^eit  ber  polnifc^en  SBaffen  liatte  ben  friegerif(3^en  Srofe  ber  SBe^ 
njol^ner  (Solbergö  gebrod^en.  3Kit  gefenftem  SRaden  tarnen  fie  an§>  ber 
©tabt  gejogen,  um  fi($  bie  ®nabe  beö  ©iegerö  hnx^  freiwillige  Unter? 
merfung  ju  erfaufen,  unter  i^nen  ber  bei  biefer  ©elegenl^eit  jum  ixoeu 
ten  ajlale  genannte  ^ommeml^erjog,  ber  Unterwerfung  unb  §eereöfolge 
angelobte.  3n  ber  3eit  t)on  fünf  SBod^en  l^atte  Soleölat)  baö  SBerf 
beenbet  unb  er  mo(j^te  glauben  jefet  faft  ba§  „ganje  SRei(^"  (regmim) 
unter  feine  SBotmä^igfeit  gebrad^t  ju  Ijaben. 

Slber  au($  biefer  3ug  fül^rte  noä)  nid^t  bie  üoHe  Unterwerfung 
l^erbei.  SDer  ©renjfrieg  namentlid^  mit  ben  Dftpotnmem  bauerte  fort, 
bod^  auä)  bie  SBeftpommern  fönnen  ni^t  ruliig  geblieben  fein,  benn  ber 
neue  §eereöjug,  ben  Soleölan  im  Salire  1120  begann,  war  abermals 
gegen  biefe  gerichtet.  3)amit  ni(^t  immer  neue  Dpfer  unb  SKnftrengun^ 
gen  nötl^ig  würben,  wollte  er  einen  entfi^eibenben  Unterwerfimgö-  unb 
wo  fid^  SBiberftanb  jeigte,  Sßernid^tungöfrieg  fül^ren;  barum  l^atte  er 
a\xä)  mit  bem  SDänenfönige,  bem  alten  g^einbe  ber  3Benben,  ein  Sünb^ 
ni§  gefd^loffen. 

2luf  ber  alten  ©trage  über  5Rafel  brad)  Soleslat)  in  ^:pommem 
ein.  Selgarb  unb  ßolberg  beugten  fi(^  ol^ne  SBiberftanb  oor  bem  ©ie= 
ger,  beffen  §anb  fd^on  jweimal  f(^wer  auf  ilinen  gelegen  l^atte.  ^lan- 
mäßiger  SBiberftanb  jeigte  fid^  nirgenbö,  l^ier  unb  ba  üertl^eibigte  fid^ 
eine  Surg  tapfer,  aber  ber  üereinjelte  2Biberftanb  brachte  feine  dieU 
tung.  Ueber  bie  Surg  Treptow*),  bie  fid^  jur  Sßel^re  gefefet  liaben 
mufete,  erging  ein  furd^tbareö  ©trafgerid^t,  über  bie  raud^enben  Srümnter 
ber  grauenooH  jerftörten  ©tabt  bal^nte  fid^  Soleölao  ben  SBeg  an  bie  "^ie^ 
oenow  nac^  SffioHin.  3lu^  biefe  ©tabt,  überbieö  nod^  burd^  bie  ftarfe  flotte, 
bie  Äönig  TOelö  von  5Dänemarf  jur  Unterftüfeung  l^erbeigefü^rt  liatte, 
bebrängt,  ergab  fid^  ol^ne  SBiberftanb.    2)er  ^ommem^erjog  SBartiölao 


*)  5tlcmptn  (511.  u.  5lr.  ^omm.  ©tabte  XVII )  l^at  übcr^cugcnb  nac^öcmtcfen, 
ba$  iene  SSurg  nur  Xxtptow  fein  !ann.  f-'f^-! 


—    10    — 

foß  bann  felbft,  but(^  bie  33cnt)äftung  feincö  fianbcö  gcBeugt,  bei  bem 
S)änenfönige  um  gerieben  gebeten  Iiaben. 

3lber  e§  war,  alö  ob  iebe§  ©lieb  be§  pcnimerfi^en  aSolfeö  felbft^ 
ftänbigeö  2eUn  l^ätte:  ©tettin,  bamalö  juerft  genannt,  bod^  bei  ben 
*J)ommem  für  bie  ältefte  ©tabt  beö  Sanbeö  geltenb,  fefete  ben  SBiber^ 
ftanb  fort.  2)a  liefe  ber  §erjog  im  gel^eimen  oon  Ujba  aM  na^  ^r)^ 
rife  ju  eine  ©trafee  burd^  ben  breiten  ©renjmalb  fd^lagen,  ober  burd^ 
5Werfmale  an  ben  Säumen  bejeid^nen,  unb  aU  ber  2Binter  bie  ßber^ 
ftröme  mit  fefter  ©iöberfe  überbrüdt  l^atte,  nal^m  er  bie  burd^  il^re  %t^ 
ftig!eit  fonft  berül^mte  ©tabt  burd^  UeberfaH  ein.  Unb  ate  nun  bie  Ufer^ 
marf  unb  baö  Sanb  bis  an  bie  5D?ürife  von  il^m  imterraorfen  mar,  lag  ganj 
^Pommern  gebemütl^igt  unb  gebrochen  t)or  bem  ftegreicä^en  g=einbe  unb 
gelobte  Sreue,  Sribut  unb  Stnnafime  bes  ßl^riftentl^ums.  5Der  §erjog 
mar  ber  SBafaff  beö  ^olenfönigö  geworben,  es  fd^ien,  alö  ob  ba§  poli:: 
tifd^e  Seben  beö  pommerfd^en  Sßolles  für  immer  jefet  an  ben  fiärferen 
polnifd^en  ©taat  gebunben  fein,  ^öl^ere  ©efittung  il^m  von  l^ier  auö 
jufommen  mürbe.  Unb  bod^  bereitete  ber  ^olenl^erjog  felbft,  alö  er 
ber  Seigre  beö  §eite  in  Sommern  Sal^n  brad^,  nur  einer  anbem,  bem 
ganjen  ©koent^um  gefäl^rlid^en  SKad^t  ben  2Seg,  auf  bem  fie  in  ^om^ 
metn  einjog,  um  von  bem  Sanbe  33efi^  ju  ergreifen  unb  il^m  baä  ©ie« 
gel  feines  ©eiftes  aufzuprägen. 

3ln  bem  beutfd^en  öifd^ofe  £)tto  von  Bamberg,  einem  ber  ®eift^ 
lid^en,  in  meld^em  ber  altgermanif(^e  §elbengeift  in  bem  unmiberftel^s 
lid^en  SDrange  fortlebte,  „bie  ©ö^enbiener  jum  maleren  ®lanbm  ju 
befe^ren  ober  ben  aWärtprertob  ju  erleiben,"  gemann  Soleölao  ben  ge:= 
eigneten  aRiffionär  für  bie  l^eibnifd^en  Sommern.  3n  ^olen  auf  baö 
reid^fte  mit  aUm  5Wöt^igen  ausgerüftet,  erreid^te  ber  Sifd^of,  oon  Ujba 
aus,  ber  brei  Sa^re  frül^er  oon  Soleslat)  burd^  ben  ©renjmalb  geba^m 
ten  ©trage  folgenb,  mit  feinem  ftattlid^en  ©efolge  um  ben  Slnfang  beö 
3uni  1124  ben  pommerfd^en  ©renjflu&  (bie  faule  Sl^na  nad^IÄlempin), 
mo  i^n  ber  §erjog  SGBartiSlao,  Don  500  JReitem  begleitet,  empfing  unb 
begrüßte.  2ln  bemfelben  Sage,  an  bem  er  ben  pommerfd^en  33oben  be^ 
trat,  begann  er  an  einem  ©ee  (^lönefee  nad^  Älempin)  fein  aWiffions^ 
merf.  —  SDer  »ifd^of  ift  in  ber  3eit  feiner  S^ätigfeit  me^r  als  einmal 
in  ©efal^r  gemefen,  burd^  bie  §ätibe  berer,  bie  an  ben  alten  ßrbnun^ 
gen  bes  Sanbes  unb  bem  alten  ©lauben  feft^alten  mofften,  ben  3Kär^ 
trirertob  ju  erleiben,  bod^  würbe  il^m  feine  SÄrbeit  erleid^tert  burd^  ben 
3uftanb  bes  burd^  bie  fd^mere  oon  ben  ^olen  erlittene  Jiieberlage  in 


—   11  — 

feinem  ©elbfigefül^l  geBrocä^enen,  an  feinen  ©öttem  ret^weifelnben  SSoHeö, 
in  beffen  SKitte  fi(^  f(^on  man(3^er  gel^eime  93efenner  bes  ßl^riftentl^umö, 
n)ie  ;ber  ^et^og  felbft,  befanb,  2lte  prunfootter  Äircj^enfürft  mit  bem 
äußeren  ?Pompe  ber  fatl^oIifiS^en  Äircä^e  auftretenb,  mie  es  baö  SBenben« 
t)oif  üerlangte,  baö  grabe  an  ber  unfcj^einbaren  Änei^tögeftalt,  in  ber 
frül^ere  ©laubenöboten  bei  il^m  erf(S^ienen  maren,  3lnfto§  genommen 
l^atte,  jur  (Seite  einen  oorttel^men  polnifiä^en  ©eleitömann  unb  l^inter 
fid^  baö  brol^enbe  ©(S^redbilb  polnifd^er  JRac^e  an  ben  Sßiberfpenftigen, 
fanb  er  nur  in  ben  größeren  ©tobten  ein  ftärjEereö  (Sträuben,  unb  bis 
jum  2)ecember  l^in  l^atten  fid^  bie  am  meiften  miberflrebenben  ©tftbte 
SBoffin  unb  ©tettin  ber  Stnnal^me  beö  ei^riftent^umä  gefügt. 

@ö  mn^  no(^  in  bemfelben  SKonate  gewefen  fein,  baß  JOtto  anf!f-^ 
jog,  um  an^  bie  Sanbfd^aft  bis  jur  ^ßerfante  in  i^ren  §auptortetf  für 
baä  ei^riftentl^um  ju  geroinnen.  S)ie  ©trafee,  auf  meliS^er  er  von  3Bot 
Un  mS)  (Solberg  gelangte,  ift  in  il^rer  $Ri(3^tung  fidler  hm^  bie  S3e^ 
f(3^affen^eit  beö  Sanbeö  beftimmt  gemefen.  Ueber  baö  3Woor,  meld^eö 
jwifd^en  ©ammin  unb  Treptow  l^ingeftrecft  feine  SBerjmeigungen  bis  in 
bie  3l&f)e  von  ©reifenberg  entfenbet,  unb  toeI(^eö  nad^n)eiöU(3^  nod^  200 
Saläre  fpäter  mit  ©een  ober  firmer  jugängli(ä^em  ©untpfe  auögefüHt 
mar,  fül^rten  fiä^merlii^  in  einer  Seit  SDämme,  mo  man  in  ©täbten,  wie 
SBoHin,  fumpfigere  ©trajgen  nur  burd^  l^ingemorfene  Sretter  gangbar 
ma^tt;  eö  muffen  beöl^alb  bie  ©trajsen  nad^  ßolberg  unb  33elgarb  fo^: 
mol^l  von  SBottin,  mie  von  ßammin  auö  etma  bei  bem  fpäteren  ©rei^^ 
fenberg  bie  SRega  erreicht  l^aben,  unb  bie  2lnlegung  beö  lefeteren  grabe 
an  biefer  ©teile  mag  fi(^  mit  au§  biefem  Umftanbe  erflären  taffen. 
S)ie  in  anmutl^iger,  malbreid^er  ©egenb  an  ber  SWega  gelegene  gro^e 
£)rtfd^aft  ©lobona  ober  S)obona,  bie  £)tto  von  Sffiottin  auö  erreid^te, 
fann  beäl^alb  von  bem  l^eutigen  ©reifenberg  nid^t  attjumeit  entfernt  ge= 
mefen  fein.  SSBiH  man  ben  alten  SRamen  in  einem  l^eutigen  Drtöna^' 
men  mieberfinben,  fo  fd^eint,  ba  ber  SRame  ©lobona  ber  beffer  beglau^ 
bigte  ift,  etötfom  ben  größeren  Slnfprud^  ju  l^aben,  für  SDabom  fprid^t 
bie  größere  SRäl^e  an  ©reifenberg,  bie  jal^lreic^en  Hünengräber^  meiere 
no(^  am  @nbe  beö  t)origen  Sai^rl^unbertö  fi(^  auf  ber  gelbmar!  beä 
gegenüber  am  anbem  Ufer  ber  3iega  liegenben  ©c^eHin  fanben,  femer 
in  berfelben  3eit  aufgegrabene  baulid^e  Ueberrefte,  unter  anbem  ein 
fed^ä  guj5  tief  unter  ber  ©rbe  liegenbeö  ©teinpflafter,  megen  feiner  SRe^ 
gelmä^igfeit  bamalö  für  ben  gujsboben  eines  gröjseren  ©ebäubeö  ge^^ 
Italien  ®),  enblid^  eine  alte  SBrüdfe  über  bie  aiega,  beren  vom  ©reifenberger 


—    12    — 

Statte  1586  beabfic^ttgtc  ©mcuerung  burd^  ®tnfprud^  ber  ©tabt  Steptott) 
rerl^inbert  rourbc.  ®a)3  bie  33en)o^ner  bicfer  Drtfd^aft  anä)  über  bie 
Dftfee  ©(Äifffal^rt  trieben,  fann  tiid^t  befremben,  ba  nod^  bis  in  baö 
16te  Sal^rl^unbert  bie  SRega  von  ©reifenberg  an  für  ©(acuten  t)on  5  biö 
bis  10  Saft  fd^iffbar  war  unb  bie  Äaufleute  unb  J^if^^t  biefer  ©tabt 
ben  gluB  l^inab  über  bie  „falfe  ©ee"  \\aä)  ©(j^onen  unb  S)anji9  fegelten. 
aSon  biefem  £)rte  auö  f (^lug  £)tto  nic^t  ben  naivem  2Beg  nad^  6ot 
berg  über  bie  S5örfer  ein,  fonbern  jog  auf  ber  linfen  ober  redeten  ©eite  ber 
9lega  abwärtö,  um  bie  von  ben  ^olen  fo  furd^tbar  jerftörte  Surg  unb 
©tabt  Sreptott)  ®)  auf jufu(^en.  @r  fanb  jn)if(^en  ben  Srümmern  berfelbcn 
nur  einzelne  ärmli(^e,  an  bie  verbrannten  SKauerrefte  angelel^nte  §ütten, 
tr)e((^e  fid^  bie  n)enigen  ber  entgoltenen  Sewofiner,  bie  eä  bis  bal^in  ge:= 
toagt  l^atten  jurüdfjufel^ren,  an§>  Saumjroeigen  oorläupg  geflochten  l^at= 
ten,  ein  S^eil  ber  aSeoötterung  weilte  no(^  an  ber  Äüfie  beö  SKeereö 
unb  TOol^nte  bort  ebenfalls  in  älinlid^en  für  ben  5Rot^bel^elf  errid^teten 
§ütten^^).  2)aö  furd^tbare  ©d^idffal,  n)eld^eö  biefe  aJienfd^en  erlitten 
liatten,  ftimmte  fie  wol^l  empfänglid^er  für  bie  2lufnal^me  beö  ßl^riftem 
t^umö:  jDtto  taufte  l^ier  eine  n\ä)t  geringe  3al^l  aud^  oon  S)orfben)ol^= 
mxn,  bie  auö  ber  9?a(^barfd^aft  Iierbeigefommen  waren.  SDann  jog  er 
weiter  nad^  ßolberg.  ®ö  fain  jwar  in  biefer  ©tabt  ni(^t  jum  offenen 
SBiberflanbe  gegen  Dtto,  wie  in  SBolIin  unb  ©tettin,  bod^  jeigte  fid^ 
anfänglich  wenig  35ereitwi(ligfeit,  ben  mmn  ©lauben  anjunel^men.  SDie 
gröjsere  3al^l  ber  Sewol^ner  war  nod^  auf  §anbefereifen  nad^  ben  auö:: 
länbifd^en  3nfeln  (SRügen,  bie  bänifd^en  Snfeln  unb  ©fanbinaoien,  we^ 
d^eö  im  frülieren  9)iittelalter  als  eine  Sufel  angefel^en  würbe)  abwefenb, 
unb  bie  3urüdEgebliebenen  erflärten  anfangs,  ol^ne  il^re  aJHtbürger  feine 
5Reuerung  oornel^men  ju  fönnen.  S)o(^  liefen  fie  fid^  burd^  bie  wieber^ 
l^olten  ©rmal^nungen  beö  SBifd^ofö  enblid^  jum  5Ra(^geben  unb  jur  2ln:= 
nal^me  ber  Saufe  beftimmen.  Dtto  ließ  oorläufig  einen  3lltar  unb  eine 
ÄapeUe  errichten  unb  trug  ©orge,  bajg  ber  33au  ber  oon  il^m  begönne^ 
neu  Äird^e  anä)  na^  feiner  2lbreife  fortgefefet  werbe.  2lte  er  bann  aud^ 
in  bem  einen  2agemarf(^  oon  ©olberg  entfernten  Selgarb  willige  2luf= 
nal^me  feiner  ße^re  gefunben  fiatte,  feierte  er  nac^  SBoHin  jurüdf,  um 
nun  baö  weftlid^  ber  £)ber  gelegene  Sanb  ju  befel^iren.  S)a  inbeg  ber 
l^arte  SBinter  unb  bie  Äürje  ber  i^m  oerftatteten  3eit  —  er  wollte  ju 
Dftem  wieber  in  Bamberg  fein  —  il^n  jwang,  bie  Sluöfül^rung  beä 
^lanö  auf  fpätere  3eit  ju  oerf (Rieben,  fo  benufete  er  bie, geringe  grift, 
bie  il^m  nod^  übrig  war,  bie  jungen  ^flanjungen  jwifd^en  ber  3)iet)e* 


— .    13    — 

nott)  unb  ^erfante  hnxä)  erneuten  a3efu(^  ju  fräfttgen.  Um  ben  2.  ^e^ 
bruar  1125  ging  et  von  SBolIin  naä)  ©ammin,  t)on  bort  über  S)obona 
nad^  Selgarb  unb  üon  ha  naä)  (Solberg.  UeberaH  fanb  er  bie  Äeime 
im  beften  SBac^ötl^um,  bie  Rxxä)m  üoßenbet  unb  bei  ben  injwifc^en  üon 
ben  ©eereifen  3urä(fge!el)rten  bereitwillige  2lnnaf)me  beö  ©^riftentl^umö. 
SBä^renb  feiner  2lnn)efenl)eit  in  ßolberg  würbe  ber  ron  if)m  bei  bem 
erften  S3efu(^e  begonnene  33au  ber  Äird^e  roßenbet,  fo  bajs  er  fic  mä) 
felbft  jU  ®^ren  ber  Jungfrau  aWaria  einweihen  fonnte.  ©iner  ber  er^ 
ften,  bie  in  berfelben  if;re  SRulieftätte  fanben,  toar  Hermann,  einer  von  ben 
bif(^öfli(^en  2)ia!onen,  ber  in  ber  ^erfante  ertrunfen  war;  ber  Sifc^of 
fetbft  t)erri(^tete  bie  93eftattungöceremonien.  S)arauf  begab  er  fict)  über 
SDobona,  SBottin,  (Stettin  nad^  ^prife,  um  auf  bemfelben  SBege,  auf  bem 
er  gefommen  war,  in  bie  §eimat  jurüdfjufel^ren. 

Um  ben  no(^  fd^wad^en  unb  üereinjelten  ©(^öpfungen  3ufammen^ 
l^alt  unb  gröjgere  ®ewät)r  bauernben  S3eftanbeö  ju  t)erleif)en,  l^atte  33i^ 
fct)of  £)tto  auä)  an  eine  gemeinfame  firi^lid^e  Drganifation,  an  bie  ©r^ 
rid^tung  eineö  Siöt^umö  benfen  muffen.  6ö  lag  in  ben  SSerl^ältniffen, 
baB  er  biefelbe  bem  g^ürften  überlief,  in  beffen  3luftrage  unb  unter 
beffen  ©d^ufe  er  baö  SBefelirungöwer!  t)olIbrad^t  l^atte,  weld^er  ber  wirfti^e 
jOberl^err  von  Sommern  war,  unb  baö  ©nefener  ©rjftift  erhielt  bie  SJluS- 
fid^t,  feinen  Sprengel  nod)  um  baö  neue  pommerfd^e  Siötl^um  ju  t)er= 
gröjsem. 

Snbeffen  ein  neuer  9lbfatt  vom  ß^riftentl^um  wenigftenö  weftlid^ 
ber  £>ber,  ber  nad^  £)ttoö  3lbreife  erfolgte,  brad)te  biefen  ju  ber  ©r- 
fenntni^,  ba)3  bei  bem  leibenfd^aftlid^en  ^affe  ber  ^^Jommern  gegen  bie 
polnifd^e  Dberl^errfd^aft  bie  jarten  Äeime  immer  t)on  neuem  ber  Ser^ 
ftörung  auögefefet  wären,  unb  bie  auf  feiner  ^weiten  33efel)rungöfat)rt 
(1127)  ol^ne  polnifdEien  2luftrag  imb  Seiftanb  gewonnenen  ©rfolge  fe^ 
ten  i^n  in  ben  ©tanb,  bie  unpopuläre  polnif(^e  Seoonnunbung  bei  ©eite 
ju  fd^ieben  unb  bie  Seitung  ber  pommerfc^en  Äird^e  felbft  in  bie  §anb 
JU  nehmen  biö  jur  enbgültigen  Drbnung  ber  fird^lid^en  SSer^ältniffe  ba= 
felbft  unb  ber  2lbgrenjung  beö  bifdf)öflidl)en  ©prengelö.  £)tto  gelang 
e§  in  längeren  SBer^anblungen  mit  bem  Äaifer  unb  ^^J^Pft^  bie  ©d^wie= 
rigfeiten  ber  3luöfül)nutg,  be[onberö  bie  3lnfprüd^e  beä  3)iagbeburger 
©rjftifteö,  auö  bem  3Bege  ju  räumen,  bod^  erft  ein  Sal^r  nad^  feinem 
Sobe  trat  baö  neue,  baö  ganje  ^^ommern  in  feiner  politif(^en  3luöbel^= 
nung  umfaffenbe,  unmittelbar  bem  ^apfte  unterworfene  öiöt^um  in 
ba^  Sthm.    ©ife  beffelben  würbe  bie  8lbalbertö!ird^e  in  SßoKin  unb 


—    14    ~ 

crftet  Sifd^of  ber  von  Dtto  fclbft  baju  Dorgefd^tagenc  2lbalbert,  biö  ha^ 
i)\n  Pfarrer  an  ber  58orftabt!ir^e  in  SBoIlin.  35te  gröjsere  ©id^erl^eit, 
rael^e  befonbcrö  vor  bänifd^en  Ueberfdtten  bie  ®ctftli(^fett  beö  Siötl^umö 
in  ßammin  ju  finben  glaubte,  bewirfte  fut^  rot  bem  Saläre  1176  bie 
aSerlegung  bcö  bifd^öflid^en  ©ifeeö  in  biefe  Stabt  S)er  alte  SRame  S8iäj= 
tf)nm  von  Sommern  routbe  von  jefet  an  alfmä^lid^  buxä)  ben  beö  Siö^ 
t^um  ßammin  t)erbrängt*). 


3n  ber  t)oraufgel^enben  S)arftettung  brängten  fid^  einige  g^ragen 
auf,  bie  ol^ne  Unterbre(^ung  be^  3ufammenl^ang§  ni(^t  fogleid^  erörtert 
werben  fonnten;  fie  f ollen  liier  il^re  SBerüdfi^tigung  finben. 

3n  ber  3eit  ber  lefeten  kämpfe  ber  Sommern  unb  ^olen  vor 
SBifc^of  Dttoö  aWiffionöreife  erf(^eint  Golberg  alö  ©Heb  beö  pommer^^ 
f(3^en,  unter  ber  §errfd^aft  SBartiölaüö,  be§  erften  mit  9tomen  genannten 
Sanbeöl^erjogö,  ftel^enben  ©taateö.  Seine  §enj(3^aft  erftredt  \iä)  öftlid^ 
bis  iux  Seba,  nad^  ©üben  bis  jur  ^^na,  na^  SBeften  l^in  greift  fie 
bebeutenb  über  bie  jOber  l^inauä  unb  fd^Iiefet  bie  Ufemtarf  unb  baß 
£anb  nörbli(^  unb  füblid^  ber  ^eene  biö  Sribfeeö  in  i^re  ©renjen  ein. 
©0  beutlid^  fid^  nun  aud^  im  Slllgemeinen  bie  Slntriebe  ju  ber  ^ilbung 
einer  bie  Territorien  ber  fleinen  Xyna^kn  jufanunenfaffenben  l^erjoglic^en 
©eraalt  in  ber  3iotl^n)enbigfeit  erfennen  kffen,  ber  ©efal^r,  meldte  ber 
Unabljängigfeit  ber  raenbifd^en  unb  Uutififd^en  ©tämme  üon  ©eiten  ber 
überlegenen  3laä)baxn  in  ^olen  unb  ©eutfd^lanb  brol^te,  burc^  ein  ge^ 
meinfameö  SBert^eibigungöfpftem  unb  Unterorbnung  unter  ein  gemein^ 
fameö  Oberl^aupt  ju  begegnen,  fo  fd^raierig  ift  eö  hoä),  bie  3eit  ber 
©ntftel^ung  berfelben  ju  beftimmen,  unb  ob  fie  raeftlid^  ober  öftlid^  ber 
£)ber  il^ren  SÄnfang  genommen  l^at. 

Sie  naivere  Erörterung  biefer  g^rage  geprt  in  bie  allgemeine  ©e^ 
fd^id^te  ?|}ommemö,  l^ier  fei  nur  bemerkt,  ba^  für  ben  urfprünglid^en 
©ife  beö  §erjogtl^umö  öftlid^  ber  Ober  nid^t  unerl^eblid^e  ©rünbe  Dor^ 
gebrad^t  finb.  Selgarb  mirb  Don  bem  polnifdEien  ßl^roniften  baä  ©entrum 
beö  Sanbeö,  bie  föniglid^e  unb  auögejeid^nete  ©tabt  (regia  et  egregia) 
genannt,  ßolberg,  baä  fd^on  l^unbert  Saläre  rorl^er  jum  ©ife  eineä  Siö^: 
t^umö  auöertoäl^lt  war,  bie  berühmte  unb  t)oi^ügli(^fte  ©tabt  ber  Sommern 


*)  S)te  »ilbung  \iz^  S5i0t|umi5  ift  fe^r  !(ac  bargelegt  in  ^lempln'S  ©c^rtft: 
S)ie  ^semtion  bed  SBidti^umd  (Sammin.    1870. 


—    15    — 

(gloriosa  et  praecipua  urbs  Pomeranonm).  ©cgcn  biefe  beiben 
©täbte  richtet  S3oleölat)  üorjugötocife  feine  3lngriffe.  S)ie  Eroberung 
berfelben  etfüttt  bie  ^'oten  mit  ganj  befonberem  ©tolje  unb  ©elbftge- 
fül^l,  fie  glauben,  bantit  ben  SBiberftanb  in  ber  Söurjel  t)emi(ä^tet,  faft 
ba§  ganje  5Retd^  {lohun  paeiie  regiium)  unterrootfen  ju  ^aben.  §ier 
wirb  breijel^n  Saläre  üor  bem  erften  3luftteten  aBartiölauö  jum  erften 
aWale  ber  namenlofe  §erjog  t)on  Sommern  ertoäl^nt.  2)aö  ©aljroerf 
bei  ßolberg  ift  ©igentl^um  ber  l^erjoglic^en  g^amilie,  bie  3?a(j^fommen 
SBartiälat)ö  verfugen  bartiber  noä)  ©utbünfen  ju  ©unften  Don  Äird^en 
unb  Ätöftem,  unb  ate  33amim  für  baö  ßanb  ©olberg  1248  ©targarb 
t)on  bem  93if(^ofe  eintauf(^t,  nennt  er  jeneö  fein  wafireö,  t)on  ben  aSor:^ 
fal^ren  ererbtes  @igentf)um.  6§  ift  fomit  nid^t  unmöglich,  baj3  baö  ßanb 
jwif^en  ^^erfante  unb  ©ieoenon),  inöbefonbere  bie  ÄafieHaneien  ©olberg 
unb  Selgarb  bie  ©tammlanbe  ber  pommerfd^en  §et^ogöfamilie  gewefen 
finb»*).  —  S)aö  pommerfd^e  Stettin  unb  bie  weftli^  ber  £)ber  wo^- 
nenben  ßiutifen  müßten  fid^  bann  jwifd^en  1107  unb  1120  bemfelben 
untergeorbnet  l^aben.  3Bä^renb  1102  nod^  aSelgarb  alö  baö  ©entrum 
beö  Sanbeö  genannt  ift,  wirb  1124:SBoIIin  afe  im  3Rittelpunft  beffelben 
liegenb  bejeid^net.  @rft  1120  rid^tet  33oleötat)  feine  Singriffe  aud^  ge- 
gen  Stettin,  weli^eö  biö  baliin  feinen  3orn  nod^  in  feiner  SBeife  gereijt 
JU  i^aben  fd^eint,  unb  baö  unfic^ere  unb  jagl^afte  auftreten  SBartiglaDö 
biefer  ©tabt  gegenüber  bei  Sifd^of  ©ttoö  2lnn)efenl^eit  lä^t  feine  §err- 
fc^aft  l)ier  noct)  fd^inad)  begrünbet  erfd;einen.  %txix\,  anfänglid^  bie  Slb^ 
fic^t  ba  n)ar,  jwei  33i§t{)ümer,  Sommern  unb  ©tettin  jU  errid^ten,  t)on 
benen  jeneö  bie  größere  9)iaffe  beö  §erjogtl)umö  öftlid^  ber  £)ber,  biefeö 
bie  fleinere  weftlid^  berfelben  umfaffen  foßte,  fo  lägt  fi(^  barin  uielleid^t 
nod^  eine  Siüdfii^tnal^me  auf  bie  beiben  §auptbeftanbtl^eile  beö  neuge: 
bitbeten  ©taateö,  bie  alten  ©tammlanbe  unb  baö  neul^injugefommene 
©ebiet,  baö  pommerfd^e  ©tettin  unb  baö  ©tüdE  t)om  Siutifenlanbe  er- 
fennen,  bie  no(^  nic^t  üöHig  }u  einem  ©anjen  tjerraai^fen  waren. 

SBi(^tiger  ate  bie  Unterfud^ung  über  ben  Urfprung  ber  l^erjog^: 
li(^en  ©emalt  in  ^ommeni  ift  für  unö  bie  g^rage,  an  welcher  ©teile 
baö  wenbifd^e  ©olberg  gelegen  l^at 

Sommern  war*),  wie  baö  ftammt)em)anbte  ^oten,  t)on  alter  3eit 
l^er  in  beftimmte  Sejirfe  get^eilt,  t)on  benen  jeber  eine  33urg  jum  3Jlit' 
telpunfte   l^atte.     SDiefe   war  ber   ©ife  ber  fürftlid^en  Beamten  beö 


*)  S)ic  aUgcmeiuen  poUt.  Sujlanbc  Sommern«  nad^  Älcmptn  @.  11  u.  f. 


'• 


—    16    — 

ganjen  Söcjirfö,  von  il^r  au§  verwaltete  ber  Äafteffan  als  etfter  SSeatru: 
ter  bie  oberfte  ©erid^töbarfeit  in  bemfelben,  führte  bie  gefammte  ©treifc= 
vxaä)t  unb  He§  in  beut  bei  ber  Surg  ftel^enben  Äruge  bie  ©elbfteuem 
unb  SlaturaKieferungen  erl^eben,  vodöje  bie  Snjaffen  beß  Sejirfö  bem 
Äanbeöl^errn  ju  entrid^ten  l^atten. 

Unter  ben  swanjig  SBurgbejirfen,  bie  Sommern  in  urfunblid^er 
3eit  jäl^lte,  war  ber  ßolberger  einer  ber  größten.  SBeftUd^  begrenjte 
i^n  ber  3arbenfd^e  ^aä)  (frül^er  2)ampönife  genannt),  ber  ©piebad^.(nod^ 
im  18ten  Sal^rl^unbert  aud^  unter  bem  alten  SRamen  SSlotnife  üorlommenb) 
im  untern  ßaufe  unb  ber  ©amper  ©ee  mit  bem  3luöfluffe  ber  3iega, 
öftlid^  ber  9Zeftbad^  von  ber  ÖueHe  bis  jur  3Äünbung,  im  ©üben 
bie  $Wolfton),  t)ielleid^t  frül^er,  baö  ßanb  ©(^it)elbein  umfd^liejsenb,  bie 
S)rage,  bann  bie  Slabü  mit  ßörlin  unb  ber  ÄautelbaiS^,  unb  gegen  ©üb^^ 
often  erftredfte  er  [id^  biö  jum  ©parjee  unb  bem  OueHfee  be§  3al^m 
fluffeö.  S3ei  feiner  ®rö^e  |)atte  er,  wie  mand^e  ber  anberen  Surgbejirte, 
no(^  jn)ei  Unterbejirfe  mit  befonberen  Surgen:  ^obijol  unb  ©oncrine. 
S)a  fie  ju  bem  2|)eile  beö  Sanbeö  ßolberg  gel^örten,  ben  Samim 
1248  für  ©targarb  an  ben  33if(^of  §ermann  abtrat,  fo  muffen  fie  auf 
ber  Oftfeite  ber  ^erfante  gelegen  l^aben.  gür  bie  nähere  33eftimmung 
if)rer  Sage  fel^lt  ein  fid^rer  Slnl^alt;  ein  gorf(^er  in  ber  pommerf(^en 
©efd^id^te  fud^t  fie  in  bem  feit  bem  Sa^re  1267  alö  £anb  ßöölin  ^er^ 
üortretenben  öftlid^en  2i^eil  beö  S3urgbejirlö  ^^). 

©ud^en  mir  nun  bie  Sage  ber  §auptburg  beö  gangen  ßolberger 
S3urgbejirtö  ju  beftimmen,  fo  gemährt  unö  bafür  ben  fid^erften  ©tüfe^ 
punct  eine  Urfunbe  am  bem  Saläre  1278,  burd^  meldte  bas  eben  er^ 
rid^tete  Sungfrauenflofter  bei  ©olberg  von  feinem  Segrünber,  bem 
S3ifd^ofe  ^ermann,  feine  weitere  2luöftattung  er|)ält.  SDaä  Älofter  ift 
errid^tet  in  ber  2lltftabt  ßolberg,  wo  el^emalö  (quondam)  bie  Solberger 
Canonici  —  bie  fdl^on  feit  längerer  Seit  in  bie  neue  ©tabt  übergefie* 
belt  maren  —  „bem  §errn  gebient  l^atten."  5Der  33if(^of  t)ereignet  ben 
Jungfrauen  ben  ®runb  unb  33oben  auf  ber  §öl)e  unb  in  ber  9Heberung, 
mo  fid^  el^emalö  bie  S3urg  befanb,  mit  allem  3ube^ör,  SRed^t  unb  SRufeung, 
barunter  bie  SRaturattieferungen  ber  fleinen  3ldEerbefi^er  bafelbft,  ber 
©ärtner,  (Jiortulani)  nur  mit  ber  6inf(^ränfung,  ba^  biefe,  fo  lange 
ber  Sifd^ofe  lebe,  bei  feiner  Slnmefenl^eit  in  ©olberg  Äol^l  unb  ©emüfe 
in  bie  bifd^öflidEie  Äüdie  ju  liefern  Ratten  ^^^^  g^mit  lag  bie  SBurg 
um  bie  3eit  ber  ®rüti4)ung  beö  neuen  ßolbergö  unjmeifell^aft  bei  bem 
jefeigen  Stittergute  2l(tftabt  auf  ber  §ö^e,  bie  früher  mit  fteilcrer  33öfd^ung, 


—     17    — 

als  ic|t  jur  ^erfante  abfiel  unb  bann  Sal^rl^unberte  lang  baö  Älofter 
getragen  l^at  ©eit  bte  S3urg  mit  bem  ©ntftel^en  ber  beutf(^en  ©tabt 
überflüffig  geworben  war,  ftanb  fie  unbewol^nt  unb  t)eröbet;  aber  no(^ 
Sal^rl^unberte  lang  l^at  fi(^  ber  SurgwaH  erl^alten,  wieberl^olt  wirb  er 
in  ben  ©tabtbüc^ern  nod^  beö  15ten  Sal^rl^unbertö  jur  Seftimmung  ber 
Sage  von  SBiefen  unb  2l(ferftüden  genannt,  unb  bie  (Soffäten  ber  2llt= 
ftabt,  bie  alten  „©ärtner",  beren  §äufer  an  unb  auf  bem  alten  Surg^ 
walle  erbaut  waren,  l^aben  noä)  im  vorigen  Sal^rl^unberte  ben  Flamen 
„SBaaieute"  geführt. 

2luf  ber  33urg  l^atte,  wie  biefelbe  Urfunbe  jeigt,  baö  ßapitel  fei- 
nen ©ife  aufgef^lagen,  fidler  beftanb  e§  fc^on  im  Sai^r  1219  (fiel^e 
©.  23)  unb  mit  großer  2Ba|irfd^einli(^feit  läjgt  eö  fid^  f(^on  am  6nbe 
beö  Dorl^ergel^enben  Sai^rl^unbertö  nad^weifen.  @ö  mu§  alfo  ju  biefer 
Seit  au(^  bie  Surg  an  berfelben  ©tette  gelegen  l^aben. 

SBenn  bie  3Benben  i^re  33urgen  meiftenä  in  ber  3Jiitte  von 
©ümpfen  unb  ©een  anlegten,  fo  war  biefe  ©ewol^nl^eit  boä)  weniger 
burd^  eine  befonbere  Steigung,  als  burd^  bie  Sefd^affenl^eit  beö  ßanbeö 
bebingt,  bem  bie  Sergfpifeen  fel^len,  auf  benen  bie  33urgen  beö  weft= 
lii^en  unb  füblid^en  ©eutfd^lanbö  errid^tet  finb.  3lu(^  bie  2Benben  wer^ 
ben  bie  aSort^eile  erfannt  l)aben,  weld^e  bie  2lnlage  auf  einer  §öl^e 
jumal  im  SBinter  gewährt,  wo  ber  g^roft  ©umpf  unb  SEßaffer  feft  unb 
jugdnglid^  mad^t.  ®ö  gab  nun  aber  feinen  geeigneteren  ^^unft  in  ber 
Umgegenb  von  ©olberg  für  eine  S3efeftigung,  afe  ber  33urgberg  bei 
Slltftabt  Unmittelbar  auö  ber  ^erfante  fid^  erl^ebenb,  bel^errfd^te  er 
ben  gluj3,  war  burd^  weitere  ©ntfemung  vom  SReere  e^er  gegen  plö^ 
lid^e  Ueberfälle  von  ©eerdubern  gefidEiert  unb  liej3  fid^  mit  leidster 
aWül^e  burd^  einen  auö  ber  ^erfante  gefpeiften  ©raben  in  eine  Snfel 
ücrwanbeln.  ©ä  ifi  bal^er  fein  ®runb  anjune^men,  ba§  bie  33urg  vor 
bem  13ten  3al;rl^unbert  an  einem  anberen  ^lafee  geftanben  l^abe. 

©ie  mit  ben  Surgen  cerbunbenen  jOrbnungen  für  ben  Sejirf 
brad^ten  eä  mit  fid^,  ba§  in  ber  3lixf)t  berfelben  ftabtartige  Slnfieblun- 
gen,  Surgfledfen,  fid^  bilbeten.  §ier  ftanb  ber  Ärug  beö  Sejirfö,  in 
weld^em  bie  Snfajfen  beffelben  bie  abgaben  an  ben  Sanbeö^errn  ent: 
rid^teten  unb  gefettige  Sufammenlünfte  hielten,  l^ier  war  ber  3Warft  ber 
^rot)inj,  auf  bem  attein  §anbel  getrieben  werben  burfte,  eö  fonnte  beö^ 
l^alb  nid^t  fehlen,  bafe  eine  l^anbet  unb  gewerbetreibenbe  33et)ölferung  ^ier 
i^re  33uben  unb  3Berfftätten  auffd^lug.  3Bo  e§  bie  Dertlid^feit  erlaubte, 
lag  biefer  SBürgfledfen  (mburbium)  in  unmittelbarer  3lä^e  ber  Säurg, 

2 


—    18    — 

Ucbet  bic  Sage  bcö  33urgfteäeuö  bei  bcr  S3urg  von  ßolberg  föitnen 
Toir  m(j^t  in  Stoeifel  fein.  S)ie  @rri(^tung  eineö  Gapitelö,  roel^eö  Dorjugd^ 
roeife  bem  ©otteöbienfte  größere  ^radf)t  unb  geierlid)feit  üerleitien  foH,  l^at 
nur  ©inn  innerl^alb  einer  größeren  ®emeinf(^aft  üon  3Kenf(^en,  unb 
baö  SSorl^anbenfein  beffelben  auf  ber  S3urg  ift  fd^on  ein  3eugni^  bafür, 
ba§  bie  alte  3Benbenftabt  in  bereu  unmittelbarer  9Jä(;e  gelegen  l^aben 
muJ3.     S)o(^   ift  aud^  eine  ur!unbli(^e  Seftätigung  bafür  üorl^anben: 
bie  Sol^anniöürd^e  wirb  in  ber  Urfunbe,  in  lueld^er  fie  von  ben  §ers 
joginnen  3)hroölatt)a  unb  Sngarbiö  (im  Sa^r  1222)  bem  ßlofter  2Wo=: 
gilna  in  SDanjig  rerlie^en  wirb^^),  alö  in  Golberg  liegenb  bejeid^net. 
Xa  bie  ©tabt  gro^  unb  voltxciä)  genannt  wirb,  mufe  fie  einen  nid^t 
unbebeutenben  Umfang  gel^abt  ^aben.    S)aJ3  fie  fi^  üorjugömeife  nad^ 
©üben  ^in  auögebeljut  l^abe,  wie  9Bad^ö  meint,  ift  nidjt  unTOal^rfc^eim 
li(^,  wenn  aud^  bie  in  feiner  3eit  noä)  üorl^anbenen  9)iauerrefte  fd^wer^ 
lidEi  baf)er  rüliren  mod^ten,  nad^  Dften  l^in  war  jebenfallö  no(^  bie  So- 
l^anniöfird^e  in  ben  ©rbwall,  —  etwaö  anberö  ift  unter  ben  Tffuri  beö 
polnifd^en  6l;roniften  nid^t  ju  beulen  —  ber  bie  ©tabt  fid^erte,  mit 
eingef(^loffen. 

Äeiner  ber  wenbifd^en  33urgfteden  war  eine  ©tabt  im  beutfd^en 
©inne.    3Bar  er  auct)  äu^erlid^  burd^  2Batt  ober  ^Uanfenwerf  gegen  bie 
£anbfd)aft  abgef(^loffen,  fo  bilbeten  bod^  feine  S3ewol^ner  feine  hmä)  ein 
befonbereä  ©tabtrei^t  jufammengel^altene,  t)on  3lbel  unb  Sauern  gefom 
berte  ©enoffenf^aft.    33urg  unb  3)urgfledeii  war  ber  äJereinigungöpunft 
beö  ganjen  Sejirfö,  ju  ben  aSolfdoerfammlungen  bafetbft  l^atten  bie 
Sewoliner  beö  Sanbeö  gleid^en  3utritt,  wie  bie  ©täbter,  beibe  ftanben 
unter  benfelben  Beamten,  ja£)lten  bie   gleid^en  Steuern,     ©o   waren 
biefe  2Benbenftäbte  ni^tö   alö   größere   ftabtartige  Sln^äufungen  von 
Käufern.    Snbeffen,  wo  bie  iJage  beä  Crtö  befonberö  günftig  war,  ba 
rüfirte  fid;  aud^  wo^l  ein  fräftigereö  unb  felbftflänbigereö  Seben,  wel= 
d^eö  über  ben  bäuerlid^en  ß^arafter  l^inauöging  unb  ben  ©d^ein  beut- 
fdEier  ©täbtefrei^eit  gewinnen  fonnte.     Siefe  günftigen  a3ebingungen  ju 
einer  reid^eren  ©eftaltung  bot  and;  ßolberg  in  bem  ©aljwerfe  unb  bem 
na^en,  burd^  glufe  unb  §afen  jugängtid;en  a)feere.     ©c^ifffa^rt  unb 
3=ifd;erei  bilbeten  bie  §auptna^rungö}weige  ber  93ewol)ncr,  flottenweife 
fuhren  fie  mit  i^ren  leidsten,  für  9iuber  unb  ©egel  eingeridf)teten  ©nig:: 
gen  nad^  Stügen  jum  §eringäfange  ober  nad^  bem  gegenübertiegenben 
©d^weben,  unb  fd^on  bie  gro^e  Seute  an  gifd^en,  welche  bie  ?Polen  in 
©olberg  mad^ten,  würbe  beweifen,  baß  fie  biefelben  nid^t  btofe  jum 


—     19    — 

eigenen  Sebarf  fingen,  wenn  wir  mä)  nid^t  jonft  wüßten,  ba§  fie  fo- 
gar  batnit  naä)  ^Jßokn  I)in  §anbel  getrieben  l^aben.  g^erner  erforberte 
ber  ©alinenbetrieb  .(f-  ^^V-  4)  Strbeiter,  er  fefet  bie  Äunft  üorauö, 
baö  au§  fremben  ^ergraerfen  gel^olte  Metall  in  bie  g^orm  ber  Pfannen 
ju  bringen,  unb  §änbter  unb  gul^rleute  waren  not^wenbig,  um  bie 
2Baaren  im  Sanbe  unb  auf  ben  alten  ^atibelöftrajgen  nad^  SBottin, 
*^}olen,  ©aujig  ju  vertreiben,  g^ifd^er  unb  §änbler,  ©aljfieber,  ^fann^ 
fd^miebe,  g^rad^tfal^rer  werben  alfo  ben  Äern  ber  33et)ölferung  gebilbet 
l^aben,  unb  bie  gefal^rpolle  3lrbeit  auf  bem  aKeere  gab  il^nen  baö  tröfeige 
©elbftgefül^l  unb  ben  fül^nen  Sinn,  ben  fie  ben  ^olen  gegenüber  jeigten. 

S)er  ©teinbau  war  ben  SBenben  fremb,  würbe  wenigftenö  von  i^nen 
nur  wenig  angewenbet.  S5ie  33ewol^ner  beö  fo  anfel^nli($en  SBoHinö 
wollten  bem  33if(^ofe  jOtto  bie  g^euerprobe,  ju  ber  er  fid^  erbot,  nid^t 
geftatten,  weil  bie  ©tabt  babei  in  glammen  aufge{)en  fönne.  SBie 
SBottin,  wirb  au(^  baö  wenbifc^e  ßolberg  auö  §olj  unb  Sel^m  erbaut 
gewefen  fein.  2)ie  gotl^ifc^en  Sogen,  Siefte  unterirbifd;er  ©ewölbe,  bie 
Dor  langem  Scti^ren  auf  bem  Älofterfcerge  ausgegraben  finb,  fo  wie  bie 
tiefgel^enben  gunbamente,  welche  l^ier  einen  SKaum  üon  3  biö  4  3)iorgeu 
einnel^men,  finb  natürlid^  Ueberbleibfel  oon  ben  alten  Sltoftergebäuben, 
bagegen  tonnte  aus  wenbif($er  3eit  ein  auö  an  einanber  gelegten  §öU 
jem  beftel^enber  ®amm  l^errütiren,  ber  oor  mehreren  Sauren  gelegent:= 
lid^  in  bem  füblid^en  Serraineinfd^nitt  einige  gufe  tief  unter  ber  Dber^ 
fläd^e  entbedEt  würbe,  ^^) 

Seid^t  fonnte  eine  fold^e,  burd^  fein  inneres  £eben§banb  äufam- 
mengel^altene,  aus  §olj  unb  i5el)m  erbaute  ©tabt  oont  SJoben  oerfd^win^ 
ben,  wenn  i^r  bie  SBebingungen  ilireö  2Bol;lftanbeö  entjogen  würben. 
SDaö  gefd^al^  burd^  bie  ©rünbung  von  aJeu^Solberg  unb  burd^  ba§  ©im 
gel^n  ber  SBurg.  SSon  ber  ©ee  oerbrängt,  intb  fd^on  baburd^  ju  einem 
t)erfommenen  SDafein  oerurt^eilt,  gab  bie  2Benbeuftabt  bie  lebenöhäftigen 
eiemente  an  bie  neue  ©tabt  ab  unb  faul  balb  jum  unbebeutenben  5Dorfe 
l^erab.  3m  Sa^r  1222  liegt  bie  Soi^anniöfirdje  nod^  in  ber  ©tabt, 
1360*^),  wie  l^eute,  in  ber  a)Utte  wogenber  äle^renfelber  (ifi  campis), 
wol^l  \6)on  1278  burd^  länblid)e  (Sinfamfeit  ein  geeigneter  £)rt  für  bie 
befiaulid^e  Slnbad^t  ber  £lofterfdl;n:eftern.  5Dod^  ^at  ber  SRame  3lltftabt 
bie  (Erinnerung  an  bie  alte  2Benbmftabt  bis  auf  unfere  Sage  ertialten. 

SDiefer  3luffaffung  ber  ßertlid^feit  entfpric^t  burd^aus  baö  33ilb, 
weld^eö  wir  m^  nad^  ber  ©d^ilberung,  bie  ber  polnifd^e  ß^ronift  von 
bem  erften  angriff  öoleslaoS  auf  ßolberg  (1107)  gegeben  %ai,  eut^ 

2* 


—    2Ö    — 

werfen  muffen.  SSoleölat)  erreid^t  bie  ^erfante  von  SBeften  l^er  unb 
fü^rt,  nad^bem  er  überbenglufe  gefefet  ift,  feine  ©efd^TOober  in  voUem 
3tennen  gegen  bie  ©tobt.  ®in  fold^er  6at)aIIeriean9riff  ift  nur  benfbar 
auf  offenem  Slad^felbe,  nid^t  über  aKoorgrünbe  unb  fd^male  ßnüppet 
bämme  fort,  bie  paffirt  werben  mußten,  roenn  bie  SBenbenftabt  auf  bem 
^^lafee  beö  l^eutigen  ßolbergö  geftanben  l^ätte.  SDie  mit  einem  SBoH 
befeftigte  ©tabt  (ber  SSurgftecfen)  mirb  überrumpelt,  unb  bie  Surg  würbe 
in  berf elben  SBeif e  genommen  fein,  romn  bie  Singreifer  in  gef d^loffener 
3Ka)fe  über  eine  SBrüde  fort  in  biefelbe  eingebrungen  wären.  2)ie  Surg 
mu§  alfo  unmittelbar  neben  bem  SurgfledEen  gelegen  ^aben,  von  i^x 
nur  burd^  einen  überbrüdften  SBafferlauf  getrennt,  in  weld^em  wir  nur 
einen  von  ber  ^erfante  auögel^enben  unb  wieber  in  fie  jurüdfel^renben 
©raben  erfennen  fönnen.  liefen  l^at  nad^  ßften  l^in  bie  anbauembe 
ftiHe  2lrbeit  be§  ^flugeö  im  Sauf  ber  Sai^rl^unberte  auögefüHt  unb  feine 
©puren  faft  t)erwifd^t,  im  ©üben  unb  SWorben  bagegen  ift  er  biä  jur 
^erfante  l^in  an  tieferen  Serraineinfd^nitten  nod^  lei^t  ju  erfennen. 

3Kit  biefer  3luffaffung  beö  Sierrainö,  für  weld^e  bie  gefd^id^tlid^en 
3eugniffe  unb  bie  Sobenbefd^affenl^eit  in  gleid^er  Sffieife  fpre^en,  miff 
fid^  tmr  eine  ©teile*)  au§  bem  polnifd^en  6|)roniften  nid^t  red^t  vereinigen 
laffen.  Sllö  33oleölat)  in  bem  SBinter  beffelben  Sa^reö  jum  jweiten 
3Jiale  vox  ©olberg  rüdEte,  befd^lofe  er,  beoor  er  bie  ©tabt  felbft  angriff, 
fid^  eineö  unmittelbar  am  aWeere  gelegenen  ÄafteHö  (castellum  niari 
proximum)  ju  bemäd^tigen.  2luö  biefer  ©teile  liejse  fid^  fd^liefeen, 
baJB  bie  SBurg  (castellum)  burd^  einen  weiteren  Siaum  t)on  ber  ©tabt 
entfernt  gewefen  ift,  unb  wenn  man  bie  in  ber  Sefd^reibung  beö  erften 
aingriffö  genannte  Srüdfe  l^ier  aud^  imterbringen  will,  am  linfen  Ufer 
ber  ^erfante  ftromab  in  ber  3iä^e  beä  aJieereö  gelegen  l)at. 

3nbej5  läfet  fid^  aud^  wo^l  biefe  ©teile  in  (ginftang  mit  ber  obi= 
gen  3luffaffung  ber  Dertli^feit  bringen,  ber  ßl^ronift  lann  fogar  unter 
bem  am  aJieere  gelegenen  Äaftell  nid^t  bie  Surg  uerftanben  l^aben,  bie 
Soleölat)  bei  bem  erften  3lngriff  nid^t  erobern  fonnte,  man  mü^te  benn 
annel^men,  ba^  feine  aHerbingö  unbel^olfene  SDarfteUung  jeber  Seftimmt- 


*)  Sic  lautet  üoHflänbiö:  —  Boleslavus  ad  maritima  proper amL  Cumque 
jam  ad  urbem  Cholbreg  declinaret  et  castrutn  mart  proximutn  expugnare  prius- 
quam  ad  urbem  accederet  cogitaret,  ecce  does  et  oppidanos  pronis  cervicibus 
oboiam  Bolezlav  procedentesy  semetipsos  etfidem  et  seroitivm  profercntes.  Ipse 
quoque  dux  Pomeranerum  adeeniens  Boleilao  inciinavit,  —  IScriptares  rer, 
/ViMfAv  /,  747  Cbron,  Pol:  JI,  39. 


—    21    — 

l^ett  in  ben  Stuöbrüdfen  ermangelt.  3Wlt  bem  SBorte  tirbs  ober  mitas  faßt 
er  wol^l  SSurg  unb  SBurgfleden  jufamnten,  aber  tt)o  er  jwifd^en  beiben  fd^ei- 
bet,  ba  bejeid^net  er  ben  93ur9P[e(fen  mit  suburbium,  bie  Surg  felbfi  mit 
urbs  ober  civitas,  SBenn  nun  in  ber  ©d^ilbenmg  beö  jraeiten  3lngriffö  ber 
urbs  baö  castellum  entgegengefefet  mirb,  fo  fann  unter  ber  erfieren 
nid^t  fügli(3^  baö  subnrbium,  fonbem  nur  bie  frül^er  mit  biefem  SEBorte 
bejei($nete  33urg  t)erftanben  merben,  unb  bie  cives  unb  oppidaiii  (t)iet 
leidet:  93urgmannen  unb  ©tabtbemol^ner),  roeld^e  jufammen  mit  bem  un- 
genannten ?Pommeml^et^oge  fi(3^  bem  ^olenfürften  unterwarfen,  finb 
au§  biefer,  nid^t  aus  bem  castellum  l^eroorgefommen. 

SBoffen  mir  bemnad^  biefem  t)ereinjelt  fiel^enben  3eugni§  einen 
3Bertl&  beilegen,  fo  bleibt  unö  nur  übrig  anjunel^men,  baß  bamafe  aud^ 
in  ber  3la^e  be§  SJJeereö,  etma  an  ber  ©tette  be§  l^eutigen  ßolbergs, 
eine  SBefeftigung  beftanben  l^at.  ©ine  3lnfieblung  in  ber  3?äl^e  beö  ©alj* 
bergs,  an%  ©iebem,  ^fannfc^mieben  u.  f.  m.  ift  menigftenö  aud^  für 
biefe  3eit  fd^on  nid^t  unmöglich.  Seneö  Äafteff  mürbe  alfo  baju  ge^ 
bient  l^aben,  ben  Semol^nem  biefer  Slnfieblung  im  %aU  eineö  unermar^j 
teten  2lngriff§^  befonberö  von  ber  ©eefeite  l^er,  ©d^ufe  ju  gemäl^ren, 
unb  33oIe§lat)  l^ätte  bann  bie  2lbfid^t  gel^abt,  burd^  bie  ©innal^me  biefeö 
Slußenmerfe  bie  Sefafeung  ber  33urg  ju  fd^redfen  imb  fid^  bie  Eroberung 
berfelben,  beren  SBiberfianböfraft  er  f(^on  erprobt  l^atte,  ju  erleichtern.  — 

Sßeld^e  93emanbtnij3  es  alfo  anä)  mit  biefem  ÄafteH  an  ber  Küfte 
gel^abt  l^aben  mag,  bie  §auptburg  unb  ber  9Wittelpunft  ber  ßolberger 
Äafieffanei  lag  ni^t  in  ber  M^e  ber  ©ee,  fonbem  an  ber  ©teile  bes 
l^eutigen  SRitterguts  SKItftabt.  ^ier  ftanb  ber  Ärug  ber  ^rot)inj  unb 
von  l^ier  aus  leitete  ber  5laftettan,  ober  ju  Seiten  bie  Äaftettane,  bie 
aSermaltung  beö  35ejirfs. 

35enn  in  ben  Seiten  ber  Sl^eilung  ?Pommemö  unter  jmei  g^ürften 
blieb  ber  ©olberger  Surgbejirf  gemeinfameö  ©igentl^um  beiber,  unb  bie 
©ered^tfame  iebeö  ber  Seiben  mürbe  burd^  einen  befonberen  Äaftettan 
mal^rgenommen,  mie  aud^  bie  jebem  jugemiefenen,  mal^rfd^einli($  burc^ 
bie  ^erfante  gefd^iebenen  £>rtf(^aften  il^re  Slbgaben  in  einem  befon:= 
beren  5lruge  entrid^teten.  SRur  ber  ©aljberg  blieb  ungetl^eilt.  ©o 
finben  fi(^  jmei  Ärüge  unb  jmei  Äaftettane  in  ßolberg  jur  3eit 
ber  erften  SEl^eilung  jmifd^en  Sogiölao  I.  unb  Äafimir  I.  (1160 
bis  1181).  aSon  il^nen  werben  genannt  Sarfa  unb  Sl^moris,  ber  lefe^^ 
tere  mirb  alö  ber  jmeite  Äafteffan  bejeic^net  unb  mar  t)iellei(^t  jenem 
untergeorbnet    Sarfa  gel^örte  jii  ben  angefel^enften  unb  oertrauteften 


—     22    — 

Beamten  Sogißlaüö.  ^a^  bcr  S!Btcbert)eretnigung  bcö  fianbeö  erf(]^cint 
er  aU  ber  einzige  ÄafteDan  (1187).  33ei  bcr  jroeitcn  Stellung  (1214—64) 
tritt  abermatö  eine  SDoppefoertDaltimg  ein.  3utn  Sal^r  1227  werben 
SDobijlauö  imb  «Tfinied^  als  ilafteHane  aufgefüf)rt,  ber  lefetere  fd^on  1219 
xmb  nod^  1240  genannt.  3:^ie  3leil^e  ber  wenbifd^en  Äaftellane  ((abließen 
93orfo,  ber  ©tainntDater  beö  l^o(^angefel^enen  SSortengefd^led^tä,  nnb  Stxa^ 
jimir,  beibe  in  biefer  ®igenfd^aft  jroei  Scii^re  t)or  ber  ©rtinbung  ber  beut- 
fd^en  ©tabt  (1253)  jum  lefetenaJlde  genannt.  9Son  ben  unter  bemÄafiet 
lan  ftefienben  Beamten  gefd^iel^t  nur  beö  Tribunen  (ber  bie  SPoIfeüerfamm- 
hingen  leitete  unb  ben  Heerbann  ju  gujg  fül^rte)  (Sbijlauö  (1220—28) 
nanientlid^  ®m)äl^nung.  3al^Ireid^er  fmb  JJamen  aM  bem  ©olberger 
Surgabel  aufberoalirt,  beffen  ©üter  innerl)alb  beö  33urgbejirf§  lagen,  unb 
ber  beöl^alb  mit  feinen  ^ienften  ber  ÄafteHanei  üerpftiiä^tet  war.  ©o 
werben  aufgeführt  juni  ^af)x  1194  Uneölat),  SBird^oölaw,  SBfemir,  ju 
1227  aSfemar,  3efelauö  unb  beffen  ©o^n  3tot)§Iauö,  ju  1249  ©anba 
unb  1253  3[>encefe,  SBojan,  (£ujjlau§,  ^etruö,  SBiffuca,  3lan)entar, 
Someca,  aUeö  5Iamen  üon  eä)t  roenbifc^em  ©epräge. 

3luf  ber  33urg,  wo  neben  ber  Sel^aufung  beö  ÄafleHanö  in  lieib- 
nifd^er  3eit  bie  S'empel  ber  wenbifd^en  ©ötter  geftanben  l^atten,  war 
aud^  für  bie  (^riftUc^en  Äird^en  ber  geeignetste  ^lafe,  ba  bie  uralte  'heilig- 
feit  beö  £)rtö  bem  Sempet  beö  neuen  ©otteö  in  ben  3lugeu  beö  eien 
befel^rten  3?ol!e§  eine  p^ere  SBeü^e  tierleil^en  mufete.  Ueberbieg  würbe 
immer  ber  l^eibnif($e  Sempelplafc  mit  bem  baju  gel^örigen  ®ebiete  GU 
gentium  ber  neuen  Äird^e.  §ier  liefe  Dtto  bie  erfte  d^riftUd^e  ber 
3)iaria  geweil^te  Äird^e  errid^ten.  3n  ber  furjen  3eit  von  jwei  SKona^ 
ten  l^ergeftettt  unb  unter  einem  SSoIfe,  welAeö  ben  ©teinbau  faum 
faimte,  war  fie  gewife,  wie  bie  (Samminer  R\xä)e,  imr  leicht  auö  gled^t^ 
werf  imb  23alfen  5ufanunengefügt,  unb  erft  fpäter  erl^ob  fid^  an  i^rer 
©teile  ein  fefter  ©teinbau  mit  einem  ®Iodfentf)urm.  ^Tiefe  nid^t  feiten 
mit  ber  9!)larienfird)e  beö  beutfd^en  ßolbergö  t)erwed^felte  3Jiarienfird&e 
ber  3lltftabt  war  lange  3eit  6apitelöfird)e  unb  würbe  nad^  ber  Ueberfiebe- 
Iimg  bcr  Soml^crrn  in  bie  neue  ©tabt  t)on  bem  SBifd^ofe  §ennann, 
DieHeic^t  neu  gebaut,  ben  Ätofterfrauen  eingeräumt. 

3tu§er  il^r  befanb  fid^  auf  bcr  SJurg  nod^  eine  Äapette  ©t.  ^etri. 
©ic  wirb  1309  alö  eingegangen  bejeid^net  unb  baö  baju  gelegene  35orf 
©amgl^or  von  bem  Sifd^ofe  §einrid^  bem  ßapitcl  Dcreignet*). 


*}  (£apitcl«urfunbe  x)on  1309.    2)a«  S^orf  üarnghor^  qxiac  ab  antUpio  in 


—    23    — 

S)ie  von  SBaiä^ä  nod^  angefül^ttc  3afobi!ir(3^e  xoax  fein  felbftftam 
bigeä  fixä)^xä)^§^  ©ebäube,  fonbem  nur  eine,  erft  1432  genannte,  mit 
ber  Slltftäbter  3Karien!ir^e  Derbunbene  ÄapeHe^'^). 

3llt,  TOenn  auä)  nid)t,  wie  man  im  17ten  Sal^rl^unbert  meinte, 
bie  ältefte  unb  von  £)tto  felbft  gegrünbet,  ift  bie  in  bem  Surgfleden  ge^ 
legene  Sol^anniöfird^e.  ©ie  wirb  in  betn  Saläre  1222,  ju  weld^em  fie 
überl^aupt  juerft  genannt  ift,  t)on  ben  Herzoginnen  aWiroölawa  unb  3m 
garbiä  im  5Ramen  il^rer  unmünbigen  ©öl^ne  Sarnim  I.  unb  SEBartiälat)  III. 
mit  bem  3)orfe  ^retmin  bem  Ätofter  3Jiogilna  bei  SDanjig  ^ereignet,  unb 
SBamim  erläutert  fpäter  (1230)  bie  gleid)  jugefii^erte  ^Befreiung  jene§ 
SDorfeö  t)on  allen  meltUcJ^en  Saften  bal^in,  bafe  nur  bie  §eereöfolge 
unb  bie  SBurgbienfte  für  Solberg  baoon  ausgenommen  fein  foHen  ^®). 
S5iefe  auffallenbe  SSerlei^ung  an  ein  frembeö  Älofter  erflärt  fi(^ 
mol^l  auö  bem  Umftanbe,  bafe  SKiro^lama  eine  Soi^ter  §erjog  3Reft: 
winö  von  ^Pommem'S)anjig  mar  unb  t)ermutl^lid^  in  Sejiel^ung  ju  bem 
Älofter  il^rer  Heimat  ftanb.  3)aö  Älofter  gewann  baburd^  nid^t  nur 
ben  aSortl^eil,  ben  bei  ber  Sol^anneöfird^e  anjufteffenben  SSicar  bem  Si- 
fd^ofe  von  ßammin  präfentireu  unb  fomit  einem  feiner  ©eiftlid^en  eine 
^vfrünbe  t)erf($affen  ju  fönnen,  fonbem  aud^  eine  ©tation  in  ber  3la^e 
von  ßolberg  jur  Ueberwadjung  feiner  ^fannftätten  unb  eine  5Rieber:= 
läge  für  feinen  SBaarenbetrieb,  für  ben  eö  von  33amim  in  ber  oben- 
berührten  Urfunbe  bie  Sollbefreiimg  erl^alten  l^atte.  ®ö  l^at  fein  SRec^t 
lange  Seit  be^uptet,  unb  im  Sai^r  1281  naä)  bem  %obe  beö  t)on  fei^^ 
nem  2lbte  präfentirten  3Kagifterö  3ol)anne§,  bifd^öflid^en  SRotarö,  wirb 
i^m  baffelbe  neu  beftätigt  ©rft  1333  bringt  »ifd^of  g^riebrid^  von 
ßammin  baö  in  feinen  ©prenget  eingreifenbe  ^atronatöred^t  eines 
fremben  ^lofterö  burd^  gütlid^en  SBergleid^  an  fid^^^). 

2Bie  fd^on  erwäl^nt,  fafe  neben  ber  SRarienfirc^e  auf  ber  älltftabt 
ba§  ßapiteL  S)ie  3eit  ber  ©ntftefiung  beffelben  ift  nid^t  mit  ©id^erl^eit 
JU  beftimmen.  3n  berfelben  Urfunbe,  in  weld^er  an  ber  Sol^anniäfird^e 
in  ßammin  baö  neubefteffte  35omcapitel  nad^  bem  3Kufter  t)on  6öln 
feine  erfte  ©inrid^tung  erliält  (1176),  wirb  unter  ben  Sengen  aud^  ein 
^räpofituö  §ennann  t)on  ©olberg  ^^)  genannt.  SDod^  ba  aud^  bie  3lr5 
d^ibiafonen,  weld^e  im  SRamen  beö  Sifd^ofö  bie  geiftlid^e  ©erid^töbarfeit 


caslro  Colbergh  ad  capellam  St.  Petri  nunc  dirutam  spectaoerat.  -—  (Sic  mar 
fd^on  1281  aujcr  ©ebrauc^,  \>ci  5)anigor  in  bttfcm  3al§rc  ju  3ernin  gelegt 
wurlw.  —  ((Jap.oUrfunbe  1118). 


—    24    — 

in  crfler  Snftanj  t)em)alteten,  bamafe  mit  bicfem  Sitel  bejeid^net  xom^ 
ben,  fo  brandet  jener  §ermann  nid^t  S)ompropft  gewefen  ju  fein,  er 
!ann  bie  ©teHung  eineö  2lrd^ibiafonuö  befleibet  §aben,  unb  eä  ift  alfo 
barau§  mä)t  mit  ©id^erl^eit  auf  baö  Seftel^n  beö  ©tiftö  in  jener  Seit 
ju  fiä^liejgen.  5Daö  erfte  fidlere  Seugnife  ift  aus  bem  Saläre  1219^0, 
in  meld^em  jum  erfien  3WaIe  ein  ßolberger  Äanonifns  SRineruö  ge:^ 
nannt  toirb,  unb  bie  ©d^enfung,  meldte  in  bemfelben  Saläre,  ober  in 
bem  Slnfange  beö  folgenben  bie  ^ei^ogin  Sngarbiö  mit  ben  brei  SJör^ 
fem  33uggentin,  ©arrin  unb  ©abom^^)  \^^  ^{^^^  j^^r  l^eiligen  Sung^ 
frau  in  ©olberg  mad^t,  ift  alfo  felbftoerftänblicä^  bem  ©tifte  zugefallen. 
3lnn  aber  ift  baö  SDorf  Suggentin  fd^on  einmal  119423)  üon  ber  §ers 
jogin  2lnaftafia  ber  SDlarienfirdje  oereignet,  eä  ift  bemnad^  bie  größte 
2Bal)rfd^einlid^!eit  Dorl^anben,  ba§  fd^on  bamate  baö  ©olberger  ©tift  be- 
ftanben  l^at,  unb  bafe  ber  1208  genannte  ^röpofituö  5Rifolauä,  S3rus 
ber  beö  3lbteö  ©igfrib  von  ©tolp,  ©olberger  SDompropfl  gemefen  ift. 
®ö  liegt  alfo  faum  ein  3eitraum  von  jmanjig  Salären  jtoifd^en  ber 
©rünbung  beö  ßamminer  unb  ber  erften  urfunblid^en  Sejeugung  bes 
ßolberger  ßopitels,  unb  rotnn  in  ben  (fut^  vor  1385  abgefaßten)  ©ta^ 
tuten  ber  ©amminer  Äird^e  bie  ßeiftungen  beö  ßolberger  ©tiftö  an  ben 
33if($of  alö  t)on  ber  erften  ©rünbung  (a  primaem  fundafione)  be§  ß'am^ 
miner  Sapitelä  l^er  befiel^enb  bejeid^net  morben  ^^),  fo  ift  baö  menigflenö 
ein  Seraeiö,  baß  man  bort  bie  ©rrid^tung  bes  ßolberger  ©apitelö  als 
jiemlid^  gleid^jeitig  mit  ber  beö  ©amminer  annal^m. 

SDer  aWangel  an  gefd^id^tlid^en  3eugniffen  über  bie  ©ntfiel^ungö^^ 
jeit  erllärt  fid^  mol^l  aus  ber  anfdnglid^en  Unbebeutenbl^eit  beö  ©apitelö. 
93uggentin  ift  baö  erfte  SDorf,  baö  1194  urfunblid^  t)ereignet  mirb, 
unb  jwar  oon  ber  §et^ogin  2lnafiafiö.  SRad^  bem  Sobe  bes  §erm  Äa= 
fimir,  bem  bie  ^ürftin  eö  erblich  oerliel^en  l^at,  foH  eä  an  baä  ßapitel 
fallen.  S)o(^  l^at  baffelbe  nid^t  gleid^  in  ben  SBefife  gelangen  fönnen. 
3m  Saläre  1219,  mo  il^m  baö  SDorf  mit  ©arrin  unb  ©abom  jufammen 
abermals  oerliel^en  mirb,  gel^ört  eö  bem  ÄajleHan  Simegl^,  unb  erft,  menn 
biefer  feinen  SBol^nfife  anberömol^in  verlegt,  fott  eö  an  baö  ©apitel  fom^ 
men.  3m  3al^r  1253  erfd^eint  eö  als  ©gentl^um  beffelben,  mirb  il^m  aber 
oon  SBartiölao  III.  1262  auffattenber  3Beife  nid^t  beftätigt,  fonbern 
neu  üerliel^en,  al§  märe  e§  eine  ntnt  ©d^enfung. 

©arrin  fann  bem  ©opitel  nur  jum  Sl^eil  gel^ört  l^aben,  ba  fid^ 
nod^  1282  ^s)  ber  SRatl^  oon  ©olberg  für  bie  t)om  ©apitel  ertl^eilte  ®t'^ 
laubniß,  einen  ^reöbpter  an  bem  l^eiligen  ®eift  ju  beftetten,  oerbinblid^ 


—    25    — 

maä)t,  betnfelben  auf  ©tabtfofteu  in  bcm  S)orfe  8  §ufen  mit  bem  baju 
gel^örcnben  §ofe  unb  ©ebäuben  ju  faufen. 

®aÄ  ®orf  ©abotü,  wel^eö  in  einer  Urfunbe  t)on  1276  jum  lefe^ 
ten  9RaIe  genannt  n)irb  unb  fftr  untergegangen  gilt,  würbe  im  SKittet 
alter  für  einö  mit  ©eefelb  angefel^en*).  ßbglei^  in  jener  Urfunbe 
©abow  neben  ©eefelb  genannt  mirb,  fann  bie  3lngabe  hoä)  vDof)l  be* 
grünbet  fein.  35ie  SReinung  t)on  bem  grojsen  Sieid^tl^um,  ben  bas  ®a* 
pitel  fd^on  bamäte  gel^abt  l^abe,  ftüfct  \iä)  t)orjügli(ä^  auf  bie  große  Sal^l 
von  Örtfd^aften,  au§  weld^en  il^m  ber  3el^nte  juftanb.  Snbeß  bei  ge« 
nauer  33etra(^tung  jeigt  fid^,  baß  biefe  jum  größeren  Sl^eile  nur  auä 
fteinen  ©ruppen  von  Käufern  beftanben  l^aben,  von  benen  jebe  il^ren 
befonberen  Flamen  trug.  ®ö  gefcä^al^  wol^l  unter  ber  ©inroirhmg  ber  beut^ 
f(^en  ®init)anberung,  baß  mel^rere  ©el^öfte  ju  größeren  Dörfern  vereinigt 
würben,  ©o  mar  unter  anbem  ba§  ©orf  ©d^öfeom  auö  ben  JDrtfi^aften 
©infecom,  3ambome,  3elitij  unb  ©pepram  gebilbet,  fo  befaß  aud^  ba§ 
Älofier  ^Pubagla  ein  S)orf  3latfom,  meld^eö  au§  fünf  2)örfem  jufammen- 
gelegt  mar.  2lel^nli(§  mag  eö  fic^  mit  ©abom  unb  bem  t)on  ben  SEßenben 
SBolnuöna  genannten  ©eefelb  vetf)aitm  l^aben.  ©abom  unb  Sßotnuöna 
lagen  nid^t  meit  oon  einanber.  Site  bie  ©epfte  jufammetigelegt  ma- 
ren,  trug  ber  3iame  ©eefelb,  bem  fd^on  ber  menbifi^e  SBolnuöna  geroi- 
(ä^en  mar,  anä)  übjer  ©ab^m  ben  ©ieg  bat)on.  ©o  erflärt  fid^  einer= 
feitö  baä  SSerfd^minben  fo  videt  ©rtänamen  aus  ber  SBenbenjeit,  an^ 
brerfeitö  baö  ©d^manfen  unb  ber  SBed^fel  in  ben  33ejeid^nungen. 


*)  3n  einer  oon  S3.  ^|tlipp  1384  ouigefteHten  Urfunbe,  burci^  meldte,  roic 
bie  S^rondfumpte  x)on  1219  unb  1283  jeigen,  bem  Kapitel  ber  öeftj  ber  brei  oben 
genannten  ^drfer  beflätigt  werben  foS,  wirb  flatt  @abon)  @eefelb  genannt.  (Eop.* 
Ur!.  0.  1276. 


3lo^  xint  bie  SKitte  beö  13ten  Sal^rJ^tinbertö  ftanb  bic  alte  SSen= 
benburg  auf  ber  §öl^c  nal^e  bcr  ^erfantc  unb  \af)  l^erab  rote  in  uet:: 
gangener  3eit  auf  bie  ©trol^bä(^er  unb  Sel^ml^äufer  von  SlltSolberg; 
jiüei  Äaftellane,  Äajimir  unb  S3orto,  walteten  auf  ber  Surg  über  ®^ 
xxä)t  unb  §eereöbann  unb  wachten  über  bie  ©ered^tfame  ber  beiben  ^er^ 
jöge,  nod^  immer  brad^ten  bie  roenbifd^en  §örigen  bie  ©rträge  il^rer 
leidsten  ^Ib^^  unb  SBalbarbeit  in  ßolberg  ju  aWarft  unb  SBad^ö  von 
beut  roilben  §onig  ber  SBälber  ate  2lbgabe  an  bie  l^erjoglid^en  Sabemen. 
9lber  baö  SBenbentl^um  war  f(^on  in  feinem  innerften  SSBefen  angegrif^ 
fen,  in  unb  neben  il^m  waren  neue  Gräfte  roirffam,  bie  bem  Sanbe 
felbft  ©egen,  feinen  älteren  ©öl^nen  unb  beren  3SoIfetl^um  aSemic^tung 
tmb  Untergang  bringen  foHten. 

Siö  jum  Saläre  1255  l^in  finb  bie  SRamen  ber  3eugen  in  ben 
Urfunben  ber  £anbfd^aft  roenbifd^,  nod^  fd^einen  feine  beutfd^en  2lbelä' 
gefd^led^ter,  Sel^n  fud^enb,  in  bie  Äaftettanei  ©olberg  eingeroanbert  ju 
fein;  aber  fc^on  vor  il^rem  ©injuge  begann  beutfd^eö  Sel^nroefen  feinen 
©influfe  au(^  l^ier  ju  üben  unb  bie  alte  ßrbnung  ber  £anbeöt)ertl^eibi5 
gung  umjugeftalten.  3)er  roenbifd^e  ßble  ©anba,  einer  ber  Surgmam 
mn  in  ©olberg,  trug  ba§  SDorf  6art)ou  (1255)  nad^  beutfd^er  SBeife 
von  bem  §er joge  ju  Sel^n  ^) ,  unb  er/  wie  ber  üometime  Äaftettan  S3orf e 
felbft,  ber  aud^  fd^on  ben  beutfd^en  Sitel  ßorggravius  fül^rte,  waren 
SJlitglieber  beä  SRitterorbenö  geworben,  ben  beutfd^e  SRitter  feit  1235  ^) 
nad^  ?|}ommern  gebrad^t  l^atten. 

2Bir  wiffen  nii^tä  über  bie  geiftlid^e  SEBirffamfeit  be§  Solberger 
ßapitelö  für  ©tabt  unb  Sanb  in  biefer  Seit.    SDie  bequemen  §erren 


—    27    — 

t)otn  33enebtctiner^£)rben  werben  bie  ©ermantfirutig  be§  Sanbeö  nid^t 
in  bem  ®rabe  geförbert  l^aben,  wie  bie  ßifterjienfer  3Wön(ä^e;  aber  fie 
bitbeten  bod^,  wie  bie  Flamen  jeigen,  eine  überroiegenb  beiitfc^e  ©enofs 
fenfd^aft,  fo  baß  bie  Sprößlinge  ebler  wenbifd^er  ®ef(3^Ied^ter,  meldte 
fromme  Steigung  unter  fie  trieb,  ben  eintritt  um  ben  ^reiö  il^reö  aSoKös 
tl^ums  in  ©itte  unb  ©prad^e  erfaufen  mußten,  unb  inbem  fie,  mie 
1227  baö  grauenflofter  in  STreptom  für  neun  ^Dörfer  in  ber  ^aftettanei 
ßolberg  unb  baö  Älofter  3RoQr)lm  1236  für  ^retmin,  Befreiung  von 
allen  meltliiä^en  Safien  mit  9luöf($lu§  be§  Stufgebotö  jur  Sanbeänertl^eis 
bigung  fowie  Gntlaffung  auö  ber  unmittelbaren  fürftlid^en  ©erid^tö- 
barfeit  t)om  §erjoge  erlangten  (1253)  3),  mirften  auS)  fie  auf  bie  Sodfe^ 
nmg  beö  3ufammenl^ang§  jmifd^en  33urg  unb  Sanbfd^aft  ein.  Sel^nmefen 
unb  ©eiftlid^feit  arbeiteten  jufammen  an  ber  3erfprengung  ber  alten 
5laftellaneit)erfaffung.  Smmer  ftärfer  mad^te  ba§  beutfd^e  SBefen  fid^ 
geltenb;  fjäufiger  legten  bie  ©d^iffe  Sübedfer  ^auflcute  im  §afen  an, 
breiteten  beutfd^e  §änbler  i^re  SBaaren  an^,  wehen  il^nen  jog  ber  frembe 
3Jlönd^  burd^  bie  Straßen  t)on  ©olberg,  melrf^er  bie  feinem  Älofter  rom 
dürften  t)erliel^ene  ^fannftätte  beaufft(^tigte,  unb  juraeilen  anä)  n)ol)l 
fd^on  ein  nieberfä(^fifd^er  33auer  t)on  ben  ®ütern  ber  6apitel§^errn, 
immer  l)äuflger  ertönte  bie  beutfd^e  SRebe  neben  ber  menbifd^en.  So 
bereitete  \iä)  mä)  liier  ber  3lugenbli(f  t)or,  ber  ba§  leere  ®el)äufe  ab:: 
geftorbenen  Sebenö  bei  Seite  fdf)ob  unb  3*aum  fd^affte  für  bie  ©eftat 
tung  neuer  Sebensformen  an§>  ber  ßigenart  ber  beutfd^en  ©inraanberer. 
3m  Sa^r  1248  (7.  Cctober)  taufd)te  Sifd^of  SBill^elm  ron  6am= 
ntin  baö  £anb  Stargarb  —  in  biefen  foliben  93efife  liatte  \\6)  feinem 
fingen  3Sorgänger  ber  3e^nt  von  1800  §ufen  r)erbi(^tet  —  t)on  '§erjog 
Santim  T.  gegen  beffen  2lntl^eil  beö  fianbeö  ßolberg  an§>;  er  gemann 
baburd^  ben  öftlid^  ber  ^erfante  gelegenen  Sl^eil  ber  Äaftellanei  mit 
ben  SSejirfen  ^obifeol  unb  ßoncrine^),  unb  bie  aJlarfgrafen  pon  33ran= 
benburg  Sol^annl.  unb  DttoIII.  beftätigten  afe  £)berlet)nöf)erm  ben  Saufd^. 
§erjog  3Barti§lat)  bel^auptete  feinen  Tt)eftli(^  ber  ^erfante  gelegenen 
2intl)eil  bi§  an  feinen  Sob,  bod^  fein  9fad^f olger  Sarnim  t)erfaufte 
1276  unb  77  ^)  bem  35ifd^of  ^ermann  non  ßammin  gegen  eine  3(if)- 
tung  von  3500  3Jiarf  anä)  biefe  §älfte  mit  ber  Sebingimg,  baß  er  baö 
Sanb  nid^t  nom  3Jiarfgrafen  von  33ranbenburg  ju  fielen  näl^me,  er  über= 
tieß^eö  il^m  in  ber  3lu§bel^nung,  bie  eö  jur  Seit  ber  testen  Äaftettane 
gel^abt  liatte,  mit  allen  erbenfbaren  Siegalien,  mit  Satjqueden,  ®olb=, 
Silber^  unb  ®ifengruben.    SDenn'  in  imm  gonbe,  mo  bie  Quellen  bie 


—    28    — 

wnentBel^tltd^e  SBürje  jebcr  ©peife,  baö  eble  ©alj,  l^erauöfpßltcn,  glaubte 
man  nod^  anbete  ©(ä^äfee  im  Soben  t)erborgen;  fo  war  aud^  bei  ber 
Sl^eilung  Äurlanbä  pifd^en  bem  bcutfd^en  Drben  unb  bem  Sifd^ofe 
feftgcfefct,  wenn  fi(^  SaljqucIIcn  unb  ®plb^  unb  ©ilberabem  fänben, 
fo  fofften  biefe  gemeinfamer  Sefife  fein  %  unb  in  3Kedflenburg  rooHte  man 
no(^  1540  in  ber  ©aline  ju  ßonoro  ^)  naä)  ber  3lber  fud^en,  bie  nthtn 
bem  ©alje  ®olb,  ©übet  unb  @ifen  entl^alte.  —  ©o  routbe  baö  Sanb 
©olbetg  bet  Äetn  beö  bifd^öflid^en  ®ebiete§,  beö  ©tifteö  ©ammin,  ein 
gef(^loffene§,  butd^  feine  günfiige  Sage  am  aWeete  unb  butd^  einen  be^ 
quemen  §afen  beootjugteö  Settitotium.  S)od^  el^e  nod^  butc^  biefen 
Äauf  au(|  bie  weftlid^e  §älfte  in  bifd^öflic^en  Sefife  fam,  roax  'fd^on 
bet  ®tunb  gelegt  ju  bet  ©tabt,  rodelte  beftimmt  roat,  bie  witfUd^c 
§auptftabt  beö  ©tifteö  px  raetben  unb  ftäftig  in  bie  ®ef(^idfe  beffelben 
einjugteifen. 

©eit  1251  faJ3  §etmann  von  ®leid^en  auf  bem  bifd^öflid^en  ©tul^Ie. 
2lu§  bem  ^ttien  t)on  S)eutfd^lanb,  aus  Sl^ütingen,  ftammenb,  mit  bem 
btanbenbutgifd^en  g^ütftenl^aufe  nal^e  üetroanbt,  wat  et  bemül^t,  ^ßom^ 
metnö  ®ef($idPe  enget  an  ^eutf(^lanb  ju  fnüpfen,  unb  eiftig  fötbette  et 
beutfd)e  (Sinwanbetung  unb  Slnfieblung.  3n  gleid^et  3tid^tung  witften  feine 
wenbifd^en  aSetwanbten  aus  bem  pommetfd^en  §etjogSl^aufe  33atnim  I. 
unb  Sffiattiölat)  IIL  ©ie  l^atten  etfannt,  baj3  eö  jut  SBiebetbebauung 
bet  butd^  bie  polnifd^en  Stiege  roüft  gelegten  Sanbfttid^e,  jut  ©teige^ 
tung  bet  Sanbeöfultut  übetl^aupt,  wie  jut  ©id^etung  il^tet  Settitotien 
gegen  jOftpommetn  unb  gegen  baö  begel^tlid^e  ftteitfettige  ®efd^Ie(^t  bet 
Slöfaniet  fein  beffeteö  5IKittel  gebe,  afe  bie  S3egtünbung  beutfd^et  35ötfet 
unb  befonbetö  ftäbtifd^et,  mit  beutfd^em  Siedete  beroibmetet  ®emein= 
mefen. 

3m  Sal^t  1253  l^attc  SBatnim  I.  bie  ©tabt  ©tatgatb  mit  beut= 
fd^cm  SWed^te  auögeftattet  mit  bem  SCuöbebing,  ba§  fie  il^m  jum  ©d^ufee 
bet  ®tenjen  feines  Sanbeä  offen  ftel^en  follte.  S)iefet  bei  anbeten 
©täbtegtünbungen  nid^t  t)otfommenbe  3ufafe  fielet  mal^tfd^einlii^  mit  einem 
ÄtiegSjuge  in  SSetbinbung  ^),  ben  §et^og  Satnim  jut  SBiebetetobetung 
beö  gütftentl^ums  ©(^lan)e  gegen  §et^og  ©roantopolf  t)on  ^ometeffen  um 
tetnel^men  wottte,  unb  auf  einem  uietjel^n  Sage  fpätet  ju  S)emmin  abge^ 
l^altenen  Sanbtage  wutbe  ol^ne  Sweifel  au(^  übet  bie  SKuöfül^tung  biefet 
Untetnel^mung  t)et]^anbelt.  3luf  biefem  fianbtage,  bei  bem  aud^  §ei^og 
SBattiöIao,  bie  beiben  Sifd^öfe  von  ßammin,  §etmann  unb  fein  SBot=: 
gänget  SBil^elm,  bet  ^topft  unb  mel^tete  SJoml^etten  a\i%  ©olbetg,  bie 


—    29    — 

« 

Dome^mflen  Beamten  unb  SHtter  beä  fianbeö  Solberg  jugegen  roo^ 
ren,  in  einer  Seit,  wo  ber  ©inn  ber  gangen  3Serfammlnng  jur  3lbn)e^r 
ober  jnm  Stngriff  naä)  £)ften  gerid^tet  war,  mag  juerft  emftli(^  an  bie 
©rrid^tung  einer  peiten  pontmerfd^en  g^eftung  gegen  £)ften  l^in,  an  bie 
Segrünbung  beö  beutf($en  ßolbergö  gebadet  fein.  3n)ei  Saläre  fpäter 
pereinigten  fid^  bie  beiben  §erren  ber  ßolberger  ÄafteHanei,  ber  §erjog 
SBartiöIao  unb  ber  33if(^of  §ermann,  jur  SSenoirflid^ung  beö  ©ebanfenö, 
jur  Segrünbung  eines  neuen  SoHroerfä  beutf($en  2Befenö,  an  ber  beut^ 
fd^e  ©itte  unb  beutfd^eö  SRed^t  für  bie  ganje  ^rooinj  einen  §alt  ge:= 
raönne,  an  ©teile  ber  alten  SBenbj^nftabt.  ©ine  anbere  3Jlad^t,  eine 
eifrige  SJUtarbeiterin  an  i|)rem  SBerfe,  l^atte  i^nen  ben  ^lafe  jur  Sin* 
legung  ber  neuen  ©tabt  fd^on  oorgejeid^net. 

©ine  SBiertelmeile  entfernt  von  ber  alten  SBenbenburg,  weiter 
ftromab  naiver  ber  9Jiünbung  ber  ^erfante  war  aHmäl^li(^  eine  neue 
SRieberlaffung  entftanben,  mit  il^ren  3lnfdngen  x)ielleid^t  fd^on  in  bie 
Seiten  ber  polnifd^en  Kriege  jurüdreid^enb.  2luf  feud^tem  3Koor^  unb 
SQBiefengrunbe,  ber  fid^  nur  wenig  über  bie  3Jleere§flä(^e  erl^ob,  jwifd^en 
©Ifengebüfd^  —  nod^  im  17ten  Sal^rl^unbert  förberten  bie  3Kaurer  (SU 
fenftümpfe  ju  Sage,  wenn  fie  bie  gunbamente  neuer  §äufer  in  bie  6rbe 
fenften  —  in  ber  3lixf)e  beö  £luellbejir!ö,  wo  unauf^örlid^  in  unerfd^öpf- 
lid^er  g^ülle  bie  eble  SRaturgabe  auö  ber  6rbe  rinnt,  mögen  fi(^  juerft 
bie  unfreien  Slrbeiter  beö  ©aljbergö  angefiebelt  l^aben,  bie  ^i^^ex  unb 
^famxfd^miebe,  ju  i^nen  gefeilte  fid^  ber  beutfd^e  §änbler,  ber  feine 
2Baaren  ju  aWarfte  brad^te  unb  bie  (Srträge  ber  pommerfd^en  SBalb- 
unb  gelbwirtl^f($aft  bafür  eintaufd^te,  bort  l^atte  er  ben  bequemen  ^a- 
fen  in  ber  Jläl^e  unb  ben  frifd^en  SBeHenflang  ber  offenen  ©ee,  unb  eö 
fümmerte  il^n  wenig,  bajg  ungefunbe  2)ünfte  über  ben  aJloorgrunb  f)m 
f^lid^en,  ober  baj3  ii^m  baö  SBaffer  ber  burd^  einen  Siorbfturm  aufge^ 
[tauten  ^erfante  t)or  bie  §au§f(^welle  fpülte.  "^mn  er  war  auö  l^ar- 
tem  §olje  gef($nitten,  er  gel^örte  jenem  ©efd^lei^te  beutfd^er  Äaufleute 
an,  weld^eä  in  Sieflanb  unb  ^reu^en  in  einer  Sieil^e  ftanb  mit  bem 
gel^amifi^ten  SRitter,  unb  bem  bie  Äird^e  ba§  £ob  fpenbete,  ba^  er  feine 
Slrbeit  im  grojsen  ©inne  auffaffe,  unb  bajs,  wo  er  fein  SBaarenl^auö 
baue,  er  aud^  d^riftlid^er  unb  beutfd^er  ©efittung  eine  ©tätte  bereite. 
Unter  ben  SBenben  lebte  er  in  t)ornel^mer  Slbfonberung  nad^  ben  Sied^tö^ 
gewol^nl^eiten,  bie  er  auö  ber  §eimat .  mitgebrad^t  l^atte,  unb  bie  i^n 
unb  feine  ©enoffen  inmitten  ber  g^remben  mit  ftarfen  SSanben  jufam= 
menfiielten« 


—    30    — 

aSoIier  biefer  ältefte  Äem  beutfd^er  Seiuol^ner  fam,.fann  nid^t 
jweifell^aft  fein.  S)aö  9tedjt  war  bamalö  ein  lebenbigeä  Sefifetl^unt  ber 
3Jtenf($en,  bie  f(^riftli(^en  Slnfjeii^nungcn  oft  mangell^aft  nnb  biirftig; 
würbe  nun  eine  beutfd^e  ©olonie  jur  ©tabt  unt9ett)anbelt,  fo  erl^ielt  fie 
baö  Siedet,  naä)  weldjem  bie  Äoloniften  fd;on  üorfier  if)ren  SBertel^r  unter 
einanber  geregelt  l^atten.  S)aö  died)t  ber  ©tabt,  auö  weti^em  bie  ajfel^r^ 
jal^l  berfelben  [tammte,  raurbe  jum  ©tatut  ber  neuen  ©tabt  erl^oben. 
2)aö  neue  ßolberg  aber  würbe  mit  £übif(^em  äied^te  beroibmet,  wie  eö 
in  ©reifäwalb  ©eftatt  gewonnen  l^atte,  ©reiföwalber  ßonfuln  iiatten 
alö  Beugen  bie  ©rünbungöurfunbe  unterjeid^net  (fiel^e  weiter  unten), 
ber  ©tamm  ber  älteften  33et)öKerung  mu^  alfo  auö  ©reiföwatb  i^erüber- 
gefommen  fein,  unb  ba  fid^  erft  1241  ©reiföwalb  auf  ber  SBalblid^^ 
tung  beö  Ätoftergrunbeö  Don  ©Ibena  erhoben  Ijat  unb  erft  1251  mit 
©tabtredE)t  bewibmet  ift,  fo  bleibt  für  baö  ftärfere  3lnwa(^fen  ber  ßo- 
lonie  nur  ein  geringer  3eitraum  übrig.  3ut  3al)r  1265  wirb  Sub- 
bertuö  be  SBobarglie  alä  ber  (Srbauer  ber  großen  9)iül)le  genannt  (qui 
primtuu  — .  aedificacil)  \  ift  aud^  baö  3af)r  ber  Erbauung  nid^t  an-  . 
gegeben,  fo  ift  biefe  bod^  fidler  ni(^t  lange  cor  ber  ©rbauung  ber  ©tabt 
anäufefeen,  unb  eine  ftäbtif(^e  2lnlage,  ber  eö  an  einer  äJlü^le  fel^lte, 
fann  anfänglid^  nur  unbebeutenb  gewefen  fein,  ©ie  muß  alfo  mit 
amerifanifd^er  ©efd^winbigleit  }u  größerer  öebeutung  gewai^fen  fein. 
SFiatürlid^  l^atte  fie  baö  lebl^aftefte  S^tereffe,  il;re  tmfid)ere  ©tellung 
unter  ben  gremben  burd^  bie  Umfriebung  mit  einem  beutfdE)en  ©tabt= 
red^t  ju  feftigen. 

3JJit  i^rem  Sntereffe  ging  §anb  in  §anb  ber  ä>ortl)eil  ber  ge- 
fammten  norbbeutfd^en  ^aufmannöwelt.  ßange  f(^on  ging  ber  5ßerfel^r 
auö  ben  äßeftftäbten  nad^  bem  Dften,  bie  3Jewa  l^inauf  ju  ben  Slauf= 
pfen  unb  3KePuben  t)on  Jiowgorob  an  beiben  ©eiten  ber  SBold^ow, 
aber  bie  gal)rt  bort^in  war  fd^wierig  unb  gefä^rlid^,  unb  ber  Äauf- 
mann,  ber  feine  2Baaren  bortl)in  geleitete,  tl^at  wol^l,  wenn  er,  wie  auf 
9limmerwieber!e^r,  fein  Seftament  t)orl)er  mad)te.  SBar  aud^  fd^on 
mand^er  §afen  gegrünbet,  ber  i^m  <Bä;)\x%  gegen  ©türm  unb  SBellen 
Derliel^,  fo  l^errfi^te  bo($  nod^  über  weite  ©treden  baö  ©tranbred^t  in 
l^eibnifd^er  ©eftalt,  unb  gegen  bie  §abgier  ber  rollen  Serger,  weld^e 
fi(^  baö  ®ut  ber  ©eftranbeten  aneigneten,  fd^üfete  wenig  ber  Sann  ber 
^ir^e  unb  ber  apoftolifdje  ©d^ufe,  in  weld^en  Sifd^of  Gilbert  t)on  3?iga 
im  3al;r  1250  alle  ©(^iffe  jtDif^en  Sübed  unb  Sliga  nal^m,  nid^t  ge= 
nügenb  baö  freie  ©eleit  unb  bie  Befreiung  ijom  ©tranbrec^t,  weld^eö 


—    31     — 

bie  Züheäex  Äaufleute  für  fid^  unb  anbete  §anbelöleute  ju  t)erfd^iebef 
nen  Seiten,  unb  noS)  1250  lieber  ju  ßolberg  von  ben  pommerfd^en 
^ei^ögen  fi($  |iaben  rerlei^en  laffen,  beffern  ©d^ufe  für  '^xeif)e\t  unb 
©igentl^um  gewäl^rte  tl^nen  eine  neue  beutfd^e  ©tabt  mit  gutem  §afen. 
Sübedf  l^atte  fd^on  1246  bie  Slbfid^t  gel^abt,  eine  neue  ©tabt  an  ber 
aWünbung  beö  ^regete  ju  grünben,  fie  lonnte  eö  nur  alö  eine  görbe- 
rung  unb  ©i(^entng  ber  eignen  §anbelöintereffen  anfe^n,  wenn  an 
ber  2)lünbung  ber  ^erfante  fi($  eine  beutfdE)e  ©tabt  erl^ob,  bie  jugleid^ 
ein  bequem  gelegener  9)iar!t  für  bett  §anbel  mit  ^ommem  unb  ^olen 
merben  fonnte.  Stn  3af)r  1274  mürbe  bie  junge  ©tabt  (Solberg  com 
§erjoge  33amim  ermäd^tigt,  mit  bem  SBifd^ofe  §ermann  jufammen  bie 
fd^iffbrüd^igen  ©eefal^rer  gegen  SBeeinträd^tigungen  in  ©d^uft  ju  nel^men, 
unb  fieser  mar  ber  ©d;ufe,  ben  bie  ©tabt  ben  ©eftranbeten  angebeil^en 
liejs,  ein  mir!famerer,  alö  ber  frül^ere  ber  l^erjoglidöen  SBögte  unb  ^t^ 
amten.  —  ©o  arbeiteten  i)erf($iebene  Sntereffen  jufammen,  SWeu^ßoIberg 
ju  begrünben  unb  ein  neues  ©lieb  in  bie  Äette  ju  fdfjlingen,  meld;e  fid^ 
mn  bie  Ufer  beä  baltif(^en  aWeereö  legte  unb  biefeö  attmä^lid^  ju  einem 
beutfi^en  3Keere  mad^te. 

aSom  23.  3Kai  1255  ifi  bie  Urfunbe  batirt,  bur($  mel(^e  bie  bei: 
hm  g^ürften,  ber  §erjog  SBartiölat)  unb  ber  Sifd^of  Hermann,  ber  6o= 
lonie,  an  welcher  ebenfalls  fi^on  ber  SRame  ßolberg  l^aftet,  bie  ©eftalt 
einer  beutfdE)en  ©tabt  geben,  S)en  bürgern  berfelben  merben  barin  fünf 
greijal^re  gemalert;  erft  naä)  3lblauf  biefer  3eit  tritt  baö  ©runbgelb 
von  Käufern  unb  §ufen  in  Äraft,  meld^eö  bie  ©täbte  alö  eiujige,  fpfc 
ter  unter  bem  SRamen  Drbäre  in  eine  beftimmte  ©umme  jufammenge^ 
fafete  aibgabe  an  ben  ©runbl^errn  ju  jal^len  l^atten,  bie  um'  1380  von 
©olberg  nad^  alter  ©emo^nlieit  in  ber  §öl^e  von  600  3Karf  t)om  Slatl^:: 
i^aufe  unb  auö  bem  ©tabtfedfel  entrid^tet  mürbe;  eö  mirb  il^nen  baö 
SWed^t  gegeben,  fünf  Saläre  lang  jur  ©rrid^tung  von  ©ebäuben,  mo  fie 
motten,  Saul^olj  f dalagen  ju  laffen;  bie  ©tabt  mirb  ferner  mit  einem 
aSeid^bilbe  auögeftattet :  il^r  merben  100  §ufen  anbaufäl)igen  £anbe§ 
t)erliel^n,  ber  3Balb  am  ©tranbe  biö  jum  SReftbai^e  unb  baö  Wtoox^ 
unb  Sffiiefenlanb,  meldE)e§  fid^  jmifd^en  ber  ^erfante  unb  3tega  an  ber 
Äüfte  l^inftredft;  i^r  mirb  ferner  freie  gifi^erei  auf  ber  Öftfee  unb  ber 
^erfante  gegeben,  bie  Söel^ren  auf  ber  Sflabüe  unb  ^erfante  fotten  ju 
il^ren  ©unften  entfernt  merben,  unb  mittfürlii^er  33efd^afeung  beö  ©alj* 
bergs  burd^  bie  Sanbeöl^errn  mirb  burd^  eine  fefte  Slormirung  beö  ©alj^^ 
jinfeä  begegnet;  enblid^  mirb  fie  mit  bem  Sübifd^en  Siedete  bemibmet, 


—    32    — 

wie  baffctte  in  ©reiföwalb  geübt  wirb,  ber  ©reiföroalber  diatf)  wirb 
il^r  }ur  ein^olung  von  SRed^töbelei^rungen  in  jweifel^aften  gätten  unb 
ak  aippeUationöinftanj  angeroiefen,  ber  ©reiföraalber  ©d^effel  wirb  einge^ 
fül^rt,  unb  ber  3ott  foH  nad^  ber  ©reiföroalber  SRoIIe  erhoben  werben  ^). 
SDer  ©reiföwalber  SSogt  unb  t)ier  Slati^männer  ber  ©tobt  waren, 
bei  ber  SluöfteHung  ber  ©rünbungö^Urfunbe  jugegen  unb  unterjeid^neten 
fie  ate  Beugen,  unter  i^nen  ift  ber  aus  einem  ritterbürtigen  ©efd^led^te 
aSorpommemö  ftammenbe  Safob  v.  Srebetow  ber  erftgenannte.  ©eit 
1250  angefe^eneö  3)iitglieb  beä  ©reiföwalber  Slotl^eö,  fpäter  1262  ber 
Segrünber  von  ©reifenberg,  weli^eö  in  gleid^er  SBeife,  wie  ©olberg, 
eine  ©reiföwalber  ©olonie  ift,  mit  bem  Sifd^ofe  ^^xmann^  an  beffen 
§ofe  wir  i^n  jwei  Saläre  t)orl^er  (1260)  finben^®),  in  enger  aSerbinbung 
fte^ienb,  mujs  er  ju  ben  ajlännem  gered^net  werben,  bie  baä  Sntereffe 
ber  norbbeutfd^en  Äaufmannöwelt  uertretenb  mit  33ewuJ3tfein  unb  ©ifer 
bie  ©ermanifirung  beä  ©lat)enlanbeä  unb  bie  Slnlegung  beutfd^er  ©tobte 
betrieben  |iaben.  (6in  ©olberger  SBürger  t)on  gleid^em  Familiennamen, 
^enjefe  Srebetow,  wirb  1335  al§  Sefifeer  beö  Ärugeö  von  ©elnow 
genannt  ^0- 

es  ift  natürlid^,  bafe  ber  Slntl^eil,  ben  ber  ©reiföwalber  9latl^  an 
ber  ©rünbung  von  ©olberg  na|im,  ju  einer  t)erftärften  ®inwanberung 
auä  jener  ©tabt  ben  2lnftofe  gab.  SDer  5Rame  eineö  ber  t)ier  älteften 
©olberger  ©onfuln,  weld^e  bie  ©rünbungö-Urfunbe  ber  ©tabt  unterjeiiä^s 
net  ^aben,  3o|ianneä  t)on  Sübed,  wirb  in  bem  ©rünbungöjalire  ber 
©tabt  aud^  von  einem  3JHtgUebe  beä  ©reiföwalber  Statl^ö  gefül^rt. 
2)erfelbe  finbet  fi(^  1257  nod^  einmal  im  Golberger  Statine,  bann  vet^ 
f(^winbet  er  |)ier,  wäl^renb  1258  berfelbe  Jiame  wieber  im  ©reiföwalber 
SRatl^e  auftritt.  D^ne  Sweifel  l^aben  wir  es  mit  ein  unb  berfelben 
^erfon  ju  tl^un.  Soi^anneö  von  ßübedf  ift  bei  ber  SBegrünbung  6oU 
bergö  in  ben  neugebilbeten  3latl^  eingetreten,  um  bie  aSerl^ältniffe  orb=^ 
nen  ju  Reifen,  unb  ift  bann  naä)  ©reifäwalb  jurüdgegangen.  3tn  Sai^t 
1260  erfd^eint  ein  Sol^anneö  v.  Sübedf  im  ©tralfunber  Statte,  wä^renb 
er  im  ©reiföwalber  Statine  nid^t  mel^r  genannt  wirb^^^).  ©ö  f^eint 
alfo,  alö  ob  biefe  unrul^ige  Äoloniftennatur  ben  SBoJ^nfifi  nod^  einmal 
gewed^felt  i)at  —  ©benfo  finben  fidi^  nod^  mel^rere  ber  älteften  ©olber^ 
ger  gamilien  aud^  in  ©reiföwatb  Vertreten,  wie:  von  S)ortmunb  (Tre- 
mojiia),  Sol^ann  unb  Seml^arb;  von  SRoftodE,  von  ©noien;  unb  etwaö 
fpäter  aBitte,  SBeftp^al,  ©olbog^e,  ©ifeler,  bod^  mögen  einige  von  i^nen 
aud^  aud  9ioftodE  ober  iBübed(  getommen  fein,  wo  3weige  berfelben 


g^amtlien  anfäffig  tDarat.  "^tn  anä)  bei  ©reifätoalb  fid^  flnbenben 
Flamen  SRofenbal  für  ein  itid^t  lange  nad^  ber  (Srünbung  ßolbergs  ge^ 
nanntes,  in  ber  3läf)e  beö  ©tabtroalbeö  gelegenes  SBormer!  unb  ben 
noä)  mel^r  an  bie  §eimat  erinnemben  ©ripöwolb  ober  ©ripöiDolbelen, 
welken  eine  Gruppe  von  ©el^öften  t)or  bem  3Rül^lentl^ore  führte,  n)er= 
ben  biefe  ©inwanberer  auö  ©reiföwalb  mitgebrad^t  l^aben.  aus  il^nen 
unb  ben  älteren,  fd^on  in  ber  ©tabt  anfäffigen  gamilien  (t)iettei(^t  ben 
b^ne  g^amiliennamen  aufgefil^rten,  wie  ©melric^,  Semarb,  ben  balb 
atiftretenben  ßolbergö*)  fefete  fid^  ber  ältefte  3iati)  jufammen,  il^nen 
n)ar  baö  5Red^t  ber  3Kutterftabt,  baö  fie  auö  mel^rjäl^riger  ©rfal^rung 
fannten,  lebenbigeö  ©igentl^utn,  fie  waren  beöl^alb  bie  geeigneten  Sei: 
fi^er  beö  unter  bem  SBorfifee  beö  fürftlid^en  Sogtö  tagenben  ©erid^tä, 
fie  t)erftanben  ein  ©emeinwefen  ju  leiten,  lurj  fie  bilbeten  baö  ältefte 
^^Jatriciat  ber  ©tabt. 

©(^on  in  ben  erften  Salären  t)ergrögerte  fid^  biefer  ältefte  ©tamm 
ber  33et)ölfenmg  burd^  3ujug  von  anbem  Orten  l^er.  3n  ben  benad^^ 
barten  wenbifc^en  Surgfledfen,  bie  no(§  nx6)t  mit  beutfd^em  diente  beroib^ 
mtt  waren,  l)atten  fd^on  manö)e  beutfd^e  §änbler  il;re  SBaarenlager 
aufgefd^lagen.  ©ie  jogen  mol^l  bem  nod^  immer  unfid^ern  Slufentl^alt 
unter  ber  menbifi^en  33et)ölferung  baö  fidlere  SBol^nen  in  ber  gefd^lof= 
fenen  ©emeinfdiaft  il^rer  ©tammeögenoffen  t)or.  3u  biefen  werben  ^er^ 
mann  v.  Selgarb,  35itmar  v.  SBoHin,  §ermann  t).  Ufermünbe,  t)iellei(^t  - 
aud^  Sol^anneö  unb  Safob  t).  ^ammin  gel^ören. 

6ö  ifl  ju  erwarten,  baJB  aud^  ber  SBifd^of  §ermann  bemül^t  ge^ 
wefen  ift,  ber  ©tabt  neue  Sewol^ner  jujufül^ren.  S)a  von  einer  ©in^ 
wanberung  aus  ber  SRarf  in  ßolberg  fid^  wenigstens  in  biefer  3eit  feine 
©puren  finben,  fo  ift  wol^l  anjunel^men,  ba§  §ermann  t).  SBerben  (1257 
genannt)  aus  bem  bamals  nod^  jum  Sistl^um  ßammin  gel^örenben 
SÖBerben  an  ber  3Kabüe  l^erbeigefommen  ift,  unb  gewi§  geprt  baS  ©e^ 
f(^led^t  ber  be  2Biba  (salice  von  ber  SBeibe)  ju  benen,  bie  ben  ©ra^ 
fen  von  ©leid^en  aus  Si^üringen  unb  bem  SBogtlanbe  nad^jogen,  um  fi(^ 
in  Sommern  eine  §eimat  ju  grünben.  g^nf  ^a^xe  na(^  ©rünbung 
ber  ©tabt  faufcn  mer  Srftber  biefes  ©efd^led^ts  gegen  einen  jäl^rlid^en 
3ins  von  80  Sonnen  ©alj  einen  ©aljfotl^en  vom  ©apitel,  unb  jwanjig 
Solare  fpäter  befifet  Soi^annneö  be  SEiba  allein  2  ftotl^en  auf  ber  reiften 


*)  1316  flnbct  {14  ber  S>lamc  fd^on  in  ü^edC,  wol^in  bie  Samilie  aud  (^l- 
berg  eiitgetoanbert  fein  mug. 

3 


—    84    — 

unb  tttel^rete  ^fannftftttcn  auf  ber  linlen  ©eite  unb  baju  ausgebeizte 
äldfergränbe  auf  ber  ©olberger  g^elbmarf.  Sie  gel^ören  ju  beu  auge^ 
fel^enften  unb  begütertften  unter  ben  älteren  ßolb^rger  ©efd^led^tem,  unb 
burd^  reii^e  3Sermä(J^tniffe  an  bie  Atriale  l)aben  fie  ifircm  5Ranien  ein 
gefegnetcs  3lubenfen  eru)orben.  ©eit  ber  jroeiten  §älfte  be§  14.  ^a!^x^ 
l^unberts  l)ört  bie  gamilie  auf  in  ber  ©efd^ic^te  ber  ©tabt  eine  Stoße 
JU  fpielen,  ein  unmünbiger  £)tto  be  äßiba  (1376)  mib  ein  9llbred^t 
V.  b.  aSeibe,  ber  ein  §auä  am  ?ßfannf(J^niiebent^ore  befifet  (1408  u.  22) 
finb  bie  legten  (im  ©tabtbud^e)  urlunbUd^  bezeugten  3Kitglieber  beö  ©e^ 
fd^le($tö  in  ©olberg. 

SBenn  ßolberg  in  biefer  3eit  fi^on  Sujug  au§t  bem  3Beid^feIlanbe 
erl^alten  l)at,  worauf  ber  5Raine  SWe^anber  o.  ®anj!  (1266)  l^inbeutet,  fo 
wirb  ba§  bie  golge  ber  3Serbinbung  getoefen  fein,  in  loeld^e  baS  Älofter 
aWogplna  burd^  bie  ©rwerbung  oon  ^^Jfannftätten  unb  baö  ^otronat  über 
bie  Soi^anniöfird^e  mit  ber  ©tabt  getreten  war. 

®ö  ift  nid^t  }u  bejroeifeln,  bag  bie  ©tabt  au(^  aus  il^ren 
früheren  äJerl^ältniffen  ein  Srud^tl^eil  wenbifd^er  aSeoöUerung  über^ 
Jommen  f^at.  S)od^  finb  l^ier  jroei  klaffen  ju  unterf($eiben.  ©o 
wenig  bie  beutfd^e  gamilie  ber  9tamel  3lnftofe  nal^m,  fid^  mit  ben  wen* 
bifd^en  3iatiboriben  ober  Sorfö,  unb  bie  ber  ©l^uben,  weld^e  aud^  auf 
ber  ßolberger  g^^lbmar!  eine  Sefifeung  l^atten,  fid)  tnit  ben  Äamefe^ö 
JU  oerfd^wägern,  fo  wenig  würbe  beit  wenbifc^en  2lbetegef(^led^tern  ber 
©intritt  in  bie  beutfd^e  ©tabtgenoffenfd^aft  gewehrt.  SDer  r257  ge^ 
nannte  angefei^ene  Sürger,  wal^rf^einlid^  SHat^mann,  Shmeftin  3la^ 
taoij  (Slaölaoij)  ^^^)  ift  oon  unjweifell^aft  wenbifd^er  §erfunft,  unb  wenn 
fid^  ein  beutfd^er  33ürger  ber  ©tabt  Henriais  filius  Jullae  (Suttenfol^) 
mit  ©laoifirung  feines  3tamenö  aud^  Suttij  ^^)  nennt,  fo  ift  barin  woi^l 
eine  f($wdd^e  Stüdwirfung  bes  wenbif(^en  ©lements  auf  baö  beutfd^e 
JU  ernennen.  SDod^  nur  ber  Slbel  fanb  3utritt,  bie  geringeren  ©tam^ 
mesgenoffen  waren  l^ö(^ftens  gebulbet  unb  t)on  ber  ftäbtifd^en  ©emein= 
fd^aft  unb  ben  2lemtem  auSgef(^loffen.  S)aö  felbftbewuJBte  öürgertl^um 
bulbete  ben  unfreien  SBenben  nid^t  in  feiner  aKitte,  es  t)erwies  i^n  in  bie 
entfernteren  Stjeile  ber  ©tabt,  in  bie  9iäf)e  ber  SBobelei  (©d^arfrid^terei), 
in  bie  ©trajse,  bie  in  ben  ©tabtbüc^eru  platea  Slavomm  genannt 
würbe  unb  nod)  jefet  ben  9tamen  äßenbenflraJBe  fül^rt.  S)ort  lebten  bie 
alten  ©öfine  bes  ßanbes  gebrüdft  neben  bin  ftoljen  ©inwanberern,  bis 
fie  oor  il^nen  aus  ber  ©tabt  wi(^en^^),  ober  ©prac^e  unb  ©itten  ber 
Parieren  3iace  annahmen*    3n  ber  lefeten  Sejie^ung  freilid^  l^aben  fie 


—    35    — 

nur  ba§  ©d^idffal  il^rer  t)omel^meren  ©tammesgenoffen  getl^cilt,  anü^ 
biefc  mbcrftel^en  niSjt  lange  bcr  ©inwirf ung,  xodd)e  ©pra(^e  unb  Sitte 
i)er  beutfci^en  (Senoffenfd^aft  auf  fie  ausübt.  Sei  ben  Äamefe'ö  ift  baö 
Seroujstfein  wenbifd^er  ©igenart  fc^on  1302 1*)  fo  erlofd^en,  bafe  fie  bie 
Sprache  ber  ©iiiroanberer  afe  bie  irrige  bejei(^nen.  Sänger  afe  in  ber 
©tabt  rairb  n)of)l  wenbifc^e  ©prad^e  auf  benachbarten  Dörfern  i^r  '^^a^ 
fein  gefriftet  ^aben:  um  1300  liegt  auf  ber  ©olberger  getbmarf  an  ber 
3Wa§nife  (3Jlafee)  eine  Drtfd^aft  SRoöglem,  bie  alö  eine  Sel^aufung  ber 
Sffienben  begeidjuet  wirb  (habitatio  Sluvomm  ©tbb.);  bo(^  ber  immer 
ftärfer  anbringenbe  ©trom  ber  beutf(^en  ©inraanberung  l^at  mit  ben 
anberen  SReften  be§  SBenbentl^umä  aud^  biefe  tleine  n)enbif(^e  ©prad^infel 
fortgeftut^et,  unb  romn  im  Sal^r  1539  ber  Siatl^  ben  ©eraerfen  il^re 
alte  ©emol^nl^eit  beftötigt,  bafe  fie  feinem  SBenben  ben  Eintritt  in  ein 
©emerf  t)erftatten  unb  feine  menbifd^en  Sungen  in  bie  Seigre  nehmen 
fotten^^),  fo  ift  t)ielleid^t  barauö  ju  f(^liegen,  ba§  ba§  jefet  l^inter  bie 
fiupon)  jurüdEgebrängte,  im  2lu§fterben  begriffene  5laffubif(^e  bamalö 
no6)  weiter  nac^  SBeften  gereid^t,  unb  bajs  n)oI;t  au(^  burc^  ©prad^e 
unb  Srad^t  fennttid^e  Sßenben  in  ©olberg  S)ienft  unb  Unterl^alt  gefud^t 
l^aben,  aber  nidjt,  ba^  bie  ©tabt  nod^  unter  feinen  SBewol^nem  einen 
wenbifd^  rebenben  Sl^eil  gel^abt  l^at, 

SBeit  wichtiger  aber  afe  alle  bis  jefet  aufgefül^rten  Sujüge  mürbe 
für  bie  ©tabt  bie  etma  jmanjig  Sai^re  na^  i^rer  ©rünbung  beginnenbe 
ftärfere  (Sinroaubemng  au§  Silbed  unb  aJiedEIenburg ,  fie  filierte  il^r  in 
großer  Sal^l  neue  Präger  beö  ritterlichen  ©inneä  unb  beö  faufmänni: 
f(^en  Unternel^murigögeifteö  ju  unb  gab  il^r  einen  mäd^tigen  2luffd^n)ung. 
aRan(^e  biefer  ©efd^led^ter,  namentlid^  au§  2ühed,  ftnb  ol^ne  3meifel 
burd)  ben  lebhaften  §anbelöt)erfel^r,  ber  jmifd^en  ben  ßftfeeftöbten  be^ 
flanb,  ober  burd^  bie  aSerbinbung  mit  ©reiföroalb  nad^  ßolberg  gefül^rt, 
aber  ben  §auptanfto^  ju  ber  maffenl^aften  ©inmanberung  grabe  a\x^ 
^Died^lenburg  l^aben  bie  bort  fd^on  lange  angefiebelten  ©ifterjienfer  Älö^ 
fter  2)obberan  unb  S)argun  gegeben. 

Äeine  ©enoffenfd^aft  l^at  ein  größeres  aSerbienft  um  bie  ©ultur 
unb  ©ermanificung  ^ommernö  alö  biefer  SKöni^öorben.  ©eine  aJiit^ 
glieber,  ©eiftlid^e  unb  Sanbmirtfie  in  einer  ^erfon,  bemirt^fd^afteten 
mit  il^ren  Saienbrübern,  (Convcrsen)  §albmön(^en  mit  9Könd^ögelübben 
il^re  ©üter  felbft;  mo  fie  il^re  2Birtl^fd^aftöl|öfe  (grangia)  errid^teten, 
mürbe  ber  Soben  t)om  ©eftrüpp  gereinigt,  bie  aOBälber  gelichtet,  unb 
faftiger  unb  ftro^eitber  ftanben  bie  älel^ren  auf  bem  äRoorgtunbe,  i>en 

3* 


—    36    — 

i^r  fd^Tüercr  ^flug  umri§,  alö  auf  bem  Ieid)ten  93oben,  ben  allein  bet  §a= 
fen  ber  wenbifi^cn  porigen  bejn)iugen  fonute.  aSor  il^ueii  unb  il^rem  ®e= 
folge,  ben  beutfd^en  Sauem,  ©etbern  unb  ©(iulimad^ern,  fd^wanb  SBenben- 
tl^um  unb  §eibentl^um  auf  bem  Sanbe,  burd^  fie  würbe  6^riftentf)um  unb 
beutfd^eö  SBefen  l^ier  im  DoHen  §errfd^aft  gebradEit  Sänge  fd^on  I^atten 
iene  Älöfter  in  ßolberg  i^re  gäben  angefponnen,  fd^on  in  bem  wenbifd^en 
©olberg  raurbe  baö  raoHene  ©eroanb  mit  bem  fd^watjen  ©fapulier  unb  bem 
iJebergiirtel,  an  metd^em  ber  3lofenfranj  l^ing,  i^äufig  gefeljn,  benn  ber  Se^ 
trieb  unb  bie  S3eauffid;tigung  ber  t)om  §erjoge  gefd^enften  ^^^fannftätten 
unb  ber  ©innal^men  au§  ben  l^erjoglid^en  Sabemen  erforberte  öfteren  33e= 
fud^  ;aber  eine  ftärf ere  2lnjie]^ungö!raft  übte  auf  fie  au§  bie  neugegrünbete 
beutfd^e  ©tabt,  bort  fanben  fie  einen  trefflichen  2Karft,  ber  ben  ^reiö 
il^rer  lanbroirt^fd^aftlid^en  ©rjeugniffe  fteigerte,  unb  auf  bem  ©aljberge 
lolinenben  2lbfafe  für  baö  §oIj  il^rer  äBalbungen.  SDarum  fud()ten  fie 
in  ber  9?ä^e  ber  ©tabt  ®üter  ju  geroinnen.  5Da§  Älofter  üDargun  l^atte 
im  3a(;r  1266  9ierefe,  1269  Sßeffin  t)om  »ifd^ofe  gefauft,  im  Sa^r 
1288  luurbe  i^m  baö  35orf  Saft  von  biefem  ^ereignet,  roeld^eö  er  von 
ben  9tonnen  von  2lltftabt  für  anbere  Sefi^ungen  eingetdufd^t  f)atte, 
unb  1335  fam  eä  anä)  in  ben  S3efife  von  SBolfö^agen  mit  einem  von 
bem  ßifterjienfer  Älofter  3ieu?fiamp  angelegten  9Birtl^f(^aftö^ofe.  SDob^ 
beran  l^atte  fd^on  1260  baö  SDorf  33orf  t)on  bem  6«mminer  SJlünjer 
©erbert,  ber  eö  alö  l^erjoglid^eä  fielen  befa§,  mit  ©inioilligung  beö  ^er^ 
jog  äßartiölao  gefauft,  überlieg  baffelbe  bann  ber  g^rau  ©ertrub 
von  Sannen  unb  il^rem  ©emal^l  S)ietrid^  alö  Se^n  unb  ert)ielt  eö  1280 
naä)  bem  Sobe  beö  lefeteren  von  jener  jurüd^^).  Gliben  bem  Meinen 
SBenbenborf  (villulä)  33orI  errid^teten  bie  SKönd^e  ifiren  SBirtl^fi^aftös 
l^of,  unb  alö  fie  ba§  2)orf  fiebsel^n  Sa^re  fpäter  an  bie  §et)bebredEä 
mieberoerfauften,  entl^ielt  ber  §of  ein  Snoentar  an  ©(^afeu,  ©(^mei? 
mn,  Siegen,  §unben,  SBinter^  unb  ©ommerfiüi^ten,  frifd^em  unb  trodfe- 
nem  9tol^r,  SBagen,  ^^flugfd^aren  unb  anberen  ®erätl)fd;aften,  meld^eö 
auf  200  3Karf  gefd^äfet  mürbe.  3m  Sa^r  1290  erwarb  baö  Älofter 
nod;  Älein^  unb  @rofe=3eftin  von  ben  Jiamelö.  2lud^  Sufom,  baö  erft 
1252  gegrünbete  Sod^terKofter  von  35afgun,  fefete  fid^  balb  in  ©olberg 
feft;  eö  lieg  fi(^  1264  von  bem  §erjoge  SBartiölav  alles,  maö  bem^ 
felben  nod^  am  ©aljberge  gel^örte,  unb  einen  Si^eit  ber  ßolberger  SIKül^? 
lenpoft  ^ereignen.  —  Um  nun  bie  ^robufte  ber  Sanbroirtl^fd^aft  bequem 
mer  abfegen  ju  fönnen,  fauften  bie  3Könd^e  ©runbftüde  in  ber  ©tabt, 
auf  benen  fie  SBirt^fc^aftögebäube  errid[)teten,    ^Rel^rere  Älöfter  l^atten 


—    37    — 

fi(]^  in  bicfet  SBeifc  in  ßolberg  angefiebclt.  —  ©o  befaj3  baö  Älojler 
'  SufoTD  einen  §of  in  ber  ©tabt,  weld^er  ben  SRamen  „öufon)"  filierte. 
®ö  überlief  il^n  im  Sal^r  1355  bem  ©olberger  Sürger  ©alfelb  jur 
Senu^ung  auf  Sebenöjeit,  bafür  t)erpfli(ä^tete  fid^  biefer,  äffe  Sauliiä^s 
feiten  auf  feine  Soften  im  ©tanbe  ju  erl^alten,  bie  fiä^abl^aften  ^a^ 
traufen  ausjubeffern  unb  bie  näd^tlid^en  'ü&a^en  unb  bie  Sejal^lung  beö 
©d^offeö  an  bie  ©tabt  ju  übemel^men;  na(j^  feinem  unb  feiner  g^rau 
STobe  foffte  ber  §of  mit  ben  t)on  il^nen  errid^teten  ©ebäuben  an  baö 
Rlofter  jurüdfaffen.  @r  lag  in  ber  SanbeöbanbftraJBe  unmittelbar  neben 
bem  älteften  Slatl^l^aufe  ber  ©tabt  £)l^ne  3meifel  um  baffelbe  ermei^ 
tetn  JU  fönnen,  l^atte  ber  SRatl^  von  ©olberg  einen  Sl^eil  beö  §ofeö  ben 
SWönd^en  abgefauft") 

@inen  äl^nlid^en  §of  l^atte  baö  Älofter  35argun  in  ber  ©tabt,  er 
l^iejs  ber  ,,?!Könfel^of",  lag  ebenfaffs  in  ber  Sanbesbanbftrajse  unb  jmar 
an  ber  ©de  ber  ?!Kön(^enftraBe,  meli^e,  wie  ba§  9Jlönd^entl^or  (fpäter  au(3^ 
Äütertl^or),  t)on  il^m  feinen  Flamen  erl^alten  |iat,  unb  reid^te  biö  an  bie 
©tabtmauer.  @r  blieb  ©igentl^um  beö  Älofterö  bis  jum  Slnfange  be§  16. 
Sal^rl^unbertö,  mo  il^n  ^an^  ^ol^enl^aufen  fäufli(^  an  fi(^  bra(3^te>  um 
i^n  im  Sal^r  1508  mieber  an  baö  ©amminer  ©apitel  ju  Derfaufen. 
5ßon  biefem  würbe  er  1535  einem  Sulgrin  fäuf(i(^  übertaffen. 

?!Ke]^rere  Umftänbe  beuten  barauf  l^in,  ba^  auc^  S)obberan  feinen 
§of  in  ßolberg  l^atte.  SDaö  ^rämonftratenfer  klofter  ®robe  l^atte  me^ 
nigftenö  fein  ©aftl^auö  in  ber  ©tabt  (domus  hospitis),  rao  feine  äJlönc^e, 
bie  l^äufiger  na(^  ©olberg  famen,  einfel^rten  unb  bie  il^m  t)om  ©alj» 
berge  unb  bena(^barten  S)örfem  juftel^enben  §ebungen  in  (Smpfang 
nal^men. 

3ene  Sifterjienfer  Älöfter  l^atten  fd^on  lange  in  SÄedlenburg  auf 
©tabt  unb  fianb  einen  roeitgreifenben  ©inPujs  ausgeübt,  aud^  in 
ben  aWedlenburgifd^en  ©täbten,  felbft  in  Sübed,  l^atten  fie  il^re  Älofier^ 
l^öfe,  fie  ftanben  mit  ben  angefel^enften  ®ef(^led^tem  beö  Sanbeö  in  enger 
aSerbinbung.  9?id^t  feiten  unterwarfen  fid^  9Jlitglieber  ber  festeren,  um 
ben  ^rieben,  ben  il^nen  bie  fturmt)offe  3eit  t)erfagte,  ober  ein  ®rab 
auf  geweil^tem  Äloftergrunbe  ju  gewinnen,  alö  3Jiön(^e  ober  Saienbrü= 
ber  ber  ftrengen  ©rbenöregel.  ©o  ftanben  bie  balb  in  ©olberg  auf^ 
tretenben  ©efd^Ied^ter  ber  SBiefe  unb  aSraunfd^toeig  bem  Älofter  2)obberan 
nol^e;  im  %a\)x  1244  war  ein  Hermann  SQBiefe  Saienbruber  bafelbft, 
unb  1282^^)  wirb  ein  Sol^anneä  t)on  Srunäwif  ate  ein  getreuer  Stn* 
l^änger  unb  ^reunb  beö  Älofters  be}ei(^net.    Unter  jel^n  im  %a^xt 


—    38    — 

1331  genannten  Äloftergeiftlti^en  bafelbfl  gel^ören  peben  ©efd^le^tem 
an,  bie  fid^  in  biefer  Seit  and^  in  ©olberg  niebergelaffen  ^aben,  töie 
bie  33raunf(ä^tt)eigö,  SJBiefeö,  SDortmunbö  unb  ^^opeö, 

SRur  t)ereinjelt  f^nb  in  ben  erften  beiben  3a()rje^nten  ber  ©tabt 
Slnfiebler  a\i^  SWedlenburg  gelommen,  wie  wol^l  um  1266  bie  gamilie 
Juvefiis  (Sunge,  Süngling),  urfprünglid^  aus  SKünfter  flammenb  unb 
in  jener  3eit  auf  9lügen  unb  in  SBotpommem  anfäfftg,  unb  Dielleid^t 
Suttenjo^n  1257,  in  berfelben  3eit  mi)  inSBßismar  genannt;  erft  feit= 
bem  bie  Älöfter  SDobberan  unb  S)argun  fi^  in  ber  9Jö^e  von  ©olberg 
feftgefefet  l^atten,  etwa  feit  1277,  bem  Saläre,  in  n)el(ä^em  ßolberg  bmä) 
bie  ©rroerbung  ber  weftlid^en  §älfte  ber  ßolberger  Äafteßanei  von 
(Seiten  beö  Sifd^ofö  Hermann  t)on  ber  SDoppet^errfd^aft  frei  würbe, 
begann  ber  ftarfe  3ubrang  auö  jenem  Sanbe.    Se^t  roanberten  ein  bie 
gamilien  ajlönd^  (Monac/iiis),  Sol^anneö  unb   Sibemann,    aud^  ein 
„gett=aRön(^"  (pingtiis  monachus)\  t)on  ber  SSBefer,   (Soi^anneö  de 
Wissera,   Weser a) ;  von  Saroe,  §einri(3^  (nad^  ber  mecf lenburgif d^en 
©tabt  Sage  genannt) ;  SBinter,  Soad^im  imb  ©erl^arb  (hyems) ;  Äleine 
(Parmis),  rool^l  nid^t  von   ber  fd^on  1258   genannten  ©reiföroalber, 
fonbem  ber  Sübeder  5<i«^iK^  biefeö  SRamenö  abftammeub,  mit  ber  fie, 
wie  baö  ©tabtbud^  bejeugt,  nod^  im  14ten  unb  löten  Sai^rl^unbert  in 
t)ent)anbtfd)aftlid^er  33erbinbung  fielet,  (eine  SJerbinbung,  bie  n)o(jl  ben 
Sübedfer  ^:|Jrebifanten  5Rifl.  Äleine  mit  beftimmt  ^at,  in  Golberg  (1530) 
bie  lutf)erifd^e  Seigre  ju  prebigen);  von  §amme;  SBifbolb;  oon  Sübed; 
*^Jloiö,  Dom  Unterrl^ein  in  bie  medEIenburgif d^en  ©tobte  gef ommen ;  ßerbo ; 
$8ell^aring;  3)arfotü  u.  a.  ©egen  ©übe  beö  Sal^rl^unbertä  unb  im  anfange 
beö  folgenben  famen  l^inju  bie  Don  Seroe^ou),  Äerftinian  }uerft  1302 
alö  ©olberger  33ürger  genannt,  lange  ate  ©üljgenoffen  in  ber  ©tobt 
auf  äffig ;  bie  t)on  ßramon  (dominus  Cramonns)  balb  roieber  auö  feer 
©tobt  tjei^ogen;  bie  SBiefe,  Slotgl^eruö  1305;  üieffeid^t  aud^  v.  SReriite, 
SHotd^eruö  1294,  menig  ftenö  finbet  pd^  ein  Flitter  Jo  de  2»arine  1285  in 
3WedElenburg;  baö  fel^r  angef eigene  (Sefd^led^t  ber  Rotten  aus  SübedE, 
von  il^nen  juerft  So^onneö  1308  als  aWitglieb  be§  ßotberger  SRatl^eö 
genannt;   ^attenl^ufen;   SRofe;    §om;    Sölner;  2Bolf  fd^on   1297  in 
©olberg  oorl^anben,  erfi  um  1360  im  SRatl^.   —  2)ie  lefetgenannten 
waren  aM  Sioftodf  gelommen,  bie  meiften  jener  gamilien  jebod^  l^atten 
fid^  über  mel^rere  ©tftbte,  SübedE,  SBismor,  SWoftodE  unb  ©reiföroalb 
ret^roeigt,  alle  maren  tl^atfräftige  Äolonifiengefd^led^ter,  eifrige  3DWttn:= 
beiter  aii  bem  SBerfe,  ^omm^m  in  ein  beutf^eö  Sanb  uritjuwonbiitti. 


—    89    — 

SRand^e  biefer  ®ef(|te<ä^tcr  finb  ttad^futjer  Seit  wieber  aus  6ot 
berg  tjerfd^wunben,  anbere  Ijaben  Sai^r^unberte  fiinburd^  ber  ©tabt 
SSütöermeifter  iinb  9tattjmanncn  ß^Kefert,  aber  feins  berfelben  f)at  fo 
^lange  in  il^r  geblüljt,  alö  baä  ber  Srauufd^weigä,  35a§,  tDie  fci^ou  ber 
9?ame  ^^6'  Brtaimiv)  fagt,  urfptütiglid^  auö  SBrounfd^roeig  ftommenbe 
©efd^le^t  war  fci^on  um  bie  SKitte  beö  13.  Sa^rl^unbertä  in  aBcdten^ 
bürg  angefiebelt.  ®in  Sl^ibenian  Sr,  nnrb  fd^on  in  SBiömar,  ein  3o= 
j^omtes  1283  al§  3JH'tgIieb  beä  SRoftocEer  SWatl^ö  gettannt,  ein  anbrer  So- 
l^nncö  erfd|eint  1 282,  nne  fi^on  ohm  enüäl^nt,  al§  /?^6'//ä  äc  familiaris 
beö  Äiofterö  t)on  SDobberan.  ©eit  1292  tritt  bie  gamitie  in  ©otberg 
auf,  ein  Solennes  v.  8r.  wirb  in  biefem  Salute  juerft  als  ßolberger 
33ürger,  jwei  Sa^re  fpöter  als  JRatl^mann  ber  ©tabt  genannt  Sei  ber 
oben  berül^en  Söerbinbung  beä  Sobberaner  Älofterö  mit  ben  meutern 
burgifd^n  ©täbten  unb  mit  ©olberg  liegt  bie  SBermutl^ung  nal^e,  ba^ 
bie  ©olberger  öinie  aus  3Re(ilenburg,  t)iettei($t  aus  Sioftod,  wo  ber 
Slame  fpöter  nid^t  wieber  oorJommt,  eingewanbert  ift,  bod^  läfet  fid^ 
mit  ©id^erl^eit  nid^ts  barüber  beftimmen,  ba  [id^  aud^  in  ©traljunb  unb 
in  ©targarb  fd^on  um  1282  3Ritglieber  bes  ©efd^led^tes  flnben^^). 

SDie  binnenlänbifd^en  ©täbte  nal^men  bamalö  nod^  einen  lebl^aften, 
unmittelbaren  2lntl;eil  m  bem  ©eeljanbel,  unb  »on  ben  ©eeftäbten  aus 
verbreitete  fid^  leidet  bie  Äunbe  üon  ber  nmti\  woljlgelegenen  ©tabt 
tiefer  in  baö  Snnere  oon  5Rorbbeutfd&lanb.  2lud^  t)on  bortl^er  ftrömte 
ii^r  frifd^e  SBoHsJraft  ju.  Um  1305  l^atte  ein  ©olberger  Bürger  ^l(^t^ 
trus  Sänge  (Longiis)  auf  bem  Sobtenbette  in  feinem  Seftamente  aBe 
ßlöfter,  ©tifter  unb  §oSpitäler  iai  33raunf(^weig  mit  reid^lii^en  Segaten 
{grandis  pemivia)  bebad^t,  unb  bie  3lebte  unb  Slebtiffinnen,  bie  ^ro- 
curatoren  ber  §ospitäler  unb  im  folgenben  Salute  (1306)  auc^  bie  5Ratl^5 
mannen  ber  ©tabt  S3raunf($weig  erfud^ten  ben  3latl^  t)on  ©olberg,  bie 
©eiber,  bie  er  in  aSerwal^rung  l^abe,  bem  SDiener  beö  2lbteö  von  ©ob^ 
beran  einjul^änbigen  ^^).  6s  ift  ba^er  nid^t  ju  bezweifeln,  ba§  biefer 
^etrus  fiange  aus  Sraunfd^weig  ftammt  unb  bem  oltftöbtifd^en  angefe^ 
Irenen  ^atriciergefd^led^t  angel^ört.  S)er  gleid^namige  ©ol^n  beffelben 
fa§  1308  im  ßolberger  SRatl^e.  S)ie  gamilie  3tömer  {Romanns),  im 
älnfange  bes  14ten  Sa^tl^unberts  im  Siatl^e,  fd^on  1273  in  ber  ©tabt 
anfäffig,  ftammte  aus  aWeifeen  ober  bem  SJoigtlanbe,  wol^in  bie  ^amilie 
wo||l  aus  3lümberg  gefommen  war,  ©ertrub,  bie  ©ottin  §einri(^  340:^ 
»erd,  bes  erften  ©inwanberers  aus  biefem  ©efd^led^te  in  ©olberg, 
öemöMS  aiomei;,  jwar  woj^l  aus  3»ü||ll^aufeii,  ba  fie  (im  Soi&t:  1273) 


—    40    — 

t)or  bem  ©olbergcr  Statine  auf  ben  il^r  get)örenben  jwölften  Sl^etl  einer 
Surie  in  jener  ©tabt  SBerjiiä^t  teiftete  ^^).  ^nä)  bie  gauiilie  SWolenl^ufen 
wirb  bortl^er  ftammen. 

SDie  größere  341  ber  a\x%  SWedlenburg  eingeroanberten  ®t^(i)U(S)' 
ter  ftotnmte  urfprünglid^  auö  SBeftpl^alen,  aber  anä)  unmittelbar  finb 
Äinber  ber  rotl^en  ©rbe  a\x^  il^rer  §eimat  mä)  Solberg  gejogen.    S)ie 
be  ©pten  (ober  @ben)  l^aben  il^ren  Planten  oon  ber  £)rtf(ä^aft  @t)ten  in 
ber  ^arod^ie  ©Ifepe,  ein  ßfbert  von  @ben  ftfct  132622)  im  ©tabtratl^e 
oon  ©efefe;  bie  gamilie  ©labbele  ifi  entroeber  unmittelbar  auö  bem 
gleichnamigen  Drte,  ober  auö  2)ortmunb,  mo  fte  fi(^  um  134323)  im 
Sftatl^e  finbet,  na(^  ©olberg  gefommen,    2)er  f($on  1276  in  ©olberg  ge:5 
nannte  §ermann  oon  ®rgeft  metft  auf  bie  toeftpl^älifd^e  Drtfd^aft  (Srgfle 
bet^ferlol^n,  unb  Spmboriä^  auf  bie  glei(]^namige  ©tabt  l^in,  unb  auf 
ing  auögel^enbe  SRamen  wie  33ot)bing  unb  ©tefeling  finb  ed^t  n)eflp]^älv= 
fd^en  Urfprungö.    SBal^rfd^einlii^  meftpl^älifc^^er  §erfunft  ift  au^  ber  mit 
Sol^ann  ©teteling  oerfd^wägerte  S)itmer  von  Sanbeöbanb  2*) ,  ber  feit 
1297  Kämmerer  war.    S)er  SRame  ber  oomel^men  gamilie  l^at  in  ber 
„Sanbeäbanbftraße"  Sal^rl^unberte  lang  in  ßolberg  fortgelebt.  —  3)ie 
alte  §eimat  unb  bie  bort  jurüdgelaffene  SSermanbtfd^aft  übte  anä)  in 
ber  gerne  noä)  längere  3eit  il^re  Slnjiel^ungöftaft.    9Bie  jener  ^etruö 
Sänge  auf  bem  ©terbebette  ber  Älöfter  feiner  SBaterftabt  gebadete,  fo 
fefet  ein  Sad^^n  (1359)25)  in  feinem  STeftamente  feinen  aiutterfd^meftern 
in  ©ortmunb  Segate  au§,  unb  ein  §antebule  l^at  ebenbort  um  1350 
nal^e  aSerroanbte.    3toä)  Sai^rl^unberte  lang  fanb  ein  lebl^after  SBerfel^r 
na^  SBeftpl^alen  fiatt,  unb  es  laffen  fid^  anä)  aM  fpäterer  Seit  no(^ 
man(^e  gamilien  aufjäl^len,  bie  oon  bort  l^erübergeroanbert  finb. 

3lud^  bie  alten  SBafferbal^nen,  auf  benen  fd^on  t)or  Sal^rl^unberten 
bie  ©d^iffe  beö  roenbifi^en  ©olbergö  l^in  unb  l^er  ful^ren,  l^aben  von  ben 
gegenüberliegenben  Snfeln  unb  Äüften  oereinjelte  Suwanbrer  l^erbeige^ 
fül^rt.  Salb  finbet  fid^  ber  Familienname  SBoml^olm  in  ©olberg,  unb 
normegifd^eö  ©ewid^t  galt  auf  ber  SEBaffermü^le  in  ©olberg,  bis  1311 
aud^  bort  ba§  Sübifd^e  ajia^  eingeführt  mürbe. 

Sluö  §olftein  ifl  baä  ©efd^led^t  ber  SBolte  eingemanbert,  §erber 
33olto  2«)  auö  Sfeel^o  (de  Isco)  gel^örte  ju  ben  SBürgermeiftem  ber  ©tabt, 
meldte  juerft  als  SBertreter  berfelben  auf  einem  ©tdbtetage  ju  Sübedf  ge^ 
nannt  werben;  ber  in  ber  Ställe  oon  Solberg  in  ©toifom  1296  anfäf* 
fige  aSolrabuö  §olfatuö,  ber  fid^  in  biefem  Saläre  mit  ber  ©tabt  über 
bie  ©renjen  beö  beiberfeitigeit  ©ebiets  oergleid^t,  mag  mol^l  bem  fd^on 


—    41    — 

etwas  frtil^er  in  SUfedlenburg  angeftebclten  ®cf(]^led^te  ber  §oIften  ata 
gel^ören,  um  bie  SJJitte  beä  folgenben  Sai^rl^unbettö  finb  fie  an^  in  ber 
©tabt  als  ©üljöenoffen.  aSon  il^m  ober  feinem  gleichnamigen  ©ol^n 
l^ot  baö  an  bie  ©tabt  t)erfaufte  t)erfd^n)unbene  (jur  ©tabtmarf  ge* 
f($lagene)  aSottrabsl^agen  feinen  SKamen  erl^alten« 

6in  ftarfeö  Kontingent  l^aben  für  bie  junge  ©tabt  mhliä)  bie  in 
Sommern  angefiebelten  äJafaHem  unb  3lbefegef(ä^le(^ter  beutf(^en  unb  TOen:^ 
bif^en  Urfprungö  aM  ber  M^e  unb  gerne  gefteHt.  ©in  ^etrus  ^a^ 
ralt,  (ber  oon  1257  biö  1261  alö  SRatl^mann  genannt  n)irb),  war  au(3^ 
Sefifeer  oon  Äoifoio  geraefen,  el^e  baö  SDorf  (1277)  an  ßolberg  fam. 
SDer  SRat^mann  growinuö  ftammt  auö  bem  SBaf attengef(3^Ie(ä^te  Barnims  I., 
roeld^eö  bei  ^ßrenjtau  jwei  S)örfer  befa^  fvillae  Frowini).  Sol^ann 
unJt  SRifolauö  oon  ©d^utforo  gel^örten  ju  einer  gamilie,  bie  im  Sefifee 
t)on  ©d^öfeom  war;  in  glei(ä^er  SEBeife  beuten  bie  Familiennamen 
t).  Ärajinfe  (Ära^ig)  unb  Sienfefoto,  menigftenö  bie  nä(^ftt)orl^erge]^enbe 
©tation  ber  gamilien  an.  Sie  ^atricierfamilie  ®at)ib  ift  tool^l  ju  bem 
gleichnamigen  aSafaHengefd^led^te  33ifd^of  §ermannö  ju  re(^nen*),  baö 
au(^  in  ©olberger  Urlunben  genannt  ift,  ebenbal^in  gel^ört  §inje  Sirene 
unb  Siifolauö  93an)aru§  ober  33auruö  (33eier),  beren  5ßamen  \\i^  in  bem 
oon  il^nen  gegrünbeten  Seieröborf  bei  ?Pt)rife  erl^alten  l^at.  >Db  bie 
1297  genannten  Sol^anneö  unb  %xooxi  o.  ©ripl^enberg  (dilecH  nodri 
propria  hereditate  gandentes),  ber  lefetere  mit  ed^t  flaoifd^em  a?or=^ 
namen,  ju  bem  balb  axxi)  in  ber  3?ä]^e  oon  ©olberg  anfäffigen  3Wtter:= 
gef(^led^te  ber  o.  ©reiffenberg  gepren,  ober  au§i  ber  1262  gegrünbeten 
©tabt  ©reifenberg  an  ber  SRega  eingetoanbert  finb,  unb  ob  ber  Jtatl^:: 
mann  g^riebri(^  Ltisms  (©(^eel)  in  oerwanbtfi^aftlidEier  Sejiel^img  ju 
bem  SRitter  unb  SSafaHen  Sifd^of  §ermannö  3Bot)no  Lnscus  fielet,  ober 
unmittelbar  auö  ben  loeftliC^en  §anfeftäbten  gelommen  ift,  läfet  ficä^  ni($t 
entfd^eiben.  Slnnuö  o.  ©tolp,  Bürger  in  ßolberg  fd^on  1302,  wo  ber 
SWatl^  eineö  SReC^töftreiteö  l^alber,  in  meldten  er  mit  il^m  geratl^en  war, 
eine  ©efanbtfd^aft  nad^  Sübedt  fd^idfte,  um  jugleid^  SRad^träge  ju  bem 
Sübifd^en  Sfled^töcobej  ju  ^olen,  gehörte  wo^l  ju  einem  wenbifd^en  Slbelö- 
gef(^led^te  im  öftli(^en  Sommern. 

3u  ben  berül^mteren  unter  ben  älteren  gamilien  biefer  klaffe 
gel^ören  bie  ©lafenapp,  ©amife  unb  aSelow.  SSon  ben  erfteren  wirb 
Sertl^olb  ©lafenapp  juerft  alö  ©olberger  Sürger  genannt.    3m  Sai^r 


*)  1254  tDirb  ein  Beuge  ^aoib  5ufammen  mit  ^dldb  o.  Sreptoto  genannt 


—    42    — 

1291  befennt  er,  bem  ^tnje  t).  aWönfter  200  3flatt  ftä^iilbig  ju  fein, 
feit  1296  erf(]^eint  er  itn  SRatl^e,  balb  ate  SJürgermeifter*).  SDie  5Damife, 
ein  beutfi^eö  rittermäfeigeö  ©efd^Ied^  t)on  no(^  nid^t  erroiefener  §erhinji, 
l&aben  il^ren  Flamen  tool^l  t)on  bem  S)orfe  S)amife  im  gürftentl^umer 
Greife  angenommen,  fie  ex\ä)mm  1308  mit  bem  SWatl^mann  §ermann 
2)amife  in  ©olberg.  @ö  ift  auffaffenb,  ba§  in  berfelben  Seit  jmei  'Sx'd^ 
ger  beffelben  SRamens,  aSolrab  unb  ^l^ilipp  t).  SDamüfe,  afe  Surgmannen 
t)on  35Bettin  aufgeführt  werben  (1307)27).  g?on  ben  »elowö  ift  @e= 
rarb  ber  erfte,  ber  fi(ä^  in  ©olberg  niebergetaffen  l^at.  3ni  Safir  1322 
wirb  er  als  SBürger  unb  balb  barauf  alö  3latfimann  genannt. 

9Son  allen  ftlteren  ®ef(ä^Ie<ä^tem  ber  ©tabt  l^at  feinö  einen  foli^en 
9?amen  gewonnen,  als  baö  ber  ©d^lieffen.  S)od)  mit  Unred^t  beanfprud^t 
es  ron  aHen  ba§  l^ö(j^fte  9ltter.  2)ie  unbefangene  Prüfung  gefd^iiä^tlid^er 
Seugniffe  jwingt  uns,  il^m  unter  ben  älteren  ®ef(3^lec^tem  grabe  ben 
jängften  ^lafe  anjuroeifen.  SDie  fpätere  ©tettung  beffelben,  bie  S^l^aten 
eines  gemaltigen  aWanned,  ber  ben  Äampf  mit  ©apitel,  Sifd^of,  §et^og 
unb  3lbel  auf  fid^  nal^m  unb  babei  ben  Sann  ber  Äird^e  auf  leidsten 
äd^feln  trug,  l^at  aud^  einen  glänjenben  ©d^immer  auf  bie  93ot^eit  beö 
®efd^led^te§  geworfen,  unb  bie  Sll^nl^erm  beffelben  finb  oon  ber  ©age 
ju  ©aljjunfem  unb  SSürgermeiftem  gemad^t  in  einer  3eit,  mo  cö  nod^ 
feine  ©aljgilbe  unb  feine  Sürgermeifier  gab.  Äeine  ©pur  meifi  barauf 
^n,  baj3  fie  in  menbifd^er  3eit  ©olberger  33urgmannen  gemefen  finb, 
unb  faft  fiebjig  Saläre  l^inbur(^  fud^en  mir  in  ben  Urfunben  unb  in 
bem  ©tabtbud^e  ber  beutfd^en  ©tabt  t)ergebens  ben  9?amen  ber  gamilie. 
9lad^  gefd^id^tlid^en  3eugniffen  ift  ^etruö  ©tepoo«  ber  erfie  aus  il^r  in 
ßolberg,  er  wirb  in  einer  Urfunbe  t)on  1 321,  meldte  ber  ©tabt  in  ben 
Sanbfd^aften  ©laoe  unb  Hiügenmalbe  Sottfreil^cit  gemalert,  als  Siatl^^ 
mann  genannt;  in  gleid^er  SBeife,  oi^ne  aSomamen  gefc^iel^t  jmeimal 
(1333  unb  1335)  feiner  Sffiittme  unb  feiner  ©öl^ne  ermäl^nung  ^^).  3mei 
axx^  berfelben  Familie,  ^etruö  unb  5Hfolaus,  finb  Sürger  in  S3elgarb 
unb  von  bort  aus  1326- jufammen  mit  einem  Sute  Älofe  m^  einer 
balb  aud^  in  ©olberg  genannten  gamilie  in  ß^lberg  als  3eugen  üxmt^ 
fenb.  §enning  ©d^lieffen  ift  im  35efi|  x)on  9Jiöln  unb  t)erfauft  bieö 
SDorf  1333  an  ben  Solberger  Sürger  ^ermann  SDamife**).  SSkxl^rfd^eim 
tid^  ift  er  eins  mit  bem  von  1365  an  l^äufiger  im  ©tabtbud^e  genannt 


♦)  (Kln  ^nhho  ©lafenopp  crfd^cint  1310  al0  SSefifter  tjon  ®arrin.    @tbtb. 
**)  IBenlgfienS  no^  €.  o.  mmmmt  unb  ^d^c^en  H.  R  V.  e.  435. 


—    43    — 

ten  Henning  ©(]^ltcffcii,  ber  rool^I  ein  ©ol^n  jene«  ^cter  ift.  S)ic  iir* 
!unbUd^  gcfid^erte  gorm  beö  SRamenö,  bie  bibtifd^cn  Sßontameu  laffen 
unö  in  il^ncn  ein  wenbifd^eö  Slbetegefd^Ied^t  erfennen,  weld^eö  n)oI)l  auö 
ber  ©egenb  t)on  Selgarb  in  ©olberg  eingeroanbert  ift.  2)er  äl^nlid^ 
Ilingenbe  5Rame  l^at  bie  älteren  ©enealogen  t)eranla6t,  baffelbe  mit 
einem  äl^nlid^  kntenben  beutfd^en  ®e^d()k^te  jufammenjuTOerfen.  35ie 
weitere  ©efd^icä^te  ber  erft  im  15.  Sal^rl^unbert  ju  Iiöl^erem  ©influfe  in 
ber  ©tabt  gelangten  g^amilie  folgt  6ap.  8.  — 

Äein  SKnl^alt  pnbet  fid^  für  bie  Verleitung  ber  SRatl^öfamilien 
§alefon),  ambrofliiö,  ©emelin,  99unbe,  SBebele,  ©Werfen  fpulc/ier, 
fauber,  f(3^ön);  bie  SDobetften  mit  beutfd^en  aSomamen  fönnten  mit 
ber  nieberrl^einlänbifd^cn  9lbclöfamilie  Sobbelftein  juf ammenl^ängen  2») ; 
bie  Särroalbe  werben  luol^l  nid^t  auö  bem  pommerfd^en,  meld^eö  erft 
meit  fpäter  alä  ©tabt  genannt  mirb,  fonbem  auö  beut  neumärfifd^en, 
f(^on  1295  t)orfommenben  Särroalbe  ftammen. 

©ö  ift  eine  bunte  9Kufterfarte  von  ©täbten  unb  Sänbem,  au§ 
benen  bie  erften  a3en)ol;ner  ber  ©tabt  fid^  jufammengefunben  l^aben, 
bat)or  Derfd^minbet  ber  alte  ©tamm  ber  ©reiföroalber  ©inmanbrer,  unb 
eö  erinnert  bie  3ufammenn)ürfelung  el^er  an  ein  ©.  granjiöfo,  alö  etwa 
an  eine  gried^ifd^e  Kolonie,  bie  meift  an^  Sürgem  berfelben  ©tabt  be* 
ftel^enb,  in  ©prad^e,  SRed^t  unb  3teligion  ben  S^puö  ber  3)?utterftabt 
aud^  in  ber  g^rembe  fortpflanjte.  Snbeg  abgefel^en  von  bem  geringen 
Srud^tl^eil  eineö  freinbrebenben  ©tammeö  geprten  bod^  bie  ©inwanbe^ 
rer  einem  3Solfe  unb  jroar  jumeijl  bem  nieberfäd^fifdEien  ©tamme  an. 
§atten  fie  aud^  !ein  l^eiligeö  g^euer  von  einem  ©taatstierbe  mitgebrai^t, 
fo  TOurben  fie  bo^  burd^  gemeinf amen  ©lauben  unb  gemeinfameö  SJolfö^ 
tl^um,  gleidfie  ©itte  unb  3ted^t  jufammengel^alten  unb  mud^fen  barauö 
balb  ju  einer  nenm  SebenSgemeinfd^aft  jufammen.  3lnt  ba^  bie  3St\^ 
f^ung  beö  Jaufmdnnifd^en  unb  ritterlid^en  ©eifteö  ju  fe^r  ju  ©unften 
be§  le^teren  ausgefallen  war,  unb  bafe  bie  uerl^ältnifemägig  Meine  ©tabt 
ju  t)iel  ber  braufenben  ©toffe  in  fid^  aufgenommen  l)atte,  bie  faum 
batin  einen  ©pielraum  l^atten  unb  im  näd^ften  3cil)rl^unberte  fid^  au(^  in 
inneren  kämpfen  unb  für  t)ie  ©tabt  oft  unl^eilooHer  ©eraalttl^at  entluben. 


irittw  Ö^aßM 

I)te  ^taU  mit  i^rett  X^orett^  Strafen^  ^li^eit^  (SeBiuben  ttnb  il^ter 

nSl^ereu  tttngekng« 


©d^on  im  Sal^r  1289  fid^ertc  ein  (SxhroaH  bie  SSorftabt  t)on  ©t 
©eorg,  unb  ein  eben  fold^er,  t)ielleid^t  nod^  bur(^  ein  ^Uanlennjer!  vex^ 
ftdrft,  bilbete  in  ältefter  3eit  wol^I  an(^  bie  einzige  Scfeftigung  ber 
©tabt.  SBann  an  bie  ©teffe  bejfelben  bie  ©teinmauer  getreten  ift,  bar* 
über  geben  bie  bürftigen  3lnöjüge  aM  beni  ätteften  ©tabtbu(ä^e  feine 
Sluöfunft  3laä)  SBad^ö,  bem  baffelbe  no(^  üottfiänbig  'vorlag,  wäre 
ber  S5au  an  ber  SEBeftfeite  nad^  ber  ^erfante  ju  angefangen  unb  erft 
im  15.  Sal^rl^unbert  burd^  bie  SCuöfüIlung  ber  ©trede  jwifd^en  ©teim 
tl^or  unb  SKül^lentl^or  t)oIIenbet  worben.  SDaö  lefetere  ipt  fidler  unrid^? 
tig.  SEBad^ö  Derwed^felt  offenbar  ©rbauung  unb  äCuöbefferung.  ©d^on 
im  Sal^r  1380  fül^ren,  wie  baö  ©tabtbud^  jeigt,  Sugänge  von  ber  ^an^ 
ftrafee  ju  jenem,  angeblid^  erft  im  15.  Sal^rl^unbert  erbauten  Sl^eile  ber 
©tabtmauer,  unb  Älebbuben  an  il^r  an  biefer  ©teile  werben  um  biefelbc 
Seit  genannt.  3ft  ber  3luöbrud  ,,innerl^alb  ber  aWauem  von  ©olberg", 
ber  fid^  fd^on  um  1300  in  ben  UrJunben  flnbet,  roörtUd^  ju  Derftel^n, 
fo  war  bie  ©tabt  f(^on  in  biefer  3eit,  wenigftenö  jum  größeren  Steile, 
mit  einer  ©teinmauer  umgeben,  ©id^er  fd^on  um  1450  mar  biefe  mit 
größeren  unb  fleineren  aSi!?  (ßriegöO  tl^ürmen  üerfel^n.  3)er  einjig  er^s 
l^altene  berfelben,  ber  Äunftpfeifertl^urm,  biente  fd^on  im  17.  Sai^tJ^un^ 
bert  jur  SBol^nung  beä  Äunftpfeiferö. 

9lur  einmal  l^at  bie  ©tabt  —  unb  jwar  fd^on  im  3lnfange  beä 
U.  Sal^rl^unbertö  —  eine,  überbie^  nid^t  erl^eblid^e  Sßergrögerung  er= 
fal^ren,  inbem  ber  anfänglid^  unbebaute  3taum  jmifc^en  bem  3Jläl^len:: 
graben  unb  ber  ^erfante  mit  §äufern  befefet  mürbe.    S)er  nm  entftan^ 


—    45    — 

benc  ©tabttl^eil  ctl^iclt,  im  ©egenfafe  ju  ber  von  beu  S)eutf(^en  ange^ 
legten,  älteren  ©tabt,  nid^t  etwa  ber  roenbifi^en  Slltftabt,  ben  Flamen 
Sleuftobt  (noca  cicitas).  3tn  übrigen  ift  ber  Umfang  ber  ©tabt  biö 
auf  unfere  Sage  unt)eränbert  geblieben.  3lud^  in  ber  Stid^tung  ber 
©trafen  unb  in  ber  3lnlage  ber  Si^ore  gleid^t  baö  neue  ßolberg  im 
wefentlid^en  bem  alten.  Offenbar  ift  bie  ©tabt  glei(^  —  t)ermutl^li(^  nad^ 
©reiföwalber  SKufter  —  nad^  einem  ein^ieitlid^en  ^lane  mit  breiten, 
graben,  fid^  re(^tn>inflig  burc^fd^neibenben  ©trafen  angelegt,  unb  bie 
ältefe,  fd^on  t)orgefunbene  Slnfiebelung  |)at  fid^  biefem  ^^Jtane  einfügen 
muffen.  6ö  finben  fid^  beö^alb  aud^  feine  erl^eblid^en  ©d^raierigfeiten 
bei  ber  Ermittelung  ber  Dertlid^feiten  ber  alten  ©tabt.  SRur  in  ben 
älteften  Sl^omamen  l^errfd^t  einige  aSermirrung. 

3m  Sa^r  1289  überliefe  ber  3tat^  bie  bis  ba^in  in  ber  ©tabt, 
unb  jroar  l^inter  bem  t;eiligen  ©eiftl^aufe  —  mo  fid^  jefet  bie  größere 
aWül^le  beflnbet  —  gelegene  fleine  aJiül^le,  bie  er  fäuflid^  an  \iö)  ge^ 
bra^t  l^atte,  gegen  eine  beftimmte  Slbgabe  ben  beiben  SBürgem  Sol^am 
neö  be  SQßefera  unb  §enrifuö  be  Slenfefowe,  um  fie  t)or  htm  X^ore 
Jrotering  (valva  Frolering)  „jur  ©id^erung  unb  Sefeftigung  ber  ©tabt" 
lieber  aufjubauen.  2)en  beiben  Sefifeern  mürbe  t)erftattet,  bie  fleinen 
SSßafferläufe  auf  ber  ßolberger  gelbmarf  biö  jum  unteren  Si^eile  beö 
!Dorfeö  SRofenbal  jur  äJerftärfung  beä  SBad^ö,  ber  t)on  ©t.  ®eorg  l^er 
fam  unb  bie  3Kül^le  trieb,  jufammeniuleiten.  ©taumale  m  bem  3)amme 
bei  ©t.  ®eorg  unb  nä^er  an  ber  ©tabt  bejeid^neten  bie  erlaubte  §ö^e 
ber  Slufftauung  unb  fid^erten  JJelber  unb  SBiefen  ber  93ürger  gegen 
Ueberfd^memmungen.  2)afür  Iiatten  jene  bie  SBerpflid^tung,  bie  S)ämme 
unb  bie  33rüd£en  über  bie  SBafferläufe,  mit  2ludnal^me  ber  2)ämme  unb 
S3rüdEen  t)or  bem  „l^ol;en  S^ore"  (alla  mkm),  meldte  ber  3iatl^  felbft 
erforberlid^en  gallo  auöbeffern  laffen  moUte,  in  gutem  ©tanbe  ju  er^ 
galten.  SDer  33ad^  l^eifet  100  Sa^re  fpäter  SDiald^om  (t)on  maly  Kein) 
unb  ift  nid^t  ju  t)em)ed)feln  mit  bem  weiter  öftlid^  in  ber  SRäl^e  beö 
©tabtmalbeö  fliefeenben  gleid^namigen  SBafferlauf.  S)urd^  bie  3ufam^ 
leitung  ber  Meinen  Säd^e  mürbe  ein  3Kül^lenteid^  {molcndilc,  pisciiia^ 
slagfium)  gebilbet,  ber  nod;  lange  nad^  ber  2Bieben)erlegung  ber  f leinen 
aWü^le  in  bie  ©tabt  (f.  f|)äter)  beftanben  l^at  unb  nod^  im  15.  Sal^rl^unbert 
im  ©tabtbud^e  jur  Sieftimmung  ber  Sage  von  Käufern  unb  ©runbftüdEen 
benufet  mirb.  3la^  bem  aSerfd^minben  beffelben  blieb  ein  unbebeutenber 
SBafferlauf  übrig,  nod^  im  vorigen  Sa^rl^unbert  „®ate"  genannt,  ber^^ 
felbe  ^ad),  ber  nod^  jeftt  bie  beiben  ^^Jfannfd^mieben  IrenuL 


—    46    — 

S)aß  ohm  genannte  SS^or  grotertng  läfet  fid^  mit  jiemli(^er  ©i^ 
d^er^eit  beftimmen.  3)ie  fleine  3Jiül^Ie  wirb  nämlid^  einige  ^af)xe  fp(i:= 
ter  alö  t)or  bem  Sl^ore  §enrici  be  3ieutfd^er  (?)  unb  um  1300  vor  bem 
©aljtl^ore  (porta  salis)  Uegenb  bejeid^net.  Offenbar  bejeid^nen  biefe 
9tomcn  ein  unb  baffelbe  Si^or.  S)aö  ©aljtl^or  ifi  baä  jefeige  aKünber= 
tl^or,  unb  bie  beiben  anbeni  Jiamen  rül^ren  n)oI)l  t)on  Familien  l^er,  bie 
in  ber  5Wäl^e  beffelben  i^re  33el^aufungen  l^atten.  2lel^nlid^e§  finbet  fid^ 
in  anbern  ©täbten,  wie  in  ©reiföwalb  unb  Stralfunb,  aud^  t)on  ©oI- 
berg  wirb  gleid^  nod^  eines  äl^nlid^en  gaUö  ®rn)äl^nung  gefd^el^n.. 

©d^roerer  ju  beftimmen  ift  baö  „\)oi)t  S^or."  S)ie  ©id^erung  ber 
©täbte  in  geraalttl^ätiger  3eit  ma(^te  mögtid^ft  wenig  SDurd^bred^ungen 
ber  Sefeftigungen  wünfd^enöwert^.  2BiIl  man  nid^t  annel^men,  ba^ 
©olberg  in  ältefter  3eit  ein  S^or  me^r  gel^abt  l^at,  alö  100  Saläre 
fpäter,  fo  fann  jeneö  nur  ein  älterer  9iame  für  einö  ber  beiben  anbe= 
ren  großen  Si^ore  fein;  ob  bieö  ba§  ©teintl^or  ober  baö  3Kül^lentl^or  ifi, 
bafflr  ift  fein  2ln^alt. 

SDaö  ©aljtl^or  (im  17.  Sal^rl^unbert  aud^  Safetl^or),  fo  genannt, 
weil  eö  ben  §auptx)erfel^r  nad^  bem  ©aljberge  oermittelte,  l^eifet  tt^ 
was  fpäter  aud^  Pansmedendor  {vatva  fabromm  satargmum)  unb 
1445  baö  j^nige  dor%  ^enn  bie  älteren  ©l^roniften  auö  biefer  lefe^ 
ten  Sejeii^nung  unb  auö  ber  fpäter  ju  erwäl^nenben  Snfd^rift  beffelben 
gefd^loffen  l^aben,  bafe  biefeö  Sl^or  bamalö  überl^aupt  erft  gebaut,  unb 
aller  SBerfe^r  nad^  bem  §afen  unb  ©aljberge  buxä)  baö  fogenannte 
aJlü^lentl^or  gegangen  fei  0/  fo  i^aben  fie  überfeinen,  bag  im  ©tabtbud^e 
fd^on  lange  oorl^er  aWönd^em  unb  ^pfanufd^miebentl^or  ald  oerfd^iebene 
ST^ore  nebeneinanber  genannt  werben,  unb  bajs  jener  33au  nur  oon  ©r^ 
rid^tung  eineö  nmm  S^orgebäubeö  an  ©teile  beö  älteren  t)erflanben 
werben  !ann. 

S)er  SRame  beö  eben  genannten,  jwifd^en  ^erfante  unb  ©aljtl^or 
gelegenen  aKönd^entl^orö  (mönkedory  valva  monaclionm)  ift  fd^on  im 
vorigen  (Sapitel  oM  bem  anftofeenben  §ofe  ber  SWönd^e  ,,t)on  SBaji" 
erflärt.  ©ö  l^eifet  aud^  Äütertl^or  {jcaka  mactatorum^  maäalurae) 
t)on  bem  öffentlid^en  ©^lad^tl^aufe,  weld^eö  unmittelbar  t)or  bemfelben 
nad^  ber  ^erfante  ju  ftanb.  SDaö  g^leifd^ergewerl  t^eilte  fid^  in  bie  Äno^ 
d^enl^auer  unb  bie  eigentlid^en  ©d^läd^ter,  wetd^e  Äüter  feigen.  3um 
©d^lad^ten  waren  nur  bie  lefeteren  bered^tigt.  Unter  ^riebri(i  SBil^elmö  I. 
^Regierung  würbe  t)on  ben  ftrengenSReoiforen  beö  ftäbtifd^en  SBefenö  mijs^ 
fällig  bemerft,  bafe  baö  nüfelid^e  ©d&lad^tliauö^  weld^eö  einft  in  ©olberg 


—    47    — 

gemefcn,  eingegangen  fei,  unb  bem  Statine  aufgegefeen,  ein  neues  ju  er- 
tid^ten.  S)er  Siame  .JdUerdoreken^',  ben  eö  aud^  fü^rt,  jeigt,  ba^ 
eö  nie  ju  ben  größten  Si^Dren  gei^ärt  l^at  ©d^on  um  1660  war  es 
gef(§loffen  unb  würbe  iura  SRunitionäl^aufe  t)em)anbt  3u  SBad^fen^ö 
3eit  biente  e§  ate  SBol;nung  beä  geftungöjimntermannö. 

25aä  ©teintl^or  ^rö'&Ä  lapidea^  saxea  steendor)  wirb  feit  1350 
genannt.  @ö  war  gegen  @nbe  beö  Sai^rl^unbertö,  ebenfo  wie  baö  9Kül^5 
lentl^or  unb  baö  ©aIjt(;or,  mit  einem  2lu§entl^ore  t)erfel^en.  3)ieö  äu- 
ßere  ©teinti^or,  ,,jwifd^en  jwei  Si^ürmen  ftattli(^  gewölbt",  würbe  im 
Sal^r  1653  abgebrod^en  unb  bie  ©teine  jum  Sau  ber  SBaradfen  in  ber 
^^roöiantftrajse  »erwanbt.  2luf  einer  an  ber  Säufeenfeite  beffelben 
befefiigten  ©teintafel  ftanben  jur  ©rinnerung  an  bie  enbli(^e  Beilegung 
eines  großen  ©treites  jwifd^en  Sürgerfd^aft  unb  3iatl^  im  3lnfange  beö 
17,  Sai^rl^unberts  bie  SSorte: 

pax  in  c/ioro  pax  exterfia 

pax  in  foro  pax  interna 

pax  in  ioro  pax  aeterna 

Sie  SBebürfniffe  eines  planmäßigen  geftungsbaus  l^aben  bie  SBer? 
legung  bes  inneren  ©teintl^ors  notl^wenbig  gemad^t.    S)as  alte,   am 
®nbe  ber  S3auftraße  gelegene  Sl^orgebäube  ift  ju  einem  ©peid^er  unu 
gefd^affen,  an  beffen  2lu§enfeite  man  nod^  jefet  ben  Umrife  ber  alten   • 
SDurd^fal^rt  erfennt. 

3wifd^en  ©tein^  unb  3Kü]^lentl^or  befanb  fid^  nod^  bas  fteinere 
aWii^aelisti^or  fporia  SL  Micliaelis^  lilUke  doreken),  es  war  burd^ 
eine  fi^male  ©äffe  t)ou  ber  Saugaffe  l^er  jugänglid^  unb  führte  nad^ 
ber  augerl^alb  ber  SKauer,  jwifd^en  ©tein?  unb  3Kül^lentl^or  gelegenen 
aKii^aelisfapelle. 

S)as  9Rü||lent^or  (?nolendor,  porta  motsndimrum)  wirb  juerft 
um  1380  genannt 

3lud^  bie  nad^  ber  ^erfante  fü^renben  brei  SBafferti^örd^en  werben 
fd^on  um  biefelbe  3eit  genannt:  baS  gifd^ert^or  (öalca  pisealortim) 
am  enbe  ber  ©(^liefenftrafee,  bas  Srobfd^amentl^or  am  Ausgange  ber 
Srobfd^arnen::  (jefet  SiubenO  ftraße,  dou  ber  angefel^men  ©ülj^erm^ 
familie  ßpres  aber  Sjprs  aud^  ©äprst^or  unb  fpöter  t)on  ber  SSol^nung 
bes  ßai^sfängers  iJac^sfängertl^or  genannt,  unb  am  6nbe  ber  ÄlauS:; 
ftrajse  bas  Älausti^or  {porta  SL  Nicolai^  beffen  Si^ürmd^en  (naä)  3lango) 
1437  erbaut  würbe.  Slußerbem  war  bie  aWauer  nod^  an  »erfd^iebenen 
©teilen  burd^  fleinere,  ju  beji  ©tabtgräben  fü^renbe  ,^©tegpforten" 


—    4B    — 

\)uxä)hxoö)m.  S)ie  ©tabt  war  fo  angelegt,  ba&  man  bte  brei  §aupfc 
tl^ore  t)on  ber  @(Je  ber  Sau^  .unb  ©attter::®affe  feigen  fonnte. 

SBie  in  einer  auf  amerifanifd^em  SBalbgrunbe  entftel^enben  ©tabt, 
war  urfprünglicj^  in  ©olberg  nur  ber  ©trafeeulauf  bejei^net  unb  bie 
©rö^e  ber  ^aufteilen  angebeutet.  S)aju  gefiörten  t)on  3lnfang  an  SBurten 
unb  SBief en.  (®in  „§au§  mit  einer  SBurt"  ftnbet  fid^  öfter  int  ©tabt= 
bud^e,  mä)  eineö  Sfflurtgelbeö  (einmal  t)on  12  ß)  gefd^iel^t  @m)äl;nung. 
@rft  admä^lid;  füllte  fi^  ber  3iaum  mit  ben  2Bol^tmngen  ber  l^erbeijie^^ 
^enben  Slnfiebler.  3)ie  reid^en  g^amilien  lauften  wol^l  mel^rere  Sau- 
päfee,  um  barauf  tl^eilö  meift  auö  Sel^m  unb  §olj  gebaute  93ubcn,  bie 
fie  bann  an  ^anbroerfer  unb  fleinere  Seute  üermietl^eten,  tl^eilö  für  fi(^ 
grofee  ©teinl^äufer  ju  errid^ten,  bie  mit  ben  ©iebeln  an  bie  ©trafen 
ftie^en,  ober  burd^  bat)or  liegenbe,  von  Suben  ober  ©d^eunen  gef(^lof= 
fene  2Birtl)fd^aftöl)öfe  oon  i^r  getrennt  waren,  ©o  lag  bie  ©urie  ber 
Sraunfd^weigö  in  länbli(^er  3lbgefd^iebenl^eit,  burd^  jwei  baju  gel^örenbe 
33uben  oon  ber  ©tra^e  gefonbert,  pifd^en  il^nen  war  bie  ©infal^rt  auf 
ben  Söirt^fd^aftö^of  unb  ju  bem  SBol^nl^aufe ,  ben  ©tallungen  unb 
©peid^ern. 

Um  1500  war  ©olberg  eine  „oon  eitel  fteinernen  Käufern  er- 
baute"  ©tabt,  aber  bie  in  älterer  3eit  l^äufiger  wieberfel^renbe,  auö- 
brüdlid^e  ©rwäl^nung  ber  „©teinl^äufer"  beweift,  ba^  ber  ©teiitbau 
frül;er  nid^t  ber  oorl^errfd^enbe  war,  unb  bafe  ber  aWe^rjal^l  ber  Sürger 
nod^  ein  §au§  auö  ßel^m  unb  g^ad^werf  genügte.  3)ie  §äufer 
waren  gewö^nlid^  burd^  f^male  ©äuge  von  einanber  getrennt,  l^atten 
meift  bewolinbare  Äeller,  bie  größeren  mel^rere  33obenräume  über 
einanber,  unb  ftanben  in  älterer  3eit  meifi  unter  ©trol^=  unb  Stol^r- 
bäd^ern.  S)iefe  l^atten  nod^  jur  3eit  ber  ^Reformation  nid^t  ganj  ben 
©teinbäd^em  ^lafe  gemad^t,  benn  unter  ben  g^orberuttgen,  weld^e  bie 
3ünfte  in  bem  älufftanbe  oon  1524  an  beit  3iat^  fteHten,  war  aud^  bie, 
ba§  ju  feinem  ©ebäube  aufeerl^alb  ber  ©tabt  aus  ber  ftäbtifd^en  3ie5 
gelei  3iegel  oerabreid^t  werben  foHten,  bis  alle  §äufer  in  ber  ©tabt 
bamit  gebedft  wären.  —  Sleinlid^feit  ifi  fein  Sßorjug  ber  mittelalterli($en 
©täbte,  unb  bie  SSerorbnungen  beö  diaü)^  von  ©olberg,  eö  fott  fein 
Slaö  auf  bie  Äir(^l^öfe  unb  auf  ben  äJlarft  geworfen  werben,  bie  ©d^miebe 
foHen  mm  unb  Unrat^  gleid^  l;inter  ©t.  Safob  fd^affen,  ber  3Kift  fott 
binnen  jwei  Sagen  von  ber  ©trajge  fortgebrad^t  werben,  SRamen  wie 
ber  Salbaunen^  (ßlumenO  33erg  beweifen,  ba§  l^ier  biefelbe  ©leid^güU 
tigfeit  gegen  ein  faubered  %n\t^n  ber  ©trafen  l^errfc^te,  wie  anberäwo. 


—    49    — 

3)0(3^  l^atte  baö  Jfteinl^atten  bcr  ©trafen  aud^  feine  natürl^e  ©(^wie^ 
rigfeit:  fie  toaren  uttgepftaftert,  nur  bie  ©offen  waren  mit  Steinen  eim 
gefaxt,  unb  bei  Slegenwetter,  wenn  m^  baju  bie  langen  l^öljenten,  über 
bie  ©trafen  l^inragenben  Sad^traufen  i^r  SEBaffer  ausgoffen,  ba  mag 
es  mä)  ben  e^irfamen  ©onfutn  in  il^ren  bidfen  §oljf(ä^ul^en  fd^roer 
geworben  fein,  auf  baö  SRati^l^auö  ju  gelangen,  ©ö  wirb  bal^er  bie 
©tabt  bei  biefer  Unfauberfeit,  bei  ber  unregelmäßigen  Sefd^affenl^eit 
ber  §äuferfronte,  wo  ©teinl^äufer,  mit  S^orwegen  t)erfel^ene  ©(^eunen^ 
S3uben,  ©artenjäune  unb  ©d^weineftälle  (bie  fid^  1616  fogar  nod^  am 
3Warfte  fanben)  in  bunter  SRei^ie  abwed^felten,  in  älterer  Seit  einen 
fel^r  unwirf(^en  unb  borfartigen  Slnblidf  bargeboten  l^aben. 

g^rül^er  alö  für  bie  ©trafen  in  ber  ©tabt  l^at  man  ©orge  ge^ 
tragen  für  bie  SBerfel^röwege  außerl^alb  berfelben,  fd^on  vov  1300  fül^^ 
ren  fefte  3)ämme  burd^  baö  9Koor,  unb  baö  in  feinem  ßolberger  Sefta^ 
mente  fel^lenbe  Segat  „für  SBege  unb  ©tege"  außerl^alb  ber  ©tabt  war 
wol^l  veranlaßt  bur($  einen  Sefd^luß  beö  Statins,  ber  baö  Seftament  ol^ne 
baffelbe  für  ungültig  erllärte. 

3Wangel  an  Srinfwaffer  in  ber  ©tabt  l^at  frül^  eine  2Bafferleitung 
notl^wenbig  gemad^t  2)od^  würben  bie  3lö|ren  berfelben  nxä)t  auö  ber 
^erfante,  fonbern  au§  bem  SJlaftfer^Seid^e  t)or  bem  ©teintl^ore  gefpeift, 
unb  erft  bei  ©rrid^tung  ber  neuen  SBafferfunft  im  Salute  1666  jog  man 
bem  ungefunben,  mit  fauligen  ©toffen  t)erfefeten  ©umpftran!  baö  fri^ 
fd^e  SBBaffer  beö  %l\ifit§t  vov.  ©o  wirb  erflärlid^,  weöl^alb  bie  Sünfte 
bem  3latl^e  im  Sollte  1524  au§  ber  SSemad^läffigung  jenes  Seid^ö  einen 
f(^weren  aSorwurf  machen  unb  brol^en  fonnten,  fie  würben  il^n  auf 
eigne  §anb  aufräumen  laffen.  Xu  S3abeftube  bagegen  bejog  fd^on 
im  Saläre  1300  i^r  SBaffer  auö  ber  ^erfante  burd^  SRö^ren,  bie  t)om 
;,®runbwerl"  ber  3M)U  ausgingen.  Sin  t)erfd^iebenen  ©teilen  ber  ©tabt, 
wie  in  ber  ©d^liefen?,  SBau^:  unb  Srobfd^arren^ttafee  werben  3iel^5 
brunnen  (Sod  puteus)  erwäl^nt.  5ßon  ber  fonftigen  Sefd^affenl^eit  ber 
SSajferleitung  wiffen  wir  nur,  bajs  bie  SRöl^ren  ni(^t  tief  genug  gelegt 
waren  unb  bei  ftrenger  Äälte  leidet  jufroren,  fo  bafe  bann  SBafferman^ 
gel  in  ber  ©tabt  eintrat. 

SRur  bie  von  $Rorboft  gegen  ©übweft  gel^enben,  auf  bie  ^erfante 
ftofeenben  ©trafen  gelten  als  ^auptftrafeen,  bie  anbern  als  Ouerftra^ 
§en  (plaleae  transversales).  S8on  \tmn  ift  bie  erftgenannte  bie  ßan^ 
besbanbfirafee.  älnfänglid^  SSergftrafee  genannt  (pktea  montis),  erl^ielt 
Tic  balb  ienen  SRamen  t)on  bem  ©efd^led^te  ber  Sanbesbonb^  bas  fid^ 


—  So- 
leier fein  ©teinl^auö  erbaut  l^atte  (ubi  Ditmartis  de  Landesb.  domiim 
lapideam  eonstruxü).  ©er  3iame  würbe  im  ©tabtbud^e  in  fpöteren 
Sal^ri^nnberten,  wo  man  feine  Sebeutung  nid^t  mel^r  t)erftanb,  in  San« 
beöbene?,  Santmannö^:  unb  fianbbergösftrafee  entftettt  Stango  leitet  baft 
2öort  fälfd^Ud^  non  einem  öunbe  ab,  ben  l^ier  bie  angefel^enften  3Wdns= 
ner  beö  Sanbeö  jum  SBol^l  beffelben  gefd^loffen  l^dtten.  S)ie  ©trafee 
gel^örte  in  älterer  Seit  ju  ben  von  ben  öomel^mflen  gamilien  am  meu^ 
ften  gefud^ten..  2)ort  lagen  gegen  1400  bie  ©urien  unb  ©teinl^ufer 
ber  .Äleift,  §om,  ßewejow,  SSofe,  SWolen^ufen,  SBpfe,  ©tubbe,  ^ajen* 
t)ot,  aBodeniJot,  äßuffefen,  be  Slega  u.  a.  unb  noä)  im  15*  Soi^tl^ 
bert  anä)  ber  S)amife,  ©d^lieffen,  Äalfow  unb  ^ol^enl^aufen.  §ier 
lag  baö  ältere  ©egler^uö.  Slud^  bie  aJiönd^e  von  SDargun  unb  S3ufow 
l^atten  fi(|  in  bie  öomel^me  ©efettfd^aft  eingebrängt.  2)er  Älofterl^f 
ber  erfteren  lag,  wie  f(|on  erwäi^nt,  an  ber  ©de  ber  £anbeöbanb^  unb 
SUlönd^enftrafee,  baä  ©el^öfte  „Sufow"  neben  bem  ©ebäube,  weld^eö  bie 
(gewaltigen  ber  ©tabt  grabe  in  biefe  ©trafee  loiite,  neben  bem  älteften 
3tat^^aufe.  3lfe  ber  grofee  Äurfürft  fid^  anfd^irfte,  baä  il^m  von  ben 
©d^weben  fo  lange  ftreitig  gema(^te  §intetpommem  in  Sefife  ju  nel^^ 
men,  unb  ben  SRatl^  von  ßolberg  um  bie  Einräumung  eines  porläufigen 
©elaffeö  für  bie  Äat^lei  erfud^te,  würbe  i^m  baju  ein  §auÄ  t)or8efd^la;5 
gen,  baö  bamalä  §enning  §ol^enl^aufen  gehörte,  ,,ein  ftarfeä,  in  feften 
3Jiauern  gebautes  §aus  mit  jwei  fertigen  ©tuben  unb  guter  ©elege»! 
I^eit  ium  ©efängnife,  baö  einft  in  alter  3eit  ber  ©tabt  9tatl^l^auö  ge* 
wefen."  S)er  ^rfürft  faufte  es,  überliejs  es  jebod^,  ba  eö  für  bi« 
^Regierung  nx^t  geräumig  genug  war,  1663  ber  neuen  reformirten  ©e^ 
meinbe,  um  eö  jur  Äird^e  umjubauen.  2)ie  reformirte  Äird^e  fielet 
alfo  auf  ber  ©tette  beö  älteften  Siatl^l^aufeö.  ©in  „gangelti^urm/' 
(imris  captivorum)  in  ber  Sanbeöbanbftrafee  wirb  wol^l  in  ber  3lä^e 
beö  SWatl^l^aufeö  geftanben  l^aben.  Slud^  nad^bem  biefeö  auf  ben  SKatft 
oerlegt  war,  übtt  immer  nod&  baö  ariftofratifi^e  äJiertel  feine  SKr^iep 
i^ungsfraft  auf  bie  votni^men  gamilien  auö.  SRad^  bem  großen  Srat^e 
von  1630,  ber  über  bie  §älfte  ber  ©tra&e  in  Slfd^e  legte,  erhielt  fie 
ein  üöHig  »eränberteö  Slnfel^n:  ba§  ©egler^iauö  erftanb  wieber  an 
feiner  alten  ©teile,  ober  t)iele  ^rioat^äufer  würben  nid^t  wieber  auf? 
gebaut,  an  bie  ©tette  berfelben  traten  bie  S3araden  unb  ?ßroüiantl^äufer, 
bie  ber  ©tra^e  il^ren  jicftigen  Slamen  gaben. 

SDer  SRame  Älauäftrafee  (pL  Sf.  Nicolai)  ifi  nur  aus  ber  3Sin^ 
nafime  ju  er£lären^  bag  l^ier  urfprünglid^  eine  S^ifokifird^e  gelegen  l^ot« 


—    51    — 

Sift  jur  ©rünbung  be«  beutfd^en  Softcrgö  xoo^ntm  ble  3)oml^erm  auf 
ber  aitfiabt  neben  il^rer  ber  3)laxxa  geweiften  §auptfird^e.  9lun  mod^te 
baß  religiöfe  S3ebütfnij3  ber  an  ber  untern  ^erfante  aamäi^liij^  entfte:: 
l^enben  SRieberlaffung  ben  S3au  einer  befonberen  Äird^e  bafelbft  erfor:: 
bem,  unb  es  lag  nal^e,  biefe  bem  ?ßatron  ber  ©eefa^rer  unb  g^if^er, 
bem  i^eiligen  Sltfolaö,  ju  toeil^en.  3ltö  aber  bte  S)oml^erm  aus  ber 
fd^neU  rerfallenben  SÄttftabt  in  bie  neue  ©tabt  überfiebelten,  mujgte  bie 
Slifolaiftrd^e  toox  ber  ju  errid^tenben  SWarienfird^e  weid^en  —  benn  bie 
ftäbtif(^en  Statine  fallen  ungern  ju  vkl  SB^irfe  in  ber  ©tabt,  bie  unter 
frember  ©erid^tsbarfeit  ftanben  —  unb  würbe  auf  ben  2^eil  beö  Sil- 
lenbergö  t>erlegt,  ber  ben  S)om]^erm  geprte.  §ier  lag  fie  f(^on  1276  ^) 
n)o  fie  juerfi  genannt  wirb,  auf  einem  bem  ©apitel  gel^örenben  ©runb^ 
fifide,  einer  enflaue  inmitten  ftäbtif(^en  a3efi|ed,  bie  idoI^I  fd^on 
lange  beffen  ©igentl^um  geroefen  war.  ©ein  Sefi^red^t  t)eranlajBte 
im  Saläre  1 333  ^)  einen  ©treit  ju)if (^en  il^m  unb  bem  5Ratl^e,  ber  ba^^ 
l^in  gef(^li(^tet  würbe,  bajs  baö  ßapitel  ben  ®runb  unb  ©oben  mit  ben 
ba%\i  gel^örenben  Söiefen,  ©arten  unb  SBol^nungen  ber  armen  2e\xte  ge^ 
gen  eine  jäl^rli^e  Sal^Iung  von  12  SUlar!  an  ben  SRati^  abtrat,  bie  jur 
aSerbefferung  ber  2)ompräbenbe,  ju  ber  bie  Slifolaifird^e  gel^örte,  t)er^ 
wanbt  werben  foHten,  Äird^e  unb  Äird^l^of  blieben  unter  bem  ßapitel. 
3n  ber  ©tabt  erl^ob  fi(^  nun  an  il^rer  ©teile  bie  ftolje  SWarienfird^e, 
ober  bie  ©trafee,  an  weld^e  biefe  ftiejg,  erl^ielt  in  il^rem  Sßamen  baö 
©ebäd^tnife  beö  ^eiligen,  bem  ber  ^lafe  urfprünglid^  geweil^t  gewefen 
war.  Silel^nlid^e  SBerlegungen  von  Äird^en  fommen  aud^  an  atibem 
jOrten  vor.  ®ine  anbere  ©rflärung  für  bie  auffaHenbe  ßrfd^einung, 
baj3  biefe  ©trage,  bie  bod^  e^er  3JJarienftraJ3e  l^eigen  foHte,  ben  SRamen 
Älauöftrage  fül^rt,  wei§  iä)  nid^t  anjugeben. 

S)ie  ßlauöftrafee  gel^örte  ju  ben  ftiHeren  ©traJBen  ber  ©tabt,  in  i^r 
log,  ber  Äird^e  gegenüber,  ber  äJicarien?  (fpäter  ©d^ut)  l^of,  l^ier  wol^nten 
oud^  fonft  in  il^ren  „Surfen"  (comnwdum)  in  gemeinfamem  üthtn  t)iele 
aSicare,  fo  baj3  biefelbe  niö^i  blog  räumlid^,  fonbem  aud^  il^rem  geiftlid^en 
©l^arafter  nad^  in  jener  Seit  alö  eine  g^ortfefeung  ber  Somgaffe  erfd^eint. 
—  3n  biefer  (aud^  Papefigasse^  pL  saeerdotum^  presbyterömm^  dorm" 
noruMj  clericorum  genannt)  woljnten,  ober  foöten  wol^nen  bie  ©om^ 
l^erm,  abgelegener  von  bem  ©eräufd^e  ber  9Belt,  unb  il^r  bod^  nal^e 
genug,  nm  fie  ni(^t  a\x§i  ben  2lugen  ju  verlieren.  %n  i^r  lag  ber 
Sifd^ofjfife,  wo.  bie  33ifd&öfe  refibirten,  wenn  fie  ©olberg  befud^ten. 
X)od^  ti^ol^nte  Sifd^of  30tortin^  ein  gebomer  S^olberger,  lieber  in  feinem« 


—    52    — 

an  ber  falten  SBSeibe  unb  betn  SIKül^lgraben  gelegenen  üäterlid^en  6rb^ 
l^aufe.  2lufeer  ben  Kurien  ber  SDoml^errn  ftanben  l^ier  einige  35iiben, 
beten  Sefifeer,  wie  bie  ganje  ©trajse,  ber  geiftlid^en  ®eri(ä^töbar!eit  un^ 
teriDorfen  waren. 

S)ie  l^eutige,  erft  feit  bem  t)origen  Sa^rl^unbert  fo  genannte  Äin^ 
benftrafee  l^iejs  frül^er  Srobfd^arrenftrafee  von  ben  ©Darren  ber  l^ier  in 
ber  5Räl^e  ber  Äiri^e  auöftcl^enben  33äder  {pL  rnaceUoruni  paniSj  pL 
pamün)\  aud^  §öfers.ober  Ärämerftrafee  (/;/.  instilomm,  pefiestico- 
rum)  t)on  \>tn  SSuben  ber  §öfer,  bie  an  bie  SädEerfd^arren  [id^  anfd^lies: 
feenb  bis  auf  ben  3Jlarft  unb  t)on  ber  ©d^ul^ftrajse  abroärtö  nad^  bem 
Si^ore  ju  fid^  erftredten.  2ln  ber  ®de  ber  gd^uljftrajse  längö  beö  ^ird^l^o? 
feö  ftanben  bie  gleifd^erfd^arren  am  Äalbaunenberge,  wo  bie  Änod^em 
flauer  trofe  beö  3Serboteö  beä  5Ratl)ö  bie  gleifd^abgänge  Einwerfen  mod^ten. 
Slm  untern  @nbe  in  ber  SRäl^e  beö  Älauötl^örd^enö  war  ein  gifd^marft 
{forum  pmium) ,  weäi^alb  bie  Strafe  aud^  eineSeit  lang  (1415 — 30) 
bie  neue  g^ifdCiftrajse  genannt  wirb,  bod^  gab  eö  aud^  auf  bem  aWarfte 
gifd^bänle,  ebenfo  in  ber  alten  ^Jifd^erftra^e,  unb  au^erbem  lagen  bie 
gifd^erquafeen  in  langer  Steifie  t)or  ben  SJßaffertl^örd^en  biö  (xn  bie  frül^ 
genannte  „lange  SrüdEe"  (ponles  longi) ,  um  bie  nid;t  blog  ben  ® eift? 
lid^en,  fonbern  aud^  bei  ben  t)ielen  gafttagen  ben  Saien  unentbe^rlid^e 
©peife  barjubieten. 

SDie  norböftlid^e  gortfefeung  ber  Sinbenftrage,  bie  SBenbftrage 
(plalea  Slavorum)  l^at,  toie  f^on  ermähnt,  i^ren  9Zamen  t)on  ben 
älteren  33en)ol^nern  beö  ßanbeö,  bie  t)on  ben  S)eutfd^en  bei  ©eite  unb 
in  bie  Jtdl^e  ber  l^ier  angelegten  ©^arfri^terei  gebrängt  würben. 
Sauge  i^önnen  fie  fi^  l^ier  nid^t  bel^auptet  l^aben:  um  1380  mol^nen 
l;ier  nur  beutfd^e  gamilien,  unb  fd^on  um  1350  befifeen  l^ier  bie  3)0:: 
mife  unb  t).  ®ben  §äufer  unb  33uben.  ®ine  „Subelborg"  bei  ©t.  Mi- 
(^aeliö  wirb  t)on  bem  Siatlie  1480  an  ^^kter  §orn  unb  t)on  biefem 
1501  an  ben  Sürgermeifter  SDiartiu  SDargaj  »erfauft,  mit  3luänal^me 
einer  Sube  barin  jum  öebarf  ber  Sentier  (btirsarä), 

SDie  alte  gifd^erftra^e  (olde  viscenlr.  pL  piscalorum^  piscium), 
jefet  ©d^lieffenftrafee,  l^at  i^ren  SRamen  üon  ben  g^ifd^ern,  bie  l^ier,  wie 
baö  ©tabtbud^  jeigt,  früher  jal^lreid^er  gewol^nt  l^aben,  ober  t)on  bem 
gifd^marfte,  ber  l^ier  gel^alten  würbe,  ©eiibem  baö  3?at^l^auö  auf  bem 
aRarfte  ftanb,  jogen  fid^  bie  angefe^eneu  g^amilien  gerne  aud^  in  biefe 
©trage.  §ier  wohnten,  befonberö  in  bem  oberen  Steile  in  ber  SRäl^e 
beö  aJiarftö  gegen  1400  bie  ©emelin,  ©trippow,  äßebele,  §olf,  SSad^- 


—    53    — 

l^olt,  S^ene,  Solner,  S)rct)cIon),  Zymloxä),  bc  SBrufe,  »crtolb,  SB#, 
SDat)ib,  Selon),  SWünfter,  an(3^  bie  SBraunfiä^wetgö  unb  SDamife  l^aben 
l^ier  Käufer,  ©eit  1420  finb  au(ä^  bie  ©d^Ueffen  mit  2  Käufern  in 
biefer  ©trage  anfäfeig,  um  1450  gel^ören  il^nen  l^ier  anger  ntel^reren 
S3uben  raenigfienö  4  größere  Käufer.  Snt  Sal^r  1483  wirb  bie  ©trage 
im  ©tabtbud^e  juerft  naä)  if)xm  Partim  bejeid^net  (1493  pl.  condfc- 
forum  Slef).  (Sine  Seit  lang  fott  fie  auS^  ben  SRamen  Sürgermeifier^^ 
[trage  gefül^rt  l^aben,  weil  alle  brei  S3ürgermeifter  in  i^r  wol^nten  *). 
SDer  ältere  9?ame  ift  nebenl^er  nod^  längere  Seit  im  ©ebraud^.  35er 
untere  STl^eil  l^ieg  etwa  feit  ber  aJlitte  beö  15.  Sal^rl^unbertö  »ab- 
flöüer:»  ober  Saber^trage  t)on  ber  neuen  SSabeftube,  bie  ber  "Siat^^  l^ier 
an  ber  @(fe  ber  ©d^miebegaffe  fd^on  frül^  errid^ten  lieg.  SDie  ältere, 
1300  juerft  genannte  Sabeftube  lag  bem  aWönd^l^of  gegenüber  in  ber 
9Wön(ä^enftrage,  bie  beöl^alb  mi)  bie  alte  SBaberftrage  (pL  antiquae 
stnbae)  l^eigt  35as  SBarmbaben  galt  afö  baö  einjige  SKittel  gegen 
ben  f<|redfli(j^en  2lu§fafe,  unb  eö  geprte  beöl^alb  ju  ben  gefunbl^eitö^ 
polijeilid^en  Obliegenl^eiten  ber  ftäbtifd^en  SRätl^e,  anä)  bem  ärmeren 
Sl^eile  ber  33ürgerf(]^aft  ©elegenl^eit  ju  biefer  rool^ltl^ätigen  SReinigung 
ju  t)erf(|affen,  für  weliä^e  bie  wol^ll^abenberen  g^amilien  bmcS)  ©rrid^tung 
befonberer  Sabeftuben  in  il^ren  §äufem  ©orge  trugen.  S3eibe  Söabe^ 
ftuben  erl^ielten  il^r  SBaffer  an§^  ber  ^erfante.  „Sabftöüer"  (stuparü) 
pachteten  fie  t)om  SRatl^e,  fo  lange  fie  in  beffen  SBefife  waren.  3nt  Sai^r 
1329  tjerfaufte  berfelbe  eine  jäl^rliiä^e,  Ci\x%  ben  ©innal^men  ber  (alten) 
Sabeftube  ju  erl^ebenbe  IRente  t)on  21 9War!  an  baß  ©apitel  für  300  aKarf, 
ba  er  fein  anbreö  SRittel  wugte,  um  bie  fd^were  ©d^ulb,  in  weld^e  bie 
©tabt  in  g^olge  einer  g^el^be  gefommen  toar,  ju  tilgen.  Um  1420  ge^^ 
l^örte  ein  ©rittet  ber  alten  SBabeftnbe  bem  Sürgermeifter  SEßebele,  er 
faufte  bie  anbem  beiben  35rittel  baju,  eins  t)om  SRatl^e,  eins  t)om  ^a^ 
pitel,  (weld^eö  alfo  nid^t  toieber  eingelöft  mar).  SDie  SBabefiube  l^atte 
bamafe  ben  l^ol^en  5B3ert]^  t)On  900  aWarf. 

SDie  iefeige  SBurfenfirage  l^ieg  frül^er  Slpotl^eferftrage  t)on  ber 
(alten)  9lpotl^efe  beö  SRatl^ö,  bie  1497  burd^  ben  grogen  ©türm 
umgeriffen  mürbe,  ©d^on  bamals  mar  baö  ©ebäube  aSerfammlungö:! 
lo!al  ber  SSurfenbrüberfd^aft.  SDod^  mirb  erft  nad^  1540  ber  jefeige 
3?ame  üblid^. 

eine  ©tabt  beö  3Jlittelalter§  ift  gemöl^nlid^  ein  äugerlid^eö  31b:: 
bilb  ber  baö  gefammte  ftäbtifd^e  Seben  bel^errfd^enben  genoffenfd^aftlid^en 
©lieberung;  au(^  räumlid^  f daliegen  fi(^  bie  ®emerf&:  unb  ©tanbes* 


—    54    — 

genoffen  an  elnanber  an.    ®ö  pnben  fi(3^  jwar  au^  üereinjelt  In  on^ 
bereu  ©trafen  ^atricierfamilien:  fo  voo^nt  ber  Sürgennetfter  Sol^ann 
Serwalbe  in  ber  SBauftrafec  an  bem  JDurd^gange  nad^  ©t.  3DMd^aeliö; 
aber  üorl^errfd^enb  finb  bo^  bie  Sanbeöbanb^,  ©d^lieffemftrafee  unb  ber 
3Karft  von  il^nen  befefet.    ®le  Srobfd^arrenftrafee  ift  von  ^anbeUvex^ 
Ui)X  erfüttt,  bie  Älauö^  unb  ©omjiraBe  ftnb  ber  ftitte  äufentJ^alt  ber 
©eiftUd^en.    3n  ber  Sauftra^e  fpL  agricolarum,  rusticorum^  buwe- 
s/rate)  jtoifd^en  ben  beiben  auf  bie  SldEerfelber  ßolbergs  l^inauöfül^ren* 
ben  Sl^oren,  bem  aRül^len^  unb  ©teintl^ore,  wol^nten  t)orjU9ftn)eife  bie 
SBauIeute  jufammen,  b,  1^.  bie  Slderbürger,  raeld^e  ben  eigenen  Sldfer, 
ober  gegen  eine  2lbgabe  an  ®elb  ober  SRaturaHieferungen  (öfter  wirb 
genannt  eine  abgäbe  triplicis  fnimerdi  von  SRoggen,  SBeijen  unb  §afer) 
ben  ber  reid^eren  5IRitbürger  beftettten.    Sie  vox  1400  f^on  genannten 
©attler:^  (sedelei^str.  pL  sellatorum),  ^i)n^^  (pL  sutorum^  ealcea- 
torum),  (gro^e)  ©d^miebe^  (fabrorum^  fabrilh),  worin  mel^rere  ©(ä^mie^ 
bebuben  (pasae  fabriles)  erraäl^nt  werben,  unb  Sött^erfka^e  (/?/.  do- 
leatoriim,  boddekerstr.)^  waren,  wie  [i(^  aus  bem  ©tabtbud^e  erweis 
fen  lä^t,  jum  grojsen  Sl^eile  von  ben  ©enoffen  biefer  ©ewerfe  befefet,  bie 
jum  Si^eil  in  eigenen  §äufem,  jum  Sl^eil  in  SBuben,  weld^e  rei(3^eren  ga= 
tnitien  gel^örten,  jur  3Jiietl^e  wol^ntem    ®ie  „fleine"  ©d^micbegaffe  (SRo* 
gelfd^mibgaffe)  wirb  erfl  in  bem  17.  Sai^rl^unbert  genannt,  frül^er  l^ei§t 
fie  einfad^,  wie  aud^  anbere  ßuergaffen,  platea  iransversalis  ßuergaffe 
jwifd^en  ber  SSrobfd^arren^  unb  ber  alten  ^ifd^erftrajge.  —  S)ie  aWünber«f 
ftrafee  wirb  erft  1409  unter  if)rem  jefeigen  SRamen  aufgefül^rt,  vofx^x 
l^eifet  fie  bie  „ßuergaffe,  bie  ^nm  ^anfmebent^ore  füi^",  aud^  wol^l 
bie  ©d^ulftra]3e  (pL  prope  scholam)  von  bem  älteren  ©d^ull^ofe,  wel^ 
d^er  in  ber  SUlünberftra^e  nid^t  weit  von  ber  SDomfiragenedfe  ber  SBto^ 
rienfird^e  gegenüber  lag.  —  SDie  Älofterftrajie  l^at  felbftoerftänblid^  ü^ten 
Flamen  erft  erl^alten,  ate  bie  Swngfrauen  jum  erften  9Rale  in  bie  ©tobt 
überfiebelten,  im  "^ofyc  1498  wirb  fie  juerft  bie  „enge  ©tra^e  beö  neuen 
Älofterö"  genannt,  vox^tx  würbe  fie  alä  ßuerftra^e  nad^  ben  anftofeen^ 
ben  §auptftra§ett  bejeid^net.    SHe  §äuöd^engaffe  l^iefe  frül^er  baö  enge 
aWü^lengäfec^en. 

Slud^  ben  Äinbem  einei^  l^ärteren  ©tammeö  unb  von  ftärferer 
aOBiberftanböfraft,  als  fie  bie  SBetiben  befallen,  ben  Suben,  ift  lange  Seit 
l^inburd^  ber  3lufentl^alt  in  Solberg  t)erftattet  gewefen.  ©ie  l^öten  in 
ber  „engen  Sobenfirat"  (stricta  platea  judaeorum)  jum  erften  a»ale 
1408,  jum  leiten  SWale  1510  fo  genannt,,  wel^  S3robf(ä6arrei^  imb 


—    56    — 

SSabergaffe  mit  eitianbcr  Dcrbanb,  alfo  cnttDcber  bie  je^igc  Keine  ©$ntie» 
begaffe,  ober  ein  fd^maleter,  je^t  verbauter  SJutd^gang.  SDie  §äufer, 
in  benen  fte  wol^nten,  gel^örten  ©olberger  Sürgem.  Stn  Sal^t  1460, 
am  btitten  ?Pftngfitag,  trat  ein  6olberger  Sube  jum  ßl^riftentl^um  über 
unb  empfing  in  ber  Saufe  ben  SRamen  Safob  (?)  ^),  3m  Sal^r  1499 
vexnef^  ein  getaufter  Sube  aus  ßolberg,  Sftamenö  ^al^renl^olt,  bem  ^er^ 
jog  SBogiöIat)  X.,  bajB  eine  ©efeUfd^aft  von  Äauffeuten  unter  anberen 
SBaaren  ©ilberbarren  unb  ungeprägtes  ©olb  unüerjoHt  burd^  ©tet^ 
tin  gefül^rt  ptte.  Db  bieö  berfelbe  Äaufmami  3afob  ^al^ren^olt  ifl, 
bei  bem  ber  Sifc^of  Senebict  fleine  Slnleil^en  von  4  fl.  ma^t  unb  %nS) 
im  SBertl^e  von  10  ff.  auf  ©rebit  entnimmt,  ifl  fd^wer  ju  entfd^eiben, 
ba  pd^  um  biefelbe  3eit  m^  eine  9tatl^§familie  biefeß  SRamenö  in  ber 
©tabt  finbet.  Später  war  ©olberg  au^er  STempelburg  bie  einjige  ©tabt 
in  §interpommem,  weld^e  baö  SBorrei^t  befaj3,  bajB  fi(^  bort  feine  Su^ 
ben  fefeen  burften. 

3)ie  ©tretfe  an  ber  aWauer  pifd^en  bem  Äüter*  unb  Älaustl^or 
l^iejB  ber  SBanbral^men,  meil  bie  SEBanb::  (b.  f).  %n^^)  ma(3^er  l^ier  il^re 
9lal^men  auffpannten.  —  ®ie  fogenannte  falte  SBeibe*)  (erft  feit  @nbe  beö 
17,  Sal^l^unbertö  genannt)  eine  faltgrünbige  SRieberung,  jur  SBiel^weibe  be^ 
nuisl,  lag  urfprftngli($  ganj  aufeerl^alb  ber  ©tabt  unb  würbe  erft  im 
17.  unb  18.  Sal^rl^unbert  mit  ber  ©rmeiterung  ber  g^eftungöwerfe  in 
biefelbe  l^ineingejogen. 

Unter  ben  ber  ©tabt  gel^örenben,  ober  oon  ü^r  erworbenen  ®e^ 
bäuben  werben  juerfl  bie  SDWil^len  genannt.  Sie  gröjiere,  urfprüngli(3^ 
Mf(3^öPid^e,  lag  mefiliiä^  ber  ^erfante,  ber  ©tabt  gegenüber  (ultra 
Persandam  erga  civitatem)  unb  mar  oon  Subbertuä  be  SBobargl^e 
erbaut*);  fie  ftanb  fd^on  1265  unb  erl^ielt  in  bemfelben  Salute,  wo 
bie  fleine  aJlü^lc  oor  baö  Sfflünbert^or  oerlegt  mürbe,  (1289  f.  ©.  45) 
bie  ©teile  biefer  am  SDWil^lgraben,  unb  ba  fpäter  bie  fleine  aWül^le  roie^: 
herum  in  bie  ©tabt  genommen  unb  il^r  ber  frül^ere  ^lafe  ber  großen 
ongemiefen  mürbe,  fo  l^aben  bie  beiben  im  Saufe  ber  Seit  il^re  ^lä|e 
gemed^felt.  Ueber  bie  naiveren  SBeranlaffungen  baju  giebt  baö  ©tabfc: 
bu(ä^  feine  Sluöfunft 

S)ürftig  unb  unjureid^enb  finb  in  ben  norbifd^en  ©tobten  in  ber 


♦)  ^a^  &erm  SufHarat)^  Pato'«  3Jleinung  ip  falte  SBctbc  au«  .faljle 
®etbc',  ^a^  er  in  ehtem  IWtenftüd  gelefen  l^at,  ücrborBen;  e0  l^ötten  frül^er  am 
SÜU^lentotal  eii^  alte  SBe^n  geftanben.    @d  föimte  m^  umgefel^rt  fein. 


—    56    — 

atteften  3eit  gewö^nlic]^  bie  öffcntUci^en  ftäbttfd^cn  ©ebäubc,  crft  mit 
bem  junel^mcjibcn  SBoljlftanbe  crl^eben  fid^  bie  SRatl^l^äufer,  xodö)e  bur(^ 
33au  unb  fünfilerifd^c  atuöfd^müöung  3ierben  für  bie  ©täbte  werben. 
Sänge  3eit  Iiaben  in  ©olberg  auf  ber  3JKtte  beö  aWarfteö,  ber,  wie  in 
atten  auf  flat)ifd^em  ©oben  erbauten  ©täbten,  bas  SRatl^^auö  aufnel^men 
foHte,  nur  bie  33uben  ber  Ärämer  ^)  geftanben,  erft  in  ber  jweiten  §älfte 
beö  14.  Sal^rl^unbertö  —  nod^  1364  werben  3lrbeitölö^ne  für  bie  ©r^ 
bamuig  beö  SRat^^aufes Jfc^al^lt  —  fteigt  eö  aHmäl^Uc^  über  bie  ©iebel 
ber  Käufer  unb  bie  SW^l^rme  ber  9Wauer  l^inauö  in  bie  §ö]^e.    2)er 
fc^lanf  aufftrefcenbe  S^urm  auf  ber  5Rorbn)eftfeite,  bie  füblic^e  gagabe 
mit  ben  fünf  S^ebent^ürmd^en,  meliä^e  gleid^  i)0^e  ©iebel  mit  freiörunben 
Deffnungen  einfd^lie^en,  unb  bie  l^alblreiöförmig  überwölbten  genfter^^ 
blenbeii^  (nad^   bem  ßelgemälbe    im  ßolberger  9iatl)l^aufe   axi^  bem 
3a^r   1614  unb  "bem  Silbe  in  aWerianä  Sopogropl^ie)  fd^einen  ber 
im  15.  Sal^rl^unbert  erbauten  gronte  beö  ©tralfunber  Slatl^l^aufeö  nad^:» 
gebilbet  ju  fein  unb  werben  bal^er  wol^l  frül^eftenö  aus  biefer  3eit 
ftammen.    @§  war  ein  weitläufiges,  wie  gewöl^nlid^  aud^  bie  größeren 
©iebel^äufer,  etwaö  t)erbauteö  §auö  mit  jal^lreid^en  SRäumen  für  bie 
§errn  beö  SRatl^ö,  bie  Sürgermeifter,  bie  Äämmerer  unb  il^re  SDiener, 
für  bie  Sud^üften  ber  Äaufleute  unb  für  bie  Äomüorrätlje,  weld^e  für 
aWifewac^ö  unb  tl^eure  3eit  aufgefpeid^ert  würben.    @ö  ftanb  in  feiner 
alten  ©eftalt  biö  jum  Sal^r  1653  %  m  feine  SSaufättigfeit  einen  5«eu^ 
bau  nötl^ig  mai^te,  welcher  auf  ben  ©runbmauent  beö  alten  ©ebäubeö 
aufgefül^rt  würbe,    ©rl^alten  blieb  ber  wof)lgewölbte  SRatl^öfetter,  „ber 
feineö  ©leid^en  nid^t  im  ßanbe  l^atte."    S5er  JRatli  fefete  eine  ©l^re  barin, 
gute  Söeine  ju  l^alten  unb  ben  burd^reifenben  §erm  unb  gürften,  bem 
Sifd^ofe  unb  ben  SRatl^öfenbeboten  auö  SübedE  ober  ©tralfunb,  ben  SBiH- 
fommen  in  unt)erfälfd^tem  51Jialt)afier  ober  3tt)t)oli  (an^  Sftrien)  ju  rei^ 
d^en.    "^enn  bie  SBeinoerfälfd^ung  üU^  man  bamalö  eben  fo  wie  l^eute, 
unb  bie  §anfeftäbte  im  SRorben  erfud^ten  fd^on  im  14.  Scil^tl^unbert 
ben  Kölner  jiatl^,  ben  SBeinl^änblern  anjubefel^len,  bafe  fie  fid^  beö 
^lumpenä  beim  SBeine  entl^alten  fottten.    Sn  ben  Urfunben  l^eifet  baö 
Sflatl^^auö  praetormmj  consistorium  unb  am  l^äufigften  theatrunfj  ba 
eö  jugleid^  —  wenigftenö  jeitweife  —  ein  ©ewanbl^auö  war,  wo  bie 
Äaufleute  i^re  STud^e  jur  ©d^au  auslegten.    SDod^  l^at  bie  ©tabt  ju 
3eiten  aud^  ein  befonberes  Äauf=  ober  ©ewanbl^auö  gel^abt,  wal^rfd^ein^ 
lid^  baffelbe,  weld^es  um  1410  mel^rmafe  xmter  bem  SKamen  Zellimis 
(©eOrÄaufi^aus)  t)orfommt,  —  älud^  am  9Karfte  wol^nen,  befonberö 


—    57    — 

wol^l,  fcitbem  bas  Statl^l^auö  feine  gebül^renbe  ©teHe  bort  erl^alten  l^atte, 
t)iele  tJomel^me  gamilieu,  wie  um  IS 80  bie  Süllemfe,  be  §agen, 
be  ^late,  3üt)etfe,  Sffiebele,  be  Seiott),  §oH  (aSincetttius),  SDobelften, 
©ettittierort),  §ortx  u.  a.  3l\ä)t  blofe  fteinertte  ©iebel^äiifer,  anä)  ©tälle 
uttb  Subett  fdjiiefeeu  tl^n  eilt,  an  if)m  liegt  aujser  bem  Zelhause  au(ä^ 
bie  ^^milnte^^  (SIKünje).  2)er  9Rarftn)infel  an  ber  Sinbenftrafee  l^icß 
Äol^lenmarft  {forvm  curhomtm)  unb  ber  gegenüberliegenbe  2Binfel  an 
ber  ©attlers  unb  ©(^lieffenftrafeenede  baö  „^(?^  dik  um''  (angtdus 
zee  dik  um^  fiel^  bid^  um).  SWad^  ber  Äird^e  ^  ftanben  feine  SBoJ^^ 
nungen,  fonbem  nur  Ärämerbuben. 

grül^er  alö  bie  3tatl^l)äufer  tüerben  gotteöbienftlid^e  ©ebäube  aufs 
gefül^rt.  35ie  Äird^e  ift  bie  Sel^errfd^erin  beö  gefammten  irbifd^en  ße^ 
ben§,  unb  bie  erfte  ©orge  ber  3Jfenfdöen  ift,  ®otte§l^äufer  mit  ]^o(^ra* 
genben  ©lodfentl^ürmen  ju  errid^ten.  SEBie  bie  3Karienttrd^e  fid^  alltnäl^lid^ 
erl^ebt,  ein  l^errlid^eö  SDenfmal  (^riftlid^en  unb  beutfd^en  ©inne§,  baä 
ju  jeigen,  ift  einem  befonberen  ßapitel  tjorbel^alten,  nur  ber  kleineren 
Äird^en  unb  ber  3lnnenl^äufer  foH  l^ier  ©rmäl^nung  gefd^el;n. 

3m  Sal^r  1266  (10.  Sluguft)  mad^t  §er}og  SBarnim  I.  bie  ©r^ 
rid^tung  eines  l^eiligen  ©eiftl^aufeö  t)on  ber  ®rlaubnij3  ber  ©oml^errn 
abl^öngig,  aber  fd^on  im  3)ecember  beö  näd^ften  Sal^reö  meift  er  bem 
Äalanbe  ber  Sanbe  ßolberg  utib  ©öslin  baö  l^eitige  ©eiftl^auö  in  6ot 
berg  alö  jäl^rlid^eö  S8erfammtuitgäl;auö  an.  3tn  Sal^r  1277  fauft  baö 
Älofter  in  9lltftabt  2ledfer  t)on  ber  ©tabt,  meldte  biefem  §oöpital  ge^^ 
l^örten,  unb  jn)ei  ßolberger  Sürger,  Sol^anneö  3^ettmön($  unb  ®oön)in 
t).  b.  SBiebe,  üermad^en  bett  §oöpitaliten  in  bemfelbett  Saläre  il^re  ©itt^ 
nal^me  an%  ber  grojsen  aJlüljle  ^).  ®aö  ©pital  lag,  n)ie  fc^on  ertt)äl^nt, 
in  ber  Släl^e  beö  3Käl^lgrabenö  t)or  ber  fleinen  (fpäter  ber  großen) 
aJlül^le  utib  reid^te  mit  ber  Äird^e,  bie  1282  juerft  genannt  wirb,  biö 
jur  ©d^ul^ftrajge.  6ö  beftanb  auö  einer  Steil^e  an  einanber  gebauter 
Bellen,  uitb  ber  3Kangel  an  ®elaj3  jwang  ben  9tatl^  fpäter  jur  @rri(^' 
tung  eines  jmeiten,  beö  „neuen  §oSpitals  jum  l^eiligen  ©eift",  tt)el4jeö 
na(^  1469  ben  in  bie  ©tabt  gezogenen  Jionnen  ftatt  beö  älteren  l^ei^ 
ligen  ©eifigebäubes  mn  bem  SRat^e  überlaffen  tt)urbe.  SDaS  neue  §oS= 
pital  lag  an  ber  ©teile,  tt)o  no(|  jefet  bas  Älofter  fielet. 

3lud^  baö  jmeite  größere,  au^erl^alb  ber  ©tabt  t)or  bem  ©tein* 
tl^ore  gelegene  §oSpital  mar  fd^on  im  Saljr  1 282  t)orl^anben.  6ö  war 
bem  2)ra(^entöbter  ©t.  ©eorg  gemeint,  bem  §elfer  gegen  bie  f(^redElid^e 
Ärattfl^eit  bes  äusfafces,  unb  bie  üon  il^r  ergriffenen  maren  bie  für 


—    58    — 

immer  von  her  9BeIt,  vm  %nmhm  unb  SBcrtDanbten  gcfiä^iebenen  SBemol^s 
ner  beffclben»  @$  lag  no(3^  um  1500  jtt)if(ä^en  ber  ©tabt  unb  bcr  ©eorgs* 
fopcffe  unb  burfte  mol^I  metter  von  ber  ©tabt  entfernt,  aber  n\ä)t  näl^er 
an  biefelbe  l^erangebaut  merben.  3loä)  im  Sal^r  1378  l^eifet  eö  bas 
§au§  ber  aWifelfüd^tigen  (leprosomm).  ©eitbem  bie  Äranfl^eit  anfing 
naiä^julaffen,  biente  es,  mie  baö  l^eilige  ©eiftl^auö,  aud^  afe  SBerfor^^ 
gungÄanfialt  für  Slrme  unb  ©ebred^lici^e.  3luf  bem  „Äirci^l^ofe  ber  Sir* 
men"  mar  hmä)  ©ottfrieb  v,  b.  2Bid)e  ein  33etl^auö  (Oratorium)  er^ 
nä)tet  9ln  beffen  ©teile  errichtete  im  ^a^x  1331  ber  Statl^mann  6erbo 
mit  33eiftimmung  feiner  vier  ©öl^ne,  von  benen  jmei  ©eiftlid^e,  bie 
beiben  anberen  Saien  maren,  bie  ®eorgs!apeffe  unb  faufte  t)om  SRatl^e 
für  420  3Warf  4  §ufen  unb  eine  jäl^rliiä^e  Sieferung  von  24  §ül^nem 
aus  bem  S)orfe  3ledn\n  jur  Segrünbung  einer  SBicarie  an  berfelben, 
$)er  JRatl^  l^atte  ben  IS'SRutl^en  langen  unb  9  SRutl^en  Breiten  SRaum 
baju  l^ergegeben  *®).  @rft  naä)  1500  fann  baö  ©t.  ©eorgsl^oöpital  in 
bie  9?ä]^e  ber  Äir$e  verlegt  fein. 

33or  bemfelben  JTI^ore  lagen  no(]^  bie  Keinen  Äapetten  ©t.  ^atoU 
unb  ©t.  aÄi(3^aeIi§,  bie  erfiere  unmeit  beö  3lufeentl^orö  in  ber  3l'a^e  beö 
3^auenmarft§,  im  Sal^r  1303  eingemeil^t,  bie  lefetere,  1339  juerfl  ge= 
nannt,  auf  bem  ,,9leper'  ober  aJJi($aeliöberge"  jmifd^en  bem  ©teintl^or  unb 
bem  ÜRi(ä^aelistl^ör(]^en.  —  %üx  bie  „ellenben  ©eefen"  (bie  ^remben  unb 
^ilger,  bie  in  ©olberg  erfranften)  befianb  f($on  um  1400  ein  befon= 
bereö,  jmifd^en  ©t.  Scifobi  unb  ©t.  ®eorg  gelegenes  §aus,  frül^er 
„©aftl^auö"  unb  fpäter  „©ie^enl^auö"  genannt    6s  befianb  no^  1638. 

2)amit  ift  nid^t  ju  t)erme(^feln  baö  ©ie(3^enl^aud  am  5IRönd^entl^ore 
(f.  6ap.  9)  unb  baö  ^Pefienl^auö,  meliä^S  1660  bei  aRid^aelis  ©otteöader 
jur  Slufnal^me  ber  bamalö  jafilreid^en  ^eftfranfen  t)om  SRot^e  errid^tet 
mürbe.    @d  brannte  1714  ab  unb  mürbe  nid^  mieber  erbaut. 

©ie  lefeterrid^tete  ber  3lu^enfapeIIen  ifl  bie  ber  l^eiligen  ©ertrub, 
vor  bem  SBWil^lentl^ore  in  ber  SRäl^e  beö  §od^gerid^tö  gelegen.  3laä) 
einer  Slngobe  bei  3tango  ift  fie  von  ©ertrub  ©emelin,  ber  ©attin  beö 
SBürgermeifters  ©emelin,  im  Sai^r  1372  begrünbet.  S)a§  in  ber  Sl^at  ber 
33au  in  biefem  Scil^re  feinen  2lnfang  genommen  l^at,  jeigt  ein  ©treit  jmi^ 
fd^en  SRat§  unb  ßapitel  in  biefer  Seit.  ®a  nämlii^  ber  ftdbtifd^e  grieb^ 
l^of  bei  ber  SWarienfird^e  für  bie  Sobten  nxä)t  mel^r  ouöreid^te,  l^atte 
ber  SRatl^  aujjerl^alb  ber  ©tabt  gegen  ben  SBiffen  beö  ßapitefe  einen 
neuen  eröffnet  2)ieö  t)ermeigerte  nun  bie  SBeil^e  beö  ^lafeeö  unb  im^ 
terfagte  bie  @rnd^tung  einer  Kapelle  barouf.    S)amit  bie  S^obten  nid^t 


—    59    — 

Iftnger  in  iingewcil^ter  @rbe  mieten,  würbe  bcr  fRatf)  Bei  betn  ?Papfie 
©tegor  XI.  in  3lt)i9non  f lagbar;  biefer  bra($  burd^  einen  aWad^tfprud^  ben 
SBiberfianb  ber  ®eifHi(§feit  unb  befal^l  bem  S3ifd^ofe  von  ßammin, 
bei  Slnbro^ung  bes  Sanne§,  im  Söi^r  1371  bie  SBeil^ung  ber  ju 
erri(]^tenben  (©ertrubem)  Äapelle  ju  t)oIIjtel^n,  wenn  eine  auöreid^enbe 
Sluöjlattung  für  einen  SBicar  t)orf)anben  wäre.  3m  Sa^r  1373  vexmad)tz 
Safob  ©alfelb  in  feinem  Sefiamente  für  bie  Unterl^altung  hex  im  S3au 
begriffenen  Äopeffe  eine  l^albe  ^fannftätte,  1378  mar  fie  tJoKenbet  ^0* 

S3or  bem  SWünbertl^or  mirb  aufeer  ber  ohtn  ermäl^nten,  1276  fd^on 
t)orl^anbenen  SRifolaifird^e  in  fpäterer  Seit  im  ©labtbn(3^e  mä)  eine  Ra^ 
peße  beö  l^eiligen  Saurentius  genannt,  ©ie  lag  in  ber  9?äl^e  beö  §afen& 
(prope  et  ante  porhmi) ;  imSal^r  1482  fiel  ifir  ein  Heineö  ßegat  ju. 

©(ä^on  um  bie  aKitte  bes  14.  Sai^rl^unbertö  maren  t)or  allen  S^l^oren 
©olbergö  SSorftäbte.  5Die  älteften  finb  ol^ne  Smeifel  bie  ?Pfannf(imie:5 
ben  unb  bie  g^ifd^erfatl^en  an  ber  SRünbe,  bie  nod^  in  bie  menbifiä^e 
Seit  jurüdreid^en  werben.  SDer  ^rug  bei  ber  aWünbe  mirb  juerft 
1297  genannt.  Sie  ^fannf(^mieben  reid^ten  urfprünglid^  nur  bis  an 
bie  „®ate."  SReben  ben  SBerfftätten  ber  ^fannfd^miebe  {fahricae 
sartaginum)  l^atten  fi(|  bort  fd^on  um  1375  aud^  anbere  Semofiner 
niebergelaffen,  ©ärtner  unb  ^anbmerfer,  bie  il^ren  3Serbienft  auf  bem 
©aljberge  fanben.  SDie  Käufer  gel^örten  puflg  ben  reid^en  g^amilien 
ber  ©tabt.  —  2)ie  ßage  ber  ©d^iffämerften  (locus,  tibi  naves  con- 
strmmtur),  ber  Safiabie  (Sabeplafe),  bie  1408  als  in  ber  Mi)t  ber 
.  ^fannfd^mieben  an  ber  ^erfante  liegenb  genannt  wirb  unb  nod^  ju 
6.  10.  ©immem  3elt  (um  1630)  tjorl^anben  toor,  laffen  fi(^  nid;t  mit 
©id^erl^eit  befiimmen. 

S)er  ©tubbenl^agen,  ben  man  paffiren  mujste,  roenn  man  t)om 
©teintl^or  jur  ftäbtifd^en  3iegelei  moBte,  mar  ein  ßontplej  vm  fleinen 
Saul^öfen  mit  geringem  3ldferbefife,  ber  mol^l  t)on  ber  gamilie  ber  ©tubbe 
feinen  Slamen  l^atte.  3)iefe  gel^örten  ju  ben  äldferbau  treibenben  ©e^ 
fc^led^tern  ber  ©tabt;  um  1380  maren  fie  im  2Berber,  im  aSormerf  unb 
im  ©tuBbenl^agen  mit  §öfen  angefeffen,  unb  ber  verloren  gegangene 
ältere  Sl^eil  beö  ©tabtbu(^ö  mürbe  fie  unö  mal^d^einlid^  ate  bie  33e^ 
fifeer  be«  grö^ren  Si^eilß  von  ©tubbenl^agen  jeigen.  3lebtn  i^nen  be^ 
fa^en  bie  39raunfd^meig§,  §olfe  unb  anbere  gamilien  §öfe  bafettft, 
bie  pa(^eife  auögetl^an  maren.  35ie  Semol^ner  befd^äftigten  fi^  f(^on 
bamafe  mel  mit  ©ärtnerei,  ©ine  SJube  bafelbjt  l^iejs  baä  Sabernafel 
(142a  ©tobtbO. 


—    60    — 

ein  5lremer]^agcn,  an^  einigen  SBuben  unb  §öfcn  beftel^cnb,  ol^nc 
Sweifcl  t)on  ber  ©olberger  gamilie  Äremcr  benannt,  ift  na(3^  feiner 
Sage  m(3^t  511  befiimmen,  eben  fo  wenig  bas  fd^on  (©.  41)  genannte 
aSolrabö^  (aud^  ?PoIIerbö=  unb  ^olterS^  i^agen,  xod6)e^  1320  jufam- 
nten  mit  bem  vierten  Sl^eile  t)on  S^ednin  t)on  bem  Statine  jur  erleid^te== 
tung  ber  fiäbtifd^en  ©d^ulbenlafi  an  Sol^anneö  §oIf  t)erfauft  würbe  ^^). 
3m  Sal^r  1416  werben  bort  9  Ratten  für  100  matt  t)erpfänbet  — 

@in  t)ierter  §agen:  iletfen-  (Ää^d^en^  ober  Äätl^d^en:^)  l^agen,  au§ 
wenigen  ©el^öften  unb  ©d^eunen  beftel^enb,  lag  jwifd^en  bem  ©tubben^ 
l^agen  unb  ©t.  3a!ob.    ©r  war  nod^  1590  vox^anben. 

SDie  reid^eren  g^amilien  l^atten  anfängUd^  il^re  SBirt^d^aftSl^öfe 
in  ber  ©tabt,  als  aber  mit  ber  wad^fenben  SetJöHerung  ber  SBertl^  ber 
SBauftellen  bafelbfi  fid^  fleigerte,  ©erlegten  fie  jene  t)or  bie  Sl^ore,  be^ 
fonberö  t)or  bas  aWül^t  unb  ©teintl^or.  SBor  bem  lefeteren  lagen  bie 
Sffiirtl^fc^aftöl^öfe  bis  ju  ©t  ®eorg  ^in,  am  g^rauenmarft  unb  an  ber 
3Wald^ow,  banmter  aud^  gro^e  ©teinl^äufer  —  benn  mand^e  ber  rei^ 
d^en  g^amilien,  wie  bie  ©tubbe  unb  SBorwerf  bewol^nten  il^re  §öfe  felbft  — 
mit  ©eitengebäuben  unb  ©d^eunen  jwifd^en  Äämpert  unb  ©arten,  ba- 
neben  SBuben  von  §anbwerfem,  wie  SBagenma($em,  unb  JEagelöl^nem. 

5Bor  bem  3Jiül^lent^ore  lagen  mim  ^rit)atbefifeungen  junäd^ft  am 
2:i^ore  §8fe,  bie  ber  ©tabt  gel^örten  (mriae  civitatis),  fie  würben  von 
bem  in  ber  SBenbeftra^e  gelegenen  ©tabtl^ofe  aM  mit  ben  ?Pferben  befiellt, 
weld^e  im  aWarfiaHe  (Sfallum  civitatis)  fftr  bie  SRatl^öfenbeboten  ber 
©tabt,  für  bie  SDorfl^emi,  weld&e  bie  JRatl^Sbörfer  beaufftd^tigten,  unb 
für  bie  reitenben  ©iener  gel^alten  würben.  S)em  ©tabtjungen  unb  bem 
SBagenlned^t  werben  mel^rmafe  in  Seftamenten  Keine  Segate  ausgefegt.  — 
Sßod^  jur  SBorfiabt  gered^net  würbe  ^^Gripswoldekm''  (in  prmirbio) 
au«  ©arten,  ßurien  unb  Suben  beftel^enb,  weiter  l^inauö  lag  baö 
„aSorwerf."  @ine  g^amilie,  bie  baffelbe  in  il^ren  »efife  gebrad^t  l^atte, 
erl^ielt  i^ren  SRamen  bat)on;  fte  !am  aümäl^Iid^  ju  SBol^ll^abenl^eit  unb 
Slnfel^n  unb  gewann  3utritt  jum  SRatl^e  unb  jur  ©aljgilbe. 

3m  3al^r  1277  betätigte  ber  »ifd^of  ^ermann  ber  ©tabt  unb 
il^ren  beiben  Sürgem,  Sol^anneö  unb  Sibeman  aRonad^uö,  ben  Seflft 
einer  vox  ber  ©tabt  gelegenen,  von  ©erarb  be  ©üben  mit  §et^og  "Söax-^ 
nimö  Suftimmung  getauften  ©urie  nebjl  ber  baju  gel^örenben  Sanbung 
von  8  §ufen,  weld^e  fie  nad^  ©tabtred^t  befalen^^).  2)a  baö  ©ut, 
wie  bie  Seftätigung  burd^  ben  Sifd^of  jeigt,  in  bem  SBamimfd^en,  von 
S3ifd^of  §ermann  erft  1276  erworbenen  S^eil  ber  ©olberger  Äaftettanei, 


—    61    — 

alfo  toefltid^  ber  ^erfautc  unb  baju  in  ber  SRäl^e  ber  ©tabt  {ante  ei- 
vitalem  situata)  gelegen  war,  fo  ift  eö  n)al^rf(§etnlt($  einö  mit  bem 
eben  genannten  „SBorroerf/' 

Unter  ben  £)ertlid^f eiten  in  unmittelbarer  SWäl^e  ber  ©tabt  ift  nod^ 
bemerfenöwertl^  ein  bei  ©t.  Safob  gelegener,  t)on  ©arten  unb  ©Neunen 
eingefd^loffener  3lnger,  no^  jefet,  roie  in  alter  3eit  „g^rauenmarft"  {vro- 
weninarkd)  genannt.  ®ine  33eftimmung  auö  ber  „Surfprafe"  beö 
Sal^reö  1483  giebt  unö  ben  ©d^lüffel  ju  ber  6r!lärung  beö  5Ramen§. 
gür  ben  groj^en  Sal^rmarft  ber  ©tabt,  bie  Kerkmisse^  bie  am  Sage  itad^ 
Visit.  Mariae  (2.  %\x\\)  begann,  rei(§te  ber  bur($  bie  ©rrid^tung  beö 
Slat^l^aufeß  nod^  mel^r  befd^ränlte  SOJarftplafc  nid^t  auö,  bal^er  würbe 
bei  ©t  Safob  in  berfelben  3eit  ein  jweiter  SUlarft  abgefialten,  auf  bem 
allein  neben  anbern  ©egenftänben  §oljarbeiten,  .raie  9Kolben,  ©d^effel, 
S)ielen  feil  geboten  werben  burften.  ^^on  bem  33eginn  be§  Sai^rmarftö 
mit  bem  lieben  g^rauenfefte  l;ie§  biefer  jur  ©tabtfreil^eit  gel^örenbe  ^$la^ 
ber  „g^raüenmarlt",  ober  au(^,  unb  nod^  im  17.  Sai^rfiunbert,  ber 
„liebe  g^rauenmarft." 

aSon  ben  58orftäbten  roar  bie  t)or  bem  51Jiül^lentf)ore  burd^  feine 
33efeftigung  gefid^ert,  nur  weiter  l^inauö  bei  ©elnow  ftanb  ein  SBart^ 
tl^urm  jjÄer^/r//,  bergvrede''  genannt,  jum  2lu§lug  unb  jum  ©i^ufe 
ber  gelbmar!  gegen  plöfelii^en  UeberfaH.  —  S5ie  ©teintl^orf^e  SBorftabt 
bagegen  lag  innerl^alb  ber  ©d^ufewel^ren  ber  ©tabt  (intra  saepta  ci- 
vitatis 1390),  eineö  oon  bid^tem  ^adelwerf  befefeten  (SrbwaHeö,  oon 
ber  ßage  nad^  bem  ©tabtwalbe  ju,  §olj'  ober  SBalbjingel  (woltzin- 
gele)  genannt.  3n  bemfelben  befanben  fid^  jwei  Si^ore,  baö  3iegeltl^or 
(Tegeläoreken)  na(^  ©tubbenl^agen  ju  (t)on  ben  ©olberger  ßl^roniften 
fälf^lid^  ate  ein  anbrer  SRame  für  baö  ©teintl^or  angefel^n)  unb  baö 
©t.  ®eorgö5  ober  SBalbtl^or  in  ber  Stalle  ber  ©t.  ©eorgsfapeUe,  ba§ 
nod^  bei  ber  Belagerung  im  Sal^r  1758  genannt  wirb.  §ier  ftanb  ein 
jroeiter  ^ybtrgvrede''  {propugnaculum^  fortalicitun  versus  nemus 
1409).  SDiefer  würbe  im  Sal^r  1422  pon  bem  SRatl^  mit  einem  ©tüdE 
ßanb  an  ben  Bürger  ©ulben  überlaffen,  ber  il^n  unb  baö  ©t.  ®eorg§s 
tl^or  bafür  im  ©tanbe  unb  „fd^lojsi^aftig"  ju  erl^alten  oerpflii^tet  war. 

2lud^  bie  ^fannfd^mieben  waren  wenigftenö  burd^  einen  SBart: 
tl^urm  gefid^ert,  „SBiftl)urm"  unb  im  17.  Safirl^unbert  aud^  „ber  alte 
gort"  genannt.  SBon  il^m  erl^ielt  bie  in  ber  SRä^e  entftanbene  SBorftabt 
ben  Flamen  „2Bife",  ber  nod^  jefet  nid^t  ganj  t)erfd^ollen  ift.  ©r  lag 
in  ber  92ä^e  bed  ^ül;lenteic^d,  unb  mm  \a^  V)n  }u  Stango'd  3eit  als 


—    62    — 

eine  SBefefligung  an,  xoe^e  bie  ©tobt  naä)  ber  ©tranbfette  ju  üottfiätv: 
big  bedte.  6in  mit  SBeiben  befefeter  S)atnm  fixierte  von  ber  ©tabt 
an  ber  äöife  tjorbei  jur  SKünbe.  —  SlHe  brei  SGBarttl^ürme  fül^ren  feit 
bent  17.  Sal^tl^unbert  au(ä^  ben  Flamen  g^inäenburg,  t)ermutl^li(^  t)on 
ben  ginfen,  (lofeö  ©efinbel),  fo  genannt  Herumtreiber,  bie  geftäubt 
werben  foHten,  banb  man  an  ben  „g^intenblod."  Site  bie  JEl^ürme  in 
g^olge  beö  befferen  SRei^töiuftanbeö  im  Sanbe  unbenufet  ftanben,  mögen 
[ie  ftreid^enbem  ©efinbel  jur  Verberge  gebient  l^aben.  3lu(^  ber  feit 
ber  9teformation  wüft  gelegenen  Scxfobifird^e  war  e§  fo  ergangen,  unb 
bie  3Jlatrifel  biefer  Äird^e  von  1588  banft  bem  „eblen  Sürgen  ©u(^e^ 
ron),  ba§  er  fie  auö  einer  spelunca  latronuvt^  einer  SBel^aufung  für 
©(i^elme  unb  S)iebe,  mieber  ju  einem  ©otteöl^aufe  gemad^t  liabe/' 

2lu(3^  nod^  über  bie  Sßorftäbte  l^inauö  l^atte  baö  frdftig  aufblü^ 
l^enbe  ^titn  ber  ©tabt  feine  ©(^ö^linge  getrieben.  %xo%  ber  Um 
fi(^erl^eit,  bie  aufeerl^alb  ber  f(^irmenben  3Jiauem  ber  ©tabt  in  jener 
3eit  im  ßanbe  l^errfi^te,  l^atten  fid^  ßolberger  SBauemgefd^led^ter  mit 
il^ren  §i)fen  an  üerfd^iebenen  ^^Junften  ber  g^elbmar!  angefiebelt,  aßen« 
fallö  gegen  ben  erften  3lnfall  ber  ©d^nappl^äi^ne  bur(^  eine  fteineme 
§ofmauer  gefid^ert.  §öfe  unb  Äatl^en  finben  fid^  bei  bem  i^RingenAol^^ 
(uermutl^lid^  von  einer  i^äuftger  erraäl^nten  ©olberger  gamilie  fo  ge- 
nannt, n)ie  aud^  bie  „©tridferöberge"  fid^  am  einfad^ften  auö  bem  ga* 
miliennamen  ©trpder  erflären,  ber  im  ©tabtbud^  oon  1410  an 
l^äufiger  t)or!ommt),  bem  ^^borgwaW  bei  ber  2lltftabt  gegenüber,  bei 
©elnon),  auf  bem  ©lodenberge  irnons  campanarum^  xoo  bie  ©lodten 
gegoffen  fein  werben),  oon  bem  bie  gamilie  be  ÄloKenber(^,  bie  bort 
©urien  befa^,  benannt  ift,  bei  bem  SBolföberge  (mom  lupi  1400),  an 
ber  aWafeenife  unb  an  bem  l^ol^en  Serge^  S)ie  Sage  einzelner  wirb  nad^ 
ben  Äreujen  unb  gnäbigen  Silbern  bejeid^net,  bie  nad^  fatl^olifd^er  ©itte 
an  Derfd^iebenen  ©teilen,  namentlid^  auf  bem  SBege  jur  Slltftabt  er^^ 
rid^tet  waren. 

3u  ber  g^elbmarf  ber  ©tabt  gel^örte  aud^  baö  S)orf  Stofenbal 
(Rozen-Rosendal)  in  ber  SWäl^e  be§  ©tabtwalbeß,  f(^on  1287  genannt, 
weld^eö  auö  einzelnen  ßurien  mit  baju  gel^örenber  Sanbung  beftanb,  bie 
©erfd^iebenen  ßolberger  bürgern  gel^örten.  ©o  l^atte  Subwig  v.  b.  SBiebe 
bort  Sefi^un^en.  SRad^  ber  gen)öl^nli(^en  ©t^äl^lung  gelten  jefet  bie 
aBetten  beö  SWeereö,  wo  einft  bie  gluren  beö  Sorfö  lagen.  SnbeJB,  mag 
aud^  baö  SReer  fein  ©ebiet  l^ier,  wie  bei  §enfenl^agen,  im  Saufe  ber 
Sal^rl^unberte  etwad  t)ergrögert  i^aben^  baö  S)orf  |)at  ein  anberes  @nbe 


—    63    — 

genommen.  3m  14.  unb  no^  im  Stnfange  bed  15.  Sc^l^mtbertd  fbel^en 
bort  einige  ©el^öfte,  aber  feit  1422  ifi  nur  nod^  von  einem  territorium 
Colbergeuse  bie  SRebe,  bie  SBol^mmgen  finb  abgebrod^en,  mib  ber  SldEer 
mirb  von  ber  ©tabt  auö  ben)irtl^f(^aftet.  längere  Seit  lüftet  ber  SRame 
no$  an  bem  ^oben^  bie  £age  von  Sledem  unb  äBiefen  n^irb  bonad^  be$ 
fümmt  iuppe  dem  roztndaly  iuxta,  ultra),  ©eit  1500  etwa  t)erliert 
fi$  ber  Jiame  ber  S)orfftette,  bod^  ^at  er  fid^  in  bem  „Slofenbalfd^en 
3)amme"  bis  auf  unfere  Sage  erl^atten. 

,,58or  biefem,  fd^reibt  SRango  um  1660,  l^aben  fd^öne  ©arten 
unfre  ©tabtmauern  wie  mit  einem  mol^lried^enben  Slumenfranje  umge? 
ien,  aber  roäl^renb  ber  Rriegöjeit  finb  fie  ruinirt  unb  umgefel^rt  töorben." 
3Rit  tteberrafd^ung  nel^men  wir  nnii^r,  ba§  fd^on  im  15.  Sol^rl^unbert 
fid^  ein  bnntt^  ©artenlanb  in  reid^er  älbn}e(^felung  um  bie  ©tabt  l^er^ 
lagert,  ©arten  liegen  bei  ber  fiaftabie,  an  ber  ^erfante,  in  ben  ^fann. 
fd^mieben,  an  ber  SBife,  ber  ©tubbenl^agen  ift  ein  re^eö  ©ärtnerborf, 
©arten  werben  genannt  am  g^rauenmarft  unb  an  ber  SRald^ow,  bei  ber 
SRid^aeUöfapeUe,  felbft  bie  entferntere  ©ertrubenlapette  liegt,  wie  bie  üon 
©t.  SRilolai,  t)on  ©arten  umgeben.  SReiftenä  finb  eö  9lufegctrten,  Roi)U 
i^öfe  unb  SBoumgärten,  in  t)ielen  finb  fünftlid^e  gifd^teid^e  angelegt,  um 
bie  feineren  ©orten  ju  l^alten,  bie  in  ©olberg  feiten  ju  3Karft  fommen. 
©eit  bem  15.  Sal^rl^unbert  mug  aud^  ber  §opfenbau  einen  bemerfend^ 
wert^en  3luff(^wung  genommen  l^oben:  Hopfengärten  werben  feit  biefer 
Seit  vox  allen  Sl^oren  genannt,  äldEerftüdEe,  felbft  jenfeitö  beö  Siofenbal«, 
würben  in  §opfenl^öfe  umgewanbelt.  25od^  reid^te  bei  bem  ftarfen  öier? 
t)erbraud^  unb  ber  S3ierauöful^r  aui^  bie  gefteigerte  §o|)fenprobuftion 
nid^t  au»,  Suful^r  auö  ber  3Karf,  fpäter  fogar  aufi  Shifelanb  (f.  fiap.  70 
mufete  baä  gel^lenbe  erfefeen. 

3lur  nad^  bem  SReere  gu  war  bie  ©egenb  einförmiger,  alö  jiefet; 
eine  SBafferfläd^e  nal^m  einen  Sl^eil  beö  3)Winberfelbeö  ein,  überl^aupt 
war  ber  ganje  Äüftenftrid^  bis  ium  ©tobtwalbe  ^m  fumpfiger  unb 
wafferreid^c. 

SDie  ©flfeite  ber  ?ßerfante  war  oon  ber  »fulen  S3efe"  an  (wal^r? 
fd^einlid^  ift  bie  SWald^ow  unb  ber  aWül^lenteid^  gemeiirt),  wie  bie  gegen;: 
überliegenbe  ©eite  mit  ber  aJiaiful^le  (b.  1^.  33irfennieberung,  feit  1480 
genannt)  mit  niebrigem  ©ebüfd^  unb  Surfen  bepftonjt,  um  ben  an^? 
bringenben  glutl^en  befferen  SBiberftanb  leiften  ju  !önnen.  2)ie  i^euti^ 
gtn  ainlagen  auf  ber  aßaifu^le  finb  im  3lnfange  beö  n.  Sal^rl^unbertÄ 
t^on  bem  9iatl^mann  unb  ^afeni^errn  Sorenj  $eiäe  begonnen  unb  um 


-^    64    --- 

1620  von  feinem  gleid^namigen  ©ol^ne  burd^  Slitpflanjung  von  ©tfen, 
SBirfen,  93u(]^en  unb  ©id^en  erweitert  unb  erft  aUtnäJ^Iii^  ju  bem  fd^önen 
©eplje  ertoad^fen,  baö  jefet  ben  fd^önften  ©d^mudE  ber  ©tabt  bilbet. 
„®ö  wad^fen  barin,  fagt  9iango  um  1670,  allerlei  rare  Simplicia  von 
Kräutern,  S3lumen  unb  aSui^eln,  fo  in  t)ielen  Äranf^eiten  unb  ®ebre^ 
(^en  nüfelid^  finb  unb  fonft  in  biefem  Sanbe  nid&t  leidet  gefunben  wer^ 
ben/'  —  J)er  grojse  Saumgarten,  ber  1704  in  ber  Sßäl^e  be§  3lifolai:= 
fird^l^ofeö  angefät  würbe,  ift  gröfetentl^eife  von  htn  SRuffen  bei  ber  jwei^ 
ten  Belagerung  unb  ber  SReft  1807  abgel^auen  worben.  Slud^  ber 
fogenannte  f leine  33aumgarten,  um  1714  auf  bem  3Wünberfelbe  angelegt, 
ift  wieber  Derfd^wunben. 

3)ie  falfd^e  S)eutung  beö  SBorteö  §agen  als  SBalbborf,  wäl^renb 
es  nur  einen  (befonberö  jum  Sldferbau)  eingel^egten  3taum  bejeid^net, 
Ipat  SGßad^fc  bei  ber  großen  SUienge  ber  §agenbörfer  an  ber  Äüfte  ju 
ber  5!Keinung  gefül^rt,  baJ3  bie  ©tabt  in  wenbifi^er  3eit  faft  t)on  atten 
©eiten  von  SBalbungen  umgeben  gewefen  fei,  3Benn  f($on  im  Sal^r  1159 
bei  ©örlin  ein  3ott  vom  glofe^olj  erl^oben  wirb,  ber  ©aljberg  bei  6ot 
berg  alfo  ber  §oljäuful^r  auö  ben  aSdlbern  an  ber  oberen  ^erfante 
unb  atabue  beburfte,  fo  ift  baö  ein  33ewei§,  bajs  bie  näd^fte  Umgebung 
ber  ©tabt  nid^t  fel^r  walbrei(^  gewefen  fein  fann.  ScbenfaHö  war  ju 
ber  3eit  ber  beutf(|en  ©inwanberung  baä  Sttuöfel^n  ber  Sanbfi^aft  in 
SBejug  auf  ba§  SSer^ältnijB  üon  SBalb  unb  offenem  g^elbe  nid^t  wefent^ 
li(^  oon  bem  l^eutigen  oerfi^ieben.  3iur  wenige  unb  unbebeutenbe  (^e* 
l^ölje  finben  fid^  außer  bem  ©tabtwalbe  in  jener  Seit  auf  ber  ©olberger 
gelbmarf.  SHad^  bem  ©tabtwalbe  ju,  ber  wol^l  weiter  gegen  SBeften  ge^^ 
reid^t  l^at,  in  ber  Ml^e  beö  SDleereä  lag  neben  einem  SldterftüdEe,  „rf^ 
haze^'  genannt,  bie  ^^Uazenbiet'^  (fpäter  Hasenwieth),  fd^on  1410  er^: 
wäl^nt,  nod^  im  11.  Scti^tl^unbert  t)orl^anben,  ein  ©ei^ölj,  beffen  $Kame 
fid^  in  bem  „§afenbietfd^en  SBeg"  biß  l^eute  erl^alten  l^at,  unb  in  ber 
oon  ber  aJlafeenife  (jefet  3ßafee),  bie  ni(|t  weit  oon  ©t  ®eorg  ben  3Jlafe5 
fer  ^xjt  bilbete,  burd^flo  ff enen  Siieberung  erftredfte  fid^  eine  ^oljung 
bis  gegen  ben  S3uIIenwinfel  {angulus  btiUenwinkel,  f(|on  1400  ge» 
nannt,  bamate  im  Sefife  oon  §inje  ^laten),  weld^e,  wie  ber  S3ad^  felbft, 
bie  SWafee  i^ieß.  S)aö  nid^t  weit  oon  2lltftabt  unb  jum  Sl^eil  f)O^Qe^ 
legene  Sßonnenl^olj  gel^örte  bem  ftlofter.  — 

SRad^  einer  ©age  war  baö  fogenannte  ©ieberlanb  einft  mit  SEßalb 
beftanben,  unb  bie  l^od^ftdmmigen  S3äume  beffelben  foHen  baö  §oljwerf 
)u  ber  äRarienfird^e  l^ergegeben  l^aben,    ^od^  in  ber  ©tiftungdurfunbe 


—    65    — 

bcr  ©tobt  fachen  wir  üergcbenö  auf  biefem  ber  ©tabt  bamatö  t)eretg= 
neten  Mftcnfirid^e  na^  SBBalb,  wir  fiiiben  if)n  nur  mit  ®lfcn  unb 
©cftrüpp  bewatä^fen  unb  jroif^en  bief cn  SBiefen,  3Jioorgrünbe  unb 
ftagnircnbe  SBafferfläiä^en,  ein  trofe  ber  SSerbote  be§  SRatl^ö  t)on  ber 
jagblufttgen  Sugenb  ber  ©tabt  oft  l^eimlii^  burd^flreifteö  SSerftedE  ber 
©tranbl^afen  unb  ber  wilben  @nten  (Slntoögel)  /  für  beren  g^ang  im 
16.  So^rl^unbert  ©ntenbuben  errii^tet  waren.  —  S)er  5Rame,  feit  bem 
t)origen  S^l^rl^unbert  fdlfc^lid^  mit  bem  ©aljfieben  in  Sßerbinbung  ge= 
braiä^t  unb  auf  einen  fleinen  SWaum  befiä^ränft,  lautet  in  ben  älteften 
3^ormen  Zydcrlandj  Sieder land  (UOO)  unb  bebeutet  „SRieberlanb", 
niebrigeö  ßanb,  „Sftiebrigung"  (  fo  no(^  um  1700);  er  galt  für  ben 
ganjen  Äüftenftrid^,  weld^er^mit  feinen  üerfd^iebenen  „Sul^Ien"  (SRiebe^ 
rungen)  von  ber  9Äaiful^Ie  an  biö  an  bie  alte  9lega  reid^te.  S)a§  l^ier  gele^ 
gene  ©olberger  S)eep  mirb  nid^t  t)or  ber  aJlitte  beä  16.  Sa^rl^unbertö 
genannt,  ältere  3eugniffe  lennen  nur  ben  SRamen  ,,3^if(j^er  upper  der 
Rega.^^  S)aö  Me^t  ber  gifd^erei  auf  ber  alten  9iega  naf)m  ber  5Wat§ 
für  fid^  in  3lnfpru(^;  bie  Sürger,  bie  bort  fifd^ten,  muj^ten  an  il^n 
2  aJlar!,  bie  ®äfte  (§remben)  4  3Warf  beja^len  (1480). 

Um  1270  reid^ten  bie  SBeftfeungen  beä  Älojlerö  SBelbuf  öftlid^  bis 
ju  bem  „Drte,  ber  gewöl^nlid^  SDwirin  genannt  wirb."  S)iefe  im 
©tabtbud^e  oft  genannte  Dertlid^feit  lag  auf  ßolberger  ®runb  unb 
SBoben  in  ber  SRäl^e  ber  3lega  unb  beftanb  auö  jum  21^eil  mit  niebris 
gern  ®ebüf($  befefeten  SBiefenlaub  (prata  uppe  dem  dwerin,  locus 
totus  in  prafis  et  dumetis  1417).  ©in  Ärug,  ber  barauf  ftanb,  machte 
trofe  ber  geringen  Slbgaben  an  ben  SRatl^  fd^lei^te  ©efd^äfte,  SRicolauö 
Unlüffe,  Ärüger  bafelbfi,  mugte  1382  feine  Äül^e  unb  ©d^weine  üer^^ 
pfänben,  unb  ein  äl^nlid^eä  ©(^idfal  l^atten  inx^  nad^  einanber  feine 
SRad^f olger  ©aftrow  unb  ©peigel,  ber  lefetere  t)etpf anbete  im  %(äjit  1395 
feine  gefammte  ^dbt  für  52  SWarf  an  Sol^amteö  ©d^lief.  5Der  Drt 
©werin  ift  alfo  nid^t  eins  mit  bem  ©olberger  S5eep**).  S)a§  bort  je^ 
malß  ein  SDorf  geftanben  l^at,  gel^t  weber  auö  ben  93elbu!er,  nod^  aus 
ben  ©olberger  Urhmben  ^eroor. 

3)aS  SEBeid^bilb  ber  ©tabt  war  in  ältefier  Seit  nod^  t)ielfad^"t)on 
frembcn  SBefifeungen  burd^brod^en,  bie  t)on  ber  ftöbtifd^en  g^elbmarf  ein^ 
gefd^loffen,  ober  mit  i^ren  2ldferffuren  in  fie  einfd^neibenb,  bie  ®in= 
l^it  ber  SSerwaltung  ftörten.  S)er  SRatl^  war  beöl^alb  bemül^t,  bur($ 
bie  Erwerbung  fold^er  ®üter  bem  fiäbtifd^en  ©igen  Slbrunbung  unb 
Sufantmenl^ang  ju  geben,    Sie  ©urie  mit  ben  8  §ufen  mx  ber  ©tobt 

5 


-^  ee  — 

(f.  ®.  60)  voax  ber  erfte  &ctotxb  biefer  Slrt.  3loä)  in  bemfelben  Sa^te 
(1277)  t)crei9netc  ber  S3ijd^of  §ertnann  ber  ©tabt  baö  SDorf  Äoifon)")  in 
ber  3luöbe^nung,  wie  eö  ^etruö  SBarott  ju  fetner  Seit  befafe,  ol^ne  3n)et 
fei  berfelbe,  weld^er  1266  ate  ©olberger  Statl^mann  aufgefü^  wirb. 
Xnxä)  Sßerfanbung  unb  abfpülung  eineß  2:^eife  i^rer  Sänbereien  beraubt, 
Derarmten  bie  Serool^ner  unb  würben,  burd^  bie  Sage  beö  S)orfö  am  ©tobt^ 
TOalbe  t)erfü^rt,  ju  §oli=  unb  SBilbfreülern.  3m  Sol^r  1506  ift  baö  3)orf 
noä)  t)orl^atü)en,  im  brafeigjäl^rigen  ^ege  fott  eö  vom  3tat]^e  aufgcJ^o^ 
ben  fein.  2)er  böfe  Stuf  beö  S^aubnefteö  lebte  nod^  lange  in  ©olberg  fort, 
unb  wer  einem  2lnbern  etwas  SBöfeö  anwünfi^en  woßte,  fagte  rooifU 
„i^  woate,  SDu  fä&eft  .auf  Äpifow"  i«).  3m  ©tobtmalbe  nad^  ber  Ääfie 
ju  f ollen  fi(ä^  no(^  ©puren  beö  SJorffird^l^ofeö  finben.. 

SDaö  alte  S)pnaftengef(3^led^t  ber  Sorten,  beffen  §auptfife  Sabe& 
war,  l^atte  au(ä^  in  ber  ©olberger  ©egenb  33efifeungen.    S)er  SRittcr 
33orf,  ber  lefete  ÄafteHan  beö  Sanbe^  ©olberg,  war  von  bem  JBifd^fe 
mit  bem  ftäbtif(ä^en  3ott  belel^nt,  il^m  gel^örten  £ä»bereien  auf  ber  6oU 
berger  gelbmarf,  wie  ber  „§(rfen",  rpeld^en  er  1283  ben  $Roimen  auf 
ber  Slltftabt  f(j^enfte,  unb  baö  S)orf  ©elnow  {Sdmom).    SDieö  lefttere 
t)erfaufte  er  1286  mit  Seiftimmung  beö  Sifd^ofö  an  bie  ©tabt,  bo(^ 
mit  ber  merlwürbigen  SSebingung,  ba§,  wenn  etwa  eine  neue,  an  -bie  = 
©tabt  (Solberg  angrenjenbe  ©tabt  begrünbet  werbjß,  bann  baö  S)orf.in 
feinem  ganjen  Umfange  biefer  überlaffcn  werbe«.  foUte^    ®ö  l^errfij^tc:  in 
jener  3eit  ein  leibenfd^aftlid^er  ®ifer,  ©tdbte  nad^ivbeutfd^er  Sffieife  ju . 
grünben:  fo  erftanben  bd  ©üftrow  unb  ®arj  neue  ftöbtifiä^e  Slnfieblum 
gen,  unb  ©tralfunb  l^atte  lut^e  Seit  in  ©d^abegarb  me  Slebenbul^lmn*  . 
S)a6  ber  SHtter  Sorl  unter  ber;  neuen,  au  ©olberg  .ftogenben  ©tabt  bie 
wenbifd^e  Slltftqbt  Golberg  t)erftattben  l^at,  fann  wol^  nid^t  jweif ell^oft  r; 
fein.    aSon  l^ier  auö  J^atte  er.  einft  alö  Äaftellan  iie  Äanbfd^aft  befjerrfd^t,^^ 
unb  unmutl^ig  flogen  ,g«pig: feine  ©ebanfen  um  bie. atte  ©tabt,  bie- 
xithtn  bem  aufftrebenben  beutfd^eti  ©olberg  üerliimmerte  unb  ju  einewi . 
S)orfe  jufammenfd^rumpftc;  er.mo§tel^off«i,  bafe  fie  burd^  bie  Sewibmung . 
mit  beutfd^em  ©tabtred^te  ju  neuem  Sebeu  gebrad^t  werben  fönnte.' 

3tn  folgenben  Salute  (1287)  oereignete  83ifid&^f  ^ermann  ber 
©tabt  baö  l^albe  SDorf  ,9iedfnin  (Neckaiuny^),  wel^eö  SSitteKnuö  ®te 
fenapp  mit  feinen  beibein.  ©öJ^nen  SSeriolD  unb  fiutbert  nad^  Sel^nred^t ,  be?. 
feffen  ^atte.  SDie  jweilte  §älfte  x)erfaufte  ber  »ifd^pf  §einrid^  1304  ■ 
für  40  aJiarf  an  bie  ©otbergeK^SSürger  5Rifolauö  ©cutfow  unb  Sol^auf 
neö  pon  SRünfter^^).    S)fr  Slnt^eU  beö  elfteren  fam.balb  barauf  ÄU.iie 


—    67    — 

©tabt,  bie  CS  iebo(§  fd^on  1320  au§  ©clbuerlegcnl^eit  tüieber  an  ben 
SBütgcr  So^anneö  §o«  fäuflic^  überliefe  i^). 

SBenn  bem  SRatl^e  nid^t  gleiij^  gelang,  bequem  gelegene  ©üter 
in  feine  §anb  ju  bringen,  fo  fud^te  er  roenigftenö  bie  nod^  unfid^eren 
©renjen  naiver  ju  beftimmen.  3n  fold^em  %a&e  ging  ein  feierlid^er 
3ug  von  SRatl^inannen  unb  benad^barten  ©runbbefiSem  über  bie  glu= 
ren  unb  be|iimmte  ©röben,  §ö^en,  ®id^en,  wilbe  SSirnbäume  unb 
©teine  als  SWaljeid^en  für  bie  ftreitigen  ©renjen,  ©o  würben  1287  bie 
©renjen  jroifd^en  bem  2)obberaner  Älofterborfe  SBor!  unb  ben  ^Dörfern 
©toifott)  unb  ©arrin  feftgefe|t  2)ie  S)orffIur  beö  erfteren  reid^te  l^ientai^ 
wefilii^  bis  jum  S3erge  3)oberönon),  t)on  ba  in  grober  SRid^tung  na^  einem 
„SBolföberge"  unb  öfili($  biö  jur  insiilay  weli^e,  n)ie  bie  ßolberger 
Sloti^mannen  eiblid^  bejeugten,  jum  ßolberger  ©ebiete  geliörte^^).  Um 
fd^toer  ift  in  biefer  insula  (SBerber)  ber  aus  ber  fumpfigen  9iieberung 
infelartig  fid^  erl^ebenbe  SBerber  ju  erfennen,  ber  bamalö  no(^  nid^t  mit 
§öfcn  befefet  geraefen  ju  fein  fd^eint  ©päter  liegen  au^  l^ier  3Birtl^= 
fc^aftöl^öfe  ßolberger  83ürger.  ©in  g^olpred^t,  ber  bafelbft  eine  (Surie 
befafe,  erl^ielt  baoon  ben  SRamen  v.  SBerber,  ber  il^m  anä)  blieb,  alö 
er  nad^l^er  im  SBorwerf  fid^  anfaufte  unb  nieberliejs. 

3m  folgenben  Sa^iri^unbert  gelang  e§  ber  ©tabt  burd^  ©rroerbung 
ber  S)obberaner  Ätoftergüter  Sorf  unb  ber  beiben  Seftin  i^r  ©ebiet 
nod^  mel^r  abjurunben  unb  ju  erweitern.  3tn  ^oi)x  1329  cerfaufte  ber 
2lbt  Sol^ann  von  S)obberan  ben  äßirtl^fd^aftöl^of  ju  33orf,  raie  baö  SDorf 
felbft  unb  bie  beiben  (©rofe^  unb  Älein^)  Seftin,  bie  t)om  Älofter  vox^ex 
fd^on  an  §enning  ©enior  be  §eibebredf  auf  Sebenöjeit  überlaffen,  nad^ 
beffen  2obe  aber  an  baffelbe  jurüdfgefallen  waren,  an  bie  Sriiber  Hen- 
ning unb  SBertram  be  §eibebredfö  für  2200  aWarf  ßolberger  3Künje* 
fRot^  unb  Sürgerfd^aft  leifteten  SBürgfd^aft  für  bie  3al)lung  unter  ber 
SSebingung,  bafe  bie  ber  ©tabt  alö  ^fanb  gefegten  ©üter  il^r  gel^ören 
foHten,  wenn  jene  binnen  pei  Sauren  fie  nid^t  burd^  3a^lung  ber 
©umme  auögelöft  l^ätten^^).  SDa  bie  ©tabt  bie  3al^lung  wirflid^  lev^ 
Pen  mufete,  fo  überliefen  il^r  bie  §eibebredfö  baö  SDorf  33orf  für  200 
aKarl  (1337),  aber  über  Seftin  entfpann  fid^  mit  ben  SBrübern  Sertram 
unb  S)ubijlauö  be  §eibebre(i  ein  längerer  ©treit,  weld^er  1346  burd^ 
ben  ?Propft  Seml^arb  von  ©ammin  fo  beigelegt  würbe,  bafe  ber  6ot 
berger  Sftatl^  an  bie  ©ebrüber  be  §epbebredf  unb  il^re  ©d^weftern  3Jlargaj= 
retl^a  unb  ®lifabetl^,  ©attinnen  von  ^etruö  senior  unb  ^etruö  iunior 
be  Äomrfe,  500  3War!  jal^lte^^).    ^er  SBifd^ot  Soi^ann  von  ©ammin 

5^ 


—    68    — 

beftätigtc  ben  SBerglei(3^  1 347  unb  überlief  jugtcid^  gegen  eine  Sal^tung 
t)on  1000  3Karf  ber  ©tabt  ba§  ©ertd^t  an  §ate  unb  §anb,  ba§  ^a^ 
tronat  in  3eftin  unb  beffen  gittal  Rtxvin  unb  gab  i{;r  ^Befreiung  t)om 
aSogteigerii^t,  ben  3oIt  unb  ben  SJWüntepennigen,  mit  ber  ®inf^ränhing, 
baß  ber  diatS)  bie  @üter  niä)t  an  g^tirften,  ©rafen  unb  §erm  vet- 
faufen  unb  fein  Äaftett  baraüf  anlegen  bürfe^^). 

3m  Sa^r  1368  fam  aud^  baö  SDorf  ©peg  an  bie  ©labt  SDer 
aiitter  §einri(j^  t).  b.  JDften  ju  ^late  (uppe  dem  Inise  tu  Plote)  t)er!aufte 
eö  mit  allem  Steinte  baran,  baö  er  t)on  feinen  SBorfal^ren  erl^alten  l^atte, 
für  250  2Karf  an  bie  ^romforen  beö  l^eiligen  ©eifteö  in  ©olberg  ^% 

®ö  xoax  ein  fd^öneö  a3efifetl^um,  roeld^eö  bie  ©tabt  in  bem  erflen 
Sal^rl^unbert  i^rer  ©efd^id^te  burd^  bie  ®unji  beö  33ifd^ofä  §ermann 
unb  bur(|  il^r  guteö  ®elb  gewonnen  I;atte,  unb  mit  Sel^agen  mod^te 
ein  Sürgermeifter  ber  ©tabt  t)om  3Karient]^urm  auö  auf  baö  ßolberger 
©gen  l^erabfd^auen,  meld^eä  frei  t)on  frember  ©eridtjtäbarfeit,  allein 
unter  ber  §errfd^aft  be§  SRat^eö  ftetienb  »mit  ^ßäd^ten  unb  2)ienften  unb 
aller  ®ere(|tigfeit  ber  ©tabt  erblid^  jugetfjan"  in  äedEern,  SBormerfen, 
§öfen  unb  Dörfern,  mol^l  abgerunbet  fid^  t)or  i^m  ausbreitete. 


©erfaffnug  ber  6tabt  in  älterer  3eit,  Ser^öltnijj  pm  ganbeS^erm. 


9Wtt  ber  ßinfül^nmg  beö  lübifc^en  dte^%  rt)el(3^eö  ben  ©täbten 
jugleid^  bte  g^orm  il^rer"  SBerfaffung  gab,  würbe  überall  bie  SSerwaltung 
unb  Seitung  beö  ®emeinbett)efend  einer  auö  bürgern  jufatttntengefefeten 
Äötperfd^aft  von  3iaÜ)manmn  übergeben.  3ln  il^rer  ©pifee  ftanb  an^: 
fänglii^  ber  5Bogt,  ein  fürftUi^er  Seainter,  ber  raieber  von  bem  an 
bie  ©teffe  beö  iuenbif(^en  ÄafteHanö  getretenen  £)bert)ogte  beö  ganjen 
Sejirfö  ernannt  würbe.  2)erfetbe  leitete  in  aSerbinbnng  mit  ben  JRatl^:: 
mannen  bie  SBevraaltung  ber  ©tabt  unb  l^anbl^abte  ba§  ®eri(^t,  balb 
aud^  ben  fonft  bem  Dbert)ogte  juftel^enben  SBIutbann  0- 

3n  (Solberg  erf(3^eint  ber  aSogt  etwa  40  Saläre  lang  alö  baö  §aupt 
ber  3iatl^mannen,  unb  fein  SWame  wirb  bal^er  in  ben  Urfunben  biefer  3eit 
vor  biej^n  genannt.  ®ine,  wenig  Saläre  nad^  ©rünbung  ßolbergö  t)on 
bem  ©reiföwalber  SRatl^  bem  ßolberger  ertl^eilte  SRed^töbelel^rung  beginnt 
mit  einem  ©ruße  beö  SBogtö  unb  ber  ^iatl^mannen  von  ©reiföwalb 
an  ben  SSogt  unb  bie  9tatl^mannen  t)on  ßolberg^),  ebenfo  fielet  er 
no^  1294  in  einer  Urfunbe,  in  wel(^er  biefe  bem  ßapitel  ben  5?auf 
von  SRiclinö  bejeugen,  an  il^rer  ©pifee.  3)ie  SJlamen  von  mel^reren  finb 
aufbewal^rt.  S)a  jebod^  beibe,  ber  £)bert)ogt  wie  ber  Unten)ogt,  untere 
fd^ieböloö  ol^ne  3ufafe  bloß  aSögte  genannt  werben,  fo  ift  nid^t  mit  ©i* 
d^erl^eit  ju  entfd^eiben,  weld^er  t)on  beiben  gemeint  ift.  3u  jienen  ge= 
l^ören  wol^l,  ba  fie  nid^t  Sürger,  fonbem  lanbfäffige  SSafaHen  finb, 
SBorpölauö  (1286)  unb  §einrid&  be  S3ome  (1287) »).  SBo^in  ber  Sßogt 
®ietri(^  (1266)  unb  beffen  gleid^namiger  aSorgänger  ju  red^nen  ift,  bleibt 
ganj  jweifell^ft. 

3m  Sal^t  1297  ift  eine  wi(^tige  aSeränberung  in  ber  ©teHung 
beö  UnterDogtö  eingetreten. 


—     70    — 

lleberatt  ftreben  bie  ftäbtif(3^cn  SJätl^e  bama^,  ^iä)  bcr  Scltung 
beä  fürftUd)en  33eamteu  ju  entjte^u  uiib  feine  ®tmt)trfung  auf  bie  ftäb^ 
tifd^en  SÄngelegenl^eiten  ju  befeitigen.  ^a§  Sluftreteii  i)on  Sürgennel^ 
fteni  iprocojistdes)  bejeii^net  ben  3eitpunft,  tdo  ber  Siatl^  bie  tx- 
ftrebte  Unabfiängigfeit  gewonnen  l^at.  3luf  biefe,  bie  Dom  SRatl^  felbft 
auö  feiner  aJJitte  erwäl^It  werben,  get)t  jefet  bie  Oberleitung  ber  ftäbti^ 
f($en  S3em)altung  über,  unb  bem  SBogte  bleibt  nur  ber  33orfife  beö  ftäb* 
tif(j^en  ®eri(3^tö. 

3m  jroeiten  ßapitel  ift  g^eigt,  ba§  erft  mit  ber  ftarfen  ©inmon^ 
berung  aus  3HecElenburg  unb  ben  mefili^en  ©eeftäbten  bie  ©tabt  einen 
größeren  3luff^n)ung  nal^m.  @rft  t)on  b'iefer  3eit  an,  mit  bem  Sal^r 
1277,  in  n)el($em  bie  ©tabt  aud^  ganj  unter  ben  bifd^öfli(^en  Ärumnv= 
ftab  fam,  beginnen  bie  2lufjei(^nungen  beö  älteften  ©tabtbuiä^ö,  mdl^rettb 
t)orl^er  bie  SSer^anblungen  tooI^I  nur  mflnbliij^  gefüi^rt  finb.  SDie  aud 
Sübed,  Stoftod  u.  f.  xo.  jujiel^enben  g^amilien,  bie  bort  jum  Sl&eil  fiä^on  im 
Statine  gefeffen  ^aüzn,  fannten  bie  beffere  £)rbnung  ber  ftäbtif^en  aSenwifc 
tung  auö  il^rer  §eimat]^,  unb  bra(3^ten  fie  mit  nad^  ©olberg,  mo  il^re  Wo^ 
fül^rung  f(^on  bur(3^  bie  mit  ber  3unalime  ber  ©inwol^net^al^l  mad^fenbe 
Sluöbel^nung  ber  ©efd^dfte  jur  SRotl^roenbigfeit  mürbe. 

©ntfpred^enb  ber  Sßergröfeerung  ber  ®inn)o]^nerja|il  wm^ö  SWad^t  unfe 
(ginflufe  beö  "Sioi^  unb  bie  3a^l  feiner  3JHtglieber.  5Die  ©rüitbungi^ 
urfunbe  ber  ©tabt  ift  oon  nur  t)ier  SRatl^mannen  utiterjeid^net.  ©Ä  ^ 
bieö  jmar  fein  Semeiö,  ba§  bamafe  überl^aupt  nid^t  mel^r  t)or|ianbett 
maren,  bo(^  blieb  iuk^  längere  3eit  bie  3al^l  ber  SRatl^ömitglieber  In 
(Solberg  geringer,  alö  in  ben  meiften  gröjgeren  ©d^mefterftäbten.  3n 
ben  Sauren  1266,  1282  unb  1287  pnben  fid^  imölf  Siat^mannen  auf* 
geführt,  unb  ber3ufafe  jum  Sal^r  1287:  coimdibus  Urne  exislmtibiis 
bemeift,  ba§  mir  mit  biefer  3al^l  ben  ganzen  SWatl^  oor  ux^^  l^abcn. 
dagegen  flnben  ft(^  im  Sal^r  1294  alö  3eugen  bei  einer  ©renjberid^s 
tigung  fd^on  23  SRatl^mannen  genannt,  fo  ba^  um  biefe  3eit  ber  6ot 
berger  3latl^  bie  gemöl^nlid^e  ©tär!e  biefer  ßörperfi^aften  erreid^t  ^t 
Dl^ne  Smeifel  l^aben  mir  eö  als  eine  SEBirfung  beö  baburd^  gefteigerten 
©elbftgefül^lö  unb  ber  t^ermel^rten  Äraft  anjufel^n,  baJ3  ber  SBogt  um 
biefe  3eit  feinen  ^tafe  an  ber  ©pifee  beö  SRatl^ö  ben  ftöbtifd^en  Sür^ 
germeiftem  räumen  mu^e.  3)iefe  mürben  im  %o!fyc  1297  jum  erften 
aRale  genannt,  unb  il^t:e  Siamen  finb:  §err  §artmob  unb  §err  Soi^ann 
t)on  ©emelin;  neben  il^nen  finb  alö  Äämmerer  aufgefül^rt:  §err  Sub* 
mig  t)on  ©ortmunbe  unb  §err  2)itmar  Sanbeäfbant  *). 


—    71    — 

^ie  3al^l  bcr  aKitgltebct  bcö  SRatl^ö  war  in  älterer  Seit  erl^eblid^ 
grdjlcr,  äte  jefet:  bas  Slmt,  weliä^eö  batnate  nur  geringe  ©innal^men 
bot,  fonnte  ben  9tatl^mann  ni(^t  emäl^ren,  eö  war  nur  ein  S^ebenge^ 
f(^äft  für  i^  feine  §auptt^ätigfeit  war  auf  feinen  ©efd^öftöbetrieb 
gerld^tet.  ©ine  fefte  SWormirung  ber  SWitglieberjal^l  fanb  in  ber  älteften 
Seit  ni(^t  ftatt,  nid^t  feiten  wirb  bie  gewöl^nliiä^e  3al^l  t)on  24  SJlitgliebem 
fiberf(^ritteit,  im  Sal^r  1302  finben  fi(^  fogar  wenigfienö  30  SRatl^mam 
ncn,  unb  erft  1380  wirb,  ol^ne  Sweifel  naä)  bem  SSorgange  ber  t)ier 
Stäbte  ©tralfitnb,  ©reiföwalb,  S)etttmin  unb  änHont,  bie  1353  ein 
äbfommen  über  bie  ©tärfe  be§  SRotl^ö  getroffen  l^otten,  eine  Statl^ä^ 
imSiüx  abgefaßt, - nad^  welcher  bie  3al^l  auf  24  feftgefe^t  würbe*). 
SHefe  3al[)l  ift  geblieben  biö  ju  ber  Seit  beö  breifeigjä^rigen  Krieges, 
wo  baö  §erfonimen  bem  SBebürfniffe  einer  fparfameren  SSerwaltung  wei^ 
<ä^n  mu^te.  — 

^  S)ie  Sal^l  ber  Sürgermeijier  betrug  gewöl^nlld^  brei;  wenn  1297 
unb  1302  nur  jwei  genannt  werben,  fo  finb  biefe  als  bie  „fifeenben" 
anjufel^n,  unb  ber  vierte,  ber  1335  unb  1381  aufgefül^rt  wirb,  fann 
nad&  ber  ganjen  ©inrid^tung  beö  SRatl^ä  nur  ben  Sitel  gel^abt  l^aben, 
o|^e  baö  9lmt  wirflid^  ju  verwalten,  ®er  Sal^I  ber  Sürgermeifter 
entfinrad^  bie  ber  Äämmerer. 

2)ie  5Dauer  ber  ämtsfüi^rung  war  lebenölängliiä^,  bod^  befanb  fid^ 
nld^t  immer  ber  ganje  3iatl^  in  Sl^fttigfeit  3n  jebem  Saläre  f(^ieb  ein 
2)rittl^eil  beffelben  auö,  unb  eine  gleid^e  2lnjal^l  trat  bafür  ein,  f o  ba^ 
für  gewöl^nlid^  16  SOKtglieber  ben  ^^sittendm  rdf  bilbeten.  5Rur  bei 
wid^tigen  Slngelegenl^eiten  würbe  aud^  baö  au«gef(^iebene  drittel  beru:= 
fen.  S)ie  SRamen  beö  eintretenben  ©rittefe  (de  ingande  rath)  würben 
jebeömal  bei  a?erlefung  ber  Surfprafe  ben  a3ürgem  befannt  gemad^t. 
%vx  Sal^r  1294  werben  juerft  in  ©olberg  bie  „alten  unb  neuen"  ©on^ 
fuln  {noei  et  antiqui)  genannt,  unb  feit  biefer  Seit  l^at  ber  Unterf(^ieb 
ittweränbert  bis  in  ben  Anfang  bes  17.  S^l^tl^unbertä  fortbefianben.  — 

SDie  SBaf)l  neuer  SRatl^mannen  fanb,  wcnigftenö  feit  ber  3JHtte 
beö  15.  Sol^rl^unbertß,  im  Slnfange  beö  Saläre«  um  bie  Seit  beö  ^eili= 
ligen  ©relönigötageö  (6.  Scinuar)  jiatt,  wo  bie  83ürger,  mn  ^anbelö^ 
reifen  jurüdtgefel^rt,  am  erfien  ju  §aufe  waren;  in  biefelbe  Seit  fiel 
bie  fogmannte  Umfefeung  ber  Remter.  3lur  bie  Slemter  ber  Sürger- 
melfier  unb  Äämmerer  waren  ftftnbig,  bie  übrigen  würben  in  jebem 
Söl^e  Don  neuem  t)ertl^eilt  „umgcfefet."  ®ö  gab  eine  grofee  Sal^l  ber= 
fcttm.    2lm  frühen  werben  bie  ^prooiforen  ber  ©pitäler,  ber  aJiariem 


—    72    ~ 

fit(3^c,  beö  Ätoflerö,  ©t  3afoBi  genannt,  im  14.  unb  15.  Sal^tl^unbert 
treten  nad^  unb  nad^  bie  §oljl^erm,  .^afenJ^erm,  ©amnil^errn,  Siegell^erni, 
9Kül^lenl^erm  unb  S)orf^erm  l^eraor,  beten  Dbliegenl^eiten  fi(^  f(3^n 
aus  il^ren  SRatnen  ergeben.  S)en  Slatl^mannen  finb  baju  SBürger  aus 
ben  erften  ©täuben  beigefettt.  — 

®em  diatf),  ber  feit  ber  Sefeitigung  beö  SBogtö  bem  Sanbeö^errn 
gegenüber  in  ftäbtifiä^en  Slngelegenl^eiten  üöHig  autonom  war,  ftanb  bie 
SBerroaltung  ber  ©tabt,  bie  3lbfd^liej3ung  t)on  SBerträgen,  bie  äufnal^me 
t)on  33ürgem,  baö  ©eleitöred^t,  bie  ^olijei,  bie  aiufnal^me  ber  ^ppotl^efett^ 
fa(3^en,  3luflaffungen  unb  SBerpfänbungen  im  ©tabtbu(3^e  xutb  bie  ©efefe^ 
gebung  ju.  2ln  ber  festeren  l^atte  aud^  bie  33ürgerfd^aft  einen  äntl^eil 
(f.  QaTf.  5),  unb  bie  ©erid^töbarleit  t^eilte  er  nod^  mit  bem  Sanbeö^erm. 

2)ie  oberfte  ßeitung  unb  aSertretung  ber  ©tabt  nad^  au^en  ftanb 
ben  Sürgermeiftem  ju,  ben  Äämmerem  bie  SSenoaltung  beö  ©tabtoer^ 
mögenö,  bie  ®injiel^ung  ber  3lbgaben  unb  Sered^nung  ber  Sluögaben, 
bie  erl^altung  ber  ftäbtifd^en  ©ebaube,  bie  Dberauffid^t  über  bie  von 
bem  SWarftmeifter  gel^anbl^abte  SWarftpolijei,  bie  aSennictl^ung  unb  Stn^ 
meifxmg  ber  SBuben,  bie  einjiel^ung  ber  SBufeen  für  „§artod^  unb  SDieö^ 
bage"  (§aarjiel&n  unb  aJleffergebraud^)  bei  Sal^nnärfteu  unb  in  i'er^ 
binbung  mit  ben  SDorfl^ernt  bie  SBeauffid^tigung  ber  ftäbtifd^en  ®üter, 
fo  weit  fie  unmittelbar  jur  ©tabt  ge||örten  unb  oon  ä>ögten  imb  3lmt' 
leuten  bewirtl^fc^aftet  mjirben.  S)enn  mand^e  biefer  ®üter  würben,  na- 
menüxä)  in  frül^erer  3eit,  fo  gut  wie  einjelne  2l)eile  ber  gelbmarf, 
ßolberger  Sttrgem  fäuflid^  alö  freies  ©igentl^um  übertaffen,  nur  mit 
ber  6infd^rän!ung,  bafj  ;fie  unter  ber  ®eri(^töbarfeit  beö  SHatl^eö  bUe= 
ben  unb  nid^t  an  grembe  t)erfauft  werben  burften.  ©o  würbe  ©et 
now  fd^on  1287  an  mel^rere  Bürger  oerfauft,  3loff entin  würbe  juerft 
t)on  ©olberger  SSürgem  fäuflid^  erworben,  3leänxn  gel^örte  längere  3eit, 
wenigftenö  jur  §älfte,  nid^t  unmittelbar  ber  ©tabt.  3lud^  einjetne 
©runbftüdfe,  §öfe,  Ärüge  t)erpfänbete  ober  t)erfaufte  ber  Jiatl^  an  Sür^ 
ger.  SDod^  l^atte  er  feit  bem  2luögange  beö  15.  3ctl^rl^unbertö  bie  ®üter 
meiftenö  wieber  an  fxä)  genommen  unb  Iie§  fie  burd^  SSögte  oerwalten.  — 
Unter  ber  SCuffid^t  ber  Äämmerer  ftanb  aud^  ber  SRatJ^öweinfeHer.  3m 
Sal^r  1480  nal^m  ber  diatf)  ben  §anbel  mit  eblen  SBeinen  ganj  in 
feine  §anb,  „beö  gemeinen  Seftenö  wegen  wiH  er  ben  SBein  felbft 
fd^enfen",  nur  ber  Sluöfd^anf  beö  Sanbweinö  befonberö  auö  ber  SRarf, 
auö  ®ubeti  unb  ßanböberg,  ber,  mit  Sngwer  gewürjt,  neben  bem  83ier 
t)iel  getrunfen  würbe,  oerblieb  gegen  eine  Slbgabe,  wie  Dor  alterö,  ben 


—    73    — 

SWirgem.  aJHt  bem  SBetnl^anbcl  ma^tc  ber  SRatl^öfeKcnticiftcr  im  ^a:^ 
mm  beö  3iatl^ö  einträgliij^e  ©efd^äfte,  ba  bic  benachbarten  (Sbelleute, 
bte  einen  guten  Snml  liebten,  wie  baö  ganje  §interlanb  bis  na(!^ 
^olen  l^inein  auf  im  ßolberger  Mat^öfeller  angeraiefen  waren.  Sie 
©olberger  Äaufleute  mußten  il^re  SBeine  wenigftenö  im  Statl^öfeffer 
nieberlegen  unb  bm  Äämmerem  von  bem  au§gef(^en!ten  SBein  ein 
„Siappelgelb"  bejaljlen. 

S)er  SBalb,  für  ben  anfängli($  aud^  bie  Äämmerer  ju  forgen 
litten,  mürbe  ate  einö  ber  §auptfteinobe  ber  ©tabt  angefel^en.  @r 
mar,  fo  meinte  man,  befonberö  jum  5Wufeen  beö  gemeinen  2Jlanne§  ba, 
unb  Siatl^  unb  ©emeinbe  mad^ten  eifrig  über  feine  ©rl^altung.  2ln  bie 
©aljgilbe  burfte  beöl;alb  fein  §oIj  barauö  t)erlauft  werben,  nur  bem  Statine, 
ber  anä)  ©aljfoti^en  l^atte,  mar  tjerftattet,  feinen  Sebarf  baju  bal^er  ju 
entnel^men,  bod^  muJBte  atteö  ©alj,  meld^eö  bamit  gefotten  mürbe,  jur 
3?otl^burft  ber  ©tabt  t)ermanbt  werben.  Sie  SBalbmirt^fi^aft  ftanb  nod^ 
auf  fel^r  niebriger  ©tufe,  unb  bie  fonftigen  SSerorbnungen  beö  9iatl^§ 
bartiber  befd^ränfen  \xä)  barauf,  baö  ^oljl^olen  ju  ungef)öriger  Seit  uitb 
baö  ©dalagen  ber  ©id^en  ju  verbieten,  bie  für  bie  SRaft  ber  ©d^meine, 
bie  in  jeber  aBirll^fd^aft  gel^alten  mürben,  von  SBid^tigfeit  maren.  3m 
Sal^r  1537  befd^IoB  ber  diaü),  baß  fein  §oIj  auö  bem  ©tabtmalbe  ju 
©deuten  unb  ©d^iffen  gegeben  werben  foHte,  (im  ©tabtbud^  ju  biefem 
Sai^e),  unb  wer  ein  neues  ©d^iff  l^atte  bauen  Uffen,  mußte  t)or  bem 
3latl^  eiblid^  erl^ärten,  baß  bie  halfen  utib  ^laufen  bajU  nid^t  aus  bem 
©tabtwalbe  genommen  feien. 

2lud^  für  ben  §afen,  afe  einer  wid^tigen  ßueHe  beö  SBol^lftanbeö, 
würbe  von  bem  SRatl^e  befonbere  ©orge  getragen,  ©d^on  in  früher 
Seit  finben  fi(^  in  Seftamenten  fleine  ßegate  ju  feinem  33eften  ausgefegt. 
6inö  berfelben,  auö  bem  Scxi^re  1412,  ift  baburd^  merfwürbig,  baß  eö 
il^m  „in  bie  ®^re  von  ©t.  SWifokö"  jugewiefen  wirb  unb  fo  bie  alte 
SSerbinbung  biefer  Äird^e  mit  bem  ©d^ifffal^rt  unb  gifd^erei  treibenben  Sl^eit 
ber  SBeoöIf crung  ßolbergs,  namentlid^  alf o  mit  ber  3Rünbe  bejeugt.  3m 
3al^  1444  (©tabtbud^)  faßte  ber  SRat^  beti  Sefd^Iuß,  baß  fein  Sefiament 
gültig  fein  foHte,  in  weld^em  nid^t  ein  Segat  für  ben  §afen  auögefefet 
wäre.  @ö  ift  fd^on  erwähnt,  baß  aud^  für  bie  S)ämme  außerl^alb  ber 
©tabt  eine  äl^nlid^e  Seftimmung  oorl^anben  gewefen  fein  muß,  ba  au(^ 
biefe  „SBege  unb  ©tege"  in  feinem  Seftamente  oergeffen  finb.  SDie 
Segate  bcftel^en  gewöl^nlid^*  in  einer  Sonne  Sier  ober  1—2  aJiarf,  erreid^en 
jebod^  bisweilen,  befonberö  für  ben§afen,  bie  §ö^e  oon  100—200  SKarf. 


—  u  — 

3n  rWc  ^ftfenfoffe  ffofe  au^  ber  Soll  unb  ba§  «Pfa^gelb,  weld^eö  ft«rtbe 
©i^ffe  für  bie  Senufeimg  bcö  ^afetts  ju  ^nttid^ten  l^atten;  bicö  betrug 
1524  für  ©d^ijfe  über  18  ßaft  1  aWarf  tuib  baruntet  8  ß.  S)er 
SWünber  aSoflt  bitrfte  fein  ©d^iff  au§  bem  ^feti  laffen,  bi§  eö  fid^  burd^ 
ein  „3et(^en"  t)ijn  ben  ^afen^erm  (1480)  ober  bem  rabenben  Särger- 
.tn(jiftet  (1024)  fifcer  hu  Sejal^tlittg  auilgewiefen  l^atte.  Senem  ftanb 
fiberl^anpt  unter  Seitung  ber  §afenl^erm  bie  Sluffiiä^t  über  ben  §afen 
unb  beffen  Umgebungen  p,  er  l^atte  barauf  ju  feigen,  baj5  fein  ©(|iffer 
feinen  SBebarf  an  SJattaft  aus  ben  ©teinen  beö  SBottroerfö  nal^m,  ober 
'§oIj  unb  ©traud^werf  jmif<^en  ber  aRünbe  unb  ber  „fulen  SJefe" 
fd^lug,  ba  biefeö  jur  ©ii^ung  beö  §afen§  gegen  ©türm  unb  SQäellen 
forgfam  gefd^ont  würbe*  ^uä)  bie  götterung  ber  als  ©pibol  ber 
ÄBeiÄl^eit  unb  ber  ßiebe  ju  Äunft  unb  SBiffenfd^aft,  mie  in  mand^en 
onfaeren  ©tobten,  fo  l^er  auf  ftäbtifd^e  Soften  auf  ber  ^erfonte  untere 
i^altenen  ©d^mäne  gel^örte  (wenigftenö  1570,  n»o  urfunblid^  bie  ©li^äne 
juerft  genannt  werben)  ju  feinen  Dbliegenl^eiten. 

^em  Statine  lag  femer  bie  ©orge  für  bie  ©id^erung  unb  SSer^ 
tl^eibigung  ber  ©tabt  ob,  unb  bie  ©eroerfe  mad^ten  il^m  im  Sol^t  1524 
jum  fd^meren  SBorwurfe,  baß  er  SWauem  unb  SBiftl^ürme  l^obe  t^er* 
fatten  laffen.  SDie  ©rrid^tung  ber  lefeteren  überlief  er  aud^  wol^l  ^ri^ 
natleuten:  im  Sal^r  1493  trat  er  ben  3iaum  smifd^en  ber  (alten)  Äpo^ 
tl^efe  (in  ber  Surfenftraj^e)  unb  ber  ©tabtnmuer  an  ben  Äämmerer 
aWartin  ©argaje  ab,  um  bort  ein  ©ebäube  an  ber  aWauer  oufeuffi^ren, 
unter  ber  Sebingung,  ba§  er  es,  mennJDrlog  (Ärieg)  fäme,  ber  ©labt 
einräume,  um  ^ult)er  unb  3Bel^r  l^lnau^ubringen.  Um  biefelbe  Seit 
nrtrb  Slüftoro'ö  SBif^auö  ermähnt  —  SDie  ©dilüffel  ju  ben  ©taW^oren 
mürben  oon  einem  ^atl^mamte,  ber  „©omfd^lüter"  genannt  nmrbe,  cA^^ 
bewahrt;  bafe  fle  fid^  1524  in  ben  §änben  ber  ©d^miAe  befonben, 
mürbe  oon  ben  ©emerfen  als  JKiBbraud^  gerügt.  — 

SDie  bewaffnete  Sürgerfd^aft  fianb  um  1600  unter  bem  Dbetbefel^l 
eines  oon  bem  ^cdf)  ernannten  äBad^tmeifters,  unter  bem  bie  £luar:s 
tiermeifier  ober  Äapitdne  bie  loier  Quartiere  ber  ©tobt  fommonbitten, 
in  meldte  bie  Sürgerfd^aft  ju  militärifd^en  Smedfen  geti^eilt  mar. 
S5ie  gleid^e  militürifd^e  Drganifation  ber  SBürgerfd^aft  in  anbem  ©täb* 
ten  im  fpäteren  SJHttelalter  lägt  fd^Uegen,  bag  biefe  @intl^eilung  in 
Quartiere  aud^  in  @olbevg  menigftens  im  15.  3(xl^rl^unbert  fd^on  t^tn^ 
i^anben  mar.  3n  frül^erer  Seit  mar  aud^  l^ier  bie  Sürgerfd^aft  ol^ne  Smei^^ 
fei  mili^f<$  nad^  Sttnften  gegUebert    am  9%at|e  fanben  fid^  immer 


—    75    — 

friesötfli^^ttgc  aWänitet,  n)eld&c  bie  militärlfiä^c  gli^nmg  fibetnel^men 
fonnteu:  in  bctn  großen  Äriege  ber  §anfe  gegen  Sffialbemar  9ltterbag, 
In  bem  langett  Kampfe  gegen  ^etjog  unb  33tfd&of  unb  in  ben  geloben 
gegen  ben  benaiä^barten  Slbel  tt)Qt:en>  tüte  bie  ®ef^i(ä()t^  ber  ©tabt  jei^ 
gen  wirb,  Siatl^mannen  bie  §anptleute  ber  SBürgerl^eere. 

©(i^on  um  1380  befaf^  bie  ©tabt,  wie  83ru(ä^ftft(fe  alter  Senator 
renregifter  auji  ben  Salären  1381  unb  1383  auöroeifen «),  ein  SRüft^auö, 
in  bem  neben  ^anjem  unb  anberen  SQBaffen  baß  fiä^were  ®ef(^üfe  ber 
©tabt  aufberoal^rt  würbe.  2)ieö  beftanb  bamalß  ni^t  nie^t  allein  aui 
ben  SBBurfgefd&üfeen  älterer  3eit,  ben  SBliben,  welcJ^e  f^were  ÄÖr^i^t? 
im  S3og.enn)urfe  fiä^Ieuberten,  unb  ben  treibenben  SCBerfen,  bie,  wie  große 
.Slrmbrüfie,  pfeilartige  ©taugen  in  l^orijontaler  SRid^tung  Dorraärtö 
trieben^),  fonbem  aud^  aus  ben  bamate  no(^  feltenen  ^uloer* 
gef^üfeen,  'pixides  93üd^fen,  (b.  %  Äanonen).  Sm  Sa^t  1381  ermatten 
bie  SRabma(3^er  für  i^re  2lrbeit  ^n  bem  §olje  ber  Südife  28  ß  unb 
m  bem  SBagen  berfelben  3  aWarf  6  pf.,  bie  Seute  aus  ®arin  unb 
©emmeron)  fal^ren  ©teine  l^eran,  bie  ber  SKaurermeifier  §ermann  ju 
Äugeln  .t)erarbeitet  3m  Sal^r  1383  werben  für  eine  f feinere  Süd^fe 
6  SKarf  aus  ber  ©tabttaffe  gejal^lt,  fo  baß  alfo  ßolberg  bamalä  jtoei 
^uloergefd^üfee  in  feinem  Seug^aufe  gel^abt  l^at.  ©in  jum  Saläre  1381 
genannter  S3ü(3^fenmeifter  aus  Sübed  war  wol^l  t)on  bort  t)erfd^rieben, 
weil  man  in  ©olberg  mit  ben  neuen  ©efd^üfeen  no(3^  ni(ä^t  umjugel^n 
mußte.  3n  bem  großen  Kriege,  ben  bie  ©tabt  im  folgenben  Sa^r? 
I^unbert  mit  §erjog  unb  Sifd^of  fül^rte,  mar  fie  fd^on  reid^licä^er  bamit 
t)erfe]^en,  unb  1524  ließ  ber  atatl^  12  xityxt  ©efd^üfee  gießen.  S^ie  3luf= 
jid^t  über  baö  Seugl^auö  fül^rten  mol^l  bie  ||in  unb  roieber  genannten 
©d^ottl^erm.  3lud^  ^euerpfeile  (vurpile),  mit  einem  jünbenben  ©toffe 
t)erfe^ene  ^Pfeile,  bie  oon  Slrmbrüften  gef(3^leubert  mürben,  werben  in 
bemfelben  SRegifier  genannt  £)b  ber  ,,geuerf(3^üfee",  imrsdmtle)  beö 
©tabtbud^ö  aus  biefen  Salären  g^amilienname  ift,  ober  baö  ©efd^äft  be= 
jei(^net,  läßt  fid^  fd^mer  entfd^eiben  ^).  3?ad^  ber  3?eformation  l^tte  bie 
©fabt  eine  eigene  ^utoermü^le,  frül^er  f d^eint  bie  SBercitung  be§  ^ut 
perö  ein  SRebenoerbienft  ber  ©tabtbiener  gemefen  ju  fein.  3m  3al^r 
1484  wirb  bem  oberfien  ©tabtbiener  §einrid^  ^ipenborg  wegen  feiner 
treuen  S)ienfie  oom  SRat^e  ein  Äol^lgarten  gefd&enft  unb  babei  bie  Äunft 
fertigfeit  gerül^mt,  mit  weld^er  er  ^uloer  unb  geuerpfeile  angefertigt 
Ij^abe.  %^x  bie  älteren,  au(^  nod^  lange  wxi^  ber  2lnwenbung  beö 
©d^ießpuloerft  üblid^en  SSaffen  wehren  bie  entfpred^nben  ©ewerbe  üi 


—     76    — 

ßolberg  auörei(3^enb  vertreten.  Um  1550  l^atte  bte  ©tabt  eine  befoit: 
bete  „§amif(3^mtil^Ie",  einen  Äupferl^antmer  jum  ©(j^lagen  ber  §amifd^e 
unb  ber  Supfetptatten  auf  bem  ^itd^enbai^e.  §amif(ä^mafer,  ^latem 
(Stuftl^arnifd^O  ^^l&Qtx,  ©(^toertfeger,  3ltmborftmafer  werben  f(^on  t)or 
1400  genannt.  S)iefe  ©ewerbe  .l^atten  guten  SSerbienft,  benn  jeber 
SBürger  war  jur  SSertl^eibigung  ber  ©tabt  unb  jur  Haltung  von  Söel^r 
unb  SBaffen  t)erpfi[i(3^tet,  unb  ber  SRatl^  [teilte  von  Seit  ju  Seit  eine 
9let)ifion  berfelben  in  ben  §äufent  an.  ©elbft  bie  SBittraen,  bie  baä 
©ewerbe  ber  3D?änner  fortfefeten,  l^atten  für  SBaffen  ju  forgen,  um  im 
e^aHe  ber  3totf)  einen  3Jiann  auörüften  ju  fönnen.  Sei  SBerluft  beö 
§alfe§  raar  bie  3luäful^r  von  ^utüer  unb  33Iei  aus  ber  ©tabt  vex^ 
boten.  2)ie  jal^Ireic^en  Seftamente  beö  15.  Sal^rl^unbertä  jeigen,  wie 
reid^Iii^  njenigftenö  bie  t)ome]^meren  g^amilien  mit  SBaffen  Derfel^en 
waren:  ber  SRatl^mann  §anö  ©teen  v^tma^t  1488  jebem  ber  fünf 
©ö^ne  von  ©aöpar  ©d^lief  einen  ?ßanjer  ober  eine  ^late,  einen  @ifen= 
l^ut,  einen  ©(^ilb  unb  ein  ^$aar  §anbf^ul^e,  vmb  um  biefelbe  Seit  vtx^ 
erbt  ein  ämterer  Bürger  feinem  ©ol^ne^  bem  er  fonft  nur  12  9)larf 
l^interläjgt,  boä)  einen  SBaffenrod,  jwei  ©(3^ilbe,  barunter  einen  von 
®ifen,  eifeme  §anbfd^ul^e  unb  eineti  ©peer. 

©0  flanb  bem  diati)e  ein  aHjeit  fd^lagfertigeö  §eer  ju  ©ebote, 
unb  meljr  aU  einmal  legt  bie  @ef(|id)te  ber  ©tabt  Seugnife  ab,  ba^ 
bie  3Känner  au^  ben  3Berfftätten  unb  ben  ^raiububen,  ro^nn  ber  Ärieg 
fie  oon  il^rer  frieblid^en  Slrbeit  abrief,  eben  fo  gut,  wie  mit  Pfriemen 
unb  ®lle,  aud^  mit  Sttrmbruft  unb  §ellebarbe  umjugel^en  wußten. 

2lu|Ber  ben  gewölinlid^en  amtlid^en  DbUegenl^eiten  l^atten  bie 
SRatl^mannen  beftimmte  augerorbentlid^e  aSerpflidjtungen.  SDaju  gel^örte 
bie  Setl^eiligung  an  gewiffen  ^^rojeffionen,  befonberö  jur  g^aftnaiä^t. 
3n  biefer  Seit  ber  auögelaffenften  ^olfeluft,  wo  Sung  unb  Sllt  in  tjer^^ 
fd^iebenen  SSermummungen  burd^  bie  ©trafen  jog,  unb  bie  grofee  ,,diat^^ 
föfte"  ftattfanb,  l^ielt^bie  ganje  Sürgerfd^aft  am  gafteUabenb  felbft,  nad^ 
©ewerfen  georbnet,  jebeö  ©ewerl  mit  Äreujen,  Säumen  unb  gal^nen 
t)erfel^en,  t)on  ben  ©eiftlid^en  beä  ©apitete,  benen  ein  großes  filbemeö 
GrucifiE  ooraufgetragen  würbe,  begleitet,  eine  feierlid^e  ^rojeffion  burd^ 
bie  Äir(^en  unb  burd^  bie  ©trajgen  ber  ©tabt.  ©ie  ^iejg  de  grote  rey 
unb  bie  Surfprafe  von  1480  beftimmt:  ,jde  grote  rey  skall  gan 
unde  de  werke  sholeii  hömchen  gan  vor  dem  groten  reyJ"^  %m 
%ofyc  1505  mad^te  ber  SRatl^  feinen  SDiitgliebern  baö  alte  §erfommen,  nad^ 
weld^em  aud^  er  fid^  ber  ^rojeffion  anfd^lo^,  jur  gefefelid^en  SBerpflid^tung, 


—    77    — 

^er  folle  bis  in  btc  Äiriä^c  utib  an  ben  großen  3Ktar  mltgc^n,  um  bort 
t)ot  ben  öerfantmelten  ^rieftem  ein  ©elbopfer  niebetjulegen;  wer  fi(% 
ol^nc  triftigen  ®runb  bauon  auöfd^Iöffe,  ber  foffe  feines  Pfeffers  vex^ 
lufüg  gelten,  ber  il^m  fonft  jur  Seit  ber  grojgen  Äir(3^meffe  gerei(3^t 
würbe/'  Slud^  an  ben  ^rojeffionen,  bie  an  ben  SSier  Seiten  (ben  vkx 
Wtttoo^en  na^  Invocamt^  ^fittgften,  Äreujerl^öl^ung  [14.  ©ept]  unb 
bem  britten  9lbt)entöfonntage)  unb  bem  g^ro^nlei(^namötage  abgehalten 
würben,  mußte  ber  Siatl^mann  3tntl^eit  nel^men,  xotxm  er  nid^t  auf  ben 
2Bein  t)erjid^ten  woHte,  ben  ber  3?atl^  an  bem  lefeteren  S^age  bei  feinen 
aWitgliebem  l^erumfanbte.  ^) 

Sm  17.  Sal^rl^unbert  würbe  alö  ein  alter  S3raud^  bejeic^net,  baß 
bie  fe^  iüngfien  SRatl^öl^erm  bie  Seid^e  eitteö  geftorbenen  ßoHegen  ju 
®rabe  geleiteten  unb  babei  eine  §anb  auf  bie  t)on  ben  SWatl^sbienem  ge^ 
tragene  33al^re  legten.  2lte  fid^  1636  ber  9tatl^§l^err  Sol^ann  ^ol^em 
l^aufen  fi^on  jum  jweiten  9Kale  weigerte,  fi(^  ber  alten  ©itte  ju  fügen, 
l^olte  ber  Siatl^  ein  @uta(^ten  t)on  ber  juriftifd^en  g^acultät  ber  ©reifö^ 
walber  Unioerfität  ein.  ®ieö  fpra(^  fid^  gegen  bie  t)om  Siatl^e  beabfu^^ 
tiflte  fofortige  ©ntfefeung  t)om  2lmte  aus  unb  rietl^  junäc^ft  bie  ©rl^e* 
bung  einer  ©elbftrafe  cm  unb  erft  bei  wieberl^olter  SSBeigerung  bie 
ftußerfte  aWaßregel.  ^er  SRatl^  erneuerte  noc^  in  bemfelben  Saläre  baö 
alte  ©tatut  unb  beftimmte,  baß  ber  jüngere  SRatl^äl^err,  ber  fid^  beö  ©e^ 
letteö  weigere,  ol^ne  Sffieitereö  feines  ^oftenö  entfefet  fein  folle.  ^^)  Db 
gegen  ^ol^enl^aufen  bie  ©träfe  inö  SBerf  gefefet  ift,  wirb  nid^t  beri($tet, 
iebenfoHö  »erließ  er,  mit  bem  3flatl^e  jerfaHen,  brei  S^l^re  fpäter  bie 
©tabt  unb  jog  na(^  ©d^lefien. 

5Bon  einem  befttmmten  ©el^alt  ber  Siatl^mannen  finbet  fid^  in 
frül^erer  Seit  feine  ©pur,  nur  einjelne  fleine  ©efälle  werben  erwäl^nt. 
Stod^  einem  ©tatut  beö  14.  Sai^rl^unbertö  foff  jebem  neugeforencn  SRatJ^^ 
•manne  auf  ©tabtfoflen  4  ®renj  ©Ifenl^olj  gefd^lagen  unb  unter  2luffid^t 
bed  Äämmererfned^tä  t)or  baö  §auö  gefal^ren  werben.  2ln  beffen  ©teile 
tritt  balb  barauf  eine  einmalige  ©rl^ebung  t)on  4  ^fb.  ©alj,  wol^l  auö 
ben  ©aljfotl^en  beö  SRat^s.  25er  SRatlimann  l^atte  femer  ben  SKitgenuß 
ber  großen  „SRatl^ötöfte"  ober  „SRat^öl^od^jeit"  am  g^afteHabenb.  3m 
3.  1430  waren  bafür  verausgabt  107  SWarf,  barunter  für  6  ©d^afe 
12  aßarf,  für  jwei  anbere  ©d^afe  5  3)farf,  für  Pfeffer,  ©afran,  Sngwer 
(ju  aEBein)  12  aWarf,  für  2  Sonnen  SBier  5  SKarf,  für  §üi^ner  unb 
eier  18  3Rarf. ")  2lud^  bei  mand^en  ©ilbem  unb  ©ewerföföfien  waren 
bie  Statl^mannen  immer  eingelabene  ®äfte.    3m  3*  1555  t)erglid^  fid^ 


—    78    — 

ber  SRot^  mit  bcn  aBanbfd^neibcm,  ba§  fic  für  bie  von  alters  f)tx  ge^ 
hvix\xä)liä)t  Äöfte  fortan  25  fL  ber  ©ilbefaffe  juroeifen  unb  iebem  aiatl^^^ 
mann  unb  jebem  SBanbfd^neiber  ein  ©touefen"  (©tübd^en)  JBein  in 
baö  §au§  fd^iden  foKten.^^)  änbere  f leine  aSortl^eile  fielen  bei  ber 
aSerwaltung  ber  ©tobt  für  fie  ab,  wie  Sleujal^rögefd^enfe  aus  ben  ©tobfc^ 
börfem  an  bie  SBürgermeifter  imb  Kämmerer,  ©traf-  unb  3al^rmarftö= 
gefalle,  fleine  ®innal^men  t)on  ben  fird^lid^en  ©tiftungen,  beren  SBerge^ 
bung  in  ben  §änben  beö  SRatl^ö  lag,  uvb  von  ben  Seftamenten,  bei 
beren  3lbfaffung  immer  einige  Siatl^mannen  jugegen  fein  mußten.  Snt 
3.  1422  erl^alten  bie  SRatl^mannen  für  il^re  SBemül^ungen  um  baß^farr* 
l^auö  t)on  ©t  ©pirituö  4  SDiart  33efonberö  t)erbiente  SRotl^mannen, 
wie  §anö  ©d^lief  uitb  §anö  ©trippon),  würben  buxä)  befonbere  Sota* 
tionen  geeiert  (f.  fpäter). 

SBeit  wid^tiger  alö  bie  ©innal^men  waren  bie  mittelbaren  SSor^ 
tl^eile,  bie  ein  ©ifc  im  3latl^e  gewäl^rte.  3)ie  Leitung  beö  fteinen  ©laatö 
gab  ©elegeni^eit  genug,  burd^  ©ewinnung  neuer  ^^Jrioilegien,  burd^  bie 
görberung  beö  Sntereffeö  befonberö  ber  ©ilben,  aus  benen  ber  9iatl^  fi(^ 
ergönjte,  für  bie  bem  ©emeinwefen  gebrad^ten  £)pfer  reic^lid^en  ©rfaß 
ju  erl^alten.  — 

S)arum  mar  ein  ©ife  im  Statine  nid^t  ol^ne  Soften  ju  geroinnen* 
S)er  neugeforne  9latl^mann  mufete  jebem  SBürgermieifter  unb  Äammerer 
2  ©den  Seibenfd^eö  2iid^,  2  ^funb  Sngmer,  baö  ^funb  ju  1  ^oftulat? 
gulben  gered^net,  unb  2  ©tübd^en  Sll^einmein  ober  SRumenigl^e  (moi^l 
gried^ifd^er  SSJein)  jum  ©efd^enf  mad^en,  jebem  SRatl^mann  unb  bem 
©tabtfd^reiber  bie  §älfte.  ^e^lte  eö  an  SBein,  fo^tourbe  baö  »©tübd^en 
mit  1  SKarf  bejal^lt.  S)ie  abgäbe  für  ben  SßJein  affein  betrug  alfo 
fd^on  31  3Wart  Um  bie  3Kttte  beft  15*  Sa^rl^unbertö  i^)  tritt  eine  @elb^ 
abgäbe  an  bie  ©teile:  ber  ©eforene  mug  Jebem  SWatl^mann  uvb  bem  ©tobt^ 
f d^reiber  6  SÖiarf,  ben  Sürgermeiftem  unb  ben  Äämmerem  baö  ©oppefte 
unb  bem  oberften  SRot^öbiener  1  ©tte  Seibenfd^eö  %n^  geben,  ©inige« 
Seit  fpäter  wirb  bie  Abgabe  nod^  gefieigert:  ber  ©eroal^lte  mug  bem" 
Statine  3  3Karf  „lobigen  ©ilberö"*)  geben  unb  barauö  ein  Äleinob 
(gemöl^lid^  einen  Sedier)  arbeiten  laffen,  unb  je  „erlifer  uub  jierlifer" 
baffelbe  ausfällt,  um  fo  mel^r  wirb  man  baxan^  feinen  2)artf  unb  fei^ 
nm  guten  SBillen  erfennen;  aujgerbem  erl^ielt  t)on  i^m  jeber  5latl|mann' 


*)  (Sine  fßlatt  @Uberd,  toie  man  e«  }ut  äRünae  fd^idte,  mit  etmaö  ^fet 
oerfe|t,  ober  gan^  reinen  @ilberd. 


7Ö 


f-. 


uttb  ber  @tabtf(]^reiber  8  aWarf  funbif(3^,  jeber  Sütgcrmeifter  unb  Äänu 
mertr  bas  SDoppclte,  ber  obetftc  SRatl^öbiener  au^r  feiner  ©He  %n^ 

1  ^fb.  Snawer,  bie  übrigen  ©tabtfned^te  1  Sontte  S3ter.  SDafflr  fiel  bie 
5^te  f ort,  ble  fonfl  ber  neue  Slatl^niann  bem  ganjen  Statine  ju  geben 
l^attei  SHeö  ©totut  würbe  1505  wieber  geänbert,  unb  ba^  Äleinob 
bobei  wol^l  ganj  befeitigt  2)enn  1524  bef lagen  fid^  bie  aufrül^rerifd^eu 
SSBerf e>  bafe  ber  3iot^  „bie  filbemeia  Secä^er  abgebrai^t  l^abe,  bie  man 
fonfl  auf  ba»  §aus  (baö  SRatl^l^aud)  jum  $Ru|en  ber  ©tabt  ju  geben 
pflegte.''  SRücite  ber  9iatl^ttiann  jum  Kämmerer  üor,  fo  l^atte  er  aber* 
wate  feinen  3)anf  burd)  ein  ©elbgef dE^enf  t)on  -  2  3Karf  funb;  an  bie 
SRatl^ttuinnen,  bem  S)oppelten  an  Sürgermeifter  unb  Äömmerer  unb  oon 

2  lobigen  ^fiari  an  bie  ©tabt  für  ein  Äleinob  ju  bejeigen,  unb  wenn 
er  bie  ]^5(ä^fte  ei^renfteße,  baft  SBürgermeifteramt,  gewann,  l^atte  er  bie 
Slbgobe  beft  neugeforeneu  9latl^mann§  nod^  einmal  ju  entrid^ten. 

