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Bars GOOgle
BCU - Lausanne
1094754222
Geſchichte
Kaiſer Sigmund's
Dr. Voſeph Aſfſchbach.
Dritter Band.
Geſchichte
Kaiſer Sigmund's
Dr. Iofeph Afchbach,
‚Profeffor in Frankfurt a. M.
Deitter Band
Die Zeit des Huſſitenkrieges bis auf bie Eröffnung des
Basler Gonciliums.
Hamburg,
bei Friedrich Perthes.
1841.
Borwort.
Der dritte Band der Geſchichte Kaiſer Sigmund's, wel⸗
cher hier dem Publitum übergeben, wird, beendigt nicht bad
Werk, ſondern führt es nur bis auf die Eröffnung des Bas⸗
ler Conciliums. Der Huſſitenkrieg verlangte eine ausführlis
dere Erzählung, . follte Sigmund’s Unglüdlöperiode, wie man
den in biefem Bande behandelten Zeitraum benennen, könnte,
volftändig dargeftellt werben. Um ben Gang ber Begebens
beiten Elarer vor Augen zu führen, hat ber Verfaſſer für gut
gefunden, im britten Bande außer bem Huffitenfrieg und ben
deutſchen Angelegenheiten nur noch bie Gefihichte von. bem
Dften und Norden Europa’s, fo weit fie mit ber deutſchen,
böhmifchen und ungarifchen Geſchichte verflochten ift, zu bes
handeln, bagegen die kirchlichen Angelegenheiten, von dem
Schluß des Eonftanzer Eonciliums an, und alle den Weſten
und Süden Europa’s betreffenden Vorfälle, woran Sigmund
irgend Antheil nahm oder bie zum nähern Verftändniß feiner
Geſchichte gehören, in den vierten oder legten. Band zu ver⸗
weifen. Auch wird am Schluß. des ganzen Werkes eine
Darftellung der Entwidelung der. politifchen Zuftände in
B *2 \
v Vorwort.
Denutſchland während des behandelten Zeitraums und ein
Überblid! der geiftigen Bewegung in Bezug auf Wiſſenſchaft
und Kunft gegeben werben.
Bei der Ausarbeitung des britten Bandes hatte ſich ber
Verfafler der Benugung mehrerer handſchriftlichen Nachrich⸗
ten zu erfreuen, welche über manche Verhältniffe der Zeit,
und zwar auch über Manches im Huffitenkrieg Licht verbrei-
ten. Zwar hatte es ſich ber Berfaffer nicht ald Aufgabe ger
fest, in dem Buche eine vollftändige Geſchichte des Huſſiten⸗
kriegs zu liefern, benn biefe würbe ihn von feinem Gegenftan-
de allzufehr abgezogen haben. Er würde dann bie innern Ver⸗
Hältniffe in Böhmen viel ausführlicher bargeftellt und audy bie
religiöfen Spaltungen und deren Sehrfäge bis in's Einzelne
verfolgt haben. Übergangen Tonnte freilich biefe Seite des
Huffitenkriegs nicht werben, jedoch mußte in ber Darlegung
berfelben Map gehalten werben... Da von bem gelehrten böhs
miſchen Hiftorißer Herrn Franz Palacky, ber feit achtzehn
Jahren den Schatz archivaliſcher Nachrichten in Wöhmen mit
unermübetem Fleiß unb großer Umficht gefammelt hat, eine
ausführliche Geſchichte Vöhmens zur Zeit ber Oufftentriege
zu erwarten fteht und er dabei hie inneren Verhäktniffe und
die geiflige Bewegung, welche jene Kriege hervorriefen und
begleiteten, aus ben archivalifchen Quellen, welche allein da⸗
zu die Materialien liefern, genau und grünblid beleuchten
wird; fo konnte ſich ber Verfaſſer ber Geſchichte 8. Sigmund’s
damit begnügen, einen Beitrag zur Aufhellung mancher Ver⸗
bältniffe in diefen denkwürdigen Kriegen gegeben zu haben,
indem er bie innern Zuftände bes beutfchen Meiche und. Sig⸗
mund's vielfady gelähmte und zernättete Regierung in ber da⸗
‚
Vorwort. vu
moligen Belt vor Augen geführt und bdaraus bas Mislingen
der Kriegszüge gegen bie Böhmen erklarlich gemacht hat.
Der Berfaffer ergreift hier bie Gelegenheit, dem Herrn
Yaladty feinen lebhafteſten Dast für die gefälige Mittheie
lung von Notizen über manche ſchwierige Puncte in der boͤh⸗
miſchen Geſchichte öffentlich auszufprechen. Im Buche felbft
wird man in mehreren Noten dieſe Mittheilungen näher er⸗
wahnt finden, Bedauern mußte ber Verfaſſer, daß er eine
anſehnliche Zahl boͤhmiſcher Urkunden von K. Sigmund, mels
he Herr Palacky in Drud zu geben in Begriff Rand, wicht
mehr für diefen Wand benugen konnte.
Auch muß rühmend und dankend erwähnt werden, daß
für die Vervollftändigung bes Itinerars K. Sigmund’s ber
Herr Archivar Chmel zu Wien fic) ein wefentliches Verbienft
erworben hat, indem er dem Verfafler aus ben Reich = Her
giftraturbüchern in dem k. k. geh. Haus⸗Hof⸗ und Staats:
Archive zu Wien mehrere Auszüge mitzutheilen bie Gefällig-
keit hatte, wodurch manche Rüden im Itinerar ausgefüllt wet-
ben konnten. - ”
Unter den Archiven, welche von dem Verfaſſer felbft
benugt worden, ober aus benen ihm Mittheilungen zugekom⸗
men find, hat ihm bas Frankfurter Stadtarchiv die meiften
Materialien von hiſtoriſchem Werthe geliefert. Die wichtigern
Stüde find im Anhang als Beilagen abgedrudt: die minder
bebeutenden aber in ben Regeften erwähnt, woſelbſt auch von
ben in den andern Archiven aufgefundenen Urkunden Auszüge
mitgetheilt find.
Wenn biefem Bande Feine ungedrudten Kapitel aus
Eberhard Winbeck's Leben von Kaifer Sigmund beigegeben
vm Vorwort.
find, fo iſt nicht zu denken, daß für dieſen Zeitraum der Men⸗
cken ſche Drud den Text vollftändig liefere. Im Gegentheil
find ber Auslaffangen und Verftürimlungen bei Menden fo
große und fo viele, daß biefem Bande eine ganz anfehnlicye
Zahl unedirter Kapitel, welche hauptfächlic für nichtdeutſche
Geſchichte wichtig find, hätte beigebrudt werden Binnen, Sie
follen dem vierten Bande beigegeben werden, wenn nicht mitte
lerweile (wozu ſich Ausficht zeigt) eine neue vollftändige Aus⸗
gabe ber Windeckiſchen Geſchichte erſcheint.
Frankfurt a. M., im December 1840.
J. Aſchbach.
—Jnbalt.
Drittes Bud,
Die Zeit des Huſſitenktieges bis zur Eröffnung des Basler
Gonciliums,
Erſtes Kapitel.
Anfang der Huffitifgen Unruhen in Böhmen und Tod König
Wendel's (1419). h
Site
Buftand Böhmens vor dem Zar 1419 — Nicolaus yon Huffinecz und Jo -
Yan Zijka von Trocznow — Gefandtfhaft Wenzel's an feinen Bruder Sig«
mund im Ian. 1419 — Sigmund Tann nit nach Böhmen zichen — der
pipſuliche Legat Johann Dominiti in Böhmen — Beſchwerden des Prager
Wagiftratb gegen den katholiſchen Klerus — Antwort Wenzel's darauf —
Umtriebe des Johann von Huffinecz gegen König Wenzel— Erfte Schritte
Wenzel’s zur Cinſchräͤnkung der Huffitifhen Übergriffe — dagegen Volks⸗
derſammlungen der Huffiten, um dad Abendmal unter beiden Geftalten
9 empfangen — Proceffion der Huffiten in Prag — Bijfa ftürmt dad
Nathgaus der Reuſtadt und läßt den Magiſtrat aus den Fenſtern ftür«
gem — Neuer Magiſtrat der Neftadt und Bewaffnung derfelben — Wen⸗
Kl verſchiebt feine Rache — Gr ſtirbt — Sein Character — Rewer Aus-
druch von Unruhen in Prag bei der Rachricht von feinem Tod — Wen-
deVs Segrädniß — Woltöserfammlungen zur Aufregung ber böhmiſchen
Beoölterung gehalten — Zijka an der Spide von viertaufend Mann zieht
in Prag ein — Gigmund im Türkenfrieg kann niet nach Böhmen kom ·
men — Zijka ſucht den Auffland durch ganz Böhmen zu verbreiten —
*
x Inhalt.
Seite
die Anlegung der Zeftung Tabor — der böfmifhe Adel entzweit fih —
ein Theil neigt fih auf Geiten der Aufrührer — Sturm der Aufrührer
auf die Kleinſeite von Prag — Schlacht zwiſchen den Königligen und
den Hufliten bei Anin — Gegenfeitige Berfolgungen der Katholiken und
Huffiten — Abſchluß eined Waffenſtillſtands zwiſchen der Königin Sophia
und den Pragen » oo. . . oo. oo. . 3
‚Bweites Kapitel.
8. Sigmund auf dem Landtag zu Brünn und dem Reichstag
au Breslau ao” u, 1420).
Sim tommt aus Ungarn 15. Der. 1419 nad Brünn — Yatunft der
Prager Gefandtfhaft — Empfang derſelben durch den König — Rückkehr
der Ruhe zu Prag — Hätte Sigmund unverweilt von Brünn nah Prag
rücken follen? — Der König geht nad Breslau — Sein Ausfprud in
dem Streite zwiſchen Polen und. dem deutſchen Orden — Polen und Lit
thauen ift damit unzufrieden — Belehnungen, die in Breslau vorgenom⸗
men wurden — Anorbnungen bezügli auf die, provinciellen Berhältniffe
‚Sälefiend, die Nieder» und Dberlaufig — Beſtrafung eines frühern Auf-
flanded Breslauer Bürger durch Hinrichtung derſelben — Hinrichtung des
Huffiten Johann Kraſa — Kreuzpredigt des päpfttihen Legaten Ferdinand
von Lucca — Schnelle Verbreitung der huſſitiſchen Lehren im mittlern Eu '
ropa — in Oſtreich, Ungarn, Polen, Preußen, Brandenburg, Sachſen,
Thüringen, Bayern, den Riederlandenn. 238
Drittes Kapitel
8. Sigmund's erfter Kriegszug nah Böhmen (1420 — 1421).
Die Taboriten wollen nichts von'Unterwerfang und Wiederherflellung der
Dromung wiſſen — Zortfegung der Feindſeligkeiten zwiſchen ihnen und den
Königlichen — Neue Aufregung der Prager dur die Borfälle in Bres⸗
lau — Der Burggraf Gzento von Wartenberg macht mit den Pragern ger
meinfame Sache — Gs wird aufgefordert, Sigmund ald König von Boͤh⸗
men zu verwerfen — Die Drebiten eilen Prag zur Hülfe — Gzenko
Inhalt. *
Seite
von Wartenberg fällt wieder von den Pragern ab — Ctgmund ruct in "
Böhmen ein — nimmt Königingräg und zieht fodann nad Kuttenberg —
Reue Unterhandlumgen zwiſchen dem Nönig und den Pragern, ohne Ore
folg — Die Zuboriten eilen Prag zur Hülfe und andere verbihbete‘ -
Kriegöfparen — Anfang des Kriegs zwiſchen dem Heere Stgmund's ne
den Huffiten — Zug des Königs von Kuttenberg über Leitmerig nad
Elan dann nad Beraun — Gr begibt fich heimlich auf ven Wiſſehrad
und bringt Lebensmittel anf dad Prager Schloß — Mislungener Angriff
Urih’5 von Rofenberg auf Tabor — Königingräg durch die Huffiten wie⸗
der genommen — Ankunft des deutſchen Reichsheeres — Lager vor Prag ⸗
Sigmund begibt fih auf das Schloß — Crfter Angriff Sigmund’s auf
die Stadt am 13. Juli — Am folgenden Tag Sturm auf ven Witkow ⸗
berg — Zißka fhlägt die Stürmenden zürüd und erficht einen glänzen
den Sieg — Ein Theit des Adels und der Prager Bürger verſuchen aber⸗
mals‘ mit Cigmund Unterhandlungen anzufnüpfen — Die vier Prager '
Artifel — Brand in deutfhen Lager — Sigmund laͤßt fi (28. Zutt)'
auf dem Prager Sqhloß krönen — Abzug des deutſchen und bald darauf
auch des undariſch · bohmiſchen Heeres — Sigmund erwartet tn’Kutten-
berg die nnterwerfung der Prager, welche aber durch die Taboriten ver⸗
hindert wird — Die zwölf Artikel der Taboriten — Ihre abermalige Zer-
förung in Prag und in der Umgegend — Die Belagerung des bene —
Sigmund eilt der Feſtung zur Hülfe Gr verliert die Schlacht —
Wiſſehrad, erobert, wird zerftört — Werheerungen des Bun tage
durch die Königlichen und durch die Huffiten — Berfammlung eines Theils
der” böhmifpen Stände in Prag am 24. Nov. — Beſchluß, daß das
Auremburgifhe Haus aufgehört Habe in Böhmen zu regieren — ˖ Vörſchiäge
zur neuen Nönigewahl — Johann von Huffinecz unzufrieden damit —
& fiedt — Einige Kriegsvorfäle um Schluſſe des Jabres 1420 und am
Anfang did folgenden — Sigmund im Pifener Kreis‘ — Gr ergreift bei
Wihftein' vor Ziſta die Ziuht — verläßt Böhmen und geht nah Miften, 82
0
Viertes Kapitel. .
Sipmens Unabhängigkeit unter -Püüfe:s Heerfuͤhrnug an. .ı ı
Zheoldgiſche Berfammlung in Prag in Betreff mehrerer huſſitiſchen Blatubinds ' "
füge — Geſandtſchaft an den potniſchen König — Die Zeboriten belagern
Pillen x Be Stavt nimmt die vier Prager Artltei an — Kommotan, '''
*2
zu Iuhak.
Seite
Beraun, Bohmiſabred werden erobert — Rimburg, Kelin, Kaurhim,
GEꝛablau, Kuttenberg unterwerfen ſich wie auch die übrigen köͤniglichen
Städte an der oͤſtlichen Grenze des Königreichs — Der Adel ſchließt ſich
immer mehr der huſſitiſchen Sache an — Die Feſtung Leitmerig wird ges
norumen — bald nachher (7. Juni) aud das Prager Schloß —
Hufitifehe und andere Secten in Böhmen — Martin Loquis — die Picar«
den und Adamiten — Zijka verfolgt fie — Der Erzbiſchof Konrad von
Prag und viele böhmifhe Große gehen zu den Huffiten über — Landtag
zu Gzadlau (7. Juli) — Sigmund des Thrones verluftig erklärt; Böhmen
eine Republif unter 20 Directoren — Sigmund's Geſandtſchaft an die böhs
miſchen Stände — Deren BVeſchwerdeſchtift an ihn — Antwort Sigmund’
darauf — Fortſetung des Kriege — Groberungen der Huffiten an der
nordweſtlichen Grenze Böhmens — Brüx von der Meifnifhen Befagung
behauptet — Einfall der Gälefier bei Nahod in Böhmen — Zijka erobert
Wodnian und belagert Raby — verliert auch das andere Auge und erblin«
det ‚gänzlid — Landtag der böhmifhen Stände zu Kuttenberg zur Wire
derherftellung der Dronung im Lande — Der polnifäge König Wladiblaus
f@lögt Die ihm angebotene bötmifche Krone and — Mes bietet fie ſodana
dem Großfürſten Witold von Eittbaun m» » 2 we.
Fünftes Kapitel,
K. Sigmund's zweiter Kriegsgug nad Böhmen (1421).
Roch fortdauernder Streit des beutfhen Ordens mit Polen und Litthauen —
Er wird non Polen zur Entſcheidung des Papftes gebraht — Proteftation
des roͤmiſchen Königs gegen diefe Appellation — Berlängerung des Waffen-
Rillanded — Der polnifhe König Ichnt die böpmifhe Krone ab, weist
aber die Huffiten- auf feine Wettern, die litthauiſchen Großfürften — Sig ·
‚mund in Treutſchia unterhandelt wit Ungarn und Böhmen: geht ſodaun
nad Preburg — zwingt die Türken zum Rüdzug — Reihötag zu Nürn-
berg — Der König kommt nit — Neuer Kriegszug gegen die Huſſiten
veranftaltet — im deutſchen Reihe und in Mähren, Schleſien, Preußen,
und Dftreid — Zuſammenkunft mit. dem Herzog Albrecht — Berlobung
von Aigkamt’s Tochter mit demfelben— Mehrere Berträge zwiſchen Sig ·
mund und dem Herzog Albrecht zur Vekriegung der Huffitn — Das
Meihöpeer rückt in Böhmen ein und belagert Saatz — kehrt, da der römis
fe König nicht erfäjeint, bald wieder zurück — Urfaen, warum Sigmund
101
Inhalt, xin
Seite
nicht früher im Felde erſchlenen — Er Tommt nad) Mähren und wnter«
wirft fih das Land — unterhandelt zu Iglau mis dem boöͤhmiſchen Adel
rüdt gegen Kuttenberg vor — Zijka, von den SPragern zur Hülfe gerus
fen, eilt herbei nach Kuttenberg und Czaslau — Kuttenberg fällt an den
König ab — Biffe, eingefäloffen, ſchlägt Ad durch nach Kolin und rüdt
abermals gegen dad koͤnigliche Heer, das im paniſchen Schrecen die Flucht
ergreift — Zijta verfolgt es und fhldgt die Beiterel unter Pippo von
Dzora bei Deutſchbrod — Sigmund entflicht über Iglan nach Mähren —
Deutſchbrod von den Taboriten erftärmt — Spaltungen unter den Huffie
ten — Umtriebe des Johann von Zelau in Prag — Deffen Hinriätung—
Aufftand des Prager Poͤbels und Unterbrädtung vefflben . +. 124
Sechstes Kapitel.
Deutſche Zuftände bis zur Beendigung des Nürnberger Reiqe ·
tages und Nüdfehr des Königs nach Ungarn (1422).
Der roͤmiſche König wird von den Kurfärften aufgefordert, Deutſchland zw
beſuchen und einen Reichstag zu halten — Er hält fich damals in Mäh«
ten auf — vermeilt fodann in Ungarn, fo daß er fpäter ald er beftimmt.
hatte, zum Kteichſtag nach Regensburg kommt — Die Reicäftände ver-
ſammeln fid mittlerweile.in Nürnberg und nöthigen den König dort den
KRelchstag zu Halten — Berföhnung des Königs mit den Kurfärften won
der Pfalz und Brandenburg — Deutſche Zuftände und Fehden 'am Rhein,
in Brandenburg, in Riederſachſen, in Dberdeutſchland — vorzüglich der
Krieg in Bayern — die fogenannten erfien Matrikel vom 3. 1422 —
Meife des Pfalzgrafen nad Polen — Der Erzbiſchof von Matnz wird zum
Beihboicar beftelt — Müdreife des Königs über Regensburg (Friedger
bot unter den bayeriſchen Herzogen) — und Wien nad) Ungarn — Der
Keichsviear legt feine Stelle nieder — Der befäloffene Bug gegen die Hufs
fiten untgrbleiibt ee el
. Siebentes Kapitel.
Der litthauiſche Prinz Sigmund Koribut als Verweſer der
boͤhmiſchen Krone (1422).
Geſaudtſchaſten der Wöpmen an den polnifen König und ben Großfürſten
xiy nheu.
Seite
von Littfenen, um den einen oder den andern zur Xumahıne der böhmis
ſqhen Krone zu bewegen — Der erfiere Ichnt fie ab, der lehtere nimme fie
am und fiidt den Prinzen Sigmund Koribut ald }eihöverwefer nad
Böhmen — Deſſen Zug durch Mähren nad Prog — Seine Aufnahme
dafelbjt — Spannung mit den Taboriten — Der Adel erflärt fi gegen
ihn — Die Prager ziehen unter Koribut’s Anführung aus zur Belagerung
Karlftein’s — Neue Unruhen in Prag — Beftrafung derfeiben — Grün
de warum die Belagerung Kariftein’s aufgehoben worden — Koribut kehrt
naqh Prag zurüd — Sein Anfepen ift gering unter den Böhmen — Biäfe's
Brief über Koribut an die Prager — Der blinde Feldherr wird Koribut’s
+ Gegner — Uneinigteit unter den Böhmen — Koribut, von Witold und
Bladislaus zurüdgerufen, kehrt in feine Heimat zurüd . +. + 161
Achtes Kapitel,
Sigmund in Ungarn und Polen (1423 u. 1429).
Der Krieg gegen bie Huffiten ruht: mar der Herzog Albeeht von Oftreſch
und der Meißner Markgraf Friedrich, der zuglei auch Kurfürft von
Gadıfen, liegen gegen fic zu Feld — Bufammenkunft Sigmund’s mit dem
polaiſchen König zu Käsmartt — Reues Bündniß zwiſchen ihnen abge-
ſchloſſen — Sigmund ordnet die ungariſchen Reichtangelegenheiten — ers
theilt den Zigeunern Privilegien — Der neue Kanzler Johann Bifof von
Agram — Reue vergebliche Unterfandlungen mit dem boͤhmiſchen Adel
angeknäpff — Die deutſchen Beihöfieinodien werben von Dfen nach Rürn-
berg gebracht — Unzufriedenheit der deutſchen Fürſten mit Gigmund’s
Kegierung — Ihre Botfhaft an ihn nad Ungarn gefendet — Des roͤmi⸗
ſchen Königs abermalige Zufammenkunft mit dem polnischen König zu Kras
Tau — Der daͤniſche König kommt zu Sigmund — er veiöt mit ihm nad
Gtuhlmeißenburg und Dfen — Abfertigung der beutihen Botſchaft —
Beſtrafung von Nubeftärern in Ungarn — Der Mörder Graf Friedrich
von Gily — Sigmund gibt eine Cutſcheidung im ſchlebwigiſchen Streit
za Gunften des dänifhen Königs — Unterhandlungen mit dem griechiſchen
Kaifer und dem Sultan — Aweljähriger Waffenftillftand mit dem Iegtern, 176
.
Inhau.
Neuntes Kapitel.
AV
Die Taboriten im Kriege mit den Pragern und dem böhmifchen Adel
bis zum Tode Figfa’d (1423 u. 1424).
Seite
Grund der Feindſeligkeit Zijta's gegen die Prager und den böhm, Adel —
Sröffnung des Krieged — Sqlaqht bei Horzicz — Zijka überrumpelt Kö-
nigingräg — nimmt Gzaslan — Die Prager verfolgen ihn — er zieht
nach Mähren und an die Grenze von Oſtreich — Kriegbvorfälte in Mähe
ven — Bilfa kehrt gegen Ende 1423 nad) Böhmen zurück — Seine aber=
maligen Berheerungen bafelbft — wird bei Kofteled an ber Gibe von den
Progern angegriffen und fiegt durch viſt — Sigmund Koribut kehrt von
neuem nach Böhmen zurüd und nennt ſich erwählten böhmiſchen König —
Bijta wird beim Überfegen über-die Eibe von den Pragern angegriffen
um flägt fie in die Flucht — rüdt vor Prag, um die Stadt zu jerſt-
ven — Bermittelung und Friedensabſchluß mit den Pragern — Diefelben
mellen mit den Taboriten vereint Mähren bekriegen — König Sigmund
ſucht den Zijka durd große Berfprehungen zu gewinnen — Der Tabori⸗
tenfügrer ftirbt 12. Det. 1424 — Seine Leichenſeier, fein Begräbrdß,
fein Grabmal, feine Geſtalt, fein Character und feine Kriegäführung .
Behntes Kapitel.
Kurfähfifcher Succeffionsfall (1422 — 1426).
300 des Kurfürften Rudolf III. und deſſen Bruders Albrecht EI. — Er⸗
Wfhung her Abkaniſchen Linie — Die fähfifhe Kur ein erlevigtes dieiche·
lehen — Prätendenten: die Herzoge von Braunſchweig, der Herzog Erich
ron Sachſen⸗ Lauenburg, der Sohn des Kurfürften von Brandenburg,
der Sohn des Pfalsgrafen Ludwig — König Sigmund beachtet die Ans
ſorũche aller diefer Prätendenten nit — er überträgt daB Lehen dem
Martgrafen Friederich dem Streitbaren von Meiffen, in der Errvartung
von ihm die Präftigfte Unterftügung im Huffitenfrieg zu erhalten — Ab-
findumg der Brandenburger Anſprüche — Der neue Kurfürft von Sachſen
erhält mehrere neue Privilegien — Herzog Grid) von Lauenburg verfolgt
feine Auſorüche auf die ſaͤchſiſche Kur auf dem Weg Rechtens — mittler-
weile Friedrich der Streitbare in das Kurcollegium aufgenommen und von
dem roͤmiſchen König förmlich belehnt wird — Grid dringt auf die Ent:
ſcheidung der Sache, die von eimem Tag auf den andern vom König und
417
wi Inhalt.
Seite
den Kurfürſten verſchoben wird — Ur bringt endliqh einen falſchen Lehen ⸗
brief vor — Die Art und Weiſe wie dieſer erſchlichen worden — Sigmund
erftärt die Unaͤchtheit deſſelben öffentlich und beftätigt die Belehnung Friede
ris des Streitbaren — Grid) wendet ih nun an den Papft Mertin V. 218
Eiftes Kapitel,
Deutſche Streitſachen und Fehden (1423 — 1425).
Anarchiſcher Buftand Deutſchland's — Kurfürftentag zu Boppart im Mai
1423 — zu Zranffart im Auguft und zw Mainz im November — Ber«
gebliche Borfäläge zur Aufrehthaltung des Landfriedens — Rene Bere’
fammlung der Kurfärften zu Bingen und Beſchwerden über den König —
Streitigkeit zwiſchen dem Pfalzgrafen Ludwig und dem Markgrafen Bern«
hard von Baden — Ausbtuch der Zeindfeligkeiten und Bermittlung ders
felben durd die koͤniglichen Gemmiffarien — Streitigkeiten zwiſchen dem:
Erzbiſchof Günther von Magdeburg und der Stadt Halle — Entſcheidung
des Könige — Kteichſtag zu Wien im Detober 1424 — Die rheiniſchen
Kurfürften fommen nicht — aud den zweiten Tag zu Bien im Novem⸗
ber beſuchen fie nicht — Unzufriedenheit Siginund's darüber — Gig«
mund verföhnt fi) von neuem mit dem Herzog Friedrich von Tyrol —
Der Geldriſche Succeffions «Streit — Sigmund erfärt fih Anfangs für
Arnold von Egmond — fpäter aber wird er vpn deſſen Gegner dem Her⸗
308 Adolf von Berg gewonnen, und belehnt diefen mit Geldern und Iür
ti — Fortdauer des Streites — Arnold im BWefig von Geldern, Wolf
im Beſit von au
Zwoͤlftes Kapitel,
Unternehmungen gegen die Huſſiten von Zijka's Tod bis gu der
Schlacht bei Auffig und der zweiten Entfernung Koribut's
aus Böhmen (1424— 1427).
Uneinigkeit der huſfitiſchen Parteien untereinander nad Zißka's Tod —
Ihre Berherrungzůge nad Sqhleften, Mähren, Dftreid und Bayern —
Meichötag zu Nürnberg im Mai 1425 — Ricderlage der Thüringer bei
Brüg — Papft Martin V. befiehlt von neuen die boͤhmiſchen Keger aus ·
zurotten — Reue Spaltungen unter den Huſſiten — Procop der Große
x
Tithalt, xva
\ i Seite
vermittelt den Ftieden — Ginfall in Dftreih im Winter 1425 — 1426 —
Rey erftärmt — Sigmund beruft einen eichstag nad Sien auf Februar
1426 und nad) Nürnberg auf Mai deffeiben Jahres — Gigmund er⸗
krankt und Tann den Meidhötäg nicht befuhen — Berhandlungen auf dem
Meihstag wegen des Huſſitenkriegs — Koribut beruft einen Landtag nad
Prag und vereinigt die Parteien — Sqhlacht bei Auſſig (16. Iani 1426). —
Niederlage der Sachfen und Thüringer — Reue Gtreitigfeiten unter den
Hüfflten — Herzog Aubrecht von Dftreid) kriegt mit den Hufftten in Mä«
zen und Dftreid — Sqhlacht bei Zwettel — Die Dftreicher werden geſchla⸗
gen — Die Weifen (Anf. 1427) faNen in die Laufig ein — fodann zier
ben fie nad Sälefien — ortdener der Gtreitigfeiten unter den huffitie
hen Parteien — Berheerungen durch die pufftten in Böhmen ſelbſt —
Prag fol zerftört werden — Bermittlung durch Wenzel Gorande — Gig«
mund Koribut wird gefangen gefegt Pa 28
Dreizehntes Kapitel.
Neue Kriegsunternehmungen gegen die Huſſiten, von der Schlacht
bei Mies bis zur Erhebung der allgemeinen Huſſiten⸗
ſteuer (1427).
Wegen des Huffitenguged wird ein Tag in Mainz beftimmt — ſodann in
Frankfurt — Befchlüffe der Verſammlung dafelbft über die Führung des
Krieges gegen die Böhmen — Matritel und fonftige Anftalten — Aufs
forderumg des päpftlihen Zegaten zum Zug — Gombinirter Angriff auf
Böhmen — Gegenanftalten der Huffiten — Mädzug der Sachſen — Flucht
und Riederlagẽ des ganzen Heeres bei Mied (21. Juli 1427) — Grober
rung von Tachan — Ginfall der Cchlefier und Laufiger — Rachod beies
gert und zum Theil verbrannt — Herzog Albrecht von Dſtreich kehrt nad
Dſtreich zurüt — Neue innere Unruhen in Prag — Procopius eilt her⸗
bei und untermirft Kolin — Der päpftlihe Legat betreibt einen neuen
Kriegbzug gegen die Huffiten — Reichstag im Rov. zu Frankfurt —
Huffitenftener — Neue Berfammlung darüber zu Heidelberg + + 252
Km Inter.
Vierzehntes Kapitel.
Türkenfriege und ungarifche Angelegenheiten (1426 — 1438). .
Seite
Sigmund in Ungarn Aft ſchon feit 1425 ernſtlich auf die Veſchüdung ber un:
gariſchen Grenzen gegen die Türken bedacht — Bimdnib mit dem Herzog
von Mayland gegen bie Benetioner — Mer Debpot. Stephan Lazarewitſch
von Gervien hulbigt dem Könige Sigmund — ſchließt mit ihm einen Ver⸗
trag ab — Anfang des Krieges gegen die Zärken — Der vertriebene
Daniel wird wieder old Woiwode ber Walachei eingefept — Sigmund ver⸗
weilt in Siebenbürgen und gibt ein Mititäv« Reglement für die Uns
gara — dringt im Aprü 1427 in die Walachei ein und läßt die Zeftung
S. Georg bauen — Der ferviſche Despot Stephen ſtirbt — Sigmund
will mehrere Feftung in Servien, darunter and Galambot befegen —
Streit darüber, mit ginem fervifhen Bojaren, der die Kürten zur pülfe
berbeiruft — Der Zürft Twartto Scurus von Rorbbosnien erffärt den
Grofen Hermann Gilly zu feinem Rachfolger — Sigmund hält fi zu
" Belgrad längere Zeit auf und IAft Galambog gegenüber eine Feſtung bau-
en — er eröffnet im April 1428 mit anſehnlichen Streitkräften den Feld⸗
zug gegen die Türken — Galambog wird zu Waſſer und zu Land belae
gert — Sultan Murad rüdt zum Entſat herbei — Sigmund muß, um
fein Heer zu retten, einen Waffenſtillſtand ſchließen — wird auf dem
Müdzug treulos von den Türken überfallen und erleidet eine große Rie-
derlage im’ Mai 148 — Die Walachei und Servien wieder unter türkie
ſcher Herrſchaft — Sigmund flüchtet nach Belgrad, ſchließt einen Wafs
fenſtillſtand mit den Wenetianern und nimmt einen Sismaniden fhügend
auf — Sigmund's Project eine Drdenscolonie an die Donau zur Verthei⸗
digung der ungarifägen Grenze gegen die Türken zu verpflanzen — Aus⸗
führung deffelben im Mai 1429 — Klaus von Redwit Drdensmeiſter
in Ungann 2*273
Funfzehntes Kapitel.
Erbſtreit über Niederbayern (1425 — 1429.
Johann, Herzog von Straubing Holland ftirbt 1425 — Herzog Phi⸗
lipp von Burgund befept Holland zc. — ‚Über die Erbſchaft von Nieder»
bayern oder dad Straubinger Sand Streit unter den bayerifhen Wittels-
baden — K. Sigmund und die niederbayeriſchen Stände erkennen an,
Inhau.
Seite
daß die bayeriſchen Herzoge Erbanſpruche haben — man kann ſich aber
nicht über die Art der Theilung verſtehen — Man überträgt die Cutſchei-⸗
dung der Sache erſt den niederbayeriſchen Landftänden — Der roͤmiſche Kö⸗
nig droht die Sache vor feinen Mihterftuhl zu ziehen — Herzog Albrecht
von Dftreich tritt ald neuer Prätendent auf — Die Landftände huldigen
eventueN den fämmatlichen bayeriſchen perzogen — Gigmund belepnt fie zu
ihrem Meöpte wie aud) ben öftreihifgen Herzog Albrecht — Theidigungs-
brief, welchen er dem Ieptern gibt — Das Austraggeriat zu Nürnberg
277. Mai 1426 weist die Streitſache an den König zurüd, der fie an
deb Reichs Mannengerit, an die Kurfürſten, zur Gntfheivung übergibt,
welches fie aber wieder an dab Austraggericht zurücdmeist — Diefes ſoricht
eine dreifache Theilung ded Landes nach den drei Linien gub — Da die
Parteien nicht damit zufrieden, Fommt die Sache wieder an das Fürfien- -
gericht — Abermalige Huldigung der Landflände und Belehnung des Ko—
wigs für jeden Herzog zu feinem Meite — Die Landftände übermeifen die
Entfeidung des Erbſtreits von neuem dem König, der fie endlid 26.
April 1429 zu Prefburg gibt — Niederbayern wird zu gleihen hellen
unter fämmtlihe bayerifpe Herzoge getheilt — Über die Verzichtsurdunde
des oͤſtreichiſchen Herzogb Albrecht von 30. Nov. 1429 — diefelbe ift hoͤchſt
wahrſcheinlich WÄHE ch
Schzehntes Kapitel.
Deutſche Fehden und Streithaͤndel bis auf die Beendigung
des Preßburger Reichstages (1426 — 1429.)
Cxhftreit Über das Buragrafthum Meiffen — Tod des fähflfgen Kurfürſten
Friedrich des Streitbaren — Selehnung feinen Soͤhne — Der Markgraf
von Brandenburg in feinem Verhältniß zu dem König, zu den Herzogen
von Mettenburg und Pommern, zur der Stadt Nürnberg — Fehden
wwiſchen dem Pfalzgrafen Ludwig und dem Markgrafen Bernhard von
Baden — Mainzifcy = Heſſiſcher Krieg — Braunſchweigiſche Wirren —
Gtädtifäge Fehden mit der Geifttigfeit und den Patriciern — Appenzeller
Krieg — Uneinigkeit unter den Kurfürften — Der roͤmiſche König beküm-
mert ſich wenig um's Meid — er erkrankt und kaun nicht den Meihätag
in Wien befudyen — Keichstag zu Prefburg Decbr. 1429 — Gin neuer
Weiägstag wird mad Nürnberg ausgefhrieben 22.28
xx Inhalt.
Siebzehntes Kapitel.
8. Sigmund's Einmiſchung in den nordiſchen Krieg und in die
Angelegenheiten Polens, Litthauend und Preußens
. (1427 — 1430).
Seite
Die Zufammentunft Sigmund’s zu Luczk mit den Jagellonen und des Hod«
meiſters Bevollmaͤchtigten — Berhandlungen zwiſchen den Zürften — über
den Zürkenfrieg &- über den nordiſchen Krieg — Streitigkeiten darüber
zwiſchen den Zagellonen — Witold will fi) gegen den Willen des polni⸗
fen Königs von Sigmund kroͤnen laffen — Beranftaltungen dazu — Der
deutſche Drden erftärt fid für Witold — Das Krönungöfeft ſoll in Wine
gefeiert werden — MBladislaus von Polen hintertreibt es — Witold
ftirbt — Der Hodmeifter ſoll feine Bermittiung im notdiſchen Krieg an-
bieten — Die Einwohner der Reumark werden von Sigmund augewieſen
dem Orden zu bubien 0 ren ei
Adtzehntes Kapitel.
Streifzüge der Yuffiten (1428 — 1430).
Berfommlungen der Huffiten zu Beraun und Kolin — Streifzüge in die
Laufig, nah Sählefien, Mähren, Ungern, Dftreid und Banern im J.
1428 — Bein und Lichtenberg von den Huſſiten erobert — K. Sig⸗
mund ſucht von neuem mit den Huffiten zu unterhandeln, aber ohne Er⸗
folg — Streitigkeiten zwiſchen der Alt > und Neuftadt Prag — Die Wair
fen vermitteln den Frieden — Zufammenkunft der böͤhmiſchen Stände zu
Prag (6. Febr. 1429) über K. Sigmund’s Friedensvorſchlaͤge — Böhmi -
ſche Geſandtſchaft wird nad Prefburg geſchickt — Die Waifen Hintertrei«
ben eine Berföhnung der boͤhmiſchen Nation mit Sigmund — Streif-
züge der Huffiten im I. 1429 nad Schleſien, der Laufit, Sachſen, Bran-
denburg, Thüringen, der Oberpfalz — Reue Streifzüge in diefelben Län«
der im Anfang des Jahres 1430 — Berheerungen in Franken — Zärften
und Städte in Franken, Bayern und Salzburg Taufen fih durd Geld
von ben Berheerungen der Huſſtten lob — Reue Maubzüge nach Dftreich,
Ungern, Mähren, Ghlefen 2 20 0 00239
Inhalt. xx
Neungehntes Kapitel
Sigmund auf dem Nürnberger Reichttag (1430 u. 1431).
- Seite
Der Nürnberger Reihbtag wird erft im Juni 1430 eröffnet — Der roͤmiſche
König kommt fpäter nad Deutſchland — Bei feiner Ankunft in Nürnberg
iſt der Reichstag ſchon auseinander gegangen, Gr bereist Schwaben
und tebrt im Anfang Febr. 1431 nah Rürnberg zurü, wo von neuem
der Reichstag eröffnet wird — Meihsabfhied — Beilegung des Streites
zwiſchen den bayerifgen Hergogen Ludwig und Heiarich — Herzog Hein
rich vor dem Behmgeriht von Gafpar Torringer verfolgt — Reformation
der weftphälifgen Gerichte — Das koͤnigliche Hofgerigt — Das Münp
weſen — der Woimode Wiad in Nürnberg belehnt . © +30
Bmwanzigftes Kapitel,
Zünfter Kriegegug des deutſchen Reichsheeres gegen die Huffiten.
Niederlage bei Tauß — Schlußbetrachtungen (1431).
Streifzüge der Huſſiten im Anfange des Jahres 1481 — Berfammlung der
huſſitiſchen Parteien zu Prag — SWBerhanblumgen zwiſchen dem römifgen
König und den Böhmen zu Eger — Kriegsanftalten der legtern gegen die
deutſchen Rüftungen — Manifefte der boͤhmiſchen Nation an die Deutſchen
und den Gardinal Julien — Deffen Schreiben an die Böhmen — Das
NReichsheer dringt- auf verfgiedenen Puncten in Böhmen ein — belagert
Aachau — zieht in Unordnung bei Annäherung des huſſitiſchen Heeres zu⸗
rüd — fammelt ſich wieder beiTauß, aber löt ſich duych Uneinigkeit der
Zürften ganz in ordnungslofe Flucht auf — Der Legat bewegt die Fliehen-
den, bei Miefenberg wicder Stand zu haltın — gaͤnzliche Niederlage des
« bautfchen Heeres — Rückzug des oͤſtreichiſchen Herzogs Albrecht — Berhees
rungen der Huffiten in Schlefien und Ungarn — Sigmund mittlerreile in
„Nürnberg — trifft Anftalten die Grenzländer gegen Böhmen mit Zrup«
‚pen zu befegen — umd nimmt fobann feinen Weg nad) Italien — Schluße
betrachtunge — 0 0 0 ee «7
xxii
» X.u.Xl.
IX.
xvi.
Inhal.
Anunbanng .
Seite
. &öäreiben Walter’s von Schwarzenberg an den Frankfurter
Date Zu ei
l. K. Sigmund ladet die wetterauiſchen R. Städte zum Wie 5
mer KReichſtag ein. 8. Der. 15. 0.0 03%
. K. Sigmund’s Schreiben an die wetterauiſchen Städte über
ven Wiener und Kürnberger Kteichstag. 10. März 1426. 396
. K. Sigmund's Säreiben an diefelben Städte über die Huſ⸗
fiten und den Reichsſtag zu Nürnberg. 2. April 1496. . 398
. K. Sigmund’s Schreiben an dieſelben Städte über fein Aus-
bleiben von Nürnberger Reihötag. 15. Mai 1426. +, + 39
Verhandlungen auf dem Nürnberger Reichstag im I. 1426
in Betreff des Huffitenzuged. . . . . . + 400
. Eöreiben von Halter Schwarzenberg und Jacob Stralen -
berg an den Frankfurter Kath v. 3.142 - .. + 407
K. Sigmund’s Schreiben an die metterauifhen R. Städte
über die Zortdauer des Verbots, mit den Benetianern in
Handeiöverblädung zu treten. 7. Det. 116. . . 408
K. Sigmund's Schrelben an die Stadt Frankfurt über den
Krieg der Hanfeftänte mit dem König von Dänemark, 7.
Jull 1122. 7
K. Sigmund's zwei Schreiben an die wetterauiſchen Staͤd⸗
te über feinen nahen Mömerzug. 9. Nov. 1427 u. 22. März
Men. 4lo
Sqrelben des Gafpar Sid an den Frankfurter Rath über
den Türkenkrieg ac. 11. Sept. 148 : 0.4
Des Mainzer Kurfürften Schreiben über einen Kurfürftene
tag in Zrankfurt. Juli 1220. 24414
Schreiben Heinrich Welder’3 an den‘ Frankfurter Rath über
feine Reife nach Negendburg. 14. Nov. 1412, . . 414
. Schreiben der Kurfürften an den Zranffurter Rath über die
Straßburger Fehde 1429, wobei ein bisher” ungebrudtes
Kapitel aus Wind. . . re ? 1.7
K. Sigmund’s Schreiben an die wetterauiſchen Gtädte
über die Huffiten und den Nürnberger Reichstag. 27. Sept.
1430. ..... 022417
Inhalt. RUM
Seite
Schreiben des Nürnberger Rathes an die Stadt Frankfurt
über die Huffiten 7. Aug. 13l.- > + + 47
Reichsmatrikel von 1422 un 1331. 0.419
Jortſetung dev. Megeftei unh dep Ifiherard des R. Königs
Sigmund v. 1. Ian, 1420 — 1. Rov. 1481. . 400
Berichtigungen.
Durch die Catfernung des Verſaſſers vom Druckort haben ſich mehrere Druck⸗
fehler, beſonders in eigenen Ramen, eingeſchlichen.
Seite 14 Zeile 22 von oben anftatt feinen lied den.
Minsl Mies.
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= 304 ».14 =» = » Brünl Brun
s» 37 = 23 - obm » Maudard IL, Mainhard.
= 343 »«M11 = = » andernlL ande
= 38 =» 3 » ulm - Tehemanl. Lehmann.
=» 33 -» 7: »- Thürmahyr's l. Thurmayr's.
83662Wl. M.
884⸗ 5⸗oben⸗ nurLum
Drittes Bud.
Die Zeit des Huffitentrieges
bis auf die
Eröfferung des Basler Eonciliums,
Aſchbach K. Sigmund. IM. n 1
. . .
> Bu
|
Erftes Kapitel,
Anfang der huſſitiſchen unruhen in Boͤhmen und on König
Wenzel's. 1419.
Solange König Wenzel mit dem boͤhmiſchen Wolke einig
war, ſolange es weder die Beſchluͤſſe des Conſtanzer Conciliums
noch die Bullen Papſt Martin's V in Bezug auf bie Verurthei—⸗
lung des Huß.unb bed Hieronymus wie auch auf bie Ausrottung
der neuen Lehren in Böhmen annahm, blieb. das Land ruhig und
man hört von einen bebeutenden Bewegungen unter bem Volke.
dedoch war bie ganze Bevoͤlkerung in einer großen. Aufregung
und ſchien entfchlofferi, jeden Angriff auf ihren neuen Glauben und
ihre religiöfen Anfihten mit Gewalt abzuwehren, Diefer Zuftand
der Dinge mag auch den römifchen König Sigmund, der gerviß
davon genau unterrichtet war, beflimmt haben, nach dem Schluß
des Conciliums nicht ſogleich, wie die verfammelten Väter und
der’ Hapſt wollten, nach Bohmen zu ziehen. Denn grade das
mals hatte Rönig Wenzel mehrere Anflalten getroffen, auf das
Virkſamſte jedem Angriff auf fein Land mit Gewalt der Waffen
entgegen zu treten, Alles was irgenb geeignet war, Uneinigkeit
und Mißtrauen zwiſchen der boͤhmiſchen Regierung und der Na—⸗
tion zu unterhalten ober zu erregen warb befeitigt. Wenzel nahm
die entfchiedenften Anhänger ber huſſitiſchen Lehre nicht nur unter
feine nähere Umgebung‘ am Hofe auf, fondern er erhob auch meh:
tere von ihnen zu feinen geheimen Kaͤthen und ließ ſich durch dieſe
zu Verfugungen beftimmen, welde ben Katholifen und dem paͤpſt⸗
lüchen Hofe hoͤchſt anſtoͤßig und empfindlich waren, Unter Anz
1*
4 Drittes Bud. Erſtes Kapieel.
derm bewirkte der Fönigliche Rath Heinrich von Lajan, Haupts
mann von Bredlau, daß Wenzel (am 9, Juni 1418) einen Land⸗
tagsbeſchluß beftätigte, bem gemäß die Stände des böhmifchen Reiz
ches ſchon früher mit Vorwiſſen und Willen ihres Königs verord⸗
net hatten, daß fein Böhme vor einem auswärtigen geiftlichen
Gerichte (alfo auch nicht zu Rom vor dem päpfllichen),, aus wel:
her Urfache er auch immer dazu gefordert werde, zu erfcheinen
brauche 1). Die beiden eifrigften Anhänger des Johann Huf,
Nicolaus, Gutsherr von Huffinecz und Johann Ziäfa von Trocz⸗
now‘®®) erfreuten fich der koͤniglichen Gunft und Auszeichnung
ganz befonderd. Erfterer; welcher unter den Lanbleuten im Be:
chiner Kreife einen großen Einfluß ausübte, weil er früher, als
Huß Prag meiden mußte, denfelben an feinem Geburtsorte Huſ⸗
finecz folgend und ehrend aufnahm, ließ fi in der Neuſtadt
Prag ?>}, nieder und zeigte fich fo eifrig fir die Verbreitung der
Kommunton unter beiden Geftalten, daß bald die meiflen Bürger
der Neuftabt in diefer Weife das Abendmal genoffen, und die dem
Katholicismus treu gebliebenen Bürger großen Verfolgungen aus⸗
geſetzt waren ).
Johann, Edelmann von Trocznow *), beffen in Böhmen
1) Wenzel gab ben Pragern eine beſondere Urkunde darüber. Pelzel Wen⸗
celaus urtb. n. 248 und II. S. 673. Die Prager zeigten ſich dankbar gegen
den Veranlaſſer der Verfügung, indem das Haus des Heinrich von Lojan von
allen ftöbtifpen Abgaben befreit ward. Pelzel 1. c. Urkb. m. 249. .
2e) Über Ziffa hat man in’neuerer Zeit mehrere Biographien und, Förif:
tm: G. B. v. Sqirach Blograppien der Deutfhen Thi. I. Halle 4771. %
Wien 1788. Lebensgeſch. des Joh. von Trocznow oder fogen, Billa, Heerf. d.
Böhmen, Prog 179%. I. Shiffner Gallerie der merkw. Perfonen Bögmens
Br. 3. Prog 1802. M. Millauer diplom. hiſt. Auffäge über Joh. Zijka
von Trocznow. Prag 1824. Ledteres ift das befte und genauefte, mad Über
Zijka erſchienen; wohl Peine zufammenhängenbe Geſchichte, aber einzelne gute Uh-
terfugungen. v. Hormayr Leben des Ziska im öſtreich. Plutarch lieſert eine
Sdilderung in großartigen Bögen.
« 2b) Bekanntlich befteht Prag aus drei Stäbten, movon zwei auf dem rech ·
ten Ufer der Moldau liegen und Alt- und Neuftadt heißen: die auf dem Lim
ten Ufer gelegene Stadt heißt die Kleinfeite,
3) Aen. Sylv. hist. Boh. c. 36. \ J
Petzel Geſch. v. Böhmen I. S. 315: „Gr war bei dem Dorfe Troer
Anfang der huſſitifchen Unruhen in Böhmen. 5
nicht ſelten votkommenden Beinamen Zijfa faͤlſchlich durch ein⸗
aͤugig erklaͤrt wird, weil er in ſeiner Jugend das eine Auge ver⸗
loren 5), hatte ſich oͤfters als einen wuͤthenden Gegner aller Moͤn⸗
che ausgeſprochen. Dieſer Haß fol dadurch veranlaßt worden ‘
ſeyn, daß feine Schweſter, die-eine Nonne war, von einem Moͤn⸗
che eritehrt worben). Dafuͤr habe er an allen Mönchen Rache
zu nehmen geſchworen. Ex begrüßte daher auch freubig bie Lehre .
Wycliff's und Hußens, welche · dem Moͤnchsthum fo fehr entge⸗
gen war... Diefer Mann, in deſſen Haͤnden das Schickſal Boͤh⸗
mens mehrere Jahre · hindurch war, befand ſich, als die Nachricht
von Hußens Hinrichtung nach Prag kam, als kaum geachteter
Kammerer am Hofe Wenzel's7). Er hatte. ſich früher bei ben
dom, umweit Borowan, deutf Forbes, im ⸗Bechiner Kreiſe, geboren. eine
Mutter brachte ihn unter einer Ciche zur Melt: venn fle war von der Geburts⸗
zit. anf freiem. erde überfallen-worben end hatte · kaum Zeit gehabt, ſich in den
nahe gelegenen Hain zu begeben... Die Eiche wurde hernech die Zijkeneiche (Zij⸗
too Dub) genannt und der Stamm ſtand noch im Anfang dieſes (des 18.) Jahr-
hunderts. Man räumte ihn damals weg, weil die umliegenden Schmiede glaub
tin, fie’geroännen neue Kräfte, wenn fie audy nur einen Splitter von der Eiche
ihrem Hammer beifügten. Iept ſteht cine Kapelle mit. einer lateiniſchen und böß-
miſchen Inſchrift dafelbft:
Hic locas olim exosus Joannis nativitate Ziscae, nunc ex ae nati-
vitati Joanni Baptistae consecratus.
“Jan Deka z Trocanowa slepey, zie Pamnieti tu se narodil.“
5) Man orzäßlt auch, daß er auf Zeiten WB Polen im 2. 1410 in der
Shlaht bei Zautıenberg mitgefodsten Habe und- damald nad dem Verhuſte bes
Einen Auges Biffa genannt worden. - Pegel a. a. D. bemerkt, daß Bijfa we
der in der böhmiſchen noch in einer andern ſlaviſchen Soragẽ einen Gindugi
gen Weide, und nad einet Driginalurtunde im Stadlarqive zu Schwenit
Bub er 4) füon im Yahr 1384 (bei Millener ©. 20 fi, eine Urkunde fon "
Wut Jahe 378): Ich Johann, genannt- Bijta on. Trochnow.
Ghgie Topographie von Böhmen S. 122. Bel Shifmer).c, S. 118. Mil
wer l.c. &6. Aen.Sylv. H.B. c.37 gibt an: „Uno carens deilo, quem
#enue pagoans jam pridem amiserat.“. Millauer a, 9. D. S. 12 fl führt
Wchtere gleichzeitig lebende Perfonen des Namens Zizka auf, ; ehne di ſid eine
Berwandtfhaft mit dem Feldherrn nachweiſen läßf. Es mar ein grönehe
böhmiſcher Geſchlechtsname, deſſen Bedeutung jedoch mnbekannt iſt. ', „
6) Theobald Huftenkrieg, Bretl. 1750. 4. c. 28. Balbin. Arion, bit,
Bohem. ib. IV. c. 37.
7)'Laor. Byzyn. bell. Hussit. bei Andenig Rei vr o. 18% weant ign
6 Drittes Buch. Erſtes Kapitel.
. Spaltungen Wenzel's mit feinen Brüdern und Wettern nur als
unruhigen Kopf bemerfli gemacht), Er theifte die allgemeine
Entrüftung der Böhmen über das Verfahren des Conciliums, er
ſah darin eine Schmach, die jeder Böhme, als ihm perfönlich zuges
fügt, auch felbft zu rächen verpflichtet fey. Er für feine Perfon
übernahm dieſe Verpflichtung mit ‚einem Eidſchwur, welde er
fi zur größern Feierlichkeit, wie man erzählt, durch König Wen:
zel urkundlich mit Brief und Siegel beftätigen ließ, Wenzel, der
die Mittellofigkeit des Zigfa kannte (denn er war ohne Vermögen
und damals auch ohne Anhang), mochte In der Sache mehr einen
‚Scherz fehen und daher nicht ungern ber Witte feines Höflings
entſprechen 9). Denn es lag In ber Neigung bed Königs, mit den
ernfteften Dingen Scherz zu treiben, Diefes Fönigliche Patent,
wodurch Zijta bevollmächtigt war, nach allen Kräften dahin zu
wirken, daß Hußens Tod gerächt werde, mag auf ber einen Seite
den Zijka mit dem Gedanken einer befondern Miffion erfüllt, atıf
ber andern ihm nicht wenige Anhänger zugeführt haben. EB
ſcheint aber nicht, daß Zijfa vor dem Jahre 1419 von der koͤnig⸗
Hichen Beſtaͤtigung feined Berufs, den Tod ded Su zu sicher,
öffentlich Gebrauch gemacht habe,
* Außer ben eifrigen genannten ‚Huffiten gewann König Bm;
zel auch die. meiften. anderen vaͤupter der neuen Lehre, welche i im
‚Lande mächtig waren, Auch eine anſehnliche Zahl Ritter (man
gibt gegen achtzig an), welche, man weiß nicht recht aus welcher
el rebeltirt hatten , Hab er wirder Aut
Gnabden anf !N).
grich daß⸗ als der · Ghrtinat Zohan; Do:
iM lin V nad Behmin gefenbet wi sehen
m Da deb Zijta fihon im J. 1378 %
us ex damals ſchon fber 60 Jahre alt geweſen feya
Daß Biffa, obwohl er feinem Geſchiechte nid) [u
üer in befäpränkten und drückenden Besitmifen or
. dargethan.
5.548 u. 589. Millauet S. 29 — 2 ut Yin
weiſe “
9y Theohald HR. € 28. ’
NO’ Peizel Wenceslaus)nach Yandfriftiiien Urkunden U. ©. Pr
Anfang der huffitifchen Unruhen in Böhmen. 7*
war 21), die Ketzer daſelbſt mit Hlilfe des weltlichen Armes ber
Kirche wieder zu unterwerfen, das Land keinesweges in innen
Varteien zerriffen war, fondern alle, mit Ausnahme der Mönche
und eines Theiles der Weltgeiftlichkeit waren entfehloffen, gegen bie
Befchlüffe des Conciliums und die Bullen des Papſtes Widerſtand
zu leiſten. Bon König Wenzel hatte aber ber Cardinal Feine Un:
terfiügung bei feiner Miffion zu erwarten, da berfelbe gegen. den
Papft wie gegen bie Kirchenverfammlung hoͤchſt aufgebracht war,
weil beide ihm den Titel eines roͤmiſchen Königs, ben er ſich noch
in allen öffentlichen Erlaſſen beilegte, nicht ertheilt hatten 1%),
Bon Prag aus, wo Wenzel alle Parteien im Zaume hielt
oder beruhigte, die Katholiken durch Furcht, bie Huffiten durch
Bugeftänbniffe, ſchickte er an feinen’ Bruder, ben tömifchen König
Sigmund, eine Gefandtfchaft, in der doppelten Abficht, das Koͤ⸗
nigreich Böhmen von der ſchweren Anklage der Kegerei zu recht⸗
fertigen und deſſen Mitwirkung zur Aufhebung des Kirhenbannes,
der. über die Huffiten auögefprochen worden, zu erlangen. Gigs
mund empfing bei feiner Rüdreife vom Conſtanzer Goncilium nach
Ungarn bei ®inz (16. Ian. 1419). die boͤhmiſche Gefandtfchaft
Er nahm weber bie. Rechtfertigung an, noch flellte.er in Ausficht,
dem angefuchten Verlangen zu willfahren: im. Gegentheit brang..
er darauf, daß Wenzel den von ihm angefegten Tag zu Skalitz
auf ben 9. Febr. 1419 zur Beſprechung der Ausrottung ber Ke⸗
$ereien in Böhmen beſchicke. Unterlaſſe aber der böhmifche Koͤ⸗
nig die Befämpfung des Ketzer, fo fagte ihm Sigmünb fü die
Zukunft jeden Beiſtand, jede Hülfe auf,
ALS’ diefe Gefandtfchaft wie auch. bie Skalitzer Berfuntrtung-
welche Wenzel und feine boͤhmiſchen Großen weber beſuchten rioch
beſchickten, erfolglos voruͤbergingen, ſo wollte der paͤpſtlicht der
gat Johann Dominici die Schärfe des Schwertes gegen die Ke⸗
tet angewendet haben. Sigmund, von ben Thrken und Vene⸗
tlanern il in Ungarn gedraͤngt, im Begriff bie durch ſeine la e 804
weſenheit von biefem Koͤnigreiche unerledigt gebliebeh egi
rungẽgeſchafte zu ordnen, zugleich damit befhäftigt, ole
u) Sel. — Emo I. ©. Dh nr A
ray pe: — Baer
8 . Dritted Buch, Erſtes Kapitel,
den deutſchen Orden zu verſoͤhnen und bann beider Hülfe gegen
die Türken zu erhalten, fah fich nicht in der Lage, dem Anfinnen
des päpftfichen Legaten zu willfahren und fogleich mit gewaffneter
‚Hand in Böhmen einzufallen und König und Volk zur Annah⸗
me der Goncilienbefhlüffe zu zwingen 1°),
Es blieb demnach vorerft der dem Kirchenglauben treu geblies
bene Theil der Böhmen feinem Schickſal überlaffen; doc Fonnte
es nicht fehlen, daß zwiſchen den Katholifen, die, durch ihren Cle—
rus noch mehr aufgereizt, in ihren Rechten verbleiben wollten, und
den Huffiten, welche, ald die Mehrheit ber Bewohner im Lande,
fich zurückgefegt glaubten, wenn fie nicht Kirchen und freie Aus⸗
übung des Gotteöbienftes hatten, ernftliche Streitigkeiten ausbra>
hen, welche bald fi durch ganz Böhmen verbreiteten und das
ganze Land mit Verfolgung, Plünderung, Raub, Mord und
Zerſtoͤrung erfüllten. Der Anfang diefer ſchrecklichen Auftritte
wird dem Garbinal=Legaten Johann Dominici zugeſchtieben. Als
er fah, daß er durch Predigten und Ermahnungen bei den Huffi⸗
tem in Prag nichts außrichtete, begab er fich nach Stan. Hier,
wo ebenfalls ſchon das Abendmal unter beiden Geftalten ben Laien
gereicht wurde, ließ der päpflliche Abgefandte fi) in feinem Eifer
für’ feine Sendung fo weit hinreißen, daß er in der Kirche das
auf dem Altar befindliche Behältniß für die Kelche auf den Boden
warf und fodann einen huffitifchen Priefter und einen Layen, wel⸗
che fich wiberfegt hatten, durch Feuer hinrichten ließ '*),
Diefe Schritte des päpftlichen Legaten, die in ähnlicher Weife,
wenn aud) ohne Hinrichtungen, an andern Orten duch die Mit
wirkung des Prager Erzbifchofs und der katholiſchen Geiſtlichkeit
wiederholt wurden, veranlaßten die Bürgermeifter der drei Pras
ger Städte (am A. Febr. 1419), mit den Rathmannen und Ge:
meinbeälteften vor dem König Wenzel Über die Feinde der Anhaͤn⸗
ger Hußens Klage zu führen. Man befhwerte fi, daß dieſe
den. von ben huffitiſchen Prieftern geweihten Leib bed Herrn und
13) Bl. Geſch. K. Sigmund’s Br. IT. S. 401 fü. i
14) Es wird. der 12. Juni 1418 als Zeit tiefes Greigniffes angegeben.
Theobald c. 29. berichtet es nad einem Calendar. Hussitic.und auch 2enfont
Geſch. des Huffitenkrieges sc. Überf, v. Hirſch Bud VI.) hat es aufgenommen.
Anfang der huſſitiſchen Unruhen in Böhmen. 9
deſſen heilige Blut wegwitrfen; daß fie die huffitifhen Kirchen
für unrein erklärten und wieber von neuem einweihten; daß fie
den huffitiſchen Prieftern nicht erlaubten, in den Kirchen Meffe zu
leſen, und überhaupt alle, welche ſich für die Lehre des Huß auss
frrächen, aus ‚den Kirchen jagtenz-daß fie den Kranken das heil,
Abendmal verweigerten, wenn fie nicht dem Kelche entfagten,
Solche Schmach und Unehre, welche die Priefter der alten Pars
tei dem König, der Stadt Prag und dem ganzen Königreiche
„Böhmen zufügten, möchte, baten die Buͤrgermeiſter, Wenzel
nieht ferner geſtatten noch ungeſtraft laffen.
Darauf. ertheilte der böhmifche König für die Huffiten oder "
Galirtiner, wie man fie nach bem Genuß des Kelches nun ge
woͤhnlich benannte, eine hoͤchſt günflige. Antwort, Zwar. drehte er
ihnen auch mit Hinrichtung und Einziehung ihrer Güter, wenn
fie ſich erlaubten Unruhen zu fliften, jedoch geftattete er ihnen nach
ihrer Lehre Meffen zu leſen und zu taufen,. ſowohl in den Kirchen
als auch zu Haufe: aber ganz befonders für ihren Gottesdienſt
wies: ex ihnen drei. Kitchen in-Prag an, nämlich in der Neuſtadt
die beiden Kirchen bei S. Ambroſius und Mariaſchnee, in ber
Atftadt die Kirche bei S. Benedict, wo ihre Priefter alle firchlis
hen Zunctionen verrichten, namentlich das Abendmal unter. beis
‚ben Geftalten augtheilen duͤrften. In Betreff der gegen die Huſ⸗
ſiten von ben Katholiken veruͤbten Mißhandlungen, verſprach Wen⸗
zel eine genaue Unterſuchung und nachdruͤckliche Beſtrafung. Nach⸗
dem er ermahnt hatte, daß die Magiſtrate Alles aufbieten ſollten,
das Volk ruhig zu erhalten und jede aufrührerifche Bewegung zu
unterbrüden, theilte ee noch mit, daß er die Ruͤckkehr einer neuen
Geſandtſchaft, welche er an feinen Bruder den roͤmiſchen König
geſchickt habe, erwarte; fobann werbe er auf dem nächften Lands
tage, der auf den 8, März nad} Prag anberaumt war, den Staͤn⸗
* den und den Theologen bie Banhıbriefe zur Prüfung vorlegen und
* ihrem Urtheile gemäß einen Entſchluß feffen 1°). -
Daß der Landtag am 8. März in Prag abgehalten und dar⸗
auf von · neuem günftige Befchlüffe für die Calixtiner gefaßt wor
15) Pefel IL, S. 680 nad einem im Urfb. n. 251. mitgetfeitten böhmi-
ſchen Actenſtücke.
10 Drittes Bach. Erſtes Kapitel.
den, feheint nicht zu bezweifeln, jedoch laffen ſich darlıber Beine
beftimmten Nachrichten geben, da die Verhandlungen wie bie Bes
ſchluͤſſe deffelben nicht mehr vorhanden find '°). Auch über bie
weitern Verhandlungen und Gefanbtfchaften zwifhen beit beiden
koͤniglichen Brüdern Sigmund und Wenzel laͤßt ſich aus Mangel
an Nachrichten nichts mitteilen '7).-
So guͤmſtig bisher Wenzel ſich ben ‚Huffiten bewieſen hatte,
ohne darauf zu achten, daß er dadurch bad Mißfallen des Papſtes
und feines Beuders, des romiſchen Königs, erregte, fo trat Doch
plöglich eine Änderung in der Gefinnung bes böhmifchen Königs
gegen die neuen Lehren in feinem Koͤnigreiche ein. Was diefe
Anderung veranlaßte, findet ſich nicht Mar in ben alten Berich⸗
ten gemelbet, doch iſt offenbar, daß die täglichen Übergriffe ber
‚Huffiten und die Umtriebe ihrer Häupter, welche felbft den Thron
bebrohten, plöglich ben trägen König aus feiner Sicherheit aufs
ſchreckten. Da er damals meift nahe bei dem Wiſſehrad in dem
neuen Schloffe, dad auch Kunratiz und Wenzelftein ges
nannt weich, reſidirte 18), fo konnte er leicht Zeuge ſeyn von dem fa⸗
natiſchen Sinne der Bewohner der Neuſtadt Prag und den Umtrieben
des Nicolaus von Huſſinecz, der daſelbſt fich eingeblirgert hatte und
das Volk dahin bearbeitete, den König Wenzel vom Thron zu flites
zen und ihn felbft Darauf zu erheben 1°). Daß ipm dieſes Vorha⸗ ·
ben nicht gelang, daran war weniger Wenzel’3 Kraft und Wachſam⸗
keit Schuld, welcher den Rebellen aus Prag verbannte 2°), als
vielmehr bie treue Anhänglichkeit einer großen Anzahl Huffiten,
welche unter Wenzel's Schug mehr Sicherheit und Erfolg für ihre »
Lehre fahen, als unter einer ungefegmäßigen Regierung. ' Ber
ſonders ließ es fich der Prieſter Wenzel Eoranda, Profeffot. der
16) Pelzel l.. c. S. 699 u. 68." ’ u
17) Daß ſoldhe ftattgefimden, Täßt fich aus der angeführten Antwort Be
15 auf die Befhwerben der Prager Megfrate erfeen. 24
18) Pelze 1. c. S. 681.
19) Aen. Sylv. Hist. Boh.’c.36. „Rex ad Nicolaum ⸗
inquit, qua me reguo ejioeres, orditus es telam, at ego Iaı
ciam, quo te posten strangulem.“ Hagetil u Sr
Rärnb. 1697. f- ©. 676. -
20) Hagec. Gpr. a. a. D. Bl Pelzel l. c. S. 63
Anfang der Auffichfgen Unruhen in Böhmen. 1
Theologie zu Prag, weldher bei den Huffiten in hohem Anfehen
and, angelegen feyn, bie Stimmung feiner Glaubensgenoffen
für den König Wehzel zu erhalten, Ex ſtellte ihnen vor, daß,
wenn auch der König. aus Trägheit und Trunkfucht fich wenig
um die Regierung befümmere, er doch der befte Fuͤrſt ſey, ben fie
haben koͤnnten. Denn er liebe die Böhmen und werbe nicht dul⸗
den, daß irgend auswärtige Furſten und Wölker fie angriffen.
Außerdem wäre der Umftand nicht ungimſtig, daß Wenzel als
roͤmiſcher König gegen feinen Bruder. Sigmund, ber fich. auch fo
nenne, im beutfchen Reiche noch immer einen gewiffen Anhang
habe und daher letzterer genöthigt fey, in, feinen- Schritten gegen
Böhmen nicht zu weit zu gehen. Schon daß Wenzel bie. Boͤh⸗
men In ihrer Religion nicht beunruhige und ihnen erlaube, ben
BSottesdienſt nach ihrer Weiſe auszuüben, muͤſſe fie verpflichten,
zu deſſen Erhaltung Gott anzuflehen 21).
Die erften Schritte, die König Wenzel zur Einſchraͤnkung
ber huffitifchen Umtriebe machte, gefchahen im Anfange Juli 1419,
Doc) war ein zuͤgelloſes Volk, das Jahre lang die neuen Grunds
füge und den Haß gegen bie Mönche, die Geiſtlichkeit und die
Katholiken überhaupt eingefogen, hatte, nicht · durch ſchwache Mits
tel, welche Wenzel nur zu Gebot ſtanden, wieder in die alte Ord⸗
nung ber Dinge zurlichzuführen, Schon früher hatte er einen Ver⸗
ſuch gemacht, weil er einen Auffland- ficchtete, die Prager zu ent⸗
waffen, indem er einen Befehl erließ, ale Bürger follten ihm
auf. das Schloß ihre Waffen bringen. Die Lift bes Zizka verei-
„telte aber den Plan Wenzel's. Er flellte fi an bie Spige der
bewaffneten bewaſſneten Bürgerfhaft, und erfehien fo (15. April) vor dem Bit
21) Die ”. 21) Re dieden des Wenzel Goranda (Aeneas Sylv..v. 36.) werden abwei⸗
chend qugegeben, jedoch laſſen ſich die Abweichungen leicht in Übereinftimmung
bringen. Leunfant (lv. 'VI.)-mipberfteht den Ausdruck „römifde Jaction,“ da
ri it: auf Dep Päpfiihen Stuhl bericht. Pfizer If dabei bie Partei gemeint,
Aniäye.-tn Eftthtend Wenzel: als rämifäene König betrachtete. Doch war dieſe
Partei damals ſeht. ſchwach und’ zählte kaum. Pelzel S. 684 läßt den Coranda
die Dede ſpatte auf dem Verge Tabor haiten. Pealacky (Wümigung der alten
behm. Serhlätiär. s. 207) ſieht dieſe Wede dos Priefters Coranda ats eine
otlilbch des· aan ¶sybo Arie“ fie ſo —* awwahez meint, ec, ab aupelu
u dem dgmaligen Beibflkänken. - :
12 - Drittes Buch, Erſtes Kapitel.
fehrad mit den. Worten: Hier feyen fie mit den Waffen, bie ber
König. begehrt habe und die fie bereit feyen für ihn gegen feine
Zeinde bis ayf ben legten Blutstropfen zu führen. Wenzel hielt
es damals nicht fie gerathen, ber Buͤrgerſchaft in folcher Vers
faffung feinen Unwillen zu bezeugen. Er entließ fie gnäbig und
lobte den Zizka, welcher feit diefer Zeit der Liebling. des Volkes
ward 22), Erſt einige Monate fpäter wagte er gegen die Neu-
ſtadt Prag einzuſchreiten, wo durch die Umtriebe des Nicolaus
son Huffinecz die Einwohner am meiften fanatifirt worden waren
und durch häufige öffentliche Umgänge die feindlichſten Manifeſta⸗
tionen gegen die Katholifen. gemacht wurden. Ehe König Wen:
zel dad neue ‚Schloß ald feine gewöhnliche Refidenz bezog, er⸗
neuerte er (6. Juli) den Neuftädter Stadtrath, der bis. dahin aus
Männern beflanden hatte, welche den Huffiten günftig geflimmt. '
waren. An ihre Stelle ließ er zwar Leute von böhmifcher Abs
ſtammung, aber doch nur ſolche einfegen, deren Fatholifche Ger
finnung bekannt war. Zugleich wied er fie an, nicht zu dulden,
daß die Huffiten Öffentliche Umgänge hielten. Nach einiger.Zeit,
war des Königs Abficht, follte auch in den andern Prager. Staͤd⸗
ten. eine gänzliche Erneuerung ber buffitifchen Stadträthe erfol⸗
gen 2°).
Von dieſem Tage an war der Sieg i in Boͤhmen erklaͤrt: das
erſt unter der Aſche glimmende Feuer ſchlug ſchon nach wenigen
Wochen in Flammen aus und riß den Koͤnig mit in's Verderben.
Das unruhige Volk, das ſich verfolgt glaubte, ſchaarte fi
fogleich um feine Häupter. Bor allen- fanden bei.ihm .in Anſe⸗
ben der aus Prag verbannte Niclas von Huffinecz, der Freund"
und Schüger des Johann Huß, und Zizka, der geſchworen hatte,
des Märtyrers Tod zu raͤchen. Niclas hatte fih von Prag aus
in den Bechiner Kreis begeben und hier feine Reden zur Aufte—
gung des Landvolkes und Annahme der huſſitiſchen Lehre mit fo:
vielem Erfolge gehalten, daß man allgemein von den Pfarsern dad
22) S. Pelzel Geſch. v. Böhmen I. ©. 316. - r
23) Pelzel Wencesl. II. 681. nad) einem Manuale archivi Novae civita-
tis Pragens. MS. coaevem und einem andern alten Wanufeript, welches den
Zitel Incidentia führt. . Aeneas Sylv. hist. Boh.,c. 86. R
Anfang ker Hufficifejen Unenhen in Böhmen. 43
heil, Abendmal unter. beiden Geſtalten zu empfangen verlangte,
Die, welche dem Begehren nicht willfahrten, waren groben Miß—⸗
handlungen auögefebt; bie, welche nachgaben und ben Kelch nicht
verweigerten, fanden den größten Beifall und Anhang. Am Mag-
dalenentag (22, Juli) verfammelte ſich eine Volksmenge von viers
zigtauſend Menfchen auf einem Berge im Bechiner Kreife nahe
bei Auft, um_hier von den huffitifchen Prieſtern das Abendmal
unter beiden Geftalten zu empfangen. Die Priefter waren in gez
woͤhnlicher Kleidung: man richtete einige hundert Tafeln auf, wors
auf Wein in: hölzernen Bechern ftand, Nicht nur die Ermac-
fenen, fondern auch die Heinen Kinder empfingen ohne eine Vorbe⸗
reitung durch Beichte, ‚aber nad) ihrer Weife mit Gebet und vies
ler Andacht das Abenbimal. unter beiden . @eflalten 2°), Niclas
von Huffinecz hatte biefe Verſammlung veranftaltet 2°): er wollte
fie nicht ungenüßt auseinander gehen laſſen. Freilich konnte er
das Volk nicht dahin bewegen, fich von Wenzel's Regierung los⸗
zuſagen 2%), aber ihm ſchien ber Verfammlungsplag ein wohlges
legener Ort zu einer Veſte 27), wo die Huffiten fich noͤthigeufalls
24) Diar. bell, Huss. v. Laur. Byz. p. 143: „In festo Mariac Magda-
lenne (22. Juli 1419)'cum multitudine populi sexns utrinsqne et otiam par-
valarum ‚ad-praefatum mohtem (Tabor) congregata de divorsis regni par-
tibus, ultra quam XL millia personaram sacramento corporis et. sanguinis
sub utraque specie panis scil. et yini. — Quam ob rem Rex Boemiae Wen-
ceslaus multum est turbatus, se de regali solio dejici timens et expavescons,
Nicolaum de Hus in locum sui substitui suspicando, quem antea die quo-
dam ad'S. Apollinarem [23. Jul.) cum sun consistenti ‚curia et magna po-
poli 'sexos utrissqne multitudine, .interim tamien circumseptas pro Kbera-
tione commpsibnis, utzilique speclei, tam ad adültos quam ad parvalos
(ef, p- 130 de commupione infantium) ex parte ipsius multitudinis prolo-
quentem banniverat.“ Laurent. Byzyn. handelt p- 187 ft. nod einmal von
diefer Berfammfung auf dem Berge Tabor. Aeneas Sylv. hist. Boh. c. 36.
Pelzel Wrntesl. nad) dem MS. Ineidentia S. 683. J
3) Wenn es aud nicht ausdruciich in den alten Quellen wie in bell. Hus-
sit. von Lawreim. Byz. gefagt ift, To Läßt ſich dieſes doch nicht bezweifeln. : Pel-
sel nimmt es auch fo an. Lenfant läßt den Zijka die Verſammlung veranftalten,
26) Daß ſchon vor der Berfammlung Nickad nad) der Krone geſtrebt, fagt
Laurent. Byz. p. 143. Ct. not. 24. u. Aen. Sylv. hist. Boh. c. 36.
77) Aeneas Sylv. hist. Boh. c. 40. gibt eine Befihreibung vor der Staͤrke
der Feſtung.
14: Drittes Buch. Erſtes Kapitel.
ſammeln und vestheibigen konnten. Won ben vielen Beiten, wel:
che aufgefchlagen waren, und welche Nicolaus vorerſt anflatt ber
Haͤuſer ſtehen ließ zur Aufnahme derer, bie an bem Drte bleiben
wollten, erhielt der Berg den Namen Tabot, welches Wort im
Boͤhmiſchen Zelt» Lager heißt*®), und es währte nicht lange,
fo war auß bem Lager bie mit Mauern und Waͤllen verſehene
Beräftabt Tabor entſtanden.
So fehr Wenzel durch diefe Verſammlung beunruhigt wurde,
fo war. er doch nicht im Stande wirkſame Mittel zu ergreifen, fol
cherlei Manifeftationen von ber Kraft: des Volkes zu verhinbern.
Die Gewalt war gewiffermaßen ſchon dem Thron entfallen, und
die Häupter der Huffiten: hatten fie aufgenommen. Diefes zeigte
ein Auftritt in Prag felbft, faft vor den Augen des Königs, ber
nur acht Tage nach der Verſammlung auf bem Berge Zabor ſtatt⸗
fand. Unter ber Leitung des Johann: Ziffa 29), der nunmehr
beſtimmter als Rächer der Hinrichtung des Johannes Huß auf:
trat, zogen (Sonntags am 30. Juli) bie Huffiten von der Kirche
bei Marienfchnee, wo fie ihren Gottesdienſt gehalten, ungeachtet
des koͤniglichen Verbote in Proceffion nach S. Stephan in der
Neuftadt. Ein Priefter 30) trug ben Kelch, das Symbol ihres
Glaubens und ihrer Partei, an der Spitze des Zuges. Der
neue Magiftrat in der Neuftadt, feinen vom Könige erhaltenen
Befehlen getreu, ließ die Stephanskirche vor der Ankunft der Ca⸗
Yirtiner fließen. Deſſenungeachtet öffneten dieſe fie mit Gewalt,
Nachdem fie auch Hier ihren Gotteöbienft verrichtet und an einem Fas
tholifchen Priefter, der ſich ihnen widerfegt hatte, grobe Exceſſe bez
gangen i), kehrten fie wieder zuruͤck und richteten ihren Weg zu
dem Neuftäbter Rathhauſe. Hier machte der ganze Zug Halt:
Dur Abgeordnete verlangte man von dem Bürgermeifter und
38) Lautent. Byz. p. 142 u,p- 187 oqq. Mol, Senfant Geſch. des Hufe
fitente. 3c. überf, v. Hitſch I. S. 286. Da die Huffiten die Berge and gern
mit altteſtamentariſchen Namen benannten, fo mag die Benennung Kabor auch
von dem Berg Tabor in Galilda hergenommen ſeyn.
29) Läur. Byz. p. 143: „Per populum et Johannem Zyzka.“
30).Iohann, ein von Selau entwichener Prämonftratenfer. Aen. Sylv. hist,
Boh. c. 36. .
31) Acneas Sylv. hist, Boh. c. 37. Theobald p. 69 ergäfit-ed anders.
Anfang der huffitifhen Unruhen in Böhmen. 15
den Schöffen, daß die, welche als Galirtiner in Haft gehalten
(ohne Zweifel wegen Ruheftörungen oder geſetzwidriger Handluns
gen) fogleich in Freiheit gefegt würden. Da diefem Anfinnen der
Magiftrat nicht willfahrte und zu gleicher Zeit vom Rathhaufe aus
mit Steinen auf bie Calirtiner geworfen und ber Priefter, wels
her den Kelch trug, getroffen wurde, drangen Bijfa und eine
Schaar Fräftiger Männer in das Rathhaus, um die verhaften
Magiftratöperfonen zu beſtrafen. Ihre Muth verlangte blutige
Rache. Sie ergriffen den Stadtrichter Niclas, den Buͤrgermei⸗
ſter Johann Podwinsky, drei Raͤthe und ſechs Gerichtsdiener,
welche fie ſaͤmmtlich zu den Fenſtern hinaus auf die Straße fürzs
"ten. Hier wurden fie von dem wuͤthenden Volke mit Spießen,
Heugabeln und Schwertern aufgefangen und martervol umges
bracht. Nur ein Rathsherr warb im Haufe felbft getoͤdtet. Die
Übrigen Rathsherrn (man gibt elf an) hatten fich noch bei Zeit
durch die Flucht gerettet 2), Eine Schaar von dreihundert Eds
niglihen Bewaffneten war zwar herbeigeeilt, um den Aufruhr
zu flillen und die Rädelöführer zu ergreifen: allein_diefelbe Eonnte
wegen ihrer geringen Zahl nichts ausrichten und mußte froh feyn,
ſich noch zuruͤckziehen zu koͤnnen 2). Sogleich befegten die Aufs
rührer dad Rathhaus, riefen ale Bürger der Neuftabt unter Strafe
des Todes oder der Verbannung unter die Waffen, und ernanns
ten bis zur Wahl eineg neuen Magiſtrates vier Vorſteher oder
Capitäne, welchen die Rathöfiegel und Amtsinfignien uͤberlie⸗
fert und eine zahlreiche Bewachung Tag und Nacht gegeben
32) Die biutigen- Scenen beſchreiben mehrere boͤhmiſche Quellen: Laurent.
Byz. p- 143. Contiouat. Pulkaw. bei Dobner Tom. IV. p. 135 u, 152.
‚Beness. Krabice de Waitmile bei Dobner IV. p. 67. Chronic. Bohem. in den
Scriptt. rer. Boh. T. II. p. 459. Hager. Chr. S. 676. Damit ift die über
einftingmende Grzäflung des Aen. Sylv. H. B. c. 37 zu vergleihen. Ganz kurz
iſt der Bericht des Bartossek s. Bartholom. de Drahonicz bei Dobner Monum.
hist. Boöm. I. 143: „1419 Dominica post $. Jadobi drojecti sunt Nicolaus
Judex et magister civium et Jurati novae civitatis Pragensis de Praetorio
per Zizkam et anorum complures.“ \
33) Aevess Sylv. I. c. „Camerarius regni, qui cum treoentis equitibris
ad sedäudum tumultum otcurrerat, ubi furentem plebem animadvertit, de
sua vita sollicitus, fuga sibi consuluit.“*
6 Drittes Buch. Erſtes Kapitel.
ward 4), Alle Einwohner der Neuſtadt, welche noch dem ka⸗
tholifchen Glauben anhingen und nicht für die huffitifche Lehre die
Waffen führen wollten, ergriffen die Flucht in die Altftadt Prag,
wo ber Magiſtrat noch die koͤnigliche Auctorität aufrecht erhielt,
Daher waren die ‚Huffiten in der Neuftadt vol Wuth und Haß
gegen bie Altſtadt und drohten diefelbe mit Feuer und Schwert
zu verheeren; jedoch waren fie nicht im Stande, ihre Drohungen
in's Werk zu ſetzen. Dafuͤr richteten fie ihre Zerſtoͤrungsſucht ges
gen bie Kiöfter und Fatholifchen Kirchen in der Neuftadt, Wer
nicht für die Huffiten war, wurde beraubt, mißhandelt, getöb=
tet. Die Gebäude der Katholiken wurden geplündert und dann
“in Brand geftedt. Mit ganz befonderer Wuth wurden die Moͤn—
che verfolgt 6). _
Als König Wenzel von allen dieſen Vorfällen in Kenntniß
gefegt ward, gerieth er in großen Zorn: er beſchloß alle Huffis
ten, vorzüglich aber ihre Priefter zu vertilgen. Doch biefe war
nur das Zürnen eined Unmächtigen. Schon nad) wenigen Tagen
gelang es einigen von feinen. Räthen, welche huſſitiſch gefinnt was
zen, und ben Alteſten ber Altftabt Prag, den König durch die
BVorftellung, daß man weiteres Unheil verhüten müffe, milder zu
‚flimmen und ihn zu bewegen, mit den Anführern in Unterhandlung
zu treten. Die Einwohner der Neuſtadt mußten bafür, daß fie
die Rathsherrn umgebracht, Abbitte thym, aber der König ließ
die Gewaltthat fonft unbeftraft, beftätigte fogar die mittlerweile
von den Neuftäbtern gewählten neuen Rathöheren 2°),
34) Laurent. Byz. p. 14. :
35) Beness. Krabice J. c. Contin. Pulk.l. c. Hager. Chr. 676. «
36) Laurent. Byz. p. 144: „Unde R. Boemiae Wenceslaus ira magna
motus et angustia ac odore perturbatus, proposuit omnes Wiclefistas seu
Hussitas et praecipue sacerdotes extirpare. Consiliari quidam regis ipsius
partem sub utraque specie communicantinm foventes ac magistro J. Hus
adhaerentes, cum Spnioribus antiquae eivitatis de concordia inter regem
et novae civitatis communicantem, ad mulsa mala intercipiendum, tractare
coeperunt, finaliter ergo parte utraque consentiente concluditur, quatenus
communitas novae civitatis se ipsi regi pro excessu — — humiliet. et Rex
novos scabinos per ipsam tunc colmmunicantem electos confirmet, quod et
factum est cum effectu.“ Continuator. Pulkavae bei Dobner IV. p.152. Pa-
lacky Annal. Boh. p- 25.
Anfang der huſſitiſchen Unruhen in Böhmen. 17
Ob biefe Zugeſtaͤndniſſe, welche Wenzel den Aufruͤhrern
machte, aufrithtig waren, oder ob fie nur gegeben wurden, um
Beit zu gewinnen, ift ungewiß. Da er fogleich Boten an feinen
Bruder Sigmund abgefchict hatte, ihn um ſchleunigſte Huͤlfe ges
gen die Aufrührer bittend 37); da er fich die Häupter der Empoͤ—
ver aufzeichnete, um fie, wenn er wieder zur Gewalt gelangt, zur
firengen Strafe zu ziehen 3°); da er an alle boͤhmiſche Städte
den Befehl ergehen ließ zur ſchleunigen Entrichtung der Steuern
und Kriegsanſtalten traf 2%): fo läßt ſich wohl nicht bezweifeln,
daß es des böhmifchen Königs Abficht war, gegen bie Huffiten,
welche er nun als Aufrührer betrachtete, einen entſcheidenden Schlag
zu ihrer Vernichtung zu führen, Daß aber Wenzel fein Vorha⸗
ben nicht ausführte, verhinderte fein Tod, welder am 16, Aus
guft+0), vierzehn Tage nach der Ausföhnung mit den Neuſtaͤd⸗
tern, Ploͤtzich erfolgte auf dem Neuſchloß bei Prag. Nach der
Angabe eines gleichzeitigen Huffiten wurde er vom Schlage ges
rührt und gab mit fürchterlichem Geſchrei und faſt Lbwengebrünt
den Geiſt auf**); nach einem andern fehr gut unterrichteten Chro⸗
niften +®) ift Wenzel von feinen Hoͤflingen und Räthen, welche
37) Chronic. Waldseäs, bei Oefele seript. Bav. I. p. 73. Acn. Sylr.
H. B. c. 37: „Fratrem assidue vocitans et amicorum anzilia anxius expe-
ctans.“ Schon vorher gleich nach der Vertreibung des Rice von ‚Huffinecz hatte
er Sigmund um Hüfe gebeten. Aen. Sylr.l. c. cap. 36. -
38) Pelzel Wencetl. IT. S. 686.
"39) Gin folder Befehl an die Stadt Dudwels d.d. Neuſchloß 3. Kup. 10
findet ſich bei Pelze W. urtb. m. 253. Es iſt die Iepte Urkunde, welthe Pels -
zel von Wenzel anführt.
40) Dielen Tag geben widt nur Law. Bya. p-144. Bartonsck lic. p.144
und die Series Reg. Boh. in den Scriptt. rer. Boh. T. II. p. 454 genau an,
fonbern auch die Grabſchrift Wenzel’a, die fpäter zerftört, aber durch die Abſchrift
eines Gleidhzeitigen aufbewahrt worden ift. Pelzel I. S. 690. B '
41) Laurent. Byz. p. 144. we
42) Yelzel W. &.687 nalh dem in der Witte deb 15. Jahrhunderts Icben-
den ungenannten Berfaffer de MS. Incidentia fiberfärieben. Bai. Peljel IL.
Borbericht. Derfelbe gibt an, daß er feine Nachricht von Wenzel's Unterkäm-
merer Iohann Vechinin, der fie von einem der Mitoerſchworenen und Mitthäten
als ein Geheimniß mitgeteilt bekommen, gehört habe, Doch gibt er die Er⸗
morbung Wenzel's nicht ald Gewißheit, fondern nur al& vehemens suspicio. .,
Aſchbach E. Sigmund. TIL 2
18 ‚Dreh Bud. Erſtes Kapitel.
gehfemas Baffien waren und für ihr&eben fichteten, in äin:
licher Weife wie die romiſchen Kaiſer Tiberius, Domitian und
Gommeduß erſtickt und getoͤdtet werben 42),
Als ganz falſch aber muß die Nachricht verworfen werden,
daß er während bes Yufftandes der Neuftadt gegen ihren Magi-
ſtrat vom Schlag gerührt und kurze Zeit darauf geftorben fey **).
Benzel ftarb achtundfünfzig und ein halbes Jahr alt: ſechs⸗
undfuͤnfzig Jahre lang hatte er den Zitel eines Königs von Boͤh⸗
men geführt: noch bis zu feinem Lebensende nannte er fich in allen
koͤniglichen Erlaſſen römifcher König und zählte als ſolcher nach
feiner Abfegung noch neunzehn weitere. Regierungsjahre,
Wenzel ift von den deutſchen Schriftftellern aus mehrfachen
rſachen ungerecht beurtheilt worden. Es läßt fich nicht Iäugnen,
daß er keinesweges zu ben guten und wortrefflichen Regenten gezählt
werben kann. Ihm aber jebe gute Seite abfprechen, fein ganzes
Leben nur als eine ununterbrochene Trägheit, Schlafſucht, Ty—
rannei, Verruͤcktheit bezeichnen, iſt eine ganz unrichtige Darſtel⸗
lung feiner Regierung, Um Wenzel gerecht zu würbigen, muß
man. bie verſchiedenen Epochen feiner’ Regierung unterfcheiden, ſo⸗
dann aber auch feine Regierung als böhmifchen und römifchen Koͤ—
nig nicht zufammenwerfen, endlich aber auch nicht vergeffen, was
ex feinen Feinden, ben Deutſchen, was er ſeinen Freunden, den
Boͤhmen, war.
Offenbar regierte Wenceslaus zwar manchmal wie ein mor⸗
genlaͤndiſcher Deſpot, aber doch zeigte er auch viele gute Eigen⸗
43) MS: Incidentia 1.c. „‚Quidam vero atroebant ipeun per suos-gra-
tiores seu dilectos, qui eum in modum coronae cinzerunt , auffoostum.“«,
44) Die böhmifigen Gefhichtfhreiver Balbinus und Dubravins haben. nad
Aen. Sylv. c. 37. Hagec. Chr. S. 676 die fabelhafte Angabe: Als die Nade
richt von der Grmorbung der Mathöheren der Reuſtadt zu Wenzei gelangte und
derfelbe in große Wuth gerieth, habe der Obermuindfdjen? fich umüberlegter Weiſe
dahin geäußert, daß er dieſes vdrausgeſehen (oder, mie andere-melden, daß er es
fden vorher gemußt). Über diefe Außerung ſey Wenzel fo erzürnt worden, daß
«€ den Dbermundſchenb bei den Haaren auf den Boden geworfen und ihn umges
bracht haben würde, wenn die Umftehenben es nicht verhindert hätten, Der hefe
tige Born aber habe dem König eine Apoplerie zugegogen, woram er verſchieden.
Anfang der huſſitiſchen Unruhen in Böhmen. 19
fhaften. Nach) den boͤhmiſchen Chroniken **) handhabte er: in
dein Grade bie öffentliche Sicherheit auf ben Landſtraßen Boͤh⸗
mens, daß Einzelne ohne Gefahr frei und ungehindert Geld und
Geldeöwerth herumtragen Ponnten, was bamald in Deutſchland
bei ber Unficherheit auf den öffentlichen Straßen nicht ohne Be:
raubung jemand hätte wagen koͤnnen. Jedermann ohne Unter⸗
ſchied der Perſon konnte Gerechtigkeit verlangen und Wenzel gab
fie ohne Anſehen der Perſon: daher war er auch bei manchen hoch⸗
geſtellten Perſonen, welche ein Privilegium zu haben glaubten,
Ungerechtigfeiten auszuüben,’ nicht beliebt. Die mangelhaften
Polizei=Anftalten der Zeit waren Urfache, daß bie nöthigften Les
‚ bensbebürrfniffe dem Wolke oft ſchlecht und nicht nach dem gehoͤri⸗
gen Gerichte verkauft wurden, Wenzel ſuchte in eigner Perfon
biefem Übelftande abzuhelfen, indem er verkleidet und allen unbe:
kannt zu Bädern, Mebgern ıc. ging, Brod, Fleiſch ec. kaufte,
es unterfuchte und, wenn er es ſchlecht oder nicht nach dem Gewicht
fanb, e8 wegnehmen, den Armen geben und bie Betruͤger freng
beſtrafen ließ, Selbſt zu den ‚Hanbarbeitern ging er, arbeitete
mit ihnen und beftimmte die Stunden zum. Ausruhen, — Daß
er wieber ein Freund von Erholung und Munterkeit war und gern
mit luſtigen Leuten fi) umgab, lag in-feinem eigenthuͤmlichen
Character, der bad Derbe und den Scherz liebte *0).
© Kaum hatte fich bie Nachricht von des Königs Tod in Prag
verbreitet, fo war die ganze Stadt in Auftuhr. Sogleih am
-45) Continuat. Pulkavae bei Dohner IV; p. 152: „De hoo rege etiam
aicitar, quod justicam tam pauperi, quam diviti aegualiter administrari
praeceperit. Imo ipsemet omnibus attendens vestes saepe permutavit, pi-
#tores accessit, panem considerans et emens, quem si justi ponderis esse
deprehendit, illum solvens abüit, si vero debitam quantitatem panis ndu
'habuit , se geis sit. agnosch procuravit, panem hunc auferri jussit et pau-
peffbus et äcolarihus distribui, pistorem vero in vita ve bonis pumivit. Si-
militer otiam fecit lanionilius, epocillatoribus et als omnibus operarüs ete.“
46) Windel 'c. 83. p. 1139 erzaͤhlt bei Gelegenheit der Berfiörung von
Wenzels Stab und Entweihung feiner Gebeine duty die Huffiten: „Das mas
fein Son, wenn er fie doch gar fere geſterket hatte mit Hülfe feiner Myetſchen
d. H. liphabern. Dis waren eine I. Königs liphäber und haiffen alfo die fein
rete waren, Zodale, Irliſche, 2. h. Smazell, Dreckel, ainer Geſct, Bodel u.’
2*r.
pi Drittes Buch. Erſtes Kapitel.
‚ folgenden Tag ſchon überfielen die Huffiten unter ber Fuͤhrung
"des Altftädter Bürgermeiflers Johann Brabaty bie Kloͤſter und bie
Kirchen, deren Pfarrer fich bis dahin geweigert hatten, dem Wolle
das Abenbmal unter beiden Geftalten zu ertheilen. Altäre, Wil:
der, Orgeln, Geräthe wurden zerſchlagen und zerſtoͤrt. Die Klei⸗
der der Geiſtlichen und Mefgewänder wurden zum gewöhnlichen
Gebrauch oder zu Fahnen verwendet. Sachen von Werth wie
goldene und filberne Kelche, Eiborien, Rofenkränze nahm man
weg nach Haus." Mit dem heiligen Chryfam ſchmierte fich ber
Pöbel Schuhe und Stiefel ein und felbft die Gemaͤhlde in ‚den
Kirchen, welche zu hoch hingen, als daß man fie erreichen konnte,
wurben mit Koth und Unrath beworfen. Die Geiftlichen waren ,
der Wuth eines rafenden Poͤbels ausgeſetzt, am meiſten die Moͤn⸗
che, welche nur durch die Flucht den Mißhandlungen, dem Se⸗
faͤngniſſe, dem Tode entgingen. Die Moͤnche indem Karthaͤu⸗
ſerkloſter in der Altſtadt, von welchen man glaubte, daß fie auf
dem Conſtanzer Concilium viel zur Hinrichtung des Huß beige⸗
tragen haͤtten, wurden theils getoͤdtet, theils mit Stricken gefef⸗
ſelt in's Gefaͤngniß geworfen, das Kloſter, nachdem es ausge⸗
pluͤndert worden, ward niedergebrannt. Gleiches Schidfal hatte
(am 20. Auguſt) dad Kloſter bei Marienſchnee“ oder „am · San⸗
de,” nachdem am Tage zuvor das praͤchtige Grabmal des frü—
hern Erzbiſchofs Albik in des Marienkirche „zur Wiege. mit van⸗
daliſcher Wuth zerſtoͤrt worden war *”),
Bei ſolchen furchtbaren Auftritten und blutigem Auftuht i in
den drei Prager Staͤdten wagte man nicht, wie ſonſt bei dem
Todesfalle eines böhmifhen Königs gewöhnlich, ein „Öffentliches
Leichenbegängniß zu halten. Die Königin Sophia hatte zwar
den Leichnam ihres verflorbenen Gemahls, wie es die Sitte ers
beiſchte, ſogleich einbalfamizen und fobann (18. Auguſt) auf den
AT) Laurent. Bys. p. 145 seq- Bartossek bei Dobner I. p. 144. Cito-
mic. Boh. in den Seriptt, rer. Boh. T. II. p. 459. Contin. Pulkarae hei
Dobner IV. p. 152. Palacky annal. Boh. p. 26 49. Dlugoss. hist. Pol. XI.
p- 406. Balbin. Epit. p. 433. et Miscell. Boh. Sanct. $. 64. Theobald
6.29. Hagec. Chr. a. 1419 p. 677. Aen. Sylv. H. B. c.37. Tractat. de
longaevo schismate bei Palady ital, Reife &. 100.
- Anfang- der huffalkherr Umsuhen ia Wömen. 21
Wiffehrab bringen laffen. Nachdem er Hier wegen des fortdauern⸗
den Lufruhes drei Tage in bes Peterdkirche aufgeflcht geefen,
ſe a men 1 man ben Leichnam, in ber Nacht (man wagte nicht,
ge durch die zügellefen Rotten in ben Strafen ber
—* Pa zu führen) Aber die Moldau durch den Graben
Augiye in die Schloß⸗ oder St. Veitskirche, von wo er nach drei
Wochen abermals bei Nacht in das Ciſterzienſerkloſter zu König»
ſal geführt warb zur anflänbigen Beerdigung *°). Hier hatte
ſich Wenzel fon einige Jahre fricher eine Grabſtaͤtte errichten
laſſen, bamit er barin. nad) feinem Tode beigefegt werde, Allein
feine- Gebeine fanden auch hier Beine Ruhe. Der Huſſitenkrieg
mb feine Zerſtoͤrungen erreichten auch Königfal. Zizka ließ im
feigenben Jahr des Klofter anzünben, das Grab zerſtoͤren und
bie Gebeine zerſtreuen. Ein Fiſcher, Namens Muſcha, fammelte
ans Anhaͤnglichk eit an feinen frühen Koͤnig beffen Gebeine heim-
lic, und verbarg fie, bis der König Sigmund nach Böhmen kam,
Damm übergab er fie biefem, welcher fie auf.eine auſtaͤndige Weife
wiedee.in der Prager Schloßkirche zu St. Beit.beifegen ließ +°).
Rach einiger Zeit wer in Prag eine gewiſſe Ruhe und Drd⸗
nung zuruͤkgekehrt, da bie Huffiten daſelbſt vollkommen Meifter
der Stabt waren, bie auf dem Schloſſe Wiffchrad befindliche Bes
fetung fich zubig verhielt, und die eifrigen Katholiken die Flucht
emgriffen hatten oder ſich im Sehlngniffe befanden, wenn fie bie,
—
. MB aurent. Bye p. 144: „Cujus .Cörpus post dies aliquot propter .
Amor⸗m populi, tempore necturno ad castrum Pragense est. deductum et
in Capcli. . Wenceslai, volldestum et“ post septimanas. aliquot ab inde ad
Monastefium Aulae regige, "ubi sepulturam g i elegerat, noctis tempore mi-
serrifne transdacttum et”a piscatoribus, pistoribus et conversis ejusdem mo-
instörti’scpultum.“« ¶ Dieſes ſclechte Vegr ubniß feht der huſfitiſctt Chroait ik -
ie Gtsofesdes Oitm⸗is an- daß Wengel nicht nah Kräften Die hufktifäe The⸗
iqn habe... Dad MB. Hieidentia.bet Pelial II. &,.609, welches subfühchih
Über Wenzel Begräbniß Handelt, widerfpriäht der Nachricht des Zaurentius Bm⸗
in einigen Stüden. Xusdrüdti) fagt 6: „Abbas illius Monasterii regem.mor-
tmm,ea, ‚qua decwit honorificensia sepehvit.“ "Aen.Sytr. hist, Boh, c. 37.
u Deget. hr. 677. ftimmen,aber mitLaurent. Byz. ügereit.
49):M8. Ineidentia L.c. Ass. Sykr. hist: Boh, c-37. rei. Anton
Brot. schismade bei Palai ül, Reife, S. 101. Diogese..), cp AUT. ı
2 Britt Bude "Erf Sapiul.
Mißhandiungen überlebt Hatten, Das Land fehhfl war wie ia
eine bumpfen Betäubung‘, und mar wußte nicht,; wohin "Alle
führte. Den Häuptern der Huffiten, vorzüglich dem Zipfa und
Niclas von Huffineqz, welche ehrgeizige, weitflihsende Pläne heg⸗
ten, war mit bem friebfamen, zur Ordnung zurlchlchrenden Sinn
der Prager Bevoͤlkerung nicht gebient : fie ſahen einen Kampf mit
Wange? s Nachfolger, dem rmiſchen König, woraus, Uns biefen
befichen zu koͤnnen, mußte nicht allein bie Hauptſtadt, ſondern
das ganze Königreich Böhmen ſich dem Auffland aufehließen,
Da in’ den größern Städten überall koͤnigliche Befagungen lagen,
-fo. mußte man.erft das Landvolk bearbeiten und dieſes durch Ja⸗
natismus aufregen. Schloſſen ſich ſodaun die boͤhmiſchen Barone,
wie es ſchon den Anſchein hatte, entſchieden der Bewegung an,
fo konnten auch bie Städte nicht auf bie Länge widerſtehen, ba
die Befehlähaber ber. ftäbtifchen Beſatzungen meift dem hohen boͤh⸗
mifchen Abel angehörten,
Um das ganze Land in Aufſtand zu bringen, veranfladtete
Aijta allgemeine Volßsverfammlungen. Schon in den letzten Die:
naten ber Regierung Wenzel’ hatten Berſammlungen auf einigen
Bergen, Horeb, Beranek, Tabor u, a. flnttgefunden, zun.bad
Abendmal unter beiden Geflalten zu empfangen. Damals ges
ſhah diefes, weil ber Genuß des Kelchs in ben Kirchen von m
Jathoftfcyen Prieſtern wicht geſtattet wurde. Auders war es jet,
wo die Huffiten faft ſaͤmmtliche Kirchen in Prag inne hattem und.
bafelbft ungeſtoͤrt ihren Gottesdienſt Halten konnten. Die Stadt
wollte nicht allein ben Aufftand gertiacht haben }' "das ganze Lend
ſollte in benſelben verwickelt werden und die Empörung: fg einen
deſto ſicherern, Erfolg verſpꝛechen.
Aum St. Michelstage (20. Setpt.) verſammelte fi ſich auf einer
weiten Ebene zwiſchen Prag und Beneſchau am Kreuzhugel
eine unzählige Menge Volks beiderlei Geſchlechts aus-Prag und:
bem ganzen Königreich 60), Sie waren theils zu Zug, theils.
56) Über dieſe SBerfohemiang find Hauptauelien Laurent. Pyz. p. 146, der _
fie die 8. Wenoeelai (2. Gept.) feht. Comtin. Pulkarae p. 130g. Palacky
Autel. Bob. p-%8sq.; Aca. Eylv. H. B, c.36. Chronic. Bohem. inBcriptt. rer.
Boh. N. 469..(,än ferto 5. Michaelis feit magua congregatio-populi in-Ioon
Anfang Dee huffttiſcher Unruhen in Böhmen. 23
zu Wagen und Pferd gekommen. Drei huffitiiche Priefter, der
bekannte Jacobellus son Mins, der gelehrte Johann Earbinal
und ber. beim Volke beliebte Matthaͤus von Tochenicz, mußten als
ſcheinbare Veranlaſſer diefer Berfammlung zum Genuß des Abend⸗
mals: unter ‚beiden Seſtalten ihre Namen hergeben, indem die
polniſchen Anreger dazu fich im Hintergrunbe Hielten.- Marhbent -
mancherlei Reben, Predigten, Aufforderungen an-bie nerfdinstteee
Brenge gehalten worden ließ Watthaͤus über drei: Weinſaffer
weiche das Bott vorher ausgetrunken hatte, eine Tafel eruichten
und teilte fobamı ohne alles Gepraͤnge (die Tafel war.nicht eins
mal /gedeckt und der Priefier wat ohne Ornat) das Abendmal
aus. Aunch der ſchon fricher genannte Coranda, damals Pfarrer
zu Pilſen, war mit einer zahlreichen Schaar gekommen and theilte
das Abendmal aus, Alles ging hoͤchſt friedlich ab: Das Wort
ware begeiſtert und fah einer ſchoͤnern, deſſern Zukunft von brüdere
kher Ciuigkeit und Gleichheit entgegen, Riemank ward Bei biefer
Berlammlung angegriffen, verlegt, beſchatigt. Einent armen
Lanbınanne , deffen Zeldfrucht zertretan worden, warb:duach eint
Ganimlung freiwilliger Spenden ber Schaden trichtich 'wufekt:
Nachdem als Zeit der naͤchſten Volloverſammlung ber St Martins ·
tag (14, Nov.) beflimmt worden war, verlief ſich des Abends bie.
Bolksmenge, erfreut und Begeiftert von bem, was am Rage vor
gefallen war. Die Prager bagegen zogen in Badelproreffion‘ mit
Vortragung des Kelchs nach ührer Stadt zurirc ihnen ſcheofſen
fi am viertauſend rirftige Maͤnnet vom Lande unter der Flchrung
des / gijka, jedoch waren fie nicht bewaffnet; fie tungen ; toi Pike
gehmate, mar einen Stab, Diefer friebliche Ing, weint
Godengeldute und Illumination in des. Stadt empfangen Ana;
ging Aber- den Viſſehrad, wo dig Abnigin Sophia und, bie Be⸗
ſatung Fein Hinderniß demfelbden in ben Wey legte, nach · den
Kofter St. Ambroſtus, worauß ſchon bie Roncheverſagt dborähe
weht. Hier nahm Zijka mit feiner Schaar, von giertäufenge
Bann, ‚ weldje bald, bewaffnet waren, feinen Sit. Die ve
diete ad Crucnlas‘). out ems on want Da in ni
p. 43529. folgt. ’ aa
MH, Dehetes Maid. ESeſtes Kapitel.
SWherger Heferten den neuen Hülfegeneffen bie Lebenswittel #1),
So hatte der Auffland fein Haupt, der Fuͤhrer feine Kriegslente
. "gefunden,
Die Abſichten des Biffe, welcher ſchon in den ındchfien
Tagen eine Unternehmung gegen den Wiffehrab machen woll⸗
te, aber noch durch den Prager Magiſtrat davon: abgehalten
wurde 52), waren jetzt ber Königin Sophia enthillt.. Ste hatte
Boten auf Boten an König Stgmund, welhen bei bem unbe⸗
erbten Abgange feines Bruders bie boͤhmiſche Krone zufiel, ges
ſendet, und um fein ſchleuniges ‚Herbeieilen oder. unverweiltes Zu⸗
ſenden von Huͤlfsvoͤlkern gebeten. Sigmund, grade im Kriege
mit den Tirken und Venetianern beſchaͤftigt, konnte weder bad
Eine, noch das Andere, was ſeine Schwaͤgerin verlangte, er⸗
fallen, Er vertroͤſtete auf feine fpätere Ankunft, wenn ex bie
Tinken von ber ungarifchen Grenze vertrieben, wies aber alle
Befehlshaber in ben boͤhmiſchen feflen Städten an, gegen bie
aufrichreriſchen Huſſiten auf ihrer Hut zu ſeyn, nicht zu busiben,
daß ſich aus ihren Städten die Einwohner zu den Volksverſamm⸗
lungen begeben, und wo folde in ihrer Nähe flattfänden, fie
ſogleich mit Gewalt der Waffen auseinander zu treiben 53), *
. Um den ſchweren Widerſtand der Zeflungen zu befeitigen,
wandten fich Zijfe und die Huffiten raſch zu Unterhandlungen, um
;Diefe durch Überredung zu gerinnen. Durch Vermittlung der
Prager Magiſtrate wurde mit ben Königlichen in dem Prager
Schloß und auf dem Wiſſehrad ein Waffenſtillſtand geſchloſſen;
ats Bebingung ‘aber ſtellten dieſe die Forderung und erhielten
Me: cvch zugeftanden, daß die Fremden (—Zijka's Schaar), welche
ſich zroße Erceſſe In der Stadt gegen die Kirchen, befonders in
*- 51) Laurent. Byz. 1. c Behet. Hof. 1. c Aculbylri H. B. ca
— * —
37 Sl Cönt Plkkev. pur166. page. Ghr. ©. 676.
Sdo) Ken. Sylv. H. B. g 37. Derſelbe in ver Vita Sigienundi ver fh
&y ihal Seife. Contin. Pulkavac p. 154. Palacky Annal. p. 29. . Damals
fon vch Sigmund den Herzog Rudolf von Sachſen zu den Böhmen. geſchickt has
ben, „ut ipsos ad obedientiam reduceret exhortätionibus salutatibus, si Pos“
⸗et: a ölsdem inalitiose interfectus est veneno propinato.‘c Hom. Comer.
Chr. bet Eccard. Cm Wit... p. 1235.
Anfang der huffteifchen Wemuhen in Vöhmen. 8
der Aitſtadt, worin fie alle Wider zerſchlagen, erlanbt hatten,
entfernt wirben.+), Die Königin Sophia, noch immer auf
Sigmund's Hülfe harrend, verließ darauf das Wiffehraber Schloß
in der Neuſtadt, und begab fich nach der Kleinfeite Prags, wo
die Einwohner noch zum Theil katholiſch waren, auf das Prager
Schloß und ließ auf Ansathen des Herrn Ulrich won Bofenberg
die wichtigſten Puncte der ‘Kleinfeite, bie Kirche St. Thomas,
den ergbifchöflichen Pallaſt und’ bes Sachſenhaus mit
feben ®*). Zijzka aber entfernte ſich aus Prag, um mit-feinen
Anhängern den Aufſtand weiter zu verbreiten. In diefer Abſicht
richtete er an bie Befehlshaber der Städte und beven Einwohner
Schreiben. Welchen Geiſt dieſe athineten, laͤßt fich am: beßten
aus feinen eigenen Warten entnchmen. "Wir geben woͤrtlich ein
ſolches an den Hauptmann. von Taus (Aſta) und die Einwoh⸗
ner biefer Stadt °°),
Dem geflsengen Hauptmann und ber Stabt Taus meinen
Hiebfien Bekdern. Daß ihr, in Gott theuerſten Bruͤder, zu der
verigen Liebe kommet, welche gute Werke verrichtet, bas gebe
Got der Herr, wie auch, daß ihr in feiner Furcht verbleibt: auch
warn er gefteaft und gezirchtigt hat, bitte ich euch, nicht nieder⸗
gefhlagen zu ſeyn. Habt Acht auf bie, welche an unferm Glau⸗
ben arbeiten, unb vorzitglich auf bie große Boshelt der Deutfchen,
beten Berfolgungen ihr ſchon erfahren habt wegen bes: Namens
Jefu Chriſti. Stehet wider fie beftändig wie eure Worſahren,
54) Laörent. Byz. p. 146. Cont. Palkav. p. 156.
55) Laur. Byz. p. 147. Aen. Syly. H. B. Loc.
256) Das in böpmifher Sprache abgefaßte Schreiben ift datirt Worlid oder
Driit (Lenfant S. 242 dat unrihtig WBoticz, eine Meine Stadt nahe bei Tabor)
Feria VI post natiwitatis Mariae 1418. Das Jahr ift, wie es Theobald S. 193
gibt, offenbar unrichtig: es mp 1419 vieleicht aud 1420 gelefen werden: der
Zas iſ der 15. Gept. Aheobatd gibt em, dap dag Schreiben nauft einem Kruge ⸗
lied 1541 anf dem Zaufer Rathhaus aufgefunden worden, Mei Millauer Anfe -
fig über Joh. Zijka ıc. &, 6 wird der 11. Sept. 1422 ald Datum dieſes Brie-
FEB angegeben. Gin anderes Schreiben Ziffa’s an die Stadt Taus (ohne Datum)
finde ſich bei Millauer 1. c. &. 7 fl. erwähnt. Auch bei Ungar (in den Abe
Wendt. der bohm. Geſellſch. der. Wiſſeaſch. 179. S. 376) if der
Sub beutfäp‘abgebrudt,
20 Deieres Buch, Erſtes Kapitel.
die alten Möhenen, die ihre Waffe ( Shanicy) unter bie Stiefel
geſteckt, nicht allein Gottes, ſondern auch idrer felbft wegen.
Bir aber, liebe Brüder, die dad göttliche Geſetz, das gemeine
Wohl wor Augen haben, möffen größere Anſtrengungen machen.
Ber ein Schwert führen, wer einen Stein werfen, wer. einen
Prügel ſchwingen Tann, muß zum Kampfe geräftet feyn. Daher,
meine Heben Brüder, melde ich euch”, daß ich Überall Volk wider
die Feinde göttlicher Wahrheit und Zerfiörer der boͤhmiſchen Nas
tion fammle, und begehre von euch, daß ihr eure Pfarrer dazu
enhalten ſollt, daß fie in allen ihren Predigten das Wolf zum
Streit gegen ben Antichrift ermahnen und Jung wie Alt allzeit
bereit zum Krieg machen. Berner wuͤnſche ich, wenn ich zu euch
tomme, daß ed mir und meinem Kriegsvolke nicht an Brod und
Vier, Nahrung und Butter fehlet, und daß ihr euch mit Waffen
verfehet. Die Zeit ift gefommen, nicht ſowohl gegen bie Frem⸗
den, als vielmehr gegen die Einheimifchen zu ſtreiten. Gedenket
des frühern Kampfes; ba euer Wenige gegen Viele, Kleine gegen
Mächtige , Ungerkftete gegen. Gerhftete, fo tapfer geſtritten Habe
Gottes Hand iſt noch unverkirzt, deßhalb feyb getroſt, geräfket,
"bereit, Gott ſtaͤrke euch. Johann Zijka vom au, durch bie
göttliche Gnade Hauptmann der Taboriten.“
Da dem Zijka micht fo ſchnell, wie er gehofft, es gelang,
die Feſtungen in feine Gewalt zu bekommen, fo war er bedacht
ſich ‚eine neue Feſtimg felbft zu bauen. Schon war bie von ‘ber
* Natur hoͤchſt günflige Lage des Berges Tabor zu einem befefligten
Heerlager benugt- werben. Runmeht warb eine hberaus befeftigte
. Stadt als Zufluchtsort der Huffiten, welche ſich ſeitdem auch Ta⸗
boriten nannten, angelegt. Aneas Sylvius, ein Zeitgenoffe;
der um die Mitte des 15. Jahrhunderts Böhmen nach allen. Rich»
tungen bereiöte und bie Feſtungswerke genau befichtigte, beſchreibt
alfo die Stadt⸗): „Obwohl der Ort durch ſteile Felſen verthei⸗
digt ift, fo umgab ihn Ziſka doch mit Mauern und Vormerken:
Die größere Seite der Stadt befphlt ‘der Fluß Luſchnitz, das
Übrige umfließt ein reißendes Waffer, welches durch einen felfigen
57) Hist, Bohem. c. 40. Er ſchließt die Veſqhreidung mit den Wottes
„nos qualem vidimus civitatem descripsimus.‘“ . . ".
Anfang der huſſteiſchen Unzuhen in WBöhmen. 7
‚Hügel ſoweit Die Stadt geht aufgehalten, in die Luſchritz ſich
zu ergießen, gezwungen iſt, rechts ſich zu wenden, und erſt am
Ende der Stabt fih mit dem Fiuß vereinigt. Der Raum, wos
durch man zu Lande in bie Stadt gelangt (die zwei Fluſſe machen
fie faft zur Infel) beträgt Baum dreißig Zuß in der Breite, Die
befündet ich ein ſchr tiefer Graben und eine breifache Mauer, bie
wegen ihrer Dide allen Kriegsmaſchinen wiberfichen Ian. Der⸗
fehiedene Thieme auf den Mauern und Vorwerke hatten die Ta⸗
beriten, bie Meier in der Kunſt, Städte zu: befefligen, au den
paffendflen Orten anzulegen. fih aubgedacht. Diefes war der
Bufluctsert aller Ketzer. Die Beflung legte Biffa zuerſt an; die
Umbern, bie ihm nadhfolgten, vermehrten bie Werke, wie fie es
für nöthig, fanden.“
Die Dinge fanden in der aflen Gef des Detobes in de
Weiſe, daß bie -verwittwete Königin Sophia. mit den koͤniglich
Gefinuten, wozgu damals noch die maͤchtigſten Barone des Landes
gehörten ,. in ben Staͤdten die Gewalt hatten; ja ſelbſt in Prag
wear durch die Entfernung der Fremden unb Bijfa’s die Orbnung
in fa meit wieber hergefieht, daß man bie Katholiken und ihren
Gottesdienſt wicht Öffentlich ftörte. Ja bie koͤniglichen Beſatzun⸗
gen fühlten ſich ſo kraͤftig, daß fie aus ihren Mauern hevanlı
zogen, die Vollsverſanunlungen im Freien mit Gewalt ber Waf⸗-
fen auseinander trieben und ‚ben Bigla, ber ſich beſonders Im
Bechiner Kreis herumtrieb 5°), ſelbſt angriffen. Schaaren von
Einwohnern aus ben Staͤbdten Pilſen, Klatiau, Tanns, Schitten⸗
befen u. a., welche ſchon unterwegs: zu Neuen Verſammlungen
woran , begaben fi auf Anrathen des Priefberd Coranda, der
Racheicht von.der Annäherung ber koͤniglichen Truppen aus den
benachbarten Feſtungen erhalten hatte, 'eiligf wieber. zuruck und
bewaffneten ſich erſt, che fe von neuem wieber aufbrachen. Das
durch warb nach und nach das gange flache Land beroaffnet ?°),
- Deffen ungeachtet Hätten bie Huffiten nicht angröffämeife zu
Werke gehen koͤnnen, da, mit Ausnahme einiger wenigen Herrn,
"Tg, Cironie. Boh. 1. c. Cont. Pulkavae 1. c. .
." 50) cobeia. Pulkar. p. kl sg. Balacky Annal. p. 29. et 38. :pagec. -
Sr. ©. 678. CF..Balbin. Epit. L c. p 435.
F.} Drietes Bad. Eeflos Kapieel..
fol der ganze höhere Abel Boͤhmens, fo ſehx er auch fir Huß vnd
Hieronymus war, doch fich nicht offen gegen ben Rachfolger
Denzels, gegen König Sigmund, ausſprach. Daß biefes aber
wiöglich und zwar grade in Prag geſchah, hatte folgende Veran⸗
laſſung.
An ben Prager Hofe, wo einſtweilen bie verwittwete Koͤ⸗
nigin Sophia für ihren Schwager Sigmund die Regierung führte
und befien Intereffen vertheibigte, gab es unter ben Räthen und
Baronen zwei Parteien. Die ſchwaͤchere katholifch gefinnse wen⸗
dete fie unbebingt dem neuen Herrſcher zu: bie bei weiten ſtaͤr⸗
tere, welche ganz in bein Huffitifchen Lehren verſtrickt war, ſab
in Sigmund nur den wortbrüchigen Sürften, ber die Ehre des
böhmifchen Namens nicht geachtet hatte, da er bie von den Boͤh⸗
men hochoesehrten Männer Huß und Hieronymus dem Siheiter-
haufen. zuführen ließ. Sie hatten fich zwar bis dahin nicht den
aufruhreriſchen Schaaren unter Zijka und Nicolaus von Huſſinecz
angefchloffen °°), jedoch. auch nichts gethan, was bie zuͤgelloſen
Haufen in Zaum halten konnte. Als nun ernfllich zur Sprache
Tom, ſich fir oder. gegen Sigmund zu entſcheiden, ſo zoͤgerte dieſe
Partei nicht, das letztere zu thun, weil fie als patriotiſche Boh⸗
men. ber Deinung waren, daß diefe ihre Ehre verlangte, Bon
allen Dingen aber bemächtigten fie ſich bed Stantöfchages, welchen
Benzel hinterlaffen hatte, ald der Ration gehörig. So war ber
Krieg am Hofe felbft ausgebrochen. Als Anfangspunct beffelben
if der 17. Oct. 1419 zu fegen, wo die Königin Sophie den Herrn
Eyenko von Wartenberg, beigenannt von Weſele, Burggrafen
des Prager Schloffes, den Wilhelm von Hafenburg, beigenanmt .
Zaguz, den Johannes Chuboba, beigenannt Rarsko, an. bie
Spige der Verwaltung ftellte und fie bamit beauftragte, die Geg⸗
mer von ber Abelöpartei, welche dad Prager Schloß, die Kiöfter
Strahow und St. Thomas, wie auch den erzbifchöflichen Pallaft
inne hatten, daraus zu entfernen, Um biefes befto wirkfamer zu
betreiben, ſollten Deutſche und Ungarn in Sold genommen wer
den, Diefen zahlreichen Feinden deſto beffer zu wiberftehen, ſchloß
-60) Acn. Sylv. Hist. Bok. c. 40: „Noadum equites apu& Fhaboritas
militaverant,, cum essent omnes ferme infimae plebis homines.“
Anfang der haffitiſchen Muruhen in Vöhmen: w
ſich Giezangegriffene Adelspartei ganz der huſſitiſch geſianten Pens
ger Buͤrgerſchaft an ). So war ber Krieg ſchon mehr ein natios
neller geworben, wo bie Mehrheit des Adels, der Buͤrgerſchaſt
in ber Hauptftabt, des Landvolkes auf Seiten der Huffiten and,
Deaher war Prag ſchon wenige Tage fpäter wieber in vollem
Aufftande; Am 4. November wurden, auf Anregung einiger hufs
fitifcher Priefter , vorzüglich aber auf-Betrieb des Ambrofius von
Königingräg, die großen Gloden in -Prag geldutet, damit das
Bolt fi) fammele und denen zu Hülfe kaͤme; welche, von.Zabor
gegen Prag ziehend, unterwegs durch die koͤniglichen Truppen
aufgehalten und angegriffen wurben. Bald war die waffenfähige
"Mannfchaft von der Alt- und Neuftabt verfammelt, und Rice
laus von Huffinecz näherte ſich mit. einer zahlreichen Schaar ber
Bruͤcke, indem die-Königlichen, durch Ungarn und Deutfche vers
ſtaͤrkt, auf der Kleinfeite aus ‘dem Schloffe, bem erzbiſchof⸗
lichen Pallaſte und dem fächfifchen Haufe mit Bombarben fchoffen
und zu verhindern fuchten, daß die Aufrührer nicht nach der Kiein«
feite hinüberzogen. Ungeachtet der Anſtrengungen der Konig⸗
lichen gelang es den flürmenden Pragern, jeboch mit ziemliche
BVerluſt, über die mit Thuͤrmen wohlvertheidigte Moldaubrüde
in bie Kleinfeite vorzubringen, und nach einem blutigen Kampf,
worin auf beiden Seiten mehrere getöbtet wurben, mußten enbHich
die Königlichen, unter denen ſich Berräther fanden, weichen. Sobald
es dunkel geworben, verließen fie bie befegten Puncte, den erz⸗
biſchoͤflichen Pallaſt, das ſaͤchſiſche Haus, das Kloſter Gt. Tho⸗
mas, und zogen ſich in's Schloß zuruͤck, mit ‚Hinterlaffung vieler
Pferde, Waffen und anderer Sachen von Werth. Die Prager
aber durchplunderten die ihnen wegen ber Anhänglichkeit an bie
Koͤnigin Sophia verhaßte Kleinfeite, und trugen reichliche Beute
in die Alt- und Neuſtadt zuruͤck. Die ganze Nacht währte das
dumpfe Glodengeläute zum Kampf und zur Plünderung fort:
dieſes ſetzte die Königin Sophia im ſolche Angft, daß fie mit Ul⸗
rich von Rofenberg vom Gchloffe entfloh, indem die Zruppen
61) Laur. Byz. p. 147 og. Seine oft eigentyümlide Sprache Tann leicht
mifoerftanden werden, Beness. Krabioop. 68. Acn. Sylr. H:B. c. 38. Chro-
‚ nic, Bohem. 1. c. p. 469.
% Drittes Buch, Erſtes Mapitel.
Baum im Stande waren, ed gegen bie Stürmenben zu vertheibis
gen. Etſt nach Mitternacht, ald die Menge fich größtenteils zur
Ruhe begeben hatte und nur noch eine Fleine Anzahl das Stuͤrmen
gegen das Schloß fortfegte, machten die Königlichen, "den gun⸗
fügen Augenblick benugend, einen Ausfall, drangen raſch in das
Rathhaus von der Kleinfeite, ſchleppten bie Schriften und Gelber
ſchleunigſt weg und zümdeten dann das Gebäude an, welches mit
den anftoßenden Häufern noch vor Tagesanbruch ein Raub der
Flammen war, Ark folgenden ganzen Tage dauerte ber Kampf
und die Verheerung in der Rleinfeite fort. Indem die Königs
lichen die nahe dem Schloß gelegenen Häufer niederbrentien und
die huſfitiſchen Buͤrger gefangen wegſchleppen, zerſtoͤen die Pra:
ger den erzbifchöflichen Pallaft und erbrechen viele andere Gebäude,
Do: waren bie Königlichen im Stande, den Pragern in der Alt⸗
und Neuſtadt von Tag zu Tag empfinblichern Schaben zuzufligen,
indem fie von der Burg auß Überall die Bürger unverſehens bes
ſchaͤdigten, die Straßen fperrten, daß Feine Lebensmittel in die
Stadt gelangten, und die Befeſtigungen und Verſchanzungen der
Binger zerfhrten 62), j
Allein nicht bloß in der Hauptſtadt war der blutige Kampf
entbrannt, auch außerhalb berfelben wüthete das Kriegsfeuer. Am
6. Noventber ward zwiſchen den Zaboriten und ben Böniglichen:
Truppen unter Peter von Sternberg, dem Obermünzmeifler von
Kuttenberg, bei Knin gefochten. Erftere, viertaufend an ber Zahl,
waren auf dem Marſch nach Prag begriffen, um daſelbſt das
Schloß beſtuͤrmen zu helfen, al& fie von ben’ Königlichen angex
geiffen und in die Flucht gejagt‘ wurden. Jedoch ſainmelte ſich
bald wieder ein Theil der Flüchtlinge auf einem Berge und vera
eisigte fich hier mit ihren Freunden aus Knin. ‚Sternberg, ſieges⸗
trunken, griff die Taboriten in einer fire fie höchft günftigen Stel:
kung an und büßte feine Berwegenheit mit großem Verluſte der
Seinigen, fo daß er gezwungen war, fich nach Kuttenberg zu:
rüdzuziehen; bie Taborlten aber feierten den Sieg einen ganzen
62) Laurent. Byz. p. 147.sq. ift hier Hauptauelles Aen. Sylv. Hist. Boh.
©. 38. und die bögmifhen Ghroniften ftimmen in den Hauptpancten mit erfierm
überein: fo aud) Dingoss. hist. Pol. lib. XI. p: 408,‘
Anfang der huffetfcen Unruhen in Böhmen. . SE
Tag auf der Wahlſtatt, begruben ihre Toben, Wieiten iheen
feierlichen Gottesdienſt und ftärkten ſich zu neuen Thaten. Dana
sogen fie nach Prag ab, wo hie Sieger von ihemn Michrüdern
mit großem. Jubel empfangen wurden *2).
Nicht an allen Orten aber blieben die Huffiten im Bart,
Beſonders durch die beutfchen Miethsvoͤlker in ben Städten, welche
den. böhmifchen Neuerungen fehr abgeneigt waren, und uͤberall mit
Sicherheit berwendet werden Ionnten, da fie den Verfuührungen
nicht zugänglich waren, litten bie Huffiten viele Werfolgungen, bie
nicht felten ganz unmenſchlich waren und bie Werfolgten zu gleis
hen Mißhandlungen und Graufamleiten gegen bie Katholiken aufs
teigten. Fanatiſche Priefter auf beiden Seiten trugen zu biefen
Verfolgungen am meiften bei, Die Deutſchen im Böhmerwald
und am fähfifhen Erzgebirge, beſonders aber die Bergleute von
Kuttenberg, fingen bie Huffiten auf, mißhendelten fie auf jegliche -
Weiſe und warfen fie zulegt, oft noch lebendig, in die tiefſten
Schachten der Bergwerke. Es follen alein in den Schachten
von Kuttenberg über ſechszehnhundert Huffiten auf ſolche Weiſe
umgebracht worden feyn, weßhalb auch fpäter die. Taboriten die
Stadt gänzlich, zerſtoͤtten, als Suhne ‚für ihre umgebrachten
Brüder 4),
Die Huffiten von Klattau, welche mit ihrem Prieſter Jo⸗
hannes von Naakuafa oͤffentlich ihren Gottesdienſt hielten, wur⸗
63) Umſtãndlichen Vericht gibt darüber Beness. von Hofzowicz, den Bal-
bie. Epit, rer. Boh. p. 436 fon benupt hat. Lauzent. Byæ. p. 149 ift für«
der, ſtimtat aber mit dem Beriht vonBeneß überein: „La die Leonhardi (6. Noy.)
'Taboritarum fere IV millia, guorum seniores pro tunc ferant Dom. Brenko
de Swihow, Chwal de Makowicz, alias de Rzepicz et Kuness ipsius germa-
nns: confligtu quodam in loco, unum fere miliare a Knin distante, cum
tegelibus et sighificanter D. Petro de $ternberg, D. Ptaczck de Ratag, Jo-
hanne dicto Swidnierky Koldicz ‚liis, Michalesonis de Michklsbergk, et.
Wenceslao dicto Doninsky, jndice.de montibüs Kuthnis et aliis aliquibus
levibus ex ipsis oceisis et multis equis melioribus, regules ipsos a se repri-
mentes, Pragam venerunt et a Pragensibus gratanter sunt suscepti.“ CH.
Aen. Sylv. 1. c. Palacky annal. Boh. p. 30 sq. Cont. Pulkavac p. 155.
64) Laurent. Byzin. p. 149. }Chronic. Bohem. 1. c. p. 459. Contin.
Pulkavae p. 156. Böness. Krabice p. 68.
2 Drittes Buch. Erſtes Krpitel.
den von bem Herrn Raczko vom Riefenburg, ber bayeriſche Huͤlfs⸗
voͤlker herbeigezogen hatte, auseinander getrieben und ihr Prie⸗
fer engeffen und nach Bayern in die Gefangenſchaſt abgeführt:
‚Hier wurde berfelbe, weil er feine Irrthuͤmer nicht abſchwoͤren
wollte, Iebendig an einem Baume aufgehängt, graufam verſtum⸗
melt und langſam mit Strohfeuer verbrannt *6).
Mittlerweile in verſchiedenen Gegenden Boͤhmens auf dieſe
Weiſe der innere Krieg noch fortwaͤhrte, war man in der Haupt⸗
ſtadt ſelbſt zu einem Waffenſtillſtand gelangt; am 13. November
wurde, auf Betreiben der friedliebendſten Männer beider Parteien,
ifchen der Königin Sophia, dem Burggrafen Ezenfo von Wars
tenberg und ben- anderen Baronen auf dem Prager Schloß auf
der einen Seite und der Prager Stabt auf ber andern eine Waffen⸗
ruhe abgeſchloſſen, welche bis Georgi (23. April) 1420 bauen
ſollte. Die Königin mit den Baronen verſprach die Angeiffe .-
gegen die Stabt von der Burg einzuftellen, und bie huſſitiſche
Lehre und den Genuß des Abendmals unter beiden Geftälten im
ganzen Königreiche nicht zu verhindern: dagegen gelobten bie
Prager , nicht weiter die-Kirchenbilder zu zerfchlagen, und die
Kirchen und Klöfter zu erbrechen; auch den Wiffehrad verfprachen
ſie wieder zu verlaffen. In Folge diefes Waffenftillfiandes bes
fegten haher die Königlichen wieber diefe Veſte. Sobald biefes
gefhehen war, verließen die Taboriten, die Hauptunruheftifter,
welche felbft gegen die Häufer ihrer Glaubenögenoffen ſich nicht
der Exceſſe hatten enthalten koͤnnen, zur Freude der Prager wie:
der. die Stadt 6%)... Unter ihrem Führer Zijka, ber hoͤchſt unzus
feieden über den Abſchluß des Waffenftiliftandes war, wandten
fie fi nach Pilfen, wo fie viele Freunde und Glaubensgenoffen
hatten. Die Klöfter und Mönche empfanden bald die Nähe ber
furdtbaren Feinde, welde mif Plünderung, Berheerung und
Mord ihren Fanatismus Außerten,
65) Laurent. Byz. p. 152.
66) Laurent. By. p. 149.
Zweites Kapitel.
8. Sigmund auf dem Landtag zu Bruͤnn und auf dem Reichetag zu
Breslau. December 1419 bis April 1420.
Nachdem ber König Sigmund bie Grenzen Ungarns gegen ,
die Türken durch die Schlacht bei Niffa ficher geftellt, eilte er auf
wieberholtes bringenbes Bitten ber verwittweten Königin Sophia
von Dfen nad) Mähren, um vorerft hier die fo verwirrten Ange⸗
legenheiten Böhmens zu orbnen und fodann Beſitz vom boͤhmi⸗
fgen Throne zu nehmen. Nach der Hauptfladt der mährifchen
Markgrafichaft, nah Brünn, hatte Sigmund auf Weihnachten 1419
einen. Reichötag ausgefchrieben, und dahin alle böhmifchen unb
mährifhen Barone, Ritter, Burggrafen und bie Abgeorbneten
der Eöniglichen Städte beſchieden. Er felbft Bam dahin am 15. Des
sember in der Begleitung von Fürften, Bifhöfen und. dem paͤpſt-
lien Legaten Zerdinand, Bifhof von Lucca, welchen Papf
Martin V an die Stelle des in Ungarn verfiorbenen Johann Do= "
minici zur Ausrottung ber Ketzereien in Böhmen abgeordnet hatte,
Auch die Königin Sophia, in Begleitung. einer Anzahl böhmifcher
Großen, ftellte fi auf dem Reichötag ein. Erſt am 27. Der
cember erfchien bie feierliche Gefandtfchaft ber Prager Bürger:
ſchaft, welche einen prachtoollen Einzug hielt mit Pauken und
Zrompeten, und, zum großen Ärgerniß ber Batholifchen Geiſtlich-
keit, nicht nur ihre huffitifchen Priefter mitgebracht hatte, ſondern
auch von benfelben in ihren Herbergen ſich das Abenbmal unter
beiden Geſtalten reichen ließ, weil ihnen der öffentliche Gottes⸗
dienft als Huffiten nicht von der katholiſchen Geiftlichkeit geftattet
Ahbac K. Sigmund. III. 3
34 Drittes Bud. Zweites Kapitel.
worden, Erſt am britten Tage wurben die Prager Abgeorbneten
vor ben König gelaſſen; fie baten, ihn knieend im Namen der gan:
zen Gemeinde wegen der Vorfälle in Prag um Verzeifung, und
erkannten ihn als ihren Herrn und König gemäß dem Erbfolge
echte an, Sigmund ließ ſich von feinem Unwillen ‚gegen die Pra⸗
ger zu unkluger Strenge hinreißen. Gr ließ die Abgeordneten
nicht nur lange knieen, fonbern er uͤberhaͤufte fie auch mit den bitter⸗
ſten Vorwürfen und Schmähungen; zulegt fertigte er fie mit dem
Befehle nad) Prag.ab: „Zum Beweis ihrer aufrichtigen Unterwer⸗
fung foßten die Bürger ſaͤmmtliche Ketten, womit fie bie Straßen
gefperrt, entfernen und alle Barricaden nieberreißen; auch Die Bers
ſchanzungen, welche fie gegen das Schloß.aufgemorfen, fehleifen;
ferner fich jeder Verfolgung und Mißhandlung der Geiftlichen und
Mönche enthalten und fie gut behandeln, bis er felbft nach Prag
kaͤme. Wenn fie allem diefem ein Genuͤge gethan, jo wolle er
ald ein gnädiger Landesfurſt kemmen und das ganze Reid) in der
Weiſe und nach den Geſetzen, wie fein Vater, Kaifer Karl IV,
geherrſcht, regieren und nicht anders 1).“ Zu gleicher Zeit fegte
er alle Burggrafen und Befehlähaber, welche fich fim die huſſiti⸗
ſchen Lehren. erldrt hatten, ab und ernannte an ihre Stellen
folche, die er.al8 warme Anhänger deö katholiſchen Kirchenglaubens
Tannte. Se mußte Janko von Miliczin, genannt Sablo, ber
feäher in hoher Gunſt bei König Wenzel geftanben,, feine Beichi:
haberftelle auf dem Karlftein, wo die Königlichen Shit Böhmens
und die romiſchen Reichskleinodien verwahrt wurden, an Wenzel
von Burzenicz, genannt Tlukſa, abgeben *). Überhaupt weilte
Sigmund feinen Huffiten im öffentlichen Amte laſſen und entfegte
deßhalb auch ven Magiſtrat von Bruͤnn, weil mehrere feiner Raͤthe
den Kelch genofjen hatten >),
1) Laurent. Byz. p 152—154. Contin. Pulkavae p. 158. Aen. Aftr.
H.B. c. 39. Diagoss. hist., Pol. ib. XI. p. 409. Hager. Chr. 8.679, Pis-
sina Mars Morav. 459. Balbin. Epit. 437. Theobald 9. 8. 199 u. 1.
Cochlaei bell. hussit. lib. V. ab init.
° 2) Laurent. Byz. 1. ©. Hagec. 0.0.D, Bgt, Pubitſchka Geſch. v. Böhm.
vm. ©. 13 fl.
¶ a. vu... 6. m
Sigm. auf dem Lendtag zu Brknn a, b. Neichetag zu Bretian. 8
Als die Ptager Abgeordnettn nach Haufe zurakgrhahet varen
und bie koͤaiglichen Befehle uͤberbracht hatten, leiſtete man dieſen
ſogleich Folge. Die Ketten, womit die Straßen gefperrt waren
wurden entfernt und aufs Rathhans gebracht *): bie aufgemers
fenen Berfhanzungen niebergeriffen, bie fluͤchtigen @eifllichen,
Mönche, deutfchen Kaufleute kehtten wieber zuruͤck. Deren Ins.
bei und Yußerungen, daß es mit den ketzeriſchen Wycliſſiten und
‚Hnffiten jetzt bald zu Ende gehen werbe, erflillte die Stadt mir
Angft und Schreden, Auf Betreiben der Zurückgekehrten ward
im Namen des Könige und des Magiftrats oͤffenttich in den Stra⸗
len auögerufen : daß eB jevermänniglich frei ſtunde, wieher zuräd-
zukehren, aber niemand folle ſich unterſtehen, geiſtüche Perfonen
mit damals gewöhnligen Schimpfreben zu verfolgen,
Da nun die Ruhe in Prag volkommen wieder hergefelit war,
und bie Taboriten im Bechiner und Pilfener Kreiſe unter Bas
und Nicolaus von Huffinecz Führung kaum einen wirkſamen Wi⸗
derſtand gegen die feften Städte des Landes leiſten zu Ihnnen den
Anſchein hatten; fo behäuptet man; Sigmund hätte fich in ruhl⸗
gen Beflg der böhmifdyen- Krone fegen und ben langwierigen,
ſchrecllichen Huffitenkrieg verhindern Binnen, wennrer unmittel⸗
bar von Brinn nach Prag gekommen wäre und bie Ginfhlchtes
rung der dortigen Buͤrgerſchaft zur Befeftigung feines Anfehens
denuttzt hätte). Anflatt durch feine Gegenwart in Böhmen feinen
Anhängern Muͤth und Kraft zu geben und die Gegner ganz. gu
entwaffnen, haͤtte er ſich in Schleflen mit minder wichtigen Dingen
einige Monate aufgehalten: und ben Huffiten in Böhmen die küfke
bare Zeit gelaffen, fi) vom ihrem Schreden und ihrer Muth⸗
oflgkeit zu erholen. . Zugleidy hätten diefelben die ſwengen Maß⸗
vefkln, welche Sigmund nicht nur in Bohmen dunch ſeine Vefrhis ⸗
Neben, ‚gegen 2— mie je von der rathelitchen Sich Basen,
4) Bene. Yebii p ry . BER
, 9) An. Sylv.H.B. c.39: „Paruit —ãA rn cum pimangs regni
&evatis in coelum manibus adventum novi ragis i enposcerent, _
ejüsque rectores sine controversia reliquae urbes a erent.. "ya Aubium
videbatar, quin tota Boheia labes Hussitarum exoessidset, if —
Sigismundas roctd.via so -Pragam cduteliceet.·. yet \
3 Drittes Buich. Zweltes Kapitel,
greifen ließ, ſondern auch bie blutigen Hinrichtungen, die Sig
mund gegen aufrührerifche Bürger in Breslau verhängte, benust,
um einen. verzweifelten Wiberftand der Böhmen. gegen Sigamd
und feine Kriegsvoͤlker ind Leben zu rufen,
Ob wirklich durch Sigmund's ſchnelle Gegenwart in Prag
der Huſſitenkrieg verhindert worden waͤre, laͤßt ſich ſehr bezwei⸗
in. Moͤglich iſt es, daß er manche Vortheile der Poſition da⸗
darch ‚erlangt und die Huſſiten nicht unbedeutend geſchwaͤcht haͤtte.
Gewiß aber waͤre er nicht im- Stande geweſen, die ſchon ausge⸗
brochenen, Flammen des furchtbaren Buͤrgerkriegs ganz zu erſticken.
Da der ihn begleitende paͤpſtliche Legat und die Biſchoͤfe vor allen
Dingen die huſſitiſche Ketzerei mit Stumpf und Stiel ganz aus⸗
gerottet haben wollten, und Sigmund, der an den Huffiten durch⸗
aus keine Huͤlfe wegen feines Verfahrens gegen Huß haben konnte,
ſich ganz auf die katholiſche Partei fügen mußte; fo war ed für
ihn unmoͤglich, zwiſchen beiden Parteien, welche. das Land fpal:
teten, einen Mittelweg zu gehen: benn dann war ed um feine
Herrſchaft in Böhmen gefehehen. Es blieb ihm keine Wahl; er
mußte ſich fin bie Batholifche Partei.und deren Wiedereinfegung
in alle ihre Rechte erklaͤren und daher auch flr die Ausrottung
der Huffiten, welche bie Mehrheit der böhmifhen Bevölkerung
bildeten. Wie konnte da ein Krieg verhütet werben? Wie konn⸗
te Sigmund die ſchwachen Streitkräfte, die er damals in Mähren
und. Böhmen hatte-, für hinreichend erachten, wenn ber Aufftand
Fish erneuerte, mit Erfolg den Kampf zu beſtehen? Lief er dann
nicht Gefahr, in Gefangenfchaft der Aufruͤhrer zu fallen und in
deren Händen ein blindes Werkzeug ihrer weitgehenden Plane zu
werben ? Ber allen Dingen wußte er bedeutendere Truppenmaffen
fammeln, welche, im Laufe des Winters auögerüftet, beim Be:
ginne der beſſern Jahreszeit an bie böhmifchen Grenzen rücken und
fih dann um Sigmund vereinigen konnten. Mit einene Schlag
hoffte man dann bie vieltöpfige Hydra dr Ketzerzi zu erdruͤcken.
Die mittlere Zeit meinte Sigmund nicht beffer benungen zu
Tonnen ,, als werd er bie noch nicht ganz von dem Geiſte der
Keßerei umſtrickten Provinzen des Königreiches, nämlich Mähren,
Schlefien, die Lauſitz, theils durch Belohnungen in der Treue bes
Sigm. duf dem Landtag zu Bräun u. d. Rekchetng zu Breslau. 37
feſtigte, theus die daſelbſt vorgekommenen Rubefförungen-fireng
beſtrafte. Vorzuͤglich nothwendig erſchien ihm feine Segenwart
in Schlefien... Dafelbft ſollten aber nicht nur die probiaciellen An⸗
gelegenheiten geordnet werben, auch andere wichtigere Dinge war
Sigmund gefonnen vorzunehmen. Außer ber endlichen Entſchei-⸗
dung des Streites zwiſchen ben deutſchen Dtden und Polen welche
ihm durch Vollmachtsbriefe von beiden Theilen ſchon im Sepr
4449 übertragen wotben war ), ſollte ein Reichötag in Bretten
gehalten werden"), worauf über die deutſchen Geichsangelegen⸗
beiten und die Mittel der Ausrottung der huffitiſchen Reue b be.
rathen werden ſollte. *
ESchon vor dem roͤmiſchen Könige waren, auf Einladung dei
felben „in den erflen Tagen des Jahres 1420 der paͤpſtiicht Legat
Ferdinand, Bifſchof. von Lucca, mehrere Biſchoͤſe der Markgraf ,
Zriedrich von Brandenbing, derHerzog Albeecht von Sachfen,
die Herzoge Heinrich und Johann von Bayern, die Matkgrafch
. Friedrich und Bernhard von Meißen und Baden, der Burggraf
Johann von Nürnberg, ſaͤmmtliche ſchleſiſche Herzage, ein engli-
ſcher Abgefandter Johann Stodes und die Abgeordneten von zweis
unddreißig Reichsſtaͤdten eingetroffen ®). - Auch (bie Bevollmäche
tigten des Hochmeiflerd-beB beutfchen Ordens ®) und bed polnt:
ſchen Königs 1%) Hatten fich berefts eirigefunden: Erſt am Sa:
nuar traf Sigmund, der von Bruͤnn über Halitſch reiste, wo er mit
feiner Gemal Gemahlin zuſammen gekroffen wor, in Breslau ein, und
Ungedrnette Stifte in der gum nen oralaena u. „Gier Tor sh
Br von CEberhard Winden u35—39.
Su.R. (Ola I: 6, dokn J Bee
.. 3 Seat working veri6. ——* untu aot. 14):
ad · Eher). Wiadea ad &N. not. py Atod ·uu c 78, vr eine Schrei ·
ben vdn Walter Schwaczenberg im Frautfurme a. Biedlge Do⸗
Mi post dient Mpnreis..8. Parl. e miteh zu ern dan di
erduete non 32-Meiheftäöten " u
9) Beigt Geſch. Pan, VII. ©. des namt ans usage Pen
den: 06 warin der Drdensmarſchal Martin nor der Renmade/ der Dierfeöniet
ie Vau von Mufborf, der Komthur von Mewe Zohan won Gelbadı u. a.’
"109 Deflm Wevolmäßtigte waren: der Erzbiſchof von’ Gnefeh, die‘ —
von Krakau, Plock und Poſen, des Könige Marſchall und einige WBoinoden. Dia-
gass. hist. Polon. T. I. p. 410,
s Driens Buch. Biweites Aapitel. «
pielt daſelbſt Rochmittags mit ber Koönigin Barbara zu Pferde
feinen feierlichen Einzug in bie Stabt 11).
Schon am folgenben Tage nahm ber König bie Huldigung
"Ber Wi⸗ſſchen Krfien und Stande wie guch der Breslauer Bir:
ner 19),
°2.. Darauf draͤngten die polniſchen Bevollmaͤchtigten, ohnehin
unwillig über die verfpätete Ankunft Sigmund's 12), den roͤmi⸗
ſchen Rhnig ſogleich zus Vornahme des Deutſchordensſtreites, und
er ußie, fo gern en auch einen Aufſchub von wenigen Tagen
geſehen haͤtte, ihren dringenden Forderungen entſprechen. Noch
an demſelben Tage (6. Ian.) mußten bie Anforuͤche und. Rechte,
Berosife unk Gegenbeweiſe beider Theile vorgetragen, iberbacht,
wprift werben, und nach anftrengender, Langer. Unterfuchung
her Sache that Sigmand noch am felhen Tage vor allen verſam⸗
mehten Fuͤrſten, geiſtlichen und wehlißen Standes, folgenden
Li ET
1D Documentictg Geſchichte von Breslau ıc. In Briefen I. S. 337.
Schreiben des, Dberft Spittlers bei Voigt 1. c. &. 366. Doih ift da unrichtig
der 6. Jan. angegeben: In vigilia Epiphan. ift der 5. Jan. Rad) Dlogoss. hist.
Pol, Kbı I. p. KO grkhah der Cinug nicht Nachmittagz; „Sigiemundes is
Zpptjs manio et, une yahiruter cup coısorte eua Barbara voctws civitetem
Wragplaviensep,i ingreasus est.“ Depit fiimme der Tractact. de long. schi-
smate (Palady Reife nach Ital. S. 480) überein; ſ. unfen not. 33».
42) Dot, Geſch. von Bresl. a. a. D,
13) Sigmund entſchuldigt fich in einem fpätern Rehtfertiäungefihreiben deß⸗
HA bei Boigt ©. 366: „Eaercitum moyimus contda Thornos (muß heißen:
Turooe), qui Wafackäam invaserunt, ei in his rebus tam din Zuimus occa-
Pa, »t ad civitatenz Wratislariensem aliquantulum taypitis ve vorgpgpus. u
14 Wirr geben iha Srtiich fo, ie ihn Yoigta; a, Du, 366 fL in
Xugfug dchradt· hat; Det Auferudı d tatislavise, an. 1420 Yogge.tie
Inn. Sfindet ich in Apupigiigagträin zu Körigkperg, aGerrudt üR.rt bei Bo-
gel ©;.P.:Pel, IV. p4 105. Quito Geh. Preuſt. UI» ©. 167. "Dingoie.
p- 412 9, "Windel c. 78. not. d. p. 1135 Hat die Werhamplungen nur Tür
woßffändig pad Imverfiägegde, de Mencen hier nun einen Theil (und diefen fehr
Verfkinagdt) aus der Gothaer Senbfärift hat abbruden laffen. In der Ebner’
fürs (v. © 3P—BA) amd Goͤrreb ſchen (v. 0. 82 — 64) Handfärift finder Ah
nicht nur der Wien c- 40 — 58 volftäudig,. fondern audı Wie Briefe der ſtrei⸗
teaben Theile, wehhe dem SR, König den Cihiedafprud, übertragen, Med deſelbft
beigefügt c. 35— 39.
Sigm. auf dem Landtag. zu Behnn u. d. Reichetag zu Breslau. U
,Alte Straßen ſind fürr die Unterthanen beider Teile, beſouders
für den Kaufmann, ſicher und frei; der Friede zu Thorn ſoll in allen
Yancten in Kraft echalten werden, fa Daß dem Drden bie Diefex
Morin, Drlom ıc. wieder werden; bie Grenzen von Pommern,
Kulmer » und Michelauerland, fo wie die Burg Neſſeu mit ihrem
Bezirke bleiben, wie fenhere Vertraͤge, beſonders ‚der. des Ringe
Keñmir und bie zur Thorn und Dfen fie beflimmt haben, ebenfa
die Grenzen gegen Mafowien, wie bie Herzoge des Landes un
der ‚Bochmeifter Ludolf König fie augeordnet. Der Orden fol
‚ven, (polmifchen) Könige für bie Wiederherſtellung der Burg
Siotorie binnen zwei Jahren funfundzwanzig taufend ungariſche
Gulden zahlen und bie Burg und Mühle Luͤbitſch am der Dies
wenz binnen ſeths Monaten nieberreißen; alle Gefangenen find
fort und. alle. Beleidigungen und Verletzungen vergeſſen und hin⸗
gehst. Samaitenland fol laut des Thornev Friedens im des (zol⸗
niſchen) Königs. und des (litthauifipen) Großfürfien Berg bleis
ben, jedoch nur auf Sehenißzeit und nach feftbeftinmnten Grenzen
(wie die Urkunde näher angibt). „In biefen dem Orden und dem
GSroßfinfen zugewiefeneh Gebieten fol Fein Theil bei des Ichtern
Lebenszeit Veſten erbauen. Erheben fi) in dieſem Spruche noch
Aweifel, fo behält der roͤmiſche Koͤnig die · Auslegung dariber. ſich
ſelbſt vor. Des Spruches Verlegung in irgend einem Puncte
Fol mit, einer Stiaffumeme von zehntauſend Mark gebüßt werden,
der Soruch aber dennoch in Kraft blliben. In dieſe Strafe, fol
der (olaſche) Conig arch gerfallen cüvenur er nicht binnen zwei
—— dem Orden bie Meng Jeßnitz wieder einraͤut.“
Sieſer für, den Orden fo,überaug günfige.' °) Ausſſhuch niog
Zeit: ‚bie Bemuchungen and Vorſtellungen der deutſᷣc
Sicher") bemict worden feyu, „Den polniſchen Beooluch
5 7 Ba der für’ den Orden fo portelifge Vdigt S. ZUR giöf dieſes gu.
16) Der Yagaltıder Schreiben am den römifhen König, metür ſich die deut-
ſaen Zürflen bi Sigmund für den Dyden vermarkten, iſt angsgeban- del Moigt
L«. S. 361. Des Cihreiben des. vier cheinifhen Kutfüͤeſten iſt Datirt: Welel
Sonnt. nad; Bartpel-4419. Die andere Sehreiben von Friedxich Markgraf ven
Brandenburg, den pergagen Ludwig, Johaun, Cunſt und Milhelm von Mayr
uud nom Wurggsefen Joh. v. Nürnberg fiud ohne Datum, gehoͤren lee
der zweiten ui des Jahres 1419 an.
[2 Deisses Buch. Buieites Kapitel.
ten Bam eine ſolche Entſcheidung fo unerwartet, daß fie das Do:
cument barlıber aus ber Königlichen Kanzlei in Exupfang zu über
nehmen und ihrem Herm zu uͤbermachen nicht über ſich gewinnen
tonnten!7). Auch war der polnifche König, der Damals in Litthauen
bei feinem Wetter 1°) dem Großflͤrſten Witold war, ald erben
halt der unerwarteten Entſcheidung vernahm, nicht nur hoͤchſt
betreffen barlıber, ſondern er geriet auch in den heftigſten Zorn,
den roͤmiſchen König einen hinterliſtigen, falſchen, meineißigen
Türen, nennend, Unverweilt fandte ex an den roͤmiſchen König
nad) Breslau und ließ bittere Beſchwerden ‚darüber fichren: daß
derfelbe keine feiner Verſprechungen erfüllt; daß man Polen die
ſchmachvolle Abtretung ber Drte cher auflege, ald der Orden
irgend etwas erfüllt; daß fir die Wiederherſtellung der Burg
Stotorie eine Spott = Summe bem Orden auögefegt ſey; daß
map ihm Land- und Geld abgefprochen habe, was ihm der Orden
felöft angeboten. Die Befchwerben ſchloſſen die poluiſchen Abge-
ordneten mit Drohungen: Da der römifche König nicht Friebe
geſchaffen, fondern blutige Schwerter zwiſchen beide Theile gewor⸗
fen; fo müßten Polens König und der Großfürft Litthauens ihre
Streitkräfte, bie fie gern gegen bie Ungldubigen verwendet, durch
neue Verbindungen ft diefen zur Beſchuͤtzung und Wiebererlan:
sung ihres rechtmäßigen Erbes gebrauchen 1). 2
..: Sigmund rechtfertigte fich gegen die Vorwuͤrfe des polnifchen
Sönigs:in einer ausführlichen Schrift, bie er demſelben zifandte,
wonn · er die Gaunde zu fhrer wohlkbesdaghten EntfhAkung des
ap. darlegte: Jedoch unterließ deweßinifche König nicht vie Jar
wellönen Über ihre kriegeriſchen Abſichten ud Drohungen“guredht
Yu seäfek: ;,C8 lautet ſchlecht; fehreibt er dem polmbhen König,
Adec; dere Geſandten erklären, ihr muͤßtet euch mit den Unpldus
bigen verbinpen, um euer väterliches Erbe zu vertheidigen ; Dazu
17. Diugoss. p. 414 und ein Notaziatäinfrument‘darüber bei Voigt L
” 418) Sefhidte K. Sigmund’s im 2. Band wird er falſchlich mehreremal
Bruder genamt. In einem päpftiihen Schreiben (beiBaynald'an. eceles. ad
au. #425) werden fe auch unrictig fratres germuni genamt.
10) artlaxung dev yolnifhen Gefandten bei Voigt &. 368. und Dingoss.
FREIEN
Sigm. auf bem Landtag zu Bruͤnn u, d. Reichstag zu Breslau. 41
dringt Feine Noth, wenn iht nur unfern mit fo wichtigen Gründen
und mit Beirath fo großer Männer gefaßten Spruch annehmen
wollt, Wir mahnen und bebeuten euch pflichtgemäß, denkt nicht an
ſolcherlei und laſſet e8 nicht von den Eueren fagen, denn e8 gereicht
euerer Ehre, die wir fo gern fördern, zu großem Nachtheil 20),
Diefes Schreiben wirkte bei dem polnifhen König wenigftens
foviet, daß derfelbe fich zur theilweifen Erfüllung der Entſcheidung
exbot und abermals. andere Gefandte nach Breslau fehicte, mit
neuen Borfehlägen und dem Geſuch um einige Veränderungen und
BVerbefferungen in dem gegebenen Ausſpruche. Der römifche Ks
nig aber erflärte, daß fo wie die Dinge ftünden und ohne ander
weitige Vollmacht er Feine Anderung vornehmen dürfte, und er
wurde bei biefer Grttärung durch bie päpftlichen Legaten unter»
fügt).
Darauf fihien der polnifche König einigermaßen geftimmt,
dem Ausfprud) nachzukommen 22), aber befto heftiger erftärte ſich
der Großfürft Witold von Fitthauen dagegen. In einem Schreis
ben an Sigmund behauptete er, der Ausfpruch fey offenbar gegen
ihn und für den Orden parteiifch gefällt: er werbe daher demſelben
nicht nachkommen. Das Land Samaiten dürfe man ihm nicht
abfprechen, es habe immer zu Litthauen, feinem väterlichen Er:
be, gehört. Daß der Orden es rechtmäßig als Eigenthum befef-
fen, wie der roͤmiſche König behauptet, fey falfch: man duͤrfe
isberhaupt nicht vergeffen, daß bie Ordensherrn nur Fremdlinge
und Ankoͤmmlinge aus Deutfchland feyen, bie fich des preußifchen
Landes bemächtigt hätten und fich nunmehr erfühnten, rechtmäßige
Erbherrn und Befiger mit Gewalt aus ihrem Lande und ihrem
Beſitze zu verdrängen, Da er den Ausfpruch noch nicht anerkannt
habe, fo möge derfelbe fuͤglich noch geändert werben Finnen: auf
Feinen Fall werde er irgend eine Abtretung von feinen Landen
machen ?®),
20) Rad) den archivoliſchen Quellen bei Boigt S. 368 fl, Dlugoss. 421 sq.
21) Diugoss. p. 424 sq. Boigt S. 369 fl.
22) Boigt ©. 370. 1
23) Der Inhalt des Schreibens Witold's an Sigmund d. d. In curia ve-
nationis Bersti 11. Mart. 1420 bei Beigt ©. 371.
4 Drittes Buch. Zweites Kapitel.
Der römifche König unterließ nicht auf diefe Beſchwerdeſchrift
Witold's und deffen Weigerung, dem Ausſpruche nachzukommen,
nachdruͤcklich und würdig zu antworten. Nicht nur wiberlegte er
die Anklage von Parteitichkeit für den Orden und wies dem Groß⸗
fünften nad), daß er befondere Wortheile für ſich bei dam Aus-
foruche erwartet hätte, welche fich nicht mit Recht und Gerechtig⸗
keit vertrügen; fondern tr zeigte auch, wie die Behauptungen
Witold's in Betreff des Landes Samaiten ganz unftatthaft feyen,
indem der Großfürft ja felbft im Thorner Frieden eingewilligt,
daß nach feinem Tode dad Land an den Drben kaͤme ?*), ö
Ungeachtet der Ausſpruch fo ungemein vortheilhaft für den
Orden lautete, fo koſtete ed doch Mühe, den Hochmeifter dazu zu
bringen, daß er die Verpflichtungen, welche er auferlegt befam,
genau erfüllte. Dieſes war um fo nothmwendiger, als bie Gegner
auf eine Gelegenheit lauerten, wo fie dem Orden nachweifen koͤnn⸗
ten, daß er auch dem Ausſpruche nicht nachgefommen: womit,
wie fie hofften, diefe ihnen fo ungünftige Entſcheidung des roͤmi⸗
ſchen Königs in Nichts verfiel. Geringe Verſehen und hoͤchſt uns
wefentliche Nichtbeachtungen der im Ausſpruche geftellten Ver⸗
pflichtungen von Seiten des Ordens bemußte der polnifche König
eifrigft, bei dem roͤmiſchen Könige mit ber neuen Klage einzukom⸗
men, daß, da der Orden auch ben fire ihn fo günftigen Spruch
nicht erfülle und fi) mancherlei Gewaltthaten erlaube gegen Po⸗
len, vom Orden ber Eönigliche Spruch verlegt und gebrochen
ſey 25). Allein Sigmund, von Allem genau unterrichtet, nahm
diefe Ausflüchte nicht an: er wies die Anklagen, die der polnifche
König gegen den Orden erhob, als unerwiefen unb unzulaͤnglich
zuruͤck und rieth erſterm, dem Ausſpruch nachzukommen 26). Dar⸗
auf bequemte ſich Wladislaus⸗-Jagello die Summen, welche ber
24) Sigmund's Antwortſchreiben an Witold d. d. In oppido nostro Gretz
(Königingräg in Böhmen) 10. Maj. 1420 ift dem Hauptinhalt nad mitgetfeilt
bei Boigt (S. 372) aus dem Drdensardiv. ”
25) Die archivaliſchen Nachrichten bei Voigt &. 372 fl.
26) Das Schreiben Sigmund’s an den polnifhen König ift Datirt In op-
pido nostro Gretz X mens. Maj. 1420: es befindet fi in. Abſchrift im Dr-
densarchiv. Boigt S. 373.
Sigm. auf dem Landtog gu Behnn u. di Reichetag zu Breslau, 43
Orden noch an ihn zu bezahlen hatte, in Silber anzunehmen, obs
wohl. der Spruch beftimmt hatte, daß die Zahlung in Gelb ges
macht werde, .
Nach Allem aber war fihtbar, daß burch den Ausſpruch des
roͤmiſchen Koͤnigs der Streit des Ordens mit Polen-und Litthauen
noch keinesweges beigelegt war.
Rachdem Sigmund ben Schiedsſpruch in ber prrufifd · pei⸗
niſchen Stoeitfache gefällt hatte, nahm er auf dem Tage zu Bres⸗
lau mehrere deutſche Reichs angelegenheiten vor. Vor allen Din
gen mußten mehrere neue Belehnungen vorgendmmen werben
Mättlerweile Sigmund Deutſchland verlaſſen hatte und nach Uns
garn zurhdgefehrt war, wurben bie Erzſtifte Trier und Main
durch ben Tod der Erzbifihöfe Werner mab Johann erledigt: an
Zenem verlor bex roͤmiſche Koͤnig einen treuen Anhänger, ſo gei⸗
ſtes ſchwach und unbebentend ex auch ſauſt geweſen. Durch ben
Zod bed Erzbiſchoſs Johann aber war Sigmund ſeines gefaͤhr ⸗
lichſten und raͤnkeſachtigſten Gegners ledig gemotden. Auch ein
welilicher Kurfürſt, der Herzog Rudelſ von Sachen, hatte das
Zeitliche verlaſſen, grade als ex von einer Reife von Koͤnig Wen⸗
zel im fein Land zurüdgekehrt war. Man glaubte, die Huffiten
hätten ihm Gift beigebracht"). Diefer Fürft, früger ein wars
wor Anhänger. König Wenzel‘, hatte ſich in den letzten Jahren
feines Lebens ganz an Sigmund angefchloffen und war nebft dem
Masägrafen Friedrich von Brandenburg die Hauptflüge des rd:
miſchen Königs in Norddeutſchlaud. In Bredlau war ed, wo
die neuen Kurfürften ihre chen aus ben. Haͤnden des Königs
empfingeh: · Zuerſt der Erzbifhof Otto von Trier, aus dem
gröfüchen Hauk Biegenhain 28); fodann der neue Kurfürft Als
brecht von Sachſen Rudolf's Bruder, *der durch Sigmund's Ver:
mittag, mit deg.d Gergpgs. Konrad zu DIE Tochter Offega ein Eher
lijndniß: Höhe, weißes and) where größten Feierlichkeit in
—n:
27), Beripan. Goran. Chur Pr1235: „Rudolph -- missus a Sigismundo
R {Be Haben „=. ab eiadem malitiose interfectus est venano. pro-
Sp...
en
4
4 Deittes Buch. Zweites Kapitel.
Breslau vollyogen warb*9*), Da auch der neue Erzbiſchof Kon⸗
rad von Mainz nach Breslau gekommen war 29%), ſo iſt nicht
zu bezweiflen, daß auch dieſer daſelbſt vom Koͤnig die Regalien
empfangen hat. ———
> Bon ben. andern Belehnungen ber Grafen und Herrn in
Breslau 30) ift die merkwuͤrdigſte, welthe am 2. März flattfand.
An, diefem Tage belehnte Sigmund .feinen Schwiegervater, den
Grafen Hermann von Cilly, wit ber Dutch ben Tod des Grafen
Friedrich erledigten Grafſchaft Ortenburg 71) unb vermehrte fo
bie Vergrößerung des Hauſes Cilly, welches ohnehin ſchon fo fahr
auf Koſten des habsburgiſchen Hauſes begimſtigt worden, wieder
von neuem. er .
Zu gleicher Zeit orbnete det roͤmiſche König auch die provin:
diellen Angelegenheiten in Schlefien und im der Laufig: am 17. Ja⸗
nuar beftätigte er den Städten in den Flirſtenthuͤmern Riederlau⸗
fig und Oberlaufig die Privilegien, belehnte bie. Heren in dieſen
Landſchaften 22) und traf mehrere zur Verbeſſerung der Berichts:
barkeit hinzielende Einrichtungen 232). Hierauf wandte er feine
Zhaͤtigkeit den Angelegenheiten Schlefiens zu. Rachdem ex ſchon
im Laufe des Januars eine Streitfache.des Conventes S. Bincenz
zu Breslau erlebigt, fich mit-der Geiftlichkeit der Breslauer Discefe
wegen des ihm vom Papfte bewilligten Zehnten verglichen rg
202) Henel, annal. Sil. p. 312. . Hol Breslau. Annal. Doc. Geſche
von Breslau I. S. 355. i 2
29%) Dagoss. hist. Pol. lib. XI: p. 410. en
30) &. im Anhang die Regeften. . J .
31) &. im And. Vic Negeften vom 29. Gebr. und 2. März 1430: . „ ..
32) S. im Anhang die Regeften vom 17. Ian. 1420, Jah. von, Guben
in den Seriptt, rer. Lusatic. p.57: „A. 1420 fer. AL. post £.s.F;
nit huc ad civitatem princeps "Rumpuldus, dax Sileslke , "Per
dum R..R., sex civitatibus Budissen, Gorlica etc. Aikdes ig alivnuatam galide
vogth.“ Cr wurde als folder alayeınen, mehn ingg fie dei ihrehtgtichen, Pıd-
viletien und Handoeften bleiben Tief. gl. dazu Ahmerfungen ML’ 469. «
33*) S. im And. die Regeften yom 4. März-1420. .
33%) Martin V Yatte dem. römiſchen Köntz wegen jeher Werrfiahr vmn
die Kirche and den Zehnten eines Jahaes von der Griftlickeit ver-SBreikmker Di
cafe verliefen, Bei der Erhebung jtieß man, auf wenchfache Mierfugh Cs
wurden darüber mehrere Proceffe in Rom gefäßrt. 18 Gigmund naf) Breslau
Sigm. auf dem Landtog zu. Behmn.u. d. Reichstag zu Breslau. 45
und anbern. Anordnungen für Schlefien getroffen?“), nahm er
im Februar und im Anfang März die ſtaͤdtiſchen ———
Breslau's vor.
Schon ſeit 1590 herrſchte unter den Breslauer Bürgern in
‚Hinficht der Befegung ber Rathöftellen ein Geift der Zwietracht.
Mehremale waren Rathöheren gewaltfam abgeſetzt, mehremale deß⸗
halb von Koͤnig Wenzel Strafen uͤber die Stadt verhaͤngt worden.
Haupturſache der Aufregung und Unzufriedenheit war,‘ daß bie
Zunfte meinten, "nicht Antheil genug.an der ſtaͤdtiſchen Verwal:
tung zu haben und durch ungebührliche Auflagen des Magiſtrats
in Foige der immer höher fleigenden ſtaͤtiſchen Schuldenlaſt ge:
druͤckt zu ſeyn. Nachdem fi eine große Anzahl von Bürgern
aus dem Handwerksſtande, mit den Mepgern an ber Spike, zur
gewaltſamen Entfernung bes Rath verſchworen, verfammelten
ſich diefelben (18. Juli 4418) in einer Kirche ber Neuſtadt, bereis
teten ſich durch Beichte und Abendmal zu ihrem frevelhaften Ber
ginnen vor, und flürmten fobann: zu ber gewöhnlichen Sigungss
it das Rathhaus. Die Rathmannen, die ſich nicht durch ſchleu⸗
nige Flucht retteten, wurben auf der Stelle ohne Barmherzigkeit
ermorbet.. Dann plünderten bie Aufrührer, was fie vorfanden,
Geld, Waffen, Geräthe; die Briefſchaften und Urkunden zerſtör⸗
ten fie. Nach fünf Tagen, ald der Aufruhr. fih einigermaßen
ausgetobt hatte, ſetzte man an die Stelle der ermordeten oder ge⸗
Ya, war die Sache noch nicht entſchieden. & verglich fü a aber während feiner
Aamefengeit daſelbſt mit der Geiftlichfeit. Ssl. Palacky Meife nah Italien
©. 100, wofelbft der in Benedig aufgefundene Tractatus de Iongaevo schismate
and angibt, wie die Geiſtlichkeit fi) bei det Ankunft des Königs betrug: „Si-
gemündus — indignabatur in principio ingressus sui in Wratislaviam prae-
Iatis et clericis Wratisl. dioecesis, aestimans eos excommunicationis vinculo
inodatos existere, quia papslem decimam, juxta modum, quo ipie vel aui
am petebant, ei dare nolebant. Ideoque präelatis et clericis Wratisl. ci-
Yitatis in Vigilia epiphanise sibi occurrere volentibus cam cantu et reliquiis,
ormatibus et solennitatibus eceles., dedignabatur eis in campo pracsentibus
in die civitatem iagredi aut eorum oocursibus salutari. Ipsi autem de suo
jure et de sua innocentia oonfidentes et -se ‚excommunicatos minime repu-
tantes, redierunt ad domos suns et divina ut anten in auls ecclesis — so-
lenniter peregerunt.“ x
34) ©. im Anh. die iin vom 11. 12. u. 26. Ian. 1420.
46 Deittes Buch, Qweitos Kapitel.
ſtuͤchteten Rathöperfonen neue, bie dem Handwerkoſtande entnom⸗
men waren, Koͤnig Wenzel, ber damals noch regieste, aber durch
unruhen auch in Böhmen befehäftigt war, Tonnte erſt im felgens
den Jahre ſich mit den Breslauer Angelegenheiten befaflen. Er
feste zwar einen.anbern Rath ein (10. Aug. 1419), aber an Be⸗
frafung der Aufrlihrer und ihrer Gewaltthaten konnte er nicht
benfen ®5). Denn ſchon wenige Tage nachher flarb König Wen⸗
gel mitten unter feinen aufrührerifhen Böhmen, welche aus andern
Beweggruͤnden dem Beifpiele der Breslauer gefolgt waren und
ebenfalls einen großen Theil ihrer Rathsherrn ermorbet’hatten ®6),
Sobald Sigmund die wichtigften Angelegenheiten in Bres⸗
lau georbnet, fo wandte er ſich auch dieſem Gegenftande zu. Um
in andern Städten, wo ein ähnlicher Geift der Unzufriedenheit ber
Bünfte gegen die Magiftrate herrſchte, folche Ausbrüche von Ges
walt und Aufruhr zuruckzuhalten, hielt er ſttenge Beſtrafung der
Breölauer Aufrührer fin durchaus nöthig. Daher ward von ihm ein
Gericht Über fie angeordnet. Zugezogen wurden als Beifier die
Rathmannen der ſchleſiſchen Städte, Das Gericht ſprach uͤber die
Haupttheilnehmer den Tod aus: ber roͤmiſche Koͤnig beſtaͤtigte das
Urtheil. Durch acht Henker wurden auf dem Marktplatze mit
dem Schwert dreiundzwanzig Breslauer Buͤrger vom Leben zum
Tod gebracht. Sigmund ſah der Hinrichtung, welche den 6.
Maͤrz ſtattfand, zu: mit Verwunderung oder mit Schmerz moch⸗
te er bemerken, daß die zum Tod Beſtimmten freudig und gefaßt
ihrer legten Stunde entgegen gingen und dadurch den Eindruck,
den bie Strafe hervorrufen folte, vernichteten. Die Güter derer,
welche fich noch durch die Flucht der Beftrafung zu entziehen ge
wußt, wurden zu Gunften ber ſtaͤdtiſchen Rentkammer eingezogen,
Als befondere Strafe fir die Zünfte, von denen ber Aufſtand
35) Das Raͤhere and arqhiveliſchen Quellen über diefe Breslauer Borfaue
geben: Jahrbüder ver Stadt Breslau von Nicol. Pol herausgegeben von I. &.
Deaſching. Breslau 1813. 4. 1. Bd. Gtüd 21. Documentirte Goſchichte ut
Deſchreibung von Bredlen. In Briefen. Bd. II. ©, 326fl. Faber Origin.
Wratislav. ift dabei benust. Zu vergleichen find damit“ die Lachrichten, weiche
Dingoss: XI. p. 392.’ und Hermann. Corner. Chronic. p. 1232 geben,
36) Die meiften neuern deutſchen Geſchichtſchreiber laſſen unridhtig die Breds
lauer dem Meifpiele der Prager folgen, mas der Etonologie miderftreitet.
Sigm. auf dem Landtag zu Brünn u. d. Reichttag zu Breslau. 47
" angegangen war, war ed, daß ihnen bie gewöhnlichen Bechen oder
Zuſammenkunfte unterfagt wurden. Die Metger, als ‚Hauptans
füfter des Auftuhts, erlitten mehrere Einbußen an ihren Rechten.
Darauf wunde der fläbtifche Rath in folcher Weiſe eingerichs
tet, daß fünfgehn Rathöftellen aus den Gefchlechtern, und vier
aus der Gemeine befegt wurben ?7).
Diefem blutigen Schaufpiele folgte ſchon wenige Tage fpäter
ein anderes, noch mehr Graufen erregendes. Es hielt fich Damals
Johann Kracha (Kränzier), Mitglied des Rathes von der Neus
ſtadt Prag, ein eifriger Huffit, in Breslau auf. Seine Vereh⸗
sung für Huß und Hieronymus, feine Verachtung bed Conſtanzer
Conciliums fprach ex Öffentlich aus und man überlieferte ihn einem
geifttichen Gerichte. Da er auch hier unerfchrödten fi) ald Huffit
bekaunte, die Nothwendigkeit des Genuſſes des Kelches für die
Laien behauptete und den Veſchluſſen des Conſtanzer Conciliums
alle Guͤltigkeit abſprach, ward er von dem paͤpſtlichen Legaten und
den verfammelten Biſchoͤfen als Ketzer verurtheilt. Am 15. Maͤtz
ward er mit Bewilligung des roͤmiſchen Koͤnigs zur Richtſtaͤtte
mit Pferden gefehleift, und, obwohl allen Mißhandlungen Preiß
gegeben, flarb er auf dem Scheiterhaufen flandhaft und wie ein
Märtyrer nach dem Vorbilde feiner Glaubenshelden Huß und
Hieronymus ?®).
Zwei Tage fpäter, am Sonntag Lätare, verkündigte ber
paͤpſtliche Legat Ferdinand von Lucca öffentlich die Kreuzbulle bes
37) Das Nähere bei Poll. c. Bor. Geſch. von Breslau 1. 0.-&. BU fü.
we Faber Origin. Wratislav. und ardival. Duellen. Roeita Chronic. p. 74
Zhebes Licgnit. Jahrb. U. ©. 269. Curei annal. Siles. p. 123. Diugoss.
1.423. WBinded c. 78. p. 1135 hat einige Untichtigkeiten in feinem kurzen Ber
richte: er gibt die Anzahl der hingerichteten Bürger auf 21 an und nennt Mon⸗
tag nad Oculi (ftatt nad Rewiniscere) ald Tag der Hinrichtung. Hermann.
"Corner. Chr. 1. c. ift ziemlich genau, doch gibt er die Zahl der dingerichteten (26)
zu hoch an. Auch in dem Tractatus de longaero schismste, welden Palacky
die deſſen italien. dieiſe S. 100) gefunden, wird die Hinrichtuag der Bredtauer
‚Bärgg ausführlich erzählt,
88) Pol 1. c. und die andern mot. 35 u. 37 angeführten Quellen, wozu
10% Deigufügen ift Latrent, Byayn. bel. Hwen. bei Andewig MSS. rei. VI.
158 29.
43 Dritus Buch. Zweites Kapitel.
Vapſtes Martin gegen die boͤhmiſchen Ketzer: wer-in ben Krieg
gegen dieſelben zoͤge, dem ward vollkommener Suͤndenablaß ver⸗
heißen 20). Einige boͤhmiſche Raͤthe des roͤmiſchen Koͤnigs, die
im Herzen auch huſſitiſch geſinnt waren *0), enthielten ſich nicht
des Spottes über eine ſolche Kreuzzug⸗ Werkündigung.gegen ihre
Landsleute. Der päpftlihe Legat war nicht wenig aufgebracht
über diefe Böhmen, und verlangte von Sigmund, daß er fie
darüber zur Rechenfihaft ziehe, was er aber weislich ablehnte. Das
Breslauer Volk aber wollte an bemfelben Tage bei heiterem Him⸗
mel einen rothen Kreis, wie einen Blutſtrom, als Bedeutung
eines ‚blutigen Krieges , gefehen haben ).
Diefe außerordentliche Maßregel eines Kreuzzuges hielt man
bewegen fir durchaus nothwendig gegen bie huffitifche Lehre in
Böhmen, weil fie fich ungeachtet der blutigen Hinrichtungen. in.
Conſtanz mit unglaublicher Schnelligkeit über die Länder, welche
Böhmen zunächft gelegen, verbreitete. Nicht nur in den zu dem
Königreih Böhmen -gehbrigen Ländern Mähren, Laufig und
Schlefien, war überall ſchon die Bevölkerung mehr oder weniger
für die neue Lehre, fondern. auch in entfernteten Gegenden traten
BVerbreiter derfelben auf, und fanden raſchen und zahlreichen An⸗
bang. Offenbar ergriff der unruhige Geift, der damals beſonders
in vielen Städten herrſchte, und die niedern Stände gegen Geift:
lichkeit, Adel und Magiftrate aufregte, jede Gelegenheit, um bie
laͤſtigen Bande und alte Borrechte zu entfernen und zu vernichten,
Die huſſitiſche Lehre enthielt befonders in Bezug auf den Gehor⸗
fam, daß dieſer nur unter gewiffen Bedingungen von ber geifts
lichen und weltlichen Obrigkeit von den Unterthanen gefordert wers
den koͤnnte, alle Elemente zur Auflöfung der Ordnung und zu
gewaltfomen Staatöveränderungen. Schon hatten bie Zünfte in
39) Windel c. 79. p. 1185. Laur. Byz. p. 159. Poll. c.
> 40) Windel nennt diefelben namentlih c. 83. p. 1139.
41) Winde c. 79. Andy. an andern Drten fehlte es nicht an Prodigien,
welche man damals wollte bemerkt haben: es regnete Blut, c& fiel rother Schnet,
es zeigten fich blutrothe Kreuze am Himmel. Lauter Zeichen eines herannahenden
blutigen Krieges (Pessina Mars Moraviae lib. IV. p. 469) waren dieſes dem
Bolke, das fo feine Stimmung zu erkennen gab,
Sigm. auf dem Laudtag gu Bruͤnn u. d; Reichstag zu Breslau. 40
mehreren volkreichen Stäbten den Anfang damit gemaqht, bie Ma⸗
giſtrate, welche aus ben patricifchen Geſchlechtern biE dahin, ges
wählt worden waren," zu vertreiben, In. ben Städten: Luͤbeck,
Breslau, Girlie, Bauzen, Stade **) u. a. war pie Gattrung
bereits ‚zum Ausbruch gekommen; aber: auch ‚die .meiften andern
Reichsſtaͤdte waren von den Empösungen det Zünfte bedroht. Fa
den biſchoͤflichen Städten aber hatte bie Bürgerfhaft an ber geifts
lichen Obrigkeit, die meift im hoͤchſten Übermuth lebte und in
geenzentofer Uppigkeit ſchwelgte, dert Gegenfland ihres Widerwil⸗
len. Schon waren Straßburg, Mainz, Coͤln, Augsburg, Luͤt⸗
‚ti und andere biſchoͤfliche Stäbte,. welche zum Theil Reichs:
unmittelbarkeit in Anfpruc nahmen, in. offenen. Zehden mit ihren
Biſchofen; bald kamen noch andere hinzu, namentlich waten bie
Buͤrgerſchaften von. Wuͤrzburg und, Banden sans mit, in u
ſchoͤſen verfallen,
. Dhrie die firenge Verfolgung, weiche bet Heigiihe Haiög
Albrecht über alle, welche vom katholiſchen Glauben abwichen,
verhängte, würde Wien gewiß ein neuer Heerd für dir ‚huffiifegen
Refoknatoren geworden ſeyn: ſchon hatte, Hieronhmus Die ſich
dort eine Zeitlang aufgehalten hatte, den Sapren dazu ausge⸗
freut, und die Umiverfität ſtand im erdocht. ih ihrem Schooße
Vrrlehrer zu hegemt?), Dr ſtrenge Religiongpifer Abrecht's aber
duldete ſeit dem Schiuffẽ des Wonſtanzer oncilnuntz feine Ans
hauget de huſitiſchen Lehre wederdan der: Univerfinit Wien, nöch
infeiriem Bande, . Ag ,*die.al Funde bed Buß und des King
nymus ſith ausgeſprochen haneg, mager, won nicht wider⸗
Sen, das Pa, terlaffen.” Pa
In Un— zeigten fi, nianchfache Shure von Auflehnun⸗
gen. gegen die, Kirchenlehte, Der paͤpſtliche Legat, .che er mit
Sigmund nad Breplau abgigg, hatte ſchon bei den Magyaxn
¶Nbelt gefuiben- und uff itifche und andere ketzeriſche Lehren unter -
denſelben motten geſtrebt. Einen Geiſtlichen, der feine Stu⸗
dien in Wien gemacht And-gar nicht ven einer geoffenharten Res
Ügion wiffen wollte ; tieß* er tinkerkern, Nachdem Belchrungen
22) Herman. Comer. p 1238. -
43). Kurz Geſch. K. Albrecht's IL AL. EM SIE af
Alba K. Sigmund. IL 4
0 = Drittes Buch. Aweites Kapite:
bei demfelßen nichts fruchteten, ließ er ihn durch Zoltern zum
Wiherruf bringen **). ’
&o eifrig der König Wladislaus von Polen dem katholiſchen
Glauben zugethan war, fd zeigte er ſich doch aus Gründen der
Politik den buffitifchen Aufftänden in Böhmen geneigt und ſchien
felbft eine” Zeitlang-iefelben zu begünfligen. Daher mag «8 ge>
tommen feyn, daß die huſſitiſchen Emiffäre in Polert gute Auf⸗
nahme fanden und bafelbft auch ihre Lehre weiter verbreiten durf⸗
ten. Da fie aber.dort keine Werfolger hatte, fo verſchwand fir
bald wieber,
‚Bon dem benochbatien Polen mag bie huffitiſche Lehre ir in "das
Gent bes deutſchen Ordens verpflangt worben ſeyn. Gonderbar
war es, daß fie hier unter der birgerlichen Einwohnerfchaft we⸗
Mig Ankyang, bei mehreren Geiſtlichen riftige Vertheidigung fand,
Die Bürger von Gilgenburg klagten zuerft (Anf. 1420) bei ihrem
Komthur, daß ihr Pfarrer ketzeriſche huffitifche Lehren dem Wolke
von ber Kanzel vesfünbigte. Da bei Hodhmeiſter den Pfarrer in
Haft nehmen ließ ohne Genehmigung: des Biſchofs von Domes
faniet, fo "nahm ſich Hieſer des geflägten an und fölenderte
über deſſen Gegner ben Bar, Nur mit Mühe konnte der Bi
ſchof bewogen wegbem, den Bann zurchzunehmen, Aber ber
Hochmeiſter fand für nothwendig, bie Magiftrate mehrerer Städte,
befonberd aber“ den Stabtrai von Thorn aufzuforbern, "auf bas.
ühmer weitereum ſich geeifenbe Übel der huſſitiſchen Ketzgrei zu
wachen und nach allen Kraͤftka dahin zu wirken, deß das Gift
der neuen Irrlehren von frembenetanben, Befondere don Polen
ber, nicht in’ Preußen einbringe, und‘ wenn big defhehen, dab
es fogleich vertilgt were “), u [3
. Nach Brandenburg und in bie benachparten Elbegegenden
waren auch ſchon huſſitiſche Lehren perbreiten. worden. Beſonders
in det Städten tauchterp ſie Hin und wieher auf. . Die Geiftlich⸗
keit aber lieh es ſich eiffigſt angelegen ſeyn, ſogleich bam Be⸗
ginn die hem Anſehen und dem Kiechenglauben fo gefährfichen
Lehren zu unterdrcen. Ein gewiſſer Diaconus Jacob Bremer,
44) Nider. de visjonib. IN. &. 19. Ct. Senfant duffitentr. 1. 230 fu.
"46) Boigt Gefd. Preufl, IL. S. 374 fl. nad archival. Queen,
Sigm. auf dem Landtag. zu Bruͤnn u. d. MReichstag zu Breslau. 51
der von Prag nad) Niederſachſen gekommen war und daſelbſt häves
tifhe Saͤtze zu verbreiten angefangen hatte, wurbe auf Befehl des.
Erzbiſchofs von Magdeburg vor en Inquifitiondgericht geftellt und
als überführter Keger, ber nicht widerrufen wollte, am 18, wir,
4420 vor-den Thoren Magdeburg's verbrannt +6),
Zahlreichere Hinrichtungen ven Kegern durch den Soheiter⸗
haufen kamen damals in Thuͤringen und Bayeın vor, wohin ſich
wegen ber Nähe die hufſit itiſchen Lehren noch mehr verbreitet hatz ·
ten. Auch hier waren hauptfächlich die geößererr Städte t ber Heerd
für die neuen Lehren, befonbers zeichneten fich Augsburg *7) und
Regendburg aus. In ber letztern Stade ward ulrich Grimleber
ein Kaplan an der Achkirche (Anf, 1420) als Huſſit verbratim
und alle Regensburger Einwohner uͤber zwölf Jahre mußten ·
ſchwoͤren, wider die huffitiſche Kegerel 5 Ay ſeyw⸗). Die Juden
aber bie in Bayern In der Nähe des Böhmer Waldes wohnten,
wigben bezichtigt, ben ‚Hufen heimlich Geld und nu
biefern; fie wurden befhalb in mehtergn Gegenden als Freunde
der Keber und deren Unterflüger auf. das grauſamſte verfolgt *°%
Auch jn den Rieberlahden hatten- ſich ſchon huſſitiſche Glau⸗
benäfgheen verbrettet;., möglich iſt eß, bafl.fie dorthin von Engs
land herüber — die Wyciffiten aſ worden waren. Papfk
Martin V ließ 1.7) eine Bulle bie’ huffit iſchen und wyeclitfitiſchen·
kehren des Eitjfſeblers Nicolas Berufarius ," anes Auffufintree
in ben Siedesionben, verdaͤmmen als Peerifch ——— sp),
—
—E& ed an. en
AT, Stetten Geſch. u, Augeiltg IL. 436 ..
an Mpensh, Spronit 1. 23. 1420. Birne 60.» Bei
VI. @&..292. Iug inder Sandy mußte · tn —X @g aeſhworen wenn,
Br armer Di, Sim. &iog, m. c. 2. got 1. m
4 Pater " BR
SM) Baynald ah gectlgs. ad ana. 182070. 11.30; 3 eat ar, '
Vegmgentt. ser. wu Gil wem. 2
ao 4
. B
ı®
» Drittes. Kapitel, u
8. Sigmund’ erſtet Kriczezug nad) Böhmen. Vom · März 1490
.. ö M8 Februar 4421. id "
—9Dr
Vadeſſen Sigtnund, in dem erſten Viertel des Jahres 1490
iu Breslau verweilte, war die Stadt Prag ruhig und voll Er⸗
wartuͤyd der Dinge, die mit;dgr Ankunft des Königs eingerichtet
werden ſollten. Die Burger der Stadt; großenthelts wohlhabende
Seute,-hatten bei den Unruhen Be Gefahren kennen gelernt, welche
ihren Bermögen.brohten, + Sicherte zngn:ihrien Glaubensfreiheit
zu, ſo waren fie.mit danzer Seele Far tufrechthaltung der Ord⸗
ung, Mcht ſo die.Zaboriten und ihre „Häuptet‘,svor allen Ni⸗
colaus von Huffinecz und Johann Biffa,'-die den Zeiten der
Anruheit, Verwiriung und Auarchie Geroinn, Veute, Erhebung
fanben. DIE Haften den Zah pe ruͤnn weher heſchickt noch
irgend bush eine Extlärung ihre Unterwerfung zu erkenden ges
geben, Im Gegorcheil, "8 fie von ber gucrehr der Wiagte
* Städte unter den Gghorfami des Kolags vernahmen., ſo Tapin fie
in denſelben Verraͤthet ihrer Sache, Die Führer erfamten ihre
einzige. Stüge ie dem miftellofen, fanatifirten BoW&haufaı gug
den Heineren Stäbten uttkrgon dem-platten Eanve, dez seh zu
verlderen, Vicles zu gewilggen hatte. Um geht. auf die Menge
zu wirken suhb afleidh die Happtſtabt regen Ioves Deubouchs
am det. Hufftifchen Sache zu züichtigen, work von ben Prieflern
ber neuen Lehre eine Prophezeiung in Umlauf gefegt nit nur im
Kdoͤnigreich Böhmen, fondern aud in Mähren und in ben angrens
„ zehben Ländern, Bon ben Kanzeln und durch kleine gefchriebene
Sigmunds erſter Keiegezug "nad Vöheen. 8.
Zettel · ward unter das. Volk verbreitet: bie Ankunft unſers Herrn
Jeſu Chriſti erſchiene in kurzer Zeit; alle. Feinde bed wahren
Glaubens, wie Huß und feine Freunde ihn gelehrt, wurden ver;
nichtet ; alle Stäbte auf dem Erdkreiſe dreh Feuer vertilgt; nur
-fünf Städte, welche Me Genoffen des wahren Glaubend in fich
ſchloͤſſen, Pilfen, Saas. Laun, Stan und: Klattau tofsiben vers
ſchont. Das. duch diefe Prophezeiung in’Zutcht und Schrecken
gefegte aberglaͤubiſche Vott flüchtete, um dern allgemeinen Ver⸗
derben zu entgehen, mit Weibern und Kindern‘ ſchaarenweiſe in
die genannten Städte: Ihre unbewegliche "Habe hatten · die Leto
um einen Spottpreis weggegeben; ſelhſt das Geld, was; fie. hat:
ten , legten fie zu ben Fichemihrer Prieſter hin. Befdnkers rag. -
war ber Zufommehfluß ber Menge in Pilſen, welche Stebt von
ihnen bie Sonnenftabt genannt vonrde'). Hieher hatte ſich
auch Sohann Zijfe mit feinen entſchloſſenen Anhängern‘ nt eis
net Vertreibung oben Verbannung “aus Prof begeben: er fhmpr. .
Ver „Königin Sophia und ihren ‚treien Bafallen “ewigen Krieg,
Bon einem Waffenflilftande, wie die fin ihre ‚Habe furchtſamen
" Hager einen geſchloſſen hatten, wollte er nichts wiſſen Zu Vil⸗
fen.« war es, wo damald ige mit den Hefpifen ——
vo Saiten; und Wolkun don Adlar hen Bund errfhtete,
mund nie: ai Königsanzuneffhen,, die ‘Blinde, dB Reiches. ſtets
“und mit,ällen Kräften zu befämpfen. DE beim Vaple vieldermoͤ⸗
gende Wenzel Egrähba,und aüdere Prieflst ſchloſſen fh. eiftid
don Bunde. gr Aid geweennen · dazu viele Berg Stddtẽ und
Berl. Anf ihr Betrewen trat der Band durchWerſtoͤrung der
Kloͤſter und Sirden vo® Dilfen ind Leber Dargaf.traf gieithe
Zerſtoͤrvig. die aig hůegen "Dyfe, worin · — 4 frgR die
Botkpäufer:deo Bertilgung · weihte FE ten
Darauf wftedet Hert Bohuslaus vor Schwanberg.gugen
die Zerſtoͤrer vers: ser wurde aber· mit großem Verlufte aus tm
Felde geſchlagen. Dieſes bewog die Königin Sophia; hahireiche ·
res Kriegsvolk gegen Pilſen abzuſenden zur Belagerung der Stadt
und zur Bezwingung der Umgegend, wo man ſich alle feſten
1) Laurent. Byz. bell. Hussit. p. 155. Balbin. Epitom. A. Gage
Eht. 679.
54 . Deittes Bud. Drittes Kapite.
Vuvete freitig machte und beide Zeile mit großer Grauſamteit
gegen einander vofheten, indem man ben Gefangenen Hände
Amp Büße abhieb 2). i
+ Das grade um diefe'Beit die Befehle Sigmund’ von Breslau
aus am alle Barone, Wefchlöhaber, Maghſtrate, Stäbtrichter bes’
„ boͤhmiſchen Reiches einliefen, alle Kelchner auf jegliche Weiſe von
ber Sommunion anter beiven Geſtalten abzuhalten, fie zu wer:
folgen und wo moͤglich auszurotten, ntußten bie Huffiten auf bie
Erlangund feſter Drte beſonders bebacht ſeyn. Schon hatte mas
auf. dem Berge‘ Tabor einige Befeſtigungen angelegt; Dieſes wat
nicht fehr ſchwer, ba bie treffliche Lage und die Triummer bes fruͤ⸗
. Age bafetbft geftandenen Gtäbthensghrkbiftie die Befeftigung er⸗
leichteren. - Iwei. Huffiten, der Priefler Waneczed und Hro⸗
madka, hatten nad) Angabe Ziſka's, der ihnen zu beb Atbeit von
Pitfel® aus eine große Schaar Volks unter Chwal Azepichky zus
geſchictt Hatten, die Veeſchanzungen weiter geſaͤhrt. Dutch Hinter⸗
HR ind Unterfügungährer Glaubensgenoffen in der nahegelegenen
Stadt Aftie (Auſt), überrumpelter fie dieſen Ort auf Faſtnacht
(@1. Behred420); wo bie Einwohnerfhaft, von den Carnevais⸗
vergnägungen erfchäpft, im Schlafe lag, vertrieben bdie Bürger,
wei che aicht aus dem Kellhe tanken / und bemächtigtäi ich deren
Habe, tm die veue Wergfiabt hr in Aufnahme‘ z bringen,
machten e dig Taboritgg wie bje alten Römer ıpit ihren Nachbar⸗
Feten : "fe brannten &ftie ganz nieder, und wangen die Ein⸗
idern ſich in, Tabor niederzulaſſen,
«gegen die Angtiffe bet koͤnigůchen
Tabor bald zn einen anſehnlichen
NT
„damals. 568 ben Mittelpunct aller
m aus. Da & Mb in Pilfen ge:
och auf die Laͤnge wicht -behaupteit
Palacky Annal, Boh. p. 32 29. Hager.
187. Chronic. Boh. in den Scriptt. rer.
Beh. II. 459. Contin. Pulk. p. 166 sg. Palacky Annal. Boh. p. 83. Die-
gom. hist.’Pol. lb. XL p- 429.
Sigmyab’® erflet, Rriegtzug nach Böhmen. »
konnie, fo trat man in Unterhandlung wegen ber lübergabe. Durch
Bermitslung einiger Prager Birger warb eine Übereinkunft. ges
ſchloſſen, wornach die Stabt dem koͤniglichen Unterfämmerer Ben:
zel von Leſſtna übergeben werden follte, unter ber Bedingung,
daß die in Mlſen zuruͤckbleibenden Einwohner dad Abendmal
ünser beiden Geftolten genießen dürften, und daß Zijfa mit fe:
nen Anhängern freien und ungebinderten Abzug nad) Tabor er⸗
hielt. . Die Huffiten beſchweren fich bitter Darüber; daß "diefe
Übereinkunft von ihren Gegnern ſchaͤndlich gebrochen wurde; denu ·
als Zizka mit feinen Freunden Wenzel Coranda, Brzenko von
Sſwitzew und Walkun von Adlar und · einem zahlreichen Kriegs:
haufen auf dem Marſche nach Tabor bei Sudomierzicz workber
kam, ſah er fi) (25. März) aus einem Hinterhalt pläglilh von
ben Thniglichen Truppen angegriffen, weldhe Peter von Gterne
berg, Helnich von Neuhaus und der Münpmeifter Niclas Die’
woty von Kuttenberg beishligtem „Biffa traf ſogleich. ſeine Ans
falten zur Abwehr der feikdlichen Angriffe. - Auf der einen Seite
Ichate.=ex ſeine Mennfpaft an einen Fiſchteich, auf der andorn
fhhtgte. ex fie durch die Wagen, weiche dr zu einer Bagenbugg zu:
fanmenfleli®, Das Gefecht war Hisig urfb blrtig: üungenchtet
it Übermocht konnten die koniglichen Truppen · keine Vortheile
über die gutt poſtirten Kelchner gewinnen. Nach elnigen Stun⸗
den · hãßen Er A die Nacht dad Befscht, Bifle, ob⸗
wahl. nicht oche Berluft (andy Brgento von Sfwgihom fieD- bes
bagptete. bie Wahiſtait; die Königliche, weiche ihren Anführer "
Demric) n Neihaus verloren und fenft auch bebeuteihen Ver
Tu erfiten‘, benupen die Nacht zum eiligen Abyuge. BApta fehte
am folgenden‘ Täg. angegriffen weiter feinen Marſch fort, umb
watd nift großem Jubel zu Tabor als Sleger, empfangen 2).
Nãchdem Zijka die Feſtungswerke befichtigt und weitere Ver:
ſchanzungen angeösönet, wodurch ei den Ort für die bamalige Zeit
ganz uneinnehmbar machte °) unternahm er mehrere Streififige
in die umliegende Gegend, wobei fein Feldherrntalent fi immer "
4) Laurent. Byz. p 159 sg. Ahmeidend erzähtt ZfeobetHulftenlring
©. 82, dem Seufant I. 288 folgt. Mal. Hager. Chr. GBI. J
5) Chronic. Boh. 1. c. Bol, Pelyel Böhm. Geſq. I. 227.
Nachricht ·von befl.biutigeh- Hinrichtungen ibatin gelangte
56 . Dit Buch. Drittes: Räpktel:
mehr entwickelte. Seſonders wichtig war der Sieg, ben er
(5. Aprih Aber die Königlichen ‚bei Wotiz erfocht. Mit den erbeu:
teten Pferden möchte er einen Theil feiner Kriegemannfchaft bes
vitten. und uͤbte fie in kurzer Zeit im Gefecht zu ‚Pferd vortreff⸗
üch. So hatte er num auch eine Reiterei, woran es ihm bisher
gemangelt °), "Die Gefangenen ldste ex: gegen bie Huffiten amd,
welche auf dem Marſche von Pitfen nad) Tabor in des Feindes
Hände gefällen waren und in die Kuttenberger Schachten gefthrzt
werden ſollten. So gab er auch einmal ein Beifpil der wilden
Kriegsfuͤhrung.
Darauf herrmmnpelten er und Nicolaus von Hufſuͤteez die
deſtung Sedlecz und zerſtoͤrten dieſelbe. Den Befehlehaber des
Drtes, einen Heren Ulrich von Roſenberg, erſchlugen die Tabd⸗
riten mit Dreſchflegeln. Dem Leichnam hicben fie dann Hände md
Füße ab und warfen ihn ind Feuer. Die Einwohnier wurden
bis auf ſechs ermordet: vqn diefen "aber ſollte nur der -eine am
Leben bleiben, der ben übrigen bie Kaͤpfe abſchluige. Einer fand
Fi unter den, ſechs, der die Schandthat kaltðcatig weizichttte. -
‚Darauf fehte man bie Zerſtdtung · der Ktoͤſter fort; gu Ral.
haufen, Pomuk, Eun, Raby.u. a. Orten mausbefl Die Kiöfter
geplündert „die Mörihe Bringt ‚ober nieht, de Swiuderut ⸗
dergebrannt 7). *
In der Kawudt tar. iitrbigen eilig, Pr} fiber File
dem bie Zabopiten daraus entfernt worden waren.
**
Sigmund in Breslau veranflaltet hatte / und von den Rt ug
bigten des paͤpſtlichen Legaten gegen bie Huffiten, wurden vie Be⸗
muͤther von.neuem aufgeregt. Dazu kam noch, daß uff:
fen Priefter, vorzuͤglich Zohan Jeßenitz, ein aus bem Vrumon⸗
G6).A. Sylv. hiet. Boh. c: 40. „Nicolaus Magister Monete, —
—— Bohemiam miserat, primus omnium equorum copiam · Thabe-
ritia fecit, qui cum mille equitibus in vico, oui Vogice nomen est, noris
Zischae motibus occursurus consederat. — Zischa improviso piorumpens
ommnes illi equos ademit etc.“
D Abeobald p. 77. Eenfant I. 298 u, 328. Pelel Geſch . Böh. 1.327
geben dab Käfer,
Sigmund's erfler Kelegezug nach Bühmen. 57
fivetenferHiofter Zelau entlaufener Mönch, wenig unterrichtet, aber
ein ‚guter Reber, durch Predigten bad Voik gegen ben König
Sigmund, ben fie als das rothe Thier ®) in der Apokalypfe
darſtellten, fo fehr fanatifivten °), daß Viele bereit waren, fr
bie hiiffniſche Lehre im Kampf ihr Leber zu wagen. Außerdem
bemnhigten bie Nachrichten von Gigmund’8 Truppenſammlungen
und ber wachfende Übenmuth, und die Reben ber reichern katholiſch
gefinnten Einwohner von beutfcher Abkunft in Prag. Als diefe
aber gegen Ende März auf bie Nachricht von ben Rreuzprebigten
bes paͤpſtlichen Legaten ſich dahin erklärten: „die vermalebeiten
Keger in Prag würden bald verbrannt oder alle insgeſammt mit
"Weib und Kind durch das. Schwert der Ungarn umkommen,“
und um nicht mit ind Verderben geriffen zu werben theils auf
den Wiſſehrad, theils auf das bei der Kleinfeite gelegene Schloß
zu den koͤniglichen Beſatzungen mit: ihren Familien und ihrer. bes
weglichen Habe fluͤchteten o): fo befiel Schrecken und Angſt bie
Stiadt, um fo mehr, als man auch Kunde von dem Aufbruche
Sigmimb’s gegen Böhmen erhielt. Da die in bie Beſten gefluͤch⸗
„ten. vierzehnhundert Buͤrger mit ben koͤniglichen Schloßhaupt⸗
leuten fich verbunden hatten, nach Beendigung bes bis auf Seorg⸗⸗
tag (23. April) gehenden Waffenſtillſtands zur Eroberung ber
Arager Städte und Ausrottung der Kelchner behilflich ſenn zu
wollen, fo trafen ſchon (den 3. April) die Prager ihre Gegen:
S) Beräanlaſſung zu ‘der Bergleigung gab ver Drade, welchen Sigmund
als Zeichen des von ihm geftifteten Ordens trug.
9) Laur. Byz. p. 161: „‚Ipium regem Draconem rufum fore, de quo
ip-Apogalypsi, piacsiguahet. :Et.merito; ipse nemgue Draconem aureum ,
(ex meint den Dradenorden) suis dilectoribus, in signunf societatis deferen-
dam in pertore, concedebat. Ipsum ergo regem praefatus sacerdos in suis
ad pöpalum sermonibus acriter impugnabat , cum magna affluebat populi
multitadd’ ipsius praßfientionem avidissime ncoeptando , propter ejus do-
‘quentish, qusanris mon malta Polleret gei Ct. Aca. Sylv.
H. B. c. 9.
10) Laur. Byz. p. 162: „Ad Capigam Pragense et Wyssegradum et mu-
—— adjäcentes, soniorum givitetis cam consensu, cum uxori-
bas, pueris, thesauti et gebus paligribus so transtulerunt poriores es_di-
. tiaras Chritatis"Antiqäae incolae Sn hodfites quasi DEC et wone soplen
et praesertim Teutonici.“ Hager, Chr. 681.
88 Detttes Buch. Drittes Kapitel.
auſtalten. Auf Betrieb der Prieſter vetſamwelte ſich die Blrger:
gemeinde bei dem Rathhauſe der Altſtadt und verband ſich mi
einem feierlichen Eid zur Behauptung ihres Glaubens, zükn gt:
genfeitigen Schub ihrer Perfoneh und ihrer Habe, nach allen '
Kräften, Die wenigen von den Magiftratöperfonen, welche nicht
geflüchtet waren, wurben in Rüdficht ihrer Treue in Eid genoms
men. An die Spike der Verwaltung wurden in ber Altſtadt Bier
Präfecte (Capitane) eingefegt, eine gleiche Zahl in der Neuſtadt,
welchen man bie Schlüffel der Rathhäufer und ber Stadtthore und
bie hoͤchſte Anordnung in allen fäntifchen Angelegenheiten übers
teug. Ihnen waren vierzig Unterpräfette aus der Altſtadt und
ebenfo viele aus der Reuftabt beigegeben 11), Daß die Kleinfeite
fich diefen Schritten der beiden andern Prager Städte angefchloffen,
auf bezweifelt werden, weil davon Feine Erwähnung geföhicht,
auch fie meift nur katholiſche Einwohner zählte und en den Ans
griffen des Schloffes auögefegt wart
Da beſonders die Neuſtadt von bem Wiffehräb viel zu fürde
ten hatte, waren bie Prager vor allen Dingen bedacht, auf biefer
Seite: fih zu fhhten, Sie ließen daher am Eude ber Reuſtadt,
wo biefelbe an ben Wiſſehrad flößt, große Verſchanzungen auf:
werfen und daran Tag und Nacht arbeiten. Selbſt Frauen und
Kinder wurden zur Arbeit gezogen 12 ®), u.
Einen großen Fehler beging Sigmund, daß er den maͤchtigen
Burggrafen Czenko von Wartenberg nicht ganz für fein Intereſſe
gewinnen konnte 12), Ungeachtet er ſich als Huſſit und Kelchner
ausgeſprochen hatte, fo verzieh ihm zivar Sigmund, beſchenkte ihn
auch mit dem Drachenorden und uͤbertrug / ihm ſelbſt die Vefehls⸗
haberſtelle auf dem. Prager Schlofſe. Den Einflüfterungen des
paͤpſilichen Legaten aber allzuviel nachgebend, drang er derauf,
41) Laur. Byz. p. 162 sq., Leider befindet ſih varatf in Dei eudenis
fen Drud eine beden iende Güde von, einigen Wldttern, worin die Begebenheiien
vom 4. April bis 25. Juni 1420 srählt waren.
12#) Bene. Krabioe 1. c. ı „_° :
12®) Diagom. hist, Pol. Ih’ XI. p. 422 gist ex ap Sat
tenherg mit‘ mehrören anderen böpmifhek Herrn gu med) Soleñen
gelmnmen fen, um sign ya huldigfn, Gfpabe fie aber hart angefähten und
Rebellen geſcholten.
Sigmund's erfter Kriegtzug nach Boͤhmen. 50
daß der Burggraf alle Kelchner nach allen Kräften verfolgen folltes
Da dies Czenko unterließ und deßhalb ben’ Zorn des Könige finde
tete, fo trat er wieder mit den Pragern .erft heimlich in Unter
handlung, bald in Einverſtaͤnbniß. Der Krleg, ber. bald aus⸗
brechen mußte, ward fo ganz ein nationaler? denn ber boͤhmiſche
Abel wurde immer mehr mit hinein verwickeltz es ‚handelte ſich
nieht allein Darum, ob bie huffitifche Lehre fich behaupten, fondern
auch · ob die boͤhmiſche Nation im Ehre, ja ihre Eriſtenz be⸗
wahren follte ober nicht,
Bei dieſer ſchweren Wahl zwifen Treislofsgkeit gegen feinen
König ober Verrath ber nationalen Sache, erklaͤrte ſich Czenko
vom Wartenberg füt bie letztere, und fein Beifpiel fühete ben: Huf
fiten einen großen Theil vom Abel, darunter auch mehrereber maͤch:
tigen Rofenberger, zu, welche ſchon längft Kelchner waren, ob⸗
wohl fie fich noch nicht gegen Sigmlind erklaͤrt hatten, So wa⸗
ven nun bie Prager auch in Beſitz des Schloſſes gekvmmen, daſelbft
behielt aber Czenko von Wartenberg ben Befehl.13), Darauf
43) Hermann. Corner. Chronic. bei Eccard. Corp. Mist. 11.1241. „Si-
gepando R. R. in montibus Cuthniz residente pro feoto Carporis Christi
et osntra hostes idel haeretioos Böhemos ad pugnendum se disponente, vo-
nit quidam miles ‚perfidus Zencho dietns, dolis plenus et poenitentiam ei-
knulans, veniam a rege petiit et emendam spopondit. Rex — ipsum in
atiam reogpit et vum literis regalibus ad castrum Pragense, quod rex jack
Per suos ceperat , ipsmt destinavit, .oommittens aibi ouram ipsies et admir
nlitracidhäin „Camgue Castrenses vieis epistolls regiis ipsum intromisisscnt
ah maultis urigatis, yaof sibi assocherenet, postguam a rege recssserat, Cat
tholicos et fiddles Regis,'quös in caströ.investerat, invasit hostiliter et ommes
decidit, astrum: ygro => eidi uerpevit et — religeis Senctorum — in
iguerh projecit: ojenodia verg " diversorum monasteriorum ad dietam ca-
str pro sgeuritate deducta rapeit.“ „(Cf-Cochl. Hist. Hxäs.: V. 186.) .@ir
nige Zeit na er, als Sagt von Wartenberg fid vom Schloß entfernt hatte,
überunnpeit’eb JohamyPolapz doR der Laufls, der ſich där jenen ausgeb web
bemädtignt ih für den Rönig der Burg wieder, a Mintet! c- 80 82 hanbeit
Aber Czeato von Wawnberg und fine, Yimerhaite Zerulofgkeit. Zuerft wir
@,Öuffit: denn ıgartfer in Epmilbnig dt MBrebien, an melden beiden Orten
@ ot. dem Könige zaſatemei dam, won diefen Wr Berfpreäungen und Ber
ſhentung tif dem Dradenorben gewonnen. U ganz feinen mächtigen Gkaflh
FR geninnen, ernannte itge Gkymand -zum Bqehuheber Ach Yragex Saloſſes.
In Briefen am den Herrn won Haſenbucg web: iBengel von der Zuben, weihe
60 Drittes Buch. Deitted Kapitet.
ſandte er in feinem und ber Prager Staͤdte Namen Umiduſfchtei⸗
ben durch ganz Boͤhmen, auffordernd, Sigmund nicht zum Koͤnig
anzunehmen ?*),
Us Gründe der Verwerfung Sigmund’s warb in biefen
Schreiben angegeben: Er fey ein Feind ber böhmifchen Nations
Hität, ſelbſt bis auf Bertilgung der Sprache ſtrebe er den Böhmen
entgegen, Zur Verminderung bed böhmifchen Reiches habe er be⸗
reits ben Anfang gemacht, indem er davon bie Markgraſſchaft
Brandenburg entzogen und fie verfauft habe. Wider Treue und
Kecht habe er Huß und Hieronymus, bloß den. Böhmen zum
Trotz und Spott, zu Conſtanz verbrennen laſſen; deren Lehe,
die fie mit bem Tode befiegelt, fuche er mit allen Kräften zu vers
tilgen, und laffe fogar zu, daß wiber die Böhmen dad Kreuz gez
predigt werde. Daraus gehe ſichtbar hervor, daß er das Ver⸗
derben ber boͤhmiſchen Nation wolle: die Böhmen feyen baher
berechtigt und entfchloffen, Sigmund mit allen Kräften zu wibers
ſtehen, ihre Religion zu vertheibigen und unbillige Gewalt mit
Gewalt zu, vertreiben ?5),
Diefer Erklärung gemäß trafen die Prager alle Anſtalten
zum verzweifelten Widerſtand: ſie beſſerten ihre Stadtmauern
damals auf dem Schloß befehligten, wurden dieſe angemiefen, dem Gzenko vor
Wartenberg das Schloß zu Überantiworten. Gobald dieſes gefchehen war ,. zeige
er ſich wieder ald Huſſit, umd ſuchte alle Vertheidigungemittel auf. dem Schloffe
am verſtͤten. Die Getreuen de® Königs durqhſcharten ihn aber, neehteten iha
die Befehlshaberbſtelle /aufzugeben und -fhlugen den Angriff derg&Prager auf vas
Schloß tapfer zurüd. Hager. Chr. 682.ft. ſpricht über Czenko von —
berg ſeht confus und verwechſelt offenbar mehrered, » a» .”
14) Aen. Sylv. H. B. c. 89, „(Pragenses) alfecto praemüis Cenehtno in
totum regnum Fiteras dedere: Ne guistuam Sigismundo editum 'pracberet,
qui Dalmaticae linguae hostis esset, neo alia, Cara“ teneretur, quam, rege
perdendi, qui antiquam Prutenorum dvfiatem, ordigi jure pfgnöris .obl-
‚gasset, Brandemburgensed apıtem a corona Bohemica alienasset;; Idhanteng ot
Bieronymum-in Const. Cencilio cremari an voldin permtsisset,. Yaruin
6tiam proourasset,. dogmata fidei, quad’ tpsi deqꝛ
impoguarg-“ QR Conti Palkarao p. 168 Bay aa
Chronic. Beness. Krabioe 1. &. . im
15) Theobald Quffftenfcie Kap. 4. fr 1. v. 206. mahı nit .nad
einem vollftändigen Manuſcript des ‚Laurent, Byin 8
Sigmund’s erſter Kriegezug nach Böhmen. 6
aus, ſteltten die Barricaden, Säulen und Ketten in ben Straßen
wieber her, warfen ämfig Verſchanzungen gegen ben Wiſſehrad
auf 1°) und verlangten von ben übrigen Stäbten des Reiches
Huͤlfe und Unterftügung, “
Diefe traf auch von mehreren Seiten. uUnderweilt ein, Aus
der Gegend von Koͤnigingraͤtz kamen bie Drabiten, ‚geführt von
dem Herrn Hinko Kruffina von Lichtemburg und dem Prieſter Am⸗
bros von Hradecz. Bisher- hatten biefe Huffiten ſich öfters auf
einem Berge bei Trzebehowig, den man Dreb nannte 17), vers
ſammelt und darnach ihren Namen erhalten, Auf die Einladung
der Prager eilten fie herbei, zerſtoͤrten viele Klöfter und kamen,
ihren Weg mit Verwuͤſtung und Verheerung bezeichnend (2, Mai)
‚in bie Hauptfladt, Hier empfing man die zur ‚Hülfe gelommenen
Brüder mit großem Jubel 1°), Allein die Ankunft diefer Dres
biten warf die Fadel der Zwietracht unter die Kelchner und ſha⸗
dete ihnen unendlich viel, Da nämlich die Prager den Kruffige
zum Kriegdobriften der. Prager Städte ernannten und durch dieſe
Wahl den Burggrafen Czenko von Wartenberg, dem fie nicht
ganz traueten, empfindlich verletzten: fo fiel biefer von ber huffi-
tiſchen Sache ab, ging wieder zu ben Königlichen über, und er=
kaufte ſich durch Die Übergabe des Schloffes an die Königlichen
Zruppen Berzeihung für feinen früheren Abfall 19),
. Diefer Bdrfall kam den Pragern hoͤchſt ungelegen: fie konn⸗
ten dadurch von zwei Seiten aus angegriffen werden; die Neu:
ſtadt war den Angriffen von dem Wiffehrad, bie einfeite und
die Aliſtadt den Ausfällen von dem Schloffe Preiß gegeben, Im
16) Chronic. Boh..L. c. p. 461.
-17joPalacky Anal. Boh. p-37. Aen. Sylv. H.B.c. 43. Page. Cht. 685.
19 Theobeid 1. c. $. 14 u. 15. S. 210 ful. Jedoch ſehr comfus und ohne
ale Geonotogifie Dromung. Bol. Pelgel Geſch. v. Böhm. L ©. 830.
$r/119) Aen-Sjlv. H.B. ©. 2: „Cenchonem ut areem Pragensem sibi red-
Bar sponsionibus Allicit, equitum quatuor.millia qui urbem laces-
vollocat, Gencho Dina proditione insigeis domum revertitur.“
ee aD: 8.330. Die Prager warfen des Beweäthers Banner vom
"Shui %06 Mafypanfeb un riffen eb in Side unter Bermünfhungen gegen den»
felben,” Nad Thdesded S. 210 und Hager. Ch. 683 fhlugen fie des Wappen
des Berrakhers an den, Pranger. B
[7 Diüttes Buch. Drittes Kapitel. .
der erſten Hite meinte zwar daB Kriegsvolk in Prag, das Schloß
erſtitmen zu Finnen; bie ohne Drbnung und ohne Plan fechten⸗
den und ſtirmenden Haufen aber wurben ohne große Mühe von
ber Befagung. des Schloſſes zurüchgetrieben. In der Muth über
das Mißlingen ihres Angriffs legten die Zurüdgefchlagenerr einen
heil von ber Kleinfeite in Afche, befonbers mehrere größere Ges
baͤude in der Nähe der Moldaubrüde, einige Klöfter und brei
Kirchen. Beittlerweile machte die koͤnigliche Beſatzung auf dem
WBilfehrad auch einen Ausfall gegen die Neuftadt und zerflörte ale
Werke, die man bafelbft gegen bie Beflung aufgeworfen ober er
richtet hatte. Dadurch waren bie Prager faft ganz in bie Hände
ihrer Gegner gegeben, Ihre Muthlofigkeit flieg aber noch, als
iht Anführer Kruffina, an der Vertheibigung ber Stabt verzwei⸗
felnd, fih aus Prag entfernte und die Nachricht einlief, daß her
Kömig Sigmund mit einem großen Heere in Böhmen eingeruͤckt
fa und fich bereits Prag nähere 20),
Sobald fih Sigmund an der Spige eines anſehnlichen Hee⸗
res fah, daß er aus Ungarn, Schlefien *1), Mähren, ver Lau⸗
fig 2°) und einigen deutſchen angrenzenden Ländern gefanmelt
hatte, brach er, auf die Nachricht von den neuen Unruhen in Prag
(Anfang April) von Breslau auf 22) und drang über Schweid⸗
nig und Glag ?*) in Böhmen gegen Rönigingräg *) vor. Diefe
Stabt Stabt wagte teinen Widerftand und unterwarf fich fogleich ber
30) Theobald iſt Hier unbrauchbar. Hager. Chr. 684. Mal. Pelle 0.2.
21) Doc. Geſch. von Bredlen IL. ©. 358. Aen. Bylv. lc. c. 42: „Con
vocatis Silesiae dacibns.“
22) ©. die Regeften v. 3. März 1420. Garen Clou an die 6 Dber⸗
laufitiſchen Staͤdte.
23) Bis zum 31. März 1420 finden fi) Urkunden, acc Era
Bredlan aubftellte,
2A) Diogom. 1. c. p. 431: „Per Swidenicziom et Klocıko.copias dui-
con.“ In Cmebnig gibt er den 17. April 1420 den Bichlasern-Bärkeru
* Pfandbrief über verfegte Kleinodicr. Docum. Geſch. von Bien. IL
©. 354. ©. aud die Begeften d. 18. u. 21. April 1420 im Anfang” DIR en,
von Sawehdnit auf ganz kurze Zeit nach fen gereist und Dafelbft nen 2U-Mpril-
1420 geweſen (Pipl. Sigismundi d. d. Dfen den 28. April 1420 bei Wagner.
Annal. Scepus. I. p. 138) ift möglid), ober niht mahrfäehg.” >
25) Rad zwei Sqhteiben d. d. In oppido Gretz’X m. Mij. 1420 bei
Sigmmmnb’s erſter Kriegezug nad; Böhmen. 68
libermaqht, den huffitiſchen Glauben abſchwoͤrend. Rachdem Sig⸗
mund in Königingräg eine ſtarke Beſatung zuruͤckgelaſfen, zog
er mit dem Hauptheere weiter gegen Kuttenberg 2*), wo er nach
Mitte Mei eintraf und einige Wochen verweilte?”), Warum
er nicht raſch gegen Prag vorruͤdte, iſt nicht Mar, Vielleicht, daß
er immer noch hoffte, mehr durch Güte. als durch das Schwert
auszurichten. Denn die Prager hatten feit ber Entfernung ber
wilben Drebiten von neuem zur Unterwerfung ſich gefügig gezeigt.
Sie errichteten mit dem Befagungen auf dem Schloffe und dem
Wilehrad einen fechötägigen Waffenſtillſtand und ſchickten in ber
Bwifchenzeit Abgeordnete zu Sigmund nad) Kuttenberg, ihn um
Berzeihung wegen ihrer Empdrung und um die Erlaubniß bittend,
das Abendmal unter beiden Gefalten zu empfangen. Wenn er
allgemeine Amneſtie und freie Religiensübung ihnen geſtattete
und bie Freiheiten und Oerechtfame des Koͤnigreichs beflätigte; fo
gelobten fie ihm bie Huldigungau leiften, ihn in ihrer Stadt aufs
zunehmen unb zum Beichen ihrer Unterwerfung fogar einen Theil
ber Mauern nieberzureißen. Außerbem aber verlangten fienoch, baß
ber König ſich fr die Beſtaͤtigung der Huffitifchen Lehre bei dem Papft
verwende; daß bie Beiftlichen nicht mit weltlichen Dingen ſich abges
ben und daher auch Feine Länder und Leute und weltliche Gerichte
haben folten; daß mit kirchlichen und heiligen Dingen von bei Geiſt⸗
lichkeit Fein Handel getrieben werbe; daß Huß und Hieronymus
nicht als Ketzer dürften von irgend jemand begeichnet werden; baß
Ausländer geiftlich oder weltlich in Fein Amt ober Würde noch
"Pfelmde zugelaſſen, befonders aber in ben Städten Feine Deutſche
angeftelit werden, und daß vor Gericht Alles in böhmifcher Spra⸗
Boigt Geſch. Preufl. VII. 372 fl. und Aen. Sylv. H. B. c. 42: „Ingressnus
Bohemiam, Graeciam inde Cuthnam petit.“
26) Winde c. 70. p. 1129. „Lag do (für ein ftat Halffet rege) mit grofe
fer maqht, do ergab ſich die fiat Grege und kerent ſich von iren unglawben und
wiätent AB. Cör- vichtettent) und tätent alled, was der Fonig wollte. Do gab
der Touig einen Hawpman dar, der hieß Her, Auftid von Sternberg (er war auch
ein Berrather el. c. 83.) ud zog da furt auf den Verg zum Autten”.
27) Winde u. Acn. Sylv. U: cc. Hermap. Corner. Chr. p.1241: „In
6 Drittes Buch. Deittes Kapitel.
che verhandelt und abgeurtheilt werde; daß man Fein geifklickes
noch weltliches Gericht, noch Ladung davor außerhalb bes Königs
reiches zu befolgen habe; daß päpftliche Bullen und andere aus⸗
wärtige Entſcheidungen nur mit des Königs und ber Lanbesheren
Bewilligung im Königreich publicirt werben und Gültigkeit haben
Eönnten, Berner warb verlangt, daß jebermänniglich bei feinen
Rechten, Freiheiten, Steuern, Schagungen gelaflen, geſchübt
und beſchirmtz daß ber Landfrieden gehandhabt; daß die Erbſchaf-
ten nicht durch koͤnigliche Eingriffe geſchmaͤlert; daß der Staats:
ſchatz nicht angegriffen noch gemindert werde, es fen denn zum
Nugen und zur. Ehte des Landes mit Wiffen und Willen der Lanz
deöheren. Den Juden folle nicht erlaubt feyn, auf Pfänder zu
leihen; ber Gottesbienft in boͤhmiſcher Sprache gehalten werben;
bie, welde abweichende Glaubenslehren vortrügen, birften ih⸗
rem ordentlichen Richter nicht entzogen, aud nicht ohne voraus⸗
gegangene Belehrung eined Beſſezn aus der heiligen Schrift von
urtheilt werben 2°).
Sigmund wollte fi von Aufruͤhrern keine Beringingen
vorſchreiben laffen, bie er nicht einmal alle hätte ‚gewähren koͤn⸗
nen, ba mehrere, welche fi auf bie Religion bezogen, außer
dem Bereiche feiner Macht waren. Er befahl den Pragern: ihre
femmtlichen Waffen und. Kriegögeräthe follten die Atfädter. auf
dad Schloß, bie Neuftädter auf den Wiſſehrad bringen: ferner.
ein Theil ber Stabtmauern follte niebergeriffen werben, durch bie
Öffnung wolle er wie ein Triumphator feinen Einzug in die Stadt
balten: und dann bei feiner Ankunft ſeben, ob die Prager Sram
verdienten, .
Bei ber Wahl, entweder auf Gnabe und Ungnabe einem er⸗
zuͤrnten Herrſcher ſich zu.ergeben, der fo eben in Breslau ein blu
tiges Urtheil Über rebelliſche Bürger gefällt und zur Ausführung
gebracht hatte, oder wieder in die Hände der wilden Zaboriten
und Orebiten zu fallen, welche den Freund wie ben Feind heim⸗
fuchten, entfehloffen ſich die Prager endlich in det Verzweiflung
doch lieber zu dem letztern, ba fie von biegen, als ihren Glaubens:
. 28) Windel c.72.u.74, yo 18 Xrtiel efgegäfltwerden, welthe die duſſtten
von dem Könige beftätigt haben wollten. CP Aen. Sylv. H. B. c. 39,
Sigmamds; erſtet Ktiegspag nach Wähmen. 66
genoffen doch noch cher Heil, erwarteten. ¶ Daun hatten / die Ab⸗
xordneten Sigmund’3’ungnädige Antwort nach Prag zuruͤckge⸗
bracht, fo vereinigten fich- alle Bürger zum Widerſtand. Sie
weiten fieber unter dem Schutte ihrer Haͤuſer fich begraben, als
ſich unbewaffnet der Willkin und Leidenſchaft ihres Feindes Preiß
geben. Tag und Nacht warb: ununterbrochen an den Feſtungs⸗
werfen ber Stabt gearbeitet: felbft Frauen und Kinder mußten
helfen. Zutgleich lud man die Taboriten ein, fepleunigft mit ihrer
Macht zur. Hülfe zu kommen: auch an den Drebiten Kruſſina
und anbere Parteigänger und bie huſſitiſchen Stätte wurden Eil: _
boten gefendet, wie ſchaꝛelle Hulfe gegen den anrldenden Feind
den Progern nothwendig fey. Ungeachtet die Zahoriten fihen
pweimal von den. Pragern nach geleifleter Hidfe waren entfernt
werben, fo fäuraten fe doch nicht auf‘ die bringenben Bitten der
. Hauptadt.ipre-Stueitksäfte ihr zur Hülfe zu fenben, Nachdem
jur Vectheidigung von, Zabor eine hinreichende Befagung zuruͤck⸗
gelaffen worden, brachen. vie Kelchner unter ihren Anführern Nis
celautß yon Huſſinecz und Johann Zijka nach Prog auf: alle
Orte nad Stäbte, welche. ben geringften’ Widerſtand entgegenfeßs
ten, wurden. mitsBerföumg: bedroht. Weneſchau ließ ſich nicht
reden und ſchloß dem Taboriten bie Thare. Es büßte feinen
Biderſtand ſchwer: deun es ward in Aſche gelegt, Darauf fegten
bie wilder Schaaren ihren Zug. weiter fort: dei Porfic, wurden
fe von einigen koͤniglichen Truppen angegriffen. Zizka ordnete
fogleich feine Scheargg und benugte jeden ihm günfligen Umfland
fo vogtrefflich, Haß die „Feinde ihm nichts anhabeh konnten. Nach
einigen vergeblichen Angriffen äggen- ſich die Königlichen zuruͤck
und bie Taboriten langten (gm 20, Mai) in Prag an, wo ſie wie .
rettende Engel von ben jubeinven Bürgern M Proceffion empfan=
geg wurden, Die Taboriten aber bezeichneten fogleich ihre Anz
dunft mit vondalifcher Muth und JZerſtoͤrung: ‚ihre Weiber, welche
in der Nawight bei St. Ambroſtuskloſter lagerten, wollten in
nichts ihren Männern nachſtehen, fie legten das Nonnenklofter
bei St, Katharina in Afche, wobei aber 25 der Taboritinen von
den einftürzenden Mauern erichlagen wurden; bie Männer züns
deten das vor Prag gelegene Benedictinerkloſter au Brjoonon
aſchbach 8. Sigmund. II.
[7 Drirltus Buch. Deittes Kapltel.
an.“ "Allein sicht nut gegen bie Feinde, ſendern auch gegen die
Prager Büngerfhaft aithielten ſich die vohen Ankoͤmmlinge nicht
der. Beleibigungen wab Exteſſe: weßhalb in der Stabt ſelbft ſo⸗
gleich nach Zigka's Ankunft beinahe .ein Streit mit ben Taboriten
entſtanden waͤre, wene nieht bie Priefter und Fuͤhrer Alles auf⸗
geboten Hätten, untet Androhung füwerer Strafen allen weitere
Unorbnungen vorgubengen ?°). -
Benige Tage fpdter (ven 25. Mai) kamen auch aus deu
eifrig der haffitiſchen Lehre ergebenen Staͤdten Saatz, Laun nüb
Stan Hüulfeſchaaren mit vielen Wagen nach Prag. Unterwegs
hatten fie das unweit Poflelberg gelegeme Kiofter Apoſtelpforte
dutch Schleudern feuriger Dfeile in Brand geſtedt und bie herr⸗
ſchaftlichen Gebäude der Katholiben in Aſche ‚gelegt, Bei ihrem
Einzug in Prag ſangen ſie Pſalmen und geiliche Lieder und waren
voll Kampfesluſt für ihre Religion gegen Sigmund zu ſtteiten 30),
Auch. neue Schaaren von Orebiten mit ihrem Haupte Hinko Kruſ ⸗
fina von Lichtemburg ‚trafen ein. Darauf verſammelten ſich bie
Hauptleute der Stadt und die Anfüͤhrer ber Taboriten unp Owebi⸗
ten und ſchloſſen ein Bähbrig ab zum Kampf und zu gegenfeitiger
Bertheidigung gegen Kährig Sigmund und alle Feinde des Kelches.
Die Hauptpuutte der Verrinigang werru:;:
1) daß fie den vhmiſchen König Sigmund trog dem daß er nach
Erbrecht dei wächfle Thronfolger war, weder in Prag: cn:
laſſen, noch als Koͤntg anerkennen wollten, weil er den Ge:
nuß des Abendmals unter beiden Gehatıen zu u.
geſtvebt; J
daß. fie alle. Kirchen und Koͤſter in Drag, weiße dm 2a
tholiken gehörten ,; ſtaͤrmen und’ zeffiögen: wollten; .
3) foltte vom 20. Vunitran nach vorausgegangener Verkundi ⸗
gung von ben Kanzeln durch die hufſitiſche Geiſtlichkeit jeder ·
mann zum Genuß des Abendmals unser beiden Geſtalten
aufgefordert wirden. Wer unterlaffe, nůtrrtichend uch
u
“ 29) Acn. Sylr, Hist, B.c. "Hager, Chr. 686. Theobald H. Kr. ©. zu
Vat. Pegel Gef: Böh, L. ©. 331 fl.
»80) Hoya Chr. 6870. Rheobaln lo. :
Sigmund's erſter Kriegspug nach. Vöhmen. 67
Borwande diefer Aufforderung Folge zu leiſten follte als
deind und Gegner betrachtet werben ).
De nur die Bürger in Präg bleiben durften, melde den
Glaubensartitein beitwaten und ben Kelch genoffen, fo-gingen viele
katholiſch Geſinnte, um nicht aus ihrem Eigenthum vertrieben zu
werben, zu ben Huſſuen über: andere, feſter im Glauben, vers
Keßen mit Gran und Kind die Stadt, fo daß dadurch Hundert und
vierzig Häufer leer wurden, welche man einem Theil der ‚Hüffes
ver zur Wohnung anwies. Die Taboriten hatten fich bem
Schloffe gegenfiber in das freie Beld- bei. Pohorzelecz gelagert,
Reben daran bei Strahof ſtellten ſich die Launer, Saatzer, Sla⸗
ner sc. auf, um dem Schloſſe die Zufuhr von Lebensmittein abs
zuſchneiden. In dem erzbifchöfficden Garten, der an die Schloß⸗
mauern ftieß, wurden ale Bäume niedergehauen, um einen Bins
terhalt bafelbft für bie Feinde unmöglich zu machen, Die Weiber
der Taboriten und Drebiten und anderen Hülfsnöffer mußten gu
gen den Wiſſehrad Verſchanzungen aufwerfen ?2),
Diefen. Auſtalten verdankten bie Huffiten einen bebeutenben
Vortheil, den’ fie uber die Gegner erfochten, Sigmund hatte ber
Herrn Hand von Michelöberg mit einer Heeresabtheilung gegen
Prag voramögefchiett, in der Abficht einen Zug Bogen mit Pros
viant und Kriegsmafchinen zur Sprengung der Straßenketten im
das Schloß zu bringen. Die Huffiten, davon benachrichtigt, lege
tewafich bei Prag in einen. Hinterhalt, wo ber Zug vorkberfome
mehßuußte, griffen benfelben unvermuthet an, jagten bie beglei⸗
tende Kriegäntanmefchaft in Pie Zucht und machten eine große Beute
von Lebensnuůtteln; welche bie Zeinde hatten im Stiche laſſen
muͤffen do ·) . Dategen errangen bie Sönfgkchen DE die Über⸗
vunmpehrng, von Eian, deffen Miikgergrofenthelid den Vĩagern
u Hinfe gezogen waven; einen wichtigen Bortheile auch zoͤger⸗
ten fie nicht die huſſitiſchen Prieſter zu veriggen und nt Die "3
tholiſchen zuruůckzuſuhren.
‚Einige Tage ſpaͤter gelang „8 den Koͤniglichen, —* mit
31) Hager. Etni cu Bol. Pezel “
E) Zaren ©. 216. das F et ;
330) heobald S. 215. PageokGpr.’1. o * . "au ..
as Dritte Vuch. Drittes Kapitel.
vierteufend"Pferden abermals in der Nahe von Prag erſchienen
waren, durch Lift die Taboriten, welche einen Angriff von zwei
Seiten erwarteten, von der Einſchließung des Schloſſes etwas
abzuziehen und einige Verſtinkung mit Ka bineinzu
werfen >> »,
Unterdeffen war König Sigmund, :in. beffen Beoldtung nicht
nur feine Gemahlin und ber päpftliche Legat, fondern auch bie
verwittwete höhmifche Königin Sophia mit einigen boͤhmiſchen Bas
onen and dem Erzbiſchof Konrad von Prag waren, von Kutten⸗
berg nad) Beutmerik aufgebrochen, noch.auf bie beutfchen Hucfs⸗
truppen wartend, welche zusfeinem ‚Heere ſtoßen ſolten. Dass
felbe beftand damals großentheild nur aus Ungarn, Schlefiern und
einigeh Böhmen. . Die Einwohner von Leutmerig verfahen das
koͤnigliche ‚Heer reichlich mit Lebensmitteln, welche Dienfte Sig:
mund durch Ertheilung verfdäebener Privilegien belohnte. Als
ex bier erfuhr, daß die Taboriten (A. Juni) zu Prag mehrere Moͤn⸗
che, welche nicht von dem Fatholifchen Glauben laffen wollten,
verbranng hätten, ließ er vierundzwanzig Huffiten,. die ihren
Glauben nicht abſchwoͤren wollten, in die Elbe cderſen und er⸗
traͤnken ®*),
Von Leutmeritz zog Sigmund uͤber Altbunzlau and Melnik
nach Slan, wo er mit großen Ehren empfangen und koſtbar be⸗
wirthet wurde. Da aber die Staner früher ſich als eifrige Huffi⸗
ten gezeigt hatten, ‚fo traute er ihren Ergebungöbezeugumgen wicht
recht, Er verließ des Abends. die Stadt und brachte Die Nachs bei
den Sehnigen ‚im Lager zu. Bon Mn ſette r Teinen Marſch
fort über Bürglig und Zebrak nad) den Schlöffern Tocznik, Karl:
fein, Sunsetiz Geuſchloß), wo er die gefammelten Schäge ſei⸗
nes Bruders Wenzel befichtigte und an fih nakm, Deunbrzog
er bei dem Kloſter Koͤnigsſaal unweit Seraun An nad Las
re). .
So hatte Sigmund wie ein ſchweres. Unheil Beingenbes Ge ,
—
33b) Aen. Sylv. Hist. "Boh.r. 42.
34) Aheobald 1. c.
36) Hager, Chr. 687. Tdebdad ea. St Pelzet a. a. D. S. 333
. beffeg Grpäplung von Thesbald’s Vericht abıdeicht.
* =
©
Sigmund's erfler. Kriegezug nach Böhmen. 6
witter don Often ers noͤrdlich über Prag: wegztehend und es von
Siüpweften aus bedrohend ſich in der Nähe der Stabt mit feiner
Heeresmacht aufgeſtellt. Die Urfache diefer Bernegung' war ein⸗
fach ie Bereinigung mit den beutfchen Kriegsvoͤlkern. Wenn dieſe
eingetroffen, wollte er dem Schlag des Berderbens gegen Prag
führen, wenn es ſich nicht ſchnell feiner Grabe unterwarf. Um
der Beſatzung auf. dem Wiffehrab mehr Muth und Ausdauer zu
geben,. begab fi) Sigmund (nit ohne, Gefahr den Feinden in
bie Hände zu fallen) mit geringem Gefolge dahin °), Er warb
dafelbft mit großem Jubel empfangen und feine Gegenwart bez
geifterte alle. zu großer Kampfesluft, Auch gelang es ihm, in das
Prager Schloß wieberhott Lebensmittel: zu bringen, trotz dem,
daß 37) die Taboriten dieſe Feſtung enge eingefchloffen hatten,
Das Unnüge ihrer Anftrengungen die Feſtung auszuhungern ein⸗
ſchend, beſchraͤnkten fie ſich auf die Vertheidigung bei wichtigſten
Vuncte auf ber Kleinſeite und. wirleien von neuem gegen Monche
und Kloſter.
Indeffen Sigmund hie vorberitenbe, Anftalten zur gZůchti⸗
gang. der Stadt Prag traf, ließ er, um die Zeinde auf meßtem
Seiten zu gleicher. weite und dadurch in Verwktrung zu
fegen, "ie Feftung Tabor von einer Heeredghtheilling, hauptſaͤch⸗
lich oͤßt eichiſchenr Truppen unter Uid) von. ẽoſenberg it) belägemm,
Bar diefe Punct gefallen, „fo: war ben ‚Huffiteh ihre: letzte Bu:
Yuchtägässe entriffen. Die Anführer der Taboͤriten Marien nicht
—
36) Der Brief ce wrid von ofanberg, 4.4. Wer vraiu nag Pĩis ·
ſten 1429 bei Balbin. Epitem: rer. Beh. its V. p. dai. kaun nicht auf dem
ungariften Wifehrab-gefhricben fenn, fndern er-muß von dem —
tat ſeyn.
3%) ‚hen. Spkr. H.B: 0.42. „Ferro iter speruit ebsessisgie neoessaria
praebnit.«
38) De Übertritt utrich's v. M zu der Königlichen Partei wird verſchieden
motieirt: Pessina. Mars Morarı. 458 u. 465. Lenfant E 340. Woltmaan Geſch .
Böymend 1... 247: „uirich v. R. bedam- den: Xuftrag Zabor zu belagerm,
Diefes Zutrauen des Rönigs wirkte fo auf ihn, daß er an den Hof eilte und in
die Hände des päpfllichen Legaten den huffitiſchen Glauben abſchwur. Gr hinkt!
fagte der Gegenpert, umd fpielte damit zugleich auf fein Selegereßen und feir
nen Wankelmuth an.’ gl, Hagec. Chr. 688.
70 Drittes Bach. Drittes Kapitel.
bad Mebenfliche biefer Lage: {p nothwendig ihre Gegenwart in
" der ‚Hauptflabt war, da man jeden Tag einen Angriff Sigmund's
eswartete, fo entſchloß man fich doch dazu einen Theil ber Tabo⸗
sten unter Nicolaus won Huffinetz ber bebrängten Beflung zur
‚Hülfe zu ſenden. In ber Nacht (bed 25. Juni) mit dreihundert
fünfzig Reitern aus Prag ausziehend, ‚gelangte Nicolaus am vier⸗
ten Zag in ber Frühe in bie Nähe von Tabor. Rachdem die
Belagerten von feiner Ankunft benachrichtigt worden, griff er
bie Belagerer ganz unerwartet an, indem bie Taboriten aus ber
Feſtung zu gleicher Zeit hervorbrachen. Die auf. zwei Seiten
Angegriffenen geriethen bald in große Unorbnung, erlitten eine
blutige Neberlage und loͤsten fich in wilde Flucht aus, das mit
reihen Schägen und Kriegszuruͤſtungen angefüllte Lager den Sie:
gern ald Beute überlaffend. _ Diefe warb mit'nad) Labor gebracht
und unter bie fiegtrufenen Huffiten vertheilt.r Ulrich von Rofeh:
berg, tiber die Schmach der Niederlage hoͤchſt aufgebracht, und
fle der geringen Tapferkeit der Oſtreicher zufchreibend „ ſuchte fich
dutch granfame Verfolgutigen ber Huffiten auf feinen Gütern zu
rachkn, wogegeg, die Taboriten dieſe auf das gräulichte verroirftes
ten anb bie katholiſchen Einwohner ud ihre Wieſter auf das ſchred
lichſte mißhandelten sy).
® Au deefeiben Bäittzlangten auch bie Huſſite welche sh bei
BDarbubig auf dem Kunka i ‚im Sänigegräter ei verfapgmelt ee
——— 52 8 1
39) Laueut. Byzin, p. 163 91. Aen. Sylv. c.42. Balbin. Beit. hist.
ver. Bag. p. 441: „Bßeo termas Sigismundi Caesar. ad Ulricum Rosen-
sem Roc tempore datag Iiteras«' primas Wissehrado ex Ungeria, (?) die
Keherif Post Peitecosten , anne imperü R. X., mopentis, ut cum Rogir-
zio de Londsrein Budvicensis Urbis praefecto sese conjungst, et Taborium
obsideat, alteras, ar Casris ad cosnobium Cladrubiense adhoptantis,
Zisscae et Taboritarım novam urbem aedificantium consiliis ex proximo
occurrat, mittere se auxilio, Bavaricas quasdam et Austriacas copias: ter-
tias dedit «x omerris ad Pragam, quibus Ulrivam a Taborio tarpiter re-
pulsum coasolatar. Dicendum enim est, parulsse Ulrioum et Taboritas
ebsedisse; at Nicolans Hu⸗ inobservatns in vigilia SS. Petri et Pauli Tabo-
riem ingressus altero die repente ex urbe obsidentes nggressus, omnes aut
becidit aut fugavit; qua in caede Rogirzium periisse Codex MS. affırınat,
Ulricas cladem illam Austriacis copiis solebat imputare.“
0 %y Siomanbs erfor Keiegepeg nad Böhmen. u
ten zum ungehindeeten Genuß des Kelches einen ambern bes
beuteaben Wortheil. Unter mehrern Anfuͤhrern und dem Prieſter
Ambrofius uͤbetrumpelten ‚biefelben (26. Juni) in’der Nacht Kite
nigingraͤtz: mit Leitern, ‚bie man mitgebracht, erſtiegen fie Die
Manern ohne großen Widerſtand. Die Katholiſchen wurden aus
der, Stadt gejagt, ihre Guͤter und Haͤuſer unter bie Sieger ver»
theilt. Die Nachricht von den Verluſt diefer Stadt war dem Kb:
zig hoͤchſt empfindlich; es war durch biefen Verluſt feine unmit⸗
telbare Verbindung mit. Schlefien, Mähren und. Ungarn abge:
ſchnitten oder doch wenigſtens unficher gemacht. Auf ber Stelle
fanbte er von be beften Truppen zehntauſend Mann, bie Stadt
wo möglich durch Kifk wieder zu gewinnen. Doc) die neuen Ein⸗
wohner- von Königingeäs merkten diefelbe, trauten nicht‘ ben
Worten der Königlichen (biefe gaben vor, Prag hätte ſich unter-
worfen) und bewachten fo gut ihre Stabt, daß man Beinen An⸗
griff wagte *°).
Inzwiſchen war bie fang erwartete Hülfe von den deutſchen
Reichsktänden eingetroffen. Die Kurflzften von Mainz, Trier
und Cöln, von ber Pfalz und der Mark Brandenburg, der Her⸗
zog Albrecht von Oſtreich, die Herzöge Heinrich und Wilhelm von
Bayern, den Herjog Johann von Neumarkt, zwei Markgrafen
Friedrich und Wilhelm von Meiffen und Ihhringen, der Patriarch
von Aquileja, eine anfehnliche Zahl Biſchoͤfe und eie Menge ans
derer Reihsfünften und, Graſen, Über vierzig an der Zahl, many
mit ihren wohlgeruͤſteten Kriegsvoͤllern zu dein aus ungarifihed,
Kölsfiigen und boͤhmiſchen Truppen beſtehenden Heere Sigmumd's
geſtoßen.* Die Anzahl ber deutſchen Kriegsvoͤlker ſoll uͤber hun⸗
derftayfend betragen haben, das ganze ‚Heer aber, welches der roͤ⸗
miſche König in Böhmen verfammelt hatte, wird, auf hundert und
funfzigtaufend Mann gefhägt *1), wobei ohne Zweifel auch bie
40) Laurent. Byz. p. 166. Aen. Sylv. 1.c. „Graecium quoque ab hae-
Teficis expugnatum.‘*
41) Dieſe Zahl gibt Laur. Byz. p. 267 an: Windeck c. 71. p. 1480 ſpricht
nur von 80,000 Monn, morwmter er aber mur die deutfäen Truppen verſteht.
‚Aen. Sylv. vita Sigismundi p. 111 gibt LXX millia equitantium an. Theo-
bad S. 220 felst in feiner Angabe dem Laurentius Boy. Einige böhmiſche
2 Drittes Bech. Deitteb Kap Po
boͤhmifchen Beſatzungen unb bie einzeln abgeſendeten Corps mit
eingerechnet find. Sie waren mit einer großen Anzahl Kanonen
und einer Derge Kammerbüchſen wie auch mit allen zur Belages
zung von feſten Plägen nöthigen Geraͤthſchaften verfehen.. Das
vereinigte Heer Tagerte fich bei Prag auf einer Ebene zwiſchen
der Bruska dem Thiergarten und bem Dorfe Owencz in byei gro⸗
Ben Heerhaufen, deren Lager ähnlich ebenfo vielen großen Städten
waren, Den einen Heerhaufen mit den Ungarn, Schlefiern, Maͤh⸗
en und böhmifchen Heren, dem ſich auch die bayrifchen, fraͤnkiſchen
und rheinifchen Truppen zugefellten, befehligte Sigmund felbft:
er war nördlich und weſtlich von Prag gelagert und reichte vom
Prager Schloß bis an die Moldau: ber zweite, unter bem Marks
grafen Friedrich von Meiffen, breißigtaufend Pferde ſtatk, befegte
bie oͤſtliche Seite: der Herzog Albrecht von Öfkreich die fübliche
bis an die Moldau beim Wiſſehrad. Sigmund felbft hielt am
36. Juni feinen feierlichen Einzug auf das Prager Schloß unter
dem Geläute aller Gloden, indem ihm die Geiftlichkeit in Pro⸗
ceffion mit Monſtranz und Fahnen, geiſtliche Liederfingend, fei⸗
etlich entgegenzog*?)» =
Die Prager atit den Zaboriten, Drebiten und andemm · Hihs ⸗
voͤlkern hatten ſich hinter ihre Mauern zuräägezogen. Zizka's
Scharfblick Scharfblid entging nicht die Wichtigkeit der Beſetung des Berges
Ehroniſten geben die Übertricbene Zahl von 300,000 Mann an. Chronic. Be
os. Krab. p. 60 fpriät von 125,000 Mar. Außer Winde c- 71 u.83 iR
Ben.Gen veutfäen, Sheäiften, Hermann. „Aber: p. 1241 und 1246 zu vergl.
Bartossek bei Dobner I. pu 144 gibt Beine-Bahl an, „A. 1420 cirga fagtum
8. Joanpis R. Sigismundus — posuit se in campis „saptra Pragagg cam dao-
bus Marchionibus Misnensibus et tertio de Durinek, et cum.dace Austzide
pt oum ducibus Joanne Ladvico Praemkone, Joanne dicto Breli, et fratre
suo, et cum plutihus ducibus Sleziae et cum Joanne duce Bavariae et alüis
"plaribus ducibus et Comitibus, Baronibus tam Bohemiae quam Ungmise et
allafütn errarum et provinciarum dominis.“ Aen. Sylv. Hist.B. 1. c. u;
Lenfant Hufftenkt, I. ©. 336.
42) Laurent. Byz. p. 167. Chronic. Bohem. 1. c. Rad Windet Pe
erſchien Sigmund auf Pfingften vor Prag. Als omindfe Griheinung wird ans
gegeben, daß an dem ſonnenklaren Tage ein Megenbogen 'mit drei blutrothen
Arerzen am Himmel, als Vorbedeutung des langen bistigen Krieges, fich ge:
zeigt habe, worüber der roͤmiſche König fehr betrübt geworden.
Sigmund's erſter Kriegezug nach Böhmen. 73
Witkow vor dem Porjiger Thor, in der Naͤhe des Hochgerichtes
durch welche Poſition er die Stadt ſchutzen und fie zugleich noͤthi⸗
„gen konnte, nicht gegen feinen Willen etwas zu unternehmen: er
befegte ben Berg und verfehangte fich bafelbfi**). Die Prager mit
ihren Huͤlfsvoͤllern waren zwar nicht fo zahlreich als ihre Gegner:
fie mochten an wehrbaren Männern nur die Hälfte der Zahl der
Feinde Haben. Auch waren fie weniger gut bewaffnet als dieſe:
die Waffen der Meiften, befonderd ber Taboriten und Drebiten,
beflanden nur in Spießen und mit Eifen befchlagenen Dreſchfle⸗
gen. Was den Belagerten an Zahl und Waffen abging, erſetz⸗
ten fie durch bie verzweifelte Tapferkeit, welche bis zum Fanatis⸗
mus durch die Predigten der huffitifchen’Priefter gefteigert warb
und durch ba überwiegende Feldherrntalent ihres Führers, bed
" Johann Biffa von Trocznow. Selbft die Weiber ynd Kinder was
ven für die Religion begeifterte Steeiter, indem auf Seiten der
Begner, obſchon der Zug als ein Kreuzzug bezeichnet wurbe, doch
der einzelne Krieger außer Beute feinen Gegenſiand zur Anfeue⸗
ung und Kampfesluſt hatte,
Noch ehe die Befklirmung der Stabt begann, übten beibe
Theile ihren Muthwillen und unmenſchliche Grauſamkeit gegen ein⸗
zelne Gefangene aus und fleigerten dadurch die gegenſeitige Er⸗
- bitteang. Wie die Königlichen den Pragern ſchimpfend entgegen
tiefen: „Ha! Ha! Ha! Huß! Huß! Huß! Ketzer! Ketzer! Ke⸗
ger!” und jeden Böhmen, den fie aufgriffen, ſelbſt wenn er nicht
damal ein Huffit war, zum Scheiterhaufen führten und ihn ver=
brannten**), wenn nicht böhmifche Ritter in Sigmund’s Heere
ihm vettetenz“ f6 uͤberhaͤuften bie Haffiten, die ald Parteizeichen
48) Ken. Oylv. H. B. c. 42. Laurent. Byz. p. 168: „Cam R. Sigis-
mundas — intgederet prope patibalum arontem dietum Witkowa hora, suis
munire gentibus, w& velut tertio castıg Pragam sic striogeret, quod nullus
vitati pragens» liber. pateret viotnaljam acoessus, hoc praesciens- Tabori-
taram capitaneus Ziske abeque dilstione mox in supradictp monte duo in
modom stubaram disposuit fieri lignea propugnacula „gquae parrulo fossalo
ircamfodi mandavit et muro ex humo et lapidibus circmmdari.“ "CE. Theo-
bald 1. c.
44) Laur. Byz. p. 168 sq. Der Hergag Albrecht von Dftreidh ließ einen
Hufftifäpen Priefter und mehrere Kindet fufitifger Fitern verbrennen,
7% Deittos Buch. Dritted Kapitel.
auf Fahnen und Kleidern einen rothen ober weißen Kelch trugen,
die Katholiken mit allen Laͤſterungen, fie ald Antichriſten bezeich⸗
nend: und wer von ben Deutfchen den Taboriten in bie Hände fie, ,
ber hatte grobe Mißhandlungen und martervollen Tod zu leiden.
Sie wurden in ausgepichte Bierfäfler gefperrt und auf dem Walle
im Angefichte ihrer Landsleute verbrannt +5). Auch in einzelnen
Heinen Scharmügeln erprobte man von beiden Seiten feinen Muth
und feine Stärke: Doch war hier meift der Bortheil auf Seiten
der Huffiten. Ofters kaͤmpften zehm bis zwölf Mann, bie nur
mit Dreſchflegeln bewaffnet waren, gegen wohlgerliftete Schaaren
von dreifacher Zahl, erſchlugen mehrere und jagten bie übrigen bis
ar ihr Lager in die Flucht *°).
Den erften Angriff auf bie Stabt ließ Sigmund am Margas
rethentag (15. Juli) machen. Er ſchickte einige taufend Mann in
das fogenaunte Spittelfeld gegen das Porziger Thor, um zu fer
ben, welchen Eindrud eine ſolche feindliche Demonſtration auf
die Prager machte, Kaum verbreitete ſich die Nachricht von ber
Annäherung der Feinde, fo ertönte in Prag bie Sturmglodte: bas
Volk eilte zufammen : ohne Ordnung und ohne auf das Wort der
Fahrer zu hören, fihrzten fie aus der Stadt, ber feindlichen Reis
terei entgegen. Doch bie Vereinzelten konnten tro& ihrer unglaubs
chen Tapferkeit gegen die. gefchloffenen Reihen der Reiter nichts
ausrichten: im Gegentheil fie wurden mit Verluſt an Todten und
Berwundeten in die Stabt zurüdgetrieben. Als aber größere,
wohlgeorbnete Kriegsſchaaren aus ber Stabt den Geſchlagenen Ar
Huͤlfe kamen, zogen ſich die Königlichen, die damals Feinen Haupt:
angriff, feine Schlacht beabfidhtigten, fondern nur eine ſtarke Re:
cognoscirung, auf der Schiffsbruͤcke über die Bar zum Haupt⸗
lager Sigmund's zuruͤck ?).
Auf den folgenden Tag eetieunte Sigmund einen allgemei⸗
nen Sturm auf die Stadt. Der Plan war in folgender Welſe
angelegt. Indem die fehr zahlreichen Befagungen det beiden Ve⸗
fen, die vom Stdloß auf die Kleinfeite und über die Moldauers
45) Imurent. Bys. p. 17% 181.
46) Laurent. Byz» p. 168
AT) Laurent. Byz. p. 171.
Sigmumds erſter Kriegezug nach Böhmen. 75
Brüde auf die Altſtadt, die vom Wiſſehrad auf die Neuſtadt Aus⸗
fälle machten, ſollte eine Heeresabtheilang vom Spittelfelb aus
die Nordſeite der Stadt am Porkigger Thor beſturmen und die
Xhiringer mit ben Sachſen dreifigtaufend Mann Berk unter dem
Markgrafen Friedrich dem Streitbaren den Witkowberg, Ziſka's
Pofitien, nehmen. Sigmund mit ber Reſerve, die auß drei Heer⸗
haufen beſtand, bligb auf dem linken Ufer der Moldau, theils um
daB Lager zu decken, theil um nach Umſtaͤnden benen auf dem
Schloſſe, oder den gegen das Porjitzer Thor Anruͤckenden Huͤlfe zu:
zuſchicken und ihre Bewegungen zu unterftügen. So gut der gan⸗
ze Plan angelegt war, fo fehlte. doch ‚bei feiner Ausführung eine
gewiffe Übereinftimmung (fie war bei. ben aus Deutfchen, Ungarn,
Böhmen beſtehenden Hesreöhaufen ſchwer zu erlangen). Das
ſchwierigſte Werk, auf-deffen Gelingen Alles ankam, hatten die
tapfern Meißner und Thüringer andguführen, zu denen noch mehr
tere taufend ungarifche und boͤbmiſche Reiter ſtießen. Sie ſollten
den mit Mauern, Graͤben, Thuͤrmen wohlverſchanzten Witkow⸗
berg erflürmen. Hier entſpann ſich auch der blutigſte Kampf:
Bijfa ließ die Feinde bis nahe an die Verſchanzungen bringen: nur
ſechsundzwanzig Zaboriten mit drei Frauen ſchienen allein Wider⸗
fand mit Steinen und Heugabeln zu machen, Obwohl fie an⸗
gewiefen waren, fih zuruͤckzuziehen, wenn bie Feinde nahe ges
nug gelommen, fo wollte doch sine von ben heldenmüthigen Ama⸗
zotten gicht vom, Plag weichen, „Mit Schmähungen gegen bie
Seinde und Worten des feften Glaubens an die ‚Heiligkeit der Leh⸗
te, wofür fie fleitt, kaͤmpfte ſie wie eine Löwin und von vielen
Wunden bedeckt, hauchte fie zuletzt ihre Friegerifche Seele aus.
In dem Augenblick, als die Meißner in die Verſchanzungen bins
ein af den Berg Yinauffteigen wollten‘, ſtuͤrzte Zijka wie. ein
Waldſtrom an der Spige feiner Zaboriten herab, - Er felbft fette
fi) der größten Gefahr aus: bie Drefchflegel feiner-Getreuen ſchlu⸗
gen ihn aus den Händen ber Gegner. Noch war ber Ausgang
des blutigen Kampfes zweifelhaft: hier, auf Seiten der Tabgriten,
fritt Vergveiflung und Fanatismus, auf Seiten ber Feinde
Kriegserfahrung, Beuteluft, Soldatenehre. Indem man in ber
Stadt für den Verluſt des einzigen Beſte, die man hatte, zitterte
6 Deittob Bud. Dristos Kapieel:
und At und Jung, welche nicht im Kampf waren, auf ben
Knieen lagen, ben Höchften uun den Sieg anflchend, feuerte ein
Priefter, das Sacrament des Abendmals in ben Händen haltend,
fünfzig nur mit Drefchflegeln bewaffnete Taboriten zum heiligen
Kampf an: biefelben ſtuͤrzten ſich mR biinder Wuth, imbem bie
Sturmglode von neuem ſtaͤrker ertöute, auf die Heranflürmenden,
fhlugen wie ein verheerender Hagel in die hochſtehenden Felder
auf die Feinde drein, und der Sieg war ihnen. Die Meißner was
ren überwältigt, in Verwirrung herabgeflinät, in wilder Flucht:
dreihundert erfihlagen: eine größere Zahl tödtlich verwundet unb
gefangen +°). Zur Erinnerung an biefe ‚tapfere Vertheibigung
des Witkow durch Zijka, welde Prag rettete, erhielt der Berg
nachher den Namen Ziftaberg, welche Benennung er bis auf
den heutigen Tag bewahrt hat+%). Es ſcheint, daß der unglüd:
liche Anfang des Stürmens Urfache war, daß ber beabfichtigte all⸗
gemeine Sturm unterblieb. Denn fobald der König Sigmund ben
Verluſt am Witkow wahrnahm, ließ er vol Verdruß und Unwil⸗
len über ben gefcheiterten Plan zum Rüdzug blafen und führte, be⸗
ſchaͤmt und niedergeſchlagen, das "Heer ind Lager zuruͤck. Hier
entfpannen ſich zwifchen den Deutſchen und den koͤniglchen Boͤhe
men einige heftige Streitigkeiten, indem erflere die letzteren bes
ſchuldigten, daß durch ihre Zreulofigkeit und Verrätherei während
des Kampfes die Feinde gefiegt hätten 0), Nur mit Mühe ver
48) Über das Treffen am Withewberg fine vorzügtidg zu vergleicdn —
rent. Byz. p. 172. Chronic. Boh. 1. c. Acn.Sylv.H.B.’c.2.+Contin. Rd“
kavac p.159. Palacky Annal. Boh. p. 38. Chponic. Beness. Krabiog de Wait-
mile p-69. Hager, Chr.689. Balbin. Epit. p. 240. Pessina Mars Mor. 462.
49) Laurent. Byz. p. 174: „Hunc montem et locum Ziska alii a no-
mine fundatoris; alii Bogässlie propter ibidem Teutonicorum stragerh 1
am ; sed tertii verius montem ‘calicis seu Calicem appellarunt, 0, qmd
ibi_prostrati sint ĩnimici calicis ab "his qui anzilio divino faltf pro callke
puguebent, qui calicem rubeum aut album pro worum notitia im suis
vestibus et armis.ag, vexillo deferebant.“ gl. Page. Chr. 689, Millaner
a. 0. D. S. Ai widerlegt, daß Zijka auf dem Witkow begraben liege, "Daß der
Witkow fhon in einer urk. v. I. 1405 Biftaberg geheißen habe, zeigt Millauer
eis unrichtig, indem nur irrthümlidher Weife 1405 fatt 1435 gelefen werde.
50) Sinded c. 71. p. 1130: „Man hette Prag wol germumnen guabt, do
wolte der König. nit ernftlidh dorzu tun laffen, wenn In die behemiſchen Herren
Sigmund's erſter Sriegäzug nach Blhmen. 77
binderte Sigmund durch fein koͤnigliches Anfehen, bag der Bunt
nicht in Thaͤtlichkeiten überging.
" Die Prager durchzogen: mit Weibern und Kindern kobueder
ſingend die Straßen der Stadt, fuͤrchteten ſich nicht einmal, außer⸗
halb der Stadt in Proceffion das Spittelfeld faſt im Angeſicht
bes feindlichen „Heeres zu befuchen, und. brachten dem Hoͤchſten
für die wunderbare Rettung ipren Dank dar. Um auch für bie
Jugend ben Sieg zu vereiwigen, verfettigte ein. Priefler ein Spett«
lied in boͤhmiſcher Sprache uͤber die Niederlage ber Feinde, wel⸗
ches ſogleich von den. Kindern auf allen Straßen der Hauptſiadt
gefungen ward®1), Die Deutſchen wußten vorerſt Feine. andere
Rache zu nehmen, als daß fie in den folgenden Zagen in den
dem Lager naheligenden Dörfern plünderten und bie. wehrlofen
Jrauen und Kinder. (die allein da zuruͤckgeblieben waren) auf das
unmenſchlichſte verbrannten, Dafuͤr nahmen: die Zaboriten in
Prag Rache und zwangen den Magiſtrat daſelbſt, ihnen bie
Kriegsgefangenen audzuliefern, wovon ſie ſechszehn in mit Pech
beftrichenen Faͤſſern im Angeficht des feindlichen Heeres verbraun⸗
ten s®),
Auch die Berwüftungen der Kirchen, gegen ben Willen der
Prager Bingerfaft, fingen wieder an, Am 15. Iuli war der
mit Iuen bofen liften worten davon laiten.“ Es ſcheint nicht, daß die beabfidh-
tigten andern Angriffe auf die Stadt gemacht wurden, und daß grade diefem um⸗
fände das Miptingen des Sturmes auf den Witkow insufhreiben iR. —*
Soltmann 1. S. — iſt dieſer Meinung,
s1) Pad.eicð ſebt bei Laurent. Bys. p. 173. aa 4% —E r
©.837 theilt 65 aid) mit:
„Dietky! Bohn spiwayıme *
Gemu czest, chwala wmirrsyme
Ya Starymi;
Neb Niemaze y Miänieny,
- Uhry, Schwaby, Rakussoay
. Pobiehle Caechy,
“ » Zarmutil, zastrassil y —— etc.
¶ Rn ah ref laßt. und Satt fingen, ihm Chre und Sb gebens demn
Üe Dertſchen, Meißner, Ungern, Wäwaben, Oſtreicher find vor den Vöhmen
geloufen. Gw -Hatıde gebemüthigt, erfäreift und zerſtreut 21.
52) Laurent. Bru p- IT 18h.
B attoe Bach. Deitres apieel
fanatiſche Weiefter Wenzel Coranda mit einer Schaan scher Frau⸗
ensperfonen aus Pilfen und vielen Weibern der Taboriten in die
prachtvolle St. Michelsficche eingebrungen. Unter dem Bor:
wande, daß man zur Verpalliſadirung des Witlomberges Haly
bendthigt ſey, wurden alle.Sige und Baͤnke der Kirche heraus⸗
getragen und anftatt daß man fie auf ben Witkow trug, vers
brannte man fie">), Bu gleicher Zeit Heß Zijka durch zahlreiche
Schaaren von Männern und Frauen an ber beffern Befeftigung
des Witkows arbeiten: ex wurde mit größeen Verſchanzungen,
neuen, flärfeen Mauern und Vorwerken umgeben, fo daß er
ein uͤberaus fefter Vunct wurde 5er),
2. Wie bis höhmifhen Barone, welche es biäher mit Gig:
mund gehalten, Über die Verwuͤſtungen und Verhesrungen, weis
che die Deutſchen und.Ungam in ihrem Vaterlande anrichteten,
hoͤchſt ungehalten waren und gern dem Kriege ein Enbe gemacht
hätten 226)3. fo waren auch die Prager Bürger Teinodweged mit
der Zerſthrungsſucht der wilden Zaboriten und Drebiten einverflans
den, Sie hätten gern biefe rohen Herden, welche zum Gchres
den der Stabt Anftalten trafen, durch die größere Befeſtigung
vs Witkows ſich bleibend dafelbſt feſtzuſetzen, wieber entfernt,
wenn es nin bei der Gefahr, welche ihnen von Seiten des Koͤ⸗
nigs Sigmund drohte, hätte thunlich ſeyn koͤnnen. Bei ſolchen
Gefinnungen der Mehrzahl der böhmifchen Barone uad der Pra
ger war eine Annäherung beider natürlich: fie traten mit einan⸗
der in Unterhandlung und bildeten ben eraltiten Zaboriten und
ähnlichen huſſitiſchen Fractionen gegeniiber, welche Anfiöfing | des
Staates und aller gefellfchaftlihen Dibnung wollten, “eiire ga
53) Laurent. Bys. p 173.
54®) Laurent. Byz. pı 174. *
545) Aen. Sylv. vita Sigismundi bei Palady Dee nad) Ztalien S. 111.
„Cum principes admovere machinas vellent, lapidestjue jacere et insultum
facere, noluit Sigismundus: veniebant mim ad eum secreto Boheini sub
specie proditionis suorum, 'divebentque sibi: quid tu obsecramus tuam ur-
bern destrais? an-non meller erit tbidetogrn quam diruta? ‚susdehantquo
ut. prilcipes dimitteret, nam civitatem wibi e Yestigio traderent, sungte
sic dictim in verbis tenebant; quod ru = princijergaulatm .b
eo rocesserunt.“
Sigmamds erfor Kriegezug nach Bähmen. 9
mäßigte Partei, welche bie Nationalität Bähmens und freie
Ausübung ihres Gottesdienſtes nach ihrer Weiſe verlangten,
ſonſt aber von Unorbnung und. Anarchie nichts wiffen wollten,
weil fie als Befigende leicht viel verlieren konnten. Diefe Par⸗
tei war felbft dazu entſchloſſen, Sigmund als rechtmäßigen König
anzuerkennen, wenn er ihnen Bürgfchaft für die Beibehaltung
und ungehinderte Ausübung ihres huſſitiſchen Glaubens zugeftänz
de56), Bei den Unterhandlungen, welche bie Prager mit ben
böhmifchen Baronen darüber pflogen, war man ſchon ber bie
vier Hauptpamtte einig geworden. Jedoch wagten bie Prager
nicht wegen bed mit andern Städten eingegangenen Binkmiffes
die Sache zum Abſchluß zu bringen: fie wollten vorerft, daß ihre
Stabtälteften und ihre Priefter eine Audienz beim König erhiel⸗
den und. bier öffentlich in wier Sprachen, in bößmifcher, beuts
ſcher, ungariſcher und lateiniſcher, bie Rechtfertigung ihrer For⸗
derungen geführt werde, Dieſe Audienz, wozu ber: päpftliche
Legat und:.bie boͤhmiſchen Barone im deutſchen Heere ſchon bie
Geleitsbaiefe ausgeſtellt hatten, wollte Sigmund gewaͤhren: aber
die boͤhmiſchen Barone machten darauf uͤber bie Art und Weiſe
der Stellung der Geiſel Schwierigkeiten; und als auch dieſe durch
die Nachgiebigkeit der Prager’befeitigt waren; ſo zogen fich jene
boch.von der Sache zuruck, wahrſcheinlich deßhalb, weil fie da⸗
von Kenntniß erhalten* 6), daß dieſer Schritt der Prager doch
55) Windet (c. 71.p-,1180) laſt die Böhmifihen Herrn; welche bei ige
mund im Lager waren, fo zu ihm ſprechen: „Rit laſſe hie fiat gewinnen, konig,
die Deutſchen merken anders bie maqht, do iſt die crong zu Beheim ahwer füher
vor den Deutſchen. Laß das Heer zureiten. Mir bepeimifhen Herren wollen dix
We ſtat Prag In einem monat in dein Gewalt geben und, antworten, Do ſprach
der konig: Wie fol ich dab glowben? Laß ich daß wolf ju reiten, fo haltet It
mir'nit dab, Do ſprachen die beheimiſchen Herten: Herre wie wollen dich füren
zu ſ. Wenzlaro auf dad Haws und wollen did cronen zu einem beheimifhen Herrn
und fonigecunb do geloben und zu den heitgen ſweren alfo unferm nätirtähen
Heim“ Damit'ift cap. 83. p. 1138 zu vergleihen.
56) Laurent..Byz. p. 175. „Plures (parones regpi Boh.) cum Progen-
sibus ex alia' parte pomtis habuere traotatus; optantes, ut civitas trengas
pacis cum rege suscipiat, ne terra teta annulletur, posset tym honora eva-
dere. Ad quan civitgpis Hastatores’ajuat 36 mon posse sine-consensu alia-
80 Drittes Buch. Deittet Kapitel.
erfolglos feyn würde. Nachdem biefer Friedensplan gefdheitent
war, ſchlugen die Prager einen neuen Weg ein, Sie erließen
in lateinifcher, boͤhmiſcher und beutfcher Sprache eine Art Pro:
clamation ober Rechtfertigung an das feindliche. ‚Heer, vielleicht
in der Hoffnung, daſſelbe theilmeife für fi zu gemwinnen.. „Sie
ſtellten darin vier Artikel auf, welche fie verlangten, wenn fie ſich
unterwerfen follten. Diefe lauteten:
1) daß ihre Prieſter frei und ungehindert im ganzen Koͤnigreiche
predigten;
2) daß allen Chriſten frei ſtehen fohte: das Abentenal unter bei⸗
ben Geftalten zu empfangen; . B
3) baf die Priefter Feine Güter befigen und ns wii wit weite
lichen Dingen befaffen follten;
4) daß alle Todſimden und Geſetzwidrigktiten in "gleicher, Wei⸗e
bei Geiſtlichen wie Weltlichen verboten und geſtraft wuͤrden
Vorzuͤglich wurden als gottlos und ſtrafbar die Gelderhe⸗
bungen der Geiſtlichen bei Austheilung der Sacramante oder
Verrichtung geiſtlicher Functionen bezeichnet, und auch Er⸗
theilung des Ablaſſes für Geld als fündhaft hervorgehoben.
Auch auf einen ſittlichen Lebenswandel der Geiſtlichen ſollte
beſonders gehalten werden. Schließlich erklaͤrten die Pra⸗
ger den fir den grauſamſten Tyrann und Anticheift, der ſie
zwingen wollte, von einem dieſer Artikel zu laſſen *).
Obſchon Sigmund geneigt ſeyn mochte, den einen oder den
andern Artikel den Pragern zuzugeſtehen, ſo war doch · nicht zu
erwarten, daß der Papſt ſaͤmmtliche vier Artikel je gutheißen wuͤr⸗
de. Auch erklaͤrte ſich der paͤpſtliche Legat auf das beſtimmteſte
dagegen. Indem man noch daruͤber hin und herſtritt, und Cig-
mund, um zum Befig des böhmifchen Thrones zu gelangen, mehr
für die Annahme der vier Prager Artikel, ald dagegen war, zer⸗
zum ciritetam, com guibus sunt ligti, aliquam inire concordiam, sed sup-
plicant — apud regem publicam magistris et presbyteris obtineant audfen-
tiam etc. — Qasm quidem, ut praefertur, licet a legato et baronibas li-
teris et sigillis promissam, poterat civitas obtinere. Sed bnronor quab-
rentes subterfugia et.“
57), Die vier Arlikel finden fich ausführlich ve Leuat. Bia p- 1 _181.