3?ur  ber  ©tabtfd^eiber,  meiftenö  ein  ©eiftlic^er,  l^at  fd^on  frül^ 
ein  fefleö  ©el^alt  gel^abt.  2)er  SRatl^  oerbefferte  es  i^m  1485,  inbem 
er  ble  ©nnal^en  einer  SSlfarle  In  ©relfenberg,  ble  er  gefauft  l^atte, 
b(^legte.  SDer  ©tabtfd^relber  war  ber  SBertraute  beö  9lat^«,  er  trug 
ble  SSefd^lfiffe  bejfelben  unb  ble  red^tlld^en  Söer^ianblungen  In  bas  ©tabt^ 
bud^  ein.  3)er  juerfl  genannte  ©tabtfd^relber  3lmelungl^  (1297)  war 
imter  ber  ©efanbtfd^aft,  weld^e  baö  Iflblfd^e  SRed^töbud^  auö  Sübed!  ^olU, 
3tn  Sol^r  1469  würbe  von  §ennlng  Slbe  folgenber  ©täbtfd^relberelb 
geleljiet:^*) 

1)  aSSenU'  ber  SRdtl^  ^ürgermelfier  unb  ftftmmerer  flefet,  bctrf 
ber  ©tübtfd^telber  nld^t  jugegen  fein. 

2>  er  barf  bei^  9iat^ea  »efd^luft  iort)fer  ©elfHld^en  'nod^  SBeltll* 
(|en  mtttl^ellen,  ausgenommen  ben  SRatl^mannen. ' 

3)  gttr  einen  ,/paplernen  Srlef"  ^ält  er  von  einem  SSütget  4  ß, 
Don" einem  fjremben  baö  doppelte. 

4)  gftr  >,ba«  ©tabtbud^  in  lefen"  (ble  red^tttd^en  aSerlfianblungen 
beffetteti  hm  Sürgem  vorjulefeü)  4  ß. 

5>  @r  barf  ba»  ©tabtbud^  hld^t  oom  §aUfe  nehmen. 

6)  er  barf  es  nld^t  oortefen,  wenn  eö  l|)m  ber  fifteube  Sötger- 
meifter'  nld^t  gel^feen  l^at. 

7)  SBon  einem  aWad^ts  ober  Sort^  (©eburt*)  brtefe  barf  er  nld^t 
mel^r  ate  1  SRarf  neigen. 

©er  juerfl  genannte  ©^nblfuS  ber  ©tabt  Ifl^dtirid^i  oon  Scwe^ 
jo«^'  aufi^.^oil;'belber<'3iedÖte'2)octbr^  ©r  f^ot  UW\s!Ji.^sS^i9X 


—    80    — 

§anb  in  baö  ©tabtbud^  latcitufd^  eingetragen:  x^  §•  t).  ß,  bin  von 
ben  ßonfuln  jum  ©pnbifuö  ber  guten  ©tabt  ßolberg  ewöl^lt  «nb 
l^abe  ben  6ib  geleiftet,  hen  bie  ©pnbtci  ju  leiften  pflegen."  ®r  l^at 
alfo  f(3^on  SBorgänger  im  Slmte  gel^abt  ®ine  ©rbfiä^aftöangelegen^ 
l^eit  tief  il^n  1500  nai^  Sloftod  jurüd,  t)on  wo  er  ni(^t  wieber^ 
gefommen  ju  fein  fd^eint  SDer  ©pnbihiö  l^atte  bie  Leitung  ber  $ro:= 
jeffe  ber  ©tabt,  bie  2lbfaffung  von  Urfunben  unb  SBerträgen  unb  bie 
gül^rung  beö  §9potl^cfenbuc^ö,  raeld^e  in  frül^erer  Seit  bem  ©tabtf(^reiber 
jugeptanben  l^atte  unb  aud^  no(^  fpäter  jeitweife  in  ber  §anb  beö  U^ 
teren  war.  S)er  ©pnbifus  folgte  im  SRange  bem  SBürgermeifter,  l^attc 
aber  feinen  ©ife  im  diid^e. 

aitte  9iatl^mannen  leifteten  bei  il^rem  Eintritte  in  ben  Sftatl^  *^)  ben 
©($n)ur,  „il^reö  §errn  (beö  S3ifd^ofd)  Steinte,  ber  ©tabt  Siedet,  beö 
9?atl^§  Sffiilllüren,  wie  fie  in  ben  Sudlern  ber  ©tabt  gef(^rieben  finb, 
unb  i^re  ^rit)ilegien  bei  SRad^t  ju  erl^alten;  wo  [ie  von  3voktxaä)t 
innerl^alb  beö  Slat^ö  ober  ber  Sürgerfc^aft  l^ören,  fie  nad^  il^rem  SBer^^ 
mögen  ju  ftiffen;  nid^t  ju  melben,  toaö  binnen  3tatl^ö  t)erl^anbelt  wirb, 
ate  einer  bem  anbem,  unb  fic^  ju  feiner  Seit  mit  geiftUc^en  ober  roeltUd^en 
^erfonen  jufammen  gegen  ben  3tatl^  unb  gegen  SRatl^öfad^en  ju  t)erbin* 
ben."  S)ie  Kämmerer  oerpflid^ten  fid^  noc|  inöbefonbere,  bafe  fie  fein 
®elb,  weld^eö  ber  ©tabt  gel^ört,  anberö  alö  auf  bem  SRatl^l^aufe  unb  in 
©egenwart  beö  ©tabtfd^reiberö  ausgeben  ober  einnel^men  wollen,  auö^: 
genommen  S3iergelb  unb  äl^nli(^e  geringe  3lu§gaben;  unb  wirb  ein 
Äämmerer  franf,  fo  barf  er  feinen  ©d^lüffel  nid^t  feinem  „SUlitcumpan," 
fonbem  nur  bem  „rabenben"  33ürgermeifter  jufenben;  aud^  barf  er  nid^t 
ol^ne  beö  lefeteren  SBiffen  einem  ©oHegen  ober  überl^aupt  einem  diat^ 
mann  ®elb  auö  ber  ©tabtfaffe  teilten. 

3n  aßen  ©tobten  beö  lübifd^en  3ted^tö  flnbet  eine,  rvtnn  aud^ 
nid^t  gefefelid^  feftgefteUte,  bod^  tl^atfäd^Ud^e  unb  bei  bem  ©etbftergän- 
jungöred^te  beö  SRotl^ö  leidet  feftjüftellenbe  ^atricierl^errfd^aft  ftatt;  in 
©olberg  mar  fie  nod^  gefd^loffener,  alö  anberöwo.  2)ie  Urfad^e  baoon 
Hegt  in  ber  ©teHung  ber  vor  ben  anberen  ©enoffenfd^aften  bebeutenb 
l^eroortretenben,  eine  grofee  Sal^l  angefel^ener  gamitien  in  fid^  üereini^ 
genben  ©aljgilbe.  ©bgleid^  aud^  in  ßolberg  feine  auf  3lbftammung  be^ 
rul^enbe  2lriftofratie  beftanb  unb  fein  golbeneö  SBud^  berfelben,  toie  in 
SBenebig,  obgleid^  gefefeU(^  nur  bie  §anbn)erfer  twm  Statine  auögefd^loffen 
maren  unb  mani^e  gamilien,  bie  fid^  bur^  3Wil^rigfeit  unb  g^Ieiß  in 
bie  §iJl^e  gearbeitet  l^atten^  Sutritt  aum  3iatl&e  genommen  (f.  j,  SB. 


—    81    — 

©.  60),  fo  war  bod^  ber  ©influfe  jener  ©ilbe  fo  übetwiegenb,  bafe  fid^ 
ber  diat^  üorjugöweife  auö  i^r  ergänjte,  unb  bafe  bie  ©üljengefd^led^ter 
bis  in  baö  17.  S^l^tl^unbert  l^in  bie  l^errfc^enben  waren. 

3)ie  ©efa^r,  ba§  bie  SRat^ßfteHen  unter  biefen  Umftänben  in  hen 
SBefife  ober  unter  ben  ©influjs  weniger  g^amilien  famen,  eine  ©efalir, 
bie  baö  lübifd^e  Siedet  burd^  baö  aSerbot,  baj3  ju  nal^e  aSerwanbte  nid^t 
jufammen  im  diaü)e  fifeen  foHen,  abjurael^ren  fud^t,  war  in  ©olberg  be§I)alb 
in  t)erftärftem  3Bafee  üorl^anben;  unb  wie  ade  X)om  SRatl^e  erlaff enen  ©ta= 
tuten  burd^  ein  wirfti(^eö  SSebürfni^  bebingt  waren,  fo  war  aud^  fidler  bie 
1452  von  il^m  befd^loffene  SBittfür  „ijöw  köre  der  radlude''^^)  gegen 
wirHid^en  aWipraud^  be§  gamitteneinftuffeö  bei  Sefefeung  ber  Siat^ö^ 
ftül^le  gerichtet.  SDie  5Reuwaf)l  foH  l^iemad^  t)on  bem  gefammten  5tatf)e, 
bem  fi^enben  unb  nid^t  fifeenben,  üoUjogen  unb  babei  nur  auf  Süd^tig:: 
feit  unb  aaSürbigfeit  gefe^ien  werben ;  auögefd^Ioffen  oon  ber  2Bä^lbar!eit 
finb  ©d^wefter=  unb  Srüberföl;ne,  Säter  unb  ©ö^ne  ber  3Jlitglieber  beß 
SRatl^ö.  SBir  finben  beöl^alb  feinen  mw  ben  ©öl^nen  beö  einftu^reid^en  ^a\\% 
©(^lief,  ber  bantate  gerabe  SBürgetmeifter  war,  bei  ßebgeiten  beö  äJaterä 
im  aiatl^e,  fie  befleiben  l^ödEiftenö  aSertrauenöämter,  bie  ber  Statl^  aud^ 
an  aulserl^alb  bed  (SoHegiumö  ftel^enbe  Bürger  überträgt. 

©(^werere  ©efal^ren  l^atten  bie  t)orne^men  ®ef(^led^ter  fd^on  ein 
Sal^rl^unbert  frül^er  über  bie  ©tabt  gebrad^t.  ©o  fe^r  gerabe  fie  baju 
beitrugen,  ber  Sürgerfd^aft  baö  ©efü^l  ber  ©elbftftänbigfeit,  ben  trofei^ 
gen  ©inn  ju  geben,  ber  ben  Äampf  aud^  mit  überlegenen  3Kä(^ten  auf:: 
junel^men  jid^  nid^t  fd^eute,  fo  äußerte  fid^  bod^  au(^  oft  bei  il^nen  bie 
leibenfd^aftU(^  erregte  Kraft  in  blutiger  ©ewaltt^at,  bie  fie  felbft  gegen^ 
elnanber  t)erübten,  unb  öfter  ftürjten  fie  bie  ©tabt  baburd^  in  f^were 
2)rangfale.  aSeranlaffung  baju  gaben  befonberö  bie  Sel^ngüter,  in  bereu 
Sefife  man($e  berfelben  blieben,  au(^  wenn  fie  Bürger  ber  ©tabt  ge^ 
worben  waren,  ober  bie  fie  erft  alö  Bürger  in  il^re  §anb  brad^ten,  wie 
bie  Bürger  ®leruä  unb  Solianneö  be  ®iten  (1327)  aHeö  ©igentl^um 
§enning  §epbcbredä  unb  §enning  ©letifeö  in  ©ro^sSUlöHen,  mit  bem 
SRed^te,  eö  ju  oerfaufen,  wenn  eö  In  beftimmter  grifl  nid^t  eingelöfi 
wäre. ")  3wift  über  fold^e  (Süter  führte  nid^t  feiten  ju  ©ewaltt^ätig^ 
feiten  jwifd^en  ben  ©efd^led^tern  ber  ©tabt,  ober  ju  gelben  mit  grem^^ 
ben,  unb  ba  in  biefer  3eit  ber  S3eleibigte,  wenn  er  auäwärtö  wohnte, 
m  ber  ganjen  ©tabt,  beren  3)lauem  ben  ©egner  fid^erten,  SRad^e  ju  nehmen 
pflegte,  fo  mußten  bie  Bürger  berfelben  unb  bie  33auem  auf  ben  ftöbtifd^en 
®ätem  mit  W^in,  i^re  Siedler  würben  t)erwttftet,  i^re  §äufer  unb  ©d^eunen 


—    &2    — 

verbrannt,  fte  fetbft  gefaiigen,  in  ben  Z^xm  g^morfeit  unb  nur  gegen 
fd^weteö  ßöfegelb  fteigelaffen. 

3iRel^rere  unl^citoolle  aSerwidelungen  ber  %xt  folflten  um  bie  SWittc 
beö  14.  3al^rl)uubertä  fiä^ueH  aufeinanber. 

3uerft  war  §cnttinfl  ©pobc  (feit  1353  als  9iat{;uiaun  genannt), 
§ermaun  unb  §enning  t).  SDami^,  ©olberger  Sürger,  mit  SBibante  um 
baö  §auö  (33urg)  unb  3)orf  3)umjin  in  g^el^be  geratl;en.  S)iefe  Ikfeen 
ben  ®egner  hmä)  il^re  2)iener  greifen  unb  biö  an  feinen  Sob  im  ©torfe 
l^alten.  gür  il;n  trat  aber  ein  3Rartin  ©mefel  ate  9tä^er  ouf  imb 
fudjte  bie  ©tabt  unb  bereu  ©igentl^um  mit  SÖlorb  utib  Sranb  l^eim. 

gerner  war  in  golge  eines  ©treitö  über  SeJ^üter  Subete  SBe^ 
bele,  33ürgermeifter  von  ©olberg,  von  §ennann  v.  3)amife,  bem  Mnu 
merer  berfelben  ©tabt,  gefangen  genommen  unb  fpäter,  als  er  feiiie 
§ufen  unb  fein  Sel^ngut  befd^irmen  wollte,  erfd^lo^en  worben;  feine 
unb  feines  ©ol^nes  greunbe,  t)iele  reiche  Seute  würben  babei  gefangen 
unb  famen  in  großen  ©droben* 

SDann  geriet)^  ber  Sürgermeifter  aSincentiuS  §oK  mit  3Kattl^iaS 
unb  SBijjefe  von  öuffe  (SJufefe),  Bö^mn  bes  ä^itters  Seffen  Samefe, 
über  bas  il;ni  gel^örenbe  §aus  xmb  S)orf  9iaffenburg  (9?affow)  iit  ©treit 
2lud)  in  biefe  gelobe  würbe  bie  ©tabt  rerwicfelt,  unb  es  würben  babei  bie 
Sürgerfdieunen  vox  bem  3Kü^lentl^ore,  fo  wie  t)iele  ©aljlotl^  abge^ 
bxannt  (f.  6ap.  8.) 

5Den  un^eitoottften  3luSgang  i^atte  ein  ä^nli^ex  ©treit  35ertl^olb 
©lafenapps  mit  feinem  ©tiefüater  ^etmar  2)ob  elften,  inbem  er  bal^in 
füf)rte,  bajs  ber  ©o^n  ben  SSater  bei  SBufow  erfd^lug  (1364*).  S)te 
©tabt  fam  babur($  in  fd^were  33ebrängni§  unb  würbe  fogar  von  ben 
pommerfd^en  ^erjogen  „ooer  ber  ©wine"  in  bie  3ld^t  ertlärt,  in  ber  fre 
no(^  ftanb,  als  1376  ber  ©treit  bnx^  eine  ©ül^ne  jwifd^en  SSertl^olb 
(Slafenapp  unb  ben  SBenoanbten  von  S)etmar  3)obelften  beenbet  würbe. 
2)iefe  ift  merfwürbig  genug,  um  l^ier  wenigftens  ber  §auptfad^e  nad^ 
aufgefül^rt  ju  werben: 

3uerft  fott  ber  3Körber  in  Sufow,  t)on  ber  ©tütte,  wo  ber  5Btorb 
üerübt  ift,  eine  Saläre,  auf  weld^er  ein  ©eibenftüdt  von  12  3Haxt  an 
SBert^  liegt,  fetbft  mit  feinen  Reifem  in  ^Projeffion  in  bie  Äird^  trafen 

*)  ®emt  in  btcfcm  SlÄ^rc  rtlib  ®toac  S)obclflen  woc^  al«  S3örgcrmc{flei:  ge- 
nannt, unb  anbcrerfettd  ber  ^lütc^  fo^enbe  S3cfc^Iu^  fiber  bie  Se^ngüter  ff^faft, 
ber  fid^  au4  auf  bie  (Srmorbmig  {ened  besiegt  S)te  ge^be  um  ^taffow  fftSt  in 
baffelbe  Sa^x,  !ur5  m^  2)obel{knt8  Srmorbung, 


—    83    — 

tmb,  T)on  JOO  Statinem  uttb  g^raucn  begleitet,  mit  2  Steffen  eine^Sob- 
tenfeier  begel^en;  baju  foH  er  ßid}te  an%  2  ©tein  SBa^ö  maä)m  laffett, 
bie  mit  bem  ©eibenjeuge  jufammen  von  ben  SBertpanbten  beö  ©rf^la^^ 
genen  ju  ®otte§  ©l^re  irgenb  einer  Äird^e  gefd^enft  werben  foHen.  S)em 
Sobten  ftiftet  33erti^olb  ©lafenapp  in  bem  Älofter  S3u!on)  ein  eroiges  ®e^ 
bä(^tni§  nnb  läfet  il^m  ein  Äreuj  fefeen,  roeld^eö  40  3^u§  'f)oä)  auö  ber 
®rbe  l^etüotragt.  gemer  foH  er  anä)  in  ßolberg  vox  bem  ©teintl^ore 
eine  S3al^re  mit  einem  ©eibenftüd  ju  20  SKarf  unb  Hinten  aus  3  ^jjfb. 
SBad^Ä  aufnel^men,  fie  felbft  mit  feinen  §elfem  in  ^rojeffion  in  bie 
Äird^e  tragen  unb  bort  mit  brei  SWeffen  in  Begleitung  von  200  a)iän^ 
nern  unb  grauen  eine  ßeid^enfeier  begel^en;  Sid^t  unb  ©eibe  fällt  ebem 
faHö  einem  ©otteöl^aufe  ju.  SDann  fott  er  bxnmn  Sal^r  unb  Sag  eine 
SSaHfal^rt  na(|  SHom  mad^en  unb  jroei  3Kann  nad)  Sld^en  (jum  l^eiligen 
SBlute)  fenbenV  unb  von  beiben  £)rten  foHen  äBal^räeid^en  mitgebrad^t 
werben,  ba^  bie  SöaHfal^rten  mxtiiä)  gemad^t  finb,  Slufeerbem  foH  ber 
SWörber  eine  aSicarie  von  400  Wlaxt  mit  32  Wlaxt  iäl)rlid^er  9tente  in 
ber  ßolberger  Äird^e  ftiften,  beren  5Berleil^ung  ben  Sßerroanbten  beä  ©r- 
fd^lagenen  juftel^t.  2lu(^  foU  er  bie  ©tabt  unb  bie  g^reunbe  auö  ber 
„aSefte"  bringen,  in  bie  er  fie  gebrai^t,  unb  bis  ju  SDUtfaften  eine  Urfunbe 
baräber  von  ben  §erren  „oDer  ber  ©wpne"  bem  SRatl^e  t)ortegen. 
®nbli(|  ifl  er  auö  ßolberg  t)ern)iefen,  barf  bort  feine  SBol^nung  l^aben 
unb  nur  ate  ®aft  mag  er  fid^  3  ober  4  SBod^en  in  ber  ©tabt  auf= 
l&alten,  i») 

SDa§  er  bie  lefete  SBebingung  erfüllt  l^ät,  jeigt  baö  ©tabtbu($  von 
1377,  unb  1380  leiftet  er  aSerjii^t  auf  alles  ©rbe,  baö  i^m  oon  feiner 
SWutter,  ber  t)erftorbenen  ©attin  3)etmar  SDobelftens,  juf allen  fönnte. 
S)enfelben  aSet^id^t  leiften  §ermann  v,  3)amife  unb  feine  ©attin,  Ser^ 
tl^olb  ©lafenappö  ©d^roefter,  3m  übrigen  fd^einen  bie  aSerroanbten 
©obelftenö  il^re  g^orberungen  ermäßigt  ju  i^aben,  unb  bie  ©ül;ne  fd^eint 
nid^t  t)ollftänbig  jur  3lusfül^rung  gefommen  ju  fein.  — 

Um  bie  Duelle  bes  Unheils,  weld^es  burd^  biefe  Serwürfniffe 
über  bie  ©tabt  gefommen  war,  für  immer  ju  »erftopfen,  l^atte  ber  SRatl^ 
im  Saläre  1364  am  1,  3Kai  ben  burd^greifenben  SBefd^lug  (fpäter  sia- 
hUum  rigorosiün  genannt)  gefaxt,  baj3  Jiiemanb  innerl^alb  unb  au^er^ 
l^alb  bes  SWatl^ö,  ber  ©olberger  aSürger  bleiben  motte,  Se^ngut  befifeen 
bürfe,  meld^eö  au^erl^alb  ber  ©tabt  ©erid^t  läge,  unb  ba§  9liemanb  in 
bie  aSürgerfd^aft  aufgenommen  werben  fotte,  ber  fid^  nid^t  t)orl^er  feinet 
§ufen  unb  Äe^ne  entäufeert  ^abe.    SDer  gefommte  Sftat^,  ber  alte  unb 


■^    61     — 

neue,  befd^roor  baä  Statut  unb  bec  ©d^rour  foHte  jebeömal,  wenn  \\^ 
ber  9latl^  erneuerte,  raieberl^ott  werben.  ^^) 

9lod^  in  bemfelben  Salute  Derfaufte  SBincentiuä  §oll  unb  fein 
©o^n  Henning  i^re  ©ered^tigfeit  an  bem  ©d^lojfe  Siaffon)  mit  feinen 
^Webengütem  aw  ben  öifd^of,  unb  bie  SDamifee  Duefein  an  baö  Stttftäb:^ 
tifd^e  Älofter*  "Sebenfallö  ^ängt  ber  erftere  (f.  6ap.  8),  t)ielleid^t  aud^ 
ber  lefetere  ä5erlauf  mit  bem  angefül^rten  SlatJ^öbefd^luffe  jufammen.  — 

2)aö  ®efe^  ift  nid^t  ju  allen  Seiten  mit  gleid^er  ©trenge  gel^anb^^ 
^abt,  benn  wir  flnben  nid^t  fetten  33ürgermeifter  unb  SRatl^mannen  im 
Öefife  t)on  iJe^ngütern.  3m  Sa^re  1498  l^at  ber:  äJürgermeifter 
31.  .^rög^er  einen  S^eit  t)on  SDrefon)  t)on  bem  Slati^mann  §inrif  Äreigl^e 
gekauft  unb  biö  an  feinen  Sob  im  öefife  bel^alten;^®)  Sifd^of  ©raömuö 
belehnte  im  Saläre  1520  ben  ßolberger  Bürger  ßaöpar  älbebar  mit 
einem  SBiertel  t)on  Sufforo,  unb  beffen  ©ol^n  §anä  gab  eö  nid^t  auf, 
obiüoljl  er  33ürgermeifter  ber  ©tabt  mürbe;  ©malb  t).  Slanfenburg  er- 
l)ielt  im  Sa^re  1530  baö  Sürgerred^t  in  ber  ©tabt,  ol^ne  fid^  feiner 
iieljngüter  ju  entäujBeni,  ber  Slatl^  forbeite  nur,  bafe  er  für  feinen  Siefife 
©d[)o§  ja^le  unb  gelobe,  i^n  nöt^igeufallä  allein  befdjirmen  ju  motten, 
ot;iie  bie  ©tabt  in  ©d^aben  ju  bringen.  SDagegen  mu^te  Sürgen 
t).  33ard)min  feinen  Slnt^eil  an  £a§!e  (für  600  Ml  an  »ifd^of  aJiartin) 
t)ertaufen,  ate  er  im  Sa^re  1505  ©olberger  S3ürger  mürbe,  unb  ©ufta^ 
c^iuö  t).  SBoperönom  fottte  nid^t  el^er  al§  33ürger  aufgenommen  werben, 
biö  er  feine  Sel^ngüter  feinen  Srübenx  übergeben  unb  fid^  bem  ©tatut 
„gleid^mä^ig"  gemad^t  i)ätte  (1561).  @r  befc^roerte  fid^  barüber  mit 
i5u!aö  t).  S)ami^  jufammen,  bem  ber  3(at^  aud^  baä  33ürgerre(^t  y^tt- 
weigert  l^atte,  biö  er  fid^  beö  Suttenwinfelö  „ol^nig"  gema(^t  l^ätte, 
157/  bei  bem  Steid^öfammergerid^t,  beibe  beriefen  fid^  babei  auf  Ulrid^ 
D.  SDamife,  ber  alö  Sürgermeifter  aud^  baö  ®ut  SDhljan  (?)  befeffen  l^abe/ 
auf  §anö  t).  ©toientin  unb  §anä  t).  ainiperönow,  bie  troft  i^reö  Sel^n^^ 
befifeeö  ©alj  gefotten  unb  baö  Sürgerred^t  ber  ©tabt  befeffen  ptten. 
§anö .  n.  ©toientin  gegenüber  f djeint  l^iemai^  ber  3?at^  t)on  ber  gleid^en 
Sebingung,  bie  er  i^m  156  i  für  bie  Erwerbung  beä  Sürgerred^tö  ge^ 
ftcttt  ^atte,  abgeftanben  ju  fein,  bie  beiben  Äläger  beim  Äammergerid^te 
bagegen  mußten  fid^  bem  ©tatute  bar  ©labt  fügen.  —  SDie  milbere 
ober  ftrengere  §anbl)abung  beffelben  routbe  wo^l  burd^  bie  SHidffid^t 
auf  bie  Unannet)mti(^feiten  beftimmt,  weld^e  ber  ©tabt  au§  bem  Sel^n^ 
befife  i^rer  S3ürger  erwad^fen  fonnten.  SBilben  unb  ftreitfüd^tigen  SRatu^ 
reu  gegenüber,  wie  ©uft,  p,  äßoperdnow  (f.  fpäter)  unb  Sufaö  o,  SJamift^ 


-    85    — 

ml^et  leitete  in  Böfer  3e{t  her  ©tabt  manc^^en  ©(3^abcn  jugefügt 
l^atte  imb  t)otn  JRatl^c  fogar  „Derfefttgt"  würbe,  toar  c§  geratl^en,  baö 
SRcd^t  mit  größerer  Strenge  anfre^t  ju  erl^alten.  ^0 

2)a  baö  ©tatut  in  einer  3eit,  wo  eine  ftärfere  g^ürftengewalt 
ben  Sanbfrieben  gegen  ©töningen  fid^erte,  feinen  ©inn  verloren  l^atte, 
fo  badete  ber  diat^  1 632  an  bie  2lnf ^ebung  beffelben,  l^olte  jebod^  jut)or, 
weit  er  peifell^aft  war,  ob  er  baö  dieä)t  baju  ^abe,  bas  ©utad^ten 
ber  juriftifd^en  l^acultät  ber  Unioerfität  $Koftod  ein.  SDa  aber  biefe 
entfd^ieb,  baß  bas  ©tatut,  weil  e§  nid^t  m^^  §aj3  gegen  ben 
3lbel,  fonbem  an§  Siebe  ium  gemeinen  SlBol^Ie  ber  ©tabt  l^enjorgegam 
gen  fei  unb  fd^on  über  200  Saläre  beftanben  l^abe,  ol^ne  a?erlefenng  bes 
gcfd^roorenen  ®ibe§  nid^t  aufgel^oben  werben  fönne,  fo  gab  ber  9Jatl^ 
fein  SSorl^aben  anf,  unb  baö  ©tatut  blieb  in  Äraft.  —  S)ie  2lnnal^me 
im  17.  Sal^rl^unbert,  baß  baffelbe  alö  gegen  ben  9lbet  geri(|tet  aufge^^ 
faßt  werben  fönne,  beml^t  auf  einem  Strtl^um:  felbftt)erftänblid^  fonnte 
in  einer  3eit,  wo  überl^aupt  ber  Slbel  no^  feinen  abgefd^Ioffenen  ©tanb 
bilbete,  wo  nid^t  fetten  33rüber  unb  a?ettem  ber  Sel^ninl^aber  Sürger 
unb  SRatl^mannert  ber  ©täbte  waren,  oon  einem  §affe  gegen  benfelben 
nid^t  bie  SRebe  fein. 

3u  ben  wii^tigften  Sefugniffen  beö  SRatl^ö  geprte  bie  ^anbl^O:: 
bung  beö  ftäbtif(^en  ©erii^tö.  ®er  SSorfife  beffelben  war  bem  bifd^öf:= 
lid^en  SSogt  geblieben,  au^  afö  er  feine  ©teUung  an  ber  ©pifee  be§ 
3?atl^§  ben  Sürgermeiftern  l^atte  überlaffen  muffen.  S)er  SSogt  würbe 
vom  SSifd^of  ernannt,  bod^  gewiß  fd^on  frü^  tnit  ber  33ef(^ränfung,  baß 
er  ber  ßolberger  SBürgerf^aft  angel^ören  muffe.  25a  bie  Äenntniß  beö 
Iübif(^en  SRed^tö  jur  aSerwaltung  biefer  ©teile  notl^wenbig  war,  fo  fonnte 
faum  ein  anberer,  alö  ein  rei^töfunbiger  93ürger  ber  ©tabt  fie  oerwaU 
tm.  ®ie  wenigen  Sßögte,  bie  im  ©tabtbud^  t)orfommen,  finb  au§  6ol- 
berg.  ©o  wirb  ber  SBogt  ?Peter  1326^)  (Solberger  Bürger  genannt/ 
unb  bie  SBögte  ßtaweö  ©abelmann  (1384)  unb  Sßifolauö  ©d^ulte  (1412) 
gel^ören  angefel^enen  fiäbtifd^en  gamilien  an.  Snt  ©tabtbud^e  fielen  fie 
l^inter  ben  Sonfuln  aufgefül^rt  (coram  cotmilibus  et  advocato).  — 
Urfunbttd^  jugeftanben  wirb  ber  ©tabt  baö  lange_  geübte  Siedet,  baö 
anbere  ©täbte  längft  erworben  ^^aitzn,  erft  1506  burd^  Sifd^of  aWartin.  ^3) 
33alb  barauf  fd^on  muß  e§  bem  SWat^e  gelungen  fein,  bem  33ogte  ben 
SSorfife  im  ftäbtifd^en  Dbergerid^te  ju  entjie^en,  fo  baß  i^m  nur  bie 
Seitung  be§  Untergerid^tö  blieb,  t)or  weld^eö  nur  ©ad^en  biö  jum  SBert^e 
t)on  pd^ften»  15  3Kar!  gebrad^t  würben,    Safob  Slbebar  (1524)  wirb 


—    86    — 

jtidex  i7iferiom  judieii  genannt.  3lfe  um  1580  bie  prflbifiä^öfe  ans 
bem  ponimerfd^en  ^erjogö^ufe  tl^rc  alten  Sleiä^te  lieber  ju  geroinnen 
fuiä^ten,  rourbe  i^nen  t)on  ber  ©tabt  nur  bie  aWitbefefeung  be§  Unter- 
geri(ä^t§  jugeftanben,  xot^^^  ber  SRatl^  im  Saufe  beö  16.  gai^rl^unbertö 
ebenfalls  an  fi(^  gebrai^t  l^atte.  — 

3n)ei  SRitglieber  beö  SRatl^ö  waren  bie  Seifiger  bed  bifd^öffttä^en 
58ogtö24)^  nur  einmal,  im  Saläre  1297,  bei  einem  fiäEimierigen,  glei(3^  ju 
enoäl^nenben  3?e(S^tsfalI  werben  4  Seififeer  genannt.  ^^) 

S)ie  aiufeeid^nung  ber  SHed^tägemol^nl^eiten  in  ben  erflen  ^oX^x-^ 
jel^nten  na(ä^  ber  ©rünbung  ber  ©tabt  war,  menn  fle  überl^aupt  fiatt^: 
gefunben  l^atte,  ft(i^er  eine  fel^r  mangell^afte,  unb  baö  juriftifd^e  SBiffen 
ber  älteften  Familien,  bie  baö  SReiä^t  ate  lebenbigen  SSefife  mitgebra(3^t 
l^atten,  beburfle  ni(3^t  feiten  ber  ®rganjung  unb  ^Berichtigung.  3n  ber 
©rünbungßurfunbe  mar  ber  ©tabt  ber  ©reifömalber  Slatl^  als  bie  l^öl^ere 
Snftanj  jugeroiefen,  tl^eilö  jur  mirfli(^en  Berufung  gegen  ein  t)om  6ol* 
berger  SRatl^e  gefproi^eneö  Urtl^eil,  tl^eite  jur  9ied^töbelel^rung  in  jmeis 
fel^aften  gätten.  3Re]^rfa(]^  l^at  ber  3Jatl^  t)on  biefem  9ie(3^t  ©ebraud^ 
gemacht,  ©o  ertl^eilte  i^m  auf  feine  Slnfrage  balb  nad^  ©rünbung  ber 
©tabt  ber  ©reiföroalber  Slatl^  Selel^rung  über  geroiffe  i^unfte,  bie  baö 
©rbrei^t  imb  bie  ^erpa^tung  t)on  ^fannftätten  betrafen,  fo  mie  ftber 
bie  in  ©reifömalb  üblii^en  SWajge,  SRefee  unb  ©d^effel.^^)  @inen  jmei^ 
ten  Seleg  baju  giebt  jener  Sled^t^fall  t)on  1297,  bei  bem  4  33eififeer 
genannt  finb.  3luf  ber  SDlünbe  am  §afen  mar  ein  aWorb  verübt,  ein 
geroiffer  ©tromberg  ber  S^at  J6ef(3^ulbigt  unb  jur  §aft  gebracht.  33ei 
ber  ©d^mierigfeit,  ben  Sl^atbeftanb  ju  ermitteln  unb  bie  ©laubmürbig:: 
feit  ber  Sengen  feftjufteffen,  l^atte  ber  Solberger  9latl^  "t^tn  ©reifömalber 
um  ein  Snterlocut  erfud^t,  bod^  aui^  biefem  mar  ber  gatt  fo  bebenllid^ 
erfd^iemn,  ba§  er  bie  ßolberger  9iat^öfenbeboten  m  ben  SübedEer  SRatl^ 
t)em)ieö.  SRad^  ben  t)on  biefem  über  bie  ©laubmürbigfeit  ber  Sengen 
aufgeftellten  SBeftimmungen  fällten  bie  (Solberger  SHd^ter  il^r  Urtl^eil, 
manbten  fid^  bann  ober,  afe  bie  tjerurt^eilte  Partei  baffelbe  fd^alt, 
abermals  m  ©reifömalb,  um  t)on  bort  33elel^rung  ju  Idolen,  „mo,  mie 
fie  l^öflid^  fagen,  bie  ßuette  beö  SRed^tö  ftiefee,  mäl^renb  fie  nur  abgelei^ 
tete  Säd^lein  mären."  2^)  Ueber  ben  weiteren  SSerlauf  ber  ©ad^e  ift 
leine  Sftad^rid^t  üorl^anben. 

S)o^  mufe  aud^  in  (Solberg  balb  bie  Serufung  auf  bie  ©tabt 
üblid^  geworben  fein,  beren  auf  reid^erem  §anbelöt)erfel^r  unb  mannig= 
faltigerer  Sluäbilbwng  aller  ^tb^^  unb  3led&täverl&ältniffe  beml^enbe 


--    87    — 

tWferlegeniieil  ©reifftwatb  fclbfi  hwcS)  bie  SBerraeifung  auf  fic  attcr«= 
ftrnnt  l^attc.  £>l^nel^in  war  ßolfeerg  f^on  biird^  bie  jal^treid^  miö  äüUd 
ekigeiüanberten  ^amiliett  mit  il^m  in  engere  SJetbinbung  gefommen,  unb 
bem  ©influffe,  welchen  bie  neuen  SSörger  von  ©olberg  immer  noc^  in 
ber  attett  §eima*l^  befiften  mod^ten,  l^atte  bie  ©tabt  mol^l  bie  gro^e  Se^ 
wrjwftung  ju  uerbanfen,  meldte  i^r  vox  anberen  ©tobten  ju  Sl^eil  würbe. 

3tn  Saläre  1297  nämlid^  am  g^reitage  vox  palmar.  (5.  2lpriO 
überbrad^ten  bie  beiben  SÄatl^mannen  Sol^ann  von  ©l^emelin  unb  Soi^ann 
fiolberg  bem  (Solberger  3*at^e  omö  SüUd  einen  6obeE  beö  lübifd^en 
3ieäft^  JU  be[fen  Slbl^olung  fie  t)0m  Slati^  b^trti^in  gefanbt  waren. 
2)er  IßttbedEer  Bürger  ällbred^t  v.  Sarbemif  (t)ergtei(ä^  Einleitung)  l^atte 
i&U  im  ßid&tme&tage  mit  ©rlaubnife  be^  Sübed^r  diati)^  j^dor  (wegen) 
Wftmilike  Ime  unde  dor  manigbvojfde  wQldai",  bie  berfelb^  von 
ßoftei^  erfal^ren  l^tte,  für  bie  ©emeinbe  unb  ben  SRatl^  von  ©olberg 
(Hbfd&reiben  laffen.  Sttrgermeifter  von  fiübecE  waren  in  biefem  Saläre: 
3Barfwarb  ^plbemer  unb  Sol^ann  3b^n^\e  unb  Äämmerer:  ©egebobe 
unb  Sllejanber  von  Lüneburg.  S)er  9Bert|i,  ben  baö  ©efcä^enf  in  ben 
Slugen  beö  ißübeder  9iat&§  l&atte,  Iji^t  W  ^wö  bem  SBerfpred^en  erfen^: 
neu,  JU  betn  fidj  ber  ßolberger  9{atl^  in  einem  „offenen  ^riefe'<  t)erpfl(id^ten 
mu^te,  unb  wetd^eÄ  bei  iebem  SRatl^wet^fel  wieberl^olt  werben  fottte: 
,^at  wi  unde  tmse  tiakomeUngke,  dhe  der  stat  to  kolberghc  ge- 
$weren  hebbeuj  da  hole  iha  user  $iades.  mit  bi  u?is  suleen  sc/ioieii 
hi^ldken^  imde  dat  wi  H  (o  tU  &mnmde  mmnende  sckoieti  don 
mch  Imen  tho  negbenevwiSj  dhe^  kßbbet  de,  heren  de  ratmam 
mn  liib^ke;  t/taversicMe  (a  t(m  f<ilma:^i,mn^^'  SRut  unter  ber  Sebin^ 
gung  alf^  war  il^nen  ba3  ^d&  eingel^änbigt  morben^  bag  fie  e%  feiner 
anberen  @tabt  überlielsen^  um  3lbf(|irift  bt^pon  ju  nel^men.  —  Sßod^ 
peimal  finb  ßolberger  3f^atl^mannen  no^  Sübed  gegangen,  um  über 
gcitte  SRad^träge  ju  l^olen^  worüber  ber  (alfo  nid^t  ganj  t)oHftänbige) 
^oibej  feine»  S3eftimmungen  entl^ielt^  im  Saläre  1300  SBertl&olb  ©lafenapp 
H«b  Subwig  von  SDortmunbe  iwegen  eines  ©treiteß,  ben  bie  ©tabt  mit 
bem  SWünjnieifter  ©d&ule  unb  bem  ©d^ul^mad^er  2Rerten  um  bie  „fat 
fd^^n  Pfennige"  l^te,  unb  einige  Saläre  fpÄter  ^erber  SBoÜo  unb  3(moIb 
SRofe  in  golge  eines  3wifteö,  in  weld^m  ber  3iat|  mit  einem  angefe* 
l^n  SHitbftrgep  §.annuä  von  Stolpe  gefommen  war. 

25er  oben  erwäl^nte  fd^wierige  SRec^töfaff,  welcher  ber  ©tabt  t)iele 
U^ifpft^  unb  fl^^^en^^en  ber^it^^  l^atte,  vi^m  tQo^l  bie  näd^fte  ^er^^ 
anlajfung  ju  bem  SßJunfd^e  \>e%  SRat^ö  gewefen^  ein  eigenes  SRed^töbud^ 


—    88    — 

* 

ju  befifecn,  unb  btc  bei  jenem  ^ojeffe  mS)  Sübed  entfanbten  9iat]^' 
mannen  mögen  bort  bie  Sitte  beffetbeh  t)or9etra9en  l^aben.  SDenn  bie 
Urfunbe,  ml^e  ben  ^rojeg  entl^ält,  ift  am  5.  g^ebruar  1297  auöge* 
[teilt,  unb  am  2.  g^ebruar  (Sid^tmeffe)  l^atten  bie  ©(^reibet  9llbred^tö 
von  SBatbemif  bie  2lbf d^rift  fertig.  3n  ßolberg  mürbe  pe  unter  bem 
SWamen  „Sübifd^eö  ©tabtbu(3^"  auf  bem  SRatl^l^Aufe  bemal^rt,  Sal^tl^um 
berte  l^inburi^  l^at  ber  9tatl^  hamä)  feine  Urtl^eile  gefaßt,  unb  alle 
n)i(3^tigen  Siatl^ömtllfüren  mürben  barin  eingetragen. 

S)ie  Sluöftattung  mit  einem  eigenen  JRec^tscobej  trug  vDof)l  baju 
bei,  einerfeitö  baö  aSerl^ältnilg  ju  ©reifömalb  ju  löfen  unb  ben  Süberfer 
SRatl^  ju  ber  unmittelbar  über  bem  ©olberger  Statine  fiel^enben  pl^eren 
Snftanj  ju  erl^eben,  anbererfeitö  ber  @tabt  il^re  l^errorragenbe  ©teHung 
in  §interpommem  ju  geben,  bie  ft(3^  barin  jeigte,  bafe  bie  fpäter  gegrüm 
beten  ©täbte,  namentlid^  bie  ftiftif^en,  nad^  bem  3Jhifier  von  ßolberg 
eingeri(3^tet  mürben  unb  bnxS)  auöbrü(fli(3^e  geftfefeung  ober  ftillf(3^mei:s 
genbe  SCnerfennung  in  bem  ßolberger  9iatl^e  il^re  StppeUationöinftanj 
erl^ietten.    ©o  t)erlie]^  Sifd^of  g^riebrid^  bem  1340  jur  ©tabt  erl^obenen 
gledfen  Sublife  lübifi^eö  dieä)t  unb  3fle(3^t§berufung  nad^  ©olberg  unb 
gab  il^r  beren  9Künje,  Sängen-  unb  ©^effelmaß  ^^),  unb  ein  ^rojeg 
jmifd^en  bem  JKatl^e  t)on  Sublife  unb  ben  ©ebrübem  §enning  unb 
§einri(ä^  ©lopger  über  bas  ®rbe  il^re§  in  Subtife  erfd)Iagenen  Sßaterö 
mirb  besl^alb  vor  ben  ßolberger  9tatl^  gebrad^t  1380  (©tabtb.).  —  5Daö 
fd^on  1299  'genannte  ßörlin,  melleid^t  fd^on  bamal§  beu^d^e  ©tabt,  erfd^eint 
um    1380  mit  lübifd^em  SRed^te    nad^    ßolberger  aJhifter    bemibmet. 
3lud^  Söölin,  beffen  ®rünbung§ur!unbe  ber  aSogt  von  ßolberg  unb 
mel^rere  SDom^errn  t)om  ßolberger  ßapitel  als  Sengen  unterjeid^net 
l^aben,  l^atte  menigfienö  in  fpäterer  Seit  baö  Sugred^t  nad^  ßolberg- 
Smei  aippellationen  von  Urtl^eilen  beö  ßööliner  SWatl^ö  an  ben  ßolberger 
auö  bem  Sa^re  1547  finb  erl^alten.*)  (©tabtb.  ju  b.  30    ©elbft  nid^t* 
ftiftifd^e  ©tobte,  mie  ©tolp  unb  ©d^Iame,  ftanben  in  bemfelben  Sßerl^ält'^ 
niffe  JU  bem  ßolberger  Siatl^e;  von  ©tolpe  ift  t)om  Saläre  1519  bis 
1548  eitte  jiemlid^e  Slnjal^t  von  3lppelIationen  ©tolper  SSürger  an  ben 
ßolberger  SRatl^  erhalten,  von  ©d^tame  menigftenö  brei.    SBon  Selgarb 
mirb  baffelbe  bel^auptet,  bod^  ift  fein  gatt  erl^atten.  ^9) 

S)ie  meiften  ber  genannten  ©täbte  ftanben  anä)  fonft  in  naiven 


*)  SWtc^cIfcn«  a  Dbcrl^of  bringt  feinen  gad  einer  SCppeaation  von  ©öelln 


—    89    — 

Sejiel^ungen  ju  ©olberg,  unb  Bei  bcr  ©rünbung  ntel^rerer  finb  voo^ 
©olbcrger  Sürger  tl^ätig  geiucfcn.  3u  ben  gamilien,  bte  lübifd^es 
Siedet  na6)  Solbcrger  3loxm  m^  ©tolpe  ücrpflanjt  l^aben,  gepren  bte 
®arfo«)'ö:  fte  l^aben  gleii^e  aSontamen,  me  bte  ©tolper  2)arfon)'ö; 
einem  3oi^aittte§  S)arfotr)  tourbe  1310  bei  ber  ©rünbung  ber  ©tabt  baä 
JRid^teratttt  übertragett,  iiitb  9?ifoIau§  SJarfoto  war  bort  1350  Sürger^ 
nteifler.  3n  ©örlin  toirb  1299  ein  §om  alö  Bürger  genannt.  9Wit 
ben  Segrünbem  t)on  ©d^Iaroe,  Saöfo  unb  ?ßeter  von  5Reuenbiirg,  ftanb 
ber  ßolberger  SRatl^  um  1321  (f.  6ap.  7)  in  gutem  ©inoemel^men,  unb 
in  ben  ©täbten,  bie  an  ber  §anbeteftrafee  naS)  ^olen  lagen,  ftnben 
fid^  einige  ber  angefel^enften  Solberger  ^atricierfamilien  njteber,  wie 
bie  SSerwalbe  in  33etgarb  unb  bie  §atefon)ö  in  Selgarb  unb  Subli^, 
unb  baö  ©tabtbud^  bejeugt,  ba|3  fie  mit  il^ren  ßolberger  Slutöfretmben 
lange  in  SSerbinbung  geblieben  jinb. 

3n  ben  9lppeIlationen  von  Urtl^eilen  be§  ßolberger  SJatl^ö  an 
ben  Sübedfer  trat  im  ?al^re  1499  in  fo  fern  eine  Sefd^ränhmg  ein, 
als  in  biefem  Saläre  von  bem  SRatl^e  mit  Seiftimmimg  ber  Sürgerfd^aft 
befd^loffen  tüurbe,  dal  vema7it  hynnen  uvde  hnteii  radcs  fiir  to  Col- 
berge  scal  en  ordel  scheiden  van  de?ffe  rade  Air  vor  den  rad  vo?i 
Lube/fe  in  ener  sähe  von  vefjflich  marken  iffle  dar  beneddeih^^) 
3n  ^(x^tn  über  50  3Warf  mag  jeber  na($  Sübed  appelliren.  SDaö 
Urtl^eil  foH  bur(^  ben  ©tabtf(3^reiber  in  baö  Urtl;eilbud^  eingetragett 
werben,  ber  SJatl^  foff  eö  ben  Parteien  auf  il^r  SJerlangen  in  ©dirift 
geben,  um  e§  vox  ben  el^rfamen  SRatl^  t)on  Sübed  ju  bringen,  unb  biefe 
foHen  bem  ©c^reiber  fo  oiel  bafi'ir  geben,  ate  man  ju  Sübed  giebt. 


©eit  ber  SRatl^  fi(^  üon  ber  läftigen  ©berauffiiä^t  beö  bif(]^öf[i(^en 
SBogtö  freigemacht  l^atte,  mar  bie  ©tabt  in  il^rer  inneren  SBerwaltung, 
wie  in  il^rem  Sßerl^ältniffe  ju  auswärtigen  3JJä(3^ten  im  mefentlic^en  felbft= 
fiänbig  geworben.  ®ie  Siechte  unb  ^^nn^tn  in  ber  ©tabt,  welche  bem 
Sanbeöl^erm  nod^  einige  Seit  blieben,  waren  folgenbe: 

1)  S)em  aSifd^ofe  fielen  jwei  drittel  ber  nic^t  unbebeutenben 
33u&en  unb  ©efäHe  beö  ©tabtgeric^teö  ju,  ber  ©tabt  nur  ein  ^Drittel. 

2)  ®ö  gel^örten  il^m  anfänglich,  bie  groge  unb  bie  f leine  SDiül^le; 
bo(^  ift  bie  Äornpai^t,  bie  er  von  bem  3Küller  erl^iett,  fd^on  in  ben 
erflen  S^i^t^el^nten  gewö^nlid^  ox\  ßolberger  33ürger  t)etpfänbet,  jeifc: 
weife  waten  aud^  fd^on  bie  Stäl^len  felbft  Derpfänbet  ober  verlauft  ge^ 


-=r        90       — 

wefen.  3m  Sollte  ISIS^^)  mfaufteSifci^f  ^einri^  bie  große aWü^le 
auf  ber  ^ßerfante  in  ber  ©tabt  {hilra  cieHa/ciä)  unb  bie  Heine  aWül^le 
vox  bem  ©aljtl^ore  mit  ben  anbem  baju  gel^örenben  SfRül^len  SKaßnits 
(5Wafee)  unb  Suggentin,  bie  er  äße  üon  bem  3Kütter  ?Petir  gefauft  l^atte,  für 
1800  3ßarf  an  ben  3latl^  unb  bie  ©emeinbe  von  ©otberg,  um  fie  mä^ 
@rbred^t  }u  befi^n.  S)ie  äKü^len  foSen  mit  ^udnol^me  ber  von  ^g- 
gentin  unter  lüWfd^m  dietl^te  fte^n,  unb  bie  „©tritf matte" ,  von  ber 
24  auf  einen  ©(Steffel  Irrten  ©etreibed  gel^n,  fott  mit  Sludnal^e  ber 
^ül^Ie  von  ^uggentin  in  aKen  für  immer  bleiben.  S^üJ^lentoagen 
foBen  täglid^  na<j^  gmol^nter  S93eife  in  ber  ©tabt  l^erumfal^ren^  um 
Rom  }u  Idolen  unb  3Rel^t  ju  bringen.  S)ie  gro^  SKül^Ie  foQ  aU  feflfte:: 
l^enben  Äanon  von  jebem  Slabe,  fo  vid  nod^  errid^tet  werben  mögen^ 
12  SDrömt,  jur  ^Ifte  9loggenmel^l,  jur  §älfte  ©erftenmalj,  an  ben 
Sifd^of  liefern,  bie  fleine  SWü^le  nad^  alter  SBeife  eine  l^albe  2a%  j/a 
gleid^en  ST^ilen  au§  3?oggen,  ©erften?  unb  §afermalj  beftel^enb.  — 
SDunfel  ift,  meö^alb  fd^on  1297  ber  SRütter  ©ruoue  3inö  an  ben  ^ 
fd^of  unb  an  bie  ©tabt  ja^lt.  ^)  Um  1380  betrug  bie  jä^rlid^  abgäbe 
8  Saft  JRoggenmel^l,  8  Saft  3Ralj  uub  4  SDrömt  §afer.  ^a^n  mußte 
bie  ©tabt  bem  ä3ifd^fe  anbauernb  4  ©d^toeine  auf  ber  SKül^le  futtern, 
fo  baß,  wenn  eins  baoon  genonnnen  mar,  fogteid^  ein  anbered  an  bie 
©teile  treten  fonnte.^) 

3)  l^atte  er  an  §ebungen  auö  ber  ßolberger  ©aline  iöl^rlid^ 
16  Saft  ©alj  (weniger  1  ^fb.  1506)  für  feinen  2ifd^,  unb  moBte  er 
in  feinem  eigenen  ^otl^en  fieben,  fo  mußte  il^m  bie  ©tabt  eine  freimt 
lige  ^eifteuer  an  $olj  aus  i^ren  SBalbungen  geben,  audreid^enb,  um 
50—60  Saft  ©alj  J^erjufteaen. 

4)  jal^lte  il^m  bie  ©tabt  jäl^rlid^  am  Sage  beö  l^eiligen  Sfiifolauö 
(6.  2)ecember)  bie  an  bie  ©teile  beä  älteren  ©nmbgelbed  Don  §ufen 
unb  §auöftellen  getretene  fogenannte  Drbare  in  ber  fejtftei^enben  ©umme 
von  600  3Rarf. 

5)  ftanb  i^m  }u  bie  »ebe  (mo^l  für  bie  ftäbtifd^en  ©örfer)  unb 
bie  @innal^men  aud  bem  ©tabt^  unb  ^afenjoU. 

6)  mürbe  il^m  bei  älblegung  bed  ^Ib^gungi^ibed  t>on  ber  ©tabt 
l^erfömmlid^  für  bie  33eftätigung  ber  Privilegien  ein  ©elbgefd^enf  «tt* 
rid^tet.  (£&  betrug  im  Solare  1304  300  3»arf.  —  SDiefe  Hebungen 
erlitten  inbeß  im  Saufe  ber  3eit  erl^eblid^e  SSerminberungen;  bie  S3i^ 
fd^öfe;  bie  eioig  in  @elbnotl^  maren,  fal^  fid^  g^jnmngen,  irie  ©tobt, 
bie  bei  ver^öitttißmäßig  befferei:  gfitvu^irt|fd|afl  üjb^  mi^  WM 


^    91    — 

g^bot  uttb  an^  ntel^r  ßtebtt  befaß,  ate  bie  Sif(^öfe,  immer  von  neuem 
um  Slnlei^en  anjuge^en,  wofilr  fie,  ba  ber  SWatl^  fidlere  Unterpfänber 
liebte,  il^re  ftabtifd^en  ©efäffe  »erfaufen,  ober  t)etpa(3^ten,  ober  eine 
©rroeiteruttg  ber  ftäbtifd^en  SRei^te  jugeftel^en  mußten. 

3lm  frül^efien  gab  ber  Sifd^of  Sl^eile  be§  ftäbtifd^en  3offd  aus  ber 
§anb.  3m  Saläre  1287  mar  ber  lefete  Äaftellan  von  (Solberg  mit  bem 
3offe  belel^nt,  1296  werben  Safob  Sorf,  ber  So^n  be§  Äaftettans,  unb  SRo^ 
mulo  (SRa^mel)  bie  §erren  beö  3offeö  genannt,  ©ie  f(]^ließen  in  biefem 
3a|re  einen  SBertrag  mit  SHtter  griebrii^  von  Seoenl^ufen,  na(ä^  welchem 
beffen  ®üter  (barunter  ©üfelaffgl^agen  [Guslap  indagö])  oom  3oll  be^ 
freit  werben.  SÄber  fc^on  1287  l^at  Safob  S3or!  feinen  Slntl^eil  an  ben 
Bürger 'SBtfbotb  §amme  unb  ben  aJHinjer  ^loij  (^loiö)  »etpfänbet. 
3m  ^fanbbefifee  ber  ^loije  befinbet  er  fi(ä^  nod^  1345  (menigftenö  jur 
§älfte).  35er  ©treit  unb,  mie  es  \i^\nt,  bie  3^et|be,  bie  jmifd^en  ben  ^fanbin^ 
l^abem  ^eter  ^loij,  ©olberger  Bürger,  unb  3ol^anne§  ^loij,  ^riefter 
bafelbfl,  einerfeit^  unb  ben  33efifeem  be§  3ott§  anbererfeitä  auögebrod^en 
ift,  mirb  bamafe  bur(^  bie  SBermittlung  beö  33if(ä^ofö  Soi^ann  im  SBeifein 
einer  großen  3al^I  von  SSafatten  in  öuarfenburg  bal^in  beigelegt,  baß  bie 
^loije  fo  lange  im  ^fanbbefifee  bleiben  foffen,  biö  Scifob  Sorf,  ©ol^n 
be§  SHtterö  3ol^ann  33orf  be§  älteren  milben  Slnbenfens,  feine  ©(^ulb 
üon  400  3Kar!  bejal^lt  l;at. 

S)ie  jmeitc  §alfte  beö  3oIld  oerpfönbete  35if(ä^of  Sol^ann  jufam^^ 
men  mit  4  Safi  3loggenmeP  unb  4  Saft  9Ralj  im  Saläre  1344  an  ben 
aSürger  Subolf  SBebele.  Sincentiuä  §oH  faufte  1378  von  »ifd^of 
^ilipp  ben  oierten  Sl^eil  be§  3oIlä  jur  möd^ntlic^en  SBertl^eiltmg 
unter  bie  Slrmen  unb  1380  von  bemfelben  ben  §afenjott  für  1000  3Rf. 
SDaö  SWed^t  beä  SBieberfaufö,  meld^eö  ber  S3if(|of  fid^  t)orbel^ten  l^atte, 
fd^eint  von  il^m  unb  feinen  SRai^folgern  nic^t  geltenb  gemad^t  morben  ju 
fein.  Um  baß  3a]^r  1480  ift  ber  ^afenjott  ftäbtifd^.  3m  3a^re  1468 
gel^örte  bie  eine  §älfte  beö  ganzen  Solls  an  ben  ©tabttl^oren  bem  Sür? 
germeifler  Sllbred^t  33abe,  bie  anbere,  nad^em  fie  f^on  längere  3eit  im 
^fanbbefifee  ber  Rolfen  gewefen  war,  bem  Bürger  3urien  (3ötgen) 
§om;  beibe  Sepfeer  t)erfauften  bamals  il^r  3le(^t  an  bie  ©tabt,  33abe 
mit  ber  SBebingung,  baß  bie  ©innal^me  oon  feinem  2lntl^eil  immer  jwei 
3a]&re  pm  SSeften  bes  §afenö  unb  bas  britte  3al&r  „für  2Bege  unb 
©tege"  üenpanbt  werben  follte;  bafftr  foUte  bas  §aus,  worin  er  wol^nte, 
ju  ewigen  Seiten  Don  „^afenful^ren"  frei  fein.  ^^)  Slm  ®nbe  be« 
15,  Sö^^wnberts  ift  ber  3ptt  (A\Of  wie  ber  §afenjpll,  ganj  in  b?u 


—    92    — 

§ätibcn  bes  SWatl^ö,  unb  fläbttf(]^c  SöHtier  erliefen  tl^tt  na^  einer  3olt 
rolle,  welcher  bie  ®reiföit)alber  alö  aWufter  gebient  l^atJ*) 

S)aö  ©ertd^t  mit  bem  3oII  (tjergl  oben  ben  ©treit  jn)if(|en  ben 
SBorfe  unb  ^loij)  würbe  von  »ifd^of  g^riebriti^  1330  für  5000  9Karf, 
bie  ©aljjinfen  oon  Sifcä^of  3Wa9nuö  1420  für  eine  gleid^e  ©umme  unb 
bie  93ebe,  ungewiß,  wann  unb  non  wem,  für  1000  SWarf  t)erpfänbet. 

S)ie  weitere  ©ntwidfelung  beö  SBerl^altniffeö  jwifi^en  ©tabt  unb 
SBif(3&of  f(3^ilbert  6ap.  8. 

Sebe  ©tabt  von  einigem  ©elbfigefül^l  f(3^lug  gerne  il^re  eigenen 
3Wünjen,  unb  obwol^l  fein  bif(3^öf(i($e§  ^rit)ilegtum  ber  ©tabt  ©olberg 
ba§  3Wünjre(^t  üerleil^t  unb  erft  bie  S5eftätigung§urfunbe  ber  ^rioile^ 
gien,  weld^e  fid^  ber  Solberger  SRatl^  im  3al^r  1545  von  Äaifer  Äarl  V. 
ertl^eilen  liefe,  anS)  baö  ?lieS)t  ber  filbemen  aWünje  auffül^rt*),  fo  fann 
es  bod^  n\S)t  jweifell^aft  fein,  bafe  bieö  3itS)t  fd)on  frül^  t)on  ber  ©tabt 
geübt  ift.  könnten  aud^  bie  Pfennige  ©olberger  aWünje,  bie  fd^on  1274 
unb  1289  (3KedfIenb.  Urfunbenb.)  erwäl^nt  werben,  in  einer  bifd^öflid^en 
9Wünjftätte  in  ©olberg  geprägt  unb  ebenfo  bie  ßolberger  SKünjer  ^loij 
(1287)  imb  ©d^ule  (1300)  bifd^öffid^  gewefen  fein,  fönnte  überl^aupt 
ber  95ifd&of  aud^  in  fpäterer  Seit  feine  ^auptmünjftätte  in  ßolberg  ge^ 
l^abt  l&aben,  fo  ift  bod^  pd^er  fd^on  im  Sal^r  1304  ba§  SDWlnjred^t  von 
ber  ©tabt  afä  ein  aud^  il^r  jufiel^enbeä  angefel^en  worben,  ba  ber  3latl^ 
ber  ©tabt'iid^  in  biefem  Saläre  burd^  feine  ©enbeboten,  ol^ne  bafe  eines 
bif($öf(i(^en  SRed^ts  babei  gebadet  würbe,  an  einem  SBefd^luffe  betl^eiligte, 
ben  bie  2lbgefanbten  ber  ©täbte  Sübedf,  ©tralfunb,  SRoflodf,  SBiSmar, 
©reifswalb  unb  ©tettin  ju  ©tralfimb  über  Ausprägung  unb  ©el^alt 
ber  aWünjen  faxten  ^ß),  unb  ftd^er  finb  bie  mit  ben  auf  beiben  ©eiten 
gefd^weiften,  von  ben  SBifd^ofsftäben  leidet  ju  unterfd^eibenben  ^fannl^a^ 
fen  t)erfel^enen  ^Pfennige  aus  ber  ftäbtifd^en  9Künje  l^ertjorgegangen, 
wäl^renb  bie  aWünjen  mit  ben  S3ifd^ofsfiäben  aud^  bifd^öftid^e  fein  Wnn^ 
ten.  ®s  f($eint  jlebod^,  bafe  bie  ©tabt  nid^t  jeber  Seit  von  il^rem  Steinte 
®ebxanä)  gemad^t  l^at.  S)arauf  weifen  einzelne,  aus  t)erloren  gegam 
genen  Sürgermeifierregiflem  erl^altene  SRotijen  l^in,  wie  jum  Sal^r  1425, 
bafe  ßolberg  in  biefem  Saläre  l^abe  5Bin!enaugen  fd^Iagen  laffen,  unb 
inm  Sal^r  1429,  bafe  es  fid^  eine  eigene  SlRünje  jugelegt  l^abe.  3Künjen  mit 
^fannl^af en  f d^einen  fid^  f eltener  ju  finben,  als  f otd^e  mit  ben  SBif d^of ftäben. 

*)  ©olbcnc  SWünjcn  burftcn  nur  blc  Äurfürpen  prägen,  unb  erjl  1498  würbe 
bied  furfürflUc^e  Privilegium  an  IBogidlat)  X  von  $ommern  vttlitfyu 


$ortfe|ttitg.    8teDnng  ber  Sfirgerfd^nft  lum  9tatl)t,  @i(ben  unt)  EtxU, 
6egIer]$aitS;  Sc^fi^engilbe^  ferrenbitrfe.    SoIföluParfeiteU;  ^irc^meffe; 

Serm9gett$tier]^ältntffe  tu  älterer  3ett* 


S3ei  ber  groJBcn  3al^I  uub  ber  Ueberma(^t  ber  ^ktticierfatnilien 
in  ber  ©tabt  tonnte  eä  bem  Slatfie,  ber  fid^  auö  i^nen  ergänjte  nnb 
auf  fie  ftüfete,  ni(%t  fd^wer  werben,  bie  übrige  Sürgerfd^aft  im  3aum 
ju  l^alten.  SBir  l^aben  wenigftenä  feine  9lad^rid^t,  feine  2lnbeutung  von 
äl^nlid^en  inneren  Zerrüttungen,  wie  fie  ntel^rere  §anfeftäbte  im  14.  S^l^r:: 
l^unbert  lieimfud^ten;  vox  ber  SDladjt  ber  ©^rfamen  mu^te  in  ßolberg 
ieber  ®roU  ber  ©emeinbe  t)erftummen. 

S)od^  f)at  trofe  beä  ftreng  ariftofratifd^en  Sl^arafterö  ber  ©tabt 
bie  33ür9erf(^aft  au^  l^ier  i^ren  befd^eibenen  2lnt^eil  an. ber  ©tabtt)er- 
waltung.  3u  einer  Sted^nungöablegung  vox  i^r  über  bie  SSerwaltung 
beö  ©tabtt)ermögenö  war  ber  SRat^  fd^werlid^  t)er|)flid^tet,  ba  gerabe  biefe 
ju  ben  erften  gorberungen  ber  aufrü^rerifd^en  ©ewerfe  im  Sa^r  1524 
gehört;  bagegen  war  i^re  S3eiftimmung  erforberlid^  bei  wid^tigen  Sßer- 
trägen,  bei  Käufen  uub  JBerfäufen,  bie  baö  ©tabtoermögen  t)erringer^ 
ten  ober  Dcrgröfeerten.  2ln  9iatl^  unb  ©emeinbe  perfaufte  Sifd^of  §einrid^ 
1313  bie  *3Jiü^len,  9tatl^  unb  ©emeinbe  übernal^men  bie  ©ewäl^rleiftung 
für  bie  Üauffumme,  weld^e  bie  §eibebredö  bem  Älofter  S)obberan  für 
©ro^s  unb  Älein^Seftin  ju  jaulen  üerfprod^en  l^atten,  mit  Seiftimmung 
ber  ©emeinbe  trat  ber  9iat^  1329  bie  brei  §äufer  in  ber  ©tabt  an 
bie  aSicarien  ab,  unb  bei  2lnlei^en,  fo  j,  33.,  als  er  in  bem  tUn  an= 
gegebenen  Sctl^re  bei  ben  S)oml^errn  ein  ßopital  aufnal^m,  l^olt^  er  bie 
©enei^migung  berfelben  ein,  wäl^renb  er  bie  Hebungen  auö  ber  öabe^ 
ftube  o^ne  il^re  Sujiel^ung  t)erpf anbete;  ber  ©d^ifffal^rt§t)ertrag  mit 
9%ügenwalbe  im  3a^r  1418  ift  beiberfeitd  x>on  dioi^  unb  ©emeinbe 


—    94    — 

abgefcä^loffen,  unb  bei  ben  Dcrfd^iebenen  griebenöf(3^lüffcn  unb  Sßcrträgcn 
um  bie  9)Utte  beö  15.  Sa^rl^unbertö  in  ben  J^cl^bcn  mit  bem  ^erjogc 
unb  Sifd^ofe  gab  axi^  bie  SürgerfdEiaft  il^re  Suftimmung,  menn  bie 
©tabt  aud^  bei  ber  Unterjeid^nung  felbft  nur  t)om  Siatl^e  t)ertreten 
luurbe. 

®§  fd^eint,  afe  ob  im  SBerlaufe  biefeö  großen  Krieges  bie  33ür= 
gerfd^aft,  ol^ne  bereu  treue  §ülfe  ein  gUi(fUd;er  2luögang  nid^t  mögli(^ 
war,  einen  großem  ©influg  auf  bie  ftöbtifi^en  3lngelegenl^eiten  errungen 
f)at  SDaö  Siecht  beö  SRat^ö,  burd^  aBiafüren  baö  Siedet  ber  ©labt  ju 
ergänjen,  erfd^eint  jefet  wenigftenö  in  öeftimmungen,  bie  über  baö  ®e= 
biet  ber  gewöl^nlid^en  poUjeilii^en  JDrbnung  ]^inauögel;n,  an  bie  Seroit 
ligung  ber  öürgerfd^aft  gebunben.  2)er  Sefd)luj3  be§  Slatl^ö,  roeld^er 
bie  aippeHation  nad^  fiübed  in  ©ad^en,  bie  einen  SBertl^  t)on  weniger 
aU  50  aJJarf  l^aben,  verbietet,  gewinnt  nur  ©efe^eöfraft  bur($  bie 
y,beleui?igö''  ber  33ürgerf(^aft  (1499)  0/  unb  wicberl^olt  crtl^ilt  [ie  ju 
2luöful^rt)erboten  von  Äorn  unb  3Jlel^l  i^re  Suftimmung.  SlujfaUenb  ift 
ber  fonft  t)ereinjelt  ftel^enbe  gatt,  ba^  ein  gewiffcr  Sigeß  (1483)  bie 
©rflärung,  für  angefertigte  Pfeile  (ju  ber  ©tabt  Sebarf)  5  fl.  empfan^ 
gen  ju  l^aben,  i)or  bem  Statine  unb  ber  ©emeinbe  abgiebt,  unb  bajg 
auöbrüdlidEi  jroei  Bürger  ju  biefer  SBerl^anblung  ate  Sengen  berufen 
finb.  —  Ungünftiger  für  bie  ©emeinbe  l^atte  fid^  i^r  aSer^ättnife  jum 
Statine  im  anfange  beö  16.  Sa^rl^unbertä  geftaltet:  ber  3)rud  einer 
©efd^led^terl^errfd^aft  mit  allen  il^ren  3KiJ3bräud^cn  laftete  bamate  auf 
i^r  unb  üeranlafete  im  Sal^e  1524  einen  gefä^rli(^en  Slufftanb. 

älUgemeine  öürgeroerfammlungen,  bie  in  ältefter  Seit  in  ben 
©täbten  ßübifd^en  3ted^tö  breimal  jä^rlid^  ftattfanben  unb  aud^  ben 
©tabt^auäl^alt  mit  beftimmten,  waren  in  ber  Seit  ber  ©rünbung  6ot 
bergö  von  ben  Siät^en  ber  ©täbte  fd^on  auf  eine  Sufammen!unft  ber 
Bürger  befd^ränft,  um  bie  fogenannte  ,,a5urfprafe"  (33ürgerfprad^e,  wie 
Sunneifter  qUiö)  33ürgermeifter)  anjul^ören.  35ie  aSerlefung  berfelben 
fanb  in  ©olberg,  wenigftenö  um  1480,  t)iermal  im  Saläre  ftatt:  nad^ 
(Sptp^anien  jur  Seit  ber  Statl^öemeuerung,  ju  gaftnadjt,  vox  bem  großen 
Sal^rmarft  im  3uU  unb  ju  SWid^aeliö,  alfo  ju  ben  wid^tigften  aibfd^nit- 
ten  bed  ftäbtif($en  Äebenö,  jebeömal  in  befonberer  ^Bearbeitung,  bie 
neben  ^en  allgemeinen,  immer  gültigen  33eftimmungen  befonber^  ainorb^: 
nungen  entl^ält,  weld^e  fid^  auf  bie  Sal^reöjeit  ober  auf  bie  bet)orfte= 
l^enben  äJorgänge  im  ftöbtifd^en  2^m  bejie^en.  ^)  —  S)0(|  finbet  fid^ 
ein  audbrüdlid^ed  Seugnig  bafär^  bag  ber  dtat^  allgemeine  ä3ürgen)er' 


—    55    — 

fottttn&mgcn  ju  Seitew  aud^  ju  anbtt'en  Suaden  Brufen  l^ctt.  Site  er 
im  3ä1^c  1508  mit  einem  feiner  aWitglieber,  bem  dtccäjmarm  Änubbeö, 
in  ©treit  geratl^en  wor,  liefe  er  §a«§  bei  §auö  fämmtli^e  Sürger 
(b.  1^.  bie,  votlä^e  ^^eigenen  Manä)  imb  ©ii^maud^"  l^atten)  auf  baö 
Slatl^l^aufi  berufen  unb  bebrol^te  bie  auöbleibenben  mit  einer  ©elbflröfe, 
ein  aSerfal^ren,  baö  fid^  nur  ouö  einem  beftefienben,  t)ieBei(ä^t  nur  bei 
aufeerorbentlid^en  ©elegeul^eiten  angemenbeten  SBraud^  erHären  läfet.  ^) 
gür  geroöi^nlid^  aber  würbe  bie  SJürgerfd^ft  m^  l^er  in  ber  meni^ 
ger  bebenfli^en  gorm  ber  ^^ertretung  burd^  bie  älterteute  von  bem 
9latl;e  gel^ört.  3n  ber  äUeften  3eit  wirb  neben  bem  3latl;e  nur  bie  ,,50^^ 
l^it"  genannt.  Urfunblid^  erfd^einen  feit  bem  ^[nfange  ,beö  15.  Sai^r^: 
bertö  ,,8Berfe  unb  SJlenFjeit"  neben  bem  Statine,  erft  feit  bem  3lnfange 
beö  16.  StiJ^tl^unbertß  merben  aud^  bi^  Olderlude  auöbrftdflid^  neben 
ben  2Ber!en  aufgefül^rt.  Sm  17.  Sai^rl^unbert  nel^men  bie  fogenannten 
,,3Siem)erfe"  (©d^ufter,  ©d^neibet>,  SBMer  tmb  ©i^miebe)  eine  bewor^^ 
jugte  ©teKung  unter  ben  ©emerfen  ein,  unb  in  bem  eben  erwähnten 
©treite  beö  Siat^eö  mit  Äimbbeö  fenbet  biefer  ein  ©(^reiben  an  bie 
aSierraerfe;  fie  mögen  alfo  au(^  fd^on  frül^er  ben  Äeni  ber  Sürgert^er- 
tretung  ausgemacht  l^aben.  S)od^  bilbeten  fie  niemals  bie  aßeinige  SBer^ 
tretung:  no(^  im  17.  unb  18.  Sal^rl^uubert  finb  bei  mid^tigen  SSorgäm 
gen  beö  ftäbtifd^en  ^tht\\%  in  ben  Urfunben  bie  ällterleute  aßer,  ober 
bod^  einer  größeren  Sol^l  t)on  3ünften  aufgefül^rt. 

Ueber  bie  ©innal^men  ber  ©tabt  aus  ben  ©tabtbörfem,  ben  Wi^- 
len,  ber  Slpot^efe,  ben  3Karftftanbögelbem  u.  f.  xo.  liegen  feine  2lngaben 
t)or,  iebenfattö  waren  fie  fo  bebeutenb,  bafe  mn  ben  bürgern  feine 
brüdEenben  ©teuem  erlauben  ju  werben  braud^en. 

S)ie  einjige  fte|ienbe  ©elbabgabe  war  ber  /,©d^ot",  ©(^ofe  (colr  , 
leäa),  erl^oben  t)on  §äufem,  ©runbftüdfen  unb  beweglid^em  SBermögen. 
Sßon  ben  Käufern  fd^eint  je  nad^  ber  ©röfee  eine  beftimmte  ©umme  be^^ 
jal^lt  ju  fein;  fte  beträgt  1329  für  jebeö  ber  brei  §äufer,  bereu  2lnf auf 
ber  9latl^  ben  SBicarien  geftattet,  2  aWarf.  2)ie  erl^altenen  ©teuerregifter 
tjom  ®nbe  bes  16.  Sal^rl^unbertß  jeigen,  bafe  ber  ©d^ofe  nid^t  t)on  atten 
§äufem  in  ben  einzelnen  ©tragen,  bie  barin  nad^einanber  aufgefül^rt 
werben,  erl^oben  würbe.  ®d  jal^lten  if)n  gewife  nur  bie  S9«fifeer,  nid^t 
bie  SJlietl^er.  2lud^  bie  gremben  mußten  i^r  ®ut  t)erfd^ofeen.  SDie 
33ürger  fd^feten  fi^  in  i^rem  SSermögen  felbft  ab,  jeber  mufete  feine 
älngabe  bur^  einen  @ib,  ben  er  über  einem  auf  bem  9iatl^|iaufe  gel^ab: 
tenen  jt&fld^en  mit  Sieliquien  fd^wur,  belräftigen«  -  S)er  @ib  würbe 


—    96    -^ 

einige  Seit  t)or  beut  Sal^Iungötettnin  beö  ©d^o^eö  oBgelegt,  von  SRatl^ 
unb  Sür9erf(^aft  an  t)erf(^iebenen  Sagen.  Um  1500  f(3^n)ören  bie 
SBerfe  nad^  altem  SBraud^e  am  ©onnabenb  vor  bem  Saurentinötage 
(10.-  äuguft)  unb  „fd^otten"  biä  ju  5«ifolai  (6.  SDec),  ber  Slat^  fd^ottet 
an  bemfelben  Sage,  fi^roört  aber  erft  am  30.  SRot)ember^  Stn  Sal;te 
1586  fd^wören  bie  SBerfe  am  10.  ätuguft,  ba^  fie  bis  jum  24.  beö 
aWonatö  ,,er  ©ob  wol  t)erfd^aten  willen."  3ft  bie  3al^lung  nid^t  biö 
JU  bem  beftimmten  Sage  erfolgt,  fo  fälirt  ber  Büttel  mit  bem  ^ettwagen 
(foH  oon  §ölle  abzuleiten  fein)  in  ber  ©tabt  uml^er,  um  bie  SÖidfftänbe 
burd^  ^^fänbung  einjutreiben;  bafür  erl^ält  er  wie  anä)  jeber  33ürger^ 
meifter  unb  Äämmerer  1  3Raxt  S)er  gefammte  ©d^ofe  ber  öürgerfd^aft 
beträgt  im  Sa^re  1436  1230  3Karf,  im  3al;re  1440  jaulen  bie  3tat^:= 
mannen  attein  700  aWarf,  1498  622  3)tor!,  1548  448  aKarl,  bie  ge. 
fannnte  33ürgerf($aft  in  bemfelben  3cil;re  2246  aJlarf.  3?ei(^e  Sürger 
jal^len  bebeutenbere  Summen,  fo  3Kartin  ©d^lief,  ber  ©ol^n  be§  berül^m- 
ten  Soliann  ©(^lief,  im  Saläre  1440  allein  100  SJlarl,  bagegen  l^eifet 
eö  1555  unb  fogar  oon  einem  Stati^manne,  oon  ^^eter  Sarit:  er  J^at 
nii^tö  unb  giebt  nid^t§  (nihil  habet^  nihil  dal). 

3lnbere  ftäbtifd^e  Seiftutigen,  bie  auf  ben  §auöbefifeem  liegen, 
finb  bie  näd^tlic^en  SBad^en  unb  baö  „©ifeen"  im  S^ore.  Seber,  bem 
bie  SBa(^e  angefünbigt  ift,  foH  bei  ©träfe  felbft  im  Sl^ore  fifeen  unb 
oor  Deffnung  beffelben  jugegen  fein.  Um  1480  l;ielt  ber  SRatl;  awi) 
befonbere  SBäd^ter,  bie  ein  SBac^gelb  erl^alten.  '  S)er  Slatl^  trägt  ©orge, 
ba^  fid^  bie  ©eiftlid^en,  meldte  in  ber  ©tabt  ©runbftüdfe  erwerben,  ni(^t 
il^ren  ftäbtifd^en  ^flii^ten  entjiel^n;  ber  33ürger  ©aalfelb  übernal^m, 
als  er  1355  bie  ©urie  „33uforo"  in  ber  Sanbeöbanbftrafee  auf  ßebenöjeit 
oon  bem  Älofter  enoarb,  aud^  ben  ©d^ott  unb  bie  9Zad^tn)a($en,  Sei^ 
ftungen,  meldte  biö  bal^in  ben  aWönd^en  obgelegen  |iatten.  3lud^  bei 
ber  Segrünbung  beö  SSifarienl^ofes  bebang  fid)  ber  9totl^  bie  g^ortbauer 
ber  bamit  oerbunbenen  Seiftungen  au§,  unb  ben  Sungfrauen  auf  ber 
ailtftabt  mürbe  1524  ber  Äauf  eines  §aufes  in  ber  ©tabt  nur  unter 
ber  öebingung  geftattet,  baJ3  fie  bafür  „alle  ©ered^tigfeit"  ber  ©tabt 
tliun  liefen. 

aSon  ber  aSerpflid^tung  ber  aSürger  jur  ©tabtoertl^eibigung  ift  fd^on 
6ap.  4  gel^anbelt. 

Sie  ^aufteilen  l^aben  bie  ©inmanberer  urfprünglid^  mol^l  oon  bem 
fürftlid^en  SSogte  geteuft,  fpäter  ftanb  bem  SRatl^e  bas  ©igentl^um  an 
ben  TOüften  ©teUen  ju;  er  uerfaufte  fie  tl^eits,  t^eiU  perfd^enfte  er  fie 


—    97    --^ 

unter  befiimmten  Scbingiingcn,  j.  SB.  -  bajs  §au§  unb  ©tattungen  bis  ju 
einem  befiimmten  Setmine  errid^tet  fein  müßten,  mitunter  mirb  bie  SKuö- 
bel^nung  beö  (Srunbftüdö  mä)  Sänge  unb  SBreite  angegeben,  (©tabt^ 
bnä)  an  verfd)ieb.  ©teilen.) 

®ie  Sürgerfd^aft  glieberte  fid^  in  ©itben,  SBer!e  (ober  3lemter, 
fo  genannt  mit  ,,§inbeutung  auf  il^re  ftaatli(^e  ©tellung")  unb  ®t^ 
meinbe  im  engeren  ©inne.  S)er  oberbeutf(^e  Sluöbrud  „3unft"  flnbet 
fid^  erft  im  17.  Scii^rl^unbert  unb  axiä)  ba  anfänglid^  nur  für  bie  weni^ 
ger  angefel^enen  SBerfe.  S)ie  ©üben  umfaffen  ben  üornel^meren  Sljei^ , 
ber  33et)ölfenmg,  bie  SBerfe  [inb  bie  felbftftänbigen,  von  befonberen 
Sllterleuten  geleiteten  §anbn)erfert)erbinbungen,  jur  ©emeinbe  gel^ören  bie 
Heineren  Seute,  bie  äderbürger,  Jagelöl^ner  unb  fol(^e  ©eraerfe,  bie  ju 
f(^ma(ä^  [inb,  um  befonbere  Innungen  ju  bilben,  ober  feine  SBertretung 
vox  bem  Jiatl^e  l^aben.  ©üben  unb  ©emerfe  l^aben  miteinanber  gemein, 
ba^  fie  ni(^t  bloge  ©emerböoerbinbungen,  fonbern  baö  ganje  ßeben  in 
poUtif(ä^er,  fird^lid^er  unb  gefeHiger  SSejiel^ung  umfaffenbe  ©enoffen^ 
f(^aften  finb. 

SBon  ben  brei  ©üben  ber  ©ülj^erm,  Äauftcute,  a^  1^^«^«  bie 
©d^iffer  gel^örten,  unb'  SSrauer  mar  bie  erfiere  bie  angefel^enfte,  unb  nur 
von  if)x  l^aben  wir  genauere  Äunbe  (f.  6ap.  6).  93on  ber  Srauergübe 
ift  am  feltenften  bie  SWebe,  fie  fotmte  überl^aupt  nid^t  bebeutenb  fein,  fo 
lange  baö  SSraured^t  aud^  ben  §anbn)erfem  juftanb,  bie  eö  in  feuer« 
feften  SBol^nl^äufem  ober  in  gemeinfamen  Sraul^äufem  ber  einzelnen 
©emerfe  übten,  ©rft  1528'*)  mutbe  bieö  auf  bie  in  SBraul^äufem  mol^:^ 
nenben  aJHtglieber  ber  SBrauergüi^  bef($ränft. 

S5aä  ©eglerl^auö  5)  foll  fd;on  1334  begrünbet  fein.  SDod^  l^at 
fd^on  1692  ber  SRatl^  von  ©olterg  gegen  biefe  Eingabe  beö  SBerid^tö, 
meldten  bie  ©eglerl^auöälteften  an  ben  Äurfürften  fjriebric^  I.  über 
©rünbungöjal^r  unb  Seftimmung  beö  ©eglerl^aufeö  einfenben  mußten,  mit 
dttä)t  geltenb  gemad^t,  ba^  bie  angeblid^  auö  jenem  Saläre  l^erfiams 
menbe  £)rbnung  beffelben  mörtlid)  mit  ben  ©tatuten  beö  ©tettiner  ©eg^ 
lerl^aufeö  übereinftimme  unb  überbie^  in  l^od^beutfd^er,  l^ier  ju  Sanbe 
bamalö  nid^t  übtid^er  ©prad;e  abgefaßt  fei.  (Sbenfo  üerl^ält  eä  fid^  mit 
einer  Drbnung  von  1472,  bie  ebenfaHö  eine  6opie  ber  ©tettiner  aus 
biefem  Saläre  ift,  Unjmeifel^aft  ed^t  bagegen  ift  bie  in  nieberfäd^fifd^er 
©pra(^e  abgefaßte  Drbnung  von  1516;  fie  mürbe  aud^  in  einer  Slb? 
fi^rift  auf  bem  SRatl^l^aufe  aufbemal^rt  unb  blieb  fo  erl^alten,  mäl^renb 
atte  älteren  ©tatuten  mit  b^m  ©egler^aufe  1630  t)erbrannten,    Siefe 


—    98    ~ 

©rbnimß,  xoä6)ex  ältere  aiufjetd^nimöen  ju  ©tunbe  ließen  mößen,  ent- 
f)'dlt  fafi  nur  polijeili(^e  Seftimmungen,  burd^  weld^e  baö  gefettige 
Sufamntenfein  auf  bem  ©eglerl^aufe  geregelt  wirb,  unb  giebt  fo  wenige 
ftenö  Beiträge  ju  ber  ©ittengef(ä^i(^te  biefer  3eit,  S3elege  für  il^re  berbe 
SRatürli(3^teit,  9ioPjeit  unb  ©enu^fud^t.  ©ö  wirb  barin  aJlunbfd^lag  unb 
§aaräiel)en,  mit  güfeen  ju  treten  unb  ©l^rfeigen  auäjutl^eilen  verboten, 
feiner  fott  bem  anbem  fein  Äleib  jerrei^en  ober  jerfc^neiben  unb  mit 
SBier  begießen,  feiner  fott  mutl^wittig  Pannen  unb  &xä)kx  umwerfen  unb 
2if($e  unb  Sänfe  mit  SDieffem  jerl^auen;  feiner  fott  im  SBrettfpiel  mit 
harten  unb  SEBürfeln  33etrug  üben,  baö  lefetere  ©piel  ift  bei  2\ä)t  ganj 
unterfagt;  feiner  fott  ben  ©(ä^enfen  jwingen  motten,  nad^  10  Ul^r  Sier 
JU  Idolen.  SDie  ©trafen  werben  meift  in  33ier  bis  ju  einer  Sonne  be^ 
äal)lt,  wer  flu($t  unb  f(^n)ört  jal^lt  4  ß  an  bie  2lrmen;  auf  l^artnädigen 
Unge^orfam  ftel&t  Sluöfd^liefeung.  Sitte  klagen  werben  vox  bie  3lelteften 
gebrad^t  unb  von  biefen  entf (Rieben;  vox  einem  anbem  ©eric^t  ju  f lagen, 
ift  unterfagt. 

2Bi(^tiger,  ate  biefe  polijeili(^en  ä>orf(^riften  finb  bi|e  re(^tlid^en 
Sefugniffe  beö  ©eglerl^aufeö  über  §anbel  unb  SBerfel^r.  2)iefe  würben 
überhaupt  erft  1692  aufgejei(^net  unb  alö  alteö  §erfommen  vom  ^nx^ 
fürften  g^riebrid^  L  beftätigt  unb  erweitert,  nad^bem  fd^on  ber  grojse 
Äurfürft  ber  ©enoffenfd^aft  bie  gül^rung  eineö  befonberen  ©iegelö  mit 
bem  33ilbe  eineö  ©c^iffeö  unb  ber  S^fd^rift  ^^orandum  et  vigilandtim'' 
t)erftattet  unb  ber  SEBirtl^in  im  §aufe  freie  §öferei  gegeben  l^atte. 

§iemad^  bilbeten  5  Saufleute  unb  3  ©(^iffer  baö  fid^  burc^  eigene 
2Bal)l  ergänjenbe  ©ottegium  ber  Slriterleute;  fie  entf (Rieben  atte  bei 
§anblung  unb  ©c^ifffal^rt  t)orfattenben  ©treitigfeiten  nac^  ©eerec^t  unb 
na(^  i^ren  ©tatuten;  baö  von  bem  Äurfürften  eingefefete  ©eegerid^t 
fottte  bie  Parteien  nid^t  el^er  l^ören,  biö  bie  Stelterleute  t)erfud^t  l^atten, 
ben  ©treit  gütlid^  beizulegen;  fd^riftlid^e  SLkrl^anblungen,  SBertretung 
burd^  2lbt)ocaten  unb  ^rocuratoren  war  babei  auögefc^Ioffen;  xvtnn  ben? 
nod^  eine  33erufung  an  baö  ©eegerid^t  ftattfanb,  (bie  binnen  10  Sagen 
gefd^el^en  mu^te,  wenn  fie  gültig  fein  fottte),  fo  fottte  biefeö  bei  feinem 
Urt^eil  baö  ®uta(^ten  ber  2lelterleute  ju  ©lunbe  legen,  von  ©ad^en 
unter  10  ff.  an  SBert^  war  feine  älppeUation  geftattet. 

Seber,  ber  mit  Äom,  ^ottafd^e,  gering  u.  f.  w.  ©rojs^anbel 
treiben  wottte,  mufete  in  ber  Saufmannögilte  fein,  nur  ben  ©ül}t)er= 
wanbten  war  nad^  altem  SBraud^e  ber  ©aljl^anbel  geftattet.  —  3ltte 
faufmännifd^en  ©efd^äfte  fottten  auf  ber  SBörfe  (f.  6ap.  16)  abgemad^t. 


_    99    ^ 

jeber  Äauf  ben  uereibeten  SJlaflem  angezeigt  werben,  grembc  ©d^iffet 
unb  Äaufleute  burften  nur  bnxä)  aSennittelung  berfelben  mit  ßolberger 
Äaufleuten  ®ef d^äfte  abfiä^liegen.  — 

3n  biefer  ©eftalt  l^at  bie  alte  ©eglerJ^auöinnung  beftanben  biö 
jur  einf Urning  ber  ©täbteüerfaffung  im  Saläre  1808.  Sefet  ift  baö 
©egleri^auö  eine,  ni(^t  mel^r  bie  ganje  Äaufmannf(^aft  repräfentirenbe 
(Korporation,  bie  ©utad^ten  über  §anbel§^  xinb  ©d^ifffal^rtöfad^en  abgiebt. 
Slnfragen  ber  Siegierung  an  baffelbe  gelten  burd^  bm  SJtagiftrat,  feine 
Slelteften  werben  burd^  ben  3JJagiftrat  uereibigt.  Ueber  baö  SSet^amm^ 
lungögebäube  f.  ©.  50.  ®ö  würbe  jwar  1630  wieber  an  ber  alten 
©teile  aufgebaut,  aber  fpäter  an  ben  aWarft  t)erlegt  (SBenbeftra^e  unb 
aWarftedfe  S«r.  237). 

®a  feine  ©ewerferollen  auö  bem  3Jtittelalter  erl^alten  finb,  mand^e 
©ewerfe  überl^aupt  feine  f(^riftli(^  aufgejei(^neten  ©tatuten  befa^en, 
wie  j.  33.  bie  ©d^miebe,  bie  erft  1562  i^re  altl^ergebrai^ten  ©ewol^n? 
l^eiten,  „bie  biö  bal^in  n\ä)t  fd)riftli(^'  gewefen  waren",  vor  bem  SRatl^e 
unb  bem  SJogte  auff efeten,  fo  läjst  fi(^  über  bas  ©ewerf ßwefen  ber  ©tabt 
im  9Kittelalter  wenig  fagen,  über  bie  Suftänbe  beffelben  feit  bem  16. 
3a|irl^unbert  |ianbelt  ein  fpätereö  ©apitel.  3lcbm  ben  gewöl)nlid^ften 
ftäbtifd^en  ©ewerben  nennt  ba§  ©tabtbud^  um  1400  ^upferfd^miebe, 
©olbfd^miebe,  ©lafer  i/actor  fenestranm,  vüreator)^  ©c^iffbauer 
{iiam  fador),  Sräger  (Sier^  unb  Sonnenträger),  SortenbädEer  (pistor 
tortarum).  S)ie  SBaffen  anfertigenben  ©ewerbe  finb  fc^on  ©apitel  4 
©.  76  genannt.  SDie  SBerfmeifter  beö  ©d^ul^werfö  finb  1421  im  SSefifc 
eines  ©dtl^auf eö  an  ber  ^erfante  in  ber  3lä^t  ber  ©auftrage,  wo  fie  il^r 
Seber  gerben  laffen  (no(§  jefet  ift  bort  eine  ©erberei);  fie  l^aben  eine 
SSicarie  futtbirt  unb  t)ertl^eilen  ju  3Ki(^aeliß  auö  il^rer  Sabe  eine  gewiffe 
©timme  m  bie  3lrmen.  —  §ür  ben  ©efunbl^eitöjuftanb  ber  ©tabt 
forgte  ber  Siatl^  burd^  2lnftellung  eines  Slrjteö  {medicm  cimlatiSj  pliy- 
siciis  noster),  unb  eines  Sl^inirgen  (Cyrurgicus,  Cyrologtis).  aSon 
ben  Seilten  wirb  juerft  genannt  Mag,  3lmolb  ©rabow  (1413 — 1443), 
t)on  ben  ßl^irurgen  M,  Slmolb  3?agel  unb  M.  SubefinuS  1373.  Um 
1340  wirb  juerft  eine  Slpot^efe  erwftl^nt,  unb  fd^on  1380  fü^irt  bie  2lpo== 
tl^efergaffe  iliren  5Ramen  t)on  ber  ©tabtapotl^efe  in  bem  fpöteren  SBurfem 
gebdube. 

3Rand^e  SSeftimmungen  ber  Surfprafe  jeigen,  bafe  bie  2lrbeitsfreife 
ber  einjelnen  ©ewerfe  f(^on  in  ber  jweiten  §älfte  beö  15.  Sal^n^uti! 
berta  f d^arf  gegeueinanber  abgegrenjt  finb*    <S^  \\\.  w.  %o>x^\äjx^^\\^^ 


—     100     — 

be§  SRatl^ö,  bie  üerwatibten  ©eiDcrbc  in  il^rem  betriebe  gegen  einanber 
unb  gegen  grembe  ju  f(^üfeen,  toie  bie  &6)viS)maä)cx  unb  ßol^^ 
gerbet  im  ^ellfauf  gegen  bie  §ubefoper  (§äute!änfer).  S)aö  2^ud^ 
bürfen  bie  SBanbfi^neiber  nur  im  ©d^nitt,  bie  SBoHmeber  nur  an 
Äaufleute  t)erfaufen;  ju  beflimmten  Seiten  wirb  ber  SEBoIHauf  ju  ®un= 
ften  ber  SBoHmeber  unb  aSanbf (^neiber  verboten ;  frembe  Ärämer  bflrf en 
geroöl^nlid^  nur  brei  Sage  unb  nur  jtir  3eit  ber  Äir(ä^meffe  länger  aM^ 
fielen.  SDie  9lrbeit  manä)ex  ©eraerfe,  befonberö  ber  Söttd^er,  bereu  Som 
neu  auf  bie  ©d^pnenfd^en  aWärfte  gelten,  übermaiä^t  ber  SRatl^  unb  forgt 
für  ri(ä^tigeö  3KaJ3;  nur  l^albe  unb  ganje  S'onnen  bürfen  t)on  ben  Sött= 
d^em  gema(^t  unb  von  bem  3Warftmeifter  geprüft  werben.  2)ie  Srob^^, 
3=leifd^i  unb  Siertaje  beftimmt  er  na(§  ben  iebeömaligen  ^^reifen  beö 
Äom§  unb  3Sie]^s. 

3?eben  biefen  ©ilben  unb  ©emerfegenoffenfd^aften,  bie  bod^  immer 
eine  glei(^e  gemerblid^e  Sl^ätigfeit  jur  ©runblage  l^atten,  befianben  nod^ 
jmei  meltlid^e  Srüberfd^aften,  bie  ol^ne  Siüdffid^t  auf  baö  bürgere 
Ii(^e  ©efd^äft  eine  3lnja]^l  von  bürgern  enger  t)erbanben:  bie  ©d^üfeen^ 
gilbe  unb  bie  §errenburfe. 

S)ie  ©(^üfeengilbe  ^)  ifi  im  Saläre  1400,  in  einer  Seit,  mo 
ba§  beutfc^e  Sürgertl^um  bem  §öl^epunfte  feiner  3Kad^t  entgegen^ 
ging  unb  in  ben  größeren  ©d^roeflerftäbteu  fd^on  länger  äl^nlid^e 
©ilben  beftanben,  t)on  beti  beiben  Sürgermeiftem  §ermann  Sär^ 
malbe  unb  Seonarb  93abe  begrünbet.  S)ie  ftreitbare  Sürgerfd^aft 
war  baö  ftel^enbe  §eer  beö  SRatl^ö;  er  förberte  beöl^alb  gern  eine  ©im 
rid^tung,  meldte  baju  beitrug,  bie  SBel^rl^aftigfeit  ber  ©tabt  unb  bie 
SBaffentü(^tigfeit  ber  Sürger  ju  erl^öl^en.  S)ie  ©d^üfeengilbe  in  ©olberg 
beftanb  urfprünglic^  ni($t  bto§  äuö  ®en)er!ö^,  fonbem  aud^  auö  ©ilbe^^ 
genoffen,  bie  beiben  aSegrünber  waren  felbft  SRitglieber  ber  ©enoffen^ 
fd^aft,  unb  nad^  Sluömeiö  beö  Sobtenregifterö  berfelben  gel^örten  über 
anbertl^alb  Sal^l^unberte  aJlänner  auö  ben  angefel^enften  ®ef(^led^tem 
baju,  wie  ber  2)amife,  Seftin,  ©nette,  Älofe,  aWaö,  9lbebar  u.  f.  m., 
unb  t)on  bm  ©d^Ueffen  läfet  fid^  ol^ne  jeneö,  menigftenö  für  baö  15. 
3al;rl^unbert,  feine  filtere  ©tammtafel  entwerfen, 

S)aö  3iel,  na6)  weldöem  junäd^ft  mit  Slrmbrüpten  gefd^offen  würbe, 
war  l^ier,  wie  überatt,  ein  SBogel  auf  einer  ©tange,  „ein  ?ßapagei"; 
ber  ©d^üfeenplafe  war  auf  einer  SBiefe  vox  bem  aWül^lentl&or  nad^  bem 
©ieberlanbe  ju,  „ber  ßrt  jum  Papageien"  genannt.  SDie  ©innal^men 
b«  Äönigä  beftanben  in  6  ^funb  ©alj  unb  2  etten  Seibenfd^en  Sud^eö^ 


—    lOJ     — 

baju  geno^  er  für  baö  ^df)x  feiner  SWegienmg  grei^eit  von  aUeu  Saften 
ber  ©tabt.  Sllö  föniglid^eö  abjeid^en  jierte  feine  83ruft  eine  fd^roere 
filbeme  Siaube,  bie  er  nid^t  blo^  bei  bem  ©d^üfeenfefte,  fonbem  au(§ 
fonfi  bei  feierli(^en  ©elegenl^eiten  unb  an  ben  Sonntagen  in  ber  Äird^e 
tragen  mujgte.  SSBäl^renb  ber  tiefen  ©paltung  jwifiä^en  Siatl^  unb  SBürger« 
fd^aft,  bie  fid^  baö  ganje  16.  Sal^rl^unbert  J^inburdf;  raie  ein  fd^werer 
Sann  auf  bie  ©emütl^er  legte  nrü)  aHeö  frö^Iid^e  &eUn  aM  ber  ©tabt 
t)erfd^eud^te,  würbe  aud^  bie  „luftige  ^ßfingfigilbe"  eingefteltt:  t)on  1527 
bis  1598  ift  fein  SBogelfd^iefeen  gehalten.  Saß  bie  ©ilbe  jebod^  nid^t 
einging,  jeigt  eine  aSerl^anblung  im  ©tabtbud^e  vom  Saläre  1532,  nad& 
weld^er  bie  ^rot)iforen  berfelben,  ber  SWatl^mann  6lan)e§  Seömar  unb 
bie  Särger  ?ßeter  Sangenflein,  ©laweö  Äalfon)  unb  ©laroeö  §alfribber, 
im  SWamen  ber  ©ilbe  28  fl.  auf  7  aWorgen  beim  SBorroerf  pifd^en  bem 
§otjgraben  unb  ©tridferöberg  Helfen,  unb  1557  werben  bie  Statuten 
neu  aufgejeid^net  9JHt  ber  2Bieberaufnal^me  ber  g^eier  war  eine  aSer? 
legung  beö  ©(^ä^engartenö  in  bie  ©tabt  üerbunben  unb  par  an  bie 
©teile,  n)o  er  fi(^  nod)  l^eute  befinbet.  S)en  SRaum  pifi^en  3Wauer- 
graben  unb  bem  „SRunbel"  mit  hm,  SBifl^aufe  auf  ber  aWauer,  weld^en 
ber  SRatl^  ber  ©ilbe  bamalö  überließ,  brad^te  biefe  fpäter  fäuflid^  an 
Tid^  unb  errid^tete  l^ier  1661  ein  neues  ©ebäube,  beffen  erbauungöun^ 
foften  jum  2^eil  auö  bem  ®rlöd  eines  üerfauften  filbemen  108  2ot^ 
fd^weren  Sed^erö  gebedft  würben,  weld^en  bie  ©ilbe  frül^er  vom  ©egler? 
I^aufe  gefauft  l;atte.    ©tatt  beffen  würbe  fpäter  ein  neuer  angefd^afft. 

alte  ßolberg  unter  bie  branbenburgifd^e  §errf(^aft  fam,  gewann 
aud^  bie  ©d^üfeengilbe  einen  neuen  2luff(^wung.  35er  große  Äurfürfi 
gewäl^rte  1664  bem  ©d^üfeenfönige,  beffen  ®inna]^men  am  ber  Äämmerei^ 
faffe  auf  1  ^fimb  ©alj  unb  2  ©Hen  §ofentu(^  gefunden  waren,  eine 
Sulage  von  30  Si^alem  aus  ber  Slccife  unb  balb  no(^  von  15  S^alem 
SWatrifelgelber,  außerbem  ^rei^eit  von  allen  bürgerlid^en  auflagen. 
S)amafe  würben  bie  alten  ©tatuten  unb  ©ewol^nl^eiten  in  neuer  ??affung 
aufgejeid^net 

3ln  ber  ©pi|e  ber  ©ilbe  ftanben  l^iernad^  t)ier  tjon  ber  ganjen 
©d^üfeenbrüberfd^aft  gewäl^lte  Slelterleute  mit  vxex  Seififeertt.  2)ie 
Slelterleute  l^atten  bei  gefeHigen  3ufammen!ünften,  namentlid^  bei  bem 
Äönigöfd^ießen,  einen  befonberen  2ifd^,  an  bem  fein  3lnberer  ^lafe  nel^^ 
men  burfte,  vkx  ©d^affner  beforgten  bie  äußere  JOrbnung.  ®ö  war 
alte  ©afeung,  baß  ber  Äönig  nid^t  übel  berü(^tigt  fein  burfte,  baß  er, 
wie  oud^  feine  grau  unb  feine  Äinber,  aus  red^tem  ©l^ebette  geboren 


—     102    — 

fein  mußte.  S)en  t)ter  iütigften  SBtübertt  lag  bie  ^Pffid^t  ob,  am  SSor- 
abenb  beö  ©d^üfeenfefieö  bie  Saubung  auf  bcm  aWarfte  511  erbauen; 
benn  am  ^fingft  unb  ©(ä^tifeenfeft  ^nüdU  fid^  bie  ©tabt,  3Karft, 
SRatl^l^auö,  ja  felbft  bie  Äirc^en  nad^  uralt  l^eibnifd^em  Srauiä^e  mit 
grünen  aWaien.  SDaä  geft  begann  am  britten  ^^fingftfeiertage  nad^  ber 
^rebigt  um  brei  Ul^r  mit  frömmeln,  pfeifen  unb  Subeln  hmä)  bie 
©tabt.  2)er  Äönigöf(3^uj3  fanb  am  SBerfeltage  mi)  ^fingften  jlatt. 
S)er  neue  Äönig  mürbe  mit  einem  Äranje  auf  bem  Raupte  an  ben  Sifd^ 
ber  9lelterleute  gefül^rt,  ^i^  mürbe  il^m  ein  JBißfommen  aus  bem  fit 
htxnm  33e(^er  getrunfen  unb  bie  Saube  umgel^ängt.  SKitglieber  be§ 
SRatl^ö  begleiteten  ben  Äönig  ju  beiben  ©eiten  bei  feinem  e^epjuge  burd^ 
bie  ©tabt  58orauf  jog  ber  allein  jum  SBlafen  berechtigte  ©tabtpfeifer; 
fo  mürbe  er  von  feinem  §auptinftrumente  genannt,  obmol^l  er  unb  feine 
©efeUen  fi(^  aud^  auf  baö  „S^rerfpiel,  SSiebeln  unb  Sutenf dalagen" 
t)erftanben.  2lm  3lbenb  beö  g^efteö  mar  große  ©ilbe,  ©d^mauä  unb 
Sanj  auf  bem  Jtatl^l^aufe,  fpater  in  bem  ©(^üfeengarten,  mo  fi(^  bie  im 
Sauf  eines  Sai^res  aufgefammelte  Suft  mitunter  in  fo  unbänbiger  SBeife 
äußerte,  baß  bie  ©(^affner  alle  §änbe  doH  ju  t^un  l^atten,  um  ^rieben 
unb  Orbnung  aufredet  ju  erl^alten. 

3lls  ©lieber  ber  ©(^ü^engilbe  mürben  ni(^t  bloß  bie  aWantier, 
fonbern  aud^  bie  g^rauen  angefel^n,  ber  ©d^üfeengarten  biente  besl;alb 
überl^aupt  als  gefelliger  ajlittelpunft  ber  ©(^üftenbrüberfamilien,  unb 
roenn  ein  33ruber  ober  eine  ©d^mefter  ftarb,  fo  mar  bie  ganje  ®ilbe, 
SBrüber  unb  ©d^meftern,  uerpflid^tet,  ber  ßeid^e  bas  lefete  ©elcite  ju 
geben.  — 

S)ie  iefeigen  (Sinnal^men  bes  ©d^üfeenfönigs  belaufen  fi(^  auf 
19  Si^lr.,  xoovon  berfelbe  1  %^x,  an  ben  ©(^eibenjeiger  ju  geben  l^at. 

5Die  Slufjeid^nungen  ber  Surfe '')  reichen  nur  bis  jum  Saläre  1510 
jurüdf,  unb  bas  Sal^r  ber  ©rünbung  ift,  unbefannt.  SDo(^  fann  trofe 
bes  9Kangels  an  älteren  3la^x\^Un  über  ben  urfprünglid^en  3medf  ber- 
felben  fein  3meifel  obmalten.  2)cr  5Kame  meift  auf-3fnHam  l^in;  bort 
Ratten  Äaufleute,  bie  ben  ©ommer  auf  ber  ©(^onenfd^en  SBitte,  ben 
SBinter  in  il^rer  Sßaterftabt  jubrad^ten,  im  15.  Sai^rl^unbert  eine  gleidj- 
namige  SBerbinbung.  2lu(^  bie  ßolberger  Surfe  mar  urfprünglid^  eine 
faufmännifd^e  ®enoffenf(^aft,  „bie  Srüberfd^aft  fei  megen  ber  ©ommer- 
cien  jur  Seförberung  ber  Äaufmannf(^aft  begrünbet",  l;eißt  es  in  ber 
SBeftätigungSurhmbe  g^riebrid^  SBit^etms  I.  üom  Sciljre  1657;  besl^alb 
ließ  fie  fid^  ben  Vertrag  ber  l;anfefd^en  ©täbte  aus  bem  Saläre  1596 


—    103    — 

t)om  ©tabtfd^reibcr  mittl^cilett,  unb  bie  3lufjeid^nungen  ber  Surfenbüiä^er 
auö  bem  16.  Sal^rl^imbert  jeigen,  baj3  in  ber  SBurfe  nid^t  feiten  §an= 
betegef(^äfte  abgema(3^t  finb. 

^teilid^  war  f(3^on  früf;  etoaö  Stnbereö  l^injugetommen,  wobutiä^ 
ber  urfpröngliiä^e  Btoed  t)erbe(it  unb  in  ben  ^intergrunb  gebrängt  würbe. 
3n  hen  §anfeftäbten  Sübed  nnb  SRoftod  l^atten  fid^  bie  ©tabtjunfer  ju 
S3rüberf(j^aften  äufammengef(^toffen,  bort  in  ber  6irfelbrüberf(3^aft,  l^ier 
in  ber  3unfergefeßfd^aft.  3n)ifd^en  jenen  ©täbten  unb  ßolberg  beftanb 
immer  ein  lebl^after  SSerfel^r;  3afob  §olf,  Sürgermeifter  in  Sübed,  wax 
ein  Sruber  beö  ©olberger  Sürgermeifterö  5Bincentiuö  §otf,  unb  er  imb 
fein  mei^rfac^  in  ßolberg  '\iä)  aufl^altenber  ©ol^n  ©egebobe  waren  aJlit:= 
glieber  ber  6ir!elbrüberf($aft  in  Sübed.  5Diefe  lebl^afte  SSerbinbung 
fonnte  leidet  ben  3lnfto§  jur  Silbung  einer  äl^nlid^en  ®enoffenf(3^aft  in 
©olberg  geben,  mo  fid^  fd^on  in  bem  ariftofratifd^en  ßl^arafter  ber  t)or= 
nel^men  ©ilben  eine  gute  ©runblage  baju  rorfanb.  SJielleid^t  finb  e§  bie 
§olfö  geroefen,  meldte  bie  Äaufmannöburfe  in  ßolberg  in  eine  §errenburfe 
umroanbelten  unb  fo  bem  ©tabtiunfertl^um  einen  gefeUfd^aftlid^en  3ufam^ 
menfd^lufe  gaben.  3n)ifd^en  SRatl^  unb  Surfe  beftanb  immer  eine  enge 
aSerbinbung:  im  Solare  1510  finb  fämmtlid^e  Sürgermeifter  unb  Räm^ 
merer  alö  SKitglieber  aufgefül^rt,  unb  nod^  1750  foHte  ftatutenmäfeig 
von  ben  mx  Slelteften  ber  ©Übe  menigftenö  einer  ein  Sftatl^mann  fein, 
eine  Seftimmung,  bie  erft  1824  aufgel^oben  würbe.  SDer  Srilberf(^aft 
flogen  bes^alb  anä)  mand^e  fleine  SBortl^eile  an^  ber  Äämmereifaffe 
ju:  ber  Kämmerer  beforgte  bie  ^Reparaturen  am  Surfengebäube  (1599) 
unb  ben  Srübern  mar  t)erftattet,  ben  §oljbebarf  für  aSurfenäwede  mit 
eigenen  ^ferben  au§  bem  ©tabtmalbe  ju  Idolen. 

©eit  bem  16.  Sal^rl^unbert  erfd^eint  bie  SSurfenbrüberfd^aft  jugleid^ 
als  bie  oomel^mere  ©d^üfeengefeßfd^aft;  bie  ©d^üfeengilbe  wirb  me^r 
eine  ^anbmerferoerbinbung.  S)aB  ber  Unterfd^ieb  fein  urfprünglid^er 
mar,  unb  bie  ©d^üfeengilbe  nod^  bas  15.  Sal^rl^unbert  l^nburd^  bie 
^atricier  wie  bie  §anbmerfer  umfd^log,  jeigt  ba§  oben  ermäl^nte  Sob^^ 
tenregifter.  @rft  feit  Anfang  beö  16.  Sal^rl^unbertö  fangen  bie  Dor:^ 
nel^men  Jiamen  an  barin  ju  fel^len.  S5a§  aSogelfd^iegen  ber  Surfe  ift 
ba^er,  wenn  eö  mirflid^  von  3lnfang  an  bamit  t)erbunben  mar,  urfprüng= 
lid^  alö  eine  SRebentl^ätigfeit  berfelben  anjufel^n.  35ie  @inrid^tungen 
babei  entfprad^en  hemn  ber  ©d^ü^engilbe.  ©ine  filbeme  Saube  bilbete 
aud^  l^ier  ben  ©d^mudE  beö  Äönig§,  feine  ®innal^men  unterfd^ieben  fid^ 
von  benen  beä  ©d^üfeenlönigö  nur  baburd^,  ba§  fie  etwcÄ  ^%^  \c^^\^nx\ 


—     104      - 

er  erl^iett  auö  ber  Äämmercifaffe  6  ^^funb  ©alj  imb  3  (SHen  Seibeu^ 
\6)i\\  2u(3^eö  unb  fpäter  50  Später  au§  ber  Slccife. 

2)ie  Serrüttung  ber  ©tabt  im  16.  3al^rf)unbert  f^eiut  aud^  auf 
bie  3}urfenbrüberf(^aft  nai^tl^etlig  eingeroirft  ju  l^aben:  lange  Saläre 
unterblieb  baö  ©(^ie^en  na(^  bem  Sßogel,  erft  1621  würbe  ber  ©d;üfeem 
wall  l^inter  ber  Surfe  neu  eingeweiht  unb  par  mit  ©d)ie§en  wai)  ber 
©d^eibe,  bie  jefet  ben  i'ogel  t)erbrängte.  S)ie  SEBittwe  unb  bie  ©rben 
beö  legten  ©d^üfeenfönig§  ber  Surfenbrüber,  beö  SBürgermeifterö  ®eorg 
t),  93raunf(^n)eig,  überreichten  babei  bie  filberne,  55  Satire  in  aSerraal^^ 
rung  gel^altene  Saube  mit  einem  r]^einif(^en  ©ulben  im  ©d^nabel. .  S)ie 
Seit  beö  breigigjä^rigen  Äriege§  brad^te  bie  Srüberfd^aft  ber  3luflöfung 
nal^e:  bie  Äaiferlii^en  jerftörten  ben  ©(^ießwaU,  unb  in  bem  Surf enf aal 
mürbe  fat^iolifd^er  ©otteöbienft  gel^alten  unb  3Weffe  gelefen. 

3Wit  ber  SBranbenburgifd^en  §errfd^aft  fam  aud^  für  bie  Surfe 
eine  beffere  3eit.  S)ie  Srüberfd^aft  üerftärfte  fi(^  burd^  bie  Sereinigung 
mit  ber,  ebenfalls  auä  3Jlitgliebem  angef eigener  g^amilien  beftel^enben 
fogenannten  „Sungen  SKanneö^"  ober  „Sunger  ©efeHen-ßompagnie", 
beren  urfprünglic^er  SmedE  mar,  ben  9Kitgliebem  ein  el^rlid^eö  Segräbnij^ 
ju  t)erf(^affen.  S)ie  ©efellfd^aft  ift  fonfi  unbefannt  unb  über  il^r  älter 
ift  feine  3lngabe  t)or]^anben,  bod^  ift  auffallenb,  ba§  in  SübedE  fc^on  im 
14.  Sa^r^unbert  bie  ©irfelbrüberfd^aft  fid^  in  jmei  ©efettfc^aften  glie^ 
bert:  bie  ber  §erren  unb  bie  ber  ©efeHen,  ber  jungem  lebigen  SKöpi- 
ranten  jur  ©ilbe.  @ö  mag  in  ©olberg  früher  ein  ä^nlid^e§  Serl^ältni^ 
beftanben  l^aben.  — 

SDer  gro^e  Äurfürft  begünftigte  gerne  ©inrid^tungen,  meldte  bie 
SQBel^rl^aftigfeit  ber  Set)öl!erung  t)erftärften;  „in  Setra(^t  beö  großen 
5Ru|enö,  fo  bie  Uebung  beö  ©d^eibenfd^ießenö  in  üomel^men  ©tobten, 
fonberlid^  in  g^eftungen  l^at,  mürbe  ber  aud^  wegen  nü^lid^er  Uebung 
im  ©d^eibenfd^iegen  gegrünbeten  ßompagnie"  für  i^ren  fiönig  50  S^ialer 
auö  ber  2lccife  bewittigt.  SDafür  fottten  bie  Surfenbrüber  nid^t  bloß 
mit  „Süd^fen,  fonbern  aud^  mit  3Ru§feten,  S)oppell^afen  unb  größerem 
©efc^üfe  fid^  ju  üben  obligirt  fein."  2)ie  Srtiberfd^aft  erhielt  beö^alb 
1673,  als  nur  wenige  jum  ©d^ießen  gefommen  waren,  t)om  ©ouoemeur 
ber  g^eftung  burd^  ben  3fiatl^  bie  aWal^nung,  „fi(^  mit  gleiß  be§  ©(^ießenö 
JU  gebraud^en,  ba  fie  fonft  il^re  ^rioilegien  verlieren  würben." 

SDer  Äönigöfd^uß  würbe  im  17.  S^i^rl^unbert  am  erften  SEBerfeU 
tage  na(^  Sol^anniö  abgel^alten,  unb  bie  Sitte,  baß  ber  Surfe  ju  i|ifem 
gefte  ein  in  ber  Sol^anniänad^t  gefangener  Sad;§  geliefert  würbe,  jeigt,^ 


—    105    — 

baJ3  Mefer  Sag  altl^crgebrad^t  war,  S)ie  geftfeier  war  ber  beß  ©(ä^ü^eii^ 
fefteö  äl^nU(^.  S)cr  Äönig  würbe,  t)on  jtüei  9iatl^öl^ertn  begleitet,  mit 
^aufenf(^lag  unb  Srotnpetenblafen,  feit  bem  16.  Sal^rl^unbert  unter 
SÖtterfnaH,  auf  bie  Surfe  gefül^rt.  SDenn  feit  bie  ©d^ugröoffe  attgemeirt 
übliö)  geiüorben  war,  gel^örte  bei  ge[tli(^feiten  ba§  ©(^ie§eu  in  ber 
©tabt  ju  ben  Seibenfd^aften  ber  Bürger,  unb  wieberl^olt  wirb  im  16. 
Sai^rl^unbert  ben  SGBerfen  bei  il^ren  Umjügen  baö  ©d^iefeen  auf  ben 
©trafen  unterfagt  unb  auf  bie  ^läfee  t)or  ben  2lmtl^äufern  bef(3^ränft. 
2lu(ä^  ben  Surfenbrilbem  war  baö  ©d^iefeen  fpäter  nur  vox  ber  Surfe 
geftattet,  n)urbe  l^ier  aber  mit  fold^em  ©ifer  betrieben,  baB  bie  3laä^baxn 
ju  Seiten  flagten,  vox  bem  anbauemben  Ärac^en  ftürjten  i^nen  bie 
§äufer  ein. 

3n  ber  SKnffamer  Surfe  ift  bie  3af)l  ber  SDlitglieber  auf  l^ö(^ftenö 
30  feftgefefet,  bie  ßolberger  f(^eint  in  älterer  3eit  !aum  fo  ftarf  gerae* 
fen  ju  -fein;  im  Saläre  1521  waren  eö  21,  1532  25,  1600  27  aKit= 
glieber,  erft  feit  1673,  feit  ber  Sereinigung  mit  ber  Sungen  ©efeHen^ 
ßompagnie,  unb  feit  man  anfing,  mä)  bena(^barte  ©beHeute  aufjunel^^ 
men,  ftieg  bie  3al^t  über  30.  —  3laä)  alter  ©itte  l^atten  ani)  bie 
©eiftlid^en  3utritt.  &n  Mag.  ©ionpfiuö  ©d^mieb  wirb  1510  alö  miU 
glieb  genannt,  „^t  aber  gemeiniglid^  ben  unterften  ?piafc  gel^abt" ;  unb 
1532  gel^örten  fed^§  lutfierifd^e  ^rebiger  baju,  barunter  3?if.  kleine, 
ber  ßolberger  ^Reformator,  unb  ßrolom,  fein  J^ertjorragenbfter  3Kit!äm:= 
pfer,  ein  3eugniJ3  für  bie  ©teHung,  welche  Surfe  unb  ^Patri'ciat  in  ber 
©tabt  jur  ^Reformation  einnal^men.  3tn  Saläre  1607  ließen  \iä)  fämmt^ 
lid^e  ^rebiger  ber  ©tabt  aufnel^men.  3Wan(^er  angefel^ene  9Wann  ift 
aWitgtieb  ber  Srüberfd^aft  gewefen,  unb  aud^  ©neifenau  ifi  1807  ber 
aSßiHfommen  auö  bem  ®tennl^ornbe(^er  jugetrunfen  morben. 

SBie  alle  ©enoffenfd^aften  beö  SDiittelalterö  foHte  aud^  bie  Surfen^ 
„fratemität"  eine  mirftid^e  Srüberf(^aft  fein,  ein  inniger  Serbanb  mit 
gemütl^Udier  Si^eitnal^me  ber  3Ritglieber  für  einanber  in  greub  unb  £eib, 
in  gefeHiger  Unterl^altung  unb  in  gemeinfamer  Sobtenbeftattung.  S)ie 
©eburt  eines  Äinbeö  in  einer  Surfenbruberfamilie  feierte  bie  ganje 
©enoffenfd^aft  mit,  ber  Äinbtaufoater  gab  eine  „^orlemfe",  unb  atö 
bie  Srüber  (1535)  von  ^eter  §ol^en^aufenö  ^orlemfe  fortgingen,  bete^ 
im  fie  „©ott  gebe  unö  feine  göttlid^e  ©nabe  unb  alle  Sal^r  eine  foldje 
^orlemfe."  S)em  geftorbenen  Sruber  gab  bie  g^raternität  ha^  lefete 
©eleite,  jebeö  SWitglieb  mar  baju  t)erpflid^tet,  unb  ein  SJluöbteiben  jum 
britten  SIRal  mürbe  mit  Sluäftofeung  beftraft.    SDaö  in  ältexer:  ät\l  >i&^N&{^ 


—    106    — 

^Tragen  ber  £ei(]^e  bxxxä)  bic  33rüber  würbe  1G85  abgcfi^afft  unb  Qt^m 
Sejal^Iung  ber  el^rfamen  Stofenjunft  übertragen.  ®ö  galt  als  SluSjetiä^^ 
nung  in  ber  ©tabt,  wenn  man  fi(ä^  bei  Seii^enbegängniffen  beö  Safenö 
unb  ber  Saläre  ber  33räberf(^aft  bebienen  biirfte.  3?o(^  im  18.  Sal^r- 
l^unbert  roax  bief elbe  J)ur(3^  il^ren  fiar!en  ßorpögcifl  befannt,  unb  wenn 
bie  2)amen  fi(3^  an  ben  beiben  Surfentagen  jum  Sali  begaben,  würben 
fie  von  ber  ©tragenjugenb  mit  Kletten  beworfen,  als  einem  ©gmbol 
feften  Sufammenl^altenS. 

3n  ben  Surfenauf jei(^nungen  maä)t  ^iS)  am  meiflen  bie  gefenfd^aft:^ 
lid^e  Seite  ber  Srüberfi^aft  geltenb.  3n  bem  16.  Sal^rl^unbert  fommen 
bie  aWitglieber  alle  3Kittage  um  2  Ul^r  auf  ein  „gute«  ®efprä(^"  jufam^ 
men,  alle  SWonate  finbet  eine  größere  ©offation  fiatt,  bie  längfte,  a(3^t 
Sage  bauembe,  ju  g^aftnad^t.  S)ie  Unf ofien  werben  au§  ©traf gelbem, 
abgaben  bei  Käufen,  SBettertragen  u.  bergl.  beflritten.  ©in  ®eifili(]^er, 
ber  ©oml^err .  würbe,  gab  4,  ein  neuer  Sürgermeijler  2  Sonnen  Sier. 
SSon  ber  3lrt  ber  Unterl^altung  avf  ber  Surfe,  bem  Sul^alt  ber  bort 
gefül^rten  ®efprä($e  imb  mitunter  mä)  ber  ungef(^la$ten  Slol^l^eit,  bie 
in  jener  Seit  anä)  in  gewäl^lter  ®efeHf(^aft  ni(3^t  fel^lte,  geben  bie  in 
ben  2lufjei(3^nungen  ber  Surfe  aufgefül^rten  SIBctten  unb  mit  ®elbbuBe 
beftraften  Serftöj^e  gegen  bie  gefettf(^aftli(^e  Drbnung  eine  Sorftellung. 
3Kan  wettete,  ob  bie  ^eft  t)or  29  ober  30  Salären  in  ©olberg  gewefen, 
ob  jweimal  l^unbert  ®ulben  ebenfomel,  ober  mel^r  fei,  afe  jweil^unbert, 
ob  ein  ^ferbefopf  bie  Sänge  einer  ßolberger  Siertonne  l^abe,  ob  Mafr. 
SDibnpfiuö  no(3^  in  bemfelben  Saläre  ^riefter  werbe;  Salentin  ^rifee 
wettet,  bie  fteinernen  Äugeln,  bie  König  ©tepl^an  t)on  ^olen  in  bie 
©tabt  SDanjig  l^abe  werfen  laffen,  unb  bie  bort  neben  bem  SRatl^l^aufe 
lägen,  feien  fo  l^od^,  wie  ber  Sif(^  am  Kachelofen  in  ber  Surfe,  unb  eö 
wirb  beöl^alb  eine  befonbere  2lnfrage  nad^  S)anjig  gerichtet.  3Ran  wettet 
um  ein  ©tübd^en  Sffiein,  eine  l^albe  ober  ganje  Sonne  Sier,  au(^  um 
®ßwaaren,  wie  ein  Bä)oä  6ier,  ©d^infen,  ^öfelfleifi^,  ©(ä^weinefopf, 
§afen  u.  bergl.,  unb  ber  Kämmerer  Sröfer,  ber  in  einem  SSBettrennen 
ju  ^ferbe  jwifd^en  ber  „fulen  Sefe"  unb  ber  aWünbe  befiegt  war,  mu^e 
ber  Srüberfd^aft  1  ©(ä^infen,  2  ©tüd  Ku^fleifd^,  2  aWettwürfte  unb 
4  ©(j^effel  §afer  geben.  — 

©treit,  ©d^lägereien  unb  Serwunbungen  fel^len  aud^  l^ier  ni(ä^t, 
wenn  bie  Köpfe  bnxä)  Sier  unb  SBein  erl^ifet  finb.  35arum  ift  bie  Se^^ 
ftimmung  getroffen,  baß  feiner  mit  f(ä^arfen  SBaffen  fommen,  fie  wenig- 
ften$  bei  bem  ©^enfwirtl^  abgeben  foQ.    ^  ift  f(i^mer}lid^  p  fagen^ 


—    107    — 

baß  nx^t  fetten  anä)  für  unanftänbige  äluffül^ning  SSujsen  von  4 — 8  ß 
erl^oben  werben  mußten. 

©ie  ©trafgeroalt  auf  ber  Surfe  ftanb  beu  mer  Surfenätteften 
unb  bem  Äönige  ju,  biefe  würben  hm^  bie  ©(ä^affner  unb  beu  SBirtl^ 
von  ben  t)orfalIenben  ©treitigfeiten  in  Äenntniß  gefefet,  unb  il;rem 
©pru(ä^e  l^atten  fi(^  bie  Parteien  ju  fügen.  2lte  einmal  bie  Parteien 
il^ren  ©treit  bennod^  vor  ba§  ©tabtgerid^t  gebrad^t  l^atteit,  würben  fie 
bafür  mit  einer  ©träfe  von  10  Spätem  unb  einer  l^alben  Spönne  Sier 
belegt. 

S)a  bie  ätteflen  Slufjeid^nungen  wenig  über  bie  5Reformation§jeit 
l^inauöreid^en,  fo  erf(3^eint  bie  religiöfe  ©eite  ber  SBrüberfd^aft  fd^on  üer^^ 
blaßt,  ©ie  wirb  gleid^  ben  ©ewerfen  il^re  gal^nen  unb  Säume  gel^abt 
l^aben,  mit  benen  fie  bei  ben  großen  ^rogeffionen  aufjog,  unb  bie 
©d^Iußworte  beö  Surfenbud^ö  von  1511  salee  regiiia,  maier  miseri- 
cordiae^  vitae  (kilcedOj  spes  iiostra^  salce^  ad  le  clamarmis^  t)ieEei(^t 
alö  §9mnuö  in  ber  Surfe  gefungen,  jeigt  eine  Sejiel^ung  ber  Surfe 
auf  bie  Sungfrau  aWaria,  DieHeid^t  ber  ©(^ufel^eiligen  ber  Srüberfd^aft. 
(Ueber  baä  Surfengebäube  f.  ©.  53 ;  üielleid^t  ift  aud^  l^ierfier  ju  jiel^n 
©.  74  Seile  21  ff.) 

Jlad^  bem  neueften  ©tatut  werben  bie  2lelteften,  bereu  immer  no(^ 
uier  finb,  alle  3  3a(;re  gewälilt;  fie  unb  ber  jebeämalige  £önig  reprä^ 
fentiren  bie  ® ef ellf(^aft ;  nur  foK  in  wi(^tigeren  3lngelegenljeiten,  alä 
%n^  unb  Serfauf  von  ©runbftüdfen,  bie  ®eneralt)erfammlung  gel;ört 
werben.  —  S)a§  ©d^ieß^aus  ift  aus  ber  ©tabt  in  bie  3Jiai!u^le  verlegt. 

SDer  SDarfteHung  ber  ßolberger  ®ewerf§==  unb  ©ilbenjuftänbe 
fd^ließt  fidl;  am  beften  an,  waö  fonft  über  'oa^  öffentlidje  uub  gefettige 
^thtn  in  ber  ©tabt  im  3Wittelalter,  über  bie  Sermögenö^)er|)ältniffe  ber 
Sürger,  über  greife  unb  SBertl^e  überliefert  ift,  fo  weit  biefelben  nid^t 
in  ber  ^anbelö^  unb  ©üljengefd^id^te  (6ap.  6  unb  ©ap.  7)  berül^rt  finb. 

3u  ben  ©egenftänben,  weld^e  bie  ©orge  beö  SRatl^s  in  Stnfprud^ 
nal^men,  gel^örten  aud^  bie  großen  Solföluftbarfeiten,  bie  in  ber  gewalt^ 
tl^ätigen  Seit  tei(^t  einen  wilben  unb  gefä^rlidEien  ß^arafter  annalimen. 
3)ann  war  e§  boppelt  nötl^ig,  baö  Serbot  in  ©rinnerung  ju  bringen, 
baß  feiner  mit  feinbli(^er  SEBaffe  auf  ber  ©traße  gel^n,  feiner  bem  anbem 
auf  ber  ©traße  „Sorl^alt"  tl^un,  ober  in  feinen  üier  ^fä^len  ©ewalt 
jufügen  fott.  gür  bie  g^eier  be§  „luftigen"  f^fingft  unb  beö  ©d^üfeen^ 
fefteö  l^atte  ber  SRatl^  fi(^  1480  entfd^loffen,  bie  ©d^affnerinnen  in  ben 
einjelnen  ®^werfen^  bie  fonft  jur  jOrbnung  ber  ^^ftlid^feiten  von  ben 


—     108    — 

3Äeiflerfrai!cn  getoäf)It  wiirbeii,  felbft  jii  ernennen,  um  bie  Erneuerung 
von  3änfereien  ju  t)erl^flten,  weld^e  bieö  g^eft  in  frül;eren  Sahiren  ge^ 
ftört  l^atten.  —  S)eu  alten  a3rau(3^,  am  ^afteHabenb  in  feltfamen  SBcr^ 
mummungen  in  ber  ©tabt  von  ^an%  ju  §auö  [;erum  ju  laufen,  unter:= 
fagte  ber  dtatJ)  ben  jungen  Seuten  nid^t,  boä)  verbot  er,  mit  geroaffneter 
§anb  }u  laufen  unb  gegen  3lnbere  Uebermutl^  ju  üben. 

Steigung  jur  Ueppigfeit  bei  Äinbtaufen  mib  §od^jeiten  war  fo 
gut,  wie  anberöroo,  anä)  in  ßolberg  ju  befämpfen.  „Srutlad^t  unb 
Äinbelbier"  fott  man  galten,  mie  bie  „©d^ra"  (®efefc)  auäraeift.  Sttn 
©efd^enfen  follen  feine  ^elje  unb  Su^e,  au(|  nid^t  mel^r  alö  8  ß 
^at^engelb  gegeben  werben  bei  ©träfe  von  12  aWarf  lobigen  ©ilberö; 
nur  Sraut  unb  Sräutigam  bürfen  fid^  befd^enfen,  bie  ©efd^enfe  Ruberer 
an  Znä),  §emben,  ©d^ul^  finb  unterfagt.  2)ie  neut)ermäl^lten  e^emän:= 
ner  unb  bie  Äinbtaufüäter  muffen  bei  bem  näd^fien  S3ärgerred^te  t)or 
bem  Statte  erfd^einen  unb  fd^roören,  ba^  fie  be§  SWat$ö  ®ebot  beobad^tet 
l^aben.  SBie  aud^  in  2üUd,  mirb  ber  Slufroanb  in  Äleibung  nad^  bem 
SSermögen,  nid^t  wie  fpäter,  nad^  bem  ©tanbe  befiimmt.  Äeine  grau 
barf  ©pangen  tragen,  v)enn  ber  3Wann  nid^t  1000  SWarf,  unb  feine 
Sorten,  roenn  er  nid^t  100  fl.  t)erfd^ofet. 

2Bie  fel^r  eö  fonft  in  ber  3ii(^tung  ber  Seit  lag,  bafe  ber  3latl^ 
für  bie  Slrmutl^  ©orge  trug,  fo  l^atte  er  bod^  ein  fd^arfeö  2luge  auf  bie 
l^erumlungemben  Slrmen.  ©ie  follen  jur  Seit  be§  Slufteö  auf  baä  gelb 
ge^en  unb  arbeiten,  unb  bie  nad^  ?ßreufeen  laufen,  um  bort  bei  ber 
ernte  ju  l^elfen,  foKen  SßJeiber  unb  Äinber  mitnehmen.  ,  grembe  SBettler 
erl^alten  fein  ©eleit,  ebenfo  wenig  frembe  S3auent,  bie  fid^  ber  Untere 
tl^änigfeit  burd^  ©rlangung  beö  Sürgerred^tö  entjie^en  wollen,  benn  ber 
©d^uft,  ben  bie  ©tabt  il^nen  gewäl^rt,  fann  biefe  leidet  mit  ben  in  i^rem 
SRed^te  gefränften  §erren  in  gelobe  bringen.  3)od^  entl^alten  bie  ©tabt? 
büd^er  einzelne  Seifpiele,  aus  benen  l^eroorgel^t,  ba^  fid^  ber  3iat^  ber 
eingelaufenen  SBauem  wenigfienö  annal^m.  ©o  t)ermittelte  er  jwifd^en 
Sonniges  ©lafenapp,  ber  bie  Sluslieferung  eines  nad^  ©olberg  entlau:^ 
fenen  Säuern  forberte,  um  ben  §of  feines  SBaterS  wieber  ju  bebauen, 
unb  bem  entlaufenen  einen  SBertrag,  nad^  weld^em  jener  gegen  eine 
Sa^lung  üon  8  fl.  feine  Slnfprüd^e  aufgab,    (©tabtb.  1483.) 

®anj  befonbere  SBad^famfeit  bes  SRatl^s  erforberten  bie  großen 
Sa^rmärfte  ber  ©tabt:  5Der  JDelmarft  nad^  gaflnad^t,  auf  ben  ein  ^ferbe* 
marft  folgte,  unb  ber  „5Domenif",  bie  große  Äird^meffe  nad^  bem  lieben 
grauentage  (2.  ^uli),  bie  8,  fpäter  14  Sage  bauerte,    Sie  am  ©onm 


—     109    — 

tage  t)orl^cr  tjorgelcfeiu  Surfprafc  fc^ärft  noä)  einmal  ein^  rid^tige« 
@ewxä)t  unb  SWafe  jxi  i)aUn;  alle,  bie  frembe  SBaaren  bringen,  l^aben 
8  Sage  lang  freies  ©efeit,  mit  Sluönal^me  ber  SSerfefteten,  ber  Äiriä^en- 
bred^er,  2Korbbrenner,  ©trajsenrduber  unb  berjenigen,  bie  ben  Sürgem 
ber  ©tabt  ju  SEBaffer  unb  ju  Canbe  ©(^aben  jufügen.  Seber  SBirtl^ 
mug  fel^n,  men  er  bel^erbergt,  benn  er  ifi  für  feinen  ®aft  t)erantn)ortti(^. 
2)ie  fremben  JTud^l^änbler  muffen  il^re  eingebraiä^ten  Zvid)e  auf  baö 
SBanbl^auö  f(^affen  unb  bürfen  bort  imr  in  ganjen  fiafen,  ni(^t  im 
Sluöfd^nitt  Derfaufen,  5Ri(^t  bloß  ber  3Warft  ift  mit  ben  Suben  ber 
3Ser!äufer,  bie  il^re  beftimmten,  nad^  bett  ©eroerfen  georbneten  ^Mä^e 
l^aben  —  fo  fifeen  bie  ©rünl^öferinnen  am  „ilaf"  (oranger)  —  befefet^ 
no(^  in  bie  anftofeenben  ©trafen  reichen  bie  33ubenreil^en  fiinein,  unb 
felbft  ber  grauenmarft  vox  ber  ©tabt  (t)ergl.  ©.  61)  mu^  jur  Stuf- 
fteHung  gen)iffer  SBaaren  jur  §ülfe  genommen  merben.  3n  biefen 
Sagen  l^errft^t  ein  großes  ©ebränge  in  ber  ©tabt;  aM  ben  Keinen  pom- 
merfd)en  ©täbten,  befonberß  auö  ben  bifd^öfli(^en,  fommen  bann  bie 
Ärämer,  um  il^re  geleerten  Äiften  mieber  ju  füllen,  Sübeder  unb  l^ofc 
länbifd^e  Äaufleute  maiä^en  ©tation  in  (Solberg,  el^e  fie  meiter  mä)  bem 
T^anjiger  S)omenif  reifen,  unb  anä)  bie  benachbarten  ©beffeute  fommen 
ia\)lxd^  in  bie  ©tabt.  SDie  SBirt^ö^äufer  finb  bann  überfüttt,  aud^ 
auf  bem  SRatl^öfeHer  giebt  eö  3Korb  unb  Sobtfd^lag,  unb  SBu^en  für 
y,//artog  unb  mesdage^^  an  SJlarfttagen  finb  no(^  in  ben  Jlec^nungen 
beö  16.  Sctl^tl^unbertö  feine  unerl^eblid^e  ©innal^me  für.  baö  Äämmerei? 
regifter.  — 

Stielten  an^  bie  üornel^meren  g^amilien  jum  Sl^eil  nid^t  unbebeu^^ 
tenbe  ©innal^men  auö  il^ren  von  il^nen  felbft  beflellten,  ober  t)erpad^teten 
ftdbtifd^en  ©runbftüdfen,  fo  bleibt  bod^  il^re  §auptbefd^äftigung  unb  bie 
^auptqueHe  il^reö  SBol^lftanbes  ber  ©alinenbetrieb  unb  ber  ©rojBl&anbel. 
2)ie  ©üljer  finb  bie  reid^ften,  über  fie,  namentlid^  über  ben  Sleid^tl^um 
ber  ©d^lieffen,  geben  Sluöfunft  6ap.  6  unb  6ap.  10.  — 

einigen  9luff(^lu^  über  bie  SBermögendoerl^ältniffe  ber  SBürger- 
fcftaft,  bie  Senufeung  unb  2lnlegung  ber  (Sapitalien  gemäl^ren  bie  jal^t 
reid^en  Seftamente  unb  bie  (grbfd^id^tungen  beö  ©tabtbud^s.  6ö  mögen 
beöl^alb  Sluöjüge  aus  einigen  berfeCben  l^ier  ?piafe  flnben. 

3m  Saläre  1445  fd^id^tet  ©lifabetl^  §olf  mit  il^ren  Äinbem. 
©ie  bel^ält  baö  §au§,  in  bem  fie  mol^nt,  jmci  ^fannftätten,  einen 
©arten  oor  bem  SDWlI^lentl^ore  unb  bie  ©d^eune  an  ber  3Wauer,  ber 
ädEer  bleibt  i^r  unb  i^ren  Äinbern  gemeinfam.    2)ie  SRcnten  in  ©reitö^ 


—    IIÖ    — 

tualb*)  ©ttalfunb,  galfenburg  intb  SBublife,  bie  §ebung  t)on  33  SRatI 
ja^rlid^  in  ©d^Iawe  xtnb  baö  ©ilbergefd^trr  wirb  in  jwei  gleid^e 
§älften  gctl^eilt,  bie  3Butter  bel^ält  5  ungarifi^e  p.,  bie  an  §om  geliel^en 
finb;  ungeteilt  bleiben  bie  400  3J?arf,  bie  auf  ber  85ube  von  aJleifter 
SKrnb  ©rabou)  (©tabtarjt)  fielen,  ebenfo  bie  Summen,  bie  Slritb  t)on 
Sftamel  inib  §einrid)  v.  ^aflaff,  unb  bie  200  aWarf,  bie  ber  Sifd)of 
von  ßammin  fd^ulbet,  ber  3oll  unb  60  äJlarf  von  Sixlmi^;  bie  SJlutter 
nimmt  400  SÖZarf  an  fid^,  um  aWemorien  ju  ftiften,  ebenf ot)iel  bie 
Äinber  u.  f.  vo. 

Seftament  t)on  2ltbre(^t  83abe  1478:  von  feinem  S3efife  am  ©alj- 
berge  vexmaä)t  er  feiner  §au§frau  4  ^fannftätten,  feinem  ©ol^ite  SBar^ 
tl^olomäuö  unb  feinen  beiben  Södjtenx  3lima  unb  Äatl^arine  je  3  ^fanm 
ftätten,  er  tl^eilt  unter  fie  3l(fergrünbe  an  t)erfd^iebenen  ©teilen  ber  gelb- 
marf,  ©arten  unb  fleinere  dienten  in  ber  ©tabt;  300  3Jiarf  finb  jur 
Sluöriditung  jeber  JEod^ter  beftimmt,  40  a)iarf  ju  Äerjeu  am  neuen  2lltar, 
für  bie  6l^orfdE)üler  u.  f.  xo. 

Seftament  be§  SBürgermeifterö  SBabe  Särwalbe  1482:  fein  ©ol^n 
§ennann  erl^ält  fein  SBo^nl^auö  mit  ber  Sffiurt,  mit  ^^ferben  unb  Äßl^en, 
1  ^^fannftätte  unb  140  aSarf  jä^rlidEier  Siente  vom  Statine,  feine  Soi^ter 
Siljefe,  Älofterjungfrau,  auf  fiebenöjeit  40  3Jiarf  jä^rlid^,  baoon  ja^lt 
unter  anbern  24  SJlarf  ^eter  Äamefe  in  Äorbeäl^agen,  8  SDlarf  ber  alte 
eiaweö  Äamefe  }u  ©trippon). 

Sürgermeifter  Sed^eö  Seftametit  1487:  er  ifi  Kaufmann  unb  ©alj= 
fieber,  l^at  menig  geerbt  unb  fein  @ut  t)ornel^mlid^  burd^  red^tlid^e  Äaufs 
mannfd^aft  gewonnen;  er  befifet  ein  eigenes  ©d^iff,  von  bem  er  ben 
t)ierten  S^eil  jum  SBau  beö  §afenö  fd^enft,  in  feinen  ÄeHern  liegen  nod^ 
14  gafe  mit  Dfemunb  (ßifenmerf)  unb  fupfeme  Pfannen  im  SBertl^e 
von  207  3Karf;  2  ©tein  ^fannenbled^  fd^enft  er  bem  Siatl^e  ju  ber 
©tabt  S3el)uf,  in  feinem  ©d^ulbbud^e  [teilen  nod^  mand^e  auöftel^enbe 
Soften,  wie  t)om  ©d^neiber  §at)ernadf  30  aWarf  für  JEud^;  fein  gewonnen 
®elb  l^at  er  jum  S^eit  in  2ldfer  angelegt,  au^erbem  befifet  er  SBienem 
ftödfe  in  ©anbelin  unb  bei  ber  gä^re,  ju  3?emer  10  ©d^afe  unb  2  Äül^e 
unb  auf  einem  anbern  §ofe  6  ©df)afe  unb  1  Rn^, 

S)er  Bürger  SWoggow  fefet  fid;,  ba  er  fid^  wieber  t)erl^eiratl^en  wiH, 

*)  S)iefc  betrug  an  Capital  unb  rüdfftänbigcn  Sflenten,  wcl^e  bie  ©tabt  nat^ 
Iftnflerem  ©trettc  mit  ©olbcrg  unter  SSermittelung  von  ©tralfunb  unb  füoftod 
enblic^  fic^  8U  aal^lcn  erbot,  afletn  4000  SRorf.  ©eftcrbing,  SBeitr,  5ur  ®ef4|.  v 
©retfdwalb.    ».  393. 


—  111   — 

mit  feinen  mx  Äinbem  erfter  e^e,  von  benen  eins  Älofterjungfrau  ift, 
auöeinanber,  jiebeä  ctl^ält  200  9Karf.  6r  ift  Kaufmann  unb  ift  bmä) 
§anbel  mit  §anf  wol^li^abenb  geworben. 

§enning  ßolbemanje  giebt  bei  feiner  SBieberoerl^eirat^ung  jebem 
feiner  beiben  Äinber  ^  ^^fannftätte,  i  SBol^nl^auö,  t)on  4  §aufern  ^n- 
tf)dk  t)on  i  unb  i,  i  ©übe,  i  ©arten  unb  IJ  ^funb  ^erreaitpnö 
(Doni  ©aljberge)  iäl^rUd).  SDer  ©ol^n  erl^ält  bas  S3aart)ermögen  unb 
muJB  bie  ©^wefter  in  ein  Älofter  einfaufen. 

SDie  grau  beö  33iirgerö  §inrid^  ©ottfd^alf  t^ut  (1402)  ©rbfd^id;:: 
tung  mit  i^ren  Äinbem,  bie  Jie  t)on  i^rem  erften  SDtanne  l;atte.  Sie 
§älfte  beö  SSermögenö  bel^ält  baö  ß^epaar:  ben  §of  mit  lebenbem 
SBiel^,  bie  ©aat  auf  bem  gelbe,  ba§  ßom  in  ben  ©4^unen,  ©peifeüor^ 
rätl^e  unb  §auögerät^e,  loä^renb  bie  Äinber  315  SÖiarf  er^ialten,  wetd^e 
jufammengenommen  benfelben  2öertl^  barfteHen. 

JRid^t  feiten  werben  in  bm  Seftamenteit  mä)  Sffiertl^fad^en  auö 
eblen  SUletaDen  erwähnt:  filberne  unb  golbene  ©(^alen,  33ed^er,  Söffel, 
feltene  ©^aumünjen,  9tinge,  Äetten,  bie  auf  bem  Srefur  aufgeftellt 
ftanben  unb  ben  ©äften  im  Jteii^tl^um  ber  gamilien  jur  ©d^au  ftellten, 
baneben  ßleibungögegenftänbe,  §auä5  unb  Md^engerätl^e,  wie  meffingene 
Äeffel  unb  SJecfen,  jinneme  ©d^üffeln  unb  „aSatte",  feibene  Äiffen, 
©tül)le  mit  ©tu^lftffen,  Sabefappen  mit  filbemen  Änöpfen,  grauen- 
müfeen,  blaue  unb  rotl^e  §oifen  (3Käntel),  ©amaftröcfe,  ©ammet^  unb 
„6armefin"j|open.  3n  ber  ®rbfd^i(ä^tung  von  3lxlol  SBalmer  (1380) 
werben  genannt:  2  ?Paar  §oifenfpangen,  40  ^aar  Wloivm^  (2lermet) 
fpangen,  3  ^aar  SBrefeen  (bracelet),  2  ^aternofter  {von  Sernftein), 
17  feibene  unb  leinene  Äopftü(^er  für  grauen  (vruwedtike^  coopertoria 
capüiim  muUerum),  2  SBetten,  5  Sifi^tüd^er  unb  ©ert)ietten  {mappa), 
4  *^kar  blaue  unb  weijge  ^Un  von  Seinewanb,  2  ^ettbedEen  unb 
17  Riffen,  —  2)aö  ©rbe  be§  aSaterö,  meld^ed  bie  „SJergaftfd^e"  bei 
i^rer  a5ßiebert)erl^eirat]^ung  i^rer  Sod^ter  lierauögiebt,  beftet;t  auö  1  ^^^fann^ 
ftätte  unb  800  50larf ;  von  ber  "Sitnit  giebt  biefer  ber  ©tiefoater  ^yvodingh 
unb  cleydingh^'  unb  wenn  fie  fic^  Derl^eiratl^et^  au^er  il^rem  33ermögen 
jur  Sluöfteuer  ein  ©tüd  Seibenfd^es  Sud^,  „Giften  unb  iUftenwant" 
unb  2  ^ide^  erlike  unb  zuverlike  bedden,  —  ©elbft  bei  ben  §anb; 
werfem  pnbet  fid^  gegen  6nbe  be§  15.  Sai^rl^unbertö  ©olb^^  unb  ©ilber- 
fd^mudf.  S)er  Simmermann  ^reen,  ber  (1503)  von  feiner  §auöfrau, 
einer  SRoftodEerin,  100  SÖlarl  unb  Äiftenwanb,  wie  eö  in  Sloftodf  üblid^ 
ift,  ate  SWitgift  erl^alten  §at,  fd^enft  i^r  alö  3Rorgmgabe  einen  filbemeiv 


—    112    — 

Srautgürtel  t)on  21  fiotl^,  citi  agims  dei  t)on  6  Sotl^  xmb  4  ^aar 
gro^c  unb  6  ^aar  Heine  ©pmigen  t)on  ©über  iinb  ®olb. 

Ueber  beu  SBertl^,  wenigftenö  ber  unben)eöli(ä^en  ®üter,  ber  §äiifer 
unb  ©runbftticfe  geben  ttrfunben  iinb  ©tabtbud^  ebenfalls  einige  Sluö- 
fünft.  S)ie  §äufer  l^aben  natürttd^  wai)  Sauart  unb  ©röfee  t)erf(3E)ie= 
benen  ^^reis.  SDaö  §auö  beö  aWäUerö  (1300)  wirb  au  100  aWarf  ge^ 
red^net,  bie  Sajpreife  ber  35oml;errncurien  (1350)  gelten  t)on  100 — 
250  3Karf,  1370  wirb  ein  §auö  für  110  aWarf  t)erfauft,  200  biö 
250  9Kar!  f(^eint  ber  gewöl^nlid^e  ^reiö  für  ein  folibe  gebautes  ©tein^ 
Ijauö  um  1400  gewefen  ju  fein,  nur  einmal  mirb  ein  großes  ©teinl;au§ 
am  9Jfar!t  ju  350  3Karf  bered^net  3Wel^rmate  mirb  eine  l^albe  ^fann- 
ftätte  (250  3D?arf)  für  ein  ^a\x%  auögetaufd^t.  ©ine  fteinente  33ube 
gilt  um  biefelbe  3eit  50  aSarf.  Um  1500  gilt  ein  fteinernes  §au§ 
mit  3  SEßiefen,  1  ©arten  unb  2  Seid^en  350  fl.  (eine  ganae  ^fann^ 
fiätte  bamate  250  fl.)  3m  Sa^re  1370  !often  6  SÄorgen  binnen  Srofö 
60  3Rarf,  um  1500  1  3Korgen  binnen  Srofö  8  fl.,  buten  »rofö  4  fl., 
10  aWorgen  auf  bem  Siofenbal  250  3Karf.  S)er  ßapitalbefife  au($  ber 
rei(^flen  Sürger  jener  3eit  war  gering,  wenn  man  il^n  mit  ben  ©elb^ 
t)erl^ältniffen  unferer  Seit  t)ergleidE)t,  aber  ber  3inöfu^  xoox  \)o6)  (10 — 
8,  fpater  um  bie  3Kitte  be§  15.  Sa^rl^unbertö  7  ^rocent,  —  ju  12  3KarI 
liel^  bie  ©tabt  Sreptom  im  Salute  1309  t)on  ©ottfrieb  t).  b.  SSHebe 
100  3Karf  jum  33au  i^rer  9Jlauern,  freiU(^  auf  Seibjinö  — ),  ber  ßrebit 
gering  unb  baareö  ©elb  fd^roer  unb  faft  tiur  gegen  fii^ereö  Unterpfanb 
t)on  ©runb  unb  SBoben  ober  Käufern  ju  befommen.  Sa  baö  eigent^ 
lid^e  ©elbleil^en  auf  3infen  t)ön  ber  Äir(^e  unterfagt  unb  nur  ben 
Suben  üerftattet  mar,  fo  mürbe  babei  gemö^nlid^  ber  fogenannte  Meutern 
fauf  angemanbt.  3)er  ßapitalbefifeer  faufte  eine  beftimmte  SRente  t)on 
einem  §aufe  ober  3ldferftüdE.  3)er  Ääufer  war  alfo  ber  ©laubiger,  ber 
3Serfäufer  ber  ©d^ulbner.  SBurbe  ein  befiimmter  Termin  für  bie  SRütf« 
jal^lung  feftgefefct  unb  nid^t  inne  gel^alten,  fo  mar  baö  als  ^fanb  ge^ 
fefete  ©runbftüdE  verfallen,  gaft  jebe  ©eite  beö  ©tabtbud^eö  entl^ält 
fold^e  3Serträge;  t)on  §äufem,  ©aljftätten,  SBiefen,  ©arten  u.  f.  m. 
werben  SRenten  t)erfauft  unb  gefauft  unb  ©runbftüdte  »etpfänbet  (£in 
aSied^arbt  üerpfänbet  (um  1400)  2llle§,  wa§  auf  feinem  2l(fer  im  §alme 
fielet  für  50  SWarf,  9lugl^e  ßlaweö  aHeö  ©etreibe  in  ber  ©d^eune  unb 
auf  bem  §alme,  SRüol.  aSirestorp  feine  gefammte  fal^renbe  ^oibt  in 
feiner  (Surie  m  ber  3Ra§nifc;  §ans  BXuhU  giebt  an  9?ifol.  Sßorwer! 
150  aWarf  auf  4  Sal&re  auf  21  SJlorgen  am  l^ol^eu  Serge,  bafür 


—    113    — 

befteHt  er  biefe  bie  4  Saläre  unb  sielet  bic  (Srträge,  ja^lt  aber  bem  33e* 
Tifeer  no(^  eilte  jiäl^rlt(3^e  ^aä)t  t)on  6  3Jiarf. 

SDie  t^erl^ältni^mäfeig  größere  Slnfammlung  t)on  ßapital  in  ber 
©tabt  ntuJ3te  il^r  einen  großen  @tnf(uJ3  anf  baö  ganje  Sanb  geben. 
3Bie  eö  bem  Statine  bel^ülflid^  war,  ben  gelbamten  Sifd^öfen  burd^  ®ar= 
leiten  unb  ^fanb  ein  5ledE)t  in  ber  ©tabt  nad^  bem  anbzm  abjunel^men, 
fo  bradE)te  eö  aui$  9lbel  unb  Säuern  in  Slb^dngigfeit  von  ber  ©tabt. 
Sie  ©tabt  felbft  ober  reid^ere  Bürger  fauften  ^Renten  oon  ben  gelbbe- 
bürftigen  Sanbbefifeern,  unb  nid^t  feiten  gefdia)^  eö,  bafe  Sal^lungöunfä* 
l^igfeit  ben  Siüdfauf  unmöglid^  mad^te.  ©o  famen  j.  33.  bie'  be  ©iten 
in  ben  Sefife  von  ®r.  aSölIn,  unb  Seftin  geraann  ber  SRatl^  alö  oerfat 
leneö  ^fanb.  ßapitel  unb  ^(ofter  vergrößerten  in  berfelben  äBeife  il^re 
Sefifeungen.  £>ft  gel^örte  ben  ©belleuten  baö  §oIj  nid^t  mel^r,  n)eld^e§ 
fie  in  il^ren  Söälbem  f dalagen  ließen,  unb  bie  großen  glöße  von  190 
unb  200  ©renj  §o(j,  weld^e  §inrid^  v.  3Kanbüt)el  auf  Ärufenbefe  unb 
Henning  v.  Äleift  auf  ©anora  (um  1530)  jum  ©aljberge  fd^idten, 
foHten  nur  einige  Soften  fi'ir  Znä)  u.  bergl.  in  ben  ©d^ulbbü(^ern  6ot 
berger  Äaufleute  tilgen. 

©0  mod)te  baö  Kapital  oft  einen  l^arten  SDruä  auf  baö  Sanb 
auMben  unb  ben  §aß  f(^ärfen,  ben  ber  ßanbabel  gegen  bie  ^fefferfädfe 
ber  ©tdbte  liegte  unb  fo  oft  in  erbitterter  gelobe  ausließ. 


^ 


^mMm  (![auitel 

®ef(^t^te  kr  SoKcrget  @oItite  Mg  ju  intern  Siugel^eu. 


35en  ©ermanen  tt)areu,  wie  Sacituö  berid^tet,  bie  ©atjquellen 
l^etligc  ©tätten,  benen  btc  ©ötter  näl)er  wären,  aU  anberu  Drten,  iinb 
TOO  bie  ©ebete  ber  3Kenfd^en  e^er  ©rl^önutg  fäubeit.  9lud^  anbetn  SBöU 
fem  voax  bie  ©tätte  eine  njid^tige,  wo  bie  nnentbel^rlidie  SEBürje  jeber 
©peife  au^  ber  6rbe  ftrömte,  iinb  bieö  um  fo  niel^r,  je  ausgt^bel^nter  baö 
©ebiet  rcar,  beffen  SBewol^ner  il^ren  ©aljbebarf  au§  il^r  bejiel^en  mußten. 
SDiefer  beoorjugten  Sage  erfreute  fid^  ßolberg  in  alter  3eit.  3?ad^ 
SBeften  l^in  bilbeten  jraar  bie  ©reiföroalber,  §olfteiner  unb  fiüneburger 
©aljwerJe  eine  Bä)xanU  filr  ben  2i[bfafe,  aber  gegenüber  lag,  mtr  bxwä) 
ein  fc^maleö  aJteer  getrennt,  baö  faljarnie  ©fanbinat)ien>  Siu^lanb  I;at 
biö  in  bie  neuere  3eit,  n)ä(;renb  e§  auö  ben  füblid^n  §äfen  ©alj  auö? 
fül^rte,  in  ben  nörblidEien  trofe  be§  finntänbifi^en  ©eefa(je§  ®rjeugniffc 
freniber  ©alinen  bejogen,  unb  bie  unerfd)öpfli(3^en  ©aljlager  an  bem 
^u§e  beö  ^arpatl;engebirgeö,  überbiefe  erft  im  3al;re  1253  eröffnet, 
waren  ju  weit  entfernt,  um  ßolberg  feinen  3lbfafebejirf  üerfteinem  ju 
fönnen.  SDie  Srunnen  bei  ©lanö!  an  ber  2Bei(^fel,  ^pielijpfö  unb 
Slonie  bei  ßjed^anow,  beren  Srunnenfaffung  jeigt,  bafe  fie  einft  in  Se^ 
trieb  gewefen  finb  0,  Ratten  woI;l  mir  für  i|)re  nädifte  Umgebung  33e= 
beutung.  ©omit  liatte  bie  SRatur  ber  ©tabt  ein  weiteö  3lbfafegebiet  für 
bie  SBerwertl^ung  ber  Sobenfd^äfee  eingeräumt.  —  3war  treten  in  hinter- 
pommern,  »ieHeid^t  auö  bemfelben  ©aljtager,  mit  weld^em  bie  ßolberger 
Ouellen  in  SBerbinbung  fte^n,  no(^  anbere  £}uellen  f;ert)or,  wie  bei 
SDobberpl^ul,  ©d^wirfen,  SBeid^müfile,  unb  einige,  wie  bie  £}uellen  bei 
bem  eingegangenen  ä>orwerf  ©ütj^orft  bei  Treptow  a.  9t.,  mögen  t)or 
Seiten  für  einen  befd^ränften  Sejir!  gefotten  l^aben;  hoä)  fonnten  fie 
fid^  mit  ber  reid^en  güEe  ber  ©olberger  SiueHen  nid^t  meffen,  unb  mö) 


—     115    — 

ol^nc  baö  t)om  93if(^of  S3enebict  im  S^i^tc  1488  ber  ©tabt  t)erlie]^ene 
?Prit)itegtunt,  weld^eö  bie  ©rtid^timg  neuer  ©alinen  im  ©tifte  verbot 
imb  frembeö  ©alj  bafetbft  t)om  3JJarfte  au§fdE)Iofe,  würbe  bie  ßolberger 
Saline  bie  SWitoerbung  ber  anberen  ni(^t  ju  fürd^ten  gel^abt  l^aben: 
bie  uralte  SBegnabung  burd)  bie  SRatur  war  mäd^tiger  unb  n)ertl;t)oIler, 
alö  bie  pergamentene  beö  ßamminer  SBifd^ofö. 

SDie  ©tabt  ßolberg  wirb  im  Saläre  1000  iwm  erften  aWale  ge= 
nannt;  aber  fie  ift  fd^on  eine  in  ^olen  wol^lbefannte  ©tabt,  bie  eben 
beöl^alb  jum  ©ife  beö  neuen  33i§t]()umö  auöerfel^en  ift,  unb  ber  SRame 
©aljfolberg  geigt,  ba§  e§  gerabe  ba§  ©alj  geraefen  ift,  n)eld^e§  ben 
^olen  Äunbe  von  ber  ©tabt  gebrad^t  l^at.  SDiefer  SRuf  aber,  ben  6ot 
berg  f(^on  in  jener  Seit  geno§,  weift  auf  ein  fd^on  längeres  33eftel^en 
ber  ©tabt  l;in,  er  jeugt  mit  für  bie  Stnnal^me,  meldte  \iä)  auö  bem 
natürlid^en  3Ser]^ältniJ3,  auö  bem  Sebürfnijg  ber  faljarmen  SRad^barlänbcr 
t)on  felbft  ergiebt,  bafe  bie  Serool^ner  6olberg§  bie  rei(^en  ©(^afel^äufer 
ber  SRatur  fd^on  in  uralter  3eit  ausgebeutet  l^aben. 

SDer  ©olberger  ®efd^i($tf(^reiber  6.  t).  ©immern  2)  erjäl^lt  eine 
©age  von  ber  ©rünbung  ©olbergs,  bie  er  als  eine  alte  Ueberlieferung  ber 
©tabt  bejeid^net.  SDie  (Segenb,  wo  ßotberg  jefet  liegt,  war,  fo  erjäl^lte 
man,  einft  nur  Sffialb  unb  aWoraft,  wo  man  ^ol^len  brannte  unb  Sag^ 
ben  abl^ielt.  Site  nun  eines  Sages  bie  Jiad^bam  ein  grojses  Sreibjagen 
auf  bie  jal^lreid^en  SEBölfe,  bie  gefäl^rlid^en  g^einbe  il^rer  §erben,  aufteile 
ten,  ftürjte  einer  ber  §unbe  auf  bem  SiHenberge  in  eine  ^füfee.  ©in 
auf  fein  ©el^eul  l^erbeieilenber  Säger  jog  il^n  l^eraus  unb  bemerfte 
babei,  als  er  fid^,  von  ber  Slrbeit  erl^ifet,  burd^  einen  fül^len  Srunf  aus 
bem  SBaffer  laben  wollte,  an  bem  ©efd^made,  bajs  l^ier  eine  ©aljqueHe 
aus  ber  ®rbe  fprubele.  6r  bewnl^ite  fein  ©el^eimni^,  bis  ber  gürft 
bes  Sanbes  ii^n,  ber  burd^  bie  £)ffenbanmg  bes  (SrbfegenS  f(^on  von 
ben  ©Ottern  begnabet  war,  au$  mit  ber  g^reil;eit  begnabet  l^atte,  bie 
öueHe  für  fid^  unb  feine  greunbe  unb  SSerwanbten  ausnufcen  ju  bürfen. 
©ie  bauten  jufammen  §ütten  in  ber  S^iäl^e  bes  ©aljbergS  unb  naimten 
ben  ©rt  jum  ®ebädE)tni^,  bajS  einft  an  ber  ©teile,  wo  fid^  fpäter  Äirdje 
unb  Slatl^i^aus  erl;ob,  bie  3J?eiler  ber  Äol^lenbrenner  gefd^welt  l^atten, 
Äol^lenberg  ober  ©olberg.  — 

@s  iji  bies  eine  ©age,  wie  es  beren  t)iele  in  S)eutf(^lanb  giebt; 
an  t)erfd^iebenen  Orten  foHen  Siliere  bie  3luffinbung  von  ©alj-  ober 
Heilquellen  veranlagt  l^aben.  3n  §aEe  unb  £üneburg  offenbarten 
©(^weine,  bie  fid^  in  ber  Safe  gewätjt  l^atten,  burdj  bie  XÄ^\i^  ^^n%» 


—    116    — 

an  il^ren  Sorften  ben  ©aljgeljalt  ber  OueHen;  ein  augefcä^offener  ©ber 
venkü)  bie  §ettqueEe  im  SBilbbab  unb  b^u  Äartöbaber  ©prubel  ein 
§nnb,  ber  fid^  in  bem  l^eifeen  Söaffer  »erbrül^t  l^atte. 

§at  nnn  anö)  bie  fprad^lic^e  Slbteihnig  be§  5Kanienö  t)on  ßolberg 
bei  ©immem  nid^t  mel^r  Sffiertl^,  alö  bie  etma^  fpätere  Don  „C>oIni", 
fefteö  Sanb,  ober  von  „fal)l",  walbtoö,  ober  oon  JaW  wegen  ber  Sage 
an  ber  ©ee,  fo  ift  boc^  in  ber  ©age  in  einem  rid;tigen  ©efül;!  fiir  bie 
erfte  unb  ältefte  Sebenöbebingung  ber  ©tabt  bie  ©rünbung  berfelben  auf 
bie  @ntbe(Jung  ber  ©aljqueHen  jurü(JgefiU;rt. 

SDie  älteren  g^ormen,  in  weli^en  ber  3?ame  ber  ©tabt  in  ben 
Urfunben  t)orfommt,  finb:  ß^olberg  (1140  ßopie),  ßoluberd^  (1159), 
eolbiarg  (il73),  ^oUhcxä)  (1175),  ßolberg  (1176),  ß^oleberga  (1180), 
ßolubried^  (1184),  ßl^olberd^,  ßoHebergl^e,  Äolbergl^e.  S)ie  mit  61; 
anlautenben  g^ormen  fd^einen  in  ber  älteren  3eit  bie  gebräud^lid;eren  ju 
fein,  an6)  S^i^ietmar  l^at  Cholbergiensis.  SDaö  2Bort  würbe  biö  jefet 
gewöl^nlid^  m^  bem  ©laoifd^en  burd^  ,^colo'\  um,  an  unb  „brjeg"  Ufer, 
alf 0  „am  Ufer  liegenb"  gebeutet.  ^)  S)ie  Ueberfefeung  ift  an  unb  für  fid^ 
nii^t  genau,  benn  ^^colo"  *l^eiJ3t  ^reiö  unb  würbe  auf  eine  freiöförmige 
Sage,  etwa  um  eine  3)JeereöbudE)t,  l^erum  gebeutet  werben  muffen,  fdiwer- 
lid)  fann  ba§  SBort  ol^ne  SSBeitereö  „an"  l)eiJ3en.  3Bid)tiger  aber  ift: 
man  ^at  babei  ganj  überfel^n,  ba^  biefe  Sebeutung  buri^auö  nid^t  ju 
ber  Sage  ber  alten  SBenbenftabt  ftimmt,  bie  jiemli^  eine  lialbe  3Keile 
oon  ber  ©ee  entfernt  bei  9lltftabt  nadjgeroiefen  ift»  2)iefe  ®rKärung 
mu&  beäl^alb  jurüdfgewiefen  werben.*) 

dagegen  ift  oielleid^t  eine  anbere  SDeutung  möglid;,  bie  jugleid^ 
mel^r  ber  älteften  Sebenöbebingung  ber  ©tabt  unb  ber  wal)rfd^eiuli(^en 
aSeranlaffung  ju  i()rer  ©rünbung  entfpred^en  würbe.**) 

®§  ift  eine  oon  ben  älteren  6t)roniften  ßolbergö  aufgefteßte,  nod) 

in  unferer  3eit  nad^gefprod^ene  3)Jeiining,  ba^  juerft,  „ju  ber  3eit  beö 

'Sifd^ofö  £)tto"  imb  bamalö  nur  in  bemjenigen  Steile  beö  bur(^  bie 


*)  ^ic  gorm  iSl^olmbcrcg,  roeld^c  §ügelufer  bcbeuten  foU  (SSeröl^aud,  Sanbb- 
X).  ^omm.  HJ.,  1,  249),  fommt  urfunbUd)  gar  nic^t  oor. 

**)  S)tc  im  ^ejt  gegebene  Ableitung  ift  burcl)  eine  Söemerfung  im  §affclb.  Cod. 
N.  30(^11  Cotchlc)  oeranla^t  unb  roar  bereits  niebcrgcfd^ricben,  als  Duanbt  in  bem  vom» 
merfd^en  Sal^rbud^e,  Sal^rgang  I.  1867,  eine  ^^lbt)anblung  üeröffentlidjte,  lüorin  er 
gelegentlich  (©.  48  unb  101),  üielleic^t  üon  bemfclben  ^uncte  ouSgc^cnb,  biefelbe 
Slbleltung  auffteHte.  3cl^  l^abe  t>on  mehreren  S3emer!ungen  beS  grünbltc^eu  gorfdjerS 
für  nü4  ©ebtaud^  gemadjt. 


—     117    — 

?Perfante  in  pei  §älften  jerlegten,  in  älterer  3eit  allein  junt  ^ali^ 
gewinn  benufeten  ©aljbejirfe  t)on  ßolberg  ©alj  gefotteti  fei,  mlä)ex 
anf  ber  redeten  Seite  beä  g^Iuffeö  liegt.  SDiefe  3Jieinung  ift  ganj  unbe^ 
grünbet.  SDie  erfte  urfnnblid)e  (Srwäl^nung  beö  ßolberger  ©aljraerfe 
ift  ax\^  bem  Saläre  1140,  wo  unter  ber  3luöftattung,  weld^e  bem  neu= 
gegrünbeten  pomnierfd^en  Siötl^um  mitgegeben  wirb,  an(^  ein  ©aljfotl^en 
t)on  ßolberg  aufgefül^rt  ift.  ®ine  örtlid^e  Seftimmnng  fel^lt  in  ber 
Urfunbe  ganj,  ebenfo  in  ben  folgenben,  biö  feit  1214  bie  35ejei(^nung 
mom  salis  (©aljberg)  auftritt,  bie  unö  ungewiß  läßt,  an  wellte  ©eite 
beö  e^Iuffeö  wir  ju  benfen  l^aben.  S)enn  ber  9lu§bru(f  moiis  salis  (fpäter 
axiSi  blofe  mom  ober  33erg)  wirb  t)on  beiben  Sejirfen  in  gleid^er  SBeife  ge= 
brandet;  im  Saläre  1276  wirb  bie  5Wicolaifird^e  auf  ber  xt6)itn%hx^ 
feite  alö  auf  bem  inons  salis  liegenb  bejei(^net,  unb  ebenfo  1260  bie, 
wie  gleid^  erwiefen  werben  foH,  auf  bem  linfen  Ufer  gelegenen  Äotl^en 
beö  Sifi^ofö  unb  ber  ßolberger  SDoml)errn.  5Der  Iateinif(3^e  äluöbrud 
rnoiis  salis  ift  nun  offenbar  bie  Ueberfefeung  eineö  in  ber  SBenbengeit 
gebraud^ten  SBortö,  weldE)eö  benfelben  ©inn  l^atte.  ^ür  bie  Quellen  auf 
ber  redeten  ©eite  ift  baö  3Bort  erl^alten  unb  nod^  l^eut  ju  Sageüblid^: 
ba§  ganje  Ufergebiet,  in  bem  fid^  bie  brei  neben  einanber  liegenben 
ßuellen  befinben,  l^eifet  nod^  jefet  Sißenberg;  er  umfaßte  frtil^er  wenige 
ftenö  awi)  bie  §öl^e,  auf  wel(^er  in  frül^eren  Sai^rl^unberten  bie  5Jifotai= 
Ürd^e  ftanb  (bie  jefcige  Äiri^l^of^fd^anje).  ©aö  Sffiort  fommt  urhmblid^ 
jwar  erft  1368  in  einer  ^(ofterurfunbe  ror  (3t)ffenberg]^ ,  2är)IIen:= 
berd^),  ©pffenberg,  ift  aber  im  ©tabtbud^e  ganj  gebräu(^li(^  unb  würbe 
f%  fö.  flwt  wie  in  ben  erl^altenen  Sl^eilen  beffelben  t)on  1373,  fidler 
aud^  in  ben  verloren  gegangenen  flnben.  @ö  ift  ein  wenbifd^eö  SBort 
unb  bebeutet  ©aljberg,  t)on  sebiy  salsus.  SDer  Sluöbruä  finbet  fid^ 
aber  nur  t)on  ber  recl^ten,  niemals  t)on  ber  Hnfen  ©eite  gebrandet, 
biefer  S()eil  l^ei^t  immer,  wo  er  in  beutfd^er  ©prad^e  Dorfommt, 
©oltbarg,  nodE)  jjefct  ©aljberg.  @ö  fragt  fid^,  weld^eö  war  ber  ältere, 
bem  beutfd^en  ©aljberg  unb  bem  lateinif(^en  vwiis  salis  entfpred^enbe 
3luöbnidf  für  ben*  ©aljbejirf  linfe  ber  ^erfante? 

3?ier  Urtunben  an^  ber  jweiten  Hälfte  beö  13.  Sai^rl^unbertö  föm 
nen  un§  barüber  Sid^t  geben.  3wei  berfelben  (auö  bem  3al^r  1249 
unb  1251)  entl^alten  bie  Befreiung  ber  ^otl^en  ber  ßl^orl^errn  ®üntl)er 
unb  ©erarbuö  t)on  aller  Unpflid^t  burd^  §erjog  SBartiölaw  III.,  bie 
anbern  beiben  (1265  unb  1275)  bie  Seftätigung  berfelben  burd^  Sifd^of 
§ermann,  ben  aWitbefifeer  beä  ©aljwerfs.  ^)    3lad^  allen  biefen  Urfunben 


—    118    — 

liegen  biefe  Äotl^en  auf  bem  moits  Cholberch  neben  bem  bif(3^öfli(^en 
^otl^en  aw  ber  ^^Perfante  naiä^  bem  3)Jeere  ju  {itixla  tugurkm  fioslrum 
versus  mare  apud  Persandam).  SDiefer  lag  aber  auf  ber  Uufen 
©ette  beö  ^luffeö  {ab  alia  parte;  ,,ab  ista  parle''',  ,,up  disse  syde'' 
bejeiiä^net  bie  redete  ©eite).  3lu(^  ein  britter  Äotl^  beö  ßapitefe  mit 
t)ier  ^fannftätten,  tt)el(^er  1260  an  bie  ©ebrüber  be  Sffiiba  auögetljan 
tt)ttrbe,  lag  auf  biefer  ©eite  (©tabtbu(3^  ju  1283),  unb  e§  fteljt  ju  t)er:= 
mutigen,  bafe  aEe  Sapitelöfotl^en  l^ier  in  ber  Siäl^e  beö  bifd^öflid^en  gele- 
gen  l^aben.  ©ort  befanben  fid^  au(^  bie  Äotl^en  anberer  geiftlidEier 
©enoffenfd^aften,  wie  ber  be§  Selbufer  Klofierö,  ber  biefem  \i^m  1180. 
t)erlie]^en  war;  benn  1365  ^)  t)erfauft  baffelbe  eine  ^^fannftätte  in  bem 
^otl)  auf  ber  anbern  ©eite  ber  ^erfante  für  700  ajfarf  {ab  alia  parle 
Pers,  situala)  an  baö  9lltftäbtif(3^e  Älofter.  @ö  fc^eint  l^ienmd^,  alö  ob 
ber  5Watne  ßolberg  urfprünglid^  an  biefer  no(^  jefet  ©aljberg  genannten 
Dertlid^feit  gel^aftet  l^iabe.  5Demna(^  liegt  bie  SSermutl^ung  nal;e,  baf3 
bie  ©ilbe  „6^ol"  ©alj  bebeutet 

SDa§  Söort  „6l)ol"  für  ©alj  ift  nun  afferbingö  in  ben  germani:^ 
fc^en  ©pra(^en  unb,  wie  eö  f(3^eint,  in  ben  SDialeften  beö  ©laoifdjen 
ni(^t  mel^r  ba,  bie  formen  lauten  l^ier  alle  mit  „ä"  an;  baJ3  aber  in 
ben  inbogennanifdien  ©pradjen  ein  berartigeö  Sßort  t)orl^anben  mar, 
jeigt  baö  gried^if(3^e  Sih;  unb  bie  jal^lreid^en  ©aljftätten  in  S)eutfd)lanb, 
mie  §atte,  Steid^eitl^all,  ^allein  u»  f.  m.,  bie  aud;  nad^meiölid;  bie  ah 
teften  finb.  3lud^  ber  SRame  be§  ©aljlanbeö  ©alicj  ((Saligien)  mit  fei^ 
nen  jaljlreid^en  mit  6ol  unb  ßl^ol  anfangenben  Ortsnamen  ift  liier  l;er 
JU  redEmen.  Unter  ben  ©ütern,  meldte  ^afimir  I.  bem  SDomftifte  §a- 
t)elberg  jur  Slnlage  eineö  Älofterö  f(^enfte,  mirb  aud^  bie  ©aline  in 
ßolfle  (oerfd^munben)  genannt,  (ßold^lem  ©aljliütte.  Cuanbt),  bem 
5llofter  ©onnenfamp  mürbe  1219  ein  Ort  6ol(^e,  ©old^en,  ^ereignet, 
in  beffen  5Räl)e  ein  SDorf  ©ülten  bei  Srüel  liegt  mit  einem  alten  ©alj:^ 
werfe,  unb  Colchle  ju  ©elj  bei  ©old^en  im  SDemminer  Greife  weift 
aud^  auf  eine  ©aline  ^in^).  ©clbft  ber  3?ame  ßolberg  finbet  fid^ 
in  faljreidEien  ßänbem:  ein  (Solberg  liegt  bei  ©aljungen,  ein  an= 
bereö  im  ©aljburgifd^en.  —  ©onad^  ftänbe  alfo  bei  ßolberg  neben 
bem  Jüngeren  wenbifd^en  Söorte  Sittenberg  baö  ältere  ßolberg  für  ©alj:: 
berg,  unb  t)on  il^m  l^at  bie  ©tabt,  vm  beren  SSewol^nern  ein  großer 
Sifieil  bort  feine  Sßal^rung  gewann,  il^ren  SRamen  erlialten. 

aSeld^em  3weige  beö  gemeinfamen  ©prad^ftammeö  berfelbe  juju= 
weifen  ift,  baö  freilid^  mag  fd^wer  ju  entfd^eiben  fein,    SDie  Sewol^ner 


—    119    — 

beö  mit  ©alj  xeiä)  gefegneten  Sßorlanbeö  ber  §o(^atpen  in  ©aljburg 
nannten  im  7.  Sal^rl^unbert  eine  Saline  §al  ^),  unb  wenn  fie  wirflid^ 
bem  celtifi^en  ©tamme  jujujä^len  finb,  fo  fann  aud^  wol^l  jenes  SEBort 
bet  celtif(j^en  ©prad^e  jugemiefen  werben.  —  35ie  ©rflärnng  ber  jwei^ 
ten  ©ilbe  bietet  feine  ©d^wierigfeit.  SDaö  beutf(^e  SBort  berg  unb  baö 
flat)ifd&e  breg,  brjeg,  oerl^alten  fid^  ju  einanber  wie  garb  unb  grob, 
Äarl  unb  Ärol,  eö  bebeutet  in  beiben  ©prad^en  bie  über  bie  ^luti)  \xä) 
l^ebenbe  §öl^e  ^) ,  im  SDeutf d^en  no^  in  bem  Sffiorte  bergen,  b.  1^.  an 
ben  ©tranb  jiel^n,  erljatten;  an6)  im  ßeltifd^en  bebeutet  breca  erl^öl^teö 
g^lufeufer,  unb^  bie  ©tämme,  bie  fi(^  l^ier  t)ieBeidE)t  über  einanber  ge^ 
fd^id^tet  l^aben  unb  na6)  einanber  jur  §errfd^aft  gefommen  finb,  fonn- 
im  ba§  SEBort  ol^ne  aWül^e  nad^  il^rer  ©prad^e  umgeftalten. 

2Bir  motten  baö  SBort  ßolberg  aljo  mit  „©aljufer"  beuten,  unb 
mögen  nun  SBenben  ober  ©ermanen,  ober  vor  unfern  blauäugigen  SBor^ 
fal^ren  ßelten  l^ier  juerft  i^re  ©aljfotl^en  gebaut  l^aben  —  eine  alte 
©efd^id^te  blicEt  nad^  biefer  ©eutung  um  auö  bem  SRamen  ßolberg  an, 
mir  l^aben  bamit  ein  rebenbeö  SeugniJB  gewonnen,  iajs  bie  ©tabt  in 
ba§  £eben  gerufen  ift  burd;  baö  l^errlid^e  9?aturgef(^enf,  aus  meld^em 
fie  3al)tl|unberte  l^inburdE)  il^re  beften  ßebenöfräfte  gef(^öpft  l^at. 

SBir  feieren  na(^  biefer  Slbfd^weifutxg  auf  ein  unfid^ere§  ©ebiet 
mit  immer  boä)  jweifed^aften  (grgebniffen  auf  ben  fid;eren  33oben  ber 
gefd^id^tUd^en  Ueberiieferung  jurüdE  unb  fud^en  unö  junä(|ft  ein  Silb 
ju  mad^en  oon  bem  ©alinenbetriebe  in  menbifd^er  3eit. 

SEBir  finben  von  2lnfang  an  ben  §erjog  im  alt^ergebrad^ten  33efife 
beö  ©aljbergö;  er  ift  baö  alte  ©tammgut  feiner  g^amilie,  unb  wenn 
bei  ©rbtl^eilungen  bie  beiben  ßinien  gemeinfame  Äaftettanei  ßolberg 
getl^eilt  unb  bie  2lbgaben  beö  jebem  ber  §errfd^er  jugefaffenen  3lntl^eite 
getrennt  in  jmei  Siabemen  abgeliefert  mürben,  blieb  ber  Sefife  beö 
©aljbergö  bod^  ungetl^eilt,  gemeinfam  t)erfügten  fie  barüber,  unb  in 
ber  3eit  ber  Sl^eilungen  beburfte  jebe  ©c^enfung  einer  boppelten  Se^ 
ftätigung.'  SDie  §erjöge  erfd^ienen  femer  alö  bie  t)ottftänbig  unbefd^ränf- 
ten  §erm  beffelben  mit  freiem  SJerfügungöred^t,  unb,  alö  märe  ber  alte 
©ermanenglaube,  bem  bie  ©aljquetten  gottgemeil^te  ©tätten  waren,  mit 
bem  ei^riftent^um  ju  ben  SBenben  l^inüber  gewanbert,  fo  l^aben  fie  gerabe 
Älöftem  unb  ©tiftem  von  ii^rem  alten  ©igentl^um  eine  ©(^enfung  über 
bie  anbere  jugewiefen.  ®iefe  Älöfter  waren:  ®robe  auf  Ufebom  1159, 
SDargun  1173,  93elbu!  1180,  ©tolp  an  ber  ^eene  1183,  3näan  in 
^omereffen  (1229  beftätigt),  baö  g^rauenflofter  in  2;reptow  1240,  felbft 


—     120    ~ 

baö  von  SJambetg  am  gegrünbete  unb  hobxixä)  mit  Komment  in  SBerbiiv^ 
bung  gefefete  Ätofter  Srebnife  in  ©(i)lefien  1214,  ßolbafe  (beftätigt  1240), 
unb  mtoro  1264  unb  1265.  SDie  ^fannftätten,  bie  baö  Softer  a?Jo= 
gpina  in  SDanjig  befa^,  gel^örten  jur  Soi^anniöfird^e.  "^aiu  fotmnen 
8  Äptl^en  ber  ßolberger  SDoml^etrn.  Um  1400  I;atte  anä)  baö  Älofter 
^elpelin  in  SBeftpreuJBen  (^erpelin  im  ©tabtb.)  eine  fjalbe  ^faunftätte. 
®ie  ^fannftätten,  weld^e  bie  Snngfrauenflöfter  ju  ältftabt  xmb  6öölin 
befa^en,  finb  in  fpäterer  Seit  erraorben.  ^) 

S)en  §erjogen  wirb  von  ben  Äotl^en  ein  beftimmter  3inä  ent= 
tid^tet,  ber  burd^  ba§  §erfommen  normirt  ift,  wenn  aud^,  wie  bie  SBer^: 
böte  an  bie  l^erjogIi(^en  Beamten,  bie  Slrbeiter  im  ©aljberge  nid^t  mit 
ungebürlidien  Slbgaben  ju  belaften,  jeigen,  flaoifd^e  SBiUfür  oft  brüber 
l^inauögegangen  fein  mag.  SDie  fingen  3Bänner  auö  ben  Älöftern,  bie 
ben  gürften  ein  §ol^eitöre(^t  nad^  bem  anbern  jn  entrainben  mußten, 
gen)annen  na^  unb  nad^  au^  bie  Befreiung  il^rer  Äotl^en  t)on  ber  l^er= 
joglid;en  2lbgabe.  S)em  älofter  Srebnife  war  fein  Äotl^  gleid^  mit  biefer 
^Befreiung  im  Sa^re  1214  t)erHel^en  morben.  ^^)  SDem  Älofter  3näan 
würbe  bie  3lbgabe  1229  abgenommen,  unb  bafe  bie  übrigen  illöfter 
jenen  nid;t  lange  nad^geftanben  l^aben,  ift  n)ol)l  anjunel^men.  3?id^t 
lauge  Dor  ©rünbung  ber  beutf(^en  ©tabt  im  Saläre  1249  unb  1251 
werben  2  ilotl;en  ber  ßolberger  5Dom()errn  in  gleidjer  äBeife  befreit. 
®em  Sllofter  ®robe  auf  Ufebom  mar  im  Saläre  1159  berSaljjinö  t)om 
©onntage  jugemiefen  morben,  iebenfaHö  eine  ben  §erjogen  biö  bal^in 
juftel)enbe  §ebung;  fd;on  im  Saläre  1168  befafe  eö  baneben  2  Äotl^en  mit 
je  4  ^sfanuftätten,  im  3öl;re  1237  mirb  ber  ©onntagöjinä  nidjt  mel;r  ge^ 
nannt,  unb  auö  ben  beiben  Äotfien  ift  einer  mit  6  ?Pfannftätten  geworben.  ^0 

SDie  Äotl^en  waren  t^eilö  ju  6,  tl^eite  ju  4,  einzelne  au(^  nur  ju 
2  ^fannftätten  (sartagines)  eingerid^tet.  SDer  Unterfd^ieb  fann  nur 
bann  einen  ©inn  l^aben,  wenn  bie  ^fannftätten  baö  ©ieberei^t  auf  ein 
beftimmteö  Quantum  ©alj,  über  baö  nid^t  l)inauögegangen  werben 
burfte,  auöbrüden;  mag  nun  bamalö  ber  Äotl;  nod^  wirfli^  4  ober  6 
Pfannen  —  von  benen  ja  offenbar  bie  ^^^annftätten  benannt  finb  — 
gefiabt  l^aben,  ober,  was  wa^rfd^einlid^er  ift,  mag  f(^on  bamalö,  wie 
fpäter,  baö  gange  £)uantutn  auf  einer  ober  jwei  Pfannen  abgefotten 
fein.  3n  ber  3al)l  ber  Äotlien  fd^eint  ber  §erjog,  wenigftenö  in  oor- 
beutfd^er  3eit,  nid)t  befdjränft  gewefen  ju  fein,  benn  er  weift  ben  meiften 
Älöftern  nid^t  \ä)on  fertige  unb  eingerid^tete  Sioi^^n  ju,  fonbern  er  vtx-- 
leilit  i^nen  nur  baö  SRed^t,  fold^e  auf  i^re  5loften  felbft  ju  erbauen. 


—    121    — 

SDte  ©ntrtiä^tuttg  eiiteö  beftimntten  3tnfeö  t)on  ben  Stot^tn  weifi 
barauf  l&in,  ba§  bie  §erjöge  bie  ©iebetei  nid^t  auf  eigene  Sied^inmg 
betrieben,  fonberu  alle  Äotl^en,  bie  nid^t  an  Älöfter  »erfd^enft  waren, 
gegen  biefen  3inö  ^^ädjtern  überliefen.  SDie  SDtaffe  beö  aBenbent)olfö 
war  unfrei,  binglid^  unb  perfönlid^  f(^n)er  belaftet;  bo(^  gab  eö  üer^, 
fd^iebene  ®rabe  ber  §örigfeit:  fo  finben  fid^  3eitpäd)ter  von  bet)or5ug:: 
terer  Stellung,  bie  von  ben  il^nen  jugetniefenert  Sänbereien  ben  3el^nten 
ju  jal^len  l^atten.  ©in  fold^eö  Sßerl^ältnig  mag  auf  bem  ©aljberge  ftatt- 
gefunben,  unfreie  3eitpä($ter  mögen  il^n  bearbeitet  l^aben,  iebenfallö 
aber  ol^ne  erblid^eö  3lnredE)t,  benn  ber  §et^og  t)erfügt  über  bie  Äotl^en 
äu  ©unften  ber  Älöfter  ganj  nad^  feinem  belieben. 

2)ie  funftfertigen  (Sifterjienfer  unb  ^rämonftratenfer  3Jlönc^e 
l^aben,  wie  fpätere  ä?orgänge  jeigen,  ben  gen)innrei(^en  @m)erb§jn)eig 
felbft  in  bie  §anb  genommen.  3luf  bem  jugeraiefenen  9iaum  jimmer^ 
im  fie  an^  §olj  unb  Sel^m  bie  ©aljt;fltte,  fauften  eine  Pfanne  unb 
liefen  unter  Sluffid^t  von  W6nä)en  unb  ßonüerfen  an§>  ben  nal^e  gele= 
genen  ©ütern,  t)ielleid^t  aud^  von  ben  Älofterliöfen  in  ber  ©tabt 
auö  baö  ©alj  gemiimen.  3lud^  auf  i^ren  5lotl;en  würbe  bie  3lrbeit 
burd^  Unfreie  getl^an,  unb  mie  bie  tlntert^anen  auf  ben  ^lofterbörfem, 
fo  werben  bie  3lrbciter  auf  bem  ©aljberge  (homines  ibi  laboranfes) 
im  Sutereffe  ber  geiftlid^en  Sefi^er  hnxä)  fürftlid^e  Befreiungen  gegen 
©rpreffungen  ber  Beamten  gefi^üfet. 

S)ie  beutfd^e  ©inwanbenmg  bilbet  wie  in  jeber  anberen  §infid^t, 
fo  aud^  in  ber  ©ef(^id^te  beö  ©aljbergeö,  einen  wid^tigen  2lbf(^nitt. 
traten  auc^  bie  SDeutfd^en  l^ier  in  eine  alte  ®rbfd)aft  ber  SBenben  ein, 
unb  blieb  meleö  t)on  bem  ®ef(^äftäbetriebe,  bem  §anbwerfegerätl^,  ber 
gefammten  Sei^nil  be§  ©ewerbeö  erl^alten,  wie  bie  äöenben  fie  ^a^x^ 
l^unberte  geübt  l^atten,  fo  erl^ielt  boä)  baö  ganje  SSBefen  ein  neueö  ®e= 
präge:  an  bie  ©teile  beö  lofen  9lebeneinanber  trat  bie  gefd^loffene  ©rb= 
nung  einer  beutfd^en  ©enoffenfd^aft. 

©d^on  bie  ©rünbungöurfunbe  ber  ©tabt  tritt  ber  wiHfürlid^en 
(Srl^öl^ung  beö  ©aljjinfeö  von  ©eiten  ber  Sanbeöl;erren  burdE)  eine  fefte 
9?ormirung  beffelben  entgegen:  bie  f leine  ^^fanne  foll  4,  bie  gro^e  — 
wol^l  erft  t)on  ben  S)eutf(^en  neu  eingefül^rt  —  „wenn  man  von  i^r 
©ebraud^  mad^en  wollte"  —  8  Sonnen  Sinöfalj  entrid^ten.  3lu(^  in 
bem  unbefd^ränften  aSerleil;ungöred^te  ber  gürften  ift  jefet  eine  Befdjräm 
fung  eingetreten,  eine  beftimmte  ilotl;en^  ober  ^^fannftättenjal;l  mu§ 
iefet  feftgefefet  fein,  benn  fonft  lie^e  fid^  nid^t  erklären,  wie  ber  §erjog 


—    122    — 

SBartiöIat)  bie  Äotl^en,  weli^e  er  bem  ftloftcr  SJufott)  1264  oerleil^t, 
als  ,,ben  lefeten  9ieft  tjon  freiem  @igentl^um  bcjeii^neii  faim",  ben  er 
no(^  am  ©aljberge  l^abe.  ^^) 

SBid^tiger  ifl  bie  Umwaitblung,  bie  fid^  in  ben  35efifet)erl^ältmffen 
tJoHjiel^t*  ®ine  große  Sal^l  mn  Äotl^en  war  im  Sefifc  von  Älöftem. 
§&äö  aufftrebenbe  Sürgertl^um  ber  jungen  6tabt  wollte  anS)  l^ier  bie 
frembe,  ber  ftäbtifd^en  ©efefegebung  nid^t  niitenoorfene  ©eroalt  nid^t 
bulben,  ber  ©aljberg  mußte  ganj  für  bie  ©tabt  gewonnen,  feine  ©in^^ 
rid^tung  mit  ben  übrigen  ftäbtif^en  ©inrid^tungen  in  ©inflang  gebrad^t 
roerben,  S)er  S3ürger  Hermann  v.  SBerben  war  ber  erfte,  roeld^er  ,,itad^ 
reiftid^er  Ueberlegung  mit  bem  Siotl^e"  einen  SopitelöIotJ^en,  ben  beö 
Äanonifuö  ©erarbuö,  gegen  eine  jäl^rlid^e  Slbgobe  von  80  Sonnen*) 
©a(j  erblid^  übemal^m  (1257),  xmb  feinem  S3eifpiele  folgten  balb  anbere 
33ürger.  ®inen  jroeiten  ©apitelöfotl^en  übernal^m  in  glei(^er  SBBeife  ber 
Sürger  SBebefinb  gegen  eine  3lbgabe  von  50  Sonnen,  einen  britten  via 
Srüber  be  SBiba  gegen  48  Sonnen,  ben  vierten,  fünften  unb  fed^öten 
©iegfrieb  gaber,  ©melrid^  unb  ®eorg  SSell^erig,  jeber  gegen  24  Sonnen 
(1260  unb  1261),  unb  aibred^t  oon  SBottin  ben  Äotl^  beö  Äanonüuö 
©untrer  1"^)  1266,  fo  baß  in  biefem  Saläre  von  ben  8  ©opitetef Otiten 
roenigftenö  fd^on  7  in  ben  §änben  t)on  Sürgem  roaren.  S)ie  großen 
Unterfd^iebe  in  ben  Slbgaben  ber  Äotl^en  finb  rool^l  burd^  bie  oerfi^ie^ 
bene  3al^l  ber  ^^fannftätten  in  benfelben  bebingt. 

2)em  Seifpiele  beö  ßolberger  ßapitelä  folgte  ba§  Älofter  auf 
Ufebom,  roeld^eä  im  S^^te  1266  ben  ßolberger  bürgern  §einrid^  3ut 
tenfon  unb  Sl^eoborid^  ^lettenberg,  jenem  gegen  bie  jäl^rlid^e  ©ntrid^iung 
einer  ganjen,  biefem  einer  ^Iben  ßaft  ©alj  feinen  Äotl^en  erblid^  über 
ließ.  ^0  3roar  fotten  nod^  immer  einige  Älöfter  auf  eigene  3ledE)nung:  bem 
Älofter  33u!oro  rourbe  fogar  no(^  im  Saläre  1265  baö  9ledE)t  ertljeilt,  einen 
Äot^  ju  4  ^fannftätten  ju  erbauen,  unb  ber  S3if(^of  von  ©ammin  übte 
fein  alteö  ©ieberei^t  no(^  um  1380,  rooju  er  von  ber  ©tabt  nadl;  altetn 
§erfommen  eine  ßiebeögabe  auö  il;ren  äßalbungen  forbern  fonnte. 
Xoä)  mar  ber  SRatl^  beftrebt,  bie  ftörenben  Elemente,  bie  er  nid^t  fo^ 
glei(^  befeitigen  tonnte,  roenigften§  ju  befd^ränfen  unb  ben  ftöbtifd^en 
©inrid^tungen  unterjuorbnen.    ©o  rourbe  bem  Älofter  Suforo  bie  35au- 

*)  Unter  ben  Spönnen  (Ugalura^  Ugamcnlum)  flnb  rool^l  fc^on  für  blefc  Seit 
bie  fpäter  fogcnanntcn  ©aljrümpc  ju  ücrpcl^n;  12  folt^cr  Tonnen  ober  ^funbc,  n)lc 
fic  aud^  genannt  werben,  bilbcten  eine  gcroöi^nlici^e  öajl,  21  eine  5ur  S5erfc^lffung 
beflimmtc.    @o  rocnigftenft  um  1500, 


—    123    — 

flcffe  genau  mä)  bem  aJia&e  ber  anbem  angeraiefen:  ein  neuer  ©atj- 
brunn,  ben  bie  SWönd^e  etwa  errid^teten,  xotnn  il^nen  bie  belben  anbetn 
(auf  bem  ©aljs  unb  auf  bem  Stttenberge)  nidit  gefielen,  burfte  nxä)t 
über  12  guJ3  Sänge  unb  ebenfo  vid  Sreite  ^aben;  unb  ber  2lbt  von 
Selbu!,  ber  noä)  immer  ein  unbefdEiränfteö  ©ieberei^t  in  Slnfprud)  ge= 
nommen  l^atte,  mu^te  fii^  1287  t)om  SRattie  bte  äSebtngUng  auftiijeH 
laffen  ^%  ba&  er  t)on  feinen  ^fatmen  brei  an  ftäbtif(^e  S3ürger  eintl)un, 
für  bie  übrigen  felbfi  baö  erforberUdie  SSrennl^oIä,  aber  ni(|t  au§  6ot 
berg,  anlaufen,  fid^  aud^  fonft  ben  ©afeungen  ber  ©tabt  fügen  unb  nur 
jur  gewöl^nlid^en  ©iebejeit  fieben,  enbli($  au<^  ju  ben  gemeinfamen  Um 
fofien  am  SBrunn^n  unb  an  ben  Äotl^en  beitragen  foEe.  Sie  gleid^ 
ju  ermäl^nenben  ©tatuten  ber  ©aljgilbe  wirften  ebenfalls  mit  barauf  I)in, 
bie  ©eifilid^en  auö  bem  ©aljberge  l;erauöjubrängen  unb  if)r  2lnre(^t 
auf  beftimmte  Hebungen  auö  ben  Äotl^en  ju  befc^ränfen.  — 

aSie  bie  Äotl^en  ber  geiftlid^en  Sefifeer  allmä^li(^  an  Sttr== 
ger  famen,  barüber  geben  uns  bie  Urhmben  genügenben  aiuffd^lufe;  in^ 
be§  ift  bod^  nidE)t  anjune|imen,  ba^  jene  jur  3eit  ber  ©rünbung  ber 
©tabt  faft  ben  gan$en  ©aljberg  in  il;rer  §anb  gel^abt  I)aben,  wie  aber 
bie  anberen  Äotl^en  ftpbtifd;  geworben  finb,  wie  bie  §aIefott),  SBiefe,  SSer- 
tljplb,  Solner,  §oH  bie  ^ott;en  erworben  Ijaben,  bie  fd^on  feit  1330 
nad^  i(;nen  genannt  werben,  barüber  finbet  fidE)  faum  eine  3lnbeutung. 
®afe  ber  9tatl;  baö  9ted^t  gel;abt  Ijabe,  bie  ©riaubnijs  jur  @md[)tung 
neuer  ßotl;en  ju  ertlieilen,  unb  ba^  bie  übrigen  Äotfien  erft  nad)  ber 
©rünbung  ber  beutfd^en  ©tabt  angelegt  feien  ^%  wiberlegt  \iä)  fdjon 
burd^  bie  baim  unerKärli(^en  ^auf=  unb  ^^ai^toerträge,  weld^e  einjelne 
Sürger  mit  ben  ßl^orl^errn  unb  Älöftern  gegen  bebeutenbe  Slbgaben 
eingingen,  unb  au^erbem  Iä|3t  fi(^  baoon  nid^t  bie  geringfte  ©pur  \\a6)-- 
weifen.  2lu§er  bem  Äotl^en,  weld^er  bem  33if(^ofe  fc^on  1140  bei  ber 
3)otirung  be§  Siöll^umö  üerliel^en  würbe,  mu§  berfelbe,  oermutl^lid; 
als  ßanbeöl^err  unb  JJad^folger  ber  wenbifd^en  dürften,  anfänglidE)  uodE) 
anberen  Sefife  am  ©aljberge  gel^abt  Iiaben,  ba  33ifd)of  Hermann  bem 
Äanonifuö  Sl^eoborid^  v.  ©ermen  unb  beffen  S3ruber  Soi^atuieö  (1287) 
einen  Äotl^en  fdienft  unb  Sifd^of  g^riebri(^  (1333)  einen  jweiten  an  ben 
©otberger  ^uftoö  §inrif  t)erfauft  ^^).  Xoä)  ift  eö  nii^t  unmöglid^,  ba^ 
fd^on  bie  wenbifd^en  gürften,  wie  fie  bie  Älöfter  befd^enften,  aud)  bie 
2)ienfte  angefe^eiier  Saien  mit  SBerlei^ungen  von  ©aljftätten  belol^nten. 
®iefe  wenbifd^en  ©aläftdtteubefifeer  wären  bann  in  bie  ftäbtifd^e  ©alj- 
gilbe  eingetreten  ober  i^ätten  il)ren  2lntl^eil  an  ^Bürger  ber  ©tabt  t)er< 


—    124    — 

!auft.  %xeHx^  tarn  bie  3af)l  ber  wenbifiä^en  Gblen,  bie  fo  ba§  93ür:= 
(jcrrei^t  getoann,  nur  gering  gcraefen  fein,  iinb  bie  g^abel,  bie  ber  el^r^^ 
lid^e  6.  t).  ©imntent  einem  ßolberger  Sürgernteifter  gläubig  nai)^ 
erjagt  l^at,  von  bem  in  einem  eifernen  Äaften  auf  bem  Statl^l^aufe  vtxrt)af)x- 
ten,  von  griebri(3^  SSarbaroffa,  aU  er  angeblicl)  1181  bie  pommerfiä^en 
§erjöge  ju  Sel^nsträgem  beö  beutfd^en  dieiä)^  erl^ob*),  ben  menbifd^en 
©alsgefd^Ied^tem  ©otbergö  üerliel^enen,  „ftatt(icr)en  Privilegium,  naä) 
roeli^em  fie  in  be§  SRei($e§  ©($u^  unb  ©d^irm  aufgenommen  fein  unb 
für  alle  Seiten  für  abelmägig  auf  Surnieren  nnb  aller  ©ccafion  mit 
^Tragung  @ilber§  unb  ®olbe§  unb  il^re§  ©eitengerael^rs  refpectirt  werben, 
anä^  im  ©aljmefen  il^re  eigene  Surisbiction  unb  Stifatnmenhinft  l^aben 
füllten",  ift  ni($t  ber  SJBiberlegung  mertl^  unb  mürbe  l^ier  anS)  nid^t 
berül^rt  fein,  menn  fie  nid^t  in  neuefter  3eit  mieber  auf  gemannt  unb 
für  ®ef(^i(^te  ausgegeben  märe.  ^^) 

Gö  mirb  nid^t  lange  na^  ber  ©rünbung  ber  beutf(^en  @tabt  ge- 
f($efien  fein,  ba§  biefe  beutfd^en  ©ieberfamilien,  bie  allmäl^lid^  bie 
Äotl^en  unb  ^sfannftätten  an  fi(^  brachten,  ju  einer  ©enoffenfc^aft  jufam^ 
mentraten.  9luf  allgemeiner  ®runblage,  mie  bie  SSergleic^iuig  mit  ben 
einri(^tungen  ber  §allif(^en  unb  Süneburger  ©aljgilbe  jeigt,  unb  bo(^ 
mieber  eigenartig  in  gefunber  ©ntfaltung  an^  ben  örtlid)en  3?er]^ältniffen 
l^erauö,  in  ber  ©rbnung  il;rer  red^tlii^en  3uftänbe  bnxä)  33elel)rungen 
ber  SJfutterftabt  ^^)  geförbert,  bilbete  fic^  bie  Golberger  Srüberfd^aft  ober 
©ilbe  ber  ©aljfieber  {fraternitas  salis  coctorum,  gkilda  tmlgariter 
diclo),  unb  im  Saläre  1302  mirb  in  einer  merfmürbigen  Urfunbe  ^*^)  bie 
t)om  Statine  in  ©egenmart  fämmtli(^er  aWitglieber  beffelben,  ber  alten 
unb  neuen  ßonfuln,  bie  fi^on  längere  Seit  üorl^anbene  ©rbnung  auf- 
gejeic^net  unb  feftgefefet. 

9Jlel^r  nod^  alö  auf  bem  ©eel^anbel  berul^t  ba§  SiBol^l  ber  ©tabt 
auf  ber©aline;  burd^  fie  mirb,  mie  bie  Urtunbe  fagt,  ßolberg  üorjugö^ 
meife  in  g^tor  erl^alten.  S)er  ©aljberg  ift  eö  befonberö  gemefen,  meldier 
bie  angefel^enen  ®efc^led)ter  fo  ja^lreid^  in  bie  ©tabt  gelodft  l^at  ^znn 
mel^r  nod)  alö  ber  ®ro§l)anbel  entfpfai^  ber  ©alinenbetrieb  bem  ritter- 
lid;en  ©inne.  2Bie  bie  grüd^te  beö  93oben§,  ifl  baö  ©alj  ein  ©rjeugnife 
ber  9iatur,  feine  3lu§beutung  fiatte  gleid;e  ßl^re  mit  bem  2ldferbau  xmb 
bot  einen  rei(^lid^eren  ©eminn  unb  eine  fi(^rere  3tente,   alö   biefer. 


*)  Ucber  bie  Unglaubioürbigfeit  bicfcc  SSclcljnung  f.  ^(cmpin,  ^ommerfc^ed 
Ur!unbenb.  @.  60. 


—    125    — 

„S)a§  ©aljbom  bringt  feine  geraiffe  jäl^rlid^e  g^md;t  hmä)  ©efd^öff  unb 
aBirfung  ber  3latnx  an  i(;ni  felbft,  lüie  anbere  beö  (Srbreid^ö  ©ewdd^ö 
imb  ®aben,  beter  bie  uon  3lbel  fid^  gebraudEien",  fagt  1570  3ol;anneö 
V.  ©toientin,  ein  ßolkcgeu  ^^atricier.  3m  ^al)xex  1378  wirb  eine 
l^albe  ?pfannftätte  mit  250  3)laxt  bejaljlt,  im.  3al;re  1392  eine  ganje 
mit  400  3Karf,  eine  ^albe  mit  200;  nm  1430  eine  ganje  mit  500  mi, 
unb  um  1500,  wo  bie  Saline  auf  i(;rem  §ö(;epuncte  geftanben  ju  l;aben 
f(^eint,  betrug  ber  ^rei^j  ber  ganjen  freien  ©tätte  250  f(.  rl^ein.  (1  fl. 
rl^ein.  =  2  Zi)lx.  10  ©gr.)  SDie  ©aljpreife  waren  fteinen  ©(^luaur: 
fungen  untent)orfen,  unb  bie  Erträge  nid)t  in  aEen  Saferen  völlig  glei(^. 
gür  200  aKarf  wirb  1412  von  einer  I;alben  ^^Jfannftötte  beö  Ätofterö 
eine  jäl^rlid^e  §ebung  von  20  3)if.  ge!auft,  bringt  fie  weniger  ein,  fo  mufe 
baö  Älofter  julegen,  ber  Ueberfc^n^  aber  gef)ört  bem  Käufer.  ^0  ®ö 
maren  bieö  greife,  um  meli^e  nmn  in  älterer  3eit  ein  mäßiges  @ut 
laufen  fonnte. 

SDie  ©tabt  mu^te  alfo  baö  l;ö(i)fte  Sntereffe  an  bem  ©ebei^en 
unb  ber  Drbnung  ber  (Silbe  nel;men. 

S)ie  erfte  Sebingung  für  ben,  ber  in  bie  @ilbe  aufgenommen  fein 
motttc,  mar  bie,  ba§  er  Sa^r  unb  Sag  ©olberger  33ürger  gewefen  mar; 
er  mu^te  ferner  hnxä)  Dotigültige  Sengen  nai^meifen,  ba^  er  menigftenö 
40  aWarf  an  SOermögen  befa^,  l;atte  er  100  3Kart,  fo  mufete  er  fic^  in 
ber  ©tabt  ein  ®rbe  (§auö)  faufen,  fonft  foHte  i^m  bie  Srüberfd;aft 
m(3^t  gegeben  werben;  jeber  ©ieber  mujgte  einen  felbftftänbigen  §auöl^alt 
l^aben,  unb  ber  ©o^n  burfte  nur  fieben,  wenn  er  t)om  t)äterlidjen  Süer^^ 
mögen  getrennte,  eigene  ©üter  befajs. 

3n  ber  ©ilbe  waren  bie  angefe^ienften  gamilien  ber  ©tabt,  auö 
benen  fi(^  t)oi[^ugöweife  ber  SWatl;  ergänjte.  ®ö  war  aber  eine  Iriege== 
rif(^e  Seit,  nur  trofeige  3Jlänner!raft  fonnte  ber  ©tabt  ©ii^erl^eit  t)er= 
leiten.  SDafier  mu^te  ber  9lat^mann  t)erftel^n,  §arnif(^  ober  ^late  ju 
tragen,  ba§  breite  ©(i)la($tf($n)ert  jn  lianbliaben  unb  bie  Sünfte  gegen 
bena(3^barte  9taubnefter,  ober  bie  Äriegöfoggen  gegen  SDdnen  unb  ©ee- 
rauber  ju  filieren;  ber  ©ültl^err  (^^annenl;err,  ©aljiunfer,  fpäter  ©ülä:= 
l^err,  ^fänner,  unb  in  neuerer  Seit  ©üljoerwanbter,  alle  SRamen  fönt:: 
men  in  ©otberg  t)or),  foH  beölialb  ein  ganger  unb  ooHer  Sülann  fein, 
„ba^  er  wie  ein  3Kann  [teilen,  ge{;n,  reiten  unb  aHeö  Uebrige  wie  ein  3Kann 
t^un  fönne."  SDiefe  33eftimmung  über  bie  ooBe  3Kännli(^feit  war  and; 
gegen  bie  ®eiftlid;feit  geri(^tet.  §atten  anä)  einjelne  Älöfter  no^  in 
fpöterer  Seit  ©ieberect)t  für  iljre  '^jjfannftätten,  loie  bie  grauenflöfter  aut 


—     126    — 

ber3lltfiabt  unb  in  6ö§Un,  fo  waren  fie  hoä)  tion  ber  ®ilbe  felbft 
auögefd^loffen  unb  wußten  \i^  ben  Seftintmungen  berfelben  unterorbnen* 
3m  17.  Sal^rl^unberl  würbe  fogar  einem  proteftantifiä^en  ©eiftlid^en, 
wetd^er  burd^  ®m)erbung  eineö  ^fannenantl^eils  berechtigte  9lnfprüd^e 
auf  bie  9Jlitgliebf(^aft  erworben  l^atte,  mit  Berufung  auf  baö  alte  §er:= 
fommen,  weld^eö  bie  ®eiftli(^en  au§fc^to§,  bie  2lufnal^me  t)ertt)eigert.  — 
SDie  33rüberf(3^aft  war  anfängli(^  no(^  burd^  fäuflid^e  (Erwerbung  von 
^fannftätten  ju  gewinnen,  fpäter  gab  nur  ®rbf(^aft  ober  §eiratl^  3ltt= 
fpru(^  barauf  (f.  fpäter).  SDie  SBittwe  eines  ©ültl^erm  l^atte  no(^  eine 
beftimmte  3eit,  um  il^re  SSerl^ältniffe  beffer  orbnen  ju  fönnen,  bie  Sie- 
begered^tigfeit;  m^  5BerIauf  biefer  ©nabenjeit  mufete  fie  au§  ber  ®itbe 
auäfd^eiben. 

Eine  anbere  33eftimmung,  wel(^e  fefife^te,  baß  bie,  weld^e  im 
2Binter  mit  il^ren  g^rauen  bie  ©tabt  t)erlie§en  unb .  im  g^rül^tinge  jur 
©iebejeit  jurüdEfel^rten,  bie  Srflberfd^aft  t)on  neuem  gewinnen  mußten, 
war  wol^l  gegen  bie  SSürger  geri(^tet,  wetd^e  im  33efife  von  Sel^ngütern, 
für  gewö^nlii^  au^erl^alb  ber  ©tabt  lebten  unb  nur  jur  ©iebejeit  fi(^ 
in  ©olberg  aufhielten;  man  wollte  fie  baburd)  jwingen,  i^ren  Slufent^ 
l^alt  bauemb  in  ber  ©tabt  ju  nel;men  imb  mit  ungetl^eiltem  §erjen 
Bürger  ber  ©tabt  ju  werben. 

S)ie  aWel^rjal^l  ber  Seftimmungen  regelt  ben  ®ef(^äft§betrieb  auf 
bem  ©aljberge  unb  jwar,  entfpre(^enb  bem  Siele  aller  mittelalterlichen 
®enoffenfc^aften,  in  ber  SSBeife,  ba^  ber  ®ewinn  auf  bie  ©aljgilbe  be^ 
fd^ränft  unb  jebem  3Kitgliebe  ber  Srüberfd^aft  bie  möglid^fte  ®kxä)f)e\t 
barin  gefiebert  werbe.  Silur  jur  ©iebejeit  war  bie  ©aljbereitung  geftat^ 
tet,  unb  bie  Sßerlefeung  biefer  Drbnung  brad^te  im  Sai^r  1493  ben 
Statl^mann  §an§  Särwalbe  um  ben  Sepfe  feiner  4  ^fannftätten,  bie 
ber  SRatl^  i^m  nal^m  unb  erft  feinen  Äinberit  „um  ®otteö  unb  il^rer 
Sitte  wegen*  für  400  fl.  rl^eitt.  wieber  t)er!aufte.  Äeiner  burfte  bei 
SBerluft  ber  Srüberfd^aft  ®emeinfd^aft  l^aben  mit  einem,  ber  auj^erl^alb 
ber  ©ilbe  ftanb;  jeber  Pfanne  —  unb  biefe  waren  jefef  atte  t)on  glei? 
d^er  ®rö§e:  6  @llen  lang  unb  5^  breit  —  war  ein  glei(^eö  Quantum 
von  ©oole  jugemeffen,  bie  ©oolfäffer,  in  weld^e  bie  Safe  l^ineingelaf^ 
fen,  bie  5lörbe,  in  wel(^e  ba§  frif(^  gewonnene  ©alj  an^  ber  Pfanne 
gefd^üttet  würbe,  unb  bie  Sonnen  foBten  gleidtje  ®röfee  l^aben.  9lu(^ 
im  §oljt)erfaufe  wirb  bie  ®lei(^l^eit  bewal^rt  unb  feine  Ueber^ortl^ei^ 
lung  unb  fein  SSorjug  gebulbet.  35aB  bie  Umgegenb  aud^  in  voxhmU 
f$er  3eit  nii^t  l^oljreid^  war,  ifl'  \ö)on  frül^er  gezeigt    SDo(^  aud^  bie 


—     127    — 

aS(mÄtl^e,  ble  aüö  ben  SBälb'em  an  ber  obertt  ^erfante  utib  SRabüe 
lamen,  teid^ten  für  ben  enormen  §oIjt)erbrau(^  ber  Saline  ni(^t  auö, 
unb  ba  aus  bem  ©tablraalbe  nur  bie  ^Bürger,  weld^e  eigene  ^^ferbe 
befajsen,  §oI}  auf  bm  ©aljberg  bringen  burften,  fo  war  fdion  in  jener 
Seit  baä  S3ebürfnl§  md^  auswärtiger  3ufu]^r  t)orl^anben,  uub  ©otberger, 
wie  frembe  ©i^iffe,  hxaä)tm  wol;l  befonberö  von  ber  SWünbung  ber 
?Peene  l^er,  auf  wel(^er  ber  ^oljreidjtl^unt  Sßorpommernä  in  langen 
flögen  l^erabjog,  unabläffig  neues  Ttatmal  für  bie  gefräßigen  g^euer^ 
^erbe  ber  Äot^en.  Um  baö  Sal^r  1430  würbe  baö  ^olj,  weld^eö  man 
für  ein  Sal^r  ju  2  ^fannftätten  gefbraud^te,  auf  100  SWarf  herauf (3^lagt. 
Med  §olj  nun,  waö  bie  ^erfante  l;erabf($wamm,  ober  auf  ^^ral^men 
ober  auf  ^eenefäl^nen  f)erangebra(^t  würbe,  war  eine  3lrt  von  ®e= 
fammtbefife;  feiner  ber  ©ilbegenoffen  burfte  aBein  oberl^alb  ber  ©d^ teufe 
einen  §anbel  abfd^liejsen,  feiner  im  SBinter  mel^r  alö  20  ©renj*)  für 
bie  ^>fanne  auffegen,  feiner  jur  ©iebeseit  für  längere  Seit,  als  für 
einen  3Konat  auffaufen,  33on  3eit  ju  3eit  würben  bie  großen  3üge 
von  gioßldolj,  bie  fid^  vor  ber  ©(^leufe  aufgeljäuft  l^atteu,  burd^gelaffen, 
bann  mußten  bie  SBorbinge  (Seic^terfd;iffe),  bie  in  langer  Sieil^e  bie 
^^Jerfante  l^inauf  bis  jur  ©tabt  lagen,  jur  3Künbe  ljinaugwei(|en,  um 
bem  §olje  ^lafe  ju  f(^affen,  unb  erfl  wenn  bieö*  am  Ufer  aufgefegt 
imir,  würbe  eö  ben  ©iebern  im  5Berl^ältniffe  ju  ber  3al^l  il;rer  ^fanrt^ 
ftfttten '  überlaffen.  ®er  fogenannte  §oljgraben  wirb  jum  erften  SRale 
juttt  S^i^e  1493  genannt;  ift  er  übert;aupt  ein  natürlidier  2lrm  ber 
^etfänte  unb  nid^t  burd^  5?iuift  gefd^affen,  fo  ift  er  bod^  jebenfallö  nid^t 
el^er  jum  flößen  benufet  worben,  afe  alle  Äot^en  auf  ben  ©aljberg 
wefttid^ '  ber  ^erf ante  t)erlegt  waren.  — 

äud^  in  Lüneburg  unb  ^aHe^^)  l^atten  bie  ©alägilben  ä^nlid^e 
©inrid^tungen;  3tt'  §cttt^  burfte  nur  ein  ^Bürger  ber  ©tabt  unb  nur 
ber,  weti^er  ein  eigenes  §aus  befaß  luib  bem  9iatl;e  f(^oßte,  ^^fänner 
fein";  wer  bei  Sebjeiten  bes  SBaterS  fiebeit  wollte,  mußte  fein  eigenes 
§aus  l^abi^n  unb  im  @l;eftanbe  leben,  SBittwen  unb  SunggefeHen,  alfo 
aud^  bie  ©eiftlid^en,  waren  von  ber  ®ilbe  ausgefdEiloffen;  aEe  5lot^en 
waten  aWatmlfei^en,  xmb  in  Lüneburg  bilbeten  bie  ©aljgeuoffen  eine 
Oligatd^ie,  aus  ber  t)orjugSweife  bie  2lemter  bes  5Ratljs  befefet  würben. 
2tber  in  ©olberg  ftdnb  bie  (Silbe  in  nod^  engerer  SBerbinbung  mit  SRatl^ 
unb  ©tobt:  atte  Ueberfdf)uffe  ber  ©ilbenlabe,  alle  S3rüd^e  unb  ©traf^ 


0  "^{nc'auif  wcnbffäjcv  3cit  Ijcrftamineubc  SJcucnnuna;  —  3  ^la^Ux. 


—    128    — 

gefalle  —  fie  gingen  von  4  ß  biö  ju  10  3RI  —  alleö  t)erfattene  §oIj, 
©alj,  ©atjftättcn  u.  f.  tt).  fiel  bem  ©tabtfecM  ju;  in  §alle  würbe  ber 
S^orfte^er  ber  ^fännerf(^aft  von  bem  giirften,  bem  ©rsbifd^ofe  von 
3Kagbeburg,  auö  bem  ©c^öppenftul^l  erforen,  bie  beiben  ©aljgrafen 
(soUgravius^  soUgräce)  ber  ßolberger  ®itbe  —  fo  ift  i^r  Sitel  bi§ 
gegen  baö  ®nbe  beö  17.  3al^rl;unbertö,  \oo  er  bem  farblofen  „©üläen= 
birector"  weidet  —  würbe  t)om  ßolberger  Statte  ernannt  unb  waren 
felbft  aJlitglieber  beö  3iatf)ö,  bie  ®ilbe  ^atte  ifire  Sabe  unb^i^re  ä^er? 
fammlimgen  auf  bem  Stat^^aufe,  unb  ber  3iat^  fefete  Drbnung  imb 
3ie(^t  für  bie  ©ilbe  feft  ober  beftätigte  wenigftenö,  waö  bie  ©ilbege^: 
noffen  felbft  feftgefefet  Ratten. 

§inter  ber  ®ilbe  ber  t)ornel^men  ©ült^erm  ftanb  bie  geringere 
33rüberf(^aft  ber  Slrbeiter  vom  ©aljberge.  %n  ber  äBenbenjeit  l^atten 
unfreie  3lrbeiter  baö  ©alj  gefotten,  aber  bie  ßuft  ber  beutfd^en  ©tabt 
ma(^te  frei,  waö  in  i^ren  9Kauern  at^mete,  l)atte  3lnt^eil  an  bem  ©e^ 
gen  ber  g^reifieit.  2lnfängli(^  fc^eint  jeber  ©ültlierr  feine  befonberen 
3lrbeiter  gel^abt  ju  liaben^^),  fpäter  fi^loffen  fid^  biefe  ju  einer  Sunft 
jufammen.  S^re  ©tatuten  finb  erft  1683^^)  gebrudt  worben,  bod^  ift 
nid)t  JU  jweifeln,  ba^  fie  ben  xotnn  aud^  mit  neueren  ®inrid;tungen 
untermifditen,  bo(^  in  ber  §auptfa(^e  alten  unb  langft  geübten  33rau(^ 
ber  geringen  unb  bunflen  @enoffenfd)aft  entlialten.  3n)ei  vom  9iat^e 
unb  ber  ©ilbe  ernannte  3llterleute  ftel^en  an  i^rer  ©pifee,  weld^e  ben 
aSortlieil  i^rer  ©aljjunfer  n)al^rne|)men  unb  ©ommer  unb  SBinter  ben 
©aljberg  lauten  fotten.  Unter  il^nen  ftel^en  bie  3)ieifter,  bie  ebenfo, 
wie  jene,  ßolberger  93ürger  fein  muffen  unb  nie  me^r  alö  je  3  ^fam 
nen  Derfel^en  bürfen,  unb  in  jweiter  Steige  bie  ©d^örer,  §eijer  unb 
(Sel)ülfen  ber  SReifter.  Sluc^  bei  i^nen  gilt  mand^er  fröl^lid^e  Sunft^ 
braudE) ;  wenn  ein  ©aljjunf er  fid^  in  bie  ©aljgilbe  i^ineinl^eiratl^et,  ober 
xotnn  ber  ^fannfd^mieb  für  einen  ^ot^en  eine  mm  ^^fanne  gefd^lageu 
f)at,  bann  wirb  iljnen  ein  ©etbgefdEienf  ober  eine  Sonne  33ier  gereid^t, 
inib  xo(x§>  bei  bem  ©elage  von  ©d^impf  unb  ©dalägen  oorfäHt,  baö 
follen  bie  2llterleute  erft  bann  an  bie  ©aljgrafen  bringen,  wenn  fie  cö 
unter  einanber  nic^t  fd^lii^ten  fönnen.  2Bie  i^re  ©aljjunfer,  fo  l^aben 
aud^  fie  nai)  £id)tme)3  furj  oor  Seginn  ber  ©iebejeit  i^re  jäl^rlid^e 
feftlic^e  3ufammenfunft,  uitb  i^re  erfte  ^flid^t  babei  foll  fein,  ba§  fie 
©Ott  um  (Sr^altung  unb  SSennel^rung  beö  eblen  Äteinobö  ber  ©tabt 
anrufen* 

Sa^r^unberte  lang  würbe  bie  ©ieberei  an  beiben  Ufern  betrieben; 


—    129    — 

bie  ©aljqueHen  auf  bem  Sitteiiberge,  wie  bic  auf  bem  ©aljberge,  („bte 
betben  ©aljbrunncn")  gel^örten  ber  @tlbc  uub  würben  au§  ber  gemein^ 
famen  ßabe  im  ©taube  er^alteu.  2luf  einer  SBiefe  beö  Bißenbergeö 
mä)t  TOeit  von  ber  ^erfante  fliegen  nod)  bie  brei  S^nt\itn  mit  „grünem, 
gelbem  uub  weitem"  SBaffer,  nur  burd^  einen  33alfen  von  einanber  ge^ 
trennt,  in  einer  gemeinfamen  ®infaffung.  Um  fie  fierum  am  glu§  biö  jum 
3Jlü^lenteid^,  ber  5Ricolaiftrdje  uub  beu  ^4>fannf(^miebeu  [tauben  bie  ^otfien. 
§ier  befaub  [id^  an^  bie  SBo^nung  beö  mediaslimis  (3luffel^erö,  t)iettei(^t 
©ütjenf(^reiberö,  ba  wenigftenö  fpäter  baö  §alöeifeu  an  ber  2Öol;nung  bef^ 
felben  angebrad^t  raar),  uub  baneben  ber  ,,©d)uppeftol"  ober  „©d)uppe:= 
faf"  (1380),  ber  ^^rauger  beö  ©atägrafengerii^tö.  (Sin  ^oi\)  wirb  alö  ber 
„SBippe"  gegenüberliegenb  beseidjuet.  —  S)ie  beiben  Ufer  ber  ^^^erfante 
maren  bur(^  eine  ga()re  rerbunben,  baä  3^äf)r^auö,  jugteid)  ein  übel 
berufener  Ärug,  wo  mandje  ®eu)a(ttl;at  üerübt  würbe  uub  bie  §äf(^er 
be§  SRat^ö  juerft  nad)  Uebelttjätern  äu  fud)eu  pflegten,  bie  fid^  ber  ®^^ 
red^tigfeit  entjietien  looUteu,  lag  auf  ber  linf'en  ©eite  beö  eJluffeö  auf 
bem  ©aljberge.  Sind)  l^ier  benu^ie  man  befonberö  brei  OueHen,  bie 
ebenfalls  eine  gemeinfame  (Sinfaffung  liatten  uub  ^ufammeu  „ber  grofee 
Örunn"  genannt  würben.  3)urd;  ©(^lid  uub  ©(^latnm  t)erf(^ob  fid^ 
ber  Sluöflufe  .berfelben  auö  bem  äJoben  allmät)lid^  nad^  ber  ^^erfante  ^u, 
uub  man  mufete  Sottroerfe,  bie  mit  %\)on  auögefüHt  würben,  erri($ten, 
um  il^r  ©intreten  in  beu  gluj3  ju  t)erl^inbeni.  ®inft  l^atte  mau,  fo  wirb 
erjä^lt,  beu  ä>erfud^  gemad)t,  bem  Urfprunge  ber  Quellen  tiefer  nad^= 
juforfd^en;  aber  bie  SRatur  l)atle  gegen  biefe  ©ntwei^ung  ^^^roteft  er:: 
l^oben,  ein  ftarfer  öuell  war  mit  fold^em  Ungeftüm  beu  S3ofirenben 
entgegengebrod)en,  ba§  eine  förmlii^e  Ueberf(^wemmung  entftaub,  uub 
ba^  man  biefe  Deffnung  eiligft  mit  einem  ©teiu  t)erf(^lo^,  auf  wetdieit 
man  jur  SBarnung  für  bie  9ia(^tommen  ein  „wo//  me  längere"  grub. 
33ei  ber  ^Reinigung  t)om  Sa^te  1728  würbe  in  bie  befte  Ouelle  eine 
Sftöl^re  gefegt,  au§  wel(^er  bie  ©oole  l)ert)orquoll  unb  bann  in  bie  Äo= 
tl^en  geleitet  würbe.  S)iefe  lagen  aud^  l^ier  um  bie  Sonetten  l^er  oline 
beftimmte  £)rbnung,  tl^eilö  an  ber  ^^erfante  in  ber  5Räl^e  beä  p^rfrugeö, 
tl^eife  weiter  entfernt  baoon^^),  minbeftenö  bur(^  einen  3taum  von  ein- 
anber getrennt,  ber  gro^  genug  war,  um  baö  nötl^ige  33renul^olj  auf  ju^ 
nehmen.  —  ®ie  Äot^eit  werben  fdjon  frül^  nai^  beu  33efifeern  genannt, 
l^aben  aber  in  älterer  Seit,  wie  in  §alle  unb  Lüneburg,  wenigftenä 
jutti  2i^eit,  nod^  anbere,  t)ermutl)li(^  t)on  ber  Dertlii^feit  l^ergenommene 
aiameu  gehabt»    2luf  ber  redeten  ©eite  Ijiejs  ein  ^t^  „rfd  kalt"  (ßUm 


—     130    — 

(Ucehatur),  ein  anbetet  cota  solus  gegenl'ibet  beni  scinippeslol,  auf  bet 
\\\\U\\  Seite  finben  fi(^  5lott)ennaineii,  wie  „/;^  dem  sahlrc,  vosswin/cel'' 
imb  j^de  /capelle",  ®ie  lefcte  Seseif^nung  ift  auffallenb,  ba  [ie  auf  eine 
i^apette  f)inn)eift,  bie  l;iet  geftanben  ^at.  3?iel(eid^t  wax  fie  ben  beiben 
©dju^pattoneu  beö  ©aljbetqö,  ben  ^eiligen  2autenliu§  unb  ^att^o^ 
(omäuö,  getueil)!.  föiite  Kapelle  ©t.  iiautentii  mä)  beiu  §afen  ju  witb 
jiueimal  im  ®tabtbud)e  etraäfint.  3u  ptoteftantif(i)et  3eit  iDUtbe  wä^- 
tenb  beö  ©iebenö,  meld^eö  aud)  an  ben  ©onntagen  ni(J^t  au§gefefet 
n)utbe,  füt  bie  3ltbeitet  an  beftiuunten  JTagen  in  beni  „gto^en  ^otl^en" 
eine  S3etftunbe  unb  'ißtebigt  geljalten. 

®ie  ©iebejeit  befd)tänfte  fid)  auf  ben  gtül^Ung  unb  ©ommet; 
benn  nidbt  ju  allen  Seiten,  befiauptete  man,  I;abe  bie  ©oole  gleiche  Steid)- 
f;altigfeit.  3Bie  in  anbeten  ©aljotten,  j.  ä3.  in  SlHetöbotf  in  SBeft- 
pl^alen,  fd^eint  man  bie  3eit  beö  anfteigcnben  Sciljteö  biö  gut  §öl^e  beö 
©ommetö  füt  bie  günftigfte  ge£)alten  ju  l^aben;  in  bet  3eit,  n)o  bet  ©aft 
in  bie  93äume  fteigt  unb  in  bet  ^ptauäenwelt  neueö  Seben  fptoJBt,  ba, 
meinte  ntan  mol;!,  tege  fid)  a\\6)  in  bet  unotganifd)en  9latut  neue 
Stiebfraft  unb  äujgete  fid)  in  bem  ijetftätften  ©aljgefialte  bet  öueHen. 
3lnbete  beljaupteten,  bei  9Jotbn)inb  mäten  biefe  am  faljl^altigften,  in  bet 
untid;tigcn  aSotauöfefeung,  bafe  fie  mit  bem  aJJeete  in  3ufammenf)ang 
ftänben.  —  ©egen  £>ftetn  —  nut  einmal  im  3cil)te  1675,  alö  man 
eine  ä3elagetung  befiit(^tete,  fc^on  am  7  g^ebtuat  —  begann  baö  ©ie^ 
ben,  nad^bem  lutj  juöot  bie  ©ilbe  auf  bem  3fiat^^aufe  i^te  t)otnel;mfte 
Ssetfammlung  gel^alten  unb  bie  2ltbeitet  ^otl^en  unb  Pfannen  geptüft 
I;atten,  ob  fie  no(^  in  gutem  ©tanbe  voäxen.  SDann  l^ettf(^te  munteteö 
Seben  auf  bem  ©aljbetge:  Sag  unb  3lad)t,  ©onntag  unb  2llltag 
qualmten  bie  ^otl^en,  bann  mutben  geraallige  §otjmaffen  in  ben  bteiten, 
funftlofen  §etb  gefc^oben,  bie  ßol)e  fd^lug  an  bet  ßel^mmanb  in  bie 
'Sjöf;e,  unb  bet  3iaud;,  bet  nid^t  an^  ben  beiben  9?aud;tö(^etn  an  bet 
§interfeite  f)inauöfonnte,  fu($te  feinen  2(uygang  butd)  bie  Sl^üte  bet 
fd)ornfteinlofen  §ütte.  9iac^  altet  ©itte  —  unb  an  fold^et  pulten  bie 
©aljfiebet,  anä)  in  Sünebutg  unb  §alle,  fjftet,  alö  itgenb  eine  anbete 
©enoffcnfd;aft  —  mat  biefe  lei(^t  auö  S*f)m  unb  §olj  gebaut  (bod^ 
gefdjicfjt  anä)  eineö  ©teinfotl^ö  cota  lapidea  1430  ®tn)ä^nung),  mit 
ä3tcttern  bemanbet,  mit  bi(^tem  ©ttol^bad^  g*bedt;  leidet  ging  fie  in  geuet 
auf  unb  mel^t  alö  einmal  l^at  bet  gute  Stennftoff  einen  g^einb  bet  ©tabt 
gelod't,  ben  totl^en  ^a^n  übet  bie  ©ttol;bäd^et  fliegen  ju  laffen.  Ueber 
bem  §ctbe  ftanb  obev  t;ing  t)ielme|)t  an  bem  auf  beiben  ©eiten  ge- 


—     131    — 

f(^n)etften  ^fannl^afen  bie  einen  g^uB  liefe  Pfanne  an^  ®V\mhUä),  an 
beren  ©teile  erft  im  18.  Sa^rl^nnbert  ©abriet  3Kaneröberger  eine  bleierne 
in  feinem  Äotl^en  aufftellte  (nid;t  xmigelel^rt) ;  barin  würbe  bie  Safe,  in 
bie  man  jur  ©äuberuug  £>($fenblut  eiiflieg,  gefo.tten,  biö  ba§  SBaffer 
t)erbunftet  mar  unb  bie  fefte  3Kaffe  fid^  ju  33oben  gefenft  l^atte;  menn 
baö  ©alj  bann  noä)  in  „ben  5?örben  rein  abgeledt  mar^',  mürbe  e§  in 
SHimpe  t)etpa(it  unb  mar  jum  ®ebraud;e  fertig.  3m  17.  Sal^tl^unbert 
filierten  Siöi^reit  auö  bem  ©algbrunn  in  bie  einjelnen  §ütten,  unb  man 
brandete  nur  ben  3apfen  ju  jiel^en,  um  bie  Pfanne  ju  füBen;  anfängt: 
lid^  aber  l^atte  jeber  Äotl^  fein  ©oolfa§,  meld^eö  nid^t  unmittelbar  aus 
bem  Srunnen,  fonbern  auö  einer  öfter  genatmten  SEBafferleitung  ^^aghe- 
tuchl"  (aquaedactus),  gefüttt  morben  ju  fein  fd^eint.  SDie  SDiener  ber 
©aljgrafen  unb  bie  3?atl^§fned^te  l^atten  barauf  ju  ad^ten,  bajs  ba§  ©oot 
fa§  baß  gel^örige  aRafe  l^atte  unb  nic^t  mel^r  ate  3  @d)od  ®imer  ent^ 
Italien  tonnte,  bo(^  foEte  eö  auf  10  ©imer  ni($t  anfommen,  ferner,  ba§ 
körbe,  Tonnen  imb  ©c^effel  baö  redete  aWa^  l^atten,  ba^  bie  afieifter 
nid^t  für  einen  xmrebli(§en  ^^fannenl^errn  ju  t)iel  fotten,  ba&  ni(^t 
l^eimlid)  33oote  au§  ßolberg  ober  t)on  ber  aJlünbe  l^er  3Ja(^tö  beim  ©alj* 
berge  anlegten  unb  bie  3lrbeiter  trofe  beö  brolienben  §alöeifenö  ju  einem 
betrügerifd^en  §anbel  auf  Äoftcu  i£)rer  §erren  verleitet  mürben.  Sebeö 
gal^t^eug,  weld^eö  fid^  in  biefer  Seit  mit  §olj  beim  ©aljberge  betreffen 
Ue^,  mar  ber  ©tabt  t)erf allen;  nur  bie  Soote  oon  ©t.  ®eorg  unb  ©t. 
©pirituö  l^atten  freie  g^al^rt,  um  bie  freimittigen  ®Oibtn  m  §olj,  SBorle 
unb  ^ifämn  in  bie  ©pitäler  ju  fdjaffen.  Ueber  ben  ©aljoerfauf  ent^ 
l^alten  bie  ©tatuten  feine  nähere  Söeftimmung;  bod^  galt  eö  fd^on  um 
1473  als  alteö  §erfommen,  bafe  berfelbe  nur  am  3Kontag,  3Jiittmod^ 
unb  greitag  ftattfinben  bürfe. 

3m  §erbft  unb  SBinter  floß  bie  ©oole  unbenufet  in  bie  ^erfante; 
bod^  au(^  in  biefer  3eit  mar  ber  überqueUenbe  ©egen  ber  Statur  ber 
übrigen  Sürgerfc^aft  t)erfdE)loffen,  unb  ber  5Rat^  meigerte  fic^  felbft  im  3a]^te 
1524  bei  bem  2(ufftanbe  ber  3ünfte,  bie  gorberung  berfelben  ju  bemiHigen, 
nad^  meld^er  bie  Safe  auf  bem  bamalö  nid^t  mel^r  benufeten  SiUenberge  für 
alle,  bie  unter  beö  SRat][)§  ©erid^t  ftönben,  freigegeben  merben  fottte. 

äuö  Unfenntnig  ber  S^atfad^e,  bafe  bie  ©oole  beö  ©aljbergö  einen 
etmaä  ftärferen  ©aljgel^alt  ^at,  ate  bie  t)on  bem  SiHenberge,  ober  in 
jäl^em  ^eft^alteu  ererbter  ©itte  benufcte  bie  ©ilbe  biä  jur  aRitte  beä  15. 
Sal^rl^unbertö  beibe  ßuellen.  ©egen  1440  l^in  merben  Äotl^en  auf  hm, 
Sittenberge  fd;on  fpärlid;er,  feit  1444  gar  nid^t  me^r  genannt    SDaÄ 


—     132     — 

@tabtbu(^  !ennt  von  ba  ab  nur  nod^  bie  Seäeid^imng :  ^^fannfiätten  auf 
bem  Serge  ober  ©aljberge.  Um  biefe  3eit  alfo  uuig  bie  SSerlegung 
fämmtüdier  Kotigen  beö  3ittenberg§  auf  ben  ©atjberg  in  bie  9iäl;e  ber 
befferen  SlueHen  erfolgt  fein. 

3iemli(^  in  biefelbe  Seit  faßt  eine  wid^tige  Unigeftaltung  ber 
SBerl^ältniffe  beö  ©aljbergö,  eine  neue  ^fannftätten=  unb  Kotf)enorbnung, 
bie  of)m  3n)eifel  mit  jener  XJerlegung  in  naljer  §l?evbinbung  fte^t  unb 
bie  nid^t  bto^  für  bie  ©itbe,  fonbern  anä)  für  bie  ganje  ©tabt  bebeutungö- 
t)oll  geworben  ift;  benn  in  ben  um  biefe  9feuorbnung  entftanbenen 
3tt)iftigfeiten  liegt  bie  ^auptoerantaffung  ber  bamatö  beginnenben  Iang= 
jäl^rigen  gel;be  ber  ©tabt  mit  ©apitel  unb  Sifc^of  (f.  6ap,  10).  — 

©i(^er  l^aben  bie  ^^fannftätten  urfprüngli(^  il^ren  9Jamen  t)on  ben 
©tätten,  wo  bie  ^^ifannen  aufgefteHt  waren;  bod^  waren  fie  fc^on  in 
menbifd^er  3eit/  wie  oben  gejeigt  ift,  nid)t  me^r  in  Söirfli(^feit  Dor= 
f)anben,  fonbern  fie  bilbeten  nur  bie  6inl)eiten  ber  3lnt^ei(e  am  ©alj- 
berge,  fie  brüdten  baö  ©ieberei^t  auf  ein  beftimmteö  £iuantum  ©alj 
auö.  3lu(^  mit  bau  3luöbrud  £ot^  ging  eine  ä^nlidtie  l^eränberung 
por  \xä).  SBä^renb  er  anfänglidt)  ©atjt)ütte  (tugurinni)  bebeutet  l^atte, 
x)erbaub  fid;  mit  i^m  aUmaf)tid^  ber  33egrift  eineö  beftinmiten  9lnt^ei(ö, 
unb  fd^on  1386  bringt  baö  ©tabtbud^  einmal  ftatt  Äotl;  ben  SlusbrudE 
Qnota  (Quote),  t)on  bem  ein  älterer  ßl^ronift  fogar  baö  SBort  RoXX) 
abzuleiten  gefud^t  f)at.  SDa  bie  Äotl^en  nid;t  gleid;e  ^>fannftättenjal)l 
l)atten,  biefe  jum  Slieil  biö  ju  Vü  jerfplittert  waren,  unb  babei  nod; 
feine  f(^riftli(^e  3lufjeidjnung  ber  Siefi^er  unb  ber  33erpf(id)tungen,  bie 
auf  ben  einzelnen  ^^fannftätten  tagen,  x)orl)anben  war,  fo  fonnte  gro^e 
ajerwirrung,  Älage  über  Seeinträ(^tigung  unb  ©treit  nid^t  auöbleiben. 
SDalier  bef^lo^  ber  9tat^,  ba§  §^rfommen,  baä  fid^  allmäl)lid;  gebilbet 
l;atte,  burd^  ein  neueö  ©tatut  ju  regeln  unb  ju  orbnen. 

In  dem  Jure  der  bordl  Christi  cirleyen  /mildert  tmde 
velftich  (fo  lautete  baö  erfte  Silatt  be^  alten  £ot^bud)ö),  alse  inen 
sauget  in  der  hilligen  kerke  ^^ineocacit*' ^  is  de  rath  to  Col- 
berge  to  rade  worden  unde  hefft  gelecgl  alle  sieden  in  dem  Berge 
to  XXXV L  katen,  einem  ie glichen  katcn  sinen  sonder  gen  namen 
gevende,  als  na  schreven  steity  dal  in  isliken  katen  scholen  wesen 
süss  siede  to  ewigen  tiden  nmme  sonder ge  sake  willen^  to  cermi- 
dende  grölen  kyff  unde  amallj  de  sehen  is  nnde  möchte  in  toka- 
meiiden  tiden  van  mannigen  wegen  des  lynses  up  ein  nnrcrht  (?)  unde 
sekerhcil  willen  unser  nakomelinge  undl  bOrger,  up  dal  ein  islik 


—     133    — 

syne  steden  wöge  weten^  nnäe  wat  he  van  tynse  darvon  mag 
plicldig  unde  plege  wesen. 

Sa§  ©efammtetgentl^um  aller  am  ©aljberge  Setl^etltgtcn  würbe 
fo  ju  einem  wol^Igeorbneten  überfiditlid^en  ©atijen.  @ö  beftanb  aus 
216  2lntl^eiten,  ben  ^fannftätten,  t)on  betten  je  fed^ö  in  einen  Äotl^en 
jufammengelegt  waren,  fo  bafe  bie  3aP  ber  lefeteren  \\S)  auf  36  belief. 
3n  golge  beö  3fie(i)nung§fel^lerö,  ba§  man  mel^rere  Statten  boppelt  in 
Slnfd^lag  gebrad)t  l^atte,  würbe  jweimal  eine  SPermel^rung  ber  ^fann? 
fiätten  notl^wenbig.  33atb  nad^  1450  würben  bem  fed^ften  ^otl^en  jwei 
neue  ^fannftfttten  beigelegt,  unb  etwaö  fpäter  bie  übrigen  nid^t  berüdf^ 
fi(^tigten  3lnt^eite  in  einem  neuen  Äotl^en  untergebra(^t,  ber  unter  ber 
93ejeid^nung  A^.  N.  gefül^rt  würbe.  Sie  3al^l  ber  ^fannftätten  betrug 
iefet  im  ©anjen  224  ri  unb  ift  bi§  1800  unDeränbert  fo  geblieben.  SRad^ 
ber  ©itte,  bie  fd^on  lange  auf  bem  ©aljberge  l^errfd^te,  würben  ben 
einzelnen  ^otl^en  bie  SRamen  angefel;ener  ©üljerfamilien  t)on  ©olberg 
beigelegt,  nur  mit  bem  Unterf^iebe,  ba§  bie  5Ramen,  wäl^renb  fie 
früher  mit  bem  33efifeer  gen)edE)felt  l^atten,  jefet  für  immer  bleiben  follten. 
aJle^rere  Äot^en  behielten  bie  fd^on  m  i^nen  l^aftenben  Flamen  t)on 
g^amilien,  bie  bereits  auögeftorben  ober  ijerjogen  waren.  2)ie  "^omtn, 
nai)  ber  Örbnung  ber  Äot^en  aufgeführt,  finb:  ©d^lief,  33abe,  Särwalb, 
§onx,  33erte,  Sulgrin,  Sewefeow,  ©trippoto,  §amer,  ®rube,  §artmob, 
£t)mbor(^,  2lmbrofiuö,  §olf,  SBebele,  ©toerfen,  ^late,  Semme,  Älo!e, 
§elb,  ©tubbe,  Srüggemann,  ©emmelin,  ©abelften,  ^arbam,  SDamife, 
Sffiodfenwot,  Srefe^orft,  SBeft^al,  SEBpfe,  Sipbe,  t)an  @ben,  3Jlafe,  ©d^abe^: 
mann,  Sribeö,  SBuffefen.  2)ie  gamilien  §artmob,  ätmbrofiuö,  ßpmbor(^, 
9it|be,  ©emmelin,  SBebele,  ©ünerfen  unb  2)abelften  waren  bamate  nid^t 
mel^r  in  ©olberg  t)or^anben,  dou  benen  ber  SBuffefen,  §elb,  2)amife 
unb  33ref^orft  waren  nur  noc^  SBittwen  im  Sefife  t)on  ^fannftätten. 
3luj3er  ben  genannten  gamilien  waren  nodE)  in  biefer  3eit  mit  Sürger^ 
red^t  in  ßolberg  anfäffig  unb  alö  Snliaber  t)on  ^fannftätten  ^Hitglieber 
ber  ©aljgilbe  bie  g^amilien:  9ioggow,  SBad^ljolt,  ©ottfd^alf,  ©arrin, 
aiange,  ©alefelb,  SÖJubbelmow,  SBarnitt,  ©d^ulte,  Solten^agen,  ^ap 
laff,  ©d^riüer,  ©runb^olb,  ©d)röber,  Seftin,  SBotfe,  ^naf,  ßud^entin, 
Sarit^,  Simmermann,  ^rifee,  Äolbemauje,  Slanfenborg,  Slöicfbolb,  §infee, 
©ubjar,  §o^en^aufen,  ©emmerow,  Sanfow,  Ärafefe,  Sobige,  ßebbin, 
Stüfeenow;  bie  3lbebar  erfdE)einen  erft  um  1470  alö  ©itbegenoffen,  unb 
waö  fel^r  auffattenb  ift,  bie  Sraunfd^weig,  bie  bod^  früher  im  Sefife  t)on 
^fannftätten  waren,  fehlen  in  ber  dlteften  Äot^enorbimng  t)pn  1450 


—     134    — 

ßanj.  35a  au$  baö  ©tabtBu$  von  1443  biß  1475  aii^er  ber  SBitttüe 
beö  1451  f(i)on  afä  tobt  bejcid^neten  S)ai)ib  Sraunfdjraeig  unb  beffeu 
So(^ter  SRid^munb,  ©attin  beö  Sürgerineiftetö  3llbred^t  Sabe  (1464  im 
©tabtb.),  bie  ttirem  ©atten  2  ^fannftätten  alä  Sluöfteuer  iuittjebrad;t 
l^atte,  fein  SJlitglieb  ber  g^amilie  aupl^tt,  fo  ift  n)of)l  anjimel^inen,  ba^ 
fie  in  biefer  3eit  \iä)  übertianpt  nidit  in  ber  ©tabt  aufgefialten  f)at 

S)ie  neue  ©inrid^tung  erl^ielt  1473  eine  not^wenbige  $8ert)oIIftän= 
bigung.  Um  bie  mül^fam  gefd^affene  jOrbnung  aufredit  ju  erl^alten  unb 
neue  SBermirrung  ju  t)ermeiben,  bef(^lo§  ber  diaü)  in  biefem  Satire, 
hmä)  ben  ©aljfd^reiber  fortan  ein  rekensbok  filieren  ju  laffen,  toorin 
bie  ©tätten,  bie  jeber  ^fannenl^err  befifet,  unb  ba§  Quatttum  ©alj, 
ttjeld^eö  er  in  jebem  Satire  fieben  laffen  bürfe,  tierjeid^net  wären,  unb 
jugleid^  bie  ^fannftätten  auf  bie  m\xtn  Sefi^er,  auf  bie  fie  übergingen, 
umgefc^rieben  mürben,  S5ieö  ift  baö  fogenannte  ÄotJibudi,  ein  §i;po= 
tl|efenbu(^  ber  ®ilbe,  meld^eö  jmar  au(^  ben  5Katf|öbefd|lu§  unb  bie  neue 
Äotl^enorbnung  t)on  1450  enthielt,  fonft  aber  erft  mit  bem  Saläre  1473 
begann,  au($  in  ben  bürftigen  3lu§jügen,  bie  barauö  ermatten  finb,  eine 
mi(3^tige  g^unbgrube  für  bie  ©efi^id^te  ber  ©tabt  unb  ber  ©üljenge^ 
fd)le(^ter. 

©in  ni($t  unbebeutenber  Slntl^eil  aw  bem  ©eroinn  beö  ©aljbergö 
fiel  aui)  in  biefer  Seit  no(^  an  geiftlidie  ©enoffenfd^aften  unb  ©pitäter. 
®aju  gel^örten  aulBer  bem  ßapitel  unb  ben  g^rauenftöftem  ju  2lltftabt 
unb  ßöölin  mit  ben  ©rträgen  t)on  ganjen  unb  falben  ^fannftätten, 
ober  audi  nur  mit  §ebungen  t)on  einigen  ^funben  bie  £löfter  ju  ^th 
pelin  unb  ©lit)a  unb  bie  ©pitäler  ©t.  ©corg,  ©t.  ©pirituö  unb  ber 
©(^nellefen  l^eilige  ©eift  SDiefe  Slbgaben  rufiten  auf  beftimmten  ^fann- 
ftätten.  SDie  alte  Hebung  beö  Sifd^ofä,  bie  im  Saläre  1255  auf  t)ier 
Sonnen  t)on  ben  fleinen,  auf  ad^t  t)on  ben  grojBen  ^^fannen  feftgefefet 
mar,  l^atte  fic^  äl^nlid^  mie  bie  £)rbäre  in  eine  ©efammtabgabe  rerman- 
belt,  bie  iebo(^,  unter  bem  3lav(it\\  §erren=  ober  Sifd^oföjinö,  mie  bie 
3lbgaben  an  bie  5llöfter,  nur  t)on  beftimmten  ^fannftätten  erl^oben  mürbe; 
fie  betrug  um  1380  16  Saft,  um  1480  16  Saft  weniger  1  ^funb  unb 
^unbert  Saläre  fpäter  180  ^funb,  mar  jebod^  gewöJ^nlidi  ber  ©iabt 
ober  bem  ßapitel  t)erpfänbet  SDie  eigenen  Äotl^en  liatten  bie  Si[d|öfe 
mol^l  attmäl^lid^  fämmtli($  üerfauft,  mel^rere  an  baö  ©olberger  ßapitel 
jur  Segrünbung  t)on  SBicarien^^)  (f.  ©.  121),  unb  eö  finbet  fidi  im 
15.  3<i^tl^unbert  feine  ©pur  mel^r  t)on  ber  Sluöübung  il^reö  alten 
©iebere^tö  auf  eigene  3ied^nung. 


—    135 

35ie  ältefte  urfunblid^e  3laä)xx^t  über  ben  ßotterger  ©aljliattbel 
giebt  eine  Slufjetd^nung  im  6tabtbiid^e  jum  Saläre  1294.  Kaufverträge 
t)on  2Bi($tigfeit,  befonberö  mit  g^remben,  merbeti  iit  jener  3eit  Ijäufig 
in  bie  ©tabtbüi^er  eingetragen,  ba  biefe  allein  einige  ©idierl^eit  gen)äf;r= 
ten,  baj3  bie  eingegangenen  a?erpflid^tungen  erfüllt  mürben.  3laä)  jener 
Slufjeid^nung  ^at  3ol^anne§  ßolberg  jufammen  mit  feinem  trüber 
einem  SBinanbu§  von  ©tanptiorbe  20  ßaft  ©alj  rerfauft,  me(d^e  ju 
Dftem  be§  näd^ften  Sal^reö  abäuliefern  finb;  fann  SBinanbnö  nid^t  in 
^erfon  erfd^einen,  fo  mirb  Submig  t).  ^ortmunb  fie  in  Empfang  nel^= 
rmn.  S)al3  SBinanbuö  ein  frember  Kaufmann  mar,  ift  augenfc^einli(^, 
bod^  ift  an%  feinem  Slamen  nid)tö  mit  ©i(^erl^eit  für  feinen  SBol^nort 
ju  entnel^men. 

S)er  Slbfa^bejirf  beö  golberger  ©atje§  mar  in  älterer  3eit  aM-^ 
gebel^nter,  ate  in  ben  lefeten  Sai^rfiunberten.  Heber  ben  §anbel  na(^ 
^olen  l^inein  unb  in  bie  9JJarf  l^aben  mir  erft  auö  ber  SJlitte  be§ 
17.  Sal^r^unbertä  beftimmte  yiaä)xxä)Un,  boä)  fann  e§  naä)  ßapitel  1 
feinem  Sroeifel  unterliegen,  ba§  biefer  in  uralte  3eit  jurücf reid)t ;  unb 
ba&  bie  preuj^ifd^en  ©täbte  fd^on  in  ber  erften  §älfte  beö  14.  3ctl;r= 
j^unbertä  einen  2lbfafemarft  für  baö  ßolberger  ©alj  bilbeten,  mirb  hxixä) 
ein  fidE)ereö  3eugnife  ermiefen.  2llö  im  Salute  1363  jur  3eit  beö  grojgen 
Krieges,  ben  bie  §anfa  mit  Sänemarf  füfirte,  ber  §anbel  ber  oftpreuf:; 
fifc^en  ©täbte  große  3Serlüfte  erlitt,  bemiHigte  ifmen  ber  f>o($meifter 
beö  beutfd^en  Drbenö  jur  ®ntf(^äbigung  unter  mandE)en  anberen  §an= 
belöfreil^eiten  au(^  bie,  baß  bie  ßolberger  il^r  ©alj  ol^ne  Sefc^ränfung 
nad^  Preußen  fül^ren  bürften.^"^)  SBir  fönnen  barauö  f daließen,  baß 
jenes  Sanb  t)orjugSmeife  von  ßolberg  aus  mit  ©alj  verforgt  mürbe. 
S)aß  ber  ?ltaff)  ber  ©tabt  im  15.  unb  16.  Sai^rl^unbert  befonbere  ^fann= 
ftätten  ober  Kotzen  befaß,  in  benen  er,  in  Unterorbnung  unter  bie 
©ilbeeinrid^tungen,  auf  eigene  9ie(^nung  ©alj  fott  imb  bies  nad£) 
S)anäig  unb  anberSmol^in  „über  bie  ©ee"  t)erfu^r,  miffen  mir  aus  ein= 
jelnen,  aus  ben  älteren  Kämmereiregiftern  erl()altenen  JJotijen.  3ni 
Kotl^bud^e  gefd^iel^t  ber  Kotigen  bes  SWatl^S  feine  ©rmäfiming,  fie  ntüffen 
alfo  außerl^alb  ber  Kot^enorbnung  t)on  1450  geftanbeit  l^aben.  —  S)as 
©olberger  ©als  eignete  fidE)  meniger  jum  ®infaljen  bes  §erings  unb 
S)orfd^eS,  als  baS  aus  ©ponien  unb  granfreid)  gel^olte,  allgemein  baju 
oermanbte  S3oi=  ober  Saifalj;  bod^  mürbe  es,  menigftens  in  ßolberg, 
bem  ßüneburger  unb  §allif(^en  ©alj  für  ebenbürtig  gehalten;  es  l^ielte 
[xä),  fagte  man,  länger,  bleibe  auä)  in  ben  Kellern  gut  unb  mütbe  ^ 


—     136    — 

älter,  befto  l^ätter.  Sebenfaßö  würbe  eö  au$  neben  bem  Sflneburger 
@alj  auf  bie  @d^onenf($en  aWeffen  gebradit.  SDieö  jeigt  fd^on  ber  ^anfe:: 
bef(i)Iuj3  vom  Saläre  ULS,  ba^,  um  Setrug  unb  3Sem)ed^felung  ju  vex^^ 
l^inbern,  ©olberger  ©alj  ntd^t  in  ßüneburger  g^äffer,  foiibern  nur  in  bie 
Heineren  (280  ^funb  entl^altenben)  ßolberger  ©aljrümpe  getf)an  werben 
foHe. 

SDer  2lbfafe  t)on  ©alj  war  beöl^alb  fo  bebeutenb,  bajs  faum  genug 
gefotten  werben  tonnte,  unb  baj3  mitunter  in  ber  Stabt  ©aljmanget 
entftanb.  S)ie  Sürgerfd^aft  erjwang  beöl^alb  t)om  5Ratl^e  im  SaFire  1524 
bie  SewiEigung,  baB  in  ber  ©tabt  fot)iel  Salj,  als  feeraärtö  wegging, 
juüdbefialten  werben,  unb  ba§  alleö  ©alj,  weldieö  mit  ber  ©tabt  §olj 
(befonberö  t)om  diaVi)c)  gefotten  fei,  auä)  ber  ©tabt  jum  £aufe  bleiben 
fotte. 

Sie  ©rträge  famen  junäd^ft  ber  ®ilbe  ju  ®ute.  SQSä^renb  il^r 
jeber  anbere  §anbel  alö  33eeinträd^tigung  ber  Äaufmann§gilbe  unterfagt 
war,  ftanb  ber  §anbel  mit  ©alj,  au(^  mit  frembem,  namentUd)  mit 
S^rawe::  unb  33oifalj,  il^r  allein  ju,  unb  ni(^t  btofe  in  ber  ©tabt,  fonbern 
mittelbar  aud^  im  ©tifte.  TOemanb,  ber  nid)t  ©ilbegenoffe  in  ßolberg 
war,  burfte  im  ©tifte  Srawen^  ober  anbereö  frembeö  ©alj  ju  SBaffer  unb  ju 
Sanbe  einbringen  unb  üerfaufen,  unb  ber  9iat^  l^atte  nac^  bem  ^riüi- 
legium  von  Senebict  t)ou  1488  baö  SRed^t,  eö  frei  fortjunel^men,  wo  er 
eö  fanb,  unb  jum  Seften  ber  ©tabt  ju  üerfaufen.  SDie  1548  getroffene, 
ober  erneuerte  Seftimmung,  ba§  SRiemanb  in  bie  SRäl^e  ber  ©tabt,  alö 
in  ba§  neue  SBaffer,  bie  S)iewenow  unb  SBipper,  ©alj  t)erf (Riffen  foHe, 
jeigt,  ba§  aud^  biefe  Drte  ber  ©aljgilbe  t)orbef)alten  waren. 

SDod)  l^atten  anä)  anbere  Sewol^ner  ber  ©tabt  il^ren  aSortl^eil  von 
bem  ©aljberge :  bie  ^f annenf d^miebe,  bie  Söttd^er  unb  bie  Äorbmad^er, 
bie  ^leinfrämer,  bie  Äänter  unb  g^ulirleute,  weld^e  baö  ©alj  in  ba§ 
©tift,  nac^  Sommern  unb  ^^olen,  unb  bie  ©dE)iffer,  bie  eö  feewärtä 
t)erfuf)ren.  SDarum  fann  bie  ilanjowfdE)e  ©l^ronif  von  ben  ©olbergem 
fagen,  „fie  l^ätten  eine  ©ülje,  bie  if)nen  t)iel  ©elb  einbringe";  barum 
bejeic^nen  bie  Urfunben  fie  fo  oft  alö  baö  §aupt!leinob  ber  ©tabt,  ate 
bie  ©runblage  beö  ftäbtif($en  3Bol^lftanbeö,  unb  ba§  ©pmbol,  weld^eö 
auf  bie  SDedEel  beö  älteften  erl^altenen  ©tabtbud^ö  gepreßt  ift,  finb  nid^t 
bie  gefreujten  33if(^oföftäbe  beö  älteren  ßolberger  Süappenö,  fonbern  bie, 
1524  von  ben  aufrül^rerif(^en  @ewer!en  in  if)V  ©iegel  aufgenommenen, 
auf  beiben  ©eiten  gefrümmten  ^^fannl^afen.  — 

SDie  ©rträge  beä  ©aljbergä  l^ietten  fid^  auf  il^rer  §öl^e  biö  in 


—   w  ^ 

ble  jtoeite  §älfte  bcö  16.  Sal^tl^wnberts,  bann  trat  eine  fiettg  n)a(3^fenbe 
aSerfd)le(^terung  ein.  SEBie  bie  alten  Segnabungen  ber  33if(^öfe,  bie  nur 
bie  Slnerfennung  ber  innem  Äraft  geroefen  waren,  anfingen,  wertl^lofeö 
Pergament  ju  werben,  fo  fd^ien  aud)  bie  uralte  33egnabung  ber  9Jatur 
il^ren  aSertl^  verlieren  ju  follen.  SWatf)  uttb  ©aljgilbe  fu($ten  bem  aSerfaH 
entgegen  ju  arbeiten,  ol^ne  inbefe  ben  wal^ren  ©ife  beö  Uebels  ju  erfennen. 

9Ran  fud^te  ben  SBerfaB  in  9iebenf a(^en ;  man  llagte  über  bie 
©eibens  unb  ©ewürjfrömer,  bie  baö  ©alj  ju  wol^lfeil  in  Keinen  ^or^^ 
tionen  t)erfauften,  ba  fie  bie  ®inbu§e  an  anberen  ©egenftänben  wiebers. 
gewännen,  unb  man  forberte,  bafe  fie,  fo  lange  fie  Äramwaaren  feil 
l^ätten,  nad^  altem  §erfommen  fid^  be§  Siebenö  entl^alten  foHten;  man 
fud^te  femer  bnxä)  neue  SBerorbnungen  ju  l^elfen. 

Unter  ben  melen  Drbnungen,  bie  in  ber  jweiten  §älfte  beö 
16.  Sal^rl^unbertö  über  bie  ®itbe  erlaffen  finb,  flammt  bie  wid^tigfte 
aus  bem  Saläre  1590.  2)ie  ®eredE)tigfeit,  ©atj  ju  fieben,  meinte  man, 
fei  mifebräud^lid^  ju  weit  auögebefint,  bavum  fei  eine  33efc^rän!ung  not^:: 
menbtg,  wenn  baö  eble  Äleinob  ber  ©tabt  nid^t  in  3errüttung  fommen 
foHe.  SDer  älteren,  fd^on  auö  ben  3teften  beö  Äotl^budE)eä  auä  bem 
15.  Sal^rl^unbert  mit  ©id^erlieit  nad^juiueifenben  Safcung,  ,,ba§  feiner 
^fannftätten  an  \iä)  bringe,  e§  fei  benn,  ba)3  er  fie  erbe  ober  fid^  in  ber 
©ülje  befreie",  mürbe  eine  neue  Seftimmung  l)injugefügt,  nad^  meldier  nur 
bie  Sefifeer  t)on  menigftenö  einer  ganjen  ^sfannftätte  jum  ©ieben  berechtigt 
fein  follten.  ©o  mürben  bie  beiben  in  SBirflic^feit  ol^ne  3meifel  f($on  Dor- 
^anbenen  Älaffen  fc^ärfer  getrennt:  bie  felbftfiebenben  3JJitgtieber,.  bie  en^ 
gere  ftimmbered^tigte  SSerbinbimg,  meldfie  allein  Sefd^lüffe  fa§te  unb  all= 
jäl^rli(^  t)or  Dftern  vox  ben  33ürgermeiftern  anorbnete,  wie  vkl  ©alj, 
namentlid^  SRad^falj,  von  ben  einzelnen  ©tätten  gefotten  werben  foHe,  unb 
bie  nid^t  fiebenben  Snl^aber  von  geringeren  2lntl)eiten,  bie  jebod^  auc^  nid^t 
weniger  alö  { ^^pfannftätte  befi^en  burften,  um  3JZitglieber  ber  ®ilbe  ju  fein. 
3)a§  beffere  fogenannte  SSorfalj  erl^ielten  bie  fiebenben  aJZitglieber  allein, 
jugleid^  alö  @rfa^  für  bie  ©iebefoften;  t)on  bem  SKad^falje  Ratten  alle 
aWitglieber  3lnt^eile.  SDie  §auptoerrid^tung  ber  Sa^reöoerfammlung 
t)or  Dftern  war,  na(^  ben  ßonjuncturen  unb  nac^  ben  auö  bem  vorigen 
Saläre  übrig  gebliebenen  SRüdfftänben  ju  bered^nen,  wieoiel  baoon  in  'jeber 
©tätte  gefotten  werbe  folle.  SDieö  3'Jacl)fal}  empfingen  bie  Sered^tigten 
Dom  ©üljenf ef retär  i7i  natura,  um  bamit  §anbel  ju  treiben ;  eö  wirb 
fd^on  im  älteften  Äot^bud)  genannt  unb  fpielt  eine  wid)tige  SRoHe  in 
ber  ©efd^id^te  ber  ©ülje  biö  ju  i^rem  ©ingel^n.^^) 


„    138    — 

5Die  aSal^rnel^mung,  ba^  au($  btefe  SBeftimmungcn  baö  ©infen  ber 
©ülje  nid^t  aufhielten,  üeranlajgte  im  Saläre  1633  mm  SSefdjränhingen. 
3inn  Eintritt  in  biefelbe  foHte  von  ba  ai  ber  33efife  von  minbeftenö 
i  ^fannftätte  notl^raenbig  fein,  unb  bie  ©iebegereiä^tigfeit  nur  benen  ju^ 
fielen,  bie  eine  ganje  ^fannftätte  non  ben  (Sftern  (nxä)t  ex  linea  coUa- 
terali)  ererbt  ober  erl^eiratl^et  l^ätten,  auc^  foHte  von  jefet  ab  jur  §er= 
fteHung  beä  baufällig  geworbenen  Srunnenö  unb  jur  (grfefeung  ber  bem 
©emeinwefen  oorgeftredEten  ©etber  (es  xvox  bie  3eit  beö  brei^igjäfirigen 
Äriegeö)  eine  ©umme  von  25  fl.,  alfo  in  gleid^er  §öfie  mit  bem  Sür^^ 
gergelbe,  gejal^It  werben.  3tn  Sctl^te  1570  ift  bie  ©efammtjal^t  ber 
©ilbemitglieber  204,  im  Saläre  1604  werben  nur  70  aufgefül^rt,  vtx^ 
mut^li(^  nur  bie  fiebebered^tigten,  unb  ate  eine  SBirhmg  jener  3)la^' 
regel  mag  angefel^en  werben,  ba§  bie  3al^l  im  Saläre  1633  auf  40 
üerminbert  ift.  Sßon  biefen  l^atte  jeber  etwa  48  ßaft  ju  fieben  unb  jeber 
etwa  6  ^fannftätten  mit  je  3  Saft  SRad^falj  ju  befriebigen,  fo  ba§  er 
30  Saft  SBorfalj  ^nxn  5ßer!aufen  bel^ielt. 

SDie  wirfUd^en  Urfad^en  beö  3iüdfgange§  lagen  t^eite  in  ben 
ungünftiger  geworbenen  SBer^ältniffen,  tfieilö  unb  no(^  metir  in  bem 
mangelfiaften  ©ewerbebetriebe.  SDer  frül^er  fo  bebeutenbe  §anbel  über 
(See  l^atte  attmäl^lic^  aufgel^ört,  in  ber  3leumar!,  Sommern  unb  ^af^ 
fuben  mad^te  fid^  frembeö  ©alj,  wie  Süneburger,  alä  immer  gefäl^r== 
lid^erer  aWitwerber  geltenb,  in  Sommern  entftanben  Soifaljfiebereien,  ben 
^^3olen  war  feit  Soi^ann  ©igiömunbö  3eit  erlaubt,  ©alj  auf  ber  SBartl^e 
nad^  ^olen  ju  bringen,  unb  fo  oon  ben  fremben  3Kär!ten  oerbrängt, 
t)ermo(^te  baö  ©olberger  ©alj  nid6t  einmal  in  bem  ber  ©tabt  bur(^ 
Privilegien  jugefic^erten  3lbfa^gebiet  beö  ©tifts  feine  auöfdilie^lid^e 
§errfd)aft  ju  bel^aupten.  SBie  fd^on  ©öölin  lange  burd^  feinen  t)erbo= 
tenen  ©aljl^anbel  ben  ©üljl^errn  f(^weren  aSerbrufe  bereitet  liatte,  fo 
wußten  aud^  bie  Treptower  ^aufleute  trofe  aUeö  ©pürenö  unb  aiufpaf^ 
fenö  oon  ©eiten  ber  ®ilbe  ba§  frembe  ©alj  in  ba§  ©tift  einjufd^mug^ 
geln.  SJlan  lonnte  freilidE)  ben  5Rad^barorten  nid^t  oerbenfen,  wenn  fie 
fid)  oon  ber  §errfd^aft  ber  „©aljjunfer"  ju  befreien  fud^ten.  3Wag  bie 
^lage  ber  ©ööliner  (um  1570),  bajs  bie  ßolberger  bie  Sonne  ©alj  ju 
4 — 5  Sl^aler  Derfauften,  übertrieben  fein,  —  fie  foftete  in  ßolberg  um 
biefe  3eit  1  fl.  —  iebenfall§  waren  bie  greife  l)ö§er,  al§  bei  bem 
fremben  ©alj,  unb  biefe  ®rfd^einung  liatte  il^ren  ©runb  in  ben  l^o^ien 
©rjeugungöfoften  beö  ßolberger  ©aljeö. 

SlHe  iünftigen  ©enoffenfd^aften  l[)ielten  in  i^rem  ©ewerbetriebe 


-    139    -- 

fefl  an  alten  ®en)etf§bräu(3^en;  nirgetibs  aber  \al)  man  mitfo  tm^traut:: 
f(^en  Slugen  auf  iebe  SiNerbefferung,  unb.  mrgenbö  würbe  bie  üorwärtö^ 
firebeiibe  Äraft  be§  ©ittäelneu  fo  burÄ  bie  ©d^ranfen  ber  ©tatuten  nieber^ 
gel^alten,  tüte  in  ber  ©aljgilbe.  3Wan  bel^arrte  f)ier  im  wefentlid^en 
auf  ber  niebrigen  ©tufe  gewerblicher  Sluöbilbung  ber  alten  Seit:  benn 
eö  war  eine  unbebeutenbe  aSerbefferung,  bafe  man  baö  bereits  gefottene 
©alj  jum  jweiten  unb  britten  SKale  in  neu  jugegoffener  ©oole  jergel^en 
liefe  unb  fott.  Siefe  ©rjeugungöraeife  war  ju  foftbar  bei  ber  immer 
junel^menben  SSertl^euerung  beö  a3rennmaterial§.  9Jlan  fott  immer  nod^ 
auf  12  Sonnen  ©alj  3  Sage  unb  3  3lää)U  unb  verbrauchte  baju  5  3ftafe 
§olj,  jebeä  1  Älafter  l^od^,  1  breit  unb  4  g^ufe  lang.  Um  1680 
brachte  man  n>enigfien§  5  Sonnen  in  24  ©tunben  ju  ©tanbe.  einige 
aWale  fd^ien  bie  ©übe  ernftlid^  bie  abfid^t  ju  l^aben,  SSerbefferungen 
einzuführen;  fie  f(i)lofe  (1570)  mit  einem  %  SJßidfer  auö  £)f(^afe,  ber 
ilir  von  ©tod^olm  auö  feine  SDienfte  angeboten  l^atte,  einen  SBertrag 
jum  Swede  einer  billigeren  ©aljerjeugung,  l^ob  il^n  aber  mieber  auf, 
ate  jener  wegen  ©(^ulben  in  ©tettin  üerl^aftet  würbe.  ®er  alte  ©(^len= 
brian  blieb,  ©injelne  geigten  fi(^  wol^l  auf  Äoftenerfpanmg  im  Setriebe 
bebad^t,  wie  6.  v.  ©immem ;  aber  and)  biefer  f onnte  feine  ©ilbegenoffen 
ni(i)t  von  bem  SBortl^eil  einer  neuen  33earbeitung§weife,  bie  er  in  ®nfc 
l;uiäen  fennen  gelernt  l^atte,  nämlt(^  einen  Sufafe  von  fpanifdjem  ©alj 
ju  ber  ©oole  ju  tl^un,  überjeugen,  unb  bie  ©ilbeftatuten  verftatteten 
il;m  nii^t  einmal,  baö  in  (Snfl^uijen  gefaufte  grobe  ©alj,  üon  bem  fein 
^ater  auf  feinen  ^Betrieb  eine  ©(^iffölabung  nad^  Golberg  gebracht  l^atte, 
jur  §ol}erfparung  für  bie  eigenen  ^^fannen  ju  benufeen,  ja,  alö  1686 
eine  furfürftli($e  5ßerorbnung  ba§  ©ieben  mit  franjöfifi^em  ©alj  alö 
©efefe  einführen  wottte,  um  bem  ßolberger  ©alge  bie  ®üte  beö  fremben 
ju  geben,^  brad^ten  eö  bie  ©ütät)erwanbten  (fo  l^eifeen  fie  je^t  gewöl^nli(^) 
huxä)  bie  Ätage,  ba§  baö  ©alj  baburd^  pertlieuert  unb  bie  ^^fannen 
t)erborben  würben,  bal^in,  bafe  biefelbe  wieber  aufgel^oben  würbe.  Sei 
biefer  gebanfenlofen  §artnädEigfeit  ber  ®i(be  vcxmoä)te  anä)  ber  Käm- 
merer unb  ©üljenbirector  9)tartin  SRango  ni($t,  bie  3lnlegung  t)on 
©rabirwerfen  bur($jufefeen,  wie  er  fie  auf  feinen  Steifen  gefel)en,  unb 
wie  fie  fd)on  über  ein  ^albeö  3aljrl;unbert  bei  manchen  ©aljwerfen  im 
®ebrau(^e  waren;  fo  einleud^tenb  ber  Sortf)eit  aud^  war,  unb  fo  unwi^ 
berleglid^  ber  Seweiö,  ben  er  felbft  burd^  ein  auf  bem  §ofe  aus  ©trol^ 
errid^tetes  SecEwerf  gegeben  l^atte,  bie  ©aljgilbe  befd^lofe  beim  2l(ten 
ju  bleiben. 


—     140    — ^ 

S)a  lic§  utiertoartet  ber  Äönig  g^rtcbri(3^  I.  hmS)  ben  Kaufmann 
m.  3e^e  aus  ßcipätg  im  aJHmberfclbe  (1710)  auf  ©taatöfoften  ein 
©rabirl^auö,  eine  ^fannfd^nttebe  unb  t)ier  Äotl^eu  bauen,  um  ©alj  jur 
3luöfu]^r  [ieben  ju  laffen.  S)a§  SJBerf  geriet!^  jmar  inö  ©tod en,  alö  ber 
Äeiter  beffelben,  ber  §ofratl^  Sldfermann,  in  2Sittgenfteinö  ©turj  l^ineim 
gejogen,  juerft  auf  ba§  ßolberger  ©teintl^or,  bann  nad^  ^eij  an  bie 
Äarre  fam;  hoä)  ba§  fd^arfe  Eingreifen  von  oben  l^er  l^atte  bie  ®ilbe 
au§  il^rer  trägen  ©leid^gültigfeit  aufgefd^rerft,  fie  benufete  bie  günftige 
3eitlage,  um  gegen  baö  SSerfpred^en,  baj5  ©rabirroerfe  errid^tet,  unb 
ba§  ©aljwerf  nad^  SWagbeburger  Sßorbilb  umgeänbert  merben  follte,  bie 
3lufl^ebung  beö  begonnenen  2Berfe§  burd^jufefeen.  ®egen  ben  aften 
Äanon  von  300  Si^ater  mürbe  ber  ©ilbe  nun  im  folgenben  Saläre  aud^ 
ber  ©aljl^anbel  mit  ^olen  mieber  geftattet,  ber  il^r  alfo  jeitmeife  ent^ 
jogen  gemefen  fein  mufe,  unb  biefe  abgäbe  im  "^a^xe  1714  unter  ber 
folgenben  SWegienmg  bal^in  erl^öl^t,  bafe  von  jeber  Saft  8  gg7\  an  bie 
Sanbrentei  gejal^tt  werben  mujgten.  ®a  in  ben  folgenben  Salären  immer 
von  einem  Äanon  oon  600  Sl^alern  bie  JRebe  ift,  fo  mu§  bie  neue  3lb= 
gäbe  ebenfalls  300  Sl^aler  betragen  "^aben,  eö  muffen  alfo  etma  900  Saft 
jäl^rlii^  gefotten  fein.  S)ie  ©ieberei  ber  ^Regierung  mürbe  1714  ben 
©üljoermanbten  jur  beliebigen  SSermenbung  überlaffen.  3loä)  jefet  finb 
auf  bem  SKünberfelbe  ber  rerfi^üttete  ©oolbrunnen  unb  alte  SRö^renlei^ 
tungen  t)orl^anben. 

^oä)  beburfte  eö  nod^  mieber  eines  neuen  ©pornö,  um  bie  ®ilbe 
jur  3luöfül^rung  il^reö  5Berfpred^en§  ju  bringen.  @rft  als  ber  ßauf^ 
mann  unb  ©üljoermanbte  3Kartin  §endfe  auf  eigene  Äoften  im  ©alj^ 
berge  ein  ©rabirmerf  errid^tet  l^atte,  mürben  il^r  mirflid^  bie  äugen  ge= 
öffnet,  fie  faufte  eö  an  fid^  unb  errid^tete  fd^on  1718  ein  jmeiteö  auf 
bem  redeten  ^erfanteufer;  im  Saläre  1772  fam  ein  britteö  auf  bem 
©aljberge  unb  balb  ein  viertes  l^inju.29) 

®ie  3af)l  ber  mirflid^  oor^anbenen  ^otl^en  mar  gegen  baö  Sal^r 
1700  nod^  25,  fie  mürben  jefet  größer  unb  mit  Srodfenfammern  erbaut, 
aud^  größere  ^Pfannen  oon  16^  gu^  Sänge  unb  15  gu§  33reite  mur= 
ben  jefet  angemenbet.  35er  ^fannenfd^mieb  —  benn  jefet  genügte  einer 
—  mol^nte  fd^on  miubeftenö  feit  1600  in  ber  ©tabt,  in  einer  oom 
Statine  il^m  jugemiefenen  Sube  in  ber  ©(^miebeftra^e ;  er  mar  frei  von 
allen  Saften  ber  ©tabt,  oom  ^i^en  im  S^ore,  ©(^armerfen  unb  ©d^ojg. 
3)er  „el^rfame  unb  funftreid^e  3Jleifter"  SKid^el  §elm,  Äupferfd^mieb  ber 
©ülje,  erl^ielt  bamals  für  eine  geraöl^nlic^e  ^Pfanne  30  ft.,  2  Sonnen 


_    141    _ 

Sier  uub  2  Sl^aler  Srinlgelb,  unb  für  eine  gto^e  Pfanne  36  ff.  uub 

3  Sl^aler  Srinfgclb.  a^al^rfd^einltd^  war  bie  Dergrö^erte  ^^fanne  bamalö 
mä)  xnä)t  attgemein  eingeführt.  J)ie  aUgemetnen  ©ilbeunfoftea  unb 
bie  im  g^rül^Ung  1728  für  nötl^ig  erai^tete  unb  von  200  3lrbeitern  in 
baö  aSerf  gefegte  Srumienreinigung  würbe  jefet  t)on  ben  ©rträgen  eineö 
allgemeinen  Äotl^ö,  beö  26ten,  beftritten,  ber  ju  biefem  Sef)ufe  erbaut 
mar.  3«i  3al;re  1728  mareu  nur  nod^  18  fiebenbe  Äot^en  norljanben, 
bie  anberen  ftanben  müft.  3)er  $lan,  alle  biö  auf  5  eingelien  ju  laffen, 
unb  in  biefen  atleö  Salj  für  gemeinfame  SRed^nung  ju  fieben,  fd^eilerte 
an  bem  SBiberfprud^e  ©injelner. 

S)aö  Seftreben  ber  preujsifdien  SWegierung  unter  g^riebrid^  äBit 
l^elm  I.,  bie  ©taatöeinnal^men  burd^  eine  ftärfere  Sefteuerung  beö  ©aljeö 
JU  rerme^ren  unb  ben  ©aljDerfauf  im  Sanbe  nad^  gemeinfamcn  Säfeen 
JU  befteuern,  ermedfte  ben  Säunfd^  bei  it)r  (1726),  baö  ßolberger  ©atj=: 
merf  bem  Privatbetriebe  ju  entjiel;en  unb  gegen  eine  3a^lung  von 
20,000  Sfialern  ganj  an  ben  ©taat  ju  bringen,  ©o  mar  \d)on  bamalä 
ber  gortbeftanb  ber  ®itbe  bebrof)t.  S)ü(^  ftanb  ber  Äönig  von  feinem 
aiorl;aben  ab,  als  bie  (Silbe  nadimieö,  baj3  baö  ©aljmer!  trofe  be§  burd) 
bie  ungünftigen  §anbeteüer{)ältniffe  bebingten  geringeren  ®rtrageä 
nod^  immer  einen  äßertt)  von  100,000  S^alern  l^abe,  unb  liejs  fie  mit 
einer  Steigerung  beö  Äanonö  auf  2000  S^aler  im  Sefifee.  ^a^n 
mürbe  il;r  baö  alte  Stecht  beä  auöfdt)lie§li(^en  ©aljoerfaufö  in  ßolberg 
unb  im  gürftent£)um  ßammin  von  neuem  jugefid^ert,  fo  mie  ber  §anbel 
nad^  ^^olen,  ju  beffen  görberung  ber  SluöganjöjoU  von  8  gg7\  auf 

4  ggr.  I^erabgefefet  mürbe.  Unb  ba  aufeerbem,  um  bie  möglidt)fte 
©leid^^eit  beö  ©aljpreifeö  im  Sanbe  l^erjuftellen,  auf  33efel^l  ber  SJegie^ 
nmg  ber  *^)rei§  für  bie  Sonne  von  1  S^lr.  12  gr.  auf  2  S^^lr.  12  ggr. 
erl^öt;t  mürbe,  fo  nal)m  bie  ©ülje  fogar  einen  fteinen  2luffd^mung. 
Snbefe  einen  SBergleid)  mit  frül^eren  Scii^rl^unberten  tonnte  fie  nid^t 
auötialten.  Um  1748  mürbe  ein  fiebenber  Äotl^en  ju  4600  Spater,  ein 
müfter  ju  1800  2f)aler  t)eranf dalagt,  unb  eine  ^fannftätte  foftete  66'^ 
S^aler,  fo  ba§  bie  ganje  ©aline  einen  SBertl;  t)on  97,000  S^alexn 
tepräfentirte;  mälirenb  um  1500  eine  ^^fannftätte  250  fl.  gegolten  l;atte. 

3JJit  ber  ®rrid^tüng  ber  ©eetjanblung  nad^  bem  fiebenjätirigen 
Kriege,  meli^er  ber  älUein^anbel  mit  ©alj  in  baö  2lu§lanb  auöf^lieJ3li(^ 
beigelegt  mürbe,  uerlor  bie  ©ülje  ben  polnifd^en  §anbel  ganj;  fie  blieb 
nun  bejc^ränft  auf  baö  gürftentljum  ßammin  unb  bie  pommerfd^en  ©täbte 
3)laffom,  ©üljoro  unb  äiaugarb,    3ur  (Sntfdjabigung  mürbe  il;r  bie 


—    U2    — 

iäl^rlii^e  2lbgabe  von  2000  Z^aUxn  btö  auf  1200  l^erabgefc^t,  weil 
iebo($  ber  ^rei§  beö  ©aljeö  mefirmalö  erl^öl^t  war,  würbe  il^r  1790 
unter  bem  3iameu  be§  ©aljbebitöerl^öl^ungögelbeö  eine  auögleid^enbe 
Slbgabe  auferlegt,  bte  biö  furj  vox  bem  ^af)xe  18C0  ungefäl^r  1536  Sl^lr. 
betragen  l^at.  S)ie  ©tttje  ntad^te  in  g^olge  be§  t)ertteinerten  3lbfafege^ 
bietö  trofe  ber  erl^öl^ten  ^^reife  fd)led^te  ©efd^äfte.  58iele  Saläre  l^inburd) 
tagen  gro^e  SSorrät^e  von  SWad^fdlj  unrerfauft  in  ben  Vettern  ber  ©ülj- 
üerraanbten,  nnh  erft  im  ^af)xe  1788  war  bamit  fo  weit  aufgeräumt, 
ba^  wieber  4  Saft  auf  bie  ^fannftätte  bewilligt  werben  fonnten.^^) 

©d^on  einmal  war  bie  Stegierung  mit  bem  ^lane  umgegangett, 
bie  ßolberger  Saline  in  ben  SSefife  beö  ©taateö  ju  bringen,  unb  vkh 
kxä)t  wäre  fie  bei  günftigeren  2lnerbietungen  f^on  bamalö  auf  geringen 
SBiberftanb  gefto^en;  jefet  unter  fo  ungünftigen  SSerl^ältniffen,  wo  eine 
Steigerung  ber  Erträge  mit  ben  eigenen  aJiitteln  ber  ©ilbe  nid^t  ju 
l^offen  war,  lonnte  biefe  einen  erneuten  3lntrag  faum  abweifen,  xoenn 
er  il^r  einen  t)ortl^eill^aften  SBerlauf  in  Sluöfid^t  ftellte.  SDieö  gefdjal^  im 
Saläre  1800.  3lm  19.  SDecember  biefeö  Sctlireö  würbe  gu  Serlin  unb  am 
9.  Sanuar  1801ju  ßolberg  jwifdien  bem  Sommiffariuö  ber  ^Regierung, 
bem  (Sel^eimen  ©eeJ^anblungSratl;  3lölbed^en,  unb  ber  gefammten  ^fän:= 
nerfc^aft  ber  Sßertrag  abgefd)loffen,  nad)  weld^em  biefelbe  alle  i^e  ditä)U 
an  bem  ©aljwerfe  unb  beffen  ^Betriebe  gegen  ein  Äaufgelb  an  ben 
£anbe§l^errn  abtrat.    5Dieö  betrug 

für  ieben  ber  17  fiebenben  Äot^en  40,000  2f)lr.  =  680,000  mx. 
für  ieben  ber    8  wüften         „      10,000     „     =    80,000     „ 
für  225  ^fannftätten  ä  100,,=^    22,500     „ 

bie  ©^ulb  auf  bem  attgemeinen  Äotl^en  2,300     „ 

784,000  2^lr. 

S5a§  ©aljwerf  war  70  Saläre  frülier  von  ber  ©ilbe  felbft  nur 
ju  einem  SBertl^e  von  etwa  100,000  Sfialer  t)eranf dalagt  worben,  ber 
enorm  ^ol)e  ^^Jreiö,  ben  bie  ^Regierung  jefet  jal^lte,  beweift,  wel($en  SBertl^ 
fie  barauf  legte,  fämmtlid^e  ©alinen  beö  ©taatä  in  il^ren  Sefife  ju 
bringen,  unb  erklärt  jur  ©enüge  bie  SereitwiHigfeit  ber  ©üljoerwaubten 
jum  aSerfaufe,  bie  fid^  in  bem  fdinellen  9lbfd)luffe  beö  ©efd^äfteö  jeigt, 
fo  ba§  man  feinen  2)rud  von  oben  l^er  anjunel^men  braud)t.  Sie 
§offnung,  bafe  bie  ©aline  in  ben  §änben  beö  ©taatö,  ber  in  funftoer^ 
ftänbigen  gad^männern  über  beffere  Gräfte  oerfügte  unb  mit  feinen 
aKitteln  weniger  ju  geijen  braud)te,  einen  mum  Sluffd^wung  nel^men 


—  m  — 

unb  burd^  bie  vettm^te  ©aljerjcugimg  günfttg  auf  bte  QxmcxHvet-- 
l^ältiiiffe  ber  S5ürgerf(|aft  jurücfwtrfen  werbe,  ftttnmte  anä)  bie  SBürger^ 
fd^aft  bem  aSerfauf  fo  günftig,  ba§  [ie  ber  Siegierung  gegen  einen  ge- 
ringen  Äanon  einen  SWaum  im.Sieberlanbe  überlief,  iinb  bie  iäl^rlidie 
3a^lung  ber  baaren  ©efäHe,  bie  ben  Spitälern  unb  ben  ©eiftlid&en 
juftanben,  auf  bie  ©tabtfaffe  übemal^m.  ©o  löfle  fid)  alfo  mit  bem 
3lnfange  beö  neuen  Sai^rfjunbertö  bie  alte  @ilbe  auf,  bie  einft  bie  mää)- 
tigfte  ^örperfd^aft  ber  gtabt  geit)efen  war,  nad;bem  fie  über  500  Saläre 
beftanben  l^atte.  ©ie  jft^lte  bei  il^rer  3luflöfung  42  fiebenbe  mirHidie 
aWitglieber  unb  51  nur  ju  §ebungen  auö  fleineren  ^^faiuiftätteuantl;eilen 
berecä^tigte;  von  29  ^faimftätten  liefen  fid^  bie  SBefifeer  nid)t  mel^r  er- 
mittein.  Unter  ben  erfteren  l^atte  bie  gamilie,  wel^e  ju  ber3eit,  alö 
ber  SRat^  ber  ©tabt  bie  älteften  ©tatuten  feftfefete,  f(J)on  ^^fannftatten 
befafe,  bie  t).  SSraunfd^meigfdie,  ben  bebeutenbften  Sefife  am  ©aljraerfe. 
SDer  ge^.  ©ommercienratl^  v,  a3r.  erljielt  von  ber  ©efammtfumme 
62,222  Sljaler,  beö  Kaufmanns  ©eorge  ß^rift.  v.  S3r.  Sffiittrae  unb 
Äinber  72,916  S^aler.  $«äd^ftbem  fam  baö  altberü^mte  ©ülsengefd^ledjt 
ber  ©d^lieffen:  3)ield^ior  v.  ©d)L  SBittrae  mit  10,000  S^alern,  aRajor 
§.  2B.  V.  ©djlieffen  mit  20,000  Spatem,  Hauptmann  3-  ®»  S.  t).  ©d)L 
ju  ßjermiuä  mit  19,583  Sl^alern  unb  Hauptmann  unb  Stifp.  Slbjub. 
6.  g.  X).  ©d^L  mit  19,888  2l)alern.  —  Sßon  älteren  ßolberger  gami^ 
lien  au§  bem  16.  unb  17.  3cii^rl;unbert  maren  imter  ben  bmnaligen 
©üljDerwanbten  no(^  vertreten:  bie  ^unbenrei(§,  ©(^weber,  v.  ©ic^^ 
mann  unb  fiiebe^err,  auö  bem  18.  3cx|)rl;unbert  t).  aJlabemeife  unb 
^lübbemann. 

S)ie  weitere  ©efd^id^te  ber  ©aline  gel^ört  nid^t  mel^r  in  eine  ©e^ 
fd^id^te  von  ©olberg,  nur  baö  ®nbe  berfelben  l^at  wieber  SBebeutung 
für  bie  ©tabt. 

3)ie  preu^ifi^e  ^Regierung  war  elfrigfi  beftrebt,  bie  ©aline  ju 
t)erbeffern:  fie  lie^,  um  baö  üermutl^ete  ©aljlager  gu  finben,  an  vtx- 
fd)iebenen  ©teilen  Sol^rüerfud^e  mai^en,  bie  jeboc^  in  einer  Siefe  von 
160  guj3  gewöl^nlid^  auf  Sriebfanb  ftie^en,  fie  lie^  ein  ©rabirl^auö 
bauen  von  6000  gu§  Sänge  unb  wanbte  namentlid;  in  ben  Salären 
1807  biö  1813  ber.  ©aline,  ate  ber  einjigen  beö  ©taateö,  eine  ganj 
befonbere  SSorliebe  ju;  biö  jum  Saläre  1844  l^atte  fie  i^r  im  ©aujen 
1  WXixon  600,000  S^aler  gefoftet.  2lber  atte  9Serbefferungöt)erfud;e 
ergaben  ungünftige  Siefultate;  bie  ©aline  arbeitete  mit  einem  Sßerluft 
von  8  2^alern  für  bie  Saft  Äod^falj  unb  11  S^alern  für  bie  Saft  SSie^alj 


—    144    — 

unb  feitbem  baö  ©tafefurter  ©teinfaljlager  cntbciit  war,  weld^cö  xd^^ 
lialttg  genug  fd^ien,  um  ben  ganjen  ©taat  mit  ©alj  ju  rerforgen, 
fonnte  nur  nod^  bic  Jiüdffid^t  auf  baß  SBol^I  ber  ©tabt  bte  3luf^ebung 
ber  ©olberger  ©altne  l^inaüöfd^ieben.  S)cr  3Jlagifttat  tl^at  fein  9Kög:= 
lid^fteö,  um  bie  uralte  ©rwerböquclle  ber  ©tabt  ju  erl^alten,  er  bat  um 
eine  Uebergangöjeit,  bamit  erft  bie  SSolIenbung  beö  §afenö  unb  bie 
3n)eigbaf)n  i^re  ©inrairfurig  jeigen  fönne;  mä)  bie  ©ööliner  ^Regierung 
mugte  jugeftel^n,  bafe  ba§  ©ingei^n  be§  ©aljraerfö  nid^t  blofe  bie  2lr:: 
beiter  bafelbft  nal^rungöloö  mad^e,  fonbem  aud^  §anbn)erfer  unb  gu^r- 
leute  in  itirem  ©rraerbe  beeinträd^tige ;  aber  bie  ©taotöregierung  l^atte  bie 
Ueberjeugung,  bafe  ber  SSortlieil  ber  ©tabt  nid^t  mit  .fo  bebeutenben 
opfern  be§  ©taateö  erlauft  werben  bürfe.  Sitte  ®egent)orftettungen 
beö  ajJagiftratö  unb  beö  ©eglerl^aufeö  blieben  bafier  wirfungöloö.  ©eit 
bem  1.  Sanuar  1860  l^örte  ber  Setrieb  ber  ©aline  auf,  unb  balb 
barauf  n)urbe  anä)  baä  große  ©rabirroert  abgebrod^en.  — 

SDaö  raar  baß  ßnbe  beö  uralten,  in  graue  SJorjeit  jurüdErei(^enben 
ßolberger  ©aljwerfö.  3lber  ift  auc^  baö  ©aljmerf  eingegangen,  bie 
©alsquetten  fpenben  fort  unb  fort  il^ren  ©egen,  baö  alte  Sebenöwaffer 
ber  ©tabt,  baö  il^r  Sai^rl^unberte  lang  SESol^lftanb  t)erliel^,  ftrömt  nid^t 
nufeloö  in  bie  ?ßerfante,  wie  einft,  al§  no^  ©umpfgefträud^  bie  Guetten 
umfd^loJ3,  unb  noä)  feine  Äotl^en  am  ^erfantenufer  raud^ten,  eö  ift  ie|t 
ju  einem  Sebenö^  unb  ©egenöroaffer  geworben,  in  weld^em  \iä)  in  jäl^rlid^ 
wadifenber  3a^l  Seibenbe  üerfd^iebener  Slrt  gefunb  baben,  unb  ift  fo 
eine  ni(^t  unbebeutenbe  öuette  beö  ftäbtifd^en  SBoglftanbeö  geblieben. 


eoKergS  Serljöltni^  }ur  ^aufa,  fein  l^anbel  Bis  jum  @u))e  beS  17«  Sal^r- 

HunDertö,  @ef(^td|te  beS  eunbjoas. 


Sieben  ber  ©altne  bitbete  §anbel  imb  3Ser!el^r  eine  ergiebige 
Guette  bcö  ftäbtifd^en  3Bol)lftanbeö,  unb  bie  görberung  beffelbeu  gel^örte 
beöl^alb  ju  beu  md^tigften  9lufgaben  beö  SRat^ö.  SBaren  axxä)  bie  QoU 
berger  Sürger  von  bem  Solle  befreit,  ber  in  bem  Flamen  beö  ßanbeö- 
l^erm  an  ben  Sl^oren  il^rer  ©tabt  erl^oben  würbe,  unb  genoffen  fie  auä) 
tDol^l  biefelbe  ^Befreiung  im  ganjen  ftiftifd^en  ©ebiet,  fo  erlitt  bod^  ber  33er' 
fel^r  in  ben  angrenjenben  pommerfdjen  fianben  burd^  3Jlarfc,  Sfior-, 
S3rü(fem,  3tu§^  unb  ©infu^rjöHe  mand)erlei  §emmung.  S)er  9iatl^  trug 
bal^er  ©orge,  hmä)  finge  unb  t)orft(^tige  Haltung  fid^  bie  ®unft  unb  ben 
2)anf  feiner  fürftUi^en  3laä)haxn  ju  gewinnen  unb  feinen  33ürgem  fo  ben 
SBortl^eil  freien  Äaufö  unb  SBerfaufö  in  ben  Jlad^barlänbern  unb  ein  größer: 
res  Sbfafegebiet  ju  oerfd^affen.  ©o  gewährten  bie  §erjöge  33ogiötat)  von 
Sommern  unb  SBijlao  oon  3tügen  ben  33ürgent  ber  ©tabt  für  bie 
„unroanbelbarc  Sreue  xmb  ©tanbt;aftig?eit,  bie  fie  i(;nen  (oermutlitid^ 
in  ben  kämpfen  gegen  bie  SRarfgrafen  Don  SSranbenburg)  erwiefen 
ptten",  im  Satire  1298  in  i^ren  ßänbern  baä  9{ed;t  eineö  jollfreien 
§anbel§t)erfel^rö;  fie  t)erfprac^en  juglei^,  fie  wie  bie  eigenen  Untertl^a* 
nen  f(^ü|en  unb  il^nen  auf  eigene  Soften  gegen  jeben  Singreifer  beifte^n 
ju  moHcn.  ^)  Unb  nad^  Dften  f)in  erweiterten  i^nen  bie  ©ruber  ^eter 
unb  Saöfo  t)on  3leuenburg  (a.  b.  2Bei(^fel),  bie  bamalö  unter  weft^ 
pommerf d^er  §err)d^af t  ftanbcn,  *  aber  jiemlid^  unabl^ängig  waren,  ba§ 
freie  §anbelögebiet,  alö  fie  im  Salute  1321  i^nen  baö  Siedet  jufid^erten, 
in  il^ren  Territorien  ©(^lawe  unb  SRügenwalbe ,  in  Surgen,  ©täbten 
unb  SDörfern  frei  t)on  Slbgaben  §anbel  treiben  ju  bürfen.  ^) 

Ungleid;  förbertid^er,  atö  biefe  Sollbefreiungen,  war  für  baö  ®e^ 
beifin  ber  ©tabt  bie  215erbiubuug  mit  bev  §aufa,    S)ie\ex  %\x\\^ ,  \\\  "^^^ 


—    146    — 

jtüeiten  §älftc  be§  13.  Sal^tl^unbertö  burcf)  ein  engeres  9lneinanber= 
f^Uegen  ber  „wenbifd^en"  ©täbte  3toftodf,  SBiömar,  ©tralfunb,  ®reifö= 
walb,  balb  aud^  9lnftam  iinb  33eminin  unter  Sübedfö  Seitung  begrünbet, 
war  in  l^arten,  gefal^rt)otten  kämpfen  gegen  ben  begel^rlii^en  3laä)bax 
im  9lorben,  ben  SDänen,  ber  t)on  feilten  Snfeln  aus  bie  von  beni  Raifer 
preisgegebene  ©ftf eefüfte  gerne  feiner  §errf d)aft  unterworfen  l^ätte,  im  Saufe 
bes  14.  Sal;rl^imberts  ju  fefterer  ©eftalt  unb  J^eroorragenberer  SSebeutung 
gefommen.  3luf  ber  ©runblage  gemeinfamer  Sntereffen  berul^enb,  jog 
er  allmäl^lid^  faft  fämmtUd^e  ©täbte  ber  beutfd^en  JOfi^  mib  SHorbfeefüfte 
unb  in  jweiter  Sinie  jal^lreid^e  Sinnenftäbte  an  fid^.  Xoä)  blieb  von 
ben  ©rittein,  in  toeli^e  er  fid^  anfänglid)  glieberte,  bas  n)enbifd;e  bur(^ 
feine  Sage  an  ber  jOftfee  ber  ©djwerpunft  bes  ©anjen,  unb  SübedE, 
roetd^es  imter  ber  aKitteitung  ©tralfunbä  bie  SJorftanbfd^aft  beffelben 
l^atte,  war  aud^  §aupt  unb  SSorort  ber  gefammten  §anfa. 

3?id^t  alle  ©täbte  ftonben  in  gleid^em  33erl^ältniffe  jum  SJunbe: 
n)ie  jwifd^en  ben  ©eeftäbten,  benen  in  Ärieg  unb  grieben  bie  §aupts 
laften  jufielen,  unb  ben  Sinnenftäbten  ein  Unterfc^ieb  war,  fo  aud^ 
jwifd^en  unmittelbaren  unb  mittelbaren  Sunbesgliebern.  Sene  bilbeten 
beit  eigentlid^en,  ben  engeren  33unb,  fc^ictlen  i^re  ©enbeboten  ju  ben 
§anfetagen  unb  faJBten  für  alle  üerbinblid^e  33efd^lüffe,  bicfe  bagegen 
orbneten  fid^  einer  ber  gröjseren  ©täbte  als  i()rem  SSororte  unter  unb 
mürben  von  biefer  bei  bem  Sunbe  vertreten,  l^atten  aber  für  ben  ^ei= 
trag  an  ben  gemeinfamen  Saften,  ber  i^nen  auferlegt  mürbe,  aud^  einen 
entfpre(^enben  3lntl^eil  an  bem  ©eminn,  ber  bem  gefammten  33unbe  jufiel. 

®rft  im  Scii^re  1361  wirb  ßolberg  urlunblid^  als  ©lieb  ber 
§anfa  genannt.  ^)  Xoä)  ift  faum  benfbar,  bafe  bie  an  ber  ©ee  gele= 
gene,  von  ber  §anfeftabt  ©reifsmalb  aus  gegrüubete  ©tabt,  bie  ben 
angefel^enften  Si^eil  ilirer  Semol^ner  aus  ben  menbifd^en  ©tobten  unb 
ifirem  Sßororte  erl;alten  l^atte,  ein  Scilirl^unbert  lang  bem  ^unbe  fem 
geftanben  l^abe,  mä^renb  hoä)  ©targarb  unb  SEBollin  baju  gel^örten. 
3Kand)e  S^atfad^en  weifen  aud^  auf  eine  ältere  i^erbinbung  l^in.  ©d^on 
im  Salute  1304  waren  auf  einem  ©täbtetage  ju  ©tralfunb,  wo  gemein^' 
fame  Seftimmungen  über  bie  3Hünje  getroffen  würben,  neben  ben  3latl^ö= 
fenbeboten  oon  Sübedf,  SioftodE,  SJBiSmar,  ©reifstoalb  unb  ©tettin  anö) 
jwei  SJlitglieber  bes  ßolberger  Jiati^s  anwefenb:  ber  33ürgermeifter  ©ig= 
frieb  ßerbo  unb  ber  3iat|tmann  ^ecber  33olto  t)on  Ssco  (Slel^o)  K 
3m  ^ai)xe  1310  ift  bie  ©tabt  abermals  bei  einer  wieberum  in  ©trals 
funb  gehaltenen  Sßerfammlung  vertreten  ^),  unb  als  1358  ju  atoftodt 


_     147    — 

von  ben  Stäbten  über  ein  SRonnalma^  ber  §ering§tonnen  berat^en 
rourbe,  fd^ctterte  ber  SBorfdilag,  bie  SSiätnarfd^e  Sonne  bafür  anjunel^^ 
men,  an  betn  SBiberfpntd^e  ber  ©tralfunber,  n)el(3^e  ol^ne  bie  QoU 
Berg  er  in  biefer  3lngelegenl;eit  nid^tö  tl^un  ju  fönnen  erflärten^). 
Snnerl^alb  beö  attgemeinen  SSunbeö  ber  §anfa  l^at  fi(3^  ju  allen  Seiten 
ein  lanbfd^aftlid^er  3ufammenl^ang  ber  ©täbte  geltenb  gemad^t.  3llö 
im  Salute  1381  —  in  einer  Seit,  wo  ßolberg  \^on  unmittelbares 
SBunbeöglieb  voax  —  ben  2lnf(amern  wegen  SSerunrec^tung  l^anfeatifd^er 
Äaufleute  baö  freie  ©eteit  in  ben  ©tobten  entzogen  werben  follte,  ma(^te 
©tralfunb  feinen  S3eitritt  ju  bem  Sefd^Iuffe  von  ber  Suftimmmtg  ber 
©täbte  ©tettin,  ©reiföraalb  unb  ßolberg  abhängig  ^),  unb  ©elbja^Iungen 
ber  §anfa  an  ßolberg  werben  in  3lbwefenl^eit  ber  ßonfuln  biefer  ©tabt 
von  bem  ©tralfunber  Statine  in  ©mpfang  genommen  unb  bem  ßolberger 
übermittelt,  ©id^er  l^at  ©olberg  fd^on  frül^er,  fo  gut  wie  ©targarb 
unb  SSoHin,  ate  mittelbares  Sunbeöglieb  ber  §anfa  angehört  unb 
ift  babei  von  ber  bebeutenbften  unter  ben  pommerf(^en  ©täbten,  von 
©tralfunb,  vertreten  worben.  3lber  im  Saufe  beö  Sci^rl^unbertö  war 
bie  ©tabt  an  9Bol^lftanb  unb  Sewol^nerjal^l  fo  gewad^fen,  bafe  fie  fi(^ 
ftarf  genug  'fül;lte,  in  bem  gefal^rroDen  Kriege  mit  SiBalbemar  3ltterbag 
von  SDänemarf  ber  ©inlabung  ber  ©täbte  ju  uitmittelbarer  S^eilnal^me 
am  S3unbe  ju  folgen  mit  ber  aSerpfli(^tung  ju  gleid^er  Seiftung,  aber 
auä)  mit  bem  2lnfprud^e  auf  gleid)en  ©ewinn. 

3m  Salute  1361  ^atte  SBalbemar  2ltterbag,  ber  bie  ^läne  feiner 
SBorfal^ren  gegen  bie  beutf($e  £>ftfeefüfte  unb  gegen  bie  §anfa  wieber 
aufnal^m,  unerwartet  mitten  im  gerieben  bie  reid^e  ©tabt  SBiöbi; 
auf  ©otlanb,  ben  ©tapelplafe  beö  l^anfifi^en  §anbelö  nad^  SRu^lanb, 
auf  bem  bie  großen  §anbelsl^äufer  bÄ  ©täbte  i^re  SBaarennieber- 
lagen  l^atten,  überfatten  unb  na(^  l^artnädCigem  SBiberftanbe  erobert 
unb  geplünbert.  Sie  in  ber  ©runblage  il^res  2Bol)lftanbeö  fdE)wer  ge^ 
fd^äbigten  ©täbte  rüfteten  fofort  ju  energifd^er  Slbwel^r,  fd^loffen  mit 
ben  Königen  von  ©(^weben  unb  9forwegen  ein  SBünbnijB, .  gewannen  bie 
preußifd^en  ©täbte  wenigftenö  ju  mittelbarer  Unterftüfeung  unb  fud^ten 
ben  eigentlid^en  Kriegöbunb'  burd^  bie  Slufnai^me  neuer  ©täbte  ju  er^ 
weitem.  3u  biefen  gel^örte  aud^  ßolberg.  Sei  ben  SSerl^anblungen 
(1361,  8.  ©ept.)  ber  SBerbünbeten  über  bie  Sal^l  ber  ©d^iffe  unb  3Kanm 
f(^aften,  weld^e  bie  @injelnen  ju  fteHen  l^atten,  erfd^eint  ßolberg  juerft 
alö  mit^anbelnbeä  ©lieb  bes  Sunbeö ;  ber  ©tabtfdCireiber  ßtto  ift  babei 
ber  aSerlretev  ber  ©tabt.    S)a  fie  unter  ben  ©täbteu,  bew^w  ^tx  "^öxs^x^fi^^ 


—    148    — 

Äönig  ©d^aben  jugefügt  l^at,  obenan  genannt  wirb,  fo  mag  fie  no^  einen 
gang  befonberen  ®runb  jum  3orn  gegen  xi)n  gehabt  l^aben.  3ufammen 
mit  ©tettin,  2lnHam  unb  einer  3a^l  fleinerer,  nid)t  genannter  ©täbte 
[teilte  fie  beinal^e  ben  t)ierten  S^eil  ber  gedämmten  ©treithäfte  ber 
§anfa,  nämlid^  von  25  Joggen  (gröjseren  ©diiffen)  nnb  25  ©deuten 
unb  ©niggeu  (fleineren  ga^rjeugen),  6  Joggen  unb  ebenfo  xnel  ©(^uten 
ober  ©niggen,  unb  oon  ben  2500  bewaffneten  beö  33unbe§  600,  brei 
mal  fo  t)iel  wie  Hamburg,  eUn  fo  t)iel  loie  dio\ioä  nnb  SBiömar  ix\^ 
fammen  unb  roie  Sübed,  baä  atte  an  3Jlad^t  weit  überragenbe  33unbeö= 
l;aupt,  attein  gefteUt  platte;  aujgerbem  würbe  eine  ber  „Gliben",  ber 
fd)ioeren  SBurfgefd^üfee,  mit  benen  man  bie  3)lauern  ber  bänifd^en 
©d^löffer  nieberwerfen  wollte,  auö  bem  ßolberger  3eugl;aufe  geliefert. 
^uloergef(^üö  fam  in  biefem  Kriege  wo^l  nod^  nid^t  jur  älnwenbung. 

@ö  war  bie  gröfete  beutfd^e  Kriegsflotte,  bie  biö  bal)in  auf  ber 
©ee  erfd^ienen  war,  unb  t)erbunben  mit  ben  2000  (bewaffneten  ber 
Könige  Don  ©d^weben  unb  JJorwegen  ber  bäuifd^en  9)iad;t  überlegen, 
©ie  wanbte  fid^  foglei^  gegen  ba§  fefte  ©dt)lofe  §elfingborg  auf  ©d;onen, 
um  baffelbe  mit  ben  aSerbünbeten  jufammen  ju  belagern.  S)iefe  er^ 
fdjienen  iebo(^  nid^t  jur  bestimmten  3eit,  unb  alö  nun  biegüljrer  ber 
glotte  ben  größeren  S^eil  ber  SWannfi^aft  von  ben  ©d)iffen  Dor  baö 
©d;loJ5  jogen,  um  beffen  gall  ju  bef(^leunigen,  griff  3Balbemar  unoernui- 
t^et  bie  entblöjsten  unb  fd^led^t  bewad^ten  ©c^iffe  an,  bradjte  bie  §ätfte 
baoon  in  feine  ©ewalt,  bohrte  einige  in  ben  ®runb  unb  mad;te  eine 
große  3al^l  von  ©efangenen. 

©d^limmer  alö  ber  materielle  SSgluft  war  bie  @ntuuitl;igung, 
weld^e  bie  SRieberlage  über  bie  t)erbünbeten  ©täbte  brad^te.  ®aö  §eer 
räumte  gegen  freien  2lbjug  ©d^onen,  imb  bie  ©täbte  fd^loffen  mit  2ßaU 
bemar  junä^ft  einen  SBaffenftillftanb,  bann  na(^  längeren  Sßeiijanbtun^ 
gen  im  Sa^re  1365  einen  grieben,  ber  jwar  für  SBiöbi;  unb  bie  aufge^: 
wanbten  Äoften  feine  ®ntfd^äbigung  gewäl;rte,  aber  ber  §anfa  bod^  mit 
einiger  Sefd^ränfung  ben  Sefife  ber  frül;eren  Siedete  in  ©d;onen  liefe, 
gür  einen  neuen  Krieg  war  bei  einec  iUv^a^  ber  ©täbte  wenig  9iei= 
gung  oorl^anben  gewefen,  unb  von  ©olberg,  ©tettin,  ©targarb  unb 
Slnflam  war  t)orauögefefet  worben,  baj3  fie  fid^  bei  einer  2Bieberauf= 
na^me  beffelben  nid^t  bet^eitigen  würben. 