Sigmund’ erſter Kriegszug nach Böhmen. 81
ſtoͤrte cin Feuer, das im Lager wahrſcheinlich mit. Abſicht ange⸗
legt worden, und durch einen ſtarken Wind ſchnell weiter getra⸗
gen wurde, bie meiſten Zelter mit den darin befindlichen Geraͤth⸗
ſchaften (19. Juli)*s). Es war daher faſt nicht moͤglich, bie
Stadt weiter zu helagern: auch verlangten bie Kriegsvoöͤller nach
Hauſe. Nur mit Muͤhe hielt der Koͤnig die Deutſchen noch zu⸗
ruck, und uͤberredete fie zu bleiben; bis er ſich bie boͤhmiſche Kro⸗
ne habe auffegen laſſen. Am 28. Juli°9) begab er ſich auf das
Prager Schloß und hier in. der Metropolitan = Kirche, in. Gegens
wart einiger böhmifchen Barone und mehrerer deutſchen Fürften,
warb er von bem Erzbifchof. Konrad von Prag gekrönt 0), wors
auf er nad üblicher Weife eine Anzahl Herrn zu Rittern flug.
Die Krönung aber wie die neuen Ritter wurden von den Boͤh⸗
men ald.nicht ‘gültige verfpottet 1), Da die Miethsvoͤlker vor
ihrem Abzug dringend ihren Sold verlangten, und Sigmund
wie gewöhnlich ohne Geld war, ſo ließ er die goldenen und filz
bernen Bilder und Statuen ber Heiligen, die Monftranzen, Kel⸗
che, Zierrathen und Kleinodien, die Gold = und Silberblehe an
ben Gräbern der ‚Heiligen u. f. w., bie in ber Domkirche und in
der Wenzelöcapelle befindlich waren, zerfhlagen und aus dem
daraus gewonnenen Gelde bezahlte er den Zruppen den Sold.
Zwar vertroͤſtete er feine. Geiſtichteit und den paͤpftlichen kegaten,
55) Laurent. Byz. 181. Nud) Balbin. Epit. 1.c. wurde dab Feuer heim⸗
Ki, durä eine, Prager Frau angelegt.
59) Laurent. Byz, 1. c. Pessina 1. c. gibt richtis den 28. Juli an. Bal-
bin., Theobal u.a. geben einen falfpen Tag an. Bartossek p. 145. nenng unrich-
tig Pomigic. ante S.Jacobi. Chronic. Beness. Krabice p. 69 fagt nur:
circa fest. S. Jacobi.
60) Windel c. 71 p. 1130: „Alſo wart der konig gecronet u t Bar
law in gegenwärtigkeit zweier Markgrafen“ vom Meiflen, zweier Herjoge vo
Baiern, des Herzogen ( Albredg.) von. Dfterrich, fünf Herzogen ayp ber Sqhle-
fan, drei Herren von Ungern und anter vil, grofen, gerren‘ "10." Aen: Sylv.
H. B. c. 42. Bartossek ], c. Contin. Pulkayad p: 159.
61) Laurent. Byz. p. 181: „XVII. die Juli — hora.XII rex Sigis-
mundugfin castro Pragensi, praesentibu® non omnibus baronibus nec sta“
binis Pragensibus , in regem Behemiae coronatur, facitque ibidem meltos .
novos milites, nullum penitus actum militarem, prius pro communi bono
ostendentes. Et a vulgo non veri, sed depicti militet sunt nuncapati.“
Aſchbach K. Sigmund. IIL 6
82 Dritted Bud). Drittes Kapitel.
daß er ſpaͤter nach dem Kriege die verwendeten Kirchenſchaͤtze
durch werthvollere erſetzen werde; aber Freund und Feind warfen
dem König vor, er made daſſelbe mit den goldenen und ſilber⸗
nen Bildern, was bie zerſtoͤrungsſuͤchtigen Taboriten mit den hoͤl⸗
zernen und fleinernen gethan hätten ®*), Auch die Schaͤte auf dem
Karlftein wurden damals angegriffen. Die Juwelen der Krone
wurden wie bie beutfchen Reichsinſignien an die Stadt Würnberg
für eine große Summe, Geldes verfegt°>) und mehrere böhmi=
ſche Städte an Friedrich den Streitbaren, Markgrafen von
Meiſſen, verpfaͤndet °*),
Zwei Tage nach ber Krönung zuͤndeten die Deutſchen, ei-
nen Verrath ‘oder Angriff von den boͤhmiſchen Herrn im Lager
Sigmund’s fürchtend, die noch uͤbrigen Zelter des Lagers an und
verbrannten 6) ſie ſaͤmmtlich. Da Sigmund bad Geld für feine
ungarifchen und .böhmifchen Kriegsvoͤlker verwendet und biefen
übesyaupt eine größere Zuneigung bemwiefen hatte, fo brachen die
Deutſchen, mißmuthig und unzufrieden, auf und fehrten wieder
in ihre ‚Heimath zuruͤck, den König einen Betrüger und Anhaͤn⸗
ger der Ketzer laͤſternd °°), und die böhmifchen Lande, wodurch
ihr Ruͤckzug ging, auf das ſchrecklichſte verheerend.
# „62) Laurent. Byz. p. 181 sq. "Contin. Pulkavae p. 159. Tractat.’de
long. ‚schismate bei Palady 1. c.. S. 101.0fl. „Idem anri et argenti pon-
dus jam inter militares suos distribuisse dieitur.“
63) Hagec. Chr. 689. Balbin. 1. c.
64) Balbin. p- 440 nennt Rimburg, Commotau, Auffig u. Brir. Die Städte
erhielten meißnifhe Befagungen, Dem Markgrafen Friedrich waren die böhmis
ſchen Herrn beſonders gram: ihm vernichten zu dürfen; verſprachen fie dem rö—
miſchen König viel. Es verfteht fih, daß biefer mit Unmillen das Anerbiefen
zurüdgj. Minded c. 83. p. 1138. >
> 65) Windet c. 83. p. licss.
66) Lapr. Byz. p 182: „XXX.- die Igßi, totalis exercitus combustis
tentorfis de campo regeäit, regi Sigismundo velnti ‚haeretiodrum Jawneri
et deceptori turpiler mäledicentes.“ Of. Herman. Solo, p:1249. Epi-
stola Henrici eis Bavarine in Aventin. Annal. Bojor. ad an. 1420, - Aen.
"Sylv. Hist. Boh. c. 41. - Tractat.*de’longaevo schismate ber Pal 1. c.
S. 101. ‚‚Exercitus iste praemaghus 'et praepotens. diversissimarum natio-
mem non post multa 'terppora postquam coepit angariare et artare viros
illius eivitetis , inopinawe dissolutus, cassatus, dissipatus et ab invicem se-
Sigmund’s ee. Kriegszug nad) Böhmen. 83
Die Entfernung ber Deutfden war nicht ohne Willen des
‚Königs geſchehen. Da er feit dem vergeblichen Verſuch · gegen
den Witkow die Schwierigkeit einer Erſtirmung, wie auch die
Unmoͤglichkeit, die Stadt durch Hunger zu bezwingen, wohl ein⸗
ſah, ſo ſchenkte er dem Rath ber ihm umgebenden boöhmiſchen
Herrn, mit denen er einen Vertrag unter dem Namen Landes⸗
friedens= Ordnung abgefdloffen hatte”), geneigtes Ge—
hör °®), Diefe, behauptend, daß die fremden Truppen nur die
Erbitterung der boͤhmiſchen Nation gegen den König fleigerten,
verfprachen, «8 dahin zu bringen, daß berfelbe üpn den Böhmen
in vier Wochen anerkannt werde, werm er nur die Feinbfeligkeiz
ten gegen Prag einftelfte und einige wenige Zugefhändniffe, haupt:
ſachlich in Bezug auf den Genuß des Kelchs und eine firengere
Überwachung ber Sittlichfeit der Geiſtlichleit made Auch vers
langten fie die Säeularifirung der Klöfter, zu ihren Gunſten,
als⸗ Erfatz für ihre Kriegskoſten *%). Sie hofften dann, daß die
Prager Städte, die ohnehin nur durch die Gefahr und Noth ge:
zwungen fi an bie ihnen ſonſt verhaßten Taboriten geſchloſſen
hatten, mit dieſen verfallen, und gern bie Gelegenheit ergreffen
winben, fi) Sigmund wieder zu unterwerfen ‚ »oenn ihnen nur
Vergeſſenheit des Vergangenen zugeftänden werde. Sobald aber
bie boͤhmiſchen Herrn umd die Hauptſtadt fich für Sigmund er⸗
klaͤrt, mußten bie Taboriten, bie eigentlicheit Mmeubeflifter um je⸗
den Preiß, durch die vereinigten Streitkraͤfte leicht unterllegen.
Diefe Vorſtellungen bewlrkten bei dem Si; ſoviel, daß er bald
nach dem Abzug der deutſchen Kriegsvoͤlker ſeine Ungarn, Schle—
ſier, Mähren, Böhmen im Lager- vor Prag aufbrechen und fo
paratus est: nescio tamen cujus ex colpa. Rex tamen ipse apud maltos
Suspicionem iacarrit, guod ejus calpa, negligentia vel inoufa disipatio ia
ebntigit.“ “
- 67) Laurent. Byz. p. 183: „Rex von Pragensi hen a
stris’dispositis pro defensa et expulis inde mulieribus a Pitıga frofugis —
— ipse in mantes tach Kuftenberg) gressit et ibi moram faciens, plurag fa-
dit baronum. ‚eomvooliones et: pro dofensa teriae in omnfbus regni Bohe-
mine partibps tenere pacerm, 'quae Zantesfigyd dicitur, "or@inat & dinpond.“
68) Winde c. 71. p. 1130 u. c &Bep. 1138,
69) Winde o. 83. p. 1139. ee»
6*
8 Drittes Buch. Drittes Kapitel,
die Belagerung’ nach ſechswoͤchentlicher Einſchließung ber Stadt
aufheben ließ? o). Woreift begab er ſich nach Kuttenberg, wo⸗
felbft er mehr beöbachtend und abwartend, als angriffaweiſe fich
verhielt"),
Kaum wär die Belagerung aufgehoben, ſo durchzogen Schaa⸗
ven Huffiten aus des Stadt die umliegenden Dorfſchaften und
brachten alle Lebensmittel, welche fie dafelbft vorfanden, nach
Prag, indem man bafelbft .bald eine zweite Belagerung befürch⸗
tete. Denn daß der Krieg noch nicht zu Ende war, mußte allen
klar ſeyn. Die Ängftlichkeit.des Prager Magiſtrats und ber taͤg⸗
lich wachſende Übermuth der Taboriten erleichterte den boͤhmiſchen
Baronen die Unterhandlungen mit den Pragern wegen der Aner⸗
kenmung Sigmund’s, Diefe Vorgänge, fo geheim .fie auch be⸗
trieben wurden, .blieben ‚den Taboriten nicht verborgen. Sie
wollten feinen- Frieden, Feine. Verſoͤhnung. In ditfe Gefinnung
wollten fie auch die Hauptſtadt und die mit ihr verbundenen Staͤd⸗
te gewißermaßen gemaltfam hineinziehen, Die Führer der Ta
boriten und ihre Ptieſter festen G. Ang.) zwölf Glaubensartikel
auf, worin ihre pölitifhen Grundfäge zugleich ald Norm des re⸗
ligioſen Glaubens aufgeftelt waren, Diefelben Tauteten ihrem
Hauptinhalte nach wie folgt 2):
Die, von den huſſitiſchen Prieftern geprebigten Sehren. werden
ſtreng · beobachtet.
enbare Sünder, namentlich Ehebrecher Hurer, Müuͤſſig⸗
gaͤnger, Stiußäkeduber, Goteatihenn, werben nicht ges
duldet.
70) Bartossek L.c. feria V. post Jacobi d. i. 29. Juli. Laurent. Byz.
gibt den 30. Juli an. . » .
74) Aen. Sylv. H. B. c. 42, Windeck c. 71. p. 1130: „Alſo 308 der ko⸗
nis auf den Mira m.den Nutten ad log do lang und zum Saaſſela (zu Gias-
Tau) unb>teingeß mit den befeimifähen Herren. — Sie gingen vor und nad mit
boßhait, vorreterige und Iugen um, wenne fie maiſtenteils alle. Feger woren mit
den Pragern.d So auch die wiederholte Erzählung <- &. p- 1138. „Da 308
der Konig alfo gen Golle (Col) und auf dem Ruttenpergund blieb do
alfo lange bis das die XXYIIT sage alfo vorgingen 2c.”
7%) Laurent. Be p- 183 sg.
Sigmunds erſter Kaiegczug nach Böhmen. 88
Weinſcheulen und andere Orte des daſters find unter: beflimnt-
ten Strafen zu verbieten.
Es darf Feine prachtvolle und koſtbare iu getragen werz
den,
Aller Betrag bei den Handwerkern wie auf den Märkten ift
ſtteng zu beſtrafen.
Alle heidwifchen (roͤmiſchen) und deuſchen Rechte. die nicht: mit
dem Gefege Gottes. uͤbereinſtimmen, werben abgefchafft. _
Die Priefter müffen. nach der göttlichen Anordnung und’ dem
apoſtoliſchen Vorbilde leben.
‚Die Lehrer und Vorgeſetzten ſollen dem göttlichen Geſete un:
terworfen feyn und ihre Vorſchriften dem gemäß sei
werden, '
‚ Wle fehhern geiſtlichen Güter. find Geweingut.
Alle Feinde des huffitiſchen Glaubens. werden vertrieben.
Die Kloͤſter und die überflüffigen. Kirchen mit ihren Altaͤren,
Bilden, Schmuck, Gefäßen werben zeftört und vernichtet,
Jeder macht fi verbindlich, die vorfiehenben Artikel gewiſſen⸗
baft zu halten.
Dieſe · zwölf Artikel „legten: bie Zaboriten und die uͤbrigen
Hülfsoslk den Prager Magiſtraten vor, dgwit.dkfelben fie be⸗
fätigten und darauf dielten, daß ſie von der gegen Einwohner:
ſchaft Fenau Beobachtet würden." Die Altſtädter Reghöheren, die
Gefährlichkeit mehreger.. Shte-ejafehend und deren Verantwortlich
keit nicht übernehmen wollend, hatten Muth genug, den in der
Hauptftadt ſchon Alles vermoͤgenden Taboriten zutrotzen, indem
fie ſith weigerten, ſaͤmmtliche zwoͤlf Artikel zu unterſchreiben. Die
Doboriten bewieſen ſogleich, daß fie bie Hertſchaft ine Prag führe
ten: die widerſpenſtigen Rathsherrn wurden abgeſetzt und. an ihre
Stelle neue erhoben, welche die zwoͤlf Artikel annahmen und be
Ritigten”®).
Den beiden legten Artikeln gemäß fuhr man fort, alle Kld«
ſter, die überflüffigen Kirchen, die Heiligenbilder zu zerſtoͤren,
fo daß in Prag, wo früher ſchon die meiften Kloͤſter zerftört wor⸗
73) Laurent. Byz. p. 184 sq. Haget. Chr. 690
86 Deittes Buch. ¶ Deittes Kapuel.
din, auch noch die letten Erinnerungen daran, bie reichen Ao⸗
ſter Zderas in der Neuſtadt und St. Elemens in bee Altſtadt, der
Pöbelwuth Preiß gegeben wurden, Die vom Kloſterwein bes
rauſchten Plünderer und Zerftörer, durch die Priefter angefeuert,
riſſen die Sturmgloden in der Nacht und wollten den Wiſſehrad
erftinmen; wurden aber.mit btutigen Köpfen ven der. Beſczung
zuruickgetricben ? *). Aus ben beiden Kloͤſtern bei &t. Brands:
«us und ber St. Jacob, welches · letztere durch bie Prager Metzger
won ber Zerſtoͤrung gerettet voochen 75), machte man Beughäufer:
daß. Klofter zum heil. Geift ward den Deutfchen in Prag; bie zu
den Huſſiten hbergetzeten waren, zum Gottesbienft angewoiefen.
In das Frauenkloſter bei St, Anna wurden die Romen, welche
die Verfolgungen uͤberlebt und ſich zum Genuß des Abendmals
unter beiden Geſtalten bereit erklaͤrt hatten, geſperrt. CE warb
ihnen freigeſtellt in den Eheſtand zw treten, was auch mehtere
thaten. Aus den goldenen und filbernen Kirchengeraͤthen und Ges
faßen wurden Münzen geſchlagen, worin fie dem Beifpiele des
Königs Sigmund nachahmten ? °),
Als fein Gegenftand der Berflörung in Prag ſich mehr. vor:
faud, und gegen die Taboriten bie Prager täglich mißteanifeher
wurden, zogeh bigzerflera, eine Beſatzung auf den Wittffo zurlid-
laffend, aus Wer Stadt (22. Yuguft), un ihre Verheetungen und
Berwuͤſtunge wduvch das ganze Anigreich zu tragen? ). Buck
wandten fis ihre Zerftoͤrungsſucht gegen des Aa Koͤnigsſal und
die dortigen. Königegräber "4.
74) Lautent. u 18. -
75) Theppald S. 24.
76) n pe 42. Bal. Pehhel Geſch. der Böhmen I. ©.33911.
N Laurent. Byz. p. 186, Hier ſchließt in dem Ludewig'ſchen Druck die ·
ſet vortreffliche Sqhriſtſteller über den Huffitenkrieg feine Erzählung der Krieger
vorfälle. Aen. Sylv. H. B. c. 42: „Orta dissensione jargioque sensim "ob-
repente Zischa cum suis ahũt.“ Hagec. Ghr. 690.
78) Hem. Corner. Chr. p. 1246: „Hussitae — veligaias Caroli IV —
in contemptum Regiae Mejestatia extumnlaveragt circa festum amniam
Sanctorum et eas incinerarerunt. Sigismundus — exercitu valido collecto,
wbem Prag. obsedit. — Bed illi immensum populum perfidorum congre-
gantes, proelium cusı rege commiserunt, et de Adelibus circa V millia in-
Sigmunb’s erſter Kriegeſag nach Böhmen. 8
Die Prager aber, hoffend auch ohne den Beiſtand ber Ta⸗
boriten Meiſter des Wiſſehrads zu werden, und ſer
der Abgezogenen für immer entbehren zu koͤnnen, auch ſelbſt
wenn Sigmund eine zweite Belagerung ber Stadt wagen folfte,
unternahmen mit Zuziehung ber Orebiten unter ‚deren Anführasn
Hinko Kruffina von -Lirhtemburg und Victorin Boczko non: Pas
biebrab bie Belagerung. bes Wiffehrad, Obwohl kurz zuvor. auf
den ſtrengen Befehl Sigmund's ale Frauen, die ſich aus Prag;
den Verfolgungen ihres katholiſchen Glaubens entziehend, dabin
geflüchtet hatten, unbarmherzig aus ber'Wefte gewieſen ‚worden
waren, um fie deſto länger vertheibigen zu koͤnnen: fo half biefga
body fehr wenig, um dem Mangel an Lehensmitteln abzuhelfen
Denn die Beſatzung war zahlreich. und bie enge Einfperrung durch
die Prager und Drebiten fehnitt jewe Zufuhr ab. Durch den Wer
fehlshaber ber Belagerer, Johann Wiſemhera von Bozkowecz
von ber Gefahr in Kenmtniß gefegt, daß die Feſtung durch Hun⸗
ger. fallen müßte ‚- wenn fie nicht. durch ſchleunige Hülfe-entfegt
würde, brach Sigmund, deffen Ugthätigfeit ihm doch nicht Dig
Herzen. ber Böhmen gewonnen Hatte, und ber felbft im Selbe ben
lärmenden Bergnügungen und Luſtbarkeiten nicht entfagen fonnz
te, ploͤlich von Kuttenberg mit feinen Ungarn auf; Furcht und.
Schrecken follte ſeine Annaͤherung verbreiten, daher bezeichneten
feine Schritte Verheerung und Verwuͤſtung mit Feuer. und
Schwert⸗ „Bei Bunzlau ließ as vierundzwangzig Doͤrfer in Aſcha
legen. Sbbenn ben Hauptzwed des Zuges, die Entſetzung bes
Wiſſehrad im Auge behaltend, lisß er einige Schiffe von Leitme⸗
tig über Land auf Walzen nach Beraun bringen , fie hier mit Les
bensmitteln beladen und dann durch die Mieß ımd Beraun in die
Moldau nu um bem Wiſſehrad die Lebensmittel habe
—— catrum vero Viregrad — expugnantes, omnes ibi repertos
trucidaverunt.“ Gin halb wahrer Bericht nad Hürenfagen! Windes c. 8
p-1139: „In derfelben weile do brannten die Huſſen — das clofter Königfal, —
do des Eaifers und konigs begrebniffe was zu Beheim und namen k. Wenzigw ans
dem grabe und zerflngen Ime fein Hawpt und ‚fein leip./ Weiter gibt Windec
an, daß 42 Klöfter und Stifter von den Huſſiten ver morden. Bol. Theo:
dam ©. 225. Hager. Chr. 600.
8 Drittes Buch. . Drittes Kapitel,
von. lein Die Prager hatten dieſem Vorhaben ſchon vorgebeugt:
die i¶ Eoldau oberhalb des Wiflehrad gelegenen Infen wa:
ven nicht nur mit Befagungen verfehen, welche die Durchfahrt
verhinderten, fonbern der Fluß war auch noch mit ſtarken eifers
nen Ketten gefperrt. Ungeachtet. biefer Bortheile täufchten fich
die Prager doch nicht: fie erkannten wohl, daß ihre Lage immer
noch critifch genug war, um Frieden dem Krieg vorzuziehen. Sie
ſchickten wiederholte Abgeorbriete an den König, der damals in
Beraun ſich aufhielt, ihn um Frieden bittend und ihre Unterwer⸗
fung anbietend, wenn er ihnen bie früher vorgetragenen Artikel
beflätigte und in den Wiſſehrad anftatt feiner eine aus Prager
Bürgern gebildete Befagung legte. Über die letztere Forderung bez
ſonders gerieth Sigmund in ſolchen Zorn, daß er die Abgeordnes
ten wider alles Völkerrecht auf ber Stelle wollte himichten laſſen.
Nur mit Mühe hielten ihn die böhmifchen Herrn, die ihn umga⸗
ben, von diefem thörichten Begfnnen ab??),
Sigmund fah nun wohl:dn, daß dem Wiſſehrad nur eine
"gewonnene Schlacht Huͤlfe vringen koͤnnte. Er’ begab ſich auf
den Karlſtein, von deſſen Höhen er durch Feuerſignale der Beſa⸗
ung auf dem Wiſſehrad feine Nähe mittheilte und fie zut Aus»
“dauer in der Vertheidigung aufforderte. Sodann’ eikte er nach
Kattenberg zurii® 8%), gewann eine ziemliche Anzahl böhmifcher
Barone dadurch, daß er zu ihren Gunften did Güter der boͤhmi⸗
ſchen Kiöfter fäcularifirte 31) und · ſammelte raſch die ip wer Um:
79) Theobald 329 und Hager. Chr. 60Nu. ' .
"80) Gage. Chr. 698 1äßt ven Muig von Koriſtein über Sechow, Mele
aid, Limburg (Nimburg ?) nad Kuttenberg und Gzaslau auriatehri und daſelbſt
Truppen ſammeim
81) Windesc. 83. p. 1139: „Sole num der konig füh- Irer gebruchen,
fo wafte er In diefelben guter (der Klöfter und Stifter) mit briefen vorfchreis
ben. Do molten fie das remiſch figel haben: Do wolt biſchoff Jorge (der Kan
Ted) nit ſtgeln, wenn es mad wider die heilige kirchen und wider des reihe Gr.
Afo wurden doch die briefe vorfigelt mit dem ungerifihen ſigel. / — In den dteichs
tegiftraturbüchern in Wien finden fich auch diefe Berpfänbungsurtanden nicht eins
getragen, wie aus den Regeften von den Monaten Nov, und Dec. 1420, teidhe
der Berfaffer der gefälligen Mittheitung des Hrn. Arhivar Chmel verdankt, zu
erſehen iſt. — Der gelehrte und gründliche boöhmiſche Geſchichtsforſcher, Herr Pa⸗
2
Sigmund's erſter Kriegezug nad Böhmen. 80
gegend cantonirten Truppen, gegen 28,000 Ungarn, Mähren
und Böhmen, und rüßte barauf wieder gegen Prag.
Er lagerte fid) anfangs bei Kunradig oder dem fogenannten
Reuſchloß, in einiger Entfernung von dem Wiffehrad, Won dort
aus ſchrieb er (31. Detober) dem Befehlshaber auf dem Prager
Schloß: er felbft werde ded andern Tags früh morgens bie den
Wiffehrad belagernden Prager angreifen: in berfelben Zeit ſollte
die Beſatzung des Schloffes auf die Kleinfeite einen Ausfall ma⸗
Shen und dad die Bruͤce beherrſchende Sachſenhaus erobern ober
verbrennen, Ungluͤcklicher Weiſe für Sigmund fiel das Schrri⸗
ben den Pragern in die Hände, wodurch «8 geſchah, daß er bie
Feinde anflatt fie unvermuthet zu überfallen, wohlgeruͤſtet fand,
und De Freunde die gehoffte Diverflon untertießen 82).
Als am folgenden Morgen (1. Nov.) die Königlichen unser
dem Oberbefehle des maͤhriſchen Oberlandeshauptmannes Heinrich
Plumlowsly von Krawarz gegen die wohlverfchanzten.Prager,
welche Niklas von Huffinec, und die beiden Orebitenführer Kruſ⸗
fina und Boczko befehligten,, vorruͤckten, fo meinte der koͤnigliche
General, da er die gute Pofition der Feinde gewahrte und nit»
gends eine Bervegung-der Befagung auf bet Veſte bemerkte, daß
es gerathener fey den Angriff zu unterlaffen, der unnuͤtzer Weiſe
viele Opfer koſtete. Allein Sigmund, der mit der Referve auf
einer nahen Anhöhe fich befand, von wo er die Bewegungen feis
lady; der feit adhtzehn- Jahren ſchon die Shäge archivaliſchet Nochrichten mit
unermüdlichem Fleiße ſammeit, hatte die Gefaͤligkeit, auf des Verfaſſers Red-
frage Aber dieſe Säcularifatiomäprisfe Sigmund's Folgendes mitzutheilen: „K.
Signwund's Verpfandungẽdriefe von Kirchengütern an Weltliche in Böhmen find
feit dem 16. Spt. 1420 in Menge vorhanden. Im I. 1453 wurde eine ftän«
diſche Commiflon mit deren Meoifion und Megiftrirung beauftragt, ihr Claborat
bat fich erhalten. Alle diefe Urkunden aus dem: I. 1420 waren mit dem Meinen
ronigl. Siegel wErfehen:, und in die bohmiſchen wag Kegeſten, mit Ausnahme
von wenigen, richtig eingettagen. Die meiſten fm’ 'von Leitmerit den 21. 6i6
36. Ber. 1490 vatitt.“
ID Hanptquelle Laurent. Myrzia. nech feinem exft durg Palady’s Türbigung,
bögm. Sethkhtiängiber S.. 213 — 217: bekannt "gpworbenen Bericht über die
Winteht am Wiffehrad. Hagec. Ehr: 694 fimmt in den weſentlichen Puncten
mit Laur. Bfzin. überein.e. Ginffite befondere Ruihriäten gift Dngoss. hist:
Polon. ab. XI. p. 432 u. 434. - .
» Drittes Buch. Drittes ‘Kapitel.
nes Heeres beobachten konnte, ſah bie Gefahr nicht ein. Er hatte ſich
immer mehr als tapferen Ritter denn als einfichtövollen Feldherrn
gezeigt. Da die Orebiten meiſt mit Drefehflegeln bewaffnete Baus
ersleute waren, fo verachtete er diefe und meinte, fie winden trag
ihren Verſchanzungen feinen Kriegern Beinen ernfthaften Wider⸗
Hand entgegenfegen Können. Auch fchalt er die maͤhriſchen Ritter
feige Memmen, weil fie Bedenklichkeiten äußerten, ob bie wohl⸗
verſchanzten Feinde aus ihrer Pofition zu treiben feyn möchten,
Den Eöniglichen Vorwurf durch blinde Tapferkeit zurüdzuweifen®
ſtiegen die Mähren von den Pferden und flinmten, ald der König
dad Schwert ziehend dad Zeichen zum Angriff gab °3), bie Schan⸗
zen heran: allein fie wurden uͤbel empfangen und größtentheils
mit Dreſchflegeln todt gefhlagen. Kein beſſeres Schidfal hatten
die Ungarn, welche ihnen zur Hülfe eilten: bie mit den Pra-
gern Verbündeten aus ben Städten Saatz, Laun, Slan trieben
fie nicht nur zur, fondern jagten fie auch in die Flucht, So—
dann brachen die Prager aus ihren Verſchanzungen hervor und
brachten dem uͤbrigen koͤniglichen Heere, worin auch Verraͤther
waren ®4=), eine gaͤnzliche Niederlage bei, fo daß es ſich in wilde
Flucht aufldöte. Auch der König war unter den Zlichenben ®2b),
Auf dem Schlachtfelde lag die Blühte des maͤhriſchen Abelsas),
83) Woltmann I. S. 258 erzählt nicht richtig: „Auf dem Wifichrad hielten
die Hauptieute das Bolt an, bis der König durch Schwingung des Schwerte:
das Zeichen gäbe, daß er angeiffe Und diefer verfäumte die feftgefügte andere."
Des ift gegen die Berichte des Laurent, u. des Hagec.
848) Winde c. 83. p. 1140 behauptet, anfangs ‚hätten. vie koͤnigkchen
den Sieg auf ihrer Seite gehabt: „Do floh ein. boſewicht, ein Beheim, hies Her ·
mitſch von Jenize (MS. Görres : Miſqhko Jenimige) mit fünfachngundert Pferden.’
845) Auf diefe Flucht bericht ih ohne Zweifel die Stelle bei · Aen. Sylv.
Vita Sigismundi p. 112. „Cum speraret se intromitti (Pragag), mozx ho-
stium cmeos opntra ze exire fidit, Yixgne aminsis_ plarihys-pvadere po-
tot, Theodorus tunc deWalleperga (Ahalberg) cum eo ‚fait. eques insignie,
qui vim Bohemorum repressit, spatiumque fugae praebnit, Sigismundon*
. 86) Winde c.’&4 zplt die Namen der hornehmten Herrn auf, AM aber,
fehr entſtellt find, Die vanyſchriften geben zum, Fell beige Letarten. Auch
bei Chronic. Benese. Krabice p. 70. Laument.1.,c. p. 216, Palacky
Beh. p.41. und Pager. Eht. 695 finden fih Womm. Bartasch p. 195 gbt
nad feiner Art nur kugzen Bericht.
Sigmunde erſter Kriegens noch Vehmen. A
unter ihnen auch ber Feldherr Plumlowsky von Krawarz °°), er⸗
ſchlagen i auch. viele boͤhmiſche „Deren, treue. Anhänger des Koͤ⸗
nigs, waren umgekommen. Die Prager hatten dieſen glaͤnzen ⸗
den Sieg faſt ohne allen Verluſt auf ihrer Seite erfochten. Sie
hatten wicht mehr als dreißig Mann verloren. Es war ein Rumpf,
weicher den Siegen ber. Schweizer Eidgenoſſen bei Morgarten unb
Sanpad zu vergleichen und faſt ebenfo groß in fine Bolgen
war sr).
. Schon om nächften Zap ging der Miffehteb in Vie Haebe
ber Prager über, Nach einer ſchon mehrere Tage vor der Schlacht
getroffenen Übereinkunft 3) follte, wenn die Feſtung bis zum 54.
Oct. 4420 nicht entfeht fey, bie Beſadung gegen freien Abzug bie
Feſtung den Feinden übergeben. Um nicht die Bortheile bes Wer»
trags zu verlieren oder:um nicht wortbruͤchig zu werben, hatten
die Königlichen megen bed abgelaufenen Termins bie Angriffe bed
Koͤnigs auf die Belagerer durch einen Ausfall nicht: unterſtuͤtzt
&o handelte Sigmund auch hier wie oft früher zu ſpaͤt und Alles
ſchien ſich verſchworen zu haben, daß feine Anſchlaͤge nicht. geiler
gen. Sobald vie Prager in Befig des Wiſfehrad gekommen was
tem, bachten-fie daran, fir bie Zukunft dieſe Veſte ſich unfehdb-
lich zu machen. Schon am folgenden Morgen zogen die Neuflädter
in Proceffion auf das Schlachtfeld, fangen dafelbft Loblieder dem
Hoͤchſten, und riffen fodann auf der Ruͤckkehr die Mauern des
Wiſſehtad gegen die Stadt nieder, zerftörten den koͤniglichen Pal
laſt daſelbſt von Grund aus, wie auch alle Käufer und Kirchen
Cedtere 14 a der Zahl), nachdem Alles durchpluͤndert, alle Bil⸗
der, Orgeln und⸗Kirchenzierrathen zerfchlagen und zu Grunde ge⸗
86) Er fol kurz vor feinem Tode das Abendmal.unter beiden Geftaiten vers
langt und erhalten haben ned Laurent. Byzin, I. c.
80) Hallawelen über die Sähiadubehn Wiſſchred find Laurent, Byzir 1. c.
bei Sahaddy, Gimsnic. Boh. p. 41. MBinde c. 71. t. 0. BB u.8% Bartossch
pe145, Haget. Chr. 69% fl. Chronic, Benese. Krebioe p. 70. ContinPulkar.
p. 159. "Pald@&y Anyal. Boh. p. 382g. Theobald 6.23. &.232 fu, Balbin.
Epit. 442. Pesbin. Mars Mora®se. Coghlaei bell..Hussit. lib. V. p. 182 find
damit zu vergleichen. 2
&8) Hager. Sir 008 ade dem Bing dd man. nun Einmnn.
Zheobald ©. 238.
NR Drittes Buch. Drittes Kapitel.
richtet waren; Seitdem liegt ber Wiſſehrad, fruͤher ein pracht⸗
voller. Theil der Stabt Prag, groͤßtentheits ode und wuͤſte und
unangebaut, nur Ruinen erinnern noch an feine ehemaligen w
nen’ Gebäude 3°),
Der König, der ſich nad Kuttenberg ?0) guchefgejogen dad,
und den abermaligen mißkungenen Angriff der-Werrätherei ber
böhmifchen Herrn in feinem: Lager zuſchrieb °"), Heß feine Muth
über bie erlittene Niederlage an den Gfitern derjenigen boͤhmiſchen
Herrn aus, welche den Pragern beigeftanden hatten, Befonders
«rg hatıfeten die Ungarn in der Gegend von Nimburg und Po-
diebrad, wo die Herrn Victorin Boczko von Cunſtadt, Hinko
von Waldſtein, Hinko Kruffina von Lichtemburg und ihre Freunde
Güter befaßen ꝰ2). Die Ortſchaften wurden niedergebrannt, bie
Felder verwuͤſtet, die Männer ermordet, bie Frauensperſonen ges
ſchaͤndet und dann getöbtet, bie Kinder bem Hungertod und bem
Elend Preiß gegeben. .
Diefe Verheerungen rächte Zikta durch größere gegen bie Ka:
thẽlikenꝰ ). Schon bei feinem Abzuge aus Prag (23. Aug)
hatte er feine. Schritte mit Berheerung, Mord, Brand bezeichnet.
In dem Städtchen Rziczan ließ er fieben Geiſtliche in ein Gemach
89) Laurent. Byz. p. 217. Aen. Sylv. H. B. c. 42. Bartpssek p. 145.
Chronic. Boh. 1. c. Contin. Pulkavae p. 159. Chronic. Beness. Krabice 1.g-
Hagec. Chr. 695. Winde c. 8 Theobald S. 235. Tractat. de long. schi-
smate 1. c. p. 102.
90) Windet c. 71. Laurent. Byz.-1. c. p..217 anderd+ „Brodap festi-
nanter pervenit.‘ ®
91) Winde c..84. „Do mad der romiſche rocß —E das er vor
zorn mittin unter die Veheim rait und forach zu In: „IeBeheim, Ir ſeit alle-
ſamt keder und vorreter, weret ir bei und blieben, fo weren-die frumen Herren
und lewte nit erflagen und were Prag auf diefen Tag unfer.” Do drangen die
Dehenn zu umd. wolten den konig IeftageWhan. Do drungen die Üngern,@en ko⸗
nig von den Beheicd Alſo beſorgeten fi) Die Beheim und derfien: dem „Fonig
nichts tya. Do wolten die Ungern an die Beheim ſeyn.“ — Mit Rüge brachte
fie Sigmund auseinander, . . 4* *
9) Hager. Chr. 696.. m. \
‚ 98) Contin. Pulkavae p. 159. Beness. Krabtp. 70. Palacky Anngl. Boh.
p- 42 u. 43. Chron. Boh. 1. c. Hagec. Shr. 690 fi. u. 697. und Theobald
$.20. &. 227 fl. zäplen fie näger auf. Bgl. Petzel Geld. d. B. S. 244-
Sigumand's erſter Kriegägug nach Wöhmen. 8
und verbrennen. Auf dem Marſche gegen bie
Stadt Prachaticz nahm er den Biſchof von Nieopolis mit zwei
Prieſtern gefangen: ex ließ ſogleich alle drei in einen Teich. wer⸗
* fen umd erfäufert: vielleicht folte «8 eine Antwort auf die Bann:
bulle des Papſtes Martin V gegen die Boͤhmen ſeyn, welche dar
mals der Erzbiſchof Konrad zu Raudnitz öffentlich.befannt machen
ließ. Indem zwei Taboritenhaufen, der eine nördlich gegen bie
Laufiger Grenze der andere füdlich gegen die Beſitzungen bes. ab-
. gefallenen Herrn Ulrich von Rofenberg ihre Verwüſtungen richte⸗
ten, brach Zizka mit einem beitten Haufen von Pifef im Prachi⸗
ner Kreife gegen die Stadt Prachaticz auf, wo die Mehrzahl.der
Bürger dem kathliſchen Glauben treu geblieben maren und elle
Klichner entweber vertrieben ober nerbrannt hatten. Zijka ruͤckte
vor die Stabt und in Rüdficht darauf, daß er bafelbft in feiner
Jugend ſtudirt hatte, verfprach er fhonend gegen fie zu verfahren,
wenn fie ihm fogleich die Thore öffnete, Auf Betreiben ber Geift-
lichkeit aber warb dem Zijka nicht nur Widerſtand entgegengefegt,
fondern. auch die höhnende Antwort gegeben: man fürchte fich vor
dem kahlen Edelmanne nicht, .. Darauf Heß der eindugige Feldhert
feine Taboriten Sturm laufen und im Nu war die Stadt gewon-
nen. -Mehrere hundert Bürger fielen unter dem Schwert ber
wuͤthenden Siegerz gegen 85 wurben gefangen und zuſammen
auf das unmenſchlichſte in der Pfarrkirche verbrannt; ‚die Meiber
und Kinder wurden ind. Elend getrieben, die Häufer unter die
Zaboriten vertheilt 9%), u
Indem ayf diefe Weife die Taboriten mit Vortragung von
Sahnen, worauf ein Kelch abgebildet war, die Königlichen mit
Prieferrr, die Monftranz in der Hand, ihre Verheerungen des
unglücklichen. Landes ald Religionsfache ausgaben, mußte allen
Gemäßigten das Herz bluten über die Zerſtoͤrung des vorher fo
blühenden Landes. Beſonders ließen es fich die Prager und einige
boͤhmiſche · Barone, welche durch Sigmund's letzte grauſame Maß⸗
wgeln vegteitet zu ben, Kelchnern Abergingen, angelegen feyn, dem
Te Cat. Pulkayae p.159. gibt ald Zeit an in fosto 8. Martini 1420.
Palacky Annal. Bol®p.42. Zhewald S. 227 gibt den-5. Sept., Pelzel böhm.
Geſch. 1. 244. den 12.. Rov. an.
‚a Drittes Badı. Drittes Kapitel.
Weiche Mube zu verſchaffen. Es fand daher ein Aufruf ber Prager
und Drebiten an bie Herm und Staͤdte Böhmens ſtatt, firh mit
der Hauptftabt zu verbinden, dem allgemeinen Geb abzuhelfen,
She führten über König Sigmund bittere Klagen, daß er Alles
im Lande Böhmen mit Feuer und Schwert verwiüle, Dinner
und Frauen, Kinder und Greiſe, ohne Unterſchied ermorde; daß
er den reinen Glauben ber Böhmen fir Ketzerei ausgebe und ges
gen fie von allen Seiten Feinde aufrege; ba er geſonnen fey bie
boͤhmiſche Nation auszurotten und ihre Städte und Ländereien
Deutſchen und Ungarn zu geben; und biefes nicht nur gefagt habe,
ſondern auch durch die That zeige; Furz daß er Alles aufbiete, bad
Königreich Bbohmen zu Grunde zu richten 98),
Inn Folge der Aufforderung der huffitifchen Anführer und bes
Magiftrats der Prager, Städte begaben ſich mehrere boͤhmiſche
Herrn, unter ihnen auch der mächtige Rofenberger Ulrich von Neu⸗
haus, und die Abgeorbneten einiger Städte nach Prag ?*). Auch
die Zaboritenführer. Niclas von Huſſinecz und Johann Zijka fans
den ſich daſelbſt ein. Die Verfammlung fand am 24. November
ſtatt. Ehe man an bie ‚politifchen Fragen ging, wollte man die
religiöfen erledigen. Die Prager Geiſtlichkeit und die taboritifchen
Prieſter ſtimmten in’einigen Glaubens>Puncten nicht mit einander
überein: auch in Betreff des Außern, befonders des Prieftee Ors
nats, waren fie verſchiedener Meinung. Indem die tabositifchen
Priefter bei der Spendung ber Sacramente felbft den Drnat ver-
warfen und in ihrer gewöhnlichen Weltkleidung fuhgirten ’-wol-
ten Die Prager bei der Meſſe das Prieftergewand yicht abgeſchafft
wiffen, Die weltlichen Führer bewitkten, als der Streit umter
den Theologen lebhaft und Hisig ward, daß bie "Berafpang die⸗
fer Puncte auf eine andere Sitzung verſchoben wurde, Wobei auch
bie Univerſitaͤt ihr Gutachten abgeben —8 Darauf di an
95) Gin ſolches Sqhreiben her Prager und Güter der PIPFREHE dc
Gadan Donneötog nad Allerheiligen 1420 bei Winded c Bir + ""
96) Die Urdunde des Waffenfidftandes, meldfn die Puffitem‘ Ämteß,affe
mit Utri von Roſenberg v. 18. Rov.-1420 bi 4. Febr 1424 Rofoffen, theilt
‚Millauer dipl, Hift. Aufl. über Joh. Bifte @. 26— 28 WMitid k. S. 56-67
bögmifd; mit. Das Dat. der Us. if Montag ber Detave des dj. Martin 1420,
Sigmmunb's erſter Kriegchug nach Wähmen. 8
zu der Ftage aͤber, wie die Verwaltung des Reiches geftchrt wer⸗
den ſollte. Darin ſtimmten bie Verſammelten uͤberein, daß das
Ruremburgifhe Haus aufgehört habe in Boͤhmen zu regieren,
Ber aber als neuer Rbnig auf den Thron gehoben werben follte,
darüber heiwfehte Zwieſpalt. Die gemäßigte und ariftoctatifche
Yartsi warf ihr Auge auf den König Wladislaus von Polen, der
ohnehin mit Sigmund feit dem Breslauer Spruch in Spannung
war. Auch) hoffte man burch eine Verſchmelzung der verwandten
ſlaviſchen Nationalitäten die Erinnerungen früherer Verbindungen
von Polen und Böhmen: gegen.die Deutfchen und Ungarn wieder
zu weden und. dadurch ſtark und mächtig zu werben, ben vereis
nigten Streitkräften det Letztern mit Erfolg Widerſtand zu leiſten.
Mit diefem Vorſchlage waren die Taboriten, welche nur einen
König aus ihrer Mitte wollten, gar nicht zufrieden. Beſonders
erklaͤrte fi Niclas von Huſſinecz, bis dahin bas Haupt der Ta⸗
boriten,. ber fich felbft Hoffnung auf die Krone gemacht hatte, hef⸗
tig gegen die polnifche Wahl, Die Prager aber wollten noch viel
weniger einen Taboriten zu ihrem König haben; Sie fahen in
diefen wie in Sigmund nur Keger und Tyrannen. Roll om
und Verdruß verließ Niclas von Huffinecz die Verſammlung und
ſchwur die undankbare Stadt, die ihm mehr ald einmal ihre Reftung
verdankte, nicht wieder zu betreten, Durch einen Hohlweg hinter
dent Wiffehrad reitend, begegnete er einem Wagen, dem er nicht
ausweichen wollte. Darüber bäumte fich fein Pferd: er ſtuͤrzte
in einen Graben und brad) ein Bein. Nach Prag zuruͤckgebracht,
farb er {gan nach wenigen Tagen. Sein Tod warb von den
Pragern und ben böhmifhen Herrn als ein frohes Ereigniß ver-
nominen: denn man fehrieb hauptfächlich feinen ehrgeizigen Abſich⸗
ten bie uneinigkeit unter ben Huffiten zu. Biffa, der bisher unter
ihm die zweite Befehlshaberſtelle befleidet hatte, und merkwuͤrdi⸗
ger Weife der Wahl eined auswärtigen Fuͤrſten zum König fi
nicht entgegen erflärt hatte, trat nunmehr ohne Widerfacher an
die Spitze ber Taboriten und konnte jegt ungehindert fein ganzes
Seldhertntalent entwideln, wie auch feine auf die Republikaniſirung
des boͤhmiſchen Reiches gerichteten Plane ind Werk ſetzen ?7 =).
978) Pelzel ©. 344 nach dem volftändigen Manufeript des Laurent. Br
Hager. Chr. S. 696.
Deittes Buch, Dritied Keyicel.
Von den Kriegsvorfällen am Schluß des Jahres 1490 und
am Anfang des folgenden iſt noch Einiges zu erwähnen,
Indem Hinko von Pobiebrad feine Streif⸗ und Raubzlige bei
Nimburg gegen die Königlichen, welche aus ber Laufigifihen und
Schleſiſchen Mannfchaft befanden, mit abwechſelndem Glüde und
großer Graufamfeit fortfegte; indem Zizka mit ben Taboriten meh⸗
rere Klöfter im Pilfener Kreife plünberte und in Afche legte, und
ben Herrn Bohuslaw von, Schwamberg, einen heftigen Feind der
Huffiten, in feinem feften Schloß Kraſlikow zur Übergabe zwang;
indem der Drebitifche Prieſter und Hauptmann Valentin in der
Nähe von Kuttenberg felbft, wo, fi) damals der Mittelpunct der
Streifträfte Sigmund’s in Böhmen befand, dag Staͤdtchen Prie-
laucz eroberte und es ſtark befefligte 97b): in diefer Zeit (in den
erften Wochen bed Jahres 1421) waren auch die Prager nicht
müßig, fondern fuhren fort in ihren Kriegsanſtalten, ihre Stabt
gegen kuͤnftige Angriffe Sigmund’s fo viel wie möglich zu fichern,
Zwar waren fie nicht im Stande das Prager Schloß auf der Klein⸗
feite zu erobern, — die Befagung war auch reichlich mit Lebens⸗
mittel verfehen — aber weber bie Alt- noch Neufladt haste viel von
dieſer Feſtung zu beforgen, da fie Durch die Moldau davon getrennt
waren, Gefährliche fien ihnen, die eine Eleine Meile ſuͤdlich
vom Wiffehrad gelegene Veſte Kunradig ober das Neuſchloß zu
feyn: auch war die Eroberung nicht fo ſchwierig. Nach einer vier
möchentlichen Belagerung, wobei fi die. Prager auch des auf
dem Wiffehrad erbeuteten groben Geſchuͤtzes bedienten, unterhan⸗
delte die Befagung , die Feine Ausſicht hatte Hülfe zu erhälten.
Man geftand ihr freien Abzug zu: jedoch Pöbelhaufen aus Prag
hielten fich nicht an das beſchworene Wort und wollten (am 26. Jan.)
. bie Abgiehenden überfalen und plündern. Diefe Wortbrüchigs
keit bervog die Abziehenden zur aldbaldigen Ruͤckkehr in die Veſte.
So fing die Belagerung von neuem an. Ein erfolglafer Sturm
Tofteten den Belagerern gegen fechöhundert Menſcheu. Endlich
ward von neuem unterhandelt, Am 2, Februar zog die Befagung
975) Zhecbald S. 240. 283 fl.
Sigmunds erſter Kriegtgug nach Vihmen. ”
aus ben Schloß, das ſogleich mit feiner ganzen Umgebung von
Grund aus zerſtͤrt ward 9°), ;
Auf die Nachricht von ben neuen Eroberungen der Huffiten
brach Sigmund aus feiner Unthaͤtigkeit bei Kuttenberg auf. Vor⸗
ber hatte er noch eine Verbindung ber katholiſchen Staͤdte im noͤrd⸗
lichen Böhmen zum gegenfeitigen Schutz zu Stande gebracht °*),
Zuerft begab er fich nach Leitmerig und Auffig: ſodann zog er
(San. 1421) in Eilmaͤrſchen an die weflliche Grenze bed Königs
reiches in ben Pilfener Kreis, um da ben Eroberungen Zizka's
Einhalt zu thum, indeſſen an der Spitze von einer Heeresabtheis
tung und vielen Bergleuten der Mümzmeifter zu Kuttenberg, der
Herr Flaſchka, gegen Prielaucz geſchickt ward, um bie Huffiten
wieber daraus zu vertreiben. Diefed gelang auch. Die Stabt
warb erobert: hundert und fünfundzwanzig Gefangene wurden in
die Kuttenberger Schachte hinabgefturzt. Auch das Städtchen
Chotieborg, wo fich Zaboriten unter ber Anführung Hromadka's
feftgefegt hatten, fiel in ihre Hände. Die Königlichen hieben
über taufend Mann nieder: den Anführer mit zwei Prieftern führs
ten fie nach Chrudim und verbrannten fie dafelbft Öffentlich 200),
Mittlerweile war Sigmund (San, 1421) in den Pilfener
Kreis geruͤckt: eine Kriegöfchaar hatte ex nördlich gegen die Hufz
fiten in Saat beordert: fie wurden mit Hülfe' der Kommotauer
und Brürer befiegt, Der König felbft aber rückte gegen Tachau
am Böhmer Wald, welder Ort von Zijfa belagert ward, Der
‚Huffitengeneral mußte fogleich die Belagerung aufheben und mit
Hinterlaffung von Beſatzungen in ben feſten Orten eilte er nad
Zabor, um frifehe Truppen zu fammeln: zugleich erfuchte er die
Prager um ſchleunige Unterflügung. Diefe ward ihm auch bald
98) Contin. Polkavae p. 159. Palacky Annal. Boh. p.43sq. Beness.
Krab. p. 70. Chronic. Boh.‘in Scriptt. rer. Boh. II. 461. „Novum Castrum
— per Pragenses expugnatum est feria II. ante Parif. Marie, et posten
eustum et diratum.“ Hager. Chr. S. 697." Theobald e.zun. Bol. Een
fant I. 391.
99) Windeck c. 71. p. 1130 nennt darunter Iglan, Rimburg, Kolin, Böhe
niſchbrod, Kuttenberg, Gzablau, Ungriſchbrod etc. u, c. 83: Leutemirz, Pilfen,
Soden, Tadau, Brür.
100) Palacky’Annal. Boh. p. 44. Theobald S. 244.
aſcbach 8. Sigmund. iu. 7
8 Drittes Be. Deittes Kapitel.
zu Theil, fo Daß er wohlgerhftet wieder im Pilfener Kreis erſchien
und ben König, der nad) einer vergeblichen Belagerung von Tei⸗
sig 101) Rlahrub bebedngte 20%), zum Rüdyug nätbigte. Denn
die erwartete Hlilfe von ben bayrifchen Herzogen war außges -
blieben ober Bißfa war gu ſchnell über den Hals gekommen, Nur
von den getreuen Vilſenern unterſtuͤzt, wagte Sigmund mit Zij⸗
ta, ber Wildſtein eingenommen hatte (um ben 40. Febr.), kein
Treffen, ſondern ergriff eiligſt bie Flucht (12. Febr.) 10°), Das
konigtiche Heer Lößte ſich ganz auf und verlor auf ber Flucht durch
die nachfegenbe feindliche Reiterei einige taufend-Mann.an Tod⸗
ten und Gefangenen, Sigmund zog fich an bie Elbe zuruͤck nad
Leitmerig 194), welche Stabt ſich immer treu gegen ihn bewies
101) Windel ©. 73. nennt den Drt Steinitse.
102) Aen. 8ylv. H. B. c. 44: „Hoio (Monasterio Claronensi, quod
munitius fait) Sigismundus &xercitum admorit. (Sit denfelben Worten erzählt
and) Dlugoss. 1. c. p. 435.) Zischa autem in em copias duoente, tarpi
füga recessit, nec diu posten Bohemiam quogus reliquit, Zischa ad Pelzi-
nam duxit.“ Hagec. Ehr. &. 699 erzäplt diefe Vorfaͤlle ausführlicher. So
andy Theobalb 246, jedoch in einzelnen Angaben abweihend. In den böhmiſchen
Ghronifen und Annalen wird der Aufammenhang der Begebenheiten nicht Mar
esyählt, Contin. Pulkavao p. 159. „A. 1421 Rex Sigismandns obsedit Mo-
nasterium Cladrubiense. ¶ Hoc audientes Pragenses prooesserunt cum Zisca
Cladrubium in auxäium Chwaloni Rzepiezky et repulerunt regem cum
exercitu illius ab inde procidentem Litomericum.“ &o aud Palacky Annal.
Boh. p. 44.
103) Theobald S. 246. Pelze’ Erpäflung ©. 348 weicht ſehr von Thed-
ba’s Darftelung ab, Daß Sigmund bei Wildſtein dem Zijka eine Schlacht ger
liefert habe, aber befiegt worden fen, ift eine unrichtige Xaqhricht. Der gefällis
gen Mittheilung des gelehrten böhmifhen Geſchichtſhhreibers Palacky verdankt der
Berfaffer den ungedrudten Bericht des Laurentins von Brezowa: „Cum (Hus-
sitae) adhuc per quinque milliaria (bei Wildften) a Rege distarent, dissol-
vit Rex suum exercitum et non audens hostes exspectare, fugit de campis
versus Litomeric.“
104) Nidt nad) Kuttenberg, wie neuere Geſchichtſchreiber fälſchlich anges
ben, wahrſcheinlich verleitet durch Winde. Bon Leitmerig aber Tonnte er über
Kuttenberg nad Mähren und Ungarn zurüdgefehrt ſeyn. Chronic. Boh. H.
p- 461: „1421 Rex Ungariae obsedit dlaustrum Cladrub et audiens, quod
Pragenses procedant in auzilium, fugis Litomericium et hoc fuit in Qua-
dragesima.“ So aud) Contin. Palkavae u, Annal. Boh. Il. cc. Windei (c. 71.)
laßt Sigmund von Kuttenberg nad) Ungarn aufbrechen. Auch diefe dem Könige
Sigmund's erſter Kriegägug nach Cl. vo
fen. Hier verweilte er nur kurze Beitt@0)s eu verlleß noch im
Monat Februar Böhmen und begab ſich über Muttenberg nach
Mähren, wo er ſich einige Monate (von Ende Februar bie in
die erſte Hälfte bed Mals) aufhielt 100).
Der erſte Belbgug, den Sigmund nad) Bögmen zur Mes
hauptung biefes Koͤnigreichs machte, war ganz mißgiädt: nidt
weil er zu fpdt gegen Prag zog (mas hätte er früher mit feinem
Heinen Heere ohne bie Deutfchen gegen die Stadt ausrichten koͤn⸗
nen®), ſondern weil er bie gemäßigte Partei, weldhe ben Genuß
des Kelches und firengere Überwachung der Sitten der Geiftlich⸗
keit verlangte, nicht gewinnen konnte. Nach der Aufhebung der
Belagerung warb ber König von ber Offenfive auf die Defenfive
hingewieſen. Als der Wiffehrad gefallen war, fiinzte ein Boll:
wert nad) dem andern. Der kaum gekroͤnte König mußte das
Land verlafien, Es Iag aber bei der ganzen Leitung bed Kriege
von Seiten des Königs am Tage, daß er ohne ſtrategiſche Kennts
niffe und ohne Benugung der Wortheile, die man in Händen
hatte, geführt ward. Zu dem Religionskrieg gefellte ſich bald ber
Nationalkampf: dad Theuerſte und Heiligfle ward von dem Geg⸗
ner in blinder Wuth mit Shßen getreten und zu Grunde gerichtet,
was man entweber für hohe Pflicht hielt, ober woraus man ſich
ein großes Verdienft erworben zu haben wähnte, Indem bie
Huffiten vor allem Mönche und Priefter morbeten 107), bie
prachtvollen Kiäfter und Kirchen nieberbrannten, Gräber und Kir⸗
fonft fo getreue Stadt fhlug fogleih nach feiner Entfernung zu den Huffiten um.
Rad) demfelben Ghroniften c. 83: p. 1139 begleiteten den König von geiſtlichen
Perfonen nad) Ungarn nur Georg, Bilhof von Paflau, der paͤpſtliche Legat
und der Erzbiſhof von Mayland (Lesart einer Pandfhrift: von Magder
burg).
105) S. die Negeften im Anhang.
106) &. im And. die Regeſten.
107) Bit hatte einen Preiß. auf jeden Kopf eines katholiſchen Geifttigen
auögefegt. Tractat. de long. schismate 1. c. p. 103: „Capitaneus sectae illins
— Cziscow nomine — edictum puhlicam, ut dicitur exire fecerat, ut qui-
cunque sibi unum de orthodoxis presbyteris praesentaret ad manus, dun-
rum sexagenarum grossoram bohem. summam pro quogue capite foret ab
eo praemio accepturus.‘
r 7 *
10 Drittes Buch. Drittes Kapitel.
chengeraͤthe zerſtoͤrten 100), uͤbten auch bie Katholiken beſonders
ihren Muthwillen daran, huffitiſche Prieſter zu verbrennen ober in
die Bergſchachten zu.werfen, und ben Deutſchen war Bähme oder
Ketzer gleichbedeutend ,,. fo daß ſelbſt bie katholiſchen Böhmen vor
ihren Berfolgungen und Mißhandlungen nicht fiher waren. Ein
ganzed Land war dem Aufruhr eines unbändigen, rohen Volkes,
dem Fanatismus ſchwaͤrmeriſcher Neuerer, der Verwuͤſtung und
Zerſtoͤrung, dem Morde und Brennen fremder and einheimifcher
Kriegsvolker Preiß gegeben,
108) Aen. Sylv. Hist. Boh. c. 36. Er fügt ſodann bei: „‚Nullum regaum
aetate nostra in tota Europa tam frequentibus, tam augustis, tam oma-
is templis ditatem fuisse quam Bohemiam reor. Templa in coelum arecta,
Jongitudine atque .amplitudine mirabili, fornieibus tegebantur lapideis, al-
taria in sublimi posita, auro et argento, quo sanctorum reliquise tegeban-
tar, onusta, sacerdotum vestes margaritis tectae, ornatus omnis dives,
‚pretiosissima suppellex, fenestrae altae et amplissimae conspicuo vitro et
admirabili opere- Neque haec tantum in oppidis atque urbibus, sed in
vülis quogae admirari licebat.“
viertes Kapitel.
Boͤhmens Unabhängigkeit umer ja Hoerſcheung · 1421.
. J
Kaum war Sigmund mit feinem Heere nach Mähren- und
rengarn abgezogen und das den Huſſiten Zerfibrung drohende Un⸗
gewitter hatte ſich vertheilt, als diefe unter einander in heftige
Parteiungen ſich ſpalteten.
Wie im ber Prager Verfammlung am 24. Neu; 1420. bes
fimmt worden, vwerfammelten ſich bald naher die. Priefler ‘der
Prager Huſſiten, ber Taboriten und Drebiten von nem, :uml
fi) Aber ihre abweichenden Meinungen zu verſtaͤndigen. Auch
die Theologen ber Prager Univerfisät wurben beigegogen, Unter
den Weltlichen, weldje dieſer huſſitiſchen Synode belwohnten /
werben auch Zijka und Ulrich von Neuhaus aus dem Dofenbeigi:
ſchen Gefchlechte namentlich aufgeführt, -- ”
Fuͤr die Glaubensmeinungen der Prager Huffiten eftärte! Pen
wie zu erwarten fland, die Unfperfität. - Ihr damaliger Rector
Procop von Pilfen ließ Durch den Magifter Peter von Mladono⸗
wig fiebzig Artitel ablefen, die von verſchiedenen iaberitiſchea
Prieſtern waren gelehrt wotden 1).
unter denſelben ſind als befonders aufffollond zu beyichnene
Jeder Menſch, der die freien Kunſte ſtudirt md darin einen Grab
annimmt, ſundigt gegen das Evangelium: und it ein ‚Heide,
1) Laurent. Byz. p. 191 — 193 gibt den Inhait der 70 EM in xıv
Artikeln, und Yandelt dann v. p- 193 — 197 über die verderblichen doigen, die
daraus entſprungen. Dbwohl Hnffit, war er doch keintsweges für dis errentris
fen Anflhten der Taboriten. gl. Cocklari beil. Hussit. Kb, V. p.192014-
102 Drittes Buch. Biertes Kayliel.
Ale Tradition und jede Überlieferung ber Kirchenvater if nich ⸗
tig als Wert des Antichriſtes und gänzlich abzuſchuffen. Da-
ber find die Geremonien bei Spendung ber Sarramente gaͤnz⸗
lich zu verwerfen,
We Meß > und Kichengefangbächer, jeder Kirchen «Drnat, alle
Mahlereien find zu verwerfen und zu zerſtͤren.
Die Ohrenbeichte if gänzlich abzuſchaffen ſowie auch alles Ja⸗
ſten an beſtimmten Tagen und bie Enthaltung von geroiffen
Speifen,
Anfer dem Gauntag if kein Tag als Seftog zu feinn.
Die Geiſtlichen dürfen gar Feine zeitlichen Güter befigen.
ne Das Anrufen ber Heiligen iſt Abgot⸗
ya Ausitune vn Et, den Engeln und dem ‚Heiligen ik
As Bögenbienft gänzlich zu verbieten, und wo fich eine ſolche
findet, diefelbe zu zerſtoͤren.
Diefe.umd andere Saͤte, welche ben Lehren bed Huß ganz
anigegennefest waren, wurden yon ber haben Schule zu Prag
Fin irrig und ketzeriſch erklaͤrt. Die Zabariten ließen ſich in eine
Wiherlegung der Angriffe der Univerſitaͤts⸗Lehrer nicht ein, Viel⸗
leicht weil fie bier ihre Merchfomeit weniger wiefam hielten als
in ihcen Predigten an's Boll, ie erklärten, daß man nicht zum
Wefpeechung der (dmmilichen Sleubensfunmeln, fonbern nur wer
gen Werftändigung einiger Wuncte, insbeſendere aber in Betreff
des Meßornates, oh bie Driefler benfelben bei Eipenbung des hei⸗
lügen Abendmels gebrauchen: Pisten oder nicht?), aufammen ges
lonnuen wäre. Um den Streit, bee zwiſchen den Pragern und
Kaboriten. Immer heftiger warb, beizulegen, tat ber Magifter
Jacobell von Mies, hochgeachtet von beiden Seiten, ala Wer
teilen auf Er erklaͤrte, daß ed jedem Mießer frei fiünde, mit
dem Drmate aber ohne bemfalben die Meſſe zu leſen. Kußere Manz
Wine nur koͤnnten dieſes Kußero bedingen. Die taboritiſchen
Prieſter im Felde, bie nicht Meßgewaͤnder nachſchleppen koͤnnten,
moͤchten imn immerhin in gewoͤhnlicher Kleidung den Gottesdienſt hal⸗
W Die · teruen vertrieben ale heftige Priefer, ie ih De Wehen
wendeh ia der Mirche bedienten. Paget. Chr: ©. GOB
berfelben zu bebienen, dürften ohne &ihnde im Ormate bie Defie
leſen. Dieſes Austunftwittel zur Seilegung des Streites ward
vorerſt von beiden Seiten angenommen ®).
Rach ben Tode des ehrgeizigen Niclab von Huffinecz hattc
fh bie böhmifihen „Deren, Die Vroger und Ihea, as manch:
gung, daß er bie vier: Prager Artikel aufrecht erhaite. Die Bes
fendten wurben aber zu Batiber vom. dem ſchleſiſchen Herzog Ni
@laus angehalten und an Cigmunb, der ſich ˖ damals in Brimm
aufhielt, ausgeliefert. Der König ließ bie Gefandten nach Uns
aa reiten Berwahr halten, _
ihre Diener aber bi J
Sobald Sigmund Böhmen verlaffen hatte, war gijta td
tig geweſen, bie legten Zrämmer ber koͤniglichen Macht in Boh⸗
men zu zerſtͤren. Zuerſt richtete das „Heer ber Taboriten feine
Angriffe gegen Pilfen, das Haupt einiger für König Gigmmnb
verbünbeter Städte. Jedoch fehle ihnen bie ſtarke Feſtung, wor⸗
in eine zahlreiche Beſatzung lag und wohin viele aus andern Dr⸗
ten vertriebene Katholiten ſich gefllichtet hatten, heftigen -Wiber-
fhand entgegen, Mad) viermöcentficher Belagerung hatten bie
‚Huffiten nichts weites gewinnen koͤnnen, als bie Vorſtaͤdte: aber
die Stabt hatte auch Feine Ausſicht auf Eutfag. Daher verflänz
digte man ſich zu einem bis zum Ende des Jahres 1421 laufens
den Waffenſtillſtande. In denfelben waren auch die mit Pilfen
verbundenen Städte Mies, Tachau und Domazlig eingefchloffen.
Doc) hatten die Verbündeten ſich für bie huffitifche Lehre erklären
müffen, Zwar war ihnen zugeflanden werben, vorerſt noch eine
Geſandtſchaft an Sigmund zu ſchicken und defien Erlaubniß zum
Genuß des Kelchs nachzuſuchen. Sollte dieſe aber binnen einem
Monat nicht erfolgen, ſo machten ſie ſich zur Annahme der vier
3) Hager. She. S. MIT. Bel. Paul Geil. v. ©. 1. ©. 346.
4) Sage. Chr. ©. 606
108 Drittes Buch. Wertes Kuyledl. -
Prager Arikel archeiſchig. So gingen auch die weſtüchen bäh-
miſchen Staͤdte, welche dem Könige bisher noch augehangen hats
ten, verloren *).
Ohne Zeit zu verlieren zogen hieramf bie Zaboriten mit einer -
Kriegsſchaat Prager nördlich ber den Egerfluß gegen Kommoten,
um biefe Stabt wegen der gegen Saatz verübten Feindſeligkeiten
zu zücstigen*). Schon am zweiter Tag (16. März) war die mit
Mauern verfehene Stadt erſtinint und theils wegen ihres BWibers
fandes, theils wegen ihtes Haſſes gegen bie Hufflten'wurben bie
männlichen erwachfenen Einwohner ber Stadt, uͤber zweitauſend
Männer, erfihlagen, die. Haͤuſer niedergebrannt und felbft bie
Frauen, denen man Anfangs freien Abzug geſtattete, von den
wilben Taboritinen ber Kleider bevaubt, in Hütten gefperrt und
jammervoll verbrannt. . .
Über Laun, Saatz und: & an :weidhen Orten man
überall bie Sieger bewirthete und- Denfelben ſich geflgig zeigte,
zeg das taberitifche Heer nach Prag; wo es Mittwoch nach Oſtern
(26, Märy) ‚ahlangte”)..
Doch / nur wenige Zope verweilten bie zerftörungsfüchtigen
Rotten in ber Hauptſtadt. .E8..drängte fie zu nenen Greuelſce⸗
nen. Diefegmal.ging. der Zug, dem ſich vieler Prager. Pöbel anz
ſchloß, gegen die katholiſche Stadt Beraun, . Kein Widerftand,
Feine Mauer war ſtark genug die fanatifchen Haufen abzuhalten.
Beraun ward. erftinmt (1. April) und das Blut floß in Strömen.
Die Einwohnerfchaft ward erwürgt, gefchlachtet, verbrannt. Gier
benundbreißig katholiſche Priefter, worunter Wei flüchtige Pra⸗
ger Profeſſoren, litten den Feuertod ®),
5) Contin. Pulkav. I. c Palacky Ann. Boh. p. 4. Chronic. Bohem.
in Script. rer. Boh. II. 461. Hager. Chr. S. 699.
6) Aen. Sylv. H. B..c. 44. „Cum (Polrinart) civitstem egregie de-
fensam expugnare, desperaret, inde solyens Comitaviam petiit ; non parvi
mominis oppidum. ‚Quo vi capto popalares cum sacerdotibus in aedibus
ligneis reclusos — exussit.“ Chronic. Boh. 1. c. fagt: „ut communis fama
est duo millia CCCC homines perierunt,“* Contin. Pulkavae p. 160. Pa-
lacky Annal. Boh. p. 44. Beness. Krab: p. 71. Hagec. Chr. 701.
7) Hagec. Chr. S. 702. Bol, Pelgel Gelb. v. Böhm. S. 348.
8) Aen. Sylv. H. B. c. 44. Hagec, Chr. 702. Winde c.84. p. 1141:
Bigmens Wanbpängigkeit unter BEMRS Gerrführung. 05
Milttierweile waren aus Ping andere. bewaffnete Schaaren
in andere Gegenden zur Eroberung der noch Tänfghchen. Städte
gezogen. Anführer einer Schaar mar der Driefter Johann Jeſſ⸗
.nig, welcher feinen Zug gegen Soͤhmiſchbrod nahm, Die aus
Dentſchen unb Ungarn. beftehenbe Beſatzung vertheitigte die Stabt
tapfer: fie mußte aber endtich ber libermacht unterliegen, und
die Stiumenden drangen in bie Stadt. Die Zrummer ber Be⸗
fagung warfen fi in eine Kirche und wertheibigten ſich noch «int
Beitlang von bem Thurme au; Endlich ‚zimbeten bie Huffiter
die Kirche an: hundert Menfchen, darunter achhzehn Gakusı,
fanden in den Flammen ihren Tod).
Durch dad Schidfal diefer Stadt in Schrecken geſetzt, wage
ten bie uinliegenben Orte Rimburg, Kolin, Kaurzim und Po
lau, welche ſich bisher dem roͤmiſchen Könige treu erwiefen hatten,
keinen Widerſtand 0). Sie ſchickten Abgeordnete an bie Präger,
verſyrachen Unterwerfung und Aunahme ber vier Artikel, "Auch
öffnete Kolin unverweilt die Thore: fuͤr diefe ſchnelle Unterwer⸗
fung warb nur ein Klofter daſelbſt zerſtoͤrt und nur ber. Pfarrer
wit fieben andern katholiſchen Prieftern verbrannt. Auch) bie Kut⸗
tenberger, welche fich durch Verfolgung der Huffiten beſonders
ausgezeichnet und wiele hunderte ermorbet ober lebendig in .bie
Bergſchachten hinabgeſtuͤrzt hatten, wandten durch eine fchuelle
Unterwerfung die Zerfiörung ihrer Stabt ab. - Sie baten durch.
Die Huffen geivunnen die ftgt zu, Pernam und worden do vil criſten verprant
und erflagen mit namen Herr Bubena, fein vater Herr Gobile (Chronic. Boh.
l. c. 1.461. [Dominus Koblich, Dominus Bohuslaus Dupowegz.] Cont. Pulk.
p- 160. Palacky Annal. B. p.'45. Beness. Krubice p. 71.) und der frume
Herr Rudolf, der Felters alſo lange inne gehalten hette in Frigul.“ (Windec
meint Rudolf von Bete, Reichsvicat zu Feltre und Velluno. Piloni staria di
Belluuo p. 214.)
9) Chronic. Boh. in Scriptt. rer. B.IL p.463. Coptia. Pulkavae. De
lacky Annal. Il. cc. Aes. Sylv. H. B. c. 44. BHagec. G6hr..708.
10) Chronic. Boh.1.c. Contin. Pulkavae. Palacky Annal. ll. cc. Binde
« 9. Pagec. Chr. 703. Tractat. de long. schismate Pass I. «1.1. c.
p- 103. „Civitatem montium Chutnensium subjecerant sibi: an tamen ci-
vibus et incolis ejus voluntarie se tradentibus, an violonter subjectis, ignoro.#
106 Driues Buch. Bieries Rapid.
Abgtorduete die Prager um Saabe, welche fie auch erhheiten 11).
Jedoch mußte die ganze Einwohnerſchaſt, Alt und Jung, Wins
mer wie Frauen, ben Pragern eine Strecke entgegen gehen nnd
fe auf den Knieen um Werzeihung bitten 2),
be ganz auf. Dem Beifpiele von Ehembim, welche Stadt die
vier Artikel annahm und verſorach, ——
Sodmen zu gehorchen folgten die an der oͤſtlichen Grenze des
die Einwohner wurden nadt in's Elend getrieben oder in der Cibe
ertraͤnkt: dreiundzwanzig Geifltiche, welge wicht Hufen wer:
den wollten, verbrannt 1»),
> Die Eroberung fo vieler und wichtiger Puntte war in der
kurzen Zeit von einigen Monaten (März bis Mei) 1*=) gemacht
worben. Da von dem roͤmiſchen König, der in dieſer Zeit in ber
Nähe, in der Markgraffchaft Mähren, verweilte 14°), auch gar
wicht die geringfie Huͤlfe gefendet worben, fo ſchien er Böhmen
11) Windel c. 71. p. 1131. u. c. 90. p. 1146. Es wird der 3. Mai
1421 ald Zeit angegeben. Hager. Chr. 704 fegt diefe Groberung in den Sommer,
12) Chronic. Bohem. II. p. 468. Page. 1. c. nad) Laurent. Byz. Of.
Dobuer Mon. I. p. 146. Bgl. Peljel 351.
13) Count. Pulkarae u, Palacky Annal. Il. oc. Haget. Chr. 764 fl. Tract
de long. schismate 1. c. „Exercitus Husitarum infrdelium civitatem Jermer
manu violenta et forti circumdedit et obsedit et an. D. 1421 quodam die ante
£. 8. Trinitatis vinoens istravit. — Praepositus — Stephanus cum fratribus
suis — septem vel octo cam adjunctis sibi XIV presbyteris cariae ejus pro-
pter fidem — sunt ab impils ignibns combusti.‘“
14®) Bartossek p. 146: „A medio quadragesimae usque festum Pente-
oostes.“
14) &. im Anhang die Megeften. Ende Febr. hielt fih Sigmund in Chrem-
fier, im März an der fühlien Grenze Mährens zu Ricoldburg und Anaym, im
April za Dimdg und Brünn auf. Erſt in der zweiten Hälfte bes Mai’s reiste
er Über Trenſchin nad Presburg in Ungarn ab.
Boͤtenens Unabhängigkeit unter Aijte’s Guerführung. 107
ganz aufgegeben zu haben !*).. Diefes mochte Urſache ſeyn, daß
auch bie böpmsifchen ‚Deren, welche zum Theil biöher ruhige Bus
ſchauer geblieben waren, fich für bie ſtaͤrkere Partei entſchieden,
und mit iheen Maunfaften zu den huſſitiſchen Kriegsſchaaten
fließen 10).
Nachdem ber liche Theil Bohmens gauz unterworfen und
bie Prager wieder nach Hauſe gegogen, richtete ber unermibliche
Bilfa mit den Aaboriten feinen Berfeh en bie nördlichen Grenzen
gegen die Stadt Leitmerig, wo noch eine zahlreiche Königliche
Beſatrung lag. Auch waren hie Einwohner dem katholiſchen Blau:
ben treu geblieben, Me Angriffe ber Taboriten wurden auf bad
Zoepferſte zurickgeſchlagen. Deffenungeschtet wollte bie Stadt es
nicht auf dad Autßerſte wagen. Ban ſchrieb daher an bie Prager
und werfprach bie wier Artikel anzuschmen, wenn Zizka zuruck⸗
gerufen werde. Zufrieden damit, ſchickten bie Prager-ben Hinko
von Weldkein als Wefehlähaber von Leitmerig, damit er bie
Stadt übernefene. Deffenungenshtet weite Ziſta nicht abylebesss
in feiner Wuth gegen bie wiberfpenflige Stadt erbaute er ihr ges
gerader auf einer Anhöhe eine Wefle, bie er Kelch nannte, und
machte nochmals einen Angriff, ber aber mit Kraft zuruͤckgeſchla ⸗
gen wurde, - Dann erfi kehrte der wilbe Taboriten = &lhrer nach
Drag zuruͤck mit der Genugthunng wenigfiend, daß aus Zurcht
vor feinen Schaaren bie fo ſehr fefte Stadt zur Unterwerfung und
zum Abfal von König Sigmund gebracht worden !7),
Den glüdlichen Gang ber Eroberungen unb ben Schrecken
und bie Beflinzung der Königlichen bemugte man auch zur Ger
winnung des Prager Schloſſes. Sobald Ziſka nach Prag zuräd:
gekehrt war, traf man Anftalten das Schloß zu beſtirmen. Die
Befagung bat um einen vierzehntägigen Waffenſtillſtand. Wenn
nach Verfluß deffelben König Sigmund nicht mit wenigſtens zwei⸗
tauſend Mann zur Hülfe gekommen, fo wolle man bie Burg
13) Winde c.90. ' „Unb.des gefdad ach von femwenife des Tonigeb u
feinste veir.” Tract. de long. schiemate 1 c. p. 106: „(Bes) dormit, sepinns
jacet, sordus est, nom andit; matus, nom loquitur.“
16) Hager. Ehr. 706. or
AT) Hagec. Shr. 706. Peizei lc 88.
108 . Deittes Buch. Drittes Kapkeeli :
übergeben, . Da die Hähfe audBlieh, fo wurde am 7. Tani an die
Prager die Feſtung lbereben und ven bemfeiden ſogleich bes
ſetzt 18),
So war, mit Ausnahme mehrerer Seftungen an ber noͤrd⸗
lichen Grenze gegen das fächfifhe Erzgebirg hin, welde mit thls-
ringiſchen Befagungen verfehen waren, und einiger Drte im
Süden gegen Oftreich Hin, das genze „Königreich Böhnten flıe
Sigmund verloren und hatte ſich freiwillig. oder gezwungen für
die vier Prager Artikel erklaͤrt. .
Diefe ſchienen das Panier ber. Huffiten zu ſeyn. Da bereits
unter ihnen ſchon Glaubensſpaltumgen aucbrachen und Schwäne
mer durch neue Lehren alle pofitive Religion und jede Staatsein⸗
nichtung zu gerfihren ſuchten; fo richtete Bijfa, der Einigkeit bes
Landes verlangte, gegen ſolche Schwärmer und Zwietrachtsſtiſter
feine ganze. Muth.
Dan begnügte ſich nicht mehr damit, wie bie Zaboriten ges
than hatten, die Tradition, bie Gerimonien bei ber Austheilung
der Sacramente, bad Fegfeuer, bie Anrufung der Heiligen ıc,
zu verwerfen. Man ging num viel weiter: man flellte ganz neue
Religionsfäge auf, verwarf dad Evangelium und jede pofitive
Religion, .. -
Als Urheber und ———— der neuen Lehren wird
Martin Loquis, ein junger Ptieſter aus Mähren, genannt, der
ausgezeichnete Geiſtesgaben, ein wunderbares Gedaͤchtniß und
feltene Beredſamkeit befaß. Seinen Lehren flimmten bald meh⸗
rere huffitifche Prieſter, unter ihnen auch der fhon oft erwähnte
Wenzel Coranda bei. Die neuen Kehren enthielten unter andern
folgende Säge 19°):
18) Bartossek p. 145: „A. 1421 Dominic. ante Viti castrum Pragense
per gentes Regis Pregensibus est condescensum per tractatus opportunos,
geia ante divtem castrum Pragenses nomnulla tempora et gentes Conredi
Archiep. et Domini Nicolai de Budina jacnerunt in obeircumvallatione.“
GE. Tbid. p. 146. Chronic. Bohemic. in Ser. rer. Boh. IE. 468. Beness. Kra-
bice p. 71. „Dominico ante Marcelli condescenderunt castrum Pragense com-
munitati Pragensi.«
19«) Laurent. Byz. p. 203 — 207 gibt Die Artikel des Martin Loquis. Der
frenge Huffit ſucht fie von &. 207 — 216 ald keteriſch, irrig, Ärgertich aus der
Baohmens Unabhaͤngigkeit unter Ajka s Drerführung. 109
Ehrifti Ankunft auf Erden ſteht bevor: er kommt unerwar⸗
tet und als furchtbarer Beſtrafer der fündvoflen Menfchheit. Ale
Gegner des Geſetzes von Chriftus misfen zu Grunde gehen durch
fieben Plagen, Daher müflen auch die Gläubigen ihre Gegner
mit Feuer und Schwert vertilgen. Wer nicht fein Schwert und
feine Hände in das Blut der Feinde Ehriſti taucht, iſt ausgeſchloſſen
aus ber treuen Heerde. Ale Städte, Schlöffer, Dörfer der Erde
werben untergehen, mit Ausnahme, von fünf Bergſtaͤdten, wors
unter auch Tabor, wohin die treuen Gläubigen ſich flüchten fols
len, Hier follen fie die Ankunft des Herrn erwarten, der Gericht
halte. Dann wirb es feinen König, keinen Fuͤrſten, keinen Präs
laten mehr geben. Die Frauen werden im himmliſchen Reiche
ohne Geburtswehen gebären und ohne Erbſuͤnde. Die dann Ges
borenen werben nicht flerben. Keine Kirchen werben mehr feyn,
weil Chriſtus der einzige Tempel, Keine Satramente
werden mehr gefpendet. Die Menfchen im Stande ber Unſchuld
wie Abam und Eva im Parabiefe, bebürfen fobann auch weber
Speife noch Trank; fie fühlen keinerlei Schmerz und Ungemach.
Es iſt nicht zu verkennen, daß hier gnoſtiſche und waldenfis
ſche Lehren. von Martin Loquis adoptirt wurden. Bald zeigten
ſich diefe offen bei der Sekte der Adamiten, welde in Böhs
men und in Mähren ſchnell viele Anhänger fand. Zu ihrer Vers
breitung ‚trugen am meiften die Begharbent®b) bei, welde
in ihren weltlichen Brüberfchaften bed gemeinfchaftlichen Lebens
ähnliche Lehren als Richtſchnur ihres Glaubens und Handelns
befolgten, Aneas Sylvius2°), durch die Namensähnlichkeit in
Bibel mit aller theologiſchen Gelehrfamkeit zu widerlegen, Bgl. Hager. Chr. 698b
u. fil. Richter, in feiner Geſch. der Huffiten in Mähren von 1421 — 1438 im
Arie für Geogr., Hiftorie ꝛc. Jahrg. VII. Wien 1816. S. 189 Hält Martin
Loquis ſchon dem Namen nach nicht für einen Maͤhrer.
195) Über die Begharden handelt Mosheim de Beghardis et Beguinabus
u. Lenfant ConcH. de Constanoe II. p. 239. Wie fie nad Böhmen gekom⸗
men und unter des Königs Menzel Regierung fich in Prag verbreiteten, darüber
ſpricht Dobromähy in der Schrift, welche in der Note 20 genannt wird, aus -
fahrlich·
2%) Aeness Sylv. Hist. Boh. c. Al. Palach (Würdigung der alten boöhm.
Geſchichtſhreiber S. 247) verwirft des Aueas Sylbius Rachrict ganz: „Iener
110 Drittes Buch. Biertee Kapktıl.
Jerthum gefuͤhrt, melbet, daB damals ein gewiſſer Rann aus
der Picarbie, daher Picard genannt, nach Böhmen gelommen
fey und durch allerlei Kuͤnſte und Taͤuſchungen es dahin gebracht
babe, in kurzer Zeit eine nicht unanfehnliche Zahl Dinner und
Frauen zu gewinnen, benen er nackt zu gehen befahl, und fie da⸗
ber Adamiten nannte, Rachdem er eine Infel im Flaſſe Lufch
nitz befegt hatte, gab er fich für ben Bohn Gottes aus und ließ
fih Adam nennen, Die Weiber waren unter ihnen gemein
ſchaftlich; jebod) mußte zur jebermaligen Beiwohnung bie Erlaubs
niß Adams eingeholt werden. Gmpfanb einer von ihnen Reis
gung zu einer Frauensperſon, fo führte ex fle zu Adam und fagte:
Fur diefeift mein Geiſt entbrannt,” Worauf dieſer fagte: „Wachs
fet, vermeheet euch, füllet Die Erbe,” Die Abamiten behaupte⸗
ten alle übrigen Menſchen feyen Unfreie, nur fie allein feyen Freie,
Eines Tages verließen gegen vierzig bie Infel, drangen in bie
nahe gelegenen Dörfer und ermorbeten mehr als zweihunbert huſ⸗
ftifche Landleute, fie Rinder bed Teufels nennend weil fie Klei⸗
ber trugen. Auf bie Nachricht vom dieſer Graͤuelthat zog Bike
gegen bie Adamiten: ex eroberte ihre Imfel und ermordete fie alle
bis auf zwei, die er verfhonte, um von ihnen bie verkehrten Leh⸗
ven zu vernehmen, — AÄneas Sylvius fähet darauf fort zu ers
zaͤhlen, daß ihm bei feinem Aufenthalt in Böhmen ber Ger
Ulrich von Rofenberg über die Adamiten Mehrered mitgetheilt
babe. In defien Gewalt habe ſich eine Anzahl gefangener Mäns
mer und Weiber diefer Sekte befunden. Diefelben hätten oͤffent⸗
lich behauptet: die, welche Kleider und vorzhglich Beinkleider
felgen, feyen nicht frei. AS fle zum Scheiterhaufen geführt
wurden, hätten fie den Feuertod unter Jubel und Gefang erdul⸗
det. Von andern Schriftftelern erfährt man noch, daß die Pi:
Picard, ald Perfon, umd die Stiftung der Sekte der Adamiten durd ihn iſt
ein unding; der Hergang der Sache iſt ganz verſchleden von dem, was Gylvins
darüber erzahit.“ Bol. mad in den Abhandlungen ber 2. böhm. Geſelſq. der
Wiffenfipaften Dobrowsky (zum Theil nech handſchr. Ducken) 2te Abthl. 8b, IV.
S. 300fl. über die Picarden und Adamiten in Böhmen fagt, und mad darnad
und nad) Laurent. Bysin. Gitſelet Kiegengeiä. II. Abth. 4 6, 482 fü. u-
fammengeftelit hat.
Bohmens Unabhängigkeit unter Bijtn’s Gerrfährung. 111
carden ober Abamiten, wovon ein Theil ftliher auf einer Imfet
im Marchfluſſe bei Stragnig in Mähren gewohnt hatte, aber
daraus von bem Dimmer Erzbiſchof nach Böhmen war vertries
ben worben®1), gar Feine pofitive Region hatten, bie Taufe
„unb dab Abenbmal als Garramente vermarfen unb Kusffiseifun:
gen jeber Art begingen,
Mag ed feyn, daß Ancad Sylvius und die andern Tatholis
ſchen Schriftfkeler die Adamiten mit allzu grellen Farben ges
ſchildert Haben: fo bleibt doch auch aus Huffitifchen Schriftftellern
und ſelbſt auß dem Namen ber Sekte erfichtlih, daß ein foldes
Zurückgehen auf den Raturzuftand bes Benfhen mitten unter bee
Civiliſation zur gaͤnzlichen Entfittichung führte, Übrigens ſcheint
ed, daß bie Picards oder Adamiten ſich wieber in Sekten fpaltes
ten, wovon die Nicolaiten allein die Gemeinfchaftlichkeit ber Weis
ber beobachteten ®®),
Rift nur bie gemäßigten Huffiten, bie Prager, waren
hoͤchſt aufgebracht über die neuen Selten, bie allen Gottesdienſt
21) Hagec, Chr. 700. Bol. Rihter Hufen in Möhren L c. S. 188 fl.
22) Johann Sqlechta, Secretaͤr des böhmiſchen Aönigs Ladisiens gegen
Ende des KV. Jahrhunderts, ſarieb im I. 1619 an Erasmus einen mertwüre
digen Brief (Erasmi Epistoll. lib. XIV. ep. 21.) über die Sekten in Mögmen,
worin audy aubführlidh.der Picarden ober Adamiten gedaiht wird: eb werben ihnen
dort die meiften Leprfäge des Martin Loquis zugeſchtieben. Jedoch werden fie
nicht fo entfittlicht geihilbert, als diefeß bei Anend Sylbius in Anonymi nar-
ratio de nefanda haeresi Adamitioa bei Pez. Script. Austr. IL p. 538 2qq.
Thoin. Ebendorfer Chr. Austriec. bei-Pes. IL, p. 846 gefächen. Menzel Ha
ger. in feiner böpmifgen Chronik ©. 700 fü. 714 fl. handelt b. J. 1421 fehr
unvolftändig über bie Picardd, MWeffer ‚find vie Rachrichten bei Theobald Huf
fitenfe. c. 40 u. 50 &,221. Er nennt der Adamiten vornehmften Priefter Mars
tin Morweg. Dffenbar ift das Martin Loquis aus Mähren. Damit ift auch
Dingoss. 1. c. p. 407 u. p. 430 zu vergleichen. Von den boöͤhmiſchen Geſchicht.
färeibern gibt Dubrav. Hist. Boh. XIV, p. 36% noch beflere Merihte als Bal-
bin. Epit, p. 452. Die Radriäten über die Picarden und die Urtheile protes
ſtentiſchet Giriftfteller über fie, finden ſich zufemmengeftelt bei Senfant Kriege
der Huffiten etc. L S. 208 — 224, der übrigens fehr darin befangen ift, daß die
Waldenſer mit den Picards nit im Zufemmenheng ftänden. Das Behte, was
varüber geſchricben ift, gibt Dobtowsky 1. c. p. 320fil., wozu aud noch Beau-
sobre diss. sur les Adamites bei Lenfant hist. de la guerre des Huss. II.
304 sg. zu vergleigen iſt.
112 Drittes Buch. Bierted Kapitel.
den Priefterfland, bie bürgerlichen Einrichtungen veradhteten und
faſt wie Thiere lebten, fondern auch die Haͤupter ber Zaboriten.
Bigka beſonders war uͤber die neue Lehre, welche bie wirkliche Ges
genwart des Heilands im Sacrament des Abendmals Idugnete,
ergrimmt. Wie moanchen Sieg hatte er dadurch erfohten, daß
er durch Vortragung bed Kelchs feine Krieger in Begeiſterung ges
fest hatte! Nun ald er vernahm, daß fogar von feinen Taboriten
ſchon mehrere hundert den neuen Meinungen folgten, nicht mehr
vor dem heil. Sacramente die Kniee beugten, Kelche und Don:
ſtranzen zerſchlugen, nadt gingen und thierifch dem Gefihlechts
trieb folgten; fo ſchwur er die Adamiten gänzlich auszurotten.
Bo er ſolche unter feinen Taboriten fand, wurden dieſe als räus
dige Schafe von ber Heerde geſondert: fobann überfiel er eine
Schaar Abamiten zu Klokot und ließ fünfzig derfelben, die ihre
Irrthumer nicht abſchwoͤren wollten, verbrennen, Sie flarben
jubelnd und frohlodend als echte Fanatiker 22). Doch gelang es
dem Taboritens Anführer nicht dad Unkraut ganz auszurotten;
immer wucherte es wieder von neuem auf, Ähnlichen Spaltungen
und ercentrifchen Richtungen unter den Huffiten vorzubeugen, mag
Zizka bewogen haben, feft an bie vier Prager Artikel zu halten
und bie taboritifchen Priefter, welche Zwietracht erregten und den
Brauch im Priefterornat zu predigen und die Meffe zu Iefen fir
gottlos erklaͤrten, mit Pruͤgeln eines Andern zu belehren.
Dieſe ſtrengen Maßregeln Zizka's gegen die Adamiten und
ſchwaͤrmeriſchen Huffiten gewannen dem Taboriten⸗Anfuͤhrer im⸗
mer mehr die Partei der Gemaͤßigten. Nicht nur erklaͤrte ſich der
Adel, der bisher in einer eigenthuͤmlichen Stellung zwiſchen der
Nation und dem König verharrt hatte, ſondern auch der Erzbi—
ſchof Konrad von Prag, welcher die paͤpſtliche Verdammungsbulle
der huffitifcher Lehre ſelbſt befannt gemacht und verbreitet hatte,
fie diefe Partei 2°), Das letztere Beifpiel zog ben größern Theil
des böhmifchen Clerus nach, der noch feft am katholiſchen Glau⸗
23) Hagec. Ghr. 720 f.* Theobald 1. c-
24) Aeneas Sylv. Hist. Boh. c. 42. Die päpftliden Bullen, welde ad
preoes et desiderium Sigismundi regis erlaffen wurden, hat der Tractat. de
longaevo schismate 1. c. p. 104 und Cochlaei bell. hussit. lib. V. p. 183 — 186.
Boͤhmens Unabhängigkeit unter Ztjka's Heerfuͤhtung. 113
ben gehangen und felbft vielfache Proben des Maͤrtyrerthums ge:
geben hatte. So war bie ganze böhmifche Nation, mit Volk,
Abel und Geiftlichkeit einig, ihre Nationalität, ihre Unabhängig:
keit, ihre Glaubensfreiheit zu behaupten gegen jede Macht, gegen
iede Gewalt, gegen jedes Anfehen. Diefe Einigung fefter zu bes
gründen und zugleich Öffentlich auszufpredhen, ward auf den Vor:
flag ber böhmifchen Herrn ein Landtag ber. Stände nad) Czas⸗
lau berufen, Diefem wohnten außer den Zaboriten= und Drebi⸗
ten-Anführern die vornehmften böhmifchen Barone wie Ulrich von
Rofenberg, Czenko von Wartenberg, Ulrich Wawak von Neu:
haus, ‚Heinrich Berka von Duba, Heinrich von Walbflein und
andere bei. Selbft der Erzbifchof Konrad von Prag erfchien,
und aus Mähren, das damals noch zum großen Theil ganz in ber
Gewalt Sigmund’ war, fanden ſich der oberfle Landeshaupt⸗
mann Peter Pernſteinsky von Stragnig und der Herr Johann
von Lomnitz ein.
Das Ergebniß der Berathungen auf dem Landtag war der
Beſchluß (7. Juli): daß die vier Prager Artikel in Boͤhmen wie
in Mähren als Landes⸗Grundgeſetz angenommen und ihre Vers
theidigung wider Jedermann mit Leib und Blut beſchworen warb; -
daß der König Sigmund von Ungarn nie zugleich auch König
von Böhmen feyn koͤnne, und daher der Thron des Königreiches
Böhmen erlebigt fey (diefen Artikel unterzeichneten die Mährer
nicht) 5. daß zwanzig Vorſteher oder Directoren, welche bis zur
endlichen Beſtimmung uͤber die böhmifche Krone das Reich vers
walten follten, aus dem Herren⸗, Ritter= und Bürgerftande zu
wählen feyen und zwar in der Weife, daß die Herrn fünf, bie
Ritter fieben, die Städte acht von denfelben aus ihrer Mitte dazu
ernannten. Was denn auch alsbald gefhah, fo daß Böhmen
als Republik unter zwanzig Directoren, von welchen einer ‚den
Borfig führte, Hand 2°), _
25) Zpeöbal 9. K. S. 257 fü. Hager. Chr. 707 fü. gibt den Landtags
ſchluß. Bergl. Lenfant I. S. 435. Pelzel I. 353. Be war einer der Die
rectoren. Gr gibt fi) in einem Schreiben an die Stadt Wittingau den Namen
vonder Kelhburg und Director der dad göttlihe Gefeg in
aſchbach K. Sigmund. II. 8
114 Drittes Buch. Viertes Kapitel.
Sobald Sigmund von den Belchlüffen diefes Landtages,
welche fo fehr feine Rechte verlegten, Nachricht erhielt, ſchickte er
feine böhmifchen Räthe, die Herrn Alffo von Sternberg und
Yutha von Czaftalowicz ald Gefandte an fie ab. Diefe Räthe,
obwohl nicht ganz von dem Verdacht frei ‚der huffitifchen Lehre
zugethan zu ſeyn, boten Alles auf, ihre Landöleute zur Änderung
der gefaßten Befhlüffe zu bewegen. , Sie ermahnten mit allem
Ernfte zur Unterwerfung und zur Anerkennung Sigmund’s ald
ihres rechtmäßigen Könige, Ja Sigmund erklärte in dem den
Geſandten mitgegebenen Schreiben fich bereit, nicht nur jeden in
feinem Befig und feinen Rechten zu laffen, fondern auch den Böh-
men bie vier Artikel zu bewilligen: uͤberhaupt aber alle Beſchwer⸗
den, infofern er fie veranlaßt, abzuftellen 26), Als dieſe Er⸗
mahnungen nichts fruchteten, fo drohten fie im Namen ihres
Herrn mit defjen ganzer Gewalt und der Hülfe aller benachbarten
Fürften, die Widerfpenftigen zum Gehorfam und zur Unterwer-
fung zu bringen 27).
Als Antwort auf diefe Gefandtfchaft und das ihr mitgegebene
Schreiben ſchickten die böhmifchen Stände an den römifchen Koͤ—
nig eine Schrift, welche die Gründe enthielt, weßhalb fie ihm
den Gehorfam aufgefagt hatten 28),
Sie erflärten darin: Nachdem König Sigmund in feinem
Schreiben den böhmifchen Ständen zu verftehen gegeben, daß,
fofern durch ihn in der Krone Böhmen etwa Unorbnung ents
flanden, er diefelbe wieder abftellen wollte, fo reichten fie folgen:
des Verzeihniß von ihren Beſchwerden ein, wornach den Boͤh⸗
men Unrecht gefchehen:
1) Habe er ben Magifter Johann Huß trog des gegebenen
der götttihen Hoffnung erfüllenden Gemeinden des Landes
Böhmen. Milauer a. a, D. S. 36 deutſch, und S. 58 böhmiſch.
236) Hager. Chr. 709 fi, theilt das köͤnigliche Schreiben mit, welches auch
bei Goleft, Godläus u, Theobald ſteht.
27) Theobald H. K. c. 47. ©, 264 fll. Lenfant nad einem Breslauer
Manuſcript, wahrſcheinlich dem Laurent. Byzin. I. p. 435 —442.
28) Hager. Ehr. 7IL fl. Aheobald S. 267 —271. Cochlaci bell. Hus-
sit. .V. p. 202 gg. Bgl. Eenfent I. ©. 445— 450. Pelzel Geſch. v. Böhm.
1. S. 354 fi.
Vöhmens Umabhängigkeit unter Biffn’e Herrführung. 115
ſichern Geleites der ganzen boͤhmiſchen Ration zum Hohn
verbrennen laſſen. ®
2) Außerdem daß allein den Böhmen nicht geflattet geweſen
auf dem Concilium zu Conftanz frei zu reden, habe er zu
noch weiterer Verachtung des böhmifchen Volkes den witz
digen Magifter Hieronymus, troß der fonfligen öffentlichen
Sicherheit der Perfonen, verbrennen laſſen.
3) Habe er im benannten Eoncilium bie Böhmen für Ketzer er⸗
Bären und dad Kreuz wider fie predigen laffen, um fie ins⸗
geſammt ald Ketzer auszurotten.
4) Habe er in der Stadt Breslau den paͤpſtlichen Bann und
Kreuzzug gegen die Boͤhmen zu deren Verachtung und I
derben bekannt machen laſſen.
5) Durch die Publicirung dieſer Bannbulle habe er die Rad
baren bed boͤhmiſchen Volkes wider baflelbe aufgeregt un fie
wider die Böhmen, als wenn fie bie aͤrgſten Keger wären,
geführt,
6) Diefe fremden Fürften, welche er in's Land geführt, hätten
das Königreich mit Feuer und Schwert verheeret, viele Böhs
men geiftlihen und weltlichen Standes ermorbet und vers
brannt, Frauen und Iungfrauen geſchaͤndet.
7) Habe er einen Prager Bürger, den Johann Krafa, weil er
das Abendmal unter beiden Geftalten zu emffangen gebillis
get, mit Pferden durch die Straßen der Stadt Breslau
ſchleifen und zur Verhöhnung der boͤhmiſchen Nation ver⸗
breimen laſſen.
8) Habe er mehreren Breslauer Bürgern, die ſich wider König
* vergangen, aber von demſelben Verzeihung erhal⸗
ten, enthaupten, andere, zu ihrem Nachtheil und ihrer
Schande, in's Elend’ treiben laſſen.
9) Habe er dem Königreich das Herzogthum Brabant (Pelzel
bat: „Branbenburg”), welches Kaiſer Karl diefem Königs
reich mit unfäglicher Mühe und Koflen gewonnen und zuges
eignet, entzogen; außerdem aber noch bie Mark Branden⸗
burg ohne Wiffen und Einwilligung der böhmifchen Stände
verpfaͤndet.
8*
116 Drittes Buch. Viertes Kapitel,
10) Habe er wider fein feierliches Gelobniß und ohne Wiſſen
und Willen der Herrn, Ritte@und ber fläbtifchen Abgeord⸗
neten, bie böhmifche Krone aus dem Lande geführt, zur
Beratung der Nation,
14) Habe er die deutſchen Reihsinfignien und Kleinodien, bie
Kaifer Karl mit großer Mühe und Koſten zur Ehre der boͤh⸗
mifchen Nation in’s Land gebracht, wieder daraus ohne
Wiffen der Stände weggeführt,
12) ‚Habe er verfejiedene Kleinodien, welche die böhmifchen Rd:
nige und Fürften muͤhſam gefammelt und zur Ehre Gottes
und des Königreiches in der Prager Schloßficche, auf dem
Karlſtein und an andern Orten als Schäge aufbewahrt hat:
ten, hinweggenommen,, aus bem Lande geführt und zu des
“Reiches Schaden verwendet.
13) Habe er fi) ohne Wiflen und Willen dee Stände der Land⸗
tafel bemaͤchtigt, und bie bei berfelben verwahrten Gelber,
welche zum Theil Witwen und Waifen gehörten, wider
alles Recht und Gefeg meggennmmen,
14) Seitdem er alle Freiheiten und Rechte der Länder Böhmen
und Mähren aufgehoben ober mit Füßen getreten, feyen
durch ihn, den König, alle Unordnung und Verwirrung im
Lande entſtanden.
Um dieſe zu beendigen und Alles wieder gut zu machen, er='
Härten die Stände, müßten fie Darauf beſtehen und verlangen:
daß der König Sigmund das Reih Böhmen und die Markgraf:
ſchaft Mähren aus dem ſchlechten Ruf der Kegerei bringe; bie
von dem Reiche Böhmen eigenmächtig veräußerten Landſchaften
wieber zuruͤckſtelle; die böhmifche Krone, die Reichsheiligthuͤmer
und Kleinobien, die Landtafel, das Archiv und Alles was von
dem Karlftein weggefchleppt worden, wieberum überantworte; bie
wider bie Böhmen zum Krieg aufgerufenen benachbarten Völker
wieder beruhige und verhindere, daß weiter in Böhmen Blut
vergoffen werde, Schließlich gaben die Stände dem Könige ih:
ven Willen fund, daß fie feft ensfchloffen feyen, wie fie an ihren
alten herfömmlichen Rechten und Privilegien fefthielten, fo auch
nicht von ben vier Artikeln zu laffen, diefe wären: Empfang des
Boͤhmens Unabhängigkeit unter Zijka's Heerführung. - 117
Abendmals unter beiden Geftalten; freie Berkünbigung bes Wor⸗
tes Gottes duch ihre Priefter; Säcularifirung der Überflüffigen
geiftlichen Güter; Beftrafung öffentlicher Sünden und Vergehen
ohne Anfehen des Standes und ber Perfon.
Diefe Schrift der böhmifhen Stände ließ König Sigmund
nicht umerwibert. Cr ging fie in feinem Schreiben, dad er den
Böhmen zufandte *°), Punct für Punct durch, und fuchte ihnen
zu beweifen, baß er feine Schuld habe, Was ven Iohann Huf
und Hieronymus angehe, fo habe er, wie jedermann wiffe, auf
dem Concilium genugfam feinen Bruder, den König Wenzel, und
die böhmifchen. Stände vertreten und dadurch zulegt Nachrede und
Schmach erleiden.müffen. Bon ihm fey niemals etwas ausge⸗
gangen, was ber Krone Böhmen zur Schmach, Verachtung oder
Unehre gereichte, Auch fey keinesweges das Böhmerland ges
ſchmaͤht und verdammt worden, ſondern nur allein bie, welche
aus Berkehrtheit, Habfucht, Gottlofigkeit die Kirchen und Kloͤ—
ſter, die dem Almächtigen zu Ehren mit großen Koften erbaut
worben, beraubt, verbrannt und zerftöret; welche bie Heiligthüs
mer wider alle Ehrfurcht mit Züßen getreten; welche ehrbare
Frauen und Iungfrauen, Mönche, Geiftliche und andere fromme
Leute ohne alle Urfache graufam gemorbet ober verbrannt; welche
die Bilder der Heiligen zerfchlagen, die Fruchtgefilde verwuͤſtet,
und Alles mit Unordnung und Zerftörung angefüllt hätten. Da⸗
durch feyen die benachbarten Fürften zum Krieg gegen die Boͤh⸗
men aufgerufen worden, nicht durch ihn. Denn nicht leicht
werbe ein Vernünftiger glauben, daß er felbft fein eigen Koͤnig⸗
reich zu verrüften und zu verheeren befohlen habe. Im Gegen:
theil habe er den jammervollen Zuſtand des böhmifchen Landes
im Innerften feiner Seele beflaget, bemitleivet. Daß er bie boͤh⸗
29) Das Schreiben, welches ohne Datum ift, aber offenbar aus Ungarn im
Ieni gefäldt worden iſt, fieht bei Cochlaei bell. Hussit. lib: V. p. 205 q.
Zheobald 9. K. S. 271 — 2740. Hager. Chr. 712— 714. Auch in dem Tra-
ctat. de long. schismate 1. c. p.105 werden c. 19 —57 die Beſchwerden, Bes
fotäffe und Anfprüdpe der Vöhmen als ungegründet, ungereht und unftatthuft
aurüdgemiefen. Es gefieht dieſes von dem Tatholifdpen Geiftidien freilich auf
eine hoͤchſt einfeitige Weiſe.
118 Deittes Buch. Viertes Kapitel,
mifche Krone „ bie Reichöfleinodien und andere Sachen hinweg⸗
geführet, habe,er nicht zum Nachtheile des Landes gethan, ſon⸗
dern um fie vor der Plüinderung und Zerſtoͤrung in Sicherheit zu
bringen. Die Landtafel habe er mit der Herrn Willen und Wiſ⸗
fen, in deren Verwahr fie geweſen und von beren Siegel fie ges
f&loffen worden, an fich genommen, Im Falle aber wirklich im
Böhmenlande, wie die Stände vorgäben, durch ihn irgend Un⸗
ordnung entftanden, fo möchten bie benachbarten Fuͤrſten und
böhmifchen Heren daruͤber erfennen und er werde ſich deren Aus»
ſpruch unterwerfen : aber auch durch daffelbe Schiebögericht ſollte
erkannt werben, welche Unordnung und welches Werberbniß durch
die Böhmen felbft entftanden und wie beides wieder gut zu ma⸗
en ſey.
In Bezug auf die vier Prager Artikel antwortete er, daß
er nie diefelben ganz verworfen, aber noch ehe man barüber einig
geworben, hätten bie Böhmen feine und ihre Länder mit Feuer
und Schwert verwuͤſtet. Berner fey es ihm niemals eingefallen,
den Böhmen ihre alten Yerkömmlichen Rechte, Freiheiten, Privi⸗
legien zu nehmen: im Gegenteil habe er gefucht fie darin zu
ſchuͤtzen und wo möglich ihnen biefelben zu vermehren. Wenn fie
aber durch Verſchwoͤrungen und Aufwiegler verleitet ihrer Rechte
fich ſelbſt verluftig machten, fo fey das ihre Schuld, Daß fie in
ben St, Veit» und St. Wenceslaus= Kirchen auf dem Prager
Schloß die Bilder der Heiligen zerftöret, daß fie bad Prager Schloß
mit feinen herrlichen Kitchen nieberreißen wollten wie fie ſchon bei
dem Wiſſehrad gethan, folcher Frevel gebe gewiß feinen Grund
dazu, daß ihnen bie Freiheiten und Privilegien beftätigt würden,
wohl aber müßte es ihnen bei Gott dem Allmächtigen Strafe, bei
allen benachbarten Fürften und Völkern Schmach und Krieg, bei
ber ganzen Chriftenheit Schande und Unchre zugiehen. Denn die
Kirche auf dem Prager Schloß fey der böhmifchen Krone Haupt:
darin lägen St, Wenzel und bie andern heiligen Patrone, auch
fein Vater Kaifer Karl nebft andern Königen und Fuͤrſten begra⸗
ben. — Schließlich beſchwoͤrt Sigmund bie böhmifchen Stände,
nicht weiter zuzugeben, daß im Königreich Mord, Todtſchlag,
Brand, Zerftörung, Unordnung und Verwirrung herrſchen.
Boͤhmens Unabhängigkeit unter Zijka's Heerführung. 119
Wenn fie diefen Unorbnungen wider Gott, die heilige Kirche,
ihren angebornen König ſteuerten, fo wolle er ihnen in allen Stüs
den gern räthlich und behilflich feyn; wo nicht, fo werbe das
Land einem unzweifelhaften Untergang entgegengehen.
Es war nicht ſchwer fir jemand, der die Kluft nicht uͤber⸗
fah, in welcher die Bähmen ſich von der katholiſchen Kirche und
dem roͤmiſchen Könige getrennt hatten, vorauszufagen, daß auch
dieſer Verſuch einer Annäherung zwifchen Sigmund und den böhs
mifchen Ständen ein vergeblicher ſeyn muͤſſe. Der Zaboritens
Anführer Zizka und mehrere andere Häupter hatten zu fehr bie
materielle Gewalt in Händen und waren zu gleicher Zeit zu ſehr
der Verantwortlichkeit ihrer Thaten ſich bewußt, als baß-fie nicht
Alles aufboten, jede Fridendanmäherung zurüdzuweifen, Ohne
den Willen ber gefürchteten Taboriten = Häupter aber konnten we⸗
der die Prager noch bie Herrn, welche ſich vielleicht gern mit
Sigmund verföhnt hätten, etwas thun. So mußte ber blutige,
furchtbare Krieg weiter geführt werben,
- Ehe die Huffiten ihre Waffen tiber die Grenzen Bohmens
trugen, waren fie bedacht die wenigen feften Städte längs bem
fächfifchen ‚Erzgebirge und im Süden bed Koͤnigreichs gegen
Öftreich hin ſich zu unterwerfen. Indeſſen die Prager unter Ans
führung des Johann von Zelau gegen bie erftern zogen, wandte
fih Zizka mit den Zaboriten nach Mittag. Zwar koſtete es ben
Dragern nicht fonderlich viel Mühe, auf ihrem Zuge die Kiöfter
Duchs, Toͤplitz und Oſſek zu zerſtoͤren und die Stadt Bilin zu
erobern 3°), aber bei ber Feſtung Brür, welche meißnifche Be:
fagung hatte, fanden fie heftigen Widerfand, Daß ber Befehls:
haber ber Feftung, Dietrich von Wigleben aus Thuͤringen, von
ihren Drohungen, feine beiden gefangenen Söhne graufam zu
ermorden, nicht erfchredt, die Mißhandlungen und Ermordungen
einiger Deutfchen und mehrerer Nonnen durch Berbrennung ber
in feiner Gewalt befindlichen Huffiten rächte, brachte die Prager
zur größten Wuth, Sie beftürmten bie Stadt mit Kanonen,
Schleudermaſchinen und Buͤchſen und würden fie auch genommen
30) Continuat. Pulkavae p. 160. Palacky Annal. B. p. 46.
120 Drittes Buch. Viertes Kapitel.
haben, wäre nicht der meißniſche Markgraf Friedrich der Streit⸗
bare den Seinigen mit anſehnlicher Kriegsmacht zur Hülfe geeilt.
Dem unerſchrockenen Kriegsvolke gegenüber ſchwand die magifche
Gewalt der Huffiten. Die Meißner trieben die Feinde in bie
Flucht, die mit Hinterlaffung ihres ganzen Heergeräthes fi) nach
allen Richtungen zerftreutens erft Hinter den Mauern der huffitiz
ſchen Städte Laun, Saas, Slan jenſeits ber Eger machten fie
Halt und hielten fich bor den Verfolgungen der meißnifchen Reis
terei fiher®t),
Bu diefem Unfall, der die Prager betraf, kam noch ein ans
berer bebeutenberer, welcher der huffitifchen Sache noch viel grö:
fern Schaden bringen konnte.
Indem die böhmifchen Stände noch in Ezaslau verfammelt
waren und alle Verföhnungsvorfchläge Sigmund’s zuruͤckwieſen,
fielen auf Betreiben des Königs endlich die Schlefier mit einem
Heere von 20,000 Mann unter vierzehn fehlefifchen Herzogen, von
Glag aus bei Nachod in Böhmen ein und verbreiteten von Zrautes
nau bis Policza ihre Verheerungen und Verwuͤſtungen. Ber
mit den Waffen in der Hand angetroffen warb, wurde ohne Barm:
berzigfeit niebergemacht: aber auch wehrlofe Frauen und Kinder
- wurden nicht verfehont. Vielen Knaben ward ber rechte Arm oder
dad rechte Bein abgehauen, um fie für Eünftige Zeiten zum Krieg
untauglich zu machen; andern wurden die Nafe und Ohren ab⸗
geſchnitten oder fie fonft verftümmelt?2), Die Böhmen konnten
31) Ausführliche Berichte geben: Hager. Chr. 716 und Xheobald S. 276 fll.
Letterer gibt als Zeit den Monat Auguſt an. Chronic. Boh. in Scr. rer. Boh. IT.
p- 463. Sabbat. ante fest. S. Margarethae und die Flucht der Prager feria
II. in die 8. Osvaldi (5. Xug9. Aen. Sylv.H. B. c. M. in feiner Art fpriht
furz darüber, „Cum ad oppidug, cui Pons nomen est, et a Misnensibus
possideretur, copias ducerent, otcurrentibus Saxonibus non andentibus
congredi, redierunt.“ Continuat. Pulkarae p.161. Palacky Annal. B. p. 47.
C£. Dlogose. lib. XI.-p. 428’sq. Tractat. de long. schismate 1. c. p. 106:
„Incolae civitatis istius (Bruza velPons) ae ad protectionem D. D.Marchio-
num Misnens. conferentes, ad civitatem suam milites armigeros ab ipsis
dominis in subsidium accepermt. — Post haec Johannes Cziska — cum
plaribus aliis — literas publicae diffidationis ipsis Marchionibus direxe-
runt etc.“ .
32) Zheobal S. 276. Lenſant I. 456 nad dem Breslauer Manuſcript
Boͤhmens Unabhängigkeit unter Zijka's Heerfuͤhtung. 121
diefe unmenſchlichen Grauſamkeiten, wozu ſie vorher ſelbſt das
Beiſpiel gegeben hatten, nicht raͤchen, weil das ſchleſiſche Heer
nach den angerichteten Verwuͤſtungen und veruͤbten Graͤuelthaten
fich ſchnell wieder in die Heimath zuruckzog, und bald nachher
von anderer Seite zahlreichere Feinde drohten. Als aber fpäter
Czenko von Wartenberg und Kruffina von Lichtemburg im Be⸗
griff fanden an der Spige eines huſſitiſchen Heeres in Schlefien
einzufallen, fo wendeten bie Schlefier die Verheerungszuͤge ihrer
Zeinde dadurch ab, daß fie verfprachen bie vier Artifel annehmen
zu wollen 22). Dieſes bewog die Böhmen Schlefien zu verfcho-
nen, ba fie die Hoffnung hegten, an dieſer Provinz des böhmi-
ſchen Reiches eine mächtige Stüge zu erhalten >*),
Zizka hatte mittlerweile füblich von Tabor die Feftung Wod⸗
nian erobert und fi barauf gegen Raby gewendet, um auch bies
fen feften Ort in feine Gewalt zu bringen, Indem er bei ber
Belagerung hinter einem Baum fland, um von hier aus die Fe⸗
ſtungswerke zu befichtigen, warb ein Pfeil auf ihn abgefchoffen,
der zwar nur einen Aſt traf, aber doch höchft verberblich für ihn
wor, Denn ein Splitter von dem Pfeite fuhr dem Zijka in das
geſunde Auge und verlegte ihn.in der Weife, daß er ungeachtet
aller angewendeten Huͤlfe der Prager Ärzte: gänzlich erblinde⸗
te35), Denn auf dem andern Auge war er, wie früher angege⸗
ben, ſchon in feiner Jugend erblinbet.
Der Verluſt ſchien Anfangs größer als er wirklich war,
des Laurent. Brzezina. Doc. Geſch. von Breslau II... 359. Der Tractat.
de long. schismate 1. c. p. 10% gibt. ein Schreiben des in Gzablau verfams
melten Zandtags an die Schleſier, worin diefelben unter Drohungen von Krieg
aufgefordert werden, von ihren Feindfeligfeiten gegen Böhmen abzulaffen. Ahn-
liche Schreiben von gleihem Datum an die Meißner und Laufiger gibt Co-
chlaeus bell. Hussit. üb. V. p. 198 sag.
33) Doc. Geſch. von Breslau 1. ©. L. Brzezina’s Worte lauten: „Qui
Gie Sälefier) literas dirigunt, quod cum Bodmis placidam inire volent con-
‚cordiam.“ .
34) Theobald 1. c. Curei Annal. Sil. p. 124. Pol Brest, Aunal. S. 200.
35) Chronic. Boh. II. p. 463 (im Juli 1421): Cont.Pulkavae p. 160.
Palacky Ann. p. 46. $ager. Ghr. 7008 u. 717°. Aen. Sylr. H. B. c. 4.
Diugoss. hist. Pol. XI. p 438. . Y
m Drittes Buch. Wiertes Kapitel.
gigka's Name war hinreichend bie feindlichen Heere in die Flucht
zu jagen und feine Taboriten in bie größte Kampfeswuth zu ver:
feßen. Die gegen die Eger. vorrüdenden Meißner, welde ſchon
bis Zaun ihre Streifzüge machten, zogen fi) auf die Nachricht
von der Annäherung bed Zijfa ſchnell wieder tiber ihre Berge zu:
th 36): und doch war ber blinde Taboriten= Anführer, damals
noch an feinem Auge von heftigem Fieberſchmerz gequält, fo wer
nig feiner felbft mächtig, daß er nur mit Hülfe feiner Umgebung
ein Roß befteigen und fich darauf erhalten konnte.
Darauf veranflalteten die böhmifchen Herrn einen aberma=
ligen Landtag, der zu Kuttenberg??) (24. Sept.) gehalten, und
faſt von fammtlichen größern Städten befhidt ward, Unter den
Prager Abgeorbneten waren zwei Priefter, Iohann von Prfis
bram und Procop von Pilfen. Die Berathungen bezwedten
bauptfächlich bie Wiederherſtellung der Drbnung, Gefeglichkeit,
bes Friedens in Böhmen. Um dieſe Wohlthaten dem Lande wies
der zu gewinnen, erfannte man bie Nothwendigfeit einer geregel=
tern Reglerung; denn bie 24 Directoren befaßen Feine durchgrei⸗
fende Auctorität und es herrſchte Feine befondere Einigkeit unter
benfelben, ba fie den verfchiebenen Ständen entnommen, auch
nur deren individuelle Intereffen berüdfichtigten.
Da mittlerweile nach Ianger unb vieler Überlegung ber pol⸗
niſche König Wladislaus Jagello die ihm angebotene böhmifche
Krone mit tabeinden Außerungen über den Abfall der Böhmen
von ber Kirche auögefchlagen hatte, wohl hauptfählih aus
dem Grund, weil damals fein Streit mit dem deutſchen Orden
durch den Papft. entfchieden werben follte; fo mußter die Boͤh⸗
men darauf denken, eine andere Wahl vorzunehmen, Da fie
immer ihre Haupthoffnungen auf die verwandten flavifchen Natio⸗
nalitäten richteten, vieleicht mit der entfernten Hinficht auf eine
ſlaviſche Nationalkirche, fo beſchloß man dem Wetter des polnifchen
Königs, dem Großfürften Witold von Kitthauen, bie böhmifche
36) Hager. Chr. 7178, Theoba 277.
37) Zheobald 278 nennt Böhmiſchbrod als Drt der Berfammlung am
24. Sept. So auch Hagec. Chr: 717, welcher aber einen andern Landtag zu
Kuttenberg S. 718 angibt.
Boͤhmens Unabhängigkeit unter Zijka's Heerführung. 123
Krone anzutragen durch eine feierliche Geſandtſchaft; bis von ihm
aber eine Antwort eintreffe, befchloß man mittlerweile ſich in die
Berfaflung zu ſetzen, buch Aushebung und Sammlung neuer
Kriegsvoͤlker abermalige Angriffe Sigmund’s und feiner Verbuͤn⸗
beten mit Erfolg zuruͤckzuſchlagen *®),
38) Diagoss. hist. Polon. lib. XI. p. 428sgq. 432u. 435. Contin. Pul-
kavae p. 161. Palacky Annal. B. p. 47 ag. Bencss. Krab. p. 71. Thev-
han S. 279.
Fünttes Kapitel.
8. Sigmund’s zweiter Kriegezug nach Böhmen. 1421.
Mittlerweile in der erſten Hälfte deö Jahres 4421 dieſes in
Böhmen vorging, war ber römifche König in Ungarn, wo er
ſich damals aufhielt, nicht unthätig. Dreierlei befonders beſchaͤf⸗
tigte ihn: erftend den König Wladislaus von Polen dahin zu
bewegen, baß er ſich weder felbft in die böhmifchen Angelegenhei⸗
ten mifchte noch feinen Verwandten, ben litthauifchen Fürften, er:
laubte, daß fie irgend den Huffiten eine Unterftügung zuſchickten.
Sodann mußte er die Türken, welche Ungarn bedrohten, von
den Grenzen dieſes Reichs zuruͤcktreiben. Endlich bot er Alles
auf, die beutfchen Reichsfürften zu einem neuen Zug nad) Böh:
men zu bewegen,
Da der Großfürft Witold von Litthauen ſich auf dad Ent:
fhiedenfte gegen die Annahme des Breslauer Ausſpruchs, den
Sigmund im Anfang des Jahres 1420 gegeben, erklärte und ber
König von Polen auch feine Unzufriedenheit über die Entſcheidung
ausſprach; fo war Feinesweges, wie man gehofft hatte, der Fries
de zwifchen dem deutſchen Orden und ben Jagellonen vermittelt,
Im Gegentheil fteigerte fi täglich die feindliche Stimmung der
legtern gegen ben erftern. Im Sommer 1420 brach wirklich der
Krieg von neuem aus, obwohl kurz vorher noch Sigmund ſich
bemüht hatte, die obwaltenden Mißhelligkeiten und Irrungen,
welche den Frieden nicht wurzeln ließen, durch feinen Bevollmaͤch⸗
tigten, den Kämmerer Konrad von Weinsberg, zu befeitigen 1).
4) Schreiben des römifhen Königs an den König von Polen d. d. „In
Sigmund's zweiter Kriegezug nach Böhmen. 125
Nur mit großer Mühe gelang es abermald eine Waffenruhe auf
ein Jahr zu vermitteln 2),
Richt wenig mußte es ben römifchen König verlegen, daß
der König von Polen nunmehr den Papft ald Schiedsrichter auf⸗
zief und diefer die Sache annahm. Wladislaus Jagello wußte
Papſt Martin V gleich fo fehr in fein Intereſſe zu ziehen, daß
berfelbe in einer Bulle dem Hochmeifter gebot, den Waffenſtill⸗
fland auf das Puͤnctlichſte zu beobachten und verſprach, noch vor
Schluß des Jahres 4420 des Königs Wiadislaus Beſchwerden,
daß König Sigmund „nichtig, ungerecht und ärgerlich entfchieden
babe” unterfuchen zu laſſen und fodenn ben Zrieben zu vermits
teln®). Es verlangte die Ehre des roͤmiſchen Königs, daß er
dem Papfle die ernftlichfe Mahnung zukommen ließ, an dem
Breslauer Spruch nichts zum Nachtheil des Ordens zu ändern *),
Außerdem daß ſich auch die deutſchen Reichäftrften in einem
eindringlihen Schreiben an den Papft für bie Aufrechthaltung bes
Breslauer Spruchs ausſprachen, ſchrieb auch ber römifche König
von neuem dem Papfte auf das Nachdruͤcllichſte gegen eine aber-
malige Vornahme der Sache: „Er koͤnne fich nicht genug wuns
dern, wie der König von Polen mit Witold e8 wage, gegen ſei⸗
men fehiebörichterlichen Ausſpruch am roͤmiſchen Hofe eine fo un
angemeffene Klage zu führen und ſich ertühne, nicht nur feine,
ſondern auch des Papfted Ehre fo ſchwer zu verlegen, zumal ba
ex beim Ausfpruche ſowohl dem Rathe ber päpftlichen Begaten, als
dem ber Kurfürften und der Furſten wie auch der Großen von Uns
\
castro nostro Pragensi in die Jacobi“ (25. Juli) und das Beglaubigungsfähreis
ben Sigmund’s von demfelben Datum für Konrad von Weinsberg: beide aus dem
d. DOrdendarhiv bei Boigt Geſch. Preuff. VII. S. 379.
2) Boigt a. a. D. 381.
3) Die päpftliche Bulle d. d. Florentiae 3, Sept. 1420 im d. Drdendar ⸗
dio bei Woigt 381. gl. Raynald Ann. eocles. an. 1420. ur. 12. Mit Redt
bemerkt Boigt: Es ift ein Mißverſtändniß dieſer Bulle, wenn Kotebue (Preuß.
Seid.) Bd. I. S. 197 behauptet, der Papft felbft habe den Ausſpruch des
roͤmiſchen Königs „nichtig, ungereht, Argernif gebend und anmaplih audger
forodpen” genannt.
4) Schreiben Konrad's v. Weindberg an den Hochmeiſter d. d. Neuenburg
Mont. n. Lucie 1420. Soigt VII 383.
1% ° Drittes Buch. SBünftes Kapitel,
garn und Böhmen gefolgt ſey und Alles fid) auf bie Einficht und
Beweisgruͤnde der Briefe und Urkunden des Königs felbft, Wis
told's und deren Vorfahren ſtiche; ex habe in Allem nur nach
firengfter Gewiffenhaftigkeit und Gerechtigkeit geurtheilt unb müffe
bemnad) Seine Heiligkeit, den Papft, aufs Dringendſte bitten, in
Büdficht auf die gehandhabte Gerechtigkeit, des Königs und Wi⸗
tolb’8 Sachwaltern weiter Fein Gehör zu geben und ihnen Still⸗
ſchweigen zu gebieten, zugleich aber auch den rechtmäßig getha⸗
nen Spruch in Rüdficht auf feine Ehre und Gerechtigkeit feiner
Seits zu befätigen®).
Diefed Schreiben blieb nicht ganz erfolglos. Der Papft
wagte nicht den fo beſtinnut gegebenen Erklaͤrungen bed römifchen
Königs entgegen ben Proceß ald in einer höheren Inflanz vors
nehmen zu laſſen. Erſt nachdem er einige Monate die: Sache
ganz liegen gelafien, ließ ex, von dem polnifchen König gedrängt,
durch einen Cardinal eine Art von Revifion bed Rechtsſtreites vor⸗
nehmen (im März 1421), doch gab er zugleich die Erklärung ab:
„ex wolle im Streit keinesweges als Richter verfahren, ſondern
fobald er die Rechte beider Theile kennen gelernt und geprüft, auf
irgend ein Mittel denken, wie ber Friede zu bewirken fey *).“
Diefer Erklärung gemäß ging des Papftes Hauptbeflreben
in ber Sache dahin, eine verlängerte Waffenruhe unter den Streis
tenden zu Stande zu bringen, was ihm jeboch keinesweges ges
lang, da beſonders der kriegeriſche Großfürft von Litthauen bes
beutende Kriegsanftalten zur Erneuerung der Beinbfeligkeiten ges
troffen und ber König von. Polen ein Buͤndniß zur Bekriegung
des Ordens mit dem Kurfärften von Brandenburg gefchloffen
hatte 72).
Die Berufung an ben Papft, welche biefer nicht ganz zu=
ruͤckgewieſen hatte, verlegte den römifchen König fehr: im fol-
genden Jahre appellixte er an ben beffer zu unterrichtenden Papft
und verbot zugleich dem Orden fich irgend über bie Sache mit dem
5) Das Göäreiben des roͤm. Königs an ben Papft (ohne Datum) im Aus-
zug mitgetheilt bei Boigt a. a. D. S. 384.
6) Boigt S. 386.
7°) Boigt &. 386 — 390.
Sigmund’s zweiter Kriegtzug nach Böhmen. 177
päpftlichen Nuntius einzulaffen. Auch brachte er es endlich bei
Martin V dahin, daß / dieſer verfprach nichts wider Wiffen und
Willen des Königs vorzunehmen, welchem Verſprechen ex doch
nicht genau nachkam? b),
Warum aber weber ber roͤmiſche König dem Breslauer Aus:
ſpruch Nachdruck geben, noch der Papft der an ihn ergangenen
Appellation Folge leiften Tonnte, dieſe Frage findet ihre Beant⸗
wortung in ben damaligen Verhältniffen, in welchen beide Ober:
haͤupter der Chriftenheit zu Böhmen fanden, Verfuhr man hier
in den zarten Beziehungen, in denen Sigmund wie Martin V
gegen Polen fand, nicht mit aller möglichen Schonung; fo
konnte durch Wladislaus Jagello an den Flammen des boͤhmi⸗
ſchen Huſſiten⸗ Aufſtandes ein Brand entzündet werben, den zu
loͤſchen weder bes roͤmiſchen Königs noch bed Papſtes Kräfte aus⸗
reichten,
Die Huffiten, wohl einfehend, wie wichtig ihnen Hülfe vom
Polen aus fey, hatten ſchon gegen Ende des Jahres 1420 dem
Wladislaus Jagello die boͤhmiſche Krone durch eine feierliche Ges
ſandtſchaft, an deren Spige Heinrich von Waldſtein fland, an-
bieten lafjen, und ihm zugleich in Ausſicht geftellt, daß er mit
Hülfe der Böhmen um fo leichter feinen Feind, den deutſchen Ors
ben, werde befiegen können ®). Anfangs wies ber polnifche Koͤ⸗
nig das lockende Anerbieten nicht ganz von ſich. Indem er uns
ter der Hand die Sache der Huffiten förderte, um biefelbe zu feis
nen Zweden gegen König Sigmund und ben Orden zu. benus
gen ®), zog er feine endliche Entfchließung Über die Annahme der
ihm dargebotenen Krone in bie Länge. Sigmund ließ es nicht
an Aufforderungen, die er ihm zufendete, fehlen, fich nicht mit
Ketzern zu verbinden 19): auch ber Papft hat ohne Zweiſel Bit:
*
76) Boigt ©. 399 fü. ©. 427 u. ©. 429 fü.
&) Diugoss. hist. Polon. I. p.432sq. Kojalowicz hist. Lithnan. p. 110.
9) Sqreiben des römiſchen Königs an den Hohmeifter d. d. Prefburg
Samstag nad; Margaretja 1421 bei Boigt S. 393. Windel c. 87. p. 1144.
10) Windel 1. c. Auch Witon, der Großfärft von Litthauen, wurde auf⸗
gefordert den Hufften Beinen Weiftand zu leiſten. Doch rüftete er heimlich für
fie, wie der Brief? des Drdensmarſchalls von Livland an den Hodmeifter des
128 Drittes Buch. Fuͤnftes Kapitel.
ten und Drohungen angewendet, ben König von den Huffiten zu
entfernen. Wladislaus, der bedenken mochte, wie er durch bie
offenbare Vereinigung mit erflärten Kegern in eine mißliche Stel:
kung, der Kirche gegenüber, Tommen koͤnnte; wie bann Ungarn,
das roͤmiſche Reich, ber deutſche Orden ihre Streitkräfte gegen
ihn vereinigen möchten, war fo Hug, nach mehrern darüber ge:
baltenen Reichötagen die angebotene böhmifche Krone abzulehnen
(14, Det. 1420), Um jedoch die in Ausficht gehabten Vortheile
für Polen nicht ganz zu verfcherzen, wies er ohne Zweifel bie
Huffiten darauf hin, aus ben litthauifchen Iagellonen, feinen
Bettern, ſich einen Fürften zu wählen. Es war daher auch ganz
natürlich, daß Königs Sigmund Anfinnen, daß der polnifche Koͤ—
nig die Böhmen zum Gehorfam gegen ihren angebornen König
aufforbdere und gegen die Widerfpenftigen ein Huͤlfsheer zur Ber
kriegung fende, abgefchlagen wurde. Wladislaus wollte nur hel⸗
fen, wenn er Schlefien abgetreten befäme 11),
Indem ber polnifch = beutfche Orbens = Streit noch immer in
der Schwebe war, und die Böhmen von ihren öftlichen flavifchen
Brüdern kraͤftige Unterftügung erwarteten, war König Sigmund
in feinem Reiche Ungarn vielfach befchäftigt, die Feinde im St:
den, die Benetianer in Dalmatien, die Türken in Siebenbürgen,
in ihren fiegreichen Fortſchritten aufzuhalten. Won Mähren aus,
wo er in den erften Monaten des Jahres 1421 zu Chremfier, Nis
colspurg, Inaym, Olmuͤtz, Brünn 12) verweilte, begab er fi
im Mai nad) Ungarn. Anfänglich nahm er an ber Grenze, gegen
Mähren und Polen, zu Trentſchin 13), feinen Aufenthalt, um
die Unterhandlungen mit ben Böhmen und ben Polen raſcher zu
d. Ordens d. d. Riga 9. Aug. 1421 angibt. Index Corp. hist. dipl Livon.,
Esthon. et Caroniae I. p. 224. In fpätern Sqhreiben deffeiben Ordensmar ⸗
ſchalls (d. d. Riga 25. u. 20. Aug. 1421) an den Hodmeifter und an den römi«
fen König wird darüber Bericht erftattet, daß an den Großfürften Witold die
Anfrage auf Sigmund’s Befehl geftellt worden, ob er den böhmifhen Huffiten
beiſtehen werde. Index. cit. p. 225.
11) Bel. Engel Geſch. d. Ungt. Reiches II. S. 301.
12) ©. im Anh, die Regeften. “
13) S. im Anh. die Regeſten.
.
Stgmund’® zweiter Kriegezug nad) Vöhmen. 129
betreiben, Sobann aber begab er ſich nach Preburg 1%), um von
bier aus eines Theil Die Kriegsanftalten gegen die Türken zu betrei⸗
ben15), andern Theils die oͤſtreichiſchen Hergage und bie andern deut⸗
ſchen Reichsfürften zum neuen Kriegszug gegen Böhmen aufzurufen.
Im Jahre 1421 fielen die Osmanen unvermuthet in Siebenbür=
gen (dad Winzlanb) ein, plünderten und zerftörten Die Kloͤſter und
überrumpelten die Hauptftabt Kronflabt, woraus fie felbft ben
Magiſtrat mit dem Judex Curiae gefangen wegführten (im Juni).
Sigmund eilte ſchnell zur Huͤlfe herbei mit den ungrifchen Ban⸗
derien. Am 4. Juli war er zu Mühlenbach; bie umfaffenden
Kriegsanftalten, wornach der dritte Edelmann und ber zehnte
Bauer Siebenbiirgens mit dem König unter bie Waffen treten
mußte, verfammelten ein großes Heer, vor dem bie Türken ſich
zuruckzogen und ber Woiwode Dan (Daniel) von ber Walachei
unterwarf fich wieber der ungriſchen Oberhoheit 10). Darauf
warb ein fünfjähriger Waffenftillftand zwiſchen Sigmund und dem
Sultan Murad abgefhloffen 17). Legterer wandte fi ſodann
(1422) zur Belagerung Eonſtantinopels: erfterer aber wieder ur
Bektiegung der ‚Huffiten,.
Schon im Maͤrz 1421 war von ben geiftlichen Kurfuͤrſten
in Boppart ein Tag gehalten worben 1®) zur Berathung über die
huſſitiſche Kegerei, wie von neuem ein Zug zur Ausrottung der⸗
felben unternommen werben koͤnnte. Man kam dahin überein,
eine Gefandtfchaft nach Ungatn zum roͤmiſchen König zu ſchicken,
ihn zur ‚Haltung eines Reichstags zu Regensburg zu bewegen,
Da aber der König trog feiner anfänglichen Bufage nicht nach
Deutfchland herausfommen Fonnte, wurde ber Reichstag auf eis
nige Wochen fpäter (im April) nach Nürnberg auögefchrieben ?),
14) S, im Anh. die Regeften,
15) Windet c. 89. m i146. Ba. Engel 1. c. ©. 302.
16) Thwrocz Chronic, P. IV. c. 17. Schwandtner Scriptt. rer. Hung.
T.1. p. 886. .Katona hist. crit. Reg, Hung. XII. p. 373. Gngel Wella,
Geſch. ©. 165. Bol. Feßler Geſch. d. Ungern IV. S. 366 fl.
17) v. Hammer Döman, Geh. 1. S. 401. Engel Geſch. d, Ungr. R. I.
S. 302.
18) Bal. Häberlin R. Hiſtorie V. 306.
19) Winde c. 89. p. 1145: „Alſo der konige beſchaiden was — gein Nez
Ahbach F. Sigmund, II. .9
10 Drittes Buch. Fhnftes Kapitel,
‚Bier erſchienen zur beſtinunten Zeit außer den rheiniſchen Kurfür⸗
ſten, die Pfaljgrafen und Herzoge von Bayern, die Herzoge von
Cleve und Berg, die evollmächtigten Räthe ber Herzoge von
Brabant, Savoyen und Holland, zwei Grafen von Raflau, der
Markgraf von Baden und viele Grafen, Herrn und Ritter aus
Franken, Bayern, Schwaben und ben Rheinlanden, wie auch
die Abgeordneten der meiften Reichöftäbte. Auch ein päpftlicher
Legat und der Patriarch von Friaul oder Aquileja wohnten ber
Verſammlung bei, Nach vergeblichem vierzehntägigen Warten
auf die Anfunft des Koͤnigs waren die Berfammelten hoͤchſt uns
zufrieden über deſſen Ausbleiben 2°). Sie ließen ihren Unwillen
laut gegen feine Räthe, den Bifhof Georg von Paſſau, den
Markgrafen Bernhard von Baden und ben Grafen Ludwig von
Öttingen aus. Nur mit Mühe gelang es diefen die Berfammlung
zu irgend einem Befchluffe zu bewegen. Nachdem man nochmals
vergeblich eine Botfchaft nach Ungarn gefendet hatte, den König
zum Beſuch des Reichstags in Perfon einzuladen, fo brachten es
die geiftlichen Fürften und die koͤniglichen Räthe doch dahin, daß
die Reichöftände, worunter außer den in Nürnberg verfammelten
auch bie brandenburgifchen, ſaͤchſiſchen und thuͤringiſchen waren
und 86 Reichsſtaͤdte 2"), verſprachen gegen Mitte Auguft mit ih:
rem reifigen Volke im Zelde gegen die Huffiten zufammenzufom:
men. Um biefe Zeit verfprach der römifche König, auch mit feis
ven Ungarn und andern Hülfsoölfern in Böhmen einzutreffen 22).
In einer befondern Bereinigung, welche bie rheinifchen Kurs
fürfen (am 23. April) zu Nürnberg mit einander abfchloffen,
verbanden ſich dieſelben, bem König nyr vereinigt, nicht aber eins
zeln gegen die Huffiten zu helfen 22).
genfpurg zu kommen — Das geſchach nit: alfo wart ein ander tag gemacht vnd
auf gelait von den kurfürſten gein Rürnberg zu Lommen drei Wochen nach DOfkern,”
20) Herman, Corner. Chr. p. 1248. „Sigismundus R. R. protunc an-
geristus a Turcis — pront literae auae excmsationis Prineipibus etc. in Nu-
renberga protunc congregatis — clare ostendebat.“
21) Boigt Gef. Preuff, VU. 394 nad archivaliſchen Quellen.
22) Windel a. a. D. Das koͤnigliche Aufgebot d. d. Presburg 23. Iuli
1421. Buchner VI. 242. (Das. Iadr 1420 ift dafelbft falſch.)
33) Gaden IV. 130.
Sigmund's ziveiter Kriegszug nach Bähmen. 131
Auch von andern Seiten ſollten große Streitkräfte um biefe
Beit gegen bie Huffiten in Böhmen eintreffen. Die laufig’fhen
Städte.und Landfchaften wie bie Herzoge und Herrſchaften von
Schleſien waren zum Kriegszug und zur Landes vertheidigung aufs
geboten, Ebenſo auch die maͤhriſchen Staͤnde 22). Den deut⸗
ſchen Orden hatte der roͤmiſche König veranlaßt große Anſtrengun⸗
gen zu machen und eine impofante Kriegsmacht an den polnifchen
Grenzen aufzuftelen, um bie Jagellonen im Schach zu halten =>),
Beſonders aber rechnete Sigmund auf die wirkſame Huͤlfe
des öffreichifchen Herzogs Albrecht. Schon in der erften Haͤlfte
des Jahrs 4421 hatte er ſich unmittelbar aus Mähren nad) Oftreich
begeben. Am 24, März belehnte er zu Seefeld den Herzog mit
den Öfheichifcpen Provinzen, beftätigte ihm und feinen Nachtem,
men alle alten: Rechte und Freiheiten 26) und flellte zugleich eine
Urkunde aus 27), daß einige bei- der Belehrung unterlaſſen⸗
Feierlichkeiten den Privilegien des oͤſtreichiſchen berzogthums nicht
zum Nachtheil gereichen ſollten.
Obwohl ſchon ſeit laͤngerer Zeit der Herzog Albrecht zum
kunftigen Schwiegerſohn des roͤmiſchen Koͤnigs erforen, und die
Berlobung in Urkunden ausgeſprochen und von fuͤrſtlichen Perſo⸗
nen verbuͤrgt worden, ſo war bei dem wankelmuͤthigen Sinne
Sigmund's und der großen. Jugend ber Prinzeffin (fie war im
Jahr 1421 erft zwölf Jahre alt) doc, keinesweges es fidher, daß
Albrecht fie zur Gemahlin erhielt, “ Sigmund’s Räthe waren auch
anderer. Meinung: fie wollten bie Verheirathung der Prinzeffin
zu einer vortheilhaftern politifchen Gombination benutzt haben,
Kinige riethen dazu fie an ben Sohn des Großfultans zu verhei⸗
sathen, und auf dieſe Weiſe die fo gefährlichen Nachbaren, bie
24) Die Aufrufe an Mähren und die oberfauflger Städte {m Jui 12215
f. im Anh. die Regeften.
35) Rach zwei Schreiben des roͤmiſchen Königs an den Hocmeifter des
% Drdens d. d. Preßburg Mitwoch vor und Samſtag nad Margaretha 1421 und
fine an den Gardinallegaten Branda d.d. Pesonüi XVII. Jul, 1421, bei Boigt
a. a. D.
25) Gerbert Monument. Aug. Dom. Austr. III. p. 28 in anctario.
27) Kurz &. Abreht II. 20. I p- 86, Glmmtlge Dei urhamnen fud
detitt: Seweld II. feria Festi Pasche.
9*
132 ' Drittes Buch. Junftes Kaplte.
Hinten, den Ungarn zu Brennden zu gewinnen; andere meinten,
megen bed böhmifchen Krieges ſey es kluͤger, fie bem Herzog
Sigmund, dem Neffen des Sroßfürften Wittold von Litthauen,
zur Gemahlin zu geben, wodurch die Polen und Litthauer ganz
von ihrer Verbindung mit den Huffiten abgezogen wuͤrden ?®),
Nach reiflicher Überlegung fand Sigmund, daß es nicht une
am ehrenvollften. für ihn fey, fein gegebenes Wort dem. Herzog
Albrecht zu halten, fonbern baß ihm auch aus der Verbindung mit
dem oͤſtreichiſchen Herzog in vielfacher Hinficht der größte Wortheil
erwachſe. Bor -allen Dingen Üiberfah er nicht, wie wichtig ihm
deſſen Huͤlfe zur Bekriegung ber aufrührifchen Böhmen war.
Man kam daher vorläufig Aber die Bedingungen überein,
unter melden der ‚Herzog die Prinzeffin Elifabeth zur Gemahlin
erhalten ſollte. Deßhalb kam Albrecht mit dem roͤmiſchen König
im September in Preßburg zufammen, um ſich über alle Pumete
ſchneller zu verflänbigen 2°). Der Prinzeffin Ausfteuer und bes
Herzogs Widerlage wurde auf 100,000 Ducaten feftgefegt und
letztere von Albrecht fogleich hinterlegt. Für des Herzogs Kriegs:
often im vorhergehenden Jahre gegen bie Huffiten wurben ihm
vom König als Erſatz 200,000 Ducaten angewiefen, anflatt wels
cher Summe aber Sigmund dem Herzog fünf feſte Städte in
Mähren (Bubwig, Iglau, Jemniez, Inaym und Boharlicz)
verpfändete, Dagegen mußte Albrecht noch 60,000 Ducaten dem
König in zwei Terminen baar herauszuzahlen verſprechen, wo:
durch ber geldbeduͤrftige Fuͤrſt für die Kriegsruͤſtungen gegen bie
Huſſiten einige Mittel in die Hände erhielt 20),
Neben dem Heirathsvertrag wurde aber auch ein Buͤndniß
gegen bie Huffiten abgefchloffen. Darin macht ſich Albrecht ans
heiſchig, nad) ganzem Vermögen und mit allen Kräften dem Koͤ—
28) Winde c. 89. p.1146: „In derfelben weile meinten eins teils des konigs
tete, man folte die Jungfrawen geben des kaiſers der Dorden ſune. Etlich meins
ten, Herzog Sigmund des Wittolts ſweſter fune, der dornad den Huffen zu
hilffe riet.“
29) Windeck lc
30) Die Urkunden Gigmund’s und Albrecht's find datirt: Prefburg 28. Sept.
1421. Gerbert Mon. Dom. Austr. III. P. I. p. 23sq. Kurz a.a. D,@,37.
Sigmumd's zweiter Kriegtzug nach Wöhmen. 133
nige gegen die ketzeriſchen und rebelliſchen Boͤhmen beizuſtehen, wo⸗
für ihm die genannten Schloͤſſer und Städte in Böhmen und Naͤh⸗
en pfanbweife eingeräumt worden, Fuͤr die Hülfelelflung ver⸗
fpricht ihm der König alle Eroberungen, die derfelbe mit feinen
eigenen Leuten in den aufrührerifchen Landen mache, eben in fol-
her Weiſe zu belaffen, im alle fie Ianbeöfürftlich feyen: wären
fie dad nicht, fo dürfe er fie eigen und erblich behalten ober fie
nach Belieben veräußern: nur müßten fie landesfuͤrſtliche Lehen.
bleiben. Wären die Eroberungen geiftliche Güter, fo müßten fie
der Kirche wieber zurlietgegeben werben, aber ber Herzog blieb
Vogt darüber. Obwohl dem Herzog große Befugniſſe und wich⸗
tige Borrechte in Böhmen und Mähren eingeräumt wurden, fo
erhielt er doch Feine Vollmacht felbftändig zu handeln: er mußte
überall Über ſich die Bönigliche Gewalt erkennen und ausdrücklich
war in dem Bundeövertrag feftgefegt, daß ohne bie koͤnigliche Ein⸗
willigung fi) der Herzog mit den Huffiten in Feine Unterhandlung,
in feinen Friedensſchluß einlaffen duͤrfe 2), Vorerſt aber ertheilte
der König dem Herzog die Vollmacht die reumüthigen Ketzer,
welche ihre Irrthuͤmer abſchwoͤren würden, zu Gnaden aufneh⸗
men zu duͤrfen 22).
Eine weitere Übereinkunft über Schutz und Beiſtand, welche
fie ihren beiderfeitigen Nachkommen gewähren wollten, ferner
eine andere über die Erziehung der Söhne, bie etwa dem Herzog
geboren würden, an dem Hofe in Ofen, wurde an bemfelben
Tage noch gefchloffen und darlıber foͤrmliche Urkunden befiegelt °2).
Sobann ſetzte der roͤmiſche König in einer andern Urkunde,
welche er ald eine. tefiamentarifche Verfügung bezeichnete (am
28. Sept.), flır feine Tochter Elifabeth feſt: Mit Wiſſen und Wil:
Ien feiner Räthe und der Großen feines Reiches beftimme er die
genannte Prinzeffin zur Erbin der Königreiche Ungarn und Böhs
men. Sie follte Macht und Gewalt haben, wenn fie feinen
männlichen Leibeserben erzielte, fondern nur eine ober mehrere
31) Der Vertrag bei Kurz a. a. D. S. 39 u. Beilage n. XX. ©. 321.
Er ift datirt Preßdurg 28. Sept. 1421.
32) Kurz a. a, D. S. 43. Die fit. d. d. Posoni IV. 0. 121.
33) Kurz a. a. D. S. 4 fl. Die Urt, d. d. Prefburg 28. Sept. 1421.
1° Drittes Bu. Ehnfees Kapitel.
Toͤchter, zwiſchen den Reichen Ungarn und Böhmen zu wählen
und bes gewählten Landes in ber Weiſe mächtig feyn, daß es ihr
ganz zugehöre und fie e8 auf ihre weibliche Nachkommenſchaft
vererben koͤnnte >*),
Ungeachtet der vielen Verträge, welche Sigmund mit Herzog
Albrecht abſchloß, fand die Wermählung deſſelben mit ber Prins
zeſſin Cliſabeth (wahrſcheinlich wegen ihrer großen Jugend) erſt
im folgenden Jahre (10. April 1422) ſtatt 28).
Während dieſer Unterhandlungen und dem Abſchluſſe dieſer
Bertraͤge zwiſchen Sigmund und Albrecht war zur beſtimmten
Zeit auf Bartholomaͤustag an ber Grenze Boͤhmens das Reichs⸗
heer verſammelt. Richt bloß der roͤmiſche Koͤnig und die geiſtli⸗
chen Kurfuͤrſten hatten dieſen Zug zu Stande gebracht, ſondern
auch der Papſt, der durch wiederholte Aufforderungen die recht⸗
glaͤubigen Firſten und Voͤlker zu einem Kreuzzug gegen bie ketze⸗
riſchen Huffiten aufrief*°), Das regelmäßige Heer, welches die
deutſchen Fuͤrſten zufammengebracht hatten, beftand aus achtzig⸗
taufenb Mann °?): eine nicht viel geringere Zahl firömten als
freiwillige Kämpfer für den wahren Glauben herbei,
Buerft brachen in Böhmen ein die Markgrafen von Meiffen:
fie trieben die huſſitiſchen Beſatzungen aus Commotau und Cadan
und belagerten fobann Bilin 3°),
Sobald die Prager Nachricht von dem Heranruͤcken der Meiß⸗
ner und Thüringer erhielten, fanbten fie einige taufend Bewaff⸗
nete gegen fie ab; Jedoch drohte bald von einer andern Seite
größere Gefahr. Das Hauptheer der deutſchen Reichsftände, wo⸗
bei die drei geiſtlichen Kurfürften perfönlich zugegen waren, drang
über Eger gegen Prag vor, in der Erwartung, daß Sigmund
39) Sigmund’ lebtwillige Verfügung vom 28. Sept. 1421. bei Pray i hist.
Reg. IE. p. 24.
35) Gerbert I. c. p. 100 sq.“ Eberndorfer Chr. Austr. p. 851. Chro-
mio. Meilicens. bei,Pez1. p. 284. — Conspect. hist. Univers. Vienn. p. 121.
Kurz a. 0. D. 8.48. f
36) Hager. Chr. S. 718. . Herman. Corner. Chronic. p. 1249.
37) Windeck c. 89. p. 1146. gibt über Hunderttaufend Wann an.
38) Chronic. Boh. in Scriptt. rer. :Boh. II. 463. veget. Er. ©; 718
Herman. Corter. Chr. 1. c.
Sigmund's zweiter Kriegezug nad) Böhmen. 135
gleichzeitig von Mähren und Schlefien, Albrecht von Oſtreich ber,
bie Angriffe des beutfchen Reichsheeres unterflügten *%), Schon
waren bie Deutfchen bis in die Nähe von Saat gekommen (Mitte
September), und Sigmund, der bamald von einem Zug gegen
bie Türken nad) Prefburg zuruͤckgekehrt war, fuchte.cifrigft noch
daſelbſt um bie Huͤlfe der Oſteeicher nach. Darüber verfloß bie
koſtbare Zeit: bie Böhmen konnten fich rüften und die vereinzels
ten Angriffe zuruͤckſchlagen: die Deutfihen aber verloren bie Ge⸗
duld und den Muth, weil ber römifche König nicht wie ex vers
ſprochen zur vechten Zeit mit den Ungarn und feinen andern
Kriegsvoͤlkern eingetroffen war,
Nachdem das beutfche Meichöheer ſich um Saatz verfammmelt,
die Umgegend mit Feuer und Schwert vermäftet, alle gefangenen
Huffiten graufam niebergemacht odet verbrannt, ſechsmal vergeb⸗
lich dad nur mit einer nicht fehr zahlreichen Befagung verfehene
Saatz beftürmt hatte, glaubte es feiner Pflicht ein Genüge ges
leiſet zu haben+), Auf die Nachricht, daß Ziffa, der blinde
Xaboritenführer, und bie Prager im Anzug feyen, waren fie fos
R) Winded c. %. p. 1146: „„X1fo hatte ſich der Herzog Albrecht vorſchri.
ben und vorbunden gegen ben Purfürften, in das velt gein Beheim zu. komen,
auf ſ. Berteimee tage, vnd auch alfo die fürften aus der Sleſien, der biſchoff von
Moſſen, Herzog Neinbolt, Herzog Hans von Sachſen, Herzog zu Kempte, da
vor vnd nad) gaben fie dem konig die Schuld.“ Aen. Sylv. Hist. Boh. 0.40:
„Sigismnndus electoribus diem statuit, ut in celebritate 8. Bartholomact
ad oceidentalem plagam Bohemiam cuin copiis ingrederentur, ipse ad, orien-
tale latus cum Hungarorum exercitu aggressurus. Venere Moguntiaus Ar-
dhiep. et Coloniensis, Comes Palat.. Rheni, Saxoniae duoes, Marchio Bran-
denburg, et plurimi ex Alemania pontifices, caeteri suos misere. .Castra-
metati ad oppidum Sozium, mupitissimum locum.“ gl, Häberlin R. 9. V.
©. 307 fi.
30) Aen. Sylv. . c. „Sozium — expugnare non potuere. Vastatus
„&t undique per circuitum ager, continuata obsidia ad festum wegue 8, Galli
tamgue soluta, cum Sigismundus ad praemissum diem non adesset.““ Vor ⸗
nugli ausfũhtlich Herman. Corner. Chronic. p. 1249. Dlogoss. hist. Pol.
kb. XI. p.442. Chronic. Austriao. bei Pez Scriptt. I. p. 732. Chronic. En-
gelhtsii Contin. bei Mencken. Script, rer. G. T. I. p. 1. - Trithem. Chr.
p- 366. Chronic. Elwangense bei Freher. Scriptt. ren G. I. 68%. Diugoss.
hist, Polon. I.-lib. XI. p. 441. B
1% Deittes Buch. Bünftes Kapitel.
‚gleich auf: bie Flucht bedacht. Beſchoͤnigung derfelben war einiger
Mangel an Lebensmitteln und das Ausbleiben des roͤmiſchen Koͤ—
nigs. Am 2. October fon, alfo einige Wochen nach ihrem Ein=
Fall in Böhmen, fledten die Deutfchen ihre Strohhütten vor
Saatz, die ihnen ald Zelte gedient, in Brand und hoben die Ber
lagerung auf. erfolgt von den nachziehenben Böhmen unter
Zizka's Anführung, Tehrten fie eiligſt mit Schimpf und Schande
bebedt auf dem Wege, auf welchem fie gelommen waren, in
ihre Heimath zuruͤck? i).
Da Sigmund ſchon mit einer großen Heeresmacht aus Un:
garn nach Mähren vorrudte, fo war abermals der Augenblid ge:
‚meinfamen Handelns verſaͤumt. Das beutfche Reichöheer, wel
ches nicht die Geduld und Ausdauer hatte, auf Sigmund einige
Wochen länger als beſtimmt war, zu warten, trägt nicht weniger
Schuld an dem fehlechten Erfolge der Kriegäführung als Sig:
mund, ber feine Rüflungen nicht zeitig genug beendigt hatte und
die Hülfe des oͤſtreichiſchen Herzogs erft Ende September zugefagt
erhielt, Auch mögen die abweichenden Meinungen ber böhmis
ſchen, ungarifchen, beutfchen Räthe den König in feinen Ent⸗
ſchluͤſſen und in feinem Handeln unficher gemacht haben. - Indem
die boͤhmiſchen Raͤthe immer dahin arbeiteten, daß der König durch
Unterhandlungen mit dem boͤhmiſchen Adel und den Stäbten,
welche beide Stände den Taboriten nicht fehr zugethan waren, die
verlorene Krone wieder erhielte und biefen Weg als den einzigen,
der Erfolg verfpräche, anriethen *2), drangen bie ungarifchen und
deutſchen Räthe darauf, die Sache mit dem Schwert auszumas
en, obwohl fie in der Art ber Ausführung auch nicht einig was
41) Chronic. Boh. in Scriptt. rer. B. II. p. 465. kutz, doch fügt er bei:
„Cum pudore ab iis anfugerunt.“ So auch, aber ausführliger Contin. Pul-
kavae p. 161. Palacky Annal, p. 47. Hager. S. 718 fl. läßt dos deutſche
Neihöheer Freitags vor Matthäi die Belagerung von Saat anfangen und fie
benmal ftürmen. Cr gibt an, daß, dad Lager durch einen Zufall in Brand ger
rathen. Der Tractat. de long. schismate 1. c. P. 106: „Exspectabant per
temps aiguod regem ipsum Sigismundem, wt et ipse veniret de Ungaria
can exerdita suo-ad faciendum opus simile et ad pracbendum eis auxilium
et juvamen.‘ Seil edoe eo non veniente reversi sunt in regiones sugs.““
49) Windet c. 83 u. c. M.
Sigmund's zweiter Kriegtzug nach Boͤhmen. 137
ren. Denn die Deutſchen verlangten, daß Sigmund die boͤhmiſche
Erbkrone vorzliglich durch die Werfen feiner Erbländer fich- wieder
erobere; die Ungarn dagegen behaupteten, Böhmen ginge fie eis
gentlich gar nichts, wohl aber dad Reich an, wovon baffelbe einen
Beftandtheil bilde. Bei diefer dreifachen Spaltung der Meinuns
gen unter ben koͤniglichen Räthen konnte ed nicht fehlen, daß Sig⸗
mund bei dem größten Eifer und der dußerften Tätigkeit überall
auf Hinderniſſe fließ und die Kriegsruͤſtungen nicht Immer zu der
beftimmten Zeit vollendet waren, beſonders da es ihm auch fo
häufig an Geld gebrach.
Die Reichsarmee hatte Böhmen bereits ſchon einige Wochen
verlaſſen, ass · der römifche König (Anf. Nov.) mit einem anfehn-
lichen Heere Ungarn, Siebenbingen, Serbier, Cumanen und
andern noch halben wilden Voͤlkern in Mähren einruckte +°), Seine
Heeresmacht wirb auf achtzigtaufend Mann angegeben**). Bon
Oſtreich her führte der Herzog Albrecht. zwoͤlftauſend Mann zur
Huͤlfe 20). Diefe den Huffiten fehr überlegenen Streitkräfte dran⸗
gen unaufhaltfam im feindlichen Lande vor*°), Mähren, ‚das
theils durch die Taboriten geſchreckt, theil durch die Menge von
deren Anhängern gezwungen, ſich für bie Lehre vom Kelche und
die Huffiten erklärt hatte, warb durch das ungariſche ‚Heer uͤber⸗
ſchwemmt und deſſen Wuth gänzlich Preiß gegeben. Sigmund bes
tief einen Landtag für den mährifchen Abel nah Brünn, Ders
felbe erſchien Bafelbft (10. Nov.) fehr zahlreich, unter dem ſichern
Geleite des Königs. Sigmund gebot den Verfammelten die vier
Prager Artikel, wodurch fie fi mit den Böhmen: verbunden hats
ten, abzufhwören, allen Bündniffen mit den Huffiten zu entfas
gen und der Kirchenbuße, welche ber päpftliche Legat ihnen aufs
43) Aen. Sylv. Hist. Boh. c. 44. Windel c. 9. p. 1148. Bol. En
gel Geſch. d. Ungr. R. II. S. 304.
44) Winded_c. 90. p. 1146. .
46) Windel 1. c. Kurz K. Abregt IL. Br. II. S. 51.
46) Pelzel Geſch. B. ©. 361 läßt die Öftreiher Beniſſowid in Böhmen
erobern und die Ungarn Polijka überrumpeln und ein großes Blutbab unter ber
Einwohnerſchaft anrichten, Die Eroberung von dem Raubſchloß Jaiſpiz duch den
Herzog Albrecht, welche Kurz 1. c. S. 52. nah Windel 1. c. in's Jahr 1421°
fegt, möchte nach der Angabe Eberndorfer’s beffer in's 3. 1415 zu fegen feyn.
138 Drittes Vuch. Bünftes Kapitel.
erlegen wuͤrde, fi zu unterwerfen. Die zahlreiche ungarifche
Keiterei, welche bad Verſammlungshaus umringt hatte, gab ben
Töniglichen Worten den Nachdruck. Alle ſchwuren und unterwars
fen fih. Daher wurden fie zu Gnaden aufgenommen; felbft ber
päpflliche Legat erließ ihnen jede Kirchenſtrafe 7).
. Bon Brünn begab fi) Sigmund an der Spige des ungari-
ſchen Heeres an bie böhmifche Grenze nach Iglau. Hier verweilte
er einige Zeit, wahrſcheinlich, um mit dem böhmifchen Adel, der
mit Furt und Abſcheu gegen das Treiben ber Taboriten erfuͤllt
war, von neuem Unterhandlungen anzuknipfen. Wirklich ers
fhienen auch in Iglau vor dem Könige bie mächtigen Herrn
Czenko von Wartenberg und Ulrich von Rofenberg.= Sie gelob⸗
ten ihm nicht nur ſicheres Geleite zu geben; fonbern fie erkannten
ihn auch als ihren König an und ſchwuren ihm Zreue und Ge
borfam*®), '
Erſt gegen Ende Rovember ruͤckte Sigmund in Böhmen ein,
Er hatte beim Heere auch den Florentiner Pippo von Opora, ber
die ungarifhen Truppen mehrmals mit Gluͤck gegen bie Venetias
ner und Türken befehligt hatte, Derfelbe war zwar hoͤchſt unzus
frieden darüber, daß der combinirte Angriff auf Prag wegen des
ſchnellen Abmarfches des deutfchen Reichsheeres nicht ſtattfinden
konnte: aber ex meinte, der König habe doch fo anſehnliche Streits
kraͤfte, daß er auch allein den Krieg gegen die Huffiten mit Er⸗
folg zu führen im Stande wäre2?), Man richtete daher vorerft
über Humpoleg und Lebeg°%) den Marfch gegen Czaslau und
47) Winde c. 90. 9 u. 92 u.93 p. 114759. woſelbſt and die Schwur⸗
formeln angegeben find, ‚Pessina Mars Morav. p. 474 gibt‘an, der Landtag
fey am 1. Nov. eröffnet worden. Die Beſchlüſſe aber find datirt vom 17. Rov.
Peffina gibt aus einem alten Manufcript die Unterſchriften Sigmund's und der.
anmefenden Stände, Bgl. Richter Hufftten in Mähren S. 189 fl.
48) Hager. Chr. S. 720. „Sie richteten mit ihm einen Vertrag auf und
nahmen ihn auf zum Rönige und verbiefhen ihm hierin räthilch und behülflich zu
fegn. Bon dannen brach der Kaifer auf am Tag S. Andrei,” Theobald H. Kr.
S. 287. Pessina 1. c. p. 476.
49) Winde c. 94. p. 1148: „Der (Pipo) folte wider den Fonig gefpro«
hen haben: Was er wollte der Teutfhen Hundedfind, (wär) er doch fuft ſtark
enug.””
® PN Hagec. Chr. &. 720. Theobald a. a. D.
Sigmund’s zweiter Kriegezug nach Böhmen. 139
Kuttenberg, welche beide Städte bie Prager beſetzt hielten. Je⸗
doch da fie gegen bie ungariſche Hetresmacht ſich zum Widerſtand
zu ſchwach fühlten (auch die Öftreicher näherten fi von Süden
ber), fo ſchickten fie eiligſt an Zijka, daß er ihnen mit ben Tas
boriten zur Hllfe komme.
Biffa war Damals viel bamit befchäftigt, die fanatifche Sekte
ber Adamiten und Picarden audzurottenz er hatte auch gegen bie
Pilfener, welche die Feſtung Stienowig eroberten und Kraſikow
belagerten, einen Zug unternommen, worin er zwar die Pilfener
in die Flucht flug ®1), aber gegen bie Voigtländer, welche über
das Gebirg in Böhmen eingedrungen waren, nicht beſtehen konn⸗
te; er mußte fi nach Saatz zurückziehen ?2). Hier trafen ihn
die Abgeorbneten der Prager, welche feine ſchleunige Hülfe ges
gen die Ungarn und Oſtreicher anriefen 2). Der blinde Feld⸗
herr vergaß die frlihern Beleidigungen der Prager und eilte in bie
boͤhmiſche Hauptſtadt. Hier hielt er einen prachtvollen Einzug.
Wie ein Retter des Vaterlandes und wie ein König warb er em⸗
pfangen und geehrt. Alle Gloden wurden geldutet: die huffitis
ſchen Priefter, mit Monſttanz und Kelch an der Spite der Trup⸗
pen und der Bürgerfchaft, zogen in Proceffion dem gefürchteten
‚Heerführer entgegen, dem man faft göttliche Ehren erwies 5*),
Zijka verlor Beine Zeit: er benugte wenige Tage zur Samms
lung und Ausrüflung feiner ſieggewohnten Taboriten, und zog
dann aud Prag nach Kuttenberg, wo ihm bie Birgerfchaft, nichts
Gutes für ſich erwartend, zitternd entgegen zog. Nun erft konn⸗
ten die Kuttenberger, welche wie bie Prager nur Huffiten nach
ben vier Prager Artikeln waren, bemerken, wie unterfehieben ihr
Gottesdienſt von dem taboritifchen war, Die taboritifchen Pries
fler traten in ihren gewöhnlichen ſchmutzigen und ſchlechten Klei=
bern wie fie vom Pferde gefliegen waren zum Altar hin: confes
crirten ordindred Brod und Wein, der fehnell in ordindren Gefäs
51) Continnat, Pulkav. p. 160. Palacky Annal.B. p.47. Theobald 9. K.
©. 286. J
52) Cont. Pulkar. 1. c. Palacky Annal. l. c.
53) Theobald a, a. D.
54) Theobald S. 288. nach des Laurentius MS.
140 Drittes Bud. Fuͤnftes Kapitel,
Ben von Eifen, Holz, Zinn gebracht worben, und theilten ſodann
das Abendmal aus. Viele griffen felbft zu und ſpeisten fi 5°),
Bon Kuttenberg begab fi) Zijka nach Ezaslau, und ließ das
felbft die Feſtungswerke ausbeſſern. Da er aber Nachricht von
der Annäherung Sigmund’8 erhielt, zog er mit feinen Zaboriten
in Schlachtordnung wieber in bie Rähe von Kuttenberg 5°). Hier
aber waren bie Einwohner, welche bie Taboriten verabfcheuten,
und bie Bergleute, welche gut koͤniglich gefinnt waren, durch
bie Nähe des ungariſchen Heeres ermüthigt, bie in ber Stadt
wohnenben Huffiten zu überfallen. Sie ermordeten alle und
‚öffneten ſodann dem Ebniglichen Heere die Thore und überlieferten
ihm die in der Stadt aufgehäuften Vorraͤthe von Lebensmit⸗
teln (20,' Dec.)7). Durch den Abfall der Bergſtadt und bie
heimliche Entfernung vieler Prager5®) kam Zijka in eine höchft
mißliche Lage: da ihn Sigmund mit feinen zahlreichen Truppen
immer mehr umringte, fo ſchien er verloren. Auf dem fogenanns
ten Tauergang ſich lagernd, verſchanzte er ſich hinter feiner Was
genburg. Hier aber mußte er bucch "Hunger umlommen, gelang
es ihm nicht, fich mit feiner geringen Mannſchaft durchzuſchlagen.
In diefer gefahrvollen Lage entfaltete ber blinde Feldherr fein ganz
zes Kriegötalent: wie ein zweiter Hannibal zog er bei Nacht mit
einer Kriegsliſt mitten durch die Schaaren der Feinde, Zijka ſtellte
nämlich feine Mannfchaft enge zufammen, ließ die Flanken durch
die mit den entſchloſſenſten Taboriten befegten Kriegswagen de⸗
den und fo mit bonnerndem Geraffel fuhr er in nächtlicher Dun:
kelheit wie ein Sturmwind mitten durch die Feinde, welche erfchros
den und Überrafcht überall Pla machten, Am andern Morgen
55) Bol. Pelzel Böhm. Geld. I. ©. 362.
56) Palacky Annal, B. p. 48 29. Hager. Chr. ©. 721. Theobald
a. a. D.
57) Windel J. c. beftimmt die Einnahme auf Weihnachtenabend. Acht ſpä-
ter, ſagt er, ſey die Stadt wieder verlaſſen worden. Aen. Sylv. Hist. Boh.
c. 44. Bei Balbin. 1. c. p. 450 u, Pessina 1. c. p. 477 ift der 20. Dec. al
der Tag der Befegung Kuttenberg’s angegeben.,
58) Hager. 721%. Zheobad a. a. D.
Sigmund's zweiter Kriegezug nach Boͤhmen. 141
erſt, als das koͤnigliche Heer bie Feinde mit dem Auge vergeblich
fuchte, fah es, wie es getäufcht worden war 5°),
Ohne einen Mann, ohne irgend Gepäd verloren zu haben,
marfchixte Zijka, von der Einſchließung befreit, gegen Kolin: zog
von Giczin und Turnau Berftärkungen an fih, und wandte ſich
darauf wieber gegen bie Feinde, welche unthätig wie gelähmt von
Erftaunen bei Kuttenberg ſtehen geblieben waren. Bei Rebowib
unmeit Kolin lagerte ſich fobann ber Taboritenführer, beunrus
higte das koͤnigliche Heer vielfach und bot ihm eine Schlacht an
(1. Ian, 1422) 60), Allein Sigmund wagte nicht diefe anzu=
nehmen, ungeachtet feiner überlegenen Streitkräfte: er hielt fich
felbft in feiner Stellung nicht mehr gefichert, als die falfche Nach⸗
richt verbreitet wurde, daß viele Kriegsvoͤlker dem Zijta zuzögen,
und bie Königlichen bei bem-Einbruche großer Kälte Mangel am
Lebensmitteln litten. Eine Art panifchen Schreckens bemächtigte
ſich des ungariſchen Heeres. Ohne eine Schlacht geliefert zu ha⸗
ben, floh es vor dem blinden Feldherrn, dem es ſchon vernichtet
gewähnt hatte, mit Hinterlaffung eines großen Theils der Bas
gage 81). Um feinen Ruͤckzug nach Mähren zu deden, ließ Sig»
mund das ihm fo treu ergebene Kuttenberg in Brand ſtecken und
überall durch die wilden Schaaren ber Cumanen und Serbier die
größten Sraufamkeiten und tohften Zuͤgelloſigkeiten veruͤben *2).
Deſſen ungeachtet folgte Zijka dem fliehenden Heere auf ber Ferſe
nach, aber erſt bei Deutſchbrod, wo wegen des ſumpfigen und
59) Hagec, S. 721 beſtimmt ald Zeit Mitwoch vor dem heiligen Abend.
Theobald a. a. D.
60) Hagec. 1. c.
61) Windeck 1. c. ſchreibt dem Verrathe des Pippo die Flucht zu, Aen.
Sylv. Hist. Boh. c. 44. Hagec. Er. 1. c. In dem Traotat. de long. schi-
smate II. c. 72. p. 107 wird dem König die Schuld der Flucht beigemeffen.
Er hätte, wird gefagt, die gute Gelegenheit zur Schlacht bei Kuttenberg ab-
fichtiich unbenugt gelaffen. Der Werfaffer diefed Tractats ſpricht ſich überall als
beftigen Gegner Sigmund's aus.
62) Windel 1. c. Chronic. Boh. in Scriptt. rer. B. II. 465. Beness.
Krabie. p. 71. Cont. Pulkavae L. c. Palacky Aunal. l.o. Aen. Sylv.Hist.
B. lc. Hagec. Gr. 1. c. Theobald nad Lupacins 1. c. ſedt bie Flucht auf
den 6. Jan. 1422. So auch Balbin. p. 451. .
142 Deittes Vuch. Bhnftes Kapitel.
flüpfeigen Bodens bie Flucht nur mühvol und langſam flattfins
den konnte, brachte er die von bem Zlorentiner Pippo befehligte
ungarifche Reiterei, gegen fünfzehntaufend Mann ſtark (8, Jan.)
zum Stehen *>), Das Fußvolk aber fegte feine Flucht fort, Zijka
rang mit folder ‚Heftigkeit gegen die ungarifhen Reiter vor, daß
nach einem hitzigen Gefechte auch diefe in die ungeordnetfte Flucht
geworfen wurden. Gin Zheil der Fluͤchtlinge wellte über bie zus
gefrorne Sazawa ſetzen, aber das ſchwache Eid brach und einige
taufenb Reiter fanden in bem Waffer ihr Grab °*), Die Beute,
welche Zijka machte, war fehr beträchtlich, Außer fieben Fah⸗
nen nahm er fünfhundert Wagen, wovon ein anfehnlicher Theil
mit Koftbarkeiten, Büchern und Geld beladen, Die fämmtlidhe
Beute wurde zur Belohnung ihrer Anſtrengungen und Anfpors
nung zu neuen fiegreichen Kämpfen unter die Taboriten vers
theilt 6),
Sigmund, ber felbft kaum der Gefangenfchaft entgangen war,
feste mit Scham und Ingrimm erfüllt, feine Flucht über Iglau
nach Mähren fort°°), Es folgten ihm viele böhmifche Katholis
ten, um weitern Verfolgungen ber Huffiten zu entgehen.
Zizka aber ruͤckte fogleich nach dem erfochtenen Siege vor
Deutſchbrod. Indem er noch mit den Einwohnern wegen ber
Übergabe unterhanbelte, überrumpelten die Taboriten die Stadt
(9. Ian. 1422), machten Alles ohne Ausnahme nieder und legten
den Ort in Afche: woruͤber Zizka hoͤchſt aufgebracht war 67),
63) Aen. Sylv. Hist. Boh. 1. c. DPlugoss. 1. c. pı 444. Hager. 1. c.
fest die Schlacht Donnerftag nad Neujahr. Engel Ungr. Geſch. S. 304. 8. Ian,
Balbin. Epit. p. 451 beſtimmt den 9. Januar wie auch Pessina p. 477. Theo-
bald S. 289. .
64) Aen. Sylv. Hyst. Boh. 1. c. Hagec. Chr. 1. c.
65) Über die Schlacht bei Deutſchbrod ift außer den genannten Quellen, bes
fonder® Palacky Annal. Boh. p. 48 sqq. zu vergleiden. Aen. Sylv. Ic, Ha
gec. Chr. &. 721. Theobald &. 289. Balbin. u, Pessina 11. oo.
66) Tarocz Chron. Hung. P. IV. c. 15. Windel c.9. p. 1148. Acn.
Sylv. u. Theobald 11. cc. Bgl. Ridpter Huſſiten in Mähren J. c. &.190; „Jo-
dann von Ptent, der mit feinem eiterhaufen bie Naqhhut bildete, wehrte die
" Haffiten ab, bis er ſelbſt in einem engen Thal von denfelben umringt, mit feis
ner Heldenfhaar fiel.”
67) Chron. Boh. II. p. 465. Beness. Krahioe p. 72. Windeck, An.
Sigmund’s zweiter Kriegszug nach Whmen. 143
Da aud) die Oſtreicher unter ‚Herzog Albrecht bei der Kunde
von ber Annäherung Zijka's die Flucht ergriffen hatten, fo konn⸗
ten die Zoboriten ungehindert ihre Werheerungszlige nach Mähren
und Öftreich machen °®).
. Mittlerweile die Huffiten in biefer Weife bie auswärtigen
Feinde zuruͤckzuſchlagen hatten, waren fie in Böhmen felbft in
Spaltungen und Uneinigkeiten. Zizka wüthete überall, wo er Ada⸗
miten und Picarden antraf auf das Graufamfte gegen biefelben
und fuchte fie mit Fer und Schwert auszurotten. Selbft ihr
Haupt, Martin Loquis, der die Gegenwart Ghrifti im Abend»
mal Iäugnete, ward, ba er nach langer Gefangenſchaft und vies
len Zorturen von dem Erzbifhof Konrad, einem Kalirtiner,
nicht zum Widerruf gebracht werden konnte, in einem Faß voll
von brennendem Öhl und Pech verbrannt 99), So uͤbten die Huffis
ten felbft gleiche Mißhandlungen und Hinrichtungen gegen Anders⸗
lehrende aus, als von dem Concilium über Huß und Hierony⸗
mus verhängt worden: und doch meinten fie dabei im vollen
Rechte zu ſeyn!
Es zeigt fich immer von neuem wieber, daß der boͤhmiſche
Adel ſich nur ungern und felbft wider Willen der Sache der Hufs
fiten anſchloß. Mit den Taboriten aber wollte ex ganz nichts zu
ſchaffen haben. Zu diefen Spaltungen aber kam noch eine neue
in Prag felbft, Indem der Magiſtrat, die Univerfität, die wohls
habenden Bürger bei den vier Artikeln fiehen bleiben wollten, ge⸗
tüftete den Pöbel nach Gütergemeinfchaft und allgemeiner Gleich»
heit und Aufhebung allen Unterfchiebes der Stände, An dem
frichern Praͤmonſtratenſer⸗ Mönche Johann von Zelau hatte er feis
nen mächtigen Führer. Diefer befaß wie ein Volkötribun unge:
meſſenes Anfehen in Prag: vor ihm zitterte der Magiſtrat und
Sylv., Hagec., Theobald I. cc. ZBifte erlich 27, März 1422 cin Bufmanifeft an
die Huffiten, daß fie zu Deutſchbrod, mo fie gefündigt Hätten, büßen follten.
Milauer a. a. D. &, 38 fl, deutſch, S. 59 fl. böhmiſch. CF. Balbin. Epit.
kb. IV. p. 183.
68) Kurz 8. Albrecht U. Br. II. S. 55.
769) 2enfant 1.c. I. S. 467 nach einem Breblauer Manufcript, Dobrowsky
in d. Abhdl. d. böhm. GBefelfh. 1. c- S. 320 fl
144 Drittes Bach. Bünftes Kapitel.
die ganze Einwohnerſchaft. Seit der Ermordung der Prager
Rathöheren im I. 1419, woran er thätigen Antheil genommen,
hatte ex fich in allen gefahrvollen Sagen der Stadt duch Muth,
Entfchloffenheit und großen Eifer flr die Taboriten ausgezeichnet,
Er war es, welcher alle Königlichgefinnten ober des Katholicis: .
mus Verdächtigen auf dad Strengfte verfolgen ließ. Sein Haß
gegen Papftthum und gegen Sigmund Tannte Feine Grenzen: Huß
und Hieronymus bezeichnete er in feinen häufigen Reben an’s
Volk als die heiligen Männer und Märtyrer: ihres Glaubens,
deren Tod gerächt werden müßte, Er feßte durch, daß ber Pfar⸗
ver an der Michaeliskirche in ber Altftadt, weil er den Tatholifchen
Ritus nicht unterließ, verjagt ward. Die Hymnen mußten nad
feinem Willen in böhmifcher Sprache gefungen werben, Alles
was von den Pragern geſchah, warb unter der Zuſtimmung und
Leitung dieſes ehemaligen Moͤnches ausgeführt. Er war bei allen
ſtaͤdtiſchen Berathungen zugegen, befehligte die Prager im Selbe
and befegte ben Rath der Stabt zum Theil mit feinen Anhängern
ganz gegen ben bisherigen Brauch der Wahl durch die Bürger.
Es hatten nur Frauen und Mädchen in Prag den Muth gegen bie
Anmaßungen Johanns aufzutreten. Sie gingen in großer Zahl
auf bad Rathhaus, und proteflirten theils gegen Die gefegwibrige
Wahl der Rathöheren ald auch trugen fie ihre fonftigen Befchwers
den vor, Der Magiftrat wagte nicht gegen das ſchwaͤchere Ge-
ſchlecht die Strenge der Gefee anzuwenden. Was Männer mit
* ihrem eben hätten büßen müffen, ging ben Frauen ungeftaft
bin,
Der ehemalige Praͤmonſtratenſer⸗ Mönd war auch Abgeorb-
neter von Prag bei den Landtagen, welde durch ben Adel ver=
anftaltet wurden. Den erften Widerfprud fand Johann von Zes
lau, ald er den Pragern abrieth, den Landtag, welchen die Gro=
Ben nach Boͤhmiſchbrod beriefen, zu. beſchicken, obwohl fie doch
ſchon die Zufage gegeben hatten, daß fie dahin eine Deputation
aborbnen wollten. Der Demagog meinte: die Heren handelten
nicht mit Aufrichtigkeit und Redlichkeit: fie feyen nur ſcheinbar
Kalixtiner und Freunde ber vier Artikel, in Wahrheit aber Anz
haͤnger des Königs Sigmund, — Johann mag nicht ganz Uns
Sigmund s zweiter Kriegezug nad) Böhmen. 145
recht gehabt haben; doch wollte der einflußreiche Theil der Bevoͤl⸗
kerung Prags ſich nicht von dem böhmifchen Adel trennen. Er
verwarf daher Johann's Antrag, daß Prager Abgeordnete nach
Kolin zur Unterredung und Verftändigung mit ben Deputirten des
Adels zufammentommen follten, und geftattete, daß die beiden
Herrn Ulrich von Rofenberg und Czenko von Wartenberg nach
Prag kamen und zwei Prager Bürger, Johann Prjibram und Pro:
cop von Pilfen, an die böhmifchen Herrn abgeordnet wurden. Dar-
über fpie der Mönch von Zebau Gift und Feuer. Er bet bei
dem Pöbel, bei feinen Freunden ale feine Macht auf, feine Geg-
ner zu verhichten. Als Johann Prjibram (fein Begleiter war
unterwegs an ber Peft geftorben) nach Prag zuruͤckkehrte und über
‚feine Sendung Bericht abftättete, ließ er ihn als einen Berräther
bes ftäbtifchen Gemeindewefens erklären und aus der Stadt ja⸗
gen. Dann Hagte er. den Edelmann Sadlo von Kofteleg des dop⸗
pelten Verrathes an ben Pragern, ſowohl im Felde, ald auf dem
Kuttenberger Landtage an, Sablo, um fich zu rechtfertigen, be=
gab ſich, verfehen mit dem fichern Geleite des Magiſtrats, nach
Prag, wo Johann ihm alsbald ohne Proceß, und ohne Rüd-
ficht auf das gegebene Berfprechen, ald einem Verräther auf dem
Altſtaͤdter Rathhaus den Kopf abſchlagen Fieß,, Dieſes brutale
Verfahren öffnete den Prager Magiftratöperfonen, die zum Theil
ihre Erhebung dem ehemaligen Mönche verdankten, die Augen,
Sie fahen ſich felbft in Lebensgefahr, wenn fie nicht blinde Werk:
zeuge bed wüthenden Menfchen ſeyn wollten. - Sie beriethen, wie
fie ihn flürgen koͤnnten. Sie riefen ihn auf das Altftäbter Rath:
haus, um fich feiner Perfon zu bemaͤchtigen. Johann, durch ei⸗
nen Freund von dem Vorhaben benachrichtigt, eilte mit zehn ent=
ſchloſſenen Anhängern dahin, um die Rathsheren auseinander zu
treiben. Ungeachtet feiner Drohungen mit Aufftand und Hinrich
tung, verloren die Rathsherrn nicht ihre Faſſung. Schnell
wurden Johann und feine Begleiter auf Befehl des Magiſtrats
ergriffen und bei verfchloffenen Thuͤren (9, März 1422) durch den
Scharfrichter enthauptet o).
70) Contin. Pulkavae p. 161 sq. Palacky Annal. Boh. p.50sq. Len-
fant 4. c. I. S. 461 fi. nad) einem Bredlauer Manufer. Aen. Sylv. Hist.B.
Aſchbach K. Sigmund. TIL 10
FE EEE
146 Drittes Buch. Fuͤnftes Kapitel,
Sobald der Poͤbel die Hinrichtung feines Führers erfahren,
geriet) er in große Wuth: er rottete fich zufammen, ſtirmte das
Rathaus, ermorbete den Stadtrichter und fünf Rathsherrn, und
unter Vortragung des Kopfes des Johann von Zelau durchzogen
die Aufrührer die Straßen der Stadt, zu allen Ausfhweifungen
gegen bie Magiftratäperfonen, gegen die vornehmen Buͤrger, ge
gen die Univerfitätslehrer, gegen die Juden aufmunternd. . Viele
Häufer wurden geplündert, eine Menge Perfonen mißhandelt, ei-
nige auch ermorbet, die Bücherfammlungen verbrannt, und werth-
" volle Kunftfachen zerftört. Vierzehn Lage war Prag den Pöbel:
haufen und der Anarchie Preiß gegeben 71), bis ed den wohlhaben⸗
den Bürgern und den bamals angetommenen Polen ??) gelang,
die Ordnung und bie Ruhe wiederherzuſtellen.
c. 44. Page. Chr. S. 721 fl. Dlogoss. hist. PoL.Kb. XI. p. 446. Theo
bad &. 278. 283 fl. 290. Herman. Corner. Chr. p. 1251. Balbin. Miscell.
$.91. s. v. Sadlo. Chronic. Boh. in Script. rer. B. I. 465: „1422 feris II. p.
Reminiscewe (9. März) sacerdos Johannes, praedicator et strenuus bellator
ad b. Virginem ad Nives, decollatus fuit in praetorio entigune | civitatis.“.
Cont. Pulk. Palacky Annal 11. cc. .
717) Chron. Boh. 1. c. Herman. Corner. Chr. 1. c. Aen. Sylv. I. c.
„‚Tamultas e vestigio factus,, expugnato armis praetorio, undecim primerũ
dires, qui rei auctgres putabantur, oocii, collegium Caroli direptum et
nobilis bibliotheca. disjecta. Mulieres, quas Joannem Monachum veluti
divinum habebant, caput ejus äntercipientes , pluribus diebus ululantes per
* urbis ecclesias circumtulerunt, beatum vociferantes, sanctum et Deo ple-
num virum, qui pro veritate et patrum traditionibus occubuisset.“ &o aud
Diogoss. 1. c., der den Aeneas Sylv. offenbar als Quelle vor fid) gehabt.
72) Den 17. Mei 1422 kam Sigmund Korybut mit feinen. Polen nad
Prag. Chron. Boh. p. 466.
Scchstes Kapitel,
Deutfche Zuflände bis zur Beendigung des Nürnberger Reichetages
und Ruͤckkehr des römifhen Könige nach Ungarn. 1422.
Der fhlechte Erfolg der Waffen der deutſchen Reichsſtaͤnde
in Böhmen im Herbſte des Jahres 1421 ward hauptfächlich dem
allzu fpäten Eintreffen des römifchen Königs mit den ungarifchen,
ndbrifchen und öftreichifchen Kriegsvoͤlkern zugeſchrieben. Die Un:
zufriedenheit ber beutfchen Fürften ward daruͤber laut: beſonders
aber drangen bie dem böhmifchen Lande nahe gelegenen Reichs⸗
Rände darauf, daß gegen fo gefährliche Feinde, welche ſchon
in Bayern, Thüringen, Sachſen, Brandenburg, Schlefien,
Oſtreich verheerend einfielen oder die Grenzen biefer Länder bedroh⸗
ten, mit allen Streitkräften zu Felde gezogen werde, um bie ge:
Hirte Sicyerheit des Reiches wiederherzuftellen; unb bie geiſtli⸗
Gen Srften, von dem Papfle und dem eignen Intereſſe mächtig
angeregt, ließen «8 fich vor Allem angelegen feyn, das ganze Reich
wieder zu neuem Heereözug gegen die ketzeriſchen Böhmen in bie
Waffen zu bringen, Im biefer Abficht reiste der Erzbiſchof Theo:
dorich von Coͤln im Frühjahre 1422 nach Ungarn zu dem römiz
* fhen König und im Namen der Kinfürften entledigte er fich feiner
Botſchaft: Sigmund möge in bie deutſchen Lande herausfom-
men und einen Tag beflimmen zur Berathung und Anordnung
von Krlegsanftalten gegen bie Reichöfeinde, bie Fegerifchen Boͤh⸗
ment), Der römifche König, welcher nad) der Niederlage bei
1) Windet c. 89. p. 1145 ſedt unrihtig die Meife des Erbifhefs von
Sn in's Jahr 1421.
10*
148 Drittes Buch. Sechstes Kapitel.
Deutfchbrod einige Zeit in Brünn, ber Hauptflabt Mährens, ſich
verweilt und durch blutige Hinrichtungen mehrerer der angefehen-
fien Bürger der Stabt, welche diefelbe den Huffiten hatten ver-
rathen wollen, im Lande Schrecken verbreitet hatte”), . hielt fich
damals, als ber Erzbiſchof von Coͤln zu ihm kam, in Skalitz, eis
ner umgarifchen Stabt an der böhmifchen Grenze, auf. Et will»
fahrte fogleich dem Wunſche der deutfchen Fürften und ſchrieb ei=
nen Reichötag auf Pfingften 1422 nad Regensburg aus, lud
dazu durch Schreiben fämmtliche Reichsſtaͤnde ein und verſprach
fon in voraus ihre Hülfe gegen die rebellifchen Keger mit Wer:
leihungen von deren Gütern zu belohnen®). Gegen den Coͤlner
Erzbiſchof, der bei den allgemeinen Reichsangelegenheiten feine
eignen Vortheile nicht vergaß, war ber römifche König gefällig
und freigebig, freilich auf Koflen der Reichsßadt Coͤln: denn er
widerrief alle ihr ertheilten Privilegien, bie dem Erzbiſchofe zum
Nachtheile gereichten*). Es war dieſe Widerrufung ein Einge⸗
ftehen früherer leichtfinnigen Privilegien + Ertheilung oder eine all⸗
zu große, tadelnswerthe Nachgiebigkeit, die ben Forderungen des
Erzbiſchofes nicht zu widerſtehen vermochte.
Nachdem Sigmund noch einige Zeit in Mähren ſich verweitt
und ſodann nach Ungarn begeben, um bafelbft theil einige Reichs⸗
angelegenheiten in, Ordnung zu bringen, theild Verflgungen in
Hinſicht der Grenzvertheidigung gegen die Türfen und Venetianer
zu treffen®), fah er wohl ein, daß er zur beflimmten Zeit nicht
nad Deutfchland kommen und dem Reichstag zu Regensburg per⸗
ſoͤnlich beimohnen könne; er verſchob daher. den Tag auf einen
2) Eberh. Winde c. 88. p. 1144 erzählt das Nähere, wie durch den ge=
fangenen Hofnarren Sigmund's, den er aus Gatalonien gefhiet bekommen, die
Berrätperei der Verſchworenen entdeckt worden. Die Anweſenheit Sigmund's im
Anfange Zebruar 1422 zu Brünn erhellt aus deffen Schreiben an den Hochmei-
fter d d. Brünne Donnerft. nad Lichtmeß bei Boigt Geld. Pr. VH. 401.
3) Das Schreiben ift datirt Skalit 8. März. Wencker Apparat. Archiv.
p- 317. (Dhne Datum gibt es Windel c. 96. p. 1149.) Das Schreiben an
die Stadt Frankfurt ift von gleichem Datum. Zrf, Ar, Kaiſerurkk. IT.
4) ©. im Anh. die Regeften vom 8. März.
5) ©. im And. die Regeften vom 3. Zebr. bis 16. März 1422.
Deutfche Zufände bis zur Beendigung d. Nürnberg. Reichstages. 149
Monat fpdter und verfpradh, dann ficher einzutreffens). Deffens
ungeachtet verblieb er noch im ganzen Monat Juni in Ungarn?)
und machte ſich erft im Anfange Juli auf den Weg zur Reife nach
Regensburg, wo er erſt mehrere Wochen fpäter, als beflimmt
worden, eintraf (20. Juli) ®).
Mittlerweile hatten die Kurfürften den Beſchluß gefaßt, ben
vom König auögefchriebenen Tag zu Regensburg nicht zu befuchen,
fondern in Nürnberg, in der Mitte Juli, zuſammenzukommen
und den König einzuladen, ſich gleichfalls um biefelbe Zeit dort
einzufinden,
Als nun Sigmund wenige Tage nach Mitte Juli in Regend«
burg. .eintraf, fand er bafelbft Feine Reichsſtaͤnde, wohl aber die
wiederholte Bitte der deutfchen Fürften,. daß er zu ihnen nad)
Nürnberg kommen möchte, wo fie verfammelt wären, um uͤber
den Krieg gegen die Huffiten zu berathen. Sigmund wollte dar⸗
auf befiehen, daß zu ihm die Reichöftände nach Regensburg Pds
men: um fie dazu zu bewegen, ſchickte er den ungarifchen Grafen
Johann von Sara, Bruder feined Schwagerd Nicolaus von Gas
za, und den Grafen Ulrich von Hohenloh nach Nürnberg. Als
lein die beutfchen Fuͤrſten blieben- bei ihrem Entſchluß feft ftehen,
und obwohl fie fürchten mußten, daß Sigmund wieder ohne Hals
tung bed Reichötageö nach Ungarn zuruͤckkehrte, fo gaben fie doch
nicht nach. Darüber war der römifche König hoͤchſt aufgebracht:
er verfammelte feine böhmifchen, ungarifchen und beutfchen Räthe
und. berieth ſich mit denfelben, was zu than fey, indem er meinte,
es fey doch feiner Majeftät nicht angemeffen, daß er den Fir -
flen nachreife, anflatt daß dieſe ihm nachzoͤgen. Obwohl bie Rs
the auch diefer Meinung waren, fo riethen fie boch zur. Nachgie⸗
6) Schreiben an die Stadt Frankfurt (d. d. Theben 1. Mai 142%), Ge
ſandte auf den Tagızu Megensburg acht Tage nad Johannis, zu fiden, Frant:
furter Stadtarchiv. Kaiſerurkk. IT
T) &. die Regeften im Anh. im Juni 1422.
8) Den 19. Juli kam er nad Straubingen: und wahrſcheinlich am folgen-
den Tag nad; Megendburg. - Bgl. Gemeiner Regensburg. Chronik II. 444. Nach
berg. Windel c. 104. p. 1153 Pam der König Montag vor Maria Magda⸗
lena (19. Iuli) nah Regensburg. Diefe Zeit iſt aud angegeben in ber Beilage I.
im Anhang (im Schreiben von Walter von Schwarzenberg) .
150 Drittes Bud. Sechetes Kapitel.
bigfeit: denn wenn ber König ohne Haltung eines Reichstages
Deutſchland wieder verlaffe, fo wirrde man ihm bie Schuld ges
ben, wenn kein Kriegszug gegen die Huffiten zu Stande kaͤme
und diefe immer mächtiger winben, Diefer Grund bewog denn
endlih Sigmund, den Fürften zu willfahren und zu ihnen nach
Nürnberg ſich zu begeben (25. Juli) ?), .
Die Reihöftände waren hier in ungewöhnlich großer Zahl
verfammelt. Außer ben Kürflnften waren zugegen bie Bifchöfe
von Würzburg, Speier, Bamberg, Eichſtet, Paflau, Zreifüng,
Regensburg, Chiemſen, Laufanne; die Herzoge Heinrich, Wil⸗
beim, Ernſt und Albrecht von Bayern, ber Herzog und Pfalz⸗
graf Iohann von Sulzbach (oder Neumarkt), ber Herzog Ernft
von Oſtreich, der Herzog Erich von Sachyfen > Lauenburg, ber
Markgraf Friedrich von Meiffen, mehrere ſchlefiſche Herzoge, der
Markgraf Bernhard von Baben; gegen vierzig Grafen und eine
anfehnliche Zahl von Dynaften und Herrn; endlich die Abgeord⸗
neten von zweiundſiebzig Reichtſtaͤdten. Won ben Böhmen was
von nur ſechs Reichsbarone, ein Herr von Rofenberg, ein Her
von Schwarzenberg, ein Herr von Michelsberg, ein Herr von
Sternberg, ein Herr von Holenflein und ein Herr von Rafen-
flein gefommen.. Dagegen hatten ſich ungarifche Magnaten, als
zum Gefolge des Königs gehörig, in anfehnlicher Zahl eingefuns
den, Auch eine Geſandtſchaft des griechiſchen Kaiferd war aus
Conſtantinopel gelommen, um abendlaͤndiſche Huͤlfe gegen die
Tinken zu erlangen 19),
- Obwohl früher bie beiden Kurfürften Ludwig von der Pfalz
und Friedrich von Brandenburg ald die treuften Anhänger und
fefteften Stügen des römifchen Königs anzufehen waren, fo hatte
ex boch dieſe beiden Fürften in ber legten Zeit ganz von fich ent:
fernt, Es war den geiftlichen Fürften ihr ernſthafteſtes Bemu⸗
ben, eine Verſoͤhnung berfelben mit dem König herbeizuführen,
was endlich nach mehreren Unterhandlungen auch gelang ı 7),
9) Windel c. 104. p. 1154. Wender 1.c. Gemeiner Regensburger Ghr.
1. 248.
10) Winded c. 107. p. 1156
11) Windeck c. 104. p. 1154: „Alſo zog der konig zu I gen Nurem-
Deutſche Buftände bis zur Berndigung d. Nürnberg, Reichstages, 151
Es fehlte aber auch nicht an vielen andern Streitfachen, bie
auf bem Reichötag zur Sprache kommen mußten. . Der Exzbifchof
Comgd von Mainz war wegen eines Bünbniffes, das er mit den
drei Reihöflädten Mainz, Speier und Worms geſchloſſen und
welches König Sigmund wicht gebilligt hatte, mit dem Kurfürften
Ludwig von der Pfalz in ernflliche Streitigkeiten gerathen: nur
mit Mühe gelang es dem Erzbiſchofe Otto von Trier (2. März
4421) zu Boppart die ſchon ausgebrochenen Feindfeligkeiten zwi⸗
ſchen beiden Fürften beizulegen 12). Die Streitigkeiten und Feh⸗
den zwifchen dem Markgrafen von Brandenburg und ben Herzos
gen von Mektenburg und Pommern dauerten ungeachtet ber ge:
ſchloſſenen Verträge noch fort !°). Ein verberblicger Krieg, den
der Biſchof Johann von Hildesheim mit den Herzogen von Maun:
ſchweig führte, und woran die Erzbifchäfe von Coͤn und Magde⸗
burg, ber Biſchof von Halberftabt, die Herzoge von Schleßwig
und viele Grafen und Herrn Theil nahmen, verheerte Nieder⸗
fachfen 1%). Aber auch das ſuͤdliche Deutfchland war voll Fehden
und Krieg: die Stadt Straßburg war mit ihrem Bifchof und ber
bei ihr angefeffenen Ritterſchaft in Streit: mur mit Mühe gelang
es dem Erzbifchof von Mainz und dem Markgrafen von Baden,
auf eine Zeitlang die Streitenden zur Ruhe zu bringen !°). Auch
die Stabt Speier gerieth mit ihrem Biſchof Khabanus in Krieg:
fogteich erhoben fich auf beiden Seiten zahlreiche Bundesgenoffen,
fo daß faft die ganzen Rheinlande in den Streit mit hineingegogen
wurden. . Der Bifhof, der mit feinen Verbuͤndeten Mainz, Trier,
Pfalz die Stabt Speier belagerte, mußte auf Befehl bes roͤmi⸗
ſchen Königs die Belagerung aufheben, die Stadt aber wurde auf
berg: do waren fie wol fünf wochen und verliffen fi do vil reden, bis man den
herzogen von Heidelberg vnd den Fonig miteinander gerjchtet und barnad den
marfgrafen von Brandenburg mit dem konig, wenn der Tonig dem margrafen gar
vbel ſprach.“
12) Senckenberg. Select. jar. II. p- 182—203, Guden. C. D. M. IY.
n. 55. p. 130 oqq. Bal. Häberlin I. 9. V. 305.
13) Herm. Corner. p.'1256. C£. Häberlin L c. p. 319.
14) Chronic. Hildeshem; bei Leibnitz rer. Br. I. p. 762. Herman. Cor-
ner. ad an. 1422. p. 1250 und Andere. Bel. Häberfin L. c- p- 320fL.
15) Sqhilter zu Rönigeboven p. 806 fi. Schoepflin Als. UI. p. 107.
152 Drittes Bud, Sechetes Kapitel.
dem Keichstag zu Nirnberg zu einer großen Geldſtrafe verur⸗
theilt und dem Biſchofe erlaubte man (3. Sept. 1422) eine Bes
flung in feinem Hochflifte zu erbauen 1°). In Schwaben führ-
ten bie Grafen von Wirtemberg und ihre Mutter die Gräfin Hen=
tiette von Mömpelgarb mit ſchwaͤbiſchen Reichsſtaͤdten vereint ge⸗
gen den unruhigen Grafen Friedrich den Ältern von Zollern einen
blutigen Krieg, nahmen ihn gefangen, zerflörten fein Schloß Ho⸗
henzollern und befesten Hechingen 17). Am meiften aber gab es
in Franken und Bayern zahllofe ‚blutige Fehden, durch die Streis
tigfeiten der bayeriſchen Herzoge untereinander, und mit: bem
Burggrafen von Nürnberg: bald nahmen für oder gegen die Par⸗
tei des ‚Herzogs Lubwig. von Ingolftadt faſt ſaͤmmtliche bayerifche
Her und Grafen und viele Städte, und in Franken ber Bifchof
vor Wuͤrzburg, ber Pfalzgraf, die Grafen von Henneberg,
Wertheim, Caſtell Riened u. a. wie auch mehrere Reichsſtaͤdte
Antheil an dieſem Krieg 1°). Gegen feine zahlreichen Feinde, an
deren Spige Herzog Heinrich von Landshut und der Burggraf
Friedrich von Nürnberg (zugleich Markgraf von Brandenburg)
flanden, hatte Herzog Ludwig von Ingolſtadt eine Ritter Einis
gung in Bayern errichtet, welche ald Hauptmann ben tapfern
Kaſpar Torringer zu Toͤrring hatte (16. Ian. 1420). Herzog
‚Heinrich von Landshut und fein Schwager der. Markgraf Fried⸗
rich flellten wegen dieſes Bundes, worin felbft Ritter aus dem
Landshutiſchen aufgenommen wurden, Klage beim roͤmiſchen Koͤ⸗
nig an: zwar ließ dieſer (Schweidnitz 21. April 1420) den Bes
" fehl zur Auflöfung ergehen, da es niemand geftattet fey, im Reiche
ohne Einwilligung bed Königs Verbindungen zu fhließen. Aber
Sigmund’s Befehl blieb unbeachtet. Ganz Bayern war ber
Brandfadel eines wuͤthenden Bürgerfrieges zwei Jahre hindurch
Preiß gegeben: denn auch bie beiden Herzoge Ernft und Wilhelm
von München erklärten fich gegen Herzog Lubwig, der viele fremde
Ritter in Sold genommen hatte, um die Länder feiner Vettern zu
16) Lehman fpeir. Ghron. p- 888 sg. Dumoht II. 2.p.125 u,172. Lu-
nig P. S. Cont. 3. Zortf. I. p 263.
17) Bel, Sattler Geſch. der Grafen v. Wirtemb. II. p. 89 fü.
18) Bol. Lang Ludwig der Bärtige &. 99 fü.
Deutſche Zuftände bis zut Beendigung d. Nürnberg. Reichstages. 153
verheeren und zu verwuͤſten. Aber auch ſein Land und ſeine Be⸗
ſitungen hatten gleiches Schickſal durch die Gegner. Damals
zerftörte Herzog Heinrich die Veſte Altentbrring, dem Haupt
mann ber oberlänbifchen Ritterfchaft Kafpar Torring gehörig. Der
vömifche König, ſchwankend zwiſchen beiden Parteien und ohne
Kraft, zauberte beftimmt flr die eine oder andere fich quszuſpre⸗
en und beſchraͤnkte fich darauf, durch Botſchaftſenden die Streis
tenden.zum Frieden aufzufordern, was aber ben Fehden und dem
Krieg keinen Einhalt that. Schon (18. März 1420) hätte Koͤ—
nig Sigmund von Schweibnig aus dem Herzog Ludwig: einen
Verweis ertheilt, daß er den Herzog Heinrich mit geiſtlichem Ge⸗
richt an den roͤmiſchen Hof nach Rom gezogen, ba boch fie beide
weltliche Firſten, auch ihre Streitfachen weltlich wären, welche
dazu der Papft felber an den roͤmiſchen König verwiefen. Im '
Anfange des Jahres 1421 ſchickte Sigmund mit Friedgebot als
koͤnigliche Commiſſaͤre hintereinander den Kämmerer Konrad von
Beindberg,. den Konrad Muracher und zulegt ben Grafen Io:
hann von Lupfen. Auf einem Tag zu Nürnberg (15, Sept.) er⸗
kannte man auf ben Bifchof zu Würzburg einen neuen Anlaß,
bi Martini, der aber gar nicht zu Stande fam 19), Donau⸗
woͤtth, dad der, Herzog Ludwig fortfuhr zu bebrängen, warb von
Sigmund (6. Sept. 1422) förmlich ald Reichsſtadt erlärt0).
Nachdem die größten Friedensſtoͤrungen einigermaßen beiges
legt waren, und bie Berföhnung bed Königs mit den Kurfürften
von Brandenburg und von ber Pfalz bewirkt worben, ſchritt man
zu dem Hauptgegenftand, der auf dem Ninnberger Reichötag vors
kommen follte, zu ber Berathung ber Kriegsanfkalten gegen bie
Huffiten. Die Fürften waren ber Meinung, man folte den hun⸗
dertften Pfenuing erheben und davon die Kriegskoſten beflreiten.
Gegen dieſen Vorſchlag erklärten fid) bie Städte, einestheils weil
wegen ihres großen Reichthums fie vorzüglich die Laſt des Kriegs
getroffen, anderntheild auch weil fie nicht an den Tag wollten
gebracht hab haben, wie große Schäge fie befäßen. Es wurden da⸗
ur Zang I. c. bei. S. 109f1. Budner 1. c. VI. p. 238 fl. Freiberg Geſch.
der bayr. Landtage I. S. 387.
20) Lang l. c. S. 112. Buchner Gef. v. Bayern 1. c.
—
154 Drittes Buch. Gechötes Kapitel.
ber von einigen dazu erwählten Fürften und ſtaͤdtiſchen Abgeord⸗
neten Reichsmatrikel, welche man mit Unrecht für die erften hält,
die gemacht worden ?1), entworfen, wornach beflimmt wurde,
wieviel der Zruppenantheil von einem jeben Reichöftande betragen
ſolle. Einige Fürften und Herrn aber zogen es vor, lieber den
hundertſten Pfenning zu geben, als ſich einem Anſchlag in ben
Matrikeln zu unterwerfen. .
Im diefen Matriteln 22) find die Kurfürften ald die mächtigs
ſten Herrn (die Herzoge von Oſtreich kommen nicht vor) mit vier⸗
zig bis fünfzig Gleven (zu vier bis fünf berittenen Gewappneten)
angeſchlagen: nur ber Kurflrft von Sachſen hatte die geringe
Baht von zwanzig Schügen zu felen. Die Biſchoͤfe waren fehr uns
gleich angeſchlagen, je nachdem fie kleine oder große Länder und
Befisungen hatten: von zwei biß zu zwanzig Gleven: ber Erz⸗
biſchof von Magdeburg aber hatte faft ein fo großes Eontingent
wie der Exzbifchof von Coͤln, dreißig Gleven und zehn Schuͤtzen
zu fielen. Bon ben weltlichen Fuͤrſten war nur der Herzog von
Savoyen gleich den Kurfuͤrſten von der Pfalz und von Branden-
burg mit fünfzig Gleven angeflogen; bie Herzoge von Lothrin⸗
gen, Bayern, Landshut, Geldern, welche nebft dem Landgrafen
von Heffen fobann die hoͤchſten Contingente zu ſtellen hatten,
überfehritten nicht die Zahl von zwanzig Gleven. Dagegen hat-
ten bie pfälzifchen und bayrifhen Wittelsbacher (mit Ausnahme
des höher angefchlagenen Heinrich von Landshut), die Herzoge
von Braunſchweig, die Herzoge von Meklenburg, die Herzoge
von Pommern, ber Markgraf von Baden, ber Herzog von Berg ıc,
Gontingente von fünf bis ſechszehn Gleven zu fielen: die Hein:
ſten derfelben fielen auf den Pfalzgrafen Otto von Sinsheim und
den Herzog von Berg, bie höchften auf den Herzog Ludwig von
Ingolſtadt und die pommerifchen Herzoge. Unter-den Grafen
hatte der Graf von Wirtemberg mit zwanzig Gleven bei weitem
21) Bergl. Häberlin R. 9. V. ©. 326. Not. u. Geſch. Kaifer Sigmund’s
3. I. S. 160. not: 68.
22) Windel c. 108. p. 1157 — 1163. Reue Samml. der Reihsabfihiede
(Grantf. 1747. fol.) I. p. 117—120. Die Handfäriften von Gberhard Win ⸗
deck variiren fehr in den Namen und Zahlen.
Deutfche Zuftände bis fur Beendigung d. Nuͤrnberg. Reichstages. 155
das höchfte Gontingent zu liefern, denn von ben Übrigen waren
die mächtigften höchftens nur mit ſechs bis acht Gleven angefchlas
gen, die minder begüterten nur mit drei, zwei ober einem Gle⸗
ven. Unter ben freien und Reichsſtaͤdten, wozu aud) die eidge⸗
nöfffhen und mehrere niederlaͤndiſche Städte gerechnet wurden,
ſtellten Luͤbeck und Nirnberg die hoͤchſten Gontingente, dreißig Gle⸗
ven und ebenfoviele Schügen: Hamburg, Coͤln, Metz, Straß:
bung, Rordhaufen gaben zehn Gleven weniger: fünfzehn flellten
Regensburg und Frankfurt: diefes waren Gontingente, welche
denen ber erfien Fuͤrſten gleich kamen. Kleinere Reichöftädte tra⸗
ten zur gemeinfchaftlichen Ausruͤſtung von einigen Gleven zufams
men ober ruͤſteten nur einige Schligen aus. Über vierzig Grafen
und Herrn, wie auch an zwanzig Äbte kauften ſich durch den hun:
dertſten Pfenning von ber Ausrüftung von Kriegsvolk los. Die
oͤſtreichiſchen Herzoge, ber Erzbiſchof von Salzburg, bie fehlefi>
fen Lande, der Markgraf von Meiffen, die Landgrafen von
Winingen, welche ſchon anfehnliche Kriegshaufen gegen die Hufs
fiten an ihren Landesgrenzen unterhielten, waren in den Matris
fein nicht angeſchlagen.
Nachdem diefe Matritel entworfen waren, wurbe der Mark:
xaf Friedrich zu Brandenburg zum oberften Befehlshaber des
Kriegöheered gewählt und dad vom Papfte geweihte Panier (ed
follte nämlich ein Kreuzzug ſeyn), in der Sebalduskirche zu Rürnz
berg ihm Äbergeben (8. Sept.) ?°). Zugleich wurbe beftimmt,
daß die Fürften, Herrn und Stäbte mit ihren Kriegsvoͤlkern auf
Merheiligentag im Felde an ber böhmifchen Grenze verfammelt
ſeyn ſollten 24). Indeffen wurde der Kurfürft Lubwig von der
Pfalz nach Polen und Preußen gefchickt, um im Namen des Pap⸗
23) @indee c. 108. p. 1168 u. c. 104. p. 1154. Gr gibt den „liben
drawen tag Purificatiomis‘‘ an, den 2. Febr., was offenbar unriätig tft: eb
mu entweder Assurtionis (15. Auguſt) oder Nativitatis (8. Septbr.) heißen.
Andreas Preabyt. Ratieb. Chron. Bavar. gibt als Beit an „feria sexta in octava
8. Augustini. Branda legatus vexillam vivificae orucis tradidit in ecclesia
8. Sebaldi Sigismando R. R., qui et statim idem vexillum dedit Friderioo
Marchioni Brandenb.“
24) Windel 1. c.
156 Drittes Bud. Sechstes Kapitel.
ſtes, de roͤmiſchen Königs und des Reichstages bie beiden ſchon
im Kriege gegenüber ſtehenden Mächte zum Frieden aufzuforbern
und zu verfähnen 26): follte ber König von Polen der Auffordes
rung feine Zolge leiften, fo wurde befchloffen, ihm von Seiten
des Reiches und bed Königreicheö Ungarn mit Krieg zu drohen 2°),
Dadurch ward denn auch bewirkt, daß bie Kriegführenden ben
Frieden am Melno > See fihloffen (1422) #7).
Mittlerweile der Pfalzgraf Ludwig auf dieſer Miſſion ſich
befand, erflärte der König (25. Auguft) mit Zuſtimmung einiger
Fürften den Erzbiſchof Conrad von Mainz zu feinem Reichsvicar
und Statthalter in Deutfchland 2°). Denn da voraudzufehen
war, daß wegen ber Kriege mit den Böhmen, ben Türken und
den Venetianern ber König öfter auf längere Zeit von ben deut:
fen Landen entfernt gehalten werde, fo war zur Aufrechthaltung
des Landfriedens, der Ordnung und ber Ruhe nothwenbig, daß
ein Reichsvicar beftelt warb: auch hatten bie Reichöftäbte drin
gend verlangt, daß ihnen in Abwefenheit des Königs ein Schub:
herr gefegt werde 2°),
Nachdem Sigmund auf dem Reichstag noch mehrere andere
Regierungägefchäfte vorgenommen, dem Markgrafen Friedrich von
Meiffen fie feine bisherigen Dienfte im Kriege gegen bie Huffiten
einen Theil des Voigtlands verpfändet°°), in Schreiben an bie
Reichsſtaͤnde zur wirkfamen Hülfe gegen bie Huffiten aufgefor:
dert 31), auch mehrere Privilegien und Freiheiten ertheilt 2) und
25) Winde c. 109. p. 1164. Herman. Comer. Chr. p.1254. Bergl.
Boigt Geſch. Pr. VII. 439, wo das Schreiben der Kurfürjten d. d. Nürnberg
26. Zuli 1422. Die frühern Verhandlungen im I. 1421 — 1422 theilt Voigt
1.c.'&. 398 fl. 401 u. 427 fü. mit.
26) Bol. Boigt u. a. D. ©. 440.
27) Boigt S. 447 fl.
28) Die Urkunde bei Guden. C. D. IV. p. 136— 148.
29) Winde c. 108. p. 1163.
30) &. im Anh die Regeften, befond, vom 31. Aug. 1422. „ag Hom
Frideric. Bellic. p. 859 — 866.
30) S. im Anh. die Regeſten v. 30. Aug. 1422.
32) S. die Megeften v. Aug. u. Sept. 1422.
Deutfche Zuftände bis zur Beendigung d. Nürnberg. Reichstages. 157
der Ritterſchaft erlaubt hatte, ſich uͤberall in deutfchen Landen zu
verbinden und in dieſe Einigung auch die Reichöftädte mit aufzus
nehmen 83), verließ er Nürnberg. nach faft. zweimonatlichem Auf⸗
enthalt, um auf demſelben Wege, ald er gelommen war, nad
Ungarn zurüdzufehren.
In Regensburg hielt (feit 21. Sept.) der roͤmiſche König ſich
wieberum mehrere Tage aufz er ertheifte hier mehrere Priviles
gien,und fuchte den Streit unter ben bayerifchen Herzogen Heinz
rich von Landshut und Ludwig von Ingolſtadt, ber mit großer
Erbitterung geführt ward, durch einen befohlenen vierjährigen
Waffenſtillſtand abzuflumpfen. Nachdem hämlich alle wieberhol:
tem Friedgebote des Königs vergeblich gewefen und. alle Verſuche
eine Waffenruhe herzuftellen an dem Trotz bed Herzogs Ludwig
feheiterten, ergriff Sigmund entſchiedenere Mittel, Ludwig's Übers
muth war ſchon zum Theil durch eine blutige Niederlage, bie er
(19. Sept. 1422) erlitten, gebrochen. Er eilt zum König nach
Regensburg, wirft fi vor ihm auf bie Kniee und fpart Feine
Bitten und Demüthigungen. Einige Tage fpäter (2. Detober)
mußte er vor allen feinen Feinden ober ihren Botfchaftern, in Ges
genwart bed päpftlichen Legaten Branda, vom König, der auf
dem Throne faß, einen. feharfen Verweis über feinen Friedens⸗
bruch hinnehmen, Sigmund erklärte in.einer feierlichen Rebe fein
Mipfallen über einen Krieg, der Kirchen und Kloͤſter zerftört, der
Straßen und Felder verwüftet, die Einwohner von Städten und
. Dörfern mißhandelt, zu Grund gerichtet, erfehlagen, unb ben
Wohlſtand der Länder untergraben. Darauf erließ er (7. Det.)
ein Friebgebot auf vier Jahre, Wer ben Frieden bricht, dem
ward vom König mit der Acht, von dem Legaten mit bem Banne
gebroht. Lubwig fol fein Land bis zum Ausſpruch des Königs,
der binnen Jahresfeift zu erwarten fey, an Sigmund übergeben,
der es in des Reichs Schug mehmen und darüber einen Haupt:
mann fegen werbe, ber Macht genug habe, alle Friedensbruͤche
abzuwenden. Zum Hauptmann fegte Sigmund ben Herrn Bruno
33) ©. die Regeften v. 13. Sept. 1422.
158 Drittes Buch. Sechetes Kapitel.
von der Leiter, mit dem Zitel eines Baiferlichen Hofmeiſters: Lubs
voig felbft aber mußte, bis Alles entfchieben, mit dem König nach
Ungarn gehen und da einige Jahre verbleiben 24).
Am 5. October verließ ber vömifcher König Regensburg, umd
reiste tiber Straubingen ®°) nad) Paffau, wo er einige Tage vers
weilte, denn am 17. October ftellte er noch daſelbſt dem Bifchofe
von Regenöburg eine Urkunde aus ?°). Sodann fuhr er die Do:
nau herab nad) Wien ®”), beſprach fidh hier noch mit feinem
Schwiegerfohn dem Herzog Albrecht Über bie Kriegdanftalten ges
gen bie Huffiten und kehrte ſodann gegen die Mitte des Rovems
bers in fein Königreich Ungarn zuruckee).
unterdeſſen hätten bie Kiegsuölfer nach dem Beſchluſſe des
Nürnberger Reichstags auf Allerheiligen 1422 im Felde erfheinen
follen. Allein viele Urfachen beftanden, daß der Zug nicht zu
Stande Fam. Schon hatte es bei Vielen Wiberfpruch erfahren,
daß man den Kriegszug in einer fo fpäten Jahreszeit eröffnen
wollte: mehr noch aber trat hemmenb in den Weg, daß fich die
rheiniſchen Laͤnder ganz ſaͤumig zeigten mit ihrer Hülfe. Denn
als der Reichsvicar, der Erzbiſchof Conrad von Mainz, einen Tag
nach Wormd im September oder Anfang Detober beſchied, zur
Verwirklichung der Kriegsanflalten und zur Beftätigung feiner
neuen Würden fo erfchienen nur eine geringe Zahl fränkifcher und
rheiniſcher Reichsſtaͤnde, und auf bie Frage, ob fie Conrad als
Reichövicar anerkennten, baten fie ſich Bedenkzeit auß>%), Aber
aus dem Kriegszug gegen bie Huffiten im Spaͤtjahr 1422 warb
nichts 40): theils weil bie Jahreszeit ſchon zu weit vorgeruͤckt
34) Litern exprobat. et difidetionis contra Duces Barariae b. Guden.
Syllog. I. 668. Andreas Presbyter Chr. p. 2152: Bol. Fiſcher EI. Sqhriſ⸗
ten IE. S. 136 fü. Lang Ludwig der Bärtige ©. 117. Buchner Geſch. von
Bayern VL S. 246.
35) Gemeiner Megenbburg. Chronik U. 446.
36) Gemeiner a. a, D.
37) S. im Anh. die Regeften v. 18. Dit. bis 6. Nov. 1422:
38) ©. im Ang. die Reg. vom 25. Nov. 4422.
39) Windel c. 108. p. 1163 fl.
40) Windel c. 104. p. 115%: „Cs Bam aber wenig Volled./ Ran fest
Deutſche Buftände bis zur Beendigung d. Nuͤrnberg. Reichstages. 159
war, theils aber auch, weil die Fürfien ſich nicht untereinander
verftänbigen Tonnten. Größer aber warb bie Spaltung und ber
Widerſpruch gegen den neuen Reichöftatthalter, als der Pfalzgraf
Ludwig Kunde von der Ernennung Conrad's zum Reichsvicar ers
hielt. Sobald diefer feinen Auftrag an den König von Polen
und den deutfehen Orden befriedigend erfüllt und die Kriegführens
den zum Waffenſtillſtand bewogen hatte, reiste er zum römifchen
König nach Preßburg *t), und beſchwerte fich barlıber, daß, ſei⸗
nen hergebrachten Rechten und erhaltenen Privilegien entgegen,
der König einen andern ald ihn zum Reichsvicar gemacht habe,
Um den Pfalzgrafen zu befänftigen, verfchrieb ihm ber König
fünfzigtaufend Gulden auf die Landvogtei im Elſaß. Deſſenun⸗
geachtet war der Kurfuͤrſt agieht zufrieden geftellt. Hoͤchſt aufge:
bracht über den König reiste er an ben Rhein und brachte es bei
den Finſten und Städten bahin, daß fie ſich in der Weiſe erklaͤr⸗
ten, niemanden vorerft ald Reichsſtatthalter anzuerkennen, bis es
ausgetragen fey, wem von Rechtswegen dieſes Amt. gebühre 42),
Nachdem in diefer Sache mehrere Zürftentage *?) gehalten wor
den, war Erzbifhof Conrad des Reichsvicariats ohne Anerken-
nung überbrüßig und auf dem Tag zu Boppart (11, März 1423)
legte er, ohne vorher den römifchen König von feinem Vorhaben
in Kenntniß gefegt zu haben, feine Statthalterwürbe nieder 24),
& war dad Reich wieder feiner Unordnung Preiß gegeben; ber
roͤmiſche König aber war voll Zorn auf Conrad und die Fürften *°),
Ein ganzes Jahr zur Bekriegung der Huffiten war verloren
gegangen: unb doch verfprachen grade damals Angriffe auf die
gewoͤhnlich den Zug der deutſchen Neipöftände gegen Saag in’s 3.1422. Allein
diefer Zug fand fon im I. 1421 ftatt. Bol. Häberlin R. H. V. S. 329.
4) Voigt Gef. Preuff. VII. S. 452 fl.
42) Windel c. 169. p. 1164.
43) Borzügl, zu bemerken ift der Tag in Bingen 6, Dec. 1422. Guden.
€. D. Mog. V. 900.
44) Windel 1. c. und c. 112. p. 1166. Senckenberg select. jur. IV.
483 u9g-
46) Windet c..109. p. 1165.
160 Drittes Buch. Sechstes Kapitel.
uneinigen4*) Böhmen bie günfligften Erfolge. In Prag herrſchte
große Verwirtung und Unordnung in. Folge ber Hinrichtung des
Prieſters Johann von Zelqu und ber böhmifche Adel hatte fich da⸗
mals faft ganz von Bijfe zuruͤckgezogen. "Dazu kam noch, daß
man wegen ber Wahl eined neuen Königs ſich durchaus nieht ver⸗
einigen Eonnte. Dieſes führt uns wieber zu der böhmifchen Ge-
ſchichte zuräd,
46) Beſchwerden der vertriebenen Prager an den römifhen König. Win—
tet c 101. p. 1161 fl.
‚ Siebentes Kapitel,
Der aitthauiſche Prinz Sigmund Koribut als Verweſet ber boͤhmi⸗
ſchen Krone. 1422.
Schon oben iſt erzaͤhlt worden, wie die Prager im I. 1420
eine Gefandtfhaft an den König Wladislaus von Polen ſchickten
und ihm die böhmifche Krone anboten, und fie darauf, als er die
Krone ausſchlug, ihre Augen auf den Großfürften Witold von
Kitthauen warfen. Ungeachtet ber polnifche König die boͤhmiſche
Krone abgelehnt hatte, ſchickten die Böhmen im J. 1421 nah
dem Czaslauer Landtag eine zweite Gefandtfchaft nach Polen, mit
der Vollmacht, entweder ben König Wladislaus oder deſſen Bet:
ter Witold zur Annahme ber boͤhmiſchen Krone zu bewegen 1).
Obwohl die Gefandten dem Könige verſichert hatten, daß fie bie
vier Prager Artikel ausgenommen in allen übrigen Stüden mit
den Gebäuden und Sagungen der roͤmiſchen Kirche überein-
ſtimmten; obwohl fie nicht verfäumten, darauf hinzuweifen, wie
vortheilhaft für Polen die Verbindung mit Böhmen feyn müßte,
wenn der ungarifche König und ber deutſche Orden wagen follten
erſteres Königreich mit Krieg zu. überziehen; ungeachtet aller dies
fer Vorftellungen gab Wladislaus den Gefandten bie unerwartete
Antwort: er koͤnne ſich nicht entfchliegen, dem Kbnige Sigmund
eine Krone, die ihm erblich gehörte, zu entreißen, wenn er auch
gleich von ihm ſchwer beleidigt worden; fobann aber widerſtreite
1) S. Beilagen n. I. u. IT. zu Pelzel's Rachr. v. d. Litthauiſchen Prinzen
Sigmund Koribut 2c. in den Abhandiungen der böhm. Gef. der Wiſſenſch. vom
3. 1786. ©. 368fl.
Aſchbach K. Sigmund. TIL. 1
162 Drittes Buch. Siebentes Kapitel.
es auch feinem Gewiſſen die Regierung über ein Reich, beffen
Bewohner von ber Kirche als Ketzer verdammt worben, zu uͤber⸗
nehmen, Wenn fie fich aber mit der roͤmiſchen Kirche ausſoͤhn⸗
ten, bann würbe er ſich eher dazu entfchließen koͤnnen, den böh:
mifchen. Thron zu befleigen, felbft wider Willen bed ungarifchen
Königs 2).
Der König Wladislaus von Polen konnte die ihm angebos
tene böhmifche Koͤnigskrone nicht annehmen: feine Stellung zum
roͤmiſchen König und dem Papfte bei ben immer noch obwaltenden
Streitigkeiten mit dem deutſchen Drden erlaubten ihm nicht einen
folchen Schritt, ohne mit den beiden Oberhaͤuptern der Chriſten⸗
heit ganz zu brechen. Auch hatten ihm fämmtliche beutfche Reiches
fände mit Krieg gedroht, im Falle er den Böhmen zu Huͤlfe zöge,
Was Wladislaus nicht direct erlangen konnte, wollte er auf
indirectem Wege erreichen. Er felbfi wies bie boͤhmiſche Krone
zuruͤck, veranlaßte aber, daß bie Böhmen fie dem Großfuͤrſten
Witold von Litthauen anboten, Diefer nahm fie an, mit du
Erklaͤrung, daß er ſich auf diefe Weife an dem ihm verhaften Kbr
nig. Sigmund raͤchen wollte; ba er aber wegen bed Streites
mit dem beutfchen Orden ſich nicht yon feinem Lande entfernen
koͤnnte, fo wollte er als oberſten Reichsverweſer ober Statthalr
ter feinen Neffen ben Prinzen Sigmund Koribut ®) nach Boͤh⸗
9) Math.. de Michoria Chron. Polon. Hb. TV. c. 46. Diuzoss. hist.
Polon. Uh. XI.p.43&4g. Cromer. de Origine et reb. gest. Polonor. lib. XVIIL.
Bol. Pelzel he S. 362 fl.
3) Sage? meint, der Prinz habe nur Kor ibut gröeifen: den Kann Eip
mund hätten ihm die Böhmen gegeben zur Bezeichnung, daß er anjlatt des Kö⸗-
aigs Sigmund regiere, Das ift eine ganz falfhe Anſicht: denn audy der Papft
Martin V und felbft der römifhe Köntg nenmer ihn in ihren Briefen Sigismun-
dus, was gewiß nicht geſchehen, wenn Hagek's Angabe die richtige wäre, Mer
polniſche König nennt ihn (Beil, V u. VI bei Petzel 1. c. p. 390 99.) Rigier
mandus Gorributhi, woraus gefäloffen werden koͤnnte, daß Korihut den Metyr
des Prinzen andeute, MBieleiht war Korlbut der heidniſche Name des Prinzen:
{in der Taufe erft nahm er den Namen Sigmund an. &o hieß der König WBla-
Widlens vorher auch Jagiel und vertauſchte diefen Namen mit dem qhriſtlichen:
Wledislans, Dft aber werden auch beide Mayen nebeneinander gefept. . Über
den Grab der Verwandtſchaft Korihut's mit Witold weichen die Raqrichten ſehr
ab: er wird Bruder, Schwager, Better, Sohn des Großfürften Witold ger
Der litthauiſche Pring Sigmund Koribut in Böhmen. 163
men ſchicken *), womit fich Die huſſitiſchen Gefanbten zufrieden er⸗
Härten, i
Auf ber Rüdreife nach Böhmen wurden fie auf Weranftals
tung Sigmihb’s in Schleflen von dem Herzog Johann zu Trop⸗
pau gefangen genommen: noch che Polen ober Litthauer zu ihrer
Befreiung Hesbeigelommen, hatte ber ‚Herzog von Troppau fie
dem roͤmiſchen König audgeliefert, der bad Gefolge der Geſand⸗
ten hinrichten, fie ſelbſt aber in firengem Berwahr halten ließ ®),
Nicht lange nachher ſchidten bie Böhmen eine dritte Ges
fendtfepaft. In dem Beglaubigungoſchreiben, welches biefelbe
überbradhte, wird Witold ber Böhmen anverlangter König
und ihr gnädiger Herr genannt?) Darauf erft ſchickte mit
Biffen und Willen des polnifchen Königs der Großfuͤrſt feinen
Reffen nach Böhmen ab im Früͤhiahr 14237). Jndem bei
naunt (pgl. Pelzel 1. c. p. 366). Pelzel meint, er fen ein Sqweſterſohn Mir
toD’5 gemefen,, den er für einen Bruder des polnifhen Könige Hält, weil Papft
Martin V in einem Brief an Wladislaus und Witold (Raynald Ann.ecol. an. 1425)
fie fratres Germanos, und Sigmund Koribut ihren Nepotem nennt. Befannte
lich bezeichnet aber im mittelalterlichen Latein Prater nit immer Bruder, und
nepos nicht immer Weffe: am menigften find dieſe Ausdrüde ftreng zu nehmen,
men Fürſten fie in Anreden in ihren Briefen gebrauchen. Anqh weiß man aus
der litthauiſchen Geſchichte, daß Wladislaus und Witol nit Brüder, fon«
dern Gelchwifterktader geweſen, welche aber häufig im Lateiniſchen mit fratres
degelinet werden. Daß aber Sigmund Koribut ein Schweſierſohn von Witold
genefen, fagt Winde c- 89. pı 1146 ausbrüdiih, melde Stelle dem gelchre
ten Pelgel entgangen iſt.
4) Math. de Michor. 1. c. Diugoss. hist. Pol. ib. XL. p. 451. Bergl,
Yalzell. c. Bgl. oben Kap. V. not. 10. Rad einem Schreiben des Comthurs
von Dünaburg (d. d. 6. Ian. 1422) an den Drdenbmarſchall hatte ſchon damals
Witord öffentlich fih als Ghüger der Huffiten ausgefproden. Index Corp. hist.
dipl. Livon. Ksthon. et Caron. I p. 226.' Über die Sendung feined Reffen
Mad; Böhmen ſqhreibt Witold felbft d. d. 2. Juni 1422 an den Cribiſhof von
ige. Index cit. n. 1022. p. 229.
6) Hager. Gfr. ad an. 1421.
6) Beilagen IIT u. IV. bei Peizel L c. ©. 289.
7) Diefes fügt Michov. 1. c. außbrüdiid: „Wlndislao ootsentiente et ap-
probente.““ Sad} einem Brief deö Papſtes Martin V (Raynald Ann. cccl. ad
an. 1628. m. 6) Habe der polniſche König zwar um die Abſchickung deb Pringen gewußt,
er habe fie aber nur zugelaffen, um die Keter wicher durch Karikut zurädzufühe
11*
164 Drittes Buch. Siebentes Kapitel.
Sroßfkrft Witold drei Heere ausrüftete, zwei gegen den beutfchen
Orden und eines zum Beiftand des Neffen, und bald darauf auch
der König von Polen den Orden mit Krieg Überzog®), nahm
Koribut mit fünftanfend Reitern °) feinen Weg nRh Böhmen,
Sobalb er in Mähren anlangte, zog ex vor Maͤhriſch-Neuſtadt,
und nahm, weil ihn die Stadt nicht einlaffen wollte, dieſelbe mit
Sturm. „Hier blieb er einige Zeit und um einen Beweis abzules
gen, daß er die vier Prager Artikel annehme, wie er ſich gegen
die böhmifchen Gefandten verbunden hatte, trank er Öffentlich aus
dem Kelch und.empfing fo dad Abendmal unter beiden Geftalten,
‚Hierauf ſchrieb er an den Taboritenführer Zizka, ihn auffordernd,
das Land Boͤhmen nicht weiter mehr zu verheeren. Diefes war
ein.unfkuger Schritt, den ber litthauifche Prinz zu bereuen bald
Urfache hatte, .. Denn Zizka antwortete ihm in einem Zone, ber
ihn belehrte, daß in Böhmen niemand xegieren konnte ohne Wil⸗
len und ohne Beiftand des blinden Taboriten = Heerführers 19),
Er verfuchte ſodann Olmütz zu nehmen, aber fiheiterte an ber
tapfern und treuen Beſatzung, und warb mit Verluſt zurücge
ſchlagen 12). Ohne ſich fodann länger in Mähren zu verweilen,
feste er feinen Weg nach Prag fort, wo er am 17. Mai 1422 12)
ankam, grade ald bie Stabt noch in Folge der Hinrichtung bed
Tem. Das iſt ſhwer zu glauben! Andere Meinungen der Gihriftfteller führt
Pelzell. c. S. 367 an. Bol. nod Windeck c.87. p. 1144, Den Brief des Pap⸗
Res Martin V d.d. 1. uni 1422 (bei Cochl. beil. Hass. lib. V. p. 210 gg.),
worin derfelbe von der Berbindung mit den Huffiten abmahnt, konnte damals
Witold nod nit erhalten haben,
8) Voigt Gef. Preuſſ. VI. 428.
9) Chronic. Boh. bei Pelgel Scriptt. rer. B. II. 465. Chronic. Bartos-
si gibt 7000 Reiter an. Bol. Theobald H. Kr. ©. 293,
10) Pelgel Radır. über d. Prinzen Sigmund Koribut J. c. nad handſchriftl.
Quelle S. 368. Windel c. 88. p. 1144. Michov. 1. c.
11) Winded Lo. Bol. Kurz K. Abbrecht U. Bd, 2. S. 57. Richter die
Hufiten in Mähren 1. c. S. 190.
12) Theobald 9. Kr. S. 293 gibt unrictig den 7. Mai an. Chronic.
Bartossii bei Dobner Mon. B. I. A. 1422: „Circa fest.:S. Stanislai venit dux
Sigismundas Lituaniae Pragam.“ Chronic. Böh. bei Pelzel Soriptt.1. o.:—
„venit die dominico ante Ascensionem domini‘“ (17. Mai), Contin. Polkarae
p- 162. Palacky Aunal. Boh. p. 52.
. Der litthauiſche Prinz Sigmund Koribut in Böhmen. 165
Moͤnches Johann von Zelau in der größten Aufregung war. Da⸗
her ward er von dem größern Theil der Prager Bürger mit gro:
em Jubel als Retter und Schüger in der Roth aufgenommen;
von ben Anhängern ber eraltiiten Partei, welche in ber Unord⸗
nung und in der Anarchie ihre Zwecke am beften verfolgen konn⸗
ten, aber hoͤchſt ungern gefehen 12),
Sobald Sigmund Koribut in Prag angelommen war, ftellte
er fich mit feinen mitgebrachten polniſchen und litthauiſchen Kriegs⸗
völfern vor dem Neuftäbter Rathhaus auf und ließ feine Ankunft
Öffentlich in ganz Prag verfündigen. Es eilte eine große Menge
Volkes herbei, Die vornehmften Bürger führten das Pferd, wor⸗
auf der Prinz ritt, beim Zügel, wie im Zriumph auf das Atftäb:
ter Rathhaus, wo man ihm die Schlüffel und dad Siegel der
Stadt übergab und ihn als oberften Berwefer des Königreiches an⸗
erkannte, um ed gegen auswärtige und innere Feinde zu ſchuͤtzen
und zu vertheibigen. Am folgenden Tag ſetzte der Reichsverweſer
neue Räthe ein Mer beftätigte bie alten und ließ ſich von ihnen
den Eid der Treue und des Gehorſams ſchwoͤren 1%), 5
Benige Tage fpäter ward mit Zuſtimmung des Prager Ma-
giſtrats eine allgemeine Amneftie verkuͤndigt fir die, welche wegen
der Hinrichtung des Moͤnches von Zelau Unordnungen und.Erceffe
begangen. Dagegen wurden neue aufrührifche Zuſammenrottun⸗
gen bei Lebensſtrafe verboten, und um ferner Glaubensſtrei⸗
tigfeiten vorzubeugen, follte der. Erzbifchof von Prag mit der
Geiſtlichkeit fich zur Synode verfammeln und die Glaubenspuncte
13) Windel 1. c. Aes. Sylv. hist. Boh. c. 44: „Nonmulli Bohemo-
ram reguli et consulatus Pragensis legatos ad Vitoldum Lituaniae ducem
misere, eumgue sibi regem asciverunt, adversanse Zischa, ejusgue fa-
tione, qui liberis hominibus regem habendum esse negabat et cum po-
tissime, qui gentium rita viveret. Vitoldus Sigismandum Coributum cum
duobus milibus eqaitum misit in Bohemiam. ‚Qui apud Pragenses magnis
xceptus honoribas, — nobilibus et qui guiete vivere vellent blandas atque
amicns , in iosidiosos et facinorosos asperrimus vindex.“ Cf. Hager. Chr.
S. 723. Diugoss. 1. c. Theobald ©. 298.
14) Peljell.c. S. 368 fl. Tractat. de long. schismate (sub fin.) p. 108:
„Sigismundus dux, cogaatus Witoldi — cum eomitiva.non modica venit
in Bohemiam , quem Bohemi cum honore et gaudio suscopernat.'“
166 Drittes Goch. Cicbentes Kapitel. u
feffegen. Zugleich wurde jevem Böhmen ohne Unterſchied des
Standes unter Strafe verboten, Bänkereien zu fliften, mit Wuͤr⸗
feln zu ſpielen, zu fluchen, Raufereien anzufangen oder gar mit
den Waffen einen andern Mitbürger anzugreifen. Wer lieberliche
Srauen halte, folte wie dieſe felbft das Leben verwirkt haben 1°),
Zu gleicher Zeit erließ der Reichsverweſer im Ramen bes Großfuͤr⸗
ſten Witold Schreiben an den böhmifchen Adel, fie zum Gehor⸗
fom aufforbernd und fie zum Reichstag auf die nächften Pfingften
einladend 1%). Seine Wohnung nahm er auf dem Prager Schloß:
bie Kriegsvoͤlker, welche er mitgebracht, befamen wöchentlich eis
nen fehr anfehnlichen Sold von den Pragern auögezahlt, ber zum
Theil aus den Gütern der flüchtigen Böhmen beflritten warb 17),
Es währte auch nicht lange, fo Fam Johann Bzdinka, der
ein befonberer Freund des Johann von Zelau gewefen, in ber Abs
fit deſſen Tod zu rächen, mit einer Raubſchaar Taboriten nad
Prag: nur dem vereinten Bemühen der Praget und Polen ges
Hang es bie blutgierigen Zeinde wieder aus D Stadt zu trei⸗
ben ts),
Obwohl Koribut Alles aufbot, ſich den Böhmen beliebt zu
machen, ſogleich aus dem Kelche trank, in allen Kriegsunterneh⸗
mungen bereit war, ſich an die Spitze zu ſtellen, und ſich durch
Tapferkeit auszeichnete, fo konnte er doch nur einen Theil der Na⸗
tion fie ſich gewinnen. Beſonders entgegen war ihm der Abel.
Sobald biefer Nachricht davon erhielt, daß man bamit ums
gehe, den litthauiſchen Prinzen zum böhmifchen König zu machen
und daß man fehon die Städte des Königreiches auffordere, Ab:
geordnete zur Krönung zu ſenden; veranftälteten die böhmifchen
‚Heren eine Verſammlung, worauf fie ſich offen gegen Koribut ers
15) Pelze 1. c. S. 369 nach dem Liber Privilegior. antig. Prag.
16) Beilage VII bei Peljel l. c. S. 392 fl., wo ein Schreiben Koribut’s
en Uri von Mofenberg mitgetheitt wird,
" 17) Pegel 1. 0. S. 360 nad dem angef. Lib. Privil.. Jeder polniſqhe tee
ter erhielt woͤchentiich aht Gulden Bord. ’ Für die damalige Beit gewiß eine Hödft
anſehnliche Summe.
18) Chronic. Boh. 1. e. gibt al Zeit am foria IV die s. Michaelis. CF.
Comtin. Palk. 1.c. Palacky Annal. B. p. 56. Theobald S. 301. Bal. Pel-
zel böhm. Geſch. IT. 865 u. deſſen Gigmund Koribut 1. c. S. 374.
Der litthariſch· Peim Sigmund Korbut in Böhmen. 167
Misten, Als Gründe, warum fie benfelben nicht als Sürfen und
Harn anertennen binften, waren: Rechtmäßiger König nach dem
Errechte fey Sigmund, der Sohn Kaifer Karl's EV und Beuder
König Wenzel’. Derfelbe fey bereits auf dem Prager Schloß
gekrönt, und ed fey ihnen daher nicht erlaubt, folange derſelbe
Iebe, einen andern König anzunehmen. Zwar hätten fie von der
erften Deputation nad) Polen und Litthauen gewußt, aber wicht
von ben folgenden, wornach erft dem Großfürften Ditold form⸗
lich bie böhmifche Krone angeboten worden. Da biefes ohne ige
* Borwiffen geſchehen, fo feyen fie auch nicht an die Anerkennung
gebunden, ‚Ferner fey Sigmund Koribut ein-Ruffe,. und daher
nit im Namen der heiligen Dreieinigkeit ‚getauft +9). Bauer
waren bie böhmifchen Großen hier im Irrthum 20), denn Koris
but war wie feine Verwandten Wladislaus und Witold vom Hei:
denthum zur roͤmiſch⸗ katholiſchen Kirche übergetreten®"), aber in
Litehauen, wo früher die griechiſche Kirche ſchon viele Anhänger
zaͤhlte, Hatte fich ber Ritus diefer Kirche ſchon fo fehr geltend ges
macht, daß nad) demſelben bie ‚Heiden, welche das Chriſtenthum
annahmen, getauft wurden, Ungeachtet aller Einwendungen, weis
che der Abel gegen bie Erhebung Koribut's vorbrachte, beſtanden
die Prager darauf, daß dem Reiche in deſſen Perfon ein Ober:
haupt gegeben werde. Sie wollten, daß er nicht bloß Reichs⸗
verwefer ſey, fondern auch König, um beffer bie Drbmung herſtel⸗
len zu koͤnnen 22). Ob diefes mit Einwilligung Witold's, dem
19) Hager. Chr. &. 723. Baynald. Ann. eocles. ad an. 1422. n. XXI.
enfant Huffitenfrieg überf. v. Hirſch. IT. S. 57 ful.
20). Der Papft Martin V hätte ihn fonft nigt im I. 1424 in den Bann
thun Können, Wal. Pelzel Geſch. d. Pr. Sigm. Koridut S. 868.
21) &. Geld. K. Sigmund’s oben 2. II. S. 816,
22) Pelyel 1. 0. ©. 871 fagts „Ich habe in den gleiäpeitigen Sariſten
nicht die mindefte Spur gefunden, daß man je gefonnen gewefen, Koribusen
zum König von Böhmen zu maden oder zu kroͤnen. Die Böhmen betradıten ihn
wur als einen Berwefer des Koͤnigreiches, der ihnen von dem Großherzog Wi⸗
told von Litthauen, welchen fle gu ihrem Herrn und König verlangt hatten, ges
Tent worden.“ Spelgel ober wiberfpriät fi im Merlaufe feiner Darhtellung ſelbſt.
S. 378, wo er von Koribut’3 zweiter Ankunft ta Böhmen handelt, gibt cr zu,
daß Koribut mehr als Meidönerweier gemeien, da ihn die Mähmen „ihren gnä«
18 . Deittes Buch. Siebentes Kapitel.
die Krone angeboten und ber fie angenommen, gefehehen, oder ob
Koribut eigenmächtig ſich auf den Thron habe fegen wollen,. läßt
ſich nicht mit Gewißheit behaupten,
Ungenau und verbächtig aber lautet die Nachricht, welde
‚Hagel über die beabfichtigte Krönung Koribut's gibt*?): „Die
Prager, entſchloſſen, den litthauiſchen Prinzen. zu ihrem König
zu kroͤnen, zogen wor das Schloß Karlftein, wo fie die boͤhmiſche
Krone aufbewahrt glaubten und dad durch eine zahlreiche Beſa⸗
gung wertheibigt ward. Früher ſchon aber hatten’ die böhmifchen
Herrn, um die Kroͤnung zu verhindern, die Rrönungsinfignien
von bem Prager Schloß aus der ©. Wenzels-Capelle nach dem
Karlſtein, und ba man fie auch hier wegen einer zu befuͤrchtenden
Belagerung nicht für ficher verwahrt erachtete, insgeheim weg
(nad) Welherig) gebracht.
Dffenbar iſt hier Wahres und Unrichtiges zuſammengewor⸗
fen. Die böhmifchen Großen, welche es bis dahin mit den Pra⸗
gern gehalten, konnien nicht über dad Schloß Karlftein und die
dort verwahrten Schäge verfügen, lır die Prager war aber ſchon
hinreichender Grund vorhanden, dieſes Schloß zu belagern, weil
feine Nähe bei Prag (ed lag nur brei Stunden von ber Stadt
entfernt) ihnen für ihre Sicherheit bedenklich ſchien.
Es war im Anfang Juni 1422, als die Prager unter Ans
führung Koribut’s Karlſtein zu belagern anfingen.” Sie zählten
mit den Polen vierundzwanzig taufend Mann Kriegsvolf, Sie
waren mit Kanonen und andern großen Kriegsmaſchinen (Katas
pulten) verfehen, womit fie nicht nur große fleinerne Kugeln, fon=
dern auch mit Feuer und Giftfloffen angefüllte Faͤſſer in die Fe—⸗
digen Herrn” nennen. Der Tructatus de“long. schismate 1. c. p. 106 fagt
von Koribut im 3. 1422: „Quidam Polonus scribens se esse missum in Bo-
hemisut ad protegendam nomine cujusdam Principis (R. i. Witoid) de surda
Polonia, quem ipsi Bohemi dicuntur elegisse vel suscepisse in regem con-
tra Sigismundum etc.“ In einem Schreiben des Hocdmeifterd an den Drbend«
marſchall von Zivland d. d. 7. Juni 1422 wird zwar gefagt, daß die Prager
den Koribut nicht zum König haben wollten (Index Corp. hist. dipl. Livon. I.
p- 229), diefer Rachricht ift aber wegen der Stellung des Ordens zu Litthauen
nit unbedingter Glauben zu ſchenken.
23) Hager. Chr. 1. c.
Der litthauiſche Prinz Sigmund Koribut in Böhmen. 169
ſtuag ſchleudern konnten. Obwohl die Belagerer über zehntau⸗
ſend Würfe gegen die Mauern ſchleuderten, fo waren fie doch nicht
im Stande biefelben zu erfehitten: Auch ließ die Einigliche Ber
ſatzung es an nichts fehlen, die Angriffe ihrer Gegner zu verei⸗
teln. Sie richteten mit ihrem’ groben Gefchüg großen Schaben
unter ben Belagerern an und wußten mit Faſchinen, die fie aus
Matten, Hduten und eichenen Aſten verfertigten, es fo geſchickt
zu machen, daf die gegen die Mauern gerichteten Würfe und
Schüffe ihre Wirkung verfehlten. Als Gewalt nichts audrichtete,
wollte man durch Kift, Gift und Krankheit die Befagung verderben.
Man ſchleuderte eine Anzahl mit Koth und giftigen Stoffen anges
füllte Faͤſſer in die Zeftung, fo daß viele Kriegsleute daſelbſt, un⸗
geachtet der Gegenmittel von ungelöfchtem Kalk und von praͤparir⸗
tem Arfenit, das fie auf den Unflath fehütteten, erkrankten oder
doch ſeht an Scorbut litten, daß ihnen bie Zähne ausfielen. Als
kein die tapfere Beſatzung ließ bei allem Ungemad ven Muth
nicht finden: ſie ſetzte die unerfchrodene Vertheibigung des Platzes
fort und wies alle Aufſorderungen zu beffen Übergabe mit Ents
ſchiedenheit zurück, Dieſes erbitterte in dem Grabe die Belagerer,
daß fie um jeden Preiß die Eroberung machen zu wollen ſchienen.
Beſonders heftig befehoffen die Prager einen Thurm, von dem eine
Quelle, woraus fie Waffer holten, durch die Geſchoſſe der Geg⸗
ner beflrichen werden konnte. „Die Königlichen banden endlich
Einen gefangenen Prager Buͤrger an ben Thurm, auf ber Seite
wo er den Winfen und Schüffen der Feinde am meiften auöges
fegt war, gaben dem Unglüdlichen einen Fuchsſchwanz in bie
Hand,. mit den fpottenden Worten, er möchte fich die Fliegen
wegiagen und hofften fo, den weitern Angriffen der Prager an
dieſem Drt 108 zu ſeyn. Allein fie hatten fich geirrt: fein Mit
leid rührte. die Prager, wo es eine fo wichtige Sache galt, Sie
verboppelten nur ihre. Schüffe und Würfe auf den Platz. Daß
aber von einem derfelben der Angebundene getroffen warb, mag
als Beweis gelten, wie wenig man damald noch verftand, das
grobe Geſchuͤtz zu richten 2°).
24) Die Belagerung Kariſtein's befäreibt am ausführlichſten Hagek in feir
ner Gheonit &. 724 fl Aen. Sylv. hist. B. c. 44. Herman. Corner. Chr.
170 Drittes Buch. Siebentes Kapitel.
Inden die Belagerung noch mit aller Auſtrengung fortges
fetzt warb umb bie Prager noch Feine Ausficht hatten, Meifter des
Platzes zu werben, regte fih von neuem ber Geiſt der Unord⸗
nung'und Unzufriebenheit in ber Hauptftabt. Da Koribut die
Belagerung leitete, und er viel Gelb verwendete, bie Kriegsko⸗
fen zu befireiten, fo richtete man gegen ihn bie Angriffe des Spots
tes und bed Tadels. Die taboritiſche Partei fing an wieder in
Prag ihr Haupt zu erheben. Um den Reichsverweſer in feinem
Anfehen zu erhalten, fah fi ber Prag Magiſtrat genoͤthigt,
denen, die Umtriebe 'gegen Koribut machten, mit Verbannung
aus der Stadt zu drohen 20). Deffenungeachtet warb bie Gaͤh⸗
sung nicht unterbrüdt, welche von außen durch die Taboriten ims
mer wieder neue Nahrung erhielt, Endlich machten bie Unruhe⸗
ſtifter eine Schilderhebung. Wie ſchon früher der Taboritenfühs
ser Johann Bzdinka einen Handſtreich auf Prag verfucht hatte,
aber in feinem Unternehmen fcheiterte, fo geſchah es auch dieſes⸗
mal, Die Polen und angefehenen Prager Bürger überwältigten
die Auftuͤhrer und Koribut felbft eilte von bem Belagerungsheer
nach Prag zur Hülfe herbei. Deſſenungeachtet machten bie Aufs
ruͤhrer neue Zuſammenrottungen, um ihre gefangenen Mitbrüber
zu befreien. Sie erftünmten die Gefängniffe und gaben den das
felbft befinblichen Zaboriten bie Breiheit, Koribut aber, ber ans
fangs nicht Meifter über die Pöbelhaufen werben konnte, weil es
nicht alle Streitkräfte bie ihm zu Gebot landen, entfaltete, ließ
äulegt feine Polen gegen bie aufruhriſchen Volksmaſſen anruͤcken,
fie mit den Waffen auseinander jagen und fünf von den Unruhe⸗
ſtiftern, die ihm in die Hände gefallen waren, ohne Werzug oͤf⸗
fentlich auffnüpfen. Diefe ſchnelle Hinrichtung warf zwar aus
genblidiihen Schreden unter bie niebere Prager Bevölkerung,
p. 1255. Andreas Presbyter. Ratisb. Chr. dei Oefelo Seriptt. rer. B. 1. p. 17.
Chronic. Bartoss. 1. c. p. 146 »g. Comtin. Pulkavas 1. c. pı 162. Palacky
Annual. Boh. p. 55. Cf: Theobald 9. Kr. S. 294 fü. Mir berauern, deß
wir den nähern Inhalt eined Sqchreibens des Hochmeiſters d. d. 6. Dec. 1422
über die Borfälle bei der Belagerung von Karlftein (Index Corp. hi. dipl.
Livon. dit. I. p. 238) niät mitthellen Blanca.
36) Pelyel 1. c. S. 378 nad) archiveliſhen Dutllen.
Der litthauiſche Prinz Sigmund Koribut in Böhmen. 171
aber es fehte ſich bei dieſer wie bei ihren Freunden den Taboriten
din großer Wiberwille und Haß gegen den litthauiſchen Prinzen
feft, weit er huſſitiſches Blut vergoffen®e).
Die Belagerung vom Karlftein hatte dadurch nicht mit bes
fonderer Thaͤtigkeit fortgefegt werben koͤnnen. Zwar war fie noch
nicht aufgehoben worden, und Koribut Behrte, nachdem in Prag
Die Ruhe wieberhergeftellt war, von neuem zu bem Belagerungs:
heer zurüd. Allein mancherlei Umftände kamen zufammen, bie
Koribut beftimmten, die Belagerung aufzuheben (11. Nov. 1492),
nachdem fie vom Anfang Juni an fünf Monate hindurch gedau⸗
ert hatte, Es Fam nämlich zu den Pragern und Polen vor Karlſtein
die Nachricht, daß von. Süden her Herzog Albrecht von. Oſt⸗
rei 27), von Norden her aber der Landgraf Friedrich von Thü⸗
tingen ſich nähere, um die bedrängte Feſtung zu entſeten. Die
Thiminger waren ſchon bis Saat vorgebrungen?®). Da nun in
Prag eine dumpfe Gährung fortwährte, bie Taboriten ben uͤber⸗
wältigten Pöbel mit Hülfe und Unterftügung in Hoffnung und
Aufregung erhielten, und die Prager Kriegsleute, die größtens
theil8,dem Handwerksſtande zugehörten 2°), nach Haufe verlangs
ten, fo erachtete es ber Reichsverweſer für das Bathfamfte nach ber
Hauptſtadt mit feinen Streitkräften zuruͤckzukehren, um biefe den
Winter hindurch gegen Aufftand und Anordnung zu fhligen, weil
er doch daran verzweifelte bie Feſtung auszuhungern 2°), Noch
26) Peljel S. 374 nad d. Contin. des Brzezin. „Hager. Sr. S. 726.
Mal. ober not. 18.
27) Herman. Corner. Chr. 1. c.
28) Aen.Sylv. h. B. 1.c. nennt irrthuͤmlicher Weiſe den Markgrafen Fried-
rich von Brandenburg. „Longe lateque praedam agentem, Pragenses ab ob-
sidione, discedere compnlisse.““ Saget.1. c. erzaͤhlt von dieſem Zug ausführli«
cher. Ku Cochlaens bel. Huss. V. p. 209 freibt der Annäherung der Mil
ser dk Aufhebung der Belagerung zu.
2) Hagec. Lo. S. 725. Der oberfte Jeldhauptmann ‚der Prager vor Kat
fein mar ein Squeldermeiſter.
30) Hager. c. Die Befagung war ganz ausgehungert: aber fie mußte ben
Feinden glauben zu maden, als hätten fie Lebensmittel in Überfiuß. Andreas
Presbyt. Ratisbon. Chron. Barar. gibt die eigentpünlihe Radridt: „‚Castrum
Karlstain obeessum,'sed fassie sreugis non obtentum.“
12 Deittes Bud), Siebentes Kapitel,
kurz vor Aufhebung der Belagerung hatte Koribut den Schmerz
feinen Better, den Prinzen Wiaſylko, der ihn mit nach Böhmen
begleitet hatte, durch einen Kanonenfhuß aus ber Zeftung zu ver=
lieren 21),
Koribut blieb einen Theil des Winters in Prag und hielt da⸗
felbft mit aller Kraft und Strenge die Ruhe aufrecht, fo daß die
durch die häufigen Aufftände fehr heruntergebrachte Stabt wieber
fih von ‚neuem zum Wohlftand erhob??). Es waren ihm daher
auch die reihern Bürger und manche von ber Ritterfchaft fehr zu⸗
gethan: dieſe boten Alles auf feine Regierung zu befeftigen. Als
lein anders war. gegen ihn gefinnt der höhere Adel, ber entweder
an den König Sigmund hielt, . ober nichts von einem auswaͤrti⸗
gen Zürften wiſſen wollte, Alle aber, welche es früher mit dem
Prieſter Johann von Zelau gehalten und überhaupt die ſchwaͤrme⸗
riſchen Sekten der Adamiten, Drebiten und ein Theil der Zabori-
ten wollten von einem Fuͤrſten durchaus nichts wiffen®®). Zizka,
der fich einige Zeit von den Pragern getrennt und daher auch kei⸗
nen Antheil an der Belagerung Karlftein’8 genommen hatte (ev
eroberte während diefer Zeit die Feſtung Kraſikow und nahm deren
Herrn Johann von Schwamberg gefangen 3*), ſchien zwar im
Anfange dem Prinzen Koribut nicht abgeneigt. Ja er-fchrieb ſo⸗
gar bei der Nachricht von der Uneinigkeit der Prager an diefel:
ben, und ermahnte fie zur Ordnung und zum Gemeinfinn, wie
auch dem litthauifchen Prinzen als ihrem Heren gehorfam zu feyn.
Das Schreiben aber lautete wie folgt: „Ihr Herrn und Brüder!
‚Höret, daß wir mit den Brüdern zu Tabor, zu Domazlicz, zu
Klattau, zu Schüttenhofen, zu Piſek und anderen Herrn und
Kittern, und die Gemeinden zu Prachatitz und zu Horazbiowig,
welche es gutwillig mit und, d. i. mit mir, mit Chwal und Bu:
31) Bagec. 1. c. &. 726 nennt den Wiaſylko einen Sohn von Wltold's
Bruder. Nach dem Tractat. de Iong. schismate I. c. p. 108 wäre daß Pra⸗
ger Heer in gänzliher Auflöfung von Karlftein abgezogen: „dux Sigismundus —
in persona propria cum paucis viz visus evasit.“
32) Aen.Sylv.l.c. „Civitatem brevi ad meliorem fortunam redegit. “
33) Acn. Sylv. I. c. .
34) Contin. Pulkavae p. 162. Palacky Annal. Boh. p. 54.
Der litthauiſche Prinz Sigmund Koribut in Böhmen. 173
chowecz halten, den Zürften (Koribut) zu unſetem Gehhlfen und
für den. oberflen Verwalter des Landes angenommen haben, - Wir
wollen Seiner Gnaden gern gehorchen und ihm in allen loͤbli⸗
hen Sachen mit- Rath) und That behülflich feyn, mit aller Treue,
will's Gott, Auch euch Alle bitten wir darum, daß ihr Seiner
Gnaden gehorfam feid, wieihr es ihm vor Gott verſprochen habt;
Ferner bitten wir euch auch, daß ihr fammtlich, von dem heuti«
gen Zage an, alle Mißhelligkeiten und Berbitterungen, die ihr uns
ter euch Zeit eures Lebens, feit Jahren oder jegt gehabt habt, end-
lid) einander aufrichtig verzeihen möchtet, fo daß ihr mit Recht
dad Baterunfer beten und fagen koͤnnet: Vergib uns unfere
Schuld, fo wie wir auch vergeben. Wenn ihr aber diefes nicht
thun, fondern in der Gemeinde Aufruhr, Zank und Zufammenz
rottung veranftalten folltet von dem heutigen Tag an, fo wollen
wir mit Hülfe Gottes, des Fuͤrſten Gnaden, der Heren Burger
meifter, Der Ritter und anberer, und getreuen Gemeinden es
ahnden urab rächen an jedermann, fey er wer er fey, niemand
auögenomsmen. . Ihr verfprecht und wohl hiezu behülflich zu ſeyn?
Wenn ihr miteinander Rechtöhändel führet des Guts oder andes
er Sachen wegen, fo thut es ohne Rottirung und Auftuhr vor
een Burgermeiftern, ordentlich, ein jeder mit feiner Anklage;
ehtet eure Gemeinbeälteften und liebet euch Ale für einen Mann,
Und fo wird Gott mit und ſeyn und feine heilige Gnade und er
wird uns Fortgang verleihen in allem Guten 35)”
Aus biefem Schreiben, welches Zizka ſchon am 41. Juni
1422 nach Prag ſchickte, ift Mancherlei zu erfehen. Bijfa wollte
den Prinzen Koribut wohl zum Gehülfen, zum Werkzeug der
BWiederherftellung einer flaatlichen Ordnung haben, keinesweges
aber zum König. Daß dieſes feine Abficht war, zeigte er auch
bald unverholen. Dann. aber ſprach er in einem fo gebietenden
und drohenden Zone zu den Pragern, daß biefe, ohnehin ſchon ber
Anmaßungen bed taboritifchen Feldherrn müde, feit biefer Zeit
35) Pelgel 1. c. S. 372 fl. u. in der böhmiſchen Geſchichte l. ©. 366 fu.
hat den Brief aus dem böhmiſchen Driginal tum Prager Archiv in's Deutſche über»
fett. Bei Millauer dipl. Hift. Auffäge über Joh. Zijka S. 54 —56 iſt er in
beiden Sprachen mitgetheilt.
174 Drittes Buch. Siebentes Kapitel,
ganz mit ihen zerfielen. Beſonders beleibigte den blinden Jelb⸗
beren bie ſchnoͤde Antwort der Prager auf fein Schreiben, worin
ex behauptet .nicht zu den Unruhen in Prag aufgeregt zu haben.
Bol Zorn rief er aus, als er las, wie jene fidh feine Einmis
ſchung in ihre ſtaͤdtiſchen Angelegenheiten verbaten: „Ich will zeis
gen, daß ich die Stabt, welche ich zweimal gerettet habe, auch
verderben kann ®°);” und ber Krieg zwifchen Zizka mit feinen
Zaboriten auf der einen Seite und ben Pragern mit ihren Ver⸗
bündeten, wozu großentheil$ ber Adel gehörte, auf der andern
Seite, war erflärt,
Als Koribut diefe Uneinigkeit unter den Böhmen bemerkte,
Bijta ihn bald auch ganz aufgab®?), unb die Prager es laͤſtig
fanden, den Reichsverweſer allein mit Gelb unterftügen zu miiſ⸗
fen; fo kam es dem litthauiſchen Prinzen, der ſich in großer Gelds
verlegenheit befand und bei bem zerriffenen Zuſtand Boͤhmens
doch nichts unternehmen konnte, nicht ungelegen, als ihn fein
Vetter ber König von Polen vermöge einer Übereinkunft mit dem
roͤmiſchen König (wovon unten dad Nähere) aus Böhmen zuruͤck⸗
vief®®), Schon vorher hatte‘ er Prag verlaffen und ſich mit feis
nen Polen in den oͤſtlichen Theil des Königreiches zuruͤckgezo⸗
gen >®),
Won Witold und Wladislaus durch; Schreiben und Boten
vielfach beftürmt, das Kegerlanb zu verlaffen und ihnen dadurch
Frieden mit dem roͤmiſchen König und dem Papfl zu verfhaffen,
wilfahrte Koribut um fo lieber dem Anfinnen feiner Verwandten,
36) Theobald S. 302. Balbin. Epit. 453. Pegel 1. c. &, 374.
37) Windel c. 88. p. 1144: „Aber die Huſſen und Beheim hilten denfelr
ben (Koribut) nicht alfo wol, als fle im verheißen hetten, das macht daß dieſel-
ben Huffen und Keger hatten einen Hawpman, der hies der Zisco.“ Bgl. Theo-
bald u. Balbin. Il. ec.
38) Dingoss. lib. XI. p. 470 u, 472. ' „Regio mandato ex Bohemia re-
vocatus.“ Aen. Sylv.l. c., „Vitoldom rogatu Viadislai Poloniae regis, qui
‚cam Sigismando Caesare in finibus Hungariae convenerat, patruslem suum
Coributum ex Bohemia reronasse,‘“ .
39) Chronic,Bartossii p. 147: „A, 1422 in Vigilia Nativitatis Domini Dix
Sigisrmundus Litaaniae cum suis gentibus de Praga reoosit ot aucosesive ad
domicilia reveitit.“
Der litthauiſche Prinz Sigmund Koribut in Böhmen. 175
je geringer zuletzt fein Anfehen bei den Böhmen war. Mit ber
Verſicherung bald wieder zurüdzufehren, verließ er (im April
41423) dad Land der Böhmen. Sobald er aber in Polen ange:
kommen war, mußte er dem König Wladislaus die eibliche Ver⸗
ficherung geben, daß er nicht mehr nach Böhmen zuruͤckehren
wolle 4°),
40) Petzel über den Prinzen Gigmumd Koribut ©, 375 und die Beilagen
due n. V. u. VI. S. 390 fi. welche poei Mriefe des polnifhen Königs an den
Markgrafen Friedrich von Brandenburg und an den roͤmiſchen König über Sig -
mund Koribut mittheilen.
Achtes Kapitel.
Sigmund in Ungarn und Polen. 4425 unb 1424.
Bei der Schwietigkeit einen allgemeinen Kriegdzug gegen bie
Huffiten zu Stande zu bringen und feinen eigenen nicht zureichen=
den Streitkräften fie zu unterwerfen, wandte fich der römifche Koͤ—⸗
nig zu Unterhandlungen, worin er Überhaupt mehr Geſchick und
Glüuͤck hatte als in den Schlachten. Da der auf dem Nuͤrnberger
Reichstag verabrebete Zug nicht zu Stande gelommen war, vers
blieben die Böhmen faft dad ganze Jahr 1422 hindurch wie auch
während des folgenden Jahres von dem römifchen König unange⸗
griffen. Er beſchraͤnkte fi) darauf den deutfchen und ungarifchen
Grenzvoͤlkern zu gebieten, allen Verkehr mit den Böhmen abzu⸗
brechen: beſonders verbot er ihnen Waffen und Lebensmittel zu⸗
zuführen), Aus dem Ableben des Kurfürften Albrecht III von
Sachſen, mit dem der ascaniſche Mannsſtamm erloſch, fuchte er
auch in Bezug auf den Huffitenkrieg Vortheile zu ziehen. Er be
lehnte nicht nur den Markgrafen Friedrich von Meiffen, der zus
gleich Landgraf von Thüringen war, mit den kurfuͤrſtlichen Laͤn⸗
dern), und fegte dadurch einen mächtigen Grenznachbar ben Boͤh⸗
men, welchen fie ohnehin ſchon als einen ihrer Hauptfeinde bes
teachteten, fondern er verband ſich auch fo enge mit Friedrich durch
Erbverbrüberung ?), daß berfelbe durch eigenes Intereffe wie der
1) ©. im Anh, Regeften v. 6. Nov. u, 11. Decbr. 1422.
2) &. unten Kap. X. dab Raͤhere.
3) Horn Frideric. Bellic. 866.
Sigmund in Ungarn und Polm. 177
Herzog Albrecht von Oſtreich ) aufgefordert war, auch ohne
daß ein allgemeiner Kriegözug gegen bie Boͤhmen zu Stande kam,
doch beftändig gegen bie Huffiten zu Zelbe lag.
Zu gleicher Zeit aber gab er (14. Ian, 1425) dem neuen Kurs
fürften Vollmacht, wenn er die Berhältniffe für geeignet halte,
mit den Huffiten Frieden zu utiterhandeln ©), was wohl mit Eins
zelnen von den Landheren zum Ziel führte, mit den Pragern und
Zaboriten aber eine friebliche Übereinkunft zu Stande zu bringen,
war bei deren Hartnddigkeit und übermäßigen Forderungen, wor⸗
auf nicht eingegangen werben Tonnte, ganz unausführbar,
Der König Sigmund felbft war aber in Ungarn unterdeſſen
nicht müßig. Indem er vorzliglich feine Streitkräfte hazu vers
wandte bie füblichen Grenzen feines Reiches gegen Türken und
VBenetianer zu folgen, ſodann Mähren ducch ben oͤſtreichiſchen
Herzog Albrecht und die Grenzen Schlefiens und Ungarns durch
treue und erfahrene Selbherm gegen Einbrüche der Böhmen ver-
theibigen ließ, war er vorzüglich darauf bedacht, wie er ben pols
nifchen König, der im Begriff war Tuͤrken und Tartaren zur Huͤlfe
‚gegen den Orden und die Ungarn herbeizurufen °), ganz ven ber
Verbindung mit ben Böhmen abziehen koͤnnte. Daher reiste er
von Prefburg, wo er ſich im December 1422 und im Januar bes
folgenden Jahres aufgehalten hatte”), nad) Blindenburg®), wo
ex einige Zeit. verweilte, und begab fid darauf in das nörbliche Un⸗
gern, um bier in einer perfönlichen Zuſammenkunft mit dem Koͤ⸗
nig Wladislaus von Polen theild die noch immer nicht beigelegten
Streitigkeiten zwifchen Polen und dem Orden zu ſchlichten, theils
aber auch (und dad war ber Hauptzwed), ihn zu beflimmen ſich
ganz von den ketzeriſchen Böhmen abzumenben und nicht zu erlaus
ben, daß fernerhin der Prinz Koribut von Litthauen ſich derſel⸗
ben annehme, ober fih gar vonihmen zum König erheben ließ,
4) Beide Fürften waren die einzigen, welde im I. 1422 gegen die Hnffiten
in’ Feld zogen.
5) S. im Anh, Regeſten v. 11. Ian. 1428.
6) Boigt Geſch. Preuff. VII. 456.
7) &. im And. die Regeften.
8) S. im Anh. die eg. v. 18. bis 25. Sehr. 1423.
Aſchbach 8. Gigmund. MI. 12
178 Drittes Buch. Achtes Kapitel,
Im Gefolge des roͤmiſchen Königs war fein Kanzler Georg Bi:
ſchoſ von Paſſau, der Depot Stephan von Raigen, bie Grafen
‚Hermann von Cilly und Pipe von Dora und viele andere Gra⸗
fen und Herm®). Gegen Ende März Fam Sigmund mit dem
polnifhen König in Kasmarkt zufammen und erreichte vollkommen
feine Abficht in Bezug auf die böhmifchen Angelegenheiten. Aber
dab Intexeffe des Ordens ward ald ein untergeordnete bei Seite
geſetzt, zumal ber neue Hochmeifter Paul von Rußdorf, der ſich
erſt kurz vorher mit Sigmund verbündet hatte 1°), übermüthig
genug gewefen war, eigenmaͤchtig an Krieg gegen Litthauen und
Polen zu denken 11). Sigmund hielt ſich daher berechtigt, auf
ber Örunblage der alten Verträge (der Lublauer Vertrag von 1412
ward beflätigt) ein gegenfeitiges Friedensbindnig mit Wladislaus
zu erneuern, wobei des Ordens auch nicht im mindeſten gedacht
"wurber2), Man vermieb dadurch den Gegenftand, worlber man °
fich doch nicht hätte vereinigen koͤnnen. En ber König von Po:
len zuſicherte nicht weiter die böhmifchen Ketzer zu unterftügen noch
unterftügen zu laffen, ja in einem geheimen Vertrag fogar ver⸗
ſprach wider die Böhmen eine Huͤlfsarmee von 30,000 Mann
auf den 25. Juli des Jahres 1423 zu Hülfe zu fenden !2); fo
that der roͤmiſche König für die Rechtfertigung der Reinheit des
Glaubens des polniſchen Königs ſoviel, daß er ihn öffentlich durch .
ein Schreiben bed Markgrafen von Brandenburg für ganz unſchul⸗
dig an ber den Böhmen gewordenen polnifchen Hülfe und für
einen rechten Biebhaber und Freund ber heiligen Ehriftenheit erklaͤ—⸗
sen fiek14),
9) Windeit c. 112. p. 1166.
10) Böigt a. a. D. S. 454.
AD) Boigt a. a. D.
12) Dogiel Cod. dipl. Polon. I. p. 52. Wagner Analeet. Scepus: P. I.
p. 14. Dingoss. hist. Pol. XI. p. 447 sq. Martene et Durand thesaur.
Aneod. II. p. 1718.
13) Winde c. 112. p.1166. Martene et Darand 1. c. gibt das Sähreie
ben Sigmund's an den Gardinel Branda, worin über die zu hoffende Hülfe von:
Polen und Litthauen gegen die Huffiten geſprochen wird. Vgl. Gugel Geſch. des
Ungr. R. II. 307. Febler Geſch. d. Ung. IV. 394.