@ö  war  eine  unerfreulid^e  Slufgabe  für  bie  ©täbte,  bie  SSerlufte 
unb  Unfoften  Deö  Krieges  ju  bered;ne.i  unb  nad^  ißerpltnife  auf  bie 
einjelneu  33unbeöglieber  ju  oertljeilen.    2luf   bcu  wieber^olten  2age= 


—     149    — 

fal^rten  (1364,  65  imb  66),  bie  mö)  ju  biefcm  Stüecfe  ju  SRoftod, 
SEBiämar,  ©reiföwalb,  ©tralfunb  gel^alten  würben,  tDaren  mciftenö  6ot 
berger  SRatl^maii neu  anwefetib;  genannt  werben:  §inri(ä^  3Bulf,  Henning 
©emelin,  aSido  §artmub  unb  am  pnfigften  Sol^ann  Särroalbe  unb 
Sertolb  ^retempn,  bie  in  ^olberg  alö  bie  gewiegteften  Unterl^änbler 
gegolten  l^aben  muffen.  —  6ö  mag  eine  gebrüdte  Stimmung  im  ßot 
berger  SRatl^e  gefierrfi^t  l^aben,  aU  er  barüber  nad^fann,  mie  für  bie 
6818  SUlarf  Sflb.  (gegen  24,000  Sl^aler  preu§.),  meldte  t)on  ben  ge^ 
fammten  Äriegöfoften  im  betrage  üon  166,234  3Jtarf  Süb.  auf  ©olberg 
fielen,  wobei  aber  nod^  nii^t  ba§  Söfegelb  für  6  ©efangene  auö  ßolberg, 
bie  noä)  im  Sturme  von  Sffiorbingborg  fa^en,  unb  ber  ©olb  für  bie  ^aupt^ 
leute  (capitanei  cwmilares,  atfo  mol^l  ßolberger  SRatl^mannen)  in  3ln=: 
f (^lag  gebrad^t  war,  ©edung  ju  fd^affen  fei.  ®§  war  eine  3eit  böfer  ^eim^ 
fu(3^ung  für  bie  ©tabt;  ju  ben  Ärieg§Ioften,  wetd^e  bie  Äämmereifaffe 
aßein  nid^t  beden  f onnte,  unb  ju  ber  Säl^mung  beö  überfeeifd^en  aSerfel^rö 
fam  nod^  innere  Jlotl^,  g^el)be  mit  umwo^nenben  2lbelögef(^led^tem, 
3wiftig!eiten  über  Se^ngüter,  bie  ju  ben  fd^werften  ©ewalttl^ätigfeiten 
führten  (f.  ©.  81  ff.),  fo  bafe  am  ®nbe  be§  3al^re§  1366  unb  im  Slnfange 
be§  folgenben  bie  Stat^mannen  i^r  ^fortbleiben  von  ben  §anfetagen  mit 
ben  feinblid^en  Einfällen  entfdjulbigten,  weli^e  bie  ©tabt  bamalö  ju  er^ 
leiDen  l^atte.  S)enno(^  fonnte  ßolberg  feine  SSerlufte  am  erflen  vtx-- 
fd^merjen.  SDenn,  wäf)renb  bie  §anfa  im  ©anjen  bie  3laä)if)eik  beö 
unterliegenben  2l;eite  tragen  mu^te,  l)atte  ßolberg  58ortIieile  gewonnen, 
wie  fie  nur  ein  glüdtid^  geführter  Ärieg  bringen  fotmte:  il^m  waren 
burd^  ben  ^rieben  mit  SDänemarf  biefelben  5Red^te  jugefid^ert  worben, 
bie  fonft  nur  ben  älteren  unmittelbaren  33unbe§gliebern  juftanben,  unb 
ber  balb  barauf  folgenbe  Umf(^lag  befeftigte  ba§  ©rrungene. 

SKid^t  ritterlidE)e§  SBol^lgefallen  an  Äampf  unb  ©ieg,  fonbern  fauf= 
männifd^eö  Sntereffe  leitete  bie  ^olitif  ber  ©täbte,  unb  aSennittelungen 
burd^  ®elb  unb  Unterl^anblungen  jogen  fie  ber  ©ntfi^eibung  bmä)  baö 
©d^wert  t)or,  bodE)  waren  fie  anä)  einer  fräftigen  ftiegerifd^en  ®rl^ebung 
fällig,  wenn  il^uen  fein  anbeveö  3Rittel  blieb.  9ll§  Äönig  SBalbemar 
ben  befd^worenen  ^rieben  rücffi(^t§lo§  t)erlefete,  alle  Sef (^werben  ber 
©tdbte  über  imgefe^lid)e  SoHerl^ebungen  unb  a3ranbfd^afeungen  ber 
©d^onenfal^rer  |iöl^nif^  abwieö,  ba  faxten  fie  ben  ®ntf(^luß,  nod^  einmal 
5um  ©d^werte  ju  greifen.  SRadE)  langen,  mül^famen  SBerl^anblungen  ge- 
lang  eö  i^nen,  bie  gefammte  ©täbtewelt  an  ber  Dft=  unb  5Worbfeefüfte 
unb  tief  in  ba§  SBinnenlanb  l)inein  ju  einem  großen  ©d§u|s  unb  2ru% 


—    150    — 

Bünbnijs  ju  t)ereim9en,  unb  im  Saläre  1367  am  19.  3?oüember  mürbe 
auf  einer  3SerfammIung  ju  6öln  von  beu  bort  Dereinitjteu  ©enbeboteu 
ber  l^ert)orra9enberen  ©täbte  ber  Ärieg  gegen  bie  beiben  \e^t  rerbün^ 
beten  Könige  von  ©änemarf  unb  Slormegen  einmütl)ig.bej'(^Ioffen.  ßol- 
Berg,  burd^  ©tralfunb,  bie  3Sertreterin  ber  menbif^en  ©täbte  in  6ötn, 
jur  Si^eilnal^me  aufgeforbert,  fd^toJB  fi(^  bem  Äriegöbunbe  fogleic^  an; 
e§  mürbe  in  ben  Ärieg§ial^ren  von  1368  biö  1370  auf  ben  §anfetagen 
auger  von  ben  obengenannten  nod^  von  ben  Statl^mannen  3o|)ann  ®at)ib, 
©erarb  SBiäbolb  unb  SDetlet)  SSard^min  vertreten,  ©rft  alö  bie  ©täbte 
an  bem  Äönige  Sllbred^t  von  ©darneben,  ber  nid^t  ol^ne  i^re  §ülfe  an 
bie  ©teile  beö  abgefegten  9Kagnuö  auf  ben  2§ron  gel^oben  mar,  an  ben 
§erjögen  von  SJIedflenburg,  von  §olftein  unb  ©d^leömig,  ja  felbft  an 
bem  lütifdien  3lbel  Sunbeögenoffen  unb  bamit  fidlere  3luöfi(^t  auf  einen 
günfligen  2lu§gang  gemonnen  l^atten,  mad^ten  fie  ilirem  aUergnäbigften 
Äaifer  Äarl  IV.,  ber  ju  SBalbemar  neigte,  Slngeige  von  i^rem  aSorl^aben 
unb  baten  il^n,  il^nen  bie  SSort^eile  nid^t  übet  ju  nel^men,  bie  fie  bei 
SSertl^eibigung  il^reö  guten  Slec^tö  erfämpfen  mürben,  unb  metiige  Sage 
fpäter,  am  19.  9Kärj,  1368,  überfanbte  SübecE  mit  ber  eigenen  Ärieg§:= 
erflärung  bie  g^el^bebriefe  ber  einjelnen  ©täbte  an  ben  ilönig  von  2)äne= 
nmrf.  Siefer  fam  balb  jur  ©rfenntnife  feiner  t)erjmeifelten  Sage,  über^ 
liefe  bem  aJlarfd^aU  §enning  t).  ^utbuö  bie  3Sertfieibigung  beö  Sanbeö 
mit  unbebingter  5BoIIma($t  ju  unterl^anbeln  unb  flol^  unrül^mtid^  ju  ben 
3Karfgrafen  von  Sranbenburg. 

2)ie  §anfefIotte  mar  bieömat-  etmaö  Keiner,  alö  im  Scil^te  1361, 
fie  jäfilte  nur  20  Soggen,  bie  jufammen  2000  Semaffnete  an  Sorb 
l^atten,  boS)  mar  fie  beffer  mit  2öurfgef(^üfeen  Derfel^en  unb  befonberö 
mit  ^teiterei,  bie  ben  fünften  S^eil  beö  §eereö  bilbete.  SDie  menbif(^en 
©täbte  l^atten  mieber  Don  alten  bie  größten  2lnftrengimgen  gemad^t,  fie 
t;atten  fic^  noc^  einmat  ju  SioftodE,  1.  Sanuar  1368,  bie  treue  SSeob- 
a(f)tung  ber  Sötner  Sef^tüffe  jugefi(^ert  unb  baö  (Kontingent  ber  ein^ 
jetnen  ©täbte  feftgeftellt.  3Son  hcn  12  Soggen  unb  1000  3Kann,  metd^e 
von  ben  menbifd^en  aufgebrad^t  merben  mußten,  fieten  auf  ßotberg  unb 
bie  i^m  jugeorbneten  fteineren  ©täbte  eine  Sogge  mit  40  9Jiann  unb 
40  Semaffnete,  barunter  8  33eriltcne.  Sie  ©otberger  ©enbeboten, 
bieömat  SDetteo  SSarc^min  unb  Sodann  ©l^cmetin,  oerfprad^en  ben  ^e^ 
fc^tufe  beö  Gotberger  Stati^ö  barüber  biö  gnm  1 8.  Sanuar  an  ©tratfunb 
einjufenben.  SübedE  ftettte  300  3Kann,  ©reifämatb  60  3JJann.  SDie 
förmti^e  Sfiatipcirung  beö  ßötner  Sunbeöbriefeö  erfotgte  von  ©eiten  ©tet= 


—     151     — 

ttttd,  ©olberge  unb  ©tatgorbö  erfl  ben  6.  JOctobcr  1386,  fie  gelobten 
bartn:  bie  Sefe^lüffe  siede  und  taste  mide  ungkebroken  to  holdende 
m  aller  wiis  hy  iruwen  u?id  by  eren  sunder  argkelisL 

Um  jOftern  vereinigten  fi($  bie  Derfd^iebenen  3lbll^eilungen  ber 
f^totte  im  ©unbe,  ol^ne  auf  SBiberftanb  ju  ftofeen,  unb  wäl^renb  bie 
§ottänber  bie  SDörfer  unb  ©täbte  an  ber  ©übJüfte  t)on  SRorroegen  in  3lfd^e 
legten  unb  Äönig  WbxtS^i  ©d^onen  befehle,  bemä(3^tigte  fid&  bie  ©ftfeeflotte 
©eelanbö,  eroberte  ©d^lo^  unb  ©tabt  Äoppenl^agen  unb  räd^te  SBiöb^'ö 
^^lünberung  bur(^  furd^tbare  33em)üftung  ber  Snfel.  Salb  war  §elfing:: 
borg  auf  ©d^onen  nod^  "ta^  einjige  ©d^lo§,  weld^eö  fid^  l^ielt  Äöntg 
§aton  Don  SRonoegen  beugte  fid&  juerft  oor  ben  SBerbünbeten,  gab  in 
bem  1369  abgef(^loffenen  ^rieben  ben  ©tobten  bie  il^nen  genommenen 
g^reil^eiten  juriicE  unb  leiftete  ©d^abenerfafe.  Sänger  flräubte  fi^ä^  ber 
bänifd^e  SReid^örat)^.  SDod^  ate  aud^  §etfingborg  gefallen,  afe  bei 
bem  feften  3ufammenl^alten  beö  a3unbe§  jebe  3lu§fid^t  auf  ein  SerfaKen 
beffelben  imb  bamit  bie  le^te  Hoffnung  auf  einen  Umfd^lag  gefd^wunben 
mar,  blieb  aud^  il^m  ni(^tö  übrig,  als  fid^  ben  g^orberungen  ber  ©täbte 
ju  untermerfen,  unb  na(^  längeren  SBerJ^anblunßen  erfd^ien  in  Seglei^ 
tung  bänifd^er  9?ei(^örät^e  §enning  o.  ^utbu§  ju  ©tralfunb  t)or  ben 
oerfammelten  33ürgermeiftern  oon  35  ©täbten,  unter  il^nen  aud^  6ot 
berger,  um  l^ier  am  24.  3)lai  1370  ben  gerieben  enbgültig  abjufd^liefeen. 

SBie  bie  umfid^tige  Seitung,  bie  Huge  Stbmägung  ber  kräfte  unb 
bie  ftanbl^afte  3luöbauer  befonberö  ber  menbifd^en  ©täbte,  bie  ben  lofe^ 
gefügten  93unb  in  immer  erneuerter  ©intrad^t  jufammenl^ielten  bis  jur 
gän}li(^en  SRiebermerfung  be§  ©egnerö,  bemunbernömert^  ift,  ebenfo  \xx^ 
faft  nod^  mel^r  bie  befonnene  ^Käfeigung  nad^  erfod^tenem  ©iege.  S)ie 
©täbte  begnügten  fi(^  im  wefentlid^^n  mit  ber  SBiebergeminnung  unb 
SSefeftigung  il^rer  ^rioilegien,  befonberö  an  ber  ©d^onenfd^en  Äüfte,  bie 
iefet  auf  alle  S3unbeäglieber  au^gebel^nt  mürben.  Um  ju  il^ren  Unfoften 
ju  fommen,  liegen  fie  fid^  ben  faft  unumfd^ränften  S3efi^  oon  ©d^onen 
auf  fünfjel^n  Saläre  jufid^ern,  unb  bamit  in  Sufunft  nid^t  mieber  ein 
©täbtefeinb  ben  bänifd^en  Sl^iron  befteige,  jmangen  fie  bem  ©egner  bie 
aSerpflid^ung  auf,  „feinen  §erm  empfangen  ju  wollen,  benn  auf  ben 
SRat^  ber  ©täbte."  S)urd^  biefen  gerieben  mürbe  bie  §anfa  bie  mag- 
gebenbe  SÄac^t  im  SRorben  unb  fie  l^at  biefe  ©teHung  biö  an  baö  ®nbe 
beö  folgenben  Sal^rl^unberts  bel^auptet. 

aWit  ©enugtl^ung  fonnte  inöbefonbere  ßolberg  auf  feine  ©rrungen^ 
fd^aften  l^inbliden;  e§  ernbtete  jefet  ben  t)ollen  ©eminn,  ben  es  burd§ 


—    152    — 

feinen, Slntl^etl  an  ber  ©l^re  beö  Äantpfeö  unb  bur(^  treues  g^efll^alten 
am  Simbe  fid^  t)erbient  l^atte:  eö  tDarje^t  bie  ebenbürtige  ©euoffin  ber 
imtnittetbaren  ©täbte  geworben;  frül^er  burd)  anbere  ©täbte  t)ertreten, 
ftanb  eö  jefet  afe  aSorort  an  ber  ©pi^e  einer  Slnjal^l  fteinerer  pommer^ 
f^er  ©täbte,  raol^l  fd^on  bainalö  berfelben,  bie  unter  feiner  Seitung  im 
Saläre  1394  il^re  ßontingente  gegen  bie  Freibeuter  auf  ber  Dftfee  flett= 
ten :  SRügenroalbe,  ©tolp,  Sreptoro,  ©reiffenberg  unb  SBolIin  ^) ;  eä  l^atte 
je^t  felbft  ©ife  unb  ©timme  in  ben  §anfet)erfammtungen.  S)ie  voiä)^ 
tigfte  ©rroerbung  aber  war  ber  t)otte  @enu§  ber  Siebte  ber  älteren 
©täbte  an  ber  Mfte  von  ©(ä^onen. 

aJiel^r  no(^  als  burd^  bie  Sage  an  ber  großen  SSerfel^röftrafee  beö 
©unbeö,  ujoburd^  fie-  von  ber  $Ratur  ju  ber  ©tätte  eineö  großartigen 
aRarftt)erfel^r§  beftimmt  fd^ien,  l^atte  biefe  Mfte  für  bie  ©täbte  burd^ 
bie  ungel^euren  3üge  von  geringen  SBertl^,  weld^e  fid^  ^ier  in  ber 
g^angjeit  von  Safobi  biö  SJtartini  (25.  Suli  biö  11.  Stooember)  am 
Ufer  jeigten  unb  ben  3=if(^em  in  außerorbentUi^er  3){enge  bie  3lefee 
füllten.  3)er  I)ier  betriebene  §eringöfang  toar  bie  reic^fte  CueHe  beö 
SBol^lftanbeö  unb  beö  fi^netten  2lufblül^enö  ber  l^anfifc^eu  ©täbte.  S)urd^ 
bie  große  3af)\  von  Älöftern,  bie  3Kenge  ber  ©eiftUd^en  unb  bie  fielen 
gefttage  loar  in  fat^olifd^er  3cit  ein  bebeutenber  3L^erbraud^  von  3^ifd)en 
bebingt,  worauö  \iä)  aud^  erflärt,  baß  in  ©olberg,  einer  ©tabt,  bie  hoä) 
am  5öleere  unb  an  einem  fifd^reid^en  ^ln'\\e  lag,  oon  ben  reid)eren 
gamilien  no(^  in  ben  ©arten  unb  auf  ^dfergrünben  —  n)oI)l  }ur  3ud)t 
ber  feineren  arten  —  g^ifd^teii^e  angelegt  würben,  baß  bie  ©tabt  vtx-- 
bienten  Sürgermeiftern  gifd^tei^e  jur  Senufeung  fc^entte,  unb  baß  ein 
ßolberger  33ürgermeifter  um  1500  bie  3ubereitung  berfelben  für  mid^tig 
genug  l^ielt,  um  bem  aSerjeid^niß- feiner  SRenten  unb  liegenben  ©rünbe 
einen  Mc^enjettel  von  oerfdE)iebenen  gif(^faucen  anjupngen.  S5ie  be^ 
liebtefte,  am  wenigften  3ubereitung  forbernbe  ©peife  bilbete  ber  gering, 
er  war  f($pn  bamalö  ber  Siebling  ber  unteren  ©tänbe  unb  bilbete  mit 
Äol)l  jufammen  ben  gangen  SBiuter  |)inbur(^  bie  §auptnal^rung  ber 
läublid^en  a3et)ölferung  in  Sommern.  @r  würbe  in  ungeheurer  3)faffe 
aus  ben  §anfefläbten  ausgeführt,  unb  @d;onen  bilbete  beölialb  baö 
§auptaugenmerf  ber  ftäbtif(^en  Statine. 

2ln  bem  Uferfaume  jwifd^en  ben  ©d^löffern  ©fanor  unb  ^alfter^ 
bobe,  auf  einem  ©ebiete,  baö  etwa  eine  l^albe  SJieile  lang  unb  eine 
aSiertelmeile  breit  war,  lagen  in  gebrängter  Jleil^e  neben  unb  l^interein= 
anber  bie  3]itten  (gifd^ereilager)  t)on  etwa  38  äjunbeöftäbten;  aJögte  ber 


—    153    — 

cttijelnen  Stabte  l^anbl^nbtcn  ^oRjei  unb  tiicbere  ®ert(^tsbarfeit  Sfibedf 
unb  einige  anbete  ©tobte  l^atte  auf  il^ren  9?itten  axiä)  bie  fjöl^ere 
®eri(^töbarfeit  gewonnen,  bie  fonft  bem  bänifcä^en  SBogte  juftanb.  S5er 
Süberfer  3?ogt  l^atte  jugleid^  eine  9lrt  von  Oberleitung  über  bie  anbeten 
aSitten,  unb  ber  ßolberger  SRatl^  t)erfäumte  beö^Ib  niiä^t  —  wenigfienä 
um  1500  —  il^m  t)on  3eit  ju  3eit  ein  %a^  S3ier  ju  übetfenben,  um 
il^n  in  guter  ©timmung  ju  erl^alten.  §ier  würbe  ber  gering  gefangen 
unb  in  ben  ©alj-  unb  Staud^^äufern  fogleii^  jubereitet,  in  Sonnen  ron 
einem  fefigcfe^ten  9Kage  (bem  Stoftorfer)  gepa(ft,  imb  menn  er  von  ben 
SBrafem  geprüft  unb  mit  bem  ©iegel  ber  SSitte  Derfel^en  war,  alö 
©d^onenfi^e  SEBaare  in  ben  §anbel  gegeben. 

Sffiar  ber  §ering§fang  ber  Hauptbetrieb  an  biefer  Äüfle,  fo  mar 
er  bod^  n{ä)i  ber  einjige.  ^xxrä)  \^n  mürbe  Setriebfamfeit  unb  SBol^l= 
ftanb  in  atten  Jllaffen  ber  ftäbtifdöen  Senölfenmg  geförbert.  3ur  ^ang^ 
jeit  breitete  axiS)  ber  Kaufmann  ^ier  feine  aSaaren  au§,  um  fie  gegen 
bie  ©tjeugniffe  ber  norbifd^en  Sänber  umjutaufd^en,  neben  il^m  f(ä^Iug 
ber  §anbmer!er  feine  a^Hibe  auf,  ber  33ött(^er  unb  @(3^u]^ma(3^er,  unb 
in  ber  leidsten  Sretter^  imb  Seinmanbftabt,  bie  an  bem  fonft  jiemlid^ 
einfameti  ©tranbe  ermad^fen  mar,  brängte  fi(^  bie  bid^te  9Jlaffe  ber  .Käufer 
unb  ä^erfäufer  im  regen  aWarftoetMjr  burdfieinattber. 

Urfprünglid^  beuteten  bie  ©olberger  ben  ©egen  beö  ajfeereö  Dor^ 
jugsmeife  an  ben  ponnnerfd^en  5?üftcn  au§.  3ni  Sal;re  1266  beftätigte 
il)nen  ^^erjog  Saniim  bie  @ered^tig!eit,  im  SJereid^e  feine§  Slnt^eilö  an 
bem  Sanbe  Golberg  t)or  ber  3Jlünbung  ber  ^^Jerfante  unb  im  §afen  biö 
jur  ©tabt,  fo  weit  bie  (Srenjen  beö  ©tabtgebietö  fid^  erftredtten,  frei 
von  jeber  3lbgabe  geringe  ju  fangen,  unb  §erjog  Sogiölao  IV.  bel^nte 
biefelbe  1286  auf  baö  gangen  t)on  gifd^en  jeber  Slrt  unb  biö  jur  3Kün- 
bung  ber  ©roine  ^in  an^.  ^)  Satb,  aU  fid^  in  ber  ©tabt  ein  fräfti^^ 
gereö  Seben  regte,  jogen  i(;re  ©deuten  ben  futäen  9öeg  Ijinüber  nad) 
©d^onen,  alö  „®äfte"  auf^ber  SLHtte  oon  Sübed  unb  ©tratfunb  fd)öpf^ 
ten  fie  fiier  mit  auö  ber  gemeinfamen  Cuelfe  be§  SReid^t^umö.  S)er 
SJefife  einer  eigenen  aSitte  muft  einer  ber  3.^ortf)eile  gemefen  fein,  meldten 
bie  §anfa  ben  ßolbergern  alö  Sol^n  für  i^re  Stieilnaljme  am  Kriege 
jufid^erte.  5Dod^  mürbe  ba§  neue  dieiji  anfänglid^  nur  mit  SBiberftreben 
anerfannt.  Snt  Satire  1 363  erhält  ber  iiübedfd)e  SBogt  in  ©d^onen  bie 
ätnmeifung,  bie  ßolberger  auf  ifirer  3.Htte  ju  fd)üfeen,  unb  1 367  Wagen  fie, 
bafe  fie  in  i^ren  non  bem  Äönige  von  ©änematf  erlangten  g^rei^eiten  nidjt 
fo  gefd^üfet  mürben,  mie  eö  ber  Söunbeöoertrag,  ber  bo(^  aßen  ateid^e 


—     154    — 

Saften  auflege,  erforbere;  1368  wirb  )^on  ein  befonberer  ©otterger 
SBogt,  93ertolb  ?iife,  genannt,  auä  einer  angefeljenen  ©olbergcr  ^amiUe, 
unb  t)om  22.  ©eptember  1372  ift  bie  Urfunbe  batirt,  bur<^  weld^e 
SJBalbeniar  befennt,  bafe  er  ben  SWatl;inannen,  ßinwol^nern  unb  SMrgern 
ber  ©tabt  ©olberg  jraifd^en  ©fanor  unb  galfterbobe  eine  5Bitte  t>erfauft 
l^at;  fie  fott  an  bem  ©nbe  ber  ©tettiner  unb  ©tvalfunber  aSitte  anfangen, 
bie  S3reite  ber  ©tettiner  l^aben  unb  biö  an  ben  „§agen"  reid^en,  il^e 
Sänge  fott  60  SJut^en  betragen,  bie  Siuti^e  ju  8  ©Ken  gered^net;  bie 
©olberger  foUen  baö  Siedet  l^aben,  il^ren  eigenen  SBogt  barauf  ju  fefeen, 
ber  bie  ©erid^töbarfeit  na(ä^  bem  dkäjU  ber  ©tabt  l^anbl^abt  mit  3lud- 
na|ime  ber  an  §alö  unb  §aaib  rül^renben  gäde,  bie  bem  bänifd^en  SBogte 
t)orbel^alten  finb;  bie  2öege  auf  ifirer  SBitte  f ollen  frei  fein,  unb  fie  felbft, 
tt)ie  biejenigen,  bie  auf  i^rer  aSittc  liegen  (fi^er  bie  ®äfie  auö  ben 
ij^nen  jugeorbneten  pommerfij^en  ©täbten),  baä  Siedet  l^aben,  gegen  ben 
feftgefefeten  3ott  frei  ju  faufen  unb  ju  t)erfaufen  ^).  S)ie  Urfunbe  giebt 
offenbar  nur  bie  gefe^lid^e  Drbnung  unb  enbgültige  Seftätigung  eineö 
SRed^teö,  weld^eö  bie  ©olberger  im  Saufe  beö  Äriegeö  erworben  l^atten. 
©0  beftimmt  fid^  bie  t)erf(^iebenen  Jiid^tungen  be§  ßolberger  §an:: 
belö  angeben  laffen,  fo  fi^ioer  ift  eö,  eine  SSorfteHung  von  bem  Umfange 
beffelben  ju  gewinnen,  (ginigeö  Sid^t  geben  barüber  bie  in  ben  Salären 
1368  luib  1369  erl^obenen  Erträge  beö  ^funbjoßö.  2)iefer  würbe  in 
ber  3ftegel  beim  2lbgange  ber  ©dE)iffe,  bei  ber  a^nfunft  nur  bann,  wenn 
fie  auö  Drten  famen,  bie  nid^t  jum  S3unbe  gel^örten,  von  ben  SBaaren 
ber  ©(^iffer  unb  Äaufleute  auö  ben  t)erbünbeten  ©täbten  in  ber  SBeife 
erl^oben,  ba§,  wo  ber  nieberlänbifd^e  3Künjfu§  l^errfd^te,  von  einem 
^funb  ©roten  1  ®rot  (baljer  ^funbjoH),  in  ben  ©täbten,  wo  nad^ 
Söiarf  gered^net  würbe,  je  nad^  bem  2Bertl^e  berfelben,  von  6  Wt.  Süb. 
4  ^fg.,  oon  9  mi  ©unb.  6  ^fg.,  t)on  12  3Kf.  SSinfenaugen  8  ^fg. 
gejal)lt  würbe,  g^ür  bie  wenbif(^en  ©täbte  würbe  alfo  von  288  ^fg. 
1  ^fg.  entri^tet  (^f  g),  ein  fel^r  niebriger  ©a^.  S)od^  reid^te  er  in 
S5erbinbung  mit  ben  aus  bem  abgetretenen  '©(^onen  gejogenen  ©innal^s 
men  auö,  um  bie  Äriegsfoften  ju  bedfen.  ßolberg  erl^ielt  auö  ber 
Sunbeöfriegöfaffe  für  feine  40  SUlann  bei  ber  erften  2lbre(^nung  109  3Kf. 
Süb.  12  yff,  bei  ber  jweiten  85  3)«.  12  yff  8  ^fg.  unb  bei  ber  legten 
S^eilung  im  Dctober  1369  ungefähr  210  M.  gür  bie  folgenben  beiben 
Saläre  würbe  ber  3oIl  no(^  forter^oben,  ho6)  von  jeber  ©tabt  befonberö 
t)erred^net  unb  verausgabt.  aSon  ben  ©efammterträgen  beö  ^funbjoHß 
war  im  Sahire  1368  bis  jum  4,  October  t)on  ©olberg  69  SWf.  4  yff 


—    155    — 

crl^obctt  (von  (Steiföroalb  nur  66,  t)on  ©tettin  154),  im  folgenben  34te 
fictßerten  fid^  bie  grträfle  auf  58i  mi  im  §afcn  ber  ©tabt  unb  33  m. 
4  yff  in  ©(ä^onen,  im  ©atijcn  auf  9U  9Kf.,  wä^renb  in  bemfelben  Sa^re 
in  ®reifön)alb  81  m.  im  §afen,  26  in  ©(ä^oncn,  in  ©tralfunb  180  M. 
im  §afcn,  157  in  ©(ä^onen,  in  Sübed  aber,  baö  alle  übrigen  ©täbte 
rodt  in  ben  Blatten  fteffte,  1400  m.  im  §afen,  180  5»».  auö  ©(ä^onen 
erl^oben  mürben.  2)iefe  ©innal^men  laffen  einen  SRücffd^Iu^  auf  bie 
§ö]^e  ber  2luöful^r  in  ben  einzelnen  ©täbten  ju,  fie  mufete  ben  288fa(3^en 
aßertl^  ber  Sofferträge  auömaiä^en.  ^^)  3n  Sübed  ftettten  bemnad^  bie 
im  Saläre  1308  t)on  J^aftnad^t  biö  SKid^aeliö  auögefül^rten,  jum  gerin* 
geren  Sl^eile  eingefül^rten  Sffiaaren  einen  ©apitalmertl^  von  403,000  3)W. 
Süb.  bar,  naä)  l^eutigem  ®elbe,  bie  aWar!  ju  3^  S^aler  gerecä^net, 
1,411,210  Sl^aler  preuf?.  SDal^inter  trat  natflrlid^  ©olberg  meit  jurüd, 
ber  SEßert^  ber  STuöful^r  belief  fi(6  1368,  entfpreiä^enb  ben  69  m,  4  ß, 
nur  auf  19,944  m.  ßüb.  b.  1^.  69,804  S^lr.  naä)  unferem  ®elbe,  im 
Saläre  1369  auf  26,495  m.  ßüb.  gleid^  92,736  ^ix.  preug.;  weniger 
bebeutenb  mar  ber  Unterf(3^ieb  itt  ber  9lu§ful^r  t)on  ben  anbem  pom^ 
merfd^en  ©täbten.  3lm  näd^ften  fianb  il^r  ©reifömalb,  meld^eö  1368  in 
feinen  3oIIerträgen  etmaä  l^inter  ßolberg  jurüdblieb  imb  im  fotgenben 
3a^re  fid^  mit  36,576  3Kf.  (128,016  Sf)lr.  preufe.)  menigftenö  nid^t 
aHjufel^r  barüber  erl^ob.  2Saö  ben  ©eeperfel^r  anbetrifft,  fo  l^atte  ßolberg 
alfo  bie  lefete  ©teile  unter  ben  unmittelbaren  Simbeäftäbten,  abgefel^en 
von  ©targarb,  baö  mit  feinen  15  3RI  ^funbjoH  nid^t  in  »etrad^t 
fommen  fann.  ^oä)  mürbe  fid^  ba§  33erl^ältnife  mol^l  no(^  etmaö  gün= 
ftiger  für  ©olberg  [teilen,  menn  mir  in  gleid^er  SBeife  anä)  einen  SRafe^ 
ftab  für  bie  lanbeinmärtö  gel^enbe  Sluöful^r  l^ätten;  benn  in  ben  ©r^ 
trägen  ber  ©alinc  l^atte  ßolberg  einen  §anbelöartifel,  ber  ben  anbern 
©täbten  meiften^  feljlte.  —  g^ür  bie  richtige  33eurtl^eilung  ber  angege:= 
benen  ©ummen,  bie  mefentlid^  ben  ßapitalmertt)  ber  Stuöful^r  auö  6oU 
berg  barftetten,  ba  ber  ©inful^rjoH  bei  ber  ^rl^ebungömeife  beö  3oIleö 
nur  geringe  ©rträge  abgeworfen  l^aben  fann,  ift  mol^l  ju  bead^ten,  ba^ 
bie  Sluöful^r  nur  ben  SBerfanb  für  eigene  Jied^nung  ßolberger  Äauffeute 
umfaßte*),  baß  ber  §atibel  femer  in  ben  Äriegßial)ren  barnieberlag 
uitb  fieser  balb  einen  nod^  bebeutenbereu  2luffcl)iuung  genommen  ^at,  alß 
il^n  fd^on;.baß  Sal^r  1369  geigt,  enblid^,  bafe  baö  ®elb  einen  adit^  biö 


*)  SBBae  SRaittcI  unb  2)ittmar  oon  2üUd  fagcn,   gilt  natürlich  auc^  oon 
(Eolberg. 


156 


jel^nfad^  llöl^cren  SBertl^  l;atte  utib  ein  ßapital  t)on  92,000  %^x.  mä), 
bem  l^eutiöen  ^'retfc  beö  ©elbeö  einen  SBertfj  uon  wenigften^  700,000 
Zi)lx.  barftetten  würbe. 

SSon  ber  Senufeung  ber  in  ©d^onen  gemonnenen  g^reil^eiten  bnrd^ 
bie  ©olberger  giebt  erft  baö  16.  Sal^rliunbert  ein  beutlidieres  33ilb; 
boc^  fel^It  eä  axxä)  fdjon  frül^er  ni(^t  an  ©puren,  weld^e  bie  Sebl^aftig^ 
feit  beö  5Ber!ef)rö  bort{)in  bejeugen.  3n  ben  erl^altenen  3lotijen  an% 
ben  ©d^ojsregiftern  werben  oft  Bürger  alö  abmefenb  in  ©d^onen  aufge= 
fül^rt,  3ai^lungen  werben  i:)erfpro(^en  aus  beut  ©ewinn  ber  Sd^onen- 
f(^en  SReife,  unb  ©otberger  §anbn)er!er  bringen  il^re  SBaaren  auf  bie 
©d^onenfd^en  3Jteffen.  ©laweö  SuHow")  l^at  (üor  bem  Sa^re  1478) 
60  Saft  ©d^ul^  unb  3  Saft  Sier  auf  feine  JRed^nung,  mit  einem  anbem 
jufammen  90  Saft'©d&u]^  unb  1  Saft  Sier,  mit  einem  britten  1  Saft 
§onig  bortl^in  t)erfaf)ren.  ^eter  ^ote  befi^t  ein  ©d^iff  für  bie  „3cir= 
lingf(^e"  3?eife,  mel(^e§  fein  Sruber  fül^rt;  als  ®age  bejiel^t  biefer  bafür 
4  ^ipe  Del  unb  eine  Quantität  Sud^.  3KandE)e  laffen,  wenn  fie  t)on  ber 
©c^onenfdien  5Reife  jurüdEfel^ren,  einen  S^eit  il^rer  ben)egli(^en  §abe  auf 
ber  3Sitte;  fo  Dermad^t  ber  Kaufmann  Sajaruö  ©d^omafer  (1495  ^2)  j^inc 
in  ©(^onen  gelaffenen  Kleiber  feinem  35ruber  §anö  unb  ftiftet  20  3Wf. 
ju  SDleffen,  bie  für  i^n  bort  gelefen  werben  f ollen,  imb  im  ^df)xe  1561 
würbe  in  ßolberg  ein  93ootömann  entf)auptet,  bem  bie  ©d^onenfd^e  aSitte 
fo  jur  jweiten  §eimatl^  geworben  war,  bajs  er  fid^  für  bie  Seit  beö 
§eringöfangeö  bort  l^äuölid^  eingerid^tet  unb  eine  jweite  grau  genom- 
men  Iiatte.  3lxä)t  blo^  bie  einjetnen  Sürger,  auä)  ber  ?liatf)  felbft  mad^te 
bort  §anbel§gefd^äfte,  t)ermutt)Ii(^  mit  ©alj.  SDenn  jur  ©aljnieberlage 
follte  wol)l  bie  Sube  bienen,  für  bereu  ®rrid)tung  bafelbft  ber  Äämmerer 
aWartin  SDa^lefe  1470  55  mi  auö  ber  Äämmereifaffe  jaulte,  i^)  ^^^ 
ben  ßolberger  33ögten  in  ©(^onen  finb  aufeer  Sertl^olb  9tife  auö  bem 
14.  3al;r^unbert  nur  nod^  ber  Gonful  5Rifolau§  ©d^abemann,  bem  1385 
t)om  5Ratl^e  30  3Slaxt  überfanbt  werben,  unb  aus  bem  16.  Sal^rl^unbert 
§an§  SDargaje  genannt,  biefer  in  einem  ©d^reiben,  worin  ber  3?atl^ 
ben  Äaufteuten,  ©d)iffern  unb  Sürgem  ber  ©tabt  ©olberg  in  g^alfter^: 
bobe  befiel^lt,  ben  3lnorbnungen  be§  aSogte§  bafelbft  ebenfo  3^olge  ju 
leiften,  alö  gingen  fie  oon  if)m  felbft  au§.  ^^) 

3Kit  bem  nal^e  gelegenen  33om^olm  ftanb  ©olberg  f(^on  frü^  in 
SBerbinbung.  Sm  Sa^re  1554 1^)  würbe  ein  alter  §anbelöoertrag  mit 
ber  ©tabt  SRe^e  bafelbft  erneuert,  nad)  welchem  ben  SSürgern  beiber 
©täbte  in  ben  beiberfeitigen  §äfcn  unb  ©täbten  baö  SRed^t  juftanb. 


—    157    — 

gegen  Stftgabe  beö  9en)ö^nli($en  Siuberjottö  frei  ju  faufen  iinb  ju  vex^ 
taufen.  ^a§  ©ilbel^auö  in  9?ej:e  würbe  von  einem  Sßorftanbe  t)ern)altet, 
ber  aus  bürgern  beiber  Stäbte  jufammengefefet  war,  unb  jebeö  ©c^iff, 
roeli^eö  bort  jum  erften  3)lak  in  ben  §afen  einlief,  mufete  bemfelben 
eine  Sonne  SBier  liefern.  SDer  g^amilienname  Sornl^olm  fommt  in  6ol= 
berg  fd^on  im  J4.  3al;rl^uiibert  z)or,  nnb  nod;  im  17.  S^W^nibert 
l^aben  fid)  ßolberger  33üi9er  bie  Södjter  ber  Snfel  ju  g^rauen  gel)ott 
unb  Sornl^otmer  fid)  in  bie  ©tilge  Ijineingelieiratl^et. 

3lud^  für  ben  §anbel  ßolbergö  mit  SRorraegen  unb  ©(^loeben 
finben  fid^  einige  Seugniffe  an^^  älterer  Seit.  Unter  ben  ©täbten, 
melcä^e  ber  @rjbifd)of  von  iJunb  in  feinem  ©prengel  t)om  ©tranbred)te 
befreit  (1366),  ift  aud;  ßolberg  namentlidj  aufgefnl^rt,  unb  ba§  bie 
nonoegifd^en  §anbelömärfte  Don  feinen  ©d^iffen  befud^t  finb,  jeigen 
bie  SBer^anblungen  ber  ©täbte  mit  ben  Königen  von  ©d;n)eben  unb 
SRonoegen  ju  Sal^uö  im  3al)r  1370,  bereu  §auptgegenftanb  jwei  Don 
ßolbergern  in  3Jiaar[tranb  nerübte  2obtfd;läge  maren.  S)ort  fiatte  furj 
juoor  ber  ©olberger  Kaufmann  33uf  einen  ©nglänber  unb  ein  ^^etruö 
von  ßolberg  einen  anberen,  feiner  3Jbftammung  nad^  nid^t  nälier  be- 
jeidjneten  SWenfd()en  gelobtet.  Senem  war  ein  g=olcefinu§  5lortmei;er 
jur  %inä)t  be^ülflid^  gewefen,  obwohl  eö  i^m  bei  Sebenö^  unb  äJer^: 
mögenöftrafe  unterfagt  war,  unb  au^  ber  jweite  3Jlorb  war  jur  Seit 
ber  3Serl^anblungen  nod;  nid^t  geftil;nt^^). 

3u  ben  älteften  3luf5eid)nungen  im  ©tabtbud^e  auö  bem  Sctl^r 
1278  geliört  ein  vox  bem  9iat^e  t)on  ßolberg  abgef^loffener  §anbeläi= 
»ertrag,  na^  wel($em  bie  ßolberger  33ürger  3ol)anneö  be  SBiba  unb 
Smbrofiuö  fid)  t)erpflid()ten,  bem  Tietrii^  äßinter  in  SübedE  500  @id^= 
J^omfeHe  ju  beftimmter  Seit  burd)  ben  ßolberger  33ürger  ©oöwin  ober 
burd^  einen  anbern  ju  liefern  luib  für  ben  9Jad^tl^eil  aufjufommen, 
ben  ber  Käufer  burd;  baö  ä^erfäiuuen  beä  Serminö  erleiben  fönnte. 
^^Jeljwerl  ju  ©^mud,  be[onberö  bei  ben  t)orne^men  klaffen  beliebt, 
fam  Dorjugäweife  auö  bem  9torben,  befonberö  auö  DJufelanb,  ruffifd^e 
©id^l^ornfelle  waren  fet)r  gefudjt.  S)a  bei  jenem  §anbel  fd)roerli^  an 
pommerfi^e  6i($^ornfelIe  ju  benfen  ift,  fo  fann  man  barin  eine  ©pur 
finben  oon  ^anbelöoerbinbungen  nad^  5lu^lanb  t)in.  Slnbere  ainbeu^: 
tungen  finben  fi(^  nid;t. 

9)afe  aud^  §anbelöbejie]^ungen  nad^  ben  SWieberlanben  ftattfanben, 
jeigen  Seftimmungen  aus  Seftamenten,  wonad^  S8ermä(^tniffe  bann  an%^ 
gejatjlt  werben  follcn,  wenn  bie  ©d^iffc  beä  (Srblafferä  auö  ^qCL<xx\^  -^jx- 


—    158    — 

xüdtommm ") ;  anci)  ber  oben  flcnantite  ßlaioeö  SButtort)  tüeift  in  feinem 
Seftantente  jwei  33ern)anbte  auf  bie  ©d^iffe  aiiö  §oUanb  an.  — 

Heber  ben  ©alj^anbel  nad)  £>ftpommern  unb  ^reufeen  ift  fd^on 
6ap.  6  gei^anbelt,  unb  bie  älteften  ^anbelöbeäiel^ungen,  bie  ju  ^^olen, 
treten  erft  beutlii^er  im  17.  Sai^ri^unbert  ^ert)or. 

©eitbem  ßolberg  unter  bie  umnittelbaren  ©lieber  bcö  93unbeö 
aufgenommen  roax,  finben  wir  es  bei  ben  gemeinfamen  Uuternel;mun= 
gen  faft  inmxer  betl;eiligt,  fo  in  ben  Kriegen  gegen  baö  bem  Staubrit* 
tertl^um  auf  bem  £anbe  entfpred^enbe  greibeutcrroefen  jur  ©ee,  roeldjeö 
gegen  6nbe  beö  Sal^rl^unbertö  in  einer  §aubel  unb  ä5erte^r  fd^ioer 
f(^äbigenben  aBeife  auf  ber  Oftfee  aufgeroud^ert  loar. 

S)aö  UniDefen  ftanb  in  enger  33erbinbung  mit  ben  ©eefriegen 
jener  3eit,  unb  bie  Königin  Sffiargaret^a  von  SDänemarf  beobad;tete 
nur  ein,  aud^  Don  anberen  3)lää)ten  geübtes  ä>erfal^ren,  als  fie  in  einer 
Seit,  wo  fie  mit  ber  §anfe  in  Unfrieben  lebte,  gegen  bereu  Ueberle^ 
genl^eit  ben  SBanben  ber  ©eeräuber,  bie  nid^t  feiten  oon  abligeu  ^aupt^ 
leuten  befehligt  würben,  i^re  §äfen  öffnete,  bamit  fie  bafür  ben  ©täbten 
na(^  3)iögli(^feit  ©d^aben  jufügten.  3n  gleid^er  äBeife  würben  biefelben 
wieber  t)on  bem  .§erjoge  Soi^ann  t)on  SKedElenburg  unb  ben  medElem 
burgifd^en  ©täbten  SRoftodE  unb  aBismar  gegen  3Kargaretl^a  gebrandet, 
als  biefe  ben  Äönig  2llbre(^t  von  ©d^weben  in  il^re  ©ewalt  ge^^ 
brad^t  unb  beffen  ganjes  iJanb  bis  auf  ©tocf^olm  erobert  l^atte. 
2)ie  Hauptaufgabe  biefer  greibeuter  war,  baS  belagerte  ©tod^olm 
mit  Lebensmitteln  ju  üerforgen,  wot)on  fie  ben  3^lamen  Siictualien^ 
ober  58italienbrüber  fü^irten;  aber  i^r  Ärieg  gegen  bie  ^änm  würbe 
balb  jum  3flaub(riege  gegen  bie  ©djiffe  unb  ©üter  aller  ©eeftäbte,  jo 
baj3  julefet  bie  ©4)onenfc^en  Steifen  unb  bie  ga^rten  bur^  ben  ©unb 
gani  unterbleiben  mußten,  ©nblid^  im  Seiler  1394  raffte  fid^  bie  §anfe 
jum  ©ntfd^luffe  eines  gemeinfamen  ßriegSjuges  gegen  bie  ^einbe  i^res 
äßo^lftanbes  auf. 

Slüftungen  würben  gemad)t,  wie  man  fie  nid^t  einmal  gegen 
aSalbemar  für  nötl^ig  gel^alten  ^atte;  Sübed  allein  ftellte  5  Äoggen 
unb  2  fleinere  ©(^iffe,  ©tralfunb  4  unb  Golberg  mit  feinen  il^m  jus 
georbneten  ©täbten:  Slügenwalbe,  ©tolpe,  Treptow,  2Bollin  unb  ©rei^ 
fenberg  2  Joggen  mit  180  ^ilann.  2)iefen  fünf  ©täbten  würbe  von 
©eiten  ber  §anfe  gefdirieben,  man  erwarte  oon  il^nen,  bafe  fie  nid^ts 
uatterlaffen  würben,  um  Golberg  in  ber  2luSrüftung  ber  ©d^iffe  su  un- 


—    159    — 

te^fkft^;  bie  Sörgcr  ber  ©tabt,  bie  fi^  fäumig  jeigten,  fottten  jel^n 
Saläre  tong  auö  ber  @cmc4nf<i^aft  mit  bcr  §anfe  t)erftcv^en  fein^^). 

®td§ere  ^grfölge  tpurben  b«r^  bk  Üitcinigfett  bcr  ©täbtc  vev- 
=|iÄbert.  35ie  ^r€u&if(3^cu  ©täbte  waren  im jufrieben,  bajs  es  il^nen  nid^t 
gelanß,  ber  glotte  eine  Stiftung  gegen  S)änemarf  ju  geben,  tmb  fag:: 
ten  ftd^  t)on  ber  S^l^ilnatjme  loö.  SDod;  gelang  e§  wenigftenö,  bie  ©lä^iffs 
fal^rt  fft^  ben  ©ommer  einigermaßen  fidler  jn  ftetten.  —  StnffaKenb  ift 
bie  ©rflänmg,  mit  meld;er  ßolberg  ba§  Stnfinnen  ber  preuj^ifd^en  ©täbte 
abgenriefen  l^tte,  „il^r  §err,  ber  §erjog  (©ap.  8)  werbe  feinen 
©täbtejt  nur  hann  eine  SBel^rrftftung  erlauben,  wenn  biefe  nii^t  bie 
Äönigin  t)on  SDänemarf,  fonbern  blofe  bie  33efriebung  jur  ©ee  betreffe." 

SDaß  Unwefen  taud^te  aber  immer  mieber  auf  unb  mürbe  imleib? 
Ii(]^,  feit  bie  ©eeröuber  in  bem  bamalö  innerlid^  jerrütteten  grie^lanbe 
fidlere  ©(^lupfminW  geftmben  J^atten.  gür  baö  '^af^x  1398  mürbe 
beftl^alb  jmifd^en  ber  Äönigin  3Bargaretl^e  iinb  ben  §anfeftäbten  eine 
neue  Untentel^mung  gegen  fie  tjerabrebet.  2)a  jebod^  bie  33eftimmungen 
bes  33ftnbniffeö  nur  dou  ben  33et)oIImäd)ti0ten  einzelner  ©täbte  entmor^ 
fen  maren,  fo  üermeigerten  ßolberg,  ©targarb  unb  bie  übrigen 
y,amerfroinif(ä^en"  ©täbte  bie  a3eifteuer.  ©ie  mürben  bafür  t)on  ben 
liawfefd^en  §äfen  unb  bem  ©(^onenf(ä^ett  SSittenlager  auögefd^loffen, 
golberg  jebod^  balb  mieber  von  ber  ©träfe  befreit,  atö  e§  fi(^  jur 
ajeil^älfe  t)erftanben  l^atte.  Sti  bem  weiteren  SSerlauf  beö  Ärieges,  ie^^ 
fonbers  gegen  bie  berüi^tigten  ©eeräuber  Äla§  ©törtebefer  unb  ©obefe 
aßic^ael,  ber  erft  1434  ein  für  bie  §anfe  befriebigenbeö  @nbe  na^m, 
wirb  ßolberg  nod^  mel^nnalö  unter  ben  friegfül^renben  ©täbten  ge^ 
nannt,  boä)  ol^e  Sttngabe  feiner  Ceiftungen.  5ßon  ben  ßolberg  juge^^ 
orbneten  ©täbten  erl^ält  Treptow  wäl^renb  biefeö  £riege§  im  Sai^r 
1407  t)on  ber  §anfe  bie  SCnweifung,  ju  Un  „SBrebefd^iffen",  bie  augs 
gerüftet  werben  foBen,  ;,um  ben  groten,  t)erberflifen  ©c^aben,  ben  be 
gemene  Äopman  t)on  ben  SBitatienbröbern  ut  SSreölanb  geteben  Ijeft" 
^  QUt  JU  machen,  jwei  ©ewaffnete  ju  [teilen,  ober  für  jeben  3Kann  5  aJit 
Süb.  ju  jal^Ien  ^\  unb  ber  Söef(J)lufe  ber  §anfe  aus  biefem  Solare,  ba§ 
wieber  ?ßfunbgelb  erl^oben  werben  foH,  wirb  berfelben  ©tabt  von  ©trat 
funb,  nid^t  von  ßolberg  auä  mitgetl^eilt  Db  bie  mititärifd^e  Untere 
orbnung  bcr  ©tabt  unter  ©olberg  nod^  fortbeftanb,  wirb  nid^t  angege^ 
ben.  3)od^  Dcrfcl^rtc  bie  §anfe  fd^on  früher,  alö  ßolbcrg  nad^weißlid^ 
ber  aSorort  Jener  ©täbte  war,  aud^  unmittelbar  mit  biefen.  SBBäl^renb 
im  3Äl^r  1375  ein  ©d^reiben  ber  §anfe,  weld^ed  bie  Rtaojwx  \i^x  %.^. 


—     160    — 

leutc  über  g^älf(^ung  ber  ^ä)^^  ^ed^-  imb  2()eertounen  bnxä)  boppelte 
Söben  unb  ©iufüttung  von  (Srbe  jur  allgemeinen  Äenntnife  bringt  unb 
vox  ber  ätnfertigung  berfelben  warnt,  an  bie  unmittelbaren  Sunbeß^: 
[tobte,  unter  il^nen  aud^  an  ©olberg  gel^t,  mit  ber  SBeifung,  eö  ben 
©täbten,  „bie  bei  il^nen  belegen  finb",  mitjut^eilen,  mirb  ber  ^anfe- 
befd^lu^  t)om  Saläre  1383,  ba§  für  bie  §eringötonnen  bie  Sioftoder 
Sonne  SRormalmajs  fein  fott,  unb  ein  jweiter  Dom  Salute  1386,  ba§  bie 
ju  fleinen  ganzen,  l^alben  unb  33ierteltonnen,  bie  \i6)  üielfad^  auf  ©(^onen 
finben,  confiöcirt  werben  foHen,  unmittelbar,  wie  an  ßolberg,  fo  aud; 
an  Sreptow,  Siügenwalbe,  ©öölin,  ä3elgarb  (bie  alfo  beibe  jeitmeife 
aud^  JU  ben  mittelbaren  §anfeftäbten  gel^ört  t;aben),  SBoHin  unb  ®rei= 
fenberg  gefanbt.^^)  SRügenwalbe  nni)  ©tolp,  mel^e  im  Kriege  gegen 
bie  SSitalienbrüber  no(^  bie  ©olberger  Joggen  bemannen  l^elfen,  muffen 
in  anberer  Sejiel^ung  fd)on  frül;er  eine  felbftftdnbigere  Stellung  jum 
SBunbe  gewonnen  l^aben:  beibe  werben,  Siügenwalbe  fc^on  im  Sct^re 
1379  unb  Stolpe  1382,  auf  il^r  33itten,  unb  weil  fie  i^re  ^4>flid^ten 
gegen  bie  §anfe  erfüllt  l^aben,  in  baö  Siedet  unb  bie  g^rei^eiten  ber^ 
felben  aufgenommen,  baö  l^eijst  wol^l:  fie  l^örten  auf,  blo^e  (Säfte  auf 
anberen  gifd^ereilagern  ju  fein  unb  würben  Sefifeer  eigener  SSitten. 
Sreptow  erl^ielt  erft  im  3al)re  1436  eine  befonbere,  neben  ber  preujsi- 
fd^en  belegenen  33itte  auf  SDragör,  jufammeu  mit  ©targarb  unb  ben 
S3rübern  von  ©t.  Sluguftin  auä  biefer  ©tabt,  bie  bort  eine  ÄapeUe 
bauen  burften.  2lud^  ©reifenberg  erfd^eint  balb  ebenbort  im  Söefiß 
eineö  befonbereä  gif^ereilagerö.  3)iit  3^ügenwalbe  jdjlo^  (Solberg  im 
3al)r  1418  einen  befonbereu  ©c^ifffal;rtöt)ertrag,  nad;  welchem  bie 
Bürger  beiber  ©table  frei  unb  fidler  ol;ne  Soll  unb  Unpflidjt  in  bie 
beiberfeitigen  ^^äfen  einlaufen,  bod;  bei  ^^erluft  beä  (Suteö  feine  frembe 
SBaaren  auö  ber  anbereti  ©tabt  ausführen  bürfen.^^) 

3Jlit  fluger  Senu^ung  ber  (Selboerlegenl;eiten,  in  weld^en  fi(^  bie 
Äönige  oon  (gnglanb  in  golge  ber  oielen  Kriege,  bie  fie  im  14.  Sa^r^ 
^unbert  namentlid^  mit  granfreid^  fül^rten,  l;äufig  befanben,  f)atte  bie 
§anfe  bort  bebeutenbe  §anbelöi)orre(^te  oor  ben  Äaufleuten  anberer 
Stationen  erworben,  wel(^e  fie  trofe  beö  SBiberftrebenö  ber  englifd^en 
Äaufmannfdjaft  biö  in  baö  16.  Sa^r^unbert  bel;auptete.  SDajg  ©olberger 
©d^iffe  fd^on  frül^e  aud;  bie  englifd^en  unb  fd^ottifd^en  §äfen  befud^t 
l^aben,  jeigt  ein  im  Sa^re  1383,  in  einer  3eit,  alä  bie  §anfe  mit  ben 
^lämingern  in  g^el;be  lag,  ju  ©binburg  jwifd;en  ä3ürgern  oon  ©lu^s 
unb  ^anfeftäbtifc^en  ©d^iffern  gefd^loffener   ^ergleid).     Sie    lefeteren 


_     161     "^ 

TDetfen  jenen  aU  93u§e  für  einen  rerüftten  3Borb  bie  an^  £)el  nnb 
gifd^en  (geringen)  beftel^enbe  ßabung  von  jraei  ©(Riffen  ju,  unter  biefen 
ift  ba§  eine  ein  ©olberger  mit  bem  ©d^iffer  S^bemann  Slod  nnb  ben 
Äaufleuten  Soi^anneö  be  Sefing  unb  §inrid^  SKinb.^^)  —  ajfel^r  noc^ 
jeugt  für  ben  §anbel  mä)  (Snglanb  ber  lebl^afte  Slntl^eit,  weld^en  bie 
©tabt  an  bem  Kriege  nal^m,  ben  bie  hm^  SBerlefeung  il^rer  Privilegien 
nnb  hmä)  3oIIerpl^ungen  gcreijte  §anfe  feit  ber  3Ritte  beö  15,  Scxl^r^ 
l^unbertö  gegen  jenen  ©taat  führte.  SDer  Krieg  erl^ielt  nod^  eine  befon* 
bere  Sebeutung  für  ßolberg, 

©ie  §anfe  bel^ielt  in  biefem  Kaperfriege  bie  Oberl^anb,  unb  König 
©buarb  IV.  erfannte  feine  JJieberlage  an,  inbem  er  im  Utred^ter  gerieben 
1474  nid^t  nur  bie  alten  ©ered^tfame  beftätigte  unb  erweiterte,  fonbern 
au(^  für  bie  a?erlufte  ©(^abenerfafe  leiftetc;  boc^  l^atte  er  bafür  von  ben 
©täbten  baö  roid^tige  3ugeftänbni§  beö  freien  §anbelö  auf  ber  ©ftfee 
für  feine  Untert^anen  erlangt.  3lnx  ©olberg  fd)lo§  fid^  t)on  biefem 
^rieben  au§  unb  bel^arrte  im  Kriegöjuftanbe  gegen  ©nglanb.  3)iag  fi(^ 
anä)  bie  ©tabt  burd^  SBerlufte,  bie  [ie  von  englifdier  ©eite  erlitten,  in 
befonberö  gereifter  ©timmung  befunben  l^aben,  fo  ift  boc^  ber  §aupt=^ 
grunb  ber  auffallenben  ®rf(^einung  in  il^rem  aSerJ^ältnife  ju  SDänemarf 
ju  fud^en.  ©olberg  l^atte  in  biefer  3eit,  burd^  ben  §erjog  von  ©tettin, 
ben  SBifc^of  non  ©ammin  unb  ben  Slbel  bebrängt,  ein  ©d^ufebünbni^ 
mit  2)änemarl  gefd^loffen  unb  biefeö,  meli^eö  nod^  ungemer,  alö  ber 
beutfd^e  Kaufmann,  bie  englifd^e  3^lagge  auf  ber  ßftfee  fa^,  lag  feit 
1476  mit  ®nglanb  im  Kriege.  ®emä)3  einer  Seftimmung  beö  Utrei^ter 
griebenö,  jufolge  n)el(^er  ber  KCnig  von  ©nglanb  eine  §anfeftabt,  bie 
fid^  t)on  ben  übrigen  getrennt  ^abe,  ate  eine  frembe  anfel^n  folle,  bis 
er  benad^rid^tigt  fei,  ba§  fie  fid^  wieber  mit  ber  §anfe  t)ereinigt  l^abe, 
mußte  ßolberg  burd^  feine  ©onberftettung  feiner  Privilegien  in  ©nglanb 
verluflig  gel^n.  @ä  fd^eint,  bie  verbünbeten  ©tobte  l^aben  ben  ©olbergern 
3eit  geben  motten,  ben  gefaßten  S8ef(^luß  jurüdEjunel^men,  benn  erft  am 
1.  Snni  1478  mürbe  ber  König  von  ben  SWatl^mannen  SübedEö  unb  ben 
SRatl^öfenbeboten  ber  anberen  ©täbte  in  Kenntniß  gefefet,  baß  fid^  bie  SBür^ 
germeifter  von  ßolberg  im  SRamen  ber  ©tabt  in  ©a(^en  beö  Utred^ter 
griebenä  von  ber  §anfe  loögefagt  ^äüm.^^)  3loä)  1490  mar  in  bem 
aSerl^ältniffe  ber  ©tabt  ju  ©iiglar.b  leine  SSeränberung  eingetreten,  ba 
fid^  bamalö  ein  englifd^er  §erolb  än^  3^urd)t  vor  ©olberger  Kapern  ni(^t 
von  SübedE  nac^  S)anjig  magte^*),  unb  im  Saläre  1500  rüfteten  bie 
Söürgermeifter  SKlbred^t  Krüger^  9)1  artin  ©arga^e,  ^ermann  von  Gbeu^ 


—    162    — 

bie  Kämmerer  Sol^ann  ^aritl^,  äCnbreaö  ^^uttfamer,  bie  9latl^mannen 
Sol^ann  ^ol^enl^aufen,  2lnton  Srö!er,  Soi^anu  ©erlief  imb  ber  Sürger 
^eter  §om  auf  eigene  Äoften  meistere  ©c^iffe  an^,  um  gegen  Äaper, 
unter  benen  mhen  ©diotten,  ,,3^rattfeen",  Sartuner  (Brälonen  Sretagner) 
aud)  ,,®ngUfd^e"  genannt  werben,  ju  freujen,  unb  „ben  t)ielfad^en  unb 
bebeutenben  Schaben,  ben  [ie  unb  il^re  Sflrger  burc^  fie  erlitten  l^atten, 
nad;  Gräften  ju  rädien."  SDer  dlat^  liel^  il^nen  baju  auö  betn  3eug= 
t;aufe  ber  ©tabt  2  Sontbarben  intb  4  5?ammerftü(Je  mit  bem  nötl^igen 
^Uiber  luiter  ber  S3ebingung,  bafe  fie,  wenn  i[;nen  gelänge,  hmä)  SBeg- 
nat)me  feinblidjer  ©djiffe  äu  il^rem  ©cä^aben  ju  fommen,  fid;  ber  ©tabt 
erfenntlid)  jeigen,  menn  aber  ba§  ©efd^üfe  in  feinblid^e  §änbe  fiele, 
baffelbe  bejal^len  ober  iwxä)  ©tüde  t)on  gleicher  ©üte  erfefeen  foHten. 
3um  Slapitän  ber  gefammten  3Jlac^t  würbe  S^omaö  ©torm,  ax\^  einer 
angefelienen  ©olberger  g^amilie,  auö  ber  ein  3JIitglieb,  Safob  ©tonn, 
gerabe  im  Statine  fag,  angenommen,  lieber  bie  Ärieg§tl;aten  ber  lleinen 
g^lotte  lüirb  nii^tö  9tä]^ere§  gemelbet;  bod^  ba^  fie  feinblid^e  ©d^iffe  auf^ 
gebrad)t  unb  'Seilte  gemad)t  l^at,  jeigt  eine  im  folgenben  Saljre  am  ©onn- 
tage  oor  ^almfonntag  aufgenommene  S?erl^anblung  jmifcä^en  ben  obenge^ 
nannten  SR^ebern  unb  bem  Kapitän,  nac^  meld^er  biefer  als  $Wü(f ftanb  auö 
feinen  Seutegelbern,  mit  bem  er  anfänglid^  auf  ben  ©eminn  aii§t  einer  jmei^ 
ten  ilaperfal;rt  angewiefen  mar,  10  fl.  (24  Sl^lr.)  erljielt,  weil  biefelbe  fo 
lange  aufgef(^oben  werben  follte,  bi§  ber  Äunbf($after  §an§  ©wert 
äurüdgefommen  fei  (t)ennutl^lic^  auö  einer  anbern  ©eeftabt,  mo  er  fi($ 
nad^  feinblid)en,  jur  9lufbringung  geeigneten  ©Riffen  umfel^en  foUte); 
er  mürbe  j^igleid^  mit  35anf  feiner  SDienfte  entlaffen.  ^^) 

Tili  bem  2luöf(^luffe  ßolbergö  t)om  Utred)ter  gerieben  mar  nid^t 
notl;menbig  ein  2lu§fc^lug  au§  ber  §anfe  überl^aupt  oerbunben,  unb 
baö  ©d)reiben  berfelben  an  ben  englifd^en  Äönig  fprid^t  auc^  nur  Don 
einer  9lbfonberung  Dom  33unbe  in  biefer  3lngelegcnt;eit  (in  pacis  ma- 
teria),  ©od;  fd)eint  fid)  bie  ©tabt  mirf(id)  auf  einige  3eit  oom  Sunbe 
jurüdgcjogen  ju  Ijaben.  3w  3al;re  1496  nämlid)  waren  ßolberger 
3fatl;nmnnen  nac^  ©reiföwalb  gekommen,  mn  fic^  über  bie  Treptower 
JU  bellagen,  baj3  fie  iljuen  il^ren  t)on  altera  ^er  in  ber  §anfe  befiaup:: 
teten  ^lafe  ftreitig  machten.  S)er  ®reif§walber  Statt)  bejeugte  il^nen, 
bajj  bie  ©tabt  i)on  alten  Seiten  l;er  bei  ben  aSerl;anblungcn  ber  §anfe 
friebfam  ben  fedjöten  ^lafe  unter  bem  elirfamen  9iatl)e  oon  Hamburg 
jur  linfen  §anb  unb  junäi^ft  über  bem  el^rfamen  ^{atl^e  oon  Sübed 
eingenommen  l;abe,  unb  erfudf)te  ben  Ssogt  unb  bie  Slltermänner  ber 


—     ]63    -- 

gemeinen  0anfe  ju  Stagör,  bie  ©olbetöer  in  il;rer  ®ere(^ti9feit  jn 
fi^üfcen^  2^)  S)ieö  fd^eint  barauf  l;injun)eifen,  bafe  ©olberg  länflcre  Seit 
t)on  feinem  SRed^te  feinen  ®ebraii(^  gemad^t,  unb  ba)3  Srepton),  weld^eö 
fd^on  feit  1436  eine  eigene  58itte  auf  SDragör  befaj3,  bie  Slbwefeitl^eit 
ber  ßolberger  SWatl^mannen  benufet  l^at,  um  fid^  in  ben  ^lafe  feineö 
frftl^eren  SBorortö  einjubrängen.  SebenfaHö  gel^örte  ßolberg  1496  wieber 
ber  §anfe  an  unb  l^at  i^r  bis  ju  il^rer  2luflöfung  angeprt 

3n  feiner  Haltung  ju  ben  allgemeinen  Sntereffen  ber  §anfe 
unterfd^ieb  fid;  ßolberg  in  nidjtö  von  ben  meiften  ber  anberen  pommer^ 
fd^en  ©täbte  be§  \iä)  allmä[;lid)  mel;r  imb  mel^r  lodfernben  öunbeö. 
®ie  aSeifung  Äaifer  3)Zainmt(ian§  t)on  Srüffel  auö  an  ©olberg  (20.  g^e^ 
bruar  1511),  bem  Könige  von  SDänemarf  unb  feinen  3lmtleuten  in 
il^rem  gewalttl^ätigen  3Serfa{;ren  gegen  bie  ©tabt  SübedE,  bie  jener  ganj 
unter  feinen  ©el^orfam  bringen  tuoUe,  bei  1000  lobige  3Karf  feine 
§ülfe  unb  görberung  ju  tl;un,  mar  ebenfo  mie  an  ©olberg,  aud^  an 
©tralfunb,  9?oftodE,  ©reiföwalb,  Hamburg  xu  f.  m.  gerid^tet,  imb  in  bem 
balb  barauf  offen  auöbredienben  Kriege  SübecEö  gegen  S)änemarf  (1510 
— 1512)  mar  ©tralfimb  bie  einjige  ©tabt  in  ^^ommern,  Don  meld^er 
ber  alte  SBorort  ber  §anfe  §ülfe  erl^ielt. 

ßolberg  fd^eint  ju  feiner  neutralen  §altung  befonberö  hnxä)  fort- 
bauernbe  freunbfd^aftlid^e  SSejiel^ungen  ju  SDänemarf  beftimmt  morben 
}u  fein.  König  Sodann  von  2;änemarf  begünftigte  bie  alte  SBunbeö^ 
genoffin  vox  anbem  burdj  ©craeiterung  il^rer  Siedete,  er  geftattete  auä 
befonberer  ©unft  gegen  bie  33iirgermeifter  unb  3f{at^mannen  von  ßolberg 
(1508),  bafe  bie  Sürger  unb  Kauffeute  ber  ©tabt  burd^  fein  ganjeö 
Äönigreid^  ju  Söaffer  unb  ju  Sanbe  reifen  unb  fahren,  bie  gifd^lager 
befuc^en  unb  itjre  Kaufinannfdjaft  gebraud^en  fönnten,  jeboc^  unbefd^abet 
ber  föniglid^en  ©erei^tigfeit;  xuib  König  griebrid)  fd^üfete  bie  ©tabt 
gegen  unbegrünbete  Slnfprüc^e  beö  58ogtö  von  galfterbobe,  inbem  er 
biefen  im  Sa^re  1526  anwies,  „ben  Solbergern  auf  il^rer  aSitte  feinen 
SBorfang  ju  tl;un.^O 

SDagegen  bet^eiligte  fid)  bie  ©tabt  bereitwillig  an  bem  großen 
Kriege,  ben  Sübecf  unb  bie  §anfe  im  Saläre  1534  gegen  S)änemarf 
xmternai^m,  um  bie  manfenbe  §errfd)aft  beö  SBunbeö  im  SRorben  neu  ju 
befeftigen.  ©ie  erl^ielt  bafür  von  ©tralfunb  im  3luftrage  beö  aSorortö 
2üied  bie  äJerfi^erung,  bafe  il;re  l^anfifdjen  Privilegien  im  bänifd^en 
SReid^e  gefd^iibt  unb  noi^  üermel^rt  werben  foHten^^),  worauf  freilid^ 
wegen  beö  uiigUirfli<^eii  3lblauf^4  bc$  Krieget  nii^tö  würbe. 


—     164    — 

m^mliä)  für  ßolberg  mx  bte  tptige  §ülfe,  bte  c§  im  Sa^re 
1560  ber  bebrängten  ©d^wefierftabt  SWiga  leiftete.  ©eit  Stufelanb  unter 
Mftigcn  g^ürften  ju  größerer  9Wa(^t  gefommeii  war,  ftrebte  eö  utiab^ 
laffig  na(^  bem  Sefife  ber  SJiünbungen  feiner  großen  3Bafferabern  utib 
naä)  ber  Dftfeefüfte.  5Jarn)a  n)ar  ber  erfte  Seei^afen,  \>tn  eö  in  feine 
®ewalt  brad^te.  33alb  fa(;en  fi(^  anS)  aubere  ©täbte  ber  beutf(^en 
Oftfeeprornnjen  bebrol^t,  ©orpat  würbe  1558  erobert,  unb  dtemal  unb 
JRiga  wanbten  fid;,  um  bem  glei(^en  ©(3^icffale  ju  entge()en,  an  bie 
§anfe  unb  baö  beutfd^e  9tei($.  ®er  beutfd)e  9{cid)ötag  fa^te  grofie  6nt^ 
f(^lüffe  ju  ©unften  Siülanbö,  l^alb  Europa  fotite  gegen  bie  SKoöfomiter 
unter  bte  SBaffen  gebracä^t  werben;  aber  bie  t^erwilligten  SReid^öfteuem 
gingen  nid)t  ein,  e§  blieb  bei  ber  papiernen  §ülfe  eineö  !aiferlid^en 
3Jral^nfd^reiben§.  SDie  Iianfifd^en  ©täbte,  über  baö  eigenfüd^tige  SBer:: 
fal^ren  ber  Ut)Iänbifd)en,  bie  ben  ruffif($en  §anbel  ganj  in  il^re  §änbe 
ju  bringen  gefu(^t  l^atten,  t)erfiimmt,  wiefen  bie  Sitten  berfelben  mei- 
ften§  fttl^l  ab.  5Da  mar  e§  t)or  atten  ©olberg,  meld^eö  auf  ben  §ülferuf 
ber  Sebrängten  mel^r  bot  al§  Jiebenöarten.  SDa  e§  in  aiiga  an  SBlunU 
tion  unb  ^rooiant  fehlte,  fc^idte  ber  ßolberger  9latl^  unter  bem  &oU 
berger  Kapitän  ß^ert  §epbede  auf  jmei  ©d^iffen  33ier,  33rob  unb  anbere 
Sebenömittel,  baju  t)ier  ©efd^üfeftüde  mit  Äraut  unb  Sotl^  bal^in.  S)ie 
93ürger  ber  ©tabt  nal^men  bie  ©enbung  mit  großem  3)anfe  an  unb 
überreichten  bem  Kapitän  eine  golbene  Äette  al§  Slnerfennung,  unb  als 
bie  JRuffen  von  ber  ©tabt  abgemiefen  maren,  fteßte  ber  9latl^  x)on  SRiga 
bie  mit  bem  ©olberger  SBappen  gef(^müdten  t)ier  (Binde  auf  bem  ajfarfte 
unb  ber  Sörfe  auf,  bamit  anä)  bie  g^remben  feigen  motten,  mer  il^nen 
in  ber  5Rot^  C>ülfe  geleiftet  l^ätte.  SDanu  fanbten  fie  bjie  ©efd^üfee  nad^ 
©olberg  jurüd  unb  üergütigten  ber  ©tabt  bie  Unfoften.  ©o  l^atte  6ofc 
berg  baju  beigetragen,  ba§,  mäl^renb  fid^  ba§  übrige  Siulanb  ben  ©d^me^ 
ben,  ©ftljlanb  ben  ^olen  unterwarf,  Siiga,  bie  ältefte  ©rünbung  beut* 
fd^er  ©eiftlid^en  unb  Äaufleute  in  biefer  ©egenb,  no(^  eine  3eitlang 
beim  SWeidje  vexUkhJ^) 

SDie  ©tabt  l^at,  fo  weit  eö  fid^  au§  ben  fragmentarif(^en  3lad^^ 
x\ä)ten  in  ben  SRatf)l^au§acten  erfel^en  läßt,  regelmäßig  bie  ©ifeungen 
ber  §anfe  burc^  il^re  ©enbboten  befu(^en  laffen  unb  i^re  Seiträge  ju 
ben  gemeinfamen  2lu§gaben  entrid^tet,  bie  gcmöl^nli(^  burd^  eine  Umlage 
auf  Käufer  unb  Suben,  nid^t  ol^ne  mitunter  baö  9Jli§t)ergnügen  ber 
SBürgerfd^aft  ju  erregen,  aufgebrad^t  mürben.  2ll§  einfädle  'Sa^e,  bie 
aud^  t)erjmanjig-  unb  t)erbreißigfad&t  werben  fcnnte,  jal^lte  ßolberg  gleid^ 


—     i65    — 

aSBiömar,  ©rciföraalb  unb  ©targarb  25  Sl^Ir,,  Stettin  40  S^tr.,  ©trat 
funb  50  S^lr.  unb  ßübed  100  S^Ir.,  ungefäljr  bem  3Ser^ä(tnij3  ber 
©täbte  an.Sleid^tl^um  unb  SHadit  entfpre(^enb.  S)ie  ©tabt  fam  aud^ 
tDO^l  ber  gelbbebürftigen  §anfe  mit  3Sorfd^üffen  ju  §ülfe.  @o  Uel^  [ie 
1573  bem  l^anfifd^en  ßontor  in  2lntn)erpen  jur  Tilgung  beö  SRefteö  ber 
©d^ulben,  bie  no(^  immer  auf  ben  bortigen  ßontorgebäuben  lagen, 
337  i  Z^lx.  ®egen  ßnbe  beö  Sai^ri^unbertö  wä^renb  ber  ©treitigfeiten 
mit  ben  33if(|öfen  unb  §erjögen  tarn  fie  jeboc^  mit  i^ren  Sal^lungen 
in  ben  SRüdfianb;  im  3al;re  1580  um  einen  3fieft  von  75  Sfjlni.  ge= 
mal^nt,  bat  fie  um  3laä)\id)t,  „fie  wolle  fid)  nic^t  von  ber  gemeinfamen 
©ocietät  ablöfen,  aber  ber  ©treit  mit  bem  ^ergoge,  ber  il^nen  Raubet 
unb  SBanbel  unterfagt  unb  bie  ©tabt  in  eine  2lrt  von  SSelagerungöjuftanb 
t)erfefet  |iabe,  ne^me  für  ben  SlugenbUd  alle  il^re  aKittel  in  2lnfprud^." 
2)a  il^r  ber  SBeg  hnx6)  baö  l^erjoglid^e  ©ebiet  t)erfd)loffen  war,  tonnte 
fie  1584  einen  in  2lnflam  abgel^altenen  ©täbtetag  nid;t  befd)icfen,  bage= 
gen  maren  im  Saläre  1585  auf  einem  §^i^f^tage  ju  Sübed,  wo^in  ber 
©eeroeg  offen  ftanb,  i^re  33ärgermeifter  §anö  Sed^e  unb  §ermann 
§ol^enl^aufen  amoefenb.  gür  baö  3ctl)r  1598  mar  ßolberg  mit  ©trat 
funb  auögeroä^lt,  um  bie  übrigen  pommerfd^en  ©täbte  auf  bem  §anfes 
tage  ju  t)ertreten.  SDer  9iatl;  ber  ©tabt  leimte  aber  ben  2luftrag  ab 
mit  ^inmeiö  auf  ben  Smift,  in  ben  er  mit  feiner  SSürgerfd^aft  geratl;en 
mar.  3m  Scii^re  1610  ift  (Solberg  nod^  einmal  auf  einem  ©täbtetage  in 
2lnMam  t)ertreten.  ®ä  ift  bieö  baö  le^te  3)Zal,  ba§  in  ßolberger  9tatl^l)auö= 
acten  ber  SSerbinbung  ber  ©tabt  mit  ber  §anfe  ©rioäl^nung  gefd^iel^t.  gaft 
unmerfli(|  löät  fid)  baö  ^anb,  baö  jmei  unb  ein  l^albeö  Satirl^unbert  l;in= 
hnxä)  ßolberg  mit  bem  eblen  ©täbtebunbe  oerfnüpft  ^atte,  in  einer 
Seit,  wo  biefer  felbft  unter  oeränberten  SSerl^ältniffen  feiner  Sluflöfung 
entgegen  ging.  6r  mar  fd^on  meljr  unb  mel^r  bei  ©eite  gebrängt  mor^ 
ben,  feit  \iä)  ber  europäifd^e  ©rofei^anbel  na($  ber  ©ntbedung  ber  neuen 
3Belt  jum  SBeltfianbel  erweiterte,  bie  ffanbinaoifdjen  Jteid^e  unb  bann 
mä)  ®nglanb  fid^  üon  ber  §anbelöl)errfdE)aft  ber  §anfe  frei  machten, 
unb  auf  ber  jum  aiebenmeere  geworbenen  Dftfee,  ber  einfügen  SBiege 
^anfifdE)er  3)ia(^t,  anbere  Stationen  alö  gefäl)rlid^e  3Jiitmerber  auftraten. 
Sübed  fämpfte  gegen  ben  SBerfatt  an,  eö  lie^  roieberl^olt  feine  Tla^-^ 
nungen  an  bie  pommerfd^en  ©täbte  ergel^en,  il^ren  aSerpflic^tungen  nad^= 
jufommen,  „eö  mürbe  ber  §anfe  nid)t  aEein  ju  l^ol^em  ©(^aben,  fonbem 
aud^  bei  anberen  3iationen  ju  l)of)em  ©d()impfe  gereidien,  wenn  fie  fo 
Ijerrlid^e  Privilegien  t)ergeben"  ^^) ;  aber  bie  S^eilnal^me  erlofd^,  bie 


—     166    — - 

Setträge  tüurben  fpärtt($  unb  ttnregetmäBtg  beja^lt,  bte  größeren  ©täbte, 
mt  6ötn  unb  SDanjig,  löften  \iä)  von  ber  l^an[if(^en  ßontororbuung 
ab  unb  legten  in  Slntroerpen  il^re  eigenen  g^actoreien  an.  2l5ie  fi(^  im 
beutf($en  9iei(^e  überl^aupt  in  ben  fd^werfättigen  g^ormen  ber  9ieid^öDer= 
faffung  fein  tild^tigeö  ©treten  mel^r  geltenb  machen  fonnte,  fo  äuJBerte 
fi(^.  aud^  Iaufmännif(f)e  9tül^rigfeit  ungel^inberter  außerl^alb  ber  rerrot^ 
teten  ©inrid^tungen  ber  §anfe.  £)^m  6in|eit  unb  3Slaö)t,  von  bem 
unbe]^ülfli(3^en  SReid^e  nur  bur($  teere  3ufi(^erungen  unterftüfet,  fiel  ber 
93unb  auöeinanber,  eine  gemeinfame  §anbelöpolitif  l^örte  auf  unb  im 
3lnfange  beö  17.  3al)rl^unbertö  trieben  bie  meiften  ©täbte  i^iren  §anbel 
auf  eigene  §anb. 

5Die  §anbelöt)erbinbungen  ©olbergö  gingen  anä)  in  biefem  Sal^t^ 
l^unbert  no(^  nad^  faft  aUtn  3Jlär!ten  l^in,  welche  bie  §anfe  für  il^re 
S3unbeöglieber  offen  |)ielt. 

^oä)  immer  gefiel  eö  bem  geringe,  auf  feinen  Sßanbet^ügen  an 
ber  @(f)onenfd^en  Äüfte  Station  ju  mai^en.  Sm  Saläre  1546  war  er 
fo  maffenl^aft  in  bie  ®arne  gegangen,  baj3  eö  an  §änben  fel)lte,  il^n  ju 
bewältigen.  S)arum  würbe  fein  ^ang  bort  no(^  immer  lebl^aft  betrie:^ 
itn,  unb  attjäl^rlidl)  rüfteten  fic^  nx6)t  bloß  bie  ©(^iffer  unb  Äauffeute, 
fonbern  aud^  §anbn)erfer,  wie  33öttd)er  unb  ©(^u^mai^er,  jur  @d^onen= 
reife.  3m  Saläre  1550  fdjlog  ber  Sürgermeifter  von  galfterbobe  mit 
bem  ßolberger  SSogt  einen  33erglei(^  ab  wegen  t)erfd)iebener  Srrun^ 
gen  in  Setreff  ber  ßolberger  Sitte,  unb  ber  Sertrag  von  Dbenfe  (1560), 
weldjer  bie  alten  Sorrec^te  ber  §anfa  auf  ©d^onen  neu  beftätigte, 
fidjerte  aud^  ben  ßolbergern  wieber  il^re  Sitte  unb  il^r  %tl\)  auf  ^alfter= 
bobe.  9)iel;rere  Serorbnungen  beö  Statl^ö  unb  Seftimmungen  ber  Sur^ 
fprafe  an^  biefem  3al)re  regeln  ben  Serfel^r  unb  ben  Setrieb  beö 
§ering§fangeö  bafelbft.  ©ö  wirb  übel  t)ermerft,  baj3  fid^  nic^t  nur  aus 
ben  Sanbftäbten,  bie  nid^t  sur  §anfe  gel^ören,  fonbern  felbfi  an^  ben 
©örfcrn  UnberedE)tigte  in  bie  ©olberger  Sitte  brängen;  fein  ©olberger 
©ct;iffer  foH  bie,  weld^e  nic^t  in  ber  §anfe  finb,  mit  nad^  ©d^onen 
neljmen;  bie  Sürger,  weldfie  fid)  ber  ©d^onenreife  gebraud^en,  f ollen  nid^t 
bei  ben  Sänen,  fonbern  auf  bem  ßolberger  g^elbe  liegen;  bie  Sefifeer 
ber  Suben  bafelbft  fotten  biefe  jur  näd^ften  ©d^onenreife  aufbauen, 
fonft  wirb  ber  ?tiaü)  bie  ©teßen  an  anbere  t)ergeben;  bie  ©äumigen 
unb  Ungeljorfamen  werben  mit  einer  ©träfe  von  60  3Jlarf  bebrol^t. 
©egen  (Snbe  beö  3a]^rl;unbert§,  alö  ber  gering  auä  unbefannten  ©rünben 
feinen  3ug  anberöwol^in  nal;m,  ober  fid^  tiefer  in  baö  SDJeer  fenfte  nnb 


167    — 

ben  ©d^onenfal^rem  feine  9(u§beute  mel^r  gewäl^rte,  |iörte  bie  ©d^oneiv^ 
reife  allmäl^li(ä^  auf.  ©a^par  Seifee  ift  ber  lefete  SSogt,  ber  genannt 
tt)irb.  —  Stettin  l^^t  1655  einen  SSetfnd^  gemad^t,  fein  alte§  dieä)t 
meber  jur  ©eltung  ju  bringen;  aber  ©d^raeben  unb  SDänemarf  raiber^ 
festen  fid^  unb  fallen  bie  lange  nid^t  geübten  ©ered)tfanie  alö  t)er= 
jä|rt  an.  ^^) 

Ätagen  beö  l^anfif(^en  ©ontorö  in  Sergen  jeigen,  bafe  ber  6ot 
berger  §anbel  a\\^  im  16.  Scii&rl^unbert  noä)  bortf)in  gerid^tet  geiüefen 
ifi  Sergen  ift  bogenförmig  um  einen  9Jleerbufen  erbaut;  bie  eine  ©eite 
ber  ©tabt  „bie  Srücfe"  war  im  SBefife  ber  §anfe,  bie  anbere,  ber 
„Dt)erfh:anb",  wenigftenä  jum  Sl^eil  t)on  Sergener  Söürgern  beraol^nt. 
Um  fi^  ben  ©ontorgebütiren  ju  entjiel^en,  l^atten  (1584)  ^eter  ©imonö, 
Kaufmann,  unb  §anö  ©erdEe,  ©Ä)iffer  auö  ©olberg,  am  £)t)erftranbe 
angelegt  unb  bie  Sabung  o^ne  $Wü(ffid)t  auf  bie  3Serpfli(^tungen  gegen 
bie  §anfe  in  ber  norwegifd^en  Äird^e  von  ber  Äanjel  jum  aSerfaufe 
aufbieten  laffen.  SDer  Vorfall  war  naä)  Sübedf  gemelbet,  imb  t)on  ien 
3lbgefanbten  ber  §anfe  erging  ein  fd^arfeö  ©d^reiben  an  ben  ©olberger 
9latl^,  in  weli^em  ftrenge  Seftrafung  ber  ©(^ulbigen  geforbert  würbe. 
2)iefer  entf($ulbigte  fid^  unb  t)erfprad^  ftrenge  2ll^nbung.  3lber  fd^on 
1585  würbe  eine  gleid;e  ^lage  gegen  bie  ßolberger  ©(^iffer  ©d)wanteö 
unb  Sewejow  unb  gegen  bie  Äaufteute  an  33orb  il^rer  ©d^iffe  erl^oben, 
unb  1588  l^atten  wieberum  brei  ©olberger  ©d^iffer  mit  2JlijBac^timg  ber 
I;anfif(|en  Orbnungen  i[;re  ©ebneren  nid^t  entri($tet  unb  mit  ben  (£in= 
gebornen  §anbel  getrieben.  2Baö  t)on  ©eiten  beö  ßolberger  SWatljeö 
bagegen  gefd^el;en  ift,  wirb  nic^t  berid[;tet.  ^^)  ©egenftänbe  beö  §anbelö 
bort^in  waren  befonberö  Sier,  3Jfel)I  unb  33rob.  S)ie  Äornauöful^r  war 
beftimmten  35efd)ränfungen  unterworfen.  Sei  ber  mangelfiaften  Serbin^ 
bung  ber  Sänber  war  eä  f(^wiertg,  bei  einer  aJJißemte  ben  3luöfaB  buri^ 
3uful^r  auäjugleid^en ;  ein  aJJi^wad^S,  anä)  nnx  in  Sommern,  fonnte 
fd^on  §ungerönot^  unb  f(^redElid)eö  ®tenb  l^erbeifül^ren.  ®er  diatl)  ^atk 
bie  ^flid)t,  bem  porjubeugen,  er  trug  ©orge,  bafe  auf  bem  JRatPjaufe 
immer  eine  genügenbe  3Jlaffe  Äorn  aufgehäuft  lag,  unb  mad^te  jebe 
Äornauöful^r  von  feiner  ©rlaubni^  abl^ängig.  „deiner  barf  Äom  unb 
3iu(^l;olt  auöfd^iffen  ol^ne  ®rtaubni§  beö  Siatl^ö,  i)erorbnet  bie  Surfprat' 
von  1480,  unb  ©d;iffer  unb  ©d;ifföfinber  muffen  fic^  beö  mit  i^rem 
@ibe  entlebigen."  SDie  3Kel^lt)erpadEimg  geno^  größere  g^reif;eit,  bie  be= 
foribers  naä)  ©d()weben  unb  9lorwegen  gel^enbe  Äornauöfuf;r  geftattete 
ber  diaü)  nid^t  in  ungünftigen  Salären. 


—     168    ~ 

®a§  ßolberger  Äauffeute  anö)  in  blefer  3eit  ben  Raubet  m^ 
ben  3liebertanben  fortfefeten,  geigt  fd^on  bie  SSereittoittigfeit  beö  9iatl^ö, 
5U  bem  San  ber  ©ontorräume  in  3lnttt)erpcn  ®elb  J^erjulei^n.  ^e\on^ 
berö  lebhaft  war  ber  §aiibel  bortl^in  in  ber  Seit  be§  nieberlänbifi^en 
Sefreiungöfriegeö:  Sier,  3Ralj,  ©ped,  gefatjeneö  gteif^  SRoggenjwicbad 
würben  ben  gegen  ii^re  fpanif(|en  2)ränger  aufgeftanbenen  SRieberlänbem 
von  ßolberg  am  jngefül;rt.  Um  1608  befa^  bie  ©tabt  niel^rere  ©pa^ 
niem  unb  ^ßortngalfal^rer.  §änfig  famen  au(j^  33elgier  unb  §ollänber 
naä)  ©olberg,  um  SBoHe  unb  befonbers  Äom  aufjufaufcn.  SDer  ßol* 
berger  SRoggen  galt  at§  befonberä  gut,  unb  eine  Saft  bat)on  würbe  um 
1650  in  Stmfterbam  um  10 — 12  fl.  tl^eurer  bejal^lt,  afe  anberer;  anä) 
bie  g^riefen  fauften  il^n  gerne.  ^^) 

?fla(i)  SDanjig  bauerte  ber  aSerfel^r  fort  ju  SBaffer  unb  au(3^  ju 
Sanbe;  jum  ®infauf  unb  SSerfauf  jogen  ßolberger  ^auf[eute  auf  ber 
alten  ©trajse  über  ©öölin  jum  SDanjiger  SDomenif.  3n  ber  Ml^e  von 
SDanjig  würben  im  Saläre  1630  jwei  ßolberger  ^aufteute,  ©berl^arb 
Äunbenreic^  unb  Sol^ann  SDettmar,  von  Sodann  SBüfterl^of,  einem 
Bürger  ber  ©tabt,  ber  frül^er  in  Sommern  gleite  Unbill  erfal^ren  l^aben 
woHte,  überfaßen  unb  mußten  fid^  mit  fdiwerem  (Selbe  lö[en.  öogiä- 
lat)'ö  XIV.  nad^brüdlid^eö  ©d)reiben  in  biejer  ©ad^e  fci^eint  feinen  (Srfolg 
gel^abt  jU  l^aben.^0 

©elbft  nad^  bem  Snnern  von  SWujglanb  l^in  beftanben  um  1600 
unb  fpäter  noc^  aSerbinbungen.  SSei  bem  ftarfen  SSieroerbraud^e  reid^te 
ber  in  ßolberg  gebaute  §opfen  niä)t  an§t,  ber  3Kel^rbebarf  fam  auä 
ber  aKarl  imb  —  wenigftenö  feit  jener  Seit  —  aus  SRu^lanb.  SRuf= 
fifd^e  Seibeigene  brad^ten  i^n  wol^l  l^unbert  SJleilen  weit  auö  bem  Snnern 
in  §oläfarren,  bie  mit  einem  f(^ledE)ten  ^ferbe  befpannt  waren;  fie  jogen 
unterwegs  in  feine  Verberge,  fonbern  lagen  unter  freiem  §immel,  il^re 
^ferbe  weibeten  fie,  wo  eö  erlaubt  war,  unb  il^re  täglid^e  ©peife  war 
troden  33rob  unb  SEBaffer.  2Benn  fie  il^re  SBaare  t)erfauft  Ratten,  vcvtau^^ 
ten  fie  gewö^nlid)  aud^  ^ferbe,  SBagen  unb  §opfenfädEe,  wanberten  ju  g^ufe 
in  il^re  §eimatf)  jurüdf  unb  brachten  baö  gelöfte  ®elb  il^rer  §errfd^aft.  ^^) 

2lm  wiÄ)tigften  war  ber  a3erfel)r  mit  ^olen.  ®ö  blieb  für  ©alj 
unb  gering  immer  ein  trefflid;eä  Slbfafegebiet,  aber  im  Saufe  ber  Seit 
waren  neue  gäben  angefponnen.  ^^olen  würbe  eine  unerfi^öpflid^e 
ßuelle  für^ont,  S^eer  unb  ^ottafd^e,  nod^  nad)  1700  famen  ju  Seiten 
gange  Süge  von  200  SBagen  jugleid;  in  ©olberg  an.  ^olen  erhielt 
jurüd  aufeer  ©alj  unb  gering  Sutter,  Sier,  ^anbwerfserjeugniffe,  befom 


—     169    — 

berS  SRaf^e,  (Scwürj,  ©eibe,  2Beln  —  nod^  um  1670  trieb  ber  Äauf^ 
mann  Siebel;err  in  ©olbevg  einen  ©rofel^anbel  mit  fremben  SSeinen  na6) 
^olen  —  engtifcä^e,  fiodänbifd^e  Sud^e  unb  balb  aud)  Sabadf.  2)er 
SBertel^r  bewegte  fid^  no(|  inuner  auf  ber  alten  Strafe  über  Görlin  unb 
Selgarb.  2)ie  SBrüde  bei  ßörlin  unterhielt  mä)  alter  ©eraol^nl^eit  jur 
Hälfte  ber  93ifdE|of,  jur  §älfte  bie  ©tabt  ,,um  ber  3u^  unb  Slbfu^r 
mitten,  obmol^l  fie  baju  n\ä)t  pflid^tig  märe."  ©ie  gab  ju  mel^rfai^em 
©treit  jmifd^en  ben  beiben  3Seranlaffung.  ßbmol^l  nad^  altem  Ueber^: 
einfonrnien  für  grembe,  mie  für  6inl^eimif(^e  ber  Uebergang  über 
bie  95rüdfe  jottfrei  fein  fottte,  l^atten  ioä)  bie  S3if(^öfe  ben  ftarfen  aSer^^ 
lel^r  als  ©innal^mequette  auöjubeuten  gefu(^t.  Um  bie  SUlitte  beö  16. 
Sal^rl^unberts  ^^)  mar  l^ier  ein  3ott  t)on  i^nen  errid^tet  unb  ein  ©olberger 
^u^rmann,  ber  auf  bem  SRüdfmege  begriffen  \iä)  geweigert  l^atte,  bie  unge= 
mol^nte  2lbgabe  ju  jal^len,  mar  t)er^aftet  imb  in  eine  ©elbftrafe  genom^ 
men  morben.  £)b  bie  33efd^merbe,  metdie  bie  ©tabt  bei  bem  a3if(^ofe 
erl^ob,  ®rfolg  l^atte,  mirb  nid^t  gefagt.  S)ie  ^^iä)t  ber  ©tabt,  bie 
33rüdfe  ju  unterhatten,  bauerte  bi§  in  bie  neuefte  3eit  fort  unb  mürbe 
im  Saläre  1857  mit  ber  3al^lung  eineö  ©apitalö  von  1500  S^lr.  an  ben 
giöcuö  abgelöft. 

3Kit  izm  polnif d^en  §anbel  ftanb  ein  58orfatt  im  Saläre  1663, 
ber  ßolberg  in  grojse  3lufregung  t)erfefete,  in  ^erbinbung. 

5Der  Kaufmann  §anö  ßolberg,  au%  ber  alten  Sürgerfamilie 
biefeö  SRamenö,  mutl^ete  bem  33öttd)er  SffJötter  ju,  ba^  er  il)m  Heinere 
2lÄ)tcl  anfertige,  meil  er  mit  ben  ungemöl;nli(^  großen  ßolberger  3l(^teln 
in  bem  §anbel  nad^  ^olen  l^in  ju  t)iel  ©d^aben  mad^e.  S)er  SBöttd^er 
fträubte  fid^  anfänglid^  gegen  einen  33etnig,  melc^er  ber  6^re  ber  ganjen 
Söttd^erjunft  einen  l^ä^lid^en  g^lecfen  anpängen  fonnte  —  unb  bie  3ünfte 
l^ielten  auf  il^re  ©emerföel^re  —  überbieß  aud^  tjergeblid)  fein  mußte, 
ba  be§  diaÜ)^  3Barftmeifter  bie  Sonnen  „mralen",  nid;t  mit  ber 
©tabt  3eid^en  t)erfel^en  werbe.  SDa  inbeß  ©olberg  für  atte  folgen  auf^ 
jufommen  t)erfprad^,  ließ  fic^  ber  Söttc^er  t)erleiten,  'bie  geraünfditen 
gäffer  anäufertigen,  unb  ber  Kaufmann  marfte  fie  auf  eigene  §anb. 
er  tjerfaufte  aber  bie  mit  gering  unb  33utter  gefüllten  pffer  nid^t  bloß 
naä)  ^olen,  fonbern  fefete  au(^  bat)ou  in  ben  umliegenben  2)örfern  unb 
©ütent  ab.  2)ie  ©belleute,  58ermalter  unb  33auern,  bie  i^r  ©efinbe 
ben  SBinter  Iiinbnrd^  faft  auöfd)ließlid)  mit  gering  unb  Äol)l  erhielten, 
-bemerften  balb  ben  Setrug  unb  madjten  bem  Siatt;  baoon  älnjeige,  ber 
bie  Sld^tel,  fo  ml  man  i^rer  t;abl;aft  werben  fonnte,  einjog  unb  -an 


—     170    — 

ben  Äaf  fd^Iagcn  liefe.  S)er  Sßerleitcte,  jur  ©träfe  auä  bem  ©ewerfe 
t)erftoJ3en  unb  um  feine  SRal^rung  gebrad^t,  fud^te  dia6)e  ju  nel^men  an 
bem  Url^eber  feinet  UnglüdEö.  ©ine  §od^}eit,  auf  welcher  6olberg§ 
gamilie  imb  beä  33öttd^erö  g^reunbfi^aft  \iä)  jufammenfanben,  gab  baju 
©elegen^eit  Ungewarnt  bur(^  bie  brol^enbe  3leufeerung  eineö  ber 
©egner:  „x^x  fiabt  no(^  baö  §erj  unter  um  ju  erf (feinen,  obrool^l  il^r 
wifet,  bafe  n)ir  nod)  ein  §ül^ndf)en  mit  einanber  ju  pflüden  |)aben", 
blieb  ßolberg,  unb  ate  bie  Äöpfe  burd^  Srinfen  erl^ifet  waren,  würbe 
er  von  ben  jornigen  aJienfc^en  umringt  unb  in  bem  entftanbenen  SEßort^ 
wei^fel  unb  ©ebränge  erftodfien.  @in  SEBeib  au§  ber  aSern)anblf(^qft 
SKöHerö,  bie  auä)  na(^  ßolbergö  ©(|n)iegerto(^ter  mit  einem  3Beffer 
geftod^en  l^atte  unb  in  SBerbad^t  ftanb,  ßolberg  felbft  ermorbet  ju  l^aben, 
entfam,  3JlölIer  würbe  eingejogen,  boä)  nid^t  l^ingerid^tet,  fonbem  mit 
SiüdEfid^t  auf  baö  i^m  jugefügte  §erjeleib  jum  ©taupbefen  unb  jur 
Sanbeöüerroeifung  begnabigt.  @r  faufte  fid^  von  beiben  ©trafen  frei 
unb  würbe  enbli(^  jur  SBerbüfeung  einer  ^arrenftrafe  nac^  Äüftrin  ge« 
bradjt.  §ier  trug  er  bem  gerabe  anwefenben  Äurfürften  von  Sranbem 
bürg  feine  ©ad^e  vox  unb  erl^ielt  unter  ber  Sebingung  Segnabigung, 
bafe  er  einen  burd^  bie  ^eft  t)eröbeten  ^nig  bei  granffurt  bejiel^e.  2)ort 
lebte  er  no(^  maud)e§  3a^r  unb  erwies  ben  einfe^renben  J^aufteuten 
vid  @t;re  unb  §öflid^feit. '') 

©eit  ber  3Jlitte  beö  17.  3cil)rl;unbertä  begann  SDanjig  burd^  feine 
©röfee  unb  feine  günftigere  §anbelölage  eine  ftärfere  3lnäiel^ung§fraft 
auf  ßolbergö  polnifc^eö  §interlanb  auäjuüben  unb  einen  Sl^eil  beö  SBer- 
feljrö,  ber  fonft  auf  ©olberg  gegangen  war,  an  fid^  ju  jiel^en.  ^^)  SDod^ 
folgte  immer  nod^  ein  bebeutenber  Steft  beffelben  ber  alten  ©trafee,  unb 
erft  JU  g^riebrid;  2Bill^elm§  I.  3eit  würbe  ber  §anbel  ganj  unbebeutenb. 

©ö  -ift  felbftüerftäublid^,  bafe  für  baö  pbmmerf(^e  §interlanb,  baö 
©tift,  bie  Jleumarf  unb  baö  Slaffubenlanb  ßolberg  ber  2luöfu]^rl^afett 
war;  waö  biefe  Sänber  an  Äorn,  SBoHe,  §onig,  2Ba(|ö,  ßeinewanb, 
bie  auf  ben  beiben  Sleferl^öfen  (SleidEiftätten)  ßolbergö  ben  ganjen 
©ommer  l;inburc^  gebleid^t  würbe,  erzeugten,  würbe  l;ier  ju  SJlarfte 
gebrad)t  unb  weiter  t)erfal;ren.  — 

Sluö  bem  aJerfaH  unb  aSerluft  ber  Siedete  in  ®änemarf  rettete 
ßolberg  länger,  alö  alle  anberen  §anfeftäbte,  eine  befd^ränfte,  oft  an= 
gegriffene  grei^eit  vom  ©unbjoU.  SDer  £)beufeeifdje  aSertrag  üon  1500 
geftattete  6  wenbifc^en  ©täbten:  Sübed,  Hamburg,  Sioftod,  SBiömar, 
©tralfuub  unb  ©tettin  bis  auf  ein  ©(^reib?  unb  Sonnengelb  jottfreie 


—     171     — 

^a|tt  ntlt  eigenen  ©(ä^tffen  unb  eigenen  ®ütem  bur$  ben  £)refunb, 
ble  übrigen  ©fterfeeifdjeu  ©täbte  mußten  au^er  bem  ©(^reib^  iinb  Son- 
nengelb bie  geringe  Slbgabe  von  1  SRofenobel  (6^  S^lr.)  entrid^ten,  fo 
baB  alfo  bie  ©olberger  ©(^iffe,  wenn  fie  einen  ©eepa§  t)oni  diaü)t  ber 
©tabt  vox  bem  bänifc^en  3oIlamte  im  Drefunbe  aufroeifen  fonnten  unb 
ben  Sftofenobel  erlegt  l^atten,  feinen  3oIl  vodkx  ju  bejal^len  braudjten. 
2)er  ©unbjoH  mar  inbejs  eine  ju  gute  ginanjqueHe  S)änemarfe,  alä 
ba§  es  nid^t  t)erfud^t  l^ätte,  fie  noc|  beffer  auöjubeuten.  5Die  Singriffe 
auf  bie  ©olberger  ©unbjoHfreil^eit  begannen  fd^on  balb  nad^  bem  Oben- 
feeif($en  Sßertrage,  bo^  errei(ä^te  ber  ©olberger  'Siatf)  no^  burd^  einen 
Jräftigen  ^roteft  gegen  bie  SBiIlfürli(|feiten  ber  bänif(^en  SöHner  von 
bem  bänifd^en  Äönig  g^riebric^  IL  bie  3ufid^erung,  baj3  ber  ©tabt  if)r 
altes  SRed^t  x)erbleiben  folle. 

S)aö  Uebergemi^t,  melcä^es  ©(^meben  im  breigigjä^rigen  Kriege 
im  Slorben  ©uropaö  errang,  unb  bie  3)emütl^igung  SDänemarfö  hnxä) 
baffelbe  im  grieben  ju  SBrömfebrö  (1645)  mar  au(^  bem  §anbel  ber 
pommerfc^en  ©täbte  günftig.  ©(^meben,  melc^eö  ^ommeni  bereits  als 
fein  ©igentl^um  anfal),  fd^lo^  neben  ben  größeren  ©täbten  awä)  (Sol^ 
berg,  S^reptom,  ©ammin,  Sttlgenmalbe  unb  ©tolp  in  ben  äsertrag  ein, 
fo  ba§  ii^nen  bie  3ottbefreiung  im  ©unbe  nii^t  nur  beftätigt,  fonbern 
fogar  nod^  erweitert  mürbe. 

©0  lange  ©olberg  unter  §errfdf)dft  ©(^webens,  ber  bamals  bie 
Dftfee  bel^errf(^enben  erften  3ilaä)t  im  SRorben  (Suropas,  ftanb,  würben 
von  bänifd^er  ©eite  leine  mmn  ©d^mierigfeiten  erl^oben.  2lud;  ba^ 
1653  §interpommern  an  SBranbenburg  fam,  brad^te  junädjft  leine  ä5er- 
änberung  in  ber  ©unbäoHangelegenl^eit  mitftc^;  benn  ©(^meben  gel)örte 
bie  §älfte  ber  Sicenteinnal^men  uitb  ©d^iffsgelber,  es  unterl)ielt  tu 
©olberg  .einen  befonberen  Sicenteinnel^mer  jur  SBal^rung  feiner  3Ied)te 
unb  l^atte  besl^alb  ein  fortbauentbes  Sntereffe  an  ber  ®rl;altung  unb 
görberung  bes  pommerfd^en  §anbels. 

©rft  feit  bem  ^rieben  von  ©t  ©ermain  1679,  ber  bie  lurfttrft= 
lid^e  ^Regierung  von  ber  Idftigen  fd^webifc^en  aJlitoerwaltung  ber  3oll= 
einnal^men  befreite,  begannen  mieber  SSeläftigungen  feiteris  ber  bänifd^en 
Soßbeamten;  bod^  fam  auf  eine  Slnfrage  ber  Sranbenburgif d^en  Siegie^: 
rung  bie  3ufid^erung,  ba^  bas  l^ergebrad^te  SWed^t  ber  ©tabt  nid)t  ge= 
Iränft  werben  folüe. 

S)er  ^iebe  von  ©tod^olm  (1720),  weld^er  einen  %i)nl  ber 
fd^webifd^ommerfd^en  ©tobte  an  ^reufeen  brad^te,  fid^erte  au^  bief^u 


—     172    — 

bie  t)ertraöömä§i9e  ©unbjoBfreil^eit.  Slbcr  ba  ©(^weben  noä)  in  bcm* 
felbcn  Salute  im  gtieben  mit  SDänemarf  auf  alle  3oIIfrei^eit  SBerjid^t 
leiftete,  tüutbe  biefc  Scftimmung  rü(ffi(^t«lo§  anä)  auf  bie  früher  ber 
fc^webifi^en  §errf(ä^aft  unterworfen  getüefenen  pommerfd^en  ©tobte  auö^ 
gebel^nt,  unb  i^inen  würbe  trofe  il^rer  ^rotefte  bie  Sottfrei^eit  entzogen. 

SDie  |)interpommerf(^en  ©täbte  würben  junäd^ft  nic^t  beläftigt 
unb  Ratten  no(^  1729  auf  eine  älnfrage  ber  preu^ifi^en  SRegierung 
feine  SSefi^werbe  über  Steuerungen  im  ©unbe  Dorjubringen.  33alb  be^ 
gann  aud^  l^ier  ber  Singriff,  unb  ba  ßolbergö  am  beften  gefiltertem 
Siechte  am  fd^werften  beijufommen  war,  juerfl  auf  bie  Siebenwerfe. 
3uerft  würbe  ben  ©täbten  Sreptow,  Slügenwalbe  unb  ©tolpe  bie  3olt 
freil^eit  abgefpro(^en,  weit  fie  \nä)t  jur  §anfe  gel^ört  l^dtten,  obwol^l 
3tügenwalbe  fogar  ein  urfunblic^eö  3eugni§  au§  bem  Saläre  1453  t)or^ 
weifen  fonnte,  baJB  e§  aJlitglieb  beö  33unbeö  gewefen  fei;  bann  fam 
©olberg  an  bie  Sieil^e,  6rft  würbe  für  ben  SOBeineffig  unb  g^ranjbrannt: 
wein  ber  3oII  geforbert,  weil  beibe  au§  SBein  (ber  nad^  bem  Dbem 
feeif(^en  SSertrage  DerjoBt  werben  mujste)  bereitet  wären,  balb  mufete 
aud^  eine  ©c^iffölabung  mit  SRoggen  ben  sollen  3oll  entrid^ten.  ®ie 
ßolberger  Äaufmannfd^aft  wanbte  fic^  gleid^  mit  einer  Klage  an  il^ren 
aWonari^en,  griebric^  ben  ©rofeen,  wetd^er  bem  preufeifd^en  Slefibenten 
in  Koppenl^agen  bie  2lnweifung  gab,  bie  ©ered^tfame  ßolbergö  ju  t)er= 
treten  (1740).  35od^  bie  bäntf^e  3flegierung  ecmut^igt  bmä)  bie  frie^ 
gerifd^en  3SerwidEelungen,  in  weld^e  ^reufeen  gerat^en  war,  trat  jefet 
offen  mit  il^ren  3lbfidt)ten  ju  Sage  unb  red^tfertigte  bie  SOBillfürlid^feiten 
ber  3onbeamten  mit  einer  mnm,  bem  l^unbertjäl^rigen  §erfommen  wi^ 
berfpred^enben  3luslegung  be§  SRed^teö,  nad^  weld^er  nur  ßolberger 
©(^iffe,  bie  in  ©olberg  felbft  mit  bem  eigenen  ®ute  ßolberger  Äauf- 
leute  befraditet  waren,  bie  3ollfreil^eit  genießen  fottten.  @ine  fräftige 
SBiberlegung  biefer  Sluöbeutung  bur(^  ben  Segationöfefretär  §enfinger 
in  Äoppentiagen  bewirfte  wenigftenö  eine  @rflärung  von  ©eiten  ber 
bänifc^en  ^Regierung  „bie  ßonceffion  für  ßolberg  t)om  Solare  1715  fei 
nur  auö  perfönlid^er  greunbfd^aft  be§  Äönigö  für  griebrid^  SBill^elm  I. 
I^eroorgegangen,  ein  3?ed^t  barauf  fönne  nid^t  jugeftanben  werben;  bod^ 
aus  gleid^er  freunblid^er  ©efinnung  gegen  beffen  3ta(^folger  wolle  ber 
König  an  bie  ©unbjoHfammer  ben  Sefel^l  ergel^en  laffen,  ben  6olber= 
gern  il^re  alte  g^reil^eit  no(^  weiter  ju  laffen  (1747). 

©ie  ^ladfereien  l^örten  bann  einige  3eit  auf,  begannen  aber  von 
neuem  unb  in  einer  rüdffid^töloferen  SBeife  furj  vox  bem  Sluöbrud^e  beö 


—     173    — 

ftebenjöl^rigctt  Ärieges,  unb  bic  SBorfleHuugen  ber  preuj^ifc^ett  SJegterung  * 
verbauten  im  Äricgälärin. 

3la6)  bem  Stiege  würben  bie  Semül^ungen  von  ber  ©tabt  wieber 
aufgenommen  unb  erful;ren  bie  möglid^fte  Unlerftüfeung  t)on  ©eiten  ber 
preu^ifd^en  Slegienmg.  S)ie  bänifd^e  ^Regierung  wollte  aber  jefet  in 
feiner  SBeife  mel^r  SoDfreil^eit  jugefteljn  für  biejenigen  SEBaaren  ©olberger 
Äaufleute,  meldte  auf  fremben  ©d^iffen  t)erfal^ren  würben,  ober  in  ber 
^rembe  aufgefauft  wären.  •'^^)  griebrid)  ber  ©rofee  wufete  unter  biefen 
l^offnungölofen  Umftänben  fein  anbereö  9)littel,  als  basjenige,  weld^eö 
er  burd^  bie  Rriegö^  unb  S)omänen!anuner  ben  Äauffeuten  anratl^en 
liefe,  bafe  fie  felbft  mel;r  ©d^iffe  bauen  unb  [x6)  ber  eigenen  ©c^ifffal^rt 
bepieifeigen  möi^ten. 

S)en  Sßorjug  biefer  befd;ränften  SunbjoBfreil^eit  l^at  ßolberg  mit 
ßammin  unb  SJügenwatbe,  genoffen,  bi§  bur(^  bie  3lblöfung  beö  ©unb= 
jollö  1857  aUe  feefü^renbe  Stationen  I)ierin  einanber  gleid^gefteüt 
würben. 


Eingreifen  ber  @tabt  in  W  alljiemeinen  ftiftifd^en  %ngelegenl)etten  (i§ 

jnv  mittt  M  15-  SalirDnnJiertg,  ?lnfange  ftanbifdjer  Siechte,  SÄituer^ 

fngnngSred^t  filier  Wapm  nnb  &9rlin;  Mhiot^  M  Sifc^ofg. 


Sie  g^iirforge  be§  SRatt;§  etftrccfte  fic|  junäi^ft  auf  bie  ©tabt  unb 
il^r  ©ebiet;  ba  jeboiä^  baä  ©ebeil^cn  biefcr  von  ber  örbuuiig  im  Sanbc, 
natnentli(3^  von  ber  ©id^erl^eit  ber  SSerlel^röraege  abl^ing,  fo  war  er 
f(^ou  baburd^  gejroungen  über  bie  ©reuje  feines  unmittelbaren  SBermat 
tungöbejirfs  l^inauöjublidEen  unb  na(^  @inf(u§  auf  bie  allgemeinen,  be= 
fonber§  auf  bie  ftiftifd^en  3uftänbe  ju  ftreben. 

©c^on  frül^  jeigt  ber  3?atl^  eine  bal^in  gerii^tete  Si^ätigfeit.  S)ie 
93etl;eiligung  ber  ©tabt  an  ber  großen  gelobe  ber  pommerfd^en  g^ürften 
unb  il^rer  SBerbünbeten  mit  ben  Söiarfgrafen  von  Sranbenburg  im  3lm 
fange  ber  ad^tjiger  Saläre  beö  13.  Sal^rl^unbertö  ergiebt  fic|  barauö, 
bafe  fie  in  ben  biefelbe  beenbigenben  33ierrabner  SSertrag  t)on  1284 
namentlich  aufgenommen  ift;  unb  ein  Jleutralitätöoertrag  beö  §erjog§ 
9JJeftn)in  von  Oftpomment  mit  bem  ©tifte  vom  Sal^r  1287  ift  ni(3^t 
allein  mit  bem  Sifd^ofe,  fonbern  aud^  mit  ben  SBafatten  unb  ben  befe^ 
fügten  Drten  (mimümies) ,  alfo  ani)  mit  ben  ftiftifd^en  ©täbten  ab? 
gefd^loffen  ^). 

SDeutlid^er  tritt  bie§  ©treben  ber  ©tabt  in  einer  Unternel^mung 
l)ert)or,  meldte  fie  vox  bem  3al;re  1308  in  SBerbinbung  mit  ber  ©tabt 
ßöölin  unb  bem  SJogte  3Kartin  Sflaötorp  (t)ermutl;lid)  bem  ßolberger 
£)ben)ogte)  *)  auöfül^rte  ^).  SDie  aSerbünbeten  brad^ten  baö  jum  ©ebiet 
beö  mäditigen  polnif(^en  2Boitt)oben  ^eter  ©uenga  von  9Jeuenburg  ge? 


*)  @tn  3Jiar!n)arb  ü.  Oladforp  roirb  1309  in  einer  ju  ^olberfj  audöeflelltcn 
(Sapitclöiivfimbc  öcnannt. 


—    175    — 

ge^Örenbe,  jenfettö  beö  ©offenbergs  gelegene  Äaftell  ©orebanb  —  ob 
auf  friebltd^etn  ober  feinblic^em  SBege,  wirb  nid^t  gefagt  —  in  il^ren 
Sefife  unb  t)em)alteten  e§  junäd^ft  auf  gemeinfi^aftUd^e  Soften  ju  gleid^en 
Sl^eilen.  Äam  eö  benn  auä)  im  Saläre  1S08  mit  bem  33urggebiet  an 
©öölin,  fo  würben  boc^  mittelbar  baburi^  auä)  bie  Sntereffen  ßolbergö 
unb  beö  ganjeti  ©tiftö  geförbert,  benn  in  bem  neuen  ©tiftölanbe  mürbe 
jefet  lei^ter  eine  5ßerti(gung  ber  SBegelagerer  möglidj,  mel(^e  von  ben 
©(^lu^ten  beö  ®olIenberg§  an^  bie  ©tra^e  nadj  SDanjig  imfidjer  mai^ten 
unb  awä)  mol^l  ©olberger  Äaufleute  geptünbert  liatten.  £)l^ne  bie  brim 
genbften  ©rünbe  pflegten  fid)  bie  fonft  innner  auf  einanber  eiferfüi^tigen 
©d^mefierftäbte  nid;t  ju  einträd^tigem  §anbeln  ju  t)erbinben. 

SBieberum  griff  ©olberg  nadj  bem  Sobe  be§  SBif(^of§  ßonrab 
(1324)  in  bie  bamalö  fel^r  t)ern)ide(ten  unb  fd^mer  aufjul^eHenben  3u^ 
ftänbe  beö  ©tiftö  ein.  Sn  biefer  3eit  mar  pifd^en  bem  9Bittefebad^i= 
fdEien  9)iarfgrafen  fiubmig  von  Sranbenburg  unb  ben  pommerfd^en  §er' 
sögen,  bie  ben  von  jenem  geforberten  Sel^nöeib  fü*:  i^re  Sauber  rermei^ 
gerten,  ein  l^eftiger  Äampf  entbrannt.  ®er  ^^apft  Sol^ann  XXIL,  ein 
©egner  ber  2BitfefäbQ($er,  ftanb  auf  pommerfd^er  ©eite  unb  beftärfte 
bie  §erjoge  in  iljrem  SBiberftanbe  gegen  ben  von  xf)m  gebannten  SDlarf^ 
grafen.  S)iefer  ©treit  fd^eint  aud^  baö  ©tift  ergriffen  ju  l^aben.  9ll§ 
im  Saläre  1327  ber  trüber  Stntolb  t)on  jenem  ^apfte  jum  Sifd^ofe 
für  ben  mel^rere  3al;re  unbefefet  gebliebenen  bifd^öf[i($en  ©tuljl  von 
ßammin  ernannt  mürbe,  nermeigerte  il^m  ein  Sl^eil  ber  bortigen  SDom^ 
l^errn:  ber  ^ropft  ^xkM6)  v,  ©talberg,  g^riebrid^  v.  (Sidftebt  ber  jün^ 
gere,  SRifolaus  ©d^manebefe  unb  SBi^lau§  ßarnife,  auf  bie  ©tabt  ßöölin 
unb  einen  Sl^eil  be§  ftiftif(^en  3lbelö  geftüfet,  bie  Slnerfennung,  neigte 
alfo  mol^l  auf  branbenburgifd^e  ©eite,  ßolberg  bagegen  ftanb  ju  ^om^ 
mem  imb  unterftüfete  beöfialb  ben  uon  bem  ^Napfte  gefanbten  33if($of. 
SDiefer  betätigte  (31.  October  1327)  bie  ^Mt)ilegien  ber  ©tabt  unb 
nal^m  t)orjug§meife  in  iljr  feinen  9lufentl)alt.  darüber  brad;  offene 
g^el^be  jmifd^en  ben  Parteien  auö.  9Zad)bem  längere  Seit  3iaub  unb 
Sranb  unb  3Worb  baö  ©tift  erfüllt  l^atte,  vereinigten  fic^  bie  beiben 
©täbte,  6ö§lin  aud)  im  5Ramen  „feiner  §errn,  beö  ^^ropfteö  griebrid^ 
V.  ©talberg  unb  beö  Gamminer  ©apitelö",  ju  einem  t)orläufigen  SBaf- 
fenftittftanbe  (24.  ajJävä  1328),  ber  biö  3ol)anniö  bauern  unb  jugleid^ 
für  ©uantuö  t).  33onin,  fo  mie  für  bie  übrigen  Sßerbünbeten  ßöölinö, 
bie  beitreten  moHten,  gelten  foßte;  auf  einer  ju  Himmelfahrt  t)erabre' 
beten  3ufammenlunft  l^offte  man  DoUftänbige  3luögleid^ung  ju  erzielen. 


1    (()  ' 

Silber  auf  ber  gegttcrifd^en  ©eite  war  wenig  guter  SBiUe:  von  ben  Söös 
liner  Sßerbünbeten  ful^ren  bie  ^arforoö  fort,  ba§  §ol}Pö§en  auf  ber 
Siabüe  ju  ftören,  unb  aud^  anbere,  wie  3GBpöfo  t).  SBertelpn  unb  ^eter 
Äantefe,  banben  fic^  nid^t  an  ben  aSaffenftiHftanb.  ®ie  ©ööliner  t)er^ 
nal^men  jroar  bie  33ef(ä^n)erben  ber  ßolberger  barüber  „feufjenben  §er= 
jenö",  t)erfpra(^en  au(^,  bie  g^reunbe  t)on  if)vem  treiben  abjumal^nen 
unb  fidler  am  beftimtnten  Sage  jur  ©teile  ju  fein,  Derfd^oben  jebod^ 
qUxö)  barauf  bie  3ufammenfunft  auf  ben  Sonntag  t)or  ^ftngften,  weil 
il^re  SRatl^mannen  t)on  einer  SSerl^anblung  mit  Saäco  o.  ©d^lawe  nidjt 
frül^er  äurüdEfel^ren  fönnten,  unb  liegen  fid^  enblid^  aud^  an  biefem  Sage 
auf  bem  Äird^l^ofe  ju  Slijena  (oerfi^rounben,  ein  35ad^  fül^rt  nod^  l^eute 
ben  SRamen^^),  wo  man  fi(^  treffen  wollte,  üon  ben  ©olberger  ©enb:: 
boten  tJergebenö  erwarten.  £)l^ne  Sweifel,  um  bie  ßööliner  nad^  auö= 
wärtö  als  biejenigen  J^injufteHen,  weld^e  trofe  il^rer  „füjstönenben  Sodf- 
briefe"  bie  SSerl^anblung  über  ben  grieben  ünb  beffen  SBieberJ^erfteHung 
t)ereitelt  l^ätten,  lieg  ber  ßolberger  9iatl)  bie  6ö§liner  ©(^reiben  burd^ 
ben  Selgarber  3iatl^  begeugen  unb  3lbf(^rift  bat)on  nel^men^).  S5ie 
gelobe  begann  jefet  von  neuem.  Um  eine  feftere  ©teHung  im  ©tifte  ju 
gewinnen,  entjog  ber  Sif(^of  Slntolb  ben  feinblid^en  35oml^errn,  welche 
bie  bifd^öflid^en  ©innaljmen  an  fi(^  genommen  l^atten,  il^re  ^frünben, 
um  fie  feinen  2lnl^ängem  ju  t)erleil^en,  unb  begrünbete  jwei  neue,  in 
bie  er  ©igfrib  ©ifeler  (mag.  in  artihtis  et  licent  in  legibus)  unb 
ben  SübedEer  Äanonifuö  §einri(^  S)arfow  —  beibe  t)ennutl^li$  ßolberger 
gamilien  angel^örenb  —  einfette.  S)o(^  au(^  bie  Äräfte  ber  ©egner 
waren  ftärf er  geworben :  bie  ©ösliner  l^atten  fid^  mit  3cx§co  t).  ©c^lawe 
t)erbünbet,  unb  auc^  §affo  o.  SBebel,  märfif(^er  SSafall  nnh  §err  von 
©(^it)elbein,  war  offen  afe  geinb  ßolbergö  aufgetreten.  3war  i^ielt  bie 
©tabt  ftanbl^aft  bie  Partei  beö  33if(^ofö,  obwol^l  fie  in  fc^limme  pnam 
jieHe  aSerlegenl^eit  geriet)^  unb,  um  „bie  enormen  Äriegßauögaben  einiger:^ 
majsen  ju  beden",  Hebungen  au^  ber  ftäbtifd^en  SBabeftube  t)erpfänben 
unb  ben  SBicarien  ba§  Sted^t,  beftimmte  §äufer  in  ber  ©tabt  ju  erwer^ 
hm^  t)erfaufen  mugte;  aber  atte  i^re  3lnftrengungen.  waren  t)ergeblid^, 
ba  ber'^apft  felbft  feinen  ©d^üfeling  aufgab.  SRod^  am  25.  Sluguft  1329 
l^atte  Sol^ann  XXII.  ben  ©r^bifd^of  oon  Sremen  angewiefen,  bie  ©egner 
Slrnolbö  mit  ürd^lii^en  ©trafen  jur  Unterwerfung  ju  jwingen,  unb  fd^on 
am  17.  ©eptember  würbe  griebrid^  oon  ®idEftebt,  ben  fidler  bie  alten 
2)om]^erm  erwählt  l^atten,  von  i^m  aU  Sifd^of  beftätigt  *).  3m  ©tifte 
fd^eiut  bann  ein  frieblid^er  Sluäglei^  ftattgefunben  ju  l^oben;  Slruolb 


—     177    — 

feftfl  t)crmittclte  bcn  gerieben,  ben  ßolberg  im  Setzte  1329  mit  eßölin 
unb  §affo  t).  SBebel  fdjlojs  unb  fteßte  itod)  1330  (12.  Satmar)  alö 
33ifd^of  eine  Urlunbe  in  (Solberg  miö,  bie  gtiebrid)  t)on  ©icfftebt  in 
feiner  frül^eren  SBürbe  alö  äHcebomimiö  nuterseidjucte.  ®§  fdjcint  bem^ 
na(^,  bafe  bem  Sifd^ofe  fein  Sitel  biö  ju  feinem  Slbgange  anö  bem 
©tifte  gelaffen  fei. 

SSon  einem  Ärieg§jnge,  ben  bie  Golberger  fnrj  t)or  bem  Sctfire  1378 
im  Snteteffe  bcö  ©tiftö  unternommen  l^aben,  finbet  \iö)  nur  eine  furje 
Slnbeufung.  ^n  ber  Urfunbe,  n)el(^e  (1378)  ben  ©otteöbienft  in  ber 
neuen  ©ertnibenfapeUe  regelt,  mirb  für  ben  Sag  beö  l^eiligen  SSartJ^o^ 
lomäuö  eine  jä^rlid^  mieberfel^renbe  feierlidje  ^U^ojeffion  ber  gefammten 
®eiftU(J^feit  na6)  jener  Kapelle  angeorbuet,  „um  ®ott  unb  bem  Ijeiligen 
S3artl^oIomäuö  für  ben  iDunberbaren  (Sieg  ju  banfen,  ben  fie  bie  treu 
jur  ©amminer  Rhä)e  fte^enben  ßolberger  bei  3Kaffoit)  über  bereu  rebet 
lifd^e  g^einbe  l^aben  erfei^ten  laffen".  S)ie  allgemeine  ®ef($id)te  ^^som= 
memo  imb  beö  Stiftet  fd^eint  feine  Slufflärung  über  biefe  Unterne^- 
nmng  ju  bieten.    3)iaffon)  mar  bamalö  t)om  33ifd;ofe  t)erpfänbet. 

S?on  ber  größten  3Bi(^tigfeit  für  bie  93ebeutung  ©olbe'rgö  unb 
feine  Stellung  im  ©tifte  uurbcn  bie  gegen  baö  @nbe  beö  14.  3a(;r= 
l^unbertö  über  bie  Sefefeung  be^  bifd^öflid)en  ©tul;lö  entftanbenen  äßirren; 
fie  fönnen  beöl^alb  I;ier  ni(^t  übergangen  werben,  obraoljl  fie  mel^r  ber 
Sanbeö^  ate  ber  ©tabtgefc^id^te  angehören. 

Um  ber  ©efal^r  t)orjiibeugen,  meldte  bei  ber  faft  unabfjängigen 
©tellung  ber  nur  bmä)  ein  etoigeö  3^riebenöbünbnife  mit  Sommern  t^er^ 
einigten,  biefeä  überbie^  räumlid)  in  jraei  ©tüde  jerfd^neibenben  ©tiftö= 
lanbe  ein  l^errf(^füd^tiger  33ifc§of  über  ^^^ommern  bringen  fonnte,  l;atte 
SBogiölat)  V.  ben  S3ifd^of  Sol^ann  I.  gepungen  (1356),  i^n  unb  fane 
SRad^folger  ate  bie  natürlid^en  (£ä)irml^crrn  beö  ©tiftö  anjuerfennen, 
ol^ne  bereu  aBitten  unb  Suftimnuing  meber  ein  33if(^of,  nod^  Prälaten 
gemälilt  werben  bürften  ^).  ^urd)  nid^tö  fonnten  feine  ©öf)ne  unb  9tad^= 
folger  bie  t)om  a?ater  ererbte  Stettung  jum  ©tifte  beffer  befeftigett,  alö 
menn  fie  bie  SBal^l  eineö  au*3  'firer  9J!itte  ^um  Sif(^ofe  burd^fefeten. 
Unmittelbar  nad^  bem  2obe  33ifd^of  ^^^ilippö  (1386)  muffen  bie  brei 
SSrüber  mit  bem  S^omcapitel  i:nb  ben  ftiftifdjen  ©täbten  barüber  in 
aSerl^anblung  getreten  fein;  benn  fd)on  am  13.  9Jfärj  1386  übernel^men 
ber  SSogt  ju  Selgarb,  ®gl;ert  von  bem  SBolbe,  bie  Siatl^äcotteöien  unb 
bie  ©emeinben  von  S3elgarb  unb  6'ammin  unb  Sftubefe  von  Sulgrin,  Sogt 
von  3anoiu,  Söürgfd^oft  für  il;re  ^erjöge  SSarti^lat>  tmb  SBamim  von 


—    178     — 

©tettin,  baj3  biefe  ba§  ©tift,  ©tdbte,  Scannen,  Sanb  unb  Seute  in  aUem 
SRed^te  crl^alten  toütben,  unb  erflären,  für  ben  %aü,  bafe  einer  ber 
beiben  gütften  ju  ^ei^og  Sogiölat)'^  Seiten,  „flf^w  de  dumheren  von 
Camin  hebben  gheeschet  tu  eneme  bisehoppe'^,  ba§  ©tift  t^ergeraat 
tigte,  \\S)  felbft  fo  lange  ju  biefent  Italien  ju  wollen,  biö  ba§  Unred^t 
gefü^nt  fei.  SDie  §erjöge  l^atten  alfo  eine  fd^neHe  aSerftänbigung 
mit  bem  ßapitel  erreid^t,  ber  britte  SBruber  Sogiölat)  VIII.,  ber  ^It-- 
rüer  war  unb  bei  ber  Si^eilung  nur  baö  fleine  £änb(^en  ©targarb 
erl^alten  l^atte,  würbe  für  ben  bifd^öflid^en  ©ife  auöerfefien,  unb  nur  ber 
Umftanb,  ba§  er  nod^  ni(^t  bie  SBeil^en  erl^alten  l^atte,  Derl^inberte  bie 
fofortige  SBoUjiel^ung  ber  SBal^L 

SDer  Sluöfül^rung  be§  Sefd^loffenen  traten  aber  balb  fd^raer  ju  Be^ 
feitigenbe  §inberniffe  in  benSBeg:  ber  ^apft  t)erfägte,  ol^ne  ba§  6apitel 
JU  befragen,  über  bie  Sefefeung  beö  er(ebigten  ©tuf)lö  unb  ernannte 
einen  Soi^anneö  äBilfini,  angeblich  einen  Söiagbeburger  SDoml^erm*),  juni 
Sifc^ofe.  ©täubten  au(^  ^erjöge  unb  ßapitel  bem  pöpftlid^en  SBiUen 
fi(^  fügen  unb  ben  neuen  ^ifd^of,  ber  no(^,  unt  bie  SBeftätigung  ju  er^ 
l^alten,  in  SRom  verweilte,  aufnehmen  ju  müffert,  wenn  er  in  ba§  ©tift 
fam,  fo  waren  bod^  beibe  entfd^toffen,  an  ber  t)on  SBogiölat)  V.  georb^ 
neten  ©teHung  beö  ©tiftö  ju  ben  pommerfd^en  33ifdf)öfen  feftjul^alten 
unb  Sogiölax)  VlII.  wenigftenö  bie  ©d^irmt)ogtei  ju  laffen,  bie  mögli(^er 
äBeife  mit  ^Bewilligung  beö  t)om  ^apfte  gefi^idten  33if(i)ofö  in  eine  welt= 
lid^e  älbminiftration  üerwanbelt  werben  fonnte.  Sfir  geftl^alten  an  bem 
gefd^affenen  Sied^töjuftanbe  war  um  fo  briirgenber  geboten,  als  t)on  einer 
anbem  ©eite  l^er  nod^  größere  ©efa^r  brol^te.  ®ä  fam  nämtid^  t)on 
bem  römifd^en  Könige  SBenjel  ein  Sel^nbrief  in  baö  Sanb  (7.  Suni  1386 
auggefteltt),  woraus  man  mit  Uebenafd^ung  erfal^,  baß  ber  Äönig  biefeö 
alö  unmittelbares  SWeid^Slanb  betrad^te  unb  feinen  Äanjter  Sodann  Sru^ 
noniö  mit  ben  SJtegalien  belel^nt  l^abe»  ©o  fe^r  man  jur  Seit  ber 
ateformation  im  ©tift  nad^  einer  reii^sunmittelbaren  ©tettung,  alö  bem 
einzigen  ©d^ufee  gegen  bie  l^erjoglid^e  ©ewalt,  ftrebte,  fo  wenig  wollte 
man  in  jener  Seit  baoon  wiffen:  gegen  bie  (Sinfd^icbung  faiferlii^er 
©ünftUnge  in  baö  ©tift  fd;ien  bem  Slbel  unb  ben  ©tabtpatriciem, 
weld[)e  bie  3lemter  unb  ^frünben  als  il^nen  äuftel^eiib  aufaßen,  ein 
Sif(^of  auö  bem  einl^eimifd^en  g^ürftenl^aufe  bie  befte  ©ewäl^r  ju  geben. 

*)  ScbcnfaH«  nic^t  ber  gletd^namige  ^ropfl  bc«  ©olberger  unb  bann  be« 
(SöeUncr  3ungfraucn!lofter3,  t^a  biefcr  fc^on  1387  tobt  njar.  Älofterurfunbc  1387: 
Johann  IViUekCy  demc  gnt  gnei/iv'i  Ay,  äese  was  en  praccal  lo  Coslin^^ 


—     179    — 

(Stift  imb  ^erjöge  fui^ten  beöl^alb  i^re  33ef(^Iüffe  tüentgftenö  juin 
Sl^eil  bur(ä^jufül;ren,  ba§  ßapilel  xoaf)lk  mit  Seiftimmung  ber  ©täbte 
1387  (24.  3luöuft)  Sogiölat)  VIII.  juni  „aSorftänber  iinb  ^e\ä)xx^^ 
tuet"  beö  ©tiftö  unb  legte,  inbem  eö  il^m  baö  3te(^t  jugeftaiib, 
bie  Derpfänbeteii  ©tiftögüter  einjulöfen,  bie  2Ib[i(^t  an  ben  Sag,  ifjin 
au(ä^  bie  Slbmiuiftratiou  beffelben  ju  übertragen,  au  bie  fid),  fobalb 
eö  bie  Umftänbe  erlaubten,  bie  ©rljebuug  jur  bifd^öf(id;en  SEBürbe  leidjt 
anf(3^lieBeu  fonute.  %üx  ben  gaH,  baft  fi(^  bie  erraäljluug  juni  Stbuii- 
niftralor  burd^fe^eu  lieft,  f(^loffen  nod^  in  bemfelbeu  Saläre  ©apitel  imb 
©tobte  mit  ben  l^erjoglid^en  Srübent  einen  Sßertrag,  loeld^er  bie  3n^ 
faffen  bes  ©tiftö  gegen  Uebergriffe  fidlem  foHte,  mit  ber  ©olberg  iu§- 
befonbere  betreffenben  S3eftimmuug,  Sogiölat)  bürfe  o^ue  33en)i(ligung  beö 
ßopitels  unb  ber  ©täbte  feine  S3ebe  vom  Sanbe  f orbern,  biejenige 
aber,  bie  er  nad)  ber  t)orgefd;riebenen  SSeife  erl;ebe,  fotte  bei  bem  3?at[;e 
von  ©olberg  üertoal^rt  werben,  bi§  gapitel  unb  ©täbte  über  il;re  SSer- 
wenbiuig  jum  9hi^en  beö  ©tiftö  befd^loffen  l^ätten. 

Sol^ann  9Bilfini  voax  nun  jwar  nid)t  gefonnen,  mä)  nur  einen 
Sl^eil  feiner  Siedete  an  Söogiölat)  abjutreten,  unb  lieft,  ba  er  nid)t  im 
©tifte  erf(^ien,  feine  meltlid^en,  wie  feine  geiftlid^en  Sefugniffe  burc^ 
©eneralmcarien  (Sorfe  be  Sobege,  2lr(^ibiafon  von  ©tolp  1387  xmb  88, 
^l^iltpp  t)on  §elpte,  S)ompropft  in  Gammin,  fieser  feit  1389)  t)ent)alten, 
inbeft  ging  bie  ©teHung  33ogi§lat)ö  im  ©tifte  bo(^  über  bie  eineö 
bloften  ©d^irmt)ogt§  l;inau§,  ßolberg  menigftenä  lieft  fid^  (7.  3JJärj  1388), 
wie  im  allgemeinen  eine  SSeftätigung  aller  feiner  ^^riüilegien,  fo  befon= 
berö  bie  3ufi(^erung  von  if)m  ert^eilen,  baft  er  ben  jmifdien  ben  ^er- 
jögen  unb  bem  ©tifte  gef(^loffenen  5lsertrag  erfüllen  imb  feine  9{ed)tö5 
tage  (di?ik)  l^atten  motte  „w/  der  domheren  rade  to  Camin  nnde 
na  der  von  Colberghe  rdde'^  unb  ebenfo  lieft  fid^  bie  ©tabt  von 
il^m  „ß/5  rneyiie  vorstendere  der  kerken  nnde  des  dichtes  to  Camin'' 
unb  nid^t  von  ben  5Bicarien  be§  93ifd;ofö  bie  Slnerfennung  unb  Segal^' 
lung  ber  ©d^ulben  jufid^ern,  „in  bie  fie  be§  ©tiftö  wegen  gekommen 
wären",  unb  bie  3luöfertigimg  mit  bem  ©iegel  feiner  „  Vorstendynghc 
des  stichtes'^  t)erfel^n.  ©elbft  ber  ©enerafoicar  S3orfe  erfannte  biefe 
©tettung  an,  inbem  er  fid;  in  berfelben  Urfunbe  „wß  rade  des  capi- 
tels  tmde  der  stad  to  Coilnrght''  in  gleid^er  SBeife  bie  SBejal^lung 
ber  ©(^ulben  gewöljrleiften  lieft,  bie  er  im  Sutereffe  beä  ©tiftö  ge^ 
mad^t  l^atte« 

2Beniger  no^  alö  ber  päpftUd^e  W^o\  ^t>\)ccv\xv  U\\\\\^  "^^x  ^<\^^ 


—    180    — 

namtge  ©ünftlinö  bc§  rönufi^en  Äönigs  int  ©tifte  jut  ©eltunö  fommciu 
SRur  eine  Urfunbe  tft  von  il^m  im  ßolberger  %x6)w  Dortianben  ^).  ©r 
nennt  fi(ä^  barin  „ermäl^lter  Sifd^of  ju  ßantniin,  beö  römifc^en  Äönigö 
Äanjier",  t)em)eift  diaVi)  unb  ©enteinbc  ber  @tabt  auf  ben  SDompropft 
^^l^ilipp  t)on  §elpte,  ber,  wie  fie  wol^l  mi^tm,  t)on  i^m  ju  einem  8Sor= 
ftel^er  beö  ©tiftö  ernannt  fei,  mit  DoHer  33laä)t  ju  t^iut  imb  jn  laffen, 
afe  ob  er  felber  ba  wäre,  fie  foHlen  ju  itjm  tialten  mit  Statl^  unb  Sl^at 
unb  il^m  SReiä^enfcä^aft  geben  mn  bem  ©c^loffe  ßörlin,  ba§  in  i^rer 
§anb  fei/'*)  »iät^fel^aft  bleibt,  ba&  ber  ©ompropft  ^U;ilipp  t).  §elpte 
in  berfelben  Seit  axii)  als  ber  SSertreter  beö  anberen  Soi^anneö  aufge^ 
fül^rt  wirb,  unb  man  mö(ä^te,  menn  bie  aSerfiä^iebenl^eit  ber  Familien- 
namen nid^tmäre,  ba  überbiefe  bie  oben  eriüäl^nten  3Serträge  nur  einen 
So^anneö  fennen,  beibe  für  eine  ^erfon  l^alten.  —  Sro^  ber  Suficä^e^ 
rung,  bie  ber  böl^mifd^e  3ol^anne§  ben  ©olbergem  am  ©d^luffe  jenes 
©d^reibenö  giebt,  bafe  er  in  Äürje  bei  il^nen  fein  werbe,  l^t  er  fi^  fo 
menig  im  ©tifte  feigen  laffen,  mie  fein  SRebenbul^ler  (ober  ^Doppelgänger), 
ber  1594  in  ber  grembe  ftarb.  Sie  baburc^  eingetretene  SBacanj  beö 
bif(^öfli($en  ©ifeeö  mürbe  in  Komment  bettufet,  um  enblid^  bie  SBerträge 
auöjufü^ren:  S3ogi§lat)  mürbe  jefet  mirllicj^  jum  äbminiftrator  beö  ©tiftö 
poftulirt  lutb  in  bie  SBermaltung  beffelben  eingefefet,  mäl^renb  ba§  ®om^ 
capitel  für  i^n,  ba  i^m  nod^  bie  SBeil^e  unb  SBeftäligung  fehlte,  bie 
fird^lid^en  §anblungen  t)oIljog. 

Sttbeg  auf  bem  SBege  jum  Siötl^um  trat  i^m  jefet  ein  britter 
Soliannes  in  ben  SQBeg,  ber  i)om  ^apfte  beftätigte  Sol^ann  t)on  ©ppeln, 
n)el(^er  1394  im  ©tifte  erfd^ien  unb  am  19.  S)ecember  beö  Setzte«  bie 
Privilegien  ßolbergö  beftätigte  0-  S3e|iauptete  \i^  anö)  Sogiölat)  alö 
aibntiniftrator  gegen  il^n  unb  feine  Sßicare,  fo  legte  er  bod^  enblid^, 
mübe  be§  §aberä  unb  m6)  bem  Sobe  feines  Sruberö  Samim  bur(^ 
bie  t)ommnbf(^aftli(J^e  ^Regierung  ^ommerns  in  2lnfpru(3^  genommen, 
feine  ©teEung  nieber.  3lber  aud^  fein  ©egenbif d^of  mu^te  ber  attge^: 
meinen  3lbneigung  beö  ©tiftö  unb  ber  §er}öge  meii^en,  er  mürbe  vom 
^apfte  gejmungen,  mit  SRifolauö  SBodf,  33ifdf)of  oon  6ulm,  ber  aud^  mit 
feinen  2)iöcefanen  in  3mift  geratl^eit  mar,  faft  ju  berfelben  Seit,  roo 
aSogiSlao  SBet^id^t  leiftete,  ben  ^lafe  ju  med^feln.  —  SDer  neue  33ifd^of 


*)  S)ic  Urhmbe  ijl  am  23.  Slprll  ol^nc  Slngabc  bc«  Sal^rcö  8U  »cmc  (in 
a3d]^men)  auögelleat,  unb  fann  nid^t  vox  1389  öcfcjt  werben,  ba  ^l^tltpp  o.  §elpte 
frü^cflcn«  in  ber  jweitcn  §alfte  bei  Sal^ree  1388  !Bomprop|i  ö^w^rben  ift. 


—     181     — 

Beftätigte  am  13.  ßctober  1398  bte  von  feinen  SSoröängem  ber  ©tabt 
ßolberg  ertl^eitten  ^^tbilegien  (unter  jenen  finb  Sol^ann  SBilfini  unb 
Sol^ann  Snmontö  fo  wenig  genannt,  wie  33ogtölat),  wol^l  aber  ber 
nac|  6ulm  Derfefete  Sol^anneö.)  ^) 

SBar  nun  aud^  mit  SRifoIauö  ©infefeung  ber  ©treit  nm  ben  bifi^öf- 
lid^en  ©tul^l  befeitigt,  fo  erwui^ö  bod^  avi§>  33ogi§lat)§  frül^erer  ©tel- 
lung  eine  neue  unb  fi^limmere  Sßermirrung,  ba  biefer  fid^  weigerte,  bie 
t)on  ü^m  1394  eingelöften  ftiftifd^en  ©(ä^löffer  aWaffow,  ?ßolnom,  Sam^ 
laufen  unb  ©üljorn  ol^ne  SJüdgal^lung  ber  Söfungöfumme  t)on  40,000  9Kf. 
]^erau§jugeben.  3lud^  3?ifolau§  fonnte  im  ©tift  feinen  SBoben  gewinnen. 
6r  ging  nad^  9?om,  um  feine  fi^wad^en  wettlii^en  SUlittel  burd^  ben 
33ann  ju  t)erftärfen,  ben  er  t)om  ^eiligen  Sßater  erwirfen  wollte.  3lm 
13.  £)ct.  1406  beftätigte  er  nod^  eine  58icarie  in  ßolberg,  13.  aJiärj  1408 
war  er  wieber  im  ©tift.  @r  fanb  l^ier  bie  Sage  nod^  mel^r  ju  feinem 
Siad^tl^eil  t)eränbert.  £>^ne  auf  il^n  SKüdffid^t  ju  nel^men,  f^Io§  bas 
©apitel  unb  bie  ©tabt  ßolberg,  biefe  burd^  bie  33ürgermeifter  SSincen^ 
tiu§  §olf  unb  aSebele  oertreten,  beö  anbauemben  gel^bejuftanbeö  über^ 
brüffig,  mit  Sogiölao  VIII  am  19.  Suni  1408  ju  Selgarb  einen  für 
baö  ©ebiet  ber  S)oml^errn,  für  ßolberg  unb  feine  Sefifeungen,  für  bie 
330gtei  ©örlin  unb  fo  weit  ber  ©inftufe  beö  6apitel§  unb  6olberg§ 
rei^e,  gültigen  Sanbf rieben  mit  t)ierwöd^entlidE)er  ^ünbigung,  na(^  wel:= 
dt)em  ben  Snfaffen  ber  bejei(^neten  Sanbfd^aften  „freies  Steiten,  g^al^ren 
unb  SBanbem  in  il^ren  ®efd;äften"  in  ben  l^erjogtid^en  ßanben  unb 
§ülfe  gegen  SSergewaltigung  jugefid^ert  würbe  ^).  S)ie  rerpfänbeten 
©d^löffer  werben  barin  nii^t  berül^rt.  SBon  6ö§lin  ift  in  allen  biefen 
aSerwidelungen  auffallenber  SBeife  nie  bie  5Rebe.  ®er  Sifd^of  f($eint 
nid^t  wieber  m^  ßolberg  gefommen  ju  fein,  wenigftenö  ifl  ein  3lbla)35 
brief  von  i^m  für  baö  altftäbtifd^e  Softer  (16.  ©eptember  1408)  in 
©d^iDelbein  auögefteHt.  3m  ©efü^le,  bafe  feine  ©teHung  unl^altbar  fei, 
unb  no($  burc^  einen  2lngriff  93ogiölat)ö  geängftigt,  ging  er  na^  ?ßreugen 
unb  übertieJB  ben  bifd^öflid^en  ©ife  von  ©ammin  bem  t)om  ßapitel  er^^ 
wäl^lten  §erjoge  aWagnuö  t)on  ©adEifen^^Sauenburg,  weli^er  am  22.  jDc^ 
tober  1410  bie  SRed^te  unb  Sefifeungen  ©olbergö  beftätigte^®).  — 

SDer  ©treit  über  bie  ©tiftögüter  war  bamit  no(^  nii^t  beenbigt: 
aßagnuö  J^ielt  bie  2lnfprü(^e  beö  SSorgängerö  aufrecht,  unb  ber  l^art^ 
nädEige  93ogiöIat)  ftarb  1418  in  bem  S3anne,  ben  fein  ©egner  auf  bem 
©oncil  JU  Äoftnife  gegen  il^n  erwirft  ^tte.  2lu($  Sogiölat)  IX.  blieb  bei 
ber  g^orberung  feines  SSaterö  unb  SBorgängerö  ftel^en,  uub  ex^t  ^^x  "^Va&i^ 


_     182    — 

folger  be§  1423  auf  ben  Sifi^oföfliil^I  t)on  §itbeö]^elm  t)erfcfeten  aWagnuS 
©iegfrteb  von  S3iif  (9.  3lpril  1424  nennt  er  fid^  noä)  3lbminiftrator  unb 
9?icar)  t)eröU(3^  fid^  naiJ^  jwölfiäl^rtgem  ©treite  im  Söl&re  1436  mit  il^m, 
inbem  er  fi(^  ju  einer  3al^lung  von  20,000  9JJf.  t)erftanb  unb  il^m  bie 
ftreitigen  ©üter  no(^  auf  15  Saläre  als  Untetpfanb  ju  laffen  vtx^v^aä). 
SugleiiJ^  würbe  bie  ©teHung  beä  Stifts  jum  ©erjoge  auf  ©rimblage 
ber  frül^eren  S3erträge  feft  georbnet:  ber  gett)äl^Ite  ^if(|of  mirb  bem 
§erjog  jur  Seftätigung  t)or5ef($Iageu  unb  von  biefem,  wenn  er  mit  ber 
2Baf){  eint)erftanben  ift,  bem  ^apfte  jur  a3eftätigung  cmpfol^Ien;  ber 
£anbe§]^err  ift  ©(^irmüogt  beö  S3iötl^umS,  ©treitigfeiten  jiDifd^en  beiben 
werben  buri^  ein  ©(^iebögerii^t  gefi^Iid^tet,  weld^eö  auö  je  jmei  SiatJ^^ 
mannen  t)on  ©targarb  unb  Treptow  unb  je  t)ier  aus  ©olberg  unb  ßöälin 
gebitbet  wirb;  ber  ßamminer  SSifd^of  l^ebt  ben  über  Sebenbe  unb  Siobte 
gefprodjenen  33ann  auf. 

Sie  eben  gefd^ilberten  langj|äl;rigen  SBerwidelungen  legen  Seugnife 
ab  von  bem  wa^fenben  ®inf(uffe  6olberg§  auf  bie  allgemeinen  Sanbeö- 
Derl^ältniffe.  3n  ben  SBerträgen  mit  Sogiölat)  erfi^eint  ßolberg  neben 
bem  ©apitel  afe  bie  einjige  mitberatl^enbe  Wlaä)t  @ine  \iä)  im  QoU 
berger  3lr(i)it)e  finbenbe  Slufjeid^nung  ber  SBertragöbeftimmungen  vom 
3al;re  1 386  auf  an  einanber  gel;efteten  ^apierftüd en  unb  ofine  ©atum 
von  ber  §anb  beö  ©d)reiber§,  ber  um  biefe  3eit  baö  ©tabtbudj  fü[;rte, 
mit  3ufäfeen  von  einer  anbern  §anb,  ift  offenbar  ber  erfte  Entwurf  ju  bem 
SSertrage;  biefer  fd^eint  alfo  an§t  bem  diatt)t  von  Solberg  l^erüorgegangen 
5U  fein,  g^ür  bie  bebeutenbe  ©tellung  ßolbergö  fprid)t  anä)  ber  Um- 
ftaiib,  ba)3  naä)  biefem  SSertrage  bie  dou  93ogiö(at)  etwa  erl^obene  33ebe 
bei  bem  SRatl^e  von  ßolberg  in  3Serwa^rung  gegeben  werben  foHte. 

5Der  verftärfte  (Siiiflu^  ber  ©tabt  jeigt  \iä)  no(^  in  einer  anbern 
wid)tigen  Erwerbung,  weld;e  ber  ©tabt  an^j  ben  ilämpfen  jupel.  6ö 
war  twu  groj3er  3Bi(^tig!eit  für  ben  lanbeinwärtö  gel^enben  §anbel  ber 
©tabt,  bajs  bie  bifd)öf(id)en  ©(^löffer,  weldie  in  ber  3l&^e  ber  Golberger 
§anbetöftra)3en  lagen,  in  fidlerer  §aub  waren,  ber  SRatl;  war  beöl^alb 
fd^on  lange  beftrebt  gewesen,  bie  freie  aSerfügung  beä  33ifd;ofö  über 
biefe  hnxä)  ein  3)Zitbeftimmungöre(3^t  ju  befd^ränfen.  6ö  gelang  il^m, 
bie  §aubelöintereffen  ber  ©tabt  an  jwci  gefäl^rbeten  ^uncten,  9iaffow 
unb  ©örlin,  ju  fidlem. 

3taffow  (bamalö  9laffenburg)  mit  feinen  JJebengütern  ©d^eterow 
(untergegangen,  lag  angeblii^  bei  SWügenwalbe  an  ber  Oftfee),  Sifeider, 
Ära^if  unb  3Jeuenfelb  gef)örte  furj  uor  1364  jum  Sljeil  ben  ßolberger 


—    183    — 

Rolfen,  jum  S:i^eil  ben  Äamefcä  (f.  ©.  82).  §cnmng  §olf,  bcr  ©ol^n 
bes  S3ürgerttteifter§  aSincenliu§  §olf,  galt  bei  bcr  ©tabt  unb  bem  S3fe 
fd^ofe  als  ber  Url^eber  ber  t?e]^be,  bie  jtüifi^en  ben  beiben  g^atntlien 
entbrannt  war  unb  fo  vkl  Unl^etl  über  bie  ©tabt  gebrad^t  l^atte,  er 
würbe  beöl^alb  gefänglii^  eingebogen,  unb  ber  Sßater  fal^  fid^  genötl^igt, 
um  ben  allgemeinen  Unwillen  ju  befd^widitigen,  alö  ©rfafe  für  ben  burd^ 
ben  ©ol^n  angerichteten  ©($aben  baö  ©d^Iofe  mit  feinen  ©ütern  unb 
§ebungen  bem  Sifd^ofe  ju  überlaffen. 

S)ie  Erwerbung  würbe  nur  hmä)  baö  ®elb  unb  ben  ßrebit  ber 
Colberger  ermöglid^t.  3m  Saläre  1373-bejeugte  Sifd^of  ^l^ilipp,  baß 
t)on  ben  5000  3Jiarf,  um  bie  er  5Raffow  mit  feinen  baju  gel^örenben 
Dörfern  von  §enning  Äranffpore*)  „um  ber  9?otl^  be§  Sanbeö  willen" 
gefauft  l^at,  ber  ßolberger  SRat^  bie  Sefd^affung  t)on  2000  3Rarf  für 
il^n  übernommen  |at,  ICOO  aJlarl  aus  eigenem  ©edfel,  1000  SJtarf 
burd^  SSürgfd^aft  von  bem  SBürgermeifter  SKartoarb  SSoffe  in  ©ööHn, 
jum  ^fanbe  bafür  überläßt  er  bem  Statine  bie  Hebungen  aus  ber  6ot 
berger  9Rü^Ie").  —  ©ab  ber  diatf)  ju  jenem  ^aufe  nur  bie  5KitteI 
l^er,  fo  erf($eint  er  1415  neben  bem  Sif(^ofe  afä  SKitfäufer.  SReimar 
t).  SSerfen,  ©ol^n  ^a\\l§>  t).  33.,  t)erfaufte  in  biefem  Saläre  fein  ®rbgut 
in  9laffow  unb  „SWienborp"  für  11,000  3Jlar!  an  ben  SBifd^of  aWagnuö 
unb  ben  SRatl;  ber  ©tabt  ßolberg,  ber  SBerfäufer  bel^ält  baö  ©(^toß  in 
SSerwal^rung,  biö  baö  ©elb  bejal^lt  ift,  t^etpflii^tet  \iä)  aber,  in  ganger 
Sreue  jum  Sanbe  unb  ju  ben  ©täbten  ju  l^alten,  alle  S^^re  foHen  il^nt 
150  3Karf  gejault  werben,  .^tim  dat  slot  to  spiseiide  imde  to  hol- 
dend&'\  wirb  eö  mit  ®intra(^t  beö  a3ifd^ofö  unb  ber  ßolberger  abge^ 
bro($en,  fo  fott  ber  Äauf  mad^ttos  fein  unb  er  bie  ©üter  bel^alten. 
©ine  ©rweitenmg  bes  fpäter  ben  beiben  ©täbten  (©olberg  unb  ßöslin)  juge^: 
ftanbenen  3lnred^ts  an  5Raffow  jeigt  ber  SSertrag,  nai)  weli^em  S3ifd^of 
©iegfrieb  1438  bas  ©d^loß  an  ßlawes  Äamefe,  als  5ßogt  beffelben, 
überläßt;  biefer  foH  es  bewal^ren  gegen  feine  unb  bes  ©tifts,  gegen 


*)  S5on  ben  §olfd  \^  ntd^t  tocitcr  btc  Sflcbc.  SBlcacid^t  berul^tcn  i^rc  Sin- 
fprüd^c  auf  einer  SSerfd^roägerung  mit  ben  ^ranffpore.  3m  Saläre  1385  »ermittelt 
§inrif  ^alborn,  ^ropfl  ju  ©tcttin,  SScrmööenöftreitigfciten  gmifd^en  jenem  Henning 
§ol!  unb  feiner  ©attin  Äatl^arina  für  ben  gaß,  M^  pc  mc^t  bei  il^m  bleiben  moOe/ 
Henning  mit  feiner  2:odöter  erl^ält  gwei,  Äatl^arine  ein  S)rittcl  beg  SSermögenö,  bod| 
fott  ftc  au0  il^rem  Slntl^cile  bie  ans  ber  ©efangenfc^aft  §cnningö  biefem  crmac^fcnen 
Äojicn  mittragen,  ©tabtbud^  1385.  ®cr  Samilienname  ber  dimma  Henning  §. 
ifl  nic^t  angegeben. 


—    184    — 

innere  imb  ändere  g^einbe,  er  foll  es  bem  Sifi^ofe,  ben  ^oml^emi 
unb  ben  ©täbten  bei  Sag  unb  3la^t  offen  l^alten  unb  feinen  ol^ne 
beö  33if(ä^ofö  unb  ber  ©täbte  SBiHen  barin  anfnel;nien.  ^ie  SBebeutimg 
beö  ©d^loffeö  für  ©olberg  jeigt  bie  93eftimttmng  beö  3>ertra9§,  bafe 
Qiavoe^  ^amefe  fid^  anä)  verpflid^tet,  baö  §oIäflöfeen  (auf  ber  SRabüe) 
\\\ä)i  ju  ftören  unb  feinen  ungewol^nlen  §oIjjolI  ju  erl^eben^^).  SDie 
ßolberger  l^atten  fd^on  öfters  erfal^ren,  n^elc^er  9la(^tl;eil  baburi^  bem 
©alinenbetriebe  jugefügt  werben  fonnte,  unb  bie  Siegelung  be§  glojg- 
t)erfel^rö  auf  ber  ^erfante  unb  Stabile,  bie  ©iiJ^erftellung  beffelben  gegen 
3iaub  unb  Störung  in  einem  5Bertrage  jwifi^en  SBartisIat)  bem  Sün? 
geren  von  ©tettin  unb  Sifd^of  ^l^ilipp  1381  —  ein  glofe  wirb  bariu 
aU  eine  aKaff e  von  300.®ren}  §olj  beftimntt  —  ift  geroi^  auf  ©ot- 
bergs  93etrieb  ju  ©tanbe  gefommen.  ^^) 

©rögere  2iBi(^tigfeit  als  $Raffon)  ^alte  für  ßolberg  natürliii^  baö 
bie  §anbelöftra§e  in  bie  aWarf  unb  nad;  ^olen  unb  juglei(ä^  bie  §oIj^ 
jufuljr  t)on  ber  Siabüe  unb  auf  ber  ^verfante  bel^errfcf)enbe  bifi^öflid^e 
©dÖloJB  ßörlin.  S)ie  in  bem  langen  ©treite  3al)r  für  Sal^r  roadifenbe 
3errüttung  ber  an  unb  für  fid^  fd^on  fd^n)act)en  g^inanjen  ber  33if(äE|öfe 
geben  bem  diatf)e  ®elegent;eit,  feine  §anb  au(^  auf  bies  ©c^lojs  ju 
legen.  ©d;on  1389  raaren  fie  im  ^fanbbefife  beffelben,  Sifd^of  3Jlagnuö 
erfannte  1410  ^0  an,  bafe  feine  Sßorgänger  für  beffen  3lu§löfung  11,200 
äJlarf  von  Golberg  aufgenommen  Ratten,  imb  befreite  fie,  um  il^nen  bie 
3al)lung  ber  3infen  ju  erleichtern,  bis  jur  Tilgung  ber  ©c^ulb  von  ber 
Drbare  (f,  ©.  31).  Um  bie  oerraunbbarfte  ©teile  i^res  gefammten 
Sanb^anbelö  ju  fid)ern,  war  bie  ©tabt  ju  immer  neuen  ©elbopfern 
bereit.  3|re  §ülfe  mürbe  von  feinem  mel^r  in  S(nfpru(^  genommen, 
als  von  beut  in  fteter  ©elbnotl^  fifeenben  33if($of  ©iegfrieb,  ber  über= 
l;aupt  oon  üerfd^iebenen  ©eiten  Ijer  feine  leere  klaffe  ju  füllen  fu(^te. 
©djon  1424,  als  er  ^ien  33if($of  geraorben  war,  mußte  ber  9lat^  von 
ßolberg  für  300  fl.  für  il^n  gut  fagen,  bie  er  von  bem  Statine  üon 
©targarb  „in  feiner  9Zotl^"  geliel;eu  l^atte.  SDaß  bie  ©targarber  guten 
©runb  Ijatten,  ber  3al^lungsfä^igfeit  bes  Sifdjofs  nid^t  red^t  ju  trauen 
unb  besl)alb  einen  guten  Bürgen  ju  forbern,  geigt  ber  Umftanb,  bafe 
berfelbe  ani)  1430  feiner  S^erpftid^tung  jur  Siüdfjal^lung  nod^  nid^t  nad^- 
gefommen  war.  SDajU  vermel^rte  er  nod)  im  Sa^re  1427  bie  ßörliner 
©(^ulb,  ftatt  fie  abgugal^len,  burd^  bie  3lufnal;me  üon  neuen  1000  aWf. 
bei  bem  Statte  unb  ber  ©emeinbe  t)on  Solberg,  bie  er  mit  80  fl.  SRente 
}u  näd^fteu  aBei^nad)ten  jurüdEjujaljlen  t)erfprad^.    3nbe§  ber  fäumige 


—     185    — 

Salbtet  fam  ^ait  beffen  mit  neuen  Slntel^en;  im  Solare  1430  mußte  er 
fid^  ju  einer  nmtn  ©d^ulb  von  1600  9Jfar!  befennen,  baju  ba§  ^Ser- 
fpreÄien  geben,  ben  ©targarbent  bte  ©Äiulb  befttnmit  ju  nädiften  aßetl^- 
nad^ten  jurüdjal^Ien  ju  motten,  unb  bie  Bufii^erung  ertl^eilen,  bafe  QoU 
berg  ba§  ©(^lojs  ßörlin  ni(^t  vox  erfolgter  Sluöjal^ümg  ber  ^'fanb^ 
fumme  l^erauöjugeben  brau(^te*) "). 

@ö  mar  eine  bemütl^igenbe  Sage,  in  mel(^e  ber  33ifd^of  ber  ©tabt 
gegenüber  bis  jum  Saläre  1440  l^in  aHmäl^lid^  gerat^en  mar:  feine 
Hebungen  aus  ßolberg,  3ott,  ©eriiä^t,  ©rbare,  SKül^Ienpäd^te  maren  faft 
fämmtlid^  an  bie  ©tabt  üerpfanbet  unb  tjerfaüft,  feine  ©d^löffcr  9itaffom 
unb  ©örlin  befanben  fi(^  in  il^rem  ^Nfanbbefife  unb  [tauben  unter  il^rer 
aWitDerfügung,  unb  baju  jeigte  fid^  balb,  bajs  9?atl^  unb  33ürgerf(3^aft, 
im  33emuj3tfein  il^rer  Ueberlegenl^eit  über  bie  fd^mad^e  ©tiftöregierung 
baö  ©emonnene  nur  aU  §anbl^abe  anfallen,  um  no(^  größere  Unab- 
pngigfeit  von  if)x  ju  geminnen.  ©o  tag  in  ber  beiberfeitigen  Stet 
lung  ber  Äeim  ju  fdimeren  3ermürfniffen.  ©in  ©treit  beö  mit  bem 
ßannniner  ßapitel  fo  eng  oerbunbenen  ßolberger  ßapitelö  mit  SRatl^ 
unb  Stirgerfd^ft  gab  bie  SSeranlaffung  jum  offenen  3lu§bru(^e  ber 
geinbfd^aft. 

*)  dlad;)  einer  9lac^ci(^t  bei  S^iango  (Beitreg.)  I^at  bei*  SBifc^of  1440  für  eine 
neue  ©c^ulb  von  2700  Sl^iar!  ha^  l)albe  Slmt  (Sörltn  als  Untcrpfanb  gefcjt.  ©ine 
Urfunbc  fcl^U. 


geifrtjtle  ©efeHf^aften,  @)jitaler. 


SWur  bürftiö  unb  unbeutU(§  waren  bte  ©puren,  auf  benen  n)ir 
(©.  23)  bie  ®ef(^i(ä^te  beö  ßapitefe  in  n)enbif(ä^er  3eit  bis  ju  beffen 
bunflen  Slnfängen  ju  verfolgen  fu(^ten;  erft  na6)  ber  ©rünbung  beä 
beutfd^en  ßofbergö  verbreitet  fi(^  mel^r  &xä)t  über  feine  Suftänbe. 

Ueber  bie  Seit,  in  weld^er  ber  33au  ber  ©olberger  3Karienftrd^e 
begonnen  unb  fomit  anä)  wol^I  baö  ©apitel  von  ber  Slltftabt  »in  bie 
beutf(3^e  3lnfieblung  verlegt  ift,  giebt  eine  bei  2Ba(ä^fe  (®ef(^.  ber  3tttft. 
©.  43)  abgebrudfte,  im  Saläre  1254  von  bem  päpftli(^en  Segaten  unb 
ßarbinal  $eter  ju  VLtxeä)t  auögeftellte  Urfunbe  eine  9lnbeutung.  §ierin 
fixiert  biefer  auf  Sitte  ber  ßolberger  6apitel§l)erm,  beren  SKittel  nid^t 
au§rei(^en,  um,  wie  fie  beabfid^tigen,  an  ©teile  ber  „bur(^  aHjul^ol^eö 
9llter  jerftörten  Äir(^e"  einen  neuen  foftbaren  Sau  aufjufül^ren,  äffen 
benen,  n)el(^e  baö  SBerf  imä)  fromme  ©aben  unterftttfeen,  einen  3lblaB 
von  30  Sagen  ju.  S)er  9?ame  ber  Äird^e  ift  ni(^t  genannt,  unb  il^re 
Sage  ni(^t  näl^er  angegeben.  ®ö  fragt  fi(^,  wo  biefelbe  ju  fud^en 
ift.  2Bad)fe  nimmt  alö  felbftverftänbtid^  an,  bafe  bie  Slltftäbtifd^e 
3Dtarien!ir^e  gemeint  ift.  S)o(^  ift  faum  benfbar,  ba§  bie  ßapitu:! 
laren  fid)  noc^  in  bem  Saläre  vor  ber  93egrünbung-von  SReu- (Solberg, 
mo  biefelbe  fi($er  fi^on  von  ben  gürften  befd^lof[en  mar,  mit  bem  ®e^ 
banfen  getragen  fiätten,  bie  Slltftäbtifc^e  SKarienfird^e  ju  einem  prä(^= 
tigeren  Sau  umjugeftalten ;  biefe  Äir($e,  bie  in  fol(3^er  2Beife  umge^ 
baut  merben  foff,  fann  bal^er  nur  in  ber  beutfd^en  ßolottie  gelegen 
l^aben  unb  ift,  ivenn  bie  ©.51  aufgefteffte  Sermutl;ung  rid;tig  ift,  feine 
anbere,  alö  bie  alte  SWicolaifird^e,  meldte  nun  ber  neuen  3Karienfird^e 
meid^en  foffte,  an  meld^er  bie  SDomfierrn  i^ren  ©ife  nel^men  mofften. 
©omit  mürbe  ber  Seginn  beö  "^am^  ber  aWarienlirc^e  unb  bie  Ueber^: 
fiebelung  ber  SDoml^errn  auö  ber  2lltftabt,  mo  fie,  mie  eö  in  einer 


187 


©.  16  erwäl^nten  Urfunbe  aus  bem  Salute  1278  l^etfet,  etnft  bem  ^erm 
gebleut  l^atten,  in  bte  ^^apengaffe  mit  ber  (grl^ebuiig  ber  beutfd^en  ßo- 
lonie  jur  ©tabt  ungefäi^r  jufammenfaHen* 

Ueber  ben.ftlteten  Öefifeftanb  beö  ßapitelö  giebt  unö  juerft  txni 
Urfunbe  beö  Sifd^ofö  ^ermann  auö  bem  Sa^te  1276  0  naivere  5Ra(ä^^ 
rid^t,  in  meieret  auö  ben  einjelwen  älteren,  jum  %^^\k  huxä)  bie  Seit 
\6)on  jerfreffenen  pergamenten  fömmtlici^e  Sted^te  unb  SBefi^ungen  beö 
ßapitelö  in  biefer  Seit  jufammengeftettt  unb  beftätigt  würben. 

3u  ben  brei  f(ä^on  in  ber  raenbifd^en  3eit  bem  ßapitel  gel^örenben 
©örfern  ©arrin,  Sogentin  unb  ©abom  finb  jefet  Iiinjugefommen: 

Sramm,  ft^on  bamalö  ber  ^räpofitur  juftänbig. 

©eefelb  iZevelde),  frül^er  aBoInuöna  genannt  (©.  25),  Tt)ar  von 
bem  33ifd^of  Hermann  für  ben  Sel^nten  in  Sorf  bem  ßapitel  überlaffen. 
SDie  SKbtretungöurfunbe  ift  erft  1280  ausgefertigt  2). 

^rül^ne  {Cm7ie\  eine  ©djenfung  beö  JWtlerö  33iöprauö,  raeld^er 
babur($  feine  ©ünbenlaft  ju  erleid^tern  l^offte,  im  Saljre  1286  t)om 
93ifd)ofe  beftätigt,  ol^ne  3it)eifel  alfo  eine  ©rroerbung  au§>  nad)n)enbifd;er 
Seit.  3lnfprü(^e  beö  Gapitelö  auf  einen  an  ber  Sufteburer  ©d;eibe  ge^^ 
legenen  SJBiefengrunb,  bie  „2a!e"  genannt,  fülirteu  n)ieber^olt  ju  ©renj:: 
ftreitigfeiten  mit  ben  Sefifeern  biefeä  SDorfeö,  juerft  mit  ben  ©ebrübern 
fiuftebur  (1374),  bann  mit  Setefino  d.  SWamel  unb  feinem  älteren 
©ruber,  ben  9iad)foIgern  jener  im  Sefifee  beö  SDorfeö  (1381)  3).  S5ie 
Ferren  t)om  ßapitel  maren  anfpruc^öDoIIe  unb  nid)t  ungefä^rlid^e  Jlad^^ 
barn,  fie  l^atten  einen  5Wüdl^alt  an  ber  geiftlic^eu  Stiftöregierung,  weld^e 
immer  geneigt  mar,  fie  gegen  bie  ilinber  biefer  SBelt  ju  unterftüfcen. 
Sann  unb  unterbiet  beö  Sifd^ofö  brad^  ben  {)artuädigen  Sßiberftanb 
ber  9iamel§  unb  jmang  fie,  fid)  einem  ©^iebörid^terfprud)  ju  untere 
merfen,  welcher  baö  ftreitige  ©ebiet  ben  5Doml)errn  juraieö.  (Sincn  g(eid) 
günftigen  3lu§gang  für  baö  Gapitel  ual^m  ein  ©reuäftreit,  in  ben  ba§^ 
felbe  mit  ben  SBefifeern  t)on  3JJoIton)  geratl^eu  mar  (1374).  STod;  gab 
eö  fpäter  ben  Sefife  von  ^rül;ne  auf  unb  üerfaufte  baö  STorf  für 
300  3Karf  (1494)  an  §enning  v.  SJanteuffeP). 

©oreöjom,  t)erf(^tt)tmben,  ber  ^Jame  meift  auf  ben  ©örjebad)  ^)  in 
ber  9Jäl^e  Sogentinö  l^in. 

35argutij,  ebenfaKä  nid^t  meljr  Dorijanben,  mürbe  bem  (S^apitel  uon 
bem  33if(^ofe  ^ermann,  ber  eö  iljm  mol;!  erft  jugemiefen  Ijatte,  balb 
wieber  entjogen  unb  ber  3iurg  Görlin,  in  bereu  9Jä^e  eö  gelegen  t)aben 
mag^  beigelegt.    SDod^  beftimmte  bie  ©orge  für  baö  ©eelenl;eil  feinem 


—  18a  — 

SßorgängerS,  ber  fir$It$cö  ©gentl^uttt  öl^ne  ©nifd^äbigung  genommen 
l^atte,  ben  33tf($of  §einri(3^,  ben  SDoml^errn  bm^  ben  Sehnten  in  ^uftar, 
eine  §ebung  von  6  2)römt  §afer  in  SBitjider  imb  baö  6  §nfen  umfaf- 
fenbe  gelb,  bie  SKetloro  genannt,  —  ein  3Koorgrunb  mit  einem  glei(^' 
namigen  ©ee,  ber  fpäter  mit  ber  getbmarl  t)on  3entin  rereinigt  mürbe 
—  einen  ©rfafe  ju  geben  ^).  ©ö  ift  anjnnel;men,  baß  fi^on  bamalö  bie 
^anem  aller  ßapitefebörfer  mit  9luönal^me  ber  3Serpfli(^tnng  jur  San- 
beöt)ertl^eibigung  Doti  allen  lanbeäl^errli(^en  2lt)gaben  frei  waren  unb 
unter  beö  ßapitelö  Isolierer  unb  nieberer  ®erid;tgbarfeit  ftanben,  menn 
eö  anä)  nxä)t  von  allen  au§brü(fli($  bezeugt  ift/) 

3ln  anberen  ©innal^men  ftanben  bem  ßapitel  no(J^  ju  bie  l^albe 
9Küf)lenpa(^t  in  SRel^mer,  bie  §ebung  t)on  6  3Karf  jäl^rUd^  auö  ber 
9Künje  unb  von  2  9JJarf  an%  bem  3ott**),  bann  bie  ©rträge  von  a(S)t 
Äotl^en  auf  bem  ©aljberge,  bie  molil  bamal§  fc^on  alle  —  t)on  fieben 
ift  eö  urfunbli(^  ju  ermeifen  —  an  ßolberger  S3ürger  eingetl^an  maren, 
enblii^  bie  3el^nten  auö  etma  70  2)örfern. 

SBar  baö  ßapitel  l)ierna($  im  Sefifee  t)on  ©innal^men,  mit  benen 
e§  leiblid^  l)au§^lten  fonnte,  fo  finb  bo^  bie  geu)öl^nli(^en,  befonberö 
burd^  bie  gro^e  3a^l  von  Ortsnamen,  bie  in  ber  oben  berül^rten  Ur= 
funbe  t)orf ommen,  ermeäten  SSorfteHungen  von  bem  großen  9iei(^tl;um 
beö  Gapitelö  \ä)on  in  biefer  3eit  fel)r  übertrieben.  SDiefe  jal|lrei(3^en 
©rtfdiaften,  an§^  benen  baö  ßapitel  bie  3el^nten  l^ob,  waren  Hein  unb 
beftanbeit  meiftens  nur  au§f  wenigen  §öfen  (f.  ©.  25);  m^  bie  Sanb^^ 
guter  hxa6)tm  in  jener  3eit  nur  mäßige  Erträge,  ^rül^ne  mürbe  1 306 
fogar  alö  ein  mflfte^  SDorf  bejeid^net  unb  bem  Flitter  Subbo  ©lafenapp 
auf  SebenSjeit  überlaffen,  um  eö  binnen  jmei  Salären  mit  Äoloniften 
JU  befe^en  unb  in  Gultur  gu  bringen.  3m  Sa^re  1322  leifteten  ^e^ 
truö  unb  Sertolb,  Subbo^ö  ©öl;ne,  unb  in  einer  jmeiten  Urfunbe  aWpreö^ 
lauö  Dlbenborg***)  unb  beffen  33ruber  JTeffemar  —  ol^ne  3meifel  mem 

*)  Um  1570  bagegen  muffen  bie  Sapitcldbörfer  ^mle  tjon  aUerel^cr  gcbröud^* 
lic^"  (um  SSartl^oI.)  bem  SSifc^ofc  „als  SluSrtc^tung  gur  3agb*  entrichten:  8  ggr. 
§itfengclb,  1  S5tertcl  S^loggcn,  V2  ©d^.  ^ofcr  t)on  jeber  §ufc  gu  ©emürj  unb  93ier, 
aöc  SSauern  5ufammen:  5  Siebtel  SButter,  5  ©citen  ©peif,  3  Dd^fen;  je  ad^t  SBauern: 
1  ©c^af ;  jcber  S3auer:  1  ©an«,  1  ^aar  ©ül^ner,  2  SSunb  ©trol^  unb  Va  ©ttegc  @ter. 

**)  S)tefe  rnolil  btefelbcn,  meiere  SSartiMao  1264  ('£)reger  Cod.  471)  ber  5tu- 
jiobie  ad  offinum  luminum  gefc^cnft  l^atte. 

***)  ®ine  S3urg  Dlbenborg  mug  gmifc^en  Treptow  unb  ©olbcrg  gelegen 
l^abcn.  S3ei  SRango  {AnaL)  mirb  \iQA  1432  oon  ben  SBelbudtern  aerflörtc  ^ölpin 
ca^trum  Olden  genannt  (f.  oud^  (5op.  11). 


—    189    — 

bif(^e  SBem)anbte  ber  ©lafenappö  —  auf  jeben  2lnfpni(3^  auf  ba§  SDorf 
SBetjid^t '),  tnxi  vox^ex  alfo  ift  Subbo  ©lafenapp  geftorben  unb  bie 
33efi|ung  toteber  an  feinen  eigentlid^en  ^ertn  äurüdfgefaKen.  — 

3?ur  baö  S)orf  Sranint  unb  baö  fieser  fel;r  unbebeutenbe  ©oreöjon) 
ift  bemna(^  tnögltd^er  SBeife  ebenfaHö  fi^on  älterer  ©rwerb,  bie  anberen 
jinb  ein  Suwad^ö  auö  33ifd^of  §erniannö  Seit,  mtb  ba  ©arrin,  SBo^ 
gentin  unb  ©abon)  erft  1219  (f.  ©.  24)  ber  Rxxä)t  t)ereignet  finb,  fo 
wirb  bie  ältefle  2lu§ftattung  beö  ßapitels  wol^l  tuir  in  bcn  3el;nten 
einer  Slnjal^l  von  S)örferu  unb  einigen  ©aljfotl^en  beftanben  l^aben. 
Sluö  biefen  anfangs  nur  bürftigen  3?erl^ältniffen  erflärt  \iä)  baö  §el^len 
einer  befonberen  ßanlorei,  bie  fünnnerlid^e  3)otirung  ber  ©d^otaftria 
unb  bie  geringe  3a^l  grö^^erer  ^frünben.  ®rft  im  Saufe  ber  Seit  er^ 
n)ä(^fl  ber  anä)  1276  no(3^  tnö^ige  Sefife  ju  größerem  Umfange. 

S)ie  nä(^fte,  nur  unbebeutenbe  ©rraeiterung  brad^te  bie  ©rraerbung 
eines  Sfieilö  von  9?effin.  9lbt  Soi^aimeö  von  ©argun  l^atte  in  biefem 
Älofterborfe  ber  ßolberger  £ird^e  1274  ba§  ©igentl^um  unb  bie  §älfte 
ber  ®eri(ä^töbuBen  t)on  3  §ufen  für  baö  ®igentl^um  beö  l^alben  Sel^nten 
bafelbft  flberlaffen,  fein  9?a(i)folger  jebod;  baö  SBefifere(i)t  beö  ßapitelö 
tüieber  angefod)ten.  ©rft  1289  n)urbe  bieö  burd;  einen  f(^ieböri(^ter' 
liefen  ©pru(5  beö  W)tc^  von  SBufon),  nac^bem  es  von  jwei  ßolberger 
©oml^errn  eiblid^  bezeugt  mar,  anerfatmt  imb  feftgefteHt  ^).  SDie  Se^: 
fifeung  ift  fpäter  in  unbekannter  Seit  mieber  aufgegeben.  SDaffelbe  ge^ 
fi^al^  mit  SUioijelin.  SDas  ©apitel  ^atte  bieö  S)orf  1309  für  600  3Rarf 
von  ben  knappen  Soi^ami  unb  ßtto  v.  SRugenmoIb  erworben  unb  1312 
bie  9le(^te  beö  Sol^anniterorbens  baran  bem  DrbenSfomtl^ur  Soi^anu 
dio^orv  in  Sübjom  unb  ©d)Iame  für  eine  beftimmte  ©umme  abgefauft  ^). 
3)ie  §ebungen  barauö  f(|einen  jur  SBegrünbung  von  SBicarieen  rermanbt 
ju  fein,  ©in  ©treit  über  bas  ®ut  jmifd^en  ben  beiben  ßolberger  aSi:= 
carien  ©erarb  33olte  unb.  3od;im  ^lois  einerfeitö  unb  ©tepl^an  von 
Äerlom  unb  feinen  ©eignen  anbererfeits  mürbe  1335  bal;iti  gefd^li(^tet, 
bag  bie  lefeteren  baffelbe  t)om  ßapitel  ju  fielen  nal^men  mit  ber  ^ßer- 
pfliiä^tung,  \Sif)xl\ä)  38  3)?arf  an  bie  SDoml^enn  ju  jalilen  imb  bei  jebem 
neuen  tropfte  bie  SBelel^nung  ju  erneuern.  3hä)  1372^^)  erfannten 
§enning  unb  ®ggf)arb  t).  Serg  bies  Siedet  beö  ßapitels  an  unb  be* 
bangen  babei  il^ren  g^rauen,  ©nfelinnen  jenes  ©tepl^an  t).  Äerfom,  burc^ 
bie  fie  offenbar  in  ben  SBefife  bes  3)orfs  gefommen  maren,  ben  ®enu§ 
ber  6innal;men  beffelben  auf  SebenSjeit  aus.  ©päter  mürbe  es  ein 
Slanfenburgifd^eö  £el^n;  mann,  fiä^eint  ni(^t  befannt  ju  fein. 


—    190    — 

3n  aJled^entin  langte  baö  Gapitel  t)om  33if($ofe  ^ctnrid^  1314") 
einen  Slntl^eil  t)on  4  §ufen,  n)ol^l  bie  betben  SBauerpfe  beö.  Sorfö,  bie 
beni  ßapitel  biö  ju  feiner  Slufl^ebung  gel;örten. 

©inen  anBerorbentlii^en  3un)a($ö  an  SBefife  brachte  bem  ßapitel 
bie  g^reigebigfeit  beö  reidien  unb  fir(^li(^  gefinnten  ®e\6)Uä)t§>  bet  von 
ber  SBiebe.  3m  Saläre  1301  ^^)  fauften  bie  ©rben  ©oöroinö  t)on  ber 
SBiebe  unb  beten  SPorwünber,  oI)ne  3weifel  na(^  bem  SEBiUen  beö  ®e^ 
ftorbenen,  t)on  Jeömar  ü.  S3onin  ben  feigsten,  au§  10  §ufen  beftel^enben 
Sl^eil  t)on  ©tra(^min  jur  ®rri(^tung  einer  a^icarie,  unb  Seömarö 
SBrubcr  Seffan  üerpfHd^tete  fi(ä^  1316,  von  ben  10  §ufen  iä^rlid^  25  3nf. 
an  bie  Rixä)e  ju  jal^len.  Subtüig,  ein  anbereö  SKitglieb  ber  gamilie, 
wal^rfdjeinlid^  einer  ber  vm  SBrüber,  bie  um  1260  in  ßolberg  einge^^ 
wanbert  waren,  l^atten  fd^on  1279  t)om  33elbu(fer  3lbt  15  Matt  i&^x^ 
Iid)er  SRente  gefauft,  um  fie  ju  fir(^U(ä^en  Swedfen  ju  t)em)enben*)  ^^). 
3iei(^tl;uin  unb  firi^lit^er  ©inn  mu§  bei  biefem  ®e\ä)Uä)U  in  gleichem 
2)iaBe  gett)a(^fen  fein.  3n)ei  ©öl^ne  biefe§  Subwig,  ©ottfrieb  unb 
£ubn)ig,  unb  ein  3?effe  ber  lefeteren,  ebenfaffö  fiubraig  genannt,  gel^örten 
felbft  ber  ©enoffenfd^aft  ber  ^anonifer  ju,  jene  beibcn  fd^Ioffen  fi(ä^  il^r 
mit  einer  Snbrunft  an,  alö  wäre  il)nen  Kird^e  unb  ßapitel  ^an^  unb 
§eimat  geworben,  unb  il^re  ©djenfungen  xmb  aSermä(^tniffe  maren  fo 
umfaffenber  9lrt,  baj3  fie  alle  anberen  weit  in  ben  ©(Ratten  fteUten. 
S5er  ältere,  ©ottfrieb  (godeke  de  dekeiie),  wirb  feit  1302  alö  ^ano= 
nifu§,  feit  1306  alö  SDefan  genannt,  er  ftarb  1324  im  gebruar  ober 
3Kärj  ^^).  ©eine  bebeutenbften  ©tiftungen  beftanben  in  jwei  SSicarieen, 
von  benen  bie  eine  auf  eine  jäl^rUd^e  §ebung  von  24  SJlarf  auö  bem 
Selbuder  ^lofterborfe  Ätein-SRaugarb  ^^)  funbirt  unb  ju  bem  von  il^m 
auf  bem  3lrmem  (©t.  ©eorgö-)  Äirc^l^ofe  erri(^teten  Söetl^aufe  (oralo- 
riiim)  gelegt  war,  bie  anbere,  mit  btn  Erträgen  üon  4  §ufen  in  SRedfniU 
unb  8?  §ufen  in  3Jloijelin  auögeftattet,  jur  5^arienfird^e  geprte.  (3)aö 
„9lcdninf(^e  heneßchnn'*  beftanb  utn  1600  in  einer  §ebung  beö  ©o^ 
pitelö  von  48  ©d^effel  SRoggen,  48  ©c^effel  §afer,  12  §ül^nern  unb 
6  ©änfen  an^  2  i^m  jugel^örenbcn  33auerl)öfen  bafelbft.  2lnbauernbe 
©treitigfeiten  be§  ßapitelö  mit  bem  Statine  von  ßolberg,  bem  Sefifeer 
beö  größeren  Si^eilö  be§  S)orfö,  t)eranlaj3ten  bie  Umroanblung  ber 
SKaturaHeiftung  in  eine  jäl^rlii^e  ©elbabgabe,  n)el($e  bem  ßapitel  bis 
JU  feiner  2luf]^ebung  gejal^lt  würbe).    SDie  ©orge  für  eine  f(^mudEt)oIIere 


*)  3u  ücröl.  bie  SScmcrfung  übet  bic  pracb.  pueril,  f.  lueitcc  uaton. 


—    191     — 

3lu§ftattung  beö  Äirt^engebäubes  Bejcugte  ©ottfrieb  hnxS)  bte  reid^e 
©d^enfung  von  600  Waxl  ium  Slnfauf  von  5ffia(3^§,  bamit  beftänbig 
ein  £i($t  t)or  bcm  l^eiliijen  Seii^name  brennen  fönne,  unb  jnr  §erftel:= 
hing  t)on  fteben  Kanbelabern  mit  bem  nötl^igen  SBac^ö  ju  Äerjen  baran, 
bie  an  g^efttagen  angejüubet  werben  foHten.  ©l^ne  3n)eifel  ift  ber  große 
fiebenamiige  S3ronjeIeu(^ter  baniit  gemeint,  meld^er  1327  fertig  mürbe 
unb  \iä)  in  etmaö  üerftfimmelter  ©eftalt  biö  auf  unfere  3eit  erl^alten 
l^at  (f.  6ap.  20).  SDa§  Softer  unb  bie  beiben2lrmenl^äufer:  ©t  ©pi== 
rituö  xmb  ©t.  ®eorg,  mürben  mit  je  100  3Jlarf  bebac^t,  aud^  fremben 
Älöftern  unb  Rixä)en:  ben  Spönnen  in  ßöötin  unb  SBoßin,  ben  33ar^ 
füfeem  in  ©reifenberg,  ben  SDominifanent  in  ß^ammin,  mürben  Heine 
Segate  jugemiefen,  in  ber  ©amminer  Xomtxxä)e  mürbe  eine  aSicarie  am 
Slltar  ©t.  3ol[)anniö  begrünbet^^)  unb  ben  ^löftern  in  Sufom  unb 
SBelbud  bie  Sal^lung  von  dienten  erlaffen,  bie  fie  von  ©ottfrieb  getauft 
l^atten  unb  nod^  überbieß  bebeutenbe  ©ummen  baju  gef(^enft;  fo  erl^ielt 
Selbud  200  3Karf,  um  feine  15  3Karf  SRente  an  baö  ßapitel  (f. 
©.  190)  bequemer  bejal^Ien  ju  fönnen.  3ur  2lu§füf)rung  ber  Se^ 
gate  foffte  im  3?ot]^faIIe  an^  fein  ©teinl^auö  am  aJJarfte  oerfauft 
merbem  S)en  SWeft  feine§  9?ermögenö  üermadjte  er  feinem  Sruber 
Submig,  burt^  ben  berfelbe  fpäter  ebenfalls  ber  ^irc^e  jufleP^).  SDie 
für  bie  ©tiftungen  ausgefegten  ©utnmen  mürben  jum  S^eil  auömärtö 
fidler  untergebrai^t  Tio^  ©ottfrieb  l^atte  furj  vox  feinem  Sobe  1324 
von  bem  Statine  in  SBelgarb  eine  SRente  von  26  3Rarf  gefauft,  bie  aH- 
ial^rlid^  au§  ber  bortigen  ©tabtfaffe  gejatilt  merben  foHte,  unb  bie  ©je^ 
cutoren  feineö  Jeftamentö  überließen  1325  bem  in  ^erfon  in  ßolberg 
erf(^ienenen  2lbte  t)on  ^ubagla  für  fein  gelbbebürftige§  ^lofter  ein  ßa^ 
pital  von  660  aWarf  für  eine  na(^  bem  3inöfafee  jener  3eit  geringe 
SRente  von  jäl^rtid^  30  3Warf,  meldjeö  erft  1410,  auffallenber  SEBeife  in 
ber  ©umme  t)on  680  9Kar!,  jurü(fgejaf)lt  mürbe  ^^). 

S)aö  eigene  bebeutenbe  SSermögen,  rerbunben  mit  ber  ©rbfd^aft 
vom  33ruber,  fefete  fiubmig  o.  b.  SBiebe  in  ben  ©taub,  no(^  umfang- 
reichere ©(^enfungeit  ju  ma(^en.  3h\x  fein  §au§  am  9)hrfte,  feinen 
3l(fer  an  ber  SJiaßnife  unb  einen  ©aljfotl^en  x)erma(^te  er  feinen  5Ber- 
manbten:  feiner  3?i(^te  aSrebefe  (griebd^en),  ber  SBittme  SBitbranb§  von 
S3elgarb,  unb  na6)  beren  JTobe  ber  Sod^ter  berfelben  ©ertrub,  ©attin 
beö  ßolberger  SBürgerö  §ermann  (3ut)erlife?);  feine  3ledfer  auf  bem 
SRofenbale  mieö  er  ber  ©tabt,  aUeä  Uebrige  ber  Jlird^e  ju.  SBie  fein 
SJruber,  gebadete  er  ber  3trmen  unb  Sloti^leibenben,  ^e^te  a^<i{ii.^  ^\ 


—     192    — 

©pitäler  unb  Älöftcr  in  uiib  außer  ber  ©tabt,  für  ben  SJector  unb  W 
6^orf(^ti(er  auö  unb  ftiftete  jal^lreii^e  iSeelennieffen  für  baö  ©eelenl^etl 
feiner  ®Item,  trüber  nnb  g^reunbe.  S)o(^  fam  ber  größere  S^eil  ber 
©elbfiunmen,  bie  a\\^  bem  a[>erfaufe  ber  liegenben  ©rünbe,  §äufer, 
©afäfotl;en,  95ü(^er  ii.  f.  vo.  gelöfi  unb  mit  ben  in  SlnKam,  SBoHin, 
Ufebom,  3ernin  unb  anberen  Crten  au^tel^enben  ßopitalien  ju  einem 
©anjen  rereinigt  waren,  ber  ®enöffenf(^aft  ju  gute,  ber  er  felbft  an= 
gel^örte.  ©in  ßapital  t)on  700  3Jlarf  würbe  jum  Sau  be§  ßl^orö  ge:: 
geben,  unb  ba  fid)  fierauöfteßte,  baß  bie  ©efammtfummc  ber  ©eiber 
meit  größer  war,  alö  bie  @rri($tung  ber  aSicarieen  unb  bie  äCu^fül^rung 
ber  Segate  forberte,  fo  würbe  ber  bebeutenbe  Ueberf(^uß  von  ben  ©je^ 
cutoren  beö  Seftamentö  mit  Seiftimmimg  beö  Sif(^of§  baju  Derwanbt, 
um  für  baö  ßapitel  bie  ^Dörfer  SDamgarb  ( Damegore ,  Dam  garten) 
unb  SBartin  unb  baö  i^m  fd)on  jum  Sl^eil  gel^örenbe  3emin  ganj  ju 
erwerben. 

3n  3ernin  Ijatte  ber  93if$of  f(^on  1319  feinen  älntl^eil  t)on 
10  §ufen  für  300  3)tarf  bem  Kapitel  fäuflid)  überlaffen,  bie  nod^  fel^^ 
lenbe  §älfte  tauf(^ten  bie  SDoml^errn  für  baö  1319  t)on  Subbert  ©lafe^ 
napp  meift  mit  Subwigs  t).  b.  SBiebe  ©elbe  erl^anbelte  ^etrowife  (Petroco- 
Witz)  1330  t)on  beffen  SBefifeer  SBulf  ©d^meling  ein^^),  ber  wol^l  gerne 
bie  ©elegenljeit  ergriff,  um  ber  unangenelimen  3ta(ä^barf(^aft  ber  an^^ 
fpru(^öDoIlen  SJHtbefifeer  beö  SDorfö  jU  entgel)n.  3ernin  l^atte  f(^on 
1281  eine  Kir(^e  mit  einem  ^leban.  Sifiä^of  §ermann  weil^te  fie  in 
biefem  Sa^re  ein,  legte  il;r  bie  SDörfer  2)amgfirb,  ^uftarje,  Sramm 
unt)  5toifow  bei  unb  wieö  i^r  eine  §ebung  t)on  6  ©(^effel  SKoggen  auö 
3)ied)entin  ju.  Sifc^of  §einrid^  ftattete  fie  mit  bem  ©(^ulterblatt  beö 
l)eiligen  3Jlartin  auö. 

aSartin  unb  S)amgarb  l^atten  beibe  bem  Gamminer  'ßapitel  unb 
jwar  bem  S)efanate  jugel^ört.  Seneö  war  il^m  t)on  ©ottfrieb  t).  b.  SBiebe 
1309  gef($enft,  wofür  er  jum  ßamminer  Äanonifuö  ernannt  war. 
©elbDerlegenljeit  jwang  ben  33if($of  griebri(^  beibe  SDörfer  1332  für 
1600  9)?arf  m  baö  ßolberger  ßapitel  ju  rerfaufen.  Wi  ©amgarb, 
baö  einft  ber  eingegangenen  ®t.  ^etrifapeße  auf  ber  2lltftabt  gel^ört 
liatte,  fam  ein  alter  Sefife  na($  ßolberg  jurüd.  —  2)ie  brei  ©örfer 
würben  unter  bem  3iamen  ber  Seftamentöbörfer  jufammengefaßt. 

^k  fännntUd^en  Stiftungen  ber  beiben  SBrübcr  würben  balb  ju 
einem  ©anjen  vereinigt  unter  gemeinfamer  SSerwaltung  ron  4  $rot)t^ 
foren,  weld^e  gemäß  einer  IcfetwiHigen  müubtid^en  33eftimjnung  Subwigö, 


—     193    — 

bie  jimäd^ft  tnir  für  fein  Seftantent  galt,  auö  jwei  ©otnl^errn,  einem 
aSicar  nnb  einem  Saien  beftel^en  foHten.  3taä)  ber  Sieformation  trat  an 
bie  ©teile  beö  SBicarö  ber  ^aflor  t)on  ©t.  3Jiarien,  unb  ber  Saie  mar 
ber  jebeämalige  erfte  33ür9ermeifter.  SDaö  „Seftament  ber  §errn  t).  b. 
SBiebe"  mürbe  im  Saufe  ber  Scil^vliunberte  hnxä)  Derfd^iebene  Stiftung 
gen  üergrö^ert,  unb  bei  ©rünbung  neuer  SBicarieen  mar  es  üblid),  anä) 
für  ieneö  ein  fteineö  Segat  auöjufefeen.  3^a(^  ber  Sieformation  bei  ber 
Sleuorbnung  ber  lxxä)l\6)tn  SSerl^ältniffe  blieb  ein  S^eil  ber  ©innalimen, 
bie  bamalö  nodE)  aus  ben  ©rträgen  ber  brei  Dörfer,  einigen  ©aljge^ 
fäHen  unb  ben  3infen  auöftel;enber  (Kapitalien  beftanben,  bem  ßapitel, 
ein  anberer  mürbe  jur  SSerbefferung  ber  ©el^älter  beö  ^aftor  prima- 
riuSf  be§  ßantorö  unb  beö  ßrganiften  unb  ber  9ieft  jur  ®rl^altung  beö 
ß^ors  beftimmt. 

Slud^  ben  SBefife  beö  SDorfeö  Sioffentin  l^at  baö  ßapitel  ber  %xz\' 
gebigfeit  t)on  S3emolinern  ber  ©tabt  ßolberg  ju  cerbanfen.  SDie  Bürger 
ßonrab  3llbu§  (SBitte),  ßonrab  o.  3Künfter  unb  §inje  ©iegfrieb,  ange^^ 
(eigene  Scanner  unb  aJiitglieber  beä  9iat^§,  fauften  eö  1302  für  400  a)iarf 
Don  ben  Siamelö.  Sifd^of  §einri(ä^  beftätigte  1304  ben  ^auf  unb  fprad^ 
i^nen  baä  SDorf  alö  üoßeö  ©igentl^um  ju.  SSon  ben  Sefifeern  oerfügten 
ßonrab  2llbuö  unb  §inje  ©iegfrieb  nod^  bei  gebjeiten  über  il^re  3lntl;eile 
JU  ©unften  ber  Äir^e,  ber  erfte,  ber  feinen  frommen ©innf(i^on  1310 
bur^  33egrünbung  einer  SSicarie  bejeugt  ^atte,  ftiftete  1314  t)on  feinem 
aSiertel  einen  3lttar  beö  ätpoftelö  Safobuö,  unb  §inje  ©iegfrieb  jmei 
Saläre  fpäter  einen  gleichen  jU  gieren  beö  l^eiligen  5Diartin,  mobei  er 
fid^  t)on  feinem  aSiertel  nur  ben  vierten  Stieil  beä  (Suöcen^  (ÄaujenO 
bergeö  üorbe^ielt,  ber  ||ier  juerft  genannt  mirb.  ©in  britteö  a>iertel 
üermanbten  1316  nad^  bem  lefeten  SBillen  beö  SBefifeerö  S3ert|)olb  Sllbuö 
beffen  Seftamentöefecutoren:  fein  SBruber  ßonrab  älbuö,  ©ojmin  o.  b. 
SBiebe  unb  ßonrab  SSerl^alö  „in  berfelben  2luöbe^nung,  mie  eä  Soliann 
©emelin  unb  beffen  ©rben  befeffen  Ratten",  ju  glei(3^em  Smede,  jur  ^e- 
grünbung  eine§  Slltarö  beä  lieiligen  33artl)olomäu§  ^o) ;  ob  ©emelin 
biefen  äntl^eil  von  6onrab  3Jiflnfter  gefauft  ober  f(ä^on  neben  ben  9iamcl 
befeffen  ^at,  ift  aus  ben  Urhinben  nid^t  ju  erfefien.  —  ein  Sßiertel  bes 
SDorf s  gehörte  133321)  bem  ©t.  @eorg^s  ©pital  unb  jroei  §ufen  bem 
altftäbtifd^en  Älofter,  bem  fie  baS  ßapitel  1336  für  65  ajiarf  abkaufte, 
um  bie  julefet  genannte  SSicarie  ju  t)erbeffem.  I)a§  Älofter  ermarb  mit 
biefem  ®elbe  bie  Sebe  in  feinem  S^orfe  Sasbe* 

3n  bemfelben  Sa^re  t)erfa\;fte  a5ifd)of  ßonrab,  ber  ®dt\  ^x<x\ssfc^^, 


—     194    — 

um  ©üljon)  von  ©iegfrieb  ßobe  eingulöfen,  baö  S)orf  ©egott)  (Daigow) 
an  bte  ©jecutoren  be§  Seftamcntö  bc^  ^ropfteö  ßonrab  t)on  ©ammtn, 
ber  jugteid;  Slanonifuö  in  ©olbcrg  war,  für  ben  f eiä^öjc^nf ad^en  Setrag 
bcr  jäl^rUt^en  Hebungen  a\\^  betnfelben,  um  brei  SSicarieen  ju  botiren, 
t)on  benen  eine  in  ©ammin,  jwei  in  Golberg  errichtet  würben.  SBann 
bie  Äird^e  t)on  ßolberg  \\ij  ganj  in  ben  SSefife  beö  S)orfeö  fefete,  wirb 
\\\6)i  angegeben. 

3iemlid^  in  berfelben  Seit  fd^eint  ^retmin  an  ba§  ßapitel  ge^ 
fommen  ju  fein.  S)aö  2)orf  blieb  im  Sefi^e  beö  Älofterß  3Mogulna  in 
SDanjig  (f.  ©.  23)  bi§  jum  Saläre  1333,  m  eö  ber  Slbt  »ogiölauö 
bem  S3if(^of  griebri(^  mit  aller  ©eret^tfame  abtrat.  S)a  bie§  in  ©cgern 
wart  beö  ©olberger  SRatl^s  unb  einer  großen  Slnjal^l  t)on  ©olberger 
©oml^errn  auf  bem  ßolberger  3flatl^l^aufe  gef(^al^,  fo  mar  mol^l  gleid^ 
bie  3lbfid^t  üorl^anben,  ba§  ®ut  bem  ßapitel  ju  überlaffen.  ©ine  Ur^ 
funbe  über  biefe  Ueberlaffung  fel^lt. 

3?ur  brei  biefer  Dörfer  l^atten  ^farrfird^en,  Sernin  (bem  auger 
ben  oben  genannten  ®örf em  1 630  no(^  baö  früher  jur  ©ertrubenfird^e 
gef)örenbe  33ogentin  beigelegt  mürbe),  ©atrin,  bei  bem  ©emmerom, 
©eefelb  unb  Stoffentin,  unb  35egon),  bei  bem  aWed^entin,  ©anjfom  unb 
©toidom  eingepfarrt  maren.  ^retmin  gef)örte  jur  Sofianniöfird^e  unb 
war  fpäter  in  SRel^mer  eingepfarrt,  Sartin  in  3milipp.  — 

S)ie  ©üter  beö  ©apitefe  maren  tl^eite  comrmmia,  tl^eilö  pricata. 
3)ie  Hebungen  auö  jenen  gingen  ju  gleid^en  Slieilen  an  alle  2)oml^erm. 
S)aju  gel^örten  um  1270  bie  S)orff (Raffen  ©eefelb,  Sogentin,  ©arrin, 
Ärül)ne,  SDargutij,  ©oreöjom,  ©abom,  fpäter  aud^  bie  JTeftamentöbörfer 
3ernin,  Sartin  unb  2)amgarb.  Sramm  gel^örte  fÄ)on  1276  jur-^rä= 
pofitur ;  bie  übrigen  bona  privata  waren  fpäter  f o  t)ertl^eilt,  ba§  ?ßret:s 
min  ber  ©diolaftria,  ®egon)  l^alb  bem  SDefanat,  l^alb  ber  ßantorei,  ber 
ßapitelantlieil  t)on  JRoffentin  bem  2)etanat,  t)on  ben  beiben  §öfen  in 
3Ked()entin  ber  eine  bem  ©efanat,  ber  aubere  bcr  ©dE)olaflria  ^^)  jugel^örte. 

Unter  ben  3el^nten,  mel(^e  bem  ßapitel  in  melen  S)örfern  jUs: 
ftanben  (3Ba(^fe  f ül^rt  nod^  2 1  aw^  fpäterer  3eit  an),  mar  ber  bem  ©^o= 
laftifuö  t)om  Sifd^of  ßonrab  jugemiefene  SüUfifeer  ber  bebeutenbfte,  er 
beftanb  in  fpäterer  3eit  in  einer  jä^rlid^en  §ebung  oon  92  ©d^effel 
^Roggen  unb  92  ©d^effel  §afer.  3u  ben  nidjt  unbebeutenben  SReben^^ 
einnahmen  ber  SDoml^errn  finb  nod^  ju  red^nen  bie  ertrage  ber  monatlid^en 
^auöcoHecte  in  ber  ©tabt,  bie  freimiffigen  Opfer  unb  ©aben  für  fic  auf 
bem  3lltar  bei  großen  geften,  f  (einere  mit  firdjlid;en  ©tif tungen  uerbunbene 


—     i95     — 

Scgate,  n)cl(ä^e  an  ben  ©ebä(^tni)3tatjen  bcr  ©tifter  an  bte  ßopttularen 
t)ertl^etlt  raurbeii  \u  f,  w.  — 

2)ie^  mit  einem  ßapitel  t)erbunbenen  Äird^en  ranrben,  wenn  ein 
Sifd^of  bort  feinen  banernben  ©ife  l^atte,  Äatl;ebrat,  fonft  ©oHegiat^ 
Äir(^en  genannt.  3n  ber  ßamminer  ©iöcefe  mar  bie  einjige  Äatl^ebrat 
fir(3^e  ber  ßamminer  S5om,  bie  ©olberger  3Rarienfir(^e  gehörte  ju  ber 
jmeiten  Älaffe;  bo($  lieijsen  an(^  bie  Äanonifer  ober  ßapitnlaren  an 
biefer  Mx^e  SDoml^errn. 

2)a§  ßolberger  ßoHegiatftift  folgte  nnmittelbar  nad^  bem  ßam^: 
miner  2)otnfiift.  3n  ber  Seit  geiftiger  ®rftarrung  na(^  bem  breifeig^ 
jäl^rigen  Kriege,  mo  SRang::  unb  JTitelftreitigfeiten  jur  §auptbef($äftigung 
auc^  bes  beutfd^en  3tei(^ötageö  gel^örten,  mnrbe  ben  ßolberger  Soml^errn 
von  ben  ©amminem  ber  alte  Site!  ^rölat  beftritten,  imb  bie  ©teHnng  beö 
ßolberger  ßapitete  von  iljnen  bal^in  ausgebeutet,  bafe  ber  t)ornel^mfte 
©olberger  S)om§err,  ber  ^ropft,  felbft  bem  ßantor,  bem  unterften 
^frünbner  in  ©ammin,  im  3Jange  nad^ftänbe.  SDamit  mar  anä)  baö 
©onbirecitorium  beS  ßolberger  ßapitelö  auf  ben  Sanbtagen  ernftlii^  ge= 
fäl^rbet  S)0(^,  mie  bie  großen  SRed^tögelel^rten  earpjom  unb  Srunne= 
mann,  fo  entfd^ieb  au($  ber  gro^e  Kurfürft  ju  ©unften  beö  ßolberger 
©opitelö,  unb  ber  ©targarber  Sanbtagäabfd^ieb  t)on  1654  fid^erte  il^m 
fein  l^ergebrad^teä  Siedet,  befonberö  ben  Sefife  beö  ßonbirectoriumö,  bafe 
eö  immer  auf  ben  Äreiö^^  unb  Sanbtagen  nad^  bem  ßamminer  ©ife  unb 
mit  biefem  jufammen  eine  ©limme  l^aben  follte.  2)er  fpäter  ben  SDom^ 
l^erai  abermals  abgefprod^ene  ^]Jrälatentitel  mürbe  il)nen  nad^  ©in^olung 
von  ated^tögutad^ten  aus  grantfurt  unb  §alle  burdl;  ein  SRefcript  grieb^^ 
rid^  SBil^elmS  I.  (1732)  oon  neuem  gefid^ert.  ^3) 

3)aS  ©apitel  mar  natürli($  bem  33if(^of  von  ßammin  unterworfen; 
il^m  ftanb  bas  SRed^t  unb  bie  ^f(iÄ)t  jur  £>berauffi(^t  unb  SSifitation 
bes  ©apitelö  ju,  unb  neue  Statuten  ober  SBal^len  bes  ßapitete  erl^ielten 
erft  ©ültigfeit  buri^  feine  33c[tätigung.  211s  2lnerfennungsgebül^r  feiner 
£)berl;errli(^feit  lieferten  bie  ^^apitularen,  mel(^e  2lntl^eil  an  ben  gemein^ 
famen  ©ütern  Ijatten,  i^m  läl)xlxd)  1  Saft  SDorfd^  in  bie  Äüd^e,  2  gäffer 
guten  ^afemalfer,  2  glafd^en  Sernauer  33iers  unb  1  gägd^en  (lagena) 
SRpnoli  (mo^l  bcffer  SRiüoli  f.  ©.  56)  für  ben  ÄeHer  unb  12  SDrömt 
§afer  für  ben  etaß;  ^ropft  xmb  2)ef an  no(^  augerbem  jeber  1  ^ä^S^tn 
SRpnoli  für  ben  ileUer^*).  %n\  übrigen  l^atte  baS  ßapitel  nad^  ©efefe 
unb  ^erlommen  eine  vom  S3ifd§ofe  jiemlid^  unabl^ängige  ©tellung.  ©ö 
befaß  baö  ?iccf)t,  fid^  burdf)  eigene  SKafil  äu  ergäujen,  bem  a3i\d\a^^ 


—     196    — 

ftanb  baö  Scftätigungörciä^t  unb  —  Tücnigftenö  in  älterer  3eit  —  aud^ 
ein  ^räfentationöred^t  ju.  2luf  Sitten  Sifd^of  §einrid)ö  würbe  beffen 
3lotax  Surfl^arb  im  Saläre  1313  jum  S)oml^erm  ermäl^lt  {quem  ad 
iwstras  preces  recepit  in  canonicos),  unb  bie  breijel^n  Sni^aber  ber 
üon  biefen  felbft  gefd^affenen  aJiinorpräbenben,  weld^e  1321  aufgejäl^lt 
werben,  waren  alle  auf  ben  SBorfi^lag  Sifd^of  6onrab§  unb  feiner  5ßor^ 
ganger  mit  ber  3lnn)artf(3^aft  auf  eine  orbentüd^e  ^Pfrünbe  r>m  ben 
J)oml)errn  in  il^re  ®enoffenf(^aft  aufgenommen.  Um  mieber  ein  nor== 
maleö  ^Berl^ältnijg  J^erjuftellen,  befd^lo^  baö  ßapitel  mit  ©enel^migung 
beö  Sifd^ofö,  feinen  neuen  Äanonifu§  ju  möl^Ien,  biß  bie  äufgenom? 
meuen  fämmtUiä^  mit  orbentlid^en  ^frünben  rerfel^en  wären  2^).  dagegen 
fcä^eint  baö  ©apitel  1474  ben  SSicar  3flafow  ol^ne  aSorf(ä^Iag  beö  Sifd^ofö 
jum  ©oml^erm  unb  erften  ©antor  gewählt  ju  l^aben^^).  S)ie  SBal^I 
befd^ränfte  fid^  auf  bie  Slufnal^me  in  baö  ßapitel.  Snnerl^alb  beffelben 
fanb  ein  nur  auf  fut^e  3eit  unter  Sifd^of  ^eter  abgefd^affteö,  unter 
feinem  5Rad^f olger  §einrid^  1308  wieber  eingefül^rteä  Slufrüdfen  Donben 
nieberen  in  bie  beffer  botirten  ^frünben  ftatt^^),  baneben  war  ^frün^: 
bentaufd^  jwifd^en  SJoml^errn  t)erf(^iebener  ßapitel  erlaubt,  unb  bem 
Ijeiligen  58ater  ju  SWom  würbe  baö  ängemajste  ©mennungöred^t  in  ben 
Statuten  nid^t  beftritten,  bod^  ift  fein  gall  befannt,  wo  er  eß  geübt 
l^ätte.  3ur  ^räpofitur  waren  bie  Snl^aber  ber  oberften  t)ier  ^räbenben 
nad;  berfelben,  bie  in  biefer  33ejie]^ung  einanber  gleich  ftanben,  wäl^lbar. 
3nbej3  lägt  fid^  nur  t)on  wenig  kröpften  nadf)weifen,  bafe  fie  aus  bem 
ßapitel  l^eroorgegangen  finb.  ©egen  ©nbe  be§  15.  Sal^rl^unbertö  brad^te 
Sogiölaü  X.  t)on  feiner  SWeife  in  \>(i^  gelobte  £anb  baö  t)om  ^apfte 
3lle£anber  VI.  erfaufte  ^räfentationöred)t  ju  ben  ^räpofituren  atter 
©tifter  in  ^^ommern  jurüdf.  —  5ßon  \>t\\  neuen  SWed^ten,  mit  benen  bie 
35ifcl)öfe  von  3eit  ju  3eit  bie  alten  Privilegien  vermel^rten,  war  baö 
u)ict)tigfte  ba§  im  Saläre  1421  verliehene  beö  ©nabenjal^rö,  wonad^  bie 
SDomI;errn  über  bie  §ebungen  i^rer  ^frünben  au§  bem  Saläre  nad^ 
it)reui  2obe  teftamentarifd^  frei  verfügen  burften*).  2^^) 

9lu*5  wenbifd^er  3eit  flnbet  fid^  über  bie  aWitglieberjal^l  beö  6oI:= 
berger  ßapitelö  feine  Slngabe.    Um  baö  Sa^r  1270  2^)  finb  jel^n  or?. 


*)  ^Scnn  ein  ^rälat  vor  Sol^anniö  flacb,  fo  !)attcn  feine  ®rben  \izxi  ©enuß 
ber  (^infünftc  be«  ganaen  Saläre«  bie  5um  1.  Sanimr,  ftarb  er  nad^  Sol^onni«,  fo 
genoffen  bie  @rben  aud^  nod^  bie  ^innal^mcn  bcä  folgenben  Saläre«,  \i(k  bie  (gin- 
na()men  bed  vorl^erge^enbcu  fdjon  aU  ocröicnt  {annuu  descroilus)  ongefel^cn 
wuibcn 


—     197    — 

betttli(5c  (SWajors)  ?ßrä6enbcn  t)or]^aTtben  unb  eine  SWinorpräbenbe 
(praeb.  ptierilis).  S!?on  il^tien  finb  wteber  bie  fünf  erften  mit'  befferen 
©innal^men  auögeftattet,  fie  bilben  ben  ^em  beö  ©apitelö  unb  l^aben 
ballet  aud;,  mit  Stuönal^me  be§  überflüffig  geworbenen  Sl^efaurariatö, 
bie  ^Reformation  überlebt,  wäl^renb  bie  übrigen  bamalö  attmäl^Ii(ä^  eim 
gejogen  mürben. 

SDem  ^röpofituä  (^ropft,  ^ramefi)  fianb  bie  Oberleitung  bes 
Sapitefe  ju,  bie  Stuffid^t  über  ben  ßapitetebefife,  bie  ©orge  für  beffen 
erl^altung  unb  SBerme^rung.  9lte  bifd^öfliiä^er  Strd^ibiafonuö  ©teHoers^ 
treter  beö  33if(^ofö  in  ©a(^en  beö  geiftli(3^en  ®erid^t§,  l^atte  er  bie  ©e^ 
rid^töbarfeit  über  \>ixi  auögebel^nten  Sejirf  ber  ßolberger  ^räpofitur, 
mel(3^er,  fonfi  bem  Umfange  ber  alten  ßolberger  Jlaftellanei  entfpred^enb, 
im  Saläre  1291  buri^  einen  JBergleid^  mit  bem  tropfte  t)on  ßammin  x^aS) 
SQBeflen  l^in  um  bie  ^aroc^ieen  3arben,  ©ü^Iafföl^agen  unb  ©eroin 
über  ben  Sarbenfd^en  S8a(^  l^inauö  erweitert  mürbe,  bamit  bem  6ot 
berger  tropfte  bie  ©injiel^ung  ber  Sel^nten,  bie  er  bort  ju  lieben  l^atte, 
erleichtert  mürbe,  SBet  ber  SSermaltung  ber  ©erid^tsbarfeit  mürbe  er 
bur(§  einen  flänbigen  bifd^öftiiä^en  Official*)  ^9)  unterftü^t  uub  oertreten, 
meld^er,  menigftenö  i\x  Seiten,  fein  Sribunal  an  einer  bestimmten  ©teile 
(in  loco  judiciali)  be§  aßarienttrd^l^ofeö  auffdf)Iug  ^^) .  3n  biefer  Su^^ 
riöbiction  ift  mol^l  ber  ©runb  ber  Sufammengel^örigfeit  ber  ßolberger 
^röpofifur  mit  bem  ßamminer  ßapitel  ju  fu(3^en:  faft  fämmtli(^e  6ot 
berger  kröpfte  finb  au($  SUlitglieber  beö  Gamminer  ßapitelö  gemefen "). 

S)ie  mi(ä^tigfte  Stellung  nad^  bem  ?Propft  l^at  ber  ^tian  (SDetene). 
©r  ma(ä^t  über  bie  Stufred^terl^altung  ber  fird^lid^en  JDrbnungen,  |iält  bie 
©lieber  be§  ßapitelö  ju  eifrigem  unb  regelmäßigem  Sefud^  beö  ©ot^ 
teöbienfteö  an,  [traft  Ue.bertretung  ber  ©efefee  unb  ert^eilt  Urlaub  bis 
ju  14  Sagen;  eine  längere  Slbmefenl^eit  ber  S)om]^errn  oon  ßolberg 
muß  oon  bem  ganjen  ßapitel  genel^migt  merben.  Slud^  bie  übrigen 
@eiftli(3^en  beö  ©tiftö  unb  fämmtli(ä^e  3KeBpriefter  in  ber  ©tabt  finb 
feiner  SDiöciplinargemalt  untermorfen.  3n  Slbmefenl^eit  beö  ^ropfteö 
^at  er  beffen  ©teile  ju  oertreten.  SBie  bebeutenb  überl^aupt  feine  ©tet 
lung  im  ©apitel  mar,  jeigt  fid^  am  beutlid^ften  barin,  baß  bie  neueintreten^ 


*)  SU«  Dfflctalcn  toerben  in  ben  Urlitnbcn  genannt:  ^ertnonn  ©d^erf  1363, 
bejfen  Slmt  bamal«  burdj  ben  Commtffar  Sol^ann  Sipotl^elartt  oerroaltct  unb  nod^ 
in  bentfclben  Saläre  auf  3ol^ann  ©tepl^ani  übertrügen  raurbc  33) ;  ©onrab  SSeoen- 
l^ufen  1382,  ©lernen«  SB^fe  1427,  Sol^.  ©orge«  1434,  ^etr.  ©ittantfe  1474;  bi? 
meiflen  fmb  ayxdi^  ©olberger  JBicare. 


—     198    ~ 

ben  ©oml^errn  betn  S)cf  an  unb  bem  ßapltel  Steue  unb  ®e|orfam 
geloben  muJBten. 

SDie  näd^ft  befle  ^frünbe  war,  wenigfiens  in  älterer  Seit,  biö  bie 
©innal^men  beö  ©(^olaftifuö  rerbeffert  würben,  bie  beö  Sl^efanrar, 
(©(^attparer),  ber  in  ben  erften  Sal^rl^unberten  gewöl^nlid)  Äuftoö  (Softer) 
genannt  würbe.  6r  l^atte  bie  9lufftd^t  über  bie  in  ber  ©arroe^  (ÄleiberO 
Äammer  aufbewal^rten  @(^äfee  beö  ßapitelö  an  aJlefegewänbem,  Ur^ 
funben,  93ü($em  unb  golbenen  unb  filbernen  ©erätl^en.  SBon  lefeteren, 
ttteiftenö  ©aben  frommer  £terifer  ober  Saien,  befajs  baö  ßopitel,  wie 
ein  1531  aufgenommenem  3nt)entar  jeigt,  einen  großen  9iei(^tl^um:  neben 
jal^lreid^en  golbenen  unb  filbernen  Äel($en,  ^ßatenen,  trügen,  3Beil^rau(§5 
fäjfern  unb  SBeinfännen  werben  dufgefül^rt  ein  großeö  filbemeö  ^reuj, 
welches  bei  ben  ^rojeffionen  am  gronIei(^namötage  bmä)  bie  ©tabt 
getragen  mürbe,  ein  filbemeö  33ilb  ber  l^eiligen  9Jlaria,  ein  glei(3^eö  beö 
Iieiligen  ©ebaftian,  t)iele  ag7ms  dei  imb  anbere  l^eilige  ©erätl^e,  jum 
Slieil  mit  foftbaren  ©belfteinen  unb  perlen  befefet.  @ö  oerftel^t  fid^  vm 
felbft,  ba^  au(^  bie  ^Reliquien  mS)i  fel^lten,  wenn  fie  mä)  ni($t  fo  maf^^ 
fenl^aft  aufgepuft  waren,  wie  im^Iofter;  barunter  war  bie  wertl^ooDftc 
ein  ©tüd  t)om  l^eiligen  Äreuj,  baö  einft  ein  ^Mlger  aus  bem  l^eittgen 
fianbe  mitgebracht  l^atle,  t)on  ®m  Sol^ann  Sufl^olt,  ber  54  Saljre  in 
ßolberg  Kapellan  gewefen  war,  jufanunen  mit  einer  in  ©über  auöge^ 
arbeiteten,  ßolberg  barfteQenben  ©tabt  ber  9Jfarien!ir(^e  gefi^enft.*) 
SDer  junel^menbe  9iei(3^t|um  an  ©(3f)äfeen  ^twol^l  bem  Sitel  „©d^at^ 
warer"  über  ben  älteren  „Softer"  allmäf)li(ä^  baö  Uebergewi(ä^t  x^tx^ 
fd^afft. 

Stuf  ben  Sliefaurar  folgte,  wenigftenö  in  ben  ©inna^men,  ber 
©d^olaftifuä  (©d)olmeftere) ;  Subwig  t).  b.  SBiba  rüdte  beöl^alb  t)om 
©^olaftifuö  jum  Sl^efaurar  auf.  Sifd^of  ©onrab  legte  biefer  ^frünbe 
ben  Sel^nten  au§  Süttpfe  bei  3^)  bei,  „bamit  ber,  wel($er  bie  meifte 
2lrbeit  l;abe,  au(^  beffere  ©innal^men  bejöge."  SDo(^  erft  1490  würbe 
fein  ®infommen  bur(^  bie  §ebungeu  einer  oon  bem  ©(^olaftifuö  Sorban 
unb  bem  SSicar  aSincentiuö  ©anfeel  erri($teten  Sßicarie  t)on  S50  aKart 
—  barunter  250  3Karf  aWanngelb,  weld^eö  ber  lefetere  für  feinen  t)on 
^eter  ^amefe  in  SBifcider  erfd)tagenen  33ruber  erl^alten  l^atte  —  fo 
weit  t)ennel^rt,  ba§  eö  jum  Unterl^alte  auöreid^te  3^). 

*)  ßejterc  ©egenftänbc  ftnb  ntc^t  mel^r  in  bem  Snoentar  üon  1531  genannt, 
ba«  Stib  üon  ©olbcrg  ift  t)crmuil[)ltc^  baffclbe,  rocld^es  1497  nad^  bem  großen 
Sturme  nad^  ©tcmberg  gcfc^icft  wuvbe.    @  (iai^,  U. 


—    199    — 

SDte  fünfte  her  befferen  ^frünben  voax  nid^t,  toie  ntan  l^ättc  eu 
warten  foffen,  für  ben  ßantor  befiimmt.  ©ine  befonbere  ©antoret  gab 
es  in  älterer  Seit  ni(ä^t,  unb  bie  Obliegenheiten  berfelben:  ©orge  für 
bie  äu]3ere  gorm  beö  ©ottesbienfteö,  §anb]^abung  ber  Siturgie  nnb  ber 
fird^lid^en  ßeremonien  nnb  Seitnng  beö  ©efangeö,  wed^felten  roöd^entlid^ 
mit  Slnsnal^nte  beö  ^ropfteö  bei  bm  Snl^abem  ber  aRajorpräbenben 
ah^^).  @rfl  1474  fd^enfte  ber  Mag.  Sol^ann  SRafon)  bie  SRente  von 
400  3Warf  jnr  Segrünbnng  einer  eigetien  ßantorei,  bie  er  felbft  als 
erfter  ©antor  {primtis  c.)  rerroaltete.  ^^) 

S)ie  1276  f(^on  genannte  9Jlinorpräbenbe  (praeb.  puerilis)  würbe 
als  eine  SBorftnfe  jn  ben  beffem  ^frünben  angefel^n;  fie  war  mit  nur 
15  SUfarf  jäl^rlid^en  ©infommenö  t)erbunben,  bie  a\x%  bem  Älofter  Selbud 
gel^oben  würben  3'^).  35ie  fonft  no(^  genannten  praebendae  pueriles 
waren  norübergel^enbe  Stiftungen,  nur  5Kittel,  mit  Umgel^ung  beö 
offenbaren,  Don  ber  Äir(3^e  verbotenen  ^frünbenfaufö  eintritt  in  baö 
©apitel  ju  gewinnen.  @ine  foli^e  ©infauföpräbenbe  ftiftete  ber  SRatJ^^ 
mann  3uüerlt)fe  §ermann  (1337)  für  feinen  ©ol^n  ©obefin  mit  einer 
iäl^rli(ä^en  §ebung  oon  10  ^^funb  ©alj  auö  bem  ©aljberge,  bie  ju  ben 
gemeinfamen  (Sapitelögütem  gefiä^lagen  werben  foUten,  fobalb  ber  3n= 
l^aber  eine  beffere  ?Pfrünbe  erl^alten  l^abe^^).  3tn  Sahire  1321  war  bie 
3al^l  berer,  bie  burd^  fol(^e  3?orpfrünben  bie  älnwartfcä^aft  auf  bie  2luf:: 
nal^me  gewonnen  l^atten,  gröjger  als  bie  ber  orbentli(^en  ßopitelspfrünbrier, 
unb  bem  Unwefen  nmfete  burd^  ein  befonbereö  ©tatut  entgegengetreten 
werben.    ©.  ©.  196. 

§ier]^er  wirb  au(^  bie  Praebenda  pueril,  ju  re(^nen  fein,  wel(^e 
ber  S)efan  ©ottfrieb  o.  b.  Sffiiebe  1311  auf  eine  §ebung  oon  6  §ufen 
in  SRetlenj,  junä(^ft  für  feinen  Steffen,  ben  ©d^olar  Subwig,  begrünbete  ^^). 
<Swei  Saläre  fpäter  übertrug  baö  ßapitel  biefelbe  auf  Sitten  beö  33if(3^ofö 
§einrid^,  ber  fie  bur(^  bie  Suweifung  einer  jäl^rlid^en  ©innai^me  oon 
10  3War!  aus  bem  2)orfe  Sifeider  oerftärft  l^atte,  beffen  SRotar  ^nxh 
l^arb  unter  ber  Sebingung,  ba§  fie  ivm  33eften  beö  ©apitelö  oerroanbt 
werben  foHte,  wenn  ber  Snl^aber  ju  einer  beffem  ^frünbe  aufgerüdt 
wäre  ^). 

SDie  ©oml^erm  bilbeten  eine  ®enoffenf(ä^aft,  bie  mit  anbem  ©or^ 
porationen  beö  9Kittelalter§,  mit  ben  ©ilben  unb  ben  ftäbtifd^en  dtati)^^ 
collegien,  man(^e  aSerwanbtf(^aft  in  ben  inneren  ©inrid^tungen  l^atte. 
aWit  ber  3lufnal^me  in  baö  ©apitel  waren  ä^nlii^e  Unfoften  oerbunben, 
wie  mit  ber  3luf nal^me  in  ben  diat^ :  ben  refibirenben  Äanonif em  wutbe 


-      200    — 

babct  t)on  bcm  neu  etntrctcnben  1  £)^m  SW^cintoctn ,  bcm  Äuflobcn 
.7  eaen  guten  Sui^eö,  bic  ette  ju  8  ß,  ben  ©l^orfäugem  1  p6(ä^eu 
Sier  bargeretd^t. .  2)aS  Stufftetgen  ju  einer  l^öl^eten  ^ßfrünbc  foftete  eine 
feibene  ^afel  ju  3  3)larl  für  bie  ©arroefammer.  3ln  bie  ©teHe  beä 
älteren  ßinfüfirungöfd^maufeö,  ju  bem  fämmtlii^e  ©apitularen  unb  ®eift; 
lid^e  ber  3)Jarienfir(ä^e  gelaben  waren,  trat  (feit  1432  bei  einer  SRem^^ 
fion  ber  Statuten)  eine  ©etbabgabe  t)on  200  SKarf  fttr  bie  ©rl^altung 
beö  ei^orö  unb  30  9JIarf  ju  SBein  für  bie  ©ontl^erm.  ©eringer  waren 
bie  9lbgaben  beö  3nl;aber§  ber  aWinorprabenbe. 

2)er  neue  ßapilutar  M^xom:  „3)ie  gied^te  unb  ^ritjilegten  be§ 
©oßegiumö  gegen  jeben  Dertl^eibigen,  ©treitigfeiten  mit  ben  Srübern 
nidit  üor  ein  frembeö  ®eri(^t  bringen,  bie  ®ef)eimniffe  ber  Srüber^ 
fdiaft  n)ot;l  bewahren,  ber  ^ird^e  il^ren  Sefife  erl^alten  unb  ben  il^r 
entfrenibeten  wieber  geroinnen,  befonberö  aber,  wenn "  jTOifd^en  9tatl^ 
unb  ßapitel  ein  ©treit  auggebro(^en  unb  biefeö  aus  ßolberg  jü  weilten 
gejwungen  fei,  mit  i^m  bie  ©tabt  t)erlaffen  unb  bei  il^m  bleiben  ju 
wollen."  Unb  meiftenö.  l)ielten  bie  S)oml^erm  ben  ®ib;  benn  ftärfer 
als  bie  graben  ber  a?ern)anbtf(^aft,  bie  fid^  ju  ben  ftäbtifd^en  g^amilien 
I)inüberfpannen,  jeigten  fi(^  bie  33anbe  ber  ®enoffenfd)aft,  aHe  l^ielten 
äufammen,  wo  eö  baö  Sntereffe  be§  ßapitelö  galt^^^).  . 

e§  ift  nid)t  unmöglii^,  bafe  bie  ©apitularen  in  älterer  3eit,  alö 
bie  ßinnalimen  noc^  gering  waren,  in  bem  flofterartigen  ®ebäube  auf 
ber  9lltftabt,  weld;e§  fpäter  ber  ©ife  ber  Jungfrauen  würbe,  in  mel^r 
flöfterlid^er  SBeife  gelebt  unb  unter  ber  ftrengeren  Siegel  beö  gcmeinfamen 
fanonif($en  Sebenö  in  einem  ®ebäubc  gef(^lafen  unb  a\\  einem  Sifdie 
gefpeift  l^aben;  bod^  in  ber  Seit,  bie  un§  juerft  einen  33lid  in  bie  im 
neren  Suftänbe  beö  Kapitels  geftattet,  I;aben  fie  ben  mön(^if(^en  3wang 
bereits  abgefdE)üttelt  unb  geniejgen  eine  größere  ^^rei^eit  im  Seben  unb. 
in  ber  SSerwenbung  il^rer  ©innal^men.  S^ie  SJfel^rjal^l  ber  SJoml^errn 
lebte  in  befonbereu  3lmtSwol^nungen  unb  afe  am  eigenen  Sif(^,  t)on  bem 
fie  täglid^  3llmofen  aw  bie  3lrmeu  unb  bie  bei  bem  ®ottesbienft  mit- 
Wirtenben  Älerifer  unb  S^orfänger  austl^eilen  follten.  SDie  ad^t  2lmtSs 
wol^nungen,  alle  in  ber  ^kpengaffe  gelegen,  gel^örten  bem  ßapitel, 
lueld^es  fie  nad)  einer  im  Sctljre  1345  feftgefefeten  Zait  ben  SDoml^errn 
fäuftid^  auf  SebenSjeit  überlief  ^^).  S)er  %aic(otxti)  ber  einjelnen  6u- 
rien  war  t)erf dE)ieben :  4  würben  jU  250  3Karf,  2  ju  180  aWarf,  2  ju 
nur  100  3)larf  t)eranf(^tagt.  3n  ber  bif(^öfli(^en  ßurie  wol^nte  um 
1434  ber  bifd^öflii^e  Official  iinb  por  biefem  bei?  ^oml;err  §einrid^ 


—    201     — 

t).  5IWanteiiffcI,  ber  eine  jäl^rlt^e  Wet^t  t)on  4  9Warf  an  ben  SBifAof 
ju  jafjlen  l^atle.  S)a  bie  ßiirien  nt(^t  auötei(^ten,  wenn  alle  JDoml^errn 
in  ©olbetg  tefibirten,  fo  voax  ben  Uebrigbletbenben  für  biefen  %a\l  ge^ 
fiattet,  bei  anbeten  ®eiftlt($en,  ober  bei  el^tbaten  Saien,  aber  ni(^t  in 
SBirtl^öl^äufern  ju  wol^nen;  ftatt  ber  oben  enoäl^nten  3?aturalleifiiing 
platten  fie  in  biefem  %aUe  mä)entliä)  eine  3lbgabe  t)on  2  ß  für  bie 
©l^orfänger  unb  bie  Sinnen  ju  entrid^teiT.  ©in  fold^er  3Wangel  trat 
wol^l  feiten  ein.  3m  Saläre  1345  würbe  geHagt,  bafe  bie  2)oml^errn 
niii^t  in  ßolberg  refibirten,  baß  bie  ßurien  leer  ftänben  unb  in  58erfall 
gerietl^en;  unb  bafe  ntand^e  berfelben  mä)  ju  anbern  Seiten  nid^t  ron  ßapi« 
telögeifili(^en  bewol^nt  würben,  jeigte  il^re  wieberl^olt  oorfommenbe  fäuf:: 
li(^e  Ueberlaffung  an  Saien  auf  fiebenöjeit.  ©o  faufte  1475  ber  ©tet:^ 
tiner  Äanjler  ?Paul  v.  S)amife  mit  feiner  ©attin  Urfula  S^orlitt  ben 
§of,  ben  t)or]^er  ber  ©oml^err  '§^nning  2)amife  inne  gel;abt  liatte,  mit 
bem  diente,  benfelben  auf  SSerwanbte  ju  t)ererben,  wel(^e  ^om^errn 
wären  ober  fi($  jum  geiftli(^en  ©tanbe  t)orbereiten  wollten;  anbere 
©rben  mußten  für  bie  SRüderftattung  beö  ^aufpreifeö  bie  ©urie  an  baö 
©apitel  jurüdf geben  ^^).  3n  gleicher  SBeife  würbe  bem  SBicar  SJalt^afar 
SRubafe  1500  bie  ©rfcurie  an  ber  3JJauer  für  60  3Slaxl  auf  Sebenöäeit 
überlaffen,  unb  hmä)  Ueberrei(^ung  ber  ©d^lüffel  beö  §aufeö  unb  beö 
aiiegelö  am  S^orwege  würbe  er  t)om  ßapitel  förmlii^  unb  feierlid^  in 
ben  Sefife  beffetben  gefefet.  — 

SBäl^renb  baö  SDomcapitel  in  ©ammin  jugleid^  ben  SRatl^  beö  33i= 
-f^^ofö  bilbete,  auf  ben  ein  Sl^eil  ber  bifi^öflid^en  dieä)k  übergegangen 
war,  blieb  für  ba^  ßolberger  allein  bie  urfprüngli(^e  Seftimmuug,  bem 
©otteöbienft  größeren  Olanj  unb  l^ö^ere  Sffiürbe  ju  t)erleil^n  unb  ilirdjen= 
tmb  ©d^ulwefen  ju  leiten  unb  ju  beauffidjtigen. 

S)emgemä)3  war,  abgefel^en  von  ben  befonberen  ^sflid^ten,  weldje 
bie  2lemter  beö  ^ropfteö,  S)efan  u.  f.  w.  auferlegten,  bie  widitigfte 
ßbliegenl^eit  ber  SDoml^errn  ber  regelmäßige  S3efu(^  ber  Mrclje  beim 
©otteöbienft,  t)orne]^mlid^  bie  2lbl^altung  ber  Dorgefi^riebenen,  mit  ber 
g^rül^mette  beginnenben  7  fanonifd^en  ©tunbengebete,  iljre  2lnwefenl;eit 
bei  3lufjügen  unb  ^^rojeffionen.  Seber  Äanonifuö  l;atte  feineu  be- 
ftimmten  ^lafe  auf  bem  ßl^ore  unb  war  t)erpflid;tet,  bei  Sßerluft  eineö 
S^eilä  feiner  §ebungen  in  ßolberg  anwefenb  }u  fein,  ju  „refibiren". 
2)0(^  würben  ^ieroon  mani^e  Sluönal^men  geftattet.  SDer  ^ropft  war 
nad^  htn  ©tatuten  wegen  feiner  nad^  an^zn  gerid^teten  2^ätig!cit  für 
bad  ©opitel  von  ber  perfönli(^en  @rfüllung  feiner  ^eiftlid^en  ^^flid^teii 


—     202     — 

entititiben,  maniä^en  SJoml^erm  jroang  f$on  ber  gleti^jeitige  ^Pfrüiiben^ 
befife  an  anbem  ßapiteln  ober  eine  ©teKung  afe  fürftlii^er  SRotar  ju 
längerer  Slbroefenl^eit;  bo(ä^  anä)  fonft  würbe  bie  Seftimntung  l^äupg 
mit  großer  ^aä)'\i^t  gel^anbl^abt,  unb  baö  33ei[piel  ber  in  ben  Statuten 
aU  aWufter  jkenger  ?PfItd^terfüIIung  aufgefteHten  S)ontl^erm,  beö  Jl^e^: 
faurarius  §einri(^  in  ßammin  (bis  •  1289  genannt)  unb  bed  ©om^ 
propftes  Sol^anneö  in  ßolberg,  bie  nod^  in  f)ol^em  Sllter  geroiffenl^aft 
il^re  ©tunben  t)on  ber  g^rül^mette  an  abl^ielten,  tourbe  wenig  na^ge* 
al^mt. .  S)ie  Snl^aber  ber  4  erften  ^frünben  l^atten  f(^on  naö)  ben 
Statuten  il^re  ^riefter  unb  S)iafonen  jur  Unterftüfeung ,  bie  bei  ber 
©rtl^eilung  ber  ©acrantente  l^alfen,  bie  übrigen  2)om]^erm  l^atten  ©ub^ 
biafonen,  um  Äeld^e  unb  ©dualen  jum  Slltar.  ju  tragen,  SBafc^bedfen 
unb  §anbtu(^  barjureid^en ;  anö)  würbe  eö  il^nen  nid^t  fc^wer  gema(ä^t, 
il^re  fir($Ii(^en  Dbliegenl^eiten  überl^aupt  bur(^  Sßicare  vertreten  ju  laffen. 
Um  1345  mufe  ^iä)  ba§  ßapitel  in  einem  Suftanbe  t)oIIftänbiger  fitt^ 
U(^er  2luf[öfung  befunben  l^aben,  bie  ^frünbner  refibirten  nid^t  in  ©ot 
berg,  il^re  ©urien  ftanben  leer,  unb  ber  ©otteäbienft  fam  in  Slbnal^me. 
"^an  fu(^te  hnxä)  §erfteHung  einer  firengeren  3ui^t  unb  burd^  bie  &c^ 
neuerung  ber  93eftimmung  ju  l^elfen,  bafe  alle  2)oml^errn,  bie  nid^t  in 
il^ren  ßurien  SRefibenj  l^ielten,  il^rer  §ebungen  auö  ben  gemeinfamen 
®ütem  tjerluftig  gelten  foHten.  S)od^  jeigen  fpätere  aSorfätte  unb  bie 
n)ieberl)olte  Seftätigung  unb  erneute  @infd^ärfung  ber  ©trafgewalt  beö 
SDetanö  (1486,  1502),  baß  bie  ßolberger  Xo\rif)tnn  im  ©anjen  lieber 
in  S8el^agU(^feit  bie  9let)enüen  il^rer  ?ßfrünben  t)erjel^rten,  alö  bie  ^flid^ten 
il^res  Slmtö  erfüllten.  — 

SDer  ®runb  lag  jum  Sl^eil  in  ben  Suflänben  ber  fatl^olifd^en 
ÄirdE)e,  beren  allgemeine  Serrüttung  um  bie  3Kitte  beö  14.  Scil&tl^unbertd 
\iä)  in  bem  oben  angebeuteten  aSerfall  beö  ©apitelö  um  biefe  Seit  jeigte, 
jum  S^eil  aber  aud^  in  ber  3ufammenfefeung  beffelben. 

3Känner,  wie  bie  t).  b.  SEBiebe,  waren  gewig  von  ber  SBürbe 
i^rer  ©teHung  unb  ber  §eiHgfeit  il^reö  Serufö  burd^brungen,  unb  baö 
(Sapilel  ^at  wo^l  mand^e  3Kitglieber  gejäl^lt,  bie  i^nen  nad^eiferten ; 
afabemif(^e  SBürben,  befonber§  bie  beö  Magister,  finben  wir  nid^t 
fetten  bei  il^nen,  unb  biefe  fonnten  vox  ber  ©rünbung  ber  ^rager  Uni= 
t)erfttät  (1348)  nur  auf  italienifd^en  Unit)erfitäten  ober  in  ^ariö  ge^^ 
Wonnen  fein.  Unter  ben  1321  genannten  SDoml^errn,  weld^en  auf  ®runb 
i^rer  @in!auföpfrünbe  bie  Slnwartfd^aft  auf  eine  orbentlid^e  ^frünbe  er:: 
tl^eilt  war,  finben  wir  bie  ^lebane  ©erarb  oon  ©reiffenberg,  SBalter 


—    203     — 

t)on  ^Pafcwalf,  Siiffott)  t)on  ftömgöBerß,  neBen  Henning  ©lafenapp, 
Subbertö  ©o^n,  SuBbcRn  ©tafcnapp,  Subtpig  v.  b.  Sffiicbe  (©ottfriebö 
Jfeffe),  Henning  von  SSad^l^oIt,  Soi^ann  t)on  ©wancbcfe,  Äcrftian  t)on 
©tebing,  Henning  t)on  SBraunfd^toeig,  Sol^ann  ©tcfeling,  ©erarb  von 
aWuberife,  SJ^tlet)  33olte,  unb  ebeufo  jeigen  fpötere  SRamen,  toie  ©d^mibt, 
SBenb,  ©oöler,  3ia!on),  SK^nfeö,  bafe  jur  3lufna^mc  nid^t  blos  vorndj^ 
mere  3lbfunft,  fonbem  aud^  wo^l  !ir(]^H(]^e  3Setbteufte  befäl^igten;  bod^ 
im  ©anjen  war  ober  würbe  baö  ßapitel  mel^r  unb  mel^r  ein  aSerfor« 
gungöinftitut  für  ben  2lbel  unb  bas  ftäbtif(3^e  ^atriciat:  biefen  beiben 
Älaffen  gel^ört  bie  SKe^rja^l  ber  eben  aufgefül^rten  unb  überhaupt 
fätnmtlid^er  2)oml^errn  an,  fo  weit  fid^  bieö  bei  ben  befonberö  in  älterer 
3eit  oft  nod^  fel^tenben  götniliennamen  erfel^en  lä^t  (f.  Stnl^ang).  2)afe 
im  17.  Sal^rl^unbert  bie  33ürgerli(^en  t)on  ben  35ompfrünben  ausge^ 
fc^loffen  werben  foHten,  war  gefi^id^tlid^  burc^auö  unberechtigt. 

3e  weniger  bie  ®oml^erm  barauf  bebad^t  waren,  il^ren  t\xä)iiä)tn 
^flid^ten  ju  genügen,  um  fo  eifriger  unb  eiferfüi^tiger  wad^ten  fie  über 
il^re  SRed^te.  Sl^re  geiftlid^e  §errfd^aft  über  bie  ©tabt  wollten  fie  nid^t 
burd)  ben  @influ§  irgenb  einer  anbern  geiftli(^en  ©enoffenfd^aft  be- 
fdjränfen  taffen.  ©d^on  1266  l^atten  fie  fid^  oon  Barnim  I.  baö  ^ri:^ 
Dilegium  erwirft,  bafe  fein  anberer  geiftlid^er  Orben:  Senebictiner, 
3lugufliner,  SDominifaner,  granji§faner,  §oöpitaUter,  Sempier  unb 
©eutfd^ritter,  ol^ne  SBeiftimmung  beö  ßapitelö  in  ßolberg  unb  feiner 
^^Jarod^ie  §äufer  ober  liegenbe  ©rünbe  befifeen  ober  erwerben  bürften. 
SDie  eifterjienfer  unb  ^rämonftratenfer  finb  nid^t  genannt;  benn  oon 
il^nen  war  nid^t§  ju  fordeten,  ba  il^re  S3eftimmung  fie  auf  eine  lanb:= 
lid^e  2l)ätigf eit  l^inwieö ;  bo6)  ni(^t  o^ne  ©runb  war  bie  93ef orgnijs,  bafe 
fid;  bie  33ettelmön(^e  auö  ßammin,  ©targarb  ober  ©reifenberg  (l^ier 
waren  bie  33arfüfeer  f($on  gleid^  nad^  ber  ©rünbung  anfäffig)  in  6oU 
berg  anfiebeln  möd^ten.  SDie  ft^warjen  §erren  aus  ©ammin  unb  bie 
grauen  auö  ©reifenberg  jogen  oft  mit  it)ren  33ettelbrettem  burd^  bie 
©trafen  ber  ©tabt,  unb  befonberö  bie  letjteren  liebten  eö,  fid^  in  neu^ 
gegrünbeten  ©täbten  nieberjulaffen,  unb  waren  juf rieben,  wenn  man 
il^nen  nur  ein  ^Idfed^en  an  ber  9Kauer  gemattete.  S)ie  ©rünbung  von 
Älöftern  ift  ben  SBettelorben  in  ßolberg  nid^t  gelungen;  bod^  befifeen  fie, 
wie  bie  Sanbflöfter  fd^on  frü^  it)re  einfe^rftätten  (f.  ©.  36),  in  fpä^ 
terer  3eit  aud^  il^re  Serminareien  in  ber  ©tabt,  §äufer,  oon  benen  auö  fie 
bettelnb  hnxä)  ©tabt  unb  ßanb  jogen  (terminirten).  Xen  ©targarber  3lu= 
guftinem  gehörte  eine  §(li;^d^en  in  ber  Subenftrafee,  weld^eä  1533  an  einen 


—    204    — 

Stirger  t)erfaiift  würbe,  ben  JDontinifanern  l^atle  bte  SBittrae  t)on  ßubcfe 
3lbebar  1486  eine  93ube  in  berfelben  ©ttafee  gefiä^enft,  um  in  i^rem 
.^lofter  ju  ßammin  für  i^ren  ©emal^I  unb  i^ren  ©ol^n  Senebict  (f. 
6ap.  11)  ©eelenmeffen  ju  lefen,  unb  bie  grauen  aKön(^e  au§  ©reifem 
berg  l^atten  fogar  in  ber  t)ornel^men  ©d^liefenftra^e  eine  93ube  ate  Ser^ 
minarei,  bie  fie  t)on  S^öper  3lbebar  für  100  3Karf,  bie  biefer  il^nen 
fc^ulbete,  anftatt  ber  Sal^lung  angenommen  l^atten*)  *^).  9Bie  bie  mU 
fadien  fteinen  Segate  in  S^eftamenten  beraeifen,  waren  befonberö  bie 
©reifenberger  unb  ßamminer  aWönd&e  in  ßolberg  beliebt  unb  mol^Iangefefin. 
2Bie  bie  Segrünbung  be§  g^rauenflofterö  unb  bie  SBerlegung  beffelben  1481 
t)on  ber  3Wtftabt  in  bie  ©tabt  unter  auöbrüd lid^er  Sejugnal^me  auf  ba§ 
^riüilegiiun  be§  ßapitete  mit  beffen  ©inwiffigung  gefd^el^en  ift,  unb 
baö  jllofter  bafür  bem  ßapitel  ju  einer  }äl^rlid)en  Sal^lung  von  4  3Rarf 
t)erpfUd^tet  war,  fo  werben  aud^  ol^ne  Sweifel  jene  3Könd^e  bie  ®rlaub^ 
ni&  jum  §äuferermerb  burc^  eine  äfinlii^e  fleine  3lbgabe  von  ben  SDom== 
I;errn  erlauft  l^aben. 

2)ie  aJlarienfir(^e  mar  aWatrij,  einzige  ^farrfir(^e  in  ber  ©tabt, 
menigften§  in  älterer  3eit.  3u  il^r  gel^örte  bie  ganje  ©tabt  mit  ben 
SSorftäbten,  unb  1298  mürben  il^r  au(^  bie  SDörfer  3lofenbal,  SZednin, 
SBobrobt,  Sogentin,  ©eBnom  unb  S3orf  beigelegt,  bereu  33emo]^ner  bort 
bie  ©acramente  empfangen  Unb  bortl^in  il^re  ^farrabgaben  entrid^ten 
foUten,  ben  Sungfrauen  auf  ber  2lltftabt  aber,  bie  fi(^  l^ier  eine  3lrt 
t)on  ^arod^ie  angemajBt  ju  l^aben  f(^einen,  mürbe  jugleid^  bei  ©träfe 
be§  33anneö  unterfagt,  für  biefe  35örfer  für  ®elb  einen  Drbenö:^  ober 
2Belt5®eiftli(^en  alö  ©eelf orger  auäunel^men**).  ©in  befonberer  Pfarrer 
iptchanus)  ber  3Jiarienfir(^e  mirb  nirgenbö  genannt,  mol^l  aber  gefd^iel^t 
ber  3?iceplebane  unb  ber  ^lebanie  ©noä^nung.  SDie  ^farre(^te  [tauben 
bem  ßapitel  ju  unb  werben  wol^l  burd^  einen  ber  ©oml^errn  unb  burd^ 
bie  SSiceplebane  ausgeübt  fein.  Sener  wirb  in  ber  ^lebanie,  einer  ber 
©oml^errncurien  in  ber  ?ßapengaffe  (wol^l  biefelbe,  weld^e  au(^  dos 
[2Bebeme]  genannt  wirb)  gewohnt  l^aben. 

2)ie  übrigen,  aud^  bie  größeren  ©otteöl^äufer  ber  ©tabt,  ©t.  3iv 
fola§,  ©t.  ©piritu§,  ©t  ®eorg  unb  ©t.  ©ertrub,  waren  in  älterer 
3eit  nur  Kapellen  ol^ne  ©prengeL  ©elbftoerftänblii^  war  bie§  bei  ber 
JiifolaifapeHe  auf  bem©aljberge  ber  gaU.  ©ie  gel^örte  1276  jU  ber  ^frünbe 
eineö  SDoml^errn  unb  blieb  a\x^,  alö  1333  in  einem  SBertrage  mit  bem 


*)  %\z  Stotijcn  fmb  au«  bem  ©tabtbuc^e  gcfd^öpfi 


—    205    — 

SRatl^e  bie  ju  il^r  gelegenen  Sanbnngen  unb  SBiefen  mit  ben  bort  n)o]^= 
nenben  3lrmen  ber  ©tabt  überlaffen  warben  (©.  51),  mit  bem  Äirc^fiofe 
im  Sefife  beö  ßapitelö.  ©ie  tuirb  in  fatl^oUfd^er  3eit  menig  genannt; 
m^  einer  Seftimmung  ber  SJurfprale  gaben  bie  ?Jifd^er  t)om  ©tranbe 
ber  lieben  grau  unb  ©t.  9lifoIaö  nad^  alter  ©ewo^nl^eit  i^ren  gifd;, 
einige  Keine  ©tiftungen  von  2—4  SKarf  ju  ©eelenmeffen  unb  jur 
©rl^altung  einer  eraigen  Sampe  (©tabtb.)  mögen  von  ben  gif(^ern  aus- 
gegangen fein,  bie  bort  il^r  ©ebet  tjerrid^teten  unb  il^re  lefete  3?uf)eftätte 
fugten. 

S)ie  brei  übrigeit  Kapellen  liatten  eine  etwas  anbere  Stellung 
jinn  ßapitel.  3u  ber  im  Saläre  1282  ]ä)on  t)orl^anbenen  unb  fi^on  bamals 
mit  einem  ®lo(f entl;urme  auögeftatteten  ©t.  ©pirituö-,  in  ber  ©eorgs^  imb 
ber  1378  erft  nad^  l^artem  ©treite  mit  bem  ©opitel  burd^  §ülfe  ber  päpft= 
lid^en  ©eraalt  ju  ©tanbe  gebrad^ten  ©t.  ©ertrubenfapeHe  (f.  ©.57 
inib  f.)  befajg  ber  SRatl^  ber  ©tabt  ha§f  Stecht,  einen  ^riefter,  ber  SKeffe 
lefe  unb  bie  ©dcramente  vexroaite,  ju  toäl^len;  bie  iDpfer,  bie  bort  im 
jDpferftodE  ober  auf  Sittbretter  niebergetegt  mürben,  bie  ®aben  an 
SBad^ö,  SBeitt,  £ol^len  unb  ©d^mudgegenftänben,  mit  2luSnal^me  beffen, 
maö  fid^  auf  bem  älltare  ober  beim  Äreuje  in  ber  ©ertrubenfapeUe  nieber^^ ' 
gelegt  fänbe,  fottten  ben  betreffenben  Äird^en  unb  3lrmenl^äufern  ju  gute 
fommen.  2)o($  trug  baö  ßapitel  buxä)  genaue  S3eftimmungen  ©orge, 
baJ3  „bie  ©lieber  fid^  nid^t  vom  Raupte  ablöften,  unb  bie  ©emeinbe 
nid^t  von  ber  3KatriE  abgezogen  merbe/'  ©er  präfentirte  ^riefter  beburfte 
ber  Seftätigung  beö  ßapitelö  unb  mujste  fid^  }Ut)or  einer  g^ioöl^nlid^ 
burd^  ben  S)e!an  angefteHten  Prüfung  unterwerfen;  wie  jeber  anbere 
^Wefter  ber  Sfflarienfird^e,  mar  er  jum  ©e^orfam  gegen  baö  ßapitel 
t)erpflid^tet,  mu^te  ben  6|)or  befu(^en  unb  in  ber  3Karienfird^e  beftimmte 
SDleffen  lefen.  Jlur  an  ben  SBeil^ungötagen  ber  ÄapeÖen,  ben  Sagen  ber 
©(^ufepatrone  unb  beftimmten  l^ol^en  g^efttagenr  im  l^eiligen  ©eift  am 
^fingftfefte,  in  ©t.  ©eorg  am  Karfreitage,  burften  ^rebigten  an  bas  SBolf 
unb  ^rojeffionen  ftattfinben;  an  ben  ©onntagen  mürbe  nur  SKeffe  ge= 
lefen,  bie  beoorftel^enben  gefte  befannt  gemai^t  unb  ber  SBof)ltt)äter  ber 
Äiri^e  gebälgt,  ©rft  vDmn  bie  gro^e  ©lodfe  ber  3Karienfird)e  bie  ©lau- 
bigen  ^nm  ©ebete  rief,  burften  bie  fleineren  auf  ben  brei  Kapellen  ben 
beginn  ber  3Keffe  anfütibigen,  unb  wenn  ber  ©otteäbienft  in  ber  grojsen 
Kird^e  auö  irgenb  einem  ©runbe  aufhörte,  mußten  an^  bie  fleineren 
i^n  einfteöen.  3n  feiner  berfelben  mar  ein  SBaptifterium,  feine  Saufe, 
feine  Srauung  burfte  bort  t)orgenommen  unb  nur  ben  ©pitalarmeii 


—     2Öf5    — 

Slbcnbmal^t  unb  lefcte  ©clung  geteilt  raerben.  3liif  ben  Äird^^öfeu  ber 
bciben  ©pitatttti^cn  follten  nur  bie  ©pitaHeute  i^r  ®tab  erl^altcn. 
%ix  auf  bem  ©ertxubenfird^l^ofe  raar  iebem  tjerftattct,  mit  ©encl^miguug 
ber  t)om  Statte  ernannten  ^rooiforen  \i6)  eine  ©rabftätte  ju  erfaufen. 
S)o(i^  au(^  über  bie  lobten  Ijielt  bie  ^^farrfirdje  noä)  il;re  'SUeäjU  feft; 
benn  biefe  mußten,  beoar  fie  bort  beftattet  würben,  nad)  ber  9Jlarien= 
firc^e  gebrad^t  werben.  §ier  würben  bie  ß^equien  gel^alten,  unb  baö 
©tüd  ©eibenjeug,  mit  bem  bie  Seilte  bebedt  war,  ober  ftatt  beffen 
3  3Warf  lamen  bafür  bem  ßapitel  ju.  @ine  jä^rlid^e  3atjlung  oon 
10  3)Jarf  a\x§f  ©t.  ©eorg  imb  bie  §ebungen  Don  8  §ufen  in  ©arrin 
waren  ber  ^rei§,  um  ben  bie  ©tabt  jene  3ugeftänbniffe  oom  ßapitel 
erfaufen  mußte  *^). 

3m  Saufe  ber  Seit  aber  erl^ielten  bie  ÄapeUen  eine  felbftftänbigere 
©teHung.  Unter  ben  ^tebanen,  von  benen  fd^on  in  ber  ©tiftungö- 
urtunbe  ber  ©t  ©ertrubenfapetle  bie  SRebe  ift,  finb  feine  anberen,  alö 
bie  SSicare  von  ©t.  ©pirituö  unb  ©t.  ®eorg  ju  oerftel^en,  ba  biefe  balb 
barauf  alö  ^lebane  unb  Siectoren  aufgefül^rt  werben,  unb  1426  wirb 
aud^  ber  SBicar  in  ©t.  ©ertrub,  ber  donmius  Saieüelb,  für  ben  bie 
ßonfuln  bamals  eine  jä^rlid^e  Siente  oon  5  3)iarf  faufen,  5Rector  ge= 
naimt.  SBemerfenöwertl^  ift,  ba§  ber  ^leban  oon  ©t.  ©pirituö  eine 
eigene  Slmtswol^nung  ^atte.  ©ie  war  1422  fd^on  t)orl^anben  unb 
würbe  in  biefem  Sct^re  oon  bem  bamaligen  ^^Jleban  dorn,  3omer,  bem 
Stad^folger  beö  dorn.  £)rtwin  (aud^  SRortwin,  1418  fd^on  quondam 
recior  genannt),  t^eilö  auö  eigenen,  t^eite  auö  9JHtteln  feiner  Äir(^e 
umgebaut  unb  burd^  ein  anfto^enbeö  §au§,  weld^eö  ber  '9lat^  baju  ge- 
fd^enft  ^atte,  oergrögert.  S)er  diatf)  uerpflid^tete  fid^  ju  ben  nötl^igen  2lu§5 
befferungen  an  3Kauem  unb  §oljfenftern,  für  ©iaöfenfter  foUte  ber 
^ieban  felbft  forgen,  S)aö  §auö  lag  neben  ber  ©erberei  ber  ©(^ufter 
am  3Jlül^[engraben  nid^t  weit  von  ber  33auftrafee  ^^).  D^ne  3weifel 
l^atte  bie  ©d^wierigfeit,  bei  ber  mel^r  unb  me^r  fteigenben  ©eelenjaljl 
ber  ©emeinbe  mit  ©egen  bie  ©eelforge  ju  ühen  unb  bie  ©afca- 
mente  ju  verwalten,  baö  ßapitel  gezwungen,  aud^  ben  ©eiftUd^en  an 
jenen  ^apetten  ^farre(^te  unb  eine  cura  plebis  ju  überlaffen.  SDie 
3luöbe^nung  ber  ^f arrfprengel  ift  nid^t  angegeben ;  bod^  werben  wir 
fd^werlid^  irren,  wenn  wir  in  ber  §auptfad^e  fd^on  bamatö  bie  fird^^ 
ii^e  Drbnung  annel^men,  bie  wir  na^  ber  ©infül^rung  ber  SWeformation 
porfinben,  inöbefonbere,  bafe  bie  obengenannten,  1298  jur  3Rarienfird^e 


—    207    — 

gelegten  SDötfet,  bte  um  1540  in  ©t.  ©erttub  eingepfarrt  erfd^einen,  fpcU 
tefiens  im  Slnfange  beö  15.  3af;t^unbertö  bal^in  gelegt  finb. 

gromme  ®aben  unb  Stiflnngen  für  Äitdien  «nb  3lrme  bxad^ten 
mä)  ber  SßorfteHung  jener  Seit  tanfenbfältigen  Sol^n  in  biefer  «nb  be- 
fonberä  in  jener  SBelt.  @§  ift  feinö  unter  ben  jal^lreid^en,  uns  erl^a(= 
tenen  Seftamenten,  baö  nid^t  größere  ober  Heinere  ©d^enfungen  an  kix^ 
d^en,  Älöfter  unb  2lrmenl^äufer  unb  bie  2lrmen  in  ber  ©tabt  entfliehe. 
Segate,  um  Sud;  unb  ©d^ul^,  aSrob,  33ier,  SDorfd^,  „Sanf^alö"  für  bie 
Slrnien  ju  laufen,  an  beftimmten  Sagen  ®elD  unter  fie  ju  vtxtf)^v- 
len,  S3äber  —  gegen  ben  Sluöfafe  —  für  biefe  ju  t)eranftalten  unb 
fie  nad^l^er  mit  S3ier  }u  erquiden,  ©d^enfungen  von  Setten,  ^edtn, 
Äleibungöftüden,  Giften  u.  f.  w.  fel^Ien  aud^  in  Seftamenten  nid^t,  in 
benen  eö  fi(^  um  wenige  |iunbert  SDiarf  l^anbelt.  3Kand^e  gebenfen  barin 
il^rer  SBerraanbten  nur  fpärlid^,  anbere,  wie  ©berl^arb  Äunoro  (14 1 2) 
unb  §at)eö  (1466),  t)enna(^en  i^r  ganjeö  äJennögen  ju  frommen  ©tif? 
tungen.  ®afür  würben  i^re  SRamen  in  bie  ®eben^  unb  Sobtenbüd^er 
ber  ©otteöl^äufer*)  eingetragen  unb  an  ©onn-  xmb  g^efttagen  oerlefen. 
2Ber  aber  befonberö  tief  feine  ©ünben  empfanb,  ober  für  fd^roere  ®e^ 
walttl^at  ju  hü^^n  l^atte,  ber  pilgerte  nad^  gnabenbringenben  333allfal^rtö' 
orten,  nad^  ©infiebeln,  bem  ®olm,  333il§nadE,  Stehen,  ©t.  ©ompoftella  in 
©panien,  9tom  unb  feit  bem  im  Saläre  1492  au(^  nad^  ©lemberg  in  3Kedf= 
lenburg,  mo  fid^  in  ber  i^eiligen  StutfapeHe  in  golge  ber  SJlarterung 
beö  ©acramentö  burd^  bie  Suben  bamalö  ein  neue§  §eiligt|ium  mit 
unerl^örten  SBunbern  aufgetl^an  l^atte.  ©o  legte  ber  SRatfimanji  ^inje 
Sßo§  feine  SRat^öfteHe  nieber,  um  burd^  eine  Sujgfa^rt  nad^  ßompoftetta 
feiner  ©ünben  lebig  ju  werben.  2Ber  felbft  unfäf)ig  mar,  bie  SSe^ 
fd^merben  ber  SJeife  ju  ertragen,  liejg  bie  SQBattfaprt  burd^  anbere  mai^en. 
§anö  Särmalbe  fefete  in  feinem  Seftamente  fo  oiel  ®elb  auö,  alö  nötl^ig 
mar,  um  2  SReifen  nad^  SRom  unb  eine  na(^  3ld;en  mad^en  ju  laffen, 
ein  SSertolb  §eft  pilgerte  für  ben  geftörbenen  §ilbebranb  ©torter  ju 
ben  ©d^metten  ber  3lpoftel  unb  erl^ielt  bafür  eine  33ube  in  ber  ©tabt, 
§anö  ©teen  (1488)  oermai^te  feinem  Sruberfol^ne  für  eine  gleid^e 
Steife  ein  3lderftüd  neben  ©t.  Sürgen.  3Wan  erfielit  l^ierauö,  wie  felir 
bie  Steigung  ju  SBaDfal^rten  fid^  gegen  baö  ®nbe  beö  1 5.  Sa^r^unbertö 
fteigerte,  unb  wie  bered^tigt  baö  SBerbot  be§  SSifd^ofö  Senebict  (1492) 

*)  ^ad  ^obtenbud^  im  I^^Utgen  ®etft  lag  in  einer  ^ifie,  bie  ^ermann  SSät« 
lUülbc,  iDdd)or  iibcr  1000  Wiaxf  an  bie  ^lircijien  fcrmac^te,  1434  juiu  ®cfd)cn!  gc« 
mac^t  ^attc. 


—    208    — 

war,  baj3  feinet:  ol^ne  ©riaubnife  be§  bif($öfü(3^^en  £>berl)irteu  SBaUfal^rten 
naä)  beu  ©nabenftätteu  unternel^inen  foüe. 

Snöbef Ollbete  gel^örteu  ju  ben  3Jlitteln,  ©ünbeuDergebung  unb 
©ingang  jur  eroigen  Seligfeit  j«  erlangen,  bie  aSicarieen  ober  3lltäre, 
©tiftnngen  bemittelterer  3Kenf(^en,  nm  für  baö  ©eelenl^eil  ber  ©tifter 
unb  il)rer  gamilien  unb  jum  Sobe  geroiffer  §eiligen  ju  beftimmten 
Seilen  3Jleffe  lefen  ju  laffen.  S)ie  ^riefter,  roeld^e  an  ben  jal^l- 
reid)cn,  l;ierju  beftimmten  3?ebenaltären  bie  3)ieffe  lafen,  SSicare  ge^ 
nannt,  bejogen  bafür  bie  iäl^rlid;e  Stente  beö  oom  ©tifter  auögefefeten 
ßapitalö.  9KandEie  ©tiftungen  waren  jugleid)  gamilienftipenbien,  benn 
nidjt  feiten  roieö  ber  ©tifter  baö  ^^atronat  feiner  gamilie  ju  unb  beftimmte, 
bafe  )o  oft  ein  geeigneter  ^riefter  auö  feinem  33lute  t)orl^anben  wäre,  biefer 
ben  äJorjug  vox  anbern  l^aben  foHte,  von  mand^en  würbe  baö  ^atronat 
nad)  einigen  Generationen,  t)on  anbern  foglei^  bem  9iatl^e  ober  bem 
©apital  überraiefen,  einige  würben  abwei^felnb  oom  Statine  unb  oom 
ßapitel  befefet.  — 

'3llle  biefe  SBicare  waren,  wie  bie  übrigen  ©eiftlid^en,  bem  ßapitel 
unb  bem  SDefan  jur  Sreue  unb  jum  ©el^orfam  t)erpfli(^tet,  mußten  ben  6^or 
befudien  unb  leifteten  bem  ©apitel  unb  bem  SDefan  einen  @ib,  ber  faft 
wörtlid^  mit  bem  ber  S)omlperrn  übereinftimmt.  aSon  einem  Äanonifuö 
würben  fie  bur(ä^  2luffefeung  beö  SSarretö  in  i^r  Slmt  eingefü^irt  unb 
bei  ^flid^toerfäumni^  t)om  SDefan  jur  3led^enf(^aft  gejogen.  SDie  3al^l 
ber  $Bicare  na|im  natürlid^  ju  mit  ber  3al^l  ber  aSicarieen.  Sin  3al;re 
1427  finb  32  berfelben  unb  7  Kapellane  bei  9?amen  aufgefül^rt,  unb 
glei^jeitige  Urfunben  ergeben,  baß  ii^re  3al;l  bamit  ni(^t  erf($öpft  ift. 
©ie  geprten  jum  größeren  Si^eite  ßolberger  gamilien  an  unb  bilbeten 
eine  ©enoffenfdjaft,  an  beren  ©pifee  bie  provisores  vicariorum  ftanben. 
3m  Salute  V62d  gemattete  il^nen  ber  9iatl^  in  feiner  ©elboerlegenlieit, 
bie  beiben  §äufer  SBord^arbs,  beö  SBruberö  t)on  ©imon  gif(3^er,  unb  ber 
grau  Sutta,  beö  oerftorbenen  §erber  33olte§  2Bittwe,  für  300  aWarf 
unb  baju  baö  anftoßenbe  §au§  SBofo'ö  alö  ©i^fentl^um  ju  erwerben- 
g^ür  bie  ©rlaubnife,  baö  britte  §auö  ju  laufen,  jal^lten  fie  bem  3?att;e 
ICO  aWarf^^).  SDod^  I)atte  fid)  ber  Statl;  t)on  ben  brei  Käufern  bie 
gewö^nlid^en  Sürgerleiftungen,  befonberö  bie  3la(^twa(^en,  ©(äfiofe  unb 
Ungelb,  im  ©angen  6  aJlarf  iäl;rlid^,  t)orbel)alten,  bie  §äufer  foHten 
bem  lübi)(^en  Siechte  xmterworfen  bleiben  unb  feine  greiftätte  für  foldie 
fein,  bie  fid^  bem  Slrme  ber  weltlid^en  ®eri(3^töbarfeit  ju  entjie^en  fud^ten. 
Um  J438  finb  fie  ju  einem  §aufe  oereinigt  {domus  vicarwruiu),  baö 


—    209    — 

fpäter  ber  SJicarienl^of  l^etJBt.  SBal^rfd^einttd^  lebten  bte  aSicatc  l^ier 
burfenartig  jufainmen  uub  fpetften  an  einem  %i\ä),  @§  gefd^iel^t  anä) 
einer  gemeinfamen  33ibIiotl;ef  {libraria)  berfelben  ©rwäl^nung,  welcher 
1509  Sudler  {lihri  de  sermonibtis)  Detmad^t  werben.  SSon  ben  weltlichen 
Saften  wnrbe  baö  §anö  balb  befreit  burd)  ein  Segat  beö  SDefanö 
Mgr.  §einrid^^^)  im  Setrage  Don  100  3Jlarf,  n)eld;e  fpäter  anf  bem 
§anfe  33abe  93ärtt)albe^ö  ftanben  unb  t)on  biefem  feinem  33rnber  §er= 
mann  überlaffen  würben  (1419)^^),  ber  bie  6  3Jlarf  bafür  t)on  feinem, 
am  3JJarft  ben  ^rambnben  gegenüber  gelegenen  ©teinl^anfe  an  bie 
©tabt  jalilte.  SBie  eä  il^nen  gelungen  ift,  il)r  §anö  ber  ftäbtifdjen 
9Je(^töpflege  ju  t)erf(^lie)Ben,  nnrb  nirgenbö  angegeben*  —  2)ie  aSicare, 
meiere  in  bem  §ofe  feine  3lufnal)me  mel^r  fanben,  fud^ten  wenigftenö 
in  ber  SKäl^e  eine  SBol^nung.  ©in  dorn.  9tifol.  Simmermann  fauft 
1414  eine  33ube  mhtn  bem  $lsicatieiil;ofe;  ein  ^a\x^,  ba§  mit  einer  burd^ 
ben  Sob  beö  dorn.  SBebelin  ^^Uitlfamer  erlebigten  aSicarie  Derbunben 
war,  lag  ebenfaHö  in  ber  £(auöftiaj3e,  unb  baö  ©tabthn^  nennt  eine 
jiemlid^e  3a^l  t)on  ©eiftlid^en  alö  in  biefer  ©tra§e  wol^nenb  (©.  51). 

aSicarieen  ju  grünben,  um  aKeffen  für  baö  Seelenl^eil  lefen  ju 
laffen,  war  bod;  nur  ben  äßol^lljabenberen  mögli(^.  ®ö  bilbeten  fi(^ 
bal^er  fromme  ®enoffenf(^aftcn,  bie  ben  Srübern  unb  itiren  aSerwanbten 
aud^  für  geringere  @aben  an  bem'  S(^afe  t)on  frommen  SBerfen  unb 
©ebeten  3lntl)eil  ju  erwerben  geftalteten,  bie  gemeinfam  für  bie  geftor^ 
benen  3Jlitglieber  3Jleffe  lefen  liegen  unb  fomit  au(§  für  baö  ©eelem 
l^eil  ber  Slermeren  ©orge  trugen.  SDie  3al^l  biefer  ©enoffenfd^aften 
ift  nid^t  fo  gro§,  wie  anber§wo,  unb  wie  man  nad;  bem  geiftlii^en 
ei^aracter  ber  ©tabt  erwarten  fottte. 

1)  S)er  ^alanb)  0«)  ift  bie  ältefte  S3rüberfdE)aft.  SDiefer  würbe  1 267 
begrünbet  unb  beftanb,  wie  bie  alteren  SSerbinbungen  biefer  2lrt,  nur 
aus  Älerifern.  6r  befd^ränlte  \\S)  nid^t  auf  ßolberg,  fonbern  umfaßte 
alle  ^lebane,  fpäter  überl^aupt  alle  ©eiftlid^en  beö  ©olberger  unb  ^U^ 
liner  SanbeS,  1343  nennen  fid;  bie  3)Utglieber  fratres  Kalendarum  int  er 
Persantam  d  liadugam  flumina.  2)er  Sifc^of  geftattete  il^nen  in  ber 
©tiftungöurfunbe,  jäl^rlid^  jn:eimal  im  lieiligen  ©eiftl^aufe  in  ßolberg 
Sufammenfünfte  ju  Italien,  um  ju[antmen  burd^  ©ebet,  aJleffen,  ©penben 
aller  3lrt  baö  ©eelenl^eil  ber  geftotbenen  33rüber  ju  förbeni.  Sei  ber 
SBeftattung  eineö  3JJitgliebeö  foH  jeber  Sruber  jugegen  fein.  SDie  3Kal&- 
nung,  bie  3nfammenfünfte  o^ne  £ätm  unb  ttebermutl^  ju  l^alten,  jeigt, 
ba&  fd^on  banmlö  biefelbcn  leidet  ju  ben  wüften  ©elagen  ausarteten^ 


—    210    — 

tt)cl($e  fie  fpäter  berüt^tigt  tnad^ten.  S)em  Äalanbc  wirb  baö  befonbere 
SBorre^t  t)etlie]^en,  baj3  bie  ©d^ulben  bcö  geftorbenen  Srubetö  von  ben 
SRenten  feines  Seneftciumö  bejal^lt  toerben  foHten,  fo  ba§  ber  Slai^folger 
«tnfonft  arbeiten  mu^te,  ober  ba§  Slmt  feinem  el^er  übertragen  werben 
fonnte,  bis  bie  ©d^ulben  getilgt  waren,  S)afür  legte  il^nen  ber  33i= 
fd^of  bie  SBerpflic^tung  auf,  bie  Sterbetage  feiner  SSeriDanbten,  feines 
SBaterS  Sambert  von  ©leid^en  unb  bes  ©rafen  §einri(^  t)on  ©lei^^ 
(^en,  burd^  eine  3Keffe  ju  feiern,  unb  feiner  übrigen  2lngel^örigen, 
feiner  ©d^weftern  Slbele  unb  ©opl^ie  unb  §einrid)S,  bes  ©rafen 
§einri(^  ©ol^n,  bei  ber  aJleffe  wenigfienö  ju  gebenfen.  SDie  ©ef(^äfte 
beö  Äalanbs  beforgten  ein  "^etan  unb  ein  Kämmerer;  als  fold^e  werben 
1343  bie  ^^lebane  SBulfotb  in  aWarrin  unb  §emtann  in  SRüfeow  ge^ 
nannt  ®ie  Srüberfd^aft  fonnte  nidEit  red^t  in  bie  §öl^e  fommen.  Stn 
Saläre  1356  ^atte  fie  im  ©anjen  erft  160  SJlar!  jufammengebrad^t, 
bie  nid^t  ausreichten,  um  einen  befonberen  3lltar  ju  begrünben,  xmb  ba 
fid^  man(^e  SKitglieber  ba^on  getrennt  l^atten,  fo  überließen  bie  übrigen 
buri^  il^re  SBorftel^er  §ermann,  ^leban  in  9iüfcon),  unb  2lmelung, 
aSicar  in  ©olberg,  bie  ©umme  bem  ©apitel,  um  fie  jur  a3erbefferung 
eines  anberen  33eneficiums  ju  üerwenbcn  ^^).  9lls  SUiitglieber  werben 
um  biefe  3eit  aufgefüljrt  bie  ^lebane:  Soi^anneS  in  S3aft,  Soi^annes  in 
Swilipp,  §ermann  in  Seffin,  Äriftian  in  3Köllen,  ^^etrus  weilanb  in 
©d^ultenl^agen  unb  beffen  SBicepleban  9)?artin,  Soi^annes  in  9Ufeene, 
§artmob.  in  S)egow,  3llbert  in  ßorbliagen,  Sfjieberic^  in  33i^idEer, 
äßemer  in  Ärafeig  (Ärafeenif).  S)ie  ®efBßfd;aft  fd^eint  fid^  bamals  ober 
balb  barauf  aufgelöft  ju  l^aben. 

2)  3n  bem  Salute,  wo  ber  Äalanb  jum  legten  9)tale  genannt 
wirb,  bilbete  fid^  in  ßolberg  bie  l^eilige  Seid^namSgilbe  mit  einem  2lltar 
von  30  ajlarf  jäl^rlid^er  SRente  ju  ajlemorien  für  bas  ©eelenl^eil  fämmt^ 
lid^er  SSrüber  unb  ©(^weftern.  3)ie  ©enoffcn[d[)aft  l^atte  bamals  4  ^sto^ 
t)iforen,  jwei  ©eiftlid^e  unb  jwei  Saien,  barunter  Hermann  ©lafenapp, 
imb  fül^rte  ein  eigenes  ©iegeP^). 

3)  SDie  gilda  St.  Petri  unb  Pmili  Romanorum  1472  (©tabtb.). 

4)  SDie  ©t.  SlmiemSrüberfdEiaft,  1492  genannt. 

5)  S)ie  anarien^Srüberfd^aft  in  ber  ^olfenfapeUe,  1500  erwäl;nt. 
(Snblid^  bilbete  aud^  baS  (Sapilel  felbft  eine  2lrt  von  «rüberfd^aft, 

in  weld^e  audf)  Saien  für  eine  freiwilig^  ^oS^t  ber  eintritt  »erftattet 
war.  ©0  fd^enfte  SSincentius  §olf  1364  ^3)  bem  ©apitel  3  Saft  ©alj, 
wofür  es  il^n  unb  bie  ©eelen  feines  Sßaters  unb  feiner  3Wutter  „in  bas 


—    211     — 

®cbä(3^tm^  ber  SBrübcrfc^aft  aufnal^m  unb  fle  ber  SBirfung  aUcr  guten 
SBerfe  tl^citl^aftig  mad^te,  tüeld^c  e§  ju  ©taube  gebrad^t  l^älte/'  SDte 
Sal^l  berer,  bie,  unb  oft  mä)  auf  bem  Qkxhcbeüt,  in  bie  Srüberf($aft 
eintraten,  muft  fel^r  bebeutenb  gewefen  fein,  ba  ber  SRatl^  eö  für 
.n)i($tig  genug  |)ielt,  mit  bem  ßapitel  ein  befonbereö  9lbfommen  ju 
treffen,  hmä)  meli^eö  ungebül^rli(^en  ©rpreffungen  babei  t)orgebeugt 
toerbcn  foDte.  2)ie  2)oml^errn  foßten  mit  bem  jufrieben  fein,  waö  ©ter^ 
benbe,  bie  i^re  Srüberf(^aft  begel^rten,  freiwillig  f(^enften;  aud^  bie 
^riefter,  ©d^utgenoffen  unb  ©d^üler  foHten  bei  bem  Segräbniffe  über 
ba§  freiwillig  ©efpenbete  l^inauö  feine  gorberungen  erl^eben^). 


2)ie  SBol^ltl^ätigfeitöanftalten  für  3lrme  unb  ©ebred^lid^e  ftanben 
unter  ber  ätuffid^t  beß  9latf)ö  unb  ber  von  ilim  an§>  feiner  2Jlitte  unb 
ber  33ürgerfd^aft  beftellten  ^>roüiforeu,  l^ingen  aber  aud^  eng  mit  bem 
fiirc^enmefen  jufammen,  eö  mag  bal^er  il^re  ©efd^ii^te  \iä)  glei(^  l^ier 
anfd^liefeen. 

SDie  beiben  älteften  ©pitdter  finb  bie  von  ©t.  ©pirituö  unb  ©t. 
©eorg;  über  il^re  ©ntfiel^ung  unb  bie  ältere  SBeftimmung  von  ©t.  ©eorg 
jur  Slufnal^me  ber  äluöfafefranfen  ifi  fd^on  ©eite  57  gel^anbelt. 

SBeibe  3lnftalten  Ijaben  flöfterlid^e  @inri($tungen  (^eijsen  aud^  mit« 
unter  gerabeju  monastma  unb  il^re  Snf äffen  godeslitde),  unb  finb 
einer  gemeinfamen  £eben§orbnung  untermorfcn:  fie  befud^en  ju  be- 
ftimmten  Seiten  bie  ÄapeHen  il^reö  ©pitafe  unb  beten  au(^  bei  5!Jfe^ 
morien,  bie  ber  9iector  l)ält,  für  baö  ©eelenl^eil  ber  SBol^ltl^äter 
be§  §aufeö.  Seren  ift  eine  gtofee  3al^I;  eö  finbet  fid^  fein  2e^ 
ftament,  meli^eö  ni($t  ein  größeres  ober  fleinereö  Segat  für  bie  ©pi= 
täler  entl^ielte.  ©ö  mirb  unterfd^ieben  jraifd^en  ben  ©pitaffeuten  in  ber 
sammelinghe  unb  buten  der  sammeliiighe.  35ie  lefeteren  jal^tten 
ein  l^öl^eres  (Sinfaufögelb  unb  genoffen  bafür  eine  beoorjugtere  ©teHung. 
SDer  ^riefter  Gilbert  Sene,  ber  fid^  1380  (©tabtb.)  für  200  SIKarf  in 
ben  l^eiligen  ©eift  einfaufte,  erfiielt  ju  feiner  ^räbenbe  eine  eigene 
3eHe  mit  einem  ©arten  unb  l^atte  eine  S)ienerin  ju  feiner  Pflege;  oon 
bem  Kapital  mürben  il^m  no(^  augerbem,  fo  lange  er  lebte,  jälirlid^ 
16  SWarf  SWente  gejal^lt,  na(^  feinem  Sobe  fiel  es.bem©pital  ju.  S)er 
^reiö  für  eine  gemöl^nlic^e  ^^röbenbe  mar  geringer.  S)er  Sürgermeifter 
Submig  Süoerfen  jal^lte  für  feine  SUJagb  Splfe,  bie  er  in  baö  ©pirituö- 
fpital  einfaufte,  —  uid^t  feiten  jeigt  fid^  in  ben  Seflamenten  in  biefer 


—    212     — 

SBeife  ober  in  Heinen  Segaten  ltebrei(^e  ©orge  für  treue  2)tenftboteit  — 
eine  Seibrente  t)on  50  aJtar!  an  ba§  ©pital,  wofür  fie  t)on  biefem, 
fo  lange  fie  lebte,  jäfirlid^  5  9Karf  erl^ielt.  3ni  ©t.  ©eorg,  wo  nod^ 
längere  Seit  aud^  bie  3Kifetfüd^tigen  aufgenommen  würben,  fd^einen 
bie  ©infauffummen  geringer  geioefen  ju  fein.  SDer  SBürgermeifter 
Samme  jal^lt  100  aWarf  nnb  erl^ält  bafür  eine  befonbere  3elle  (casci) 
unb  eine  jäl^rlid;e  3lente  \m\  11  SRarf;  alö  @in!aufögelb  für  eine  ge:= 
n)öl^nli(^e  ^röoe  wirb  wieberl^olt  34  3Jtar!  angegeben.  —  S)er  9latl^ 
l^atte  mel^rfad^  ®elegenl;eit,  feine  gefefegeberifd^e  Sljätigfeit  awi^  auf  bie 
§ö§pitäler  auöjubelinen,  inn  eingefd^licljene  3)iiPräud)e  abjufdfiaffen. 
S)en  ^röonern  würbe  im  Saläre  1429  unterfagt,  ajJutter,  Sd^weftern 
ober  SBrüber  in  if)re  Seilen  ju  nel;men,  weil  barauö  §aber  mit  ben 
aWitbewol^nem  entftanben  war,  unb  mel^rere  %'dSit  grober  Unjud^t,  bie 
furj  na(^  einanber  im  ©pirituöl^oöpital  oorgefommen  waren  (einmal 
burd^  einen  äJJönd^,  woniwke^  presfere^  itrnnnario)  xmb  fogar  ju 
Äinbeömorb  gefül^rt  Ratten,  t)eranlaJ3ten  1429  ben  33ef(^lu)3  beö  5Watt;ö, 
baJ3  l^infort  feine  ^röoner  ober  ^^röonerinnen  unter  50  3al;ren  aufge^ 
nommen  werben  foHten^^). 

3m  Saläre  1614  würbe  oom  9tatl;e  rerorbnet,  bafe,  wenn  Semanb 
in  beti  ©pitälern  ol^ne  (Srben  t)erftürbe,  beffen  @rbfd)aft  jum  Seften 
ber  ©pitäler  oerfauft  werben  fottte* 

Snt  ©t.  ©pirituöl^oöpital  würben  1766  40  ^serfonen,  im  ©t. 
®eorg  36  verpflegt,  jefet  finb  in  jenem  ©pital  40  §oäpitaliten  mit 
ganjer  §ebung  (oon  je  10  Si^alern)  unb  20  mit  l^alben  (oon  5  2f;alern), 
im  ©t.  ® eorg  30  §oäpitaliten,  bie  meiften  mit  einer  §ebung  oon  1 8  %^\x. 

S)a§  ©iec^enl^auö  beftanb  fd^on  H80;  eö  lag  an  bem  3}Jöndjem 
tl^ore.  aitö  bie  „Slfengefettfd^aft"  (f.  6ap.  il)  fid^  auflöfte,  befd^loffen 
i^re  3Sorftel^er,  baö  oor^anbene  ©apitat  oon  100  3)farf  jum  3lnfauf 
eineö  neuen  ©ied^enl^aufe§  ju  t)ern:)eiiben.  S^ieö  lag  bem  alten  gegen^^ 
über.  @§  würbe  bort  fein  3lufnal^megeib  beja^lt.  3)aö  ©ied;en^auö 
(am  Sädereiplafe)  ift  jefet  eingegangen,  \>a^  ßapital  fällt  bem  ©pirituö- 
i^oäpital  ju.    S)aö  §auö  ift  jum  3lrbeit^3=  unb  ilranfeii^aufe  umgebaut 

Ueber  baö  ©ied^enl^auö  unb  ^^Jefttjauö  t)or  bem  ©leint^ore  f. 
©.  58. 

2luj3er  ben  unter  bem  Jiatl^e  ftel^cubcu  öffeuttid;eu  airmen^äufern 
würben  nod^  jwei  gleid^artige  2lnftalte:i  oon  ber  3Kitbtt)ätigfeit  einjelner 
gamilien  gefd^affen. 

1)  SDaö  ©d^lieff enl^oäpital,  Don  ber  ben  ©djlieffen  na^e  t)er- 


—    213    — 

wanbten  g^amtlie  bet  ©(StteHe  (Snellehe)  vox  bem  Saläre  1437,  voo  eft 
juctft  im  ©tabtbu(^e  crraäl^nt  tüirb,  gcgrünbet  unb  anfänglich  Snelleken 
hilghe  ghyst  genannt,  ©cit  wann  bie  ©d^Iieffcn  baö  ^atronat  l^abcn, 
n)irb  nirgenbö  angegeben;  iebenfaffö  entplt  baö  Jfeftantent  t)on  §anö 
©(ablief  L  (nont  Saläre  1431)  feine  Seftintntung,  bie  fid^  auf  bieö  §00:^ 
pital  bejiel^t  SDie  3a]^l  ber  Segate  für  bafjelbe  ift  gering.  §anö 
©(^lief  II.  t)emtad^te  ben  95en)ol^nern  beffelben  eine  SRentc  t)on  jäl^rlid^ 
16  aRarf.  2lu^erbem  l^at  urfunbli($  nur  nod^  Sürgemteifter  3llbre($t 
Sabe  ein  fleineö  Segat  t)on  1  3Warf  jäl^rlid^  bafür  geftiftet. 

SRa(^  einer  neuen,  1612  t)on  ben  ©(^lieffen  gegebenen  §au§orbs 
nung  entl^ielt  ba§  §o§pital  20  ?pröt)en  mit  beftimmten  Hebungen, 
meli^e  bie  ^röDuer  t)on  ben  ?Prot)iforen  be§  §aufe§  (9Jlitglieber  ber 
fjamilie)  aud^  bann  empfangen  follten,  menn  bie  ©innal^men  be§  §aufeö 
nii^t  au§rei(^ten.  Säuger  ben  etgentlid^en  ^rönnern  mofinten  in  bem 
§0SpitaIe  unb  feinen  Hellem  no($  eine  gro§e  3af)l  t)on  foI(^en,  meiere 
eine  burd^  ba§  Sal^r  beö  (Eintritts  beftimmte  2lnn)artf(^aft  auf  eine  er^ 
lebigte  ©teile  l^atten.  Sei  ber  Slufnal^me  mu^te  nac^  bem  3Sermögen 
ein  Saugelb  bejal^It  unb  ben  Semol^nem  beö  ©pital§  eine  Sonne  93ier 
gegeben  merben.  S)iefe  l^ie^en  nad)  aller  SBeife  Seginen  (geiftliify  fid^ 
l^altenbe  g^rauen)  unb  ftanben  unter  Sluffid^t  einer  üon  ben  ^roniforen 
ernannten  ^rioriii  („§ubefrau"),  muffen  alfo  menigftens  jum  größeren 
ST^eile  aus  g^rauen  beftanben  l^aben.  SBie  bie  ©otteöleute  in  ben  ftäb:^ 
tif($en  ©pitälern,  l^atten  fie  il;re  befiimmte  £)rbnung:  ber  Sag  begann 
unb  fd^lo)^  mit  gemeinfamer  3lnbad^t.  Segröbnipelle  für  fie  mar  ber 
^lafe  auf  bem  Äird^l^ofe  liinter  ber  ©d^lieffenfapeUe  ^ß).  —  SDaö  §00^ 
pital  l^at  jefet  SHaum  für  52  ^erfonen  in  27  SBol^nungen,  bie  20  alle:: 
ften  §o§pitaliten  erl^alten  au^er  ber  SBol^nung  (SinbenftraBe  SRr.  331) 
nod^  10  S^lr.  10  ©gr.  2  ffg.  ^oAxox^  ift  jefet  ®raf  S^eobor  t)on 
©d^lieffen,  aWajor  im  ®arbe  bu  6orpö. 

2)  SDaö  Äunbenreid£)^olfefd^e  §oöpital.  ^  ©d^on  t)or  1421  beflanb 
ein  mal^rfd^einlid^  t)on  bem  Sürgermeifter  SSincentius  §olI  begrünbeteö 
©pital  armer  Seute,  meld^es  unter  ber  3lufftd^t  t)on  SBobbefe  §olf,  ber 
®M\\\  beö  Sürgermeifterö,  ftanb.  Sn  feinem  Seftamente  (1421)  über^ 
trug  biefer  bie  ©orge  für  baffelbe  feinem  ©ol^ne  §an§  unb  mieö  il^m 
feine  Hebungen  auö  ©effnom  unb  3?edEtün,  auö  feinem  2ldfer  an  ber 
3JJa)Bnife  unb  a\\^  bem  ©unbe  (©tralfunb)  ju,  um  Sutter,  gleifd^  unb 
SDorfd^  für  bie  9lrmen  ju  faufen.  ®a  neben  bem  Äorne  avi§>  ©eHnom 
unb  SRedEnin  jä^irlid^  aud^^l90  §ü]^ner  geliefert  mürben,  mürbe  ba^ 


—    214    — 

©pttal  an^  „her  ^ül^ner  l^etltge  ®etft"  genannt,  ©tcfc  SRatutalabgabe 
war  fpäter  in  eine  ©elbabgabe,  für  jebeö  §u]^n  1  gr.,  t)errt)anbelt 
2lfe  ^iä)  ober  1552  bie  ©ottesleute  beflagten,  baJ3  fie  baö  gebratene 
§ul^n,  welches  fie  fonft  an  gleifi^tagen  erl^alten  ^tten,  ntd^t  mel^r  be^ 
fämen,  würbe  t)erorbnet,  baß  fid^  bie  $rot)iforen  mn  ben  S3auem  wieber 
Äom  unb  §ü]^ner  ftatt  beö  ©elbeö  %eben  laffen  fottten.  —  2)er  33ür= 
germeifter  §anö  §oH  erweiterte  bie  Stiftung  feines  SBaterö;  er 
f(ä^enfte  im  Saläre  1437  eine  ^aufteile  (area)  in  ber  Älauöftrafee  jur 
®rrid^twng  eines  §oöpitaI§,  wo  fc^wad^e  unb  gebre(^li(^e  Seute,  „bie 
faum  no(^  gel^n  fönnten",  aufgenommen  werben  fottten.  SDie  von  i^m 
eingefefeten  ^rooiforen  SRifkö  ©d^Iief,  Semmefin  Sßergaft  unb  ber  ©d^u^^ 
madier  Spberid^  SRald^in  fottten  über  bie  Stufnal^me  in  baffelbe  beftim« 
men^^).  SDer  atatl^  befreite  ba§  §auä  mn  atten  abgaben.  2ll§  e§ 
1630  abbrannte,  würbe  eö  jwar  wieber  aufgebaut,  unb  ber  ©tette  t)er^ 
blieb  ber  SRame  „§ül^ner  l^eilige  ©eift",  bo(^  bie  eigent(i($en  ©pitat 
leute  wol^nten  feit  ber  Seit  in  einem  §aufe  am  Äatbaunenberg^. 
SDie  aSerwaltung  be§  Seftamentö,  bie  nad^  1500  an  bie  ©(^lieffen  ge^ 
!ommen  war,  würbe  biefen  bur^'baä  bifd^öflid^e  §ofgerid^t  (1541)^^) 
entjogen  unb  ben  Sulgrinen,  bie  ein  befferes  älnred^t  nad^wiefen,  juge= 
fprod^en.  SSon  biefen  fam  baö  ^atronat  auf  anbere  3lgnaten  ber  §olfö, 
bie  V.  Sraunfd^weig  unb  Äunbenreid^.  Sie  ©tiftimg  befi^t  jefet  24,550 
Spater  an  Saaroermögen  unb  an  ©runbftüdfen  außer  bem  §ül^ner  l^ei^ 
ligen  ©eift  brei  §äufer,  jwei  in  ber  SBenbeftraße  (baoon  eins  bie  alte 
©d^arfrid^terei)  imb  ein§  in  ber  Älauöfiraße.  ®inö  berfelben  !ann,  wenn 
eine  unbemittelte  Sel^rer^  ober  ^rebigerwittwe  ba  ifi,  biefer  gegeben 
werben.  3n  ben  anberen  §aufem  finb  23  2Bo|njetten,  in  benen  arme 
unb  würbige  ^erfonen,  junäd^ft  auö  ber  g^amilie  beö  ©tifterö,  mit  ober 
ol;ne  älufnal^megelb  SEBol^mmg  pnben.  Sie  übrigen  ©innal^men  fommen 
bürftigen  gamilienmitgliebern  ober  anberen  älrmen  ber  ©tabt  ju  ®ute; 
260  2f)aler  werben  jäl^lid^  alö  ©tipenbien  für  ©tubirenbe  unb  ©d^üler 
oerwenbet.  —  Patronin  ift  jefet  ^xan  Suftijrätl^in  SUlariane  Sweigert 
geb.  Äunbenreid^. 


Xuffdmmeit  M  ©efd^led^tö  ber  D.  @(i^Iieffeu.    3)te  gtd^e  ^el^be  mit 
»ifdjdf,  eapitel,  |)erj09  unb  «bei    Streit  mit  OJlim 

Serfpetrung  ber  Slega» 


3n  bem  langiDterigen  iinb  fi^wereit  Kriege  ber  ©tabt  mit  ßapitel, 
33if(§of  unb  ^erjog,  n)el(^er  ben  Sntialt  btefeö  2lbf(^mtteö  bitbet,  l^at 
ein  Sürgermeifter  auö  bem  §aufe  ber  ©(^lieffen  eine  l^en)orragenbe 
SloIIe  gefpielt  tmb  feine  gamilie  ju  ber  erften  unb  angefel^enften  ber 
©tabt  erhoben.  @ö  ift  beö^alb  nöt^ig,  junäd^ft  ba§  aHmä^Iiiie  SEBad^fen 
berfelben  ju  t)erfoIgen. 

S)ie  3lnfänge  ber  gamtlie  von  ©(ä^Ueffen  (Sleivos^  Sleef,  Sleff^ 
Sleiie,  Slyf,  Slyff,  Slyve,  Slief,  Slieff)  finb  fcä^on  ©.  42  erjä^lt.  Henning 
t).  ©(^lieff  muf3  gegen  1378  geftorben  fein;  benn  im  Saläre  1376  wirb 
er  no(^  alö  ^fannftättenbefifeer  aufgefül^rt,  unb  1378  erbt  §enrifuö  Sfuö 
{Yms^  Yces),  mal^rfi^einlii^  bem  glei(^namigen  Sioftodfer  ^atricierge^ 
fd^lec^te  angel^örig,  t)on  il^m,  al§  feinem  Ol^eim  t)on  mütterlicher  ©eite,  eine 
^fannfidtte  unb  ben  achten  Sl^eil  eineö  §aufe§  in  ber  Srobfd^arrens 
ftra^e.  ©eine  aSBittrae  3lbell^eib  wirb  1380  ate  @rbin  eine§  Si^eilö 
beffelben  §aufeö  unb  eines  ^^fannftättenantl^eite  genannt.  Sl^r  ©ol^n 
^ax[§^  fauft  1386  t)on  feinem  ©(|n)ager  SJluttl^iaö  (Sänge?)  unb  beffen 
g^rau,  feiner  ©d^wefter  Slbele,  au§  ber  mütterlii^en,  il^r  juftel^enben 
®rbf(^aft  Sl^eile  beä  obengenannten  §aufeö  unb  einer  ^fannftätte  mit 
SBeiftimmung  feineö  33ruberö  §einri(ä^.  2)iefer  mirb  nid^t  lieber  ge^^ 
nannt;  §anö  aber  erfd^eint  t)on  Sctl^r  ju  Sal^r  l^äufiger  im  ©tabtbud^e: 
er  fauft  jwei  §äufer  in  ber  g^ifd^erjirafee,  eins  in  ber  Sauftrafee,  ein 
viertes  in  ber  ^robfiä^arrenftrafee,  er  errairbt  SBiefen  unb  Stderftüde  an 
ber  3WaJ3nife  unb  auf  bem  l^ol^en  Serge,  ©arten  t)or  bem  ^fannfd^mieben* 
unb  ©tetnti^or,  §öfe  im  Äetfenl^agen  unb  ©tubbenl^agen,  il^m  gel^ören 
SRenten  unb  ^ä(|te  in  ©ettno«)  unb  Söorf,  unb  bie  Ärüge  in  S)n)eritt 


—    216    — 

tinb  ©cHiton)  pnb  il^m  t)erpfänbet.    3luf  bem  ©aljbergc  l^at  er  bis  jutn 
Satire  1410  8  biö  10  ^fannftätten  gefauft,  fd)on  1408  trägt  ein  M^ 
(in  dem  sahhe)   feinen  SRanten.    Sliiffallenb  ift,   bajg  er  nur  einmal 
(1409)  alö  SRatl^niann  aufgefül^rt  wirb,  fonft  immer  nur  alö  Bürger, 
ber  mitunter  eines  ber  au^  t)on  bürgern,  bie  ni(^t  im  SRatlie  fi^en, 
t)em)alteten  5Rebenämter  befleibet.    ®infa(^  Bürger  nennt  il^n  m^  ba§ 
ßamminer  Älofter  (1403)  in  ber  Urfunbe,  in  rr)el(ä^er  es  i^m  unb  feiner 
„tugenbrei(^en  Hausfrau"  Suttefen  (Subit)^)  für  eine  Sd^enhmg  t)on 
50  9Karf  jäl^rlid^  brei  9Jfeffen  ju  lefen  t)erfpri($t  ^),  unb  fo  nennt  er 
\\i)  felbft  in  feinem  1431  (30.  Suli)  abgefaßten  Seftamente  2).  5Dem  from^ 
men  Srau^e  feiner  3eit  folgenb,  befiimmt  er  in  biefem  einen  bebeutenben 
Si^eil  feines  a?erm6gens  ju  milbtl^aligen  Swedfen,  ju  Stiftungen  für 
©t.  ®eorg  xmb  ben  l^eiligen  ®eift,  bas  Älofier  ju  3lltftabt  unb  bie 
3Rarienfir(^e,  aud^  bie  2Kön(^e  in  ©reifenberg  unb  ßammin  ertialten 
Segate,  um  SKemorien  für  fein  ©eelenlieil  ju  l^alten.    !rie  Seibeserben 
finb  in  bem  Seftamente  ni(^t  bebac^t;  baß  er  fie  aber  nid^t  tjergeffen 
l^at,  jeigt  eine  3lufjei^nung  im  ©tabtbud^e  t)om  Sa^^re  1432,  morin 
er  feinen  Söl^nen  §anS  unb  ßlanjes  einen  Si^eil  feines  aSermögenS  ab- 
tritt unb  feftfefet,  baß,  weil  ßlames  babet  beüorjugt  ift,  §ans  nad^  bem 
Sobe  bes  Sßaters  t)ön  bem  tiefte  bes  SßermögenS  fo  t)iel  mel^r  ertialten 
foH,  als  etarocs  jefet  mel^r  erl^alten  l^at    3tn  Saläre  1338  ober  furj 
t)orl;er  muß  ber  aSater  geftorben  fein,  ba  bie  ©öl)ne  in  biefem  Saläre 
einen  SBergleid^  über  bas  t)äterlid^e  ®rbe  treffen.  —  3Son  ben  beiben 
©öf)nen    erf(^eint  ßlanies  als  ber  unbebeutenbere,   er  ift  1354  f(^on 
tobt,  §ans  bagegen  l^at  einen  SRamen  gewonnen,  ber  weit  über  ßolberg 
unb  bas  ©tift  ^inausreid^te.     3m  Saläre  1430  l^atte  i^n  ber  5ßater 
mit  einer  Soc^ter  aSard^minS  Dermäl^lt  (©tabtbud^  ol^ne  Angabe  beS  aSor= 
namens)  unb  ifim  2  ^fannftdtten,  jebe  ju  1000  aJlarf,  unb  außerbem 
1000  3Jiar!  baar  mitgegeben.    S)aß  i^m  bie  ©attin  eine  äfinlid^e  3Jlit^ 
gift  jugebrad)t  f)at,  ift  rorauSjufeften,  ba  na(^  ber  3luffaffung  ber  6f)e 
in  jener  3eit  eine  gewiffe  aSennögeuSgleid^l^eit  erforberlid)  mar.    SKit 
ber  9?ül)rigfeit  beS  Sßaters  l^at  §ans  bas  ererbte  unb  erlieiratfiete  a3er^ 
mögen  vergrößert:  im  Satire  1450  befaß  er  17  bis  18  ^fannftätten 
auf  bem  ©aljberge,  ein  §aus  in  ber  alten  g^ifd^er^,  ein  jmeites  in  ber 
Sanbesbanbftraße,  außerbem  ©arten  unb  §öfe  t)or  ber  ©tabt,  9tenten 
in  großer  3al^l  in  imb  außer  ßolberg.    3n  l^öl^erem  ©rabe,  als  fein 
aSater,  ber  fid)  oorjugsmeife  auf  bie  SBermel^rung  bes  g^amitienreid^t^ums 
befd^ränft  ju  ^aben  f(^eint,  manbte  fid^  ber  ©ol^n  ben  allgemeinen  ftäb- 


—    217    — 

tifi^en  Sntereffen  ju.  3m  Saläre  1426*)  wirb  er  juerfl  als  ^Watl^mann 
genannt,  1 0  Saläre  fpäter  nal^nt  er  einen  her  brei  Sürgernteifterfifee  ein 
unb  in  bem  balb  baranf  ausbredienben  Kriege  gewann  er  im^  bie 
jäl^e  Äraft  unb  rücffi^tölofe  ©ntfd^Ioffenl^eit,  mit  weld^er  er  bie  dieä)k 
ber  ©tabt  gegen  ben  geiftlid^en  Cberl^irten  unb  Sanbeöl^ertn  ju  maleren 
unb  ju  erweitern  terftanb,  eine  iiber  ba§  gewöl^nlic^e  S!J?a§  bürgere 
meifterlid^er  3Kac^t  meit  fjinauöragenbe  Stellung. 

g^ür  einen  Äampf  mit  bem  S3ifd^ofe  lagen  in  g^olge  ber  attge- 
meineit  SBermirtung  in  ber  fatl^olifd^en  Äir(3^e  ju  biefer  Seit  bie  SBer^ 
l^ältniffe  entfc^ieben  günftig.  ^ie  Äir(ä^ent)erfammlung  ju  33afel  l^atte 
1439  ben  il^ren  Sefd^lüfyen  wiberftrebenben  ^apfl  ©ugen  IV.  abge- 
fefet,  ol^ne  inbefe  in  ber  Caienroelt  überall  bie  33iIIigung  biefes  ©d)ritte§ 
erlangen  ju  fönnen.  ©röjgere  unb  Heinere  weltlii^e  ©emalteit  blieben, 
in  ber  g^urc^t,  bafe  bie  ju  gro^e  ©d^mäd^ung  ber  päpftlidjen  ©eraalt 
ein  JU  ftarfeö,  ifjnen  felbft  gefäfirlid^eö  2lnn)a(ä^fen  ber  bifd^öflidEien 
3Rad^t  jur  golge  l^aben  merbe,  bem  abgefegten  ?papfte  treu.  33if(^of 
©iegfrieb  von  ßammin  ftanb  jum  ßoncil,  bie  ßolberger  ernannten 
®ugen  IV.  al§  redf)tmäj3igen  ^apft  an.  3um  S)anf  für  i^re  Sreue 
würben  fie  t)on  i^m,  wie  anbere  3lnl)änger,  mit  rerfd^iebenen  ^kiüite- 
gien  begnabet.  S)ie  SSerleifjungöurfunben  finb  t)ertoren  gegangen;  boä) 
jeigen  bie  in  bem  Saläre  1449  unb  1467  jwifdfien  ben  ftreitenben  ^^ar^ 
teieu  abgef(3^loffenen  Verträge,  bafe  mel^rere  ber  2lrt  üorl^anben  waren, 
unb  fpätere  Urhmben  laffen  anä)  il^re  58ef(^affcnt)eit  erfennen.  ©in 
von  Sifd^of  ajfarinuö  1480  beftätigteö  ^^riDilegium  ßugenö  ^)  entf)ielt 
eine  SBefd^ränfung  ber  SBirhntgen  beö  93anneö  unb  Snterbictö  für  bie 
©tabt;  fonnte  fid)  frül^er  ber  einjelne  33ewo]^ner  ber  ©tabt,  ber  t)om 
33atm  getroffen  war,  nidfit  bat)on  löfen,  fo  würbe  über  bie  ganje  ®e= 
meinbe  baö  unterbiet  rerl^ängt,  nad^  biefem  ?)Jrit)ilegium  aber  burften 
in  fol(^em  g^atle  bie  Äirdjen  nxä)t  mel^r  gefd^loffen,  ber  ©otteöbienft  nid^t 
mel^r  eingefteHt  werben.  S)ie  übrigen  ^^ripilegien  muffen  fid^,  wie  bie 
fpäteren  Sugeftänbniffe  ber  33if(^öfe  (f.  ©ap.  1 1)  jeigen,  auf  bie  33efd^räm 
lung  ber  ©ompetenj  ber  geifttid)en  ©erid^te  bejogen  l^aben,  befonberö 
beö  t)ou  biefem  uad)  eineut  ber  f(^limmften  9Jtifebräud^e  ber  fat^olif(^en 
Äirdje  in  biefer  3eit  beanfprud^ten  SRec^teö,  gälle,  bie  Dor  baö  Saiengerid)t 

*)  1431  ift  (nad^  «Sc^öttGcn  Sllteö  unb  «KleucS  ^ommcrl.  @.  436)  ein  Sol» 
berger  9lat^ö()err  §anS  (5d)Iicf  im  5lloftcr  SO^arienfron  bei  Oiügenroalbe  511  (Safte 
geiuefen  unb  t^ai  bem  Älofter  1  fl.  oerel^rt,  um  für  tl)n  unb  bie  ©einigen  5U  beten. 
2)iee  fonn  nur  biefer  §and  junior  gcmefen  fein. 


—    218    — 

gel^ötlett,  t)ox  if)X  %oxum  ju  jte]|en.  ©ie  waten  für  SoIBerg  Befonberö 
wx^t\%,  ba  ber  getfilid^e  Dberl^irtc  jugleicä^  Sanbeöl^ett  war  unb  baö 
©treben  bes  ©olberger  ©tabtgerid^tö,  fein  SRed^t^gebiet  gegen  baö^geift 
Il(ä^e  bes  ^ropftes  unb  feines  Dfficiafe  ju  be]^au|)ten,  leidet  jum  Sufont:: 
menftoß  mit  ber  ©tiftöregierung  filierte. 

®benfo  wid^tig,  toie  bie  Privilegien  ©ugenö  IV.,  war  für  bie 
©tabt  bie  fittli^e  SBirfung  beö  päpftli($en  ©(ä^ufeeö.  SBaren  aud^  in 
biefer  Seit  ber  SSerwilberung  beö  fatl^olifi^en  Äleruö,  bie,  wie  wieberl^olte 
©t)nobalbef(^lüffe  jeigen  (von  1437,  1454),  au(^  im  ©tifte  unb  in  ber 
©olberger  ®eiftH(3^feit  um  ft(ä^  gegriffen  l^atte,  bie  Sanbe  gelodert, 
weli^e  fonft  bie  §erjen  ber  3Renf(3^en  an  bie  Äird^e  fnüpften,  unb  bie 
Bürger  von  ßolberg,  niemafe  ganj  feft  in  ber  gläubigen  SSerel^rung 
beö  Äleruö,  mel^r  aU  fonft  ju  trofeiger  aiuftel^nung  geneigt,  fo  mad^te 
fi(^  hoä)  immer  wieber  ber  alte  ©influfe  geltenb,  unb  ber  Jlir^enbann 
laftete  fd^wer  auf  ben  ©emütl^ern  ber  unmünbigen  aJlenge.  ©o  aber 
ftanb  gegen  bie  niebere  Slutorität  be§  Sifiä^ofö  bie  pl^ere  beö  ^apfteö 
auf  ber  ©eite  ber  33ürgerf(^aft,  bie  Sluflel^nung  gegen  ben  geiftliiä^en 
Sanbeöl^errn  prte  auf  eine  nadte  ©mpörung  ju  fein,  fie  würbe  im 
Flamen  ber  oberften  red^tmäjsigen  Äird^engewalt  gegen  ben  fefeerif(^en 
Slnl^änger  be§  ©oncife  unternommen, 

3nbej5  ber  eigentlii^e  unb  tiefere  ®runb  be§  ©treiteö  tritt  erft 
fpdter  beutlid^  an  baö  £i(^t,  bie  näd^fte  SSeranlaffimg  jum  3ufammen= 
ftofe  ber  ©tabt  mit  ber  bif(^öfli($en  ©ewalt  gab  ein  ßonftict,  in  weld^en 
fie  mit  bem  ßolberger  ßapitel  geratl^en  war. 

3n  bem  erften  Saläre  ber  offenen  gelobe  l^at  bie  ©tabt  jwif(^en 
ben  beiben  runben  ©teintl^ürmen  beö  3Künber  Sl^orö  'einen  mit  einer 
Snfd^rift,  wel(^e  ftd^  auf  bie  ©reigniffe  beö  Sal^reö  bejog,  t)erfe]^enen 
©tein  einfefeen  laffen.  ©erfelbe  würbe  1662  wegen  ber  Saufättigfeit 
beö  Sl^orö  abgenommen  unb  fpäter  in  bie  Sibliotl^ef  ber  3Karienfir(^e 
gebrad^t,  wo  er  nod^  ju  feigen  ift.    S)ie  Snfd^rift  lautet: 

Na  der  bort  des  kern  MCCCGXLIL  Jarn 

herloch  Buggheslav  mit  sinen  V eddern  unde  Stighte  Colberch  viende  warn: 

De  papen  dreven  dat  nich  recht 

dat  Soltherg  havene  worden  schlecht 

dit  dor  wi  mosten  buen 

dat  makede  ere  untruwe 

dama  hebben  se  gestan 

Colberch  scholde  jo  verghan 

Got  dit  unrecht  van  uns  wende 

nicht  gelovt  un  darmede  en  ende. 