14) Boigt a. a. D. ©, 457. ‘
Sigmund in Ungarn und Polen. 179
Nachdem der römifche König biefen wichtigen Frieden mit Pos
ten zu Stande gebracht, wodurch er die Böhmen von jedem aus⸗
wärsigen Anlehnungspunct abgefchnitten, fhrieb er-von Leutfchau
and, wo er im Anfang April (vom A—6.) mit dem polnifchen
König dad Ofterfeft feierte 10), an ben Carbinal Placentinus, daß
ex nach dem befefligten Frieden mit Polen und Litthauen auf naͤch⸗
ſten Iohannistag einen großen Kriegszug nah Böhmen gegen
die Huſſiten unternehmen wolle, theild mit feinen ungarifchen
Kriegsvoͤlkern, theils mit: der Reichshuͤlfe, wie fie in Nürnberg
im Jahr vorher beſtimmt worden 16). Darauf begleitete Sigmund
den polnifchen König bis Bartfeld (15. April), wo die beiden
Fuͤrſten unter ben Iebhafteften Berficherungen der innigften und
- treuften Freundſchaft voneinander ſchieden 17), Sodann über bie
Bipferding, Caſchau, Nad Palak und Altfohl reifend und an al⸗
ten genannten Orten Regierungögefchäfte vornehmend, bie zum
Theil auch Deutſchland betrafen, kam er Ende Juli in feine
Hauptſtadt Dfen zurüd 1°),
— Da weber eine Reichshuͤlfe, noch bie zugeficherte polnifche
Armee im Felde gegen bie Huffiten im Sommer 1425 erfchienen,
fo war ber römifche König rath⸗ und thatlos, was gegen bie tes
belliſchen Keger zu unternehmen ſey. Er-hielt es endlich flr das
Erfprießlichfte, fich vertheidigungdweife zu halten und fo die Boͤh⸗
men durch innere Zerwürfniffe entweder zur befferen Einficht ge⸗
langen zu laffen, oder fie zu ſchwaͤchen. Da fein Schwiegerfohn,
der Herzog Albrecht von Oſtreich, feitdem ihm Mähren (4, Det.
1423) ganz abgetreten worden war 1), faſt allein bie ganze Laſt
des Krieged gegen bie Huffiten trug, fo mußte ihm Sigmund fo-
viel er ungriſche Kriegsvoͤller entbehren konnte, zu Huͤlfe fen-
den 20).
15) Dlugoss. l. c. Bol. Engel I. o.
‚ 16) Martene et Durand 1. c.
17) Dingoss 1. c. Bal. Engel l. c.
18) S. Regeſten im Anh. v. 15. April bis 28. Juli 1423,
19) Goldast de regn. Boh. App. II.275. Dabner Mon. Bodm.IV. 414.
Bgl. Engel G. d. Ungr, Meids II. 308. Kurz K. Albrecht U. Bd. 2. S. 63.
20) Bol, Engel L. 0.
12 +
180 Drittes Buch. Achtes Kapitel.
Sehen wir auf Sigmund's Thaͤtigkeit in Ungarn in diefer
Zeit, fo bietet diefelbe nicht grabe beſonders Rarlwindiget und
Wichtiges dar.
Den in Ungarn zahlreich aus dem Morgenlande eingewans
derten Zigeunern, welche unter ihrem eigenen Fuͤrſten Ladislaus
flanden, ertheilte er dad Privilegium, ſich bei allen koͤniglichen
Freiftädten, Flecken und koͤniglichen Befigungen nieberzulaffen,
biebei allen Schug zu genießen und ihre Streitigkeiten untereins
‚ander durch eigene Richter und Woiwoden entfcheiden zu duͤr⸗
fen2!), Diefe Vorrechte erfauften fich die Zigeuner ohne Zwei⸗
fel mit vielem Gelde. Man hat Sigmund fehr darüber getabelt,
daß er den herumziehenden Horden foldhe Privilegien ertheilte und
fie nicht fogleich im Anfang ihrer Einwanderung zur ordentlichen
Anfiebelung und regelmäßigen bürgerlichen Lebensweiſe zwang **),
Mein im Königreich Ungarn, wo ohnehin mehrere frembe Stäm-
me 22) nad) ihrer eigenthümlichen Weiſe und ihren eigenen Sits
ten und Rechtsgewohnheiten ohne Störung nebeneinander Iebten,
durfte Sigmund ſolche Privilegien extheilen, ohne hemmenb in
das Getriebe der Staatsmafchine einzugreifen. -
Indem Sigmund in Regierungdangelegenheiten fein Koͤnig⸗
reich Ungarn nach verſchiedenen Richtungen in ber zweiten Hälfte
des Jahres 1423 bereiste ?*), verlor er (im Sept.) feinen viels
jährigen Kanzler, ven Bifchof Georg von Paſſau, aus dem Haufe
Hohenlohe 2°), Die außerordentliche Sommerhige in Ungarn
hatte in diefem Jahre mehrfache böfe Krankheiten erzengt, welche
viele Menſchen dahinrafften 20). Zum Kanzler in Ungarn und
Deutſchland erhob Sigmund den Biſchof Johann von Agram,
aus ber deutfchen abligen Familie von Ebſch, die aus Sulzbach
21) Katona hist. Critic. XI. 414. Bol, im Anh. Megeft, v. 18. April
1433.
22) Engel...
23) Pray Annal. Hung. H. p. 225.
2%) ©. im. And, die Regeften v. 19. Aug. bis zu Ende 1423.
35) Winde c. 113. p. 1168. Bal. Cngel 1. c. 308,
20) Im fürligen Deutſchland aber herrſchte damals ein entgegengefehter kal-
"ter, regnerifher Sommer, Winde L c.
Sigmund in Ungem und Polen. 48
im Veldenz flammte 27). Defien Bruder ward Bifchof von Fünf-
kirchen. Als Protonotarius fing damals in der koͤniglichen Kanz⸗
lei Caſpar Stil, eines Bürgers Sohn aus Eger, zu fungiren
an2®), Um bie Gewalt der früher uͤbermaͤchtigen ungrifchen
Magnaten zu brechen, hatte Sigmund ſchon lange den Grundfag
befolgt,. ſoviel nur immer thulich, die hoͤhern Reihsdmter durch
Prälaten, Fremde oder den niedern ungrifchen Abel zu befegen *>);
Als ein abermaliger Verſuch durch Unterhandlungen mit dem
böhmifchen Adel, der dem Zijka feindlich entgegenftand, bie Huſ⸗
‚fiten zur Unterwerfung zu bringen, wißglüdt war®), begab
ſich · der roͤmiſche König von Stuhlweißenburg, wo im November
dieſe Unterhanblungen: gepflogen worden, zurld nach Ofen ®1),
Hieher ließ er (22. December) die kaiſerlichen Reichskleinodien
bringen, welche Karl IV auf den Karlſtein gebracht und Sigmund
bei dem Ausbruch des Huſſitenkrieges nach Blindenburg hatte ab⸗
führen laſſen? 2). Sie wurden einige Zeit ben Ungarn zur Schau
Öffentlich ausgeftelt und ſodann in der Schloßcapelle aufbewahrt,
Die Kurfürften jedoch waren nicht-zufrieden, daß biefe Reichs⸗
ſchaͤtze ſoweit aus ihrer Mitte entführt waren: fie drangen darauf,
daß die Kleinodien des Reiches in Deutfchland aufbewahrt wuͤr⸗
den. Der roͤmiſche König mußte ihren Vorſtellungen nachgeben.
Er ließ unter großen Feierlichkeiten die Kleinodien nach Nürnberg
> bringen und fie dieſer Keichsſtadt in Werwahr geben (9; Febr.
4424) 22).
Um biefe Zeit kamen dem roͤmiſchen Könige betruͤbte Nach⸗
7) Engel. e.
28) Winde c. 208. p. 1259.
239) Engl lc.
30) Windel c. 114. p: 1168: „‚Bmb Martini — hatten die Hufſen ir bot ⸗
ſaſt in Ungarn ond begerten Re wolten fh wiber zu den Chriſten glamben ftel-
len, dab Jan der konig wolle alle das vergeben, das fie wider In getan bei»
ten 2c.” Zijka verhinderte bie Unterwerfung der Boͤhmen.
31) &. im Anh. die Megeften vom Ron, 1423.
. 32) @inbedt c. 115. p. 1168. Andreas Preshyt. Ratisbon. Chr. Bar.
bei Kulpis in App. p. 83.
33) Winde c. 116. u. 124. Bot. biherin 8. 9. V. ©. 365 fl. un
die dafelbft über. bie Keichskieinodien angeführten Schriften.
182 Drittes Buch. Achees Kapitel.
richten ans. Deutfchland, „Die Fuͤrſten wurden daſelbſt täglich
mißvergnuͤgter, daß Sigmund bie böhmifche Keperei fo fehr um
fich greifen ließ und nicht wirkſamere Mittel zur Beldmpfung ber
Rebellen ergriff ®*): und bach zeigten fie fich ſelbſt (ämmig in ihrer .
Huͤlfsleiſtung und lagen gegeneinander. in vielfachen Fehden.
Grade weil ſie ſich nicht ganz frei von der Schulb wußten, wolls
ten fie biefelbe von fich ab auf den König wälzen. Grand aber
ab ihnen dazu, daß Sigmund von ben beutfchen Landen fo lange
entfernt blieb, . Auch war nicht einmal eine fiellvertretende Regies
zung, feitbem der Etzbiſchof Goncab von Mainz bie ihm nicht auf
vegelmäßige Weiſe abertsagene Würde eined Reichsvicarius nies
dergelegt hatte 20). Da aber boch etwas von ben Kurfürften ge⸗
ſchehen mußte, wenn nicht alle Schuld auf fie allein fallen fohte,
fo kamen fie ſeit der Mitte des Jahres 1423 auf mehtesen Tagen
zur Berathung zuſammen. Die Berfammlungen zu Boppart (im
Jebr) 30), Frankfurt (m Jul) 7) und Mainz. (im Auguft) 2°)
führten zu feinem einmüthigen Seſchluß. Obwohl der Frankfur⸗
ter Tag auch von vielen Herrn, Grafen ımb Zürften befucht, wie
auch. von gegen zweiundfiebzig Reichsſtaͤdten beſchickt worden, fo
konute nicht einmal: ein Landfriede zu Gtartde. gebracht werben,
weil.bie. Ritterfchaft und bie meiften Städte dagegen waren 3°),
Sigmund beftellte Daher (24. Rov.) weiter ben Lanbfrieden für
Bayern und Sranten.*%), wo wegen ber Gefahr vor ben Huffis
ten derfelbe durchaus nöthig war. Erſt auf dem Kurfürſtentag
39 Windet, c. 90 p. 1146.
35) Winde? c. 109. p. 1165 u. c. 112. p. 1168 auf dem Tag zu Bop⸗
vort in der Faften 1423. Nach Häberlin R. Hiftorie V. S. 353 ward der Tag
im März gehalten.
3%) Windel o. 112.
37) Windel c. 104. p. 1154 1. 6. 112. p. 1167 auf den näͤchten Mon
tag nach Petri und Pauli 1428. Rach einem Sqreiben im Frankfurter Stadt⸗
arhie (Reihötagsacta L f. 14 u. 15) auf Get. Urihöteg. In Betreff der
kurſaͤchſiſchen Sache, vie anf Diefem Tag verhandelt ward, unten dab Rähere.
38) Windel c. 112. p. 1167 fügt: „auf Bartholomdei”” i
39) Windel 1. c.
40) Gemeiner Megensb. Chr. II. 447.
Sigmund in Ungarn und Polen. :183
zu Bingen, ber im Januar 1424 gehalten warb +1°), fprach.man
Öffentlich aus: Sigmund’ Unthätigkeit fey Schul daran, daß
die Ketzerei in Böhmen noch nicht untetdrädt ſey. Ja man ging
foweit, durchblicken zu laſſen, baß man vermuthe, Sigmmb
halte es wohl heimlich mit ben Böhmen und ſey ſelbſt im Herzen
ein Huſſit. Zu gleicher Zeit ſchloſſen bie Kurfuͤrſten eine Verei⸗
nigung, mit allen Kraͤften dahin zu wirken, daß die huſſitiſche
Ketzerei ſich nicht weiter im Reiche verbreite, aber fie verbanden
ſich dabei auch, dem roͤmiſchen König allen weitern Beiſtand ven
Seiten des Reiches zu verſagen.
Ein ſolcher Beſchluß, der dem .wdmiſchen König fo. fest
lautete, hätte nicht gefaßt werben koͤnnen, wenn er .nicht feind
frähern eifrigften Freunde, den Kurfürſten von ber Pfalz und den
Markgrafen Friedrich von Brandenburg, ſich ganz entftemdet
hätte. . Sie waren ed grade, welche am meiften bie "Schritte ges
gen den König leiteten und Alles aufboten, ihm zu ſchaden. Dieſe
Feindfeligkeit war großentheils in der Burlicfegung begründet;
welche beide Fürften empfanden, als Sigmund die ſaͤchſiſche Kır
an Meiffen und nicht an ihr Haus verlieh, - Bon diefer Sache aber
wird unten im Zufammenhang bad Nähere mitgetheikt werben.
Bei ber feindfeligen Stimmung der meiften Firſten gegen
den römifchen- König war dieſer entſchloſſen, allein mit Huͤlfe des
polnifchen Königs, feines Schwiegerfohnes des oͤſtreichiſchen Her⸗
zogs Albrecht und des neuen Kurfürften Friedrich von Sachfen;
der zugleich auch Landgraf von Thuͤringen war, bie rebeliichen
Böhmen zu unterwerfen *1®). In biefer Abficht, um die Freund⸗
ſchaft mit Wladislaus enger zu Entipfen, nahm er beffen Einlas
dung zur perfönlichen Zuſammenkunft in Krakau an. Der polni⸗
418) Dumont C. D. II. 2. p. 178, der Abſchied iſt vom 17. Ian. 1424
datiert: über den dafelbft werhandelten kurſächſiſchen Erbfall unten.
415) Rach dem Schreiben des Papftes Martin V (Eenfänt Huffitenkrieg II.
©&. 130) vom 14. Febr. 1424 an Sigmund follte man glauben, daß auch ver
König Grid) von Dänemark anfehnlipe Hülfenstter zu ſtellen verſorochen habe,
aber andern Sinne gemorben fen, ald er bemerkt, daß e& dem König vom Polen
und den deutſchen Zürften ‚mit dem Krieg gegen die pußfiten nicht recht @ruft
war. gl. Pontan. hist. Danic. lib: IX, p. 577.
184 Drittes Bud. Achtes Kapitel
ſche König feierte daſelbſt bie Krönung feiner vierten Gemahlin,
der Sophia, Tochter des Herzogs Andreas von Kiew (am 5. März
4434) *1°), Sigmund verherrlichte das Feſt durch feine Gegen:
wart. Auch der König Eric) von Dänemark und Schweden, ber
paͤpſtliche Garbinallegat Branda und viele beutfche Fürften und
‚Herrn waren nach Krakau gelommen. Selbft Witold und fein
Neffe Koribut erſchienen und der roͤmiſche König hoffte um fo mehr
feinen Zweck erreicht zu haben, als Koribut ihm gelobte nicht weis
ter ben Einladungen ber Böhmen zur Annahme der Koͤnigskrone
Gehör zu ſchenken 42). Zwar erlangte ber römifche König von
Bladislaus nicht die früher verfprochene Hülfe von breißigtaus
fend Mann Kriegsvoͤlker, jedoch) die Zufage, daß ihm fünftaufend
auserlefene polnifche Reiter zur Hülfe nach Mähren abgefendet
werben ſollten. Ferner benußte er bie Anweſenheit des bänifchen
Königs, der mit dem Markgrafen Friedrich von Brandenburg in
Seindfchaft lebte, zu einem Buͤndniß gegen den mächtigen deuts
ſchen Fuͤrſten · ). Wie jaͤmmerlich und klaͤglich muß nicht der
Zuſtand Deutſchlands damals geweſen ſeyn, wo das Oberhaupt
fh genoͤthigt fah, mit auswärtigen Firrſten gegen feine eigenen
Bafallen Bimdniſſe zu ſchließen! Auch den polnifchen König, ber
auf bem Puncte fland feine Tochter Hebwig mit dem brandenbur=
giſchen Prinzen Friebrich zu vermählen, wollte Sigmund gegen ben
Markgrafen in fein Buͤndniß ziehen, Cr ſtellte ihm als eine beſ⸗
fere Heirath für die Pringeffin vor, wenn fie mit des daͤniſchen
Königs Erich Vetter, dem Herzog Boguslav von Hinterpommern,
verheirathet würbe. Allein Wladislaus blieb feinem dem Marks
grafen gegebenen Worte getreu, um fo mehr, als der Großfürft
Witold von Litthauen, der päpftliche Legat und bie beutfchen Kurz
410) Diogoss. hist. Polon. ib. XI. p. 474 beftimmt als Zeit Gonmtag
Gftomihi 1424, den er aber unrichtig al den 12. Febr. angibt: eb iſt der
5. Min. J
42) Winde c 109. Diugoe. Kb. XI. p. 474. 476. Bal. Boigt VI.
©. 467. Pelzel über den Prinzen Sigmund Koribut L c. S. 376. .
43) Dingoss. 1 c p. 473 099. Des Hochmeifters Brief über bie Krönung
„der Mönigin Sophia in Rrakan und dad MWändnif des Markgrafen Friedtich von
Mrandeuhurg mit Polen.’ Index Corp. hist-dipl. Livon. etc.I. p. 245. n: 1122.
Bol. Engel Geſch. d. Ungr. Reis II. 309. und Boigt Geſch. Pr. L c
Sigmund in Ungarn und Polen. 185
fürften Alles aufboten, den polnifchen König von Sigmund's Anz
finnen abwenbig zu machen +4),
Nachdem ber römifche König nur theilweife feine Abfichten in
Krakau erreicht hatte, verließ er von Wladislaus reich beſchenkt,
inBegleitung des bänifchen Königs und des Gardinallegaten, Kra⸗
kau und begab ſich zur Feier des Ofterfeftes (im April) nach der
koͤniglichen Freiftadt Stuhlweißenburg. Hier melbete fi eine
zahlreiche Geſandtſchaft von deutſchen Bifhöfen, Grafen und
‚Deren, Städte: Abgeordneten und. Räthen der Kurfuͤrſten **),
um bem römifchen König die Befchläffe des Fuͤrſtentags, ber in
Bingen gehalten worden, vorzutragen. Sigmund, bem ber Ins
balt der ihm unangenehmen Botfchaft [don bekannt feyn mochte,
und ‚der nicht eilte fie anzuhören, ſchickte die Abgeordneten nach,
Dfen, um dort auf feine Ankunft zu warten, Sobald die Feier
des Ofterfeftes vorliber war, kam ber ganze Hof in bie ungriſche
Hauptſtadt. Hier in Dfen empfing Sigmund in Erich's und
Branda's und feiner Räthe Gegenwart in feierlicher Aubienz bie
deutſchen Fürften und Herrn. Als diefe ihrem Auftrage getreu
ihrer Botſchaft fich erledigten und die Befchwerben und Befchlüffe
der Kurfünften vortrugen, geriet) Sigmund in heftigen Zorn. Er
ſchrie laut auf, die Kurfürflen Eidesbrüchige und Rebellen ſchel⸗
tend, unb ihnen mit feiner Rache brohend, Endlich gelang ed
dem daͤniſchen König und dem Gardinallegaten, Sigmund zu bes
fänftigen und ihrer Vermittlung verdankte man es auch, daß dieſe
Botſchaft nicht zu einem foͤrmlichen Bruch zwifchen dem römifchen
König und ben Kurfürften führte *°).
* Mittlerweile die deutfchen Abgeordneten noch in Dfen fich
aufbielten, kam bie Nachricht, daß zwar bie von Wladislaus zus
gefagten fünftaufend polniſchen Reiter am Pfingfifefte im Zelde
bei Dimüg angelangt feyen, daß aber zu gleicher Zeit Koribut mit -
abermaligen polniſchen Truppen nach Böhmen: gezogen, und fo
die aufrichtige Hülfe Wladislaus fehr zweifelhaft gemacht habe,
44) Dingoss. 1. c.
45) Windel nennt fie namentlich c. 117. Die Bifhöfe von Würzburg und
Speyer fanden am der Gpige der Sbantikıt.
46) Windet-1. c.
1% Drittes Buch. Achtes Kapitel.
Im Gegentheil ſchien es, als beabfichtigte derſelbe durch das vor⸗
gebliche Huͤlfseorps einen Überfall auszuführen. Daher ließ der
Herzog Albrecht, der in Mähren befehligte, die Polen gar nicht
in Olmüg ein, fondern befahl: ihnen ſich in ihre Heimath zuruͤck
zu begeben, Darauf begab ex fich felbft nach Dfen zu dem roͤmi⸗
fen König und heflagte ſich uͤber die Wort⸗ und Bundbruͤchig⸗
beit des Königs Wlabislaus +7).
Damals waren in. ber: Hauptſtadt Ungarns einige Potenta:
ten und Abgefandte mehrerer mächtiger Fixften verfammelt. Aus
Ber dem Könige Erich von Dänemark, dem paͤpſtlichen Cardinal⸗
legaten und. der Eurfürftlichen Botſchaft kam dahin der griechifche
Kaifer Manuel Paldologus, welchem Sigmund eine Strecke Wer
ges entgegenritt, ihn auf dad Freundlichſte empfing und acht Wo:
hen in Ofen auf dad Herrlichfte bewirthete *%). Faſt zu gleicher
Zeit traf eine Gefandtfchaft von dem Sultan Murad mit reichen,
koſtbaren Geſchenken ein und unterhandelte wegen eines Ftiedens.
Kurz zuvor war auch eine glaͤnzende Botſchaft von dem Despot
von Servien angekommen. Die Zahl der vornehmen Gaͤſte ward
aber auch noch durch mehrere deutſche Finſten vermehrt. Außer
dem Herzog Albrecht von Öftseich fanden fih ein vier Herzoge
son Bayern, Ludwig, Heinrich, Wilhelm und Joham und meh:
tere Herzoge, Grafen und Heren aus Schlefien. Won den geift:
‚lichen Fürften, die nach Ofen kamen, war der Patriarch von
Aquileja, ein Herzog von Ted, .der vornehmfle. Später kam auch
der Erzbiſchof von Magdeburg. Die angefehenften Prälaten und
Magnaten Ungarns waren ebenfalls in der Hauptfladt zufammen:
‚ gekommen, theild ben königlichen Hoftagen mehr Glanz und Pracht
zu verleihen, theild aber auch zu ihres Königs Entfchliegungen
in Bezug auf bie tuͤrkiſchen und griechiſchen Angelegenheiten zuge⸗
zogen zu werden *%), Ferner hielten fich am Hofe mehrere boͤh⸗
mifche und italienifche Große auf, welche die Anhaͤnglichkeit an
Sigmund’3 Perfon von der Sache ihrer Landsleute entfernt hatte
und baher flüchtig geworden waren. An einem der glänzendften
47) Diögoss. L c. p. 483. °
48) Windec c. 119.
49) Winde c. 120.
Sigmund in Ungarn :und. Polar. . 181
Hoftage, wo ber tömifche König alle in Ofen anweſenden Koͤ⸗
nige, Sirften, Abgeſandte und Große um fich verſammelt hatte,
erfläxte ex oͤffentlich, daß jetzt alle Welt. wiffen Eörme, daß nicht
et, fondern ber. von ben beutfehen Kurfücften zur Wortbrüchigkeit
angeregte polnifche König Schuld am der Fortdauer ber. huffitifchen
Unruhen und Kebereien fey. Darauf wurde die kurſürſtliche Bots
ſchaft, an deren Spitze bie;beiben Bifchöfe von Würzburg und
Speyer. flanbert, in hoͤchſten Unguaden entlafjen 5%. Als die⸗
ſelbt ſich auch bei dem König von Dänemark verabſchiedete, viel⸗
leicht um deffen Vermittlung wie fruͤher zu erlangen, fand fie den⸗
felben in ſehr gereigter Stimmung. Denn Erich, perſoͤnlich wes
gen ber vergeblich. verfuchten Heirath des pommerifchen Herzogs
mit der polnifchen Prinzeffin Hedwig erbittert, erklaͤrte laut:
die Kurfinften und ‚namentlich der Pfalzgraf Ludwig Hätten au
den König Wladislaus von Polen und den Großfürften Witolb
von Litthauen Briefe gefchrieben, um fie von bem Bünbniffe mit
Sigmund gegen ‚die Böhmen zu trennen und die Heirath der Hed⸗
wig ınit Boguslav zu hintertreiben. Der Bifhof Rhabanus von
Speyer, ein Graf von. Halmfkatt, vertheibigte bie Ehte bes Pfulz⸗
grafen gegen die Anſchuldigung. Der König von Dänemark aber
drohte, wenn ermittelt wäre, daß doch die Briefe geſchrieben wor⸗
den, die Sache nicht ungerochen zu laſſen 5°),
‚Die Anhänglichleit des dänlichen Königs an ben Inttreſſen
Sigumnd's belohnte letzterer mit dem Rechte Adelsdiplome zu er⸗
theilen und kalſerliche Notarien zu ernennen *2).
Obwohl mehrere Streithaͤndel zwiſchen deutſchen Reichsſtaͤn ⸗
den dem roͤmiſchen Koͤnige damals in Ungarn zur Entſcheidung
vorgetragen wurden, fo that. et doch in den deutſchen Reichsan⸗
gelegenheiten nur hoͤchſt wenig: vielleicht weil er ſchon im voraus
50) Winde c. 126. p. 1177: „Do hub der roͤm. Konig an zu reden und
Wu tagen: Wie das time "oft und vil zu wiffen were, wie das er bezaihet würde,
wie daB er ein Vuß umd.ein keher were, und.bas die hufftrige und keterige alſo
lange werte, were die ſchuld fein ac. — Und. fprad: der allmechtig got von
hymell erfennt alle herzen wol, und weiß das un die Begerige zu Beheim recht
lait iſt.
sn Windect c: 125. p. 1176.
52) Pontan. hist. Danic. Ub. IX.
188 Drittes Buch. Achtes Kapitel.
ſah, wie unwitkſam feine Schritte bei dem heilloſen Zuſtande bes
roͤmiſchen Reiches waren. Daher wandte er vorerfi feine ganze
Tyhaͤtigkeit auf die Regierung und Verwaltung des ungarifchen
Reiches und verfchob die böhmifchen und deutſchen Angelegenhei⸗
ten auf ben Reichstag, der am 29. Sept. 1424 in Bien gehals
ten werben ſollte.
Die häufigen Kuheſtoͤrungen in Ungarn durch mächtige Große
machten die Aufrechthaltung bed Landfrievend im Reiche ber Ma-
gyaren höchft ſchwierig. Sigmund mußte eine abſchreckende Bes
ſtrafung geben, um einigermaßen auf die unruhigen Magneten
zu wirken, Nicolaus Sallaga, der Sohn des Simon Franke
und der Schwefter ded mächtigen Palatinus Nicolaus Gana, ein
überaus reicher und gewaltiger ‚Herr, war ber Schreden feiner
Nachbaren durch feine häufigen Landfriedensſtoͤrungen und vielfas
hen Gewaltthaͤtigkeiten wider Gefeg und Recht. Ex hatte viele
Schlöffer und zweitaufend Reiter, fo daß er durch biefe Mittel
ſelbſt den koͤniglichen Verfügungen zu wiberfegen fich im Sande
glaubte, Als er aber fogar feine Vaters Bruder erfchlagen, ers
griff Sigmund die Gelegenheit den übermüthigen Vaſallen zu ver⸗
berben. Sobald der König über den Friedensſtoͤrer zu Gerichte
ſaß, kamen von allen Seiten bie. mandhfaltigften Klagen über die
Bebridungn, Gewaltthaten, Frevel des Nicolaus Sallaga.
Der Vergehungen und Verbrechen uͤberwieſen, warb er verur⸗
theilt, Leib und Gut verwirkt zu haben. Der Ausführung bes
Urtheils entzog fich der Magnate für feine Perſon durch die Flucht
aus dem Lande; Sigmund aber unterwarf ſich Land, Leute und
Scläffer, die er zum Theil erobern mußte, Won einem Theil
der eingezogenen Güter des Werurtheilten fliftete ber König zu
Ehren des heil, Sigmund zu Dfen eine Propflei in ber Juden⸗
gaffe ®°).
Beniger fireng zeigte. fih Sigmund gegen die ihm fo nahe
verwandte Cilly ſche Familie, aus welcher ein Mitglied, Graf
Zriedrich, der Bruder der Königin, die ſchaͤndlichſten Verbre⸗
hen begangen hatte. Diefer Graf, dem fein Vater, ber Graf
53) Winde c. 120 u, 121. Bgal. Engel 1. c. 312.
Sigmund in Ungarn und Polen, 19
„Hermann von Cilly, noch bei feinen Lebzeiten einen Theil feiner
großen Befigungen abgetreten hatte, heirathete eine Gräfin von
Modruſch. Der ausfehweifende Graf, bald feiner Gemahlin
müde, nahm ſich eine Concubine, die Veronica von Deßniz, und,
lebte acht Jahre getrennt von ber Gräfin. Ihre Verwandten
waren über bad Betragen bed Grafen von Gilly fehr aufgebracht:
ihren Schritten und Bemühungen gelang es enblic) eine Verſoͤh⸗
nung zwifchen. den getrennten Eheleuten zu Stanbe zu bringen,
fo daß fie gelobten wieder miteinander zu leben. Doch fah bie
Gräfin wohl-ein, daß von Seiten ihreß Gemahles die Verſoͤh⸗
mung nicht aufrichtig war, ba fie wußte, daß er ben Gegenfland
ihres Streites, die Concubine, noch nicht von fich entfernt hatte,
Daher fagte fie ihren Werwanbten, der Verſoͤhnung widerſtre⸗
benb: „Piebe Herrn und Freunde, was fol mir diefe Vereini⸗
gung: ich weiß wohl, daß man mich morgen bei meinem Herru
tobt findet.” Man redete aber ber Gräfin diefe Gedanken aus,
inbem ihr vorgeftellt ward, daß fie nunmehr gütlich mit ihrem Ges
mahl verglichen fey und lange mit ihm in Liebe leben koͤnnte.
Da fügte fi die Gräfin in dad unvermeibliche Schidfal, ging
wieder zu ihrem Gemahl, und des andern Morgens fand man fie
todt im Bette, Der Graf aber hatte ſich durch die Flucht ent
fernt. Die Familie der Gräfin, über diefe Schanbthat des Cilly
auf da Xußerfle erbittert, war entfchloffen den Morb der Graͤ⸗
fin zu rächen. Ihr Schwefterfohn, ein Graf Hans von enge,
forderte den Mörder zum Zweikampf. Es war voraudzufehen,
daß ſich auf dieſe Weife zwifchen den beiden weit verzweigten Fa⸗
milten ein verberblicher. Kampf in's Unendliche fortpflangte: das
ber verhinderte Sigmund ben Zweikampf und zog bie Sache vor
fein Königliche Gericht, Hier vor dem König Hagte Hans von
Benge den Grafen Friedrich von Cilly des Meuchelmordes ber
Gemahlin an, die er nach freundlicher Suͤhnung ihrer Streit:
fache im Ehebette feiger und ſchaͤndlicher Weiſe erſchlagen habe,
Benn berfelbe nicht beftwaft werde, brohte der Kläger, fo werde
ex felbft den Tod feiner Muhme an dem Schanbbuben rächen.
Der roͤmiſche König erkannte bald, daß er als Schwager bes Anz
geflagten in biefer Sache, bie ſchwer zu vergleichen war, nicht
1% Drittes Buch. Achtes Kapitel,
Michter feyn koͤnnte. Er uͤbertrug fie baher bem König Erich von
Dänemark zur Entfepeidung ®*), beren Inhalt aber, wenn fie
erfolgt ift, nicht bekannt geworben.
Deffenungeachtet ließ der Graf von Eiliy von 1 der Geliebten
nicht ab: wiber Willen feines Vaters heirathete er fie. Da legte
ſich Sigmund mit allem Ernft und aller Strenge in’d Mittel, Er
nahm ben Schwager gefangen und fehidte denfelben dem Water
zu, ber ihn zu Cilly in gefänglichen Berwahr halten, bie Be:
ronica von Deßniz aber bei Ofterwig ertränten ließ 56),
Indem die dem tömifchen Könige damals nach Ungarn zur
Entfcheidung gebrachten deutfchen Streitſachen an einem andern
Drte befprochen, und daher hier übergängen werben; barf nicht
unerwähnt gelaffen werden, daß Sigmund in der bamaligen Zeit,
ald ber König Erich von Dänemark in Ungarn verweilte, einen
langwierigen Streit dieſes Zürften mit den Herzogen von Schleds
wig, bie zugleich Grafen von Holftein waren, zu beendigen und
zu ſchlichten ſuchte.
Der Herzog Gerhard von Schleswig hatte drei unmundige
Söhne hinterlaſſen (1404). Die Vormundſchaft führte die Mut⸗
ter derſelben, Eliſabeth von Braunſchweig, nach einer Verfügung
ihres Gemahls, des Herzogs Gerhard. Der Bruder deſſelben,
der Biſchof Heinrich von Osnabruͤck, der aufgebracht war, bei
der Vormundſchaft feiner Neffen übergangen worden zu feyn,
uͤberzog Holftein und Schleswig mit Krieg, Um ben fiegreichen
Zortſchritten des Biſchofs Wiberfland zu leiften, nahm Elifabeth
bie Anerbietungen von Hülfe, welche ber daͤniſche König Erich
machte, an: mußte ihn aber baflır ald Obervormund anerkennen,
ihm huldigen, und die bedeutendften Feſtungen Schleswigs als
Pfandſtuͤcke abtreten, wie auch ihren älteften Sohn Heinrich zur
Erziehung anvertrauen. Zwar zwang Erich auf einige Zeit ben
Biſchof zur Ruhe, allein da biefer wieder von neuem ben Krieg
54) Winde c. 129. p. 1179. Chronic. Cilliens. bei Hahn. Collect
Monum. vet. et recent. T. W. p. 683 sqq. Bgl. Engel Geſch. d. Ungr, R.
u. 311.
55) Vgl. Engel 1. c. 316. Ehmel Gefh. 8 Friedrich IM. u. Mar. I.
Sb. 1.8. 17 fu.
Sigmund in Ungarn und Polen. 191
zu beginnen ſchien, und die Herzogin Eliſabeth fich nicht unbe:
dingt ganz in die Gewalt. der Dänen begeben wollte; fo brach
(4409) zwifchen ihr und Erich ein Krieg aus. Die Herzogin
fand an benachbarten Grafen Eräftige Hilfe und Unterftügung;
Erich, im Bunde mit den Ditmarfen, und im Befige mehrerer
ſchleswigſchen Zeflungen, hatte viele Wortheile voraus, beffen=
ungeachtet fodht er nur mit abwechſelndem Kriegäglüd, Daher
waren endlich. die Rriegführenden zu einem dreijährigen Waffen:
fillftand , der den 4. Oct, 1442 zu Flensburg abgefchloffen ward,
geneigt. Während bed Waffenflilftands folten alle obwaltenden
Streitigkeiten unterfucht und nad} daͤniſchem Rechte durch den roͤ⸗
mifchen König Sigmund entfchieben werben. Diefe Entſcheidung
war noch nicht gegeben, als nach Baum begonnenem Waffenſtill⸗
fand der Herzogin Elifabeth Bruder, ber Herzog Heinrich von
Braunfhweig, den Krieg gegen Erich erneuerte, Mit großer
Hertnädigfeit und wechfelndem Glüde ward berfelbe von beiden
Seiten geführt. Bei der Erfolglofigkeit der vielen blutigen Ges
fechte zu Waſſer und zu Land war man: öfterd zum Frieden ge-
neigt, jedoch der gegenfeitige Haß fachte unerwartet wieder bie
Brandfackel ded Krieges an und Bündniffe mit benachbarten Fur⸗
ſten und Staaten gaben die Ausficht auf beffern Erfolg der Wafz
fen. Ein höchft bedeutungsvoller Schritt war ed, daß Erich durch
den Danehof zu Nyborg (29, Juli, 1415) die fhleswigfchen
Prinzen ihrer Lehen für verluſtig erflären ließ. Er bot barauf
Alles auf, den roͤmiſchen König Sigmund dahin zu flimmen, daß
er dieſes Urtheil beſtaͤtigte. Berwandtfchaftliche Rücfichten und
menchfache Vorteile, welche fih Sigmund von Erich's Freund»
ſchaft verſprach, bewogen endlich ben roͤmiſchen König das Urtheil
des Danchofs zu beſtaͤtigen (14. Juni 1415) 5°).
Durch diefe Entziehung ihrer Rechte wurden die ſchleswig⸗
ſchen Prinzen nur noch mehr zur Fortfegung des Kriegs ange:
ſpornt. Dan fah endlich ein, aud von Seiten des roͤmiſchen
Königs, dag nur durch eine gütliche Übereinkunft der lange Krieg
zu Ende geführt werden koͤnne. Daher fandte Sigmund (1422)
56) Pontani Histor. Danic. lib. IX. befoud. p- 556.
192 Drittes Buch. Achtes Kapitel.
den fehlefifchen Herzog Heintich Rumpolb von Glogau an bie Kriege
führenden und ließ ben König Erich und ben ‚Herzog Heinrich
von Schleswig auffordern, ihre Streitigkeiten (1. Ian. 1423)
durch die Vermittlung des fehlefifchen Herzogs oder wenn fie lies
ber wollten durch den römifchen König mit Zuziehung der Kurs
fürften und deutſchen Zürften ſchlichten zu laflen. Da letzteres
von beiden Parteien angenommen wurbe, fo ſchien endlich bie
Sache friedlich audgeglichen zu werben. Aber man täufchte fi
in der Erwartung. Zwar fand fi) an dem beftimmten Tag ber
ſchleswigſche Herzog Heinrich bei Sigmund ein, um ben Schieds⸗
foruch zu vernehmen, aber Erich blieb aus, auch fehidte er keine
Bevollmächtigte. Weßhalb auch der Herzog nicht weiter mehr an
fein gegebenes Verſprechen gebunden zu ſeyn erklaͤtte. Da aber
die benachbarten Staaten den beftänbigen Kriegszuſtand beendigt
haben wollten, fo waren bie Ditmarfen und bie Stabt Lübed ent:
ſchloſſen, ven Herzog von Schleswig mit Gewalt der Waffen
dazu zu zwingen, fich der gerichtlichen Entſcheidung bes Königs
Sigmund zu unterwerfen, ob er rechtmäßiger Befiger von Schles⸗
wig fey. Als daher Sigmund die Streitenden wiederholt vor feis
nen Richterftuhl nach Dfen lud, fo folgte der Herzog der Vorla⸗
bung, obwohl ihm feine Raͤthe bavon abriethen, da fie meinten,
daß Sigmund wegen feiner nahen Berwandtfchaft mit Erich kei⸗
nen unparteiifchen Schiedsſpruch fällen werde. Daß die Räthe
nicht Unrecht gehabt, erfuhr der Herzog Heinrich bald, ber mit
dem Lübecker Bifchof, feinem Vertheidiger, in berfelben Zeit als
fein Gegner fi in Ofen eingefunden hatte, Hier fälte (28,
Juni 1424) Sigmund, ohne Zuziehung beutfcher Zürften, gegen
die Erklärung, die früher gegeben worben, das Urtheil: Erich,
dem Könige von Dänemark, gehöre die Oberlehensherrlichkeit und
ber Lehenbefig bed Herzogthums Schleswig: die Söhne des Her⸗
zogs Gerhard, bie fich Herzoge von Schleswig nennten, hät
ten durchaus Feine-Lehensanfprüche an diefem Herzogthume zu
erheben 57). Vergeblich appelirten bie Herzoge, die mit ber In:
87) Hermann. Corner, Chr. p. 125% sg. u. 1260. Chronic. Slavor. bei -
Lindenbrog. Seriptt. p. 213. Acta Processus bei Langenbeck et Suhm.
Scriptor. rer. Danio. T. M. p. 263 2qg. Diugom. lib. XL p. 473—477.
Sigmund in Ungam und Polen. 193
fel Laaland entfchädigt werben follten, von diefem parteiifchen Ur⸗
theile an den Papſt Martin V. Diefer nahm zwar die Sache An:
fangs an und ernannte eine Gommiffion, um bie Sache von neu:
em zu unterſuchen: allein da ber römifche König, über dieſe Eins
griffe des Papſtes in feine Nechte höchft aufgebracht, mit Reprefs
falten drohte, dann auch geiſtliche Sachen vor fein weltliches Ge:
richt gu ziehen, nahm Martin V den an ben Garbinal Anton von
Aquileja und den Erzbiſchof Theodorich von Eöln ertheilten Auf⸗
trag der Revifion der Streitſache zuruck. Der roͤmiſche König aber
befahl in 'einem Reichsgebot (14..Märy 1425) dem Erzbiſchof
von Bremen und mehrern andern nordbeutfcheh geiftlihen und
weltlichen Reichöftänden, bie Herzoge zur Herausgabe bed Herzog:
thums Schledwig an König Erich zu zwingen ®®),
Nachdem in des angegebenen Weiſe Sigmund den Schieds⸗
ſpruch gemacht hatte, verabſchiedete fich der daͤniſche König, um
feine Pilgerreife, die er gelobt hatte, nach Ierufalem fortzufegen.
Er meinte diefe ohne befondereö Auffehen unter fremdem Namen
Allen unbelannt beffer machen zu können, Jedoch ein kaiſerlicher
Priny aus Gonftantinopel, der ſich damals zugleich mit Eric in
Dfen aufgehalten hatte, war boshaft genug, bad Porträt des daͤ⸗
niſchen Königs von einem geſchickten Meifter anfertigen zu laſſen
und ed dem Sultan von Damascus zu überfenden, bamit er von
der Ankunft des daͤniſchen Königs gleich in Kenntniß geſetzt wer⸗
den Eönntes®),
Indem der römifche König init der daͤniſch⸗ ſchleswigſchen
Streitſache ſich beſchaͤftigte und von feinen Bemühungen, den Ftie⸗
den zwiſchen den Streitenden wiederherzuſtellen, wenig Fruͤchte
erntete, ward er zu gleicher Zeit auch von anderer Seite vielfach
Pontan. Hist. Dan. p. 569 aqq., wo auch die dahin gehörigen Urkunden Sig«
mumd’s abgebrudt find. CE. Doc. Gef. von Breslau in Briefen I. 70 fl. Sar-
torius Geſch. der Panf. II. 256 fü.
58) Herm. Corner. ad 1425 p. 1260 u. 1263.
69) Chr. Herman. Corner. p. 1260: „Erat apnd Regem Rom. flins
Regis Constantinopolis. — Hic intelligens Regem Danorum velle peregri-
nari Jerosolymis vocavit secreto pictorem et ipsum condaxit ad effigiendam
faciem Erici Regis. Qua imagine habita misit cam clam Soldano Dama-
scenorum.‘
Aſchbach K. Sigmund. TIL a 13
19 Drittes Buch. Achtes Kapitel,
gebrängt, Entſcheidungen zu geben, wobei fein Eigennug und feis
ne Selbfucht in's Spiel kam. Während er gegen bie Böhmen
und Zijka dad deutſche Rei, Ungarn, Polen, ben beutfchen
Orden in die Waffen rief, unterhandelte ex insgeheim mit ben
Rebellen und machte beren Haupte bie glänzenbften Verſprechun⸗
gen, wem ex fich unterwerfe. Indem er Polen gegen ben beuts
ſchen Orden Hlilfe zu leiſten gelobte, geſchah gleiches Werfprechen
auf ber entgegengefegten Seite, Dit England ward das Bimd⸗
niß zu einem Hülfszug gegen Frankreich erneuert °0*), obgleich
Sigmund wohl wußte, daß ex nicht in ber Werfaffung war, auch
nur dem Heinften Theile feiner Verſprechungen nadzufommen,
Über das dem deutſchen Reiche fo entferntliegende Bisthum
Dorpat wollte er die Oberhoheit ald Reichsoberhaupt geltend mas
den, und wäre barüber faft in Streitigkeiten mit dem englifchen
König und dem litthauiſchen Großfürften gerathen, welche beide
auch Schugheren des Bisthums feyn wollten®0b), Doc Sig⸗
mund wollte Feines feiner Rechte aufgeben, fo wenig er auch Mit
tel befaß, fie mit Gewalt der Waffen aufrecht zu erhalten, Es
währte nicht lange, fo behnte er feine Gewalt eines roͤmiſchen
Königs über das Erzbisthum Riga aus, indem er deſſen weltlis
Ge Privilegien beftätigte, erneuerte umb vermehrte (15. Mai
4426) 60°),
Die Unterhandlungen mit bem griechifchen Kaifer und ben
Zürken führten weder zu einem fir Sigmund ehrenvollen noch
guͤnſtigen Ausgange. Der Kaiſer Manuel Paldologus, der durch
Unterftügung von Gegenfultanen den osmaniſchen Herrfcher Mus
608). Rymer. Act. Angl. IV. 3. p. 186. (v. 31. Zuli 1420).
60b) Der Biſchof von Dorpat bat ſchon im I. 1420 den König von Eng-
land, Schupherr feines Bisthums zu werden: obwohl er nicht derſchwieg, daß es
ſchen unter dem Sqhute des rim. Königs fand (Index Corp. hist. dipl. Li-
von.I. p.212). Sigmund aber behauptete feine Oberlehnäperrtiäteit. S. Mes
geften vom 1. Mai 1422. Merkwärbig iſt des Großfürften Witold's Brief an
den röm. Rönig d. d. Worami 1424 (Index citat. p. 253), worin jener dieſen
bittet, dem Viſqof von Dorpat bie perjänliäe Huldigung zu eriaffen, obwohl
er als deutſcher Neigelchnöfkrft feine Regalien ans den Händen des Königs zu
empfangen habe.
60°) &. im Anhang die Megeften v. 15. Mai 1426.
Sigmond in Ungarn und Polen. 105
vab zum Kieg gegen ſich und zur Belagerung Gonflantinopels
gereizt i), hatte bie Reiſe Über Wertebig nach Tata gemacht, wo
fich Sigmund oͤfters aufhielt*2), Im Sommer 1424 unterhau-⸗
delte der griechäfche Kaifer mit Cigmunb wegen eined Zuges gegen
die Türken: ex ſtellte vor, wie vortheilhaft es feyn müßte, bies
felben zu Lande anzugreifen, indem die Venetianer ihrer Zufage
gemäß, fie zu Waſſer befriegen und in Morea befchäftigen wärs
den. Dadurch müßten bie Tinten von ihrem Vorhaben, die Ba
lachen mit Krieg zu Überziehen und daraus ben Fürflen Daniel
(den Vaſallen Sigmmunb’s und Nachfolger Myrra's) zu verttei⸗
ben, abftehen unb bie ungrifchen Grenzlaͤnder würden von ben
verheerenden Einfällen ber Feinde befreit *®),
Obwohl. Sigmund einfah, das es fich in biefem Kriege mehr
um bad Intereffe bed griechifchen Kaiſers und ber Benetianer hans
delte, welche letztere Morea zu verlieren fürdhteten, fo überfah er
doch nicht die Wichtigkeit ber Sache, die ungrifihen Grenzlaͤnder
zu ſichern. Erlangte er aber biefes durch einen Frieden mit ben
Zinken, fo war eb ihm um fo Heber, ba ex feine Streitkräfte, fos
lange Böhmen nicht unterworfen was, nicht gegen jene mit Er⸗
folg richten konnte. Auch war er nicht geneigt mit ben Benetias
nern in ein Buͤndniß zu treten, die noch in alter Feindſchaft mit
ihm ftanden und noch Feine von ben eroberten ungrifchen und ita=
Kienifchen Beſitzungen, worauf er oder feine italieniſchen Freunde
Anfprüche erhoben, herauögeben wollten,
Da zu gleicher Zeit auch der Despot von Servien Stephan
61) v. Hanmer Geſch. d. Dam, Et. I. S. 412 fü, " 2
62) &, im Anh, die Megeit, v. 16 - 20 Aus. 1424. Voyage de Bar-
trandon de la Broguiere (urch Ungarn im I. 1438) in den Mumoires de
VInstitat National. T. V. u, bei@@ngel Geſch. d, Uagt. Reis IE im Any.
©. 380. .
63) Engel Geſch. d. Ungr. Rei45 IT. 813. Geld, v. Eero. 569, Damals
war in Bonient füntidem Theil Dftoja, ein Freund der Zärken, Fuͤrſt, Twartko
im nördlichen; nad) manden innern Fehden führte Ichterer aud mit dem fervi«
ſchen Despoten Stephan Lazarewitſch Krieg, jedoch ohne Erfolg, zumal der let⸗
tere fi) an die Türken anſchloß. Thwrocz Chron. P. IV. c. 18. Pejacerich
Hist. Serv. p. 340. Bgl, Sqhimeck Geld. v. Bosn. S. 105. Behler Geſch.
d. Ung. IV. &. 367 fl. Hammer Geſch. des Dim, 8. I. ©. 419.
13*
1% Drittes Bud. Achtes Kapitel.
Lazarewitſch mit einer tärkifchen Geſandtſchaft nach Ungarn ges
kommen war, prachtoolle Geſchenke dem Könige überreichte **)
und von Seiten des Sultans Murad einen Frieden anbot; fo ers
achtete es Sigmund fhr klliger denſelben anzunehmen, als einen
unfichern Krieg zu unternehmen. Er nahm das Anerbieten des
türkifchen Gefanbten an*s), ſchloß einen zweijährigen Waffen:
ſtilſtand mit den Türken und entließ fodann bie Gefandtfchaft, ihr
viele koſtbate Begengefchenke mitgebend °%). Den Paldologen
aber, den er unter mancherlei Vorwaͤnden an feinem Hof acht
Wochen zuruickgehalten hatte®”), bis er ihm die abſchlaͤgige Ant»
wort ertheilte, verficherte er bei der Trennung ſeiner fanfligen
Freundſchaft und befchenkte ihn ebenfalls zeichlich °°), Diefe feine
Politik, die Sigmund befolgt zu haben fehlen, ſchlug nur zu ſei⸗
nem Rachtheile aus, Denn ba grade damals auch Dfloja, ber
Fürft von Suͤdbosnien, ſich ihm als Wafall unterwarf, fo war
Ausficht, die Tirken mit Erfolg zurückzutreiben. Anflatt deſſen
benugten fie bie Waffenruhe mit ben Ungaen zu anderweitigen Er:
oberungen. Da Sigmund verfäumt hatte, auch bie Walachei in
den Waffenſtillſtand aufzunehmen, fo richtete ber Sultan gegen
diefes Land feine Waffen und vertrieb daraus ben Woiwoden Da:
nieles), er
64) v. Hammer 1. c. S. 419 nad Ducas XXVIIT. p. 105. inte
c. 122. p. 1175 gibt die Geſchenke näher an, goldene und feidene Tücher, Tep⸗
piche, vergoldete Beden ac. Auch der Herzog Albrecht non Ibftreid ward reid«
U) deſcheakt.
65) Winded c. 122. p. 1174 befhreibt die Audienz.
© 66) Windeit handelt In verſchiedenen Kapiteln von biefer türkiſchen Gefandi-
füaft © 119. p. 1170. e. 122. p. 1174 © 126. p. 1177. gl. v. Hammer
Leo Belelo ©. 371f
67) Winded c. 136. p 11 +
68) Winde® c. 126. p. 1177.
@9) Eogel Seid. d. Ungr, . II. 813.
nNeuntes Kapitel... .,
Die Taboriten im Kriege mit den Pragern und dem boͤhmiſchen Mei
) bis zum Tode Zihkas. 146 und 1424.
Indem der roͤmiſche König; in Ungarn und Polen herumreisn
und durch Unterhandlungen zw erreichen ſuchte, wed ihm durch
Waffengewalt nicht gelang; indem er ihm fern. liegende Citveitfis
chen durch ſchiedsrichterliche Entfepeitungen. zur ſchlichten unters
nahm und wenig den Dank ber Parteien ſich verhiente mußten
das Königreich Böhmen feinen Agnen Schicſal und bem-Gang
der Begebenheiten üherlaffen, ob ein gluͤcklicher Zufall ihn da
ſchon verlorne Land wieder zuruͤckbringe. Bei .bitfer Lage ber
Dinge und bei der innern Zerriſſenheit Deutfhland’3; war es fin
daſſelbe noch als ein großes Gluͤck anzufehen, daß die Huffiten
unter. fich nicht einig waren und anflatt ihre Nachbaren zu befries
gen, ſich ſelbſt einander auf das Heftigſte verfolgten. Die Pre
ger waren mit den Taboriten und deren ‚Heerführer, bem blinden
Zijka, endlich ganz verfallen, weniger daruͤber, daß er fih ge⸗
gen den litthauiſchen Prinzen Koribut erflärte, ald vielmehr ber
halb, weil er wie ein unumfchränkter Gebieter Alles feinen Be:
fehlen untergeorbnet haben und weber politifche noch religiöfe
Meinungen neben ben feinigen dulden wollte, Eine ſolche Tyran⸗
nei eines Einzigen mißfiel aber auch im hoͤchſten Grab dem böh-
mifchen Adel: um fie zu bekämpfen, vereinigte fich letzterer mit
den Pragern, und ber Krieg gegen bie Taboriten ward von ben
Verbündeten mit aller Anſttengung, mit aller Kraft geführt,
Bifka eröffnete von feiner Seite im Monat März 1425 die
Beindfeligfeiten mit Verwuͤſten, Morben, Brennen: Feine Bes
18 Drittes Buch. Neuntes Kapitel,
figung ber Gegner blieb verfchont, bie fein zerflörenber Arm er:
reichte. Beſonders arg hauste er gegen bie Guͤter bes Czenko
von Wartenberg, des Hauptes der Verbuͤndeten. Tag und Nacht
ſetzte er das Zerſtoͤrungswerk fort, ſo daß endlich ſeine Taboriten
ermübet wurden. Im ber Nähe von Koͤnigingraͤt (den 29. März)
angelangt, gönnte er nach einem großen Tagesmarſch den Seini⸗
gen noch nicht Raft: fie mußten noch in ber Nacht weiter und um
in der Dunkelheit Licht zu haben, wurden Dörfer und Fleden in
Brand geſtedt i).
Einige Wochen ſpaͤter (20. April) kam es zwiſchen Biffa und
den Pragern mit dem verblindeten Adel bei Horzicz zur Schlacht.
Nach dreifklindigem blutigen Kampfe, worin viele böhmifche Herrn
ihr Leben verloren, erfocht Iiſka einen glänyenden Sieg, erbeu⸗
tete eine Menge Gefchäg und Munition und alle Kriegtwagen.
Darcuf ruͤdte ex unnerweilt vor bie Jeſtung Kozogedy, nahm fie
ſchon nach wenigen Tagen mit Sturm und ließ bie ganze Befas
Wang nlbehaun ®).
- Einige Donate fpäter (in Kuh) Übernumpeite BAER die wich
fige deſtung Königingeäg. Die Prager und ber. bel unter dem
Hauptmann Diwis Borjek eikten mit einer anfehnlichen Armee
herbei, um die Stadt wieder zu nehmen. Die Taboriten zogen
ſegleich auß ber Feſtung ihren Feinden entgegen und ſchlugen fie
in einer blutigen Schlacht in die Flucht e). Zizea felbft erſchlug
mie eigner Hand einen Prager Priefter, der die. Monſttauz bem
Heere vorgetragen hatte, was bazu beitrug, bie Üxbitterumg ber
Prager gegen bie Zabortten noch mehr zu ſtrigern. Bit unerhoͤr⸗
ter Wuth vaßten beide Parteien gegeneinander und die Gemuͤther
1) Zheoban 9. 8. ©. 308. ' "
2) Cont. Pulkavao p. 162: „1423 die Martis ante f. 8. Ceorgũ dla-
dem ingentem perpessun est a Zisca D. Czenck cımı suis copiie.““ Palacky
Annel. B. 56. Chronic. Behem. p. 465: „A. 1428 feria III. a fest. 8.
Georgü facta eat clades ad Horzicium, ubi Zisca dom. Cxenkonem oum
suis copüis praelio devicit, onrrus quoque et arma bellica eripait.“ Bergl.
Haget S. 727. Throbald 1. c. \
3) Chronic. Bartoss. p. 147: „A. 1423Zisca cum nis Pragenses prope
Grecz vicit circa corporis Christi.“ Cont. Palkav. et Palacky Annal. Il. cc.
Sage. 1. c.
Die Taboriten im Kriege mit d. Pragern x. bis 3: Tode Bijtos. 190
verwilderten gänzlich. Die Menſchen wurden birtgiscigen Raub
tieren gleich, die ſich gegenfeitig zu entfeifchen und zu vernichten
Rrebten *).- Die Prager zändeten bie Borflabt von Graͤtz an und
erſchlugen einen taboritifchen Priefter, der ohne Drnat bie Meffe
eelebrizte, die Zaboriten dagegen zerſtoͤrten die Feſtungswerke und
bad Schloß von Königingräg und zogen fobann nad) Cyaslau,
welcher Stadt fie ſich bemaͤchtigten ®)...
Zwar folgten die Prager und ihre Verbündeten auch Hieher
den Taboriten, belagerten ſie, und ſchlugen den Lupak, den Fih⸗
ver eines taboritifcen Zreicorys, ber dem Bigfa zur Hülfe kom⸗
men wollte, aufs Haupt. Deſſen ungeachtet aber konnten fie
nichts gegen Zigfa felbft ausrichten. Nach vergeblicher Beläge:
rung von Czaslau zogen die Prager, mit Hinterlaſſung eines
ſtarken Beobachtungsheeres in Kuttenberg, nach Haufe zurid °),
Sobald Zijka frei von den Angriffen feiner böhmifchen Geg⸗
ner war, wanbte er, um feiner Partei neuen Kriegsruhm zu vers
ſchaffen, ſich zu einem Zug nach Mähren, wo ber äftreichifche
‚Herzog Albrecht die Feſtungen inne Hatte. Doch hatten ſich and)
fon die Huffiten in Beſitz einer Wefte, ‘der Stabt Luntenburg,
gefegt”). Diefe wurde grade damals von dem oͤſtreichiſchen Her⸗
308, ‚den ber portugieſiſche Infant Don Pedro mit 500 Portugies
4) Aen. Sylv. H. B. c. 44. p. 69: „Zischa insolentius in dies agere,
ecclesias passim delere, si quae restabant, sacerdotes, qui more majoram
sacra peragerent, crudeliter persequi, nobilibus infensus esse, civitatibus
‚gravia tribata imperare., Pragensium qui detractarent ejus imperium, vicos
et 'villas inoendere, Ob quas res Pragenses Baronum auzilio freti, adver-
sus eum copias educere,“
5) Theobald S. 304.
6) Chronic. Boh. p. 467: „Hoc etiam tempore (gegen Enbe Juli ober
Anf. Aug.) Tineci prope Montem (Cuthnensem) Lupacz Capitaneus Tabo-
rieneis cum suis a Pragensibus victns ost. Et posten Zisca Caaslaviae ob-
sessus est.“ CE. Zheobald S. 305.
7) Cont. Palk- p. 162. Palacky Aun. p. 57. age, &, 727. über die
Bertheidigung Mahrens und die Behauptung ber Stadt Kremfir durd ben Bis
Sof Zopann von Dimüg im I. 1422 handelt Richter (die Huffiten in Mähren)
S. 194 fl. Wie datauf im Anfang 1423 Kranfir von den Huffiten erobert
ward und der Dimdiger Biſchof eö bald daranf wieder nahm, erzählt ausfühtlich
NRiäter 1. c. p. 196. Bol. Eenfent 1. c. S. 73 u. 78 fl
0 Drittes Duch. Neuntes Kapitel.
fen unterfiligte e), belagert und fle ſhien aus Mangel an Lebens⸗
mitteln zur Übergabe gebracht, als Procopius ber Kahle, ein Uns
texfelbhere Zijka's, der fich ſchon In der Schlacht bei Königingräg
ausgezeichnet hatte, mit den Zaboriten ſich durch bie Belagerer
ſchlug und einen großen Vortath Lebensmittel in die Feſtung
führte. Zijka felbft folgte mit dem Hauptheere von Iglau her,
und die Nachricht von feiner Annäherung reichte hin, bie Oſtrei⸗
her in bie Flucht zu treiben und fo die bedrängte Feſtung zu ent=
fegen ). - \
Indeſſen Zizka nach verfchiedener Richtung Mähren durch⸗
zog, plünberte und ſengte und brannte und mordete, ſtreiften ta⸗
boritiſche Schaaren nach Oſtreich uͤber Pulkau bis Stockerau und
bis Krems und nur die Donau hielt fie ab, ihre Verheerungs⸗
zuͤge auch in den fäblichen Theil des Herzogthums audzubehnen.
Einzelne diefer Streifzuge wurden übel zugerichtet nach Mähren
zuruͤckgejagt, andere aber kehrten mit vieler Beute beladen, nach
großen Berwuͤſtungen bes Landes, nach Haufe zuruͤck 10), Daß
Bigka felbft damals nach Kftreich gekommen tt), ift fehr zu bes
zweifeln. J
In Maͤhren hatten ſich unterdeſſen die Koͤniglichen, welche Ver⸗
ſtaͤrkungen aus Ungarn erhalten, mit den oͤſtreichiſchen Beſatzun⸗
gen der Feſtungen zum tapfern Widerſtand gegen Zijka verei⸗
nigt 12). Vor Iglau, dad er angriff, warb er zuruͤckgeſchla⸗
gen: aber bie Stadt Quaſſitz ward erſtuͤrmt und bie ganze Beſa⸗
” 8) Aen. Sylr. hist. Boh. c. 44.
9) Aen. Sylv. hist. Boh. c. 44 Bgl. Miäter 1. c. 197. Kurz K. As
breit II. Bd. 2. ©. 57 fl.
10) Pessina Mars Moraviae 493. Prbitſchta Gef. v. Böhm. VIIL. 174.
Kurz 1. c. 59-62. Richter J. c.
11) Aes. Sylv. hist. Boh. c. 44 gibt eb an, do nit austrüdtid als
MBohrbeit: „Ferunt Zischam in ‚Austriam profectum.“ Bann erzählt er das
abgefämaitte Mähren: „Cum agrestes armenta quaeque navibus in insulam
Danubii transportassent, vitulos snesque nonnullos per. negligentiam in vil-
Es dimissos, ad ripam flaminis tamdin deverberasse,, doneo pecus insulam
depascens, mügitum grannitumgue andiens, desiderio similis animantis
fluviam transnatavit, eoque modo magnam praedam abactam.‘“
12) Aen. Sylr. hist. B. c. 44.
Die Taboriten im Kriege mit d. Pragern ıc. bis 3. Tode Bijla’s. 201
Kung dem Jeuertod Üübergeben!®), Dann rldkte ex gegen Krems
fir und belagerte dieſe Feſtung. Allein der tapfere Bifchof Johann
von Olmit mit der maͤhriſchen Ritterſchaft griff ihn umerwartet
von zwei: Seiten bei Nacht an. Bjfa ließ einige Dörfer anzlın
ben, damit die Seinigen zur Aufftelung der Schtachtordnung
Licht Hätten; jeboch waren.bie Taboriten durch den Überfall fo fahr
Anfangs außer Jaſſung, daß fie anfingen zurückzuweichen. Dis
Schlacht wäre: verloren gewefen, hätte nicht ber friegögenantte "
Procop mit der tapfern Bruͤderſchaar bie wankenden Meihen-exs
muthigt und ſo ihrer Flucht noch vorgebeugt. Sie verſchanzten
fich daranf in ihrer Wagenburg, w bie Gegnes fie nicht enzegei:
fen wagten \*),
Doc wollte Zijka felbſt i in Mähren nice weiter dab Eregẽ ·
glud verſuchen. Indem er den Procop, ber von feinen bei Ktem⸗
fir empfangenen Wunden wieber genefen, zur Vertheidigung der
gemachten Eroberungen zuruͤckließ, kehrte er nach Boͤhmen zu:
rüd, Alles verheerend und verwuͤſtend, was feine Schritte. berührs
ten. Am meiften aber wuͤthete er auf ben. Guͤtern des Biſchofs
von Dlmuͤch, wo feine Grauſamkeit Feine Grenzen kannte. Im
der Stadt Müglig, welche dem Bifchofe gehörte, ließ er alle Eins
wohner mit Frauen und Kindern ermorden, Es war am Ende
des Jahres 1a23 als Zijka Mähren verließ 15). .
Der TaboritensHeerführer feste fodann in Böhmen fineßer:
heerungen fort: zuerft im Königgräger Kreis, wo er bei Skalitz
die Prager Truppen in die Flucht trieb, ‚und nach vergeblichem
Sturm auf Arnau, eroberte er die Vefte Mlazowicze, die er zers
fiören und deffen Befagung er sMlderhauen ließ te), Hierauf
fleeifte er fengend und brennend von Often nach Weften buch das
Königreich bis an den Böhmerwald. Wer feiner Wuth entgehen
wollte, mußte fich entwebet feiner Partei anſchließen und erklären,
keinen König haben zu wollen, oder fein Leben und Eigenthum mit
13) Theobald S. 306. Palacky Aunal. Boh. p. 66.
\ 14) Hager. &. 728. Kurz S. 609. Miäter p. 197 fi.
15) Theobald S. 306. Richter p. 198.
16) Theobald 1. c. Chronic. Bartoss. 147. Chronic. Boh. 467. Hager.
©. 728.
2 .. Drittes Bad, Neuntes Kapitel,
Gelb lockaufen. Im biefer Weiſe wurde ber Leitmeriger, San
ger, Babeniger, Pilfener Kreis heimgefucht 17), Bis. Klattau
Deang er vor, wo ex eimige Berftärkungen an fich zog. Doc war
er buch den befländigen Krieg und durch Abfendung einzelner
Ariegöfchaaren fo geſchwaͤcht, daß er nur 7000 Mann Zußvolt,
500 Pferde und 500 Wagen hatte, weßhalb er nicht wagte bie
Schlacht anzunehmen, welche ihm bie böhmifchen Herrn Hanuß
von. Kolowrat und Kruffina von Schwamberg, die mit aufehns
licher Kriegsmacht herangezogen waren, anboten. Er zog fd)
hinter die Mauern ber feflen Stadt Saatz zurück, und fette fich
darauf wieber gegen die maͤhriſche Grenze, gegen Czablau, in
Bewegung 1°). Als er bei Koſteletz an die Eibe gekommen und
fieh hier gelagert hatte, fand er ſich von einer Heeresabtheilung
der Prager unter dem ‚Herrn Czenko von Wartenberg eingefchlofs
fen. Bei Zeit davon benachrichtigt, fehte er fogleich über ben
Buß und entging fo dem gewiffen Untergang. Unter bem Schut
der Racht entzog er fich vollends dem uͤberlegenen Streitkräften
der Feinde, die ihn drei Tage verfolgten. - Endlich erreichten fie
ihn im Gebirge bei Maleſſow in der Nähe von Kuttenberg (8,
Juni) 1e). Sobald der blinde Feldherr gehört, daß der Beind
ihm ganz nahe fey und er wußte, baß er weiter bemfelben nicht
ausweichen konnte, bie Gebirgägegend aber feinen ſchwaͤchern
Heere zum Kampf günflig war, kehrte er plöglih um, und bie
Seinigen von einem Wagen aus zum tapfern Fechten auffors
17) Chron. Bartoss. I. c.: „1423 circ. fest. 8. Spiritus Ziska cum suis
complieibus omm Joanne Badinka &t aliis multa oppida, villas inter Clat-
tovjan üsque circum Planam ooncremayit et usgue Kralowicz.‘“
18) Contin. Pulkavae p. 163. Chronic. Bartoss. 148.
19) Chronic. Bartoss. 147. Chronic. Bohem. 467:: „An. 1424 a. fest.
Pentecostes Zisca Kostelecii obsessus est, cni in auxilium Dom. Bocsek de
Podiebrad cam vesiisset Ziscam cum snis coplis edaxit ; sed ipse a Domi-
nis captus est: Zisca vero fugit Malesovinm prope Montem (Kuttenberg).
Dum Pragenses cam coufoederatis in quandam valleın intrassent, prostra-
vit illos ad Malessovium, et ut vulgo dicımt 1400 ‚homines interfecti sant.““
Contin. Plkavae p. 162 faft ebenfo, nur fügt er bei: „Tanc proverbium
ortam fuit: Pragenses siliginem Malessovium invexerunt:: Nam omnes Pra-
‚genses pro signo stramen siligneum in capitibus gerebant.‘“ Hagec. S. 728
Die Taboriten ion Reinge mit D. Pragera x. bis 3. Tode Bijks. 203
dernd, ſtellte er ſie auf einer Anhöhe in Schlachtorduug: open
bie Reiterei, hinten das Zußvolk. Zwifhen beiden Heerabthei⸗
lungen poſtirte er, vom Frinbe unbemerkt, eine Anzahl mit ſchweren
Steinen belabene Wagen, Als die Prager die Anhöhe heranruͤ⸗
ten, ließ Zijfa hinter ber Reiterei die Wagen hervorfahren, wel⸗
che durch bie Laſt getrichen von ber abfpüffigen Höhe auf die
Feinde herimterrofiten, und fie gänzlich in Unordnung brachten.
In biefem Augenblick brach Zijta mit den Reitern wor, ſchlug die
Prager in einer biutigen Schlacht, ‚worin ihnen dreitaufend Mann
getöbtet wurden und ihr faͤmmtliches Geſchütz und ihre Bagage
verloren ging *0), .
In Folge dieſes Sieges fiel Kuttenberg in bie Hände der Ta⸗
boriten: ‚fie legten es ganz in Afche, um ihre Wuth gegen bie
Einwohner anszulaffen, weil fie fig den Pragern zugewendet
hatten ®'),
Darauf zog Bijfa ben Procop mit feinem Heere aus Mähren
an ſich und brach auf, gegen bie Prager wieder angriffsweiſe zu
Werk zu gehen. ö
Mittlerweile hatten die Prager, wohl wiſſend, daß ihren
ein Haupt fehlte, das Anfehen genug befaß, Ordnung zu erhals
ten, abermals eine Geſandtſchaft nach Polen gefhidt, um von
dort ber ſich Koribut als Fürften zu erbitten. Der König Wla⸗
dislaus erflärte aber den Abgeordneten, daß er nicht zuließe, daß
der Prinz fi) nach Böhmen begebe: ja er drohte fogar mit Krieg,
wenn fie von ihren Kegereien nicht abließen und fich nicht mit ber
Kirche ausföpnten. Da aber die Prager zugleich auch an Koris
but felbft Bevolmächtigte geſchickt hatten, und diefer grabe in Un⸗
einigkeit mit ben beiden Jagellonen Wladislaus und Witold lebte,
fo erreichten die Böhmen doch bie Abficht ihrer Sendung. Kori⸗
20 Contin. Palkavae p. 162. Palacky Ann. p. #2. Beness. Krabice
p- 72. und befonder& die Fortſetung von Brzezina bei Pelzel (über den Pr. Sig -
mund Koribut) 1. c. &. 379. Aen. Syiv. hist. B. c. M, erzählt has Nähere,
und fügt bei: „Certamen atrox oommissum, victor Zischa tria millia Pra-
gensium cecidit.“ Chronic. Bartoss. 147 gibt wie dab Chr. Boh. 1400 Zodte
an. Bol. Theobald &. 307 fl.
M) Aen. Sylv. 1. e. Zheobald S. 308.
20 Drittes Vuch. Neuntes Kapitel.
but ſammelte insgeheim einiges Kriegövolf und zog damit, trot
feiner gegebenen Verſprechumgen, ‚(Ende Maͤrz /1424) nach Böhse
men 2*); nach Prag aber kam er. erſt ben 20. Juni2). Der
polniſche König zeigte ſich (eb aufrichtig, ift nicht gewiß) ſo er⸗
zuͤrnt barlıber, daß er die Guͤter des Prinzen einzog und in
Schreiben an den Papft?*), an ben roͤmiſchen Koͤnig 20), an den
Markgrafen von Brandenburg 20) fih zu rechtfertigen fischte,
daß der Prinz ohne fein Wiffen und Willen ſich aus Polen entfernt
hätte. Deffen ungeachtet hatte man ben Verdacht, Baß der pols
niſche König doch um die Sache gewußt unb-fie fo angelegt habe.
Koribut brachte diefesmal ein weniger‘ zahlreiche& Gefolge mit
als das erftemal; nach einer Nachricht Hatte er nur vierhundert
BReiter bei ſich?): andere Berichte geben ihm fuͤnfzehnhun ⸗
dert®®), Er wurde jetzt von ben Pragern als ihr erwählter
und gnädiger Zürft betrachtet und fo genannt?9): er felbft
nannte ſich erwählten böhmifhen Köntg und fehidte uns
ter biefem Namen "dem roͤmiſchen König und dem oͤſtreichiſchen
Herzog Albrecht foͤrmliche Fehdebriefe zu, worin er biefen fein
abermaliges Auftreten in Böhmen anzeigte und fich zum Wertheis
biger ber vier Prager Artikel erklärte ®0),
27) Dlogoss. hist. Polon. ib. XI. p. 478.482: „Die-Pentecostes (1424)
— in Bohemiam ire pergit.“ Petzel (Radır. v. d. Pr. Cigmund Koribut 1.c.
©. 376 fl.) gibt die verfgiedenen Vetichte über die Zeit der Abreiſe des Prin ⸗
sen and Polen. Aus dem Brief ded Parſtes Martin V au den polnifhen Kö«
nig d. d. Rom 10. April 1424, worin ſchon von Koribut’s neuem Abzug nad
Böhmen die Mede ift, (Raynald. Ann. eccl. an. 1424. p. 67.) läßt ſich erfer
ben, daß er fpäteftend im März ftattgefunden haben muß. Am 5. März aber
mar Koribut noch in Krakau bei der Krönung der Königin Sophia zugegen.
Diogoes. I. c. p. 473.
23) Chronic. Bartoss. 147: „A. 1424 feria V ipso die 88. Petri et
Pauli Apost. Dux Sigismundus Lithuaniae iterum Pragam venit habens‘ CCCC
equites. CE. Diugoss. 1. c.
24) Raynald 1. c.
25) Pegel 1. c. Beil. VI. &. 391.
26) Pegel 1. c. Beil. V. ©. 390.
27) Chronic. Bartom. 1. c.
28) Windet c. 109.
29) Rad) dem Liber Privil. antig. Prag. bei Pelyel 1. c. S. 378.
30) Windel c. 110. p. 1165.
Die Kaboriten im Kriege mit d. Pragern ic. bis 5. Tode Zijta’s. W
Sobalb die Prager Koribut zum König angenommen hate
ten, fehloffen auch mehrere böhmifche Landherrn, welche früher
ihm entgegen geweſen, ſich ipm an, weil ſie dies für nothwen⸗
dig fanden, um bie furchtbaren Taboriten deſto cher befiegen zu
koͤnnen. Ban berieth ſich über die gemeinfamen Maßregeln, wels
» de gegen Zijka zu ergreifen wären, und befehloß, da man von
feinem Anzuge gegen Prag Kunde erhielt, ihm ein «Heer entges
genzuſchicken. Bei Kofteleg, an demſelben Drte, wo man fon
in bemfelben Jahre mit Zijka geftritten hatte, follte er feinen Uns
tergang finden: denn die Prager waren ihm fehr an Streitkräften
überlegen und ſchienen des Sieges gewiß zu ſeyn. Doc wie ein
zweiter Hannibal wußte ber blinde Taborite Rath in jeder Gefahr.
Er verließ Kofteleg, und ließ (3. Sept.) die Seinigen in eiliger
Blucht über die Elbe fegen. Die Prager wollten den Feind nicht
entrinnen laſſen. Sie fegten ihm durch den Fluß nad, Sobald
Zijka vernommen, daß die eine Hälfte des Prager Heeres über
den Fluß gegangen, Tehrte er um und ſchlug fie aufs Haupt,
Die noch auf dem andern Ufer Zurlihgebliebenen Tonnten nur bie
Niederlage ber Ihrigen zuſehen. Furcht und Schreden befiel fie
bei dem Anblick: fie lösten fid in ungeordneter Flucht nach Prag
auf und verbreiteten daſelbſt großes Entſetzen?2). Denn Bijfa
folgte ihnen in eilendem Siegeszuge auf dem Fuße nach, lagerte
fich bei Liben, unweit Prag, und ſprach feine Abficht aus, Die ihm
fo feindlich gefinnte Stadt gänzlich zu zerſtoͤren. Wie ein anderer
Coriolan traf er die furchtbarſten Anftalten die Hauptftadt feines
Vaterlandes, welche von jeder Vertheidigung entblößt war, von
dem Erdboden zu vertilgen. In Prag war grenzenlofe Beſtuͤr⸗
zung und Rathlofigkeit: Feine Ausficht auf Hllfe, und dabei barg
fie viele heimliche Freunde der Taboriten. Man warf fih gegen
feitig die Schuld dieſer verzweiflungsvollen Lage vor und vergaß
dabei an jeden Verſuch von Widerſtand zu denken,
Diefe bemitleidenswerthe Lage der unglüdlichen Stabt, bed
anfänglichen Heerdes bes huſſitiſchen Glaubens und Kampfes,
ruͤhrte die ſtaͤdtiſchen Gemeinden, welche ſich im Lager des Zijka
31) Aen. Sylv. hist. Boh. c. 44. baset. Chr. ©. 729. m...
» Böhmen I. S. 309) nad der Contin. Brzesin. J
206 - Drittes Bud. Neuntes Kapitel.
befanden ®) und früher mehrmals mit den Pragern verbindet
und verbrüdert geweſen. Die Saatzer, Slaner, Launer, Klats
tauer und andere Buͤrgerſchaaren fprachen laut ihre Wißftisunung
darlıber aus, daß Prag, die Mutter und Freundin ihrer Relis
sion, das Werkzeug, deſſen fich Bott wiber die Feinde ber böhs
mifchen Krone und des wahren Glaubens bebient, zerſtoͤrt werben
ſollte. Sie meinten, es wäre beffer allen innern Kampf und
Krieg aufzugeben und vereint wider die Königlichen und die Deuts
ſchen zu ſtreiten, bie nach der Böhmen gemeinſamem Untergang
trachteten. Als auch einige taboritifche Heerfuͤhrer, umter ihnen
der tapfere, angefehene Procopius biefer Meinung beitraten, unb
es nahe daran war, baß eine Meuterei ausbrach, fo tief Zijka
feine Kriegsſchaaren zufammen, ließ ſich auf ein umgefkürztes
Faß heben und vebete fo zu feinen Waffengenoffen:
„Was gebt ihr mir die Schuld? Warum, liebe Bruͤder,
nehmt ihr wider mich bie Waffen? Ich bin nicht euer Feind, ben
Tag und Nacht nach eurem Blute dhrflet, fondern euer Haupt:
mann, Durch meine Hülfe, durch meinen Rath habt ihr erfl,bies
fen herrlichen Sieg exfochten: ich habe euch am Keinen Ort ges
‘führt, woraus ihr nicht fiegreich heimkamet. Daher feid ihr reich
und berühmt, ich aber habe mein Augenlicht verloren und muß
in der Zinfterniß figen und weiß nicht, wo ihr mich hinführt,
a3 habe ich von dem Kriege als den bloßen Namen? Euch zu
Gute iſt gefhitten, der Sieg errungen. Mich reuet auch nicht
der gehabten Mühe, noch folte mir die Blindheit beſchwerlich
ſeyn, wenn ich ben Sachen, wie zuvor, könnte vorſtehen. Mei—
netwegen bin ich auch wider bie Prager nicht. Nach eurem ehr⸗
fichen Blute důrſtet nicht. nach dem Blute eines blinden Hun⸗
des, wie ich bin. Sie fürchten allein eure mann= un ſieghaften
Faͤuſte, eure auch in der aͤußerſten Gefahr beftänbigen Herzen,
Entweder fie ober ihr müffet zu Grunde gehen. Denn indem fie
mir nachftellen, Iegen fie euch Stride, denen ihr nicht werdet ent:
32) Contin. Pulkavae p. 163: „Zisca cum Zateoensibus, Lunensibus,
Klattoviensibus et aliis eoflocarit se in campo apud Liben contra Pragen-
ses et in die 8. Crucis inter Duoem Litavien-em et Pragenses ex parte una
et Ziscam parte altera concordia facta est.“ Palacky Aunal. B. p. 68.
Die Taboriten im Kriege mit d. Pragen xc. bis 3. Tode Zijka's. 207
gehen Binnen, Die innerlichen Waffen find viel mehr zu fuͤrch ⸗
ten als bie außwärtigen Jeinde. Die biirgerlichen Aufflände if:
fen unterdrüdt werden. Prag wollen wir einnehmen, die Aufs
ruͤhrer, ehe es ber Kaiſer inne wird, aus bem Wege raͤumen.
Biel beffer ift ed mit Wenigen und Einträchtigen gegen ben Kai⸗
fer, als mit Bielen, dieuneinig, zu ſtreiten. Damit aber feiner
euch anklaget, fo rathſchlaget felbſt. Wollt ihr Frieden haben,
fo fehet darauf, daß Feine Lift, Beine Tuͤcke, Keine Falſchheit da⸗
Hinter ftede, Wollt ihr den Krieg weiter führen, da ſtehe ich: was
ihr vornehmet, dazu will ich, ber Bijfa, euch Rath geben *)."
Aijta kannte feine Leute, Seine einfachen Worte verfehlten
nicht ihre Wirkung. Krieg war bie Lofung und Zijka's Wille und
Rath dad höchfte Gebot. Im neuer Kampfesluſt felbft gegen bie
frühen Freunde und Brüber waren die wilden Taboriten ent:
brannt: fie ergriffen die Waffen und ſchicten ſich an zum Sturm
und zur Vernichtung der Stadt.
Mag ed ſeyn, daß Zijka vor der Wirkung feiner Rebe unter
den Blutmenfchen felbft erſchtak, oder daß die Vorſtellungen bes
bexebten Johann Rokyczana, den bie Prager und Koribut als
Friedensbitter in's Lager ſchiten, den Taboriten⸗Feldherrn friebs
lich flimmten 3%): kurz nach einigen Unterhanblungen warb ber
Beide, die Verſoͤhnung, zu Stande gebracht (14. Sept.). Kos
ribut und die Prager eined Theild, Zijka und bie Kaboriteh ans
dern Theils gelobten einander ewige Freundfchaft, und ſchwuren,
fofort gemeinfchaftlich ihre Waffen wider ben römifchen König
Sigmund und deffen Schwiegerfohn Albrecht zu führen. Die
Prager verfprachen vierzehntaufend Schock Groſchen als Strafe
zu bezahlen, wenn fie dem Zrieben irgend zuwider handelten,
Zum Andenken ber Verföhnung ward auf dem Spittelfelbe, wo
die Unterhanblungen gepflogen, ein Haufen Steine aufgerichtet,
33) Aes. Sylv.H. B. 04% in fm. SPaladty Würdigung der bohm. Ge
aiatſot. ©. 247 hält Die Mede für ein wilfürlides Maier? von Acncas
Bylrios,
34) Asa Sylv. HB. 0.46. — Pol, lib. XL p. Ai 29.
fe wörttih nad) Aca. Sylv.
208 Drittes Bud Reuntes Kapitel.
womit zugleich ein Zeichen gegeben werben follte, daß ber, wels
er ben Frieden breche, zu fleinigen fey >). - .
Am folgenden Zage hielt Zizta feinen Einzug in Prag, wo
ex von ber Einwehnerfchaft mit vielen Ehrenbegeugungen empfans
gen und herrlich bewirthet wurde, Zwiſchen ihm und Koribut
wurde in der Weiſe Frieden und Freundſchaft gefchloffen, daß jes
ner diefen Sohn, und Koribut den Zijka Water nannte ®°),
Doch nicht lange verweilte Ziſka in der Hauptſtadt. Mit
den Pragern verſtaͤrkt, eilte er in's Feld nach Mähren, wo Her⸗
308 Albrecht von Oſtreich ganz das Übergewicht gewonnen hatte,
Nach einer zweiten Belagerung Luntenburg's entriß Albrecht den
Huſſiten diefe Feſtung. Sodann zwang er ben Heinrich von Lips
pa, ber Maͤhriſch-⸗Krumau befaß, einen Freund der Taboriten,
zur Unterwerfung. Durch ungrifche Kriegähaufen unter den Bes
fehlen der beiden Preßburger Grafen Stephan und Georg von
Rozgon verftärkt, eroberte der Herzog bie feſten Plaͤze Devitzka
Oſtrau und Hradiſch. Diefen Eroberungen folgte die Übergabe
der Feſtung Eibentfchig und mehrerer anderer Schlöffer, deren Bes
ſatungen von Albrecht frei nach Böhmen entlaffen wurden, Nur
allein Kunſtadt und Pernftein waren noch von den Zaboriten bes
fest, aber mitten im Lande fo von ben Katholifen umgeben, daß
fie nicht lange mehr Widerftand leiften konnten, wenn ihnen nicht
ihre Glaubensbruͤder aus Böhmen zu Hilfe kamen 7).
35) Chron. Boh. 467: „Zisca cum Zatecensibus (&aagern) oastra mo-
tatus est in campis ad pagum Liben contra Pragenses, et feria IV die 8.
Crocis inter Prag. et Ducem ex una parte, ac inter Ziscam ex altera parte
concordia facta est, im cujus rei memoriam congestus est lapidum onmu-
Is.“ Aen. Sylv. I. c. .
36) Pelzel l.c. nad Contin. Brzezin. Winded c.135. p. 1184 ohne rich⸗
tige Ghronologie: „Es kam dem romiſchen konig botſchaft, wie daß der Zisco
der Prager keher Hawpman bei den Pragern were geweſt und mit In mol eins
were worden.” Cont. Palkaras 1. c.: „In onjus memoriam -lapides in ou-
mulum unum comportati sunt in Nova Cixitate Pragensi apud 8. Ambro-
sium.“ Palacky Annal. Boh. p. 63. Bol, Peljel Gigmund Koribut ©. 360 ,
nad Contin. Brzesin.
87) Hagec. ©. 729. Urt. Cigmun’s d. d. Poson an. 1430 bei Pray
Annal. II. 288. Pessina 502 oqq. Kurz a.a. D. S. 91. Bidter (die Hufe
fiten in Dähren) p. 198 ft.
Die Taboriten im Kriege mit d. Pragern ıc. bis 3. Tode Bijta’s. 209
Auf die Nachricht von ber Verſoͤhnung Zijka's mit den Pra⸗
gern und feiner Abſicht Mähren von neuem mit Krieg zu uͤberzie⸗
ben, fammelte der Herzog Albrecht ſchnell ein zahlreiches Herr
und ließ fi auch von dem römifchen König Kriegbvoͤlker aus
Ungarn zufhiden 28). Man war auf einen neuen blutigen Krieg
gefaßt und ganz Mähren zitterte ſchon vor dem gewaltigen Felds
bern, ber in feiner Wuth nichts zu verfchonen pflegte. Nuns
mehr konnte er faft uͤber ſaͤmmtliche boͤhmiſche Streitkräfte vers
fügen: ex war fo gut wie Kbnig über dad Reich; der Romenkds
nig Sigmund Koribut mußte unbedingt feinen Befehlen folgen,
wollte er nicht für feine Sicherheit und fein Leben die größte Ge:
fahr laufen. Auch erkannte ihn Zifka in Feiner feiner Öffentlichen
Handlungen als König an. .
Bei biefem großen Anfehen des blinden Feldherrn ift es rigt
anwahrfcheinlich °%), daß ber römifche König, ber gern auf guͤt⸗
chem Wege in Befig Böhmens gefommen wäre, mit Zijka ins⸗
‚geheim in Unterhanblungen trat. Er bot ihm bie ganze Verwal⸗
dung des Königreiches, die oberfle Feldherrnſtelle, und eine übers
aus große Summe jährlicher Eindünfte an, wenn er ſich für ihn
erkläre und ihn zum König audrufe, auch bie Städte dazu zwins
ge, daß ihm gehuldigt werde, Der boͤhmiſche Adel war zum Theil
ohnehin ſchon dem roͤmiſchen König zugethan *0%),
Daß die Anerbietungen, die Sigmund machte, ald eine
36) Windee c. 111. p. 1166: „Herzog Sigmund zog wol mit IX tanfent
mannen der Beheim, Huſſen und keter in das lant gein Merhern und unterftunt
das land zu tringen — die zwen Fuͤrſten (8. Sigmund und Herzog Albrecht)
yagen gein Merhern gegen Herzog Sigmund.”
39) Bol. Kurz a. a. D. S. 96,
408) Acn. Sylv. H.B. c. 46: „Sigimmundus, ubi Zischae onnota ex
sontentia oedere animadvertit, et jam illum esse unum, ex quo res.Bohe-
mise penderent, clam sibi eum conciliare tentarit, gubernationem / toua⸗
regui, militiso quogus ducatum et ingens auri Ppondus quotannis promit-
teme, si regem nominaret et in sua.civitates jurare cogeret.““ Rad
dieſer Quelle erzählt vie Sache ebenfo Diugoss. hist. Pol. lib. XL. p. BL.
Winde? berichtet nichts von biefem Anerbieten Sigmund’s. Kurz a. a. D. S. 96
meint, Winded habe über die Sache geſchwiegen, weil er das Schiwfiche der ſelben
fc den König gefühlt, Palacky Würdigung d. bögm. Geſch. S. 247 hält die Im
erdietungen Sigmund's für unwahtſcheinlich
Adtad . Sigmund. IM. 14
210. Drittes Buch. Noeuntes Kapitel.
Schmach für den roͤmiſchen König anzufehen waren, behauptet
Aneas Spleins: ex yeigt aber bei biefer Behauptung, daß er
Bika fehr wenig zu wuͤrdigen verfland +0b),
Daß Zijka in dieſe Bebinguingen eingewilligt habe +!) und
deßhalb nach Maͤhren aufgebrochen ſey, um bier die Unterhand⸗
lungen näher mit dem roͤmiſchen Koͤnig zu betreiben und ben Ver⸗
trag abzuſchließen, entbehrt aller Wahrſcheinlichtkeit. Zijka war
zuviel Huſſit und auf dem Hoͤhepunct feines Gluͤckes ein unbeug⸗
ſamer Character, ber nicht mehr ber Zweite in Boͤhmen ſeyn
konnte.
Ziſka war auf dem Marſch nach Mähren begriffen und uns
terweges bamit befehäftigt, die Feſtung Vrzibislawa im Czaslauer
Kreiſe zu belagern und zu erobern, ald er von einer anfledenden
Seuche, welche man die Peſt nannte, eugriffen ward +*), Die
Avankheit raffte ihn ſchnell dahin mitten in fernen großen Planen
und Siegesentwürfen. Er flarb im Taboritenloger +?) am Den:
nerstag vor S. Gallus (12. Det. 1424) *%); wenigftens ſiebzig
* AQW) „Magna profectoregiae mnjestatis iguominia et imperielis gloriae
dedeons ,:etue' insanik reipuhlione Christianae sempiterma, Sigismnadem —
-.wupplicem yidit usstra actaa homipi hand ea parentibus adıyodum nobi-
Hibas unto, gomj, ‚ooeco, haeretico, sacrilego, et in omne soelus andaci
pecuniam et sugazage honorgs offerre ut suarum case partium dignaretur.‘“
Et nengt dann Ziff ein „monstrum detestabile, crudele, horrendum.“
41) Aen. Sylv. 1. c.: „Zischa oonditionibus annuens, dum comventa
completurus Sigismundum petit, inter eundum apnd Priscoviam — expi-
42) Gautin. Pulkav. p. 163. Palacky Annal. Boh. p. 630g. Chronio.
Boh. 1 c.: „Dux Sigismundus cum Pragensibus et Zisca cum suis fratribus
processerant in Moraviam, qui quidem Zigka ‚in itinere ad enstrum Prei-
bislawa mortues est.“ Ace. Sylv. H. B. 0, 46:. „Beste tactus, expiravit.“
Btichter (Duſſuen in Mähren) S. 200 fogt, er fey an einer peſtartigen Dunde
geftorben.
Ay) Rihter a. a. D.: „Ridka ſtarb — unweit Gear in Dem ehemaligen
Sqhloſſe Remov, wohin ihn feine Leute ien hatten. Diefes Schloß faand
nahe an dem fürfklidpen Bnierhafe und der Papisrmäple gieices Rahmens unweit
rbisien. Linige Überrefte folen no fhther fega.“
2: 44) Miflouer Dipl. Hit. Kuffäge über Johann Zigta von Zrocam Prag.
1@A. 4 (Hub in der Abhaudl. der E bögm, Geſeuſch. ver Wiſſenſch. Reue
dolge Bd. I.) hat über Biffa's Gterbetog S. 41 —47 ade Radrihten. zufene
Die Taboriten im Kriege mit d. Pragern u. dis 3. Tobe Biäfns. DIL
Zebre alt 40), Dir Drt wo ſein Zelt arffanhen, im dem er gen
ſtorben, iſt bis heute unbeadert, und amangebaut gebliehen, ob ·
wahl ex mitten unter fruchtharen Ackern liegt? e).
VBor feinen Tode ſoll Bijka ben Mocopins den Großen u
Dberfelbheren der Zaboriten bezeichnet unb ihm zur Pflicht ge ·
wacht haben, alle Feinde und. Gegaer her Huſſiten mit Sen: und
Echwert zu vertilgen M),- Berner. wird auch berichtet, daß er
den efebl hinterlaſſen habe, ihm, wenn er. geßozben,. bie Kraut
abquzichen, feinen Koͤrper unbembigt.hen when Thieren hinza⸗
werſen, aus feiner Haut aber eine Trommel zu machen, und un
der ibrem Schall gegen die Feinde zu zichen. Duſt wirken ihm
wicht erttagen koͤmen und. davor bir Flucht ergreifen 3), . Diefe
Verfügung: Biffe’k ms nicht bles in Serie u, ſardem
—— u
mE. mit Be fi Mair aufpinen, Ve In user —
folder anzuarkenen it. Winauer ſtutt ig dabei anf pie Znfift von. Site’
ehemaligem Grabmal In der Gzaslauer Kiche, weiche Balbin.' Epit. Iib. '
p. A55. Gchoßer Topographie Böhmers 6. 35. S. 9. Mirngnberg, Anlgine
gräg S. 291. Theobeld 9, K. S. 814. Dſtreich Archiv. 3. 1831. S 282
mitteln Sie lantetes „Anno 1424. Die Jovis ante festum Galli vita
functus Johannes Ziska a Calice, revtor rerum puhligamm Iaberantigen, in
namine' et :pro momine Dei, hoo ‚templo comditus est... Gregar.: Ayunc.“
Dap did Worte des Datumd guf die Worte vita functus, und niht auf conr
Aitnp ook ‚zn.begiehen find, zeigt die Drbnung mad Zolge derſelbea. Auch ging
wi Deerdiauns in Czotien erſt wa feiner Übertragung aua-Rönigingekt vor. Ind
A) Wille Me 10, D. Br 10.
a6) Vahek Geſch. der Böhmen 1... 473). Bine Binnen X
Busler 1792. Dagegen behauptet Millecrr I..0; S. AS, dialas fen unc⸗;
diefes Det wäre ſchon lange gang’ wibsnihtet geblieben. Auch ſteht ——
mit der Mictheileng Rihter’s (obtn Kote 43) Im ——
N).besbald S. 812.
s)aen. bila. H. Be 0 Ai: —————— —
gatum,, uonam Jg raprteus:stpaliii vellet, jussisse cadameri.aua well
adimi,.cumen wolnsrikmaiac faris objestark ;.vx zmllo tyayanıın fieri, cogue
duoe hella.geri, erraptumne fagam hostee,, qnem Primmm ajns- tyapkni
nitum audierint.“ Gnger, Ehx. ©. 729 ebenfe ‚Albers Krants Vendalie
lb» XL m 9. u, Cochl, ball, Hyesit. V, 216. behaupten, daß wie Quommel
wirklich gemad« worden, Über Me Biste’s Arammal von permage: Zukkenkad
1832. Palady Würd, d. böhm. Geſch. S. 247: „Das alberne Wihaien man der
Hauttremıel vertient Beine Bemerkung”
14°
22 Drittes Bud. Neuntes Kayitel.
auch als fabelhaft ganz verworfen werben. Sie widerſpricht dem
Character Bigka’®, und hätte, wenn fie wirklich gemacht werben,
wohl auch ihee Außfährung im ganzen Umfang erhalten, was
dep in Bezug auf 608 unbeerdigte Hinwerfen bes Leichnams kei⸗
nes weges gefihehen iſt
Um ihrem verſtorbenen Feldherrn eine windige Leichenfeier
zu bereiten, erſtirimten bie Taboriten ſoceich nach deſſen Ted die
deſtung Przibislawa, zundeten tie Stadt an und ermordeten bie
Einwohner, Darauf beachten fie den Leichnam Zijka's nach Koͤ⸗—
nigingräg *°), und von da nad Czaslau, an welchem letztern
Drte er in dee Hauptfirhe begraben und ihm ein prachtvolles
Denkmal errichtet warb. Zifa's Oheim ließ eine den Feldherrn
prefenbe.Jufehrift Darauf open *°). Wate bei dem Grabmale
auf einem Altare ftellte man die Bildniſſe von Zijka und Johann
Huß mit Inſchriften verfehen auf*ı=), Fuͤr Ziſka wurden von‘
buffitiſchen Prieftern jährlich Seelen-Meffen gelefen 51%), Hin
49) Tanner Geſch. der Bemilie Oternberg (Prag 1732) ©. 207. [2.3
Im oͤſtreich. Iräto 3. 1831. ©. 428. dagec. ©. 730.
50) Ziſta's Grabfhrift in der Gzablauer Kirche nach Theobald (&. 313),
der fie ned) feh, Tautete:
„Johannes Ziska, nulli imperatorum dacamve militari peritia inferior,
seperbioe et avaritiae dlericorum severns ultor, patriaegue aoerrimns pro-
pegnator hic jaoet. Quod Appies Claudius oaeons bene oonaulendo et M.
Furius Camillas strenue agendo, suis Romanis praestitere, hoc ipaum Bo-
hemis ego meis praestiti. Fortunse belli-nangaam defai, nec ille mihi.
Omsem opportunitatem rerum gerendarerm, etiam caoons praevidi:. signis
colletis undecies, sensper victor depugnavi. Vises sum mihi miserorum ot
ewerieutiam justissimam causam adversus delicatos, pinguos et saginatos sa-
oerdotes egregie eginse et. ob hoc Dei nuxiliam sensiese. Nisi ällorum invi-
dia obstaret, inter illustres viros numerari proculdubio meruissem, 'Tamen
oesa men hoo sacreto 1000 cubant, otiam ineslatato Papa, imvitoque. Diis
Mauibus saorum. Joansi Zieka Gregor. arunoakus.‘“
kan. Sylv. hist. Beh. o. 46: „‚Taborensee, qui religans pieteras abombsan-
tar, Zischse taatıummodo et angeli omjuspiam calicem manu 'tenentis effi-
gem supra portam urbis pinxere, eique sacra quotannis agunt.“
S1®) Mit derüberfärift: „Jam venit a superis Huss: quodsi forte red-
ibit, Zieka sous vindex, impia Roma care.“ Xheobald ©, 314 fl. wo auf
noch zwei auidere Juſchriften angegeben find.
51®) Aen. Sylv. hist, Boh. c. 46 Pessin. Mars Morav. p- 506.
Die Taboriten im Kriege mit d. Prag⸗rn ıc. bis 5. Tode Bifta’s. 213
ter dem Altar befand fieh der Iänglich vierecige Stein, worauf
Aizta dad Abenbmal unter beiden Geftalten zu empfangen pfleg-
te52). Auch fein Streitkolben (Pufilan), den er faft immer im
Zelde trug, war in der Kirche zu Czaslau aufgehängt **). As
hundert Jahre nach Bijfa’8 Tode Kaifer Ferdinand I in biefer Kirche
auf, der Darchreiſe durch Czaslau fein Gebet verrichten wollte und
über ſich bie große mit Gifen beſchlagene Keule erblidte, erſchral
er heftig. Sobald er aber erfahren, baß in der Kirche Ziſka bes
graben liege, verließ er fie und die Stadt, mit fehmähenden Wor⸗
ten gegen ben-Taboritenflihrer, der noch nach hundert Jahren bie
Lebenden erſchrece °*).
Dad Grabmal Zijka's ward in ber Zeit des breißigiährigen
Krieges auf Befehl Kaifer Ferdinand's II ganz auf die Seite ges
f&hafft: die Gebeine beflattete mar unter dem Hochgerichte >)
und feine fonft in Bbhmen zahlreichen Abbildungen aus alter Zeit
kommen jetzt höchft felten vor 5°),
Johann Ziffa von Trocnow, vom Kelche ober von ber
Kelchburg beigenannt 57), war von mittelmäßiger Körpergröße,
52) Theobald &. 315. Tanner und Schön II. cc.
53). Theobald S. 316 fl. Er fo fpäter nad; Mom gebracht worden ſcru.
Dftr. Archiv. I. 1831. S. 438. Welcher Angabe jedoch Milauer a. a. D.
©. 48 fi. widerſpricht. Wahrſcheinlich war der echte Streitkolden ſchon ganz
früe weggenommen worden. Theobald 1. c.
54) „Bestia mortua post centum anaos.terret vivos.““ Theobald S. 317.
Did. Archiv I. 1831.. ©. 232 u, 428. .
55) Mehler Gef. Bögmens Tl. 2. S. 231 (Prog 1806). Dftr. Arhie
3: 1831. &. 438. Millauer a. a. D. ©. 51.
56) Theobald &. 347 fpriht von mehreren Abbildungen. Zißka's Bi mit
den Worten, melde K. Ferdinand in ber Kirche von Gzaslau angerufen haben
fon: Dfr, Archid 1831. &. 232 0.428. Über feine Abbildungen hanbeit Mil
kauer a. 0. D.&.50— 54. Er behauptet: daß umter den gegenwärtig in Boͤh ·
men befannten Feine einzige treme Abbildung ded Johann Zijka von Trocnow zu
finden feg.
57) Millener a, 0. 2. ©. 17: „Der Rame De Calice nicht vom Kelche,
d. i. von der Kommunion unter beiven Geftalten: wenigftens nicht allein davon,
wie Schirach &.178 u.%66 meinte, fondern and) von der befannten durch Bin
bei Zeitmerig auf dem fogemannten Kelchbetge erbanten Burg diefed Namens.”
«Heiver. 1820. 4 Hft. Beil. n. 1. ©. 7.) Ct. Balbin. Epit. ib. IV. p.455.
1 7 Drittes Buch. Neuntes Kapftel,
vom unterſetzter, ſtarker Geſtalt, breiten Schultern und hoher
Druſt. Sein Kopf war groß, rund, etwas vorwärts geneigt unb
ganz gefchoren. Ein flarker, ſchwarzet Bart (unter und über den
Lippen) und Dichte, ſchwarze Augenbrauen gaben feinem braunen
Geſichte ein finfleres, furchtbarie Ausfehen. Sein Mund war
groß, feine Rafe ſtark gebogen, feine Stirn rundgewölht. Geine
gewöhnliche Kleidung war die ſlawiſche: mit Saͤbel und Keule
fah man ihn immer bewaffnet *°),
Seit dem Tode bed Königs Wenzel war er der eigentliche
Gewalthaber in Böhmen: am meiften aber hatte ſich fein Anfehen
gehoben nad} ber vergeblichen Erſtirmung Prag's durch den roͤmi⸗
ſchen König Sigmund. Zijfa befaß in einem hohen Grade alle
Eigenſchaften, die bei StaatBummälzungen einen Bann von nicht
vornehmen Stande emporbringen: Entſchloſſenheit, Geifteöges
genwart, Miüdfichtslofigkeit, Umgaͤnglichkeit, eiferne Zeftigkeit,
Pracht wie Schwelgerei verachtende Einfachheit und Nüchternheit.
Erſt eindugig wie die großen Zeldheren bes Alterthums, Philipp
ber Mocebonier, Hannibal der Garthager, Sertorius der Römer,
und wie die neuern berühmten Strategen, Nelfoh ber Britte
und Kutufow ‘der Ruffe — fpäter ganz blind, wie ber tapfere
boͤhmiſche König Iohann von Luremburg, verbient er wegen ſei⸗
ner außerorbentlichen Kriegsthaten unter bie erflen und ausgezeich⸗
netſten Heerführer aller Zeiten gefegt zu werben. Seine Heer=
haufen beflanden aus ſchwer zu bändigenden Maffen, meift rohen
Bauern, denen er Commando» Wörter, vom Pflug hergenom⸗
men, geben mußte, wenn er fie an militärifche Orbnung gewoͤh⸗
nen wollte. Unb dennoch fand fein großer Geift Mittel, diefe zu⸗
fammengelaufenen Maffen in ber Weife ſchnell zu biscipliniren.
und feinem Willen gefügig zu machen, daß fie die beßten Krieger
im Abendlande und der Schrecken ber katholiſchen Ehriftenheit
wurden.
Schon ein im fuͤnfzehnten Jahrhundert lebender Schriftſtel⸗
ler, Baptiſta Fulgoſo aus Genua, ſetzt ben Zijka wegen feiner
großen Kriegsthaten unter die ausgezeichnetſten Feldherrn aller
58) Iheobald S. 318. Pelzel Geſch. v. Vöͤhm. I. S. 374.
Die Taboriten im Kriege mit d. Pragern ıc. bis z. Tode Zigka's. 215
Zeiten °): und. ſelbſt der ‚Huffiten heftige Gegner, wie Änens
Sylvius und ber eifrige Tatholik Gochläus, welche beide Schrift⸗
ſteller keine Schmähungen gegen den Taboritenführer fonft fparen,
laſſen ihm doch ‚darin Gerechtigkeit wiberfahren, daß fie ihn für
ein militärifches Genie erflären, welches durch feine fharffinnigen
Erfindungen im Kriegäwefen ben Seinigen immer ben Sieg vers
fh .
Die meiften Siege errang ZIffa durch die neue Art Krieg zu
führen, welche er erfand. Er ſchuf bewegliche Feſtungen. Mit
der größten Geſchicklichkeit war auf dem Marſch wie in der Schlacht
das ‚Heer geordnet, in ber Weiſe, daß bie. verfchiebenen Waffen:
gattungen einander zu Huͤlfe kommen oder einander zum Schuge
ſeyn konnten. Eine zahlreiche Wagenburg umgab nicht nur wie
ein ſchithender Wall das Heer, fonderh bie Wagen bildeten auch
Straßen. zwifchen ben Heeredabtheilungen: Ex hatte-die Seini⸗
gen, dad Fußvolk wie die Reiterei, auf dad Sorgfältigfte geübt,
daß alle Bewegungen und Schwenkungen, bie er in der Schlacht
vornehmen wollte, auf das Genaufte und Schnelfte ausgeführt
wurden. “
Schritt man in die Schlacht vor, fo ließ. er durch die War
gen, welche mit Bewaffneten angeflilt waren, zwei Flügel bil⸗
den, dazwifchen das Fußvolk aufflellen und die Reiterei ſchickte er
außerhalb ber Wagenburg auf bie Flanken. Sobald das Zeichen
zur Schlacht gegeben worden, entfalteten die Wagenbefehlähaber
nad) gewiffen Figuren oder Buchftaben, die ihnen von dem Ober:
befehlöhaber zur Ausführung des. Schlachtplans mitgetheilt wor⸗
den, ihre Bewegungen gegen ben Feind, bildeten Straßen, bie
den Zaboriten durch bie Übung wohl bekannt, dem Gegner aber
ein verberbliches labyrinthiſches Gewinde waren, in benen er ſich
wie in ein Netz fing und aus dem er ben Audweg nicht mehr fand,
Waren fo bie Feinde abgefehnitten, ihre Reihen durchbrochen und
ihre Schaaren vereinzelt, fo vollendete leicht ihre gänzliche Nies
derlage das Fußvolk mit dem Schwerte oder mit Dreſchflegeln:
oder die Schligen von den Wagen aus, Zijka's Heer war einem
59) Gochlai bell. Hasait. lib. V. p. 216.
416 Drittes Buch. Neuntes Kapitel.
vielarmigen Ungeheuer zu vergleichen, das feine Beute ſchnell und
unerwartet erhafcht, erbrudt und die Stücke des erwiugten ver⸗
ſchlingt und vernichtet. Gelang es auch Einzelnen aus dem Wa⸗
genlabyrinth zu entkommen, fo fielen fie ber Neiterei, welche aus
Berhalb der Wagenburg aufgeftellt war, in die Hände und fanden
bier den Tod. Wurde aber bie Keiterei von einer zu überlegenen
Anzahl neuanruͤckender Feinde bedroht, fo öffnete die vorher ge⸗
ſchloſſene Wagenburg ſchleunigſt neue Straßen, wodurch fie wie
in Thore hinter Mauern einer Feſtung fi zuruckzogen. Auch
war das Fußvolk faft in ähnlicher Weife wie bei der römifchen Les
gionsſtellung in brei Abtheilungen geordnet, welche fih im Kampf
einander unterftüiten oder voneinander in Schug genommen
wurden 60),
Aber nicht allein in der Schlacht war Zijfa groß und ein
Meifter ohne Gleichen: er war nicht bloß ein ausgezeichneter Tac⸗
tifer und Strateg, fonbern er wußte auch den Krieger, ben er bes
fehligte, auf dem Marſch, im Lager, im Selb in Zucht und Ord⸗
nung zu halten und ihn mit einer moraliſchen Kraft zu erfüllen,
bie oft noch mehr‘ vermag ald bie phyſiſche. Seine Kriegsord⸗
mung ®1), die er mit Beiflimmung mehrerer Heren der Magis
ſtrate von einer Anzahl ftädtifcher Gemeinden den Böhmen gab,
iſt ein merkwuͤrdiges Denkmal feiner Menſchenkenntniß und feines
Alles durchdringenden Geiftes. In diefer Kriegsorbnung ift nicht
vergeſſen, wodurch die rohe Menge electrifirt und im Zaume ge:
* halten werben kann. Gebet und Andachtsuͤbungen, unbevingter
Gehorſam, ſtrenge Strafen gegen Unfolgfame, Unruheftifter und
Demoralificer, gegen Überläufer und Werräther, Belohnung und
Anregung zum Kampf durch Überlaffung ber Beute an das Heer
und gleiche Bertheilung des Gewonnenen: firenge Vorſchriften und
60) Aen. Sylv. hist. Boh. c. 47. Cochlaei bell. Hass. p. 217. Bal-
bin. Epit. p. 466.
61 Bijte’s Kriegsordnung vom 3.1423, wovon fon Balbin. Epit.
V. p. 465 gehandelt Hat, gibt in böͤhmiſcher Sprache und deutſch K. R. Unger
in den Neueren Abhdl. d. k. böhm. Geſellſch. d. Wiffenfd. 1790. &. 377—389.
Auch Bienenberg Geſch. der Stadt Königingräg &.280 gibt fie böhmiſch. Bgl.
darüber Millauer a, a. 2. ©. 7.
Die Taboriten im Kriege mit d. Pragsen ıc, bis z. Tode Zijka's. 217
genaue Kriegöregeln Über die Ordnung auf dem Marſch, über
Herbeiſchaffung und Vertheilung der Lebenämittel, tiber die Abs
ſtecung des Lagers, über das Borrüden gegen die Feinde — kurz
in wenigen Gefegen bie umfaſſendſten Mittel, eim Heer zum
brauchbarften Werkzeuge in ber Hand bed kriegskundigſten Seh:
beren zu maden.
Seitdem Zijfa gänzlich erblindet war, fuhr er auf-einem
Wagen nahe bei dem Hauptbanner nach. Sobald er mit dem
Feinde zufammentraf, ließ er ſich von denen, bie ihn beftändig
umgaben,ı — von feinen Abjutanten — bie Lage ber Gegenden,
die Beſchaffenheit der Ortlichkeiten, die Stellung ber Feinde x.
genau befehreiben, worauf er der erhaltenen Beſchreibung gemäß
fein Heer nach tief durchdachtem Kriegsplan in Schlachtordnung
ſtellte und es in's Treffen führte. Der blinde. Taberitenführer
ſchlug die fehenden Feldherrn, denen freilich ber fcharfe Blick des
Geiſtes ihres Gegners meiftens gänzlich abging, und welde von
eigentlicher Kriegökunft wenig ober nichts verſtanden.
3ehntes Kapitel,
Rurfächfifcher Succeſſionsfal. 1422 — 1436.
Zu den vielen politifchen Streithändeln, die während des
Huffitenkrieges Deutſchland bewegten, gehörte vorzuͤglich auch
der Streit mehrerer Fuͤrſten um die Erhaltung ber erledigten ſaͤch⸗
ſiſchen Kur.
Der Herzog Rubolf III von Sachfen, ber vielerprobte Freund
und treue Anhänger Sigmund’s, deſſen letztes Gefchäft eine Reife
nad Böhmen war, um die unruhigen Böhmen zu Gunften Sig⸗
mund’8 zu befehwichtigen, war auf der Ruͤckkehr in fein Land
plöglich, wieman vermuthet, an Gift geftorben (Anf. Juli 1419)").
Da er keinen Sohn hinterließ, fo folgte ihm fein Bruder Als
brecht III. Diefer, von gleichen Gefinnungen der Anhaͤnglichkeit
und Treue gegen den römifchen König befeelt, regierte nur ſehr
kurze Zeit. Im Folge eines heftigen Schredens, den er hatte,
als er nad) einer Jagbvergnügung in einem Haufe uͤbernachtete
und baffelbe unvermuthet in Brand gerieth, fo daß er Faum durch
bie eiligfle Flucht fein Leben retten konnte, erkrankte und flarb er
bald nachher (Nov. 1422) 2). Da er keinen Sohn hinterließ, fo
war mit ihm die askaniſche Linie der Kurfürften von Sachſen⸗
Wittenberg auögeftorben. Sobald der römifche König von dieſem
1) Herman. Corner. Chr. p. 1235: „Rudolfas Dax Saxoniae missus &
Sigismundo R. R. ad Bohemos, ut ipsos ad obedientiam reduceret exhor-
tationibns salutaribus, si posset, ab eisdem malisiose interfectus est ve-
neno propinato.“
2) Rad Herman. Corner. Chr. p. 1254 ftarb er die S. Jacobi 1423, was
unrihtig iſt. Mol. Häbertin R. 9. V. 337 nad) den Urkunden.
urfachſiſcher Sucreſſlorofaa. 219
Abieben Nachricht erhielt, ſchickte er gegen Ende November 1422
feine. Räthe Albrecht Schenk von Lanbéberg und Conrad von
Nimptfch an. bie kurſachſtſchen Städte"), ohne Zweifel, um we⸗
gen ber neuen’ Beſetzung und Werwaktung bed Kurlandes die noͤ⸗
thige Rüdforadhe mit benfelben zu treffen, und im guͤnſtigen Falle
es vorerſt in des Koͤnigs Namen it. Beiig zu nehmen,
Bei dem Erloͤſchen des askaniſchen Manntſtammes war bie
faͤchſiſche Kurwoͤrde mit dem Etzmarſchallamte und den ſachfiſch⸗
wittendergiſchen Laͤndern dem roͤmiſchen König und dem Reiche
als ein erledigtes Lehen anheim gefallen. Jedoch war es nicht
uͤblich und geſetzlich, daß der Kaiſer, wenn er es nicht in feiner
Zamilie vergeben konute, ſolche Länder und Wuͤrden fiir fich ſelbſt
in Anſpruch nehmen konnte. Gewöhnlich ward das Fuͤrſtenhaus,
welches in naͤchſter cognatiſcher Verwandtſchaft ſtand beruͤckſich⸗
tigt, wenn nicht etwa dagegen andere Bedenklichkeiten ſprachen.
Offenbar hatte an die erlebigten Laͤnder und bie Kurwuͤrde
dad Haus Braunſchweig⸗Luͤneburg bie naͤchſten Erbanſpruͤche, da
es im J. 1389 mit den beiden legten Kurfürften aus dem aska⸗
niſchen Haufe und deren Vater Wenzel eine Exbvereinigung und
Erbverbruͤderung geſchloſſen hatte *). Deffenungeathtet traten
die braunfchweiger Herzoge nicht als Prätendenten auf, obwohl
den Herzog Wilhelm fein Schroiegervater der Markgraf Friedrich
von Brandenburg dazu angeregt und ihm bazu fogar feine Hülfe
verſprochen haben fol. Wahrſcheinlich aber hielten: die Herzoge
von Braunſchweig⸗ Luͤneburg deßhalb mit ihren Anfprächen zurüd,
weil fie des Herzogs Erich von Sachfen-Lauenburg Anſpruͤche ald
naͤchſten Agnaten des askaniſchen Haufes für gegruͤndeter hielten,
und ohnehin ſchon mit jenem in Erbverbruͤderung ftanden *).
3) Schoettgen Seriptt. II. in C. D. Saxon. n. 210. p. 487. Häberlin
1. c. S. 338 bemerkt über dad Datum ganz rihtig: „Das Datum lautet: Ges
ben zu Prefburg am Sontage Katherinen thaghe. Hier ift zwiſchen den More
ten: Sontage u. Kath. entweber vor oder nad in dem Abdruck ausgelaſſen
worden: denn der Gatharinentag fiel im I. 1422 nit auf einen Sonntag, ſon⸗
dern auf den Mittwoch.” Meithin iſt bie Urkunde entroeder den 22. oder 29. Ron,
ausgefertigt worden.
4) Hiberlin TV. &. 144. Leinrich 2. &. ©: III. &. 890.
5) Andr. Presbyter. Ratisbon. ad Ann. 1426. ap. Eocard T. I. p. 2158.
0 Drittes Buch. Zehates Kapltel.
‚Herzog Erich von Sachſen⸗Bauenburg flammte in männlicher
Linie von dem erften Erwerber der Kur Sachſen ab. Ex führte wie
die Herzoge von Sadyfen » Wittenberg gleichen Zisel und baffelbe
Bappen. Früher hatte Lauenburg mit Wittenberg fogar gemeins
ſqaftlich Die ſaͤchſiſche Kurſtimme geführt, bis Karl IV erſteres
durch die guldene Welle davon ausſchloß. Sobald Erich feines
Vetters, des Kurfürften Albrecht Tod erfuhr, (ec war damals
grobe vom roͤmiſchen Könige nach Preußen gefenbet worden),
nahm er, auf feine agnatifchen Anfprliche und andere angeblige
Rechte geftüigt, fogleich eigenmächtig den Titel eines Kurfürften vorn
Sachſen an ®), und wie man behauptet, fol er fogar in üblihex
Beife von dem Biſchof von Bamberg die Belehnung über feines
Stifts Erbmarfhallamt erlangt haben”). Zu gleicher Zeit brachte
er feine Anfprüche mimblich und fehriftlich vor den roͤmiſchen Koͤ⸗
nig ®), bei dem fie auch eiftigft Durch feinen Schwiegervater, dem
Erzkaͤmmerer Conrad von Weinsberg, der viel bei Hofe galt,
unterflügt wurben. Deffenungeachtet erlangte Erich nicht die
Buftimmung Sigmund’s, der damals ſchon zu Gumften eines an—
dern Fürften verfügt hatte,
Die Verleihung der fächfifhen Kur war ein wahrhafter Zank⸗
apfel unter ben deutſchen Fuͤrſten. Da Sigmund nur einen zu=
frieben ſtellen Eonnte, fo machte er fi) alle übrigen, die Anfprü=
he darauf erhoben hatten?), zu heftigen Feinden. Es gehörten -
oder bei Kulpis p..44: „‚Quem (Ducatum Saxoniae) Ericus, Bernhardas et
Otto fratres, dnces Saxoniae (et) Brunswick haereditario jure ad se perti-
nere dicebant.“ Koch Geſch. des Haufeb Braunſchweig u. Lüncb. S. 260. Horn
Leben Zriebrid des Streitbaren S. 154fl. - Gnedling Friedrich I. v. Braudenb.
p· 212 29.
6) Hermann. Corner. Chronic. p. 1254. Andreas Presbyt.1. c. Wal.
Hiberlin R. $. V. ©. 345.
7) Bol. Häberlin L c.
8) Bol. Häbertin a. a. D. und beſonders S. 346 mot. und die angeführ=
ten Säriften. . "
9) Über den fächfifepen Crbfolgeftreit if} Hauptidrift:- Biener de ducatn
atque electorata Saxonico post mortem Albert. IIT. in Fridericum Bellic.
March. Misn. colato. Lips. 17%. MBgi. Weiße Geſch. der hurfädl. Staaten.
». II. &. 262 fü.
. Kurfachſtſcher Suerfflonsfal. - 2a
aber zu biefen Zhieften grabe biefenigen, welche früher feine eifrig⸗
ſten Anhänger und Hauptftügen gewefen: ber Pfatzgraf Ludwig
und der Markgraf Friedrich von Brandenburg.
Der Letztere verlangte bie Nachfolge in ber ſaͤchſiſchen Kur
für feinen ätteften Sohn Johann, Or mit des vorlegten
Rurficften Rubotf III von Sachſen⸗ Wittenberg einziger Tochter
Barbara vermählt war, und ohne die Entfcheidung und Bewillis
gung des tömifchen Königs abzuwarten," nahm er unverweilt ei⸗
nen Theil ber fächfifchen Länder mit der Hauptitabt Wittenberg
in Beſitz o).
Auch ber Kurfürft von der Pfalz fuchte bei dem Könige um
die erledigte Kur:fhr feinen Sohn, den Pfalzgrafen Ruprecht anz
da er gar Feine Rechtsanſpruͤche an das Land hatte, fo ſtellte er
es bloß in bie Gnade des Königs, von beffen Dankbarkeit für
fruͤher geleiftete Dienfte ex die für fein bau wichtige Erwerbung
‚erwartete 11).
Das Anfinnen beider Kurflrften wies Sigmund mit dem
Bedeuten zurüd‘, daß ed wider das Reichöherkommen laufe, wenn
Vater und Sohn zwei Kurfüwftenthimer zugleich befäßen 12),
Auch in biefer Sache ließ ſich Sigmund einzig und allein
von bem, was ihmden größten Wortheil verſprach, leiten. Den
volifßen Rüden mußten Redesanfprüche, Breuntihaft, Bil:
Ugleit weichen,
Der mächtige Markgraf von Meiffen Friedrich der Streit⸗
bare, welcher mit feinem Bruder Wilhelin auch als Landgraf Thuͤ⸗
ringen befaß, hatte mehr ald irgend ein beutfcher. Fuͤrſt Antheil am
den Huffitenkeiegen genommen, Bon ihm hauptfächlich erwartete
Sigmund ‚die Unterwerfung bed aufruͤhreriſchen Königreiches;
Kounten Herzog Albrecht von. Oſtreich und Friedrich der Streits
bare mit Sigmund vereint das Land nicht umterwerfen, ſo wußte
ber König wohl, daß mit den Waffen der deutſchen Reichsſtaͤnde,
10) Horn 1. c. S. 146 fi, Winde c. 104. ©. 1154: „Alſo flerh ber
von Sachen. Be zog der von Vraudenburg aus dem weite zu Beheim gein Bade
fen und nahm bed Landes ein tell ein.”
11) Horn L. c. S. 146 u. Url. &, 920.
42) Horn L. c. S. 920. Urt, n. 324.
22 Drittes Buch. Zehutos Kapktel.
von wehder Kraft noch Einheit zu ſinden war, nichts auszurichten
ſey · Daher war: Sigmund fegleich nad Erledigung der fächft:
ſchen Kur dahin geſtimmt, den Markgrafen Friedrich ben Strui⸗
beren, obwohl er mit dem adkariſchen Heitſe weber verwandt
war, noch. irgend Rechts (he an den faͤchſiſch⸗ wittenbrrgj ·
ſchen Laͤndern hatte, allen Mdern Sewerbern von die Kur vor
zieden. Daß-ber König Ihm Shen ſeit dem J. 1420 noch bei ben
Bebzeiten Albrecht's III eine urkundliche Anwartſchaft darauf gege:
ben habe, wie man dat behaupten wollen!2), iſt vohne Zveijel
ein Irrthum. Auch erwähnt Sigmund nirgends einer ſolchen An⸗
wartſchaft und eine Urkunde daruͤber iſt auch nicht vorhanden 1%),
Allerdings aber mag es ſeyn, daß der König ſchon gleich in au
erſten Jahren bes Huſſitenkrieges große Merfprechungen- nechte
fine treuen Dienfle gu belohnen uuh ihm ſelbſt aber: datrch Abg⸗e⸗
ordnete mündlich in Auäficht .flellen: Sieß, daß er nach dem Mr
gange des aöfanifhen Stammes bie Nachfolge im Kurflnfkestkum
Sachfſen erbielt.!°). Serechtigt war ber ämifihe Koͤnig zu dieſer
Nerleihung, und die Seitenverwandten konnten fie nicht. hen ker
henstechten zuwiderlaufend erklaͤren, weil durch die Theiluwg /die
gegenſeitige Erhholge der Seiteaverwandten aufgehoben wurde, ba
man ſich nicht důe Aitlebenſchaft und Bahn) ein ———
thaum Aber dad, Ethen / varhebielt e).
Als nun dieſes Lehen wirklich erlebigt warb, thin ur
Matkgraf Frichrich fogleich feinen Mbermorfhall Apal Bipthum,
einen fehr gewandten · Stantiinann, an den Koͤnig vach Ungene
Auf das Geſchicteſte ward bie Sache betrieben. Dem Könige wur⸗
den bie ‚großen Verdienſte bed. Markgrafen im huſſitiſchen Arirge
in's Gedaͤchtniß zurkchgerufen und nach .geäßeee Hlufsleiſtungen
fin die Zukunft in Aucfche geſteüt. Auch ward sicht vergehen,
lit hem Meiner: Baufgeofen gemachten Königlichen Merfonehw
BE Dr. 2ꝛ00.
2" 20) Dh RL hr Bermgnhuns di Soc Dat m. 20
e. %6 u. n. 309. &. 908. Bol. Hetacich @L 260: m. +.
16) Danz Hift. Cutwicklung der gemeinflpafti. Mrbfolgeart im Echen. Stutts .
1798. ©. 60. B
Kurfachſiſcher Succeſſlonsfall. 223
gen zu beruhren. Da man wahrſcheinlich au mit Gelbſpenden
nicht fparfam war, wodurch bei Sigmund am meiften ausgerichtet
werben konnte, und zugleich die Eurfächfiichen Lande nach Ungarn
Abgeordnete fandten, den König zu bitten, baf.er ihnen ben Meißr
ner Markgrafen Friedrich zum Herrn gebe ?7), ſo zögerte Sig
mund nicht lange, und gab ſchon (am 6.. Ian. 1425) kaum zwei
Monate nach dem Tode bed Kurfürften Albrecht bie Entſcheidung.
Er übertrug das dem Reiche anheim gefallene Kurfurſtenthum Sach⸗
fen mit dem Erzamte und allen Jugehörungen (dad: Schloß Sa:
lau und bad Kloſter Dobrilug ausgenommen) 2) ‚dem Markgras
fen Sriebrich von Meiffen und feinem Exden, und verſprach, wena
der Markgraf perfönlich die Huldigung geleiftet, ihn feierkich. zu
belehnen, in den Veſitz bed Landes zu fegen und ihm miber Jeden
ber ihn daran hindern wolle, namentlich wiber ben —-
Brandenburg behilflich zu ſeyn 10)J.
Dangemäß hide Sigtuieb feinen. Hofrichee / den "So
Joham von. Lupfen nach dem kurſaͤchſiſchen Bänber nnd: etlioß
(&. Ian.) Befehle an die Ritterſchaft und Geäbte daſelbſt, dem
Mackgrafen. Brievrich zum Befige ber ihm hbertragenen: neuen
Lehen behülflich. zu feyn 2°). Auch dadurch zeigte er ſich dem
Weißner Markgrafen gefällig, daß er Dusch den Mamgler Georg
Biſchof von Paſſau ihm das Werfprechen geben ließ, daß bie Auss
festigung ber Lehenbriefe von Selten ber Kanzlei koſtenfrei erlafe
fen werben folle (11. Jan.) »). Dafle aber uͤbernahm der
Markgraf mit den Huffiten in Böhmen in Unterhanblungen zu
treten und fie zur Rückkehr wie zum Gehorſam unter das luxem⸗
burgiſche Haus zu bringen: Sigmund aber fteRte dem neuen Kur:
fürften eine Bevollmächtigung zu ben Unterhanblüngen aus (11,
Jan.) 22). Daß aber der Koͤnig kurze Zeit nachher ws. Sch)
17). Windet c. 104. @. 1158.
+ 18) Bol. Häberiin Ds HxV. S. 342. Cie folten zu Der Steig vn
in fräpern.Beten gehlren, di 4. Mindenbung 28. ehr. 1393 gibt Clgması
dem Mofier Dehrilg ein Prinüeg. Ludewig Bell I pı 05:
0) 7 v2 32 8. aß..
20) Garn 1. c.. Merilän. Döerleuk, Urft. Y p.:40.
21) Bol. Yäberlin L. c. . B
22) Horn &. 868. DE Bee ee
24 Drittes Buch. Zehntes Kapitel.
der kurſaͤchfiſchen Stadt Herzberg im folder Weife ein Privilegium
erteilte, als wenn das Rurflirfienthunm noch nicht vergeben fey 22),
iſt zwar auffallend, aber doch aus dem Umſtand zu erklaͤren, daß
die Übertragung an den Meißner Markgrafen unter der Bebin-
gung ber perſonlichen Huldigungsleiflung gegeben wurde, dieſe
aber damals noch nicht flattgefunben hatte.
Sobald aber Sigmund, feinem Verſprechen gemäß, ben Kurs
fürften Friedrich von Brandenburg, ber für feinen Sohn Johann
Kurſachſen in Befig genommen, durch ben. Hofrichter Johaun
Grafen von Lupfen zur Räumung bed befehten Landes bewogen
hatte, und barüber auch (25. Febr.) zu Wittenberg ein förmlis
her Bertzag **) abgefchloffen worden, wernad die Brandenbur«
ger dad Herzogthum Sachfen un ben Meißner Markgrafen abtras
ten unb allen ihren Anfprüchen auf dad Sand entfagten, Letzterer
‚aber fich verbindlich machte den Erſtern ald Entſchaͤdigung fir ihre
Gorderungen zehntauſend Schock boͤhmiſcher Groſchen zu bezah⸗
Ien*>); fo war dem neuen Kurfurſten der Beſitz des Landes ges
ficyert, obwohl dad Kurs Collegium, deffen Stimme in der Sache
* noch geboͤrt werben mußte, noch nicht fich ausgeſprochen
Me ter Htsia ben Salt ia dem Streitbaren
dunrch Ertheilung neuer Privilegien 2%) noch mehr an fich feſſelte,
und ihm auch einige Städte, Drte und Befigungen in Böhmen
anwies7), bie freilich erſt nach glüdticher Beenbigung des Krie⸗
23) Schoettgen et Kreysig dipl. et Script. III. p. 488.
24) vorn Urt. n. 770. ©. 870.
25) Bol. Häberlin a. 0. D. ©. 344. Heinridl.c- 2
26) Cine Urt. d. d Käsmarkt 25. März 1423, worin Sigmund dem
Markgrafen und Kurfürften das Privilegium de non evocando für feine fämmt-
Hidden Länder erteilt. Horn n. 272. ©,872. (Bl. Weck Dresdn. Chr. p. 179.
Slegmann Geſch. u. Umfang de hurſächſ. Privil. wider bie Appellationen an die
MR. Eeriäte S. 10 f. Leipz. 1789. 8.) Cine 2te urk. von demſelben Det und
Datam enthält das Privilegium, mit vothem Wads firgeln zu dücfen.
27) Ia einer Urt, d. d. Warthfeld 15. April 1423 verpfändet ihm der. Rd
nig die bohmiſchen Gtädte Brüx und Xuffig und in einer Aen urk. d..d. Caſchau
3. Mai 1423 eignet er ihm has auf der Meinfelte Prag gelegene fogemannte
Sääfifhe Hans zu, dab früher and) bie Kusfärften von Cadfen befeffen. Korn
Lc.&. 875 u. 876.
Kurfähffer Suciefiondfell. 25
ges ihm von Werth feyn konnten; mar ber Herzog Erich von
Lauenburg, nachdem er von dem König in feinen Anfprüchen auf
Kurſachſen an bie Kurfürften zurüdgewiefen worden 28), bemüht,
« bei biefen fein Recht zu verfolgen. Er Fam zu ihnen auf den Tag
nad) Boppart (im Mai 1423), wo aber in der Sache nichts vors
kam. &ie warb auf einen andern Tag, der in Frankfurt (A.
guli) gehalten werden ſollte, verſchoben?). Den Kurfünſten
aber war es nicht Ernſt in dieſer Sache etwas zu thun: wenig⸗
ſtens wollten fie nicht zu Sunſten Erich's gegen Friedrich entſchei⸗
den. Daher ging der Tag in Frankfurt wie ein anderer, im Ja⸗
nuar des folgenden Jahres, ohne Ausſpruch vorliber. Endlich
draͤngte Erich in der Maßen, daß er ben Kurfürſten, bie ſich iR
der zweiten Hälfte des Januars 1424 in Bingen verfanmelten,
nachreiste. Die Kurfürften, in Gegenwart der beiden Prätens
denten, wußten ſich nicht anders zu helfen, als daß fie den an fie
gewiefenen Herzog Erich wieber an den vömifchen König zurlds
wiefen, damit er deſſen Rechtsanfprliche in Jahresfriſt unterfuche
und eine Entſcheidung gebe, wibrigenfalls fie felbft die Sache ent⸗
ſchieden; den Meißner Markgrafen Friedrich, weil er im Beſitz
des flreitigen Kurfuͤrſtenthums war und darüber auch die Beleh⸗
nung bed Königs hatte, konnten fie nicht füglich aus ihrer Mitte
weifen. Nachdem von bemfelben eine fehriftliche Erklärung aus»
geftellt worden, daß er bem ‚Herzog Erich um die Kur und das
Land Sachſen vor dem Könige und den Kurfürften zu Recht zu
ftehen gelobe und verfpreche, fi ganz und gar deren Entſcheidung
unterwerfen zu wollen, warb er (18. Ian.) von dem Kurfürſten
von Mainz in dad kurfürſtliche Collegium eingeführt und darin
förmlich aufgenommen 2°). Der Herjog Erich war darliber hoͤchſt
unzufrieben; er fertigte zwar fogleich eine Geſandtſchaft nach Un:
28) Winde c. 104. ©. 1154: „Do kam Herzog Heinrih von Gadılen
za dem K. Sigmund und claget clegelihen, warumb er fein vettetliches erde hin⸗
weg? gelihen Hätte. Alſo ſchteib es K. Sigmund an die kurfürſten.“
9) Windel 1. c. .
30) Dab Nähere darüber gibt Horn a. a. D. S. 182 fü. Cod. dipl.
n. 236— 288. &. BZ. Müller’ 8. X, Theater unter K. Srier. IV. P. I.
P- 299 sqq. u. P. V. p. 41 2q.
Achbah F. Sigmund. II. 15
.
226 Drittes Try. Zehntes Kapitel.
gam an ben König ab, die aber ganz erfolglos bHeb >"). Dage:
gan begab ſich Friedrich, der durch den Tod feines Bruders Wil:
helm alfeiniger Befiger der Markgrafſchaft Meiſſen und Landgraf⸗
ſchaft Thuͤringen geworben wor ?%), im folgenden Jahre nad) Un-
garn zum König, um dort perfönlich die Huldigung zu leiſten und
bie Lehen zu empfangen, Dieſes geſchah zu Dfen. Hier erhielt
er (1. Yug. 1425) von Sigmund nicht nur die feierliche Beleh⸗
nung >>), fondern aud die Vefldtigung aller zur Kur und zum
Herzagthum Sachen und Erzmarſchallamte gehörigen Rechte und
Zreiheiten?*), Wenige Tage zuvor (25. Juli) hatte er auch mit
Sigmund und deſſen Schwiegerfohne dem Herzoge Albrecht die al
ten Erbvereinigungen und Bündniffe erneuert, und bie frühere
Verbindung wiher die Huffiten beflätigt >5*). Auch darin zeigte
Eh der neue Kurfürft von Sachſen feinem König gefaͤllig, daß er
defien Schwiegerfohne dem oͤſtreichiſchen Herzoge Albrecht ſchon
im voraus feine Stimme, zur Fünftigen Koͤnigswahl zuficherte ?°®),
Um aber nicht ben Schein zu haben, als handele er willkürlich
und partefch in ber. Sache, übertrug Sigmund dem Erzbiſchol
EConrad von Mainz in einem Schreiben: (Dfen 18. Det. 1425),
daß er bie Kurfürfen, mit einigen andern Fuͤrſten auf einen Tag
verfommeln follte, um mit Zugiebung feines Rathes, des Grafen
Johann von Lupfen, ſich über einen Reichstag zu verftändigen,
worauf uͤber bie fächfifche Kur entfchieden werben folltess). Das
war ‚ziemlich deutlich die Sache auf ganz ungewiſſe Zeit hinaus:
geſchoben.
31) Horn S. 188.
32) Herman. Corner. Chr. ad an. 1425. p. 1263: „‚Wilhelmus Marchio
Misnensis obilt c. f. Matthiae Ap. cujus frater Fredericus supervivens ob-
tinuit Merchionatum solus cum Duoatu Saxonise, quem multa pecunia a
Sigismundo R. R. mercatus est pro se et suis heredibus.“
33) Horn Urt. n. 308. &. 906. „Dumont C. D. II. 2. p. 180. "Müllers
N. Io Theat. p. 138.
34) Hom Urt. n. 309. ©. 997 fu.
35®) Dierk, if datirt: Waczen 25. Juli 1425. Hornn. 30529. S. 901 fl.
Bergein. Oberlauf. Urkt. pft V. p. 16.
356) Bl. Kurz K. Albrecht U. Bd. 2. ©. 106.
36) Horn Urt. n. 325. S. 924.
Rurfäcfifcher Succefflonfal. ' 9
... Darber Eritiſchof Gonrab ſich (dung zeigte, die Seqe in
Gang zu bringen, fo verboppelten bie Herzoge Eric und Bern⸗
hard von Lauenburg ihren Eifer, ſchickten wiederholt Geſandtſchaf⸗
ten an Sigmund nach Ungarn und ruhten nicht cher, bis derſelbe
verſprach, auf dem im Maͤrz 1426 ausgeſchriebenen Reichstag zu
Wien eine Entſcheidung zu. geben. Deſſenungeachtet verſchob er
fie trog den dringenden Bitten. der Lauenburger auf den naͤchſten
Reichstag, der im Mai deſſelben Jahres zu Nümberg gehalten
werben: follte. . Allein. ba diefer Tag wegen bed Ausbleibens Sig ⸗
mund's nicht zu Stande kam, obwohl bie. lauenburgiſchen Her⸗
ange und einige Kurfuͤrſten ſich eingefunden hattem, ſo waren bie
Erſtern auf das AÄußerſte erbittert, daß ihnen dad Recht vermeigert
werde. Denn auch die Kurfurſten hatten erklärt, ohne ben Wnis
nichts in der. Sache vornehmen zu koͤnnen?).
Nun hielt Erich nicht mehr, länger zuriick. In, ber Entchr
flung über die Zuckdfegung und Rechtsentziehung wollte er Uns
seht mit Unrecht bekämpfen; Ex trat mit einem Lehenbrief auf,
den ihm nad) feinem Vorgeben ber roͤmiſche König Sigmund im
2.1418 zu Frankfurt ertheilt habe / worin. außgefpeochen war,
daß er mitden Burfächfifhen Landern auf den Fall des Abganges
der Herzoge von Sachſen⸗ Wittenberg belchat: fey?*). Kigmmb
erklaͤrte dieſen Lehenbrief fir falſch und hehauptete, den Herzeg bar
wald nur mit feinem Herzogthum Lauenburg belehnt zu haben.
Der Betrug ward auch bald entdeckt. Die damals nech ler
benden Protonotarien Franciscus, Cuſtos zum hl. Kreuz in Bres⸗
lau und Michel Prieft, Probſt zu Boleslau, nebft dem Kenzleis
tegiftrator Heinze Fyens fagten eidlich aus, daß der im J. 1494
verſtorbene Kanzler Biſchof Georg von Paſſau, auf Antrieb des
Conrad von Weindperg, des Schwiegervaterd des Herzogs Erich,
den ehenbrief im I, 1422 ohne des sömiihen Königs Wiſſen
37) Bol. das Nähere über diefe Berhandlungen bei Häberlin a. a.D. S. 408.
Der römifhe König wer über das ungeftüme Anſuchen des Lauenburgers, ihm
30 feinem Seite zu verhelfen, Auferft ungehalten. Daß er die Belehnung des
Meißner Markgrafen nit mehr zuruͤcknehmen werde, erklärte er auf dem dteich ⸗
tag zu Wien öffentlih, mit den Worten: „Quod scripsi, scripsi.‘
38) Hom n. 324. &, 921. Dumont. I. 2. p. 19. Bol, oben Rote 16.
15 *
W Drittes Buch. Zehntes Kapitel.
und · Willen auf dem Reichstag zu Nürnberg habe anfertigen, um
acht Jahre zuruck datiren umd in folder betrieglicher Weife habe in
die Keichsregiſtratur⸗ Buͤcher eintragen laffen. "
Über diefen ſchaͤndlichen Betrug war Sigmund hoͤchſt auf:
gebracht: auch die Kurfhrften und Fuͤrſten theilten den Ummwillen
über eine ſolche Verfaͤlſchung. Dadurch war Erich's Sache ganz
verloren. Sigmund fette zu Dfen (14. Aug. 1426) dem Kur⸗
fürflen Friedrich von Sachfen, der fich an ben Hof des römifchen
Königs begeben hatte, eine abermalige Urkunde aus, wodurch er
ihn in der ertheilten Kurwurde und in dem Herzogthume Sachſen
beftätigte, feine großen Verdienſte um ihn und das Reich durch die
eiftige Bekämpfung ber böhmifchen Keger aufzaͤhlte, und zugleich
die Entſtehung des falſchen Lehenbriefes ausführlich bekannt mach⸗
te 20). Auch veranlafte er, daß der Protonotar Probſt Michael
von Boleslau, ber den falſchen Lehenbrief auf Anſinnen des Kanz⸗
lers GSeorg unterzeichnet hatte, in einem eigenen ſchriftlichen Ge⸗
ſtaͤndniß bezeugte, daß ohne Wiſſen und Willen des Königs die
Ausfertigung des Diploms gemacht wurde +0),
So hatte der Herzog Erich zu feiner Zuruickſetung fi noch
große Beichämung bereitet. Wie er nun, da er feine Sache beim
König und ben Zürften verloren fah, fich an den Papft Martin V
wandte, um von ihm Hülfe und Recht zu erhalten, und welde
Bolgen dieſer Schritt hatte, davon wirb weiter unten gehandelt
werben,
89) gom.&. 187. Urt. » 824. S. Mo ſu. Müker’s R. Z. Theoter V.5.
Pag.
40) Müher u, Horn 1. cc. gl, Abfertigung der vom #. k. Hofe geſche⸗
denen Beantwortung des Rachtrages zur Fönigl. preuß. Erflärung ıc. Berlin 1778.
4. Beil. n. 5. ©. 49. u. Michael von Prieft, Probft de Kiofters Bunzlau in
Böhmen, Kaifer Sigmund’s Protonotar, feine Beträgerelen und Rariät von
feinem Leben 0. D. 1779.
. Elites Kapitel,
Deutſche Streitſachen und Fehden. 1425— 1425.
Seit der Zeit, daß Sigmund nad) Haltung ded Nürnberger.
Reichstages (1422) Deutſchland verlaffen hatte, war eigentlich
daſelbſt gar Feine Gefammtregierung in Auctoritdt. Denn ber
als Reichsvicar eingefegte Erzbiſchof Contad von Mainz ward wer
gen ber unregelmäßigen Ernennung nicht als folcher anerkannt;
auch legte berfelbe zulegt dad Amt, das niemand vefpectirte, nies
der. Grenzenloſe Anarchie herrſchte Daraufiin vielen Gegenden bes
deutfchen Vaterlandes und die Fehden und Kriege nahmen, indem
die rebelliſchen fiegreichen Böhmen mit werheerenben Einfällen droh⸗
ten, von Tag zu Tag fo ſehr überhand, daß endlich die Kurfür⸗
fien, bie Haupturheber der Unordnung, nicht mehr müßig zuſe⸗
ben zu binfen glaubten und fich auf mehreren Zagen verfammel-
ten, um felbft für Aufrechthaltung des Kandfriebens und Abwehr
oder Behiegung der Huſſiten Mittel zu finden. Die Einigkeit
unter ben theiniſchen Kurfürſten wurde dadurch auf dem Tage zu
Boppart (Mai 1423) hergeſtellt, daß Conrad förmlich dem Reiche:
vicariate entſagte i) und. fie untereinander uͤber die Rheinzoͤlle ding
Berftändigung trafen 2). .
Zu dem nächften Tage, den die Kurfürſten auf Anfang Juli
beffelben Jahres nach Brankfurt beftimmten, ließen fie auch den
1) Winde c. 108 u. 112. Joannis ad Serrarü rer. Mogunt, lib. V. in
Goarado $. A. m. 13. ejud. Seriptt. Mog. I. p- 738. Lanig 3. X. T. IL
ortf. M. p. 6.
2) Houtheim hist. dipl. Trevir. IT. n. 79. p. 372.
J
230 Deittes Buch. Eiftes Kapitel,
König und die anderen Reichsſtaͤnde einladen. Der Tag felbft
aber kam erſt gegen Ende Auguft zu Stande 2). Es erſchienen
aber nur die Kurflirſten von Mainz, Trier, ber Pfalz, mehrere
Fürflen, Grafen und Heren und bie Abgeorbneten von zweiund:
fiebenzig Reihöftäbten. Der Hauptgegenftand berBerathung war
die Auftechthaltung des Landfriedens. Die vorgefchlagenen Mit
tel gefielen aber weber per Ritterfchaft noch den ſchwaͤbiſchen und
elſaͤſſiſchen Städten: und es kam daher Fein Befchluß zu Stande.
Da auch der Mainzer Tag (Ende Nov.) zu keinem Erfolge führ:
te, fo half ſich jede Gegend fo gut fie konnte felbft: fo 3.8. Fran⸗
Ten, wo bie Grafen, Herrn und Ritterfchaft mit mehreren Reichs:
ſtaͤdten fich zur Erhaltung des Landfriedens in ihrer Gegend ver:
banden und bie vorfommenden Zwiftigkeiten und &treitigfeiten
durch Schiedögerichte ſchlichten ließen *).
Weil bei bem betrübten Zuſtande Deutſchland's Sigmund ſich
fo wenig um baffelbe zu beflmmern ſchien und gar nicht in das
Reich kam, um die Ordnung berzuftellen, wie auch die Huffiten
ganz gewähren ließ; fo verfammelten fi die Kurfürflen von
neuem in Bingen, ſprachen deßhalb ihre Unzufriedenheit uͤber
den König aus und. befchloffen ihm ihre Befchwerben und Klagen
durch eine Geſandtſchaft von Bifhöfen, Grafen und ‚Herrn vor:
tragen zu laffen. Wie ſchlecht Sigmund in Dfen diefe Furfürflt,
Botfhaft aufnahm, davon iſt ſchon oben gehandelt worden.
Denn ber König wälzte alle Schuld von fi) ab auf bie Zürften,
von.benen alle Unordnung und- jede Gefegwibrigkeit ausgehe.
Zu gleicher Beit kam auch ein Gefandter von dem Markgrafen
Bernhard von Baden, der fich bei dem toͤmiſchen König beſchwer⸗
te, daß der Kurfürft von ber Pfalz ihm mit Krieg drohe, weil er
fh gegen ihn, unter einer Bürgfchaft von hunderttaufend Gulden,
zum Recht vor dem König erboten hätte. Sigmund ſchickte den
Würzburger Biſchof an den Kurfirften und ließ ihn allen Exnftes
zum Frieden ermahnen *). ANtin diefer achtete nicht auf den koͤ⸗
niglichen Befehl, und Überzog den Markgrafen mit Krieg.
3) Wine 0. 104 u. 112.
4) Lunig R. %. XU. Abſ. 2. n. 113 sag. p. 228 sqq-
5) Winded c. 118. p. 1170.
Deutſche Streitfachen und Fehden. 21
Die Urſache der Streitigkeiten zwiſchen dem Markgrafen und
Kurfürften rührte von ber Zeit her, ald Erſterer in der Zeit der
Demütfigung des oͤſtreichiſchen Herzogs Ftiedrich Landvogt vom
Breiögau geworben war, und ſich gegen bie Staͤdte Freiburg/
Breiſach, Endingen, Kenzingen manche Willfärlichfeiten erlaubte
und neue Zoͤlle zu Breifach und Mühlberg errichtete. Die Klas
gen und Bitten der Städte, welche vor den König gelangten,
wurden nur theihweife und langfam erhört: zwar befahl Sigmund
dem Markgrafen (Nicoldburg 24. März 1422) bie neu errichteten
Bölle wieber aufzuheben; aber bie übrigen Beſchwerdepuncte zu
entfcheiden, vetſchob er von einer Zeit auf die andere und ſelbſt
auf dem Reichstag zu Nürnberg (1422) nahm er die Sache nicht
vor. Daher halfen ſich die Städte ſelbſt: die breisgauifchen Staͤd⸗
te verbanden fi) mit den elfäffiichen auf fünf Jahre zum gegen-
feitigen Schuß und Beiftand: und da über bie Iegtern Städte ber
Kurfürft von der Pfalz Landvogt war, fü trat er-diefem Buͤndniß
bei (1. Aug. 1493). Bald darauf traten’ in ben Bund auch der
Biſchof von Speier und bie wirtembergiſche Gräfin Henriette
von Mömpelgard.- Ungeachtet der Friedensverſuche der Kurflrz
len von Cöln und Trier, ungeachtet der Befehle des Königs, den
Landfrieden aufrecht zu erhalten, brach (im Juni 1424) der Krieg
gegen den Markgrafen aus. Raſtadt wird verbrannt: Muͤhlberg
und- Graben mehrere Wochen, ‘aber vergeblich‘, belagert. Nur
Uneihigfeit unter ben Verbündeten und fehnelles @inghreiten. des
Königs vetteten ben Markgrafen.. Sigmund fchidte ſogleich auf
die Nachricht von dem Ausbruch der Feindfeligkeiten den Erzbi—
ſchof von Eöt.i, den Biſchof von Würzburg und den Grafen Al:
recht von Hohenlohe in dad Lager der Verbündeten vor Mühl:
berg und ließ Frieden befehlen, ber (3. Juli) durch Vermittlung
der koͤniglichen Gommiffarien au zu Stande kam, womit aber
weder Sigmund noch der Markgraf zufrieden war, weßhalb bald
auch wieder von neuem Mißhelligkeiten ausbrachen °).
6% Rinde c. 118. 172. 123. 132 u.141. Wender Continwat. des Be—⸗
richte von den Xugöburg. p. 63fil. Herzog Gtif. Chr. pı 129 fl. Schoepflin:
Zaring. Bad. II. p. 108 sgq. Cod. Dipl. VI: p.140sgq. Sattier Grav. v.
Würtemb. III. p. 92 sqq. Bol, Häberlin V. S. 370— 378. '
32 Drütes Buch. Eiftes Kapitel.
Um biefelbe Zeit hatte auch ber Crzbiſchof Günther von Mag⸗
beburg mehrere Streitigkeiten mit der Stabt Halles vorzüglich
waren die Salinen daſelbſt ein Segenſtand des Streites W Nach
vergeblichen Verſuchen bie Sache in Güte beizulegen, reiste ber
Erzbiſchof ſelbſt nach Ungarn, und erſchien am ‚Hofe in Ofen, um
bier in-Perfon vor dem König die Streitfache gegen ‚Halle zu be
treiben®). Sigmund fällte zwei Urtheile in der Sache zu Gun⸗
ſten des Erzbiſchofs (21. Zuli 1424 zu Weiffenburg ?) und 5.
Aug. deſſelben Jahres zu Ofen) '°). Die Stadt Halle ward
in die Proceßloften von 2560 Goldgulden und zur Zahlung
einer Geldbuße von 20,000 Schock boͤhmiſchen Groſchen an
den Erzbiſchof verurtheilt. Zur Vollziehung des Urtheild er:
nannte Sigmund eine Anzahl geiftlicher und weltlicher Reiches
fände. Deffenungeachtet widerſetzte fich Halle, fo daß der Koͤ—
nig den Landgrafen Wilhelm und Friedrich von Thüringen bie
Execution gegen die wiberfpenflige Stadt auftrug (1425) 11). Ges
gen den Erzbifchof von Magdeburg zeigte fich Sigmund auch das
durch gefällig, daß er ihm zu Tata (20. Aug. 1424) eine Urkunde
ausftellen ließ, worin er erklaͤrte, daß⸗die Privilegien der Stäbte
Magdeburg und Halle in Betreff ber Befreiung von auswärtigen
Gerichten den Gerechtfamen de Erzfliftes nicht zum Nachtheile ges
reihen ſollte 12): deſſenungeachtet aber beflätigte er der Stadt
‚Halle das Privilegium!°), So war bamald ber erbaͤrmliche
Rechtszuſtand in Deutſchland, daß Privilegien eifrigſt geſucht wur⸗
7) Herman. Corner. Chr. p. 1274: „Gunther. Archiep. Magdeb. gra-
ves discordias cum civibus urbis Hallensis gerens proper salinarım oensum,
quem sibi dure negabant, diversa eis intulit damna etc. Cives vero vice
versa Archiep. sao incommoda’ plerima inferentes, quaedam castella ex-
pugoaveruat etc.
8) Winde c. 126. p. 1176. Herman. Comer. L. c.
9) Indewig Reliq. MSS. XI. 483 sqg.
10) Ludewig 1. cp. 473 qq.
11) Lent Stiſts- und Landes = Hiſt. von Magdeburg (Göthen 1756. 4)
p 409 2q. .
12) Lunig P. Sp. Cont. II. Zortf. IIT. p. 362.
13) Ludewig Rel. XT. p. 491.
Deutſche Steektfachem und Zehen. 23
den, denen andere wieber entgegen geftelt wurden: fo daß dann
das Recht ganz unficher war.
Bei. den vielen Streithaͤndeln im Reiche und feiner langen Ab⸗
wefenheit aus Deutſchland mußte Sigmund endlich, um bie Uns
zufriedenheit der Reichöftände einigermaßen zu beſchwichtigen, ei⸗
nen Reichötag halten. Er Ind daher ſchon im Sommer bed Jah⸗
sed 1424 zu einem Tag nah Wien auf Michaelis ein. Es follten
daſelbſt bie Angelegenheiten ber Kirche, die huſſitiſchen Unruhen
und- böhimifcpen Zerrüttungen, die Fehden und Streithändel in
den deutſchen Landen befprochen, berathen und foviel ald möglich
auögeglichen werben. Zu der beſtimuten Zeit fanden fich der Koͤ⸗
nig, bie Kürfinften von Sachſen und Brandenburg !*), ber
Markgraf von Baden, viele Grafen und Heren und bie Abgeord⸗
det meiften Reichöfläbte ein. Aber die rheinifchen Kurfinften und
viele Grafen und Herrn aus dem weftlichen Deutſchland blieben
aus, und entfculdigteneihre Abwefenheit mit der großen Entfer⸗
nung des Ortes, wohin ber Reichötag auögefchrieben worden. Der
König verfhob daher die Eröffnung des Reichötags auf fieben Wo⸗
Gen fpdter (25. Nov.). Deffenungeachtet kamen bie rheinifchen
Kurfürften nicht, ſchickten aber eine Geſandtſchaft und baten ben
König, den Reichstag bid auf Ende des Februars im naͤchſten
Jahr zu verfchieben, wo fie gewiß kommen wirben 15), Der
König war durch diefed Ausbleiben ber rheiniſchen Kurfürften in
große Verlegenheit gefegt. Er hatte grade in diefer Zeit wo Ziffa
geftorben und Böhmen in Uneinigkeit und ohne Führer war, ges
hofft, wenn er vom Reiche ſchnell anfehnliche Streitkräfte erhielte,
bie Rebellen zu unterwerfen. Auch hatten ihm bie in Wien ans
wefenden Fürften, Grafen, Herrn und Städtefreunde Hülfe zu⸗
gefagt gegen die Huffiten, vorauögefegt, daß es ein allgemeiner
19) Den Kurfürften Fricdrich, mit dem Sigmund wegen des bayrifchen Her»
3098 neue Streitigkeiten hatte, lub der König dreimal vor fein koͤnigliches Hof-
gerit auf Katharinentag (25. Nov.) nad Wien. Der Kurfürft proteftirte ges
gen diefe Borladung, weil ein Kurfürſt nur vor ein kurfürſtl. Gericht unter Bors
ip des Königs belangt werden könnte. Die andern Kurfürſten traten dieſer Pro-
teftation bei. Lang Ludwig d. Bärt. &. 120.
15) Windel 0. 177. 128. 137. 140 u. 141,
Wa Drities Buch. Eiftes Kapitel.
deutſcher Reichözug ſeyn follte, und daß er ſelbſt gegen bie Ketzer
zu Felde ziehe. Weil aber die rheinifhen Kurfuͤrſten ausblieben,
fo konnte Fein Beſchluß gefaßt, Feine Matrikel entworfen werden.
Sigmund beklagte ſich deßhalb bitter in einem Schreiben an bie
Reicpäftäbte Über die Hinderniffe, welche ihm die erſten Fürften
bes Reiches entgegenfegten und erſuchte fie, auf einem Tag zu
Meinz (45. April 1425) zu berathſchlagen und zu beflimmen, in
welcher Weife fie ihm Hülfe gegen bie Huffiten ſchicken wollten ! ©).
So fehr der König bie Reiheftädte und die Keichsritterſchaft erhob
und fie flr die einzige Stüße und den Haupthalt des Reiches ers
Märte, fo waren beide Corporationen doch keinesweges geneigt als
lein Kriegslaften zu übernehmen. Ohne Antheil der Finften an
dem Zug fagten fie fi) auch davon los.
Nachdem Sigmund wenigftend einige Regierungsfachen von
minderm Belange in Wien vorgenommen, b. h. mehrere Privis
legien ertheilt und manche Verfügungen getroffen hatte, reiste er,
nachdem er ſich den ganzen Januar und das erfle Drittel des Fe⸗
bruars 1425 in Wien aufgehalten 17), von da nad) Öbenburg,
wo er einige Privilegien an deutſche Reichsſtaͤnde ausſtellte 1°).
Im der Nähe von biefer Stabt auf dem Schloffe Hornftein fühnte
ex ſich auch mit dem Herzog Friebrich von Oſtreich von neuem aus.
Derfelbe hatte in feiner alten WBeife wieder mehrere geiftliche und
weltliche ‚Herrn wiberrechtlich fehr bedrängt, namentlich bie Herrn
von Starkenberg. Auf die Beſchwerden der Bebrängten und in
ihren Rechten Beeinträchtigten wollte Sigmund bie Ausfprüche
auf dem Conftanzer Concilium gegen ben Herzog wieder in Kraft
fegen, und ihm felbft Tyrol abfprechen und es dem Reiche zuwen⸗
den. Sein Befehl, den er von Altſohl (17. Juli 1423) an den
Reichs erbmarſchall von Pappenheim erließ, die Reichsſtaͤnde un⸗
ter dem Reichspanier gegen ben riedenöftsrer zu führen und ihm
Tyrol zu nehmen und an das Reich zu bringen, fpeint nicht ein-
mal verfuchöweife in Ausführung gebracht worden zu ſeyn 19).
16) Wencker. App. Archiv. p. 317 sq. Minde® c. 128. p. 1178.
17) &. im Anh. die Regeſten.
18) S. im Anhang die Regeſten v. 10. u. 12. Febr. 1425.
19) Lanig P. Sp. C. II. Zortf. IM. Woth. VI. 587.
Deutſche Streitſachen und Fehden. 235
Nach und nach näherten ſich die-beiden Gegner wieber. .
Mahrfcheinlich bewirkte Herzog Albrecht von Oſtreich die Verſöh⸗
nung auf dem Schloß Hornflein (17. Febr. 1425), als nach dem
Tode bes öftreichifchen Herzogs Ernſt die HRbsburger ſich enger
aneinander fchloffen 2°). ,
Sigmund gab dem Herzog Friedrich "alle die noch von ihm
feit dem Conſtanzer Goncilium in Händen habenden Güter zutuͤck
und erlaubte ihm die zu Reichöftädten erhobenen Orte wieber eins
zulöfen. Darauf erließ er von Tata auß den 22, März einen Ber
fehl an den Markgrafen Bernhard von Baben, bie ihm provi⸗
ſoriſch übertragene Landvogtei Breisgau wieder an ben Herzog ab:
zugeben, weldem koͤniglichen Befehl der Markgraf aber erſt im
folgenden Yahre (9. Ian.) nachkam 1).
Um biefelbe Zeit veranlaßten auch die geldrifchen Succeſ⸗
fionöftreitigkeiten am Niederrhein eine Fehde und ber römifche Kbs
nig, welcher die Sache friedlich zu entfcheiden fuchte, machte ſich
neue Feinde, weil ed auch in biefer Sache gar zu fichtbar war,
daß feine Entſcheidungen nicht nach bem Rechte, ſondern nach der
Größe der Geldfummen, weiche die Parteien gaben, abgewogen
wurden.
Der Herzog Rainald von Geldern und Juͤlich war ben
25. Juni 1423 geftorben. Mit ihm war der julich ſche Herzogs⸗
ſtamm in grader Linie erloſchen.
Auf das Land machten Anſpruͤche ſowohl der Herzog Abolf
von Berg, der Enkel von des verſtorbenen Herzogs Rainald Bas
tersbruder, als auch die beiden Heren von Egmond, Arnold und
Wilhelm, die Söhne der Maria, einer Gemahlin des Johann
von Egmond, und die Enkel von deffelben Rainald's Schweſter
Johanna, welche an den Herrn von Ardeln vermaͤhlt gewefen.
Ungeachtet ber Herzog Abolf von Berg nur an Jülich Erbanfprüche
hatte, fo wollte er doch im gefammten Herzogthume nachfolgen,
20) Ehmel Materialien zur öftr. Geſch. T. Hft. 1. ©. 11. deffen Geſq.
". Frietrid’s TUI. u. Mar. I. Bd. I. Kap. 1.
21) S. im Anh, die Regeſten v. 72. u. 24. März 1425. Aſchudi veto.
Chr. IT. p. 157. — Bolt. Oſterreich. Veantwort. 2c. II. Abſat $. 9. mot. f-
p. 68. Bol. Häperlin V. 3.380.
2% Drittes Buch. Eiftes Kapitel.
obwohl die Herrn von Egmond bie rechtmäßigen Erben von Gel:
dern waren. Won Jülich nahm Abolf ohne Hinderniß ſogleich
Beſitz: allein Geldern erklärte fi) gegen ihn, indem daſelbſt die
Stände dem Arno® von Egmond als ihrem Herzoge bulbigten:
und aud auf Juͤlich dehnte nunmehr derfelbe feine Anfprüche aus,
weil feine Urgroßmutter Maria, die Gemahlin bes Herzogs Wil:
helm VIII von Jülich, die Erbtochter von Geldern geweſen war.
Schon auf dem Kurfürftentag in Frankfurt (24. Aug. 1423)
kam dieſe Succeffionsfrage vor: jeboch warb barin nichts ent⸗
ſchieden. Der Kurfuͤrſt Conrad von Mainz, ein Berwandter des
jungen Herzogs Arnold von Geldern, nahm ſich der Sache mit
vielem Gifer an. Et fandte den Eberhard Windel? an den römis
ſchen König nach Ungarn und ließ durch denfelben die Sache eiftigft
betreiben, fo daß auch Sigmund fich bald zu Gunſten der Egmon:
diſchen Familie erklaͤrte. Geld that auch hier am meiflen. Der
König verforach den Arnold von Egmonb mit Geldern und Juͤlich
zu belehnen, wenn er viergehntaufend Ducaten. in die kaiſerliche
Kanzlei bezahle. Die Belehnungsbriefe wurden fodann ausge⸗
fertigt und nach Nürnberg geſchickt, wo fie gegen die bebungene
Geldfumme auögeliefert werden follten 22). Es waren vier Urs
kunden, die zu Tata den 15, Auguſt außgefertigt worden 22). In
der erften war Arnold's Bater, Johann von Egmond und alle
feine Nachkommen in ben Grafenftand erhoben; in ber zweiten
wurde Arnolb, und im Zalle feines unbeerbten Abfterbens, deſſen
Bruder Wilhelm für den rechtmäßigen Herrn von Jülich, Gel:
dern und Zhtphen erfiärt und mit diefen Ländern belehnt; in
ber dritten wurden die Rechte und Freiheiten des Herzogthums
Geldern und der Grafſchaft Zütphen beftätigt, und in der vierten
warb, biefen Ländern die Freiheit von fremden Gerichten erneuert,
Da bie Bamilie Egmond zögerte bie verfprochenen Gelder zu bes ,
2) BWindet ift Hier Hauptaußße ; er Handelt von diefer geldriſchen Erb»
ſtreitigkeit, worin er felbft haudelnd Auftritt, im mehren Kapiteln: c. 112.
130 qq. Damit ift zu vergl. Magn. Chronic. Belg. p.396. Trithem. Chron. -
Hirsaug. ad ann. 1422. p. 369. Pontan. hist. Geldr. lib. VII. et IX. |
p- 415 sqq. Teschenmacher. An. Cliv. P. II. p. 449 et 519.
23) Bei Pont. I. c. p. 422.
j |
Deutſche Streitſachen und Fehden. ..97
zahlen, fo ſchickkte Sigmund einen Commiffdr nach Nürnberg und
ließ die genannten Briefe zerſchneiden.
Unterbeffen war ber Herzog Adolf von Berg: nicht müßig,
fih das Land anzueignen. Dhnehin fon im Befig von bem
Herzogthum Jüuͤlich, fuchte er dadurch feinen Anfprüchen auf Gel⸗
dern noch mehr Nachdruck zu geben, daß er feinen Sohn Ruprecht
mit des Herzogs Rainald’3 Witwe Maria vermählte. Um aber
auch eine günflige Entſcheidung von Seiten des römifchen Königs
für fi zu erwirken, begab er fi in Perfon nad) Ungarn, und
da er weniger fparfam fich zeigte ald feine Gegner, fo ward er
nicht nur mit dem Herzogthum Geldern und Juͤlich (zu Dfen
24, Mai 1425) belehnt2*), fondern auch mit ber Grafſchaft Züts
phen, welche Sigmund als ein an ihn und das Reich anheim ges
fallenes Lehen erklärt hatte. Er fehicte darauf (4. Iuni) den
Befehl an die Stände von Geldern und Zütphen, dem Herzoge
Adolf als ihrem rechtmäßigen Herrn zu gehorchen 8). Deſſen⸗
ungeachtet konnte derſelbe nur das Herzogthum Juͤlich behaupten,
da in Geldern die Staͤnde dem Arnold von Egmond getreu ver⸗
blieben und alle feindlichen Angriffe zuruͤckſchlugen. Auch die
Kurfürften, welche auf einem Tage zu Coͤln (im Juli) die Sache
vermitteln wollten, richteten nichts aus 20). Daher-blieb jeder
Theil. vorerft im factifchen Beſitz der Länder, die ſich unterwarfen,
Die dortſchritte ber Huſſiten und ihre werheerenden Streif-
zuͤge in Die benachbarten Länder hatten fo fehr die Aufmerkſamkeit
des vömifchen Königs in ber zweiten Hälfte des Jahres 1425 in
Anfpruch genommen, daß et fich ben Reichdangelegenheiten nicht
viel widmen konnte. Bor allen Dingen mußten Mittel aufge:
fucht werben und ber König wie der Papft wirkten mit allem Ei⸗
fer dahin — wieder einen großen Reichszug zu Stande zu bringen,
24) Lunig P. Sp. Cont. II. Gortf. III. (oder T.X.) p. 39.
25) Pontan. p. 425 sq. Ronset I. 2. p. 358.
%) Bindet c. 142. p. 1187.
Zwölftes Kapitel.
Unternehmungen gegen bie Huffiten von Biife’s E73 bis zur Schlacht,
bei Aufig und der Entfernung Koriburs aus Böhmen.
41424 — 1427.
Nach Biffa's Tod ſchien es Anfangs, ald wenn die Boͤh⸗
men durch innere Uneinigkeiten fich felbft aufrieben. Es fehlte
an sinem allgemeinen Oberhaupt, das Kraft und Anfehen genug -
hatte, die Parteien zu beherrſchen und zu vereinigen. Die X as
boriten, bie zahlreichften und entfchiebenften Huffiten, zugleich
auch die beßten Krieger, wählten ben Procop mit dem Beina⸗
men der Große, der au Holy (ber Geſchorene) hieß, weil
er früher Mönch gewefen. Er war durch feine Kriegderfahrung,
feinen Muth, feine Rghheit und Graufamteit würdig, Ziſka's Nach⸗
folger zu ſeyn. Auch hatte ihm bei vielen Gelegenheiten ber blinde
Feldherr auögezeichnet, und er fol ihs auch zu ſeinem Nachfolger
beſonders empfohlen haben.
Diejenigen Taboriten, welche ſich fruͤher ſchon den AWwdemi⸗
ten zuneigten und durchaus nichts von einer Staatgorbnung und
Regierung wiffen wollten, traten nach dem Abgang des geflsch-
teten Vaters (fo nannten fie Zijka) unter den Namen Waiſen
oder Orphaniten (böhmifh: Syrodczy) auf: fie wollten von
keinem eigentlichen Hauptanführer wiffen: fie landen unter mehs
teren Fuͤhrern, von welchen Procop der Kleine (Prokupek)
noch der angefehenfte war, '
Die Drebiten, bie fi mit den Taboriten ſchon feit laͤn⸗
gerer Zeit vereinigt hatten, trennten ſich wieder von ihnen und
Unternehm. geg. d. Huſſuen b. zur gweit. Entfern. Korib. a. Böhm. 239
bilpeten unter ihrem Anführer Hynko Kruſſina eine befondere
Partei und führten nach eigenem Gutbünten und Gefallen Krieg.
. Die Einwohner der Hauptftabt, bie Prager, nebfl dem grös
Bern Theil des boͤhmiſchen Adels mochten faſt nicht weniger als
der roͤmiſche König über "den Tod bed blinden Feldherrn erfreut
gewefen feyn. Nur gezwungen reihten fie ſich unter Zizka's Fah⸗
nen; ſobald ſein Schreckensname nicht mehr befehligte, trennten
fie ſich von den Taboriten und ſtrebten mit ihrem Koͤnig Sigmund
Koribut, gegen ben der Papſt Martin. V den Bannfluch ſchleu⸗
berte!), eine geordnete Regierung wieder einzurichten und wo
moͤglich die Gegenparteien, welche nur auf Gleichheit der Staͤnde,
Gemeinſchaft der Guͤter, Untergrabung der chriſtlichen Religion
ausgingen, zu bekaͤmpfen. Ihr Panier waren bie vier. Prager
Artikel und die Selbſtaͤndigkeit und Unabhängigkeit der böhmis
ſchen Nationalität : fie führten vorzugsweiſe den Beinamen Utra⸗
quiften, weil fie dad Ahendmal unter, beiden Geſtalten zu
empfangen für einen-ihrer Hauptglaubegsfäge erklärten, .
So uneinig biefe vier Parteien untereinander waren, fo ver⸗
einigten fie ſich doch ſogleich wieder, . ſobald Böhmen von einem
auswärtigen Feind bedroht war. Auch darin fhienen fie nach ei⸗
ner gewiſſen Übereinkunft zu handeln, daß fie ae Grenzländer
von Böhmen (fie nannten diefelben die Länder ber Philifter, Idu⸗
maͤer und. Moabiter, aber ihr eigenes Land das gelobte Land)
mit verheerenden Streifzügen heimfuchten, und, zwar ſchon in den
erſten Monaten nad Zizka's Tod 2).
Die Drebiten, die großentheild im nordoͤſtlichen Böhmen
wohnten, zogen nach Schlefien und verwüfteten Alles mit Feuer
und Schwert, was ihr Zug berührte >). Die Prager und ihre
Werbändeten vom Adel hausten ebenfo in Mähren *), Sie fanz
1) Pegel Nadt. v. Sigmund Koribut ©. 380 fl.
2) Acn. Sylv. hist. Boh. c.47. Hager. ©. 730. Zheobad v. K. S. 319.
3) Theobaid 1. c. In der dokumentirten Geſch. von Breslau II. S. 383
wird nad ſchlefiſchen Lokalchroniken der erite Einfall der Hufen fa Sqlefien erft
in's Jahr 1426 geiett.
&) Chronic. Mellic. bei Pes Soriptt. rer. Anstr. I. 255. Chronio. Pa-
trami ibid. 1 733. Bol. Zheobald L c- Kurz R. Albrecht ILW.2. S.97f.
Niter Huffiten in Mähren J. c. S. 200. Pelzel 1. c.
.
0 Drittes Buch. Zwoͤtftes Kapitgl.
den daſelbſt an mehrern Landherrn Berblndete. Mehrere Schtäf:
fer und Veften, darunter Eibenſchütz und Lundenburg wurden er⸗
obert, das Land geplündert und verheert. ALS ber Herzog Als
brecht mit oͤſtreichiſchen und ungarifchen Krieghvoͤlkern fi) naͤher⸗
te, zogen fich die Prager mit ihrer Beute eilends nad Böhmen
zuruͤck. In ähnlicher Weiſe fielen die Zaboriten und Waifen in
Oſtreich und Bayern ein ®).
Diefe verheerenden Einfälle der Huffiten in die benachbarten
deutſchen Ränder waren. Urfache, daß Sigmund, um Hülfe von
den Reichöftänden zu.erhalten, bald nach dem Wiener Reichstag,
der nur von wenigen beutfchen Zürften befucht worden war, einen
Tag nad) Rinnberg im Mai 1425 ansfhrieb, Hier klagte der
Kurfürt von Sachſen den nur. in geringer Zahl verfammelten
KReichsſtaͤnden, wie die Huffiten feine Stabt Dur (im Leitmes
tiger Kreife) erobert und auögeplündert hätten: wie fie ſodann
auch vor Brür erſchienen und dieſe Stadt belagerten; daß ein
Heer Sachſen und Zhlringer der bedrängten Stabt zur Hülfe
haͤtte kommen wollen, aber durch die Huffiten eine folche Nieder:
lage erlitten, daß viertaufend ald Todte das Schlachtfeld bebedit
hätten ©). .
Auch der Papft Martin V, von dem oͤſtreichiſchen ‚Herzog
Albrecht in wiederholten Briefen befkimt, erließ an ben König
von Polen, den Großfürften von Litthauen und andere Fuͤrſten
Schreiben, fie zur Ausrottung der boͤhmiſchen Keberei auffors
bernd: auch ließ er gegen bie Huffiten einen neuen Kreuzzug bes
kannt machen: befahl dem Bifchof von Lemberg 20,000 Ducaten
au erheben, um biefe zu dem Kriege gegen bie Huffiten durch den
König von Polen verwenden zu laffen und erließ in berfelben
Beit auch eine Bulle an die rheiniſchen Erzbiſchoͤfe, zur Eräftigen
Mitwirkung; die boͤhmiſchen Ketzer auszurotten ”).
Die in Nürnberg anwefenden Reichöflände verfprachen zwar
9) Tdebaſh,. c. Miäter 4. a. D. ©. 222.
6) Binde c. 143. p. 1188. Das Chronic. Bartoss. bei Dobner Mon. Boem.
1. p. 152 ſtimmt in der Zeitangabe nicht überein.
7) Raynald Ann. ecclos. ad an. 1425. m. 12 u. 14. Lenfant Huftentr.
HM. &. 172. i
Unternehm. geg. d. Huſſiten b. zut zweit. Entfern. Korib. a. Böhm, 241
dem Kurfürften von Sachfen Hülfe, aber es blieb nur bei ber Zus
fage, denn fie ſchickten kaum breihundert Gleven oder tauſend
Reifige, mit welcher unbebeutenden Schaar natinlic nichts zu
machen war ®).
Dan hätte damals um fo eher etwas gegen die Huffiten aus⸗
richten koͤnnen, als ihre Parteien grade in heftigen Streitigkeiten
gegeneinander lagen. ‚In Prag waren unter den vornehmften
huſſitiſchen Theologen große Zänkereien entftanden, welche bald
in offene Kämpfe übergingen. Die beiten Magiſter ber Theolo⸗
gie Peter Peyne, ein Engländer, und Johann Rokyczana hatten
zwei von-ihten Segen, welche den Grunbfägen der Waifen huls
digten, gefangen fegen laffen?). Dieſes brachte die untere Volks⸗
Hoffe, welche taboritifch gefinnt war, fehr auf. Sobald die Tas
boriten und Waifen, welche damals von einem Zuge nach Öftreich,
das fie bis Krems verwäftet und wobei fie daB Städtchen Zwettel
niedergebrannt hatten 10), zurückgekehrt waren, rüdten fie vor
Prag und beftürmten die Stabt (6. Dechr, 1425): jedoch wur⸗
ben ihre Angriffe zuruͤckgeſchlagen. Procop ber Große, dem Bei⸗
‚spiele Zijka's nachahmend, vermittelte endlich einen Frieden zwis
fehen den Parteien, und vereinigte eine Kriegsſchaar Prager mit
feinem Heere, womit er feine verheerenden Streifzlige gegen
Oſtreich erneuerte 11),
Gegen Anfang des Winters (Det, 1425) brachen durch Maͤh⸗
ven bie Huffiten in Oſtreich ein. Verheerend und plündernd zo⸗
gen fie (Anfang Nov.) vor die Stabt Retz, belagerten fie vierzehn
Zage und erflürmten fie endlich, wobei fie ihren tapfern Anfühs
® Windet c. 140. p. 1186 u. c. 143. p. 1188. Der Sammelplas fohte
Freiberg im Meißniſchen ſeyn: die Anzahl der Gleven wird an der Iegtern Stelle
von Winde auf taufend beftimmt. Es ſcheint aber dort eine Verwechslung mit
einem fpätern Zuge, der unten angegeben wird, ftattgefunden zu haben.
9) Das Nähere darüber und über die Theologen Peter Peyne, Johann Ros
kyczana, Johann Priibrem und Petrus Mladjonowicz bei Cochlaeus bell. Husit.
VI. 223. Koeleri dissert. de Joanne Rokisan. Altdorf 1718. und befonders
Lenfant 1. c. II. ©, 174 fl.
10) Aen. Sylv. 1. c.
11) Chronic. Bartoss. bei Dobner 1. c. p. 148 u, 150. Contin. Pul-
karae p. 163 sq. Chron. Beness. Krab. p. 73. gl. Kheobab ©. 322 fl.
ſchbach K. Sigmund. II 16
22 Drittes Buch. Brobiftes Kapitel.
rer Bohuslaw von Schamberg verloren, Das Schichſal der Eine
wohner von Retz war ſchrecklich: fie wurden niebergemacht oder
fanden in den Flammen ihren Tod. Denn die Stabt ward, nach⸗
dem fie auögeplündert worben, niebergebrannt. Der Befehlsha⸗
ber von Reg, der Graf Johann von Hardek, ward ald Gefangener
nach Böhmen abgeführt, wo er unter bem Verwahr bed Hynko
von Waldftein zwei Jahre fpäter ftarb 128), '
Bei diefer Gefahr, welche von Seiten ber Böhmen den oͤſtrei⸗
chiſchen und ungarifchen Ländern drohte, war Sigmund mit meh⸗
rern Kriegsvoͤlkern an die Grenze Böhmens nach Skalitz aufges
brochen. Auch der Herzog Albrecht von Öftreif eilte mit Trup⸗
pen herbei: dieſe überlegenen Streitkräfte bewogen die Huſſiten
zum fehleunigen Rüdzug. Ieboch brachten fie die gemachte Beute
in Sicherheit in ihr Land zurüd 126), Bon Skalitz aus (8, Dec,
4425) berief Sigmund die Reichöftände zu einem Tag nad Wien
auf Anfang Zebruard des folgenden Jahres 12), Aber erft im
März ward berfelbe eröffnet. Jedoch Eonnte man ſich hier, theils
weil viele Reichöftände auöblieben, theils weil man von zu vers
ſchiedener Anficht in Betreff der Matrikel war, nicht vereinigene
Man befhloß daher die Sache auf einen andern Reichötag, ber
im Mai zu Nürnberg gehalten werben follte, zu verfchieben 1%),
Nachdem der König einige Reichögefchäfte von minderm Be:
lange in Wien vorgenommen 5) und mit feiner Schwägerin der
verwitweten Königin Sophia von Böhmen 10) und feinem
Schwiegerſohne Albrecht einige Geldfachen 17) abgemadht hatte,
12®) Chronic. Beness. Krab. p. 72. Chronic. Bohem. 1. c. Contio.
Palkav. p. 162. Palacky Annal. Boh. p. 66. Chronic. Bartoss. p. 150.
Chronic. Mellic. p. 255. Chronic. Austr. Eberndorfer. p. 852. Chronic.
Paltrami p. 733. Aen. Sylv. hist. Boh. c. 47. Pagec. &, 732. Theobald
©. 319. gl. Kurz a. a. D. ©. 107 fl.
125) S. Anhang Beilage IV.
13) ©. Anhang Beilage IT.
14) S. Anhang Beilage II.
15) ©. die Regeſten im Anfange v. 4. bis 21. März 1426.
16) Oefele Scriptt. rer. Boic. II. 210.
17) Auch ertheilte der Herzog Albrecht von Dftreih mit die Belehnung für
Unternehm. geg. d. Huffiten b. zur zweit. Entfern. Korib. a. Böhm. 243
kehrte er (1. April) iͤber Kornnenberg nad) Ungarn zueiid 18), ins
dem er zu dem Reichstag nach Nürnberg Abgeordnete, den Bis
ſchof Johann von Agram, feinen Kanzler, und den- Grafen Lud⸗
wig von Öttingen, feinen Hofrichter, ſandte, um daſelbſt feine
Perfon zu vertreten,
Der Reichstag konnte erſt Anfang Iumi 4426 eröffnet wer:
den. Er war fehr zahlreich von den beutfchen Reichsſtaͤnden bes
ſucht. Auch ein paͤpſtlicher Legat, der Cardinal Pontanus Orfini
war zugegen. Die koͤniglichen Abgeordneten vertröfteten Anfangs
bie Verfammlung auf. die fpätere Ankunft ihres Herrn: als fie
aber den ungebuldigen Firften endlich ankündigten, daß Sigemmb
wegen Kraͤnklichkeit nicht feldft den Reichstag befuchen Könnte, fie
aber bevollmächtigt wären, feine Perfon zu vertreten, fo waren bie
Berfammelten über das Ausbleiben des Königs hoͤchſt unzufrie⸗
den 19a); da er Burz vorher (2. April) noch den Reichsſtaͤnden
ausbrüdlich in Gircularfchreiben verfichert hatte, daß er und fein
Schwiegerfohn Albrecht ſich in Perfon auf dem Reichstag einfin⸗
den würden. Indem Sigmund nämlich im Begriff war, in die
deutfchen Lande heraus auf den Reichötag zu fommen, und zuvor
noch eine gelobte Wallfahrt nach Warabin zum Grabe bed heiligen
Ladislaus machte, verficherte er den ihm entgegengefchicten Kaͤ⸗
then der Erzbifchöfe von Mainz und Trier wiederholt, baf er
felbſt nach Nürnberg komme. Allein auf der Reife von Warabin
nad) Toted erkrankte er an ber Gicht und mußte am letztern Orte
liegen bleiben (15. Mai) 196), Die zu Nürnberg verfämmelten
Reichöftände wären ohne Beſchluß hoͤchſt wahrfcheinlich auseinan⸗
der gegangen, hätten nicht die Nachrichten von neuen Verheerun⸗
gen und Einfällen der Huffiten gedrängt, Kriegsanftalten zu tref-
fen, Diefe hatten Michelöberg ‚erobert und alle Einwohner, felbft
die Frauen und Kinder ſchmaͤhlich ermordet: zu gleicher Zeit was
ten fie von neuem in Schlefien eingefallen und hatten da Erobe⸗
die Herzoge von Mazovien und Liegnit. S. die Regeften im Antggpe 20. März
1426. ’
18) S. die Regeften 1. u. 2. April 1426.
198) Winde c. 145. p. 1189. S. Anhang Beilage IV.
195) S. im Anhange Beilage V.
16*
u Drittes Buch. Zwoͤlftes Kapitel,
rungen gemacht 20), Ban mußte jeden Tag einen Einfall in
Sachſen oder in Bayern erwarten,
Als man zu den Berathungen ſchritt und ben Anſchlag ober
die Matrikel entwarf, zeigte es fih, daß die Reicheftände fich
ſchwer verftändigten über die Schägung, wornach fie ihr Con⸗
tingent zu flellen hätten. Es wurben fechtaufend Gleven, d. i.
ein ‚Heer von flnfundzwanzig bis breißigtaufend Reifigen vom
König begehrt, welche Zahl von ben Zürften um ein Drittel her:
abgefegt wurde. Es follten die Reichsſtaͤdte ein Viertel der Kriegs⸗
mannſchaft ſtellen, wozu biefe ſich aber auf Feine Weiſe verftchen
wollten. Man unterhandelte lange darüber: die Städte wollten
nur unter ber Bedingung, daß ber Landfriede Eräftig gehandhabt
würde, ihre Hülfe zufagen: fonft aber mur eine ganz geringe
Mannfchaft ftelen, Endlich wurde die Sache vertagt, bis bie
Städteabgeorbneten neue Vollmachten eingeholt hatten 1).
unterdeſſen hatten die Huffiten die ihnen gelaffene Zeit treff⸗
lich benußt. Zwar hatteihr Namenkönig Sigmund Koribut, der
einen allgemeinen Landtag nach Prag ausgefchrieben, worauf
auch einige katholiſche Heren erſchienen 22), die verfchiedenen Par⸗
teien nicht unter feinen Scepter vereinigen koͤnnen 22)3 doch hatte
man fich dahin vereinigt, im Falle eined Angriffs von den Deut:
ſchen und Ungarn ſich gegenfeitig zu Hülfe zu kommen und auch
in Gemeinfchaft dahin zu wirken, alle im Lande noch von den
Zeinden befegten Feſtungen zu erffürmen **). Vor allen Dingen
folten die von dem Kurfürften von Sachſen an ber nördlichen
20) Windet 1. c. erzäßlt es ausfüßrlid.
24) Die Verhandlungen gibt die Beilage VI in dem Anhange. Über den
Reichstag zu Nürnberg derichten: Windeck c. 145. p. 1169. (Wölkern) Hist.
dipl. Norimberg. Per. II. 543. Cf. Besoldi Doc. rediv. Mon. Wirtemb. p. 4.
22) Belbin. Epit. p. 467. ®enfant a. a. D. II. 186 fu.
23) Pelzel (Radrigt. über Sigmund Koribut) gibt S. 382 einen Brief
des vynek von Kunftatt (9. Juli 1425) an Koribut aus dem libro antig. Prag.
und ©. 383 den Quafi - Frichensſchinß vom 18. Det. 1425 zwiſchen den feind«
ißpen Parteied, nad dem Portfeper det Laurent. Brzesin.
24) Chronic. Boh. 1. c. p. 467 sqq. Chronic. Bartoss. p. 149 2q. er -
zählen das Nähere, Bol, Theobald S. 324 fl. Richter Huffiten in Mähren
s. 2m.
Unternehm. geg. d. Huffften b. zur zweit. Entfern. Korib. a, Böhm. 245
Grenze befenten Feſtungen Leipe, Teplig, Bilin, Außig erobert
werben. Die Taboriten und Prager ruͤckten daher mit ihrer Hee⸗
resmacht herbei und nahmen in kurzer Zeit die genannten Orte
mit Ausnahme von Außig, welches fie fofort belagerten, indem
bie deutſchen Reichsſtaͤnde in Nürnberg noch über die Vertheilung
der neuen&ruppenftelung fich ſtritten. Der tapfere Widerfland
der meißnifchen Befagung in Außig. gab der Kurfürflin Katha⸗
rina (ihr Gemahl war abmwefend auf dem Reichstag) Zeit, eine ans
fehnliche Heeresmacht von fächfifchen, thüringiſchen und fraͤnki⸗
fen Kriegsvoͤllern zu ſammeln und ber bedrängten Feſtung zur
Huͤlfe zu fenden. Anſtatt dem weifen Rath der Kurfuͤrſtin zu fol:
gen, fich nicht unvorfichtig in eine Schlacht einzulaffen, griffen
bie beutfchen Truppen, burch einen weiten und beſchwerlichen
Marfch abgemattet, den bei Biehany, unweit Außig durch feine
Wagenburg wohlverſchanzten Feind an (16, Juni 1426), welcher
wegen des Sonntags Feine Schlacht liefern wollte 25), Mit gros
Ben Anffrengungen füciten fle bie doppelten Ketten, wodurch die
einzelnen Wagen aneinander befeffigt waren 26), zu burchbre:
hen, was ihnen auch an einigen Stellen, aber nur mit vieler
Mühe gelang. Darhinter aber ftanden bie: feindlichen Reihen,
mit breiten großen Schilden, welche mit ſtarken Stangen, die in
die Erde geftedft waren, wie durch eine Mauer gefchlist wurden,
und erwarteten ihre Gegner, Die Deutfchen, welche in ſolchem
beſchwerlichen Mühen und Kämpfen den größern Theil bed Tages
bingebracht, ermatteten endlich, Dazu Fam daß einer ber Haupts
anführer, der Graf Vizthum, die Flucht ergriff und dadurch große
Verwirrung und Unordnung im beutfchen Heere veranlaßte, Dies
fen Moment erfah der ſchlaue Feind: er flürzte aus den Verſchan⸗
25) Contin. Laurent. Brzezin. bei Peljel 1. c.-&. 385. . Andreas Pre-
abyt. Hatiab. Chronic. Bav. bei Kulpis p. 44.
26) Hermann. Cörner. Chronic. p.1269: „Haereticorum exereitus mu-
nitionem feoerat sibi fortissimam de curribns multis in magnum circuitum
ductis, longis catenis- eolligetis et compactis mirabili et inconsueta stiu-
cture, ne dissolvi velerent. Et.infra hanc munitionem carrilem dictam vul-
geriter Wagenburg sagitarli et lanoearii eorum stabant et hi exercitum ad-
versariorum laedere poterant, illaesi ipsi permanentes.‘
26 Drittes Buch. Zwoͤlftes Kapitel.
zungen hervor und warf bie feindliche ſchwere Keiterei fiber ben
Haufen. Die Huffiten bebienten fich dabei langer zacichter Sans
zen, wodurch man mit geringer Mühe einen Reiter aus dem Sat:
tel heben konnte. So war der Sieg, der lange zweifelhaft ſchien,
bei einbrechenber Nacht für die Böhmen entſchieden. Die Nies
derlage der Deutfchen war überaus groß. Die Hälfte bed Hee⸗
res bei fünfgehntaufend Mann, lag erfchlagen auf dem Schlacht
felde, “unter ihnen bie Bluͤthe des ſaͤchſiſchen und thäringifchen
Adels 27): das uͤbrige Heer wurde größtentheild auf ber Flucht
niedergemacht, ba bie Huffiten einen Parbon geben 28). Bier:
taufenb mit Lebensmitteln und Gepaͤck beladene Wagen und faft
das ſaͤmmtliche Geſchich ber Deutfchen wurben erobert. Aber die
Böhmen erfauften den Sieg nicht wohlfeil. Sie zählten breitaus
ſend Zodte und eine viel größere Anzahl Verwundeter 2°),
Die unmittelbare Folge des Sieges war bie Erſtirmung der
37) Balbin. Epitom. p. 468 nennt die Namen, Es wird erzählt, daß
man die umgefommenen Herrn in einem Dorfe bei Teplig unter einem Birn-
baum begraben habe, der fodann wohl jedes Jahr gebtüht, aber niemals wir
Frůchte getragen.
28) Bor der Shlacht hatten die Böhmen mit ‚dem Deutſchen untere,
daß men im Treffen Pardon. gebe, Die Deutſchen wollten nichts davon wiffen,
daß ſolcher Keperu zugeftanden werde, Daher waren auch die Böhmen in dem
Grabe gegen ihre Zeinde erbittert, daß fie Feines Lebens ſchonten. Bei dem
Dorfe Hrbowig, wo einige taufend deutſche Neiter die Schwerter zur Erde ſenk-
ten und niederfmieten, um Pardon bittend, wurden diefe alle ohne Erbarmen
nichergehauen. Contin. Lsur. Brzezin. bei Pegel 1. c.
29) Über die Schlacht bei Außig find zu den ſchon angeführten Quellen noch
ju vergleichen: Chronic. Bahem. 1. c. p. 471. Contin. Pulkav. p. 164. Pa-
lacky Annal. Boh. p. 662g. Chronic. Beness. Krabice p. 72. Chronic.
Bartoss. p. 151. Aen. Sylv. hist. Boh. c. 44. Chronic. terrae Misnens.
ad an. 1426 bei Mencken scriptt. rer. G. II. p.336. Andreas Ratisbon. bei
Eccard. Corp. hiet. I. p.2153 oder bei Kulpis p. 44. Bel. Hagec. ©, 782.
Theobald S. 325 fü. Der Ledtere gibt die Denkreime auf die Japresgapl:
Die Zeit de Kriegs vor Außig
‚Hat man geſchrieben dies Geſchicht,
Sin Hing vor einer Taſchen (i. e. Clg)
Bier Dir von einer Flaſchen (i. e. CCCC)
Ein Saul von einem Thor (i. e. N)
Und dritthalb Andreas Areuz davor (i. e. XXV.)“
Unternehm. geg. d. Huſſiten b. zur zweit, Entfern. Korib.a. Böhm. 247
Feſtung Außig. Die. Einwohner und Befagung wurden ermor⸗
det: die Stabt wurbe niebergebrannt und lag brei Jahre unbe:
wohnt und öde,
Die Niederlage der deutſchen Kriegsvoͤlker bei Außig ver:
breitete großen Schreden und unbeſchreibliche Furcht durch ganz
Deutfchland: beſonders aber glaubte man-in Ober = und Nieder:
ſachſen ſchon die furchtbaren Feinde im Lande, Daher festen fi)
die Städte daſelbſt, welche noch Feine Mauern ober ſchlechte Be⸗
feſtigungswerke hatten, ſchnell in Vertheidigungsſtand °°). Nicht
nur Erfurt, Jena, Halle, fondern felbft das entfernte Magdes
burg glaubte ſchon den Feind vor den Thoren, Ohne Zweifel,
wären auch die Huffiten damals in Thuͤringen und Sachſen eins
gebrochen, hätten nicht neue Uneinigkeiten, bie umter benfelben
entftanden, ihre Kräfte zerfplittert, gelähmt und. fe zum Theil
gegeneinander felbft gewendet. Denn ald Procop der Große mit
den Zaboriten in dad Meißnifche einzufallen rieth, fo erklärten
ſich die Prager und ber Adel mit Koribut dagegen, . Darlıber ges
riethen bie Taboriten wieder mit den Adligen und ihren Verbin:
deten in große Entzweiungen, Sie belagerten den Bocjko von
Podiebrad, einen treuen Anhänger Koribut's, mehrere Wochen
lang in feinem feften Schloffe Podiebrad. Nach vergeblicher Be:
lagerung der Vefte, während welcher Zeit der Exzbifchof Conrad
von Prag flarb 37), zogen fie nahe Mymburg; wo ihnen Bochko
nachzog und fie uͤberfiel. Er ward aber zuruͤckgeſchlagen und toͤdt⸗
lich verwundet, fo daß er einige Tage nach bem Treffen feinen
Geift aufgab >*),
Da der in Nürnberg werabredete Huffitenzug, obwohl auf
den 15. Auguft der Verfammlungstag für die verfchiedenen Con⸗
30) Hermann. Corner. Chr. p. 1296. Kranz Saxon. Hib. XI. c. 43.
Theobald a, a. D. Auch in Heſſen ließ damals ver Landgraf Ludwig mehrere
Städte zur etwaigen Abwehr der Huffiteneinbrüde befefigen. Rommel Geſch.
v. Heffen IT. S. 266 u. Aumerk. S. 194. :
31) Er ftarb als Huffit (6. Aug. 1426) im päpftliden Bann. gl. Bal-
bin. Epit. p. 468. Raynald Ann. eccl. ad ann. 1426. n. Xu. XIII. Cochl.
bell, Hussit. lib. V. p. 208. Lenſant IT. 198 fu.
32) Ohron. Bartoss. p. 152. Chrenic. Boh. I. c. Contin. Pulk. 1. e.
Palacky Annal. Boh. p. 69. Bl. Theobald S. 330. Hager. ©. 733.
248 Drittes Buch. Zwölftee Kapitel,
tingente beſtinunt worben war ®°), ganz unterblieb 4), fo waren
die innern Streitigkeiten unter den Huſſiten den beutfchen Grenz⸗
laͤndern fehr gelegen gekommen. Denn es waren faft gar feine
Kriegsanftalten zur wirkſamen Gegenwehr bes Feinde getroffen,
Nur der Herzog Albrecht von Öftreich, der wie der Kurflsrft Fried
rich von Sachfen ,/ vermöge befonderer Buͤndniſſe mit bem roͤmi⸗
ſchen Könige zum beftänbigen Krieg gegen die Huffiten verpflich-
tet war, hatte große Kriegsruͤſtungen getroffen. Der zehnte Mann
in Öftreich mußte in’ Feld ziehen. Ein Heer von 40,000 Mann
wurde auf die Beine gebracht 5), Die Huffiten, welche. von
dieſen Kriegsanflalten durch ihre Kundſchafter trefflich unterrichtet
waren 3), wurden nicht unerwartet angegriffen, als im Auguſt
der Herzog nad) Mähren z0g und bie verlorene Feſtung Lunden⸗
burg belagerte, Zwar fügte er dem Lande großen Schaden zu,
aber die Feftung konnte er nicht gewinnen: und zulegt, ald bie
oͤſtreichiſchen Heren des langen Kriegszuges müde waren, mußte
er nach einigen umentfchiebenen Gefechten: unverrichteter Dinge
wieber nach Oſtreich heimkehren 27), indem bie Huffiten ihn-in
feinem eigenen Lande bedrohten,
Sobald Procop der Große mit den Taboriten Mähren von
den Öftreichern befreit und Rache an ben maͤhriſchen Landherrn
genommen, die ed mit Albrecht gehalten 20), fiel er mitten im
33) Rach dem Pönigl. Schreiben "an den Abt von Bebenhaufen bei Besold
Doc. red. Mon. Wirtemb. p. 420 war „Rom,” ein Drt, deſſen Lage unbes
kannt ift, als Gammelort für das deutſche Heer beftimmt. Dhne Zweifel ift
anftatt Nom zu lefen „Gham, ein in der Nähe des Boöͤhmerwaldes areas
Städten,
34) Einzelne Reichsſtaͤnde maßten zwar Kriegörüftungen, wie z. B. der
Erzbiſchof von Mainz, der mit dem Herzog Lupold von Leuchtenberg über Stel
lung von 25 Gleven einen Bertrag abſchloß; Guden Cod. dipl. Mog.IV. n. 65.
p- 156 sqgq.; auch der deutſche Drden ftellte 50 Spieße (Voigt Gef. Pr. VI.
6.489 f1.): doch im Ganzen Fam Fein Zug zu Stande, Windeck c. 143. p. 1188.
35) Kurz K: Albrecht I, Br. 2. p. 112 FI. nach urkundlichen Berihten.
36) Kurz &, 114 fl.
37) Windel c. 148. p. 1191. Chronic. Beness. p. 73. Paltrami Chron.
bei Pez Scriptt. rer. Austr. L p. 733.
88) Bol. über das Nähere Lenfant II. S. 201 fü. Pelzel Geſch. v. Böhm.
1.39,
*
Unternehm. geg. d. Huffiten b. zur zweit. Entf. Korib. a. Böhm. 249
Winter in Oſtreich ein, wo man fich in diefer Jahreszeit Feines
Angriffs gewaͤrtigte. Mit Leichtigkeit wurden Klöfter und Doͤr⸗
fer zerftört und geplündert: nur bie Städte leiſteten unerwarteten
Biderftand. Die Stabt Zwettel ſchlug den Sturm ber Huffiten
zurüd. Daher zogen fie ſich wieber nach Mähren zuruͤck, erſchie⸗
nen aber ſchon im Anfang März 1427 wieder vor Zwettel. Der
bebrängten Stadt eilte ein Öftveichifches Heer zur Hllfe Cine
moͤrderiſche Schlacht entfpann ſich. Die Öftreicher eroberten bie
Wagenburg ber Huffiten und jagten diefelben in die Flucht. Zu
‘frühe überließen fie ſich aber der Plünderung des feindlichen Las
gerd, Die Taboriten fammelten ſich wieder und brachten ben
Oſtreichern eine furchtbare Niederlage bei 29).
Im derfelben Zeit (im Anfange bed Jahres 1427) hatten die
Waiſen unter Anführung des Procopius des Kleinen einen Zug
in die Laufig unternommen, Ohne Widerftand zu finden, zogen
fie verheerenb, morbend, brennend und fengend tief in's Land,
Die erftürmten Städte wurden- geplündert und eingeaͤſchert: bie
Einwohner ohne Unterfjied des Alters und des Gefchlechts mit⸗
leidlos ermordet: die Prieſter zu Tode gemartert *0).
Nachdem die Lauſitz ſo in ſchrecklicher Weiſe verheert und mit
unſaͤglichem Jammer und Schrecken angefüllt war, wandten die
Waiſen ſich nach Schlefien. Zu ihnen waren die Zaboriten unter
Procopius dem Großen, die fo eben Oſtreich verwäftet hatten, ges
flogen. Gleiches Schickſal traf nun auch Schlefien, Sie dran⸗
gen in Bunzlau ein, verlibten dafelbft die größten Graufamleiten
‘und legten die Stabt in Aſche. Auch vor Goldberg und Liegnig
erſchienen fie. Mit großer Beute Eehrten die Huffiten nach ihrer
Heimath zuruͤck. Ganze Viehheerden hatten fie erbeutet, Boͤh⸗
men war damals durch biefe. Streifzüge mit fo vielem Rinbviehe
angefülft, daß man nicht wußte, was man bamit anfangen follte,
Zünfzehn Ochfen wurden um’ zwei Schock Groſchen erfauft*!),
39) Contin. Pulkav. p.165. Chron. Boh.1.c. Herman. Corner. p.1275.
Vagec. S. 734. Bel. Kurz &,118 fl. nad) den öfte, Nuellen.
40) Chronic. Bartoss. p. 153. Chron. Boh. 1. c. p.473. Herman. Cor-
ner .c
41) Chronic. Boh. l. c. Hermann. Comer. I. c. Dlugoss. XI. p. 500.
Wo Duictes Buch. Awoͤlftes Kapitel.
Mittlerweile waren in Boͤhmen, und beſonders in Prag wie⸗
der neue Streitigkeiten unter ben huffitiſchen Theologen ausgebro⸗
den. Rokyczana konnte ſich mit ben taboritifchen Prieftern über
die Lehre des Abendmals nicht vereinigen: er bezeichnete fie als
Irrlehrer und auf fein Betreiben wurben fie gefangen gefegt und
bald von ben Pragern alle Zaboriten aus der Stabt gejagt **),
Das erbitterte die Taboriten fo fehr gegen Prag, daß fie bie Stadt
belagerten*®), Da fie diefelbe nicht einnehmen konnten, ließen
fie ihre Wuth gegen die mit den Pragern verbuͤndeten Heinen
Städte aus. Slan warb erftürmt, und alle Einwohner, for
wohl Priefter als Weltliche, obwohl fie Huffiten waren, ermor⸗
det und die Häufer fobann niebergebrannt. Leitmerig, Kaurzim
und Boͤhmiſchbrod unterwarfen fh, gefchredt durch Slan's
Schickſal.
Die damals aus Schleſien ſiegreich zuruckkehrenden Waiſen
und Taboriten vereinigten ſich mit ihren Glaubensbruͤdern und
richteten nun ihre Verheerungswuth gegen ihr eigenes Vaterland.
Die Drte, die es mit den Pragern hielten, wurden, wenn fie
ſich nicht eiligſt unterwarfen, auf dad Schreiklichfte heimgefucht **),
Beſonders große Verwuͤſtungen richteten die Taboriten im Pilfe:
ner Kreife an, Darauf ruͤckten fie von neuem und mit verftärkter
Kriegsmacht vor Prag, diefe Stabt vom Erdboden zu vertilgen.
Da man aber grabe um diefe Zeit Kunde von einem abermaligen
großen Kriegszuge ber Deutfchen Reichsſtaͤnde nach Böhmen er:
bielt, fo fanden die Bemühungen der Saatzer und des bei beiden
Parteien in hohem Anfehen flehenden huffitifchen Priefter Wen⸗
zel Koranda Gehör und ein Friebe zwifchen den Pragern und Ta:
boriten wurde in ber Weife vermittelt, daß die in Prag gefangen
gehaltenen taboritifchen Priefter und. Theologen in Freiheit gefegt
Hegel Annal. Siles. p. 344. Theobald S. 335. gl. dot, Geſch. von MBres-
iu, U. S. 384.
42) Contin. Palkav. I. c. Palacky Annal. Boh. p.70 fl. Beness. Krab.
p- 73. Haget. S. 731. Aheoba S. 333.
43) Über das Nähere dieſer theologifhen, und ber daraus erfolgten innern
Gtreitigfeiten vgl. Lenfant Geſch. d. Huffitenfe. II. ©. 224. 226 u, 234.
44) Chronic. Boh. 1. c. p. 469. Theobald ©. 335 fl. -
Unternehm. geg. d. Huſſiten b. zur zweit, Entf. Korib. a. Böhm. 251
wurde und man Rokyczana zum Generalinfpector aller huſſitiſchen
Kirchen beftimmte, Doch war dad Mißtrauen ber Prager gegen
die Taboriten fo groß, daß fie Diefelben nicht in-ihre Stadt einlies
Ben. und einige Rathöheren, die fie in Verdacht hatten, als hiels
ten fie es mi. jenen,. abfegten*°), Doch darin gaben bie Pras
ger ihren Gegnern nach, daß fie ihren Namenkönig den Sigmund
Koribut, ber ihnen body zu nichts Nuͤtze war, weil er mit dem
Papſte Unterhandlungen wegen der Wiedereinführung ber katho⸗
liſchen Religion in Böhmen angenüpft hatte +0), ber Regierung
entfegten (am grünen Donnerstag 1427), ihn unter Spott und
Hohn, ihm eine umgekehrte Moͤnchskappe auffegend, auf das Pra⸗
ger Schloß in Verwahr braten und fpäter mit feinen Polen
fehmäbiich noch Haufe purltfehistten 7),
46) Contin. Pulkaran p. 165. Zfeubat S. 334.
46) Raynald ad an. 1427. u. 18. Pelgel Nadır. über Gigmund Koribut
©. 386.
47) Chronic. Boh., Contin. Pulkayac, Beness. Krab. I. cc. Palacky
‚Ahnal. Boh. p. 71. Contin. Laur. Brzezin. bei Pegel 1. c. ©, 387, Pagec.
©. 733 fl. heobald S. 334 u. 344. Mol. Balbin. Kpit. 469 u. Lenfant I.
225 fl. *
Dreizehntes Kapitel,
Neue Kriegsunternehmungen gegen die Huſſiten, von ber Schlacht bei
Mies bis zur Erhebung der allgemeinen Huſſitenſteuer. 1427.
Ungeachtet der häufigen Reichstage, die man zur Betreibung
der Kriegsanftalten gegen bie Huffiten hielt, ungeachtet der Aufs
forderungen des Papſtes zum Kreuzzug gegen bie böhmifchen Ke⸗
ger, ungeachtet der Bemühungen bed sömifchen Könige, mit
Huͤlfe der Ungarn unb Polen, ber Oſtreicher und Sachſen das
verlorene Land wieber zu gewinnen, war man feit bem Tode beö
gefürchteten Ziſka doch Feinen Schritt weiter gelommen. Im Ges
gentheil, fo uneinig auch die Böhmen unter fi waren, fingen
diefe nunmehr an, den Krieg Über ihre Grenzen in die benachbar⸗
ten Länder zu tragen. Sie wurben Angreifer aus Angegriffenen:
und fon war ihr Name. allen ihren Nachbaren ein Schreden.
Mittlerweile der römifche König, nachdem er von feiner Krankheit
genefen, in Ungarn bis gegen bad Ende des Jahres 1426 ver⸗
weilte und wenig für dad deutſche Reich that, wurden die planlos
fen Angriffe der Deutfchen von ben Böhmen zuruͤckgeſchlagen: und
felbft der Zeitpunct, wo innere Zerwuͤrfniſſe unter ben Huffiten
einen günftigen Erfolg für die deutſchen Waffen verfprachen, ging.
unbenugt voruͤber. Es ift nicht unwahrſcheinlich, daß König Sig⸗
mund, deſſen Eigenſchaft Ausdauer nicht war, im Geiſte die Ero⸗
berung und Unterwerfung von Böhmen ganz aufgab und daher
‚lieber an bie Befriegung ber Tuͤrken dachte, welche er für cher
moͤglich hielt. Allein bie beftändigen Auffotderungen des Papfted
zur Bortfegung des Krieged gegen die Keger und bie dringenden
Huͤlferufe der von ben Huffiten bedrohten oder heimgefuchten
Bon bir Schlacht bei Mies bis zur Erheb. d. Huffitenfteuer. 253
Reichsſtaͤnde nöthigten ihn als Oberhaupt des roͤmiſchen Reiches
immer wieber von neuem, bie vergebliche Arbeit des Sifophus zu
verrichten. Heere wurden mit vieler Mühe auf bie Beine gebracht
und gegen Böhmen geſchickt. Kaum hatten biefelben die Grenz⸗
gebirge Überfhritten, fo waren fie auch vernichtet ober hatten fich
aus panifchem Schrecken in Binde Flucht aufgelöst, So ging es
auch im Jahr 1427.
Schon im November 1426 hatte Sigmund feinen Hofrichter
den Grafen Johann von Lupfen nah Deutſchland geſchickt, um
mit den rheinifchen Kurfürften und dem Herzog Friedrich von
Sachſen wegen des Zuges bie vorläufige Rüdfprache zunehmen,
Man kam überein, daß man auf Sonntag nad Marid Lichtmeffe
(9. Febr. 1427) zu einem allgemeinen Reichstage nah Mainz zus
ſammenkomme. Ale Kurflirften folten fih in Perſon einfinden
und ber König wo möglich auch felbft fommen, bamit ohne Aufs
enthalt die Sache ganz zum Schluß berathen werden koͤnnte.
Auch follten die Erzbiſchoͤfe durch Einladungsſchreiben ihre Suf⸗
fraganbifchäfe zu diefem Reichötage einberufen?). Denn auch ber
Papft Martin V betrieb den Kriegszug fehr eifrig und forderte
durch feinen Legaten die Chriftenheit zur Kreuzfahrt gegen bie ker
tzeriſchen Böhmen auf ).
Es ſcheint der Tag in Mainz nicht zu Stande gekommen zu
feyn®): wahrſcheinlich iſt es, daß man ihn auf mehrere Wochen
verſchob. Als Verſammlungsort beſtimmte man Frankfurt. Im
April kamen dahin mehrere Kurfuͤrſten in Perſon, einige aber
ſchickten wie die meiften Fuͤrſten ihre Bevollmächtigten. Auch der‘
roͤmiſche König, welcher wegen bed Wieberausbruches des Ziir-
kenkrieges fehleunigft an bie füböftlihe Grenze Ungarns ziehen
mußte, um die Zeinde zuruckzutreiben, konnte nicht felbft kom⸗
men: er ſchickte auch feinen Bevollmaͤchtigten.
4) Lunig R. Archiv. T.XVIL p. 4. Bol. Häberlin R. Hiſtorie V. S. 411 fl.
2) Bayneld Ann. eedl. ad an. 1427. m. I. Bzov. Ann. ecdl. ad an.
14277.0.5w6.
3) Na Lang Ludwig d. Bärtige S. 135 waren die Kurfürften am 1. Febr.
1427 in Mainz verfammelt : jedod feinen die übrigen Meihftände audgeblicben
zu fen.
24 Drittes Buch. Dreigehntes Kapitel,
Die große Gefahr, welde von ben ‚Huffiten den beutfchen
Ländern drohte, bewisfte, daß man biefeamal fich ſchnell über
eine anſehnliche Heeresmacht zum Zug gegen bie Böhmen vers
fländigte®).
Zugleich warb auf bem Frankfurter Reichstag eine weitläufige
Drdnung entworfen und barin beftimmt, in welcher Art und Weiſe
der Zug unternommen werben follte, und was babei zu beobachten
wäre. Es laffen fich aus dieſem Reichsabſchied Leicht die manch⸗
fadgen Unordnungen und Fehler entnehmen und errathen, welche
bei den frühern Zügen gegen bie Böhmen ftattgefunden. Man
- wollte: nunmehr bem Übel mit aller Kraft entgegentreten, es mit
der Wurzel außreißen, vergaß aber Dabei, daß, wo ber innere
Geiſt fehlt, plöglich der tobte Buchſtabe allein nichts vermag,
fonbern übermäßige Strenge die Sache ganz verbirht. Auch bie
Kurfürften wollten zeigen, wie ernft es biefesmal ihnen fey, daß
der Bug mit allen Kräften unternommen werbe, Sie erließen das
ber von Frankfurt aus Circularſchreiben an alle Fürften und
Stände des beutfchen Reiches, wodurch biefelben von ben gemach⸗
ten Befchlüffen in Kenntniß gefegt und zu deren Ausführung auf
gefordert wurden),
Die auf dem Frankfurter Reichstage getroffenen Anordnun⸗
gen in Betreff bed Huſſitenktieges aber waren folgende °*):
Der erfte Theil des Reichsabſchiebes enthielt die Propos
fition bes römifchen Königs, in welder Art und Weife bie
Reichöftände über die Führung bed Krieges gegen die
tegerifhen Böhmen ſich verfländigen follten. Die Gontins
gente folten Ende Juni beiNürnberg fich verſammeln. Im Falle
die | drei geiftlichen Kurfinften in Perfon kaͤmen, ſolle der Erzbi⸗
* Windeck c. 140. p. 1186.
5) Binde? c. 150. p. 1198— 1200. Guden Cod. T. Dipl. Mogunt.
IV. p. 158 qq. ‘
6%) Windel c. 149 p.1192 59q. Reue Sammlung der Reie-Ahfeiebel.
S. 120 fi. Datt de pace public. lib. I. c. 11—13. Dice Anordnungen
ſtimmen größtentpeils mit denen, welde im I. 1431 getroffen wurden, überein,
Es ſcheint, daß man damals die vom I. 1427 zu Grund Iegte, und fie fodann
in einem Reichsabſchied von acht vbauptſücen publleirte, Nur die Matrikel lau⸗
tete 1431 ganz anders.
Bon ber Schlacht bei Dies bis zur Exheb. d. Huffitenfteuer. 255
ſchof von Coln als ber aͤlteſte, an bie Spitze ber Kriegäführung
treten mit einem weltlichen Fuͤrſten, ben bie andern weltlichen
Reichsſtaͤnde dazu erwaͤhlten, und Beide follten ſich fobann noch
einen britten Beliebigen beinehmen. In Abwefenheit des Erz⸗
biſchofs von Coͤln folkte der von Zrier, und wenn biefer nicht
kaͤme, ber von Mainz die höczfte Stelle im Kriegsheere bekleiden.
Die oberften Befehlöhaber hätten ſechs oder mehrere Unterfeldz
Herrn zuswählen, die alles auf ben Marfch und die Kriegsfuͤh⸗
zung Bezügliche anordnen ſollten. Auf dem Marſche folte fizenge
Mannszucht gehalten und von dem Kriegsheer außer bem bend=
thigten Stroh und Heu nichts. weggenommen werben ohne Bezah⸗
lung, dagegen aber auch dafür Sorge getragen werben, daß dem
Heere alle Bebürfniffe zugeführt würden. Die- Plünderer und
Räuber folten firenge, nach Befinden, felbft mit dem Tode bez
firaft, Frauen und Spieler nicht im Heere gebuldet werben;
Gottesdienſt folte man haͤufig im Heere celeberiren, bie Krieger
ſollten zur Beichte und Communion angehalten, die Flucher aus:
gepeitſcht, den Säufern und Streitfüchtigen die Hanbober bei ſtarken
Verwundungen ber Kopf abgefchlagen werben. Streitigkeiten unter
den Fürften, Herrn und Städteabgeordneten follten die Oberanfühz
ter mit Zuziehung unparteifcher Fuͤrſten ober Herrn ſchlichten. Aus
Ber dem eigentlichen unter den Fahnen verfammelten Kriegsleuten
war ed verboten, daß jemand mit nad) Böhmen ziehe und dort
Zeindfeligkeiten verübe, und felbfi den Kriegsleuten war es uns
terfagt dort zu brennen, zu plündein, zu morben ohne Geheiß ber
Hauptleute: und diefe durften ſolche Befehle uur gegen bie Ketzer
und ihre Anhänger ertheilen. Wem aber die Hauptleute ſicheres
Geleit verfprächen, dem müßte e8 von Jedermann gehalten wer
den. Beim Aufbruh, auf dem Marſch, beim Angriff, in der
Schlacht, beim Lagern ꝛc. folte Jedermann den Befehlen der
Hauptleute Gehorſam leiften und Feiner willkürlich felbft nad
eignem Gutditnken handeln, Im Heere follten von allen Waffen:
gattungen Kriegsleute fich vorfinden, auch Zimmerleute, Stein»
megen und Schuͤtzen: fo müßten auch Geſchuͤtt, Waffen, Bela:
gerungs = und Sturmgeraͤthſchaften und Munition jeder Art in
hinreichender Menge vorhanden feyn. Der Feldzug follte in ber
26 Drittes Vuch. Deeijehntes Kapitel.
Weiſe eröffnet werben, daß auf einem Zag Böhmen von vier
verfejiedenen Seiten mit Krieg überzogen werbe: von ben rheinis
ſchen Kurfürften, von dem ‚Herzog von Sachſen, von ben ſchleſi⸗
fen Herzogen und Stäbten, von bem ‚Herzog von Oſtreich; zu=
gleich wären bie boͤhmiſchen katholiſchen Herrn aufzuforbern, zur
Hülfe zu feyn. Solange der Kriegszug bauere, follte in allen
Gegenden Deutſchland's jebe Fehde, jede Streitigkeit ruhen: daher
auch von feinem Reichsſtand die Entſchuldigung bed Ausbleibens
wegen eigener Fehden angenommen werben koͤnnte. Kein Fuͤrſt
ober Reichöftand dürfte für fich allein irgend eine Eroberung ober
Vortheil im feindlichen Lande ſuchen. Jede von ben Hauptleuten
den eroberten Orten zugeftandene Bebingung müffe von Allen gez
achtet werben. Keiner, ber ſich gegen bie Kriegsanordnungen
verfehle und flüchtig werbe, follte irgend in deutfchen Landen Schug
ober Aufnahme finden. Endlich werde noch beftimmt, wieviel
grobes Geſchuͤtz, wieviele Buͤchſen, wieviele Pfeile und Steine,
wieviel Pulver xc, die Kurfürften, die Herzoge von Bayern, die
Biſchofe von Bamberg und Würzburg, die Städte Nürnberg,
Regensburg, Paffau, Eger ıc. mitbringen folten. Das ganze
Kriegsheer folte nach dem Anſchlag von einem Gewaffneten auf
den 50flen Mann, 36,000 Krieger zählen, bie leichten Truppen
und der Troß nicht mitgerechnet. Jedermann über 14 Jahr alt,
männlichen wie weiblichen Geſchlechts, der taufend Gulden und
darüber im Vermögen habe, follte einen Gulden Kriegöfteuer, ber
200 Gulden Vermögen habe, einen halben Gulden, und wer we⸗
niger Vermögen habe, einen Blapfart ober ſechs Straßburger
Pfenninge bezahlen,
Im dem zweiten Theile wird gemeldet, wie die Fuͤrſten
und Städte über bie Art, wie ber Krieg gegen bie Böhmen ges
führt werden follte, übereingefommen, Gegen bad Worhaben,
außer dem in dem Matrikel entworfenen Anfchlag, vom soſten
Manne, noch viertauſend Pferde auszuheben, erklärten ſich die
meiften Städte: fie wollten lieber dann von dem 28ſten oder
zoften Manne einen ausgehoben haben, ald eine nachträgliche
willkuͤrliche Aushebung. Es warb daher befchloffen, von ben fern
wohnenben den 2öften, von den zumächft liegenden ben 20ften
Bon der Schlacht bei Mies bis zur Erheb. d. Huſſitenſteuer. 257
Mann auözuheben. Diein ber königlichen Propofition beftimmten
Disciplinarſtrafen im Hesse fanden Finſten und Städte zu ſchwer
und beſchloſſen, darauf anzutragen, daß fie vom König gemildert
wurden. Auch warb für gut gefunden, daß der roͤmiſche König
und die Fürſten einen Aufruf an alle chriftlichen Könige und Herr⸗
n erließen, Huͤlfe gegen bie ketzeriſchen Böhmen zu leiſten.
Weiter ward feftgefegt, wie die Reichsſtaͤnde bie koͤnigliche
Propofition in Betreff der Art und Weiſe, wie die Disciplin im
‚Heer gehandhabt werbe, abänderten oder annahmen. Vor dem
Auszuge follten Ale beichten und dad heil, Abenbmal empfangen.
Befondere Heerhauffn mit eigenen Bagenburgen follten bilden:
die vier rheiniſchen Kurfirſten; der Herzog von Sachfen mit ben
Landgrafen von. Thiringen und Heſſen; ber Markgraf von Brans
denbürg (ald Burggraf von Nürnberg) mit den Bifchäfen von Bam⸗
berg und Würzburg, mit ben Hergogen von Bayern, mit dem
Grafen von Wirtemberg, mit den fraͤnkiſchen und ſchwaͤbiſchen
Grafen und Rittern; der Erzbifchof von Magdeburg mit den Wis
ſchoͤſen von Hildesheim und Halberflabt, den Herzogen von
Braunſchweig, Meklenburg und Pommern und den jungen Mark:
grafen von Brandenburg; bie fämmtlichen Reichftädte zufammenz
endlich die ſchleſiſchen und lauſitziſchen Fürften, Herrn und Städte
mit bem Hochmeiſter des deutſchen Ordens. [Die Herzoge von
Oſtreich mit bem Erzbiſchofe von. Salzburg bildeten ein abgeſon⸗
dertes Heer.)
Mit dem Einrüden in Böhmen folten bie vegfchiebenen Heer⸗
haufen ſich zu einem Heere verginigen. Über zehn, über hun⸗
dert, über taufend Mann follgen Hauptleute gefet werdem Wer
fich der Heerordnung nicht füge, fliche ober fich heimlich entferne,
der follte mit Weib und Kind ewig aus dem Reid, vertrieben und
feine Güter confiscirt feyn. Wer Zufuhr zum Heere liefere, ſollte
unbeſchaͤdigt und ficher hin⸗ und herziehen: wer aus dem ‚Heere
ihn beſchaͤdige, fein Leben verwirkt haben. Im Heere follte ein
freier Markt beſtellt ſeyn. Die zur Wagenburg gehörigen Wagen
folten im guten, ſtarken Stand mit 15 Fuß langen eifernen Ket⸗
ten verfehen feyn und die Wagenknechte wie nöthigen Geräthfchaften
haben. Die Heerhaufen follten auf bein u Snanbe nach⸗
uſadbaq æ. Sigmund. II.
238° Deities Wu. Dreischntes Kapitel.
folgen, fo daß fie nicht zugleich an demſelben Tag an bemfelben
Drt lagerten, und mit Panieren verfeben feyn. Im Heere durf⸗
den weder Spieler, noch gemeine frauen geduldet werben. Räu:
bern und Dieben follte die Hand, abgehauen, oder es follten bie:
felben durch den Strang hingerichtet werden. Bei jeder Heeres⸗
abtheilung wäre ein Gericht niederzuſetzen, zur Entſcheidunh der
Ktagen. und Beſchwerden. Ale Streitigkeiten, alle Zwifligkeiten,
die im Heere ausbraͤchen, ſollten nach dem Kriegs zuge zu Haufe
ausgemacht werben. Jedem Heerhaufen ſeyen vier bis fünf Geiſt⸗
liche beizugeben.. Es ſollten von keinem einzelnen Fuͤrſten, von
keinem Heerhaufen beſondere Eroberungen für ſich gemacht oder
Partitular⸗ Verträge eingegangen werben. Alle ohne Ausnahme
ſollten ihren Worgefepten gehotſam ſeyn: wer dagegen ſich ver:
fehle, ſollte geſtraft merden, ohne daß ſich jemand des Geſtraf⸗
ten annehmen birrfte,
Die Watrikel oder ber Anfchlag zur Stellung der Contingente
lautete auf ſechsunddreißig taufend Mann Bewaffneter, wobei
jedoch die Hergoge von Oſtreich, bie Kurfürften von Sachfen und
Brandenburg: mit. den.norbbeusfchen Reichöftänden nicht inbegrif⸗
fen waren, Die rheiniſchen Surfürften ſtellten ſechs zehntauſend
Mannz die pfälzifhen Wittelsbacher mit Ausſchluß des Kurfürs
fien von der Pfalz, der Markgraf von Baden und die beiden
Grafen von Wirtemberg zufammen gegen fiebentaufend; die Bi⸗
ſchoͤfe von Lüttich, Strasburg, Speier, Worms, Bafel, Con⸗
ſtanz, Würzbuig, Bamberg, Regensburg, Eichfläbt au fünf:
tauſend: bie vheiniächen, fränkifien, ſchwäbiſchen und elſäſſiſchen
Reichsllaͤdte zuſawenen gegen fechötgufenk: bie Übrigen. Truppen
hatten bie baperifchen Wirtelsbacher, die niederrheinifgen Finſten
und der Landgraf von. Heften zu ſtellen. \
. » Berner beſtimmte man, daß das Heer aus den Niederlanden,
vom Rhein und aus Franken Samstag nah S. Johannis zu
Snugichten (wahrfcheinlich hei: Vleyſtain unweit Tachau) vor dem
Böhmerwald fi verfammeln und Tags darauf in Böhnden einrü>
den folte: für das ſchwaͤbiſch = bapertfch = ſchweizeriſche Heer °%)
66) Daß damals auch Schhoeizer gegen die Huffiten mitfochten, iR gewiß.
Bol. Joh. v. Müller Geſch. Shweizer Etdgen. Br. III. S. 159.
Bon der Schlacht bei Dies bis zur Exheb. d. Huſſitenſteuer. Wo
waren zeifchen Cham und dem Möhmerwalbe .biefelben - Tage
als Sammelort und Einzug vorgefchriebenz bie Heflen, Ihisins
ger, Oberſachſen, Braunſchweiger mußten an demſelben Sonns
tag um Gaban ſeynz bie Nieberfachfen und Brandenburger follten
um diefelbe Zeit zu Torgau ſich verfammeln und fohann ſich den
vorgenannten anfchließen. Das oͤſtreichiſche ‚Heer, welches zugleich
die Contingente von ben Bisthlimern Salzburg, Trient, Brixen,
Gurt, Chiemfen, Seckau, Freiſingen, Paffau in fih ſchloß,
ſollte an dem genannten Sonntag zu Low (Paab, an der Grenze
Maͤhrens zwifchen Reg und Nicolsburg) vereinigt ſeyn, um ſodann
unverweilt gegen Böhmen vorzurucken. Bid an bie böhmifche
Grenze fole Iebermann auf eigene Koften die Zehrung beſtreiten.
Die Huffitenfteuer ober ber gemeine Pfenning kam
auf dem Frankfurter Reichstag auch zur Sprache: jedoch Tonnte
man über die allgemeine Erhebung berfelben keinen beflimmten
Entſchluß faffen. Es ward vorerfi nur fefigefegt, daß bie zum
‚Huffitenkrieg eingegangenen Ablafgelber und fonflige Beiträge
nach den Stäbten Nürnberg, Erfurt, Salzburg, Coln und Bres⸗
lau zufammengebracht werben ſollten, und zugleich beſtimmt, nach
welcher Stadt jeder Reichsſtand die Beiträge zu ſchicken, wer fie
da zu empfangen, zu regiſtriren, aufzubewahren oder zu ver⸗
wenden: hätte. Auch auswärtige Länder, wie Daͤnemark, Nor⸗
wegen; Schweden, Kitthauen, Polen wurden aufgefordert Bei⸗
träge, namentlich Ablaßgelder zu fhiden, und zwar nad) Bres ⸗
lau °°). Die italienifchen Furſten und Staaten waren duch mit
Beiträgen angegangen. Im ganzen Reiche wurde zugleich auch
eine Iudenfteuer erhoben, die auf ben Kopf jebes Indivi⸗
duums einen Gulden betrug.
Damit aber Fein Reichsſtand durch Fehden oder Krieg vom
Bug gegen bie Huffiten abgehalten wuͤrde, wurde ber -allgemeine
Landfriebe erneuert 7).
6°) So ift namentlich nachzuweiſen, daß am 7. Dec. 1426 in Bige eine Bufe
fitenfteuer ausgefdjeieben wart. Index Corp. hist. Livon. etc. I.p.260. n. 1209.
Im Preupen wurde diefelbe and) auögefäprieben, wogegen ſich aber der Bifof von
Grmland erklärte. Voigt Geſch. Preuſſ. VM. S. 516 fl.
T) Wencker Apparat. Archiv. p. 819.
17*
P Drittes Bu. Dreizehntes Kapltd. +
Obwohl ber Papfk durch feinen Cardinallegaten Heinrich von
Wincheſter, der Sriegshaufen mit aus England herbeiführte und
in Deutſchland dad Kreuz gegen bie Huffiten prebigte, bie Voͤlker
aum Religiondfrieg anregen ließ ®), fo waren es doch grade geifls
liche Fiirſten, wie 5. B. ber Erzbiſchof Conrad von Mainz (wer
wen des Krieges gegen den Landgrafen won Heffen), welche ſich
ſaͤumig in der Stellung ihrer Kriegö-Eontingente zeigten. Def:
fenungeadhtet waren um die Mitte Juni an ben beflimmten Sam:
melplägen fo viele Kriegsvoͤlker eingetroffen, verfehen mit allem
Kriegsmaterial und Probiant, daß man bie fichere Hoffnung heg⸗
te, dieſesmal einen gluͤcklichen Feldzug zu machen,
Das Weſt- und Noröheer, gegen achtzigtaufend °) Mann
Bart, begann die Eröffnung des Feldzuges. Es follte ein coms
binirter Angriff auf Böhmen von Thüringen und Franken aus
gemacht werben. Indeſſen ber Kurfürft Friedrich von Sachſen
mit dem linken Slügel, aus ſaͤchſiſchen Kriegsvoͤlkern beftehend,
bei Kommotau und Cadan in Böhmen vorgebrungen war, follte
das Mittelpeer, beſtehend aus Franken und Zhiringern, unter
dem Oberbefehle des Markgrafen Friedrich von Brandenburg, bei
Eger vordringen und der rechte Flügel, den die Kheinlaͤnder,
Schwaben und Bayern bildeten, unter dem Kurfürften Otte von
Trier, bei Tauß die böhmifche Grenze uͤberſchreiten. Im Pilfes
ner Kreife follten fich fobann die drei Heere vereinigen, indeſſen
aud die Schlefier und die Öftteicher von der andern Seite vor—
rüdten 10),
Anfangs ging AU glädiih, die Sachfen drangen ſiegreich
über Kommotau vor und fingen an bie Stadt Mies zu belagern
und mit Kanonen zu befchießen, noch ehe ſich ihre Landsleute mit
ihnen vereinigt hatten. .
Sobald die Böhmen Kunde. von ben furcfbaren Kriegsan⸗
8) Bol. oben Rote 2 u. Lenfant ‚Suffttentrieg U. S. 235. Lingard hi-
story of England T. V. p. 82.
9) Herman. Corner. Chr. p. 1278 gibt übertrieben 200,000 Mann an.
Dagegen ſoricht Eberhard Winde c. 151. p. 1200, ald wenn night ſehr bedeu⸗
tende Streitkräfte zuſammengekommen.
10) Windeck c. 149. p. 11M.fL
Bon der Schlacht bei Mies Bis zur Erheb. d. Huffitenfteuer. 61
flalten der Deutfchen gegen fie vernommen hatten, legten fie ihre
einheimiſchen Streitigkeiten bei. Die Parteien verföhnten fich und
beriethen über die Mittel eines wieffamen Wiberſtandes. Sobald
Die Prager ihren König, den Koribut entfernt hatten, war der
Hauptgegenftand des Streite befeitigt „ und: alle. Parteien waren
eines Sinnes, die gemeinfame Gefahr vom Vaterlande abzuwen⸗
den, Auf die Nachricht: von der Belagerung der Stadt Mies
durch die Sachfen eilten die Böhmen zum Entfag herbei, Ihr
‚Heer beftand aus Taboriten, die flnfhundert Kriegswagen mit:
führten, aus Waifen, die deren zweihundert hatten, und aus Pras
gern und Drebiten. Auch viele böhmifche Herrn, ſelbſt Kathos
liken, waren herbeigeeilt, das bedrohte Vaterland zu retten. Das
ganze Heer foll aber doch nur aus fünfgehntaufend Reitern und
einer etwas größern Anzahl Fußgänger beftanben haben, Auch
eine beträchtliche Menge größeres und Heineres Geſchuͤtz führte
man nad. Procopius ber Große führte über dad Ganze ben
Oberbefehl 11).
Sobald die Deutfchen vor Mies von ber Annäherung ber
Huſſiten Nachricht erhielten, hoben fie die Belagerung auf. Da
bie beiden andern deutſchen Heerhaufen neck. nicht eingetroffen
waren, hielt der Kurfürft von Sachfen ed-fär gerathen, fich gez
gen das Fichtelgebivg hin zuruͤckzuziehen, "auf, welchem Wege er
mit dem fraͤnkiſch⸗ thuͤringiſchen und bayerifch = ſchwaͤbiſch⸗ rheini⸗
ſchen Heerhaufen zufammentreffen mußte. Diefer Aufbruch zum
Rüdtzuge bei der Annäherung der Huffiten verbreitete aber einen
ſolchen paniſchen Schrecken, daß das fächfifche Heer fich in bie
ungeordnetſte Flucht auflödte (21. Juli) 1%),
11) Chronic. Bartoss, p. 964: „Anno 1417 Marchiones cum Misnen-
sibus, Brandeburg. et Landgravias de Darink cum aliis principibus et comes
de Schwarczpurg, ac Episcopi Moguntinensis et de Trir, de Pamberg et
Wircaburg et multi alii Episcopi et Principes ipsa septimana post f. 88. Po-
tri et Pauli App. ad Bohemiam venerunt cum gentibus eivitatum imperü et.
venerunt in civitatem Zluticz et ob timorem Jakubco (Procopio) Capitanei
Wiklefitaram cam suis complicibus de civitate fugierant et Teutonici ipsam
intraverunt etc.‘ Deinde feria IV ante 8. Jacobi civitatem Mizam circum-
vallerunt etc.“ Mol, Aheobald S. 339. un ‚
-12) Contin. Pulkavae p. 165. pagec. &. 734. Windet c. 151. p. 1200
u 140. p. 1190.
p. 3 Diittes Buch. Dreizehntes Kapitel.
Die Suffiten mit ihrer zahlreichen BReiterei fetten den Flůch⸗
tigen nach, beiten fie ein und hieben ihrer zehntaufenb nieder.
Alles Gepaͤd, alle Wagen und Kanonen, nebſt vielem Mund:
vorrath fielen den Siegern in bie Hände, Die Flucht diefer Hee⸗
edabtheilung hatte aber auch bie Folge, daß die beiden andern
‚Heerhaufen, als die Fluͤchtlinge bei ihnen eintzafen, ihren Rarſch
nicht nur nicht weiter fortfegten, fondern auch in großer Unord⸗
mung uͤber die boͤhmiſchen Grenzen in ihre Heimath zurhdeilten.
Vergeblich fuchte der Cardinal Heinrich von Wincheſter, der eine
anfehnliche Schaar Kreuzfahrer nach Böhmen führte, bie Fliehen⸗
den zum Stehen und zur Rüͤckkehr nach Böhmen zu bewegen.
Daher mußte er felbft umkehren 1),
‚ Ein Theil des Weſtheeres hatte ſich in die Feſtung Tachau,
am Boͤhmerwalde gelegen, geworfen. Die Taboriten, welde
ihre Zeinde bis uͤber die Grenze verfolgten, Tießen fich felbft nicht
durch Feſtungen aufhalten.- Procopius der Große griff die Stadt
an, erſturmte fie unb ließ ohne Unterfhied Deutfche wie Böhmen,
bie es mit ihnen gehalten hatten, nieberhauen (44. Auguſt): bar:
auf legte er in bie wichtige Grenzveſte taboritifche Beſatzung 1%),
Indem Procopius der Große noch bamit befehäftigt war, im
Pilfener Kreis die Städte zu beſtrafen, welche fi) von ben Huſ⸗
fiten abgewendet hatten, und Pilfen belagerte 10), fielen bie
13) Chronic. Bartoss. p. 154: „Inter quos erat quidam Cardinalis a
D. Papa datos, ut cum ipsis In campis contra haereticos etc. prooederet,
qui Cardinalis in hujusmodi fagatione et füge ante ipsos vexilla videl. Pa-
pae, Impezü et oruoem ostendit et erexit, ut recordati fagam non darent
et ipsos multie verbis admonens, ultimo videns ae nihil idem Cardinslis pro
se proficere, vexilla distraxit, et in terram ante ipsos Teutonicos projecit
& ipsos non modice maledisit. Quidam vero miles —: nescio, contra
quem fugere, neminem video inimicum.“ über die Flucht bei Mies und dies
fen für die Deutfchen befonders ſchmählichen Feldzug berichten: Aen. Sylv. hist.
Boh, c. 48. Herman. Corner. Chr. p. 1278 sq. Andr. Presbyt. Ratisb.
p- 2154. Th. Eberndorfer Chr. p. 852. Windel c. 151 u. 152 ift nur ſehr
kurz. Mol. Theobald &.340. Balbin. Epit. p-468. Senfant 1.c. I. p. 237 fü.
14) Chronic. Bartoss. p. 155. Chronic. Boh.1.c. Paget.a.0.D. Wins
beit c. 152. p. 1201. Herman. Corner. Chr. p. 1279 (er nennt Zahan To-
conia). Bol. Theobad S. 341.
15) Chron. Bartoss. 1. c. Contin. Pulkavae I, c. Theobald 1. c.
Von der Scingt bei Mies bis zur Erheb. d. Huſſitenſteuer. 263
Schlefter und Laufiger werabredetermaßen von Dflen her in dus
boͤhmiſche Land und belagerten Die Stadt Nachod. Zuerſt kamen
die Königingräger der bedrängten, Stabt zur. Huͤlfe und nöthigten
die Zeinde, die Belagerung aufzuheben. Doch im Felde wären
fie zu ſchwach, den Kampf fiegreich gegen bie Schlefier zu beftchen:
fie wurden geſchlagen, und Nachod wurbe abermals belagert. Da
ſchickten die Prager ihre Keiegsmacht und den größten Theil ihrer
waffenfähigen Bürger gegen die Schlefier, welche nicht wagten
deren Ankunft zu erwarten. &ie brannten bie Vorſtadt von
Nachod nieder und eilten nach Schlefien zurhd 1°),
Der Herzog Albrecht von Öftseich aber, welcher nebſt eini⸗
gen ungarifchen Kriegsvoͤlkern mit feinen und feines Wetters: des
‚Herzogs Friedrich von Tyrol und des Erzbiſchofs von Salzburg
Truppen nach Mähren vorgerliht war, wagte bei ber Kunde von
der Niederlage der Deutfchen bei Mied nicht vorwärts zu gehen
und begnügte fich, die Grenzen des Landes gegen neue Einfälle der
Sieger zu ſchittzen 17).
Kaum waren bie Böhmen von der auswärtigen Gefahr ges
vettet, fo lagen fle auch ſchon wieder im argen Hader und Krieg
gegeneinander. Indeß die Prager gegen bie Schlefler ihre wehr:
bafte Mannſchaft ausgeſchickt, fuchten einige boͤhmiſche Landherrn
im Einverſtaͤndnifſe mit einem Theil des Magiſtrates und ber Bir⸗
gerſchaft der Neuſiadt Prag, welche dem Huffitifchen Treiben ab⸗
bold geworben waren, bie Hauptflabt zu überrumpeln, Obıbit
Abficht der Verſchworenen auf die Befreiung bes noch inc Prag
gefangen gehaltenen Korlbut ging, oder ob fle für dem roͤmiſchen
König Sigmund wirkten, iſt nicht ficher zu ermitteln. Schon
waren 900 Bewaffnete, an ihrer Spige Hynko von Waldſtein,
von ben verbündeten ftädtifchen Freunden geführt, in die, Stabt
bis auf den Altftädter Markt vorgedrungen (6. Sept.), als die
Prager ſich von ihrem Schredten erholten, mit den Waffen herbei⸗
eilten, bie Schaar der Eingebrungehen umringten, nieberhieben
ober gefangen nahmen. Nur Wenige entkamen durch die Flucht:
16) Palacky Anal. Boh. p. 72 sg. Cobtis. Pulkavae I. c. Pagıc 1.c.
:heobald &. 342.: Dot. Gelb. von Bretlau II. S. 885 !
17) Windel p- 11941. 1199. Bol. Kurz R. Albreqt II. 0.2. S. 129flL.
2 Dritis Bad. Droipehutes Kagel.
auch Hynko von Waldſtein bißte fein küͤhnes Unternehmen mit
dem Lehen, Die Bürger Prag’, bie im Verdacht landen, den
Eingebrungenen Vorſchub ober mit ihnen Einverfländnif
unterhalten zu haben, wurben hingerichtet oder fonft beftraft 1°),
Auch. Procopius war mit großer Schnelligkeit der Stabt zur
Huͤlfe geeilt. Da jedoch ſchon die Ruhe wieberhergeficht war, fo
befchäftigte er feine Taboriten und die unrubigen Prager mit einem
Kriegözug gegen Kolin, welche Stabt es wieder mit dem römifchen
König hielt. Procop, ber felbft ſchwer verwundet werben, war
genöthigt die Feſtung, welche er nicht erftürmen konnte, auszu⸗
hungern. Dreizehn Wochen dauerte bie Belagerung, Dann
mußte der tapfere Befehlöhaber Dirvid Vorjet Dohalsky die Stadt
übergeben: er erhielt (ein feltened Vorkommniß in bamaligem
Krieg) mit hundert Mann freien Abzug ?°).
Obwohl der Kriegözug ber Deutfehen gegen die Huffiten im
Sommer 1427 ganz mißglüdt war, fo betrieb der Cardinal Hein⸗
rich von Winchefter 2°) noch in demfelben Jahre einen neuen Zug;
Die Schuld bed Miplingend ward nicht, wie es ber Wahrheit nad)
doch war, auf die ſchlechtgeübten, ſchnell zufammengetafften und
unbisciplinirten Reichstruppen, welche gegen bie kriegserfahrenen,
abgehärteten Böhmen nichts ausrichten Tonnten, gefchoben, fons
bern auf das Ausbleiben des römifchen Königs und mehrerer beuts
ſchen Zünften, auf die Uneinigkeit unter den Commandirenden, auf
den Mangel an wahrer Begeiflerung für bie Sache gegen bie fas
natifchen Huſſiten 21).
Mit Zuſtimmung, aber ohne Mitwitlung des roͤmiſchen Ks
18) Chronic. Boh. 1.c. Contio. Palkavael. c. Chronic. Bartoss. p. 155 sq.
Palacky Annal. B. p. 73. pagec. S. 734 fl. Zheobal S. 343 fl. Lenfant
fegt diefen Überfall früher.
19) Chronic. Bartoss. 1. c. Chromic. Boh. L c. p. 475. Cont. Pul-
kavae p. 165. Palacky Annal. p. 74. Hogec.@, 736. Theobald S. 345 fl.
Bal. Lenfant a, a. D. S. 250 fill.
20) Den Brief des Papftes (28. Det. 1427) an den Garbinel, um ihn mer
gen der erlittenen Niederlage in Böhmen zu tröften und ihn zu neuen Anftien-
gungen aufzumuntern, gibt Lenſant &. 240 fIL.
21) Herman. Comer. Chr. 1. c. Epist. Martini V. ad Cardin. Henric.
Win. bei 2enfant 0. 0, D. ©. 242.
Von der Schlacht bei Mies bis zur Erheb. d. Huſſitenſteuer. 265
nigs beochten bie eifeigen Bemühungen des paͤpſtüchen Legaten es
dahin, daß am 16. November 1427 die deutſchen Reichsſtaͤnde
ſich abermals in Frankfurt verfammelten, um einen neuen Huffls
tenzug. zu veranflalten 22), Der Papft Martin V hatte. bereits
eine neue Kreuzfahrt ausgeſchrieben und dazu den fünften Theil
feiner Boßeinkünfte verſprochen, auch die Geifttichkeit in der gans
zen Chriſtenheit aufgefordert, den Zehnten von ihren Einkünften
beizuftenern, Auf dem Frankfurter Reichötag, der von fämmtlis
chen · Kurfürften (mit Ausnahme des kranken Pf Lud⸗
wig) und vielen andern Reichsſtaͤnden, wie auch den Mbgeorbines
ten von 38 Reichöftäbten beſucht ward, verhandelte'man zuerfk
die Bieberherftellung eined allgemeinen Landfriedens und ber fchon
früher angeregten Eintheilung Deutfchland’s in wier Kreife, ed
kam man in beiden Puneten nicht zum Beſchluß. In Bezug
bie Bekriegung ber Huffiten fprach der Kurflcft von Branden⸗
burg bie tieffenden Worte aus: folange man. mit ſolchem in der
Eile zufammengerafften Volke gegen bie friegögelibten Böhmen zu
Felde zoͤge, werde man nichts ausrichten. Es fei nothwendig,
ein ſtehendes Kriegöheer von Soͤldnern zu errichten. Bur Beſtrei⸗
tung der Koften ward daher auf dieſem Reichstag eine Kriegöfteuer
oder eine Verordnung wegen beö gemeinen Pfennings einge:
führt23), Um dieſe Sache ganz in Ordnung zu bringen, vers
fanımelte man ſich von neuem bei dem Kurfürften von der Pfalz
in ‚Heibelberg 2%). Der Gelbbeitrag für alle Reichöftände, auch
für die Geiftlichen, ward angefchlagen, ein neuer Kriegszug auf
den Zebruar des folgenden Jahres beflimmt, aber er Fam, wie
22) Windel c. 153. p. 1201.
23) Über den Keichstag zu Frankfurt im Rov. 1427 And Windel 1. c. und
der Bericht bei Wencker Apparat. Archiv. p. 319 Hauptquellen. Auch Briefe
von den Gtäbten Ulm, Maitz, Augsburg, von dem Herzog Albrecht von Dftreich
Gin Frankfurter Stadtarchiv) erwähnen dieſes Reichstages. Über den Antheil,
den der Papft und der Gardinal Heinrid von Wincheſter an diefem Reichsſtag
nahmen, wie auch die an die Geiſtlichkeit erlaffenen Aufforderungen zu Beiträgen zu
dem neutn Bug f. Raynald Ann. eccl. ad ann. 1477. n. VIu. IX. GudenC.
D. Mogunt. IV. p. 164 29q-
24) Binder c. 153. p. 1201.
6 - Drittes Buch. Dteizehntes Kapitel.
unten erzählt wird, nicht zur Ausführung. Die Gelobeiträge
aber waren in folgender Weife angeſchlagen:
Ein jeglicher Geiſtliche mit Einſchluß der Mönde, Nonnen,
Beggharden und Beguinen, folte von zwanzig Gulden einen Gul⸗
den, von zwanzig Pfenningen Werth einen Pfenming, eine jebe welt»
liche Perfon, ohne Unterſchied des Geſchlechts, die ber fünfzehn
Jahre alt, einen boͤhmiſchen Grofchen geben: hätte aber jemand
über 300 Gulden Werth im Wermögen, ber follte einen halben
Bulden,geind wer barlıber im Wermögen habe, einen ganzen Gul⸗
den gebe Im jeder Stadt follten vier bis ſechs Buͤrger dad Gelb
erheben. Ein Graf follte zwanzig, ein Freigraf fünfzehn, ein
Kitter fünf, ein Edelknecht brei Gulden, jeber Jude aber einen
Sulden geben. Auf dem Lande folten der Kurfürſten Amtleute,
In den Städten die dazu beflellten Buͤrger das Gelb zuſammen ⸗
bringen und nad) Nürnberg ſchicken, daß bamit durch den Cardi⸗
nallegaten und den Markgrafen Friedrich von Brandenburg Soͤld⸗
ner geworben würden 2°),
Diefe Huffitenfteuer mußte eine fehr beträchtliche Summe
außtragen, wenn, wie verordnet war, alle Reichöftände fie bezahl⸗
ten. Allein dieſes war nicht der Fall. Die Schwaben und Frans
ten erklärten ſich dagegen; fie behaupteten: fie feyen nicht mit
Gelde zum Kriege beizufteuern, fondern nur mit dem Leibe
zu flreiten verpflichtet **), Deffenungeachtet kamen doch ziem⸗
lich anfehnliche Summen zufammen, welche nach Nürnberg zur
Aufbewahrung gebracht wurden. Da blieb das Geld längere
Zeit Tiegen, ohne daß es zu bem beabfichtigten Zwecke von Trup⸗
penanmwerbungen verwendet ward. Es war ein lautfprechender
Beweis von ber Lahmheit und Untauglichkeit derer, die dazu bes
zufen waren, Deutſchland zu regieren. Lange dauerte ed, bis
man bie Mittel zum Kriege zufammenbrachte: und war dieſes
enblich gefchehen, fo ließ man fie unbenußt liegen.
26) Windel I. c. Abweichend lautet der Auſchlag in der Neuen Samml.
d Reichs Abſch. I. S. 124.
26) Trithem. Chronie. Hirsaug. ad an. 1428. p- 373.
vierzehntes Kapitel.
Tuͤrtenkriege und ungariſche Angelegenheiten. 1427 — 1428.
Mittlerweile in Deutfchland wiederholt die Fuͤrſten an bie
Bekriegung ber Huſſiten dachten ober in Streitigkeiten gegeneins
ander lagen, war der römifche König in Ungarn faft ausfchließenb
mit ben auswärtigen Angelegenheiten fo fehr befchäftigt, daß ex
gar nicht dazu kam, bie deutſchen Länder zu befuchen und bafelbft
die Ordnung und Gerechtigkeit zu handhaben. Bon der Zuſam⸗
menfunft mit den Herzogen Albrecht und Friedrich von Oſtreich
und mit mehreren deutſchen Reichöftänden zu Wien (Anf. 1425)
kehrte er nach Ungarn zuruͤck, wo er theil zu Totis, einem feis
ner Lieblingsaufenthaltsörter, theils zu Stuhlweißenburg und
Dfen vom März bis Ende Auguft fi aufhielt, und von biefen
Orten aus auf fhriftlichem Wege bie dringendften deutfchen An⸗
gelegenheiten entſchied '). Beſondere Aufmerkfamkeit aber fing er
damals an auf die Sicherheit der gingarifchen Grenzländer gegen
“feine auswärtigen Feinde zu richten. Er ließ nicht nur Friaul,
das ber abtrlinnige Graf von Goͤrz von Venedig zu Lehen genom⸗
men hatte, mit einem ungarifchen Heere, dad fechötaufend Mann
zählte, bedrohen und größere Kriegsanftalten gegen die Rüftuns
gen ber Venetianer treffen 2), fondern er dachte num auch ernftlich
wieber an eine Bekriegung ber Türken. Vorher jedoch wollte er
noch vom neuem bie wirffame Bekriegung ber Huffiten durch die
deutfchen Fuͤrſten, beſonders durch den ‚Herzog Albrecht von Oſtreich
1) &. im And. die Regeften.
2 gl. Engel Gef. d. Ungr. Heide IT. S. 315.
368 Drittes Buch. Bierzehntes Kapitel. '
in Sang bringen. Er begab ſich daher gegen Ende des Jahres
von Totis wieder nach Dfen und von bier nach Skalitz, um Uns
garn gegen bie Streifereien der Huffiten zu decken 2), Nachdem
ex fich noch einige Zeit zu Cron im Wurzland und zu Trenczin in
Ungarn verweilt*), fobann zu Preßburg ‚Hof gehalten), und
im März 1426 zu Wien mit den deutſchen Reichsfuͤrſten zuſam⸗
mengekommen war °), erkrankte er im Mai an der Gicht, als er
grabe nach Nuͤrnberg zum Reichstag reifen wollte”), Er begab
fich daher nach Zotis, von,hier nach Raab und Blindenburg und
Dfen, wo er im Laufe des Sommers zwar mehrere deutfche Reichs⸗
angelegenheiten erlebigte®), doch war er beſonders mit Kriegsan⸗
falten gegen die Türken befhäftigt?). Auch mit den Venetia⸗
nen, bie Sigmund vor Allen haßte, wurde ber Friedensbruch
täglich wahrfcheinlicher: auf diefen Fall hin ſchloß er fehon ind:
geheim ein Buͤndniß mit dem mayländer Herzog Philipp Maria
Bisconti, der mit der Republik damals in Krieg war, ertheilte in
einem Brief (zu Blindenburg 6. Juli 1426) dem ‚Herzog bie Bes
lehnung und gab dazu feine Einwilligung, daß Johann Hunnyab
dem ‚Herzog im Geheim eine Anzahl ungarifcher Reiter zuführs
te10), Nicht lange nachher kam es auch zum förmlichen Bruch
zwiſchen Ungarn und den Türken.
3) S. im Anh. die Regeften.
4) &. im Anh. Regeft, v. Januar 1426.
5) S. im Anh. Regeften v. 27. Zan. bis 23. Febr. 1426
6) Bl. oben Kap. XII. not. 14— 17. u. im Anh. die Regeiten v. 4, bis
U. März 1426.
T) Bgl. oben Kap. XI. not. ®:.
8) &. im Anh. die Regeften v. 16. Mai bis gegen Ende Det. 1426.
9) Durch Berpfändung verſchiedener Orte hatte fih Sigmund einiged Geld
zu verſchaffen gewußt: 7500 Goldgulden von der Wittwe des Grafen Peter Kap
ker, 14,000 Goldguen von dem Agramer Bifhof. Dobner Monum. Boem.
IL. p. 409. Kerchelich Hist. eccl. Zabr. p. 163.
10) Herman. Corner. Chronic. p. 1268. a..1426. „Philippus Dux Me-
diolanensis proelium certans cum civibus civitatum Florentinae et Venetia-
rum, victoriam de ipsis obtinuit etc. Sed non diu post dictae civitates —
urbem Brixensem (Breötie) obsederunt vet cam expugnantes tandem cepc-
rant etc. — — Sigismundus autem R. R. partem Ducis fovens, ipsius
exercitum roborare et expedisionem grandem instaurare consra diesas
Taͤrkenkriege und ungariſche Angelogenheiten. 9
In Anfang des Septembers 1426 kam nach Totis zu dem
König der hochbetagte Despot von Servien, Stephan Lazarewitfch,
in Begleitung feines Neffen Georg But Brancowitfch und meh⸗
rerer ſerviſchen Bojaren. Bisher hatte er fich den Türken ange
ſchloſſen gehabt: aber vielfache Erfahrungen Hatten ihm belehrt,
daß biefe feine Verträge, Feine Bünbniffe wahrhaft beobachteten
und daß von ihnen für Servien Bein Heil zu erwarten ſey. Auch
war er dadurch, daß er tirkiſche Plünderer in feinem Lande aufs
greifen ließ, mit dem Sultan in Krieg gerathen, der biefes als
Friedensbruch anfah und Servien rachebücftend verwüften ließ 11).
Bei diefem wilden und rohen Benehmen des Sultans hielt
der ſerviſche Despot es fin das Kluͤgſte, ſich wieder Ungarn zuzu⸗
wenden. In Totis, wo die Unterhandlungen gepflogen wurden,
leiſtete er dem Koͤnige Sigmund die Huldigung: dieſes thaten
auch bie in feinem Gefolge befindlichen ſerviſchen Bojaren. Darauf
ward ein foͤrmlicher Vertrag abgefchloffen, wornad ber König
nicht nur den Deöpoten in feiner Hertfchaft Über Servien unb
Rascien beftätigte, fondern auch deſſen Neffen Georg, Sohne bes
Wuk Brancowitſch, die Nachfolge zuficherte und ihn zum Mitglieb
des ungarifchen Reichsrathes erhob. Dagegen follten bie Servier
‘ in allen Kriegen gegen die benachbarten Feinde den Ungarn mit
aller Macht beiftehen und feine Sürften gegen ben ungarifchen
König Treue und Gehorſam beobachten, Nach des Deöpnten Ste⸗
phan Lazarewitſch Tod follten die ſeſten Orte, welche frliher zu
Ungarn gehört hatten, wieber an benfelben zuruckfallen, naments
lich Belgrad, Mahow, Galambotz, Belaztena, Thyniga, Bas
kol, Columbara u.a. Rach dem Erloͤſchen des Mannsſtammes
eivitates velle minatus est, Cujus potentiam pariter et animositatem ex-
pertam formidantes, ambasiatores solennes, dominos videl. Padowensem
et Veronensem ad ipsum miserunt, ut pacem cum eo facerent et bene-
volentiam ipsios captarent. Qui oblatis, ut famabatur, CCCC millibus du-
catoram, cives dicter. urbium alis Aquilae Regiae subjecernut et focdus
Perpetunm cum ipso perensserunt.“ CE. Herman. Corner. p. 1313 ad ann,
1831. u. bei 3. 1424. p- 1261. Wal. Cngel Geſch. d. Ungr. Reihe IL. 816.
11) Engel Geſch. v. Geroien S. 369. Deſſ. Geſch. des Ungs. R. IL S. 317.
270 Drittes Buch, Bierzehntes Kapitel.
mon Georg Wuk Brancowitſch felkte ganz Servien an Ungarn
zurlidfallen 1°),
Weil unterbeffen auch ber Woiwode Daniel von ber Walachei
durch die Türken aus feinenwLande vertrieben werben war !2), fo
öffnete Sigmund, da grabe ber zweijährige Waffenſtillſtand
mit bem Sultan Murab abgelaufen war, bie Beinbfeligkeiten ſchon
ewige Monate. nach dem Abſchluß bed fervifchen Buͤndniſſes.
Mitten im Winter (im December 4426) zog er uͤber Thorda und
Kronſtadt durch Siebenbürgen: und inde er an ber Grenze der
Walachei mit der Reſerve zuruͤkblieb, ließ er unter den tapfern
und kriegskundigen Heerführern Johann von Maroth und Ste-⸗
phan von Berzeviza eine anfehmliche Armee, wobei aud Szekter
und Sachſen waren, in bie Walachei einbrechen, bie Türken dar⸗
aus vertreiben und anftatt des von.biefen begunftigten Radul den
frühern Fürften Daniel wieder ald Woiwoden einfehen 14).
Sigmund fah wohl ein, daß mit ber Befegung ber Walachei
noch wenig gewonnen war. Die Türken, die fi zum Kriege
ruͤſteten, mußten befiegt werben, wenn der Feldzug ein glüd:
licher genannt werben follte, baher traf er umfaſſendere Kriegs:
anftalten. Einige Monate, die erflen bed Jahres 1427, vers
weilte er deßhalb in Siebenbürgen 1°), befonders in der Haupts
ſtadt Kronſtadt, und entwarf und publeirte daſelbſt ein Militaͤr⸗
Reglement 16), bad frühfte das in der ungarifchen Geſchichte vors
—_
12) Bol. Engel Geſch. d. Ungt. R. I. S. 317. Hormayr Archiv für
Gef. u. Geogt. I. 1898. S. 465.
13) Windek c. 134. p. 1183.
14) Katona hist. Reg. T. XU. p. 488 u, 637. Gngel Geld. d. Unge,
R, I. &. 318. Hieher würde noch am meiften die Stelle in Herman. Corner.
Chronic. p. 1280 beim 3. 1427 paffen: „‚Sigismundus — exercitai (contra
Tarcos) praefecit quendam eivem Florentinum Pypowe, ipsum de imis eri-
‚gens — qui contra hostes dominii sui venire in proelium festinavit et sic
bellum darum cum eis dimicans, tandem vietor fortunn sibi favente eila-
ctus est, ultra XL millia anmatorum prosternens.“
15) indeck c. 140. p. 1286: „Er mufte zihen gegen den Durden und
Halden in MBurzeriant vnd in die Waladie vnd in Pulgerie, ond hette er das
nit getan, fo weren biefelben Iant gar verlorn geweſt.“
16) Feria H. post Dominic. Reminisoere 1427. Korachich Sappl. I.
p. 328. Gngel Gef. des Unge, Reihb I. ©. 318 fl. Zefler Geſch. der
Tuͤrkenkricge und ungariſche Angelegenheiten. 271
korunt, und wahrſcheinlich den um bisfelbe Zeit eitworfenen Mi:
Gitär Reglement ber beutfchen Zürften in den Huffitenkriegen zum
heil, nachgebildet worden war,
Bei der damaligen großen Zesppenanhäufu in Siebens
bängen ‚waren mancherlei Unerbuungen und Exteſſe ber Kriegs:
leute voxgelommen. Beſonders waren bie Truppen der Prälaten
und Reichöbarone ohne Mannszucht. Sie haudten in Sieben
bürgen wie in Seinbeöland, nahmen dem armen Bauer nicht nur
wit Gewalt bie Lebensmittel weg und bezahlten nichts bafür, ſon⸗
dern fie erbrachen, plünderten und raubten auch die Häufer und
Behältniffe der Einwohner aud. Um dieſen Erceffen vorzubeugen
und beſſere Mannszucht einpuführen, machte Sigmund hie Anz
führer der Banderien, deren Nachſicht hauptſaͤchlich an ben Uns
ordnungen Schuld war, verantwortlich, Kounten diefe dem Kids
ger gegen bie Plünberer Fein Recht verfchaffen, fo.mußten fie felbf
für den. Schaben haften. Nachdem ber Beſchaͤdigte ſich mit einem
Comitats⸗ oder Stuhltichter · Zeugniß über den Betrag feine
Schadens verſehen hatte, ftand ihm das Recht zu, bei dem Octaval⸗
Gericht der Föniglihen Curia zu. lagen: es wırden baum bie
Herrn, deren Banderialiften Exceffe verübt .hakten, vor.die Curia
geladen, um die Angeklagten zu flellen,. widrigenſalls fie ſelbſt
für dieſe bie Gelofttafe zu bezahlen hatten, ‚Breilich entſchied die
Euriooft parteüſch, indem bie Bichter zum Theil die betheiligten
Reichöbarone felb waren. Im Bezug. auf.bie Bebürfniffe des
Heeres, ſo mußten bie Truppen alle Lebensmittel nach einer ge
wiffen Zare. bezahlen. Rur Salz befamen fie vom Könige uma
ſonſt: im Winter erhielten fie Quartiere: im Sommer mußten
fie im Freien lagern, erhielten aber frei Holz und Gras. Das Heu
mußte auch. nach einer Taxe bezahlt werben 17).
Ung. IV. 8. 912 u 962 fü. Später (von Giena aus 28. Dit. 1432) gab
Gigmund Ungarn dad Militärregeft.
417) Heufutter für ein Pferd im Tag koſtete 1 Denar, ein Meden Haber,
Korn oder anderes Getraide 25 — 31 Denare, zwei Portionen Brod 1 Denar,
ein junges Schwein 5 Denar, ein Lamm 8 Denar, ein Huhn 2 bis 3 Denar etc.
Das überfläffige Salz durften die Landheren wieder verkaufen: daher mar aus-
lidiſches Salz verboten, um ihnen fihern Abſat zu verfgaffen, Aug hattea
72 Drietes Bud. Biletʒehutes Kapitel.
Nachdem der König Sigmund größere Streitkraͤſte gefam-
melt hatte, brang er von Siebenbingen aus uͤber Kimpolung in
bie Waladyei ein (im April 1427) 1°) und trachtete dahin , das
Land gegen Überfälle der Tinten ficher zu ſtellen. Er lie
daher an der Donau bie Feſtung St. Georg (Dſchurſchu) bauen
und biefe wie andere feſte Pläge mit ungarifcher Befagung ver»
fehen 19),
Indeffen Sigmund mit großen Planen umging, alles Land
bis an die Mündung der Donau erobem und einen Theil des
deutſchen Ordens in dieſe Gegenben als Vertheidiger des Ehriſten⸗
thums gegen bie Tuͤrken verpflanzen wollte 20), erhielt er in ber
Walachei die Nachricht von dem Ableben bes Stephan Lazarewitſch,
des Despoten von Servien. Er war am 19, Juni 1427 geſtor⸗
- ben®1), Mit dem Tode des Deöpoten follten nad) bem oben ans
gegebenen Bertrage mehrere fervifche Feſtungen an Ungarn zuruͤck⸗
falten : darunter war auch Galambotz, welche Feftung die Deut:
ſchen Zaubenburg, bie Tuͤrken⸗ aber Goͤgerdſchinlik nannten 22).
Diefe Vefle, am rechten Ufef der Donau zwifchen Semenbra und
Drfova gelegen, war an einen ſerviſchen Bojaren für zwoͤlftau⸗
fend Goldgulden von Stephan Lazarewitſch verpfändet worben,
As Sigmund bie Feſtung mit ungariſchen Kriegsvoͤlkern befegen
wollte, verlangte ber Bojar zuerſt die Pfandfumme zurid, Da
Sigmund fi) weigerte diefe zu loͤſen, vielmehr erklaͤrte, doß bie
Berbriefung und das Siegel des Deöpoten Stephan unecht feyen,
fo wandte fich der erbitterte Bojar den Türken zu: er rief fie her⸗
bei und übergab ihnen aus Rache gegen ben König bie Feſtung ?*),
fie davon wie bei dem der Regierung gehörigen Salze nirgents eine Zollabgabe
30 entrichten.
18) Windet c. 140. 1. 0. fegt unrichtig den Bug in’s Jahr 1426. Cr Läpt
auch den Infanten (Don Pedro) von Portugal den Kriegszug mitmachen.
19) Engel Ungr. Gef. S. 320.
0) Boigt Geſch. Preuſſ. VII. S. 503 fl. nad archio. Quellen, Unten das
Käpere. ‚
21) Engel Geſch. v. Serb. ©. 369.
22) Hammer Gef. des Doman. Reihe I. S. 430 nach morgenländ. Radie
—*
“ir 23) Dlugoss. hist. Polon. lib. XI. p. 504. Gngel Geſch. d. Unge. R. . g
Feßler Geſch. d. Ung. IV.-&. 374.
Tuͤrkenkrlege und ungariſche Angelsgenheiten, 73
Als der roͤmiſche König mit feiner Heeresmacht im Juli aus der
Walachei aufbrach und in Servien einruͤckte, theils um Belgrad
und bie andern an Ungarn gefallenen ſerviſchen feſten Pläge zu
befegen und bie Türken aus dem Lande zu treiben, fo fand er biefe
fon im Beſitz von Selambog und Branitſchewo eingeäfchert,
Ehe er zur Belagerung von Galambotz ſchritt, traf der Kds
nig verſchiedene Anordnungen. Da Machow wieder zu Ungarn
gefommen war, wurde bad Machower Banat wieberhergeftellt,
Sigmund brachte es bei dem Zürften von Nord⸗Bosnien, Twartko
Scurus, dahin, daß er (2. Sept. 1427) bie Nachfolge in feinem
Lande, wenn er ohne Erben flürbe, auf den Grafen Hermann
von Cißy, des Königs Schwiegervater, übertrug, da beffen
Mutter Katharina eine Tochter des Königs Twartko 1 gewefen
war2“), In Belgrad ober Griechifh- Weißenburg und in der Um⸗
gegend, wo ſich ber König Sigmund vom Ende September bis zum
Anfang December 1427 aufhielt und bie Feſtungswerke der Stadt
in einen trefflichen Stand fegen ließ , ſetzte er den Raguſaner Edel⸗
mann Mattheo von Tallog zum “ungarifchen Grenzcommandanten
ein und machte ihn zum Obergefpanne zu Kewa. Den neuen
Despoten von Servien Georg Brancowitfch bei gutem Willen zu
erhalten und ihn fir die Abtretung ber Feſtungen an Ungarn
zu entfehäbigen, beſchenkte ihn Sigmund mit vielen Gätern in
Ungarn, welche gegen 50,000 Ducaten jährliher Einkünfte. abs
warfen 20).
Da Sigmund agonnen war, Galambos um jeden Preiß
wieder zu erobern, und bie Zürken aus Servien zu vertreiben, fo
ließ er Galambotz gegenüber eine Wefte Labzlovara (zu Ehren
des heil, Ladislaus) erbauen, und in biefer Abficht geſchictte Ars
beiter (Ingenieure) aus Oberitalien kommen. Die aufgeführten
Zeſtungswerke wurden fodann mit Geſchuͤtz reichlich verfehen 2°).
Sobald die Veſte Laszlovara vollendet und der König nach
einer kurzen Abweſenheit (er hatte fich im Frühjahr 1428 97) nach
20 Zeblet Geſq. d. Ung. IV. ©. 1033.
25) Engel Geſch. v. Gero, ©. 374 fl. Geſch. d. Ungr. 8. &. 320 fi.
26) Engel Geſch. d. Unge. R. ©. 321.
27) ©. im Anh. die Regeften: vom 3—.25. Behr. mar er zu Poreſia: m
Wihsoh 8. Sigmund. IL. 18
73 - "Deittes. Buch. Vierzehates Kapitel.
Maſchau zu einer Unterrebung mit den Jagellonen begeben, um
anch von Polen und Eitthauen Hülfstruppen zu erhalten) wieder
gurlcdgefchrt war, wurde im April 1428 ber Feldzug gegen bie
Tinken eroͤffnet. Der roͤmiſche König hatte eine Armee von etwa
dreißigtauſend Mann beifammen, welche ber Friegderfahrene Graf
Stephan von Rozgon befehligte: auch waren von dem Großflr:
ſten Witold von Litthauen einige Kriegsvoͤller aus Reußen und
‚Vobolien unter der Anflhrung des tapfeın Polen Zawissius Ni:
‚ger von Grabow geſchickt worden: und der König von Polen hatte
verfprochen, feinem Bafallen, dem Woiwoden Alerander von ber
Moldau Befehle zuzufchiden, zu gleicher Zeit bie Türken anzu
greifen. Auch der mit Sigmund verbundene Woiwode Danid
von ber Walachei hatte fechstaufend Wann Kriegsvoͤller zu dem
ungarifchen Heere floßen laſſen 2°).
Auf feine anfehnlichen Streitkräfte vertrauend, "eröffnete
Sigmund (gegen Ende April) die Zeindfeligkeiten mit der Be
lagerung von Galambotz. Unter dem Schuße ber Feſtung Laszlo⸗
vars wurden die Schiffe auf det Donau gefammelt, und bie tin-
kiſchen Fahrzeuge, welche aud der Morawe in die Donau einge:
‚laufen waren, verbrannt und ſodann Galambotz zu Waffer und
zu Land mit ſchwerem Geſchuͤtz beſchoſſen. Dabei hatte ſich wie
ne. zweite Artemifia bes Grafen Rozgon's Gemahlin Cdcilia,
soll männlichen Sinne ; vor Allen audgegeichnet, Befehlshabe⸗
tin einer Galeere, bohrte fie mehrere tuͤrkiſche Schiffe in Grund,
ſteckte adkere in Brand, und beſchoß dann aus Bombarden,
Buüuͤchſen, Balaſtern die feindliche Burg. "Won ber Lanbfeite lei⸗
‚tete Sigmund felbft die Angriffe auf die Feſtung, deren Thuͤrme,
ſchon zum Theil durch das grobe Geſchittz erſchuͤttert, einfiärzten,
Mine dritte Heetesabtheilung beobachtete. ober befehäftigte bie Kriegs:
‚(Haaren ber heranrückenden Tuͤrken und ſchlug fie in mehreren
Gefechten 2°%: Doch änderte ſich Alles, ald der Sultan Murad
mit überlegenen Streitkräften in Eilmaͤrſchen felbft herbeirichte, -
237. Zebr. bis 5. März zu Kaſchau: den 2% März zu Zirnaus am 29. April .
ift er wieder vor Galambog. u
38) Engll.c. S. 323.
29) Urt, Sigmund's v. I. 1433 bei Pay Sen Hin P. I. p. 172. 8gl.
Zürkenkriege und ungariſche Angelegenheiten. 275
Sigmund, davon benachrichtigt, . befand fich in großer Ver⸗
legenheit. Das tuͤrkiſche Heer war ihm fo ſchnell über den Hals
gekommen, daß er für den Ruͤckzug bangte. Ex trat baher mit
dem Sultan in Unterhandlung: ein Waffenflilftand ward abges
ſchloſſen, wornad, Galambog in den. Händen der Türken bleiben,
Sigmund mit feinem Heere auf dem rechten Ufer ber Donau
einen ſichern Rüdzug an dad andere Ufer erhalten. folte, As
nun ber römifche König in Folge des Waffenſtillſtandes fogleich bie
Belagerung aufgehoben hatte,. und feine Kriegsvoͤlker über den
Fluß führte, fielen die Turken die noch am rechten Ufer. der Dos
nau befindlichen chriſtlichen Kriegsſchaaren treulo8 an. Sigmund
felbft hatte noch nicht den Fluß uͤberſetzt und befand fich daher in
ber größten Gefahr, gefangen oder niedergemacht zu werden, Seine
Rettung verdankte er dem Grafen Stephan von Loſſontz, der ihn
aus dem Schlachtgetümmel riß und ihn gluͤcklich, faft mit Ges
walt, auf feinen Nachen brachte, wobei er felbft in’s Waſſer
flürzte und nur durch große Anftrengung feiner Leute gerettet
wurde, Daß nicht daB ganze'ungarifche Heer, welches noch übers
zufegen hatte, aufgerieben wurbe, verhinderten theils die italie⸗
niſchen Wurffhügen in ber neuen Feſtung Ladzlovara, welche
ununterbrochen aus dem groben Geſchuͤtz auf die Türken ſchoſſen
und fie dadurch von der Donau abhielten, theils die Polen und
Walachen, welche auf einer Anhöhe aufgeftelt waren, und unter
der tapfern Anführung des Zavissius Niger auf das Helden⸗
müthigfte kaͤmpften, aber auch meiſtens nach dem blutigften und
hartnädigften Kampfe dem feindlichen Schweite erlagen. Bas
vissius felbft, det ein Feines‘ Pferd beſtiegen, fobald er den Koͤ—
nig gerettet wußte, Fämpfte unter den Vorberften: vergeblich fandte
Sigmund ein Fahrzeug mit kühnen Leuten, bie ritterlichen tapfern
Polen aus dem Schlachtgetimmel zu. retten. Er verfihmähte -
Rettung, wo die Seinigen*fielen. Bon Taufenden umringt ward
Seßter 1. c. IV. S. 375. Herman. Corner. Chr. p. 1290 erzaͤhlt nur von
Sigmund’: Glüd, verſchweigt aber feine Niederlage: „1429 Sigismundus trkui-
phavit contra Turcos proelio maximo, castrum quod dividit Turcos ‚ipsos
ab Ungaris expngnans et capiens ac multitudinem barbarorum innumeram
Perimens, « .