—    219    — 

jDffenBar  entl^ält  btefe  3nf$rtft  bte  SSerantaffungen  jitm  ©ttettc. 
SBie  btr  ©alaberg  btcö  werben  fonnte,  ift  unfi^wer  ju  etfennen.  3la^ 
ber  SSegrünbung  ber  beutfd^en  ©tabt  l^atte  baö  ßapitel  feine  aä)t  ©alj* 
fotl^en  ber  ©aljgilbe  überlaffen  nnb  fid^  mit  feften,  in  fpäterer  Seit  auf 
beftimmte  ^fannftätten  gelegten  ©aljlieferungen  begnügen  ntüffen.  S)a 
bie  f(^riftli(ä&en  Slnfjeid^mmgen  l^ierüber  vox  ber  ©infül^mng  beä  Roff)^ 
bud^eö  iebenfaHä  fel^r  mangell^aft  waren,  fo  konnten  ©treitigfeiten  über 
bie  §öl^e  ber  Hebungen  faum  ausbleiben,  3)ie  wid^tigen  SSeränbe:; 
rungen,  bie  um  1444  in  ber  ©aline  burd^gefül^rt  würben  (f.  @.  132), 
gaben  bem  alten  ©treite  eine  ftärfere  ©pannung.  Seibe  Parteien 
matten,  ba  burd^  bie  Siegelung  beö  Äotl^enwefenö  ©ewinn  auf  ber 
einen  unb  SSerluft  aaif  ber  anbem  ©eite  für  alle  Seiten  feft  beftimntt 
würbe,  bamals  il^re  2lnfprüd^e  ftärfer  geltenb.  £)b  \ä)on  ein  ©treit 
jwifd^en  bem  ^ropfie  Safob  ^tatl;e  (v.  ^laten)  unb  ber  €tabt,  welcher 
im  ^ai)xe  1419  burd^  eineit  SGergleic^  beigelegt  wirb,  biefelbe  Sßeran^ 
laffung  gel^abt  l^at,  ift  au§>  ber  aSerglei(^§ur!unbe  t)on  biefem  Saläre 
ni(|t  ju  erfel^en;  aber  fc^on  1432  flagt  ber  ßolberger  tropft  Soi^ann  SJar^ 
gafee,  ba§  er  für  bie  SSertl^ibigung  ber  ©üter  unb  ©ered^tfame  beö  ßapitelö 
täglid^  2lu§gaben  machen  muffe,  unb  1450  glei(^  na(^  3lbf(^lu§  beö 
griebenö  wirb  au§brüdfli(^  ^,de  grote  kyff  und  a7imll,  de  scheu  is" 
auf  ben  ungeorbneten  Suftanb  ber  ©aline  jurüdfgefül^rt.  Db  mm  baö 
©apitel  mit  feinen  g^orberungen  im  Steinte  war,  ober  ob  Slatl^  unb 
Sürgerfd^aft  nur  unred^tmäfeige  Sltifprüd^e  jurüötoiefen,  lä^t  ft(^  nid^ 
entf(^eiben.  3luf  ftäbtifd^er  ©eite  war  man  geneigt,  bie  ©d^ulb  priefter^^ 
li(^er  Habgier  jujufd^ieben;  bod^  ift  nid^t  ju  leugnen,  bafe  bie  §ebungen 
beö  ßapitelö  in  fpäterer  Seit  weit  geringer  waren,  alö  man  nac^  ben 
SBeftimmungen  ber  alten  Äauföerträge  auö  ben  erften  Sal^rjel^nten  ber 
beutfc^en  ©tabt  l^ätte  erwarten  foHen. 

©(^werer  ift  ju  begreifen,  wie  ber  §afen  einen  ©treit  uerurfac^en 
fonnte,  ba  fid^  feine  Slnbeulung  t)on  einem  ätnred^t  beö  ßapitelö  auf 
i^n  finbet,  SBir  wiffen  nur,  bafe  bie  ©tabt  fi($  in  biefer  Seit  beö  ^a^ 
fen§  eifrigft  annal^m,  3m  Saläre  1444  (©tabtb.)  befd^lofe  ber  SRatl^, 
ba§  fein  Siefiament  gültig  fein  follte,  weld^eä  nid^t  ein  £egat  für  bie 
SBeffentng  beö  §afend  entl^ielt,  unb  bie  „§afenfu^ren'',  t)on  weld^en 
ber  S3ürgermeifier  2llbred^t  SBabe  (1478)  burd^  Ueberlaffung  feineö  än^ 
tl^eilö  am  Solle  an  bie  ©tabt  fein  §auö  frei  mad^t,  mögen  in  biefer 
Seit  afe  neue  ^flid^t  auf  bie  §äufer  gelegt  fein.  @§  ift  möglid^,  ba§ 
fid^  baö  (Sapitel  geweigert  l^at,  biefem  33efd^luffe  bes  SRatl^ö  für  fid^ 


—    220    — 

f^olge  ju  geben  unb  p  bent  3tu§bau  bes  §afeu§  beijuttagett,  ben  e§ 
bo(^  ol^ne  Sweifel  au(^  felBft  jur  SluSful^r  be§  Äoni§  t)on  fetntm  ®ü- 
tem  bermfete.  —  ®anj  bunfel  ift  bie  SSe^iel^ung,  in  weiter  baß  neue 
Sl;or  (f.  fpäter)  ju  bent  (Streite  fielet. 

®in  iwax  mä)t  bei  glei^jeitigen  ßl^roniften  ^)  fi(3^  fxnbenber,  an 
\iä)  aber  ni^t  unglaubwürbiger  Sßorfatt  foH  hen  offenen  9lu§brud^  ber 
g^einbfi^aft  bewirft  l^aben.  —  ©in  ©d^olar  (fo  l^ei^en  bie  Bä)üUx,  aber 
and^  bie  Älerifer,  weld^e  bei  ber  aWeffe  miniftriren  unb  ©d^ule  l^alten) 
l^atte  bie  3Kagb  feines  Sffiirtl^eS,  bie  juglei$  beffen  SJerroaubte  war,  ner^ 
unel^rt  unb  war  bafiir  t)on  biefem  am  Raupte  rerrounbet  worben.  S)er 
SSerwunbete  brad^te  bie  ©ai^e  t)or  ben  bifd^öffid^en  ©fficial,  ber  nun 
ben  Bürger  vor  ba§  geiftlid^e  ®eri($t  dtirte.  SDiefe  3SorIabung  raiber^ 
fprad^  einer  auf  ber  ©pnobe  von  1437  t)on  Sifd^of  ©iegfrieb  beftä:: 
tigten  3Serorbnung,  mä)  welcher  Saien  in  weltlid^en  Singen  nur  t)or 
ba§  weltlid^e  ©erid^t  gebogen  werben  burften,  unb  ber  SBürgermeifter 
§anö  ©d^Iief  nerbot  beöl^alb  bem  93ürger,  il^r  golge  ju  leiften.  3l(ö 
nun  bie  ©rbitterung  von  beiben  ©eiten  auf  ben  l^öi^ften  ®rab  geftiegen 
war,  ba  fprang  §anö  ©(^lief  eineö  ©onntagö  in  ber  Äird^e  wäl^renb  ber 
aJieffe  t)or  ber  ganjen  ®emeinbe  auf  eine  33anf  bem  ^rebigtftul^l  gegenüber, 
nannte  ben  Sifd^of  einen  Äefeer,  aSerrätl^er,  ^ropl^anen  unb  ajfeineibigen, 
fiürmte  unb  t)erwüftete  bann  ben  Sifd^oföl^of  unb  lieB  be§  Sifd^ofö 
Kapellan  unb  5Rotar  alö  3JJiffetl^äter  fortfc^leppen  ^).  Offenbar  wollte 
ber  Sürgermeifier  ben  ®egner  beö  ^apfteö  nid^t  mel^r  al§  ba§  red^t^^ 
mäßige  Dberl^aupt  anerfennen,  unb  ber  Sifd^of  l^atte  wol^l  nid^t  ganj 
Unre^t,  wenn  er  benfelben  befd^ulbigte,  er  l^abe  il^n  t)on  '®l^re,  ©tanb, 
SBürben,  ßanb  unb  Seuten  bringen  wollen.  Sefct  wi(^  ßapitel  unb  ®eift' 
lid^feit  aii§f  ber  ©tabt,  ber  Sif^of  fd^teuberte  ben  ^ann  gegen  §anö 
©d^lief  unb  feine  ®enoffen,  unb  e§  begann  offene  g^el^be. 

3n  feiner  ©igenfd^aft  al§  ©d^irmt)ogt  beö  ©tifteö  trat  nm  So- 
giölat)  IX.,  ber  feit  1436  mit  bem  Sifd^ofe  außgeföl^nt  war,  alö  SSer^ 
mittler  in  ben  Streit  ein  unb  beftimmte  no($  in  bem  Salire  1442 
bem  ©olberger  Sürgermeifter  unter  3ufid^erung  freien  ®eleiteö  einen 
Sag  in  Treptow,  wo  jwif^en  ben  ^Parteien  über  einen  9lu§gleid^  ner- 
l^anbelt  werben  foBte.  3lrgIo§  unb  im  guten  ©tauben  an  bie  ©l^rlidE)? 
feit  feiner  ®egner  erfi^ien  ber  ©elabene.  9lber  ber  geiftlid^e  Dberl^irte 
beö  ©tiftö  war  ju  erbittert  auf  ben  rüdfid^tölofen  ®egner,  auf  ben  ner:: 
malebeiten  (jnalediclus)  ©d^lief,  wie  er  il^n  fetbjl  in  bem  trodenen 
®efd^äft§ftile  einer  ©c^utbüerfd^reibung  nennt,  bie  er  1443  (3.  3Jlärj) 


—    221    — 

beut  ßammtner  ©apitel  für  300  tl^m  jur  gortfül^rung  feiner  g^el^be  mit 
jenem  üon  bemfelben  bargeliel^enen  ©ulben  auäftettt ''),  um  bie  ©elegen- 
^eit  Dorübergel^en  ju  laffen,  il^n  für  feinen  freiten  SEro^  ju  jüd^tigen; 
er  verleitete  ben  §erjog,  fid^  über  ©{)re  unb  Siedet  Ijintoegjufefeen  unb 
®d)Uef  trofe  bes  jugefi($erten  ©eleitä  feftjunel^men.  aSon  feinen  par^ 
teiifd)en  Jiid^tern  verurl^eilt,  Seib,  ®^re  unb  ®ut  verbrochen  ju  fiaben, 
würbe  er  in  ein  ©efängnijg  geworfen  unb  nur  gegen  bie  3ufid^erung 
einer  fc^ioeren  Söfungöfiimme  wieber  freigelaffen  ^). 

3tad)  ßolberg  jurüdgefel^rt,  verlangte  Sol^ann  ©d^lief,  ba§  ber 
?ftaü)  bie  3al^tung  ber  S3uBe  übernel^me,  ba  er  ber  ©tabt  wegen  in  ba§ 
©efängni^  gefommen  fei.  3war  l;atten  anä)  öifd^of  unb  ©om^errn 
i^ren  2lnl;ang  in  ber  Stabt,  aber  bod)  nur  bei  einem  geringen  33ru(^' 
tl^eile  beö  SWat^ö,  ben  brei  Siatl^mannen  ©etmer  §orn,  Sertolb  SBerte 
imb  §inri^  ©tubbe,  fanb  bie  g^orberung  beö  Sürgermeifterö  SBiber- 
fprud^.  ©ie  würben  bafür  von  i^ren  5Ratl)öftül^len  gefiofeen  unb  ver^ 
feftet  unb  verliefen  mit  einer  2lnja^l  „fd)li(^ter  Sürger"  *  bie  ©tabt* 
Snbejs  mufe  ber  Slatl)  junäc^ft  ju  ber  aJieinung  gefommen  fein,  bafe 
überhaupt  feine  SSerpflii^tung  vorläge,  baö  bmä)  einen  SWedE)töbru(^  er:= 
preßte  SSerfprec^en  ju  erfüllen,  bie  3aljlung  würbe  verweigert,  unb  ber 
gelbbebürftige  §erjog,  ber  fid^  fo  um  eine  gute  ©umme  gebrad^t  fal^, 
würbe  jefet  mit  bem  33if(^ofe  jufammen  ber  offene  geinb  ber  eö  mit 
bem  SBürgermeifter  l^allenben  ©tabt. 

@ö  war  eine  SBerbinbung,  bie  ftarf  genug  fd^ien,  ben  %xo%  ber 
©tabt  JU  bred)en  unb  fie  jur  SRai^giebigfeit  ju  beftimmen.  Slber  nid^t 
bto§  auf  hen  3tatl^äftül;len  unb  in  ben  ©tein^äufem  ber  ^atricier,  aud^ 
in  ben  3unftftuben,  in  SBuben  unb  kellern  gab  eö,  wie  ju  allen  Seiten 
in  ßolberg,  ^arte  Scanner  von  trofeigem  ©elbftgefül)l,  unb  faft  eim 
mütl;ig  fi^arte  fid^  bie  Sürgerfi^aft  um  ben  fü^nen  gül^rer  ju  entfd^lof^ 
fenem  SBiberftanbe.  Slm  25.  Suli  1443  lagerte  fi(^  ber  §erjog  mit 
einem  nid^t  bebeutenben  §eere  vor  ber  ©tabt.  @r  i^atte  fid^  getäufd^t, 
wenn  er  auf  ben  ©d^redfen  red)nete,  ben  fein  ®rfd^einen  auf  bie  Bürger 
ausüben  würbe.  SUiangel  an  Sebenömitteln  unb  bie  ©rfenntnife,  ba^ 
er  mit  feinen  unjureic^enben  3JJitteln  bie  fefte  ©tabt  niä)t  nel^men  werbe, 
bestimmten  i^n  fd^on  nad^  brei  Sagen  jum  3lbjug. 

„5Der  ^ergog  l^at  in  bem  Äriege  viele  SDinge  getrau,  bie  weber 
/lerlik  nod^  gottik  waren",  fagt  ber  SübedEer  ßl^ronift.  S)a  offene 
©ewalt  nic^tö  ausrichtete,  fottte  äJerrat^  l^elfen.  S5er  ^erjog  war  von 
©egneru  ©d^tiefö  in  ber  ©labt  in  Äenntnife  gefefet,  er  werbe  an  einem 


—    222     — 

bcflinittiten  Sage  bte  äujseren  Pforten  ber  ©tabt  offen  finb^n.  3)er  3ln= 
fi^Iag  TDurbe  aber  bem  SRatl^e  l^tntetbrac^t,  uitb  biefer  befd^Iofe  i^n  ju 
benufeen,  um  bem  ^erjoge  eine  füi^lbate  Seigre  ju  geben.  9Jlan  lie^ 
ba§  älu^entl^or  —  eö  fann  nur  bte  3ingelpforte  bei  ©t.  ®eorg  geraefen 
fein  —  offen,  befefete  aber  baö  innere  2i^or  mit  Süd^fen  (Äanonen). 
deiner  wel^rte  bem  §erjoge  ben  ©intritt  in  bie  SSorftabt,  ate  er  [\ä) 
aber  bem  ©teintl^ore  näherte,  brad^ten  il^m  t)on  ba  ©tüdfugeln  einen 
raul^en  ®ru§,  bereitgel^altene  SKannfi^aft  [türmte  i^m  an^  bem  Si^ore 
entgegen,  unb  eine  jweite  ©d^aar,  bie  aM  einem  anberen  Sl^ore  l^eroor^ 
brad^,  griff  bie  §erjoglid^en  im  diMm  an.  S)a  würben  oiele  oon  biefen 
erf(^lagen  ober  gefangen  genommen,  unb  ber  SJefi  flol^  mit  ©(^aben  von 
bem  g^elbe. 

§atte  anä)  bie  33ürgerf(^aft  jweimal  i^inter  il^ren  feften  aJlauenx 
ben  Eingriff  beä  §erjogö  jurüdgewiefen,  fo  gebot  i^r  hoä)  bie  S?orfi(^t, 
fi(^  naä)  frember  §ülfe  umjufel^it;  benn  eö  mar  ju  erwarten,  bap  jener 
m(^t  ol^ne  SEBeitereö  feine  Jlieberlage  t)erf(§merjen,  fonbern  mit  §ülfe 
feiner  l^erjoglid^en  SSerwanbten  unb  ber  ©tabt  ©ößlin  mit  if)rem  ain^ 
l^ange,  bie  in  l^erfömmlii^er  6iferfu(3^t  auf  bif(|öfli(^er  ©eite  ftanb, 
einen  SRac^ejug  unternel^men  merbe.  2lm  11.  Suli  1444  finben  mir 
ben  Sürgermeifter  §an§  ©(^lief  in  ßalmar  bei  ßl^riftopl^,  bem  5iönige 
t)on  ©(^meben,  SRormegen  unb  2)änemarf,  mo  er  \iä)  von  biefem  ein 
SBappen  t)erleil^en  läfet:  einen  filbernen  ©d^ilb  mit  einem  l^eibnifd^en 
Raupte  auf  einem  Stumpfe  ol^ne  2trme,  ber  Stumpf  rotl^,  §aupt  unb 
§ate  leibfarbig,  33art  unb  §aare  gelb,  mit  einer  rotten,  mit  Hermelin 
unterzogenen  Irummfpifeigen  aWüfee,  auf  bem  ©c^ilbe  ben  Surnierl^elm, 
unb  über  bemfelben  eine  gigur,  bie  ber  obigen  gleid^t^).  SDer  unjioei' 
beutige  Sluöbrud  ber  Urlunbe  ^^waji  sie  bisher  kein  eigen  wapen 
gehabt  haben''  mad^t  bie  2lnna]^me  ber  5Bertauf(^ung  eines  älteren 
SBappenö  mit  biefem  l^infättig.  S)ie  gamilie  tiat  erft  bamalö  i^r  SBap- 
pen  erlialten*).  5Dafe  §anö  ©d^lief  in  frül^eren  Salären  alö  Statin  beß 
Äönigö  an  beffen  §ofe  gelebt  l^at,  lä|t  fid;  auö  ben  SBorten  ber  Urfunbe 


*)  S)tc  üon  einem  §an5  ©d^ltef  1650  auögeflelltc  SSerfid^erung,  \ia^  er  \iOi^ 
gro^e  genftev  in  \in  §olfenfapc(Ie  ttoc^i  gefeiten  l^abe,  roelc^eö  ta^  SBappcn  bcö  al= 
teren  §anö  ©erlief,  bcö  S5ater0  ron  unfercm  S3ürgcrniciftcr,  enthalten  l^abe,  fprid^t 
gar  nid^t  uon  einem  anberen,  älteren  SBappen,  beruht  auc^  nja^rfc^einlic^  auf 
einer  l^öufiger  htx  ben  alteren  ^l^roniften  ®olbergö  fic^  finbcnben  SSerroec^felung  ber 
beiben  gleic^nomigen  SSürgermetfter.  S'lacl^ricl^t  von  einigen  Käufern  b,  ®.  ber 
©(^Ueffen  »eilage  88. 


—    223    — 

„wegen  ber  tuitttöen  utib  treuen  2)ienfle,  bie  §anö  ©(ablief  bem  Äönige 
getl^an,  fei  \f)m  bie§  SEappen  terliel^n"  nii^t  folgern,  ©eit  1420  fann 
ber  SBürgermetfter  bie  ©tabt  ni<3^t  auf  längere  Seit  t)erlaffen  l^ben,  ba 
baö  Btabtiuä)  \t)n  Sai^r  für  ^af)x  mel^rere  SKate  als  in  il^r  anroefenb 
auffül^rt,  unb  ©l^riftopl)  war  erft  1439  an  Äönig  ©rid^ö  ©tette  auf  ben 
Sl^ron  erlauben,  ©in  SSürgermeifter  t)on  ßolberg  l^atte  bei  ben  t)iet 
fachen  §anbetebejiel^ungen  naä)  bem  Sßorben  immer  ©elegenl^eit,  b«m 
Könige  von  2)ftnemarf  gute  ©ienfte  jü  erraeifen,  unb  etwas  anbereä 
foH  ber  Sluöbrud  ni($t  befagen,  wenn  er  überl^aupt  mel^r  fein  fott,  afe 
eine  l^erfömmlid;e  ^l^rafe  beö  ^anjleifiite. 

®ö  ift  fd^n)erli(^  anjune^men,  ba§  ber  Sürgermeifter  feine  bamate 
f d^wer  bebrol^te  ©tabt  t)erlaffen  l^at,  nur  um  \iö)  ein  SBappen  auöftetten 
ju  laffen.  3m  Satire  1461  fd^Iofe  ©olberg  offen  ein  SBünbnife  mit 
©änemarf  ab ;  aber  ftc^cr  l^at  ©(ablief  f (|on  bei  bem  S3efu($e  in  ßalmar 
über  ein  foli^eö  üerl^anbelt,  xmb  ber  Äönig  I;at  fidE)  bem  Sürgemieifter, 
ber  bur(^  ein  SBeiftanbögefuc^  feinen  eigenen  2lbfi(^ten  entgegenfam^ 
babei  gerne  burc^  aSerlei^ung  eines  SEBappenö  gefäHig  ermiefen.  Snbe^ 
gum  2lbf($luffe  famen  bie  SBerl^anblungen  nid^t,  baS  gefammte  menbifi^e 
drittel  ber  §anfe  trat  vermittelnb  jwifd^en  bie  ©treitenben  unb  ma(^te 
frembe  Unterftüfeung  unnötl^ig. 

SDie  3laä)x\ä)t,  ba§  ber  3Jlarfgraf  t)on  SBranbenburg  unb  bie  onberen 
pommerf(^en  gürften  bem  ^ergoge  S3ogis(at)  gegen  ßolberg  Sujug  leiften 
würbett,  l^atte  bie  n)enbif(^en  ©täbte  veranlagt,  fd^leunigft  eine  SSer^ 
fammlung  ju  berufen,  xmb  bort  war,  um  ber  bebrol^ten  Sunbesfiabt  ju 
l^elfen,  befdiloffen,  bafe  jebe  ©tabt  i^ren  §errn  ju  §aufe  l^alten  foHe. 
®aß  Sogislat)  attein  vor  ßolberg  jog,  mag  bie  2Birfung  ber  SSorftel- 
hingen  gewefen  fein,  weld^e  bie  ©täbte  an  i^re  Sanbesl^erm  ergel^n  ließen. 
2)a§  aJHIglingen  feines  Slngriffö  l^atte  bie  Hoffnungen  §erjog  S3ogiöIat)S 
l^erabgeftimmt;  überbieß  l^atte  aud^  §anö  ©d()Hef,  um  bie  2lu§fö^nung 
JU  erteid^teni,  fi(^  bereit  erflärt,  an^^  eigenen  SUlitteln,  wenigftenö  t)orj 
läufig,  bie  ttnfoften  für  feine  ©efangenfd^aft  unb  ^^dampiiiss^'  ju  be^ 
jal^len,  unb  ju  biefem  3wedfe  im  Saläre  1444  (©tabtb.)  eine  ^fann- 
ftätte  an  bie  ©tabt  t)erfauft,  unb  ba  aud^  Sifi^of  ©iegfrieb,  ber  1444 
ju  Sßeujal^r  jur  SDedfung  ber  Äriegöfoften  ©tabt  unb  3lmt  Sublife  t)er= 
laufen  mußte,  bur<^  ben  Ärieg  nid^tö  erreii^te,  alö  eine  Sßermel^rung 
feiner  ©d^ulbenlaft,  fo  waren  bie  beiben  ©egner  gerne  bereit,  bie  ange^ 
tragene  SSermittelung  ber  §anfeftäbte  anjunel^men.  Sogiälat)  ernannte 
14.  aRai  1445  feine  SRätlie  3«bred^t,  ©raf  Don  ©berftein,  §err  ju  SRau-- 


—    224    — 

garb,  Subefe  aWaffott),  feinen  §ofmeifier,  Henning  3tt)en,  feinen  Äanjler, 
Henning  von  ber  Sinben,  Sürgermeifter  ju  ©targarb,  unb  Sibe  ^oöde, 
SRat^mann  bafelbft,  §einrt(^  2lppelmann,  S3ürgermeifter  ju  Srepton) 
unb  bie  fürfii^tigen  ©enbeboten  berbeutf(^en  §anfe,  bie  Sürgermeifter: 
Sol^ann  ^oHemann  t)on  Sübed,  ^eter  §anneniann  von  JRoftod,  £)tto 
aSogl^e  von  ©tralfunb,  ^eter  SBilbe  von  SBiömar,  SSertolb  3egelberg 
von  ©reiföroalb  unb  Henning  3JleHentin  von  Stettin  nebft  ntef)reren 
Statl^tnannen,  alfo  bie  Sßertreter  fäwtntlidjer  n)enbifd^er  ©tobte  ju  'Se^ 
t)oHmä(^tigten,  um  mit  ben  ©olbetgern  über  bie  griebenöbebingungen 
JU  üerl;anbeln,  unb  er!(ärte  jugleid^,  ba§  ilim  mit  einer  3al;Iung  von 
9000  fl.  üon  ßolberger  ©eite  geiuig  getrau  fei,  einer  ©umme  „bie  hoä) 
flein  war  gegen  ben  ©(^aben,  ben  er  genommen"  (®etmar).  S)a  mit 
ber  SufriebenfteHung  beö  ^erjogö  bie  §auptfc^ir)ierig!eit  gel^oben  mar, 
filierten  bie  von  ben  SSerntittlern  jtüifd^en  ßolberg  unb  Sreptoit),  wo 
fi(|  bie  anbere  Partei  auf|)ielt,  ^in  unb  I;er  gepflogenen  Untertianblun- 
gen  fdmett  jum  3iele.  2l(^t  Sage  fpäter  (21.  9Rai)  mürbe  ber  griebe 
JU  ßolberg  jmifd^en  §erjog  unb  33ifd;of  einerfeitö  unb  ber  ©tabt  anbe- 
rerfeitö  auf  folgenbe  33ebingungen  f)in  abgef(3^loffen:  Sie  ©ülinungös 
fumme  mirb  binnen  6  Sauren  in  beftimmten  Serminen  ju  Sreptom  be^ 
jal^lt,  bie  ©tabt  fd^idft  einen  3^at^mann  jum  §erjoge,  i^n  ju  bitten, 
ba§  er  beffen,  waö  in  SBorten,  SBerfen  unb  ©d^riften  gegen  i^n  getlian 
fei,  nid)t  mef)r  gebenden  moEe;  bie  ©efangenen  werben  ol^ne  Söfegelb 
freigelaffen;  ber  3tat£)  von  (Solberg  foH  ben  auf  beiben  ©eiten  ®efat 
lenen  t)ier  Sa^re  lang  Sobtenmeffen  l^alten  laffen,  unb  bie  ßolberger 
l^aben  mieber,  wie  früher,  freieö  ©eteit  in  beö  ^erjogö  Sanben  unb 
bas  Siedet,  bort  i^re  Äaufmannfd;aft  ju  treiben.  SDer  Sifd^of  erhält 
feine  anbere  ®enugtf)uung,  alö  ba^  anä)  i^n  ein  ßolberger  SRatl^mann 
um  aSerjei^ung  beö  ®efd^e|ienen  bitten  foH;  bie  an§^  ßolberg  ©emid^enen 
fönnen  in  i^re  §öfe  unb  SBol^nungen  5urüdE!e|)ren;  nur  bie  ©treitfa(^e 
äwifdien  bem  Sifdjofe  unb  §anö  ed)lief  (t)ieüeid^t  bie  SKermüftung  bes 
S8ifd)oföl^ofeö  in  ©olberg  betreffenb)  bleibt  in  ber  ©djwebe  unb  wirb 
auf  bem  Jied^tömege  entfiä^ieben.  2Bie  §erjog  unb  Sifd^of  gegen  bie 
©tabt,  fo  malert  aud^  ber  3iati}  fein  obrigfeitlid^eö  2lnfel^n  gegen  bie 
^Bürger,  meldte  fi(^  gegen  i^n  aufgelel^nt  liaben,  bie  5ßertriebenen  er^ 
i^alten  bie  ©rlaubnife,  in  bie  ©tabt  jurüdäufel;ren,  bie  JKatl^mannen 
unter  i^nen,  il)re  9tatl)öftül^le  luieber  einnel;men,  aber  erft,  nac^bem  fie 
bafür  ben  3fiat^  bemütl^ig  um  Sßerjeiliung  gebeten  unb  gelobt  liaben,  in 
Sufunft  treu  unb  gel^orfam  ju  i^m  t;alten  ju  moHen;  bod^  foßen  bie 


—    225    — 

von  ber  ©tabt  unb  ^am  ©(ablief  58erfefteten  Derfefict  bleiben  t)iö  junt 
näd^ftfommenben  Safobitage,  voo  [ie  fämmtUd^  mit  bem  SBürgermeifter  per- 
fönlid^  jufammenfommett  foHen,  um  fid^  unter  SBermittelung  beö  diat^ 
t)on  2\jAed  mit  ilim  ju  t)er9lei($en.  SDie  ©ntfd^eibung  beö  ©treiteö 
än)if(|en  §anö  ©^Uef  unb  ben  vertriebenen  Siatl^ömitgliebern  über  bie 
aSerpflid^tung  beö  gefammten  Statins,  bie  Unfoften  für  bie  ©efangen- 
fd^oft  beö  Sürgermeifterö  ju  bedfen  (il^n  für  bie  uerfaufte  ^fannftätte 
ju  entf(|äbigen),  wirb  bem  ©olberger  SRatl^e  anl^eimgegeben,  beffen  Se^ 
f(^lu§  fid^  beibe  Sl^eile  ju  fügen  |)aben.  3laä)  einer  Urfunbe  t)on  1466  ^^) 
l^at  §anä  ©d^Uef  bie  ^fannftätte  von  ber  ©tabt  wiebergefauft,  alfo 
bie  Unfoften  felbft  getragen,  unb  ba§  er  bie§  freiwillig  getrau  l^at, 
fd^eint  ber  3luöbrud  ber  Urfunbe '  „unfer  33urgermeifter  milber  (freige^ 
biger)  35äd^tniffe"  anjubeuten.  ®nblid^  erftärt  fid^  ber  diat^  auf  Sitte 
ber  Prälaten  unb  ©enbeboten  ber  ©täbte  aud^  bereit,  ben  in  bem  „neuen 
Si^ore"  (f.  ©.  46)  angebrad^ten  ©tein  t)or  bem  ©t  Soi^anniötage  abju^ 
nel^men,  ober  wenigftens  bie  ärgerlidje  Snfd^rift  ju  tilgen  ^0.  SSon 
einer  l^öljemen,  unter  bem  ©tein  bejtnblid^en  Safel,  auf  votlä)ev  bie 
§ölle  mit  gäl^nenbem  ?liaä)m  gemalt  war,  in  ben  bie  Seufel  Pfaffen 
l^ineinwerfen,  entl^ält  bie  SSertragäurfunbe  feine  ©pur :  fie  müßte  alfo  erft 
im  weiteren  SBerlaufe  be§  Äriegeö  i^injugefügt  fein,  wenn  fie  nid^t 
überfiaupt  eine  fpätere  (Srfinbung  ift. 

S)er  §erjog  war  fe^r  erfreut  über  ben  ju  ©tanbe  gebra(^ten 
gerieben;  er  banfte  ben  ©täbten  für  il^re  aSermittelung  unb  erbot  fid^ 
i^nen  jU  S)ienfi,  wo  fie  feiner  begelirten.  SBeniger  befriebigt  werben 
\xä)  ber  33if(^of  un'b  bie  ^^Jrälaten  gefül^lt  l^aben:  für  bie  Ärieg§foften 
war  i^nen  fein  ©rfafe  gegeben,  unb  über  bie  ^uncte,  weld^e  ben  §aber 
t)eranlaBt  l^atten,  war  nur  bie  allgemeine  33eftimmung  getroffen,  baß 
bie  Sttrger  bem  SBifd^ofe  unb  hm  ©einen  aHeä  tl^un  foUten,  waö  fie 
il^nen  Don  alters  l^er  pfli($tig  gewefen.  S)ie  Sluöföl^nung  war  begl^alb 
aud^  nvtx  eine  äufeerlid^e,  unb  ber  fortglimmenbe  g^unfe  fonnte  bei  ber 
näd^ften  SBeranlaffung  wieber  jur  ließen  glamme  au§bre(^en. 

3n  ber  3eit  ber  tben  erjäl;lten  gef)be  mögen  bie  ©olberger  von 
ben  ©öölinem  bie  9iieberlage  am  Seffiner  ©ee  erlitten  l^aben.  9iur  ber 
Sag  ber  SWieberlage  {Cosirtae  et  Damiaiü  27.  ©eptember)  beruljt  auf 
alter  Ueberlieferung,  baä  gewöfinlid;  angegebene  Seilet:  1447*)  ift  falfd^. 


*)  3tt  biefem  Saläre  Icijlet  (Eöölin  bem  neuen  Sifd^ofc  blc  §ulbigung,  blc 
Colberg  t)er«)eigert  ^at;  bie  ©tabt  I)ttingt  fld^  aber  au«,  \iCi%  bct  griebc  mit 


—    226    — 

ytaö)  alter  ßolberger  SRaiä^rid^t  (bei  ebelhig)  waren  eö  bie  equifes  Col- 
bergemes,  bie  f(ä^n)er  bewaffneten  ju  $Ro&  bienenben,  in  Sübec!  ßon^ 
flaoelö  genannten  ©tabtiunfer,  ml6)e  von  ben  Söölinern  gef dalagen 
würben  unb  fogar  ein  »anner  verloren.  ®ieö  ©iegeöjeicJ^en  würbe  iti 
eööUn  auf  bem  SRatl^l^aufe  aufbewal;rt  unb  ber  e^laäjttaQ  blieb  bort  lange 
ein  gefttag,  an  bem  bie  ganje  Sürgerfdiaft  auf  bem  SJat^l^aufe  bewir^^ 
tl^et  unb  mit  kringeln  unb  SRüffen  befd^enft  würbe,  biö  ein  33ürger= 
meifter  2lnton  ©d^lief,  ein  geborner  ßolberger,  bie  if)m  unangenehme 
(Erinnerung  befeitigte  (1552).  3m  Saläre  1643,  jur  3eit  beö  Ärofowf(^en 
einfalle  in  Sommern,  foll  ein  v.  2Jlönd;ow  baö  33anner  geraubt  unb 
glüdlii^  nac^  ©olberg  gebra(^t,  bort  aber  eine  fel^r  laue  3lufnal^me  ge- 
funben  l^aben,  weil  bie  ©ad^e  längft  Dergeffen  war.  SebenfaDö  l^aben 
bie  ßööliner  il^r  ©iegeöjeic^en  wieber  erl^alten;  eö  l^at  auf  il^rem  SRatl^:: 
l^aufe  geljangen,  biö  eö  mit  bemfelben  burd^  eine  gro^e  geueröbrunft 
(1718)  vernichtet  würbe. 

3loä)  vor  bem  wirflid^en  Slbfc^lufe  beö  g^riebenö  l^atte  bie  ©tabt 
SKaferegeln  ergriffen,  weld^e  ber  im  ©tifte  eingeriffenen  Unorbnung  ein 
@nbe  mad^en  follten.  ©^on  vor  ber  gelobe  l;atte  raubritterlid^eö  Un= 
wefen  im  ©tifte  xmb  im  §erjogtl^um  §anbel  unb  SBerfel^r  gel^emmt. 
5Die  3Ranteuffel  in  Äölpin  j.  SB.  Ratten  fo  arg  gewirt^fd^aftet,  baj3  fid; 
enblid)  ber  2lbt  von  SBelbud  mit  ben  SBadEil^olfe  gegen  fie  verbanb  imb 
am  Sage  ^:)Jetri  unb  ^auli  1432  ^^)  il)re  bortige  Surg  [türmen  unb  äer:= 
ftören  lieg.  3lm  SEage  nad^  ber  ©roberung  foHen  mit  Treptowern  ju- 
fammen  aud^  ßolberger  erfd^ienen  fein,  um  bie  verliafete  SRaubburg  ah- 
bred^en  ju  Reifen,  ©elbft  unmittelbar  vor  ben  Sporen  ber  ©tabt,  auf 
bem  geweit;ten  33oben  beö  ailtftäbtifdften  Älofterö,  war  fd^nöbefter  Unfug 
verübt  2Bifefe  aJlanteuffel  ju  Ärufenbefe,  §ermann  Äleift  ju  SDamen 
unb  ©ubeslav  ©ulow  ju  ©ulow  (?)  waren  im  Saläre  1436  nädE)tlid^er 
SBeile  in  baö  Älofter  eingebrod^en,  l^atten  ben  Älofterpropft  Sodann 
33lei  geniiglianbelt,  bie  ©dilöffer  erbrod^en  unb  auö  ben  SBorratl^öfam:: 
mern  beö  £lofterö  gleifd^.  Sichte  unb  fogar  G  Solaris  baaren  (Selbem  ge^ 
raubt.    ®er  ßolberger  9tatl;  würbe  b^x  SWäuber  liabliaft,  lieg  fie  in 


(Solbcrg,  ben  SBifd^of  ©icgfricb  »ermittelt  !)abe,  tabitrd)  nic^t  gcftört  tverbcn  folle. 
S)a6  in  biefem  Saläre  feine  ge^be  ftattgcfunbcn  I)at,  ift  f*;on  von  §afen  ®öäl.  @efc^|. 
106  rid^tig  er!annt.  @r  verlegt  bie  5licberlage  in  ta^  3a^r  1440,  roo  bie  (Eolbcr* 
ger  in  ha^  gifrf)erlager  SRefl  eingebro^cn  njören,  um  ben  SööUnern  bort  gelagerte 
SBorrötl^e  fremben  ©aljce  abjunc^men.  SEBo^er  er  biefe  9lac^ri(^t  ^at,  gicbt  er 
nid)t  an. 


—    227     — 

ben  Z^nxm  fefeeti  unb  t)erurt]^eilte  fie  jum  Sobe.  SRur  ber  SSermenbung 
beö  ^erjogö  unb  beö  Sifd^ofö  l^atten  fie  e§  ju  üerbanfen,  bafe  fie  mit 
bloßem  ©d^abenerfafe  unb  ©ntrid^tung  t)on  1  ©tein  SBa(^§  jur  ©ül;nc 
an  baö  Älofter  bat)on.  fanten  ^3).  SBä^renb  be§  Äriegeö  ^atte  baö  Un= 
wefen  in  gefäl^rlid^er  SBeife  jugenontwen,  unb  „©(^inner,  SRäuber  unb 
3Kiffetl^äter"  l^atten  ungeftött  il^r  §anbn)erf  geübt  S)a  fd^loffen  am 
•  3.  3Kai  1445,  alfo  furj  t)or  bem  aibfd^tuffe  beö  griebenö  mit  bem 
§erjoge,  offenbar  alö  berfelbe  fd^on  gefid^ert  mar,  unb  alfo  fd;merli(3^ 
gegen  i^n,  ßolberg  mit  Sreptom  unb  ten  S3or!en  eine  ©inigintg,  „um 
beö  manbemben  unb  manfenben  3Kanneö  mitten"  bie  ©trajsen  rein  ju 
l^alten,  bie  5Uliff etl^äter  ju  oerf otgcn  unb  fie  nid^t  ju  bel^erbergen ;  mürben 
bie  .Sorfen  angegriffen,  fo  foHten  i^nen  bie  beiben  ©täbte  mit  i^ren 
Dörfern  offen  ftel^en,  ©treitigfeiten  jmifd^en  ben  Sßerbünbeteu  fottten 
burd^  fd^iebörid^terlid^en  ©pruc^  in  ber  SBeife  auögeglid^en  merben,  bafe 
über  Sttungen  jmif(§en  ßolberg  unb  ben  Sorten  oon  bem  Sreptomer,  ^m^ 
fd^en  Sreptom  unb  ben  SSorfen  oon  bem  ßolberger  3iatl^e  geridtjtet  merbe  ^^). 
S5od^  mar  ben  SBerbünbeten  ju  furje  3eit  getaffen,  um  ba§  Uebel 
auöjurotten;  benn  fd^on  im  folgenben  3af;re  brai^  ber  Ärieg  jmif dien 
ßolberg  unb  ben  geiftUd^en  ©emalten  aufö  nme  auö.  —  3tn  3at;re  1446 
ftart  33ifd^of  ©iegfrieb,  unb  §enning  Smen,  ber  t)om  ©amminer  ßo^ 
pitel  ium  SHai^folger  ermäl^lte,  angeblid^  auö  ©tolp  ftammenbe  Äanjler 
SBogiölatfS,  mar  oon  biefem  für  genel^m  gel^alten  unb  oon  bem  Soncil 
ju  33afel,  nid^t  von  bem  abgefegten  ©ugen  IV.  beftätigt.  2)ie  ©ele? 
genl^eit  mar  günftig,  in  baä  t)ielfad^  nodf)  unHare  SBerl^ältni^  ber  ©tabt 
jur  bifd^öflid^en  ^Regierung  feftere  Drbnung  ju  bringen,  unb  geftüfet  auf 
bie  3lutorität  beä  red^tmäfeigen  Dberl^auptö  ber  Äird)e  Dermeigerte  ber  SRat^ 
bem  fefeerifd^en  einbringlinge,  ber  fid^  ftrdubte,  bie  9ie(^te  ber  ©tabt  an 
ßörlin  unb  3?affom,  unb  bie  ol^ne  Smeifel  oon  Eugen  1  \'.  t)erliel^ene 
fd^ärfere  2lbgrenjuitg  ber  ftdbtifi^en  unb  geiftlidE)en  ®erid^töbar!eit  an^ 
juerfennen,  unter  §anö  ©d^tiefö  Seitung  bie  §ulbigung  ^^).  6ö§Hn 
fd^lol  \x6)  jmar  nad^  feiner  ®emol;n]^eit  ber  (Gegenpartei  au  unb  leiftete 
(2.  gebruar  1447)  bie  §ulbigung,  bod^  mit  bem  au^brüdflid^en  aSorbe^^ 
l^alte,  bajs  biefe  fie  nid^t  mit  ©olberg  „entjmeibringen"  unb  ben  ^rieben 
ftören  folle,  ben  Sifd^of  ©iegfrieb  jmifd^en  il^nen  vermittelt  'f)aU  (f. 
©.  225),  unb  ein  i^eit  beö  3lbe(ö,  aWitglieber  ber  g^amilien  ©amife, 
Slanfenburg,  ^obemife,  3Wönd^om,  3WanteuffeI  unb  mel^rere  SBürger  auö 
ßörtin  traten  bieömal  offen  auf  ßolbergö  ©eite.  3lud^  bie  ftiftifd^e 
©eiftlid^f eit  §atte  fid^  nid^t  einmüt^ig  bem  neuew  m\«iti\^  ^\\^^\?^^\^^n.\ 


—    228     — 

war  aud^  baö  (Solberger  ßapitel  unter  ber  g^ül^rung  be§  ^ropfteö  3o= 
l^ann  SDargafec,  bem  Sefeljle  beö  Sifi^ofä  ge^orfatn,  quo  ber  ©tabt  ge^ 
toid^en,  fo  l^atten  boä)  felbft  ßamminer  2)omI;emi  unb  gegen  bretfeig  9We§= 
priefter  an^  ßolberg  ^^artei  gegen  ben  95ifd^of  genominen.  Srofe  beö 
33anne§,  ben  ber  Sifd^of  gegen  bie  ©tabt  fc^leuberte,  erlitt  beöl^alb  ber 
®otte§bienft  bafelbft  feine  ©törung,  unb  ber  Siat^  fal^  \iä)  mä)  einer 
SSerwittigung  t)on  ®ugen  I V ,  wel^e  biefer  nod^  furj  üor  feinem  2obe 
erlaffen  l^aben  mujg,  fogar  in  ben  ©tanb  gefegt,  über  ben  SRiejsbraud^ 
ber  ®üter  beö  auf  bie  ©eite  beö  !e^erifd;en  33if(^ofö  getretenen  Sl^eitö 
beö  ßapitelö  frei  ju  verfügen  unb  in  bie  ©innal^men  von  jmei  ^ßfrünben 
il^m  treugebliebene  ©eiftlid^e  einjuiüeifen. 

S)a  nun  ber  erfranfte  S3ogiölat)  bie  ©tabt  unangefod^ten  liefe  unb 
ber  Sann,  bie  §auptmaffe  beö  Sifd^ofs,  fii^  unwirffam  jeigte,  fo  blieb 
biefem  nichts  übrig,  aU  We  2lu§iö^nung  mit  ber  ©tabt  ju  fui^en.  — 
3n  bem  gerieben,  ben  er  mit  i^r  am  '20.  Sanuar  1449  ju  Slltftabt 
fd^lofe,  t)erpflid^tete  er  fi(^,  ba§  ©d^lofe  ßörlin  ol^ne  ©rlaubnife  ber 
©täbte  ßTolberg  unb  ßöölin  unb  berer,  bie  ju  beö  ©tiftä  diat^  gel^örten, 
TOemanben  ju  übergeben  unb  eä  mit  ben  baju  gel^örenben  ©ütern,  bie 
unter  33if(^of  ©iegfrieb  oon  9lrnb  Siamel  erworben  tuaren,  nie  bem 
©tifte  ju  entfremben;  ferner  bie  ©eiftlid^en  unb  Saien,  bie  eö  mit  6ot 
berg  gehalten  l^ätten,  beöfialb  nidjt  ju  oerfolgen;  motte  er  fie  aber  an- 
fpredien,  fo  fotte  über  bie  ©eiftlid^en  attcin  ber  bifd)öflid^e  JDfficial  in 
ßolberg,  über  bie  Saien  aufeerlialb  ber  ©tabt  ber  Sifd^of  mit  >em  3tatl;e 
ber  SDZannen  unb  ©täbte  in  ©olberg  unb  nirgenbö  anberö,  über 
©treitigfeiten  beö  S3iic^of§  mit  bürgern  unb  föinmol^nern  von  (Solberg 
attein  ber  3}at^  ber  ©tabt  richten  i^).  — 

2)er  a^ertrag  bejeugt  bie  uoUftänbige  9iieberlage  beä  33if(^ofö  unb 
bie  mefentlidie  erroeiterung  ber  lanbftäiibifd)en  9ied;te,  bie  ßolberg 
nid^t  blofe  für  )id),  fonbem  aud^  für  ba^  ganje  ©tift  crtämpft  ^atte. 

erft  nad^  biefen  S^ugeftänbniffen  öffneten  fid^  bem  Sifd^ofe  bie 
S^ore  ber  ©tabt,  unb  nod^  an  bemfelben  Sage,  mo  ber  g^riebe  gefd^loffen 
mar,  beftätigte  er  l;ier  bie  alten  ^^rioitegien  ßolbergö,  unter  benen  jum 
erften  3)?ale  auöbrüdlidj  bie  Sagb  unb  gi|  J;erei  genannt  mirb,  um  bann 
bie  §ulbigung  ber  öürgerfd^aft  entgegen  ju  nel;men. 

2lud^  baä  ßolberger  ©apitel  nmjgte  fid)  jefet  ber  3)lad^t  ber  Um- 
ftänbe  fügen  unb  nad^  längeren  äJerljanblur.gen  am  29.  Suni  beffelben 
Sa^reö  fid^  auf  33ebingungen  mit  ber  ©labt  t)ertragen,  bie  aud^  |iier 
\>m  ©ieg  berfelben  befunben,    2)aö  ^xioilegiiun  ©ugenö  IV.  (über  bie 


—    229    — 

SBieberbefefeung  her  ^frünbcu  auögeiDid^enet  ©eiftlid^er)  foU  in  Äraft 
bleiben,  biö  baö  ßapitel  in  ben  Sefife  feiner  ®üter  jutürfgefe^rt  ift, 
bann  foHen  fid;  beibe  Parteien  frieblii^  barüber  i^ergteid^en;  bie  neu 
eingefefeten  ©eiftlid^en  f ollen  i^re  ©teilen  bel^allen,  wenn  bie  frül^eten 
Snl^aber  injmiftften  geftorben  Rnb,  leben  biefe  nod^,  fo  follen  jene  jroar 
aus  il^ren  Selben  roeid^en,  aber  nid^t  au§t  bem  Jlird^enbienfte  entfefet, 
fonbem  t)om  dlaif)e  md)  il^rem  2llter  mit  anbem  Selben  auögeftattet 
werben,  Sffierner  ©rtpper,  §emtann  93oifter  unb  3Kattl^äuä  5BoB  foIIen 
im  Sefife  i^rer  ©teilen  bleiben;  über  bie  S)ompräbenben  üon  §einrid^ 
33og  unb  %f)xhex\ä)  2)vet)eIon)  follen  ber  Sifd^of,  ber  neue,  raegen  feiner 
§altung  tuä^renb  beö  ©treitö  ber  ©tabt  genehme  ^ropfl  SDietrid^  SQBenb 
tmb  §anö  ©(ablief  in  ®üte  entf(^eiben;  baö  ©apitel  l^at  feine  3lnfprüd^e 
auf  (Sntfd^äbigung  für  bie  in  ben  Solaren  ber  3n)ietrad^t  nid^t  gel^obenen 
dienten  ju  erl^eben,  ber  Sifd^of  will  fogar  m^  eine  Sebe,  bie  von 
ber  jurüÄgef ehrten  ®eiftli(^f eit  erl^oben  werben  f oll,  jum  3t\i1^en  ber 
©tabt  oenoenben;  ber  Siatl^  miH  bann  geftatten,  baft  bie  SDoml^erm 
frieblid^  ju  il^ren  ©ütern  unb  in  bie  Äird^e  jurücffel^ren,  unb  einer  foH 
ben  anbem  förbern,  i^m  günftig  unb  beftänbig  fein  nad^  beftem  SSer* 
mögen,  wie  ein  greunb  bem  anberen^^). 

2)er  3Sertrag  war  wol^l  von  beiben  ©eiten  anfänglid^  ernft  ge^^ 
meint;  ber  Sifd^of  nannte  in  einer  Urfunbe  oon  1451  §anö  @(^Iief 
unb  feine  ßoHegen  feine  lieben  unb  getreuen  33ürgermeifter,  unb  e§  er* 
fd^eint  als  ein  SDenfmal  ber  wieberl^ergefteHten  ©intrad^t  in  ber  ©tabt, 
bafe  ber  mä(^tige  33au  ber  3)iarienfird^e  im  Saläre  1450  unter  ein  ein:= 
jigeä  großes  Äupferbad^  gebrad^t  würbe.  35a§  §anö  ©(^lief,  um  bie 
Sluäföl^nung  ju  erleid^tern,  eine  Seitlang  bie  ©tabt  gemieben  unb  als 
Hauptmann  bie  ©ölbner  beö  beutfd^en  JOrbenö  gegen  beffen  empörte  Untere: 
tränen  gefül^rt  l^abe,  ift  ganj  unbegrünbet;  ba§  ©tabtbud^  jeigt,  bafe  er  in 
biefer  3eit  feinen  93ürgermeifterpoften  unauögefefet  befleibet  l^at.  ®r  ftanb 
fogar  in  größerem  Slnfel^n  bei  ber  33ürgerf(^aft,  alö  je:  mit  unbebingtem 
33ertrauen  war  il^m,  als  einzigem  SSeooHmäd^tigten  ber  ©tabt,  bie  2luö^ 
einanberfefeung  über  bie  ftreitigen  2)ompräbenben  mit  bem  33ifd^ofe 
überlaffen,  unb  bie  allgemeine  banfbare  2lnerfennung,  beren  er  fi(^  in 
ber  ©tabt  erfreute,  fpra(^  fi(|  unter  anbem  barin  an^,  bafe  ber  5latl^ 
i^m  „wegen  ber  t)ielen  S)ienfte,  bie  er  ber  ©tabt  erwiefen",  ben  3Kafefer 
Seid^  jur  3?ufenie§ung  überliejs,  um  einen  gifd^teid^  barauö  ju  ma(^en, 
mit  ber  SBebingung,  für  bie  Sieinl^altung  unb  3lufräumung  beffelben 
(ba  bie  ©tabt   baö  Srinfwaffer   bort^er  bejog)    ©orge   ju  tragen 


—    230    — 

(©tabtb.  1451).  9?ur  noä)  einem  aWitgliebe  be§  ^aü)%,  bem  Äämmerer 
Sol^ann  ©trippow,  bem  3Kitfämpfer  von  §atiö  ©d^Uef,  ift  eine  gletd^e 
9luöäei(i)nung  ju  Si^etl  geiüorben,  tnbem  U;m  „iDegcii  feiner  Sluögabeu 
um  bie  ©tabt  ber  gif($teid^  neben  bem  gifd^teid^e  von  ßlaraeö  2pm= 
mermann"  von  ber  ©tabt  gefi^enft  würbe  (©tabtb.  1456). 

Unb  ©dfjlief  redjtfertigte  baö  allgemeine  SSertrauen  aud^  inxä)  bie 
Seitiing  ber  ©tabt  in  ben  griebenöial^ren. 

£)bn)of)l  er  fid^,  mie  eine  von  i^m  im  Saläre  1450  gemad^te  ©tifs 
tung  von  12  3Jlarf  jäl^rlid^er  9lente  jur  Unter^ltung  von  ^erjen  vox 
bem  Silbe  ber  fieiligen  Sungfrau  bemeift  (©tabtb.  von  b.  Saläre),  von 
ber  allgemeinen  SBerföl^nimg  nid^t  auögefd^loffen  l^atte,  fo  mar  er  bo(^ 
entfiJiloffen,  fein  3Berf  ju  ®nbe  ju  fül^ren  unb  jum  SBortl^eile  ber  ©tabt 
eine  ber  §aupturfad^en  ju  ben  immer  mieberfel^renben  Sermürfniffen 
mit  bem  ßapitel  auö  bem  SBegc  ju  räumen.  Unter  bem  frifd^en  (Sim 
brude  beö  ©iegeö  mürbe  am  22.  §ebruar  1450  bie  neue  Äotl^enorbnimg 
bur(^gefü]^rt,  bie  fd^on  ©eite  132  auöfül^rlid^  gefd^ilbert  ift.  2lud^  ber 
n)i(J)tige  Sefc^Iu^  (f.  ©.  81)  beö  5latl^§,  meli^er  ba§  Sufammenfifeen 
JU  na^er  Sßermanbten  im  Statine  unterfagte  unb  fo  ber  3lu§artung  ber  ftäb^ 
tifd^en  3?erfaffung  in  eine  §errfd&aft  weniger  g^amilien  tjorbeugen  foUte, 
ift  in  biefer  3eit  ju  ©taube  ge!ommen,  imb  bei  ber  SSertrauenöfteHung, 
bie  §anö  ©erlief  im  Statine  unb  in  ber  ©tabt  einnal^m,  fid^erlid)  ni(^t, 
oline  von  if)m  reranlafet  ober  geförbert  jU  fein.  @ö  märe  bieö  ein 
el^renbeä  3eugni§  für  bie  ©efinnung  beö  5!Jlanneö,  ba  eö  gerabe  feine 
burd^  SReid^tl^um  unb  ätnfel^n  l^erüorragenbe  g^amilie  mar,  au§  meld^er 
ber  ©tabt  eine  fol(|e  ©efal^r  erroad^fen  fonnte. 

Srofe  be§  guten  3BilIen§,  ben  anfänglid^  beibe  Parteien  zeigten, 
iiatte  ber  g^riebe  feinen  SBeftanb.  3loä)  einmal  entlub  fid)  ber  ©roß, 
ber  fi(^  mieber  angefammelt  l^atte,  unb  bie§mal  milber  unb  blutiger, 
alö  je  juoor;  bie  ©tabt  mufete  nod^  eine,  unb  jmar  bie  fd^merfte  ^robe 
beftel^n,  ob  fie  baö  1449  ©emonnene  bel^aupten  fönne.  —  3lte  ben  tie^ 
feren  ©runb  jum  aBieberau§bru($e  beö  Krieges  laffen  bie  griebenö- 
fdilüffe  üon  1467  baö  alte  Sßerl^ältniJB  ber  ©tabt  jumS3if(|ofe  ernennen; 
bod)  ift  bie  nähere  3Seranlaffung  baju  unbefannt.  3lod^  1454  7.  3JJai 
ift  baö  ßapitel  in  ber  ©tabt  ^^) ;  in  bemfelben,  ober  im  folgenben  Saläre 
mu^  es  bie  ©tabt  oerlaff en  ^  l^aben.  SDenn  fd^on  im  grül^linge  1456 
befanb  \iä)  3[?ifolauö  33rudmann,  ^ropfl  in  ßolberg,  in  9lom,  um 
neben  feiner  Hauptaufgabe,  bie  päpftli(|e  35eftätigung  ber  neugegrün- 
beten  Unioerfität  ju  ©reifämalb  ju  bemirfen,  ben  ^rojefe  beö  Sßifd^ofs 


—    231     — 

gegen  bie  ©tabt  ©olberg  ju  betreiben.  33on  SWom  jutücfgefel^rt,  tl^eilte 
er  bem  Stector  ber  Uniüerfttät  §einri(ä^  SRubenoro  in  einem  ©(^reiben 
t)on  ©targarb  auö  (28.  ajfai)  unter  anbern  mit,  er  l^abe  brei  Urtl^eile 
gegen  bie  ©olberger  am  päpftUd^en  §ofe  bewirft,  fie  follten  nid^t  el^er 
t)om  33ann  frei  werben,  bi§  fie  baö  ©eraubte  erfefet,  bie  (gefangenen 
freigelaffen,  für  bie  ©eroalttl^ätigfeiten  ©enugtl^uung  gegeben  unb  bie 
ajertriebenen  e^renüoH  jurttcf gefül^rt  ptten  i^).  —  SDamafe  alfo  toar  bie 
g^el^be  f(^on  feit  einiger  3eit  im  ®ange;  bie  SDoml^errn  waren  auä  ber 
©tabt  t)erj|agt,  e§  waren  ©ewalttl^ätigfeiten.  vexnit  unb  ©efangene  ge* 
\mä)t,  bie  Hebungen  beö  ßolberger  unb  ßamminer  ßapitelö  in  ber  ©tabt 
t)om  5latl^e  jurüdfgel^alten,  imb  ber  Sann  abermalö  über  bie  ©tabt  t)erl^ängt 
worben.  —  2)ie  ätuöfid^ten  beö  33if(J)of§  unb  ber  ©eiftlid^feit  waren 
bieömal  günftiger.  SDie  Jtad^f olger  beö  1447  geftorbenen  ©ugenö  l^atten 
feitien  ©runb  mel^r,  fid)  einer  aufrül^rerifi^en  ©tabt  gegen  il^ren  geift= 
lid^en  §errn  anjtmel^men,  unb  ba§  Urtl^eit  beö  römifd^en  §ofeä  war  gegen 
fie  ausgefallen.  S)er  bifd^öfttd^e  Sann  fonnte  jefet  el^er  auf  fd^wad^e  ©e^ 
mütfier  einen  nad^tfjeiligen  ßinflu^  ausüben,  ba  er  nid^t  mel^r  burd^  bie 
Stutorität  be§  red^tmäfeigen  ^apfteä  unwirffam  gemad^t  würbe.  —  gemer 
war  ein  großer  S^eil  beö  ftiftifd^en  unb  l^interpommerfd^en  3lbefe  ju 
^ferbe  geftiegen,  um  für  ben  33if(J)of  bie  unbeliebte  ©fabt  ju  befel^ben, 
wel(^e  fo  ftrenge  ^^olijei  auf  ben  Sanbftrafeen  ausüben  wollte.  SDie 
©tabt  fal^  fid^  t)on  allen  ©eiten  angegriffen.  iBifd^öPii^eö  Solf  fiel  in 
bie  ©tabtgüter  unb  :)erwüftet'e  unb  verbrannte  mel^rere  SDörfer,  bie 
3?aubritter  ber  3^a(^barf(^aft  überfielen  unb  plünberten  bie  ©olberger 
^laufleute  unmittelbar  vor  ben  Sl^oren  ber  ©tabt,  wobei  il^nen  ha^  2lltftäb= 
tif(^e  ^lofter  als  SerftedE  unb  3uftu($tsort  biente,  unb  ber  Sürgermeifter 
§ans  SSulgrin  von  ßöslin  branbfd^afete  auf  Setrieb  bes  Sifd^ofs  in 
Serbinbung  mit  Sürgen  ^ame?e  aus  ßorbs^agen  bie  ®üter  bes  ^lU 
ftäbtifd^en  ^lofters  ^olbemin  unb  Safenbe  (Scisbe),  ol^ne  aud^  nur 
gelobe  angefagt  ju  l^aben  ^%  S)ie  ßolberger  t)ertl^eibigten  unb  räd^ten  fid^ 
na^  9Jiöglid^feit.  ©egen  ben  Sif(^of  unb  bie  ßamminer  ®eiftli(^feit 
unternal^men  fie  einen  SergeltungSjug,  pod^ten,  wie  eine  fpätere  ^aä)-^ 
xxä)t  erjäl^lt  ^0,  ben  ßamminer  SDom  aus,  ftürmten  bie  §öf e  ber  S)om:: 
l^errn,  erfd^lugen  ben  tropft  vox  feiner  Si^üre  unb  brannten  28  6api= 
telsbörfer  nieber.  5Da§  wenigftens  äl^nli(^e  SDinge  gef(^el^en  finb,  jeigt 
bas  5Berfpre(^en  ber  ©amminer  SDoml^erm  in  bem  Sertrage  von  1468, 
baJ3  fie  „rf^w  a7wall  und  Verderb  des  domes  to  Camin  unde  der 
kerken  ßiidere  mit  nemen^  breken^  brand  unde  mord''  t)ergeffen 


—    232    — 

woHen.  5Der  crft^lagenc  ^ropft  fönnte  nur  SBcbige  von  Stammtn  %e^ 
wefen  fein;  bo($  wirb  bie  Slngabe,  bajs  ein  ?Propft  erfd&lagin  fei,  bur(^ 
ni(iE)tö  beftätigt*)*  —  Sütgen  ^amefe,  ber  aSerbühbete  b^ö  ©ööUner  a3ür= 
germeifterö,  tüurbe  nod^  roäl^renb  beö  Äriegeö  (1463)  von  ben  ßolber- 
bergern  in  ßolberg  felbft,  tjermutl^lii^'  aU  if)r  (gefangener,  geäwungen, 
ben  griebenöbrud^,  „ben  S3if($of  Henning  tl^at  unb  tl^un" liefe",  für 
feinen  Slntl^eil  mit  300  5!Jiarf  an  bie  ©tabt  ju  büfeen,  §anö  SBulgrin 
bekannte  fid^  erft  1466,  alö  fd^on  ber  griebe  jn)if($en  ßolberg  unb  bem 
§erjog  ®txä)  abgefi^loffen  .war,  ben  33ürgermeiftem  unb  SRatt^inannen 
von  ßolberg  in  berfelben  ©ad^e  ju  einer  Sufee  von  350  3Slt  fd^ulbig. 
SDer  ©tabt  ßöölin  gefi^iel^t  babei  nid^t  ©noäfinung,  fie  fdjeint  il^rer  neu= 
traten  Haltung  treu  geblieben  ju  fein  unb  ber  Sürgemteifter  feinen 
gtaubjug  auf  eigene  §anb  unternommen  ju  l^aben. 

SDie  aSerrairrung  im  ©tifte  l^atte  in  golge  ber  anljaltenben  g^el^be 
einen  fol(^en  ®rab  erreid^t,  bafe  bie  in  ©(^lame  t)erfammelten  pommer= 
f(^en  ©tänbe  fi(§  beä  Sanbeö  annel^men  ju  muffen  glaubten  unb  (1459) 
ben  Sreptomer  diai^  aufforberten,  einen  aSerfud^  ju  machen,  2lbel  unb 
©tabt  mit  einanber  auSjuföl^nen.  ©er  ©olberger  SRatl^  unb  ßlauö  SKan- 
teuffei,  ber  aSerbünbete  ber  ©tabt,  erMärten  fid^  gegen  ben  ©enbeboten 
von  Sreptom,  ben  Sürgermeifter  3lbteöf)agen,  bereit,  ju  einer  in  Srepton) 
abjul^altenben  3ufammen!unft  mit  i^rem  ©egner  ju  erfc^einen;  aber 
baö  ©d^reiben  be§  Treptower  9tatl^§  an  bie  (trafen  von  ©berftein  in 
9Jaugarb  unb  anbere  ©(3^lofegefeffene  mit  bem  ©rfud^en,  fi(i^  ebenfalls 
einjuftellen,  „um  großen  aSerberb  im  Sanbe  ju  cermeiben",  l)attc  feineit 
©rfolg.  SDie  g^el^be  gewann  nur  an  9luöbel^nung ;  Sreptoro  mürbe  auf 
bie'  ©eite  ßolbergö  gebrängt,  aber  aud^  bie  Sal^l  ber  geinbe  biefer  ©tabt 
üermel^rte  fid^,  inbem  au($  ber  §erjog  ®rid^  gegen  fie  ^^artei  ergriff. 

SDer  lefetere,  fd^on  lange  unjufrieben  mit  ber  ©tabt,  bie  fid^  ifirem 
Sanbeölierrn  fo  unfügfam  erraieä  unb  mit  feinem  geinbe,  bem  Könige 
6l)riftian  I.  von  SJänemarf,  in  freunblid^em  aSerfel^r  blieb,  mürbe  ju 
offener  geinbf(^aft  gereijt,  alö  bie  ßolberger  bei  ber  aSerfolguiig  von 


*)  ©in  ©olbcrgcr  ^ropfl  fann  nid^t  crfd^Iagcn  fein,  benn  bei  Sluöbruc^  beö 
(Streitet  trat  fd^on  ^ifolauö  S3ru(fmann,  loic  fein  oben  enräl^nte«  @c^rctben  an 
3flubenon)  geigt,  ^ropft  unb  er  lebte  nod^  1477.  Sin  ben  früheren  Sodann  ^ar* 
ga Je,  ben  SertI)olb  als  t^m  erfc^lagcnen  nennt,  tft  gar  nic^t  5u  benfen ;  biefer  lebte 
no^  1447  unb  in  bem  S5ertrage  oon  1449  ifl  ni^t  oon  „S3ranb  unb  SDlorb",  bie 
oeröbt  feien,  bie  Siebe.  Sflango  unb  SBad^fe  l^aben  bie  ©reignijfe  ganj^  nad^  SBill- 
für  äufammcngefe^t. 


—    533    — 

®egtiem  in  SBelbuc!  eingefallen  waren  unb  babei  fein  unb  feiner  Untere 
tl^anen  ©igentl^um  gefd^äbigt  l^atten. 

SJlit  ben  geiftU(^eu  SBaffen  beö  Sanneö  ^atte  ber  33ifd^of  aud^ 
bieömal  anfänglid^  nur  wenig  auögerid^tet,  unb  fein  35erfud^  (1461), 
bur(^  einen  ^eiligen,  ber  bei  bem  niebern  S^olfe  in  ben  §anfeftäbten 
in  gro^efit  3lnfel^n  ftanb,  ben  l)eiligen  Slntoniuö  in  Sempjin,  auf  bie 
®emütl)er  ju  wirfen,  war  burd^  §atiö  ©d^Iiefö  rüdfid^tölofe  ©ntfi^Iof- 
fenl^eit  t)ereitelt  worben.  S)ie  älitglieber  biefe§  ßrbenö,  bie  fid^ 
in  Golberg,  wo  berfetbe  eine  ®infel^rftätte  befa§,  gerabe  auff)ielten, 
waren  bei  bem  2luöbrud}e  beö  ©treit§  ebenfaHö  baüongejogen,  wollten 
nun  aber,  wäl^renb  ber  33ann  no(^  auf  ber  ©tabt  lag,  jurüdfel^ren  unb 
bie  ©ebeine  il^reö  ^eiligen  mit  bem  ©(^augepränge  einer  ^rojeffion 
burd^  bie  ©tabt  tragen  unb  in  bie  Äird^e  an  ben  ^la^  bringen,  wo  fie 
gewöl^nlid^  aufbewafirt  würben,  ©(^lief  burfte  bie  ^^rojeffion  niä)t 
bulben,  ba  fie  bod^  lei^t  einen  entmutf)igenben  ©iuflufe  auf  bie 
Sürger  ausüben  fonnte;  er  trieb  ben  feierlid^en  3ug  auöeinanber, 
mifeljanbelte  fogar  bie  ©ebeine  beö  §eiligerx  unb  ferferte  ben  ^kä^ 
ceptor  beö  Orbeuö  ein  2^).  —  S)enno(^  fingen  bie  SDinge  an  eine 
für  ßolberg  beben!ti(i)e  SBenbung  ju  nelimen.  Slieb  au^  ber  Siattj 
imb  ber  Äern  ber  33ürgerfdjaft  bem  Sürgermeifter,  beit  für  feine 
'"^Perfon  ber  Sann  wenig  anfodEjt,  treu,  war  auä)  ber  Älang  ber 
©lodfen  unb  ba§>  SJleffefingen  in  ben  Äirdjeu  ui(^t  cerftummt,  ba 
fi(|  aud^  jefet  wieber  ©eiftlid^e  genug  fanben,  bie  bem  bifd^öflid^en 
S3ann  trotten,  fo  geigten  fid^  boc^  aud^  ©puren  üon  Äleinmutl^  in  ber 
©tabt,  mand^e  Sürger,  benen  eö  in  ber  gebannten  ©tabt  unlieimlid^ 
würbe,  l^atten  fid^  bavon  gemad^t,  unb  eine  jiemlid^e  3al^l  üon  Käufern 
ftanb  leer,  bie  §anbelöwege  lanbeinwärtö  waren  ber  ©tabt  abgef(i)nitten, 
nur  no(^  feewärtö  war  ber  3Ser!el;r  frei;  §erjog,  SBifd;of  unb  3lbel  mit 
il^ren  weltlid^en  unb  geiftlid;en  SBaffen  bilbeten  boc^  eine  3Kad^t,  ber 
enblic^  ßolberg  unterliegen  ju  muffen  fd^ien. 

3n  biefer  33ebrängni§  fud^te  bie  ©tabt  auswärtige  §ülfe.  S)aö 
fd^on  1444  mit  S)änemart  geplante  Sünbni^  würbe  jefet  jwifdien  bem 
Äönige  ßtjriftian  I  unb  bem  3?atl;e,  neben  bem  aud)  bie  ©emeinbe  ge- 
nannt wirb,  wirfli(|  abgefdE)loffen.  diaif)  unb  ©emeinbe  I;aben,  wie  bie 
Urfuube  fagt,  gegen  §enning,  ,,de  sick  hdl  vor  enen  biscope  fo 
Cümin'\  üon  bem  fie  wiber  ®ott,  ®f)re  unb  5Jed^t  mit  SRaub,  3Korb, 
S3ann,  UeberfäHen  unb  Sefc^werungen  fd^on  feit  langer  3eit  befallen 
finb,  unb  ben  §erjog  ©rid^,  ber  il^n  imterftü|t,  ben  Äöni^  bwütl^i^ 


—    234    — 

um  §filfe  unb  S3ctfianb  gebeten;  fie  tjerfprei^en  bafür,  tl^m  ©tabt  unb 
§afen  offen  ju  Italien,  bis- er  feinen  eigenen  ©treit  mit  (Sxiä)  beenbet 
l^at,  unb  feine  Untertl^anen  gleid^  ben  il^ren  gegen  ben  §erjog  ju  be^ 
fi^üfeen.  J>er  Slnfd^luJB  an  ben  alten  ©rbfeinb  ber  l^anfifi^en  ©täbte 
war  mol^l  ben  ßolbergem  nid^t  ganj  unbebenflid^  gewefen;  benn  fie 
fid^erten  fi(^  gegen  j|ebe  Sluöbeutung  beö  Sünbniffeö  ate  eines  neube^ 
grünbeten  ttntertl^änigfeitöüerl^ältniffes  i>üxä)  bie  auäbrüdtid^e  patrio:: 
tif($e  ©rflärung,  ba§  biefer  SBertrag,  vo^nn  fie  nad^  bem  SBiHen  ©otteö 
einen  redeten  §erm  befämen,  biefem  nid^t  ju  nal^e  treten  foHe,  fonbern 
bafe  fie  tl^un  wollten,  wa^  fie  il^m  nac^  SRed^t  unb  ßl^re  pfli(^tig  wären  ^^). 
£)b  ber  ^önig  bie  ©tabt  bur(^  ©enbung  oon  3JJannf(3^aften  unterftüfet 
l^at,  miffen  wir  nic^t;  ba§  freunbUd^e  3Serl^ältni6  ju  S)änemarl  aber  l^at  mit 
furjen  ©törungen  über  ein  Sal^rl^unbert  beftanben  (f.  ©.  163)  unb  am  ®nbe 
beö  16.  Sal^rl^unberts,  alö  bie  bänifÄe  Siegierung  anfing,  ber  ©tabt  il^re 
SoHfreil^eit  im  ©unbe  ju  oerfümmern,  erinnerte  fie  ber  SRatl^  an  ben 
©d^ufe,  ben  fo  oft  bänifi^e  ©(^iffe  bei  feinbli(^er  SSerfolgung  im  Sot 
berger  §afen  gefunben  ptten. 

2)a  nun  bie  trofeige,  auf  il^re  eigene  Äraft  imb  frembe  §ülfe  vex^ 
trauenbe  ©tabt  burd^  offene  ©eioalt  nid^t  jum  ©el^orfam  ju  bringen 
mar,  fo  oerfud^ten  eubli(^  bie  ©egner  baffelbe  3JJittel  gegen  fie  anjumenben, 
burd^  melc^eä  ber  ^urfürft  von  aJlainj  1462  baö  empörte  SUlainj  unb 
ber  in  ber  SBal^l  feiner  SKittel  menig  bebenfUd^e  ®xiä)  £)ftern  1463 
baö  ungel^orfame  ©reiföroalb  in  feine  ©emalt  brad^te:  Serratia  unb 
näd^tUd^en  UeberfaB.  ©innieö  v.  b.  £)ften,  erbgefeffen  ju  ^late  unb 
auf  ber  2Bolbenburg,  früher  Hauptmann  Äönig  ®rid^ö  in  SBiöburg, 
ate  gewaltiger  ^riegöl^elb  weit  über  Sommern  f)inau§  befannt  unb 
l^od^angefel^n  bei  bem  3lbel,  ftanb  an  ber  ©pifee  ber  Unternel^mung ; 
neben  il^m  wirb  nod^  9tübiger  von  SUlaffom,  33ogt  Don  ©tolpe,  alö 
gül^rer  genannt.  SDinnieö  v,  b.  Dften  l^atte  —  na(^  einem  fpäteren 
Serid^te  —  ber  ©tabt  fd^on  einmal  im  Sßerlaufe  biefer  ^e^ibe 'f d^meren 
©d^aben  jugefügt:  oon  nur  jmei  SReitem  begleitet,  mar  er  plöfelid^  oor 
©olberg  erfd^ienen  unb  l^atte  bie  Sßiel^l^erben  ber  ©tabt  fortgetrieben; 
bie  Slbfid^t,  bie  Bürger  baburd^  auö  ber  ©tabt  unb  in  einen  ^interl^alt 
JU  loden,  ben  er  l^inter  bem  Äaujenberge  aufgefteHt  l^atte,  mar  il^m 
gelungen,  er  J^atte  eine  große  Sal^l  von  SSürgern  gefangen  unb  nad^ 
ber  SBolbenburg  gebrai^t,  mo  fie  fid^  mit  fd^merem  Söfegelbe  frei  mad^en 
mußten.  SDieömal  mürbe  ein  ganjeä  §eer  gegen  ßolberg  aufgebrad^t; 
eö  beftanb  nad^  ber  Sübedfer  ©fironif  aus  1600  ^Berittenen,  nad^  einem 


—  .285    — 

pointf (ä^en  ®cf (^{(ä^töfi^reiber  ^^)  auö  500  ^omntem  imb  700  berittenen 
f(^Ief{f$en  ©ölbnern  beö  beutf(^en  £)rbenö,  rotlije  SutgilibeH,  fonft 
©eorg  Sobel  genannt  '^),  jnr  §ülfe  l^erbetgefül^rt  l^abe.  SDie  ßolberger 
ftanben  in  biefer  3eit  mit  allen  il^ren  ©egnem,  bem  ^ei^oge,  bem  Si- 
f$ofe  unb  bem  2lbel  in  SSerl^anblungen  über  eine  gütli$e2lu§gtei(^ung: 
t)om  §erjoge  war  il^nen  ein  SEBaffenftiUftanb  jugefagt,  mit  ®raf  3llbre(^t 
von  $Raugarb  unb  ben  glemmingen  l^atten  fie  mit  ben  STreptomern  ju^ 
fammen  ft$  f(5on  „megen  t^^l^be,  SRaub,  33ranb  unb  3Worb"  t)ergli($en 
unb  griebe  gef(^toffen  ^ß)  (28.  £)ct.  1462),  unb  fie  moiä^ten  beöl^alb  faum 
glauben,  ba^  bie  friegerifd^e  Untemel^mung,  von  ber  fie  l^örten,  gegen  fie 
geri($tet  fei.  S)od^  fd^idte  ber  SRatl^  bei  ber  $Ra($ri(3^t,  baJB  [xä)  bebeutenbe 
9Kaffen  von  5lrieg§t)olf  nad^  ©olberg  ju  in  Semegxmg  festen,  feine 
2)iener  unb  Äned^te  auf  Äunbfd^aft  au§.  SDiefe  famen  bei  S^ad^tjeit 
unter  baö  §eer,  gaben  fid^  argloä  ju  erfennen  unb  fragten  einige,  bie 
fie  fannten,  mofiin  ber  3ug  gelten  folle.  SDa  mürben  fie  l^art  geft^ta^ 
gen,  jmei  mürben  gefangen  genommen,  bie  übrigen  entfamen  na($  6ot 
berg  unb  berichteten  bem  Slatl^e,  maö  fie  gefel^n  unb  gehört  l^atten.  — 
3n  ber  ©rjäl^lung  beö  Ueberfalls  felbft,  ber  am  ©t.  SD^omaötage, 
21.  SDecember  1462,  gegen  9Korgen  ftattfanb*),  ftimmen  bie  5Wad^rid&ten 
nid^t  ganj  überein.  SRad^  bem  polnifd^en  ß^roniften  mar  bie  ©tabt 
mo^l  t)orbereitet,  unb  man  lie§  bie  ©egner  auf  bie  SKauer  fommen, 
imr  um  fie  befto  fi(^erer  ju  t)erberben.  5Rad^  einer  anberen  3tad^ri(^t, 
mit  ber  bie  ©olberger  Ueberlieferung  ftimmt  unb  fid^  aud^  bie  aud^  l^ier 
mol^t  ben  meiften  ©tauben  Derbienenbe  Sübedfer  ©l^ronif  vereinigen 
lä§t,  mar  ber  SRatl^,  ber  von  ©anjig  auö  gemamt  mar,  jmar  auf 
feiner  §ut  unb  l^atte  100  ©ölbner  in  3)ienft  genommen,  bod^  mar  er 
gerabe  in  biefer  $Rad^t  beö  Stngrip  nid^t  gemärtig.  SDie  SRitter  über^ 
fd^ritten  bie  mit  ®iö  überbrüdfte  ^erfante  unb  legten  i^re  17  ©turm^ 
leitem  in  ber  SRä^e  bes  SKül^lentl^orö  an  bie  ©tabtmauer.  ©ie  ftanben 
bereite  oben,  alö  baö  ^Raffeln  ber  §arnifd^e  bie  Semol^ner  ber  näd^ften 
Käufer  unb  bie  2Bäd^ter  auf  bem  ©atjberge  auf  bie  ©efal^r  aufmerlfam 
mad^te.  Sefet  fc^ott  ber  Särmruf  burd^  bie  ©tabt,  §anö  ©d^lief**)  eilte 
mit  benj  3iufe:  „w/?  /wid  gades,  de  vind  is  dor'^  burd^  bie  ©trafen 
unb  fül^rte  bie  fd^neff  gerüftete  S3ürgcrfd^aft  gegen  bie  SPlauer.  aSäi^:: 
renb  bie  SRitter  nod^  jögerten,  in  bie  lärmerfüßte,  jur  ©egenme^r  fic^ 

*)  S)oci^  roirb  oud)  1463  unb  64  angegeben. 

**)  ®o  bcrid^tet  roentgften9  bie  ß^olberger  Ueberlieferung  bei  ©immcm  unb 
9tango. 


—  m  — 

rüflenbe  ©tabt  l^inabjufletaen,  goffen  il^nen  von  ben  3Jlauertl^ümieti 
l^erab  l^erjl^afte  getanen,  bie,  gerabe  in  einem  bcr  aWauer  nal^e  gelegenen 
(jpäter  ben  Äaritfiö,  nm  1630  ben  ©intmeni  nnb  bann  einem  ^KaW" 
teuffei  gel)örenben)  §aufe  beim  SBrauen  begriffen  waren,  baö  l^ei§e 
33ier  auf  bie  Äöpfe.  3lad)  bem  Sübeder  ß^roniften  befehlen  bie  Silrger 
unter  ^am  ©d^liefö  Seitung  bie  näd^ften  SBiftfjflrme,  f(äf)leuberten  von 
oben  große  Steine  l^erab,  warfen  oiele  oon  \i)nen  tobt  unb  jroangen 
fie,  bie  3Rauer  ju  räumen.  3n  ber  eilfertigen  glud^t  über  bie  ^^Jer- 
fante  ließen  bie  g^einbe  bie  Seitern,  oiele  §arnif(ä^e,  Slrmbrüfte,  eiferne 
©tangen.  Siebte  u.  f.  vo.  im  ©tid^,  weld^e  alö  S)enhnale  beö  ©iegeö 
auf  bem  SRatl^l^aufe  aufbeioal^rt  würben.  3toä)  ju  Siangoö  3eit  war 
eine  Seiter  unb  eine  große  9lrmbruft  oorl^anben,  weld^e  über  ber  ©ins 
gongötl^üre  be§  jur  SRatl^öftube  fül^renben  SBot^immerö  l^ing  unb  1762 
von  ben  SRuffen  mitgenommen  würbe. 

S)ie  ßolberger  Ueberlief emng  fügt  noÄ  Fiinju :  bei  ber  glu(3^t  fei 
baö  nod^  fd^wad^e  ®iö  ber  ^krfante  gebrod^en  unb  eine  große  3lnjal^l 
ber  g^einbe  ertrunfen,  unb  alö  man  bei  offenem  SEBaffer  wieber  ge^fd^t 
l^abe,  feien  in  einigen  3^ifd&en  nod^  g^inger,  35aumen  unb  anbere  ©tücEe 
von  menfd^lid^en  Äörpern  gefunben,  fo  baß  man  in  ©olberg  aus  ©fei 
längere  Seit  feine  ^erfantefifd^e  ^abe  effen  mögen.  —  5ßon  einem 
©pottliebe  ber  ßolberger  über  baö  fläglid^  verlaufene  Unternehmen  ift 
leiber  nur  ein  aSerö  übrig  geblieben.    ®r  lautet  in  ber  älteften  ^orm: 

Dinnies  von  der  Osten  dat  mtt^)  kind 
i^prank  tn  St,  Gertrud  over  den  korken  getind 
Dat  kam  ivot  up  den  t immer  ho fT^ 
Dor  sprak  he:  god  wy  hebten  toff, 

©inige  ber  lebenöuoHen  3üge  ber  ©olberger  Ueberlieferung,  wie 
§an§  ©dfjliefö  SBerl^alten  in  ber  gefäl^rlid^en  SRad^t,  ber  Shif,  ben  er 
burd^  bie  ©traßen  ber  ©tabt  erf($alleii  ließ,  mögen  o\\%  ben  oerloren 
gegangenen  SSerfen  biefeö  Siebes  entnommen  fein. 

3lad^  ber  glüdElid^en  2lbwel^r  be§  Ueberfalls,  alö  bie  g^einbe  nod^  in 
ber  3läl^e  ber  ©tabt  oerweilten,  fönnte  gefd^el^en  fein,  baß  §anö  ©d^lief  im 
Uebermutl)  beö  ©iegeö  einige  in  ber  ©tabt  jurüdfgebliebene,  bes  SSerratl^ö 
ober  beö  aSerl^el)lenö  oerrätl^erifi^er  3lnfd^läge  befd^ulbigte  ©eiftlid^e,  bie 


*)  Witt  rooy  gleid)  leittig  wtjig,  üleßeid^t  eine  Slnfpiclung  auf  ben  SSel- 
namcn  sapiens,  ben  Often  gel^abt  l^oben  fofl.    Schnewitt  i|t  fpötcre  S5eränberung. 


—    237    — 

Köpfe  mit  Ketten  jufannuengebunben,  ben  ©egnern  jum  §o]^n  über  bie 
5IJlauent  ber  ©tabt  tiäncjen  liefe*). 

S)ie  abgewiefenen  SJitter  liefen  il^re  SButf)  an  ben  Untertl;anen 
beö  SRatl^ö  auf  ben  ©tabtbövfern  auö,  löie  benn  bie  armen  Sauern  ge^ 
möl^nlid^  bei  geloben  ben  §afe  ber  friegfüljrenben  ^|Jarteien  entgelten 
mußten.  S)en  ßolbergern  aber  mar  ber  9)hitl^  fo  gema(^fen,  bafe  fie 
einige  Seit  barauf  i^rerfeitö  mit  ftarfer  aJlad^t  auöjogen,  um  SDinnieö 
t).  b.  JOften  für  feinen  Ueberfall  ju  jüd^tigen.  ©ie  rermüfteten  bie 
®üter  il^reä  geinbeö  mit  aRorb  unb  Sranb  unb  begannen  bie  Selage^ 
gerung  ber  SCBolbenburg.  S)o(|  el^e  fie  bie  ftarfe  gefte  genommen  l^atten, 
traten  ©targarb  unb  ©tolp  unb  bie  übrigen  pommerfdjen  ©täbte,  um 
bie  t)olIftänbige  Sßermüftung  beö  Sanbeä  ju  rerfjinbern,  rermittelnb  ein 
unb  hxaä)Un  eine  t)orläufige  SBaffenrulie  ju  ©tanbe.  SDie  SRadirid^t 
(bei  SSrüggemann  a3ef(äf)r.  ^.  II ,  363),  bafe  bamalö  baö  alte  bei  ^late 
waä)  ©reifenberg  ju  auf  ber  fogenannten  3lltftabt  el^emalö  belegene 
Dftenfd^e  ©d^lofe  von  ben  ßolbergern  erobert  unb  niebergebrod^en  ift, 
fd^eint  fpätere  ©age  ju  fein**).  3)ie  Urfunbc  beö  SGertragö,  ben  bie 
Golberger  mit  S)innieö  t).  b.  iOften  im  3öf)te  1475  fc^liefeen,  meife  nur 
von  ge^be,  9Rorb  unb  Sranb,  bie  von  JDften  unb  feinen  geifern  vor 
ßolberg  unb  von  ben  ßolbergern  vox  ber  2Bolbenburg  verübt  finb.  — 

S)er  SBaffenftittftanb  mar  bie  (Einleitung  jum  allgemeinen  grieben. 
S)aö  ajiifelingen  beö  lefcten  mit  fo  bebeutenben  3Ritteln  unternommenen 
UeberfaUs  Iiatte  abermals  bie  ©d^mierigfeit  gejeigt,  ber  feften  unb  gut 
Dertl^eibigten  ©tabt  beiju!ommen.  5lud^  äufeere  a?erl^ältniffe  liefen  ben 
§erjog  bie  Seenbigung  beö  jieHofen  Äriegeö  münfd^en. 

5Die  SKnfprüd^e,  meldte  nad)  bem  Sluöfterben  ber  ©tettiner  öinie 
mit  Dtto  III.  1464  ber  Kurfürft  von  33ranbenburg  auf  beffen  ßänber 
er^ob,  jmangen  @rid^,  feine  Äraft  nad^  biefer  ©eite  ju  rid^ten.  SDurd^ 
ben  2Bieberfauf  ber  SReumarf  brangte  fic^  Sranbenburg  ol^nebiefe  fd^on 
feilförmig  in  bie  l^interpommerfd^en  Sänber  ein,  unb  ein  ettnaiger  2ln= 
fd^lufe  von  ßolberg  eröffnete  il^m  ben  3ugang  5ur  Dftfee.  3)iefer  mar 
t)on  branbenburgifd^er  ©eite  in  ber  Sljat  in  baö  2luge  gefaxt.  3Jfarfs 
graf  3llbred^t  (?)  I^atte  (fo  et^äl^lt  Äanfeom)  Sofiann.  ©dj)lief  no(^  in 


*)  Sl.  Äran|,  Vand.  XI L,  bod^  fügt  er  fclbft  ein  fcriur  ^tnau.  S5om  „Slb- 
f(^neiben*  ber  Äöpfc  fprid^t  er  ntc^t. 

**)  aSrüggemann  ^cfd^r.  %  II.  @.  363.  Dicftorffe«  {%ov.  S3eWr.  o.  ^.)  «n- 
gäbe,  bag  auc^  bie  S3urg  vox  $Iate  ben  S^amen  SEBoIbenbuvg  geführt  l^abe,  fielet 
}u  oerctnaelt,  f.  Älcmpin  unb  Äva$:  ^omm.  @t.  297.  ^ 


—    238    — 

bcr  3eit  beß  Krieges  ju  fid^  mä)  ©d^iüelkin  gelaben,  fid^  fei^r  gnäbig 
gegen  U)n  gejeigt  ttnb,  nad^bem  er  il^m  bei  Safel  tüd^tig  l^atte  ju  trin= 
fen  laffeu,  i^m  t)orgeftelllt,  n)te  ßolberg,  baö,  wie  er  erfaliren,  eine  fo 
]^übfd)e  unb  fefte  ©tabt  fei,  worin  fo  gnte  Seute  wol^nten,  hoä)  böfe 
©nnft  bei  33ifcf)of  unb  §erjog  l^abe;  baä  tl^äte  i^m  leib,  unb  wenn  fie 
feiner  bebürften,  etoa  ju  einem  ©(^ufel^errn,  fo  follten  fie  einen  treuen 
§elfer  unb  gnäbigen  §errn  an  il^m  l^aben.  ©d^lief  l^ielt  eö  für  baö  gera- 
tt)enfte,  fid)  ben  t)erfängHd^en  Sunuitl^ungen  gegenüber  trunfen  ju  [teilen, 
tuib  ben  9Jamen  beä  ©tiftö^eiligen,  mit  bem  er  aUeö,  was  er  fagte,  einju^^ 
leiten  unb  ju  bettieuern  pflegte,  vox  fid^  l^infprei^enb  antwortete  er  nur: 
„©t.  3ol;aim,  ©t.  Sol^dnn,  §errn  genug".  @r  meinte,  fie  ptten  an 
SBifdjof  unb  §erjog  §errn  genug,  wenn  ber  Äurfürft  no(ä^  baju  fäme, 
wören  cö  ju  vxtl  Sener  lieft  nid^t  ab,  er  fagte,  eö  wäre  bo(^  gut 
für  fie^  eine  3uflu(ä^t  nnb  einen  Sroft  ju  liaben,  weim  fie  oon  einem 
ber  §erreu  t)ergewaltigt  würben.  S)er  finge  SBürgermeifter  aber,  in 
ber  angenommenen  Srunfenl^eit  oer^anenb,  antwortete  aud^  l^ierauf, 
wie  auf  anbereö,  was  ber  SBranbenburger  fagte,  nid^tö  alö:  ©t.  Soi^ann, 
©t.  3ol;ann!  bis  biefer  enblid^  bie  Uujugänglic^feit  beö  SRanneä  er:: 
fannte  iu\b  weitere  SBerfud^e  mit  bm  SBorten  aufgab:  „5Den  Sol^ann 
bel;altet  nur  alö  §errn,  ber  fefet  em^  nid^t  in  ben  ©todf."  ,©ie  trennten 
fid)  bann  mit  freuhbli(|em  2lbfd)iebe.  —  offenbar  war  §anö  ©i^lief 
trofe  ber  ge^be  mit  §erjog  unb  33if(^of  gut  pommerf(^  gefinnt  geblieben, 
er  wollte  ©olberg  fo  wenig  unter  branbenburgif^e,  wie  unter  bänifd^e 
§eri*fd^aft  bringen. 

S)er  g^riebe  jwifd^en  bem  §erjoge  unb  ber  ©tabt  fam  unter  SSer^ 
mittelung  ber  lierjoglid^en  SRätlie  beä  ^anjlerö  SRif.  ©amife  unb  beä 
aSogtö  oon  SSelgarb,  ©ioert  SBoperönow,  unb  ber  ©enbeboten  ber 
^tähk  ©tolp,  ©d^lawe,  SWügenwalbe  tmb  33elgarb  am  1.  S^nuar  1466 
ju  ©tanbe.  SDer  §erjog  will  hen  ©olbergem  bie  33ef(^äbigung  feineö 
@igeiitl)umä  in  SBelbucf  t)erjei^n,  überl^aupt  baö  ©efc^el^ene  oergeffen 
unb  bie  ©tabt  in  3ufunft  ju  3Baffer  unb  ju  Sanbe  befd^irmen;  bie 
ßolberger  geloben,  ben  §erjog  in  3ufunft  nid^t  wieber  mit  3Äorb, 
diaiih  unb  33ranb  anjutaften ;  Srrungen  jwifd^en  beiben  f oHen  auf  Sage^ 
fal;rten  in  Sreptow  imb  SBelgarb  auögeglid)en  werben;  wenn  bie  6ot 
berger  9täuber,  3«orbbrenner  unb  Äird^enbrenner  feftneljmen  (natürlid^ 
auf  l;erjoglid^em  ©ebiete),  fo  wiU  ber  §erjog  fie  unterftüfeen,  unb  eß 
foH  nid^t  als  griebenöbrud^  angefel^n  werben  ^0.  — 

ittad^bem  ber  §erjog  gerieben  gefd^loffen  l^atte,  muftte  awö)  ber 


—    289    — 

33if(ä^of  an  eine  Stuögteid^ung  benfen.  33öfe  ©rfal^rungen  über  bie  Un^ 
[id^erl^ett  feineö  Sanbeö,  bie  er  an  fi(^  felbft  ntad^te,  inbem  il^n  SBege^ 
lagerer  in  ©örlin  überfielen  nnb  i^m  24  ^ferbe  raubten,  mochten  i|n 
voo^  nod^  geneigter  baiix  geftimmt  l^aben.  S)o($  erfolgte  ber  3lbfd)lufe 
erft  am  13.  9)iai  am  Mittwoä)  vox  ^fingften  1467  ju  ßolberg.  2lHe 
gelobe,  Staub,  Ärieg,  33ranb  unb  3)lorb  än)if(^en  beiben  foH  tobt  unb 
t)ergeffen  fein,  ber  Sifi^of  barf  feine  2lnfprü(^e  auf  ©ntfd^äbigung  er= 
t;eben,  aud^  nidE)t  für  bie  SSerwüftung  beö  ©amminer  ^omö,  bie  ©e^^ 
fangenen  werben  von  beiben  Seiten  ol^ne  Söfegelb  frei  gegeben,  nur 
3Rxä)ei  ©wane  —  toal^rfd^einlid;  ein  ßolberger  33ürger,  loenigftenö  wirb 
ein  fol(^er  einige  ^a^re  üorfier  genannt  —  bleibt  fo  lange  ber  ©tabt 
©efangener,  al§  eö  bem  3iatl;e  beliebt;  ©treitigfeiten,  bie  in  3ufunft 
jroifd^en  ben  ©täbten,  ober  jtoifd^en  biefen  unb  ben  Scannen  entfielen 
fottten,  entfd^eibet  ber  SBifd^of  nadj  Saut  ber  ^rit)ilegien,  bie  er  benen 
von  ßolberg  jefet  t)erbrieft  t;at,  ba  er  il^r  §err  würbe  unb 
anberö  ni(äl)t;  atte3nl;aber  von  geiftlid;en  fielen,  bie  in  ber  3eit  ber 
3tmetrad^t  von  ben  berechtigten  ^^Jatronen:  bem  Statte  ber  ©tabt  ober 
einjelnen  ^Bürgern,  bamit  belel^nt  finb,  bleiben  im  Sefifc  unb  erhalten 
i)om  SBifd)of e  Snftitution ;  alle  ^^kioilegien  ber  ©tabt  werben  auf ö  neue 
beftätigt.  Sluögefd^loffen  oom  ^Jrieben  bleiben  SDinnieö  von  ber  Dften, 
mit  bem  bie  ©tabt  befonbere  gelobe  §at,  unb  bie  von  biefer  ä^erfe^ 
fteten^s). 

SDer  ©treit  mit  bem  ßolberger  Kapitel,  beffen  SSemiittelung  von 
beiben  Steilen  ^erjog  &cii)  übertragen  war,  blieb  nod^  eine  Seit  unent= 
fd^ieben;  e§  beburfte  wo^l  ber  eifrigften  Semül^ungen  beö  §erjog§,  um 
eine  ju  tiefe  S)emütf)igung  beö  ßapitelö  ju  rerl^inbern.  3lm  30.  Sa- 
nuar  1468  f am  enblic^  ju  SBoHin  bie  Sluöföl^nung  ju  ©tanbe.  SDaö 
Kapitel  unb  bie  ©tabt  mit  ben  i^r  treu  gebliebenen  ©eiftlid^en  über^^ 
laffen  bie  SSenoaltung  ber  Äird^e  t)orläufig  ^roei  unparteiifiä^en  SJfännem, 
SWif.  2)amife,  bem  Äanjler  be§  §erjogö,  unb  bem  ^farr^errn  ©anber 
(Sufelom  ju  Selgarb,  biefe  laffen  ben  ©otteöbienft  burd^  ^Wefter  unb 
Serminarien  oerfel^n,  bie  ni(^tö  mit  ber  ©a(^e  ju  tl^un  l;aben,  biö  ber 
S3ann  aufgel^obeit  ift  unb  eine  auf  Äoften  ber  ®eiftli(^feit  unterl^altene 
©ommiffion  bie  legten  Sprüngen  befeitigt  i^at;  injn)if(^en  erljalten  bie 
S)om^eiTn  bie  §ebungen  an^  ben  3al;ren  1466  unb  67  t)on  ber  3eit 
an,  mo  ber  griebe  mit  §erjog  ®tx6)  abgefd^loffen  mürbe;  auf  Sitte  beö 
§erjog§  mirb  ber  33if(^of  bie  in  ber  3eit  ber  ge^be  t)erfäumten  SBei* 
l^ungen  in  ber  Süx6)t  unb  auf  bem  Äird^^ofe  nai^träglid^  poUjie^ett. 


« 


—    240    — 

SDa§  Sapitcl  tritt  bann  lieber  in  [eine  alten  Sßicarieen  ein,  tjorbel^altr«^ 
ber  in  bem  $8ertrage  mit  bem  Sifd^ofe  bebungenen  3lu§nal^men. 

Unter  hm  bei  bem  S^evtrage  anwefeuben  Statinen  baö  §erjogö 
luirb  aud^  ^Tinnieö  t).  b.  ßften  genannt,  ber  \\ä)  injwifd^en  fd^on.mit 
©olberg  auögefölint  ^aben  mu^.  SDer  förmlid^e  g^riebenöabfd&luj^  jTOifd^en 
i^m  unb  ber  ©tabt  erfolgt  inbejä  erft  1475  29)  jn  3lltftabt;  beibe  ^ar^ 
teieu  verjei^en  fid^  gegenseitig  baö  vox  ßolberg  nnb  t)or  ber  SBoIben:: 
bürg  ©efdjel^ene  unb  geloben,  t)on  ben  ©efangenen  feine  rüdftänbigen 
Söfegelber  melir  eintreiben  ju  wollen. 

3lm  fd^roierigften  raurbe  eö  bem  l^eiligen  Stntoniuö,  eine  i^m  ju^ 
fagenbe  ©enugt^uung  ju  erl^alten,  unb  faft  nod^  breifeig  Scil^re  tjergin^: 
gen,  biö  fid^  bie  ßolbevger  beö  Slnblitfß  ber  SBrüber  beö  6ont)ents  unb 
unb  ber  mit  ©löcfc^en  am  §alfe  tjerfel^enen  ©d^roeine,  bie  fie  hnxä)  bie 
©trafen  vox  iiä)  Vertrieben,  lieber  erfreuen  fonnten.  (Srft  gegen 
©nbe  beö  Sal^rl^unbertö,  wo  baö  fatl^olif(^e  Äird^enroefen  einen 
neuen  3luffdE)n)ung  nel^men  ju  motten  fd^ien,  mo  äBattfa^rten  unb  Sieli- 
quienbienft  in  unerl^örter  SBeife  junal^men,  fein  2eftament  in  ßolberg 
aufgefegt  mürbe,  in  bem  nid^t  au($  SBattfal^rten  nad^  äad^en,  ©infiebeln 
u.  f.  10.  angeorbnet  mären,  mo  ein  ßolberger  3lat]^mann  in  feinen 
alten  Sagen  nod^  eine  SBattfal^rt  nad^  ©ompoftetta  in  ©panien  untere 
nat)m,  —  ba  fonnten  bie  6olberger  aud^  nid^t  länger  ber  l^eiligen 
aintoniuöbrüber  entbel^ren.  Stn  Saläre  1497  liefe  fid^  enbli(^  ber  jür^ 
nenbe  ^eilige  burdf)  bie  Sugeftänbuiffe  be§  diatS)^  jur  SRüdEfe^r  bewegen. 
S5er  9iatlj  erbot  fi^,  ben  ^käceptor  beö  Drbenö,  ^art^olb  ^onif,  megen 
ber  ©djmad^,  bie  §anö  ©d^lief  imb  feine  ©enoffen  ben  ^Reliquien  an- 
getrau  l^ätten,  um  SBerjeil;ung  ju  bitten,  im  Saläre  1498  am  ©onntage 
invocacil  fottten  biefelben  oon  einem  angemeffenen  Orte  t)or  ber  ©tabt 
auö  abgeljolt  unb  in  feierlicher  ^^^rojeffion  mit  ^Jal^nen  unb  Äreujen 
unter  gefangen  fämmtUd^er  ßolberger  Äferifer  jum  Sobe  be§  l^eiligen 
3lntouiuö,  t)on  einem  jal^lreid^en  ©efolge  anbäd^tiger  SKänner  unb  grauen 
begleitet,  burd^  bie  ©tragen  geführt  unb  an  il^re  gewohnte  Stätte  in 
ber  a)iarienfird)e  gebrad^t  werben ;  jum  ®rfafe  für  ben  bamalö  erlittenen 
©d)aben  mürbe  bem  ßonoente  ein  ftarfeö  ^ferb  oon  ber  ©tabt  gefdjenft. 

3n  ber  3eit  ber  2lu§föVnung  mit  bem  l^eiligen  3lntoniu§  lebte 
in  Solberg  ein  §an§  ©d^lief,  „be  grote  §an§"  genannt,  ©erne  benfen 
mir  unö  ben  alten  Sürgermeifter  §anö  alö  einen  gemaltigen  3teden, 
ber  an  ©d^ultern  unb  SBruft  über  feine  ©enoffen  im  3iatl^e  tinb  über 
bie  S3ürger  l^eroorragt,  xotm  er  an  il^rer  ©pifee  t)or  bie  SEBolbenburg 


—    241     — 

jtel^t,  unb  cö  ift  beö^lb  ber  Strtl^un  ber  älteren  ßl^roniften*)  t)erjei^li($, 
wenn  fie  in  biefem  „groten  §anö"  no($  ben  berül^mten  Sürgermetfter 
wiebererfennen  wollen.  ©d^roerUd^  würbe  biefer  bie  glänjenbe  ©einige: 
tl^uung,  bie  bem  l;eiUgen  2lntoninö  ju  Sl^eil  würbe,  jugegeben  tiaben. 
SDer  alte  Äämpe,  beffen  jäl^er  2luöbauer  unb  @ntfdf)loffenl^eit  bie  ©tabt 
t)orjug§n)eife  ben  glüdli^en  3lu§gang  beö  Äantpfeö  üerbanfte,  erlebte 
nur  nod^  ben  grieben§f(äf)luj3  mit  ^erjog  @rid^,  nxä)t  mtf)x  ben  voüen 
Sluötrag  mit  ben  anberen  ©egnern:  er  ftärb  im  3al;re  1466  jwifdjen 
^fingfien  unb  bem  30.  3?ot)ember**). 

®r  war  ber  e4)te  3lu§bru(f  beö  ftämmigen,  mä(J)tig  aufftrebenben 
norbbeutfd^en  Sürgertl^umö,  t)on  unbeugfamer  SBillenöIraft,  unerj'djüt- 
terlid^  in  feinen  Sielen,  von  fatlblütiger  @ntfd)lo[fenl^eit  im  2lugenbU(fe 
ber  ©efal^r  unb  ftaatömännifc^er  Älugfieit;  in  bem  leibenfd^aftlicl}en 
Sluflobem  be§  3ornö,  bem  rüdffidfitölofen  SSertreten  ber  Sntereffen  feiner 
©tabt  gegen  anbere  rieUeid^t  ebenfo  begrünbete  Slnfprüi^e  war  er  nidit 
mel^r,  als  feine  ©egner,  ein  ©ol^n  feiner  gewalttljäligen  3eit;  ni($t§  jeugt 
mel^r  für  feine  femige  Sü(%tig!eit,  alö  baö  l^ol^e  Sßertrauen,  wet(|eö  er 
bei  ber  Sürgerfdiaft  befafe,  bie  au(^  in  ber  böfcften  3eit  treu  ju  il^m 
ftanb,  felbft  fein  frül^erer  ©egner  SSertolb  33erte  ^atie  fid^  mit  if)m  au^- 
geföl^nt  unb  war  in  ein  engeö  t)erwanbtfd^aftli(^eö  Sßerl^ältni^  ju  if)m 
getreten.  31.  ^ranj  (geftorben  1517,  ate  er  Sut^erö  S^efen  gclefen 
^atte)  nennt  i^n  einen  §affer  atteö  Äird^Ud^en  (exosus  ecclesiastica), 
weil  alleä  Ui;il^eil  für  bie  ©tabt  t>on  ber  ^ir(|e  ausgegangen  fei.  ®o(^ 
ifl  eö  ganj  falfd^,  i^n  alö  „l^uffitifd^en"  Äird()enftürmer  ju  beuten;  ben 
33ann  ber  ^ird;e  trug  er  leidet,  aber  an  ben  2lltäreit,  t)ou  benen  er  bie 
feinblic^en  ^riefter  t)eriagte,  l^at  er  felbft  Steffen  geftiftet,  auc^  bie 
©pitäler  reid^lidf)  bebaut;  au^er  ber  f(^on  oben  erwähnten  ©tiftung 
unb  Heineren  Segaten  für  arme  £cute  werben  uod^  genannt  ©tiftungen 
für  ©t.  ©eorg  t)on  200  3Warf  unb  für  ben  ©nellefen  fieiligen  ©eift 
mit  16  3JJart  jäl^rlid^er  5Kente.  85?egen  feiner  df)riftlid^en  Söo^ltfjätigs 
feit  nennt  i^n  aiatl^  unb  39ürgerfd)aft  in  ber  oben  erwäl^nten  Urfunbe 
„unfern  Sürgermeifter  milber  (freigebiger)  S)äd^tniffe",  unb  ein  anbereä 
glei^jeitigeä  3eugnife  bejeid^net  \\)\\  ate  „in  ©ott  t)erftorben"* 

©ein  SRuf  ging  weit  ^inauö  über  bie  3Kauern  ber  ©tabt  unb 

*)  9lac^  i^ncn  aud^  Bart^olb:  ®cfc^,  ».  pflügen  unb  ^omm.  4,  1,  319. 

**)  WnöPcn  1466  lebte  er  nod^  nad)  bem  ^obtenregiftcv  ber  ©c^üfecngilbc, 
in  ber  Urfunbe  S^lr.  112,  1466  30.  SRoücmber,  wirb  er  al«  geftorben  bcscidjnct.  3iae 
anberen  eingaben  fmb  falfc^. 


—    242    — 

bte  ©rcnjen  be§  ©tiftö,  unb  in  allen  §anfeftäbtcn  fprac^  man  mit  Se- 
wunbcrung  von  bem  ßolberger  Sürgermeiftcr,  ber  mit  folc^er  Umfid^t 
nnb  ©ntfd^loffcnl^eit  bie  Slnfi^läge  ber  geinbe  t)ereitelt  l^atte. 

©eine  gamilie  l^atte  frül^er  nur  fpärli(^  geblüht,  aber  unter  bem 
bifd^öflid^en  35ann  trieb  ber  ©tamm  jal^lreic^e  ©proffen.  ©al^  §anö 
auä)  einige  feiner  Äinber  t)or  fid^  l^infterben,  fo  umgab  il^n  bod^,  alö 
er  ba§f  3eitlid^e  fegnete,  eine  jal^lreid^e  ©(^aar  von  ©ö^inen,  Söd^tern 
unb  ®n!eln  (fiel^e  ©tammtafel  im  Slnl^ang).  ©ein  in  mel^reren 
Steigen  fortblül^enbeö  ©efd^led^t,  gegen  baö  feine  anbere  g^amilie  auf= 
fommen  fonnte,  erweiterte  nod^  ben  gewonnenen  6influ§  unb  bel^aup=: 
tete  i^n  faft  200  Saläre  lang,  ©leid^  nad^  bem  Sobe  t)on  §an§  ©d^lief 
war  fein  ©ol^n  Spmbord^,  ber  nad^  bem  ©tatut  von  1452  nid^t  mit 
bem  aSater  jufammen  im  Statine  fifeen  burfte,  ate  SRatl^mann  eingetreten, 
unb  alö  im  Saläre  1480  ein  Sürgermeifterpoften  erlebigt  war,  rürfte 
er  in  benfelben  ein;  nad^  feinem  f(^on  1482  erfolgten  Sobe  erl^ielt  fein 
SSruber  Saöper  bieö  Slmt,  ol)ne  üorl^er  im  SRatl^e  gefeffen  ju  l^aben, 
unb  ebenfo  folgte  biefem,  alö  er  1489  ftarb,  ber  jüngere  SSruber  Seo 
alö  33ürgermeifter,  fo  bajs  brei  ©öl^ne  non  §an§  ©d^lief  nad^einanber 
bie  ©teUung  beö  aSaterö  befleibet  l^aben.  SDann  nal^men  aus  ben  rer- 
f(^iebenen  ßinien  beö  §aufeö  gewöl^nlicb  jwei,  bisweilen  fogar  brei  SKit- 
glieber  jugleid^  9iat^§ftü^le  ein,  unb  bie  alte  gifd^erftrafee  erl^ielt  ben 
SRamen  beö  l^od^berül^mten  SBürgermeiftergefdjle(%tö  (f.  ©.  53). 


3n  ber  Seit,  wo  ßolberg  t)olIauf  ju  ll^un  Ijatte,  um  hm  Äampf 
mit  übermä(^tigen  g^einben  ju  befleißen,  foH  bie  ©tabt  aud^  noä)  ba^ 
benad^barte  Treptow  bur($  bie  3[5erfperrung  ber  3tegamünbung  fd^wer 
beleibigt  l^aben.  SDie  SRad^rid^t  baoon  finbet  fidE)  juerft  in  einem  5Ber= 
tl^eibigungöfd^reiben,  weld)eö  ber  diatl)  t)on  Treptow  bei  ©elegenl^eit 
eineö  3ied^töftreiteö  über  bie  SRegafd^ifffalirt  mit  ©reifenberg  im  3al;re 
1555,  alfo  ungefähr  100  Saläre  fpäteiv  auifcfecn  lieg,  ©ä  Reifet  barin, 
bie  ©täbte  ©olberg  unb  ©reifenberg  feien  auf  ben  wad^fenben  3ie\ä)^ 
t^um  von  Treptow  neibifd)  geworben;  bie  ©reifenberger  wären  mit 
il^iren  alten  verlegenen  ^rioilegien  l)ert)orge]^umpelt,  um  bie  SJKü^len 
i)on  Treptow  jerftören  ju  fönnen,  bie  ßolberger  l;ätten  unter  bem  SSor^: 
geben,  bag  bie  Siega  auf  ftiftif^em  ©ebiele  il^ren  Sluöflufe  l^abe,  ben 
alten  §afen  mit  geraattt^ätiger  §anb  t)erfenft  unb  untftd^tig  ge:: 
mad^t^^),    3n  g^olge  beffen  l^abe  ber  9?at^  jn  2;reptoru  ber  Siega  ein 


—    243    — 

neues  35ette  —  ben  Ijeutigen  ^auptftrom  —  graben  laffen  unb  ben 
§afen  bortl^in  nerlegt. 

S)ie  ©laubwürbigfeit  biefer  3laä)xxä)t  tft  neuerbingö  lieber  (in 
ber  fel^r  grünblii^en  9lbl;anblung  t)on§etnje:  ber  §afenort  Siegamünbe, 
balt  ©tub,  18.  1.)  bel^auptet  worben,  mu^  aber  bo(^  geredete  öebenfen 
erregen. 

S)ie  9?ega  fpaltet  fiiä^  jefet  ni(^t  raeit  T)t)m  Treptower  Seep  in 
jiüei  Slmte,  ber  eine,  jjefet  ber  §auptftrom,  ntünbet  nad^  furjem  Saufe 
in  faft  nörblid^er  Siid^tung  bei  S)eep,  ber  anbere  wenbet  \iä)  gegen 
Dfien,  fliegt  burd^  ben  Äamper  ©ee*)  unb  erreii^t  baö  3Weer  an  beut 
9lorboftenbe  beffelben  unb  eines  fi^malen  Äüftenftreifö,  ben  er  äut)or  in 
breiter,  fanbiger,  auf  ber  SGBeftfeite  t)on  Xixnm  eingefaßter  3lieberung 
bur(^fd^neibet.  SDiefer  Äüftenftrid^,  ber  fi(^  pifdien  bem  Äamper  ©ee 
unb  ber  JOftfee  in  einer  Sänge  ron  faum  einer  l^alben  ©tunbe  l^ingiel^t, 
befielet  aus  lofem,  beroeglid^em,  ju  SDünen  jufammenge^äuftem  Uferfanbe, 
ber  raeber  ben  l^äufigen  2Beftminbcn,  bie  il^n  naä)  ßften  auf  bie  Siega 
ju  treiben,  no(ä^  ber  ©eroalt  ber  aWeeresraeHen  SBiberftanb  leiften  fann, 
wenn  fie,  t)on  ftärferen  ©türmen  erregt,  gegen  il^n  l^eranbrängen. 

Ueber  bie  SSeränberungen,  bie  in  g^olge  biefer  Sefd^affenfieit  mit 
bem  Slusfluffe  ber  SRega  aus  bem  Äamper  ©ee  t)or  fi($  gegangen  finb, 
entl^ält  bas  ßolberger  ©tabtari^iü  ein  nid^t  unroid^tiges  2lctenftüdf. 

Um  bie  3Hitte  bes  t)origen  Sal^rfiunberts  (1754)  l^at  l^iernac^  bei 
einem  ©renjftreit  jroifi^en  ben  Dörfern  5lamp  unb  Treptower  SDeep  ein 
alter,  in  bem  lefeteren  25orfe  anföffiger  aWann,  ^eter  SBenborf  genannt, 
golgenbes  ju  ^rotofott  gegeben:  er  t)abe  von  feinen  aSorfal^ren  unb 
älteren,  längft  geftorbenen  Seuten  öfter  gel;ört,  vor  l;unbert  unb  metjr 
Satiren  fei  bie  ©d^eibe  jmifd^en  bem  ©olberger  unb  Treptower  SDeep  au 
ber  SRorbroeftedfe  bes  Äamper  ©ees  gegangen,  in  ber  SRäl^e  eines  ^luffes : 
SBlotnife  (©piebad^),  Slegamünbe,  ober  aud^  alte  9tega  gelieißen;  bie 
aJtünbung  fei  aber  t)erfanbet,  unb  ber  gluß  l^abe  fid^  in  ber  SDeepfd^eu 
§ütung,  ^aUn  genannt,  einen  neuen  Ausfluß  in  bie  Dftfee  gebahnt,  ben 
ber  3euge  nod)  irt  feiner  Sugenb  gefel^n  l^abe;  aud^  biefes  S)eep  fei 
bann  t)erfanbet,  unb  bie  Untert^anen  ber  3lmts=  unb  ©olberger  dtat^^-^ 
börf er  l^ätten  barum  an  bem  Drte,  mo  jefet  bie  5!Jlünbung  ber  5Rega 
märe,  einen  neuen  SluSflufe  ju  graben  angefangen;  bie  3latur  fei  ilinen 


.    *)  Rega-mare,  ^legafcei  9Reev  bebeutet  niebetbeutfd^  unb  l^oHanbifd)  oincrt 
©ec  fü^en  SS  äff  er«. 


—    244     — 

babet  ju  §ülfe  gefommcn,  benn  tu  bem  falten  SEBintcr  von  1709  I;ätte 
baö  9Kecr  wnb  ber  Äainper  ©ee,  ber  bamalö  einen  ungeraöl^nUd^  l^ol^en 
3Baf[erftanb  gefiabt  l)abe,  bte  S5ünen  bem  angefangenen  fünftUd^en  93ette 
gegenüber  bnrd^brod^en  unb  fo  baß  2Berf  üoHenbet;  fo  fei  ba§  neue 
^eep  (bie  jefeige  alte  SRega)  ju  ©tanbe  gefommen;  aud^  ber  Äamper 
©ee  fei  gegen  Often  tjorgerüdt,  baö  33ette  beö  5Raugarber=  (©pie=) 
S3a(ä^eö,  ber  frül^er  in  trotfenen  Ufern  jwifi^en  ben  Sangenl^agener  SQBiefen 
unb  ber  gröfetentfieilö  jefet  t)om  ©ee  eingenommenen  ßolberger  S)eep 
§ütung  gegangen  märe,  fei  no(J^  in  bem  Camper  ©ee  ju  erfennen.  3ln 
jener  norbmeftlid^en  ©de  beö  ©ee*ö,  an  ber  t)om  ©anbe  rerfd^ütteten 
älteren  3Künbung  liabe  mä)  ben  (Srjäl^lungen  ber  SSorfal^ren  ein  3?ega= 
münbe  genannter,  von  3^if(^em  bemol^nter  gleöen  gelegen ;  tiefte  banon 
l^ätten  nod^  lange  geftanben,  ein  33auer  au§  Stöbe,  SRamenß  §at)erbe(fer, 
l^abe  vor  60  Saliren  t)on  einer  3Kauer  beö  alten  JDrteS  ©teine  ju  fei= 
nem  Sadofen  gebrochen,  unb  ber  Äird^tl^um  t)on  SRobe  fei  au§  ben 
grojsen  ^elbfteinen  von  33autrümmern  bafelbft  errid^tet;  eß  werbe  anä) 
erjäl^lt,  ein  ©(^iff  fei  bort  vox  fielen  Sauren  gefunfen,  unb  man  fönne 
nod^  mit  langen  §afen  ben  S3oben  beffelben  berül^ren^O. 

9Mit  biefem  33erid^te  ftimmen  in  einem  ?Punfte  bie  @rgebniffe  ber 
t)on  §einje,  alß  im  Sanuar  1855  ein  l^eftiger  ©türm  Ueberrefte  bau- 
li(^er  ainlagen  am  ©tranbe  bloJB  gelegt  ^atte,  an  ©rt  xmb  ©teile  t)or= 
genommenen  Unterfud^ungen  überein.  ^kxnaä)  lag  jener  Treptower  ^afen- 
ort  SRegamünbe,  mo  bie  Bürger  t)on  Sreptom,  wenn  fie  fid^  bort  nur  auf^iet 
ten  unb  nid^t  anfäffig  mad^ten,  nad^  lübifd^em  SRed^te  lebten,  an  berfelben 
©teile,  mo.er  nad&  ber  obigen  3lußfage  gelegen  l^atte.  35ort  maren  jene 
baulichen  Ueberrefte  jenfeitß  ber  SDünen  am  ©tranbe  burd^  ben  ©türm 
bloßgelegt  morben,  bort  finb  aud^  bie  3Siefen,  an  benen  ber  5Rame  SRega? 
münbe  nod^  l^eutigen  Sageß  l^aftet.  3ln  bem  SRorbmeftenbe  ber  SRel^ruug 
alfo  ergojB  fid^  frül^er  ber  §auptftrom  ber  3tega  in  baß  9Keer,  unb  l^ier 
lagen  bie  §öfe,  ^adfl^äufer  unb  §afenanlagen  beß  §afenß  JRegamünbe, 
beffen  3lame  auf  baß  angrenjenbe,  bem  Älofter  SelbucE  gel^örenbe  SDorf 
SRega  überging. 

Unbegrünbet  bagegen  erfd^eint  bie  2lnttal)me  §einjeß,  baß  neben 
jenem  §auptftrom  nod^  ein  jmeiter  2lrm  unb  jmar  an  bem  ßftenbe  beß 
Camper  ©eeß,  alfo  an  ber  ©teile,  rao  je^t  bie  alte  9?ega  münbet,  oor- 
l^anben  gemefen,  baß  alfo  bie  SRega  in  jirei  3lußflüffen  auß  bem  ©ee 
in  bie  Öftfee  gegangen  fei.  SDie  6ol6erger  ©rünbungßurfunbe,  bereu 
S3eftätigungen,  baß  ältere  ©tabtbud^  unb  felbft  no(§  bie  S3urfpraf  oon 


—     245    — 

1480  fprcÄen  nur  fd^Icd^tl^in  von  ber  SHega,  erft  in  einer  Urfunbe  beö  33i^ 
f^ofö  SUlarinuö  auö  bemfelben  Saläre  wirb  jum  erften  3WaIe  „bie  alte 
SRega"  alö  SBeflgrenje  beö  ßolberger  ©ebietö  angegeben,  einige  Seit 
t)orl^er  alfo,  wal^rfd^einlidf)  furj  t)or  1457,  ift  eine  neue  SWega  entftanben, 
unb  wenn  nodf)  bie  Surfpra!  von  1480  nur  bie  3iega  ^^MjivotQ  nennt, 
fo  folgt  fie  barin  eben  ber  altf)ergebra(^ten  SSejeidfinung  für  btefe  einzige 
ältere  SKünbung.  93iö  an  biefe  xtxä)te  baö  ©olberger  ©tabtgebiet  — 
wenn  anä)  nur  unmittelbar,  am  ©tranbe,  benn  fübli(j^  bavon  lagen  auf 
ber  ©ftfeite  beö  gluffeä  33efifeungen  beö  Älofterö  SBelbud,  unb  maU 
bäume  bejeicj^neten  ^ier  bie  S(^eibe  jn)if(^en  ben  Sanbungen  beö  S)orfeä 
Stega  unb  ben  SBiefengrünben  t)on  2)n)erin  —  auf  biefer  3ftega  (t)om 
Camper  See  an)  nal^m  bie  ©tabt  ©olberg  gifd^ereigered^tigfeit  in  Sin- 
fprud^,  unb  bie  3^if(^er  9,üppcr  der  Refra",  wie  bie  ®äfte,  jal^lten  ber 
©tabt  eine  .^ad^t  für  bie  g^ifd^erei  (f.  ©.  65). 

2Bie  fel^r  nun  au(^  fonft  eine  gemaltfame  SSerfperrung  ber  aJlüm 
bung,  weld^e  bie  ßolberger  al§  il^nen  gel^örenb  anfallen,  ber  gefammten 
2)enfn)eife  beö  9Jtittelalterö  enlfpri(^t,  n)eld^e  felbft  3Binb  unb  SBeHen 
monopoUfirte,  fo  ift  bod^  in  ben  gleid^jeitigen  Seugniffen  nid^t  ber  ge^: 
ringfte  Slnl^alt  für  bie  2lnnal^me  berfelben.  Seibe  ©täbte  ftel^en  gerabe 
in  biefer  3eit  im  freunbfi^aftlic^ften  Sßerfel^re  mit  einanber.  %n\  3al^re 
1445  fd^liejsen  fie  ein  Sünbni^  gegen  bie  ©tra^enräuber,  ^an^  ©d^lief 
t)ermäl&It  einige  S^i^re  fpäter  feinen  ©ol^n  ^eter  mit  ber  Soc^ter  eines 
Treptower  Sürgermeifterö,  imb  Treptower  SRatfimannen  finb  in  biefen 
Sal^rett  häufiger  in  ßolberg  anwefenb.  @in  nod^  gemii^tigereä  Seugnife 
geben  mefirere  ©d^reiben,  bie  ber  SJatl^  ber  ©tabt  Sreptow)  in  ben 
Salären  1457  bi§  1460,  bur(^  ben  ©treit  §erjog  Srid^ö  mit  SDänemarf 
in  betn  Sefifee  feiner  bänifd^en  SBitte  bebrol^t,  an  bie  bänifd^en  Könige 
ßl^riftopl^  unb  ©l^riftian  I.  fenbete  ^^).  Sr  flagt  barin  über  bie  fd^meren 
33erlufte,  bie  ber  ©tabt  feit  längerer  3eit  burd^  3?aub,  SBranb  unb  33e= 
einträd^tigungen  jeber  Slrt  jugefügt  feien;  er  nennt  al§  feine  ®egner 
bie  ©targarber,  weld^e  gegen  Treptower  ©d^iffe  auf  ber  ©loine  unb 
SDitjenon)  ©ewalttl^ätigfeiten  rerübt  l^ätten,  unb  bie  ©reif enberger ;  über 
bie  6oIb  erger  bagegen  lä^t  er  ni(^t  bie  geringfte  Älage  laut  mexben, 
er  fd^idft  fogar  1459,  von  ben  pommerfd^en  ©täuben  aufgeforbert,  ben 
Sürgermeifter  2lbteöl^agen  an  feine  „lieben  5Jadjbam"  t)on  ©olberg,  um 
ben  grieben  jmifc^en  biefer  ©tabt  unb  bem  3lbel  ju  vermitteln,  ja  er  l^at 
fogar  vox  1462  (f.  ©.  232  unb  235)  raieber  ein  S3ünbni)3  mit  ©olberg  ge^ 
fd^loffen.    ©ö  ift  nid^t  benfbar,  bafe  bieö  freunblid^e  SSerl^ältni^  jTOifd^en 


* 


—    246    — 

bcn  3?a(3^barftäbten  befianb,  tomn  bie  ßoffierger  bie  aWünbitng  ber  SRega 
t)crfpertt,  bie  §afenanlagen  jcrftört,  furj  bcn  Sreptotüern  einen  ©d^aben 
jugefügt  l;ätten,  gegen  ben  bo(^  bie  Seeinltä(^tigungen,  bie  fie  von 
©targarb  unb  ©reifenberg  erlitten  l^atten,  leidet  wiegen  mußten.  — 
Ueberbiefe  tlätte  ber  ^atf)  von  (Solberg  gegen  baö  Sntereffe  feiner  eige= 
nen  Untert^anen  gel^anbelt;  benn,  ba  bie  9iega  nur  einen  3luöflnfe  in 
baö  3Reer  l^atte,  mufete  eine  aSerfperrung  beffelben  eine  Slufftauung  beö 
©eeö  bewirf en  unb  bie  3^if(ä^erei  in  ber  SUlünbung  be§  ^In^jüt^^  ftören, 
bie  boä),  wie  bie  Surfpraf  jeigt,  um  1480  ganj  ungeljinbert  war. 

SDie  SSerlegung  be§  §afenö  erflärt  fid^  aber  an6)  ol^ne  bie  Sin:: 
nal^me  einer  geraaltfamen  SBerfperrung  in  genügenber  SBeife. 

@§  leui^tet  ein,  bafe  bie  §afenanlage  an  einetn  Meinen  ^luffe, 
beffen  anbereö  Ufer  einer  fremben  ©tabt  gel^örte,  in  einer  ©egenb,  wo 
bie  2lnlagen  fxä)  nur  mit  f(j^roeren  Soften  gegen  ©türm, .  SBeHen  unb 
S)ünenfanb  erl^alten  liejsen,  für  Treptow  mand^e  Söiberwärtigfeiten  mit 
fi(^  bringen  mufete»  2)e§l^alb  war  aud^  fd^on  1322  in  ber  UrfUnbe, 
in  weli^er  SBartiölao  IV.  bem  Treptower  Statine  bie  unbefd^ränlte  grei= 
l^eit  geftattete,  ben§afen  nad^  SBillfür  legen  unb  beffern  ju  fönnen, 
eine  SSerlegung  in  Stuöfid^t  genommen,  aber  auö  unbefannten  ©rünben 
biö  um  1456  l;inauögefd^oben.  S)amalö  liefe  ber  Treptower  Siatl^  ein 
neueö  33ette  graben,  ober  ein  fd^on  oorl^anbeneö  unbebeutenbeö  erweis 
teni;  ber  mm  §afeti  fül^rte  aufänglid^  aud)  ben  Flamen  9legamünbe, 
ber  attmäl^lidö  bem  l^eutigen  „Treptower  S)eep"  gewid^en  ift.  —  SDie 
alte  aJlünbung,  feit  jener  3eit  „alte  SRega''  genannt,  Derfanbete  nadt) 
unb  nad^,  feitbem  ben  SGBirhmgen  ber  SBetten  unb  SBinbe  nid^t  mel^r 
burdf)  aJlenfd^enfraft  entgegengearbeitet  würbe,  ©anbbünen  lagerten  fid^ 
barüber,  unb  bie  SRega  bal^nte  fid^  weiter  oftwärtö  i^re  jefeige  3Rünbung. 

äßir  fönnen  bie  6rjäf)lung  t)on  ber  gewaltfamen  aSerfperrung  ber 
alten  SRega  hnx^  bie  ßolberger  alfo  nur  für  eine  ©age  an^  fpäterer 
Seit  anfeilen,  weWje  bie  SSerlegung  beö  §afenö,  ba§  mül^fame  2luö= 
graben  einer  neuen  3)Jünbung  erflären  wollte. 

SDie  ©tabt  ßolberg  l^at  fomit  burd^  bie  Sßeränberung  beö  glufe^ 
bettö  ein  ©tüd  il^reö  JTerritoriumä  eingebüßt,  einen  fd^malen,  etwa  eine 
3Siertelftunbe  langen,  aber  wert^lofen,  oon  unfrud^tbarem  SDünenfanbe 
bebedften  Äüftengürtel. 


(ftlftea  d^apitcl 

3unel|menber  ßinffn^  ber  @tabt  im  Stifte  unter  ben  Sifc^Sfen  SUfarinuS 

be  grregeiio  tiiib  Seiiebict*    3ioift  ber  Sti^lieffett  unb  ber  %itHt%  3er« 

tofirfniffe  im  Slati^t,  $inri(i^tung  Simon  ioM,  %t^h  mit  bem  ^be(, 

?lMfftottb  ber  3ünfte  unb  SafoB  ?lbeBar8  Regiment  1524. 


SDer  enbltdfie  e^riebenöf d^Iug  entfprad^  ben  l^crjlidfien  2Bünf(^en  ber 
gaitjen  Golberger  Sürgerfc^aft.  ©o  entf(^loffen  fie  an^  mit  il^rem 
Sürgermeifter  baö  jel^njä^rige  Sntetbict  getragen  l^atte,  noä)  immer  lagen 
bic  ©cmütl^er  ber  3Jienf(3^en  in  ben  SBanben  ber  mitteialterli(^en  Rxxä)^n^ 
geroalten,  unb  bie  ungen)öf)nli(3^  ftarfe  Setfieiligung  aller  Älaffen  ber 
äSeüölf erung  an  ben  1 469  mit  gröjserem  ©epränge,  alö  je,  gefeierten  gaft:^ 
nad^töprojeffionen  ^  jeigte  bie  g^reube  ber  ©tabt  über  bie  2Bieberl^er[tet 
Inng  ber  altgemol^nten  fir(^H(^en  ©rbnungen. 

3lud^  bie  3lti(Jfi(J^t  auf  baö  materielle  ©ebeil^en  ber  ©tabt  fiatte 
bringenb  bie  33efeitigung  beö  unfi(^eren  g^el^bejuftanbeö  geforbert. 

SDie  ©tabt  l^atte  jroar  im  Saufe  beä  15.  Söi^rl^unbertö  hmä)  ben 
3ujug  neuer  g^amilien  roieber  einen  erl^eblid^en  3un)ad^ö  erl^alten.  ©eit 
1411  nennt  baö  ©tabtbu(j^  bie  Mforo'ö  (@ber^arb,  5Wiftaö,  ^etruö) 
alö  in  ber  ©tabt*  anfäffig ;  fie  gel^ören  ju  einer  alten  pommerf d^en  ^a^ 
milie,  au§  ber  fd^on  1302  ein  Subbo  alö  3euge  in  einer  ßapitelöur^ 
funbe  erfd^eint  unb  1364  ein  ©berl^arb  SBürgermeifter  von  ©öölin  war. 
2)ie  angeblid^e  3lbftammung  berfelben  t)on  einem  fd^roebifi^en  ©tamm- 
mtex  9Kagnuä  Äalforn  (ober  eigentlid^  Äarlöfon),  ber  diaü)  unb  ^auTf^U 
mann  bei  Äönig  ®ri(^  geroefen,  mit  biefem  1439  nad^  ^ommeni  ge= 
fommen  fei  unb  fid^  in  ßolberg  niebergelaffen  l^ätte,  ift  alö  eine  grabet 
anjufel^en,  bie  Dielleid^t  il^ren  Urfprung  barin  l^at,  bafe  ein  Äalfom'  mit 
@rid^  nad^  ©d^weben  gegangen  unb  von  bort  nad^  ßolberg  gefommen 
ift.  (Sin  ei^riftian  v.  Äalfom  lie^  fid^  um  1620  „feinen  alten  3lbel 
pon  Äaifer  gerbinanb  IL  erneuern/'    3?id^t  fidlerer  ift  bie  fd^mebifd^e 


—    248    — 

abfunft  ber  Sid^tfotfi,  bte  fett  1450  in  ßolbcrg  auftreten  unb  3la^'^ 
!ommen  eineö  SBürgemteifterö  in  9iügenn)albe  fein  foBen,  weldfier  vox^tx 
f(^n)ebifd)er  Hauptmann  geraefen  war.  9Kit  ben  wunberbarften  fabeln, 
bie  mä)  Äaifer  Äarl  VI.  inxä)  feinen  ber  g^mnitie  auögeftellten  3lbel§- 
brief  md)t  i)at  in  ©efi^id^te  t)ern)anbeln  lönnen,  liaben  bie  SRangoö,  bie 
anä)  in  biefer  3eit  in  ©olberg  erfd^einen,  il^ren  ©tammbaum  bepngt: 
fie  TOoHen  griec^ifd^er  2lbfnnft  fein,  xniter  Selif ar  gegen  bie  ©Otiten  ge= 
fämpft  unb  \xä)  bann  in  Statten  niebergelaffen  Ijaben;  t)on  bort  fei 
fpäter  einer  il^reö  ©efd^Iec^tä  na(^  ©ad)fen  auögeraanbert,  l^abe  baö 
®ut  atanbou)  in  ©ac^fen  mit  ber  ©rbtoi^ter  erl^eiratl)et,  unb  beffen 
©ol^n  5RiHaö  fei  nad^  ßolberg  gefommen,  l^abe  \\ä)  ^ier  mit  SUfabet^ 
§orn  rermäl^lt  unb  fei  SRattiöfämmerer  geworben  ^).  aKöglid^  ift,  bafe 
bie  gamilie  an^  3Wei^en  ftammt,  bod^  ein  Äämmerer  biefeö  9?amen§ 
finbet  fid^  nid^t  in  ber  angegebenen  Seit.  @rft  feit  J  428  erfdfieinen 
Sräger  biefeö  SRamenä  (^etruö,  3Kaeä,  ©laweö)  in  ßolberg,  unb  erft 
weit  fpäter  finb  fie  in  ben  SRatl^  gefommen,  —  Slu^er  iljnen  l^aben  fidf) 
um  bie  3Jlitte  beö  3al;rl^unbertö  von  nal^m^afteren  gamitien  in  (Solberg 
niebergelaffen:  bie  t).  SKanteuffel,  t).  ^a^laff  (feit  1450),  v.  §o^enl^aufen, 
(^og^enl^ufen,  §anö  fauft  1444  einen  ©arten  tmb  ein  §auö  am 
3Jlarfte),  ^aritl^  (§anö  SBater  beö  33if(^ofö  5ü?artin,  in  bemfelben 
Satjre),  von  ^uttfamer  (ein  SBebele  ^.  mürbe  1449  24.  3uni  jum 
©tabtf($reiber  befteUt),  t).  33lanfenburg,  t).  33rödEer  unb  in  ber  3eit  ber 
ärgften  SSermirrung  Sori^arb  auö  ©reifenberg,  beffen  ©efd^tec^t  bis  in 
baö  ad^tjel;nte  Saljrl^unbert  in  ßolberg  geblüht  l;at. 

®oc^  mn^  trofe  ber  Sinmanberung  mäl^renb  beö  Äriegeö  bie  3a^l 
ber  93en)ol)ner  mieber  erl;ebli(^  abgenommen  l^aben.  Xavon  jeugte  baö 
innere  2luöfel;en  ber  ©tabt  nai^  bemfelben:  mand^e§äufet:  ftanben  leer 
unb  waren  verfallen,  anbere  niebergeriffen  ober  in  ©tälle  unb  Bä)tnmn 
t)ertt)anbelt,  unb  noä)  lange  Saläre  blieben  bie  ©puren  ber  SßertDüftung. 
9Jod^  1480  werben  SBeltlid^e  unb  ©eiftlid^e  aufgeforbert,  ilire  müften 
©teilen  mieber  aufjubauen,  fonft  werbe  ber  Siatl^  fie  an  anbere  geben, 
unb  Sifi^of  Söenebict  ertl^eilte  1486  ^)  ber  ©tabt  baö  ^rit)ilegium,  bie 
§auöfte.IIen  ber  geiftlid^en  unb  wcltlid^en  SBefifeer,  wel(^e  nic^t  binnen 
Sai^reöfrift  bie  Käufer  wieber  aufbauten,  von  ©tabtwegen  ju  üerfaufen, 
unb  bie  iäl^rli(^en  3ienten  für  Sicarieen  im  ©tabtbud^e  bei  biefen  ©tetten 
JU  tilgen.  — 

Snbeg,  fo  t)orfid^tig  unb  t)erfö^nlid^  bie  ^oliti!  beö  Siatl^ö  war, 
fo  wenig  war  er  gewillt,  bie  SRed^te  aufjugeben,  für  weld^e  bie  ©tabt 


—     249    — 

unter  f(3^n)eren  ßpfem  fo  lattfle  gefäntpft  l^atte,  er  ^tte  fein  ®en)i(3^t 
fül^len  gelernt,  unb  bieö  gegenüber  bem  ßapitel  unb  bem  fianbeöl^errn 
weiter  geltenb  ju  wai^eu,  blieb  na(^  wie  vor  fein  3iel. 

3llö  bringenb  notl^menbig  im  Sntereffe  ber  ©tabt  n)ie  beö  Älofterä 
l^atte  fi(^  TOül^renb  beö  Äriegeö  bie  Sßerlegung  beö  lefeteren  in  bie  ©tabt 
l^eranögefteDt.  3n  ber  wilben  Seit  war  eö  fdfjlimmer  Serrüttiing  ver- 
fallen: ber  Älofterpropft  SBilfe  ©d^mibt  ^atte  fo  f(3^n)ere  SBerbred^en 
begangen,  ba^  er  nad^  SBieberl^erftellung  beä  g^riebenö  auf  Sitte  beö 
33if($ofö  üom  SWatl^e  gefangen  gefefet  unb  jum  Sobe  t)erurtl^eilt  unb  nur 
auf  Sitte  angefel^ener  greunbe  jur  SanbeSüerroeifung  begnabigt  würbe  *), 
unb  fd^on  ©.  231  ift  erjäl^lt,  bafe  bie  g^einbe  ber  ©tabt  roäl^renb  be§ 
Kriegen  baö  Älofter  ate  Serfted  benufeten,  t)on  bem  au§  fie  bie  ©tabt 
beunrul^igten  unb  §anbel  unb  Serfel^r  ftörten.  SBifd^of  §enning  mufete 
beöl^alb  ben  bringenben  Sitten  beö  SRatl^ö  nad^geben  unb  bie  Verlegung 
beö  Elofterä  in  bie  ©tabt  jugeftel^n.  SDiefelbe  fällt  fpätefteuö  in  bie  erfte 
§alfte  beö  Sal^reö  1469,  ba  ber  Sifd^of  fd^on  t)or  bem  25.  Suli  biefeö 
Sctl^reö  geftorben  war.  — 

SSon  großer  SBid^tigfeit  für  bie  Sßal^rung  unb  ©rweiterung  ber 
gewonnenen  ?lieä)U  war  bie  ©inigung,  weld^e  ßolberg  furj  nad^  bem 
2obe  beö  Sifd^ofö  §enning  mit  ßöölin  fd^lofe.  SDurd^  bie  böfen  ©rfa^^ 
rungen  ber  Sergangenl^eit  waren  beibe  ©täbte  ju  ber  ©r!enntnife  ge^: 
fommen,  ba§  bei  aller  S3erfdf)iebenl;eit  ber  Sntereffen  bod;  ©id^erung 
gegen  bifdjöflid^e  2lnfprüd^e  unb  Slufred^terl^altung  ber  SRul^e  im  £anbe 
für  beibe  oon  gleid^em  SBertl^e  fei,  unb  vor  ber  ©rwäl^lung  eines  mnm 
Sifd^ofö  t)ereinigten  fid^  beä^alb  am  25.  3uli  1469  bie  beiberfeitigen 
diät^e  unb  Sürgerfd^aften  ju  bem  Sef(^luffe,  bafe  fie  einem  neuen,  t)om 
(Sapitel  gewählten,  ober  oom  ^^apfle  gefd^idten  Sif(^ofe  nur  gemeinfam 
unb  überi^aupt  nur  bann  erft  bie  §ulbigung  leiften  wollten,  wenn  biefer 
jut)or  beiben  ©täbten  il)re  SRed^te  unb  grei^eiten  beftätigt  l;ätte;  and) 
gegen  auswärtige  geinbe  i^rer  grei^eiten  unb  il^reö  SEBo^lftanbeö  ge:^ 
lobten  fie  fid^  §ülfe  unb  Seiftanb  mit  ganjem  Vermögen  ^).  S)er  auf 
ewige  Seiten  ge[d^loffene  Sunb  ^at  wenigftenä  längere  '^af)xe  Seftanb 
gehabt.  3)ie  altl^ergebrad^te  (giferfud^t  war  auf  einige  3eit  t)ergeffen 
ober  in  ben  §intergrunb  gebrängt,  unb  in  ben  neuen  SBirren,  bie  baö 
©tift  balb  wieber  l^eimfu(^ten,  finben  wir  fie  wieberl^olt  ju  gemeinfamem 
§anbeln  Derbunben. 

3laä)  §enningö  Sobe  fud^te  ®raf  Subwig  o.  ©berftein  ben  Sifc^ofs- 
ftab  ju  gewinnen;  er  fefete  feine  SSJal^l  bei  bem  ^amminer  ©apitel  bmä) 


—    250    — 

unb  erlangte  aud^  bte  3tnerf ermutig  ber  ©täbte.  3tn  Saläre  1472 
(27.  SRoüemBer)  war  er  in  ©olberg,  n)o  er  einen  jn)if(!^en  ^eter  §orn 
unb  Saöper  ©d^lief  über  einen  erf(^lagenen  Äned^t  au^gebrod^enen  ©treit 
f(j^li(j^tete  ^).  SDod)  l^atte  er  t)on  Anfang  an  ©egner  in  feiner  SDiöcefe, 
ju  benen  ber  3lr(^ibia!onuö  t)on  ©targarb  unb  ba§  ©olberger  5Domcapitel 
gehörten,  unb  burd^  unmäßige  ©elbforberungen  an  ben  Uterus  t)emiel^rte 
er  bie  3c^l  berfelben.  Sängere  Seit  fij^wanfte  bie  t)on  beiben  ©eiten 
am  römifd^en  §ofe  mit  ben  üblid^en  SRittetn  ber  Sefted^Ung  unb  ber 
diänU  gefud^te  ©ntfdEieibung,  biö  ber  fdfjon  auö  bem  ©treite  ©olbergö 
mit  bem  33if(^ofe  §enning  befannte',  mit  ben  Suftänben  in  Siom  vex^ 
traute,  ränfeüotte  tropft  von  (Jolberg  unb  aSicebominuö  von  ßammin,  SRif . 
83rudEmann,  ber  fi(^  längere  3eit  am  papftlidEien  §ofe  aufl^ielt,  burd^^^ 
fefete,  bafe  bem  ^oftulatbifd^ofe  bie  pöpftlic^e  Seftätigung  t)ern)eigert 
mürbe. 

(So  mar  ein  SBunber,  bafe  jmifd^en  bem  ©olberger  ßapitel  unb 
ber  ©tabt  barüber  nid^t  neuer  Smiefpalt  auöbrad^.  S)enn  mäl^renb  6ot 
berg  eö  no(^  immer  mit  bem  ^^oftulaten  l^ielt,  erfannte  jenes  bie  Sluto- 
rität  bes  päpftlid^en  Segaten  für  JRufelanb  unb  Komment,  33ifd^of§  in 
3lctium,  Slntoniuö  Sonumbra,  an,  ber,  angeblid^  vovx  l^eiligen  SBater  ge^ 
fanbt,  bie  lirc^lic^en  ©ebred^en  im  ßamminer  ©tifte  ju  l^eilen,  ben 
bifd^öftid^en  ©tul^l  für  erlebigt  erflärte  unb  geiftlid^e  §anblungen,  bie 
bem  Sifc^ofe  juftanben,  bafelbft  DoUjog.  ©r  l^ielt  fid^  nidfjt  blofe  in  ©tar= 
garb  auf,  1473  (10.  3luguft)  betätigte  er  von  ©tettin  auö  bie  SSeftet 
lung  eines  SBicarö  in  ßolberg,  einige  Sage  barauf  mar  er  perfönlid)  in 
ßotberg  anmefenb  unb  t)erliel^  l^ier"  eine  burd^  ben  Sob  beö  ©tabtfdfirei:: 
berö  SBebele  von  ^uttfamer  erlebigte  geiftlid^e  ^frünbe  an  ben  SSicar 
§ern)ig^,  roä^renb  in  benfelben  Sagen  (14.  3luguft)  ber  ^oftulatbifd^of 
Subroig,  alö  j^administrator  m  spiritualibiis  et  temporalibus^'  von 
©targarb  auö  biefelbe  ^frünbe  an  ben  ^leban  von  3ieuftettin  ©tepl^an 
Sorfmeiten  überroieö.  SDod^  liejs  fidf),  nad^bem  ber  Segat  baö  ©tift  t)er^ 
laffen  I)atte,  baö  ©olberger  ßapitel  mieber  gefallen,  ba§  eine  jmifi^en 
il^m  unb  bem  Statine  1477  gef(^loffene  SSereinbarung  über  bie  ©(^ule 
t)on  ßolberg  t)on  bem  ^^oftulaten  unb  bem  ßapitel  von  ßammin  be= 
[tätigt  mürbe  ^). 

SDer  römifd^e  §of  benufete  ben  3miefpalt  im  ©apitel,  um  mieber 
einmal  einen  g^remben,  ben  Staliener  ober  ©panier  aJlarinuö,  auf  ben 
bifd^öflid^en  ©tulil  ju  erl^eben,  ber  burd^  ben  Stbla^l^anbel  für  baö 
©pirituö^oöpital  in  SRom  [id^  im  gangen  Siorben  übel  berufen  gemad^t. 


—    251    — 

abex  baBei  fo  t)iet  für  f{($  geroontten  l^atte,  bag  er  ben  t)on  ber  gelb^ 
flierigen  ©uric  für  baö  Siötl^um  geforberten  ^rciö  bejal^len  fonnte. 
^a  Subraig  v.  ©berftein  ben  ungleiiä^ett  Äampf  aufgegeben  unb  bmä) 
eine  SSerl^eiratl^ung  mit  ber  ©räftn  SEBalpurgiö  von  §ol^enftein  um 
£)ftem  1480  bem  geiftlid^en  ©tanbe  entfagt  l^atte,  fo  lag  für  ©olberg 
um  fo  meniger  ein  @runb  vor,  jenem  bie  Stnerfennung  ju  t)em)eigern,  ate 
fie  il^m  S3ogiölat)  X.  f(^on  jugeftanben  l^atte.  Slm  §immelfal^rtötage 
1480  (11.  3Kai)  beftätigte  ber  S3if(^of  in  ©ettnon)  ber  ©labt  nid^t  nur 
bie  älteren  Siedete,  fonbem  an^  lange  beftrittene  ^rit)ilegien  ©ugens  IV. 
unb  bie  il^r  vom  ^oftulate  rerliel^enen  (unbefannten)  g^reil^eiten,  imb 
vex^pxaä)  \f)X  ©(ä^abloöl^altung  für  bie  Unfoften,  in  bie  fie  beö  ©tiftö 
unb  ©örlinö  l;alber  gekommen  wäre.  @r  beftätigte  il^r  femer  bie 
©tranbj:  unb  Sergegered^tigfeit  von  ber  alten  SRega  biö  5Reft  unb  ba§ 
jus  de  no7i  evocando,  baß  fein  Sürger  vox  ein  auömärtigeö  ®eri($t 
gelaben  werben  bürfe;  t)erfprad^,  ol^ne  3uftimmung  ber  ©tabt  feinen 
SSogt  in  ßörlin  ju  befteHen,  unb  räumte  in  ©treitigfeiten  jwifd^en  i^m 
felber  unb  ber  ©tabt  ober  einem  33ürger  ber  ©tabt  biefer  bie  ®erid^l§:= 
barfeit  ein  ^).  —  ®rft  nac^  ber  Seftätigung  ber  ^rit)ilegien  mürbe  eö 
i^m  t)erftattet,  in  bie  §auptftabt  feineö  fleinen  3leid^ä  einjureiten,  unb 
no(^  (xn  bemfelben  Sage  mürbe  er  „fraft  feines  apoftolifd^en  Sriefeö" 
in  fein  3lmt  eingefül)rt. 

SDod^  ermieö  \\6)  feine  ©tellung  balb  alö  unl^altbar.  ©eine  ©elb- 
forberungen  an  bie  ©eiftlid^feit,  unt)orfi(^tigeö  ,,bur(^  @inflüfterungen 
oon  ©egnern  be§  ©amminer  6ap\telö"  t)eranlaj3te§  aSorgel^n  gegen  ange- 
fel^ene  9Jiitglieber  beffelben  bra(^te  ben  größten  Si^eil  beö  Äleruö  gegen 
il^n  in  §arnifd^,  imb  bieö  Sermürfniß  ermutl^igte  ben  gemefenen  *^^oftu= 
laten  Submig  v.  ©berftein,  bie  äuöfül^rung  beö  von  i^m  mit  bem  331- 
fd^ofe  getroffenen  Uebereinfommenö,  nai^  meli^em  er  von  ben  ©tiftö- 
fd)löffern  nur  ©üljom  im  ^fanbbefi^e  bel^alten,  ßörlin  bem  Sifd^ofe 
übergeben  foHte,  ju  t)ern)eigem.  3?ur  bie  beiben  ©täbte  Solberg  unb 
6ö§lin,  bie  jefet  ganj  in  Uebereinftimmung  l^anbelten,  unb  ein  S^eil 
beö  3lbete  fud^ten  ben  Sifd^of  nod^  ju  galten.  Sluf  ben  SRatl^  ber  ^rä^ 
laten,  bie  no(^  ju  i^m  l^ielten,  nad^  feiner  eigenen  ©rflärung  „voxn 
l^eitigen  33ater  gerufen  in  mid^tigen  Stngelegenlieiten  feiner  §eiligfeit, 
mel^e  bie  römifd^e  Äird^e  betrafen"  ging  er  fd^on  1481  nad^  SRom,  um 
ben  ^rojeß,  ben  feine  ©egner  gegen  il^n  angefteHt  l^atten,  burd^  perfön- 
li(^eä  @rf (feinen  ju  feinen  ©unften  ju  menben  ^).  Snbeß  feine  ©c^äfee 
waren  in  bem  unergrünblid^en  ©d^lunbe  päpftlid^er  §abfu(^t  el^er  jer 


—    252    — 

rönnen,  afe  er  fein  SRed^t  l^atte  burdfifefeen  fönnen,  er  t)erlor,  ba  aiiS) 
Sogiälat)  X.  gegen  il^n  arbeiten  liejs,  ben  ^rojefe  unb  ftarb  in  Slom, 
von  ®ram  t)erjel^rt,  elenb  eines  plöfelii^en  Sobeö^^). 

ef|e  er  feine  SReife  mä)  SRom  antrat,  l^atte  er  bie  9?at^öcoIIegien 
t)on  ßolberg,  wo  er  fid^  in  ber  legten  Seit  feiner  Slnroefenl^eit  im  ©tifte 
t)or}ug§n)eife  aufgel^alten  jn  l^aben  fd^eint,  unb  6ö§lin,  feine  beiben 
§auptftüfeen,  mit  ber  mid^tigen  Sefugnife  betraut,  in  feiner  äbmefen^ 
l^eit  bie  melttid^e  ^Regierung  beö  ©tifteö  ju  ffil^ren  mit  §injujiel^ung 
einiger  aus  ber  SRitterfd^aft,  meldte  fie  felbfi  vo'd^Un  burften;  in  allen 
©ad^en  fottten  fie  fd^alten,  alö  mä^e  er  felbft  jur  ©teile,  bie  83en)oIiner 
be§  ©tiftö  befd^irmen,  Staub,  aKorb,  „©tel^len  unb  ©reifen"  auf  feine 
Äoften  fteuem;  aud^  l^atte  er  i^nen  bie  aWai^t  gegeben,  bem  ©rafen 
Subwig  t).  (Sberftein  baö  ©d^Io^  görlin,  baö  er  bem  ©tifte  miberred^t^ 
lid^  t)orentl^alte,  mit  ®üte  ober  ©eroalt  abjugeioinnen  unb  biö  ju 
feiner  diMh^x  auf  feine  Soften  in  SSermal^rfam  ju  l^alten;  jeben  aSerluft 
babei  an  §anuf(^en,  Süd^fen,  SBel^r  imb  SBaffen  oerfprad^  er  i^nen  ju 
erfefeen^O.  —  Ol^ne  Sroeifel  fielet  mit  biefen  SBorgängen  baö  gro^e 
£anbfriebenöbünbni§  in  aSerbinbung,  meld^'eö  bie  pommerf d^en  ©täbte 
©targarb,  ©reifenberg,  Treptow,  SBoUin,  ©ammin,  ©tolp,  SRügenraalbe, 
©d^lawe  unb  33elgarb  mit  ben  fliftifd^en  ©täbten  ßolberg  unb  6ö§[in 
einige  aBod^en  fpäter  (11.  aWai  1481)  gegen  SRäuber  unb  ©d^inner  xmb 
gegen  alle,  bie  fie  oerunred^ten  n)ollten,  unbef(^abet  ber  3ted^te  il^rer 
Sanbeöl^erm,  abfd^loffen:  für  ben  Kriegsfall  foHten  (Solberg  unb  ©tar- 
garb je  30  3Rann,  Srepton),  ©tolp,  ßöölin  je  20  3Rann,  ©reifenberg 
unb  SBoHin  je  15  unb  S3elgarb  10  3Jlann  ftellen;  ben  etwaigen  ©d^a= 
ben  wollten  alle  gemeinfam  tragen,  ©id^er  ifi  ber  Slntrieb  ju  biefer  in 
ber  Unfid^er^eit  ber  pommerfd^en  Suftänbe  wol^lbegrünbeten  ©inigung 
t)on  ben  ftiftifd^en  ©täbten  ausgegangen:  fie  beburften  in  ber  bet)or:: 
ftel^enben  gelobe  mit  ben  ©berfteins,  benen,  wie  pd^  oorausfel^en  liefe, 
ein  S^eil  bes  pommerfd^en  3lbels  SBeiflanb  leiften  würbe,  oielleid^t  gegen 
ben  §erjog  felbft  eines  ftärferen  SRüdfl^altS.  SDafe  ©olberg  als  eine  ber 
leitenben  ©täbte  angefe^en  würbe,  jeigt  bie  jwei  Salute  fpäter  erfolgte 
Seitrittserflärung  von  ©olnow,  welche  an  ©olberg  abgegeben  unb 
bem  in  ©olberg  aufbewal^rten  ©jemplar  ber  Sunbesurfunbe  angel^ängt 
würbe  ^^). 

3Kit  biefem  SRüct^alt  füllten  bie  ftiftifd^en  ©täbte  fid^  ftarf  genug, 
ber  Unorbnung  im  ©tifte,  bie  fc^on  bei  bes  Sifd^of  3Rarinus  änwefen:: 
l^eit  fo  arg  war,  bafe  besl^alb  eine  aSicarie  oon  grifeow  nad^  ©olberg 


^     —    253    — 

vetU^t  TDcrben  ntuJBte^^),  ein  ®nbe  ju  tnad^en.  S)a  eine  gütlitä^e  Sluö^ 
gleii^ung  mit  ben  ®berftein§  nid^t  ju  etjielen  war,  jogen  bie  ßolberger 
unb  ©ööliner  (t)or  1484)  vor  ba§  ©d^lo§  ©örlin  unb  forberten  von 
ben  §oPeuten  unb  beni  ©efinbe  beö  ©tafcn,  welche  bie  SSefafeung  hiU 
bete»,  bie  Uebergabe.  Sllö  fie  Derroeigert  würbe,  nal^men  fie  baö  ©(ä^lo^ 
mit  ftürmenber  §anb,  t)ern)unbeten  unb  töbteten,  erbittert  burd^  ben 
SBerluft  einiger  ber  Sangen,  xodä)^  bei  bem  2lngriffe  gefallen  waren, 

^  eine  3lnjal^l  ber  3Sert[;eibiger,  f(^Ieppten  bie  übrigen  aU  ©efangene 
fort  unb  mod^ten  beträ(^tli(3^e  Seute  an  Äleinobien,  ^auögerät^,  18ü6)^ 
fen,  ®elb  unb  ^ferben^^).  S)aö  ©d^tojg  erl^ielt  eine  ßolberger  SBe- 
fafeung,  meldte  bort  blieb,  biö  ber  neue  ^ifd^of  ben  ©täbten  1486 
©id^erl^eit  gegeben  I;atte,  bafe  fie  ju  il^ren  Unfoften  fommen  würben; 
baneben  refibirte  auf  bem  ©d^lofe  (1484)  aSroIif  SBeftpl^al  ate  Slbmini^ 
ftrator  beö  ©tiftö. 

^ieö  fc^arfe  ©ingreifen  bereitete  ben  ©täbten  bo(^  fc^mere  aSer- 
legenl^eiten.  3luö  einjelnen  Si^atfad^en  läfet  fid^  erfennen,  bafe  ein  Si^eit 
beä  pommerfd^en  uv.b  ftiftifdien  Slbelö  für  Subwig  von  ©berftein 
Partei  genommen  f)atte.  2lm  f(^limmften  muffen  eö  bie  3Referi|e  in 
SRafemeröborf  getrieben  l^aben.  ^mn  jmifd^en  1485  unb  1488  am 
15.  3luguft  rürfte  ein  ßolberger  §eer  unter  gül^rung  ber  Säürgermeifter 
21.  Äröger  imb  ^eter  §orn  vor  i^re  SSurg,  nal^m  unb  plünberte  fie 
unb  machte  bie  Sefafeung  nieber.  ©o  flögten  bie  SOJeferifte  fpäter  bei 
bem  §erjoge,  unb  in  ben  barüber  gefül^rten  aSer^ianblungen  leugneten 
bie  Golberger  nid^t  bie  ©roberung  ber  33urg,  fonbem  nur  bie  babei  ge? 

•  f(i)e]^enen  ©ewalttl^ätigfeiten.  3)en  §auptjeugen,  ben  bie  ©(^meling'ö 
gegen  fie.  aufftellten,  ben  Sürgermeifter  t)on  galfenburg  ©d^ijr  t).  Äleift, 
ber  non  ©tramel)l  auö  bie  ©olberger  l^atte  jiel^en  fe^en,  wollten  biefe 
nid^t  als  oottgültigen  3eugen  anerfennen,  weil  er  in  galfenburg  einen 
filbernen  ©ürtel  unb  jwei  ©d^weine  gefto^len  l^abe  ^^).  Sie  gelobe  bau« 
erte  nid^tö  befto  weniger  fort  unb  würbe  erft  1530  burd^  einen  gütlid^en 
SSergleidf)  beenbigt  (f.  ®nbe  beö  6ap.) 

3n  il^rem  ©ifer  trafen  bie  ©täbte  aud^  wol^l  ben  unre(^ten.  3n 
ber  3eit,  wo  um  ßörlin  gefämpft  würbe,  war  §enning  ©d^meling  in 
©treife  von  ßöälinern  erfd^lagen.  S)arüber  erl^oben  beffen  ©öl^ne  So- 
l^ann  unb  ßlaweö,  t)on  greunben  unterftüfet,  ^el^be  gegen  beibe- ©täbte, 
unb  bajs  baö  Unred^t  bieömal  wol^l  auf  ber  ©eite  ©öölinö  war,  jeigt 
baö  SKaimgelb  von  600  9Warf,  weld^eö  bie  ©tabt  bei  ber  Sluöfö^nung 
an  bie  ©ö^ne  beö  6rfdt)lagenen  jaulen  mufete^^). 


—     254    — 

©elbft  ber  ^erjog  Sogiölat),  t)ennutpt(3^  burd^  ba§  eigentttad^ttge 
aSerfal^ren  ber  ßolbcrgcr  auf  feinem  ©ebiete  gereijt,  übetbiefe  bamalö 
ein  ©egner  von  SBJarinuö,  gefeilte  fid^  ju  beii  geinben  ber  ©tabt  SSon 
ber  g^el^be  mit  il^m  ift  nid^tö  befannt,  alö  waö  ber  1493  obgefd^loffene 
^iexQUxä)  jmifd^en  beiben  Parteien  anbeutet.  S)er  §erjog  Derjeil^t  barin 
ben  ßolbergem  SKorb,  33ranb  unb  alles,  maö  fie  il^m  imb  ben  ©einen 
getl)an  l^aben,  unb  t)erfprid^t  fie  in  il^ren  ^rimtegien  ju  fd^üfeen"). 

35ie  ©täbte  l^atten  fid^  in  ber  i^nen  übertragenen  ©teffung  fräftig 
ju  befiaupten  Derftanben,  biö  tiad^  fünfjäl^rigem  Snterregnum  baö  ©tift 
in  33enebict  von  aSBalbftein,  einem  voxmi)rmn  greil^erm  böl^mifd^er  9lb= 
fünft,  ^ropft  in  JDlmüfe,  ber  baä  Siöti^um  nad^  ber  l^errfd^enben  Unfitte 
in  SRom  erfauft  l^atte  unb  t)otn  ^apft  alß  33if(^of  empfol^Ien  war,  mieber 
ein  §aupt  erl^ielt.  ©elel^rt  unb  t)on  bem  beften  SBillen  befeelt,  ben 
gefunfenen  ©ittenjuftanb  im  ©tift  ju  lieben,  aber  freigebig  biö  jur  aSer- 
fd^roenbung  unb  mit  ©d^ulben  belaftet,  babei  ju  nad^giebig  unb  ol^ne 
redete  §errfd^erfraft,  l^alf  er  nur  ben  ßolbergem,  bie  gewonnenen  SWed^te 
ju  befeftigen  unb  ju  erweitern. 

SWit  einem  großen  ©efolge  von  böl^mifd^en  6beln  jog  er  am 
18.  3Rai  1486  in  ßotberg  ein;  bod^  bie  §ulbigung  mürbe  i^m  von 
diatf)  unb  aSürgerfd^aft  erft  geleiftet,  alö  er  i^nen  am  fotgenben  Sage 
bie  3ufid^erung  ertl^eilt  l^atte,  bafe  bie  ©tabt  für  bie  Äoften,  bie  fie  auf 
bie  SBiebergeroinnung  unb  feitlierige  Semad^ung  beä  ©d^loffeö  ©örlin 
üermanbt  l^abe,  nad^  bem  ©prud^e  beö  ßapitelö  unb  ber  Statine  be§ 
©tiftö  entfd^äbigt  unb  gegen  bie  gorberungen  Submigö  von  (Sberftein 
fidler  gefteHt  werben  f ottte  ^®).  @ine  Urhmbe  feines  SRadf)f olgerö  3Kartin 
jeigte,  ba^  baö  ©apitel  in  ber  S^at  bie  3al^Iung  beä  ©ü^ngelbeö  von 
300  f(.,  jU  weld^em  ber  ©prud^  beö  jum  ©(^iebörid^ter  erwäl^Iten 
SBerner  v.  b.  ©(^ulenburg  bie  ©täbte  (1496)  »erurt^eilt  l^atte,  auf  fid; 
genommen  l^at. 

deiner  unter  allen  Sifd^öfen  l^at  ber  ©tabt  fo  mel  Sugeftdnbniffe 
gemad^t,  ate  ber  friebliebenbe  unb  gefdttige  S3enebict.  3lm  28.  3Jtai 
beffelben  Sal^reö  beftätigte  unb  erweiterte  er  bie  ^rioilegien,  bie  3JJa' 
rinuö  bem  ganjen  ©tifte  unb  inöbefonbere  ber  ©tabt  ßolberg  jugefid^ert 
l^atte;  er  oerfprad^,  feinen  Saien  in  bie  weltlid^e  aSerwaltung  bes  ©tifts 
einjufefeen,  feinem  2lnbem,  afe  einem  ftiftäeingefeffenen  aSafallen,  unb  aud^ 
biefem  nur  mit  Seiftimmung  oon  ©olberg  unb  ßöölin  baä  ©tiftöfd^lo^ 
ßörlin  JU  übergeben  unb  baffelbe  nie  bem  ©tifte  ju  entfremben,  feine 
fremben  SSafaHen  unter  feine  9lät^e  auf junel[imen,  unb  wie  ade  ©tift^s 


—    255    — 

eingefejyenen,  fo  bie  Eolbergcr  in  tl^rem  ©igentl^um  unb  ^fanbbcfife  ju 
f(ä^üfecn ;  er  bcftätigte  ber  ©tabt  ba§  jus  de  non  evocando  mit  bem  t)on 
äRarinuä  jugeftanbenen  3ufafee,  ba§  ber  SBifd^of  felbft  in  ©treitfad^en 
ber  weltlichen  ©ericä^töbarfeit  jroifdfien  il^m  unb  bürgern  ber  ©tabt  t)or 
bem  ©olberger  Statine  SRed^t  fud^en  foHe,  er  erneuerte  enblicj^  mi)  bie  t)on 
feinem  SBorgänger  bewilligte  ©rlaubni^  in  SBetreff  beö  SSerfaufö  ber  wüft 
liegenben  §äufer.  —  3m  Sa^re  1488  beftätigte  er  ber  ©tabt  mit  SRüd^ 
fic^t  auf  ben  guten  SBiUen  unb  bie  üielen  treuen  ©ienfte  feiner  lieben 
33ürgermeifter  unb  33ürger  t)on  ßolberg  i^re  ©erec^tigfeit  am  ©aljberge 
mit  bem  SSorbel^alte  beö  3infe§  t)on  16  Saft  weniger  ein  ^funb  für 
bie  bifd^öflid^e  Safel  (liamals  im  ^fanbbefifee  ber  ©tabt),  üerbot  feinen 
anberen  Untertl^anen,  ©aljerje,  bie  irgenbwo  im  ©tifte  l^erDorträten,  in 
®ebrau(^  ju  nel)men,  unb  gab  ber  ©tabt  baö  Siedet,  bergleid^en  2lnla^ 
gen  ju  legen  unb  ju  rernid^ten;  benn  nur  bie  ßolberger  ©ülje  foHte 
in  aWad^t  bleiben;  aud^  bie  ©inful^r  t)on  frembem  ©alj  mürbe  für  baö 
ganje  ©tift  verboten  unb  ben  ßolbergern  rerftattet,  baffelbe,  wo  fie  eö 
fänben,  mit  Sefd^lag  ju  belegen  unb  jum  SRufeen  ber  ©tabt  ju  t)er' 
faufen;  er  beftätigte  il;nen  in  bemfelben  ^rit)i(egium  baö  üon  il^nen 
feit  unbenflidEier  3eit  geübte,  fd^on  dou  SDtarinuö  beftätigte  3led^t  beö 
freien  ©tranbeö  t)on  ber  alten  9Jega  a\\  bis  jum  äußerften  Ufer  beö 
SReftbad^eö  mit  bem  J^oljen  unb  nieberen  ©erid^t,  unb  baö  ®ut,  meld^eö 
aw  ben  ©tranb  fd^lüge,  folle  bei  Sobeöftrafe  feiner  feiner  aJiannen  unb 
Untertl^anen,  fonbern  nur  bie  ©olberger  §afenl^errn  an  fid^  nel^men 
unb  gegen  ein  reblid^eö  33ergegelb  bem  feefal^renben  3JJanne  bie  unoer- 
berblid^e  SOBaare  Sai^ir  unb  Sag  aufbewahren,  bie  t)erberblid^e  aber 
foglei(^  t)erfaufen  unb  ben  ©rlöö  bem  Sefifeer  einl^änbigen,  ober,  wenn 
fi(^  feiner  fänbe,  jum  "iiw^tn  be§  §afenö  t)erwenben  ^^).  3m  folgenben 
Saläre  fügte  er  ba§  wid^tige  3ted^t  l^inju,  ba^  bie  ®inwol^ner  ber  ©tabt 
i^re  erweiölid^en  gorberungen  t)on  i^ren  ©(^ulbnern  im  ©tifte  bur(^ 
^fänbung  beitreiben,  baö  ^fanb  na(^  ßolberg  bringen  unb  bamit  t)er= 
fahren  bürften,  wie  eö  SJed^tenö  fei  2^).  ©ie  befafeen  bieö  JRec^t  um  1630 
—  na($  6.  t).  ©immern  —  mit  ber  Erweiterung,  ba§  fie  ftatt  be§ 
©d&ulbnerö,  ber  feinen  SBerpPid^tungen  nid^t  nac^fam,  au(^  einen  Drtö= 
genoffen  t)on  i^m  feftl^alten  unb  jur  3al^lung  jwingen  fonnten.  2)od^ 
würbe  bieö  SRed^t  ber  „Sefatung"  (2lrreft)  t)on  mel^reren  Sifd^öfen  an:= 
gefod^ten,  wenigftenö  nur  in  befd^ränfter  SBeife  jugeftanben.  33if(^of 
eraömuö  befallt  (1529)  bem  SRatl^,  ben  2lrreft  auf  ©renjl^olj,  weldfier 
3lubreas  Srödfer  00m  3iatl)e  wiber  bie  ^arfowö  oerftattet  fei,  wieber 


—    256    — 

aufjul;cben,  tDibrigenfallö  er  biefett  ein  gleid^es  dieS)t  gegen  Eolberg 
einräumen  werbe.  S)er  diat^  gab  bem  Sifd^ofe  in  biefem  glatte  „au§ 
freunblid^er  ©efinnung"  naä),  ol^ne  jebod^  bamit  bem  Siedete  ber  ©tabt 
etoaö  t)ergeben  ju  motten.  S)er  33if(3^of  3o^nn  griebric^  geftanb  bem 
Statine  auf  feine  Sefd^merbe  baS  SRecJ^t  in  bem  glatte  ju,  menn  ber  Slm 
geflagte  ber  ©(^ulb  geftänbig  fei  unb  nidfjt  binnen  14  Sagen  SBemfimg  ein^ 
lege.  3nt  3al;rc  1608  appettirte  bie  ©tabt  von  einem  3Jianbate  beö  §ofge:: 
rid^tö,  ba§  bie  einem  33aueni  aWafefe  t).  ^obemilö  abgenommenen  nnb  mit 
Sefd^Iag  belegten  ^ferbe  l^eranögegeben  unb  bie  ^Pfänber  beftraft  merben 
fottten,  an  baö  faiferli(^e  Äammergeri(3^t;  bo(i  mürbe  bie  SBeifung 
beffelben  an  bie  bifd^öfli(^e  ^Regierung,  in  bem  SSerfal^ren  inne  ju  Ijalten, 
nid^t  bead^tet  unb  bem  Statine  im  folgenben  Saläre  anbefofilen,  bie  ^>ferbe 
bei  600  Sl^aler  ©träfe  bem  33efifeer  auöjulief ern  ^0. 

SBifd^of  SBJarinuö  l^atte  ber  ©tabt  bod^  nur  für'  bie  3eit  feiner 
Slbmefenl^eit  auö  bem  ©tifte  einen  Sl^eil  feiner  ^errfd^ergeroalt  über= 
tragen:  33enebict  gab  il^r  aWai^t,  aucä^  möl^renb  feiner  2lnmefenl^eit  im 
©tifte  bie  ©trajsen  beö  Sanbeä  frei  ju  l^alten,  SRaub  unb  3JJorb  ju  fteuern 
unb  JU  [trafen  an  §alö  unb  §anb,  überl^aupt  afe  SBermefer  beö  Sanbeö 
in  meltlid^en  S)ingen  }u  ri(j^ten  unb  etroaige  Smietrad^t  mit  ^injujie- 
l^ung  einiger  SBafatten  auöjugleid^en ;  SSögte,  JRätfie,  ©täbte  unb  5Baf atten 
foUten  i^r  babei  Seiftanb  leiften,  alö  ob  ber  33if(3^of  felber  fie  l^eifd)e. 
S)a|3  er  bie  SSerantroortlid^teit  bafür  unb  bie  SDedung  ber  barau§  er- 
mad^fenben  Unfoften  bem  SBifd^ofe  überlief,  mar  bem  Dorfid^tigen  Statine 
ni(^t  JU  oerbenfen. 

aSei  feiner  ©d^mäd^e  fonnte  ber  Sifi^of  im  ©tifte  feinen  S3oben 
gewinnen,  ©eine  Unfäl^igfeit  ober  Slbneigung,  fid^  mit  ber  ^Regierung 
beö  ©tifteö  JU  befaffen,  machte  eö  Sogiölat)  X.,  ber  i^n  oI;nel^in  als 
einen  ©inbringling  anfal^,  mel^r  unb  mel^r  münfd^enömertl^,  ba^  er  feinen 
^lafe  räume.  @r  mid^  bem  ©rängen  beö  1498  von  feiner  SWeife  in 
baö  gelobte  Sanb  jurücEgef eierten  §erjogö  (M98)  unb  leiftete  gegen 
3al^lung  einer  beträd^tlid^en  ©umme,  bie  il^m  Sttuöfid^t  gab,  aus  feinen 
©d^ulben  ju  fommen,  freimittig  auf  baö  SBiötl^um  SBerjid^t.  9llö  er 
fpäter,  feinen  ©ntfd^lujs  bereuenb,  nad^  5Wom  jiel^en  mottte,  um  l^ier  fein 
S[nre(^t  geltenb  ju  mad^en,  ftarb  er  unterroegö  in  ©trajsburg,  ungefäl^r 
ein  ^aS)x  naä)  feiner  aSerjid^tleiftung  ^2). 

^n  feine  ©tette  trat  ein  gebomer  ©olberger,  SKartin  Äaritl^, 
©ol^n  beö  Äämmererö  §anä  Äaritl^,  1464  afe  ©tubent  in  SRoftodE  in^ 
fcribirt,  bann  ©ecretär  bes  ^oftulaten  Submigö  t).  ®berftein,  alö  fold^er 


—    257    — 

1473  in  ©reiföwalb  infcribirt,  f(^on  1483  S)efan  in  ßolberg  (nid^t 
^ropft),  Seigrer  an  ber  Unit)erfität  in  ©reiföroalb,  1487  Slcctor  bafelbft, 
enblid^  diati)  beö  ^erjogs  SBogiölat)  unb  fein  Segleiter  auf  ber  Steife 
nad^  ^aläftina  (1496 — 98).  ®r  würbe  burd^  beö  ^erjogö  Einfluß  ju 
ber  ©teHung  beförbert,  bie  er  burd^  Süd^tigfeit  unb  SBürbigfeit  ju  be- 
Ileiben  t)erbiente. 

S)er  neue  33if($of,  burd^  baö  ßamminer  ßapitel  unb  bie  ^ixü)e 
beä  ©tiftö  nad^  feierlid^em  geftma^le  in  ßolberg  in  feine  Stellung  ein^ 
gefül^rt,  fd^ien  fid^  Sogiölat)^  X.  SSerfa^iren  jum  SUlufter  nel^men  unb 
bie  tief  gefunfene  bifd^öflid^e  ©ewalt  n)ieber  in  bie  §öl^e.  bringen  ju 
wollen,  33eftätigte  n  au6)  bie  älteren  unb  im  ®anjen  aud^  bie  unter 
ben  beiben  legten  Sifd^öfen  erworbenen  Siedete,  fo  mujgten  fid^  bie  (EoU 
berger  bod^  gefallen  laffen,  ba§  bie  anftö^igfte  Seftimmung,  nad^  weli^er 
in  ©treitigfeiten  jwifd^en  bem  Sifd^ofe  unb  33ürgern  t)on  (Solberg  beut 
Statine  bie  @erid^töbar!eit  juftanb,  bie  Slenberung  erful^r,  bafe  Streitig- 
leiten  beö  SBifd^ofö  mit  bem  SRat^e  burd^  baö  ßamminer  ©apitel  unb 
bie  Statine  beö  ©tiftö,  ©treitigfeiten  beffelben  mit  einjelnen  aiatl^mannen 
unb  bürgern  ber  ©tabt  üon  bem  ßamminer  ©apitel  unb  ben  Statinen 
in  ©emeinfd^aft  mit  bem  (Solberger  SRatl^,  itt  beiben  gäHen  aber  nur 
in  ßolberg,  entfd^ieben  werben  fottten^^). 

2lufeerbem  fud^te  ber  33ifd[;of  bie  t)erpfänbeten  bifd^öflid^en  §ebun* 
gen  auöäulöfen  unb  an  baä  ©tift  juriidtjubringen.  SBerner  v.  b.  ©d^u^ 
lenburg,  weld^er  einige  3cil;re  jUDor  ben  2liiögleid^  jwif(^en  Subwig  v. 
©berftein  unb  ben  ©täbten  ju  ©tanbe  gebrad^t  i^atte,  würbe  aud^  l^ier 
alö  ©d^iebörii^ter  von  beiben  2l;eilen  anerfannt  unb  vermittelte  einen 
aSergleid^  beö  Sni^altö:  bie  ßolberger  foBten  bem  SBifd^ofe  für  dtüäex^ 
ftattung  ber  ^fanbfummen  bie  Hebungen  auö  ber  ©aline,  ber  3Rül^le 
unb  bem  l^alben  ©erid^t,  bie  33ebe,  Drbare  unb  ben  3oll  wieber  über^ 
laffen,  ber  SBifd^of  il^nen  ou^erbem  bie  9000  3Jlarf,  bie  Senebict  i^nen 
für  ©örlin  t)erfd^rieben,  fo  wie  bie  7C0  3Jiar!  ©ül^ngelb  an  Subwig  von 
eberftein  unb  anbere  Sßorfd^üffe  jurüdEjal^len  unb  fid^  verpflichten,  feinen 
aSogt  über  baö  l^albe  ©erid^t  ju  fefeen,  ber  nid^t  ßolberger  33ürger  wäre 
1506  24). 

Slber  ber  Siatl^  fonnte  es  nii^t  über  fid^  gewintien,  ©innal^men 
unb  SRed^te,  bie  faft  ein  3a^rl)unbert  ber  ©tabt  jugeftanben,  bem  fÖU 
fd^ofe  jurüdfjugeben,  er  machte  ©d^wierigfeiten  unb  erl^ob  neue  g^orbe- 
rungen,  fo  ba^  fid)  bie  ©ad^e  wieber  jufd^lug.    SWur  ben  ©aljjinä  ma^ 


—    258    — 

bcr  S3if(3^of  lieber  geiüonnen  l^aben,  33ebe,  Sott,  3Kül^len  unb  ©crtd^t 
blieben  in  ben  §änben  ber  Stabt. 

©olbetgö  ©tettung  jur  bifd^öflid^en  ©ewalt  blieb  trofe  ber  fleinen 
SBefd^ränfungen,  bie  ber  Sifd^of  buri^fefete,  im  it)efentli(^en  bie  frül^ere. 
SBenn  in  biefer  3eit  ein  neuer  Öifd)of  in  ßolberg  eiitgefü^rt  raurbe,  fo 
legte  rool^l  bie  ©tabt  ein  feftlic^eö  ©emanb  an,  ber  9iatl^  unb  bie  ge- 
raaffnete  Sürgerfd^aft  empfing  il^K  mit  it)e{)enben  33annern  bei  ©ettnom 
unb  geleitete  i^n  burd^  bie  ©tabt  auf  bas  9tat^l^auö,  um  i()n  l^ier  auf 
Äoften  ber  ©tabtfaffe  ju  ben)irtf)en  unb  i£)m  ben  SBiflfommen  mit  ben 
eblen  SBeinen  beö  JRat^öfetterö  juäutrinfeu.  S)o(^  mar  bieö  lüolil  baä 
einzige  3Jlal,  bajg  er  fi^  mirfli(^  ber  ©tabt  gegenüber  al§  Sanbeöl^err 
fül^lte,  unb  aud^  biefer  ©mpfang  unb  bie  bamit  t)erbunbene  §ulbigung 
mit  bem  l^erfömmli(^en  ©elbgefd^enf  mürbe  il^m  nur  ju  Sl^eil,  menn 
er  bie  SRed^te  ber  ©tabt  Doit;er  beftätigt,  ober  bie  Seftätigung  roenig- 
ftenö  jugefid^ert  l^atte.  3m  übrigen  ftanb  bie  ©tabt  faft  felbftftänbig 
unb  unabhängig  t)on  i^m  ba,  i^re  ajfad^t  überragte  weit  bie  bifc^öflic^e, 
unb  anä)  Sifd^of  9Kartin  foHte  balb  erfennen^  bafe  er  beö  guten  SBittenö 
ber  ßolberger  bebürfe,  um  eine  3lrt  von  3?egierung  l^erjufteUen  imb  ber 
erflen  §errf(^erpflid^t  nad^äuf ommen :  ^rieben  unb  Drbnung  im  Sanbe 
aufredet  ju  erl^alten. 

S)a6  bie  ftiftifc^en  ©tobte,  in§befonbere  (Solberg,  frül^jeitig  ©inftug 
unb  S^eitnalime  an  ber  ftiftifdtien  SBermaltung  gewonnen  fiaben,  ift 
fd^on  6ap.  8  gejeigt.  SDod^  finbet  fid^,  aufeer  bm  bort  berüfirten  glätten, 
namentlid^  bei  ber  SBa^l  Sogiölao'ö  VIII.  jum  3lbminiftrator,  mobei  6oL 
berg,  mie  gezeigt  ift,  einen  tieroorragenb^ii  Slnt^eil  an  ber  gormulirung 
ber  einzelnen  SBertragöbeftimmungen  na^m,  in  ßolbcrger  ßuetten  an§^ 
älterer  3eit  menig  2luöfunft  über  bie  tanbftänbifd^e  S^ätigfeit  ber  ftäb^ 
tifd^en  3lätl)e  in  3]erbinbung  mit  ber  3titterfd^aft.  ßolberg  geroinnt 
unb  übt  lanbftänbifd^e  Sterte  attein  ober  in  Sßerbinbung  mit  ßöötin. 
§äufiger  gef(^iel^t  einer  gemeinfamen  2(;dtigfeit  feit  ber  3Kitte  beö  ]5. 
3al^r{)unbertö  @rmäl^nung.  3n  bem  1449  sroifd^en  ßolberg  unb  bem  ^i- 
f^of  §enning  gefi^loffenen  Sßertrag  oerfprid^t  biefer  baö  ©(^lo§  ßörlin  an 
Sfliemanb  überlaffen  ju  motten,  ol;ne  ber  9Jätl;e  oon  ßolberg  unb  6ö§lin 
unb  der  jenen  de  in  des  slicläes  rade  sinl^  vulbord  unde  willen^ 
unb  im  gatte  eineö  ©treiteä  mit  nid^t=6olberger  Saieu  über  biefe  rid^s 
ten  ju  motten  mit  feinem  rade:  mannen  unde  sieden,  (gbenfo  fd^lie^t 
berfelbe  Sifd^of  1467  feinen  jmeiten  ^rieben  mit  ßolberg  7ia  ripem 
rade  van  mannen  nnde  sieden.    HWUn  ©tctbten  unb  9Wtterfd^aft 


—       259       -r-. 

Töerben  erfl  1535  auf  bem  Smibtage,  ber  inßolberg  bamafe  ber  Sieli* 
gion  wegen  gel^alten  wirb,  jum  etften  äRate  alö  britteö  ©lieb  ber  ftäm 
bif(^eu  Äörperfd^aft  bie  Prälaten  genannt;  bo(^  ift  faum  anjunel^men, 
baj5  bie  ftiftijd^en  Prälaten  no6)  ein  ganjeö  Sal^rl^unbert  beö  Sfteiä^teö 
entbel^rt  l^ätten,  wetd^eö  bie  pommerfd^en  \d)on  feit  .bem  Slnfange  bes 
15.  Scii^tl^unbertö  übten,  unb  eö  ift  tüol^l  nur  ber  geringen  3al^l  von 
Urfunben  jujufd^reiben,  bafe  wir  von  il^rer  frül^eren  lanbftänbif(^en  %^(x^ 
tigfeit  ni(ä^tö  roiffen.  Prälaten  beö  ©tiftö  waren  baö  Gapitel  in  doU 
berg,  weld^eß  (nad^  SBai^fe  ©.  425)  baö  ©irectorium  auf  ben  Sanb* 
tagen  fül^rte,  unb  bie  Siebte  ber  Swngfrauenflöfter,  ni(ä^t  baö  ©amminer 
ßapitel.  2)ieö  bilbete  ben  9tatl^  beö  S3ifd^ofö,  weld^eö  mit  unb  neben 
ü^m  unb  in  Seiten  ber  Sßacanj  beö  bifd^öflid^en  ©tul^te  allein  bie  SSer^ 
waltung  fül^rte.  S)ie  Sefugniffe  ber  ©tonbe  waren  t)erf(ä^iebener  2lrt; 
ol^ne  i^re  33ewifligung  fonnte  feine  Sanbfteuer  erl^oben  werben,  nai^  i^rem 
SRatl^e  entfd^eibet  baö  ©amminer  ßapitel  mel^rmalö  in  ©renjftreitigfeiten 
jwifc^en  ßel^ngütern,  fie  werben  überl^aupt  bei  Sßerträgen,  griebenöf d^lüffen 
unb  aSerl^anblungen  ber  mannigfaltigften  Slrt  gehört.  3)agegen  fiel  bie 
Stufgabe,  bie  Sanbftrafeen  von  Slaubgefinbel  ju  fäubern  unb  ©rbnung 
im  Sanbe  ju  l^alten,  ben  ©täbten,  Domel^mlid^  ßolberg,  ju. 

S)ie  fräftige  Sfl^atigfeit  aber,  welche  bie  ©tabt  jefet  wieber,  wie 
f(^on  frül^er,  naä)  biefer  ©eite  l^in  entwicfelte,  bereitete  il^r  bie  ernfteften 
©efal^ren,  fie  würben  nod^  uergröfeert  bur(^  bie  inneren  3uftänbe,  weli^e 
eine  tiefgel^enbe  ©rfd^ütterung  beä  fleinen  ©taatöwefenö  jur  golge  l^atten. 

35er  ßolberger  diaü)  mujBte  bei  ber  3al^l  unb  ber  |iert)orragenben 
©tettung  ber  ©efd^led^ter  um  fo  e^er  ber,  ©efalir  üerfaHen,  ber  fd^wer, 
jumal  in  fleineren  Äreifen,  eine  Sel^örbe  entgel^t,  weld^er  bie  fpornenbe 
SBeauffid^tigung  fel^lt:  baö  faft  erbli(ä^e  SRed^t  auf  bie  ©tabtt)erwaltung 
liefe  biefe  ben  ®ef(^led^tern  alö  eine  Slrt  von  gamitienbefife  erfd^einen, 
unb  fie  entgingen  nx6)t  bem  SBorwurfe  felbftfü(^tiger  Sluöbeutung  beö 
©tabtt)ermögenö.  SEBaren  fie  fd^on  gefettfd^aftlid^  in  ber  Surfenbrüber« 
fd^aft  von  ben  SBerfen  gef(|ieben,  fo  liefe  baß  ©ebal^ren  ber  jüngeren 
©efd^led^tergen offen  bie  Ungteid^l^eit  nod^  fiärfer  l^eroortreten.  "^mn 
biefe  übermüt^ig  unb  l^änbelfü^tig,  immer  gleid^  bereit  auf  „Ärögl^en 
unb  Äöften"  ben  Srafenfelber  ju  jiel^en,  fallen  mit  oomel^men  ©tolj 
auf  ben  gemeinen  3Jlann  l^erab  unb  fränften  i^n  burd^  §ärte  unb  §od^ 
mutl^.  aSon  bem  SBeri^ältnife  ber  beiben  klaffen  ber  33eoöHerung  ju 
einanber  legen  bie  Sefd^werben  ber  ©ewerfe  von  1524  Seugnife  ab. 
©ine  ber  fieftigften  Älagen  betrifft  bie  öebrüdung,  ber  fie  burd^  bie 


—    260    — 

©efd^Ied^ter  auögcfefet  finb;  bem  Statine  mrb  ©ttengc  gegen  bie  ©erin^ 
gen;  B6)xoää)e  gegen  bie  9Wäd^tigen  torgeworfen;  bie  SBorfd^rift,  ba§ 
feiner  ein  längeres  3Keffer  tragen  fott,  als  baö  an  bem  SRatli^aufe  auf^ 
gel^ängte  3Kal3  erlaubt,  werbe  von  ben  Sunfem  ungeftraft  »erfpottet  — 
bagegen  nel^me  man  bie  3)Zeffer  ben  armen  §anbrr)erf ögefeHen ;  beibe 
foHten  ol^ne  Unterfd^ieb  in  ben  Äabbatl^,  ro^nn  fie  beö  9tat^ö  ®ebot 
jUTDiberl^anbelten. 

SDer  erfte  Swift  jn)if(ä^en  Statl^  unb  Sürgerfc^aft,  bejfen  bie  doU 
berger  ©^roniften  ^rwäl^ung  tl^un,  fällt  in  baö  Sal^r  1497;  buri^  ba§ 
Eingreifen  einer  l^öl^eren  ©ewalt,  burd^  ein  furd^tbareö  9iaturereigniB, 
foU  er  auögeglid^en  fein.  5Bon  bem  ©reigniffe  felber  giebt  baö  ©tabt^ 
buc^  einen  umftänblii^en  gleid^jeitigen  SBerid^t,  meli^en  ber  bamaligc 
©tabtfi^reiber  auf  ©e^eijg  beö  Siatl^ö  aufgefefet  |iat.  ®r  lautet  folgenber^^ 
ma^en:  Vam  groten  storme. 

Anno  MCDLXXXXVIL  des  fridages  na  exaltalionem  sancte 
crucis  (17.  ©ept.),  dat  is  des  achten  dages  unser  leven  frowefi 
erer  borthj  vor  stmte  michele  was  disse  stad  von  unwedere,  winde 
unde  water  in  groter  noth^  so  dat  de  stad  umme  nn  umme  was 
mit  water  beflalen,  dat  dat  water  scoth  beth  in  de  stad  vor  den 
nigen  bastaven  (Sabeftube)  in  der  olden  visscerstrale  unde  vlot/i 
in  vele  huse  unde  kelre  unde  boden^  dat  ze  ere  gud  mosten  up 
de  bane  (33öben)  bri^igen  un  sik  darsulvest  up  entholden,  un  var- 
den  mit  boten  un  kanen  vor  de  hakeboden  (Ärämerbuben)  hen  un 
ut/i  den  boden  un  halden  beer  uth  der  stad.  Ok  de  sulve  vluth 
was  groth  up  der  reghe  (6olb.  SDeep),  dat  dor  wechvloten  koye, 
perde,  swine  im  scape,  de  verdränken^  un  weygede  zo  sere^  dat 
dar  vele  ghevele  (®iebel)  in  der  stad  van  den  Imsen  weygeden^ 
alze  van  deme  radhuse  en  pard  tm  de  ghevel  van  Drewes  Pia- 
kumers  huse^  David  Lemmen  by  dem  markede,  der  olden  Clawes 
Rangeschen  in  der  apotekerstrate^  Clees  Marken?  in  der  brothscar- 
nenstrate  unde  en  7iige  bygekiwet  hus  in  der  landebandestrate  dorch 
zeliger  Jasper  Sleff  by  Hi?irik  Damelzcn  unde  darsulvest  Hinrik 
Kluke7i  des  kemercrs  hus,  dar  en  bekker  iiine  wände,  geheten 
Clawes  Rumphe^  tmde  vele  sweiphe  (£leinbogen  über  einer  geuer^ 
ftötte  ol^ne  ©d^ornfteiu)  alse  unses  scrivers  her  Peter  Smede,  her 
Dalmers  thesaurarii  tmde  her  Peter  Mynke,  domheren,  in  der 
papenstrate  unde  de  scorsten  (©d^ornfiein)  /;/  der  burse,  geheten 
de  olde  apoteke  viluppen  auent  tusscen  (jwifd^en)  beyde  borghc'* 


—    261    — 

mestere^  alse  Martm  Dar  gössen  unde  Hermen  van  Eden,  up  enen 
leddigen  stal^  hadde  dar  wil  (wer)  uppe  seten^  de  hadde  dode 
Valien^  wenle  (ba)  de  stal  grüsede  (?)  to  allen  stokkeri,  unde  dat 
water  scoth  vor  der  munde  in  den  krogh  by  dree  elen  koch  unde 
darbavefi^  dat  dar  ut/i  dreuen  kästen  unde  spinde  mit  takele  unde 
vitallie  (Sebenömittel),  unde  de  scepe  unde  scuten  dreuen  mank  de 
herghe^  vele  mit  grotem  gude  geladen  de  tosclogen^  unde  dat 
gud  vorquam^  ok  welke  off  iensyt  dem  soltberghe  unde  etliche 
by  dat  richte  (®eri($t  bei  ©t.  ©crtnib),  U7ide  dat  water  quam  so 
hoch  in  de  soltkaten,  dat  dar  vel  sattes  gepakket  unde  ungepakket 
vorgink  unde  smoltede,  des  etlike  bynnen  unde  buten  rades  groten 
scaden  nemen,  unde  de  lüde  in  den  soltkaten  kondeh  dar  nicht 
bliuen,  dat  sc  mit  kindere  unde  welkem  takele  quemen  baven  up 
de  katen^  dar  me  se  umme  ere  vele  rope?it  unde  scjyent  mit  boten 
aff*halde,  ufide  welke  pannen,  de  uth  dem  katen  vlothen,  in  deme 
sande  besoghen^  dat  me  de  moste  wedder  uthgrauefi.  Ufide  alle 
grefitzholt,  dat  dar  by  dem  grauen^  ok  in  dem  berge^  scot  to  der 
seewerd  wech  in  vloth,  dar  mit  der  tid  en  pard  wedder  in  den 
Strand  scloch^  dat  de  borghere  danne  na  pard  ufiderlank  delden, 
unde  de  solle  see  scoth  äff  dissyt  der  tegelscune  up  deme  frowen- 
markede  beth  in  de  woltzingele^  unde  de  tegelscunen^  tegelauen 
unde  kalkatien  in  a  'ler  buwet  weyede  dale,  des  de  rad  bauen  du- 
sent  mark  scaden  nam.  De  dam  tusscen  sunte  Jurien  unde  den 
crutzen  (f.  6ap.  12)  brak  uth  unde  de  dam  tusscen  den  raden 
(SRabetoief en  ?)  unde  der  Selnow  in  ttveen  sieden  was  groth  uthe 
braken,  zo  dat  me  dar  nicht  wanken  konde.  De  nighe  brugge 
dreff  wech  unde  tusscen  hir  unde  Cosslin  dreuen  idhe  alle  molen^ 
un  weyeden  dal  alle  kerktorne  unde  de  klokken  entwey  unde  de 
kerke  to  deme  Ktirdeshagen  to  der  erde.  Unde  hir  in  unsen 
Strand  slogen  grote  geladene  schepe  van  Rettete  (Reval)  unde 
Righe  kamende^  to  Lubek  unde  Wismar  to  hus  hörende^  dor  vor- 
gink groth  gud:  wass^  tätlich^  vlass  unde  dürbar  veewerk  (^elj= 
njerf)  tmde  andere  wäre  tmde  osemund  (©ifenwerl),  unde  dar  welke 
scippers  unde  merktike  rike  kophide  uppe  vordrunken,  de  vele 
goldes  by  sik  hadden^  dar  van  gold  gevunden  ward  by  tank- 
Strandes^  dat  etlike  van  den  herden  vunden,  dar  tvy  noch  LXVIIL 
ungern  (ungarsche)  van  by  uns  kregen.  Ok  desgeliken  vorgin- 
gen dar  grote  scepe  by  Cosslin^  Bukowe  unde  Rugenwolde^  dar 


—    262    — 

mochte  man  alle  Jammer  van  koren,  Hir  quam  ok  en  bot  in  den 
Strand  mit  Geringe,  dar  weren  twe  lebendige  lüde  inne  nth  Dene- 
marken  unde  de  drudde  lach  dar  doth  inne  [raren  unde  was 
des  enen  Irroder.  Unde  de  visscerkaten  weren  rnit  gude  in  deme 
sande  bedreuen  dal  me  nowe  (genau,  fnapp)  ene  iffte  twe  dar  mn  seen 
konde,  dar  weren  mank  unde  up  dreuen  satten  mit  gude  unde 
bothe  unde  der  armen  visscere  kledere,  beddm  unde  takel  was 
dar  inne  in  deme  sande  beslagen  elen  (©Ben)  dep  unde  deper^  dat 
ze  dat  mosten  wedder  uthgraum,  unde  de  havene  thur  see  werd 
was  sere  to  braken^  dat  kostede  wol  bauen  drehundert  gülden 
wedder  to  makende. ,  Unde  dat  weyede  so  sere^  dat  de  haltie  Cot- 
bergesche  wolt  an  boken  unde  ecken  dale  uth  der  erde  weyede^ 
dat  grot  scade  was,  dat  me  in  deme  wolde  nicht  ridcfi  edder 
varen  conde,  ok  in  Tramer  (Stamm)  hörne.  Unde  alze  de  borg- 
here  segen  zo  grote  plage  unde  torne  (3om)  Gades,  zo  vermoch- 
ten sc  de  borghemestere  dar  to,  dat  ze  laveden  ene  suluerne  slat 
(f.  ©.  198  Slnmerf.)  van  dre  lodige  mark  stduers  hcn  tome  Ster- 
neber ghe  deme  hilghen  lichame.  Dar  na  nich  lange  gaff  sik  dat 
wedder  to  sathe  (?  Shii^e?)  unde  de  stiluerne  stat  sende  de  rad  na 
Sternberge  by  twen  prestern,  her  Johann  David  unde  her  Jochim 
Budeler,  den  geuen  ze  XXVIIL  mark  vor  de  reyse  MCDIXCVIII. 
tusshen  pinxten  unde  pascen. 

@ß  gefc^iel^t  aus  fpäteren  Seiten  nod^  ftarfer  ©türme  unb  Ueber= 
fc^^wemmungen  ©noäl^mmg:  1638  imb  1641  finb  ©türme  „gleid^  einem 
®rbbeben",  1646  mirb  bie  mittlere  Sl^urmfpifce  ber  SWarienfirc^e,  1697 
ber  eine  3tatl^Iiauötl^urm  t)om  ©türm  l^erabgemorfen,  1586  werben  t)om 
SBaffer  faft  fämmtlic^e  SSrüden  um  ßolberg  fortgeriffen,  roieberl^olt  wirb 
ba§  §oIj  im  ©aljberge,  ba§  §eu  auf  ben  SBiefen  meggefi^raemmt,  1709 
muffen  fidE)  bie  Serool^ner  ber  ©eiber  SBorfiabt  unb  ber  SReuftabt  auf 
bie  S)ä(ä^er  flü(3^ten  unb  werben  mit  Ääl;nen  gerettet,  unb  1740  fielet 
ba§  SBaffer  l^o(^  in  bie  Sabftüberftrafee  l^inauf ;  bo^  fann  fid^  feiner 
an  rerlpeerenber  SBirfung  mit  bem  ©türme  von  1497  meffen.  — 

3laä)  Sftangoö  (St^l^lung  ertonnte  3tatl^  unb  S5ürgerf<i^aft  in  biefem 
Unglüde  ein  göttlid^eä  ©trafgerid^t,  ba§  fie  für  il^re  Uneinigfeit  be= 
troffen  l^abe,  fie  „t)erbaten"  fid^  unter  einanber,  haUn  ®ott  um  3Bilbe:= 
rung  ifirer  ©träfe  unb  fd^idften  eben  jeneö  in  ©über  gebilbete  ©olberg 
jum  ^eiligen  Seid^nam  na(^  ©ternberg.    Db  Siango  nod^  anbere  ßueHen 


—    263    — 

* 

üor  Slugcn  gel^abt,  ober  jenen  95eri(^t  mi^Derftanben  l^at,  tft  fd^roer  ju 
entfd^eiben. 

SebenfaKö  ift  bie  3Serföl^nung  nii^t  von  S)auer  gemefen,  unb 
3n)iefpatt  unb  bitterer  §afe  äwifi^en  ben  eblen  ©efc^Iei^tern  erf(ä^ütterte 
bie  ©teßung  beö  SKatl^ö  no(^  mel^r. 

2)en  ©(^lieffen,  bie  feit  beö  SBürgermeifterö  §anö  Seiten  einen 
übermäd^tigen  ©influfe  auf  ben  diaif)  unb  bie  ©tabtregierung  ausgeübt 
l^alten,  war  in  ber  l;o(^ftrebenben  ^amitie  ber  2lbebar  (ober  3?abebar)  ein 
gefä^rlid;er  SJebeubul^Ier  entftanben.  ©in  Ubo  2lbebar  erfi^eint  fd^on  gegen 
1300  alö  3euge  in  einer  ßolberger  ©liftöurfunbe ;  in  ßolberg  erfd^einen 
fie  erft  gegen  bie  3Jiitte  beö  15.  Sal^r^unbertö.  Subete  unb  SUfaeö 
3lbebar  faufen  feit  144Ö  Käufer  in  ber  gifc^erftrafee,  ©arten  unb  Slder^ 
ftüdfe,  fpäter  finb  fie  aud)  im  Sefife  oon  ^fannflätten,  ©ie  wetteifern 
balb  mit  ben  ©diUeffen  an  Sleid^t^um  unb,  feit  §anö  Slbebar  als  ber 
erfte  feineö  ®ef(^(e(^tö  in  ben  SRatl^  gefommen  mar,  an^  an  ©inftuß 
auf  bie  ©tabtoermaltung. 

©in  tragifc^er  SBorgang  l^atte  ben  gegenfeitigen  §afe  ber  g^amilien 
oermel^rt. 

3mei  SDJitglieber  ber  beiben  g^amilien,  bie  einanber  im  SRatl^e 
eiferfüi^tig  gegenüberftanben,  Stoebict  *2lbebar,  ©(Jmager  beä  fpäteren 
SBifd^ofö  Äaritlj,  unb  ein  ©d^lief  (oon  ^anfeom  Stiflaö,  in  ber  3?ad^rid^t 
„oom  ©efd^led^te  ber  ©d^Ueffen"  Simprec^t  genannt)  l^atten,  unbefüm^ 
mert  um  ben  §a^  i^rer  ®efd^le(^ter,  innige  greunbfd^aft  gefd^loffen. 
3lte  einft  auö  luftiger  ©efeHfd^aft  2lbebar  bem  fdE)on  frül^er  ^eimgefel^rten 
g^reunbe  nai^ging,  an  beffen  Si^ür  pod^te  unb,  um  if)n  ju  erfi^redfen, 
mit  bem  ©djmerte  burd)  bie  geöffnete  Si^ür  ftie^,  moßte  e§  ba§  Unglüdf, 
bafe  berfelbe  fidj  auftief  unb  auf  ben  2ob  Dermunbete.  2lte  ©(^Uef 
trofe  ber  l^erbeigel^olten  §ülfe  feinen  Sob  naiven  fül^lte,  ermal^nte  er  ben 
greunb,  oor  bem  §afe  feiner  gamilie  auö  ©olberg  ju  meid^en,  3lbebar, 
ber  in  ber  3tad)t  nxä)t  jur  t)erfd^Ioffenen  ©tabt  f)inauö  fonnte,  oerbarg 
fxS)  in  berfeiben,  mürbe  aber  nai^  bem  fi^neU  erfolgten  Sobe  jenes  balb 
gefunben  unb  in  baö  ©efängnilg  gebrad)t  3n  ber  gemalttl^ätigen  3eit, 
mo  ber  aWann  im  ©efü^  feiner  Äraft  oerfd^mäl^t,  gleid^  bie  §ülfe 
ber  Obrigfeit  anjurufen,  ift  ein  aJlorb  leidet  ju  fü^nen.  3al^lung  eines 
SBBergelbeö  an  bie  SBermanbten,  eine  SÖBaHfai^rt  naä)  Stadien  ober  ©tern* 
berg,  ober  gar  imd^  Slom,  imb  nac^  ber  ^Reformation  ftatt  ber  3Sa\U 
fal^rten  §ausarreft  bis  ju  einem  l^alben  3al;re,  mad^t  bas  SSerbred^en 
mieber  gut.    Slud^  3lbebars  ©ippe  mar  ju  fold^em  3lustrage  bereit; 


—    264    — 

aBer  bie  ©(^Heffen  Befianben  auf  Qtxxä)tlxä)t  SBerl^anblung.  ®rfl  afe 
jener  jtint  Sobe  Derurtl^etlt  war,  gaben  fie  il^n  frei,  bamit  er  fein  Seben 
aU  ein  ©nabengefd^en!  von  il^rer  §anb  empfange.  5C)a§  wäre  ein 
g^tecfen  gemefen  auf  ber  jitoljen  g^antilienel^re  ber  SStbebar.  SDem  bemü^ 
tl^igenben  3tnerbieten  gleiiä^en  ©tolj  entgegenfe^enb,  liefen  fie  e§  jurflcf, 
fie  n)oHten  Stbtrag,  aber  ni(]^t  ®nabe.  Unb  auc^  in  Senebict  Slbebar 
war  ber  ©$merj  über  ben  hm^  feine  Unbefonnenl^eit  veranlagten  STob 
be§  g^reunbes  fo  grofi,  baö  g^amiliengefül^l  fo  ftarf,  baß  er  feinen  Slugen^ 
Blt(J  jögerte,  fein  Seben  ber  ©l^re  feines  ©efiä^Ieiä^tö  ju  opfern,  ©r 
ftellte  fi(ä^  freiwillig  wieber:  „er  wolle  lieber  bei  feinem  guten  ®ef eilen 
imb  33ruber,  bem  erf^Iagenen  ©(^tief,  fein,  betm  langer  leben."  ©o 
ging  er,  beleibet  unb  begleitet  vom  ^atf)  imb  von  ber  ganjen  Sürger^ 
f $aft,  jum '  S'obe.  SDer  ?Ra(3^ri(3&ter  unb  feine  SDiener  burften  il^n  nid^t 
anrtil^ren,  feine  ©(^wefter  Äatl^arina,  3tebtiffin  im  Sungfrauen-Älofler, 
fd^ritt,  ein  ©rucifiy  l^altenb,  t)or  il^m  l^er  unb  ermutl^igte  il^n  buriä^  trö:: 
flenben  Sufprui^:  „®r  foHe  auf  ®ott  tränen  tmb  in  feinem  ©lauben 
fterben."  S'li^t  auf  bem  ©algenberge,  wo  bie  SSerbrei^er  gerid^tet 
würben,  fonbem  auf  geweil^ter  @rbe,  bem  ©ertrubem  ober  bem  ©eorgen- 
Äird^tiofe,  würbe  er  entbauptet.  SDie  SBittwe  Subefe  9(bebar§*)  f($enfte 
im  Saläre  1 48ß  ben  3)ominif anem  px  ßammin  eine  33ube  in  ber  Suben^ 
ftraJBe,  wofi'ir  fie  in  il^rem  Jllofier  ju  ßammtn  ©eelenmeffen  für  il^ren 
©emal^l  unb  il^ren  ©ol^n  93enebict  lefen  foHten.  5Da  im  ©tabtbu(Se, 
wie  bei  ^anfeow,  at§  33enebict§  SBittwe  Äatl^arina,  §anö  Äaritl^ö  2!od^ter, 
angegeben  wirb,  fo  fann  fein  Sweifel  fein,  bajg  biefer  Senebict  ber  l^in- 
geri(^tete  ift  (©tabtb.).  SDaö  ©reigniß  wirb  bemnad^  !urj  oor  biefem 
Saläre  anjufe^en  fein*  —  3lu§  bem  t)ergoffenen  Slute  erwuchs  blutiger 
§a6,  ben  anS)  bie  Seit  nic^t  milberte,  Unl^eit  t)er!ünbenb  bem  Jiatl^e 
unb  ber  ©emeinbe.  — 

@ö  war  bieö  nid^t  bie  einjige  g^einbfd^aft,  bie  ben  SRatl^  fpaltete.  ®er 
Sürgermeifter  21.  Ärögl^er,  ©emal^l  einer  Sübitl^  ©erlief,  l^atte  in  feinem 


*)  Stac^  bem  ©tabtbud^  ifl  ber  Stammbaum  ber  gamilie,  fo  lücit  er  ^ter 
^erge^ört,  folgenbet: 

Subefe  1440 


Saffrenfe  —  ^anS  —  ©imon  —  Senebtct  (f  1486).  ^    Äatl^artnrt  —  Äat^nrtna  («Rounc  —  1511). 


^an8  (Äamnterer)  Henning  Änul&6c8 

I  I  (©tteftoc^tcr) 

Soflc^im  —  Sofob  3a$pet  —    «y>   —    Stgne«  —  Qflifatet^  («Renne  1534). 
(2)omicrr). 


—     265    — 

Jtefiament  1505  feine  §aIBBrÖber  ^anö  unb  ^enttl  SlBteöl^agen  in 
Srepton)  ju  ©rben  feines  SatüemiögenS,  feiner  ©nmbfiüdfe  iinb  Käufer 
in  ßolbcrg  eingefe^t.  Slber  bie  ©d^Iieffen,  roel^e  naivere  Slnfprüd^e  ju 
l^aben  iinb  fic^  in  il^rent  ®rbted)te  gefrönft  glaubten,  griffen  im  (^in- 
t)erftänbniffe  mit  bem  t)on  il&nen  bel^errfd^ten  SRatl^e  eigenmächtig  ju  xmb 
nal^men  baö  ilrögl^erfd^e  ®rbe  in  Sefiä^Iag.  ®a  bie  Slbteöl^agen  aud^ 
hnxä)  bie  SSermenbnng  be§  bänifd^en  Äönigö  Sodann,  bei  bem  §an§  in 
SDtenften  fianb,  il^r  SRed^t  nid^t  erlangen  fonnten^*),  fo  griffen  fie  jur 
©elbfiplfe'unb  befel^beten  bie  ©tabt. 

3loä)  bebenflic^er  mürbe  eö  für  bie  ©(^lieffen,  baß  fie  einen  ge:^ 
fal^rlic^en  3Rann  burd^  rüdfid&tslofeö  SBerfal^ren  auf  bie  Seite  ber  Mte^^^ 
l^agen  brängten.  §enning  Änubbeö,  beffen  Familie  t)on  ©reifenberg 
l^erüber  gemanbert  mar,  l^atte  fic^  mit  ber  SBittme  be§  Sürgermeiflerä 
^an§  SBärmatbe  t)er]^eirat]^et,  mar  9JlitgIieb  ber  ©alj^gitbe  unb  faj3  im 
Statine,  ©eine  ©tieftod^ter  mar  bie  ©attin  Scifob  Slbebarö.  ®r  mar 
ein  rei($er  Bürger,  feine  ^fannftätten  brad^ten  il^m  jal^rliÄ  200  ©ulben, 
außerbem  gel^örten  il^m  mel^rere  §äufer  in  ber  ©tabt,  ©arten  mit  %Vi^^ 
teilen  unb  SBtefen  u.  f.  m.  ®r  forberte  für  feine  ©tieffinber,  al§ 
unrechtmäßig  serpreßt,  bie  400  f(.  jurüdf,  für  meiere  biefen  bie  bem 
3?ater  megen  unerlaubten  ©iebenß  genommenen  ?Pfannftätten  mieber 
überlaffen  maren  (f.  ©.  126),  unb  als  fie  il^m  t)ermeigert  mürben,  ließ 
er  fi(^  von  feiner  Seibenfd^aft  fortreißen,  in  einer  ©d^mäl^fd^rift  baö 
3Serfa]^ren  be§  3iatl^§  gegen  il^n  unb  bie  Slbteöl^agen  anzugreifen,  über^ 
l^aupt  rüdffi(^tölo§  bie  ©d^mäd^en  ber  aSermaltung  aufjubeden.  ®amit 
l^atte  er  ben  @ib  gebrod^en,  ber  il^n  ate  Statl^mann  verpflichtete,  bie 
©el^eimniffe  beö  diaff)^  nic^t  nac^  außen  l^in  laut  merben  ju  laffen. 
SDer  'Staff)  berief  bie  Bürger  §au§  bei  §au§  ju  einer  aSerfammlung 
auf  ö  9tatl^]^au§,  brad^te  biefe  gegen  Änubbes  burd^  bie  3lnflage  auf,  er 
l^abe  bie  ©tabt  t)errat^en,  ftieß  i^n  aus  bem  SWatl^e  (1508),  ftürmte 
fein  §aus  unb  fefete  i^n  in  ba§  ©efängniß.  Sifd^of  9Kartin  fud^te 
jmif d^en  il^m  unb  ber  ©tabt  ju  t)ermitteln  unb  brad^te  1509  einen  SSer^ 
gleid^  ju  ©tanbe,  morin  Änubbeö  t)erfprad^,  mit  feinen  greunben  3abel 
SBomftebt,  ber  früher  aud^  in  ßolberg  gemol^nt  l^atte  unb  mit  bem 
Statine  in  ©treit  gefommen  mar,  unb  ben  2lbte§]^agen  bie  ©tabt  nid^t 
meiter  ju  befe^ben  unb  für  ben  t)erurfad^ten  ©d^aben  (Srfafe  ju  leiften. 
3laä)  gefc^morener  Urfel^be  unb  auf  ©tellung  oon  jal^lrei(|en  Sürgen 
mürbe  er  feiner  §aft  entlaffen. 

S)er  aSertrag  fam  jebod^  nid^t  jut  2lu5fülirung,    3war  Der^et^\:^ 


—    266    — 

ble  SJetBünbeten  mit  einanber,  inbem  Änubbeö  bie  aibfaffung  bes  ©(^mäl^s 
libeffö  bcn  atbteöl^agen  jufiä^ob,  toä^renb  biefc  jeben  ätntl^eil  baran  ab:: 
läugnetcn;  bod^  fud^ten  beibe  auf  eigene  §anb  i()re  3lnfprü(^e  butd^ju= 
fefeen,  bie  Slbteöl^agen  buxS)  offene  33efel^bung  bi§  minbeftenö  jum  Saläre 
1516,  Snubbeö,  ber  geftüfet  auf  feine  jal^lrei(%e  greunbfd^aft  in  Stepton)  unb 
SBBoHin,  beffen  SSürgermeifter  fein  33tuber  war,  ebenfaHö  bie  ©elbft^ülfe 
nid^t  t)erf(§ntäl^te,  befonberö  burd)  eine  Älage  bei  beni  päpftUd^en  ©tul^l, 
weld^e  bie  ©tabt  in  einen  fd^weren,  langwierigen  ^rojeg  t)ern)idfelte. 

2)iefer  S3ru(^  ber  gefi^roorenen  Urfe^be  gab  Änubbeö  ©egnern  im 
Statine  baö  SRed^t,  i^re  §anb  auf  fein  ganjeö  SBcrmögen  ju  legen.  „S)rei= 
l^unbert  ®renj  §olj  auf  bem  ©aljberge,  bie  er  t)om  §erjoge  gefauft 
5abe  —  fo  flagt  er  fpäter  —  feine  ©üter  vox  bem  SUlül^lentl^ore,  feine 
SBiefen,  Torfmoore,  SBälber,  ber  ©aljgeroinn  auö  feinen  ^fannftätten 
in  ben  3ö^ren  1510,  11  unb  12  waren  i^m  genommen,  feine  ©(^n)ie= 
germutter,  bie  üerwittwete  2lnna  t).  Sewefeon),  bie  fein  §auö  in  ©olberg 
beroal^ren  foHte,  i^atte,  burd^  S)rol^ungen  beö  SJatl^ß  gefc^redtt,  bie  ©tabt 
t)erlaffen,  fein  §auögerätl^  mar  bann  geplünbert  unb  i^m  ein  ©(^abe 
angerid^tet,  ben  er  auf  20,000  f[.  fd^äfete.  ©nbloö  jog  fid^  ber  ^rojefe 
l^in  unb  t)erurfad^te  ber  ©tabt,  bie  Saläre  lattg  befonbere  ^rocuratoren 
in  3iom  l^alten  mufete,  bebeutenbe  Unfoften^^). 

3Kit  biefen  auö  ber  inneren  Smietrad^t  eutftanbenen  geloben  vex-- 
fi^lang  fid^  eine  anbere  gröjgere,  von  aujgen  bajugefommene.  ©imon 
Sobe,  aus  einem  alten  ritterlichen  ©efd^led^t,  £terifu§  unb  SRotar  am 
pommerfi^en  §ofe,  gegen  beffen  red^tlid^e  ©efinnung  fd^on  ba§  Beugen^ 
vex^öx  SSerbad^t  ermedt,  meld^eö  er  im  Sntereffe  33ogiölat)§  X.  aufnal^m, 
um  bie  Untreue  von  beffen  branbenburgifd)er,  oor  neun  Salären  f(^on 
gefiorbener  ©emal^lin  ju  ermeifen  unb  feinem  §errn  fo  bie  Verausgabe 
ber  SWitgift  ju  erfparen,  mar  vox  bem  ^erjoge  angeflagt  morben,  in 
ber  ©olnomer  §aibe  einen  reifenben  ^aufman  geworfen  unb  beraubt 
JU  l^aben;  nur  auf  bie  gürbitte  angefel^ener  ©efd^led^tögenoffen  entging 
er  bem  Seil  unb  burfte  fid^  mit  einer  ©elbbufee  löfen.  2luö  beö  §er= 
jogö  SDienft,  ber  i^m  wol^l  l^ierburd^  t)erleibet  ober  x)erfd^loffen  war, 
jog  er  fid^  auf  fein  ®ut  ®ufte  (im  33ublifcer  ämte  gelegen)  jurüdE; 
bodö  fein  böfer  SRuf  begleitete  il^n  aud^  bal^in,  eine  fein  SBermögen  über^ 
fteigenbe  3al^lung  von  3000  r^einifd^en  ©ulben,  bie  er  bem  Sifd^of 
3Kartin  für  ©d^lofe  unb  ©täbtleiu  Sublife  in  einer  grift  leiftete,  hxai^h 
i\)n  bei  biefem  unb  beim  ©olberger  9latl^  in  ben  Sßerbac^t,  bafe  er  auö 
bem  ®elbe  aud^  ßolberger  vox  furjer  3eit  auf  offener  ©tra^e  beraubter 


—    267    — 

Äauflcute  fein  ®ut  beja^lt  l^abe.  Ueberbic§  l^atte  il^n  in  bcrfctten  3cit 
(1512)  ein  t)on  ben  ßolbergern  geri(3^teter  ©IraBenräuber,  §einri(^  von 
aBebelfläbt,  in  feinem  Sefenntnijs  alö  3Witfd^ulbi9en  genannt. 

©d^on  bie  SRüdfid^t  auf  baö  9Bo^l  ber  ©tabt  ntufete  bem  Statte 
eine  Stiebfeber  fein,  ben  ©törern  beö  friebli(^en  SSerfel^rö  auf  ber  offe^ 
nen  ©tra^e  if)x  ^anbwerf  ju  legen;  baju  nal^m  and)  nod^  93if(ä^of 
aRartin  feine  §ülfe  für  biefen  Sweö  in  Slnfprud^  unb  jeigte  fo,  wenn  er 
il^m  axiä)  ni(^t  baö  t)on  Senebict  i^m  übertragene  Siedet  beftätigt  l^atte, 
baj3  er  ju  ber  Äraft  beö  ftäbtif(3^en  ©emeinroefenö  mel^r  SSertrauen  l^tte, 
als  JU  feinen  eigenen  SWitteln.  ©elbft  S3ogi§lat)  X  beburfte  ßolbergö 
§ülfe,  um  feine  auf  feinen  SReifen  neu  gewonnenen  aSorftettungen  von 
bem  Umfange  ber  f ürftUd^en  ©ewalt  im  eigenen  Sanbe  ju  t)errr)irHid^en : 
er  t)erftattete  1508  ^')  bem  3lat^,  aWiffetljäter  unb  ©trafeenräuber  in  feinem 
eigenen  Sanbe  ju  greifen,  nur  follten  fie  il^n,  el^e  fie  biefelben  richteten,  ba- 
von  in  Äenntnijs  fefcen  unb  nad^  feinem  Statine  nerfa^ren.  ©o  glaubte  ber 
SRatl^  in  feinem  Sfiec^t  ju  fein,  alö  er  im  @int)erftänbnife  mit  bem  ^U 
f(^of  auf  Soben  fal^nben  unb  ben  t)erbä(^tigen  SDiann  auf  bem  ©anj- 
fruge  ju)ifd^en  ßörlin  unb  ©öölin  mit  feinem  SDiener  SWeimar  diawe 
burd^  bie  3?atl^mannen  §anö  ©i^lief  unb  ©aöpar  2af(^enma(^er  greifen 

liefe.  — 

aWan  fann  bem  SRatl^e  nxä)t  ben  SSorwurf  mai^en,  übereilt  ge^ 
Ijanbelt  ju  l^aben;  er  [teilte  ©imon  Sobe  vox  ©erid^t  im  ©inoer^^ 
ftänbnife  mit  bem  Sifd^ofe  unb  mit  S3eiftimmung  beö  §erjogß,  ber  auf 
bie  9Wittl^eilung  von  ber  aSer^aftung  an  ben  aSürgermeifter  §an§  §o]^en^ 
l^aufen  bie  fd^riftlid^e  Sluffoiberung  erlaffen  l^atte,  ben  befangenen  ju 
»erhören  unb  fein  ©eftänbnife  eiujufenben,  bamit  if)m  fein  SRe(^t  ge- 
^ä)äf)e.  3m  peiulid^en  SJerljör  be!eunt  ©imon^^),  mit  t)ier  ©ebrübern 
V.  3aftrott)  unb  §anö  Sunt  bei  Siotl^enfiere  (mol^l  bei  SRummelöburg  an 
ber  ©olberger  §anbel§ftrafee  naä)  ^oUn  gelegen,  jefet  ^iotbenfliefe  ge^ 
nannt)  einen  Kaufmann  geplünbert  unb  alö  feinen  Säntl)eil  eilt  ©ttidf 
grünen  Sud^eö  erlialten  ju  ^laben.  SReimar  SRaroe  befennt  >,o]^ne  grofee 
^^Jein"  feine  Set^eitigung  an  ber  Beraubung  eines  SBagenö  mit  blauem 
2ud^  bei  ^^lietenife,  von  bem  er  als  befd^eibenen  3lntl^eil  einen  9iodE 
erl^alten  l^at ;  i^re  SRaubjüge  Iiaben  ficf)  nad^  feinem  weiteren  ©eftänbnife 
bis  nac^  5|JreuJ3en  erftredEt,  audf)  bie  ©lafenappö  finb  mit  ©imon  Sobe 
im  33unbe  geroefen.  SDie  ^^olter  l^atte  jmar  Soben  ni^t  ba§  ©eftänbnife 
erpreff eu  fönnen,  and)  bem  ©tifte  ©d^aben  jugefügt  ju  J^aben;  boc^ 
glaubte  ber  Siatl^  ben  gefäl^rlic^en  aRenfd^en  befeitigen  ju  muffen.    SDa§ 


:*- 


—    -268    — 

SJerpr  l^atte  am  30. 9?ot)ember  fiattöcfunbcn,  am  21.  ©eccmber  SCBenbs, 
alfo  erft  mä)  btei  SBod^en,  ol^ne  3n)eifel,  nat^bem  mit  bem  ^erjogc 
unb  mit  bem  Sifd^ofc  neue  Stüöfprac^e  fiattgcfunben  l^atte,  würben  betbe 
il^rer  g^effeln  entlebigt  unb  mieber  t)or  baö  ©ericS^t  gefül^rt,  beibe  mteber^ 
l^olten  frei  bie  S3e!enntniffe  beö  peinlid^en  a?erl^ör8,  ©imon  mit  ben 
SBorten:  ,^Wat/i  tk  ghedkan  hebbe^  is  een  Deel  al  rede  vorhoth^ 
wath  id  awers  nycht  vorboth  hebbe^  dath  mutli  id  nhu  mit  mynem 
Halsze  vorbothen}'  Unb  SReimar  SRawe  rief  feinem  §erm  ju :  0  Simon^ 
Simon,  diszes  Dodes  magh  td  iw  zere  dancken^  ghy  kebbenn  my 
darto  gebracht^  id  zede  idt  vakenn  (oft),  id  wurde  imns  zo  ghan, 
men  ghy  wollenn  nycht  hörenn}'  33eibe  mürben  benn  t)erurt]^eilt 
unb  mit  bem  ©c^merte  gerichtet 

S)er  9?af^  l^at  fpäter,  burd^  ben  maiä^fenben  UnmiHen  ber  ©emeinbe 
gebrängt,  (xw^  nod^  bie  3luöfagen  eineö  Sacob  ©tarfom  t)on  bem  6öS:: 
liner  JRatl^  ju  ?Protofoff  nel^men  laffen^^);  fte  gemäl^ren  einen  ©inblirf 
in  baö  treiben  ber  SWaubritter  unb  laffen  au(^  ©imon  Sobeö  ©eftalt 
beutliiä^er  l^erüortreten.  ©tarfom  ift  nad^  feiner  9Iuöfage  al§  Heiner  Sunge 
ju  Soben  ge!ommen  unb  t)on  il^m  aufgewogen,  fpäter  l^at  er  bei  il^m 
ate  3l(Jerfnec^t  gebient.  ®ufi  ift  bie  §erberge  vieler  Derbäd^tiger  ©e? 
feilen  gewefen,  bo(^  l(mxK  er  nic^t  bejeugen,  bafe  ©imon  bei  einem  ber 
brei  großen  Ueberfälle,  t)on  benen  er  erjäl^lt,  felbfl  betl^eiligt  gemefen 
ift ;  berfelbe  ift  gemöl^nlii^  einen  l^alben  S!ag  frül^er,  als  feine  ©enoffen, 
fortgeritten  unb  ebenfo  miebergefommen.  9Wan  fielet  beutli<3^,  Sobe  läßt 
feine  Untl^aten  meift  buri^  3lnbere  auöfül^ren,  er  felbfi  l^ielt  fic^  t)or= 
fic^tig  jurüdf,  um  fi(^  nic^t  bloJB  äu  fteßen:  fo  erinnert  er  ^n  bie  §of= 
leute  3oa(ä^im^§  I.,  bie  am  S!age  el^rbar  bei  bem  g^ürfien  aufwarten, 
aber  SRad^tö  auf  ben  ©trajgen  ben  fal^renben  Kaufmann  auöplünbem. 
3lu(3^  §umor  tritt  nod^  in  bem  ^Treiben  ber  müften  SWänner  ju  S!age. 
SRaiä^  einem  Ueberfall,  mo  bie  SWäuber  außer  ©eibe,  Äraut,  %yx^,  foriel 
baares  ®elb  erbeutet  l^aben,  baß  fie  eö  fid^,  ol^ne  eß  ju  jäl^Ien,  in 
3Jlolben  jumeffen,  bringen  ©imon  Sobe  unb  ein  Saftrom  l^eimlid^  baö 
befte  ©tüiJ  3eug  bei  ©eite  unb  fd^affen  eö  in  Sobe'ö  §auß,  t)orgebenb, 
Säuern  l^ätten  eö  weggenommen.  Stber  bie  ©enoffen,  t)on  bem  Setruge 
unterrichtet,  gewinnen  il^nen  bur(^  eine  Sift  ben  "^^vlo  wieber  ^.  3n 
ber  folgenben  SRad^t  nämlid^  erfd^eint  einer  t)on  il^nen  üerfleibet,  baö 
©efid^t  burd^  ein  ©ieb  t)erbedEt,  einen  g^euerbranb  im  9Wunbe  anblafenb, 
t)or  §anö  Sobe'ö  g^enfter  unb  gel^t  wie  ein  böfer  ^yGhyst^^  ober  anbere 
^,Spokery^^  vox  bem  §aufe  auf  unb  nieber.    Sobe  glaubt  bm  ©eift 


—    269    — 

feiner  vov  Äurjem  geftorbenen  e?tau  ju  fel^^n,  unb  tüäl^renb  er  jittemb 
naä)  t^rem  Segel^r  fragt,  fc^leii^en  bie  ©pieJBgefeHen  Wo  §au§  unb 
ftel^ten  bie  geraubte  2Baare  wieber. 

SBenn  nun  ber  9latl^  glaubte,  bur(^  ein  unnad^fi(j^tige§  SBorgel^en 
bie  griebenöbrec^er  in  gurc^t  ju  fefeen,  fo  l^atte  er  fid^  fd^roer  getäufd^t. 
®r  üeranlafete  baburd^  nur  einen  um  fo  furd^tbareren  Sluöbrud^  ber 
3laub=  unb  gel;beluft.  ßangfam  weidet  in  3)eutfd^lanb  bie  altgermanifd^e 
Slutrac^e  bem  Siedet,  ©elbftfjülfe  erfd^eint  ia  gered)tfertigt,  wo  ber 
©egner  baö  SRed^t  t)ertt)eigert.  SDaö  x)em)eigerte  Sted^t  mad^t  ben  foge^ 
nannten  Äo^lfiaaö  ju  einem  Siäuber  unb  3Körber,  2lnton  ©olbbed  fagt 
feiner  SSaterftabt  ©teltin  unb  bann  aud^  ganj  Sommern  gelobe  an,  weil 
il^m  eine  von  einem  Soife  erl^altene  SfiBunbe  nid^t  genügenb  gebüßt  er^ 
f^eint,  unb  furj  t)or  bie[en  ®reigniffen  i^at  aJlatern  wegen  feineö  J^in^: 
gerichteten  Sruberö  einen  Slac^efrieg  gegen  SDanjig  geführt  ©o  tritt 
nun  geg'en  ßolberg  aU  ©imon  Sobe^ä  33luträd)er  beffen  33ruber  §enning 
auf,  unb  ba  bie  ©tabt  ben  3lbtrag,  bie  ® enugtl^uung  burd^  eine  ® elb:: 
bu^e,  üerweigert,  fo  fenbet  er  il^r  b^n  e?el^bebrief  ju. 

3lllerbing§  l^ielt  fid)  ein  guter  2^eil  beä  pommerfi^en  2lbelö  frei 
von  bem  93ufd)reitern)efen;  er  begriff,  bafe  ber  <B(^ni^,  unter  bem  ber 
aSerfel^r  ber  Äaufteute  gebie^,  au(^  il^m  ju  ®ute  fam,  ben  SBerti^  beö 
Sobenä  fteigerte  unb  il^m  bie  SDiöglid^feit  gab,  i^öl^ere  ©rträge  aus  feinen 
©ütern  ju  gewinnen;  bod^  ber  f leine  (Sbelmann,  ben  ber  3ins  von  ben 
wenigen  §ufen  feineö  Slntl^eilguteö  nid^t  auäreid^enb  nä^rt,  ber  ©eibe 
unb  ©pangen  für  grau  unb  Sod^ter,  Sud^  jum  2Bamö  für  fid^  unb 
feinen  Äned^t  lieber  mit  gewalttljätiger  §anb  bem  fal^renben  Kaufmann 
auf  ber  freien  ©tra^e  beö  3leid)ö  nimmt,  alä  bafe  er  fie  müi^fam  burd^ 
grö^nerarbeit  gewinnt,  mad^t  mit  SBergnügen  Sobe'ö  ©ad^e  jur  feinigen, 
ba  fie  i^m  überbieg  ©elegenl^eit  giebt,  an  ©olberg  SRad^e  ju  nel^mem 
"^znn  er  ^a^i  bie  ftolje  ©tabt,  bie  il^n  burd^  i^ren  SReid^tl^um  von  fid^ 
abhängig  mad^t,  bie  eö  fid^  erlaubt,  i^re  Süttel  auöjufenben,  um  i^m 
ober  feinen  §interfaffen  bie  §abe  abaupfänben,  wenn  fie  i^rem  ftäbti^ 
fd^en  ©laubiger  nid^t  geredet  werben,  bie  eö  fid^  l^erauönimmt,  ftren= 
gereö  ©erid^t  ju  l^alten,  alö  Sifd^of  unb  ^erjog,  bie  fc^on  3Kand^en 
feineögleid^en  ^at  in  ben  Sl^urm  werfen,  unb-  vov  bem  3Rü^lent^or, 
ober  auf  bem  i^ol^en  S3erge,  ober  mitten  auf  bem  SWarft  vovx  genfer 
burd^  ©d^wert  ober  Stab  i^at  rid^ten  laffen.  Unb  nnn  jirömen  fie  ju^ 
fammen  auö  Surgen  unb  SBadffiein^äufern  jum  erbitterten  Slad^efampf, 
unb  i^nen  fd^lie&en  fid^  an  atte,  wel^e  nod^  aus  früherer  Seit  einen 


—    270     — 

§atibel  mit  ber  Stabt  abjuma(^en  l&aben,  wie  au^cr  ben  ^Ibtcöl^agcn 
bie  ^a^Iaffö  in  aWed&entin,  bic  9Kefcrifee  in  9kfeutetöborf  ^^).  Senc 
l^aben  ben  Sob  eines  ©ol^neö  unb  Sruberä  ju  räd^en,  ben  bie  ßolber^ 
ger  gerid^tet  l^aben,  biefe  projeffiren  nod^  t)on  alter  3eit  wegen  Staub 
unb  SBranb,  ben  bie  ßotberger  gegen  il^ren  3?ater  vtxüht,  mit  benfelben 
bei  bem  römifd^en  ©tul^l;  bo(]^  mel^r  befriebigt  il^ren  ritterlichen  Sinn 
bie  ©enugtl^uung,  bie  fie  fi(^  ju  berfelben  Seit  burd)  baö  ©(^roert  ter- 
fd^affen.  2llle  biefe  ©egner  ber  ©tabt  t)ereinigen  fid^  jefet,  fie  überfallen 
bie  ßolberger  Äaufleute  auf  ben  ©trajsen,  fie  lauern  in  ben  SBälbern 
ber  ©tabt;  über  ben  ©ellnower  SBergfrieb  l^inauö  ftreifen  bie  fedfen 
©efeUen,  brennen  ©d^eunen  unb  SBorftäbte  nieber  unb  pod^en  bie 
ftäbtifi^en  3)örfer  ©rojg^Seftin  unb  ©emmerort)  unb  baö  ßopitelögut 
©eefelb  an^.  2lbte§l^agen  liege  mit  25  ^ferben  im  Sffialbe,  fd^reibt 
1515  ber  §erjog  an  bie  ßolberger,  fie  foBten  t)erfud^cn,  i^n  ju  be= 
ftridten.  ©tatt  beffen  beftriden  bie  aJJeferifee  jroei  angefeliene  3Wäiuier 
an^  ©olberg,  ben  SDefan  S)at)ib  S8raunf(^U)eig  unb  ben  9tat^mann  Se^ 
nebict  §olienl^aufen,  mit  ^^ferben  unb  SBagen,  ®olb  unb  Äleinobien 
unb  lajfen  fie  nur  gegen  fd^mereä  Söfegelb  roieber  frei.  S)er  aSifd^of 
fann  Safob  v.  Äleift  nid^t  im  Sefife  be§  dou  i^m  erfauften  SBublife 
f d^üfeen ;  Sobe  überfällt  biefen  unb  jwingt  iljn  jur  Sal^lung  eineö  fd^meren 
Söfegelbeö  unb  jur  SBet^id^tleiftung  auf  baö  Dermeintlid^e  ©gentium 
ber  Sobe'fd^en  gamilie.  33iö  1523  t;in  l^at  baö  Unwefen  feinen  l^öd^ften 
®rab  erreid^t;  bie  wilben  ©efetten  üben  einen  Serroriömuö  aus  aud^ 
über  il^re  frieblid^en  ©tanbeögenoffen.  äBer  nid^t  mit  il^nen  jiel^t,  ober 
i^nen  feine  Surg  nid^t  öffnet,  ift  i^r  ©egner.  Äarften  giüftorr)  wirb 
fein  ®ut  ftlanbin  auägepod^t,  unb  ^J^aul  d.  ^amedfe  unb  fein  ©ol^n 
Älauö  von  Äorbedl^agen,  bie  frieblid^  auf  il;ren  §ufen  fifeen  motten, 
werben  nad^  SBerübung  oon  rotten  ©ematttl^ätigfeiten  gefangen  unb  auf 
bie  „Olbenburg"  (angeblid^  bei  ^^aberborn  in  SEBeftpl^alen,  üermut^lid^ 
aber  in  Sommern  gelegen  f.  ©.  188)  gebrad^t,  oon  mo  fie  nur  gegen 
baö  aSerfpred^en  ber  3a^lung  eines  Söfegelbeö  entlaffen  werben. 

2)er  ©olberger  diai^  ift  in  großer  SSerlegenl^eit,  bie  geinbe  finb 
f(^wer  ju  faffen,  eö  ift  ein  Äampf  wie  mit  böfen  2)ämonen,  bie  Bürger 
finb  nur  nod^  fidler  l^inter  ben  feften  3Kauem  ßolbergö.  Siöweilen  ge- 
lingt eö  bem  SRatl^,  eines  ©egnerä  l^abl^aft  ju  werben,  —  baö  bejeugen 
bie  Urfel^be=35riefe  aus  biefer  3eit,  j.  33.  oon  §anß  ^ajrlaff,  ber  in 
ben  SBerbad^t  gekommen  ift,  bie  3fiäuber  bei  i^rem  ^lünberungöjuge 
gegen  ©emmerow  unb  ©eefelb  auf  feinem  Äal^n  über  bie  ^erfante  ge^ 


—    271     — 

fcfet  ju  l^abcn  —  bo^  ni^t  immer  treffen  fie  in  i^rem  l^aftigen  3us 
greifen  bie  redeten.  9ln  ber  ,,fulen  ober  nigen  SSrügg"  (Sßeubrüd)  war 
ein  3lnfaII  auf  ßolberger  Äaufleiite  gefd^el^en,  bie  Äämmerer  Slnbreaö  v. 
^uttfamer  unb  2Inton  v.  Srödfer  t)erfolgen  bie  ©d^noppl^äl^ne  fogleid^ 
mit  Sieifigen,  in  Äölpin  treffen  fie  bie  ©ebrüber  JDtto  unb  §an&  »ord^O 
unb  fül^ren  fie,  atif  baö  3eugnt§  ber  ©eplünberten  l^in,  weld^e  $ferbe 
unb  SEBaffen  ber  5läuber  lieber  erfennen  woHen,  gefangen  nac^  ©olberg ; 
hoi)  !önnen  bie  93ordfen  ben  SZad^roeiö  filieren,  bag  fie  jur  3eit  beö  Sln^ 
fattö  an  einem  anberen  Orte  geroefen  finb.  ®ö  entfielet  barauÄ  ein 
langer  rerbriefelid^er  §anbel  für  bie  ©tabt,  ber  erft  na^  einem  tergeb- 
lid^en  Sßerföfinungöüerfud^e  jn  dö^tlin  bnx6)  SBogiölat)'^  SSermittetung 
mit  einer  Slbbitte  von  Seiten  ßolbergö  in  Stettin  enbet. 

2lu(äö  baö  5Berfal^ren  beö  5Rat^ö  gegen  bie  Äamede'ö  fd^eint  nur 
bie  3al^l  feiner  ©egner  t)ermel^rt  ju  l^aben.  S)iefe,  roeld^e  fid^  burd^ 
i(;re  ritterlid^e  6l;re  gebunben  glaubten,  baö  ben  diHnUtn  jugefid&erte 
fiöfegelb  ju  erlegen,  l)ielten  fid^  in  ©reifenberg  auf,  um  bie  fd^roere 
©umme  aufjubringen  ''^).  S)ie  ßolberger  aber  fonnten  in  ber  ©elbjol^^ 
lung  nur  eine  SBerftärfung  il^rer  ©egner  feigen,  fie  wujsten  ben  ßonflict 
jroifd^en  ber  ritterüd^en  ®t)re  imb  bem  SBBo^le  i^rer  ©tabt  nid^t  anberö 
in  löfen,  atö  ba)3  fie  im  eint)erftänbnife  mit  bem  Sifd^ofe  unb  gürgen 
t).  Äamedfe  jene  burd^  jmei  SRatfimannen  aufgeben  unb  nad^  ©olberg  in 
ben  Sl^urm  bringen  liejgen.  2)er  alte  ^aroel  Äamedfe  ftarb  bort  menfd^Hd^ 
bel^anbelt  nad^  ©mpfang  beö  ©acramentö  im  §aufe  beö  Äämmererö 
eben,  ber  ©o^n  mürbe  1521  gegen  Urfel^be  freigetaffen,  nur  um  fo- 
gleid^  feinem  gegebenen  SÖBorte  treu  baö  Söfegelb  ju  erlegen.  3)ie  Se^^ 
fd^ro^rben  ber  3ünfte  oon  1524,  bie  bem  Matl^  aud^  baö  SSerfal^ren 
gegen  bie  Äamedfe'ö  jum  SBormurf  mad^en,  bemeifen,  bafe  aud^  l^ierauö 
ber  ©tabt  SSerlegeni^eiten  erroad^fen  finb,  oieHeid^t  von  ©eiten  ber  jal^t 
reid^en  g^reuni))d^aft  ber  gamilie.  S)od^  finben  fici^  barüber  feine  naiveren 
3lngaben. 

©tofe  auf  ©to&  l^at  baö  2lnfe]^n  beö  SRat^ö  erlitten;  3n)ietrad^t 
liemmt  i^n  im  ein^ieitlid^en  §anbeln,  bem  SSol^lftanbe  ber  ©tabt  finb 
fd^were  SEBunben  gefd^lagen,  fie  l^at  einen  ©d^aben  von  vkUn  taufenb 
©ulben  erlitten,  bie  ©d^ulb  aber  oon  allem  Unheil  wirb  bem  SRatl^ 
qufgebürbet.  ©in  gefä^rlid^er  örennftoff  fammelt  fid^  gegen  il^n  in  ber 
SBürgerfd^aft.  ©ö  bebarf  nur  beö  jünbenben  gunfenö,  um  i^n  in  l^etten 
flammen  auffi^lagen  ju  laffen. 

eö  ift  bie  Seit  ber  Sieformotion,    SDie  gewaltige  ^Bewegung  will 


_    272     — 

m(^t  nur  bie  ^J^ffeln  beö  äufeerlid^  geworbenen  Ätrd^entl^umö  Sprengen, 
fie  bebrol^t  auä)  ben  ©taat  mit  un^eifoollem  Umfturj.  %u6)  in  bm 
§anjeftäbten  ift  mit  bem  Singriff  auf  bie  alte  ^ird^e  ein  gefd^loffener 
2lnfturm  ber  3ünfte  gegen  ben  diaü)  mxbnnbm.  3n  ßübed,  ©tralfunb, 
®reifött)alb,  ©tettin  biö  mä)  SDanjig  mU  ber  §anbn)erfer  bie  ©tabt= 
i)erfaffung  bemofratifdti  utngeftalten,  fid^  felbft  auf  ben  Slat^öftul^l  brän=: 
gen.  2)a  fliegt  ein  gunfe  von  biefem  allgemeinen  33ranbe  aud^  nai^ 
©olberg  unb  entjünbet  ben  2lufftanb. 

SDod^  liat  biefer  einen  wefentlii^  üerfd^iebenen  ß^arafter  von  bem 
ber  übrigen  ©täbte:  er  ift  rein  polilifd^er  Jlatur,  baö  alte  Äird^entl^um 
bleibt  l)ier  vox  ber  §anb  nod^  unerfd^üttert.  Sa  eö  fd^eint,  alö  mottle 
in  ©olberg  bie  Snbrunft  t)ergangener  Seiten  no^  einmal  aufleben,  ©ie 
läfet  fid^  unter  anbern  in  ber  furj  vox  1527  gegrünbeten  2l!en^®efett= 
fd^aft^^)  erfennen,  einer  frommen  Srüberfd^aft,  meldte  für  baö  ©eelen? 
^eil  ber  SDHtbrüber  SBattfal^rten  na(^  2la(^en  mad^en  liefe,  gür  ä^n^ 
lid^e  Steifen  festen  bie  Seftamente  biefer  Seit  noä)  immerfort  Segate 
au§,  nod^  1527  l^at  Safob  ^epbemann^^)  in  feinem  lefetenSBitten  eine 
SBattfai^rt  naö)  ßompoftetta  angeorbnet,  unb  ber  von  ben  SSermanbten 
als  ©^ieböri^ter  angerufene  Statl^  meift  bie  ^^flid^t,  bie  2Battf al^rt  ju 
machen,  bem  jiüngften  ©o^ne  ju,  menn  er  erma^fen  märe,  greilid^ 
mirb  bie  balb  in  ßolberg  eingefül^rte  Sieformation  ben  Süngling  unb 
feine  SBermanbten  ju  ber  erfenntnife  gebrad^t  liaben,  bafe  ®ott  ßolberg 
ebenfo  nal^e  fei,  alö  ßompoftetta,  roie  au(^  bie  3lfens:@efettfd^aft  1528 
JU  bem  t)erftänbigen  ©ntfi^lufe  fam,  baö  gefammelte  ®elb  lieber  ju  bem 
3lnfauf  eineö  ©ebäubeö  für  bie  ©ied^enanftalt  an  bem  aJiönd^ent'pore 
ju  t)em)enben.  ©o  ift  eö  ertlärlid^,  bafe,  mäi^renb  anberömo  ber  ©türm 
gegen  baö  Äird^ent^um  begonnen  l^at,  bie  ©eroerle  in  ßolberg  in  i^rem 
2lufftanbe  in  engfter  SSerbinbung  mit  bem  Stepräf entanten  ber  geiftlid^en 
©eroalt,  mit  bem  Sifd^ofe,  fielen,  unb  bafe  ber  güi^rer  berfelben, 
ber  bifc^öflid^e  SRid^tt)ogt  in  ©olberg,  Sa^ob  Sctöper  geketten  de 
Adebar  ^^),  ift 

®|irgeijiger  S^atenbrang  unb  milbe  ßeibenfd^aftlid^feit  fd^einen 
©rbeigenf^aften  ber  Slbebarö  gewefen  jU  fein.  S)aö  jeigt  aud^  bie  fpd- 
tere  ®efd^i^te  ber  gamilie.  S)en  ©ö^nen  §an§  3lbebarß  II.,  Sürger- 
meifterö  von  ßolberg,  mürbe  eö  ju  eng  auf  ber  ererbten  §ufe,  fie  be^ 
friebigten  im  S)ienft  frember  gürften  i^re  ßuft  ju  3lbenteuern,  ßubmig 
fiel  in  Ungarn,  ©imon  unb  ©aßper  fämpften  in  granfreid^,  Ungarn 
unb  ben  3Ueberlanben,  unb  no4)  in  fpätereu  Sebeuäia^ren,  aU  fie  mieber 


—    2?3    — 

auf  tl^rer  §ufe  in  Sufforo  fafeen,  flammte  bic  angeftammte  Setbenfd^aft:^ 
lid^Jett  bcr  Srüber  im  wilben  §afe  gegen  einanber  auf,  faum  uerJ^in- 
berte  ©immern  burc^  fein  SDajmifd^entreten  einen  Srubermorb*).  ^nä) 
Safob'ö  aSater  wirb  als  ein  harter,  heftiger  aWann  gefd^ilbert.  Safob 
felbft  l^atte  fid^  bem  Äriegöl^anbmerf  gewibmet  unb  fid^  t)iel  aujser 
Sanbeö  t)erfu(^t,  beim  §erjog  Sogiölat)  unb  bem  2lbel  beö  Sanbeö  war 
er  beöl^alb  mol^l  gelitten,  baju  ein  Siebling  beö  SBifi^ofö  (Sraömuö  von 
3Kanteuffel,  ber  1522  auf  aWartin  gefolgt  war,  Hauptmann  unb  Slatl^ 
beffelben  würbe  er  t)on  il^m  ium  bifd^öflii^en  3flid)tt)ogt  beß  Untergeri(^t§ 
in  ßolberg  eniannt  S^fob'ä  SBater,  §ans  3lbebar,  l^atte  bie  ©d^lieffen 
feäftig  niebergel^alten ;  als  il^n  aber  eine  ^eft,  bie  1506  unb  1507  in 
ßolberg  mütl^ete,  fortgerafft  l^atte,  würbe  feine  g^amilie  burd^  jene  weit 
überflügelt.  Slbgefel^en  baoon,  bajs  ein  9Jlitglieb  beö  ©efd^led^tö  ber 
©(^lieffen  S)oml^err  in  ßolberg  unb  bann  3lbt  von  Selbudf,  ein  anberer 
^ropft  am  Sungfrauenflofter  war,  l^atten  fie  20  Saläre  lang  3  diati)^^ 
ftül^le  inne,  wäl)renb  bie3lbebarö  erft  wieber  feit  1512  burd^  ein,  nod^ 
baju  unbebeutenbeö  aJlitglieb,  ßaöpar  Slbebar,  vertreten  würben.  35er 
Sämmerer  ßorenj  ©dilief  war  ber  bebeutenbfte  beö  gegenüberftel^enben 
©efd^ledjtö  unb  bei  bem  l^ol^en  Sllter  ber  brei  Sürgermeifter  ber  eigent^ 
lid^e  Seiter  ber  ©tabt.  ©eit  1509  erfd^eint  3a!ob  Slbebar  mel;rmalß 
in  Urfunben  als  in  ber  ©tabt  auf  äffiger  Bürger,  feine  triegerifd^en 
Saaten  fallen  alfo  wo^l  in  eine  frül^ere  Seit.  Offenbar  befämpft  er 
ben  ®influj3  ber  ©d^lieffen;  benn  wieberl^olt  finben  wir  il^n  in  biefer 
Seit  auf  ber  ©eite  i^rer  ©egner,  befonberft  beö  §auptgegnerö  berfelben, 
feines  ©d^wiegeroaterä  Henning  Änubbeö. 

@r  muB  fd)on  über  bie  3Rittogöp^e  beö  Sebenö  ^inauö  gewefen 
fein,  alö  bie  fteigenbe  ©ä^rung  ber  SBürgerfd^aft,  bie  fd^on  im  3al)re 
1523  ben  diati)  ju  einem  3fled^tfertigung§t)erfud)  in  ber  Sobe'fd^en  ©ad^e 
gebrängt  l^atte,  ben  wilben  ^lan  in  il^m  reifen  liejg,  mit  §ülfe  ber 
©ewerfe  bie  ©egner  feine§  ©efd^led^tö  ju  ftüi^en  unb  fid^  felber  auf 
ben  Statl^ftul^t  ju  fd^wingen:  —  ber  lefctere  baö  gewöl^nlid^e  Siel  beö 
(gl^rgeijeö  ber  aSolfefül^rer  in  ben  inneren  kämpfen  ber  beutfd^en  ©täbte  — 
eö  ift  bejeidinenb  für  bie  ßolberger  Suftänbe,  bajg  bie  an  langen  ©e^ 
l^orfam  gewöl;nte  33ürgerfd^aft  eines  gül^rerö  bebarf,  ber  burd^  ©eburt 
unb  SebenöfteHung  ben  ©egnern  angel^ört.  —  Slm  5.  ©eptember  beginnt 


*)  1740  \iaxh,  aU  lejtcr  feines  ©efdölcd^t«,  bcr  ßlcutcnont  (Saöpar  o.  SIbcbar 
5U  ©targarb  im  3ii4itt)aufc,  voo  er  auf  ä3etriib  feiner  2Äutter  20  3a§rc  gefejfcn  l^atte. 


—    276    — 

ben  augenblicflidien  5PortI)eil  beftinnnt  wirb,  irnb  bie  für  bte  tiefer  Ite^ 
genben  Sntereffen  ber  ©tabt  fein  aSerfiänbni^  l^aben. 

(Sine  gröJBere  3af)l  ber  Sefi^werben  betrifft  bie  §auptübelftänbe 
ber  ftäbtifd^en  SSerwaltung,  bie  felbftfüd^tige  2lu§beiitung  beö  ©tabtt)er= 
mögenö,  befonberö  beß  ©tabtroalbes  jum  SBortl^eil  ber  ©üljDerraanbten, 
ungere(^te  aSertl^eilung  ber  öffentUd^en  Saften.  3)ie  ©eroerfe  forbem 
einfielt  in  bie  Privilegien  ber  ©ülje,  ©eftattung  ber  ®inful^r  fremben, 
groben,  jum  ©aljen  beö  SDorfdieä  unb  §eringö  beffer  geeigneten  ©aljeö, 
baö  diti)t  freier  Senu^ung  ber  Safe  auf  bem  Sittenberge  für  3ltte,  bie 
unter  bem  diatf)t  ftefien,  avi^  t)erlangen  fie  beffere  ©orge  für  ben  §afen. 

3lud&  bas  aSerl^ältnife  ber  ©tabt  ju  bem  geiftUd^en  ©erid^t,  jum 
bif(f)öfli(^en  jDfficial,  jiel^en  fie  in  ben  Äreiö  il^rer  gorberungen.  ©ie 
wotten  mit  ber  ©eiftUd^feit  in  ©inigfeit  unb  greunbfd^aft  leben,  aber 
trofe  be§  einDerftänbniffeß  mit  bem  Sifd^ofe  biefem  fein  ftäbtif($eö  9ted^t 
preisgeben,  ber  JDfflcial  fott  nur  bie  Sürger  iannen/  roeld^e  il^m  t)on 
bem  raettlid^en  3K(^ter  äberlaf[en  finb. 

©ie  befd^weren  fi(^  ferner  über  bie  5ßergen)altigungen  hnxS)  bie 
©efi^Ied^ter.  ©ie  motten  bie  2luöf(^reitungen  ber  übermütl^igen  Sugenb 
nid^t  länger  butben,  unb  ift  ber  SRatl^  nid^t  ftarf  genug,  biefelben  ju 
oer^inbern,  fo  werben  bie  Sld^t  unb  SBierjig  ber  ©emeinbe  ©(^ufe  ge:= 
lüül^ren. 

2)ie  mid^tigften  Slrtifel  finb  bie,  metd^e  baö  S5erf)ältnife  ber  2ld^t 
unb  SlJierjig  jum  diatf)  bel;anbeln.  3«  ©egenmart  oon  jmei  93eififeern 
ber  ©emeinbe  fott  berfelbe  oon  5Dlüf)len,  Dörfern,  Slmtleuten,  furj  oon 
ber  ganjen  SBermaltung  9le(^enfd^aft  ablegen;  er  fott  bie2ld^t  unb  SBier- 
jig  neben  fii^  anerfennen,  ol^ne  i^re  Seiftimmung  nid^tö  unternel^men, 
nur  maö  beibe  befd^liefeen,  fott  ©ültigfeit  l)aben;  ftirbt  einer  auö  ber 
3al^l  berfelben,  fo  fott  bie  ©emeinbe  einen  ©rfafcmann  fiefen.  3llö  SBer- 
famm(ung§ort  forbem  fie  baß  „Älod^auß"  bei  bem  alten  Älofter  —  feit 
jr)05  mol^nen  bie  Sungfrauen  mieber  in  älltftabt  —  ober  eine  leer 
fteljenbe  35urfe  mit  bem  Siedet,  öier  unb  Sanbmein  ju  fd^enfen. 

2)er  3tatl^  wittigte  in  eine  gro^e  3a^l  ber  gorberungen,  fträubte 
fid)  aber  befonberö  gegen  bie,  meldte  il;n  unter  bie  C>errfd^aft  ber  ©e^ 
werfe  bringen  mußten,  gegen  ben  bauernben  Seftanb  ber  3ld^t  unb 
SlUerjig  unb  gegen  bie  neue  Srinfftube.  6s  würbe  \i)m  \6)on  genug 
räfonnirt  auf  ben  jal^lreid^en  SSurfen,  ben  3(mtßl^äufern  ber  ©ewerfe; 
benn  bort  eben  waren  bei  ßolberger  öiec  unb  l^eifeem  ©ewürjwein  bie 
böfen  ^läne  gegen  ben  diaü)  gefd^miebet  worben,    Snbeffen  er  war 


—    277    — 

\mä)tlo%.  ©eine  militärifdfie  ©tüfee,  bie  berüaffncten  Sünfte,  l^atten 
il^rc  §cllcbarben  gegen  il^n  gerid^tet;  blieben  bie  ©egner  einig,  fo  mn^te 
er  ol^ne  Sweifet  balb  baö  SDJitregintent  ber  ^anbroerfer  anerkennen. 

9lber  bie  ©inigfeit  berfelben  war  fd^on  in  ber  9luflöfung  begriffen. 

2lfe  ein  ©treit  jtüifd^en  §enning  35obe,  bem  2lnl^änger  3lbebar'§, 
unb  aWi(ä^el  ©d^Iief  jur  SSerwunbung  beö  erfteren  gefül^rt  l^atte,  liefe 
Slbebar  ben  Jfjäter  im  6int)erftänbnife  mit  feinem  ©(]^tt)ager,  bem  ^üx- 
germeifter  SSobbefer,  in'ö  ©efängnig  werfen.  Sroax  proteftirte  bie  Partei 
ber  ©(^lieffen  gegen  ba§  gefefelofe  SBerfal^ren,  einen  33ürger  of)m  ©in* 
miHigung  beö  SRatl^ö  ju  t)erl(iaften;  hoä)  aibebar'ö  ©eraalt  mar  fo  groß, 
bafe  ©d^lief  bis  jum  geri(^tli(^en  9luätrage  auö  ber  ©tabt  meii^en 
mufete.  3)afe  3lbebar  feine  ©teHung  benufete,  um  bie  ©d^lieffen  ju 
bemütl^igen,  mürbe  ifim  t)on  ber  ©emeinbe  f(^merli($  t)erargt;  aber  felbft 
©lieber  berfelben  mußten  feine  §ärte  unb  ©igenmäd^tigfeit  empfinben; 
fein  leibenfd^aftlid^eö  Süerfal^ren  gegen  ©injelne,  j.  35.  bie  SSerfolgung 
eineö  SBeffel,  ber  leid^tfertig  über  Slbebar'ö  ©attin  gefprod^en  l^atte, 
manbte  bie  ©emeinbe  von  il^m  ab  unb  ermedEte  in  ben  §erjen  ber  mifes 
trauifd^en  §anbmerfer  ben  2lrgmol^n,  bafe  ber  ©efd^led^termann  nid^t 
beffer  fei,  alö  feine  ©enoffen,  unb  fie  bod^  nur  benufet  i^abe,  um  fid^ 
auf  il^ren  ©d^ultern  in  ben  diaü)  tragen  ju  laffen. 

©röfeere  ©efal^r  jebod^  bereitete  il^m  feine  S5oppelfteDung  jur 
©tabt  unb  jum  33ifd^ofe,  unb  ein  SlKifegriff  nad^  biefer  ©eite  l^in  gab 
feinen  ©egnern  bie  gefäl^rlid^fte  SBaffe  ju  feinem  SSerberben  in  bie 
§anb. 

3)a§  SBergered^t,  feit  unbenflii^en  Seiten  von  ber  ©tabt  längö 
il^reö  ©tranbeö  geübt,  mar  il)x  von  bem  SBifd^of  Senebict  1488  auö:= 
brüdflid^  beftätigt  morben,  fein  ©ut,  baö  an  ben  ßolberger  ©tranb 
fd)lüge,  foHe  von  bifd^öflid^en  Beamten  angetaftet  merben.  3?od^  1523*0 
l^atte  bie  ©tabt,  ungeftört  t)om  SBifd^ofe,  i^r  Siedet  an  einem  oerun- 
glüdEten  SRoftodEer  ©d^iff  geübt.  2llö  nun  bie  SDecemberftürme  beö  Saures 
1524  ein  ©d^iff  mit  dolberger  unb  SDänifd^en  ©ütern  bei  ©ol^renbom 
an  ben  ©tranb  warfen,  erlaubte  fid^  beö  S3ifd^ofö  2lmtmann  t)om  Saft, 
bie  ©üter  ju  bergen  unb  fid^  ben  SSergelol^n  anjueignen,  unb  9lbebar,  beö 
Sifdtiofö  5Hd^tt)ogt,  liefe  baö  ©ut,  üietteid^t  auö  Unfenntnife  ber  ftäbti^ 
fd^en  Privilegien,  nai^  ßörlin  jum  33ifd^ofe  fd^affen. 

§Mte  aud^  bie  ©emeinbe  im  Äampf  mit  bem  SRat^  bie  §ülfe 
be§  S3ifd^of§  nid^t  t)erf(^mäl^t,  fo  l^atte  fie  ioä)  fd^on  frül^er  gejeigt,  bafe 
fie  nid^t  SJBiHenö  war,  bemfelben  irgenb  ein  ftäbtifd^eö  ^^ä)t  ju  opfern, 


—    278    — 

3cfet  gab  fie  bcn  einflüftcrungcn  bcr  ©egncr  Slbcbaf  §  ®epr,  unb  bic 
fiö^on  crfaltctc  Bimeigung  ücrwanbelte  fid)  in  erbitterten  §aJ3  gegen  ben 
SWann,  ber,  ftatt  bie  SReiä^te  ber  ©tabt  ju  f(3^üfeen,  fte  barum  bringen 
TOoIIe.    S)ie  ©enteinbe  näl^erte  ft(3^  lieber  bem  alten  SRatl^e.    3n  fpät 
erfannte  Slbebar  feinen  3Ri§griff,  er  eilte  nac^  Eörlin  nnb  beftimnttc 
hmä)  feinen  perf8nli(^en  ©inffuß  ben  aSifc^of  jn  bem  SOerfprec^en,  bie 
®üter  l^eranögeben  ju  woBen.    3ur  Safel  ba  bel^alten,  feierte  er  erft  in 
flnfterer  ?Haä)t  r\aö)  Eolberg  jurüdf.    3njn)if(]^en  war  fein  Untergang 
vorbereitet.    2lm  nä$fien  SRorgen  —  es  roax  ber  28.  ober  29.  2)eceni5 
ber  —  würbe  er  anf  §  Statl^^uö  entboten,  um  über  feine  SReife  2luös 
fünft  JU  geben.    S)er  befriebigenbe  ©rfolg  levaiihte  feine  ©egner  eines 
guten  SSormanbes,  fie  beburf ten  eines  anberen  §ebels ;  als  er  baS  SRatl^^ 
l^aus  rerlaffen  mollte,  mürbe  er  erfu($t,  bei  beoorftel^enben  aSerl^anb^ 
lungen  mit  Sürgern  jugegen  ju  bleiben.    3Kan  l^atte  auf  feine  Seiben- 
f(ä^aftlid^feit  gered^net,  als  man  ben  oben  genannten  SBeffel  unerwartet 
in  bie  Statl^sfiube  treten  liefe.    35er  3lnblid  bes  nerl^afeten  äWannes  ver- 
femte il^n  in  fol(^en  3orn,  bafe  er  beffen  fofortige  aSerl^aftung  verlangte. 
3)a  flürjte  ber  in  g^urc^t  gefegte  SSürger  vom  Siatljl^aufe  fort  in  bie 
©tabt,  ber  alte  un]^eimli(^e,  vieffei(^t  aus  bem  beutf(ä^en  ^eibentl^um 
flammenbe  Sarmruf  bas  „Sobute"  erfc^oH  jum  Älange  bei:  ©turmglode 
bur(ä^  bie  ©tragen  ßolbergs  unb  entbot  bie  33ürger  aus  ben  Käufern. 
®egen  baS  SRatl^l^aus  [türmte  bie  mütl^enbe  SKaffe,  nid)t,  um,  mie  vor 
brei  aWonaten,  ben  SRatl^  jur  SRei^^enfci^aft  ju  jie^en,  fonbem  um  ben 
Sob  bes  vermeintli(]^en  ungetreuen  SBerrätl^ers  an  ber  <Sai)e  ber  ©tabt 
unb  bes  gemeinen  SWannes  ju  forbern.    ©o  ermünfi^t  bem  Statine  bie 
§ülfe  ber  a3ürgerf(^aft  mar,  fo  erfd^raf  er  bo(^  vor  bem  milben  2lus= 
brud^  bes  §affes,  ber  il^m  bas  §eft  aus  ber  §anb  ju  nel^men  brolite, 
unb  liefe  bie  Sl^üren  bes  3flatl^l^aufes  f(^liefeen.    SKber  bie  Bürger  er- 
zwangen hnxä)  änbrol^ung  gemaltfamer  ©rbred^ung  bie  jDeffnung.    S)ie 
Unmünbigen  waren  f(^on  jum  altgewolmten  ©el^orfam  gegen  bie  ]^err= 
fd^enben  ©efd^led^ter  jurüdfgefel^rt,  fie  l^atten  §einrid^  Sargafe,  einen 
©egner  Stbebar^s,  von  biefem  verfeftet,  ©lieb  einer  angefel^enen  ^atricier^ 
familie,  fpäter  felbfl  Sürgermeifter,  ju  il^rem  ©pred^er  ernannt.    9luf 
bie  g^orberung  biefes  mufetc  3lbebar  f(^wören,  fid^   in  feinem  §aufe 
l^alten  ju  wollen,  bis  Slatl^  unb  Sürgerf(^aft  über  il^n  93efd)lufe  gefafet 
l^ätten.    9JHt  il^m  erl^ielten  no(^  a6)t  3lnl)änger  biefelbe  SBeifung.    ©eine 
zweimalige  SBeigerung,  bas  ©iegel  ber  3l(^t  unb  3Sier}ig  unb  wid^- 
tige  Urfunben  auszuliefern,  unb  ausgeftofeene  ^rol^worte  bef(^leunigten 


—    279    — 

fein  ©^i(!fal.  ßbwol^l  Slbebat'S  gtcuttbfi^aft  qii§  bem  ?RQtl^e  entfernt 
war,  fo  brang  ioä)  baö  ©erüd^t  tnon  bem  blutigen  SPorl^aftcn  aus  bem 
SRtttl^öfaale  in  bie  ©labt;  Eilboten  ffogen  naä^  6Min,  um  ben  S3if<^of 
t)on  ber  ©efol^r  feineö  SBogteö  ju  unterrichten.  5n  a?orau«ft(^t  beffen 
lieJB  ber  3iaif)  bie  STI^ore  fd^Iiefeen  unb  fanbte  bie  Wiener,  um  SIbebar 
auf«  aiatl^l^auö  ju  forbem  ober,  im  %cSl  ber  SEBeigerung,  bortl^in  ju 
fd^teppen.  obgleich  von  g^reunben  gemamt,  l^otte  biefer  pd^  bur(^  fein 
gegebenes  SBort  abl^alten  laffen,  pci^  buriä^  bie  %lvi^t  ju  retten;  aber 
ber  Slnblid  ber  nal^enben  ^äfd^er  übermanb  jebe  di&ätx^t,  er  ftol^  in 
baö  §auö  feines  5Ra(ftbars  ^agen*^)  an  ber  ©de  bei  ber  9»ü]^Ienbrfl(fe 
(rotl^t%  im  Sollte  1767  aJH(3^ael  JDefireid^  unb  ror  biefem  SWattl^iaS 
^eife  gel^örte),  unb  bie  g^rau  beffelben  fd^Io§  il^n  in  il|re  große  Äifte. 
Slber  ein  in  ber  ®ile  beS  a?erfd^UeJ3enS  eingeflemmter  3ipfet  feines  mit 
rotl^em  griefe  gefütterten  9?0(fes  vernetz  fein  SSerfied  ben  nat^fefeenben 
Wienern,  er  mürbe  gegriffen  unb  aufs  9?atl^]^aus  geffil^rt.  3lo^  fud^te 
verlegen  bie  pommerf(|e  ©l^rlid^feit,  bie  ftd^  bod&  gegen  ein  ganj  gefefe^ 
lofes  aSerfal^ren  firäubte,  nad&  genfigenben  ©rünben  für  feine  SSerurtJ^ei^ 
lung,  ba  gab  ber  S)ompro^)ft  ^aloh  ^late,  obmo^  felbft  mit  ben  Slbe^ 
bafs  oerfd^mägert,  ben  äusfd^ag.  ©ein  langer  Slufentl^aft  in  9BeIf(^ 
lanb,  befonbers  in  3?om,  l^alte  il^n  mit  welfd^m  Sruge  unb  metfd^r 
Sufiij  nertraut  gemad^t,  ,;fie  mären  ja  reid^  genug,  um  einen  9Wann 
ju  gelten  (beja^len)."  3luf  bie  9lnflagepun!te  l^in,  baß  er  bie  9ld6t 
unb  merjig  an  fid^  gel^ängt,  fid^  gegen  ben  JRatl^  aufgelel^nt,  ben  Sad&em 
ben  bas  SBeinen  gebrol^t,  bag  er  fi(^  geweigert,  Briefe  unb  ©iegel 
l^erausjugeben,  enblid^  ba§  er  ben  Slrreft  gebrod^en  l^abe*^),  mürbe  er 
jum  Sobe  oerurtl^eilt.  .  aSergebens  bot  feine  fJteunbfdEilaft  eine  Sürgfd^aft 
von  mel^reren  taufenb  ®ulben,  um  il^m  3=rifl  jur  aSertl^eibigung  ju  oer- 
fd^affen.  35ie  ©egner  maren  entfd^loffen,  ben  t)erborrten  8Ift  nom 
©tamm  ber  Slriftocratie  abjul^auen.  SHm  aRorgen  mar  er  aufs  SRatl^:: 
i^aus  geforbert,  nod^  el^e  ber  Slbenb  bes  furjen  S)ecembertages  l^erein^ 
brad&,  befpri^te  fein  33lut  bie  ©teine  bes  aWarftes  vor  bem  Slatl^l^aufe. 
aJlit  bem  §iebe,  ber  il^m  bas  ^aupt.oor  bie  p§e  legte,  fd^lug  ber 
5«ad^rid^ter  aud^  bie  beiben  ginger  ab,  mit  benen  er  einft  bem  JRatl^e 
2;reue  gefd^moren.  ©eine  legten  SBorte:  „Reiner  foK  großen  Ferren 
unb  bes  ^öbels  ®unft  trauen",  entl^ielten  einen  bitteren  aSormurf  gegen 
ben  Sifd^of  unb  feine  manfelmfil^igen  aSerbünbeten,  gegen  ©emerfe  unb 
©emeinbe.  ©ein  aSeib  ließ  ben  Seid^nam  l^eiml^olen  unb  i^  jmei 
^e  auf  ber  t^afyce  <msfteaen.    aBottte  fie  il^  nad^  altgermanifd^r 


—    280    — 

©itte  erft  bcftatten,  tDCnn  Sßcrgeltung  unb  SRac^c  geübt  toar?  6ö  würbe 
il^r  roemgftenö  eine  3lrt  t)on  ©ül^ne  unb  ®euugtf)uung,  fd^wer  lag  baä 
33en)u§tfein  ber  blutigen  %i)at  auf  ber  ©tabt,  aud^  bie  rüdfii^tölofen 
©egner  bai^ten  nic^t  gering  von  bfem  gerii^teten  3Rann,  unb  al§  er  am 
britten  Sage  beftattet  würbe,  folgte  bie  gange  ©tabt,  9iatl^  unb  ©emeinbe 
ber  Saläre,  unb  bie  ©(ä^wefter,  ^riorin  auf  ber  Slltftabt,  trug  i^m  naiä^ 
römifd^'fatl^olif(^er  ©itte  baö  ßrucifir  voran.  Segraben  ift  er  in  ber 
3Jlarienfir(^e  unter  bem  fogenannten  Slbebaröfteine,  auf  weld^em  er  in 
Sebenögrö§e  ol^ne  ^opf  eingel^auen  war,  ber  Äopf  tag  if)m  ju  güJBen, 
biß  bie  Sßerwanbten  „nad^  langem  ^rojeffe  bur(^fe|ten,  bajs  berfelbe  roieber 
etroas  auögetilget  unb  über  ben  ©(ä^ultern  ein  ^opf  gebilbet  würbe."  — 
©eine  ©attin,  xodä)^  in  ben  nä(3^ften  Salären  t)erfd^iebene  ßapitalien 
i^reö  „feiigen  3Jlanneö"  freimacht  unb  ^fannftätlenantl^eile  an  SBenoanbte 
überläjgt,  f(^eint  bie  ©tabt  na(^  ber  Äataftropl^e  t)erlaffen  ju  l^aben.  — 

®Uiä)  nad^  2lbebar*ö  ©ntl^auptung  erfd&ien  ber  Sifd^of  mit  ixveU 
l^unbert  SReitem  bei  3lltftabt,  um  ben  ©efangenen  ju  befreien;  aber  bie 
S^ore  ber  ©tabt  waren  t)erfd^loffen  unb  wol^l  bewad^t,  eö  blieb  il^m 
ni(J)tö  übrig,  als  mit  feinem  3Solfe  abjujie^en.  2)ie  SBerwanbtfc^aft 
Slbebar^ö  erreid^te  burd^  i^re  SBefd^werben  bei  Sifd^of  unb  §erjog  wenig- 
ftenö,  bafe  einer  ber  Url^eber  ber  gewalttl^ätigen  §inrid)tung,  ber  S)om? 
propft  ^^late,  ßolberg  meiben  mu^te.  6r  jog  nai^  3tom,  wo  er  1526 
geftorben  ift* 

e§  war  ber  Sluögang,  ben  bie  kämpfe  ber  3ünfte  gegen  ben  Siatl^ 
fo  oft  nel^men*  S)ie  33ef($werben  ber  erfteren  über  SBilHür  unb  ©igen^ 
nufe  ber  l^errfi^enben  gamilien  finb  ol^ne  3weifel  wol^l  bered^tigt  ge^ 
wefen;  aber  in  ben  öffentlid^en  SBerljältniffen  ber  SRepublif,  in  ber  Se:^ 
Mmpfung  be§  SRaubriitertl^umö  l^anbelt  ber  3iatl^  buri^auö  ben  Snter^^ 
effen  ber  ©tabt  gemäfe,  er  jeigt  ein  tieferes  aSerftänbni^  für  bie  2tim^ 
bebingungen  berfelben,  afe  bie  ©ewerfe,  für  bie  l^ierin  nur  ber  augen^ 
blidtlid^e  SBortl^eil  ober  3?ad^tl)eil  nm^gebenb  ift.  SDie  ©emeinbe  feiert 
5um  ©el^orfam  jurüd,  ber  g^ü^rer  fällt  alö  Dpfer  beö  wieberl^ergefteHten 
griebenö.  SDer  Statl^  fd^eint  feinen  ©ieg  mit  Siä^igung  Unn^t,  fid^ 
mit  biefem  einen  £)pfer  begnügt  ju  l^aben.  SSon  weiteren  §inrid^tungen 
wenigftenö  wirb  nid^tö  gemelbet.  Sobbefer  oerfd^winbet  au§  bem  SRat^e, 
SBalt^afar  diuMe  wirb  im  folgenben  Saläre  oon  Otto  3Wanow,  SDom^ 
l^err  unb  ©i;nbifu§  ber  ©tabt  oor  bem  ßapitel  angeflagt,  „bag  er  bei 
Jag  unb  SRad^t  mit  Safob  2lbebar,  ber  mit  feinen  Slnl^ängern  eine  gänj= 
Ud;e  ttnterbrüdung  unb  Slieberlegung  beö  SWatl^ö  beabfid^tigt,  confpirirt. 


~    281    — 

t^m  bte  gel^cimen  aSer^aiibdingcu  beö  ?(iati)^  gcmclbet,  an  bcr  Sttbfaffung 
ber  3lrtifet  gegen  ben  diatf)  2lntl^eil  gehabt  unb  t)on  ber  ßonfpiration 
feine  3lnjeige  gemad^t  i^abe"  unb  jur  Sa^Iimg  i)ou^600  f[.  t)erurtl^eiü, 
bie  er  biö  ßftern  näd^ften  Söi^reö  ju  leiften  vex^pxaä)^).  yiaä)  SBerlauf 
von  pei  3Konaten  fi^Uegt  ber  ^afS)  mit  SBerten  unb  ©emeinbe  „binnen 
ber  ©tabt,  t)or  alten  Seiten,  wie  anä)  jefet,  ju  ©ebred^en  angezogen", 
alfo  mit  ber  alten  93ürgeroertretung,  einen  SSertrag,  moburcä^  ben  fi^rei- 
enbften  Uebelftdnben  abgeholfen  wirb  ^5). 

SDie  2l(^t  unb  üiei^ig  finb  fpurloö  t)erfd^n)unben,  ber  SluöbrudE 
,,auf  inftänbiges  Sitten  ber  ©emeinbe  fei  ber  SBertrag  gewäl^rt",  jeigt, 
baj3  aud^  bie  alte  ei^rerbietung  jurüdfgefel^rt  ift.  3Jiit  bem  Sifd^ofe 
fanb  1527  bie  äCuöfö^nung  ftatt;  feine  Sßerfud^c,  auf  fo  gefdl^rlid^em 
aSege  feine  3Wad^t  ju  erweitern,  l^at  er  aufgegeben,  er  t)erjeil^t  bie  blu^ 
tige  S^at  unb  beftätigt  ben  ßolbergem  bie  alten  Siedete. 

3lud^  nad^  Slujgen  l^in  geflalten  fid^  bie  Suftänbe  frieblid^er.  — 
®egen  bie  3Jfeferi^e  giebt,  mie  bie  Urfunbe  fagt,  ®ott  ben  ßolbergern 
®nabe,  bafe  fieSürgen  SfWeferife  greifen  unb  il^nin  i^renS^urm  fefeen; 
baburd^  würbe  baö  ©efd^led^t  1530  beftimmt,  feinen  .grieben  mit  ber 
©tabt  abjufd^lielBen. 

S)urd&greifenbe  SfRaBregeln  beö  §ei^ogö  unb  beö  Sifd^ofö  mad^en 
aud^  bem  treiben  §enning  Sobe'ö,  ber  1527  burd^  SUiitwirfung  ber 
ßolberger  gefangen  wirb  unb  alö  ©d^abenerfafe  für  bie  3lbfd^afeung  t)on 
Sublife  mel^rere  ®üter  lierausgeben  mufe,  unb  feiner  ©enoffen  ein  ®nbe. 

9Zur  ber  alte,  jd^e  §enning  Änubbes  fefet  ben  Äampf  unermüblid^ 
fort.  SDer  ^rogefe  bei  ber  päpftlid^en  ßurie  war  nad^  mehreren  üorauö- 
gegangenen  Urtl)eil§fprüdE)en  ^war  1526  burd^  ßolberger  ®elb  unb 
3)at)ib  Sraunfi^weigö  ®influ§,  ber  burd^  bie  ©el^nfud[)t  nad^  bem  fd^önen 
Stauen  nac^  dtom  getrieben,  bort  aud^  bie  Sntereffen  feiner  SBaterftabt 
oertrat,  ju  ®unften  ßolbergö  entfd^ieben  worben;  bod^  ber  3Jlangel 
eineö  georbneten  Snftanjenjugeö  erlaubte  bem  oerbiffenen  ®egner,  fid^ 
oon  ber  ßurie  gleid^  an  baö  SRdd^ö^Äammergerid^t  ju  wenben  unb  ben 
diati)  bnxä)  einen  neuen  ^^Jroje§  ju  ärgern.  SDod^  fc^eint  e§  bem  Siatfi  ju^ 
lefet  gelungen  ju  fein,  «ben  oermetenen,  upfatigen  Äerl  to  bempenbe,  to 
nid^te  to  maleube,  unb  gänjlid^  uner  be  Jfote  to  pettenbe",  wenigftenö  oer- 
pfänbet  feine  Sod^ter  ©lifabetli,  @r  Surmeifterö  (gewefenen  aSicarö)  ®attin, 
im  Sa^re  1 539  im  '3?amen  il^reö  äJaterö  jwei  unb  eine  l^albe  ^f annftätte 
für  1500  3Karf,  um  beftimmte  Sal^lungen  an  bie  ©tabt  ju  leiften. 


®efd|t(i|te  M  ültpbttfdiett  SttngfrauettfloM. 


3)aö  SungfraucnKofter  auf  ber  ältftabt  lourbe  Dom  33if(]^of  §er^ 
mann  bolb  nad^l^er,  ol§  er  bie  ungctl^cUtc  ^crrfd^aft  über  baö  Sanb 
unb  bte  ©tabt  ßolbctg  erworben  J^tte,  no(i^  im  ^afyce  1277  ^)  be? 
örünbet,  alfo  in  ber  3eit,  in  roeld^er  bie  aSerool^nerjal^l  ber  ©tabt  ftd^ 
burd^  ftarlen  3ujug  auö  SRedlenburg  fo  erl^eblid^  »ergröfeerte.  S)a  baö 
neue  Älofter  feine  erflen  S3en)ol^nerinnen  aus  bem  in  bentfelben  Sanbe 
gelegenen  Älofter  9iül^ne  erl^ielt,  fo  ift  tooI^I  nid^t  ju  jroeifeln,  ba§  feine 
Segrünbung  in  engem  3ufammenl^ange  mit  jener  ©inwanberung  fielet, 
unb  bajs  bie  erften  Älofterfrauen  ^vx  Sl^eil  wenigftens  benfelben  ®e^ 
f(ä^led^tern  angel^örten,  bie  fi(^  bamalö  in  ©olberg  anfiebelten.  2)er  e!f)t^ 
malige,  altgeweil^te  ßapitefefife  auf  ber  3Ktftabt,  wo  t)ieffei(i^t  no(ä^  ber 
Hofterartige  Sau  mit  ber  »ermaiften  SKarienKrd^e  ftanb,  bot  einen  gc^ 
eigneten  SBol^nort  für  fie  bar.  3)er  ®runb  unb  Soben  mit  feinen  33au:: 
lid^feiten  gel^örte  bamate  bem  bifd^öflid^en  Sanbesl^errn,  ber  il^n  t)iettel^t 
furj  t)or  ber  SSegrünbung  ber  neuen  ©tabt  um  1255  für  ben  SBejirf 
ber  ^apengaffe  von  bem  Gopitel  eingetaufd^t  Ijatte;  unb  nid^t  ein  33e^ 
fifered^t  beö  ßapitete,  fonbem  baö  biefem  1266  t)erliel^ene  Privilegium 
(f.  ©.  203)  nötl^igten  ben  Sifd^of,  bie  Seiftimmung  beffelben  jur  33es 
grünbung  beö  Älofterö  nad^jufud^en.  S)ie  jäl^rlid^e  Sal^lung  von  4  SRarf 
von  ©eiten  beö  Älofterö  an  baö  ßapitel  (f^on  um  1284  ^)  mar  eine 
Slnerfennung  biefeö  Sted^tö. 

2)as  Älofter  mar  ju  ©l^ren  ber  um  jene  3eit  längft  an  bie  ©pifee 
ber  §eiligengemalt  getretenen  unb  bie  §erjen  ber  ©eiftlid^feit  unb  ber 
Saien  unumfd^ränlt  bel^errfd^enben  3«"gfrau  SWaria  gegrünbet,  unb  erft 
in  fpäterer '  3eit  werben  aud^  ber  (Srjengel  3Kid&ael  unb  ber  l^eiligc 
Saurentiuö  alö  feine  ©(j^ufei^eiligen  genannt  SKte  Älofterorbnung  mar 
ben  Swngfrauen  bie  alte  Siegel  beö  l^eiligen  33enebict  üorgefd^rieben. 


—    283    — 

toä^rcnb  bie  \m  biefc  3eit  gegrünbeten  Älöfter  nteiftens  einem  ber  neuen 
Drben  angeprten,  in  beten  Statuten  fid^  jene  in  t)erf(ä^ärfter  9Beife 
nerjtingt  l^atte.  ©in  Äfofter  t)on  fo  tnilber  £)bfett)anj  fonnte  fid^  baö 
ßapitel  ol^ne  Sebenfen  gefallen  laffen;  e§  brandete  l^ier  niiä^t  baö  läftige 
eingreifen  einer  fremben  3Jla(i)t  ju  für(3^ten,  ba  baö  SKItftäbtifd^e  Älofter 
nid^t  ju  einer  größeren,  ber  £)berauffi(]^t  einer  gemeinfatnen  JDrbenöge^ 
walt  unterworfenen  (Kongregation  Don  Älöftem  geprte.  3n)ar  xoax  bem 
tropfte  t)on  m^m  baö  dieä)t  ber  SBifitation  auf  ber  Stltftabt  einge^ 
räumt,  hoä)  voax  biefe§  burd^  ben  SBorbel^alt  beö  35if(i&of§  befc^ränft, 
über  bie  bei  einer  fold^en  entbedten  SBergel^ungen  felbft  ri(^ten  ju  motten, 
unb  aud^  biefe  fd^mac^e  SSerbinbung  mit  3tül|ne  muß  fi(^  balb  gelöft 
l^aben. 

3)a§  Älofter  mar  felbftt)erftanbli(^  bem  Sifd^of  oon  ßammin  untere 
tl^an  unb  ^atte  an  i^n  eine  jäl^rUc^e  Slbgabe  oon  2  gäjgd^en  guten 
3?t)t)oIi,  1  gaJ3  guten  ^afemalfer,  1  guten  Sernauer  Sicrö  }U  ent- 
rid^ten  ^).  Sffiie  meit  beffen  Einfluß  auf  bie  inneren  Suftänbe  be§  Älo^ 
fterö  ging,  mie  bei  ber  3lufnal^me  neuer  9Jlitglieber,  ober  ber  SSal^l  ber 
a?orftel^erin,  ift  aM  ben  oor^ianbenen  Urfunben  ni(^t  ju  erfel^en. 

2)ie  SJBal^I  be§  Älofterpropfteö  mar  ben  Sungfrauen  oon  bem  33i= 
f(^ofe  mit  ber  Sefd^ränfung  freigegeben,  bafe  fie  baju  ben  Seiratl^  be§ 
'^ropfte§  Don  3tül^ne  unb  ber  ßolberger  S)oml^errn  einjiel^n  fottten. 
!Da6  bie  lefeteren  il^ren  ßinfluß  auf  bie  Sefefeung  biefer  ©tette  an^ 
fpäter  nid^t  aufgegeben  l^aben,  jeigt  fd^on  ber  Umftanb,  ba§  fid^  mand^e 
5Ritglieber  be§  6apitel§  unter  ben  kröpften  finben.  2)ie  kröpfte,  an^^ 
fänglid^  nur  ju  gotte§bienftIi(^en  3Serri(^tungen  berufen,  l^atten  in  jener 
3eit  fd()on  il^ren  ©influß  auf  atte  Äloflerangelegenl^eiten  auögebel^nt, 
ma(%ten  über  bie  3lufred^tl^altung  ber  Orbnung  im  5tIofter  unb  gaben 
JU  jebem  Äauf-  unb  ?pfanbgefd^äft  il^re  33eiftimmung.  ©eöl^alb  mirb 
in  atten  berartigen  Urfunben  be§  2lltftäbtifd[)en  Älofter§  aud^  ber  ^ropft 
unb  jmar  t)or  ber  ^riorin  genannt*).    Slußerbem  gel^örte  jum  Älofter 

*)  Sil«  tröpfle  rocrbcn  ju  M^ol  Seit  genannt:  ^einrtd^  1284,  fpöter  cid 
,^anoni!uS  aufgcfül^rt,  f/om.  ^ermann,  «ßleban  in  9vü|on)  1333,  //.  Sambert  1355, 
(L  SBincfin  (2Biae!e)  oon  1361—1372  ^ropfl  in  (Eolbcrg,  1379—1383  am  ^ö«lincr 
Sungfraucnflofter  in  gleid^er  Stellung,  1387  t»  juglnd)  Äanonüu«  in  (Sammin, 
^Kubolp^  eiobelonj  1382,  §cr  S)^berif  Siaefcu  1387,  ig,.  Sol^ann  ^Kcbwi  1399,  SBuI- 
färb  SBnlfarbi  1412,  §).  3afob  (gmarforo  1415—27,  SoFob  Ooroin  1429-32,  3o- 
löann  SSIc^e  1436—47,  Henning  SSormann  1451-56,  SBiWc  @d|mibt  1468,  Henning 
»ulgrin,  sugleic^  (Epibcrgcr  5^anpnifuij  1486,  3afob  »a!c  1494-97,  gßifbolb 
(g^Wcf  1523. 


—    284     — 

no(]^  eine  Slnjal^l  t)on  ÄopeHanen  unb  SBtcaren,  bie  an  ben  ^atronatö- 
Krisen  beö  Ätofters,  in  SWarrin  unb  3tt)iclipp,  fo  wie  in  ber  Älofier= 
fird^e  felbft,  bie  mit  bem  Älofiergebäube  unter  einem  ©aiä^e  ftanb,  unb 
in  ber  fpater  il^r  angebauten  Kapelle  ©t.  ^atoU  bie  eigentlid^en  gotteö- 
bienftüd^en  a3erri($tun9en  beforgten.  Henning  ©rüttemann  wirb  1422 
als  58icar  auf  ber  Slltflabt  unb  in  bemfelben  Saläre  anä)  als  ^leban 
in  3n)ilipp  aufgefül^rt,  ßonrab  93et)enl^ufen,  ber  1364  ^leban  in  SWar^ 
rin  genannt  mirb,  l^eifet  tnxi  Dörfer  Vicariiis  perpettms  auf  ber  2llfc: 
ftabt.  ©eit  1480  gefd^iel^t  aw^  einer  Orgel  unb  eines  Organiften  ©r^ 
mäl^nung. 

Slud^  für  bie  ^tofterfir(]^e  finben  fi(3&  l^in  unb  lieber  Stiftungen, 
jum  Sl^eil  t)on  2lltftäbtifd)en  Sßicaren,  ju  aReffen  an  "t^tn  Slltären  ber 
Äird^e  unb  in  ber  SafobifapeUe,  ober  ju  einem  ewigen  Sid^te  t)or  bem 
l^eiligen  Seid^nam,  baju  ®ef(]^enfe  t)on  Sudlern,  filbemen  Sännen,  S3e= 
d^em  unb  ^atenen.  3ba  t).  Seraefeon)  Dermalste  1480  il^ren  §oifen 
(aRantel)  ber  ,,Iieben  grau  ju  ßlbenfiäbt"  (fo  ^ie^  fie  mi)  in  ber  Seit, 
als  fi^i  baö  Älofter  in  ber  ©tabt  befanb)  ju  SBorl^ängen  auf  bem  3lt 
tare,  worauf  biefe  il^ren  ©tanbort  l^atte,  unb  ju  einem  SRodfe  für  fie, 
unb  Äatl^arine  Sabe  fd^enfte  eine  filberne  Ärone,  3  3Karf  4  Sotl^  an 
©emid^t,  meldte  baö  3Karienbilb  ewig  tragen  foHte.  SDaö  Älofter  ge:: 
lobte,  biefe  nie,  aud^  in  ber  größten  5iot^  nid^t  ju  oerfaufen,  nur  für 
Ärieg  unb  g^euer  fönne  eö  nid^t  auffotnmen  ^).  S)aö  foftbarfte  *;prad^t= 
ftüdE  beö  Älofterö  war  (wie  bei  bem  ßapitel)  ein  großes  Sßarienbilb 
oon  ©über,  meld^eö  bei  ^rojeffionen  l^erumgetragen  würbe.  — 

2)ie  ?Pröpfte  fd^einen  meift  im  Äloftergebäube  auf  ber  Slltftabt 
gewol^nt  ju  l^aben,  bod^  mit  eigenem  Sifd^  unb  befonberer  SÖJirtl^fd^aft. 
©in  ßamminer  ^riefter  ©oroin  begrünbete  1 432,  in  ber  Seit,  als  fein 
33ruber  Älofterpropft  war,  in  ber  SafobifapeUe  ^)  eine  SBicarie  für  fein 
unb  feiner  gamilie  ©eelenl^eit  mit  ber  SBeftimmung,  bafe  ber  SBicar  aus 
feiner  gamilie  genommen  werben  unb  jäl^rlid)  junäd^ft  12  3Jiarf  er^ 
l^alten  foHe;  fid^  felbft  bebang  er  auf  Sebenö jeit  bie  §ebung  beö  SRefteö 
unb  baö  3led^t  auö,  a\\  ber  2afel  beö  ^ropfteö  mit  biefem  jufammen 
effen  unb  trinfen  unb  feine  SBo^nung  im  Ktofter  l^aben  ju  bürfen. 
3lud^  ber  ^ßropft  Sleie  mu§  unter  bem  Älofterba(^e  gewohnt  tiaben,  ba 
er  bei  bem  UeberfaHe  beö  Äfofterö  1436  (f.  ©.  226)  oon  ben  mv^ 
htm  perfönlid^  bebrol^t  unb  angegriffen  würbe.  5Die  SBol^nung  beö 
^ropfteö  aSulfarb  SBulfarbi  bagegen  wirb  alö  in  ber  ©tabt  unb  jwar 
in  ber  Äleriferftra^e  Uegenb  bejeid^net;  oermutl^lid^  war  er  jugleid^  ^ox(\r 


—    285    — 

^crr.     3n  proteftantifd^er  3eit  l^atten   btc  Kapellane  i^te  SBol^nung 
au^erl^alb  beö  ^lofterö. 

grül^  fd^on  erfi^einen  in  ben  Urhinben  tteben  beut  ^topfte  fttoftcr^: 
prot)tforen  (anä)  hilorcs  unb  fmitores  genannt).  Unter  ben  genannten 
ift  nnr  einer  ein  Pfarrer  eineö  benai^barten  S)orfe§,  aUe  übrigen  finb 
ßolberger  9Iatl)mannen.  ©o  J313  Sol^anneö  Snnbe  unb  §inri(3^  ©ieg^ 
friebi,  1 333  SiberiiäE)  S8raunf(^n)eig  unb  Si^ibemann  ©labbefe,  1415  unb 
1419  ber  Sürgernteifter  aSebefe,  1424  ber  SSürgermeifter  §emtann 
SBärwalbe,  beibe  mit  bein  Sufafee:  unb  bie  übrigen  ^rot)iforin,  offenbar 
gab  eö  Älofterl^erren  int  SRatl^e,  wie  eö  §afenl^erren  u.  f.  xo.  gab.  ©ie 
werben  in  ben  Urfunben  jn)if(^en  bem  tropfte  unb  ber  ^riorin  aufge^^ 
fül^rt  unb  nertreten  ba§  ^(ofter  in  gerid^tlid&en  5Berl^anbIungen,  Ääufen 
unb  2luflaffungen.  SDer  9?atl^  fd^eint  fein  Siedet  allmäl^li(^  auögebel;nt 
ju  l^aben.  3m  Seigre  1565  waren  nad&  einem  nod^  t)orl^anbenen  Snoeus 
tarium  2  Urfunbeu  t)on  1432  unb  J433  im  ftäbtifd^en  3lrd^it)e,  nac^ 
weld^en  bie  Älofterfrauen  ben  jebeömaligen  erften  Sürgermeifter  als  ifiren 
9iat]^  unb  SSerwefer  anerfannt  l^ätten  ^).  SÄuf  biefe  unb  auf  altes  §er? 
fommen  berief  fid^  ber  9{at^,  alö  er  na(^  ber  ^Reformation  bem  35if(^ofe 
baö  ^atronat  ftreitig  mai^te  unb  für  fi(^  beanfprud^te  (f.  6ap.  13). 

3ln  ber  ©pifee  be§  Elofterö,  alö  Seiterin  ber  fteinen  g^rauenge^ 
fellfd^aft,  ftanb  bie  Friorissa  (^riorfd^e),  il^r  jur  ©eite  als  jweite  SBür^ 
benträgerin  unb  beöl;alb  bei  mid^tigen  Älofteranlegenl^eiten  in  ben  Ur^ 
funben  neben  jener  auöbrüdElid^  genannt,  bie  Geller aria  (Äefferfd^e), 
nur  einmal  gefd^iel^t  aud^  einer  Custos  unb  Scolaslica  ©noäl^nung  0. 
SBBie  fpäter  in  proteftantifd^er  3eit  no(^  bie  ^riorin,  werben  aud^  frül^er 
biefe  unb  bie  übrigen  aBürbentrdgeriniTen  t)om  gangen  ßonüente  erwäl^lt 
fein.  SDiefer  beftanb  jur  3eit  ber  ^Reformation,  entfpred^enb  ber  3al^l 
ber  3ellen,  a\x§>  ]  6  SRonnen,  unb  eä  ift  bie  Ueberlieferung  nu^t  ju  ver- 
werfen, baJ3  bieö  bie  gleid^  bei  ber  35egrünbung  beö  Älofterö  feftgefefete 
3a^l  gewefen  ift.  2lud^  baö  Treptower  grauenflofter  war  für  16  SRonnen 
eingerid^tet. 

grauen  geringeren  ©tanbeö  fanben  ein  Unterfommen  in  "ttn  ©pt* 
tälem  ber  ©tabt;  baö  Älofter  l^atte,  wie  baö  ßapitel  —  nad^  benüber^ 
lieferten  3iamen  ju  fc^liefeen*)  —  einen  mel^r  ariftofeatifd^en  ßl^araffer: 

*)  ^le  crl^altencn  Sflantcn  ber  ^rtortnnen,  beren  Samtllcnnamen  angegeben 
irerben,  fmb  btö  jur  Umgeftaltung  beö  5lIofler3  nac^  1560:  Äatl^adna  ^clbebred 
1365-99,  SSenebicta  Sudeten  1412—19,  Äat^adna  ^eibebred  1424-32,  ©Itfabet^ 
^<ix^\^xi  1441—56,  »arte  SRajmcr  1482,  SKargaret^a  ©warten  1494—97,  «ttfabet^ 


—    286    — 

eö  btente  t)or}ug§n)eife jur  3lufnal^me  ber  Söd^ter  auö  ftiftifdtien  2lbel$= 
Qt\ä)ltä)Uxn  unb  ßolberger  ^atricierfamilien. 

Sei  ber  2lufna^me  waxm  nii^t  unerl^ebHc^e  ©ebül^ren  ju  mU 
rid^ten.  @rtmar  ©tripporo  gab  feiner  2od^ter  1420  alö  9)Ht8ift  jur 
SBerlobung  mit  il^rem  §eilanbe  100  3Karf  unb  50  3Karf  ju  Ätetbern 
unb  anberen  3luögaben  „na^  l^ergebra^ter  Älofterfitte"  (©tbtb.  1420) 
S)er  ©onful  SRoggom  gab  feinen  beiben  Söc^tera,  von  benen  er  bie  eine 
t)erl^eirat^ete,  bie  anbere  in  baö  Älofter  brad^te,  biefelbe  Sluöftattung : 
200  3Rar!  an  ®elb  unb  baö  nöt^ige  „Äiftengeroanb/'  Äat^arina 
©oeutin  roieö  bei  il^rem  ©intritte  bem  ^lofter  eine  jäl^rlid^e  §ebung  t)on 
2  Saft  ©atj  JU  mit  ber  Söeftimmung,  bafe  il^r  felbft,  fo  lange  fie  lebte, 
eine  baoon  jufiele,  unb  ba^  fie  an  allen  ©penben  t)ou  %uä)  unb  B^n^^ 
jeug,  wel^e  fromme  ©eelen  bem  Älofter  juwenbeten,  i^ren  Slnll^eil  er^ 
l^ielte;  ebenfo  ®reta  ©iegfriebö.  3laä)  bem  Sobe  ber  ©d;n)eftcrn  fiel 
i^re  §abe  bem  Älofter  ju.  S3ei  ber  S^eilung  beö  aSermögenß  beß  üer- 
ftorbenen  ^riefterö  §ermann  33raunf(^meig  (1368)  unter  bie  näd^ften 
®rben  erl^ielt  beffen  ©d^mefter,  bie  Älofterjungfrau  aWargaretl^e  S3raun= 
fd^roeig,  200  SWarf,  ein  3Kif[albud^,  ein  Sreoier,  einen  filbernen  Äeld^ 
unb  jäl^rlid^  8  Sonnen  ©atj  auö  8  ^fannftätten  beö  3ittenbergö  als 
i^ren  Slnt^eil,  unb  biefer  fottte  nad^  i^rem  Sobe  bem  Älofter  gcl^ören. 
3be!e  Senjefeom  mad^te  i^r  Seftament  (in  raeli^em  fie  anä)  ber  §olfen= 
fapette,  bie  i^re  SSorfal^ren  gegrünbet  l^ätten,  mit  t)erfd^iebenen  ©tiftun= 
gen  JU  SBad^ö  gebenft)  mit  @rlaubnij5  beö  ^ropfteö  unb  ber  ^^Jnorin. 

änfprüd^e  auf  ba§  SSermögen  ber  ©otteöbräute  brad^ten  baä 
Älofter  aud^  mol^l  in  §aber  unb  ?)Jrojeffe  mit  ben  meltlidjen  3Kitgliebern 

Slbebar  1524—25,  ^atl^orina  SR^ncn  (o.  9{^cin'?>  1542,  Slnna  o.  SBraunfcftiücig  1565. 
Äle  ©cicraricn  roerben  genannt:  ©Ufabct^  @lejen  1400—15,  Slnna  SRanbuocl  1419 
—24  t ,  SBcnbcIc  @tcmmcr  1424,  ^atl^arina  SBübolb  1432,  ^at^arina  ^amtde 
1447—56,  Äat^orina  Slbcbarfd^c  1494-1511,  SSarbara  ©toring.  8U«  ^loftcrjung' 
frauen;  ®rcta  ©Icgfrieb«,  Äatl^arina  ©ocnttn  1333,  SO'Jargarctl^a  SSraunfd^ujctg 
1368—91,  ©ertrub  ©arin  1372,  eine  ^od^tcr  oon  Slrnolb  Scmmc,  S)orotöea  §Ubc- 
branb  1380,  ©nncgarb  SBale,  SBenbelc  ©tcmmcr  1382,  SKargareta  SSenoolb,  eine 
^oc^ter  Don  SSeloto  unb  eine  (Bc^tDefter  oon  2ubbert  ©lafcnopp  1391,  äJiargaretl^a 
SBcrtoIb  1411,  eine  ©c^iuefter  üon  ©roarb  $)orn  1412,  Slbell^eibi0  SBcbele  1413, 
Äati^arina  SBidfbolb  1419-32,  SJpbala  ©tripporo  1420,  SSalburga  §olf  1425, 
SSarbara  §oIf  1426,  ^öc^ter  üon  ^cnnann  §oIf,  SWargaret^a  ©tridter  1431,  ®cr» 
trüb  ^lolbemanjc  1432,  3befe  2ei»cJotö  unb  ®crtrub  Scmme  1480,  Äotl^arina  Söicf« 
bolb  unb  Silscfe  SSerroolb  1483,  TtavQavtt^a  Tlzxtcm,  Slnna  iDamijcn,  ©opl^ia 
ä3lan!euburg,  Slgat^e  $oben)il0,  ^at^arina  kxolow,  S3arbara  SEBopeneinow,  ^at^a« 
vina  SRonbuoele,  (Serttub  f^uttfamer,  5^atl^arina  Solange  (—1565),  fämmtlic^  1542. 


—  m  — 

her  e?amilicn.  9l(ö  \i^  ©gl^arb  ©orrin,  bcr  Sruber  jener  ©ertrub,  bie 
von  \i)xen  @ikm  betn  Äfofter  bargebrad^t  mar,  tö'eigerte,  naä)  bem  Sobe 
betfelben  biefem  bie  §ä(fte  beö  elterlid^en,  in  Äül^en,  ©d^afen,  S5ienen= 
förben,  §ftuferjinß  imb  ©aljgefäDen  beftel^enben  aSermögenö  abjutreten  ^), 
fud^ten  bie  Sungfrauen  i^r  dieS)t  bei  bem  päpftlid^en  ©tul^le  in  Woxq^ 
noti,  roeld^er  ju  ©unften  beö  Älofiers  entfd^eb  unb  ben  Säten,  ber  ben- 
nod^  bei  feinem  3?ed^te  bel^atrte,  in  ben  Sann  t^at  35et  ©treit  fd^leppte 
\xü)  itoei  ^afyct  I;in,  hx%  enblid^  ber  9iat^  einen  aSergleid^  ber  Parteien 
ju  ©lanbe  bxaö)k,  voomä)  (ggl^arb  bem  Älofier  650  3Wt  in  beftimmten 
Terminen  auöjnjal^Ien  [xä)  üerpflid^tete.  6ö  mar  nid^t  baß  einjige  3Wal, 
baJ5  bie  —  mo  i^r  gutes  dit^  angegriffen  rourbe,  immer  ftreitfertigen  — 
Sungfrauen  an  ben  päpftlid^en  ©tul^l  gingen,  ©o  t)er!lagfen  fte  bort 
ben  W)t  t)on  83u!om  (1415),  ber  fid;  geweigert  l^atte,  eine  früher  ge^ 
jal^Üe,  jäfirUd^e  Slbgabe  voxx  4  aWarf  an  baö  ältftäbtifd^  Älofter  nod^ 
lüeiter  ju  entrid^ten.  Ser  SSerflagte  mürbe  voxx  ber  päpftlic^en  ßurie 
angeroiefen,  fid^  vor  bem  fubbelegirten  9li(^ter  ju  fitellen,  um  fein  3led^t 
jur  SSermeigcnmg  ber  Abgabe  ju  ermeifen.  SBie  ber  ©prud^  auöfiel, 
ift  nid^t  befannt. 

2Benig  ift  t)on  bem  inneren  Seben  ber  Ätofterangel^örigen  überliefert, 
©emiß  gab  es  mandtie  Snngfrauen  im  Älofter,  bie,  burd^  fromme  3»- 
brunft  getrieben,  freimiOiig  ben  ©d^leier  genommen  unb  bie  fd^roarje 
33enebictinertrad^t  angelegt  l^atten,  ober  bie,  mie  ©ertrub  ©arin,  fd^on 
in  frül^er  ilinb^eit  oon  ben  Gttern  jur  ©tffüHung  eines  frommen  ©es 
lübbeä  bem  Älofter  gemeint  waren;  io6)  nod^  öfter  mar  .'ol^ne  Smeifel 
bei  ben  (Sltern  ber  SBunfd^  mafegebenb,  bie  Siöd^,  bie  fid^  nid^t  oer- 
l^eirat^eten,  in  gefd^üfet^r  unb  gearteter  ©tettung  unterjubringen,  unb 
jum  ST^eil  roenigftenö  war  baä  Älofler  fd^on  in  fati^olifd^er  3eit,  was 
es  fpöter  ooBftänbig  würbe,  eine  SBerforgungsanftalt  für  unoerl^eiratl^ete 
grauen,  ©ewiffeni^aft  ftettten  fie  axx  %^U  unb  §etligentagen  bie  jal^t 
reid^en  ^Reliquien  unb  ^eiligemSebeine  aus,  bie  fie  oon  ben  33ifd^öfen 
jum  ©efd^enf  befommen  ober  von  ben  Sleliquienl^ftiTbfern,  bie  mit  ben 
Änodienreften  aus  ben  vömifd^en  Äatafomben  bamals  einen  fel^r  einträgt 
lid^  §anbel  trieben,  um  fd^weres  ©elb  erworben  l^atten,  als  bas 
©^wei^tud^,  §aate  unb  3Kild^  ber  §immelsfönigin,  ein  ©tüdf  oon  bem 
^reuj,  auf  bem  fie  getragen  würbe,  als  fie  ftarb,  bie  ©ebeine  bes  l^ei= 
ligen  S3artl^olomäus  unb  Saurentius,  ber  ©d^u^atrone  bes  64)lberger 
©aljwerfs  u.  f.  w.;  benn  jal^lreid^e  ©d^aaren  gläubiger  SBaUfal^rer 
}ogen  an  fold^en  S^agen  ben  mit  ^reujen  unb  gnäbigen  Silbern  ge» 


—    2S8    — 

f(^mü(ftcn  SBcg  üon  her  ©tabt  jum  Äloftcr,  um  ein  Dpfer  auf  ben 
ältar  ber  Äiti^e  bafclbft  nieberjulegcn  unb  fo  ben  3lblafe  t)on  41  Sagen 
ju  geminnen,  ben  frembe  unb  einl^eimifd^e  33if(j^öfe,  ßarbinäle  unb  felbft 
ein  ^apft,  SBonifaciuö  VIIL,  in  immer  von  neuem  auf  bie  ©nabem 
fiä^äfee  aufmerffam  mad^enben  2lblafebriefen  il^nen  jufii^erten.  Bxä)exl\ä) 
l^aben  fie  au(^  gemiffenl^aft  il^re  Slnbad^töübungen  gehalten,  bie  öorgc^: 
f(|riebenen  ©tunbengebete  auf  bem  ßl^ore  gemurmelt  unb  bie  ^Utger  er^ 
quidft,  bie  ju  ber  munbertl^ätigen  Äapelle  auf  bem  ®oIm  maUfal^rteten. 
aSBie  beforgt  bie  ©d^raeftern  um  il^r  eigenes  ©eelenl^eil  maren,  ?eigt 
unter  anberen  einSJertrag,  ben  fie  (14:24)  mit  bem  in  ©reifenberg  jur 
SBifitation  beö  bortigen  SUiinoritenHofterö  anraefenben  Äuftoö  biefeö  JOrbenö, 
3lnbrea§  auö  Stettin,  f d^loffen ;  l^iemad^  follten  fie  an  aßen  SBerbienften 
unb  ®^bekn  be§  ©tettiner  Älofterö  2lntl^eit  f)aben,  unb  wenn  2obe§= 
fälle  im  ßolberger  Älofter  in  ber  ©tettiner  Äuftobie  angemelbet  mürben, 
fottte  bort  für  bie  abgefd^iebenen  ©eelen  gebetet  werben;  bie  ßolberger 
©d^meftern  t)erpflid^teten  fid^  ju  gleid^em  ©ienfte  ^).  $Rebenbei  jogen 
fie  £>bft  unb  Ro^  in  i^rem  ^loftergarten,  ber  fid^  ben  Slbl^ang 
jur  ^erfante  ^inabfenfte,  unb  üerjefirten  in  ber  be^aglid^en  SRul^e 
ber  nid^t  ju  ftrengen  Älofterttaufur  bie  Stenten  i^irer  ®üter  unb  (£api= 
talien,  bie  i^nen  ber  ©tifter  unb  anbere  grexmbe  übermiefen,  unb  bie 
fie  felber  burd^  t)erftänbige  SBirt^fd^aft  x)ermel^rt  Ijatten.  SDenn  ju  ben 
©nabenbriefen  jener  l&atten  fie  im  Saufe  ber  3eit  mand^e  Pergamente 
in  bie  ^loftertru^e  gelegt,  bie  i^nen  bie  ©rmerbung  neuer  ®üter  be? 
.jeugten. 

2)ie  erfte  Sluöftattung,  meldte  ber  SBifd^of  Hermann  bem  Älofter 
aufeer  bem  ^lafee,  morauf  baß  Älofter  erbaut  war  ober  erbaut  mürbe, 
mitgab,  beftanb  in  bem  §agen  33aft  unb  bem  gleid^namigen  ©ee  mit 
©erid^töbarfeit  unb  atten  ©infünften,  bem  3llobium  Äolf  unb  ben  aiedfern, 
bie  früher  bem  ©t.  ©piri^uöl^oöpital  gel^ört  Ijatten  ^\  mit  ben  SBiefen, 
SBeiben  unb  SBafferläufen,  bie  jraifd^en  ben  genannten  Sefifeungen  lagen. 
SDa§  älobium  (abgaben,  le^nfreieö  ®ut,  meHeid^t  ftäbtifi^eä  aSonoerf) 
ÄoH  ober  Sold^e  ift  nad^  feiner  Sage  bei  ben  3lecEern  beö  l^eiligen  ©eifteö 
an  ober  in  ber  ftäbtifd^en  gelbmarf  ju  fud^en;  bie  SQ8iefen  unb  SBaff er- 
laufe meifen  auf  bie  Äüfte  ^in*).  —  SDiefe  erfte  SRitgift  t)ermel^rte  ber 
S)ifd^of  fd^on  im  folgenben  3al;re  erl^eblid^,  inbem  er  bem  ftlofter  ben 

*)  ^^n  3u)tclipp  ifl  ntc^t  3U  benfcn  (f.  SBac^fc  @ef(^.  b.  Slltft.  577)  unb  gartj 
löittfürlidj  iDirb  cd  M  SScrg^auö  (^omm  ^avüih.  L,  75)  mit  5!oi!oiü  sufammcngc-- 
brac^t,  welche«  fd^on  1277  in  ben  JBefi^  ber  @tabt  fam  unb  barin  geblieben  ifl. 


_    289    — 

(Stunb  nvib  33obcn  in  bcr  SWieberung,  xou  auf  bcr  §öl^c,  übcrtotcö,  ido  einft 
bie  a3urg  ftanb,  mit  ben  l^ctförnmlic^cn  SRufeungcn  imb  dieäjUn  an  ben 
fleincn  2l(fcrbefi|ern  ouf  ber  SlÜftabt  mit  ber  ©.16  angegebenen  ßin^ 
fd^ränfung,  il^m  ferner  baö  S)orf  SBobrote  („an  bere^ul^rt")  Dereignete 
«nb  ein  abgabenfreiem  ©d^iff  jur  Seit  beö  §eringöfangeö  geftattete.  — 
9?o(3^  in  bemfelben  "^a^xe  t)erliel^  er  i^m  baö  ^atronal  ber  £ird^e  von 
aWarrin,  roeld^eö  nad^  bem  Sobe  beß  bamalö  bort  fungirenben  ^^reöbp^ 
ter§  ^ermann  in  Äraft  treten  foHte  unb  bem  Ätofter  baö  Siedfit  gab, 
bie  ©innal^men  ber  Pfarre  an  \iä)  ju  jiel^en  unb  bie  ^farrgefd^äfte  hnxä) 
einen  SSicar  vetvoalkn  ju  laffen,  fo  billig  fie  i^n  befommen  fönnten  *0. 
(3w  Saläre  1562  ftanb  baö  ^^atronat  ber  Pfarre,  bie,  wie  fd^on  oben 
©.  284  gejeigt  ift,  frül^er  i(;re  ^lebane  t)on  bem  Älofter  erl^ielt,  bem 
SBifd^ofe  ju.)  —  3tn  Saläre  1288  beftätigte  »ifd^of  ^ermann  bem 
Älofter  bie  erften  ©d^enfungen  unb  fügte  neue  fiinju,  SDie  unter  ben 
erfteren  in  ber  Urhmbe  aufgefül^rten,  unmittelbar  t)or  bem  i^tofter  ge- 
legenen Sledfer,  meldte  bie  Golberger  SWonnen  üom  ©olberger  Statine  burdE) 
Äauf  an  fid^  gebrad^t  I;ätten,  fönnen  mol^l  faum  anbere  fein,  al§  bie, 
roeld^e  in  ber  Segrünbungöurhmbe  alß  frül^ereö  eigentljum  be§  l^ei- 
ligen  ©eifteö  bejeid^net  merben  (f.  ©.  288),  fie  mären  alfo  oon  bem 
Älofter  getauft;  bagegen  finb  bie  2  §ufen  in  9loffenfin  neu  baju  ge« 
fommen.  9leu  ©ereignet  mürbe  bem  Älofter  aud^  baö  60  §ufen  ent^ 
l^altenbe  3)orf  ©toifom  unb  ba§  l^albe  SDorf  Saöbe  mit  3luöfd;Iu^  beö 
Sel^nten  barin,  ber  bem  ©apitel  juftanb,  unb  ber  S3ebe,  beibe.  SDörfer 
mit  ber  S3efd^ränfung,  bafe  fie  nur  mit  Seioilligung  beö  SSifc^ofö  unb 
beö  ©apitelö  ©erfauft  ober  t)ertaufd^t  werben  fonnten^^).  SDie  neue 
©d^enfung  mar  ©ermutl^Ud^  ein  ®rfafe  für  ben  §ageu  S3aft,  ben  ber 
83ifd^of  in  bemfelben  Saläre  an  baö  Älofter  ©argun  cerliel^en  l^atte^^)^ 
2)ie  33ebe  in  Saöbe,  bie  ben  §eibebred'ö  äuftanb,  mürbe  ber  Sutta,  ber 
SBittme  §enning'ö  v.  §eibebredf,  imb  il^ren  beiben  ©öl^nen,  bem  SWitter 
§enning  unb  SBertram,  1336  für  120  3Karf  t)omÄlofter  abgefauftmit 
bem  ®elbe,  mel(^eö  biefeö  für  bie  an  baö  ßapitel  t)erfauften  §öfe  in 
SRoffentin  erhalten  l^atte^*). 