18*
276 Drittes Buch. Vierzehntes Kapitel,
ex endlich von den Türken, die ihn für den König ober einen
ürften gehalten, niebergehauen 20).
Diefe Niederlage des ungariſchen Heeres bei Galamboß durch
den teeulofen Überfall der Zürken fiel vor in der legten Woche des
Wai's 1428 21).
Die Folgen dieſes Sieges waren fuͤr den Sultan ſehr bedeu⸗
tend. Nicht nur kehrte die Walachei unter die türkifche Herrſchaft
zurück und der Woiwode Daniel verpflichtete ſich dem Sultan Tri⸗
but zu bezahlen, fondern auch Servien ging wieder für Ungarn
verloren, Der Despot Georg Brancowitſch, den Übermächtigen
Heerſchaaren der Osmanen Preiß gegeben, hatte Feine andere
Wahl, als einen fehr nachtheiligen Frieden mit den Türken eins
zugehen, Er mußte dem Sultan die Feſtung Galambog laffen,
jährlich Tribut im Betrag von fünfzigtaufend Ducaten bezahlen,
und in allen Kriegen Heereöfolge leiften und verfprechen, jeber
Gemeinſchaft mit Ungarn zu entfagen 22). Viele Servier, welche
nicht unter ber despotiſchen tuͤrkiſchen Herrſchaft ftehen wollten,
80) Urf, Sigmunb’s beiPray Anal. P. IT. p.294 fl. Katona hist. Reg.
T. XI. p. 499. Thwrocz Chron. Hung. P. IV. c. 13. Diugoss. hist. Po-
Ion. 5b.XL p.504. Chronic. Bartossü b, Dobnex Mon. Bozm. T. I. p. 158.
„4.1428: Eadem aestate R. Sigismundus ante castrum Holubeoz intra Racz,
quam olim Dux dispiri modo (befiere &eöart Despota communiverat), castra
metaverat et Dominus Zdeslaus Capitaneus in conductu Paschae.“ Im An»
Yang Beilage X. Die morgenländ. Nachrichten bei Hammer Geſch. d. Dam. MI.
@.430u. 645. Bol. Zehler a. a. D. S. 376 fl: Engel Ungr. Geld. S. 324.
Sero. Geſch. S. 373. nad; Bertrandon de la Broogniäre in den Meimoires de
Pisstitut nat. T. V. p. 469.
31) &. im Anh. die Beilage XI. das Schreiben des Kafpar Slick: dere
felbe vermindert offenbar die Niederlage. Gr gibt nur 1100 Todte an. Die
brieflichen Nachrichten über dieſen Feldzug Sigmund's gegen die Türken, melde
fd in zwei Schreiben v. 22. u. 3. Aug. 1425 im Königsberger Ordensardis
de befinden (Wgl. Index Corp. hist. dipl. Lioniae, Esthon. et Caroniae. I.
n. 1252 u. 1253. p. 271) konnte der Berfaſſer leider nit benugen. Sollte er
fie fpäter mitgethelit erhalten, fo wird er fie im vierten Bande dieſer Geſchichte
im Anhang abdruden laſſen.
82) Engel Gef. d. Ungr. R. S. 324. Geſch. v. Gern. S. 373. Hammer
a. 0, D. Es wird daſelbſt aud der Gortefpondenz des Sultans mit perfiſchen
Yürften Über den ſerviſchen Frieden Crwaͤhnung gethan.
Tuͤrkenkriege und ungariſche Augelegenhelten. 277
entflohen damals nach Ungarn, wo ihnen Sigmund. Die Safe
Gfepel anwied zur neuem Wohnſitz 22). \
. Der. König Sigmund hatte feine glucht nach Belgrad ae)
genommen, von wo aus er theild neue Kriegsanſtalten gegen bie
Zürken traf, theild auch wegen des Friedens mit ihnen unterhans
delte 20). ‚Beinen alten Groll gegen bie Venetianer fegte er bei
Seite und ſchloß, um von ihnen Hülfe gegen den gemeinfansen
Feind zu erhalten (denn fie waren von bem Sultan. in ihren Be⸗
fisungen auf. der Halbinfel Morea bedroht), einen zweijaͤhtigen
Waffenſtillſtand mit ihnen 30). Auch ſuchte er ſich durch Anleihen,
Geld zu verſchaffen und um ſich den Weg durch die Bulgarei zu
Öffnen, nahm Sigmund, ber ſich vom Sommer bis in den Deto⸗
ber in Belgrad und in der Umgegend aufhielt, einen Sismani⸗
den fhlgend bei fich auf und verlich ihm mehrere Güter‘ im Nies
meswarer Gomitat 27), Auch erneuerte ev die ſchon fruͤher mit
dem Sultan von Mefopotamien und dem Tartaren⸗Chan in ber
Krim angefnäpften Verbindungen, und fuchte die Dömanen an⸗
derwaͤrts zu befchäftigen und fo vom ben ungarifchen Grenzen ab⸗
zuziehen ®°),
Das Einzige was aus dieſem Feldzug, ben Sigmund in den
DZahren 1427 und 1428 machte, noch Bedeutung und einigen
Augen für Ungarn in den mächft folgenden Jahren hatte, wat tie
Anlegung einer Deutſchordens⸗Colonie an ber untern Donau zum
beftändigen Krieg gegen. bie Tuͤrken. Der roͤmiſche König hatte
ſchon am 9. April 1497. von Maxienburg im Würzland aus an den
33) Katona hist. Critie. Reg. XL p. 611. Bee Seid. d. Ung. IV.
S. 995, Eigell. c
34) Der Raguſaner Matthäus eurari nahm den flüchtigen König in feiner
Zaetorei zu Belgrad auf und Half ihm aus der druͤckendſten Geldverlegenheit durch
‚sin Geſchenk von 16,000 Ducaten. Wgl, Fehler Geſch. d. Ung. IV. &. 1048.
35) ©. im Anh, Beilage XII. und Regeften v. 24. Sept. 1426,
36) Die Republik ‚hatte damals Maxco Dandolo nad Dfen geſchlat, und
verlangte anfangs gänzliche Gatſagung Sigmund’s auf Dalmatien, worein diefer
. aber. nit willlgte. Bl. Tehler 1. c. S. 387. ° m B
37) Engel Geſch. d. Ungr. Reihe: S. 326. nn:
38) Bol. die Geſch. K. Gigmund’s II. S. 311. Gngel Seſch. v. Ser
vim ©, 374. 5
78 Deittes Bach. Biechehntes Kapitel.
‚Höchmelßßer des Ordens gefcheieben *°); Um fid ein bleibenbes.
Anbenten bei dem Orden zu fliften und durch beffen Förderung
feiner Seele Seligfeit zu verdienen, beabfichtige er, den Drben
theilweife in feine Lande an bie Donau zu verpflanzen, Indem
ex gern fletd.Oxbenöbrüber um ſich ſehe, fo habe ex den Ordens⸗
ütter Nicolaus. von Rediwig zu feinem Rath aufgenommen, damit
derfelbe ihm in des Ordens Angelegenheiten behiiflich fey. Im
eiftigen Wunſche, des Ordens Ehre und Werbreitung zu fördern,
erſuche ex den Hochmeiſter um eine Anzahl Drbensritter und Bir-
ger, Kaufleute, Schiffsmeiſter und Schiffsiungen aus Preußen,
wm .mit ihnen eine neue Anfiebelung an ber Donau in feinem
Lande zu begründen.
Un dieſem Schreiben einen beffern Erfolg zu ſichern, fanbte
der König feinen Protonstar Kafpar Slick nach Preußen, damit
er. dieſen Gegenſtand mündlich mit dem Hochmeiſter betreibe, Der
Botfchafter trug dem Drben. ver, wie der König gefonnen fey,
die Türken ſolange zu befämpfen, bis er ſich ber ganzen untern
Donau bemädtigt habe, Dex deutſche Orden, ber gefliftet ſey
zur Verbreitung des chriftlichen Glaubens und dem bie Verpflich⸗
tung öbliege, dem Koͤnig wider Die Heiden zu helfen, möge, da
er im eiguen Bande nicht mehr von ben Heiden, bekuͤmmert und
beläftigt werde, dem Verlangen des roͤmiſchen Königs willfahren
und ihm zus Beihllfe im Türkenfriege eine Anzahl Ordensritter,
die in den ſlaviſchen Sprachen bewanbert feyen, ferner vier des
Kriegsweſens zu Waffer ımd zu Lande kundige Kaufleute aus
Thorn und Danzig, dann zwanzig Schiffsbauer und Steuerleute,
endlich an taufend Schiffsiungen ſchicken. Diefe Leute wollte der
König auf der Donau und dem fhwarzen Meere (denn bis dahin
träumte Sigmund, feine Eroberungen ausdehnen zu koͤnnen) ge:
gen die Türken gebrauchen. Zu diefer Huͤlfsſendung, welche ber.
Orden auf feine eigenen Koflen ausliften follte, meinte Sigmund
denfelben geneigt zu machen, wenn er ihm gute Auöfichten wegen
des erblichen Ankaufs der Neumark eröffnete und ihm das An:
erbieten beifligte, bie Grenzſtreitigkeiten zwiſchen Polen und ber
39) Boigt Geh. Preuf. VIE. &. 502 ft.
Tuͤrkenkriege und ungariſche Angelegenheiten. 279
Neumark zu Gunften des Ordens zu beendigen +0), Da über
der Orden auf ungewiſſe Wortheile hin große Geldopfer nicht
bringen, auch feine ohnehin geſchwaͤchten Kräfte durch eine Ab:
fendung von Rittern nicht noch mehr mindern wollte, fo verfchlug
fi} auf einige Zeit das Project mit der Anfiedelung einer Ordens⸗
colonie an ber untern Donau. Doch nahm ed Sigmund wieder
auf nach ber Niederlage bei Galambotz. Es ift bekannt, daß er
dann mehr ald Verſprechungen dem Orden bot, benn er überließ
ihm auf ewige Zeiten die Neumark *"), "Daher zeigte fich der
Orden auch vwillfaͤhrig und im Mai 1428 machte. fich eine Anzahl |
Ordenritter unter ber Anführung des Klaus von Redwitz, nebſt
dem verlangten Gefolge, mit dem nöthigen Geräthe verfehen, auf
den eg. ‚Bu Preßburg empfing fie der König. Er ließ ſie hier⸗
auf von ſeinen Amtleuten in ihre neue. Heimath, nad) dem Schloß
Möreny mit Gebiet‘ geleiten 42), indem er verſprach, Altes fir
die neue Stiftung zu tfun, was ihr Gebeihen befoͤrdern koͤnne.
Richt lange nachher folgten auf wiederholtes Anſuchen des Königs.
eine weitere Anzahl Ordensritter nach. Klaus von Redwitz erhielt:
hen Titel eines Orbensmeifters in Ungern, Nach Sigmunds Plan:
ſollten die neuen. Ordensburgen ebenfo mit Komthuren-und Amt:
leuten beſetzt und verſorgt werben wie in Preußen 43), Wie aber
die neue Pflanzung an ber Donau nicht recht Wurzel une
konnte, davon wird ſpaͤter gehandelt werben,
40) Die Sotſcheft Sigmund's vun Kafpar Slick an den Hodmeiter vom
3. Mai 1427 bei’ Boigt lc. ©. 503.
aA1) Gercken Cod. dipl. Brandenb. V. p. 254.
42) Engel Geſch. d. Ungr, Reihe II. ©. 320.
43) Boigt S. 534 fl. nad drei Schreiben Sigmund's an den Hodmeifter
d. d. Preßburg 17. April (&. 527) Preßburg 30. Juli u. Prefburg 14. Sept.
ſammitlich vom Jehr 1999. Mol. Winded p. 1249 sg.
Sunfzehntes Kapitel.
Erbſtreit ͤber Niederbayern. 1425— 1429.
Während bie beiden oberbayeriſchen Herzoge Ludwig und Hein:
rich in heftigen Streitigkeiten gegeneinander erbittert waren, ſich
vielfach befehdeten und vor Gerichtshoͤfen verfolgten, ſtarb der letz⸗
te männliche Sproͤßling der Linie von Straubing⸗ Holland, der
Herzog Johann, ber Enkel des Kaiferd Ludwig von Bayern. Er
wurde durch feinen Hofmeifler Hans von Fliet (6. Ian. 1425)
au Haag vergiftet, weßhalb derfelbe auch hingerichtet wurde. Da
Johann Feine ehelichen Kinder hinterließ, fo vermachte er bie Laͤn⸗
der Holland, Seeland, Friedland und Hennegau (letzteres hatte
er nur im Beſitz) dem Herzog Philipp dem Guten von Burgund,
dem Sohne feiner jünngften Schwefter Bargaretha, und überging
demnach im Teftament feine Nichte, die Jacobaͤa, Tochter des Hers
3098 Wilhelm, welche die iibrigen niederlaͤndiſchen Beſitzungen ber
Bittelsbacher an fich geriffen hatte. Der Herzog von Burgund
feste fich auch bald mit gewaffneter Hand in ben Beſitz der Erb⸗
ſchaft, ohne daß die Wittelöbacher in Bayern einen Verſuch mach⸗
ten, dagegen mit ihren Anfprüchen aufzutreten,
Anders aber war es mit Nieberbayern oder dem Straubins
ger Landı), Sobald dahin die Nachricht von Johann’ Tod
1) Über den Straubinger Erbſtreit hat man Vieles geſchrieben, nicht ohne
Parteilichtejt. In den größern deutſchen Geſchichtswerken hat zuerſt M. I.
Sämidt Geſch. d. Deutſchen IV. S. 168 fü. (Ulm 1787), fodann Heinrid) Zeit»
für Reihgefäläte IV. S. 207 —274 (Rein, 1791), mit Benugung der’vor
dem Tefgener Frieden erſchienenen Gtreitfäriften die Sache darzuftelien geſucht.
Erbſtreit wegen Nicherbayern. Wi
‚gelangt war, ordneten die Staͤnde eine Regentfehaft ab bie Mits-
telöbachifihen Herzoge in. Bayern wurden von bem Todesfalle in
Kenntniß gefegt, mit der. Aufforderung, bie Angelegenheit mit
ber Erbſchaft und Regierung bes Landes in Ordnung zu bringen.
Alsbald erließ Herzog Lubwig von Ingolfabt, ‚der ſich damals
bei dem roͤmiſchen König in Wien aufhielt, an bie Straubinger
Staͤnde die Aufforderung „ ihm als dem Alteſten ber regierenden
Herrn zu huͤldigen. Allein auch die,übrigen bayeriſchen Herzoge
ſahen ſich als Miterben des Landes an. Der Herzog Heinrich von
Landehut und. die beiden Muͤnchner Herzoge Ernſt und Wilhelm,
ſaͤmmillich, wie Ludwig von Ingolſtadt, Urenkel des Kaiſers Lud⸗
wig dbes Bayern, wollten zu gleichen Theilen mit dem Herzog
Ludwig erben, weil ihr gemeinſamer Stammogter Niederbayern
erworben hatte. Daß biefe ſaͤmmtlichen baykrifchen Herzoge ges
gruͤndete Anſpruͤche auf das Straubinger Band hatten, erkannte
nicht nur der roͤmiſche König in einem Schreiben an Herzog Ernſt
"von Münden an (6. April 1425)*), ſondern auch bie nieberbays
eriſchen Landſtaͤnde fprachen fich dahin aus: nur konnten fich bie
Herzoge untereinander felbft nicht vereinigen, in welcher Weiſe
Vie Xheilung vorgenommen werben follte,
‚Herzog kudwig, der feiner halben Sefangenfgeft ara ‚Hofe
in Ungarn mübe, ſich ſchon gegen Mitte bed Jahrs 1425. nach.
Bayern zuruͤckbegeben hatte, gab feinen Stammvettern in fo weit
nach, daß er eine Theilung zugeben wollte. Rach mehreren vers
geblichen Zufammenkünften ber Herzoge mit ben Straubinger
Ständen, verfammelten ſich die erſtern (am 6. Juli.) in Strau⸗
Bing. Indem Ludwig als ber Alteſte des Stammes den größten
Theil der Erbſchaft verlangte, wollte ‚Heinrich die Theilung nach
den Stämmen gemacht wiſſen, wogegen. bie beiden Brüber Ernſt
und Wühelm ſich erklaͤrten, indem fie dann nur als ein Stamm
—
In der neneften Zeit haben die bayerifhen Gefdictfäreiber aus den Archioen
Menches aufgeflärt. Wir nennen hier vor allen Andern K. H. v. Lang Geld,
d. Bait. Herzogs eudwig des Bärtigen (Rürnb. 1821) S. 123 — 153. u. Büde
wer Geſch. v. Bayern 8. VI. ©. 249— 259. (Münden 1838).
2) In ver Schrift: Abfertigung der vom k. k. Hofe geſchehenen Veantwor-
tung des Raqhtrago cn Weil. 3. ©. 48
a Drittes Vach. Euhfjehntes Kapitel.
gerechnet wären, Sie verlangten eine. Theilung nach Köpfen,
wornach zwei Biertel auf ihren Anthell gekommen, welche Art
ber Theilung bie beiden andern Herzoge fehr entſchieden verwar⸗
fen®).
Um einem offenen Krieg untereinander ans zuweichen und.
zugleich auch mm gegen ben unruhigen Herzog Ludwig, ber die
Aofldy hegte, das Land unit Gewait zu hefeten, fh fiher zu fiel-
Ion; beſchloffen bie drei andern ·Herzoge bie Entfcheibung ber Sache
dem Ausſpruche ber nieberbayerifchen Landſtaͤnde zu überlaffen. Das
durch war aber bie Sache keinesweges weiter gebracht: ja man ges
vieth nun in neue Zweiſel und Gtreifigfeiten, indem die Frage:
nech welchem Kechte ber Ausſoruch geſchehen ſollte nicht geloͤst
werden konnte. Denn Heimich verlangte, daß die Landſtaͤnde ein
gemeines Landreqcht Therzogliches Bamilienreiht, ober baverifches
Landrecht, oder allgemeines deutſches Landrecht ?) ausſprechen und
nicht nach dem geſchriebenen kaiſerlichen Rechte entſcheiden, much
keinen Legiſten bei der Sache zu Rathe ziehen ſollten. Herzog
Ernſt und ſein Bruder Wilhelm dagegen hofften eine guͤnſtigere
Entjſcheidung flr:fih, wenn nach dem roͤmiſchen Civilrechte der
Aus ſpruch geſchehe. Cie behaupteten daher: das Recht müßte
dem Gewiſſen der Landſtaͤnde uͤberlaſſen werben, bie, werm fie
der Sache nicht weis. wären, gelehrter und weiſer Leute Rath:
wohl pflegen bisften*).
Indem bie Landflände eifrig daran arbeiteten, zwiſchen ben
Parteien einen Vergleich zu fliften, trat ein neuer Zwiſchenfall
an. Aus Ofen fehrieb (6. Aug.-1425) ber römifche König: wenn
bie bayerifchen Herzoge wegen der: Iheilung des Straubinger Lan⸗
des fich nicht vereinigten, fo werbe er, da das Land vom Reiche
zu Lehen gehe, als Oberhaupt des Reiches Vorſehung thun und
fie an feinen Hof zu Recht vor die Zürflen des Reiches forbern.:
Inzwiſchen ſolle fein Theil den andern zu uͤbervortheilen fuchen
3) Pfalz» Zmeibrüdtifde Borlegung der fireicommifferifgen iechte etc. $. 104-
in (Arndt) volft. Samml, v. Staate ſchr/ z. Behuf der baheriſch. Geſch. Thi. TV.
©. 123. Beil. m. 25. ©. 253 f. Bot. v. Lang a. a. D. ©. 135.
4) Geſch. der Stranbing. —J Urt. 9. 17. p.99. Sqmidt Geſch. d.
Deutſch. 1. c. S. 169.
Sohftoeit weten :Diehssbuyern: 28:
ober Anlaß zu Unfrieden geben, ba jetzt ber Koͤnig des Raths und
der Hülfe folder Fuͤrſten des Glaubens megen:beffer. bedinfe-).
Nicht lange nachher (im: September), grade als bie Lands:
fände in Straubing wegen Der Sacht verſammelt waren, erſchie⸗
nen bei ihnen Abgeorbnete des oͤſtreichiſchen Herzogs Albrecht und:
erklärten, das ihr Herr der naͤchſte Erbe des verflorbenen Her⸗
3095: Johann son Stratbing fey, indem feine Mutter Johanna
eine leibliche Schweſtet des verfiorbenen Herzogs gewefen).. Eine:
gleiche ErHdrung gaben die oͤſtreichiſchen Abgtordneten auch bei
Herzog Wilhelm ab, ber ſich damals in Straubing aufhielt. Inz
dem biefer bie Antwort gab: die Sache-berühre ihn nicht allein,
er-müßte fi mit feinen Vettern berathen; lehnten die Straubin⸗
ger Stände ab, die Anfprliche des neuen Praͤtendenten aufzunch-
men, indem fie etklaͤrten: es komme ihnen nicht zu, das Land zu
vergeben?), Sie kamen darauf überein, um größerer Verwir⸗
rung vorzubeugen, allen, vier Herzogen eventuell und unter der
Bedingung vorhergehender Beſtaͤtigung der ſtaͤndiſchen Freiheiten,
au huldigen, aber keinen Antheil zu nehmen, wenn etwa biefer.
Sache wegen zwifchen ben Wittelöbachern Krieg ausbrechen follte,
ſondern bad Lund bis zur Enbigung: beffelben ledig und ungetheilt
zu laffen®), und den Erblandhofmeiſter von Degenberg als Bere,
weſer von Niederhayern zu beſtellen ).
5) v. Lang a. a. D. ©. 125. Büchner a. a. D. S. 350.
6) v. Freiberg Geſch. der Landſtände in VBahern I. S. 426. Sarelhen
des D. Albrecht d. d. Dfen 18. Aug. 1425. Geſch. der Straubing. Erbfolge.
urk. a. IXXJ. Bal. Büdner a. a. D. Ware nur von den niederlaͤndiſchen
Befigungen und Holland und einem weiblichen Erbrecht an dieſe Länder die Rede
gewefen, fo hätte der öſtreichiſche Herzog allerdings ein ebenfo gegründetee Net
daran gehabt, wie man dem Herzog Philipp von Burgumd zugeftehen mußte. Diefes
Berhäitnif aber konnte nicht auf die bayerifhen Stammlande und die Reichslehen
ausgedehnt werden. Denn wenn auch nicht zu laͤugnen ift, daß Albrecht weibli«
er Seits ein näherer Serwandter von dem verftorbenen Perzog Johann ala die
bayerifäjen Herzoge war, ſo fonnten gemäß der Berträge von Pavia (vom I. 1329)
wu von Ingolkadt (0. I. 1348) in Bayern die Weiber niht erben, folange
mönnlihe Nachkommen von dtudolph's und Ludwig’: Stamm vorhanden waren. „
Dv. &ung S. 127.
8) Bühnen S. 251.
90. Lang ©. 128.
2 Drittes We. Feiichutes Kapitel.
Rod) mehrfachen Berhandlungen vereinigten ſich bie ſtreiten⸗
den bayerifdjen Herzoge miteinander, zu Wien umter Leitung des
vömifchen Königs die Streitfache von neuem vornehmen zu laſſen.
Die vier Herzöge mit einem großen Xheil der Straubinger Stäns
de kamen an ben benannten Ort und bie Verhandlungen begans
men am 3. Febr. 142610), Doch war vorerfi an eine Verfläns
digung unter den Streitenden nicht zu denken: ber König belehnte
zwar die vier bayeriſchen Herzoge zu ihrem Rechte (10. März) ''),
arch belehnte er an demſelben Tag in gleicher Weiſe zu feinem Rechte
den oͤſtreichiſchen Herzog Albrecht, dem er gern al8 feinem Schwies
gerfohne das Land zugewenbet hätte, Er fagte in der Urkunde:
„ex habe dem Herzog Albrecht fein Recht, das er zu dem Riebers
land Bayern bat ober haben-foll, gnaͤdiglich gerichtet, ſoviel er
ihm von Rechtswegen baran leihen ſolle.“ Aber eine eigentliche
Belehrung fand nicht ſtatt 2). Über den Hauptpunct des Strei⸗
tes, bie Art ber Theilung, warb nichts entſchieden und der Marks
graf Friedrich von Brandenburg erflärte als erwählter Schieds⸗
tichter, daß die Sache zu Nürnberg durch die Bundesgenoſſen in
einem Außtragögericht entfchieben werben müßte, Wenige Tage
nahdem Sigmund dem Herzog Albrecht den Lehnbrief gegeben,
wurde (21. März) ein Theidigungsbrief zwiſchen Beiden auöges
fertigt, wodurch der roͤmiſche König, Niederbayern für ein ihm
heimgefallenes Reichslehen erklären und es für ſich und feinen
10) Büäner ©. 251.
11) diſaer Heine Säriften 1 ©. 402. Kurz Geld. v. Ifterr, unter 8,
Albrecht II. Bd. 2. S. 111. Zweibrück. Borlegung 1. c. Beil. n. 52. &, 379 fl.
12) Shmidt’s Anfiht der Sache (Gef. der Deutſch. IV. ©. 170) läßt fih
daher leicht widerlegen. Großhoffinger 2. Joſeph IT. Bd. IV. p. di fi. v. Lang
@&. 130 hat nichts darüber in den bayer. Archiven gefunden, Raqh des k. Preuß,
Hofeb Beantwortung der zu Wien heransgelommenen Hauptfihrift 2c. Beil, n. 6.
©. 193. (Berlin 1778. 4.) u. (Aradt’s) Sommi. v. Staatsfär. TI. S. 223 f.
ſoll Sigmund am 10. März 1426 dem Herzog Albrecht den Lehndrief über has
Straubinger Land gegeben haben. Heinsiä in der Zeutſch. Reichtgeſch. IV. S. 260
wundert fi, daß Windeck von dieſer Belchnung ſchweigt; er meint deßhalb (mie
auqh der Berf. der Abfertigung der k. k. Beantwort, bed Madtrags S. 38 fu.),
8 fen die Urkunde zurädbatirt morden und eb wäre dabei nicht mit reihten Din-
gen yagegangen.
Erbſtreit wegen Niederbayem. 235
Mannsſtamm einziehend, das Band dem Herzog Albrecht als feis
nem Statthalter darin übergibt, Ferner wird’ in bem Brief bez
ſtimmt: Wenn Sigmund ‘ohne männlichen Erben ferbe, daß das
Land an feine Tochter Eliſabeth, Albrecht's Gemahlin und ihre.
Erben falle; und wenn auch biefe ohne Exben ſterbe, folle es an
‚Herzog Albrecht und feine Erben, bie er mit einer andern Ges
mahlin zeugen werbe, fommen !®),
Das Austragsgericht fand ben 27, Mai 1426 umter ben Ob:
männern dem Pfalzgrafen Johann von Neumarkt, dem Bifchof
von Eichſtaͤdt und dem Grafen Ludwig von Öttingen flatt1*),
‚Hier behauptete Herzog Ludwig, daß die Straubinger Lande
ihm allein gehörten, weil er der Äftefte wäre, ber die Baiferlis
hen Lehnbriefe über ganz Bayern empfangen hätte; .weil ein fols
ches Vorrecht des Alters und der Erſtgeburt im erften Buch Mös
feö, im roͤmiſchen Recht, in der goldenen Bulle und in allen
älteren Sreiheitöbriefen begruͤndet ſey, und alle kaiſerlichen und
gefchriebenen Rechte es verböten, Finſtenthuͤmer zu theilen, bes -
ſonders folche, die befondere Hofmeifter und Erbbeamten hätten,
wie das Straubinger Land. Im aͤußerſten Zall aber wuͤrde nur .
eine Zheilung in bie drei Stämme Ingolftabt, Landshut und Müns
den, nicht in’ bie Köpfe flattfinden Tonnen. Dagegen beftanden
die Herzoge Ernſt und Wilhelm grade auf einer ſolchen Theilung
in die Köpfe, weil das Straubinger Land ihnen nicht von den Wär
tern grabe herab angeerbt, ſondern zwerchs auf ber Seite
angefallen ſey. Da Ober: und Nieberhayern bisher zufammen
nur Ein Füuͤrſtenthum mit Einem Banner und Wäppen ausge⸗
macht; fo koͤnnten fie darin dem lteften keinen Vortheil zuges
ftehen. Herzog Heinrich, der, fich frank meldend, nicht in Pers
fon-erfehienen war, Heß durch feine „Bürleger, Kehrer.und Wars
ner” erklaͤren: nachdem er fein Recht an das Land vom Kaifer zu
Lehen erhalten, und zwar fpäter, als bie Bücher Moſes, Juſti⸗
nian's Novellen und bie goldene Bulle; fo koͤnne auch niemand
anders als der roͤmiſche König barüber fprechen. Das war auch
13) Kurz Gef. v. Dſterreich unter K. Albrecht IL Thl. I. S. 111. Bir
fer u. Großpoffinger I, co. K. Preuß. Beantwort, ı. Bell. n. 6. S. 19.
19) v. Lang S. 128. Büdur a a. D.
26 Drittes Buch. Funfhehntes Kapitel.
zuletzt der Beſchluß des Austragegerichts 20). Koͤnig Sigmund
aber, der als oberſter Lehnsherr ſelber Anſpruͤche an das Land er⸗
bob, erklaͤrte in ber Sache nicht entſcheiden zu wollen; er beauf⸗
tragte baher den Erzbifchof don Mainz mit ben Übrigen Kurfür-
fen, als des Reiches Mannen, eine Entſcheidung zu geben und
auch den Herzog Albrecht von Oiteich wegen ſeiner Anſpruͤche
mit vorzulaben!°),
Mittlerweile wurde Alles aufgeboten, bie bayerifchen Herzoge
von Waffengewalt abzuhalten. Nicht nur ließ der roͤmiſche Koͤ—
nig durch feinen Kommiſſar Paul von ber Leiter die Mimchner”
‚Herzoge von einer einfiweiligen Befignahme ber zwei Theile des
Straubinger Landes, welche fie in Anfpruch nahmen, abmahnen,
fondern er verlängerte auch ben Im I. 1422 gebotenen Friedſtand
zwiſchen den vier Herzogen, ber mit dem 7. Dit, 1426 zu Ende
ging, auf ein Jahr weiter: und ald Herzog Lubwig den Bruno
von ber Leiter, der aus dem Straubinger Rande zehn Gleven zum
Huffitenzug nah Cham ald Kontingent fandte, baran hindern
wollte, ſchtieb König Sigmund. (den 19, Juli) von Blindenburg
aus an bie Kurfüscften, fich ihrer Seits an bem Anſchlag nicht hin⸗
bern zu laſſen. Sollte Herzog Ludwig ungehorfam feyn, und es
auf einen Krieg mit ihm anlommen laffen, fo werde er (ber Koͤ—
nig) Alles halten, was er vorher ſchon auf einen ſolchen Fall mit
dem ‚Herzog Heinrich und den Andern abgefchloffen habe 17),
Da inzwifchen der Kurfürft von Mainz die Eatſcheidung in
der Straubinger Erbſchaftsſache ablehnte und fie an das Austrags⸗
gericht zuruckwies, fo fprach diefes zu Amberg (17. Sept. 1426)
unter dem Vorſitz des Kurfüirften Friedrich von Brandenburg, und
mit Zuziehung des koͤniglichen Hofmeifterd Graf Ludwig von Öt:
fingen, des Pfalzgrafen Johann von Neumark und des Herrn
‚Haupt von Pappenheim eine dreifache Theilung des Landes nach
den drei Binien aus, fo baß ben beiden Brüdern Ernft und Wil⸗
helm nur ein 2008 zufielt®),
15) v. Lang ©. 128 — 130.
16) v. Lang ©. 130.
17) v. Lang ©. 130— 132.
18) v. Freiberg 0.0. D. S. 443 bie Urkunde, Bol.v. Lang 9.132, Bich-
ner S. 252,
Erbſtreit wegen Niederdayern. 27
Da bie Münchner Herzoge.mit dieſer Entſcheidung nicht’ zus
frieden waren, auch Herzog Ludwig fie mir bedingungsweiſe und
proviſoriſch wollte gelten laſſen, fo wurde fie nicht vollzogen. Im.
Herzog Ludwig verlangte neuerdings ber goldenen Bulle gemäß
von bem Könige die Belehnung mit dem ganzen Straubinger Lande,
welche ihm aber Sigmund in einem Schreiben (Dfen 18, Det)
entſchieden verweigerte 1°),
Von ben Austragsgericht Fam bie Streitfache wieder an ben
Erzbiſchof von Mainz, der enblich darein willigte, daB fie vor
einem Fürftenrath verhandelt wurbe20), ' Diefer beftimmte eine
erſte Tagfahrt hiezu auf den 4. Febr. 1427 nach Mainz 21),
Noch che der Tag herankam, waren bie Herzoge foweit dis
mig geworben, daß die Straubinger Lande jebem von ihnen zu
feinem Rechte huldigen follten. Zuerft geſchah die Huldigung (29,
Ian, 1427) für die Münchner Herzoge. Herzog Ludwig empfing
fie zuerft am 14. Juli deffelben Jahres, nachdem er zuvor (5.
Juli) von dem xomiſchen König, der von Nürnberg nach Strau⸗
bing gefommen war, bie Belehnung uͤber das erledigte Herzogs‘
thum Niederbayern, d. i.z5u feinem Recht und unſchaͤdlich
den andern. bayerifchen Herzogen und bem Öftreichifchen Herzog
Albrecht erhalten hatte, Als Bedingung dieſer Belehnung aber
hatte Sigmund die Verlängerung des Friedſtandes zwiſchen ven
bayeriſchen ‚Herzogen auf ein weitere Jahr, alfo bis 7. Det. 1428
geſetzt 22). j
Mit Ausnahme von Herzog Heinrich, der es nicht hatte
huldigen laſſen, erklärten ſich bald darauf (21. Juli) die bayeri-
ſchen Herzoge bereit," ihren Erbſchaftsſtreit durch einen Ausfhuß
der Straubinger Stände entfcheiden zu laffen. Diefe thaten ſchon
nad drei Tagen den Ausfpruch: „der Erbſchaftsſtreit felbft fol
zu Recht kommen vor dem römifchen König wie auch aller Streit
‚wegen ber Fehde vom Jahr 1419, damit beide bald erledigt wuͤr⸗
den, benn wollte man beide austragen. nach Fürflen = und Lehen
19) v. Lang ©. 133. Büchner 1. c.
2%) Gemäß einer Urk, d. d. Freiburg 8. Der. 1426. ‚Bol Büdnerl. c.
21) v. Lang S. 135.
22) v. ang ©. 136. “ x
P.} Drittes Bad. Funftehntes Kapitel,
recht, fo wäre Fein Ende abzufehen, und neuer Krieg zu befürde ⸗
ten. Die Stände ſelbſt aber wären in ber Sache eines gleichen
und reblichen Rechts nicht verftändig, daher Könnten fie die Sache
nicht zu Ende führen. Bis das gefchehen, ſollten die Herzoge
einen Berwefer für Nieberbayern in Straubing beftellen. Zu
Schiedomaͤnnern bei etwaigen Irrungen fol Ludwig zehn Mann
aus feiner Ritterſchaft geben, und ebenfo viele bie Münchner Her⸗
zoge, wozu noch fünf auß der niederbayeriſchen Ritterſchaft ges
wählt werden ſollten. Diefe fünfundzwanzig Schiedsmaͤnner
folten zu Augsburg fi verfammeln und Alles guͤtlich (in ber
Mine) ausrichten und den künftigen Rechtsfpruch des roͤmiſchen
Königs vollſtrecken. Dem Herzog Heinrich aber, der die Stände
nicht um Entſcheidung angeſprochen hatte, folle dieſes Alles uns
verfänglich ſeyn 2).
Von dieſem Spruche ward der roͤmiſche Koͤnig durch eine
Botſchaft in Kenntniß geſetzt. Aus Griechiſch-⸗Weißenburg entbot
er 29. Sept. 1427 zurüd: er wolle ſich der Sache annehmen,
ſobald er aus dem türkifchen Feldzug den deutſchen Landen näher
Tommen Könnte, Richt lange nachher (18. Oct.) erließ er von
Dfen aus ein Erinnerungöfcpreiben an den Kurfürften von Mainz
und ernannte zu feinem Gommiffarius in ber Sache den Grafen
Johann von Lupfen 2%),
Ungeachtet aller diefer Anftalten kam man zu keiner Ents
ſcheidung. Herzog Heinrich wollte die Sache immer noch von
dem Austragsgerichte, die Münchner Herzoge von ben Iandftäns
diſchen Ausfpüffen unterfucht und entfhleden haben. Herzog
Ludwig verlangte, daß feine Vettern perfönlich nad Straubing
tämen, und von den Spruchmännern bed Straubinger Landes
den Erbſchaftsſtreit entſcheiden ließen. Da Heinrich nicht erſchien,
fo konnte nichts in der Sache vorgenommen werben 25), So
ging auch ber größere Theil des Jahres 1428 ohne Entſcheidung
in dem Erbſtreit vorlber.
Darlıber waren endlich bie Münchner Herzoge mit andern
23) v. Lang ©. 137 fl
24) v. Lang S. 188.
25) Büäner ©. 254.
Erbſtreit wegen Niederbayern. D.. >]
Zunſten hoͤchſt ungehalten. Ste fehrieben von Straubing (14. Nos
vemb. 1428) dem roͤmiſchen König: „er möchte doch einmal ben
laͤngſt verfprochenen Zag anfegen, es ftünde ſchlecht um das Nies
derland Bayern, ber Huffiten und anderer Dinge wegen: wenn
ex fie wüßte, er wistde fich ihrer erbarmen; das Elend mehre ſich,
je länger er zögere 20).“
Noch che Sigmund diefed Schreiben erhalten, ſchrieb er
(am 48, Nop.), von mehreren Zürften dazu aufgefordert und
durch die Raubzüige der Huffiten erſchreckt, ben bayerifchen Herz
zogen, daß er entfehloffen fey, auf Sonntag Lätare des naͤchſten
Jahres (6, März 1429) in einer Stadt innerhalb Oſtreichs über
ihren Rechtsſtreit zu richten, damit nicht die Keger noch Gewinnſt
aus biefen Mißhelligkeiten zögen 27).
Darauf hielten bie Herzoge in ihren Ländern Landtage, wor
auf ausgemacht wurde, daß des Königs Spruch ruͤckſichtslos voll:
zogen und bazu eine Commiffion von 25 Mitgliedern aus. ben
drei oberbayerifchen Landſchaften ausgewählt werden follte, Letz⸗
teres gefchah auf einer Verfammlung (am 21. März 1429), wo
bie ſaͤmmtlichen oberländifhen Stände die fruͤhern Befchläffe von
neuen beftätigten 2°),
Am 26. April 1429 verfammelte K. Sigmund zu Preßburg
die Vornehmſten und Gelehrteften feines Hofes zum Mannenges
richt, um über den bayerifchen Erbſtreit das endliche Urtheil zu faͤl⸗
len. Auf dem Thron faß der König, zu feiner Rechten der Herz
308 Ludwig, zur Linken die Herzoge Ernft und Wilhelm. Im
Kreife um den König faßen al beifigende Richter: der Cardinal
Johann von Olmüg, der tapfere Kriegsmann und heftige Huffiz
tenfeind, der Erzbiſchof von Gran, ber Biſchof von Agram, zus
gleich des Königs Kanzler, die Biſchoͤfe von Erlau, Befprun,
Warasdin, der ungariſche Palalinus Niclas Gara und mehrere
andere ungariſche und boͤhmiſche Grafen und Herrn. Aber auch
26) von Freiberg 1. c. I. p. 469.
27) Das Schreiben Sigmund’s an die bayeriſchen Herzoge bei v. Lunge. 140
iſt datirt Mihad 18. Nov. 1429. Das Schreiben des Königs an die Münchner
‚Herzoge vom demfelben Tage bei Büchner ©. 264 iſt aus Prefburg batirt.
28) Bühne ©. 254. ©. Lang ©. 144. \
Aſchbach X. Sigmund. TIL. \ 19
2) Drittes Buch. Funfzehntes Kapitel.
von dentſcher Zunge fehlten nicht hohe Perfonen. Es wohnten
dem Gerichte bei: der Pfalggraf Johann von Neumarkt, die Her⸗
zoge von Troppau und DIS, ber Landgraf von Leuchtenberg, der
Burggraf von Meiffen, der koͤnigl. Hofrichter und Landvogt Truch⸗
ſeß von Walbburg, und mehrere andere Herrn von hohem Abel.
Außer zwei Räthen bed Herzogs Philipp von Burgund waren
noch eine Menge geiftlicher und weltlicher Leute, unter ihnen Leh⸗
ver des geiſtlichen und roͤmiſchen Rechts, Protonstarien, Hof-
fehreiber, Ritter, ftädtifche Sendboten und andere biedere Leute
zugegen. Herzog Heinrich, der bie Menge der zugezogenen un⸗
garifchen und böhmifchen Richter ungern fah und baher auch nicht
perſoͤnlich erſchien, indem er feine Abwefenheit durch einen Zug
gegen die Huffiten entſchuldigte, ließ durch einen Anwalt Ber
wahrung gegen bie Zuziehung von Legiften einlegen, und vers
langte, daß nicht nach dem gefchriebenen kaiſerlichen, fonbern nach
gemeinem Landrecht entſchieden werde. Vorher ſchon hatte Her
308 Ludwig's Fürfprecher in einem Vortrag zu beweifen gefucht,
daß das ganze Nieberland Straubing ein nad Reichsgeſetzen
untheilbared Fuͤrſtenthum fey und feinem Herrn dem Herzog Lud⸗
wig als AÄlteſtem des bayerifchen Haufes von Rechtswegen gebühre,
Dagegen erflärten die Münchner Herzoge Ernft und Wilhelm:
das Nieberland Straubing fey nicht Ein Fürftenthum, fonbern
nur ber Theil Eines Fuͤrſtenthums, indem Ober: und Nieder:
bayern zufammen gehörten und Einen Namen und Ein Wap-
pen hätten. Es fey daher diefer Theil ihnen allen zugefallen und
möüffe getheilt werden, und zwar nicht nach Stämmen, fondern
nach Köpfen,
Denfelben Tag noch warb daß endliche Urtheil in dem langen
Erſchaftsſtreit gefält, wie folgt: dad Straubinger Land wäre
eigentlich dem zömifchen König Änd Reich ganz umb gar verfallen,
weil bie frühen Theilungen ohne bie lehensherrliche Zuftimmung
bes roͤmiſchen Königs geſchehen und in ben manchfaltigen Buͤnd⸗
niffen der Herzoge niemal das heil, roͤmiſche Reich ausgenommen
worben fey 29): dennoch hätte der König nach dem Beifpiele des
29) Henri teutſch. OR. Geſch. IV. S. 270 fl. nennt dab einen nihtie
gem Grund. Denn der.röm, König hätte von der Befugniß der Keichsfürſten,
Erbftveit wegen Niederbayern. „m
allmaͤchtigen Gottes und oberften Richters aller Menſchen bie
Strenge des Rechts in Gnaben gemilbert und in feiner landkun⸗
digen angebornen Güte, die mehr Werth auf gute Freunde als
auf Land und Güter fege, feine eigenen Anſpruͤche aufgegeben und
daflır erfannt: daß die fämmtlihen Stranbinger Erb-
lande in vier Theile nad den Hänptern ge-
theilt werden follten 30),
Nach Verkündigung dieſes Spruches ſetzte ſich ber König
nochmals. zu Gericht, um auf die Klage des Herzogs Ludwig ges
gen bie Herzoge Ernſt und Wilhelm wegen ihrer Kriegähberzüge
auf Schabenderfag von 300,000 Gulden zu erkennen. Obgleich
bie Münchner Herzoge bewiefen, daß fie aus Nothwehr gegen
Ludwig Krieg geführt, fo fiel das Urtheil doch bahin aus: daß
beide Theile gefehlet hätten und in Strafe verfallen ſeyen. Diefe
wolle ber König aber in Gnaden erlaffen unter ber Bebingung,
daß-fogleich ber Friedensſtand hergeſtellt werde und bis naͤchſten
Johannistag bie Auswechslung der Gefangenen und eroberten
Schlöffer ftattfinde °1).
Darauf uͤbertrug ber römifche König den 28 Shhiedomannem
den Vollzug des Spruches. Dieſe verſammelten ſich am 18, Juni
4429 zu Straubing, und theilten, nachdem auch ber Herzog
‚Heinrich feine Zuffimmung gegeben, mit Zuziehung dreier Herrn
aus jebem Landestheil, dad ganze Straubinger Banb in vier
Zheile, und verfügten, daß das Loos entſcheiden follte, welchem
‚Herzog jeder Landeötheil, der auf etwas über 1600 Pfund Res
genöburger Pfenning reinen Ertrags angefchlagen war, zukomme.
Die Berloofung gefchah elf Tage fpdter: daB Kelheimer Viertel
erhielt Herzog Wilhelm, dad Straubinger Viertel Herzog Ernſt,
Zamilienverträge zu machen, um ihre Erbfolge feftzufegen und ihre Staaten uns
ter die zu vertheilen, die ihren Lehen folgen Finnen, überzeugt feyn möfen,
Mißbrauch aber Tonnte Fein Recht begründen.
30) v. Lang S. 141 — 143 nad) der Urk. So aud Büchner S. 254-256.
Die Urkunde gibt Senckenberg Samml. rar. Säriften I. 4. p.12 qq. u, Arndt
Canıml, v. Staatäfärift. IV. p. 252 fil. Die Zweibrüͤcker Vorlegung n. 25. u.
©. 236 [.
31) v. Lang S. 143. Bühner S. 266 fl. nah v. Freiberg. c. Pöberlin
R. Geld. V. S. 452. B
. 19*
9 Driczes Bad. Eunfuhntes Kapitel,
das Wilshofer Biertel Herzog Heinrich, dad Schärbinger Wiertel
Herzog Ludwig. Jeder ‚Herzog mußte auslöfen, was in feinem
heil verpfändet ober veräußert war: als gemeinfchaftliche Schuld
wurden 28,000 Bulden übernommen, wovon jeber Theil das
Viertel bezahlen mußte 22).
Der Anſpruche des öftreichifigen Herzogs Albrecht, welche
der roͤmiſche König bei der Belehnung fo gut wie der bayeriſchen
‚Herzoge vorbehalten hatte, gefchieht auffallender Weiſe in dem
koͤniglichen Urtheilöfprudg mit Feinem einzigen Worte Erwähnung.
Da Sigmund in feinem Urtheil den Entſcheidungsgrund von ber
Stamm= und Lehenseigenſchaft der bayerifhen Niederlande hers
geleitet hatte, fo konnte von dem aͤſtreichiſchen Herzog, ber nie in
Stammverbindung, Erbverbruͤderung ober Mitbelehnung geſtan⸗
ben, eine Rebe feyn. Denn die bei Proceffen übliche Belchuung
zum Recht, fofern man foldhes habe, konnte Fein Recht begruͤn⸗
den, ba8 nicht früher ſchon gegolten *2), Auch ment man, Als
brecht habe auf feine Anfprüche verzichtet, wozu ihn Sigmund
bewogen. Man wünfchte den Beiftand der bayerifchen Herzoge
zum Duffitenfrieg und auch die wittelsbachiſche Kurflimme bei der
naͤchſten Wahl eined römifchen Königs, für den Herzog Al⸗
breit 22). Der fächftfchen Kurflimme hatte man ſich fon da=
mals in biefer Beziehung verfichert 20).
Daher ift die aus mehrfachen Gründen hoͤchſt verbächtige Urs
Funde Herzog Albrecht's vom 50. Nov. 1429 (Ausflelungsort
Regensburg), wovon man nur eine Abfchrift vom I. 1569 vor⸗
bringen Tonnte, für ein ſpaͤteres Machwerk zu erklaͤten. Der
‚Herzog Albrecht bekennt nämlich in diefer Urkunde, daß er fich
mit den Pfalzgrafen zu Regensburg vereint, und Feine Ans
ſpruche mehr haben wollte um das Niederland (Straubing), um
32) Andreas Presbyt. Ratisb. bei Eocard. I. p. 2157 ag. Arentin. An-
nal, Boj. ib. VII p. 506. (ed. Franeof. 1627). Vit. Arenpeck Chron. Bo-
joar. lb. V. c. 56. Staindelii Chron. bei Oefele Script. rer. Boic. 1.532.
». gap ©. 144-186. Büdner S. 257 fl. v. Frabers Rc. I. p 474.
33)». ung ©. 150 fl.
3) Karz 8. Abreht I. 0. 2. ©, 112.
36) Kurj a. D.C. 10.
Erbſtreit wegen Niederbayern. 293
fein Recht, noch um bie Beleihung, bie. er von König Sig»
munb erhalten, nachdem er dafür eine Summe Geldes ems
pfangen, nad dem Ausfprud K. Sigmund's und gegen Aufs
gabe der bayerifchen Eigenthumsrechte in Oſtreich und des Pfans
des zu. MWilbenfladt: welchen Vergleich die Herzoge (von Bayern)
mit ihren Bormunben beflätigt, fo wie ber Herzog ſelbſt das
heilige Sarrament darauf empfangen 2°),
Die ganz ungewöhnliche Faffung ber Urkunde, in welcher
des Herzog Albrecht die bayerifhen Herzoge faine Herrn: und
den König Sigmund Majeftät nennt, ben bayeriſchen Herzo⸗
gen flat Sprechern und Vorlegern Bormunde beilegt, ferner
der Umſtand, daß eine Berathung mit den andern oͤſtreichiſchen
‚Herzogen, die damals mit Ausnahfhe Friedrich's von Tyrol noch
Kinder waren, erwähnt wird, und endlich, daß bei einer fo wich:
tigen Sache nicht eine Urfchrift, fonbern eine fpdte, durch mans
cherlei Anderes noch verbächtige Gopie von dem Vertrag vorges
bracht werben kann, laſſen Feinen Zweifel, daß die Urkunde falfch
iſt. Auch ſteht fie in mandherlei Widerfprüchen mit andern Quel⸗
In: Nach glaubwürdigen Nachrichten war Damals «Herzog Albrecht
bei 8. Sigmund zu Preßburg in Ungarn 3”): die Regenöburger
Chronik weiß nichts von bed Erftern Anmwefenheit in Regensburg
am 50. Nov. 1429, und daß fich nirgends von einem Spruch
König Sigmund’s über die Öftreichifchen Anfprüche an Straubing
etwas findet, woraus fich erflären laſſe, wie dem Hauptſpruch
Sigmund’d vom 26. April erft noch am 30. Rev, 1429 ein von
Vſtreich erfaufter Beſitz nachgefolgt ſeyn fol, Auch hätten die
bayeriſchen Herzoge, bie fid) in den Theilungsacten über alle
Schulden bid auf den Pfenning berechneten, nothwenbiger Weife
fich über die Summe ausgleichen müffen, bie. nach obiger Urkunde
vom 50. Nov. Heros Abrecht von ihnen empfangen haben fol.
Davon ift aber nirgends die geringfle Spur aufzufinden **),
736) Memoire pour servir de suite à Vexposd des motifs qui ont en-
ga 5. M. le Boi de Pruse etc. Berlin 1778. 4. XAud) in (Xrnbt’s) Samml.
v. Staatsſchr. c. I. S. 552 fl. Bgl. v. Lang ©. 148.
37) Bgl. unten Kap. XVI, mo von dem Preßburger Meihötag Ende Rov.
und December 1429 gehandelt wird.
38) Inpatt der Anfiht Lang's über die fraglihe Urkunde v. 30. Rov. 1429
p 3 Drittes Buch. Funfzehntes Kapitel.
Daß Herzog Albrecht von Öftreidh in / dem Eöniglihen Ends
urtheil mit feinen Exrbanfprüchen nicht namentlich abgewieſen
wurbe, hatte feine guten Gründe: ber Schwiegerfohn konnte eine
folche Bergimftigung von dem Schwiegervater leicht erhalten und
die bayerifchen Herzoge hatten Fein Recht, die ausdruͤckliche Abwei⸗
fung zu verlangen. Fuͤr Albrecht war ed wichtig, daß er als
Cognat der Straubinger Linie deren Anfprüche auf bie hollaͤndi⸗
ſchen Beſitzungen, welche bie Wittelsbacher gehabt, geltend ma⸗
hen Tonnte, indem der damalige factifche Beſitzer derfelben, der
Herzog von Burgund, nur als Gognat die Erbſchaft gemacht
hatte. Traten bie Herzoge von Bayern als Prätendenten ber
bollänbifchen Länder auf, fo Fonnte ‚Herzog Albrecht von Oſtreich
mit allem Rechte ebenfalls Anfprüche barauf und zwar nähere
erheben,
Belannt iſt ed, daß in neuerer Zeit ber Kaiſer Joſeph H als
Cognat bed Herzogs Albrecht beim Ausfterben der bayerifchen Kurs
nie (1777) die Öftreichifchen Anfprüche auf Niederbayern er⸗
neuerte, und dadurch ben unblutigen bayerifchen Erbfolgekrieg
veranlaßte, der durch Friedrich IT König von Preußen, den Vers
theidiger ber pfälzifchen Rechte, im Frieden zu Teſchen (1779)
beenbigt warb, worin aber doch Oſtreich das Innviertel erwarb.
S. 149 fi. Anders iſt die Anficht, welche in d. Mdmoire pour servir de suite
& l’exposd des motifs etc. aufgeftellt ift, und welcher auch Heinrich teutſch. MR.
ch. IV. S. 274 folgte „,d» Albrecht ſtellte eine Berzihtöurkunde aus, der
ven Aqhtheit in unfern Tagen, außerhalb Wien, wohl niemand mehr bezweifelt.”
Bal. Helarih a. a. D. VII. &, 661 fi. Schmidt 1. c. fagt: „die Vetzichts-
urkunde iſt noch zu vielen Schwierigkeiten und nit ungegründeten Zweifeln aus=
geſedt.“ Wenn man aber unparteifh die Sache prüft, fo Türfte die Behaup«
tung, daß die Urkunde nicht aͤcht ſeyn könnte, keinesweges eine gewagte zu
nennen ſeyn.
’
Scchjehntes Kapitel.
Deutfche Fehden und Streithändel bis auf bie Beendigung bes Preße
burger Reichetages. 1426 — 1420.
Außer der. bayerifchen Streitſache über die Straubinger Erb⸗
ſchaft gab es faft in allen Gegenden des Reiches Streitigkeiten.
und Fehden, während ber römifche König fern von dem beutfchen
Lande in Ungarn ober in Polen, oder an den Grengen ber Türkei
Es kann in einer Kaifergefchichte nicht in alle Einzelheiten ber
beutfchen Reichsgeſchichte eingegangen werden: ſoviel den roͤmi⸗
fen König Sigmund in diefem Zeitraum angeht aber, infofern
er entfcheidend, vermittelnd, belehnend, beguͤnſtigend, beſtra⸗
fend ıc. Zheil nimmt, barf nicht Übergangen werben. Das mins
der Bebeutende weifen die diefem Bande beigegebenen Regeften
nach, das Wichtigere fol hier überfichtlich zuſammengeſtellt werben.
Sigmund hatte dad eigenthlmliche Unglüd, häufig mit feinen
treuften und ergebenften Freunden und Vafallen zu verfallen: und
bei einer unparteiifhen Prüfung der Thatfachen muß man gefles
ben, daß er nicht immer die Schuld trug. Das Zufammentreffen
eigenthümlicher Verhältniffe nöthigte ihn entweder dad Intereſſe
des Reiches hintanzufegen, ober fich mit den ihm befreundeten
Zürften zu verfeinden. In diefer Weife gerieth er in heftige
Zeindſchaft mit dem Pfalzgrafen Ludwig unb mit einigen bayeri⸗
ſchen Herzogen; fo war auch der Urfprung der Spannung und des
Zerwuͤrfniſſes mit den beiden Kurfürften von Brandenburg und
Sachſen.
0} Drittes Buch. Sechdehntes Kapitel.
Inden Sigmund den Kurfuͤrſten Friedrich den Gtreitbaren
von Sachfen durch viele Gnaben und Privilegien vor vielen ans
dern Fürften auszeichnete, ihn fortwährend im Beſitz der Kur
Sachſen gegen den Prätendenten Erich von Gachfen » Lauenburg
ſchichte, befondere Buͤndniſſe mit ihm ſchloß und deßhalb auch
ber kraͤftigſten Unterfiligung befielben gegen bie Huffiten fi er⸗
freute, gab der Tod des Grafen Heinrich von Hartenflein, von
ber ältern Linie Neuß, der auch das Burggrafthum Meiflen bes
fehlen, Beranlaffung zu Erbſtreitigkeiten, da derfelbe, ohne männ=
liche Erben zu hinterlaffen, in ber Schlacht bei Außig gegen die
Huſſiten geblieben war. Alsbald nahm ber Kurfürſt Friedrich von
Sachſen das Burggrafthum Meiffen und Heinrich’8 andere hinters
laſſene Güter in Befig und ließ fich von deſſen Lehensleuten hul⸗
digen. Damit war der roͤmiſche König höchft unzufrieden: er fah
Heinrich's Hinterlaſſenſchaft ald dem Reich anheim gefallene chen
an und übertrug biefelben ald Fürflentyum feinem Hofrichter, dem
Heinrich Reuß, Herrn zu Plauen, als des verftorbenen Burg:
grafen nächftem Agnaten (Schwerbtmagen) zu Lehen (Blindenburg
21. Juli 1436), nachdem er ſchon zuvor als König von Böhmen
bemfelben alle feine Gerechtfame und Freiheiten beftätigt hatte
(Blindenburg 2. Juli), Am zweiten Tag nach der Ausſtellung
des Lehenbriefes für Heinrich Reuß, Herrn zu Plauen, erließ
Sigmund einen Befehl an den Kurfürften von Sachfen, dem neuen
Burggrafen zu feiner Herrfchaft förderlich zu ſeyn, ihm dahin
einzumeifen und barin zu ſchuͤtzen. Friedrich der Streitbare, ber
Alles eher ertragen konnte, ald eine Schmälerung beffen, was
er im Beſitz hatte, war nicht nur gegen ben König wegen
biefer-Sache fehr aufgebracht, fondern er weigerte fich aud, dem
Befehle Sigmund’ nachzukommen. Er gab das Burggrafthum
mit der Dazu gehörigen Gerechtigkeit und der Mannfchaft nicht
heraus, weßhalb er mit dem vom König belehnten Heinrich Reuß
in Iangwierige Streitigkeiten gerieth !).
Daß dem roͤmiſchen König fehr daran gelegen war, ben fir
1) Schoettgen Invent. Sax. Sap. p.380. Lunig 8. X. T.XI. Abth. b.
p- 212. Hora Frideric. Bellic. C.D. u.323. p. 992g. P. Betler’s Gräfl.
. Reuß + Plauiſche Etommt. p. 60 syq-
Deutſche Fehden und Streithaͤndel. 297
den Huffitenkrieg unentbehrlichen Kurfuͤrſten bei gutem Willen zu
erhalten, zeigt, baß er fi) von neuem, ungeachtet bes Ungehor⸗
fams beffelben in der Burggrafthumdfache, fir ihn ausſprach und
ihn im Befige der Kur Sachfen beftätigte (Dfen 14. Aug. 1426) 2),
und Erich von Sachfen» Lauenburg mit feinen Anfprüchen ganz
abwies, obwohl diefe ben Anfprüchen Heinrich's, des Herrn zu
Plauen, auf das Burggrafthum, welche Sigmund für gegründet
erklaͤrte, ganz analog waren. Es ſchien hier allein Willkur die
Sache bald fo, bald anders zu entſcheiden und eine Berufung auf
Präjubiz nicht zugelaffen zu werben, Was die deutfchen Fürften
in dem Glauben beftärfen mußte, baß Sigmund weniger nach
Recht und Gewohnheit, ald nach eignem Willen und Sinne ents
ſchiede, war feine damalige Xußerung in Gegenwart mehrerer
deutſchen Reichöftände: dad, was er einmal geſchrieben (verfügt),
habe er gefchrieben 2). alt diefer Grundfos, fo mußten alle
weiteren Verhandlungen, die ber König doch felbft anorbnete ober
zuließ, nur ald Schein und Verfpottung ber zurückgefegten Partei
betrachtet werben.
Da Sigmund die Kraft fehlte, feinen Worten in Bezug auf
das Burggrafthum Meiffen Nachdruck zu geben, und er auch ben
Kurfürften von Sachfen um fo mehr ſchonen mußte, als derfelbe
noch mit am Träftigften gegen die Huffiten focht, fo blieb bie
Sache unentſchieden bis zum Tode Friedrich's des Streitbaren, der
am 4, Januar 4428 erfolgte *). Er war offenbar einer ber ins
tereffanteften Charactere unter den bamaligen beutfchen Fuͤrſten;
ein guter, vortrefflicher Krieger, ein weiſer Regent, ein Gönner
und Schliger der Wiffenfchaften. Durch die Gründung der
Univerfität Leipzig fliftete er fich ein bleibendes Andenken feis
ner Liebe für die Wiffenfchaften. Nach der für die Fuͤrſten⸗
haͤuſer verberblichen Sitte der Zeit, bie hinterlaffenen Länder des
D ©. im Anh. die Negeften v. 14. Aug. 1426.
3) Horn l. c. p. 183 0gg. CE. Höberlin R. H: V. p- 408 fü. Bol.
oben Kap. X.
4) @indet c. 155. p. 1202. Herman. Corner. p. 1283 (obüt in Vi-
lin trium 88. Magorgm). Chronic. Votero - Cellense b, Mencken II. p.446.
HoraL c. p. 576 qq. Häberlin . 9. V. ©. 488.
p.-] Deittes Buch. Gechzehntes Kapitel.
Baters unter ſaͤmmtliche Söhne zu theilen,, folgten. Friedrich bean
Streitbaren feine vier Söhne in ber Regierung ber Länder in
Sachſen und Thiringen, und zwar in ber Weife, daß fie gemeins
faftlich diefelben führten, Der aͤlteſte aber, Friedrich der Sanft⸗
müthige, allein das Kurfürflentyum Sachfen und das Erzmars
ſchallamt erhielt. Sigmund gab von der Grenze ber Türkei aus
(Taubenburg in Servien 20. Mai 1428) ben vier Söhnen Frieb⸗
rich's die Belehnungsbriefe über die Länder ihres Vaters und über
die Kur Sachſen*). Der Burggraf Heinrich Reuß aber fand für
gut, ſich mit dem neuen Kurfürſten gütlich zu vergleichen, da er
doch mit Gewalt nichts ausrichten konnte. Er verkaufte daher
dem Kurfürften Friedrich dem Sanftmüthigen die Burg Meiffen
und das Schloß Frauenflein fir 16,000 Gulden. Heimrich's
Agnaten, welche mitbelehnt worden waren, proteflirten gegen
diefen Verkauf, fo daß noch die ganze Regierungszeit Sigmund's
hindurch um diefe Sache im Wege Rechtens geſtritten wurde ©).
Auch mit dem Kurfürften Friedrich von Brandenburg, der
noch immer es heimlich mit dem König von Polen gegen den roͤ⸗
miſchen König hielt, durch verwanbdtfchaftliche Bande das Buͤnd⸗
niß noch enger ſchloß, und in feinen fraͤnkiſchen Befigungen, wo
er ſich großentheild aufhielt, viel zur damaligen Störung des
Lanbfriebens beitrug, war Sigmund noch gefpannt: jeboch mußte
er auch biefen ihm fonft fo ergebenen Fürften ſchonen, weil der—
felbe nebft den Kuͤrfürſten von Sachfen und dem Herzog Albrecht
von Öftreich zu den thätigften Bekaͤmpfern der Huffiten gehörte,
obſchon er ohne Gluͤck gegen fie focht.
Des Kurfünften von Brandenburg Streitkräfte waren viel⸗
fach getheilt und gelähmt durch den langen Krieg mit den Her⸗
zogen von Meklenburg und Pommern um die Uckermark, der
endlich durch ben Frieden zu Templin (16, Juni 1427) beendigt
- ward, worin Brandenburg die Uckermark behauptete 7). Der
5) Windell.c. Horn a. a. D. Herman. Corner. l.c. S. im Anh. die
Wegeften 20. Mai 1428.
6) Bedier Gräfl. Reuf-Plauifge Stammt. &. 65 u. 81 fl.
7) Bol, über dad Nähere, was mir übergehen, da ed nicht unmittelbar zu
KR. Sigmund’ Geſchichte gehört und allzufchr in die Specialhiſtoric eingreift:
Deutſche Fehden und Streithändel. 29
Markgraf brauchte damals nothwendig Gelb, baher veräußerte er
einige von feinen fränkifchen Befigungen. Zum Verkauf einiger
burggraͤflich⸗ nürnbergifcher Guͤter und Rechte an bie Stabt Rürns
berg holte der Kurfürft durch eine eigne Geſandtſchaft bie lehens⸗
herrliche Einwilligung des römifchen Königs ein, und erhielt fie
in zwei Urkunden, die zu Kronftabt 4, und 22, Gebr, 1427
ausgeftellt wurden °). In drei Kaufbriefen überließ ex der Stabt
Nürnberg feine dafelbft gelegene Burg mit Zugehör, nebſt Amt
und Gericht und einigen bavon abhängigen Dörfern, Gütern und
Lehen, boch mit Vorbehalt feiner Herifchaft, des Wildbanns
und bed Geleites außerhalb der Stadt, ferner alle Rechte an feis
nem Walde bei Nürnberg, nebft zwei Drittheilen des Schultheißens
amtes und des Gerichts zu Nürnberg und einige Gefäße, eben»
falls mit Vorbehalt der Lehendherrlichkeit, des Wildbanns und des
Geleites; endlich alle feine Rechte an das Zeibelgericht nebſt den
damit verbundenen Gütern und Einkünften. Diefe Kaufbriefe
beftätigte. Sigmund in brei Urkunden (zu Belgtab 31. Oct., 3.
u. 10, Nov, 1427) °). In Bezug auf die neuen Erwerbungen
gab Letzterer bald darauf der Stabt Nuͤrnberg einige ne
(von dem Schloß Taubenburg 5. u. 6. Mai 1428) 10),
Im dem deutſchen Reiche gab ed damals faft fein Land, in
dem nicht Kriege oder Fehden wuͤtheten. Am Oberrhein brach
wieber von neuem der Krieg zwiſchen dem Markgrafen Bernhard
von Baden und dem Kırrfürften Ludwig von ber. Pfalz aus: Les
terer hatte an ben Stäbten Straßburg, Bafel, Freiburg und
Breiſach nicht unbedeutende Bundeögenoffen. Sie nahmen dem
Markgrafen bad Schloß und die Stabt Mühlberg weg. Diefer
ſah ſich ebenfans nach Bundesgenoſſen um und fand fie an dem
Biſchof Wilhelm von Straßburg, an dem Kurfürften Dietrich
Herm. Corner. Chron. p. 126% u. 1269. Gundling Friedrich I. &. 271 fi,
Pauli Preuß. Staattgeſch. Bachholz Geſch. der Churmark Brandenb. P. III.
p- 34 fl Haberin R. H. V. S. 424 fl
8) Wölkern hist. Norimberg. dipl. Per. II. p. 568.
9) Wölkern h. Nor. d. II. n. 305—309. p. 569 — 588. - Andreas
Presb. Ratisb. p. 2154. CE. Häberlin V. &. 429 fu.
' 19) Hist. Norimb. dipl. IT. p. 544 3q. S. im Anh. die Regeften.
200 Drittes Bud. Sechʒehntes Kapitel.
von Säln, an dem Herzog Karl von Lothringen, am Herzog
Reinhold von Urslingen und mehreren Grafen und Herm, vers
fürchte aber vergeblich, Straßburg zu uͤberrumpeln und belagerte
mehrere Monate ohne Erfolg das an Straßburg verpfändete
Städtchen Oberkirch. Erſt im folgenden Jahre (1429), ald man
gegenfeitig viele Denfhen im Krieg geopfert und die Länder vers
wuͤſtet hatte, gelang es bem Kurfürften Conrad von Mainz vers
wittelnb einzufchreiten 17),
Diefer hatte aber indeffen auch eine blutige Fehde mit dem
Landgrafen Ludwig von Heffen geführt. Schon im Jahre 1425
hatte zwiſchen Beiden der Krieg wegen ihrer beiberfeitigen Einmi⸗
ſchung in die Angelegenheiten ber Abtei Fulda auszubrechen ges
droht: es war aber damals den beiben Kurfürften von der Pfalz
und von Brandenburg noch geglüdt, die Streitigkeiten einigers
maßen beizulegen. Doch das unter ber Afche glimmende Feuer
erhielt bald neue Rahrung und ſchlug in helle Flammen aus, Der
Graf Heinrich von Walde hatte fein Land dem Landgrafen vers
pfändet, womit bes Erſtern Gemahlin, eine Gräfin von Naffau,
und ihr Sohn Walrabe ſehr unzufrieden waren. Sie fanden andem
Kurfürften von Mainz, dem bie Verpfändung ber Grafſchaft frü⸗
ber zugefagt war, unb der auch fchon Gelb darauf vorgefchoffen
batte, einen mächtigen Verbündeten. Derfelbe war auch dem
Landgrafen gram, weil er bie erzbifchöflichen Rechte und Ein⸗
Eunfte in Heffen ſchmaͤlerte und fich allzuviel in die innern An⸗
gelegenheiten der Abtei Fulda mifchte, welche zu ordnen der Erz⸗
biſchof von Mainz in Anfpruch nahm, und auch wirklich aus:
führte. Da er aud) mit dem Kurfürften von Cöln ſich verband,
war es ihm nicht ſchwer, die Grafſchaft Waldeck zu befegen:
und um bie Angriffe bed Landgrafen mit mehr Erfolg zuruͤckzu⸗
ſchlagen, ſchloß er auch noch ein Buͤndniß (A. April 1427) mit
dem Bifchof Johann yon Wirzburg und mehreren rheiniſchen und
fräntifchen Grafen und Herrn. Dagegen hatte der Landgraf als
Bundesgenoſſen gewonnen ben ‚Herzog Erich von Braunſchweig,
den Landgrafen Friedrich (den Zriedfertigen) von Thuͤringen, den
11 Winde c. 161. p. 1208 sqq. Herzog’s Eiſaß. Chronik p. 109 sg.
Schoepfin Zur. Bad, I. p Mög
Deutfche Fehden und Streithaͤndel. 201
Halzgrafen Otto von Sinsheim und ben Grafen Wilhelm von
‚Henneberg.
Anftatt wie auf dem Nürnberger Reichstag befchloffen wor⸗
den, gegen bie Huffiten zu Feld zu ziehen, befiegten ſich der
Landgraf und ber Kurfünft von Mainz mit ihren Verbuͤndeten.
Nachdem ber Landgraf die in Heffen unter dem Befehle bes Gras
fen Gottfried von Leiningen eingefallenen mainzifchen Truppen
bei dem Dorfe Englis gefchlagen und zerfprengt hatte, verband
ex fi (3. Aug. 1427) mit dem Abt Johann von Fulda, vertrieb
den ihm vom Mainzer Erzbiſchof beftellten Coadjutor Hermann,
. und befegte die Stadt Fulda. Der Kurfürft mit feinen Verbüns -
deten rückte fobann herbei und belagerte die Stadt, Er fand aber
an ben Bürgern unerwarteten Widerſtand; indem er noch in der
Belagerung begriffen war, eilten ber Landgraf und ber Abt hers
bei und fehlugen den Feind mit großem Verluſt an Todten und
Sefangenen in die Flucht (10. Aug). Durch diefe Niederlage
warb der Kurfürft zum Frieden bewogen, ben balb nachher
(8. Sept.) zu Frankfurt die Kurfürften von Coͤln und Branden⸗
burg, der Bifhof von Würzburg und ber Herzog Wilhelm von
Braunſchweig vermittelten. Der Erzbiſchof von Mainz mußte
an den Landgrafen 44,000 Gulden bezahlen und denfelben in bie
Gemeinſchaft der ihm werpfändeten fuldaiſchen Städte und Schlöfs
fer aufnehmen, weßhalb auch zwifchen ihnen und dem Abt Johann
ein Burgfrieden noch beſonders gefchloffen ward. Auch der Streit .
wegen Waldeck wurde ausgeglichen. Der Landgraf gab die
Pfandſchaft der Herrſchaft Waldeck gegen Erſtattung der Pfands
ſumme zurüd, Der Kurfürft von Mainz und der Landgraf ſchloſ⸗
fen fodann, um allem Hader gänzlid) zu entfagen, auf zwölf
Jahre einen Freundſchaftsbund, in den zugleich auch der Kurfürft
von Coͤln, der Landgraf Friebrich von Thüringen und zwei Hers
zoge von Braunfchweig traten 12),
12) Über den Matnzii«pefilhen Gtreitfandel un ben berans feroorgegenges
men Krieg find Hauptquellen: Windeck c. 144. 146. 147. 149. 154. und ein
umgebrudtes Kapitel in der Ebner. Handſchriſt (c- 230.), woraus zu erfehen ift,
daß der Pfalzgraf Dito den Landgrafen ſehr unterftügte. Flerman. Corner. Chron.
p- 1278. Trithem. Chronic. Hirsang. p. 386 (mo jedo& die Chronologie ganz
302 Drittes Buch. Sechzehntes Kapitel.
Sobald in Heffen der Frieden wieberhergeftellt war, bes
mühte ſich der Landgraf Ludwig fehr, dad in mehrere Linien ges
teilte Haus Braunſchweig, das im inneren Zwiſt lag, zu bes
ruhigen. Da der Landgraf mit einigen braunfchweigifchen Her⸗
zogen verfhwägert war, fo wurde feine Vermittlung in ben Bas
milienſtrritigkeiten öfter8 angerufen. So warb ber ‚Herzog Dito
dee Einäugige von Göttingen, ber mit feiner Gemahlin im offe⸗
nen Streit lebte, durch den Landgrafen verglichen (1428). In
demfelben Jahre brach auch eine heftige Fehde unter den brauns
fegweig = lüneburgifchen Herzogen aus: Herzog Heinrich war ges
ſtorben und deffen Söhne Wilhelm und Heinrich geriethen mit
ihrem Oheim, dem Herzog Bernhard zu Wolfenbüttel und Kalen⸗
berg, über die Theilung bes Landes in Streit, Zur Beilegung
deffelben ward ber Landgraf Ludwig zum Schieberichter erfehen:
Bernhard erhielt dad Land Gele, Wilhelm erhielt den wolfen⸗
buttetſchen, Heinrich ben Falenbergifchen Antheil. Die Städte
Lünebing und Braunfchweig blieben gemeinſchaftlich. Nicht
kange währte ber Frieden: zwiſchen ben Brüdern Wilhelm und
Heinrich brach bald Hader und Krieg aus: als ber Letztere
Bolfenbirttel nahm , befegte der Andere das kalenberger Land,
Der Heffifche Landgraf, der Oheim der beiden uneinigen Brüber,
ward wiederum zur Schlichtung bed Streites herbeigerufen und
beftätigte ben gewaltfamen Tauſch 1°).
Aber nicht allein die Fürften und Heren lagen in vielfachen
Fehden und Streitigkeiten gegeneinander zu Felde, fondern auch
falfa) iſt, wie aud) bei Schaten. Annal. Paderbon.) Die Urkunden bei Joannis
scriptt. rer. Mogunt. I. p.739qg. u. derfelbe ad Serrarii rer. Mog. p. 305gg.
Schannat hist. Fuldens. I. P. III. p. 296. T. II. Cod. prob. p. 298 (mo die
Urfunde über den Bund des Landgrafen mit dem Abt von Fulda v. 3. Aug. 1427
fid) findet). Guden. Cod. dipl. T. IV. p. 168. Singeine fpeciellere Rachrich ⸗
ten aus den heſſiſchen Archiven gibt aud ERommel's treffliche Geſch. von Heis
fen IN., mo von S. 269 — 277 der ganze Werlauf der biutigen Fehde erzäple
iſt und in ben Anmerkungen dazu n. 9— 14. S. 195— 200 die abweichenden
Berichte critiſch geprüft und gewürbigt werden. ’
13) Koch pragm. Geſch. des Hauf. Braunſchweig⸗ Lüneburg. S. 289 fi.
Grat v. d. Braunſchw. Lüneb. Trbtheil. &.35 ſu. Rommel a a. D. S. 278fl,
u. Aumerk. 15. S. 200 fl.
Deutfche Fehden und Streithaͤndel. 33
in. ben meiſten Stäbten vegte fich der Geift der Unordnung, des
Aufruhrs, ded Krieges. Hier war der Kampf ber Bürger meiſt
gegen ben Übermuth und die Anmaßungen der in Lupus und
Schwelgerei verfunkenen Geiſtlichkeit gerichtet 14 =): oder bie
Zänfte wollten fich von ber vormunbfchaftlichen, oft willkuͤrlichen
Regierung der Geſchlechter (Patricier) emansipiren ind felbft bie
ſtaͤdtiſche Verwaltung führen, wovon fie vorher faft ganz ausge⸗
fehlofien waren. Da die Patricier Feine von ihren Rechten aufs
geben, ihren Gegnern aber Feine neuen zügeftehen wollten, fo
Tonnte nur auf dem Wege ber Gewalt und des Auftuhrs bie Ent»
ſcheidung herbeigeführt werben, ba die höhere Auctorität felten
ihren Auöfprüchen Kraft gab, Ungeachtet von einigen Stäbten
die Zünfte. die Vertreibung. der Geſchlechter und die Einrichtung
eine neuen Rathes aus ihrer Mitte ſchwer hatten: büßen muͤſſen,
indem (wie z. B. in Breslau) die Aufruͤhrer durch den roͤmiſchen
König mit Hinrichtung oder Verbannung beſtraft und die vertrie⸗
benen Gefchlechter wieder in ihre Rechte eingefegt wurden, fo ers
neuerten ſich doch in faft allen Gegenden ſolche gewaltfame Aufz
tritte in den Neichöftäbten, ein Beweis, baß ein tiefliegender
Grund vorhanden war, ber bie Zünfte dad ihnen vorſchwebende
Biel einer Verbefferung ihres Zuftandes zu verfolgen, anregte.
Es wiirde die Geſchichte des Kaiferd Sigmund allzufehr aus⸗
dehnen, wollte man in die ausführliche Darftelung aller dieſer
ſtaͤdtiſchen Streitigkeiten eingehen; es wird gwügen, auf die be⸗
deutenderen derſelben hinzuweiſen. In den Siãdten Aachen 14b),
Bamberg 15), Erfurt 1°), Chin 17), Magdeburg 1°), Speyer 19),
148) Winde c. 160. p. 1205: „Wo man bofes horte oder krieg wer m
man fragte, wer tut dad, fo hies es der biſchoff, der propft, der dechan,
vfaff 20."
145) Windeck c. 138. p. 1188. Der Streit war feit 1426 über die di
ligthümer entftanden,
15) Windel c. 160. p. 12805. der Biſchof von Bamberg wollte mit
Feuer und Sqhwert die Stadt verfügen: feine MBundesgenoffen,, weltliche Herrn,
waren aber chriſtlicher gefinnt und fehten fh dagegen.
16) Die Neiyäftant Erfurt, worüber jedoch der Erzbifdof von Mainz ges
wiſſe Hoheitsrechte in Anfprud) nahm, hatte fih mit dem Herzog Heinrich von
Braunſchweig verbunden, weßhalb der Erzbiſchof gegen Erfurt mit dem Kurfürs
0 Drittes Ber. Gecjehntes Kapitel,
Straßburg *°), Würzburg *1) u, a, waren bie aͤrgerlichſten unb
beftigften Streitigkeiten und Fehden audgebrochen ober nahe daran,
auszubrecden zwiſchen den Buͤrgern und ber Geiſtlichkeit: ber
Streit blieb aber nicht innerhalb der ftädtifchen Mauern beſchraͤnkt:
beide Theile zogen als Verbündete die benachbarten Zürflen und
Herrn herbei, fo daß bald die ganze Provinz in ben Streit ver⸗
widelt wer, In Yaden*?), Gonflanz?*), Mainz **) und
mehreren andern Reichöftäbten wurde ein wahrhaft blutiger Kampf
unter ben Bingen felbft geführt, indem bie Handwerker die Ge⸗
ſchlechter zu vertreiben fuchten und biefe an ben benachbarten
Herrn einen Rückhalt fanden, wodurch der Kampf zu ihren Guns
flen verlängert warb,
fen von Saqſen und den Landgrafen von Thüringen ein Bündniß ſchloß. Ser-
rar. rer. Mogunt. I. 542 2q.
47) Ghronita der Stadt Göin f. 294 Mel. Häberlin R. H. V. S. 273.
18) Der Erzbiſchof von Magdeburg wolte nit zulaffen, daß die Stadt
neue Befeftigungen errichte, die man zur Abwehr der Huffiten für nöthig erach⸗
tete, und that fie deßhalb in den Bann. Chronic. Magdeburg. in Meibom.
Scriptt. 11.356. ®ent Stifts · und Sandeshiftor. v. Magdeburg ©. 412. Bol.
Hiberiin R. 9. V. S. 475 fl.
19) Lehmann Speyr. Ghr. ib. IT. c. 86. Mol. oben Kap. VI.
20) Säüter’s Aumerk. z. Königshonen. Obserr. XV. Bel. oben Kap. VL
0 im Anhange Beilage XV. Aud aus Winde c.250, in der Chner’fhen Hand
ſqrift, welches Kapitel noch nicht gedrudt ift, erſieht man, daß der Streit noch
tn I. 1429 währte,
21) Windet c. 157. p. 1204. u, 0. 182. p 1241. Der Siſqof Jo⸗
hann von Brün, ein höqſt verſchwenderiſcher Herr, deſſen Lebenbwandel and) das
Domcapitel indignirte, hatte acht der angefehenften Bürger Würzburg's hinterlis
fliger Weiſe gefangen nehmen laffen. Mir werden auf die Würzburger Zehde
wegen ihrer Bedeutenheit fpäter noch einmal zurüdtommen.
22) Winde c. 165. p. 1210 fü. gibt darüber ein langes Molkstied, das
aus den Handfchriften mehrfach ergänzt werden Tann. Herman. Corner. Chron.
ad ann. 1429. p. 1296 handelt end Davon: „‚Urbe Agbisgranum turpiter tra-
dita est per quosdam Burgi magistros ejusdem civitatis in manns triam
Priocipum, puta Ducis de Monte, Comitis de Hinsberg et Comitis de Der-
neburg.“ Darauf wird das Blutbad erzählt, dab die drei Herru in Aachen ans
richteten.
23) Lender Geſch. des bürgerl. Lebens der St. Gonftanz im Mittelalter
ea.
24) Devon wird foäter noch des Näheren gehandelt werden,
Deutſche Fehden und Streithaͤndel. 305
Indem in biefer Weiſe Deutſchland vol Krieg und Fehden
wär, babei auch den beftändigen Verheerungszuͤgen ber Huffiten
ſich auögefegt fand, kam noch ein blutiger Krieg hinzu, der im
. füblihen Schwaben an ber Grenze der Schweizer Eidgenoſſen⸗
ſchaft wüthete,
Die Appenzeller, welche fich ſchon geraume Zeit ber Herr⸗
ſchaft des Abts von St. Gallen entzogen hatten und von den Eid⸗
genoſſen in ein ewiges Landrecht aufgenommen worden, waren
eine Reihe von Jahren mit dem Abt, wie aud) mit Oſtreich in
Frieden. Nachdem fie fi mit dem Grafen von Toggenburg vers
bunden hatten und ihre noch übrigen Streitigkeiten mit dem
St. Galler Abt durch einen fchiedsrichterlihen Spruch der Eids
genoſſenſchaft (1421) beigelegt worden waren, fo richteten bie
Appenzeller eine georbnete Regierung unter ſich ein und erhielten
(4425) die Beftätigung berfelben von dem römifchen König. Es
waͤhrte aber nicht lange, fo riß der Übermuth die neue Gemeinde
zu Gewaltthätigkeiten gegen den Abt von St, Gallen, gegen bie
Geiſtlichkeit, beſonders aber gegen den Biſchof von Conſtanz.
Auch den Grafen von Toggenburg beleidigten fie ſchwer. Den
Bann aber, den der Papft über fie ſchleuderte, achteten fie nicht,
Der Biſchof von Conſtanz fuchte Hülfe bei der Ritterfchaft des
St, Georgſchildes, und diefe wandte fih an bie in Frankfurt vers
fammelten Reichsſtaͤnde zur Abftellung der Befchwerben gegen bie .
Appenzeller. Die Kurfürften fehrieben daher (22. Nov. 1427)
von dem Reichstag an die Eidgenoffen und mehrere ſchwaͤbiſche
Reichsſtaͤdte, den Gewaltthätigkeiten ber Appenzeller zu ſteuern.
Deſſenungeachtet beharrten biefe darin und erklärten in ihrem
Ubermuth fogar dem Grafen von Toggenburg, der ihnen ein fehr
gefährlicher Gegner werben Tonnte, ben Krieg (1428), Diefer
trieb fie, obwohl Anfangs nicht glüdlich, bald zu Paaren. Nah
mehreren Niederlagen nahmen die Beſiegten die Vermittlung der
Eidgenoffen an und fehloffen mit dem Abt von St. Gallen, dem
fie eine bedeutende Geldſtrafe bezahlten, zu Conſtanz (26, Juli
4429) Frieben auf die Grundlage des zwiſchen ihnen und dem
Abt früher beftandenen Vertrags. Der Bund der appenzellifchen
Gemeinde ward bem gemäß beflätigt und ihre Freiheit und Un⸗
Adbad 8. Sigmund, II. 2
306 Drittes Wach. Sechzehntes Kapitel.
abhaͤngigkeit innerhalb ihres alten Gebietes anerkannt: aber bie
Eandleute, welche außerhalb beffelben lebten und in ihern Bund
waren aufgenommen worben, mußten wieber unter des St. Galler
Abts Herrſchaft zuruckkehren, und bie innerhalb ber appenzellifchen
Gemeinden beftehenden Gefälle und Einkünfte ber St. Galler Abtei
durften nicht gemindert ober ihr entzogen werden. Fuͤr bie Reiche: -
ſteuer und andere Lehengüͤlte ſollten fie in Zukunft eine Averfional⸗
fumme bezahlen und fi) überhaupt davon loͤſen koͤnnen 28).
Zu ben vielen Fehden und Kriegen in Deutſchland und zu
den Verheerungen ber Huffiten in Sachſen, Schlefien, Thinin⸗
gen, Franken und Oſtreich kamen noch andere Umflände, welche
den Zuſtand des Reiches noch jämmerlicher und beflagenswerther
machten. Die Kurfürften, welchen in Abwefenheit des roͤmiſchen
Königs vermöge ihrer Stelang am meiften oblag, ben Landfrie⸗
den und die Ordnung im Reiche zu erhalten, geriethen in Uns
‚ einigfeit und Streitigkeiten untereinander, Nach mehreren ver⸗
geblichen Kurfürſtentagen in ber erften Hälfte des Jahres 1438
zu Stanffurt, Coblenz, Bingen und Mainz, in Betreff eines
neuen Huffitenzuges, erflärten die beiden Kurfürften von Zrier
und Coͤln, fih bei neuen Werfammlungen nicht mehr einfin=
den zu wollen, weil wider ihren Willen ber neue Kurfuͤrſt von
Sachſen, Friedrich II, in's Kurcollegium war aufgenommen wor
den. Der roͤmiſche König jedoch, fobald er davon Nachricht ers
bielt, daß fie auf den beiden Kurfürſtentagen zu Nürnberg (Juli
unb Aug. 1428) und den folgenden zu Afchaffenburg und Bop⸗
part (1429) audgeblieben waren, wieß bie beiden Erzbiſchoͤfe an,
feinen unter Majorität der Fürften erlaſſenen Befchläffen Folge
zu leiſten 2°),
Der anarchiſche Zuftand im deutſchen Reiche machte bei dem
Schreden vor den Huffiten furchtbare Fortſchritte. Es gab Feine
Sicherheit der Straßen mehr: der Handel und Verkehr war ges
735) Tchady Chron. Helvet. IT. p. 135 sqd. Über das Rähere gibt
Rachweiſung die neue Gefchichte von Appenzell von Zellweger I. S. 442 fü. ber
ſonders aber S. 448 fl. und die dazu gehörigen Urkunden.
26) Windel c. 166 u. 158. &. 1203 fl. Müller’s Reihe t. Theater un
ter X. Friedtich IV. P. V. p. 460 fi. Schoettgen Invent. p. 383. Bergi.
Häberlin R. 9. V. ©. 441 fl. u. 469.
Deutſche Fehden und Gtreithändet, 37
ſtoͤrt, ſelbſt des Könige Beamte und die Bürften, anflatt den Land:
frieden ‚aufrecht zu halten, brachen ihn, So üuͤberfiel des Reichs
Erbkaͤmmeret Eonrab von Weinsberg ſchwaͤbiſche Kaufleute, die
zur frankfurter Mefje reisten und plünderte fie aus 27). Der
Erzbiſchof Conrad von Mainz, der ſich bis dahin noch am meis
ſten der Handhabung der Ordnung angenommen hatte, erkrankte
ſchwer: zu gleicher Beit auch der Pfalzgraf Ludwig: und ber Kur⸗
fürft von Zrier, alt und ſchwach, konnte fih wenig ben Regie⸗
rungsgeſchaͤften mehr wibmen?®),
Der roͤmiſche König ſelbſt, der mehr mit Polen, Litthauen,
Servien, ber Walachei und ganz beſonders mit Ungarn fich bes
ſchaͤftigte, als mit dem deutſchen Reiche, fehien dafjelbe ganz feis
nem Schidfale überlaffen zu wollen. Nur einige wichtige Ange
legenheiten, wie den bayerifchen Erbſtreit, entſchied er, von den
Umftänden gedrängt: faft alle Übrige ließ er feinen ungeordneten
Gang gehen, ba er daran verzweifelte helfen zu Finnen, Nur
Gnadenbriefe, Beftätigungsprivilegien und Gunfverleihungen
gab et fortwährend verſchiedenen Reichsſtaͤnden und Perfonen
und ließ ſich biefelben in der Kanzlei theuer bezahlen. Es warb
biefed als eine Geldquelle nicht vernachläffigt. Cigentliche Ber
fehle und Schreiben in's Reich blieben größtentpeils unbeachtet,
ober man hahbelte ihnen oft grade entgegen. Und dennoch dachte
grabe damals Sigmund baran, feine Römerfahrt zur Kaiſerkroͤ⸗
nung nad) Italien zu machen und forderte die Reichsſtaͤnde durch
Schreiben auf, ihm dazu ben gewöhnlichen Zuzug zu ſtellen 20).
27) Bindeck c. 16%. p. 1200. Gonrad machte Anfprühe an die Keichs-⸗
fiabt Weinsberg, weider Stadt id die verbundenen 38 ſchwäbiſchen Gtätte an»
nahmen, Der Meihserblämmerer erlangte aber beim koͤniglichen Hofgeriht zu
Rotweil, daß die Acht gegen he Stadt ausgefprogen ward. Rachdem diefe ein
Jahr gedauert, fpradh Gigmund gegen die Widerfpenftigen die Aberacht aus, Die
ſchwäbiſchen Städte verfuhten zwar die Sache beim König zu vermitteln, aber
die Theidigung ward immer. wieder verfhoben, bis eudlich die Gemaltthat ger
ſqhab, daß Gonrad die ſchwäbiſchen Kaufleute, welche im Geleite des Pfalzgrafen
Dtto von Sinsheim reisten, üÜberfiel und gefangen nahm. Pfiſter Geſch. von
Sqwaben II. ©. 362 fü. ’ °
2) Windel L c
29) ©. im Anhange die Beilagen X und KL. die vom Rop, 1427 und März
1428 datirt find. 90 *
308 Deittes Bud. Sechzehntes Kapitel.
Daß es nur bei ben. Schreiben blieb und weiter Feine Anflalten
getroffen wurden, ift gewiß. Der anarchiſche Zuftand des Reiches
erlaubte damals durchaus nicht einen ſo weit gehenden Zug.
Nicht einmal der nad Ulm ausgefhriebene Reichttag kam zu
Stande 20),
Als die lagen über die nachläffige Regierung Sigmund's
immer lauter, und bie Buftände im deutſchen Beiche immer vers
wirrter und:heillofer würden, fo bequemte ſich endlich Sigmund
dazu, von Prefburg aus (ben 1. Det. 1429) einen Reichstag auf
Allerheiligen (1. Nov.) nad Wien zu berufen. Es wurden durch
die Königlichen Schreiben ale Reichsſtaͤnde dazu eingeladen, um
mit ihnen wegen eined.neuen Huffitenzugeö und wegen eines all⸗
gemeinen Landfriedens im deutſchen Reiche Rath zu pflegen. Er
verficherte zugleich in diefen Schreiben, daß die Kurfürften von
Mainz, Sachſen und Brandenburg ihm feft zugefagt hätten zu
tommen, baß baher auch die Übrigen Reichs ſtaͤnde nicht ausblei⸗
ben, oder doch wenigſtens ihre bevollmaͤchtigten Geſandten ſchi⸗
den ſollten 21). Der Kurfürft von Mainz, der von feiner Krank⸗
beit wwieber genefen war, und ber Kurfürft von Brandenburg nebft
mehreren Zürften, Grafen und Herrn wie auch eine ziemliche Ans
zahl Städteabgeorbnete trafen Ende Detober und in ber erſten
Hälfte des Novembers In Wien ein??), ungeachtet bie weite
Reife wegen ber Unficherheit ber Straßen und der Streifzüge der
Huffiten, die bis in die Nähe von Wien gingen, hoͤchſt gefaͤhr⸗
lich war. Da Sigmund aber ſchwer am Pobogra erkrankt war 2),
fo Eonnte er felbft nicht nad Wien kommen, fondern mußte in
Preßburg liegen bfeiben. Obwohl die Reichsſtaͤnde nicht vers
pflichtet waren, außerhalb Deutſchland's einen Reichstag zu beſu⸗
hen, -fo wollten die in Wien Verſammelten nicht vergeblich die
weite Reife unternommen haben; fie begaben fi zum römifchen
30) &. im Anhange Beilage XI.
31) Wencker Apparat. Archiv. 326.
82) Winde c. 166: p. 1216. ©. im-Anhange Beilage XIV. B
38) Windel 1. c.: „Do was der konig zu Preßburg Frank, das mon in
heben: und legen mufte und hatte auch fuft am halſe ein bule.“ S. im Anh. bie
WNegeften v. Anfang Decbr. 1429. Sqreiben des Walter Sähmarzenberg.
Deutſche Fehden und Streithaͤndel. 3
Kinig nach Prefpurg,, wo derſelbe, von ber Krankheit einigerma⸗
Ben wieder hergeſtellt, am 5, Dechr, 4429 in Perfon den Reiches
tag eröffnete,
Des vömifche König wollte vor allen Dingen bie Huͤlfe und
den Rath ber Reichäftände zur Wiederherſtellung eined allgemeinen
Landfriebens im bdeutfchen Reiche haben, um fobann deſto wirk⸗
famez die Huffiten befriegen zu Tonnen, Im Zall man auf dem
Tag zu Preßburg mit beiden Puncten nicht fertig werben Tönne,
verſprach er deßhalb in die beutfchen Lande zu kommen, und das
ſelbſt einen allgemeinen Reichstag zu berufen,
Auf biefe Mittheilung verfammelten fich die deutſchen Beige
fände ober ihre Geſandte denfelben Tag nochmald, um von ben
koͤniglichen Commiſſarien, dem Herzog Albrecht von Öftreich, dem
Biſchofe von Agram und bem Palatinus non Ungarn, Niclas
Sara, fi) die Sache ausführlicher vortragen zu laſſen. Sobald
ſich nach dem Vortrag die Commiſſarien aus der Verſammlung
entfernt hatten, nahm biefe die Vorſchlaͤge des Königs -in Beras
thung. Die Kurfürften von Meinz und Brandenburg erflärten,
daß fie zwar geneigt wären, einen allgemeinen Landſrieden zu bes
fohließen s: allein wegen der Abwefenheit der übrigen Kurfürften
und vieler anderer Reihöftände, und wegen unvollftändiger Voll⸗
wacht der Gefandten, dürfte es rathſam feyn, in der Sache bes
Landfriebens keinen Beſchluß zu faſſen, ſondern den König zu ers
ſuchen, nach den beutfchen Landen heraus zu Fommen, einen
Deichstag nach Nürnberg oder Frankfurt zu berufen und in Pers
fon dafelaft zu erfcheinen, um mit allen verfammelten Reichsſtaͤn⸗
den oder ihren ganz bevollmächtigten Gefandten einen gemeinen
Landfrieden zu errichten, von dem man bann erwarten Fönnte,
daß er beobachtet were, wenn er mit Zuſtimmung aller Reiches
fände gemacht worden. Diefer Meinung flimmten fämmtliche
anwefende Zürften, Grafen und Herrn und die. fürflichen Geſand⸗
ten bei, . aber die : Stäbteabgeorbneten erklaͤrten, daß fie bevolls
mächtigt wären, fogleich einen gemeinen Frieden zu befchließen,
Es ſprach ſich daher fogleich eine-entfchiebene Spaltung in der Ber-
fammlung aus: und als bie koͤniglichen Gommiffarien Nachricht
abgefondert vortrage.
Am folgenden Tage übergaben die Fuͤrſten dem König ih⸗
ven gefaßten Seſchluß, womit biefer hoͤchſt unzufrieden wor. Gr
erwiberte darauf: vor allen Dingen ſey nöthig einen allgemeinen
Sandfrieden in Deutſthland zu beflellen; Alle die dawider handel:
ten, müßten ohne Unterſchied der Perfon und des Standes bes
fraft werben: fonft wäre feine Regierung möglich, Wenn foldhe
Gewalthätigkeiten wie die, welche Eontab Herr von Weinsberg
gegen bie Kaufleute der ſchwaͤbiſchen Reichsſtaͤdte verübt, unge
firaft blieben, müßte fich Alles in Anarchie auflöfen. Anflatt daß
die Gewaltthaͤtigkeiten beſtraft würden, fänden fie Belohnung und
Unterflükung bei den Fuͤrſten. &o hätten diefe den Herm von
Weinsberg in feinem Unrecht geftügt, fo wäre Einer, ben man
wegen Frevels aus einer Stadt verwiefen, in einer andern zum
Würgermeifter gemacht worben, Et (dev König) ſey bei folder
Verwirrung dann nicht gefonnen nad) Deutſchland zu kommen.
Auch habe er ſchon hinreichend durch die Erfahrung gelernt, daß
feine Anweſenheit allein den gemeinen Landfrieden nicht herſtellen
konnte. Im Jahre 1422 ſey fein langes Bemlihen und Verwei⸗
len auf dem Reichstag zu Nürnberg, wodurch er indeffen fo gro⸗
Pen Schaden in feinem Königreich Ungarn durch die Thrken er
litten, ganz vergeblich gewefen, ba bie Zürfien keinen guten Wil⸗
len gehabt. So wäre auch jet zu befürchten, daß er in Deutſch⸗
land nichts zu Stande bringe, in Ungarn aber, wenn bie Türken
den gefehloffenen Frieden braͤchen, großen Nachtheil und Schaden
leiden koͤnnte. ei Diefer betrübten und troſtloſen Lage ber Din:
ge, Tonne er fich der Regierung nicht freuen: follten die Irrungen,
die Geſetzloſigkeit, der Ungehorfam gegen feine Anorbnungen noch
ferner ſortdauern und nichts gebeffert werben Finnen, ſo ſey er
entfehloffen fich des Reichs zu entfehlagen und den Kurfhefien bie
Kur und die Herrſchaft zurlefgugeben, da er fhon in Ungarn zu
Ieben hätte. Das fen auch Urfache, warum er füch biß jet nicht
um bie Kaiſerkrone in Rom bemüht: er wuͤrde bie römifche Krone
ſchon längft dem Papft aufgefagt und fi) bes Kaiferthums ent⸗
ſchlagen haben, wenn nur biefer darein gewilligt hätte. Um noch
Deutſche Febden und Streithaͤndel. 311
einen Verſuch zu machen, uͤbergebe er aan Kurfuͤrſten einen Ent⸗
wurf von einem gemeinen Frieden in Deutſchland, den die deut⸗
fügen Reihöftände pricfen und nach Gutbefinden beſſern, Kira
oder vermehren moͤchten.
Rad) dieſer Mittheilung an die Flrfien ließ der cheniſche König
den Ausſchuß ber Staͤdteabgeordneten insgeheim zu ſich beſchei⸗
den und eröffnete ihm, daß er von den Beſchluß und der Meinung '
ber Städte in Betreff ber alsbaldigen Herſtellung des gemeinen
Landfriedens unterrichtet ſey und ſolches mit wahrem Wohlgefallen
vernommen hätte, Bei den Gtäbten fey eigentlich nur noch das
Reich; wenn fie nicht wären, wuͤrde er nicht weiter mehr: die roͤ⸗
miſche Koͤnigskrone tragen wollen.
Da der König ſchon von der Staͤdte Meinung unterrichtet
wor, fo unterließen fie es, ihm ihren Beſchluß und ihre Autwort
fͤrmlich zu überreichen, Es ſcheint, daß ihnen Sigmund felbf
gerathen habe, nicht durch einem öffentlichen Act ihre Spaltung
mit den Fürften zu erfläten, da dieſe ohnehin ſchon fehr über die
Städte aufgebracht waren, daß biefelbigen gewagt hatten, eine ans
dere als bie von ihnen aufgeftelte Meinung auszuſprechen.
Die Kurfärften und die Furſten beharrten in ihrem Befchluffe.
Nachdem fie bie koͤnigliche Antwort in Überlegung gezogen hatten,
foranhen fie (9. Dec.) wiederholt ihren Wunſch aus, daß der Rd:
nig in’ deutſche Reich Tommen möchte. Sigmund lehnte von
neuem ab, dieſem Wanſche zu entfprechen, weil ihn wichtige Anz
gelegenheiten in Ungarn zurhhielten, jedoch gab er bie Zufiche⸗
zung, auf den Reichötag nach Deutſchland feine Sommiffarien,
feinen Schwiegerfohn, ben Herzog Albrecht von Öftreih, feinen
Kanzler, den Biſchof von Agram und anbere von feinen Räthen
zu ſchicken, welche mit Vollmacht verfehen feyn ſollten und mit
den Reichöftänden daB Nähere befpsechen und befchließen wuͤrden.
Durch den Herzog Albrecht, den Grafen Hermann von Cilly
und einige von feinen Räthen ließ er bie Antwort ber Bürfien auf
biefe Propofition einholen, Diefe erklärten, daß fie nicht anders
als des Königs Ankunft im Reiche für höchft nothiwendig erachten
müßten: er möge daher in Perfon nach Nuͤrnberg kommen. Schi⸗
@e ex aber Gommiffarien, fo möchte der Tag paffender und für die
312 Drittes Bud. Sechzehntes Kapitel.
meiften Keichsſtaͤnde gelgener in Frankfurt gehalten werben. Auch
mbchte der König in den Ausſchrelben zu dieſem Keichstage bie
auf derafelben vorzunehmenben Begenftände ausdruͤcklich bezeich-
nen, damit die Reichöftände welche Gefandte ſchickten, genaue und
beftimmte Bollmasht mitbrächten.
Wider Erwarten ließ darauf Sigmund den Kurfürften eroͤff⸗
nen, daß er in Perfon auf ben nächften Reichstag in Nürnberg
kommen, im Reiche die Anftalten gegen bie Huſſiten felbft betrei⸗
ben und an ber Spitze der zuſammengebtachten Kriegsvoͤlker nach
Boͤhmen ziehen wollte, Mittlerweile folte man den an Böhmen
angrenzenden Reichsſtaͤnden Huͤlfe zufenden, zur Abwehr etwai⸗
ger feindlicher Einfälle und Angriffe,
Diefen neuen Entſchluß Sigmund’ theilten (14. Dec.) die
Kurfuͤrſten den Städteabgeorbneten, die fie zu fich beſchieden hats
ten, mit und fragten fie zugleich, zu welcher Zeit und an welchen
Drte der Reichötag gehalten werben ſollte. Die Gefragten erklaͤr⸗
ten einmüthig: es komme ihnen nicht zu, ihrem Herrn, dem roͤ⸗
miſchen König den Ort und den Tag zu beflimmen; follten fie aber
ihren Rath fagen, fo hielten fie den Sonntag Invocavit des Jah⸗
res 1430 (5. März) und die Stabt Nürnberg als Zeit und Ort
fie den Reichetag geeignet. Würde aber ber König nicht felbft
kommen, fondern nur Gommiffarien ſchicken, fo dürfte Fraukfurt
noch paffender ald Ort für den Reichötag feyn. Was bie Fürften
nicht felbft dem König fagen wollten, ließerPfie ihm nun durch die
Mittheilung der Abftimmung feiner Freunde, der Staͤdteabgeord⸗
neten, fagen: er möchte auf Sonntag Invocavit 1430 in Pers
fon zum Reichstag nad) Nürnberg kommen.
Diefe Botſchaft an den König warf von neuem den Apfel
der Zwietracht zwifchen ihn und die Furſten. Erſterer behauptete,
ex habe nicht über bie Zeit, ſondern nur allein über ben Ort bed
zu haltenden Reichstages von ben Reichöftänden Rath begehrt.
Jene werde er ſich nicht vorfchreiben laſſen. Auch ließ er ihnen
fagen, daß er bei feiner ſchwankenden Gefunbheit die weite Reife
nach Nürnberg kaum werbe unternehmen innen. Es wäre das
ber beffer, wenn bie Reichöftände in Oſtreich, zu Wien, ſich ver
fommelten, In biefes Verlangen gingen die Fürften nicht ein
Deutſche Fehden und Streithaͤndel. 313
und beſtanden auf Nürnberg als Drt des Reichstags, die Staͤd⸗
teabgeorbneten hielten ſich aber bei dieſem Streit zurüd und ers
Härten bloß, daß fie ihren Freunden das hinterbringen sollten,
worüber man einig. geworben.
Daß fih Sigmund nicht weit von den ungarifchen Grenzen
entfernen wollte, mögen allerdings feine ungarifchen Räthe ihm
angerathen haben, weil man einen nenen Ausbruch des Tuͤrken⸗
krieges befürchtete. (Die Osmanen trafen damals große Kriegs:
anſtalten. Es galten aber dieſe der Eroberung der Stadt Theſ⸗
ſalonich.) ¶ Der römifche Konig ſuchte einen Ausweg und wollte
den Kurfürften. von Brandenburg zu feinem Reichsgeneralvicar
einfegen, bamit er feine Perfon in allen Angelegenheiten Deutſch⸗
land's vertreten koͤnnte. Der Markgraf aber Ichnte die ſchwere
Binde ab: er wußte wohl, daß eine ſolche Ernennung ohne Zus
ſtimmung der übrigen Kurfürften, ihm Bein Anfehen verlieh. Er
rieth daher wiederholt auf das Dringenbfte, doch ja dem nächften
Reichötage perfönlich beizumohnen, Nach Beendigung beffelben
Tonne der König ſich wieber nad) Ungarn zuruͤckbegeben und bie
Führung des Huffitenfrieged den deutfchen Fürften Übertragen ®*).
Diefen Rath nahm zulegt Sigmund an und nachdem er noch
mehrere Regierungögefchäfte von geringerem Belang mit ben
Reichsſtaͤnden in Prefburg vorgenommen, Gnadenbriefe ertheilt
und Privilegien beftätigt hatte>°), entließ er gegen Ende des
Jahres 1429 die Verfammelten in ihre Heimath. Vorher aber
erließ er ſowohl ein allgemeines Ausſchreiben an alle Kurfürften,
Fürften, Grafen und übrigen Stände des Reiches (21. Dec.) 2°),
wie auch befondere Einladungsſchreiben an die einzelnen Stände,
(47, Dechr.) ®7), auf den nächften Sonntag Deuli in der Faſten
(19. März 1450) zu Nücnberg auf dem Reichstag ſich einzufin⸗
34) Die intereffanten Berhandlungen auf dem Preßburger Reichstag gibt
Wencker Apparat. Archiv. p. 320— 326. Bgl. Windet c. 166 un 168.
p. 1216 sqq. Gunbling Leben Churf. Friedrich I. v. Braudenb. S. zid — 319.
35) &. im Anh. die Regeſten v. Dabr. 1429
36) Windet c. 169. p. 1219 2q.
37) Lunig P. Sp. Contin. IV. T. II. Zortf. 462. ©. im Anh. die Mes
get. v. 17. Dechr. 1429.
314 Drittes Buch. Gechjehntes Kapitel.
den, wo er nicht nur perfönfich felbft eintreffen, fonbern auch das
Reichshofgericht, daB wegen feiner Abweſenheit lange barmieber
gelegen, wieber aufrichten und einem Jeden Recht und Gerechtig⸗
keit verfchaffen werbe. Auch wolle man fidh berathen wegen eines
neuen Anſchlages und Zuges gegen bie ketzeriſchen Böhmen,
Wie die Huffitenfixeifzüge fißrend in die Haltung biefes
Reichötags dazwiſchen traten, foll dasgeftellt werben, che die deut⸗
ſchen Angelegenheiten weiter verfolgt werden. Doch müffen wir
zuvor noch der Theilnahme Sigmund's an ben Angelegenheiten
ber norbifchen Staaten gedenken.
Siebzehntes Kapitel,
KR. Stammmd’s Einmiſchung in den nordiſchen Krieg und in bie Unges
lezenheiten Polens, Litthauens und Preußens. 1427 —1450,
Das unendliche Gewirr ber Streitigkeiten zwiſchen dem dent⸗
ſchen Orden und Polen währte ungeachtet ber vielen Vermittlungs⸗
verſache des roͤmiſchen Königs immer noch fort; ber Hader und
der Streit brach öfters in Feindfeligkeiten und Krieg aus und nur - .
mit Mähe vermittelten ber roͤmiſche König und ber Papft theils
durch Drohungen, theils durch Befänftigung auf einige Zeit bie
affenruhe unter den Streitenden, Endlich brach auch Wißtrauen
und Streit zwiſchen ben bis dahin verbuͤndeten Jagellonen, bem
König Wlabislans von Polen und. bem Großfürſten Witold won
Litthauen aus. Dieſes veranlaßte eine weſentliche Berbefferung
der Lage bed Ordens. Mit Freuden unterwarf er bie Ausglei⸗
dung der zwifchen ihm und Polen beſtehenden Streitigkeiten dem
Richterfpruche bes Großfürften, wie früher der König von Polen
vorgeſchlagen hatte 1). Auch der römifche König bot von neuem
feine Vermittlung an (29. Juni 1428) in Bezug ber noch obs
ſchwebenden Irrungen in Hinficht Driefend und ber Reumark ?):
äugleich betrieb berfelbe eifrigft eine abermalige: Zuſammenkunft
wit ben beiden Jagellonen und bem Hochmeifter, auf welchem
Wege er nicht nur diefelben amtereinander zu verfühnen, fonbern
auch Huͤlfe von ihnen gegen bie Türken zu erhalten hoffte ®).
1) Boigt Gef. preuſſ. VIL &. 509 fl. .
D Boigt ©. 510 nad) dem Gäreiben des MR. Königs da Rönigeberg. Ar⸗
Se. S. im Anhange die Regeften,
BD Bla '
316 Drittes Buch. Siebzehntes Kapitel,
Mittlerweile flieg die Spannung zwiſchen den Jagellonen.
BWitold war fehr bereit, mit bem römifchen König zufammenzus
Tommen: ex hatte aber babei feine beſondern Abfichten, Er flug
Luczk, die damalige Hauptftabt Volhiniens, als Ort ber Ver⸗
femmlung vor, kam aber mit Sigmund indgeheim wegen einer
befonbern Berathung überein, an welcher ber König von Polen
keinen Theil nehmen follte, Als oftenfibler Zweck der Verſamm⸗
lung wurde bie Beſorechung der Zürften in Betreff des Zinkens
und Huffitenkrieges und bie Befefligung ihrer gegenfeitigen Freund⸗
ſchaſt vorgefehoben: in der That aber beabſichtigte Witold nichts
Andered, als ſich mit Hülfe des römifchen Königs und des Ordens
von, ber Echensabhängigkeit von Polen frei zu machen, und über
fein Reich Litthauen, das er durch Eroberungen fehr vergrößert
batte, als König zu herrſchen. Diefer Schritt der Losreißung
Litthauens von Polen lag im Intereffe des roͤmiſchen Königs wie
auch des Ordens, und er Fonnte fehon im Voraus befonderd von
des Erſtern Zuftimmung überzeugt feyn, ba Sigmund dem König
von Polen wegen ber heimlichen Beglinfligung der Huffiten und
der Berfagung von Hülfe im Tuͤrkenkrieg grollte und gram war €),
Um den Plan Witold's durchzuführen, ſchtieb Sigmund an den
Hochmeifter, feine Bevollmächtigten nach Luczk zu fenden, weil er
bier in deren Anwefenheit fin ben Orden erfprießliche Puncte mit
den Jagellonen zu befprechen gedenke >),
Ian Anfange bed Jahres 1429 (am 22. Yan.) hielt Sigmund
feinen Einzug in Luczk, wo ſchon früher die beiden Jagellonen,
die Bevollmächtigten des Ordens, viele Zürften, Biſghofe und
‚Her angelangt waren.
- Schon am Styrfluffe wurde er in Proceffion guet von den
lateiniſchen, dann von den griechiſchen, ferner von ben armenis
Sehen Bifchöfen und Geiftlichen, endlich auch von den Oberprie⸗
ſtern der Juden feierlich empfangen. Nur bei den erflern, der
Vateinifchen Geiftlicpfeit, flieg der König vom Pferde und küßte
die vorgehaltenen Reliquien,
9 Brite. 511 nad) ei Schreiben EBitor’s an dem röm. Körff. CH.
Diogoss. p.
Das 612. ©. im Anhange die Regeften v. 30. Ron. 1428.
Nord, Krieg u. Angelegenh. Polens, Atthauens u. Preußens. 317
Die drei verfammelten Fuͤrſten hielten ein jeder in einem bes
fondern Saale mit ihren Prälaten und Herrn Bath: bie gemeins
ſchaftlichen Verhandlungen geſchahen durch gegenfeitige Boten.
Zuerſt wurden bie in Betreff der Türken vorgenommen, Sig⸗
mund verlangte, nachdem er neue Vorſchlaͤge zum Tinkenkrieg
vorgelegt hatte, daß dem Lublauer Vertrage gemäß ber König von
Polen im naͤchſten Sommer mit ihm zu Felde in die Moldau zie-
be, ben Woiwoden Alerander dafelbft wegen Treubruches und
umterlaffener Heereöfolge vertreibe und das Land, wie fchon früher
beftimmt worden, zwifchen Ungarn und Polen theile. Diefem
Anfinnen widerfegte ſich der polnifche König auf das Entſchie⸗
denfte ea).
Sodann vwurben die Kirhenangelegenheiten befprochen und
befonberö bie Bereinigung der griechiſchen Kirche mit der Iateinis
ſchen berührt. Sigmund fol ſich dahin geäußert haben, daß er
in Baͤlde veranlaffen werde, daß wieder ein allgemeines Goncis
Kum zufammenfomme, theild zur Unterwerfung der Böhmen,
theild zur Reformation der Kirche. "Auch meinte er, daß bie
Griechen und Ruſſen, trotz ihrer Baͤrte und verheiratheten Pries
ſter ſich ohne Schwierigkeit mit der lateiniſchen Kirche vereinigen
würden. Er meinte die Verheirathung der griechifchen Priefler
wäre immer beffer, als der Gölibat der lateiniſchen Geiſtlichen,
welche durch grobe Ausſchweifungen Öffentliches Argerniß gaͤ⸗
ben ©), f;
Zerntr kam ber nordiſche Krieg zur Sprache, Seit 1427
hatten ſich die Hanfeftäbte Lbel, Hamburg, Wismar, Strals
fund u. a. mit dem Herzoge von Schleswig, dem durch den römis
fen König diefed Land im’ J. 1424 abgefprochen worden war,
verbunden, um es wieder bem daͤniſchen Könige zu entreißen; fie
überzogen daher denfelben mit Krieg. Denfelben zu verhindern
68) Diagoss. p. 513 20. Kojalowies p 125— 127 u. die arätsalifgen
Duelle bei Boigt &. 613. Boal. Kogebue Geſch. Preuf III. &. 226 fl. und
beſonders Faber „über eine berüpmte Sürftenpufammenkunft in älterer Beit”:
f- @eitr. zur Kunde Preuſſ. Bo. IL.Hft 5. S. 396 FÜ. Engel Geſqh desängr.
Beide IL. ©. 326. Sehler Gef. der Ung. IV. S. 895 TIL
6b) Diegoss. hist. Polen. Hb. XL p. 515.
318 Drittes Bud. Girbjehntes Kapitel.
bot der roͤmiſche König Alles auf: ex ſchrieb an bie Staͤtte und
befahl ihnen alled Ernſtes Frieden zu halten. Wo nicht, fo wir-
den fie feinen unb des Papftes Unwillen auf ſich ziehen, weil fie
durch ihre Feindſeligkeiten gegen ben bänifchen König biefen vers
binderten „ Hülföoölfer gegen die ketzeriſchen Böhmen zu ſchicken
und zugleich fie felbft ihre Kriegscontingente zuruͤckhielten. Sig⸗
mund bot von neuem „eine Friedensvermittlung an und fandte
deßhalb nicht nur Schreiben und Botſchafter an beide Theile 7),
fondern er forderte auch mehrere Reichöftänbe, zumal bie größern
Handelsſtaͤdte auf, dahin zu wirken, daß die Hanfefläbte vom
Krieg gegen Dänemark abflinden®). Ale dieſe Verſuche aber
fehlugen fehl. Sogar erlaubten fich die Luͤbecker den Abgeordne⸗
ten bed römifchen Königs, den er an Erich fandte, gefangen zu
nehmen und ihn unfreundlich zu behandeln,
Als des römifchen Könige Bevollmaͤchtigter Nicolaus Stoch
nach übe (im Oct. 1437) gefommen war und im Namen feines
‚Here verlangt hatte, daß die verbündeten Städte mit dem daͤni⸗
fen König fich frieblich verglichen, ſchien man endlich dem Be:
fehle Sigmund’s willfahren zu wollen, indem man zu ben Uns
terhandlumgen nach manchem Aufſchub unter verfchiebenerlei Vor⸗
wänben 1428 zu Rageburg zufammenfam, Hier fuchten ſich die
Städte vor Allem gegen bie Anklagen und Befchwerben des Kö—
nigs Erich zu rechtfertigen. Nicht um bie Huffiten zu begünflis
gen ober den bänifhen König davon abzuhalten, gegen fie Krieges
voͤlker abzufenden, hätten fie bie Waffen ergriffen, ſondern um
ihre durch Erich verlegten Freiheiten zu behaupten, wären fie in
die Nothwenbigkeit verfegt voprben, Krieg anzufangen. Zu bem
Huffitenkrieg wären fie bereit mit Gelb und Leuten nad) Anord⸗
nung des Papſtes und des roͤmiſchen Königs beizufleuern. Die
Sefangenfhaft des Töniglichen Kathes entſchuldigten fie mit ber
leeren Auöflucht, er ſey von Seeräubern ohne ihr Vorwiſſen ges
fangen genommen worden. Zwar Außerten fie fi) geneigt, nach
Sigmund’s Willen einen Waffenſtillſtand einzugehen, bis ber
7) Pontan. hist. Dan. ib. IX. p. 585 ag. @artarias Gela. deb Hanf,
Mundeb IL. 260 fi. _
®) S. im Anhange die Bellsge DL.
Nord, Krieg u. Angelegenh. Helen⸗, Etthauent u. Preußens. 319
Streit durch einen unpasteitfchen Schieds ſpruch ausgeglichen wäre,
jedoch verſchwiegen fie nicht, daß fie einen foldhen nicht von dem
roͤmiſchen König wegen feiner nahen Verwandtſchaft mit Erich er»
warteten. &ie wollten vielmehr bie Sache dem unparteiifchen
Urtheile des Papſtes anheimgeftellt haben, der ſchon zweimal dem
bolfteinifchen Haufe das Herzogthum Schleswig zugefprochen hat
te9), Der roͤmiſche Rönig aber verwarf dieſes Urtheil förmlich:
ex machte aber bei der Berfammlung zu Luczk einen abermaligen
Verſuch zur Schlichtung des nordiſchen Krieges.
Er erließ auf Anregung des Königs von Dänemark, der
durch Gefandte über die Widerfpenfligfeit der Holfteiner und Han=
feftädte Klage führen ließ, an den Hochmeifter die Aufforderung,
beiden Verbuͤndeten fofort durch eine Botſchaft ankündigen zu
laſſen, daß fie aldbald den Krieg einftellen und gegen des Königs
Erbietungen fi am Rechte begnügen follten; ba wibrigenfans
gegen fie ald Widerfpenflige des Reiches eine ernſte Strafe vers
fügt werden muͤſſe 1°).
Endlih kam auch der Hauptzwec der Zuſammenkunft von
Seiten Sigmund's zur Sprache. Er regte ihn zuerſt im vertraus
lichen Geſpraͤche mit Witold an, daß er ihm die Krone Litthauens
auf's Haupt fegen wollte. Witold ſchien Anfangs nichts ohne bie
Buftimmung und ben Willen des polnifchen Königs in diefer Sache
thun zu wollen. Daher uͤbernahm es ber roͤmiſche König, dieſen
von dem Plane zu benachrichtigen und beffen Gefinnung darüber
auszuforſchen. Wider Erwarten ſprach Wladislaus Jagello fich
nicht gegen Witold's Koͤnigskroͤnung aus: ja in einer daruͤber ge⸗
haltenen Berathung ber drei Fuͤrſten zeigte er ſich bereit, in bie
Sache zu willigen; nur kamen bie beiden Iagellonen darin Übers
ein, fie vorerft den Großen ihrer Reiche mitzutheilen umd deren
Meinung dariber zu vernehmen. Sobald die polniſchen und lit
thauiſchen Großen erfahren, wie man gefonnen fey, bie fo nahe
9) Pontan. 1. c. Sartor. a. a. D. Wagner Geſch. d. nord. Weide IL
S. 610 fü. u. 6521. Dreyer’ Weite. zur Geld. des zw. Grid VIII u. den
Hanfeftäpten geführten Krieges in Gadebuſch pommer. Gamml. Br. I.
10) Sqreiben Sigmund’ (d. d. Lurzt in Reußen Samft. v. Puriſic. Mer.
1429) bei Boigt S. 623.
320 Drittes Buch. Gichjehntes-Kapitel.
verwandten, in fo vielfachen Beruhrungen fichenden Nationali⸗
täten voneinander zu trennen, fo erhoben ſich heftige Wider⸗
ſpruͤche gegen die Krönung Witold's. Beſonders heftig ſprachen
ſich bie polnifchen Großen mit dem Krakauer Bifchof an der Spike
dagegen aus, bie darin eine Schmälerung des polnifchen Reiches
ſahen. Wenn auch Wladislaus Jagello dabei öffentlich eine paſ⸗
five Rolle fpielte, fo feheint er doch indgeheim den Wiberfland ber
Großen unterftügt zuhaben. Da man in dem Wahne war, daß
der polnifche König die Krönung Witold's wuͤnſchte, fo hoffte
man auch, daß er bie Großen feines Reiches endlich dazu gewin⸗
nen werde 11). Es wurden daher die Verhandlungen abgebros
. den, unb eine zweite Zufammenfunft auf acht Tage nach Pfing⸗
ſten angeſetzt, wo in Altdorf und Schramovige polnifche und un=
gariſche Commiflarien zufammentommen follten, um das Weitere
in der Sache zu befprechen. Doc) kam dieſe Verfammlung nicht
zu Stande.
Daß Witold und Sigmund ſich in Hinficht der Meinung des
polnifhen Koͤnigs geirrt hatten, erfuhren dieſe bald. Denn nicht
lange nach der Zeit, ald die Fürften Luczk verlaffen hatten, und
als Sigmund ſchon nach Kaſchau in Ungarn zurückgekehrt war,
traf dafelbft von Wladislaus Jagello an ihm ein Schreiben ein,
worin berfelbe erflärte, bei näherer Erwägung bes Planes wegen
Bitold’8 Krönung anderer Meinung geworben zu fepn, indem .
aus dieſer Sache zwifchen Polen und Litthauen Spaltung und
Krieg, auf jeden Fall aber Auflöfung ber beftehenden Bundniſſe
und Verträge zu befürchten feyen. Daher möge der römifche Koͤ⸗
nig von dem Vorhaben, ben Großfürſten Witold mit ber Königs⸗
krone zu befchenten, abftehen 12).
Sigmund zeigte ſich keinesweges geneigt, in das Anſinnen
41) Sqreiben Sigmund's an den Hochmeiſtet d. d. Kafan 18. Febr. 1429
u. Mitoid’s Chr. an Sigmund bei Voigt S. 324 fl. Damit ftimmt nicht ganz
überein die Erzählung bei Diugoss. lib. XI. p. 518 — 520. Rad Albert Krantz.
Vandal. lib. XI. c. 22. hätte Witold den römifen König dadurch zur Krönung
fo wilfährig gemacht weil er ihm dafür verſprochen habe, auf feine Koften hun«
derttaufend Mann ein ganzes Jahr im Krieg gegen die Böhmen zu unterhalten.
12) Säreiben des Königs von Polen an den roͤm. König, bei Boigt S. 625-
Nord. Krieg u. Angelegenh. Polens, Litthauens u. Preußens. 321
des polnifchen Königs, das ihn fehr erftaunte, einzugehen, Mit
Außerungen des Unwillens über den Wankelmuth des polnifchen
Königs, erklärte er, daß er dem mit feiner Einwilligung und ſei⸗
nem Beifall aufgenommenen Plan, Witold zu Frönen, nicht ent
fagen werbe: um jedoch fid von neuem zu verfländigen, und bie
Sache weiter zu berathen, flug er vor, an der Grenze Preus
Gens eine abermalige Zufammenkunft zu halten 13),
Sobald Witold Nachricht von des polnifhen Königs Sin-
nedänberung und bem Inhalt des Schreibens an den römifchen
König erhalten, war er tiber ihn höchft aufgebracht: er fehidte
ihm ein Schreiben voll Vorwürfe und hegte gegen ihn eine höchft
feindfelige Stimmung. Auch an Sigmund f&rieb ex und beklagte
fich bitter über dad Benehmen von Wladislaus: die Einwendun⸗
gen beffelben gegen die Krönung bezeichnete er nicht nur als grund⸗
108, ſondern auch als ihn und feine litthauifchen Barone hoͤchſt
beleidigend. Denn fie deuteten darauf hin, als wolle er Zwie⸗
trat und Spaltung zwifchen Polen und Litthauen anregen, von
welchem Sinne er felbft gang fern ſey. Dagegen reize ber pol⸗
nifche König offenbar zum Streit, indem er bie Herzoge und Herrn
Litthauens zu Bafallen feiner Krone machen wolle. Das fey aber
ein ahndungswerthes Vorhaben; denn bie litthauifchen Herrn
feyen immer frei und feinem Lande lehenspflichtig geweſen 1%),
Seit diefer Zeit ſchloß fi Witold enger an den römifchen
König und den beutfchen Orden an, was legterem in feinen Streis
tigfeiten mit Polen zum großen Vortheil gereichte. Auch war der
deutſche Drden fehr bemüht, ben römifchen König von Wladis⸗
laus Jagello abzuziehen und fi zu verbinden, Er nahm ihn
mit feiner Gemahlin Barbara in feine Mitbruͤderſchaft auf!>),
und als er fich felbft wegen Driefen mit dem polnifchen König ver⸗
glichen hatte, foließ er doch dem roͤmiſchen König ausdruͤcklich er:
13) Sqhreiben Sigmund’s an Wladislaus Jagello 0. D. und zwei Schreiben
Gigmund’s an den Hodmeifter d: d. Kaſchau Freit. v. Reminiscere 1429 und
Montag nach Ocnli 1429. Bei Bolgt a. a. D.
14) Schreiben Witold's an Sigmund beiBoigt S. 526. Dingoss. p. 521.
Kojalowicz p. 130.
15) Boigt S. 527 nad einem Schreiben Sigmund’s an den Hochmeiſter.
Prefburg Sonnt. nad Tibartii 1429.
Adtad 8. Sigmund. II. a
32 Drittes Buch. Siebgehntes Kapitel.
klaͤren, daß er ſich von bem mit ihm eingegangenen Buͤndniſſe
keinesweges getrennt habe 1e). Als Belohnung für diefe treue
Anhaͤnglichkeit überließ bald darauf (7. Sept. 1429) Sigmund
dem Orden für immer bie Reumarf 17), und verwanbte fich eif⸗
tigft beim Papft, dem Orden von bemfelben eine günflige Ent-
ſcheidung in dem Streite mit ber livlaͤndiſchen Geiſtlichkeit zu er⸗
wirken 18), Solche günftige Stimmung bes roͤmiſchen Königs
zu erhalten, willfahrte endlich ber Orden befien Wunfche, und
ſchickte ihm (Mai 1429) eine Anzahl Ordensritter zur Anficbelung
an der Donau und zum Kampfe gegen bie Türken 1%): wovon
des Näheren ſchon oben gehandelt worden,
Je zweideutiger ſich Wladislaus Jagello in feinem Beneh⸗
men gegen bie Huſſiten und Tuͤrken zeigte, deſto mehr betrieb Sig⸗
"mund die Trennung Litthauens von Polen, welche am leichteſten
durch bie Krönung Witold's und Spaltung in der Jagellonifchen
Familie erreicht ward. Als nach mancherlei Verhandlungen end⸗
lich der polnifche König feinen frühern Ausfprüchen in Luczk ent:
gegen erklärte, daß er in bie Krönung Witold's auf Feine Weiſe
wiligen werbe, brach berfelbe ganz mit Wladislaus und ſchloß
ſich eng an den roͤmiſchen König und den Hochmeifter an, fo daß
er, von Beiden unterflügt, entfchieben feine Pläne verfolgte, fo
fehr auch der polnifche König dagegen war 20). Da es aber dem
Letztern nicht verborgen blieb, daß Sigmund die geheime Triebfe⸗
ber war, welche ihm foviele Werlegenheiten bereitete, fo dußerte
er ſich nicht nur hoͤchſt befeibigenb gegen denfelben, fondern er bot
auch Alles auf, ihm zu ſchaden, indem er bie Türken und Huſſi⸗
ten zum neuen Krieg gegen ihn anregte 21),
16) Voigt nad archiv. Quellen S. 529.
17) Gercken Cod. diplom. Brandenb. V. p. 254. Bol. Lancizol® Bil-
dung des Preuff. Staats &. 294 und Boigt &. 532. not. 1.
18) Boigt ©. 539.
19) Voigt ©. 534 fl. Bsl. oben Kap. XIV.
20) Voigt S. 529 fl. Beſonders angelegen lich es fi Sigmund feyn, daß
der Hochmeiſter fi von Polen trennte und Witold näherte. Schreiben Sig-
mund’s an Witold d. d. Posonii sabato proz. post f. Aegid. 1429 bei Boigtl. c.
21) Boigt S. 530 fl, wo befonderd das Schreiben Sigmunt’s an Witold
d. d. Posonii feria V post fest. omn. sanctor. 1429.
Rorb. Krieg u. Angelegenh. Polens, Litthauens u. Preußens. 323
Diefed bewog die Werbündeten fefler aneinander zu halten
und entſchiedenere Schritte zu thim. Nach vergeblichen Anknuͤ⸗
pfungen neuer Unterhandlungen zwifchen Witold und Wladislaus
war Erſterer entſchloſſen, fich ohne Zuſtimmung des Letztern kroͤnen
zu laſſen. Der roͤmiſche Koͤnig hatte dem Großfuͤrſten auf das Be⸗
ſtimmteſte verſprochen, ihm die Koͤnigskrone zu ſchicken. Das
Krönungsfeft ſollte um Mariaͤ Geburt (Anfang Sept.) 1430 zu
Bilna auf das Feierlichſte begangen werben... Auch feine Gemah⸗
lin Juliana folte mit gekrönt werben. on allen Gegenden was
sen ſchon vornehme Gaͤſte eingelaben das Feſt zu verherrlichen.
Auch von Seiten des roͤmiſchen Koͤnigs wurden eine anſehnliche
Zahi Gaͤſte erwartet 22),
Sobald der Koͤnig von Polen davon Kunde erhalten, war
er ſehr betroffen. Er ließ nicht unverſucht, die Kroͤnung zu hin⸗
tertreiben. Er ſchrieb nicht nur an Witold, ihn mit freundlichen
Worten erſuchend, die Krönung zu verſchieben und ihm die ſchoͤn⸗
ſten Verſprechungen gebenb, fonbern er wanbte auch alle ihm zu
Gebot fiehenden Mittel an, den Papft Martin V dahin zu ſtim⸗
men, baß er fich gegen bie Krönung erflärte, 'Diefes gelang
ihm auch. Martin V ſchrieb dem roͤmiſchen König, ihn bittend,
daß er Witold nicht Frönez dem Großfürften, ihm unterfagenb,
daß er die Krone annehmez dem ‚Hochmeifter, ihn auffordernd,
die Sache frieblich zu vermitteln zu firchen. Außerdem erließ er
an Sigmund und Witold zwei abmahnende Bullen, worin er fie
auf bie aud der Krönung hervorgehenden Gefahren aufmerkfam
machte und zugleich mit nachdruͤcklichen Schritten drohte, wenn
fie ihr Vorhaben ausführten und Beide die Eide braͤchen, bie fie
dem Könige von Polen geleiftet ?°),
Damit noch nicht zufrieden, warf man in Rom bie Frage
auf, ob der römifche König, der vom Papfte noch nicht die Kai⸗
22) Boigt ©. 54.
233) Die beiden päpftl. Bullen d. d. Romae II Id. Oct. (1430). Ray-
nald Ann. eccl. 1430. n. 7. Diagoss. p. 635 209. Kojalowiesp.134. Bol.
Boigt S. 546. eher IV. S. 399 behauptet, das Jahr 1480 im Datem der
paͤpſtlichen Bullen fey unritig, es mäffe 1429 heißen,
21*
32 Drittes Buch. Gtebzehutes Kapitel.
ferfrone empfangen, einem Fuͤrſten die Koͤnigskrone ertheilen duͤr⸗
fe? Der Hochmeiſter des deutſchens Ordens wurde aufgefordert,
die nad) Litthauen beflimmte Krone nicht durch Preußen zu laſ⸗
fen®*). Da aber der König von Polen wußte, daß niemand fich
an dieſe päpftlichen Berfügungen band, fo fuchte er fich felbft mit
Gewalt und Lift zu helfen. An ber Grenze feines Landes ftellte
ex bewaffnete Schaaren auf, um bed roͤmiſchen Königs Gefandte
mit der Krone aufzufangen, Wirklich wagte er eine Gefandtfchaft
Sigmund’8 an Witold, die durch die Neumark reiste, zu über
fallen, auszuplünbern, und ba fie Widerftand. entgegenfegte, felbft
zu mißhandeln: aber die Krone bekam er nicht, da biefelbe durch
eine fpätere Gefandtfchaft überbracht werben follte, zu deren Schug
der Vogt der Neumark faft Kriegsanftalten traf, um einen aber=
maligen Überfall der Polen mit Gewalt der Waffen abzumehs
ten 25).
Als endlich des römifchen Königs Geſandtſchaft mit der Krone
von Frankfurt an der Ober durch die Neumark nach Preußen und
Litthauen die Reife machen wollte, und ſchon bis Koͤslin gekom⸗
men war, erhielt fie Nachricht, daß die Polen mit einem Kriegs:
heer an der Grenze ftünden und ebenfo eine ziemliche Reiterfchaar
‚Huffiten bereit fey, von Böhmen ben Einfall der Polen in der Neu⸗
mark zum Überfall der Geſandtſchaft zu unterſtichen. Daher
wagte bie Gefandtfchaft, an deren Spige der Erzbifchof von Mag⸗
deburg ſtand, ber bie Krönung verrichten ſollte, nicht bie Weiter:
reiſe weil ihr Geleite nur aus vierhundert Pferden befland 2°),
Auch von Seiten des boͤhmiſchen und ungarifchen Reiches waren
vornehme Heren ber Geſandtſchaft beigegeben worden: als Stell:
vertreter des erftern follte feyn Pezimkow, Herzog zu Troppau
und Herr Potha von Pothſchaken, des andern die Reichsbarone
U) Boigt ©. 546 noch arhio. Quellen. Winde c. 173. p. 1226 fagt
in Beziehung auf diefe Streitſache: „(Sitold), den der K. Sigmund zu einem
Tonige molte gemacht han, alfo denn ein romiſchet konig mochte vnd molte ihm
reiche cleinoter dorzu geben han.“
26) Diugoes. p. 547 und die archivaliſchen Radrichten bei Bolgt S. 546 fi.
26) Diogoss. p. 546. Kojalowicz p. 134. Die atchlvaliſchen Radrid-
tem bei Boigt S. 547 fl. Herman. Comer Chr. p. 1299.
Nord. Krieg u. Angelegenh. Polens, Litthauend u, Preußens. 326
und Hofbeamte Peter von Berzewieze, Lorenz von Hedervar und
Kabislaus von Kompolth.
Mittterweile waren zum Kroͤnungẽfeſte in Bine bie Groß
fürften von Moslau und Twer, ber Hochmeiſter bed deutſchen
Drdens, viele Herzoge, Fuͤrſten, Geſandte, Herrn, Bitter aus
den benachbarten und fernen Laͤndern, ſelbſt von den Tataren ein⸗
getroffen. Alle Großbeamte Berwanbte und Freunde Witold's
bielten in prachtvollem Gepränge ihren Einzug in bie Stabt ?7),
Um das Feſt, welches ſchon in der erfien Hälfte Septemberd 4430
begangen werben ſollte, zu halten, fehlte nur noch des roͤmiſchen
Königs Geſandtſchaft mit der Krone, über deren Schidjal man
wegen ihres langen Ausbleibens in großer Beforgniß ſchwebte.