2)ie  anbere  §älfte  t)on  Sasbe  ift  erft  fpäter  Äloftercigentl^um  ge- 
worben. 3flodE|  im  Saläre  1296,  mo  eine  an^  ben  ©olberger  3tatl):s 
mannen  unb  bena<^barten  bifi^öfli^en  SBafaDen  jufanunengefefete  ßom^ 
miffion  bie  ©renjen  ber  ©toifomer  unb  ßolberger  gelbmar!*)  fc^ärfer 


*)  !£ie  ©ren^e  folgt  einem  mit  SO^albäumen  beaei(^neten  Sli^tioege  bid  aum 


—    290    — 

befttmmte,  erf(]^ctnen  SSoIrab  §olften  unb  beffen  Sruberfol^n  alö  SBefifecr 
ober  anitbefifeer  beö  SDorfö,  unb  erft  1326  t)ertaufte  SBoIrab  §oIftcn, 
©ol^n  aSolrabö  t).  ©toifom,  bie  (anbete)  §älfte  beö  ®orfö  mit  SSorbe:^ 
f)alt  einer  §ebung  üon  5  SRarf  jä^rlid^  auö  ber  l^alben  SDiül^Ie,  weld^e 
ber  SDIutter,  fo  lange  fie  lebte,  äufommen  foKte,  für  262  3Warf  an  baö 
^lofter  15). 

3lud^  Privatleute  vergrößerten  bmä)  ©c^enJungen  von  ©runb^: 
ftüden,  burd^  jal^lreidje  ©penben  unb  aSermäc^tniffe  jur  Sefd^affung 
von  %nd),  ©(S^ul^jeug,  SBier  hm  Älofterfi^afc.  3n)ei  Sübeder  Sürger, 
©obefe  ©loineborg  unb  SRif.  aSroraebe  finb  (um  1289)  alä  bie  erften 
genannt,  bie  bem  Älofter  Heine  Segate  (von  3  unb  10  3Karf)  vermad^^ 
ten;  SDitmar  v.  Sanbeöbanb  ftiftete  1313  90  SWarf  mit  10  3Karf'3tente 
jur  2lnf(ä^affung  von  ©d^ul^jeug  für  bie  ©d^weftern,  bie  ben  ©l^or  be- 
fud^ten  1^),  unb  faum  in  einem  ber  größeren  Seftamente  maren  [ie  ganj 
vergeffen.  6ine  ber  erften  ©ebiet^erroeiterungen  banfte  baö  Älofter  bem 
legten  ^aftellan  beö  ßolberger  SSurgbejirfö,  bem  SRitter  SBor!.  ©ö  mar 
n)ol)l  bie  greube  barüber,  baß  auf  ber  9lltftabt,  von  mo  er  einft  baß 
Sanb  regiert  l^atte,  fid^  neueö  Seben  regte  unb  auö  ber  veröbeten  Äird^e 
tvieber  ©lodfengeläute  jum  ®ebtte  rief,  bie  \^n  beftimmte,  hen  Jungfrauen 
mit  einivitligung  feiner  ©öl;ne  Sol^anneö  unb  Molauß  1283  ben  foge- 
nannten  §afen  ju  f(J)enfen,  ivofür  bie  Jungfrauen  für  ifin,  feine  ©attin 
unb  feine  Äinber  jäfirlid)  3)Zeffen  lefen  laffen  foHten  i^).  SDer  3lame  ber  S3e= 
fifeung,  beren  Sage  nid^t  angegeben  ift,  taui^t  in  meit  fpäterer  Seit  nod^ 
eiinnal  auf.  3m  Saläre  1505  beflagte  fid^  baö  ^lofter,  baß  jmei  6oI= 
berger  SBürger  feine  Seute  mit  gervaffneter  §anb  auö  bem  „§afen" 
vertrieben  l^ätten  unb  von  bem  SRatl^e,  ber  benfelben  alö  ftäbtif(^eö 
(Sigentlium  in  Slnfprud)  nel^me,  unterftüfet  mürben.  9?ad^  bem  ©prui^e 
beö  aSifd^ofs  foHte  baö  ©runbftüd  biß  jur  enbgültigen  rid^terlid^en  ®nt' 
fd^eibung  mit  bem  barauf  gepflegten  §ol3e  ben  9tonnen  verbleibend^). 
2)er  9iame  „§afen"  l^aftet  an  einer  an  ber  Hüfte  gelegenen  ©teBe  be§ 
©tabtmalbeö;  bod^  fönnte  man  vieHeid^t  anä)  an  baö  fpäter  (1660)  ge^ 
nannte  „luftige"  mib  jiemlid^  ^oä)  mhen  ber  ^ßerfante  gelegene  SRonnen^: 
l;otä  benfen.  —  dlx6)t  unbebeutenb  mar  eine  ©d^enfung  beö  Sürgerä 
©obefe  3KolenH^n,  ber  1406  bem  Älofter  feine  in  ber  M^e  beö  Älo^^ 
fterö  auf  ber  ©olberger  3^elbmarf  gelegenen  22  3J{orgen  Sanbeö  auf 


»^cmpcnbergc",  gclfit  t>on  ta  jur  „§oIenbc!c"  inib  weiter  übet  eine  SBlefe  biö  ju 
einem  au  bem  SDieerc  ftcijcnbeu  S3irnbaum, 


—    291    — 

SebenSjeit  für  eine  jäl^rHd^e  Sal^Iung  von  16  9War!  überliefe  mit  ber 
SBeftimmung,  bafe  na(|  feinem  Sobe  14  berfelben  an  baö  Älofter,  8  nad^ 
©rbred^t  an  einen  S^erroanbten  fatten  foBten^^)* 

©Ute  ^auöl^altung  mit  bem  anfangs  nid^t  bebeutenben  Älofter? 
gute  unb  ber  reic^lid^e  Suftufe  frommer  ©penben  gab  bem  Älofter  balb 
bie  3Kittel,  bie  ©elbnot^  benad^barter  @belleute  ju  neuen  ©rmerbungen 
von  Sanb  ju  benufeen.  — 

S)ie  erfte  Erwerbung  biefer  Slrt  n)ar  ber  größere  Sl^eil  von  ^en^ 
f enl^agen.  SDer  SRitter  Seölauö  ilamt)d^  ^o)  (^^  Äamede)  in  JZifeena  Der= 
faufte  1355  tnit  ©inmiHigung  feiner  ©öi^ne  ©manteß,  ^eter,  Sanefe 
unb  Seölauä  bem  Softer  für  500  maxt  37^  aWarf  idirliiä^er  ©infünfte 
aus  6i  §ufen  biefeö  2)orfe§,  von  benen  jebe  6  5IKarf  ^ad^t  trug,  gür 
ben  gaH,  bafe  burd^  eine  ©d^ärfung  ber  ©erid^töbufeen  ober  burc^  2lbs 
gabenbrud  bie  §öfe  t)eröbeten,  uerfprad^en  fie  aus  anbem  ©ütern  ®r^ 
faß  für  ben  Stuöfaff;  bie  §ofinl^aber  foHten  im  Sefife  unb  ®enn^  aller 
58ortl^eile,  bie  i^nen  auö  2ledern,  SBiefen  unb  ^Jifd^fang  im  3Jleere  t)on 
alteröl^er  juftdnben,  t)erbteiben.  SDaö  SBieberfauföred^t,  meld^es  fid^  ber 
SBefifeer  auf  10  Saläre  t)orbel;ielt,  ift  nid^t  in  Slnwenbung  gebrad^t  wor^ 
ben.  ©(^on  l^alb  auö  bem  SDorfe  l^erauögebrängt,  t)erfauften  bie  SSer^ 
manbten  unb  Jlad^fommen  bem  Älofter  ein  ©tüdf  nad^  bem  anbem,  bis 
julefet  ^eter  Äamede  }u  Sflifeena  unb  beffen  ©ol^n  Siöpram  1447  i^m 
ben  3?efl  il^res  @rbed  unb  Sel^tteö  im  SDorfe:  eine  iä|rlid^e  §ebung 
von  8i  SJlar!  von  glad^ö  unb  §ül^nem  mit  aller  Unpfftd^t  unb  attem 
ditä)U  an  §alö  unb  §anb  für  eine  3a^Iung  t)on  216  aWarf  überliefen  ^0. 
6in  §of  in  bemS)orfe,  ber  anberen  SSefigern  gel^örte,  mürbe  1486  t)on 
bem  altftäbtifd^en  SSicar  §enning  Sulgrin  für  50  3Warf  mit  4  3«arf 
jä^rlid^er  SRente  gefauft.  ®r  foüte  nad^  bem  Sobe  beö  Muferö  eben^ 
fattö  bem  Älofter  jufatten,  unb  von  ber  SRente  foHten  jäl^rlid^  am  aJfarien- 
tage  2i  3War!  unter  bie  Jungfrauen  üertl^eilt  werben. 

©in  Sl^eil  beä  SDorfeö,  ber  urfprünglid^  bifd^öflid^  mar,  mürbe 
von  Sifd^of  griebrid^  von  ©ammin  an  ben  ©olberger  SBürger  Sambert 
§affe  133822)  für  250  Tlaxt  rerfauft,  ber  bat)on  (1346)  für  fein, 
feiner  grau  unb  feiner  3Sotfal)ren  ©eelenl^eil  eine  3Sicarie  begrünbete 
unb  bem  Sßicar  baoon  bie  Hebungen  anmies,  25ies  fogenannte  „§en:= 
fenl^ager  SBeneficium",  beffen  ©oUation  abmed^felnb  bem  Siatl^  unb  bem 
©apitel  juftanb,  mürbe,  als  ^erjog  Ulrid^  ben  Ulrid^s^of  anlegte,  nac^ 
i^Jufeerniit  übertragen  unb  feit  ber  Seit  bes  großen  Äurfürften  als  ein 
t)om  ©taate  ju  t)erleil^enbes  ©tipenbium  angefei^n« 


—    292     — 

S)a«  SDorf  £luetfin  ift  ebenfo  m^  unb  m^  ftüdweife  in  ben 
Scfife  bcä  Äloftcrs  gefommen  unb  t)on  bcn  Samifeen,  Sürgem  t)on  6ot 
bcrg,  benen  eö  gel^örte,  ol^ne  Sroeifel  in  golge  be§  9?at^sbef(ä^luffcö, 
welker  Solbcrger  Sütgem  ben  SBefife  von  Sel^ngütem  unterjagte,  t)er:= 
fauft  TDorben.  Snt  Salute  1361  überlief  ber  ßolberger  SBürger  §einrid^ 
2)ami6  bem  Älofter  6  aus  mehreren  Äot^en  ju  erl^ebenbe  Sonnen  ©alj 
unb  bie  naä)  ber  ©ee  ju  liegenbe,  21  §ufen  ent^altenbe  §älfte  t)on 
Sluetfiu  mit  allem  SRed^te,  mit  l^ol^em  unb  ttieberem  ©erid^te,  für  1050 
3Jlarf  (jebe  SÖiar!  ©innal^me  würbe  mit  16  3WarJ  ßopital  bejal^lt^  jebe 
§ufe  trug  3  SDkrl).  —  2)ie  anbere  §älfte  beö  2)orfe§  l^atte  §einrid^ö 
Sruber  §ermann  im  S3efife  gel^abt,  unb  t)on  il^m  l^atte  jeber  feiner  brei 
©ö^ne  ein  drittel  geerbt.  SBon  biefen  t)erfaufte  §enning  mit  einer 
jä^rlid^en  §ebung  von  3  Spönnen  ©alj  fein  ©ed^stel  beö  S)orfes  1364 
für  326  3Rarf  unb  griebrid^  im  folgenben  Sa^te  feinen  3lntl^eil  jufanu 
men  mit  einer  jäl^rlid^en  §ebung  von  2  Sonnen  ©alj  für  334  aSarf. 
etraaö  fpäter  (1372)  t)erfaufte  §ermann  S)amife  juSDumjin,  ber  britte 
S3ruber,  mit  feinem  gleid^namigen  ©ol^ne  fein  ©e(|ötel  für  260  3Rarf. 
SDen  9ieft  ber  §ebungen  aus  bem  2)orfe  an  §ül^nern,  glad^s  u.  f,  m. 
überliefen  bie  Srüber  beö  jüngeren  §ermann :  §einrid^,  ©ottfd^alf  unb 
Henning  für  200  3Karf  1399  bem  ^lofter*  SDa  ba§  S)orf  urfprünglid^ 
ein  Scljn  beö  ©olbafeer  Älofterö  war  unb  bie  S)amifee  biefem  eine  jä^r^ 
lic^e  3lbgabe  t)on  8  Sonnen  ©alj  jur  Seit  be§  ©iebenö  ju  entri(^ten 
gehabt  l^atten,  fo  l^atte  ba§  altftäbtif(^e  Ätofter  biefe  mit  übernel^men 
muffen ;  eö  löfte  fid)  1400  baoon  burd)  eine  Ballung  t)on  600  SDif.,  weld^e 
ßolbafe  jum  Slnfauf  Don  10  §ufen  in  galfenberg  t)ertt)enben  moUte^^). 

Ungewiß  ift,  mann  Smieltpp  ©igentl^um  be§  Älofters  würbe,  ©d 
gel)övte  mit  ^oblot  jufammen  jU  ber  elften  3luöftattung  beö  ^^rämon? 
ftrateufer  Äloftcrö  auf  Ufebom  unb  mürbe  biefem  1159  mit  bem  gäl^r- 
ober  ä3rüc!enäolI  auf  ber  ^erfaute  befiätigt.  SDie  weite  ©ntfernung 
jebod)  erfd^werte  ben  SDIönd^en  bie  ^^flege  beö  t)erwal^rloften  unb  wüft 
liegenben  2)orfe§.  ©ie  überlie&en  eö  beöljalb  bem  ^^ommerljerjog 
Äafiiuir  (I.  ober  II,  baö  3al)r  ift  nid^t  angegeben)  für  eine  jä^rlid^e 
abgäbe  von  12  a)iar!,  barunter  2  WHaxl  für  ben  3e|)nten,  um  eö  in 
ßultur  JU  bringen  unb  mit  ^ferben,  Äüljen  unb  bem  für  bie  Säuern 
nöt^igen  3ldtergerätl;e  auöjuftatten;  nac^  feinem  Sobe  foDte  eö  an  baö 
Älofter  jurüdEfaüen  2lu^  fpäter  fd^einen  bie  3Jiönd^e  baö  S)orf  ni^t 
felbft  bewirtl^fd^aftet  ju  l^aben.  3m  3a(;ic  ;318  finben  wir  eö  im 
£el)nbefi6  §enningö  v.  SBlanfenburg  unb  feines  ©ol^neö  SÄnfelm  mb 


—    293    — 

bct  ©ebrüber  Henning  unb  3tmoIb  ©teifcnberg.  3)aS  Älofler  bel^aup- 
letc,  t)on  btcfen  feinen  Sel^nöträgem  in  feinen  ©innal^men  gefcä^ntätert 
ju  fein,  unb  barauf  jielen  anä)  tooI^I  feine  Älagen  über  mannigfad^e 
SBeraubungen,  bie  eö  in  biefet  3eit  an  ben  päpftlid^en  ©tul^l  xxä)kt 
6ö  fonnte  jebod^  feine  2Infprüd^e  nid^t  burd^fe^en  unb  mugte  fid^  bem 
auf  bem  Äird^l^ofe  ju  $Reu=jrepton)  gefällten  fd^iebörid^terlid^en  ©prud^e 
ber  aSafatten  aBartiölara'ö,  feines  SJlarfd^affs  Urfinuö  unb  Sol^anneö 
Sroie,  unterwerfen,  weld^e  alö  berei^tigte  g^orberung  bes  Äloflerö  nur 
eine  jä^rlii^e  §ebung  Don  2  Jßafi  ©alj  anerfannten,  bie  von  ben  Snl^a^ 
htm  bes  ®ut§  in  jebem  S^i^r  in  baö  ©aftl^au«  beö  Älofiers  in  ©olberg 
abgeliefert  werben  foHten.  9lnfelm  Slanfenburg  t)erfaufte  baö  SDorf 
balb  barauf  (1320)  an  feinen  ©(^roiegerfol^n,  ben  9Wtter  ^eter  von 
5Ruenburg  (ein  ©ol^n  ©uenjo'ä,  bes  ^ßalatin  von  Dftponimem),  genannt 
„Äenfeler"  (Äanjler  ftönig  SEßenjete  II),  weld^er  1323  bad  ®ut  für  900  mt 
an  ben  ©ööliner  Särger  ©onrab  2BiIfe  überlädt.  35ie  ©d^wierigfeit,  bie 
geringen  ®innal^men  beö  entlegenen  2)orfeö  beijutreiben,  beflimmten  baö 
Ufebomer  Äl  öfter,  fid^  beffelben  ganj  ju  entäußern,  ©onrab  SBiffe,  ber  eö 
bis  1327  als  Sßafall  beö  2lbte§  von  Ufebom  befaß,  laufte  in  biefem 
Saläre  bem  Älofler  bie  ©aljleiftung  unb  feine  legten  5Red^te  auf  gäl^re 
unb  SKül^le  für  60  SRarl  ab.  3)er  SSertrag  war  bem  Älofier  roid^tig 
genug,  um  il^n  in  Slnllam,  ©reifenberg  unb  STrepton)  t)or  bem  tjerfam- 
melten  SWat^e  aufnel^men  unb  in  bie  bortigen  ©tabtbfld^er  eintragen  ju 
laffen.  3m  Saläre  1336  finb  jroei  ©olberger  Bürger,  Settolb  ®lafe:= 
napp  unb  ©oöfitt  ©emelin,  SBeft^er  beö  ®orfö,  weld^e  in  biefem  Saläre 
Don  jebem  3lnfprud^,  ben  ber  Änappe  2lmolb  SWamel  nad^  ®rbred^t*)  er? 
lieben  fönnte,  üon  bem  Sifd^ofe  griebrid^  für  eine  Sal^lung  von  25  3War! 
reinen  ©ilberö  an  biefen  befreit  werben  ^^).  —  SBann  baö  S)orf  in  ben 
S3efifc  beö  altfiabtifd^en  Äloflerö  übergegangen  ifl,  ifl  nid^t  ju  ermitteln. 
Sm  Saläre  1422  ift  ein  SBicar  ber  3lltflabt  ?pieban  inSroielipp;  1426 
t)erfaufte  ber  in  ©d^it)elbein  mol^nenbe  §enning  SWamel  bem  Älofter 
1  aWarf  iäl^rlid^er  ©innal^me  auö  ber  pl^re  bei  Sroielipp  jum  Sid^t 
vox  bem  l^eiligen  Seid^name  auf  ber  Slltpabt:  bamalö  alfo  roax  baö 
S)orf  fd^on  Äloflereigentl^um*    einige  Saläre  fpäter  (1429)  wirb  eö 


*)  dtotelipp  fc^eint  3U  ben  Sefi^ungen  ber  9lameliS  gel^drt  )u  ^aben,  toel^e 
burc^  bie  SSet^ettatl^ung  3ol^ann  Sflameld  mit  ber  SBittioe  bed  legten  Statiboriben 
^a^imar,  legten  ^ajieaand  von  (Eolberg,  großen  ®runbbeji|  um  (Eolberg  l^erum 
gemonnen  l^otten.  Slnwlb  »erfaufte  in  bem  Saläre  1336  atte  feine  S5eP|un0cn  jen- 
feüjl  bet  @tDlne  an  bat  <S)amminer  ^omcapitel 


—    294    — 

unter  ben  SBefttutigen  mit  aufgefül^tt,  bte  beut  Äloftet  von  99if(^of  ©ieg^ 
frieb  beftättgt  werben,  ^olbemtn  tüiirbe  1415  t)on  §etnri<^  Sartin 
für  1200  3Karf  an  ba§  Älofier  nerfauft.  SDer  frül^ere  Sefi^er  F^atte 
bem  Sifd^of  afe  Jiecogniüonögebül^r  jäl^rlic^  (?)  ein  $aar  §anbf(^uf)e 
liefern  muffen  2*). 

3n  einigen  anberen  S)örfern  gelangen  bem  Älofier  roenigftenö 
tJ^eitoeife  ©noerbungen.    3tn  Saläre  1383  t)er!anfte  griebrii^  35amife 
}U  3KöIIen  ben  beiben  3«ngfrauenflöftern  in  ©olberg  unb  ßöölin  ben 
Diertel  S^eil  von  jebem  ber  SDörfer  SRü^otr»,  ©roB^  imb  Älein^aWöHen, 
feinen  ganjen  §of  in  ©ro^aWöBen,  bie  l^albe  SBinbrnül^le  bafelbft  unb 
ba§  SDrittel  ber  beiben  3)örfer  ^ri^oro  unb  ?ßufeernin  mit  18  aWar! 
Äornpai^t  aus  ber  ju  ^Pufeemin  geprenben  SBinbmül^le  ju  ©arfom  (SDaf* 
fon)),  ber  Sifd^of  ^pipp  beftötigte  ben  SBerfauf  ber  ®üter  unb  be^ 
lehnte  bie  kröpfte  ber  hofier  bamit.    SDiefe  t^eitten  1 387,  n)ie  ber  33ür. 
germeifter  Subwig  ©üt)erfen  in  ßolberg  bezeugte,  bie  ®üter  fo  unter 
[xä),  bafe  bie  §ebungen  auö  ben  beiben  3JlöIIen  unb  SRü^on)  bem  ©öö^: 
liner,  bie  an^  e?rifeon)  unb  ^ufeernin  bem  ©olberger  5lIofter  jufaHen  foHten. 
SDod^  mürbe  ben  Älöftem  i^r  Sefife  t)on  Sord^arb  5Damii&,  bem  ©o^ne 
g^riebrid^s,  mieber  ftreitig  gemad^t,  meld^er  fie  nac^  ßrbred^t  beanfpruc^te. 
SDiefer  mürbe  1429  mit  ben  beiben  5llofterpröpften  ^ermann  t>on  ©i'u 
ftrom  t)on  ßöölin  unb  Safob  ©oroin  t)on  ber  3lltftabt  ju  einem  9ied^tö= 
tage  nad^  Görltn  vor  ben  Sifd^of  befd^ieben,  unb  ba  er  für  feine  3ln= 
fprüd^e  nur  einen  S3rief  t)orjeigen  fonnte,  nad^  meld^em  ber  ßolberger 
Bürger  §ermann  S5ami^  bie  ©üter  vox  langen  Seiten  ermorbeu  i^atte 
(1333  t)on  §enning  ©(^lief),   bie  kröpfte  aber  baö  33efifered^t  i^rer 
Jllöfter  burd^  Urfunben  ermiefen,  fo  erfannle  ber  S3if(§of  in  Ueberein^ 
ftimmung  mit  feinem  an^  ©amminer  ©apiteteprälaten,  ftiftifd^en  S8a=: 
fatten  unb  33ürgermeiflem  unb  3?atf)matmen  von  6ösHn  unb  ßolberg 
beftetienben  Statte  baö  5Red^t  ber  ßlöfter  an  unb  erflärte  bie  Slnfprüdie 
SBord^arbö  für  mai^tloö.  —  ©d^on  t)orf)er,  im  3af)re  1424,  l^atte  baö 
Älofter  bem  el^rbaren  aJlanne  3Kattl^iaä  SRiftoro   nod^   4  §öfe  mit  7 
§ufen  unb  2  Äat^en  in  ^ufeemin  für  350  M.  abgefauft.    SDiefer  ^atte 
fi^  von  §einrid^  unb  Henning  S)amife  für  baö  l^albe  Äüperöborf,  ^ar:^ 
part  unb  1^  SBiertel  einer  §egerl^ufe  in  g^unfenl^agen  eingetauf(^t  (1422), 
©nblid^  überliefen  bie  SSrüber  unb  SSettem  SDamife  ju  SDumjin  bem  Älofter, 
um  il^m  bie  SDienfte  ju  vergelten,  bie  eö  il^nen  unb  il^rer  Äird^e  fd^on  f 0 
oft  ermiefen  ptte,  1 456  no^  eine  jäl^rlid^e  §ebung  oon  5  W.,  4  ©d^effel 
^ad^t,  glad^ö  unb  Siaud^^ü^ner  für  70  SWar!  ©apital  in  bem  SDorfe* 


—    295    — 

einen  §of  in  SBcnb^ogen  fanfte  baö  Ätofter  1406  für  19  aWarl 
von  §einrid^  Äamedfe,  genannt  §inrif  ©Itig.  —  SBie  baffelbe  bie  übri:: 
gen  in  ber  Seftätigungöurhmbe  Sifd^of  ©iegfriebö  von  U29  aufge^ 
führten  aSefi^ungeii  in  ^(oiö^agen,  Soltenl^agen,  Sorfenl^agen,  ©d^ö^ 
feon),  ©anjfon)  unb  SDfolton)  erworben  l^at,  wirb  nid^t  angegeben. 

3u  biefeni  Sefife  an  ©runb  unb  Soben  famen  nod^  ^Renten  au^ 
ber  ©tabtfaffe  (um  1400  jä^rlic^  46  maxi  für  bcn  ^ropft  unb  32  3«arf 
für  einen  Kapellan)  unb  bebeutenbe  ©aljgefäffe.  SDer  3lbt  Seml^arb 
Selbud  t)erfaufte  beni  5lIofler  mit  Seiftimmung  feines  €ont)entä  1365 
feine  ©atjftälten  auf  bem  linfen  ^ßerfanteufer  für  700  a«arf,  unb  1383 
bezeugte  il^m  ber  33ürgermeifter  £ubn)ig  ©ürerfe,  bajg  eö  au§  feinen 
unb  ben  ^olfefd^en  ^^fannftätten  mit  eigenem  ®elbe  jäl^rlid^e  ©aljl^es 
bungen  im  SBertl^e  t)on  50  SKart  ermorben  l^ätte.  —  ßnblid^  ftanb  bem 
Ätofter  nod^  ber  3oII  von  ber  gäl^re  bei  ber  Slltftabt  ju,  unb  ate  ber 
§erjog  ©afimir  l^ier  1586  an  beren  ©teile  eine  Srüdfe  hantn  lieJB, 
mürbe  jenem  jum  (grfafe  ber  SSrüdfenjoH  jugemiefen. 

3n  il^rer  länblid^en  Slbgefd^iebenl^eit  burd^  il^re  gemeil^ten  Älofter^ 
räume  nid^t  immer  gefd^üfet  gegen  UeberfäHe  unb  ©emalttl^ätigfeiten, 
mo^nten  bie  3«ngfrauen  auf  ber  aitftabt  biö  ium  Safire  1468  ober  69, 
mo  fie,  mie  ©.  249  erjäl^lt  ift,  auf  SBunfd^  beö  SRat^ö  unb  ber  Sürger:^ 
fd^aft  in  bie  ©tabt  überfiebetten.  §ier  mürbe  il^nen  für  baö  alte  Ätofter 
auf  ber  ätltftabt,  meld^eö  ber  5Ratl)  mitfammt  ber  5lird^e  l^atte  nieberreigen 
laffen  {monastermm  cum  ecdesia  violenter  destnidum),  juerft  baö 
alte,  bann  ba§  jmifd^en  bem  SRiflaö^  unb  6jirötl^ör($en  belegenen  neue 
©t.  ©piritu§l;oöpital  ate  SBo^nung  eingeräumt,  meli^eä  von  brei  ©eiten 
von  ftiHeren  ©trafen  umgeben  unb  auf  ber  §interfeite  nur  burd^  einen 
SBeg  von  ber  3J?auer  getrennt,  ben  an  länblid^e  g^reil^eit  gemöl^nten 
Jungfrauen  mel^r  besagen  mu^te,  alö  bie  geräuf(^t)oBere  Umgebung 
beö  älteren  ©pitalö  mit  feinen  engen,  unjureid^enben  Seilen.  SDod^  fo 
bereitwillig  aud^  ber  SWatl^  ju  nötl^igen  SReubauten  feine  §ülfe  ange^^ 
boten  unb  fid^  t)etpflid)tet  l^atte,  bie  bem  Älofter  nal^e  gelegenen  §äufer 
ber  beiben  ©(^miebe  Joachim  Sffieffel  unb  6a§par  Stimmer  fortjufd^affen, 
bie  alte  Sel^aufung  auf  ber  Slttftabt  unb  bie  SBeil^e,  bie  über  bem'Stten 
Älofterbad^e  gefc^mebt  l^atte,  t)ermod^te  er  ifmen  nid^t  ju  erfefeen.  ®ie 
Jungfrauen  fefinten  fid^  balb  jurüd  nac^  ber  altgemol^nten  ©tätte,  mo 
bie  Sauberhaft  il^rer  Sieliquien  fid^  mirffamer  erroiefen  |)atte,  il^re  g^ür^^ 
bitte  eifriger  begel^rt  mar  unb  bie  ®ef(^en!e  ber  3lnbäd^tigen,  bie  ben 
SBeg  an  geiertagen  jur  3lltftabt  jogen,  reidf)lid^er  gefpenbet  murheus 


—    296    — 

3m  Saläre  1491  beftättgte  SSifd^of  SBencbict  nod^  einmal  bic  von  feinen 
aSorgängern  Henning  unb  aJlartnuä  genel^migte  SBerlegimg  beä  Älofterö, 
fd^on  feit  1495  lüirb  von  ben  9?onnen  atteä  aufgeboten,  um  „baä  Älofter 
to  Dlbenftab,  jefet  gelegen  binnen  ©olberg"  lieber  an  feinen  frül^eren 
^^lafe  ju  bringen.  SDie  ©puren  il^rer  Semül^ungen  jeigen  fi(^  in  aUm 
Seftamenten  biefer  3eit,  überall  finben  fid^  Heinere  Segate  für  biefen 
3wedf,  unb  ber  SRatl^inann  Saffrenj  Simmermann  fefet  (1495)  550  9Rarf 
in  feinem  legten  SBiUen  für  ben  5Reubau  beö  Älofterö  an^,  vo^nn  er 
QUiä)  angefoaigen  unb  binnen  4  Sötten  t)oIIenbet  würbe.  S)od^  jeigt 
ber  nod^  1500  mieberfel^renbe  3ufafe  ju  itn  Segaten  in  Seftamenten, 
„wenn  gebaut  wirb",  bajs  aud^  in  biefem  Saläre  ber  SJau  nod^  nid^t 
in  2lngriff  genommen  war,  unb  erft  ein  in  3lom  von  10  ©arbinälen 
erroirfter,  l^unberttägiger  3lbla§  für  bie,  weld^e  baö  SBerf  burd^  §anb 
ober  ©elb  förbern  mürben,  ber  oon  33if(%of  3JJartin  in  feinem  33eftäti5 
gungöbriefe  no(^  um  41  Sage  t)erme]^rt  mürbe  ^ß),  fd^eint  bie  nötl^igen 
anittet  ^erbeigefd^afft  ju  l^aben.  3lu§  ber  Urfunbe  3)iartinö  erfel^en 
mir,  baß  ber  SBau  1502  fd^on  begonnen  l^atte,  unb  1505  fafeen  bie 
Sungfrauen  mieber  auf  ber  Slltftabt  ^^). 

SDaß  ben  Jungfrauen,  aU  fie  in  bie  ©tabt  jogen,  neben  bem 
©pirituö^oöpital  eine  Rixä)t  erbaut  mürbe,  ift  felbftoerftänblid^  unb  er^ 
giebt  fid;  aud^  au§  ber  gorberung  ber  aufftänbifd^en  3ünfte  im  Sa^re 
1524,  bafe  baö  ©lodEenl^auö  bei  bem  alten  Ätofter  (fo  ||ie§  eä  im  ®egen= 
fafee  JU  bem  auf  ber  Slltftabt  neu  gebauten),  baö  mit  ber  ©tabt  ®elbe 
gefauft  fei,  ben  Sßertretern  ber  ßolberger  Sürgerfd^aft  als  Sßerfamm* 
lungö^auö  eingeräumt  werben  foHe.  ^xx6)e  unb  Älofter  finb  l^iemad^, 
aU  bie  SJonnen  wieber  nad^  ber  2lltftabt  überfiebelten,  oon  ber  ©tabt 
augelauft  unb  fo  lange  in  il^rem  SSefifee  gewefen,  btö  jene  in  bie  ©tabt 
jurüdf feierten.  —  3m  3ai^re  1545  würbe  baö  Älofter  abermals  in  bie 
©tabt  oerlegt,  ba§  ©ebäube  auf  ber  3lltftabt  blieb  unb  biente  wa^r^ 
fd)einlidi  bem  Ijerjoglid^en,  bann  bem  fönigli(§en  9?entmeifler  als  SBoi^n- 
l^auö.  ßrft  1727  würbe  baö  ©runbgemäuer  niebergeriffen  unb  bafelbft 
ein  föniglid^es  Srau^aus  angelegt 

35ie  ©efd^id^te  biefer  jweiten  SBerlegung  in  bie  ©tabt,  bie  Äämpfe 
äwifd^en  ^ifd^of  unb  3latl^  oon  ßolberg  um  ben  S3efife  bes  Älofterö  finb 
}u  eng  mit  ben  ©efd^idEen  ber  ©tabt  oerbunben,  als  baß  fie  baoon 
ptten  getrennt  werben  fönnen  (f.  6ap.  13  unb  14). 


—    297    — 

S)ie  aSermaltung  ber  Äloftergüter,  bie  längere  3elt  t)on  bem  ©ot 
berger  diaif)e  in  ®emeinf(^aft  mit  ben  Snngfrauen  gefüi^rt  roorben  war, 
ging  m6)  bem  Sßertrage  von  J587  (f.  6ap.  U)  auf  t)ier  unter  3Kit^ 
roirfung  ber  ©tänbe  ernannte  2luffel^er  über,  jroei  t)ou  ber  SJitterfd^aft 
unb  jraei  ftäbtifc^e,  bie  lefeteren  immer  bie  beiben  älteften  S3ürgermeifter 
t)on  ©olberg  unb  gßdlin.  ©eit  bem  anfange  beö  18.  Sai^tl^wnbertö 
würbe  bie  Sai^l  auf  jwei*  l^erabgefe^t:  ben  iebeömaligen  erften  SBürger^ 
meifter  von  ßolberg  unb  ein  3Witglieb  ber  SRitterfd^aft.  Slnbere  SBeamte 
waren  ber  ÄtofterDogt  unb  ber  Älofterfd^reiber.  Sene  Sluffel^er  führen 
nod^  iefet  ben  am  @nbe  bes  17,  Sal^rl^unbertö  aufgenommenen  SRamen 
„Älofterpäter"  unb  verwalten  il^r  3lmt  unentgeltlid^.  S3i§  jum  Sa^te 
1810  ftänb  il^nen  bie  Suriöbiction  ju.  Sie  SBermaltung  ber  Ätofter^ 
börfer  war  i^nen  fd^on  1603  abgenommen,  alö  bie  ©tiftöftänbe  bem 
33ifd&ofe  g^ranj  t)erftatteten,  ben  Uebcrfc^ufe  üon  ben  jur  ©rl^attung  beö 
Ätofterö  beftimmten  Erträgen  ber  ®üter  jur  SBejal^lung  ber  bif(^öfli(i^en 
©d^ulben.  ju  rerwenben,  gürftli(^e  3lmt§börfer  waren:  2lltftabt,  Saöbe^ 
^^olbemin,  Cuetfin,  ©toifow,  3wielipp,  SBobrobt  unb  bie  beiben  SBor- 
werfe  in  3lltftabt  unb  ©toifow,  2  gä^rfrüge  unb  eine  aSrüdfe.  3tti 
Saläre  1628  oerfteuerte  baö  Slmt  116i  §afenl^ufen.  SDamalö  gefiörte 
^^^otbemin  ben  o.  2)amife,  §enfen^agen  war  ©tabtgut  (f.  6ap.  16). 
SEBie  bie  anberen  ®üter  bem  Ätofter  ab^anben  gefommen  finb,  wirb 
nirgenbö  angegeben. 

SDie  ©infünfte,  wetd^e  jebe  ber  Älofterfrauen  im  Sa^re  1570, 
alfo  nod;  vox  ber  Umwanblung  be§  Älofterö,  o^ne  3weifel  als  ^er- 
fommen  auö  fatl^oUfd^er  3eit,  genofe,  beftanb  in  i  Slinb,  IJ  feiftem 
©d^weine  ju  ©pedfeiten,  6  feiften  ©änfen,  8  §fll^nent,  2  ©tiegen  ®ier, 
1  £äfe,  16  ©treffet  SRoggen,  1  ©d^effel  ©rbfen,  i  ^funb  ©alj, 
4  Älafter  §olj,  16  f(.;  unter  aUe  t)ertl^eilt, würben:  ju  Oftern  unb  ju 
^:pfingften  jebeömal  4  feifte  ftälber,  ju  ^fingften  1  i  Ärule  füfeer  mH^, 
jum  Sai^rmarft  4  ©d^afe,  39  ^ä)td  S3utter,  t)on  £)ftern  bis  aWid^aeliö 
alle  ©onnabenb  i  Sonne  SSuttermitd^,  ein  ©ad  mit  SBoUe,  4  ©d^effel 
SRüben,  ein  S)römt  §afer  für  ©rüfee  ju  Sffiürften,  gifd^e,  fo  oft  gejogen 
würbe,  £)bft  unb  §onig,  fo  t)iel  fie  gebraud^ten.  —  3l(ä  il^nen  Sifd^of 
Äafimir  bie*  ^üibe  ber  felbftftänbigen  SJerwaltung  il^rer  ©üter  abnal^m, 
üerfürjte  er  i{|nen  bod)  faum  i^re  einnahmen.  Sebe  erhielt  jefet  iä^x-^ 
Ud^:  16  fl.,  16  ©d^effel  SRoggen,  i  ©d;effel  ©erftengrüfee,  \  ©d^effel 
§afergrüfee,  1  ©d&effel  weiter  ©rbfen,  li  Sld^tel  SButter,  3  aWolber 
(SR,  =s  30  emt)  Äu^  unb  3  3Rolber  ©d^afWfe,  3  ©c^afe,  1  fettes 


—    298    — 

©d^tüetn,  3  ©toppelgänfc,  3  fette  ®änfe,  6  §ii^ner,  2  ®renj  §oI}, 
2  grübet  SelgJ^otj,  i  Sonne  ©alj,  6  ß  im\ä)  ju  Det,  2  freie  gurren, 
wenn  fie  über  Sanb  fal^ren  toollten;  jufatnmen  erl^ielten  fie:  1  3Siertel 
füger  3Ki(d^  ju  ßftem  unb  ju  ^fingften,  1  2'onne  SButtermtli^  um  bie 
t)iei^el^n  Sage,  1  Sonne  Seinfamen  gefät,  mojn  fie  ben  Seinfamen  felbft 
liefern  mu)3ten,  3  ©tein  SBotte,  4  ßd^fen  unb  3  3Kärj!ü^e  ^ß).  3m 
Saläre  1731  mürben  bie  SHaturattieferungett,  bie  aud^  1603  (f.  ©. 
297)  nid^t  verringert  morben  ju  fein  fd^einen,  m6)  ber  Äammer^ 
taje  abgelöft  mit  3lu§nal^me  be§  §oIjeö  unb.beä  33robforneö,  meld^eö 
auf  Sitten  ber  Jungfrauen  i?i  natura  weiter  geliefert  mürbe,  ©eit 
1766  erl^ielt  ba§  Älofter  oom  föniglii^en  3lmtmann  ju  Slltfiabt, 
bamafe  ju  ©toifom,  geliefert,  an  (Selb  451  Si^aler,  an  SRaturalien 
220  ©d^effel  SRoggen,  39  guber  §olj  unb  65  g^uber  Sorf.  ®egen^ 
märtig  belaufen  fid^  bie  ©innal^men  ber  ^riorin  auf  ungefäl^r  191  i 
Sl^aler,  jeber  ber  jmei  älteften  abiigen  unb  4  ätteften  bürgerlid^en  ßon- 
»entualinnen  auf  ungefäl^r  145  Sl^aler,  aller  übrigen  auf  faft  115  Si^lr. 
S)ie  Sal^l  ber  ©onoentualinnen  mürbe  ju  Äafimirä  3eit  ftatt  auf 
20,  mie  beabfi(^tigt  mar,  nad^  altem  §erfommen  auf  16  fefigeftellt,  7 
Ci\x%  abiigem,  9  a\x^  bürgerlid^em  ©tanbe,  baoon  6  auö  ©olberg,  3  au§ 
©öölin,  baö  ja  ebenfalls  ein  ©tiftöftanb  mar;  fie  mürben  oon  ben  ^^ro:= 
oiforen  unb  bem  illofteroogte  bem  Sifd^ofe  präfentirt  unb  t)on  biefem 
beftätigt.  S)ie  2lbfid^t  ber  Siitterfd^aft,  bie  Sürgerlid^en  gänjlid^  oon 
bem  Älofter  auöjufd^liefeen,  mar  fd^on  frül^er  an  ber  SBeigerung  Sol^ann 
3^riebrid^§  gefd^eitert,  ber  ©ered^tigfeitöfinn  genug  befag,  baö  Siedet 
ber  ©täbte,  „beren  Äinber  ebenfo  gut,  mie  bie  beö  Slbelä  il^ren  Untere 
l^alt  im  Älofter  gel^abt  l^ätten",  anjuerfennen.  Später  l^ing  bie  Sluf:: 
nalime  t)on  ber  ®nabe  beö  gürften  ab,  bo(^  mürben  babei  bie  33eftims 
mungen  ber  Älofterftatuten  berüdEfid^tigt,  nad^  meldten  bie  aufjunel^^ 
menben  guten  §erfommen§,  folc^er  ®nabe  bebürftig,  ber  eoangelifd^en 
©onfeffion  jugetl^an  unb  bei  gefunbem  aSerftanbe  mären.  2lgneö  mn 
Äleift  mürbe  1605  jurüdfgemiefen,  meil  fie  ein  fel^r  großes  SBermögen 
beföge,  unb  unter  ben  preu§ifc^en  Königen  mürbe  ©orge  getragen,  bag 
bie  SBol^ltl^at  oermaiften,  armen  unb  gebrec^li^en,  „bod^  tugenbl^aft  er- 
jogenen  unb  (^riftli(^  gefinnten  Sungfrauen"  ju  S^eil  mürbe.  Site  unter 
g^riebrid^  SBil^elm  I.  ^Regierung  eine  oornel^me  gamilie  fid^  um  bie 
3lufnal^me  einer  geifteöfd^mad^en  Soi^ter  bemarb,  erl;ielt  fie  oon  bem 
Äönige  bie  3lntroort,  bag  baö  ©tift  fein  Sott^auö  märe.  3Kit  g^riebrid^ 
äBilfielm  I.  l^örte  bie  lutl^erifd^e  ©onfeffion  auf,  S3ebingung  ber  2luf nalime 


—    299    — 

ju  fein.  5E)ie  erfte  reformirte  Älofterjungfrau  war  Souife  (Eleonore 
grauenbotfer  (1733).  3laä)  bcr  ^Belagerung  ©olbergö  1807  würbe 
benen  ein  SL^orjugSrei^t  gegeben,  beren  SSäter  fi(3^  babei  auögejeid^net 
ptten.  2lm  ©übe  beö  17.  Sa^r^unbertö  würbe  bei  ber  3lufnal^me  50  f(. 
„3lcceB-"  ober  SSaugelb  unb  25  ff.  ©d^weftergetb  gejal^lt,  bie  Älofter* 
t)äter,  ber  Slnttmann  nnb  ber  Älofterprebiger  erl^ielten  jeber  einen  ©pe^ 
cieötl^aler.  Sefet  beträgt  baö  ®intrittögelb  82  Später  15  ©gr.  SDaö 
Älofter  l^at  baö  (Srbred^t  auf  ben  britten  2|eil  beö  $Rad^taffe5. 

3u  Kafintirs  3eit  würbe  baö  3lmt  ber  Celteraria  aufgel^oben, 
unb  bie  ^riorin  n?ar  t)on  ba  ab  bie  einzige  SBürbenträgerin  mit  be^ 
f(ä^ränfter  ©ewalt;  fie  würbe  t)on  ben  Jungfrauen  gewäl^It  unb  t)om 
Sanbeöl^erm  (je^t  t)on  ber  SRegierung  in  ©öölin)  beftätigt.  ©ie  erl^ält 
nod^  je^t  alle  Älofter^ebungen  jur  aSertl^eilung,  l^at  bie  9luffid^t  ju 
fül^ren,  auf  Drbnung  unb  3lnflanb  ju  l^alten  unb  über  bie  ©rl^altung 
ber  ©tiftögebäube  ju  wad^en.  ©eit  1703  wirb  na(^  einer  gegen  unbe- 
grünbete  3lnfprüd^e  ber  abtigen  Älofterfräulein  gerid^teten  SBerorbnung 
ba§  ^riorat  alternirenb  non  einer  abiigen  unb  bürgerlid^en  Jungfrau 
befe^t.    3)ie  erfte  lutfierifd^e  ^riorin  war  3lnna  t).  SBraunfd^weig. 

S)ie  älteften  Dorl^anbenen  ©tatuten  finb  bem  Älofter  1586  t)on 
Äafimir  gegeben.  2)ie  Jungfrauen  foßen  l^iernad^  fleißig  jur  Äirc^e 
gelten,  ©otteö  9Bort  l^ören,  in  ber  Äiri^e  unb  in  ber  ©eile  auf  i(;re 
Änie  fallen  unb  anbäd^tig  (Sott  anrufen,  gür  bie  gemeinfamen  21^ 
badeten  finb  bie  ju  fingenben  ilirc^enlieber  (bie  belannten  jener  3eit,  in 
baö  nieberbeutf(^e  übertragen)  oorgefc^rieben.  ©ie  foBen  ferner  bie 
^riorin  unb  bie  anberen  älteften  Jungfrauen  in  @^ren  l^alten  unb  fid^ 
ni(^t  mut^wiHig  ober  i^alöftarrig  wiber  fie  auflegen;  fie  foHen  fid^  unter 
einanber  nid^t  alö  giftige  äBürmer  f (gelten,  janfen,  fluiden,  läftern, 
l^affen  unb  t)erfolgen,  fonbern  in  Siebe  unb  ©inträd^tigfeit  bei  einanber 
leben,  fie  follen  nid^t  alö  wilbe  2lffen  auf  bem  Älofterl^ofe  auö  einer 
Seile  in  bie  anbere  witb,  flüd^tig  unb  unoerfi^ämt  umherlaufen,  jebe 
fott  \\6)  in  il)rer  3etle  l^alten  unb  ein  elirbareä,  jüd^tigeö  unb  ftilleö 
2.thtxi  führen;  fie  follen  fi(^  unter  einanber  vertragen,  auf  baB  ilire 
Uneinigfeit  ni(^t  auj3erl;alb  beä  Älofterö  getragen  werbe;  wollen  fie  fid^ 
oor  ber  ^4«^riorin  ni^t  »ertragen,  fo  foH  ber  ©uperintenbent,  ^^iropft 
unb  Älofterpaftor  baju  üerorbnet  werben,  wenn  aber  eine  mit  giftigem 
©(gelten  unb  iJäftern  l^alöftarrig  fortfäl;rt,  ber  foH  bie  ^JJräbenbe  oer^ 
fallen  fein,  bi§  fie  fid^  mit  i^rer  ©egnerin  oerföljnt;  fie  foUen  ferner 
feine  berüd^tigte  3Kannös  ober  g^rauenöperfonen  bei  fid^  auö^  unb  einge|ien 


—    800    — 

laffen;  fte  f ollen  rocttliiä^en  leichtfertigen  ©(ä^mud  in  Äteibem  ablegen 
unb  fid^  einer  feinen  bctnütl^igen,  e^rlid^en  unb  ftöfterlid^en  Sungfrauem 
trad^t  befteifeigen,  furj,  fid^  nid^t  ber  SBelt,  fonbern  il^rem  lieben  S3räus 
tigam  Sefu  ©l^rifto  jieren  unb  fd^ntildfen  in  red)tem  ©lauben  unb  roal^rer 
jungfräulid^er  Äeuf(|^eit. 

SDer  Äurfürft  griebrid^  9aBill^elm  I.  vexlk^  neue  Statuten  für 
aUe  pommerfd^en  Älöfter,  roeld^e  ben  ßl^arafter  ber  latl^olifd^en  SRonnen:: 
llöfter  verloren  l^alten  unb  in  bloße  aSerforguugöanftalten  für  Söi^ter 
Derbienter  ©taatöbiener,  in  freiweltlii^e  eoangelifd^e  Sungfrauenftifter 
übergegangen  waren.  —  ©arauä  entftanb  baö  mä)  jefet  gültige  ©tatut 
t)om  Saläre  1829.  SDaß  Älofter  ift  barin  bejeidinet  als  eine  SSerfor^ 
gungöanftalt  jur  3lufnal^me  unt)erel^elid^ter  bebürftiger  Söd^ter  abiiger 
unb  bürgerlicher  ^Jamilien  eoangelifd^er  ©onfeffion,  im  Sllter  t)on  mim 
beftenö  15  Sal&ren.  3Son  ben  6ont)entualinneu  rairb  ein  fittlid^eö,  t)er= 
ftänbigeö,  friebfertigeä  Seben  verlangt,  fie  follen  ber  ?Priorin  Std^tung 
unb  golgfamfeit  enoeifen.  —  S)er  feit  1845  beftel^enbe  ©tiftöorben  ift 
ein  golbenes  Äreuj  auf  mattem  ©runbe  mit  glänjenbem,  erl^abenem 
3lanbe,  auf  bem  3tinge,  an  bem  baö  Äreuj  getragen  mirb,  befinbet  fid^ 
ber  3lame  ber  Königin  SBittroe  ©lifabet^,  baö  ^Priorinfreuj  ifl  etwas 
größer,  als  bas  gemöl^nlid^e.  ©etragen  wirb  es  an  fd^raai^em  Sanbe 
auf  ber  linfen  33ruft. 

SDie  ©d^idtfale  ber  Älofterfird^e  im  Saläre  1630  unb  1657  [xnb 
6ap.  17  et^äl^lt.  35ie  alte  Äird^e  ift  feit  etwa  10  "^a^xm  abgetragen 
unb  ein  neues  Äird^engebäube  im  got^ifd^en  ©tile  gebaut,  bie  jugleid^, 
mie  bie  alte,  als  ®amifonlir(^e  bient. 


Set  citglifc^e  Sc^tuei^;  Stcformotioit;  StreBen  bet  6t(ibt  itad^  ber  ätctd^g' 
itumittelbarfcit;  9(u$trao  mit  beut  ^(i)f\U\,  9feu0rbNintg  ber  firti^lidjen 

3ußänbe. 


Sn  bem  älnfange  beö  16.  Sal^tl^unbertö,  in  ber  3eit  ber  Qeroah 
tigfteu  unb  liefgel^enbften  ©rregung  iinfereö  2Belttl^eil§  unb  befonberö 
unferes  aSolfeö,  too  unabläffig  neue  ©ebanfen  in  ben  Äöpfen  arbeiteten, 
n)0  bie  ©eifter  auö  il^ren  gugen  famen  unb  bie  alt^ergebradE)te  JOrb- 
nung  in  ©taat  unb  Äird^e  \xä)  auflöfen  ju  woUen  fd^ien,  ba  fd^ien  au6) 
bie  SRatur  ans  i^rent  gen)öl^nli(§en  ©eleife  gefontmen  ju  fein,  ©in 
giftiger  ^anä)  welkte  über  ©uropa  l^in;  neue,  entfefelid^e  Äranll^eiten 
brad^ten  ben  a)?enf(^en  ben  Job  in  üerfd^iebenfter  ©eftalt:  gaulfieber 
unb  Srüfenpeft  wüt^eten  t)orjugött)eife  im  ©üben,  im  SRorben  fam  baju 
ber  bis  bal^in  unerprte  „engtifd^e  ©djwei^"  ^).  5Die  Äranf^eit  war 
juerft  (1485)  in  ©nglanb  aufgetreten,  l^atte  fid^  |fier  in  Swifd^enräumen 
mit  furdjtbarer  2öbtli(§feit  mieber^iolt,  fd^ien  fid^  jebod^  aU  ed^te  Sluö^ 
geburt  ber  feuchten  SRebel,  bie  in  biefem  Salute  fd^n)erer,  als  gemö^nlid^, 
über  ©nglanb  lagerten,  auf  i^r  ©eburtölanb  befd^ränlen  ju  motten. 
SDa  brad^  fie  plöfelid^,  im  Salute  1529,  wo  fie  in  ©nglanb  gar  nid^t 
epibemifd^  auftrat,  in  SDeutfd^Ianb  au§. 

SDrei  ungefunbe  Saläre  l^atten  il^r  ®rfd^einen  l^ier  vorbereitet;  feit 
J527  l^atte  feud^te  SEBärme  mit  unjeitiger  Mte  gemed^felt,  man  fonnte 
bie  Sal^reöjciten  biömeiten  nur  nad^  ber  Sageölänge  unterfd^eiben.  3)aö 
fd^timmfte  mar  ba§  Sal^r  1529.  SBiö  Soi^anniö  l[ierrfd&te  unnatürlid^e 
§ife^/  ^^^^^  tt<^t  Siegenmelter  mit  Jlebel  unb  Äälte  ein,  fo  bafe  man  im 
§od^fommer  bie  ©tuben  l;eijen  mugte,  nad^  Sartl^olomäi  folgte  mieber 
mit  bunfler  Suft  unb  3?ebeln  rerbunbene  ^ifee.  3u  ber  brittifd^en 
aiebcttuft  gefettte  fid^  ©lenb  unb  junger.  SBom  Salute  1528  an  mar 
Sal^r  für  3a$r  in  ^Pommern  SWi^madjiä  unb  Sl^cuerung,  unb  erft  1535 


—    302    — 

feierte  bie  gemöl^nKd^e  jDrbmmg  ber  3latm  toieber.  ©elbft  in  bcn 
SJleeren  fd^ien  Ungeroöl^nttd^es  üot^ugel^en :  2)elpl^ine  famen  in  großer 
3a^l  in  baö  §aff,  felbft  bis  nac^  Stettin,  bie  ßftfee  warf  t)iele  tobte 
Siliere  ber  9lrt  auö;  man  glanbte,  baö  3Keern)affer  fei  nergiftet*). 
<B^xeälxä)e  §inttnefeäei(^en  fteigerten  bie  33angigfeit  ber  ©emütl^er: 
t)ier  Äometen  waren  ju  glei^er  3eit  fid^tbar,  fie  ftredten  il^re  ©d^roänje 
naä)  ben  t)ier  §immetegegenben  auö  unb  t)erfünbeten,  bafe  über  alle 
SBelt  ®lenb  fotnmen  werbe  ^). 

2lm  25.  3uli  i529  betrat  bie  ^ranfl^eit  in  Hamburg  juerft  beut= 
fd^en  Soben.  @ö  l^eifet,  ein  ©(^iffer  @t)erö,  beffen  Seute  in  ben  biditen 
SKebeln,  bie  in  biefem  S^i^re  auf  ber  5Rorbfee  lagen,  erfranft  wären, 
l^abe  fie  mitgebracht  SJlit  furd^tbarer  ©efi^winbigleit  verbreitete  fie 
fi(^.  3lm  30.  SuH  war  fie  in  Sübedf,  am  31.  Stuguft  in  ©tettin,  am 
1.  September  in  3)anjig.  3lm  7.  September  jeigte  fie  fi($,  angeblid^ 
unmittelbar  t)on  Hamburg  auö  eingefd^leppt,  in  ©olberg. 

2)er  bamalige  ©pnbifuö  ber  ©tabt,  SDr.  SDaleüotl^,  ber  jugleid^ 
©tabtarjt  war,  l^at  auf  2lnorbnung  beö  SRatl^ö  eine  a3ef(§reibung  ber  Äranf- 
l^eit  ünb  ber  in  ©olberg  babei  angewenbeten  §eilmetl^obe  in  lateinifd^er 
©prad^e  in  baö  ©tabtbud^  eingetragen  (©tabtb.  1529).  SDie  ^ran!|ieit 
begann  mit  g^roft,  l^eftigem  gieber  unb  D^inmad^t.  Sie  6rf rauften 
würben  fogleid^  ju  33ett  gebracht  unb  l^ier  unter  Äiffen,  SedEen  unb 
Äleibungöftüdfen  feft  eingefd^nürt  (conslricti),  bamit  fie  nid^t  Äälte 
ober  ein  f(^äblii$er  Suftjug  berül^re.  %\\  biefer  Sage  mußten  fie,  o^ne 
fi(^  bewegen  ju  fönnen,  oier  unb  jwanjig  ©tunben  jubringen.  SKuö 
bem  ganzen  Äörper  ergo^  fid^  babei  ein  ftarfer  übelriei^enber  ©(^weijg, 
ben  man  burd^  bas  ©ingeben  oon  Pfeffer  unb  erl^i^enben  3lrjeneieu 
nod^  ju  fteigern  fu(§te.  3ugleic^  beftrid^  man  2lugenbrauen,  ©tirn  unb 
$Rafe  mit  JRofenwaffer,  SBeineffig  unb  anberen  belebenben  ®ffenjen,  um 
ben  ©d^laf  oon  ben  Traufen  fern  ju  l^alten;  benn  man  glaubte  fie  im 
wad^en  3uftanbe  weniger  ber  ®efal)r  eines  ©d)lagfluffeö  ausgefegt,  ber 
gewö^nlid^  mit  ber  aud^  bas  ©el^irn  erfaffenben  Äranf^eit  t)erbunben 
war.  SSon  3eit  ju  3eit  liejg  man  aud^  wo^l  bie  ^ran!en  gut  einge^^ 
widEelt  in  ber  ©tube  uml^erge^en,  bamit  §ifee  unb  ©d^weijs  fie  nid^t 
ganj  erfd^öpfe.    3lai)  beenbeter  ©d^wifefur  legte  man  il^nen  reine  SBäfd^e 

*)  Sluc^  1665  jüarf  tid^  SWeer  tobte  gifd^e  in  ö^ö^cr  Slnjal^l  auö,  unb  bie 
in  biefem  unb  bem  folgenben  Saläre  l^äufig  gefangenen  2)orfc^e  roaren  fo  magev 
unb  Kein,  bafe  bie  Slerate  fie  für  Iran!  erflörten  unb  ber  SflatiJ  l^ix  SSerfauf  ber- 
felben  unterfagte. 


—    808    -^ 

an,  roeld^e  ®emä)  unb  ©(^weig  t)om  Körper  an  \iä)  jog,  Uejs  fie 
eine  Scitlang  in  bie  SRäl^e  be§  Äaminfeuerö  fefeen  unb  bann,  abemtate 
in  reine  Seinraanb  geHeibet,  lieber  ju  S3ette  ge^en,  bamit  fie  fid^  hmä) 
einen  mäßigen  ©d^laf  erquicften.  5Diefe  von  bem  S)r.  SDalet)otl^  in 
ßolberg  angewenbete  §eilntetl^obe  war  bie  juerft  überall  üblid^e,  fie 
fonnte  bei  ben  in  jener  3eit  fd^on  übermäßig  mit  g^ebern  auögeftopften 
Seiten  nur  baju  beitragen,  bie  §ifee  unb  ©efal^r  ber  Äranfi^eit  ju  ftei:: 
gern.  3JJan  tarn  mä)  balb  von  biefem  „Sobtfd^moren"  ber  Äranfen 
JU  einer  einfad^eren  Sel^anblung. 

33ei  ber  gröjseren  Sal^l  ber  von  ber  Ärantl^eit  Sefaßenen  war 
überl^aupt  lein  3JiitteI  mel^r  anweubbar.  S)ie  3Kenf($en,  nnb  jwar  ju^ 
nteift  in  ber  Äraft  ber  Safere  ftefienbe  SDJänner,  weniger  Äinber  unb 
©reife,  ftürjten  plöfeUd^  auf  ber  ©trajse  unb  in  ben  Käufern  ol^nmäd^tig 
äufammen  unb  ftarben  nad^  wenigen  ©tunben. 

S)urd^  ben  Slnblidf  beö  fd^nellen,  ungewöl^nlid^en  ©terbenö,  burd^ 
Seid^engerud^  unb  ^eft^aui^  betäubt,  wanbten  fid)  bie  ©emütl^er  nod^ 
einmal  ju  ber  SfWad^t  jurüdE,  ber  fie  fid)  aud^  in  ßolberg  fd^on  ju  mU 
fremben  angefangen  l^atten;  nod^  einmal  erfüllte  Äerjenglanj  unb  3Beil^ 
rau(^buft  bie  3Karienfir(^e,  ber  ©d;mudE  ber  golbgeftidten  ©ewänber 
unb  beö  fd^immemben  ©ilbergerät^ö  erglänjte  nod^  einmal  in  il^ren 
SRäumen,  ^riefter  xmb  Saien,  SRatl;  unb  ©ewerfe  jogen  wieber  mit 
Säumen  unb  Sid^tern  in  ^rojeffion  burd^  bie  ©tragen,  ober  lagen  vor 
ben  Slltären  xmter  Sl^ränen  unb  angftüoHem  gleiten,  fie  fd^rieen  unb 
beteten:  ^.parce^  domine,  parce  populo  (uo^  quem  redemtsti  safigtäne 
tuo^'  (fd^one,  §err,  Sein  SBolf,  wetd^eö  SDu  mit  3)einem  Slute  er^ 
fauft  ^aft.) 

Snbefe  bie  attgftüoHe  Snbrunft  ^ielt  nur  fo  lange  an,  alö  bie 
Slranfl^eit  bauerte.  3)ie  SBButl^  berfelben  brad^  fid^  aud^  l^ier,  wie 
überall,  nad^  ad^t  biö  neun  klagen,  unb  bie  nad^  biefer  3eit  baoon  Se« 
faHenen  würben  meiftenö  gerettet.  SDie  3al;l  ber  ©eftorbenen  ift  nid^t 
angegeben,  bafe  faft  bie  §älfte  ber  Seöölferung  ber  ^eft  erlegen  fei,  ift 
wol^l  Uebertreibung,  wir  muffen  unö  mit  ber  SRotij  auö  bem  3)ianu5 
fcript  beö  bamalö  ad^t  3a|ir  alten  Safob  SRango  begnügen,  „bor  fturoen 
Saftig  vtU  Sübe"*). 

*)  S)ie  Äranfl^eit  tjl  feit  jener  3eit  DöUig  oerfd^ujunben.  S)ie  9lad^ri(^t  bei 
^tunbenreid^,  ba^  fte  1564  in  (Eolberg  aum  gtüeiten  äRale  aufgetreten,  berul^t  ouf 
einem  Srrt^um.  3n  öleid^^citigen  aWittl^eilungcn  J^eifet  bie  itranl^eit  oon  1564,  bie 
olelc  Opfer  forberte,  unbcpimmt  eine  |Jefti(entic. 


w-    804    — 

@ö  war  'baß  lefete  9Jlal,  bajs  bie  !atl^oltfd^e  Äird^e  il^ren  alten 
®Ianj  entfaltet  l^atte,  für  je  Seit  barauf  mu^te  fie  auä)  l^ier  ber  Slefor^ 
ntatton  TOetdien.  25te  in  ben  nteiften  gröjaeren  ©täbten  mit  il^rer 
©infül^rung  t)erbunbene  ©rregung  ber  SDlaifen  war  l^ier  fd^on  in  beni 
9lufftanbe  ber  SBerfe  (15'24)  jum  Slußbrud^  gefommen  nnb  mit  2lbe= 
bar'ö  Unterganfle  gebämpft;  ftiH  unb  geräufd^loö  jog  fie  bal^er  in  6oU 
berg  ein,  unb  nur  bürftige  SHai^rid^ten  finb  ini§  über  bie  i^r  auftreten 
begleitenben  SSorgänge  entl^alten. 

3m  Saläre  1531  am  ©oimtage  csio  mihi,  19.  gebniar*)  pre- 
bigte  3?ifla§  kleine  auö  Sübed,  wal^rfd^einlici^  mit  ber  angef eigenen, 
urfprünglid^  au§  ßübed  fiammenben,  a\\6)  in  anberen  ©täbten  (j.  S3. 
Oreifenberg)  Tjerjroeigten  ©olberger  Söürgerfamilie  biefeö  Siamenö  t)er^ 
roanbt  (f.  ©.  38),  jum  erften  9Kale  in  ber  3Karienfir(fie  baö  reine 
©Dangelium,  unb  am  9.  Suni  fd^loB  ber  3tat^  bie  ©acriftei,  fid^erte 
bie  Sl^ür  bur(]^  jroei  ©d^löffer  unb  forberte  bem  ßapitel  bie  ©d^lüffel 
jur  JDrgel  ab.  Sßiflaö  kleine  ging  bann  na^  ©öölin,  l^ielt  l^ier  am 
16.  Snli  (©onntag  nad^  dicis.  aposL)  bie  erfte  lutl^erifd^e  ^rebigt 
(bie  befannte  ©ädfung  be§  SBiberfprud^  erl^ebenben  Sarbiers  ?ßeter  SDö- 
ring  fanb  am  26.  Suli  ftatt),  feierte  aber  balb  nad^  ßolberg  jurildf,  um 
in  ©emeinfd^aft  mit  bem  Statine  unb  ben  ber  neuen  &e^xe  ergebenen 
©eiftHd^en,  meiftenö  frül^eren  ßolberger  SBicaren,  baö  begonnene  SBerl 
weiter  ju  filieren.  5Ro(ä^  1532  ift  er  l^ier  anwefenb,  imb  ber  SRatl^  fielet 
feinetiDegen  in  Unterl^anblungen  mit  bem  ^erjoge  in  ©tettin.  Unter 
Äleine'ö  „SWitarbeitern  an  bem  SBeinberge  beö  §errn"  werben  genannt 
bie  ©eiftlid^en :  Sol^ann  SWarten,  Sol^.  v.  Saftrom,  ©imon  SDannenberg, 
Safob  ober  Sol^anneß  ©d^omafer  (f.  6ap.  21),  ßiboriuö  SRange,  Sölob 
Ärolom,  Soad^im  &ahe§t  unb  Mag.  Slntoniuö.  2)er  lefete  t)em)eilte  in 
biefer  3eit  in  SRatl^ßgefd^äften  am  bänifci^en  §ofe;  als  er  1532  nad^ 
ßolberg  fam,  erhielt  er  t)om  diat^^  16  ©ulben  unb  im  folgenben  ^ofyc^ 

*)  S)a0  geroöl^nlic^  (aud^  »on  5^romer  ^ommcr.  Äird^cng.  8,  27  angegebene) 
3al)r  1530  ifl  unttd^tig.  »eibe  eingaben,  1530  «nb  1531  rühren  t)on  ©beUng  l^er ; 
bie  in  ben  Zz^i  oben  aufgenommene  "f^atk  er  (SBac^fe :  (^xonit,  lejte  (Seite)  sroeimol  in 
bem  üon  il^m  angefertigten  «opiarium  ber  (Sapiteldurfunben  auf  Pergament  om 
Slnfang  unb  öu  @nbe  niebergef^rieben.  SRur  in  bem  Saläre  1531  fönt  esio  mihi 
auf  ben  auc^  oon  ©beling  angegebenen  19.  gebruar  unb  ber  ©onntag  nac^  divis. 
apost.  auf  ben  16.  3ult.  Auf  ben  27.  SRörj  bagegen,  ben  5^ramer  nacft  ber  anberen 
(älteren)  Angabe  ron  (Sbeling,  ber  aud^  SSulgrin  in  feinen  ©jcerpten  gefolgt  war, 
nennt,  fäHt  esio  mihi  roeber  1530  noc^  1531.  Srrtjümlid^  alfo  l^at  man  im  18. 
Sal^rl^unbert  bie  ©öfularfeier  in  bae  3al&r  1730  oerlegi  — 


—    305    — 

4i  eile  tn^  jum  JRocf.  Safob  ÄroIotD  würbe  balb  barauf  (raal^ts 
fi^einlid^  1534)  alö  ^aftor  nad^  ©reifenberg  berufen.  SDie  ©tabt 
ßolberg  betüal^rte  il^m  ein  banf bares  3lnbenfen;  benn  afe  fein  ©ol^n 
Daniel  Äroloro  fi(^  1 576  in  ßolberg  baö  Sürgerred^t  gewinnen  wollte, 
erliefe  v)m  ber  3iatl^  bie  üblichen  ©ebül^ren  um  feineö  feiigen  SSaterö 
willen,  „ber  in  ßolberg  geboren  fei,  unb  im  l^iHigen  SWinifterium  fo 
treuli^  gebient  l^abe"  ^). 

©0  mangell^aft  biefe  3(ngaben  an^  finb,  fo  genügen  fie  bo^),  um 
3u  ernennen,  bafe  in  Solberg  baö  SBerf  ber  ^Reformation  t)on  bem  SRatl^ 
unb  ben  il;m  nal^eftel^enben  gamitien  ausgegangen  ift.  Sarum  pnben 
wir  aud^  bie  aWe^rja^l  ber  oben  genannten  „^rebif anten" ,  aud^  % 
steine,  unter  ben  Surfenbrübern  (1532)  genannt  3wifd^en  bem  SRat^ 
unb  ben  geiftlidjen  3Käd^ten  im  ©tifte  |iatte  feiten  ein  befonberö  freunb 
lic^eö  Sßerl^ältnife  beftanben,  man  fannte  bort  au§  eigener  ©ifaljrung, 
ober  aus  bec  Ueberlieferung  ber  S?orfal^ren  fel^r  gut  bie  irbifc^en  33e? 
weggrünbe,  burd^  weld^e  oft  baö  Samminer  wie  baö  ßolberger  ©tift 
geleitet  würbe,  unb  wenigftenö  in  ben  einflufereid^eren  Äreifeu  ber  SJür^ 
gerf(§aft  evfc^werte  feine  befonbere  3Inl^änglid^feit  an  ben  geiftlid^en 
Sanbesl^errn  ben  a3ru($  mit  bem  Sllten.  ®ö  erfd^eint  beöl^alb'  bie  yiaä)^ 
rid^t  uid^t  unbegrünbet,  bafe  ^Tiiflaö  steine  Dom  SRatl^e  alö  ^rebifant 
berufen  fei,  t)ielleidf)t  von  SBugenliagen  felbft,  ber  in  berfelben  3eit  (biö 
jum  aJtai  1531)  in  SübedE  baö  9leformationöwer!  ju  ©übe  fülirte,  baju 
Dorgef  dalagen. 

S)aö  nod)  im  ^at(;olicismuö  bel[)arrenbe  ßapitel  mit  ben  i^m  an^ 
(jängenben  3?icaren  nal^in  in  feiner  Sebrängnife  feine  3uflu(^t  jum 
§erjoge,  unb  33arnim  X.  erliefe  Don  SGBolgaft  auö  (2.  Suli  1534)  eine 
[trenge  SEBeifung  an  SRat^,  SBerfe  unb  ©emeinbe  ber  ©tabt,  bei  5Ber= 
meibung  feiner  Ungnabe  unb  fd^werer  ©träfe  ben  ©om^errn  unb  SBi- 
caren  ba§  ©eleit  unb  bie  ©i^erl^eit,  bie  ber  §erjog  ifinen  gegeben, 
unt)erbrü($li($  ju  l^alten.  Subefe  ber  SRatl^  nal^m  wenig  3?otij  baoon. 
Unbefümmert  um  l^erjoglid^e  unb  bif4)öflid^e  2lbmal^nungen,  fd^nitt  er 
nod^  fd^ärfer  in  baö  alte  Kirdjjenwefen  ein.  2lm  13,  SRooember  beffelben 
Sal^reö  (1534)  fteHte  er  burd^  „einträd)tigen  Sefdt)lufe"  bie  SBeneficien 
unb  eiemofpnen  ab,  „bafe-  fie  nid)t  mel^r  gelten,  fonbern  tobt  unb  ab 
fein  follten;  bie  SBeneficien,  bie  er  felbft  ju  vergeben  Iiabe,  woHe  er  ju 
ber  ©tabt  3fiufeen  t)erwenben"  (©tabtb,  1534).  ©r  fud^te  fogar  biet)er= 
wirrten  3uftänbe  ju  benufeen,  um  baö  ©apitel  mit  feinen  i^m  längft  l& 
fügen  SlnfpriUljen  attf  ©^nf.-  unb  Ätrdfientjerwaltung/  feiner  oft  ftören« 


—    306    — 

t)en  üxö)lxd)m  ©erid^tsbatfeit  ganj  aug  ben  ftäbtifd^en  Serl^ättniffen 
'  l^inausjufd^ieben,  S)en  alten  aSicatienl^of  in  ber  Älauäftra^e  nal^m  er 
ol^ne  SBeitereö  an  fid^,  um  il^n  ju  ©d^uljraccfen  auöjubauen,  er  allein 
berief  Seigrer  unb  ^rebiger  unb  nal^m  fie  unter  baö  Siatl^ögerid^t,  fut^ 
er  bra<ä^te  ba§  ^atronat  über  Äird^en  unb  Sd^ulen  auäfd^liefetid^  in 
feine  §anb*  S)en  SSicarienl^of  mu^te  er  jwar  li>39  bem  ßapitel  jurüd:: 
geben,  im  übrigen  bel^auptete  er  fid^  in  feiner  Stellung  f aft  breijsig 
Saläre  l^inbur^:  alle  ^rebiger  unb  ßel^rer,  bie  bi§  gegett  baö  Sai^r 
1560  l^in  angefteUt  würben,  waren  t)om  SWatl^e  allein  berufen.  — 

Ueber  bie  SSertl^eilung  unb  Sefefeung  ber  lh6)l\^tn  Slemter  in 
ben  erften  Solaren  nad^  ©infül^rung  ber  Deformation  l^errfd^t  mieber 
große  Unltar^eit,  2)er  SRatl^  befolbet  mel^rere  ber  oben  genannten  ^ßre^ 
bifantem  (S^m  (§err  domtnm)  S)annenberg  er][|ält  1532  21  ft.  auf 
fein  ©el^alt,  bod^  ift  bie  Äird^e  nid^t  genannt,  an  ber  er  prebigte; 
Ärolon)  gel^örte  mit  jum  „l^illigen  3Jlinifterium"  unb  war  toal^rfc|)einli(i& 
^rebiger  an  ber  ©t.  3Karien,  aber  fd^toerli^  ^ßaftor  (^leban),  bd  er 
bann  rool^l  feine  Stellung  nid^t  mit  ber  eineö  ^^J^ft^^^  i"  ©reifenberg 
Tjertaufd^t  i^ätte,  Soad^im  Sabeö  ift  ber  erfte,  ber  mit  -genauer  angäbe 
feines  3lmte§,  erft  S)iafonuö  unb  ^rebiger  an  ©t.  9Rarien,  baim  ^aftor 
genannt  wirb  ^).  @r  fd^eint  ber  erfte  in  ber  Steige  ber  ^^aftoren  an 
biefer  Sird^e  geniefen  ju  fein.  %m  %(x\jxt  1536  wirb  ein  Mag.  SWe- 
bingf  m^  Königsberg  (Jleumarf)  jum  ^^Jrebiger  berufen,  wieber  o\)nt 
nähere  Sejeid^nung,  unb  als  ^farrl^err  jum  lieiligen  ©eift  wirb  in  bem^ 
felben  Saläre  Mag.  ©ötefof  genannt,  ber  feit  1532  jugleid^  ©tabtnotar 
war  ^),  „ein  frommer,  geleierter,  red^tfd^affener  3Wann."  @r  muß  fein 
geiftli(^e§  3lmt  nad^l^er  aufgegeben  l^aben;  benn,  als  er  ftarb  (1540), 
befleibete  er  nur  no(^  ben  ftäbtifd^en  Soften.  3u  ben  ätteften  tut^eri^ 
fd^en  ^Prebigern  in  ber  Umgegenb  oon  ßolberg  gehörte  ^aftor  33o|)m  in 
S)egow,  aus  ©olberg  gebürtig;  1530  ober  31  t)om  Sifd^of  ©raSmuS  ein^^ 
geführt,  balb  ber  lutJ^erifd^en  Seigre  jugewanbt,  t)erwattete  er  fein  Slmt 
nod^  1561. 

erft  mit  bem  Slnfange  ber  t)ierjiger  Saläre  fommt  mei^r  Sid^t  in 
bie  3uftänbe.  3m  Sa^re  1542  wirb  älmbrofiuö  Sijow  i\xm  lut^eri* 
fd^en  ?Paftor  an  ©t.  SWarien,  1543  aWatt^äuS  ©ngelbred^t  aus  ßolberg 
jum  aird^ibiafonus  an  berfelben  Äir^e,  beibe  t)om  SWat^e,  berufen. 
Sßad^  ©ötelol  wirb  1554  aWatt^iaS  «ierftäbt  aus  ©tenbal  in  ber  alt: 
mar!  als  ^rebiger  am  l;eiligen  ©eift  unb  ©t,  ©ertruben  genannt,  er 


—  m  -^ 

^atte  bamalß  fd^on  mel^reTe  Saläre  fein  2lmt  vmoaiUt    5Die  übrigen 
Äird^en  taud^en  erft  fpöter  wieber  auf  (f.  weiter  unten). 

Sei  ben  Umftänben,  unter  benen  baö  neue  Äird^enwefen  in  baö 
yeben  trat,  fonnte  feine  Sluöfiattung  nur  eine  fel^r  bürftige  fein.  SDie 
gro^e  SKarienfird^e  l^atte  jroar  nid^t  gelitten:  bie  Silber  unb  ©d^ilbe^ 
reien  auß  fatl^olifd^er  3eit  waren  x\x6)t  von  fanatifd^en  SRotten  jertrüm= 
inert  worben,  nod^  um  1550  ftanben  au  ben  Pfeilern  unb  in  ben  9ii= 
fd;en  bie  ältäre,  an  benen  bie  SBicare  SJleffe  gelefen  litten,  unb  felbft 
mand^er  wertljlofe  2lltarfd^niud  auö  bem  3Kittelalter  ift,  forglid^  an  ben 
^^feilern  ober  2Bänben  aufgel;ängt,  biß  auf  unfere  Seit  gelommeu;  aber 
ber  reid^e  ©d^afe  filbernet  Slltargerät^e  ging  ganjlid^  Derloreii.  @inen 
Heineren  S^eil  l^atte  ein  §anö  Bä)omaUt  im  Saläre  1530  bei  näd^t= 
lieber  3eit  auß  ber  ©arwelammer  geftol^len,  wofür  er  geräbert  würbe, 
baö  Uebrige,  bie  fd^weren  3Karienbilber  unb  ©otteölämmer,  aud^  bie  ja^l- 
reid^en  filbernen  Sedier  unb  ^atenen  nal^m  ber  SRatl^  an  fid^,  I^ielt  eö  mit 
©inwiHigung  beö  ßapitelö  auf  bem  SRat^^aufe  in  SBerwal^rung  unb  oer- 
faufte  bie  ganje  SWaffe  1574  an  ben  ©tettiner  SRatl^  für  eine  ©umme  oon 
2100  fl.,  wel^ie  burd^  anbere  ßapitalien  auf  2848  fl.  er^öl[)t  würbe  unb 
einen  Si^eil  beö  Äird^enoermögcnö  bilbete.  ®s  fel^lte  beö^alb  längere  3eit 
an  bem  not^wenbigften  2lltargerätl^,  feine  Äanne  unb  feine  glafd^e  jum 
©ebraud^  beim  3lbenbma^l  war  übrig  geblieben,  unb  erft  bie  freigebig« 
feit  be§  Slat^öoerwanbten  Soad^im  ©immern  oerfd^affte  ber  Äirc^e  wieber 
eine  filbernc,  inwenbig  oergolbete  2lltarfanue. 

2)em  entfpred^enb  war  anfänglid^  bie  ©teHung  ber  lut^erifd^en 
''^^aftoven  unb  ^rebifanten.  S)aö  papiftifd^  gefinnte  Gapitel  bewilligte 
äwar  auf  Stnbringen  beö  Sifd^ofö  ®raömu§,  ber  t)on  ©eiten  beö  Stat^ö 
fonft  wol^l  gewaltfame  eingriffe  in  baö  ßapitelöoennögen  befürd^tete, 
ein  für  atte  aJlal  000  Sölarf  jur  Unterftüfeung  ber  ©d^ut  unb  Äird^en= 
biener  ^),  im  übrigen  l^lelt  eö  mit  feinen  aJlitteln  jurüdE.  2)ie  a3efoI:= 
bungen  mußten  t)on  bem  Statte  aus  ben  Hebungen  ber  Seneficien,  über 
weld^e  i^m  baö  ^atronat  juftanb,  ober  auö  ber  Ädmmereifaffe  entnom^ 
men  werben.  S)ie  Hebungen  waren  aber  fd^on  an  unb  für  fid^  nid^t 
bebeutenb,  famen  babei  unregelmäßig  unb  mangelhaft  ein;  benn  aud^ 
ber  SRat^  ftieg,  wie  baä  ßapitel,  bei  ber  Eintreibung  oft  auf  trofeige 
aBeigerung  bei  bürgern  imb  SBauetn,  bie  fid^  i^rer  alten  SBerpflid^tum 
gen  gegen  bie  Äird^e  enthoben  glaubten,  unb  bie  ®^rfamen  »erfuhren 
nod^  baju  nid^t  immer  fo  gewiffenl^aft  bei  ber  SSerlei^ung,  wie  fie  eö 
in  i^rem  SRat^öbefd^luffe  oon  1534  gelobt  l^atten;  1560  wirb  iljnen 


—    308     - 

fogar  ber  SBorwurf  gemad^t,  bafe  felbft  an  ßolberger  Äauflcute  SSeni^ 
ficien  gegeben  feien.  S)te  ©ei^älter  waren  beö^alb  fümmerlid^,  unb 
felbft  baö  SBentge  würbe  nod^  unregelmäßig  ober  gar  ni(3^t  gejal^lt. 
3Wan  fonnte  eö  bal^er  ben  ©d^ulcoßegen  nic^t  t)erbenfen,  wenn  fie  mit 
„Sefertion"  brol^ten,  ober  bem  SRector  SBelife,  wenn  er  feine  drmlid^e 
©tette  mit  bem  eintragtid^eren  ?ßoften  eines  ©tabtnotars  t)ertaufd^te, 
ober  ben  gefammten  Äird^en^  unb  ©d^ulbienern  ber  ©tabt,  wenn  fte 
(1560)  fi(§  ju  einer  fräftigen  S3ef(3^n)erbefd)rift  an  ben  Sifd^of  über  bie 
unerträglid^en  Suftanbe  t)ereinigten. 

S)od^  trofe  3lotf)  unb  ©ntbel^rung  l^ielten  bie  aWänner  meiftens 
auf  il^rem  Soften  au^^  i^nen  mar  ber  lut^erifd^e  ©laube  §erjenöfa(3^e 
unb  innerfte  Ueberjeugung.  Unb  eö  beburfte  foI(J^er  mit  Sutl^erö  ©nergie 
auögerüfteten,  auö^arrenben  ©eelen,  um,  wie  Sut^er  unb  feine  ©enoffen 
auf  bem  großen,  fo  auf  bem  f(eineren  Äampfplafe  bie  ©ad^e  beö  ©ban^ 
geliumö  ju  einem  fiegreid^en  ®nbe  ju  führen. 

Unter  i^nen  mar  ber  bebeutenbfte  ber  ^aftor  SCmbrofiuö  3i}om 
auö  ©tofp,  Don  abliger  §er!unft.  ®r  mar  einer  ber  erften  gemefen, 
bie  im  Äönigrei(^e  ^oten  bie  lut^erifc^e  Se^re  angenommen  unb  mut^ig 
t)ertl^eibigt  l^atten.  SluS  bem  fiauenburgijd^en,  roo  er  mit  ®rfotg  al§ 
^rebiger  gemirft  l^atte,  mar  er  nad^  ßolberg  berufen.  3lu(|  l^ier  mar 
er  ein  aHjeit  ftreitfertiger  33al^nbred^er  ber  lull^erifd^en  Seigre,  fein  2tben 
mar  l^arte  2lrbeit  unb  Äampf  nad^  allen  ©eiten. 

©inerfeitö  l^atte  er  mele  Stnfed^tungen  von  ben  Stnl^ängem  beö 
alten  Olaubenö  ju  befte^n,  bie  fid^  nadt)  ber  erften  Setäubung  roieber 
ermannt  l^alten.  9?ur  ein  S^eit  be§  Sleruö  l^atte  baö  lutl^erifd^e  Se- 
fenntnijs  angenommen;  1534  finb  im  Sürgermeifterregifier  nod^  24  pa^ 
piftif^  gefinnte  ©eiftlid^e  aufgeführt,  meldte  für  i^re  liegenben  ©rünbe, 
bie  nid^t  Äird^en^:,  fonbern  ^rioatbeftfe  maren,  an  bie  ©tabt  einen  ©d6oß 
jal^lten,  mand^e  berfelben  erfd^einen  aud^  nod^  in  fpäteren  Salären  als 
,,^apiften",  unb  Senebict  Sulgrin,  ber  lefete  fat^olifd^e  SWector  ber 
©d^ule,  ber  fein  3lmt  fd^on  oor  1534  bem  lut^erifd^  gefinnten  3.  ©d^os 
mafer  überlaffen  mußte,  lebte  nod^  1563  in  ber  ©tabt  unb  bejog  bie 
Hebungen  feiner  jur  ooHen  ©incfure  gcmorbenen  SBicarie.  SDer  SBiber^ 
ftanb,  ber  in  jenen  SKännern  feinen  aWittelpunct  fanb,  brang  bis  in  bie 
aWarientird^e.  aKitten  in  ber  ^rebigt  auf  ber  Äanjel  mürbe  3ijom  von 
SBalentin  ©d^lief  ö  @^efrau,  einem  geroiifen  3)?artin  Äranj  unb  anberen 
burd^  SBiberfprud^  unterbrod^en,  äuä  bem  nieberen  aSolfe  t)ermißte 
mancTjer  tmgern  bas  reid^e  ©epränge  ber  alten  Äird^e,  unb  3iaom  mttßte 


—    309    — 

auä)  auf  foldie  ein  roacä^famcö  SKugc  l^aben,  bic  l^eitnlt(^  bic  alten 
aSaEf al^rtßorte,  bie  Rix^t  t)on  ^olnon)  ober  ben  ® ottenberg,  befu(^ten, 
obtüol^l  bie  ÄapeUe  bafelbft  ntit  bem  immetbrennenben  £i(ä^te  f(^on  gleici^ 
nad^  1532  abgebroi^en  war. 

3lnbererfeit§  l^atte  er  anä)  bie  Strlel^ren  ju  befämpfen,  bie  nad^ 
bem  35ru(^  mit  ber  alten  Äird^e  neben  ber  gereinigten  Seigre  anä)  l^ier 
auftraten,  ©d^marmgeifter  aller  3lrt,  SBiebertäufer  unb  ©acramentirer 
fd^li(^en  a\iä)  in  bie  ©olberger  ©emeinbe  ein,  fie  jerrten  t)on  aUtn 
©eiten  an  bem  ©runbe,  auf  bem  bie  neue  Äird^e  gegrünbet  war.  3« 
bem  ®en)oge  ber  t)erfd^iebenen  SKeinungen,  bie  fid^  aud^  auf  baö  ©oan- 
gelium  ftttfeen  mollten,  f(^ien  eö  nur  einen  feften  §alt  ju  geben:  bie 
SCugöburger  ©onfeffion.  ©ie  war  ber  ©(^itb,  mit  bem  Sijon)  bie  von  aUen 
©eiten  anbringenben  g^einbe  abn)el;rte.  g^reilid^  l;ielt  man  fi(^  im  fim 
ftern  9Jli§trauen  gegen  alles,  n)aö  mit  ber  alten  Äir(^e  in  3Serbinbung 
ftanb,  aud^  in  Golberg  unb  im  ©tift  n\6)t  frei  Don  f(^roffer  ©infeitig^ 
feit  ©0  würbe  j.  S5,  mit  bem  SRißbraud^e  an6)  mand^er  fröl^lid^e 
33raud^  beö  3KitteIalterö  aU  SReft  beö  ^apiömuö  unb  l^eibnifd^en  aber, 
glaubend  unerbittUd^  verfolgt  %üx  bie  Unterl&altung  ber  Soi^annis^ 
feuer,  bie  man  in  ber  Sol^anniönad^t  in  ben  ©trajsen  ber  ©tabt  unb 
auf  ben  Dörfern  anjünbele,  waren  im  SIRittelalter  mit  3ulaf[ung  ber 
Äirdf)e  von  ßolberger  bürgern  fogar  Segate  in  Sefiamenten  ausgefefet 
worben;  jeftt  würbe  biefe  ©rinnerung  an  baö  altgermanifd^e  ©ommer^; 
©onnenwenbefeft  afe  papiftifdfier  ©reuel  tjerboten;  bie  Sobteumad^en, 
mo  bie  5Rad^barn  jufammentamen,  um  unter  Reitern  ©(^erjeti  ben  aim 
gel^örigen  über  i^ren  ©df)merj  fortju^ielfen,  menigftenö  auf  bie  ®inla? 
bung  einiger  älterer  Seute  befd^ränft,  bie  luftigen  ©piele,  wellte  bie 
Sugenb  babei  t)ornal^m,  alö:  „baö  Äalb  braten,  ben  SRiemen  uerfted^en, 
baö  Äüffen  uml^ertragen"  ftrenge  imterfagt.  Unb  nid^t  blofe  gegen  baö 
3luf^ängen  von  SBeifufe  unb  ßöbbrid^  gegen  bie  ^ejen,  gegen  ba§  ©im 
Juanen  von  Äreujen  in  ber  Sffialpurgiö^  unb  3ol^anniönadf)t,  fonbem  aud^ 
gegen  bie  luftigen,  unf(^ulbigen  Sßermummungen  in  ber  gaftnad^t,  baß 
gaftelabenblaufen  u.  f.  m.  würbe  geeifert"  ©ö  ift  fd^wer,  eine  aSoIfö^ 
fitte  hux6)  aSerbote  auszurotten,  bie  jungen  Surfd^e  in  (Solberg  jal^lten 
lieber  eine  ©elbbufee,  alö  bafe  fie  ben  alten  SBraud^  aufgegeben  l^ätten, 
unb  üiele  Saläre  l^inburd^  waren  bie  „g^aftellabenböbrüd^e"  eine  mitunter 
nid^t  unbebeutenbe  (1584  belief  er  fid^  auf  136  3Karf)  SRebeneinnal^me 
für  bie  Äämmereifaffe.  2)od^  l^at  bie  be^arrlid^  fortgefefete  aSerfolgung 
(nod^  fiebaig  Sahire  fpöter  ergeben  biefelben  aSerbote)  nur  fümmetlv^ 


—    310    — 

SRefic  auf  unfcre  JTagc  fommcn  laffcn.  2)aÄ  Seien  befam  in  3)enfen 
unb  ©lauben  einen  lieferen  ©el^alt,  aber  äußerlid^  rourbe  eö  finperer 
unb  ärmer  an  ^eften  unb  g^röl^lid^feit.  ©elbft  ju  bcr  g^eier  ber  ^fingffc 
gilbe  auf  bem  SRatl^l^aufe,  bem  größten  g^efte  ber  SBürgerfd^aft,  xoax  in 
biefem  S^i^tl^unbert  beö  ©treitö  bie  Suft  uergangen. 

Siö  }um  Saläre  1560  l^in  l^atte  3ijon)  ben  ©ieg  über  alle  fcinbs 
liefen  SUläd^te  gewonnen  unb  fi(|  julefet  bie  allgemeine  3lnerfennung 
unb  Stiftung  in  unb  au|Ber  ber  ©tabt  erworben.  S3if(^of  Sol^ann  grieb. 
xiä)  unb  baö  bamalö  längft  reformirte  ©apitel  bejeugten  fie  il^m  (1568), 
inbem  fie  „bem  e^rraürbig  unb  n)ol^lgelcif)rten  3Kanne,  ber  faft  breißtg 
Saläre  in  ßolberg  baö  l^eiltge  @oangelium  gepflangt  unb  fleijsig  t)orge= 
fel^n,  ba^  feine  Spaltungen  unb  falfd^en  Se^ren  eingeriffen"  erblich  eine 
tüüfte,  in  ber  Slauöftrafee  jwifd^en  §anö  ©d^liefö  unb  ^aul  §afeö 
§äufer  belegene  §auöftätte  fd^enftcn,  unb  ber  9?atl^  erbot  \x6),  wenn  er 
bauen  rooHe,  i^m  baju  20,000  SKauerfieine,  20  Saft  Äalf  unb  Saul^olj 
na(^  SBebarf  anfal^ren  ju  laffen  ^).  ^ie  anfänglid^  barin  bem  ßapitel 
t)orbe^altene  ©erid^töbarfeit  rourbe  balb  an  ben  dtat^  abgetreten. "  3n 
berfelben  3eit  oerel^rte  il^m  ber  diati)  25  fl.  aM  bem  .©eroinn  am 
Äiri^enfilber,  um  bie  §0(^jeit  feiner  Soc^ter  auöjurid^ten. 

®r  ftarb  ben  16.  ©eptember  1582  im  aä)t  unb  fed^jigften  Seben§= 
jal^re.  3n  berfelben  ©tunbe,  wo  fein  Seib  feinem  ®rabe  in  ber  aWarien^ 
fird^e  übergeben  rourbe,  !am  fein  britter  SRad^folger  im  3lmte,  Soad^im 
Safd^e,  jur  SBelt  — 

©afe  bie  Partei  ber  altgläubigen  mieber  gewagt  l^atte,  ba§  §aupt 
ju  erljcben,  unb  tt)ot)l  gar  bie  §offnung  auf  eine  SBieberl^erflellung  beö 
alten  Äird^enroefenö  fafete,  rourbe  mit  burd^  eine  SSeränberung  in  ber 
§altung  beö  3iatl^eö  bemirft,  ber,  na(^bem  er  baö  SBerf  ber  SWeforma^ 
tion  anfänglid^  fo  fräftig  in  bie  §anb  genommen  ^atte,  plöfelid^  fid^ 
ben  alten  2Wä(^ten  roieber  näl^ern  ju  wollen  f(^ien. 

3Jlit  3Jiifebel^agen  nämlid^  l^atte  man  im  ©tifte  baö  auf  bem  SErep^ 
toraer  Sanbtage  (1534)  beutlii^  l^eroortretenbe  ©treben  ber  §et^öge 
bemerft,  bie  fird^lid^e  SSeränberung  jur  ©noeiterung  ber  lanbeö^errlii^en 
®en)alt  über  baö  ©tift,  feine  Äird^en  unb  Älöfter  ju  benufeen,  unb  bie 
©tänbe  beffelben  erliefen  beöl^alb  in  bem  ßolberger  Sanbtagöabfd^ieb 
oon  1535  ^)  eine  abroe^renbe  ®rflärung  gegen  bie  Sreptomer  Sefd^lüffe. 
Sltterbingö  moHen  bie  ftiftif(^en  ©tänbe  inögefammt,  „bafe  bie  reine  Seigre 
beö  (Soangeliumö  flar  unb  ol^ne  3lufrul^r  im  ©tift  geprebigt  werbe",  aber 
\n  Setreff  ber  anberen  SSeränbenmgen  erllären  Slbel,  ?|3rälaten  unb 


—    311    — 

©täbte:  ,,bic  ^aö)m  vo&tm  groß,  1^0$  uttb  roxS^txq,  gingen  Aber  il^ren 
SSerjianb,  fic  Uten  beöl^alb  um  auffci^ub.  5Da§  ©ttft  wäre  'au(]^  Äat 
fcrli(^  SRömtfd^er  aWaicftät  unb  bem  l^ciligen  SRömifi^en  SReii^^e  ücrroanbt, 
oon  bem  bcr  Sifd^of  feine  ©erei^ttgfeit  jii  ßel^n  l^abe;  fie  fönnten  ntd^t 
in  bie  g^orbemtigen  fürftlic^öer  ©naben  willigen." 

3Kan  l^atte  in  ben  frül^eren  Sal^rl^unberten  im  Stifte  unb  in 
Sommern  Don  Äaifer  unb  3iexä)  wenig  gewußt  unb  bie  3ugel^örtgfeit 
jum  SReid^e  nur  bei  fold^en  ©elegenl^eiten  empfunben,  wenn  j.  S.  ©efanbte 
t)om  Äaifer  ©igiömunb  famen,  um  t)on  ben  ftiftifiä^en  ßopiteln  unb 
Stxxäjtn  ben  3el^nten  ju  forbem,  ben  il^m  ber  ^apfl  für  bie  auf  baö 
ßofinifeer  ©oncil  aufgeroanbten  Unfoften  jugeftanben  l^atte  *®).  (Srfi  feit 
ber  §eT^og  Sogiölat)  X.  aU  unmittelbarer  9ieidf)öfürfl  „auf  feinem  2!age 
vox  ber  SRömifi^en  föniglid^en  aWajeftät"  belel^nt  worben  mar  —  rooju 
i^m  baö  ©tift,  ©apitel,  SKannen  unb  ©tobte,  eine  „gütlii^^e  @rfenntnig" 
von  2000  fl.,  aber  nur  für  bieß  9KaI,  getl^an  l^atte")  —  mürbe  bie 
SBerbinbung  ^ommemö  mit  Äaifer  unb  3lei(i&  georbneter  unb  leb^ 
l^after.  S)ie  Trennung  von  ber  alten  5lir(3^e,  bie  in  il^ren  weiteren  %oU 
gen  eine  Slblöfung  von  ber  fatl^olifcä^  gebliebenen  SReii^ögemalt  bemirfte, 
trug  junad^ft  baju  bei,  neue  graben  jmif(^en  il^r  unb  ^Pommern  l^in 
unb  l^er  anjufpinnen.  SRannen  unb  ©täbte  beö  ©tifts  glaubten  in  ber 
SReiiä^öunmittelbarfeit  beffelben  bie  befte  ©iiä^erung  gegen  bie  ©elüfie 
ber  pommerf(^en  §et^oge  ju  finben,  unb  Sifi^of  @raömu§,  ber  nad^ 
feiner  anfängli(ä^  feinbli(^en  Haltung  ju  bem  lutl^erifd^en  SBetenntniffe 
mel^r  unb  mel^r  eine  neutrale  ©teEung  einnal^m,  mar  naä)  biefer  ©eite 
l^in  mit  ben  ©täuben  in  t)oKem  ®int)erftänbniffe.  3)ie  9lbfi(]^t,  baö 
©tift  von  Sommern  ganj  abjulöfen  unb  eö  ju  einem  unmittelbaren 
©liebe  beö  Sieid^eö  ju  erl^eben,  legte  er  im  Salute  1542  in  SBerbinbung  mit 
ben  ©täuben  fo  beutlid^  an  ben  Sag,  ba^  beibe  §erjöge  il^n  mit  ber  ®nts 
jiel^ung  il^reö  ©d^ufteö  unb  il^rer  ©nabe  bebrol^ten,  menn  er  fein  l^od^ 
mütl^igeß  ©treben  nai^  bem  weltlichen  ^ürftenftanbe  nxö)t  aufgebe.  S)od& 
bel^auptete  fid^  baö  ©tift,  fo  lange  ©radmuö  lebte,  in  einer  faft  reid^d:: 
unmittelbaren  Unabl^ängigfeit,  unb  bie  §et^öge  mußten  t)orläufig  auf 
eine  buri^greifenbe  äenberung  in  ben  fird^lid^en  9le(^tdt)erpltniffen  bef= 
fetten  SBerjii^t  leifien. 

S)er  gotterger  SRat^,  ber  in  ben  ftiftifd^en  Sefd^lüffen  bie  trei= 
benbe  Äraft  gemefen  mar,  fam  balb  ju  ber  ©rfenntnig,  ba^  er  aud^  in 
ben  befonberen  fiäbtifd^en  Sntereffen  bie  §ülfe  beö  Äaiferö  unb  SReid^s^ 
lommergerid^tö  nid^t  entbel^ren  Önne.    ®ö  jeigte  jid^  bieö  befonberö  in 


.-    312    -^ 

bcr  wid^ligcn,  ben  Stnöetpunct  eines  langen  ©treit«  mit  33if(3^of  unb 
§erj09  bilbenben  Älofterfrage.  — 

(B6)on  1541  fallen  fid^  bie  Älofterjungfrauen  burc^  ben  33if(i^of, 
ber  baß  Äloftetpattonat  beanfpru(]^te  unb  ©roalb  v.  ^obewite  jum  Älo^ 
fieruorftel^er  ernannt  l^atte,  in  i^rer  g^reil^eit  f(3^n)er  bebrol^t,  fie  flagten, 
,,baj5  il^nen  loiber  il^re  ©erei^tigfeiten  unb  greil^eiten  t)iele  SBütben  auf^ 
erlegt  würben",  unb  beauftragten  il^re  ^rocuratoren  unb  ©pnbici  bie 
SRatl^niannen  ^am  v.  ^uttfamer  unb  33enebict  §oI;en]^aufen  ike  alten 
f(^abl^aft  geworbenen  Sefi^urfunben  bem  ßapitel  t)orjulegen  unb  vox  il^m 
copiren  ju  laffen^^).  ©egen  bie  2lnfed^tungen  beö  33if(^of§  jud^ten  fte 
©d^ufe  bei  bem  Solberger  Siatl^,  „beffen  ältefter  Sürgermeifter  von  jel^er 
il^r  Patron  unb  SBorftel^er  gemefen  wäre",  unb  biefer  mürbe  il^neti  auf 
baö  bereitmitligfte  gemalert;  benn  e§  mar  von  ber  größten  8Bi(^tig!eit 
für  bie  ßolberger  ^atricier^gamitien,  menn  baö  Älofter  in  ein  prote= 
ftantif(^eö  ©tift  nmgemanbelt  merben  foHte,  für  bie  Zö6)tet  ber  ©tabt 
barin  menigftenö  ein  Sßorjugöred^t  ju  geminnen.  Sßidjtö  fonnte  biefeu 
3medf  beffer  förbern,  al§  bie  SSieberoerlegung  be§  ^lofterö  in  bie  ©tabt. 
Sllö  ber  erfte  3lngriff  beö  Sifd^ofö  hmä)  ein  vom  ^aifer  ermirfteö  3n=j 
l^ibitorium  abgefd^lagen  mar,  ftattete  ber  Slatl^  baö  iilofter  hmä)  2)ar= 
leifiung  eines  Kapitals  non  1000  ff.  mit  ben  SDiitteln  aus,  um  jur 
aSertfieibigung  feines  9te(^ts  ^^rocuratoren  unb  3lbüocaten  am  Sieii^S^ 
fammergerid^t  befolben  unb  äugtei(^  t)om  päpftUc^en  §ofe  bie  ©rlaubnife 
ermirfen  ju  fönnen,  mieber  in  bie  ©tabt  über^ufiebeln.  3)ort  I)örte  man 
gern  auf  Sitten,  bie  aus  ber  3Jlitte  eines  fefeerif($en  Sanbes  famen. 
3)ie  33emitligung  erfolgte  1544  von  ©peier  aus  bmä)  ben  päpftlid^en 
Segaten  ^ieronpmus,  Sifd^of  von  ßaferta  ^^).  ©d^on  im  Scilire  t)orl^er 
l^atte  ber  Slatl^,  fein  beanfprud^tes  ^atronatsred^t  ausübenb.  Mag.  6ttgel= 
bred^t  jum  3lr(^ibia!onus  unb  Äfofterprebiger  berufen,  ©in  aSertrag  ju 
3Rarrin  1541,  monad^  ber  ßolberger  Statlj  auf  alles  3tnrec^t  auf  bas 
Älofter  unb  feine  ^Bauern  t)erjid^tet  l;ätte,  mürbe  von  bemfelben,  als  von 
il^m  nid^t  unterjeii^net  unb  überl^aupt  nid^t  in  feinem  %cä)m  üor^an^ 
ben,  nid^t  anerfannt  ^^). 

SDaS  Älofter  mag  in  ber  unrul^igen  3eit  bei  feiner  einfamen  Sage 
mel^r  als  fonft  von  ©traßenräubern,  3Korbbrennern  unb  garbenben 
Äned^ten  ]^eimgefudf)t  fein,  meldte,  mie  bie  päpftlid^e  Urfunbe  fagt,  unfag= 
bare  ©emalttl^ätigfeiten  gegen  bie  Sungfrauen  ausübten;  ber  malere 
®runb  mar  bod^  bei  biefen  bie  Hoffnung,  in  ben  3Kauern  ber  ©tabt 
gröjsere  ©id^er^eit  gegen  fürftlid^e  2lnfprüd^e  ju  finben,  unb  bei  bem 


—    313    — 

Statine  bas  S3eftrc6en,  bie  §anb  fefter  auf  baö  Äloftet  unb  feine  ®üter 
ju  legen,  ^a  bie  JReid^öregierung  imb  ber  ^apft  bie  SEBünfd^e  beö 
Älofterö  unb  beö  9iatf)ö  unterftüfeten,  fonnte  von  bifd^öflid^er  ©eite  nid^t 
mel^r  Derl^inbert  werben,  ba§  bie  Älofterfrauen  im  folgenben  Saläre  (1545) 
i^re  alte,  bei  i^rer  Sttuöwanberung  bem  Statine  überlaffene  Sel^aufung 
lüieber  bejogen. 

^atU  ber  3iati)  in  biefeni  ^uncte  feine  2lbfi(^ten  üorläufig  er= 
teidf)t,  fo  brol^te  bod^  gleid^  batauf  ben  Sntereffen  ber  ©tabt  unb  i^rer 
©elbftftänbigfeit  Don  anberer  ©eite  Iier  eine  um  fo  größere  ©efal^r. 

3llö  SBifd^of  @raömu§  (1544)  plöfelid^  geftorben  mar,  einigten 
fid^  bie  §erjöge  über  Sartl^olomäuä  ©t)at)e,  ben  lutl^erifd^  eifrigen,  üer- 
^eiratlieten  .Rangier  Sarnim'ö,  als  SRad^folger  auf  bem  bifd^öflid^en  ©ife, 
unb  ber  aSertrag  Don  ßöölin,  nad^  meld^em  fein  SBifd^of  o^ne  Seiftim^ 
mung  unb  5Romination  beö  Sanbeöfürften  ermä^lt,  ber  ermäl^lte  ate  ber 
oberfte  ^ralat  unb  SRat^geber  ber  prften  angefel^en  werben,  bem  Sans 
beöl^enn  bie  Sefefeung  ber  Äanonifate  juftel^en  foHte,  gaben  baö  ©tift 
faft  ganj  in  bie  Ijerjoglid^en  §änbe. 

©olberg  mar  bi§  auf  bie  äußeren  3ei(^en  ber  Unabl^ängigfeit 
allmä^lid^  ju  einer  faft  freien  ©tabt  gemörben,  meit  unbebeutenbere 
©täbte  [tauben  unmittelbar  unter  bem  9?ei(^e,  marum  foHte  ni(^t  auä) 
ßolberg  biefe  ©teHung  gewinnen  fönnen?  ®a§  befle  3Witlel,  bie  grei^ 
l^eiten,  meldte  bie  ©tabt  unter  bem  Ärummfiabe  genoffen,  gegen  bie  auf^ 
ftrebenbe  lanbeäl^errlidfie  ©emalt  ju  fidlem,  fd^ien  bie  Slufpflanjung  beö 
Sleid^öablerö  vox  i^ren  Sl^oren.  S)er  3?atl^  f diente  feine  Soften,  bie 
3teid^§gemalt  für  feine  ^od^fliegenben  ^läne  ju  gewinnen,  unb  Sai^r  für 
3al)r  mürben  in  biefer  Seit  ßolberger  3lbgefanbte  in  ©peier  unb  am 
faiferlii^en  §ofe  gel^alten,  mo  fie  grojge  ©ummen  t)erbrau(^ten,  um 
SKittetöperfonen  ju  gewinnen,  bie  fie  Dor  bie  redete  2f)ür  brad^ten.  5Die 
ßolberger  flagten,  baß  ber  Sifd^of  verl^eiratl^et  fei  unb  baö  ©tift,  baö 
bod)  JU  allen  Seiten  jum  SJeid^  gel^ört  l^ätte,  von  bemfelben  loögeriffen 
^aU.  ^uä)  würben  gel^eime  aSerl^anblungen  mit  bem  Äaifer  gepflogen, 
üon  benen  bie  Sffielt  nid^tö  wiffen  follte.  @in  ©d^reiben  beö  ©olberger 
Slbgefanbten  über  biefe  war  von  bem  S3oten  (1544)  in  ^ilbeöl^eim  t)er= 
loren,  bod^  uoc^  hmä)  einen  glüd lid^en  3ufall  in  bie  §änbe  von  §iero= 
ntimuö  SKolenl^ufen  in  ßübed  gefommen,  ber  eö  feinen  ©olberger  greum 
ben  unb  aSerwanbten  mit  ber  SBarnung  jufd^idfte,  in  Sufxmft  mit  il^ren 
©e^eimniffen  oorfii^tiger  umjugel^en.  — 

ailö  nun  Äarlö  V.  SBelt^errfd^aftöpläne  nad^  ber  ^öefiegung  beö 


—    814    — 

Sd^malfalbifd^en  S3uttbeö  (1547)  il^rct  erftißung  naiver  fanteit,  fti^lenen 
fid^  aud^  bie  ftoljen  ©ebanfen  bcr  ßolbcrgcr  Derroirfl^en  ju  tpoHen. 
@in  faiferlt(^eö  aWanbat  von  äugäburg  auö  (5.  "^amax  1548)  an  bas 
Gammincr  ©apitel  unb  bie  ©tänbc  l^ob  ben  ßööliner  SSertrag  unb  bie 
SBal^l  ©t)aDeö  jum  SSifd^ofe  auf,  befahl  ben  ©täuben  bei  fd^roeret  ©träfe, 
ben  ^ei^ögen  unb  bem  SBifd^ofe  ben  ©el^orfam  aufjufünbigen,  in  brei= 
monatlicher  gwft  jur  ^ulbigung  vor  bem  Äaifer  ju  erfi^einen  unb  bis 
jur  aSerforgung  mit  einem  fanonifd^  geroäl^lteu  ©ber^aupte  fid^  aller 
©tiftöangelegen^eiten  ju  entl^alten.  aSon  biefem  SWanbate,  roeld^eö  ^om^ 
mem  mit  einem  fatl^olifd^en  Äird^enfürften  bebrol^te  unb  bie  ganje  SRe^ 
formation  in  grage  fteEte,  appettirten  bie  ^erjöge  unb  mit  il^nen  Sa^ 
pitel  unb  ©tänbe  an  ben  SReid^ötag  unb  baö  9leid^öfammergerid^t. 

35ie  ©tabt  ©olberg  aber  fd^lojs  [id^  von  biefem  ©d^ritte  aus. 
SDagegen  fd^idfte  ber  3lat^  ben  ©^nbifuö  Srifemann  nad^  Slugöburg, 
um  im  S«amen  ber  ©tabt  gcbül^renbe  ^ffid^t  unb  §ulbigung  ju  tl^un, 
unb  nom  Äaifer  würbe  baö  bereitmißige  ©ntgegenfommen  ber  ßolberger 
mit  bem  gndbigften  aSol^Igefaffen  bemerft.  &c  na^m  pe  in  beö  3leid^eö 
©d^u^  unb  ©d^irm,  „bas  ©tift  gehöre  jum  Sieid^e  unb  fotte  babei 
bleiben,  fie  foßten  eine  Slbfd^rift  i^rer  alten  Privilegien  einfd^idfen,  ba^ 
mit  er  fie  il^nen  beftätige",  S)ie  S5eftatigungöurfunbe  ift  ausgefertigt  ju 
Stugöburg  am  11.  3uli  1548^^).  2)er  Äaifer  nennt  barin  bie  regier 
renben  Ferren  ber  ©tabt  „beö  SReic^ö  liebe  unb  getreue  Sürgermeifter" 
unb  beftätigt  il^nen  unter  anbem  anä)  baö  SRed^t,  mit  rotl^em  SSSad^fe 
JU  fiegeln,  unb  ba§  Siedet  ber  „filbernen  SUlünje",  meld^eö  in  feiner  t)on 
§erjögen  unb  39if(^öfen  auögefteßten  Urfunbe  auöbrüdflii^  genannt  ift. 
3n  einem  befonberen  ©(^reiben  ermal^nt  er  fie,  au(^  in  3ufunft  treu 
jum  SReid^e  ju  l^alten  unb  bie  auf  bem  lefetgel^altencn  3leid^ötage  ange^ 
nommene  Äird^enorbnung  —  ba§  äugöburger  Interim  — ,  weld^eö 
l^auptfäd^lid^  t)on  Soi^ann  Slgricola,  §ofprebiger  Soad^ims  IL  von  Sram 
benburg  unb  ©d^n)iegert)ater  beö  ßolberger  ©tinbifuö  Srifemann,  Der* 
fajst  mar  unb  bie  Srüdfe  merben  foßte,  auf  ber  man  bie  Slbgefaffenen 
in  ben  ©d^oofe  ber  fatl^olifd^en  Äird^e  jurüdEfül^rte  —  als  getreue  Untere 
tl^anen  beö  römifd^en  dieiä)^  anjunel^men.  2)a§  Snterim  ift  in  (Solberg 
ni(^t  eingefül^rt;  ein  aWann,  mie  3i}0tt),  mürbe  lieber  feine  ©teßung 
aufgegeben,  al§  feinen  ®lauitn  in  einem  ?|Juncte  oerläugnet  l^aben,  aber, 
fo  fem  bem  3latl^e  ber  ©ebanfe  lag,  für  bie  ©eminnung  ber  9teid^ö= 
unmittelbarfeit  bie  reine  iJel^re  ju  opfern,  fo  menig  moHte  er  bie  alte 
©elbjijiönbigfeit  bem  mit  ber  aSeränberung  ber  fird^lid^en  SSerl^&ltniffe  ju 


—    315    — 

größerer  ^a6)t  anwad^fenben  fianbeöfürfientl^um  l^ittgeben.    Sefet  fti^ien 
bie  3eit  gefomtnen,  fid^  beffelben  für  immer  ju  erroel^ren.  — 

S)ie  libermäd^lige  Stellung  beö  Äaiferö  mä)  ber  ©d^tadit  bei 
SKül^lberg  tüirfte  anä)  auf  bie  pommerfd^en  3uftänbe  jurüdf.  2)er  Si^ 
fd^of  ©oaoe  fonnte  bem  gegenüber  feinen  $lafe  nid^t  bel^aupten,  unb 
bie  §erjöge  mußten  fidfj  gefallen  taffen,  bafe  baö  ©apitcl,  ol^ne  bie  fürfi« 
lid^e  ©enel^migung  förmlid^  anjufpred^en,  ben  S)oml^erni  SWartin  SBeil^er 
jum  Sifd^ofe  erroäl^Ite,  weither  bann  t)om  Äaifer  (18.  ©ept  1550)  in 
bie  ©infünfte  beä  ©tiftö  eingemiefen  unb  t)on  bem  ^opfie  Stiliuö  III. 
(1551)  als  redf)tmäj5iger  SRad^foIger  t)on  -©rafimuö  beftätigt  würbe. 
2)iefer  mar  ein  33ifd^of,  mie  bie  ßolberger  i^n  für  il^re  ?piäne  münfd^ten. 
3m  §erjen  lut^erifd^  gefinnt,  !tug  ben  Sßerpitniffen  fid^  anfd&miegenb, 
tl^eilte  er  mit  bem  ©tifte  baö  ©treben  nad^  SReid^öunmittelbarfeit. 
3i^m  mürbe  bal^er,  als  er  1551  17.  jOctober  in  Segleitung  von  smei- 
^unbert  Steifigen  jur  3lbnal^me  ber  §ulbigung  nad&  ©olberg  fam,  ber  glän= 
jenbfte  ©mpfang  bereitet,  ©ei^jig  berittene  unter  gü^i^^Ö  ^^  3iaÜ)Uh 
gefanbten  Safob  SDamife  imb  aJJattl^äuö  ^rifee  jogen  i^m  bis  jum  l^o^en 
33erge  entgegen,  Slati^  unb  33ürgerf(^aft  erwarteten  il^n  am  ©teintl^or 
„unb  inbem  ©e.  ©naben  te  in  ben  ©tabt  getage,  l^eft  man  up  aßen 
2)oren  ©efd^ütt  laten  afgal^n  unb  bet)i(  et  fpabe  uppen  äCtjenb  marb, 
()eft  man  balb  Slbenbmaltit  gemafet."  21m  näd^ften  Sage  mar  feiere 
Hd^er  ©otteöbienft  in  ber  aJlarienfird^e,  bei  bem  eine  anfe^nlid^e  a?er= 
fammlung:  ber  3tat^  unb  bie  übrigen  ©tiftdftänbe,  bie  Surfe  unb  bie 
©emerfe  ber  ©tabt,  jum  Orgelftange  baö  Te  deum  fang,  unb  am  britten 
Sage  erfolgte,  nac^bem  Slhtbrofiuß  Sijom  eine  lateinifd^e  Siebe  von  bem 
3lmte  eines  redeten  Sifd^ofö  gel^alten  l^atte  (1553  ju  SBittenberg  gebrudEt), 
bie  §ulbigung  ber  SRitterfd^aft  unb  gemeinen  Slbete  unb  am  t)ierten  bie 
beö  Status  unb  ber  ©emeinbe  t)on  ßolberg  ^%  ®aö  geft  mar  gefeiert, 
als  märe  ein  glänjenber  ©ieg  gewonnen;  ©tift  unb  ©tabt  glaubten  ber 
@rreidf)ung  il^rer  ?ßläne  nal^e  ju  fein. 

aber  fd^on  t)ierjelön  Sage  t)orl^er  mar  jroifd^en  5Worife  t)on  ©ad&^ 
fen  unb  §einrid^  IL  t)on  granfeeid^  baß  geheime  Sünbniß  gefd^loffen, 
beffen  folgen  aud^  bie  Hoffnungen  t)emid^eten,  meiere  ben  §intergrunb 
ber  eolberger  geftlic^Jeiten  gebilbet  Ratten,  unb  im  anfange  beö  näd&ften 
Saures  führte  3Jlori6  mit  fül^ner  Ueberliftung  beö  Äaiferö  ben  entfd&ei^ 
benben  ©c^lag,  ber  bie  Uebermad^t  beffelben  in  S)eutfd^lanb  brad^  unb 
in  feinen  9iad^mirhingen  mi^  bie  pommerfd^en  §erjöge  aus  il^rer  Se^ 
brängniß  befreite.    S)er  ^affauer  »ertrag  (155?)  unb  ber  barauf  hu 


—    316    — 

rul^cnbe  SReltgiottöfrtebc  (1555),  ber  bett  Sanbefifürftcn  ben  Sefife  ber 
eingejogenen  geiftlid^cn  ©üter  fieberte  unb  bte  SungftaucnMöfler  ju  x^xex 
Sßerfügung  [teilte,  fefete  bie  §erjöge  in  ben  etanb,  il^re  9lnfprüdf)e  mit 
tjerftärfter  Äraft  geltenb  ju  nta^en. 

3n)ar  blieben  bie  ©tänbe  nod^  auf  einem  Sage  pi  ßammin  (1 553) 
bei  ber  Sel^auptung  [teilen,  baj5  baö  ©tift  ein  ©tanb  beö  9iei(^es  fei, 
unb  bie  ßolberger  befi^merten  fid^,  baj5  ber  SBif(^of  \i6)  bem  §erjoge 
gegenüber  „untertl^änig"  fdf)riebe  unb  fie  baburi^  ju  gleid^em  SBerl^alten 
jmänge,  mal^renb  fie  il^m  frül^er  nur  il^re  „gel^orfamen  unb  miEigen" 
2)ienfte  entboten  ptten;  ber  ^erjog  nenne  an^  fie  fc^on  niSjt  me^x 
,,lkhe,  befonbere",  fonbem  „liebe,  getreue/  S)o(^  9Wartin  SBeil^er,  fo 
fel^r  er  im  §erjen  mit  ben  ßolbergern  übereinftimmen  mochte,  fonnte 
unter  ben  bamaligen  SSerpltniffen  bem  §erjoge  bie  äußeren  3ei(^en 
ber  Untertpnigfeit  ni$t  mel^r  ijermeigem,  imb  ate  ber  geleierte,  lange 
^ä)on  an  ber  SBafferfuc^t  !ran!enbe  Sifd^of  1556  geftorben  mar,  gelang 
eö  ben  g^ürfien,  eine  ©teHimg  im  ©tifte  ju  gewinnen,  moburcj^  bie  ©e^ 
\ä)\äe  beffelben  fefi  an  Sommern  unb  fein  gürftenl^aus  gefnüpft  mur^ 
ben :  na^  längeren  SSerl^anblungen  mit  ben  ©tiftöftänben  mürbe  Sol^ann 
griebri(3&,  ber  öltefte,  nod^  fel^r  iugenbli(3&e  ©ol^n  ^l^ilippö,  jum  Sif(ä^ofe 
erl^oben.  Smar  beftätigte  biefer  bie  Privilegien  ßolbergö  in  alter  SBeife 
(1557)  1*^),  aber  bie  bif(ä^öflid^en  ditä)U  mürben  jefet,  junä(3^fi  in  feinem 
Flamen  —  er  felbft  ftbernal^m  bie  ^Regierung  be§  ©tiftö  erft  1569  — 
mit  anberer  Sraft  geltenb  gemad^t,  als  c§  bie  ßolberger  von  feinen 
SBorgängem  gemol^nt  maren.  3)er  9tatl^  mugte  jefet  feine  l^oc^fliegenben 
^läne  aufgeben  unb  fid^  auf  eine  mül^fame  SBert^eibigung  feiner  Pri- 
vilegien bef(^rän!en.  5Der  ^ampf  um  biefelben  bauert  baö  ganje  3al^r= 
l^unbert  l)inbur(^  bis  in  ben  3lnfang  be§  folgenben  l^inein.  SDer  3latl^ 
ift  im  SRad^tl^eil;  er  vermag  nid^t  ju  l^inbern,  bafe  bie  verftärfte  lanbeö= 
l^errlic^e  ©emalt  fi(^  immer  l^errifdjer  in  baö  autonome  2eUn  beö  Weinen 
©taats  einbrängt,  bie  f(^önen  Seiten  ber  ©elbftl^errlid^feit  finb  für  il^n 
vorüber  unb  er  mu|  fi(^  mel^r  baran  gemöl^nen,  baJ3  bie  ©tabt  ©lieb 
eines  größeren  ©anjen  mirb. 

2)ie  erfte  S^tigfeit  ber  neuen  ^Regierung  für  ßolberg  mar  eine 
für  bie  ©tabt  äufeerft  mol^ltl^ätige ;  fie  betraf  bie  Sieuorbnung  ber  ganj 
verwirrten  fird^li(^en  SBerl^ättniffe.  — 

2)ie  näc^fte  ©orge  galt  bem  immer  noä)  fteuerloö  uml^ertreibenben 
ßapitel  ©eitbem  biefes  fid^  ebenfaEö  jur  lutl^erifd^en  Se^re  bttannte^  mar 
von  ben  größeren  ^räbenben  baö  Sl^efaurariat  eingegangen  (ber  julefet 


—    317     — 

genannte  S'l^efaurar  tft  ^aul  t).  5Damife  [1556]),  ba«  mit  ber  ©injiei^ung 
ber  Äird^enf(^ä^e  überftüffig  geworben  war.  S)ie  Heineren  Äanonifate, 
bie  fd^on  in  fat^oUfd^er  3eit  nid^td  anbereö,  ate  SSicarien  waren,  tt)UP 
ben  auf  ben  Sluöfterbeetat  gefefet,  il^re  Hebungen  foHten  nad;  bem  Sobe 
ber  lefeten  Sn^aber  jur  SSerbefferung  ber  größeren  ^rftbenben  unb  ber 
^rebiger::  imb  Sel^rergel^älter  verroenbet  werbeit.  ®eorg  SWoftodf,  ber 
lefete  berfelben,  ftarb  (nad^  SSad^fe)  1602.  6ö  blieben  bie  ^Mbenben 
beö  ^ropfte§,  SDefanS,  ©(^olaftifuö  unb  ©antorö.  3)em  tropfte  ftanb 
na(^  ben  1656  aufgezeichneten  unb  1683  Dom  großen  Äurfiirften  beftä- 
tigten,  auf  bem  alten  §erfommen  berul^enben  6apitel§ftatuten  bie  9luf= 
fidj)t  ju  über  bie  ©rfüHung  ber  3lmtöpflid^ten  ber  3Kitglieber  beö  6olle= 
giumö  unb  bie  ©orge  für  bie  ©rl^altung  ber  9ted)te  unb  g^rei^eiten  be§ 
©apitelö,  bem  Xdan  bie  SKerraaltung  ber  päpftlid^en  (Süter  unb  bie 
©erid^töbarleit  barauf,  bie  Berufung  ber  ßapitularen  ju  ben  Sifeungen 
unb  baö  ^räfibium  barin,  unb  bie  ©ibeöabnal^me  von  allen  neu  auf- 
genommenen aJJitgliebern,  ber  ßantor  l^atte  bie  Ueberroai^ung  ber  fird^= 
lid^en  Zeremonien  unb  mußte  im  3lamen  be"^  ßapitelö  ben  Äird^euDifi^ 
tationen  beiraol^nen,  bie  Sluffid^t  über  baö  @dE)uln)efen,  fo  meit  biefelbe 
nod^  bem  (Sapitel  juftanb,  blieb  bem  ©d^olaftifuö,  ber  auc^  bie  ©teile 
eines  2lrd^it)ar§  t)ertrat.  —  Bä)on  §erjog  33ogiölat)  X.  ^atte  fic^  bie 
Sefe^ung  ber  ^räpofitur  von  Sllejanber  VI.  oerlei^en  unb  von  beffen 
3}adt)folger  Suliuö  II.  beftätigen  laffen^^).  2ltö  „oberfter  ^atron  unb 
©d)irm^err  beö  ©tifte§"  l^atte  er  biefe  ©teHung  feinem  9iat^  3.  Äitfd^er 
(14119)  unb  nad^  beffen  abtreten  Soad^im  ^late  (1509)  übertragen, 
bemfelben,  ber  in  fo  üer^ängnißooller  SBeife  in  ben  Slbebar'fc^en  ^rojefe 
eingriff.  Sßfet  mujste  fid)  baö  ©tift  aud^  in  bie  Jiot^raenbigfeit  pnben, 
bafe  ber  neue  Sifd^of  mit  bem  Sted^te  ber  SRomination  bie  SSefe^ung 
aller  ^frünben  an  fid^  jog. 

5Die  l^eilfamfte  aSeränberung  mar  ol^ne  Sroeifel  bie,  baß  oon  ben 
Snl^abern  ber  ^frünben  neben  i^ren  eapitelöpflid;ten  nod^  beftimmte 
Seiftungen  für  bie  Äird^e  unb  il^re  Snftitute  geforbert  mürben. 

S3alb  na(^  ber  ©infefeung  beö  neuen  Sifd^ofö  mar  für  baö  ©tift 
eine  befonbere,  mit  einem  ßonfiftorium  t)erbunbene  ©uperintenbentur 
eingerid()tet  morben,  ber  britten  in  ^ommern,  fo  baß  jefet  jjeber  ber  brei 
regierenben  §erren  eine  befonbere  fird^lid^e  jOberbel^örbe  in  feinem  fianbe 
l^atte.  3um  erften  $Bermalter  ber  ftiftifd^en  ©uperintenbentur  mürbe 
S)r.  SBenebiger  ^^),  abiiger  §erfunft  aus  3Rorungen  in  ^reugen,  berufen, 
ein  gelehrter  unb  frommer  aWann,  von  3WeIand^t^on  unb  Sugenl^ageu 


—    31Ö    — 

mit  bem  S)octotl^ute  Derfel^cn,  erft  ?ßrofeffor  in  Sffiittenberg,  bann  iit 
9iofto(f,  S)a  ©olbcrg  ber  ©i|  beö  ©onfiftoriumö  iDurbe,  fo  nal^m  SBe= 
nebiger  bauemb  feinen  2lufentl^alt  in  ber  ©tabt.  Site  ein  eifriger  ^rc^ 
biger  l^ielt  er  nebenbei  unter  großem  Subrange  bie  SBeöperprebigten  in 
ber  3Karienfir(i^e,  ol^ne  ba§  er  beöl^alb  ju  ben  ftäbtif(3^en  ^rebigem  ge^ 
l^ört  ptte.  —  3u  biefcm  6onfiftorium  follten  bie  ßopitularen  afe  S5ei= 
fifeer  l^erangejogen  werben,  unb  bie,  weld^e  fi(^  weigerten,  follten  8Ser= 
treter  [teilen,  ober  auf  il^re  ^räbenben  SSerjid^t  leiften.  S)ie  gorberung 
erregte  unter  ben  bequemen,  jum  Sl^eil  einer  fotd^en  3lufgabe  wenig  ge^ 
wad^fenen  §erren  grojse  SBeftürjung,  unb  ate  fid^  geigte,  baj3  eö  ber 
bifd^öpid^en  Slegierung  mit  ber  ©ad^e  emft  fei,  gaben  brei  berfelben, 
®raf  Subwig  v.  (Sberftein,  aw.  v.  3Jlanteuffel  unb  Sofob  v.  ^uttfamer, 
ber  lefete  ein  l^o(^betagter  ©reiö,  i^re  ^räbenbeu  auf,  um  in  ©emäd^^ 
lid^feit  auf  il^ren  ©ütern  leben  ju  fönnen.  6ö  fd^eint  jjebod^,  ate  ob 
bie  l^eitfame  aSerorbnung  balb  mieber  in  SBergeffm^eit  gerat^en  fei. 
2)aö  S)efanat  unb  ein  %f)e\i  feiner  §ebungen  würbe  jefet  mit  ber  ©uper= 
intenbentur  tjerbunben  unb  blieb  bei  berfelben  bis  jum  Sobe  ©belingö, 
bes  SRad^folgerö  t>on  SSenebiger  (1602).  3u  feinen  anbent  ©innal^men 
l^atte  aSenebiger  fid^  aud^  freie  SBol^nting,  freies  §olj,  96  ©d^effel  aiog- 
gen,  1  £aft  ©erfte  ju  83ier,  1  guten  ©d^fen,  6  §ammel,  3  ©c^weine, 
2  Sonnen  ©alj  unb  J  lEonne  SSutter  jufid^ern  laffen.  — 

3lufeer  ben  refibirenben  ßapitularen  würben  ate  S3eififeer  jum  Gon- 
fiftorium  gejogen:  ber  erfte  ^aftor,  ber  ©pnbifus  unb  ein  StatJ^ßoer- 
wanbter  ber  ©tabt.  @inö  ber  t^ätigften  SKitglieber  ber  neuen  Sel^örbe 
war  ber  ©(^olaftifuö  unb  aSicebefan  g^aufiin  Änigge,  ein  alter  el^rwür- 
biger  ^rälat,  aud^  bifd(^öfli(^er  Äanjler,  wol)l  erfal^ren  in  ben  Siedeten 
beß  ßapitete  (er  ftarb  J587,  fein  ^ilapl^ium  ift  in  ber  aWarienfird^e). 

aSenebiger  wibmete  fidj)  feinem  2lmte  mit  ber  gröjsten  Eingebung. 
S)ie  aSifitation  im  ©tifte  l^atte  überall  gro^e  Uebelftänbe  ergeben:  bie 
aWenfd^en  waren  nod^  t)ielfad;  ttjeite  papiftijd;,  t^eite  wiebertäuferifd; 
gefinnt,  von  ben  ^rebigern  waren  mandf)e  faft  unfäf)ig,  i^r  9lmt  ju  t)er= 
walten,  mand^e  liefen  il^ren  Äüfter  ober  3«ngen  baö  ©oangelium  lefen  unb 
trieben  felbft  SRotariatsgefd^äfte.  aSenebiger  war  milbe  gegen  bie  Qäfroa^r 
d^en,  er  bulbete  fie  im  2lmte,  wenn  fie  aSefferung  gelobten,  bie  Unt)er^ 
befferlid;en  entfernte  er.  SBo  cö  bie  3lufred^terl;altung  ber  Siri^enorb* 
nung  galt,  ba  jeigte  er  eine  burd^  feine  9Jüd[id;t  auf  SRang  unb  ©tanb 
beö  ©ünberö  beftimmte  geftigfcit  unb  ©trenge.  —  ©uftad^ius  t).  SBoperfis 
now  Ijatte  (1558)  Süi'ßen  Slabbüge  auf  einer  §od^jeit  in  ber  ©tabt  an 


—    819    — 

bcr  ©cite  feiner  STanjerin  fo  ,,in  ben  §afe"  geftoi^^en,  bafe  betfette  an 
ben  ejolgen  ber  SBerrounbung  ftarb.  @r  toax  batüber  t)on  ber  ©tabt  t)er5 
feftet,  l^atte  fid^  \eboä)  fpäter  burd^  Sal^lung  eines  Slutgelbeö  t)on 
600  ff.,  t)on  bem  100  fl.  an  ben  ßolberger  SRatl^  fielen,  mit  ber  beleih 
bißten  gamilte  wieber  auögeföl^nt  3la^  ber  Äird^enorbnung  mufete  ein 
foldjeä  SBerbred^en,  wenn  ber  weltUd^en  ©brigfeit  unb  bem  beteibigten 
Sfieile  ©enugt^uung  gefc^el^en  mar,  nod^  burd^  eine  öff entHd^e .  Äird^en- 
bujse  gefü^nt  merben.  SDer  Uebelt^äter  mufete  babei,  fo  lange  bie  ^re- 
bigt  bauerte,  angefid^tö  ber  ©emeinbe  am  2lltare  fielen  unb  mürbe  erft, 
nad^bem  ber  ^rebiger  von  ber  Äangel  ^erab  befannt  gemad^t  l^atte,  ba^ 
ber  arme  ©ünber  fein  aSergel;en  Ijerjlid^  bereue  unb  um  SBergebung 
bitte,  abfoldrt  unb  jum  2lbenbmal^l  jugelaffen.  33enebiger  forberte, 
bafe  aud)  SEBoperönom  fid)  ber  fird^lid;en  Orbnung  unterwerfe,  unb  mei^ 
gerte  fid;,  i^n  alö  Saufjeugen  jujulaffen,  biö  er  Äird^enbuge  getrau. 
Xoä)  SBoperönoro  befd;iüerte  fid^  bei  bem  33ifd^ofe  unb  fefete  burd&  ben 
6inPu§  feiner  x)orne^men  SBermanbtfc^aft  burd&,  bajs  ber  ©uperintenbent 
erfud^t  mürbe,  gelinber  mit  bem  Später  }u  oerf a^ren,  i^m  menigftenö 
äu  geftatten,  bafe  er  abgefonbert  im  l^ol^en  6^ore  in  einem  ©eftü^le 
33u6e  tl)ue.  3tn  ©tidf)  gelaffen  von  ber  bifd^öpid^en  3legierung,  blieb 
aSenebiger  menigftenö  bei  ber  gorberung,  bafe  bie  33efanntnmd^ung  von 
ber  Äanjel  l^erab .  erfolge,  unb  ba^  ber  Uebeltl^äter  50  fl.  ©träfe  an 
bi^  Äird^e  ja^le.  —  Ueber  ben  2lu§gang  beö  ©treitö  mirb  nid^td  be- 
rid^tet;  bod^  fte^t  bie  gleidj  barauf  erfolgte  3Jiilberung  jener  l^arten 
öffentlid^en  Äird^enbujge  ju  einem  ^efenntniffe  vox  bem  ^^rebiger  in 
®egenmart  t)on  jmei  Beugen  oljne  3«)eifet  mit  biefen  aSorgängen  in 
SBerbinbung. 

SDaö  §auptmerf  äJenebigerö  mar  bie  Umgeftaltung  unb  9teuorb- 
nung  ber  fird^lid^en  SBert;ältniffe  Don  ßolberg.  — 

©d^on  SBifd^of  SBei^er  l^atte  (1554)  eine  Äird^enmfitation  üon 
©olberg  t)erfud^t,  jebod)  nur  bie  5froftlofigfeit  ber  3uftänbe  in  Äird^e 
unb  ©c^ule  babei  red^t  an  ben  S^ag  gebraut,  o^ne  etmad  baran  ju  bef- 
fem.  S)ie  beiben  feinbtid^en  aWäd^te,  9lat^  unb  ©apitel,  bel^arrten  in  bem 
unerfreulid^en  SEBetteifer,  möglid^ft  wenig  für  Äird^e  unb  ©d^ule  ju 
t^un.  S)aö  ©apitel  mieö  jebe  aSerpflid^tung,  biefe  auö  feinen  3Kitteln 
ju  förbern,  jurüdf ;  eö  fei  ein  befonberer  ©tanb  im  ©tifte,  unb  maß  e§ 
t^ue,  t^ue  eö  auö  gutem  aOBillen.  S)er  SRat^  bagegen  fonnte  nid^t  be 
greifen,  bajs  bie  ^frünben  nur  baju  uori^anben  feien,  um  ben  SJoml^errn 
ein  bel^aglid^eö  S)afein  }u  t)erfd()affen;  er  befd^roerte  fid^,  ba&  bie  ^e^ 


—    320    — 

folbung  bct  Sd^ut-  unb  Ältiä^enbicner  jum  größer«  Ji^eil  an^  bem 
Bixdd  bcr  Ääntnterei  entnommen  werben  muffe,  man  fönne  biefer  ni(3^t 
neue  Saften  aufbürben;  baö  ßapitel  muffe  l^elfen.  ®r  ma(]^te  enblid^ 
feine  3lnfprü(^e  mit  fol(ä^er  Äraft  geltenb,  ba§  baö  ßapitel  bie  §ülfe 
beö  SBifd^ofs  3Kartin  9Beil;er  gegen  il^n  anrief. 

Sßon  (Seiten  be§  neuen  33ifd^of§  mar  fd^on  1558  bem  ßapitel  ju 
Derftel^en  gegeben,  bag  er  fämmtlii^e  SBeneficien  an  fi(^  jiel^en  unb  fle 
felbftftänbig  verUi^m  merbe,  menn  in  biefer  Baä)e  nid^tö  gefd^el^e, 
unb  biefe  SDrol^ung  l^atte  aud^  bewirft,  bafe  neue  Unterl^nblungen  über 
bic  Äird^em  unb  ©d^ulbotationöfrage  angefnüpft  mürben ;  e§  mar  jebod^ 
immer  nod^  eine  fd^mere  3lufgabe  für  bie  bifd^öflid^e  ^Regierung,  bie 
beiben  ^^arteien  jur  SRad^giebigfeit  unb  jur  58ereinigung  ju  bemegen 
unb  jugtei(^  bem  ßapitel  bie  ©tettung  mieber  ju  Derfd)affen,  bie  ber 
$Ratl^  il^m  lange  mit  ©rfolg  ftreitig  gemad^t  l&atte. 

3m  Sn^te  1560,  in  ber  SBod^e  nad^  Siibilate  begannen  bie  ^x^U 
tatoren  SBenebiger,  §.  u.  5Wormann,  ©tattl^alter  im  ©tift,  3Rid^.  Seu- 
ber,  Äaujler,  9l§mu§  v.  ^fJobemite,  ©tiftöDogt,  unb  ®eorg  v.  Seömar, 
}u  33ud[;l)oIj  erbgefeffen,  auf  bem  SRatl^l^aufe  ju  Solberg  i^r  3Berf.  ©ö 
foftete  einen  Seitraum  Don  aä)t  Salären,  um  bie  beiberfeitigen  3lnfprüd^e 
auöjugleid^en;  biämeiten  bilbeten,  wenn  man  über  bie  ©ad)e  \d)on  einig 
mar,  görmlid^feiten  ein  §inbernife:  beibe  Steile  maren  bereit,  baö 
heiieficinm  satis  im  Setrage  Don  48  Saft  ©alj  ber  ©(^ute  jujumenben, 
aber  lange  ftritt  maw,  mer  alö  ©eber  angefel^en  merben  folle;  baö  ©a? 
pitel  berief  fid)  auf  fein  alteö  S3efifered^t,  ber  3tat^  beliauptete,  eö  ge= 
l^öre  ber  ©tabt,  ba  eö  auö  ber  ©labt  altem  @igentl;um,  ber  ©ülje,  lier- 
fomme.  ®ie  größte  ©(^mierigfeit  perurfai^te  bie  ©rbnung  beö  ^atronatö^ 
re(f)teö  unb  ber  Suriöbiction  über  ®eiftli($e  unb  Seigrer.  35aö6apitel 
forberte  für  baö  älufgeben  eineö  St;eilö  feineö  alten  9^ed^tö  unb  für  bie  ©im 
räumung  beö  SBicarienl^ofeö  jum  ©d^ull;aufe  luenigftenö  Slut^eil  am  ^a= 
tronat  unb  an  ber  Sitriöbiction ;  ber  3^atl)  erbot  fid^  ^mar,  ben  §of  auö^ 
jubauen,  il;n  mit  Sectorien  unb  Sefirermol^nungen  auöjuftatten,  aber  baö 
feit  ber  9ieformation  in  ßolberg  geübte  ^^atronatöred;t  moltte  er  mit 
bem  ©apitcl  nid^t  tl;eilen,  überljaupt  mit  il)m  in  feiner  SBeife  ©entein- 
fd^aft  l;aben.  ©ö  fam  in  biefer  ^aA)t  biö  jur  ©eftuplif,  ©eptuplif 
unb  jDctuplif;  bod;  gelang  cö  enblid^  bem  auöbauernbeu  ©ifer  SSenebigerö, 
bie  §artnädigfeit  beiber  Parteien  ju  bejmingen  unb  einen  SJergleid^  ju 
©tanbe  jU  bringet!,  ber  1568  t)on  3oljann  g^riebrid)  beftätigt  imirbe. 

STomcapitel  unb  3vatl;  )^a\it  liiernad)  gemeinfam  baö  ^^Jatronat 


-       321     — 

Über  bie  9JlartenKr(3^e  itnb  bie  grofee  ©(ä^ule.  ®ie  refibtrenbcn  ßopi^ 
tularen  foEen  fid^  bei  ber  SBal^l  ber  Äird^en^:  unb  ©d^ulbiener  über  eine 
tauglid^e  ^erfon  t)ergleid^en,  Jiä)  babei  freimblid^  unterreben  unb  ni(ä^t 
in  jänf if d^er  unb  üppiger  Sffieife  wiberfpreiä^en" ;  bie  ^erf on,  über  bie  jte 
iiä)  geeinigt  l^ätten,  foEten  fie  bem  ©uperintenbenten  naml^aft  mad^en, 
bamit  bief er  bie  SRed^tgläubigf ett  unb  bie  S3ef ä^igung  be§  ßanbibaten 
einer  Prüfung  unterwerfe;  l^atte  berfelbe  nidf)tö  ju  erinnern,  fo  erfolgte  bie 
33erufung  von  ©apitel  unb  SWatl^,  von  beiben  raurbe  wet^felweife  bie 
5ßocation  auSgefteEt.  konnten  fid^  beibe  nid^t  vereinigen,  fo  ftanb  bem 
33if(^ofe  ju,  von  ben  t)orgefd^Iagenen  ^erfonen  eine  auöjuwäl^Ien.  SEBenn 
fid^  l^erauöfteEte,  baj3  ber  ®ewä^U  falf(^er  Seigre  anl^ing,  ber  Slugö- 
burgifd^en  ©onfeffion  unb  ber  eingefül^rten  Äird^enorbnung  unb  Slgenbe 
ni(f)t  folgte,  ober  fi(^  einem  ärgerli($en  Sffianbet  ergab,  fo  foEten  5Ratl^ 
unb  ©apitularen  bem  ßonfiftorium  baoon  2lnjeige  mad^en,  unb  raenn 
er  fid^  auf  eine  t)on,biefem  ergangene  3Ka^nung  nid^t  befferte,  il^n  feineö 
2lmteö  entfefeen.  Sffiaren  bie  beiben  Patrone  in  foldfiem  gaEe  nid^t 
einig,  fo  foEte  aus  ben  t)orne]^mften  unb  gelel^rteften  ^farrl^erren  eine 
©pnobe  berufen  toerben,  um  eine  aSerftänbigung  l^erbeijufül^ren,  gelänge 
biefelbe  nid^t,  fo  foEte  bie  ©ac^e  einer  Unioerfität  3lugöburger  6onfef= 
fion  übergeben  werben,  beren 'äluöfpru^  majsgebenb  fein  foEte. 

3u  aEen  übrigen,  geiftlid^en  unb  weltlichen  Sa^m,  weld^e  nid^t 
bie  (Entfernung  vom  3lmte  betrafen,  fianben  Äird^en^  unb  ©(^ulbiener 
mit  g^rauen  unb  Äinbern  vov  bem  ©onfiftorium  ju  SWed^t,  fie  wareit 
frei  Don  bürgerlid^en  Saften  unb  genoffen  Steuerfreiheit,  ausgenommen 
oon  §äufern  unb  3ledEern,  bie  fie  aus  eigenem  SSermögen  erworben 
^tten. 

S)aS  ßapitel  überlief  ber  ©tabt  ben  Sßicarieni^of  jum  ©d^ut|)aufe. 
2)ie  ©erid^tsbarfeit  barin  ftanb  bem  SRatl^e  ju,  ausgenommen  über  Selirer 
unb  Bä)üUx;  bie  lefeten  ftanben  in  Baä)tn,  welche  über  bie  ©(^ut 
bisciplin  l^inausgingen,  unter  bes  Sfatl^es  unb  bes  Sapitels  ©erid^ts^ 
barfeit»  5DaS  §aus  foEte  fein  2lfi;l  fein,  unb  beibe  Steile  l^atten  bas 
SRed)t,  bie  unter  il^rer  ©erid^tsbarfeit  ftefienben  SBerbred^er  l^erausjul^olen. 

2lus  biefen  ^atronatSDerl^ällniffen  l^erauö  bilbete  fid&  baS  foge= 
nannte  ^atronengerid^t.  ®S  beftanb  an§i  bem  S)efan  bes  ßapitels  unb 
bem  älteften  SBürgermeifter;  ber  ©pnbifus  bes  (Sapitels  war  beftänbiger 
©ecretär  unb  bas  S)efanatsl)aus  bie  ©erid^töftätte.  SRad^  ben  ©tatuten 
von  1683  ftdnb  i^m  bie  ©ntj'd^eibung  oon  ©treitigfeiten  ju,  bie  in  ber 
aWarienfird^e  wegen  ber  ajiänner^  unb  grauenbanfe  entftanben,  [o  wU 


—    322    — 

^er  ©Ecejfe,  bie  in  ber  Äird^e  unb  ©d^ulc  begangen  würben^  58on  feinw 
33efd^lüjfen  würbe  ni(ä^t  an  baö  ©onfiftorium,  fonbern  an  baö  ^o\Qexxä)t 
appeHlrt* 

3la^  n)ie  t)or  blieb  bie  ^apengaffe  mit  fämmtUd^en  barin  gele= 
genen  Sürgerl^äufern,  ausgenommen  baö  ©cfl^auö  an  ber  3Künberflra^e, 
beffen  Eingang  aber  ni(3^t  in  ber  ^apengaffe  fein  burfte,  unter  ber  auö= 
fd^Iieglid^en  Suriöbiction  beö  ©apitelö,  ebenfo  ber  ^rälatend^or  in  ber 
SUlarienfird^e,  raeld^er  an§^  ben  3Kitteln  beö  ©tiftö  (bem  Seftament  be 
2Biba)  erbaut  mar  unb  erhalten  mürbe,  unb  bie  unter  einem  S)ad^e  mit 
i^m  gelegene  ©armefammer;  unb  als  bie[e  1618  na^  ©urd^bred^uug 
ber  ©citenmanb  ju  ber  Äir^e  gejogen  mürbe,  gefd^al^  bem  9ie(3^te  ber 
Prälaten  fein  äbbrud^:  ©emölbe  unb  Segräbniffe  bafelbft  ftanben  biö 
jur  2lufl^ebung  beö  ßapitete  unter  il^rer  ®eri(3^töbarfeit. 

Si)ie  3Ritgeri(ä^töbarfeit  bagegen  auf  bem  Äir(ä^l;ofe  unb  in  ber 
Äird^e,  ,,bie  auö  ben  Sölitteln  ber  Äämmerei  erlialten  mürbe",  mad^te 
ber  SRatl^  bem  ©apitel  nod^  lange  ftreilig,  ebenfo  ^ab  SBeranlaffung  ju 
SKife^ettigfciten  bie  concurrirenbe  ®eri(äf)töbarfeit,  meldje  baö  ßapitel  in 
Baä)tn  beö  ß^ebrud^ö  unb  ber  Unjuiäfit  in  ber  ©tabt  mit  bem  SRatl^e 
l^atte  unb  bie  fo  georbnet  mar,  ba§  ber  einmal  t)or  bem  einem  ©eric^te 
anl^ängig  gemad^te  gaU  nur  t)on  biefem  entfd^ieben  unb  nid^t  mel^r  vor 
baö  anbere  gejogen  merben  burfte. 

35ie  Beilegung  beö  alten  §aberö  über  bie  erlebigten  S3eneficien 
mai^te  au(^  eine  beffere  SDotirung  ber  ^^rcbigep  unb  ßel^rergel^ätter 
(über  bie  lefeteren  f.  6ap.  21)  möglidf).  Sm  Salute  1594  mürben  nod^ 
88  öenepcien  mit  einem  ©apital  oon  36,341  3Jlaxl  bered^net,  meiere 
mit  2luöna^me  einiger  ju  ©tipenbien  für  ©tubirenbe  oermanbter  jum 
Sefolbungöregifter  gefd^lagen  maren.  SDodE)  maren  bie  ©e^älter  nod^ 
immer  Inapp  genug  bemeffen,  SDaö  beö  ^aftorö  an  ber  3Jlanenfird;e 
betrug  im  Sa^re  1568  125  fl.,  beö  2lrdE)ibiafonuö  70  fl.,  be§  ©t.  ©pi= 
rituöprebigerö  nur  50  fl.,  unb  erft  1726  mürbe  biefem  mieber  eine 
ämtämo^nung  errid^tet.  S)aö  ^aftorat  mürbe  t)om  Siatl^e  nad^  langem 
3ögern  enblid^  1654  in  ber  Älauöftrafee  erbaut,  baö  Slrd^ibiafonat  in 
berfelben  3eit  an  ber  Söttd^er:^  unb  Älau§ftrafeem®dfe.  33ere(^tigt  mar 
mol^l  bie  Älage  JJorbenö,  beö  alten  ^aftorö  an  ©t.  9Kfolai  unb  bann 
an  ©t.  ©pirituö,  ate  er  na^)  breiBigjäfjriger  S)ienftjeit  ben  SRat^  um 
eine  Unterftüfeung  jur  Sejal^lung  ber  2lröenei  unb  2lpotl;efe  anging,  bafe 
er  fic^  ein  mül^fameö  &eUn  l^inbur^  mit  menig  ©e^att  unb  oiel  2lr=: 
mutl^  l^abe  bel^elfen  müffem    3Kit  SRüdffidjt  auf  bie  färglidjen  ©innal^men 


—    32b    — 

biefer  ©tette  l^atte  ber  3iatl^  \6)on  ber  SSittwe  feine«  SJorgängerS  Siets 
ftäbt  eine  ^röüe  in  @t.  ©piritus  ober  ©t  ©eorg  unb  feinem  ©ol^ne, 
wenn  er  ftubiren  wolle,  ein  ©tlpenbium  jugefid^ert.  ©onft  lie&  er  fid^ 
bie  ©orge  für  bie  SBittroe  unb  bie  Äinber  eines  geftorbenen  ^rebigerö 
gern  burd^  beffen  5Rad^foIger  obnel^men  unb  war  —  in  Uebereinftim^ 
mung  mit  ben  SSel^örben  —  bem  ©anbibaten  geneigt,  ber  älnftatten 
mad^te,  bie  SSBittrae  beö  SPorgängerö  ju  l^eirati^en.  S)iefer  33rau(| 
pnbet  fid^  anä)  anberärao,  am  t)erbreitetften  mar  er  auf  bem  Sanbe.  @ö 
gab  S)0rffir(^en,  j.  S.  in  §of,  mo  in  ununterbrod^ener  3iei^e  Sai^rl^uns 
berte  l^inbur^  ©ol^n  ober  ©c^wiegerfol^n  folgten  unb  bie  ^farrftetten 
in  ben  gamilien  gemiffermaßen  erblid^  mürben. 

gromme  ©tiftungen,  burd^  raetd^e  ber  SBefolbungäfonb  l^ätte  oerftärft 
werben  Unnm,  fel^lten  in  ber  erften  §älfte  beö  Sa^r^unbertä  faft  ganj;  ber 
®ifer  ber  fat^olif(^en  3eit  fd^ien  erlofd^en  ju  fein,  greitid^  fonnte  bie  neue 
Äird^e  i^ren  aWitgliebern  nid^t  bie  ©egenleiftung  bieten,  meldte  bie  fat^bs 
lifd^e  mül;elo§  auö  bem  unerfd^öpftid^en  ©nabenfd^afee  ber  33erbienfte 
i^rer  ^eiligen  nal^m.  9lfe  man  ]561  bie  3al^l  ber  3JJänner=  unb 
grauenftül^le  rermel^rte  in  ber  §offnung,  burd^  ben  SBerfauf  berfelben 
bie  ©innal^men  ber  Äird;e  ju  t)ergröfeern,  fonnte  man  bei  ber  ©teic^^ 
gültigfeit  ber  ©emeinbe  nur  mit  SKül^e  bie  SedEung  ber  Unfoften  er^ 
jielen.  6rft  ba§  folgenbe  3a^rl;unbert  legt  burd^  jal^lreid^e  Segate  ein 
fd^öneö  3eugni6  ab  t)on  einer  red^t  proteftantifd^en,  auö  ber  Siefe  beä 
frommen  §erjenö  quellenben  SDiilbtljätigfeit  in  ber  ßolberger  SSürger^: 
fd^aft  für  Äird^en,  ©d^ulen  imb  §oöpitäler,  bie  wertJ^DoBer  mar,  als 
bie  mel^r  äu^erlit^e  be§  a)cittelalterö.  S)od^  bleiben  bie  ©innal^men  ber 
Äird^e  immer  bürftig,  unb  me|r  als  einmal  wirb  in  ben  vergangenen 
3al^rf|unberten  bie  ^lage  lout,  bajs  ber  ateuen  Äird^e  auö  bem  reid^en 
©d^afee  ber  alten  ho6)  nur  fpärlid^e  ätlmofen  jugelommen  feien.  — 

SDaö  3JJitpatronat  be§  ßapitetö  befd^ränfte  fid^  auf  baä  ^Paftorat 
unb  3lr(^ibiaIonat  an  ber  SUIarienürd^e,  bie  übrigen  geiftlid^en  ©teilen 
waren  ftäbtifd^cn  ^atronats.  S)er  3lnfprud^,  ben  baö  ßapitel  1580 
fraft  feines  3luffi(^t§red^teä  ani)  auf  bie  lefeteren  erl^ob,  würbe  t)om 
Statte  feäftig  jurüdEgewiefen,  unb  anä)  bie  bif(^öfli(^e  ^Regierung  fal^ 
ein,  ba§  jwifdtien  einem  Snfvcctor  berÄir^e  unb  einem  3Kitpatron  no(^ 
ein  Unterfi^ieb  fei. 

5lBar  auc^  gleii^  mä)  ber  ^icformation  bie  3a^l  ber  ^ßrebifanten 
größer  gewefen,  fo  beftanb  bod^  balb,  etwa  feit  1543,  baö  ^^l^ittige 
aJJinifterium"  auö  nur  brei  3Kitgliebem,  bem  ^aflor  an  ©t  aWarien 


—    354      - 

iiiib  feinen  Betben  Äapettanen,  von  benen  ber  erfte,  ber  auc^  i^loftetpre^ 
biger  war,  geroöl^nlic^  2lr(|ibiafonuö,  biöraeilen  aSicepIebanus,  ber  äipeite, 
ber  bas  Pfarramt  am  ^eiligen  ®eift  befleibete,  aud^  ©ubbiafonuö  ge= 
nannt  würbe.  3)er  ?Pa[tor  primarüis  ^tte  bie  §auptprebigt  an  ©onn= 
unb  ^efttagen,  ber  2lr(äf)ibiafonu§  bie  g^rü^prebigt.  SDie  ©onnerötagö? 
prebigt  wed^fette  jroifdfien  beiben.  Senem  ftanben  bie  Trauungen,  biefem 
bie  Saufen  in  ber  aWariengemeinbe  ju,  beibe  l)ielten  33ei(äf)te.  S)er  ©u6- 
biafonuß  t)erfal^.biö  1625  bie  SBegperprebigt,  wo  fie  bei  ber  ©(^wäd^lid^- 
feit  beö  bamaligen  ©t  ©piritusprebigerö  bem  Kollegen  am  ©t  ®eorg 
übertragen  würbe,  ber  fie  bi§  1653  bel^ielt.  S)ann  eignete  fid^  ber 
©uperintenbent  ©roffe  na(^  6beling§  Sßorgange,  ber  fie  frül^er  jeitweife 
gel^alten,  biefe  bat)on  fo  genannte  „©uperintenbentenprebigt"  an,  ol^ne 
jebod^  bafür  ©el^alt  ju  empfangen,  unb  feit  1676  würbe  fie  non  ben 
^^atronen  mit  einem  ©el^alt  t)on  20  Si^alern  meiftenö  an  Se|irer  über^ 
tragen,  mij^  blo^  an  SRectoren,  fonbern  aud^  an  ßonrectoren  unb  6an= 
toren/  ©eit  bem  2lnfange  beö  18.  Sai^rl^unberts  würben  befonbere 
aSeöperprebiger  angefteHt,  oxxii  Äated^eten  genannt,  weit  il^nen  ba§  ©fa- 
men  unb  bie  S3etftunbe  übertragen  würbe,  ©eit  1817  ift  bie  ©teile 
eingegangen. 

S)er  2lr(^ibiaIonuö  war  jugleid^  Ätofterprebiger.  Mag.  ©ngel:^ 
brei^t  würbe  1543  aud^  al§  ^lofterprebiger  nod^  oom  9lat^e  berufen, 
aber  feit  ber  SBif(^of  ba§  ^(ofterpatronat  erftritten  liatte,  ftanb  bie  SSe- 
rufung  il^m  (fpäter  ber  preufeif(^en  SJegierung)  ju.  SDer  2lrd^ibiafonu§ 
beburfte  alfo  einer  boppelten  SBocation,  unb  bie  Patrone  pflegten  fid^ 
t)or  ber  SBal^l  erft  mit  ber  SJegierung  barüber  ju  t)erftänbigen. 

aWit  ber  Älofterfird^e  (feit  1653  audl;  ©arnifonfird^e,  t)ieaeic^t 
aud^  fd^on  in  fd^webifd^er  3eit)  würbe  bie  Sol^annisftrc^e  auf  ber  211t- 
ftabt  t)erbunben.  3ur  Seit  ber  Sieformation  wirb  ba§  SKeffelefen  in 
il^r  aufgel^ört  l^aben,  fie  ftanb  t)eröbet  unb  war  1632  fo  in  S^erfatt  ge^ 
ratl^en,  ba^  man  an  il^re  t)ottftänbige  Slbtragung  bad)te,  unb  bafe  ber 
©tift§t)ogt  mit  bem  Statine  über  bie  Slnlegung  einer  neuen  Kird^e  „auf 
bem  aSaHe"  ntl^n  bem  jum  3lmtöbrauf)aufe  geworbenen  alten  ^lofter 
Der^anbette.  ©rft  1670  unter  ber  ^Regierung  beö  großen  Äurfürften 
würbe  fie  als  bie  t)ermeinttid^  ältefte  Äirdje  ber  ©tabt  wieber  l^erge* 
fteat.  gür  bie  Sewoliner  be§  2lttftäbt if djen  9Httergutö,  beö  früheren 
Älofterbejirfe,  bann  lanbeöl^errlid^en  SDomäucuDorwerfö,  wirb  alle  3Sier= 
teljal^r  t)on  bem  Älofterprebiger  ba§  l^eilige  3lbenbmal^l  auögetl^eilt, 

2)ie  ^eilige  ®eift=  unb  bie  ©ertrubentirci^e,   bie  in  fottjoUfc^er 


~    325    ~ 

Seit  befonbere  ^tcbane  l^atten  (im  So^te  1546  crpit  baö  ©(tpltcl,  baft 
bamalö  alfo  fd^on  proteftanttfi^  geracfen  fein  tnujg,  t)om  35ifd^of  bie  3ln^ 
loeifung,  ©t.  ©ertrub  mit  einem  ^rebiger  ju  t)erfel^n),  bilbeten  nad^ 
ber  ^Reformation,  fidler  feit  1554,  nur  ein  „Äaöpel".  ©ö  gel^örten  baju 
bie  ^eiligen  ©eifiteute  unb  bie  3Hül^lent)orftabt,  bie  mol^I  fd^on  frül^er 
jur  ©t  ©pirituöfird^e  gel^örten,  unb  bie  ebenfalls  f(|on  feit  langer  Seit 
(f.  ©.  206)  in  ©t  ©ertmb  eingepfarrten  Statl^öbörfer:  Sorf,  ©eHnoro, 
aBerber,  Jledfnin,  baö  ©apiteteborf  Suggentin,  ba§  Älofterborf  SBobrot, 
bie  Äopten  auf  ber  ättftabt  (SBalleute)  unb  ber  afe  SBol^nung  t^er^ 
mietl^ete  „rotl^e  Si^urm"  (ginfenburg)  bei  ©effnora.  SDie  gifd^er  im 
ßolberger  S)eep  jal^lten  il^re  fird^Iid^en  3lbgaben  an  bie  ©ertrubenürd^e, 
waren  aber  fd^on  bamafe  in  Sangenl^agen  eingepfarrt  unb  l^atten  bort 
i^re  33egräbni§pläfee.  SBuggentin  würbe  nad^  1630  ju  Semin  -  gelegt, 
ba  feit  ber  Stbbred^ung  ber  ^erfantebrüdfe  bei  3lltftabt  ben  SBewol^nem 
ber  aSeg  nad^  ©t.  ©ertrub  erfd^roert  war.  S)a]^er  l^at  bis  in  bie  neuefie 
Seit  ber  ^rebiger  in  ©t.  ©pirituö  von  jebem  33auer  biefes  SDorfes 
1  ©d^effel  unb  von  bem  bortigen  3RüIIer  i  ©d^effel  ju  lieben,  wäl^renb 
ber  ^rebiger  von  Semin  nur  i  ©d^effel  von  jebem  erl^ält  —  6ö 
famen  in  fpäterer  Seit  nod^  l^inju:  bie  SBoIIfpinnerfoIonien  SReu^Sorf 
unb  3leu::2Berber,  bann  ©ribow  unb  bie  neueften  Slnfieblungen  auf  ber 
Eolberger  gelbmarf:  3fieu5©elbem,  ©rünl^aufen,  Äarfoberg  unb  am 
©rabirwerf. 

2)er  ^aftor  an  biefen  Äird^en  prebigte  am  ©onntag  frül^  in 
©t.  ©ertmb,  am  3Kittn)od^,  fpäter  am  3Kontag  (f.  Safobifird^e  ©.  326) 
in  ber  l^eiligen  ©eiftfird^e,  wo  er  aud^  an  ben  großen  g^eften  baö 
Stbenbmal^l  auötl^eilte.  SCud^  nad^  3lbgabe  ber  aSeöperprebigt  l^atte  er 
an  ber  3)larien!ird^e  amtlid^e  Sßerrid^tungen :  er  l^ielt  am  Karfreitage 
jwif d^en  12  unb  1  Ul^r  bie  „®insprebigt",  an^  Seid^enprebigt  genannt, 
weil  fie  immer  oom  Sobe  (Sl^rifti  l^anbeln  mußte,  unter  großem  Subrange 
ber  fd^on  burd^  bie  ©eltenl^eit  angebogenen  ©emeinbe.  2lußerbem  würbe 
il^m  gewöl^nli(^  bie  S3etftunbe  in  bem  großen  Äotl^en^xuf  bem  ©aljberge 
jur  ©iebejeit  von  ber  ©ülje  übertragen,  ©eit  1630,  wo  bie  ©ertm= 
benfird^e  abgeriffen  würbe,  fanb  ber  ©onntagögotteöbienft  in  ber  ©piri= 
tuöftrdfie  ftatt,  würbe  nad^  ber  SBiebererbauung  jener  Äird^e  1663  wieber 
bortl^in  verlegt,  feierte  aber,  ate  biefe  1674  jum  jweiten  aWale  unb  für 
immer  abgebro^en  war,  abermalö  nad^  ber  ©pirituöfird^e  jurüd  unb  blieb 
l^ier,  ba  ba§  SBerfpred^en  beö  Statins,  in  SBerber  eine  neue  Äird^e  ju  er- 
bauen, nid^t  jur  Slui^fäl^mng  !am.  ®rft  1864  ifi  baffelbe—  ^xeiU«^  m^%^^- 


—    826    — 

gebung  ber  ©pirituöfttd^e  —  eingelöst  worben.  —  9^a^  bet  Serftö^ 
rung  ber  ®ertrubenfir(if)e  würbe  ber  2lltar  berfelben  in  bie  l^eilige  ®eift 
txxä)e  gebracj^t  unb  bort,  wieberl^ergefteBt  unb  t)erf(i^önert,  jum  §ttupts 
altar  gema(3öt.  SDer  alte  ©d^nifeaftar,  bcftel^enb  auö  einem  5IWittelfd^rein, 
ber  eine  3Kabonna  mit  bem  Äinbe,  umgeben  t)on  einer  ©tral^lenglorie 
unb  einem  großen  SRofenfranje  entl^ält,  unb  auö  jmei  ©eitenpgeln  mit 
je  fed^ö  Heiligenfiguren,  würbe  tro|  feines  l^öl^eren  Äunftmertl^eö  an  bie 
Seite  gef(3^oben. 

S)ie  5Rifotaifir(3^e  ftanb  müfl  bis  jum  Sa^re  1569,  mo  fie  von 
ben  bamaligen  §afen^erren  mieber  jum  ©otteöbienftc  eingerichtet  mürbe, 
©ie  erf(^eint  von  biefer  3eit  an  vereinigt  mit  ber  ©eorgenfir^e,  in 
meld^er  ber  ©otteöbienft  melleid^t  gar  nii^t,  menigftenö  ntir  auf  furje  3eit 
unterbrochen  gemefen  ift.  35er  1549  aH  ©onrector  berufene  SB.  ätberti 
mürbe  einige  Saläre  fpater  ?ßaftor  an  ©t.  SRifolai  unb  l^atte  ^ä)on  einen 
SSorgänger  gehabt.  S)er  erfte  ^rebiger  an  beiben  Äird^en  mar  Safob 
gfiorben  auö  fiiolanb,  von  1569  an.  ®rft  1730  mürbe  baö  ®e^alt  von 
ber  ©emeinbe  mit  SRüdfid^t  auf  ben  bamaligen  fe^r  beliebten  ^rebiger 
Don  26§  Sl^aler  auf  66  ki^aler  erl^öl^t  unb  eine  9lmtömol^nung  ange- 
fauft.  (S)ie  ©(3E)i(Jfale  ber  Äird^engebäube  bei  ben  t)erfd^iebenen  Bela- 
gerungen finb  in  ben  biefe  barfteHenben  ©apiteln  erjäl^lt.)  S)ie  3Künbe, 
^^fannfdimieben  unb  ©tubbenl^agen  gel^örten  f(ä^on  1569  ju  ber  Äird^e, 
fpäter  mürbe  aud^  baö  1753  im  ©tabtmalbe  angelegte  Soben^agen  ba= 
jugelegt.  Sn  ber  ©t.  ©eorgenlird^e  mar  non  älterer  3eit  ^er  neben 
bem  ©eorgöfpital  bie  Sauenburger  SSorftabt  eingepfarrt,  feit  3Ritte  beö 
17,  Sai^r^unberts  fam  33ullenminlel  l^inju.  ^Bereinigt  mit  biefer  ©teile 
mar  aud^ 

bie  3af obif apeUe ;  fie  l^atte  am  längftcn  öbe  geftanben.  Sürgen 
S)ud^erom  rid^tete  1588  biefe  ^^spebmcani  latronum^  in  ber  ©d^elmen 
unb  SDiebe  i^re  Sel^aufung  l^atten",  mieber  ju  einem  Setl^aufe  ein, 
unterftüfet  burd^  jal^lreid^e  Heine  ®aben  ber  ©emeinbe.  2Hle  aWontage 
um  7  U^r  mürben  l^ier  von  bem  ^aftor  an  ©t.  SRifolai  gegen  fel^r  ge^^ 
ringe  ©innal^men  ©otteöbienft  gehalten.  3m  Sa^re  1630  mürbe  fie 
niebergeriffen,  unb  bie  fpdtere  ©rraeiterung  ber  g^eftungömerle  vereitelte 
bie  2lbfid^t  beö  SRat^s,  fie  mieber  aufjubauen.  ©eit  1650  l^ören  bie 
^aftoren  oon  ©t.  5Rifolai  auf,  fid^  ^rebiger  von  ©t.  Safobi  ju  nennen. 
Sftad^  ber  3erftöruug  ber  Äird^e  mürbe  bie  aJiontagöprebigt  in  >ie  ©t. 
^piritusfird^e  verlegt,  \xvi>  1648  fanb  aug  unbekannten  ©rünben  eine 


—     827    — 

aSertaufd^ung  fiatt,  inbem  ber  ?Pafiot  t)om  l^ctliöen  ®eifl  ble  SWontagö^, 
bcr  ?Paftor  von  ©t.  3lxMai  bie  3)Httn)od^öprcbt9t  übemal^tn. 

Sm  Saläre  1 664  tüäl^renb  einer  fd^toeren  ©pibemie  roar  t)on  bem 
9iatl^e  nocä^  ein  befonberer  ^eftprebiger  angeftellt  roorben, 

3u  ber  gemeinfämen  3lrbeit  ber  t)ier,  fpäter  fflnf  lutl^erifcä^en 
^rebiger  ber  ©labt  gel^örten  an^  bie  fogenannten  Äated^iönntöprcbtgten, 
in  benen  ber  ganje  lutl^erifd^e  Äated^iömuö  erflärt  würbe;  fie  waren  fo 
geregelt,  baj3  ber  ^^aftor  prim.  unb  ^er  ©♦.  ©pirituöprebiger  bie  crfien 
§auptfiütfe  in  fed^ö  in  ben  erften  beiben  SBod^en  na6)  Dftern  gel^altenen 
^rebigten  auslegten,  ber  Älofter:»  unb  ber  ©t.  SWifolaiprebiger  bie  jweite 
§älfte  in  gleid^er  SEBeife  mä)  aWid^aeliö.  ®rft  gegen  ®nbe  beö  vorigen 
Sal^rl^unbertö  würben  biefe  ^rebigten  eingeftettt.  ©emeinfam  l^ielten 
auä)  bie  ©eiftlid^en  baö  grofee  Äinberejanten  ab,  welö^eö  alle  Saläre 
!urj  t)or  ber  ßonfirmation  fiattfanb;  jeber  von  einer  ©d^aar  von  Äim 
bem  umgeben,  fated^efirten  fie  äße  ju  gleid^er  Seit. 

3n  Sejug  auf  SRang  unb  ©el^alt  fanb  eine  Stufenfolge  ftatt. 
Site  bie  unterfte  ©tette  galt  bie  an  ber  5Rifolaifird^e,  bie  Snl^aber  ber? 
felben  rüdften  gewöl^nlid^  bei  einer  SBacanj  nad^  ©t.  ©pirituö  t>or,  unb 
niand^en  war  bie  2lnwartfd^aft  auf  bie  bejfere  ©teile  fd^on  in  ber  5ßoca= 
tion  jugefid^ert.  ©elang  e§  i^nen,  fid^  anS)  bie  ®unft  beö  ©apitete 
unb  ber  ^Regierung  ju  erwerben,  fo  famen  fie  aud^  jum  Slrd^ibiafonat. 
3^ur  jwei  fel^r  tüd^tige  ajlänner,  ^aul  aWüHer  unb  Sogiölat)  Siebel^err, 
gelangten  bur(^  aHe  ©tufen  l^inburd^  ju  ber  ©teile  beä  Fast,  primär., 
ber  erftere,  obgleid^  il^m  ber  Siatl^  nid^t  befonberö  geneigt  war,  ba  er 
il^m  auf  einer  frül^eren  ©teile  t)ielfad^en  2lerger  bereitet,  unter  anbem 
für  ©el^altörefte,  bie  i^m  unb  feinem  SSater,  ber  fein  Sßorgänger  im 
3lmte  gewefen  war,  nid^t  auöbejal^lt  wären,  eine  3le(^nung  t)on  4000 
S^alem  eingereid^t  unb  einö  ber  ftäbtifä^en  ®üter,  S3orI  ober  SBerber,  ate 
^fanb  t)erlangt  ^atte^«). 


Streit  M  9tatp  mit  ben  SStifc^Sfeu  Sul^ann  ^riebri^  unb  ftafintir  um 


Smttier  TDtebertel^renbe  ©elbnotl^  l^atte  bte  SBifd^öfc  cinft  gejTOiim 
gen,  il^re  dieä)k  unb  Hebungen  in  ßolberg  mä)  unb  na(^  an  bie  ©tabt 
ju  üerfaufen  ober  ju  oetpfänben;  eä  xvat  natürlich,  baß  bie  erfiar!enbc 
©taatögeroalt  33efugniffe  wieber  an  \i^  ju  bringen  fud^te,  bie  il^r  tl^eilö 
i^rem  SBefen  m^,  tl^eife  fogar  no($  urfunblid^  juftanben.  SBäl^renb  man 
nod^  babet  war,  über  bie  fird&Iid^en  SSerl^ältntffe  ein  leiblid^eö  3lbfommen 
JU  treffen,  trat  bie  ^Regierung  f(^on  mit  g^orberungen  l^ert)or,  meiere 
ben  diatf)  in  bem  33efi|e  mirflid^er  ober  t)ermeintlid^er  ditä)te  bebrol^ten. 

Gö  war  raieber  bie  Älofterfrage  bie  erfte,  bie  ju  l^eftigem  ©treite 
führte.  SDaö  ^lofter,  beffen  SBürbenträgerinnen:  bie  ^riorin  2lnna 
t).  Sraunf(3^raeig  unb  bie  „^ellerfd^e"  SBarbara  ©toring,  fo  toie  über^ 
l^aupt  bie  9Kel^rja|l  ber  in  biefer  3eit  genannten  Ätofterfrauen  ange:^ 
fel^enen  ©olberger  ©efd^lec^tem  angefjörten,  l^atte  im  Saläre  1563  ben 
Sürgermeifter  §anö  3lbebar  jum  ^(ofterpropft  em)äf)lt.  S)er  Sifd^of 
erKärte  bie  SBaf)!  für  ungültig;  ate  aber  bie  Stnigfrauen  mit  ^Berufung 
auf  i^r  alte§  3?ed)t,  meld^eä  i^nen  bie  freie  3ßa|)l  beö  ^ropfteö  jufi(3^erte, 
bei  i^rer  SBafjl  bel^arrtcn,  forberte  er,  ba  er  n)of)t  wußte,  wo^er  jenen 
ber  3)iut^  jutn  3Biberftanbe  fam,  ben  SRatl^  auf,  fein  3lnre($t  auf  baö 
Älofter  urfunblid^  ju  beroeifen.  SDiefer  fanb  fid^  n{(|t  bemüßigt,  bem 
aSerlangen  nad^jufommen,  üielmel^r  oeranlaßte  er,  mäl^renb  er  felbft  fein 
■Medjt  bei  bem  SRei(äf)öfammergeri($t  geltenb  madjte,  bie  Sungfrauen,  bie 
§ülfe  beä  Iieitigen  Saterö  anjurufen.  SDurd;  ein  jinfenfreieö,  binnen 
ai^t  Salären  in  beftimmten  Jiaten  jurüdf jujal^Ienbeö  SDarlel^n  t)on  400  f(. 
auö  ber  Äämmereifaffe  0  gab  er  i^nen  16.  2lpril  1565  bie  jur  ©rrei^ 
d)ung  if)reö  3ielö  nötljigen  3Kittel  in  bie  §cinb,  unb  fd^on  am  25.  ©ep= 
tember  beffelben  Sa^teö  erfolgte  oon  SBien  aus  burd^i  ben  päpftlid^en 


—    329    — 

Segaten  am  fatferltiä^en  §ofe  Me  SBefiätigunö  ^^^  ölten  Älofierprit)ite5 
gten  mit  einfd^Iuß  bcö  Stentes  bcr  freien  ^ropftraal^l  ^). 

2)0(ä^  bem  SKatl^e  genügte  biefe  §älfte  noä)  ni$t;  tim  ben  römi= 
f(3^en  §of  ju  f(3^ärferem  Eingreifen  ju  Beftimmen,  rüftete  er  fid)  felbft 
ju  einer  2lppeffation  an  ben  ?ßapft.  ©ein  ©el^eimnife  würbe  jebod^  üer^ 
ratl^en  «nb  rief  ni^t  bloß  bei  feinen  ©egnem,  fonbem  an^  in  (Solberg 
felbfi  bei  ber  fireng  Iutl^erif($en  Partei  einen  ©türm  ber  ©ntrüftnng 
gegen  il^n  l^erüor.  S)ie  ^rebiger  wetteiferten,  von  bcr  Äanjel  l^erab 
unter  ben  l^eftigfien  ©d^mäl^ungen  fein  arges  ©piel  ber  ©emeinbe  bar^ 
julegen,  unb  von  ben  bif(^öp[i(3^en,  gerabe  jur  SBifitation  anroefenben 
Statinen  erl^ielten  bie  ©l^rbaren  im  SSerlaufe  eines  erbitterten  SBortwec^^ 
fefe  bie  ©l^rentitel:  „3JlameIutfen  unb  2lbtrünnfge"  ^).  ©ie  t)ertl^eibigten 
fi(^  nad^  Gräften:  „fie  feien  nie  ber  aWeinung  gewefen,  ben  ^apft  für 
einen  ®ott  ju  erHären;  lieber  wollten  fie  fid^  ben  Äopf  abl^auen  taffen; 
wenn  fie  ben  ^apft  „©eine  §eiligfeit"  titulirten,  fo  tljäten  fie  nur, 
was  alle  g^ürften  unb  Äurfürften  tpten;  aud^  ber  gnäbige  §err  in 
©tettin  l^abe  ben  ^ropft  beaiissimtim  et  sandissimum  genaimt,  ol^ne 
beöl^alb  ein  3Wameiuc  ju  fein;  fie  gebadeten  aber  nid^t,  fid^  il^r  SRe$t 
t)erfürjen  ju  laffen,  unb  l^ätlen  baö  ^^rir)itegium,  au  htn  ^^opft  ju  ge^n, 
wenn  baffelbe  bebrol^t  wäre."  SDo(^  l^ielten  fie  e§  unter  bem  ©inbrudfe 
ber  allgemeinen  3Ki6bilIigung  für  geratl^ener,  t)on  il^rem  SBorl^aben  ab:: 
juftel^n,  „bem  gnäbigen  §erm  von  ©tettin  ju  Siebe  wollten  fie  il^re 
2lppelIation  einftellen,  ol^ne  bamit  il^r  3ted^t  aufzugeben."  ©ie  vtxlm%^ 
ten  nur  bafür,  baß  man  an6)  ben  ^rebigern  bas  ©d^mäl^en  oon  ber 
Äangel  l^erab  unterfagen  foBe. 

aSie  ber  5Ratl^,  fo.  fud^te  fid^  ber  SSifd^of  burd^  Sunbeögenoffen  ju 
t)erftärfen  *).  Um  bie  ©täube  in  fein  Sntereffe  ju  jiel^en,  überliefe  er 
il^nen  (1569  unb  1571)  bas  Ätofter  mit  bem  Sebinge,  bafe  il^m  baö 
^atronatsrei^t  ungefränft  verbleibe.  2lls  nun  ber  SWatl^  ä^g^tte,  bie 
unt)erjügli(^e  ©infefeung  ber  ©täube  in  bie  Älofterred^te  jujugefte^en, 
erfd^ienen  am  28.  SRooember  1571  mel^rere  §erren  ans  ber  SRitterfd^aft, 
ßtauö  t).  aWünd^ow  ju  3Jlerfin  an  il^rer  ©pifee,  in  ^Begleitung  von  SBe= 
waffneten  auf  ber  2lltftabt,  nal^men  mit  ©ewalt  von  bem  Sldferl^ofe 
Sefife  unb  erließen  einen  SBefel^l  an  bie  ^Bauern  ber  Älofterbörfer,  fid^ 
bei  einer  ©elbftrafe  von  20  Sl^alern  fofort  jur  ©ibeöleiftung  ju  fteHen. 
S)er  JRatl^  l^atte  fid^  fd^on  gegen  bas  Ungewitter,  wetdfjeö  er  i^eranfom^ 
men  fal^,  gerüpet,  er  l^telt  ben  ©inbringlingen  ein  faiferlid^es  Snterbict 
entgegen  unb  traf  jugleid^  anfialten,  ©ewalt  mit  ©ewalt  in  pertreiben* 


—    380    — 

©i(ä^  auf  einen  offenen  Äantpf  einjulaffett,  waren  bie  Segnet  ntd^t  flarf 
genug  unb  fie  räumten  beöl^alb  vorläufig  beii  ©olbergern  baö  §elb. 
®nen  erneuten  Singriff  ju  unternehmen,  murbeu  fie  burd^  einen  »efel^I 
beft  t)om  SRatl^e  fofort  mieber  angerufenen  JReid^iSfammergerid^tö  veti^in- 
bert,  meld^er  ben  Sifd^of  Sol^ann  g^riebri($  (14.  STpril  157?)  anmieö, 
[li)  jum  20.  Slugufi  beö  Sa^reö  in  ©peier  ju  ftellen,  unb  il^n  ju  einer 
©träfe  t)on  150  aRar!  ®olbeö  t)erurtl^eilte.  SDer  33if(]^of  magte  noö) 
ni(3^t,  fid^  ben  Slnorbnungen  beö  SReid^iöfammergericä^tö  offen  ju  rolber= 
fe^en;  er  fu(ä^te  noS)  oor  bem  SReid^Wage  Sluögleid^  mit  ber  ©tabt,  unb 
ber  ©treit  fi^lief  auf  einige  3eit  ein. 

SDaö  Älofterpatronat  war  nicj^t  bie  einzige  Sßerantaffung  ju  3er^ 
mürfniffen  jn)ifd^en  ©tabt  unb  Sifcfiof ;  aud^  flare  unb  verbriefte  Siedete 
fal^  ber  SRatl^  t)on  biefem  verlümmert. 

als  im  Saläre  1567  ber  ©olberger  Bürger  Seo  SWange  ber  SBittme 
^aulö  t).  Äametfe  ju  ©trippom  ©cä^ulben  l^alber  burd^  baö  ©olberger 
©tabtgerid&t  jmei  Säuern  mit  SEBagen  unb  ^ferben  in  ber  ©tabt  l^atte 
feftl^alten  laffen  (f.  ©.  255),  mürbe  er  t)om  Sifd^ofe  beferol^lid^  ange^ 
taffen,  unb  angemiefen,  bie  Säuern  fofort  frei  px  geben,  fein  SRcd&t 
aber  bei  bem  fürftliiä^en  ^ofgerid^t  ju  fud^en.  JDefter  fd^on  mar  ben 
bürgern  ber  ©tabt  oon  ben  Sif(^öfen  ba§  5Red)t  fireitig  gemacj^t,  il^re 
©(j^ulben  im  ©tifte  burd^  ^fänbung  felbft  beitreiben  ju  fönnen,  ganj 
ntn  unb  unerl^ört  mar  il^nen  bie  §inmeifung  auf  baö  fürfttid^e  §ofge^ 
rid^t:  alö  pl^ere  Sufianjen  lannten  fie  nur  ben  Sübeder  ^ati)  unb  baö 
9iei(^öfammergeriä^t.  35aö  3iel  ber  bif(^öflid^en  SRegierung  mürbe  il^nen 
glei(^  nod^  beutli($er  t)pr  3lugen  gerügt. 

®aö  mad^fenbe  ©elbftgefül^l  ber  lanbedl^errli($en  ©ernalt  fonnte 
fi(^  mit  einer  fremben,  in  bie  9ied^t§t)erl^ältniffe  beö  Sanbeö  eingreifen^ 
ben  ©erid^töbarfeit  ni(|t  oertragen.  2)ie  Berufung  an  baö  SReid^öfam^ 
mergerid^t,  meldte  für  Sommern  fd^on  1544  bnxä)  ein  ?Prit)iIegium 
Äarfe  V.  an  bie  §erjöge  auf  ©a(^en  t)on  minbeftens  500  fl.  an  SBertl^ 
befd^ränft  morben  mar,  fonnte  natürlii^  in  bem  beutfd^en  SReid^Slanbe 
nid^t  unterfagt  merben,  mol^l  aber  mürbe  in  bemfelben  Saläre  27.  aWai 
1567  t)on  ber  bifd^öftid^en  ^Regierung  t)erfügt,  bafe  nid^t  mel^r  Sübed, 
fonbern  bas  fürftlid^e  §ofgerid^t  bie  näd^fte  l^öl^ere  Snftanj  t)on  bem 
(Solberger  Statl^dgerid^te  fein  fotte.  ©ö  oerftel^t  ftd^  t)on  felbft,  ba§  ber 
SRatl^  mieber  ben  §ort  feiner  greil^eiten,  bie  SReid^ögemalt  unb  ba§ 
SReid^öfammergerid^t,  anrief- 

S5aö  £)berl^aupt  befi  l^iligen  römifd^en  SReid^eö  l^otte  bie  SSer* 


—    831    — 

!pPi(St«ttß,  Seben  {n  feinem  SRed^te  ju  f(i^üfeen,  unb  bamit  aud^  ben 
SRed^tötitel,  in  ben  Sereid^  ber  aufftrebenben  Sanbeöl^ol^eit  einjugreifen. 
©d^on  beöl^alb  l^atte  ber  diat^  bie  aSerbinbung  mit  ber  Sfteici^dgeroalt 
immer  aufredet  gu  erl^allen  gefu(|t;  er  l^atte  t)on  gerbinanb  I.  unb 
aKajimilian  II.  bie  Seftätigung  ber  ftäbtifcfien  ^rit)ilegien  in  ber  g^orm, 
wie  fie  Äctrl  V.  ertl^eilt  l^atte,  itm  fd^wereö  (Selb  erworben,  ebenfo  liefe 
er  fpäter  (1578)  roieber  t)on  Äaifer  SRubolf  II.  bie  ©tabt  in  beö  SReicä^eö 
©d^ufe  unb  ©d^irm  aufnel^men  unb  vtvef)xtt  i^vx  babei  aufeer  ben  xih 
lid^en  ©ebül^ren  ein  ©tüdf  bei  ßolberg  gefunbenen  Semfteinö  von 
11  i  (!)  ^funb^).  —  Soi^ann  g^riebrid^  erl^ielt  aud^  fogleid^  ein  3n^i- 
bitorium,  in  ber  ©ad^e  nid^t  weiter  t)orjugel^en,  unb  bie  Slufforberung, 
fid^  ju  einem  beftimmten  Sermine  in  ©peier  jur  aSerantraortung  ju 
[teilen,  wibrigenfaHö  man  nad^  Siedet  wiber  il^n  tjerfal^ren  werbe. 

S)er  fonfl  frieblid^  gefinnte  Soliann  griebrid^  fd^eute  anä)  l^ier 
einen  a3rud^  mit  ber  Steid^ögeroalt.  ®r  nal^m  baö  t)erfiegelte  ©dfjreiben 
gutwillig  an  unb  t)erfpra(^,  Scmanben  mit  aSoHmad^t  ju  f(5idEen,  um 
ben  Klägern  mit  2lntn)ort  ju  begegnen.  S)er  ^rojefe  f(|leppte  fidf) 
Saläre  lang  l^in,  bie  Sefolbungen  ber  ^Jirofuratoren  unb  ©pnbici  finb 
in  biefer  3eit  jäl^rlid^  mieberfel^renbe  ^bften  in  i>^n  Äämmereiregis 
ftem  imb  l^aben  ber  ©tabt  außerorbentlid^e  ©ummen  gefoftet.  ®a§ 
Urtl^eil  beö  SReidEiöfammergeridE^ts  ift  nid^t  t)orl^nben  unb  unbefannt. 

S)afe  injroif(^en  aber  ber  aSifd^of  feine  2lbfi(|t  nid^t  aufgegeben 
l^atte,  jeigt  ein  ^rojefe,  in  meldten  bie  ©tabt  in  biefer  3eit  mit  £ufa§ 
t).  SDamife  auf  aSuHenwinfel  Derroidfelt  würbe,  tiefem  mar  fein  aSiel^ 
t)om  SRatl^e  abgepfänbet,  ba§  er  auf  ©olberger  aSürgerroiefen  l^atte  lauten 
laffen,  hoä)  er  erf annte  baö  Sted^t  ber  ©tabt  nid^t  an,  bel^auptele,  bie  SBiefen 
mären  feit  langer  3eit  in  feinem  Sefife  unb  belangte  ben  3lat^  vor  bem  §of= 
gerid^te.  2)er  SRatl^,  von  biefem  jur  aSerantmortung  geforbert,  leiftete 
nid^t  golge  unb  uerflagte  feinerfeitö  Sufaö  v.  S)amife  tmb  ben  aSifd^of 
bei  bem  SReid^öfammergerid^t.  35er  unerquidli(^e  ^^rojefe  jog  fi^  nod^ 
6  Saläre  l^in  unb  mürbe  babur(§  beenbet,  bafe  fid^  S)amife  mit  bem 
diat^e  t)ertrug  unb  in  bie  ©tabt  jog  (1576).  SDaß  v.  SDamife'fd^e  aSie^, 
uod^  burdö  j^wei  gepfänbete  jDd^fen  t)ermel^rt,  mar  biefe  6  Saläre  ^im 
burd^  im  *^ifanbbefi|e  beö  9?atl^ö  geblieben  ^). 

aSon  Eajtmir,  bem  erfl  fed^jel^njä^rigen  SSruber  Sodann  griebrid^ö, 
meld^er,  nad^bem  jener  nad^  aSarnimö  Sobe  bie  ^Regierung  beö  „©tettiner 
Drtö"  tjollftänbig  übernommen  l^atte,  in  bie  aSermaltung  beö  aSiöti^umö 
eingefefet  mar,  l^e  man  in  ^olberg  anfangö  bie  beften  Hoffnungen. 


—    332    — 

Slm  29.  ßftobcr  1574'')  jog  et  mit  einem  großen  ©efotge  t)on  500 
^^ferben  in  ©olberg  ein,  beftätigte  in  jwei  Urfunben  bie  ^üilegien 
ber  ©tabt  unb  empfing  bie  §ulbigung  t)on  ©eiten  beö  SRotl^ö  unb  ber 
Ötirgerfd^aft.  2)ie  glänjenbe  Slufnal^me  mit  breitägigen  g^eftlid^feiten 
imb  ©d^maufereien,  meiere  i^m  mit  feinem  gangen  ©efolge  babei  auf 
Äämmereifoften  bereitet  würbe,  l^atten  il^n  gegen  bie  ©tabt  freunbli(^ 
geftimmt:  er  jeigte  fid^  ju  einem  billigen  aSergleid^e  über  bie«  jireitigen 
^uncte  geneigt,  unb  fd^on  im  folgenben  Salute  vereinbarte  man  fid^ 
über  bie  3lppettation  bal^in,  baß  ben  ßolbergem  freigegeben  mürbe, 
Si'fbedf,  ober  baö  fürftU(^e  §ofgeri(ä^t  als  l^öl^ere  Snftanj  ju  mäl^len, 
nur  baß  ber  2lppeIIat  bem  3lppeIIanten  ju  folgen  l^abe  ^). 

Slber  balb  fal^  man  fid^  in  Solberg  auf  baä  bitterfte  enttäufd^t. 
Unäl^nlid^  feinem  milberen  Sruber  Sol^ann  g^riebri($,  ol^ne  ®eifteö=  unb 
§erjenöbilbung,  menig  beben! lid^ .  in  ber  SBal^l  feiner  3Kittel,  ebenfo 
wenig  auf  alte  Privilegien,  mie  auf  eine  l^ö^ere  Slutorität  JRüdffid^t  nel^menb, 
ju  ©eroalttl^ätigfeiten  bereit,  mo  er  fi^  verlefet  glaubte,  ermieä  er  fid^ 
balb  als  einen  gefäl^rlid^en  unb  bösartigen  geinb*  Unb  bie  Golberger 
liatten  baö  Unglüdf,  il^n  unmittelbar  unb  mittelbar  ferner  ju  reijen. 

@in  Sreptomer,  in  Sübeö  mit  ©alj  befrad^teteö  ©d^iff  mar  auf 
ber  3?üdEfal^rt,  burdf)  ©türm  verfd^lagen,  au§  9?otl^  in  ben  ©olberger 
§afen  eingelaufen  unb  auf  Sefel^l  be§  diat^e^,  ben  nid^tö  fo  fel^r  in 
§arnifd^  brad^te,  alö  ba§  SöHtmerben  grember  im  ©aljl^anbel,  feftge=i 
l^alten.  2llö  ber  9latl^  ia^  ©d^iff  trofe  l^ergoglidfier  Sßermamung  „ju 
großem  $Radf)tl^eil  unb  SSerfleinerung  ber  SKeputation  unb  §ol^eit  beö 
§erjog§",  bem  angeblid^  ein  Si^eil  ber  Sabung  gel^örte,  nid^t  freigab, 
unterfagte  Sol^ann  g^riebrid^  von  ©tettin  ben  ©inmol^nem  von  Golberg 
jeben  §anbel  unb  SBanbel,  jebe  Slb-  unb  3uful^r  in  feinem  ©ebiet, 
verbot  ba§  §oljflößen  auf  ber  ^erfante,  foraeit  fie  feinen  Stntl^eil  be= 
rül^rte,  unb  befal^l  feinen  Slmtleuten,  namentlid^  in  Selgarb  unb  3ieu= 
©tettin,  jeben  Solberger,  ber  fid^  bort  betreffen  ließe,  ju  vcrl^aften,  bis 
ber  ©d^abe  erfefet  unb  ©enugtl^uung  gegeben  märe  (14.  3Kärj  1578). 
Smar  beftritten  bie  ßolberger  bie  3iidf)tigfeit  ber  Stngabe,  baß  baö  ©d^iff 
burd^  ©türm  in  ben  §afen  getrieben  fei,  e§  fei  bei  gutem  2Binbe  ge^ 
fommen,  um  feine  Sabung,  bie  nid^t  bem  §erjoge,  fonbern  Treptower 
bürgern  gel^ört  l^abe,  in  Eolberg  ju  verlaufen;  bodf)  erklärten  fie  fid^  im 
©efü^le  i^rer  ©d^mäd^e  bem  Sanbeö^erm  gegenüber  gegen  ben  Srep^ 
tomer  SRat^  bereit  (22.  Söiärj),  bie  Sabung  —  benn  baö  ©d^iff  l^ätten 
fie  überl^aupt  nid^t  behalten  motten  —  freizugeben,  nur  möd^ten  fid&  bie 


—     333    — 

S^reptoTOcr  m  3ufunft  beö  ©aljl^attbefe  entölten.  S)iefe  ahtt,  bte  hu 
im\ä)^n  auä)  6ol6erger  ©igenl^um  mit  33efd^lag  belegt  l^atten,  liefen, 
Offenbär  im  einüerftänbniffe  mit  bem  ^etjoge,  ber  überbaupt  bie  ©e- 
legen^eit  benufeen  ju  rooffen  fd^ien,  um  bie  ©olberger  toegen  il^rer  frü« 
leeren  SEBiberfpenftigfeit  ju  jü^tigen,  il^r  ©d^iff  rul^ig  im.  ©olberger  §afen 
liegen,  bie  Stepreffalien  bauerten  fort,  unb  aud^  bie  SDlal^nung  ©nift 
Subwigö  t)on  SDBoIgaft,  ben  bie  ©olberger  als  SBermittler  angerufen 
Ratten,  „nid^t  bie  mutua  commercia  ben  Untertl^anen 'jum  ©d^aben 
allerraärtö  ju  t)erftopfen  unb  unfd^ulbige  Seule  in  baö  Sßerberben  ju 
bringen",  ftimmte  ben  erbitterten  §erjog  nid^t  oerfö^nlid^er.  ®em  6ol= 
berger  SRat^  blieb  nid^lß  übrig,  alö  mieber  bie  §ülfe  feiner  alten 
g^reunbe  in  Sffiien  unb  ©peier  anjurufen.  SBon  SReid^S  wegen  erging 
fogleid^  ein  Sefel^l  a\\  ben  §erjog,  bie  Sfiepreffalien,  als  ben  ßonftitu:: 
tionen  beö  Sieid^ö  juioiber,  einjufteHen,  ben  Sttrreft  auf  (Splberger  eigene 
l{)um  aufjul^eben  unb  bie  ©tabl  im  Sefife  i^rer  SWed^te  unb  grei^eiten 
ju  laffen.  2lber  3ot;ann  griebrid^  jeigte  fid^  weniger  gefügig,  als 
früher,  unb  fefete  bie  geinbfeligfeiten  fort.  Sluf  erneute  Älage  beö 
3{at^ö  ernannte  Äaifer  SRubolf  (1579,  12.  Sluguft)  ben  SMarfgrafen 
Sodann  ©eorg  t)on  SBranbenburg  jum  faiferlid{)en  ßommiffariuö  in  bem 
©treit  jwifd^en  3ol;ann  griebrid^  unb  „beö  9ieidf)ö  lieben  unb  getreuen 
Sürgermeiftern",  er  möge  beibe  ju  einer  aJJalftatt  laben  unb  ben  ^an- 
bei  burd^  furjen  ©prud^  fd^lid^ten.  2lber  aud^  beö  SKarfgrafen  SSemü^ 
f)ungen  waren  erfolglos,  ebenfo  wie  eine  neue  ßaffalion  ber  Siepreffa^ 
lien  gegen  ßolberg  burd^  ben  Äatfer  (14.  5Dec.  1579).  2)er  „©d^irm 
beö  SReid^eö"  erwies  \\6)  alö  unMftig.  SBie  energifd^  bagegen  ber 
§erjog  t)orjugel^en  wiHenö  war,  jeigt  baö  SBarnungöfd^reiben  be§  Sei- 
garber  9iatl;ö  nad^  ßolberg,  bie  SBürger  mödfiten  ni(^t  jum  Sal^nnarft 
nad^  93elgarb  fommen,  ober  fonft  bal^in  §anbel  treiben,  ba  er  Sefel^l 
l;abe,  jeben  ßolberger  feftjimel^men. 

„S)eö  3?eid^§  lieben  unb  getreuen  SBürgermelftern"  flanb  nod^  oiel 
größere  3iotl^  beoor. 

SDIit  jenen  §äjibeln  ^atte  Sol^ann  Äafimir  junäd^ft  nid^tö  ju  tl^un; 
aber  beibe  SBrüber  l^anbelten  im  (ginoerflänbnife,  wenn  eö  galt,  bie  3ln^ 
fprüd^e  ber  ftdbtifd^en  3?ät^e  ju  befämpfen;  in  berfelben  Seit,  wo  ber 
Krieg  wegen  Treptow  außbrad^,  eröffnete  audj  Äafimir  feinen  2lngriff 
auf  ©olberg,  inbem  er  ^unäd^ft  ben  Älofterfireit  wieber  aufnal^m*  1580 
ju  aWid^aeliö  fefete  er  fid^  mit  ©ewalt  in  ben  öefife  ber  Slltflabt,  er^ 
nannte  Äarften  o.  ?Pobewilft  jum  ^ropft  unb  2lbminiftrator  ber  ©in^ 


—    384    — 

nal^mcn  bcö  Älofterö  unb  3Wars  Scwmiid  jum  §ofmcifier,  „tx  wolle  ben 
ßolbergcrn  jcigen,  was  ein  SBifd^of  unb  ein  §aupt  l^eijse."  2)ie  Ätofleri 
Jungfrauen,  bie  ^riorin  aWargaretl^a  Sd^rioer,  bie  „ÄeHerfd^e",  (Sertrub 
ü.  ^uttfamer  an  ber  ©pifee,  proteftirten  gegen  ben  aufgejroungenen 
^ropft,  ben  [ie  nid^t  ernannt,  fie  erflärten,  fie  würben  [x6)  bnxü)  ben 
diaii),  il^ren  alten  defensor,  beffen  Siedete  au(^  beriefet  feien,  bei  bem 
Äaifer  befd^roeren,  unb  beoottmäd^tigten  il^n,  gegen  bie  l^erjoglid^en  an- 
fprüd^e  einen  58ert^eibiger  bei  bem  Sieid^öfammergerid^t  ju  beftetten  % 
SBieber  ertönte  nun  ber  §ülferuf  beö  Älofterö  unb  beö  ßolberger  310:: 
ti^eö  am  faiferlid^en  §ofe,  unb  emftUd^er  nod^  als  früher  fd^ien  bie 
SReid^^gcroalt  Don  il^rem  Siedete,  bie  ©(^raäd^eren  gegen  aSergetoaltigun^ 
gen  ber  aKä(|tigen  ju  f(^ü^en,  ©ebrauc^  mad^en  ju  wollen.  .  S)ie  jal^fc 
reid^en  ajJanbate,  bie  an  Sodann  Äafimir  ergingen,  nal^men  einen  immer 
bro^enberen  Son  an,  eö  f^ien  fogar,  alö  foUten  Äarlö  V.  Slnfprüd^e 
wieber  geltenb  gemad^t  werben;  „baö  Älofter,  fo  l^iefe  eö  in  einem  aJlan^ 
bat  t)om  22.  3luguft  1581,  ftel^e  in  beö  römifd^en  £aiferö  §änben, 
beffen  fid^  ber  Säifd^of,  wie  aud^  beö  ©tiftö  ju  ßammin,  worauf  er 
weber  Konfirmation  nod^  ^rioitegien  empfangen,  mit  gug  nid^t  anju^ 
mafeen  ^abe"^^).  Snbeffen  l^atte  f(|on  für  Soi^ann  griebrid^  bie 
Sleid^ßgewalt  il^ren  anfänglid^en  3iimbu§  oerloren,  unb  l^atte  er  fpäter 
gelernt,  i^re  aWanbate  ad  acta  ju  legen,  fo  üerad^tete  Äafimir  ooßftän:: 
big  bie  papiernen  ©rol^ungen,  ja,  fie  reijten  i^n  nur  ju  gewaltt^äti? 
gerem  unb  eigenmäd^tigerem  Sßerfal^ren.  ^obewilö  rid^tete  fid^  mit 
feiner  gamilie  l^äuölidd  auf  ber  2lltftabt  ein  unb  oerwaltete  bie  Rlofter- 
guter  im  SRamen  beö  SBifi^ofö,  unb  alö  Soliatm  ®eorg  oon  Sranben^ 
bürg,  ber  aud^  in  biefer  ©ad^e  jum  faiferlid^en  €ommiffariuö  ernannt 
war,  ben  33if(^of  jur  3Serantwortung  oor  ft(^  befd^ieb  (19.  3lug.  1582), 
erflärte  biefer,  ,,ba6  er  eine  berartige  ®eri(|täftätte  überl^aupt  nid^t  aner^ 
fenne,  eö  wäre  einö  ber  oomel^mften  ©tüdfe  ber  bif(^öfli($en  Srnmuni^ 
tat,  ba§  alle  ©treitfad^en  beö  Sifd^ofö  oor  ^^Jrälaten,  3Rannen  unb 
©tobten  jur  Unterfuc^ung  gel^örten,  unb  fo  werbe  eö  aud^  nod^  jefet  ge^ 
l^alten.*  Unbefümmert  um  ben  Äaifer  unb  feine  ßommiffarien  ful^r 
er  fort,  auf  ber  3l(tftabt  nai^  SBelieben  ju  fdfjalten,  ließ  neue  3ldEerge:: 
bäube  erri(^ten  unb  bie  alte  Älofterfird^e  biö  auf  ben  ®runb  abbred^en. 
S)er  9iall^  mad^te  f(|wäd^lid^e  SBerfud^e,  ©ewalt  mit  ©ewalt  abjuwel^ren, 
er  oerjagte  bie  ©inbringlinge  auö  ber  ältftabt,  aber  fie  würben  burd^ 
©ewaffnete  wieber  jurüdgefül^rt. 

3u  gleid^er  3eü  fam  er  bem  9latl^e  mit  anbcren,  nod^  befd& wer^ 


—    3$5    — 

lid^cren  gorbenmgjen.  ßrft  fünbigte  er  il^m  ben  3JJül^lent)ertra9,  ,,bte 
3Jiü|lenpa(ä^t  fei  wteberlöölli^  t)er!auft,  unb  wenn  aud^  ber  Sifd^of 
eigentliii  x\xä)t  t)erpflid^tet  fei,  bie  6000  SUfarl  äurüdjujal^len,  ba  bie 
©tabt  fo  lange  ^Qi)xe  ben  ®enu§  baüon  gel^abt  l^abe,  fo  fei  er  hoä) 
äur  «erlegung  beö  ^fanbfd&iHinöö  bereit."  SDer  diaü)  l^atte  für  fold^e 
SDinge  immer  ein  fd^led^teö  ©ebäd^tnijs:  „ol^ne  SBiberfprud^  ber  33if(^öfe 
ptten  fie  paeißce  et  qtiiete  bie  3Rü^len  feit  Sal^rl^unberten  befeffen, 
ber  Sifc^of,  wie  feine  SSorgänger,  felbft  bie  römif(äf)e  aJlqeftät  l^iätten 
il^nen  ben  33efife  beftätigt,  baburi^  (;ätten  fie  gute  Sitet  erlangt  unb 
wären  ni(^t  f(^ulbig,  bie  Sünbigung  anjunel^men." 

®ann  forberte  ber  SSifd^of  nad)  altem  SRed^le  für  fi(^  baö  l^albe 
©erid^t.  2)er  9?at^  geftanb  i^m  bieö  nur  für  baö  3fliebergeri(3^t  ju,  für 
geringfügige  ©egenftänbe  im  2Bertf)e  uon  ^öd)ftenö  15  9Jlarf  Süb.  ober 
fd^le4)te  (Selbftrafen  biö  ju  3  3Rarf  ober  30  märt  ©rofd^en,  „ade  anbem 
©ac^en  gel^örten  nad)  alter  Dbferoanj  oor  baö  ©tabtgerid^t."  SDer 
SÖifc^of  aber  bel^auptete,  ju  ber  §ebung  ber  §älfte  fämmtli^er  ©erid^tö- 
gefäHe  berechtigt  ju  fein,  er  verlangte  bie  ®infefeung  eineö  SSogteö,  ber 
mit  bem  ©olberger  alterniren  foHte. 

SDer  ©treit  mürbe  immer  leibenfd)aftlid;er  unb  erbitterter.  35er 
9lat^  fud;te  bie  Unterftüfeung  ber  33ügerf^aft  ju  gewinnen,  er  liefe 
©ilben,  SBer!e  unb  ©emeinbe  auf  baö  9iat^l^auÄ  entbieten  unb  fui^te 
fie  ju  gemeiufament  SBiberftanbe  gegen  einen  gürften  ju  beftimmen,  „ber 
bie  Sölüi^len  in  feinen  Sefife  bringen  motte,  bie  SSel^ren  bred^en  unb  atteö 
SBaibmerf ,  ja  felbft  ben  ©tabtraalb,  fid^  anmafee."  2lber  ber  Slat^  ftanb 
bamalö  aud^  in  gefpanntem  äJer^ältniffe  ju  ber  Sürgerfd^aft  (f.  6ap.  15), 
biefe  lehnte  basier  fü^l  jebe  aJHtmirfung  ab,  „bie  §erren  jögen  ja  aud^ 
fonft  bie  ©emeinbe  nid^t  ju  Statte,  be^anbelten  2lderl^öfe  unb  §oljum 
gen  mittfürlid^  unb  legten  oon  einnaljmen  unb  2lußgaben  feine  Sled^en^ 
fd^aft  ab." 

3lm  mufete  ber  3iatf)  nod^  baö  Unglüd  l^aben,  ben  reijbaren,  ftör= 
ligen  gürften  perfönlid)  ju  t)erlefeen.  Sei  ber  Steigung  ^  beffelben  ju 
geu)alttl;ätigen  ©d^ritt^n  mod^te  bie  gurd^t  beö  SRat^eö  nid^t  unbegrün^ 
bet  fein,  bafe  er  fid^  bei  paffenber  ©elegenl^eit  in  ben  SBefife  ber  ©tabt 
fefeen  werbe.  ©§  war  aber  wo^l  übertriebene  SSorfid^t,  bafe  ber  5Ratl), 
alö  ber  SSifd^of  einft  burd^  ßolberg  jie^en  wottte,  bie  gauje  SBürgerfd^aft 
JU  SBel^r  unb  SEBaffen  rief,  bem  Sanbeö^errn  bie  S^ore  fperrte  unb  fie 
it)m  erft  öffnete,  aU  er  fid^  überjeugt  ^atte,  bafe  bie  bewaffnete  Segleitung 
beffelben  nid^t  ftar!  genug  fei,  um  einen  §anbftreid^  ju  magern  SDer  gürft, 


—    336    — 

anfängltd^  loerwunbert  über  bte  fampfbcreite  3luffleffung  ber  3ünfte, 
..  biird^  bereu  SRei^en  er  l^inburd^  tnufete,  geriet)^  in  ben  l^eftigften  3om, 
aU  er  ben  raal^ren  ®runb  bat)on  erfal^ren  l^atte:  „fürftlid^er  ©tanb  unb 
®f)re  fei  vor  bem  gangen  Sanbe,  vox  einl^eimif(^em  nnb  frembem  SSoHe, 
baö  jum  SBod^enmarfte  in  ber  ©tabt  jufantmengefommen  fei,  fd^rocr 
beriefet  unb  bef d^mä^t" ;  er  forberte  bafür  eine  ©enugtl^uung  in  flin^ 
genber  aJiünje.  S)aju  trat  er  nod^  mit  ber  unjufriebenen  Sürgerfd^aft 
in  ber  ©tabt  in  JBerbinbung;  er  entbot  ©üben  unb  äßerfen  feinen 
©rufe  unb  beftärf te  fie  in  il^rer  auffäfeigen  ©timmung  gegen  ben  SRatl^ : 
„vox  brei  Salären  l^abe  eö  ber  Siatl^  vox  l^o(3^notl^peinti(|e  convefitimla 
gel^alten,  alö  '\xä)  bie  ©emeinbe  jur  Stuffteßung  von  wol^lbegrünbeten 
gorberungen  t)erfammelt  ^ätte,  jefet  f(^eue  er  fid^  nid^t,  ba§  gegen  il^n 
felbft  ju  praftifiren,  was  er  gegen  fid^  ni(^t  l^abe  bulben  wollen;  bie 
33efdjulbigungen  beä  SRatl^eö  gegen  il^n  feien  SSerläumbungen,  bie  3Rül^len 
feien  wieberlöälid^  t)erfauft,  unb  ber  SBalb  fei  nur  von  feinen  Seuten 
bur(^ftreift,  um  ben  SBölfen  nai^juftellen,  weld^e  ben  Ätofterbauem  fo 
melen  ©d^aben  träten;  waö  bie  ©elbbufee  anbeträfe,  fo  folle  fie  ber 
aiat^,  nid^t  bie  ©emeinbe  tragen/'  ©o  fd^ürte  er  mit  ßuft  bie  innere 
3xoutxad)t 

3u  nod^  größerem  Unl^eil  gerei(^te  bem  Siatl^e  eine  jweite  SJer^ 
lefeung  beö  jd^jornigen  dürften,  ju  welcher  er  fid^  in  ber  Uebereilung 
j^inreifeen  Hefe;  fie  brad^te  aud^  ben  alten  g^einb  Sol^ann  3^riebri(^  t)on 
bleuem  in  §arnifd&.  @r  liefe  nämlid^  auö  unbefannten  ©rünben  einen 
geroiffen  3Kartin  ©rote  trofe  beö  freien  ©eleites,  meld^eö  er  von  beiben 
gürften  erhalten  l^atte,  auf  ßolberger  ©ebiet  feft^alten  unb  inö  ©e^ 
fängnife  fefeen.  3n  g^olge  baoon  legten  bie  beiben  gürften  junäd^ft  auf 
baö  SDorf  ©imöfeel  Sefd^lag,  unb  alö  ber  3?atl^  jur  SSergeltung  bie  jum 
2lmte  S3aft  ge^örenbe,  in  ber  M^e  von  3llt[tabt  belegene  §oljung 
nieberljauen  unb  bie  ßeute  t)om  Safter  2lmte,  weld^e  bem  wel^ren  moff^ 
Un,  „mit  gemeierten  §aufen"  verjagen  liefe,  oerfefeten  jene  bie  ©tabt 
in  Dottftänbigen  Selagerungöjuftanb.  5Die  beiben  Siat^äbörfer  ©emmerow 
unb  ©r.  Seftin  würben  i)on  i^nen  befefet,  ben  Säuern  baö  rorj^anbene 
aSie^  abgepfänbet,  in  ben  eingebogenen  SDörfern  baö  fürftlid^e  SBappen, 
ber  ©reif,  ange[4llagen,  unb  bie  Sauern  von  ben  neu  gefefeten  §of:= 
meiftern  für  Kafimir  in  ^flid^t  unb  ®ib  genommen,  ©d^on  im  Sa^re 
1580  erflärte  fid^  ber  SRat^  ben  g^orberungen  ber  §anfa  gegenüber  für 
unfähig,  feine  Sunbeöbeitrage  ju  bejal^len,  ba  fie  feit  längerer  Seit  in 
einer  Siage  lebten,  ate  würben  fie  befe^bet  unb  belagert,  unb  1584 


—    337    — 

Unnm  x^xe  ©enbebolen  nidjt  na(5  Slnllam  fommen,  weil  fie  mSjt  wagen 
bttrfen,  l^erjoglid^eö  ©ebiet  ju  betreten  (f.  ©.  105).  SDer  Surfürft  von 
^ranbenbnrg  legte  in  ber  ßrfenntni^,  baß  bei  ber  Ieibenj'($aftU(^en  @r= 
bittenuig  eine  SBerflftnbignng  nidjt  jn  errei(^en  fei,  fein  faiferli(^eö 
ßoniniifforium  nieber  (15.  9?0Dember  1584),  neue  bro^enbere  3nl;ibi= 
torien  von  ^aifer  unb  Kainntergen($t  blieben  wieber  n)irfung§loö,  fie 
t)eranlaßten  ben  33ifd)of  mir,  bie  ^ladereien  biö  in§  unerträglid)e  ju 
fteigern:  er  ließ  bur(^  ben  5l(ofteipropft  3o(ä^im  t).  SDamife  an  ber  ©tette  ber 
2lltftäbter  gä^re  eine  Örüde  über  bie  ^ßerfante  fc^lagen^O  (1586)  „inn, 
wie  bie  ßolberger  meinten,  ungel^inberter  ber  Sagb  auf  beni  ©ieben? 
lanbe  unb  in  33orf  obliegen  ju  fönnen",  ja  er  benufete  bie  tiefe  3er^ 
flüftung  jit)ifd;en  diaü)  unb  33ürgerfc^aft  ju  beni  8Scrfud)e,  fi(^  t)oll= 
ftänbig  in  ben  Sefife  ber  ©tabtüerwaltung  ju  fefeen.  2)er  ©tiftöDogt 
Sürgen  t).  SDamifc,  ein  alter  ^^einb  ber  ©tabt,  würbe  jum  ununifiä^ränt 
ten  §errn  in  il;r  ernannt.  5Bon  ben  Äangeln  l;erab  würbe  befannt  ge- 
mad^t,  baß  bie  Bürger  in  3ufunft  il^re  klagen  ni(^t  mel;r  t)or  ben  SRatl^, 
fonbern  vox  i^cn  ©tift^Dogt  ju  bringen  l;ätten,  biefer,  nid^t  mel;r  ber  3latl^, 
foUe  bie  3llter§leute  in  \>^n  ©ewerfen  ernennen;  ben  ^rebigern  würbe  Der:: 
boten,  biejenigen  ju  trauen,  bie  öl;ne  SBeifein  be§  ©tiftöoogteö  in  bie  SBerfe 
aufgenommen  wären;  feine  S!Jiorgenfpra(^e  burfte  ol^ne  fein  ©el^eiß 
geljalten  werben,  felbft  bas  Siedet,  SBeliebungen  ju  erlaffen  unb  bie 
^Bürger  ju  nereiben,  würbe  bem  3fJatlje  entjogen.  SDiefer  fal^  fid^  doU- 
ftänbig  auö  feiner  ©teHung  gebvängt  unb  außer  Si^ätigfeit  gefefet,  unb 
bie  33ürgerf(^aft,  obwol^l  fie  felbft  fd^on  unter  bem  SDrude  ju  leiben 
anfing,  blidte  mit  einer  Slrt  von  ©(^abenfreube  auf  bie  Sebrängniß 
unb  SDemütljigung  ber  ftolien  ©tabt|ierren. 

SBifd^of  Äafimir  unb  §erjog  3ol;ann  g^riebrid;  waren  bie  gefäl^r^ 
li(^ften  geinbe  ber  ©tabt,  aber  nid^t  bie  einjtgeit.  ©inmal  ließen  bie 
feit  langer  Seit  ber  ©tabt  t)erfeinbeten  S)amifee  bie  ®elegenl;eit  nid^t 
t)orübergel;en,  i^ren  §aß  in  raubtitterlid^er  SEBeife  auöjulaffen.  3wei 
biefeö  Siamenö,  ^aul  unb  Sercmias,  überfielen  imter  anbern  ßolberger 
gifi^er,  bie  i^r  33oot  bei  bem  Sajfel^nfdjen  S3a(^  an  ben  ©tranb  ge^ 
hxaä)t  l;atten,  um  bort  bie  9?ad;t  jusubringen,  l;ieben  unb  ftad^en  mit 
il^ren  ilnebelfpießen  auf  fie  ein  unb  nal;men  il;nen  ©egel  unb  9iuber 
fort,  amr  mit  3Jiülje  gelang  e§  ben  Singegriff enen,  il^r  SSoot  lo§  ju 
ma($en  imb  t)om  Ufer  fortjufommen  (1586)  ^^^^ 

©d;limmer  wirften  bie  Serwürfniffe  ein,  in  weld^e  bie  ©tabt  ba- 
malö  mit  ©ööliit  geratl&en  war,    @ä  war  eine  ©rbfd^aft  ber  rollen 

"HL 


-  -    338     — 

©igenfu^t  be§  3)J{tteIalter§,  ba§  feine  ©tobt  freunblid;  auf  ba^  ©e- 
beU;en  von  §anbel  iinb  ©ewerbe  in  ber  9k($barfd^aft  fal^,  befonberä 
wenn  baffelbe  auf  ber  aSerlefcung  ber  eigenen  ^WDÜegien  ju  berul^eu 
fc^ien.  ßolberg  unb  6ö§lin  waren  jeitoeife  huxö)  gemeinfamen  aSor^ 
tl^eil  gegen  bie  bif($öfi[id;e  ©eroalt  äufämmengel;alten  roorben,  aber  §an- 
belöeiferfu(^t  lieg  ben  alten  3roift  immer  wieber  aufleben,  ßolberg 
pflegte  babei  mit  ©tolp  inib  Stügenwalbe  gegen  ßöälin  jufammenjuftel^n. 
©($on  Sifd^of  3JJartin  I;atte  wieber  einen  §aber  jwifdjen  ben  ©tobten 
auögleid^en  miiffen  (1510).  3wei  ©diutcn  ber  ßöäliner,  bie  bamalö 
i)om  ©tranbe  aM  §anbet  getrieben  l^atten,  waren  im  §afen  von  SJugen- 
walbe  feftgel^alten.  a3if($of  aJlartin,  jur  ®ntfd^eibung  angerufen,  l^atte 
bie  g^reigebung  ber  ©(^uten  erwirft,  aber  ben  Göölinern  ba§  Siedet  ah 
gefpro($en,  t)om  ©tranbe  auö  Äaufntannöwaaren  ju  t)erf (Riffen  unb 
anbere  2Baaren,  als  felbftgefangene  gifd;e  unb  anbers  alö  in  f^ifcäfier^ 
booten  ju  rerfal^ren;  ßolberg  unb  9tügenwalbe  erl^ietten  baö  9ied)t, 
il^nen  anbere  SBaaren  fortjunel^men,  wo  fie  ju  SDiarfte  fämen  ^^).  9^id^tö 
befto  weniger  l^atten  bie  ßööliner  il;ren  §anbel  wieber  aufgenommen, 
fie  bauten  il^re  8^al;rjeuge  in  ber  ©tabt  unb  liegen  im  Saljre  1572  eine 
©d^ute  auf  fed^s  Stäbern  xmb  mit  rierjig  ^ferben  nad^  bem  ©tranbe 
fd^affen.  Sol^ann  g^riebri($  I;atte,  wie  eö  fdE)eint,  ju  ©unften  (Söölinö 
1573  ben  barüber  auögebrod;enen  ©treit  auöjugleid^en  gefud^t,  er  ent- 
brannte  balb  um  fo  l^eftiger,  alö  bie  6ööliner  nid^t  me^r  blog  mit  Äorn, 
§ering,  Znä)^  fonbem  aud^,  wa§  bie  ßolberger  immer  am  meiften  auf- 
bra(^te,  mit  ©alj  ju  l^anbeln  anfingen  unb  aiigebli(^  700  Saft  baoon  in 
il^re  „unbefugte  §afnung"  brad)ten.  SDie  ß^olberger  befd^werten  fid;  über 
il^re  5Rad^barn:  „ba§  Sßol^l  ber  ©täbte  berul^e  auf  i^ren  ^^rioilegien,  au(^ 
Äaufteute  würben  oom  ^aifer  prioilegirt,  mit  2llaun,  Äupfer  u.  f.  ju  l^am 
beln,  unb  man  bürf e  allein  von  bief en  f auf en ;  e§  fei  wiber  ben  SBraud^  ber 
beutfd^en  SRation,  wenn  man  feinen  §afen  l^abe,  auö  bem  ©tranbe  ju 
fd)iffen  unb'fid^  ber  ©eefal^rt  ju  gebraudien;  wenn  anä)  bie  Sanbftabte 
©eefianbel  trieben,  fo  mügten  bie  ©tobte,  bie  burc^  il;re  Sage  auf  bie 
©ee  angewiefen  wären,  abnel;men  unb  oerberben/'  S)ie  Göäliner  ia^ 
gegen  bel;aupteten,  ber  freie  ©tranb  gehöre  it;nen  fo  gut,  wie  ben  6ol^ 
bergern,  wenn  i^r  Sief  nid^t  fo  bequem  wäre,  wie  ber  ßolberger  §afen, 
fo  wäre  baö  i^re  ©ad^e  unb  ginge  bie  ßolberger  nid)l§  an;  bie  6ol= 
berger  wollten  nur  itjr  ©alj  möglid^ft  tt;euer  oerfaufen,  ber  2lrmutl^ 
für  1  ^funb  ©alj  4— 5  Jfialer  abnel^men;  furj  fie  wollten  immer  „bie 
©alpnfcr"  fein,    ßö  war  fd;on  für  bie  S'oiberger  Slnfprild^e  ein  ungün- 


_    339    — 

fttger  Umftanb,  ba^  bie  33ef(3^n)erbe  betfclben  an^  ben  bif(3^öflt(5en  Slmt- 
mann  t)on  Safl  betraf,  ber  fid^  ebenfalls  auf  ben  ©eel^anbel  gelegt 
l^aben  foHte.  S)iefer  bel^auptete,  er  l^abe  auf  feiner  mit  beö  Sifc^ofö 
©rlaubni^  erbauten  ©(^ute  nur  baä  ^orn  aus  ben  2lemtern  SBublife, 
ßörlin  unb  SBafl  nac^  Stettin  gefdjafft,  um  ben  SSauem  bie  Sanbful^ren 
r\aä)  Stettin  ju  erfparen;  mt  bafe  bie  gifc^er  t)om  ©tranbe,  xomn  fie 
SDorf(ä^  u.  f.  n).  nad^  Stettin  ober  S)an3ig  fül^ren,  i:)on  bort  ©alj  mit= 
bräd^ten,  fei  fiä^on  feit  unt)orben!Ii(|er  Seit  Sraud^  getoefen."  SDie  ®im 
jell^eiten  ber-  nun  folgenben  aSorgänge  finb  unbefannt;  ßolberg  würbe 
mit  feiner  SBefi^werbe  abgetoiefen  unb  fud^te  fid^  hnxS)  ©ewaltmagregeln 
gegen  ßöölin  felbft  Siedet  ju  oerfd^affen,  würbe  aber  bafttr  t)om  §ofgerid^t 
in  eine  ©träfe  von  500  Sl^atern  oerurtl^eitt  ^*). 

S5ur(^  biefe  S)rangfale,  bie  von  aUen  Seiten  l^erüberil^n  !amen, 
war  ber  9Jlutl^  unb  bie  SBiberftanbäfraft  beä  SRatl^eö  vöüxq  gebrod^en, 
er  beugte  fi(^  t)or  ben  beiben  g^ürften,  befannte  feine  grojse  Uebereitung 
in  ber  aSerlefeung  be§  freien  ©eleitä  unb  erbot  fid^,  bie  ©elbftrafe  von 
2500  Spätem  bafür  ju  ja^ilen.  3ur  Seitegung  ber  übrigen  Streit- 
puncte  fud^te  er  ben  §erjog  Sodann  g^riebrid^  afe  aSermittler  ju  ge^ 
winnen.  Siefer  war  l^ierju  unb  jur  Slnrtal^me  einer  faiferlid^en  aSoII= 
mad^t  um  fo  lieber  bereit,  atö  ^afimtrö  gefefelofeö  SBerfa^ren  unb  ba§ 
Streben  nad^  ooHer  Unabl;ängigfeit,  ba§  er  burd^blidfen,  lie^,  fd^on  ba§ 
S3eben!en  ber  beiben  pommerf d^en  §ei^öge  erregt  l^atte.  2lm  12.  Dc:: 
tober  1586  famen  Soi^ann  griebrid^  von  Stettin  unb  ©ruft  Subwig  von 
SBoIgaft  nai)  ßolberg,  um  ben  3lu§gleid^  in  baö  SBer!  ju  fefeen;  nur 
jögernb  ging  ber  SBifc^of  auf  benjelben  ein.  3n  unrü^mlid^er  SBeife 
würbe,  ungewiß  ob  auf  Äafimirö  ober  nur  auf  be§'  Stiftsoogtes  ©e^eii 
bie  grift  bi§  jum  ooUftänbigen  2lbfd^lu^  benufet,  um  bie  fd^önften  unb 
gröisten  ©renj-  unb  3Kalbäume  im  Stabtwalbe  unb  Seftiner  §oIje  ju 
fällen  unb  als  Srettnl^otj  ju  terfaufen.  3?ac^  vuUn  Sd^wierigfeiten 
würbe  enblid^  am  4.  3Jfai  1587  ju  ßolberg  unb  Stltftabt  ber  58ertrag  ju 
Staube  gebrad^t,  ber  wenigflenä  vorläufig  ben  grieben  wieber  l^erftettte. 

S)ie  §auptüeranlaffung  be§  gaujen  Streits,  bie  Älo^erfrage, 
würbe  juerft  erlebigt  SDie  oon  bem  Statine  in  33efife  genommene  Älo= 
fterlabe  würbe  oon  biefem  l^erauögcgeben,  unb  bem  Sifd^ofe  von  ßam^ 
min,  als  bem  aSegrünber  beö  Älofterö,  baö  ^atronat,  ba§  ber  Sifd^of 
fd^on  1580  wieber  an  fic^  genonnnen  l^atte,  unb  bie  oberfte  Snfpection 
unb  (Konfirmation  jugefprod^en,  SDaö  SRälpere  über  htn  SBertrag  ifl  ju 
ju  finben  S,  297. 


—    340    — 

S)et  ©treit  fibcr  ba§  ftabtif(3^e  ®eri(^t  würbe  in  ber  SBeife  bet- 
gelegt, baJ5  eine  ßontmiffion,  ju  ber  jeber  2I;eil  jwei  SDlitglieber  ju  er- 
nennen l^atte,  niebergefefet  werben  foHte,  um  bie  älteren  Urfunben  unb 
©erid^töbüd^er  ju  prüfen  unb  baö  ©rgebni^  anf  beiber  Unfoften  binnen 
fpäteftenö  fflnf  Salären  an  eine  unparteiifd^e  UniDerfität  ju  fiä^idfen,  beren 
Gntfd^eibung  t)orbel^altli(^  ber  Slppellation  an  ba§  Sieid^öfammergerid^t 
gültig  fein  fotttc.  a3iö  bal;in  überliefe  ber  SBifd^of  intter  bem  SBorbe- 
l^alte  feineö  ditö)k^  fein  l^albeö  ®m^t  bem  Siatlje  mit  bem  Sebinge, 
bafe  berfelbe  jäl^rlic^  60  p.  an  bie  fürftlid^e  Kammer  jal^le  unb  baö 
©erid^t  mit  einem  tauglid^en  SUJanne  befefee.  Ueber  ben  weiteren  ^ex^ 
lauf  finb  feine  3laä)xt^tm  üorl^anben,  eä  f(3^eint  l^ier  in  ber  §auptfa(^e 
beim  2llten  geblieben  ju  fein. 

S)aö  Sted^t,  Seliebungen  ju  mad^en  unb  bie  „33urfpra!e"  nadj 
ber  SRotl^burft  ju  t)eränbern,  ebenfo.ben  JZeubürgcrn  ben  S3ürgereib  ah 
junel^men,  würbe  \)cm  5latt;e  wieber  eingeräumt,  au(^  jugeftanben,  bafe 
feine  SlppeHation  an  baä  bifd^öfli(^e  §ofgeri(^t  in  ©ad^en  unter  25  fl. 
ftattfinben  bürfe. 

2)er  §anbel  mit  grobem  ©alje,  alle  Äaufmannfd;aft  am  ©traiibe 
würbe  bis  jur  ®ntf(^eibung  beö  Äammergerid^tä  aßen  nii^t  berei^tigten 
Snfaffen  beä  ©tiftö  bei  SSerluft  ber  SBaare  unterfagt,  bagegen  bem  Si= 
fd^ofe  gefiattety  eigene  ®üter,  wie  Äorn,  SBoße  u.  a.  von  bem  ßolber= 
ger  §afen  an^  t)erfd^iffen  unb  ju  eigener  3?otl)burft  wieber  einfüljren 
ju  laffen.  ©benfo  gab  ber  3flatl^  ju,  bafe  bie  neue  Srüdfe  bei  Slltftabt, 
ba  fie  bem  §oljflö§en  unb  ber  gifi^erei  nid)t  fd^äblid;  fei,  bem  3]erfef)r 
aber  eine  grofee  ®rlei($terung  gewäl^re,  im  ©tanbe  bleibe,  unb  ftatt  beö 
gäl;rgelbeö  auf  ber  nun  eingel^enben  gäl^re  ein  bem  Älofter  ju  beredt? 
nenbeö  Srüdengelb  erl^oben  werben  fotte. 

SDie  ©tabt  erl;ielt  enblic^  i^re  ®üter  5urfld,  ber  ©reif  würbe  ab^ 
genommen,  ber  ben  Untertl^anen  abgenommene  (gib  aufgel;oben,  aber 
ba§  abgepfänbete  Snrentar  würbe  nxä)t  erfefet,  bie  ©üter  waren  iit  einem 
ganj  entblößten  3uftanbe,  unb  bie  Äömmerei  mußte  ein  Kapital  von 
1100  fl.  opfern,  um  wieber  SSiet;  unb  Sldergerät^  ansufd^affen. 

Sie  wid;tigften  ©treitpuncte  waren  burd)  biefen  Sßerlrag  wenig- 
ftenä  fo  weit  auögeglidien,  ba^  e§  nic^t  mel^r  jum  offenen  ilriege  fam; 
bo(^  blieben  fleinere  §änbel  ni(^t  au§.  Sm  Saläre  1591  pnben  wir 
ben  ßolberger  ©pnbifuö  wieber  in  ©peier,  utn  über  bie  aSerlefeung  beö 
SRed^tä,  bafe  fein  ©olberger  Bürger  vor  ein  frembeö  ®eri(^t  gesogen 
werben  bürfe,  Älage  ju  führen;  1596  wiib  bem  piatl;e  vom  Söifd^ofe 


—    341    — 

eine  ©träfe  von  1000  S^alern  auferlegt,  weil  er  eine  ©d^iffölabung 
mit  ©igeiit^um  beö  33if(^ofö  in  35ef(^lag  genommen  l^atte,  unb  biefe 
©träfe  würbe,  ate  er  mit  ber  Verausgabe  jögerte,  auf  3000  Sl^aler  er^ 
I;ör;t.  2)ie  ©a($e  ging  wieber  an  baö  Äammergeri(^t;  wie  baffelbe  ent« 
fdjieben,  wirb  ni(^t  Berid^tet.  6ä  ift  unerquidlid^  unb  nufelo§,  biefe 
§änbel  weiter  aufjujäl^len;  fie  feieren  mit  einer  gewiffen  SRegelmäfeigfeit 
wieber,  biö  ftärfere  SKäd^te  i^nen  ein  Siel  festen. 

SDer  9iatl^  l^atte  in  bem  langjal^rigen  kämpfe  no(3&  einen  2!l^eil 
ber  alten  JRec^te  gerettet;  bod^  l^atte  fid^  bie  lanbeäl^errlii^e  ©ewalt 
überall  afä  bie  ftärfere  erwiefen.  ©ie  l^atte  in  mUn  Qa^m  baä  l^ö- 
l^ere  Siedet  auf  il^rer  ©eite,  unb  beö  Slat^ö  ^rit)ilegien  würben  meljr 
unb  mel^r  tobteö  Pergament,  aus  bem  ber  lebenbige  §erjfd^Iag  entwid^en 
war.  3lber  biefe  lanbeä^^rrlid^e  ©ewalt  trat  l^ier  ber  ©tabt  ßolberg 
gegenüber  oft  in  ^erjerrter  ©eftalt  auf,  fie  jeigte  fi(^  oft  leibenfc^aftlid^ 
gefärbt,  unfürftlid^,  mel^r  auf  bie  Sefriebigung  perfönlid^er  ©elüfte,  als 
auf  bas  SBol^l  bes  ©anjen  bebad^t.  ®ö  mad^t  bal^er  wenig  g^reube, 
bem  ®ange  be§  ©treitö  ju  folgen.  — 

S)a§  ber  Slatl^  im  Saläre  1587  biefe  SDemütl^igung  erlitt,  I;atte 
aber  nid^t  blofe  in  ber  Ueberlegenl^eit  ber  fürftlii^en  ©ewalt,  fonbem 
au(^  in  bem  tiefgeljenben  Serwürfnife  mit  ber  SBürgerfd^aft  feinen  ©runb, 
bie  in  bem  Kampfe  mit  bem  S3if($ofe  nid^t  jum  Statine  l^ielt. 


Streit  beS  8tati|8  mit  bet  »firgerfdiaft  uub  beit  3üitfteit*    Btuift  im  8tnt!|e. 

Srridititng  M  9n^^n^tL    @ro^er  9(uf{tanb  im  3a!|re  1601. 

SBieberettiti^tititg  beS  9(u8f(i^nffe8  unter  ätnufd^euborf  1614 

uttb  »efeitigung  teffelhiu 


Slbebat^ä  l^Oi^fal^renbeö  unb  Ieibenf(ä^aftli($eö  Sluftreten  unb  bie 
SBlinbl^ett  ber  ©ewetle  l^atte  1524  bem  SRatl^c  ben  ©tcg  t)erf(]^afft 
2)0(3^  ^atte  biefer  bie  enifie  Seigre,  bie  er  fid^  aus  bem  SCufftanbe  entne^meit 
fonnte,  balb  lieber  t)er9effen,  unb  baä  alte  SUli^trauen,  welches  tief  in 
ben  ©emütl^ern  beö  gemeinen  2Jianne§  n)urjelte,  fanb  in  bem  bie  anfängt 
Ii(^  inne  gel^altenen  ©renjen  ber  aWäfeigung  balb  wieber  überf(]^reitenben 
aSerfal^ren  beffelben  mm  Sial^rung.  ©d^on  ber  S3if(3^of  ©t)at)e  mu^te 
unö  fonft  unbe!annte  §änbel  jraif^en  diat^  unb  ©emeinbe  fc^tid^ten, 
unb  jur  Seit  bes  SBif^ofö  Sol^ann  g^riebri(|  war  bie  ©rbitterung  im 
fiar!en  SBai^fen  begriffen. 

SBäl^renb  nämli(^  ber  Statl^  ber  lanbeöl^errli^i^en  ©ewalt,  weld^e 
bie  Sügel  allmäl^lid^  ftraffer  anjog,  mit  allen  Gräften  SBiberftanb  ju 
leifien  fud^te,  platte  er  bod^  von  i^v  gelernt,  fi(5  in  feinem  Greife  ftärfer 
alö  Dbrigfeit  geltenb  ju  ma(^en;  au($  er  forberte  von  feinen  Unter- 
tl^anen  einen  ftrengeren  ©el^orfam.  — 

SSor  alters  leifteten  nur  jugejogene  gretnbe  bem  Statine  ben  SBür- 
gereib;  fie  f(^n)uren  „getreue  SBürger  fein,  beö  gnäbigen  §errn  S8if(^of, 
beö  SRatl^ö  unb  ber  ©tabt  ßolberg  Sefteö  n)if[en,  feinen  Stufrul^r  gegen 
itn  diai^  ftiften,  fid^  nid^t  gegen  beö  SRatl^eö  SBidfüren,  gemad^te  unb 
nod^  5U  mad^enbe,  auffel^nen  unb  feiner  ©erid^t§bar!eit  fid^  unterwerfen 
ju  wotten";  fie  fießten  babei  jwei  Bürgen  für  i^re  UuDerbäd^tigleit, 
bezeugten  i^re  freie  unb  el^elid^e  ©eburt  unb  ^al^Iten  ein  SBürgergelb  je 
na(^  bem  ©tanbe,  in  ben  fie  eintratert,  von  t)erfd^iebener  §öl^e.  2)ie, 
weld^e  in  bie  ©ülje  freiten,  jalplten  25  2^aler,  bie  in  ein  S3raul^auö 


—    343    — 

famen,  25  ff.,  ml^e  ^aufmannf(]^aft  treiben  wollten,  15  fl.,  §anbn)erfer 
6  ff.  unb  Sagelö^ner  4  ff.  STber  1557  l^atte  ber  SWat^  einbettig  be^ 
fd^loffen,  ba^  in  3ufunft  au(ä^  bie  Sürgerfinber,  wenn  fie  aU  Sürger 
aufgenommen  werben  wofften,  gleid^  ben  g^remben  ben  Sürgereib  ab^ 
legen  foHten.  SDer  S3efc^Iug  erregte  große  Unjufriebenl^eit  in  ber  Sür^ 
gerfd^aft,  ein  großer  2l^ei(  berfelb'en  erfiärte  i^n  für  eine  unjuläffige, 
ifjre  alten  ®erec|tfame  t)erlefeenbe  Steuerung.  SDod^  ber  diat^  ließ  i^n 
t)on  bem  S3if(3^ofe,  beffen  §ülfe  er  ni($t  mel^r  rerfc^mäl^te,  wenn  eö 
galt,  feinen  eigenen  ©influß  gegen  bie  Sürgerfd^aft  aufredet  ju  l^alten, 
beftätigen  unb  t)on  ber  ^anjel  l^erab  t)erlefen. 

Sabei  al;nbete  er  aufö  ftrengfte  jebe  fd^arfe  Sleußerung,  bie  feine 
SBürbe  ober  fein  §errenred^t  anjutaften  fc^ien.  S)er  Sürger  ^eter 
Saufe  l^atte  öffentlid^  auf  ber  3Künbe  auöjufpred^en  gewagt,  bie  Statins- 
glieber  tl;eilten  bie  ©trafgefälle  unter  \i6),  l^ielten  ni^t  orbentlid^e  SEBirtl^s 
fd^aft  mit  ben  Jieoenüen  ber  ©tabt  unb  l^ätten  bie  ©eiber,  bie  jum 
93au  beö  neuen  S)ammeö  oor  ber  SBalbjingel  beftimmt  gewefen  wären, 
}u  faufmännifd^en  ©efd^äften  in  i^rem  Sntereffe  benufet.  ©er  3?at]^ 
ließ  foglei(^  auf  i^n  fal^nben,  feine  S)iener  griffen  ben  flüd^tig  gewor^ 
benen  auf  ber  ^äl^re,  unb  nur  burc^  bie  eifrige  gürbitte  angefel^ener 
SBerwanbten  würbe  ber  diaff)  ^ermod^t,  il^m  baä  Seben  ju  fd^enfen  unb 
fidö  mit  einer  ©elbbuße  von  100  fl.  unb  öffentlid^er  2lbbitte  auf  iem 
3?atl^l)aufe  ju  begnügen.  ®r  war  ni(^t  ber  einjige,  ber  fo  fpra(§  unb 
bafür  jur  3fled;enfd^aft  gejogen  würbe. 

3Kel^r  aber  alö  alleö  anbere  reijte  ben  Unwitten  ber  SBerfe  unb 
©emeinbe,  wenn  ber  diatl)  3lnorbnungen  traf,  weld^e  nur  ben  SSor- 
tl^eilen  ber  ®enoffenf(^aften  bienten,  auö  welchen  er  felbft  fi($  ergänzte. 

33alb  nai^  abgefd^loffenem  gerieben  mit  ber  ©emeinbe  im  Saläre 
1528  beftritt  ber  SRatl^  im  Sntereffe  ber  SBrauerinnung  ben  ^anbwer- 
fern  baö  33raure(^t,  ba§  fie  fonft  Ratten  üben  bürfen,  wenn  fie  in  feuer= 
feften  Käufern  wol^nten.  6ö  gefd^al^  jwar  mit  ü^rer  Bewilligung,  baß 
ber  diai^  in  Sübeö  anfragte,  wie  eö  bort  mit  bem  Brauen  ge^ialten 
würbe;  aber  e§  würbe  bo(§  fd^wer  von  il^nen  empfunben,  als  er  auf 
©runb  ber  ©rflärung  beä  Sübedfer  3?atl^eö,  baß  in  ben  wenbifc^en 
©tobten  fein  §anbwerfer  brauen  bürfe,  ben  Stemtern  ein  3ted^t  abfprai^, 
weld^e§  biefen  in  ben  meiften  anbern  pommerf(^en  ©täbten  juftanb  0. 

6ö  war  gerabe  in  ber  3eit  ber  böfen  58erwidfelung  mit  ben  pom- 
merfd^en  gürfien,  als  bie  SBeoorjugung  ber  t)ome]^mften  ©enoffenf^aft,  • 
ber  ©aljgitbe,  bie  Bürgerfd^aft  wieber  ju  offener  Slufle^nung  brai^te» 


—    344    — 

ßö  xoat  eine  ber  Grrungenfd^aftcn  bj^ö  Sluffianbeö  t)on  1524,  baß  au(3^ 
©d^iffern  unb  Äauffeuteu  t)erfiattet  würbe  (1525),  frembeö  ©alj  jur 
©(^onenretfe  unb  in  anbete  Sänber  au§jufüljren,  nur  in  ßolberg  foHte 
ber  §anbel  mit  bemfelben  allein  ber  ©ülje  jufteljn,  bur(^  wel^eja  bie 
©tabt  t)orjU9ön)eij'e  itt  i^rem  ©tanbe  erl^alten  würbe.  —  SBa]^rf(^einU($, 
um  biefe  wid^tige  ©enoffenfd^aft  im  Kampf  (jegen  ben  83if(3^of  auf  feine 
©eite  ju-  jie^en,  l^atte  ber  diat^  bem  ©rängen  berfelben  nai^gegeben 
unb  ben  Äaufleuten  unb  ©d^iffern  biefe  g^rei^eit  im  ©aljl^anbel  wieber 
entjogen,  benfelben  ganj  ber  ©ülje  jurüdgegeben  (etwa  1584).  S5a 
t)erbünbeten  fi(^  bie  ©d^iffer  unb  ^aufteute,  foweit  fie  ni(^t  felbft  ©alj- 
junfer  waren,  mit  ben  SBerfen  unb  ber  ©emeinbe,  jogen  unter  S^rommet 
unb  ^feifeuHang  in  ließen  §aufen  nadj  ber  3JJüube,  erbra^en  baö  fo' 
genannte  ^fal^ll^auä  unb  nal^men  baö  frembe  ©alj  in  S3ef(^lag,  baä 
bort  aufbewal^rt  würbe,  ©ie  blieben  bann  längere  Seit  in  il;rer  auf^ 
rül)rerif(^en  §altung,  9Kanbate  beä  9iei(^öfammergeri(^tö  bead^teten  fie 
nid^t,  unb  ber  Siatl^,  ber  eben  von  feiner  Dbrigfeit  fd^wer  bebrängt 
würbe,  war  ju  fd^roac^,  um  jugleii^  einen  -Äampf  mit  feinen  Untere 
tl^anen  aufzunehmen,  bie  nod^  baju  in  jener  einen  9iiidl^alt  fanben,  unb 
in  bemfelben  Saläre,  in  weld^em  er  mit  bem  S3ifd;ofe  \iä)  Derglid;,  l^ielt 
er  eö  für  geratl^en,  aud^  mit  ber  ©emeinbe  burdj  Sßermittelung  beffelben 
feine  3lu§[ö(;nung  ju  fui^en. 

©(^iffern  unb  Kaufleuten  war  eö  na(^  biefem  Sßerlrage,  wenn  fie 
ßolberger  S3ürger  waren  unb  in  ben  9tingmauern  ber  ©tabt  lebten, 
ebenfo  wie  ben  ©üljDerwanbten  t)erftattet,  SBoifalj  einjufüljren  imb  auf 
bem  neu  ju  erbauenben  ©aljl^aufe  am  §afen  abäulagern,  tiai^bem  fie  vox 
^red^ung  beä  ^onifö  (ber  Sabung)  eiblid)  bem  t)om  SRatl^e  t)erorbneten 
©d^reiber  bie  Sapenjal^l  angegeben  ptten.  SSBoHten  fie  i^re  SBaare 
feewärtö  auf  frembe  3Räxtk  —  nur  Treptow  unb  SJügenwalbe  war  ber 
©ülje  ijorbel^alten  —  ausführen,  fo  brandeten  fie  tmr  bie  §afengebü]^ren 
ju  begatilen.  2)ie  ©infül^rung  bes  fremben  ©aljeö  in  ßolberg  war 
il;nen  auf  ben  eigenen  Sebarf,  t)or5ug§weife  jum  (Sinfaljen  be§  §ering§, 
befd^rän!t;  benn  in  ber  ©tabt  unb  lanbeinwärtö  war  nur  ben  ©üljl^erm 
ber  §anbel  mit  ©alj  geftattet,  von  i^nen  allein  burften  eä  in  ganzen 
^Jonnen  bie  gifd;er  vox  ber  3Jlünbe  unb  bie  Ginwoljner  ber  ©tabt  jum 
©aljen  von  g^leifd^  unb  SDorfd;  unb  bie  guljrleutc  entneljmen,  bie  eö  in 
bie  pommerfd;en  unb  ftiftifd^en  ©täbte  fül^rten. 

3u  allen  Seiten  finb  in  ber  großen  SBelt,  wie  in  fleinen  5Ber^ 
pUniffen  Sünbniffe  nad;  bm  Sntereffen  gefd;loffen  unb  wieber  gelöft. 


—    345    — 

©ie  Äaufleute  galten  mit  §ülfe  ber  ©ewerfc  if;r  3iel  erteilt;  wenn 
aber  biefe  ö^^^fft  l;atten,  ax\^  für  fid;  baranö  einen  ©eminn  jn  jieljen^ 

fo  faf)cn  fie  fid;  bitter  getäufi^t;  fie  öi^ö^^^  ^^^^^^  ^^^^^  ^^^^^  ^^^^  ^^^^f  f^^ 
mußten  and)  bie  Grfal^rung  mad^en,  baß  i^re  früfjeren  5Berbünbeten  im 
eigenen  Sntereffe  lieber  gegen  fie  Partei  ergriffen,  baß  fie  mit  ben 
©üljl^erren,  von  benen  ein  Si^eil  aud^  jur  Äaufmannögilbe  gel;örte, 
jufammentraten,  nm  ben  §anbn)erfern  ®ered;tfame  ju  entjiel;en,  meli^e 
eingriffe  in  bie  ^rimtegien  ber  Äaufmannögilbe  mären. 

SBie  ßolberg  ju  6öölin,  mie  bie  ©eeftabt  jur  Sanbftabt,  fo  ftel^en 
in  ben  ©täbten  mieber  bie  ©itben  niib  3ünfte  unter  \iä)  ju  einanber. 
®in  eiferfüd^tigeö  galten  auf  bie  Sunftgered^tigfeiten,  ein  mißtrauifd^e§ 
UeCermacl^en  ber  anberen  in  nodi)  l^öl^erem  ®rabe,  alö  im  SKittelalter, 
baß  fie  nxä)t  il^re  SBefugniffe  überfd^reiten  unb  bie  in  einen  anberen 
Slrbeitöfreiö  faffenben  SBaaren  anfertigen  ober  rerfaufen,  gel^ört  mit 
ju  \)^n  IjäßUd^ften  3ügen  biefer  Saljrljunberte;  eö  ift  eine  SBirhmg  ber 
ungefxmb  geworbenen  Sunftoerl^ältniffe,  xmb  in  ungefunben  SSerl^ältniffen 
Derfümmern  auc^  tü(^tige  Staturen. 

„Sie  ^anbmerföleute,  fo  ftagten  bie  beiben  ©itben  bei  bem  9tatl;e, 
laffen  fi^  nid^t  an  bem  el^rlid^en  ^anbmerfe,  baö  bo(^  einen  gülbetten 
S3oben  l^at,  genügen,  S3ädEer  unb  ©(^ufter  l^anbeln  mit  ben  fremben 
ilaufteuten,  befonberö  mit  ben  SDänen:  bie  S3ädfer  t)erfaufen  aSeigen, 
^Joggen,  3Jlel^l,  bie  ©(^ufter  treiben  feemärtö  §anbel  mit  Seber 
unb  jiel^en  bem  gemeinen  Kaufmann  baö  SBrob  auö  ben  aJläulern.  5Die, 
meldte  ber  ©tabt  Würben  tragen,  geroinnen  nid^tö,  aber  in  S3uben  unb 
5leHern,  in  ber  aSorftabt,  in  ^fannf(^mieben  unb  ©tubbenl^agen  gebeil^en 
bie  Seute  unb  fommen  ju  gutem  aSermögen."  ©ie  forbern  beöl^alb  bie 
(Erneuerung  ber  alten  Kaufmannögilbe.  S)iefe  ift  nid^t  erl^alten,  entl;ielt 
aber  ol^ne  Sroeifel  SBeftimmungen,  nad^  roeli^en  ben  §anbroerfern  ber 
§anbel  unterfagt  rourbe. 

SDer  9iatl^,  ber  ja  felber  ben  Klaffen  angel^örte,  um  bereu  Snter- 
cffe  e§  fid^  l^anbelte,  mar  glei(§  bereit,  bem  SSerlangen  ju  roiöfal^ren, 
Sie  „©übe"  (l;ier  im  ©innc  x)on  Statuten  gebraudjt)  rourbe  vorläufig 
t)om  Siatl^  unb  ben  beiben  ©enoffenfd^aften  entworfen.  §oIIänber  unb 
©djotten  —  bie  lefeten  t)erbreiteten  fi($  bamafe,  befonberä  ate  §änbler 
über  alle  pommerfdjen  ©täbte,  bie  erfteren  trieben  il^re  faufmäimifd;en 
©efd&äfte  in  ben  Küflenftäbten  —  finb  von  ber  ©ilbe  au§gefd^loffen, 
ebenfo  bie  §anbroerfer.  SDer  SJatI;  wirb  bagegen  ©orge  tragen,  baß 
ä5orrat]^  für  bie  Slrmen  ba  iftt    SSon  jeber  ßajl  Äom,  bie  auöo^e^ütft. 


—    346    — 

n)itb,  follen  2  ©(ä^effcl  in  bcm  ju  erbauenben  Äornl^aufe  aufbewal^tt 
unb  vox  3Rartini  fein  neues  Stom  ausgeführt  werben,  von  3}ltS)l  unb 
Swiebad  fott  immer  bie  aä)te  Saft  in  SBorratl^  bleiben." 

S)iefe  SSerl^anblungen  jwifd^en  3?atl^  unb  ©ilben  mürben  aber  in 
ber  ©tabt  rui^bar  unb  t)eranla6ten  große  Unrul^e  unb  Semegung  unter 
ben  §anbmerfern.  ©ie  festen  ben  Sifd^of,  ber  il^nen  megen  il^rer  §at 
tung  im  Saläre  1587  no(^  2)anf  f($ulbete,  von  bem  SBorl^aben  bes  dia^ 
tl^eö  in  5lenntnij3,  „nod^  vox  menig  SBoi^en  l^ätten  fie  üon  jebem  §aufe 
1  ffv  von  ieber  S3ube  i  ff.  unb  von  jebem  Heller  i  ff.  3ufage  für  ben 
93if(^of  tl^un  muffen;  menn  eö  ©teuern  gebe,  müßten  fie  immer  l^er^ 
l^aftcn;  fie  l^ätten  jur  §anfe  unb  jum  Sergenf (^en  6ontor  beigefleuert, 
bafür  märe  il^nen  bie  3ufage  gemorben,  baß  fie  aud^  fot(^e§  mitgenießen 
fofften,  unb  nun  folften  fie  auögefi^f offen  werben."  ©ie  baten  um 
©(^ufe  gegen  baö  unerl^örte  beginnen  bes  "Siaif)^  unb  ber  ©ifben. 

Sn^mifd^en  rüfteten  fie  fid^  aud^  fefbft  ^ur  ©egenmel^r,  fd^foffen 
\i6)  eng  jufammen  unb  erfießen  eine  brol^enbe  SJial^nung  an  ben  SRatl^ : 

„©ie  ptten  fic^  ju  i^rer  Dbrigfeit  nid^t  oerfel^n,  baß  fie  efefid^en 
befannten  ©eijl^äffen,  oon  benen  fie  bis  auf  bie  ©raten  ausgefogen 
mürben,  SSorfd^ub  feiften  mürbe;  pe  felbfl  müßten  ber  ©tabt  S3ürb^n 
tragen,  in  ber  SRotl^  ben  §arnif(^  anfegen,  bei  Sag  unb  3la^t  auf  ber 
©tabt  ®eUn  unb  Sefferung  fiegen,  in  ^äfte,  groft,  Ungemitter  bei 
bem  Soffmerfe,  ber  3Wünbe,  ben  Sl^oren  unb  3Jlü^fen  aufwarten  unb 
bas  §anbmer!  fiegen  faffen.  Ungfeid^e  ©d^üffetn  gäben  fd^eefe  3lugen; 
möd^ten  bod^  auc^  bie  ©üfjl^erren,  bie  ©c^fiefö  unb  bie  33raunfd^meigs, 
mefd^e  bie  neue  ©ifbe  vmvalkn  folften,  fd^armerfen  gelten  unb  bei  ber 
©tabt  ©ebrec^en  \iä)  finben  faffen.  S)ie  von  ber  ©üfje  feien  bie  Sin* 
ftifter,  fie  l^ätten  brei^  unb  t)ierfad^e  S^al^rung  mit  §anbfung,  ©afjfieben 
unb  aSraumerf,  maö  fie  boc^  vox  afterö  nid^t  geburft  l^ätten.  3?un 
bauten  fie  ein  ^au§>  für  bie  3lrmutl^,  b.  1^.  fie  ftrii^en  eine  g^arbe  an, 
afs  märe  affes  fdf)ön,  mie  im  ©oangefium;  mit  bem  ^onil^aufe  mürbe 
es  au($  mol^f  werben,  wie  mit  bem  ©afjl^aufe,  woju  fie  bie  ©teine 
t)om  SBolfwerf  genommen,  fo  baß  bies  bei  bem  erften  ©türme  in  Srüms 
mer  ging.  33effer  wäre  es,  roenn  fie  oon  ber  ©tabt  ©infommen,  ben 
^otjungen,  aJlül^fen  u.  f.  w.  etwas  erfparten  unb  für  bie  2frmut5  fam^ 
meften.  „Seber,  ber  Äaufmannf($aft  treiben  motte,  folfe  in  einem  eige^^ 
nen  §aufe  wol^nen."  2lber  wie  fönne  benn  jeber  einen  eigenen  §aus= 
l^aft  ^aben!  Sei  ©(^afeungen  wäre  bas  gfei(i)güftig,  ba  füben  fie  aud^ 
bie  §anbwerfer  unb  bie  Sßorftäbter  ein,  bamit  fie  bie  ^^orberungen  ber 


—    347    — 

]^anfcf(]^cn  ©ontore  Befricbiöen  plfctt,  iebet  l^abe  fürsll(]^  einen  ©ulben 
jaulen  muffen,  nnb  ber  ^fanbraagen  fei  umgegangen;  ®elb  fottten  fie 
jal^len,  aber  Äauffd^Iagen  wäre  i^nen  t)erboten,  tmr  bamit  jene  Sans 
fette  l^alten,  fd^inben  unb  fd^aben  fönnten-  ©eel^anbel  unb  ^Reifen  unb 
§anbtl^ieren  iux  ©ee  fei  frei;  fo  ptten  es  au(3^  bie  Reiben  t)erftanben: 
quid  prohibeiis  aqtiasl  aquarum  commtinis  est  nstis;  frei  fei  bie 
©ee,  frei  mie  %if)m  nnb  £i$t,  n)ie  SBinb  unb  ©ewitter;  lieber  mottten 
fie  baö  Seben  t)erlieren,  alö  fold^e  g^reil^eit  \iä)  abftriden  Iaf[en.  5Wie 
l^abe  f)m  fol($e  ®ilbe  beftanben,  wol^I  aber  eine  ^fingftgilbe,  fie  märe 
einfl  auf  bem  Statl^l^aufe  gefeiert  morben,  jefet  läge  fie  barnieber  megen 
Uneinigfeit  unb  SWifetrauen,  aßes  bürgerliche  SBefen  unb  atte  gröl|li(3^^ 
feit  fei  bal^in.  3lber  bie  3lutore  mürben  no^  il^ren  Sol^n  bef ommen/' 
(1592). 

®ö  ift  bie  bittere  ©pra(ä^e  be§  tiefften  Sngrimmeö,  aber  eö  mel^t 
]^inbur(3^  mie  ein  ©prül^en  ber  ©aljflutl^,  beö  Sebenöelementes  ber  ©tabt, 
ber  frif(3^e  3ltl^em  eineö  männlichen  ©inneö,  ber  Unrecht  ni(ä^t  bulben 
mitl,  Unheil  t)erfünbenb,  mie  ba§  ©rollen  ber  ©ee  vox  betn  ©türme. 
SDer  SRatl^,  an  ben  au^  ein  Sefel^l  von  ^afimir  ergangen  mar,  mit  ber 
@ilbe  inne  ju  l^alten,  mürbe  eingef($ü(i)tert,  er  »erfd^ob  bie  Stuöfül^rung  auf 
gelegnere  Seit  SDie  Sürgerfd^aft  aber  blieb  in  ©äl^rung,  bie  Parteien  ftan^ 
ben  Saläre  lang  l^art  gegeneinanber,  auf  bem  ©eglerl^aufe  gab  eö  puflger 
alö  fonft  blutige  Äöpfe,  felbft  auf  ben  ©trafen  erfd^oll  nod^  bei  nad^tfd^la- 
f enber  3eit  SBaffenf lirren  unb  Särmruf,  unb  ©(3&mäl^f4)riften,  am  ^af  unb 
an  ben  Äird^ent^üren  angefd^lagen,  bejeii^neten  baö  treiben  beö  SRatl^ö  mit 
rücffid^tölofeti  SBorten  unb  forberten  bie  33ürger  auf,  mad^fam  ju  fein, 
bamit  fie  nid^t  gröblid^  l^intergangen  mürben.  Unb  biefe  mitterten  jefet 
aud^  l^inter  ben  arglofeften  Slnorbnungen  be§  diatf)t§>  SSerfürjung  il^rer 
grei^eiten.  2llö  mel^rere  berfelben  im  Sanuar  1597  na^  gemol^nter 
SBeife  §ols  auö  bem  SBalbe  gel^olt  Ratten  unb  bei  il^rer  SlüdEfel^r  bie 
©t  Sürgens  §olj}ingel  gefd^loffen  fanben,  l^ieben  fie  mit  ategten  imb 
SBeilen  auf  bie  S^orflügel  ein  unb  l^ätten  einem  3Jatl&öbiener,  ber  l^im 
burd^  feigen  mottte,  faft  bie  3lafe  abgel^auen.  ©ie  mürben  in  §aft  qc^ 
nommen,  aber  ftrafloä  mieber  entlaffen,.  entmeber,  meil  ber  SRatl^  bie 
(Erbitterung  nid^t  t)erme]^ren  mottte,  ober  meil,  mie  man  boöl^aft  fagte, 
aud^  beö  ^ämmerejö  v.  b.  Saufen  Äned^t  mit  feinem  ©df)litten  unter 
ben  2lu§gefperrten  gemefen  märe. 

SRod^  einmal  l^atte  bie  §anfe  unter  ©tralfunbö  aSorgange  Derfud^t, 
fid^  bem  bro^enben  Untergange  entgegen  ^u  ftemmen  unb  baö  gefammte 


—    338     — 

©igenfu^t  be§  SUJtttelalterö,  baJ3  feine  ©tabt  freuiiblid;  auf  ba^  ©e- 
bellten  von  §anbel  xiub  ©eroerbe  tu  ber  Skc^barfd^aft  fal^,  befonberö 
Toeuu  baffelbe  auf  ber  SBerlefeuug  ber  eigenen  ^Müitegien  ju  berul^eu 
festen,  ßolberg  unb  6ö§lin  tnaren  jeitweife  burd^  gemeinfamen  S3or- 
t^eil  gegen  bie  bif($öfli($e  ©eroalt  jufdmniengel^alten  tüorben,  aber  §an- 
bel§eiferfud^t  liejg  ben  alten  3roifl  immer  wieber  aufleben,  ßolberg 
pflegte  babei  mit  ©tolp  unb  SRügenroalbe  gegen  6ö§lin  jufammenjuftel^n. 
©d^on  SBifd^of  3Jtartin  I;atte  roieber  einen  §aber  jn)ifd;en  ben  ©tobten 
ausgleichen  mflffen  (1510).  Sroei  ©(i)utcn  ber  ©ööliner,  bie  bamalö 
t)om  ©tranbe  an§f  §anbet  getrieben  l^atten,  waren  im  §afen  t)on  SJügen- 
walbe  feftgel^alten.  SSifd^of  3Jlartin,  jur  ©üfd^eibuug  angerufen,  l^atte 
bie  g^reigebung  ber  ©(^uten  erroirft,  aber  ben  ß^öölinern  i>a§>  Siedet  ab= 
gefprod^en,  t)om  ©tranbe  an^  Äaufmannäroaaren  ju  t)erf (Riffen  unb 
anbere  SBaaren,  als  felbftgefangene  gifd;e  unb  anberö  alö  in  gifd^er- 
booten  ju  t)erfa]^re!t;  ßolberg  unb  9iügenh)albe  erfiietten  baö  9ted;t, 
il^nen  anbere  SBaaren  fortjunel^men,  wo  fie  ju  SKarfte  fämen  ^^).  9]id^tö 
befto  weniger  l^atten  bie  ßööliner  il;ren  §anbel  wieber  aufgenommen, 
fie  iawkn  i^re  e?al;r}euge  in  ber  ©tabt  unb  lieJBen  im  3al;re  1572  eine 
©d)ute  auf  fe(|§  SRäbcm  tmb  mit  t)ieräig  ^ferben  nad^  bem  ©tranbe 
f($affen.  Sol^ann  g^riebri(^  l;atte,  wie  eö  fd^eint,  ju  ©unften  6ö§lin§ 
1573  ben  barüber  auögebrod;enen  ©treit  auöjugleid^en  gefud^t,  er  ent- 
brannte balb  um  fo  |)eftiger,  aU  bie  fiöötiner  nid^t  me^r  blo^  mit  5lorn, 
gering,  Sud^,  fonbem  aud^,  wa§  bie  ßolberger  immer  am  meiften  auf^ 
brachte,  mit  ©alj  ju  l^anbeln  anfingen  \\n\)  angeblid^  700  Saft  baoon  in 
il^re  „unbefugte  §afnung"  brad)ten.  SDie  ß^olberger  bef(^werten  fidj  über 
il^re  3laä)baxn:  „ba§  2Bol^l  ber  ©täbte  berul^e  auf  i^ren  ^Woilegien,  aud^ 
Äauffeute  würben  t)om  Äaifer  prioilegirt,  mit  2llaun,  Äupfer  u.  f.  ju  1^an= 
beln,  unb  man  bürfe  allein  von  biefen  faufen;  e§  fei  wiber  ben  Sraud^  ber 
beutfd^en  Station,  wenn  man  feinen  §afen  l^abe,  an^^  bem  ©tranbe  ju 
fd^iffen  unbfid^  ber  ©eefal;rt  ju  gebraudien;  wenn  and)  bie  Sanbftäbte 
©eel^anbel  trieben,  fo  müßten  bie  ©tobte,  bie  burc^  it;re  Sage  auf  bie 
©ee  angewiefen  wären,  abnel^men  unb  oerberben."  SDie  Göäliner  ba- 
gegen  bel;aupteten,  ber  freie  ©tranb  gel^öre  il^nen  fo  gut,  wie  ben  ©oI* 
bergern,  wenn  il^r  Sief  nid^t  fo  bequem  wäre,  wie  ber  ßolberger  §afen, 
fo  wäre  ba§  i^re  ©ad^e  unb  ginge  bie  ßolberger  nid)t§  an;  bie  ©ol- 
berger  wollten  nur  itjr  ©alj  möglid^ft  ttjeuer  t)er!aufen,  ber  2lrmutl^ 
für  1  ^funb  ©alj  4—5  Ji^aler  abnehmen;  furj  fie  wollten  immer  „bie 
©aljjunfor"  fein.    @ö  war  fd;on  für  bie  S'oiberoer  3tnfprüd^e  ein  ungün- 


—    339    — 

ftiger  Umfianb,  bag  bie  a3ef(]^tt)erbe  berfclben  aud;  bett  bif^öflti^en  3lmt- 
ntamt  t)on  Saft  betraf,  ber  \xö)  cbenfallö  auf  ben  ©ecl^anbel  gelegt 
l^aben  fottte.  SDiefer  bel^auptete,  er  l^abe  auf  feiner  mit  beö  S3if(3^ofö 
©rlaubni^  erbauten  ©(^ute  nur  baö  Äorn  aus  ben  Slemtern  Sublife, 
ßörlin  unb  S3afl  m^  Stettin  gefd^afft,  um  ben  Säuern  bie  Sanbful^ren 
nad^  Stettin  ju  erfparen;  unb  ba§  bie  gif(|er  t)om  ©tranbe,  wenn  fie 
SDorf(^  u.  f.  xo,  mä)  Stettin  ober  SJanjig  fül^ren,  von  bort  ©alj  mit= 
brad^ten,  fei  fd^on  feit  unoorbentti(|er  Seit  S3rau(^  geroefen."  SDie  ©in- 
jell^eiten  ber-  nun  folgenben  SSorgänge  finb  unbefannt;  ßolberg  würbe 
mit  feiner  Sefd^werbe  abgewiefen  unb  fuiä^te  fid^  burd^  ©ewaltmajsregeln 
gegen  6öölin  felbft  SRed^t  ju  oerfd^affen,  würbe  aber  bafür  t)om  §ofgerid^t 
in  eine  Strafe  von  500  Si^alern  oerurtl^eilt  ^^). 

SJurd^  biefe  S)rangfale,  bie  von  allen  Seiten  i^er  über  i^n  fanten, 
war  ber  3Kutl^  unb  bie  SBiberftanböfraft  bes  3latl^eö  vöUxq  gebrod^en, 
er  beugte  fid^  t)or  ben  beiben  dürften,  befannte  feine  gro§e  Uebereitung 
in  ber  aSerlefeung  be§  freien  ©eleits  unb  erbot  fid^,  bie  ©elbftrafe  von 
2500  Si^alern  bafür  ju  jal^len.  3ur  Beilegung  ber  übrigen  Streit:^ 
puncte  fud^te  er  ben  ^er^og  Sodann  griebrid^  afe  aSermittler  3U  ge^ 
winnen.  SDiefer  war  l^ierju  unb  jur  3lnnal^me  einer  faiferlid^en  3Soff= 
maS)t  um  fo  lieber  bereit,  als  Äafimirö  gefefelofeö  Sßerfal^ren  imb  ba§ 
Streben  nad^  tJoffer  Unabl^ängigfeit,  baö  er  burd^iblidfen.  lie§,  fd^on  baö 
SBebenfen  ber  beiben  pommerf d^en  §eQöge  erregt  l^atte.  2lm  12.  S^c-^ 
tober  1586  famen  Soi^iann  griebrid^  von  Stettin  unb  ©ruft  Subwig  von 
SBolgajl  nad[;  ßolberg,  um  ben  Slusgleid^  in  baö  SBerf  ju  fefeen;  nur 
jögernb  ging  ber  SBifd^of  auf  benielben  ein.  3n  unrü^mlid^er  SBeife 
würbe,  ungewiß  ob  auf  Äafimirö  ober  nur  auf  beS'  Stift^oogtes  ©e^eig, 
bie  grift  biö  jum  oollftänbigen  2lbfd^lufe  benufet,  um  bie  fd^önflen  unb 
größten  ©ren^-  unb  aKalbäume  im  Stabtwalbe  unb  Sefiiner  §oIje  ju 
fällen  unb  als  Srennl^olj  ju  rerfaufen.  SRac^  oielen  Sd^wierigfeiten 
würbe  enblid^  am  4.  9Jlai  1587  ju  ßolberg  imb  3lltftabt  ber  SBertrag  ju 
Staube  gebrad^t,  ber  wenigflens  oorläufig  ben  gerieben  wieber  l^erftellte. 

S)ie  §auptoeranIaffung  beö  gaujen  Streits,  bie  ßlojlerfrage, 
würbe  juerft  erlebigt  SDie  oon  bem  Statine  in  S3efife  genommene  Älo= 
fterlabe  würbe  oon  biefem  lierauögcgeben,  unb  bem  Sifd^ofe  von  ©am« 
min,  als  bem  öegrünber  beö  5ltofterö,  baö  ^atronat,  baö  ber  SBifd^of 
fd^on  1580  wieber  an  fid^  genonunen  l^atte,  unb  bie  oberfle  Snfpection 
unb  Konfirmation  jugefprod^en,  SDas  3?älpere  über  ben  SBertrag  ift  ju 
ju  flnben  S,  297* 


—    350    — 

ber  ©ütje  voax  bereit,  bemSefel^Ie  golge  ju  leifien;  aber  bie  SWel^rjal^l 
unb  ber  aiuöfd^ufe  ber  SBürgerf^aft  erfannte  bie  ©efal^r  für  bas  SRed^t 
ber  ©tabt,  m^  welkem  bei  ©treitigfeiten  jwifd^en  bürgern  unb  bem 
33if$ofe  jene  nur  in  ben  aWauern  ber  ©tabt  t)or  bem  aßagiftrate  unb 
ben  Mi^tn  be§  SBifd^ofö  jur  5Berantn)ortung  gebogen  werben  burften. 
Samme  würbe  auf  ber  Äämmerertammer  in  §aft  gel^alten,  feine  2luö= 
lieferung  würbe  t)ern)eigert.  ®ö  entfprai^  bem  6§arafter  beö  g^ür= 
ften,  ba§  er  bafür  Samme'ö  ©öl^ne  aufgreifen  unb  m6)  Äafimirsburg 
bringen  liefe. 

3n  biefer  Seit  ereignete  fid^  ein  fomifd^er  Swifd^enfall  in  ßolberg, 
ber  ein  feltfameö  Sid^t  auf  bie  Suftänbe  faffen  läfet  SDer  Sifd^of  fam 
am  12.  Suni  1600  mit  bem  §erjoge  Sol^ann  6arl  t).  SBraunfd^meig 
unb  jal^Irei^em  ©efolge  m^  ßolberg,  mn  fid^  l^ier  mel^rere  Sage  auf= 
jul^alten.  ©ie  würben  vom  Statine  in  großen  ©afigeboten  mit  Dielen 
Unfoften  tagtäglid;  auf  bem  $Ratl^I)aufe  gefpeift,  unb  als  nun  bie  jovialen 
§erren,  bie  il^ren  ©pafe  liebten  —  Äafimir  war  mel^rmalö  auf  doU 
berger  S3ürger]^o(3^}eiten,  felbfi  in  ben  nieberen  ©tänben  —  von  ben 
feurigen  SBeinen  auö  bem  SKatl^sfetter  flar!  aufgel^eitert  wareit,  liegen 
fie  i^ren  Sarbier  Idolen  unb  ben  el^rfamen  9iatl;öl^enn  in  i^rer  ®egen:= 
wart  bie  Sierbe  beö  SfKanneö  in  jener  Seit,  bie  würbigen  Särte,  ab-^ 
fd^neiben;  unb  ate  ber  9tatl^  gefd^oren  war,  würben  bie  übrigen  (?) 
S3ürger  einer  nad^  bem  anbern  l^erbeigel^olt,  um  berfelben  ^rocebur 
unterworfen  ju  werben.  SDie  ©d^ur  bauerte  vom  U.  hx§>  jum  16.,  „baö 
SRat^l^auä  würbe  eine  SBarbierftube,  bie  ©onfuln  unb  Bürger  ©diafe, 
bie  dürften  SBarbiere",  delirant  regesy  tondentur  Arc/iivi,  fügt  bie 
Ouelle  l^inju  ^). 

SDer  diat^  l^atte  vox  ad^t  Sahiren  gegen  ben  SBiden  ber  Sünfte 
unb  be§  Sifd^ofö  bie  ^aufmannögilbe  nid^t  ju  t)eröffentlid^en  gewagt, 
ol^ne  fie  beö^alb  aufgegeben  ju  l^aben.  §atte  er  burd^  bie  glänjenbe 
Sewirt^ung  auf  Soften  ber  ©tabt  unb  burd^  bie  SDulbung  ber  unwür^ 
bigen  a3e|anbtung  fid^  bie  SBiafä^rigleit  unb  bie  Seiftimmung  be§  felt= 
famen,  launenhaften  prften  erfauft?  g^aft  möd^te  man  eö  permutl^en. 
Unermartet  von  ber  ©emeinbe  warb  plöfelid^  am  22.  Sanuar  beö  folgenben 
Sa^reö  (1601)  bie  üerl^afete  ^aufmannö^  unb  ©d^iffergilbe  befannt  ge= 
mad^t,  weldf)e  ben  S5orftäbtern  unb  ben  §anbwerfern,  wenn  fie  nid^t 
i^r  §anbwerf  aufgäben  unb  in  bie  ©ilbe  einträten,  jeben  §anbel  mit 
Äorn,  Swiebad  u.  f.  w.  unterfagte,  unb  ebenfo  unerwartet  ertl^eilte 
Jfaftmir  je^t  bie  früher  ^erraeigerte  SBeftätigung.    Ser  diat^  l^atte  hm 


—    351    — 

anöeferjcneren  Sf;eil  ber  93ürflerfd)aft  auf  feiner  (Seite,  bie  ©ülje,  bie 
^auftnännSs  unb  g(^iff  er  gilbe;  bie  ganje  übrige  ©emeinbe  bagegen  unb 
bie  fleinen  Seute  in  ben  SBorftäbten  f)ielten  einmütliig  jufantmen,  bie 
lefeteren  um  fo  mel^r,  ba  pe  fid^  burd^  eine  neue  §oljorbnung  beö  SHa^ 
tl^eö  t)om  Sa(;re  1599  fc^wer  gefd^äbigt  glaubten. 

SDer  ©tabtraatb  war,  wie  man  in  6oIberg  immer  geglaubt  l;atte, 
befonberö  jum  Sinken  beö  gemeinen  SUJanneö  ta.  S)o&  fanb  mol^l  in 
ber  Sluöbeutung  beffelben  eine  grofee  Unorbnung  flatt,  jieber  ^olte  naä) 
SBelieben,  mann  er  moKte;  bie- ©rneuerung  ber  alten  SSerfügung  mar 
äraedmäjsig,  ba^  nur  bann  §olj  gel;auen  unb  gel;olt  merben  bürfe,  wenn 
©tabtbiencr  unb  ^oljüögte  eö  ausriefen.  S)aö  gef(3^at;  in  ber  3eit,  wo 
bor  erfte  g^roft  bie  3Woorgrünbe  l;art  mad^te;  bann  jogen  bie  !tei= 
neren  Sflrger  mit  SBagen,  ©d^lilten  unb  Darren  l^inauö  unb  fd^lepp« 
ten  fo  t)iel  in  bie  ©tabt,  ba§  fie  nod^  anberen,  bie  fid)  ber  2lr^ 
beit  fd)ämten,  abgeben  fonnten*).  —  9luJ3erbem  aber  mürbe  jum 
3laS)t^eH  ber  ^ött(^er  ber  ©d^lag  beö  &ä)en^  unb  33u$enl^oläe§ 
bef(^ränft;  bie  in  SBuben  unb  klettern  mol^nten,  follten  ni(i)t  mel^r  mit 
^>ferben  unb  SBagen  ju  SBalbe  fal;ren,  ben  aSorftäbtern  aber,  ben  ©tub^ 
benl)ägnern  mit  Sluöim^me  berer,  bie  auf  alten  SSauerl^öfen  fa^en,  ben 
aJiünbern  unb  ben  Semol^nern  ber  ^fannfi^mieben  mürbe  bas  ^ols^olen 
aufö  neue  ganj  t)erboten;  fie  mürben  auf  Sorf  angemiefen  (ber  fd;on 
um  bie  SWJitte  biefeö  3ci§rl;unbertö  erroäl^nt  mirb).  3u  3Balbs:  unb  §olä- 
Ijerren  mürben  immer  bie  jmei  jüngften  ^iatl^öl^errn  beftimmt,  benen  jmei 
auä  ber  S8ürgerf(^aft  beigegeben  mürben  ^). 

SDie  ganje  aufgeregte  aWaffe,  bie  §anbmerfer  in  ber  ©tabt,  bie 
©ärtner  unb  Sagelöl^ner  aus  ben  SSorftäbten,  f(^arten  fi(^  nuit  um  jmei 
3)?änner,  biefid^  ju  il^ren  g^ül^rern  aufgemorfen  l;atten:  5D?attl^ia§  ^lam 
tefom  unb  Situs  ©ögfe.  SDer  erfte,  ein  geborner  ©targarber,  längere 
3eit  ©olbat,  l^atte  fid^  1586  in  ©olberg  niebergelaffen  unb  ben  Sür? 
gereib  gefd^moren.  2lnfängli(^  in  moljl^abenben  aSerl^ältniffen,  mar  er 
(fo  menigftens  ©immern)  ein  3Jlüffiggänger  unb  Sßerjel^rer  feines  ®utes 
gemorben.  S)en  anberen,  ber  von  ^rofeffion  ein  ©d^neiber  mar,  l^atte 
i'mruljiger  ©inn  getrieben,  ftatt  ber  5Wabel  bie  ?pife  in  bie  §anb  ju 
nehmen;  als  ^riegSgenoffe  eines  fpäter  in  ber  3?ä^e  von  ßolberg  an:= 
fäffigen  t).  SWanteuffel  mar  er,  Derfd^iebenen  g^ürften  bienenb,  abenteuernb 
in  ber  SBelt  uml^ergejogen  unb  l^atte  mit  g^ranjofen,  Surfen  unb  3JloS- 
fomitern  gefämpft*  3n  feine  Sßaterftabt  jurüdfgefe^rt,  l^atte  il^m  fein 
fvieblidjes  §anbn)erf,  ju  bcm  er  anfänglid^  mieber  ge^rif^eu  l(atte»  mvöv^x 


—    852    — 

mi)t  jufageu  woHen,  ba  l^atte  er  [xä)  in  ein  SEBirtl^ö^auö  l^ineln  gel^eirat^et 
nnb  xoax  S^^mxif)  geraorben,  unb  baju  mochte  and)  bie  Ijod^geroa^^ 
fene,  ntartialifcle  Sieitergeftalt  mit  ber  breiten  ©(^marre  über  baö 
©cfiiä^t  beffer  paffen.  —  SDie  Urtl^eile  über  bie  beiben  rül^ren  nur  von 
©egnern  l^er  unb  finb  be§l^alb  mit  aSorfi(^t  aufäune^men.  SDie  Tl&nmx 
l^aben  fi(ä^er  ein  wilbeö  ©piel  mit  ber  ©emeinbe  getrieben;  aber  eö 
waren  fül^ne  ®ef eilen,  ber  geber  unb.beö  SBBorteö  mäd^tig,  gefdjidter 
alö  2lbebar,  bie  3Kaffen  ju  leiten,  bie  £eibenf(3^aft  berfelben  immer  von 
neueiii  wieber  anjufac^en  unb  fid^  il^r  aSertrauen  ju  erl^alten;  fie  mußten, 
ba^  neuen  Setjorjugungen  ber  bem  3^atl;e  nal^e  fte^enben  ©ilben  nur  bann 
bauernb.  t)orgebeugt  werben  fönne^  wenn  ber  9iatl^  einen  Stjeil  feiner 
©ewalt  an  bie  3ünfte  abgebe,  furj,  fie  wollten,  wie  ber  6rla^  beö 
9iei(3&öfammergeri(|tö  fagt,  bie  respiiblica  aristocratica  \n  tintdenio- 
craticam  t)erwanbeln.  3lu§er  il^nen  werben  no(|  unter  ben  gül^rem 
ber  SRotar  Soc^im  Sante  unb  ber  Sernfteinbrel^er  ©tubbe  genannt. 

3unäd^ft  fd)ienen  fie  bie  gefefclic^  il^nen  juftel^enben  SJlittel  am 
wenben  ju  wollen:  fie  appellirten  an  ba§  SReid^öfammergeriiJ^t»  3llö 
aber  ber  SRatlj  bei  ber  furchtbaren  ©äl^rung  eö  bennoc^  wagte,  ein  ©(ä^iff 
mit  ©ewerföwaaren  im  §afen  feftl^alten  ju  laffen,  begann  bie  offene 
©mpörung.  3lufrül^rerifd^e  §aufen  brangen  in  ba§  §'auö  bes  aSücger^^ 
meifteramt§Derwefer§  unb  forbert^n  i(;m  bie  ©d;Ittffel  jum  9tatl;f)aufe 
ab,  anbere  fal^nbeten  auf  ben  ©rinbifuä  SDöpfe,  ben  fie  für  ben  §aupt- 
url^eber  ber  fürfttid^en  SBeftätigung  l;ielten;  alö  fie  i^n  im  §aufe  nid^t 
fanben,  befefeten  fie  bie  S^ore,  um  fein  ©ntweid^en  ju  oerl^inbern,  i(jn 
mit  ©ewalt  auf  \)a§^  9iatl^]^au§  ju  fd^teppen  unb  ifjm  „ben  §alö  ent« 
jwei  ju  fd^Iagen";  eö  war  i^m  jebod^  gelungen,  mit  feinem  ©ecretär 
jufammen  bur($  eine  SBafferpforte  nad^  6öölin  ju  entfommen.  3lm  foU 
genben  JTage,  16.  Slpril  1601,  alö  ber  Siatf;  in  grofier  ©orge  unb  Un^ 
rul^e  auf  bem  SWatljl^aufe  t)erfanunelt  war,  erfd^ien  ^tantefora,  umgeben 
von  einer  £eibwa($e  Don  l;unbert  aWann  —  wäl;renb  fonft  nie  mel^r 
alö  fieben  ju  gleid;er  Seit  vox  bem  Statlje  auftreten  burften  —  in 
feiner  3JHtte  unb  forberte  unter  bem  Srol^en  unb  Sioben  feiner  Begleiter 
ßaffation  ber  Äaufmannögilbe  unb  bie  Serreifeung  ber  fürftlidjen  Se^ 
ftätigung.  ®er  3iat[;,  burdj  wilbe  9iufe  „er  foHe  nid;t  lebenbig  baoon 
fommen",  anfänglich  eingefdiüdjtert,  l;ob  ben  Slrreft  auf  ba§  ©d;iff  auf 
unb  oerfprad^,  bie  Sefd^ werben  ber  ©emeinben  in  Sufunft  gern  anhören 
unb  in  nähere  Comideralion  nel^men  ju  wollen,  ^lantefow  unb  feineu 
©enoffen  genügten  bie  uubeftiiumten  Sufid^erungen  nid;t,  fie  fovberten 


—    353    — 

bie  misbrücf Ii($c  @rf fäning,  ba§  bie  ©Übe  aufocl^oben  fei,  irnb  l^ielten  ben 
diat^  ben  ßansen  STag,  ol^ne  i^^tn  ©peife  unb  Sranf  jufommen  ju  laffen^ 
auf  bem  9latl^5^ufe  fefl.  Sod^  biefer  l^atte  feine  alte  Säl^igfeit  wieber 
gewonnen;  ol^ne  il^re  S[bfi(3^t  erreid^t  ju  l^aben,  mujgten  bie  9IufrüF;rer, 
felbft  mübe  geworben,  il^n  am  fpäten  Slbenb  mä)  §aufe  entlajfen.  — 
©er  2lufftanb  erl^ielt  bann  in  ben  folgenben  Sagen  eine  beftinimte  ©r- 
ganifation.  S)aö  ©eglerl^aus  würbe  juni  Hauptquartier  geinai^t,  bort 
l^ielt  ber  neue  bentofratifcf;e  Sluäfd^u^  —  benn  ber  alte  I;atte  bem 
©turnte  nid^t  ©tanb  gel^allen,  ein  Si^eil  war  ju  ben  Sünften  ge^ 
treten,  bie  ©ilbegenoffen  l^ielten  es  mit  btm  Statte  —  feine  ©ifeungen. 
eine  2«ufierung  ber  2Iufftänbif(i^en  ergab  1430  ftreitfä^ige  3Kcinner, 
benn  an^  bie  frieblidjen  S3ürger  würben  wiber  SBiUen  t)on  ber  3Kenge 
mit  fortgeriffen.  Unter  Srommel^  unb  ^feifenflang  m^  Äriegsfitte 
f(^woren  fie  ben  alten  Ärieg§Ined;ten  ©öfefe  unb  ^lantefow,  i^ren 
„ßapitänen",  ©el^orfam  unb  Sreue,  bajg  fie  mit  £eib  unb  Seben  ju 
i^nen  ftel^en  wollten.  SBor  ben  Käufern  ber  ©apitäne  l^ielten  bewaffnete 
SRotten  be§  3laä)t^  SBa(^e,  au(^  baö  SRatl^l^auS  würbe  mit  einer  2Badje 
rerfel^en.  2)er  diat^  war  au^er  Sl^ätigfeit  gefegt,  er  mu^te  fid^  im 
(Sel^eimen  unter  Slngft  unb  ©efal^r  an  anb^ren  Orten  rerfammeln. 
3njwif(|en  l^atte  er  [x^  fd^on  in  feiner  SRotl^  an  ben  93if(|of  gewenbet, 
unb  eö  erfolgte  ein  ernfter  Sefel^l  von  blefem  an  bie  SEerfe,  jum  ®e= 
l^orfam  jurüdjufel^ren.  Sie  2lufftänbif(^en  jebod^  würben  baburi^  mir 
t)eranla6t,  bie  ©tabt  für  ben  ^JaH  eineö  2lngriffe§  in  Sßertl^eibigungs^ 
juftanb  ju  f efeen :  bie  3lrbieiter  würben  t)om  gelbe  in  bie  ©tabt  gerufen, 
felbft  ben  SBittwen  würbe  aufgegeben,  einen  tüchtigen  ajfann  unb  SBaffen 
für  i^n  bereit  ju  Italien,  ber,  wenn  bie  Trommel  gefc^lagen  würbe,  in 
5Rei^  unb  ©lieb  treten  fönnte;  eine  §auöcolIecte  brad^te  bie  nöt|)igcn 
©elbmittel  jufammen. 

2luf  beö  Slatl^ö  bringenben  §filferuf  fam  am  22.  Slpril  ber  San^ 
beöfürft  in  ^erfon  na(5  ßolberg,  bie  S^l^ore  würben  ilim  geöffnet,  aber 
in  brol^enber  Haltung  ftanben  bie  SBerfe,  mit  ©ewel^r  unb  3)Juöfeten 
wol^l  bewaffnet,  in  bid^ter  aJJaffe  von  bem  fürftlid^en  §ofe  in  ber 
S)omftra^e  an  biö  jur  Sanbesbanbflrajge  aufmarf(^irt.  9Wit  ben  50  dleU 
figen,  bie  aufeer  ben  24  mit  Prälaten  unb  Statinen  belabenen  SBagen 
feine  SSegleitung  bilbeten,  wagte  ber  gürft  nid^t,  ©ewalt  anjuwenben, 
er  begnügte  fid^,  beibe  Parteien  anjul^ören,  ©ewalttl^ätigfeiten  ju  unter* 
fagen  unb  fie  auf  bie  ®«tfd^eibung  beö  SReid^öfammergerid^tö  ju  vex- 
weifen,  weld^eö  bereite  ani)  vom  9flat§e  angewfen  war*    Saft  faifer- 


—    354    — 

lidjc  aWanbat,  ha^  eine  ntiöfürjrlid&c  @efcf)id;te  bt^  STufftanbcö  entl^ält, 
war  ain  25.  Sunt  1601  auögcftcHt,  eö  befal^l  bcn  SBerfen  bei  beö 
9leid^e§  3l(i)t,  feineu  Sumult  unb  ätuftul^r  tüieber  ju  erregen,  fi^  rul^ig 
ju  bejeigen  unb  fi(^  ber  Äaufmannögilbe  ju  fügen. 

S)ie  ©emeinbe  Ue^  fid^  baburd^  eBenfo  wenig  irre  niad^en,  wie 
bnrc^  ba§  erf(^einen  beä  Sifc^ofö.  S^atfä^lid^  befajsen  bie  gül^rer  ber 
©emeinbe  bie  §errfc[jaft  in  b^r  ©tabt.  ^lantefou)  beftimmte  bie  Stiiötl^eis 
lung  ber  SWatljöämter,  wer  §afen-  3)iül^len]^err  ii.  f.  w.  fein  foßte,  bem 
diaü)e  entbot  er  nur  feine  „mitbürgerlid^en,  nid;t  untertl^änigen"  ©ienfte, 
auf  bie  £aufmann§9ilbe  würbe  feine  9lü(ffi(^t  ntel^r  genommen.  3lber  es 
galt,  ben  Suftänben  eine  re(3^tli(3^e  SBegrünbung  ju  geben,  ben  SRatI;  jur 
Slnerfennung  berfelben  ju  bemegen,  bamit  bie  alten  aSerl^ältnijfe  nid^t 
wieberf eieren  fönnten:  bie  ^aufmannögilbe  foHte  t)om  Satire  feierlid^ 
aufgel^oben  werben,  au^  aJlitglieber  ber  3ünfte  follten  Siatl^ftül^le  ein^ 
nel^men,  unb  aUjäl^rlid^  foHte  vox  ber  ©emeinbe  genaue  Siecä^nungfiab^ 
läge  gefd^el^en. 

©0  leidet  gab  ber  9tat]^  nid^t  nad^:  er  war  an^  gleid^eni  §oIäe 
gefd;nitten,  wie  feine  ©egner;  trofe  feiner  SBebrängnig  weigerte  er  fid^ 
ftanbl^aft,  einen  S^eil  feines  ditä)k^  in  bie  §anb  ber  ©emeinbe  ju 
legen. 

SDod^  ^lantefow  t)erftanb  eö,  immer  neue  §ebel  anjufefeen,  nm 
hen  9totl;  au§  feiner  Haltung  ju  brängen  unb  bie  erlal^menbe  S^eit 
nal^me  ber  SSürgerfd^aft  wieber  angafrifd^en.  ©d^on  1601  waren  mit 
©infd^lufe  ber  t)om  diat^e  gefteuerten  80  fl.  nur  113  fl.  ©d^o&  einge= 
fommen;  baö  3ctl;r  1602  brad^te  no(^  weniger,  benn  im  3iot)ember 
würbe  eine  förmliche  ©teuert)erweigerung  befd^loffen  unb  ins  SBerf  ge- 
fefet,  unb  man  begreift  faum,  wie  unter  biefen  Umftänben  nodj  eine-  ge- 
orbnete  SSerwaltung  möglid;  war. 

@r  benufete  ferner  gef(^idt  bie  ©paltung  im  dlat^e  ju  feinem  unb 
ber  ©emeinbe  a3ort^eil.  Samme  war  fdjon  mit  ©ewalt  ans  feinem 
©efängniffe  befreit,  jefet  foHten  aud^  33utgrin  unb  bie  beiben  ^ol^en^ 
Ijaufen  wieber  in  i^re  2lemter  eingefefet  werben,  weil  fie  bie  i^aufumnuS- 
gilbe  nidjt  mitgeftiftet  l;ätten.  §ermaun  ^oljenl^aufen  war  ju  ftolj,  um 
ber  ©nabe  beö  gemeinen  3JJanneS  feine  SBicbereinfefcung  vzxiantm  ju 
mögen,  er  wollte  fein  9ied^t  nur  t)om  9ieid;öfammergerid^t  (bod^  ftarb 
er,  elje  beffen  ©ntfd^eibung  erfolgte  1611),  bie  anberen  liefen  fid;  gerne 
burdj  bie  §anbwerfer  wieber  auf  ifire  SWatl^öftü^le  fefcen  unb  waren 
nun  mit  ifirem  Slnljange,  wenigftens  i;n  ©e^cimen,  auf  ^lantefowö 


—    355    — 

©eite.  S)ic  t)om  33if($ofe  eingefefeten  3lmt§üertt)efer  mixbm  in  x^xm 
§äufem  öberfallcn,  bic  ©(^^Iflffel  iinb  bic  insigiiia  viajestalis  iljiicu 
mit  ©eroalt  entriffcn,  unb  ber  SRatl^  rourbe  btir^  eine  breimal  roieber^ 
I;olte  ©infpeminö  (1602)  enbli(ä^  gejrounöen,  bie  entfetten  SBürgermeifter 
urb  Äämmerer  wieber  il^re  ©tfll^Ie  einnel^men  ju  laffen. 

3lu(^  um  bie  Sluf ^ebung  ber  Äaufmannögilbe  enblid;  t)om  SRatI;e 
ju  erroirfen,  rourbe  bieö  SWittel  be§  3lrrefte§  me]^rfa(^  gegen  ir;u  tnib 
gegen  bie  ganje  ©ülje  angeroenbet»  „3)eä  3un!er  Seuffelö  monopolifcf^e 
Kaufmannögilbe,  bie  mel^r  Unl^eil  geftiftet,  als  ein  feinblid^er  Ueberfall, 
foll  i^nen  in  aiähentica  forma,  ebenfo  bie  mit  befonberen  fünften 
unb  ber  ©tabt  gemeinem  ®elbe  ausgepraltifirte  ©onfirmation  jugeftellt 
unb  t)erni(^tet  roerben,  a\xSi  rooBen  fie  feine  bilatorifc^e,  ober  auf 
©(Sträuben  geftellte,  fonbern  eine  grünbli(3^e  ©rflärung/'  5Der  9latl;, 
burd^  bie  fortgefefeten  ^(adereien  mürbe  gema(ä^t,  fing  enbli(^  m  wa^- 
jugeben,  er  roar  bereit,  ben  SBorfd^lag  ber  ©eroerfe  anjunel^men,  bafe 
bie  2lu§ful^r  na($  aWafegabe  ber  §äufer  geregelt  roürbe,  in  ber  SBeife, 
bafe  t)on  allerlei  ®ut  t)om  ©iebell^aufe  6  Saft,  t)on  ber  S3ube  3  unb 
t)om  Äeller  1  i  ßaft  t)erf c^ifft  roerben  f önnten.  ©agegen  f orberte  nun 
bie  ©emeinbe,  't^a^  alle,  bie  niiä^t  ju  il^r  geftanben,  t)on  bem  SRec^te  au§5 
gefd;loffen  bleiben  follten;  ber  SJatl^  aber  rooHte  feine  eigenen  g^reunbe  nid^t 
fallen  laffen,  unb  bie  aJerl^anblungen  jerf dringen  [\^  roieber;  ^lanteforoö 
©enoffen  riffen  bie  neue  Drbnung,  bie  f(3^on  tjon  ben  hangeln  publicirt  war, 
roieber  t)om  Slatl^l^aufe  ab  unb  l^ielten  bie  ©d^iffe  ber  ©egner  im  §afen  feft. 

.S)o^  t)on  ein^er  anbem  ©eite  ^^  brol^enbe  ©efal^ren  mad^ten  eö 
bem  Statine  jum  bringenben  ©ebote,  eine  2luöfö^nung  mit  ber  ©emeinbe 
}u  ©tanbe  ju  bringen. 

Äafimir,  ber  aud^  mit  feiner  SRitterfd^aft  in  ftetem  Sroifte  unb 
in  golge  feiner  Sluöfd^roeifungen  julefet  bettlägerig,  in  bie  ßolberger 
SBirren  nid^t  mel^r  einjugreifen  Dermcd^t  l^atte,  überliefe,  ber  5legieningö= 
forgen  überbrüffig,  gegen  bie  3lblretung  ber  Slemter  Siügenroalbe  unb 
SBütoro,  ba§  ©tift  an  granj,  ben  ©ol^n  Sarnimö,  unb  fd^lug  fein  ilran^ 
!enlager  in  SRügenroalbe  auf.  ST  er  neue  Sifd^of  fc^ien  ernftlid^  gegen 
©olberg  t)orgel^en  ju  rootten.  SDie  SBiebereinfül^rung  ber  auf  Äafimirö 
Sefel^l  entfetten  SRatl^soerroanbten  rourbe  t)on  ber  neuen  Slegierung  al§ 
eine  fd^roere  SBerlefeung  ber  fürftlid^en  SBürbe  angefe^en,  ber  SRatl;,  ber 
bod^  nur  gejroungen  feine  ©inroilligung  \>ai\x  gegeben  Ijatte,  beö^^lb  unb 
jugleid^  roegen  g^efil^altung  einer  fürjilid^en  ßornlabung  in  eine  ©elb- 
flrafe  Don  1000  S^alern  üerurt^eitt  unb  roiUfürlid^  jroel  SRat^dmitglieber, 


—    356    — 

SImbrofiuö  Seömar  imb  So^un  ©immern,  ju  SBcrttJcfern  ber  noS)  \m^ 
Bcfcfeten  Slemter  bcftimmt,  bagegen  bem  t)om  3iatl)c  juiu  Sflrgenueifter 
getöä^Iten  btöljerigen  Äämmcrer  ®eorg  t).  33raunf(|n)cig  bic  Seftätigung 
rerraeigctt.  Stt  bem  ©treit  mit  ber  ©emeinbe  trat  ber  gürft  jmar  auf 
©eite  be§  Statins,  er  t)erbot  il^m  bei  2000  Sl^aler  ©träfe,  ber  ©emeinbe 
Sledjnung  Don  ben  ©tabtgütern  abzulegen,  aber  ber  l^injugefügle  ©rinib, 
ha^  foli^e  ]ü(^t  ben  inferioribiis,  fonbem  ben  stiperiorihus  gebüljre, 
[teilten  bem  Siatl^e  eine  ßontrole  in  2lu§fi(^t,  bie  il^m  no(^  nnangene^= 
mer  raar,  alö  bie  ber  ©emeinbe.  S)er  Slatl^  fal^  in  biefem  SSerfal^ren 
einen  gefäl^rlic^en  (Singriff  in  feine  unb  ber  ©tabt  SRed^te  unb  üerroei^ 
gerte  bem  S3if(^of  beöl;alb  bie  vom  übrigen  ©tifte  fc^on  geleiftete  §ut= 
bigung,  bis  er  bie  5le(^te  ber  ©tabt  anerfannt  unb  il^r  bie  alten  ^ri= 
t)ilegien  beftätigt  l&abe.  — 

3lu(^  an  bie  ©emeinbe  raaren  ftrenge  Söeifungen  von  bem  33i= 
f(^ofe  ergangen,  „benUnrul^en  foHte  ein  (Snbe  gema(^  t  werben,  er  wolle 
eö  ni(^t  langer  mit  anfel^n",  unb  bie  ©emerfe  mürben  mit  bem  Sßer- 
lufte  itirer  ^Rotten  bebrol^t,  menn  fie  nic^t  jur  Drbnung  jurüdEfel^rten. 
^tantefom  unb  ©öfefe  l^atten  jmei  Sa^re  l^inburd^  faft  unumfdjränft 
iiber  bie  ©emeinbe  unb  bie  ©tabt  gel^ertfc^t;  bod^  fingen  fdjon  bie 
Sieil^en  il^rer  Partei  an  fi(3^  ju  lichten,  bie  SSerftänbigeren  maren  ber 
conventicida  auf  bem  ©eglerl^aufe  unb  ber  emigen  §efeereien  mübe, 
aud)  brang  attmäl^Utä^  in  allen  Greifen  baä  ©efüp  bur(|,  ba^  fie  33ür= 
ger  einer  ©tabt  feien  unb  ba&  fie  biefe  nic^t  bur(|  fortgefefcte  3n)ie^ 
trad)t  ganj  Derberben  bürften;  unb  atö  nun  bie  beiben  ©üben  \\S)  ju 
rüdl^altrofer  aSerföl^nung  bereit  erflärten  unb  mit  bem  SRatl^e  jufammen 
bie  Äaufmannögilbe  aufl^oben,  feierte  bie  33ürgerfd^aft  affmäljlid^  jur 
Srbnung  jurüd  unb  bejal^Itc  ben  ©d^of.  9?oc|  immer  l^atten  bie 
beiben  „§auptleute  t)on  Gotberg"  il^ren  Slnl^ang  in  ber  ©labt;  benn 
bie  fleinen  Seute,  bie  ©ärtner  unb  Sagclc^ner  für($teten  bei  bem  a?er= 
trage  leer  auöjugel^en,  unb  fo  mirb  eö  etflärlic^,  ba^  ber  förmliche  3lb= 
f(^lu6  beö  griebenö  \\S)  no(^  über  ein  Sai&r  ^iujögerte.  ®rft  am  4.  Sanuar 
1604  finbet  biefer  ftatt.  ©ilben  unb  ©eraerfe  erWären  mx  bem  91atl;e, 
baß  alle  Swietrad^t  unb  3Jli§oerftänbniffe  gänjli(^  caffirt  unb  in  Sßergeffen^ 
l;eit  gefteHt  unb  bie  3lu§fd^iffung  be§  ^orn§  nad^  altem  ©ebraud^  betrieben 
werben  foHte.  ©ilbe  unb  ©emerfe  fc^ließen  eine  sandam  ligam,  fie 
motten  Ijinfort  ein  corpus  bilben,  nid^t  jum  despecl  ber  orbentlid()en 
©brigfeit,  fonbem  jum  ©d^ufe  il^reö  3?ed^te5  wnh  jur  Slbroeljr  Don  Sin« 
griffen,  fie  mögen  fommen,  mol&er  fie  nollc!\    Unter^eid^net  l;abeu  bie 


—    357     — 

beiben  ©ilbeu  ber  ©ül}t;erren  unb  ^aufteilte  uiib  bie  ©eroerfe  ber 
SBeifebärfer,  ©(^miebe,  ©d^uflcr,  93ött(|er,  2!u(^nta(ä^er,  Äürfi^ner,  §afen 
(§öfer)  uiib  „Salbiercr/'  einige  ©ewerfe,  bie  fonfl  in  biefer  3eit  ge^ 
nannt  werben,  fehlen. 

einige  Sage  naä)  ber  SSerfö^nung  fanb  man  an  einer  5?ranibube 
am  aWarfte  bie  ^erfe  angefc^rieben: 

ji  bürger  makl  de  ogcn  up  in  iuwern  rechlessaken 

gntl  ward  iu  helpcn  dat  ji  iuwern  viendcn  diier  makl  dal  lachen^ 

will  ji  nicli  sin  iuwern  rechles  quill, 

so  wehrt  iu  et  is  hohe  tid. 

• 

©ie  besiel^en  fic^  tt)oI;l  ni(|t  mel^r  auf  ben  nun  vorläufig  abge^ 
fd)toffenen  ©treit  jwifdjen  ^cA^  unb  SBürgerfd^aft,  fonbern  auf  bie  %\\r 
fpvfld;e,  bie  ber  93ifd^of  erl;oben  l^atte,  unb  biefem  fonnte  ber  SRatl^,  ge:: 
ftüOt  auf  ben  einmiitl;igen  SBiUen  ber  33ürger[d;aft,  jefet  fefter  entgegen^ 
tre'en.  9JatIj  unb  33firgerf(^aft  blieben  bei  bem  entfdiluffe,  bie  §ulbi= 
gung  nid)t  el;er  leiften  ju  woHen,  alö  bis  bie  einbringlinge  a\x^  bem 
9tatrjc  auögeftoßen,  unb  biefer  na(^  altem  §erfommen  tüieber  ju  feiner 
DolIen  3aljl  ergänzt  fei.  3)ie  freiwillige  SJerjic^tleiftung  t)on  Samme 
unb  bem  Sürgermeifter  33ulgrin  erleichterte  baö  Suftanbefommen  eines 
Gompromiffeö,  loeli^eö  nad;  längeren  SBerl^anblungen  burd;  bie  SBermitte^ 
lung  §erjog  ^U;ilipp'ö  IL  (g^ebruar  1604)  abgef(^loffen  würbe,  ©eorg 
t).  Sraunfdjweig  würbe  l^iernai^  Dom  33if($ofe  als  redjtmä^iger  Sürger^ 
meifter  anerfannt,  3ltnbrofiuö  Sesmar  blieb  unb  erl^ielt  bur(^  na(3^träg= 
lidje  2Bal;l  bes  9tatl^ä  gefefelidje  Sered^tigung  jur  SSerwaltung  feines 
2lmtes,  §ennann  §ol;enl^aufen  fül;rte  htw  SBiirgermeifter-Sitel,  oI;ne  fein 
2lmt  5U  i)erwalten  unb  ©alar  ju  erl^alten.  erft  1613  crl^ielt  bie  ©tabt 
in  greter  wieber  einen  britten  wirfli($en  Sürgermeifter.  Sie  ©elbftrafe 
mw  1000  Sljalern  aber  würbe  ber  ©tabt  trofe  aller  SBemül^ungen  bes 
3?atl^s  nic^t  gef(3^enlt.  2lm  7.  3Kärj  erfd^ien  bann  ber  Sifd^of  g^ranj 
mit  jal^lreit^em  ©efolge  in  ßolberg  jur  §ulbigung.  3)er  Siatl^  imb 
bie  gefammte  SBürgerf(ä^aft  jog  i^m  mit  brei  g^al^nen  bis  ©t  ©ertnib 
entgegen,  empfing  il;n  l^ier  mit  ©efd^üfcbonner  unb  feierlichen  3lnreben 
inib  geleitete  iljn  auf  bas  Siatl^i^aus,  wo  er,  bem  §erfommen  gemä^, 
mel^rere  Siage  feftlid^  bewirtl;et  würbe,  unb  am  11.  SBiarj,  na^bem  er 
bie  ^^Jriüilegieu  beftätigt  l^atte,  leifiete  3tatl^  unb  Sürgerfd^aft  nad^  feiere 
lid;em  ©ottesbienft  il^m  bie  §ulbigung. 

als  Äafimir  feinem  SBerwanbteii  bie  9iegienmg  bes  ©tiftes  äber= 
gab,  l;atte  er  fi(^  bie  ©träfe  m  ben  älufrül^rem  tjorbel^alten.    ©o  franf 


—    858    — 

lüie  et  war,  wollte  er  bo(3^  t)or  feinem  Sobe,  bem  er  mit  fii^nellen 
©(^ritten  entgegen  ging,  m^  feinen  perfönlid^ett  §a6  fättigen.  2)ie 
Seftrafung  bilbete  ein  ?la(^fpiel  ju  ben  g^ticbenäabfd^lüjfen.  ©lunpf- 
lidjer  mußte  natürüd^  gegen  bie  ©emeinbe  t)erfal^ren  werben;  er  be^ 
guügte  fid;  l^ier  mit  einer  Slbbitte,  bie  3o(§em  Sante,  ber  SRotar,  ber 
britte  im  Srimnüirate,  im  Flamen  berUebrigcn  üor  Äafimirö  ©efanbten 
auf  ben  Änieen  liegenb,  tjorlefen  mußte,  ©d^ümmereö  war  von  i^m 
ben  beiben  §aupträbetefül^rern  jugebad^t. 

3)er  5Wat]^  l^atte  \iä)  jwar  anfänglid^  jur  SCu^Ueferung  berfelben 
bereit  erflärt,  aber  woljl  aus  ©d^eu,  feinerfeit&  bas  jus  de  nofi  evo- 
cando  ju  t)erlefeen  unb  bie  ©emeinbe  aufä  neue  ju  reijen,  fie  a\x^  bem 
©efängitiffe,  in  baä  er  fie  gebrad^t,  entlaffen  unb  auf  freien  guß  gefefet. 
©öfefe  l^atte  bie  ©tabt  Derlaffen  unb  lebte  auf  bem  S)orfe  bei  feinem 
alten  Ärieg^genojfen  9JlanteuffeI,  ^lantefow  bagcgen  war  rul^ig  in  6ot 
berg  geblieben.  6r  glaubte,  mit  in  bie  ©üljne  eingefci^loffen  ju  fein, 
aber  er  fanute  ni(ä^t  ben  ra(3^fü(^tigen  ß^aralter  Äafimir*ö.  @ö  galt, 
ber  beiben  ju  gleid^er  Seit  ^abl^aft  ju  werben.  2)ie  Äunbfd^after  Äa- 
fimir§  Ijatten  beö  erfteren  aiufentl^alt  außgefpürt.  SWit  einem  patent 
t)on  öifd^of  g^ranj  m  feinen  fiei^nömann  2Ranteuffel,  ben  Stufwiegier 
unb  S^errätl^er  bei  Sßerluft  feiner  Selben  auöjuliefern,  erfi^ienen  SReiter 
unb  „Giufpännige"  auf  bem  §ofe;  wäl^renb  aWanteuffel  baä  ©(abreiben 
übergeben  würbe,  umfteBten  fie  ben  §of,  ergriffen  ©öljfe,  ber  t)ergeblid; 
auö  einem  genfter  ju  entfliel^en  fuc^te,  unb  nalimen  i^n  gebunben  auf 
einem  SBagen  mit  fid^. 

%\\  treuloferer  SQSeife  würbe  ^lantefow'ö  SSerl^aftung  bewerfftet 
ligt.  SDer  ©tiftöüogt  3Jifla§  t).  ^arfow  l^atte  fdjon  feit  längerer  Seit 
feinen  Umgang  gefu($t,  il^n  wegen  feiner  SSerbienfte  um  bie  ©tabt  ge- 
lobt unb  t)erfprodjen,  il;m  bei  bem  Sifd^ofe  g^ranj  eine  ©tettung  alö 
Jlcutmeifter  ju  oerfdiaffen.  3llö  ^arfow  bie  SRad^ri(^t  erl^ielt,  baß  man 
beö  anbern  fi($er  fei,  lub  er  ^lantefow,  wie  er  öfter  getl^an,  jum 
g^rül)ftüd  ju  fi^  in  ben  fürftlid^en  §of.  3lrglo§  ging  biefer  trofe  ber 
Sffiarnung  feiner  grau  „9Jiattl^iaö,  tcuwe  ni(^  to  x)ele,  entf(^ulbige  bi, 
't^ai  wi  baben  wuUen."  Äaum  war  er  bei  bem  ©tiftöDogt  eingetreten, 
atö  tl;m  t)on  biefem  ber  33efel^l  t)orgelefen  würbe,  p^ä^  in  ©öölin  üor 
bem  §ofgeridjte  ju  ftetten.  ^^Jtantefow  berief  fic^  auf  baö  ftäbtifd^e  ©e^: 
rid;t,  wo  ber  gürft  eine  etwaige  Älage  gegen  il^n  t)orbringen  möge, 
unb  fudjte  ju  entfommen.  3lber  l^anbfefte,  im  SBerfted  gel;altene  33auern 
bauben  ii^n,  warfen  il^m,  alö  er  über  ©ewalt  fd^reien  wollte,  ein  ®ebiß 


~    859    — 

in  bell  SKunb,  ftecften  tt;n  in  einen  §aferfa(f  nnb  fuhren  i^n  anf  einem 
bereit  gel^altenen  SBanerniüagen,  auf  beni  votier  anf(^einenb  ©ttol^  tmb 
§afer  für  bie  ^ferbe  gebrad^t  war,  im  voUtn  Sagen  mit  lautem  ®e« 
fiä^rei,  alö  ob  fie  tnmfen  wären,  „bamit  man  baö  ©efrappele  ni^t 
l^öre",  burd^  bie  gtrajgen  ixm  ^oxt  i^inaus.  3Kit  ©öfefe  jufammen 
würbe  er  mä)  giügenwalbe  gebraiä^t.  2lfe  ber  ^er^og  vom  ©d^Ioffe 
l^erunter  bie  lange  ftattlid^e  ©eflalt  bes  Situs  ©öfefe  erblidfte,  fott  er 
im  frol^en  ©efül^I  ber  ©enugtl^uung,  bafe  er  nun  feine  geinbe  in  ben 
^änben  l^abe,  gerufen  l^aben :  „rniHf ommen,  ©olberger  Hauptmann,  lofer 
©(ä^elm,  wenn  S)u  gleid^  einen  §ate  ^ätteft,  fo  bidf  alö  ber  Sl^urm, 
barin  man  S)i(^  flecf en  wirb,  f o  follte  er  bo(5  l^erunter."  Unb  jener 
foH  il^m  bie  unerfd^rotfene  aiutwort  gegeben  l^aben:  „lieber  gürfi,  ^^ft 
2?u  nii^t  genug  am  Äopf,  fo  f(3^ere  ben  33art  baju",  ol^ne  3weifel 
auf  bie  Sartfd^ur  anfpielenb.  3laä)  fi^weren  aWartern,  bie  il^nen  no(5 
baö  ©eftönbniS  ber  gel^eimen  aWitfd^ulb  Stammes  abpreffen  foffiten,  wur:: 
ben  fie  am  18.  Suli  entl^auptet  unb  il^re  'Äöpfe  auf  ^fäl^le  geftedt. 
S)ie  ©enoffen  ber  beiben  t)erlie6en  gum  S^l^eil  bie  ©tabt,  jum  Si^eil  oer- 
famen  fie  in  ßolberg  im  ®lenbe. 

aSar  es  bem  einträchtigen  SBillen  ber  SBiirgerfd^aft  aud^  gelungen, 
ben  §auptbranb  ju  löfi^en,  fo  war  bod^  in  bem  engl^erjigen  3unft= 
unb  ^^riüilegienwefen  ju  t)iel  Srennfioff  tjorl^anben,  als  bafe  ba§  geuer 
ni(^t  immer  von  neuem  l^ätte  aufflaäern  muffen,  bod^  immer  f(^wä(^er 
unb  fraftlofer.  Sal^r  für  Sa^r  ifl  §aber  jwifd^en  ©emeinbe  unb  3?atl^, 
3ünften  unb  ©ilben,  93if($of  unb  »ürgerfd&aft.  3m  Saläre  1614  l^ielt 
bie  33ürgerf(^aft,  obwol^l  bie  Btanbe  bie  Äonmuöfuljr  auf  ad^t  Saläre 
freigegeben  l^atten,  Äomfd^iffe  im  §afen  feft,  unb  Sifd^of  granj  mu^te 
perfönlid^  nad^  ßolberg  fommen,  um  bie  fjreigebung  berfelben  ju  er^^ 
wirfen.  S)ie  ©elbjirafen,  bie  für  fold^e  Sluflel^nungen  tjer^ängt  würben, 
waren  eine  ergiebige  fjinanjquette  für  bie  dürften.  3tt  bemfelben  3al;re 
würbe  aud^  wieber  ein  g^riebe  jwifd^en  ©ewerfen  unb  ©ilben  gefd^loffen, 
bem  bod^  ein  Swiefpalt  tjoraufgegangen  fein  muß.  2Kan  l^ielt  il^n  für 
ben  enbli^en  Slbfd^luß  ber  langen  ©treitigfeiten  unb  feierte  i|n  burdj 
einen  befdnberen  ©otteöbienfl.  3luä  bem  S^ejte  ber  von  Sol^ann  SButo:: 
wius  babei  gel^altenen  ^rcbigt  (?Pf.  122)  entnäl^m  tnan  bie  3nfd;rift, 
bie  jum  ©ebäd^tniß  ber  Einigung  an  bem  äußereti  ©teint^or  angebrad^t 
würbe  (f.  ©.  47). 

3lber  fc^on  nad^  brei  Salären  ifl  bie  SRul^e  wieber  auf  baö  tiefftc 
erfd^üttert,  bie  <^abt  aufö  neue  in  jwei  feinbli(^e  Heerlager  ^etl]eift. 


—    860    ^ 

Heber  bie  SSotgänge  finb  nur  bürfttge  3laS)xx^kn  üorl^anbett»  S)ie 
Sflrgerfclaft  war  1618  wieber  in  SBaffen,  jog  mit  pfeifen  unb  STrom^ 
mein  jum  §afen  unb  l^olte  baö  f(^on  cingelabene  Äom  roieber  an^  ben 
©d^iffen.  SDer  §auptgegenfianb  beö  ©treiteö  roax  bieömal  ber  1599 
begrünbete,  auf  SBefel^I  beä  SBifd^ofä  befeitigte  2luöf(3^ufe,  unb  ber  SBorfe: 
fül^rer  ber  33ürgerf(ä^aft  war  ber  3lbt)ocat  Mag.  SDaniel  Slaufd^enborf. 
SDie  ©egner  warfen  il^m  t)or,  er  l^abe  bie  Unrul^en  nur  erregt,  um  ju 
gieren  unb  2lnfel^n  in  ber  ©tabt  5U  fommen;  jebenfalls  jeigt  er  größere 
Umfid^t,  l^öl;ere  ®efi(3^t§pun!te  unb  eine  maßoottere  §altung,  als  feine 
aSorgänger.  33ei  ber  Sürgerfd^aft  ftanb  er  in  l^ol^em  Slnfel^en,  er  mar 
3J!itglieb  ber  ©d^üfcengilbe  unb  mürbe  von  biefer  mit  großer  g^eierlid^- 
feit  5U  ©rabe  geleitet,  alö  er  1615  ftarb. 

©einen  Semül^ungen  gelang  cä,  ben  SJall^  ju  beflimmen,  bie  am 
§ofgerid)t  f(^on  anpngig  gemad^te  ^lage  gegen  bie  ©emeinbe  jurüds 
5uuet)men  unb  mit  il^r  einen  gütlid^en  5BergIei($  ju  f daließen  (12.  Suni 
1618),  ber  mef entließ  tjerf (Rieben  von  ben  frül^creu  unb  eine  mittlom^ 
menere  ©rfd^einung  in  trüber  Seit  ift.  6r  mill  ni(^t  bloß  bie  3Jli6^ 
bräui^e  in  ber  SSermaltung  befeitigen,  bie  §anbmerfer  gegen  ^fufi^er 
unb  S3önf)afen  fi^üfeen,  baö  miMürlid^e  33erfal^ren  in  ^roje^cu^en  imb 
im  '^erfonalarreft  abf(^affen,  feine  2lnträge  legen  anä)  Seugnife  ah  von 
ber  in  ber  ©emeinbe  ermad^ten  l^öl^eren  aBertI;fd^äfcung  ber  geiftigen 
Sefifettjümer  ber  ©tabt,  namentlich  ber  ©c^ule  (f.  6ap.  21),  bie  baburd^ 
einen  Ijöl^eren  2luffdE)mung  ju  gewinnen  anfängt. 

2)en  gtänjcnbften  SBemeiö  feiner  Ueberrebungögabe  gab  SWau- 
fd[;enborf  baburd^,  baß  er  ben  3Jat]^  beftimmte,  freiwillig  ber  ©emeinbe 
bie  SBieberl^erftellung  beö  2luöf($uffe§  nad^  ber  SRorm  von  1599  mn^ 
geftel;en  utib  i^m  eine  ßontrole  ber  gefammten  ftäbtif(^en  3Serwaltung  ein« 
juräumen;  ber  9Jatl^  will  feine  neue  ©tatuten  mel^r  mad^en  ol^ne  Seiflim- 
nmng  beö  Stuöfi^uffeö  unb  fi(^  fogar  für  bie  Sctljre,  wo  cö  feinen  %\i^^ 
fd^uß  gab,  eine  SReoifion  ber  9le<^nungen  gefallen  laffen.  Slaufi^enborf 
felbft  würbe  bann  mit  bem  Sürgerre^te  befd^enft,  leiftete  ben  Sürgereib 
unb  würbe  t)om  SRatl;  ate  „3)irector"  beö  3lu§fd[;uffeä  anerfaimt.  Unb 
alö  nun  nad)  ad;t  Sagen  (19.  Suni)  aud^  ber  §erjog  ben  Sluöfd^ug 
betätigte,  fc^ien  enblid)  naä)  langem  klingen  bie  gorm  ber  fiäbti^ 
\ä)m  SJerfaffung  gefmiben  ju  fein,  in  wel(^er  fid^  bie  Sutereffen  von 
dlatf)  unb  SBürgerfd^aft  au§gleidjen  fonnten. 

3)a  gefd^al;  e§,  bajj  Staufd^enborf  mit  feinen  SSerbünbeten  an^  ber 
33ür^erfd;aft,  S^artin  ©arbredpt,  ^afob  Seiler^  ^eter  S^nefe^  SDani?l 


~    861     — 

unb  SWariin  ©(aerober,  na^  Eööliti  X)ox  ben  93tf(^of,  weither  iefet  tu 
bem  an  bcr  ©teDe  beö  eljemaligen  Sunöftauenflopcvö  erbauten  ©d)loffe 
tefibirte,  (jeforbert  it)urben;  atgloä  leifteteu  bie  3)Mnner  golcje,  toiirbcii 
aber  aU  9iäbetefül;rer  beö  Stufrul^rö  gefangen  genommen,  einige  Sffioc^en 
feftgel;alten  unb  ,,burd^  fd^arfeö  ©eföngni^  unb  l;arten  ©ib  jum  ®e^ 
l^orfam  gegroungen."  Snjraifd^en  t)erfügte  ber  33ifd)of,  baß  ber  3luö= 
f(3^u6,  ber  ju  ber  lefeten  aufrü^rerifi^en  Si^at  aSeranlaffimg  gegeben  (eö 
ift  n)o][|l  bie  geftl^altung  bcr  Somfd^iffe  gemeint),  biö  ju  fernerer  SBerorb^: 
nung  abbeftettt  fein  follte.  2)ann  würben  bie  ©efangenen  roieber  na(5 
Golberg  entlaffen. 

@ö  ifl  mögli(^,  ba^  einige  aHju  eifrige  ©egner  ber  neuen  ®in=: 
ridjtung  aus  htm  dtat^e  l^cimlid^  bie  angeborne  unfttrfllid^e  Slbneigung 
beö  Sifd^ofö  gegen  jebe  Siegung  beö  33ürgertl^um§  fo  weit  gefteigert 
I;aben,  bafe  er  feine  fd^on  ertljeitle  SBeftätigung  äurü(fnal;m,  eö  bleibt 
boc^  immer  fein  SBerf,  ber  (Solberger  Söürgerfd^aft  ben  t)om  9iatl;e  felbft 
jugeftanbenen  Slntl^eil  an  ber  SSerroaltung  ber  @tabt  mieber  entjogen 
5U  I;aben.  SBie  bie  meiften  feiner  gefd^lec^töuermanbten  SSorgänger  inx 
©tift,  ol^ne  fd^öpferifd;e  Kraft,  oI;ne  poUtifd^e  ©ebanfen,  bulbete  er  nid;t 
einuml,  baß  bie  erfte  ©tabt  feiner  §errf($aft  von  innen  Iierauö  e§eitung 
il;rer  ©d^äben  fucj^te  unb  einer  ©emeinbeuertretung  il^ren  red^ilmäßigen 
unb  moI;ltf;ätigen  ^lafe  mUn  bem  SWatl^e  gab.  —  ©ö  war  Seit,  bafe 
bem  unfrud^tbaren  §aber  ein  ©übe  gemad^t  mürbe. 


3nftfinbe  in  bcr  Stnbt  im  16.  nitb  17.  3n^r|itnbert    @tnfttt  kt 

SB0|rl^(nt|eit,  Scrfc^minben  ber  Dornd^meu  ^ef^te^tcr  nui  btc 

etflbt;  einriditimg  M  mt\ß,  $emaltniig  ber  @tabt, 

eigcttt^umgbarfer,  ©ilbc»  unb  ^crfc,  ©ittci^ttjhittb. 


S)ie  ©tabt  Eolberg  pel  im  anfange  beö  16.  Sal^l&unbettö  bitrd^ 
U;r  ftattlt^es  Slnfel^n  ben  g^remben  vox  anbem  ©täbten  §interpommeniS 
anf.  Äan^on)  nennt  fie  nni  1540  „eine  fd^öne  unb  roo^Uxhavtk  ©tabt 
mit  eitel  fteinernep  §äufent,  t)on  Seid^en  unb  SBaffem  fo  feft,  afe  eine 
©tabt  in  Sommern  fein  mag,  rool^nt  t)iel  abligeö  nnb  flattüd^es  SSoH 
batin"  unb  3Salentin  v.  ©idflebt  fagt  von  x^x,  „fie  fei  eine  luftige, 
nal^rl^afte,  mit  orbentli(ä^en  ©äffen  unb  von  gemauerten  §äufem  wop 
erbaute,. jur  ®en)erbf($aft  rool^lgelegene  ©tabt."  ©elbfl  bie  93uben  ber 
§anbiüerfer  l^atten  geroöl^nUi^  ©teinmauern,  unb  erft  in  ber  mageren 
Seit  na(^  bem  breifeigjal^rigen  5lriege  baute  nwn  mieber  Heinere  §äufer 
auö  Sel^m  unb  g^ac^werf  ^).  3)aö  ©trol^bad^  mar  feltener  geworben  unb 
Ijäufiger  ber  ©d^ornftein,  unb  in  ben  großen  ©iebell^aufern  maren  glur, 
treppen  unb  ®änge  mit  gotlänbif($en  gliefen  belegt.  35ie  ©tragen  l^atten 
ein  regelmägigereö  unb  faubereö  Sluöfel^en  erl^alten:  bie  börfifc^en  Gurien 
maren  t)erf(ä^munben,  unb  bie  ©iebelpufer  l^atten  in  il;rer  ©tragenfronte 
eine  jiemUd^  gleid^e  §öl^e  unb  Sreite  ^).  3?0(ä^  leiteten  jmar  unt)erbe(Jte 
Ijöljerne  SRiimen  ba§  2Baffer  von  ben  §öfen  in  bie  ©offen  ber  ©tragen 
ah,  unb  bie  Tangen  pljernen  SRinnen,  meldte  t)on  ben  2)ä(3^ern  meit 
auf  bie  ©tragen  reiften,  unb  bei  Siegenmetter  bie  aSorübergeI;enben 
mit  fi^mufeigen  ©üffen  bebrol^ten,  mürben  erfl  1714  auf  Sefe^  be§ 
geftungöconunanbanten  mit  enger  anliegenben  SBled^röl^ren  i)ertauf(^t: 
bod)  mürbe  bur(^  bie  jefet  beginnenbe  ©tragenpflafterung  eine  ber  §aupt- 
urfad^en  ber  Unreinlii^feit  befeitigt.  SDie  erfte  tmd^meiätii^e  „örüg^ 
gung"  ift  1555  in  ber  Sanbeöbanbflrage  vorgenommen  2),  unb  biefe  no(^ 
immer  von  angefe^enen  g^amilien  bemol^nte  ©trage  mirb,  wtnn  nid^t 
bie  erfte,  bod^  fidler  nidEit  le^te  gemefen  fein,  bie  mit  einem  ©teinpflafter 


—    363    — 

Derfel^eu  ift.  SDie  ?Pflafiemng  war  ?Prit)atfa(3^e  her  SBewol^ner  biefet 
Strajgc.  ©rft  als  bicfc  \i^  über  baö  babei  ju  beobad^tcnbe  SBerfal^reii 
nic^t  einigen  fonnten,  fptac^  ber  dtaü)  fein  3)la6)tvD0xt,  bafe  SBerttauenö^ 
nmnner  baju  an^  jebem  ^an^e  1  bis  6  ®r.  ergeben  unb  mä)  aSotten- 
buncj  beö  äßerfö  über  bie  aSerwenbung  beö  ©elbes  SRe(^enfd^aft  ablegen 
foHten.  5Daö  SRatpau«  war  im  Saufe  be§  15.  unb  16.  Sai^tl^unbertö 
erl^ebliiä^  erweitert,  1538  würbe  bie  Äämmerei  angebaut,  eö  fiä^lofe  jefet 
mit  feinen  3lnbauten  einen  t)ierecEigen,  mit  SBol^len  unb  ^liefen  belegten 
3taum  ein,  ber  jufammen  mit  bem  norböftliiä^en  unteren  ©tpdroerfe  ate 
Sörfe  biente.  S)ie  au(3^  bie  JBiertelftunben  fi^lagenbe  ©d^lagul^r,  mit 
meld^er  ber  SRatl^l^auötl^urm  1625  t)erfe]^en  würbe,  l^atte  ber  ©tettiner 
U^rmac^er  für  250  fl.  angefertigt. 

©ntfpre^enb  bem  äleu^eren  ber  Stnbt  war  bie  SBol^Il^abenl^eit  ber 
Söürger,  bie  fi(|  no^  über  1570  l^inauö  auf  ber  §öl;e  beö  15.  3al^r= 
Ijunbertö  erl^ielt,  unb  nid;t  etwa  bbfe  bei  ben  ©üljl^erren  unb  ^auf^ 
leuten.  %\\ä)  bie  ©olberger  §anbwerföerjeugniffe  ^tten  ein  weites 
Slbfafegebiet.  S)aju  gel^örte  nii^t  allein  baö  platte  Sanb,  ba§  fid^  von  ber 
©tabt,  bem  au§f(^lie&li(3^en  ©ifee  ber  meifien  ©ewerbe,  mit  ben  ©ewerfö- 
waaren  uerforgen  mu^te,  unb  bie  §auptmärfte  ber  umliegenben  ©täbte 
Treptow,  Selgarb,  ©reifenberg  —  beffen  ©(^uljmad^er  fid^  gegen  1600 
bitter  über  i^re  bie  ©tabt  mit  ©d^ul^werf  überfd^wemmenben  ßolberger 
Sunftgenoffen  beflagten  —  fonbern  no(ä^  mel^r  bie  inbuftrielofen  ffanbi^ 
naüifd^en  Sänber  unb  ^olen.  Sieben  ©^ul^mai^er^  unb  SSöttd^erwaaren 
würbe  befonberä  bie  grobe,  bei  ben  nieberen  Klaffen  fel^r  beliebte  9tafd)e 
nadj  ©d^weben,  9iorwegen  unb  ^olen  »erfal^ren.  3)as  ©ewerf  (fpäter 
jwei:  baö  alte  unb  neue  ©ewerf)  ber  9?af(^ma(^er  war  ftarf  befefet  unb 
mand^e  brai^ten  eö  ju  SBol^li^abenljeit  unb  ^ieid^tl^um.  SDle  SSergolbung 
bes  Sauffteinö  ift  baö  SBerf  bes  reid^en  SRaf(^ma(ä^erö  SReimer,  weld^er 
bamit  ein  wäl^renb  einer  fd^weren  5lranf^eit  getl^aneö  ©elübbe  erfüllte 
(1698).  S«ad^  1740  lam  bas  ©ewei!  in  abnähme.  SSon  ber  SBo^U 
]^abenl;eit  ber  §anbwerfer  unb  „ber  ©ewöl^nung  berfelben  an  gute 
Sage"  leitete  6.  v.  ©immem  in  ber  Seit,  wo  ber  SBo^lftanb  bod^  fd^on 
im  2lbnel;men  war,  il^re  Steigung  jur  Unrul^e  unb  Sluflel^nung  gegen 
bie  Dbrigfeit  l^er. 

es  ift  erflärlidj,  bag  biefe  günftigen  Söerljältniffe  immer  von 
neuem  angefel^ene  gamilien  anlodten,  fid^  in  (Solberg  anjufiebeln.  ©o 
gewannen  an^  obligen  ejamilien  in  biefer  Seit  baö  Sürgerred^t :  aKa- 
tljäuö  t).  ^rifee,  ©ol^n  §einrid^ö  p.  ^rifee,  Äämmerer«  in  ©tolv,  be^Jeu. 


_    364    — 

aSater  %xlHxä)  ^ßrifee  fein  Seljeu  an  einen  Selon)  t)erfauft  iinb  fid)  in 
iStolp  niebergelaffen  Ijatte,  Sorenj  grorid^  anö  Siolanb,  21.  o.  b.  ßanfen, 
^axil  t).  SRomel,  ®nftad^  d.  SBoperönow,  Sufaö  t).  35amife,  beffen  SBor^ 
fal^ren  fd;on  in  frfll;erer  3eit  in  ßolberg  gerool^nt  l^otten,  3JJeId^ior  t)* 
aJtanteuffel,  ^r.  t).  33irf(jolj  au§  ber  3JiarL  Unter  ben  jngejogenen 
bürgerlidjen  ©ef(^Ied^tent  xoaxm  bie  angefel^enften  bie  ber  Äunbenreid^ 
(eigentlich  Äönrif)  anä  Sieine  in  SBeftp^alen,  ber  ©iinmem  unb  etwas 
fpäter  ber  angebliiä^  an^  ©(^ottlanb  ftammenben,  auö  ßöölin  eingeroan^ 
berten  ©c^roeber.  SDer  erfte  £önrif  in  Golberg  l^attc  vox  feiner  Slnfie^: 
belung  in  ber  ©tabt  in  ©djit)eben  als  Ärieg§mann  gebient,  uon  feinen 
SRa(3t)!ommen  finb  niel^rere  SSürgermeifter  unb  Slatl^öl^erren  gewefen. 
ßoämuö  ©immern,  beni  ßnfel  beö  in  6ol6erg  eingeraanberten  3ol>  ©inu 
niern,  beni  befannten  pomnierfd^en  ©l;roniften,  raurbe  1611  mit  feinen 
©efdjmiftern  mn  Äaifer  3Kattl^ia§  ber  bamalö  am  faiferlid^en  §ofe  für 
®etb  nnb  gute  2Borte  leid;t  ju  geminnenbe  9lbel  unb  ba§  mit  neuen 
Emblemen  erweiterte  SBappen  ber  SDargafee,  feiner  58orfal;ren  mütter- 
li(^er  ©eite,  t)erliel;en;  fein  neuer  SRame,  ©immern  v.  ©immernöfamp 
lüar  uon  feinem  ®üt(^en  auf  ber  ßolberger  gelbmarf  entnommen, 
meld)eö  fpäter  ber  ©ouüerneur  93og.  t).  ©cä^roerin  anfaufte.  3lud^  ältere 
9lbelögefd)le($ter  liefen  in  jener  Seit  iljren  Slbel  erneuern,  wie  bie 
Sraunf(^weig  im  3cil;re  1570  buri^  Äönig  ©igiönmnb  uon  ^olen 
unb  1648  burd)  ^aifer  gerbinanb  III.  2lbel  unb  Sürgerftanb  fd^ieb 
fid^  fd)ärfer  üon  einanber,  unb  1606  fa^te  ber  ftiftifd)e  Sanbtag  ben 
33ef(3&lu§,  ba&  leiner  §elm  unb  ©(^ilb  im  SBappen  füljren  foHe,  er 
f önne  benn  erweifen,  bie  gamilie  l^abe  eö  t)or  unbenHid^en  Seiten  getl^an. 
©eit  bem  @nbe  beä  3al;rl;unbertö  begann  bie  ©tabt  i^re  2lnjie- 
Ijungöfraft  auf  ben  Stbel  ju  i)erlieren.  3)a§  ©infen  ber  ©ülje,  bie  3Ser= 
fümmerung  ber  Siechte  be§  diat^  burc|  bie  ©taatögewalt,  baö  ©(^minben 
be§  bürgerlid)en,  bie  ©teigerung  beä  eigenen  ©elbftgefül^lö  liegen  il;m 
baö  SBürgerred;t,  ober  einen  ©ife  im  3?atl;e  minber  begeljrenöwertlj  er:: 
f(3^einen.  Um  1630  waren  von  ben  alten  ©üljengefd^leditern,  weld^e  einft 
ben  ^otl^cn  bie  9iamen  gegeben  l^atten,  nur  uoc^  bie  ©(^lieffen  in  ber 
®ilbe,  Don  anberen  alten  ©üljengefdjled^tern  bie  Sraunfd;weig  unb 
Äalfow,  uon  fpäter  jugejogenen  bie  ©ufemer,  gretter  unb  Seömar,  bod^ 
in  fd)ärferer  2lbfonberung  oon  ben  bürgerlichen  ©ilbegcnoffen.  5Die 
ü.  b.  Saufen,  ^uttfamer,  ©toientin,  33röf er  l;atten  bie  ©tabt  uerlaffen, 
uon  ben  §ol;en^aufen  lebten  nod)  ^eter  unb  fein  ©ol;n  2legibiuö  in 
ßolberg,  ol;ne  jeboc^  ber  ®ilbe  anjugel^ören.    3Jlan(|e  gingen  auf  i^r^ 


—    3B5    — 

®üter,  bie  jefet  fteffere  (Srträgc  ju  geben  anfingen,  anbete  traten  in 
fürftüd^e  S)ienfte.  S3efonberö  bie  jüngeren  9)iänner  lodte  ber  weitere 
©efid^töfreiö  ber  t)orneI;nien  ^ofroelt,  „bie  I;errlidjen,  ritterli($en  9lnf^ 
jüge,  ^lingelrennen,  g^enerwerf,  lieblid;e  SDJnfifen,  l^öflid^e  Sänje  unb 
berglei(^en  ©fercitien"  ober  2lbenteuer  unb  Äriegögefal^ren,  ju  benen 
bie  friegerifd^e  Seit  in  anberen  Sänbern  rei($lid)e  ©elegenl^eit  bot. 
Heber  bie  Söline  §anö  äbcbars  IL  f.  ©.  272,  von  ©imon  äbebarö 
Si^aten  JEonnte  man,  wie  ©imntern  fagt,  ein  ganjes  S3n(3^  tJoUfc^reiben» 
©in  Sruber  von  ^eter  t).  §ol^enl^aufen  roax  Kapitän  auf  ber  l^oHänbi« 
f(^en  Snbienflotte,  ein  anberer  ftanb  in  poInif(^en  3)ienften,  bie  t)ielfa(^, 
üieHeid^t  in  g^olge  ber  alten  ^anbelöoerbinbung,  t)on  ßolberg  aus  ge^ 
fu(^t  würben:  ein  ©imon  t).  S3raunf(^it)eig  biente  brei  poInif(^en  Slö- 
nigen,  unb  SBil^elm  t).  25ami^,  ber  ©ol^n  be§  S3ürgenneifter§  Ulrid^  (?) 
'  V.  ^amife,  erhielt  bort  wegen  feiner  unbänbigen  Sapferfeit  in  Bä)laä)ten 
luib  Quellen  ben  33einamen  „ber  beutfd^e  Seufel"  ©infl  würbe  er  bei 
einer  ©(3^Iägerei  in  2Barfd;au  bermaßen  jerl;adt,  bafe  er  alö  tobt  fort^ 
getragen  würbe,  aber  fi3^on  nadj  brei  Sagen  wartele  er  jur  f|ö(^ften 
SPerwunberung  2lIIer  bem  Könige  mit  geflidtem  Äopfe  wieber  auf.  ©eine 
fpäteren  Sage  oerlebte  er  auf  feinem  SBuHenwinfel  bei  Golberg,  faft 
feiner  ©inne  beraubt,  unb  mad^te  ber  ©tabt  burc^  feine  SBilbl^eit  unb 
Srunfenl^eit  t)iel  ju  fd^affen. 

SDie  aSerwaltung  ber  ©tabt  unb  bie  innere  ®inrid;tung  beö  diat^ 
ift  ani)  in  biefer  3eit  im  wefentU(^en  bie  frül^ere  geblieben,  bod;  er^ 
I)alten  bie  SRatl^ömitglieber  jefet  ein  beftimmteö  ©el^alt.  3iu  Saläre  1520 
fajste  ber  9Jatl^  bzn  Sefc^lu^,  bafe,  wenn  ein  geforner  SRatl^mann  vex^ 
ftürbe,  feiner  g^rau  unb  feinen  Erben  alle§  gegeben  werben  folle,  wa§  ber 
aSerftorbene  an  Sai^ö,  ®elb  ober  anberen  ©aben  im  Seben  genoffen 
I;abe,  bis  ein  neuer  9iatl^maun  an  feiner  ©teile  gewäl;lt  fei  ^).  3?ad) 
aingaben  auö  ben  Sauren  1527,  1548  unb  1549  beträgt  bas  ®el;alt 
au^er  ben  Ileinen  SRebengefällen  an  Dfterweijen,  ^sfingftwein,  3Jeujal;rö5 
mel;l,  S3efen,  aWeffern  mit  fnöd^ernen  unb  gelben  ©egalen  oon  ben  SBer- 
fäufern  bei  ben  Sal^rmärften,  Äälbern,  §ämmeln  u.  f.  w.  auö  ben 
6iöcntl;innöbörfern,  Pfeffer  unb  SWegelfen,  an  Saareinnaljmen  jäljriidj 
86  9Jfarf  für  ben  („el;rbaren  unb  feften")  fifeenben  Sürgenneifter, 
200  Wlaxl  für  einen  Kämmerer,  1549  finb  bie  brei  Äämmerer  äufam- 
nten  mit  634  SWarl  angefefet.  Xoä)  tann  unmöglich  baö  ©eljalt  ber 
Äömmerer  baö  ber  aSürgermeifler  überfliegen  l^aben.  Um  1610  erl^ält 
ber  com^l  dirigem,  bie  vkx  SWül^lenfd^weine,  jebcö  ju  10  fl.,  einge- 


—    366    -- 

nS)\\tt,  92  f(.  ©einölt,  ieber  Äammetcr  40  fl.  tüeinger,  Me  übrigen 
SRatl^sl^etm  jcbcr  8  bis  10  fl-  SDic  Siebcngefällc  finb  nid^t  angegeben. 
2luö  ber  ©tabtfaffe  ctl^altcn  no(ä&  iä]^rlt(3^cö  ©alar  ber  ©pnbifuö  int 
Sa^re  1546  400  Wlaxl  im  Saläre  1610  290  ft.,  ber  ©tabtp^t)rt<«ö  in  betn^ 
felben  Saläre  103  ff.  2)er  ©tinbifuö  l^at,  wie  ber  fpätere  ©labtpl^pfifus, 
eine  Slmtöwol^nnng,  biö  fein  Soften  eingeigt  unb  feine  Functionen  von 
einem  SRatl^mann  vexxoalkt  werben,  um  1654  ifl  biefelbe  baö  Slrdjibia- 
fonati  Ungefäl^r  ebenfo  vxd  erl^ält  ber  ©tabtf Treiber;  54  f[.  ber  2:i^urm^ 
Pfeifer,  ber  juglei^  ©tabtmufifuö  ift;  weit  geringer  finb  natürlicä^  bie 
Soften,  njeld^e  für  ben  oberften  ©tabtbiener,  bie  brei  reitenben  Wiener,  bie 
Äämmererfned^te,  ben  3Rarftmeifter,  bie  SBettefoögte,  ben  SRöl^renwal^rer, 
ber  aud^  ben  SUtafefer  %exä)  in  ßrbnung  l^alten  muß,  bie  jroei  §olj- 
tjögte,  bie  %^omä^ttt,  ben  ©tabtjungen  unb  hm  SSogt  auf  ber  gim 
fenburg  bei  ©eHnoro  ausgefegt  finb. 

Seber  geroäl^lte  SRat^mann  ift  jur  Slnnal^me  ber  SBal^l  t)erpf(id^tet, 
imb  §ermann  t).  Sraunf^roeig  aus  ©tettin  würbe,  als  er  fid^  1578 
beffen  weigerte,  mit  ber  ©ntjiel^ung  beö  a3ürgerre(]^t§  bebrol^t. 

Ueber  bie  ©rbnung  ber  Sied^töpffege  ift  au^  htm  Saläre  1660 
eine  genauere  3la^xi6)t  erl^alten  ^);  fie  ftellt  ol^ne  Sweifel  @inri(ä^tungen 
bar,  bie  fd^on  lange  beftanben  l^atten. 

SDaö  obere  ©tabtgeridjt  war  in  biefem  Sal^rl^unbert  ganj  ftäbtif(^ 
geworben  unb  baö  Siedet,  einen  präfibirenben  9tid^tt)ogt  ju  ernennen, 
würbe  t)on  bem  Sifd^ofe  Dergebenö  beanfpruc^t.  3li^t  alle  ©ad^en 
ol^ne  Unterfd^ieb  würben  gleid^  tjor  ben  ganjen  SJatl^  gebrad)t.  6ö 
waren  mel^rere  Untergerid^te  ba,  .t)or  benen  in  manchen  ©adfien  geflagt 
werben  mu^te;  bodf)  fonnte  von  i^nm  an  ben  Siatl^  appettirt  werben. 

1)  SDaö  9iiebergerid^t.  ®s  beftanb  aus  jwei  SDlitgliebern  beö 
Status  unb  bem  aSogte*),  bie  jwei  ©erid^töpebellen  unb  einen  ©ecretär 
ju  i^rem  SDienfte  t;atten,  unb  würbe  auf  bem  SRatl^l^aufe  in  ber  „SSogtei" 
gehalten.  2lEe  ©d^ulbfad^en,  bie  nid^t  über  15  3Jfart  £üb.  ober  7i  fl. 
I^inauögingen,  ©d^el  worte  („ßent^  ober  Snjurienfad^en"  nid^t  über  1  fl.), 
©d^lägereien  würben  von  i^m  gerid^tct.  Si^m  ftanb  aud^  bas  Slffefs 
forat  in  bm  Stemtern  ber  §anbwerfer  ju. 

2)  S)aö  §afengerid^t.  es  war  aus  2  Siatl^ö^erren  unb  2  ©ülj« 
rerwanbten  jufammengefefet,  l^atte  einen  ©ecretär  unb  einen  ^ebeBen 
}u  feinem  SDienfte,  unb  ber  SlJlünberoogt  war  il^m  untergeben,    ©treit^ 


0  S)oc^  ift  swcifcll^aft,  ob  uid^t  immci  einer  ber  SSeifiSer  ben  Sitel  SJofli  föl^ite, 


—    367    — 

fod^cn  }n)if(ä^en  ftembcn  ßauffeuleii  in  ^(ä^iffsatigelegenl^eiten,  ^wifc^^en 
ben  Scmol^ncrn  ber  9)Jfinbc,  ber  SBietc,  ber  ^fannfd)mieb,ctt  bis  jwr 
®ote  Mub  fo  weit  bie  ©tranbgerci^tigfcit  ging,  gel^örten*t)or  bic^  ®c^ 
rid;t;  feine  ©ifeungen  l^ielt  e§  in  ber  aWünberoogtei. 

3)  SDaö  ©reoens  (©rnben)  geri(3^t,  awö  2  SDIitgliebem  beö  SWat^ö 
gebilbet,  t)or  bem  bie  Strungen,  bie  bei  bem  §oIjfefeen^  §oljIianbel 
u.  bergt,  vorfielen,  ge{(3&lid^tet  würben. 

4)  2)as  ©erid^t  be§  ©eglerl^aufes  unb  feiner  ®lterleute  (f.  ©egs 
lerl;an§  ©.  98). 

©iefelbe  3laä)xx(l^t  ertlärt  ben  siabis  aristea^aticus,  n)el(3^er  bie 
I;erfömmU(3^e  SBerfaffung  ber  ©tabt  fei,  alö  baö  SReginient  ber  t)orne]^iUs 
ften  unb  üerftänbigften  33ürger. 

S)ie  ajollftredung  ber  SobeSurll^eile  fanb  je  nad^  S3ef(^affenl;eit 
ber  §inri(|tungön)eife  an  rerfc^iebenen  SRii^tftätten  ftatt:  verbrannt,  ge- 
räbert  unb  gel^ängt  würbe  befonberö  bei  ben  33ranbpfäl^ten  unb  an  bem 
©algen  bei  ©t.  ©ertrub,  au^erbem  auf  bem  l^ol^en  S5erge,  wo  1725 
Dier  Sigeuner  gel;ängt  würben  (Sigeunergalgen),  unb  feit  1674  andj 
bei  ber  3iegelf(^eune  t)or  bem  ^fannfc^miebentl^or;  bie  ©efädten  würben 
bei  ben  S3ranbpfäl^Ien  begraben;  für  bie  ©olbaten  (S)ef erteure  unb 
SDiebe)  war,  wenigftenö  in  branbenburgifd&er  Seit,  ein  befonberer  ©algen 
auf  bem  ©ieberlanbe  erbaut;  al§  ber  branbenburgifd^e  ©oiwemeur  So- 
gißlat)  t).  ©(^werin  einen  foI(^en  auf  bem  SUlarfte  errid^ten  liejs,  prote^ 
ftirle  3{(kÜ)  unb  SBürgerf(^aft  bagegen,  liefe  fi(^  jebod^  bur(^  bie  (Srftfc 
rung  berul^igen,  bafe  berfelbe  nur  alö  ©d^redtmittel  für  bie  ©olbaten 
bienen,  aber  nic^t  xovdWS)  gebraucht  werben  foBte.  2luf  bem  3Karfte 
würbe  nur  mit  bem  ©d^werte  gerichtet  (um  1744  t)on  "btxa  ©d^arfric^ter 
m^  ©reifenberg).  ©rfc^iefeungen  t)on  ©olbaten  fanben  in  ber  ©tabt 
auf  bem  ©c^üfeenwaU  ftalt.  S)ie  Sobeöurtl^eile  beö  geiftlii^en  ©erii^tö 
würben  auf  ber  Slltftabt  t)olIftredEt.  — 

SDaö  ©ebiet  ber  ©tabt  l;atte  fi(^  au(^  in  biefer  Seit-^  burd^  bie 
Erwerbung  neuer  ©üter  —  trofe  beö  faiferlid^en  3Jianbat§,  baö  (\\\  fie 
1566,  wie  fc^on  1541  an  fämmtlid^e  pommerfd^e  ©täbte,  ergangen  war, 
feine  Sel^ngüter  mel^r  an  fid^  ju  bringen  —  imb  bur(^  bie  aSerooHftän? 
bigung  älterer  SBefifeungen  erweitert. 

aSüffom  (Bursow)  jum  S^eit  ben  SUlanteuffel,  jum  Si^eil  bem 
ßapitel  gel^örig,  ift  ftüdfweife  an  ßolberg  gefommen.  3m  Sa^re  1435 
Derfaufle  Henning  t).  aWanteuffel  8  3Warf  ^ad^,  1521  Sorenj  unb 
e^riftop^  0.  SDianteuffel  ju  Ärufenbefe  9  §ufen  unb  3  Äat^en  auö 


—    86B    — 

bcm  SDorfe  an  ba§  ©t.  gpiriluöl^oSpttaL  Snt  Sal;rc  1526  tmifdjten 
bcr  ^ropft  ^Nlaten  imb  ber  ©olbcrgcr  Sürger  6aöp.  t).  Slbebar  im 
3?amcu  feiner  §au§frau  SWargaretl^a  t).  ?ßlaten  t)ont  Solberger  ßopitel 
ein  aSiertel  be§  SDorfeö  gegen  eine  jäl^rlid^e  ^aiä^t  von  12  p.  rl^ein.  in 
bem  SDorfe  ^Jeu^SBanjin  ein.  Slbebar  würbe  bamit  belel^nt  unb  t)er= 
erbte  eö  auf  feine  $Wad^fommen,  von  benen  2eo  v.  Slbebar  nad^  langem 
^rojeffe  vox  bem  9iei^§fammergeri(|t  1695  „baö  unbefefete  unb  fafl 
t)erroüftete  Slntl^eifegut"  gegen  2000  Si^aler  an  bie  Stabt  überlief,  ber 
bereits  bie  übrigen  brei  aSiertel  geprten  % 

3n  äl^nlid^er  SBeife  war  Srtel^mer  fläbtifd^  geworben..  S)en  gröf$ 
feren  2§eil  be§  SDorfeö  gewann  ber  SRat^  burd^  Äauf  unb  SBerpfönbung 
t)on  ben  3Kanteuffel  in  SDrofebow  1425  unb  1433  imb  von  §enning  SSard^- 
min  1429,  unb  6lau§  v.  aWanteuffel  tjerjid^tete  1462  auf  baö  2Bieberfauf§s 
red;t.  S)o(^  waren  aud^  bie  ©foientin  im  SBefife  eines  Slntl^eifeguteö, 
unb  bie  ©tabt  war  mit  biefen  über  beftimmte  §ebungen  aus  bemfelben 
in  einen  ^rojeg  gerat^en,  ber  bis  an  bas  faifcrlic^e  Äammergerid^t 
ging.  SDes  erfolglofen  ?ProjeffirenS  mübe,  t)erfaufte  enblid^  fiorenj  v. 
©toientin,  um  allem  ©treit  ein  ©nbe  ju  ma(§en,  feinen  Slntl^eil  im 
Saläre  1606  für  1600  fl.  an  bie  ©tabt,  mit  bem  gefammten  lebenben 
unb  tobten  3nt)entar,  weld^es  bamals  beftanb  aus  2  ^ferben,  jufammen 
20  f{.,  3  anelffü^en,  18  fl.  an  SBertl;,  3  ©augefälbern,  128  ©(^afen, 
8  ©d^ weinen,  12  gerfeln,  11  ©änfen  unb  12  '§ü^nern,  2  fertigen 
pflügen,  2  ©d^neibelaben  unb  1  ©djneibemeffer,  2  3Kiftforfen  unb 
1  aJlift^afen.  §erjog  granj  ertl^eilte  1607  bie  te^nsljerrlidöe  ©inwitti- 
gung  ju  bem  Äaufe,  nad^bem  au(^  ber  SDefan  ^aul  v.  SDamife  feine 
Slnwartfc^aft  barauf  für  200  fl.  an  bie  ©tabt  abgetreten  ^atte.  S)ie 
Slnfprüd^ß,  weld^e  im  fotgenben  3al;rl^unbert  ber  §ofgeri^tspräfibent 
Henning  granj  v.  3)lünä)oro  ju  (Söslin  auf  biefen  ^txi  von  Stemmer, 
als  ein  ©tüdE  ber  §e(iE)t^aufeufd^eu  Se^n,  erl^ob,  würbe  auf  ®runb  ber 
entfdieibuffg  ber  juriftifdien  gacultäten  oon  §alle  unb  §elmftäbt  burd^ 
bie  föniglid;e  giegierung  (30.  9ioo.  1739  unb  16.  SIKai  1741)  unb  baS 
©berappeaationsgerid^t  (4.  3uli  1747)  jurüdgewief en ,  unb  $Re^mer 
11.  Slpril  1755  oon  ber  ©tabt  als  neues  Sel^n  empfangen^). 

Sind)  bas  SDorf  ©imöfeel  (Czymoycele)  war  urfprünglid^  ein 
aJJanteufferfd^er  Sefife.  (gbenberfelbe  ßlawes  o.  SUfanteuffel,  weld)er 
SRet)mer  an  bie  ©tabt  oerfauft  ^atte,  oeräugerte  im  3al)re  1439  aud^ 
bie  eine,  aus  21  §ufen,  9  §öfen  unb  1  Äruge  befte^ienbe  §älfte  von 
©imöfcel  au  biefe  ober  pielmel;r  an  bas  ©pital  ©t  ©piritus  in  il&r^ 


^._    S69    — 

für  150  ^laxl  mit  a?Nicbevfauf^»rc(^t  luib  145G  sufammoit  mit  feinen 
©ö^nen  §enning  unb  9)?attl;iaö  mid)  bie  peite  §älfte  jn  tobtem 
Jlaufe  an  bie  bcibcn  ©pitäler  igadcshuse)  ©t.  Bürgen  imb  ©t.  ©pi- 
ritnö,  beten  3Sorftänbev  bamal§  waren  Snbbredjt  §orn,  9)Jarten  ©(i)(ief, 
^cinrid)  ©warte  unb  ©tepl;an  ©tnbk,  mit  ^toggen,  3^Iad;ö,  3?audi:= 
ljüf;nern  unb  ^^ädjten  t)on  23  §nfen,  2i  SDrömt  9toggcnpad)t  anö  ber 
9)Jü[;le  unb  2  aJJar!  {vor  de  vcyVmghe  vfide  den  tappen,  58erfaufö= 
unb  ©d)enfgered;tigfeit)  a\\§>  beut  5lruge  für  2000  9)?arf ;  im  Satjte  1458 
ermarben  bie  ©pitälter  nocl;  baju  x^on  §einrid)  d.  9Kanfenffel  ju  9?erefe 
eine  jäl^rlidje  §e(nuig  non  9  9)farf  4  /?.  ^adjt,  6  ©d;effel  9ioggen, 
3  Sopp  glad)ö  unb  1  9faudj(;u(;n  auö  einem  §aufe  in  ©imöfecl  für 
150  a)tar!  ginfenaugen  (bie  lobige  aWarl  auf  21  3)iar!  ginfenaug. 
gefd;lagen) »). 

lieber  bie  ©rtüerbnng  t)on  ©cmmerom  finb  feine  llrfunben  unb 
9lad)rid)ten  t)orl)anben.    Um  1 500  gel^örte  ba§  S)orf  bereits  ber  ©tabt. 

®er  33uIIenit)infel,  unt  1400  im  S3efi^  ber  v.  Asiaten  unb  fpäter  ber 
-0.  ®ami^,  bie  bort  ein  2BoI;n[;auö  l^atten,  mar  fd;on  um  1600  ^nm 
2(jeil  ftäbtifdj  geworben.  3m  3oI;re  1616  faufte  ber  Siatl;  bort  Don 
Tat  Jlalfow'ö  (Srben  unb  anberen  ßinmoI;nern  ber  ©tabt  57  aWorgcn 
baju  (10  aJforgen  d  10  Slialer,  bie  übrigen  a  35  fL).  ©ii^cn  anbcni 
Sl;eil  erwarb  er  1645  dou  £ufa§  x\  S)ami^  auf  Stollen  unb  SJü^ow 
unb  1651  legte  er  43  9)Jorgen  ©tabtaderö  bajn,  bie  er  t)on  Soadjim 
D.  §ol;ent;aufen  gefauft  l)atte.  %\\  bem  fiebenjäfirigen  Kriege  würbe 
baö  3lderwerf  dou  ben  Siuffen  üciwüftet  tnib  uom  9Jatr;e  nid;t  uneber 
Ijergeftettt,  fonbern  mit  5  33auerl)öfen  befefet  '^). 

S5aö  ®ut  illein^Staugarb  ift  furj  t)or  1578  angetanft;  bnnml^ 
bejaljlte  ber  9{at()  ben  9left  beö  ^?aufgelbeö  an  3l§muö  t).  5?leift,  dou 
bem  er  fd;on  3000  fl.  abgetragen  l^atte^^).  @ö  würbe  1630  wieber 
Dertauft  f.  ©ap.  17.  3lu^  bie  Siüljle  t)on  ©pie  würbe  um  bie[e  3eit 
(1585)  \>m  Slatlie  für  300  Sf;aler  gefauft"). 

llnDortl;eiltjaft  für  bie  ©labt  war  bie  bur(^  ©treitigfeiten  über 
2Beibegered^tigfeit  x^eranla^te  Erwerbung  mw  lllrid)§ljof  bei  §en!en= 
fiagen  unb  Don  einem  Sljeil  biefeö  lefeteren  S)orfeö  in  ©rbpad^t  gegen 
einen  ilanon  von  1000  fl.  imb  ein  einfaufögelb  von  4000  fl.  (1625). 
lllrid;öl;of  l)ie&  frülier  33oltenl;agen*),  war  ]^eräogli(|eö  9lmtöborf  unb  Ijatte 


*)  SSa5  S3rüggemann  unb  nac^  il)m  SSerö^au«  übcc  bicfes  S)orf  fagen,  ift 
unric^tlö. 


—    370    — 

friUjer  bem  illofter  h\  Slltftabt  gel^ört»  SDie  erwcrbimg  beftanb  in 
einetn  auö  jtifamniengelcgten  SBauevl^ufen  gebilbctcn  Slderl^of  uhb  10 
Sttueru  unb  5  Äopteu  511  ^eufeul^agen.  S)er  9iall^  glaubte  einen  guten 
Sauf  geniadit  jii  fiaben  unb  befiä^enfte  ben  ©tattl;alter  ^axil  v.  ^amife, 
weld^er  ba§  ©efd^äft  üernüttelt  l^atte,  mit  6  9lofenobel.  3^od^  mxtty- 
f($aftete  er  bm  Äanon  unb  bie  Sinfen  beö  6rbftanbgelbe§  nid^t  l^erauö, 
unb  obiDoI;l  bie  ^^enfion  von  35ogiö(at)  XIV.  1631  wegen  ber  Srieg^^ 
nott;  auf  600  fl.  l;erabgefefet  unb  ax\^  fpäter  nid^t  lieber  gefteigert 
TOurbe,  bered^nete  ber  Siatl;  1713  bod)  ber  SJegierung,  ba§  bie  Stabt 
in  ben  neunjig  Saluten  faft  30,000  ff.  jugefefet  l^abe. 

Srofe  biefer  (Snnerbungen  fanb  in  ben  ginanjDerf)äItnij|en  ber 
©tabt,  bie  no(^  in  ber  erften  §älfte  bcö  16.  3cif)r()unbertö  fef^r  günflig 
geraefen  waren  —  (fo  betrugen  im  3al;re  1549  bie  ©innal^en  6513  W., 
bie  Sluögaben  nur  5111  Wä.)  —  gegen  Gnbe  beffelben  eine  bebenllidtjc 
SBerfd)led;tening  ftatt.  3n  bem  unrufiigen  Satire  1586  beliefen  fid^  bie 
einnar;men  auf  2212  fl.,  bie  Sluögaben  auf  4090  f(.  gaft  ^al)x  für 
Sal^r  überfliegen  jefet  bie  2lu§gabcn  bie  einnaiimen  unb  ber  SHatl^ 
mu^te  ben  3luöfall  burd^  3lnleil^en  beden.  Sm  Saläre  1600  wirb  bie 
©efammteinnafime  auf  8124  fl.  angegeben,  bie  2luögaben  auf  nur 
8101  f(.,  aber  eö  laftet  fd;on  eine  ©d()ulb  von  14,958  f{.  auf  ber 
©labt. 

Tdä)t  wenig  trugen  ju  biefer  3Serfd)Ie($terung  ber  ginanjlage  bie 
i)ielfad)en  au^erorbentIi(^en  2luögaben  in  biefer  Seit  bei,  bie  auö  beut 
©tablfedel  beftritten  werben  mußten. 

SDal^in  gel;örten  bie  Unfoften  für  bie  @efd)enfc  bei  ber  SBerl^eira- 
Kjung  t)on  2)titgliebcni  be§  lieimifd^cn  güvftenliaufeö,  für  bie  Sewir- 
t{;ung  t)ornel&nier  ©äfte,  inäbefonbere  für  bie  bei  bem  pufigen.  SBed^fel 
ber  Siegenten  fid;  fo  oft  wieberI;olenben  §»ulbigung§feierlic^Wten  unb 
bie  bamit  tierbunbene  Seftäligung  ber  ^Nrioilegien.  .  S)ic  dürften  be- 
gleitete  babei  ein  3al;lreid^e§,  anfprud^jücHeö  ©efolge,  weld^eö  ebenfalls 
feine  ©efi^enfe  forberte  unb  eö  fid)  an. ben  gut  befehlen  Safein  wo^l 
gefallen  lie§,  bie  bann  in  ben  SJäumen  be§  3iatljl)aufeö  l^ergerid{)tet 
würben.  Xk  ©elage  bauerten  gewötjulid;  mel^rere  Sage;  an^  ben  fil- 
bernen  SBediern  unb  2rinff(^alen,  weld^e  baö  3?atl^liau§  für  fold;e  ©äfte 
in  äiemlidjem  S.sorratl;e  befajs,  würbe  il^nen  i^ex  gute  SBein  be§  diatf)^^ 
feHerö  frebenjt,  unb  bie  Slpotljefe,  bie  in  jener  Seit  aud^  ßonbitorei 
war,  lieferte  baju  ©rübe,  SKijtur,  ßonfect  unb  3Wagenpult)er,  weld^e 
aud;  bie  9iatl^öl;errn  porforglidj  mitnahmen,  wenn  fie  im  Sntereffe  ber 


—  ä7i   — 

Stabt  weitere  Steifen  iintetttöl^men,  ober  awi)  nur  bie  Slabtbörfer  tn- 
fpicirteit.  ♦—  93eifpiefen)eife  finb  l^ier  bie  Unfoften  aufgefüf^rt,  roeld&e 
bie  ^ulbigiing  ,,be§  fröl^ti^en  Sitprers"  Ulriiä^  (1G18)  ber  Stobt  cer^ 
urfad^ten.  ©ie  mii&te  an  ^ulbigungSgelbeni  mä)  tjorigein  Slnfd^Iage 
3555  fl.  17  ^r,  14  ^'fg.  5aI;Ien  „unb  ifi  wxä)i^  abjul^anbeln  gemefen/' 
SDaju  famen: 

ein  ^ofal  mit  einem  ©edel,  inwenbig 

imb  auöroenbig  üergolbet  .    •    •    .  144  ff.  14  ^r.    4  ?{}fg 

in  bemfelben  100  ^xihkn  i  3  fl.  .    .  300  „  —    „    —    „ 

1  Safl  §afer 40  „  -    „    —    „ 

2  fette  Ciä^fen 60  „    5    „     6    „ 

10  ©d^od  yitmaw^tn,  1  Dl^m  SBein, 

5  frif^e  Sa(3^fe ? 

betn  ©tiftsoogt  änton  x>.  Sonin  \ 

bem  Äämmerer  f^ranj  SBöl^ne      l   •    •  66  //  21    „     6    „ 

bem  Äanjier  3lnbr.  Sulgtin        i  für  jeben 

bem  JObermarfd^aH  J 

beut  ^^rotonotariuö 27  ,,    3    „      6    „ 

bem  ÄeHermetper,  Ääd^enfd)reiber  «.  f- ^^'  20  „  — 

bem  fürftliiä^en  ©ilberfned;t    •    .    .    .  6  „  — 
für  bie  Äod^wagen  ber  mif  bem  aWarft 

erbauten  fürfWid^en  Kfld[ie      •    •    .  8  „  —    „    —    „ 

bem  fürftliiä^en  Ä0(]^ ^  „  —    n    —    n 

ben  ©tettin.  unb  SBolgafi.  ©ecretären  .  14  „    7    ,,    —    ,, 

ben  STrommelen 14  ,,    7    ,,    —    „ 

ben  Snjlrumentalijlen 3  „  17    ,,     4    „ 

bem  §eer#aufenf(|Iager 1  „  10    ,,    12    „ 

bem  Courier •    •    •  2  „  21    „     6    „ 

bem  Untermarfd^all •    .  2  „  21    ,,     6    „ 

bem  Stentmeifler  ••..♦•••  9  //  — 

an  Sfitgen  Äolner  tjetfd^bffen     •    ♦    .  ^[9  „  —    „          „ 

s:  f:Ä"1  '*•» 88  „  .0  „  • ..  „ 

für  anbere  ftleinigfeiten ? 

baju  bie  beiben  Sirabanten,  xodS^t  bie 

©tabt  auftjlaffiren  mu^te,  unb  ber 

©tabtfutfd^cr  to^atabe  .    .    .    .  135  ,,    2    ,,    15    ,, 

ade  ^ulMflungeauegaben:  4737  fl,  29  gr.  15  n^\^. 


ff  ff 

ff  ff 


ff     ^     ff 


—    3Y2    — 

Ünb  alö  Ulrid^  im  folgeiibeii  Satjre  mit  feincc  @ciual)(iu  iu 
Golberg  erf(^ien,  foftete  bie  S3en)irtt;inig  704  ff.  unb  bie  bvei  ^^ofale, 
bie  bem  ncuücnnäljUen  ^^aaxc  i)ercl;rt  nnirben,  206  f(. 

3ur  Seftreitung  fämmtUd^cr  ^ulbigungöfoften  im  Satire  16  i  8 
l^attc  bie  ©tabt  ein  Kapital  von  10,333  fl.  aufuefjmen  muffen. 

©ine,  in  ber  5it)eiten  §älfte  beö  16.  S^i^t-I^unbertö  faft  fteljenbe 
Selaftnng  ber  ©tabtfaffe  t)evnrfad;ten  and)  bie  enbtofen  ^srojeffe  bei 
bem  SJeidjöfammergeridjt  nnb  bie  pnflgcn  ©trafgelber,  weldje  bie  ©labt 
fiir  geft(;altnng  fürftlid;en  ilornö  im  §afen  ober  anbere  Eingriffe  in 
bie  9{ed;te  ber  gürften  5at;(en  nutzte,  gür  biefe  jünrben  foId)e  ©traf- 
gelber eine  ergiebige  g^itmnjqnette,  nnb  mefirfac^  werben  babnrd;  t)on 
i^nen  21nleir;en  (im  Setrage  von  800,  2000  nnb  3000  f(.)  jnrndgesal;lt, 
bie  fie  bei  bem  9iatl;e  gemad)t  l^atten. 

SDer  9Jatt;  jeigte  gnten  SBiUen,  bie  a)Ze^ran§gaben  bnrd)  ©teigcrnng 
ber  @innal;men  jn  beden.  SDiefe  floffen  nad;  alter  SBeife  anö  bcn  ^X'(^ä)U 
gelbern  fnr  bie  ilnpfennfll;le,  ©ämifd;mü(;le,  SBalfmül^te,  9?atf;öapot(;efe, 
©tabliDage,  n)el(|e  bem  oberftcn  ©tabtbiener  fttr  50  fl.  iäl;rli(^er  ^^aM 
«bertaffen  war,  ben  3lbgaben  fnr  bie  33(eid)erl)öfe,  SBifpnfer,  Slrani:^ 
bnben,  gleifd;erf(^arren,  S3robfd)arren^  bem  „©tebegelbe"  ber  5ßanb= 
fdjneiber,  ©c^nfter,  ilürfdiner  n.  f.  m.  bei  ben  3al;rmärften,  bem  „2Bort= 
tinö"  von  24  ber  ©tabt  gel;örenben  §änfern  nnb  ber  9)]ietl;e  einer 
ätnsaljl  t)on  illebbnben  an  ben  SDtanern  ber  ©tabt,  bie  §anpteinnal;me 
gaben  ber  33ürgerfd)o6  nnb  bie  Erträge  ber  ©nter.  ®icfe  le^teren 
waren  am  leid)teften  jn  t)ermel)ren,  aber  gerabe  fie  l)a\kn  fid;  im 
Sanfe  be§  16.  3cil)rl;nnbert§  bei  ber  Steigerung  ber  9lrbeitölöf;ne  nnb 
in  g^olge  nad^läffiger  S3en)irt^fd)aftnng  bnrd)  bie  ftäbtifd^en  SGögte  eljer 
verringert.  Um  1586  bxad)U  ©eHnoiu  etwa  100  fl.  ^nfenpadjt,  33orf 
22  fl.  an  §nfen::  tmb  5  fl.  28  gr.  an  Äatl;enpad)t,  2Berber  nnb  baö 
XJorwer!  iebe§  8  fl.,  ber  Ärng  ju  S)n)eii;i  gab  24  gr.,  bie  17  gifd;er 
?ip  der  Jiega  (SDeep)  jeber  20  gr.  ^J(^ai)t  SBeld^e  Erträge  bie 
übrigen  ©üter  brad^ten,  ift  nidjt  angegeben.  ©d)on  1597  war 
im  3?atl;  bie  ^rage  anfgeworfen,  ob  e^j  ni($t  beffer  fet,  bie  nn= 
jwedmäf^ige  33efteHnng  bnrd)  ä5ögte  anfjngeben  nnb  bie  ©tabtgiiter 
^ädjtern  ju  nberlaffen,  bie  if)reö  eigenen  3?ortl^eil§  wegen  beffere  3lnf^ 
fid)t  fnljren  nnb  meljr  ©orgfatt  anwenben  würben;  bod;  fiegte  bei  ber 
9JJet;il;eit  beö  diat^^  nod)  bie  Siebe  jum  2l(len,  man  befdjlofe,  bei  ber 
l;erföntmlid^en  öewirtl;fd^aftung  nnb  ber  Seanffiiä^tignng  burd^  bie  ©orfs 
l&erren,  bie  m^  nngern  i^re  fleinen  JiebengefäHe  anfgaben,  ftel^en  jn 


—    3^3    — 

hkxbm.  Sube^  bie  imiiiec  btinöenber  tuerbeube  Sflotl^menbigfeit,  S)edfung 
all  fd)affen,  jwang  beit  matt)  batb,  bie  ©ttter  für  ^^enfion  (^adit)  au§^-^ 
5iit^iiu.  Sm  Sa^re  1625  waren  alle  ®üter  i)erpad;tet:-  ®r.  Seftin  gab 
an  ^Jßai)t  1000  fl.,  eeinmerow  400  fl.,  Simöfcel  247i,  SBfiffom  375  fl., 
9kr;!uec  500  fl.,  aßerber  600  ff.,  SSorf  600  ff.,  a3uaenit)infel  100  fT., 
bie  ^Neiifiou  bev  ©tabtmage  war  auf  75  fl.  gefteigert,  ber  ©tabtraeiuMer 
gab  100  fL,  bie  a)iüuber  3?ogtei  30  ff.  ^|Jad;t,  bie  SRat^öapotf;efe  ja^fte 
200  ff.  ^eufiou  fd^on  feit  1586.  SDtitunter  ging  ber  matt)  in  feinem 
ßifer,  bie  ©innal^men  ju  erf)öl^en,  aud^  wol^l  ju  weit:  1618  l^atte  er 
für  933  ff.  eine  SBinbniür;le  erbauen  faffen,  ber  Sölütter  jal^Ite  erfl  80, 
bann  100  ff.  ^^^ad^t,  afö  er  aber  auf  300  ff.  gefteigert  würbe,  jaf;fte 
er  nur  einen  Sennin,  flecfte  bie  3Jtttf;fe  in  33ranb  unb  ging  baoon^^^. 

SSfud;  fonft  geigte  ber  ?latl^  in  biefer  3eit,  btirdj  bie  t)on  9iau^ 
fd^enborf  geteitete  33ürgerf(^aft  fräftig  angefpornt,  ein  Streben  nad) 
^ikrbefferung  unb  grö{5erer  9tu§nufenng  be§  ftäbtifd^en  SBefifeeö.  3luf 
Derfdjiebenen  ©teHen  würben  ©d)onungen  angefegt,  fo  jwifi^en  ©arrin 
unb  ©ctnnierow,  um  baö  33effiegen  beö  ©enuneroiü^fd^en  g^efbeö  mit 
©arrin'fdjem  ©anbe  ju  t)erl;inbeni,  unb  bie  bi§  baljin  nur  fd;tedjt  ge^ 
Vffegte  3)taifuf;fe  würbe  von  bem  §afenf;errn  Sorenj  §eitfe  (1602)  unb 
feinem  gfeid;namigen  ©ol^ne,  ber  ebenfattö  9iatf;mann  war,  jum  ©(^ufee 
beö  §afcnö  burd;  3lnpf[anjung  von  ©id^en,  ©tfen  unb  33udE)en  bebeutenb 
erweitert.  SDer  fefetere  fegte  an^  ben  S3aumgarten  auf  bem  rechten  ^^er= 
fanteufer  an.  S)er  §afen  würbe  nod)  burdj  ein  boppefteö  Sotfwerf  gefiebert. 

3eitweife  fud)te  ber  Slatfj  burd^  ftärfere  Sfuöbeutung  ber  ©tabt= 
watbnngen  ju  f;elfen.  SmSa^re  1603  fie^  er  auö  bem  Seftiner  ^ofje 
(ber  5?ämil5,  wo  nod)  1716  ein  after  ©tein  mit  ben  ?Pfannf;afen  bie 
(^renje  jwif djen  Äarfo wer  unb  6of berger  ©ebiet  bejeid^nete,  wetd)e  1621 
jwifdjen  bem  3?at]^  unb  3Senfee  t).  33fanfenburg  auf  Äarfow  feftgefefet 
war^"^),  251  ©renj  §ofj,  baö  ®renj  ju  6  ff.  (1580  foftete  baffefbe 
4  ff.),  1614  382  ©renj,  baö  ©renj  wieber  ju  4  ff.,  t)erfaufen;  bod) 
äffe  3lnflrengungen  t)ermod;ten  ni(^t,  bie  inuner  mel^r  wai^fenbe  3errüt:= 
tung  im  §auöl;atte  ber  ©tabt  aufjul;aften,  unb  mit  einer  ©c^ulbenfaft 
uon  inigefäf;r  18,000.  ff.  trat  Gotberg  in  bie  Seiten  beö  breifeigjärj:: 
rigen  5lriege§  ein. 

ÜDen  Dornefjmeren  Sfjeit  ber  ^eoöfferung  bilbeten,  wie  frül^er,  bie 
brei  ©itben  ber  ©üfjl^erren,  5?auf[eute  unb  Srauer.  SDie  ©üfjgifbe 
gift  au(^  iefet  nod^  afö  ba§  t)ornel^ntfle  Gotfegium.  ®in  §anbwerfer, 
3Jamen§  3iefemer^  forberte  eineö  ©üfjoerwanbten  S^od^ter  ^um  Satire 


—    374    — 

auf,  fie  f(3^lu8  cö  il^m  ab  unb  tanjle  mit  einem  3(nberert,  toel^er  bet 
©itbe  xi)xe^  33ater§  augel^örte.  3lte  jener  auf  feine  wieberl^olte  Sluffor? 
berung  nod^malö  einen  Äorb  befommen  l^atte,  gab  er  i^r  eine  Ohrfeige. 
Gr  würbe  fofort  von  i^ren  greunben  ergriffen,  noä)  in  ber  SRad^t  würbe 
Stutgerii^t  über  i^n  gel^alten  unb  am  äKorgen,  alö  bie  Äül^e  jum 
S^ore  I)inauö  gingen,  würbe  er  jum  §o%eii(|t  gebrad^t  unb  enthauptet. 
3(uö  aladje  jünbete  fein  ©of;n  ^eter  3ifemer  1553  am  Sage  ^kuli 
33efel;rung  ben  ©tubbenl;agen  an,  ber  biö  auf  wenige  §>äufer  nieber^^ 
braiuite.  gür  bie  übereilte  ^inrid^tung  beö  ^ranbftifterö,  worüber  fi(ä^ 
beffen  3tnoerwanbte  bef^werten,  „l^atte  ber  (Solberger  SJatfj  ml  SBerbrufe 
unb  ©(^aben  an  feiner  Suriöbittion"  ^*). 

Sßon  ber  3KitgUeberjal^l  ber  erften  ©übe  ift  ©.  138  gel;anbelt, 
bie  Äaufmannögitbe  jaulte  um  1600  130  bi^  HO  aWitglieber,  befom 
fonberö  jaljlreii^  finb  bie  SBanbfd^neiber,  bie  ba§  Sud)  in  ©tüden,  ober 
eöenweife  üerfaufen.  3ni  3öl;re  1613  finb  179  SBrauljäufer  in  ber 
©tabt,  i(jre  Sefifeer  bifben  bie  SSrauer gilbe;  biefe  ift  im  17.  Sal^rl^un^ 
bert  in  ftetigcr  Slbnal^me  begriffen,  1650  finb  no(^  150,  1676  nur  nod; 
130  3KitgUeber  t)orI;anben,  1723  wirb  nur  nod^  in  81  §äufern  gebraut. 
3)iit  ber  Srauergilbe  ift  nic^t  baö  SBrauamt,  ba§  3lmt  ber  ©d^open- 
bvauer,  ju  oerwec^feln,  in  beren  §änben  ber  eigcutlid^e  ®efd^äft§betrieb 
lag*  3f;ter  waren  um  1613  nur  9,  einer  üon  il;nen  mu^te  anwefenb 
fein,  wo  gebraut  würbe,  unb  jebem  war  beöl^alb  eine  beftimmte  Stnjai^t 
von  Srauljäufern  jugewiefen  (f.  amä^  SBurfprafe). 

2)ie  brei  ®ilben  fteljen  jefet  mit  einanber  in  ber  engflen  SJerbiu:: 
bung,  niandje  gamilien  gel;ören  a\im  sugleii^  an,  unb  eö  ift  eine  ber 
Älagcn  ber  ®e werfe  mn  1600,  ba&  biefelben  gegen  ben  oon  alteröl;er 
üblid^en  SBraud;  brei^  unb  oierfadje  SWal^rung  Ijätten.  SnbeJB  waren 
fd;on  im  ajJittelalter  biefe  ©ilben  nid^t  ftrenge  gefdjieben,  nmnd^e  ©ieber 
trieben  bamalö  an^  ©rofe^anbel  unb  ni(^t  blo^  mit  ©alj. 

3m  17.  Söljrljunbert  bilben  bie  ©ewerfe  bie  jweite  klaffe  ber 
^eoölferung,  bie  Sagelöl^ner  unb  Meinen  Seutc  bie  britte;  im  18.  3<xi&r- 
l)unbert  erfc^einen  bie  SBierwerfe  nod;  alä  eine  befonbere,  oon  ben  übri= 
gen  (bewerfen  getrennte  Älaffe. 

Unter  ben  ©ewerfen  neljmen  ben  erften  Slang  ein:  bie  ber  Ööder 
(älUttbädfer),  ©^miebe,  ©d;neiber  unb  ©d^ufter  (bie  SSierwerfe),  au^er 
il)nen  finb  in  ben  erijaltenen  SBerljanblungen  mit  bem  SJatlje  nur  bie 
'^öttd^er,  2ud^mad)er,  Slafd^mad^er,  Äürfd^ner,  §afen  (§öfer),  £ein= 
wcber,  ^^arbiere,  unb  einmal  1 702  bie  ^^Silien-"  unb  Äol^lenjunft  burd^ 


—    375    — 

tl^re  SKterteute   t)ertreteit.    3luffallenber   SBeifc   fe(;lcii  gtcifd^er  iiub 
Sifdjier.    (Uebcr  bic  9Jo[eu^  ober  Stafeitjuuft  f.  ©.  106.)    S)ic  übriöcn 
Snnungen  waren  luoljt,  mellei(^t  weil  [ie  an  aKitglieberjaljl  ju  frfjwad; 
waren,  in  ber  „©etneinbe" .  i)ertreten.    S?orf;anben  waren  nodj  bie  (be- 
werbe ber  Sifdjier,  g=Ieifd^er,  ©lafer,  Äannengie^er,  garber,  5Rabler, 
§ntniad)er  nnb  §utftaffirer,  SRiemer,  SBentler,  ©enfler,  ©attler,  3aum= 
fd^läger,  33ä(^fenwa(^er,  33emfteinbreljer,  ^antoffelina(ä^er,  SDrei^öler, 
a3ü(^[enfd^äfler,  £eud)tenma(3^er,  Töpfer,  afiaurer,  @i(|ifföjimmerleute,  Sol^:: 
ßerber,  SBei^gerber,  SReiffd^läger,  Stett-  unb  Siabumd^er,  Snc^binber, 
S^openbrauer,  2Bein^  imb  Sierfd^röter  (Sräger),  aWülIer,  ©^neibe^ 
nuiUer,  Äorn^  unb  ©aljpader,  gifj^er,   §ering§wrafer,   g^ul^rlente, 
©d^weinefd^neiber.    (lieber  ba§  Sürgergelb  f.  @.  342.)    S)aö  33ü(j^fen= 
ina(^eramt  fonnte  nur  mit  50  p.  gewonnen  werben.    %\n  3al;re  1615 
war  fein  aSüd^fenfd^mieb  üorl^anben,  inib  ber  §erjog  erlaubte  einent 
Sraunfdjweiger,  ^x6)  alä   „freier  Siic^fenfd^mieb"  ju  fefeen,  mit  ber 
Sebingung,  ba^  er  bie  ©d^miebejunft  nid^t  in  itjrem  ©rwerbe  beein^; 
träd^tige.    S)aö  ©ewerbe  ber  ©olbfd^miebe  galt  alö  freie  Äunft,  1626 
war  nur  einer  in  ßolberg,  ber  jugleidfi  Srauer  war.    Sie  3nnft  ber 
S3ernfleinbref)er  (früf;er  aud^  ^aternoftermater  genannt,  weil  fie  ben  Sern- 
ftein   befonberö  ju  ßrucifiEen  imb   SRofenfränjen  verarbeiteten)  ftagte 
1600  bei  bem  Siatl^e,  bafe  wiber  il;rc  3unftred^te  ber  33ernftein  aufge= 
fauft  unb  an  frembe  jOerter  gefül;rt  werbe,  wä^renb  nad^  altem  §er^ 
fommen  aBer  Sernftein,  ber  nad^  Golberg  fäme,  juerft  il^nen  jum  Äauf 
angeboten  werben  muffe  unb  ber  2lnfauf  be§  am  ßolberger  ©tranbe 
gefunbenen  überl;aupt  nur  il^nen  juftänbe.    Sernfteinarbeiten,  wie  Äo= 
raDen  unb  33alfambü(^fen,  waren  nod)  fel;r  beliebt,  unb  bie  3nnft  mu|5 
il)re  SRal^nmg  in  ber  ©tabt  gefunben  l^aben.    g^flr  größere  ©tflde,  -weld^e 
baö  2Keer  am  ßolberger  ©tranbe  auöfpülte,  jal;lte  ber  SRatl^  einen 
ginberlol^n,  1582  werben  für  1  ©tüdf  oon  2  ^vfb.,  4  ©tüde  jufammen 
von  2  ^>fb.  unb  1  ©tüdE  von  6  Sotl)  13  aWar!  1  /?  aus  ber  Äämme= 
reifaffe  gegeben,  ein  fel;r  wertl^ootteö  ©tildf  erl;ielt  Äaifer  Siubolf  jum 
©efd^en!  (f.  ©.  331).    3m  ©anjen  war  wol)l  bie  S3ernfteinfifd;erei  nid^t 
oiel  ergiebiger,  als  l^eute,  unb  um   1650  war  fie  t)om  Siattje  jjebem 
freigegeben.    Site  bie  branbenburgifdie  ^Regierung  in  bem  3al;re  1663 
unb  1689  Sßerbote  ber  33ernfleinfif(^erei  an  ben  pommerfd^en  Äüften 
erlief,  remonftrirten  bie  ©täbte  ßolberg,  ©öölin  unb  ©tolpe  gegen  biefe, 
al§  il^ren  ^rioile^ien  juwiberlaufenb,  unb  erreii^ten  baburd^,  ba^  bie 


~>376    -- 

Sleöierung  il^te  Sßerbote  ftiHfi^weigeub  fallen  lie^;   ebeiifo  tDuvbe  ber 
Slngriff  auf  bie  ©tranbgered^tigfeit  übevl^aupt  abge[cl)la9en. 

SBou  bell  ©eitjerföroHeu  tetd}t  feine  in  baö  15.  Saljr(;unbevt  äuvüd 
S)ie  —  ni($t  erljaltene  —  SBiUfiir  ber  ©d^uljntac^er  würbe  1525  ge= 
nieinfani  tjon'.  bem  9ktl;mann  Süenebict  §o]^enIjaufen,  bem  9iid;tt)oat 
'^kter  Äarit  (bem  SWadEifoIger  Slbebarö)  unb  ben  2l(terleuten  unb  ©itbe- 
nieiftern  ber  3unft  aufijefefet.  3Jland;e  ©emcrfe  t;atten  flbert;aupt  feine 
©tatnten.  S)ie  alten  ©emol^nl^eiten  beö  ©(^miebe  ^  Stnitö  finb  im 
Sal;re  1562  (f.  ©.  99)  in  nieberbeutfd;er  ©pracä^e  abgefaßt  unb 
ftanunen,  wie  ber  Sul;alt  geigt,  meiftenö  axi^  alter  Seit.  SDaö 
3lmt  l^at,  weil  eä  bie  ©robfdimiebe,  ^uffd^miebe,  illeinfd;miebe  unb 
9lagelfd)miebe  in  fid;  t)ereinigt,  G  2lltcrleute  unb  ©ilbemeifter.  Gin 
©djmieb  foH  nidjt  wenbifi^er  2lrt  unb  Bunge  (f.  ©.  35),  unb  feineö 
3)iüllerö,  Söllnerö,  §irten  ober  Seiiiweberö  ((Sewerbe,  bie  bamalö  nod; 
unel;rlidj  waren)  ©ol;n  fein.  SSßer  in  baö  2Imt  eintreten  will,  niug, 
wenn  er  nid)t  eineö  a)ieiftcrö  ©olj)i  ift,  eine  3)leifterin  ober  bie  Sodjter 
eincä  SOteifterö,  bie  Su)igfrau  ift,  Ijeiratl^en.  3leljnlid)e  33eftinimungen, 
wcldje  bcn  g^remben  hen  Sugang  er[d;wcren  foßen,  Ijaben  anä)  anbere 
©eiuerfe:  bei  ben  ©d^uljmad;ern  nuifj  ber,  weldjer  fidj  nic^t  in  baö 
2tuit  l;ineinljeiratljen  fann,  brei  Saljre  in  ber  ©tabt  alö  ©efeHe  gearbeitet 
IjabeiK  3lni  uieiteften  gingen  I;ierin  bie  §ö!er,  weldje  mit  Billigung 
beö  3iatl;ö  1548  befdjloffen,  bafj,  ba  fie  iljre  Jungfrauen  nid^t  an^^ 
geben  fönnten,  unb  mit  fdjiuerem  ®emütl;c  unb  tjartem  Seibe  bei  bem 
§ecrbe  bel;alten  mtt§ten,  fein  grember,  ober  aujjerljalb  beö  9lmtö  (Sc^ 
borner  in  bajfelbe  aufgenommen  werben  fotte,  ber  nid;t  innerf;alb  beö 
3lmteö  freie,  ^ni)  in  bem  günftigften  gaUe  war  bie  wirflidje  3luf= 
naljme  in  ba§  3lmt  mit  oielen  Umftänben  unb  Jvoftcn  oerbunben.  Söei 
bcn  ©djmieben  giebt  ber  junge  äJruber'  juerft  hen  3llterleuten  eine 
3lbeubcollation,  bann  bem  ganjen  SBerfe  „einen  garen  ©c^infen,  'eine 
2:onne  S3ier  unb  fo  oel  gefaben  bröd)  %k\d),  bat  2  gute  ä^atte  baoon 
gemafet  werben  mögen."  Sabei  wirb  er  gefragt  „up  wat  ^^^erfon  Ije 
bat  äBevf  ljeifd;e,  3)teifterin  ober  9)leifterö  S)odjter."  §atte  er  biefe  ge- 
nannt,  fo  würbe  ifjm  „ber  ä5orttjeil  biefer  ^^'erfon"  im  3Berfe  jugefagt. 
2)odj  war  er  nod;  lange  nid;t  am  3iel.  Sunädjft  l;atte  er  ben  3llter' 
leuten  wieber  fed;ö  ßoUationen  ju  geben,  brei  oor  ber  jweiten,  brei  oor 
.ber  britten  a)lorgenfprad)e,  bann  mad^te  er  fein  Söieifterftüd  in  ®egen= 
wart  einiger  SKeifter,  bie  er  in  S3ier  unb  iloft  Ijielt,  barauf  folgten 
abermals  brei  Kollationen   für  bie  3llterleute  unb  enblid;  bie  gro^e 


—    377    — 

SöcrKöfle,  wo  her  wem  SBruber  „in  §armfd^  imb  §eergen)ät]^e"  (Äricg§:= 
rüftung)  t)or  beni  t)erfainmelteu  SBerfe  erf(^ien  unb  nadjbeni  er  qz^^ 
fc^iDoren,  ba§  btc  SBaffen  Ujm  geljörten,  u)ir!(i(^  aiiffleiiommcn  luuvbe. 
SDer  2lufiuaiib  l^atte  frcili(3^  bainit  nod)  fein  ßnbe  erreid^t;  benn  vox  ber 
§eirat()  nui&te  wieber  bie  SBraut  bie  fed^ö  3llterlente  in  brei  ßoHalionen 
bewirtl^en  unb  enblic^  aui)  baö  ganje  SBerf,  fämmtlid^e  SBrüber  unb 
©d^raeftern,  ju  freiem  33ier  u.  f.  n).  laben.  —  SDie  SJoBe  ber  SWabler  ift 
1565,  bie  ber  %V\^kx  1576  aufgefegt 

2llle  ©emerfe  l)aUn  baö  Seftreben,  bie  Sal^l  ber  3Ritglieber  mög- 
lidjft  Hein  ju  er^Iten,  um  bicfe  gegen  9JaIjrungölofigfeit  ju  fd^üfeen. 
Um  1576  [inb  10  SIKeifler  im  Sifd^lergewerf,  boc^  flagt  baffelbe,  ba§ 
bereu  ju  Diel  wären,  ba.5  bi§  6  mit  il;rem  ©efinbe  für  ba§  SBebürfuifj 
auöreid^ten,  unb  ber  SWatl^  t)erfpri(^t,  ba^  wenigftenö  bie  3af)t  10  nidjt 
überf(^ritten  werben  foll,  eö  fei  benn,  ba^  er  felbft  einen  5DJeifter  für 
bie  2ifd)lerarbeit  an  ben  ®e[d;üten  unb  ben  3Kunitionöwagen  aufteilen 
woHe.  —  3laä)  bem  33ürgermeifterregifter  von  1590  jal&ten  ben  ©tabt:^ 
fd)ojj  U  S3äder,  18  ©(^miebe,  18  ©d;urjmad^er,  19  ©^neiber,  19  33ött= 
d)er,  21  SBottenweber,  10  §afen,  10  ^ürfd^ner,  11  SBierträger.  ©ö 
finb  meiftenö  biefelben  Slemter,  bie  in  ben  5ßerlja)ib(ungßn  mit  bem 
9!atl;e  burd;  Sdlerleute  t)ertreten  finb,  anbere  §anbwerfer  finb  ni(^t  alö 
fdjofejafjlenb  aufgefüljrt.  — 

©er  ?liaü)  übt  eine  Dberauffid^t  über  ba§  gefanunte  ©ewerfö^^ 
wefen,  bie  3llterleute  werben  von  if;m  beftätigt;  biefe  fd)lid;ten  fteinere 
©treitigfeiten  unter  ben  Sunftbrübern,  bei  wi^tigeren  ©ad^en  muffen 
bie  beiben  5Rid^ter  beö  3fiiebergcridjt§  ^injugejogen  werben.  Sebeö  ®e^ 
wer!  Ijat  feinen  fd^arf  abgegrenjten  Slrbeitöfreiö,  unb  no(^  peinlidjer  ift 
ie(3t  bie  gegenfeitige  SBeauffid^tigung  geworben,  baj3  feiner  ©e werf 5:= 
waaren  anfertigt,  bie  einem  anberen  3weige  angel^ören.  Unenblii^  finb 
bie  Jtlagen  einerfeitö  gegen  bie  ^fufd^e^  unb  3}önl;afen  auf  bem  platten 
Sanbe,  weld;eö  fid^  von  ber  brüdenben  §errfd;aft  ber  ftäbtifd^en  ©e^ 
werbe  frei  ju  mai^en  fuc^t,  anbererfeitö  gegen  anbere  ©ewerfe,  weldje 
unerlaubte  äßaaren  anfertigen.  S)em  ^iatfje  mag  es  oft  fd^wer  geworben 
fein,  bei  fold^en  ©treitigfeiten  jwif(^en  nalj  oerwanbten  ©ewerben,  wie 
IG  19  jwifd^en  ben  t)erf($iebenen  3weigen  beö  ©d^miebewerfö,  bie  redete 
©djeibnng  ju  treffen.  3m  3a(;re  1558  f tagen  bie  ©d^ul^mad^er  gegen 
bie  ©erber,  bafe  biefe  ben  Siiemern,  ^^antoffelmai^ern  unb  ©altlern, 
felbft  ben  dauern  auf  bem  Sanbe  il;r  Seber  gerben;  ber  9latl;  entfd;eibet, 


—    378    — 

bafe  biefelbeu  ttut  eigen  aefaufteö  @ut  ßerben  foßen,  boü^  bürfeii  fie 
beu  ©djiuertfeöem  Äalbfette  iinb  aii(^  tool^l  einem  äJftrger  jiir  9?ot(j- 
burft  ein  gell  mitgerben;  bie  ©d^ul^mad^cr  f offen  nur  fo  v\d  gerben, 
als  fie  für  i(jre  Söieffergriffe  gebrauchen  ^•'^).  9lud)  bie  3n)iftigfeiten 
jwifc^en  einljeimifd^ett  unb  auswärtigen  3ünften,  befonberö  über  3Karft^ 
gered^tigfeit,  werben  t)or  ben  3latl^  gebrad^t  SlIö  bie  (2d)mieb,e  in  Q.oU 
berg  unb  STreptom  fid^  über  ben  SSefud^  ber  SJJärfte  in  ben  bciben  ©täbten 
nid)t  einigen  fonnlen,  t)erglid^  fie  ber  Calberger  3latl^  bal^in,  ba§  bie 
Treptower  Sd^miebe  bie  beiben  großen  ©olberger  3Wärfte  (nad;  aWarienberg^ 
gang  unb  ben  Delmarft),  bie  ßolberger  bie  Treptower  SWid^aelis-  unb 
^^ietri^  unb  ^äuli^anärfte,  beibe  aber  nid^t  bie  „Scimärfte",  bereifen  fofff  en. 

Sebeö  ©eroer!  arbeitete  nad^  beftinnnten,  meifl  in  ben  ©eroerfö^ 
rotten  t)orge[c^riebenen  ^Regeln,  bie  ©eroerföerjeugnijfe  würben  t)on  ben 
3l(terleuten,  manche,  wie  beftimmte  Sött(^erarbeiten,  au6)  t)on  be§  diatlß 
9Warftnteifter  geprüft,  unb  wenn  fie  ben  Drbnungen  beö  Statins  unb  ber 
@eroer!§roffe  nid^f  entfprad^en,  „geroraft".  —  2)er  SRarftmeifter  übte 
aud^  im  Siuftrage  be§  3?atlj§  bie  2luffid^t  über  ben  SWarftüerfe^r,  roeldje 
bur^  bie  gemeinfamen  SSerfauföpläfee  ber  S3rob^  unb  gteifd;fd^arren  unb 
ber  §öferb.uben  erleichtert  würbe.  Gr  falj  barauf,  baß  baS  ®ebädE  baö 
redete  ©ewid^t  l;atte,  baß  g=teifd^er  unb  SBadfer  beö  9iatl^§  Saje  nid^t 
überfd^ritten  imb  warf  ben  gifd^ern,  bie  breimal  in  ber  SBodje,  wenn 
eö  baö  SBetter  erlaubte,  frifd^e  gifd^e  in  bie  ©tabt  bringen  mußten, 
bie  fd^led^te  3Baare  t)on  ben  gifdbbänf en  ober  aus  ben  Dualen,  bie  auf 
ber  ^^Jerfante  in  ber  dUfjt  ber  SBaffertl^ore  anlegten;  er  l^atte  anä)  ju 
wad)en,  baß  bie  gifc^er  bie  Ääufer  nid^t  übertl^euerten,  unb  brachte  bie 
Uuperfd^ämten  jur  Statl^öwage,  wo  ber  gifd^  gewogen  unb  bem  Käufer 
mä)  ber  Sajre  —  baö  ^funb  Sad^ß  lun  1600*)  ju  1  S.  ß,  baö  2Baff 
«geringe  ju  6  bis  8  S.  ytf  —  überlaffen  würbe.  9lid;t  bloß  bie  Sage 
ber  ©tabt  an  ber  ©ee,  fonbern  aud^  bie  aus  fatl^olifd^er  3eit  Übertom- 
mene  ©ewol^nl^eit,  wo  wegen  ber  fielen  gefttage  gifd^  ein  fefjr  üer= 
breitetes  3lat)rungsmittel  waren,  mad^te  fie  noc^  immer  ju  einer  fel^r 
beliebten  ©peife.  ®er  ©tör  war  §errenfifd^,  er  burfte  nid^t  tjerfauft 
werben,  fonbern  würbe  als  3fiecognitionSgebül^r  bem  regierenben  Sürger- 
meifter,  ober  einem  Ääminerer  gebradE)t,  ber  it;n  unter  bie  §erren  bes 
9lat^s  aust^eilte. 

9ieben  ben  geworbenen  ©ölbneni,  weld^e  bie  ©tabt  i^ielt  ober  in 


♦)  1750  eopete  ba«  ?fb.  2a<|«  18  ^fg.  bt«  3  ggr. 


—    879    — 

^ieuft  nal;m,  utu  il^reu  aSerpflii^^tungen  gegen  ben  Sanbeöljettn  m^ixti 
tommen  (f.  6ap.  17),  beftanb  iioc^  imtner  bie  ^fli(^t  bev  bewaffneten 
33ür9erfd^aft  jur  ©tabtDertl^eibigung.  Seber  SSürger  leiftete  im  17.  Scii^t^ 
l^unbert  feinen  33ürgereib  mit  JObet^  nnb  Untergerael^r.  ®ine  aSaiä^orb^ 
nnng  auö  bem  Stnfange  be§  17.  Sai&tl^nnbertö  (ba§  Sal^r  ift  ntd)t  an= 
gegeben)  giebt  über  bie  militärifd^e  Organifation  ber  Sflrgerfd^aft  einige 
Stuöhmft.  ®ie  JOberleitnng  l^atte  ein  t)ont  3iatl^e  ernannter  SBad^t^ 
meifter,  unleril^m  fommanbirten  bie  4  Owartienneifter  (ober  Sapitäne) 
ber  4  Duartiere  ber  ©tabt  (f.  ©.  74).  Sllle  Dffijiere  waren  ßolberger 
Bürger.  33ei  ber  3Wnfterung  mufete  jeber  83ürger  mit  eigenen  SBaffen, 
mit  einer  (nod^  mit  fiuntenfd^Iojs  üerfel^enen)  SWnötete,  einem  SBanbelier, 
in  beffen  Äapfeln  bie  Sabnng  entl^alten  nmr,  mit  Ärant,  Sotl^  nnb 
Sunte  erf(ä|)einen,  nnb  im  §auf^  mn^e  er  nod^  §ellebarben  nnb  SWor^^ 
genfterne,  Äebereimer  nnb  eine  gnte  Saterne  t)orrt)eifen.  ^nä)  bie 
SBittmen  nnb  Äranfen  l^atten  einen  3Kann  jii  [teilen.  3>er  33nrgerf(ä^aft 
in  aSaffen  war  ein  Ärieg§red)t  norgefd^rieben.  „SBer  im  SDienft  bei 
2Ba(]^t  ober  ^eeresjng  von  ber  fianbeöobrigfeit,  bem  Ijeiligen  aJlinifte= 
rium  (ber  ©eiftlid^feit),  ber  mittelbaren  Dbrig!eit  nnb  ben  ßffijieren 
fd^impflid^  rebet,  ober  jur  SWenterei  SSeranlaffnng  giebt,  wirb  mit  ftrenger 
©träfe  bebroI;t;  jeber,  ber  jnm  brüten  3D?ale  anf  ber  SBad^t  fic^  fci^la= 
fenb  betreffen  läit,  wirb  anÄeib  nnb  Seben  geftraft."  2)aö  SBolIfanfen 
nnb  baö  eben  anfgefommene,  batb  jnr  Seibenfd^aft  geworbene  Zabaä-- 
„trinfen"- ift  ftrenge  nnterfagt,  nnb  wer  baö  lefetere  gar  niiä^t  laffen 
!ann,  foH  menigftenö  anö  ber  2Ba(^ftnbe  gelten.  „SBenn  bie  gnte 
(b.  (;.  tüd^tige)  ©tabt  beftürmt  wirb,  fo  foH  niemanb  oon  bem  ^lafee, 
baf)in  er  geftettt  wirb,  meiiä^en,  er  l^abe  benn  jnioor  mit  bem  SDegen 
gegen  ben  geinb  geftritten." 

3ln  bie  ©teile  ber  4  ßuartiere  finb  na^  bem  breifeigiäi^rigen 
Äriege  bie  4  ßompagnien  ber  Sürgerfd^aft  getreten,  von  benen  jebe  mit 
einer  gal^ne  üerfel^en  mar.  3tn  ^a^xe  1708  (?)  mnrbe  eine  5.  ßom- 
pagnie  errii^tet  njib  biefer  eine  neue,  nod^  l^eute  t)orl;anbene  g^al^ne  vex-^ 
Uelzen.  3m  JJrieben  jogen  täglid),  wenn  baö  3Wilitär  jnm  SKanöoer 
auögerüdt  mar,  1«)— 24  aWami  auf  SBad^e,  feit  1741  100  3»ann;  bie 
©emeinen  mürben  mit  1  ggr.,  bie  Unteroffiziere  mit  3  ggr.,  bie  ©ffi^ 
jiere  mit  6  ggr.  täglid^  an^  ber  ©eroiöfaffe  entfd^äbigt.  3nt  Saljre 
1807  mnrbe  bem  SataiHon  oon  g^riebrid^  3Bitl;elm  III.  eine  eigene 
Unifonn  vexlxe^en,  1848  mürbe  eö  befeitigt,  aber  1851  mieber  l;erge- 
[teilt  mit  neuer  3Wontirung;  e§  befielt  au§  4  ©ompagnieen,  jebe  ju 


—    380    — 

200  aKann  mit  4  ßapitäneu,  bie  auf  SBotfi^tag  t)om  Äönige  ernannt 
lüerben.  S)aö  ^ataiffon  ift  in  ßriegöjeit  jutn  geftungögarnij'onbienft 
unb  jur  SJertrjeibigung  beö  SBaHeö  t)crpf[id^tet.  —  2)ie  S8e«)ol)ner  ber 
3Kflnbe  xoaxen  tjerbunben,  ben  ©tabtgraben  im  SBinter,  luenn  eö  nötl^ig 
it)ar,  mit  60—70  3Wann  aufjueifen,  i()n  im  ©ommer  mit  16  3JIanu 
täglid^  aufzuräumen  unb  auf  ben  SBöHen  I;ülfreidje  §anb  bei  ber  2lr= 
tiHerie  ju  tl;un.  S)afür  waren  fie  frei  von  allen  Slbgaben  unb  fonftigen 
Seiftungen. 

pr  baö  fc^joere  ©efdjüfe  unb  beffen  öebienung  I;ielt  bie  ©tabt 
einen  eigenen  „3lrtoIIerie=  (3lrfelei-)  meifter",  ber,  mie  ber  SBad^t^ 
meifler,  unmittelbar  unter  bem  3iatlje  ftanb.  S)ie  ©tabt  Ijatte  feinen 
aJlangel  an  3)lännern,  bie  anä)  mit  biefer  2Baffe  umjugeljen  mußten. 
3m  Saljre  1628,  alö  \ä)on  bie  Mferlic^en  in  ber  ©tabt  maren,  erl)ielt 
ber .  (Solbergcr  g^elii*  9?ange,  ein  geübter  Äriegömann,  bie  Seftallting 
alö  airtoHeriemeifter.  @r  leiftete  bem  3flatl^e  luib  feinem  lieben  SBater:: 
lanbe  ßölberg  ben  ®ib  ber  Sreue  unb  fd^mur,  ba§  il;m  sugeftellte  Kraut 
imb  Sollj  nur  jur  9iott;menbigfeit,  nid^t  jum  ©epränge  gebraudjen  ju 
motten.  — 

©emalttljätiger  ©inn  x{n\>  Steigung  jur  ©elbft(;ülfe  l^at  fid)  ans 
bem  SKitlelalter  and;  no(^  auf  biefeö  3al^rl;unbert  t)ererbt,  auf  ber 
33urfe  unb  bem  ©eglerljaufe,  auf  ber  ©tra^e  unb  in  ben  üornel;mften 
Käufern  bei  g^amilienfeften  fonunt  eö  nid;t  feiten  5U  blutigen  ^Raufereien, 
unb  oft  genug  mirb  ani)  in  biefer  Seit  no($  SBenuunbung  unb  Sobt^ 
fd^lag  t)or  bem  3latl;e  burdj  ein  3)?anngelb  gefül^nt.  SBon  ben  jalilreidjen 
ptten,  bie  überliefert  finb,  mögen  l;ier  nur  einige  ^lafe  finben. 

3m  3at;re  1535  Ijatte  3lnbreaö  Seppin  im  «§aufe  üon  §anö 
ilreglje  §anö  SDud;erom  crfd^lagen;  er  mürbe  beöl;alb  i)om  jRatfie  in  ben 
„föniglid;en  3Bolb"*)  ^^'*)  gefefet  unb  fd)lo{3  mit  ben  9lngel;örigen  beö  ©etöb^ 
telcn  einen  SSergleid;,  nadj  meld^em  er  fidj  i)erpflidjtete,  300  3)iarf 
9)Jaiuigelb  ju  saljlen  imb  von  Sätare  biö  äBeiljnac^ten  nid;t  über  bie 
©(^luette  feines  §aufeö  ju  gelten.  §au§arreft  fd^eint  je^t  an  bie  ©tette 
ber  aöattfaljrten  getreten  äu  fein,  bie  in  !atl;olifd;er  Seit  bie  ©üljne 
oerüottftäubigten. 

9luf  ber  C^od&jeit  beö  SWattl;.  d.  ^^Jrifee  (1543),  ber  fid)  tim  in  ber 
©tabt  niebergelaffen  Ijatte,  mit  Sucie  d.  SBröfer  fam  eä  am  2lbenb  jwifdjen 

*)  llrfprüiiölic^  \)aii  ^cfängnig,  in  tüclc^cö  Mc  von  bem  bifc^öflic^cn  d\\d)i' 
uööt  unb  bem  »on  i^m  geleiteten  ©evic^te  ^Ingeflaöten  gefegt  würben,  S)ic  S3c' 
^e'i^nm^  pnbct  fid)  aud^  in  anbeten  ©tobten  Süb.  SRec^t^. 


—    381     — 

jiüci  ^odjsetegäfteu  weoeu  beö  58ortan5eö  jum  ©Ireit.  3oad)inl  ^ami^, 
©oI;u  beö  SBürgenuciftevö  Ulrid)  SDauii^,  welrfjer  bem  Scinn  fteuern 
wollte,  iinirbe  babei  t)ou  einem  berfelben,  Safob  9)Jarten,  erftodjen,  iinb 
obmol;l  biefer  i)ou  benSDienern  beö  ©tftodjenen  felbft  auf  ben  Sob  t)cv= 
luimbet  war,  luurbe  er  bennod)  auf  einem  33unbe  ©trolj  jur  9iidjtftättc 
gefd^leppt  unb,  beüor  er  fein  2chm  auögeljaudjt  Ijatte,  mit  bem  ©d^iverte 
Ijingeridjtet. 

3m  3ct(;re  1580  am  §immelfal^rtötage  fa§  ^^aul  Seöumr,  ©oI;n 
beö  SSürgermeifterö  2Imbrofiu§  Seömar,  ber  Ijöfifdje  ©itte  fannte  unb 
fid;  gerne  über  feine  ßolberger  33(uföfreunbe  erI;ob,  mit  Warften  unb 
©uftad;  9iange  äufammen  vor  ber  Sljüre  ber  S5urfe;  bie  brei  fdjerjteu 
mit  einanber  t)om  §eiratl;cn,  geriet(;en  aber  aßmäl^Uc^  barüber  in  einen 
©treit,  ber  julefet,  ba  Warften  Stange  ^^aul  Seömar  auf  ben  3)Junb 
gefdjlagen  (jatte,  in  eine  ^'rügelei  ausartete.  S)ie  Slnraefenben  brad)ten 
bie  (grjflrnten  auöeinanber,  aber  al§  biefe  in  ber  9Jad)t  auf  bem  §eim- 
möge  an  ber  aJTarttede  wieber  jufammentrafen,  brad;  ber  ©roß  mieber 
an^^  unb  ©uftad;  SRange  [tiefe  ben  ©egner  mit  beffen  eigenem  SDoIdje 
nieber,  ben  er  if)m  im  9tingen  entriffen  I;atte.  S^on  feinem  auf  ber 
SJeuftabt  R)ol;nenben  33ruber  Slmbrofiuö  gleidj  über  bie  ^^.'erfante  gefefet, 
pd)tete  er  nad^  Defterreid),  mürbe  am  erjfjerjoglidien  §ofe  in  Sinj 
§ofmarfd^aII  unb  l;eirall;cte  ein  ablid;c§  g^i^äuleiii;  1615  erl;ielt  ber 
ßolOerger  ?l{ail)  ein  auf  bem  ©terbebette  abgefaßtes  ©d)reiben  dou  iljtn, 
raorin  er  feine  äkriuanbten  aufforberte,  fid;  feine  §interlaffenfd)aft  ab- 
juljoten  ^^).     • 

3)ierftuürbig  ift  ein  2:obtfd)Iag  a\\§>  nod;  fpäterer  3eit,  mei(  bei 
ber  gerid)tUd)en  i^erl;anblung  barüber  ha^  a(tgermanifd)e  S3af)rred)t  jur 
9lnmenbung  gefommfu  ift.  Sut  Saljre  1680  mar  im  9Jatl;§it)einf eller 
ein  JJabler  erftodjen;  bie  ber  ^at  $8evbäd)tigen  läugneten  I;artnädig, 
ntan  füf;rte  fie  be§lja(b  ju  ber  Seidje,  unb  aU  ber  eine  von  il^nen,  mit 
5Ramen  ßolrep,  fie  berü(;rte,  foH  i[;r  33Iut  aus  ber  9f?afe  gefloffen  fein. 

Unter  fid;  Ijielten  bie  9?atr;nmnnen  auf  ßljrbarfeit  unb  ein  ge^ 
meffenes  33etragen.  9Uö  ber  SHatfjöuermanbte  6Iaus  SeSmar  mit  bem 
33ürgermeifter  t).  ^snttfamer  in  ein  SBortgejänf  gerat^en  mar,  mürbe 
er  längere  3eit  nidjt  ju  9Jatl)e  geforbert,  unb  nur  in  9iüdfid;t  auf  fein 
l^ol^es  3llter,  unb  bafe  er  fo  lange  ju  9ktl^e  gefeffen,  fam  er  mit  einer 
®e(bftrafe  bat)on  unb  einer  3lbbitte  vox  bem  beleibigten  Sürgermeifter, 
bafe  er  i^m  imi  ©ottes  mitten  t)ergeben  mö(^te. 

Sui'uö  in  Jlteibung  unb  Uebermafe  int  ejfen  unb  Srinfen  auf 


—    3SÖ    — 

§od^jeitcn  itnb  Äinbtaufen  wirb  awä)  in  bicfem  S^i^tl^unbert,  wie  in 
anbeten  ©tobten,  t)om  SJall^e  hm^  Äteiber^  unb  ^oc^^jeitöorbnungen 
betänipft.  S)ie  erfte  vox^anhem  ^oiä^jeitö-  unb  SBerlöbmfeorbnung  ift 
t)om  Saläre  1680,  ©eit  bem  16.  Sal^rl^nnbert  maä)t  fi(3^  neben  bem 
Seftreben,  ju  großen  Slufmanb  ju  t)erl^inbem,  in  ben  Äteiberorbnungen 
weit  mel^r  als  frül^er  ber  ©ebanfe  geltenb,  baß  fid^  bie  von  ®ott  ge= 
orbnete  ©tänbeglieberung  an(!^  äußerlid^  in  ber  %xaä)t  barftetten  ntüffe. 
,,SBir  fitib  jwar  von  Slbam  l^er  atte  eines  §erfomtttens  unb  muffen, 
n)ie  biefer,  alle  wieber  ju  ©taub  unb  äfd^e  werben,  aber  bie  göttlid^e 
^ropibenj  l;at  bei  ßanb  unb  Seuten  Unterfd^ieb  ber  ©tänbe  georbnet, 
mib  ein  S3auer  foB  einem  Sürger,  ein  Sürger  einem  ©beimann,  ein 
©belmann  einem  ^Jürften  u.  f.  w.  meid^en",  unb  biefer  Unterfd^ieb  foH 
fid^  aud^  in  Srad&t  imb  Äleibimg  auöbrüdfen ").  SBäl^renb  bie  S3eftim- 
mungen  ber  SBurfprafe  t)on  1480  l^ierfür  nur  ba§  SBermögen  maßgebenb 
fein  laffen  (f.  ©.  108),  ifl  jefet  jiebem  ©tanbe  feine  befonbere  ^xaS)t 
üorgefd^rieben.  S)ie  abligen  ©üljl^errn  finb  jefet  t)on  ben  biVrgerlid^en 
©itbegenoffen  l^ierin  gef^ieben,  nur  il^nen  ifl  geflattet,  ©ammet  unb 
^erlenfd^nüre  am  §ut  unb  nur  il^ren  eJtauen  unb  S^öd^tem  ©ilber= 
unb  ©olbgefd^meibe  ju  tragen  unb  in  rotl^en,  mit  Hermelin  gefutterten 
©d^arlad^mänteln  ju  erfd^einen.  ©ie  l^ielten  eiferfüd^tig  auf  il^r  SSor^ 
red^t,  imb  ber  Äämmerer  3-  Söpfe  würbe  1611  in  golge  einer  Älage 
i^rerfeitö  ju  einer  ©träfe  von  1000  Sl^alern  üerurtl^eilt,  weil  er  fid^ 
feine  Sraut  in  abiiger  Sradjt,  in  mit  S)iamanten  t)erjierter,  üergolbeter 
Ärone  unb  ^erlenlaub  (ein  mit  perlen  burd^floi^tener  Äopfauffafe,  ba- 
mal§  ftatt  ber  aJir)rte  von  Dornel^men  Sräuten  getragen),  l^atte  antrauen 
laffen.  2)od^  fefete  er  burd^  feine  SSerbinbungen  am  bifd)öfli^en  §ofe 
burd^,  baß  il^m  bie  ©träfe  bis  auf  6  ^ortugiefen  erlaffen  unb  feiner 
grau  geftattet  würbe,  fid^  abiiger  Srad^t  ju  bebienen. 

9iad^  ber  oben  angeffil^rt^n  §od^jeitöorbnimg  von  1680  bürfen 
§0(^}eiten  nur  einen  Sag  bauem,  bei  ben  ©üljoerwanbten  unb  Äauf^ 
lenten  fotten  fie  am  SWontage,  bei  ben  ®emextm  an  ben  folgenben 
Sagen  ftattfinben;  Söd^ter  unter  jel^n,  StnaUn  unter  funfjel^n  Saluten 
bürfen  nid;t  mitgebradEit  werben  bei  ©träfe  von  2  fl.  für  jebes  Äinb. 
3m  erften  ©tanbe  finb  l^öd^flenö  8  „föffen"  erlaubt,  im  jweiten  pd^- 
ftenö  4,  im  britten  2  bis  3,  jum  3?ad^tifd^  barf  in  bem  erften  ©tanbe 
„®ebad^fele§"  von  brei  ober  üierlei  Slrt  unb  auf  bem  Srauttifd^,  neben 
bem  bie  ©efd^enfe  aufgeftellt  würben,  ein  3Rarjipan  von  1  biö  2  S^a^ 
lern  aufgefefet  werben,  \>tn  beiben  anberen  ift  nur  Obft  unb  ®ifenbrob 


—    3^3    — 

Sugeftonbcn.  ^ie  Sröutc  aii§  bem  crften  ©lanbe  büvfeu  ^^erleu  trageit, 
bie  onberen  muffen  fi(^  mit  einem  Äranje  von  SRoßmorin  begnügen, 
SDq§  gal;ren  jnr  Äird^e  ift  nur  ben  getanen  etften  Stanbe§,  unb  auä) 
nur  bei  fd^led^tem  SBelter,  rerftattet;  am  jnieilen  Sfage  bürfen  nur  bie 
nä(l)ften  SBermanbten  unb  9iQ(3^barn  eingelabcn  werben. 

T>xe  STaufen  mürben  nad^  altem  §erfommen  an  SÖBerMtagen  mn 
jel;n  U(;r  früf;  Derrid^et,  am  Sonntage  foDten  [xe  erft  nad)  ber  5l^e§per^ 
prebigt  ftattfinben,  SRur  brei  ©epattern  finb  ei'laubt,  unb  biefe  bürfen 
im  erften  ©taube  nid;t  über  jmei  S^aler,  bei  ben  ©emerfen  nidjt  über 
einen  S^aler  als  ^^otl^enpfenuig  fd)enfen.  3?ur  „®ebad)fel",  Obft  mit 
geigen,  SRofinen  unb  9JJanbeln,  fein  „®ffen"  barf  babei  aufgefegt  werben. 

6§  ift  bie  M;rfeite  be§  bamaligen  Sebenö,  bie  fid;  in  ben  ®e^ 
malttljätigfeiten  unb  SHol^l^eiten  inib  in  ben  ©rlaffen  beö  3latl^§  gegen 
2lufn)anb  in  illeibung  unb  Unmäfeigfeit  in  6f)cn  unb  Srinfen  jeigt. 
SBir  mürben  aber  ein  t)erjerrte§  33ilb  von  biefer  3eit  erl^alten,  moHten 
mir  fie  allein  f)ierna(^  beurt(;eilen. 

Sl^ie  Suftbarfeiten  maren  rol;,  man  Hebte  babei  voUe  Sdjflffeln 
unb  überuoBe.  Sedier  inib  enbloö  fpannen  fid^  bie  9)tal^l5eiten  ol^ne  (£in= 
fd;reiten  beö  diaÜ)^  dou  einer  §od^jeit  fort  von  §auö  ju  ^an^  bi§  511 
gänjlid)er  6rfd)öpfung  ber  £uft.  Sod;  ift  nid;t  ju  t)ergeffen,  bafi  fidE) 
biefe  auf  wenige  gefte,  auf  ba§  ^^Jfingftfeft  mit  feinem  SBogelfd^iefeen, 
bie  3DJorgenfprad;en,  §od^jeiten  unb  Äinbtaufen  jufammen  brängte,  unb 
in  ben  furjen  9)?oment^n  um  fo  fräftigere  33efriebiginig  fud^te.  3n  htn 
gamitien  mürbe  fnapp,  befd^eiben  unb  Iiäuöüd)  gelebt,  unb  bie  ial)U 
reid^en  Seid^enreben  an^  jener  3eit  ffll;ren  unö  mand^eö  erfreulii^e  SBitb 
guter  Sitte  unb  3ud^t  vor.  S)ie  SDläbd^en  lernen  lefen  unb  notljbürftig 
fd;reiben,  bann  werben  fie  in  ber  9?äl;fd&ule  geübt,  für  SSater  unb  SBrüber 
Seibwäfd^e  ju  näl;en,  barauf  unter  bie  3ud!>t  ber  SDZütter  genommen  unb 
jur  aSirtl^fdjaft  angel^alten.  2ltd  el^r^  unb  tugenbfame  Hausfrauen  lefen 
fie  il;ren  Äinbern  unb  bem  ©efinbe  SUtorgenö  unb  Slbenbö  Äapitel  an^ 
ber  33ibel,  3lnbad)ten  au§  Strnbfö  ^arabie§gärt(ein  unb  Sonnabenbs 
bie  9tu§legung  beö  eoangelii  nad)  Sutl^et'ö  ilirdjenpoftiHe  t)or,  unb 
weber  in  ber  SBod^e  nod&  am  Sonntage  t^erföumen  fie  ©otteö  2Bort. 
21I0  erfte  Sugenb  wirb  bei  i(;nen  gerüf)mt,  bafe  fie  gel^orfam  gegen  ben 
®emal;l  inib  t)erfd^wiegen  finb,  unb  ba&  fie  cö  üerftel^en,  wadjfam  unb 
umfid^tig  baö  ©efinbe  }u  regieren  ^^).  S)er  breiJBigjä^rige  ßrieg  I;at 
aud^  l^ier  un][iei(öott  cingewirft  unb  bie  gute  alte  Sitte  t)ielfad^  burd^= 
brod;en  unb  perfümmert,  — 


—    384    — 

6§  mag  biefen  wtd^tigcn  9lbf(^mtt  in  hex  ßolbcrgcr  ®efcf)id;tc 
eine  ©d)ilbenm9  befc^liefeen,  weld^e  a)iartin  Slango,  felbft  ein  ©olberger 
imb  beöl^alb  t^ieHeidjt  mit  etraaö  patrioti)d;er  gärtning,  um  1660  von 
feinen  Sanböleuten  entworfen  l^at, 

„3Berbenl^agen  giebt  unferer  ©tabt  folgenbeö  3engni^:  tfrbs  isla 
legiim  honestantm,  judicioriim  et  discipliiiae  nislos  fiäelis  per/n" 
helnr;  nnb  l^aben  fid)  mit  ber  Seit  ftattUd^e  ingcnia  nnb  gelaljrte 
Seute  biefeö  £)vtö  I;en)orgetl;an,  bie  fidEi  tl^eife  mit  S3üd;ern,  tfieilö  mit 
£el;ren  ber  ganjen  SBelt  befannt  gemadjt,  tl^eilö  bei  Königen,  gürfteu 
luib  §erren,  aud^  in  ilirem  eigenen  5l5aterlanbe  einen  ewigen  Jtamcn 
gemadjt  l^aben,  mib  imeiuol^l  id;  t)iele  nennen  fönnte,  bie  }U  biefer  Seit 
bie  l^öd^ften  ©Ijrenömfer  im  geiftlid)en  unb  meltlid^en  ©tanbe  mit  iljrem 
ewigen  SWul^me  bebienen,  mng  id)  bod)  berfelben  fd^onen,  weil  mir  nioI;l 
miffenb,  bafe  fie  nid^t  mit  SBorten,  foiibern  bur^  il^re  Sßerfe  motten 
gerül^mt  werben. 

3lnd)  l^aben  fid)  jeberjeit  t)iele  gefunben,  bie  fid;  gerne  in  ber 
grembe  t)erfud)ct  unb  aufgel^alten  l;aben,  aud^  reifen  bie  Sanfteute  t)iel 
wegen  i^rer  §anblung  in  bie  Äönigreidje  ^^olen,  ©d)weben,  ©änemarf, 
§oBanb,  ®ng(anb,  Siolanb  unb  befleißigen  \\i)  atterl;anb  ©prad;en  ju 
lernen,  unb  wie  bie  Kaufleute  viel  auf  bie  polnifd)e  unb  nieberlänbi|d;e 
©prad;e  geben,  alfo  l;alten  eö  bie  ®elel)rten,  bie  meiftcnötl^eilö  in  £)ber^ 
unb  9{ieber^SDeutfd;tanb,  granfreidj  unb  äöelfdjlanb  reifen,  alfo  and;  in 
ber  franjöfiji^en  imb  italienifdjen  ©prad^e  fid;  üben. 

2lud^  I;at  man  nid;t  wenige  auö  biefer  ©tabt,  bie  im  i^riege  l;ol;e 
o/pcia  rül^mlid^  bebienet,  fonberlid;  wiber  ber  Sl;riften  abgefagten  geinb: 
ben  Surfen,  ben  3)ioöfowiter  unb  in  ^\i-  unb  SBeftinbien,  beren  man 
ein  langes  SJegifter  l;ierl;er  fefeen  fönnte. 

2ßie  fid;  nun  bie  Unfvigen  in  frembem  Sanbe  viel  aufgel;allen 
unb  beren  greunblid^feit  unb.  Slffection  genoffen,  alfo  laffen  fie  ben 
g^remben  fold)e§  wieber  in  it;rem  3Saterlanbe  ju  ©tatten  fonmien. 

Db  nun  wol;l  unfeve  §auötl;üren  il;nen  nid;t  mel;r,  alö  wie  oor- 
bem,  umfonft  offen  ftel;en,  and;  bie  gebedten  2ifd;e  nid;t  mel;r  parat 
finb,  alö  in  htw  alten  Sal;ren,  fonbern  nur  bie  M6)t  raud;et,  wo  ber 
©edel  aufgel;et,  fo  l;aben  fie  bennod;  ba§  £ob,  ha^  fie  htw  gremben  in 
ben  Verbergen  unb  ®aftl;äufern  (ju  biefer  Seit  wirb  ein  ©aftl;auö  jum 
weißen  ©d^wan  genannt)  nid;t  fo  überfefeen,  wie  bie  aßirtl;e  an  t)ielen 
Drten  tl^un,  fonbern  mit  bittigen  Soften  t)or  Sager  unb  Sogement  au- 
frieben finb,  ja  mele,  fo  in  feinem  öffentlid^en  8Q?irtl;öl^aufe  eingefe^ret, 


—    8^5    " 

bte  SKaljljeit  mit  einem  cleo  gratias  Be5aI;Ien.  SBie  beim  fold^e  rtjett' 
befannte  liberalUe  ber  tüeltbefannte  Theologiis  Dr.  %oi).  W(x\m,  wei^ 
lanb  ^^rofeffor  imb  ©uperintenbent  ju  %tna,  gegen  bie  ©olberger  ©tu- 
benten  oftmals  mit  fielen  SBorten  getül^mt:  „eö  wäre  il^m,  al§  er  fi(3^ 
©tubirenö  l^alber  ein  3al;rlang  in  ßolberg  anfgeljalteit  Ijabe,  fo  t)iel 
®ute§  n)ieberfal;ren,  bafe,  xo^xv^,  awS)  ein  §unb  ans  Golberg  jn  il^m 
fäme,  er  il^m  beöraegen  lieber  @nte§  tl^un  wolle/'  Unb  al§  \^  furj 
nad;  feinem  Sobe  auf  bie  geba(^te  Senaifd^e  Slfabemie  mid^  ©tubiren§ 
l^alber  begab  unb  bei  feinem  ©ol^ne  Dr.  Sobia§  SJlajor,  al§  ber  ba§ 
l^olje  ©djulregiment  bamalö  t)erit)altete,  immatricnliren  lie^,  I)at  er 
feineö  SSaterö  SReben  offen  gegen  mid;  toieberl^olt,  ber  ßolberger  libe- 
ralUe unb  baä  gute  @emütl;e,  fo  fie  fonberlid)  gegen  bie  bafelbft  ftubi- 
renbe  Sugenb  trügen,  l^od^  geptiefen.  §err  Dr.  S)at)ib  6|iriftiani  au§ 
©reifenberg  in  Sommern,  l;od^beriUjmter  ^^rofeffor  ber  ^I;itof.  unb 
2^eoI.  an  ber  ©iefeener  UniDerfität,  welcher  fidj  liier  mel;rere  Saläre 
aufgel;alten,  mein  unb  meiner  jwei  SBrüber  geraefener  Sifd^roirtl^  unb 
®uttl)äter  l^at  bie  greigebigfeit  ber  ßolberger  33ürger  gegen  bie  ftubi-- 
renbe  Sugenb  ni(^t  mit  f(^ted;ten  SBorten  oftmals  gegen  unä  nid^t  attein 
gerül^mt,  fonbcrn  mi^  in  ber  2:^at  fole^eö  wieberum  in  feinem  §aufe 
unb  Sifd^e  tool;t  genie&en  laffen* 

2Baö  beö  loeiblid^en  ®efd^led;teö  Sitten  unb  mores  betrifft,  fo 
!el;ret  fi(^  baffelbe  an  bie  auölänbifd;e  ^rad)t  unb  ©itelfeit  ni($t  leid;t, 
mS)  reifen  fie  nid^t  a\x^,  wie  ba§  l^oDönbifd^e  g^rauenjimmer.  Sl^r 
pdjfter  äiul^m  befielet  in  guter  §auöl^allung,  fie  finb  bemüt^ig  unb  be^^ 
fi^eiben,  aufrii^tig  unb  fromm,  aber  babei  aud^  mifeig  unb  Derfd^lagen 
unb  miffen  fid^  in  ein  S)ing  balb  ju  finben,  ent^ialten  fi(^  infonberlieit 
ber  Srunfenl^eit,  weld^e  bo(^  an  fielen  £)rten  gemein  wirb,  üeränbern 
il^re  Äleibung  nid^t  fo  oft,  alö  wo^  anberöwo,  l^alten  mel  t)on  ber 
fdjwarjen,  ate  ber  el^rbarften  garle.  Unb  wenn  wol^l  juweilen  ein 
excessiis  in  ber  Äleibung  t)on  il^nen  begangen  wirb,  fold}e§  finb  bie 
g^remben  unb  ©infömmlinge  Urfad^e;  bod^  wirb  fold;em  Uebel,  weld)eö 
bei  biefen  martialifd^en  Seiten  eingeriffen,  aud^  bei  Seiten  burdj  bie 
ßbrigfeit,  alö  bie  fold^e  Kleiber-,  §od;5eitö^  tmb  anbere  Drbnungen 
aUbereitö  unter  §änben  l^at,  Dorgcbeugt  werben. 

2)a§  aber  aud^  t)iele  Safter  l;ier  l^erüorblidfen,  geftel^e  \6)  gerne, 
alö  ba&  etlid^e  über  ©tanb  unb  SSermögen  fid^  mit  ßleibung  imb  ^>rad^t 
]^erüortl;un,  bafe  fid^  anbere  bem  Srunf  meljr  afö  juoiel  ergeben,  bafe 
ber  gemeine  SWann,  waä  er  bie  SEod^e  über  erworben,  beö  ©ontita/i& 


—    SSß    — 

wteber  üerjcljvt,  ober  in  guten  93ifieu  burd)  bie  ©urgcl  jagt,  tieniad) 
fid^  ju  feinen  gemeinen  oneribus  t)erfte(;n  und,  and)  n)o(;l  gar  iDiber 
ber  ©tabt  ßbrigfeit  rebcHirt  ober  2lufru(jr  erreget,  loie  DerfdjiebentUd^c 
exempla  in  i)origen  Seigren  beftätigen/' 


ßjjibcmiceii  im  16^  Sarjrlinnbcrt;  eine  iiciic  Srfiberf^aft,  fccrc§ folge, 

Smngfalc  bcr  StaM  im  brci^igiofjrigcu  Äricge,  Sraiibe,  giinioljmc 

h\ti)  J)ic  g^mcieu,  Itagc  kr  gtabt  unter  ifjrer  f  errfc^oft, 

\m\ti  Sraubttiiglurf,  SSicterttiifBau  ier  ®t  6})iritii8fird^e. 


©(^red^aftc  ©rfc^eiiuingeit  am  §immel  unb  auf  ber  6rbe  äug- 
fügten  feit  bem  3luöbnKl)e  be§  böl)imfd^en  Äriegeö  (1618)  in  gröjjerer 
3al;t,  alö  je  üorl;^,  bie  ©emütl^er  ber  3)lenfd)en:  Äometen,  geuerhicfeln, 
boppelte  Siegenbogen,  md)xexe  Sonr.en  nebeneinanbev,  Slutregen  u.  f.  n). 
geigten  fid;  in  maffenl^after  3lnl^äufung;  1620  würbe  ein^^ifi^  von  xnv- 
geljenrer  ©röße,  57  §u§  lang,  30  %n^  bid  (!)  unb  fo  l;o(^,  baß  ein 
SJiatni  mit  einem  ßnebelfpieße  fo  eben  l^inaufjurei($en  vtxmoä)k,  jioi' 
fd;en  SBoHin  unb  ßammin  an  baö  Ufer  geworfen,  er  rief  eine  gange 
Literatur  I;eruor,  man  [tritt,  ob  er  baö  3lu§fterben  be§  l^erjoglii^en 
§aufeö  in  ?pommern,  ober  blutigen  Ärieg  bebeute,  aber  man  mar  ein-- 
üerftanben,  baß  in  ber  nä($ften  3ufunft  ungemöl^nlic^e  unb  unl^eitt)olle 
SDinge  in  ber  Söelt  vox  fid;  gelten  mürben. 

S)ie  3eid)en  ber  SRatur  nnißte  man  ju  beuten,  für  bie  in  ber 
SJtenfc^enmelt  Ijatte  man  weniger  JTerftänbniß. 

6.  t).  ©immern,  ber,  wie  man(3^e  feiner  ßanbäleute,  in  be§  Rav 
ferö  SDienft  getreten  mar  unb  fid)  no(^  im  Saläre  1619  am  faiferlidjen 
§ofe  auffielt,  ermähnt  in  f einer  (5  l;ronil  ju  biefem  Satire  nebenbei  „bcn 
§anbel"  be§  ^aiferö  mit  g^riebrid^  V.  von  ber  ^falj,  bem  böl)mif($en 
Könige;  ba^  bie  Sefiegung  beffelbcn  ber-2lnfang  fd^meren  Unl^eilö  für 
feine  ©laubenSgenoffen  fein  werbe,  bavon  Ijatte  er  feine  Sll^nung  inib 
ebenfo  wenig  feine  ©lauben^genoffen  im  Siorben;  baß  bie  faiferlid^e 
SJfaieftät  bem  SRed^täjuftanbe  im  3?eid^e,  ben  fie  ja  gerabe  ju  gewö^r^ 
leiften  Ijatte,  SSerberben  bringen  fönne,  fd^ien  3l(len  eine  Unmöglid^feit. 
SRod^  im  Sa^ve  1612  Ijatten  fid^  bießolberger  wieber  i^re  ^rtoilecyeii 


—    388    — 

Doni  Äaifer  aWattl^iaö  fteftötigcn  laffen,  inu  fid)  ßegcn  bic  llckröviffc 
ber  pontmerf(^en  dürften  ju  fd;ü^en,  unb  erft  al§  bie  faifevUdie  Solba= 
teöfa  in  ßolberg  eingesogen  war  unb  bort  mi)  3Eittfnr  fd^altete,  unir= 
ben  [ie  inne,  was  e§  mit  biefeö  9?ctd;eö  Sd^irm  auf  fidb  l;abc. 

grül^er,  als  ber  ilrieg  felbft,  erf(3^ien  in  ßolberg  feine  fdjrecflidje 
Segleitung,  ^eft  unb  ©eudjen. 

SRango  (um  1660)  fagt  in  feiner  6I;ronif :  ßolbcrg  Ijabe  eine  be- 
fonbcrö  gefunbe  ßuft,  bie  SBinbe,  in  bem  flad&en  ßanbe  nid;t  burd; 
SBerge  gel^inbert,  fönnten  bie  breiten  ©äffen  frei  burd;ftreid)en  unb  bie 
böfen  2)ünfte  leidet  t)erjel;ren,  eö  gäbe  beöl;alb  fo  t)iele  ftarfe  unb  alte 
Seute  in  ber  ©tabt,  bie  ^^eft  l;errf(3^e  I;ier  nur  alle  20  bis  30  Sal;re 
einntal  unb  fei  noä)  baju  meiftenä  eingef(^leppt;  befonberS  gefäl;rlid) 
unb  lange  bauernb  feien  bie  über  bie  ©ee  an^  SDönemarf  gefonnncncn 
flranf^eiten. 

S)od)  ftimmen'l^iermit  nid;t  bie  an^  ber  Seit  von  1485  bis  1630 
jiemlid)  t)ollftänbigen  eingaben  über  ©pibemieen  in  ber  ©tabt.    SDie 
erfte-^eft,  bereu  ©nüäl^nung  gef(^iel^t,  roax  im  Saläre  1485;  fie  mirb, 
wie  bie  t)om  Solare  1495,  als  eine  mäfeige  {mediocris  peslls  viguü 
©tabtb.)  be5eid;net.    S)ie  ^^eft  t)om  Saläre  1507  fd;rieb  man  bem  ge- 
linben  SBinter  ju,  in  weld^em  es  fein  ®is  gegeben  Ijatte,  1529  n)ütl)ete 
ber  englifd^e  ©d^raei^,  bann  famen  nad)  einer  ^aufe  t)on  20  3al;ren 
brei  Äranft;eitsial^re,  1549,  50  unb  51,  „roas  ?ßeftilentie,  fturt)en  Del 
ßube,  jung  unb  olb."    gur(ä^tbare  SSerl^eerung  bradjte  bie  ^eft  t)on  ]  564, 
bie  aud^  noc^  im  folgenben  3<x^te  anl^ielt;  i^r  erlagen  alle  brei  33ürger= 
meiper,  3lif»  t).  ©d^lieffen,  3o^.  t).  ^utt!amer  unb  ^eter  ©ottfdjalf*), 
unb  ber  ^aftor  SBierftäbt  mit  feinen  jel^n  Äinbern;  im  ©anjen  foHen 
2000  (?)  aJienfd^en  geftorben  fein.    SäBieber  l^errfd^te  Äranf^eit  unb 
©terben  im  Saläre  1588;  bamals  liel^  ber  3?all^mann  ßosmus  Söobbefer 
„m  finer  groten  SWot,  ba  em  äße  Äinber  in  ber  ^eft  —  ®ott  erbarme 
—  affturben",  50  fl.  com  SWatl^e,  um  bie  SBeerbigungsfoften  ju  bedfen. 
öine  <Bz\\i)t,  bie  1597  aus  Sübed  eingefd^leppt  mürbe,  befdE)ränfte  fid; 
auf  bie  3)?ünbe;  t)erl;eerenber  trat  bie  1602  aus  33!eWngen  gcfonnnene 
auf,  befonbers  in  ber  Seit  jraifd^en  3Jlidöaelis  unb  SBeil^nad^ten,  mo  in 
ber  SBod^e  oft  60  ^erfonen  beerbigt  mürben,  bie  nid^t  gerechnet,  meld&e 
mm  jur  3?a(^tjeit  beifefete.    S)ann  mar  ber  ©efunbl^eitSjuftanb  gut  bis 
jum  2lnfange  bes  großen  Ärieges.    eine  ^eft,  meldte  1608  (?)  bie  um^ 


*;  «u^  im  3a§te  1693  ftartcn  aCe  bcel  »flt  gemteiflet, 


-—    389    — 

Uegeuben  ©table  cerl^eerte,  öerfdjonte'EoIberg.  S)a§  Sal^r  1619  brachte 
juerft  raiebcr  migewöljulii^eö  ©lerbcn,  fo  ba§  ber  9iat^  bamalö  eine 
befoubere  ^'eftovbnutig  brucfen  Hefe;  bte§  feierte  in  tjerftörftem  9)iafee 
iDteber  im  3af;re  1624  unb  [teilte  \xä)  bis  1630  Sal^r  für  Sa^r  ein. 
3n  bem  3cit;re  1624  unb  1625  bra(^  bie  ^eft  am  großen  Satjrmarft 
au§,  fie  war  beibe  aWale  eingefi^leppt,  1624  hmä)  eine  2)ienflmagb, 
bie  in  einer  ©ammetjope  aus  S)anjig,  in  ber  fie  am  Sai^rmarft  tjatte 
prangen  wollen,  ben  kranf^eitöftoff  mitgebrad^t  l^atte,  ba^  jweite  9Ral 
burd^  ein  bänifd^eö  ©d^iff.  3u  iebem  biefer  beiben  3af;re  ftarben  baran 
etma  400  aWenfd^en ;  ber  ,,^eftbalbier"  ßorenj  Ärüger,  ben  ber  SJatlj  im 
3al;re  1624  für  25  S^aler  monatlid^  angefleHt  l^atte,  erlag  i^r  mit 
fanunt  feinen  ©efellen  in  wenig  SBod^en.  2lud)  bie  §unbe  würben  von 
xl)x  befallen,  unb  ber  ©d^arfri($ter  mufete  Dom  7. — 23.  jDctober  1624 
119  berfelben  erf (Riegen.  ®egen  ben  SBinter  l^örte  bie  Äranll^eit  auf; 
fie  I;atte  ber  ©tabt,  bie  fd^warje  33e!leibung  ber  4  Sobtengröber  ein^: 
gerei^net,  über  270  ff.  gefoftet.  3lo6)  wieberl^olt  wütl^eten  in  biefer 
3eit  üerljeerenbe  Beuä)e\\  unter  bem  SBiel^.  3m  3oi^re  1614  unb  16 
unter  ^ferben  unb  Äül^en,  1616  ftarben  allein  in  ben  aSorftäbten  dou 
Golberg  350  ^ferbe,  1617  famen  bie  aSorwerfe  auf  ben  ©tabtbörfern 
mit  iljren  ©d;äfereien  an  bie  Sieil^e,  mand^e  berfelben  ftarben  gaui  an^^, 
unb  im  3a^re  1638  fanb  plöfelid^  am  24.  3uni  ein  fold&eö  Sßiel;fterben 
ftatt,  bafe  auf  allen  ©äffen  ber  ©tabt  tobteö  SSiel^  umherlag  0. 

SDie  allgemeine  SRotl^  unb  Slngft  rief  eine  mm  35rüberfd^aft  in 
ba§  Seben  ^) ;  ,,bamit  bie  Sobten  in  ber  Seit,  wo  ber  SlHmäd^tige  bie 
©tabt  mit  giftiger  ©eud^e  l^eimfud^e,  nid^t  fo  erbärmlid^  fortgefd)afft 
würben",  vereinigte  fid^  (20.  ©ept.  1624)  eine  3lnja^l  von  §anbwer= 
fern,  bei  einanber  feftjul^alten,  fid^  unter  einanber  ju  Ijelfen  unb  bie 
geftorbenen  SSrüber  unb  ©d^weftern  gemeinfam  ju  ßegraben.  2)ie  ®e= 
feUfd^aft  erl^ielt  junftartige  ©inrid^tung;  an  ber  ©pifee  ftanben  brei 
aieltefte  unb  brei  ©ilbemeifier;  jebes  SJRitglieb  ja^tte  wöd^entUd^  1  ß 
Seitrag  ju  SUiebitementen,  ad^t  aus  ber  ®ilbe  tourben  abwed^felnb  ju 
Prägern  beftimmt.  3weimal  im  3al^re,  ju  g^aftnad^t  unb  ^fingften, 
foBte  bei  einer  Sonne  Sier  ber  Srttber  „Seliebung"  uorgelefen  werben. 
3llö  1631  „®ott  bie  ©tabt  von  ber  gefä^rlid^en  ©eud^e  unb  ^eftilenj 
unb  anberer  öefd^werlid^feit  befreit  l^atte",  mad^te  fid;  aud^  in  biefer 
SegräbnijsgefeUfdjaft  bie  Suft  an  irbifd;em  SBoJ^lbeljagen  ftärter  geltenb, 
eö  würbe  befd^Ioffen,  bafe  bie  IöbHd;e  SBrüberfd^aft  atte  3a^re  jU  ^fingften 
mit  ben  g^rauen  jufammenfommen  foHe,  wie  e§  ^raud^  fei  bei  anberen 


—    390     - 

Sänften.  SBk  lanfle  biefelbc  Beflanben  l)a\,  wirb  nW^t  (jcmclbet.  Sie 
tft  nid^t  ju  t)ern)e(^feln  mit  ber  „Sunger  ©ejellen-eoinpaflnie"  (f.  ©.  104) 
bie  äljnlic^e  Swedfe  Dcrfolgte,  aber  nur  ajiitöliebcr  auö  angefeljenen 
gamilien  juUe^.  —  3iu  Saljre  1660  würbe  Dor  bem  ©teint(jore  ein 
be[onbereö  ^eftfiauö  erbaut,  wo  bie  ^^eftfranfen  abgefonbert  gepflegt 
würben  (f.  ©.  58 >. 

SDer  anfäuglid^  nur  in  ©übbeutfdjtanb  gefüljrte  5lrieg  rüdte 
langfam  gegen  SWorbbeutfd^lanb  t)or,  bie  fatl^olifdjen  SHädjte,  energif(3^ 
unb  ftreitbar,  brad;en  ein  ©tüd  beö  proteftantifdjen  S^eutfd)lanbö  nad) 
bem  anbern  ab,  unb  alö  1626  bei  Sutter  am  33arenberge  unb  an  ber 
SDeffauerbrüde  bie  norbbeutf($=bänifd)en  §^eere  bcfiegt  waren,  lag  aud) 
baö  gefantmte  nörblid^e  S)eutfd)Ianb  ben  ®ewalttl;ätigfeiten  beö  faifer- 
li^en  unb  beö  Uguiftifd^en  §eereö  fd^ufcloö  'T)reiögegeben.  Sefet,  ba  fid; 
bie  ilriegägefal^r  ben  pommerfdien  ©renken  nä(jerte,  würbe  33ügi§Iaü  XIV. 
ernftli(^  an^  feiner  SRulje  aufgefd^redt;  aber  bie  Söeigerung  ber  ©täube, 
bie  jur  SSert^eibigung  beö  Sanbeö  nötl^igen  Summen  ju  bewilligen,  er- 
laubfe  nurfdjwac^e  unb  |albe  9)?a^regeln :  mit  einer  leeren  „5Defenfionö- 
!affe"  war  fein  g^einb  abjuweljren.  —  SDie  ©tobte  erl;ielten  Slnweifung, 
\iä)  in  SBertl^eibigungöjuftanb  ju  fe^en  unb  mit'  9io|}  unb  3Kann  fid; 
jur  §eereöfolge  bereit  ju  l^alten. 

5Daö  früljere  aSorred;t  ber  pommerfdjen  ©täbte,  ben  gürften  feine 
§eereöfolge  5U  leiften,  war  nii^t  bauernb  in  ©eltung  geblieben.  33e= 
reitö  im  3lnfange  ber  3f}egierung  33ogiöIaö  X.  war  eä  SBraud;  geworben, 
bafe  anä)  bie  ©tobte  i(;re  aKannf(^aft  ju  hen  Unterneljuuuigen  ber 
gürften  ftellten,  unb  am  ©d)luffe  berfelben  war  bereits  ein  beftimmtcö 
CSontingent  für  fie  feftgefe^t  ^).  2Bie  t)iet  baoon  eine  ©tabt  ju  fteKen 
I^atte,  rid^tete  fid^  nad;  ber  ©röfee^ber  Unternefjmung  ober  ber  SMegö:^ 
jjefal;r.  ©citbem  bie  pommerfc^en  §erjöge  bie  bifd)öf(id;e  2Bürbe  an 
xl)X  *^ax\^  gebrad^t  l;atten,  mögen,  fie  aud;  biefe  einridjtung  auf  baö 
©tift  übertragen  I;aben,  wenigftenö  gefdjief)t  biefer  Seiftung  in  hen  ftif= 
t if d)en  ©täbten  erft  \¥xä)  biefer  Seit  6riuäf;nung,  in  ßolberg  erft  1614. 
S:ie  ©tabt  nuifete  bamatä  jur  SJefe^ung  ber  ©renjen  beö  ©tiftö,  bie 
burdj  bie  in  ^4>olen  aufgebrochenen  Uufuljcn  bebro{;t  waren,  15  3Kann 
[teilen  unb  einen  3Ronat  lang  auf  il;re  Soften  (fie  betragen  banmlö 
191)  fl.)  unterljalten.  3ll§  1623  jur  Seit  beö  böljmifc^  =  pfätäifdjen 
Krieges  in  ^f>olen  an  ben  pomnierf($en  ©reujen  ein  faifertidfier  SBerbe:: 
plafe  erridjtet  war  unb  SJanben  potnifd()er  £anböfned;te  ^lünberungs^ 
jflge  nac§  ^^ommern  nmd^ten,  würbe  bie  ©tabt  mit  einem  3lufgebot 


^-    895    — 

ber  bie  SBaffciifteWfdjen  SBanben  fennjeiiä^netc:  „fie  inö(J)ten  es  mit 
i(;rer  SlppeUatiou  mi)  Seliebeii  I)attcii,  wenn  i(;nen  bie  faiferlid^e  afia- 
jeftät  nid)t  öeiuUje,  möchten  [ie  fi(§*  an  beu  ^^apft  in  3floin,  ober  aud) 
an  unfern  ^errgolt  im  §immel  iDenben,  i^m  werbe  Qßeä  gleid)  viel 
gelten."  S)ann  lie^  er  in  bem  §aufe  beö  Äämmererö  SDöpfe  bie  2l;üre 
ju  bem  3immer,  in  weli^em  bie  Sabe  mit  ©olb  nnb  ©ilber  Dern)al;rt 
ftanb,  mit  ©emalt  aufbredjen  unb  ben  Snl^alt  l^erauönel^men.  —  Sm 
näd^ften  3Konate  mar  mieber  biefelbe  3lot^  ba,  bie  ©tiftöftänbe,  fttr 
meldje  ßolberg  fd^on  firr  ben  Sanuar  4000  ff.  ausgelegt  l^atte,  waren, 
ba  fie  meift  nidjt  unmittelbar  von  ben  !aiferli($en  Prangern  ju  leiben 
Ijatten,  nad)  alter  ©itte  fäumige  3al;ler;  bie  brängenben  ^Bitten  Dr.  Sul-- 
gvin'ö  bemirften  nur  eine*fd)n)ad;e  Slbfdilagöjal^lung,  unb  ßöölin  mußte 
etiDas  fpäter  von  faiferlid^er  ©eite  erft  mit  2  ©ompagnieen  ©inquarti- 
rung  bebroljt  werben,  el;e  eö  bie  fel)lenbe  ßontribution  einfanbte.  Ueber 
ßolbeirgf  entlub  fidj  natürli($  immer  ber  erfte  ^rimm  ber  Kaiferlin^en. 
günffirc^en  brol^te  jefet,  er  werbe  fic^  an  bie  ßonuniffarien  unb  bie 
3)iitglieber  beö  9iatl;§  l^alten,  unb  bie  SDrol^ung  würbe  in  ba§  SBerf 
gefegt.-  Sie  §äufer  ber  SJatl^öl^erren  würben  geftürmt,  Giften  unb 
ilaften  erbrod^en  unb  am  16.  g^ebruar  jebem  3iatl^öl^errn  10  „Sribulir- 
folbaten"  in  ha^  ^a\i^  gelegt,  bie  „luiter  grojsem  3JJutl;wiIlen  greffen, 
©aufen  unb  3Begnel)men"  il^nen  bie  rüdftänbigen  ©ummen  abpreffen 
foflten,  fo  ba§  bie  ©epeinigten  ben  ©täuben  erHärten,  wenn  uid;t  ge:: 
Ijolfen  würbe,  müfiten  fie  i^r  2lmt  im  ©tid;  laffen  unb  baüongel^en. 

(Sine  f(^wad)e  Hoffnung  auf  SBefferung  ber  Suftänbe  ging  ben 
(Solbergern  auf,  als  am  27,  g^ebruar  ein  nad)brüdli(^es  ©(abreiben  t)om 
Dberften  §ebron  an§>  a3ledlenburg  an  g^ünffird^en  luib  von  QMiin 
bie  3ln5eige  eintraf,  §ebron  werbe  felbft  fommen,  mn  bie  Ätagen  ber 
Golberger  ju  unterfuc^en;  „was  bieDffijiere  über  bie  Gapitulation  ab^: 
geprefjt  Ijälten,  foHte  il;nen  wieber  von  il^rem  STractament  becourtirt 
werben."  aSon§j?bron,  bem  gebomen  Sommern,  glaubte  man-menfd^= 
lid)ere  33et;anblung  ber  Sanbsleute  erwarten  ju  bürfen;  inbeg  bie  3lb^ 
Ijülfe  befdjränfte  fid;  auf  bie  (Srflärung,  baß  er  baS  Samentiren  ber 
Solbaten  unb  baS  SBel)! lagen  ber  SJürger,  bas  einen  ©tein  ianunern  muffe, 
nid)t  mel;r  mit  anljöreu  fönne;  wenn  bie  ©täube  bie  ßontributionen 
nid)t  redjtjeitig  unb  üoHftänbig  einlieferten,  werbe  er  einen  Sl)etl  ber 
Sruppen  bei  bem  3lbel  auf  ben  SDörfer»  einquartieren.  SDie  unredjt= 
mäßig  erpreßte  ©umme  würbe  nid)t  jurüderftattet,  bie  gorberungen 
blieben  biefelben,  tmr  baß  nod)  bas  monatlidpe  Sractament  für  ben 


—    396    — 

Snfpectot  §c6ton  bajufam;  biefct  l^atte,  als  er  in  Solberg  feine  2:^5* 
tigteit  begann,  „obwol^l  er  fo  franf  war,  bafe  man  il;n  anf  ©änften 
unb  ©tnl^Ien  fortf(^(eppen  lutb  3ltjnei  nnb  SDoctoren  von  aKen  ©eiten 
I;erbei^olen  innfete",  al§  lüöd^entlii^e  Siefernng  für  fid^  2  DI;ni  SRI^ein- 
wein,  14  Sonnen  Söier,  li  ©d^fen,  4  Kälber,  cO  §ül)ner,  4  eä)od 
eier,  4  Sänuner,  2  §antntel,  2  ©(^infen,  4  ©(^fenjimgen,  atterlei 
3Keer:=  unb  ©tromfifd&e  unb  40  S^aler  baar  für  ßonfect  unb  ®en)ürj 
geforbert,  boä)  lie§  er  fid^  enbU(^  bewegen,  mit  einer  wonatH(3^en  3cif)^ 
lung  von  200  S^ialern  jufrieben  ju  fein  ^). 

Sin  So^re  1628  betiefen  fid^  bie  2lusgaben  ber  ©tabt  für  bie 
einquartierung  auf  über  27,837  fl.  (12,000  p.  waren  gelicl^en,  16,000  f(* 
in  ber  ©tabt  unb  auf  bem  Sanbe  coHectirt),  für  1630  bie  baar  beja(;lte 
(Kontribution  auf  J  7,417  fl.,  über  ba§  Sal^r  1629  fehlen  bie  2lngaben. 

2)er  Siatl^  l^atte  alles  t)erfud&t,  um  baö  fd^limmfte  Unl^eil  von  ber 
©tabt  abjuwenben,  unausgefefet  arbeitete  bie  Slft  in  ben  ©olberger 
©tabtwalbungen  von  Seftin,  ©emmerow,  ©imöfeel,  Süffow  Imb  ©pie, 
bie  §erbe  ber  ©aljfotl^en  würbe  gegen  alle  ©ewol^nl^eit  faft  nur  mit 
§oI}  gefpeift,  ba§  auf  ©olberger  ©igentl^um  gewad^fen  war,  in  ber 
äujserften  SWotl^  waren  fogar  bie  t)erfiegelten  3)epofitengelber  angegriffen 
wdrben,  man  ging  enblid^  anö)  an  ben  Sßerfauf  ber  ©tabtgüter.  3i5erber 
war  fd;on  1628  an  ben  Sürgenneifter  §ermann  g^reter  für  1333  S^lr« 
Derpfänbet  unb  5llein::5Raugarb  würbe  1630  an  ben  3?atl;ö]^errn  ©oert 
Äunbenreid^  unb  beffen  ©d^wiegerfol^n  33alt§afar  Simäuö  v  ©ülbenflee, 
Dr.  med.  unb  ebeufaUö  aJJitglieb  beö  Statins,  um  4000  fl.  t)eräu^ert  % 
SDie  ©d;ulb  ber  ©tabt  war  bereis  auf  44,000  fl.  geftiegen,  bie  3infen 
fonnten  nid^t  mel^r  bejal^lt  werben,  immer  fd^wieriger  würbe  bie  Se- 
fd^affung  beö  baaren  ©elbes.  ©el^älter  fonnte  bie  leere  Äämmereitaffe 
nid^t  ausjal^len,  nur  ber  präfibirenbe  SBürgermeifter  unb  ber  ©tabtarjt 
erl^ielten  Don  J  628— 32  il^r  Sractament.  3lud^  bie  Sürgerfd;aft  t)er= 
armte  mel;r  unb  mel^r,  ber  ©eeoerfel^r  lag  faft  ganj  barnieber,  feit  ©uftau 
2lbolf  feinen  Untertl^anen  1629  jeben  §anbel  mit  ben  üon  beti  Äaifer= 
lid^en  befefeten  pommerfdt)en  §äfen,  inöbefonbere  mit  ßotberg,  unterfagt 
l;atte,  unb  ber  £anb(;anbcl  war  bei  ber  Unfidierl^eit  ber  Satibftra^en 
mit  ®efal;r  unb  Serlufl  Derbunben  (f.  ©.  1G8). 

3e  meljr  bie  3^otl^  in  ber  ©tabt  wud;s,  um  fo  fd;redlid;er  unb 
unbarml;erjiger  würbe  bas  ®ebal;ren  ber  faiferlid^en  ©olbateSfa,  faft 
leben  3Konat  gab  es  S^ribulirreiter,  fdjon  1628  im  Jiooember  fanb 
,/;(|)redlidpes  ©teilen  unb  SBüt^en  ber  ©olbaten"  ftatt.    SDer  3Kufifus 


—    397     — 

Stummer  würbe  t)on  einem  ©olbaten  crfiodjen,  oI;ne  bafe  bie  9)?orbtl;Qt 
beflraft  töäre,  ben  1630  erraäl^lteu  Sürgermeifter  SBielfe  fcfiüfete  mir 
eine  meffingne  ßrone  mit  aä)t  Seud^tern,  bie  über  feinem  Sifd^e  Tjing, 
gegen  ben  ©(^mertl^ieb  eines  faiferlidjen  ©olbaten,  ber  feinem  Slopfe 
gegolten  Ijatte  '^).  ®r  fdjenftc  fie  be§l;alb  fpätcr  mit  einem  ßapital  jnr 
SBefd^affung  pon  ^erjen  ber  9J?arien!ird^e.  S)nmpfe  3Serjn)eif(img  ergriff 
bie  Sürgerfd)aft,  mond^e  g^amilien  entjogen  fid)  burd^  bie  gludjt  bem 
imabfetibaren  ®lenbe,  felbft  öWei  SBürgermeifter  HeJBen  il^re  @tabt  im 
©tid;.  §errmQnn  g^reler  legte  fein  3Imt  1629  3llterö  I;Qlber  nieber, 
unb  6{)riftian  Äalfom,  in  bemfelben  3al;re  in  ftäbtifi^en  3lngelegen= 
I;eiten  nad)  ßöölin  gefi^idt,  benufete  bie  ©elegenl^eit,  um  t)on  ba  naä) 
^anjig  511  entmeidjen.  Seine  grou  lie^j^r  mit  bem  §au§gerätl;  im  SBinter 
jur  See  nodjfommen.  SDa  er  auf  mel;rfa(^e  2lufforberung  nidjt  jurüdfel^rte, 
nal^m  man  an,  bajs  er  freiiöiHig  refignirt  Ijabe.  „©ie  ließen  bie  33flrben 
auf  bem  Suaden  be§  britten  Sürgermeifterö"  %  SDöpte,  ber  fd^on  von 
1628—30  ax\6)  baS  2lmt  eineö  Äämmerers  für  26  ®renj  §olj,  1  SÖJül)^ 
lenfd;n)ein  ju  12  fl.  unb  4  ©c^effel  SRoggen  vermaltet  ^^tte. 

SDabei  propl^ejeiten  bie  ßolberger  2lftrologen  axi^  neuen  unb  grau= 
figeren  aSorjeidjen,  baß  man  fid^  auf  no(^  mel  fc^limmere  Singe  gefajst 
madjen  muffe,  ©in  brennenber  ;Somet  ftanb  mit  langem  ©d^raeife 
ftunbenlang  über  ber  ©tabt,  um  1  Ul^r  aJlittagä  erglänzte  plöfelid^  ein 
l^eHer  ©tern  am  §immel,  geuerfugeln  unb  große  9Jlüdenfd^n)ärme  um^ 
flogen  ben  3JJarientl^urm,  an  feiner  ©pifee  geigte  fid^  feuriges  Sendeten, 
fogar  ein  ©rbbeben  glaubte  man  »erfpürt  ju  l^aben,  unb  in  ber  Äar^ 
freitag§nad)t  l^atten  t)iele  aWenfd^en  eine  ©timme  in  ber  Suft  über  6ol= 
berg  gel;ört,  bie  „3Bel^e,  mel^e,  ©olberg"  rief. 

2lm  ^^  1630  l;atte  ber  ©d^webenfönig  mit  feinem  §eere  auf 

Ufebom  bie  beutfc^e  6rbe  betreten,  um  bem  beutfd;en  SSolfe  feine  befte 
^ahe,  feine  geiftige  greil^eit,  t)or  bem  SBerberben  ju  retten,  weld^eö  il^r  ber 
von  finfterem  Fanatismus  erfüllte  Äaifer  eJerbinanb  fann.  SBalb  maren 
bie  Snfeln  t)on  ben  Äaiferlid^en  gereinigt,  ©tettin  ert;ielt  eine  fd^me- 
bifdje  a3efa|ung,  unb  mäljrenb  ©uftat)  Slbolf  feine  §auptftärfe  gegen 
SBeften  rid^tete,  entfanbte  er  aud^  gegen  ßolberg  eine  2lbtl^eilung,  um 
vorläufig  menigftens  ben  ©treifereien  ber  Äaiferlic^en  von  ba  aus  burd^ 
eine  S3tofabe  ber  ©tabt  ein  ©übe  ju  mad^en. 

©d^on  lange  l^atten  biefe  an  ber  ftärferen  SBefefiigung  ßolbergs 
gearbeitet  unb  beutlid^  babur^  ju  erlennen  gegeben,  baß  fie  nid^t  bloß 


:—    398    — 

auf  furjc  Beit  aU  ©äftc  gefoinmeu  feien.    S)ie  ©rmerbung  ^^ommernö, 
befien  g^ürftenfiauö  bem  3luöfterben  nal^e  iiwr,  tüüvbe  hen  $?itel  beö  §er= 
ä09§  von  g^rieblatib  „9lbmiral   be§   baItif(J)en  SDJeereö"   erft  ju  einer 
aSal^rl^eit  gemad^t  I;Qben.    @d;on  1628  n)aren  bem  ©tift  aujser  ber 
geraöfjnlid^en  ©ontributton  nod;  ©ummen  jur  ©rweiterung  unb  33erftär- 
!ung  ber  gefiungöraerfe  abgepreßt  roorben.    ßolberg  foHte  a\i§>  einer, 
rote  alle  tnittelalterHd;en  ©täbte,  mit  3J?auern  imb  2Bätlen  befeftigten 
©tabt  in  eine  mirflii^e  g^efiung  -umgeroanbelt  merben*    SDie  Strbeiteu 
mürben  befd^leunigt,  feitbem  ber  f($mebifd^e  2lngriff  jnr  ®emißl;eit  ge^ 
morben  mar.    ©(^on  am  29.  ©eptember  1629  mar  bie  ben  3ufannnen= 
l^ang  ber  SBerfe  ftörenbe  3afobifird;e  abgebrod^en  morben,  i(;r  folgte  im 
Sali  1630  bie  ©ertruben^  unb  bie  Jlifotaifirc^e;  bie  ßapitalien  ber 
Äirc^en,  il^re  Drnate,  3lltarbeden  u.  f.  m.  -gingen  babei  meift  oerloren ; 
unb  alö  feit  bem  27.  Sluguft  ber  tapfere  Oberft  Saubiffin  mit  einem 
fdjmac^en  fd)mebifd^en  6orp§  auf  ber  SBeftfeite  ber  ^^erfante  erfd^ien 
unb  bort  bie  fogenannten  „nieberlönbifd;en"  (b.  1^.  im  ©iebenlanbe  ge= 
legenen*)  ©(fangen  anlegte,  mürbe  bie   ganje  Umgebung  ber  ©tabt 
rafirt,  um  ben  ©d;meben  bie  2lnnäl^erung  ju  erfahrneren.    2lm  20.  ©ep^ 
tember  mürbe  bie  ©eorgöfird^^  mit  bem  ©pital  abgebrod)en  unb  bie 
meifl  auö  maffioen  Käufern  mit  ©teinbäd;ern  befteljenbe  ©corgenoor- 
ftabt  niebergebrannt,  il;r  folgten  am  3.  Jiooember  bie  3)iünber  Sogtei 
unb  bie  50  gifd^erbuben  bafelbft;  bie  ^famifdimieben  unb  ben  ©tubben- 
Ijagen  l;atte  f(^on  früher  baffelbe  ©i^idfal  betroffen,  felbft  ba§  entfernt 
tere  SBerber,  ©eHnom  unb  baö  §au§  von  £ufa§  SDamife  im  33uIIen= 
minfel  blieben  niij^t  t)erfd;ont,  unb  bie  2lltftabt  mürbe  Don  ber  ©tabt  auä 
in  SBranb  gefd^offen,  mobei  über  100  guber  Äorn  Dernidjtet  mürben. 
Slud;  bie  fd^önen  ©arten  ber  ©tabt  mürben  Dermliftet  unb  il;re  g^rxid^t* 
bäume  abgel;auen.    S3ürger  unb  Säuern  mürben  von  ben  faiferlidien 
©olbaten  jufammengetrieben,  mn  bei  bem  3erftörung§mcrfe  ju  l;elfen. 
®ie  ^^eft,  meldte  möljrenb  ber  faif erliefen  Einquartierung  in  jiebem 
©ommer  gel;errfcl)t  Ijatte,  fetirte  anä)  1630  mieber,  angeblid)  burd)  ben 
©cru($  ber  bei  bem  ©icd^enl;aufe,  ba§  ebenfalls  oon  ben  ilaiferlid;eii 
niebergeriffen  mar,  ausgegrabenen  Seid^en  erjeugt.    ©ie  begann  fdjon 
am  23.  Suni  vox  bem  (Srfd^einen  ber  ©d;meben,  il;re  SBut^  fteigerte 
f{($  feit  ber  fd^roebifd^en  Slofabc  in  ber  burd)  eine  bebeutenbe  äJerftär- 
lung  ber  33efafcung  mit  SDienfd^en  überftiüten  ©tabt.    Sßom  23.  Suni 


*)  fft\^i  mW  ftc  turd)  Sntppcn  Q«d  ben  JMcbcrlanbcn  angelegt  mären. 


—    899    — 

blö  jum  30*  September  raffte  bie  geudje  »3500  9Wenf(J^en  fort,  Äatfer^ 
lidje  luib  ßolberger  oI;iic  Uuterfi^ieb. 

3u  ber  ^Ncft  flefeHte  \iä)  nod^  ^eiierönotl^.  a?on  ben  fonft  in  ben 
pommerfdjen  ©täbteu  Iierfömmlid^en  großen  33ränben,  wetd^e  bie  ©tabt 
ober  einen  größeren  S^eil  berfelben  in  2lf($e  gelegt  l^atten,  wei^  bie 
ßolberger  ®efc^id)te  ans  früherer  Seit  ni(^tö;  bie  jal;Irei(^en  ©tein- 
l^änfer  ber  ©tabt  rairften  bem  g^euer  mel^r  entgegen,  alö  bie  fd;ledjtcn 
£öf(3^anftalten,  bie  fi(^  in  ber  §auptfad&e  anf  bie  großen  ^anbfpri^en, 
tjon  benen  fid;  in  iebem  §anfe  eine  befinben  nutzte,  befd^ränften.  Sin 
Saläre  1587  brannten  bie  nieiften  ©aljf Otiten  ab,  1591  liatten  Snngen 
bnrd^  nnoorfid^tigeö  ©djiefeen  mit  ©d)lüffeHnid^fen  im  ©txibbenl^agen 
ein  ©tro|)bad)  in  Sranb  gefefet,  unb  baö  fd^nell  nm  fi(^  greifenbe  g^ener 
legte  2G  SBol^nnngen  in  2lfc^e,  1629  waren  bie  vom  If)ore  biö  an  bie 
®ate  reid^enben,  an§  graei  3leil^en  mit  ©trol^  gcbedter  nnb  eng  anein^ 
anber  gebanter  §änfer,  45  an  ber  3a^I,  beftel;enben  ^^faniifd)mieben 
abgebrannt.  SBeit  größer  nnb  ber  ganjen  ©tabt  ©efaljr  bro(;enb  mar 
baö  g^ener,  meldjeö  in  ber  3eit,  alö  bie  ^^eft  il;ren  §ö(;epimft  erreid;t 
l^atte,  am  1 1 .  ©eptember  1 630  anäbrad^.  SDer  greoelmnt^  eine§  f aif er= 
litten  3Jeiterbnben,  mel(^er  in  bem  §anfe  beö  Äanfmannö  SBoIte  in  ber 
illanäftra^e  neben  bem  ^^aftorat  von  ©t.  3Jlarien  in  baä  ©trol;  fd;o^, 
fott  eö  t)ernrfad;t  I;aben.  5Doc^  bel;anptete  man  aud)  in  ßolberg,  ba^ 
g^euer  fei  abfid^tli^  unb  an  brei  ©tetten  jugleid^  angelegt,  um  für  bie 
beabfid^tigte  ©rünbung  eines  SefuitenfoHeginmö  9iaum  ju  fd;affen  nnb 
jugleidj  bie  3lmtön)ol^nung  beö  ben  ^aiferlid^en  t)erl^ajsten  ^aftorö  Scifd^e 
ju  jerftören;  man  l^abe  beöl^alb  aud^  bie  Bürger  vom  Söfd^en  abge^ 
l;alten.  @§  brannte  babei  ab  bie  ganje  Älauöftraße,  bie  l;albe  Sörob^ 
fdjarrenftraße  oom  3JJarien!ird^l;ofe  ab  bis  jur  Stabtmauer  an  ber  ^^ev- 
fante,  bie  iRüflerv  SSöttc^er^  unb  l;albe  2anbe§banbftraj3e  bi§  ju  bem 
§aufe  beä  ©enatorö  ^alfom,  mo  fpäter  bie  föniglid;en  aJiagajinl^äufer 
erbaut  mürben,  unb  in  biefen  ©trajgen  eine  gro^e  3al;l  tjon  öffentlidjcn 
©ebäuben,  bie  ^lofterfir(^e  mit  bem  SnngfrauenHofter,  baö  ©eglerljanö 
unb  ba§  ©ied;en]^auä  in  ber  Sanbeöbanbftraße,  ba§  ©(^nellcfen^  imb 
baö  §olfen'§ofpital,  ba§  (ältere)  ^^aftorat  unb  SDiafonat,  baö  3)tebifat§2 
l)auö  unb  bie  SBol^nung  be§  3)omfecretär§  mit  vielen  Urfunben  imb  3lcten, 
bie  baö  ©tift  unb  baö  Eapitel  betrafen;  182  §äufer,  barunter  bie 
größten,  anfel^nlid^ften  unb  ftärlften  Srau^  unb  Äaufmannö|)äufer,  mel^r 
als  ber  vierte  Zf)dl  ber  ©tabt,  maren  in  4  ©tunben  in  2lf(^e  gelegt, 
m\>  bie  Gotberger  t;atten  nur  ben  STrofi,  ba&  aud^  ben  Äaiferlid&en 


—    4ÖÖ    — 

babci  ein  ßro^er  Sl^eil  bcr  an^  Sommern  juj'aminengerauttcii  (Sd^ä^c 
t)erni(^tet  war.  5ßou  ben  ^ird)eu  ber  ©tabt  ftanbcn  jefet  nur  nod^  bic 
aWaricn^  unb  bie  ©piritiiöfird^e;  bic  fünf  übrigen  lagen  in  Srümmetn, 
unb  günfüriä^en'ö  3?ame  l^atte  für  ßolberg  eine  fd^redflid;e  Sebeutung 
befamnten. 

„511«  Sharon  Sünfürd^  l^ier  einquartiert 
Unb  fünf  5lirt^en  ber  @tabt  bemolirt," 

fing  eine  ©rabfd^rift  an,  bie  S.  d.  ©imniern  etwas  fpäter  für  feinen 
©(^wefterfol^n  verfertigte. 

S)ie  ©timmnng  ber  6inn)oI;ner  ©olberg'ö  war  ben  Äaiferliiä^en 
aud)  in  ber  troftlofen  Seit,  alö  von  feiner  ©eite  ^xä)  9Jettnng  jeigte, 
nid^t  tjcrborgen  geblieben,  unb  fd;on  1629  (7.  ©eptember)  war  be§l;alb 
bie  ganje  SBürgerfd^aft  entwaffnet  worben;  jefet,  ba  il^re  Hoffnung  wnd^ö, 
balb  von  itn  Reinigern  befreit  ju  werben,  äuj^erte  fid^  i^r  §a6  unuer- 
l^olener,  reifte  aber  and^  jugleid;  bie  faiferlid;e  ©olbateöfa  jn  größeren 
® ewaltt^ätigf eiten :  rüdfid^töloö  würben  £ül;e  nnb  ^^ferbe  anö  ben 
©täffen  geI;olt,  ba§  Äorn  von  ben  S3öben  genommen,  bie  Bürger  „incar» 
cerirt,  geftödt  unb  geblödt',  felbft  grauen  ju  Sobe  geprügelt,  ober  wie 
bie  üon  §an§  v.  ©(^lieffen  jum  ^JJrofo^  gebrad^t  unb  auf  einige  Seit 
in  baö  ©olbatengefängni^  geftedt. 

3n  !ir($Ud)er  Sejiel^ung  l^atten  bie  ßolberger  anfänglid;  feine 
9lnfe(^tungen  ju  erbulben,  baö  SßaHenftein'fdje  §eer  war  fein  ®laubenö= 
l^eer,  unb  bie  Äaiferlid^en  begnügten  fid^  bamit,  ba|5  if;nen  ber  33urfen= 
faal  ju  gotte§bienftlid;en  3weden  eingeräumt  würbe.  S)od^  jeigten  bie 
fpäter  na^  ßolberg  gefommenen  fpanifd^en  unb  itaUenif(^en  £)ffi= 
jiere  einen  ftärferen  S8efel;rung§eifer,  aU  bie  beutfi^en.  3n  i^rem, 
namentUd^  in  beö  ©panierö  SUlörö,  „faiferlid^en  Sbriflen  ju  g^ujs",  ©e^ 
folge  jogen  bie  Sefuiten  in  Golberg  ein,  um  l^ier,  ni(^t  im  ©inne  2Sal== 
lenftein'ö,  für  bie  SBerwirfUd^ung  ber  lefeten  Siele  ber  faiferlidjen  imb 
päpftlid)ert  ^olitif  ju  arbeiten.  — 

3n  i^rem  S'reiben  fanben  fie  einen  entfc^loffenen  ©egner,  ben 
^aftor  prim.  3lug.  Soad^im  3af($e,  einen  ber  waderen  ©eiftlid^en,  bie 
in  trüber  Seit  burd)  il;ren  ©laubenömutl^  jur  ©rl^altung  ber  beften 
©üter  unfereö  S8olfeö  beigetragen  l^aben.  2llö  treuer  §irte  l^ielt  er 
feine  ©emeinbe  jufammen  unb  warnte  fie  offen  unb  laut  vox  ben  „IjöHi:: 
f(^en  SBölfen  unb  bem  päpftlii^en  ©auerteige."  Saburd^  jog  er  fid^ 
ben  §aJ3  ber  ^riefter  unb  Sefuiten,  befonber§  beö  ßberften  3)?örö  ju. 
©ein  §auä  würbe  i^m  angejünbet,  auf  ber  ©tra^e  würbe  nad&  il^m 


'—  ibi 

gcf^oilen,  fclbfl  in  ber  Stirbt  (6.  ^amax  1631)  feuerte  ein  Sotbat, 
TDäl^renb  er  prebigte,  jtüeimal  bie  SlKuöfete  auf  il^n  ab^  bafe  bie  Äugeln 
neben  i^m  in  beni  ^Pfeiler  fiä^lugen;  er  fagte  nur:  „^ui,  l^ui,  Seufel, 
nimmfl  bu  mir  baß  ßeben,  wirfi  wir  bie  ©eele  nid^t  tobten"  unb  ful^r 
bann  rul^ig  in  feiner  ^ßrebigt  fort.  ®ine  ber  Äugeln  bewal^rte  er  auf, 
fie  foHte  i^m  in  ben  ©arg  gelegt  werben,  bamit  er  fie  bereinfl  als 
3eugni§  feines  auöl^arrenben  ©laubenö  vox  ©otteö  SRid^terftul^l  vox^ 
weifen  fönne.  3luf  bie  Haltung  ber  Sürgerfd^aft  war  S^fiä^e'ö  fefter 
^xitf)  t)on  großer  SBirfung.  S'enn  er  ftanb  wegen  feines  el^rlid^en 
©inneß,  feiner  Sreue  unb  feines  l^eiligen  SBonbelS  bei  il^r  in  holpern  infel^en 
unb  nod^  lange  na^  feinem  Sobc  in  guteni  2lnbenfen.  Slud^  fonfl 
war  er  ein  merfwürbiger  3Slann  unb  befannt  als  fel^r  geleierter  Jl^eos 
löge,  historiciis  unb  politicus  „mit  ^rebigen  unb  Seigren  l^oc^begabt 
unb  l^atte  t)iel  im  Ztbtn  t)on  greunben,  geinben  unb  ^ejen  ausjuftel^n!" 
3n  ber  ßieblingswiffenfd^aft  feiner  Seit,  in  ber  Slflrologie,  war  er  ju 
§aufe,  fo  gut,  wie  SBaHenftein  imb  öfter  t)er!ünbete  er,  „t)om  l^eiligen 
©eifte  getrieben",  S)inge  t)oraus,  bie  wirflid^  eintraten.  @r  beutete  bie 
jal^lreid^en  SBunberjeid^en  biefer  Seit  in  Solberg,  „ben  effeclns  bes 
Äometen  t)on  1618  unb  oerf anbete  1632  \>^xi  6.  SRooember  um  7  U^r 
auf  ber  Äanjel  ben  tötlid^en  §infall  ©uftaio  Slbolfs  auf  tUn  ben  Sag 
unb  bie  ©tunbe,  ba  pe  bei  Süfeen  eintrat.  „33ei  t)ottem  aSerfianbe  unb 
unter  innigem  ©ebete  fu^r  er  aus  biefer  SBelt,  nid^t  anbers,  als  Safob 
ber  ^Patriard^  fid^  über  bas  83ette  gelegt  unb  bie  ©einigen  gefegnet 
^atte"  «)• 

©ufiao  Slbolf,  ber  feine  Ärafte  für  bie  entfd^eibungsfd^lad^ten 
jufammenl^alten  mu^te,  l^atte  anfärglid^  nur  wenig  Gruppen  gegen  ©ol- 
berg  ju  Derwenben,  unb  es  fonntcn  besl^alb  t)on  ben  Äaiferlii^en  nod^ 
SBerfu(^e  gemad^t  werben,  bie  ©tabt  x)on  ber  ©infi^liefeung  ju  befreien, 
ein  aus  bem  fiager  bei  ®arfe  enifanbtes  Sorps  oon  4000  SWdnn  griff 
Saubif fm  in  feinem  Sager  weftlid^  ber  ^erfante  an.  @s  !am  ju  einem 
l^eijsen  Äampfe;  aber  bie  ©d^weben,  f(^on  mx^tx  burd&  2500  3Rann, 
weldje  ber  gelbmarfd^all  ®.  §om  aus  ©tettin  gefanbt  l^atte,  t)erfiärft, 
bradjten  ben  geinb  jum  SEBeid^en  tnb  trieben  il^n  unter  fortwäl^renben 
®efedE)ten  nad^  ©d^ioelbein  jurüdf. 

©eit  bem  Sljifange  bes  folgenben  Sal^res  würbe  bie  Belagerung 
Solberg's  mit  größerem  ©ruft  betrieben,  ber  Äönig  fam  in  ^erfon  nad^ 
©reifenberg,  um  bem  Singriffe  aus  ber  SRäl^e  SRad^brudf  ju  geben,  unb 
neue  aus  ^reu&en  l;erbeigefommene  Ärie^stjölfex  ^vt%^\\  ^  ^¥Ns^K^. 


—    402    — 

93cfe]^l  jum  S3ela9enm9öforp§.  SDo(3^  ber  ©tabt  war  \6)mx  Minhwu 
inen,  nur  langfam  rflcften  bic  Saufgräben  auf  bem  fuinpfigen  Soben 
t)or,  unb  wenn  bie  ©d&raeben  jii^  von  Seit  ju  3eit  naiver  wagten  unb 
in  bie  ©tabt  fc^offen,  ba)3  bie  ©äd^er  fnattertcn,  blieben  il^nen  bie 
mit  ©(^iegbebarf  wol^loerfel^enen  ©egner  nid^tö  f(3^ulbig,  ^a  fudjte 
Saubifftn  bie  Äaiferli^en  auf  eine  ,,red^t  lieberlid^e  3lrt"  um  i[;r  ^raut 
unb  Sötl^  jubringen;  er  liejg  mel;rere 3^äd^te l^intereinanber  anjmif(^en 
^^fäl^ten  auögefpannten  ©eilen  brennenbe  ßunten  binben,  n)el(3^e  in  ber 
5Ra'd)t  ben  Slnbtidf  eines  jum  ©türme  bereitftel^enben  §eere§  barboten, 
unb  terfül^rtc  bainxä)  bie  Äaiferüd^en,  auf  bie  t)ermeintli(^en  geinbe 
ein  ftarfeö,  anbauembeö  g^euer  ju  unterl^atten.  Sßor  Sagesanbrud^ 
mürben  bie  ©tridfe  mieber  fortgenommen,  ©o  lam  eö,  baß  bie  Äaifer- 
Ud^en  bie  3Wunition  t)erbraud^t  l^atten,  afe  fid^  bie  fiaufgräben  mirflid^ 
bec  ©tabt  näl^erten.  S)a  nun  a\x^  aWangel  an  £eben§mitteln  eintrat 
unb  bei  ber  Unmögli(^Ieit  eines  ©ntfafeeö  bie  Sage  ber  g^eftung  l^off^ 
nungsloö  mar,  entfd^loß  fid^  ber  bamalige  Äommanbant  ®raf  v.  ©t. 
SuUan,  bem,  feit  bie  ©d^meben  bie  a)?aifut)Ie  befefet  I;atten,  jeben  2ag 
ju  ermartenben  ©türme  hnx^  eine  Kapitulation  juüorjufommen.  ©ie 
mürbe  i^m  mit  SBeifiimmung  beS  Äönigs  aus  3liidEftdf;t  auf  ba§  SEBoljl 
ber  ©tabt  unter  bem  el^renüotten  Sugeftänbniß  gemährt  (26.  g^ebruar), 
baj3  feine  Sruppen  —  9  Äompagnieen  ju  g^ufe  imb  6  dornet  9ieiter  — 
mit  ftiegenben  ^al^nen,  brennenben  Sunten,  Bad  unb  ^adf,  Dber-  inib 
Untergeit)el;r,  2  gelbftüdfen  unb  bem  bajugeljörigen  S^eil  ber  35agage 
abjiel^en  burften,  unb  am  2.  aJiärj  1631  »erließ,  fagt  ein  Seitgenoffe, 
§an§  Äaifer  mit  3K8r§  unb  allen  Teufeln  Sotberg,  mo  fie  gelegen 
l^atten  3  Saläre,  3  aRonate,  3  Sage  unb  3  ©tunben." 

S)a§  in  Solberg  gebliebene  Kriegsmaterial,  barunter  53  ©tüd 
®ef(^üfe,  19  ©oppell^afen,  90  Sonnen  ©alpeter,  pel  ben  an  bemfelben 
Sage  einrüdfenben  ©darneben  ju.  SDrei  faifcrlid^e,  mit  ^roüiant  bela- 
bene  ©d^iffe  aus  SloftodE  unb  SBiömar  famen  brei  Sage  ju  fpät,  ber 
imfreunblifi^e  ®ruß  ber  fc^mebifc^en  Kanonen  fefete  fie  nod^  red^tjeitig 
in  Äenntniß,  ha^  bie  ©tabt  in  feinblid^er  §anb  fei,  unb  e§  gelang 
i^nen  nod)  mieber  auö  bem  §afen  ju  entfommen.  ©agegen  fiel  eine 
mit  SBier  belabcne  faiferlid^e  ©d^ute  in  fd^it)ebifd^e^@emalt;  bie  Sabung 
mürbe  ben  ©olbaten  überlaffen,  meldte  batin  ben  g^einben  Sßalet  auf 
9limmermieber!e]^r  tranfen.  ©ine  S5efa|jung  ron  500  aWann  mürbe  jefet 
fd^mebifd^er  ©eitö  in  bie  gefiung  gelegt,  fie  blieb  in  berfelben  ©tärle 


—    403    — 

H§  jum  Slbjitgc  ber  ©i^meben.    9?ifolau§  ^oetl^tuö  xoax   bcr  erfte, 
©eorg  gloetrool^t  ber  lefete  fd;n)ebif(^e  ©ouucrneur  von  ßolberg. 

^aftor  Safiä^e  fonnte  am  6.  SKärj  mit  aufrt(^tiöem  §ersen  feine 
SDatifprebigt  über  ^ f.  ]  25  ^^Iten ;  benn  mit  ber  fd;«)ebif(3^en  §errf ($af t 
famen  beffere  Seiten  ffir  ©tabt  unb  Sonb.    SDie  fd)tt)ebi)d;en  JOffijiere 
{)ielten  ftrenge  SJlannöjuc^t:  gleich  in  ien  erflen  Sagen  na^  ber  ^t\i^^ 
mi)rm  tüurbe  ein  fd;tt)ebifd;er  Solbat  arfebufirt  nur  beöl^alb,  weit  er 
g^enfter  eingef dalagen  l^atte;  baö  §anbeIör)erbot  von  1629  mar  natürli(3ö 
mit  ber  ©innal^me  6olberg§  aufgel^oben,  unb  ate  mit  Sogiölap  XIV., 
t)on  bem  bie  ©tabt  in  ber  Uebcrmeifung  eines  Äapitalö  von  1000  p. 
an  bie  ©(ä£)ule  ben  legten  ©nabeubemeiö  von  ©eiten  beö  einl^eimifd^en 
gürftenftammes  erl^alten  Ijatte,  bieö  alte  wenbifii^e  ^an^  auögeftorben 
mar,  mürbe  ßolberg  afe  f(j&mebifd;e  ©tdbt  angefel;en  unb  be^anbelt. 
3Ranä)e  fd^mebifc^e  gamitie  ließ  fid^  in  bie[er  Seit  in  ©olberg  nieber, 
unb  jd^mebifdje  Seamte  t)er{|eiratljeten  fid^  mit  Söc^tern  ber  ©tabt.  Sic 
SBogen  be§  großen  Äriegeö  fd;Iugen  nur  feiten  nod^  einmal  an  bie 
ajJauern  ber  ©tabt,  mie  1643  bei  bem  ©treif^uge  Ärofoms  burc^^om^s 
mern,  ber  !ed  genug  mar,  am  14.  ©eptember  unter  ben  3lugen  ber 
f(^mebif($en  Sefa^ung  5Bie(;l^eerben  ber  ©tabt  fortzutreiben  (cum  bobm 
et  ocibus  aiite  portam  Colb.  belli gerebahir). 

SDiefe  t)erl^ältnißmäßig  günftigeren  Suftänbe  Deranlaßten  man(^e 
g^amilien  auö  ben  fleinen  pommerfd;en  ©tdbten  uac^  ßolberg  überju^ 
fiebeln,  audE)  ber  Sanbabel,  t)on  ^3eit  ju  Seit  bur(§  fd^mere  einquar^: 
tierimg  auf  feinen  ©ütern  ]^eimgefu(^t,  mie  1637,  mo  unter  Saner 
Sommern  mit  neuen  S^ruppenmaffen  überfc^raemmt  mürbe,  jog  i^äuflg 
mit  SBeib  unb  £inb  in  bie  ©tabt  unb  „aß  bort  baö  Sljränenbrob." 

Sftad^  ber  §ufenmatri!el  von  1628,  na(^  roel(^er  bel^ufä  ber  SSe- 
"  fteuerung  iebe§  §auö  in  ben  ©labten  j[e  nad^  feinem  SBertl^e  ju  2,  1 
ober  1  §ufe  (©d^atten|)ufen  genannt)  t)eranfd)lagt  mürbe,  l^atte  ßolberg 
biö  bal;in  224  ©iebel^äufer,  156  SBuben,  299  ftlebbuben  unb  Heller, 
320  ßogierö  vox  ber  ©tabt,  335  §afen^ufen*),  10  §ägerl^ufen  mcgen 
Ulrid^§^of,  35  Äat^en,  6  Seifat^en,  45  gifd^er,  6  Ärttge  imb  3  3Kül;ten, 
jufammen  ==  550 i  §äger^ufen  t)etfteuert  (ßöölin  373 i),  oon  ba  vtx-^ 
fteuerte  eä  217  ®iebell;äufer,  morunter  bie  §äufer  beö  Slbelö  mitbe:^ 
griffen  maren,  30  Surfen,  141  SBuben,  64  §albburfen,  296  Älebbuben, 
299  Mer,  235  §a!en^ufen,  10  §ägerl;ufen,  3  3Kül;ten,  6  Ärüge, 

*)  (Seit  1616  wutbm  2  §afcn§ufen  (ä  15  ajiorgen)  .=  1  Sanbl^ufc,  2  Sanb« 
!)ufcn  z;:  1  öägccl^ufc  öcrcc^nct. 


—    4Ö4 

35 J  Äatl^en,  76  §albfif(ä^er,  6  S3eifatr;cn,  jufauimen  563  i  ^ögcrl^ufen; 
von  hm  Äettern  würben  111  afe  u)üp  bejeic^net  2)icfcr  .©teiierfafe 
Tühb  1629  auf  489,  1630  auf  398,  1631  auf  50,  1639  Imä)  bcm 
SBaner'fd^cn  9luin"  auf  125  unb  1644  nad^  bem  Ärofow'fd^en  ©infall 
auf  124  rcbucirt. 

^nbe^,  -roar  auS)  ßolbcrg  vor  feinbliiä^er  Ueberfal^rung,  vox  SRaub 
unb  ^lünberung  fidler,  fo  baucrtc  bo(^  ber  Ärieg  mit  feinen  Saften 
fort;  ®elb  brandeten  bie  ©(^roeben  fo  gut,  wie  bie  Äaiferlid^en,  unb  bie 
2lrbeiten  ju  ber  fiärferen  SBefeftigung  6olberg§  würben  auf  Soften  be§ 
Sauber  fortgefefet.  ©(j^webifd^e  Ingenieure  fül^rten  bie  faiferlid^cn  ©nt^ 
'Würfe  in  neuerem  ©efd^madf  aM^  Solberg  mürbe  jefet  ju  einer  mivf= 
Ii(^en  g^ejtung  mit  l^ol^en  SBällen,  tiefen  ©räben,  3lufeenmerlen  unb 
SBIodfl^äufern*),  unb  bie  ©eflalt,  bie  il^r  bamate  gegeben  mürbe,  I;at 
für  alle  fpäteren  SBerbefferungen  bie  ©runblage  gebilbet.  ®ie  §auptlaft 
bes  SBattbaueö  blieb  ber  ©tabt,  fo  oft  axid^  ber  ftiftif(^e  Saubtag  ju^ 
fammentrat,  um  über  bie  gleid^mä^ige  SSertl^eilung  ber  fd^webifd^en 
jjorberungen  ju  beratl^en.  S)er  SRatl^  mar  jmar  bemüht,  burd;  ©rfpar^ 
niffe  im  ftäbtifd^en  §ausl^alt  SRittel  jur  SDedtung  berfelben  ju  gewinnen : 
bie  erlebigten  SRatl^öftül^le  mürben  nid^t  mieber  befefet  unb  nod^  1647 
jäl^lte  ba§  SoHegium  nur  11  SWitglieber;  aber  bie  Waffen  blieben  leer, 
beim  mand^e  ber  frül^eren  ®innal^mequellen  waren  faft  Derfiegt,  unb 
gegen  bie  ^äd^ter  ber  t)erwüfteten  ©tabtbörfer  mugte  3iad)fidjt  geübt 
merben,  menn  fie  il^re  ^enfionen  nid^t  jafjlten;  baju  brannte  1642  faft 
bie  ganje  Äämi^  ab.  S)ie  gequälte  S3ürgerf(^aft,  bie  mit  immer  nmzn 
Slbgaben  jur  Sefriebigung  ber  g^orberungen  J^erangejogen  werben  mu^te, 
fud^te  ben  §auptgrunb  beö  SrudEeö  in  ber  ungereimten  aSertl;eilung  ber 
©teuem.  @ie  reii^te  (1638)  eine  ©upptif  bei  bem  Statine  ein  imb  er^ 
fud^te  barin  „bie  el^irbaren,  wol^lweifen,  günfligen  §erren,  bie  Sefteue- 
rung  nad)  §äufem  unb  §eerbjal^l  (bie  fd[)on  frül^er  bei  augerorbent^ 
lid^en  ©elegenl^eiten,  wie  bei  ber  Aufbringung  ber  2lbgaben  für  bie 
§anfe,  in  2lnwenbung  gekommen  war,)  abjufd^affen,  fie  fei  nur  jum 
©d^aben  ber  armen  Seute,  bie  üon  i|iren  gemietl^eten  Käufern,  Suben 
unb  ÄeHern,  ebenfo  wie  bie  S3eftfeer  eigener  §äufer,  liegenber  ©rünbe 
u.  f.  w.  fieuem  müj^ten;  arme  SBiltmen,  bie  in  einem  3JJietl^öl^aufe 
wol;nten,  l^ätten  gleid^  ben  SReid^fien  in  nod^  nid^t  l  Sai^r  18  fl.  jal^len 

*)  1639  30.  SRai  ftöraten  in  (Solbetfi  n\\\i  dmin  ol^nc  äufecrc  SSewnlaffung 
bcbeutenbe  ©treden  ber  ©tabtmauern  dufammcn,  „wM  r>k\  S^ac^bmfcn  bei  Seber« 
mann  t^erurfad^t  l^at/ 


—    405    — 

muffen,  ballet  läge  abflepfänbeteö  §auögetät]^,  SBcrl^euge,  §amifd^e  im 
SBert^e  von  t)ielen  l^unbert  ©ulben  auf  bem  SRatl^l^aufe;  fle  l^iclten  ftatt 
beffen  eine  Sefteuerung  mä)  SSermögen  unb  ©ütern  für  gereiä^ter,  wo 
ber  Sieid^e  m6)  feinem  Sieid^tl^um,  ber  Strme  m^  feiner  Slrmutl^  con^ 
tribuire;  wenn  ber  SWeid^e  bie  ßaft  auf  bm  Slrmen  fd&iebe,  fo  fei  ber 
3orn  unb  bie  ©träfe  ©otteö,  bem  ©leid^l^eit  unb  fRe^t  allein  gefiele, 
unb  §a)3  unb  3?eib  unter  ben  Untertl^anen  ju  beforgen/'  Slu^erbem 
fd^lagen  fie  vox  eine  ©rl^öl^ung  beä  Sluöful^rjollö  im  §afen,  eine  3lb' 
gäbe  von  jebem  guber  §olj,  weld^eö  bie  Sefifeer  eigener  ^ferbe  fo 
l;äuftg  an^  bem  ©tabtroalbe  l^olten,  wäl^renb  bie  anbern,  bie  feine  ^^Jferbe 
Ijätten,  faum  ein  guber  befämen,  Steuern  auf  gebrannte  SBeine,  Slnis« 
unb  Galmuöwaffer,  rl^einifd^e  unb  anbere  SBeine,  ^Perlen,  ©(^nüre, 
3obel,  3Rarber  unb  überl^aupt  auf  alle  ©egenftänbe,  bie  jiim  ßujuä 
geljören.  9lu(^  weifen  fie  auf  eine  beffere  9luöbeutung  beö  ©tabtroalbeö 
l^in,  bie  umgefallenen  unb  Derborrten  Segerbäume  follen  ju  S3obbif  unb 
92ufeljolj,  unb  was  baju  nid^t  geeignet  ift,  ju  ©renjl^olj  gefd^lagen  unb 
jum  Seften  ber  ©tabt  verlauft  werben»  S)er  SRatl^  bagegen  meinte:  ,,ber 
neue  modus  fei  ni^t  ju  practisiren,  bagegen  fei  ©(|eff el*  unb  Sranf- 
[teuer  (bie  bamalö  f^on  gejal^lt  würbe)  mit  größerem  ©rufte  ju  impec- 
liren  unb  bie  censur  folle  fo  angefteHt  werben,  ba^  jeber  feine  unbe* 
weglid;en  ®üter,  Sonbition,  palrimonmm,  §anbt]^ierung  unb  SSerbienft 
ju  confiberiren  unb  nad^  SiHigfeit  anjufefeen  l^abe;  fold^e  cenmr  fei 
el;rli(3^  an  paffionirte  ßeute  ju  Derorbnen,  fo  ben  Slffecten  nid^t  ju  t)iel 
inbulgirten,  ober  in  anbrer  ßeute  Seutel  lyiiceos  oculos  ptten,  im 
eigenen  SBeutel  aber  ftarrblinb  wären*  ®egen  eine  Sefieuerung  ber 
liegenben  ©rünbe  würbe  geltenb  gemad^t,  bafe  vxd  SldEer  wüfl  läge, 
ober  mit  ben  größten  Soften  befteKt  werben  muffe;  ber  §auptreid^t^um  ber 
t)orne]^mften  Patrioten  beftel^e  in  ben  auöfiel^enben  ©d^ulben  auf  bem 
Sanbe,  bie  jefet  ni(^t  beijutreiben  wären,  ba  ®ott  Mars  et  Bellona 
fixas  sedes  gefefet  ptten  ^).  S)ie  SSerl^anblungen  blieben  jebod^  refuU 
tatloö.  es  fel^lten  besl^alb  ber  ©tabt  bie  SDlittel  jum  SBieberaufbau 
ber  Äird^en,  unb  nur  mitSKül^e  unb  SRotl^  war  1639  wenigftenö  eine, 
bie  ©t.  ©eorgsfird^e,  wieber  l^ergeftellt  unb  }um  ©ottesbienfi  eingerid^tet* 
SDa  beraubte  eine  neue  geuersbruuft  bie  ©tabt  au(^  no^  bes  Äirc^en- 
gebäubeö,  weld^eö  aufeer  ber  aWarienfirc^e  allein  bie  3eit  ber  faiferli^en 
einquartierung  überbauert  l^atte. 

©eit  1630  waren  faft  Sal^r  für  %Ci^x  Heinere  SBränbe  in  ber 
(ptabt  gewefen^  bie  einjelne  §äuf^r^  ©tftlle  unb  ©d^eUnen  in  Wi^ 


—    406    — 

gelegt  l^aften,  SBorfpiele  ju  bem,  n)a§  bie  ©tabt  im  Sö^te  1646  treffen 
foßte*    SBa^renb  eineö  fd^meren,  \>nx6)  bie  anl^alteube  §ifee  etjeuöteu 
®en)itterö,  weld^eö  am  19.  Suli  biefeö  3al;reö,  bem  legten  ©omitage 
im  großen  Sal^rmarfte,  über  bie  ©tabt  l^injog,  traf  ein  33Ufe,  n)ie 
einige  meinten,  ju  gleii^er  3eit  eine  93ube  in  ber  SSorftabt  t)or  bem 
©teintl^or  unb  einen  bem  Äanfmann  6a§par  §infee  gel^örenben  ©tau  in  ber 
33abftäberfira§e.  ^ene  brannte  nieber,  ol^ne  tüeiferen  ©d^aben  anjurid;ten, 
t)on  biefem  aber  t)erbreitete  fid^  baö  gener  anf  bie  benachbarten  ©e- 
bänbe,  jerftörte  in  berfelben  ©trafee  fed^ö  fc^öne,  grofee,  in  Sranbmanern 
imb  ©teingiebeln  fte^enbe  §änfer,  lief  hwxä)  bie  ©tälle  nnb  ©eitenge- 
bänbe  in  bie  anflofeenbe  ©d^nl^flrafee,  legte  anä)  bie  eine  ©eite  berfelben, 
über  panjig  Snben  nnb  mehrere  ©teinl^änfer,  nieber  nnb  jerftörte  nod^ 
jwei  §änfer  in  ber  S3anftra6e.    2)aö  grofee  l;eiUge  ©eift^oöpital  mit 
23  Seilen  nnb  bie  l^eilige  ©eiftürd^e  fonnten  trofe  il^rer  ftarfen  ©tein= 
manem  ben  fte  rings  nmf(^lie§enben  glimmen  feinen  SSBiberftanb  leiften. 
3lnö  ber  Äird;e  mnrbe  nnr  ber  Slltar  gerettet;  alleö  Uebrige,  baö  §olä= 
nnb  SBilbroerf,  bie  nene  Drgel,  bie  U^r  nnb  bie  ©lodfen  wnrben  ein 
SRanb  ber  flammen.    2)aB  jwifd^en  ben  engen  ©tollen  nnb  t)erbanten 
§öfen  fid^  überl^anpt  bem  Sranbe  einl;alt  t^mx  lie§,   nnb  bag   ein 
ftarfer  Siegen  bie  2lnftrengnngen  ber  aJfenfd^en  nnterftüfete,  erfd^ien  ben 
ßolbergern  ate  ein  befonbereö  3eict)en  ber  göttlid^en  ©nabe,  baö  S3ranb:= 
nnglüdf  felbft  aber  alö  eine  ©träfe  ©otteö   für  bie  (gntiuei^ung  beö 
©onntagö  bnrd&  ben  Sa^rmarft.    ©leic^  baranf  lünrbe  beöl;alb  von 
ber  Äanjel  befannt  gemai^t,  ba&  l^infort  ber  S^lj^^^^i^ft  nict;t  meljr  am 
©onntage,  fonbern  erfl  an  bem  baranf  folgenben  3Kittn)od^  anfangen 
nnb  baß  and^  bie  folgenben  ©onntage  raäl^renb  ber  SDaner  ber  SJleJfc 
bie  Äramläben  gefd^loffen  bleiben  follten;   and;  §od^jeiten   foHten  in 
3n!nnft  nid^t  mel;r  am  ©onntage  ftattpnben. 

©0  jögernb  bie  ©tabt  an  ben  SBieberanfban  ber  t)orftäbtif(^en 
Äird^en  gegangen  loar,  fo  eifrig  geigte  fie  fid^  in  ber  SBieberljerfteHnng 
ber  ©t.  ©piritnölird^e.  ©d^on  frül^er  war  biefer  von  9lat^  nnb  Sür^ 
gerf($aft  neben  ber  3Karienfird;e  immer  eine  befonbere  ©orge  jngcioanbt 
loorben.  3n  ber  Seit  ärgfter  S8ern)irrnng  nad;  ber  Jieformation  (1538) 
lunrbe  bie  ©teile  beö  ^kebigerö  an  berfelben  bnrd^  ein  Segat  t)et;beffert, 
nnb  1538  opferte  ber  9iatlj  25  fl.  nnb  1  ^fnnb  ©alj,  nm  bnrd;  ben 
lll;rmad^er  ©ernbrod  in  ©olnow  eine  nene  ©d^lagnl;r  an  ber  Äir(|e  an= 
fertigen  jn  laffen. 

SDie  <5teinmauer  beö  Söaneö  luar  bnrd^  b(?n  .legten  33ranb  wenig 


—    407    — 

befd^äbigt,  aiiä)  ber  M)Xiim  beburfle  nur  einer  neuen  ©pifee;  bai^  von 
ben  jroei  gefd^molaenen  ©loden  gerettete  ©lodEengut  retd^te  au%,  um 
wenigfienö  eine  neue  ju  gießen,  unb  f d^on  nad^  5  SKonaten  tparen  bie 
3lrbeiten  im  Snnern  fo  weit  gebieten,  bag  wieber  ©ottesbienft  barin 
geljalten  werben  fonnte.  33ei  ber  weiteren  äuöftattung  jeigte  bie  ^üx^ 
gerfd^aft  ben  regften  SBetteifer;  fie  fd^ien  eö  als  ß^ren^  unb  ^erjenä- 
fad^e  anjufel^en,  biefer  Äird^e  ein  würbiges  Sluöfel^en  ju  geben*  5Der 
9taum  Derbietet,  ade  ®aben,  bie  bis  über  ba§  Sal^r  1700  l^inauö  von 
SSornel^m  unb  ©ering  ber  Äird^e  juffoffen,  Ijier  auf jUiä^len.  3)er  85aü- 
l^err  Gaöpar  Seije  fd^enfte  balb  nad^  bem  SBranbe  bie  jweite  fleinere 
(Stodfe*).  SDie  ^ird^enbanfe  würben  meiflenö  t)on  ben  frül^eren  Sn^a= 
bem  auf  eigene  Soften  wieberl^ergeftellt,  3W.  gelbfetter  fd^enfte  ben 
33eid^tftul;t,  bie  SDedEmalerei  lieg  bie  SBittwe  ©abriel  SDlaueröbergerö, 
grau  eiifabett;  ©raffe,  l^erfteHen,  bie  SBittwe  beö  ©üljDerwanbten  ©teger 
gab  100  ff.;  bie  ©d^neiber  =  ©d^miebe  =  SädEer  =  ©d^ufter  = 
§an§  ßolbergö  =  Sod^im  ©ülbemeifterö  Sudeten,  bie  melen  fronen, 
wie  bie  ©tieg'fd^e,  Äunbenreid^'fd^e,  ©ert'fd^e  u.  f.  w.  geigten  burd^ 
9tamen,  ©ewerfejeid;en  unb  gamilientoappen  bie  frommen  ©tifter  an* 
SDer  Sanbratl;  2Binter  lieg  1680  auf  feine  Äoften  bie  emporürd^e  er^ 
rid^ten,  gelij  v.  Sraunfd^weig  ben  2lltar  ber  ©ertrubenfird^e  l^erfteHen 
unb  in  bie  l^eilige  ©eiftfirdfie  bringen,  bie  Äanjel  war  ein  ©efd^enf 
mel;rerer  Äaufleute,  Orgel  lutb  Slttarleud^ter  würben  grögtentl^eilä  an^ 
:iiiebeögabeu  angefauft,  unb  ber  f(^webenbe  ©ngel  würbe  ber  Äird&e  von 
ber  grau  ©lijabetl^  §enfe^  ber  eijeliebften  beö  ©üljl^errn  griefe,  vtx- 
el;rt.  3luf  einer  ©pajierfaljrt  nad^  ©eHnow  l^atte  fie  il^re  ©ienftmagb 
üorauögefd^idEt,  um  einen  Seutel  mit  ©elb  unt)ermerft  auf  ben  2Beg  gu 
werfen  unb  von  bem  bort  ftel^enben  alten  S^unn  (ginfenburg,  rotl;e 
S^urm)  auö  3ld;t  ju  geben,  bafe  er  nid^t  genommen  würbe;  mit  Sei- 
ftinunung  il;reö  ®emal;l§,  weld^er  mit  eigenen  SWitteln  weniger  freigebig 
gewe[en  ju  fd^eint,  fd^enfte  fie  baö  fo  gefunbene  ©elb  jum  S5au  ber 
^ird^e '% 

es  lonnte  nid^t  ausbleiben,  bag  bie  SWoljl^eit  ber  !aiferlid^en  unb 


*)  S)ic  neue  ©c^lagulEirglocfc  erl^iclt  bie  Snfd^nft: 
S)ur(l^  ba«  gcucr  bin  tc^  gcfloffen, 
(Eontab  @d^cel  l^at  mi(^  gcgoiten 
3n  bem  Partim  ber  l^eiUgen  2)reifaUigfelt, 
©Ott  fei  gelobt  in  ®u)ig!elt. 
gaft  bie  gleiche  Snfc^rift  l^at  bie  Sedperglodc  in  bev  SWarienücd^c. 


~    408    — 

fpater  awü^  ber  f^toebifd^en  Äriegsoölfer  mm^t  ©puren  in  ben  ©itten 
ber  »ürgerf^aft  jurücfUcß  (f.  6ap.  16,  ©(3&lu§);  im  ©anjen  aber 
l^otte  bie  Seit  ber  SDrangfale  einen  tiefern  religiöfen  ©inn  erroetft.  2)ie 
SBicberl^erfiettung  ber  l^eilißen  ®eiftlir(]^e,  baö  gemeinfame  SBerl  ber 
SBürgerfii^aft,  war  ber  redete  Slußbrud  bicfeö  ©inneö,  unb  was  etwa 
ben  %m^^xn  unb  SJedmalereien  an  Äunftwertl^  abging,  erfefete  biefer 
auö  il^nen  fpre(]^enbe  gemütl^oolle  unb  barum  bie  §et^en  ber  SBürger 
jur  Slnbad^t  flimmenbe  ©inn:  ßolberg  rechtfertigte  feinen  bamaligcn 
Sluf,  bafe  eö  eine  fromme  unb  txxd^lx^e  ©tabt  fei.  S)ie  ber  Sürger* 
f(^aft  femer  fiel^enbe  Älofterfird^e  war  befonberö  auf  betrieb  §erjog 
»ogiölaoö  von  6rol,  bes  lefetcn  Sitularbifd^ofeö,  eines  ©d^roefierfoi^nö 
SBogiölat)«  XIV.,  im  Sal&re  1649  roieber  l&ergeftellt. 


Solderg  unter  ber  9tegieruno  M  großen  tittfilrfteu;  furje  ^{a^BIftt^e 

i^reS  SBo^Iftaiibeii;  Sinrtc^tuitg  bcS  $(u$f(^uf[e8,  bro^citbe  Belagerung 

im  3al)re  1675,  (Stufe^nug  eines  reformirteu  ^rebigerS  uub  ^u 

einer  reformirteu  ftirc^e,  tam))f  beS  $aftor§  SoIBerg  unb  ber 

&inU  bagegen,  großer  $e{eu)iroiei  im  3a^re  1674. 


ein  Sal^tl^unbert  lang  l^atte  bie  ©tabt  mit  jäl^er  ^artnädigfcit 
gefämpft,  fi(ä^  ber  immer  anfpru(ä^öt)oIIer  auftretenben  pommerfd^en  gür- 
fiengcwalt  ju  erroel^ren,  felbfl  mit  faiferliiä^er  §älfe  ben  ©(ä^ein  einer 
bem  ®ange  ber  ®efd^i(^te  wiberfpred^enben  ©elbftftänbigleit  aufre(3^t  ju 
erl^alten;  fie  marin  biefemÄampfe  unterlegen;  aber biefe ©taatögeroalt 
l^atte  il^ren  ©ieg  nid^t  genügenb  jum  SQSol^le  beö  ©anjen  Derroert^et. 
SBel^rloö,  mie  bie  mel^rlofe  ©taatögemalt  felbft,  mar  bann  bie  ©tabt  unter 
ben  S)ru(f  ber  il^re  Sebenölräfte  t)erjel^renben  faiferlii^en  ©eroalt  ge- 
ratl^en,  um,  jertreten  unb  gefne(^tet,  enblid^  bie  Seute  beä  mä(^tigeren 
©(^roebenö  ju  merben. 

S)em  §aufe  ber  §o]^enjolIern  mar  eö  üorbel^alten,  bie  notl^menbige 
(Sinorbnung  ber  ©tabt  in  ein  größeres  ©taatömefen  ju  tJoHenben.  Unb 
eö  mar  ein  ed^t  beutf(^eö  ©taatsroefen,  von  bem  ©olberg  jefet  ein  ©lieb 
mürbe,  beffen  &tbm  im  Saufe  ber  3<xl^re  ftärfer  unb  ftärler  in  il^m 
pulfirte  —  in  ber  Seit,  mo  ber  ©taatölörper  felbft  im  Sobeöfampfe  ju 
liegen  f(^ien,  mit  einer  Gnergie,  bie  fafl  allein  nod^  ben  ©lauben  an 
bie  imoermüftlid^e  Sebenöfraft  bed  ©anjen  aufredet  l^alten  mod^te. 

Srofe  aller  Slnftrengungen  mar  es  bem  großen  Äurfürften  bei  bem 
SKbfd^luffe  bes  meflp]^alifd[ien  griebenö  nid^t  gelungen,  baö  i^m  burd^ 
erbt)erträge  jufiel^enbe  ganje  Sommern  ben  §änben  ber  ©d^meben  ju 
entminben,  felbft  ben  il^m  jugepanbenen  2:i^eil  beffelben,  bie  größere 
§älfte  bes  „©tettiner  Orts"  unb  ba§  Sistl^um  ßammin,  fonnte  er  erft 
m^  langmierigen  SJer^anblun^en  im  "^a^xt  1653  in  feinen  mirllid^^n 


—    410    — 

SBefife  hingen,  unb  au^  nur  mit  bem  Sugeftänbniffe,  bafe  ©djweben 
aujser  meisteren  orten  öfttid^  ber  Ober  unb  eineö  ©trid^§  ben  glu§ 
l^inab,  ber  biefen  ganj  in  feiner  ®malt  Iie§,  awä)  im  33efifee  ber  §älfte 
ber  feit  1631  eingerichteten  ©eejöHe  in  ben  furfürftlid;en  §äfen  bliebe. 
@ern  l^ätte  eö  audj  ßolberg  befiauptet;  eö  mufete  fi(^  iebo(^  begnügen, 
bort  einen  befonberen  3olIbeamten  l^alten  ju  föimen. 

3m  Saläre  1651  ftairb  ber  ßolberger  SRatl^  jum  erften  aMale  in 
3?erl^anblungen  mit  feinem  jufünftigen  £anbeöl;errn.  S)iefer  liefe  i^m 
von  6leoe  auö  (30.  ©ftober)  bie  aJHttl^eilung  jufommen,  er  lebe  ber 
jut)erfid;tlid^en  Hoffnung,  bafe  bie  ©renjregulirung  mit  göttlid^er  §ülfe 
balb  ju  ©tanbe  fommen  werbe,  unb  bafe  er  bie  ^Regierung  ber  l^inter^ 
ponnnerfd^en  Sanbe  balb  merbe  antreten  fönnen ;  er  fei  gnäbigfl  gefinnt, 
bie  9iegierung  be§  Sanbe§  in  ßolberg  anjuftetten,  ber  SRatl^  möge  beö^ 
l;alb  auf  bem  bortigen  SWatl^l^aufe  einige  bequeme  Sogementer  für 
Äanjlei  unb  Slrd^it)  l^errid^ten  ^)* 

S)ie  fiä^roebifd^e  §errfd^aft  ^tte  in  ben  lefeten  Salären,  befonberö 
feit  eä  gemijfer  mürbe,  bafe  ßolberg  an  Sranbenburg  fommen  werbe, 
Ijärter  als  frül^er  auf  ©tabt  unb  ßanb  gelegen,  bie  Offijiere  erl^oben  — 
unb  jefet  ungeflraft  —  unbegrünbete  gorberungen  unb  fc^mer  litten  bie 
Sürger  unter  il^rer  §abgier  unb  il^rem  ^od^mutl^. 

3Jlan  fal^  beöl^alb  in  ßolberg  xeä)t  gerne  ben  beuorfteljenben 
SBec^fel  ber  §errfd^aft,  meld^er  aufeerbem  ber  ©tabt  i>uxä)  bie  if;r  ju^ 
gebadete  ©ri^ebung  jum  3Wittelpuncte  ber  ^Regierung  glänjenbe  Sluö^ 
fi(]^tett  eröffnete,  unb  bie  Slntmort  beö  SRatljö  lautete  fel;r  entgegenfoni^: 
menb:  „er  l^abe  feiner  furfürftlid^en  S)urd^lau(3^t  ©d^reiben  mit  untere 
tpniger  aieperenj  empfangen  unb  münfij^e  il^r  ©otteö  reid)ften  ©egen, 
gute  beftänbige  ®efunbl;eit  unb  langwierige  SRegienmg;  er  bäte  bie 
©nmbgütigfeit  ©otteö,  ha^  er  bie  Jractate  mit  ber  Ärone  ©d^webeu 
bergeftalt  felicitiren  unb  gebenebeien  möge,  bafe  fie  ju  feines  SfZamenö 
ei^re,  feiner  furfürftlid^en  SDurc^laud^t  ßontentement  unb  ju  biefer  fiänber 
SBol^lfal^rt  unb  Slufna^me  gerat^en  unb  befd^leunigt  werben  möge;  er 
fei  and)  gerne  bereit,  bis  befonbere  ©ebäube  errichtet  feien,  il^m  auf 
bem  jwar  weitläufig  gebauten,  aber  nur  wenig  unb  fd^led^te  Sogementer 
entt;altenben  Statl^l^aufe  bie  überflüffigen  9läume  ju  überlaffen." 

3n  einer  ßabinetöorbre  be§  Äurfürften  vom  7.  aWai  1653  aus 
£öln  an  ber  ©pree  erl;ielt  ber  9legierung§ratl;  unb  nad^ljerige  ^rälat 
ju  ßolberg,  ©ebaftian  Snmnemann,  bie  3Kittljeilung,  bafe  ber  3^elbjeug= 
meifter  unb  ?Ober=®ouDerneur  ©tto  ©^riftop^  o.  ©parr  beauftragt  fein, 


—    411    — 

bie  branbeuburöifd^e  ©arnifou  in  ßolberg  einjiifül^ren,  er  felbfl  würbe 
angeiuiefen,  \id)  jum  legten  Sinu  in  Golberg  eiiiäufinben,  uin  i^m  bei 
t)orfaIIenber  Occasion  m  bie  §8nb  ju  geljen  ^),  uiib  inigetl^eilfe  greube 
ljerr[d)te  in  ßolberg,  al§  enblic^  am  6.  Suni  morgenö  jwifd^en  9  unb 
10  U^r  ber  ©eneratg^elbjengmeifter  ßfirift.  y>.  ©parr,  ber  erfte  branben- 
burgifiiie  ©ouperneur  ber  fjeftnng,  bie  neue,  auö  400  Sranbenburflern 
beftel^enbe  ©arnifon  in  bie  ©tabt  einfiU;rte  unb  bie  fdjioebifd^e  öefafeung, 
in  6  ßompaonien  t)on  500  3Jiann  beftel^enb,  jenen  bie  SBad^e  übergab 
unb  auf  3?imineru)ieberfel;r  auöjog  ^). 

3n  fiirjefter  3eit  njurbe  bie  SReuorbnung  ber  ^roüinj  burti^ge^ 
fül;rt  unb  bie  t)erfd^iebenen  ©ollegien  bes  weltlichen  unb  geiftli($en  "Sit- 
ginientö,  bie  ^Regierung,  baä  §ofgerid^t*),  bie  ilanimer  unb  ba§  Gonfi^ 
ftorium  in  ßolberg  eingefefet  ©rfter  ^räfibent  ber  ^Regierung  war  ber 
fpäter  fatl^olif($  geworbene  unb  in  bairifdf)e  SDienfte  getretene  ^tlaw  in 
ßamniin,  ©walb  t).  Jlleift,  mit  4  ©ütern  im  Sanbe  angefeffen,  bie  Sei^ 
tung  be§  ßonfiftoriumö  l^atte  dr.  ßi^rift.  ©roffe,  ©eneralfuperintenbent. 
91ed)net  man  ba§  ßolberger  Gapitel,  ben  ä^atlj  ber  ©tabt,  baö  ^atro= 
nengerid^t,  ba§  Unter*,  ©eglerl^auö^,  ©aljgrafen-,  §afen-,  ^rieg§geri$t, 
baö  gemifiä^te  Äriegögerid^t  l^inju,  fo  waren  13,  unb  feit  1683,  alö  ber 
1671  äu©tolp  begrünbete,  1680  mi)  ©targarb  t)erlegte  ©d^öppenftuljl 
auf  einige  3eif  in  ßotberg  feinen  ©ife  erl;ielt**),  fogar  14  t)erfd^iebene 
Kollegien  für  ben  ©taat  unb  bie  ©tabt  in  ßolberg  in  Si^ätigfeit.  S)ie 
neuen  Sanbeöcollegien  l;atten  in  ben  Gurien  ber  ©om^erm  il^re  ©i^ungö:: 
locale.  ®ie  ©tabt  fd^ien  baburdj  einen  über  alle  ©rwartungen  l^inauö^ 
gel^enben  Sluffi^wung  nel^men  ju  wollen;  etwa  jwanjig  Slegierungö-, 
§of'  unb  Äammerrätl^e,  Sieferenbare  unb  älboofaten  nebfl  einem  großen 
^erfonal  t)on  ßanceHiften,  ©ecretären,  Gfecutoren  unb  anberen  Untere 
beamten  waren  in  ben  üerfc^iebenen  2lbtl^eilungen  befd^äftigt;  waren 
au(^  mel^rere  batjon  ßolberger  Soml^erren  unb  ber  2lffeffor  be§  ^ow^ 
fiftoriums,  3oi^.  (Solberg,  jugleid^  ^aftor  an  ©t.  aJlarien,  fo  war  bod^ 
ber  Suwad^ö  m  Serool^nern  fo  bebeutenb,  baß  bei  ber  S3efd^affenl;eit 
gerabe  ber  größeren  §äufer,  bie  nid^t  jur  Stufnal^me  üon  3Mietl^ern  ein= 
gerid^tet  waren,  fi($  faum  auöreic^enbe  Quartiere  fanben ;  ein  ftärf erer 
33erfel|r  jog  fid^  na(^  ber  neuen  §auptftabt  be§  Sanbeö,  unb  baares 


*)  S)tc  2anbgerl(^te  $u  <StoIp,  <S(^laioc,  ©rcifmberg,  bie  S3urggcrtc^tc  5u 
^yrij  unb  SBcIgarb  lourbcn  aufgel^obcn  unb  bcm  ^ofgcrid^t  in  (Jolbcrg  bciöclcgt.  1661. 

**)  ^fiango;  Ori^,  Vomeran,  @.  320. 


^  il^  ^ 

®elb  flog  toieber  In  ßtögerer  ptte  in  bie  Äajfen  ber  Äaufleute  unb 
§anbtt)crfcr. 

3Wit  ber  ftetgenben  SBol^ll^abenl^eft,  bie  fid^  anS)  au§  ber  größeren 
Sal^I  t)on  Stiftungen  nnb  SSermäd^tniffen  an  Äird^e  unb  ©d^ule  er- 
fennen  läßt,  entroidfelte  fid^  auä)  ein  reges  geiftigeö  2eUn  in  ber  ©tobt. 
SDie  neue  Sanbeöregierung  l^atte  m6)  für  bie  geiftigen  SBebürfniffe  bes 
Sanbeö  ©orge  getragen,  inbem  fie  m^  1655  (f-  6ap.  21)  eine  SRit^ 
terafabemie  in  Solberg  begrünbete,  bie  ben  jungen  2lbel  jal^lreid^  nad^ 
ber  ©tabt  jog;  bie  ©d^tilerjal^I  beö  Spceumö  nal^m  fo  ju,  baß  bie 
SKnfteHung  eineö  neuen  fiel^rerö  notl^wenbig  rourbe;  unb  bie  beiben  ^n^ 
ftalten  wetteiferten  mit  einanber,  burd^  ©d^aufpiele,  bie  Sffabemifer  aud^ 
burd^  SaHetö  unb  geuerwerfe,  baö  ^ublifum  ju  unterl^alten. 

Unter  biefen  Umftänben  tourbe  au(^  bie  ©rrid^tung  einer  Sud^s 
l^anblung  unb  einer  S3u(^brudEerei  ein  SBebürfnig  für  bie  ©tabt.  SRod^ 
im  Sollte  1644  l^atte  ber  SRatl^  eine  neue  ätpotl^efenorbnung  in  ©tettin 
brudfen  laffen;  fidler  fd^on  itn  Saläre  1654  l^atte  Solberg  feinen  eigenen 
SBud^brudfer.  Safob  §eife,  ber  juerft  genannte,  wirb  fi^led^troeg  als 
SBud^bnidfer  bejeid^net,  Safob  Kufe  1664  l^eijst  d^urfürftlid^er  83ud^brudEer, 
bei  beffen  SBittroe  biö  1671  unb  beren  S«a^folger  Subroig  SRöber  fe^It 
tt)ieber  eine  naivere  SBeftimmung,  bagegen  wirb  ®eorg  SBotl^e,  1683  unb 
1684,  eines  eblen  9iatl^s  S8u(^brudfer  genannt  unb  nod^  in  bemfelben 
Saläre  wieber  SBerger  6ampe  als  d^utfürftlid^er  SWegierungsbud^brudter 
bejeid^net.  offenbar  ift  bie  33ud^brudEerei  ju  ber  Seit,  mo  ßolberg  ©ilj 
ber  SRegierungsbeprben  war,  d^urfürftlid^,  fonft  ftäbtifd^  geroefen.  3Kit 
ber  jweiten  SSerlegung  ber  Seliörben  m^  ©targarb  (1686)  fiebelte  and) 
ber  Sud^brudEer  mit  mä)  ©targarb  über  unb  SDlartin  SRango,  ber  be^ 
fannte  ßolberger  ß^ronift,  erl^anbelte  bamals  bie  Sud^bruderei,  um  ju^ 
nä(^ft  feine  2lnnalen  brudfen  ju  laffen*),  ließ  fie  aber  balb  roieber  ein^ 
gelten,  unb  erft  1732  errid^tete  ß^riftopl^  SiUe  raieber  eine  Sud^brudferei 
in  ßolberg.  SDer  S3ud^laben,  ber  auf  bem  SRatl^l^aufe  war,  f(^eint  eine 
äl^nlid^e  ®efd^i(^te  gel^abt  ju  l^aben.  ©enannt  wirb  nur  ber  Sud^^nbler 
Sol^ann  SDeen^arb  im  Saläre  1668.  S)er  ßaben  ging  ebenfalls  1686 
ein,  unb  erft  naä)  ber  ©rri^tung  ber  SiHe^fd^en  Sud^brudferei  würbe  eine 
mm  SBud^l^anbluiig,  wieberum  auf  bem  9latljl;aufe,  gegrünbet,  bie  jebod^ 
balb  wieber  eingel;en  mußte,  wie  au(^  bie  3)rudEerei. 

*)  @«  fmb  überl^aupt  nur  3  SBogcn  flf^rudft,  ber  brtttc  ftcl^t  mit  bem  stoeiten 
nid^t  in  ßufammenl^ang,  ba  ^auQO,  um  bad  S23cr!  fc^neder  5U  (Bia^tt  }U  bringen, 
Slnfang  wnb  ä^Utc  jujlcid)  brudfen  \it% 


^    413    — 

S5em  SRat^c  gab  ba§  ©cffil^l  orö^crer  ©t(i^erl;eit  unb  bie  xz\S)m 
©innal^nien,  bic  jc^t  tüicber  bem  ©tabtfedEel  iUötngcn,  SDJutf;  unb  £uft 
an  bie  §eUung  ber  SBunben  jii  gelten,  bie  ber  Ärieg  ber  ©tabt  gc^ 
f dalagen:  ber  ©d^uft,  weld^er  iiod^  au  man(^en  ©telleu  beu  SBoben  ber 
©tabt  bebecfte,  würbe  aufgeräumt,  bie  üorftäbtifd^en  Äiri^eu,  bie  31U 
tolau  (1662)*)  uub  bie  ®ertrubeufird)e  (1663)  erftauben  meber  aus 
il^ren  Srütnmeru,  unb  auf  bem  gunbament  unb  über  beu  ftarfgewölbten 
TOol^Ierl^altenen  Äeßern  be§  alten  Siatl^l^aufeö,  beffen  SBaufälligfeit  fd^on 

1652  einen  tl^eitweifen  2lbbrudö  nötljig  gemai^t  l^atte,  begann  \iä)  feit 

1653  fangfam  ber  jroecfmäfeigere  SReubau  ju  erl^eben,  weld^er  aiiä)  bie 
SRatl^öapotl^efe,  ben  S3ud^laben  unb  bie  ©tabtroage  entl^alten  foHte.  SDer 
9latl;  fa^te  weit  auöfel^enbe^lane,  um  ber  S tabt  eine  il^rer  bamaligen 
Sebeutung  entfpred^enbe  2luöftatlung  ju  geben,  unb  fd^eute  fi(^  nid^t, 
ju  biefem  Sroede  bie  fd^meren  ©(^ulben  a\i§>  ber  Äriegöjeit  )^er  burc^ 
2lufnal^me  neuer  ßapitalien  ju  t)ergröJ3ern,  ba  biefelben  nid^t  mel^r 
nufeloö  in  ben  unerfättli(^en  ©d£)lunb  be§  Äriegeö  floffen,  fonbem  aus 
ben  barauö  l^ergeftellten,  gemeiimüfeigen  6inri(^tungen  reid^Iid^e  3infen 
rerfprad^en.  ©o  würbe  1666  mit  einem  2lufroanb  von  1855  Spätem, 
nidE)t  gered^net  bie  §oI}ful;ren  ber  öauern,  eine  neue  SBaffer!unft  ge- 
baut; nad^bem  man  t)ergeblid^e  SSerfud^e  gemacht  l^atte,  auf  bem  falj^ 
gefdjroängerten  S3oben  frifd^eö  ßueHroaffer  ju  finben,  leitete  man  ba§ 
SBaffer  baju  menigftenö  nid^t  mel;r  aM  bem  mit  fauligen  ©toffen  er^ 
füllten  3Mafefer  Seid^e,  fonbem  au§  ber  ^erfante  in  bie  ©tabt.  SDod) 
waren  bie  9löl^ren  in  ju  geringer  2lnjal^l  unb  mieber  ni(^t  tief  genug 
gelegt,  fo  ba^  baö  2Baf[er  bei  firengerer  Äälte  Uiä)t  gefror,  unb  bie 
©tabt  unter  anberen  in  ben  l^arteu  SBintern  von  1709  unb  1716  beö 
SBrunnenmafferö  ganj  entbel^ren  mußte  *)• 

SDaö  wid^tigfte  SBerf,  weld^eö  ber  Slatl^  in  3lngriff  nal;m,  mar 
bie  SSerbefferung  beß  in  ber  Äriegöjeit  ganj  t)erna(^läffigten  §afen§. 
35iefer  galt  bei  ben  ©eefa^rern  —  wie  man  menigftenö  in  ßolberg 
fagte^)  —  für  ben  bequemften  ber  JOftfeefüfte,  er  l^abe  eine  fidlere 
3i^ebe  unb  fei  am  frül^eften  für  bie  ©d^ifffal^rt  geöffnet,  ©eine  ®in= 
fa^rt  l^atte  bamalö  eine  Siefe  von  9  bis  12  ^uß,  fo  baß  ©d^iffe  von 
70  bis  80  ßafl  ol^ne  Sefd^werbe  einlaufen  fonnten;  er  ftanb  unter  ber 

*)  ^ec  (Eolberger  fRa\^  forberte  bamald  eine  ©lodfe  oud  ter  92ifoIaiftr(^e 
t)0n  SVa  <Sentnem  von  bem  S3ubli$er  Olatl^e  gurüd,  bie  er  i|m,  old  1631  haii 
@tabt(^cn  Subli^  abbrannte,  gegen  einen  ®(^ein  gelielSien  l^otte,  biefcr  gol^lte  bafür 
eine  fceni  SBcri^c  entfprcdS)cnbe  (Sclbfumme. 


—    414    — 

Stufri(3^t  be^  SKünber  SSogtö,  bem  ber  becibigte  Sootfe  unb  bte  atifotu- 
tticnben  unb  abgel^cnben  ©d^iffcn  jur  §ülfeleiftung  t)crpfUd)tcten  gtfd^er 
au  bcr  aKünbc  untergeorbnct  waren.  —  3unäd)ft  tüiirben  bic  bur^ 
aScrnad^läffigung  unb  ftarfe  ©türme  (1645  unb  49)  ftarf  befdjäbtgteu 
Slnlagen  roieberf^ergefieHt,  neue  SoHroerfe  unb  ©eefiften  angefertigt 
(1661)*),  etraaö  fpöter  (1666)  auf  ber  neuen  aJlünberüogtei  einS^unn 
gebaut  mit  einer  Sendete,  bie  freiU(^  nur  für  ©(ä£)iffe  angejünbet  raurbe, 
bic  in  ben  §afen  einlaufen  wollten;  50  Saläre  fpöter  begnügte  man 
fid^,  im  §erbft,  wenn  befonberö  aus  3Jlemel  unb  Siiga  ©(^iffe  ju  er^ 
warten  waren,  ßaternen  auf  ba§  SBolIwerf  ju  fefeen.  @nbli($  l^atte 
ber  ?latl^  großartige  3Bafferbauten  an  ben  Ufern  ber  ^erfante  t)or, 
welche  htn  ©trom  jwingen  foHten,  mit  aller  ©ewalt  jum  §afen  l^inauö:: 
jugel^en  unb  ben  ©anb  t)om  ®nmbe  mit  fortjunel^men,  bamit  in  3u= 
!unft  bie  ©d^iffe  au§  bem  §afen  bis  an  bie  ©tabt  jwifd^en  ben  Wilaiu 
ern  unb  bem  §ontwerI  gebrad)t  werben  fönnten  %  2lud^  fonft  fud;le 
ber  dtat^  §anbel  unb  ©eet)erfel;r  ju  förbern;  an^  biefer  Seit  fiammt 
bie  aSerorbnung,  baß  aDe  ©d£)iffer  i(;r  SootSüolf  bei  Seiten,  etwa  um 
SBei^nad^ten  unb  Sid^tmeß  „befpredjen",  unb  feiner  feinem  SJolfe  für  eine 
gleid^e  SReife  mel^r  geben,  unb  baß  fein  Sootsmann  fid^  auf  frembe 
©d^iffe  Derl^euern  fottte,  biö  alle  ßolberger  ©djiffe  befefet  wären.  — 

2)ie  balb  eintretenben  ungünftigeren  SSerljältniffe  t)erl;inberten  bie 
aiuöfül^rung  jenes  großartigen  ^^laneö,  unb  im  3al;re  1704  war  ber 
§afen  fo  t)erfanbet,  baß  faum  nod;  ©d^iffe  t)on  40  :Baft  mit  roHer  Sa- 
bung  einlaufen  fonnten.  — 

3Jlit  ben  gewonnenen  SSortl^eilen  fonnte  bie  ©tabt  fidE)  tröften, 
wenn  fie  unter  ben  l^interpommerfd^en  ©tobten  ni($t  ben  SRang  erhielt, 
ben  fie  in  Slnfprud^  nel^men  ju  fönnen  glaubte. 

^aä)  bem  l^interpommerfd&en  Sanbtagsreceß  t)om  11.  Suli  1654 
follten  fortan  bie  Sanbftänbe  ber  beiben  jefet  unter  einer  ^Regierung  unb 
einem  Flamen  vereinigten  Steile  von  §interpommern  gemeinfam  tagen, 
wenn  aud^  nai^gegeben  würbe,  baß  wegen  ^>artifularfd^ulben  (fie  be^ 
trugen  im  Saläre  1659,  wo  ber  alte  ftiftifd^e  Sanbtag  nod^  einmal  in 
ßolberg  jufammentrat,   60,483  fl.  Kapital)  unb   anberer  baö  ©tift 


*)  Um  1756  l[)at  bcc  (Eolbcrgcr  ^afm  Tiolm,  rote  bic  SScrfc  au«  Dvamlcrd 
Dbc  ^erfantuä  „@o  lang  in  bicfcö  §afcnd  Slrmc  @cgcl  roaUcn*  geigen;  fte  fönnen 
faum  in  ber  mageren  Beit  be0  18.  3al^rl^unbert3  erbaut  fein  unb  muffen  minbcflen« 
auf  bic  3eit  5urü(fgcfü|rt  werben,  wo  bic  oben  angegebenen  SSerbejferungen  auä« 


—    415    — 

aMn  angel;enber  Slngelcgen^eiteu  bic  ftiftij'(3^eu  ©tänbe  btc  ju  bereis 
tl^enben  ©egenftänbe  juDor  in  bcfonbcrcn  Momenten  betätigen  bürften. 
ßolberg  beanfprud^te  fflr  \iä)  auf  ben  Sanbtagcn  unter  ben  ©tobten  ben 
erften  ©ife  unb  ba§  ©irectorium,  ba  e§  immer  in  ben  früljeren  ©täbte= 
ücrfammlungen  unmittelbar  mä)  ©reiföwalb  unb  t)or  ©targarb  gefeffen 
l)abe  unb  mit  befferen  Privilegien  begnabet  fei,  alö  biefeö;  bod^  ver- 
mo(i^te  bie  ©tabt  ni(3^t,  ©targarb  aM  feiner  ©tellung  ju  üerbrängen, 
fie  nnifete  fid;  bamit  begnügen,  für  ba§  incorporierte  ©tift  alö  jweite 
in  bie  9ieil;e  ber  t)ier  üorfifeenben  ©tobte  eingef(ä£)oben  ju  werben  unb 
fid)  weitere  2)ebuctionen.  gegen  ©targarb  t)orjube]^alten,  wie  ©tolp  fie 
fid)  gegen  ©olberg,  ©reifenberg  gegen  ©tolp  t)orbel^ielt.  S)iefe  4  i)or= 
fifeenben  ©täbte  bekamen  axi6)  allein  ba§  3iei)t,  bie  4  ftäbtifc^en  Sanb^ 
rätl;e  ju  nominiren.  Sie  Sanbrätlje  ber  beiben  fianbeötl^eile  fd^einen 
fid^  nid^t  jn  einem  Äörper  t)erfd^moljen  ju  l^aben,  fonbern  bie  i^inter^ 
pommerfd)en,  wie  bie  ftiftifc^en,  für  fid^  geblieben  ju  fein*).  SDer  erfte 
ßolberger  Sanbratl^  war  ber  33flrgermeifter  geli^  v.  SBraunfd^weig, 
„beffen  SBerftanb  unb  aOBeisl^eit,  ©limpf  unb  SBefi^eibenl^eit,  ®ered£)tigs 
feit  unb  SBiHigfeit  ©tabt  unb  Sanb  rül^mlic^  preifen/' 

6ö  waren  nid^t  blofe  bie  an  unb  für  \xä)  günftigeren  SSerl;ältniffe, 
weld;e  ben  3Bol;lftanb  ber  ©tabt  förberten,  fie  l;atte  jjefet  au(^  einen 
ebenen  belommen,  ber  feine  e?ürftenpfli(^t  in  einem  l^öl^eren  ©inne  aufs 
fa^te  unb  eine  anbere  g^ürforge  für  feine  Untertl^anen  trug,  alö  feine 
SBorgänger  an^  bem  auögeftorbenen  SBenbengefc^tec^t,  —  freilid^  and) 
bie  Siedete  be§  ©taatö  mit  anberem  SRad^brude  geltenb  mad^te. 

SDer  Äurfürfi  liefe  ben  SBBünfd^en  be§  SRat^ö  biCige  mdfxä)t  an^: 
gebeil;en,  wenn  fie  ni($t  gerabe  mit  bem  SBol^le  beö  ©anjen  in  SBiber- 
fprud^  ftanben.  ©r  betätigte  i^m  (8.  3Kai  1658)  ba§  ^Privilegium  ber 
9latl^öapot^efe,  bie  ber  Siatl^  feit  unbenfli(^er  Seit  befeffen  unb  nur  auf 
Seit  verfauft  ju  l^aben  bel^auptete,  bodt)  nur  unter  ber  33ebingung,  bafe 
er  immer  frif(|e  unb  taugliche  SBaare  l^alte,  billige  Za^en  mac^e,  gute 
Sieoifion  anftette  unb  fid^  ni^t  gegen  eine  etwaige  Sßifitation  feiner  Sie^ 
gicrung  fträube*  —  Safe  ber  3?atl^  biefe  SUlal^nung  nid^t  aufeer  2ld^t 
liefe,  bafttr  forgte  ]ä)on  bie  fiarfe  ©oncurrenj,  bie  bem  Statine  in  biefem 
^Betriebe  gemad^t  würbe',  benn  eö  be(ianben  nod^  jwei  „!urfürftli(ie" 
Slpot^efen  in  ber  ©tabt  ^). 


*)  Älcmpin  unb  Äro^:  J){e  ©täbte  ber  ^r.  Sommern:  ©inleltmtö  @.  80. 
SDort  baö  SJä^cvc.    S)ic  Solbcröcc  Slctcu  geben  nlt^t«  Scucö.  — 


^   416    — 

3n  glci^er  SBeife  beftatigte  ber  Rurfürfl  (10.  ^uni  16S8)  bie 
angeblid^  alte  (Bm^tx^Mt  be§  Statins,  bajs  nur  allein  im  SRatl^ötcIIcr 
tl;einif(ä^cr  SBcin  gefi^enft  werben  bürfe,  obwol^l  er  SBebenten  trug,  aWo^ 
nopole  ju  t)erfitttten,  unb  ber  3iat^  fein  9led;t  nid^t  einmal  urtunblid^ 
erroeifen  fonnte*  S)od^  würbe  berfelbe  mit  bem  SSerluft  be§  ^rit)iles 
giums  bebrol^t,  wenn  er  nid^t  gute  SBeinc  feil  J^alte  unb  nid^t  ©orge 
trage,  ba§  fie  üerlicentirt  würben. 

Sffiie  enifllid^  fid^  ber  Äurfürfl  mit  bem  ©ebanfen  befd^äftigte, 
bem  ßolberger  §anbel  einen  neuen  Sluffd^wung  ju  t)erleil^en,  seigen  bie 
auf  l^öl^eren  SBefel^l  t)on  bem  hirfürfilid^en  Sicentbeamten  SBildfe  in  60 1 
berg  abgefajsten  Sendete  über  bie  Urfad^en  bes  SSerfaHö  beffelben.  S)ie 
SSerid^te  gelten  ni(^t  nä^er  auf  bie  ©inwirf ungen  ber  allgemeinen  euro« 
päifd^en  §anbefet)erl^ältniffe  ein,  fie  fül^ren  als  Urfad^en  nur  an  einer^ 
feitö  ben  l^ol^en  §afenjoII,  ber  na(§  altem  §erfommen  t)on  ben  ©d^iffen 
beim  ©in^  unb  Sluölaufen  ganj  wilKürlid^  erl^oben  werbe  unb  ber  ©tabt 
mel^r  einbringe,  als  bem  Äurfürfien  bie  Sicent;  anbererfeit§  bie  lauf:: 
männifd^e  ©ilbeoerfaffung,  weld^e  bie  §auptf(^ulb  an  bem  SRuin  trage: 
bie  Äaufteute  ptten  unter  fid^  eine  Gompagnie  errid^tet,  weld^er  alle  ein- 
lommenben  ®üter  präfentirt  werben  müjsten;  würben  biefe  pon  il^nen 
nidjt  getauft,  fo  müßten  fie  wieber  aus  ber  ©tabt  gef(^afft  werben,  unb 
feiner  au§  ber  S3ürgerfd^aft  bürfe  bat)on  faufen,  ba  bie  Äaufleute  erfl 
il;re  üerlegene  äßaare  an  ben  3Jlaun  bringen  wollten.  JDffenbar  ifl 
eine  ber  1604  burd)  ben  SBiberftanb  ber  33ürgerf(^aft  befeitigte  äl^nlic^c 
Äaufmannögilbe  in  fpäterer,  unbefannter  3eit  bod^  eingef ttl;rt  worben.  SBon 
ben  weiteren  SSerl^anblungen  über  biefen  ©egcnftanb  ifl  nur  ein  3Jefcript 
ber  ©targarber  ^Regierung  t)om  3al;re  1673  an  S3ogiölar)  v.  ©(^werin, 
beu  ©ouuerneur  von  ßolberg,  erljalten,  weld^eß  aufgiebt,  baö  3Konopol 
ber  Äaufleute  abjufteHen  unb  baö  SRedjt  beö  3iatl^§  auf  Ungelber  unb 
bie  Urfad^en  ber  2lbnal^me  beö  §anbelö  nod)  nftl^er  ju  unterfud^en. 

einö  ber  größten  SBerbienfte  beß  Äurfürften  um  bie  inneren  Su- 
ftäube  ber  ©tabt  war  bie  Seeubigung  beö  alten  ©treitö  jwif(^en  SRatl^ 
unb  SBürgerfd;aft  über  bie  ©emeinbeüertretung  unb  beren  2luffi(^töred}t 
über  ben  ©tabt^auöl^alt.  SCie  SSürgerfd^aft  l;atte  eine  ©mpfinbung 
bafür,  bafe  fie  bei  biefem  dürften  ein  beffereö  SSerftäubniß  für  il^re  S3es 
bürfniffe  fmbeu  werbe,  alö  bei  bem  legten  ©proffen  beö  auögeftorbenen 
§errfd)erftanmieö:  fie  bat  if)n,  ju  genel;migen,  baß  ein  ©emeiubeauö« 
fd^uß  von  20  3Kitgliebern  eingefefet  werbe.  S)er  SRatl^  remonftrirte 
natürlid^:  bod^  l^ier  brang  er  mit  feinem  ^od^en  auf  feine  angeblid&eu 


—    417    — 

^rtt)Ueßien  ni(3^t  burd;;  ber  Äurfütft  fonnte  niiä^t  begreifen,  wie  bem 
diat^e  tmä)  folc^e  @iuri($tun9   „in  feinem  9?efpecte  etroaß  abgelten" 
foUte,  unb  nal;ni  um  fo  weniger  Slnftanb,  bie  Sitte  ber  SBürgerfiä^aft  ju 
betöiHigen  (1670),  als  in  ben  märlifdjen  ©täbten  ^ä)on  lange  äl^nlii^e 
6inrid;tungen  beftanben.    Ser  3luöf($n&  follte  am  15  aWitgliebern  be- 
[tel;en:  5  ©üläüerraanbten,  5  Äaufleuten  unb  ©d^iffern  unb  5  ^anb^ 
merfern:  1  SBöder,  1  ©robfdjmieb,  1  ©(j^neiber,  1  ©c^ufter  (alfo  t)on 
ben  Sßiertöerten)  inib  1  Sud^mad;er.    3im  erften  3Wale  (im  Saläre  1671) 
ernatuite  ber  ^urfürft  felbft  bie  a)litglieber,  in  Sufunft  follte,  wenn 
eine  ©rgänjung  nötl^ig  fei,  ber  diai^  aus  jwei  von  ber  ©emcinbe  S8or= 
gef d)lagenen  einen  auön)äl;len ;  „ber  SBorfpred^  unb  Slnroalt"  follte  ein  6ol- 
berger  Sürgerünb  fein,  bod)  wncbe  bamalä  geftattet,  ba^  ein  „©elel^rter", 
ber  2lbt)ofat  ^.  ®.  g^ud^ö,  ber  bei  ber  SBürgerfdjaft  ein  al^nli(3^e§  3lm 
fel^n  genofe,  wie  frül^er  SWaufd^enborf,  biefe  ©teile  gegen  ein  ©el^alt  von 
100  p.  für  bie  erften  fünf  Saläre,  bann  von  50  ft.  jäl^rlid^  befleibete* 
S?aö  SSürgerred^t  follte  il^m  unentgeltlid;  a)erliel^en  werben*    SDie  voi^^ 
tigften  SRed^te  ber  neuen  Sürgeroerlretung  finb:  3llle§,  was  ber  9iatl^ 
mit  ber  Sürgerfd^aft  üerl^anbeln  raiH,  foll  er  juerft  mit  bem  3luö= 
fd^uffe  bereben,  ber  aud^  mit  ©rlaubni^  be§  SRatl^es  bie  gefammte  Sür- 
gerfd^aft  einberufen  tann,  icenn  biefe  fi(^  il^re§  SRed^tö  nid^t  begeben 
wiH.    33ei  3Jeoifion  ber  ratl)^äuöli(^en  SRed^nungen  foH  ber  SWat^  mit 
SBeiftimmung  be§  Sluöfd^uffeö  brei  3Jlitglieber  aus  bemfelben  ernennen, 
beren  3Wonita  für  ben  SRatl^  mafgebenb  fein  f ollen.    Äein  3Kitglieb  beö 
Sluöfd^uffeö  barf  t)om  ^at^e  abgefefet  werben  ^). 

@ö  waren  nid^t  aHju  gro|e  Siedete,  bie  bem  3lußf($uffe  eingeräumt 
waren;  bo(^  genügten  fie,  um  eine  frifd^ere  Bewegung  in  ben  ©umpf 
be§  ftäbtifd^en  Sebens  ju  bringen;  bie  SSerwaltung  beß  ©tabtt)ermögenö 
würbe  jefet  3al;r  für  Sal^r  einer  eingel^enberen  Äritif  unterworfen,  unb 
bafe  biefe  aud^  wirfli($e  ©c^äben  in  ber  3Serwaltung  aufbedfte,  jeigt  ju 
wieberl^olten  aWalen  bie  ©ntfd^eibung  ber  Siegierung  in  pHen,  wo  fid^ 
SRatl)  unb  Sluöfd^ufe  nid^t  einigen  fonnten,  ju  ©unften  beö  lefeteren. 

®riff  bie  furfürfttid^e  ^Regierung  in  bie  rein  ftöbtifd^en  angele- 
genl^eiten  nur  orbnenb,  beffernb  uhb  SWi^räud^e  befeitigenb  ein,  o^ne 
bie  ©elbfiftänbigleit  ber  ©tabt  anjutaften,  fo  nal^m  fie  bagegen  bie 
ftaatlid^en  SBefugniffe,  bie  ber  5Rall;  übte,  imb  bie  SRed^te,  bie  vox  alter 
Seit  bem  Sanbesfürfien  jugeflanben  Ratten,  aber  in  ben  ^fanbbefife  ber 
©tabt  gefommen  waren,  mit  aller  ©ntfd^iebenl^eit  für  fid^  in  Slnfprud^* 

SDer  9lat^  ^atte  bi^  ba^in  baä  SDirectovium  bei  ben  3Rufterungen 

27 


bcä  ftdbttf(]^en  SWUitatS  gcl^abt  unb  mit  ^injuäiel^iuig  eiitcö  friegserfat}^ 
tencn  aWanneö  ausgeübt;  er  beanfpruc^te  baffelbe  awä),  nl§  1655  bie 
neue  ^Regierung  eine  aßgemeine  Saubeömufteruug  anorbnete,  würbe  jebod^ 
jurtidgeraiefen,  ba  bie  ajJufieruug  ©adie  ber  ©taatögewalt  fei.  — 

©eit  lauger  Seit  l;alte  ber  SRatl^  von  beut  au^gefdjiffteu  Äorue 
hen  fogenauuten  SürgermetfterjoH  erl^obeu,  ber  ju  beu  ©iuualjuieu  be§ 
33ürgermeifter§  gel^örte;  er  founte  jebod^  fein  3ted^t  barauf  nid)t  ur= 
funblid;  nai^weifen  unb  mufete  il^n  beöl^alb  ber  ^Regierung  überlaffeu. 
S)o(ä^  jeigte  biefe  babei  billigen  ©inn:  ntit  9flüdfid;t  auf  bie  großen 
SSerlufte,  wel(%e  bie  ©tabt  erlitten,  foHte  nur  bie  eine  §älfte  jur  9tent= 
fammer  abgefül^rt  werben,  bie  anbere  nad^  allem  §erfommen  bem  regier 
renben  SBürgermeifler  verbleiben  (1663). 

3n  berfelben  Seit  nal^m  bie  Stegierung  auc^  bie  alte  gorberung 
an  bie  3Küljle,  bie  ber  ©tabt  von  Sifd^of  ©iegfrieb  nur  t)erpfänbet, 
nid)t  t)er!auft  fei,  wieber  auf.  S)er  9Jat^  glaubte  in  biefem  gaUe  ein 
beffereß  9ted^t  ju  l^aben  —  in  ber  %i)at  ift  in  ber  aSerfauföurfuube  ein 
SRüdfauf  wenigftens  nid^t  t)orbe]^alten  —  imb  fu(^te  e§  auf  bem  SBege  eines 
^rojeffeö  ju  bel^aupten.  SDa  inbefe  and)  ber  ©priuä^  ber  iuriftifd;en 
gacultät  ber  Unioerfität  g^ranffurt,  weld^er  ber  Äurfürft  bie  ^^rojeg- 
acten  l^atte  überfenben  laffen,  gegen  bie  ©tabt  ausfiel,  fo  blieb  bem 
Statine  nid;tö  übrig,  ate  bie  „ßlemeuj  unb  SJIilbe"  be§  Äurfürften  an^ 
jurufen.  3n  einem  Sßerglei^e  t)om  Saljre  1671  begnügte  fid;  biefer 
mit  einer  jäl^rlic^en  Sieferung  von  1400  ©(^effel,  l^alb  ^loggen,  l;alb 
3Jlalj,  ßolberger  3Jla§eö,  bie  na^  einer  fpäteren  58erfügung  bem  ©d^lofes 
rentmeifter  auf  bem  3lmtöboben  abgeliefert  werben  foHten,  unb  beftä- 
tigte  bafür  ber  ©tabt  baö  9iec^t  ber  alleinigen  3Kül^lenanlage. 

SBaren  alfo  au(3^  unangenel^me  Serüfirungen  mit  ber  neuen  9ie= 
gterung  gleid^  in  ben  erften  Salären  nid^t  ausgeblieben,  fo  mar  bodj  bie 
©rinnerung  an  bie  SBergangeul^eit  unb  bie  ©rfenntnife  beffen,  was  bie 
©tabt  bem  Äurfürften  t)erbanfe,  noc^  ftarf  genug,  um  jebe  SDJi^ftimnunig 
nieberjubrüden,  als  am  4.  9bt)ember  1665  burd^  hen  ponnuerf d^en 
©tattl^alter,  ben  §erjog  SBogiSlao  v,  6roi,  unb  bie  il;m  jugeorbneten 
furfürftlidjen  dtät^e  von  bem  SRatl^e  unb  ber  ganjen  ©emeinbe  bie  @rb^ 
l^ulbigung  aufgenommen  mürbe*).  Sur  a>orfeier  l^ielt  ber  ^^aftor  3. 
ßolberg  eine  35u)3'  unb  SBermal^nungSprebigt,  am  Sage  ber  §ulbigung 
fclbft  ber  ©eneralfuperintenbent  ©roffe  bie  eigentlid^e  §ulbigungsprebigt. 


*)  Sag  ber  Äurförft  felbfi  bamaU  in  (Jolbcvo  ßerüefen  fcl,  ijt  ein  Srrtljum. 


—    41Ö    — 

Statt;  unb  SSürgcrfdjaft  jogcu  babet  in  corpore  auf,  testete  im  t)offen 
SBaffenfc^mudE,  in  t)ter  ßompagnieen  georbnet  mit  t)ier  neuen  für  biefe§ 
3^eft  angefertigten  g^aljuen,  bie  no(^  -auf  bem  Siatljl^aufe  ju  feigen  finb. 
6ine  ifl  wei^  unb  entl^ält  ba§  rotte  SBappen  ber  ©tabt,  bie  anberen 
brei  einzelne  Si^eile  beffelben,  bie  rotl^e  bie  ©üljl^afen,  bie  blaue  bie 
brei  rotten  Stürme  unb  bie  gelbe  bie  ©d^roäne.  SDer  3?ector  3afd;e 
befang  fie  in  lateinifd^en  3Serfen  mit  roittfürlic^er  Sluöbeutung  il^rer 
©pmbole  ^). 

6ß  mar  bem  Statine  ni($t  ju  t)erbenfen,  menn  er  ni(]^t  ol;ne  Äampf 
©inna^imen  aufgeben  mottte,  meldte  ber  ©tabt  feit  Sal^rl^unberten  jugeftan- 
ben  l^atten;  bod^  forgte  er  nic^t  gut  für  bie  mal)ren  Sntereffen  berfelben, 
menn  er  auc^  bei  bittigen  g^orberungen  ber  Siegierung  in  unmid^tigeren 
2)ingen  feinen  anberen  ®efid^t§punct  fannte,  alö  ben,  bajg  ni(3^tö  ge- 
fd^elie,  „maß  feinen  ober  ber  ©tabt  Privilegien  üerfleinerlid^  fei/'  öe- 
reitmittig  l^atte  er  ber  furfürftlid^en  ^Regierung  auf  bem  9iatl|l^aufe 
einige  3immer  unb  ein  ©emölbe  jur  Slufberaal^rung  ber  Slcten  einge- 
räumt, biä  ein  befonbereö  ©ebäube  baju  errid)tet  märe.  3lls  er  aber 
1658  bei  Slrbitrdrftrofe  angemiefen  mürbe,  ba§  ©emölbe  in  befferen  ©taub 
ju  fefeen,  no(^  mel;r  3immer  l^er^ugeben  unb  einen  Sl^urm  jur  9lufs 
nal^me  ber  ©efangenen  einjuräumen,  begann  er  ju  fürd^ten,  ba|3  bie 
9?egierung  bie  il^r  nur  au§  ©efättigfeit  überlaffenen  SRäumlid^feiten  für 
immer  bel^alten  motte  unb  proteftirte  aufö  feierlic^fte  bagegen:  „SDer 
Sanbtag  fei  cont)ocirt,  bie  ßanbrätl^e  in  specie  citirt,  fie  fottten  fic^ 
nid^t  vertreten  laffen,  unb  eine  jiemlid^e  grequenj  ftel^e  ju  ermarten,  fie 
bäten  bal^er,  ba§  i^nen  bie  ©emölbe  auf  bem  SRatl^l^aufe,  bie  ju  bem  §of= 
gerieft  eingeräumt  gemefen,  ju  ber  Sanbftänbe  S3efugni§  geräumt  merben 
möd)ten."  Unb  etma§  fpäter  meinte  er:  „gratis  l^abe  er  baö  ©emölbe 
Ijergegeben;  iefet  l^eifee  eä:  ^^veteres  migrate  coloni''\  bie  9flegicrung 
möge  fid^  i^r  eigeneö  §au§  bauen  ober  laufen." 

*  S)aä  Sftat^l^auß  l^atte  SRaum  genug,  unb  bei  gutem  SBitten  liefen 
\\S)  in  ben  glügeln  U^ij^  bemol^nbare  SRäume  ^erjletten.  S)ie  anbaue 
ernbe  ©törrigfeit,  bie  ber  SRatl^  bei  ben  mieberl^olten  aWal^nungen  ber 
^Regierung  jeigte,  ^äl^renb  biefe  mit  SRed^t  ein  bereitraittigeö  ©ntgegen- 
lommen  ermarten  fonnte,  mürbe  be^l^alb  übel  t)on  il^r  empfunben  imb 
mirfte  auf  einen  ©ntfd^lu^  be§  Äurfürjlen  mit  ein,  meld^er  bie  ©tabt 
mie  ein  ©c^lag  oxx%  l^eiterem  §immel  traf:  im  Saläre  1668  mürbe  bie 
JRegienutg  plöfelid^  „ol^ne  t)or|erge]^enbe  publique  S)eliberation"  mit 
ben  anberen  Sanbeöcottegicn  m^  ©targarb  t)erle9t.    S)ie  SRüdfuä&t  auf 


—     420    — 

baß  burd^  ben  Äticg  imb  wtcbetl^olte  fd^tDcre  33tatibf(^äbeu  fel^r  l^eru»ter= 
flefommene  ©targarb  n)urbc  von  ber  SRegierutiß  als  ©runb  für  biefe 
für  ©otberg  fo  imd^tl^eiHge  SRafer^gel  angegeben,  Ijier  füfirte  man  fie 
auf  bie  Sntriguen  ber  SRätl^e,  bie  33emül^ungeu  be§  ^erjogö  t)on  6roi 
unb  auf  Urfaci^en  jurüd,  ,,bie  nid^t  ju  nielben  feien";  ba^  jebod^  ber 
aiatl^  f^  felbfl  nid^t  aufeer  ©d^ulb  füllte,  jeigt  fein  fpätere§  SBerfa^ren. 

S)ie  ©tabt  l^atte  fid^  mit  §äuferbau  unb  ©ewerbetrieb  mä)  unb 
naä)  auf  bie  SBefriebigung  ber  SBebürfniffe  einer  größeren  Serooljnerjal^l 
eingerichtet  unb  empfanb  beß^alb  bie  Südfe  fdjmer,  roelc^e  burd)  ben 
äbjug  ber  SBel^örben  unb  ber  baju  gel;örenben  g^amilien  entftanben  luar. 
S)aß  ©infen  beö  SBol^Iftanbeö  in  il^r  feit  biefer  3eit  war  fo  auffallenb, 
ba§  bie  furfürjilid^e  3tegierung  barauf  aufmerffam  würbe  unb  hen  oben 
erwäl^ten  Sicentbeamten  beauftragte,  über  bie  Urfai^en  biefer  ßrfdiei^ 
nung  SBerid^t  ju  erftatten,  unb  biefer  lonnte  nid^t  verbergen,  ba§  bies 
fetben  porjugötoeife  in  ber  ftarfen  9lbnal^me  ber  ßonfumtion  gefu(3^t 
werben  müfeten,  bie  feit  ber  SSerlegung  ber  SBeI;örben  nad^  ©targarb 
in  ßolberg  eingetreten  fei.  — 

2)a  fd^ienen  bie  allgenieiuen  Suftänbe  beö  ©taatö  ber  ©tabt  ju 
§ülfe  fommen  unb  il^r  bie  verlorene  ßinnal^mequelle  raieber  gewinnen 
}U  wollen. 

S)er  gro^e  Äurfürfi  war  in  bem  fogenannten  jweiten  Slaubfriege, 
ben  ßubwig  XIV.  5ur  Eroberung  von  §>olIanb  unternontmen  l^atte, 
feinen  SReid^spflid^ten  treu,  alö  ba§  beut[d)e  9leid^  ben  Ärieg  erllärte, 
}um  jweiten  aWale  auf  bem  Äriegöfi^auplate  erfd^ienen  unb  I;atte  fid^ 
im  JDctober  1674  bei  ©traPurg  mit  ben  Oefterreid^ern  t)ereinigt,  ba 
brad&en  unerwartet  bie  von  ßubwig  gemounenen  ©d^weben  unter  ©uftau 
SBrangers  pl^rung  in  bie  SKarfen  ein,  lun  ben  Äurfürften  ju  jwingen, 
feine  Sruppen  t)om  St^eine  fortjufü^ven. 

2)er  bamalige  ©ouoerneur  von  ßolberg  unb  ßommanbeur  ber  in 
§interpommern  liegenben  SBJilij  ®eneralwa(^tmeifter  Sogiölao  o.  ©(^werin 
(1664—1678)  traf  fogleid^  a?orfe^rungcn  für  ben  gatt,  bafe  ber  angriff 
fid^  aud^  gegen  §interpommern  rid^tc.  —  gr  l^atte  oerftanben,  fic^  ha^ 
üolle  aSertrauen  ber  ßolberger  Sürgerfdjaft  ju  erwerben,  unb  fanb  bei 
i^r,  als  er  fie  jur  SBertl^eibigung  ber  g^eftung  aufrief,  bie  größte  SSereit- 
wittigfeit,  felbft  ber  SRat^  ber  ©tabt  fal^  bießnial  von  einem  ^rotefte 
ah^  ben  er  fonft  feiten  t)erfäumte  ju  ^^rolofoK  ju  geben,  unb  fefete  bei 
ber  erften  Slufforberung  ©efd^üfe  unb  SDoppell^afen  in  friegöfertigen 
^tanb;  unb  alfi  er  von  ber  dtegierung  in  ©targarb  bie  älnweifung  er< 


—    421    — 

l^ictt,  von  bem  Sontingcnte  ber  ©tabt  juttä(]^fi  66  SWann  ju  fleHen  unb 
für  bcn  SWotJ^foH  bie  ganje  SBürgerfi^aft  bereit  ju  l^alten,  flanben  fd^on 
200  SSürger  unter  ben  SBaffen,  unb  ©d^merin  formte  jurüdberid^ten, 
lüeaen  ber  firiegöfolöe  ber  ßolberger  braud^e  man  ol^ne  ©orge  ju  fein, 
bie  SBürgerfd^oft  fei  fdjon  triegöbereit  S)ie  ©inberufung  ber  ganjen 
SBürgerfd^aft  tüurbe  notl^roenbig,  ate  bie  Sefafeung  ber  geftung  gonj 
ober  jum  größten  2l^eil  nad^  Serlin  ö^jogen  toar.  Slm  20.  SRooember 
oeranftaltete  ©dfiraerin  eine  grofee  aKufterung  berfelben  auf  bem  SKünber- 
felbe*)  unb  lub  l^interl^er  il^re  fämmtlid^eu  £)ffi}iere  ju  einer  ,,®afti- 
rung"  in  feinem  §aufe.  ©eit  bem  3.  SDejember  bejogen  regelmäßig 
45  3Jlann  oon  il^r  bie  ^aä)e  am  ©teintl^or,  aud^  bie  fonft  ©fimirten 
mit  älusnal^me  ber  ^afloren  n)aren  biedmal  l^erangejogen.  Sägli($ed 
®j:erciren  unb  ©d^ießen  mit  ben  neuen  aus  ?ßeij  gelommenen  SUluöfeten 
gab  balb  einige  militärifd^e  g^ertigleit,  unb  ba  no6)  überbieß  1  ßom^ 
pagnie  oon  120  3Wann  a\x^  ©targarb  unb  200  3Kann  ber  regulirten 
aWilij  {jerangejogen  waren,  fonnte  bie  g^eftung  gegen  einen  Singriff  als 
auöreidjenb  gefid^ert  gelten.  3lud^  für  bie  aSerprooiantirung  war  ©orge 
getragen:  bie  ©d^läd^ter  l^atten  Sefel^l  erhalten,  Dd^fen  unb  Äül^e  in 
großer  3a^l  ju  fd^lad^ten  unb  einjufaljen,  unb  bie  §audtt)irtl^e,  fid^  je 
nad)bem  fie  ein  §aus,  eine  33ube  ober  einen  Äeller  befaßen,  mit  12, 
6,  3  ©d^effel  gefd^roteten  Srobforneö  ju  oerfel^en;  für  bie  toirflid^e  Se^ 
lagerung  erbot  fi^  bie  ©tabt,  nad^  einer  SBerl^anblung  mit  ben  Sanbs 
rätl^en,  jur  SSerpflegung  ber  ©arnifon  6000  Si^aler  in  ®elb  unb  SBatu^ 
ralien  (35ier,  gering,  ©todftfd^)  oorjuftreden. 

S)er  Äurfürft  mar  l^od^erfreut  über  ben  patriotifd^en  ©inn  ber 
ßolberger  SBürgerfd^aft,  „er  t)erfel^e  fid^,  fd^reibt  er  x>on  ßolmar  aus 
(3/13.  SDejember)  ju  aUm  feinen  getreuen  Untertl^anen,  infonberl^eit  ju 
ben  ßolbergern,  wie  i^n  beffen  ©d^merin  t)erfid^ert  l^abe,  baß  fie  il^rer 
geteifteteu  ^^flid^t  fi(^  gebül^renb  erinnern  würben",  unb  erfennt  gnäbigft 
i^re  Sreue  unb  SJeootion  an,  „bie  il^m  unoergeffen  bleiben  werbe." 
2)ie  Sage  ber  S)inge  unb  bie  ©timmutig  beö  Äurfürfien  war  ben  6ol- 
bergern  für  bie  Erfüllung  il^reö  bringenbften  aSunfd^eö  günftig.  S)er 
Äurfürft  orbnete  bie  SEBieberoerlegung  ber  ^Regierung  in  bie  fidlere  ge- 
ftung  an,  unb  gerne  famen  bie  Bürger  ber  Slnweifung  oom  25.  35ejember 

-  *■■■■!■ 

*)  S)ic  ©tärfc  ber  SSürgcrfd^aft  iffc  nid^t  angegeben,  fic  fann  nit^t  unbebcu- 
tcnb  geroefen  fein,  benn  am  24.  gebruar  bei  einer  not^maUgen  SRuflerung  ftanb  ftc 
4—5  älRann  \)c6i  auf  bem  SSaOe  aufmarfc^irt  unb  nal^m  bod^  nod^  ben  9taum  Don  ber 
SBafferp  forte  bei  bem  aWül^len|lrom  bi0  lum  SWünbertl^ore  ein. 


—    422    — 

wa^,  4  SBagen  m^  ©targatb  ju  jc^^ideit,  um  bie  Slcten  wieber  an 
il^ren  alten  ^lafe  ju  bringen,  ^er  unerraattete  SBiberftanb  ber  ©tar^? 
gatber  Sürgerfd^aft,  bie  fid^  ber  2lbfal)rt  mit  SUfuöfeten  unb  brennenbeu 
ßunten  wiberfefete,  üerjögerte  bie  ^ortfi^affung,  fo  ba&  biefelbeu  erft  am 
24.  Sanuar  1675  ,,in  groger  Unorbnung  unb  ßonfternation"  in  ßolberg 
anfamen,  ol^ne  von  bcn  ©(^meben,  bie  fd;on  im  Sanbe  waren,  ange:: 
l^alten  ju  fein.  SDie  am  4.  Sanuar  1675  abgefanbte  SBittfd^rift  ber  ßolberger 
an  ben  Äurfürften,  bie  ^Regierung  wieber  na(^  ©olberg  ju  »erlegen,  ift 
wol^l  bur(3^  bie  SBeforgnig  t)eranlafet,  bafe  biefer  fid)  burc^  bie  ©targarber 
befiimmen  laffen  fönnte,  feinen  Sefd^lug  ju  änbern.  SDie  SBel^örben  l^atteit 
nid^t  einmal  eine  furfürftli(3^e  Drbre  abgewartet;  alö  ju  @nbe  2)ejemberö 
bie  ©(3^ weben  gegen  §interpommern  DorrüdEten,  waren  bieSiätl^e  au§  ber  of- 
fenen ©tabt  in  panifd^em  ©d^redfen,  wie  man  in  ßolberg  mit  ©d^abenfreube 
erjä^lte,  tl^eife  nad^  Äüftrin,  tl^eife  nad^  SDanjig  geflüd^tet;  bodf)  fanb  fid^ 
balb  in  ßolberg  eine  genügenbe  Stnjal^l  jufammen,  fo  bag  gegen  ®nbe  3a^ 
nuarö  1675  pon  ba  aus  wieber  bie  erfte  aSerfügung  erlaffen  werben  fonnte. 
©eit  3lnfang  g^ebruar'ö  rüdfte  bie  ®efal;r  einer  Belagerung  für 
bie  ©tabt  näl^er.  ST  er  ©tab  beö  f^webifd^en  ßorpö  blieb  jwar  in 
©targarb,  bod^  würben  3lbtl^eilungen  baoon  nad^  ßörlin,  ©öölin,  ©rei^ 
fenberg  unb  Treptow  »erlegt,  ©treiffd^aaren  erfdjienen  in  ber  SJä^e  oou 
6olberg  unb  erljoben  ßontributionen  auf  ben  ©igentl^umöbörferu  ber 
©tabt  unb  beö  ßapitels.  ©c^werin,  ber  fd)on  Dorl^er  bie  fremben  33ettler 
auö  ber  ©tabt  entfernt,  bie  33ürger  angewiefen  l;atte,  fid^  jur  SSertljei- 
bigung  ber  12  SBerffd^u^e  breiten  33ruftwe^r  mit  p!en  ju  Derfel;en, 
bercn  ©d^aft  7  ßolberger  ©den  lang  wäre,  bie  junge  3Kannfc^aft  aus 
ben  S)örfern,  bamit  fie  nid^t  Don  ben  ©d^weben  ju  unfreiwilligem  SDienfte 
gepreßt  werbe,  in  bie  eJeftung  beorbert  unb  bie  Heineren  3^al;rjeuge  von 
ber  3Künbe  in  bie  3lä^e  ber  ©tabt  liatt^  fdjaffen  laffen,  wäl^renb  bie 
größeren  ©djiffe"  angebol^rt  würben,  um  im  9iot^fall  Derfeuft  ju  werben, 
glaubte  nunntel^r  bie  äugerfte  3Kaferegel,  baö  2lbbred)en  ber  SSorftäbte, 
nid()t  länger  ljinau§fd^ieben  ju  bürfen.  2lm  3.  gebruar  begann  junädjft 
vox  bem  ©teint^ore  baä  3erftörungöwerf,  eö  folcjten  ber  ©tubbenl;agen, 
5?etfenl;agen  (l^ier  jum  legten  3Kale  ern)äl;nt),  bie  ^|^fannfd)micben,  ber 
3iffenberg,  bie  SBiefe,  bie  9?ilolai::©d^ule  unb  bie  SBorftabt  oox  bem  a)UUj- 
lentl;ore,  felbft  bie  grudjtbäume  in  ben  ©ärteii  fielen,  unb  am  (Snbe  bc§ 
aWärj  war  bie  Umgebung  von  (Solberg  biö  auf  baö  ^^Jeftljauö,  ben  rottjen 
Ärug  vox  bem  ©teintl;ore  unb  bie  ^ird;en  ber  äJorftäbte  rafirt  unb  faft 
wieber  fo  fat)l,  wie  jur  Seit,  als  bie  5?aiferlid;en  in  ber  g^eftung  »on 


—    423    — 

ben  S(^meben  belagert  tDurben.  2lm  f(^merjH(ä^flen  war  eö  ber  Sür^ 
*  ßerfd^aft,  ba§  bie  eben  t)on  1662  bi§  69  mit  f(]^n)eren  Sofien  erbaute  ©er^ 
tnibetifir(^e  tüieber  jerftört  werben  foHte,  anö)  bie  Säuern  aM  33orf 
unb  ©ellnow  baten  für  il^re  (grl^altung  unb  erboten  fid^,  wenn  nian 
il^nen  nur  firaut  unb  2ot^  gäbe,  unb  bie  alte  Sßerfd^anjung  bei  ©eHnora 
erweitere,  fie  felbft  ju  t)ert^eibi9en*  Sl^rem  SBunfd^e  würbe  infofem  gewillt 
fal^rt,  als  bie  äuäbefferung  ber  alten  ©(i^webenfd^anje  angeorbnet  würbe; 
bo(ä^  burfte  ©(3^werin  e§  nid&t  barauf  anfommen  laffen,  baß  ber  für  einen 
Singriff  auf  bie  ^^eftung  fo  günftig  gelegene  ©teinbau  ber  ©ertrubenfird^e  in 
bie  §änbe  ber  ©einweben  fiel,  fie  würbe  besl^alb  abgebro(ä^en  unb  bie  ?ßfarr- 
Knber  mit  bem  Sßerfpred^en  getröftet,  ba§  fie  im  SBerber  wieber  aufgebaut 
werben  follte.  S)agegen  blieben  bie  Äird^en  von  ©t.  ®eorg  unb  Slif olai  er= 
l^alten,  man  begnügte  \iä),  fie  mit  Srennftoffen  ju  füllen,  welche  bie  ^rebi= 
ger  felbft  aujUjünben  \iä)  erboten,  wenn  bie  3erftörung  ber  ©ebäube  notl^- 
wenbig  würbe.  SBaren.biefe  SWajsregeln  aud^  nid^t  ganj  ol^ne  SBiberfprud^ 
ber  Sürgerrepräfentanten  unb  ^roteft  beä  3Kagiftratö  burd^gefül^rt,  fo  l^atte 
bod^  im  ©anjen  bie  ©tabt  „in  3lbbre(^ung  unb  SBegfd^affung  ber  ber 
g^eftung  fd^äblid^en  ©ebäube"  eine  SBiHfäl^rigfeit  gejeigt,  bie  bem  Äur- 
fürften  ju  „fonberbarem,  gnäbigftem  ©efallen"  gereid^te.  2)amalö  würbe 
axiä)  ber  Sl^unn  unb  bie  ©(^anje  beim  ßolberger  2)eep,  weld^e  bie 
©djweben  1 643  angelegt  l^atten,  auögebeffert  unb  mit  breiterem  ©raben 
Derfeljen,  um  feinblid^e  ©treiffd^aaren  fem  ju  l^alten. 

Snbefe  JU  einer  wirflid^en  Selagenmg  fam  eö  nid^t;  feit  @nbc 
2lprirö  Derfd^wanben  bie  fd^webifc^en  ©(^iffe  ganj  t)on  ber  ßolberger 
3il;ebe,  unb  bie  fd^webifi^e  Slrmee  rüdEte  an^  il^ren  l^interpommerfd^en 
Quartieren,  um  fid^  bei  ©arj  jU  fammeln. 

2lu(^  nad^  ©ntfernung  ber  unmittelbaren  Äriegsgefal^r  würben 
eifrig  bie  SBefeftigungöarbeiten  fortgefefet:  ber  SiHenberg  unb  bie  %n^ 
l)öl)en  um  bie  3iegelf(^eune  würben  abgefarrt  unb  1679  aud^  auf  ber 
aSiefe  \in\)  ben  ^fannfd^mieben  ©(^anjen  angelegt. 

33on  bem  weiteren  Kriege  würbe  ßolberg  wenig  berül^rt,  nur  ba& 
i)on  3eit  ju  Seit  fd^webifd^e  Äaper  auf  ber  3Künbe  erf(^ienen,  weldje 
bie  gifd;er  an  hen  ©tranb  jagten  unb  einmal  aud^  ein  mit  ßolberger 
9laf(|e  belabeneö  Golberger  ©d^iff  wegnal^men.  ©eitbem  bie  fd^webifd^e 
glotte  Don  ber  bänifd^en  1677  befiegt  war  unb  bie  furfürftli(^en  g^re- 
gatten  bie  Dfifee  bel^errfd^ten,  fielen  aud^  biefe  Seläftigungen  fort,  unb 
bie  Golberger  l;atten  jefet  bie  ©enugtl^uung,  bafe  fd^webifd^e  ^rifen, 
felbft  eroberte  fd^webifd^e^Ärie^^fd^iffe  von  ber  iungen  preugif^en  3Jlarine 


^-    424    — 

in  il^rcn  §afen  ßcfül^rt  würben.  S)od)  würbe  bie  eJreube  über  bie  xotU 
teren  Erfolge  ber  furfürftlid^en  SBaffen,  ben  glorreid^en  ©ieg  bei  gel^r: 
beHin,  ber  von  ber  35ürgerf(^aft  mit  SBictoriafd^ie^eu  uiib  geuerraerf  ge- 
feiert  würbe,  unb  über  bie  ©rftärnmng  SEoBin^ö  burd)  ©d^werin  von 
ßolberg  anö  burd^  eine  böfe  ^efi  getriibt,  bie  ainfang  Suniö  in  ber 
mit  5!Renf(3^en  überfüllten  ©tabt  auöbrad)  unb  über  ein  Sal^r  anl^ielt. 
3n  ber  fd^Untmften  Seil,  imSlnfange  be^^df)xz§>  1676,  ftärben  täglid^ 
8—10  aWenf^en,  ju  Seiten  ftanben  40  JTobte  über  ber  ®rbe,  mand^e 
§äufer  waren  ganj  ausgeftorben,  !ein§  war  ha,  baö  nid^t  2  bi§  3  feiner 
SBewol^ner  verloren  l^atte.  S)ie  ^otf)  erforberte  bie  anfteüung  eineö 
befonberen  ^eftprebigerö,  ber  nur  bie  ^eftfranfen  befuc^te  unb  auf 
feinen  ©ängen  ein  ©lödd^en  trug,  mit  bem  er  von  Seit  ju  Seit  ben 
@ntgegen!ommenben  ein  Seidien  gab,  fid^  von  i^m  fern  ju  l^alten.  3u 
ben  aRajsregeln,  bie  man  gegen  bie  firanf^eit  anwenbete,  gel^örte  aud; 
bie  aSerweifung  ber  ©d^weine  auö  ber  ©tabt,  bie  bamate  nodj  in  allen 
SBirtl^fd^aften  gel^alten  würben:  man  meinte,  itjr  ®eruc^  fei  fdjäblidj 
unb  beförbere  bie  ^efi.  ®rfl  im  §erbfte  1676  wid;  biefe  auö  ber 
©tabt,  bod^  nur,  um  ber  rotl^en  SRuIjr  ^tafe  ju  nmd^en,  bie  ebenfaHö 
jal^lreid^e  Opfer  forberte.  SDod;  erftidfte  baö  eigene  ©lenb  nid^t  baö 
aWitgefül^l  für  frembe  3lo%  unb  afe  bie  ©tabt  33elgarb,  t)on  ber  fdjou 
im  t)oraufgel^enben  Saläre  ber  britle  Sf^eil  (66  §äufer)  abgebrannt  war, 
burd^  eine  neue  geueröbrunft  am  4.  SRai  1677  fo  jerftört  würbe,  bag 
t)on  aßen  ©ebäuben  nur  bie  lateinifc^e  unb  beutfd;e  ©d;ule  übrig  blieben, 
würbe  in  Golberg  eine  ßoHecte  für  bie  £>bbad;lofen  imb  aller  i^rer 
^aU  beraubten  angefteHt,  welche  über  300  fl.  an  baarem  ®elbe  unb 
an  Sflaturalien  über  200  ©d^effel  SRoggen,  ©erfte  u.  f.  w.,  13  ©pedE= 
feiten,  li  Sonne  ©purten  (©protten?)  unb  1  ©tein  ©todfifd)  ergab. 

SDer  griebe  ju  ©t.  ©ermain  brad^te  bem  Äurfürften  nid)t  ben 
geljofften  ©ewinn:  bie  eroberten  Steile  von  ^^^ommern,  beren  ©tänbe 
fd^on  1676  7.  3Jot)ember  auf  bem  Sanbtage  ju  golberg  erfdliienen  waren^ 
oline  iebod^  jur  ©effion  jugelaffen  ju  werben,  würben  biö  auf  ein  unbebeu^ 
tenbeö  ©tüdE  an  ©d^weben  jurüdfgegeben;  bagegen  würben  bie  ©eejöHe 
in  §interpommern  von  ©(^weben  ganj  an  S3ranbenburg  überladen,  fo 
ba^  iefet  baß  fd^webifd^e  £icentl;auö  vox  ber  3)iünbe  einging.  SDie  33c= 
amten  waren  fd^on  1675  bei  ©röffnung  ber  geinbfeligfeiten  auögewiefen 
worben,  wie  f(^on  frül^er  alle  in  ßolberg  wol;nt;aften  ©d^weben,  weldf)e 
ben  §ulbigung§eib  verweigerten. 

©0  wenig,  wie  ber  Äurfürft  ju  feinem  SWed^te,  fd^eint  bie  ©tabt 


—    425    — 

ju  i^rem  ^Sjaben  gefomtnen  ju  fein.  3n  bcr  fd^on  1675  eingcforberten 
©pccification  berechnete  fie  biefen  an  ben  249  vox  ber  ©tabt  meberge^ 
riffenen  Käufern  nnb  S3nben  ntit  einfd)lu§  ber  ©ertnibenfirdEie,  bereu 
35qu  2170  S^aler  gefoflet  Ijatte,  mif  45,752  Sfialer.  SDie  ©tänbe  würben 
aufgeforbert,  fid^  mit  il^r  über  bie  ßntfd^äbignng  ju  tjergleid^en,  t)enüei^ 
gerteu  aber  jebe  SBergütigung,  weil  ßolberg  nid^t  unmittelbar  t)om  geinbe 
fo  ml  gelitten  ^abe,  wie  baö  offene  üanb.  S)ttö  mar  in  ber  St^at 
burd^  bie  ftarfe  Einquartierung  l^art  mitgenommen;  bie  Sauern  bu!en 
S3rob  auö  Saumrinbe,  unb  aud^  bie  größeren  ©runbbefifeer  maren  juin 
2l;eil  fo  vexaxmt,  baß  fie  fein  ©aatforn  faufen  fonnten.  2)ie  ©tabt 
fd)eint  feine  anbere  @ntf($äbigung  erljalten  ju  l^aben,  alö  ba§  i^r  auf 
brei  3al;re  bie  ©teuer  dou  100  §afen^ufen  abgenommen  mürbe. 

3tt)ar  maren  bie  SRegierungöbel^örben,  feit  bie  furfürfllidjen  Sauber 
Dorn  geinbe  befreit  maren,  6nbe  gebruarö  1677,  nad)  ©targarb  juriid^ 
t)erlegt  morben;  bod^  gab  man  in  ßolberg,  im  S?ertrauen  auf  bie  Su- 
fid^erung  beö  Äurfürften,  „ba§  er  bie  ©tabt  für  il;re  bemiefene  Sfreue 
beneficiren  motte",  bie  Hoffnung  nid;t  auf,  fie  wieber  ju  gewinnen,  unb 
in  ber  Sljat,  bie  patriotifi^e  §altung  ber  ©tabt,  ba§  freiwillige  Stuer^ 
bieten,  bie  SJlüljlenpac^t  auf  1800  ©djeffel  ju  erl^öl;en*),  beftiuunten 
bcn  ^urfürften  ju  bem  ©ntfd^luß,  Golberg  wieber  jum  ©ife  feiner  SBe- 
l;örben  ju  mad^eu.  ©eit  bem  8.  3JJärj  1683  waren  abermalö  fämmt^^ 
lidje  Kollegien  in  ßolberg  in  2l;ätigfeit.  ©er  diat^  liefe  eö  fid^  jefet 
fel;r  angelegen  fein,  burd;  bereitwilliges  entgegenfommen  feine  frül;ere 
©lörrigfeit  gut  ju  mai^en  unb  mn  für  bie  Sel^örben  $lafe  ju  gewinnen, 
mußte  fogar  bie  3?atl;§apottjefe  aM  bem  neu  gebauten  3?at^t;aufe  weid)en. 
Sennod;  vm\\oä)k  bie  ©tabt  nid^t,  bie  ^Regierung  bauernb  feftjul^alten. 
S)a§  Sctmmern  ber  ©targarber  unb  ba§  SDrängen  t)ornel^mer  Seamten, 
wel^e  ©targarb  für  einen  wol^nlid;eren  9lufentl)altöort  l^ielten,  verau:: 
laßten  ben  ilurfürften,  1686  ben  ©ife  ber  Sel^örben  wieber  nac^  ©tav:: 
garb  ju  verlegen. 

?Jod)  einmal  l^at  ber  ?iatt)  in  Sßerbinbung  mit  mel;reren  ©tiftö= 
ftänbcu  ben  SSerfud^  genmd^t,  bie  widjligc  (Sinnalimequelle  für  bie  ©tabt 
wieberjugewinnen.  3nt  3al;re  1691  ging  eine  Deputation  unter  gülj- 
rung  beö  33ürgermeifterö  Gidjmann  nad;  Sierliu,  um  bei  g^riebricö  III., 
bem  ^Jad^folger  be§  großen  ilurfürftcn,  in  einem  9)Jemorial  no($  einmal 


*)  @d  fc^cint  jcbodö  nid^t  gur  §ht3fitlSirung  gcFommcn  ju  fein,  lumlgpcnö  ivn'i) 
10  3al|rc  fpäter  ujicbcv.  bie  alte  Slbgabc  ^ntric^tet. 


—    426    — 

bie  ©rünbe,  bie  für  ßolberg  afe  SWegierungöfi^  fpra(]^en,  gcltenb  ju  mai^cn: 
©e.  furfürfiU(ä^en  '^m^lanSft  glorreid^en  3lnbenfenß  l^abe  auf  beö  bamas 
ligen  ®out)cmeurS  ©(ä^roerin  Slnratl^en  fd^riftUiä^  t)crfi(ä^ert,  bafe  fie  auf  ben 
gaU  erroiefetter  Sreue  bie  SiegierungöcoHegten  bel^altcn  follten,  ©olberg 
fei  g^eftung  unb  barum  f(3^on  iur  Slufnal^me  ber  ^xS)m  gefc^idt,  benn 
eö  fei  ein  disreimome  beä  futfürftUd^en  SRefpectß,  xotlS)^  t)or  il^ren 
g^einbeu  niemafe  gemid^eti,  tüenn  bie  ©oHegia  mit  ben  SKclen  flüd^tig 
werben  follten;  bie  ©tabt  läge  femer  t)on  beiben  ßnben  ber  ^roüinj 
glei(^  weit  entfernt  unb  fei  beöl^alb  t)on  allen  Snfaffen  berfelben  leidster 
iu  erreid^en;  bann  fei  aud^  bie  ftarfere  ßonfunttion  in  ©olberg  für  bie 
lurfürftlid^en  Sicenteinnal^men  juträglid^er,  afe  eine  gleid^e  in  ©targarb, 
benn  biefeö  belöge  feine  SBaaren  m%  ©tettin  unb  bringe  burd^  bie  ^x^ 
nal^nte  feiner  Seüölferung  unb  bie  größere  ßonfumtion  nur  ben  BitU 
tinern  SBortl^eil;  biefe  plten  besl^alb  18  neue  ©(^iffe  auf  einmal  erbaut; 
wäl^renb  fie  bie  il^rigen  aus  3Wangel  an  SRal^rung  t)erfaufen  müßten, 
einem  großen  Potentaten  aber  ftänbe  frei,  in  feinem  Sanbe  ju  biäpo* 
niren,  wie  einem  Oelonomen  auf  feinen  ©ütern."  S)od^  bie  ^Regierung 
blieb  in  ©targarb,  biö  baö  1720  preußif(%  geworbene  ©tettin  afe  bie 
natürlid^e  §auptftabt  beö  Sanbeö  ©ife  ber  obcrfien  ^roDinjialbel^örben 
würbe.  —  2)ie  furje  SRac^blütl^e  ßolbergö  l^atte  mit  ber  enbgültigen 
aSerlegung  ber  ^Regierung  il^r  6nbe  erreid^t,  unb  pupg  Jel^rt  feit  1685 
bie  Älage  ber  ©inwol^ner  wieber  „über  bie  ftrepirung  ber  ©infünfte 
unb  ba§  ©d^winben  t)on  §anbel  unb  SBanbel"  in  ber  ©tabt. 

3n  ben  pommerfc^en  ©täbten  fanben  in  ber  jweiten  §älfte  beä 
Sal&rl^unbertö  auffaHenb  l^äupg  geueröbrünfte  ftatt,  au(^  ßolberg  würbe, 
wenn  a\x6i  ni(^t  fo  ftarl,  wie  ©targarb  ober  gar  ©reifenberg,  wieber 
mel;rfad^  in  biefer  Seit  oon  SSranbunglüd  l^eimgefud^t.  —  ©in  furd^t^ 
bareä  ©reigniß  fam  am  3.  3Kai  1657,  einem  ©onntage,  über  bie  ©tabt. 
3lm  3?ad[)mittage  um  5  Ul^r  ful^r  bei  l^eftigem  ©türm  unb  ©ewitter  ein 
ÖUfe  in  \>t\\  l;ol^en  runben  ^uloert^unn,  weld^er  in  ber  SWäl^e  beö  Äüter^ 
tljorö  nad^  ber  ^erfante  ju  fianb,  unb  entjünbete  bie  in  il;m  aufbe^ 
Joal;rten  82  ©entner  ^uloer.  Sn  einem  3lugenblide  würbe  ber  Sljurm 
auö  feinem  gunbamente  geriffen  unb  in  bie  Suft  gefprengt;  bie  uml^er= 
gefd^leuberten  Bixxdt  jerfd)metterten  au(§  bie  benai^barteit  ©ebäube,  wie 
baö  ©ied^eufjauö,  bie  ^tofterfird^e,  bie  SBaradfen,  auö  bereu  ©d^utt 
nad^l^er  16  Seilten  Ijeroorgegraben  würben;  bie  Sufterfdjütterung  war 
fo  ftar!,  baß  ber  Sljurm  ber  9Karienfirdje  baüon  an  t)erfc^iebenen 
^teKen  3iif[e  befam,  überall  bie  g^enfter  fprangen  unb  faum  ein  §au§ 


—    427    ~ 

in  bet  ©tabt  unbef(]^äbt9l  blieb.  SWand^e  Seute,  befonberö  fjrauen, 
ftarben  in  golge  beö  ©d^rcdö  unb  bcr  Sufterfi^fitterung  auf  ber  ©teile. 
S)er  elfjäl^rige  ©ol^n  beä  §ofrat]§ö  unb  ^legierungöreferenbarö  Smma^ 
nuel  ^lafotomuö,  ber  mit  feinem  ?ßräceptor  unter  bein  ^ütertljore  ©d^u|ä 
vox  bem  SBetter  gefüllt  l^atte,  würbe  \>nxä)  ben  ©infturj  beffelben  ge^ 
tobtet,  n)äl)renb  fein  Segleiter  lebenbig  au§  ben  Jürümmern  l^erauäge^ 
graben  würbe.  Ueber  ben  fd^redenöüotten  3ufall  erf(3^ienen  mel^rere  2)ru(fc 
f($riften  in  ^rofa  unb  SSerfen,  n)el(3^e  il^n  nad^  ber  SBeife  ber  Seit  ju 
beuten  fu(j^ten  (barunter  comideralio  fulrninantis  dexlrae  Dei  etc. 
t)on  Mag,  3oa(^im  §eibemann,  ju  ©reiföroalb  gebrucit).  —  2)er  foge^ 
nannte  blaue  Si^urni  t)or  bem  Äfltert^ore  mürbe  bann  jum  ^Müertl^urni 
gemadit.  SDod^  war  baö  ^ufoer  au(^  l^ier  in  ©efal^r  entjünbet  ju 
werben,  alö  1660  bie  in  ber  3icS)t  Uegenbe  Seugfc^miebe  in  SBranb  ge^ 
riet^;  man  fid^erte  \\6)  gegen  eine  SBieberI)olxmg  be§  Unglüdö  baburd^, 
bafe  man  eö  in  atter  ßile  tief  in  bie  ®rbe  »ergrub  ^^). 

©n  böfes  Saljr  in  ber  ©olberger  g^euergefd^id^te  mar  wieber  baö 
Saljr  1666.  @ö  war  ein  fogenannteö  amuis  trisextilis,  weld^e§  bie 
3ai)l  6  breimal  entl^ielt,  unb  man  erwartete  t)on  il^m  in  ber  gaujen 
2Belt  aujserorbentlid^e  ©reigniffe.  (Sin  blinber  g^euerlärm  in  ber  ©t)t 
i)efternad)t  leitete  eö  ein.  2lbenbö  jwifc^en  6  unb  7  Ul^r  ful;r  bei  faltem 
unb  ftürmifd^em  ©d^neewetler  ein  blenbenber  SBlife  mit  einem  ©epraffel, 
wie  eö  bie  äÜeftenSeute  fid^  nii^t  gel^ört  ju  Ijaben  entfannen,  über  bie 
©tabt  l^in,  unb  bie  ©d^ilbwac^en  auf  ben  SBäden  fallen,  wie  plöfelid^ 
bie  ©pifee  beö  3Jiarientl^urmö  in  5IKanneöf;öl^e  in  geuer  ftanb.  ©ogleidj 
würbe  auf  ber  §auptwa(^e  bie  Srommel  gerül^rt,  bie  geuerglodEe  ge^ 
läutet  unb  bie  „6ur"  geblafen  (b.  1^.  ein  Äunftpfeifergefette  ^ing,  bie 
trompete  blafenb,  bie  ©trafen  auf  unb  nieber),  bie  g^euerl;erren  orb^ 
neten  an,  ba^  Ätifter,  UljrfteHer,  Sobtengräber,  2l;unnfned)t,  2lrmen:= 
Dögte,  ber  Äunftpfeifer  mit  feinen  ©efeHen  unb  beftinunte  Bürger  bie 
9lacf)t  Ijinburdj  auf  bem  Sljurme  wad^ten.  3Hrgenbö  jeigte  fic^  eine 
©pur  t)on  Sranb.  SDod^  aBe,  bie  fid[)  auf  bie  SDeutung  fold^er  Seid^eu 
uerftanben,  wußten  je^t,  weldjer  2lrt  ba§  UnglüdE  fein  werbe,  weldjeö 
ber  aiinus  trisextilis  bringen  foHte,  unb  vietteid^t  ift  ber  SRatl;  burd; 
bie  gurd^t  baüor  beftinnnt  worben,  gerabe  in  biefem  3al;re  (am  18.  %t^ 
bruar)  eine  neue  geuerorbnung  im  SDrudf  erfd^einen  ju  laffen. 

Unb  in  ber  S^at  würbe  bie  ©tabt  in  biefem  Saljre  burd^  jwei 
bebeutenbe  33ränbe  l;eimgefu(^t.  SDer  erfte  bra(^  in  ber  Siad^t  t)om 
13.  auf  ben  U.  aiuguft  in  ber  ^iagelfd^miebgaffe  aus  m^  legte  in 


—    428    — 

jttjei  ©tunben  11  Käufer  unb  ©üben  in  3lf(3^c.  3n  einer  ber  Suben 
befanben  fid)  4  „§if(ä&e"  (felbftftänbige  SEBirtfifd^aften),  inbem  aufeer 
bem  SBirt^e  noä)  ein  ©(^neiber,  ein  ®olb[d^mteb,  eine  ^erlenftidferin 
unb  ein  ©d^iffer,  ber  im  Saläre  oorl^er  bei  Siorwegen  fein  ©(^iff  üer^ 
loren  l^atte,  barin  wol^nten.  ©ö  blieb  in  ßolberg  ni(^t  unbemerft,  ba§ 
in  berfelben  Seit  unb  berfelben  ©tunbe  unter  ben  140  l^oHänbifd^en 
Äaujfal^rern,  weld^e  bie  ©nglänber  an  ber  Säfte  t)on  §oIIanb  in  S5ranb 
ftedten,  aud^  mel^rere  ©olberger  ©d^iffe  inito  er  brannten.  —  S)aö  jroeite 
ebener  am  1.  SRoüember  war  anjgerl^alb  ber  ©tabt  imb  jerftörte  in  einer 
l^alben  ©tunbe  24  ber  leidet  unb  bi($t  aneinanber  gebauten  mit  ©trol; 
gebedften,  von  ©eefal^rern  unb  gul^rleuten  bewol^nten  Käufer  ber  ^fanm 
fd^mieben  unb  11  auf  bem  3iffenberge;  11  §äufer  auf  ben  ^fann^^ 
fd^mieben  würben  gerettet,  eö  l^atten  biefe  alfo  aus  35  §äufem  be^ 
ftanben. 

kleinere  SBränbe  unb  iml^eimlid^e  ®erü(^te,  bag  Sanben  von  ^vanh^ 
ftiftern  fidt)  jufammengetl^an  I;ätten,  um  überall  in  Sommern,  ju  f engen 
unb  5U  brennen,  veranlagten  1671  ben  SRatl^,  eine  geuercoHecte  auöju^ 
fd^reiben,  t)on  jebem  §aufe  i  Sl^aler,  jeber  33ube  9  ß  unb  jebem  ÄeHer 
4i  //,  um  beffere  Söfd^gerätl^fd^aften  anjufd^affen,  unb  ben  Sefel^l  er- 
geben ju  laffen,  bie  ©trol^wiepen  am  ben  Säd^ern  ju  entfernen  unb 
überall  SDat^fpäne  anjuwenben,  aud^  jeitmeife  eine  befonbere  g^euermai^e 
für  bie  ©tabt  unb  bie  5ßorftäbte  einaurid&ten  ^0. 


S)ic  ©tänbe  von  §interpommcrn  l^atten  fid^  bei  ber  9?euorbnung 
ber  öffentlid^en  3uftänbe  be§  Sanbeä  gefügiger  gejeigt,  alö  bie  üon 
Dftpreugen  unb  ben  3tt;einlanben ;  nur  in  bem  ^uncte  ber  Sieligion 
t)erfncl)ten  fie  einigen  SBiberftanb. 

'Sommern  war  ein  ganj  lutl^erifd^eö  Sanb,  nur  ben  SKugöburgcr 
Sieligionöüerraanbten  ftanb  bie  öffentli^e  Uebung  beö  ©otteäbienfteö  ju. 
ä?ornel;mlictj  rül^mte  fid^  bie  ©tabt  ©olberg  „einmütl;ig  immer  bei  ber 
lutl^erifd)en  Öe^re  geblieben,  fiä)  jeberjeit  an  baä  ungeänberte  Slugö- 
burger  ®laubenöbefenntuig,  fornmlam  concordiae,  pommerf(^e§  corpus 
doclrinae,  bie  bvei  pommerfc^en  2lrtifel  unb  anbere  lihros  symholicos 
gel^alten,  feine  irrige  Se^re  eingeführt,  ober  Spaltungen  unter  fic^,  wie 
ju  ©tettin  unb  anberen  ©täbten  gefd^el;en,  angerid^tet  ju  l;aben"  ^-).  3Rit 
aWifetrauen  fal^  man  in  fird^lid^en  Slngelegenl^eiten  nad^  bem  §ofe  beö 


—    429     — 

reformirten  Äurffltftcn,  von  bort  befürij^tete  man  bic  ©törimg  ber  fixS)- 
Iid)en  ©inl^ett  be§  Sonbeö,  bcn  SBerfaB  ber  pommerfdjen  Äird^e,  ba§ 
einbringen  beö  offenen  nnb  verfappten  Äaloiniönmö. 

3)er  eifrigfte  SGBäd;ter  ber  pommerf(^en  Sted^tflläubigfeit  war  ber 
^^aftor  prim.  Dr.  3ol;.  ßolberg,  an^  alter  ßolberger  3^amiUe,  ©ol^n 
jeneö  ßolberg,  raeldjer  J656  bei  einer  ^od^jeit  erfto(^en  mirbe  (f.  ©.  169). 
©igenllid)  5um  Kaufmann  beftimmt,  bef^lofe  er,  2t;eoIoflie  ju  ftubiren, 
alö  er  in  SJanjig  t)on  bem  oberften  33oben  eineö  §aufcö  inxä)  bie  Sufe 
biö  anf  bie  @rbe  gefallen  loar  inib  fid)  ba§  33ein  gebro(^en  l^atte.  ©eit 
feinem  15.  Saläre  ftnbirte  er  in  ©reiföraalb,  bann  in  Königsberg,  wo 
er  1644  a)Jagifter  würbe,  granffnrt,  SBittenberg,  Seipjig  unb  §elniftäbt; 
1651  lonrbe  er  ^aftor  in  ©iöleben  unb  Snfpector  beS  bortigen  ©pm- 
nafiuniö,  1652  Sicentiat  in  Seipjig,  unb  1654  würbe  er  als  ^aftor 
priw.  unb  Slffeffor  consislorii  nad^  feiner  SSaterftabt  berufen.  ®r  war 
ein  SDJann  t)on  umfaffenber  t^eologifdjer  Söilbung,  ein  gewaltiger  SRebner 
unb  t)on  rüdfi(^t§lofer  greiinütl)ig!eit.  3n  ber  ©tabt  übte  er  eine 
ununif darauf te  §errf4iaft.  S)ie  33ttrgerfdjaft  war  i^m  jugetl^an,  unb  ber 
SWatfj  fttrd;tete  i^n  metjr  alö  bie  SSürgerrepräfentanten,  benn  er  fd^eute 
fidf)  uid^t,  il^m  aud^  in  ber  Äird^e  beib  ben  Sejt  ju  lefen.  ällö  berfelbe 
bem  armen,  t)om  ©djlag  gerüt;rten  ßantor  in  ber  bitteren  SBinterfälte 
trofe  feineö  S3itten§  fein  §olj  verabfolgen  lie^,  Ijielt  i^m  ßolberg  am 
©onntage  auf  ber  Ämyel  feine  ^art^erjigfeit  t)or  unb  bewirfte  fo,  bdjs 
ber  Äämmerer  bem  Äranfen  fofort  einen  ^oljjettel  unb  eine  Sonne  33ier 
jufanbte.  ©r  war  ber  entfd^iebenfte  Sßertreter  ber  reinen  lutl^erifdf)en 
Seigre,  geinb  jebeö  ©i;nfretißmuö,  l;art  unb  unbulbfam  gegen  2lnberö= 
benfenbe,  namentlii^  gegen  bie  SWeformirten. 

es  gab  fd)on  frül;er  einjelne  SBefenner  ber  refonnirten  Se^re  in 
©olberg ;  il;re  3al;l  unb  it;r  ©elbftgefü^l  fteigerte  fid^,  feit  ßolberg  ©ife 
ber  3f{egierungßbel;örben  geworben  war,  ba  bereu  9)iitglieber  jum  großen 
Sl;eil  ber  refonnirten  Kird^e  angel;örtcn.  ©ie  baten  jefet  ben  Äurfürften, 
„ba  bie  lutl^erifd^en  ^H-ebiger  bie  9teformirten  öffentlid^  grojser  Srr- 
t^ümer  im  ©lauben  befd^ulbigten,  i(;re  3Jleinung  bem  gemeinen  SWanne 
auf  baö  ärgfte  t)erfel^rten,  il^nen  baö  l;eilige  2lbenbmaljl  nur  unter  un- 
leiblid^en  Söebingungen  geftatteten,  wenn  fie  an  bie  ^ranfenbetten  SHe^ 
formirter  gerufen  würben,  bie  ©ewiffen  felbft  ber  in  Sobeönötl^en  lie^ 
genben  ju  verwirren  fnc^ten,  fo  möge  er  il^nen  eine  öffentlid;e  Uebnng 
i^reö  ®otte§bienfteö  geftatten  unb  einen  beftimmten  Unterhalt  für  einen 
reformirten  ^rebiger  auäfefeen," 


—    4^0    — 

^ie  ilunbe  bat)on  tief  bei  bem  ?Paftor  ßolbcrg  unb  in  ben  t)dit 
il;m  be[;errfd^teu  ilreifen  bie  größte  Slufregmig  I;en)or.  SBcrgebenö 
ntal^nte  ber  fpätcr  fo  beliebte  ©ouoemeiir  t).  ©(^werin,  ber  in  bemfelben 
3al;re,  in  tt)el(]^em  bie  reformirte  ©$ule  eni^kt  würbe,  eine  lut^erifdje 
©olbatenfiä^ule  begrönbete,  „fie  foBten  [xä)  nid^t  t)on  etlid^en  neibifd^en 
janffüi^tigen  ^kebigetn  aufheften  laffen,  bie  nur  ©treit  unb  g^einbfd^aft 
jn)ifd;en  jDbrigfeit  unb  Untertl^anen  fäen  lönnten,  er  gäbe  il^nen  bie  ge^^ 
n)i[fe  3ut)erfi^t,  bafe  fie  in  ber  Hebung  il^rer  9ieligion  ni(3^t  perlur- 
birel  n)erben  f oBten" ;  —  jene  wollten  tnel^r  alö  bie  ungeftörte  Uebung 
il^reö  ©laubenö:  bie  gefammte  ©eiftlid^feit  t)on  ßolberg  reid^te  einen 
EoHectiüprotefl  gegen  bie  ©infefeung  eines  reformirten  ©eiftlid^en  ein, 
ber  ftänbifd^e  2luöfd^ufe  remonftrirte  bagegen,  ja  er  raanbte  fi(ä^  mit 
einem  33ittfd^reiben  fogar  an  bie  Eurfürftin,  um  burc^  i^re  SBerwenbung 
©c^ufe  gegen  baö  ©inbringen  ber  ßonfeffion  ju  erl^alten,  roeld^er  baö 
furfürftli(ä^e  §au§  felbft  angel^örte.  SDie  f(ä^öne  Antwort,  voz\i)t  bie 
gürftin  barauf  ertl^eilte,  ift  t)on  bem  ®eifte  burc^brungen,  in  roeld^em 
ber  Äurfürft  felbft  bie  Einigung  ber  ßonfeffionen  l^erbeifü^ren  wollte, 
bem  ©eifte  gegenfeitiger  3lnerfennung  unb  2)ulbung;  fie  fpridjt  in 
milben  SBorten  il^r  Sefremben  über  bie  gorberung  aus,  bafe  ber  ßur- 
fürft  feinen  eigenen  ©laubenögenoffen  verweigern  foHe,  xoa^  er  bod^  ben 
Sut^eranern  jugeftelje,  unb  weift  fie  auf  bie  Jlieberlanbe  l;in,  wo,  wäl^= 
renb  man  in  SDeutfd^lanb  unb  felbft  in  ben  furfürftlic^en  Sanben  bie 
reformirte  Äirc^e  nic^t  bulben  woHe,  bie  beiben  ßonfeffionen  einanber 
mit  ©ebulb  unb  ©anftmutl;  ertrügen"  (4.  SDejember  1657). 

SDie  ^rotefte  blieben  natürlid^  frud^tloö;  unb  om  25.  SDec.  1657 
l^ielt  ber  erfte  reformirte  ^rebiger  in  ßolberg  Mag.  granjiöfuä  ©iefert 
aus  ©Ibing  feine  äntrittöprebigt  in  bem  £ocal,  wo  bie  furfürftlid^en 
aSel^örben  il^re  ©ifeungen  l^ielten.  SDer  ftänbifd^e  Sluöfd^uji  trat  jwar 
im  anfange  beö  folgenben  Sai^reö  wieber  in  ßolberg  jufammen,  um 
über  weitere  3Jla&regeln  in  biefer  ©ad^e  jU  beratl^en,  unb  fefete  eine  2lppet 
lation  an  5laifer  unb  Äammergeric^t  auf,  um  mit  i^rer  §ülfe  baö  £anb  bei 
feinem  §erfommen  ju  erl^alten  unb  baö  publicum  exercüium  beö  refor- 
mirten  S8efenntniffe§  ju  l)intertreiben;  inbefe  oorläufig  unterblieb  bie  Sluö- 
f ül;rung.  SDer  ^aftor  ßolberg  bagegen  fefete  ben  £ampf  auf  ber  ^atijel  unb 
in  ber  ©emeinbe  auf  eigene  §anb  fort  2lfä  ein  fi^ottifd^er  Kaufmann 
SBittiam  ©uning^am  x)on  SDanjig  1658  in  ßolberg  geftorben  war,  ber  t)or 
feinem  2obe  oon  ©iefert  ba§  Slbenbmalil  erhalten  unb  ben  SBunfd^  geäußert 
l^atte^  bafe  ifim  biefer  aud^  bie  ßeid^enrebe  l;atten  möge,  wiberfefete  fid^ 


—    481    — 

Eolberg  tvofe  ber  hitfütftlii^ert  ©rlautmijs,  itnb  bte  £ei($e  njurbe  bcö^ 
Iialb  ju  SBaffer  nacä^  S^aiijig  gcbrad;!,  um  bort  begraben  ju  werben. 
3m  Saläre  1660  griff  er  in  einer  ^rebigt  „wiber  bie  falfd^en  ^^xo- 
pl^eten*  bie  SReformirten  wieber  einmal  fo  leibenfd^aftlid)  nnb  rü(ffi(I;t§(o§ 
an,  baJB  er  von  bem  ©onfiftorium  ben  S8efel;l  erl^ielt,  biefelbe  bei  §ofe 
einjufenben.  S)a  liejg  er  fie  bruden  nnb  erlaubte  fid^,  bem  Äurfnrften 
felbft  ein  in  grüner  ©eibe  gebunbenes  ©jemplar  ju  wibmen.  @r  würbe 
bafür  nad^  SBerlin  t)orgeforbert,  au§  bem  ßonfiftorium  geftoJBen,  „weil 
er  bie  furfürftli(^e  Sieligion  geläftert  l^abe",  unb  ernftli($ft  ermal^nt, 
fein  3lmt  in  Sufunft  mit  SBefi^eibenl^eit  waljrjunel^men.  S)o(^  würbe 
il;m  —  wie  eö  fi^eint  gegen  Unterjeii^nwng  eineö  SWeoerfeö  —  feine 
Stellung  im  ©onfiftorium  wiebergegeben. 

Sie  reformirte  ©emeinbe  war  Injwifd^en  bebeutenb  gewatfjfen, 
man(^e,  barunter  üornel^me  SJlänner,  wie  ber  §ofgeri(^t§r)erwalter  3Katf> 
t).  Ärofow,  bie  fi(§  bi§  bal^in  äujgerlid;  jur  lutl^erif(^en  Äird^e  gef;altcn, 
befannten  fid^  öffentli(§  jur  reformirten,  unb  an  ber  erften  öffentlid^en 
ßommunion  1658  l^alten  72  ^erfonen  2lntl^eil  genommen.  SDa§  SBe- 
bürfni^  nad^  einem  befonberen  ®otte§l)aufe  [teilte  fid^  jefet  mel;r  imb 
mel^r  l;erau§  unb  auf  bringenbeö  Sitten  ber  ©emeinbe  gab  ber  ^nrfürft 
feine  ©inwiHigung  baju  unb  wies  bie  nötl^igen  Saugelber  an.  Sni 
3al;re  1663  warb  baju  baö  große  §au§  in  ber  Sanbeöbanbftraße,  baö 
einft  ber  ©tabt  3fiat^l^auö  gewefen  war,  für  600  Sl^aler  gefauft  unb, 
befonberä  auf  Setrieb  beö  Sanjlerö  v.  ©omnife,  mit  folc^em  ©ifer  um= 
gebaut,  bafe  eö  nod^  in  bemfelben  Salire  eingeweit;t  werben  fonnte. 
Äurj  t)orl;er  war  bem  ^rebiger  ein  in  ber  JJäl^e  ber  Älofterfir(^e  bele= 
geneö  ^äm(i)en  als  2lmt§wo|inung  eingeräumt,  weld^es  er  1697  mit 
bem  alten  Sifd^oföl^ofe  in  ber  Somftrafee  t)ertaufd^te. 

„S)afe  ber  ilurfürfi  nid;t  allein  einen  reformirten  ^rebiger  einju- 
fefeen,  fonbern  aud^  eine  Äird^e  ju  bauen  unb  excrcümn  religiouis 
reformatae  offen  treiben  jU  laffen  fi($  unternommen",  reijte  bie  lutl)e« 
rif($e  ©eiftlid^feit  unb  bie  oon  il^r  bel^errfd^ten  ©länbe  ju  erneutem 
SBiberftanbe.  Sefet  fud^ten  fie  alleö  @mfted  bie  §ülfe  auswärtiger  ®e= 
ridite  gegen  i^reri  Sanbeöl^erm  unb  fanbten  "t^tn  ftänbifd;en  2lctuar  9)?i= 
diael  §offmann  mit  einer  Älage  aw,  ben  ©($öppenftul;l  in  Seipjig. 
5Rad^  bem  ®utad)ten  beffelben,  weldieö  jener  jurüdbrad^te,  war  baö  Ser- 
fahren  beö  Äurfürften  fowol^l  bem  griebenäinftrument  t)on  Dsnabrüd, 
als  aud^  \^^x[  t)on  i^m  felbfi  unterjeid^neten  Sieoerfalen  entgegen,  fie 
füllten  [id()  nod;  einmal  bittweife  an  i^n  wenben,  unb,  wenn  i^nen  ii^r 


—    432    — 

Siedet  t)ertt)eiöert  würbe,  baffclbe  bei  Äaifer  «nb  Sammergert(3^t  geltenb 
tiia(^en.  —  S)er  ^urfürft  t)erftanb  feinen  ©pa|3,  wenn  feine  Untertl^anen 
auswärtige  §ülfe  jur  2)nr(3&fefeung  i^rer  Slnjprüd^e  Ijeranjieljen  wollten. 
S)er  Slctuar  §offmann  würbe  fogleid)  üerl^aftet  nnb  über  feine  SReifen 
nac^  S)reöben  nnb  Söien  unb  „feine  gefäl^rli(^en  9iegotiationen"  fd;arf 
inquirirt,  bie  ©tänbe  aber,  bie  nur  jögernb  unb  erft  auf  §optann'ö 
bringenben  §ülferuf  aus  bem  ©efängniffe  für  biefen  einzutreten  wagten, 
in  einem  fd^arfen  ©d^reiben  l^art  angelaufen,  „©ie  fprä(^en  von  unter- 
traniger  S)et)otion,  aber  il^re  Saaten  ftänben  mit  il;ren  SBorten  im 
SBiberfpruc^ ;  obwol^l  fie  überzeugt  wären,  bafe  ber  Surfür ft  fie  bei  un^ 
gelimitirter  ©ewiffenöfreil^eit  maintenireii  würbe,  wollten  fie  il^m,  waö 
il^m  als  Sanbeäl^errn  jufiänbe,  bur(^  CoUigatmieii  gleic^fam  abbringen, 
fie  follten  fi(^  ni(ä^t  t)on  einem  ober  bem  anberen  wiberwärtigen  Äopfe 
i)erfül^ren  laffen  unb  fic^  lauten,  etwaö  ju  unternel^men,  wa§  gegen  bie 
furfürftlic^en  §ol^eitöred)te  i)erftie6e."  —  SDie  ©tänbe  f($einen  Ijiierburd^ 
eingef($ü(^tert  worben  ju  fein  unb  ein  weiteres  SSorgel^en  aufgegeben  ju 
l;aben ;  ber  ^aftor  ßolberg  aber  fül^ile  ben  l^off nungölof en  Äampf  weiter, 
bis  er  „wegen  feiner  gefäl^rlid^en,  weitauöfel^enben  Sieben"  unb  wegen 
eines  nid)t  ju  wieberl^olenben  crinifdien  älusbruds,  ben  er  auf  ber  Äanjel 
gegen  einen  jur  reformirten  Äird^e  Uebergetretenen  gebrandet  l^atte, 
1675  feines  2lmtes  entfefet  würbe  mit  bem  Sefel^le,  binnen  ac^tSBod^en 
bie  furfürftlid^en  ©taaten  ju  räumen.  6r  ging  nad^  ©tettin  unb  erl^iett 
1677  eine  ^^rofeffur  ber  S^eologie  in  ©reifswalb  unb  bas  ^aftorat 
an  ber  bortigen  aJiarienfird;e.  3lls  ber  Äurfürft  1678  ©reifswalb  ein- 
nal^m,  mufete  er  aud)  t)on  l^ier  wei(^en.  ©rft  1686  würbe  er  wieber 
in  biefe  ©teile  eingefefet,  er  ftarb  fc^on  1687,  65  Saläre  alt. 

3Kit  ber  SSerlegung  ber  SRegierungSbel^örben  nad^  ©targarb  nal^m 
bie  3aljl  ber  SDlitglieber  ber  reformirten  ©emeinbe  ob,  mi^  war  il^r 
bie  l^äufige  Slbwefenl^eit  il^rer  ^rebiger  in  anberen  pommerfd^en  ©täbten 
nai^tl^eilig.  2lls  fid)  gegen  baS  ©nbe  bes  Scx^tl^unberts  mel^rere  fram 
jöfifdje  9iefügioS  in  ßolberg  nieberliejsen,  würbe  1699  aud^  ein  fram 
jöfifdjer  ^rebiger  angeftellt,  ber  jeboc^,  weil  bie  franjöfifc^en  SRefor- 
mirlen  meiftens  ber  beutfd;en  ©prad^e  funbig  waren,  fd^on  1700  einem 
?lufe  \nSj  ^olen  folgte.  —  9tod^  längere  Seit  weigerte  fid;  ber  Statl^, 
bie  9ieformirten  ju  ftäbtif(^en  2lemtern  jujulaffen;  erft  griebridj)  SEBils 
l;elm  I  erjwang  bie  Slufnal^me  eines  3teformirten  in  \>t\\  9latl;. 


—    433    — 

Sn  I^Ö^ereni  ®rabe  no(^,  als  in  feinem  93erl^atten  gcßen  bie  9{e- 
formirten,  fe^rte  ber  ^aflor  ©olberg  bie  ganje  §ärte  nnb  Unbulbfani:= 
feit  feines  SBefenö  bei  ©elegenljeit  eine§  §ej:enprojef)e§  l^erau§,  weiftet 
im  Seilte  1675  ßolberg  in  bie  größte  Slnfregung  Derfefete. 

SBon  §eyenprojeffen  in  ßolberg  qu§  älterer  3eit  ift  wenig  be- 
fannt  3m  Saläre  1527  rourbe  (€tabtb.)  bie  ^ytan  eineö  ^^eter  Änafe 
wegen  3auberei  nnb  gnberer  SDJiffet^Qt  in  ba§  ®efängni§  gefefet,  wo 
fie  ftarb.  Stuf  93itten  ber  SSerwanbten  würbe  i^r  jebod;  ein  (^riftli(^e§ 
33egräbni§  vergönnt.  S)ieö  ift  ber  einjige  ans  älterer  Seit  überlieferte 
gaU.  S)o(ä^  ift  baranö  nid^t  jn  fd^liejsen,  bafe  ßolberg  bem  gemeinfamen 
Scä^idEfal  entgangen  ift,  ba§  l^ier  ni($t  anc^  m^  ^e^en  gefpürt,  gefol== 
tert  unb  gebrannt  worben  ift.  3m  3a5te  15U9  l^ielt  ber  ©eneral- 
fuperintenbent  S?enebiger  eine  SBeäperprebigt,  worin  fonberIi($  bie  §ei^en 
jnr  33u6e  ermaf^nt  würben.  ®ine  grofee  Sranblnft  l^atte,  wie  äufäHig 
erl^attene  Slusjüge  anö  ben  ©eri^tsacten  jeigen,  baö  ©olberger  Stabt^^ 
gerid&t  in  ben  3cil^ren  1672—75  ergriffen;  bamalö  mag  baö  Utiwefen 
in  ßolberg  feinen  §öl^epunct  erreid^t  l^aben. 

3m  3al^re  1672  erlitten  juerft  jwei  Sauberinnen  au§  bem  6apitelö= 
borfe  ©arrin  ben  g^euertob,  etwas  fpäter  würbe  bie  alte  ^eter  3Jlewefd)e 
aus  ©olberg  eingesogen,  ftanbl^aft  leugnete  fie  baö  S?erbred^en  ber  3au= 
berei  trofe  jweimaliger  gfolterung;  fie  ftarb  an  ben  ^Jolgen  ber  9JJiJ3' 
l^anblung  im  ©efängnig,  unb  i^r  fieib  würbe  t)om  33üttel  J^inauöge^ 
fci^leppt  unb  am  SSranbpfal^l  beerbigt;  ben  S8efd^lu§  mad)te  in  biefem 
3a^re  nod^  eine  ^e^e  auö  ©arrin.  3m  3ciiire  1673  beftiegen  nur 
brei,  eine  alte  '^xau  auö  SRednin,  ein  ©d^neiber  auö  ©arrin  unb  Slnna 
Älofen  auö  ßolberg,  wegen  Sauberei  ben  §oljfio§;  aber  im  folgenben 
3a]^re  fteigerte  fid^  ber  Sßerfolgungöeifer:  im  gebruar  waren  jwei  arme 
SBauernweiber  auö  §enfen]^agen  eingebogen,  Srine  ©aßen,  bie  g^rau  beö 
Ärügerö,  unb  SKaria  ©aßen,  3.  Sangeö  (g^eweib,  ©efd^wifterfinbev, 
i|inen  folgten  nod^  im  Slpril,  SWai  unb  3uni  t)ier  auö  bemfelben  S)orfe, 
weld^e  ol^ne  Sweifel  burd^  bie  S3efenntniffe  jener  mit  in  baö  ©lenb  ge- 
riffen  waren,  fo  ba§  auö  bem  einen  S)orfe  in  turjer  Seit  fed^ö  SJJen- 
fd^en  ,,brennen"  mujsten. 

3)aö  fanatifd^e  SSorge^en  gegen  bie  unglüdEtid^en  Seute  l^atte  bodi; 
bei  einer  fteinen  Sal^l  benfenber  fiöpfe  in  ßolberg  Slnftoß  erregt,  vox 
atten  nal^m  fid^  ber  SWector  unb  SBeöperprebiger  SBaleriuö  Safd^ß  (f.  i'^bev 
i^n  ßap.  21)  berfelben  an  luib  erftärte  laut  unb  öffentlid^  baö  5l?er* 
fal;ren  gegen  fie  für  ^art  unb  ungered^tfertigt.    2)er  flnftere,  gemütl^lofe 


—    434    — 

®iferer  ©olberg  baöegen  war  für  ba§  firengfte  SBerfal^ren  gegen  bie 
§eEen,  unb  fc^werlid^  tl^ut  man  if)m  Unte(^t,  wenn  man  bie  gefteigerte 
S3ranbn)utl^  anä)  feiner  ©inrairf ung  mit  jufi^reibt,  9lm  1 .  SKärj  (©onntag 
qiiinquagesimae)  gab  if)m  ber  JEeyt  Don  ber  Saufe  6l;riftt  ©elegenl^eit 
ju  TOütl^enben  2luöf äffen  ni(^t  nur  gegen  bie  ^ejen  felbft,  bie  ifiren 
Saufbunb  bräd^en  unb  fid^  beä  l^öffifd^en,  wie  beö  irbifd^en  g^euerö  mit 
9le(^t  f(|ulbig  mad^ten,  fonbern  awi)  gegen  bie,  weli^e  fi($  ber  3Serbre(^e= 
rinnen  annel^men  woHten. 

©ine  SSerbäd^tigung  t)on  ber  Äanjel  l^erab  au§  feinem  9)Junbe 
mar  ni($t  ol^ne  ©efafir  für  ben  Sef d;ulbigten ;  bennod;  trug  Safd^e 
feinen  2lugenblid  Sebenfen,  ben  il^m  l^ingemorfenen  gel^bel^anbfd^ul^  auf^ 
junel^men.  Sin  bem  SRad^mittage  beffelben  ©onntagö  in  ber  93eöperpre- 
bigt  benufete  er  feinen  Se^t,  bie  §iftorie  t)on  Äaleb,  ju  einer  [;eftigeu 
©rmieberung :  Äaleb  l^abe  tüd^t  gel^abt  ben  Sügengeift,  biefen  eckten  §öt 
lengeift,  ber  fid^  nic^t  fd^eue,  anbere  ju  üerleumben  unb  ju  t)erbä($tigen ; 
aud^  er  moffe  nid^t,  ba§  äffe  ^e^en  ftrafloö  auögel^en  foHten,  aber  mau 
muffe  einen  Unterfd)ieb  ma(^en.  ®ä  gäbe  brei  Strien  berfelben,  bie, 
meldte  fid^  irrtl^ümli($  einbilbeten,  l^e^en  ju  fönnen;  bie,  meldte  jmar 
einen  SSunb  mit  bem  Seufel  gemad^t  l^ätten,  ol^ne  jeboc^  3J?enfd)en  ober 
SSiel^  getöbtet  ju  l^aben,  enblid^  bie  boäl^aften  ^ejen,  bie  mirtUd^e  aSer= 
bred^en  begangen  f)ätten.  SRur  bie  lefeten  l^ätten  ben  2ob  i)erbient,  bie 
erften  beiben  ßlajfen  bürften  ni(^t  am  ^zhtn  geftraft  werben.  3)?an 
fielet,  Safd^e  ift  nod^  nid;t  ju  ben  erften  Cueffen  beö  Slberglauben^  ge= 
fommen,  eö  ift  nid)t  bie  ©ad^e,  fonbern  bie  blutige  ^rafiö,  bie  er  an= 
greift  unb  eingefd^ränft  miffen  miff,  bie  Sauberei  an  ft(^,  bie  erft  20  Sa^re 
fpäter  Secfer  alö  unmöglid;  nai^ioieö,  leugnet  er  —  menigftenö  im 
beginn  be§  Kampfes  —  fo  menig,  wie  ein  anberer  feiner  Seitgenoffen. 
®r  fud^te  beöl;alb  aud^  ben  Sßerbad^t  t)on  fid^  abjuwel^ren,  aU  ob  er 
eine  ©pmpatl^ie  für  baö  ^eEenwefen  l^ätfe,  unb  alö  t)iele  Seute,  entfefet 
über  baö  ©el^örte,  bie  Äirdje  t)erlie^en,  gab  er  ben  3urüdfgebliebenen 
bie  ajerfid^erung,  er  i^abe  burd^au§  ni(^t  bie  Slbfid^t,  fid)  jum  ^ktron 
ber  §ej;en  aufjuwerfen,  l^abe  e§  aud^  nicl)t  nötl^ig,  ba  in  feiner  ganjen 
SSerwanbtfd^aft  erft  einer  ber  3aubevei  befd^ulbigt  worben  fei. 
^-  SDer  ©treit  mürbe  vm  beiben  ©eiten  mit  fteigenber  Erbitterung  ge^ 
fül^rt,  über  a^t  2öo(^en  lang  mürbe  an  jiebem  ©omi-  ober  ^Jefttage 
jeber  Sejt  beimfet,  um  auf  bie  brennenbe  grage  beö  Sageö  ju  fonunen. 
Safd^e  mal^nte  jur  3)?ilbe,  ©olberg  brängte  jur  Slnmenbung  ber  äu^erften 
©trenge;  bie  ©pifee  feiner  Slusfäffe  ift  immer  gegen  Safd^e  gerid^tet, 


—    435    — 

ber  fi(|  Iciber  a\x^  burtä^  feine  §eftigfcit  fortreiten  läßt,  feine  Qwk 
®aä)e  bur(|  perfönti(^e  SSerbdi^tigung  feines  ©egnerö  ju  trüben.  9(m 
©onntag  invocavit  giebt  ba§  6t)Qngelium  von  ber  SSerfud^ung  be§ 
•§errn  buriä^  ben  STeufel,  am  Sonntag  rcniiniscere  ber  Se^^t  t)on  ber 
®en)alt  ßi^rifti  nnb  beö  ©atanö  Irefflii^e  ©elegenl^eit  jur  practifd^en 
Slnraenbung*  35ie  Starren  wären  es,  fagt  ßolberg,  bie  befonbers  üoni 
Seufel  geplagt  würben,  man  muffe  fi^  t)or  bem  ^jJatrociniren  ber  ^ejen 
lauten,  einen  SBert^eibiger  muffe  man  il^nen  jraar  geftatten,  bod^  follte 
biefer  t)orfi(^tig  ju  SBerfe  gelten,  für  bie  Slid^er  aber,  bie  iljre  SSefoI- 
bnng  befämen,  fei  eä  unjiemlid^,  für  bie  ^ejen  ju  fprecä^en,  unb  leiber 
wäre  bieö  in  ßolberg  nid^t  ungeraöl^nlid^.  ©o  fud^te  er  aud^  bie  Süd^ter, 
bie  für  ein  menfi^lid^eres  SSerfal^ren  waren,  jn  t)erbäd^tigen  nnb  einjii- 
f(^üd^tern,  um  bie  Slnwenbung  ber  peinlii^en  grage  unb  bie  SBerurtl^ei^: 
lung  ber  SlngeHagten  jU  erwirfen.  2lm  SRad^mittage  beffelben  Sonntags 
brad^te  Safere,  ol^ne  auf  ben  Seft  SRüdffid^t  ju  nel^men,  fogleid^  baö 
^e^encapitel  t)or,  weld^eö  j|a  auS)  in  ber  Si^at  ber  wirflid^e  Sejt  aller 
^rebigten  biefer  3eit  bes  ©treites  war.  ®S  fd^eint,  baß  ber  Äampf 
mit  feinem  ©egner  il^n  immer  mel^r  unb  mel^r  frei  mad^e,  baß  eine 
©(^ranfe  feines  ©eifles  nad^  ber  anbem  fiel,  immer  Wiener  unb  unge^ 
f(^euter  forberte  er,  baß  bie  ^ejen,  fiatt  jum  geuertobe  gebradjt  ju 
werben,  ben  ^ßrebigern  jur  SBefcl^rung  übergeben  werben  müßten,  ju- 
gteid^  tröftete  er  fie,  baß  aud^  fie  in  ©i^rifto  SSergebung  i(;rer  ©ünben 
ptten,  unb  als  am  ©onntage  omli  fein  ©egner  i^m  aus  ßarpjow 
unb  feines  eigenen  ©d^wiegeroaters,  bes  weitanb  ®eneral=©uperinten' 
beuten  S)r.  ©roffe's,  SBerfen  nad^weifen  wollte,  baß  alle  §ei'en,  gleid^ 
t)iet  ob  fie  ©d^aben  getl^an  ober  nii^t,  verbrannt  werben  müßten,  er^ob 
fid^  Safd^e  am  SRad^mittage,  t)on  bem  Sejl  ausge^enb  §iob  3,  17: 
„2)ie  ©ottlofen  muffen  aufhören  mit  Soben"  ju  einem  grimmigen  an- 
griff auf  feinen  ©egner.  S!)ie  ©ottlofen  finb,  fagt  er,  bie  Clamanlen, 
bie  turbatores,  bie  exactores,  bie  SDränger,  bie  böfen  S3uben,  bie 
©(freier,  bie  fiäfierer,  bie  SBanner,  weld^e  bie,  fo  il^nen  wiberfpred^en, 
fofort  t)erbammen  unb  il^re  Se^ire  für  falfd^  ausfd^reien.  3lus  feines 
feiigen  ©d^wiegert)aterS  Sractat  feien  bie  SBorte  nid^t  alle  oorgelefen, 
es  fei  l^erausgenommen,  was  für  ben  Äram  biene.  SBewal^re  ®ott,  baß 
fein  feiiger  ©d^wlegert)ater  mit  fold^en  ßlamanten  in  ein  §orn  blafen 
folle.  ©(^on  einmal  fei  ßolberg  wegen  feiner  ^rebigt  über  bie  falfd^en 
^nropl^eten  nad^  Serlln  uorgefoibert  unb  aus  bem  ßonfiftorlum  geftoßen 
unb  fd;wevlid^  o^ne  gel^eimen  SKepers  wieber  aufgenommen,  er  felb% 


—    436    — 

^offe  jwar  auf  furfürftli(^en  ©d^ufe,  wotte  aber  an^  fo  von  feiner 
Cebve  nid)t  abfielen,  unb  foHte  er  fein  Seben  bafür  laffen. 

5Die  ganje  SSürgerfd^aft  war  burd^  ben  erbitterten  Äanjelftreit  in 
bie  övö^te  Slnfreöiuig  geratl^en,  ber  größere  Sl^eil  war  mit  ßolberg  für 
ein  ftrenge§  SBerfal^ren,  baju  ängftigten  fi^recflid^e  ©eficä^te  unb  wunber- 
bare  ®rf(^inungen  beö  §immel§  bie  erregten  ©emüll^er:  f($on  frül^er 
iDar  ju  einem  Bürger  §anö  g^ranfe  in  ber  9Jad^t  ein  ©efpenft  gefommen 
unb  l^atte  il^n  aufgeforbert,  ju  ben  ^rieftern  unb  ber  Dbrigfeit  ju 
gel;en,  unb  benfelben  anjujeigen,  bafe  fie  bie  Sülenfdjen  vox  §offal^rt 
warnen  follten,  fonft  würbe  ®ott  eine  fd^were  ©träfe  über  ßolberg  t)er? 
Ijängen;  1673  mar  mäl^renb  ber  ^rebigt  baö  Sid^t  in  brei  großen 
©tüden  o|ine  äußere  Sßeranlaffung  auf  ben  SBoben  gefallen,  baffelbe 
l;atte  fid^  in  ©t.  Sttfolai  an  bemfelben  Sage  ereignet,  ein  S)orf($  mit 
blutrotl^en  gloffen  unb  blutunterlaufenen  2lugen  mar  gefangen.  SDiefe 
beängftigenben  SBunberjeid^en  benufete  ßolberg  für  feine  Smede,  man 
bürfe  fol(^e  3ei($eit,  wenn  fie  au^  natürli($e  Urfad^en  l^ätten,  nid^t  ver^ 
achten.  S8on  ®ntfefeen  ergriffen,  maren  bie  9Jlenf(^en  auö  3af(^e'ö  ^re- 
bigten  fortgegangen,  einige  l^atten  ju  §aufe  nii^t  effen  fönnen,  ein  Sud^? 
meber  mar  fo  erfd^rodfen,  ba^  il^m  ber  ganje  Seib  jitterte,  ein  Äürfc^uer 
Ijatte  bie  Äirdje  umgefel;rt  [teilen  feigen,  unb  ein  ©d^neiber  erklärte,  er 
fei  nun  50  Sa^^r  alt,  fei  bei  %ihm  unb  ^>apiften  geraefen,  l^abe  aber 
fein  Sebtag  nod;  nid)t  fold;eö  3^ed^ten,  ©d)lagen  unb  Sännen  auf  ber 
^aujel  gefel;en,  mie  in  biefer  3eit  in  ßolberg.  —  Unter  foldt)en  ©in^ 
mirfungen  fonnte  bie  milbere  9)Jeinung  nid^t  buri^bringen,  in  ber  9tad}t 
Dom  27.  3)iärj  mürbe  juerft  bie  Ärügerf^e  burd^  bie  Sortur  sinn  ®e- 
ftänbniß  gebra(^t,  mit  bem  Seufet  gebul^lt  ju  l^aben,  bie  anbern  folgten 
balb.  5Rod^  t)erfud^te  Safd^e,  menigftenö  baö  Sleußerfle  abjumenben, 
nod;  ämeimal  maßen  fic^  vox  ber  §inri(^tung  beibe  ©egner  auf  il^rem 
alten  Äampfplafe;  „nid;t  bloß  bur(^  ba§  SBort,  aud^  burd;  bie  Tortur 
mürben  bie  5D?enfd;en  befel^rt",  fagte  ßolberg,  „er  geftel^e  ben  §ej:en, 
n)enn  fie  Siuße  tl^äten,  baö  ©acrament  ju,  aber  er  mollte  nidjt  33egna- 
biguug  für  fie."  'ihä)  ben  rüdffi(^tölofeften  SKuöfällen  gegen  ben  geift^ 
lidjcn  2ronnnelfd)läger  unb  Säfterer,  ber  balb  l^ier,  balb  ba  etma§  ju= 
fammenrafpele,  nidjtö  au§  bem  ©runbe  gelernt  l^abe,  ber  bie  ^^affionö:: 
gefd;idjte  benufee,  um  fromme  Seute  aufjureijcn,  mieö  Safd^e  nod^  einmal 
am  1.  3lpril  an^  ber  SBibel,  an^  ber  SCernunft  unb  am  miffen- 
fd^aftlid^en  ätutoritäten  na(^,  mie  ungerechtfertigt  bie  §inrid^tung  fei^ 
Slber  vergebens.    2tm  4,  aipril  mürben  bie  beiben  ©efd^mifterfinber 


—    437    — 

t)or  bcm  SKül^lcntl^or  t)erbraunt;  „wie  fie  aus  einem  Stamme  geboren 
waren,  gingen  fie  auf  einem  §oIje  mieber  auö  ber  SEBelt!"  —  2)er 
^aftor  ßolberg  banfte  am  näd^ften  Sage  ber  Dbrigfeit,  ba§  fie  auf  bie 
aufrül^rerif(ä^e  Seigre  ni(^t  gel^ört  imb  bie  ^ejen  auf  ben  ©d^eiterl^aufen 
gebracht  l^abe;  er  l^atte  bie  ©enugtl^uung,  bafe  am  näd^ften  3lbenb  eine 
grofee  SWenge  ftiegenber  S)ra(^en  über  ßolberg  megjog.  SSBaö  wollte 
gegen  fold^e  SBunbererfd^einung  bie  Söerfid^erung  3afc^e*ö,  ba^  er  nichts 
auf  biefe  §immetejei(^en  gebe.  —  Äurje  Seit  barauf  würbe  bem  (Streit 
t)on  obenl^er  ein  6nbe  gemad^t. 

©(ä^on  nad^  ben  erften  ^rebigten  l^atte  ©olberg  furj  l^inter  eiu^ 
anber  jwei  S)enunciationen  gegen  3af(^e  an  baö  ©onfiftorium  in  ©tar^ 
garb  gefd^idt,  baju  ^tte  er  fid^  von  t)erfdE|iebenen  ©emeinbegliebern 
3eugniffe  über  ben  Snl^alt  ber  Safc^e'fdEien  ^rebigten  auöftellen  laffen, 
ja  biefe  aud^  aufgeforbert,  in  ber  kxxä)c  fleißig  aufjumerfen,  ba§  (3^- 
l;örte  fid^  einzuprägen  unb  ju  ^an\e  nieberjufi^reiben.  3af($e  fiatte, 
alö  er  baoon  gel^ört,  erllärt,  man  möd^te  lieber  ju  i^m  in'ö  §auö 
fommen,  er  erböte  fid^,  il^nen  aHeä  in  bie  g^eber  ju  bictiren.  SDaö  6on- 
fiftorium  fd^ien  nid^t  abgeneigt,  für  ßolberg  Partei  ju  nel^men,  Safd^e 
erl^ielt  eine  f(^arfe  inhibitio,  fic^  aUeö  ©trigilirenö,  SRefutirenö  unb 
aller  3lnjügli(^feiten  auf  ber  Äangel  ju  entl^alten,  baju  würbe  il^m  bie 
ßopie  ber  SDenunciationen,  bie  er  forbefte,  um  einen  ©egenberid^t  anzu- 
fertigen, verweigert;  aber  ein  fd^arfeö  9Jlanbat  ber  !urfürftUd^en  5Regie= 
rung,  an  bie  \xi)  3af($e  gewanbt  {|atte,  an  baö  ©onfiftorium,  wiber  ben 
Ür.  ßolberg  wegen  beä  continuirlid^en  ©d^mäl^enö  unb  ©(^impfen§  auf 
ber  Äanjel  fleiJBige  inqtusilionem  anjuftetten  unb  i^m  bei  ftrenger 
©träfe  angubefel^Ien,  ben  3af(^e  impertiirbiret  ju  laffen,  jwang  ba[- 
felbe  JU  einer  xmparteiifd^eren  §altung.  @ö  famen  mel^rere  Sefel^le  an 
ßolberg,  enblid^  ein  fel^r  gefd^ärfter,  bie  3lnorbnungen  bes  ßonfiftoriumö 
JU  refpectiren  unb  fi^  alleß  Stnfted^enö  unb  ©d^eltenö  ju  enthalten» 
SBeiben  würbe  jugteid^  ein.  ewiges  ©tittfd^meigen  auferlegt. 

S)a§  näd^fte  3iel,  bie  imglüdElid^en  SBeiber  t)om  Sobe  ju  erretten, 
Ijatte  Safd^e  jwar  ni($t  erreid^t;  aber  bod)  ift  biefer  ©treit  nid)t  oljuc 
fegenärei^e  SBirfungen  geblieben.  SDie  auöfäl^rlidf)en  3lu§jüge  an^  bem 
ßolberger  ©tabtbud^e,  bie  biö  jum  3al;re  1690  reid^en,  melben  t)on 
feinem  ^ejenprojefe  weiter.  6ö  ift  ®runb  anjunel^men,  ba|3  bie§  bie 
legten  Dpfer  beö  SBal^nö  in  (Solberg  gewefen  finb, 


—    438    — 

©citbm  baö  ßapitcl  eoangelifd^  gcmotben  unb  fein  neucd  SSer^ 
l^ältnife  jur  ©tabt  burd^  bie  SBetttäge  von  1568  (f.  ©.  320)  enbgültig 
bcftimiut  roar,  famen  tool^l  l^in  unb  lieber  jroifd^cn  il^m  unb  feinem 
alten  ©egner,  bem  Statine,  ©treitigfeiten  über  bie  ©renjen,  namentH(]^ 
ber  beiberfeitigen  geridEittid^en  Sefugniffe  Dor;  boä)  greift  es  jefet  in 
feiner  gänjliiä^  Deränberten  ©tettung  aU  einer  SSerforgungSanftalt  für 
würbige,  um  ben  ©toat  t)erbiente  SWanner,  nid^t  \mi)x  in  baö  innere 
Seben  ber  ©tabt  ein;  bie  weiteren  ©(ä^idfale  beffelben  gepren  nid^t 
mel^r  in  eine  ©efd^id^te  von  ßolberg,  unb  nur  ber  SBoHftänbigfeit  wegen 
foffen  fle  I)ier  furj  angebeutet  werben. 

3m  3<i5^  1659  erfd^ien  eine  aSerorbmmg  beö  großen  Äurfürften, 
bafe  von  ba  ab  in  ben  ©apiteln  von  ßammin  unb  ßolberg  feiner  auö 
bürgerlii^em  ©tanbe  eine  ^rälatur  erl^alten  foßle.  SÜefe  gef(|i(^tli(^ 
ni(3^t  berechtigte  S3eflimmung  erfuhr  unter  ber  folgenben  ^Regierung  eine 
SBeränberung  ju  ©unften  ber  SBürgerli(^en.  3m  3al^re  1690  famcn 
bie  ©täbte  mit  bem  ©efud^e,  bafe  biefe  gleid^  ben  Sibligen  in  ben  beiben 
ßapiteln  abmittiret  werben  möchten,  unb  ber  Äurfürft  griebrid^  III.  be- 
willigte baffelbe  anfänglid^.  ^o6)  auf  ©infprad^e  ber  ©amminer  ^rö^ 
laten  unb  ber  SRitterfi^aft,  weld^e  an^  ben  buri^  ben  gerieben  von  Co- 
nabrüd  beftätigten  ©tatuten  beö  ßamminer  ©tifts  nad^weifen  wollten, 
ba&  baö  ßamminer  ©tift  nur  für  ben  2lbel  geftiftet  fei,  würbe  bie  ©nt= 
fd)eibung  beö  ßanbeöl^errn  in  SBejug  auf  biefeö  jurüdfgenommen,  für  ba§ 
©olberger  ©tift  aber,  weil  anö)  frül^er  SürgerlidEie  jugelaffen  waren, 
mit  ber  aSefd^ränfung  beibel;alten,  bafe  biefelben  nur  ju  einer  SJfajor:: 
^^Jräbenbe  unb  au(§  nur  alternatke  mit  einem  2lbligen  jugelaffen  werben 
foHten.  SDagegen  würbe  ber  3ugeub  bürgerlid^eu  ©tanbeö  nod^  baö 
*4Jufeernin*fd^e  ©tipenbium  auö  bem  ©olberger  unb  baö  ©öfelife'fd^e  (mit 
CO  S^alern  jä^irlidE))  an§i  bem  ©amminer  ©apitel  jugeftanben. 

SDie  üerfd^iebenen  Dbliegenl^eiten  unb  3ntereffen  beö  ©apitelö 
würben  burd^  einen  ©ecretär,  ber  feit  1570  an  bie  ©teile  beö  älteren 
■Jiotarö  trat,  einen  ©pnbifuö  jur  SBal^nmg  ber  Siedete  beö  ©apitelö  feit 
1 654  unb  einen  SRentmeifter  vertreten,  ©ie  l^atten  bie  gefammte  ^ßolijei^ 
unb  ginanjüerwaltung  im  Sejir!  beö  S)omcapitelö  unb  ftanben  i^ierin 
in  amtlid^em  aSerfel^re  mit'  ber  Äriegö-  unb  3)omänenfammer  in  ©tettin, 
in  SRed^töfad^en  bagegeu  mit  bem  §ofgerid)te  ju  ©öölin. 

aSon  ber,  1732  erneuten,  a?erpflid^tung  ber  S)om]^errn,  in  jebem 
Saläre  6  3Konate  in  ©olberg  ju  refibiren,  würbe  in  ben  legten  Seiten 
be§  ©tifö  Dielfad^  SDiöpenfation  ert^eilt,  ba  bie  3Wel[irjal^l  ber  ^ralaten 


—    489    — 

biir(ä^  il^re  SEl^ätigfcit  in  ^idai^äxtAtm  m  anbete  £)rte  gebunben  war, 
unb  bie  roenigften  n)urben  in  ber  alten  ^rälatengruft  im  ßl^ore  ber 
3JJarienfir(^e  beigefefet*). 

S)aö  ßapitel  beftanb  in  biefer  ©eftalt  biö  jum  Sa^te  1811,  wo 
feine  ©üter  mit  il^ren  ^ebnngen  ben  ©taatöbomänen  einverleibt  unb 
bie  bamaligen  Prälaten  für  Sebenäjeit  auf  ^enfion  gefefet  würben,  3u 
biefen  gel^örte  ber  gel^eime  Segationöratl^  §einri(3^  g^riebrid^  t).  S)iej, 
ber  längere  3eit  preufeifd^er  ©efanbter  in  Gonftantinopel  war  unb  burd^ 
feine  Äenntni^  ber  orientalif(^en  Siteratur  auf  bie  ©tubien  ©ötl^e^ö, 
wie  biefer  felbft  fagt,  bebeutenben  ©influfe  ausgeübt  l^at  Ueber  feine 
SSerbienfte  um  bie  ©efd^ii^te  be§  ©apitelö  fiel^e  @inleitung. 

*)  3m  17.  3al^r{)unbcrt  toar  ba3  2)e!anat  bei  ben  o.  ^oberüUö  fajl  crbltd^, 
unter  ben  ©d^olaflidö  fmb  in  berfelben  3eit  gmci  aue  ber  gamilie  o.  S^raunfd^roeig. 


|ie«n«hnlw  (Capitel 

Umgrftflltuitg  ber  ftSlitifc^en  Serfoffnng  itnter  hn  ASitigen  tnfbrt(|  I. 

unb  ^riebridi  St(f|tlut  L,  9tatt|l|äuMid)e8  »eglcment  1717. 

StnbtDcrfaffung  unb  l^atibelSuerpUiiiffe  iu  birfcr  3cit 


aSar  unter  bem  branbenburgtfi^cu  SRcgtmcntc  ben  pommcrfiä^en 
Stäbleu  junöci^ft  il^re  conimuuale  ©elbftftänbigfeit  flelaffen,  fo  ftaub 
ho^  bie  alte  ©tabtüerraaltung  mit  i^ver  üerfc^raeuberifd^en  SBirtl^fiä^aft 
ot)ne  bie  a[5erpflid)tuu9  ju  ftreuger  Sieiä^enfc^aftäablegung  ju  fel^r  im 
2Biberfpru(^e  mit  ber  SSerroaltuugötüeife  eiuer  SRegieruug,  bereu  §aupt= 
augenmerf  jOrbuuug,  ©parfamfeit  uub  geroiffeuljafte  SBerwenbung  ber 
a)iittel  bcö  Staats  war,  al§  bafe  fie  fid^  auf  bie  J'auer  vox  iljr  l^ätte 
betjaupteu  !önueu.  3lo^  iu  ber  legten  SHegieruugöjeit  beö  großen  Äur= 
fürfteu  (iui  Saläre  1685)  tuar  beöl^alb  eine  genaue  Uuterfud^uug  beö 
ge{amniteu  9iat]^l;auöit)efeu§  ber  ponnuerfdieu  ©labte,  wie  fie  bereits  iu 
bcu  märüfdjeu  ©labten  ausgefül^rt  mar,  augeorbnet  uub  balb  barauf 
in  einjelnen  ©labten,  mie  ©targarb  unb  ©tolpe,  auf  betrieb  ber  Sür^ 
gevfd)aflen  felbft,  mel(^e  mir  \\o(i)  auf  biefem  2Bege  eine  §ei(ung  bes 
gauj  äerrüllelen  ©emeiniüefens  I)offten,  in§  2Berf  gefefet  morben.  Salb 
uacl)  bem  2obe  be§  großen  Äurfürften  fam  aud)  ba§  bis  bal^iu  »er^ 
fd)onle  Gülberg  an  bie  9M^e:  am  4.  SDegember  1688  erging  t)OU  ber 
neuen  ^{egienmg  bie  3lnmeifung  au  ben  ßolberger  SRatl^,  bie  Äämmerei- 
regifter  beö  Dergcingenen  imb  ben  @tat  beö  näd^ften  Sciljreö  binnen  t^ier^ 
jclju  Sagen  einjufenbeu,  mibrigenfallö  fie  ber  Sanbreiter  abforberu  werbe. 

9?id)lö  mar  bem  9iatl^e  t)on  jefjer  firmerer  geworben,  alö  frembe 
aiugcii  iu  feine  Sled^nungen  fe^en  ju  taffeu.  §atte  er  fidj  nur  mit 
aiUberftreben  baju  t)erftanben,  baJB  ber  2luöfd^u6  eine  oberfläd^lid^e  Prü- 
fung berfelben  Dornafjm,  fo  fd)ien  if;m  bie  neue  gorberimg  ganj  uuper- 
trtiglidj  mit  feiner  (S^re,  ber  ©tabt  ^rioitegien  unb  ber  Obsermncei 
nie  feien  Vie  3iegifter  ober  ber  ©tat  einem  principi  por^elegt,  bei  ber 


—    441     ~ 

errii^tung  bes  5luöf$uffeö  fei  t^m  bie  felbfiftdnbtöe  3lbmlntfiratton  von 
neuem  befiättgt,  baö  ilrebünjefen  befinbe  ftd^  in  beflem  Suftanbe,  unb 
bie  Sürgerfiä^aft  l^abc  feine  Älage.  ®r  wanbte  fi(3&  beöl^alb  an  bie 
UniDetfttät  JRoflod!  mit  ber  Slnfrage,  ob  er  jur  ©birung  feiner  die^ 
gifier  t)erpPi(]^tet  fei,  erl^ielt  aber  bie  wenig  tröftlid^e  Slntoort,  baj^  bie 
Seit,  StppeUation  einjulegen,  allem  SSermutl^en  nad^  f(^on  t)erfiri(ä^en 
wäre  unb  bafe  i^m  ni(]^tö  übrig  bliebe,  als  pd^  unmittelbar  an  ben 
Äurfürften  ju  roenben  unb  um  SWemebirung  feiner  grammina  ju  bitten. 
SDie  furfürfiliiä^e  Slegierung  fonnte  biefe  um  fo  el^er  bei  ©eite  legen, 
ate  bie  grammina  beö  Sluöfd^uffeö,  ber  aufgeforbert  mar,  fid^  über  bie 
Sage  ber  ©tabt  ju  äußern,  faum  einen  ^unct-  ber  ftäbtif(3^en  SBermafc 
limg  ungctabelt  liegen. 

S?on  ber  bloßen  93eaufft(ä^tigung  ging  bie  SRegierung  balb  ju 
9Raßregeln  über,  meli^e  eine  Umgefialtung  ber  allen  ftäblifd&en  ©inrid^- 
tungen  vorbereiteten,  ©ie  betrafen  junäi^ft  ba§  Snnungömefen.  „SBenn 
bie  ©täbte  §intetpommemö  —  fo  lautete  ein  ®rlaß  ber  ^Regierung 
t)on  1694  an  alle  ©täbte  biefeö  Sanbeö  —  no(^  immer  öbe  unb  müft, 
jum  Sl&eil  nod^  fcä^led^t  bebaut  unb  mit  ©trol^  gebedt  mären,  XQznn  fie 
fid)  mit  ben  märfif(]^en,  bie  tägli(^  jimäl^men  unb  fi(3^  mit  aWenfd^en 
fußten,  ni(ä^t  meffen  fönnten,  fo  fei  baran  nid^t  ber  Sauf  ber  Seit,  mie 
man  bort  flage,  fonbem  bie  t)ielfa(^en  Unorbnungen  in  bzn  ©täbten 
©d^ulb ;  bef onberö  nadEitl^eitig  feien  bie  gefd^loffenen  Innungen,  moburd^ 
bie  SWal^rung  mie  burd^  ein  3Wonopol  unter  menige  getl^eilt  werbe,  barin 
follten  Slenberungen  eintreten;  fo  muffe  junäd^ft  ba§  SBürger^  unb  ÜRei^ 
ftergelb  regulirt  werben,  meld^eä  ben  SBürger  abfd^redfe,  fid^  nieberju- 
laffen  ober  il^n  mn  tornl^erein  in  feiner  9?al^rung  niinire."  Sem  folgten 
balb  SBerorbnungen  jum  ©d&ufe  ber  ^anbmerler  gegen  imgebül^rlid^e 
Grpreffungen  ber  ©emerfe,  ©ntjiel^ung  beö  aWeifterfiüdfö  unb  anbere  er= 
fd^merungen  beö  SReiftermerbens.  ©o  mol^ltl^ätig  biefe  Sefeitigung  alter 
aRifebräud^e  für  baö  3luffommen  ber  jungen  SReifter  mar,  fo  erfdiieu 
fie  bod^  ben  alten  Sunftmeiflern  ate  ein  miHfürli^er  Gingriff  in  bie 
guten  alten  3unftred&te  unb  erroedte  bei  i^nen  b'affelbe  SRißbe^agen, 
meld^es  fd^on  bie  Äaufmannöawnft  an  ben  Sag  gelegt  l;atte,  ald  bie  SRe= 
gierung  1690  ben  3iefugi6§  ^orfennri  tmb  ^aul  be  ©t.  3lubin  auf 
10  Saläre  baö  Privilegium  ertl^eilt  l^atte,  ju  Golberg  eine  ©eibenmanu^ 
factur  anzulegen  unb  i^re  SBaaren  joUfrei  auöjufül^ren. 

©päter  fam  aud^  bie  ©tabtoerfaffung  an  bie  Steige,  unb  eine 
3nftniction  für  bie  Äämmerer  vom  Saläre  1711  grif(  fd^on  i^diax^i^ 


—    442    _ 

bett  I^erf8mmli(]^en  ©(^tenbrtan  ber  aSerwaltung  ein:  „mit  befonbcrcnt 
SBefremben,  l^ci^  ed  unter  anberen  bartn,  l^abe  bie  Sießterung  wal^rgej 
nomtnen,  ba^  ein  boppelteö  SRegifter  ber  ©innal^men  unb  Sluögaben  ge^ 
fü^rt  töerbe,  ein  grö^ereä  von  bem  tüortl^abenben  öürgermeifter,  ein 
fleinereö  t)on  bem  Äammerer*),  in  3ufunft  foHe  nur  ein  JRegifter  ge- 
l^alten,  alle  ©pecialf äffen  obgefd^afft,  ni(^tö  ausgegeben  werben,  roaö 
nic^t  i)otn  ganzen  ^iatl^e  befd^lojfen  fei/'  ®in  befonberer  (Srlafe  fd^ärft 
bie  genauefte  Beobachtung  ber  Snftruction  ein,  ber  SRatl^  foll  t)on  il^r 
„ni(3&t  einen  9?agelbreit  abgelten,  an^  nid^t  bie  geringfte  ©ppofition  ba- 
wiber  fpüren  laffen,  wenn  er  fid^  ni^t  blofe  geben  wiH,  baj3  er  eine 
pflid^tgemä§e  Slbminiftration  ber  ©tabteinfünfte  l^affe,  woburdt)  er  ber 
fönigli($en  Ungnabe  verfallen  würbe."  2lud^  baß  Suftipefen  erl^ielt 
bur(3^  bie  SSerörbnung,  bajs  bie  Sürgerrei^tstage,  bie  fonft  nur  ju  fed^ö 
Seiten  im  ^(i^u  ftattfanben,  an  jebem  35ienötage  gel^alten  werben  foHlen, 
eine  l^eilfame  aSerbeffenmg. 

^r\bt^  Sllleö,  was  unter  ber  Stegierung  beö  erfteit  Äönigö  von 
^reufeen  na($  biefer  @eite  l^in  gefd^al^,  war  nur  ein  SBorfpiel  von  bem, 
was  ber  ©tobt  unter  feinem  9la(%foIger  bet)orftanb. 

SBor  ber  unumfd^ränften  SUJad^tfüHe,  weld^e  g^riebrid^  SBil^elm  I. 
nad^  ber  2lnf(^auung  feiner  Seit  bem  Äönigtl^um  beilegte,  waren  bie 
t>erbrieften  Privilegien  frül^erer  Seit  wertl^lofeö  Pergament,  nur  buri^ 
innem  SSBert^  unb  praftifd^e  SBraud^barfeit  l^atten  fie  in  feinen  3lugen 
ein  SRed^t  ju  weiterem  SBeftel^en,  [xe  würben  mit  rüdEfid^tölofer  ©dEiärfe 
befeitigt,  wenn  fie  ben  SBebürfniffen  ber  ©egenwart  wiberfprad^en. 

S)ie  Sefd^werben  ber  ßolberger  Sürgerfd^aft  über  Unorbnungen 
in  ber  g^ül^rung  ber  SRegifter  boten  bem  Könige  eine  gute  §anbl^abe, 
balb  naä)  Slntritt  feiner  3iegierung  eine  neue,  burc^greifenbe  Unterfu^ 
d^ung  ber  ftäbtifdEien  SBerwaltung  anjiiorbnen.  ©ie  würbe  auf  Unfoften 
ber  ©tabtfaffe,  weld^e  bafür  400  S^aler  ju  jal^len  l^atte,  von  einer  be^ 
fonberö  baju  ernannten  Sommiffion  gefül^rt  unb  bedfte  nun  Uebelftanbe 
in  großer  Sal^l  auf.  3^t  folgte  fofort  bie  Slnweifung  an  ben  SRatl^, 
ein  3ttt)entar-  ober  Sagerbud^  fämmtlic^er  ®üter  beö  9?at]^l^aufes  unb 
ber  ©tabt,  unb  im  fotgenben  Saläre  (1714)  aud^  ein  Sßerjeic^nig  ber 
@el;älter  unb  2lccibentien  aller  Slatl^ömitglieber  aufjunel^men  unb  eim 

*)  ©c^on  fcül^  roerbcn  SSürgcrmctfter*  unb  ^ämmererregiftcr  neben  ein- 
anbcr  genannt;  ber  Unterfc^tcb  beruht  njo^l  urfprünglic^  auf  ber  ©d^cibung  oon 
fRai^^  ober  ©tabtöctmögen  unb  etgentlt^em  ©emeinbeoermögen,  ifl  aber  in  ben 
erpaliemn  SttQlftmt  feit  Sluegang  bed  16.  Saljrl^unberte  ntc|t  mel^r  ju  erfennen. 


—    443    — 

jufeuben.  S3ctbe  Slctenftürfe  geben  in  aSerbinbttttjj  mit  ben  ©rgättjungen, 
roel^e  baß  ratl^l^äußli<ä&e  Sieglement  von  1717  bietet,  ein  l^inreid^nbeö 
SKaterial,  um  eine  Sßorfiellunö  von  ber  SBefd^affenl^eit  ber  ©tabtoers 
maltung  in  biefer  3eit  ju  gewinnen. 

2)er  diati)  beftanb  in  jener  Seit  nur  nod^  aus  16  3WitgUebern. 
S)ie  ©el^älter  betrugen  —  „fo  mel  bem  SRatl^e  erinnerlich"  — 

1)  für  ben  birigirenben  (eingel^enben  f.  ©.  71)  Sürgermeifier  an 
©alar:  273  p.,  aus  ber  3Käl^le  48  fl.,  5  ®renj  §oIj,  iebeö  ju  9  fl.; 
an  Sibalien:  t)om  §oIjt)ogte  ju  §en!enl^agen  1  2ld^tel  SButter,  ebenfo 
vid  unb  1  §ammel  t)om  SSerwalter  im  Suffenwinfel;  von  benS3a«ern 
in  §enfen]^agen  9—10  S^aler,  wovon  bi?  §älfte  iebod^  ber  ©ecretär 
erl^ielt,  von  ben  9ioffentinf(]^en  10  S^aler;  aus  bem  SBeinfeffer  10  ©toff 
ai^einwein,  „bie  niiä^t  auöreid^ten,  um  bei  ber  mannigfaltigen  Sufpra^e 
e^renl^alber  immer  ein  ®laö  SBein  t)orjufefeen" ;  bie  auf  100  Später 
bered^netc  greii^eit  von  allen  abgaben,  bie  il^m  frül^er  ijuftanb,  war 
bnxS)  bie  einfü^rung  ber  SKccife  aufgel^oben;  aud^  baöguber§olj  mar 
il^m  entzogen,  welches  il^m  fonft  affmöc^entlid^  vox  bie  Sl^üre  gefal^ren 
mürbe,  mäl^renb  bie  5Berpfli(^tung  geblieben  mar,  für  bie  2)iener  unb 
SBä(ä^ter  eine  marme  ©tube  unb  geuer  auf  bem  §eerbe  }u  l^alten.  3ln 
ungemiffen  ätccibentien  erl^ob  er:  bei  ©rtl^eilung  von  ßertiflfationen, 
2ltteften  u.  bergl.  für  baö  größere  ©iegel  1  fl.  12  yff,  für  baö  !leincre 
1  fl.;  von  iebem  guber  3Wolben  unb  ©(^aufeln  1  ©tüd;  von  ben  an- 
tommenben  SQBafferbrennem,  Snben,  Äleinfrämem,  ©laöträgern,  öuadE- 
falbem  u.  f.  m.  für  bie  Prüfung  ber  ^äffe  mitunter  ein  ®laö  ungarif(^ 
SBaffer,  etmaö  ^Papier,  ©d^eeren  ober  3Keffer;  von  bem  frif(%en  ©tranb« 
Ijering  von  jebem  89oote  1  2BaIl  (80  ©tüd),  ju  3  yff  bered^net;  von 
hm  Säuern,  bie  §olj^  unb  ©traud^jettel  l^olten,  nad^  advenant  1  ©tiege 
eier,  1  ober  2  §ül^ner  ober  1  ®anö;  von  bem  §ol}t>ogte  jur  SBolfö- 
fu^le  einige  ®änfe  ober  einige  ©toff  §onig;  von  jebem  Snftmann  in 
Seftin  1  SBunb  SBefen;  von  jebem  ©(^lä(ä^ter,  welcher  einen  ©(^arren 
l^ielt,  1 1  ^funb  Salg.  —  g^ür  biefe  ©innal^men  l^atte  er  aber  ani^,  wie 
er  flagte,  07wa  unb  labores,  bie  fid^  mit  wenigem  ni(^t  fürftellen 
liefen;  bie  ganje  ©tabt  miffe,  bajs  er  Sag  unb  3lad^t  Unrul^e  unb  faum 
Seit  jum  ©ffen  unb  jum  ©d^lafen  l^abe,  baju  mürben  an  il^n,  wie  an 
feine  ßollegen,  Slnfprüd^e  gemad&t,  bie  fid^  gar  nii^t  in  3le(^nung  bringen 
liejsen:  fo  müjsten  fle  ©onntagö  bie  SJiener  fpeifen  unb  il^nen  aud^  an 
SlHtagen  mand&e  Äanne  33ier  unb  manches  ©tüd  SBrob  Derabreid^en, 
SJBei^nad^ten^  gaftnad^^  JOftem  V^vlo  ^fingften  ipftrben  fie  von  ben  Äunft^ 


~    444    ~ 

pfcifcm,  S!Bä(ä^tem,  3»ü]^renburf(]^en,  ©aljwciftcm,  %Vi^tm,  Jrommet 
fd^Iägem  u.  f.  w.  angefprod^cn,  tnüfeten  überl^aupt  ble  S3cutel  ftetö 
offen  l^aben. 

2)  SDer  beififeenbe  unb  auögel^enbc  SBürflcrmeifter  fianben  in  il^ren 
einnal^men  gleii^.  Sebcr  l^atte  an  fefiem  ©el^Qlt  173  ft.,  4  ®rcnj  §oIj 
iu  36  fl.  unb  12  ©toff  gt^einwein  ju  4  ft.  12  /?  gcredinet;  mit  bem 
birigirenben  Sürgermeiftcr  tl^eilten  fie  an  aiccibcntien :  bic  Slufgunft, 
weld^e  bie  aSerroalter  bei  Uebemal^me  ober  SQBieberoerpad^tung  ber  ©tabfc 
guter  gaben  im  bur(]&f(|nittli(3^en  betrage  von  9—10  Sl^alern  jä^rli^ 
bie  ©trafen  t)on  aSerroaltem,  Ärügem,  ©<]^mieben  unb  ©d^afern,  bie 
wenig,  mitunter  Saläre  lang  gar  nid^tö  einbrachten,  oon  ben  SSerwaltern 
ju  §enfen]&agen,  SuHenwinfel,  bem  aWann  auf  ber  SBolföful^le  erl^ielten 
fie  für  „Sienfiätten"  jufammen  10  p.,  von  bem  Sud^fül^rer  im  Sal^rmarft 
6  ff.,  unb  von  einem  ^txoa  fx6)  einfinbenben  S5ilber!rämer  18yff  bis  1  p. 

3)  S)er  abminifirirenbe  Kämmerer  l^atte  ate  ©alar  100  p.,  an 
SBiefengelb  31  p.  12  yff,  3  ®renj  §oIa  unb  für  jeben  £)fen  Siegel,  ber 
gebrannt  würbe,  noä)  1  ©renj,  ©d^reibegelb  für  iebeö  §unbert  Sieget 
1  ß.    a)aö  ©e^alt  ber  anberen  Äämmerer  ip  nid^t  angegeben. 

4)  Seber  ber  ©enatoren  erl^ielt  als  orbentlidie  ßinnal^me  50  p., 
3  ®renj  §oIj,  15  p.  gifd^gelb  vom  Sad^sfange,  bem  3Wül^(en:=  unb 
a}?afeferteid^  unb  für  H  ^aUx  SBein  aus  bem  Sflat^öfetter. 

©nblid^  tl^eiltcn  fämmtlid^e  9?atl^§mitglieber  nod;  unter  fid^  ben 
3?eP  ber  jäl^rlid^en  ^ad^t  für  ben  Sad^sfang,  weld^e  bamafö  225  f{. 
betrug,  baö  Jif^Ö^ib  von  ber  großen  3WüljIe  im  betrage  oon  80  p. 
jäl^rlid^,  bie  von  bem  ^äd^ter  nad^  ber  9?eid&lid;feit  beö  ^angeö  auf 
guten  ©lauben  bered^neten  ©innal^men  oom  Sad^öfange  bei  ber  f(einen 
SiWül^le,  com  3talfang  an  ber  ©d^Ieufe  unb  oom  Jieunaugenfange  unb 
baö  SBiefengelb  von  bem  3)?afef erteilte  in  ber  §öl;e  t)on  21  p.  — 

3u  biefen  ©innal^men  famen  no(^  bie  §ebungen,  roeld^e  hm  ©ena= 
toren  alö  Sßerraaltem  ber  jal^lreid^en  Siebenämter  juftanben.  6§  gab 
bereu  in  biefer  Seit  folgenbe: 

1)  SDie  4  .§afenprot)iforen,  2  aus  bem  3?atlje  unb  2  an^  ber 
33ürgerfd()aft;  i^nen  lag  ob  bie  Sered^nung  ber  ^afeneiunal^men  unb 
ber  2luögabeu  für  bie  im  §afen  unb  am  ©trome  biö  jur  ©d^leufe,  an 
bem  SDanmi  unb  ben  SBrüdfen  am  ^fannf(^miebentf;or  nötl^igen  Söauten 
unb  bie  J^erwaltung  ber  §afenjuftij.  3ln  ©e^alt  erijielt  jeber  8  p.  unb 
bie  geringen  ©trafgefäHe  im  Setrage  von  2—3  Spatem,  aujserbem  bie 
hiben  „ratj^enben"  SWitglieber  (iebeö  3Wal  ein  ©enator  unb  l  Sürger) 


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von  iebcr  Saft  bcr  au§geljcnben  SBaareii  1  S.  ß,  im  ©anjen  15  bis 
25  S^alet  (fo  baj3  bie  Sluöful^r  in  biefer  Seit  nid^t  bebeutenb  geraefcu 
fein  fann),  von  jebem  neu  fid^  fefeenben  gif(^er  1  SSiertel  gefaljenen 
SJ)otfd^e§,  tjoni  ©tranbl^ering,  ber  int  §erbfte  juroeilen  an  ba§  %^'6x6)m 
Um,  1  SBaH,  enblid)  ftanb  il;nen  ba§  dit^t  ju,  „auf  ber  3Künbe  bei 
ber  arbeit  ein  ©tücfdjen  Srob  unb  einen  Srunf  SBier  auf  ©tabtfoften 
ju  fid^  ju  nel^men/' 

S)ie  beiben  2Kfll^IenI;errn  bejogen  für  bie  aWül^e,  bie  Sieferung 
ber  1400  ©d^effel  an  hcn  Sanbeöl^errn  ju  beforgen,  ©(^leufen,  ©age^ 
bamni  u.  f.  w.  in  gutem  ©tanbe  ju  erl;alten,  an  SDeputat  jeber  16  Sl^aler 
unb  2 — 3  Sd^effel  Dfterweijen,  baju  ,,eine  ^>fingftcolIation",  1  guten 
2aiß  ober  1  STI^aler  t)om  gif(^gelb  unb  beibe  jufammen  von  einem 
neuen  SeJ^rjungen  2  Sl^aler.  — 

2)  SBon  ben  beiben  Seifigem*)  im  9Ziebergerid^t  erl^ielt  jeber  an 
Salar  „für  offene  Sl^ür"  2  S^aler,  beiben  jufammen  ftanben  bie  ©elb^ 
ftrafen  im  ßentgerid^te  ganj,  bei  ben  2lemtern  jur  §älfte  ju,  fie  beliefen 
fic^  anf  etma  10  Sljialer  für  jleben;  ber  ratl^enbe  ©erid^töoogt  erl^ielt 
nod^  befonbere  fleine  ©portein.  — 

S)  g^ür  jebeö  ber  beiben  ©pitäter  von  ©t.  ©piritüö  unb  ©t. 
©eorg  forgten  je  2  ©enatoren;  ftefül;rten  bie  §oöpitalregifter  unb  uer- 
loalteteu  unb  t)ert^eilten  bie  Hebungen ;  bef onberö  lag  il;nen  bie  3luf fi(^t 
über  bie  baju  gel^örenben  Dörfer  Seftin,  ©emmeroio,  ©pie,  9ioffentin, 
©imöfeel,  SBuffo«)  unb  9lemer  ob,  fie  waren  gel^alten,  raenigftenö  jwei 
SKal  im  Saläre  bie  Dörfer  ju  bereifen,  im  grü^jal^re,  mn  naä)  ber 
SBeftellung  ber  ©aat  ju  feigen,  im  §erbfte,  um  bie  ©d^eunen  ju  Difi- 
tiren  unb  ben  Snl^alt  berfelben  imS^orfbui^e  auf jujeid^nen ;  anä)  ftanb 
il;nen  bie  ®ntf(^eibung  über  ©treitfac^en  jroifd^en  ben  Sauern  ju. 
9]nr  üon  ben  SJörfern  l^atten  fie  nennenöroertl^e  (Slnnal^men,  meift  in 
^ornl&ebungen,  9taud)l^ül^nern  unb  ©änfen  mit  bem  nötl^igen  §afer  jum 
gettmad^en  t)eftel^enb,  im  SBettlje  von  10  fl.  für  jeben.  35ie  Slufgunft, 
raeldie  bei  SReubefefeung  ber  §öfe  entrii^tet  werben  foßte,  befd^ränfte  fid^, 
ba  bie  Seute  felber  §ülfe  unb  Sufd^ufe  gebraud^ten,  auf  i  ©tiege  gier 
ober  ein  „Iranfes"  §ü]^n(^en. 

*)  3um  Saläre  1598  l^cigt  e3  in  einer  (täbtifc^en  Urfunbe:  3m  SSeifcin  ber 
beiben  ^tc^tpdgte  äl'iatt^aud  p.  S3raunf4tDeig  unbS3enebict  D.^ol^enl^aufen  be« 
fd^liegt  H^  $)a!enamt  u.  f.  w,  ^iernadi)  i{t  bie  Eingabe  auf  @.  366  ftber  bad  9lieber« 
ßericftt  JU  bcric^itigcn. 


—    446    — 

4)  ®er  ^rot)ifor  beö  ©ie^enl^aufe*  l^tte  afe  ©alar  nur  „©ot 

teölol^n". 

5)  3)ad  ^ßromforat  beö  Sammregifterö,  frül^er  bem  iüngften  <Se^ 

nator  juftel^enb,  war  in  biefer  Seit  t)on  ber  Äämmcrei  übernommen; 
bie  ©innal^me  betrug  etwa  4  fl* 

6)  5Die  beiben  aWitglieber  bes  ©reoengerid^tö  (f.  ©•  367)  erl^ietten 
jeber  eine  Sonne  ©alj  unb  bie  ©trafgefätte  t)om  ©aljberße. 

7)  ®ie  2  ober  3  für  längere  3eit  erro&i^tten  ©d^olard^en,  unter  benen 
geraöl^nlid^  ein  Sürgermeifter  ober  Äämmerer  raar,  l^^tten  für  bie  Snfpeo 
tion  ber  ©(^ulen  unb  ba§  2lffefforat  bei  bem  ^atronengeriiä^t  fein  ©el^alt. 

8)  SBon  b^n  beiben  ^rooiforen  ber  ©t.  3KarienIir(^e,  1  ©enator  unb 
1  ©üljoerwanbten,  welche  ba§  Äird^en^,  ©d^ulbefotbungß^  unb  Sauregifter, 
aud^  mel^rere  Segate  oenoalteten,  erl^ielt  ber  erfte  ein  ©alar  von  32  ff.,  ber 
jroeite  l^atte  nur  ben  Sol^n  oon  ®ott  unb  frei  ©eläute  m^  feinem  Sobe. 

9)  SHe  ^rooiforen  ber  ©ertrubenfird^e,  beren  Äird&l^of  imb  ©e^ 
läute  aud^  nad^  bem  3lbbru(^e  beö  Äirc^engebäubeö  (1675)  nod^  er= 
l^alten  war,  fo  wie  bie  ber  ©t,  ©eorg-,  ©t  SRifolai-  unb  ©t.  ©pirituö- 
fir(^e  waren  ganj  ol^ne  ©alar. 

10)  S5ie  Äriegöcommiffarien  —  jebeömal  bie  4  jüngflen  ©cnatoren 
—  welche  ber  9Jlufterung  beiwol^nten  unb  alle  auf  ber  SBad^e  u.  f.  w.  vox^ 
fallenben  Srrungen  entfd)ieben,  l^atten  alö  ©alar  ni(^tö  als  „SBerfäimnüfe." 

11)  2)en  2  Slffefforen  im  gemifd^ten  ©erid^t,  vor  weld^eö  bie  ©treitigs 
feiten  jwifd^en  bürgern  unb©olbaten  famen,  fielen  mitunter  ©traf  gelber  ju. 

12)  SDie  4  ©d^afel^erren,  welche  alle  SSierteljaljre  im  2)ienfte  ab^ 
wed)felten,  platten  an  jiebem  ©onnabenb  bie  gleif^taje  feftjufefeen  unb 
burdö  ben  9Karftmeifter  an  bie  im  ©d^arren  aufgehängte  Safel  fd^reiben  ju 
Iftffen,  aud^  bie  SBrobtaje  nad^  bem  iebesmaligen  greife  ju  beftimmen  unb 
bie  S3ädfer  ju  betrafen,  beren  ©ebädf  nxä)t  üoHwid^tig  war;  als  ©alar  ^aitm 
fie  oft,  „ba§  fie  baö"§leifd^  tl^eurer  bejal^len  mußten,  als  fie  e§  tasirten." 

13)  SDie  §olj=  unb  gifd^l^erm  —  erft  vor  W  Salären  eingefefet, 
fo  ba^  alfo  baö  Snftitut  ber  ^oljl^erren  (f.  ©.  351)  wieber  eingegangen 
fein  muJ3  —  l^atten  bie  §oliungen  bei  ben  Dörfern  jäl^rlidE)  jweimal 
JU  befid^tigen,  ©d^onungen  anjulegen,  bie  ^oljoögte  ju  if)rer  ^flid;t 
anjul^alten  imb  auf  bie  SBernid^tuug  ber  argen  geinbe  ber  länbUd^en 
§eerben,  ber  äBölfe,  l^injuwirfen,  bie  in  ben  SBinternäd^ten  fid;  nod^  in 
bie  SDorfgaffen  wagten  unb  burd)  il^r  ©el^eul  bie  Sewol;ner  an^^  beut 
©(^lafe  fdjredten.  gür  bie  SSdlbungen  war  in  ben  legten  3al;ren 
©inigeö  gefd^el^en:  neu  angefäteö  g^id^tenl^olj  war  an  mehreren  ©teilen 


—    447    — 

in  gutem  SBai^ötl^um,  bo^  bie  SBerfud^e  mit  ber  Stnleßung  t)on  &^^n^, 
Sudjem  imb  ^ixUn^B^onnwQm  xx^axtn  faft  überall  mißlungen;  btc 
neu  angelegten  gif(^ereien  waren  in  ben  meiften  Seilten  iDieber  einge- 
gangen. SDaö  ©alar  biefer  §olj=  unb  gif(^I;erren  beftanb  für  jeben  in 
4  ©renj  §oIj,  einer  ^^ortion  lObft  au§  htm  3eftin*f(^en  §errengarten 
nnb  einer  Sei^ülfe  ju  ben  Sieifefoften. 

]4)  SDie  g^euerl^erren  l^atten  baranf  ju  ai^ten,  ba^  bie  Söfd^ge* 
ratl^e  in  gntem  ©tanbe  erl;alten  würben,  unb  beöl^alb  l^atte  jeber  von 
il^nen  einen  ©d^tnffel  jum  Seugl^aufe,  ©el^alt  belogen  fie  ebenfo  wenig, 
wie  bie  einige  Saläre  Dorl^er  Derorbneten  ^roüiforen  pm  SBorratl^öIorn, 
wel(I)e§  auf  bem  9tatl;l;au§boben  für  SRoH^föHe  aufgefd^üttet  lag,  bie 
©üljenbirectoren  (2  au§  bem  9iat{)e  unb  2  aus  ben  ©üljoerwanbten) 
unb  bie  in  gleid^er  SBeife  jufammer- gefegten  gelbinfpectoren  unb  ^xovU 
foren  ber  brei  Slrmenregifter* 

3ln  Unterbeamten  bef(^äftigten  bie  tjerfd^iebenen  Kollegien  5  ©e- 
cretärennb  11  SDiener:  1  ßberbiener,  1  SDiarftmeifter,  3  S3ürgermeifter=: 
unb  1  5lämmerei=S5iener,  1  SWiebergeridjtö^,  1  §afen=  unb  3  ©tabtbiener 
ober  §äfd;er,  ungerechnet  bie  SBäd^ter  unb  .S3ierfpünber. 

@ö  war  mit  wenigen  SBeränberungen  bie  altfiergebrai^te,  umftänb? 
Iid;e  SBerwaltungöweife,  bie  in  einer  Seit,  wo  bie  rei(^eren  SBürger, 
weld^e  von  ben  ©rträgen  ber  ©ülje  unb  be§  §anbel§  lebten,  eine  ©l^re 
barin  festen,  nebenbei  bie  ftäbtif(|en  2lemter  für  geringe  ©portein  ju 
verwalten,  bie  Äaffe  ber  ©tabt  nid^t  fe^r  in  3lnfprud^  nal;m,  jefet  aber 
bie  ©innal^men  berfelben  t)erf(^lang,  ol;ne  burd^  JOrbnung,  gute  aSer^: 
wenbung  ber  Witkl  unb  ©teigerung  ber  Erträge  einen  ®rfafe  ju  leiften. 
Xnxä)  bie  frül^ere  ^Regierung  waren  jwar  manche  wol^Ül^ätige  SBerbeffes 
nutgen  eingefül^rt,  bodj  l^atten  fie  ni^t  genügt,  bie  alten  ®inri(^tungen 
mit  ben  Sebürfniffen  ber  ©egenwart  ju  t)erfö]^nen*  S)ies  fonnte  faum 
auf  anbere  SBeife  erreid^t  werben,  alö  baburd^,  ba&  eine  Mftige  Slegie^ 
rung  bie  ©darauf en  ber  ^^rioilegien  hnxäjbxaä)^  au§  eigener  3Wa(^toolI= 
fommentjeit  bie  baufälligen  @inrid^tungen  umrife  tntb  neue  jwedmäjsi' 
gere  an  ifire  ©teile  fefete.  S)iefe  gro^e  Umgeftaltung  beö  SBeftel^enben 
erfolgte  in  befonberen  „ratl^^äu§lid^en  3?eglementö"  für  jebe  einjelne 
©tabt,  für  ©olberg  im  Saläre  1717  (14.  äuguft). 

einft  l^atte  ber  SJatl^,  ben  ©^nbifuß  abgered^net,  24  SKitglieber 
gejäl^lt,  unb  ba§  bamalige  Kollegium  glaulbte  mit  ©elbfljufriebenl^eit 
baranf  l^inweifen  $u  fönnen,  bafe  eö  bie  ftäbtifdpe  SSerwaltung  mit  jwei 
SDrittel  biefcr  Sai^t  beforge;  inbeffen  bem  I;auöl^älterif d^en  ©imje  beä 


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Äönigö,  weld^er  bei  feinem  SRegienmoSantritt  fofort  einen  grölen  %^dl 
feiner  befolbeten  Äamnterl^errn  unb  Äamweriunfer,  feine  ^pagen  unb 
©d^weijergarbe  entlaffen  [;atte,  mußte  anä)  bie  beftel^enbe  3al^l  von 
3  SBürgermeifiem,  3  Kämmerern,  9  Senatoren,  1  ©pnbifuö  nnb  5  ©e, 
cretären  afe  eine  fiberflüffige  Selaftung  ber  ©tabtfaffe  erfd^einen,  ,,voU 
lenbö  bie  1 1  Siatl^öbiener,  bie  nüt  i^ren  rotl^en  3Wänteln  überbiefe  aller 
SBelt  jur  SRoferie  gerei(^ten,  wären  bei  feiner  §aupt|iabt  ^argirt." 
SDie  3al^l  ber  SRatl^Smitglieber  würbe  beöl^alb  auf  2  SBürgermeifter, 
2  Äämmerer,  1  Äämmerei-ßontroKeur,  1  judex  perpetum  unb  4  ©e^ 
natoren  befi^ränft. 

SBid^tiger  no(^  als  bie  §erabfefeung  ber  Sal^l  war  bie  Seftüm 
mung,  ba^  bie  3?atl^öftellen  nur  von  fad^funbigen  3JJännern  be!leibet 
werben  foHten,  bie  in  ber  SBerwaltung  berfelben  i^ren  Sebensberuf  fan^ 
ben.  SDamit  l^örte  biefe  auf  eine  ?lebenbef(^äftigung  ber  ^atricier  ju 
fein,  fie  fam  in  bie  §änbe  Don  „ted^nifd^en  ^Beamten."  SBon  ben  4  ©e^ 
natoren  follte  ber  eine  ©tabtpl^pfifuö,  ber  anbere  Slrd&itect,  bie  beiben 
übrigen  Äauffeute  fein,  von  benen  ber  eine  ben  aSoDt,  ber  anbere  ben 
Äorn^anbel  oerftänbe.  S)er  Äämmerer  perpetuus  follte  ein  gefd^idteö 
Subjectum  fein,  ber  Uebung  im  Siei^nungöwefen  unb  in  ber  Defonomie:: 
SGBiffenf(^aft  befäjse  unb  eine  auörei(^enbe  Gaution  [teilen  fönnte',  ju 
SBürgermeiftern  burften  nur  nod^  Sied^tögelel^rte  unb  jwar  nur  bie  fät;ig- 
ften  auö  bem  (Kollegium  ol^ne  SWücffid^t  auf  baö  2)ienftalter,  wel^eö 
frül^er  gemö^nlid^  maßgebenb  gewefen  war,  gewählt  werben.  5ölit  biefeu 
5Beränberungen  fiel  natürlid^  aud^  bie  alte  ,,Umfefeung"  ber  Slemter, 
befonberö  ber  üble,  fd^on  1713  unterfagte  3JJipraud^  fort,  baß  bie  SBer- 
waltung  ber  ©tabtfaffen  bei  bejt  brei  Äämmerern  umging  unb  jeber 
ben  SReft  ber  Seftänbe  aus  feinem  SBenoaltung^jal^r  fo  lange  bel^ielt, 
bis  bie  SRei^e  wieber  an  i^n  fam,  wobei  mani^er  ber  aSerfud^ung  unterlag^ 
mit  bem  ®elbe  ber  ©tabt  ju  eigenem  SRufeen  Seil^gefd^äfte  ju  treiben. 

SDaö  Sieglement  begnügte  fid^  nid^t  mit  ber  Umgeftaltung  im  SW- 
gemeinen,  e§  gab  aud^  genaue  SJorfd^riften  für  ben  ©efd^äftögang  in 
allen  3weigen  ber  ftäbtifd^en  58erwaltung,  unb  bie  ^eftfefeiutg  felbft  ber 
aiuögaben  für  Rapier,  ©iegeEad  unb  Sinte  jeigen,  bafe  bem  fd^arfen 
Slugen  ber  ßommiffarien  aud^  bie  unbebeutenbfie  Unorbnuug  unb  aSer= 
fd^wenbung  ni(^t  entging.  S)ie  Dor  ben  SRatl^  gebrad^ten  Ba6)m  foHten 
nid)t  mel;r  burd^  ^Deputationen,  fonbern  collegialiler  be^anbelt  werben, 
unb  baö  ßoHegium  foU  bei  feinen  Sßerljanblungen  nict;t  mel;r  wie  früf)cr 
an  brei,  fonbern  an  einem  2ifd^e  fi^en,  —  2)aä  Sfliebergerid^t,  bem  alle^ 


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il^m  m^  alter  DbfcrDanj  jiijiel^enbcn  ©a$cn  t)erBlelben,  t)ern)altet  von 
iefet  an  ber  judex  perpetmis,  bod)  ntit  Sujiel^unö  t)on  aS^i  t)om  Statine 
auö  bcn  gunfjcl^nmännerii  ermäl^Iten  ©(ä^öffcn  ober  ®eri(3^töleuten  naS) 
bem  Sraud^e  anberer  ^>rot)injen.  SDiefen  föttt,  lüetl  fie  fein  ©el^alt 
bejiel^en,  ber  merte  Sl^eil  ber  ©trafgelber  jii,  bie  anberen  bret  5Biertel 
werben  ntiä^t  mel^r  üon  ben  3li(3^tern  gejogen,  fonbern  t)oti  ben  Äämme- 
rem  ju  ben  ©tabtcinna^men  beredjnet,  ebenfo  foH  e§  mit  ben  Sngen 
t)on  SBerroaltern,  ©d^afem  unb  ©utsuntertl^anen  gel^alten  werben,  beren 
©treitfa(3^en  t)on  jefet  an  nic^t  mel^r  t)on  ben  S)orf|ierm,  fonbern  t)on  bem 
ganjen  3?at^e  cntfd^ieben  werben*  Ueberl^aupt  werben  alle  5Rebenein= 
nal^men  caffirt.  2)ie  SSerftä^Ieppung  ber  ^rojeffe  wirb  bei  flrenger  ©träfe 
unterfagt,  unb  um  ber  angeerbten  ^rojefewutlj  einen  3ügel  anjulegen 
unb  ber  ©tabt  bie  fd^weren  ©erid^töfoflen  ju  erfparen,  wie  fie  nod^  in 
ber  §öl^e  t)on  1500  Sl^alern  t)or  furjer  3eit  ein  jwifd^en  bem  Slu§= 
fiä^uffe  unb  bem  SWatl^  gefül^rter  ?Proje)3  t)erurfa(^t  l^atte,  wirb  bem  Statine 
baö  SRed^t,  bie  ^rojeffe  im  SRamen  beö  SRatl^l^aufeö  ju  filieren,  ganj  ge^ 
nommen  unb  bem  Sommifforiatöfiöfal  übertragen. 

eingel^enbe  gürforge  erfäl^rt  ber  ftäbtifd^e  ©runbbefife.  Sie  2lÄer- 
werfe  auf  ben  SDörfern  follen  alle  4  Saläre  neu  t)erpa($tet,  bie  „©tabt= 
bauwerfe",  namentH(^  ber  (aud^  bamalö  no(^  in  ber  SBenbeftrafee  bele^ 
gene)  ©tabtl^of  mit  bem  baju  gel^örenben  SCdergrunbe,  ebenfalls  x)er=: 
pad^tet  werben;  bie  4  ©tabtpferbe  bafelbft,  bie  mel^r  jur  Sequemlid^feit 
beö  SRatl^ö,  alö  jum  SRufeen  ber  ©tai)t  bienen,  pnb  ju  oerfaufen,  ebenfo 
bie  ©tabtfutfd&en  bis  auf  jwei,  weld^e  bem  Statine  ju  Steifen  in  ftäbti^^ 
f(^en  Slngelegenl^eiten  Derbleiben  foDen.  SBäl^renb  au(^  bie  rec^tlid^e 
Sage  ber  fleinen  Seute  auf  bem  Sanbe  gebeffert  unb  rorgefd^rieben  wirb, 
bafe  bie  §öfe  auf  ben  Dörfern  ben  Untertl^anen  gegen  ©riegung  beö 
©rbpad^tgelbeö  erb^  unb  eigentl^ümlid^,  wenigftenö  für  bie  Äinber,  über- 
laffen  werben,  fo  ijl  bod^  fel^r  übel  t)ermerft,  ba§  bie  meiften  SBiefen 
unb  fel^r  oiel  Sanbung  t)on  ber  ©labt  abgeriffen  Ift  unb  fi(^  in  ben 
§änben  ber  2lmtöbauem  unb  ©apitelöbörfer  beflnbet.  S)er  9latl^  fott 
barauf  ad^ten,  bafe  baö  SSerlorene  für  bie  ©tabt  wiebererworben  wirb, 
unb  bie  fremben  Sefifeer  foIIen  bis  bal^in  vorläufig  ben  britten  Sl^eil 
ber  Erträge  al§  Seitrag  ju  ben  bürgerlid^en  Safien  tragen,  bie  Sled^r 
unb  SBiefen  beö  SRatl^l^aufeö  auf  bem  ©tabtfelbe,  t)on  benen  ein  flatafter 
anzufertigen  ift*),  nur  an  Bürger  t)erpad^tet  werben.  —  SDamit  bie  SBal« 


^)  9lo(^  ie|t  auf  bem  9tatl^l^aure  vorl^anbetu 


—    4^0    — 

Zungen  bcffcre  ©rträge  lieferten  unb  bte  nlte  ^oliDerrDfithmg  öu^otfe, 
foBte  eine  regelmäjgige  gorftroirtl^fd^aft  mä)  (2  (ablägen  eingefül^rt  n)erben, 
unb  ba  bie  auf  bem  ©tabttoalbe  feit  alter  3eit  nil^enben  Saften  ber 
§oljab9aben  ju  SBefolbungen  nur  einen  geringen  Sl^eil  ber  ©rträge  in 
bie  ©tabtJaffe  fomnten  liejs,  fo  würbe  baß  „ju  milbe  repartirte"  ^putal- 
©renjl^oli,  tDeld^eö  jäl^rlid)  mit  einer  ©uninte  von  750  Sl^alent  atige^^ 
fefet  war,  erl^eblii^  verringert,  unter  anbern  audj  bie  Sänge  genau  Dor^^ 
gefd^rieben,  unb  ber  ^fanbl^of  alö  ber  JDrt  beflimntt,  von  wo  jeber  fein 
©eputat  abjul^olen  l^abe. 

.S)ie  Seitung  ber  ftäbtif(|ien  Sauten  würbe,  ütn  bem  üerfd^roenbe^ 
rif d)en  58erf al^ren  unmiffenber  Äammerer  bobei  ein  ©nbe  ju  mfad)en,  in 
ber  §auptfa(ä&e  bem  ftäbtifd^en  9tatl^ö'83aumeifter  übertragen,  bie  Siegel^ 
f(^eunen,  bie  mel^r  fofteten,  als  fie  einbröd^ten,  fofften  abgefd^offt  werben, 
ba  bie  ©rbe  bei  (Solberg  fid^  wenig  jum  Srermen  eigne  unb  bie  S)äd^er 
in  ber  ©tabt  überbie§  meift  mit  l^oHänbifd^en  unb  Söbedffd^en  Pfannen 
gebedt  feien*  — 

SDen  fd^ärfften  Säbel  erfäl^rt  baö  ©rebitwefen.  Sßirb  bem  Slatl^e 
überl^aupt  eine  uerfd^wenbertf^e,  unuerantwortlid^e  SBirtl^d^aft  ©d^ulb 
gegeben,  bie  ben  Stuin  beä  ganjen  ©emeinwefenö  l^erbeifü^re,  fo  lOirb 
itjm  nod^  inöbefonbere  leid^tfinnigeö  ©(^ulbenmad^en  jum  SBorwurfe  ge- 
mad^t;  bem  fei  eö  jujufd^reiben,  ba§  bie  ©d^ulbenfinnme  jur  §ö^e  von 
102,680  fl.  angewad^fen  fei;  wie  ju  ber  geringften  ftäbtif^en  3luögabe 
bie  ©enel^migung  ber  SBel^örbe  erforberli(^  war,  fo  follten  aud;  ol^ne 
©rlaubni^  ber  ratl;l^äuöli^en  ßommiffion  in  3ufunft.t)on  i^m  feine 
neuen  Kapitalien  aufgenommen  werben.  3um  3wed  einer  gered)ten, 
bie  aSürger  naä)  SÜJa^gabe  il^res  SSermögenö  l^eranjiefienben  SSefteues 
rung§weife  wirb  bie  33ürgerf(^aft  t)om  SKatl^e  mit  Sujiel^ung  ber  ©ilben 
unb  ©ewerfe  in  6  ©teuerttaffen  eingelf)eilt*). 

©ö  ift  ni(^t  möglid^,  alle  ©irtjell^eiten  beö  SJeglehientö  üorjufü^ren, 
erwäl^nt  fei  nur  nod^,  ba§  an^  ba§  3\u\\U  unb  ©ewerbewefen  barin 
SBerüdfid^tigtmg  fanb.  ©ö  würbe  bie  Sefleffung  eineö  fläbtif d^en  ©d^orn^ 
fteinfegerö  unb  bie  SBiebererrid^tung  be§  feit  langer  Seit  eingegangenen 
©djlac^tl^aufeö  angeorbnet.  Stuf  beu  griebcn  in  ber  ©tabt  wir!te  wdl;l- 
tptig  bie  ^Bereinigung  nalje  »erwaubter  ©cwerbe,  wie  bie  ber  SoS-  unb 
geft^Säder  (Andren-  unb  SBrobbäder),  in  bereu  fünftlidjer  2lbgten}ung 


*)  ^tx  attc  gRatlj)«-,  S3ür0cr'i  ©cioevFc»  itnb  SBorftöbter  (öc^ofe  i(l  na(^  IBe« 
liiaiiptuno  beä  Solbcroer  älatje  fein  ®üterfcl)oB,  fonbem  Mojc  9{ecp0nition«0ebü5r. 


—    451    — 

ein  immcrwal^renber  2lntrteb  ju  ©Ireit  unb  ^tojeffen  lag,  unb  bie  Se= 
ftititmung,  baß  feiner  jnm  aWeifter  angenommen  .werben  foDte,  ber  nid^t 
eine  Slnjal^l  von  Salären  gewanbert  l;abe,  mußte,  inbem  fie  ben  gebo- 
renen  ßolberger  jraang,  eine  Seitlong  auö  ber  Sefc^ränftl^eit  beö  l^er= 
fömmlid;en  ©djlenbrianö  l^eranöjntreten,  einen  wol^Ul^ätigen  einPuß  auf 
SSilbung  unb  ©efc^idlid^feit  be§  ftäbtif^en  ^anbwerferftanbeö  ausüben* 
©(^on  bamalö  würbe  bie  ©rridilung'  eines  „©pinnl^aufeö  für  Iei(^tfer5 
tigeö  unb  faules  äSolf"  angeorbnet,  boc^  würbe  erft  1734  neben  bem 
1721  an  ber  ©teile  ber  alten  Söabeftube  erbauten  SBaifenl^aufe  ein  3ud^t- 
unb  3lrbeits^aus  eingerid^tet,  wo  t)agabonbirenbe  33ettler,  frembe  unb 
einl^eimifd^e,  unter  ftrenger  3ud;t,  wenn  eö  nötl^ig  wäre,  an^  mit  ^eit- 
fdjenfd^lägen  jur  3lrbeit  unb  ju  einem  regelmäßigen  2Am  angel^alten 
werben  f o  Uten.  S)ie  ©ewerf e,  namentlid^  bie  Slafd^mad&er,  würben  an^ 
gewiefen,  ben  Snf äffen  beö  §aufes  ©elegenl^eit  jur  2lrbeit  ju  geben. 

aJtit  bem  Sanuar  1718  trat  bie  neue  aWagiftratsorbnung  in  bas 
Seben.  SDer  trofe  bes  SBiberfprud^s  von  ©eiten  beö  SRatl^s  auf  Sefel^l 
beö  Äönigs  von  bem  3tegieruugSrat]^  t)on  ^obewilö  unb  bem  Dberft^ 
lieutenant  t)on  SBojI^eim  1716  militari  7nanu  in  ben  9iatl^  eingefül^rte 
ßolberger  ®arnifon-£)beraubiteur  SDh  ©d^ulfee  unb  ber  bamalige  Ääm^ 
merer  %i).  §ovpe  würben  ju  SBürgermeiftern  ernannt,  gegen  Sanbrat^ 
SBinter  unb  Söürgermeifter  Seömar,  weld^e  wegen  i^res  l;ol^en  3llterö 
jur  58erwaltung  i^rer  ©teilen  untauglid^  fd;ienen,  fo  wie  gegen  bie  übri- 
gen i^rer  Functionen  entl^obenen  SDiitglieber  würbe  babei  bie  SWttdfii^t 
beobachtet,  baß  il^nen  Sitel  unb  ©innal^me  unb  baö  9ied^t,  an  ben  SRatl^s* 
fifeungen  3lntljeil  ju  nel^men  unb  ben  SRatl^sftul^l  in  ber  Äird^e  ju  be- 
nufeen,  auf  SebenSjeit  gelaffen  wmbe.  — 

S)ie  aSerbefferung  ber  fiäbtifd^en  ginanjen,  baö  wirtl^fi^aftUij^e 
3luffommen  ber  ©tabt,  bie  ©teigetung  il^rer  SeiftungSfäl^igfeit  für  ben 
©taat  war  ber  praftifd^e  ©efid^ispunct  gewefen,  weld^er  ben  Äönig  bei 
feinen  3fleuerungen  geleitet  l^atte;  nur  in  fo  weil  würben  bie  beftel^enben 
aSerl^ältniffe  lungeänbert,  als  fie  von  biefer  ©eite  l^er  pd^  mangelhaft 
erwiefen  l;atten,  unb  es  blieb  bem  Siatl^e  bal^er  ein  großer  2^eil  feiner 
frül^eren  Sefugniffe:  bie  Suftiäoerwaltung,  bie  ftäbtifd^e  ^olijei  unb  bas 
^atronat  über  Äird^en  unb  ©d^ulen,  Snbeß  bie  flarfe  Seoormunbung, 
weld^e  bie  (im  Sa^re  1723)  neu  gefd^affene  große  ^romujialbe^örbe 
ber  Kriegs-  unb  SDomänenfammer,  bereu  JOberauffid^t  aud^  bie  ©täbte 
untergeben  waren,  burd^  ben  Commissarius  loci  (meiftens  jugleid^i 
©teuercommiffar),  ausübte,  nal^m  bod^  aud^,  wä^renb  fie  vox  ^Riitjtavk*^ 


—    452    — 

fd^iifeen  woHte  unb  ©orgc  trug,  bafe  ®innal;tiien  unb  Slusgaben  gut  Qe^ 
huä)t  würben,  beut  9iatl;e  naä)  allen  ©exten  bie  greil^eit,  na6)  eißenem 
ermeffen  ju  l^anbeln,  fie  jog  ber  cowmunalen  ©elbftftänbt^feit  fel^r  enge 
©(^raufen  unb  regte  bie  ftäbtifci^e  Sel^örbe  nidjt  jur  ©elbfttl;atigfeit  an. 
Sie  SBaIbn)irt]^f(^aft  j.  93.  befanb  fid^  nod^  1800. in  ber  alten  fd^lei^tcn 
Sßerfaffung:  ber  ©tabtwalb  brad)te  bamatö  (abgefel^en  t)on  bem  Deputats 
l^olj)  187  Sfilr.  3  Sgr.  ein,  baoon  gingen  für  S^erwaltungö-  unb  (Sul- 
turtoften  100  S^lr.  9  ©gr.  auf,  fo  baß  biefcö  alte  Äleint)b  ber  ©tabt 
il^r  nur  einen  ^Reinertrag  t)on  nid^t  ganj  87  Sl^lr.  gewäl^rte,  3lm  @nbe 
be§  Sal^reö  1 806  würbe  bie  gorberung  be§  ßommanbanten,  800  ^aUU 
faben  auö  bem  ©tabtroalbe  ju  liefern,  t)on  beni  SDiagiftrate  mit  ber  Se- 
merfung  abgelel^nt,  baß  berfelbe  wegen  feiner  fd^lec^ten  Sefi^affenl^eit 
von  ber  ©omänenfamnier  gänjUc^  gef(^loffen  fei  ^).  Sffiieberl^olt  griff 
femer  bie  Sel^örbe  eigenntäd)tig  in  ba§  ©elbflcrgänjungöred^t  beö  aJiagi^ 
ftratö  ein  unb  ernannte  Statl^öl^errn,  unter  iljnen  —  was  in  ber  immer 
nod^  ftreng  lutl^crifd^en  ©tabt  großen  2lnfto|3  erregte  —  anä)  Sieformirte, 
ol^ne  auf  bie  f($wäd^lid^en'  ^^rotefte  beö  3tatl^ö  SKücfficJ^t  ju  nel^men.  ©rft 
unter  ber  ^Regierung  griebrid;ö  be§  ®ro§en  (im  Saläre  1747)  würbe 
bem  SRatl^e  bie  freie  SBa^l  feiner  3JZitglieber  jurüdEgegeben  (f.  ba§  a?er^ 
jeid^niß  ber  SRat^gmitglieber  biefer  Saläre  im  3lnl;ange). 

S)ie  älteren  ®efdE)le(^ter  ber  ©tabt,  bie  aus  ben  Seiten  größerer 
©elbftftchibigfeit  ein  ftärferes  Sewußtfein  il;rer  ratJ^öJ^errlid^en  2Bürbe 
ererbt  Jiatten,  fonnten  fid^  in  bie  beengenbe  unb  bemütl^igenbe  ßrbnung 
nid^t  finben,  wel(^e  für  jebe  aBiberfefelidjfeit  ober  jögernbe  Sluöfü^rung 
berSefe^e  ©elbftrafe  ober  3lbfefeung^t)erf)ängte  unb  bie  (Entfernung  von 
golberg  anä)  nur  für  eine  9?ad^t  üon  ber  ßrlaubniß  beö  ßommiffariuö 
abl^ängig  mai^te.  3lu(^  burd^  bie  SBerbefferung  ber  ©el^ älter,  bie  ber 
^önig  anorbnete,  „bamit  bie  Patrkü  nid;t  gejwungen  wären,  in  anberen 
Säubern  i^re  foHune  ju  fud;en  unb  "00,%  SSaterlanb  nid^t  um  ben  SDienfl 
manches  gefdjidlen  Subjednms  betrogen  würbe",  ließen  fid)  nur  wenige 
von  il^nen  bewegen,  bie  enge  Swangsjadfe  anjulegen  unb  unter  ben 
3lugen  beö  ftrengen  33orgefefcten  g^ro^nbieitfte  ju  tl^un.  ®§  finb  bal^er 
meift  neue,  unbefannte  3?amen  an§^  ber  5>i^cmbe  §erbeigejogener,  bie 
uu§  längere  Seit  in  bem  33ürgermeifterregifter  begegnen.  2)ie  alten 
g^amilien  liaben  fid^  grollenb  jurüdgejogen. 

S)ie  ©trenge  unb  SBiUfür,  in  wetd;e  fid^  "oa^  lanbeöüäterlid^e 
SBol^lwoIIen  be§  Äönigö  ^u  Seiten  fleibete,  erregte  aud^  wol^l  in  weiteren 
Äreifen  mitunter  ftiUeö  SKißoergnügen;  baß  bie  ©tabt  von  't>^n  Ueber^ 


—    4B3    — 

fd^üffen  —  bte  fttilx^  erfi  burd^  bie  ©parfamfeit  ber  neuen  Sßerroat 
tung  mögliiä^  würben  —  Seiträge  jum  S3au  ber  ©ööliner  ©d^IoPir(3^e, 
be§  ^otsbamer  SIBaifenl^aufes,  einer  Äird^e  in  ^ot§bam  u.  f.  xo.  ju 
jal^len  angewiefen  rourbe,  empfanb  man  übel  als  wiHfürlid^en  ©ingrtff 
in  bie  ©tabtfaffe,  wäl^renb  weniger  S3ea(3^tung  fanb,  bag  j.  83.  800  ®id^en 
aus  (Stettin  jum  ßolberger  §afen  geliefert  würben,  unb  liart  ^ä)un  eö, 
als  1720  bie  t)ornel^mflen  Äaufleute  ber  ©tabt  fid^  eiblid^  t)erpflid^ten 
wußten,  bie  jungen  2tnU,  bie  aus  g^ur(3^t,  x)on  ben  SBerbem  gepreßt 
ju  werben  —  unter  il^nen  auä)  langgewai^fene  Primaner  —  \i6)  vex^ 
ftetft  ober  bas  SBeite  gefud^t  l^atten,  wo  fie  fönnten/ auffud^en  unb  an^ 
jeigen  ju  wollen;  auä)  fonnten  bei  ber  t)ielfad^en  büreau!ratif(^en  ®in- 
mifd^ung  wirfli(^e  SKi^griffe  in  ber  2lnorbnung  wol^lgemeinter  aWafere^ 
geln  nid^t  ausbleiben,  ©o  l^atte  ber  ^önig  befol^len,  in  3ulunft  bas 
ßolberger  33ier  nad^  ^otsbamer  Strt  ju  ixanm,  unb  bie  Srauergilbe 
l^atte  auf  gemeinfame  Roften  einen  ©d^openbrauer  bortl^in  fenben  muffen, 
um  bie  SBrauweife  fennen  ju  lernen.  Sa  inbe§  bas  neue  33ier  in  6ol= 
berg  ni(^t  re(^t  geratl^en  wollte,  aud^  bie  Bereitung  foflfpieliger  war, 
als  bie  alte,  fo  bat  bie  ®ilbe  um  bie  ©rlaubnife,  ju  ber  alten  SBeife 
jurüdEfel^ren  ju  bürfen.  9lber  es  fam  ftrengfte  Slnweifung,  bei  ber  ^otS= 
bamer  3Wetl^obe  ju  bleiben,  unb  bie  ©d^openbrauer  mufeten  fd^wören, 
fein  anberes  33ier  brauen  jU  wollen.  S)as  33ier  blieb  f(^le(^t;  „93ürger 
unb  ©olbaten  tranfen  fid^  baran  bie  Äolif  an  ben  §als."  ®rft  ber 
3ladE)f olger  griebri(^  SGBill^elms,  fußfällig  barum  gebeten,  rerftattete  ben 
©olberger  SBrauern,  il^r  S5ier  wieber  nad^  ber  aSäter  SBeife^  brauen  ju 
bürfen.  Sie  fd^weren  Soften  waren  von  ber  Srauergilbe  umfonft  aufs 
gewanbt. 

es  war  natürlid^,  bafe  man  unter  bem  Srudfe  ber  ©egenwart, 
in  weld^er  wenig  war,  was  bie  ©eelen  erl^eben  fonnte,  gern  an  bie 
'  3Sergangenl^eit  jurüdfbadite  unb  fie,  um  bie  ©egenwart  l^erabjufefeen,  als 
bie  golbene  Seit  ber  ©tabt  pries.  Sie  Sobrebner  ber  guten  alten  3eit 
l^atten  jeboi^  fel^r  übertriebene  aSorftellungen  t)on  bem  frül^eren  2Bol^l= 
ftanbe  ber  ©tabt,  unb  bie  Sel^auptung  bes  ^^aftors  §oppe,  bag  ßolberg 
noä)  um  1700  10,000  Sewo^ner  gel^abt  l^abe,  ift  rein  aus  ber  Suft 
gegriffen.  3lngaben  über  bie  Sewol^nerja^l  in  älterer  Seit  finb  nid^t  oor= 
l;anben,  unb  aus  üerein^elten  SRotijen,  j.  SB.  bajs  im  Saläre  1601  in 
ßolberg  unb  in  ben  SSorftäbten  über  200  Sinber  geboren  feien,  einen 
Siüdffd^luß  auf  jene  ju  mad&en,  ift  mifelid^.  3m  Saläre  1740  l^atte  bie 
©tabt  5027  Sewol^ner,  bei  ber  ©efd^loffenl^eit  ber  Sünfte,  weld^e  hio, 


—    454    — 

SHtebctlaffung  fo  fel^r  erf^töerte,  ifl  eine  erl^ebltiä^  örößere  Sal^l  in 
frül^erer  Seit  faum  attjunel^men,  fie  wirb  mii^  in  ber  glänjenbfien  3eit 
ni(3^t  über  6000  l^inausgegangen  fein.  Um  16?8  l^atte  bie  ©tabt  mit 
ben  SBorftäbten  999  SBo^ni^äufer,  1782  mit  ben  SBorftäbten  nur  827, 
1791  814  §äufer,  boä)  roaxm  bie  SBol^nungen,  namentlid^  bie  ©iebet 
pufer,  in  frül&erer  Seit  meniger  jur  Slufnal^me  t)on  3Wiet]^eni  eingeri(^tet. 
Stuf  ber  SIKünbe  mol^nten  um  1750  88  gamilien,  341  ^erfonen.  SDo^ 
gegen  mar  unjmeifell^aft  ber  SBol^lflanb  ber  ©tabt  gefimfen,  unb  ber 
©ii^tung  ber  Sobrebner  ber  alten  Seit  etmaö  SBal^rl^eit  beigemif(^t,  nur 
bafe  man  bie  maleren  Urfai^en  beö  ©infenö  (f.  ®ejd^.  ber  ©ülje  unb  beö 
§anbefe)  in  Slebenbingen  futä^te  unb  bieö  2Ra&regeln  ber  ^Regierung  ^u^ 
fd^rieb,  bie  t)iellei(3^t  l^ier  unb  ba  ben  natürlicä^en  ®ang  ber  2)inge  ge^ 
förbert  l^atten*  S)aju  gel^örte  in  ttxoa^t  bie  §anbefepoIitif  bes  Äönig§. 
3)er  Äönig  mar  eifrigft  bemül^t,  bie  Snbufirie  in  feinem  Sanbe 
}u  förbem,  er  jleigerte  bie  Sud&fabrifation  in  bem  ©rabe,  ba^  er  fein 
ganjeö  §eer  in  inlänbifiä^e  Znü^e  Heiben  fonnte  unb  babei  no(^  mieber 
2;u(]^auöfu]^r  in  bie  ^rembe  1nögli($  mürbe,  ^oä)  maren  bie  jum  ©d^ufe 
ber  inlänbifd^en  3nbuflrie  ergriffenen  SKagregeln,  inöbefonbere  bie  2lb= 
mel^r  frember  Snbujlrieerjeugniffe,  ni(^t  immer  aud^  ein  SSortl^eil  für 
ben  §anbel.  Sluf  biefen  mirften  bie  SSerbote,  frembe  2u(^e  unb  im 
Sluölanbe  gefertigte  SBoIIenmaaren  ju  tragen,  unb  an  bie  Krämer:  l)oU 
länbifd&e  unb  englifc^e  %\x^e  ju  fül^ren  unb  ju  üerfaufen,  ober  einl;ei= 
mif(^e  SBoIIe  auöjufül^ren,  l^emmenb  ein.  2llö  befonberö  nad;tl^eilig  für 
ben  (Solberger  §anbel  bejeic^nete  baö  ©eglerl^aus,  meld^eö  von  ben  33e= 
l^örben  aufgeforbert  mar,  5ßorf(^läge  ju  mad^en,  mie  bem  §anbel  ber 
©tabt  aufjul^elfen  fei,  neben  bem  SSerfaH  ber  ©ülje  baö  aSerbot,  fram 
jöfif(^eö  unb  fpanifd^eö  ©alj  einjufül^ren.  @ö  erflärt  in  feinem  ®nU 
a6)tm  Dom  Saläre  1720,  ba§  SSerbot  üernid^te  nid^t  nur  ben  namentU(^ 
mit  ber  Sluöful^r  von  ?ßottaf(^e  nad&  g^anfreid^  betriebeneu  §anbet,  ber 
nur  einträglid^  fei,  menn  bie  ©d^iffe  fpanifdjies  unb  fraujöfifi^eö  ©alj 
afe  SaHaft  jurüdfbringen  lönnten,  fonbern,  ma§  meit  nai^tl^eiliger  märe, 
au(^  ben  §anbel  mit  ^olen ;  bieö  Sanb  fei  f onft  bie  redete  ilornf ammer 
für  ßolberg  geroefen,  jefet  brä(^ten  feine  5laufleute  Äorn,  ^ottafd^e, 
S^eer  u.  f.  m.  nad^  SDanjig,  meil  fie  von  bort  fpanifd^eö  unb  franjö= 
f(^e§  ©al}  bejiel^en  fönnten;  au(%  ©rüfee,  ©ifen  unb  §eriug  (jolten  fie 
iefet  nic^t  mel^r  an^  ßolberg,  unb  mäl^renb  frül^er  lange  Süge  von 
200  SBBagen  ausholen  in  ßolberg  eingetroffen  mären  (©.  168),  fämeu 
Je^t  in  a^t  Sagen  nid^t  jmei,  baburd^  büßten  Srauer  unb  §anbmerlev 


~    455     — 

an  iftal^ruttg  ein.  SfuJBerbcwi  vetlktt  ber  §anbel  burd^  bie  Slbnal^me 
bcr  ©ülje;  feit  einffll^rung  beö  §alle'fd^en  unb  ©(ä^Önebed'fd^en  ©alaeö 
fei  ber  3lfefafebejirt  für  baö  ©olberger  ©alj  bef(3^rän!t,  unb  eö  werbe 
nur  no<]^  wenig  gefötten;  bied  ^abe  a\x^  bie  nad^tl^eilige  SBirfung,  bajs 
e§  ben  Sßer6rnu(i^  be§  §ol}eä  unb  ben  §anbel  bamit  verringere;  baburd^ 
feien  an^  anbere  ©emerböjroei  ge  bebrol^t:  bie  S3ött(^er,  g^ul^rleute  unb 
2agelöl;ner  fäfeen  ftill,  unb  bie  Ran^enk  müßten  Saläre  lang  grojse  6a^ 
pitalien  in  ©alj  unb  §oIj  unt)erjinft  ftedfen  laffen;  in  2)anjig  t^äte 
au<fy  baö  Söneburger  ©alj  grojsen  ©(^aben,  unb  mm  vergangenen  Saläre 
f)ex  lägen  bort  no^  200  Sonnen  Solberger  ©aljes  unoerfauft.  —  3?a(ä&- 
tl^eiliger  no(§,  ate  baö  SSerbot  ber  ©inful^r  bcö  fpanifd^en  unb  franjöfifc^en 
©aljeö,  roirfte  auf  ben  §anbel  mit  ^olen  ber  l^ol^e  ©ingangöjoH  von 
8  gg7\  auf  ben  ©d^effel,  ber  ju  ©unften  beö  einl^eimifd^en  ©runbbefifeeä 
auf  baö  polnifd^e  ©etreibe  gelegt  war,  eö  brängte  ben  polnif(^en  Äom^ 
l^anbel  ganj  naci^  S)anjig,  wo  bie  ©inful^rfleuer  nid^t  gejal^lt  werbeit 
brau(^te,  unb  natürlid^  fiel  aud^  bie  SRüdfrai^t  von  ©olberg  nad^  ^olen 
fort  2). 

©enaue  Slngaben  über  ben  ©olberger  ^anbel  auö  älterer  Seit  fel^len. 
25ie  ältefte  fragmentarifd^e  flatiftifd^e  Sßotij  barüber  ftammt  auö  bem 
Saljre  1730:  bamalö  würben  in  ßolberg  an  ©etreibe  eingefül^rt  im 
3Ronat  Sanuar  38,866  ©d^effel,  im  gebruar  24,568  ©d&effel,  im  aWärj 
31,251  ©d^effel,  mcifienö  Joggen.  3nt  Saläre  1742  tourben  auö  bem 
©olbercjer  §afen  auögefd&ifft  117,145  ©(^effel  Äom,  an  inlänbifd^er 
Seinewanb  für  14,921  SE^aler,  an  SBaib^3lfd^e  1868  ©d&effel,  ©d^iffe 
waren  auögefal^ren:  75,  eingegangen:  77;  eingefommen  war:  2150  De:^ 
l^oft  SEBein,  32  ßj^oft  granjbranntwein,  1050  ßentner  ©ifen,  129  ©entner 
33lei,  582  Sonnen  Seinfaamen,  3262  Sonnen  §ering,  bavon  wieber 
auögefd^ifft  244  Sonnen»).  —  3nt  Saläre  1780  liefen  au§:  20  bela= 
bene  mit  einem  SBaarenwertl^e  t)on  76,719  Sl^alern  unb  26  unbelabene 
©d^iffe,  einliefen:  34  belabene  mit  einem  SBaarenwert^e  von  96,504  S^a= 
lern  unb  15  unbelabene.  —  3m  Saläre  179J  liefen  ein:  48  belabene 
©d^iffe  mit  einem  SBaarenwertl^e  von  109,752  S^alern,  eö  liefen  aM: 
29  belabene  mit  einem  SBertl^e  von  58,338  Sl^alern. 

SDie  SBcmü^ungen  ber  ^Regierung,  für  bie  aSerlufte  burd^  neue 
§anbelövetbinbungen  ©rfafe  ju  fd^affen,  Ratten  feinen  redeten  ®rfolg. 
2llö  fie  1723  einen  §anbetevertrag  mit  ©d^ weben  fd^liefeen  wollte,  for^^ 
berte  fie  bie  Äaufteute  von  ©tettin,  ©olberg  unb  SDemmin  auf,  i^re 
2Bünfd^e  in.S9eju0  barauf  vorjutragen  (bi^  Slntwprt  ber  Golber^^et  v^ 


—    456    — 

ntiä^t  ntel^r  vox^anhm),  bann  etnpfal^l  fte,  um  neue  SBege  ju  eröffnen, 
bie  §anbefet)erbinbunflen  mit  SRufelanb  ju  erneuen,  unb  bie  Äaufleute 
6olberg§  ma^tm  im  Saläre  1723  bei  ber  aSerfd^iffung  von  2  Sabungen 
©etreibe  einen  SSerfui^,  bort  einen  Slbfafemarft  fürSd^infen,  ©ped  unb 
geräui^erte  ©änfe  ju  gewinnen,  S)od^  unterblieb  bie  weitere  Sluöful^r, 
ba  befonberö  bie  beiben  lefeten  Slrtüel  ju  geringen  ©etoinn  brai^ten. 

SCnbere  aSerfuiä^e,  bie  §anbefeb^ie]^ungen  ju  erweitern,  bie  von 
ber  ßolberger  Äaufmannfd^aft  ausgingen,  fd^eiterten  an  ber  Ungunfi  ber 
aSerpltniffe.  ©inen  nid^t  unwid^tigen  ©egenftanb  beö  pommerfd^en  unb 
©olberger  §anbete  bilbete  ber  Seinfame,  weld^r  meifl  jur  §erbftjeit 
jur  ©ee  von  3Wemel,  SBinbau  unb  9?iga  ge^iolt  unb  über  ©tettin  auf 
bie  granffurter  SKeffe  gebrai^t  würbe,  wo  il^n  SBreslauer  unb  Siegnifeer 
Äaufleute  auflauften.  3n  ben  Salären  1723  unb  24  waren  in  ©olberg 
in  iebem  Saläre  gegen  2000  Spönnen  baoon  eingefül^rt  worben  *).  3n 
bem  Seftreben,  biefem  §anbefe}weige  eine  gröjsere  Sluöbel^nung  ju  geben, 
beantragte  bie  ©olberger  Äaufmannf(^aft  1729,  na($  bem  3ufrieren  ber 
ober  mitUmgel^ung  ber  SKieberlagögered^tigfeit  t)on  ©tettin  unbgrant 
fürt  Seinfamen  über  Sanböberg  unb  ßroffen  auf  ber  3ld^fe  nad^  ©(^le= 
fien  t)erfa]^ren  ju  bürfen,  ba  fie  im  ©pät^erbfte,  wenn  il^re  Sfflitwerber, 
bie  (Snglänber  unb  §olIänber,  vox  bem  l^erannal^enben  g^rofle  au§>  ber 
©ftfee  weid^en  müßten,  bie  Sonne  ba^on  um  2 — 3  fl.  wol^lfeiler  ein- 
laufen  f önnten.  @ö  würbe  il^nen  anfänglid^  bie  ©rlaubnife  gegeben,  bie  nac^ 
bem  1.  SDecember  unb  biö  Slnfang  9Kärj  nad^  ßolberg  gefd^affte  SGBaare 
über  Sanböberg  unb  ßroffen  nai^  ©d^lefien  ju  t)erfal^ren,  aber  bie  eng= 
l^erjige  SiüdEfid^t,  baJB  ber  ©trafeengwang  über  ©tettin  unb  granffurt 
baburd)  in  SBegfaH  läme,  t)eranla6te  unter  bem  SSorwanbe,  baß  bie 
fpätere  2Baare  gefälfdE)t  fei,  fid^  jur  ©aat  nid^t  eigne  unb  nidE)t  in  Sonnen 
oerpadft  werben  bürfe,  bie  factifd^e  2lufl^ebung  ber  ©rlaubniß  ^). 

©0  blieb  ber  ßolberger  §anbcl  uubebeutenb  bi§  jum  fieben= 
jäljrigen  Kriege  ^in,  ber  it;n  auf  einige  Seit  faft  ganj  üernid^tete. 


Sie  S^mtntitift. 


Ueber  bcn  SBeginn  beä  33aueö  ber  ©olbcrger  3JlarienKr(i^e  (M^m 
gloriosä)  f.  ©.  186.  SDie  9Jteinung,  bafe  bie  brei  mittleren  ©d^iffe 
fd^ou  1230  tjotl^anben  geroefen  feien,  fielet  ebenfo  fel;r  mit  ben  bamaligen 
Suftänben  ber  ©tabt  (f.  6ap.  1),  wie  mit  ber  SBefd^affenl^eit  ber  pom^ 
merfd^en  Äirc^enbauten  bis  jur  3)litte  beä  13.  3alirl^unbert§  in  SBiber= 
fpru(ä&  unb  ift  ol^ne  Sweifel  auö  ber  3Sern)e(^feUmg  mit  ber  ältftäbtifdien 
2Rarienfir(^e  entftanben*). 

S)ie  Äirdpe  war  nai^  i^rer  Slnlage  auf  eine  t)oHrei($e  ©tabt  be* 
rechnet,  unb  nur  jal^lreid^e,  wenn  au(^  ni(^t  t)on  ben  angeblichen  brei 
3Kön(3^en  gefammelte  ßpfergaben  fönnen  es  mögU(^  gemacht  l^aben, 
ifjren  S3au  in  wenigen  Sal^rjel^nten  fo  weit  ju  förbern,  bafe  fie  (fidler 
f^on  1282  1)  jum  ©otteäbienft  gebrandet  werben  fonnte.  SDod^  geriet)^ 
ber  Sau  wieber  inö  ©todfen,  unb  nodj)  einmal  mußten,  wie  f(^on  1254 
ber  ©arbinaffegat  $eter  (©.  186),  frembe  ©eiftli^e:  bie  in  ßammin 
gerabe  anwefenben  Sifd^öfe  von  ©d^werin,  3tafeebiirg  unb  üthix^  im 
Saläre  1316  bur(^  einen  allen,  bie  jum  SBau  burd^  ®Oibtn,  ober  il^rer 
§änbe  3lrbeit  beitragen  würben,  jugefi(^erten  WAlai  von  41  S^agen  neue 
aJiittel  flüffig  machen.  ®er  ?ßrälaten(^or  ift  vom  älteren  Äird^engebäube 
ber  julefet  t)oIlenbete  Si^eiL  3um  ^axx  beö  ©ewölbeö  in  il^m  fefet 
no(^  ©ottfrieb  v.  b.  Sffiiebe  ein  Segat  von  50  3JJar!  aus,  unb  aud^  ein 
Si^eil  bes  SSermäd^tniffeö  von  Subwig  v.  b.  SBiebe  ift  jur  SBoHenbung 
beffelben  beftimmt^).  — 

2)ie  Äiri^e  war  urfprünglid^  nur  auf  brei,  an  §ö5e  wenig  vtx-^ 

*)  ©d^umann  {collect)  bcl^auptct  groar,  bie  ©olbcrger  SKartcnürd^c  fei  am 
2.  SuU  1230  eingeiDctl^t,  ali5  §etnrid^  Pone  ^rior  gciDefcn,  unb  ein  SJTönc^  3oö. 
8Io6  fei  öuerfl  auf  bem  Äitcl^l|ofe  begraben  worben,  bod^  tjl  er  ben  SSeroeiö  bafür 
fd^ulbig  geblieben. 


—    458    -^ 

fd^icbcne  ©d^iffe  angclcflt;  biefe  T)ilbcten  jufammen  mit  betn  ?ßrälaten(^or, 
bem  Dornel^ineten  ©ifec  bcr  S)oml^errn,  ein  luol^Igcgliebcrtcö,  in  \x6) 
übcreinftimmenbeö  ©an^e  in  einfach  eblem  gotl^ifd^cn  ©til  quo  bem  ©nbe 
bcö  13.  Sal^rl^unbcrts,  unb  nod^  finb  auf  bem  Äitiä^enboben  bie  oberen 
Si^eile  ber  fd^öngeformten  ©pifebogen  ber  ©eitenfd^ifffenfter  ertemibar. 
©infad^e,  ad^tedfige  Pfeiler,  vkx  auf  jeber  ©eite,  ftüfeen  mit  33ünbeld^en 
von  je  brei  feinen  §albfäulen,  bie  an  ben  vm  §auptfeiten  emporlaufen, 
baö  einfache  Äreujgeroölbe  ber  brei  älteren  ©d^iffe  unb  bie  ©(^wibbogen 
jroifd^en  ben  ^^feilern.  @rfi  fpätere  anbauten  I;aben  bie  Äird^e  ju  einer 
fünff(^iffigen  gemad^t. 

®ine§  neuen  älnbauö  gefd^iel^t  juerft  auf  ber  ©übfeite  ©rwäl^tmng : 
im  Saläre  1379  begrünben  bie  ©ebrüber  Setoenon)  na(^  bem  .SBillen  beö 
?ßropfteö  g^riefe  in  ber  Kapelle  ber  J^eiligen  aJlaria  gegen  ©üben 
eine  33icarie  ^).  SBai^fe  tmb  äJlaafe  feigen  in  biefer  fiapeUe  ba§  jmeite 
füblid^e  ©eitenf(^iff,  ben  fogenannten  „Sabengang/'  S)o(^  wirb  weber 
gefagt,  bafe  fie  bie  Sänge  ber  Äird^e  gehabt  l^at,  nod^  finbet  fid^  eine 
©pur  bat)on,  bag  fie  von  bcr  g^amilie  33abe  begrünbet  ift.  2)er  ge* 
n)öl^nli(^  al§  Grbauer  genannte  Sürgenneifter  3llbred^t  SSabe*)  lebte 
erft  ein  Sal^rl^unbert  fpäter ;  in  feinem  Seftamente  finbet  fid^  eine  ©tif^ 
'  tung  für  einen  „neuen  3lltar",  aber  einer  Sabenfapette,  bie  etwa  feine 
3SorfaI;ren  begrünbet  l^ätten,  gefd^iel^t  nid^t  ©noä^nung.  S)ie  3eit,  in 
meld^er  biefer  „S3abengang"  (ober  Sal^rengang,  wie  il^n  SSad^fe  an^ 
nennt),  mol^l  burd^  bie  SSerlängenmg  jener  Äapette,  entftanben  ift,  läfet 
fid)  alfo  nid)t  beftimmen.  2)er  3?ame  l^at  oieHeid^t  folgenben  Urfprung. 
3nm  Saljre  1496  0  toirb  eine  neue,  an  ber  ©übfeite  ber  Äird^e  bei 
bem  Siati^öftul^le  (ber  frül^er  auf  biefer  ©eite,  mal^rfi^einlid^  ber  Äaujel 
gegenüber,  ftanb)  belegene  ÄapeHe  genannt,  belegen  by  unserfi  stole 
an  der  suder  syden,  meldte  alö  SSolIftredfer  beö '  lefeten  SBillenö  ber 
Äatljarina  Sabe,  ber  Sod^ter  beö  öürgermeifters  älbred^t 
33abe  §anö  ©dE)lief  senior,  ber  ©tiefoater  berfelben,  beffen  ©attin 
3iid)nuinb,  3)iutter  ber  ^atljarina,  unb  ber  Sürgenneifter  3Rartin  SDar= 
gafee  errid^tet  unb  mit  2lltären  oon  550  3Kar!  Kapital  auögeftattet 
l;atten.  3m  Saljre  1 501  ^)  übernimmt  ber  SRat^  ber  ©tabt  gegen  eine 
Saljlung  dou  100  fl.  bie  Grljaltung  berfelben  in  3Jlauern  unb  ©par= 
renroerf.  2)iefe  „Sabenfapelle"  erhielt  fpäter  ben  Slamen  ber  SDami^en:= 
fapette,  meil  bie  SDamiß  alö  Sßerroanbte  ber  S3abe  ein  anredet  auf 
bie  Äapelle  gemannen  unb  mehrere  beä  ®e[d{)led^tä  barin  beigefefet 
wmi>m.    (^ie  mav  füblidj  an  baö  jmeite  füblid^e  S«ebenfd[>iff  angebaut 


—    459    — 

unb  toar,  vok  ber  ©ninbriB  ber  aWarienfir(ä^e  bei  SQSad^fc  jetgt,  nt>^ 
um  1767  üorl^anbcn.  ©ö  ift  tnögli^,  bag  biefe  an  ben  äugerften  ©ang 
anftogcnbe  SBabenfapeUe  biefem  ben  SWamen  „SSabengang"  gegeben  l&at. 
2)aä  ©pitapl^ium  ber  ilatl^arina  l^ängt  noä)  jefet  in  bemfelben. 

©i(ä&erer  ifl  bie  ®^\^\6)te  beö  jweiten  Sßebenfd^ip  auf  ber  9lorb- 
feite.  Sie  im  ©tabtbu($e  me]^rfa(3^  genannte  „§oHenfapeIle",  von  bem 
Sürgermeifter  SBincentius  §oIf  gebaut  unb  von  33if(ä^of  ^l^illpp  (alfo 
f$on  t)or  1386)  gemeint,,  tourbe  au§ ' unbef annten  ©rünben  erfl  von 
beffen  ©ö^nen  SBincentiuö  unb  Safob  im  Saläre  1414  jum  ©otteäbienfte 
eingerid^tet  unb  mit  brei  2lltären  auögeftattet ').  ©ie  beftanb  auÄ  einem 
unteren  (jefet  ©acriftei)  unb  oberen  (jefet  SBibliotl^ef)  Siaum  {hejiedden 
in  de  kapelle,  in  süprema  capella)  unb  war  urfprüngli(^  mit  einem 
95leibad^  üerfel^en.  S)od^  gematteten  bie  §olfen  bem  SRatl^e  1423,  wolil 
mit  9?ü(ffid^t  auf  bie  ©leid^förmigfeit  ber  gefammten  SBebad^ung  ber 
ßiri^e,  baffelbe  abjunel^men  unb  ju  »erfaufen  gegen  bie  SBerpflid^tung, 
bag  er  bafür  alle  Unfoften  für  Sluöbefferung  an  §otä,  aWauerraer!  unb 
©laöfenftern  ber  Äapeffe  aus  bem  ©tabtfedPel  beftritte  (©tabtb.).  S)ie 
ben  §oHen  tjerraaubten  ©(j^Iieffen  l^aben  fpäter  bie  ©rbauung  ber  genfter 
in  biefer  ÄapeHe  i^rem  S^nl^errn  §anä  ©d^lief  I.  beigelegt*),  bie  ©rün:: 
bungsurfunbe  f(3&tt)eigt  bat)on;  t)iettei(^t  l^aben  fpätere  bebeulenbe  ©tif= 
inn^tn  ber  ©(^lieffen  (fie^e  aud)  §olfenft:one)  für  biefe  Äapeße  ju  bem 
Srrttjume  aSeranlaffung  gegeben.  S)afe  anS^  ber  „§olf engang" ,  bie 
w)eftli(§e  g^ortfefeung  ber  §oHenfapelIe,  t)on  ben  Rolfen  l^erftammt,  ift 
mögli^,  mirb  aber  nirgenbs  bejeugt.  5Die  fteinerne  Smporfird^e  barin 
(fiel^e  weiter  unten)  gel^ört  ju  ber  urfprüngli(^en  3lnlage  be§  33auß. 

SDie  (feit  längerer  Seit  abgebro(ä^ene)  ©(^lieffenfapelle  an  ber 
©übfeite  be§  S^i^unneö  neben  bem  Sabengange  (lurri  excelsae  con- 
tigua  versus  meridiem)  mürbe  von  Urfula  t).  S)amife  unb  i^rem  ©e^^ 
mal^l  -iftifolaö  x).  SDamife  erricä^tet.  S)a  im  Saläre  1481  ber  Sifdjof 
aWarino  benen,  bie  jur  3lnf(^affung  von  ©djimud  für  biefelbe  beifteuern, 
einen  Slblafe  von  40  Siagen  t)erlünbigt  unb  bie  Verlegung  einer  aSicarie 
von  grifeom  bal^in  geftattet,  fo  mu^  fie  in  biefem  Saläre  fd^on  geftanben 
l^aben.  Um  ben  lefeten  SBiUen  feiner  geftorbenen  ©attin  (glifabetl;,  einer 
2o(^ter  jener  Urfula,  ju  erfüllen,  begrünbete  ßaöpar  ©(^lief  jmei  SSi^ 
carieen  bafelbft  mit  einer  jäl^rlid^en  §ebung  von  40  3Karf  auö  9  §öfen 

*)  S)tc  SSel^auptimg,  ba^  ^m^^6ii\k\  I.  cincö  ber  gcnfter.mit  feinem  SBap- 
pcn  gcfdimitcft  \)(i\)^f  ijl  fc^on  @.  222  tüiberlcgt.  SBappenmalcrcl  an  ^Irti^enfcn- 
jtcrn  roor  übcrl^aupt  in  jener  3cit  erfl  wenig  öblfc^. 


—    460    — 

in  §orfi  imb  4  in  Senftn  %  S)iefe  urib  anbete  t)on  ben  ©(ä^Iieffen  au§s 
gegangene  ©tiftungen  l^aben  ber  Äapelle  ben  SRamen  gegeben. 

SDie  ©amelammer  (f.  ©.  198)  lag  an  ber  SRorbfette  beö  ^xäla-^ 
tend^orö,  wnrbe  1698  bux^  einen  3)ur(3^bru(3^  mit  ber  Äird^e  in  aSer^ 
binbung  gefefet  unb  f flirrte  um  1760  ben  9?amen  „neuer  ®ang";  fie 
würbe  1822  alö  baö  ^iriä^engebäube  entfteUenb  abgebrochen,  ©ine 
©arroefammer  (armarium  canpniconm)  n)irb  f(^on  jum  Satire  1279 
genannt,  bod^  ol^ne  Slngabe  ber  Sage.  SBäre  fie  eins  mit  jener,  fo 
müjste  (x\xi^  ber  ^rälatend^or  in  ber  §auptfa(^e  fd^on  bamalö  rorl^anben 
gen)efen  fein. 

S)ie  fleine,  längfl  abgebroiä^ene  ÄapeUe  am  jDftenbe  beö  Gl^orö, 
für  beren  S3au  Sol^annes,  ber  S3if(^of  ber  ßrfaben  unb  aSicar  ber  6am- 
miner  9Xx^t,  1389  einen  21blaß  geroäl^rt  ^),  biente  im  17.  unb  18.  3al^r= 
l^unbert  al§  ©acriftei.  SDie  Kapellen  §afent)ot  (1465)  unb  SBofent)ot 
(1490,  beibe  im  ©tabtb.  genannt)  befanben  fi(3^  wol^l  in  ben  ©eiten^ 
nif(3^en  ber  inneren  Äiriie;  eine  Äapette  befanb  fid^  im  Si^urm  unter 
einer  ©(^lagul^r  (korologiiim),  meldte,  mie  bie  3nf(^rift  ber  ©tunben:: 
f(^lagu]^r  jeigt,  auö  bem  Saläre  1338  ftammt. 

®aö  §injutreten  ber  jmei  fpäteren  ©(ä^iffe  ifl  ber  ©^önl^eit  ber 
Äird^e  nid^t  günftig  geroefen;  benn  einerfeits  l^at  fie  babur(^  eine  ber 
Sänge  ni($t  entfprei^enbe  Sreite  erl^alten,  anbererfeitö  finb  bie  neuen 
Sljeite  in  t)erfd^iebenem  ©efi^maö  erbaut  unb  bem  ©anjen  fünftlerifc^ 
nid^t  untergeorbnet.  SDie  älteren  ©(^iffe  unb  ber  ^rälatend^or  I;aben 
ÄreujgettJöIbe  —  lefeterer  nur  ein  l^öljernes,  roeli^eö  an  ©teile  beö  in 
ben  ruffif(^en  Belagerungen  jerflörten  fteinemen  erft  in  neuerer  Seit  er:= 
richtet  ift  —  bie  fpäteren  ©temgeroölbe,  in  befonberer  SWannigfaltigfeit 
ber  Sabengang.  SDie  älteren  ©d^iffe  unb  ber  §ol!engang  fd^lie^en 
gerablinig  gegen  Dften,  ßl^or  unb  SBabengang  breifeitig.  SDie  Slujseiv: 
Tüänbe  ber  älteren  ^iri^e  finb  bei  bem  Slnbau  ber  jüngeren  ©änge  ein= 
fadf)  burd^broi^en  imb  bie  SWauerrefte  in  fo  l^armlofer  SBeife  ju  Pfeilern 
umgeformt,  ba^  fogar  bie  äußeren  ©trebepfeiler  fid^  in  ber  Äiri^e  be- 
finbeu  unb  bie  ©tüfeen  für  bie  ©emölbe  ber  äußeren  ©(^iffe  bilben. 
SDie  genfter  ber  ©übfeite  finb  im  regelmäßigen  ©pifebogen,  bie  ber  9J6rb= 
feite  im  ftad^en  SJogen  übenoölbt,  biefe  lefeteren  ben  ^0i6)t\\  ©eioölben 
entfpredienb,  raeW^e  bie  fteinenten  ©mporftrd^en  im  §olfengange  tragen. 
S)ie  ptjernen  ©mporen  auf  ber  ©übfeite  finb  erft  1661  ^^)  errid^tet, 
loie  aud^  bie  jur  SBefeftigung  beö  ©anjen  beftimmten  Sogen,  meldte  bie 
^ßfeUev  be^  ^abengangeö  unterwärts  üerbinben. 


—    461    — 

Ser  ©l^or  utib  RnS)e  trenncnbc  Scttiter  (lectormm)  —  ber  ein- 
jige  in  Sommern  — ,  von  bem  lierob  ber  ©emctnbe  ba§  ©üangeliutti 
üorgelefen  unb  geprebigt  roiirbe,  unb  ber  jugleii^  ben  l^etUgeren  ®otte§= 
bienft  ber  ^Mefter  im  6(;or  von  beut  ber  Saieit  abfonberte,  foff  an^ 
ber  jmeiten  §älfte  be§  15.  Sal^tl^unbertö  ftammen.  @e(^§  ad^tedige 
^^feifer  au§  Äalfftein,  jeber  auö  einem  ©tein  gel^auen,  burd^  ^albfreiö- 
bogen  üerbunben,  tragen  ba^  (alte)  ©inge^^  ober  ©(^ülerd^or,  loie  bie 
©mpore  feit  ber  9Jeformalion  genannt  würbe*).  S)urd;  bie  SBanb  an 
ber  9Jü(Ifeite  ber  33ogenl;aIIe  fül^ren  jwei  Spüren  jum  ßl^ore. 

Um  1282  war  bie  Äird^e  bereits  mit  einem  ©locfentl^nrme  t^er^ 
feigen  (f.  ©.  205)  —  bie  gro^e  ®Io(fe  trägt  fogar  bie  Sal^res^al^I  1272 
— ;  ioä)  t)erging  nod^  über  ein  Scii^rl^unbert,  biö  ber  SBau  ber  mäi^tigen 
2(;urmmaffe  t)oIIenbet  war,  beren  ©pifeen  weit  über  £anb  unb  SWeer 
l^inauöfd^auen.  2luö  bem  Unterbau  foHten  —  fo  meint  ^ugler  —  ur- 
fprüngli^  äioei  felbftftänbige  2:(;ürme  l^eroorioad^fen ;  bod^  ift  anä)  ber 
5Berbinbung§bau,  raol^l  um  bem  ©anjen  mel^r  2Biberftanbö!raft  gegen 
bie  ©türme  ber  nal;en  ©ee  ju  geben,  ju  gleicher  §öl^e  aufgefül^rt,  fo 
ba^  ber  Saie  icn  urfprünglidjen  ^lan  fc^wer  erlennt.  ©in  Soften  von 
50  3Jiarf  auö  einem  jufäHig  erl^altenen  a3rud^ftü(I  eineö  Mmmereiregi^ 
fterö  au^  bem  Saläre  1399,  ben  bie  bamaligen  Sauprooiforen  ber 
2Karienfird;e,  Sol^ann  ©d^lief  unb  Satl^ebotl^e,  für  ben  Si^urmbau  rer^ 
ausgabt  l^aben,  Segate  für  benfelben  Swed  in  Seftamenten  biefer  Seit 
(nod^  um  1430)  jeigen,  bafe  ber  S3au  bamalä  no(^  nidf)t  üoUenbet  mar. 
5lugler  meint,  ber  füblii^e  S^urm  mit  feineit  fleinen  fpifebogigen  g^en* 
ftern  fei  ber  ältere,  bagegen  meife  am  nörbli(^en  2:^urm  bie  g^orm  be§ 
§albfreife§  alö  aSerbinbung  ber  einzelnen  genfterftäbe  an  ben  gröjseren 
imb  jufammengefefeteren  g^enftern  unb  SSlenben  auf  bie  Sauart  be§ 
15.  Sal^rl^unbertö  l^in.  Sie  Saft  beö  Sljurmeö  rul^t  auf  einem  gemat 
tigen  g^unbamente,  melc^eö  fid^  auf  10—20  %n^  unter  bie  benachbarten 
§äufer  erftr^den  unb  auf  einem  SRofte  von  fielen  taufenb  ©tämmen 
fteljen  foH  (f.  ©.  64).  S)er  S)adjreiter  am  öftlid^en  ®nbe  beö  großen 
Äird^enba^§,  ben  bie  SBilber  an%  bem  17.  Sa^irl^unbert  jeigen,  ift  in 
unbekannter  Seit  abgenommen. 

S)a§  ganje  Äird^enbad^  mar  urfprüngli(^  mit  ^ol^ljiegeln  gebedt, 
aud6  ba§  33leiba(^  ber  §olfenfapeffe  mugte  mieber  ben  Siegeln  meid^en. 
©rft  im  Saläre  1450  (f.  ©.  229)  trat  an  il)re  ©teile  bie  weniger  ber 


♦)  ©er  neue  ©d^ülerd&or  unter  ber  Ul^r  foK  ö^Ö^«  1^^  ^^^aut  fein. 


—    462    — 

SBettetbefd^äbißung  ausgefegte  ^upfcrBe!(eibung.  ^a§  Tupfer  baju 
faulten,  ben  ßcnlner  ju  5  f(.,  bie  banmiigen  SBauproDiforen  3oad)im 
^^ardiam  imb  6l;riftiau  9knge  im  SWameu  beö  ßolberger  9tat[;ö  aus 
beu  mtUln  ber  ©tabt  mx  bem  9iatl)e  ber  ©tabt  ©reifeuberg '').  59«t 
3lu§uat)tne  beö  ^rälateui^orö,  weldjer  aus  uubefauuteu  ©rünben  feine 
alte  ©teiubebad)uug  beljielt,  voax  bie  Mxä)t  fo  mit  atten  il^ren  ©eitern 
fdliffen  unter  ein  l)0(^giebligeö  ^aä)  gebracJ^t  3nt  Saljre  1502  fanb 
bie  etfte  Umlegung  ftatt,  fd)on  1554  mürbe  eine  neue  notlimcnbig,  mogu 
bie  Mrdie  550  f(.  auPeil^en  mu^te.  S)er  mittleren  unb  nörblidien 
Sl^urmfpifee  mürbe  1522  ein  Kupferbac^  gegeben,  bie  füblidje  mufete 
fid;  nod^  lange  bie  ©teinmüfee  gefallen  laffen,  biö  1714  ber  Äämmerer 
©l^riftian  3Jlauer§berger  auö  eigenen  3Kitteln  bie  gleiche  öebad^ung  l^er- 
[teilen  lie&,  ol^ne  auf  ba§  ©efpenft  SRüdfid^t  ju  nel^men,  meldfies  l^ier 
ber  aSolfsfage  nad^  ba§  Äupferbac^  nid^t  leiben  moßte  ^^).  —  SBieber^ 
liolt  4inb  bie  ©pifeen  von  l^eftigen  ©türmen  bef^äbigt,  ober  gar  l;erabs 
gemorfen  morben.  3ui  Saläre  1790  (14.  SJejember)  jerbrad^  ein  ©türm 
bie  eiferne  Si^urmfpifee  imb  marf  fie  mit  bem  SSBetterl^al^n  unb  bem 
fupfernen  Äuopf  in  bie  nörblid;e  2;t;urm-2)ad)rinne.  2ll§  fünf  Saläre 
fpäter  bie  SBetterftange  mit  einer  neuen,  2  ©djeffel  weniger  2  SWefeen 
lialtenben  Äugel  unb  bem  3  gufe  langen  unb  1^  gujä  l^ol;en  SBetter- 
i)af)n  mittelft  eines  Jlra^neS  mieber  an  i^re  ©teHe  gebradjt  mar,  fa^, 
mä^renb  jur  glüdHid^en  SBeenbigung  beö  2Ber!s  mit  allen  ©loden  ge^ 
läutet  unb  auf  ber  ©tra^e  „3lnn  banfet  atte  ®ott"  gejungen  mürbe, 
einer  ber  ©rridjter  auf  bem  ^nopf,  bie  gü^e  freujmeife  um  bie  ©lange 
gefdilagen  unb  fi<^  mit  izn  §änben  f eftl;altenb ;  man  moUte  babei  be^ 
merfen,  ba^  er  fid^  mit  ber  2l;unnfpifee  beim  Sauten  l^iu=  unb  l^erbe^^ 
megte.  —  ©eit  1832  l^at  bie  ÄirdEie  5  mn  ber  ®rbe  nur  an  baö  Äir- 
dienbai^  reidienbe  Slifeableiter,  um  bie  electrifdie  SKaffe  abjuleiten, 
meldie  ba§  Äupferba^  an  fid;  jiel^t  mib  meld;e  fonft  mitunter  (j.  33.  1761) 
bei  ber  ?|Jräcentortl)üre  an  ber  Sled^rinne  in  großen  g^euerflumpen  Ijer- 
abful^r. 

3m  15.  3ai^rl;unbert  ftanb  in  ber  2t;urml^aKe  jur  2Binteröjeit  an 
©onU'  unb  gefttagen  ein  33ecfen  mit  glül;enben  5tol^len  jur  ©rmärmung 
für  bie  Slimen,  unb  ber  SBürgenneifter  Siedle  fd;enfte  1481  baju  ein 
Kapital  von  100  3Rarf,  beffen  6  3Karf  Sinfen  jur  3lnfd^affung  üon 
5lol)lcn  für  baffelbe  uermanbt  werben  foHten  (©tabtb.).  Sßermut^lid; 
mar  bie  2(;urmtl)üre  ber  §auptcingang  jur  Äirdje. 

&ntfpxe(^mh  bem  Äird^engebäube  tft  beffen  innere  Sluöftattung. 


—    463    — 

Unter  ben  Srotijemerfen  ftel^t  na(^  3llter,  wie  mä)  fünftlerifii^et 
SBoBenbung  obenan  ein  folojfaler  ficbenanniger  Sendetet,  eine  9?a(^bi(= 
bung  beö  Send^terö  im  «Tempel  von  Sernfaleni,  wie  er  an  bem  Srinmpl^^ 
bogen  beö  2itn§  in  9?om  erjd^eint.  Ser  12  gu§  l^ol^eetamm  l^at  an 
jeber  Seite  brei  3lrme,  von  benen  bfei  bnrd)  eine  niffifd^e  SBombe  ab- 
ßeriffen  nnb  bnr(^  l^öljerne  oon  tän[(|enber  J^aäibilbnng  erfefet  finb. 
3lm  oberen  Si^eile  be§  ©tamnieS  befinben  fid)  bie  Sieliefbitber  ber  Stpoftel, 
am  nnteren  fpringen  brei  §nnb§föpfe  (jeroor,  nnb  brei  li  %n^  lange 
Söroen  tragen  bie  ganje  Saft.  SSon  ben  beiben  Snfdiriften  nennt  bie 
eine  ben  Äünftler,  bie  anbere  ben  frommen  ®eber.    S)ie  obere  lantet: 

De  dessen  luchlcr  gemahet  hat  o  Johes  Aphengelere  o  god 
gheve  zyner  zcle  raai  ^  Amen  a  S)ie  untere:  Dessen  lac/der  gav 
her  godeke  de  dekene  %^  dorch  god  (um  ©otteöwiKen)  o  dat  mach 
wen  vor  icar  sprekcn  o  Anno  MCCCXXVIL  £er  lefetere,  ber  be- 
fannte  S)efan  ©ottfrieb  o.  b.  SBiebe,  beffen  äBappen  ber  SBeibenbaum 
neben  ber  Snfc^rift  ftet;t,  mar  f(^on  t)or  ber  aSoHenbung  beö  SBerfeö 
1324  geftorben  (f.  ©.  191).  „SJor  fol(^en  SBerfen  oerftet/t  man,  mie 
bie  beutf(^e  Ännft  be§  ßrjguffeö  tm(^malö  einen  fo  l;ol^en  3)teifter,  mie 
^^eter  SSifc^er,  l^eroorbringen  fonnte." 

§anbroerf§mäJ5iger  gearbeitet  ift  baö  große  Saufbeden  in  bem 
§anptgange  oor  bem  gürftengeftüi^le.  ©er  t)on  4  fiömen  getragene 
Äeffel  ift  auf  ber  Slufeenfeite  mit  flad^en,  bie  £eben§ge[ä)i(^te  ©lirifti  bar- 
fteßenben  SRelieffiguren  bebecft,  bie  in  jmei  3ieit;en  über  einanber  unter 
je  einem  ©iebel  fte^n.  Sie  Umjdirift  fi^eint  ju  Ijeißen:  Per  Jochem 
Alart  factum  /cal.  Maj.  ?  1355.  2)en  S)e(fel  baju  l^at  SDaoib  ©plitt- 
gerber,  ein  angefel;ener  ©olbfd^ntieb  in  ßolberg,  imb  feine  grau  SKnna 
§eife  1679  „®ott  ju  (St;ren  imb  ber  Äirc^e  jur  3ierbe  oerelirt." 

'M  ben  fleineren  Äunfimerfen  biefer  ©attung  gel^ört  ein  Sf)ür=: 
fnopf  be§  2l;urmportalö  in  ©eftalt  eines  fiömenfopfeö  mit  aufgefperrtem 
SRai^en,  t)on  ben  3eid;en  ber  t)ier  ©oangeliften:  9J?enf(^,  ©tier,  Söme 
unb  SKbler  umgeben. 

3?id)t  ol;ne  üunftmertl^  ift  ein  meffingener '  Äronleud^ter,  bie  foge- 
nannte  §olfen!rone,  angebli($  ein  ©efd^enf  ber  beiben  ©öl^ne  beö  SSür^ 
germeifterö  SSincentiuö  §olf.  JDoalfönnig  gebogene,  unten  unb  oben 
jufammenlaufenbe  ©treifen,  aus  benen  furje  Slrme  jum  fragen  ber 
Äerjen  l^eroorragen,  fd^Iiefeen  eine  10  3oIl  J^ol^e  3JJabonna  ein.  @ß  ift 
bieö  oljne  Sroeifel  de  hangende  luchter  nedden  in  Ilotkes  kapetle, 
}u  meld^em  „rf^  grote  Uans  Slcf  van  sunderghen  müden  beweg- 


—    464    — 

hynm  1494  8  3Worgeu  ßanbeö  binnen  33ro(feS  fiä^enfte,  t)on  beren  ^adit^ 
ertragen  3Ba(^§  jn  10  Äerjen  baran  gefanft  werben  follte  (©tabtb.)*). 

Slud^  an  ©d^nifewerfen  l^at  bie  Äirc^e  bemerfenöraertl^e  3lrbeiten 
auf juweifen.  Unter  ben  3lltant)erfen  entl;ält  \^Qi^  bebeutenbfte  {(xw  einem 
Pfeiler  be§  nörbli(^en  ©eitenfd^iffö  befeftigte)  eine  SDarfteHung  ber  Stn- 
betung  ber  I;eiligen  breiilönige;  l^anbwerfentäfeiger  gearbeitet  finb:  ein 
jrpeiter  SUtarfd^rein  auf  ber  ©übjüanb,  ber  im  3Jlittelraum  ba§  3lbenb=^ 
ma^I  unb  in  jebem  ber  beiben  glügel  t)ier  fleinere  §eilige  ein[d^Iie|3t, 
xmb  ein  britter,  füblid^  t)om  Settner,  mit'brei  größeren  unb  ad^t  Mei^ 
neren  g^iguren;  in  einem  vierten  2lltarn)erf  (xw.  ber  ©acriftei  im  nörb^ 
li$en  ©eitenfdiiff  ift  nur  bie  mittlere  t)on  ben  brei  erl^altenen  g^iguren 
(im  SKütelraum)  gut  gearbeitet. 

S)ie  coloffale  g^igur  be§  l^eiligen  Safob  t)on  ßompoftella  im 
9Wuf(^eIl^ut  unb  ^ilgerfoftüm  ift  raol^l  ba§  3Beil;gefd^enf  eineö  ßolberger 
aBaUf al^rers ,  ber  glütflic^  t)on  ber  gefal^rüollen  9?eife  na(^  ©panien 
jurüdgefel^rt  war* 

S)ie  Ärone  unter  ben  ©c^nifewerfen  ber  5!Jfarienfir(3^e  ifi  bie  große, 
t)ergolbete,  in  ,jierli(^em  fpät  gotl^ifd;en  ©tile,  mit  rei(^er  STabernafet 
3lrd)iteftur  gearbeitete,  auf  ber  einen  ©eite  bie  SUlabonna  mit  bem  Äinbe, 
auf  ber  anberen  Sol^anneö  ben  Säufer  einf(^ließenbe  ©d^Iieffenfrone* 
SBie  anbere^unftiDerfe  ber  Äird)e,  fo  ift  aud^  biefe§  burd^  ungefd)idEte 
Sieftauration  imb  Uebermalung  entfteKt  unb  l;ier  unb  ba  aud^  an  ben 
©rnamenten  üerftümmelt.  „©ie  vereinigt  \iz\\  ftrengen  ©til  üon  3lbam 
Äraft  mit  bem  jierlid^en  t)on  SBeit  ©toß,  unb  id^  erinnere  mid^  nid^t, 
irgenb  anberöwo  ein  ä^nlid^eö  SBerf,  gefi^weige  benn  einö  t)on  glei(^er 
©(^önl^eit  gefeiten  ju  l^aben",  fagt  Äugler  t)on  i^r.    SDie  Umfdjrift: 

Bisse  kröne '  eivych  lo  holden  hebben  koft  by  Marien  kerken 
de  Sleve  xmde  nyghe  maken  laten  anno  MCCCCCXXIIL 

jeigt,  baß  fie  ein  @ef($enf  ber  ©(^lieffen  au§  bem  Saläre  1523  ift. 
S)er  jur  33ef($affung  ber  baju  nötl^igen  Äerjcn  nod^  um  1680  t)orl^an= 
bene,  t)on  ber  gamilie-  gefd^enfte  „Sid^tader"  foU  mit  bem  SBergelbe 
gefauft  fein,  melc^eö  Saöpar  2afd;enma(^er  für  bie  SSerwunbung  eines 
©d;lief  Ijatte  jal^len  muffen. 

2luffaßenb  finb  unter  ben  Äird^enftül^Ien  ber  9iatl^§ftul^l  (f.  ©.  458) 
mit  feiner  au§  bem  14.  Scil^tl^unbert  ftammenben  ©^ni|arbeit  m  ben 
Seltnen  unb  bie  fonft  einfallen  ©tül^le  im  6^or,  beren  ©eitenlel^nen  in 

*)  ©egenwärtig  finb  xm  4  Slrme  ju  Äeraen  »orljanben. 


--,     46^     — 

©rad^enfigurett  mit  in  Shnuenranfcn  ausgel^enbcn  ©(^wanjen  an^t-- 
fd^nifet  finb. 

S)ie  Äanjcl  tft  1594  gebaut,  bic  aScrgoIbimg  unb  bic  ganje  äußere 
Sluöfiattung,  au(3^  n)ol)l  bic  fieifen  ^^igurcn  bcr  3lpoftel  auf  ber  Steppe 
uub  an  bcn  ©eiten  ber  Äanjel  finb  1688,  löie  bie  Sufd^rift  ^eigt,  „ticr:: 
jenöfreiroillig  gegeben,  von  dfirifioplj  ©abriet  Sßaueröberger  uub  beffen 
e^eliebfte  eUfabet^  ©raffein,  fo  biefelbe  ^at  au§ftaffiren  laffen." 

aWerfroürbig  ift  bie  SKarienfiräie  aud^  burd)  if;re  3luöftattung  mit 
SBerfen  ber  3Kaler!unft.  SDal^in  gel^ören  juerft  bie  ©emölbemalereieu. 
©ie  nal^men,  mie  eö  l^eifet,  in  älterer  Seit  bie  gefammten  ©ewölbe  ber  ixU 
teren  Seftanbtl^eile  ber  Sirene  ein,  ttiurben  jiebod^,  ba  fie  burd)  htn  ^rieg  ge^ 
litten,  übertftnd^t  unb  befd^ranfen  fid^  jefet  auf  beu  größeren  S^eil  beä 
SWittelgemölbeö.  ©ie  ftammen  aus  bem  14. 3al^rl;uubert  unb  beftefieu  au§ 
32  §aupt5  unb  40  JiebenbarfteHungen.  Sene  entl^alten  (nad^  ^ugler) 
paarmeife  jufammengefteHte,  auf  einanber  Iiinweifenbe  ©cenen  beö  alten 
unb  neuen  Seftaments,  wie  3JJofe§  t)or  bem  feurigen  S3ufd;  unb  bic  3?er- 
fünbigung  aRariä,  bie  ®rf(^affung  ber  6t)a  unb  bie  ©eburt  ßl^rifti  xu  f»  m\ 
S)ie  färben  finb  jum  Sl^eit  auffaKenb  gut  erl;alten.  S)a  biefe  bem 
leidet  aufflrebenben  gotl^ifd^en  ©tile  nid^t  red;t  entfpredjenbe  ©en)ölbe= 
t)er}ierung  fi(^  in  2)eutf($lanb  faum  ftnbet,  in  Stalien  bagegen  unb 
jroar  in  äl^nlid^er  ©inrid^tung  Ijäupg  ift,  fo  liegt  bie  33ermutl^ung  nal^e, 
bafe  italienifc^e,  ober  ßolberger,  in  Stalien  au§gebitbele  ÄiUiftler  bie= 
felbe  t)erfertigt  l^aben,  maö  bei  ben  melfac^en  Sejie^ungeu  be§  ßamminer 
unb  ßolberger  ©tift§  mit  9lom  nid;t  auffallen  faun. 

Unter  ben  ©emälben  ber  Äirc^e  ift  bie  ©tigmatifation  beö  Ijei:: 
ligen  g^ranjiöfuö  baö  befanntefte.  ©ö  fteHt  brei  grauäisfaner  SWöndje 
bar,  ben  einen  in  grauer,  bie  anberen  in  fc^warjer  Äutte,  mit  gefdjo^ 
renem  §aupte  unb  einem  ©tridE  um  ben  ßeib,  ber  mittlere  ift  ber  ehm 
bie  SBunbenmale  empfangenbe  l^eilige  g^ranjiöfuö,  ber  jur  redeten,  weldjer 
eine  ftammenbe  ©onne  mit  ber3nf(^rift  /.  //.  S.  (irjaovg)  trägt,  (nad^ 
Äugler)  ber  l^eilige  SBernl^arbln  von  ©iena,  einer  ber  t)orjüglid;ften 
^rebiger  beö  ©rbenö.  SRad^  alter  ßolberger  ©age  fteHt  baö  Silb  bie 
brei  3Rönd^e  bar,  bie  angeblid^  baö  ©elb  jum  Sau  ber  Äird^e  gefam^ 
melt  unb  Me  brei  S^urmfpifeen  gebaut  l^aben.  SDer  ßonrector  ©($röner, 
ber  mit  bem  ©üljenbirector  Srofe  jufammen  ba§  SBilb  1730  renooiren 
ließ,  freilid^  in  einer  SBeife,  baß  fid^  ber  urfpriiuglid^e  Äunftiüertl;  nid^t 
mel^r  erfennen  läßt,  mar  Don  ber  SRid^tigfeit  ber  SDeulung  fo  überzeugt, 
baß  er  einen  von  it;;u  gebid^teten  SOerö  auf  bie  brei  aWönd^e  bem  Silhe. 


—    466    — 

einverleiben  woHte.  ®er  babei  iint  SRatl^  gefragte  ©el^eime  ^ai^  SDreger 
fam  ber  Sßal^rl^eit  näl^er,  al§  er  in  ben  brei  aJtönd^en  brei  Sweige  be§ 
vom  l^eiligen  granjisfus  geftifteten  ßrbenö  ber  granjiöfaner,  3){inoriten 
unb  Äapnjiner  erJennen  woBte  luib  auf  bie  S3eifd^rift  be§  auf  beut  SBerge 
ftel^enben  Älofterö  ^^Civitas  Assis'*'  iiinwieö  (bei  ber  Slenooation  in 
cicilas  allissimi  t)eränbert),  welches  nichts  Slnbereö,  alö  baö  erfte  t)on 
granj  ron  Slffifi  begrünbete  Älofter  bebenten  fönnte.  ©r  tjerl^inberte  fo 
wenigftenö  bie  ©efdimadtofigfeit,  bajg  man  ben  ©d^röner'fc^en  8Ser§  auf 
baö  Silb  fe|te.  ®ö  gel^ört  wa^  Ätiglerö  9Weinung  beut  ©nbe  beö 
15.  3a|irl^unbert§  an.  (Ueber  bie  a?erbinbung  ber  S3ettelmön($e  mit 
ßolberg  f.  ©.  203.) 

ffierfelben  Seit  gel^ört  ein  am  erften  ^^feiler  beö  füblid^en  Seiten- 
f(^iff§  bem  S^urmpfeiler  gegenüber  fi(ä^  befinbenbeö  ©emälbe  an,  meldjes 
bie  2lnbetung  ber  brei  Könige  barfteHt.  S)ie  brei  Ileinen  g^iguren,  bie 
auf  bem  unteren  Sl^eile  be§  33ilbeö  fnieen,  finb  nad^  ber  lateinifd)en 
Unterf(^rift  ©imon  Slbebar,  ber  Donator  beö  33ilbe§,  unb  feine  beiben 
grauen,  t)on  benen  bie  erfte  1475,  bie  jroeite  1495  geftorben  mar. 

®in  an  bem  erften  Pfeiler  (t)om  S^urm  auö  gerechnet)  be§  füb:: 
lii^en  ©eitenf(3^iffö  angebrad^teö,  berfelben  3eit  angefjörenbeö  ©emälbe 
erregt  menigftenö  burd)  ben  bel^anbelten  ©egenftanb  Sntereffe.  2luf 
einem  Äiri^l^ofe  fniet  betenb  ein  gel^arnifditer  SRitter,  mäl^renb  auö  ben 
©räbern  unb  auö  ber  Äapelle  eine  äJlenge  t)on  mit  §ämmern,  33eilen, 
©d^eeren,  Heugabeln  u.  f.  m.  bewaffneten  Sobtengerippen  l^ert)orbringt, 
um  ben  SRitter  unb  ba§  2lfi;lre(ä^t,  meldje^  ber  l^eilige  £)rt  geit)öl;rt, 
gegen  eine  lieranftürmenbe  Slitterfd^aar  ju  t)ertl^eibigen. 

©egenüber  im  Äanjelgaiige  l;ängt  ein  SBitb,  baß  eine  „meife  grau" 
barfteHt.  Sängere,  in  9teime  gefaxte  Ueber^  unb  ©eitenfd^riften  erflären 
ben  ©inn  ber  munberlid;en  ©pmbole.  SDie  ©djlüffel  m  ben  Citren  ber 
grau  foHen  bebeuten,  bafe  fie  biefe  für  ©otte§  SBort  immer  meit  auf:: 
fd^lieJBen  fott,  il;re  ^ferbefüße,  bafe  fie  in  Srcue  feftftel^e  unb  nid;t  in 
©ünben  falle,  ba§  ©djloö  üor  bem  SJJuiibe,  baß  fie  unnti^e  Sieben  tjer- 
meibe  u.  f.  m.  Unterroärtö  fteljt:  „%\x^axi  u.  ßortenbad)  im  Saläre  beö 
§errn  1494,  erneuert  1741."  tiefer  war  (nadj  SRango)  ein  preujsifd^er 
ßrbenöritter,  ber  in  ©olberg  ftarb  unb  in  ber  aJlarienfird^e  begraben 
mürbe;  nod^  um  1650  l^ing  fein  §elm  unb  ©d;ilb  an  einem  Pfeiler 
ber  £ir(3^e.    £)b  er  3)ialer  ober  nur  2)onator  mar,  ift  jmeifell^aft. 

3u  Slango'ö  3eit  galt  bei  ben  Äennern  in  ßolberg  für  baß  be« 
i>eutenbfte  ®emälb$  ber  Äird^e  baö  an  einem  ^^feiler  beö  nörbli(i&en 


—    467     — 

©citcnfiä^iffä  pitßenbe,  tDcl(]^e§  ßl^rlfhis  mit  ben  ©(^ä(^ern  am  Äreuje 
unb  barunter  SWaria,  Sol^anneö  unb  bie  Heine  gigur  be§  S)onator§ 
barftellt.  Slngeblii^  ift  es  bie  3lrBeit  beö  Slntmerpener  aUalerö  ©(^mibt, 
ber  biefen  Flamen  von  feiner  frül^eren  Sefiä^äftigiing  angenotftmen 
Ijaben  foH. 

S3ea(]^ten§n)ertl^  [m\>  mhlxä)  ttoS)  bie  an  jwei  ^Pfeilern  be§  3JlitteI= 
f(^iff§  befeftigten  SBruflbilber  Sut^ers  unb  SWelanäitfjonö  von  bem  älteren 
6rana(3^,  ol^ne  Sweifel  raol^l  Driginale,  aber  1741  burd^  benfelbew  ^fu- 
f(^er  entfiefft,  ber  aud^  bie  n)eife  grau  renot)irt  I;at.  Seibe  Äöpfe  finb 
„jum  l^eiligen  2lnbenfen  beö  woJ^lweifen  §errn  ^^Jeter  3lelianuö,  n)oI)l' 
t)erbienten  ©tabtpl^pfifuö  in  ßolberg",  von  feiner  SBittrae  3lnna  din^k 
28.  3Rärj  1607  ber  Äird^e  gefc^enft. 

Untergeorbneteren  SBerll^  l^aben  ein  ecce  homo  an  bem  ber  ©d^af= 
tl^üre  (fogenannt,  weil  ßl^riftuö,  eine  ©(]^afl^erbe  roeibenb,  l^ier  abge^ 
bitbet  ifi)  unb  meistere  alte  ältarbilber,  SKaria,  bie  ©oangeliften,  2lpoftel 
u.  f.  m.  barfteHenb;  raenigftenö  forgfam  ift  bie  SBerurtljeilung  ©l^rifti 
vox  ^ontiu§  ^Mlatuö  gearbeitet,  wie  bie  Snfd&tiften  jeigen,  von  bem 
©olberger  aWater  3oa(ä^im  Änoi^enl^auer  1640  gemalt  unb  von  feinem 
ßnfel  3legibiu§  Änod;enl^auer  1715  erneuert. 

daneben  fcä^liegt  bie  Äirc^e  nod^  einen  großen  5Rei(ä^tl^um  von 
SBilbmerfen,  ©pitapl^ien  angef ebener  SWänner,  Silbniffen  frül^erer  ^^re- 
biger  unb  bie  Pfeiler  oft  ju  fel^t  t)erbe(fenben  Ornamenten  aller  3lrt  in 
fi(3^ ;  fie  legen  burd)  bie  J^anbroerfetüiä^tigc  Slrbeit  unb  rei(i)e  3luöftattung 
Seugnife  ab  für  ben  gebiegenen  Sürgerfinn,  wie  für  ben  religiöjen  ©inn 
ber  (ginn)ol^nerfd)aft  im  17,  unb  im  anfange  beö  18.  Sal^r^unbertö, 
mo  fie  meifl  enlftanben  finb.  S)af)in  gel^ören  nod^  üon  ben  Äronen,  im 
5lanjelgange:  bie  Ärone  vox  ber  Äanjeltreppe,  von  9Ri(^el  85ufaf  unb 
beffen  g^rau  aWargaret^e  Arien  1634,  bie  §en!ef(^e  Ärone,  von  SDkrtin 
§enfe,  Kaufmann,  ©üljenbirector  unb  ©eglerl^auöälteften,  unb  feiner 
ei^efrau  Äatl^arina  Senj  1702  gefd^enft;  bie  3Jtauer§bergerfd)e  5lrone, 
von  ber  gräflid;  t).  ©d^lieffenfi^eu  g^amilie  unterl^alten  (bod^  fd^eint  bie 
Stiftung  von  bem  „groten  §anö  ©d^lief"  [f.  ©.  463J  fälfc^lid^  mit 
biefer  in  SBerbinbung  gebrad^t  morben  ju  fein);  im  §auptgange:  bie 
§ofratl^  ^lafotomus  (f.  ©.  427)  Ärone  aus  bem  Sa^re  1658;  bie 
fiiebel^errfd^e,  von  9Kattl^iaö  Siebelperr,  Sürgermeifter  von  StoftodE,  ber 
Äird^e  Dermalst  unb  von  beffen  ®rben  1699  nad^  Golberg  gebrad^t;  im 
Statl^ögange:  bie  ftattlid^e,  Dor  bem  SRatfiöftul^le  l^ängenbe,  von  bem 
SBürgermeifter  ®eorg  v.  öraunfd^weig  1721  4e\(ä^ewtU8x^\vt,'^^\\^'^\^ 


—    468    — 

Äuiibc»rei($f(3^c  inib  bic  ©inmicrnfd^c,  ein  ©efd^enf  beö  Senators  Soa(]^im 
©imineru  im  Saljtc  1 605,  511  bcr  Icfetereii  gel^örte  eine  SBicfe,  beren  ©r* 
träge  bctu  ^i>räcentor  suftanbeu  für  bic  SBerpflid^tung,  bie  Äronc  breimol 
jöljrlid)  mit  Äerjcn  511  ncrfeljen.  SDtc  Ävoncn,  m\ä)t  9?eflina  ^olep,  (Sl^efrau 
beö  oft  genannten  6oöm.  d.  ©innncrn  1635,  nnb  ber  Sürgennei jier  Sielfe 
(f.  ©,  397)  1639  gcftiftet  (;aben,  finb  ni(^t  mel^r  porldanben.  S5ie  ju 
ben  üironcn  gel^örenben  Stif tnngen  finb  im  1 8.  Stt^r^w^bert,  wo  bie  fc 
Icnd)tung  ber  ilird;e  anfeer  ©ebrand)  fam,  fännntlid^  abl^anben  gefommen. 

S^er  frfl{)erc,  im  ^^rälatendjor  anfgeflente,  fafi  bift  an  bie  ^ede 
rcid)cnbe  §anptaltar  ber  Äird^e  ifi  1807  burd)  eine  Sombe  jcrjiört  unb 
nod)  nidjt  luieber  IjergcfteHt.  S'er  jefcige  9lUar  fielet  jroifd^eu  bcn  beiben 
SIjüren  beö  Seltner^,  bnrd)  ben  er,  an  unb  für  fxä)  f<]&ou  ju  Hein,  noäf 
uerbedt  wirb.  Txt  ftarfoergolbete  Sci&nifearbeit  im  9{enaif|ancefli(  ge^ 
I;ört  bem  17.  3a(;rl^unbert  an  unb  ift  ein  ®ef<]^enf  beö  9lefcrcnbarfi 
©abriel  SDfaueröbergerö,  einjigen  Sol&n  be§  Äämmererö  SKauerftberger 
unb  feiner  ©atlin  l'nitgarb  Ännbenreid}. 

lieber  bem  9l(tar  befinbet  ftd)  bas  Don  ®einalben  umgebene 
Änigge|d)e  ^-intapljium.  Äniggc  felbft  (f.  £.  318)  ifl  auf  einem  ber 
IHlber,  weldieö  6(jriftuö  mit  ben  £d}üdöem  barjieDt,  abgebilbet,  wie  er 
im  fd)ioarjen,  mit  ^'^.'el;  iH'rbräntten  .vlanonifat^rode  mit  gefalteten  Rauben 
uor  bem  >trcuje  auf  ben  Änioen  liegt. 

S'ie  bcibon  33eid)tftül)lc  an  ben  Seiten  be«  9lltar«  finb  ebenfalls 
au^  bem  17.  iabrbunbert  unb  non  ßolbergcr  bürgern  gefd^euft,  ber 
bcö  ^JJafioro  primär,  iion  bem  Äaufma  in  ^^ondc  unb  ber  beft  älrd^ibia- 
fonnö  von  bem  .s^anfmann  ^I^änbIer.  4V*ibi%  namentlid^  ber  beft  ^^ 
ftor^  pn'm ,  finb  mit  reidiem,  aber  ftcif.MU  Sd^niferoerfe  oei^iert. 

I'a  fd)on  1270  ein  Crgani»'t  ermähnt  roirb,  fo  l^at  bic  Äirdje 
mi)  id)on  bamalö  eine  Trgel  gel).ibt.  irir.e  imxt  ßrgel,  fpäter  bie 
„grüne"  genannt,  ioü  ron  ^on  ^i^uLiriii  g^fdsenft  fein,  fie  fianb  an  ber 
3lMinb  5UMÜiicn  ^cm  :?lliar  mib  ^er  ©anrefammer  unb  würbe  1618  afc 
gcbvo*cn.  nad^^cm  üo  idiou  ieit  einem  Jabi^unbert  uici^t  benu^  war. 
Tonn  idion  15:7  roar  jiviKi^'n  ben  'Vu'ileni  unter  bem  SS^iirme  eine 
lunic  TviKl  ovrivlucr.  u>o;u  :>i.iih  unb  Capltel  5U  gleid^en  Sl^eilen  bie 
Moücii  lun\u\Kbon  iMtion.  Sic  \m\xr>:  1536  bur(|>  älbrian  Südennann 
ai;o  o.immiii  nmacavbcirei  u::b  hcixö  bis  lSi;6.  SJm  24.  Suni  1827. 
uun^o  in  v?^i\;ciuvavt  ^cö  ^anu;liJ;cn  ^^rca^riinsen  bie  neue,  grünange^ 
fnuUnc.  lUMi  ^cm  CriU^lbaiicv  i»Jarf5  in  iVrIin  gebaute  )DrgcI  9on  bem 
Siirorinrenbcntcu  'iJlCiCi^  ^v.  \V;;c\\\  Vvr.i^vxii^w  (8ebrau(i^  eingeiDcl^ 


—    469    — 

Sßon  ben  6  ©lodert  tfl  bie  ältcjie  unb  größte  1272  gegoffen,  wie 
bie  Snf(3^rift  jetgt:  BcX  gLorlae  Vcnl  CVMpaCe,  fie  foH  72  ßentner 
wiegen  unb  ift  no(3^  nie  geborften.  S)ie  3Kittelgelttut§glodfe,  1333  ge^ 
goffen,  trug  bie  Snfd^rift:  Alpha  ei  f  -f  0  Rex  gloriae  C/irisle  veni 
mm  pace  Moesla  ordior,  gatidia  pangOj  dulce  welos  canto;  fie  ift 
fünfmal  gefprungeti  unb  umgegoffen,  jum  legten  SUlale  1746. 

2)ie  Heine  ober  SSeöperglocfe,  1609  gegoffen  unb  inel^rmalö  ge= 
fprungen,  würbe  1719,  burd^  eine  alte,  erfaufte  ©orfglode  oerftärft,  aber^ 
tnafe  neu  gegoffen  t)on  beni  ßolberger  ©lodengieJBer  (Sonrab  ©d^eel.  SDie 
untere  Umfd^rift  ift  ber  ber  ©t.  ©pirtuäglodfe  faft  gleid^Iautenb  (f.  ©.  407). 

SDie  Sänge  ber  Äird^e  beträgt  205  gu§,  havon  fommen  70  gu§ 
4  3oa  auf  ben  ^xälatew^ox,  bie  SBreite  128  g^uß,  bie  §ö^e  bi§  jutn 
®en)ölbe  74  gug,  bie  §ö^e  beß  mittleren  Stjurmö  biß  jur  ©pifee  ber 
©tange  236  gufe. 

®§  würbe  auffaHenb  fein,  wenn  ber  fromme,  ber  ilirc^e  juge^ 
wanbte  ©inn  ber  ßolberger  Sürgerfd^aft,  ber  fid)  in  ber  liebeooUen 
2lu§ftattung  ber  Rxxä)t  mit  S)en!mälem  aller  3lrt  buri^  bie  Sai^r^um 
berte  betl^ätigt  Ijat,  nid^t  an^  mand^en  3unftgenof[en  ju  lünftlerifd^ent 
©d^affen  angeregt  l^ätte.  3n  bem  17.  S^i^rl^unbert  lebte  in  ber  ©tabt 
bie  funftreid^e  3Kalerfamilie  ber  Äno($enl^auer  (f.  ©.  467)  unb  fidtier 
finb  aud^  bie  meiften  ber  anberen  ©emälbe,  Äronleu($ter,  ©pitapliien 
t)on  (Solberger  Äfinftlern  unb  §anbwerfem  t)erfertigt.  ^unft  unb  ^anb^ 
werf  wud^s  im  ajjittelalter  auf  bemfelben  Soben,  unb  ber  ^anbwerlö- 
meifier,  ber  mit  fd^öpferifi^er  idraft  über  bie  gewö^nlid^en  in  ben  SSor- 
fd^riften  ber  Äunft  fid^  l^altenben  Seiftungen  l^inauöging,  war  ein  Äünftler. 
ßolberg  ift  bie  einjige  ©tabt  ^ommernö,  fagt  ^ugler,  wo  bie  SWalerei 
in  einiger  Slütl^e  gefonnnen  ju  fein  fd^eint.  SDaS  ©tabtbu(^  nennt  bie 
9?amen  wenigftenö  von  jwei  ßolberger  3Jfalern;  ber  eine  (um  1400) 
gel^ört  bem  angefel^enen  ©efd^lei^te  ber  SBörwalbe  an,  ber  anbere  lieißt 
Salob  58ribad^  unb  !aufte  fi(^  1494  eine  Querbube  in  ber  ^jJapengaffe. 
@r  lebte  alfo  gerabe  in  ber  Seit,  an§^  weld^er  bie  SUiel^rjal^l  ber  älteren 
©emälbe  ber  Äirdie  ftammt.  —  £>b  ber  3tame  „3lpl^engetcre"  auf  bem 
be  aSiebe'fd^en  Seud^ter  (f.  ©.  463)  nur  bie  3unft  angiebt,  weld^er  ber 
aWeifter  angeljörte  —  bie  Spengeter  waren  SKotl^äießer,  weld^e  g^iguren 
an  il^ren  2lrbeiten  ate  3ierratl^  anbrachten  —  ober  ob  er  gamitienname 
war,  läßt  fid^  nid;t  mit  ©i(^erl^eit  fagen,  ebenfo  wenig,  ob  ber,  nad^ 
ber  nieberbeutfd^en  Snfd^tift  ju  fd^ließen,  nieberbeutfd^e  Äünftler  ß^olberg 
ober  einer  anberen  §anfeflabt  angel^örte. 


1-»? 


^■. 


Die  @d|ttleti  ber  Stabt 


S)le  f(^on  gegen  baö  Sal^r  1300  erwäl^nte  ©olberger  Somfi^ule 
ftanb  in  engfter  SBerbinbung  mit  bem  ßapitel  unb  würbe  unter  ber  Sluf fid^t 
bes  ©(^olaftifuß  t)on  bem  frül^  genannten  rector  sc/iolae  geleitet.  2)iefer 
gehörte,  wie  bie  Unterlel^rer,  bem  geiftUi^en  ©taube  an,  er  l^atte  feinen 
^lafe  im  ei^or  ber  Äird&e,  laö  3Weffen  unb  SJJemorien,  leitete,  wie  in 
proteftantif(^er  Seit  ber  ßantor,  ben  ©(^uld^or  unb  bejog  fein  ©el^alt 
jumeift  auö  Rrd^lii^en  Stiftungen. 

3)o(ä^  ni($t  geringere  3Bi(^tigfeit,  als  für  Äir(3^e  unb  ©apitel, 
l^atte  bie  ©d^ule  für  bie  ßaienwelt.  S)aö  Satein  war  triebt  bloß  Äird^en^ 
fprai^e,  in  il^m  würben  in  älterer  Seit  au(|  weltli(^e  SBerl^anblungen, 
geri^tlic^e  SSerträge  in  ben  ©tabtbü(^ern  unb  jum  Si^eil  aui^  bie  diat^^^ 
befi^lüffe  abgefaßt,  ©ine,  wenn  anä)  nur  bürftige  Äenntniß  beffelben 
war  beöl^alb  wenigftenö  für  bie  angefel^eneren  klaffen  ber  ©inwol^ner^ 
fci^aft  ein  wünfd^enöwerti^er  S3efi^,  unb  Urfel^bebriefe,  bie  von  ßolberger 
SBürgern  mit  eigener  §anb,  wie  auöbrüdli^  bemerft  ift,  in  baß  ©tabt* 
hn^  eingetragen  finb,  bejeugen,  baß  bie  ©(^reibefunft  an^  bei  ben 
Saien  nici^t  unbefannt  gewefen  ift.  ©ine  SBittwe,  bie  \i^  1395  wieber 
üerl^eiratl^et,  t)erpfli^tet  fid^  bei  ber  Sluöeinanberfefeung  mit  ben  Äinbern 
erfter  e^e,  ben  ©o^n  4  Saläre  in  ber  ©d^ule  ju  erl^alten  unb  i^n  mit 
Kleibern  unb  ©(3^u^en,  fo  wie  allem,  waö  jur  ©(^ule  nötl^ig  ift,  ju 
i)erfel^en  ^),  unb  äl^nlid^e  SBeftimmungen  weißt  baß  ©täbtbud^  l^äufiger  auf. 

SDal^er  ift  aud^  ber  diai^  ber  ©tabt  frülj  bemül^t,  ®inwirfung  auf 
bie  ©(^ule  ju  gewinnen.  @in  Sßertrag  üom  Saläre  1378  bilbet  ben 
2lbfdf)luß  eineß  ©treitß,  ber  jwifi^en  il^m  unb  bem  Kapitel  aud^  auf 
biefem  ©cbiete  außgebrod^en  war.  S)er  Slatl^  erlennt  barin  baß  SRed^t 
beß  ©dfjolaftüuß,  ober,  wenn  biefer  fe^le,  beß  ßapitelß  an,  ben  Slector 
anpfteUm^  bod^  wirb  il^m  bafür  vom  ßapitel  ein  tteberwad^ungßred^t 


—    471     — 

ber  ©(3^ule  jugeftanbeit,  er  fann  bie  9lbfcfeung  beö  9lectorö  uxlan^er\, 
mmx  biefer  feine  ßute  3u^t  übt,  fid^  in  ©rfüßung  feiner  3lmt§pflid^ten 
läffig  jeigt  unb  \iä)  auf  ergangene  ©mial^nung  nid^t  beffert,  unb  baS 
ßapitel  barf  fie  nid^t  permeigern.  ^nä)  über  bie  ©innal^men  ber  Seigrer 
entl^ält  bie  Urfunbe  einige  SBeftimmnngen.  3)ie  Unterlel^rer  erl^alten 
t)on  jebem  Bä)üUx  il^rer  Slbtl^eilungen  jeben  l^alben  aWonat  2  $fg.  unb 
in  ber  3eit,  wo  Sid^t  gebrannt  wirb,  ebenfo  unb  in  benfelben  Sermineu 
ein  2xä)t,  auj^erbein  nod^  am  Sage  t)or  aWariä  Steinigung  von  iebem- 
1  ^fg-  i«  Siöit;  ber  Seigrer  (es  ift  wol^I  ber  SRector  gemeint)  erplt  — 
aufeer  feinem  (nid^t  angegebenen)  ©el^alt,  baö  il^m  nai^  alter  ©emol^n^ 
l^eit  bleiben  foH  —  jur  3eit  bes  ßid^tbrennenö  ber  SReil^e  nad^  von 
jebem  ©(^fller  ein  Sid^t  unb  am  S^age  vox  SRariä  Steinigung  2  ^fg. 
ju  Sid^t;  afe  „^Jufegelb"  jal^lt  jeber  ©d^üler  il^m  3  ^fg.,  bem  Untere 
lel^rer  2  ^fg.  SlUe  übrigen  g^orberungen  werben  als  unerlaubte  (^x^ 
preffungen  unterfagt,  namentli(5  bie  „©peifepfennige."  3)od^  l^at  ber 
Unterlel^rer  3lnfpru(^  auf  bie  §älfte  be§  g^rül^fiüdf^  feiner  Söglinge*  — 
®ö  war  eine  gute  SSBirfung  ber  nad^  langem  Äriege  wieberl^ergefteHten 
©intrad^t  jwifdf)en  Slatl^  unb  ©apitel,  ba§  beibe  fid^  1477  jur  §ebung 
ber  ©d^ule  frieblid^  t)ereinigten  unb  fi(^  gegenfeitig  gelobten,  für  fie 
©orge  tragen  ju  wollen,  bamit  au§  iljr  SRänner  t)on  geiftiger  unb  fitt^ 
lieber  S5ilbung  l;ert)orgel^n  fönnten.  S)em  Siector  würben  jur  SSermel^:: 
rung  feiner  gewiß  no(^  bürftigen  ®innal^men  bie  Hebungen  eineö  geift^^ 
lid^en  Senepciumä  jugewiefen;  im  übrigen  würbe  baö  2lbfommen  Don 
1378  erneuert.  §in  unb  wieber  wirb  feitbem  bie  ©d^ule  mit  f leinen 
©tiftungen  bebai^t;  j.  S.  beftimmt  Soi^ann  ©d^lief  1496  in  feinem 
lefeten  SBiUen,  ba^  ber  SJector  aBjäl^rlid^  für  il^n  mit  4  armen  Bä)üUxn 
eine  9Kemorie  abfingen  unb  bafür  jebeömal  3  ßuabrinen  (Sßierfen)  er^ 
l^alteit  foH,  von  benen  er  ben  ©(^ülerat  eine  Äleinigfeit  abjugeben  l^at. 
Sie  3al^l  ber  Unterlel^rer  (ßoHaboratoren,  fiocaten  [gemietl^ete  Seigrer] 
submagistri)  ift  nid^t  angegeben.  Ueber  bie  iJage  bes  ©d^ull^aufeö 
f.  ©.  54.  — 

SDie  Sieformation  »erfprai^  bem  gefammten  ©d^ulwefen  einen 
2luff(^wung,  brad)le  il^n  aber  junäi^ft  nur  ben  gdel^rtcn  ©d^ulen.  ©ie 
erf(§ien  bei  ilirem  Sluftreten  in  ber  innigften  aSerbinbung  mit  bem  ©tU:: 
bium  beö  Sllterlljumö,  weld^eö  für  ein  tieferes  aSerftänbniJB  ber  l^eiligen 
©d^rift  bm  SKeg  bal^nte.  „SBir  werben  ba§  (Soangelium  nx6)t  bel^alten 
ol^nc  bie  ©prac^en"  l^atte  £utl;er  gefagt  unb  ben  diät^en  ber  beutfd^en 
©täbte  bie  ©rünbung  von  ©d^ulen  an  ba§  §erj  gelebt.    Unb  wie  es 


—    472    w. 

ben  iläbtif($en  SWatl^en  überatt  balb  ei^ren-^  unb  §etjenßfa(]^e  würbe,  bic 
füntmerlid^en  ^farrfd^ulcn  in  SRüft^äufer  511  t)enyanbelit,  aus  benen  bic 
SBaffen  entnommen  mürben  für  ben  no(^  lange  nid^t  beenbigten  Äampf 
gegen  ben  alten  g^einb,  fo  mürbe  au(^  in  Sommern  1534  2)  befd^loffen, 
bafe  in  jeber  ©tabt  eine  ©d^nle  gel^alten  merben  fotte,  mo  bie  Äinber 
beutf d^  nnb  latein,  beten  unb  ?Pf almen  fingen  lernten ;  nmn  bai^te  f ogar 
an  bie  @rri<^tung  einer  Unioerfität  in  ©tettin,  moju  bie  beiben  ©tifter 
t)on  @t.  Dtto  unb^St.  SKarien  bie  ©runblage  l^ergeben  fönnten. 

3lud^  bie  alte  gejte  an  ber  ^jJerfante  foBte  jefet  ein  SBottmerf  beö 
proteftantifd^en  ©eifteß  merben,  l^ier  moHte  man  „ein  gut  ?ßäbagogium 
unb  Studium  tkeologiae^^  einrii^ten.  Ungünftige  SBerl^ältniffe  üerei^ 
telten  jebod^  bie  aSermirflid^ung  biefeö  ©ebanlenö.  —  Sllö '  erfien  eoan^: 
•gelifd^en  SRector  (f.  ©.  308)  berief  ber  SRatl^,  furj  t)or  1534,  Sol^. 
©d^omafer*),  1532  nod^  alö  SSicar  genannt  unb  3Ritglieb  ber  Sur^ 
fengilbe,  einen  ber  ®eiftli(^en,  bie  fid^  ber  lutl^erif(^en  Seigre  juge- 
manbt  l^atten.  2ll§  fein  SRad^f olger  mürbe  t)om  Statine  1538  ®.  33eli^ 
auö  SBerben  jum  SRector  berufen;  bod^  legte  biefer  1546  fein  Slmt 
nieber  unb  na^m  baö  einträglid^ere  eineö  ©tabtfecretarä  an.  S3om 
Saläre  1548  biö  1551  (nad^  einem  nid^t  gefiederten  3Wattl^.  ©ngelbred^l) 
t)ermaltete  So^nn  SBlenno  Ci\x%  ^prife  baö  ämt  „ein  red^ter  Söraelit 
unb  treuer  SRatl^anael  im  ©lauben,  Seigre  unbSBanbel";  er  ging  1551 
nadlj  SBittenberg  unb  mar  julefet  Äapettan  an  ©t.  SWifolai  in  ©tettin, 
mo  er  nod^  38  Sahire  mirfte.  ©r  l^atte,  alö  er  1609  ftarb,  baö  Sitter 
t)on  80  Salären  erreicht,  60  baoon  mar  er  im  ©d^ut  unb  Äiri^enbienft 
tptig  gemefen. 

SDer  lefete  felbftftänbig  t)om  SWatl^e  uocirte  SWector  fd^eint  3lteEiu§ 
9ieumann  gemefen  ju  fein;  er  mirb  als  fd^mäd^lid^  unb  t)erbroffen  be^ 
jeid^net.  ©ein  3Wi^muttj  mag  in  ben  traurigen  Suftänben  ber  ©d^ule 
feinen  guten  ©runb  gel^abt  liaben;  benn  ftatt  beö  flolaen  Saue§,  ber 
beabfid^tigt  mar,  l^atte  man  e§  nur  jur  ©rrid^tung  einer  bürftigen  Sret^ 
ter^ütte  gebrad^t,  in  meld^er  ber  neue  ®eift  mirfen  follte. 

SDer  3f{atl;  l^atte  bod^  feine  3lnfprüd^e  aud^  auf  bem  ©ebiete  ber 
©d^ule  nid^t  aufred;t  erl;alten  fönnen,  er  mufete  ben  Sßicarienl^of  mit 

*)  5«tc^t  eins  (Salt.  ©tub.  3.  72),  aber  roal^rfc^einltc^  ücrroanbt  mit  Slnbreo« 
©d)oma!er,  bem  3fieiitmeiftcc  oon  Söolgaft,  mcld^cr  eine  pommerfc^e  (tl^ronll  ocrfaSt 
l^at.  SRad^  bem  ©tabtbuc^e  mar  Slnbreaö  ©c^omafer,  SRentmeijlcr  in  SBolgaft,  1530 
in  ©olbcrg,  mo  t^m  3.  ^egc  eine  S3ube  in  ber  ^apenftra^c  auflief,  (^cin  SJatcr 
wac  ein  ^olbtxQtx» 


~    473    — 

feinen  f(^on  eingericfiteten  Sectorien  bem  ©apitel  (1538)  jurüdgeben, 
iinb  bie  ©(^nlc  war  wiebcr  auf  bie  engen  SWäume  beö  älteren  ©ebäubeö 
befc^ränft.  S)abei  waren  bie  t)orI;anbenen  SUlittel  fo  bürftig,  bafe  gegen 
1 560  bie  unterfte  ber  mer  Sel^rerftetten  eingesogen,  ben  anberen  ßoUegen 
aber  für  bie  5!JJe]^rarbeit  fein  ®rfafe  gegeben  würbe. 

SDie  1568  beenbete  aSifitalion  (f.  ©.  320)  führte  enblid^  ju  er^ 
lrägli(^eren  Suftänben.  aSon  einem  ^äbagogium  würbe  3lbfianb  ge- 
nommen,  bie  ©d^ule  follte  jwif(^en  ben  größeren  afabeniifd^en  ©pmna^ 
nafien  unb  ben  gewöl^nlii^en  S!rit)ialf(^ulen  in  ber  3Witte  [teilen,  bie 
©d^üler  bis  jur  UniDerfität  t)orbereitet  werben.  SBinfelfd^uIen  würben 
t)erboten,  bie  t)or]^anbenen  aufgel^oben,  bamit  bie  grofee  ©d^ule  baburd; 
nid^t  in  ber  ©(^ülerjal^t  beeinträchtigt  werbe.  SDie  3al^l  ber  Seigrer 
würbe  auf  vier  fefigefefet  unb  bie  ©e^lter  thm^  t)erbeffert.  SDer 
SRector  l^atte  jefet  40  fl.  ©el^alt  unb  von  ben  48  ^funb  ©alj  (üon  bem 
beneßciiim  salis  f.  ©.  320),  bie  er  felbft  üerfaufen  mujste,  minbeftenö 
ebenfo  t)iel  ©ulben.  S)eö  6onrector§  ©el^alt  ftieg  auf  50  fl.,  beö  ^m^ 
torö  auf  £0  p.,  beö  Socaten  (baccalanrenSj  atidilor)  auf  20  fl.  SDaju 
famen  f feinere  ©efälle:  ein  §oIjgelb  t)on  1  2)uttd^en  (3  Sb. /?),  wel(^eö 
jeber  S^üler  mit  3lu§nal^me  ber  armen  jal^lte,  unb  2lntljeil  an  ben 
Seid^ens  unb  Sfrauungöaccibentien.  2)ie  übrigen,  bie  ©i^ule  feetreffenben 
Seftimmungen  beö  SBergleid^  finb  f(^on  ©.  ^21  aufgefü^irt. 

S^as  (Sapitel  l^atte  ben  aSicarienl^of  jur  ©d^ule  l^ergegeben  imb 
ber  SRatl^  fi(^  t)etpfli(3^tet,  i^n  tnit  „jierU(|en"  ©($ut  unb  ©peifejim- 
mern  unb  ju  einer  bequemen  SBol^nung  für  ben  IRector  au§juftatten, 
awi)  ©orge  ju  tragen,  ba§  no(^  5laum  bliebe  für  einige  ©(^ulgefeBen 
unb  ©(^üler;  bo(%  t)erging  no(ä^  geraume  Seit,  bis  er  feinen  5Ber= 
pfli(^tungen  nad^fam.  SRo($  1595  würbe  t)on  ben  Seigrem  geflagt,  ba§ 
baö  ©d^ull^auö  nur  auögebeffert,  nid^t  umgebaut  fei.  2)er  SRatl^  be^ 
fd^werte  fic^  bagegen,  ba^  bie  ©djulgefeHen  i^ren  Stemtern  nidjt  fleißig 
aufwarteten  unb  fid^,  wie  audi  bie  ©eiftlid^en,  alö  ©(^reiber  unb  SRotare 
braud^en  liefen,  er  bewirkte  aud^,  ba^  ben  ©d^ulgefellen  eine  ermal^= 
nung  jufam,  fie  foßten  lieber  grammalicam  fleißig  treiben  unb  cxcr- 
cilmm  styli  nid^t  unterlaffen;  in  Setreff  be§  ©(^ul^aufeö  aber  blieb 
es  beim  Sllten.  6rfl  um  1618  würbe  eö  in  g^olge  be§  3)rängenö  ber 
©emeinbe  jur  Sufriebenl^eit  aDer  2t;eile  ausgebaut,  unb  feit  um  1670 
in  golge  ber  ftarfen  grequenj  jur  ©rweiterung  be§  grojsen  Sectoriutnö 
ein  Sl^eil  beö  benad^barten  a3raul^aufeö  miti^m  Derbimben  war,  würbe 
eö  ein  ftattlid^eö  unb  geräumiges  ©eböube  mit  brei  ©iebeln,  weld^eö 


—     474     — 

bequeme  SBol^nungeu  für  alle  Kollegen  entl^ielt  unb  für  ben  Sftector 
einen  abgefd^Ioffenen  §of  unb  eine  ©tubirftube,  beten  genfter  auf  baö 
ffeine  9Jectorgärt(^en  l^inauäfal;en.  SDaö  Sufammenrool^nen  ber  gami^ 
lien,  bie  Senufeung  beffelben  g^lurö  gab  freilid^  ju  mand^em  ©treit  unb  ju 
manchen  Klagen  vox  bem  Eonfiftorium  xmb  bem  ^atronengeri(^t  aSer* 
anlaffung,  fo  ba§  man  wol^I  meinte,  bie  alten  SBicare  l^ätten  ben  ©amen 
ber  3metxaä)t  l^ier  jurüdgelaffen,  unb  ba§  dieciox  ®6)n\mnn  ben  alten 
aSicarienl^of  gar  bie  ÄapeHe  beö  2!eufelä  nennt,  bie  biefer  ja  immer 
gerne  in  ber  Stalle  ber  Äirc^e  errichte.  — 

©d^on  gegen  ®nbe  beö  16.  Sal^rl^unbertö  fing  bie  ©(^üleraal^l 
beä  Spceums  —  fo  l^eigt  bie  Slnftalt  feit  biefer  Seit  —  an  fo  juju^ 
nel^men,  ba^  bie  2lnftellung  eineö  fünften  Set;rer§  (beö  Quintus)  notl;^ 
raenbig  würbe,  prberlic^  war  i^r  befonberö  bie  lebl;afte  S^eilnal^me, 
bie  luiter  9tauf(i)enborfö  Seitutig  bie  SBürgerfi^aft  für  bie  ©d;ule  aw  ben 
Sag  legte.  2)er  3lu§f(^u^  berfelben  forberte  (1618),  jä^rlid^  ju  ßftern  folle 
ein  ©iamen  gel^alten,  ein  Sectionöplan  t)orgelegt,  ber  praeceplores  glei§ 
unb  Unfleife  erfunbiget,  Scholarchae  auö  Slat^  unb  S8ürgerf(^aft  er- 
n)äl;lt  werben,  bie  ben  Prüfungen  beiiool^nten;  au(^  foße  ein  geleljrter 
3Jiann,  in  ober  außerl^alb  ber  ^kiefterfciiaft,  befteöt  werben,  ber  1  ober 
2  ©tunb^n  wöd^entlid;  e^lraorbinäre  Section  aw^  geiftlii^en  unb  weit- 
lidjeu  ^ai)t\\  lefe,  bamit  ber  Sugenb  ad  aUtora  3lnleitung  gegeben 
werbe.  SDamit  Derbanb  fi(^  au($  eine  erfreuli($e  ©orge  für  baö  mates 
rieHe  SBoljl  wie  ber  ^^rebiger  fo  ber  Seigrer,  ber  Siatl^  foHte  bie  Sapi- 
talien, uon  "litmw  ©djuls  unb  Äirdienbiener  befolbet  würben,  auf  fid;ere 
§i)pott;ef  auöt^un,  bamit  bie[e  jur  rechten  Seit  i^re  Sinfen  erl;ielten, 
unb  bie  befolirten  Seftamente  irieber  auffud;en  unb  nufebar  mad^en. 
©eit  biefer  Seit  würben  regelmäßige  ©jamina  eingerichtet  unb  ^^Jrogramme 
üblid).  aiudj  ber  breifngj[äl)rige  Ärieg  fonnte  bem  Sluffd^iwung  ber 
©d;ule  wenig  fd^aben. 

3Bie  für  anbere  ©d)ulen,  blieb  für  bie  ßolberger  biö  in  bie 
3)Jilte  beä  17.  Sai^rl^unbertö  baä  ©turm'fd^e  33ilbung§ibeal  majsgebenb. 
Jöie  gelegeutlid;e  S3emerhmgen ,  3luöjüge  aus  'jjirogranunen  unb  bie 
©djulgefe^e  Don  1640  jeigen,  würbe  neben  einer  genauen  5lenntniß 
ber  ä3ibet  unb  ber  ä3e!enntnif3fd;riften  t)or  allen  SDingen  bie  (Erlernung 
ber  lateinifd;en  ©pradje  erjielt.  lieber  biefe  im  münblidjen  unb  fd^rift^ 
lid;en  (Sebraud;  bie  ooHe  Ǥerrfd)aft  ju  geben,  barauf  arbeitete  ber  ganje 
Llnterrid;t  l;in.  Gramniatica  m\\^  exercitio  stili  bilbeten  ben  SOJittel^ 
pirnct  be^  Unterrid^tö.    SDer  grannnatifd^e  Unterrid^t,  t)erbunben  mit 


—     475    — 

Semen  x>on  SSofabeln  begann  auf  ber  erften  ©tufe,  mä)  gewonnener  ßor- 
rectl^cit  auf  ben  folgenbeu  ©tufen  gab  auf  ber  Ijöd^ften  SRfjetorif  ■iiini 
©tiliftif  beu  rebnerifci^en  ®^m\\d.  Unter  ben  9lutoreu  [taub  anfängtid; 
Serenj  unb  ^lautuö  oben  an  mit  ber  33ef(i^rän!ung,  bafe  ber  £el;rer 
alles  n)egf($neibe,  waö  bie  j[ugenbU(^en  ©eefen  befleden  fönne;  bocf) 
würben  fpäter  bie  Sebenfen  ni(ä^t  blo^  gegen  Unfauberfeit  biefer  SDii^ter, 
fonbcrn  aud^  gegen  bie  „2lrd^ai§men  unb  bie  \6)Uä)U  unb  attfrän!if(^e 
latinitas^^  be§  ^lautuä  fo  ftarl,  baB  man  an  i^rer  ©teile  ben  (ä^riftlicf)en 
Seren}  einfül^rte.  3?a($  unb  neben  jenen  laö  ntan  ©icero  (Sieben,  SSriefe, 
de  ofßciis^  seneclule,  amicitiä),  §oraj  unb  83irgiL  Schar/ fd  mamiale 
foBte  „ben  5Berftanb  aufräumen"  unb  im  rid^tigen  2)en!en  \&t\\. 

2)ie  9lectoren  ber  ©d^ule  biö  5U  ber  braubenburgif(3^en  3eit  l;in 
finb  na(|  ben  oben  fd^on  genannten: 

5)  Mag.  ^eter  Äolrep,  ber  erfte  oon  beiben  Patronen  gemeinfam 
berufene,  abiigen  §erfommenö,  ©o^n  3)Jid)aelö  t).  Eolrep  auf  Äolrepe 
in  ber  aJJarf  unb  gunb^of  in  ^onunern,  fam  1566,  buriä^  bie  Sufii^e- 
rung  eines  ©el^altä  m\\  100  fl.  unb  einer  „jierlid^en"  SJiectormol^nung 
gelodt,  t)on  ©tolpe,  mo  er  fdjon  Seigrer  war,  uadj  ©olberg  unb  würbe 
i)or  oerfammeltem  3?atl;e  unb  ßapitel  im  Eljor  ber  5lird)e  feierlid;  in 
fein  2lmt  eingefül^rt^  SDurdi  feine  aSerl;eiratl^ung  mit  (Slifabet^  0. 33erg 
auä  einer  alten  ©üljenfamilie  gewann  er  ©intritt  in  bie  ©atjgilbe. 
ajfandje  feiner  SJad^f olger  finb  auf  bemfelben  äßege  in  bie  ©ülje  ge^ 
lommen.  (gr  ftarb  27.  ©eptember  1593.  3?ad^  itjm  verwaltete  baö 
SWectorat  einige  Sülonate  ber  ßonrector  ©regorius  ©cf)olaftifuö  (fpäter 
^aftor),  bis 

6)  Mag.  eraöuuiö  SRaudiftebt  aus  ©tettin,  ßantor  in  ©reifen^ 
berg,  bann  in  ßolberg,  (wo  er  1592  einen  Sßuf  als  ^^Jaftor  nad;  ©rei:^ 
fenberg,  erl^ielt,  jebod^  t)om  ^erjoge  ni($t  beftätigt  würbe,  weil  bort  nur 
einer  angefteHt  werben  foHte,  „ber  eine  Sod^ter  bes  aSorgängevö  Ijei^^ 
ratl^e")  im  3lpril  1594  baju  berufen  würbe.  ®r  würbe  1595  in2ßit= 
tenberg  SKagifter,  1597  Slrc^ibiafonus  unb  Jllofterprebiger  unb  ftarb 
12.  ©eptember  1631,  auf  ber  Äanjel  vom  ©d)lage  gerüljrt.  ©ol;n  unb 
fönfei  waren  ebenfallö  ^rebiger,  lefeterer  in  3ernin  feit  1699. 

7)  Mag.  Salt^afar  ©d^ulfee,  1598—160],  „ein  wol^lgeratl^eneö 
£inb  armer  Altern"  aus  ©reifenberg,  ber  feine  ©(^ulbilbung  bei  'äidw^y 
ftebt  in  ©reifenberg  begomien  unb  bei  bemfelben  in  (Solberg  ooDenbet 
l^atte,  ein  t)ielfeitig  gebilbeter  3)tann,  SDidjter,  ©efdjidjtsfd;reiber,  ^^l)\^ 
lofopl^  unb  Strjt.  ,  ©eine  Steigung  ju  ben  mebicinifd^en  ©tubien,  bi^ 


—    476    — 

fi(^  in  bcr  1596  gebrucftcn  äbJ^anblung  de  diaeta  teterum  jeigte, 
würbe  [o  übcrwiegcnb,  bajs  er  1601  ben  ©^ulftaub  t)on  feinen  §ü^en 
fd)tittelte  unb  na(^  Dr.  ßaöpar  5tel]^eittters  Sobe  baö  ©tabtpl^^fifat  am 
nal^m.  Sugleic^  war  er  Seibarjt  beö  §erjo9§  Safimir,  reifte  mit  biefem 
in  ein  33ab  unb  lieg  ft(^  unterwegä  im  aSorübergel^en  in  SBiftenberg 
1601  ben  Soctorl^ut  auffefeen.  @r  blieb  in  biefer  ©tettung  awdi  bei 
Äafimirö  SRad^folgern  granj  unb  Ulrid^,  bie  il^n  oft  an  il^ren  §of  l^olten, 
unb  ftarb  1627  als  ßolberger  SJatl^äl^err  unb  ©d^olard^.  Unter  feinen 
mebicinif(3^en  ©Triften  l^at  für  Golberg  3ntereffe  bie  ^efiorbnung,  bie 
er  1619  auf  Jiat^öbefe^l  für  bie  ©tabt  T)erf afite. 

8)  Mag.  3Kattl^ia§  §amel,  1601,  „ein  emftlid^er  imb  berebter 
aKann",  einer  ber  fieben  mol^lgeratl^enen  ©öl^ne  beö  ^Mpofituö  §amel 
in  Sal^n,  t)on  benen  t)ier  bem  Berufe  beö  SSaterö  folgten,  mal^renb  ben 
fünften  tl^atfräftiger  ©inn  aus  engen  SBerl^ältniffen  in  ben  S^ürfenfrieg 
trieb,  xoo  er  t)on  ^Jubolf  IL  bur(^  feine  STapferfeit  für  feine  gamilie 
ben  3lbel  gewann.  Mag.  SUlattl^iaä  mar  juoor  Seigrer  in  ©öölin,  bann 
ßonrector  in  ßolberg  gemefen.  ®r  ging  nod^  in  bem  ^dfyct  1601  als 
^^Jräpofituö  mi)  33al^n,  mo  er  1618  als  ^ropfl  flarb. 

9)  Mag.  aSalentin  ©(ä^erping  auö  ßolberg,  1601  —  1619,  feit 
1594  ßonrector  am  Spceum,  l^eiratl^ete  Äatl;arina  SRange  unb  mürbe 
1600  ^^aftor  ju  ©t.  ©pirituö  unb  ©t.  ©ertruben,  1601  „leierte  er  t)on 
ben  ©d)afen  ju  ben  Sommern  jurüd"  unb  oermaltete  fein  Slmt  bis  1619, 
mo  er  fid^  in  ben  SRul^eftanb  jurütfjog.    Er  ftarb  1629. 

10)  Mag.  SDaoib  ^^l^ürmann  aus  ©targarb,  ber  fi^on  als  6om 
rector  ben  julefct  leibes^  unb  geiftesf(^ma<]^en  aSorgänger  vertreten  l^alte, 
ging  1621  als  5ßad^f olger  bes  2)ia!onuS  gabricius  (bes  einzigen  f(3^roe« 
bifd^en  ©eneralfuperintenbenten  t)on  §interpommern  t)on  1634 — 1654) 
nad)  (Söslin,  mürbe  bort  3lr(3^ibiafonus,  bann  1645  ^ropft,  er  ftarb  1653. 

11)  Mag.  ^eter  aWprfd^äuS  aus  ©tolpe  gebürtig  unb  bort  3tector 
1621*)  ju  gleid^em  2lmte  nad^  ©olberg  berufen.  @r  l^atte  auf  perfd^ie^: 
benen  beutfd^en  Unioerfitäten  ftubirt,  mar  bann  in  ©panien,  g^ranfreii^ 
unb  Stalten  l;erumgemanbert  unb  beljerrf(^te  bie  ©prägen  biefer  Sänber. 
2)ie  altgermanifd^e  SBanber:=  unb  2lbenteuerluft  mar  bamals  aud)  in  ge- 
leierten  Greifen  nod)  lebenbig  unb  fd^eint  burd^  bie  Unrul^e  beS  ^breifeig- 
jä^rigen  5lrieges  nod^  t)erftärft  morben  ju  fein,  ©in  aRaim,  ber  in 
feiner  §eimat  etwas  gelten  moHte,  mugte  bie  SBelt  gefeiten  l^aben,  unb 


*)  ^0  na^  feinen  Sd^riften.    @bert  l^at  bod  falfc^e  3a^r  1624. 


—    477    — 

ein  ®t^ä)kä)t  t)on  fal^renben  £culen  i)at  ba§  gaiije  Sal^rl^iinbert  l^inburd) 
ju  ßolberg  in  ©tabt=  imb  ©id^ulämtern  gefcffcn, 

12)  Mag.  ©regoruis  2aQn^  (§afc),  1625— SO,  1586  ju  Q.Mxn 
geboren  unb  einem  Sl^eologen-  unb  ^untaniftengefdjlei^t  angcl^örenb; 
ein  Ol^eim  von  il^m  war  ©uperintenbent  in  ber  ^falj,  ein  jroeiter  Seib^ 
atjt  bei  bem  Könige  t)on  ?polen,  ein  93ruber  feiner  ©ro^mntter  war 
ber  Sifd^of  ©oaue  gewefen,  er  felbft  l^attein  ©olberg  unb  S)anjig  bie 
©d;nlen  bffud^t,  in  ©reifötualb,  bann,  wie  bie  meiften  Si^eologen  ^^om= 
memo,  in  bem  mufterl^aft  reiä^tgläubigen  SBittenberg  fiubirt,  war  bort 
aJJagifter  geworben  unb  nad^  ©d^önberg  in  3Kä]^ren  1617  jum  paslor 
Primarius  berufen.  S'ort  würben  il^m  na^  bem  Sturje  griebrid^ä  V. 
oon  ber  ^falj  fünf  ©öl^ne  oon  ben  ^apiften  erfd)lagen,  unb  mit  bem 
feigsten  unb  feiner  ©altin,  einer  %o6)Ux  be§  bortigen  Sürgermeifterö, 
flüd^tete  er  1623  nad^  ^^ommern.  2lus  S^eilnal^me  für  fein  trauriges 
©efd^idf  fteßte  ber  Slat^  in  ßolberg  i^n  als  au^erorbentlid^en  g^rül^pre- 
biger  unb  mä)  SDiprfd^äuö  Sobe  als  SJector  an.  3m  Saläre  1630  ging 
er,  nad^bem  er  aud^  feine  grau  an  ber  ^^eft  oerloren  l^atte,  als  ^>ropft 
nad^  ?leu^@tettin.  S)ort  wirfte  er  no(^  20  Saläre  mit  gewaltiger  Äraft 
unb  großem  Seif  äße;  bie  SBittroe  beö  §erjogS  Ulrid^  fd^rieb  feine  ^^re= 
bigten  über  bie  ^falmcn  na(§,  obwol;l  er  barin  bie  3luöf(^reitungen 
if)vex  fürftlid^en  SBenoanbten  mit  bem  SWutl^e  eines  überjeugungstreuen 
lutl^erifd^en  Si^eologen  ,,tapfer  unb  eifrigft  ftrafte."  3n  ßolberg  blieb 
er  in  gutem  3lnbenfen,  unb  als  ber  ^aftor  Safd^e  geftorben  war  (1649), 
würbe  er  bortl^in  gerufen,  um  „bem  minisierio'^  oorjuftel^ien.  %n  biefem 
Slmte  ftarb  er  1652.  Sein  lefeter  ©ol^n  SDaniel  würbe  1656  ^^rofeffor 
ber  ^l^ilofopl^ie  in  ©reifswalb. 

13)  §einrid^  fjriebebom  (1630—1641)  aus  Selgarb,  eigentlid^ 
3Webiciner  wie  fein  SWad^folger 

14)  griebrid^  ©d^ulfee,  ©o^n  SBalt^afarS  ©d^.  {N.  7)  (1641—63); 
er  l^atte  fid^  auf  fed^S  Unioerfitäten  jum  aWebi einer  ausgebilbet  unb 
war  nod^  jwei  Salute  als  §ofmeifter  junger  ©belleute  gereift,  „ein  frieb? 
fertiger  unb  leutfeliger"  3Kann.  ©in  §elmftäbter  ^srofeffor  bes  18.  Sai^r^ 
I;unberts  meinte,  ba^  bie  aWebiciner  unb  Suriften  nur  bann  Seigrer 
würben,  wenn  bie  Rillen  unb  9ted^tsformeln  nid^t  wirfen  wollten.  S)as 
Urt^eil  trifft  wenigftens  nid^t  bie  beiben  ©d^ulfce,  SBater  unb  ©ol^n, 
bie  in  beiben  Sätteln  gereift  waren,  tüd^tige  Slerjte  unb  ©d^ulmänner. 
SBei  ber  engeren  SBegranjung  bes  evforberlid^en  fprad^lid^en  SBiffens  be^ 
fäl;i9te  faft  fd^ou  eine  tfld^tige  ©d&ulbilbung  jur  SBefteibung  einer  Se^rer- 


—    478     — 

ftelle;  waren  ja  mici^  bic  ßapitiilaren,  fogar  bic  xei)t%e\ef)xten  SWitgltcbcr 
be§  katl)^  gute  littcratores,  bie  junt  2;i^eil  felbft  ein  jietUd^eö  Satetn 
ju  fd^reiben,  ober  njeuigftenö  ju  beurtl;etlen  wußten. 

®ie  glänjenbfte  Seit  beö  ßolberger  Spceum^  begann  mit  ber  35eftfer 
ergreifung  ^ommernö  bur(3^  ben  großen  Äiirfflrften.  2)ie  ©rrid^tung 
ber  SfegierungöcoKegihi  in  ber  ©tabt  bradite  eine  große  Sal^l  Dornel^mer 
33caniteitfaniilien  bortt)in,  bie  für  il^re  ©öl^ne  ber  lateinifd^en  ©d^nle 
bcburften.  25ie  g^requenj  ber  Slnftalt  nal^m  bal^er  fo  ju,  ba^  bie  Sin- 
ftellung  eines  fed^öten  Sel^rerö  nötl^ig  würbe.  Sllö  folc^en  nennt  Slango 
1G68  ben  ßoHaborator  @Ha§  Sitel.  SBenn  au(^  mit  bem  Slbjnge  ber 
S3el;örben  bie  ©(^ülerjal^l  im  ©anjen  fid;  üerminberte,  fo  baß  bie  fecä^öte 
©teile  balb  roieber  einging,  fo  l^ielt  fie  fi(^  bod^  in  ber  ^rima  nod^ 
biö  gegen  baö  @nbe  beö  Sal^rl^unbertö  auf  ber  §öl^e  ber  bebeutenberen 
gleidiartigen  Stnftalten  ^ommernö :  mel^r  al§  5 1  unb  53  ^Primaner  — 
fo  t)iel  l^atte  ba§  fipceum  1692  unb  1701  —  jäl^Ite  in  biefer  Seit  awä) 
bie  ©tralfunber  ^rima  nid^t.  SDie  größere  Sal^l  batjon  waren  S[uö= 
wärtige.  SSon  ben  119  Primanern  ber  Saläre  1692—95  waren  94 
aw^  Sommern,  unter  biefen  nur  27  auö  ßolberg,  12  auö  Selgarb,  11  m^ 
©reifenberg,  bie  übrigen  aw^  2lnflam,  ßammin,  SBärwalbe,  9leU'©tettin, 
©djiawe,  ©targarb,  ©tettin;  19  m^  ber  3leumarf,  3  au§  ?ßoIen:  au§ 
STaujig,  SDral^eim  unb  Saglife.  SDer  burd^  gute  Seiftungen  imb  tüd^tige 
Seljrer  begrflnbete,  weit  reid^enbe  9iuf  ber  2lnftalt  l^ielt  nod^  eine  Seit 
lang  ben  ungünftiger  werbenben  S?eri)ältniffen  baö  ©egengewid^t.  3m 
Slnfange  beö  folgenben  3al^rl;unbertö  war  bie  ©d;ülerjal^l  fd^on  fel^r 
gefunfen,  unter  ©d)umann  f(^on  fo,  baß  bei  einem  ©(^ulgelbe  t)on 
6  g(rr.  üierteljäl^rlid^,  weld)eö  jeber  ©d;üler  mit  2luönal;me  ber  unt)er« 
mögenben  jaf)lte,  bie  ©efanmtteinnal^me  für  baö  aSierteljalir  fid;  auf  nur 
16—17  Später  belief.  S)ie  Uprima  blieb  t)er^ältnißmäßig  am  ftärfften 
befefet,  1709  waren  33  ^Mmaner  t)orl^anben,  unb  1731  treten  31  9iebner 
m^^  ber  ^rima  in  einem  oratorifd;en  3lcte  auf. 

S)a§  eigentlidie  ©iimnafium  bilbete  bie  ^rima,  für  weld^e  bic 
übrigen  Klaffen  r)orbereiteten,  in  fie  trat  bie  SUleljrjal^l  ber  3luöwärtigen 
ein.  :rie  @d)üler  faßen  in  il^r  gewöl^nlid^  6  ©emefter,  wenige  fürjere 
Seit,  mandje  no(^  länger;  in  ben  Sahiren  1696 — 1700  faßen  ad^t 
©d)üler  8,  jel^n  10,  einer  14  ©emefter  barin,  einer  l^atte  fid^  l^äuölid^ 
barin  niebergelaffen  unb  bradjte  e§  auf  20  ©emefter.  SDie  ©ecunba 
jaulte  1692  39  3)Jitglieber  unb  mag  wol^l  bei  bem  Wirjeren  ßurfuä 
aitc^  fttttjev  bev  ^vitm  an  Saljl  nad^geftanben  l^aben.    aJtand^e  ©d^ülev 


—    479    — 

führten  no(^,  bcfonber§  in  bev  erften  3ett  mS)  bein  großen  Äriege,  ein 
l^albeö  SSagantenleben,  nütteHoö  friftetcn  fie  i^r  S)afciti  eine  Seitlang 
bnrd^  bie  ©ntl^etjigMt  bcr  Siett)oI;ner  nnb  jogen  bann  anf  eine  anbete 
©c^nle.  ©elbft  gebornc  ßolberger  n)e(^felten  nüfunter  bie  ©(^nle  nnb 
gingen  nod)  anf  einige  3eit  nad)  ©tralfnnb  ober  SDanjig.  g^rnl^er  mar 
2Bittenberg  anci^  in  ßolberg  bie  beliebtefte  Unioerfität,  bort  gewannen 
and)  bie  ßolberger  gett)öl;nli(^  bie  3Jlagifterit)ürbe,  gegen  ®nbe  beö  ^a^x^ 
l^nnbertö  fi^eint  il^r  ilönigsberg  ben  ^ang  abgewonnen  jn  l^aben, 

Sa  nnr  jwei  Sectorien  Dorljanben  waren  nnb  bie  Älaffen,  nament^ 
lid)  bie  unteren  combinirt  würben*),  bie  3al;l  ber  Unterri<$t§ftnnben 
überljanpt  geringer  war,  alö  jefet,  fo  f)atten  bie  Seigrer  feine  übermäf- 
[ige  ©tunbenjaf)!.  2lm  meiften  gab  rerl^ältnifemäßig  ber  Siector:  um 
1700  17,  ber  ßonrector  18,  bie  brei  übrigen  je  19.  SDod;  fam,  befon^ 
berö  bei  bem  JWector,  \\o^  eine  jiemlid^e  3al^l  'be[onber§  I;onorirter 
^riüatftunben  Ijinju,  nnb  ber  ßuintuö  Ijatte  anj^er  feinen  im  Katalog  auf- 
gefül^rten  fiectionen  nodj  ben  Unterrid;t  in  ber  „bentfd;en  ©(^ule/'  S)enn. 
baö  £t)ceum  bnibete  feine  2Binfelf(j^ulen  neben  fid^  (f.  ©.  473),  unb  ber 
diail)  nnißte  von  3eit  jn  3eit  ben  [id^  immer  wieber  geltenb  ma(^enben  2Bin= 
felpäbagogen  ha§f  @ä)wV)alten  unterfagen.  SDafür  mußte  fid)  benn  bie  ge- 
lel;rte  ©djule  ba§  barbarifd^e  3lnl;ängf  el  ber  beutf(|en  ©d^ule  gefallen  laffen. 

SDaö  Satein  bilbete  neben  ber  3teligion  nod)  immer  \)en  Kern 
beö  gefammten  Unterrid)tö,  unb  bie  SDJetl^obe  war  fo  jiemlid^  bie  alte 
geblieben.  SBeliebt  waren  gegen  1700  bie  Sange^fdjen  £el;rbnc^er,  ba- 
neben  Cellarms :  Über  memorialis.  3?ad^  biefen  würbe  bef linirt,  con= 
jugirt  unb  ba§  ^sl)rafenletnen  betrieben,  bie§  in  ©ecunba  and)  (xyx^  bem 
djriftlidjen  S^erenj.  %\\  biefer  5llaffe  fam  ber  SBirgil  l^inju  mit  3Wt)tl^05 
logie,  Quantitätölel^re  unb  metrifd^en  Hebungen,  bie  bei  ben  ©($wä(^eren 
in  ber  §erftettung  ber  Sßirgilifd;en  SBerfe  (k\x^;>  orbmutgöloö  bictirten 
SBörtern  beftanben.  %\\  ^rima  wirb  neben  ber  Seetüre  ber  ©iceronia^ 
nifc^en  ©c^riften  befonberö  9il;etorif  geleiert  imb  praftifd^  geübt.  SDer 
Sectionöcatolog  t)on  1701—1702  giebt  bie  im  Saufe  beö  3al^re§  be= 
l^anbelten  2t)emata  an,  bie  ^\\i)  jugleid)  ju  SDiöputation^übungen  bienten, 
bamit  bie  Sßerfaffer  lernten,  il^re  fd)rifllidj  aufgefegten  ©ebanfen  aud) 
münblid^  ju  üert^eibigen.  S)ie  ©egenftänbe  waren  tl^eilö  tl;eologifd^er 
Strt:  de  imagine  dkina^  de  peccato,  de  libero  arbitrio^  de  deca- 

*)  Slud^  ein  3ufammcnunterrtd)tcn  molarerer  klaffen  in  einem  9laumc  wav 
weniger  ftörenb,  ba  ber  llntervt(l)t  in  ben  unteren  5llaffen  weift  im  Slbfragen  ber 
^cnfcn  beftanb. 


—    4Ö0    — 

togo  etc,  tl^cife  bcr  &\ß  entnommen,  mie  de  juslitia^  graUludiney 
tacihmiitate^  virlute^  amicitia.  SBerfaffer  unb  Opponenten  finb  iebe§:j 
mal  genannt  ©aneben  pnben  \\S)  SSariationen  einer  ©entenj  bur(§ 
t)erf(3^iebene  giguren,  SSergleidjungen,  wie  vmae  gloriae  cum  nebiila^ 
ambitionis  cum  coecitale^  unb  bie  burd^  il^re  feftftel^enben  Sopen  an 
einen  geregelten  ©ebanfengang  geroöl^nenbe  ©l^rie,  j,  ^.  senum  eofi- 
silia  esse  optima.  Sßon  einzelnen  Uebungen  ftieg  man  ju  ganjen  Sieben, 
bie  bem  ®ange  irgenb  einer  ßiceronianifi^en  nad^gebilbet  waren,  3m 
3al;re  1650  l;ielt  ber  Sonrector  Mag.  Soad^im  eine  lateinif^e,  ber 
Siebe  ßicero'ö  pro  Marcello  nad^gebilbete  S)anfrebe  an  ben  Slat^ 
bafür,  ba^  er  baö  Ifeine  Slubitorium  l^atte  ausbauen  taffen.  S)od^  erns 
tete  er  felbft  wenig  2)anf;  benn  baS  ^ublifum  meinte,  e§  fei  eine 
©(ä^anbe,  berglei(ä^en  Heine  SSerbcfferungen,  woju  ber  SKatl^  obligiret 
wäre,  ate  wunbemöwürbige  ©eltenl^eiten  auöjufc^reien.  — ^ 

S)od^  mad^ten  fi^  neben  bem  Satein  in  biefer  Seit  fd^on  anbere 
SDIöd^te  geltenb.  ©(^on  in  ©ecunba  waren  *2  ©tunben  ber  grie(^if(3^en 
©rammatif  beftimmt  mit  Sejiel^ung  auf  baö  neue  Seftament  (nad^  SBet 
lerö  ©rammatif),  für  bie  beiben  oberen  Älaffen  2  ©tunben  (combinirt) 
©efd^id^te  mit  Sugrunbelegung  ber  läsloria  unicersalis  Cellarii,  bie 
wegen  ber  Sieinl^eit  ber  ©prad;e  empfol^len  würbe,  unb  2  ober  3  ©tun= 
ben  für  Slritl^metif  unb  ©eometrie. 

SDaö  öffentUd^e  ©d^ule^amen  wirb  l^eut  ju  Sage  als  eine  im  ©runbe 
überflüffige  görmlid^leit  angefel^en,  unb  ba§  ^ublifum  überlädt  bie  Ueber^ 
wai^ung  beö  Unterrid^tö  ben  Dom  ©taate  eingefefeten  SSel^örben.  Sn 
jener  3cit  gab  baö  öffentlid^e  ©jamen  ben  einzigen  SUiafeftab  für  bie 
Seiftungen  einer  ©d^ule.  SDieö  war  beöl^alb  in  ßolberg  eine  geierlid^- 
feit,  bei  ber  fid^  bie  Sürgerfd^aft  fo  jal^lreid^  einfanb,  ba§  baö  grofee 
Sectorium  feiten  au§reid;te  unb  ber  größte  3Jaum,  ben  ba§  9tatl^^auä 
entl^ielt,  baju  genommen  werben  mufete.  ©iefe  Prüfungen  würben  üblid^ 
feit  1619,  Programme  luben  baju  ein,  bie  Seigrer  gaben  ben  ©d^olard^en 
baö  in  ben  klaffen  ©elefene  an,  unb  biefe  wäl;lteu  beliebige  ©ttidfe 
jum  Ueberfefeen  a\x§>:  eö  foHte  eben  feine  ©d^einprüfung  fein.  3Kit  i^r 
waren  gewö^nlid^  oratorifd^e  Slcte  unb  öffentlid^e  Disputationen  t)er- 
bunben,  bie  aud^  bei  anberen  ©elegen^eiten,  bisweilen  fogar  ol^ne  be- 
fonbere  Sßeranlaffung  t)eranftaltet  würben,  um  ben  ©d^ülern  ©elegen^ 
l^eit  JU  geben,  ©d^lagfertigfeit  unb  ©eiftesgegenwart  ju  gewinnen  unb 
fid^  im  öffentUd^en  SSortrage  ju  üben.  SDer  Slector  aJlprfd^äuö,  befannt 
als  ein  berebtcr  unb  fd^arffinniger  2)isputator,  bisputirte  felbft  öffentUd^ 


—    481    — 

tütcberl^olt  öffcntlici^:  fo  1621  de  descensu  Chrisli  ad  inferos,  fein 
Opponent  xoax  ©regorius  ^yx\^'dm  auö  ©tolpe.  Unter  feinem  3fiiec' 
torat  fanben  1622  in  ©olberg  auf  bem  SJatl^l^aufc  on  t)erfd^tebenen 
Za^en  jwifd&en  bem  3.  3uU  unb  10.  Sttuguft  in  5  2lcten  öffentlicä^c 
3)iöputationen  jwifd^en  Bä)ületn  ftalt,  unter  anbern  über  bie  S^ragen, 
ob  man  für  ©rammatif  ein  lateinifdjeö  2Bort  gebraud^en  muffe,  ob 
man  biefelbe  rii^tig  eintl^eile  in  specialem  unb  generalem,  ob  3lrifto= 
teleö  eine  ©rammali!  gefd^rieben;  bie  meiften  Sl^emen  maren  etpmolo^ 
gifd^er  5flatur,  %.  35.  ob  ^onjeftäbte  t)on  2ln  ©ee  ober  2lnfen  (2lfen, 
ffanbinat)if(ä^e  ©ötter)  abjuleiten  fei.  9Kt)rfd)äuö  l^at  biefe  ^Jacetiae 
etymologicae'^  unter  einem  langen,  in  gefd^madlofem,  fi^mülftigem 
Satein  gef(3^riebenen  Sitel  felbft  l^erauögegeben,  unb  bie  munbertid^en, 
gern  aus  bem  §ebräifd^en  gel^olten  Ableitungen  mögen  jum  %\^t\l  t)on 
il^m  felbfi  l^errül^ren. 

S)ie  im  fpäteren  3Witlclaller  in  ben  beutfd^en  ©tabten  üblid^en 
gaftnad^tfpiele,  roeld^e  auf  bem  3Warf te  auf  er^ö^ter  unb  fo  eingerid^teter 
33ül^ne,  ba^  man  t)on  beiben  ©eiten  feigen  fonnte,  gegeben  würben,  l^aben 
mS)  in  ©olberg  nid^t  gefcl^It:  im  Saläre  1482  am  erften  ©onntage 
nad^  Srinit.  lüurbe  l^ier  „auf  bem  9Rarfte  ein  ©piel  über  bas  iüngfte 
©erid^t  gel^alten",  unb  äl^nlid^e  2lupl|rungen  werben  auö  ben  legten 
Sal^rjel^nten  beä  Sai^tl^utibertä  (bei  SRango)  mel^rfad^  ermäl^nt.  häu- 
figer werben  fcenifd^e  2)arftellungen,  wenn  aud^  üon  anberem  ©l^arafter, 
afe  im  SWittelalter,  neben  ben  oben  erwähnten  oratorifd^en  Slcten  im 
17.  Sal^rl^unbert  gegeben.  Safere  befonberö  fd^eint  ein  greunb  bat)on 
geroefen  ju  fein*).  Unter  feinem  Siectorat  mürben  aufgefül^rt:  ein 
©(^aufpiel  t)on  3lIeEanber  bem  ©rogen;  ein  t)om  ßonrector  §eibemann  ges 


*)  Unter  x%m  routbc  ein  folt^er  STtt  unter  bem  monflröfen  Sitcl  Maxmi  ge« 
mac^t:  dueilum  scholasUcum  pro  viris  contra  feminas  susceplum,  quo  Cyrus  Per- 
sarum  rex  in  thronum  evehetur  aufgefül^rt  üon  conspicuis  Juveniöus,  qui  non 
sine  laude  stlpendia  imruerunt  in  his  musarum  caslris^  er  lub  bo^u  ein  bie  ^a* 
trone  unb  bie  indusirii  incolae,  »erl^at  fu^  aber  ben  SSefud^  ber  arcularü  flamme- 
arii  Umholarii  iinb  murrhohathrariU  S)agegen  erlief  ein  ©pötter  eine  bei^enbe 
©egenfc^rift,  betitelt:  dialogus  spuriolegitimus  inter  virum  supereminentissimum 
laudeque  propria  et  dominandi  studio  clarissimum  Dr.  Laverium  Clapnarrium 
macrae  mataeolngiae  llcendandum  inter  indignos  dignissimum  et  simplicissimum 
adoleseentem  Mathesium  super  dueilum  scholasticum  e  gymnasio^  ut  vocanty  col- 
hergensi  proscriptum  et  apud  extrcmas  orbis  insulas  proclamatum^  institutus 
anno  quo  Licentiati  delirant  et  'pueros  in  Donato  informant.  J^a^  ntu^  ed 
bO(^  (mit  Sejug  auf  bie  arcularü  etc.)  in  (Jolberg  för  ©cljul^parfümirer  geben  l* 


—    482    — 

bid^tctes  9ciftU(3^cö  ©(|aufpiel,  betitelt:  3lbainitifd;er  ©ünbenfaU  (1667); 
ferner  „SBerattifd^lagiutg  beö  Äönigö  Latini  mit  Tiirno  inib  feinen  Unter- 
tlpanen  über  bie  nncerl^offle  2lnhmft  Aeneae  in  Stauen  (1673);  unb 
jur  „9lüdfH(3^en  Slnl^erofunft"  beö  ®eneral§  y>.  ©d^werin  „biefem  ju 
eieren  elaborirt  «nb  pröfentirt''  eine  Äomöbie:  baö  mi^Iid;e  ©lud  beö 
ftrieges  mit  einem  Swifdjenfpiel:  3JliJ3braud^  beö  ©tnbentenlebenö,  mit 
Slngabe  ber  Slcte  nnb  ber  anftretenben  ^erfonen  (1674).  ©ie  3lnp^:= 
rungen  fanben  anf  bem  ®Eercitienl^aufe  ber  Siitterafabemie  ftatt,  nnb 
ber  SBetteifer  mit  biefer  Snftalt,  bie  ft(3^  in  ätinUdEien  Seiftnngen  t)ers 
fud^te  (f.  weiter  nnten),  mag  bieö  l^äupgere  auftreten  be§  Spcenmö  ju 
bramatifd^en  Slnpl^rnngen  gerabe  in  biefer  3eit  mit  erMären.  aWit 
biefer  ©leKung  ber  ©d^ule  jnr  ©tabt  l^ängt  ber  SBrand^  jufammen,  bafe 
bie  jnr  Uniüerfität  gel^enben  ^^rimaner  eine  öffentlid^e  2lbf(^iebgrebe 
l^ielten.  Söefönberö  gelungenen  SBorträgen  mürbe  t)on  ^^atronen,  Seigrem 
imb  anberen  Snl^örern  öfferitlid^  S3eifatt  gejoHt.  ©o  entfpraiä^  baö  ^n= 
blifum  ber  2lufforberung  beö  ßolbergerö  ©manuel  Äül^n  (fpater  Stector 
in  ©tolp),  ^^platidite'^  am  ©($lu§  einer  de  diclo  Augusii:  ^.plau- 
dM'  gel^altenen  9?ebe  burd^  lautes  SeifaHWatfd^en.  35er  Slbgang  ol^ne 
valedictio  ift  immer  mit  Säbel  im  Sllbum  bemerft,  bi§  e§  im  3lnfange 
beö  18.  Sai^rl^iniberts  mel^r  unb  mel^r  ©itte  mürbe,  pricatim  abjugcljn. 
2)ie  3u^t  fu(^te  man,  mie  anberömo,  aud^  in  ßolberg  baburd;  ju 
förbern,  bafe  man  ben  befferen  ©d^ülem  eine  bet)orjugte  ©teHung  gab  unb 
fie  mit  ber  Sluffid&t  über  il^re  ©enoffen  unb  beren  Sßerl^alten  in  unb 
aufeer  ber  ©(^ule  betraute.  S)iefe  l^ei^en  praefecti^  corycaei,  cuslodes, 
aud^  paedagogi,  unb  reid^e  Seute  nal^men  mand^e  t)on  i^nen  als  3n= 
formatoren  il^rer  Äinber  ins  ^a\x^.  2)ie  ©d^üler  maren  aud^  l;ier, 
namentlid^  im  17.  Sai^rl^unbert,  oft  fd^mer  ju  bänbigenbe  Äinber  einer 
rollen  Seit,  unb  ©efefee  imb  3ud^t  fonnten  gröblid^e  SBergel^en  felbft 
gegen  bie  Se^rer  nid^t  üerl^inbem.  3lrgeö  mürbe  gegen  ben  lpod;anges 
fel^enen  Siector  §oßafe  t)erübt.  "SSlan  mufete  t)on  il^m,  bag  er,  fo  mä^ig 
er  fonft  mar,  bod^  in  l^eiterer  ©efettfdEiaft  gern  ein  ®ta§  ^ier  tranf. 
S)a  maren  brei  ^^rimaner,  ©belleute,  fred^  genug  getoefen,  furj  t)or  ber 
3Kittag§fd^ule  eine  Äanne  S3ier  unb  ein  ^kgglaß  in  baö  2lubitorium 
mitzubringen,  imb  alö  §ollaj  eintrat,  i^m  barauö  mit  bem  3lufe:  prosit, 
Sruber,  jujutrinfen.  §olIafe  behielt  feine  Raffung,  er  manbte  fidE)  t)om 
Jlat^eber  l^erab  ju  ben  anberen  ©d^tilem  mit  ben  äBorten :  „liebe  ©d^üler, 
nel^mt  an  bem  g^recel  biefer  böfen  SBuben  feinen  Slnfloß,  ®ott  mirb  fie 
finben!"    Unb  ,,ber  erfte  biefer  §amSs  wxi^  ©anaanäbrut  ftarb  im  @e* 


—    483    — 

fängnife,  ber  anbcrc  am  ©olgen,  ber  btitte  auf  beut  SDiiftljaiifeit/'  — 
^oä)  im  Stnfangc  bcö  18.  ^al^t^^mbcrtö  ttjerbcn  ©d)ülcr  tücgen  fc^ipercr 
SBerbred^cn  relegxtt,  ber  eine  ob  tiliatavi  miniem,  anbete  wegen  SDieb- 
ftal;lö,  ixotx  Srüber  aus  @ert)in,  weil  fie  alleu  möglid^en  [(glimmen  2a=: 
ftern  ergeben  waren,  bie  fonft  über  baö  jugenbUdje  Sltter  Ijinauögel^cn. 
2)er  Slbel  gab  ber  JWitterafabentie  ben  Sßorjug,  nnb  war,  wenige 
ften§  in  ber  jroeiten  §älfte  bes  17.  Sal;rl;unbertö,  fd^raad^  auf  .beni 
Spceum  t)ertreten.  ©ie  ©d^üler  roaren  meiften^  aw^  bilrgerlid^em  ©tanbe, 
unter  il^neu  nid^t  wenige  ©ö^ne  armer  Sanbpaftoren  ober  3)orffttfter. 
3Kan(ä^e  famen  ol^ne  3WitteI  naö)  ©olberg  unb  waren  gang  auf  bie  m^- 
wärtö  wol^l  befannte  unb  gerül^mte  aKilbtl^ätigfeit  ber  ßolberger  SBürger 
(f.  ©.  385)  angewiefen,  [ie  fanben  bei  i^nen  Äoft  unb  2:ifd^  „unb  er« 
l^ielten  babei  t)on  ben  ©peifen,  bie  biefe  felbft  genoffen  unb  aud^  wol^l 
ßbbad^."  SDie  g^reitifd^  geniepenben  ©d^üler  gingen  ju  Sieujal^r  banfs 
fagenb  in  ber  ©tabt  l^erum  unb  überreizten  babei  (1726)  ein  jierlid) 
gebrudteö  mit  §ol}fd^nitten  auögeftatteteß  ©ebid^t  an  bie  „gnäbigen, 
l^od^geneigten,  fe^r  wert^ien  Patrone,  Sffiol^lt^äter  unb  SBol^ttl^äterinnen." 
^Wiji  unwiiä^lig  war  e§  für  biefe  SÖJittettofen,  wenu  fie  eine  ©teile  im 
61^ or  er^lten  fonnten.  S)icfer  beftanb  fd^on  im  3Kitte[alter,  bie  ^^cho- 
rales^',  bie  3)Jitglieber  beffelben,  waren  5Domf($ü(er.  ©ie  bel)ielten  ben 
9Zamen  aud^  na(^  ber  Sieformation,  ©ie  fangen  bei  Srauungen  unb 
Seii^enbegängniffen  unb  regelmäßig  breimal  in  ber  9Bo(^e,  aufeerbem 
aud^  9Jlartini  unb  SReujal^r  in  ben  ©trafen  ber  ©tabt  uml^er.  ©er 
©l^or  würbe  oon  ^räfecten  unb  aibjuncten  infpicirt.  S)ie  ©infammlung 
unb  33ertl^eilung  beö  in  ber  G^otbüd^fe  gefammelten  ®elbe§  ftanb  an- 
fänglid^  bem  Siector  ju,  ein  ßantor  benufete  aber  bie  förperlid^e  ©d^wäd;e 
ßötfemannö  in  feinen  lefeten  Salären,  um  bie  il^m  jeitweife  fiberlaffene 
gül^rung  ber  E^orfdffe  mit  ben  ©efällen  für  ben  3Sertl^ei(er  ganj  unter 
feine  §errfd^aft  ju  bringen,  ßueitfd^,  ber  SRad^f olger  Sütfemann§, 
toagte  juerft  auö  „^urd^t  t)or  ber  befd^rieenen  grau  gantorin"  nidt)t, 
fein  Siedet  geltenb  ju  mad^en;  nad^  beren  Sobe  gewann  er  eö  jwar 
wieber,  oerlor  e§  aber  wä^renb  einer  Äranf^eit  wieber  an  ben  (Santor, 
ber  wäl^renb  biefer  3eit  „burd^  einen  Syllogismus  figiirae  II  in  festiiio 
t)om  ^^atronate  baö  ©ecret  erfd)lid^,  baß  er  auf  ben  9?ed;nungen  ber 
6f|orbüd^fe  fifeen  foHe."  —  ©c^on  in  fatl^olifdier  Seit  waren  oon  ben 
e^oraten  bie  ßurrenbefd^üler  gefd^ieben.  ©ie  fangen  jweimal  in  ber 
SÜBoc^e  in  ben  ©traßen  um^er,  bie  in  i^ren  Äorb  gelegten  9iaturalien: . 
Sörob,  ©emmcl,  ßid^t,  würben  glcid^  uutet  ^%  uttt^^xW,  x^^w'^w.'^^^^ä^. 


—    484    — 

®elbc  würbe  ©(^u^jeug  imb  Äictbung  für  fic  angeftä^afft  Slrtnc,  um 
bef(3^oltene  Sürger,  um  1800  ein  artner  S(3^ul^pi(fer,  führten  fie  beim 
Umgange  unb  erl^ielten  bafür  bie  boppelte  SRation  von  bem  Srobe  unb 
atte  aSierteljal^re  4  Später.  Sie  ßurrenbefd^üler  würben  gegen  eine  ge= 
ringe  ©nifd^äbigung  von  ©eiten  ber  ©tabt  von  ben  beiben  imterften 
Sel^rern  be§  S^ceums  im  ßl^riftent^um,  Sefen  unb  ©(abreiben  informirt, 
trugen  bie[en  Safel  unb  SRutl^e  ju  unb  reinigten  bie  Sectorien  unb  hen 
©(ä^ul^of.  pr  gemö^nlid^  lernten  fie  ein  §anbtt)erf,  würben  aber, 
wenn  fie  fid^  fällig  unb  Peinig  jeigten,  anä)  in  I;ö(;erc  klaffen  t)erfeljt. 

SDie  Seitftrömung  gegen  bie  3Kitte  be§  18.  3cil;tl)unbertö  jwang 
aud^  ba§  ßolberger  Spceum,  h^n  ^reiö  feiner  ©egenftänbe  ju  erweitern, 
unb  neben  bem  \ä)on  ftärfer  fid^  gettenb  mac^enben  ©ried^ifd^,  ber  3Ka' 
tl^ematif  unb  ©efd^ii^te  brängen  fid^  jefet  aud^  gtanjöfifd^,  aWed^anif 
unb  aWe^unbe  l^inein:  bie  lateinifd^e  ©d^ule  fott  il^ren  Söglingen  aud^ 
eine  ©ebraud^öanweifung  ber  im  gewöl^nlid^en  Seben  unentbel^rtid^en 
Singe,  be§  3irfefe  unb  fiinealö,  unb  bie  Äenntnife  von  „3Kafe  unb  ©e^ 
wid^t,  von  SWetaHen  unb  SUUneralien,  ©teinen  unb  garben"  geben.  2lm 
wid^tigften  ift,  bafe  fid^  bie  beutfd&e  ©prad^e  neben  \>en  alten  ben  i^r 
gebül^renben  ^lafe  erftritten  liat.  ©d^on  bie  }U  ©d^umannö  Seit  gel^al- 
tenen  öffentUd^en  SReben  finb  jum  grojsen  2;^eile  beutfd^.  3lm  18.  3?o- 
Dember  1729  läjst  biefer  auf  bem  SRatl^l^aufe  auf  bzn  SBunfd;  feiner  Pri- 
maner, wetd^e  il^re  i^enntni^  in  ber  ßolbevger  fiocalgefd^id^te  an  ben  Sag 
legen  wollen,  für  bie  fie  baffelbe  Sntereffe  liaben,  wie  il^r  9iector,  einen  ora= 
torifd^en  2lct  abl)atten.  ©(^umann  ift  über  ben  ®ifer  ber  ©d^üler  fel^r  er^ 
freut;  benn  baö  3iel  ber  ©pmnafialbilbung  ift  il^m,  „ba§  bie  ©d^üler  il^re 
©ebanfen  im  ©d^reiben  xmb  Sieben  auöbrüdEen  lernen,  ol^ne  bie§  fei 
ber  ©elei^rte  ein  jugefpunbeteö  SBeinfaf,  m^  bem  feiner  etwas  Idolen 
fönne."  ®ö  treten  babei  11  SRebner  auf,  fie  fpred^en  über  ben  3ln1^cn 
ber  t)aterlänbifd^en  ©efd^id^te,  baö  2llter  ber  ©tabt,  bie  gefunbe  £uft, 
bie  l^öd^fte  Dbrigfeit  berfelben,  von  bem  befeftigten  ßolberg,  bem  ©tifte, 
ben  12  ©tfldfen,  bie  15:^4  gegoffen,  ber  §eimfud^ung  ber  ©tabt  burd^ 
ben  breifeigjäl^rigen  Krieg  u.  f.  w.  3ur  geier  ber  Uebergabe  ber  2lugö= 
burger  (Sonfeffion  25.  Suni  1730  traten  on  2  Sagen  l^intereinanber 
31  9iebner  auf,  weld^e  bie  aSerberbnig  ber  fatl^oUfd^en  Kird;e  jur  3eit 
ber  Sieformation  unb  \>en  ©egen  ber  lefeteren  in  einer  Siei^e  von  SiU 
bem  fd;ilberten.  3Iuö  biefer  3eit  biö  in  bie  3Kitte  beö  fiebenjäfjrigen 
Krieges  ift  eine  jiemlid^e  3al&l  von  Programmen  erhalten,  weld^e  Seugnife 
ablegen,  welche  aWenge  frember  ©eftalten  in  bie  Siäume  ber  alten  latei-- 


—      485      r- 

m\^en  ©d^ule  etugejogen  waren  unb  93ürgerre(i^t  ^momm  l^atten. 
33ei  bem  öffentlichen  ©Eamen  finb  jwifiä^en  bem  2luftreten  ber  einzelnen 
Älaffen  SReben  unb  aSorlräöe  in  t)erfd^iebenen  ©prad^en,  ber  loteinifcä^en, 
9ried)if($en,  franjöfifd^en,  ]^ebraif(^en,  l^od^-  unb  nieberbeutfd^en  eingelegt 
in  ?)3rofa  unb  ^oefie,  barunter  ein  25iaIog  jwifc^en  einem  Sunfer,  ber 
Ijod^beutfd^,  unb  j^ei  SSerroaltem,  bie  nieberbeutfdj  fpre(^en,  über  ben 
©rlaJB  ber  ^ad^t,  unb  ein  jweiter  über  bie  SBorjüge  beö  Sürger^  unb 
33auernftanbe§  in  gleid^er  Sffieife  l^alb  ^^oä)-,  lialb  nieberbeutfcä^.  SDie 
übrigen  2!^emata  finb  auö  hcn  t)erf(3^iebenften  ©ebieien  genontmen, 
es  wirb  ge^anbelt  von  ber  SSetpftanjung  ber  äJJauIbeerbäume,  von  ben 
Sienen  unb  ©pinnen,  ber  Srennfpiegel  wirb  in  beutfd^en  aSerfen  ht^ 
fungen,  e§  wirb  nad^gemiefen,  baß  alle  Planeten  mit  vernünftigen  ©im 
mol^nern  befefet  unb  bie  ©rbe  ba§  fei,  raaö  Sibirien  unter  ben  Sanb- 
fd^aften  ®uropa§:  ein  Ort  ber  SSerbannung,  bajs  eö  in  allen  Säubern 
regne  unb  bafe  bie  aWefefunft  ber  ©otteöfurd^t  nic^t  fd^äbtid^  fei.  3lud^ 
lomnten  Sl^emata  vox,  n)eld;e  baö  Sßerl^ältni^  ber  ©d^ule  ju  bem  eben 
übermunbenen  3lberglauben  anbeuten,  ob  eö  ^ejen,  ob  e§  ©efpenfter 
gebe,  toie  eä  fid;  mit  ben  SDonnerfeiten  vtx^alU,  u.  f.  m.  5Daö  lefete 
t)or(;anbene  Programm  ift  aM  bem  Sa^re  1759  nad^  ber  erften  Sela^ 
gerung,  unb  ber  9tebeact,  ben  eö  anfünbigt,  l^at,  mie  eö  fd^eint,  bie 
Sul^örer  am  ber  fd^meren  ©egenroart  l^inauöf flirren  fotten  in  3uftänbe 
irbifd^er  ©lüdfeligf eit ;  benn  bie  Sieben  bel^anbeln  bie  ©efd^id^te  ber 
Gntbedungen  in  3lmerifa,  ßftinbien  unb  SReu^oIIanb,  unb  überaß  in 
©uropa  träumte  man  in  biefer  Seit  von  ibealen  Suftänben,  bie  in  biefen, 
jefet  erft  red^t  in  ben  ©efld^töfreiö  ber  abenblänbifd^en  SBett  eintretenben 
Säubern  l^errfd^en  foHten. 

S)ie  ©el^ätter  ber  Seigrer  maren  in  biefer  3eit  burd^  ^ermäd^t:: 
niffe  milbtl^ätiger  ©eelen  bebeutenb  rerbeffert  morben.  5ßon  ©eiten  ber 
©tabt  ert)ielt  um  1730  ber  5Rector  95  p«,  ber  ßonrector  72,  ber 
©antor  48,  ber  Saccalaureuö  44  unb  ber  Ouintuö  36  ff.,  von  ben  cer^ 
f(^iebenen  Segaten  ber  SRector  etraa  70,  ber  ©onrector  35,  ber  ©antor  43, 
ber  SBaccalaureud  31,  ber  öuintuö  33  fl,  SDaju  famen  fd^roer  abju= 
fd^äfeenbe  ^rioatftunben,  beren  täglid)  2  vovx  SRector  gegeben  unb  t)on 
jebem  2lntl^eil  nel^menben  ©d^üler  mit  1  S^aler  t)ierteliäl^rlid^  l^onorirt 
mürben.  Seber  in  bie  ©d^ule  2lufgenommene  jal^lte  bem  ^ector  ein 
©infpringelgelb,  in  ^rima  1  S^aler,  etmaö  weniger  in  ben  anbent  klaffen, 
aus  ben  §afengelbent  l^atte  berfelbe  jä^irlid^  4  ff.  ju  einem  fetten 
©(^mein  unb,  nad^  einem  9lango^fd^en  Segat,  wie  anä)  bie  übxicjxk 


—    486    -- 

Slefyxex,  aUi&^xlxä)  am  grünen  ©onnerftage  eine  ©triefeel,  SRector  unb 
ßonrcctor  erl;ieltcn  iäl^tlid^  2  grofee  fiadife.  Sebcr  Seljrer  l;atte  1—2 
®renj  SDeputatl^oIj  t)out  i^fanbl^ofe  unb  äntl^eil  an  beni  nad)  einem 
fe^r  fünftlid^en  ©pftem  i}ert^eitten  ©d&ulgelbe  (f.  ©.  478).  ©ine  nid&t 
unbebeutenbe  ®innal^me  gcroöl^rten,  nomentUiä^  für  ben  ßantor,  bie 
ßeid^en^:  unb  Srauungöaccibentien.  ©ine  Seid^enbegleitung  t)ornel^mer 
Seute  burd^  ben  ßl^or  ber  Sd^ule  brad^te  ben  Seigrem  2  Später  eitt, 
n)ot)on  natürlid^  ber  ßantor,  ber  bie  ^auptmül^ewaltung  l^atte  unb  bei 
aieflen  unb  SCßinb  oft  ftunbenlang  mit  ben  ©d^ülern  auf  ber  ©trage 
auf  bie  £ei(ä6e  l^arren  mugte,  ben  §auptantl;eit  er^iielt.  3lo6)  beffer 
waren  bie  ©ebüi^ren,  wenn  ber  ßantor  mit  bem  ©l^or  über  Sanb  roan^ 
berte,  um  „eine  abiige  ober  ^riefterlei^^e  wegjufingen" ;  bod^  mugte  er 
bann  ben  Kollegen,  mit  Slusnal^me  beö  Quiiüas,  für  bie  SBertretung 
i-  S^aler  al)geben.  ^^x  3iat^  I;atte  angeorbnet,  bag  fold^e  Stete  in  ber 
©tabt  möglid^fl  augerl^alb  ber  ©d^uljeit  fielen,  bamit  ber  Untenid^t 
nid^t  ju  oft  unterbrochen  würbe*  S)ie  Srauungögebül^ren  rid^teten  fic^ 
nad^  bem  ©taube.  S)ie  Äird^entl^üren  mürben  oerfd)loffen  gel^alten,  biö 
bie  Sal^lung  erfolgt  mar.  SWadj)  bem  breifeigjäl^rigen  Kriege  fud^te  man 
fid)  burd)  Trauungen  im  §aufe  ober  in  anbern  Sird^en  ben  ®e6ü|iren 
5U  entjiel^en;  bo(^  bie  Seigrer  l^ielten  it;r  Siei^t  feft,  fie  t)ereinigten  fid^ 
mit  bem  gleii^faüö  in  il^ren  (Sinnal^men  bebroljten  ©tabtpfeifer  unb  ©r^ 
ganiften  ju  einer  gemeinfamen  S8ef(^ioerbe  an  baä  ßonfiftorium,  unb 
biefe§  verfügte,  bag,  bis  bie  ®ebü^ren  entridjtet  feien,  fein  ^aftor  bie 
Srauung  uoDjietien  unb  mit  feinem  ©alar  fiir  biefelben  I)aften  folle. 

Sei  ber  engen  SBerbinbung  ber  tl^eologifd^en  unb  pfjilologifd^en 
©tubien  waren  faft  alle  Sefiret;  S^eologen,  brei  SRectoren  waren  SKebi^ 
einer.  9lur  wenige  blieben  auö  freiem  SBiden  bem  päbagogifd^en  33e^ 
rufe  jeitlebenö  treu,  für  bie  SöJei^räal^l  war  bie  ©d)ule  nur  eine  5Durd^= 
gangöjeit  jum  ^^Jfarramt,  unb  für  fleißige  unb  tüchtige  Seigrer  l^atte  ber 
iRat^  ober  baö  ßapitel  in  ben  ^^Jatronatöftetten  in  ber  ©tabt  unb  auf 
ben  2)örfern  ben  erfe^nten  3tu^e^afen.  ^i^nfionirungen  fommen  feiten 
üor,  für  bie  9Bittiüen  eines  armen  SBaccalaureuö  unb  £uintuö  forgte 
ber  9{at^  einige  3)iale  in  ber  SBeife,  baß  er  ben  33ewerbern  einen  SBiuE 
gab,  fid;  mit  jenen  in  bie  Stetten  ber  ©eftorbeneu  Ijineiujul^eiratljen,  eine 
audj  fonft  in  ©tabt  unb  Sanb  üblidje  ©itte:  in  bem  SDorfe  §of  a\\ 
ber  Dftfeetüfte  war  baä  ^^^aftorat  200  Sal;re  Ijiuburc^  üon  ©ö^nen  ober 
©djwiegerfö^nen  ber  ^^^aftoren  befefet. 

2)ie  ^lectoren  biefer  Seit  waren; 


—    487    — 

15)  aSalcriuö  ^a\S)t,  1663—84,  ©o^n  beß  Word  Mag.  3oa, 
(^m  3af(^e,  t)olIcnbcte  feine  in  ßolberg  begonnene  ©(ä^ulbilbung  auf 
bet  bamafe  unter  ber  Seitung  beö  berül^tnten  ^^äbagogen  Mag,  Soad^im 
Dtto  ftel^enben  ©tolper  ©(ä^ule.  3m  Saläre  1640  bejog  er  mit  Simäuö 
t).  ©iUbenflee  bie  Unit)erfität  Königsberg,  prte  tJ&eologifcä^e,  pl^ilofo? 
p]^if(3^e  unb  geograp]^if(3^e  SBorlefungen  unb  befaßte  fi(3^  nebenbei  mit 
9Ketopoöfopie  unb  ©l^iromantie.  ®in  Srief,  bafe  fein  SBater  auf  bem 
Sterbebette  liege  unb  feinen  Sofepl^  no(^  eimnal  ju  f e^en  wünfd^e,  rief 
il^n  im  Slnfange  beö  Sal^reö  1649  mä)  ©olberg  jurüdf,  boä)  fanb  er 
il^n  ni(^t  tnel^r  am  2eher\.  6r  blieb  jefet  brei  ^ierteljal^r  in  feiner 
SSaterflabt,  prebigte  tüäl^renb  beö  ©nabenjal^reö  unb  benu^e  bie  gute 
Sibliotl^ef  feineö  3Saterö  ju  eifrigen  ©tubien.  3m  ©eptember  beffelben 
3al^reö  begab  er  fid^  jur  weiteren  2luöbilbung  'm^  ber  ©itte  jener 
Seit  auf  Steifen  unb  buri^jog  in  Segleitung  beö  fpäteren  ßolberger 
33ürgermeifter§  ßj^rifiopl^  Äunbenreid^  ba§  norbroeftliiie  2)eutf(^lanb,  be* 
fud^te  bie  ©tätten  !laffif(ä^er  ©elel^rfamfeit  in  ben  Sflieberlanben,  l^ielt 
\i6)  brei  SSierteljal^r  in  6öln  auf,  tt)0  er  mit  t)orne]^men  ^apiften  jU- 
fammenfpeifte  unb  im  täglidjen  ©treue  ©d^ärfe  unb  ©(^lagfertigJeit 
gewann,  nebenbei  auä)  bie  2aute  lernte,  ging  bann  über  ©iefeen  nad^ 
aWarburg,  ftubirte  l^ier  bei  ^rofeffor  ßl^riftiani,  einem  gebornen  ®rei= 
fenberger,  ber  in  ©olberg  bie  ©c^ule  befu(^t  l^atte  unb  (i(^  banfbar 
ber  bort  genoffenen  SBol^ltl^aten  erinnerte,  SKatl^ematif  unb  erreid^te  1651 
©tra^burg,  baö  t)orläufige  3iel  feiner  greife.  §ier  lebte  er  im  §aufe 
unb  am  Sifd^e  mel^rerer  tl^eologifd^er  Seigrer  ber  l^o(^angefel^enen  Uni= 
t)erfität  unb  gewann  bei  allen  bie  größte  3lnerfennung  (niensae  ineae 
et  tedi  grata  portio  nannte  i^n  einer  berfelben).  3lte  er  l^ier  feine 
SDiöputation  Dertl^eibigt,  aud^  wieberl^olt  geprebigt  l^atte,  fefete  er  1653 
feine  Steife  fort  über  Ulm  nad^  Siegenöburg,  befud^te  bort  ba§  Sefuiten:: 
collegium  unb  beffen  S3ibliotl^efjimmer,  wo  man  il^m  fiutl^er^ö  fd^warj 
eingebunbene,  am  Äad^elofen  fte^enbe  Sffierle  jeigte.  S)ann  reifte  er  eine 
Seitlang  mit  einem  l^olfteinifd^en  Äünftler  ^aul  ©d^röber,  ber  in  ©laö 
graben  fonnte  unb  gläfeme  ©d[)rauben  erfunben  l^atte,  jufammen  unb 
leierte  barauf  über  ^rag,  SDreäben,  Sffiittenberg,  ©tettin  nad^  ©olberg 
jurüdE,  um  balb  nod^  na(§  StoftodE  ju  gelten  unb  bort  1654  ben  Slang 
eines  Sicentiaten  ju  getoinnen.  §ier  erl^ielt  er  bie  XJocdtion  jur  6om 
rectorfteHe  in  feiner  Sßaterftabt  au  Mag.  Slamelow'ö  ©teile,  ©r  trat  fie 
1655  (26  3al^r  alt)  an  unb  würbe  1663  Siector.  ©d^on  üorl^er  ^atte 
er  fid^  mit  3lnna  ©opl^ia  ©roffe,  Sod^ter  bes  ©eneralfuperintenbeuteu 


—    488    — 

©roffc,  termäl^U.  Unter  i^m  nal^tn  bas  S^ccum  einen  gewaltigen  Slufs 
fc^wung;  benn  er  befafe  ni(]^t  nur  ben  Sluf  eines  groj^en  ®elcl;rten,  fem 
bern  an^  eineö  tüd^tigen  ©d^ulmanneö.  ®r  war  von  leibenfd^aftlidjer 
§ingabe  an  feinen  S3eruf,  fparte  in  unb  aujgerl^alb  ber  Bä)nU  an  ber 
Sugenb  feine  3Kül^e  unb  Slrbeit,  mit  bem  ©lodenf (abläge  war  er  im 
Slubitorium  unb  Derfäumte  nie  eine  Section.  J^aneben  gewann  er  nod) 
Seit  ju  t)ielfa(3^er  wiffenfdiaftlid^er  2:i^ätig!eit,  forreöponbirte  mit  fremben 
©elel^rten,  fd^rieb  eine  grofee  Sal^l  ber  in  jener  Seit  fel^r  beliebten,  mit 
einem  Sebenölauf  beö  ©eftorbenen  t)erbunbenen  Seid^enreben,  §o(^äeitö= 
unb  2;rauer:=®ebi(^te.  ©eine  gute  branbenburgifd^e  ©efinnung,  meld^er 
er  in  ber  §ulbigung§rebe  1666  fräftigen  3lu§bru(f  gab,  t)erf (Raffte  il^m 
bie  Stellung  eines  33eifi^erö  im  l^interpommerfd^en  ßonfiftorium.  ©eine 
befanntefte  f(ä^riftftellerif(^e  arbeit  ift  bie  Verausgabe  ber  ßompitation 
beö  3Jlön(^s  Slnbreas  über  baö  Seben  be§  l^eiligen  £)tto  mit  33emer:= 
fungen  von  il^m.  ©ine  begonnene  au§fül;rli(^e  ©efd^id^te  bes  ponuner- 
fd^en  atpoftels  l^at  er  nii^t  tJoHenbet.  S)ulbfamer,  als  ber  gleid^jeitige 
^aftor  ©olberg  (f.  ©.  433)  gegen  2lnbersglaubenbe,  ftanb  er  bod^  feft 
auf  feinem  lutfierifd^en  Sefenntnife,  er  begann  jeben  Sag  mit  ©ebet  auf 
bm  Änieen,  t)erfäumte  nie  bie  Äird^e,  betete  unb  fang  mit  feinen  §aus= 
genoffen  unb  l^ielt  fid^  ,,mit  2lnbad^t  unb  %nxä)t  jum  Sifd^e  bes  §errn." 
Sei  aller  Süi^tigfeit  mar  er  nii^t  frei  t)on  Meinen  ©djwäd^en,  er  mar 
ftreifc  unb  l^errfi^füd^tig,  l^eftig  unb  t)on  ftarfem,  bis  jur  ©itelfeit 
gel^enbem  ©elbftgefü^le  bel^errfi^t  SSon  feinen  §auSgenoffen  unb  ©d^ü- 
lern  liejs  er  fid^  ©jceUenj  nennen,  weil  ber  junge  ßicero  ben  Cratippiim 
excellentem  genannt  liabe.  3ur  ©ntfi^ulbigung  mag  ber  Umftanb 
bienen,  bafe  aud^  anbersmo  bamals  bem  SRector  menigfiens  ber  Sitel 
„SBol^lebel"  jufam.  SDie  ©d^üler  fpefuUrten  mitunter  auf  biefe  ©d^wäd^e: 
als  einer  non  il^nen  ins  ßarcer  foHte,  bat  er  „Sl^ro  ©naben",  i^n  ju 
fd)onen.  Slngenel^m  berül^rt  fagte  Safd^e:  „lafe  er's  nur  bei  ©Ecellenj", 
unb  erlief  bem  S)elinquenten  bie  ©träfe.  SDas  i^m  angebotene  aird^ibia- 
lonat  fd^lug  er  aus,  als  aber  ber  ^aftor  ®berl^arb  von  ber  üorftäbtifd^en 
Äird^e  jum  ^aftor  primär,  an  ©t.  SUlarien  berufen  mürbe,  mad^te 
Safi^e  auf  ber  Äanjel  feinem  3om  gegen  biefe  Söal^l  in  fold^en  3lus^ 
brüdfen  Suft,  ba^  ber  unglüdlid^e  ©berl^arb,  ber  unter  anbern  au(5 
„9)iiftfinfe"  von  il^m  betitelt  mar,  franf  mürbe  unb  nad^  ad;t  Sagen 
ftarb.  ©ein  großer  ©treit  mit  bem  ^aftor  ßolberg  ift  ©.  433  u.  folg. 
erjäl^lt.  ©eit  ber  SSerlegung  bes  ©onfiftoriums  nai^  ©targarb  1669 
mürbe  il^m  bie  SBesperprebigt,  bie  fein  ©d^miegeroater  vox  il^m  gel^abt 


—    489    — 

l^atte,  übertragen.  6r  legte  ben  ©runb  ju  ber  SBibltotl^ef  beö  S^ceums,  bte 
axiä)  ben  bürgern  nid^t  t)erf(^loffen  fein  foHte.  ©eit  1667  würbe  fte  in  bie 
9Karien!ir$e,  in  ben  für  fie  in  Sereitfd;aft  gefegten  SRaunt  oberl^atb  ber 
§olfenfapette  gebrad^t  nnb  l^eijgt  bann  „öffentli(^e  33ibliotl^el."  ©önner  rer:^ 
inelirten  fie  buri^  ©elbbeiträge  unb  93üd)er.  ©ie  gilt  balb  alö  33ibliotl;ef 
ber  aWarienfird^e.  3n  bem  Saläre  1684,  alä  3af(3^e  eben  fein  Seftament  ge^ 
ma^t  l^atte,  worin  er  anä)  ^ä)uU  unb  Seigrer  beba(^te,  bilbete  \\ä)  ein 
bösartiges  ®en)ä(^ö  auf  feiner  SBade;  bei  einem  berül^mten  Slrjte  in 
©tolpe  Teilung  fud^enb,  ftarb  er  bort  int  55.  Saläre  feines  2llters  mä) 
ber  Operation  rul^ig  unb  gefaxt,  fein  le^ter  SBunfd^  toar,  ba§  man 
feine  Seid^e  nad^  ßolberg  bringe.  3n  ber  ©tabt  ^exx\ä)k  gro^e  Srauer 
über  feinen  SSerluft ;  „f ommt  l^er,  xt)X  SBürger,  bie  3Kauer  unfrer  ©tabt, 
bie  ©ante  auf  bem  ©olberger  ^^ania^  ift  gefallen",  l;ei§t  es  in  ber 
Seid^enrebe  über  il^n. 

16)  Mag.  S)aoib  §ollafe,  ber  befannte  lut^erifd^e  SDogmatifer.  3u 
SBulfon)  bei  ©targarb  1648  geboren,  toanberte  er,  in  ©targarb  unb 
Sanbsberg  tü(^tig  oorgebilbet,  im  Sßertrauen  auf  ®ott  unb  bie  eigene 
Äraft  mit  12  ggr.  nad^  ©rfurt,  loo  il^m  fein  fidleres  SBiffen,  feine 
fittli(^e  Südjtigfeit  unb  bie  oollftänbigc  öel^errfdjung  ber  gried)ifdjen 
unb  l;ebräifd^en  ©pra(§e  bie  3I(^tung  ber  Sel;rer  unb  gutes  §ospitium 
oerfd^affte.  3n  SBittenberg  würbe  er  SJfagifter  unb  1670  ju  ^^sü^erlin 
unb  Srodf^ufen  bei  ©targarb  ^aftor  unb  l^ielt  bie  fogenannte  ©ins- 
prebigt  in  ber  3luguftinerKrd^e  bafelbft.  SSom  ßonrector  in  ©targarb 
warb  er  1684  jum  SRector  nad^  ßolberg  berufen,  wo  er  jugleid)  Sßesper^ 
prebiger  war.  ©eine  SBirffamfeit  l^ier  war  !urj,  aber  gefegnet,  unb 
ber  5luf  feiner  ©elel^rfamfeit,  feine  Süditigfeit  in  ber  SDogmati!  unb  dieäjU 
gläubigfeit  lodte  oiele  ©(^üler  nad^  ßolberg.  1692  würbe  er  ^ropft 
in  Safobsl^agen,  wo  er  1713  am  jweiten  Dftertage  ftarb.  Sßon  feinen 
jal^lreid^en  ©d^riften  ift  bie  bebeutenbfte:  exawcn  Iheologkxim,  ein 
^(xxi^bw^  lutl^erifd^er  SDogmatif,  junäd^ft  für  feine  3uprer  in  ßolberg 
gefd^rieben,  burd^  flare  9lnorbnung  unb  fd^arfe  Segriffsbeftimmung  fefir 
brau(^bar  für  angel^enbe  SEl^eologen  jener  3eit. 

17)  3o^.  e^riftian  §öfel,  1692—97,  aus  §of  in  granfen,  oorljcr 
ßonrector  in  ßolberg.  SBon  ber  ftarfen  g^requenj  bes  £t)ceums  unter 
feiner  Seitung  fprid^t  er  felbft  in  ber  föinleitung  junt  ^rop^eten  Sonas. 
3n  ber  furgen  Seit  feiner  3lmtsfü^rung  Ijat  er  181  ^^rimaner  unb 
98  ©etunbaner  in  baS  oon  i^m  angelegte  2llbum  eingetragen.  (Sine 
Äränfung,  wel^e  er  t)on  bem  ©eneral  -  ©upexluUxv.^^wU\\  ^*  ^^^^x 


—    490    — 

erfüllt,  bet  i^nt,  bcm  geübten  Q6)\xlmam,  ein  ®Eercttium  jum  Ueber=i 
fefeen  in  baö  Sateinif(^e  voxUqU,  maäjte  il^m  beu  3lufent|ialt  in  bem 
fonft  t)on  il^m  geliebten  ©olberg  juraiber,  ®r  folgte  einem  Slufe  nad^ 
§of  unb  ftatb  l^ier  1729  alö  §od^fürftI.  ^ranbenburgifd^er  ©uperin^ 
tenbent  unb  £)berpfarrer,  beö  ®i;mnafii  Sllbertini  Snfpector  unb  Prof. 
theo'.  Primarius. 

18)  Mag.  ^aul  Sütttemann,  1697*)— 1708,  o\x^  ©panbau  ge- 
bürtig, jut)or  aieftor  in  ©tolp,  „ein  getreuer,  ftitter  unb  bemütl^iger 
3Wann." 

19)  e^riftian  Oottfr.  £iueitfd^,  t)on  1708—25,  (Sol^n  eines  3lrjte§ 
in  galfenburg;  bur(ä^  feine  SBirf fantfeit  an  ber  bortigen  ©d^ule  alö 
^äbagoge  befannt  geworben,  würbe  er  als  ßoiirector  nad^  ßöölin  unb 
Don  bort  in  biefelbe  Stellung  1704  na(^  ßolberg  berufen.  ®r  ift  SSer- 
faffer  jal^lreid^er  Seii^enreben. 

20)  e^riftian  ©d^umann,  t)on  1725—30,  auö  SKeiningen,  fiubirte 
in  Sena,  bann  in  §alle,  wo  er  t)on  21.  §.  grandfe  am  SBaifenl^aufe 
befd^äftigt  würbe,  ^on  ©olberg  ging  er  alö  ?|.'aftor  nad^  SBeri^lanb  im 
aWagbeburgifd^en,  in  berfelben  ©teßung  fpäter  wai^  Sangen  ^  ©alja, 
wo  er  1745  ftarb.  3wei  bie  ßolberger  ©efdjidite  betreffenbe  Subet 
fd^rif ten  aus  bem  Saläre  1750,  bie  eine  jur  geier  beö  200jiä]^rigeu 
Subifäumö  ber  2lugöburger  (Sonfeffion  über  Dr.  ®eorg  Sßenebiger,  ben 
er  fälf(^li(^  für  einen  ©olberger  ^^atricier  l^ält,  bie  anbere  jur  Subelfeier 
ber  ©infül^rung  ber  ^Reformation  (f.  ©.  304)  in  ßolberg  abgefaßt,  finb  im 
2)rudf  erfd^ienen.    SBid^tiger  ift  feine  ungebrudEle  ©ef^id^te  beö  S^ceumö. 

21)  (Seorg  Soad^.  ©d^röner,  1730—44,  au%  Sangenfalja  in 
Stiüringen  an  bemfelben  Sage,  an  weld^em  £}ueitfd^  als  SRector  einge^ 
fül^rt  würbe,  ate  ßonrector  eingefül^rt.  SDaö  erroai^te  Sntereffe  für 
Daterlänbifc^e  ®ef(^id^te  befunbete  er  ebenfalls  burd^  eine  3ubelf(%rift 
im  Saläre  1730  über  ßolberger  Äiri^enmerfwürbigfeiten. 

22)  3o^.  griebr.  SBad^ö  ober  SBad^fe,  1745—48,  auö  alter  ßot 
berger  g^amilie,  auf  bem  Sijceum  T)orgebilbet,  befui^te  Sena  unb  §alle, 
gab  1739  alö  Seigrer  ber  ©öljne  beö  §ofratl^ö  3infe  in  aJieiningen  eine 
©d^rift:  vernünftige  ©ebanfen  t)on  ber  3Rett;obe  Sü(^er  ju  fd^reiben, 
unb  bann:  „ein  erftes  SDufeenb  geiftlid^er  JObeu"  (;erauö,  bie  in  Jiürn- 
berg  mit  beu  ©ompofitionen  dou  g^renj  erfdiienen.  (Sinem  Slmte  in 
aJteiningen,  weldjeä  bie  ^erjöge  ilim  anboten,  jog  er  ben  gleichzeitigen 


*)  @o  nad^  feinen  Programmen, 


—    491    — 

Sftuf  an  baö  £t)ceum  1744  in  feiner  Sßaterftabt  t)or.  ®rfl  im  folaenben 
S^te,  na(^bem  ber  ^rebiger  ©lofemeier  fo  lange  baö  Slectorat  t)erfel^en, 
würbe  er  bm^  ben  Sanbratl^  9Jleier  im  ßl^or  ber  SDJdrietifird^e  in  fein 
Slmt  eingefül^rt.  ©lä^on  m^  3  Salären  ging  er  feiner  Steigung  folgenb 
jum  geiftli^en  3tmte  über,  warb  juerft  ^afior  ju  ©t.  3lxMax,  bann 
an  ©t.  Spiritus,  julefet  Älofferprebiger  unb  2lr(5ibia!onuö.  Ueber  feine 
Seiftungen  auf  bem  ©ebiete  ber  t)aterlänbif(5en  ®ef(5i(^te,  woju  il^m 
bie  fpätere  Stellung  mel^r  3JluBe  geroäl^rte,  pel^e  ©inleitung. 

23)  3o]^.  e^rifiian  Äneifel,  1748—67,  an^  ^affe  a.  b.  ©aate, 
feit  1745  Sonrector  am  St)ceum.  6r  befaß,  obrool^l  eigentli(ä^  Sl^eologe, 
neben  p]^Uofop]^if(]^en  unb  l^iftorifi^en  gute  matl^ematif(3&e  Äenntniffe, 
war  ein  g^reunb  ber  ©d^ifföbaufunft  unb  entwarf  ©runbriffe  ju  neu  ju 
erbauenben  ©d^iffen.  Ueber  fein  mit  Unret^t  t)erunglimpftes  Sagebuiä^ 
über  bie  ßolberger  Belagerungen  f.  6ap.  22, 

SBefonbera  bie  britte  ^Belagerung  mürbe  für  bie  ©d&ule  rerl^äng^ 
nifeüoll.  SDie  ©ebäube  waren  buri^  baö  feinblii^e  Sombarbement 
eingeäfd^ert,  bie  ©(^üler  t)erf(ä^eu(^t,  bei  ben  Seigrem  ber  aWutl^  jum 
Unterri(j^ten  gef(^wa$t.  ®ie  ©(ä^ule  l^at  fi(§  t)on  biefem  ©(^lage  ni(^t 
wieber  ju  erl^olen  vtxmoä)t  SDie  ©(^ülerjal^l  nal^m  fo  ab,  baß  1784 
bie  ©teße  bes  Quintus  mit  bem  ßantorat,  bie  beö  Saccalaureuä  mit 
ber  Drganiftenftelle  t)erbunben  werben  fonnte.  3lectoren  waren  in  biefer 
Seit  beö  SSerfatteS: 

24)  ®eorg  ®uft.  SSulpius,  1768—72,  ^ßaftorenfol^n  auö  3lafee:= 
bürg  in  SJiedlenburg,  „gleid^fam  unter  unb  über  ben  Krümmern  beö 
©(^ul^ofeä  in  ber  großen  Sel^rftube  eingefül^rt",  würbe  1772  SBeöper^ 
prebiger* 

.  25)  Sol^.  ^an,  §aafe,  1772—79,  auö  ßolberg,  uerjiiä^tete  auö 
®efunb]^eitörü(Jfi($ten  auf  ein  ?)}rebigtamt,  würbe  1753  ßonrector  unb 
60  Saläre  alt  SRector,  nad&bem  er  einige  Saläre  rorl^er  SSebenfen  getra- 
gen l^atte,  bies  2lmt  anjunel^men.  SWad^  7  Salären  trat  er  mit  40  Si^lr. 
^enfion  in  ben  SRul^eftanb. 

26)  Sol^.  SBil^.  SBarj,  1780—86,  auö  ßolberg,  f(ä^on  ßonrector 
bafelbft,  fpäter  ^afior  an  ©t.  3Karien. 

27)  griebr.  ©iegmunb  Dtto  SBid^mann  an^  SRaugarb,  ©ol^n 
beö  bortigen  ^ropfteö,  ging  f(§on  1787  alö  ^^rof.  beö  Colleg.  Groniufr 
unb  (Sonrector  ber  SRatl^öfd^ule  bafelbft  nad^  ©targarb,  wo  er  1791 
^^aftor  prim.  ju  St.  Johann  würbe. 

28)  SDai),  ^riebrt  Senj  au§  ^olberg,  1788—91,  ging  alö  SRectox 


—    492    — 

m^  SReuftettitt,  beffett  ®t)mnartum  er  bis  1824  geleitet  l^at.  ©t  flarb 
auf  einer  33efu(3^ßreife  in  ©loroife  1834. 

29)  ©eorg  ßubn).  SBaudf,  1792—1818,  aM  arnöraalbe,  gab  baS 
SRectorat  auf,  um  ba§  ^Pfarramt  ju  ©t.  3lxMax  ju  übernel^men.  Unter 
i^m  mirbe  baö  ©d^ul^aus  neu  gebaut,  1805  unb  1806  bie  nod^  iefet 
unter  günftigen  SBerpltniffen  beftel^enbe  SeJ^renoittwenpenfion  begrünbet. 
SDie  Belagerung  von  1807  unb  bie  barauf  folgenbe  magere  Seit  filierten  ben 
t)oKen  3fhiin  beö  Spceumö  l^erbei.  3m  Saläre  1809  fanb  bie  lefete  Slbitu^ 
rientenprüfung  ftatt,  unb  16.  g^ebruar  1811  t)erfügte  baö  ßonfiftorium, 
„ba§  Spceum  l^abe  roeber  äußere  SDJittel  no$  Seigrer  in  foliä^er  3al|l,  baß  es 
eine  geleierte  Slnfialt  fein  fönnte,  unb  es  muffe  fii^  mit  bem  Stange  einer 
l^ö^eren  ©tabtfiä^ule  begnügen,  in  melier  \iä)  bie  brei  legten  klaffen  ge^ 
lel^rter  3lnfialten  befanben."  S)ie  ©^ülerjal^l  würbe  fo  gering,  ba§ 
feit  1815  auS)  bie  ßonrectorftelle  entbel^rt  werben  fonnte;  in  ber  fom^^ 
binirten  ^rima  unb  ©efunba  fagen  nur  14  ©i^üler,  in  Sertia  12,  in 
ßuarta  36.  S)as  ^erfonal  beflanb  nur  no(^  aus  bem  9tector,  bem  ßantor 
unb  bem  ©i^reib-  unb  Seid^enlel^rer.  2lm  24.  Suni  1818  befd^loß  in 
g^olge  baüon  ber  aWagiftrat  na(|  t)oraufgegangener  Sßerfianbigung  mit 
bem  ^resbpterium  ber  reformirten  ©emeinbe,  bas  Spceum  mit  ber  refor- 
mirten  ©$ule  ju  einer  „©tabtf^ule  für  Sinabm  imb  a)?äb(^en"  ju  t)er= 
fd^meljen. 

3)ie  reformirte  ©(^ule  mürbe  buri^  eine  SSerorbnung  bes  großen 
Äurfürften  im  Saläre  1663  begrünbet.  Seigrer  baran  mar  juerft  ©ra= 
mus  aus  Bremen,  als  biefer  1669  ^rebiger  geworben,  bel^alf  man  fi($ 
junä(^ft  mit  bem  ^räcentor.  (Seit  1671  mar  ber  ÄlofterIir(|e  gegen:= 
über  ein  befonberes  ©ebäube  für  bie  ©c^ule  eingerichtet.  S)o(^  mar  es 
längere  Seit  ^^U^t  mit  il^r  beftellt;  benn  bie  9?et)enüen  bes  Snformators 
beftanben  anfänglich  nur  in  freier  Sffiol^nung  (bie  aus  einer  ©tube  beftanb), 
§olj  unb  £i(3^t.  2luf  Bitten  ber  ©emeinbe  mürben  bem  Informator 
jäl^rlid^  100  Sl^aler  oom  Äurfürften  jugemiefen,  bis  baS  beftimmte 
^ird^encapital  oon  5000  Si^alern  beifammen  märe*  Soad^.  Äiriä^l^off 
aus  §anau,  ber  1698  als  Snformator  unb  ©rganift  feine  Sßocation 
erl^alten  l;atte,  mürbe  1701  jum  SWector  erl^oben.  6s  fanben  jefet  monat^ 
lic^e  unb  jäl^rlii^e  Prüfungen  ftatt,  unb  bie  ©d^ule  l^ob  fi(3^  balb  fo, 
baß  anä)  Sutl^eraner  i^r  bie  ßinber  jufd^idten.  5Der  lefete  SJector  ber- 
felben,  mel(^er  bem  Spceum  gefäl^rli^e  ßonfurrenj  gema(3^t  l^atte,  mar 
g^riebr.  ©tof(^  aus  ßroffen,  feit  1813,  bann  erfter  Slector  ber  neuen 
©tabtf(ä^ule  (oon  1818—22),  barauf  ^rebiger  in  S)rpffen  unb  julefet 


—    493    — 

©ubrector  in  Äüftrin.  Sonrector  war  %o^.  ®an.  ©ottl.  ©tumpff  au§ 
Ebttbiiö,  Tücld^er  1823  baö  3iectoramt  übernahm.  SDaö  EoHegium  bcftanb 
aus  5  Sel^rern.  SDie  ^Regierung  erfannte  ben  lobenöroertl^en  ßifcr  unb 
ben  ©emcinfinn  ber  ftäbtif(3^en  Scl^örbe  nid^t  blojg  öffentUiä^  an,  fonbern 
[teilte  i^n  au(^  anbeten  ©täbten  jum  aJlufter  auf.  S)ie  SKnftalt  berei- 
tete für  bie  Sertia  unb  ©ecunba  eineö  ®i;mnafiumö  t)or  unb  beftanb 
in  biefer  ©eftalt  27  Saläre.  3Jlit  bem  Saläre  1845  würbe  bie  ©(^ule 
mä)  bem  3Wufter  ber  ©tolper  in  eine  l^öl^ere  SBürger^  (SRealO  ©(^ute 
umgeroanbelt,  unb  SBill^.  §einr.  Srennede  auä  Semmin  jum  JRector 
berufen,  ^aä)  ber  erften  2lbiturientenprüfung  ßftern  1848  würbe  bie 
Slnftalt  unter  bie  ju  ©nllaffungöprüfungen  berechtigten  9iealf(^ulen  auf= 
genommen.  SDie  beiben  $j:ö(3^terflaffen,  bie  von  1818  an  einen  S^eil 
ber  Sürgerfd^ule  bilbeten  unb  1842  in  baö  SBBaifenl^auö  verlegt  würben, 
erl^ielten  jefet  eine  felbftftänbige  Stellung  unb  würben  1847  ganj  von 
ber  SRealf^uIe  getrennt.  SDa§  SRectorat  leitete  ©tumpff  weiter,  ber  1854, 
wie  ein  SBater  geliebt  unb  geeiert,  von  ber  3lnftalt  f(j^ieb.  S)iefelbe 
l^at  gegenwärtig  5  klaffen  mit  4  orbentli(3^en  Seigrem,  1  §ilfölel^rer, 
1  wiffenf(^aftli(^  gebilbeten  Sel^rerin  unb  2  Sel^rerinnen  für  weiblii^e 
§anbarbeiten.    ©egenwärtiger  SRector:  Salbamuß. 

Unter  bem  jweiten  ©irector  ber  Slealfd^ule  —  Srennede  würbe  ©i^ 
rector  ber  5Realfd^ule  in  ^ofen,  ftarb  bort  1 872  —  Dr.  31.  ©irfd^ner,  je|t 
ate  ^rorector  unb  ^rofeffor  am  ßolberger  SDomgpmnafium,  würbe  burd) 
bie  SBemül^ungen  beö  £)berbürgermeifterä  ©(ä^neiber  bie  SRealfi^ule  in  ein 
©pmnafium  mit  parallelen  SiealHaffen  t)erwanbelt.  3ur  ©rinnerung 
an  il^re  2lbftammung  fü^rt  fie  feit  bem  23.  2luguft  1858  hm  SRamen 
SDomgtimnafium.  SDie  erfte  2lbiturientenprüfung  am  ©pmnafium  fanb 
3Kid^aeliö  1860,  an  ber  JRealfd^uIe  ßftern  1863  ftatt,  biefe  würbe  balb 
barauf,  7.  Sluguft  1863,  für  eine  SWealfd^uIe  jweiter  ©rbnung  erflärt. 
©eit  bem  Söl&re  1860  ift  bie  ©d^ute  von  il^rer  alten  ©teile  in  ein 
neues,  auf  Soften  ber  ©tabt  —  fie  betrugen  ol^ne  ben  Saugrunb 
S5,000  2l^aler  —  t)om  93aumeifter  ©teger  in  ßolberg  in  ber  SBenbe^ 
ftrafee  erbautes  §au§  t)erlegt.  SDen  ©runbftein  platte  fd^on  am  31.  3Wai 
1859  Äaifer  SBil^elm,  bamalö  no(ä^  ^riuj^Siegent,  gelegt,  in  Begleitung 
beä  Eroitprinjen  unb  be§  ^rinjen  griebrid^  Äarl,  er  t)olläog  felbft  hm 
erften  ?^ammerf(ä^lag  mit  ber  SÖial^nung,  bafe  bie  Söglinge  biefer  Slnftalt 
auf  bie  patriotifd^e  Eingebung  ber  SSorfai^ren  l;\ngewiefen  werben  unb 
ju  treuen  SDienern  unb  bürgern  beö  aSaterlanbeö  l^eranwad^fen  möd^ten^ 
SDie  einwei|ituig  erfolgte  am  3.  Oftober  1860  in  ©egenwart  beö  @e^ 


—    494    — 

Reimen  •Obet-SiegierungöratI;  Dr.  SBiefe  an§f  Berlin,  be§  £)ber-^>räfi^ 
beuten  ber  ^rot)inj,  be§  ^>roDinäialf(^iilratl|ö  Dr.  2Bel^mtanu  auö  ©tettin 
unb  anbetet  (Sfytengäfie,  ®et  @el;eimtatl^  äßiefe,  bet  suglei(5  bie  pet- 
fönlid^en  Sejieljungen  batlegte,  in  benen  et  ju  ©olbetg  unb  jum  ®r)m^ 
nafium  ftänbe,  ba  et  wäl;tenb  bet  gtei^eitäWege  einige  feinet  Änabcn^ 
ial;te  l)iet  im  gtojseltetlic^en  §aufe  t)etlebt  |abe,  auf  beffen  ®tunb  unb 
Soben  ein  S^eil  beä  neuen  ©ebäubes  ettid^tet  fei,  wutbe  babei  jum 
efjtenbütget  bet  ©tabt  etnannt. 

SDitectoten  be§  ®x;mnafium§  luib  bet  9lealf(]^ule: 

1)  Dr.  ®n).  ©teiä^oro,  1858—1862,  ftü^et  ßbetlel^tet  am  gtiebtid;? 
SBetbet'fiä^en  ©pmnafium  ju  SetUn,  je^t  2)itectot  bet  Siittetafabemie 
}u  Siegnil. 

2)  ®.  ©tiet,  von  JOftern  1862—68,  ftül^et  ßbetlel;tet  am  ®i;m. 
nafium  in  SSittenbetg,  jlefct  SDitectot  beö  ?ßäbagogium§  ju  Setbft. 

3)  Dr.  ^.  ©d^miebet,  ftül^et  ©betteltet  am  ©pmnafium  ju 
33atinen. 

Sin  eiementatfd;ulen  giebt  eö  in  bet  ©tabt  f elbft  jroei :  bie  mel^t^: 
f (affige  Sütgetfd;ule  luib  bie  1824  bei  bet  TOOjä^tigen  geiet  bet  ©in- 
fü^tung  beä  6^tiftent^um§  in  ^ommetn  begtttnbete  unb  nad^  bem  l^ei^ 
Ugen  Dtto  benannte  Sltmenfd^ule,  ebenfo  ml  in  ben  aSotftäbten:  bie 
fd)on  1680  genannte  3ixtolax  =  Rixä)  -  ©c^ule  auf  bet  SDJünbe  unb  bie 
®eotgen5Äit(3^5©d^ule  in  bet  Sauenbntget  aSotftabt. 

gut  bie  in  fpätetet  Seit  untet  gtiebti(^  aSBil^elm  I.  ettid^tete 
®atnifonf(ä^ule  routbe  1734  in  bet  Sfftönd^enfttage  ein  ©(ä^ul^auö  etbaut. 
S)et  etfte  SRectot,  ßautentiuö  gtei,  lie&  baju  ein  ^togtamm  etfd^einen. 
gut  bie  ©d^ule  wutben  ßegate  geftiftet:  t)on  bem  JObetft  von  aJlanteuffel 
200  S^alet  (1688),  bem  ®out)etneut  §an§  v.  ©(^labtenbotff  350  Stialet 
(169-0,  beibe  1749  jut  ©tabtfaffe  genommen,  bem  ®out)etneut  t)on 
©djraetin  1000  ^akx  (1745),  von  bet  ®enetaUn  t).  SBolbe  geb.  v.  Settoro 
bie  3infen  eineö  ßapitalö  von  1000  ff.,  ein  Segat  t)om  ©ommanbanten 
Don  Sebebut  1842.  SDie  ©d^ule  rautbe  ju  Seiten  von  niel)t  alö  250 
©olbatenfinbetn  befud^t.  3m  3al)te  1854  luutbe  fie  aufgelöft  unb  bie 
Äinbet  bet  33ütgetfd{)ule  überraiefen. 

iDie  1859  begtünbete  3tauigationö'5ßovbeteitungöfd^ule  ift  roiebet 
eingegangen. 

SDie  Solltet  aus  n)ol)l()abenberen  gamilien  werben  im  16.  unb 
17.  Sül)tl)unbert  l;äufig  von  ben  iUoftetftaueu  unlettidjtet,  t)etmutt)lidj 
m}^  /4)on  in  f tüteten  S^^v^unbetten ;  bod)  werben  im  17.  3a^tl)unbert 


—    495    — 

neben  ben  t)erbotenen,  immer  mieber  anftand^enben  „bentfd^en"  2Binfe^ 
fd^ulen  an^  SungfrauenldEiulen  em)äl;nt,  in  benen  bie  3Räb(3^en  lefen, 
fd^reiben  unb  firiden  lernten. 

©(^lie§li(^  ift  no(^  ber  ßolberger  9littera!abemie  ©rmä^nung  jn 
tl^nn  2). 

®ö  ge^iörte  nid^t  ju  ben  fleinflen  ©orgen  beö  großen  Änrffirften, 
für  bie  neugewonnenen  Sänber  l^öl^ere  SBilbungöanflalten  ju  fcä^affen.  ©(^on 
auf  bem  ßanbtage  ju  ©targarb  1654,  bann  au(^  t)or  bem  2lu§f(ä()u§ 
ber  ©tänbe,  ber  2.  ßftober  1654  in  ßolberg  jufammentrat,  lie^  er  er- 
flären,  ba^  er  SBiUenö  fei,  „jur  befferen  Unterrid^tung  tmb  ©jercirung 
ber  Sugenb  in  guten,  abeligen  Sugenben  unb  ritterlid^en  Uebungen  eine 
2lfabemie  ober  SRitterfi^ule  anjuorbnen;  er  l^abe  fd^on  gewiffe  qualificirte 
©ubjefte,  bie  in  Exerciliis  unb  ©prad^en  wol^Iberoanbert  toären,  be^ 
ftettet  unb  500  Sl^aler  au§  \>txi  SDomänen  baju  affigniret;  ©tanbe  modalen 
m6)  baju  beitragen/'  Sie  ©tänbe  waren  mit  bem  löblid^en  Söerfe  fel^r  ein- 
perftanben,  „faHä  baffelbe  ol^ne  Sufd^ub  beö  Sanbeä  eingerid^tet  werben 
fönnte,  foHten  fie  aber  in  il;rer  großen  Unoermögen^eit  SWitlel  l^ergeben, 
fo  bäten  fie,  bajs  \^m,  löblid^en  SBerfe  nod;  gnäbigft  3lnftanb  gegeben 
werbe;  wii^tiger  fei  bie  ®rrid^tung  einer  Unioerfität  für  §interpommern, 
worin  bie  erwad^fene  Sugenb,  fie  fei  abiigen  ober  bürgerlii^en  ©tanbeö, 
in  Mnfien  unb  ©prägen  unb  SEBiffenfd^aften  beförbert  werbe"  ^).  ®ie 
©d^ule  fann  bemnad^  faum  t)or  bem  Saläre  1655  eingerid^tet  fein.  S)ie 
©tänbe  muffen  fid^  fpäter  bod^  l^erbeigelaffen  l^aben,  einen  3ufd^u^  baju 
ju  bewilligen,  ba  neben  bem  ©ouoerneur,  weld^er  bie  2lnftalt  leitete, 
ber  (ßolberger)  Sanbratl^  im  Sßamen  ber  ©tänbe  ßoinfpector  war.  S)ie 
©d^ule  führte  ben  SRamen  „Slitter  ^  2lf abemie",  „3lfabemie  ritterlid^er 
Uebungen"  unb  in  ben  ftäbtifd^en  ^rotof ollen  t)on  1671  „9iitterfd^ule." 
S^t  aSorbilb  war  baö  t)on  ©uftao  2lbolf  begrünbete  Collegmm  illustre 
bei  bem  SWitterl^aufe  bei  ©todf^olm^).  %\)x^  SBeftimmung  war,  ben 
jungen  pommerfd^en  Slbel  ju  feinerer  ©efittung  ju  bringen  imb  ben 
Äabetten  —  fo  l^iegen  bie  Söglinge  fd^on  in  ßolberg  —  bie  nöt^ige  för- 
perlid^e  unb  wiffenfd^aftlid^e  SBorbilbung  für  ben  Äriegsbienft  511  t)erlei^n. 
SRad^  aSoHenbung  berfelben  follten  fie  auswärtigen  SDienft,  namentlid^  in  ber 
ftanjöfifd^en  ®arbe,  fud^en,  um  nad^  fold^en  SBanberjal^iren  als  erfali- 
rene  Offijiere  in  ben  furfürftlid^en  SDienft  eintreten  ju  fönnen.  SBar 
bie  3lnftalt  aud^  üorjugöweife  für  ben  Slbel  beftimmt,  fo  waren  bod^ 
aJürgerlid^e  nid^t  au§gefd^loffen.  Um  1666  waren  unter  ben  Äabetlen 
pertreten:  bie  gamilien  0.  Äronenfelä,  0.  Söouiu,  t).  aa\x^^«.^,  x^.^^^^i\^^^ 


—    4'96    — 

ü.  ©d^iuerin,  t).  ^obcwife,  v.  SBö^lau,  t).  SBauniel^r,  v.  dioä)an,  v,  aßa(ä^= 
l^ol^,  t).  ^uttfamer  u.  a.,  bancben  bürgerliiä^en  ©tanbcö:  aSeggcroto, 
©o^n  eines  ©retfenberger  Kämmererö,  SBagiier  (fpater  Dbrift),  ®xa^ 
ftüger  u.  a.,  bie  meiften  aus  ßolberg. 

Sllä  Seigrer  waren  angefteHt:  ein  ©pra^nteifter,  ber  neben  ber 
franjöfifd^en  an^  anbete  romanifd^e  ©pta(3^en  leierte,  ein  Sngenieur, 
ein  g^ei^tmeifter  unb  ein  Sanjmeifter.  SEBiffenfd^aftlid^en  Unterricht  et= 
tl^eilte  auf  SBunfd^  ber  SKector  beö  Sriccumö. 

g^ür  l^öfifd^e  Silbung  unb  JJiournüre  forgte  an^  ha^  Sl^eater, 
n)oju  ber  3tatl^  auf  bem  SRatl^l^aufe  einen  SRaum  l^ergab.  S)ort  würben 
an  beftimmten  Sagen  ber  2Bo(^e  üon  ben  jungen  Äat)alieren  SBaHette  ge- 
tanjt,  au(^  ju  Seiten  t)or  einem  üornel^men  unb  glänjenben  ^ublifum  von 
i^nm  in  reid^em  ©ofiüme  SaKette  unb  Äomöbien  aufgefül^rt.  S)a§  ^ro^^ 
granim  „511  einem  e^teubenbattet,  bem  §erjoge  ®rnft  S3ogiöI.  v.  6rot) 
ju  @^ren  von  ber  abiigen  Sugenb  in  na(3^folgenben  ®ntreen  orbentUcä^ 
t)ertöl^net  unb  barauf  getanjet"  aus  bem  Saläre  1660  l^at  [xä)  er^lten; 
fämmtlid^e  babei  auftretenbe  ^erfonen  finb  barin  mit  SRamen  genannt. 
S)er  ©prad^meifter,  SBill^elm  be  Srupn,  ber  SBerfaffer  beffelben,  liefe 
anä)  1671  4.  Suni  „bei  Seenbigung  be§  §ufenn)erfe"  auf  bem  ©efa^ 
nats^ofe  eine  feine  Äomöbie  „Sugenb  unb  Safter"  pröfentiren  unb  nod^ 
in  bemfelben  Solare  „jur  glüdlid^en  3lnl^erofunft"  beö  ©eneralö  von 
©diraerin  ein  ©(^aufpiel,  betitelt  ^^ratio  stafus^^  bie  ©taatöräfon,  bie 
nad^  bem  breifeigjäl^rigen  Kriege  aufgefommene,  t)ielfad^  in  ßarrifaturen 
unb  ©pottt)erfen  angegriffene  SRegierungöraeife. 

2)ie  Äabetten  l^atten  nur  ben  Unterrid^t  frei,  5loft  unb  SBol^nung 
nalimen  fie  bei  ben  bürgern  ber  ©tabt.  ©ie  waren  einer  ftrengen 
militärifd^en  SDiöciplin,  bem  g^ud^teln  unb  am  ^jjfal^le  ©tel^n,  unterworfen. 
®enerat3Kajior  v.  S3or(fe  erjäl^lte  in  fpäteren  Salären,  bafe  ilin  ber  ©ou^ 
vtxnmx  V.  Sewife  jufammen  mit  beffen  eigenem  ©ol^ne  einige  Sage 
l;abe  auf  baö  ©todfliauö  fefeen  laffen,  weil  fie  im  ©(^ul^ofe  genfter 
eingeworfen  l^ätten.  ^Reibungen  äwif(3^en  ben  Slfabemifern  unb  ben 
3öglingen  beö  Spceums  blieben  fo  wenig  auö,  wie  Slbneigung  ber  ge= 
Icljrten  ^l^ilologen  gegen  bie  franjöfifd^  gebilbeten  Maares  ber  SRitter- 
fd)ule. 

S)ie  Maares  wol^nten  jufammen  in  bem  fogenannten  ©jercitiens 
l^aufe  am  aJJarfte,  weld^eö  fi'ül;er  ßonrntanbantur  geroefen  war,  nad; 
ber  SBerlegung  ber  Slfabemie  3lmtöljauö  würbe,  wo  ber  ©dbloferentmeifter 
wohnte,  unb  1815  üom  Kaufmann  ©d^röber  neu  erbaut,  im  S^ljre  1843 


—    497    — 

bei  öffentli(^er  SSerfteigerung  wieber  jum  Gommanbantur :« ©ebäube  ct= 
ftanben  ift,  ber  3ftcitftaII  war  bei  bem  ©d^üfeenwall,  ebenbort  bie  SReit- 
ba(;m 

Sllö  Seigrer  an  ber  Slifterfd^ule  werben  genannt:  bie  ©pra(|meifter 
SBit^elm  be  Srupn  1666  unb  71,  Slbral^.  ©enneft,  geft.  1681,  ßolinga, 
Mr.  ßl^arleö  SDeöl^aieö  1704,  ßberingenienr  6ujarb  unb  Sngenieur 
Seöle,  g^ed^tmeifter  griebrid^  SDaber  unb  San^nieifter  SiHie. 

3nt  So^re  1716  würbe  bie  2lnftalt  nad^  S5erlin  t)erlegt  unb  att« 
ntäl^Iid^  ju  bem  jefeigen  Äabettenl^aufe  erweitert.  SDer  Ingenieur  3^rauen= 
borf,  ber  g^ed;tmeifter  ^anfcenborf  unb  ber  Sangmeifter  SiHie  ftebelten 
mit  über  nad^  Serlin,  bod^  feierte  ber  lefetere  jurüdf  unb  ftarb  aU  JEanj- 
meifter  in  ßolberg. 


3)ie  bebeutenberen  Stiftungen  für  ^rebiger,  Seigrer  unb  ©(^üler 
finb: 

1)  S)aö  Dereinigte  S3raunfd^weig=S3ött(^erf(|e  aSermäd^tnig.  SDaö 
erftere  ift  1612  von  bem  ßolberger  Sürgermeifter  ©eorg  v.  SBraun^ 
fd&weig  geftiftet  unb  von  beffen  ßnfel,  bem  ^ofgerid^tö^Sßerwalter  ju 
©targarb,  ©ptoefter  v.  Sr.,  erl^eblid;  t)erbeffert.  SDie  t)ereinigten  £egate 
befte^en  in  2633  S^lr.  20  ©gr.  unb  6  aWorgen  2ldfer.  SDie  Sinfen 
finb  für  ^rebiger,  ße^rer,  ©tubirenbe  unb  bie  bebürftigften  3WitgIieber 
ber  beiben  gamilien  beftimmt.  SDaö  ^ktronat  ift  bei  ber  g^amilie 
V.  S8raunf(|weig. 

2)  SDie  §älfte  beö  9Jiftow'fd;cn,  von  bem  linberlofen  ßl^riftian 
D.  9ittftow,  bifd^öflid^en  ©tiftöDOgt,  §auptmatni  unb  julefet  ftiftifc^en 
Sanbrat^  1622  mit  6000  fl.  begvüubeten  Sßermäd^tniffeö.  Sie  anbere 
§älfte  würbe  6öölin  jugewicfen.  S)ie  Sinfen  waren  in  beiben  ©täbten 
für  ^rebiger,  Siectoren,  arme  ©d^üler  unb  ©tubirenbe  unb  3lrme  über^^ 
l^aupt  beftimmt.  Sefeiger  Sßermcger.öftanb  2000  ^Ix.  Sei  ber  erften 
©ebäd^tni^rebe  (1624)  war  ber  ©lifter,  nod^  furj  vor  feinem  Sobe, 
felbft  anwefenb,  um  bie  Ueberjeugung  mit  inö  ®rab  ju  nel^men,  bafe 
bie  ©tiftung  ausgeführt  fei.  SDer  ßolberger  9tector  l^atte  für  feine 
60  fl.,  „fo  aber  in  100  Sauren,  wie  ber  3JJenfd^  von  wegen  Sllterö 
jufammenfried^t,  um  10  p.  verringert  waren",  prioatim  einen  bewäl^rten 
Slutor  JU  lefen  unb  i^n  in  ieber  SÖBod^e  breimal  ju  parap^irafiren,  commen- 
tiren  unb  gloffiren,  beä  ©onnabenb^  ju  repetiren,  bie  ^ubitoreö  barüber 


_    498    — 

}U  eEamintren  unb  tl^nen  ©elegenl^eit  ju  gebe»  ju  refponbiren.    ©päter 
würbe  ftatt  beffen  über  Sogif,  (Stl^if  unb  S^eologie  biöputitt. 

3)  SDaS  aSermäd^tnife  beö  §erjogö  SSogisIat)  XIV.  —  §eintid^ 
t).  SRal^mel  ju  Älaptow  unb  ©c^lai)e  war  t)om  §ofgerid^t  in  eine  ®elb= 
firafe  t)erurtl^eilt.  SDer  iJanbreuter,  ber  il^n  jufäHig  vor  bem  SWatl^ö- 
feiler  in  ßolberg  traf,  forberte  t)on  il^m  bie  Sal^Iung,  ol^ne  ju  raiffen, 
ba§  fie  fi^on  geleiftet  war.  @d  entfianb  ein  SEBortwedjfel,  unb  SRal^mel 
fiä^oJB  ben  jubringli(3^en  SPlal^ner,  ber  il^m  in  unfd^idlid^er  2Beife  bie 
SRücf feite  jeigte,  mit  ber  ^iftole  burd^  unb  bur(§,  ©ie  1000  f[.  ©träfe, 
in  bie  er  bafür  oerurtl^eilt  würbe,  wies  ber  §erjog  auf  SBitten  ber 
©d^ulgefellen  biefen  als  ©el^altäoerbefferung  ju.  ©in  barüber  entftan= 
bener  langer  ^rojeg  würbe  erft  1659  ju  ©unften  ber  ©d^ule  erlebigt. 
Setrag  666  2^Ir.  20  ©gr. 

4)  S)aö  Äunbenreic^  =  2:af(^enma(^erf(3^e  SBermäditnijg.  ©tifterin 
beö  erfteren:  Urfula  Äunbenrei(3^,  t)erwittwete  aJield^ior  3Ba(^fe;  eö  würbe 
von  aSerwanbten  erweitert.  Sefet:  1566  S^lr.  20  ©gr.  35ie  Sinfen 
finb  für  ^rebiger  unb  Sel[irer. 

5)  S)aö  ©(^weberfc^e  aSemiad^tnife,  üon  Settob  ©d^weber,  branben^ 
burgifd^em  9iat^  unb  Surggerid^töbirector  in  3?augarb  (1685)  unb  feinem 
üor  il)m  geftorbenen  ©ol^n,  ber  mit  Seiftimmung  ber  ®ltern  fein  SSer^ 
mögen  ju  mitbt^ätigen  3wedEen  t)ermadf)te.  Safob  ©(^weberö  Sßittwe, 
©opl^ia  D.  S3raunfd;weig,  fpecificirte  bie  3luötl^eilung,  wonad^  ßolberg 
ein  Kapital  von  1000  fl.  erl^ielt  mit  40  ft.  SRente  für  bie  Se^rer  unb 
jur  ®rl^altung  beö  ©d^ulgebaube§.  SDaö  S^eflament  ifi  burd^  einen  län- 
gere ©treitigfeiten  abfd^lie^enbeu  SSerglcid^  unter  ben  3WitgUebern  ber 
gamilie  ©(^weber  geänbert.  gür  ßolbcrg  (^rebiger,  aBaifenl^auö  unb 
SWarienlird^e)  werben  bie  3infen  von  333  Sljlr.  10  ©gr.  von  bem 
©dE)weberfd[)en  gibeicommife  gejal^lt.. 

6)  S)aö  ßrolowfd^e  Segat,  von  S)orot^ea  geb.  ©abewaffer,  SBittwe 
beö  furfürftlidEien  SRegierungöfd^neiberö  ßrolow,  bie  SWann,  ©öl;ne,  (Snfel 
unb  ©nfelinnen  vox  \xä)  l^infterben  fal;,  für  3  arme  ©tubirenbe  (für 
ieben  21  2^lr.  20  ©gr.),  Slnuerwaubte,  bann  §anbwerfö=,  befonberä 
©c^neiberfö^ne  1708  geftiftet.  ^ixx  eine  ®ebäd)tniferebe,  bie  ber  3^ector 
(2)irector)  am  SDorotl^eentage  (6.  gebvuar)  plt,  empfing  berfelbe  an= 
fänglid^  2  S^lr.,  imb  feit  ber  9?ector  Änei[el  fid^  weigerte,  für  „fold^ 
elenb  @elb"  bie  3?ebe  ju  l^alten,  mit  Bewilligung  ber  ©(^neiberälteften 
4  Si^lr.,  für  baö  Slnpren  berfelben  jeber  H^^rebiger  1  2^lr.,  bie  Slelteften 
3  2^lr.    15  %^x.  finb  für  bie  äßittwcu  ber  ©d^ulcoffegen  befiimmt 


'  -    499     — 

7)  greter=§oKen=3ungfenfd^eö  gamitienftiperibium.  692  %^lx.  für 
©tubirenbe  au§  ben  g^atnilteit  ber  ©rünber.  (gunbationöurhinbe  m(^t 
üorl^anben.) 

8)  ©tiftung  beö  Äammcrratl^ö  ©d^ebe  (©d^äbe)  1669  im  SBetrage 
von  666  Jl^lr.  20  ©gr.  2)ie  Sinfen  für  ben  ^aftor  prim.,  Wcd)x\)xa^ 
fonuö,  SCrmenfaffe  unb  5  arme  ©d^üler. 

9)  SDaö  äiermäd^taig  beö  SRcctorö  Safiä^e  t)on  1000  S^lr.,  1684 
begrünbet  für  bebürftige  Äinber  ber  gamilie  unb  in  beren  ©rmangelung 
für  bie  ©öl^ne  ßolberger  (Seiftlid^en  unb  Se^rer.    Sefet  1465  S^tr. 

10)  Stiftung  bcö  Slrd^ibiafonuö  Mag.  ^oaä)xm  ^epbemann,  1696 
nad^  ©euefung  aus  fd^werer  Äranf^eit  mit  100  ff.  begrünbet,  beffen 
3infen  an  feinem  SRamenötage  (9.  S)ecember)  unter  fleißige  ©d^üler  beö 
©pmnafiumö  t)ertl^eilt  werben. 

11)  3)aö  8Sermäd^tniJ5  ©abriet  3Kauer§bergerö,  ©tabtfämmererö, 
etwa  1690  geftiftet  mit  einem  Capital  von  2633  S^lr.  20  ©gr,  unb 
6  aWorgen  pomm.  aWaJB,  für  ©tubirenbe. 

12)  S)aö  SBermäd^tniJB  von  Dr.  SSogißl.  Siebel^err,  ^aftor  prim. 
in  ßolberg  (1721),  befte^eub  auö  1000  Sl^lr.,  beffen  3infen  für  2  arme 
©tubirenbe  lutl^erifd^en  Sefenntnifieö  aus  ber  ©tabt  ober  ©pnobe  6oU 
berg  mit  Seöorjugung  berer,  bie  von  ben  SSätern  ber  beiben  grauen 
be§  ©tifterä  SBenblanb  unb  SRüel  abftammen,  auf  3  Saläre  beftimmt  finb. 

Vd)  S)aö  ^epfe^Surd^arbsSüljringfd^e  SSermäc^tnife  auf  baö  Sefta^ 
ment  von  Sorenj  ^epfe,  1744  t)on  beffen  @l^efrau  ©leonore  geb.  33ül)s 
ring  gemacht,  nid^t  üoUjogen,  aber  von  ben  ®rben  anerfannt.  5Daö 
ßapital:  4000  %f)lx.  S)ie3infen  finb  beftimmt  für  2  ©tubirenbe  (für 
jeben  50  2()lr.)  auf  2 — 3  Sa^re,  äBittroen  unb  Söi^ter  t)erarmter  Äauf= 
leute,  4  arme  Änaben  }u  ©(^ulgelb  unb  fonft  für  amie  unb  franfe 
^^Jerfonen. 

14)  ®in  ©tipenbium  üerleil^t  ber  „Sßerein  jur  ©tiftung  unb  ©r- 
l^altung  beö  Siamler^Senfmalö"  an  beö  in  ßolberg  (im  jroeiten  §aufe 
ber  nörblid^en  3Marftfeite  x)on  ber  ai>enbeftraj3e  auö  gered^net)  geborenen 
SDid^terö  6.  SB.  SWamlerö  ©eburtstage  (25.  gebruar)  für  bie  befte  S8e^ 
arbeitung  eines  beutfd^en  S^emaö, 

15)  ©in  Segat  aus  bem  Sefiament  t)on  §auö  ©d^lief  L,  roeld^eö 
an  ©tubirenbe  ber  Si^eologie  oerliel^en  wirb. 

3ln  aiiberen  ©tiftungen  finb  nod^  ba:  üonJDtto  v.  ^oberoilä,  ge^ 
wefenen  SDonibec^ant  unb  Slmtsijaupimann  ju  ©olberg,  jefet  787  S^lr., 
beffen  3infen  für  9iotl)leibenbe  beftimmt  finb  (1716);  von  ber  Sunq^tjcau 


—    500    — 

©eelmaiä^er  (1734)  für  bie  nä(]^Pen  Sßerwanbtett,  jefct  247  Sfilr.;  von 
aWartin  §anbler  (1742)  200  S^lr.,  beten  Sinfen  bem  ©t.  ©pirituß= 
prebiger  juf ommen ;  von  3oa(3^im  v.  3?ango,  je^t  ber  Sürgerf (ä^ule  über^ 
tüiefen,  frül^er  ber  SBaifenl^auöfd^ule  angel^örenb,  Jefet  nod^  550  mx.; 
bas  ^reterfiä^e  SSermäc^tmjs  von  525  %f)lv.  für  arme  ©d^ulfinber;  ba§ 
Soad^im  SBuffe  unb  $D?artin  SBIanffiä^e  Segat  für  arme  ©eefal^ter  imb 
baö  Seferö'fd^e  äCrmenlegat  von  7250  S^lr*  ßapital  SDic  ©(3^aarfd^mibt= 
Stiftung  t)on  bem  1862  geftorbenen  ^räuletn  grieberife  ©d^aarfd^mibt 
wirb  erft  in§  Seben  treten,  wenn  bas  legirte  ßapital  von  etwa 
11,000  fid^  auf  24,000  S^lr.  vex\ml)xt  ^at.  es  fott  bann  ein  ©lift 
barauö  erbaut  werben  für  6  SBittweit  unb  uuDerl^eiratl^ete  über  40  3al;re 
alte  Söi^ter  von  in  ßolberg  geworbenen  ^Beamten,  ©eiftlid^en  unb  Sterjten. 


Sie  brct  Selagerungeit  GoIBergS  burdj  bie  Stuffen  im 

fiekniä^rtgen  Kriege. 


©cit  ßofberg  aufgeljört  ^cttte,  ©ife  ber  SiegterungSbcl^örben  ju 
fein,  war  es  tnel^r  unb  me^r  ju  einer  unftebeuteuben  Sanbftabt  l^erab^ 
gefunfen.  ©eitab  gelegen  von  hen  großen  SSerfel^räftraßen  unb  burc^ 
bie  feit  bem  ®nbe  beö  17.  Sal^tl^unbertö  eingerichtete  ^oft  wenig  beffer  mit 
ber  Slugenroelt  t)erbunben,  als  frül^er  (von  1620  an)  burd^  bie  mit  ber 
©tabt  SBappen  bejei(3^neten,  vom  Statine  beeibigten  Soten  ber  ©tabt,  bie 
gegen  eine  beftiinmte  ka]ce  ^Briefe  unb  f leinere  ^Padfete  binnen  einer  ©ntfer:: 
nung  von  30  SUfeilen  an  frembe  Derter  ju  bringen  t)erpfli(ä^tet  waren  ^), 
blieb  bie  ©tabt  an^  in  i^rer  SSilbung  jurüdf,  nid^t  einmal  eine  ^uil^^ 
bruderei  l^atte  \i^  bel^aupten  !önnen,  unb  für  bie  Seamten  galt  fie  als 
l^alber  SBerbannungSort.  3)a  txatzn  ®reigniffe  ein,  welche  bie  Slugen  ber 
ajfenfd^en  in  weiteren  Greifen  auf  bie  t)ereinfamte  unb  t)ergef[ene  ©tabt 
lenften,  als  bieö  je  t)or]^er  gefi^el^en  war. 

SSon  bem  ©etümmel  be§  fiebenjäl^rigen  Äriegeö  fpürte  man  in 
ßolberg  anfangs  ni(^ts  weiter,  alö  bafe  jeitweife  fi^webifd^e  Äriegsfd^iffe 
vox  bem  §afen  erfd^ienen,  nvx  preu^ifd^e  ©d(iiffe  abjufangen;  feitbem 
aber  1757  baö  unl^altbare  ©ftpreufeen  von  preu^ifd^en  Gruppen  geräumt 
war,  mu^te  fi($  bie  ^eftung  auf  eine  ^Belagerung  t)orbereiten.  — 

©s  fe||lte  t)iel,  baß  man  il^r  mit  3ut)erfid^t  l^ätte  entgegen  feigen 
fönnen. 

SDie  Umwanblung  ber  nur  burd^  3Kauer,  ©raben  unb  SEBall  ge^ 
fd^üfeten  ©tabt  in  eine  wirfli(|e  eJeftung  war  von  hm  Äaiferlid^en  be- 
gonnen, unb  feit  1630  fid^erten  fiarfe  ®rbwerfe  bie  2Binfel  beö  SBieredfö, 
weld^es  bie  3Kauem  ber  ©tabt  bilbeten.  ©d^on  im  Saläre  1652  reil^ten 
fid^  mehrere  Saftionen  mit  l^ol;en  SEBäHen  um  bie  ©tabt  ^h  2)ie  33e= 
feftigungen  würben  unter  ben  §o]^enjollem  erweitert  unb  perfiärft^  unb 


_    502    — 

feit  f?rtcbri$S  I.  Seit  geroäl^rtc  bie  ^eflimg  mit  feiä^ö  93aftionen  unb 
bcm  baö  3Künbcrtl^or  fi^ernbcn  §ornn>erfe  ein  jiemlid^  regelmäfeiges 
atnfc^en.  STn  ©tette  beö  »lotf^aufes  an  ber  ^Küiibe  (f.  ©.  391),  roeld^es 
in  bem  l^arten  SBinter  t)on  1709  i)om  9Jlecre  fortgefpült  war,  legte 
ber  Sngenieur  Hauptmann  granenborff  in  bemfeifcen  Salute  bie  SJlünber 
©(^anje  an,  rooju  bie  6rbe  über  See  gel^olt  würbe.  (Sine  ber  ©om^ 
l^errncurien  (jefet  bie  ^ofi'fc^e  S5u($l^anblung  nnb  Snc^brntferei)  lünrbe  im 
Saläre  1700  ®out)emementögebäube*).  33ei  griebrid)  SBill^elmö  I.  Slnrae- 
fenl^eit  in  ©olberg  (1714)  erl^ielten  bie  Sl^ore  il^re  {ewigen,  ben  SRanten  ber 
banor  liegenben  SBaftionen  entfpredienben  Flamen:  Sauenburger  (fonft 
©teim),  ©eiber  ($Wü]^Iem)  nnb  aKönber  (?PfQnnf(3^inieben=)  ^ox.  STie  ge^ 
ftung  l^atte  pei  bombenfefie  ^ßntoertl^ürnie  (ber  an  ber  ^^erfante  gelegene- 
wnrbe  nom  58oHe  ber  „ol^nnafigte  9Jli(i)el"  genannt)  nnb  ^romant? 
I^änfer;  ein  Seugl^anö  l^atte  fc^on  ber  grofee  Änrfürft  banen  laffen. 
ktbtn  ben  l^ol^en  nnb  [teilen  SBäKen,  n)el(^e  breite  nnb  tiefe  ©räben 
mit  Sünetten  nnb  §omn)erfen  nmgaben,  gewährten  ben  beften  ©dfinfe 
bie  fnmpfigen  9liebernngen  ber  Umgegenb;  bnrd^  fie  wnrbe  ba§  §eram 
fül^ren  ber  Sanfgraben  erf(^n)ert  nnb  anf  ber  ©trede  jroifd^en  Sanem 
bnrger  nnb  ®elber::2!^or  inxä)  bie  Ueberfdöroemmnng  faft  nnmöglic^  ge= 
mad^t,  bie  —  wal^rfdEjeinlii^  f(^on  in  fd^roebifi^er,  fidler  feit  be§  großen 
Änrfürfien  Seit  —  bnri^  ein  ©(^lenfenujerf  in  ber  ^verfante  jn  ©tanbe 
gebra(^t  werben  fonnte;  im  SBinter  freitid),  meinte  ber  ßommanbant 
t).  §et)be,  fei  bie  geftnng  nid^t  t)iel  beffer,  als  6ö§lin  ^). 

SefaJB  nnn  bie  geftimg,  menigftenö  im  ©ommer,  genügenbe  SBiber^ 
ftanböfraft,.  fo  fel^lte  eö  bod^  an  SBertl^eibigern.  SBäl^renb  jnr  Sefefenng 
fämmtlid^er  9Berfe  minbeftenö  3000  3JJann  gel^örten,  beflanb  bie  ©ar^ 
nifon  nnr  anö  jroei  nunoHftänbigen  SataiUonen  ber  eben  gebilbeten 
Sanbmilij  (nnter  Dberftlientenant  v.  ©d^meling  nnb  3J?ajor  v.  Äleift),' 
nnb  bie  3al^l  ber  SBertl^eibiger  belief  \id),  etwa  120  gefangene,  nnju? 
nerläffige  ©ad^fen  nnb  einige  ^noaliben  anö  bem  ©d^loffe  SDral^eim 
eingered^net,  anf  nodE)  nid^t  700  SDlann ;  Äaüallerie  f el^lte  ganj,  nnb  ba 
nnr  15  9lrtilleriften  norl^anben  maren,  fo  fd^ien  eö,  bag  bie  130  ^aH^ 
gefd^üfee  nnb  14  aJlörfer  ber  ^eftnng  bei  ber  Selagernng  eine  jiemlid^ 
l)armlofe  SioHe  fpielen  würben. 

*)  ©er  lejtc  lüirüic^c  ©ouoerneuc  loar  §and  ©arl  o.  SBtnterfcIb  bi«  5um 
Safere  1757,  von  \>a  an  oerfofe  ber  (Sommanbant  aitcfe  beffcn  ©efcfeöftc.  ©encral 
ü.  ^irdfe  roar  nur  ^itular '  ©ouoerneur  (1806—1813).  S)er  crftc  branbcnburgifcfec 
«pmmanbant  njar  ber  DbcrjHieutenant  ^adpar  v,  Äroncnfele  (1653—1671). 


—    503    — 

®s'tt)ar  bes^alb  ein  ©lud  für  bic  gefiung,  bafe  fic  in  bcm  ma\ov 
V.  §ct)be  einen  ßornmanbanten  6efa§,  ber  burd^  Umft^t,  Äaltblütigfeit 
nnb  9lu§bauer  in  ber  ©rfüllnng  feiner  ^ftid^t  bie  ©diraäd^e  ber  SBer- 
tl^eibignngömittet  jn  erfefeen  t)erfianb.  SBegen  eineö  ©treiteö  mit  einem 
SBorgefefeten  im  2lt)ancement  jnrüdgefefet  nnb  l^alb  in  Ungnabe,  voax  er 
mn  ber  SitabeHe  g^riebrid^öbnrg  an  bem  5?neip]^ofe  in  Königsberg,  wo 
er  ßommanbant  geraefen  mar,  im  2lnfange  beö  Sal^res  1758  anf  ben 
glei(3^en  Soften  nad^  ßolberg  gefd^idft;  l^ier  erri^tete  er  fogleid^  neue 
S3atterieen,  t)oIIenbete  bie  ^attifabirung  beö  bebedften  2Bege§  nnb  übte  mit 
§ülfe  be§  3ngenieurlieutenant§  Äofd^ifeft),  be§  3lrtillerielientenant§  ©bei 
nnb  be§  3euglieutenant§  ©d^eel,  feinejx  treuen  ©el^ülfen  mäl^renb  ber 
brei  Belagerungen,  eine  ainjal^l  von  Snfanteriften  nnb  g^reimilligen  aus 
ber  ßo.lberger  33ürgerf(^aft  jur  SBebienung  ber  Strtifferie  ein;  unb  biefe 
jeigten  ft(^  balb  fo  tüd^tig,  bag  il^nen  befonbere  SBatterieen  anvertraut 
werben  fonnten. 

Ueberl^aupt  mar  bem  ßommanbanten  bie  ßolberger  S3ürgerf(^aft 
eine  mefentliiä^e  §ülfe.  ©d^on  1675  (f.  ©.  421)  l^atte  fie  ben  emften 
aSillen  gejeigt,  für  bie  @l^re  beö  ©taats  einjuflel^n,  jefct  fam  bie  ^robe, 
unb  ber  alte  fül^ne  SBürger-  unb  ©eemannömutl^  befianb  fie  in  rul^m 
DoUer  SBeife.  aSol^I  ba^U  anfängliiä^  mamä^er  an  SBeib  unb  Äinb/ 
^ah  unb  ®ut  unb  l^ielt  e§  für  jmed Io§,  eine  S^eftung  t)ertl;eibigen  ju 
motten,  meldfie  bie  ^Regierung  offenbar  felbft  aufgab,  ba  fie  fuT^  t)or  ber 
@infd)lieJ5ung  ein  grojgeö  aWel^lmagajin  von  ba  naä)  Stettin  f^affen 
Ue§,  unb  einige  g^amilien  ftüd^teten  au§  ber  ©tabt ;  bod^  bei  bem  mirt 
lid^en  ©intritt  ber  ©efal^r  mid^  jeber  Kleinmütig,  unb  bie  fül^Ie  5hil^e 
be§  ©ommanbanten,  an  bem  Sitte  mit  Siebe  unb  ©l^rfurd^t  l^ingen,  fam 
über  bie  ganje  ©tabt.  SDie  Bürger  ftettten  fid^  in  il^rer  alten  militörifc^en 
Drganifation  unter  feitien  Sefel^l,  fie  befefeten  bie  inneren  SBätte,  mäl^renb 
bie  ©olbaten  in  ben  Slujsenmerfen  ftanben,  beforgten  unter  Stuffid^t  ber 
SRatl^öl^errn  bie  g^euermac^en  in  ber  ©tabt  unb  ben  S)ienft  bei  ben  über 
bie  ©trafen  vertl^eilten  ©prifeen  (man  l^atte  beren  bamals  t)ier,  bar:= 
unter  eine  „©d^langenfprifee'O  unb  mad^ten  buri^  3utragen  von  Sebenö-- 
mittein  ben  ©olbaten,  namentlid^  ben  Slrtitteriften,  möglid^,  ol^ne  Slblös 
f ung  in  ber  fc^meren  2lrbeit  ausjubauern. 

SDie  f^mad^e  Sefafeung  fonnte  natürli(^  bie  entfernteren  fünfte 
nid^t  bel^aupten:  3Jlaiful^le  unb  3Rünber  ©d&anje  mürben  geräumt,  alö 
ber  geinb  am  3.  October  1758  bei  ©ettnom  erfd^ien  unb  l^ier  unb  bei 
SEBerber  ein  Sager^auffd^lug-    Sie  fofort  erfolgenbe  üblid^e  ^ufforberun^ 


—    504    — 

jur  UeBetgabe,  bie  h^  tuffifiä^e  SBefel^löl^akr,  ber  ©eneratSieutcnant 
V.  ^almbad^,  fieKte,  lel^nte  ^epbe  l^öflic^  mit  ber  SSerfid^erung  ab,  baj3 
eip  bie  g^eftung,  bem  Sefeljle  feines  Äönigö  gemä^,  aufö  äiifeerfte  »er- 
tl^eibigen  werbe. 

Sllö  fi(ä^  am  nä^flen  aJlotgen  bie  Octobernebel  t)erjogeu  l^atten, 
jeigte  ftdf),  bajs  ber  3^einb  unter  bem  ©d^ufee  ber  SRad^t  einen  großen 
2^eil  feineö  Sagerö  in  bie  Sdtaiful^te  t)erlegt  nnb  ^i^ter  btn  Säumen 
berfelben,  nal^e  bem  grünen  ^m\e,  eine  SlBurfbatterie  errid^tet  l^atte» 
©leid^  barauf  befefete  er  aud)  bie  SUJünbe.  ßö  n)urbe  offenbar,  ba^ 
ber  §auptangriff  fi^  gegen  bie  SRorbfronte  rid^ten  werbe. 

©egen  10  Ul^r  3Borgenö  begann  bie  33ef(^iej3ung  ber  ©tabt;  bie 
erfte  35ombe  rife.ein  ©tüä  t)om  ßupferba(^e  ber  9J?arien!ir(|e  fort  unb 
jerfprang,  ol^ne  weiteren  ©d^aben  ju  tl^un,  auf  bem  9Jlarfte.  2)as  3^euer 
würbe  mit  geringen  Unterbrei^ungen  fortgefefet  unb  fteigerte  fid^  am 
7.  unb  8.  Dctober  ju  fold^er  §eftigfeit,  ba^  eö  fdE)ien,  ^almbad^  woKe 
feine  ffirol^ung,  bie  er  nad^  älbweifung  ber  jweiten  2lufforberung  jur 
Uebergabe  auägefprod^en  l^atte,  wal^rmad)en  unb  bie  ©tabt  in  einen 
2lf(^en]^aufen  t)erwanbeln.  3ltterbing§  würbe  mandier  ©c^abe  angerid^tet; 
bod^  ftanb  er  in  feinem  SBerl^ältniffe  ju  bem  entfefeUd^en  S8ombenf)age(, 
ber  Ijeulenb  mn  ben  ruffif($en  Batterien  I;ergeflogen  fam.  S)ie  9iuffen 
fdioffen  fel;r  unfii^er,  bie  SJfeiiria^l  ber  Ungefjeuer  jog  iljre  feurigen 
Salinen  über  bie  ©tabt  fort,  plafete  unfdjäblid;  in  ber  Suft  ober  auf 
bem  ©tra§enpf(after.  SWur  eine  ©ranate  ^ätte  am  5.  faft  fd^wereö  Un^ 
Ijeil  angeridjtet;  fie  flog  in  bie  SBol^nung  beö  ©tüdlieutenant,  wo 
t).  ^epbe  mit  v.  ©djmeling  unb  bem  Äriegöratl^  Krüger  eben  eingetreten 
war,  prallte  jebod;  von  ber  SJlauer  ab  unb  ful^r  burd^  bie  ©tubentl^ür 
auf  bie  ©trajse  l^inauö*).    S)efto  beffer  fd^o^  bie,  preujsifd^e  3lrtitterie 


*)  ^a6)  einer  UeBerliefcrung  (bei  §clb)  nal^mcn  t)ic  genannten  §errcn  gerabe 
ein  Slbenbeffen  ein,  als  bie  ungebetene  ©ranatc  tarn,  fie  flog  bid)t  an  bcs  Ä^omman» 
banten  ^opf  rorbei,  fc^ob  ©d^meling  mit  feinem  ©tul)lc  an  ben  Dfcn,  warf  ®bc( 
unter  ben  ^ifc^  unb  neranlogte  5lrüger  5U  einem  fd)nellen  (Sprunge  aus  bem  offenen 
genfter;  ber  alte  ^eijbc  blieb  gelaffcn  ftjen  unb  trän!  rul)ig  fein  ©las  Söein  aus, 
mäl^renb  bie  SSerftörten  ftd^  miebcr  gufammenfanben,  um  bos  unterbrod^enc  SIbenb. 
cffen  fort^ufejen  unb  bie  ^cberse  bcs  Sommonbanten  über  il^r  fc^leuniges  SluSein- 
anberftieben  an^upren.  S^lac^  berfelben  UeberUeferung  na()m  o.  ^eijbc  am  folgenbcn 
^age  Sfleoanc^e;  er  mu^te  aus  hm  gel^eimen  SRittl^etlungcn  ber  SSorftäbter,  in 
mcld^em  §aufc  bie  ruffifc^en  Dfpsiere  fpciflen,  unb  fanbte  il^ncn,  als  fte  fid^  eben 
5ur  SRal^Ijeit  nieberlaffen  mollten,  eine  kugel  aus  einem  SSicrunbaroanaigpfünber  5u, 
^  ber  bie  SBanb  burd^brcc^enb  ber  Sänge  nat^  über  ben  aJlittagStifd^  l^infu^r,  unb  bie 


—    505    -^ 

unb  balb  üBerjeugte  \i^  ^alnibac]^,  bafe  er  bie  wiber  ©twarten  gut  t)er:j 
tljeibigte  g^cflung  nidit  mit  einigen  gelbbatterieen  nel;men  werbe.  ®r 
befdjiofe  beöl^alb  bie  SCuf^ebung  ber  ^Belagerung,  unb  am  9.  ©ctober 
nad^  2lufgang  ber  ©onne  fal^  man  von  ben  SBällen  auö  ben  Syiad^trab 
ber  SHuffen  fd^on  jenfeit^  ©ellnott)  in  üoUem  3lbmarfd)e. 

®ro§  war  bie  ^Jteube  ber  ©tabt  über  bie  unerwartete  ©rlöfung. 
yioi)  f(i)n)iegeu  bie  ©lotfen  auf  bem  3Warienfir(^t]^urme;  aber  anä)  un^ 
gerufen  ftrömte  bie  ©emeinbe  an  bie  gerool^nte  ©tätte,  für  weltä^e  ber 
feflgeroölbte  unb  no(^  hwxä)  eine  SDüngerlage  gefiiä^erte  3?at]^öfeller*) 
tüäl^renb  ber  Belagerung  nur  ein  bürftiger  9?otl^be]^elf  geraefen  roax  unb 
laufd^te  ben  „enüedflidieu"  SBorten  beö  ^aflorö  SBaiä^fe  über  ^falm  72, 
1 — 5,  mit  meldten  biefer  bem  2)anfgefü]^le  SlEer  gegen  @ott  atuöbrud 
gab.  SRur  ber  t)orfid^tige  ßommanbant  Ue^  fid^  nid^t  von  ber  attge- 
meinen  g^reube  fortreiten :  von  bem  Slnmarf d^e  be§  großen  ruffifd^en 
§eereö  unter  g^ermor  untenid^tet,  fürd)tete  er  §interl^alt  unb  Ueberfall, 
unb  mäl^renb  bie  aSürger  fi(§  mit  bel^aglid^er  ©mpfinbung  ber  näd^t^ 
lid^en  Siul^e  überliefen,  ju  weld^er  je^t  lieber  ber  frieblid^e  ©(^lag  ber 
Sfjurmul^ren,  bereu  ©c^lagmer!  mä^renb  ber  ^Belagerung  jum  ©teilen 
gebrad;t  maren,  bie  SBürgergeit  angab,  an^  burd^  ben  Siegen  uid^t  ge^^ 
ftört,  ber  in  t)ielen  Käufern  buri^  bie  jerbroi^enen  5Däd;er  unb  genfter- 
fd^eiben  l^ineinfi^lug,  l^ielt  jener  bie  SBälle  forgfältig  befe^t,  alö  wäre 
ber  geinb  nodj  vor  ben  Sporen.  Unb  feine  SBorfid^t  jeigte  fic^  nur  ju 
begrünbet. 

2lm  10.  Dctober  frül^  rief  bie  f leine  ©lodfe  bie  ©emeinbe  n)ieber 
ju  ber  geTOöl^nlid^en  SDienftagsprebigt.  ®Un  l^atte  ber  beliebte  Slrd^ibia- 
fonus  §oppe  ^falm  147,  1—3  alö  Se^t  rerlefen,  ba  ftodte  er:  ber 
alte  TOol^lbefannte,  fd^reden§t)olle  Son  brö^nte  wieber  auö  ben  ruffifd^en 
Kanonen  von  ber  Slltftabt  l^erüber,  eine  ^ugel  fd^lug  neben  ber  Äiri^e 
nieber,  unb  mit  bem  Stufe  „ber  g^einb  ift  mieber  ba"  ftürjte  bie  er^^ 
fd^redte  SBerfammlung  in  rairrem  ©ebränge  an^  ber  ^ird^e. 

^almbad^  war  fd^on  bei  ©rojs'Seftin  auf  ben  ©eneral  S^cobleff 


©pcifcn  fo  mit  ^alt  unb  Stcßelpeinflüdcn  bcbedtc,  ha^  fie  ungcnicSbat  tourben,  unb 
ba^  ber  ©encral  SSerg  ftd^  mit  einem  @tüd  @ped!  begnügen  mu^te,  n)eld)c5  er  fic^ 
t)on  bem©(löiff«J^  SBlan!  mit  benSSorten  erbat:  „@uer  oltcr  §epbe  ift  boc^  ein  red)t 
böfcr  Tlann,  er  lä^t  uns  nid^t  einmal  ru|ig  2)flittag  offen." 

*)  2)ort  fanb  aud^  bie  unglücflid^c  2)Tar!grafin  o.  S3ranbenburg*@rt)irJebt,  bie 
l^ier  in  ber  SSerbannnung  lebte,  ©i^er^eit,  f.  Sl.  o.  SBi^Ieben:  Seopolbinc  Wiaxk 
Sölarlgröfin  ac. 


—    506    — 

geflogen,  ber  i^m  mit  einet  SBerftärfuitg  bis  ju  15,000  aWann  ben  ge^ 
ttteffenen  33efel)l  bradjte  jur  regelmäßigen  Selogenmg  ber  ©tabt;  benn 
fjetmor  l^ielt  für  eine  rul^ige  Ueberrointerung  be§  ruffif($en  §eeres  in 
^"ommern  bie  ©innal^me  ßolbergö  für  notl^iDcnbig.  3)ie  t)erlaffenen, 
nod^  unbefi^äbigten  Sößerfe  n)urben  foglei(^  wieber  t)on  ben  SRuffen  be^ 
fefet  nnb  jugleii^  bie  ©tabt  auä)  t)on  ©üboften  l^er  eingef(^toffen. 

SDer  jöl^e  SBed^fel  l^atte  für  ben  Slugenblid  eine  ©ntmutl^igung 
bei  mandien  bürgern  erzeugt,  unb  ©orge  um  bie  3ufunft  trieb  einige 
ber  angefel^enften  3Wänner  jum  ©ommanbanten,  um  il^n  ju  bewegen, 
baö  Unl^eil  einer  ^Belagerung  von  ber  g^efiung,  beren  g^aH  bei  ber  Uebet^ 
jal^l  ber  geinbe  unüermeiblid^  fi^ien,  bwxä)  eine  Kapitulation  abjuroem 
ben.  3lber  §et)be'S  feft  ausgefpro(^ener  SBille,  auf  feinem  ?Pofien  auö^ 
jul^arren,  t)erfel^lte  ni(^t  feine  Siüdfroirfung  auf  bie  ©tabt:  ber  äugen? 
blidtid^e  Äleinmutl^  f($n)anb  vox  bem  mannfiaften  ©ntfd^luffe,  fid^  in 
bem,  maö  ©l^re  unb  ^flidEit  geboten,  ni(^t  von  bem  ©ommanbanten  be= 
fiä&ämen  ju  laffen;  bie  Sürgerfi^aft  jeigte  lieber  bie  gleid^e  Sereitwit 
ligfeit  jur  Uebernal^me  ber  Saften  ber  SBertl^eibigung,  obmol^l  biefe  bei 
ber  imgel^euren  SJKel^rjal^l  ber  ^Jeinbe  il^re  Äräfte  jefet  bpppclt  unb  breifadö 
in  2lnfpru(ä^  nal^m.  ©ine  befonbere  3lbtl^eilung  bilbeten  bie  SSattbrüber 
(©(^üfeengitbe),  fie  lagen  in  regelmäßiger  Stbwec^felung  auf  ben  SBäHen 
auf  ber  Sauer  unb  manijer  geinb,  au(^  ein  ruffifd^er  Dberftlieutenant*), 
erl^iett  auö  ben  gezogenen  JRöl^ren  ber  geübten  ©(^arff(3^ü|en  bie  tobt? 
Ix6)t  Äugel.  S)ie  33urfenbrüber  traten  nii^t  al§  befonbereö  6otpö  auf; 
bod^  vex\a^  eine  größere  3al^l  t)on  il^nen  ben  ®ienft  ate  Offiji^re  bei 
bem  SBürgerbataillon. 

SDer  g^einb  vi^UU  feinen  Singriff  junä(3^ft  mieber  gegen  bie  $Worb- 
front,  unb  ani  12.  Dctober  mar  bei  ber  SRicolaifiri^e,  400  ©(^ritt  von 
ber  ©tabt  entfernt,  eine  ©efd^üfe^  unb  eine  3Körferbatterie  fertig.  S5aö 
l^eftigfte  geuer  ber  3^eftung  fonnte  ba§  aSorrütfen  be§  Saufgrabens  ni(^t 
l^inbern,  meieren  bie  SRuffen  t)om  SBaumgarten  au§  huxö)  bie  ^fann= 
fd^mieben  auf  bie  alten  ©aljbrunnen  jufü^rten,  unb  no(^  memger  baö 
SBorgel^en  t)on  ba  an^  gegen  ben  bebedften  3®eg,  ba  bie  Äugeln  von 
ber  JU  ^o^en  Saftion  §alberftabt  unfd^äblid^  über  baö  ©laciö  fortflogen, 
©er  ©türm  auf  bie  ßontreefcarpe  mar  jefet  jeben  Slugenblid  ju  erwarten, 
unb  ba  bie  33efafeung  ju  \^roa6)  mar,  um  ben  bebedEten  SBeg  mit  blanfer 
SSaffe  l^alten  ju   fönnen,  fo   ließ  ber  ßommanbant  biefe  auf  allen 


^)  ®r  tourbe  auf  bem  Sol^annidfird^^ofe  begraben. 


—    507    — 

getonten  räumen  unb  Bef^rSnfte  [iS)  auf  bte  SBefefeung  beft  ^auptwaHö, 
bet  l^ol^en  ^oxn^  unb  Äronenwerfe  am  SWünber^  unb  ©elbertl^or  unb 
ber  Stußcnwerfe  im  §auptgraben. 

S)ie  3la6)t  jum  14.  October  voax  t)on  ben  ruffifd^en  ^eerfül^rehi 
auserfel^en,  um  au§  bem  Saufgraben  in  ben  bebedten  SDBeg  t)orjubre(3^en, 
aber  bas  Untemel^men  fd^eiterte  üottftänbig. 

S)ie  SBorftäbtcr  waren  meiftenö  in  il^ren  Käufern  geblieben  unb 
üerfel^rten  mit  ben  t)on  SRatur  gutartigen  unb  von  ben  ©enerälen  no(^ 
baju  in  guter  3u(^t  gel^altenen  Siuffen  in  frieblii^er  SBeife.  S)abei 
aber  blieben  fie  gute  Patrioten,  unb  oft  fd)Iid^en  ft(^  bie  treuen  3J?änner 
in  ber  'tflaä)t  unter  Sebenögefal^r  an  bie  ©tabtwälle,  mn  bem  ßommam 
bauten  SRac^rid^ten  über  2lbfid)ten  unb  Stellung  ber  g^einbe  ju  bringen. 
©0  l^atte  auiJEi  ein  alteö  aWütterd^en,  bie  in  einem  §aufe  ber  3Jlttnber^ 
t)orftabt,  t)on  ben  ©enerälen  nid^t  beai^tet,  franf  l^inter  bem  ©fen  tag, 
aus  bem  in  beutfd^er  ©prad^e  g^fül^rten  ®efprd(^  baö  3Sorl^aben  ber 
Siuffen  aufgefaßt  unb  il^ren  ©ol^n  in  ber  9lad^t  an  ben  SBatt  gefd)idft, 
um  ben  g^reunben  in  ber  ©tabt  bie  fo  wii^tige  3laä)xx^t  mitjutl^eilen. 
3lu§  bem  uerroorrenen  Serid^t  erfannte  §et)be  ben  ^lan  ber  geinbe. 
©ogIei(^  ließ  er  in  eine  fd^nell  tiefer  eingefdtinittene  ©d;arte  ber  Sruft- 
mel^r  ein  ©efd^üfe  fo  einlegen,  ba§  e§  bie  ©effnungöfteße  ber  Sappe 
befirid^,  unb  als  nun  bie  geinbe  in  ber  SRad^t  um  1  Ul^r  bie  Sruftwetjr 
burd^bra(^en  unb  in  ben  bebedEten  9Beg  fprangen,  ful^r  eine  Äartätfdjeiis 
labung  t)on  fo  furd^tbarer  3Bir!ung  unter  fie,  ba^  50  g^einbe  getöbtet 
ober  oermunbet  mürben.  3m  SlugenblidE  mar  ber  bebedte  2Beg  mieber 
rein,  unb  baö  mütl^enbe  ©d^iefeen  ber  SRuffen  jeigte  il^ren  Slerger  über 
ben  mißlungenen  Singriff,  Unter  ben  Sobten  mar  ber  megen  feiner 
Seutfeligfeit  beliebte  SKajor  d.  Sauterbac^,  unter  ben  SSermunbeten  ber 
SBrigabier  v.  35erg. 

Snjmifd^en  mar  auä)  von  ©üboften  l^er  bie  ©efal^r  näl^er  gerüdt: 
bei  ber  Sol^annisfirc^e,  baim  am  g^uße  bes  l^ol^en  Serges  bei  bem 
Sigeunergalgen  maren  Satterieen  errii^tet,  unb  um  ben  18.  jOctober  fefete 
fi(^  nad^  ©rbred^ung  beö  ^oljjingeltl^ores  bei  ©t.  ®eorg  eine  ftarfe 
aWannfd^aft  in  biefer  meitläuftgen  SBorftabt  fefi,  um  and)  bie  Dftfront 
förmli(^  anjugreifen. 

3)er  Singriff öpunct  mar  gut  gemäl^lt,  ba  es  auf  Saftion  SReumarl 
an  einer  l^ol^en  SSatterie  jur  mirffamen  Seftreii^ung  ber  ©egenb  fel^Ue, 
unb  balb  waren  bie  Saufgräben  oon  ben  ^^dtn  unb  ©arten  neben  ber 
©aljmiefe  aus  bis  auf  100  ©d^rilt  t)om  ©lacis  l^etaxi<i>^Ml.    %^Njy 


—    508    — 

pei  ©eilen  l^er  mußte  jefet  bie  Heine  33efafeun3  ben  Btvxm  erwarten. 
'@§  war  in  ber  SRad^t  auf  ben  22.  £)ctober,  wo  biefe  ©efal^r  ber  ©tabt 
am  näd^ften  trat. 

Stin  5Ra(ä^mittage  bes  21.  October  fc^ofe  ber  g^einb  ein  nur  mit 
Brettern  bebedfteö  in  bem  bebedten  SBege  linfö  ber  ^erfante  gelegenes 
§eu5  unb  ©trol;magajin  in  SBranb.  SDer  gerabc  wel^enbe  SSBeft^Süb^aBefi 
trieb  ber  Sefafeung  von  Saftion  §alberftabt,  bie  ^ier  am  meiften  jur 
3lbit)el;r  tl^at,  diau^  unb  einen-  Siegen  von  %nnUn  in  ba§  ©efid^t  unb 
l^inberte  fie  am  fiiä^eren  ©d^iefeen,  wä^renb  bie  93ürger  in  iebem  Slugem 
blid  erwarteten,  aus  ben  ©tällen  unb  §öfen  ber  ©tabt,  auf  welche 
überall  ba§  g^Iugfeuer  l^inabfanf,  bie  g^lanunen  auffd^lagen  ju  feigen. 
3Kit  Subelgefd^rei  begrüjBte  ber  g^einb  baö  auffteigenbe  g^euer;  ftarfe 
aJJaffen  beffelben  füllten  mit  einbre($enber  3laS)t  bie  Saufgräben  an, 
ober  brangen  in  ©d^warmen  von  ber  SCUftabt  unb  ber  3JJaifu]^Ie  l^er 
gegen  bie  g^eftung  t)or,  fie  fdjienen  fid^  überall  jum  ©türme  formtreu 
ju  wollen,  wäl;renb  glei(3^jeitig  il^re  äCrtillerie  auf  ben  im  SBiberfc^eine 
beö  geuerö  rotl^  erglänjenben  aWarienfird^tl^urm  unb  bie  Äird^e  felbft 
eine  l^eftige  Äanonabe  rid^tete. 

@ö  war  wie  ein  SBunber,  ba^  plöfelid^  ber  SBinb  na(^  9?orben 
umfefcte  unb  bm  S)ampf  nun  ben  geinben  ju  in  ba§  ©ieberlanb  irieb 
unb  baß  äuglei(^  ein  ©prü^regen  bie  auf(obernben  flammen  nieberfd^lug, 
fo  baß  bie  3)iaffe  langfam  in  fid;  jufammenbrannte.  SDiefe  unerwartete 
§ülfe,  bie  faltblütige  Haltung  beö  ßommanbanten,  ber  felbft  juerft  ein 
©efd^üfe  Dor  ben  beftürjten  Äanonieren  gelaben  l^aben  fott,  befeitigte 
'  balb  bie  Slnwanblung  von  ©i^wad^e  in  ©olbaten  unb  Sürgerfd^aft. 
S)aö  geuer  würbe  jefet  ben  geinben  oerberblid^er,  als  ber  ©tabt:  ber 
weitljin  leud)tenbe  ©(|ein  beffelben  ließ  iljre  Bewegungen  beutlid^  er^ 
fennen  unb  wol;lgejielte  ßartätfc^enlagen  jagten  bie  unuorfi(|tig  ju  nal^e 
©efommenen  unter  fd^werem  SBerluft  in  itjre  alte  ©tellung  jurüd.  ®in 
SBraub  in  bem  ©parrenwerf  be§  Äird^enbobens  (22.  ßctober),  ber  gcc 
fäl;rli(^er  l;ätte  werben  fönnen,  würbe  red^tjeitig  hmä)  ben  auffteigenben 
"iRanä)  t)errat§en  unb  aus  ber  gegen  Söetterentjünbungen  bereit  gel^al- 
tenen  fupfernen  SBanne  gelöfd^t,  el^e  bas  maffenl^afte  §oljwerI  weiter 
baoon  erfaßt  würbe. 

SBaren  bie  bluffen  bis  auf  100  ©(^ritt  an  bie  ^eftung  l^erange- 
fommen,  fo  würbe  iljnen  bod^  jeber  ©d^ritt  weiter  von  ber  wa(^famen 
geftungsartillerie  ftreitig  gemad^t.  Umfonft  war  il^re  Hoffnung  auf 
eine  bun!le,  jum  ©türm  günftige  3laä)t,  ber  fiernflare  §immel  in  ben 


—    509    — 

ftifd^eu  groftnä(^ten  gab  fo  ml  £icf)t,  ba^  man  ber  £eud)tfugcln  nii^t 
bcburfte,  unb  gerabe  in  ber  bunfelften  9ta(3^t  jünbete  ber  Fimmel  ein 
SJorblid^t  an,  n)el(^e§  bie  ©egenb  beutlii^er,  alö  ber  l^eUfle  ^Wonbfc^ein, 
erfennen  lie^. 

3n  ber  ©tabt  raar  ber  9JJutl^  im  3nne|)nien.  3ln  Sebenömitteln 
roax  fein  SWangel:  Jünb-  imb  ©(^affteifd^  lag  immer  auf  ben©(^arren, 
©todffifd^  nnb  gering  erfefeten  bie  frifd^en  %i\ä)e.  SDer  ©(^effel  3fioggen 
ftieg  t)on  1  Sfialer  nur  auf  1  i  Spater,  ba§  3l(^tcl  SButter  von  4  Sf^alern 
auf  4  2l;aler  8  ggr.,  ba§  §olj  l^olten  bie  Slned^te  kd  aM  bem  ©alj^ 
berge,  in  ben  ©d;eunen  ber  ©elberüorflabt  luurbe  vul^ig  gebrofd)en,  bie 
din^m  aber,  bie  bort  fouragiren  n)olIten,  würben  bur^  abgefanbte  ßom- 
manbo'ö  t)erjagt,  unb  in  ben  t)ornel;men  §äufern  ber  SBraunfd^raeigö, 
£)efterrei(^s  unb  §entfd)  rüftete  man  \iä)  auf  beöorftel^enbe  §od^}eiten, 
o^m  5U  befürd^ten,  bafe  man  ruffif(^e  Dffijiere  ju  ©afte  bitten  muffe. 
Sßidjt  wenig  erl^öl^te  ben  3Jlutl^  baö  fd^led;te  ©(Riegen  ber  9?uffen:  il^re 
kugeln  gingen  puflg  über  bie  ©tabt  weg  in  i^re  eigenen  gegenüber^ 
liegenben  Saufgräben,  bis  fie  bur(^  einen  Sufafe  von  ©alj  bie  Kraft 
be§  ^ulüerä  fd^wäi^en  lernten,  ©olc^e  an  bem  bumpferen  Son  leii^t 
erlennbaren  ©(pfiffe  waren  bie  gefäl^rlid^ften.  ®a§  bie  Siuffen  ben  6ol- 
bergern  julefet  ©tüde  i^rer  eigenen  S3omben  jurüdfanbten  unb  jur 
Äartätf(^enftittung  felbft  bie  Keinen  l^öljernen  Äugeln  benufeten,  bie  man 
in  ben  Dorftäbtifc^en  Ärugwirtfifd^aften  jum  fjortunafpiel  gebrau(^te, 
t)errietl^  il^ren  junel^menben  3J?angel  an  Munition.  3lo(li)  mel^r  mujgte 
auffallen,  wie  wenig  ©d^aben  bie  wirKi(^  einf(^lagenben  Äugeln  tl;aten: 
eine  SBombe  f(^Iug,  ol^ne  ju  fd^aben,  auf  ber  ©tra^e  in  einen  §aufen 
von  9Kenfd;en,  eine  jweite  burc^  bie  jerfd^metterte  ©tubentpr  in  eine 
mit  SWenfd^en  angefüttte  ©tube,  rollte  wieber  l^inauö  unb  jerplafete  auf 
bem  §auöflur,  eine  ad^tpfünbige  Äanonenfugel  ful^r  in  ein  ©emad^,  wo 
fid^  t)ier  ©rwai^fene  unb  ein  Äinb  befanben,  feiner  würbe  beriefet,  unb 
bie  Äugel  lag  l^^^rmloö  auf  bem  Slrme  be§  Äinbeö  u.  f.  w.,  bis  jum 
14.  Dctober  war  fein  SDJenfc^  getobt  et.  SDie  auffallenbe  ©rfd^einung 
erwedfte  aud^  bie  aSerwunberung  ber  SJuffen,  boä)  fud^ten  fie  ben  ©runb 
lieber  in  ber  fd^warjen  Äunft,  ba§  g^euer  befpred^en  ju  fönnen,  bie  §epbe 
Don  bem  alten  SDeffauer  erlernt  l^abe,  als  in  ber  Ungefd^idlid^feit  i^rer 
Slrtiaeriften. 

eJrifi^e  Sufupr  i)on  9Hunition  erlaubte  bem  3^einbe,  nod^  einen 
lefeten  SSerfud^  ju  machen,  unb  unter  einem  3?egen  von  SBomben,  ©ra^ 
naten  unb  geuerfugeln,  mit  bem  er  bie  ©tabt  am  28.  unb  29.  Qcto^ex 


V 


—    510    — 

überf(^üttete,  errctd^tc  er  an  betn  Icfeteren  Sage  mit  ber  ©appe  ben  be^ 
bedten  SEBeg  am  aKünbertl^ote.  aber  bort  eine  Srefd^batterie  anjulegen, 
war  für  il^n  eine  Unmöglii^f eit :  jeber  Äopf,  ber  fi(3^tbar  würbe,  erl^ielt 
eine  Äartätfd^enlabung  ober  bie  fidlere  Äugel  eines  ber  faltblütigen 
©(^üfeen  ber  2BalI6mber;  bie  Ueberfi^reilung  beä  ®raben§  gar  mar 
nid^t  o(;ne  bie  fd^merften  SBerlufie  5U  erreii^en.  SDa  mm  aud^  baö  ruf- 
fifd^e  §eer  unter  germor  fid^  na(^  SDramburg  jog  unb  ein  preuj3if(§eö 
3:Jetad)ement  bie  rujfifi^en  SBorpoften  auf  ßolberg  jurüömarf,  fo  befd^lofe 
^almbad^,  in  ber  irrigen  3Keinung,  ba§  baö  preu^ifd^e  ßorpö  unter 
5Dof)na  im  ftarfen  3lnmarf(|e  fei,  bie  3lufl^ebung  ber  ^Belagerung»  2lm 
29.  Dctober  3lbenbö  fieben  U^r  fiel  ber  lefete  Q^n^  auä  ben  ruffifi^en 
Satterieen,  unb  §epbe,  bem  ba§  SRoHen  ber  Kanonen  auf  ben  ©tein^: 
bämmen  ben  Stbmarfd^  beö  geinbeö  t)emetl^,  liefe  il^n  nid^t  jiel^en,  ol^ne 
ifim  mit  Äanonenfugeln  ben  aSaletgrufe  nad^jufenben. 

gaft  l^ätte  bie  Unt)orfi(^tigfeit  ßolberger  ©inmol^ner  nod^  Unl^eil 
über  bie  ©tabt  gebracht  @ine  grofee  Sal^l  oon  biefen  mar,  alö  gegen 
8  U^r  (31.  ßctober)  baS  ©tabttl^or  Dorfid^tig  geöffnet  mürbe,  l^inauß« 
gcjogen,  um  fid)  bie  feinblid^en  ©c^anjen  t)or  il^rer  3erftörung  nod^ 
anjufel^n.  3Ran(^e  magten  fi(^  ju  meit  unb  fielen  in  bie  §änbe  ber  im 
9lonnenl^olj  t)erftedEt  jurüdfgebliebenen  Äofadfen.  ©ie  mürben  jum  2l^eil 
ju  bem  nod^  in  ©tedoro  fte^enben  ^almbai^  geführt.  S)iefer  Dernal^m 
mit  ©taunen  t)on  i^nen,  bafe  fein  ©ntfafe  gefommen  fei,  unb  befi^lofe 
beöl^alb,  ben  SBerfud^  ju  mad^en,  bie  ©tabt  hm6)  Ueberrumpelung  ju 
geroiimen. 

SDUt  großer  33el^utfamfeit  liefe  §ei)be,  fobalb  cä  bunfelte,  bie 
iJl^ore  fdljliefeen  unb  bie  SBerfe  fo  ftarf  befefeen,  luie  in  ber  3eit  ber 
^Belagerung.  SDod^  mod)ten  bie  müben  Slugen  ber  2Bäd^ter  nic^t  fo 
fd^arf,  mie  fonft,  in  bie  9lad^t  l^inauögelugt  l^aben;  iebenfallö  mar  eä 
if)nen  entgangen,  bafe  fid^  500  ruffifd^e  ©renabire  unb  200  §ufaren 
l)inter  bie  lefete  ©d^eune  ber  S8orftabt  unb  auf  ben  ®eorgenfir(^l^of  ge^^ 
fdjli($en  liatten,  um  bei  ßepung  beä  Stores  in  bie  ©tabt  eingubre(^en; 
2000  3Jlann  ^aoaUerie  lagen  in  ber  Söiafee  im  §inter^alt.  2llö  nun 
am  3JJorgen  150  ©olbaten  unter  ben  ßffljieren  0.  Äleift  unb  v.  ©(^me^ 
Ung  auögerüdft  maren,  um  bie  2lrbeit  beä  t)orl^ergel^enben  2ageö  ju 
üoEenben,  unb  einjelne  ^Bürger  mit  §adfen  unb  ©paten  gegen  bie  ©d^eune 
fd)lugen,  l)inter  ber  fie  ein  ©eräufdj  bemerft  l;atten,  mit  bem  fd^erjenben 
3tufe:  „Sluffen  Ijerauö!"  ftürmteu  biefe  fofort  a\x^  i^rem  ä?erfted  unb 
brangen,  fd^neU  formirt,  auf  ber  §auptftrafee  gegen  baö  S^or  vor. 


—     511     — 

9lber  bie  preu§if(ä^en  JOffijiere  beftanben  bie  -^robe  gut,  ''auf  weld^c  tljte ' 
Sefonnenl^eit  gefiettt  wiirbe.  illeift  warf  \\6)  ben  getnben  mit  50  aJianii 
entgeflen,  roäl^rcnb  Sc^meling  fie  t)on  einer  $Rebengajfe  auö  in  ber  glanfe 
iw  faffen  fud^te.  5Die  9Juffen,  burd^  eine  ©atoe,  bie  40  ber  S^tigen 
tobt  ober  t)ern)unbet  nieberftredte,  ftufeig  gemad^t,  toid^en  vox  ben  mit 
gefaßtem  ©eioel^r  anbringenben  ^reu^en  biö  jur  ©eorgcnfird^e  jurüdf, 
Sroax  mußten  fid^  biefe  bann  t)or  ben  §ufaren  unb  ber  aM  ber  9Jfa^c 
l^erantrabenben  ÄaDallerie  auf  baö  ©laciö  ber  geftung  jurüdjiel^en;  bod; 
war  injraifdien  baß  SBattgefd^üft  jum  6(^ufe  fertig  gemad^t  unb  bie  ®c= 
fal^r  fomit  burd^  bie  ©atfd^Ioffenl^eit  ber  3JJänner  abgcwanbt.  !iDic 
SRuffen  fu(§ten  fid^  burd;  einige  ©ranaten,  bie  fie  non  ber  3Wafee  Ijer 
in  bie  ©tabt  fd)idften,  für  ben  mijstungenen  aSerfud^  ju  räd^en,  würben 
aber  burd^  me^irerc  33omben,  bie  i^nen  Saftion  SReumarf  in  i^ren  SBSalbs 
üerftedf  warf,  jum  fd^teunigen  JRüdEjuge  beftimmt.  2lm  I.  SRot)ember 
brad^  baö  Hauptquartier  nad^  ©öölin  auf.  3?ur  einige  ÄofadEen  burd^^ 
ftreiften  nod^  längere  Seit  bie  Umgegenb  unb  l^olten  ^ferbe  unb  Äiil^e 
felbfl  unter  ben  Äanonen  ber  ^eftung  fort. 

5Der  SBerluft  ber  Siuffen  belief  fid^  auf  etwa  2000  3Wann;  un^: 
glaublid^  gering  war  berSBerluft  an  3Jlenfd^enleben  in  ber  g^eftung :  üon 
ber  Sefafeung  waren  im  ©anjen  6  SWann  gefallen,  t)on  ber  Sürgerfd^aft 
waren  jroei  fogleid;  getöbtet,  brei  ftarben  an  il^ren  SEBunben,  unb  einem 
jungen  SBauer,  ber  feinen  Siad^bar  erfi^lagen  l^atte  unb  ju  4  Sai^r 
g^eftung  begnabigt  mar,  rourbe  ber  bem  genfer  fi^on  einmal  verfallene 
Äopf  Don  einer  ruffifd^en  Äugel  abgeriffen;  ebenfo  t)iele  mod^ten  nod^ 
t)ertt)unbet  fein. 

2lu(^  bie  ©ebäube  l^atten  nid^t  bebeutenb  gelitten.  S)ie  SDJarien- 
fird^e  mar  ein  ftarfer  a)fagnet  für  bie  feinblid^en  Kugeln  gemefen  unb 
l^atte  mand^es  Unl^eil  von  ben  ftäbtifd^en  §äufern  auf  fid^  gejogen;  bod^ 
l^atte  ben  100  SBomben  (nad^  SBad^fe  nur  40),  t)on  benen  fie  getroffen 
mar,  bie  fiarfen  SSBanbe  Iräftigen  SBiberftanb  geleiftet,  unb  im  Snnern 
mar  Drgel,  Äanjel,  2l(tar  unbefd)äbigl ;  bie  l^eilige  ®eiftfir(^e  t;atte 
feinen  Siegel  t^ertoren,  aud^  bie  Klofterfird^e  mar  im  Snnern  unt)erle^t, 
nur  bie  9licolaiHrd^e,  neben  ber  eine  ruffifd^e  SBatterie  ftanb,  mar  von 
g^eftungöartiHerie  in  einen  ©d^uttl^aufen  üermanbelt  jum  großen  SBebaueni 
ber  SHuffen,  bie  i^ren  ©d^ufe^eiligen,  ben  l^eiligen  SRicolauö,  burd^  ba§ 
—  nid)t  erfüllte  —  a?erfpre(^en  ju  üerföl^nen  fud^ten,  bie  Äird^e  mieber 
aufbauen  ju  motten,  unb  bie  jraei  Söl&te  t)or  ber  S3elagerung  neugebaule 
teformirte  Äird^e  mar  fo  mitgenommen,  bafe  bie  ©emeinbe  längere  3eit 


—    512  — 

in  ber  ^Iofter!it(^e  t^ven  ©otteöbtenft  Italien  mu^te.    SDaö  Siatl^l^aus 

Iiatte  12,  bas  ©ouDet^iiementegebäube  30  SBombeu  erl^alten,  etwa  40 
waren  auf  bem  SWarfte  geplafet 


Sroette  SSetagerung  ßolbergö  int  3cil;re  1760. 

ßolberg  war  in  ber  erflen  Belagerung  ia^  recS^te  Slbbitb  be§ 
bamaligen  preufeifi^en  ©taats ;  waö  griebrid^  ber  ©ro^e  im  großen  bcm 
i^alben  ©uropa  gegenüber  burdifefete,  ha^  l^alte  §et)be  im  f (einen  getl^an : 
burd;  um[i(^tige  SSenufeung  ftfiwad^er  2)]ittel  unb  burd^  jöl^eö  Sluöl^alten 
einen  weit  überlegenen  g^einb  abgewe^irt.  ^nxä)  bie  Ueberfenbung  beö 
JOrbenö  pour  le  merite  erfannte  griebrid^  ox\.,  ba§  er  fein  Urtl^eil  über 
§epbe  berii^tigt  l^abe.  2)er  g^eftung  würbe  burc^  ben  Sluöbau  ber 
SBaftion  SReumarf  größere  SBiberftanböfraft  gegeben,  bie  Sefafeung  auf 
2000  3Kann  er^öl^t,  unb  Bürger  unb  ©olbaten  fallen  mit  gefteigertem 
©elbftgeffll^le  einer  neuen  Belagerung  entgegen.  Snbefe  ba§  Sal^r  1759 
t)erlief  rul^ig,  unb  aud^  baö  folgenbe  %^x  war  fd^on  über  feine  §öl^e 
l^inaus,  als  5Wad^ri(^ten  t)on  SKüftungen  in  ruffif(%en  unb  fd^webifd^en 
§äfen  fatnen,  bie  gegen  ßolberg  gerid^tet  fein  foKten.  SDer  SKngriff  ^u 
£anbe  foHte  bieömal  t)on  ber  ©ee  m%  burd;  eine  gro^e  glotte  unter- 
ftüfct  werben.  S)a^  bieä  überl^aupt  möglid^  war,  l;atte  ßolberg  ber 
©leid^gültigfeit  be§  preu^ifc^en  Berbünbeten,  ®nglanb§,  ju  t)erbanfen, 
ber  fid^  burd^  Äönig  griebrid^ö  Bitten  nidjt  beftimmen  lie^,  bie  Dftfee 
burd^  ein  ©efd^waber  t)on  ßrieg§f(^iffen  rein  ju  l;alten. 

3lm  27.  Suli  erfd)ien  eine  ainjal;!  großer  ruffifc^er  ©d^iffe  auf 
ber  SW^ebe  üon  ßolberg;  ba  fie  jeboi^  balb  wieber  t)erfd^wanben  unb 
ber  größere  JÜl^eil  be§  2luguft§  ungeftört  Derflofe,  fo  war  man  in  Golberg 
feft  überjeugt,  ba^  man  in  ber  fpäten  S^lireöäeit  feine  Belagerung  mel^r 
ju  erwarten  l;abe.  S)a)3  jebod^  etwaö  geinbli(^e§  im  SBerfe  fei,  jeigte 
ba§  ©rfd^einen  eines  ruffifdjen  ^aDalleriecorpö  :)or  ßolberg  etwa  am 
23.  3lugu[t,  unb  jebe  Ungewijgi^eit  t)erf(^wanb,  alö  am  26.  Segel  auf 
©egel  am  §orijonte  auftaud^te  unb  fid^  eine  glotte  t)on  45  ruffifdjen 
©dtjiffen,  barunter  26  ßinienfd^iffe,  unter  bem  2lbmiral  aJlifd^oufoff  auf 
ber  9i§ebe  in  weiter  (Entfernung  t)on  bem  Sanbe  auffteHte.  %\\  ßolberg 
fal^  man  anfänglid^  mel^r  mit  3Jeugterbe,  al§  mit  ©orge,  auf  baö  l^err* 
lii^e  ©d^aufpiel,  baö  biefe  —  balb  nod^  burd^  8  grofee  fd^webifd^e  ©d^iffe 


—    613    — 

t)Brflrö6ertc  —  fd^mimmenbc  ©tabt  mit  il^ren  bunten  SEBtmpeln  gewol^rte; 
benn  etfal^rene  Sootfen  l^atten  Dctfid^ert,  cö  fei  unmöglid^,  bie  ©tabt 
von  ber  ©ee  auö  mit  Somben  ju  befd^iefeen.  3u  bcr  %^at,  nid^t  bie 
großen  Äoloffe,  f onbeni  brei  Keine,  unanfel^nlid^e,  fd^raerfällige  Sombar^ 
bietpral^me,  jeber  mit  2  SWörfern  f(5merften  Miberö  U^ti^tf  benen  il^t 
geringer  Siefgang  uerftattete,  \xä)  nal^e  an  ba§  Ufer  ju  legen,  waren 
eö,  bie  ber  ©tabt  SSerberben  brad^ten. 

9lm  28.  Sluguft  nahmen  biefe  ©tellung  neben  ber  SBranbung  unb 
eröffneten  il^r  Steuer  auf  bie  ©tabt.  SBalb  traf  jeber  ©d^ug  mit  ^nxS)U 
barer  ©idfierl^eit.  3um  %f)dl  gegen  200  ^funb  fd^raer  unb  aM  erftaun« 
lid^er  S3ogenpl^e  faHenb,  f($lugen  bie  SBomben  burd^  alle  ©todfroerfe  ber 
§äufer,  unb  gegen  fie  filterte  fein  ÄeHergeroölbe.  ©eroöl^nlid^  fielen  pei 
llintereinanber  an  biefelbe  ©teile,  befonberö  wenn  bie  erfte  gejünbet  l^atte. 
,ßlai)  iebem  Änatt  l^atte  man  eine  l^albe  3Jiinute  3eit  ju  feufjen,  mit 
jeber  ©ecunbe  würbe  ba§  §eulen  ftärfer,  l^o(^  in  ber  ßuft  \ä)xm  fi($ 
bie  S3ombe  no6)  einen  3lugeiib(idf  ju  befinnen,  wo  fie  fi(^  l^erabflürjen 
foUe,  unb  bann  war  es  3eit  für  bie  ©efä^rbeten,  mit  3Äofe  am  rotl^en 
SUieere  ju  f^i^reien."  2)aä  SSombarbement  bauerte  mit  geringen  Unter=: 
bred^ungen  Sag  unb.Jjtac^t  an,  unb  wen  bie  S8ürgerpfli($t  nid^t  in  ber 
©tabt  l^ielt,  ber  flüchtete  in  bie  weniger  l^eimgefud^te  3Jlü]^lent)orftabt. 
©egen  3000  33omben  etwa  waren  fc^on  in  bie  ©tabt  gefd^leubert,  als 
enblid^  am  äbenb  be§  1.  ©eptember  bie  alten  g^reunbe  ber  ©tabt,  SBinb 
unb  5Weer,  fid^  ber  gequälten  SSllrgerfc^aft  erbarmten  unb  bie  ^ral^me 
jwangen,  auf  bie  l^ol;e  ©ee  ju  gelten. 

2lm  3lbenb  be§  4.  ©eptember  legte  fid^  ber  9Binb,  unb  am  5.  frül^ 
begann  ba§  Sombarbement  von  neuem,  bo(^  eine  SBombe  von  200  ^funb, 
bie  einen  ber  ^ral^me  traf,  beftimmte  ben  geinb,  biefe  aus  ber  gefä^r- 
fä^rlic^en  M^e  in  eine  entferntere  ©tettung  ju  bringen,  von  wo  i^r 
geuer  unwirffamer  würbe. 

Snjwifd^en  l^atte  ber  geinb  bis  jum  6.  ©eptember  bie  Sluöfd^if^ 
fung  ber  Snfanterie  unb  Artillerie  in  ber  9iä^e  beö  ©tabtwalbes  ju 
©tanbe  gebrad)t.  §ier  commanbirle  ber  ®enerat3)iaj[or  S)emiboff.  35ie 
SDimen  bienten  i^m  ate  erfler  ßaufgraben,  nodC)  in  berfelben  3?ad^t  legte 
er  auf  bem  Söolföberge  eine  Batterie  an,  unb  in  ber  3?a(^t  Dom  8.  auf 
itn  9.  ©eptember  brad^te  er  bie  burd^  bm  Sieutenant  v.  §attmann  mit 
feinen  30  aJlann  aufs  tapferfie  iettl^eibigte  ^afenfd^anje  in  feine  ©ewalt. 

SRod^'l^atte  §er)bc  bieSßotfiabt  gefd^ont;  aber  als  fid^  ber  Angriff 
immer  ent[d&iebener  gegen  bie  Slorbfront  erllärte,  tjerbot  il^im  bie  5Ril<JS^<äbj. 


*  * 


—    514    — 

auf  bte  ^rl^altung  ber  g^eflung,  langer  feinen  nicnf(^enfreunbltd^en 
©mpfinbungen  ju  gel^ori^en,  unb  von  200  ©olbaten  mit  S^eertonnen 
nnb  ^ei^fränjen  angejünbet,  brannten  bie  ^fannfd^mieben  bis  auf 
wenige  §äufer  nieber.  3n  ber  3lai)t  jum  12.  Seplentber  warf  ber 
g^einb  ben  jnjeiten  Saufgraben  im  93auingarten  auf  unb  befefetc  i[;n  ntit 
einer  aWörfer=  unb  einer  §aubiten:=  Batterie.  2(uf  einen  furd^tbarcn 
Sombem  unb  ©ranatenregen,  mit  bem  t)on  l^ier  auö  bie  ©tabt  über- 
fi^üttet  mürbe,  folgte  eine  furje  Unterbreiä^ung  unb  bie  3lufforberung 
jur  Uebergabe  an  §et)be  mit  ber  SKal^nung,  er  möge  an  ba§  ©d^icffal 
ber  ©tabt  benfen.  S5ie  enlfi^loffene  Slntwort  beffelben,  „er  werbe  na^ 
preu^ifi^er  ^flid^t  unb  @l^re  bie  g^eftung  t)ertl^cibigen,  unb  ba  es  fid^ 
um  bie  ©rl^altung  ber  ganjen  ^rot)inj  l^anble,  fönne  er  auf  bie  Gim 
mol^ner  feine  SRüdfid^t  nel^men",  trieb  ben  SJuffen  ju  üerftärften  anfiren^ 
gungen,  ber  ©tabt  nä^er  ju  fommen.  äfm  15.  ©eptember  mar  ber 
britte  Saufgraben  quer  bur($  bie  ^fannfd^mieben  bis  an  bie  ?J>erfante 
auf  ba§  ©rabirl^auö  ju  gejogen,  unb  bie.  beiben  neuen  Äanonen-  unb 
ajlörfer::5öatterien  barin  mürben  am  folgenben  Sage,  bem  9Zamenötage 
ber  ruffif(^en  Äaiferin,  in  barbarif($er  SBeife  mit  etma  5000  ©(ä^üffen 
gegen  bie  ©tabt  eingeweiht.  3)as  g^euer  mürbe  mit  fleigenber  2But^ 
bie  ganje  3la$t  unb  ben  näc^ftfolgenben  Sag  (17.  ©eptember)  fortge^ 
fefet,  in  ber  3la6)t  jum  18.  ©eptember  mieten  jmar  bie  ®e[(äE)üfee,  aber 
nid^t  bie  Setagerungsarbeiten.  S)er  3)lörgen  jeigte,  ba^  bie  Saufgräben 
bis  jur  ©t.  5Rlfolaifird6e  üorgerudt  maren,  unb  um  5  U^r  begann  an^ 
bie  l;ier  errid^tete  Batterie  il^re  ^^xeäliä)e  Sttrbeit.  2)a§  g^euer  rid^tete 
fid^  bieömal  mel^r  als  fonft  gegen  bie  e5eflung§merfe.  Offenbar  bereit 
tete  ba§  33re[d^e[(^ie&en  ben  ©türm  t)or,  unb  unter  bem  betäubenbeu 
SDonner  ber  ©efd^ü^e,  bem  §agel  ber  in  §äufer  unb  SBerfe  mit  \nxä)U 
barer  3erprung  einfi^lagenben  SBomben,  ©ranaten  unb  g^euerfugeln 
mai^te  man  \i^  in  ber  ©tabt  in  Begebung  auf  ba§  äu&erfte  gefaxt. 

S)a  mifd^te  \iä)  plöfeUd^  um  1  IU)X  SUlittagS  in  ba§  gleid^mägige 
bumpfe  33rüllen  ber  ruffifd^en  3Jlörfer  von  ber  entgegengefefeten  ©cite 
ilanonenbonner  von  l^eUerem  Stange,  bajmifdjen  ertönte  ba§  Änattern 
be§  3Kuöfetenfeuer§,  imb  t)om  St;urme  unb  von  ben  SBäffen  flog  bie 
faiun  geglaubte  freubige  ^unbe  burd^  bie  ©tabt,  baß  bie  ®rlö|ung  l^eran- 
nal^e.  £)l;ne  auf  bie  feinbti($en  Äugeln  ju  ad^ten,  eilten  bie  S3en)ol;ner 
ber  ©tabt  auf  bie  SSßäUe,  fie  fallen  Äof  xien  über  ba§  g^elb  flieljen  unb 
preujsifd^e  SReiterei  über  ©ettnom  in  fd&neHem  Slnmarfd^e,  bal^inter  einen 
langen  in  ©taub  gel^üUten  3ug,  anfd^eincnb  eine  große  §eere8folonnc« 


—    515    — 

SDie  ©(ä^lad;t  Bei  Sieflnife  (15.  Slußuft)  l^atte  griebrii]^  etwas  Suft 
Qtmaä)t,  fo  baj3  er  an  fein  treues  ßolberg  benfen  lonnte.  35er  fül^ne 
SReitergeneral  SBerner  erl^ielt  ben  33efel^I,  bie  g^eftung  ju  entfefeen.  2Kit 
ben  7  ©(ä^wabronen  feines  §ufarenregimentö  nnb  3  SataiHonen  Snfan^ 
terie  brai^  er  am  5.  ©eptember  t)on  ©logau  auf  unb  jog,  unterwegs 
t)erftärft  burd^  2  SataiHone  aus  Stettin  unb  eine  ©(^wabron  SlnfpacS- 
SBaireutl^er  2)ragoner,  in  ©ewaltmärfi^en  über  Äroffen,  Sanbsberg 
unb  ©(^ieoelbein  gegen  ßolberg.  g^riebri(^  l^atte  il^m  für  bie  48  SUleilen 
16  Sage  Seit  gegeben,  il^m  genügten  13  S^age.  3lm  18.  ©eptember 
frü5  erf(^ien  er  an  ber  Seftiner  Srüde. 

äer  geinb  l^atte  nid^it  im  entfernteften  an  bie  aWögliiä^feit  eines 
©ntfafees  gebadet;  nur  200  3Wann  Snfanterie  mit  einer  Äanone  unb 
einem  Äofadentrupp  ftanben  vox  bem  S3ru(j^e  bei  ©ettnon)  unb  einige 
Äofaden  in  weiterer  (Entfernung  bei  Seftin.  S)iefe  lefeteren  ftoben  vox  ben 
SBemer'fi^en  §ufaren  auseinanber,  unb  ber  ?Poften  auf  bem  Äaujenberge 
fam  eben  flüd^tig  in  ©ettnöw  an,  als  au($  bie  ^reujgen  fd^on  ba  waren, 
burc^  bie  Sffiiefen  unb  ©räben  watenb  bie  fefie  ©teHung  bei  ©eHnow 
umgingen  unb  bie  SRuffen  abjufd^neiben  brol^ten.  ©iefe  wollten  ben  ?ßaj3 
räumen;  aber  bie  3Berner'f(^en  §ufaren  liefen  il^nen  baju  feine  Seit,  fie 
ftürjten  fid&  auf  fie,  nal^men  fie  gefangen,  ober  |iieben  fie'  nieber.  S)er 
Äampf  l^atte  ben  aJJarfd^  faum  aufgefialten:  um  12  Ul^r  erf(^ien  SEBemer  am 
Äaujenberge,  um  2J  Ul^r  fd^on  empfing  ber  ßommanbant  bie  SBefreier 
am  ©elbertl^or.  SDie  beiben  §elben  l^atten  nur  Seit  ju  einem  warmen 
§änbebru(I;  benn  bas  S^agewerf  war  nodj  nid^t  t)oIlbra(^t.  Dl^ne  SRafl 
ging  es  burd^  ©olberg  unb  jum  ©teintl^or  wieber  i^inaus,  bem  33ullen= 
winfel  gegenüber  auf  ben  §ö^en  t)or  ber  Slltftabt  formirte  SBemer  feine 
unermüblid^en  ©dE)wabronen  jum  SKngriff  auf  bie  ruffifd^e  Äat)allerie, 
unb  bie  „grimmigen  ©d^naujbärte"  ritten  in  bm  MäuUm  geinb  l^inein, 
fd^tugen  il^n  unb  jagten  i^n  in  wilber  SSerwirrung  in  fein  Sager  am 
©tabtwalbe*).  SDer  folgenbe  3Jlorgen  ftellte  bie  t)oIle  SBirfung  bes 
füljnen  Ueberf alles  ans  Sid^t:  oon  panif(^em  ©d^reden  erfajst,  l^atten 
bie  geinbe  in  ber  9todjt  bie  Satterieen  geräumt,  ein  S^^eil  berfelben  ging 
eiligft  am  ©tranbe,  ober  lanbeinwöris  jurüdf,  ber  anbere  bewerfflelligte, 
Don  bem  ©tabtwalbe  gebedft,  im  Saufe  bes  SSormittags  feine  ©infi^iffung 
auf  Sooten  jur  glotle,  unb  als  SPerner  am  Jlad^mittage  von  Slltftabt  aus 

*)  <Bo  BxxMx  nad^  bem  SScrid^te  SS^cmcr'«;  bo(i^  BletBt  auffoHenb,  \>ai  bie 
(Eolbcrgcr  2)iarlen  biefcr  öett,  fo  tüic  ber  rufpfd^c  S3ert(^t  in  ber  SÜtonaer  Ee,ifc»M|fc 
nid^td  ]3on  biefem  Angriffe  auf  bie  ruffifd^e  Sat)o]QL^^  xs^^ 


516 


jum  Singriff  auf  ba§  ruffif(i^e  Sager  t)orgin8,  fonnte  er  nur  no(ä^  einige 
Snfantertften,  bie  fi(^  tjerfpätet  l^atten,  gefangen  nel^nten.  SBon  bem 
übereilten  SRädjuge  gab  ber  ©tranb  einen  fpred^enben  Seweiö:  'neben 
ber  großen  anberen  SBente  waren  22  metallene  ©efd^fl^e  jurüdgelaffeit, 
4  Ißierunbjwanjigs^fünber  würben  erfl  1763  an^  bem  Söaffer  gel^olt 
unb  tl^aten  no(3^  1807  guteSienfte.  S)aß  S3ombarbement  t)on  berSce^: 
feite  l^ielt  nod^  bis  jum  19.  ©eptember  an.  2lm  23.  ©eptember  maren 
bie  lefeten  Sd^iffe  Derfd^wunben. 

SDie  mit  nur  2  Sobten  unb  8  SBerwunbeten  erfaufte  Befreiung 
6oIberg§  imä)  SEBerner  wirb  mit  SRei^t  als  eine  ber  glänjenbften  ST^aten 
be§  fiebenjäl^rigen  Äriegeä  bcjeid^net.    ©rleid^tert  mürbe  ba§  ©elingen 
bur(ä^  bie  ©orglofigfeit  SDemiboffö,  ber  in  bem  ©lauben,  ba§  ein  ©rfafe 
ju  Sanbe  unmögtid^  fei,  feine  Äofadfen  auf  ÄunbJ(^aft  auögefi^idt  l^atte, 
unb  bmä)  ben  SBal^n  ber  SRuffen,  bafe  fie  eö  mit  einem  §cere  von 
20^000  5öfann  ju  t^un  l^ätten.    S)ie  ruffifd^en  §eerfül^rer  gingen  nad^ 
Petersburg,  um  bort  il^ren  fopffofen  Stüdfjug  vot  einem  Jlriegsgerid^tc 
5u/  re($tfertigen.     griebrid^   geftattete  jur  SBerl^errlii^ung  ber  frtr;nen 
^at  bie  Prägung  t)on  jmei  ©enfmünjen  auf  bie  beiben  Reiben.    Stuf 
ber  SRüdtfeite  beiber  mar  eine  buri^  ba§  ^olberger  SBappen  in  il^rer 
§anb  leidet  ju  beutenbe  2lnbromeba  bargeftellt,   von  meld^er  ^^erfeus 
(0.  §epbe  ebenfo  tt)o|)I,  wie  SBerber)  mit  feinem  (mit  bem  preußifd^en 
3lbler  gejierten)  Sdjilbe  ein  aus  ber  ©ee  fteigenbes  Ungel^euer  ab^ 
meiert.    2)ie  3iüdfeite  beiber  aWünjen  fül^rt  bie  Ueberfi^rift:  res  similis 
fidae.    2)ie  Sbee  ift  einem  ®ebi($te  „Sieb  ber  SWpmp^e  ^perfante"  ent« 
nommen,  meld^eö  blamier  (am  24*  September)  auf  bie  lü^ne  STIjat 
junäi^ft  ol^ne  Sejie^ung  auf  eine  S)enfmünje  gemad^t  l;atte.    SDie  aSor= 
berfeite  ber  einen  S)en!münje  mar  mit  bem  SBruftbilbe  SBerner'ö,   bie 
anbere  mit  bem  §et)be*ä  tjerfel^en.    35er  Äönig  foll  jebem  ein  golbeneö 
unb  20  filberne  ©femplare  gefi^enft  l^aben. 

S)er  aSerluft  a\\  SKenfd^enleben  in  ber  ©tabt  entfprai^  aud^  biesnml 
nid^t  ber  ©tärfe  bes  33ombarbementö:  t)om  aWilitär,  g^rauen  unb  Äinbcr 
berfelben  mitgered;net,  waren  50  tobt,  29  t)etwunbet,  t)on  ber  33ürgerfdt)aft 
20  tobt,  53  rerwunbet.  SDefto  mel;r  l^atten  §äufer  unb  öffentlid^e  ©ebätibe 
gelitten.  (£§  war  faft  fein  ^m^  "t^a,  welches  riid^t  wenigftenö  einen 
©d^u§  befommen  l^älte,  mand^e  waren  jufammengeftürjt  ober  brol^ten 
ben  ßinfturj.  3Mit  ben  Srümmem  ber  jerfl  orten  ©ebäube  befferte  man 
bie  nod^  bewol^nbaren  SRäume  aus.  g^aft  feine  genfterfd^eibe  war  ganj 
geblieben^  \xx[\>  nod&  lange  Seit  be^alf  vxm  fid^  mit  ^kpierfenftern;  ber  , 


—    517    — 

£)efen  mußten  mand^c  Käufer  ben  SBinter  l^inburd^  ganj  entbel^ten,  aud^ 
bie  perfd&iebenen  ©d^iffslabungen  t)on  Siai^jiegcln  aus  fremben  £)rteit 
tcid^tcn  ni(^t  au§,  um  bie  jerftörten  ®ä(^er  roiebcr  l^erjufiellen.  SBon  ben 
öffentlichen  ©ebäuben  l^atten  bie  ^ird^en  am  meiften  gelitten:  in  ber 
aRarienfird^e  mar  ba§  ®ad^  be§  ^Prätatend^orö  fc^roer  befiä&äbigt,  ba^  ®xah 
geroölbe  ber  Sraunfd&weig'ö  jerfd^mettert  unb  baö  Äupferbai^  ber  ^aupt^ 
fird^ean  mel^reren  ©teilen  burd^f  djlagen ;  ©t  ©piritus^  unb  Älofierfird^e 
waren  arg  mitgenommen,  in  ber  reformirten  Äir(%e  würben  felbft  bie  Siobten 
burd^  eine  33ombe  in  il^rer  SRul^e  gefiört  unb  verbrannten  mit  ben 
©argen,  geuer  brac^  l^äuflger.  aus,  gewann  aber  niemals  einen  gefäl^r^ 
li(^en  Gl^arafter,  ba  bie  SBürger,  mit  ben  ©prifeen  Aber  bie  ©äffen  tjer* 
tl^eilt,  fo  wie  eine  S3'ombe  gejünbet  fiatte,  jur  §anb  waren  unb  jeben 
Sranb  im  ©ntfiel^en  bämpften. 

\3la(i)  einem  t)om  SSürgermeifier  SJlüHer  aufgenommenen  ^jjrotofoll 
betrug  ber  aScrlufl  ber  einwol;ner  an  fal^renber  ^aie,  SUiöbeln,  Setten, 
Äom,  §eu,  aSiel^  in  ©elbwertl^,  in  ber  ©tabt:  12,489  S^aler,  auf  ber 
2Rünbe  19,346  S^aler,  in  ben  ^fannfd^mieben  5794  Später,  im  etni^^ 
benl;agen  1045  2:^aler,  in  ber  Sauenburger  SBorflabt  7136  S^aler,  tTor 
bem  ©elbert^or  473  Später,  an  ©emeinbeoermögen  1970  S^aler.  SDaju 
fam  ber  SBerluft  Don  7  von  ben  Sluffen  als  SBeute  mit  fortgefül^rten 
©d&iffen,  bie  ju  15,770  Sl^alern  Deranf dalagt  wuri)cn,  fo  ba§  ber  ©efammt^ 
fd^abe  ber  ©tabt  unb  ber  SBorftäbte,  mit  2lusfdE)lu6  ber  jerftörten  ©ebdube, 
worüber  fein  ^rotofoH  m.el^r  tjorl^anben  ift,  über  64,000  Sl^aler  betrug. 
SBunberbare  Sebensrettungen,  wie  S3omben  unter  jal^lreii^e  ©e^ 
fellf(^aften  ful^ren,  ol^ne  ©d^aben  ju  tl^un,  wie  fie  SDlenfd^en  t)om  obern 
©toÄ  bnxä)  bie  jerfd&lagtnen  ©todfwerfe  unverlefet  mit  fid^  in  ben  Äeller 
l^inabriff en ,  wie  anbere  aus  \>m  jufammengeftürjten  Srümmern  ber 
§äufer  lebenbig  unb  unbefd^äbigt  l^ertjorgejogen  würben,  bietet  ber  gute 
SRector  Äneifel*)  mit  erbaulid^en  SBetrad^tungen  unb  SRufeanwenbungen 
in  3Wenge.  ©r  fetbfl  l^at  mel  ausfielen  müf[en.  @r  lag  im  SWectorat 
auf  feinem  33ette,  als  eine  SBombe  in  bie  SRebenftube  ful^r  unb  il^m 
eine  ganje  SBanb  von  SBadEfteinen  mit  ben  ^jJfoften  ber  ^ammertl^ür, 
ol^ne  i^n  ju  t)erlefeen/  auf  btn  Seib  warf.  6r  50g  in  ben  BtaU,  fofort 
flog  eine  ^ombe  l^inein  unb  eine  geuerf ugel  jünbete  il^m  bie  neud  SBol^s 
nung  an.  @r  fanb  bann  äufnal^me  in  bem  §aufe  eines  SBefannten. 
Äaum  war  er  l^ier  eingetreten,  als  aud^  bies  bur(^  eine  Sombe  jerftört 


*)  @.  ^nmerfung  N.  1  $u  blcfem  Capttcl. 


—    518   — 

würbe.  S)a  nal^m  er  fein  33ett  auf  ben  Wxden  unb  wanberte  im  9lo(fe* 
lol^r  unb  ©d^lafrod,  no^  wieberl^olt  von  Somben^  unb  ©ranatfplittem 
gefäl^rbet,  in  bie  @elbert)orftabt,  wo  er  mit  tiielen  2lnberen  leiblid^e 
©id^erl^eit  fanb.       ^ 

Sie  Shiffeu-'^igten  \xä)  barbarifd^er,  alö  bei  ber  erften  S3elaöe= 
rung.  Sluf  ber  3Künbe  mürben  2  3)iatrofcn  mit  Sajonetten  erftod^en, 
unb  bie  fSmmtlid^en  3)Jänner  bafelbft  mie  baö  Sßiel^  in  bie  ©(]^anie 
gejagt',  um  bort  erfc^offen  ju  werben.  aSor  bem  Sammergefiä^rei  ber 
Älnber  uermoi^te  ber  commanbirenbe  Dffijier  ben  SBlutbefel^l  nid)t  ju 
t)ottäie]^en.  ^an  fd^Ieppte  fie  enblid^  nad^  SDeep,  mo  fie,  in  einer  fleinen 
©tube  eingefi^loffen,  fümmerlid^  ernäl^rt,  biß  jur  Sluf^ebung  ber  SBela- 
gerung  eingepferi^t  fafeen.  — 


33elagerung  r>on  176h 

©d^on  im  SEBinter  mufete  man  in  ßolberg,  bafe  im  näd^flen  Saljre 
eine  neue  Belagerung  ju  erwarten  fei.  ©§  f(^ien,  alö  ob  fid;  bur(^  bie 
glänjenbe  SBertl^eibigung  ber  SBertl^  ber  geftung  in  hm  3lugen  beiber 
Parteien  fteigere.  ®ie  3iuf[en  mofften  ben  ^ian  von  1760  bieömal  in 
auögebel^nter  SBeife  t)ern)irHid^en,  ben  Singriff  ju  Sanbe  burd^  ein  ftar= 
leres  felbfiftänbigeö  ßotpä  untemcl^men  unb  von  ber  ©ee  mieber  burd^ 
eine  g^lotte  unterftüfeen,  mä^renb  griebrid^  ber  ©rofee,  bem  ©olberg 
burd^  feine  Sreue  unb  ©tanbl^aftigfeit  mel^r  unb  mel^r  an  baö  ^erj 
mud^s,  ben  ©enerallieutenant  ^rinj  ©ugen  von  SBürtemberg  beorberte, 
jur  ©edfung  ber  g^efiung  ein  in  ber  SRäl^e  berfelben  aufsufd^lagenbeö 
üerfd^anjteö  Sager  ju  bejie^en.  SDiefer  fanb,  als  er  am  4.  Suni  in 
ßolberg  eintraf,  baffelbe  von  SBemer  f(^on  abgeftedft.  @ö  lag  auf  bem 
redeten  ^erf  anteuf  er,  gebedft  burd^  ein  SWetrand^ement:  eine  t)erfd^an}te 
Sinie  mit  11  bur(^  SBolfsgruben  gefiederten  l^eroortretenben  Siebouten, 
meldte  fid^  von  ber  ^erfante  au^  oberhalb  Slltftabt  über  ben  l^ol^en 
33erg  nad^  bem  SBuHenminfel  bis  an  bie  ©umpfmiefen  bafelbft  jog. 
S)en  2Beg  am  ©tranbe  fperrte  bie  ©ternfd)anje,  burd^  einen  SDamm  mit 
bem  JWetrand^ement  t)erbunben,  oor  il^r,  noi^  im  ©tabtraalbe,  lag  bie 
3Serl^adf(^anje.  SSor  bem  redeten  glügel,  1000  ©d^ritt  Don  bem  3?etran= 
(^ement,  eben  fo  meit  t)on  SRednin  entfernt,  lag  bie  fo  berül;mt  geroor^: 
bene  grüne  ©d^auje,  ein  felbftftänbiges  SSerl  mit  ojfener  Äel^le,    Sluf 


—    519    — 

her  bur(^  eine  SBtüdfe  bei  SKtjiabt  mit  bem  reiä^ten  Ufer  t)erbunbenen 
linlen  ©ei(e  ber  ^erfante  gaben  bie  ©umpfwtefen  unb  bie  ^Jieberungen 
am  ©pieba(^  2)e(Iun9,  nur  ber  SJammweg  bei  ©effnow  war  burd^  eine 
Sd^anje  gefperrt,  unb  auf  bem  ^aujenberge  ein  ftat!  befeftigteö  ^orn^ 
wert  errid^tet.  SBatterieen  auf  bem  SBoIföberge,  in  ber  ^afenföianje 
unb  in  ber  aWaiful^Ie  fid^erten  m^  ber  ©eefeite.  SDaö  Sager  glid^  einer 
auö  ber  @rbe  l^ert)orgemad^fencn  ©tabt.  ®ie  ©emeinen  wol^nten  in 
SRafenlifltten  mit  ©(^ornfleinen  unb  gef(o$tenen  Si^üren,  bie  Sffijiere 
in  §aufern  von  1—2  ©todtoerfen,  benen  felbft  ein  Äaßbemurf  nid^t 
fcl^lte;  ber  in  ben  Belagerungen  aud^  burc^  bie  Siuffen  arg  mitgenom- 
mene ©tabtmalb  l^atte  baö  §olj  l^ergeben  muffen.  3m  Sager  ftanben 
10,000  3Wann  2lrtitterie  unb  Infanterie,  biefe  in  16  Bataillonen,  unb 
2771  ?(Jferbe  in  20  ©d^toabronen.  Sie  e?eftung  l^atte  bie  alte  33e- 
fafeung.  S)ie  Snfanterie  mar  nur  jum  geringeren  Sl^eile  juüerläffig, 
unb  eö  war  ber  2ü(|tigMt  ber  gül^rer  unb  ber  Sßirfung  von  g^riebri($ö 
©eifte  jujufd^reiben,  bafe  biefe  Gruppen  fi(§  bod^  fo  tüd^tig  gel^alten 
Iiaben.  Bon  jenen  commanbirte  Sßerner  auf  bem  litifen  ^erfanteufer, 
ber  ^rinj  im  Zentrum,  ©eneral  v.  JÜ^abben,  ber  Erbauer  beä  9ietran- 
(^emcntö,  am  BuHenminfel,  v.  ^epbe  in  ber  geftung  unb  am  ©tranbe. 

3n  g^riebri(^ö  §eere  mar  eö  Braud^,  bafe  ein  ©eneral  felbft  einen 
überlegenen  geinb  angriff  unb  fd^lug,  unb  ©eneral  Slomanjoff,  ber  ruf:: 
fifd^e  gelbl^err,  l^atte  jmar  Äemtruppen,  aber  bo(^  nur  8—10,000  aWatui 
unter  feinem  Gommanbo.  ®ine  Jlieberlage  warf  i^n  in  bie  fi^roierigen 
§ol^lmege  be§  ©oHenbergö,  ber  in  feinem  diüäen  lag,  mäl^renb  bie 
^reu^en  im  3^alle  einer  ©d^lappe  fic^  auf  ba§  3ietrand^ement  jurüds 
jiel^en  lonnten.  ©in  ©ieg  ©ugens  l^ätte  ßolberg  n)a]^rf(^einlid^  vox  ber 
Belagerung  bemal^rt,  unb  ber  ^rinj  war  beöl^alb  lebl^aft  für  bcn  3ln= 
griff,  aber  unfelbftftänbig  in  feinen  ©ntfd^lieBungen,  fragte  er  bei  bem 
Äönige  an,  imb  biefer  rietl^  mit  3tüdffi(^t  auf  bie  Unjuoerläffigfeit  ber 
Sruppen  bes  ^Prinjen  t)on  jebem  SBagnife  ab.  S5amit  waren  biefem  bie 
§änbe  gebunben,  benn  bie  Berantwortlid^feit  rul^te  jefet  auf  feiner 
©d^ulter.  Bon  griebri(^ö  fpäterer  ajJeinungöoeränberung  ^^t  er  wal^r- 
fd&einlid^  feine  ßunbe  mel^r  bekommen. 

©ed^ö  SBo(^en  lag  er  fo  ben  SRuffen  gegenüber,  bis  bie  günftigfte 
Seit  t)erfirid^en  war  unb  Slomanjoff  fein  §eer  auf  24,000  3Jlann  t)er^ 
fiärft  l^atte. 

S)er  ruffifd^e  Singriff  begann  von  ber  ©eefeite  am.  ß\n  24.  3luguft 
Slbenbö  um  6  Ufir  lag  bie  gefammte  fd^webifd^-niffifd^e  glotte  in  einer 


—    5.20    — 

©tärfe  t)on  50  ©egeln,  banmter  19  grofee  Äriegöfd^iffc,  auf  ber  6ot 
berger  SRI^ebe.  SDie  ßolberger  l^atten  gehofft,  bie  ©Iranbfd^aiijen  würben 
il^nen  bieömal  bie  alten  ^einißer,  bie  ^ral^me,  in  refpecboHer  @ntfer, 
nung  Italien ;  aber  noä)  an  bemf etben  2lbenb  würben  [ie  aus  i^rer  pU:: 
f(^ung  geriifen.  SDie  ©inrool^ner  faßen  an  bein  fdjöneu  2luguftabenb 
rul^ig  vox  V^xen  §äufern,  aU  bie  erfle  Sonibe  über  bie  ©tabt  l^inl^eulle 
unb  ein  §anö  in  ber  Sanbeöbanbftrafee  faft  jufammenfcä^hig.  Unb  nun 
folgte  eine  ©(ä^redenönai^t,  wie  fie  faum  wä^renb  ber  jweiten  33elage^ 
rung  in  ßolberg  erlebt  war.  ®rfl  mit  2lnbru(3&  beä  Sageö  gelang  ed 
ben  ©tranbbatterieen,  einen  ber  nä(^tlid^en  Duälgeifier  burd^  einen  n)ol^l= 
gejielten  ©^u§  fo  jUjurid)ten,  baß  er  „wie  ein  Setrunfener  taumelte" 
unb  Don  ben  anberen  ^ral^men  fortgefd^leppt  werben  mufete.  2)aö  Steuer 
mürbe  in  einigen  Sagen  mieber  aufgenommen ;  boc^  mar  e§,  menn  aud) 
jeitmeife  fd^limm  genug,  im  ©anjen  nid^t  fo  Derberblid^,  mie  in  ber 
jmeiten  Belagerung.  SSieberl^olte  83ef(^äbigungen  ber  ^ral^me  bürc^ 
bie  ©tranbbatterien,  eintretenbe  ©türme  bemirften  längere  Unterbre(3^un:= 
gen  beö  35ombarbement§.  2lm  24*  ©eptember  mürbe  bie  geftung  5um 
lefeten  3Hale  in  fd&redtid;er  SBeife  mit  Äugeln  überf($üttet,  feitbem  fiel 
lein  ©d^ufe  mel^r.  S)aö  frül^  mit  ©türm  unb  biegen  eiutreteube  ^erbft^ 
metter  jwang  bie  fdjlimmen  ®äfie,  balb  itjre  ©lelluug  auf  ber  5Wljebe 
aufjugeben.  3lm  9.  ©eptember  waren  nur  no(^  einjelne  ©d)iffe  in 
l^ol^er  ©ee  fid)tbar,  bie  ben  §afen  beobachteten,  unb  bie  gifd;er  fonnten 
wieber  frifd^en  SDorfd^  auf  ben  SWarft  bringen.  Sluf  ben  gortgang  ber 
Belagerung  war  baö  SBombarbement  ol^ne  ieben  ©influ^  geblieben. 

3njwif(^en  war  anä)  fd^on  längft  ber  2lngriff  von  ber  Sanbfeite 
aus  eingeleitet,  ©eit  bem  4.  ©eptember  fiatte  -Womaujoff  fein  §aupts 
quartier  in  3ernin  auf gef dalagen  unb  am  5.  fielen  aus  ber  bei  Sramm 
(im  fogenannten  SBufein)  enii^teten  Batterie  bie  erften  ©(^üffe  gegen 
bie  ©d^anjen  am  BuHenwinfel.  §ier  war  ber  ©d^lüffel  ber  preu^ifdjen 
©teHung;  waren  biefe  ©(^anjen  genommen,  fo  !onnte  ber  $rinj,  in 
ber  glanfe  gefaxt,  \iä)  ni(|t  mel^r  in  bem  SRetrand^emeut  bel^aupten. 
SDemnäd^ft  war  bie  grüne  ©d^anje  ber  wid^tigfte  ^unct,  ba  fie  bie  §ötie 
beö  Sagerö  überragte  unb  i^r  Befife  erft  einen  3lngriff  auf  baffelbe  in 
ber  gront  möglid;  machte. 

®egen  biefe  unb  gegen  bie  Ber^acEfd^auje,  beren  Befife  ju  einem 
2lngriff  auf  bie  ©ternfd^anje  notl^wenbig  war,  würbe  in  ber  3?adjt  t)om 
17.  auf  ben  18.  ©eptember  gleid^jeitig  eine  Ueberrumpelung  t)erfud)t. 
©ie  gelang  be^i  Brigabier  SRewiabomöfi  bei  ber  ©ternfd^anje,  unb  nur 


—    521    — 

bie  eine  §älfte  her  forglofeit  SBefafeung  mit  tl^rem  ßornmatibatiten,  bem 
Oberften  bü  aWouIin,  entfam,  bagegen  pgerte  ber  Dbetfilieutenant 
©(^ulj,  ber  bie  grüne  ©(^ange  nehmen  foDte,  ju  lange  am  guge  bes 
„grünen  33ergeö",  unb  ber  anbrec^enbe  SWorgen  jmang  i^n  jurüdfjugeljen. 

S3effer  gelang  ein  jraeiter  SSerfui^  in  ber  nädiflen  3laä)t  Unter: 
ftüfet  burd^  ben  SBerratl^  eines  Sl^eilö  ber  SBefafeung  brangen  bie  SJuffen 
lei^t  in  bie  ©c^anje  ein  unb  nal^men  bie  treugebliebene  S^älfte  nai^ 
tapferer  ©egenroel^r  gefangen ;  boä)  m6)t  lange  blieb  jene  in  i^rem  SBefife. 
2luö  bem  plöfeli^en  illeingeroel^rfeuer  l^atte  man  im  preu^ifdCjen  Sager 
baö  gefc^el^ene  Unl^eil  geal^nt,  unb  ßberft  Äleifi  erl^ielt  ben  Sefel^l,  bie 
©dränge  um  jeben  ^reiö  lieber  ju  geroinnen.  Slber  el^e  er  mit  feinen 
3  Bataillonen  l^eranfam,  ^latte  fd^on  ber  Hauptmann  v.  Selon)  burd^  eine 
entfc^loffene  S^at  ben  widjligen  ^unct  toieber  in  preufeifc^e  §anb  gebrad^t. 
3Wit  feiner  Sompagnie  eben  jur  Slblöfung  be§  ^^oftenö  in  ber  grünen 
©djanje  an^  bem  Sager  rüdfenb,  prte  er  baö  ©(3^ieJ3en  üon  bortl^er, 
unb  ein  entnommener  geuenoerfer  braij^te  il^m  ©eroigi^eit  über  baö  ®e- 
fd^eljene,  (Sr  fd^lid^  \\ä),  bie  weisen  Seinfteiber  buri^  ein  t)orgebunbeneö 
blaueö  ©d^nupftud;  t)erbe(fenb,  in  bie  3?äl;e  ber  ©(^anje,  unb  alö  er 
bie  Siuffen  Ijier  forgloö  bei  ber  ©c^anjarbeit  begriffen  fai^i,  l^olte  er  in 
größter  ©titte  feine  ©renabiere  l^eran,  warf  fid^  mit  lautem  ®ef(^rei 
auf  bie  überrafd)ten  Slrbeiter  unb  brang  jugleic^  mit  il^nen  in  bie 
©d^anje.  3Baö  üou  ber  ruffifd^en  Sefafeung  nid^t  über  bie  Sruftioeljr 
fprang,  mürbe  mit  Bajonetten  niebergeftofeen.  Belom'ö  Bataillone  be^ 
festen  bann  baä  fo  mut^ig  miebergemonnene  SBerf. 

SWomanjoff  erful^r  ©roberung  unb  SBerluft  ber  ©c^anje  faft  ju 
gleid^er  3eit  ©ofort  ertl^eilte  er  ben  Befel^l,  bie  ©(^anje,  eä  fofle, 
mas  eö  motte,  mieberjunel^men.  Smei  Snfanterie^SRegimenter  [türmten 
bei  STagesanbrud^  bie  §ölje  l^inauf,  breimal  erftiegen  pe  bie  Bruftmelir, 
breimal  mürben  fie  mieber  l^erabgeroorfen.  6ö  mar  einer  ber  blutigflen 
Äämpfe  beö  ganjen  Äriegeö,  unb  feiten  ift  mol^l  ruffifdt)eö  unb  preujsi- 
fc^eä  SBefen  in  fo  fd^arfem  ®egenfafee  ju  Sage  getreten.  35ort  milber, 
rafenber  2lngriff  in  fo  blinber  SButl^,  ba§  fid^  bie  Äämpfer  mit  il^ren 
eigenen  Bajonetten  fpiefeten,  l^ier  befonnene,  ftanbl^afte  ©egenroel^r  in 
preufeifd^er  3ud^t,  and)  feinen  SlugenblidE  burd^  einen  im  SWüdfen  auf= 
fliegenben  ^uberfaften  geftört;  in  bic^t  gefd^loffener  SRei^e  gaben  bie 
Bertlieibiger  ©aloe  auf  ©abe  auf  ben  fialben  3Rann,  mä^renb  bie  Ra- 
nonen  unauf^örlidd  Äartätfd^enlagen  l^inabfanbten,  fein  ©d^ug  fel^lte; 
ma§  bod^  bis  jur  Bruftmel^r  fam,  mürbe  mit  Bajpuett  ut^h  SäI^^xs» 


—    522    — 

l^ctuntergcflogcti ;  bcr  ©renabicr  SWeuter  ftürjte  allein  an  einer  offenen 
S(3^ie6f(3^atte  1 5  geinbe  nad^einanber  mit  bem  Sajonet  l^inab.  SRur  beutfti^e 
unb  ruffif(^e  ßommanboroörter  ließen  fid^  Ijören  unb  ba§  ©efd^rei  unb 
fRöä)dn  ber  ©terbenben,  feiten  ein  SButl^fd^rei,  ein  glud^,  feine  Sitte 
um  ?ßttrbon:  in  flnmmer  2Bulfj  morbeten  [\^  bie  SKänner,  unb  als 
l^ätte  \i^  bie  Äriegöfurie  ber  beiben  §eere  bemäd^tigt,  fo  gaben  aud^ 
bie  preufeifd^en  unb  ruffifd^en  SBatterieen  unb  bie  ganje  glotte  am  fämmt^ 
lid^en  geuerfd^lünben  Sage  auf  Sage  ab  unb  fpielten  eine  entfefelid)e 
©^lac^lmufif  ju  bem  ftummen  SKorben.  ©§  war  ein  infernales  Srütten 
um  bas  enifefete  Golberg  l^erum,  „ein  SSorfpiel  von  bem  Ärai^en  bes 
jüngften  ©eric^ts";  bidjter  ^ulDerbatnpf  legte  fid^  über  ©tabt,  Sager, 
Sanb  unb  3Weer. 

Slomanjoff  l^atte  nad^  unb  nad^  feine  gefammte  Snfanterie  jum 
©türme  reriDaubt;  gegen  8  U^r  3Korgenö  mußte  er  feine  ^Regimenter 
üom  üergeblic^en  Kampfe  jurüdfrufen,  2)ie  blutrot^  aufgel^enbe  September^ 
fonne  fal^  auf  ein  gräßlid^eö  ©d^lad^tf elb :  auf  Keinem  Flaume  von  ber 
©d^anje  an  bie  §ö^e  l^inab  lagen  1000  tobte  unb  1500  jum  SS^eil 
nod&  im  Sf obeöfampfe  fidt)  loinbenbe  SRuffen ;  350  waren  gefangen.  2lud^ 
bie  Preußen  l^atten  15  ©ffijiere  unb  524  SWaiui  an  STobten  unb  aSer^ 
tüunbeten.  2)er  burd;  feine  SWieberlage  erbitterte  3iomanjoff  wies  ben 
oon  ben  Preußen  jur  Seerbigung  ber  Sobten  unb  jur  Slufnal^me  ber 
SSermunbeten  angebotenen  SBaffenftiUftanb  ab,  bod^  ftörte  er  fie  nii^t, 
aU  biefe,  menfd[)lid^er  empflnbenb,  bie  oerwunbeten  ©egner  t)om  ©d^lad^t« 
felbe  l;olten.  Gin  preußifd[)er  Sajaretl^-Sergeant  allein  trug  98  oenoun^ 
bete  3iuffen  jufanunen  unb  forgte  für  il^re  SBebedfung  imb  SeHeibung, 
benn  ber  ßolberger  ^öbel  l^atte  fid^  gleich  nad^  33eenbigung  beö  Kampfes 
auf  baö  ©d^lad^tfelb  geftürjt  unb  ben  Sobten  unb  SSerwunbeten  neben 
U^ren,  klingen,  SBörfen  u.  f.  vo.  aud^  bie  illeibungöftüdte  abgenommen. 
SDie  Sürger  ber  ©tabt  bagegen  fud^ten  bem  eienbe  buri^  eine  ©amm= 
hing  für  bie  aSerrounbeten  beiber  Aktionen  nad^  3Köglid^feit  abjul^elfen. 

3iaä)  jwei  cbenfo  erfolglofen  ©tünneii  auf  bie  ©ternfd^auje  unb 
ben  SuHenioinfel  am  22.  ©eptember  gab  SWomanjoff  ba§f  „abgelürjte 
ä5erfal^ren"  auf,  ber  weitere  Äampf  würbe  ||ier  meift  mit  3lrtillerie  unb 
balb  überl^aupt  mit  geringerem  -Jiad^brudfe  gefül^rt,  als  fid^  mel^r  unb 
mcl^r  l^erauäftellte,  baß  bie  ent|dt)eibung  auf  einem  anberen  ?Puncte  er* 
folgen  werbe. 

©0  bebeutenb  bie  im  Sager  aufgel;äuften  SSorrätl^e  aud^  waren, 
fo  reid)ten  fie  bod^  für  bie  große  aWenge  ber  SSerjel^rer  nid^t  aus:  fobalb 


—    523    ~ 

es  ben  SRuffen  gctanö,  bcn  SEBcg  m^  ©tetlin  ju  t)erleöen  unb  bie  aSer^^ 
proüidntirunfl  t)on  bort  l^er  ju  üerl^inbern,  rnufete  balb  ber  gcfäl^rlid^fic 
geinb  in  ber  ??eftung  erfiä^einen,  ber  junger,  ben  ber  fd^arffel)enbe 
V.  §et)be  von  Slnfang  an  mt^x  gefüri^tet  l^atte,  als  bie  Sluffen. 

3luf  bie  SBid^tiflfeit  ber  SSerbinbung  mit  ©tettin  roax  man  im 
preufeifd^en  Sager  aufmerffamer  geworben,  als  ber  geinb  am  6.  Sep- 
tember  ben  erften  no(ä^  blutig  abgeroiefenen  SBerfud^  machte,  fi(3^  auf  bem 
linfen  ^erfanteufer  fefijufefeen.  SDer  ^rinj  gemattete  jefel  (11.  ©ept) 
bem  Steitergeneral  SBerner,  bem  bie  l^albe  ©efangenfiä^aft  im  Sager 
immer  unerträglid^er  würbe,  mit  2000  ^Weitem  im  freien  gelbe  im 
SRüden  ber  3?uffen  ju  operiren  unb  Transporte  von  ©tettin  l^er  ju  beden. 
3lber  SBemer,  ber  eine  f ofortige  SSerfolgung  burd^  bie  SRuffen  für  unmöglid^ 
l^ielt  unb  besl^alb  feine  Sruppen  nic^t  jufammengel^alten  liatte,  würbe 
am  folgenben  Sage  von  jenen  bei  Sreptom  überfallen  unb  gefangen  ge- 
nommen; räd^ten  anö)  feine  ßffijiere  mit  fc^neff  gefammelten  7  ©c^roa* 
bronen  auf  frifd^er  Sl^at  il^ren  ©eneral  burd^  bas  Sufammenl^auen  ber 
fedfen  ruffifd^en  SReiterei,  fo  blieb  bod^  ber  \6)on  in  ©id^erl^eit  gebradjte 
SBerner  ein  ©efangener  bes  g^einbes,  unb  mit  il;m  I;atte  bas  Unter- 
ne|imen  feine  ©eele  t)erloren. 

Dienen  3Kutlj  erwectte  im  preujsifd^en  Sager  bie  3ln!unft  bes  ®e- 
nerals  v.  ^laten,  ber  mit  einem  6orps  von  8000  9Kann  bie  3Waga- 
jine  im  Stüdten  bes  großen  ruffi[d^en  §eeres  jerftört  unb  im  S3egriff, 
bas  9tomanjoff*f(^e  Corps  von  l;inten  anzugreifen,  burdj)  überlegene  ruf- 
fifdde  Golonnen  gebrangt,  fid^  nad^  ßolberg  burc^gefi^lagen  l^atte.  SDie 
Sagerbefafeung  wud^s  baburd^  atterbings  von  10,000  auf  17,000  3Rann, 
fp  bafe  bie  ©teHung  burd^  bie  S3efefeung  t)on  ©pie  unb  ^retmin  t)er- 
ftärft  werben  fonnte;  aber  um  fijfd^neHer  gingen  bie  aSorrätl^e  im  Sager 
ju  ®nbe. 

aSergebens  brängte  §et)be,  ber  fein  SBort  jum  ^fanbe  gefefet  l^atte, 
er  werbe  bie  g^efiung,  wenn  er  genügenbe  Sebensmittel  l^abe,  mit  feinen 
aSeteranen  t)ertl^eibigen,  unb  ber  besl^alb  von  Slnfang  an  mit  ber  bewe- 
gungslofen  §altung  bes  ^rinjen  im  Sager  xmjufrieben  gewefen  war, 
biefen  ium  Slbjuge,  S^abben  wies  hen  ^epbe's  SUleinung  [xä)  juneigenben 
?Prin}en  immer  wieber  auf  ben  maggebenben  diat^  bes  Äönigs  l^in. 

®S  war  eine  l^albe  SDiaferegel,  bafe  ?piaten  tnit  5500  aWann  jur 
S)edfung  ber  Siransporte  aus  bem  Säger  entfanbt  würbe,  ©in  ftarfes 
ruffifd^es  GorpS  brängte  fid)  bei  ©reifenberg  jwifd&en  il^n  unb  bie  ge- 
ftung  unb  mad^te  nid^t  blofe  bie  SDurd^bringung  eines  neuen  großen 


—    524    — 

SEranßportö  jum  jmciten  3Wate  unmöglid^,  fonbern  f(]^mtt  i^ni  felbft  ben 
aiüdfmcg  na($  ©olberg  ab. 

Snjroifd^en  war  baö  Sager  bei  ßolberg  a\\^  auf  ber  Hnfen  ©eite 
bcr  ?ßcrfante  angegriffen,  unb  bie  SBert^eibiger  beffelben,  beren  3al^l 
burc^  beu  2lbjug  ^latenö  utib  ben  aSerluft  von  2000  aUann,  bie  unter 
©eneral  ßnoblaud^  bei  Sreptou),  von  voo  fie  ©etreibeoorrätl^e  Idolen 
foHten,  üor  9000  SJuffen  naiä^  Ijelbenmfitl^iger  ©egenroe^r  bie  SBaffen 
geflredft  Ijatten,  auf  7000  9Wann  l^erabgefunfen  war,  l^atten  bie  ©tet 
ung  bei  ^retmin  unb  ©pie  nidjt  inel^r  beljaupten  !önnen  unb  fld^ 
auf  ben  ©umpfabfi^nitt  jwifd^en  bem  Camper  ©ee  unb  ©ettnon)  befd^ränfen 
muffen.  Suimer  enger  rourbe  ber  eiserne  SRing  um  bie  geftung;  bie 
Stationen  mürben  fleiner,  unb  bie  Hoffnung  ber  SRuffen  mu$§,  nid^t 
bloB  bie  eJ^ftung  ju  erobern,  fonbern  aud^  baö  ganje  S)e(Iungöcorp5  ge* 
fangen  ju  nel^men.  ©d^on  am  1.  SRoüember  mürbe  bcr  *$rinj  jur 
Uebergabe  aufgeforbert;  „T)om  SBirbel  biö  jur  3el^e  ein  §elb",  mieö  er 
ben  ©egner  auf  bie  Slntmort  l^in,  bie  er  bei  bem  ©türm  auf  bie  grüne 
©(^anje  empfangen  I;abe,  unb  bie  Slntmort  auf  bie  groeite  3lufforberung 
am  9.  Slooember  mieö  auf  bie  erfte  jurüd  Smmer  no(^  fd&roanfte  ber 
^rinj,  erft  alö  §ei)be  fid^  weigerte,  baö  ßorpö  beffelben  nod^  länger  auö 
ben  älagajinen  ju  er(;alten,  bie  für  bie  Sefafeung  nur  nod&  auf  4  SBod^en 
auöreii^ten,  mar  ber  2lugenblidE  gefommen,  ber  jeber  Unfd^lüffigfeit  ein 
Cnbe  mad;en  mugte. 

SDer  einjige  2Beg,  ber  no(^  offen  ftanb,  mar  ber  an  ber  Äüfte 
l^in  über  S)eep,  baö  breite  S^at  ber  alten  Siega  tmb  ben  fc^malen  S)amm 
burd^  fumpfige  SBiefen  nad^  9lome  unb  t)on  ba  nai^  Sreptom.  Slber,  mürbe 
ber  geinb  gemarnt  ober  mar  er  mac^fam,  fo  fonnte  er  ben  SBeg  oon  9iome 
au§  leidjt  cerfperren  unb  ben  Untergang  be§  ßorpö  l;erbeifül^ren.  2)odj 
mar  feine  aSal^l.  2lm  14.  SWooember  3lbenb§  ©d[)lag  fieben  Ul^r  begann 
ber  3lbmarfd^,  ftärfereö  SRaufdien  ber  bemegten  ©ee  übertönte  baö  unoer^ 
meiblid^e  ©eräufi^,  mel($e§  einen  grojsen  ^eereöjug  begleitet,  um  SDMtter- 
im(^t  überfd;ritt  bie  ©pifce  bie  auö  von  ßolberg  bal^in  gefanbten 
33ootcn  errid^tete  ©d^iffbrüde,  unb  alö  um  5  Ul^r  Sölorgenö  bie  legten 
^^Joften  üom  Äaujenberg  unb  von  ©eHnom,  bie  ben  geinb  bie  SRac^t 
llinburd^  burd;  baö  geraöl^nlid^e  „2Ber  ba"  getäufd^t  l^atten,  abjogen, 
maren  bie  ruffifd^en  SBad^en  in  9loroe  bereits  geworfen,  unb  baö  Gorpö 
erreid^te  mit  aSerluft  von  2  Kanonen,  bie  im  ©(^lamm  fteden  geblieben 
maren,  in  freubigfter  ©timmung  bie  neue  Sicga.  (Sä  mar  ein  glüd- 
lid^eö  3ufammentreffen,  ba§  ?ßlaten  gerabe  auf  ©reifenberg  marfd^irt 


—    525    — 

roax,  «m  betn  ?Ptinjen  in  ßolbcrg  jur  §ülfc  ju  fotitmen;  bie  SRuffcn, 
Tücld^c  tüufetcn,  waö  ^latcn  iiic^t  mi^tc,  bajg  ber  ^riiij  bercilö  baö 
fd^roierigc  S)efilec  l^inter  fid^  l^abe,  räumten  ©reifcnbcrg,  rote  fie  fd^on 
Sreptoro  geräumt  l^atten,  unb  ber  Sßereinigung  ber  beiben  6orp§  fianb 
ni(^ts  me^r  im  SBege. 

S)a§  ßorpö  war  gerettet,  aber  ßolberg  ,,feiner  eigenen  SBertJ^eibi^ 
gung  unb  ber  göttlid^en  ©rbannung"  überlaffen.  S(^on  am  SRorgen 
be§'15.  mar  ber  3lb}ug  t)on  ben  SRuffen  bmerft,  unb  ©olgorudi  —  SRo- 
manjoff  commanbirte  im  gelbe  —  Iie§  fogleic^  auf  allen  Seiten  Satte^ 
ricen  erriditen,  auf.  bem  333oIf§berge,  ber  SWeeper  Sal^n,  ber  Sanbbeu^: 
gung  (3lbl^ang  beö  l^ol^en  Sergeß),  in  ber  aJlaiful^le  unb  l^inter  ber 
ajlünber  Äird^e.  2lm  6.  Sejember  errei(ä^ten  oon  ^ier  aM  bie  Sauf^ 
graben  ba§  ®Iaci§,  unb  am  9.  S^egember  begann  au§  ber  bort  erridi^ 
teten  Satlerie  baö  nur  von  roieberl^olten  Slufforberungen  (am  13.  jum 
jeljnten  aWale)  unterbrocFiene  33ombarbement  ber  Stabt.  3Im  10.  mar 
man  fid;  fd;on  fo  nal^e  gefommen,  bafe  man  fid)  mit  §anbgranaten  be- 
warf. SDer  ©türm  mar  jeben  Sag  ju  erwarten.  Sa  plöfeHA,  am 
11.  S)ejember,  mä^renb  bie  SRuffen  gerabe  auf  ba§  l^eftigfte  bombar- 
birten,  erfi^oH  t)on  ber  Seite  l^er,  t)on  ber  1760  ©ntfafe  ge!ommen 
war,  Äanonen^  unb  Äteingewel^rfeuer;  eö  tönte  ben  ßolbergern  wie  ein 
®ru§  ber  Siettung:  bie  greunbe  famen,  mn  bie  ©tabt  ju  entfefeen.  — 

SKm  23.  3?ot)ember  l^atte  ber  ?prinj  x>on  griebrid^  Sefel^t  erl^alten, 
„ßolberg  aholtmeiit  mit  Sebenömitteln  ju  üerfel^en,  ba  id^  biefe  ©tabt 
nid^t  miffen  fann,  bie  mir  ju  important  ift."  6r  bejeidjnet  ben  SBerluft 
ber  tapfern  unb  treuen  gefte  „als  fein  größtes  Unglüdf."  ®as  SBort 
„unmöglid^"  burfte  ein  ©eneral  nid^t  fennen,  wenn  ber  große  Äönig 
befalil;  mit  9000  aJiaiui  rüdte  er  gegen  Solberg  t)or,  um  burd^  bie 
20,000  SRuffen  auf  ben  §ö^en  mn  ^retmin  einem  Sranöporte  von 
1000  3Bagen  ben  äßeg  ju  bal^nen.  £)^ne  ©c^ul^e  unb  SJfäntel  in  grim« 
miger  SBintcrfälte  [türmten  feine  SBrauen  am  1 1.  ©ecembef  bie  SReboute  auf 
bem  grünen  §ügel*) ;  aber  gegen  bie  fefte  ©tellung  beö  überlegenen  §eere§ 
auf  ben  §ö^en  war  audö  ba§  tapferfte  Jungen  rergeblidE).  Sllö  fi(^  am  12. 
ber  Äanonenbonner  üon  ber  ©tabt  entfernte,  wußte  jeber  in  ber  geftung, 
.  bafe  ßolberg  verloren  fei,  unb  eö  beburfte  nid^t  mel^r  beä  SJrofebower 
Säuern,  ben  ber  ?|Jrinj  in  ber  3iad)t  ju  §cpbe  fd^idte,  um  i^m  mitju^ 
t^eifen,  ba§  er  auf  feine  §ülfe  me^r  ju  red^nen  l^abe. 


0  9lic^t  .mit  ber  örünen  ©cftanie  %\x  rcrwec^feln. 


—    526    ^ 

©d^on  feit  einiger  Seit  l^ertfc^te  bie  äu^erfic  9lotl^  in  ber  g^eflunö, 
bie  ?ßreife  fteigerten  fid^  auf  eine  imerf(^tt)ingli(ä^e  §ö^e:  ein  ©(^weine^ 
fd^infen  foftete  5  S^aler,  ein  §u]^n  1  S^ialer,  ein  ?ßfunb  SButter  1— 
li  2:^aler,  3WiId^  gab  es  faum  nod^;  benn  bießül^e  waren  gefd^Iacä^tet 
unb  bie  Siegen  ntcift  x)on  einer  ©enc^e  fortgerafft  worben,    S5o(^  geigte 
fi$  fein  Äleinmutl^  in  ber  SBürgerfd^aft    3JHt  gerool^nler  Drbnung  be^ 
forgte  fie  ben  geuerlöfc^bienft;  fo  oft  au(3^,  mitunter  inmitten  be§  bid^- 
teften  ©d^neegeftöberd,  bie  geuerfugeln  jünbeten,  il^r  entjd^loffenes  ©n? 
greifen  erftidte  jeben  SBranb  im  ©ntftel^n.  3Jod^  an  bem  JTage,  mo  baö  ©nt- 
fafecorps  jurücf geworfen  würbe  unb  jebe2lu§fid^t  auf  ®ntfafe  fd^wanb,  l^atten 
fie  für  bie  l^ungernbe  SBefafcung  3200  ?ßfunb  S3rob  jufammengebrai^t. 
3lber  l^ier  fonnte  fein  £)pfer  me^r  Reifen:  am  14.  fel^Iten  fd^on  1600  ^fiinb 
S3rob  o\\  ben  ^Rationen,  am  15.  mar  baß  lefete  ©tüd  S3rob  ausgegeben, 
unb  babei  waren  bie  auf  ^epbe^ö  Sefel^l  mit  SBaffer  übergoffenen, 
iibereiften  SBälle  für  bie  bluffen  baö  einjige  örtUd^e  §inberni6  beim 
©türme.    SDie  ®^re  §epbe'S  unb  ber  g^eftung  litt  nid^t,  wenn  bie  feinb? 
Iid;en  Stufforberungen  jefet  wiberfirebenbe  Slufnal^me  fanben.    3n  ber 
SRad^t  t)om  15.  auf  ben  16.  Sejember  gaben  bie  SBallgefd^üfee  bie  lefete 
Sage  auf  ben  ^Jeinb  ab;  am  Slbenb  bes  16.  unter jeid^nete  §et)be  bie 
Kapitulation.    SRomanjoff  eierte  aud^  am  ©egner  bie  Sapf erfeit:  er  ge? 
währte  ber  ©arnifon  bie  SSergünftigung,  nur  bis  Dftpreu^en  abgefül^rt 
ju  werben;  ben  SBürgern  würbe  ©(^ufe  gegen  ^lünberung  jugefid^ert. 
2lts  am  17.  bie  preujsifc^e  Sefafeung  friegsgefangen  ab^^  unb  Jiomanjoff 
einbog,  fonnte  ^epbe  es  nit^t  über  fid^  gewinnen,  bas  tl^euer  bewal^rte 
Äleinob  bem  ©egner  felbft  ju  überliefern,  ingrimmig  fafe  er  in  biefer 
Seit  in  feinem  §aufe  red^ts  com  ©c^wibbogen.    S)od^  als  SRomanjoff 
t)or  biefem  l^ielt  unb  einen  ßffijier  jur  33egrügung  %\\  il^m  fi^idfte,  er* 
fddien  er  in  ©d^lafrodf  unb  SRad^tmüfee  unb  fragte  imfreunblid^,  was  ju 
SDienften  ftel^e.^  Unwidfürlid^  jog  9tomanjoff  feinen  §ut  t)or  ber  t)er' 
wetterten  ©eftalt  bes  alten  §elben;  \iQi  na^m  aud^  ^epbe  feine  ©dE)laf= 
müfee  ab  unb  bebauerte,  inbem  er  auf  bas  t)on  S3omben  jerfdjmetterte 
%^^)  feines  §aufes  l^inwies,  baj3  er  il^n  nid)t  als  ©aft  bei  fi(^  auf^ 
nel^men  fönne.    §ei;be  ging  als  Kriegsgefangener  nac^  ilönigsberg,  unb 
3iomanjoff  nal^m  £iuartier  in  bem  §aufe  auf  ber  linfen  ©eite  bes 
©d^wibbogens.    ©in  fd^weres  Sunb  alter  ©d^lüffel  würbe,  bie  ©d;lüffel 
t)on  ßolberg  t)orftellenb,  ber  Äaiferin  in  ^Petersburg  auf  einem  carmoifin- 
rotl^en  Äiffen  überreid^t.    SDie  SSürgerfd^aft  mu^te  i^r  fiulbigen,  ^aftor 


—    527    — 

§oppe  l^ielt  bie  ^ulbigungSprebigt ;  er  bet^etiert  —  unb  man  tarn  es 
t^m  glauben  —  feine  ^rebigt  fei  il^m  fd^roerer  gerootben,  al§  biefe. 

SRomanjoff,  luie  bie  meiften  ber  l^öl^eten  rujfifc^en  £)f fixiere,  bie, 
jum  Sl^eil  beutfd^er  §erfunft,  ungern  gegen  ben  t)on  il^nen  l^oc^üerel^rten 
^reugenfönig  geförnpft  Iiatten,  l^aben  in  ßolberg  ben  9Juf  ebler  unb 
menfd^Ui^  gefinnter  geinbe  l^interlaffen.  S)er  ©berbefel^fel^aber  liefe  an 
bie  rerl^ungerten  ©inmol^ner  unentgeltli($  400  Sd^effel  3Rel^l,  ©raupen 
II.  f.  TO.  Dertl^eifen,  bie  firengfte  3!f^anr\^nä)t  l^alten  unb  felbft  einem 
ruffifdien  Sieutenant,  einem  vornel^men  ßnöö,  auf  einem  33unbe  ©trol^ 
„^obogge"  geben  imb  fortjagen,  weit  er  ben  SWagajinrenbanten  gemife^ 
l^anbelt  l^atte.  ©ine  fpietenbe  Stufeul^r,  roeli^e  bie  Söürgerfdjaft  3?o= 
manjoff,  unb  ein  filberneö  Äaffeeferüice,  loeldieö  fie  bem  Äommanbanten 
SBrigabier  v.  ©erbel  als  3lu^brudE  i^res  S)anfes  für  i^r  menfd^enfreunbs 
lid^eö  SBerl^alten  barbrad^ten,  mixbe  von  ben  3Wännern  nur  auf  brim 
genbeö  Sitten  als  3lnbenfen  an  Eolberg  angenommen. 

2)ie  Safl  ber  ©inquartierung  dou  2  JRegimentent  Snfanterie  imb 
300  3JJann  ÄaoaHerie  fonntcn  fie  freilii^  ben  ßinrool^nern  nid^t  ah^ 
ncl^men,  in  ben  Käufern  lagen  bis  ju  24  SJJann,  unb  bie  ©ffijiere 
mußten  ftillfd^roeigenb  julaffen,  bafe  bie  ©olbaten  an^  SUJangel  an  ^mc^ 
rung  bie  jerftörten  unb  unben)oI;nten  §äufer  ganj  abriffen  unb  baö 
§olj.jum  Äod^en  unb  §eijen  t)erbrau(^ten.  §atten  an^  bie  §anbn)erfer, 
unter  anbern  bie  S3ött(ä^er,  bie  1000  Sonnen  liefern  mußten,  einigen 
aSerbienft,  fo  raar  ho^  aud^  bie  Steuerung  nid^t  t)iel  geringer  als  jur 
3eit  ber  SBelagening.    3loä)  im  2lpril  1762  fofiete  ber©dt|effel  (Srbfen 

5  S^aler  8  ggr.,  5  ^funb  SButter  2  Sl^aler  12  g7\,  1  Si^effel  9toggen 
3  Später  8  gr.  bis  3  STI^aler  12  gr.,  am  4.  Suli  fogar  4  Slialer 

6  gr.,  1  ?Pfunb  ©d^weineffeifd^  5  gr.,  ©d^öpfenfleifdf)  4  gr.  ®arten= 
früd^te  maren  nid^t  ju  Ijaben,  ba  in  ben  ©arten  faum  ber  SBud^sbaum 
um  bie  Seete  [teilen  geblieben  roar,  baju  famen  ©pibemieen,  tt)eld)e  ^ 
ber  SSerool^ner  fortrafften.  Äird^e  nad)  griei^ifd^em  9titus  würbe  juerft 
in  einem  ^riüatl^aufe  am  3Kar!t,  bann  in  ber  2lrd^it)ftube  bes  9iat^- 
l;aufes  gel;alten. 

6s  befferten  fid&  bie  Suftänbe,  als  nad;  bem  JTobe  ber  ©lifabetl; 
Äaifer  ^eter  mit  ??riebrid;  gerieben  unb  Sünbnife  fc^lofe.  2)ie  dingen 
bejogen  ein  am  ©tranbe  für  fie  abgeftedtes  Sager.  Golberg  foHte  ber 
äugsgangspunct  einer  ruffifd^en  Unternel^mung  gegen  S)änemarf  werben, 
unb  fd^on  waren  bie  Seibpferbe  Meters  angefommen,  als  am  16.  Swli 
ein  Courier  bie  SRa^rid^t  brad^te,  bafe  ber  neue  Äai^er  e\rfi^x<V5Xl  ^v 


—    528    — 

Sftomanjoff,  eirt  %x^\^r\h  Meters,  mufetc  einige  Süge  Später  betn  ©eneraX 
Sieutenant  p.  ?Panin,  einem  ©todruffen  ol^ne  beutfd^e  SBilbung,  ?piafc 
ntad^en.  ^06)  bie  gefürd^tete  ©rneuerunfl  be§  Äriegeö  erfolgte  nid^t, 
Äatl^arina  liefe  es  beim  ^rieben.  3nt  2lnfange  beö  3luguftä  begann  bcr 
2lbmarf(ä^  ber  mffifc^en  Gruppen,  unb  am  9.  üerliejg  ber  ©eneral  Sranb 
mit  bem  3Jefte  bie  ©tabt  ©leid^  barauf  rüdte  ber  Dberft  v,  Sangcnau 
mit  120  9Kann  ?Preufeen  bur($  baö  ©elbertl^or  ein:  er  mufete  bie  ©tabt- 
fiä^lüffel  aus  ber  Offijierftube  ber  §auptn)a(5e  Idolen  laffen,  ba  bie 
SRuffen,  wie  ber  ©eneral  35ranb  erklärte,  feinen  SBefel^l  l^atten,  jid^  ah 
löfen  ju  laffen.  2)er  9.  2lngufl,  als  ber  Sfag,  wo  dolberg  roieber  an 
^reufeen  fam,  würbe  von  ba  an  jäl^rlid^  feierlid^  begangen. 

35ie  ©tabt  erl&ielt  am  27.  Slugnft  von  griebrid^  eine  fel^r  gütige 
älntroort  anf  bie  über  btn  2lbmarfd^  ber  Sluffen  ergangene  9Helbung, 
unb  alö  ber  3Konard^  1763  na(§  einer  3iet)üe  bei  ©targarb  nad^  6ofc 
berg  fam,  wieberl^olte  er  münblid^  bem  3Kagiftrat  unb  ben  Äaufleuten 
in  gnäbiger  2luölaffung  bie  Selobigung  wegen  il^rer  bewiefenen  Sreue. 
Unb  bie  SBürgerfdjaft  l^atte  bie  töniglid()e  SlnerJfennung  wol^l  t)erbient 
burd^  i^re  patriotifd^e  ©efinnung  unb  ftanb^afte  3luöbauer,  mit  ber  Jie 
alle  fiaflen  beö  Krieges  ertragen  l^atte  bis  ^um  gänjlid^en  diixin  il^res 
2Bo^Iftanbe§. 

S)ie  ©d^äben  ber  jweiten  Selagenmg  waren  nod^  nid^t  wieber 
auögebeffert,  alö  biebritte  eintrat;  bie  ©tabt  bot  beö^alb  einen  ruinen« 
l^aften  2lnblid  bar:  mandje  §äufer  waren  ganj  jufammengeftürjt,  anbere 
lagen  jnr  §älfte  jerftört,  feinö  war  iJoUftänbig  bewol;nbar.  Sn  ber 
aWarienfird^e  war  bas  ©ewölbe  ber  §auptfird^e  jum  S^eit,  baä  beä 
^^rälatend^orö  ganj  eingefd^offen  nv.b  l^atte  beim  ©infturj  bem  fieben^ 
armigen  Seud^ter  3  2lrme  abgefd^lagen,  bie  reformirte  unb  bie  Jlicolai- 
fird^e  lagen  no(^  oon  ber  jweiten  Belagerung  l^er  in  2!rümntern,  im 
SRatl^^auö  war  ^a6)  unb  ©ewölbe  f(^wer  befd^äbigt,  ber  ©c^ul^of  fo 
Derwüftet,  bafe  fein  ©emad^  barin  bewol^nbar  war,  bie  ©d^uljugenb  l;alte 
fid;  5erftreut.  Sie  9Jlünbe  unb  bie  ^fannfi^mieben  waren  ©(^uttl^aufen, 
anä)  bie  anberen  Sßorftäbte  Ratten  ftarf  gelitten.  2lel;nlic^  fal^  eö  in 
ber  nä(^ften  Umgebung  6olberg§  au§:  fämmtlic^e  @igentl^nm§s  unb 
ßapitelöbörfer  waren  rerwüftet,  jur  g^euerung  abgebrod)en  ober  abge^ 
brannt.  9Jur  ©rofe-Seftin  war  burd^  einen  fingen  (Einfall  beö  ^aftorä 
3tamler,  eines  aSruberö  beö  befannten  SDid^terö,  oor  ^lünbernng  bewahrt 
worben:  er  l^atte  bm  beutegierigen  Äofadenbanben,  bie  il^n  befud^ten, 


—    52^    — 

feine  SBefiallung  mit  bem  bebeutun9§t)oIIen  SOSorte  „Uta^"  entgegen  ge^ 
galten,  unb  fie  l^atten  fid^  immer  el^rerbietig  jurüdgejogen, 

3erftörte  Käufer  laffen  fi(^*  roieberl^erfietten,  wenn  ßapital  vox^ 
l^anben  ifi;  aber  ßolbergö  SBol^lflanb  war  burd^  bie  SBelagerungen  töbtU(^ 
getroffen.  3n  bem  ©tabtfedet  mar  tiefe  ®)U,  fo  bafe  bie  ^Beamten  no(^ 
1763  fein  ©el^alt  befamen,  ber  ©tabtmalb  mar  arg  perroüftet,  15  ©d^iffe, 
mit  ben  SBaaren  ßolberger  Äaufleute  belaben,  waren  bei  ber  britten 
Setagerung,  aU  bie  Siuffen  bie  50Jünbe  befefeten,  t)on  biefen  als  gute 
Seute  mit  mä)  Petersburg  geführt,  nur  einö  l^iatte  bie  fd^öne  Sod^ter 
beö  ßanbratl^ö  3Keper,  bem  felbft  ein  S^eil  ber  Sabung  gehörte,  von 
bem  l^öflid^en  SWomanjoff  freigebelen.  3m  ©anjen  l^atte  ßolberg  im 
Saufe  ber  Äriegöial^re  40  Sd^iffe,  fo  jiemlid&  feine  ganje  §anbel§== 
marine,  eingebüjst.  Um  bie  SBol^nungen  mieber  aufjubauen,  3nt)entar 
unb  §auÄgerätl^  anjufd^affen,  mußten  bie  Sefifeer  §äufer  unb  ©runb^ 
fiüdfe  mit  ©d^utben  belaftem  S)er  fiönig,  ber  fd^on  1762  eine  ©d^iffö^ 
labung  mit  Äorn  für  bie  Slrmen  gefanbt  l^atte,  fpornte  unb  l^alf  mit 
reid^Ud;en  ©ummen  jum  SBieberaufbau  ber  §äufer  unb  ©töffe.  ©(%on 
1753  mar  auf  feinen  33efel^I  am  ©tabtmalbe  baö  neue  S)orf  83oben- 
l^agen*)  für  20  auöldnbifd^e  gamilien,  von  benen  jebe  SO  aWorgen  Sanb 
befam,  auf  neu  gerobelem  ©oben  angelegt  morben.  Um  SWanufacturen 
ins  2ü)m  ju  rufen,  peranlafete  er  naö)  1770  ben  SWagiftrat,  12  Kolo- 
niften  gegen  ein  ©runbgelb  an  bie  ©tabt  auf  ben  ftäbtif($en  aSeibe* 
grünben  im  ©ieberlanbe  jum  Setriebe  ber  SBoIIfpinnerei  anjufiebeln. 
S)od^  gebiel^  biefe  in  SReu « SBetber  ober  in  bem  „©pinnborf",  mie  es 
lange  Seit  l^ieg,  ebenfo  menig,  mie  bei  ben  24  Äoloniften  in  9Zeus 
borf,  bie  1775  auf  Wniglid^en  SBefe^l  angefefet  mürben,  3n  beiben 
©örfern  ^aben  fid^  bie  2ßottfpiuner  in  ädferbepfeer  mit  fleinen  ©runbs 
ftüdten  permanbett. 

SRur  nad^  unb  nad^  mürben  bie  t)ermüfteten  gelber  mieber  beftettt, 
nod&  Sa^re  l^inburd^  lagen  Käufer  aud^  in  belebten  ©trafen  in  Srüm^ 
mern.  SSor  bem  Kriege  l^atte  ßolberg  über  5000  ©inmol^ner,  im 
3a^re  1762  nur  nod^  4000,  1784  4090,  1786  3940,  1791  4259, 
unb  im  3a^re  1806  mar  ber  ©tanb  vox  bem  Kriege  nod^  nic^t  mieber 
erreid^t.  — 

*)  ffiadi  einer  9lotia  in  Coiiecl.  civ.  Colb.  ©.  322  l|l  blc  Slnlaöe  beö  %ox\^ 
fc^on  1749  oom  SKaQiprat  »für  bequem  gcfunben*  unb  bcö^alb  ber  ©tobtroalb 
oermejfen  n^orben. 


Sie  Selagerung  goIBertiS  im  3aljre  1807. 


3u  allen  Seiten  werben  bie  Saaten  ber  beutfi^en  §eere  in  bem  jüngft 
vergangenen  Srtege  bie  l^ödifle  Sewunberung  erregen :  einen  gleid^  f unfi^ 
t)olIen,  t)on  gleid^er  ®infi(^t  geleiteten  §eereßorgani§mu§  l;at  bie  aSelt 
no(^  nid^t  gefe^en.  ©in  fold^er  Drganiöninö  erfüllt  iebes  feiner  ©Heber 
mit  feinem  Seben,  er  bänbigt  in  Sud^t  unb  ^flic^t  Sleinmutl^  unb 
gurc^t  bei  ben  ©c^wac^en,  unb  maä  ber  ©injelne  fcarin  leifiet,  baä  ifi 
jum  großen  Sl^eil  bie  Äraft  beö  ©anjen,  bie  in  i^m  lebenbig  ift. 

2lber  ^oä)  ftel^t  au$  bie  ftarfe  aWännerlraft,  bie,  rotnn  baö  ©pnje 
ju^ammenftürät,  nod^  aus  fid^  l^erauö  ben  3Kutl^  jum  SBiberftanbe  finbet, 
bie,  wenn  bie  furi^tbare  Ueberjeugung,  bafe  Sllleö  verloren  ift,  auä)  bie 
Äraft  fonft  tü($tiger  SJlanner  läl^mt,  no(^  ben  ©tauben  an  ben  Btadt 
feftl^ält  unb  felbft  auf  feinen  Krümmern  ben  Äampf  für  il^n  forlfefet. 

2lu^  t)or  bem  ©iegeörul^me  beö  legten  Äriegeö  wirb  S)eutf(i)tanb 
unb  ^reufeen  eö  Golberg  nidjt  vergeffen,  tafe  eö  in  bem  3ufammen= 
fturje  beö  ©taateö  tro^ig  baö  ?Preugenbanner  auf  feine  SBäHe  gepflanjt 
unb  eö  nid^t  vor  ben  fieggewol^nten  ©d^aaren  bes  ©robererö  gefenft  l^at, 
unb  auä)  ber  Slul^mesfJ^ein  von  SBörtl^,  3Jlefe  unb  ©6ban  wirb  bie 
©lorie  ni(^t  verbunfein,  bie  über  bem  fleincn  ©anbl;ügel  fdjivebt,  mit 
bem  feit  jener  Seit  ber  3?ame  ©neifenau'ö  unauflöölidj  verbunben  ift. 

9)Jit  betäubenber  ©eioalt  mar  ba§  SBerb erben  über  ben  preujsifd^en 
©taat  l;ereingebro(^en:  bie  krümmer  ber  gef(^lagenen  2lrmee  waren  in 
furi^tbarer  §efeiagb  vernidE)tet,  bie  geftungen  von  fopflofen  SBefcl^tß= 
l^abern  meift  wiberftanböloö  übergeben;  ftatt  l^inter  ber  Ober  tonnte  fid; 
ber  unglüdlic^e  Äönig  erfl  liinter  ber  SBeidjfel  ju  weiterem  SBiberftanbe 
ruften,  ©old^e  ©rfolge  Ratten  im  franjöfifd&en  Uebermutl^  auf  baö 
l^öiä^fte  gefteigert    §atte  baß  ftarfe  ©{cttin  feine  Zljoxe  einigen  3?eiter« 


—    531    — 

Siegtmentem  geöffnet,  fo  ntugtc  für  ßolberg  bie  einfalle  Stuffotbetung 
jur  Uebergabe  genügen,  bie  ber  ßolonel  3Weftram  am  8.  SRop.  1806, 
oljne  Sruppen  leintet  pd^  ju  l^aben,  übetbrad^te.  Slber  inod^te  ber  gatt 
ber  Oberfefiungen  von  einem  f(^einbar  jroedlofen  SBiberftanbc  abmal^nen, 
tjernel^mlid^er  rebete  l^ier  bie  mit  Siuffenblut  getränfte  ©bene  unb  ber 
I;ol^e  S3erg  mit  ber  grünen  ©(ä^anje;  ongefid^tö  folcä^er  ©l^renbenfmäler 
preufeifd^en  3iul^meö  mujgte  jeber  ßommanbant  eine  abroeifenbe  2lntn)ort 
ertl^eilen.  3nbe§  biefe  mürbe  t)om  geinbe  nid^t  ernftUci^  genommen, 
ad^t  Sage  fpäter  erfolgte  im  SRamen  beö  franjöfifi^en  Äaiferfi  eine  Slufs 
forberung  t)on  bem  aWitgliebe  ber  pommerfd^en  Äriegßs  unb  Somänem 
fammer,  bem  Äriegöcommiffarius  STiölbec^en,  an  ben  ©olberger  aWagi^^ 
[trat,  für  ein  franjöfifd^eö  Sajaretl^  in  Stettin  eine  Slnjal^l  von  9Wäm 
teln,  SBetten  u.  f.  m.  einjufenben,  aU  märe  ßolberg  bereits  eine  von 
ben  granjofen  befefete  ©tabt.  SJer  ßommanbant  erliefe  l^ierauf  folgenbe 
oon  bem  bamaligen  Slubiteur  §änifd^  abgefaßte  Slntmort: 

„SEBeil  Stettin  mit  feinblid^en  Gruppen  befefet  ift,  fo  l^aben  mir 
es  für  nötl^ig  befunben,  baö  von  borli^er  per  Estafette  an  ben  aWagifirat 
gefd^idfte  ©d^reiben  brevi  manu  von  ber  ^ßoft  abjuforbern»  3u  unferm 
größten  ©rftaunen  fanben  mir,  bafe  ein  gemiffer  Jlölbed^en  afe  Gommif- 
fariuö  ber  pommerfd^en  Kammer  bie  i^iefige  ©tabt  unb  ©igentl^um  auf^ 
forbert,  mel^rere  Sajaretl^utenfilien  in  natura  nad^  ©tettin  ju  liefern, 
meil  bort  für  bie  granjofen,  ben  geinb  beö  SBaterlanbeö,  ein  ßajaretl^ 
errid^tet  merben  foH.  —  3ft  ber  p.  p.  SRölbed^en  ju  biefem  ©d^reiben 
gejmungen  morben,  fo  folgt  barauö,  menn  mau  nid^t  annel^men  mill, 
baj5  eö  il^m  mörtlid^  bictirt  mürbe,  nur  fo  Diel,  bafe  er  eö  fi^led^t  oer- 
fte^t,  feine  ©ebanfen  ju  Rapier  ju  bringen,  inbem  fid^  nid^t  bie  ge^ 
rinnfte  ©pur  von  einem  erlittenen  ober  befür(^teteit  Swange  barauö 
abnel^men  lägt.  §at  man  il^n  aber  nid^t  gejmungen,  fo  mufe  er  ent^^ 
meber  in  ber  3Jieinung  fielen,  bafe  ßolberg  bem  fd^änblid^en  SSeifpiele 
©tettinö  gefolgt  (mit  Se^iel^ung  auf  eine  Semerfung  in  ber  Drbre  beö 
Äönigö  vom  7.  JJooember  ,,id^  bin  oerfid^ert,  bafe  ßolberg  nid^t  bem 
fd^änblid^en  Seifpiele  oon  ©tettin  unb  Äüftrin  folgen  roirb")  unb  bem 
geinbe  übergeben  fei;  ober,  menn  "oo^^  nid^t  ber  gaU  ifi,  fo  bleibt  unö 
meiter  nid^tö  übrig,  afe  i^n  nad^  §  106  ///.  20  p.  2  beö  ßanbred^tö, 
meil  er  Untemel^mungen,  bie  jur  SSegünftigung  ber  geinbe  abjioedfen, 
förbert,  für  einen  ßanbeäoerrätl^er  ju  l^alten,  ber  nad^  §  107  bie  ©träfe 
beö  ©trangeö  oerbient  l^at." 

Gö  mar  eine  ßolberger  Slntrcorl  auf  bie  entmürbigenbe  3umut^utt(i 


—    532    — 

unb  fie  eutfpra^  bem  ©tnne  ber  ©olberger  33üraetf(3^aft.    Swar  ^atte 
au(^  Ijier  bie  ©orge  um  bie  eigene  ©rfiallung  man(3^e§  Ileinmütl^ige 
§erj  erötiffen,  unb  namentlid^  au§  ben  begüterten  Älaffen  l^atten  fid^ 
inandEie  bur(^  S^"^*  ^^^^  Sornl^olm  ober  ^reugen  ber  beDorftel^enben 
SSelagerung  entjogen;  aber  in  ber  SDIelirjal)!  ber  Sürgerfd^aft  lebte  ein 
(Seift  l^oljer  Sreue  unb  Eingebung  für  Äönig  unb  SBaterlanb;  bo§  eö 
l^ier  ni($t  fotnme,  wie  in  ©tettin,  baß  ber  burd^  preugifd^e  diutyne^^ 
tl^aten  geroeil^te  33oben  nid^t  hnxä)  fd^nöbe  Uebergabe  gefd;änbet  werbe, 
.  baö  war  bie  einmütl^ige  ©efinnung  be§  Äernö  ber  Sürgerfd^aft.    Unb 
haiu  Ijatte  fie  ba§  Siecht  unb  bie  ^füii^t.    ajJod^te  in  93erlin  nad^  ber 
3la^xii)t  von  ber  SRieberlage  üon  Sena  9?ul^e  al§  erfle  Sürgerpflid^t 
prociamirt  werben,  in  ßolberg  beftanb  bie  alte  SSerpflid^tung  berSürgcr^ 
fd^aft,  bie  geftung  mit  ®nt  unb  SBIut  ju  rert^eibigen,  in  roHer  Äraft; 
anä)  nadE)  bem  fiebenjäljrigen  Kriege  foDten   il^re  fünf  ßompagnieen, 
wenn  bie  ©arnifon  jur  dtevü  anörüdfte,  unter  i^rem  Söürgennajor  bie 
Sl^ore  unb  Soften  befefeen.   Unb  wenn  auc^  in  ber  langen  griebenö^eil  bei 
tl^r  ba§  Sewußtfein  il^rer  3Iufgabe  matter  geworben  war  unb  fie  bie 
SBäHe,  wie  §elb  ^)  fagt,  „hnxä)  eine  §orbe  von  SJJietl^lingen  unb  Ärfips 
peln  befefeen  liefe"  —  jefet  erwa($te  bie§  Sgewufetfein  wieber  mit  tJoHer 
Kraft,  unb  baüon  legte  fie  in  berfelben  Seit,  alö  jene  Sluprberung 
fam,  ein  f(^öne§  Seugnife  ab. 

SRadi)  b.er  Uebergabe  ©tettinö  war  ßolbergs  Haltung  dou  entfd^ei^ 
benber  Sebeutung  geworben:  uon  l^ier  aus  liefe  \\ä)  bie  ä?erbinbung  ber 
nad)  £)ften  üorrüdfenben  franjöfifd^en  2lrmee  mit  ©tettin  ftören,  möglid^er 
SBeife  burd)  ein  f)ier  gelanbeteö  ßorpö  im  SRüdfen  beö  geinbes  ein  Stnfftanb 
erregen,  ber  i^m  t)erberbtic^  werben  fonnte.    SDer  König  fanbte  beö^alb 
von  ber  9?eife  nad^  ©raubenj  auö  bcn  g^lügelabjutanten  ©rafen  v.  ®öfe 
naä)  ßolberg,  um  bie  ©timmung  ber  S3ürgerf(^aft  ju  erforfd;en.    3luf 
SBeranlaffung  be§  3)tagiftratö  von  hzn  bamaligen  93ürgerrepräfentanten : 
Simmermann,  §enlf($,  SDrefow,  §öpner,  3;eltelbedf,  SDardfow,  Siemefe, 
6.  31.  ©ibfon,  ©c^lieff,  ©dfeulfe,  jur  58erfammlung  berufen,  er!lärten 
bie  Bürger  burdE)  biefe  einl;ellig:  „fie  würben  mit  aller  Kraft  beftrebt 
fein,  i[;ren  rüf)mli($en  3Sorfal;ren,  bie  bei  bin  brei  33ombarbementö  im 
fiebenjä^rigen  Kriege  fic^  fo  t^ätig  erwiefen,  nad^jual^men,  unb  nid^t  ju- 
geben,  bafe  bie  ©tabt  unb  geftung  anf  eine  entel^renbe  3lrt  bem  geinbc 
übergeben  werbe;  fie  feien  feft  entfd^loffen,  ®ut  unb  S3lut  aufzuopfern 
unb  fid^  lieber  unter  hzn  Krümmern  i^rer  §äufer  begraben  ju  laffen,  alö 
bafe  fie  bem  S^einbe  bes  aSaterlanbes  In  bie  §clnbe  fallen  wollten/' 


—    533    — 

Sd^on  t)om  15^  SRoüCtttbct  antwortete  ber  StönxQ:  „TOenngletd^  aKajeftät 
von  ber  Sreue  i^rer  guten  33ür9erfd)aft  ju  ßolberg  immer  überjeugt 
geroefen  fei  imb  mit  3uüerfi($t  erwartet  l^abe,  bag  fie  aiiä)  jefet  barin 
nid^t  Toanfen,  fonbern  ft(^  Beftreben  werbe,  eö  barin  ben  Sßorfa^ren  gleid^ 
ju  t^un,  bie  fid^  burd^  i^re  2In]^änglid)feit  an  Äönig  unb  SBaterlanb  im 
fiebenjä^rigen  Äriege  fo  rul^müoH  auögejeid^net  l^ätten,  fo  l^abe  boc^ 
3lllerp^ft  biefetbe  bie  Seftätigung  baoon  mit  bem  lebl^afteften  SSer^ 
gnügen  gelefen.'  Se.  SKajefiät  erfenne  mit  vielem  SDanfe  bie  guten  ©e^ 
finnungen,  weld^e  bie  ©tabtäfteften  im  5Ramen  ber  Särgerfd)aft  ju  Sage 
gelegt  I;ätten,  unb  ücrfid^ere,  bag  ©ie  e§  il^r  gewiß  nie  t)ergeffen 
werbe,  wie  bereit  fie  gewefen  fei,  ®nt  unb  33lut  baran  ju 
fefeen,  um  ©tabt  unb  3^eftung  ju  erl;alten"  ^X 

Xk  Sage  ber  ©tabt  war  nid^t  glönjenb.  3m  Saläre  1807  wol^nten 
in  815  Käufern  in  ber  ©tabt  unb  in  ben  Sßorftäbten  4445  9JJenfd^en,  ber 
3Siel^ftanb  betrug  um  ben  beginn  ber  Belagerung  276  ^ferbe,  10  g^ol^len, 
1  Dd^fen,  612  Rü^e,  131  Mber,  374  §ämmel,  49  ©dEiafe  —  nod^ 
1794  fel^Ite  bie  ©d^afju^t  ganj  —  19  Sämmer  unb  279  ©d^weine, 
Siegen  gab  eö  nid^t.  S)er  SSBol^lftanb  war  ni(^t  bebeutenb,  nur  wenige 
5lauf[eute  fonnten  reid^  genannt  werben.  S)er  §afen  blieb  t)ernad[)Iäffigt, 
bie  ©anbbant  vox  ber  ßinfal^rt  lag  nur  5—6  g^uß  tief  unb  war  ber 
©(^ifffal^rt  l^inberlid^.  ©eit  bem  Saläre  1791  war  ber  §anbel  nod^ 
mel^r  in  3lbnal;me  gefommen:  um  1806  liefen  nur  nod^  20—30  ©d^iffc 
iä^rlid^  am.  3m  3a^re  1808  befaß  bie  ©tabt  22  ©eefdE)iffe  unb  17 
Äüftenfal^rjeuge.  —  S)odE)  l^atten  bie  ßolberger  Bürger  f(^on  am  20.  3lo^ 
t)ember  1806  790  S^aler  an  freiwilligen  patriotifc^en  Beiträgen  aufge^ 
brad^t  unb  babei  Beiträge  ©injelner  im  Betrage  von  6  bis  8  ggr. 
abgewiefen,  weit  fie  bem  Bermögen  ber  ©eber  nid&t  entfpred^enb  wären. 
3n  feinem  aber  äußerte  \xä)  bie  pattiotifdfie  ©efinnung  energifc^er,  als 
in  bem  alten  SRettelbedf. 

3oad)im  SRettelbedf,  ©ol^n  beö  Brauerö  unb  Branntweinbrennern 
3o]^.  5Dat)ib  SRettelbedf,  1738  ben  20.  ©eptember  ju  ßolberg  geboren, 
l^atte  \\ä)  naä)  einem  bewegten  an  Slbenteuern  rei(^en  ©eemannöleben 
gegen  ©nbe  ber  ad^tjiger  3al)re  in  feinem  räterlid^en  §aufe  am  3Rarfte 
jur  Stulpe  gefefet,  um  fid^  l^ier  oon  bem  ©efd^äfte  feines  Baterö  ju 
näl^ren.  ©ein  raftlofer  ©eift  fanb  l^ier  balb  ein  anbereö  ^elb  ber 
Sptigleit.  2)ie  unter  ber  3?egierung  beö  großen  ^urfürften  gefd^affene 
beffere  gorm  ber  Bürgeroertretung  l;atte  baö  ftäbtifd;e  SBefen  bo(^  nid)t 
auf  bi^  SDauer  gegen  Berfumpfunj  fd^fl^en  f^nnen,  baö  Kollegium  ber 


—    534    — 

fjunfjel^nmänner  fettfi  war  ju  einer  JJUque  geworben,  bte  ba«  fiäbtlfd^e 
aSemtögen  in  fo  felbfifüiä^tiger  SBeife  aMitiikU,  wie  nur  je  in  frül^eren 
Seiten  ber  SRatl^  ber  ©tabt.  Siettelbed  war  feine  Hebenöroürbige,  anberen 
bequeme  SRatur,  er  war  reijbar  unb  ju  Seiten  flarrföpftg,  bei"  bem 
TOagiflrate  galt  er  balb  für  einen  unrul^igen  Äopf,  bem  eö  unter  bem 
SKequator  unter  ber  SKüfee  ju  l^eife  geiporben  fei ;  aber  es  war  ioä)  nur 
fein  tiefes  ©efül^l  für  SRed^t  unb  fein  ben  3?agel  auf  ben  Äopf  treffenber 
gefunber  SKenf d^enoerfianb ,  bie  fic^  in  berber,  fd^onungslofer  Äritif 
äußerten,  wo  il^m  Unt)erpanb  unb  S(3^led&tigfeit  in  ben  SBeg  trat;  fein 
aSerl^altnife  ju  ©neifeuau  jeigt,  weld^er  Eingebung  er  fällig  war,  wenn 
ein  SWann  oon  Äopf  unb  §erj  feine  §ülfe  Derlangte.  S)ie  SWifeoerwaltung  ' 
feiner  Sßaterftabt  erfüllte  il^n  mit  ©nlrüfiung  unb  brad^te  il^n  jum  &iU 
f d^luff e,  l^ier  auf juräumen.  ©o  betrat  er  ben  SBeg  Siauf d&enborf  ö ;  in  ®e^ 
meinfd^aft  mit  jwei  entfi^loffenenaWännern,  bcm3immermeifter©tcffen  unb 
bem  ©aftwirtl^e  @mmeri(ä^,  bie  von  ber  33ürgerf(3&aft  mit  il^m  ju  ll^ren 
SBortl^altern  erwäl^lt  waren,  begann  er  offenen  Äampf  gegen  bie  g^unf^ 
jel^ner  unb  becfte  bie  3Ri6bräu(^e  unb  3Seruntreuungen  t)or  ©erid^t  auf. 
Sßad^  langem  ^rojeffiren  erreidEite  er  fein  §auptjiel:  bas  alte  ßottegium 
würbe  aufgelöfl,  unb  ein  neues  von  Sel^nmännern  „mit  gleid^en  93efug- 
niffen,  aber  geringerer  3Ka(^t,  Unred^t  ju  ll)un"  errid^tet  ©r  felbfl 
würbe  einer  ber  neuen  SBürgerrepräfentanten  unb  l^at  biefen  ^^^often  bis 
jum  Saläre  1809  oerfel^en,  wo  bie  neue  ©tabtoerfaffung  in  bas  2eben 
trat.  Silu(^  fonft  l&at  er  fid^  mani^es  Sßerbienft  um  feine  SJaterftabt  er- 
worben: er  fc^üfete  bie  ©tabt  vor  f(5werem  Unglüdf,  als  er  1777  mit 
eigener  SebenSgefal^r  ben  93ranb  löfdEite,  ben  ein  Slife  in  bem  rerfi^lun^ 
genen,  f(^wer  jugänglid^en,  il^m  aber  aus  jungen  Sauren  wol^Ibe?annten 
§oljwerfe  ber  ©pifee  bes  SWarientl^urms  entjünbet  l^atte,  unb  als  ©eg^ 
lerl^aus^aSerwanbter  unb  2leltefter  fefete  er,  um  ber  Unwiffenl^eit  ber 
©teuerleute  ein  ®nbe  ju  mad^en,  im  ©eglerl;aufe  ben  Sefd^lujs  burd^, 
baJ3  in  Golberg  fein  ©d^iffer  unb  ©teuermann  me^r  angenommen  werben 
folie,  ber  fid^  nid^t  burd^  ein  ©jamen  als  tüd^tig  ausgewiefen  l^ätte. 
es  fonnte  bei  feinem  felbftlofen,  auf  bas  ©anje  gerid^teten  ©inu  nid^t 
ausbleiben,  baß  feine  ©orge  {iä)  an^  über  bie  SJlauem  feiner  SSaterftabt 
fort  auf  bas  SBol^lergel^u  bes  ganjen  aSaterlanbeS  richtete.  Saläre  lang 
l^at  er  gearbeitet,  bie  ^Regierung  für  bie  3lnlegung  einer  preufeifd^eu 
Kolonie  am  Äormantin  ju  gewinnen,  unb  fd^on  als  Süngling  l^atte  er 
1758  neben  feinem  Sßater  bei  v.  §epbe  Slbjutantenbienfte  rerrid^tet. 
^ies  patriotifd^e  altpreußifd^e  §erj  mußte  in  ©d^merj  unb  3orn  ent= 


—    535    — 

Brennen  t)or  bet  ^ö)an\>e,  bie  1806  auf  ben  preufeifd^en  Sftamen  ge^^ 
lommen  war. 

Snbefe  bie  bamalige  Sage  ber  gefiung  entfprad^  mä)t  ber  ftol^en 
Slntoort  unb  ber  Haltung  ber  SBürgerfd^aft. 

3n)ar  l^atte  3^rtebrt($  ber  ®ro§e  na(3^  bem  fiebenjäl^rigen  Äricge 
bebeutenbe  ©ummen  auf  bie  aSerftärfung  ber  ^JePung  uerroenbet:  ein 
neuer  ©raben  mit  SRaoelins  unb  Sünetten  war  um  ben  alteren  gelegt, 
bas  fe^r  t)erftar!te  aWünber  gort  mit  einem  biden,  runben  Sturme  ol^ne 
©pifee,  auf  bef[en  ^Plattform  bie  ben  §afen  be^errfd^enben  ®ef(3^äfie 
lagen,  bie  neuerbauten  Sffierfe:  bie  §epbef(^anje*),  ju  ber  g^riebrii^  bei 
feiner  2lntt)efenl&eit  in  ©olberg  (2luguft  1763)  felbfl  ben  (Sntrourf  ge^ 
ma^i  l^atte,  auf  ber  SEBeftfeite  unb  bie  aWoraftfiä^anje  auf  bem  ©aljberge 
an  bem  ©influffe  be§  §oljgrabenö  in  bie  ^erfante  fid^erten  bie  jefet 
mel^r  bead^tete  SBerbinbung  mit  ber  ©ee;  bo(^  maren  bie  SBerfe  in  bem 
langen  grieben  nid^t  t)or  SSerfall  gef(^üfet,  burd^  bie  ©inflüffe  ber  SBittes 
rung,  burd)  l^eftige  ©türme,  namentlid^  in  ben  Saljren  1801  imb  1802, 
mar  bie  Stafenbelleibung  ber  l^o^en  unb  fleilen  SBätte  jum  Sl^eil  ah 
gelöft  unb  jerftört,  bie  ©räben  maren  trofe  ber  altl^ergebrad^ten  SSerpflid^- 
tung  ber  SKünber,  pe  im  SBinter  aufjueifen  unb  t)on  Sol^anniö  biä 
aWid^aeliö  täglid^  Iß  aWann  jur  ^Reinigung  ju  [teilen,  t)erfumpft  unb 
mit  dioi)x  unb  ©d^lingpflanjcn  burd^mad^fen,  eä  fel^lte  an  ^aHifaben 
unb  §olj  baju.  S)er  befte  ©(^ufe  blieb  immer  bie  umliegenbe  Sßiebe^ 
rung,  bie  mittelft  ©d^leufen  unb  3)ämme  burd^  ba§  SBaffer  ber  ^er^ 
fante  unb  Ileinerer  SBafferläufe  jum  Si^eil  in  einer  §ö]^e  von  4  gu§ 
bi§  auf  3000  ©(^ritt  von  ber  ©tabt  überfd^memmt  werben  fonnte  unb 
bem  geinbe  nur  auf  bem  ©eHnomer  unb  ßööliner  S)amm,  vom  ©tabt« 
felbe  aM  über  baö  Sinnenfelb  unb  auf  ber  JDfl^  unb  Sßeftfeite  ber  ^er^^ 
fante  am  ©tranbe  eine  3lnnäl^erung  bur($  Saufgräben  gefiattete, 

3lel^nlid^  waren  bie  SSert^eibigungömittel  befd^affen.  §elb  fprid^t  ^) 
t)on  nal^eju  200  Kanonen  imb  3Körfern,  bie  1802  „im  fürd^terlii^en 
fireife  il^re  f^marjen  SRad^en  auöfiredften,  nm  bie  Kül^nl^eit  ju  betrafen, 
bie  \xä)  unterftänbe,  in  ben  Sereid^  ber  tobtbringenben  Satten  ju  fommen", 
inbeB  bie  3Kel^rjal^l  befianb  aM  auörangirten  SRöl^ren,  braud^bar  waren 
nur  72  ©tüdfe,  barunter  nur  8  bronjene  unb  nur  brei,  bie  ju  Särm== 
fd^üffen  gebrandet  würben,  lagen  auf  Safetten,  bie  übrigen  rofteten  im 
l^ol^en  ©rafe  ber  SBätte,  86  alte  Seute  unter  bem  fonft  waderen,"  aber 


*)  @elt  1817  fo  genannt 


—    536    ~ 

f(]^n)äd;U(ä^cn  Slrtiaerientaior  v.  3Wattfe  bilbeten  bie  Sebtenung-  SDaju 
fehlte  eö  an  Simmerleutcn  unb  ^anbrocrfSieug,  Torfen,  ©(^^aufeln  unb 
©(^icbfarrcn,  ^ulüer  unb  Stof)lm,  unb  nur  ein  Sci&micb  in  ber  ©tabt 
fonntc  Safctten  bcf(ä^laflen.  S)te  übrige  ©arnifon  beftanb  aus  ben 
britten  Bataillonen  ber  SRegintenter  v.  Droftin  unb  t).  SSordf  unter  ben 
3Waioren  v.  §aaen  unb  v.  SBri^fe,  im  ©anjen  1 500  aWann,  unter  i^neu 
»iel  unjuüerläffige  ^olen,  unb  ber  2lnbli(J  ber  rauften  aWaffe  mutl^^ 
lofer  glüd^tlinge,  bie  feit  ©nbe  ßctoberß  bie  Strafen  ber  ©tabt  fußten 
unb  \iä)  Sranntroein  trinfenb,  raud)enb  unb  ffud^enb  in  ben  §äufem 
unb  in  ber  3Karienfir$e  lagerten,  bi§  fie  weiter  m^  Dften  gefd^afft 
würben,  war  nidjt  geeignet,  ben  SKut^  ber  an  \\^  ni($t  fel^r  Wegeri^ 
f(^en  Sefafeung  —  benn  bie  britten  Bataillone  waren  bie  am  roenigpen 
juüerläffigen  —  ju  erpl^en. 

S)aju  fel^lte  e§  an  ber  aujsergewöl^nlidjen  Äraft  eines  ^epbe  an 
ber  ©pifee  ber  eJeftung.  2)er  fünf  unb  fei^öjigiäl^rige  Sucabou,  1803 
rom  aSicecommanbanten  jum  ©ommanbanten  t)orgerüdt,  aus  bem  bai^ 
rif($en  ©rbfolgefriege,  wo  er  mit  @rfofg  ein  Blodl^aus  oertl^eibigt  l^atte, 
als  braper  ©fftjier  befannt,  ptte  gewife  in  einem  wol^lgefügten  ©anjen 
feine  ©(ä^ulbigfeit  getl^an,  für  bie  ungewöl^nlid^en  Berpltniffe  reid^te, 
wie  bie  golge  leiert,  feine  Kraft  nid^t  aus.  ©in  Unglüd  war  es  aud^, 
bafe  er  nid^t  bas  redete  Berl^ältnig  jur  Bürgerfd^aft  fanb,  in  weld^er 
fid^  i^m  bod^  eine  fo  gute  §ülfe  für  bie  SSertl^eibigung  ber  3^eflung 
barbot. 

SDie  Sürgerfd^aft  l^atte  fid^  il^rer  SBerpflid^tung  unb  il^rem  ®e= 
löbnijs  gemäj3  in  ein  t)oIIftänbig  ausgerüftetes  Bataillon  formirt  unb 
burd^  il^ren  ©pred)er  SWettelbedE  bem  ©ommanbanten  erflärt,  fie  wäre 
mit  ©Ott  enlfdfiloffen,  mit  bem  3WiHtär  gleid^e  Saft  unb  ©efal^r  ju  be^ 
ftel^en,  er  möge  fie  muftern  unb  il^r  i^ren  Soften  anweifen.  5Der  fonft 
gutmüt{)ige,  aber  von  SBiberwiHen  gegen  SWettelbedEs  jubringlic^es  SlBefen 
imb  von  folbatif(^er  3lbneigung  gegen  bie  friegerif^e  3JJitwirfung  ber 
Bürgerfd^aft,  bie  er  für  eins  mit  ber  militärifd^en  S^ätigteit  ber  „3Kietl^- 
linge  unb  Krüppel"  l^alten  mo($te,  erfüllte  Sucabou  beobad^tete  bem  patrio^ 
tifd^en  3lnerbieten  gegenüber  eine  gleid^gültige  unb  fpöttifd^e  §altung: 
er  rietl^  ben  Bürgern,  in  ©ottes  Flamen  nad^  §aufe  ju  gelten,  unb  er^ 
Härte  i^nen  enblid^,  als  fie  aufs  neue  ilire  §ülfe  jur  Snftanbfefeung 
ber  3^eflung,  ber  SluffteHung  ber  ©efd^ü^e  unb  ^^aHifaben  anboten,  runb 
l^eraus,  bafe  er  bie  §ülfe  ber  Bürgerfd^aft  ni(^t  brau(^e.  ©agegen 
wurb^  am  30,  3Jiärj  befannt  ^emad^t:   ,,es  mifd^ten  fid^  t)erfd[|iebene 


—    537    — 

EiDilifieu  bei  ättofen  unter  boö  SWilttar,  eö  foHten  i^neti  bie  ©ewel^re  ah 
genommen  nnb  fie  mä)hxMliS)  beftroft  werben";  au^  miirbe  ba§  „bei 
ben  friegerifii^en  Umftänben  boppelt  fd^äblid^ie  Uebel  beö  STobadfrand^enö" 
bei  ben  l^ärteflen  ©trafen  unterfagt. 

@ö  mar  befonberö  ©(^ittö  SBerbienfl,  boß  ber  eJefiung  mä)  eine 
g^rifl  t)erfd&afft  mürbe,  meldte  fie  unter  biefen  Umftänben  für  bie  SBer:: 
fiärfung  il^rer  SSertl^eibigungßmittel  bringenb  beburfte. 

S5er  Unterlieutenant  g^erbinanb  v.  S(^iII,  bei  Stuerftäbt  t)ermunbet 
unb  nad^  ßolberg  entfommen,  l^alte,  alö  er  von  bem  l^eftigen  SBunb* 
fieber  bnxä)  forgfame  Pflege  in  bem  §aufe  beö  Senators  SBefipl^al  ba^^ 
felbft  jiemlid^  mieberl^ergefieHt  mar,  fdjon  nac^  7  STagen  bem  ßomman^ 
bauten  feine  SDienfic  angeboten.  3mar  ift  biefem  barau§  fein  SBormurf 
ju  machen,  baß  er  bei  ber  ©(^mä($e  ber  Sefafeimg  ben  ungefttimen 
Sitten  beö  blaffen,  il^m  unbefannten  jungen  3Ranneö,  ber  il^m  als  l^albcr 
Slbenteurer  erfci^einen  mochte,  um  STruppen  für  feine  ©treifjüge  anfänglid; 
nid^t  immer  na(3^gab  unb  Sebenfen  trug,'  il^m  größere  S)eta(^ementö 
anjuoertrauen,  bod^  moHte  er  anä)  fpäter,  als  berfelbe  fi(^  bereits  be^^ 
mäl^rt  l^atte,  bie  tüii&tige  Äraft  nid^t  anerfennen  unb  mußte  t)om  Äönige 
(11.  Sanuar  1807)  angemiefen  werben,  „bem  Sieutenant  ©(3^itt  freie 
§anb  au  laffen,  bamit  er  für  bie  ^rooinj  tl^ue,  mas  nötl^ig  fei,  imb 
il^m  l^ülfreid^e  §anb  ju  leiften  jur  SBerfiärfung  feines  ©ommanbos"  ^). 
es  gehört  nid^t  in  ben  Äreis  biefer  SarfteHung,  feine  Saaten  in  ber 
?Prot)inj  ju  fd^ilbem,  bie  er,  gum  9?ittmeifter  ernannt,  an  ber  Spifee 
eines  ßorps  leidster  Gruppen,  beren  2lusrüftung  unb  Slnfül^rung  il^m 
auf  Setrieb  ber  pommerfd^en  ©täube  gegen  6nbe  Sanuars  übertragen 
mar,  ausgefül^rt  l^at,  fo  mid^tig  fie  anä)  für  bie  geftuiig  gemefen  finb. 
©elang  es  i^m  aud^  nid^t,  in  bem  jefct  von  größeren  feinblid^en  Srup^ 
penmaffen  entblößten  Sommern  einen  2lufftanb  ju  erregen,  ober  bem 
geinbe  bie  fd^madlj  befefeten  Oberfeftungen  mieber  abjunel^men,  fo  l^ob 
er  bod^  burd^  feine  fedfen  Ueberfälle  feiiiblid^er  25etad;ements  unb  burd& 
§erbeifü]^ning  oon  3?anjionirlen  unb  9iefrutcn  ien  tief  gefunfenen  aWutl^ 
unb  Idielt  ben  geinb,  ber  es  mit  einem  ©orps  von  7000  3Rann  ju  tl^un 
gu  ^aben  glaubte,  längere  Seit  von  ber  eJ^ftung  fem.  ©rft  als  bas 
unter  Seulie  ju  ©targarb  formirte  Selagerungscorps,  bas  er  üergeblid^ 
burd^  lül^nen  Ueberfatt  ju  fprengen  »erfud^t  l^atte,  mit  Uebermad^t  gegen 
ßolberg  norrüdte,  jog  pd^  fein  6orpS  nad^  l^elbenmütl^igem,  uerluft- 
ooKem  Äampfe  bei  SWaugarb  unb  nad^  oergeblid^em  Serfu(^e,  bie  leidfit 


—    538    — 

ju  umgel^enbe  ©teffung  bei  SReubtüdf  ju  bel^oupten,  auf  bie  J^fiung 
jurüdf,  tüo  es  in  ©effnow,  33ort  unb  ©olbcrger  S)eep  Stuf jieHung  nal^m* 

Unter  ber  aWitroirfung  be§  neuen  energifi^en  aSicecommanbanten 
Hauptmanns  v,  SBalbenfete,  an  ben  [x^  bie  fräftiöeren  etemente  an« 
fd^toffen,  war  in  biefergrift  bie  SGBiberftanbsf raft  ber  geftung  bebeutenb 
t>erftärft :  bie  SSerpaHifabirung  wax  mä)  3Ka6gabe  beö  SWateriate  weiter  ge^ 
f ü^rt,  baö  burd^  ]  2,  jur  §ätfte  bronjene  3n)ölfpfiinber  t)enne§rte  ©efd&üfe 
auf  bie  SBäHe  gebrad^t  unb  bei  bein  SMangel  an  Safetten  auf  33Io(!fd^Ktten 
aufgefteHt,  unb  ba  aud^  bie  72  auörangirten  Slö^re  ate  ©tatiften  bienten, 
fo  geroäl^rten  176  geuerf^tünbe  raenigftenä  ben  ©(^ein  einer  anfc^n? 
Hd^en  ^eflungöartiHerie.  2)aö  fflr  golberg  beftintmte,  auö  Serlin  fd^on 
abgegangene  J^ftungögefd^üfe  war  bei  ber  Sangfamfeit  beä  Sranöporteö 
bem  geinbe  in  bie  §änbe  gefallen  unb  würbe  fpäter  gegen  ßolberg  bc* 
nufet.  aiud^  bie  ©arnifon  war  t)erftärft.  S)urd^  eingetretene  Sürger^ 
föl^ne  xuib  SRanjionirte  war  bie  Sebienungömannfi^aft  ber  ®ef($üfec  auf 
400  gewad^fen,  fo  bajs  fogar  eine  l^albe  reitenbe  Batterie  unter  Sieute* 
nant  t>.  ©d^üler  errid^tet  werben  fonnte,  unb  ju  ben  jwei  ©arnifon« 
bataiHonen  waren  baö  neuerrid^tete  güfilierbataiHon  SffiöHer  unb  ©renos 
bierbataiHon  SBalbenfels  l^inju  gefommen.  9Kit  ©infd^Iu^  von  jwei 
Sägercompagnieen  unb  bem  Äüraffier-Sepot  v.  SSaiHobj  (120  ?Pferbe) 
betrug  bie  S3efafeung  jefet,  bas  aus  1  33ataiIlon  unb  4  ©d^wabronen 
beftel^enbe  ©d^itt'fd^e  6orp§  ungered^net,  gegen  4000  3Slann,  unb  bie 
frül^er  aufgegebenen  2lufeenwerfe  fonnten  wieber  befefet  werben. 

Sucabou  i^atte  einfeitig  auf  bie  SSertl^eibigung  beö  §auptwatteö 
fein  3lugenmerf  gerid^tet,  bod^  l^atte  er  nid^tö  bagegen,  ba^  aud^  brausen 
unter  SBalbenfels  Seituug  unb  ber  SBürgerfi^aft  eifriger  3Kitwirfung 
ältere  SBertl^eibigungöwerfe,  wie  bie  ©drangen  auf  bem  l^ol^en  33erge 
imb  bei  ©eUnow,  üerftärft  unb  eine  neue  am  Görliner  S)amme  errid^tet 
würbe.  2)a&  bie  wichtige  9Jfaiful^le  junäd^ft  wenigftenö  burd^  einige 
©d&anjen  S)ecEung  erl^ielt,  war  SWettelbedä  SBerf,  ber  jur  33eja(|lung  ber 
2lrbeiter  400  JTI^aler  au§  feinem  SSermögen  Vergab,  ©ellnow  erl^ielt  in 
ber  Äürje  ber  3eit  nur  eine  nad^  ber  ©tabt  ju  offene  UmwaHung,  unb 
bie  alte  ©d^anje  auf  bem  Äaujenberge  würbe  erft  angefid^tö  beö  g^einbeä 
nollibürftig  wieber  l^ergeflellt.  Sie  Snunbation  würbe,  fo  weit  eö  ber 
Suftanb  ber  ©d^leufen  unb  ber  ©goiömuö  mand^er  2Siefenbefifeer  er* 
laubte,  vorbereitet,  fo  ba§  glei(^  bei  bem  ©rfd^einen  be§  g^einbeö  bie 
3?ieberung  jwif(^en  bem  ©örliner  unb  ©eHnower  S)amm  unter  SBaffer 
gefegt  werben  fonnt?, 


—    539    — 

%üt  bte  SBetptooiantirung  l^atte  ber  watf ere  ÄriegÄtatl^  SBiffelind 
geforgt,  ber  mit  anbcren  SKügliebern  ber  potnmerf^en  Äammer  von 
©teltiu  nad^  ©olberg  gegangen  war,  um  nid^t  ben  g^einben  ats  SBerfc 
jeug  bienen  ju  muffen.  33on  Slettelbedf  unb  burcä^  eigene  3lnfd^auimg 
von  ber  Sage  ber  SDinge  unterrichtet,  l^afte  er  fid^  auö  Äönigöberg  bie 
nötl^ige  SSottmad^t  gel^olt  unb  feit  bem  20.  Sanuar  bie  f(ä^teunige  (£r- 
gänjung  ber  mangelhaften  33orrätl^e  burd^  SRequifitionen  gegen  Siefe^ 
rungsfd^eine  in  ba§  2Berf  gefegt,  beerben  von  ®(ät)Ia(^tr)iel^,  Sleil^en 
von  ©etreiberoagen  waren  jefet  in  bie  ©tabt  gejogen,  unb  au(^  bie 
Särger,  bie  \x6)  fonft  meiflenS  T)on  einem  S8Bo($enmar!te  jum  anbem 
unterhielten,  fonnten  fi(3&  jefet  burd^  Sd^lad^ten  unb  ©infaljen  auf  eine 
längere  Setagerung  einrid^len,  unb  ba  überbiefe  faft  bis  ju  @nbe  ber 
^Belagerung  ber  SBerfel^r  jur  ©ee  ungel[)inbert  blieb,  fo  fanb  überl^aupt 
roäl^renb  ber  Belagerung  feine  ©teigenmg  ber  e^leifd^«  unb  koxn^ 
preife  ftatt. 

©omit  war  bie  g^eftung  in  jiemlid^em  SBert^eibigungSjuftanb,  als 
in  ben  erften  Sagen  beö  aJtärj  ber  geinb  vor  bem  Äaujenberge  erfd^ien. 
SDie  bortige  ©dtianje  lüurbe  gegen  ben  erften  2lngriff  (6. 5Dfärj)  glüdlii^ 
bel^auptet,  aber  gleid^  barauf  freimißig  geräumt,  ba  eö  unmöglid^  fd^i^n, 
fie  bei  bem  eingetretenen  g^roftwetter  gegen  eine  Umgel^ung  über  bie 
gefrorene  9Ueberung  ju  fid^ent.  S)er  a?erfu(^  bes  g^inbeö  (7.  3Wärj) 
auf  JieusSor!  l;atte  nur  für  ben  Slugcnblid  ®rfolg,  er  brängte  ben 
^remier^Sieutenant  v.  ©ruben,  ber  bie  Bä)W\ö)e  Snfanterie  commam 
birte,  mit  überlegener  aWai^t  an^  bem  35orfe,  ergriff  aber,  als  bie 
©df^ill'fdje  ÄaüaBerie  l^erantrabte,  bie  glu(^t  unb  überlief  bie  ©teßung 
lieber  ben  ^reufeen. 

2)o(^  ber  §auptangriff  foHte  t)on  anberer  ©eite  l^er  erfolgen. 
SDer  g^einb  war  mit  ber  §auptmad^t  bei  6örlin  über  bie  ^ßerfante  ge^ 
gangen  unb  am  10,  3Wärj  bis  3ernin  oorgerüdEt.  ®r  fud^te  fid^  junäd^ft  in 
ben  Sefife  ber  Sergfd^anje  ju  fefeen,  weld^e  burd^  i^r  geuer  ben  SDammbau 
bur($  bie  Sßieberung  t)om  ©tabtroalbe  an^  erf^raeren  fonnte.  ©ein 
erfter  3lngriff  würbe  abgeioel^rt,  aber  von  ber  ©d^ioäd^e  ber  83efafeung  — 
fie  beftanb  in  ber  3laä)t  an^  nur  12  SJfann,  weil  man,  wie  bei  bem 
Äaujenberge,  eine  Umgefiung  befürd^tete  unb  nid^t  ju  t)iel  Seute  opfern 
woBte  —  burd^  Ueberläufer  in  Äenntnig  gefefet,  brad^te  er  bie  ©d^anje 
burd^  näd^tlid^eu  Ueberfaff  (14.  aWärj)  in  feine  ©emalt  unb  gab  i^r 
ben  5Ramen  Fort  Napoleon.  SDann  brannte  er  SRedEnin  unb  SuHen^ 
winfel  nieber  unb  befefete  bie  Slltftabt    SDurd^  eine  bei  Sto^eutiu  of^ 


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—    540    — 

fiä^Iagene  SSttirfe  (bie  alte  foftbare  gäl;rbtü(fe  bei  älltftabt  war  f(]^on  im 
9?ooember  18C6  abgebrannt)  cerbanb  er  bie  bciben  ^erfanteufer  mit 
einanber. 

Seit  bem  14.  ajfärj  war  nnn  bie  g^eflnng  ju  Sanbe  faft  eincjes 
fd^loffen,  bod^  fonnte  biefe  ©infd^Ue^ung  bem  SBetagerungöcorpö  jelbft, 
ba§  bamals  nod^  faum  ftätfer  war,  alö  bie  SSefafeung,  t)erberblid;  werben, 
©in  mit  ganjer  2Bn(^t  anf  einen  ^nnct  ber  au§gebel^nten  Sinie  untere 
nommener  Stngriff  fonnte  bem  g^einbe  roenigftenö  fdjwere  SSerlufte  brin^ 
gen.  3lber  Sucabon  wies  jeben  SIntrag  ju  einem  Unternel^men,  baS 
nii^t  unmittelbar  mit  ber  SSertl^eibignng  be§  §anptwalleö  jufammenpng, 
jnrücf,  er  fal^  nntl^ätig  ju,  baji  [id^  ber  g^einb  auf  ben  gewonnenen 
$uncten  feftfefete,  baß  feine  SSorpoften  fid^  an  ber  3Wafee  geigten  unb 
©treiffd^aaren  ba§  ©tabtfelb  unfid^er  mai^ten ;  bagegen  lieg  er,  wäl^renb 
er  tjerfäumt  l^atle,  bie  ben  franjöfifd^en  33atterieen  SDedung  gebenben 
fteinernen  ©ebäube  auf  ber  3lltftabt  ju  jerftören,  ol^ne  bringenbe  5?ot^ 
bie  burd^  bie  ßörliner  ©ammfdjanje  nod^  j^inlänglid^  gefid^erte  Sauen^ 
burger  33orftabt  nieberbrennen. 

S)er  Slnblid  ber  §unberte  oon  £)bba(^lofen,  bie  jefet  ber  ©tabt 
5ur  Saft  fielen,  fteigerte  ben  aKigmutlj  ber  Sürgerf(^aft,  man  t)ergafe, 
bafe  bie  ^^orfläbter  fd^on  am  24.  Sanuar  ^)  oon  ber  beabfidE)tigten  Slb- 
bred^ung  i^rer  ^äu^ex  in  5lenntnig  gefefet  unb  aufgeforbert  waren,  il)re 
§abfeligfeiten  bei  3eiten  in  ©id;erl;eit  ju  bringen,  ©d^limmer  war, 
baß  ba§  ajJißtrauen  gegen  bie  ß^renl^aftigfeit  beö  ©ommanbanten,  .baö 
in  einer  Seit,  wo  ber  ©laube  an  bie  ©l^renl^aftigfeit  ber  preußifd^en 
geftung§commanbanten  überl;aupt  fo  tief  erfd^üttert  war,  an  unb  für 
fid^  fd;on  leid;t  rege  würbe,  burd)  baö  33erl;alten  beffelben  neue  SRal^^ 
rung  erl^ielt.  S3ürgerf(^aft  unb  SJepräfentanten  l^atten  fid;  fd^on  beun^ 
ruljigt  gefül^lt,  baß  ein  gefangener  franjöfifd^er  Offijier  unge|)inbert  mit 
Derbäd^tigen  ^erfonen  oerfel^ren  unb  burd^  einen  ätrbeitömann  görfter 
einen  ©riefioedjfel  nad^  Stettin  l;atte  fül^ren  fönnen,  unb  ber  ajiagiftrat 
l^atte  (am  10.  3J?ärj)  feiner  „©enfation"  barüber  in  fräftigen  Sffiorten 
SluöbrudE  gegeben,  „fie  l^ätten  bem  Könige  bie  Sufid^erung  ertl^eilt,  ®ut 
unb  93lut  jur  SSertlieibigung  opfern  ju  wollen,  unb  fie  i^ätten  beöl^alb 
ein  SHed^t,  nad&tl;eiligen  Sßerbadjt  ju  entfernen"  ^).  SDaß  nun  Sucabou 
einen  franjöfifd^en  Parlamentär,  ber  (17.  aJJärj)  bie  3lufforberung  $Eeuli6ä 
jnr  Uebergabe  brachte,  in  übergroßer  §öflid;teit  gegen  ben  g^einb  freunb- 
fddaftlidj  begrüßte  unb  fid)  mit  il|m  allein  l^inter  oerfd^loffener  S^üre 
beriet)^,  ^wäl;renb  bie  angeblid;en  2;rpmpeter  unb  Äutfd&er  ungeftört  felbft 


—    541    — 

Bei  ben  SÖäffen  ^erumf^Ienbcnt  fonnten,  ba§  enblii^  am  3lbenb  biefe§ 
Sagcö  in  bcr  ßomiuanbantur  ein  geuer  aufging,  bieö  9lffeö  fteigerte 
ba§  SWifelraucn  bi§  ju  bcm  SBerbad^te  einer  Derrätl^erifd^en  58erbinbung 
mit  bem  geinbe,  unb  biefer  t)erminbcrte  [id^  nid)t,  atö  SJlettelbed  bei 
einer  SRunbe,  bie  er  fog(eid)  mit  13  ^Bürgern  um  bie  g^eflung  mad^te, 
auf  aüen  SBäHen  nur  7  aJlann  unter  ©ewefir  fanb.  9J?an  bebac^te 
nid^t,  baJ3  eine  ftarfe  SSorpoftenfelte  um  bie  e^eftung  ftanb  unb  eine 
Ueberrumpelung  faum  möglich  mar.  S)er  ajJagiftrat  verlangte  jwei 
Sage  nac^l^er,  „ba  bem  SBerlauten  nad^  furj  barauf  mieber  g^euer  in 
ber  ßommonbantur  gemcfen",  eine  Unterfud^ung  über  bie  ©ntfte^ung 
beffelben,  unb  bie  in  Eolberg  anmefenben  3JfitgIieber  ber  Äriegöfammer, 
offenbar  ebenfalls  t)on  bem  a3erbadE)te  erfüllt,  bafe  baä  ebener  ein  t)er= 
rätfierifd^e§  3eic^en  für  ben  geinb  fein  foHte,  eine  protofoDarifd^e  SBer^ 
nel;mung  ber  §auögenoffen  be§  ßommanbanten.  S)er  SBerbad^t  mar 
unbegrünbet,  unb  ba§  g^euer,  mie  fid)  in  fpäterer  3eit  ergab,  von  rud^- 
lofer  §anb  angelegt,  um  in  ber  8>ermirrung  bie  geftungöfaffc  beftel;lcn 
JU  fönnen;  aber  a\\6)  ber  S3efcl;l  Sucabouö,  in  3u?unft  feinen  ^parla^ 
mentär  roieber  ju  iljm  ju  führen,  f onnte  ba§  aJIifetrauen  nid;t  befeitigen : 
CS  f el^lte  ber  ® laube  an  feinen  aJJutI;  unb  feine  Sreue ;  ©timmung  imb 
SKuöfii^ten  mürben  trüber. 

Um  fo  fü^ner  mürbe  ber  geinb.  2lm  19.  3Wärj  in  ber  g^rül^e 
umging  er  mit  ftarfer  a)Zadt)t  über  im  froftgel^ärteten  ©umpf  bie  aSer^: 
fd()anjung  von  ©eHnom,  gmang  bie  ICO  9Wann  ftarfe  Sefafeung,  nad^ 
tapferer  ©egenmel^r  fi(^  auf  bie  geftung  jurüdjujiel^en  unb  brängte  fo 
träftig  nad^,  bafe  er  bie  ©tridersidjanje  luib  bie  2Raifuf)Ie  bebrol;te  luib 
baö  ©rabirroerf  in  feine  ©emalt  brad^te.  3n)ar  mid^  er  t)or  bem  I)ef= 
tigen  Eingriffe  beö  ©d)itt'fd^en  Gorpö  unb  ber  SBaIbenfelfifd)en  @rena- 
biere  nad^  l^artnädigem  ©efec^t  unter  nidjt  unbebeutenbem  SPerlufte  na^ 
Settnom  jurüdE,  l^ier  aber  befjauptete  er  fid^  ungeftört,  filterte  feine 
Stellung  burd^  eine  SSerfd^anjung  unb  fd^lug  jU  bequemerer  aSerbinbung 
eine  gtofebrüde  jur  Stltfiabt  l^inüber*). 

S)urd)  bie  ©roberung  ©eHnom'ö  mar  audj  ba§  Sdjidfal  ber  fd^on 


*)  3*lad)  bcr  XaiflcHung  üon  o.  ©d^öning,  S^la^r.  gur  ©cfd^.  ber  branbenb.= 
prcu^.  Sfrtißcric  %l).  3,  111,  ^altc  (SdjtH,  alö  iE)m  iiucabou  feine  flc!)rntlid)e  SSitte 
fofort  bie  ^aupu  unb  ©elbcril^onüac^c  gegen  ben  Seinb  führen  5U  bürfen,  abgc« 
fcftlagen  lätte,  auf  eigene  §)anb  uub  gegen  ben  auebrüdflic^en  S3efel^l  beffelben  Särm 
tc^lagen  laffen,  unb  ujaö  er  üon  2)ruppen  aufammenbringen  fonnte,  gegen  ben  geinb 
Qciporfen.    £)tc  (^olberger  Sagebüc^er  ern^ä^nen  biefe  S^atfad^e  md\t. 


—    ^42     -- 

von  ber  3lltfiabt  aw^  mit  Äugeln  überfiä^ülteten  ©(^attje  auf  bem  ©trit 
fersberge  unb  ber  ©elberüorftabt  entfd^teben.  2)a^  ©($ill  jene  gegen 
ben  Sefel^l  no(^  48  ©tunben  burd^  g^reiwillige  l^alten  Iie&,  um  ben 
Serool^nem  ber  aSorftabt  Seit  ju  geben,  il^re  ^dbe  ju  retten,  unb  bafe 
er  bem  ©ommanbanten  melben  liejs,  eö  fei  unnötl^ig,  bie  SSorfiabt  aU 
jubrennen,  fo  lange  er  unb  bie  ©einen  bie  ©dränge  bel^aupteten,  mürbe 
Don  biefem  alö  eine  Snfuborbination  mit  ©tubenarreft  beftraft  ©o 
rul^ig  ©(^ifl  \xä)  ber  ©träfe  imterjog,  fo  wenig  maren  Bürger  uttb 
©olbaten  bamit  jufrieben:  aufgeregte  aWaffen  rotteten  fi(^  auf  bem 
SWarfte  jufammen,  ber  5Ruf  liefe  \iä)  l^ören,  man  muffe  ©d^ill  mit  ®e^ 
malt  befreien,  unb  nur  bnxä)  baö  aSorgeben  beffelben,  bafe  nur  Rranfe 
l^eit  i^n  an  baß  §auö  binbe,  liefe  fid^  bie  SUlenge  jum  Sluäeinanber* 
gelten  bewegen.  aSon  ©c^iffö  SCrreft  mar  nid^t  meiter  bie  SRebe,  ba  er 
in  ber  SRaiful^Ie  ju  imentbel^rliiä^  mar*). 

S)ie  aSebrol^ung  ber  3J?aiful^le  burd^  ben  geinb  l^atte  bie  aBii^tig- 
feit  berfelben  für  bie  ©tabt  erft  red^t  an  ben  Sag  gelegt;  nur  fo  lange  fie 
in  preufeifd^er  §anb  blieb,  mar  bie  ©ee  für  ßolberg  offen  unb  SKusfid^t 
auf  ein  glüdEtid;eö  aSeftel^en  ber  aSelagerung.  ©ie  mürbe  besl^alb  fiärfer 
befeftigt.  S)ie  neue  aSertl^eibigungölinie  reid^te,  ba§  ©el^ölj  umjiel^enb, 
ron  ber  ^^erfante  bi§  jur  ©ee,  bie  „grüne  ©dränge"  tl^eilte  fie  in  jmei 
§älften,  Don  benen  bie  füblid^e,  hmä)  eine  Slufftauung  bcö  au§  bem 
fd^marjen  ©ee  von  aBerber  l^erfommenben  fd^ioarjen  aSafferö  an  unb 
für  fid^  fd()on  bie  ftärfere,  nod)  burd)  baö  in  ber  3)Jitte  beö  ©rabirmerfö 
gelegene,  ftarf  befeftigte  unb  im  peiten  ©todfroerf  mit  2  ©edjöpfünbeni 
befefete  SDampfmaf^inenl^auö  in  ber  linfen  glanfe  gebedt  mürbe.  2)ie 
aSruftroel^r  ber  nörblid^en  §älfte  mar  nur  an%  beweglid^em  SDünenfanbe 
aufgef(^üttet,  unb  bie  gefäl^rbetfte  ©teUe,  ber  ©tranb  smifd^en  ben  2)ünen 
unb  bem  3)Jeere,  fonnte  nur  burd^  fpanifd^e  ^Weiter  gefd^ü^t  merben,  bie 
no(^  in  bie  ©ee  l;ineinreid^ten.  ©in  aSerl^au  mit  ^allifaben  in  ber 
SJJaiful^le  felbft  bilbete  eine  fd^mäd^ere  jraeite  a3ertl;eibigungöUuie.  ©ine 
a3rüde  an§>  aSooteu  unb  glofel^olj  unterl^ielt  bie  aSerbinbung  mit  bem 
redeten  Ufer.  S)em  faum  nod)  700  3Slann  flarfen  ©djitt'fd^en  ßorpö 
mürbe  bie  fdjroierige  Slufgabe  ju  S^eil,  biefe  1600  gufe  lange  SJefefti« 
gung  mit  1 1  fd^led^ten  ©efd^üfeen  leidsten  Äaliberö  unter  bem  trefflid^en 

*)  SRac^  einer  Drbre  oon  SWemel  qu3  (in  bem  ScftungSarci^iü)  l^at  fic^  Schill 
bei  bem  Äönigc  über  feinen  Slrrefl  beüagt  unb  ßucabou  S5efe|l  erijialten,  ^a  fein 
SSergelien  mit  bem  Slrreft  abget^an  fei,  il^n  lieber  in  greil^eit  ju  fegen.  S)0(^)  ift 
fte  etfl  vom  3.  Slprtl  batirt« 


—    543    — 

Slttifferieüeutenant  g^abe  ju  beden,  unb  eö  bejog  beöl^alb  ein  Sager  tti 
ber  aWaiful^le. 

3tu(ä^  auf  anbeten  Runden  würbe  bie  e^eftung  nod^  oerftärft :  bie 
Ätrd^l^off(5anje  würbe  erroeitert,  bie  bort  ftel^eube  SRicolaiÜrd^e  nieber:; 
geriffen  unb  in  bem  bamal§  ganj  abgel^auenen  SBauntgarten  jroifd^en 
©tabt  unb  SWünbe  eine  neue  ©d^anje  errietet.  ®er  gid^tfamp  auf  ber 
SBeftfcite  würbe  t)om  5.  Slprit  an  ben  ©inwol^nern  jum  Slb^oljen  preis- 
gegeben, unb  auf  ber  ßftfronte  bie  Ueberf(^n)emmung  burd^  Stufftauung 
ber  t)om  Suttenroinfel  l^erfommenben  ©eroöffer  fo  erweitert,  ba|3  ber 
burdö  bie  ©(^anjen  ber  SBorftabt  an  unb  für  fid^  f(3&on  gebedfte  ßör- 
liner  35amm  eine  längere  ©tredfe  burd^  überfd^wemmteö  Sanb  führte* 

S)ie  Sd^wierigfeit,  bie  an  Sluöbel^nung  ber  gefiung  aWagbeburg 
gleid^fommenbe  Sßertl^eibigungölinie  aud^  mit  ber  Derftärften  33efa^ung  ge- 
nügenb  auf  allen  ^uncten  ju  befefcen,  l^atte  ben  ©onnnanbanten  injwifd^en 
längft  vexn\od)t,  feine  2lbneigung  gegen  bie  friegerifd&e  SRitwirfung  berSür- 
gerf^aft  ju  öberwinben;  feit  bem  15.  9Jiärj  belogen  tägli(^  60  3Wann  von 
i^r,  jeber  mit  ©ewel^r,  Säbel  unb  60  Patronen  auögerüftet,  bie  §auptwad^e 
unb  befefeten,  jum  S^^eit  in  SSerbinbung  mit  bem  9Jlilitär,  bie  S^ore,  ^Sla- 
gajine  unb  Seugl^äufer,  fo  wie  einige  33atterieen  auf  ben  SBäHen,  bei  STuß- 
fäDen  ber  Sefafeung  an^  ben  ganjen  ^auptroaU.  ßommanbeur  be§  Sa- 
taillonö  war  ber  33flrgermajor  aJtäfler  geilfe.  S)ie  flärfere  33efd^ie§ung 
ber  Stabt  mad^te  fpäter  eine  tljeilweife  2)i§penfation  bes  Sataillonö  üom 
SBad)bienfte  jur  Sefämpfung  ber  g^euerögefal^r  noll^wenbig.  S)ie  g^euer- 
löfd}orbnung  berul^te  auf  ber  alten  ©lieberung  ber  SBürgerfd^aft  in  ®e= 
werfe,  unter  weldE)e  bie  Seitung  ber  einjelnen  ©prifeen  t)ertl;eilt  war. 
Sie  Siuä^tigfeit  unb  Itmfid^t,  mit  wel(i^er  an^  in  biefer  Belagerung  biefe 
Slufgabe  üon  ber  Siirgerfd^aft  felbft  unter  bem  l^eftigften  geuer  beö  g^eiubeö 
gel^anb(iabt  würbe,  jeigt  am  SSefien  bie  geringe  3al^l  größerer  33ränbe  in 
ber  ©tabt  wäl^renb  ber  33elagerung.  Swei  be§  Serrainö  funbige  S5ürger 
bitbeten  einen  fiänbigen  33eobad^tung§poflen  auf  ber  ßunftpfeiferftube 
beö  3Marientl^urmö,  iJ^re  33eobad^tungen  gingen  in  einem  an  ©d^nüren 
befeftigten  Ääftdjen  ju  ber  SBürgerfd^ilbwad^e  am  %n^e  beö  S^unneö 
unb  üon  ba  jum  Gommanbanten. 

S!)er  g^einb  begnügte  fid^  junäd^ft  mit  feinen  (Srfolgen  unb  wartete 
auf  fein  Selagerungögefd^üfe.  Äleine  Sßorpoftengefed^tc  fielen  meift  ju 
feinen  Ungunften  aus,  unb  fedfe  Unternel^mungen  ©(^ill*|($er  SReiter 
brad^ten  ifim  wieberl^olt  nid^t  unerl&eblid^e  SSerlufte  bei.    ©o  überftet 


—    '544    -— 

ber  ©d^itt^fd^e  Sieutenant  grife  v.  SBIaufenburg*),  um  ben  3  ©^wa* 
bronen  unter  Sieutenant  v.  SBrünuon)  bie  ju  frül^  er  wartete  SHücttel^r 
von  einem  ©treif juge  gegen  ©tolp  ju  erleichtern,  mit  30  aMann  bie 
100  ^ferbe  ftarfen  SiJorpoften  am  öftUd^en  Sorfmoor;  bie  fleine  ©(^aar 
jagte  bie  überrafd^ten  SMobelgarbiften  in  ben  ©umpf,  ober  l^ieb  fie  t)on 
ben  ^ferben  unb  fe^rte  in  bie  prdd^tigen  Uniformen  ber  ©etöbteten 
ge!(eibet,  unter  bem  Subel  ber  aSeoölferung,  bie  ju  biefer  aBaöferabe 
auf  bem  3Jlar!te  ju|ammenftrömte,  mit  14  ©efangenen  in  bie  ©tabt 
jurftcf.  Srünnon)  bahnte  fid^  fpäter  (25.  SKärj)  felbft  jeinen  SEBeg  burd^ 
bie  Überfallenen  feinbtid^en  aSorpoften  in  bie  eJ^ftung,  unb  eine  feiner 
©d^roabronen  mad^te  fid^  bem  geinbe  fofort  roieber  bemerkbar,  ate  fie 
eine  Slbt^eilung  beffelben,  raeld^e  ein  preu&ifd^eö  Sägerbetad^ement  ge« 
fangen  genommen  l^atte,  auf  bem  SRüdfjuge  ereilte,  in  bie  ©ee  jagte, 
bie  gefangenen  Äameraben  befreite  unb  mit  ©efangenen  unb  Seute^ 
pferben  jurüdEfe|irte. 

®in  ftärfereä  aSorgel^en  be§  g^einbeä  loar  ju  erwarten,  als  am 
5.  2lprit  3)iar[c^all  aJiortier  mit  f rifc^en  Sruppen  unb  ftarfer  SCrtittecie 
oor  ©olberg  erfd^ien  unb  ben  Oberbefehl  über  baö  33elagerungdcorpS 
übernahm,  unb  am  7.  unb  9.  3lpril  Ratten  in  ber  S^at  ©d^lll'd  Seute 
ftärtere  Slngriffe  auf  bie  3Jlai£u^le  abiuroe^ren.    S)od^  baö  §erüorbred^en 
•ber  ©i^roeben  auö  ©tralfunb  rief  bm  3Jiarfd^all  roleber  über  bie  Ober 
jurüdf,  unb  ba  er  me^r  Gruppen  mitnahm,  al§  er  herbeigeführt  l^atte, 
fo  fanf  baä  jefet  unter  bem  einarmigen  ßoi[on  fte^enbe  ÖelagerungS- 
Corps  unter  bie  ©tärfe  ber  geftungsbe[a^ung.    auf  bie  iRunbe  baoon, 
moju  nod^  baö  ©erüd^t  fam,  bie  ©darneben  feien  fd^on  oon  ßammin  ' 
l^er  im  2lnmarfd^,  l^atte  ©d^ill  ein  ©onunanbo  nad^  S5eep  jur  Slecog, 
noäcirung  auögef ehielt,  alä  eine  feinblic^e  Kolonne  gegen  bie  Küfte  oor:: 
brac^,  um  bieö  abjufd^neiben  (12.  Slpril).    ©ofort  führte  er  fein  ganjeö 
©orpö  auö  ber  SDlaifu^le,  unb  ba  gleid;jeitig  bie  3)löller'fd^en  güfiliere 
auö  bem  ©elbect^ore  ausfielen,  fonnte  ber  aud^  in  ber  3^lan!e  bebro^te 
geinb  beul  ftürmifd^en  2lufalle  ni^t  raibecfte^en;  er  raurbe  au§  feinen 
©c^anjen  bei  9ieu^3Berber,  aus  biefem  SDorfe  felbft  unb  ben  beiben  Sorf, 
bie  er  feit  ber  ©coberung  oon  ©eHnoio  befeßt  ^atle,  herausgeworfen 
unb  flo^  auf  ©ednow  jurüd.    3<Jfet  fd^ien  ber  2lugenblicl  gefommen, 
©ednom  ju  nehmen,  bie  ^erfantebrücfe  ju  jerftören  unb  ben  geinb  um 


*)  3n  fpätcrcr  3cit  jourbc  er,  a\ü  ©cnctal  im  S3abe  in  (Solbcrg  aniuefenb, 
r>on  bcc  (Stabt  mit  bem  (g^renbörgcrted^te  bcfc^cnft. 


—    545    — 

2öo(i^en  in  feinen  SeloöerungSarkiten  jurticfjuraerfen.  ßö  n)at;  eine 
fd^Iimme  Unterlaffungöfünbe  Sucabouö,  baj3  er  ©d^itt  baö  jut  6rrei(3^ung 
biefeö  ©rfolgeö  nöt^ige  Sataiffon  t)ernjei(jerte  unb  beroegungöloö  in  ber 
gefhing  blieb  in  ber  nnbegrünbeten  gnrd^t,  bie  von  Snippen  ju  fel^r  ent^ 
blökte  Stabt  fönne  üon  Often  I;er  überrumpelt  werben.  3)ie  ©elegenl^eit 
fam  nid^t  lieber,  SIKorlier  feierte  r\a^  bent  SBaffenftiHftanbe  Don  Q6)la\ilan 
am  18.  Slpril  jurndf,  \im  mit  9000  9)}ann  ju  einer  nac^brüc!li(ä^eren 
SSelagemng  ju  fd^reiten  nnb  bie  geftung  von  allen  Seiten  enger  ju 
umfd^lie^en;  bod^  blieb  bie  SBerbinbung  über  5Deep  bis  in  ben  3uni  offen: 
bie  madferen  Semol^ner  ber  Äüftenbörfer  l^atten  fid^  aud^  burdt)  bie 
©rol^ungen  beö  g^einbeö  nidjt  bewegen  laffen,  il^m  bie  gurtl^  bnrd^  ben 
Äamper  ©ee  511  jeigen.    SDa§  Hauptquartier  3)iortier§  war  in  Stramm. 

©d^iH  mar  nad^  biefen  3?orfälIen  nai^  aSoUin  gegangen,  um  bort 
menigftens  burd^  Sruppenwerbimg  für  bie  ^eftung  ju  wirfen;  al§  er 
am  8.  aWai  jurüdEte^rte,  fanb  er  einen  föniglid^en  33efel^l  t)or,  ber  i^n 
feinen  peinlid^en  S8erl^ä(tniffen  entjog  unb  it;n  jiir  Serftärfung  S5(ü($erö 
nad^  ©tralfunb  beorberte.  ©§  mar  mol^l  fein  ju  felbflftänbigeö ,  bie 
©inl^eit  ber  Seitung  beeinträd^tigenbeö  2luftreten,  meld^es  audf)  SBalben:: 
felö  ju  feinem  ©egner  gemad^t  l^atte.  ©eine  Äaoallerie  folgte  il^m  biß 
auf  eine  ©d^mabron  imter  Sieutenont  v.  SBebeD,  feine  Snfanterie  blieb 
in  ber  aWaltul^le.  2)ie  S3ürgerfd)aft,  bie  grojse  ©tüdte  auf  i^n  l;ielt, 
bebauerte  feinen  Slbgang,  unb  bie  Sürgerrepräfentanten  erliefen  am 
9.  3J?ai  eine  ©rflärung,  worin  fie  bejeugten,  ba§  baö  ßorpö  trofe  ber 
©Eceffe  ©injelner  fid^  im  Stllgemcinen  gut  betragen  unb  burd^  bie  SSer^ 
tl^eibigung  ber  aWaiful^le  fid^  wol^l  um  bie  g^eftung  t)erbient  gemad^t 
l^abe.  SDaS  J^erjlid^e  Sßerpitnife  jirifi^en  ©d^iH  unb  ber  Sürgerfd^aft 
bauerte  aud^  naä)  feinem  2lbgange  fort.  3?od^  am  11.  gebruar  1809, 
in  bem  Saläre  feine«  ^elbenmütl;igen  Untergangs,  empfal^l  er  fid^  bei  ®e= 
legen^eit  eines  Sriefwed^fels  „bem  3lnbenfen  bes  SWagifiratö  unb  ber 
gaujen  wadercn  Sittrgerfd(iafl  ber  Dcrel^rungswürbigen  ©tabt,  befonberß 
bem  Sanbratl)  Talefe  unb  bem  paUiotif(^en  5Reltelbedf,  nie  werbe  er  bie 
SJeweife  oon  Zutrauen  unb  greunbfd;aft  rergeffen,  bie  fie  i^m  fafl  täglid^ 
gegeben,  weber  Seit,  nodj  ®ntfermmg  fotle  bas  Slnbenfen  an  biefe 
fd)önfte  3eit  feines  Sebens  fd^wäd^en,  fo  wenig  als  feine  S)anf barfeit", 
er  unterfd^reibt  fid^  in  „unbegrenjter,  inniger  unb  wal^rer  §0(^ad^tung." 

35ie  mifemut^ige  ©timmung,  in  ber  ©d)itt  gefd[)ieben  war,  war 
in  ber  ganjen  geftung  im  bcbenflidten  SEBad^fen.  SDie  Sürger  flagten, 
ba&  iljnen  bie  Äaualleriepferbe  in  bie  ©peid^er  gebrad^t,  bie  ©efpanne 


—    546    — 

^beöpotif(^"  aufgegriffen  warben,  wo  ntan  fie  fänbe,  unb  ba§  il^nen 
bafür  webet  SRation,  t\oä)  gutter  geleiflet  würbe,  unb  über  baß  tl^atem 
lofe  ©ifeen  l^tnter  ben  SBätten  murrten  f(^on  bie  ©olbaten,  wie  bie 
Sürger.  35ie  S)töciplin  erfd^laffte,  Äleinmutl^  wad^te  fid^  geltenb,  unb 
f(^on  tttufeten  bie  SBürgerrepräfentanten  erHären,  „bafe  ber,  weld^er,  fo 
lange  S3rob  Dorl^anben  fei,  an  Uebergabe  benfe,  mit  allgemeiner  SSerac^- 
tung  gebranbmarft  unb  an%  il^rer  aWitte  gefto^en  werben  foHte."  SSon 
neuem  fiel  ber  ©d^atten  fd^weren  aSerbad^teS  auf  ben  ©ommanbanten, 
unb  SRettelbedE  äußerte  feinen  Sweifel  an  beffen  2;reue  unb  SWutl^  in  fo 
üerlefeenber  SSBeife,  bafe  berfclbe  \\ä)  nur  mül^fam  t)on  bem  ©ntfc^Iufe  ab^^ 
bringen  liejs,  über  ben  Slufrül^rer  Äriegögerid^t  ju  Italien  unb  i^u  auf 
bem  ©laciö  ber  g^eftung  erfd^iejsen  ju  laffen.  6ö  war  Seit,  bafe  baö 
©d^idEfal  ber  g^efiung  in  anbere  §änbe  gelegt  würbe. 

S)a&  ber  2luögang  batjon  abhänge,  war  von  2lnfang  an  ber  ©taube 
ber  Patrioten  unter  bem  ajlilitär  uub  namentlid^  unter  ber  Sttrgerfd^aft  ge^ 
wefen*)  unb  ein  33eri($t  SBif[elindfö  über  bie  Sage  ber  geftung  \)aüe 
bie  ©rünbe  bafür  an  l^öd^fter  ©teile  bargelegt.  SSielleid^t  no(^  einbring- 
lid^er  gemai^t  burd^  ein  ©d^reiben  3?ettelbedtö,  weld^eö  biefer  burc^  ben 
Kaufmann  SSBai^fe  in  aJlemel,  einen  gebornen  ßolberger,  bem  Äönige 
l^atte  überreid^en  laffen,  l^atte  er  bie  SBirfung  gel;abt,  ba^  ber  SUIajor 
t).  ©neifenau,  „ber  mit  Äenntnife  unb  ßinfid^t  Sraft  unb  S^ötigfeit 
uerbänbe,  an  Sucabouö  ©teile,  beffen  l^o^eö  Sllter  ben  Slnftrengungen 
nid^t  mel^r  gewac^fen  fei",  mit  ber  Seitung  ber  g^eftung  betraut  würbe. 
2lm  i9.  Stpril  fam  ber  neue  ßommanbant  auf  ber  SRI^ebe  t)on  ßolbcrg  an. 

©erabe  an  biefem  Sage  l^atte  ber  geinb  am  a)Jafefer  Seid^e  auf 
bem  l^alben  SBege  von  bem  l^ol^en  S3erge  jur  ©tabt  eine  ©d)anse  auf= 
geworfen,  3n  fo  gefäl^rli(^er  3lixf)e  butfte  er  nid^t  gebulbet  werben,  unb 
SlettelbedE  war  eben  auf  bem  SBege  nad^  ber  SKünbe,  um  bort  ben  ^m- 
commanbanten  aufjufud^en  unb  von  il^m  SJJaferegeln  ju  erwirfen,  bie  er 
von  Sucabou  ni(^t  erwartete,  als  berfelbe  il^m  auf  ber  9)Jünbert^orbrüdfe 
in  Segleitung  eineö  jungen  rüftigen  SJfani.eö  von  ebler  Haltung  ent- 
gegen!am.  2Balbenfel§  läd^elte  ju  ber  23orfid^t  ?tettelbedf§,  ber  i^n  ju 
leifem  ©efpräd^e  an  bie  ©eite  jiel^en  wollte,  er  forberte  il^n  auf,  fie 
beibe  in  feine  2Bo^nung  ju  begleiten,  uub  l)ier  [teilte  er  i^m  ben  neuen 
ßommanbanten  unb  biefem  ben  alten  3lziUlUd  vor. 

*)  ^Unglüdflic^e  geftung,  unfcr  Wlnt^  fdjwintct,  w\v  feigen  unfcr  ^c^idfal, 
wenn  ber  Äöntg  feinen  anberen  (Kommanbantm  f^tdt*;  fc^rei&t  Slettelbed  @nbe 
Kprild  in  feinem  S^agcbudj|. 


547 


Sn  tjerjcrgreifcnber  SEeife  l^at  SReltelbcd  fein  crfteö  3ufammetts 
treffen  mit  ©neifenan  gefd^ilbert:  ein  freubiges  ©rfi^teden  fä^rt  il^m 
burd^  bie  ©lieber,  Sl^ränen  flürjen  aüß  feinen  alten  3lngen,  er  fällt  vor 
i[;m  auf  bie  Äniee  nnb  ruft :  „^6)  bitte  ©ie  um  ©otteömißen,  »erlaffen 
©ie  uns  nid^t,  wir  raolten  ©ie  anö)  ni(^t  t)erlaffen,  fo  lange  wir  noä) 
einen  Blutstropfen  l^aben;  foDten  auä)  alle  unfere  §äufer  ju  ©d^utt^ 
l;aufen  werben;  in  unö  allen  lebt  ein  ©inn:  „bie  ©tabt  foH  unb  barf 
bem  geinbe  nid^t  übergeben  merben."  S)er  ©ommanbant  l^ob  il^n  freunblid^ 
auf  unb  tröflete  il^n:  „SRein,  ^inber,  id^  werbe  6uc^  nid^t  üerlaffen, 
©Ott  wirb  uns  l^elfen."  Unb  aus  ben  erflen  fragen  beffelben  erfennt 
SRettelbedE  freubigen  §erjen§,  bafe  ber  ilönig  bem  teilten  SWann  ben 
lefeten  gefäl^rbeten  ©l^renpofien  feines  wanfenben  SReid^ö  ant)ertraut  ^at. 

Unb  wie  bei  bem  alten  SWettelbedf,  fo  jünben  feine  SBorte  in  ben 
^erjen  ber  ©arnifon  unb  ber  SBürgerfd^aft:  bie  alten  bärtigen  Ärieger 
weinen  wie  bie  Äinber  t)or  SRül^rung  bei  ber  l^erjlid^en  Slnfprad^e,  bie 
er  am  folgenben  Sage  auf  Saftion  ^reu^en  an  fie  l^ält,  fie  fd^wören, 
für  Äönig  unb  aSaterlanb  mit  il^m  fterben  ju  wollen,  unb  SRagifttat 
unb  SBürgerrepräfentanten,  bie  er  fi(^  t)orftellen  läfet,  erflären  begeiftert 
mit  §anbfd^lag,  ba§  fie  il^r  Seben  unb  i|r  3Sermögen  willig  in  feine 
§anb  legen.  @§  war  ein  SEeweis  feiner  menfd^enfreunblid^en  ©efim 
nung,  bafe  er  fogleid^  bie  Äirc^en,  bie  als  SWagajine  gebient  I;atten, 
räumen  unb  ben  unterbroi^enen  ©ottesbienft  wieber  aufnel^men  ließ: 
„in  SUotl^  unb  ©efat;r  bürfe  ber  Sroft  ber  SKeligion  ben  3Renfdjen  am 
wenigften  genommen  werben." 

2Bie  l;atte  fid^  plöfelid;  bie  ]Page  ber  Singe  geänbert!  3Bie  mit 
einem  3auberfd)lage  war  ein  neues  Seben  l^erDorgerufen,  jebe  fd^wäd^- 
li($e  ©mpfinbung  in  ben  §inlergrunb  gebrängt,  bie  3)iSciplin  gefeftigt, 
ber  friegerifdfie  SJlutl;  neu  befeelt.  SlHe  fül^lten,  es  war  ber  Senfer  ge^ 
funben,  ber  bie  aus  einanb^rirrenben  Kräfte  jufammenl^ielt,  ber  jebem 
feinen  SffiirfungSfreis  aujuweifen  tjerftanb.  ^ie  g^eftung  bot  üon  jeftt 
ab  baS  l^errlidje  S3itb  eines  in  3ud^t  unb  Segeifterung  jufammenge^at 
tenen  unb  jufammenwirfenben  ©anjen. 

i^einer  empfanb  es  fo,  wie  ber  alte  Stettelbedf.  Smmer  fd^on 
l;atte  er  gel^olfen,  wo  erfonnte:  er  begleitete  bie  Gruppen  bei  Ausfällen 
äu  3^uß  unb  JU  SBagen,  um  bie  Rcmpfcr  ju  erquidfen  luib  bie  Sßerwun=: 
beten  jurüdE  jU  bringen,  unb  fang  il^nen  babei  mit  feiner  „Siabenfel^le" 
„l^alt  euc^  brat),  il^r  preufefd^en  Srüber"  ju,  er  ging  als  ^Parlamentär 
äu  ben  geinben,  führte  als  erfal^rener  ©teuermann  ©d^iffe  mit  SWunition 

35* 


—    '548    — 

üttb  ?Prot)iant  in  ben  §afen;  feiten  fam  in  feiner  Stü^e  ein  S^onnen^ 
leffel  mit  Kartoffeln  unb  ©emüfe  t)om  geuer,  bie  Säder^  unb  ©d^lä^ter= 
fd^arren  faufte  er  auö^  §«"§  bei  ^axi§t  bettelte  er  für  feine  lieben 
©d^itt'fd^en  Äinber;.  bie  il^n  wol^l  mit  friegerifd^er  3JJufif  entpfingen, 
wenn  er  il^rem  Säger  nal^te.  SBar  er  bem  frül^eren  ßommanbanten 
bur(ä^  ©igenfinn  nnb  jubringli(3^e  @inmif(^ung  awö)  in  S5inge,  bie  il^n 
weniger  angingen,  läftig  geworben,  jefet  orbnete  er  fic^  mit  greuben 
bem  überlegenen  ©eifte  unter,  t)on  bem  er  mit  3ut)erfic^t  SRettung 
erwartete.  Unb  biefer  oerftanb  e§,  il^n  in  fein  red^teö  galjrmaffer  ju 
bringen:  er  übertrug  i^m  fogleid^  bie  ätuffid^t  über  ba§  von  Cucabou 
nid^t  genug  geroürbigte  Ueberfi^raemmungsroefen  unb  bewilligte  il;m  ju 
beffen  SSerooHftänbigung  1670  S^aler.  @(^on  nad^  wenigen  ©tunben 
l^atte  5RetlelbedE  einen  SBerid^t  an  ben  aJJagiftrat  über  bie  Urfad^en  auf* 
gefefet,  meöl^alb  baö  SBaffer  oberl;alb  ber  g^eftung  fid^  t)erminbere,  unb 
fofort  tourbe  bem  Uebelftanbe  burd^  bie  SBerbefferung  bcr  §aupt^, 
3)lül^lem  unb  ©d^neibemü^len^©cl)leufen  abgel^olfen.  SBalb  mürbe  bie 
Ueberfd^memmung  aud^  über  bie  SZieberung  auf  ber  SBeftfeite  bi§  jum 
Slöl^renbamm  l^in  außgebel^nt.  SDaneben  gab  er  ©neifenau  in  Uä)nU 
f(^en  Singen  manchen  bea($tenön)erll;en  dtatf),  er  fal;  barauf,  i>a^ 
SBafferbel^älter  auf  ben  Söben  ber  Käufer  ftanben  unb  fpürte  bort  naä) 
feuergefä^rli(^en  Singen  uml^er.  ^an^  unb  §of  l^atte  ber  9lUe  vex^ 
geffen,  er  forgte  unb  grämte  fid^  nur  nod^  um  baä  ©anje,  unb  alö  il^m 
fpäter  eine  Sombe  in  ba§  §auö  ful^r  unb  im  Keller  aud^  feine  ©piritu§-- 
f  äff  er  zertrümmerte,  ba  bebauerte  er  nur,  bafe  ber  Sabetranf  für 
fo  mand^e  ©otbatente^le  nufeloö  in  hen  ©anb  gelaufen  fei.  ©neifenau 
erfannte  ben  i)olIen  3Bertl^  in  ber  raul)en  ©d^ale  unb  fteHte  il^n  in 
einer  für  bie  Deffentlid^teit  beftimmten  ©d^ilberung  ben  SDeutfd^en  alö 
ben  erften  ©taatöbürger  l^in.  3n  jebem  ßolberger  aber  wirb  bie  ©r- 
innerung  an  ben  ülten  SRettelbecE  ju  aßen  Seiten  bie  erljebenbe  (gmpfin- 
bung  waä)  rufen,  baß  biefer  juglei(^  ber  SSertreter  beö  ©eifteö  ber  gc^: 
fammten  Sürgerfd^aft  mar  unb  baß  in  feinen  3?amen  eingefd^loffen  finb 
ade  bie  nid^t  genannten,  ober  weniger  bekannten  ß^renmänner,  bie  in 
gleid^em  ©inne  gewirft  l^aben.  33efd)eiben  l^at  S^ettelbed  felbft,  alö  il^m 
ber  König  fpäter  bie  golbene  SSerbienft^lReboiHe  tjerlielj,  bieö  mit  ben 
fd^önen  SBorten  anerfannt:  „id^  Ipabe  folc^e  2Iu§jeidf)nung  nidjt  t)erbient 
Dor  anberen  ^Bürgern,  bie  mit  mir  aud^  i^re  ?Pflid^t  erfüllt  l)aben.  Sd^ 
muß  böiger  annel[imen,  baß  biefe  !öniglic|)e  Slusjeid^nung  in  mir  eigentlid^ 


—    549    — 

bie  gefamntte  ©olberger  SBfltgerfd^aft  l^abc  eieren  imb  il^ten  ^fltd^teifet 
anerfennen  wollen." 

es  wax  ein  glücflid^cs  3ufammeiitreffen>' baß  gcrobe  in  biefer 
Seit  liä)  aii^  bic  äußeren  Wdtkl  ber  3^eflung  t)erfiärften.  ®inige  Sage 
vor  ©neifenaus  Slnfunft  war  baö  jroeite  pomnierf(^e  3Jefen)ebätaitton 
unter  Hauptmann  v.  ©teinmefe,  „ber  allein  ein  S3ataiffon  aufwog",  unb 
am  9.  2lpril  ba§  britte  neumärfifd^e  eingetroffen,  unb  mit  Heineren  %h 
tl^eilungen  üon  Stanjionirten  raar  bie  Sefafeung  auf  6000  SWann,  bic 
l^ö($[fte  ©tärfe,  bie  fie  überl^aupt  in  ber  Belagerung  erreid^t  l^at,  ge^ 
warfen.  SDaju  fam  am  18.  9J?ai  eine  ©enbung  von  40  Äanonen  unb 
10,000  ©emel^ren  an^  ©nglanb,  bie  ber  fd^on  frül^er  nad^  ßonbon  ge^ 
fanbte  ©d^iH'fd^e,  Sieutenant  v.  ^eteröborf  burd^  feine  Unterl^anblungen 
enoirft  l^atte,  unb  eine  fd^mebifd^e  g^regatte  von  46  Äanonen  legte  fid^ 
auf  bie  Sli^ebe,  beren  etwas  trager  unb  mitunter  be§  ©pornö  inm  §an^ 
beln  bebürfenber  Äapitän  öfter  bie  Operationen  ber  Belagerten  nid^t 
unwirf fam  unterftüfcte.  ©ine  jtoeite,  von  ©neifenau  erroirfte  ©enbung 
mit  ®e[d^üfe  unb  SDlunition  aus  (gnglanb  fam  noc^  red^tjeitig  am 
14.  Suni  an,  ate  nur  nod^  auf  14  Sage  ©d^ießbebarf  t)orl^anben  war 
uub  ©neifenau  fd^on  mit  bem  ©ebanfen  umging,  fid^  mit  ber  ©qrnifon 
burd^jufd^lagen. 

greilid^  mit  ben  §ütfömitteln  ber  Belagerer  uetglid^en,  waren  bie 
ber  g^eflung  immer  no^  fel;r  bflrftig.  S)cn  beiben  Sugenieurofficieren 
gegenüber,  von  benejt  ber  eine  fränflid^,  ber  anbere  ein  junger  3Kann 
ofine  ®rfa|irung  war,  l^atte  ber  g^einb  ein  §eer  biefer  £)ffijiere,  1  6oms 
pagnie  ©appeure  unb  1  ßompagnie  3Rineure,  eö  fel^lte  an  9Kunition, 
©efd^üfe  —  aui$  in  ben  lefeten  Sagen  ber  Belagerung  waren  nur 
20  metallene  ©tüdfe  tjorl^anben,  unb  ber  §auptwatt  war  nur  lüdEen^aft  mit 
®ef dE)üfe  bef efet,  faft  jwei  S)rittel  ber  SBaHgefd^üfee  ftanben  in  fernliegenben 
©d^anjen  —  befonber§  aber  an  baarem  ©elbe,  weld^eö  für  Bebürfniffe  vtx^ 
fc^iebener  3lrt  ins  2luslanb  gegangen  war.  ©neifenau  mußte  aud^ 
l^ierin  bie  §ülfe  ber  Bürgerfd^aft  in  Stnfprud^  nel^men.  2lm  20.  3uni 
würben  auf  eine  anleite  von  50,000  S^alem  18,000  jufammengebrad^t, 
man(^e  Bürger  l^atten  fd^on  frül^er  bebeutenbe  ©ummen  l^ergeliel^en, 
(bie  aSittwe  ©ölfel  gleich  bei  Beginn  1000  Sl^aler  an  ©d^itt),  bie 
©efammtfumme  l^at  fid^  (nad^  ^erfe)  auf  60,000  S^aler  unb  aWitte 
3uii  nad^  Beenbigung  ber  Belagerung  auf  95,000  Sl^aler  belaufen. 
Biele  ber  !leinen  Bürger  hxaii)tm  freiwillig  il^re  ®rfparniffe,  Slettelbedf, 
ber  ©alineninfpectpr  SDittmann  unb  anbere  fammelten  immer  von  neuere 


—    550    — 

©elbbetträgc  für  baö  fiaiaret^.  3ur  görbeninö  bes  ftetnen  SBetfel^r« 
in  ber  ©tobt,  ber  hxixä)  bcn  SWangel  an  Heiner  SJJünje  fel^r  gcftört 
toar,  ba  bie  Äaufleutc  oft  m6)t  im  ©tanbe  waren,  für  eine  Äleinigfeit 
auf  einen  Jfreforfd^ein  t)on  5  S^alern  l^erauääugeben,  ranrbe  auf  SBorfc^Iag 
bes  Äaufmannä  S)refoit)*)  (nad^  beut  23.  Suni)  ^^appcouponö  angeferitgt, 
wl4ie  bie  Keine  3)?ünje  t)ertreten  foUten.  ®ö  waren  bie§  fleine  oblonge 
^appftüde,  mit  ©(^reibpapier  bettebt,  t)on  einigen  ©difilern  be§  Spceumö, 
barunter  aud^  ber  fpätere  ©uperintenbent  ^laa^,  jur  befferen  Untere 
fd^eibung,  je  nai^bem  fie  8,  4  ober  2  ggr.  barftellen  foHten,  in  rotl^er, 
l^eHblauer  unb  fc^roarjer  Sinte  mit  bem  entfpred^enben  Sßertl^oermerf 
rerfel^en,  oon  aWitgliebern  beö  9Kagiftrat§,  ber  S3ürgerrepräfentanten 
unb  ©eglerl^ausälteften  imterfd^rieben  unb  bur(3^  bas  ©ouoernementsfiegel 
beglaubigt,  ©ie  erl^ielten  3n)ang§courö  unb  würben  am  2.  ©ep= 
tember  1808  aujser  ©ours  gefefct.  gür  5200  S^aler  waren  im  Um^ 
laufe  gewefen,  es  fel^lten  baoon  am  lefeten  STennine  ber  ©inlöfung 
(1.  Suni  1808)  no(|  89  ^l^ater  10  gr.  SDie  größere  SWaffe  würbe 
von  einer  ©ommiffion  Derbrannt,  bod^  finbet  fid;  nod^  auf  bem  dlat^- 
,]^au[e  eine  jiemlii^e  3al;l;  mand^e  werben  al§  9lubenfen  aufbewal;rt. 

©(3&on  in  ber  Siad^t  nac^  ©neifenauö  Slnfunft  erl^ielten  bie  Be- 
lagerer einen  unerfreulidien  33eweiö  oon  ber  neuen  (Snergie,  bie  in  bie 
^Belagerten  gekommen  war.  Unter  bem  ©d^ufce  ber  SDunfetlieit  erftiegen 
60  Säg^t  unb  ©renabiere,  oline  einen  ©($uß  ju  t^un,  bie  neue  ©c^auje 
jenfeitö  beä  Eörliner  S)amme§,  fprengten  ben  überraf d)teu  g^einb  auö= 
einanber  unb  machten  bie  bort  errid^teten  SBerfe  bem  33oben  gleid^. 
S)er  fül^ne  Ueberfall  t)eranla§te  ben  g^einb,  feine  ju  weit  oorgefdjobeneu 
Soften  juriidEjunel^men,  fo  baß  nun  wieber  ©ellnoio  unb  3lltftabt  feine 
näd^fien  ^ofitionen  an  ber  ©tabt  waren. 

©d^on  biefer  2luöfaII  geigte,  baß  ©neifenau  feine  2lufgabe  anberö 
faßte,  als  fiucabou.  2lrbeitete  er  aud^  unabläffig  an  ber  SSerftärfung 
ber  eigentlid^en  geftung,  fo  war  bod^  fein  §auptaugemnerf  barauf  ge^ 
rid^tet,  bem  geinbe  burd^  fräftige  2luöfälle  bie  2lnnäl^erung  ju  erfc^weren 
unb  ben  2lngriff  auf  bie  §auptwätle  fo  möglid^ft  ]^inau§juf(^ieben. 
S)ie  ©arnifon  würbe  beöl^alb  in  §üttenlagern  außerl^alb  ber  3^eftung 
untergebrad^t. 

*)  e«  lüirb  baburc^  mc^t  audgcfc^loffen,  ha^  9lcttelbccf  —  loie  er  in  feinet 
SebcndgeftJ&id^tc  eraä^U  —  in  erinncrung  an  ein  ä^nlic^c«  sßopicrgclb  im  ^oüänbi- 
f4ien  Slmerifa;  ujclc^ed  ben  ??flan5crn  für  ben  fleinen  S3er!e^r  al«  Sluä^ülfSmittel 
gebient  l^atte^  ba^u^bie  erftc  ?lnreöung  o^??'^^"  "^^t, 


—    551    --- 

3u  feinen  erften  ©orgen  gel^örte  bte  Sßerfd^anjung  bes  SBolffi* 
bergeö. 

SDtefer  imbebeutenbe,  ben  SIReeresfpiegel  um  30,  bie  umliegenbe 
QUm  nur  um  U— 15  g^ug  überragenbe,  von  ber  ©tabt  1500,  t)om 
aJleere  500  ©(abritt  entfernte  ©anbl^ügel  fonnte  an  fid^  fd^on  in  ber 
ebenen  roalbfreien  %lä^e  be§  Sinnenfelbes,  weld^eö  gegen  ©üben  unb 
Dflen  an  bie  fumpflgen  ©rünbe  ber  3Jlafes  unb  3iaben)iefen  unb  ber 
©d^Iaderie  fiöfet,  t)on  trefflid&er  Slrtillerierairfung  fein;  er  würbe  t)on  ents 
f d^eibenber  SBebeutung,  feit  man  auö  ber  SWic^tung  ber  S)ämme,  bie  ber 
geinb  burd^  jene  ©rünbe  führte,  unb  auö  eitiem  aufgefangenen  feinb^ 
lid^en  Serid^te  erfel^en  i)atte,  bag  ber  §auptangriff  ber  Saftion  SReu^ 
mar!  gelte,  ber  bmä)  einen  SRebenangriff  gegen  bie  Sauenburger  SSor? 
ftabt  unterftüfet  werben  follte.  S)er  SBolföberg  üerfd^Iojg  nx^t  blo^  ben 
3ugang  jum  §afen,  er  fonnte  aud^  bie  Dffenfiüe  beö  geinbeö  fi^raäd^en, 
inbem  er  beffen  erften  3lngriff  auf  fid^  jog.  ©d^on  unter  ßucabou  war 
bie  Sefeftigung  befc^loffen  (29.  3Jlärj),  auö  unbefannten  ©rünben  aber 
nid^t  au§gefül^rt,  bie  unfertige  ©d^anje  mar  jwifd^en  bem  13.  unb 
21.  2lpril  mit  einer  Äanone  befefet 

Unter  Seitung  beö  ebm  t)on  ber  2ltabemie  gefommenen  Sngenieurä 
t).  g^el^rent^eil  begann  am  5.  3Jlai  ber  S3au  ber  ©d^anje,  unb  am  7. 
mürbe  bergeinb  auf  bie  Arbeit  aufmerffam;  aber  feine  jmei  Bataillone 
unb  jmei  ©d^mabronen,  bie  er  t)om  SBalbe  gegen  ben  SBolföberg  fd^idfte, 
mürben  t)on  ben  f(^anjenben  ©olbaten,  meldte  bie  ©(^aufel  fogleid^  mit 
ber  3Ku§!ete  »ertaufd^ten,  fo  berb  empfangen,  ba&  fie  eiligfi  über  bie 
fumpflgen  SBiefengrünbe  jurüdfmid^en. 

^ierburd^  üorfid^tiger  gemad^t,  fud^te  fid&  ber  g^einb  junäd^ft  auf 
bem  S3innenfelbe  fefljufefeen.  SDieö  erreid^te  er  in  ber  3la^t  jum  9.  SWai 
auf  einem  injwifd^en  fertig  geworbenen  SDamm,  unb  trofe  ber  Slnflrem 
gungen  ber  Belagerten  bel^auptete  er  fid^  auf  beffen  äugerftem  9lanbe, 
wo  er  fid^  burd^  jwei  Siebouten  fid^erle.  ®ö  gelang  i^m  von  l^ier  aus 
am  ^pngftfonntage  2lbenbä  lOJ  U^r  —  er  wählte  gern  ©onn^^  unb 
gefttage  jum  Singriffe  —  bie  SBorpoften  ju  überrafd^en  unb  an  bie  no(5 
immer  unfertige  Sefeftigung  bes  SQBolföbergeö  ju  !ommen.  3war  fd^lugen 
fid^  bie  160  jungen  ^Pommern  unter  ?ßremier::Sieutenant  v.  di^ehen  wie 
alte  t)erfud^te  ©olbaten  gegen  bie  2700  SDiann  flarfen  geinbe,  unb  bie 
anftürmenben  ?Polen  fonnten  erft  über  bie  Seid^en  beö  g^äl^nrid^s  2)om= 
browöfi  unb  feiner  20  SBrat)en,  weld^e  ben  nod^  unbefeftigten  Eingang 
mit  il^ren  geibem  bedften,  in  baö  innere  einbringen,  aber  bie  ©d^anje 


—    552    — 

war  genommen,  bie  SWel^rjal^t  ber  Sefafeung  würbe  getöbtet  ober  ge^ 
fangen,  nur  ein  fleiner  %f)zH  rettete  \iä). 

S)a§  roid^tige  SBerf  burfte  ber  geinb  nidEit  bel^alten.  S)a§  Bataillon 
SBalbenfefe  erl^ielt  fo9lei($  93efel^l,  fic^  um  1  U^r  an  ber  Siegelfd^eune 
iu  fammeln  uub  ^unct  2  U^r  jum  2lngriff  ju  fdjreiten,  „ba§  grül^ftttd", 
fo  I;atte  ©neifenau  angeorbuet,  „folle  i^neu  in  bie  Sd;anje  nachgetragen 
werben";  baä  neumärfifd^e  SataiHoii  bilbele  bie  Sleferoe,  baö  SSürger^ 
bataitton  befefete  injmifd^en  ben  §auptn)all.  3^ur  eine  Saloe  üermod^te 
ber  geinb  auf  bie  unter  §urra]^  anftürmenben  ©renabiere  abzugeben, 
eine  3Jlinute  fpäter  fal^  er  \iäi  in  beui  eben  ju  einer  SnfanteriefteHung 
eingerichteten  Äel^Igraben  mit  i^nen  im  wilbeften  §anbgemenge.  2Ba§ 
nidit  fofort  niebergemadjt  würbe  —  uub  bie  burd^  bie  SHiebermefeelung 
i^rer  Äameraben  erbitterten  ©renabiere  übten  fein  3Witteib  —  flol^  in 
bie  ©d)anje  unb  oon  bort  oor  ben  jugleidj  einbringenben  unb  über  bie 
SBruftwe^r  fletternben  ©egnern  in  ba§  freie  g^elb  ben  ^Bajonetten  unb 
Äugeln  ber  ©renabiere  entgegen,  bie  bereits  bie'Sd^anje  auf  beiben 
Seiten  umgangen  l^atten.  S^er  SSolföberg  war  wiebererobert.  ^loäf 
ma6)ie  ber  geinb  einige  fd^wad&e  3Ser[ud^e,  i^n  wieber  ju  gewinnen;  gegen 
5  U^r  jog  er  \iö)  in  feine  ©c^aujen  auf  bem  Sinnenfelbe  jurüd. 

©ein  llngeflüm  war  gewaltig  gebämpft,  unb  beut  aKarfd;all 
blieb  nid^tö  übrig,  alö  ber  f leinen  ©rbfd^anje  bie  ®l^re  einer  fönn- 
lid^en  Belagerung  anjut^un.  ©ie  bilbet  oon  jefct  ab  ben  ^^unct,  um 
ben  fic^  alle  Gräfte  jur  2lbwel^r  unb  jum  2lngriff  concentriren.  3Rxi 
äu^erfter  Slnftrengung  würbe  fie  in  ben  näd^ften  Sagen  oollenbet,  ent- 
fpracJ^  iebo(^  in  il^rer  2luöfüf)rung  nic^t  bem  ©ebanfen  ©neifenauö. 
3^r  §auptfel^ler  war,  bafe  bie  an  unb  für  fid)  fd)on  an§>  bem  fd^led^- 
teften  SKaterial,  ben  l^alboerbrannten  Salfenreften  au^  ber  Sauenburger 
SBorftabt,  erbauten  Slod^äufer  in  ben  brei  gegen  ben  geinb  geridjteten 
SBaftionen  nid^t  tief  genug  eingefenft  waren  unb  ba^  fomit  bie  S3atte= 
rieen  no(^  über  5  g^u&  über  bie  SSrufttoel^r  t;eroorragten.  Gin  breiter, 
na($  ben  900  ©d^ritt  l)inter  bem .  3Bolf§berge  erbauten  Siebouten  l^in 
fül^renber  Saufgraben  fidjerte  bie  SSerbinbung  mit  ber  ©tabt.  ©ie  er^ 
Ijielt  9  ©efd^üfee,  unb  bie  aSert^eibigung  berfelben  würbe  ben  ©rena^ 
bieren  oon  SBalbenfelö  anvertraut,  unb  fie  Ijaben  ben  „©renabierberg"/ 
wie  er  i^nen  ju  (S^ren  genannt  würbe,  oert^eibigt,  al§  wäre  er  iljre 
§eimat  unb  baö  le^te  unb  einjige  SoUwerf  ber  geftung. 

syon  ben  23rüden!öpfen  ber  beiben  burd^  ba§  SDJoor  gefül;rten  SDännne 
aus  begann  nun  bie  förmlid^e  33elagerung  bes  äßolföberges.  3lm  19,  3)iai 


—    553    — 

I 

]^o6  her  g^einb  in  einer  ©ntfemung  von  1600  bis  1700  B^nit  bie 
etfie  ^Parallele  aM  unb  fett  bem  55.  übetf($xUtete  er  bie  ©c^anje  täglicä^ 
mit  l^unberten  t)on  ilugeln  unb  ©ranaten.  SBermocä^te  er  aw^  nid^t 
bie  5  i^m  jugefel^rlen  ®ef(^üfee  beö  Sffierfö  jum  ©d^weigen  ju  bringen, 
nm§te  er  fogar  gegen  bie  füblid^  t)om  Sßolföberge  gelegenen  33lotfpufer 
einen  befonberen  Saufgraben  eröffnen,  ber  fpäter  mit  bem  gegen  ben 
erfteren  gefül^rten  rereinigt  würbe,  fo  fonnte  bo$  ber  J^artnädigfte 
SBiberftanb  ber  S3efafeimg,  il^re  näd^tlid^en'3lu§fälle,  baö  mitimter  wirt 
fame  g^euer  ber  fi^roebifd^en  gregatte  baö  ftetige  SBorrüden  be§  t)orfi(]^tig 
gemad^ten,  jeben  g^ortfd^ritt  burd^  9?ebouten  inib  ©d^anjen  bedfenben, 
^eit  ber  Uebergabe  t)on  SDanjig  (26.  9Kai)  bmö)  bort  entbel^rlid^e  £rup=: 
penmaffen  exS)eblx^  üerftärften  geinbeö  nid^t  rerl^inbern.  3lm  3(benb  beö 
10.  3uni  war  berfelbe  mit  ber  ©pifee  einer  neuen  parallele  auf 
40  ©d^ritt*)  bem  SBolföberge  nal^e  gefommen,  unb  um  3  U^x  in  ber 
f^rül^e  be§  11.  begann  er  auä  ben. 30  Kanonen  xmb  3J?örfern  ber  bort 
errichteten  SBrefd^batterie  ein  furchtbares  g^euer  gegen  biefen.  ©ud^ten 
auä)  bie  Kanonen  ber  fd^roebifc^en  g^regatte  unb  ber  nal^e  gelegenen 
geftungöroerfe  nad^  SUlöglid^feit  ju  l^elfen  unb  ba§  g^euer  t)om  SBolfös 
berge  abjujiel^en,  biefer  mußte  bod^  bie  ganje  SBuc^t  be§  feinblid^en 
3lngriffs  tragen.  Sängere  Seit  gab  er  auö  feinen  fünf  ©efd^ü^en  trofeig 
Stntmort,  aber  von  ©tunbe  jU  ©tunbe  mürbe  bie  Sage  bebenflid^er:  bie 
feinbUd^en  Äugeln  unb  33omben  jerfefeten  baö  fd^mad^e  SBerf  unb  riffen 
überall  Süden  in  bie  ^aQifaben  unb  in  bie  Sruftmel^r,  balb  mar  fein 
9Jaum  mel^r  ba,  ber  ©id^erfieit  gemalerte,  baö  nur  leidet  mit  @rbe  be= 
bedfte  ^utoermagajin  mar  faft  bloß  gemül^It  unb  bie  SBefafeung,  bie  in 
einem  Soc^e  in  ber  aJlitte,  bem  3lnfange  eines  unroHenbeten  33Iodfl^aufe§, 
©eroefir  im  Strm,  ftanb,  ben  feinblid;en  Äugeln  fc^ufeloö  preisgegeben, 
bie  ©djanje  balb  mit  Sobten  unb  ©terbenben  erfüllt,  eine  einjige  Sombe 
ftrccfte  12  3Wann  nieber.  2lber  für  biefe  9Jfänner  l^atte  berSob  feinen 
©d^redfen  t)erloren.  2Bäl^renb  bie  ©tänber  ber  SlodE^äufer  vov  ben 
©dalägen  ber  Äugeln  roanften  unb  bie  35edbalten  J^erabjuftürjen  brol^ten, 
fpielten  bie  ©renabiere  brinnen  SDreifart,  imb  es  fam  t)or,  ba^  eine 
Äanonenfugel  einem  ber  ©pielenben  ben  Äopf  abriß  unb,  mie  beffen 
©cnoffe  gleid^mütl^ig  fagte,  „33eet  machte."  ©leid^mütl^ig  bebienten  bie 
Äanoniere  i^re  ©efd^üfee,  bis  ber  Sob  fie  ablöfte,  ben  brauen  Äanonier 
SBifefefi,  ber  mit  feinem  3mölfpfünber  fo  fidler  fd^oß,  mie  mit  feiner 


*)  ©0  in  bem  Schreiben  ©ncifenauö  an  ben  ^bmq,  bei  ^eti^. 


^    554    — 

S3fl(^fe,  riB  eine  Äanonenfugel  bud^fläbli^  auöeinanber,  fein  au$  \^o\x 
t)ern)unbeter  Unteroffiäier  ^oft,  bem  bcr  ©terbenbe  noä)  frantpf^aft  bie 
§anb  gebrüdt  ^atte,  fefete  bie  2lrbeit  fort,  gegen  SUHttag  waren  nur 
no(^  4  2lrtilleriften  nnt)ertt)unbet.  Svoax  traten  ©renabiere  für  fie  ein, 
aber  fd^roäd^er  unb  \ö)mä)tx  würbe  baö  g^euer,  mä)  3Kiltag  war  baö 
lefete  ®ef(^üfe  bemontirt,  unb  fd^roeigenb  liejs  \iä)  ber  ©renabierberg  je|t 
t)on  ben  feinblid^en  Äugeln  überfd^ütten. 

S)a  fi^raieg  plö^lid^,  um  brei  Ul^r  9lad^mittag§,  an^  ba^  feinb^ 
lid^e  g^euer.  3)ie  5!Jfänner,  bie  no(^  Mmpfen  fonnten,  maiä^ten  fid^  unter 
il^rem  lielbenmfltl^igen  Kapitän  gr.  v.  Sülott)  fertig  jum  legten  ©räuel; 
aber  ftatt  ber  feinbli($en  Snfanteriecolonnen,  bie  fie  in  iebem  2lugenbli(I 
a\\^  ben  ©räben,  wo  \xä)  biefe  fd^on  am  3)lorgen  in  ftarfen  aWaffen 
gefammelt  l^atten,  l^erDorbrec^en  ju  feigen  erwarteten,  erfd^ien  ber  fram 
jöfifd^e  ©eneral  Souüenot  unb  bot  ber  93efa6ung  freien  Stbjug  mit 
allen  ©efd)üfeen  an.  S)ie  ©orge,  bafe  ber  ©türm  felbft  nod^  mele 
Dper  foyten  würbe,  l^atte  neben  ber  Sld^tung  vor  ber  S^apf erfeit  beö 
©egnerö  ben  fraujöfifd^en  ßberbefel^Uötiber  ju  biefem  3lnerbieten  be* 
ftinnnt.  ©neifenau,  ber  felbft  f(^on  beabfid^tigt  l^qtte,  in  ber  3la^t  bie 
©d^anje  räumen  ju  laffen,  befallt  um  5  U^r  ben  Slbjug.  Unter  bem 
©df)u^e  eineö  9BaffenftilIftanbeö,  ber  bi§  jum  näd)ften  aJZorgen  um 
{10  Ul^r  bauern  follte,  aber  fdöon  in  ber  9iad^t  t)om  g^einbe  gebrod^en 
würbe,  gruben  bie  ©renabiere  i^re  tl;euer  bewal;rten,  faft  »erfd^ütteten 
©efdiüfce  am  ber  @rbe  unb  uerlie^en  um  9  U^r  mit  allem  aWaterial 
bie  ©d^anje.  3iur  400  Bä)xxtt  l^inter  ber  ©renabierfd)anje,  jefet  von 
ben  granjofen  g^ort  Soifon  genannt,  fteHten  fie  i^re  Sorpoften  an%  vox 
ber  nod^  nic^t  ganj  üollenbeten  Siegelf d^an je,  bem  §auptwerfe  einer 
^weiten,  fc^on  fett  längerer  Seit  in  Eingriff  genommenen  SSertl^eibis 
gung§liuie. 

SDie  ^Belagerung  ber  ©renabierfdianje  l^atte  25  Sage  gewäl^rt, 
18  Jage  lang  Ijatte  fie  faft  unau§gefefet  ba§  feinblid^e  ^euer  auöge= 
fialten,  bieö  baburd;  wenigftenö  getl^eilt  unb  ber  ©tabt  mand^en  (B6)n^ 
erfpart,  unb  ben  3lngriff  auf  bie  g^eftung  um  ebenfo  lange  Seit  t)er= 
jögert.  35ie  fteine  jerfd^offene  ©rbfd^anje  mit  i^ren  auö  l^alboerbranntem 
§otje  erbauten  Slod^äufern  l^atte  met;r  geleiftet,  alö  bie  ftarfen  SfiBäHe 
von  ©tettin  unb  a)lagbeburg,  fie  l^atte  gemad)t,  ba§  ber  preu^ifdie 
9?ame,  ber  bem  g^einbe  ju  ©pott  unb  §of)n  geworben  war,  wieber  mit 
©(^eu  unb  Sichtung  genannt  würbe. 

SBäl^renb  ber  g^einb  mit  ^ro^er  Slnftrengun^  bie  eroberte  ^d^anje 


—    555    — 

jur  Slufnal^me  von  SBaltericcn  fertig  ma^k,  begann  er  gleld^jeittg 
(12.  3uni),  um  ©neifenau  über  baö  wal^re  3iel  beö  Stngriffs  ju  täiu 
fd^en,  bie  3lu§]^ebung  einer  erften  parallele  t)om  l^ol^en  Serge  quo.  S^oi^ 
biefer  l;ötte  aud)  o|ne  baö  aufgefangene  Sd^reibeu  bcö  franjöfifd^en 
Sngenieurö  ßl^amberlf)iaf  nid^t  geglaubt,  ba§  ber  gelnb  ben  SBolfsberg 
fo  t^ieuer  erfauft  l^abe,  um  nun  btn  §auptangriff  t)on  einer  anberen 
©eite  l^er  ju  beginnen.  ®r  rerftärfte  beöl^alb  bie  3iegelf(^anje,  liefe 
am  ©tranbe  ju  i^rer  SDedung  jroei  Slod^äufer  erri(i)ten  unb  von  9?et' 
telbedE  hmö)  bie  2lufftauung  ber  ©räben  am  g^rauenmarfle  eine  neue 
Ueberfi^roemmung  l^erfteHen,  rodä)e  bie  3?orboftfeite  ber  g^eftung  bedfte 
unb  bis  jur  ^erfante  reid)te.  SDurdj  ^erfantenwaffer,  raeldjeö  mit 
©t^öpfeimern,  bie  man  an  bem  SRabe  einer  3J?ii^Ie  am  ©elbertljore 
angebracht,  in  einen  Sel^älter  unb  von  ba  bur(^  i^ötjerne  SRinnen  über 
aBall  unb  ©raben  fort  nad^  berfelben  ©eite  geleitet  würbe,  erl^ö^te 
JJeltelbecE  ben  SBafferftanb  ber[elben.  S)ag  barin  angelegte  Snfelblod- 
Ijauö  fi(^erte  jugleid)  bie  a?erbinbung  jtüifdien  ber  3iegelfd;an}e  unb  ber 
Sauenburger  Sl>orftabt.  ®ie  2lbfid^t  SWettelbedö,  ben  6tanb  be§  SBafferö 
fo  3U  fteigern,  bafe  e§  bie  feinblid)en  Saufgräben  erfüllte,  f($eiterte  an 
ber  B6)mää)^  ber  §auptfd)leufe,  beren  STuttelfelb  t)or  ber  Saft  beö  2öaf- 
fers  (18.  Sunt)  jerbrai^.  Svoax  gelang  eö  ber  Umfid^t  3?ettelbed§  unb 
feiner  §elfer,  beö  SRöl^renmeifterö  ©erife  imb  be§  Sauinfpectorö  ©d^effer, 
l^inter  fd^nell  errid)tetem  gangbamm  ben  ©d^aben  auöjubeffern,  fo  bafe 
in  einigen  Sagen  bie  alte  2Bafferl)ö^e  miebererreid^t  würbe;  hoä)  wagte 
man  ni(^t  wieber  bem  fc^wad^en  SBerfe  'fo  oiel  jujumutl^en  in  ber  ^urd^t, 
ber  33ru(^  fönne  \iä)  wieberljolen  unb  baö  unentbel^rli($e  SBertl^eibigungS:^ 
mittel  babei  ganj  fortgefd^wemmt  werben. 

SBötjrenb  ©neifenau  unabläffig  arbeitete,  bie  g^eftnng  an  ien  be- 
brol^ten  ^^unften  ju  Derftärfen,  war  er  burc^auö  nid^t  gewillt,  fi($  um 
tptig  in  bie  g^eftung  einjufd^liefeen.  Kleinere  3lbt^eilungen  ber  ©d^it 
lianer  wagten  burd^  bie  gwrtl^  beö  Camper  ©eeö  füljne  ©treifjüge  in 
ben  SRüdfen  beö  geinbeö,  l^oben  einzelne  Sruppö  unb  3uful^r  auf,  l^olten 
gufejäger  auö  ber  3lixf)^  t)on  Serlin  unb  mad)ten  bie  ©egenb  fo  un^ 
fid)er,  bafe  bie  franjöftf(^en  ©ffijiere  faum  wagten,  oljne  Sebedung  baö 
Sager  5u  t)erlaf[en;  baö  §auptjiel  blieb,  buri^  Sluöfälle  bem  geinbe  baö 
gewonnene  Serrain  ftreitig  5U  mad&en  unb  feine  3lrbeiten  wieber  ju  jer=: 
ftören.  SDie  näd^fle  Unternel^mimg  galt  bem  SBolföberge.  SDie  3la6)t 
vom  14.  auf  ben  15.  Suni  würbe  baju  erwäl^lt.  ©en  tapferen  ©rena= 
bieren  pon  SBJalbenfels  war  ber  §auptantl^eil,  bie  ©roberun^  ber  @d^au\e^ 


—    556    — 

jugeba^t,  bie  WöUtt^^m  %ü[xlkxt  f oUtcn  bic  ^puberfd^uppen  am  Stranbe 
Ildamen.  Segünftigt  imä)  bic  un(}en)ö^nU(ä&c  ginfternife,  ba§  %oUn  bes 
©hinne§  unb  ber  SBranbung  bei  ftrömcnbcm  SWegeu  famen  bie  güfiliere, 
an  ber  Äüfle  rorrüdenb,  unbemerft  üom  g^einbe,  ber  ebenfalls  einen 
Ueberfatt  plante  unb  beffen  ^^often  93efef)l  l^atten,  bie  \iä)  in  Keinen 
Sruppö  fammelnbe  SJlannfdjaft  nidjt  anjurufen,  an  ben  ©(puppen  vorbei, 
überrumpelten  fie  mn  ber  SWüdfeite  unb  ma(^ten  bie  Sefafeung  nad^ 
furjem  ®efe($te  nieber,  S5er  Särm  unb  baö  ©diiefeen  l^atte  aud^  bic 
Sefa^ung  beö  SBoIfsbergeö  alarmirt,  aber  ju  fpat.  3n)ei  ßompagnicen 
ber  ©renabiere  l^atten,  bie  Ueberfd^roemmung  buri^watenb,  bic  ©(ä^anje 
umgangen,  fie  brangen  burc^  ben  x)on  ben  g^einbcn  angelegten  Eingang 
Don  leinten  in  fie  ein  unb  griffen  bie  an  ber  nod^  unfertigen  Sruflmcl^r 
na^  ber  ©tabt  ju  ben  ©egner  erroartenbe  Sefafeung  im  diüäen  an, 
n)ä^renb  bic  brei  anberen  ßompagnieen  von  ber  3fJorbfeite  bic  SSruflmc^r 
erftürmten.  S)er  Äampf  war  furj,  ein  S^eil  würbe  niebergel;auen,  etma 
200  ©emeinc,  10  Dfpjicrc  unb  ber  feinbli(§e  Dberft  §ennig,  ben  ber 
Sieutenant  ©tarf  bei  ber  Sel^lc  faßte  unb  entwaffnete,  würben  gefangen. 
S)er  fü^ne  §anbftrei(i|  war  gelungen;  fd^wieger  war  es,  bie 
©d^anje  ju  bel^aupten.  SBar  eö  anä)  \\xä)i  bie  2lbfi(3^t  ©neifenauö,  fie 
auf  bie  SDauer  ju  fialten,  fo  mußte  fie  hoö)  rertl^eibigt  werben,  biö 
bie  Slrbeiten  be§  geinbeö  jerftört  waren,  unb  biefen  fpornten  ®l^rc  unb 
3Sort^eil,  fie  wieber  ju  gewinnen.  ®ie  ©effnung  nad^  ßften  auöju= 
füllen,  fel^lte  bic  Seit:  jwei  ©ectionen  t)erfd[)loffen  fie  mit  i^ren  Seibern 
bem  g^einbe,  ber  fogleid^  mit  ftarfen  SKaffen  aus  ben  näd^fien  Sauf^ 
graben  ^crcorbrad^.  ©in  Äugelregen  ftredtc  bie  erfte  ©ection  nieber, 
aber  bie  jweite  wanfte  nid^t,  fie  bedte  fi(^  mit  ben  Seibern  ber  gefallenen 
5lameraben,  unb  baö  wol^lgcjiclte  g^cuer  t)on  ber  33ruftwel;r  trieb  bic 
©türmenben  unter  blutigem  aSerlufte  jurüdf.  $ßod^  breimal  unb  immer 
ebenfo  erfolglos  erneuerte  ber  g^einb  feinen  3lngriff,  bann,  gegen  SUlorgen, 
begnügte  er  fid^,  ein  jerftörenbeö  2lrtilleriefeuer  gegen  bie  ©dränge  ju 
ri($ten.  Seö  ßommanbanten  2lbfi(^t  war  erreid^t.  Sllö  bie  feinbli(^en 
Slrbeiten  nad^  3J}öglid)!eit  jerftört  waren,  gingen  bic  ©renabiere  um 
7  l\i)x  auf  bie  3iegelf(^anje  jurüd.  2)em  g^einbc  l^atte  ber  Äampf 
1000  aJlann  getoftet,  aber  au($  pon  ben  Preußen  war  mand^er  gefallen, 
unb  e§  war  ein  bitterer  ©(^merj  für  ©neifenau,  ha^  bie  ©renabiere 
bie  Seid&e  il)reö  Hauptmanns  2Balbenfels  jurüdfbrad^ten,  ben  eine  g^linten* 
fugel  (ober  ein  Sajonetftid^)  tuebergeftrecft  l^atte.  3Bic  bic  meiften 
feiner  SSaffengeföl^rten,  würbe  er  aus  3Kangel  an  §ol}  o^ne  ©arg  in 


_    557    — 

bie  ©tbe  gefenft,  unb  feine  Sretterroanb  trennt  xf)n  von  beut  S)oben, 
für  ben  er  Jänipfenb  gefallen  ift.  3?etterbeö  Ijat  feine  ©rabftätte  fpäter 
burd^  einen  S)enfftein  bejeidjnet  unb  \i6)  baneben  fein  eigenes  S3egräbni§ 
geftiftet*).  Sroeiter  Somnianbant  würbe  ©teinmefe,  t).  3ülon)  erl^ielt 
baö  ©renabierbataißon.  ßö  gefd^af)  in  ber  beni  l;ei^en  Kampfe  folgen^ 
ben  Siad^t  mä)  bem  33ru(i)e  beö  SBoffenftiUftanbes  burd;  bie  g^ranjofen, 
iDeld^e  no(J^  wäl^renb  beffelben  t)erirag§tt3ibrig  bie  Slrbeiten  am  3Bolf§= 
berge  angefangen  I;alten,  ha^  ber  bei  ^reunb  unb  ^einb  Ijod^gead;tete 
^^iüifionögeneral  2'euUe  auf  biefer  Scfianje  eine  töbtli(^e  2Bunbe  erl;ielt, 
an  ber  er  fec^ö  Sage  barauf  in  Sramin  ftarb**). 

SDer  geinb  blieb  im  S3efi|e  beö  93olf§berge§;  aber  er  war  in 
feinen  Selagerungöarbeiten  an  biefem  ^^Umcte  unt  8  Sage  juriidgemorfen 
unb  burd)  bie  f^weren  SSerlufte  fo  fopffd;eu  gemacl)t,  baJ3  er  nur  mit 
größter  SBel^utfamfeit  tjorging.  S)o(^  aße  SSorfid^t  fd)üfete  i{)n  nid^t  gegen  bie 
immer  wieber  unternommenen  3lu§fä(Ie  ber  33elagerten.  Sd^on  in  ber  näd^- 
fien  3Jad^t  erl^ielt  er  einen  SSeweiö  von  if;rem  ungefdfiwäi^ten  Slngriffömutl^. 

®er  g^einb  I;atte  in  ben  legten  Sagen  bie  preu§ifdE)en  3]orpoften 
bi§  an  bie  Sauenburger  Sßorftabt  jurüdgebrängt  unb  mu^te  erwarten, 
baf5  ©neifenau  rerfudien  werbe,  i(;n  äu§  ber  bebenflic^en  SRäl^e  ju  t)er- 
treiben,  er  mugte  be§^alb  jeben  Singriff  auf  entferntere  ^uncte  für 
©d^einangriffe  l^alten,  bie  nur  hcn  3lngriff  auf  bie  ßörliner  ©d;anje 
masfiren  follten.  SDarauf  grünbele  ©neifenau  feinen  ^(an.  3lur  jum 
©(^ein  würbe  ein  2luöfaII  gegen  bie  (entere  gemadE)t,  ber  wirflid^e  Singriff 
galt  ©eßnow  unb  ber  SKafefdfianje  (/V.  16).  SDen  erften  führten  600  a^ann 
vom  ©c^iff f($en  Sorpö  unter  Sieutenant  v.  ©ruben  au§,  fie  überrafd^ten 
bie  an^  1600  Stalienern  beftel^enbe  33efafeung  t)olIftänbig,  l^ieben  fie 
nieber,  ober  jagten  fie  in  bie  g(u(^t,  unb  ber  ©eneral  33onfanti  rettete 
fic^  mit  ^oÜ)  burcö  ba^  ^^enfter  beö  Ärugeö  ror  ber  ©efangenfd;aft. 
Seiber  war  bie  t)ierte  ßompagnie  nid^t  jur  ©teile,  um  bie  ^erfantebrüde 
5U  jerftören.  ©o  fonnte  ber  geinb  balb  SSerftärfung  fc^iden  unb  gegen 
3)iorgen  mußten  bie  SluöfaHtruppen  nid)t  ol^ne  erl^eblid^en  SJerluft  auf 
bie  3^eftung  jurüdge^en. 

SBeffer  nod;  gelang  ber  Singriff  ber  4  ßompagnieen  gegen  bie 
SJlafcfd^anje,  weld;e  ©neifenau  felbft  begleitete.    2)a§  Äartätfd^enfeuer, 

*)  3)ic  ©röbcr  bcpnbcn  fid)  an  ber  rocftlid^cn  äJiauer  beö  3Künber  Süvi^^o^^^, 
Fenntlid^  burd)  jroei  mit  @pl)eu  umronHe  abgcpumpfte  ©vanitp^ramiben.  Stettelbed 
ftarb  1823. 

**)  @?ine  (inbalfamirte  2eic^e  lourbe  1836  pon  Stramm  mü^  SOtailonb  gebrod^t. 


558 


wel(^e§  bie  fid;  bnxä)  ifjr  ^nxxdf)  ju  frül^  SSerratl^cnbcn  empfing,  fcfete 
einen  S^eil  be§  Sataittonö  Sorf  in  eine  augenblidlid^e  SBerroirrung, 
aber  ©neifenauö  fräftige  SDkl^nnng  brad)te  fogteid^  bie  ©(ä^roanfenben 
tüieber  jnr  33eftnnung,  ben  Cffijieren  nad^,  weld^e  burd)  2lu§rei§en  ber 
^PaHifaben  i^ren  Senten  ben  2Beg  gebal^nt  l^atten,  erftürmten  fie  bie 
Sruftrael^r  unb  l^ieben  bie  300  9J?ann  ftarfe  Sefa^ung  bi§  auf  60  nieber. 
2)ie  4  gewonnenen  ®efd)ü^e  mußten  fielen  bleiben,  ba  bie  beftellten 
^ferbe  ausblieben  unb  bie  feinblicJ^en  SRefercen  fd&nell  Ijeranrüdten.  — 
äu($  ber  falfd^e  Eingriff  über  ben  ßörliner  S5amm,  ben  Sieutenant 
V,  Sord  mit  30  3Wann  ausfiil^rle,  l^atte  glüdlii^en  ®rfoIg,  er  brang  in 
bie  Saufgräben  vox  ber  Sauenburger  g^ront  ein,  ftie§  nieber,  waö  il^m 
in  ben  Sffieg  fam,  unb  feierte,  wenn  a\\6)  mit  jerfdimettertem  Slrm,  mit 
23  ©efangnen  in  bie  g^eftung  jurüd. 

§atte  ©neifenau  fogar  auf  SeHnora  einen  S?erfu(]^  gemad^t,  fo  fonnte 
er  eö  nod^  weniger  über  fid^  gerainnen,  bem  g^einbe  ben  3Bolföberg  unge- 
ftört  JU  überlaffen.  ^oä)  waren  bie  axi§f  ©tod^olm  unb  9iiga  erwar 
teten  ä?orrälf)e  nid)t  jur  ©teBe,  unb  fobalb  ber  geinb  ©efc^ü^e  fd^weren 
Äaliberö  auf  bie  ©(^anje  bra($te,.  war  bie  ©eeoerbinbung  emftlid^  ge= 
fäl^rbet  Um  bie  in  ber  SDunfell^eit  unt)ermeibli($e  SSerwirrung  }u  t)er= 
meiben,  würbe  ber  Slngtiff  auf  5  U^r  3^a($mittag§  (19.  Sinü)  feftge= 
fefet.  Sie  Offijiere  ber  beiben  93ataitIone,  bie  f(^on  einmal  jufammen 
ben  SBolföberg  gewonnen,  l^atten  naä)  einem  gemeinsamen  SUJittageffen 
fi($  bie  @^re  beö  Sturmes  oont  ßommanbanten  erbeten,  ©in  l^eftigeö 
^euer  ber  g^eftung  unb  ber  fd^webifc^en  g^regatte  (bie  gleid)  barauf  bie 
9?l;ebe  t)erlie^),  leitete  iljn  ein,  bann  ftünnte  ba5  ©renabierbataiHon  in 
entwidelter  gront  gegen  ben  SBoIföberg,  am  Stranbe  etwaö  jurüd  ging 
baö  güfilierbataitton  t)or.  SDie  erfte  3lrtif(eriefaloe  ging  über  bie  @tür= 
menben  fort,  aber  furd)tbar  wirfte  £artätfd)en=  imb  ©ewel^rfeuer  in  ber 
Mlje:  ein  drittel  fanf  f(^on  vox  ber  ©djanjc.  ©ennod;  arbeiteten  fi^ 
bie  tapferen  burd)  bie  ^aHifaben  liinburdE)  unb  erftiegen  bie  93ruftwel;r. 
§ier,  mitten  jwi[d^en  ben  feinbUdien  Kanonen,  begann  ein  Äampf  9}?ann 
gegen  3)iann,  ein  furcf)tbareö  SRorben,  ein  preu^ifd^er  ©renabier  fa&, 
mit  bem  ©ewel^r  um  fid^  fd^tagenb  unb  unauff)örlid;  rufenb:  „einen 
3?agel  l^er!"  auf  einer  Äanone,  fd)on  warfen  bie  g^einbe  bie  2Baffen  weg 
unb  baten  um  ^krbon;  ba  fiel  ber  Äapitän,  dou  ber  Äugel  eineö  vox 
i^m  losgebrannten  ©efi^üfeeö  jerriffen,  bie  f(^webif(§e  g^regatte  l;attc 
felbft  ber  erfal^rene  ©teuermann  Jlettelbed  ni(^t  fo  nalje  an  ba§  Ufer 
iringen  tonnen,  baj3  fie  im  ©tanbe  war,  burd;  i^r  ^euer  baö  ^elb 


nr 


559    — 

l^inter  ber  ©c^aiije  rein  ju  l^alfen,  ungel^inbert  eilten  bie  feinbUd^en 
Sieferoen  auö  ben  Saufgräben  l^erbei,  bie  güfiliere  n)urben  von  über? 
legener  3Jiad^t  jurüdf gebrängt,  bie  ©renobiere  ini  SRüden  angegriffen 
unb  i^nen  ber  Siürfraeg  abgefdjnitten.  2)ie  tneiften  fielen,  faum  ber 
britte  S^eil  fel;rte  jurücf;  3  JDffijiere  waren  tobt,  4  fd;n)er  Derraunbet 
gefangen  genommen. 

©ö  war  ein  2lu§gang,  ber  auf  33efafeung  unb  33ürgerf($aft  eine 
entmutl^igeube  äßirfung  l;ätte  ausüben  !önnen.  Slber  in  ber  ©tabt  fal) 
man  nur  no(^  mit  falbem  SBlide  auf  bie  ©efallenen,  man  empfanb  nur, 
ba^  ein  neuer  ©Ijrentag  ben  alten  angerei()t  fei;  benn  in  mäcä^tiger 
©mpfmbung  waren  bie  ^erjen  ber  ©olbaten  unb  öürger  über  bie  aß« 
töglidje  ©tinmiung  l^inauögel^oben.  SDaö  brüte  SBataitton  Sord  be= 
fd^werte  fid^  \6)on  früher,  bafe  eö  l^inter  ben  Äameraben  jurüdftel^en 
müffe^^  DoH  ungebulbigen  ©iferö  brängten  \iä)  bie  Seute  jum  ilampfe, 
fie  fd^lidjen  fidj  i()cimUd)  aM  ber  g^eftung,  um  an  SluöfäHen  Si^eil  ju 
nel;men,  bie  feiten  fic^  finbenben  Feiglinge  waren  in  ©efaljr,  ber  33e= 
ftrafung  burd^  bie  eigenen  ^ameraben  anl;eimjufallen.  Unglaublidjeö 
leiftete  Dor  3lllem  bie  2lrtitlerie  trofe  ber  f($led^ten  Äanonen,  üon  benen 
täglich  eine  fprang,  ober  wol;l  gar  jerfdjmolj,  imb  fo  gewaltig  wirfte 
ber  ®eift  biefer  Sruppe  auf  jebeö  i^rer  ©lieber,  ba§  felbft  bie  in  ber 
legten  3eit  ber  33elagerung  a\\^  ber  ©tabljugenb  auögel^obenen  Siecruten 
eö  in  wenig  Sagen  an  Äaltblütigfeit  ben  älteren  ärtitteriften  gleic^^ 
tl^aten.  3^ie  Sürger  Ijatten  an  bem  näc^ften  Sage  nad^  bem  üerunglüdten 
©türme  170St)aler  für  bie  3?erwunbeten  gefammelt,  unb  fo  traurig  bie 
Sage^  ber  ärmeren  93ürger,  namentlid)  ber  2Sorftäb*er  war,  bereu  §äufer 
niebergebrannt,  bereu  ©rwerböqueHen  »erfiegt  waren,  —  feiner  Ijätte 
t)on  ©rgebung  gefprodjen.  ßö  war  in  jebem  §erjen  ein  2Bieberl^alI  ber 
©tinnnung,  bie  ein  3eitgenoffe  mit  ben  SBortcn  auöfpri(^t:  „eö  ift 
SBonne,  es  ift  ©eligfeit,  mit  folc^en  Äameraben  für  Äönig  unb  SUater- 
lanb  ju  ftreitcn,  mit  Reiben,  bie  bem  Sobe  fo  frei  unb  offen  inö  3lntlife 
feigen."  ©elbft  bie  grauen  befeette  biefe  Segeifterung  unb  2obe§oer- 
ad^tung:  fie  brad^ten  Sebensmittel  in  bie  entfernteften  ©drangen,  mit 
Äinbern  jufammen  trugen  fie  ben  Äämpfenben  in  bie  ©d^la^tlinie  Win^ 
nition  ju,  pflegten  bie  SBerwimbeten  unb  bereiteten  nod^  wä^renb  be§ 
furd;tbaren  SBombarbementö  ber  lefeten  Sage  ©peifen  für  fie. 

es  beburfte  aber  aud^  bes  gefteigerten  3Jlutl;eö.  SBebeulenbe  SSer^^ 
ftärfungen  waren  bem  geinbe  in  ben  lefeten  Sagen  jugefommen,  faft 
24^000  3Hann  jogen  enger  imb  enger  bas  SRefe  au(§  dou  ber  SSeftfeite 


—    560    — 

5et  gegen  bie  SRaiful^te  um  ßolberg  jufamnten.  3)te  3tußfätte  uutet- 
blieben,  um  bie  fd^on  fel^r  gefd^moljene  Slnjal^l  —  700  SBerwunbete 
lagen  in  ben  Sajaret^en  —  für  bie  SSert^eibigung  ber  geftimg  felbft 
aufjufparen. 

a3iö  jum  26.  Suni  maren  bie  Saufgräben  beö  SBoIföberge§  inib 
bie  t)om  ©tabtraalbe  lier  ju  einer  ^>aratlele  tjerbunben,  unb  am  30.  aud^ 
Don  ber  3lUftabt  l;er  bie  britte  ^araßele  beenbet  unb,  wie  bie  übrigen, 
mit  93atterieen  befefct.  Sefet  würben  von  ©neifenau  au(^  bie  füblid^ 
t)om  SEBolfsberge  belegenen,  no(i)  immer  bel^aupteten  Slod^äufer  geräumt, 
unb  gteii^jeitig  t)on  allen  ©eiten  fonnte  bie  ©tabt  jeftt  angegriffen  werben. 

33is  bal^in  mar  ba§  feinbli(^e  g^euer  mel^r  gegen  bie  SBerfe,  alö 
gegen  bie  ©tabt  gerii^tet  morben,  wenn  aud^  biefe  nid^t  bat)on  »erfd^ont 
geblieben  mar.  ©d^on  am  7.  SJJai  l^atten  bie  Söfd^anftalten  i^re  erfte 
^^Jrobe  beftanben,  alö  ba§  ©üfflom'fd^e  §auö  an  ber  ^erfante,  auf  beffen 
§ofe  eine  jum  ©d)ufe  ber  ©d^leufen  ben  glufe  befftei(^enbe  ^Batterie 
panb,  in  33ranb  gcfd^offen  mar,  luib  eine  SBerbreitung  be§  geuer§  auf 
bie  SRebenpufer  mar  trofe  beö  feinbli(^en  ®ranatenl^agel§,  ben  er  auf 
biefe  ©teile  rid)tete,  »erl^ütet  morben.  ©pätere  33räube,  mie  am  1 1.  Suni/ 
mo  breimal  ©ranaten  jünbeten,  unb  am  1 4.  Suni,  mo  28  S3omben  bie 
©tabt  trafen,  mürben  im  Keime  erftidft.  3loä)  war  bie  Sal^l  ber  ©e- 
töbteten  imb  Sßerwunbeten  fel^r  gering,  aber  eö  war  nur  baö  leidste 
aSorfpiel  gewefen  ju  bem  ©dt)redtlid^en,  waö  bie  erften  Sage  beö  Suli 
bringen  fottten. 

©eitbem  nad^  ber  9Ueberlage  von  grieblanb  SBaffenftillftanböDer' 
l^anblungen  im  SBerfe  waren,  liatte  SJtapoleon  an  £oi[on  —  ber  feit 
bem  18.  Suni,  wo  3Kortier  abberufen  würbe,  Dberbefel^lö^aber  vox  ©ol- 
berg  war  —  gcfdl)ärfte  Sefel^le  gelangen  laffen,  bie  3=eftung  um  jeben  ^reiö 
ju  nel^men  imb  fid^  junädtift  ber  SUJünbe  ju  bemädjtigen.  Sßottte  5Wapoleon 
eine  ber  legten  S3urgen  altpreufeifd^en  ©eifte§  nid^t  imbejwungen  laffen, 
bamit  er  baä  ganje  ^JireuBen  gebrod^en  ju  feinen  gü^en  fel^e,  fo  fpornte 
ben  franjöfifd;en  S3efel|löl)aber  no(^  ber  elirgeijige  SBunfd^  na(^  bem 
2itel  „§erjog  von  Golberg."  ©d;on  am  28.  Suni  tiatte  er  9tad)rid)t 
von  bem  am  21.  Suni  mit  au§brücElid;em  ©iufdjluffe  Golbergö  gejd^lof^ 
fenen  SBaffenftiUftanbe;  aber  bem  granjofen  ftanb  9iul)m  unb  Sßort^eit 
^ö^er,  alä  e^re  unb  Sßölferred;t.  S)urd;  eine  2tnfpannung  aller  Kräfte, 
burd^  einen  lefeten  allgemeinen  Singriff  fonnte  er  t)ielleid^t  nod)  erreidjen, 
bafe  bie  weifee  gal^ne  in  ber  3^eftung  aufgewogen  würbe,  el^e  bie  SWad^« 
rid^t  t)om  SBaffenftittfianbe  bort  anfam.    Unb  fo  na||te  bie  ©ntfdjeibung. 


^_    561     _ 

^ttt  1.  Sult  aWorgenö  gegen  3  Ul^r  bonnerten  alle  fetnbllc^rt 
SBatterieen  ble  33en)ol^ner  ber  ©tabt  bur($  ein  entfefelid^es  g^euer  aus 
bem  ©d^lafe  unb  überfd^ütteten  fie  mit  einem  Siegen  t>on  ©ranaten^ 
SBomben  unb  aSolIfugeln.  ©neifenau,  ber  in  brei  3J{onaten  ni(3^l  aus 
ben  Äleibem  gefommen  war  unb  bie  furje  SRul^e,  bie  er  [xä)  gönnte, 
auf  einer  ^ritfd^e  in  ber  ©efangenfiube  über  bem  Sauenburger  Sl^ore 
nal^m*),  ftanb  auf  bem  l^öd^ften  ^unct  ber  g^efiung,  bem  Äat)alier  beö 
gortö  ?PreuJ3en,  wo  er  geftung  unb  Umgegenb  am  beften  überfeinen 
fontite,  er  überliefe  es  bem  ju  i|im  getretenen  SRettelbed,  auf  baö  @e^ 
tümmel  unb  ben  rauften  Särm  liinabjubliden,  ber  a\x§>  ber  ©tabt  ju 
il^nen  l^intönte,  fein  Sluge  flog  über  bie  2BäIle  l^inauö  ju  ben  geinben, 
er  tt)uj3te,  bafe  ba§  Sombarbement  nur  bie  2lufmerlfamfeit  t)on  ben  rer^ 
bedften  älbfid^ten  beö  g^einbeö  ablenfen  foHte,  unb  er  l^atte  feine  3KaJ5^ 
regeln  gegen  ben  allgemeinen  ©tutm  getroffen. 

Unerfreulid^eö  fal^  fein  2luge  in  ber  aJlaiful^le,  mo  ber  Singriff 
faft  ju  gleicher-  3eit  mit  bem  Sombarbement  begann.  6ö  roax  gewiß 
eine  f($n)ierige  SBtufgabe  für  baö  bnxö)  Singriffe  an  ben  oorl^ergel^enben 
Sagen  ermübete  ©d^itt^fd^e  ©orpö,  bie  lange,  jum  Si^eil  fo  fd^road^e  SSer^ 
tl)eibigung§linie  ber  SMaiful^te  gegen  einen  überlegenen  geinb  ju  be^ 
l^aupten.  ©od^  war  ber  SBiberftanb  nid^t  bem  9iufe  beö  ©orpö  unb  ber 
eigenen  juoerfid^tli^eu  ©rfldrung  entfpred^enb,  bafe  eö  ftd&  bort  lieber 
begraben  laffen  wollte,  al§  wei(^en.  ©ine  Ueberrafd^ung  fanb  nid^t 
ftatt.  SDie  Sefafeung  erwartete  ben  Singriff  mit  gefpanntem  ^al^n  an 
ber  SSruftwel^r.  Slber  ber  gü^rer,  ber  ^Premierlieutenant  v.  ©ruben  I., 
I^atte  trofe  ber  SBarnung  ©neifenauö  bie  ©d^wädie  ber  ©teffung  am 
3Heere  nid^t  genügenb  gefid^ert,  unb  ba  überbiefe  bie  brei  Kanonenboote^ 
bie  man  oorjugöroeife  jur  2)edEung  ber  ajJaiful^le  armirt  unb  mit  je 
einem  SDreipfünber  befefet  l^atte,  x\\ä)t  jur  ©teile  waren,  fo  umging  bie 
feinblic^e  Snfanterie,  bem  ©efd^ü^feuer  auöwei(^enb,  begünftigt  burc^ 
baö  ftitle  SBetter  bie  fpanifd)en  9ieuter  in  ber  ©ee  unb  erfd^ien  im 
9iüdfen  ber  33efafeung.  ©in  panif^ier  ©(^redfen  bemä(^tigte  \iä)  biefer, 
©ruben  felbft  oerlor  bie  33efinnung  unb  gab,  obwol^l  bie  3iefen)en  fd^on 
l^eraneilten,  ben  S3efe^l  jum  Slüctjuge,  ber  trofe  ber  SBemüljungen  ber 
braoen  Dffijiere  in  fo  übereilter  SKeife  gefd^al^,  bafe  bie  jweite  SSer^ 
fdianjung  o^ne  Kampf  aufgegeben  würbe  unb  bie  15  ©efd^üfee  bem 


*)  SBo  fpäter  21.  9lu3c  feine  gefiimö^l^aft  abfafe,  aber  ntc^t  S.  3a^n,  ber  in 
ßolbecg  in  einem  ^rloatftaufe  wohnte  nur  untev  vott^ell^^x  ^llcviSSÄN  ^^w^. 


-    562    — 

^ctnbe  m  bie  §änbe  ftcten.  (£§  war  bcr  ttüb|ie  S'ag  ber  Setage^ 
timg  unb  ein  fd^roarjcr  g^leden  an  ber  Gl^te  beö  fonft  fo  voaäexn  6otp§, 
beffen  frül^eren  gül^ter  ber  ^remierlteutenant  t).  ©ruben  nic^t  ju  er^ 
fefeen  rerftanb.  ®Iet($jeitig  roax  baö  Salinenroerf  genommen  unb  baö 
©rabirl^auö  in  SBranb  geftedft. 

@ö  gelang  bem  g^einbe  menigflenö  ni($t,  ben  glüd^tigen  über  btc 
fd^on  l^alb  jerftörte  SBrüde  auf  ba§  redete  ^erfanteufer  ju  folgen  unb 
eß  mar  überflüffig,  bafe  bie  3Wünbe  unb  ^fannfi^mieben  fofort  in  Sranb 
gefteöt  mürben*).  S)a§  g^euer  ber  hem(l)baxkn  Sc^anjen  unb  ber 
miebergefel^rten  fd^mebifd^en  Fregatte,  bie  Äartätfd^enlagen  ber  4  reiten^: 
ben  ©efd^üfee  beö  Sieutenant  v.  ©c^üter,  ba§  ©emel^rfeuer  ber  aKöOer- 
fd^en  güfiliere  unb  ber  50  SUlann  ftarfen,  am  Slbenb  bis  auf  6  jufamnieus 
gefdimoljenen  SSefafeung  be§  Sicent^aufeö  jmangen  i^n,  fid^  mit  ber 
3Jlaifu]^te  ju  begnügen,  ©ie  l^atte  il^m  einen  l^ol^en  ^^rciö  gefoftet, 
gegen  1 000  SWann  maren  gefallen  ober  von  ben  ^lerabgeriffenen  Smeigeu 
unb  Säumen  erf($lagen,  aber  ber  SSerluft  für  bie  Sctagerten  mar  no($ 
gröjser:  ber  §afen  mar  fo  gut  mie  in  ber  gcinbe  ©emalt,  unb  mit  ge- 
nauer 9Zotl^  entfam  baö  fd^mebifd^e  £d)iff,  baö  feine  Sabung  33omben= 
feffel  nod)  nic^t  ganj  gelö)(^t  l^atte,  mit  SSerluft  von  2  9Kann  in  bie 
offene  ©ee. 

®ö  mar  ein  geringer  Sroft  für  ©neifenau,  ba§  auf  hm  anbeten 
©eiten  ber  ©turnt  abgefd)lagen  mürbe.  g^einbli(^e  ilolonnen  brangeu 
mä[;renb  beä  i?ampfe§  jur  Unterftüfeung  be§  3lngriffe§  gegen  bie  Siegel* 
f($anje  oor.  3lt)er  ber  9ieft  beö  SataiHonö  SBalbenfels  [tritt  l^ier  feines 
alten  Siul^meö  mürbig,  er  rüdfte  i^ncn  entgegen,  fein  ©emetjrfeuer  unb 
bie  mo^lgejielten  Äartätfc^enlagen  ber  reitenben  Slrtillerie  brachten  fie 
in  3Sermirrung,  bie  ilüraffiere  unb  bie  anfangs  jögernben  ©d;ill')d^eu 
§ufaren  ritten  bann  in  bie  manfenbe  3Jlaffe  ein,  fprengten  fie  auöein^ 
anber,  unb  maö  ni(^t  fiel  ober  gefangen  mürbe,  ftol^  in  milber  Sluftö^ 
fung  jurüdf. 

©leid^e  Äaltblütigfeit  fefete  bie  SSefafeung  ber  Sauenburger  33ör= 
ftabt  ben  oon  jmei  Seiten  anbringenben  SUJaffen  entgegen»  6rft  am 
2lbenb  räumte  baö  SataiHon  Omftin,  meldjes  bie  erfd^öpften  Jteumärfer 
abgelöft  l^atte,  auf  ©neifenauö  SBefel^l  bie  ganj  jerfd^offenen,  l^albfer* 
tigen  SJlod^äufer  in  ber  Sauenburger  SBorftabt,  unb  ba§  pommerfd^e 


*)  9Iad^  ber  ö^^^oöl^nlici^en  Slngabe  clgcnmä(lj)tlö  vcn  bem  @(i^i(I'f(i^en  ®ovp0, 
nad)  ©mifennus  Singabc  üon  i^m  felbfl  angcorbnct, 


—    563    -- 

^icferücbataiHon  unter  Hauptmann  v.  ÜWber  bel^auptcte  ]em  fetcllunö 
auf  bcm  ßörlincr  SDamm  uuüeränbett,  obwohl  es  bem  geinbe  fd^on  am 
SDJorgeu  gelungen  war,  bie  ?Pufoetfammer  in  ber  t^m  fo  läftigen 
©t,  ®eorg§fird^f(^anje  buvd^  eine  SBombe  ju  entjünben  unb  baö  SBerf 
mit  feinen  6  SDknn  in  bie  Suft  ju  fprengen*).  ©benfo  glüdliiJ^  fd^lug 
baö  SBataiHon  v.  Sotd  h^n  Singriff  auf  ben  roeifeen  Ärug  unb  bie 
®elbert)orftabt  ab.  SDer  SBerluft  ber  3Jlaifu]^le  fonnte  burd)  biefe  6r- 
folge  nid^t  aufgeraogen  werben. 

®egen  3lbenb  |iörte  ber  erbitterte  Äampf  auf,  unb  ber  geinb  rul^te  in 
feinen  ©(^anjen  von  ber  Slutarbeit;  aber  ber  armen  ©tabt  war  feine 
SWu^e  vergönnt  3l\xx  eine  furje  grift  l^atte  ba§  Sombarbement  gefd^wie^ 
gen  in  ber  Seit,  al§  Soifon  um  SKittag  in  ber  ©rmartung,  ber  3Wut^  ber 
SBefafeung  fei  hm6)  bie  Eroberung  ber  ajJaiful^le  erf(^üttert,  mit  Stnerfen* 
nung  ber  Sapferfeit  ber  Sefafeung  unb  ber  Haltung  ber  SSürgerfd^aft  eine 
Kapitulation  unter  el^renooUeu  äJebingungen  anbot;  ©neifenaus  abroci^ 
fenbe  Slntroort  l^atte  i^n  in  ben  J^eftigften  3orn  rerfefet,  er  fd^mur,  ber  Äa^ 
üaUerie  unb  ben  ©d^itl'fd^en  feinen  ^arbon  mel^r  geben  ju  wollen,  in 
4  Sagen  folle  ber  aifd^en^aufen  i^m  gel^ören,  unb  eö  fd^ien  in  ber 
Si^at,  alö  muffe  ßolberg  in  furjer  Seit  ju  einem  2lfd^enl^aufen  werben: 
fo  fteigerte  fi^  bie  §eftigfeit  ber  Sefd^iefeung.  SDaö  ^raffeln  ber 
83omben,  baö  Ärad^en  einftürjenben  ©emäuerö,  baä  angftooHe  SRennen 
in  bie  §äufer  unb  wieber  auf  bie  ©trajse  jurüdf,  baö  wirre  SDrängen 
na(^  einem  fid;ern  Suflm^töort,  nai^  ben  Äafematten  ober  in  gewölbte 
ÄeHer,  babei  ba§  3anunergef($rei  ber  SBeiber,  Äinber  unb  ber  SSerwun- 
beten,  bie  auf  ber  %l\iä)t  von  ben  tobtbringenben  ®ef(^offen  ereilt  würben, 
oerbunben  mit  bem  SBirbeln  ber  frömmeln,  bem  Staffeln  ber  ©pri^en 
Hn\>  wilbem  geuerruf  —  baö  gab  eine  ©djredenöfcene,  weld^e  bie  ftärfften 
5)iert)en  er[d^üttern  fonnte.  SBo^l  würbe  aud^  bei  ben  SDiännern  mand^eö 
SBort  beö  ©d^merjeä  unb  ber  ^^erjweiflung  laut,  aber  nirgenbä  ber  3iuf 
na^  Ergebung:  bie  Bürger  waren,  wie  bie  ©olbaten,  entf($loffen,  mit 
i^rem  unbeugfamen  ©ommanbanten  bis  jum  lefeten  2lugenblidEe  i^re 
^flid^t  ju  tl^un;  fie  ftanben  unter  SBaffen  auf  ben  SBäHen  ober  rid^teten 


*)  @tn  Sal^nrtd^  o.  Sangen  marb  mit  in  bie  ^öl^e  gefd^Ieubect  unb  ftär5te 
t)etbrannt  unb  fc^weroerrounbet  in  einen  benad^bartcn  ^eidp;  boc^  bUeb  et  am 
£ebcn.  @r  fc^idte  etma  30  Salute  fpäler  ald  Steuer «Svenbant  aud  ©tieften  eine 
mufifalifc^e  dompofttion  an  h^n  a^iagiprot,  in  n)el(^cr  ein  Sauf  ron  bem  Sontre  /-' 
6  SDftaoen  in  btc  §ö^c  unb  umgeleött,  bie  Suftceife  nad^  oben  unb  ben  ©tur^  ^inab 
malen  foUtc.    S)ev  W^agiflrat  fc^idfte  x1^n\  bafür  eine  ^Ibbilbung  ber  (^eorgenfirc^c. 

36* 


—    564    — 

in  i)en  <StraBen  bte  ©prifeen  gegen  bie  überall  auflobernben  ^lamntin» 
„Rein  ©olbat  unb  fein  Bürger,  l^atte  SRettelbed  gefagt,  batf  an  Sapi« 
tulation  ben!en,  fo  lange  nod^  ein  §unb  unb  eine  Äafee  in  ber  g^efiung 
übrig  ift."  33i§  in  bie  SRac^t  l^inein  l^dtten  jie  glüd li(3^  jebeö  g^euer  im 
©ntfiel^en  gebämpft  SÄber  aHmäl^Ui^  forberte  ©nnübung  unb  Ueber^s 
anftrengung  i^r  Slei^t,  nid^t  ber  ajJutl^,  aber  bie  Äraft  »erfagte,  auf  ben 
2;ob  erfdiöpft  fud^ten  bie  3Wänner  einen  ^^lafe,  um  auöjurul^n,  felbfi  ?fleU 
telbed,  ben  bie  Serftönuig  feineö'  eigenen  ^aufeö  weniger  befümmert 
l^atte,  als  ber  SSertuft  ber  aJlaitul^Ie,  l^aite  in  einem  t)on  ber  S3ombe  nid^t 
berfll^rten  3immer  beffelben  einen  ^la^  jur  Stu^e  gefudit.  S)a§  ®im 
fd&Iagen  einer  Sombe  in  ber  SRai^barfd^aft  wedte  i^n  auö  bem'  futjen 
©d^lafe,  er  \a^  ba§  äufleud^ten  ber  glammen  an^  bem  Siatl^l^aufe;  hoä)  t)er- 
gebenö  eilte  er  von  SRad;bar  ju  SRad^bar,  er  tjermoci^te  bie  ©(^(aftruns^ 
fenen  nid)t  jtt  ermuntern  unb  wirhmgsloö  blieb  fein  angftooller  9Iuf 
„Sürger  l^erauö",  ben  er  burd^  bie  ©trafen  ber  ©tabt  erfd^aDen  Ue§. 
®ö  mar  ein  glüdli^er  3ufall,  baj3  er  ©neifenau  in  einem  3Bad^l^atife 
auf  bem  SBalle  traf;  bie  Särmtrommel  eines  i^m  von  biefem  mitge^ 
gebenen  Sambourö  brad^te  einige  Söfd^mannfi^aft  jufammen,  imb  wenig:; 
ftenö  jraei  ©eiten  bes  umfangrei($en  ©ebäubeS  würben  erlialten.  ®ie 
wadere  Snüalibenwiltwe  ©d;äfer,  SBärterin  ber  Sleffirten,  l^atte  bie 
SBerwunbeten  aus  bem  jweiten  ©tod  beö  SJatl^l^aufeö  auf  i[;rem  diMm 
in  bie  3)larieufir(^e  gefd^lcppt  unb  fo  vox  bem  geuertobe  gerettet. 

9Kit  bem  2lnbru^  beö  2!ageö  fc^ien  bieö  furd^tbare  SBombarbement 
fi(^  felbft  überbieten  ju  woHen,  nod^  wilber  ergog  [id^  ber  üernid^tenbe 
§agel  über  bie  ©tabt:  20  Somben  trafen  bie  SUlarienfird^e,  auö  ber 
bie  SSermunbeten  in  il^reu  SDeden  l^ert)ortrod;en,  um  ni^t  von  ben  l^erab* 
fiürjcnben  ©teinen  erfd^lagen  ju  werben,  11  l^atten  bie  ßommanbantur 
getroffen,  um  9  Ul^r  ftanb  ber  ©tabtl^of  mit  ben  SBol^nungen  ber  9iatl;ös 
biener,  baö  ^an§i  beö  ©djmiebemeifterö  ^^Jauder,  bie  §intergebäube  be§ 
©aftwirtljö  ®mmid^,  bie  SBo^nung  be§  Sieutenant  u.  SßiHid^  in  geuer, 
3?a($mittag§  um  2  U^r  bie  ©peid^er  be§  Siid^pnbler  5Dardow  unb  beö 
Äaufmannö  9)lengbel)l;  man  liejs  bie  glammen  lobern,  bie  ©iebel  ftürjen, 
weiteres  Söfd^cn  f(%ien  nufelos. 

©neifenau  wußte,  bajs  bas  üerftärfte  ©d^iegeu  neue  2lngriffe  üor^ 
bereite,  er  lie^  bie  Äanoneu  be§  §auptmalleö  für  bie  ©tunbe  ber  @nt- 
fd^eibung  rul^n,  bie  übrigen  SBerfe  fegten  mutl^ig  bas  3^euer  fort.  2lm 
9la(|mittage  brad^  ber  g^einb  abermals  gegen  bie  3iegelfd&anje  lieroor, 
er  fanb  bie  Äird^^offd^anje  unb  bas  SKünbcrfort  ju  feinem  ©mpfangc 


^    565    — 

Berett,  bie  ©reitobiere  htaä)tm  i^n  hmS)  x^t  faltblütigeö  f^eucr  In  SSet« 
lottrung,  re(3^tjcitig  I;ieben  bie  Sieiter  in  bic  crfd^fitterten  Sleil^en  ein 
unb  jagten  il^n  in  Unorbnnng  auf  ben  SQBolföberg  jiitüdf.  ®r  tfifiete 
fogleii^  ju  nenem  ©türm,  aud^  auf  bem  ßörliner  ®amm  waren  ftarfe 
Kolonnen  in  Slmnarfd^.  Sn  ber  ©tabt  aber  war  alle  SWenfi^enfraft  in 
pd^fter  ©pannung  auf  bie  SSertl^eibiguug  gerid^tet,  ju  mäd^tiger  SSegeifte* 
rung  war  bie  mutl^ige  ©timmung  angef^wollen,  Sürger  unb  ©olbafen 
l^atten  fid^  in  ben  Sffieltern  beö  Äawpfeö  unter  ber  Jül^rung  be§  bürger* 
freunblid&en  ßommanbanten  als  ©lieber  eines  Seibeö  erfannt,  unb  eö 
war  ber  SDJorgenfd^ein  be§  wiebererftel^enben  ^reu§en§,  ber  burd^  ben 
^ulDerbampf  unb  ben  Qualm  ber  brennenben  §aufer  in  bie  ©eelen  fiel, 
als  bie  ©olbaten,  von  ben  bürgern  bis  jum  Sl^ore  begleitet,  2lrm  in 
Slrm  mit  biefen  bem  g^einbe  unter  bem  ©efange  entgegenjogen; 

SQSir  ade  {leiten  bann 
SWutl^ig  für  einen  SWonn, 
kämpfen  unb  bluten  gern 
Sür  S^l^ron  unb  Sfletd^. 

®a  f(^wieg  plöfilid^  baä  g^euer  auf  allen  feinblid^en  SBatterieen  — 
eine  ber  legten  feinbli($en  ©d^üffe  l^atte  ben  Hauptmann  t)om  5Reumärfi^ 
f(^en  SataiHon  v.  SRöber*)  getöbtet  —  bem  betäubenben  Ärad^en  folgte 
lautlofe  ©tiHe,  auf  ben  franjöfifd&en  ©d^anjen  welkte  bie  weifte  fjal^ne, 
©ollte  ©neifenau  bod^  capitulirt  l^aben?  ©leid^  würbe  allen  Sweifeln 
ein  ®nbe  gemad^t:  ein  ^Parlamentär  mit  weiter  ga|ine  nal^te  ber  gefiung, 
neben  il^m  ein  3Kann,  balb  alö  preuftifd^er  Offizier,  unb  al§  er  nä^er 
!am,  alö  ber  Sieutenant  v.  §olleben  t)om  3.  3?eumärfifd;en  SBataillon 
erfannt,  ber  t)or  einigen  SBod^en  Kriegsgefangene  nad^  ^reuften  ge^ 
fü|rt  l^atte.  SBon  bem  fönigli($en  Hauptquartier  mit  ber  SKelbung  beß 
SffiaffenftiUftanbes  abgefanbt,  unterwegs  wieberl^olt  unb  julefet  nod^  in 
Sramm  2  ©tunben  wiberred^tlid^  aufgel^alten,  fonnte  er  erft  jefet  bie 
SRai^rid^t  bringen,  bie  Soifon  fc^on  mel^rere  JTage  frül^er  erl^alten  l^atte. 
Ueberwältigt  von  SRül^rung  fitirjte  er  mit  bem  3iufe  unter  bie  greunbe: 
„ßolberg  ift  gerettet/'  2luf  ber  Saftion  dknmaxt  empfing  il^n  ©neifenau, 
nod^  war  bie  geftung  in  gutem  Suftanbe,  nod^  oert^eibigten  4000  33e^ 
waffnete  bie  SBälle,  unb  ber  e?einb  war  noc^  überall  wenigftens  1000 
©d^ritt  oon  bem  §auptwalle  entfernt;  mit  ©leii^mutl^  nal^m  er  bie 
©epefd^en  in  Empfang,  er  formte  in  SBal^rl^eit  fagen:  „meine  Äanonen 


*)  ©ein  ®vab  ifi  nic^t  weit  oon  ber  SSafUon  ^alberfiabt  auf  bem  ßiHet^' 
berge,  wo  il^m  »on  feinem  S3?uber  ein  $en!mal  errld&tet  i% 


—    566    — -»^ 

tüütben  no^  lange  ntiä^t  gcfiä^roiegcn  ^abcn" ;  aber  bet  anö  SBunberbare 
grenjenbe  Umfd^tDung  in  ber  äußeren  Sage  unb  ber  Stuöbrud  f)evi^ 
U(i&er  &Ummä)U\t,  bie  ifim  ber  ^lönig  für  bie  Siettuiig  ber  g^eftuno 
auä)  burd^  bie  ©rnennimg  jinn  Dberft-Sieutenatit  auäfprai^,  übertoäU 
ttgte  gleid^)  barauf  ben  ftarfen  3)lan\\  fo,  bafj  if)ni  2(;ränen  au§  ben 
Singen  ftürjten. 

Unter  Sromntelfc^lag  wnrbe  bie  9Jac^rid^t  bnrd)  bie  ©tabt  befannt 
gemacht.  SDie  ronnberbare  ©rtöfnng  an§  bem  l^opnngölofen  ©tenbe 
ber  legten  36  ©tnnben,  in  weld^eu  6000  ©efcä^offe  in  bie  ©tabt  ge^ 
fd^Ieubert  waren,  brad^te  eine  unbef(^reibli(i)e  SBirfung  l^eroor:  alte 
geinbe  umarmten  fid&  auf  ben  ©trafen  unter  S^ränen  ber  JRül^rung, 
t)iele  eilten  in  bie  Rxx6)e,  um  an  l;ei(iger  ©tätte  inmitten  ber  Sobten 
unb  33ern)unbeten  ©Ott  il^renSDan!  bar  jubringen ;  e§  beburfte  faum  ber 
3lufforberung  beö  ßommanbanten  an  bie  mit  neuem  SWutl^e  erfüHteu 
^Bürger,  jefet  alle  Gräfte  bem  Söfiä^en  ber  überall  auflobernben  glammen 
jUjUTOenben,  unb  mit  §ülfe  ber  baju  freigelaffenen  SBaugefangenen  gelang 
eö  biö  jum  nä(^ften  3lbenb,  beä  g^euerä  überall  §err  ju  werben. 

@ö  fal^  f(^limm  genug  in  ber  ©tabt  a\\§>:  roUftänbig  niebergebrannt 
waren  nur  2  Käufer,  aber  t)iele  t)albt)erbratnit,  jertrümmert  unb  Der== 
fd^üttet,  faft  !ein§  ganj  üerf(^ont.  (Sincn  nod^  traurigeren  Stnblid  bot 
bie  nä(^fte  Umgebung  ber  ©tabt:  2  SBorftäbte,  bie  Sauenburger  unb 
(Selberuorftabt,  waren  ganj,  bie  übrigen  l^alb  jerftört,  350  SBol^nungen 
lagen  in  2lf(^e,  ber  geri(^tli(^  feftgefteHte  Sßertl^  belief  \id)  auf 
155,106  Sljlr.  6  gr.  6  ^Ifg.,  bie  ©arten  waren  oerwüftet,  bie  £)bft^ 
bäume  niebergel^auen,  bie  SBinterfaat  jertreten,  bie  ©ommerfaat  nid)t 
befteHt.  S)ajU  war  ber  nid^t  reid^e  §anbelöftanb  gef($äftöloö,  baareö 
©elb  war  für  9JJunition  unb  Sebenöbebürfniffe  in  bie  grembe  gegangen. 

S)er  menfd^enfreunblid^e  Kommanbant  fud^te  na(^  9}iöglid|feit  ber 
9Jotl^  abju^elfen.  ©r  bewirf te,  bag  Soifon  ben  £)bbad)lofen,  beren  eö 
2000  in  ber  ©tabt  gab,  freien  9lbjug  auf  baö  Sanb  geftattete,  er  felbft 
erlaubte  itjnen,  auö  ben  §otätrümmeru  in  ber  ©tabt  teid)te  3Jotl;l^äufer 
in  ben  ©arten  ju  erbauen,  unb  l^atte  fogleid^  burd^  wiebert;olteu  33efel)l 
jur  2lnnal;me  beö  fteinen  ^^apiergelbe§  ©orgc  getragen,  ba^  ©olbaten, 
^anbwerfer  unb  2agelöl;ner,  bie  vorläufig  noci^  barin  bejaljlt  würben, 
il;re  Sebürfniffe  einlaufen  fonnten. 

SDer  ^^erluft  ber  ßolberger  ©arnifon  betrug  —  m6)  ©neifenauö  33eri 
jeid^niß  —  53  ßffijiere  unb  1600  3JJann,  nad^  anberen  2lngaben  55  Dffi^ 
jicre  xuii)  2806  Unter offijiere  unb  ©emeine;  gegen  1000  3J?ann  genafen 


—    567    — 

t)Ott  il^tcu  SBunben.  a?on  ber  SBütgerfd&aft  waren  über  30  gctöbtet 
ober  an  ben  aBiuiben  ßeftorbcn,  weit  über  42,  benn  Dtete  fmb  nid&t 
angemelbet,  tjerroiuibet  unb  wieberl^ergeflellt*).  Sßac]^  fiotfons  eigener 
Süngabe  waren  25,940  Söoniben,  ©ranaten  nnb  SPoHhigeln  gegen  bie 
©tabt  gefd^Ieubert.  S)er  franjöfifd^e  SBerluft  war  bebeutenb  gröger:  an 
©efangenen  1632,  an  STobten,  SBerwunbeten  unb  Äranfen  8000,  baju 
206  SDeferteure,  tneiftenß  t)on  ben  beutfd^en  Sruppen.  ©eit  bem  5.  Snli 
jogen  bie  g^einbe  i^re  Oefcä^üfce  auö  ben  Salterieen,  unb  alö  @nbe  beö 
SKonatä  ba§  S8(üd;er')(3öe  Gorpö  an^  SBorponiuieni  einrfidte,  t)erlie^en 
bie  lefeten  feinblid^en  Bataillone  bie  Umgegenb  oon  ßolberg. 

2)er  fiönig  bejeugte  burd^  SBort  unb  Sl^at  feine  Snfriebenl^eit 
mit  ben  tapferen  3?ertl^eibigem  ber  ^eftung.  Slufeerorbentlid&eö  3tt)ance= 
ment,  jal^treid^e  SSerleil^ungen  beö  Drbenö  ponr  le  rnerite  unb  ber 
3Serbienfttnebaille,  bie  33ilbung  oon  jwei  neuen  ^Regimentern,  beö  Seib- 
Snfanterie^aiegimentö,  beffen  leid^teö  S3ataillon  ben  JJamen  feines  %\\^^ 
rerö  ©d&iH  weiter  tragen  foHte,  unb  beö  ßolberger  3nfanterie-'9legiment§ 
aus  ben  7  Snfanterie^Sataillonen  ber  ©arnifon  waren  bie  SBelol^nungen 
für  bie  ©olbaten.  3)er  ©tabt  erlief  ber  Äönig  in  ber  l^ulbooHen  ßabinetS:: 
orbre  Dom  2J»  ßctober  il^ren  Slntl^eil  an  ber  Äriegöcontribution  t)on 
180,216  2I;lr.  23  ^•.  10  ^fg.,  ju  welcä^er  bie  pommerfd^e  ilriegö^-  unb 
S)omänenfammer  fie  l^eranjiel^en  wollte,  unb  bie  Bürger  würben  bei 
bem  aSieberaufbau  il^rer  SBol^nungen  reid^lid^  burd^  Baul^olj  aus  ben 
löniglid^en  g^orften  unterftüfet.  SJettelbed  erl^ielt  bie  golbene  a?erbienft=: 
mebaiHe  imb  eine  ^enfion  (f.  ©.  548),  anbere  Bürger  äl^nlid^e  2luö= 
jeid^nungen.  S)er  ©onnnanbant  aber,  beffen  entfd^loffene  unb  umfld^tige 
§altung  bie  g^eftimg  Ijauptfäd^üd^  erl^alten  l^atte,  würbe  oom  Äönige 
ju  einer  l^öfjeren  2lufgabe  in  bie  neugebilbele  5DJilitärreorganifationös 
ßommiffion  abberufen,  wenn  er  anS)  bem  $Ramen  na^  no(ä^  6omman= 
baut  t)on  ßolberg  blieb,  ©eine  ©efd^äfte  beforgte  l^ier  ber  Bicecom^ 
manbant  o.  ©teinmefe.  2lm  Sage  t)or  feiner  2lbreife  (9.  2luguft)  nal^m 
er  fd^riftlid^  äbfd^ieb  t)on  ber  Bürgerfd^aft,  er  banfte  il^r  für  baö  Ber- 
trauen,  baö  fie  trofe  mand^er  Ijarten  Berfügung  il^m  immer  bewiefen 
I;ätte;  er  fd;eibe  mit  gerül^rtem  ©erjen  t)on  il^nen;  bie  fd^önen  ©rinne:: 
rungen  t)on  ßolberger  3Kutl^,  ^Patriotismus  unb  Srufopferung  werbe  il^n 
ewig  begleiten,  immer  würben  feine  Bemül^ungen  rege  fein  für  bie 

*)  Unter  ben  ®etöbtetcn  war  ber  5?aufmann  SWomm,  (Sopitön  im  SSürgcr- 
S3ataiIIon,  bem  im  ftebenjöbrigen  jtriege  eine  ber  erficn  rufftfc^en  S3omben,  bie  in 
bie  <5tabt  pclcn,  ben  Seiflcpnöcr  ber  rechten  §anb  abjerijfeu  j)attc. 


-.-    568    — 

Stabt,  wo  no^  Sugenben  wol^nten,  bte  anbcröwo  feltener  würber/', 
unb  bte  SBürgerfiä^aft  ücrciiügte  fid^  ju  ber  öffentli^cn  ©rftärung  bur(ä^ 
bte  Sürgerrcpräfentanten:  „SBir  ^abeu  tue  einen  Swang  empfunben, 
uns  l^ttben  feine  J^arten  aSerorbnungen  gebrüdt,  unb  baö,  waö  wir 
tl^aten,  gef(ä^al^  auö  reiner  aSaterIanb§tiebe.  SDaö  l^öd^fte  SBefen  ttel^me 
©ie  bafür  in  feine  befonbere  ßbl^ut,  laffe  ©ie  m6)  Syrern  tJ^atenpoHeu 
Seben  an^  balb  bie  g^rüd^te  beö  griebenö  int  ©d^ooge  ber  ll^ettrett 
Sangen  genießen,  unb  wenn  un§  neue  ©türme  unb  ©efal^ren  brol^en, 
fo  feieren  ©ie  in  unfere  nid^t  fiberwunbenen  aWauern,  uitter  ben  3lufpt5 
ckn  jurüd,  in  unö  noi^  baö  3SöIMjen  anjutreffen,  von  beut  ©ie 
fo  HebeooII  fdiieben!"  SDie  Königin  fiuife  würbe  ju  S^ränen  gerül^rt, 
als  fie  biefe  Sejeugungen  gegenfeitiger  2lnerfennung  unb  ^od^ad^tung  im 
Hamburger  ßorrefponbeitten  laö. 

SBie  ©neifenau  feiner  Sufid^erung  gemäß  and^  auö  ber  gerne 
tto($  um  ba§  Sßol^I  ber  il^m  fo  anö  §erj  gewad^fenen  ©tabt  forgte, 
jeigte  feine  fräftige  aSefürroortung  be§  (Solberger  ©efud^ö  utn  SBefreiutig 
von  ber  ßontribution,  wenn  biefe  aud^  erft  }u  §änben  beö  Königs  !am, 
alö  bie  betreffenbe  ßabinetöorbre  \ä)on  ausgefertigt  war,  unb  feine  Se^ 
mül^ungen,  jwifd^en  Sefafeung  unb  SSürgerfd^aft  ein  gutes  ©invernel^meu 
i)X  ersten.  2)ie  in  ©efal^r  unb  9fotl^  begrünbete  SBrüberi'(^aft  fiatte 
]\ä^  nad^  feinem  Slbgange  wieber  gelodfert;  bie  Sürger  verlangten  jefet 
größere  33ead^tung  ber  ftäbtif(^en  9?ed^te  unb  bas  3lufl^ören  ber  ®iu= 
quartierung,  2lu§fd^reitungen  einjelner  ßffijiere  fteigertcn  bie  ©rbitte^ 
rung.  SDaS  3Kilitär  anbererfeitö  befd^werte  fid^  über  bie  3^ad^läffig!eit 
beä  5IWagifirats  unb  fül^tte  \iä)  cerlefet  inxä)  f(^arfen,  jum  Si^eil  unge^ 
rechtfertigten  Sabel  beö  aSerl^altens  einjelner  Dffijiere  wäl^renb  ber  SSe- 
lagerung,  ber  aud^  in  öffentlid^e  Slätter  gebrungen  war.  SRettelbedE 
würbe  barüber  von  ©teinmefe  jum  SSerl^öre  gejogen,  unb  eine  eigens 
jur  Unterfu(^ung  gefd^idte  ©ommiffion  entf($ieb  im  wefentlic^en  gegen 
bie  a3ürgerfd^aft.  ©neifenau  ermal^nte  tu  wieberl;olten  ©(^reiben  art 
feinen  alten  g^reunb  jur  SBerträgtid^fett,  man  foHte  ben  geinben  unb 
SWeibem  nid^t  bas  empörenbe  ©(^aufpiel  geben,  baß  man,  nadibem  man 
©efal^r  unb  Ungemad^  jufammen  getragen  I)ätte,  in  ber  5Rul|e  bes  §alb' 
friebens  einanber  ni(^t  ertragen  fönnte;  bod^  würbe  woljl  ber  Sa^restag 
bes  2.  Suli  mirfird^Ud^  gefeiert  fein,  wenn  ni(^t  ber  patriotifd^  gefinnle 
Kaufmann  ©(gröber  —  ber  wäl^renb  ber  Belagerung  beut  6omman= 
bauten  wefentlid^e  SDienfte  geleiftet,  fpäter  aud^  htn  perfönlid^en  ©elb^: 
perlegenl^eiten  beffelben  abgel^olfen  unb  ben  gel^eimen  a3riefwe(^fel  jwifd[)en 


—     569    — 

beiT  ^attioten  in  unb  an^tt  bem  Sanbe  t)a:mittelt  l^atte  —  60  Sürget 
wnb  ßfftjiere  in  feinem  §aufe  ju  einem  ©aftmal^Ie  vereinigt  l^ätte. 
S)ort  näl^erten  [id^  bie  verbitterten  ©emütl^er  lieber,  unb  in  ©amm- 
lungen  von  erl^eblid^em  Setrage,  bie  l^ier  bei  2ifd&  unb  axiä)  in  ber 
©tabt  für  bie  am  L  3uU  1807  abgebrannten  SDlünber  unb  für  bie 
franfen  Derwunbeten  ©olbaten  üeranftaltet  würben  —  ber  bei  bem  %t^ 
mal^le  anwefenbe  ©($ill  jei(3^nete  100  Später  —  jeigte  fici^  eine  uerföl^n^ 
lid^ere  ©timmung.  S!)aö  balb  barauf  erfd^einenbe  Urtl^eil  ber  Unter^^ 
fu^ung§commiffion,  aus  welchem  hwx^  ©neifenauö  aSermittelung  ber 
Slntrag  auf  ein  geri(3&tli(§eö  SBerfal^ren  gegen  Sßettelbed  weggefallen  war, 
and)  bie  ebenfalls  burd^  jenen  bewirfte  ©riaubnife  für  biefen,  bie  ©ee= 
uniform  tragen  ju  bürfen,  [teilte  bie  eintratet  t)öllig  wieber  l^er,  unb 
©neifenau  fonnte  im  Dctober  1808  „feinem  alten  SRettelbed"  brieflid^ 
bie  greube  auöfpred^en,  ba^  bie  ©timmung  jwifd^en  SJlilitär  unb  S3ürger= 
fd^aft  fid^  fo  gebeffert  l^abe. 

3njwif($en,  wä^renb  man  in  (Solberg  bie  gro^e  Seit  fafl  t)ergeffen 
JU  l^aben  fdEiien,  ging  bie  erftaunli(^e  Äunbe  von  ber  l^elbenmütl^igen 
a3ertl;eibigung  ©olbergö  burd^  bie  preufeifd^en  unb  beutf(^en  Sanbe/ 
©neifenau,  ©d^iU  unb  SKettelbedE  würben  in  Sieb  unb  ©d^rift  gefeiert, 
bie  lefeteren  in  faft  fagenl^after  Uebertreibung,  unb  i^re  SRamen  unb 
Sl^aten  würben  ber  tröftenbe  §alt,  an  bem  fid^,  als  einer  S3ürgfd^aft 
für  eine  beffere  Sufunft,  ba§  tief  gefuntene  ©elbftgefül^l  beö  jertretenen 
aSolfeö  wieber  aufrid^tete. 

Unb  bie  beffere  Sufunft  fam.  2lm  15.  gebruar  1813  betrat 
©neifenau  nad^  feiner  diMte^x  aus  ©nglanb  in  ßolberg  wieber  ben 
beutfd^en  SBoben,  um  mitjuwirfen  bei  ber  SSefreiung  beö  SSaterlanbeö. 
3ln  ben  greubenbejeugungen,  mit  benen  er  liier  von  ber  S3ürgerfd^aft 
empfangen  würbe,  bie  il^m  ju  @^ren  bie  ©tabt  erleud^tete,  mit  SRufif 
t)or  feine  SBol^nung  jog  unb  i^m  ein  §od^  brad^te,  erfannte  er,  baß 
l^ier  nod^  biefelben  §erjen  f dringen,  wie  1807;  aber  im  Sanbe  fal^  er 
eine  gewaltige  Umwanblung:  ber  §erjf(^lag  ber  ßolberger  SBürgerfd^aft 
von  1807  war  jum  ©erjfc^lage  be§  gangen  SBoHeö  geworben. 

3)a§  3^ort  ©neifenau  pftangt  feinen  9iamen  fort  in  ber  g^eftung, 
bie  t)orjug§weife  inx6)  xf)n  bem  ©taate  erl^alten  würbe,  wie  g^ort  2Balben= 
fefe,  bie  ©(^illöl^öl^e  in  ber  aJlaiful^le  unb  bie  ©d^iUftrafee  (freili(^  no(^ 
feine  5RettelbeÄftrage!)  bie  feiner  ruI^mooHen  3Kitftreiter,  unb  feit  bem 
2.  Suli  1859,  ber  funfjigjäl^rigen  Snbelfeier  ber  Befreiung  ber  ©tabt, 
ftel^t  vox  bem  3iatl^l^aufe  bie  aus  ®rj  gebilbete,  vom  ?profeffor  5Drafe 


—    570    — 

in  SBettitt  mobellirte  ©eftalt  g^riebri^  aßtll^elmd  III.  auf  poUrtem 
©odfel  aus  fd^leftfd&cm  ©ranit,  von  bcffcn  geßcnübcrflcl^cnbeit  ©citen 
bic  JBilbnijfe  ©neifcnauö  unb  3?ettclbc(fö  l^crabfel^en,  ein  fd^öncr  SfuS^ 
brud  eiueö  in  Siebe  unb  Sreue  jum  Äöuige  jufammeuroirfenben  Ärieger^ 
unb  S3ürgertl^umö.  3lber  für  baö  gorlieben  ©neifenauö  unb  ßolbcrgö 
in  bem  ©ebäd^tniffe  unfereö  ganjen  aSolfeö  l^at  [x6)  baö  SBort  griebrid^ 
SBill^elinö  III.  erfüllt,  n)el(^es  er  eigenl^änbig  ber  ßabinetöorbre  pom 
31.  Suli  1807  an  ©neifenau  Ijinjufügte:  „^i}x  IraftDoUeö  unb  ftugeö 
SBirfen,  fo  roie  ba§  el^rent)olIe  Senel^men  ber  ßolberger  ©arnifon  unb 
ber  treuen  Sürgerfd^aft  wirb  S^nen  gemeinfc^afllid^  in  ben  Stnnalen 
ber  t)aterlänbif(3^en  ©efdjid^te  ein  eroigeö,  unüergefeUd&eö  SDenfmal  ftiften." 

9luf  biefer  §öl^e  ftral^lenben  irbifdjen  SRul^nteö,  bis  ju  ber  wir 
bie  ©tabt  von  U)xm  bunHen  2lnfängen  an  in  i^rer  ©ntroidetung  be^ 
gleitet  l^aben,  nel^tnen  wir  2lbfd^ieb  t)on  il^r  unb  f(^lie6en  bie  jufammen« 
l^ängenbe  ©arftellung  i^rer  ©efd^id^te. 


©4ilu6. 


3)ie  SBebeutung,  vt)dä)e  ßolberg  in  ben  3al;ren  ber  gremb^err^: 
f(^aft  für  ben  preufeifd^en  ©laat  gewann,  alö  feiner  einzigen  ©eefeftung, 
weld^e  üorjugöroeife  ben  gel^eimen  SSerfel^r  burc^  ©riefe  unb  S3oten 
jwifi^en  ben  Patrioten  in  ber  §eimatf|  unb  in  ber  grenibe  t)ermittelte 
unb  im  Saläre  1811  burift  baö  unter  Slü(^erö  3lugen  bort  errid;tete 
Derfd^anjte  Sager  ber  militärif(^e  SDiittelpunct  werben  foHte  in  bem,  wie 
eö  fd^ien,  unabwenbbaren  Sßerjweiflungöfriege  für  bie  ®rl^altung  beä 
©taates,  l^atte  jur  J^olge,  ba^  bie  Sewofinerjal^l  oon  ben  4027  ©eelen, 
auf  bie  e§  im  Saläre  1808  gefunfen  war,  in  brei  Salären  auf  5597 
ftieg.  3n  ber  Seit  ]^ö(^fter  Slbfpannung  unb  erf(^öpfung  aller  Äräfte 
beö  ©taatö  nal^m  an^  feine  33ewol^nerjal^l  wieber  ab.  ©ie  belief  fid^ 
1816  .auf  nur  5210  ©eelen,  barunter  40  Suben.  S3on  1820  an  be^ 
ginnt  eine  ftetige  3unal^me  bi§  auf  unfere  Seit;.  1831  jäl^lt  bie  ©tabt: 
6621;  1843:  7528;  1852:  8658;  1861:  10,082  unb  1872:  13,130. 
2)afe  bie  Sal^l  ber  SBol^nungen  ni(^t  in  glei($er  SBeife  geftiegen  ift, 
1806:  815;  1862:  96-?,  1872:  1081,  liegt  jum  größeren  Steile  baran, 
bafe  bie  §äufer  jefet  me^r  jum  SSermietl^en  eingerid^tet  finb,  alö  früher. 

%n  ber  ©teile  bes  in  ber  öela^erung  größten  2:^eife  jerftiirten 


—    671    — 

alten  Siatl^l^aufcö  fielet  feit  ben  jwanjtger  Sagten  ein  ftatttiii^er,  auf 
©taatsfoften  errid^teter  SWeubau,  ba§  2Berf  3n)irner§,  ber  fpäter  ben 
iy ortbau  bc§  6öluer  S)onieö  leitete,  mit  SRäumlid^feiten  für  ben  ajfagiftrat 
unb  baö  föniglid^e  ^reiögeridjt.  STcn  SUJittelbau  fd^mndt  ein  üierediger 
Sl^urm,  an  beffen  fübli(^er  Seite  fid^  bie  9?atl)l^augnl^r  befinbet,  bie  cinjige 
öffentlid^e  Ul^r  ber  ©tabt  mit  einem  Sifferblattte.  ®ie  glaggenflange 
jeigt  bie  garben  ber  ©tabt.  9hir  bie  bem  ®r)mna[ium  jugefel^rte  ©rfe 
beö  §aufe§  gel^ört  nod^  bem  älteren  S3au  an,  bort  ift  aud^  bie  ©teile, 
100  angebU(^  3lbebar  entljauptet  ift,  unb  ber  bort  angebradjte,  in  ©tcin 
auögel^auene,  t)ern)itterte  9Jlenf(^enfopf  foH  beö  §ingerid^teten  Äopf  bar^ 
[teilen,  f^rül^er  galt  biefer  bei  ben  §anbn)er!sgefellen  atö  ba§  Sal^r* 
5ei(^en  ber  ©tabt. 

SDeö  neuen  ©pmnafialgebäubeä  ift  j(^on  ©.  493  ©rroäl^nung  ge^ 
fc^el^en,  nnerroäl^nt  geblieben  ift,  bafe  feit  bem  11.  gebruar  1865  bie 
9iealf(^ute  ber  erften  Drbnung  awgel^ört. 

S)er  §afen  ift  feit  1836  Don  ber  ©tabt  bem  ©taate  abgetreten 
unb  ftel^t  unter  2luffi(^t  be§  föniglid^en  SBafferbauinfpectorö,  ber  „SBinter- 
Iiafen"  in  ber  3iäl^e  ber  9JJaifuI;Ie  ift  feit  längeren  Saljren  fünftlid^  er^ 
meiterl,  unb  ein  S3agger  l^ält  i^n  in  ber  Siefe  Don  10— 1 4  gufe.  S)ie 
beiben  SWolen  fiitb  im  2lufange  ber  fec^jiger  Saläre  faft  um  baö  3)0^- 
pelte  verlängert. 

SDie  größte  SBerönberung  l^at  bie  ©tabt  in  ben  lefclen  Sal^rjel^nten 
alö  Sabeort  nad^  ber  ©eefeite  ju  erfal^ren. 

2)as  ©eebab  fanb  §elb  f(^on  um  1800  in  \ä)xoaä)cn  Slnfängen 
t)or.  damals  wofinten  bie  wenigen  @äfte,  wenn  fie  aud^  fd^on  auf  ber 
9Künbe  ober  ber  Sleeper  Sal)n  £}uartier  fanben,  lieber  in  ber  ©tabt, 
weil  e§  nur  l)ier  (bei  ben  ®aftit)irt^en  (£mmid^  unb  5lupfal)t),  unb 
jmar  jum  greife  oon  6  Sl^lr.,  einen  äKittagötifdj  gab.  aWan  miet^ete 
von  einem  Sädfer,  §öfer,  ober  von  bem  3Karftmeifter  eine  S3ube  für 
3  S^lr.  unb  liefe  fie  redjtö  von  ber  9Künbe  in  wenig  befudS)ter  ©egenb 
an  ben  SDünen  aufftellen.  3luf  5IBunfd^  ber  Sabegäfte  wies  ber  SlrtiHerie» 
major  3Rattfe  bie  benad^barte  ©d^ilbn)a(^e  an,  ein  mad^fameä  3luge 
barauf  ju  l^aben.  S)ie  ßolberger  felbft,  wie  nod^  jefet  oft  bie  ©tranb^ 
bewol^ner,  babeten  ni(^t  in  ber  ©ee;  bie  beiben,  von  §elb  naml^aft  ge^ 
mad^ten  2)amen,  bie  eö  wagten,  bem  attgemeinen  SBorurtl^eil  ju  trogen, 
würben  burd&  ©(^önl^eit  unb  ©efunbl^eit  für  il^re  Äül^nl^eit  belo^int. 

3n  ben  vierziger  Sahiren  belief  fi(^  bie  3al^l  ber  Sabegäfie  fd^on 
auf  500,  unb  feitbem  bie  1859  ben  31,  3J?ai  eingeweil^te  Golberg^ 


_    572    — 

ßööIin-Statgarber  ®tfenba|n  bte  ©tabl  mit  ber  großen  SQBelt  in  engere 
aSerbinbung  gefefet  l^at,  ifl  ßolbcrg  eins  ber  befu(^teften  Oftfeebäber 
geworben.  3laä)  Saufenben  jäl^Ien  bie  fjremben,  bie  jäl^rUd^  bortl^in 
ftrömen  —  im  S^l^re  1872  über  4000  —  um  baS  ©eebab  mit  feinem 
fiarfen  unb  bei  bem  freien  ©tranbe,  ber  ben  £)\U  unb  SBefiroinben, 
ebenfo  wie  ben  3lorbn)inben,  offen  pel^t,  feiten  fel^lenben  SÖBeHenfi^Iage, 
baß  fräftige  ©oolbab  ober  beibeö  jufammen  ju  genießen.  Sie  ^fanm 
fd&mieben,  bie  SUlünbe  unb  ein  neuer  ©tabttl^eil,  ber  an  bie  Plantagen 
ber  S)ünen  grenjt,  laben  mit  i|ren  bequemen  unb  freimbliiä^en  öuar^ 
tieren  jum  SEBol^nen  ein,  unb  bie  3Waiful^le  mit  il^ren  ©d^attengängen, 
baö  anmutl^ig  auf  ber  2)üne  gelegene  ©tranbf(^loB,  meld^es  l^ier  an 
©teile  ber  in  ftürmif(^er  SBinternad^t  vom  SWeere  fortgeriffenen  Sretter^ 
bube  beffelben  3?amen§  txbant  ifi,  SSergnügungölocale  ^)erf(3&iebener  3lrt^ 
ßoncerte  unb  in  neuefter  3eit  auä)  ein,  befonbers  burd^  bie  energifd^en 
33emül^ungen  beö  jefeigen  SSürgermeifterö  errid^teteö  Sl^eater,  für  n)el(^e§ 
in  ber  Sabejeit  au(^  tüd^tige  Äräfte  von  größeren  Sül^nen  gewonnen 
werben,  forgen  für  bie  Unterl^altung  ber  ®äfte.  Unter  biefen  finb  jal^U 
rei(3&  bie  ^olen  t)ertreten,  fo  ba§  eö  fd^eint,  als  ob  ßolberg  fein  altes 
§anbelsl^interlanb  jefet  in  anberer  SBeife  roieber  gewinnen  woHe. 

©0  SBel^errf^erin  bes  ©aljwaffers  in  t)erf(^iebener  ©eftalt  l^at 
bie  ©tabt  bo(^  bas  reine  ßuettwaffer  nod^  nx^t  unter  il^re  SBotmäfeigs 
feit  bringen  Jönnen,  unb  anä)  in  bem  neuen  SBaffin  vor  ber  §aupt- 
wad^e,  „ber  aWarftqueHe",  bem  2luSgange  eines  400  g^u§  tiefen  artefi- 
f($en  Srunnens,  ben  man  vox  mel;reren  Sahiren  jur  2luffinbung  guten 
Srinfwaffers  bofirte,  fprubelt  bie  überall  verborgene  ©oole  l^eroor. 

SJJöge  bas  neue  9leid&  ber  ©tabt  bauemben  gerieben  erl^alten,  baß 
fie  il^ren  SBol^lftanb  in  fräftiger  SRül^rigfeit  fteigem  fann;  foHte  aber 
wicber  ein  g^riebensflörer  bie  beutf($e  SBel^rfraft  erproben  wollen,  unb 
il^r  bann  gegen  i§ren  SBunf(^  ber  eifcrne  geftungsgürtel,  ber  il^r  SBad^fen 
unb  il^re  ©ntwitfelung  l^cmmt,  nod^  nxä)t  abgenommen  fein,  —  mögen 
il^r  bann  bie  feinblid^en  ©d^iffe  von  ber  SR^ebe  l^er  nid^t  mel^r  aSer- 
berben  bringen,  als  bie  franjöfifd^en  ^anjetfregatten  im  Söfire  1870, 
unb  möge  fie  bie  feinblid^en  Sanbl^eere  in  feiner  anberen  ©eftalt  in 
il^rer  3laf)t  feigen,  als  fie  biefe  1866  unb  1870  l^inter  il^ren  guten 
SäHen  gefeiten  l^at. 


(Äraf  unb  5l(empin:  ^omm.  ©tobte  81.) 


Slcltereö  SBappen :  eine  Surg  mit  btei  Jl^ünnen  unb  einer  Sifdjof ö^ 
müfee  in  ber  S^oröffnung,  unten  ein  ©d^roibbogen,  unter  roeld^em 
SBaffer  mit  jwei  gifci^en,  Umf(3^rift  beö  ©iegelö:  sigilhim  hurgemixm 
colberglie.  ©eit  ©nbe  beö  1 4.  3al^rl^unbert§  i[i  baö  ©iegel  ber  ©tabt 
um  einige  Sinien  größer,  als  in  ber  früheren  3eit.  %\\  bem  ©ecret^ 
fiegel  ift  eine  Sifd^ofömüfee  über  jroei  gefreujten  Sifd^oföfläben,  Um- 
fi^rift:  secretum  colbergensium.  —  ^aö  ©iegel  ber  Sld^tunbüierjig 
t)om  Saläre  1524  (f.  ©.  '^73),  mS)  fpäter  no(3^  l^armloö  t)om  Siatl^e 
gebrauiä^t:  ein  ©d^ilb  mit  ben  m^  beiben  ©eiten  gefd^weiften  ^fanm 
Isafen,  barüber  bie  SSifd^oföftäbe  mit  ber  Sifd^ofömüfee,  unten  bie  aBetten 
ol^ne  gifd^e,  red^tö  bie  aJlutter  ©otteö  t)on  ©tral^Ien  umgeben,  Iin!ö 
3ol^anne§  ber  Säufer,  Umfd^rift:  sigühm  XLVIII.  oppudi  colber- 
gensis.  —  9leuereö  SSBappen,  quo  ber  3ufammenftellung  ber  beiben 
älteren  mit  einigen  SBeränberungen  entftanben:  rcd^tö  bie  SBifd^oföftäbe 
mit  ber  3Jlüfee,  unten  eine  8=ifd^reufe,  linfö  ein  breimal  getl^eilter  ©d^ilb, 
baö  obere  3^clb  gefpalten,  red^tö  ein  SBalfen,  linfö  bie  gefreujten  ^fanm 
fiafen,  im  mittleren  gelbe  bie  brei  Stürme,  im  unteren  jwei  f^wimmenbe 
©d^mäne:  baju  bie  preufeif4)en  wilben  aJJänner  als  ©d^ilbl&alter  unb 
ber  pommerfd^e  §elm  mit  bem  ^fauenfd^roeif. 

S)ie  garben  ber  ©tabt  mögen,  wie  bei  anberen  §anfefiäbten  bed 
wenbif(^en  Sluartierö,  fd^on  in  alter  Seit  rotl^  unb  weiß  gewefen  fein: 
menigflenö  l^at  bie  ©iegelfeibe,  an  weld^er  baö  ©tabtftegel  ber  älteften 
Urfunben  ^ängt  (j.  95.  im  Sa^re  1302,  N.  19b))  biefe  garben.  3Rit 
©id^erl^eit  lägt  \i6)  aber  in  biefer  an  unb  für  fid^  nod^  nid^t  genügenb 
aufgehellten  grage  über  bie  färben  ber  ©täbte  unb  bereu  Slnroenbung 
in  älterer  Seit  in  33ejug  auf  ßolberg  nid^tß  fagen.  —  S)ie  ©iegel  ber 
älteren  bifd^öflid&en  Urfunben  in  bem  ©olberger  ard^iüe  pngen  meiftenö 
an  TOt^-grünen,  mitunter  aud^  au  blau  uwb  x^t^w,  x^^^^xstS^^x  ^^^bj^qs^ 


©etbenf(]^nürcn.  @rfl  ^ie  SJlxtgticber  beö  i^erjoglxi^en  §au|c§,  luelile 
83if(^öfc  von  ßammin  waren  (Sol^ann  griebrid^,  ßafimir  u.  f.  w.), 
braud^en  —  eutfpred^cnb  bcm  n)ci|cn  Ärcuj  im  rotl^cn  g^elbe  bc§  bif(3^öf= 
lid^en  2Bappeitö  —  rotl^  ober  rotl^  unb  weife  alö  bif(^öfli(^  6animinfd^e 
§offarben.    (3u  üergL  33alt.  ©tub.  20,  2:  Ärafe,  ^omm*  garben.) 


3ttr  Crieiitirung  in  lier  Sered^itiing  iier  norfomttteuku  SKüttjeu* 


SWarfen  unb  in  älterer  3eit  axi(ii  ©d^illinge  waren  nur  Sbeat- 
ober  SRed^nungßmünjen,  S)ie  erflen  n)irfli($en,  feit  ßnbe  beö  12.  Sal^r^ 
l^unbertö  gefd^Iagenen  SWünjen  l^iefeen  ^ßfennige.  (Sin  ©(ä^.  =12  ^fg., 
16  ©(ä^.  =  1  3Kf.  SReben  ber  t)otten  SKarf  gein  oon  16  £ot^  ent^ 
ftanb  balb  bie  3Warf  Pfennige,  bie  nid^t  ba^  ®mxä)t  von  16  Sot^, 
fonbern  192  ©tüd  ber  wirHid^  ausgeprägten  Pfennige  bejeid^nete. 
Siefe  waren  nad^  ben  ^rägeftätten  oerf^ieben  unb  würben  im  Saufe 
ber  Seit  in  immer  größerer  2lbweid6ung  oon  ber  3Karf  g^ein  ausgeprägt 
3n  §interpommern  war  bie  gewöl^nU(|Pe  ated^nung  nad^  ginfenaugem 
Pfennigen,  unb  unter  3J?arf  fd^led^tweg  ift  in  biefem  SSud^e  immer  bie 
aWarf  ginfenaugen  ju  tjerftel^en. 

SRai^  unferem  ©elbe: 

von  1200—1350. 

1  SDJf.  lübfd^.  4  S^lr.  20  ©gr.  —  ^fg. 

bo.     ginf.    1     ,,     22     „     6       „ 

1350—1375. 

1  m.  lübfd^.  3  S^lr.  —  ©gr.  3    ^fg. 

bo.     ginf.     1     „      5     „    —    „ 

—  1400. 

1  m.  lübfd^.  2  S^lr.  21  ©gr.  3i  ^fg. 
bo.     ginf.     1     „       1     „     6      „ 

—  1435. 

1  mi  ginf.  —  ^lx.  20  ©gr.  —  ^fg. 

—  1465. 

1  mi  lübfd^.  1  ^lx.  12  ©gr.  —  ^fg. 
t,  bo.     ^xnl  —     „    15     „    9      „ 


—  1500. 

1  m.  lübfd).  1  Z^lx.    2  ©gr.  —  ^fg. 

bo.     ginf.  —     ,,     12     „     3      „ 

1  SBicrfen  =  4  Pfennige  gin!. 


2)te  ©ttalfunber  Pfennige  würben  ttüntälig  um  ein  S)rtttl^etl,  im 
15.  Sal^rl^unbert  um  bie  §älfte  fd^led^ter  auöfleprögt,  fo  ba&  1  W. 
lüb.  =  2  SWf.  funb.  war. 

S)er  rl^ein.  unb  pomm.  ff.  =  2  Z^lx.  11  ©gr. 

gSon  1622  an,  bas  17.  Sal^rl^unbert  l^inburcä^  galt  ber  Sleid^«* 
Dealer  1  Sl^lr.  13  ©gr.  3  ^fg.  nad)  l^euligem  SBertl^e,  er  war  = 
2  pomm.  ©ulben  =  48  lübfd^.  ©d;i«,  ^  96  junb.  ©^itt.  — 


£iBif  bir  e.  g.  $>|)'f4(n  Sui^brudttcl  (C.  Snitift}  in  ffcl^ng. 


^«*Pi< 


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