Endlich) in den erften Tagen bed Octobers erhielt man Nachricht,
daß die Geſandten mit. ber Krone ſich noch zu Alt» Berlin befäns
den und über Alt Stettin weiter reifen wollten 28). Doc) warb
ihre Ankunft ia Wilne vergeblich. erwartet, Uaterbeffen hatte den
polnifche König, al& er fah, daß er mit Gewalt nichts außrichtete,
einen andern Entſchluß ergriffen. In vielen Schreiber hatte er
dem Großfürften Werföhnung und friedliche Ausgleichung ber
Sache angeboten. Da diefer auf bie Vorſchlaͤge nicht einging,
entfchloß ſich Wladislaus plöglich zur Reife nach Wilna, wo man
noch immer auf; bie Koͤnigskrone harrte.
Diefer dem Großfürften fehr ungelegen kommende Beſuch
veraͤnderte die ganze Sache. Witold, der nicht den Schein haben
wollte, als ſuche es mit Polen muthwilliger Weiſe Krieg, Fannte
mit Wladislaus in Wilna den Verhandlungen nicht ausweichen.
Sie wurden zwiſchen beiden Fuͤrſten in Gegenwart ihrer Raͤthe
und des Hochmeiſters gehalten. Witold verlangte, daß Wladis⸗
laus ſich in ſeinen Streitigkeiten mit dem roͤmiſchen Koͤnig und
dem Hochmeiſter vertrage und dann feine Einwilligung zur Kroͤ⸗
nung gebe, Zu der erftern Forderung gab der König feine Zus
flimmung, indem er verfprach, die Streitigkeiten durch einen Aus⸗
ſpruch Witold’3 entfeheiden zu laſſen, vorauögefegt, daß auch die
27) Sarelben Sitold's an Sigmund d. d. Troky feria VI. ante £s
Hedwig 1430 bei Boigt S. 548 fl. Kojalowios p.135. Diugosa. p. 547.
28) Dlugoss. p. 546. Boigt ©. 549.
3% Drittes Duch. Siebjehntes Kapitel.
Gegner ſich der Entſcheidung umterwörfen. In Betreff der Kro⸗
nung erfldite ex Beinen Beſchluß faffen zu Können, ohne bie Zu⸗
fimmung feiner Räthe ud ber Großen feines Beiches, deren
anh ex aisdald einguholen werfipradh **).
White baf bie Krönung flattgefunben, gingen daher bie Zer⸗
ſanmelten aubeinanber, Mitolb-aber ſchrieb dem rönsifchen König
damals: er werde fich mie mit Wadislaus vergleichen, ohne daß
zugleich ein Beide mit dem roͤmiſchen König und dem Drben ges
Miöffen werbe.. Auch werde er fich nicht zur Entfagung der Kö⸗
rigskroͤnung verſtehen. Signumd möge daher ihm bie Krone zu=
ſenden, jeboch ohne befonbered Auffchen, fondern insgeheim durch
einige Botfchafter. Er werde dann das Wolf feines Landes zu=
fammenrufen unb mit deſſen Zuflimmung feinen Plan in Ausfühs
vamg bringen °0), Kaum hatte er biefes Schreiben an Sigmund
abgefendet, fo erhielt ex von demſelben die Nachricht: er fey ents
ſthioſſen, mit einen in Deutfehland gefammelten ſtarken Heere die
Befanbten: mit der Krane bi nach Preußen geleiten zu laſſen.
Auch Hatte Sigmund mittlerweile die Cinwilligung des Papftes
ut Kroͤnung erhalten, da er demſelben vorgeRelt, daß der polni⸗
ſche König insgeheim und Öffentlich bie Huffiten unterfikgte und
Haupturſache ihres langen Widerftandes wäre. Durch die Kroͤ⸗
nung Witold's ‘aber wuͤrde ber Übermuth des Polen gebrochen,
Ditold, der beflwchtete, «8 möge durch das zahlreiche Geleitsheer
leicht zum Kriege zwiſchen dem roͤmiſchen König und Polen kom⸗
mer, rieth Sigmund von feinem Worhaben ab und wollte vorerſt
die Krone nicht zugefendet haben, da er hoffte, fich mit Polen
moch fiber die Krönung zu verftändigen 21).
Die Lbfung biefer Kroͤnungsſtreitigkeit folgte bald und auf
unerwartete Weife. Auf ber Reife von Wilna nach Troken, wor:
29) Diugoss. p. 648. Kojalowics pı 186. Ghreiben Wito’s- an Big:
wand und andere ariv. Radır. bei Boigt S. 549 fl..
30) Schreiben Witom’s an Sigmund, Troken Gonntag Hedwig 1430 bei
Soigt S. 560 fl. wodurch Dlugoss. p. 548 u. Kojalowicz 1. c. berichtigt were
ben, Bol. and) Index Corp. hist, dipl. Livon. oto. I. p. 776. n. 1774.
31) Boigt L c. Tugel Gef. d. Inge: 8. IE. ©. 330.
Nord. Krieg u. Angelegenh. Polens, Lirthauens u. Preußens. 327.
auf Witold den König von Polen begleitete, ſtuͤrzte der achtzig⸗
jaͤhrige Großfürft vom Pferde und einige Wochen fpäter flarb er
in Zolge dieſes Sturzes, kinderlos (27. Oct. 1430) 22), nachdem
er ben Könige von Polen fein Land Litthauen zur BE m
veblichen Verwaltung empfohlen hatte.
Die Nachricht ded unerwarteten Hinſcheidens Witolvs ı war
für den roͤmiſchen König wie auch fir den Hochmeiſter eine hoͤchſt
unangenehme, Sie konnten babei nichts Anberes thun, als ab»
warten, wie fi) die Sachen bei den verfgiebenen Prätendenten
auf Litthauen geftalten wuͤrden.
Mittlerweile war der roͤmiſche König darauf bebacht, den nor⸗
diſchen Krieg zwifchen Dänemark und den miteinander verbunde⸗
nen Holfteinern und Hanfeftädten durch die Vermittlung des Hoch⸗
meiſters und ber geiftlichen Kurfürften beizulegen, um auch von
diefer Seite Hülfe zur Bekämpfung ber Huffiten zu erhalten,
Allein auch diefer Verſuch war vergeblich 22). Deffenungeachtet
beauftragte Sigmund den Hochmeifter von neuem mit der Aus⸗
gleichung der Streitigkeiten der Kriegführenden, und fehrieb zu=
gleich an diefelben., fie auf dad Dringendfte ermahnend, den ver⸗
föhnenden Vorfchlägen des Hochmeiſters Gehör zu ſchenken 3%),
Da ber Hochmeifter fi dem römifchen König fo gefällig
zeigte, war diefer ihm auch günftig in ben Ordensangelegenheiten.
Als die Einwohner der Neumark, wahrſcheinlich auf heimliche
Aufregung des Kurfürften von Brandenburg, dem Orden bie
Huldigung verfagten und felbft auf Sigmund's wiederholten Be:
fehl nicht gehorchten, indem fie von dem Könige zuvor eine muͤnd⸗
liche Entlaffung von dem ihm früher geleifteten Huldigungseide
verlangten; fo lud derfelbe acht der angefehenften Herrn aus der
Ritterſchaft der Neumark auf den Reichstag nad Nürnberg, um
32) Abweichende Nachrichten über den Zod Witold's geben Diugoss. p. 557.
Kojalowicz p. 118. Winde c. 173. p. 1226. fept Witold's Tod um Katha-
tinentag (25. Kov.). Herman. Corner. Chr. p. 1299. gl. Boigt S. 552.
33) Wagner Geſch. d. nord. Reiche II. 521.
39 Göreiben des R. Königs ari den Hodmeifter d. d. Prefburg Zreit.
nad) d. Hi. Gprifttag 1430 (ohne Zweifel ift 1429 zu lefen) bei Boigt S. 553 fl.
38 Drittes Buch. Siedzehntes Kapitel.
ihe Geſuch dort zu erfüllen, Nachdem ſich die Neumdrker beim
Hochmeifter eine urkundliche Zufage ausgewirkt hatten, daß der
Drden bie Neumark ewig bei ihren alten Rechten und Freiheiten
laffen-wolle, ging bie Geſandtſchaft nach Nürnberg ab: worauf
dann fpäter allgemein die Huldigung dem Orden geleiftet wurde 20),
35) Boigt S. 554 fl. wo auch das Schreiben Gigmund’s an die Ritters
ſcaſt u. Städte der Reumart d. d. Tyrnau Freit. vor Deuli 1430 angegeben iſt.
Achtzehntes Kapitel.
Streifzuͤge der Huſſiten. 1428— 1430.
Obwohl der Papft Martin V in Schreiben an bie deutſchen
Bürften und ber Garbinallegat Heinrich Biſchof von Wincheſter
in muͤndlichen Befprechungen mit benfelben Alles aufboten, einen
neuen Kreuzzug gegen die Böhmen zu Stande zu bringen, fo
waren doch ihre Bemühungen vergeblih. Zwar verfammelten
fich in der erſten Hälfte des Jahres 1438 bie beutfchen Fuͤrſten
mehrmals zu Nürnberg, zu Frankfurt (im April) ?), zu Coblenz
und Bingen (im Mai), zu Mainz (im Iuni), ſodann roieber in
Frankfurt und Nürnberg (im Juli) 2), um fi) wegen eines Hufs
" fitenzuge zu bereden, bie Geldbeiträge näher zu beflimmen und
* * die Erhebung berfelben zu reguliten, und ſich wegen mehrerer
ſtreitigen Puncte zu verftändigen ®): allein Feines von allem bies
fem wurde ausgefuͤhrt. Man fehieb von jebem Tage uneiniger,
als bevor man zufammengelommen war. Die Geiftlichen wollten
nicht die Kriegälaften tragen, und bie weltlichen Fuͤrſten fahen es
mehr als eine Sache des Clerus an, denn ald ihre, daß die ketze⸗
riſchen Böhmen unterworfen würden. Auch war man allgemein
unzufrieden daruͤber, daß ber roͤmiſche König an allen biefen Vers
ſammlungen nicht einmal durch Abgefanbte Theil nahm. Daher
warb aus dem beabfichtigten Zug nichts und die Dazu ängegangenen
1) Windet c. 158. p. 1205.
2) Winde I. c.
3) Bined 1. c.
330 Drittes Buch. Achtzehntes Kapitel.
Geldbeitraͤge blieben in Nürnberg länger als ein Jahr unbenust
liegen ).
Mittlerweile man fo den Boͤhmen Ruhe vergännte, ver⸗
wandten fie biefelbe theild zu Streifzuͤgen in bie benachbarten Län-
der, theild zur Ausgleichung ihrer inneren Streitigkeiten. Auch
die in Böhmen felbft noch befindlichen Feſtungen, welche dem Kö:
nige Sigmund anhingen, wurden belagert und zum Xheil zur
Übergabe gebracht. Mit dem Anfange des Jahres 1428 hatten
fi die drei Hauptparteien, die Taboriten, Waifen und Prager 5)
(die Orebiten werden micht genannt) durch Abgeordnete in einer
Zufammenkunft zu Beraun über bie freitigen Religionspuncte zu
verftänbigen gefucht, aber vergeblih. Obwohl Procopius der
Stoße felbft der Verfammlung beiwohnte, und fein Anfehen unter
allen Parteien dad größte war, fo konnte er.bie Vereinigung
nicht einmal im dußern Gottesbienfte erzwingen °). Daher ges
ſchah es, daß fich zwiſchen ihen und deu Pragern von neuen eine
- große Eipanmung offenbarte. Denn als er nach ber Auflöfung
der Berauner Berfammlung fich mit feinen Taboriten nach Prag
begeben wollte, ließen ihre die Bürger nicht in bie Stadt, obwohl
fie doch. die Waiſen daſelbſt aufnahmen. Diefes erbitterte den
Taboriten fo fehr, daß er dad Haupt der in Prag verfolgten huf⸗
Athen Beiflichleit, ben Johannes Swmitzichki, ſchuͤbend bei ſich
aufnahm unb wieder in eine feindliche Stellung gegen die Haupt: ® -
ſtadt fich ſetzte7). Eine zweite Berfommlung zu Kalin entfchied
nur über den Beſitz biefee Stadt, welche man mit vereinigten
Streitkräften erobert hatte. Durch das Roos fiel fie den Waifen
zu ®), welde fodann bie Belagerung der Veſte Lichtenberg be=
ſchloſſen, deren Befagung ihnen biöher großen Schaden zugefügt
hatte. Doch da ſich ihnen eine günflige Ausficht eröffnete, in der
4) @inded c. 153 p. 1201 u. 188 p. 1205.
5) Zabebüder des zittaulſchen Stadtfchr. Joh. v. Guben in d. Seriptores
‚ser. Lusatic, I. pı 58 nennt fie: „die Weisen, das andere die Velttaborn,
das dritte die@lten Taborn imd die Prager.“
6) Contin. Polkarao p. 166. Palacky Annal. B. p. 75. daget. ©. 736.
Ahead &, 39:
T) heobald 1. c. MBgl. Lenfant II. 268.
&) Theobald 1. c-
Streifikge ber Huſſiten. 331
Lauſttz und in Schlefien große Beute zu machen, fo unterließen
fie vorerſt die Erſtittmung von.Lichtenberg, gewährten. ber Bes
fagung einen Waffenſtillſtand *) und brachen ſodann (gegen Ende
Febr.) in die Laufig und (Anf. Maͤrz) in Schleflen ein, verwü⸗
Reten und verheerten Allts, bramten Städte und Dörfer nieber,
mißhandelten ober ermordeten. bie Einwohner auf dad Graufamfte,
Bendlf. Städte und eine große Anzahl Kloͤſter wurden gepkinbert,
zerſtoͤrt oder verbrannt 10), Leichte Heerhaufen ſtreiften ſchon bis
im bie Naͤhe non Bredlau und dngfügten biefe Stadt mit einer
Belagerung 12), Nachdem bie Huffiten den größern Theil ihrer
Beute nach Böhmen in Sicherheit gebracht hatten, wiederholten
fie im Spätjahr ihre Raubzüige nach Schlefien: fie warfen ploͤt⸗
lich ihre ganze Heeresmacht zum zweitenmal auf Neiffe. Diefe
Seftung, wohin der ſchlefiſche Abel feine Schäge geflüchtet hatte,
hofften fie um fo cher erſtirmen zu koͤnnen, als Procopius der
Große ein Heer Taboriten zur Verſtaͤrkung herbeigeführt hatte,
Schnell aber fammelte der Herzog Johann von Muͤnſterberg bie
kriegeriſchen Buͤrgerſchaften von Bredlau und Schweidnitz unter
feine Bahnen und ruͤckte in Eilmaͤrſchen zum Entſatz der. bes
drängten Feſtung herbei. Die Huffiten, erfihroden durch die
unerwartete Annäherung eines:anfehnlichen Heeres, wagten nicht,
ihre Feinde zu erwarten 12), Cie ſteckten bie Vorſtaͤdte son Neiffe
in Brand und ergriffen, die Flucht ihrer Heimath zu. Bei Wils⸗
dorf jedoch erreichte fie (27. Dec.) ber Herzog Johann von Münz
fterberg: eine blutige Schlacht, die er Heferte, errang keinen
9) Hager. S, 735. Theobald S. 350.
10) Dot, Geld. von Bresl. IL S. 385 fü. Hier werden genannt die
Städte Kafimir, Felkenberg, Frankenſtein, Kteichenbach, Biegenhals, Weidenau,
Patſchkau, Mrieg (über die Croberung von Brieg durch Schuld des ſchleñiſchen
Herzogs Ludwig, der eb heimlid mit ben Huffiten hielt, vgl. Winde c. 166.
p. 1203), Hain, Reumarkt, Kant, Münfterberg (nur befeg), Gagan, Gleiwici
Bunzlau, Goldberg; die Möfter in Sttelen, Kamenz, Heiarichau, Brieg und
Goldberg x.
11) Im Mei. Dot, G. von Bredlau II. S. 388.
12) Bencss. Krabice p. 73. Winde c. 156. p. 1203 21. Chronic.
Boh. Lc. heobald S. 350. Bergl. Stenzel Geſch. d. Pr. Sta⸗ts Bo, L
©. 185.
332 Drittes Bud. Achtzehntes Kapitel,
Sieg, koſtete ihın aber das Leben 12), ba bie Huffiten ihren Marſch
nach Boͤhmen fortfegten, ohne die gemachte Beute zuruͤczulaſſen.
In demfelben Jahre, im Sommer, warb auch wieber Maͤh⸗
zen von den Werheerungen ber Huffiten heimgeſucht. Sie beab-
fihtigten, die Hauptflabt des Landes, Brimn, zu überrumpeln
und rechneten bei diefer Unternehmung auf bie Unterftügung eines
Theiles der Bingerſchaft, mit dem fie Einverflänbniffe unter-
hielten, Gluͤcklicher Weile war von dem Überfalle der Brünner
Magiſtrat bei Zeit umterrichtet worden: er traf wortvefflich feine
Gegenanſtalten, legte einen Hinterhalt, und als bie Waiſen,
welche den Überfall machten, ſchon glaubten, die Mauern erflies
gen zu haben und im Beſitz der Stabt zu ſeyn, wurden fie mit
großem Verlufte zurlichgetrieben, Nur die fhnelle Hülfe, welche
Procopius der Große mit feinen Taboriten den Waifen leiftete,
rettete dieſe von einer gänzlichen Niederlage, - Der olmlger Bi⸗
ſchof Johann, wegen feines Eifers gegen bie huffitifche Lehre zum
Cardinal erhoben, ein audgezeichneter Kriegsheld, rüdte mit
maͤhriſchen und ungarifchen Reiterſchaaren herbei und ſtritt mit
den Huffiten in einer blutigen Schlacht, die aber unentfchieben
bliebe), Jedoch waren die Waifen fo gefchwächt, daß fie kei⸗
nen Angriff mehr auf Brlınn unternahmen, fo fehr auch Proco⸗
pius dazu rieth 15). Sie kehrten nad) Böhmen zurüd, indeſſen
diefer mit dem Zaboriten einen Streifzug nach Ungarn machte,
die Vorſtaͤdte von Preßburg verbrannte, darauf gegen Wien ſich
richtete und auch biefer Stabt verberblich geworben wäre, wenn
die Donau den Berheerungen nicht ein Ziel geſetzt hättet), Nach⸗
13) Rad Diugoss. XI. p. 521 verlor der Herzog Johann 1429 bei Brau⸗
mau fein Leben. Diefe Zeit gibt aud) Rosicz. Chronic. p. 75 u. die Tab. ge-
neal. Duc. Sil.p. 38 von Sommersberg an, Die dok. Geſch. v. Breslau IL. S. 90
widerlegt diefe unrichtige Angabe. C£. Henel Annal. Sil. p. 316. ° Pol Bresl.
Ammal, 3» 3. 1428.
14) Pessina Mars Morav. p. 532 oqq. Sidter 1. c. S. 224.
15) Kurz K. Albrecht I. S. 137. Theobald ©: 351 fl.
16) Chronic. Bartose, bei Dobner I. p. 157: „Presbyter Procopius di-
tus Holy Capitaneus sectae Taboriensium et secundus Procopius Presbyter
Capitaneus sectae relictae Zisconis, qui se Orphanos appellaverünt cum eis-
dem sectis et’cum Pragensibus versus Bnganam (Hangariam) traxerunt et
N
Streifglige der Huffiten. 333
dem. bie Taboriten zehntaufend Mann ſtark einige Tage bei Korn⸗
neuburg, Wien gegenüber, gelagert waren und aus Mangel an
Fahrzeugen nicht Über den Fluß fegen konnten, verheerten und vers
wüͤſteten fie ungehindert und nicht beunruhigt von den Öflreichifchen
Zruppen (um Pfingften) das nördliche Donauufer, legten Dörfer,
Kirchen, Klöfter in Afche, mißhanbelten bie Einwohner, trieben
das Vieh weg, ſchickten einzelne Streifcorpd auch nach Ober:
oͤſtreich aus 17), und kehrten fodann mit ungeheurer Beute fiher
in ihre Heimath zurüd te),
Zu berfelben Zeit war auch ein Kriegshaufe Huffiten Über
den Böhmerwald gefommen und theild in bie Oberpfalz 19), theils
in Bayern eingefallen. Nachdem auch hier große Verheerungen
angerichtet worben, Fehrten fie mit vieler Beute nach Böhmen
zuruͤck 20),
Durch diefe Streifzüge hatten aber bie Böhmen fo ſehr ihr
Land von Streitern entblößt, daß es den Befagungen in ben wer
nigen Feſtungen, welche Sigmund noch befaß, gelang, mehs
rere Vortheile zu erfämpfen: namentlich hatte Bechin's Bes
fagung mehrere fefle Pläge der Taboriten weggenommen und es
fehlte nicht viel, fo hätte fie auch die wichtige Bergſtadt Tabor
überrumpelt, Die Nachricht von diefen Bortheilen der König:
ibi multas civitates, videl. Brodam Ungaricalem et multa oppida et forta-
litia acguisirerunt, primo ante civitatem Presburk suburbium excremave-
runt, deinde ante Viennam processerunt, sed illac per Danubium venire
nos valentes, — in Austria per voraginem ignis magnum nocumentem fo-
cerunt.“ gl. Theobald ©. 363. Beness. Krabioe p- 73: „1428 circa
f. Pentecosten — venientes de Slezia per Moraviam intrant Austriam fere
in X millibus et ponunt castra prope Viennam fere semi milliaris retro
Neuburg.“
17) Kurz K. Albrecht II. Bd. 2, ©. 138. nach öfte. Chroniken.
18) Kurz 1. c. nad) öftr, Quellen,
19) Theobald 1. c- Windeck c. 159 p. 1205.
20) Andreas Presbyter atisb. Chr. Bavar. ad an. 1428. p.45. Chro-
nic. Bartoss. 1. c. p. 158: „Secta Orphanorum cum Pragensibus in Baya-
riam processerunt circum festum Urbani (25. Mai 1428) et illuo venientes
civitates Pernow, Muichow et alia oppida aoguisiverunt, quia ipeas non defen-
derunt et ad piscinam magnam Langravii venientes obstacalum suffoderunt
— et ante Cubam multum noonmentum feoerunt.“ Chronic. Boh. p. 475.
34 Drittes Buch. Achtzehntes Kapitel,
lichen im Sande bewog Procopius, ſchnell aus Oſtreich nad) Böp-
men zurhezulehten und fogleich (16. Juli) die Belagerung von
Bechin zu beginnen, weil ex es für durchaus nöthig eradıtete, ehe
‚weitere Streifzüge von ben ‚Huffiten in die benachbarten Länder
unternommen wuͤrden, erft Meiſter der noch im Lande vom Feinde
befegten Seflungen zu werden. fiber drei Monate belagerten bie
Zaboriten Bechin, bis fie bie Feſtung durch Vergleich in ihre Ge⸗
walt befamen (24. Det. 1428) 22): fobann wandten fie ſich,
vereint mit ben Waiſen, theild zu Streifzügen nach Schlefien und
der Laufig, theils zur Belagerung ber Veſte Lichtenberg 22). ei
gegen das Ende des Jahres 1428 eroberte man fie.
Indem Procopius noch mit ber Belagerung von Bechin bes
ſchaͤftigt war und abermalige Streitigkeiten unter ben huffitifchen
Parteien auöbrachen, wobei fogar die Alt» und Neuftadt Prag
in blutigem Krieg gegeneinander wütheten 22), verfuchte ber Koͤ—
nig Sigmund, die Exfolglofigkeit der Kriegszuͤge gegen die Boͤh⸗
men fehenb, auf gütlichem Wege eine Verſoͤhnung mit ihnen her
beiguführen, In dieſer Abficht ſchickte er im September 1428
eine Geſandtſchaft an fie ab. Zu Kuttenberg kam fie mit ben Abz
geordneten ber Prager, Baifen und Taboriten zufammen und
unterhanbelte mit ihnen, Die Eöniglichen Gefandten ftellten den
verfammelten Böhmen eindringlich vor, wie ihr Herr bad voll-
fländigfte Recht an bad Königreich Böhmen, das feine Vorfahren
beherrfcht, habe; wie: er trotz ihres Abfaled und ber biöherigen
blutigen Kriege doch von guten Gefinnungen gegen die ganze Nas
tion erfllit ſey und Alles vergeffen wollte, im Zalle fie die Waf⸗
fen nieberlegten und ihm als ihrem Herrn und König Gehorfam
leiſteten.
Man war keinesweges geneigt, dem Koͤnig ſich, wie er ver⸗
21) Chronic. Bartoss. I. c.: „Seota Taboriensis feria V ante £. Mar-
‚garetae ‚castrum et civit. dictam Bechiniae circamvallarerunt, in quatuor
partibus ciraumjacuerunt — et ibi circa XV septimanas jacuerunt etc.“
Chronic. Boh. 1. c. Contin. Pulkavac p. 166. Bemess. Krabice p. 78. Pa-
lacky Amnal. Boh. p. 75. Theobald S. 354 fl.
22) Chronic. Boh. 1. c. Cont. Pulkavae, Pulacky An. u, Bene. Era,
U. oc Chronic. Bartow. L c. Theobald ©. 358.
33) Chronic. Boh. p. 477. Xheobam ©. 853 fl. u. 867.
Streifzlige der Huſſiten. 35
langte, auf Gnade zu ergeben: ja man befritt gradezu, daß er
noch irgend ein Recht auf den böhmifchen Thron habe, da das⸗
felbe duch den Treubruch gegen Johannes Huß, den er zur
Schmach der boͤhmiſchen Nation in Conſtanz habe verbrennen
offen, verloren worden. Zum Übermaß feiner Verachtung der
Nation, ihrer, Rechte und ihre Wohlfeynd habe er Böhmen mit
ſchrecllichen Kriegen überzogen, und gegen das Land alle benachs
barten Völker zu Kreuzfahrten herbeigeführt, wodurch er hins
reichend feine Abſicht Fund gegeben, die Böhmen ganz zu vertils
gen **). Die Gefandten erkannten bald, daß es nicht möglich
fey, mit ben Pragern und Waiſen, wo viele und heftige, exaltirte
Parteihäupter die Menge leiteten, zu unterhandeln, Sie trennten
ſich daher von biefen beiden Parteien, ohne ſich über irgend einen
Yunct verftänbigt zu haben, und verfügten ſich in das Lager ber
Taboriten vor Bechin, um mit Procopius dem Großen ihr Gluͤck
zu verſuchen. Diefer, ohnehin uneinig mit ben beiben andern
Parteien, zeigte fich geneigter, als diefe, den Anerbietungen des
Königs Gehör zu ſchenken. Zwar muß die Nachricht, daß Pros
copius ſich bereben ließ, auf erhaltenes ſicheres Geleite (im Herbſt
4428) nad) Oſtreich zu reifen, um bafelbfi mit Sigmund in Per»
fon zu unterhandeln 25), als eine falſche verworfen werben: denn
der König befand fi) damals an- ber ſerviſchen Grenze auf dem
Feldzug gegen bie Türken 2°): aber der taboritifche Fuͤhrer mochte,
wenn er auch nicht öffentlich mit Sigmund unterhandelte, doch
deffen Anträgen, bie denen, welche dem Zijka gemacht worben,
vielleicht ähnlich waren, nicht abgeneigt feyn. Denn um ben
Preiß, Böniglicher Statthalter in Böhmen zu werben, wollte er
das Land wieder unter deſſen Gehorſam zuruckbringen, im Falle
der König Religionsfreiheit geftattete. Sigmund aber wollte in
24) Acn. &ylv. hist. Boh. c. 47. æheobald S. 355 fl.
25) Chr. Bartoss. i. c. p. 159 ſpricht offenbar von der fpätern Reife nach
Prefburg. Senfant Geſch. d. Huſſitenkr. IT. 278 fl. ließ ſic von Walbin’s Ber
richt verleiten, die Meife des Procopins nah Wien zu Sigmund als wirklich
flattgefunden anzugeben: Des Verfaſſers Zweifel, die er dem Hrn. Palacky mit-
theilte, löste diefer zur Gewißheit, daß diefe Keiſe mit der ſpätern nach Preß-
burg verwechſelt worden.
%) ©. im Knfunge die Bsgefen vorn Sat. u. Di uars
336 Drittes Duch. Achtzehnted Kapitel,
Vegterer Hinficht Beine beflimmten Berfprehungen geben. Ohne
Zugeſtaͤndniſſe war es aber nicht möglich, die boͤhmiſche Nation,
die Siegerin in allen Schlachten, zur Anerkenntniß Sigmund’s
zu bringen. Grade in dem Puncte, in welchem Sigmund fich
ſcheute, ohne ben Papſt oder eine Kirchenverfammlung etwas zu=
zugeftehen, in Betreff der vier Prager Artikel, gab Procopius
nicht nach. Daher blieb bie Unterhandlung mit ihm erfolglos.
Er gab dem König ebenfo allgemeine, unbeflimmte Bertröflungen
auf Unterwerfung und Herftellung des Friedens, als jener vage
Verſprechungen von Belohnungen gegeben hatte, Sobald bie
Unterhandlung abgebrochen war, fegte Procopius, zum Zeichen,
daß zwiſchen ihm und dem König Feine Waffenruhe befland, die
bereit8 angefangene Belagerung Bechin's mit größerem Eifer fort
und brachte, wie oben ſchon angegeben ift, die Feſtung auch bald
zum Falle (24, Oct. 1428).
Um diefelbe Zeit waren auch die Prager felbft in heftige Strei⸗
tigfeiten gegeneinander gerathen. Urfache davon war, daß bie
aus ber Neuſtadt vertriebenen Verräther, bei dem Überfalle durch
Hynko von Waldftein, wieber in Folge eined Vergleiches zuruͤck—
kehren ſollten. Die Neuftadt wies aber biefe ald Mitbürger zu
tüd, welche fi) fodann in die Altſtadt begaben und hier ſchuͤtzende
Aufnahme fanden. Dieſes veranlafte bald Mißtrauen und Strei⸗
tigkeiten zwifchen ben Bürgern beider Städte, und zwar wuchs in
dem Grabe die Erbitterung, daß man ſich wie gegen auswärtige
Feinde gegeneinander verfchangte, einen Überfall befürchtend, und
endlich offenbare Feindfeligkeiten gegeneinander verübte, obwohl
die Hauptleute der Zaboriten und Waiſen verſucht hatten, bie
Streitenden zu verführen, Die Altftabt, im Befig des Schloffes,
und unter Anführung des friegderfahrenen Czarda von Petrowitz,
fing an die Neuftadt zu befchießen. Diefe unter ihrem Haupt
mann Woled Rubelnit, fanden an den Waiſen Unterflügung und
erwiderten bie Angriffe ihrer Gegner mit grobem Geſchuͤtz. So
war enblich unter den Pragern felbft ein blutiger Krieg auögebros
hen (Ian. 1429), der bie Stadt zerſtoͤren konnte. Da aber bie
Waiſen die Nothwendigfeit erkannten, die Prager ald Bundes⸗
genoffen den mächtigen Taboriten gegenüber zu erhalten, und fie
Streifzuͤge der Hufftten. : En
durch die inneren Kriege mır ihre eigenen Rede fit; 2
vermittelten fie auf einige Monate einen Vaſſennutane von
ben beiden Städten 27),-
Kaum war biefer gefchloffen, fo kamen die Sähmifgen St
de (6, Febr.) zu Prag im Collegium Garolinum zufammen,:mm
des Königs Sigmund neue Vorſchlaͤge zum Frieden zu. vernehmen
und fich uͤber deten Aunahme oder Verwerfung zu berathen. ‚Pros
copius der Große ſchien nicht ungeneigt zu der erſtern: er ſtellte
die Frage, ob man nicht Sigmund zum Koͤnig annehmen follte,
im Fade er fi zum huſſitiſchen Glauben: befennte? .Die Tabo⸗
viten, bie Prager aus ber Altſtadt, die übrigen Staͤnde des Reichs
mit Ausnahme ber Waifen und ber. Prager aus der Neuflabt ers
klaͤrten ihre Bereitwilligkeit, ihn unter ber obigen Bedingung zum -
Konig anzunehmen. Die Waifen und Neuflädter von Prag aber
ſprachen ihren Widerroillen gegen Sigmund auf dad Unzweiden⸗
tigfte au: enblich aber wollten fie doch auch den übrigen beitres
ten, im Falle Sigmund mit ben Ungarn bie heilige Schrift und
das heilige Abendmal nad) ‚der huffitifchen Lehre annehme, gänzs
liche Amneftie. erließe und ihnen alle bisher gehabten Gerechfamen
ohne Ausnahme erneuere, Es war fosiel gefordert, als nicht
bewilligt werben konnte 28). Mit den Vorſchlaͤgen von Seiten
der boͤhmiſchen Stände ward (Anf. März) eine zahlreiche Depu⸗
tation, an beren Spige Mauchard von Neuhaus ftand, zu dem
roͤmiſchen König nad) Ungarn geſchickt. Man kam überein, daß
in Preßburg (Ende März) eine Verſammlung gehalten und mitt:
lerweile bis zu Anfang Juni eine Waffenruhe beobachtet werde,
Wirklich Fam auch der roͤmiſche König mit feinem Schwiegerſohn,
dem oͤſtreichiſchen Herzog. Albrecht, einigen ſchleſiſchen Fürften und
mehrern deutſchen und ungarifchen Herrn, um bie beflimmte Zeit
nad) Preßburg, wo auch die böhmifchen Deputirten, ‚mit Procos
27) Sauptquelle Contin. Pulkavae p- 166. Chuanic. Boh. p. 475 und
477. Hager. ©. 736 fl. Theobald S. 357 u. 360.
28) Chronic; Boh. l.c. Gontin. Pulkavae l.c. Theobald S. 361. Bol.”
Pelzel böhm. Geſch. J. S. 387. Schelhorn's Beitr. zur Erläut. ver Geſch. beſ.
der ſchwaͤb. Gelehrten» u, Kirchengeſch. St. 3. n. 22.
Aſchbach 8. Sigmund. I. — p>2
6} Drittes Bad, Adszehntes Kapitel.
ins dem Großen an ber Spike, ſich einfanten?°). Dex roͤ⸗
miſche Kiuig lich eb am nichts fehlen, die Gefanbtfchaft der Boh⸗
men zu gewinnen: er empfing fie ehrenvoll, bewirthete ſie koͤſtlich
und beſchenkte :fie seichlih. Man ernannte vier boͤhmiſche Land⸗
herrn zu Schiebemaͤnnern und Vermittlern, und unterhanbelte
acht Tage, jedoch ohne zu einem Schluß zu kommen. In ben
Religionsfacpen wolte und konnte Sigmund feine Verſprechun⸗
gen geben: er verlangte, daß man ſich in biefer Hinficht den Aus⸗
ſerlichen des nächfien Conciliums unterwerfe. Endlich ſchickte man
nach Böhmen, um neue Vollmachten zu holen und vom Stande
der Unterhandlungen Kechenſchaft abzulegen ?°), Es wurden von
neuem bie boͤhmiſchen Landflände verfammelt, und ber größere
Xheil ſprach fi) dahin aus, Sigmund wieber zum König anzu⸗
nehmen, fofeen er Religiondfreiheit geflatte und für alles Geſche⸗
dene Bergeſſenheit eintreten laſſe. Neue Deputirte aus allen Stäns
den wurden ernannt, um zu bem König nach Ungarn zu gehen,
und die Sache zu Ende zu führen, Allein die Waiſen ſetzten ſich
mit allen Kräften und großer Entfehiebenheit dieſem Vorhaben ent:
gegen: fie erklärten, daß ein freie8 Volk keinen König brauche 31),
Auch die Zaboriten fanden e8 bald für beffet, ben Krieg fortzufer
%9) Chr. Bartoss. p. 159: „Dominus Menhart de Nora-Domo cum
Mis Baronibus Bohemiae et Moraviae se interposuerunt et ipsum Presby-
terum Procopium cum ser. dom. Sigismundo Rege suprascripto et cam da-
Gibas Slesine ad terminum et tractatus conduzit, qui in civitate Prespurk
feria IH. in fosto Pascae 1429 conrenermt et ibi faerunt D. Rex cum Duce
Austrise et Dudbus Siesiae, D. Ulrioo de Rosmberg, D. D. Joanne et Wil-
'helmo de Scala, Joanne de Opoezen, Puota de Czastolowicz, Hanussio de
Kolowrath et aliis Baronibus regni Boemiae etc.“ ad) Aeneas Sylv. hist.
Boh. c. 47. war die boͤhmiſche Deputation außerhalb Prepburg: „in tentorüis e
regione urbis mansere.“ Pessina Mars Morav. p. 537. Bol. Riäter (Bef-
Atem in Mähren) S. 224. ,
30) Chr. Bartoss. I. c. „Ad Pragam eorum pars est röverea ad deli-
berandum, quae a D. Rege dici audierunt et tractatibus factis, a de com-
munione sub wsragug specio wellent stare declaratione sacri concilii
Juturi, et aliis eorum complicibus responderunt per indirectum, siogae
mulla oonoordia potait evenire.“ Aen. Sylv. hist. Boh. c. 47.
31) Chronic. Boh. p. 475. Contin. Pulkarae p. 166. Palacky Annal.
B. p- 76. Ct. Pessina 1. c. Balbin. Epitom. Boh. hist. p. 474.
'
Steeifgäge der Huffiten. 339
gen und ſich durch Streifzüge in die benachbarten Länder zu bee
reichern, ald zur bürgerlichen Ordnung und zum Gehotfam unter
einer koͤniglichen Regierung zuruckzukehren. So ſcheiterten bie
Vergleichsverſuche, welche die Prager Altſtaͤdter und die boͤhmi⸗
ſchen Landherrn eifrigft unterflügt hatten 22), am der Verwilderung
der Nation durch die Waiſen und Taboriten: und ber blutige,
ſchreckliche Verheerungskrieg hatte wieber feinen Fortgang,
Nachdem durch die Vermittlung des Procopius ein endli⸗
cher Vergleich zwiſchen der Alt- und Neuftadt Prag zu Stans
be gefommen war 22), unb man die von dem böhmifchen Abel,
welche fi von neuem für Sigmund erflärt, bekriegt oder unters
worfen hatte**), wandten die Böhmen fi wieder zu Streif⸗
zügen, um auch auf dieſe Weife die Ungarn und bie beutfchen
Reichsſtaͤnde fo zu befchäftigen, daß fie nicht daran denken koͤnn⸗
ten, in Böhmen einen Einfall zu machen. Indem die Orebiten,
welche um dieſe Zeit wieber als befondere Partei auftreten, in bie
Grafſchaft Glas und in Schlefien einfielen und da Beute mach⸗
ten®5), und andere Huffiten die Umgegend von Olmütz ausplim⸗
derten 36), verbanden fi die Taboriten und Waifen zu einem
großen Zug nach Sachſen. Nachdem man ſich zu diefer Unter: .
nehmung am 17. September 1429 verfammelt, und Procopius
der Große, ber zum Bührer bes Heeres gewählt worben®?), eine
anfeuernde Rebe an bie Huffiten gehalten hatte, um fie zur. Rache
an die Kriegszuͤge der Meißner und Thüringer gegen Boͤhmen
32) Der Hodmelfter des deutfihen Drdens, freilich ein heftiger Gegner deb
polniſchen Königs, befauptet in Schreiben an den Papft, daß Wladidiaus an
die Huffiten eine Geſandtſchaft gefäiet, um fie zu bewegen, mit Sigmund keinen
Zrieden zu fließen: aud habe er die Türken, die fo eben einen dreijährigen
Waffenſtillſtand mit Ungarn gefäloffen, angeregt, diefen wieder zu brechen. Voigt
Geſch. Pr. VIL 531.
83) Chronic. Boh. p. 477. Palacky Annal. B. p.77. Theobald S. 363.
3%) Chronic. Bartoss. I. c. p. 160.
35) Chronic. Boh. p. 475 u. 477. Binde c. 156. Theobald S. 359
u 362.
36) gl. Midter (duſſiten in Mähren) S. 228.
37) Chr. Bartoss. I. c. p. 161: „Presbyter Prooopias tano se seribe-
bat in literis: Presbyter Procopius Gubernator Taboriensium Commu-
nisatie in campis beilantium.“ gl, Theobald S. > gem ©. 787.
\
30 Drittes Buch. Achtzehntes Kapitel.
anzufpormen, brach man bei Graupen in's Meißner Land. Zus
erſt ward die Umgegend von Dippeldiswalde und Pirna fchrediich
verheert. Ohne fich bei der Eroberung ber wehlvertheidigten
Stabt Pirna und des feflen Schloffes Sonnenftein aufzuhalten,
drangen bie Huffiten gegen Dreöben vor, verbrannten bie Altſtadt
und das nahe babei gelegene Eremitenflofter, und verbreiteten ihre
Verheerungen längs der Elbe bis nach Meiffen. Obwohl fie
dieſe fefte Stadt nicht belagerten und eroberten, fo war boch der
Biſchof dafelbft, Namens Johann, der in Conſtanz zu Hußens
Verbrennung gerathen hatte, durch einen befondern Zufall in ihre
Hände gefallen. Er hatte noch von Gluͤck zu fagen, daß fie ihn
nicht ermordeten, ſondern nur gefangen mit fortführten. Darauf
wandten fie fi) ‚gegen Scharfenberg, verfchlitteten die dortigen
Bergwerke, brannten Strehla, Belgern und die Vorſtaͤdte von
Zorgau nieber, und plünberten, verheerten unb verwüßleten das
platte Land bis in die Nähe von Magdeburg, wo zwar der Erz:
biſchof Günther ein ziemlich anfehnliche Streitmacht verfammelt
hatte, aber nicht wagte in offener Feldſchlacht gegen die Huffiten
zu Tämpfen »®),
Ohne fi) an Magdeburg zu verfuchen, ſchlugen die Huffis
ten oberhalb diefer Stabt eine Schiffbrüdte über die Elbe und drans
gen in die unbewadhte Mark Brandenburg ein, wo fie das Land
verbeerten und auöplünberten, Weit und breit ging der Schreden
vor den furchtbaren Huffiten: nicht nur in ber Neumark, fondern
auch im entfernten Preußen fürchtete man damals, von ihren Raub-
zuͤgen heimgefucht zu werben 29). Jedoch hielten fie fich nicht mit
der Belagerung der Städte in ber Mark Brandenburg auf, fon=
dern fobald fie Beute gemacht hatten, zogen fie wieder an die Elbe
zurüd und näherten ſich wieber ihrer Heimath, indem fie in die
Niederlaufig einbrachen 2%), Hier überrumpelten fie Guben, mach⸗
38) Bartons. Chron. p. 161 29. Zfeobab S. 368 fl.
39) Boigt Geſch. Preuff. VII. 532 fl.
40) Theobald 1. c. Beness. Krabice p.73. Palacky Annal. p. 77. Con-
tia. Pulkavae 1. c. „Post hanc concordiam Bohemi processerunt in Mi-
soiam , in Srb et in Lusatiam etc. — In vigilia 88. Simonis et Judae Lu-
bin civitas primaria regionis Lusicensis subito expugnata fuit.“ Palacky
Streifgäge der Huffiten. 311
ten alle Einwohner nieder und legten darauf bie Stadt in Afche+1).
In dem Klofter Neuenzelle hackten fie den Mönchen Arme und
Beine. ab. Sodann richteten fie ihren Marfch auf die Stadt Goͤr⸗
litz und forderten fie zur ſchleunigen Übergabe auf. Die Görliger
antworteten in huffitifcher Weife, indem fle bie an fie abgeordne⸗
ten Boͤhmen in die Spree warfen und erfäuften, Procopius,
nicht im Stande, ben feften Ort in kurzer Zeit zu erobern, ließ bie
Beleidigung ungefkaft und ruͤckte vor Bauzen, unterbeffen ein
anbered Heer in bie Oberpfalz pber in das Baireuthiſche einfiel,
aber von dem Herzog Johann von Neumarkt mit Verluſt zurüds
geſchlagen wurde?). Gluͤcklicher war des Procopins Heer, das
gegen 40,000 Mann zu Fuß und zu Pferd betragen haben fol.
Bwar ſchlug die tapfere Befagung von Bauzen alle Augriffe der
Feinde acht Tage lange zuruͤck. Endlich verſtand fie fich aber doch
dazu, durch Geld den Abzug der Huffiten zu erfaufen, indem man
heimlichen Freunden derfelben innerhalb der Mauern auf die Spur
gelommen war 23), Nachdem auch die Stabt Camenz, aber ver:
geblich, von den Huffiten belagert worden war, kehrten fie noch
vor dem Schluffe des Jahres 1429 (Ende Dec,) über Großen
hayn und Mühlberg nach Böhmen zurüd und brachten zweihun: ,
dert und zwanzig mit Beute belabene Wagen und eine große Anz
zahl vornehmer Gefangener mit 44).
Diefer fo glüdliche Zug für bie Huffiten führte zu ihren Fah⸗
nen viele Böhmen, indem dieſe hofften, in ähnlichen Unternehs
mungen reiche Beute zu machen. Auch die Nachricht, daß ber
roͤmiſche König mit den deutſchen Fuͤrſten und Reichöfbänden einen
Ann. 1. c. cbenfo in böhmifher Sprache. Lubin heißt dort nad dem Böhmie
fen Kubjn. Cf. in Scriptores rer. Lusaticar. Joh v. Buben Jahrbücher p. 58.
41) Theobald S. 365. Dad Chronic. Bartoss. 1. c. erzählt nur diefen Zug
in die Saufig und Herman. Corner. Chr. p. 1295 beftätigt ihn. S. im Anh.
die Beilage XIV, wo in einem Schreiben vom 14. Nov. 1429 bie Groberung
Guben’s erwähnt wird.
42) ©. im Anhange die Beilage XIV.
43) Theobald 1. c. &enfant II. 296 nad einem Bauzner Manuſcript.
44) Xußer den angeführten Quellen ift über dieſen Huffitenftreifzug zu vgl.
Winde c. 163. Herman. Corner. p. 1295. Andreas Presbyter. p.47. Cont.
Chron. Engelhun. p. 5.
342 Drittes Buch. Ahctzehntes Kapitel.
neuen Ereuzzug gegen Böhmen beabfichtigte, mochte bie fanatis
ſchen Streiter zu abermaligen Angriffen gegen ihre Feinde beſtim⸗
men. Zudem war im Lande Böhmen, wo faft aller Aderbau
durch bie beftändigen Kriege barnieder lag und der Bauer den
Vflug und die Senfe in Kriegswaffen umſchmiedete, fo fehr an
Getreide und andern Lebensbebtrfniffen Mangel, daß Tauſende
barauf hingewieſen waren, ſich ihren Unterhalt in ben fremben
Ländern zu holen. Es konnte damals von den Böhmen gefagt
werben, was Tacitus von den alten Deutſchen berichtet: fie wolls
ten lieber mit Blut erwerben, ald mit Schweiß des Jahres und
der Ernte Erträgnifie abwarten und verdienen.
Am erflen Tage des Jahres 1430 verfammelten ſich auf dem
weißen Berge bei Prag eine ungeheure Menge flreit: und beutelus
fliger Kriegshaufen: nicht bloß Böhmen, fondern auch Mährer,
Oſtreicher, Schlefier, Laufiger und von den andern benachbarten
Bölkerfchaften hatten fich einzelne Schaaren eingefunden, an ben
Raubzügen Theil zu nehmen. Acht Tage hindurch waren auf
dem Berge bie Kriegähaufen, die fi neue Namen gaben*s),
verfammelt-und berathfchlagten, welche Länder ihre Raubzüge die⸗
+ fe8mal treffen ſollten. Endlich vereinigte man ſich dahin, daß
vorerſt die nörblich von Böhmen gelegenen Länder, die Wohnſitze
der gehaffetften Feinde, welche ſchon im legten Raubzug fo
furchtbar heimgefucht worben, von neuem mit Verheerung und
Plünderung uͤberzogen werden follten: fodann follterfdie an Sachs
fen und Thitringen angrenzenden Laͤnder an die Reihe tommen *°),
Noch in demfelben Monate Januar?) mitten im Winter,
brach das Huffitifche Heer auf, defien Zahl auf 50,000 Mann
zu Fuß, und 20,000 Mann zu Pferd angegeben wird*®), Es
45) Theobald 1. c. S. 366. Die aus dem Kreiſe von Sönigingräg nann=
ten fi) Kneifler, die von Chrubim Sammler, bie von Bechin Behutete,
die von Klattau Betterlein, die von Kaurzim Wolfsſch aar, die von Leite
merit beftiefelte Männlein x.
46) Theobald ©. 366. Hagec. S. 737 wirft die Kriegsanftalten von den
Jahren 1429 u. 1430 untereinander,
AT) Rad dem Chronic.-Bartoss. ſchon einige Wochen früher: „circa festum
S. Luciae‘‘ (13. Dec. 1429).
48) Chronic. Bartoss. p. 163; nad} einer frühern Stelle in Chr. Bartoss.
GSteeifgüge der Huffiten. ö 33
führte auch 3000 Kriegswagen nach, bie man mit Ketten unb
Schlöffern aneinander hängen und dadurch zu-einer feſten Wa⸗
genburg machen konnte. Zum Oberanfhhrer hatte man wiederum
Procopius den Großen gewählt, und ihm zu Unterfelbhenn bie
kriegokundigen Edeln Wilhelm Koſtka von Poſtupitz und Jehauu
Zmrzlik von Swoyffin beigegeben. Im zwei großen Heirheufen
drangen fie im Meißner Lande vor: der eine lagerte ſich Anfangs
vor Pina, der andere vor Dresben. Die Reiterfchaären ſchwaͤrnn
ten weit und beeit im ande umher, Alles plindernd, verwuͤſtend,
zerſtoͤrend: die Beter Golbig, Bügeln, Döbeln, Dahlen ind an
dern wurden in Aſche gelegt, bie Eimvohner großentheils grau⸗
ſam ermordet. Diefen furchtbaren Verheerungen zu ſteuern, fan
melte der Kurfuͤrſt von Sachſen eiligſt einige Kriegsvoͤlker cd
lagerte ſich bei Kolberg zwiſchen Leipzig und Dſchatz: auch ber
Markgraf von Brandenburg hatte ihm Hülfsvoͤller zugeflihrt 4r%
Deſſenungeachtet hielt man bie.vereinigten Truppen nicht fl ſtark
genug, einen Kampf mit den Huffiten zu beſtehen. 208 biefe Her:
anrhıeten, verließen die Kurfünften ihre Stelung und zogen fülh
zur: Procopius aber nahm Kolberg und legte es in Ada
Dem weitern Worbringen der Huſſiten fich entgegenzufegen, hatte
Johann von Polenz, vormaliger koͤniglicher Befehlähnber auf dem
Schloß Karlſtein und gluͤclicher Bekaͤmpfer der Böhmen in fehs
been Gefechten 60) bie Verwegenheit: bei Grimme warb bad. bins
tige Treffen geliefert. Johann von Polenz büßte feine Kühnheit
mit dem Verluſt der Schlacht, worin viele fächfifche Edelleute blie-
ben, und worauf ſich das übrige Heer in ungeorbnete Flucht auf
ldste. \
Mittlerweile hatten ſich die beiden genannten Kurfärften auf
Leipzig zuruͤckgezogen, wo fie fi mit den Kriegsvoͤlkern aus
p- 161: „onmi quatuor.millibus equitum cam tsibus millibes cumumm et
cam XL. milibes peditum.“ Binde c, 168. p. 1219 gibt das hufitifde
‚Heer auf 100,000 Mann an,
49) Yud) ver deutſche Drden ward zur ſchleunigen Hütfe aufgefordert, ſhicte
fie aber aicht, weil er in feinem eigenen Lande Einbrüche der Huffkten befürchtete.
Beigt Geſq. Preaff. VII. 540 fl.
50) Dindec c. 168. Gr flug arqh die Suffiten im J. 1428 bei Böclit.
36 Drittes Bad. Achtzehntes Kapitel.
Nisberfachfen, welche aus den Erz s und Hochſtiſtern Magdeburg,
Halberſtadt und. ‚Hilbesheim und vom ben Herzogen von Bratıns
ſchweig · und ander ‚Her waren abgefchidt worden. Doch war
alt Deu zufemuhenigerafften, undisciplinirten, muthloſen Haufen
nice angufangen. Dazu herrſchte unter ben Anführern Eeine
Einigkeit; fe daß fie durchaus vichts gegen ben: übetlegenen Feind
amternchuen Eonnten. Ja ein großer Theil der niederfaͤchſiſchen
Beiegäußtter kehrte ohne hit dem Feinde :gefohten zu haben in
feine Geimathzunädt, inbeß dieſer noch Sachfen verwiſtete.
keipgig fand feine Kettung durch ſeine feſten Bauern, mit
deren Erſtaͤrmung die Huſſiten fich nicht aufhalten wollten. Sie
wandten ſich ach ber Verheerung ber Umgegend von. Grimma
man Louunabſch nach Altenburg, eroberten Stadt und. Schloß,
plinberten.beibe rein aus, ermorbeten bie Einwohner und den da⸗
hin gefkächteten ofterlänbifchen Abel anf das Graufamfie, und ver⸗
waundelten darauf Alles in Afche und Steinhaufen. Von der Zer⸗
ſtiamg Aitenburg’s, bie den nach allen Seiten werbreiteten Schre⸗
Ein noch fteigerte, ſchritten fie zur Nieberbrennung von Schmoͤl⸗
ker, Eximmitſchau, Werda, Reichenbach, Auerbach, Olsnitz und
anderer Drte im Vogtland. Auch die Feſtung Plauen, welche
nicht fehr tapfer vertheidigt warb, erfkirmten fie: nicht nur toͤdte⸗
ten fie uͤber ficbenhundert Wertheibiger der Stadt bei der Erobes
rung, fonbern auch die übrige Beſatzung, ber fie freien Abzug au:
geſtanden Hatten. Nachdem bie Stabt außgepkündert war, theilte
fie das Schifal der früher eroberten Otte: fie ward mit bem
Schloß in Brand geſteckt und zerſtoͤrtꝰ2).
Bei diefem ununterbrochenen Gelingen ihrer Berpeerungen
wuchs den Huffiten ihr Übermuth: fie hielten ſich für ſtark genug,
zu gleicher Zeit mehrere Länder zu plündern und zu verwüften.
&2) Chronic. Bartoss. 1. c. p. 162. Contin. Pulkavao I. c. Chronic.
Boh. 479. Palacky Annal. Boh. p. 7sg. Johann vor Guben a. a. D. 8,60
u. 61. Herman. Corner. Chr. p. 1296. Rad Binde 1 c. wurden in Gade
fen und Zhäringen 18 Gtäbte und Marktflecen und an 1400 Dörfer in Aſche
gelegt. Won demfelben Zug ſpricht auch Windec c. 170. p. 1221. Hagec. S. 738
Trithemii Chron. Hirsaug. ad ann. 1430. p. 379. gl. Theobald S. 366fl.
Krastz Vundalia Kb. XI: cap. 20. Spelzel boͤhm. Geſch. I. S. 389.
Streifzüge Her Huſſiten .. 35
Sie. fandten eine Kritgeſchaar In Me: Laufitz ab, . um nordneuam
die Stadt Bauzen zu beiagerh 53), indeſſen dad ‚Hauptheer:weis
ter nach Weſten zog; die ‚Umgegend von Coburg durchpluͤnderte
und verheerte, und dann. in: Franken gegen den Main: vordrang ·
Die Städte und Flecken Hof, Culmbach, Bamentb;, -Hotfelb;
Wunfiedel, Gefraͤß, Berneck und viele; andere Orte plimderten
fie: und. legten fie in Aſche, bie Einssohner ermordeten ſie oder
führten fie ald Gefangene mit ſich fort 5°). Mit / unerhoͤrter Braus
fambeit:aber wistheten ſie gegen die Moͤnche / Nonnen und Geiſt⸗
ulichen. Schon fürchteten bie groͤßern Staͤdte Amberg, Niernherg ,
Bamberg den ſchrecklichen Frind nor ihren Thoren zu ſchen · Nuͤrn⸗
berg ſchickte eiligſt Boten an ben roͤmiſchen König und die benach⸗
karten Reichsſtaͤnde, um ſchleunige Hide ſlehend. Jedoch Erſte⸗
rer war zu weit enffernt, ‚bie Feinde aber ſchon "ganz im die Naͤhe
gerät: Zwar ſchickten die ſchwaͤbiſchen Staͤdte, „der, Bifthof von
Wärzburg, die. feänkifche Ritterſchaft der geängfligten Stadt Hitkfe,
und ber Erzbifchof von Mainz traf mancherlei Anſtalten, in feinem
Erzſtifte eine anfehnliche Streitmacht in’3 Feld zu fielen (April) 55),
deſſenungeachtet hielten Nicnberg und andere Reichsſtaͤnde in
Franken, welche von den Huffiten mit Verheerungen bedroht wa⸗
ven, es für gerathener, fich durch Gelbfummen davon loszukau⸗
fen. Da eine ſolche Brandſchatzung ſchon ber Markgraf von Brane
denburg bezahlt hatte, um bie Huffiten von den Grenzen feines
Landes zu entfernen®®), fo brauchten andere minder mächtige
Reihöftände fich nicht. zu ſchaͤmen, wenn fie dieſem Beiſpiele folgs
58). Johann v. Guben a. a. D. Lenfant (na dem Bauzner MS.) II. 306.
54) Winde c. 168. p. 1219. Chronic. Bartoss. 1. o. Palacky Annal.
Boh. p. 79: „Nebo z Mjssne, z Kaziwsse tu zemi, obrätili se k Frankdm.#
Theobald &. 368. Herman. Corner. Chr. p. 1296.
55) Gaden. C. Dipl. Mog. IV. p. 172 aqq.
56) Chronic. Bartoss. 1. c. „Burggravius.Norimberg. Friderions; qui
tanc etiam erat Marchio Brandenburg. ad ipsos veniens cum 'conductu sal-
vae pacis se, ne sibi et territoriis suis infra hoo festum 8. Jacobi noce-
rent, concordavit et pactavit, ut ipeis XIV millia florenorum Rhinensium
daret.“ Chronic. Bob. 479. Palacky Aunal. B. p. 79. Contin. Palkavac
p- 167: „Conventionem iniit Dax Bramburgensis et pecunia ab eo juxta
promissum deposita fuit.‘
36 Drittes Bad. Acqhtʒehntes Kapitel,
ten. Es bezahlte daher ber Biſchof von Bamberg den Huffiten
13,000 Gulden: eine faf gleiche Summe die Stadt Rirnberg,
und ähnliche Brandſchatungen gaben ber Pfalzgraf Johann von
Sulzbach und Amberg, ber Bifhof von Eicftäbt, der Markgraf
von Brandenbung (für feine fraͤnkiſchen Befitungen) und mehrere
andere fraͤnkiſche Reicheftänbe, in Allem 45,000 Golbgulden, mit
weicher Summe weitere Berheerumgen ber Huffiten in Franken
abgelauft wurden ®?).
Die Huffiten richteten fobannı ihre Werheerungen gegen Bay⸗
em, verwlifteten das Land bis vor bie Thore von Begensburg,
taubten in Nieberbayern und feßten den Erzbifchof von Galzburg
in Schreden, der wie die fraͤnkiſchen Reicheftände durch Zahlung
einer Geldfumme bie Feinde von ſeinem Erzſtifte abwenbete 0°),
In derfelben Zeit 5°) hatten ſich in Böhmen neue raubluſtige
Kriegsſchaaren von Taboriten, Waifen, Drebiten und Pragern
ans ber Neuflabt gefammelt und waren unter Anflıhrung des Pro⸗
copius des Kleinen (um Dftern) in Öftreich eingefallen, der den
Bello mit einer Heerabtheilung zu einem Raubzug nad) Ungarn
aborbuete. An ber Öftreichifchen Grenze fanden bie Huffiten die
oͤſtreichiſchen Kriegsvoͤlker gerliftet zur Abwehr jedes Einfalled und
die Feftungen in gutem Vertheidigungszuſtande. Ein Gefecht,
worin bie Huffiten ben Kuͤrzern zogen, belehrte fie, daß hier nicht
57) Windec c. 168p. 1219. Chron. Bartoss. p. 162 49. Aen. Sylv. hist.
Boh. c. 48, der kaum diefer Hufftifäpen Raubzüge Erwähnung thut, fagt dod : „pe-
cania placati divitem exercitum redaxere.“ Herman.Corner. Chr.p1296. Chr.
Boh. 1. c. Contin. Pulkavae et Palacky Annal. I. cc. Histor. Norimb. dipl.
Per. 11.545. Herman. Corner. Chr. p. 1296. Bgi. Zheobald 1. c. Page. ©. 738.
58) Bel. Buquet Geſq. v. Baiern VI. &.267. Andreas Presbyter Ra-
tisbon. p. 48 bei Kulpis läßt dagegen die Oberbayern einen Verheermgezug
nad Böhmen machen.
59) heobald 1. c. gibt auf die damaligen Huffiten» Raubzüge die alten
Berſe m: "
Meiffen und Gadfen verderbt,
Söätefien und Lauſait zerfherbt
Bayern ausgendrbt,
Hfterreidh verheert,
Maͤhren verzehrt,
Böhmen umgekehrt.
Steoifghge der Huſſiten. . 347
fo leichte Beute zu machen fei °0), fie wanbten ſich daher wieder
ber ‚Heimath zu, wo fie ihre Wuth an einigen noch von ben Kb+
niglichen befegten Schlöffern ausließen *1), "Die Heeresabthei⸗
lung aber, welche in Ungarn eingebrochen war, und gegen zehn⸗
taufend Mann zählte, brang unter großen Berheerungen bis Tirs
nau vor. Hier rückten an der Spitze eines ungarifchen Heeres die“
Zeldherrn Sodann Matis und Stibor ben Böhmen entgegen °*),
Ihr Plan war ed, unterdeſſen Stibor den Feind in der Flanke
angriffe und feine Wagenburg fprengte, daß Matis mit. Unges
ftuͤm ihn von vorn anfalle, Zwar führte Stibor den Seitenangriff
gihllih aus; allein da Matis aus Ungeſchicklichkeit oder Ver⸗
raͤtherei nicht, wie verabrebet worden, zur vechten Zeit gegen bie
Huffiten heranrücte, fo fand fi Stibor im Stich gelafien. Die
ganze Macht der Huffiten warf fih auf ihn und fechstaufend von
feinen tapfern Ungarn wurden erſchlagen. Die Beinde aber ers
Bauften den Sieg theuer, auch von den Ihrigen fielen zweitau⸗
ſend, unter dieſen auch ihr tapferer Anführer Welke. Daher
drangen auch die Huffiten nicht weiter in Ungarn vor, fondern
kehrten nach Böhmen zurüd °®),
Mittlerweile waren auch die Kriegsſchaaren aus Bayern und
Ftanken mit ungeheurer Beute zuruͤckgekehrt. Noch zu guter legt
hatten fie die Stadt Eger, deren Vorſtaͤdte fie ſchon in Afche ges
legt, mit fiebzehnhundert Goldgulden gebrandſchatzt. Nachdem
fie über hundert Städte und Veſten und über 1400 Dörfer eins
genommen, geplündert und verwuͤſtet Hatten, . war ihre Beute fo
60) Chronic. Bartoss. p. 164. Bgl. Kurz a. a. D. S. 160.
"6A) Chronic: Bartose. p. 165. Mal. Kurz R. Wrede Il. 1.2. ©, 160.
62)- Fehler IV. 448 nennt Crftern Jehaanes Matthiaffo und den Andern ben
Sohn des koͤnigl. Günftlings Stibor von Stiborzicze. Winde c. 170. p. 1221
gibt die Namen verftümmelt: cr nennt den Grftern Marte Janus und den Lehe
tern Sabor. Bgl. Engel Geſch. des Ungr. 8. II. 329.
63) Chronic. Bartoss. p. 16%: „Gertamen habnerunt in metis Ungariae
cum gentibus D. Regis et praesertim Bohemis, Moravie, Ungaris <t genti-
br dictis Raczy (Ranzen), ubi Welko Capitaneus Orphanorum est interfo-
ctws cum maltis aliis, ut dicebatur ad duo millia.“ Mindel co. 170. 1. c.
Balbin. Epit. Eb. IV. c. 11. ü. Miscel, Dec. I. ib. TV. 5. 110. Katona
hist, exit. Reg. Hung. XI. p. 523 agq.
8 Drittes Wudk. htzehnees Kapitel.
brimadfiig angerendfen, baß fie binfeibe auf. ihren dreitaufend
Wagen, woven manche mit zwoͤlf bis vietzehn Pferden befpannt
waren, Baum fottbriagen kounten *). Auch «führten fie zahle
reiche Gefangene, . beſonders nom ‚Abel, mit ſich nach Böhmen
zuruck.
Ohne in ber. Heimatk;. Kunges zu verneilen, machte Procopius
ber Große mit feinen Tabariten. einen Raubzug nach Mähren,
vermohftete die Umgegend von Brunn und eroberte die Feſtung
Sternberg *5): ſodann brach er (im Auguft) in Schlefien ein und
raubte, mörbete und braunte in feiner graufamen Weiſe °°). Nach
wenigen Wochen war er wieber in Boͤhmen, um bem Lanbtage
beizuwohnen, welcher zur Bereinigung der huſſitiſchen Glaubens:
weinungen zu Prag gehalten wurde.
So waren die Huffiten ber Schredden von dem größten Theile
der abendländifchen Chriftenheit geworben. Einzelne Schaaren
drangen bis in ferne Länder vor: ein Schwarm Huffiten brachte
na Böhmen Waffer mit, welches fie aus ber Dſtſee gefchöpft
hatten, nachdem fie dad Klofter Dliva niebergebrannt und ben
Seehafen von Danzig zerftört hatten. Auch nach Frankreich war
fon der Huſſitenſchrecken gedrungen. Hier, wo in blutigen
Schlachten die Branzofen und Engländer miteinander fleitten und
Erſtere durch die männliche Tapferkeit der Jungfrau von Orleans
Siege über ihre Gegner erfochten, hörte man doch nicht mit
Gleihgültigkeit von den Werheerungszügen der Huffiten. Ob⸗
wohl die Jungfrau von Orleans fo fehr damit befchäftigt war, ihr
Vaterland ganz von den Engländern zu befreien, fo dachte fie
. 64) Chronic. Bartoss, p. 163. Binde c. 168 p. 1219. Die Zeit der
Rüdtehr wird da beftimmt: „Septimana ante et post f.8. Mathiae ante car-
nis privium 1830.
65) Chromic. Bato⸗ p. 165 og. Bol. über dab Räßere Pessin. Mars
Morav. p. 539 qq. Richter (bie Huffiten in Mähren) S. 228.
66) Chronic. Boh. p.'479. Contin. Pulkavao p. 167. Palacky Annal.
p. 80. Herman. Corner. Chr. p. 1296. Chr. Bartoss. p. 166. Eon früs
her in den Faſtenzeit des Jahres 1430 hatten bie Huffiten einen Naubzug nach
Sälefiem gemacht, wodurch die Umgegend von MBrieg hauptſächlich heimgeſucht
ward. Über die Kriegebegebenheiten in Sqhieſten im I. 1430, weidhe einige
GSproniflen in’6 Jahr 1429 fegen, handelt: Dot. Gef, von Breslau II. &.391 fl.
Streifzüge der Huffiten. 349
doch auch daran, der Fatholifchen Chriftenheit eine Retterin von
den neuen Glaubenöfeinden zu ſeyn. Sie fchrieb daher den Huf-
fiten mit Drohungen: Wenn fie fich nicht bald befferten, ihre
Verheerungszuͤge nicht einftellten und nicht zur Kirche zuruͤckkehr⸗
ten, fo werbe fie von bem Kriege gegen bie Engländer ablaffen
und die Böhmen mit fammt ihrer Keberei vertilgen 97),
67) Diefer Brief vom I. 1429 iſt in den neuern franzöfifhen Werken über
die Jungfrau von Drleans und in den Memoirs of Jeanne D’arc surnamed la
Pacelle London 1824. 2. Voll. abgedruckt. Gr findet fih aud) im Anhange der
Sqrift von Kautz de cultibus magicis'ed. II: Viennae 1771, mofefbft and
ein Brief des engliſchen Königs Heinri VI an den römifhen König Sigmund
als Rechtfertigung des über die Jungfrau von Drleand gefällten Urtheils abges
drudt if. Daß der in Iateinifher Sprache geſchriebene Brief der Johanne d'Arc
aͤcht fen, hat man bezweifeln wollen; wenn er auch nicht in der jegt vorhandenen
Zorm von ihr aufgefegt worden ift, (denn fie verftand befanntlid nicht lateiniſch),
fo kann fein Inhalt doch von ihr herrühren und auf ihren Befehl der Brief an
Die Böhmen geſchrieben worden ſeyn.
Neunzehntes Kapitel.
Sigmund auf dem Nürnberger Reichstag. 1430 und 1431.
Die großen Verheerungen, welche die Huffiten in Deutfch-
land im Anfange des Jahres 1430 anrichteten, verhinderten, daß
der von dem König außgefchriebene Reichötag, der im März zu
Nürnberg gehalten werben folte, um bie beftimmte Zeit zu
Stande kam, Die Straßen, bie zu biefer Stadt führten, waren
hoͤchſt unficher, da die Huffiten fogar ſchon bis in die Nähe von
Bamberg und Nürnberg vorgedrungen waren. Sobald man aber
ihre Entfernung durch Gelb erfauft hatte und der Schreden wie
bie Unficherheit gemindert waren, trafen die Reichsſtaͤnde mehrere
Boden fpdter, ein Theil derfelben fogar erft im Anfang Juni in
Nürnberg ein, Die Anzahl der Berfammelten war aber nicht fehr
groß: von den Kurfürften waren nur bie von Mainz, Cöln und
Brandenburg gelommen, Der Erzbifchof von Trier, Otto, ein
Graf von Ziegenhain, war einige Monate vorher (15. Febr.) ges
florben und eine zwiefpältige Wahl des Domcapiteld, wodurch
Jacob von Sirk und Ulxich von Manderſcheid auf den erzbifchöfz
lichen Stuhl erhoben wurden, vermehrte noch die Verwirrung in
Deutſchland 1). Dazu kam noch, daß der Papft Martin V die
beiden vom Domcapitel Gewählten verwarf und auf Empfehlung
bed Kurfürften von der Pfalz den Bifchof von Speyer, Raban
von Helmftäbt, zum Erzbiſchof von Trier beſtimmte, wogegen
1) Martene et Durand Coll. Ampl. IV. p. 448. Trithem. Chron. ad
ann. 1430. p. 376. Guden. IV. p. 176 qq. Hontheim Prodrom. hist,
Trevir. II. 848.
Sigmund auf dem Nürnberger Reichstag. 351
das Domkapitel und eine Anzahl mächtiger Herrn im Trierer
Lande ſich offen erklaͤrten. Won den geiftlichen Fuͤrſten hatten ſich
ar noch der Erzbiſchof von Salzburg und die Biſchoͤfe von Bam⸗
berg, Speyer und Bafel in Nürnberg eingefunden. Auch von
ben weltlichen Fürften waren nur eine geringe Anzahl zugegen,
Um fo mehr fiel ed auf, daß der Herzog Friedrich von Tyrol, ber
fih aus Groll gegen den König von den Reichöverfammlungen -
entfernt gehalten hatte, biefesmal zu Nürnberg erſchien. Die
Abgeorbneten von kaum einem Dutzend Reichöftädten machten ben
‚Öben Reichstag nicht belebter und die Unzufrievenheit der Zu—
fammengefommenen fteigerte fih um ein Bedeutendes, als fie
. nad) längerem Warten auf die Ankunft des römifchen Königs ers
fuhren, daß fie ſich in ihrer Hoffnung getäufcht hatten. Denn
Sigmund, der daran gezweifelt haben mochte, daß wegen ber
‚Huffitenflreifzüge der Reichstag zu Stande kaͤme, vielleicht auch
noch durch Leibesfhwachheit in Folge der kaum uͤberſtandenen
Krankheit zuruͤkgehalten, war noch in Ungarn 2), als bie zw
Nürnberg Berfammelten täglich auf feine Ankunft harten, Erſt
im Juni trafen als Fönigliche Commiffarien ber Kanzler Johann,
Bifchof von Agram und der Herzog Heinrich von Landshut ein,
entfejuldigten den König wegen feines Ausbleibens, kuͤndigten
aber feine fpätere Ankunft an, Als dieſe aber fich immer mehr
in die Länge zog, ging die Verſammlung, ohne etwa von Belang
vorgenommen zu haben, wieder auseinander 3),
Mittlerweile hatte fih Sigmund zur Reife nach Deutfchland
entſchloſſen. Nach kurzem Aufenthalte in Wien bei dem Herzoge
Albrecht *) (in der zweiten Hälfte des Juli) reiste er laͤngs ber
Donau herauf über Linz und Paffau nad) Straubingen. Hier,
wo er von ben bayerifchen Herzogen Ludwig und Wilhelm bes
2) Im 3. 1430 war Gigmund zu Prefburg, im März zu Tirnen, im
Apr und Anfang Mai zu Prefburg und Schintau, im Juni zu Kotſee. Erſt
im Juli machte ev ſich auf Die Reifes am 25. dieſes Monates war er zu Wien,
Bol. die Regeften im Anhange.
3) Windel c. 168. p. 1218, Rad Datt de Paco publica p. 173 wäre
von den Berfammelten eine Rotel entworfen worden, wie man von dem erhübes
nen Gelde Gölbnsr werden ſollte.
4) Bol. die Regeften v. 25. Zuli 1430.
32 Deittes Vuch. Meunzehntes Rapktrl.
fen?) unb.bewirthet wurde, hielt ex in dor erſten Woche des
Septembers eine Verſammlung bayerifcher und ſchwaͤbiſcher Reichs⸗
flänbe, um fi) mit diefen über einige vorläufige Kriegsanflalten
gegen bie Huffiten zu.benehmen ®); daß er aber bie Abficht ge=
habt, von Straubingen aus mit Huͤlfe der bayeriſchen Herzoge
gegen Böhmen einen Kriegszug zu unternehmen, ift eine Nach-
richt, bie Feinen Glauben verdient”). Nach vierzehntägigem
Aufenthalt in Straubingen begab er ſich nach Regenöburg, wo er
(10. Sept.) einen Fürftentag hielt ®) und ſodann die Reife nach
" N ırnberg fortfehte, wo er von ber bortigen Buͤrgerſchaft, bie
ihm entgegengeritten, feierlich (Mitte September) in die Stabt
eingeführt ward ).
Nachdem der König in Nürnberg zum Reichstag eingetroffen
war, fehlten die Reichsſtaͤnde: nur eine geringe Zahl war daſelbſt
zurüdgeblieben, die meiften waren, des langen Wartens über:
drußig, nach Haufe zuruͤckgekehrt. Aus der Nähe hatten ſich
zwar mehrere Reichöftände von neuem eingefunden, ihre Zahl
war aber nicht fo groß, daß man eigentlich von einem Reichstage
5) Lang Ludwig d. Bärt. S. 155. Dem K. Sigmund fendete der H. Lud⸗
wig ein Bewillkommnungsſchreiben mit zwei geſalzenen Schweinbachen und zwei
Srifhplingsköpfen entgegens und indem er fi entſchuldigte, daß cr aus „Sorg
feineß Seibes” nicht feibft Tommen tönnte, bat er um einen Rechtstag gegen H.
Heinrich und feiner andern Feinde, die er vermuthlid in Straubingen perſoönlich
zu treffen fürchtete. H. Wilhelm glaubte dem Kaifer ein noch ſtattlicheres Ges
fen? mit einem vierftangigen Hirſchgeweih zu machen. — Die Geſchenke, welche
des Herzogs Ludwig Schweſter, die Königin Ifabella von Frankreich, dem rämie
The Könige einige Jahre zuvor machte, waren doch anſehnlicher. Sie beftanden
in einem goldenen Kreuz mit Gdelfteinen und in einem von ihr ſelbſt verfertigten
Beutel mit Reliquien. Lang a, a. D. ©. 122.
6) ©. im Anhange Beilage XVI. Wencker Apparat. Archiv. p. 326.
Gemeiner Regensburg. Chronik IT. S. 9. Bgl. Häberlin R. H. V. 480.
T) Andreas Presbyt. Ratisbon. p.48. „Feria VI (ift zu lefen IV.) post
Barthol. Sigiemundus Rom. Aug. venit Straubingam ibique fecit disposi-
tionem ducendi exercitum in Bohemiam contra Hussitas: sed dispositio illa
non habuit effectum.‘“
8) Gemeiner Regensburg. Chronik II. &, 9, -Budner Geld. v. Baiern
VEWT
9) Windet ©. 1218 fl. Histor. Norinberg, dal. Per. U. p. 546 09.
Wegen im And, vom 15. Sept. 1480. -
Sigmund auf dem Nürnberger Reichstag. 353
forechen konnte. So war auch hier Sigmund's Schickſal, wie
faft überall anderswo, daß er immer zu ſpaͤt kam. Sigmund lud
daher durch neue Einladungsſchreiben bie Reichöftände zu dem
Nürnberger Tag ein, beffen Eröffnung er Anfangs auf den 25, No⸗
vember beſtimmte 10); allein da ber Termin zu kurz war und bie
entfernteren bis bahin nicht eintreffen konnten, ward ber Tag bis
zum Anfang des Jahres 1431 verfchoben: erſt den 9, Behr, 1431
konnte er aber eröffnet‘ werben.
Mittlerweile fehlte es dem roͤmiſchen König nicht an mancher⸗
lei Gefchäften, die zu erledigen waren, Während ber ſechs Wo-
hen, welche er größtentheild in Nürnberg zubrachte (dom 15, Sept.
bis Ende October), ſtellte er nicht wenige Urkunden aus, ver⸗
lieh Gnabenbriefe, beftätigte Privilegien, belehnte Finften, Gras
fen und Herrn mit den Regalien 11), fuchte manche Streits
fachen im Reiche durch feine begütigenden Schreiben zu ſchlichten
oder wenigftend deren Entſcheidung auf den nächften Reichötag zu
verfchieben. Die Argerlichen Streithändel des Conrad ‚Herrn von
Weinsberg mit ben ſchwaͤbiſchen Reichöftäbten und den Land»
friedensbruch bed Erſtern gegen die Letztern ſchlichtete er auch
(4, Oct): Conrad von Weinsberg ,. deffen Rechtfertigung ſich die
Firften eifrigft angelegen feyn ließen, ward wieber zu Gnaden
aufgenommen, bie ſchwaͤbiſchen Städte zu einer Gelbzahlung an
denfelben angewieſen, bafür aber wurde die ihm verpfändete
Reichsſteuer von Ulm und Schwäbifh: Hal wieder genommen
und die Stadt Weinsberg als Reichsſtadt erflärt 12),
Im Anfang November begab ſich Sigmund nach Schwaben,
10) Schreiben Sigmund’ an die Wetterauiſchen Meichöftäbte im Anhange
Beilage XVI.
11) S. im Anhange die Regeften.
12) Winde c. 164. p. 1209. Wegelin St. Landvoigtei in Schwaben P.L.
p- 106. u, P. IL. p. 74 sqq. Gonrad von Weinsberg hatte feine Gewaltthat
damit entfäuldigt, daß die Kaufleute der ſchwäͤbiſchen Gtävte in der Acht und
Aberacht gewefen wegen Weinsberg (vgl. oben Kap. XVI. not. 27). Auch hatte
fi Sonrad mit den ſchwaͤbiſchen Städten dur Vermittlung der Kurfürften vers
tragen, welchen Vertrag aber der König nit anerkannte. Die Fürſten behaup-
teten nämlich, daß Gonrad im Kecht geweſen. Bol. Pfiſter Geſch. v. Schwa⸗
ben II. 365 fl. J
Alba K. Sigmund. M. 23
854 Drittes Buch. Reunzehntes Kapitel.
Bom 9, bis 14. November finden wir ihn in Um 1°), Bon hier
durchreiöte er Schwaben bis an den Bodenſee. Damals herrfchte
in Ravensburg und in ber Umgegend eine große Aufregung unter
dem Volke gegen die Juden. Man befchuldigte diefe des Mordes
eines Chriſtenknaben, um deffen Blut zu gewinnen. Den Leid:
nam bed Gemordsten, den man zufällig gefunden hatte, verehrte
man wie bie Reliquie eines Heiligen, und die gegen die Juden
erbitterte Menge verfammelte fich häufig und drohte in arge Er:
ceffe gegen biefelben audzuarten. Sigmund nahm, weil fein
offenbarer Beweis vorlag, daß das Verbrechen von Juden, und
zwar noch weniger in der angegebenen Abſicht, begangen worben,
fich der Verfolgten an, und ſchuͤtzte fie felbft gegen gerichtliche
Verfolgungen, weil fie ald Fönigliche Kammerknechte feinem Ges
richte unterworfen waren. Auch traf er Anftalten, daß die Zus
fammenläufe des Volkes verhindert wurben, worauf fich almälig
die Aufregung legte 1°).
Bon Überlingen am Bobenfee, wo wir ben König vom
29. Nov. bis 15. Dec. finden 15), begab er ſich nach dem ihm
fo theuren Conſtanz, das Feſt der Geburt unfered Herrn dort zu
feiern. Sein Aufenthalt in diefer Stadt, wo er fich die Zeiten
des Conciliums in die Erinnerung zurüdtief, währte mehrere
13) S. die Regeften im Anhange.
14) Andreas Presbyter Ratisbon. ap. Kulpis. p. 48: „Sigismundus Rex
divitates Inrperiales Sueriae visitavit et inter alia quae ihi gessit, hoc me-
moriale religuit. In civitate Ravenspurg Judaei quendam scholarem Chri-
stianum ante paucos annos more suo propter ejus sanguinem occiderunt.
Quem scholarem mirabili modo dum occultare non possent, cautius volen-
tes agere eundem extra civitatem in carro duxerunt, et in loco nemoroso
ibidem in abiete suspenderunt: et factum est, ut per clamorem et volita-
tionem avium corpus sic suspensum manifestarent: et ex hinc Episcopo
Constantiensi et Presbyteris renitentibus et fieri prohibentibus, tanguam ad
innocentes occisus conflusus populi fieret magaus. Sigismundus autem Rex,
ut hujusmodi concursum prohiberet, aedificium ibidem quasi ecclesiam fa-
ctam, in cujus medio abies illa, in qua scholaris suspensus fuerat, stabat,
combussit et sic concursus ille cessavit.“ Mol. Wegelin die R. Landvogtei in
Schwaben P. I. p. 112 u, II. p.97. u, die Regeften v. 20. Ian. 4430 im An⸗
hange.
16) S. im Anhange die Regeſten.
Sigmund auf dem Nürnberger Reichötag. 355
Wochen, in welcher Zeit er eine große Anzahl Gnabenbriefe ers
theilte 1°), Für Conſtanz felbft war fein dortiger Aufenthalt da:
durch von befonderer Wichtigkeit, daß er die durch bie Zuͤnfte ver⸗
triebenen Geſchlechter wieber in ihre Rechte reſtituirte 17),
Sodann eilte er tiber Rotweil und Tuͤbingen (Ende Januar
1431) 18) nad Nürnberg zum Reichstag zurüd‘, den er am
9. Februar eröffnete,
Daß kurz zuvor (5. Dec, 1430) die Kurfürften in Frankfurt
zur Berathung eines „Huffitenzuges zufammengelommen feyen,
wie Windel erzählt 19), laͤßt fich fehr bezweifeln. Wenn die
Verſammlung wirklich ftattgefunden hat, fo kann fie nur als eine
Vorberathung einiger Zürften zu dem ‚allgemeinen Nürnberger
Reichötag angefehen werden 20%), .
Die Anzahl der in Nürnberg zufammengelommenen Reiches
ftände war größer ald gewoͤhnlich. Um mehr Ordnung in bie Bes
rathung zu bringen und ſchneller zu einem Refultat zu gelangen,
wurde für zweckdienlich gefunden, einen Ausſchuß von ſechs Fürs
ften oder ihren Räthen und ebenfo vielen Städten zu machen,
Bu jenen gehörten Zrier, Coͤln, Pfalz, Sachfen und zwei bayes
riſche Herzoge, zu biefen die Stäbte Coͤln, Aachen, Strasburg,
Um, Nürnberg und Frankfurt: bald wurbe zu jedem ber beiden
Stände noch eine fiebente Stimme beigefügt: zu ben Fuͤrſten der
Erzbiſchof von Mainz, zu ben Reichsſtaͤdten Eßlingen. Allein
durch diefe Einrichtung wurde erft techt fichtbar, wie bie Fürften
und Städte in ihren Anfichten und Abfichten ganz entgegengefegs
ter ober doch fehwer zu vereinigender Meinung waren 20b),
Die Hauptgegenftände aber, welche auf dem Reichötag vers
handelt wurden, waren folgende:
Bor .allen Dingen wurde der Huffitenfrieg berathen,
16) &. im Anhange die Negeften aud den R. Regiſtraturbüchern.
17) Zender Geſch. d. bürgerl, Zebend in Gonftanz S. 29 fü.
18) ©. im And. die Negeften. Auf diefe Reife des Königs über Balin«
gen, Tübingen, Schorndorf it die Stelle bei Trithem. Chron. Hirsaug. ad
an. 1431 p. 381 zu beziehen,
19) Windet c. 171. p. 1221.
20) Diefer Meinung ift auch Häberlin R. 9. V. S. 488.
20d) Bot. Gundling Leben Churf. Fricdrichs I. v. Brandenh, S. 336.
23 *
356 Drittes Buch. Neunzehntes Kapitel.
Um fchneller zu einem Beſchluß zu kommen, legte man den Ab⸗
ſchied des Nurnberger Reichtages vom Jahr 1427 zu Grunde,
Mit geworbenen Soͤldnern .oder einem ſtehenden Heere von
20,000 Mann ben Krieg zu führen, wie ber Markgraf von Brans
denburg angerathen, und deßhalb von allen Reichsſtaͤnden eine
Kriegäfteuer ober einen allgemeinen Pfenning zu erheben, zeigte
ſich unausführbar, indem die Franken und Schwaben fi) auf das
Entſchiedenſte gegen dieſe Neuerung erklaͤrten; benn fie behauptes
ten wie fhon im Jahr 1427 nur zum perfönlichen Erfcheinen im
Felde, d. h. mit dem Leibe, nicht mit Gelde.gegen bie Feinde zu
fleeiten verpflichtet zu feyn. Auch die Kreiseintheilung Deutfch-
land's, welche wieder von neuem zur Sprache kam, fand vielfäl-
tigen Widerſpruch, obwohl diefelbe manchen Vortheil verhieß, ins
dem zur fehnellern Aushebung ber Kriegsmannſchaft und beffern
Eintheilung der Kriegähaufen ed fehr förderlich zu feyn ſchien,
wenn bad Reich in Kreife getheilt wäre, Die RKeichsſtaͤdte waren
dieſem Vorſchlage befonders entgegen, weil fie vorausfahen, daß
fie .den Fahnen von mächtigen Herzogen und Fuͤrſten zugetheilt
wirden, wobei fie fi aus aͤngſtlicher Wahrung ihrer Rechte und
Unabhängigfeitsliebe in ihren Privilegien beeinträchtigt glaubten,
Nur mit Mühe wurden neue Matrikel zu Stande gebracht,
Da man größere Streitkräfte als früher aufbringen wollte, fo
wurde ber Anſchlag vom I. 1422 bei den mächtigen Reichsſtaͤn⸗
den ungefähr auf dad Wierfache erhöht *1), Ein Erzbiſchof, ber
zugleich Kurfürſt war, wurbe auf zweihundert Gleven ober taus
fend Reifige angefchlagen: die Biſchoͤfe nach der Größe ihrer Dioͤ⸗
cefe von zwei bis auf 420 Gleven: bie Exzbifchäfe von Salzburg,
Magdeburg, Bremen, die Bifchdfe von Würzburg, Bamberg,
Münfter, Utrecht, Lüttih, Mes, Cambrai und Paflau hatten
unter denſelben bie hoͤchſten Gontingente zu ſtellen: von 40 bis
120 Gleven. Der deutſche Orden follte 2000 Reifige ſchicken,
dagegen bie Johanniter nur fünfzig Ritter. Von ben zahlreichen
Abteien waren bie reichften wie Fulda, St. Gallen, Maulbronn,
21) Die Meipsmatritel v. I. 1431 finden id abgebrudt in der Neuen
Sammlung der Beipbabfhiede I. S. 137 —140. Über die Weiträge der Reichs ·
ftäbte zum Bug handelt befonderd Gemeine Regensburg. Shronik IL. &. 12.
Sigmund auf dem Nirnberger Reichetag. 357
Waldſaſſen, Salmansweiler, Weingarten u. a, mit fieben, fünf,
vier Gleven angeſchlagen: bie minder begüterten nur mit brei,
zwei oder einem Gleven. Unter ben weltlichen Birften war der
Herzog von Burgund mit 400, der ‚Herzog Albrecht von Oſtreich
mit 300 Gleven am hoͤchſten, die andere oͤſtreichiſche Linie gleich
den Kurfürften mit 200 Gleven angeſchlagen. Die Landſchaft
Schlefien mit den ſechs Städten ſollte 500 Gleven ftellen, Hol:
Iand 300, Brabant 200, ebenſoviel auch Savoyen: die Hälfte
diefer Zahl jedes der Länder Geldern, Cleve, Lotharingen, Hef-
fen, Thuͤringen. Jeder wittelsbachiſche Herzog in Bayern ſtellte
420 Steven, die fämmtlichen zufammen an 500: bagegen die vier.
pfälzifhen Wittelöbacher mit dem Kurfürften an 300. . Der Her⸗
zog von Berg flellte 60 Gleven: ebenfoviel die Herzoge von
Braunſchweig und eine nicht viel höhere Zahl die Heszoge von
Mecklenburg wie auch die Herzoge von Pommern. Der Marks
graf von Baden nur 25 Gleven. Unter den Reichögrafen waren
der Graf von Wirtemberg mit 100, ber Graf von Gilly mit 40,
der Graf von Goͤrtz mit 30 Gleven am höchften angeſchlagen: die
übrigen ſtellten hoͤchſtens 20, mindeflens zwei Gleven. Die
Reichöfreiheren ftellten von ein bis zu zehn Gleven: ber Herr von
Hanau aber, ber damals in den Grafenftand erhoben worden,
hatte zwölf Gleven zu ſtellen. Die Reichsſtaͤdte, 85 an ber Zahl,
wozu aber auch die fehweizerifchen Städte gezogen wurden, gaben
zufammen an 2099 Gleven, ungefähr das Fünftel der ganzen zu
‚Kellenden Kriegsmannſchaft, welche auf 40,080 Gleven oder
50,900 Reifige gebracht werben follte. Auch vertheilte man unter
den größern Reithöftänden die Anſchaffung von grobem Gefchlik,
Kanonen, Pulver und fonfligem Kriegögeräthe.
Nachdem man über die Kriegsruͤſtungen zum Huffitenzug
einig geworden, ſchritt man zu Errichtung eines allgemeinen
Zandfriedens, der im ganzen Reiche bis Martini 1432 gelten
folte, Den Friedensſtoͤrern wurden Strafen und bie höchfte Un⸗
gnade, wie auch Vertreibung aus Stadt und Land und die Reichs⸗
acht gebroht. Alle die aber, welche wegen. irgend einer Sache
geächtet ober verurtheilt waren, von was immer für einem Ges
richte, follten während des ‚Huffitenzuges und vier Wochen her⸗
38 Drittes Buch. Neunzehntes Kapitel.
nad, wenn fie Antheil daran nahmen, ımverfolgt bleiben. Die
im Reiche aber, weiche den boͤhmiſchen Ketzern Lebensmittel, Waa⸗
sen, Waffen x, zuführten, oder es fonft mit ihnen hielten, ſollten
Leib und Gut verwirkt haben. Auch follten die, welche an dem
Huffitenguge Theil genommen in Perfon ober durch ihre Leute,
während deſſelben und noch vier Wochen lang fpäter wegen Feiner
Sache (Schuldfachen ausgenommen) weber vor bem Hofgericht,
noch irgend einem andern Gericht belangt, beſchwert ober verur⸗
theilt werden. Zwar wurde bad Fehderecht nach vorher zuges
fehitem Abfagebrief und drei Lage Wartezeit beftätigt, diefe Ver⸗
flgung aber follte nur fin foldge gelten, bie nicht am Zuge gegen
die Keger Theil nahmen, ben auf bem Zuge Begriffenen aber
ward des Reichs und des Könige Schub zugefichert.
Zulegt noch wurde eine goldene Bulle über die Pfahlbür-
ger gegeben, worin die frühern Beflimmungen der römifchen Kai⸗
fer, namentlich des vömifchen Königs Heinrich vom I. 1231 ers
neuert wurben. Sigmund wolkte Durch diefe Bulle ben vielfachen
ärgerlichen Streitigkeiten ber Fünften und Herrn mit den Städten
begegnen. Auch warb von neuem verboten, irgend Bündniffe und
Einungen zu ſchließen ohne des Reiche Wiſſen, Willen und Er⸗
laubniß.
Alte dieſe Beſchluͤſſe des Reichstages wurden in einem Ab⸗
ſchiede von acht Hauptflüden im April 1431 publicirt. Die
ſechs erſten über bie Ordnung im Zug, dem Kwegsrechte und ber
Art und Weife Krieg zu führen, den gemeinen Pfenning nahm
man woͤrtlich aus dem Reichötagsabfchieb vom J. 1427 und aus
der ‚Heibelberger Verordnung vom I. 1428 Über die Huffitenfteuer:
nur die Matrikel änderte man: und als fiebentes und achtes
Heuptftli wurden die Beſchluͤſſe über den allgemeinen Landfrie⸗
den und bie Berorbnung uͤber die Pfahlbuͤrger beigefügt 22).
Daß auf dem Reichötag zu Nürnberg im J. 1451 von Sig:
mund eine Reformation des' Polizeiweſens im roͤmi—
. 22) Der Keichsabſchied ift gedrudt in der Neuen Samml, d. R. Abſch. I.
©. 131—149. Datt de Paee publica p. 156 sqq. · Vergl. Leheman Speyr.
GEhronik S. 791. Doch ftimmen die verfhiedenen Berichte nit ganz mitein-
ander. -
Sigmund auf dem Nürnberger Reichstag. 359
ſchen Reiche 23) gemacht worden, wie man behauptet hat, ifi
als unrichtig zu verwerfen. Sie ruͤhrt offenbar aus ſpaͤterer Zeit.
Dagegen ift es nicht zweifelhaft, daß ſich Sigmund es fehr ans
gelegen feyn ließ, bie weftphälifchen heimlichen Gerich te zur
teformiren. Schon im J. 1422 hatte er ben Erzbiſchof von Coͤln
als Herzog von Weftphalen ermächtigt, die Freigrafen jährlich zu⸗
fornmenzurufen und ihre Gerichtöorbnung zu revidiren 24). Einige
Jahre fpäter (1429) ließ fih Sigmund am Freiſtuhl zu Dort⸗
mund feierlich unter die Wiffenden aufnehmen 2°). Derrömifche
König war zwar ald oberfter ‚Herr und Richter der Freiſtlihle an⸗
erfannt, aber bie Natur bed Bundes brachte es mit fich, daß der
Kaifer Wiffender feyn mußte: denn der Bund hatte Rechte, Pflich⸗
ten, Geheinmiffe, bie es jenem unmögMh machten einzuwirken/
wenn er nicht eingeweiht war. Einige Proceffe vor ben weſtphaͤ⸗
liſchen Gerichten, worin biefe ihre Befugniffe ungeblihtlich übers
ſchritten, machten aber recht das Beduͤrfniß fühlbar, ihre Gerichts⸗
ordnung einer neuen Revifion von Seiten des Reichsoberhaupts
zu unterwerfen: beſonders war e8 ber ärgerlich Proceß, gegen
den Herzog Heinrich von Landshut vor der Vehme durch feine‘
Gegner geführt, welcher auf die Nothwendigfeit hinwies, das
heimliche Gericht nicht ſchrankenlos walten zu laſſen.
Den langen Streit zwiſchen den bayerifchen Herzogen Lud⸗
wig von Ingolftadt und Heinrich von Landshut, wegen des meu⸗
chelmoͤrdiſchen Überfales des Letztern zu Conſtanz im I. 1417,
entſchied der König zu Nürnberg auf dem Reichstag. Herzog
Ludwig verlangte in doppelter Hinficht Genugthuung: als Reichs⸗
fuͤrſt und im der Eigenfchaft eines Ambaffiatord des Königs von
Frankreich, was er damals zu Conftanz geweſen. Als perſoͤn⸗
liche Genugthuung aber forderte er nicht weniger als Folgendes:
Herzog Heinrich ſolle für ehrlos erklaͤrk und aller Winden entſetzt
werden: man folle ihm fieben Wunden (wieviel derfelbe verfegt)
23) Golaft R. Sagungen P.I. p. 110 — 12. Lunig R. X. IV. p.238
— 230. 5
2 Thierſch Hauptſtuhl der meftph. Beme S. 110. Wigand das Femge:
richt Weſtphalens &. 207 not. 62.
25) Wigand a. 0. D. S. 520.
0 Drittes Buch. Neunzehntes Kapitel.
in feinem Leib machen, wevon zwei auf ben Tod wären. So⸗
dann folle man ihm bie rechte Hand abhauen und er feiner Lande
verluflig erklaͤrt werden, die an ihn (den Herzog Ludwig) falfen
müßten. - Daß aber die Sache nach Conſtanzer Stadtrecht, als
ein gewöhnlicher Friedensbruch im Zorn, durch den Gonftanzer
Bürgermeifter entfchieden werde, wie Herzog Heinrich’ Anwalt
verlangte, verwarf Ludwig ganz und gar. So fprach benn ber
tömifhe König nad Vernehmung ber Richter bad Urtheil
(88. März 1851): Herzog Ludwig's Begehrung wäre feine ges
ſetliche Genugthuung, fondern eine graufame Rache. Herzog
Heinrich aber folle Lubwigen um Gottes und der lieben Frauen
willen um Berzeihung bitten: drei ewige Mefien fliften, davon
eine zu Conſtanz: ein Mehr lang uͤber's Meer fahren zum heiligen
Stab, ober an feiner Statt einen Grafen oder Freiherrn zu dritt
hinſchicken: ferner in eigner Perfon oder durch einen Stellvertre⸗
ter eine Wallfahrt nach Aachen, eine nach Rom, eine nach Ein-
fiedel, eine zum heiligen Blut nach Welſenak in Sachfen mas
Gen *%): dem Herzog Ludwig Arztlohn und Pflegung erfegen
und zum naͤchſten Huffitenzug außer feinem Eontingente noch hun⸗
dert Gleven weiter ſtellen.
Demgemäß erfolgte die Abbitte bald darauf zu Nürnberg oͤf⸗
fentfih. Wie vorausbeftimmt worden, mußte Ludwig dem Ab⸗
bittenben die. Hand reichen und fagen: „ich vergeb’ Dir die Sach’,
nach Inhalt der Urthel,” Für die Mefle in Eonftanz erlegte Her:
308 Heinrich dem dortigen Domftift 1300 Gulden. Auch die zwei
anbern Mefjen in Ludwig's eigenem Lande wurden nach beffen Be:
flimmung zu Ingolftadt gefliftet. Die Meeresfahrt zum heiligen
Grab ließ Heinrich durch einen Grafen von Montfort machen, wie
auch die andern Wallfahrten durch Grafen und Heren für den
Landshuter Herzog gemacht wurden ?7),
26) Winde c. 173. p. 1227 fügt noch die Wallfahrt na S. Jacob in
Spanien hinzu und die zum heil. Blut in Sachſen nennt er die „gein Walzenowe.“
27) Windel 1. c. Andreas Presbyt. Ratisb. ad ann. 1431. 1. c. p. 48.
Vit. Arenpeck. Chr. Bar. lib. V. c.61. Aventin. Annal. Boic.lib. VII. c. 24.
Histor. Norimb. dipl. Per. II. 548. Bol. v. Lang Ludwig der Bärt, S. 155
— 158. Suchner Gef, v. Valern VI. ©. 268 fl.
Sigmund auf dem Nürnberger Meicjerag. 31
Durch diefe Fönigliche Entſcheidung konnte auch der ärger
liche Proceß, wornach Heinrich von ben weftphälifchen Gerichten
auf die Anklage H. Ludwig's und Kafpar des Torringers vers
vehmt worden war, "befeitigt werben.
Während Herzog Ludwig am Hofe Sigmund’s in Ungarn
lebte (u. 1422 — 1826) fürchte er und fein Waffengefährte Kafpar
der Torringer vor ben Gerichten. zu gewinnen, was fie nicht mit
den Waffen hatten erfämpfen Finnen. Ludwig erhob vor bem
koͤniglichen Hofgericht gegen den Markgrafen Friedrich von Bran⸗
denburg Klage, baß er den Frieden gebrochen. Da er ben Kb:
nig ganz für feine Sache gewonnen, wurde der Markgraf wieders
holt vorgeladen (d. d. Ofen 11. Det, 1423 — 14. Ian, 1424 —
Tottes 28. Sept, 1424), perſoͤnlich fich zu verantworten. Diefer
leiftete dem Befehle Feine Folge und fand Unterflügung an ben
Kurfücften, die erklärten, daß ein Kurfürft nur von den andern
Kurfürften unter dem Vorſitz des roͤmiſchen Königs ober Kaifers
gerichtet werben koͤnnte. So unterblieb der weitere Proceß. Aber
Sigmund hatte damals bie Freundſchaft des Markgrafen vers
loren ?®),
Mittlerweile verfolgte eigene und des Herzogs Ludwig An⸗
gelegenheiten Kafpar ber Zorringer ebenfalls vor Gerichten. An:
fangs belangte berfelbe den Landshuter Herzog Heinrich bei dem
roͤmiſchen König: ald er bei ihm Fein Gehör fand, ging er an die
weſtphaͤliſchen Gerichte und Plagte, daß Heinrich ein Lügner, ein
Räuber, ein Mörder fey, der als ſolcher fein Leben verwirkt habe,
Bei diefer Anklage waren Heinrich und feine Freunde nicht müßig:
fie brachten es dahin, daß die Klage von mehreren Freiftühlen abs
gewiefen-ward. Endlich erwirkte Kafpar der Zorringer an dem
Freiſtuhle von Dortmund eine Vervehmung bed Herzogs Heinz
rich. Damals gab der König Sigmund, oberfter Richter ber
Vehme, dem Erzbiſchof von Cöln den Auftrag, als koͤniglicher
Commiſſar die Verhandlungen des heimlichen Gerichts zu leiten
und den Torringer in Schug zu nehmen.
Nach langen Verhandlungen und mehreren Vertagungen
28) Bgl. v. Lang a.a. D. 8,119— 121. Buqhner a. a. D. S. 247.
362 Drittes Buch, Neunzehntes Kapitel.
wurde um Johannis 1429 durch den Dortmunder Zreigrafen Con⸗
tab von Lindenhorft von dem Limburger Freiſtuhl bie Vervehmung
Heinrich's beftätigt, „Wegen de? Unthat und Boßheit, bie Herz
308 Heinrich an Herzog Ludwig, an Kafpar dem Zorringer, an
der Landfchaft, Kitterſchaft und dem Verein (in Bayern = Ingol=
ftadt) begangen habe, heißt es im Urtheil, werde er vervehmet
und verurtheilet, von allen Rechten abgefchieben und von ben vier
Elementen, die Gott dem Menſchen zum Troſt gegeben, auöge-
wiefen, baß fein Leichnam nimmer dazu gemengt werde, es ſey
denn, baß er dazu ald miffethätiger Menſch geführt werde. Fer⸗
ner fey fein Hals ımd fein Lehen, das er vom Reiche empfangen,
diefem und dem Könige verfallen. Man möge daher mit ihm
verfahren, wie mit einem miffethätigen vervehmten Mann und
ihn richten nach den Gefeen bed Rechts. Schließlich werden alle
"Freifchöffen aufgeboten, das Recht der heimlichen Acht an ihm zu
vollziehen umb dazu zu helfen, daß dem Herzog Ludwig ſolche
Gewalt, Wunden, Schläge und Schmerzen gebeffert und ihm
auch fein Schade an feinen Landen und Leuten und Unterfaffen an
Mord, Brand und Gewalt, und bemfelben Kafpar, der Ritter:
ſchaft, Landſchaft und dem Vereine alles Zugefligte gerichtet werde
ohne ihren Schaden oder Hinderniß, da Heinrich, der fich fehreibe
Herzog in Bayern, fie wider Gott, wider Ehre, wider Recht
und wider das heilige Reich gewaltfam beraubt habe, Er folle
fofort Feiner Privilegien, Freiheit und Geleit genießen an Feiner
Stätte, ald an geweihter.“
Dieſes Urtheil, welches einen der angefehenften deutſchen Für=
ſten für rechtlos und vogelfrei erklärte, erregte in großem Grade
die Aufmerkſamkeit aller deutfchen Fürften und des römifchen Kö=
nigs. Letzterer kimdigte fogleich dem Herzog Ludwig, dem Anz
flifter des Vehmurtheils, den Frieden auf, und da die Freigrafen
ſich weigerten,, die Beroehmung zuruͤckzunehmen, fo boten einige
Sürften Alles bei dem König auf, daß diefe ald ungültig verwor-
fen ward. Sigmund trug dem Freiftuhl des Herzogs Adolf von
Juͤlich auf, die Sache von neuem zu unterfuchen und darüber zu
berichten: er felbft erließ mehrere Schreiben an die weſtphaͤliſchen
Freigrafen, die wiederholt den Herzog ‚Heinrich wegen neuer Anz
x
Sigmund auf dem Nürnberger Reichstag. 363
Hagen vorluden, umd verbot ihnen unter Strafe bed Königsbans
nes, in Sachen deffelben zu richten, indem er felbft naͤchſtens
darüber (Sonntag Invocavit 1431 zu Nürnberg) zu Gericht figen
werde. Die weltphälifchen Richter aber hielten fi) an ihre Ge—⸗
tichtsordnung, daß von ihnen nicht appelliert werben koͤnne an
ein anderes Gericht oder an den König: nur vor einem Freifluhle
Tonne die Sache abgemacht werben. Es blieb zuleßt nichts Ans
deres übrig, als auf die Kläger ſelbſt zu wirken, daß fie ihre
lage zuruͤcknaͤhmen, und das Urtheil des Lüneburger Freiſtuhls
wegen eines Formfehlers durch den Freiſtuhl des Herzogs von
Jůulich cafficen- zu laſſen.
Nachdem Herzog Heimich dem Ingofftadter Herzog Genug:
thuung gegeben hatte, fühnte er fi) auch mit Kafpar des Tor⸗
ringers Sohn Georg aus (ber Water war 1430 gefterben) und
gab ihm feine väterlichen Güter zuruͤck. Die zerſtoͤrte Burg Tor⸗
ring durfte ex aber nicht wieder aufbauen 2°),
Die Einmifhung der weftphälifchen Gerichte in die bayeris
ſche Streitſache trotz des koͤniglichen Werboted und verſchiedene
andere Faͤlle, wo dieſe Gerichte ohne Ruͤckſicht auf das kaiſerliche
Hofgericht gegen weltliche und geiſtliche Fuͤrſten einſchritten, mach⸗
ten die Nothwendigkeit einer Reformation der Vehme recht fuͤhl⸗
bar, Der König Sigmund, obwohl ſelbſt ein Wiſſender oder
Aufgenommener, Tonnte doch nicht dulden, daß es im Reiche ein,
Gericht gab, welches ſich hber alle andern Berichte ſetzte. Er dachte
daher, es in feine frühern Schranken, die es uͤberſchritten hatte,
29) Über die Vervehmung des Herzogs Heinrid und Kafpar den’ Torringer
gibt die wichtigſten Urkunden: v. Zreiberg Geſch. d. bayr. Landftände I. S. 386
* — 408. und Sammlung hiftor. Särift. u. Urt, Münd, 1827. Bd. J. S. 200 fl.
— 8. Thierſch Vervehmung des H. Heinrich des Reihen von Baiern. Eſſen
1835. Kindfinger Münfter. Beiträge IIT. 2. n.198. Buchner Geſch. v. Beiern
&. 247 fi. Thürmaht's (Mventinus) Bericht, dem die meiften neuern Bearbeis
ter der Geſch. Bayerns folgen, ift ganz falſch: „Caſpar Torringer von feines
zerbrochenen Schloß wegen lude Herzog Heinri auf das weſtphäliſch Gericht.
9. Heinrih mit ſampt Markgrafen Friedrich — erfhiene ferbft auf beftimpten
Tag, klaget über Caspar Torringer, beſchuldigt ihn, er wäre meineidig und treus
108 an ihm feinem natürlichen Herrn. Der Torringer erſchien nicht, wurde vers
urtheilt zum Strang.”
364 Drittes Buch. Neunzehntes Kapitel.
wieder zuruͤchuführen. Dieſes Berk auszuführen, war nicht
ganz leicht. Schon K. Ruprecht hatte 1408 eine weſtphaͤliſche
Gerichtsordnung 20) gegeben und den oberften Einfluß auf die
Gerichte durch Belehnung der Freigrafen in Anſpruch genommen,
was ihm auch zugeflanden warb. Sigmund ließ erft durch den
gelehrten Juriften Johann von Frankfurt (er wird auch Johann von
Diepurg genannt) dagegen ſchreiben und bie Schrift verbreiten 4),
Sodann trug er dem Erzbiſchof Theodotich von Coͤln auf, die
heimliche Acht in Weftphalen zu veformiren und feflzufegen, in
welcher Weife in Zukunft nach altem Gefek und Herkommen die⸗
felben ordentlich gehalten, und Freigrafen und Freiſchoͤffen gemacht
werben follten. Diefe Reformation ward zu Arnöberg ben 25. Jan.
4430 von bem Erzbiſchof von Ein gemacht. Sie enthielt zwanzig
Artikel 22). Es waren gefammelte Weisthuͤmer, welche künftig
als gefchriebene Norm gelten folten und welche die Grundlage zu
der fpdtern von bemfelben Erzbiſchofe entworfenen Reformation
der Freigerichte bildeten 22).
Zu gleicher Zeit war der roͤmiſche König fr bie Hands
babung ber Gerechtigkeit durch die gewoͤhnlichen Gerichte >*)
und durch die Königlichen Hofgerichte eifrigft bemüht, Auch
entfernte er, foviel in feinen Kräften ſtand, die Beſchwerden,
welche man öfters uͤber Eingriffe des Hofgerichts in die privi⸗
80) Reue Samml. d. R. Abſchiede I. S. 105 fl. Bsl. Cichhorn deutſch.
Etoatb » und Redtögefh. III. $. 422. ©. 200 u. 206.
31) Joannis de Francofordia tractatus contra Feymeros (bei Freher
tractatus de secretis judiciis etc. ed. Goebel Regensb. 1762. 4.). Der Dow
tor Zohann von Frankfurt bekleidete die Stelle eine Gapellans und. Secretärs
bei dem Pfalzgrafen Ludwig. Wigand (Femgericht Weftphal. S. 288 u. 536),
allzufehr für die Vehmgerichte eingenommen, ift auf den Gegner derfelben nicht
gut zu ſprechen. Er nennt ihn einen unwiſſenden, heuchleriſchen Betbruber, der
die Behmgerihte gar nicht kannte. Und doc find die meiften Ausfälle dieſes Geg-
ners nicht ungegründet, nicht ungeret, wenn auch Manches mit allzu grellen
Farben gefhildert wird, was in einer Streitſchrift nicht anders zu erwarten iſt.
32) Neue Samml. d. R. Abſchiede I. S. 128— 131. Lunig R. % IV.
p · 250 29.
33) Eichhorn a. a. D. S. 200 u. 207.
34) S. im Anhange die Segeften v. I. 1430 u. 1431.
Sigmund auf dem Nürnberger Reichstag. 35
legitten provinciellen Gerechtfame erhob 20). Zerner bemühte
ſich Sigmund, die große Zerruͤttung im Muͤnzweſen zu heben,
welche durch bie Werfchlechterung ber Münze, wie aud durch
die geringe Beauffichtigung der Münzflätten veranlaßt wurde, Er
ſuchte daher die⸗ kaiſerlichen Reichsmuͤnzſtaͤtten zu Brankfurt, Noͤrd⸗
lingen, Baſel beſſer beauffichtigen zu laſſen und gab genaue Vor⸗
ſchriften über den Gehalt, beſonders der Goldmuͤnzen ?e). Es
glüdte ihm aber fein Bemühen wenig, ba bie Leute, welche am
meiften dem Übel hätten ſteuern folen, baffelbe veranlaßten, um
fich zu bereichern.
Mitten in der Beſchaͤftigung mit den deutſchen Angelegen⸗
heiten in Nuͤrnberg verlor Sigmund auch ſein Koͤnigreich Ungarn
nicht aus den Augen. Er gab damals den deutſchen Reichsſtaͤnden,
die auf dem Reichstag verfammelt waren, eine ſeltene Feierlich⸗
keit, die Belehnung eines vwalachifchen Woiwoben zu ſehen.
Wlad, unehelicher Sohn des Myrra, Woiwoden von ber Was
lachei, hatte als Geifel und Fluͤchtling in Ofen und Eonftantis
nopel lange gelebt, „kehrte fobann mit einer Kriegsſchaar Walachen
nach feinem Vaterlande zuruͤck, ſetzte ſich daſelbſt feſt, und nach⸗
dem er ſeinen Anhang vermehrt hatte, beſiegte er den Woiwoden
Dan (Daniel), nahm ihn gefangen und ließ ihn enthaupten
(1430), Sigmund war ſchwach genug, ben Ufurpator ald Was
fallen anzunehmen. Derfelbe kam felbft zum König nach Nuͤrn⸗
berg. Sigmund belehnte ihn hier (Bebr. 1431) feierlich mit der
Keule, dem Zeichen der Herrfchaft bei den Walachen, ſchlug
ihn zum Ritter des Drachenorbens (feitdem auch Drakul ges
nannt), und ließ ihn auf allen Straßen und Plägen der Stabt
35) So beſchwerte ih der Markgraf Friedrich von Brandenburg, daß trot
feines kurfürſtl. Privileglums feine Städte Zrankfurt a, d. D. und Berlin vor
das koͤnigliche Hofgericht geladen worden. Der koͤnigl. Hofriäter, der Graf Jo⸗
hann v. Eupfen, erkannte die Beſchwerde für gegründet und hob die Borlehung
wieder auf. Zen Braudend. urtt. II. p. 557 eqq. Hist. Norimb. dipl.P. IT.
p- 548.
36) Ausfüprlih wird im einer befondern Schrift darüber gehandelt: Mit ⸗
theilungen zur Geſqh. der Meihömfngftätten zu Brankfurt, Nördlingen und Bafel
(0. 1425— 1450) v. I. Albrecht. Heildr. 1835. Mit Urkunden,
366 . Drittes Bud. Neunzehntes Kapitel.
unter Pofaunenfchall ald Woiwoden won der Walachei ausrufen 7),
Wiad begab fi) dann an der Spige einer ungarifchen Kriegsſchaar
in fein Land, und ſchlug und töbtete den unterbeffen von den Tuͤr⸗
ten eingefebten Woiwoden Rabul.
IN) Windet c. 174. p. 1228. Bal. Gngel Geſch. d. Ungr. R, Thl. IV.
Adth. 1. ©. 167. Fehler Geſch. d. Ung. IV. ©. 378.
Bwanzigftes Kapitel.
Fünfter Kriegszug bes beutfchen Reichsheeres gegen die Huffiten. —
Niederlage bei Lauf. — Schlußbetrahtungen. 1431.
Indeſſen ber Papft eine Kreuzbulle gegen bie Huffiten er
hieß"), fein Legat, der Gardinal Julianus Cäfarini von Sct. Ans
gelo, auf dem Reichstag zu Nürnberg einen neuen Kreuzzug bes
trieb?=) und die deutfchen Reichöftände dazu die Mittel beriethen,
ging der roͤmiſche König in die Meinung des Kurfürften Friedrich .
von Brandenburg ein und verfuchte noch einmalden Weg der Uns
terBandlung und Berföhnung.
Die Huffiten hatten ſich in der zweiten Haͤlfte des Jahres
1430 ziemlich ruhig verhalten, obwohl man damals allgemeine
neue verheerende Einfäle in Bayern und Thüringen befürchtes
te2b), Erſt im Anfange des folgenden Jahres war Procopius
der Große mit feinen Taboriten wieder in das Egerland eingefals
len. Die Stadt Eger zog vor, lieber eine bedeutende Geldfumme
zu opfern, als fich der Zerſtoͤrungsſucht der unwiderſtehbaren
Feinde Preiß zu geben. Nachdem Pilfen vergeblich belagert wor⸗
den war, wanbte Procopius feine verheerenden Schritte in das
Vogtland): indem er hier weiter vorzubringen fehien, aͤnderte
1) Sie iſt v. 11. Ian, 1431 datirt. Raynald Ann. ecd, ad ann. 1431.
n.1. Bzov. ad ann. 1431. n. XI. Aen, Sylv. hist. Boh. c„48. Cochl. de
bell. Hussit.- lib. VI. p. 136.
2°) Ein Schreiben an die deutſche Geiſtlichkeit von dem Gardinal zum Kreuze
zug gegen die Huffiten bei Lenfant II. &. 377 fl,
2b) S. im Anhange Beilage XVI.
3) Chronic. Bartoss. bei Dobner Mon. Boem. I. p. 167.
3%8 Drittes Buch. Zwangigſtes Kapitel.
er ploͤtlich die Richtung ſeines Marſches: durchzog in Eilmaͤrſchen
Böhmen und brach in Schlefien gegen bie Stadt Liegnitz vor,
Dos ſchnelle Erſcheinen der Feinde vor diefer Feſtung hätte ihnen
beinahe bie Eroberung verſchafft: doch da man in jener Zeit in den
böhmifchen Grenzländern immer auf Angriffe gefaßt und deßwe⸗
gen gerliftet war, fo wurbe des Procopius ſchlau angelegter Plan
vereitelt. Auch waren bie Breslauer der ſchwerbedraͤngten Schwe⸗
ſterſtadt eiligft zur Hülfe gelommen, ſchlugen die Kaboriten zuruck
und ſchloſſen fie zu Nimtſch ein, aber die Kälte war ihnen hinder⸗
lich, die Belagerung lange fortzufegen und bie Huffiten auszuhuns
gem*). So entkam Procopius mit feinen Zaboriten, um bie
BVerheerungen in ber Laufig von neuem anzufangen. Jedoch
ſchien ihn damals nicht fein früherer Gluͤcksſtern begleitet zu haben.
Er Eonnte das belagerte Reichenbach nicht erobern und mußte fi
vor den zufammengezogenen fächfifchen Kriegsvoͤlkern nad) Boͤh⸗
men zurldziehen®), ö
Indeffen waren die Führer und Geiſtlichen der Zaboriten und
Beifen mit den Pragern in der Hauptflabt zu einer Unterrebung
über ihre abweichenden Glaubensmeinungen zufammengefommen.
Allein die religiöfen Spaltungen waren zu ſchroff: man biöputirte
mehrere Wochen über die heilige Schrift, daB Abenbmal, die Faſt⸗
4) Das Nähere über die Streifzüge der Huffiten in Schleſien in der erften
Hälfte des Jahres 1431 findet fi) in dem Bud: Dokument, Geſch. u. Beſchreib.
vor Dredlau. Bd. 2. &.392— 394, wo auch die Quellen näher verzeichnet find.
Daſelbſt heit eb S. 894: „Daß Procopius beinahe Ligniz durch Lift weggenom ⸗
men hätte, erzätt man auf die Zten des Georg Fabricius (Origin. Saxon. lib. VIL.),
die nicht immer zuverläfig if.”
5) Palady Eärdig. der böfm. Gefhiätfär. S. 223 theilt aus einer Hand-
ſqhrift des Bartoſſek eine im Drud fehlende Stelle mit: „149 concordati simul
orphanorum seota cum ⸗ecta presbyteri Procopii in montibus Cutnis et
deinde simul omnes in territoriam Lusatiae et ante civitatem Zitaviam in
jejunio diverterunt et suburbium destruxerunt et concremaverunt. Et ad
regem Poloniae de secta praedicta eorum quidam pro consilio et auxilio
tunc tempore jejunüi equitaverunt. Rex vero Sigismundus etiam sabbato
ante carnisprivium de Constantia cum multis principibus etc. Nornbergam
revenit et ibidem ultra medium quadregesimae permanait.“ ABgl, Balbin.
Epitom. p. 476. und über bie Berheerungen ber Huffiten in der Laufit Senfant
a. a. D. S. 388 fü.
Fünfter Kriege zug des deutſch. Reichsheeres geg. d. Huffiten. 369
tage, die Bilder ec. mit großer Hige und konnte nicht zur Bers
fländigung fommen. Die Prager hatten ſich faft ganz wieder ber
Lehre ber Kicche genähert, indem bie Zaboriten und Waifen ſich
immer mehr davon entfernten °), Da zu ber Verfammlung zus
gleich viele böhmifche Heren gekommen waren, fo konnte fie faſt
wie ein Reichstag angefehen werben., Auch fanden fich polniſche
und ungarische Abgeordnete ein, verfuchend, ‚ob fie die Böhmen
wicht zur Vereinigung mit der Kirche zurlchführen koͤnnten. Doch
vergeblich 7). Durch einige böhmifche Herrn Tieß-ber roͤmiſche Kb
nig den Verfammelten dad Anerbieten machen, wegen Friedens⸗
aunterhanblungen Abgefandte von huffitifcher Seite nach Eger zu
ſchicken, wohin er felbft in Peyſon fich begeben wollte. Das Ans
erbieten warb nicht abgelehnt. Man zeigte ſich geneigt, einen
Vergleich einzugehen, am meiften von-Seiten des boͤhmiſchen
Adels, der Prager, felbft der Taboriten. Nur die Waiſen wolls
ten nichts von einem Vergleich und Frieden mit bem König wiſſen.
Deffenungeachtet wurde beſchloſſen, vier Deputirte, unter welchen
auch Procopius ber Große und ein taboritiſcher Priefter, nach Eger
zu ſchicken ®), wo Cigmund (im Anfang Mai) mit dem Kurfuͤr⸗
5) Chronic, Bohem. in ven Scriptt. rer. Boh. I. p.479: „A. 1431 festo
8. Philippi magous fuit Conventus sacerdotum regni Boämiae in civitate
Pragensi ex causa legis diviee, ubi Taboritae missas oelebrarunt sine on-
natu (vestibus sacris) in domo Hankonis; habueruntque oolloquium cum
magistris Pragensibus de quibusdam fidei articnlis. Primumque Taboritae
proposuerent, qua de causa sic agerent et fd € scripturae locis probarunt.
Magistri vero Pragenses dixere, haec scripturae loca esse falsa et derin.
Hocque probarunt constantes e scriptura, ostendentes etiam et pronuncian-
tes, se de vener. sacramento corporis et sanguinis, de ejus sacra commu-
nione sentire, prout sentit s. mater ecclesia:: seque non sentire, quod post
eonsecrationem remaneat panis materlalis. Demonstrarunt etiam septem
ecclesine sanctae sacramenta esse servanda et veneranda, aliasque ecclesiae
sanctae constitutiones.““ Es mird dann -weiter angegeben, daß ſiq die Weiſen
den Pragern ziemlich näherten, aber daß bie Taboriten bie Meffe ohne Drnat
eelebrirten, die legte Diung, das egfeuer, die Zaften und die Fuͤrbitte der Hei
ligen verwarfen. — Kürzer handeln darüber: Continuat. Pulkavae bei Dobner
Mon. B. T. V. p. 167.0. AnnaleBohem, bei Palacky scriptt, rer. Boh. IIT.
p- 80. Bal. Theobald S. 369 u. 375.
7) Chronic. Boh., Cont. Palk., Ann. Boh. Il. oc.
®&) Chronic. Boh. p. 481: „In hac convocatione civitas antiqua Pra-
Adtah X. Sigmund. IL. 4
370 Drittes Bud. Zuanugſtes Kapitd.
hen von Brandenburg und bem Biſchof Johann von Würzburg
eingetroffen war).
Bierzehn Tage dauerten die Unterhandlungen, ohne daß man
irgend zu einem Ziele gelangte. Als aber enblich die Huffiten
durch ihre Kundſchafter und andere Perfonen von den großen Zu⸗
ruſtungen der beutfchen Beihöftände gegen fie Nachricht erhielten,
fo glaubten fie, baß die Unterhanblungen bes römifchen Königs,
der in Betreff der Blaubenslchren dem naͤchſten Goncilium die Ent-
ſcheidung laſſen · wollte, nicht aufrichtig feyen, fondern nur in der
Abſicht aufgenommen worden, um bie Böhmen ſicher zu machen
und had) ber Vollendung ber Kriegsrüſtungen fie um fo gewiſſer
zu verderben, Diefe ihre Meinung ſagten fie auch dem König
underholen, unb entfernten fi) fobann aus Eger, mit den Wor⸗
ten: nicht fie, fondern ihre Gegner machten eine friebliche Überein-
tunft unmöglich 10).
Sobald die Nachricht von bem nunmehrigen Stande ber Dins
ge nach Prag gelangt war, kam bie Blugerſchaft in große Auf:
regung, welche ſich bald mit Blitzesſchnelle dem ganzen Lande
‚mittheilte. Man machte bei einer feierlichen Gelegenheit, bei der
Proceffion am Frohnleichnamsfeſte, Öffentlich befannt, daß der
gensis, Barones regni et saoerdos Procopius Taborita ad votum R. Hun-
gariae Sigismandi miserant ad eum nuncios et in civitate nomine Egra, col-
„ Jgcuti sant cum eo nuncii.“ Chronic. Bartossil bei Dobner Mon. Boäm. L
p- 166: „Dominus Zdesluns et Dominus Nicolaus de Lobkowitz fuerunt
nuntüi ex parte D. Sigismundi Regis Pragae, concordiam ex parte dicti D.
regis attentantes, tunc etiam Pragenses, et Taborienses D. Wilhelmum Ko-
scam et Benessium de Makrowus cum quibusdam civibas ad D. Reg. Sigis-
mendum in Egram civ. pro audienda voluntate ana destinaverunt.“ Win-⸗
de c. 178. p. 1237. Aen. Sylv. c. 48. Aun. Boh. 1. c. p. 8l. Contin.
Palkavae 1. c. wo ger mit dem böhmifgen Ramen Cheb benannt iſt. Bergl.
Pessin. Mars Morav., p. 555. Balbin. Epit. p. 476. Gundling Friedrid I.
v. Brandenb. S. 330 fl.
9) Andreae Presb. Ratisb. Chronio. bei Kalpis. p. 50.
10) Chronic. Bartoss. 1. c. „Post duas septimanas reversi sunt a D.
dioto Rege sine omni fine de Egra.“ Con$. Pulkavae. Chronic. Boh. u, An-
mal. Boh. Il. cc. Windel c. 296 in der Ebner’fhen Handfärift: „Sigmund
309 (von Mgmmberg) fürbas gen Eger und tedinget do mit den puffen vnd ſchiede
do von den Hufen one Cude.“ gl. Pessina 1. c.
Fünfter Rriegszug des beutfch. Reicheheeres geg. d. Huffiten. 371
roͤmiſche König von neuem bie Böhmen habe hintergehen wollen,
indem er die Friedensunterhandlungen in Eger nur zum Schein
eröffnet, die Kriegsruͤſtungen in Deutfchland unterdeſſen aber auf
das Eifrigfte betrieben habe, um bie Boͤheen unerwartet und uns
gerüuſtet zu überfallen und zu verderben ?*),
Ob Sigmund wirklich die Schuld folder Treuloſigkeit mug
oder ob er aufrichtig fich frieblih mit den Huffiten vergleichen
wollte, darüber laſſen fich freilich keine eigentlichen biftorifchen Ber
weiſe beibringen. Die ganze Unterhandlung und die Baſis, wer
auf fie flattfand, wurde ziemlich geheim betriebenz es fcheint
ſelbſt, daß fie wider Wiffen und Willen des Papfles eingeleitet
und geführt wurde, Es liegt aber in der ganzen Natur der Sache,
Daß es dem roͤmiſchen König Ernſt mit einem frieblichen Verglei⸗
che ſeyn konnte. Es war immer vortheilhafter.für ihn, ſich une
mittelbar mit ben Boͤhmen felbft zu vergleichen, als durch Ver⸗
mittlang des Gonciliums, das nahe bevorftand, Dieſes konnte
wieder von neuem Schwierigkeiten in Bezug auf felbft minder
wichtige Glaubenslehren erheben. Auf die Waffen konnte Sig⸗
mund ohnehin nicht gar zu viel bauen, ba bie bisherige Erfahrung
" ounginfige Refaltate für die Katholiken geliefert Hatte und der
Schreden vor den Huffiten immer noch im Zunehmen war, Daß
man die Kriegeruflungen waͤhrend der Unterhandlungen betrich,
darf nicht einem unauftichtigen Sinne. des Königk zugefchrieben
werden, benn ed lag offenbar am Tage, daß wenn ber Vergleich
nicht zu Stande fam, dann wieder bie Entſcheidung ‚von ben
Waffen erwartet wurde, Die Friebendunterhanblungen mußten
ſchon an dem einzigen Puncte ſcheitern, daß die Huffiten Bewil⸗
ligung der freien Aushibung ihrer Religion verlangten, welches
Zugeſtaͤndniß der roͤmiſche König zu geben nicht die Macht hatte,
Diefes konnte nur der Papft und das Concilium ertheilen 12).
Sobald die Unterhandlungen in Eser abgebrochen und die
44) Dieſelben Quellen a. a. D.
.12) Über die Unterhaudlungen zwiſchen K. Eisum und den Böhmen zu
Eger gibt es einige ungebrudte Actenſtücke, darunter aud einen Mrief des nämi
fen Königs an Wladisland R. von Polen. Diefe Xeteaftäde wird Hr. Per
lady in feiner böpmifgen Geſchichte näher mittheilen.
24 *
372 Deittes Buch. Bwanzigftes Kapitel:
drohenden Kriegerüftungen ber deutſchen Reihöftände in Wöhmen
befannt gemacht worben waren, wieberhelten die Huffiten ihre
verheerenden. Streifzuge in die benachbarten Ränder, vergaßen uns
tereinander ihre Feintfkligkeiten und Streitigkeiten 13) und tra⸗
> fen die außerorbentlichften Kriegsanftalten, den auswärtigen Anz
griffen mitt Erfolg zu begegnen. Die Taberiten > und Waiſenſchaa⸗
zen, welche im Pilfner Kreis herumſchwaͤrmten und die Laufig ver⸗
heerend durchzogen, ſodann bie Oberlaufig und die Markgraf:
ſchaft Meiffen, ja fogar die Mark Brandenburg mit Raub, Mord
und Brand erfüllten, indem andere Schaaren Mähren wer:
wörßleten, (im Juni und Yull)ı®), wurden eiligft nach Böhmen
zuruckgerufen: mit ihnen und ben Pragern vereinigten fich bie boͤh⸗
miſchen und maͤhriſchen Landherrn und die meiſten Burgerſchaf⸗
ten ber groͤßern Staͤdte Boͤhmens. Alle waren eines Sinnes
die gemeinfome Gefahr ‚mit vereinten Kräften zurhdzufclagen,
Nody che Die Feinde fich ben boͤhmiſchen Grenzen näherten, hatten
die Hufften ihre Rkfıngen mit ſolchem Eifer betrieben, daß bei
der (gegen Ende Juli) zu Ghotieffow im Pilfner Kreis gehaltenen
Mufterung fie ein ‚Heer von fünfzigtaufend Mann zu Zuß und
fünftaufend zu Pferb nebft nahe an 6000 Wagen und vielen '
Kanonen zählten. Sie verteilten dann unter ſich die Befegung
der Zugänge zu ihrem Lande und verabrebeten, in welcher Weife
fie die Angriffe der Feinde zurüdfchlogen wollten 2°),
13) Chronic. Bartoss. 1. .: „A. 1431 concordati simnl Orphanoram
secta cam secta Presbyteri Procopü in montibas Cutais.“
14) Chroa. Bartoss. L.c.: „In territorium Lusatiae (prooesserunt) ante
dritatem Lybawam, qaam Wiklefistae obsederant et quidam de secta Or-
phanorum et Teutonici tunc ipsam circumvallarerunt.“ gl. über dab Rä-
dere der huſſitiſchen Gtreifzüge im Eommer 1431 Lenfant a. a. D. &.388 — 393.
15) Chronic. Boh. p. 483: „Malti Bohemoram ridel. Pragenses, sa-
oerdos, Procopies, Dax Taboritarum, Orphani et aliae multae civitates cum
Baronibus vexillariis convenerunt ad Plsnam et exspectarunt hostes alieni-
‚gemas posten ad silras Bavaricas.“ Chronic. Bartoss. p. 168: „(Bohemi)
contra eos virliter cum tribus millibus carraum, cum quinque millibus equi-
tam et cum L millibos peditum , ut commnniter dicebatur, cum multis pi-
zibus, in-quas, sicat caput, lapides intrare potuerunt, prooesserunt.“ Cf.
‚Contin. Palkarao u, Annal. Boh. Il. cc. Balbin. Epit. p. 477.
Zunfter Kriegegug des deutſch. BReichöherre® geg. b. Huffiten. 373°
Je eifriger die Küſſtungen in Böhmen betrieben wurden,
deſto ſchlaͤfriger und Iangfamer gingen fie in Deutſchland vor fich,
Zwar ließ es der roͤmiſche Koͤnig nicht an fich fehlen. Sosleich
nach feiner Kuͤckkehr von Eger nach Nürnberg ließ er wiederholt
Befehle an ale Reichöftände ergehen, bie Kriegsruͤſtungen zu bes
fhleunigen und zur beflimmten Zeit (auf Set, Johannistag) mit
den angeordneten Kriegsmannſchaften an ben bezeichneten Sams
melplägen zu erſcheinen 1°),
Nooh acifriger drängte ber paͤpſtliche Legat, ver Cardinal Ius
Han, der an alle Praͤlaten und Furſten Deutſchland's Aufmunte⸗
sungöfchreiben zur ſchnellen und vollſtaͤndigen Beendigung der
Kriegsanſtalten gegen bie boͤhmiſchen Ketzer herumſchickte, und
bald darauf auch eine paͤpſtliche Bulle bekannt machte, wodurch
alle mit den Huſſiten eingegangenen Verträge, Waffenſtillſtaͤn⸗
de x. fin nichtig und aufgelöst erklaͤrt wurden 17).
Deffenungeachtet kam Iohaunistag, zu welcher Zeit der Ein:
bruch in Böhmen geſchehen ſollte 1°), herbei, ohne daß dad Reiches
heer verfammelt war. Die Friedensunterhandlungen in Eger hats
ten manche Fürflen und Herrn veranlaßt, die ihnen zugewieſenen
Kriegerüftungen ganz zu unterlaffen, weil fie ben Frieden ſchon
abgefchloffen wähnten. Dazu kam noch, baß grabe damals ein
großer Theil des weſtlichen Deutſchland's in den lothringiſchen
Erbfolgekrieg verwidelt war und darin feine ‚Streitkräfte. ver-
wendete 1°), F
Die Zwiſchenzeit, bis ber Feldzug eröffnet wurde, füllten bie
Gegner mit Erlaß von Manifeften aus. Schon im. Juni, bald
nach dem Abbruch ber Friedensunterhandlungen, hatten die Boͤh⸗
16) Häberlin R. ©. V. S. 510. Gemeiner Regensb. Chr. II. S. 24.
Shreiben Sigmund's 27. Juni 1431.
17) Zheoba 9. Ar.&,370fl. Rayrild Ann. eccl. ad ann. 1431.n. 18.
18) Aen. Sylv. hist. Boh. c. 48. „Decreta est nova expeditio ad VII.
Cal. Jali.“ Herman. Coraer. Chr. p. 1301. Andreae Presb. Chr. 1. c.
19) Andreas Presb. Ratisb. Chr..l.c. Man hatte and) den Herzog von
Burgund mit einem Heere erwartet: dieſer wie der Pfalzgraf Ludwig wurden
durqh den lotfringtfäjen Krieg zurüstgehalten. Denn fährt Andreas fort: „An-
get dolorem rumor valgaris, quod expeditio contra Bohemos propter treu-
gas cum ipsis faotas per regales literas sit revocata.““
374 Drittes Buch. Bewanzigfies Kapitel.
men eine Erklärung veröffentlicht, weßhalb fie das bevorfichenbe
Gonctinm zu Bafel nicht beſchicen Tinmten 20): auch fanbten fie
ein Art von Recitfertigungäbrief am bie deutſchen Reicheftände nach
Nürnberg, werin fie die Gruͤnde ihres Haſſes gegen den Papft,
gegen die Monche und die Reichthümer der Seiſtiichkeit und ihre
Berborbenheit wie auch gegen ben Abloß ausſprachen und verfuch⸗
ten, die Berfammelten guͤnſtig für ſich zu Ammen und bei ihnen
ihre Blaubenslchren im beſſern Lichte erfcheinen zus laffen, als fie
dem Biufe nach in Deutfihland waren ꝰue). In ähnäkcher Weiſe
erließen (im Juni) die böhmifchen Stände eine Rechtfertigungs=
ſcheift, worin die vier Prager Artikel allen Rechtgläubigen zur
Kichtſchaur des Blaubens empfohlen wurden und mar Klage
führte, daß nicht ein freies Goncilium Hätte erlangt werden koͤn⸗
nen, worauf aus ber heiligen Schrift die Glaubendlehren zu prü⸗
fen und feftzuftellen erlaubt worden fey *?®).
Der roͤmiſche König, der fich unterbeffen mit mehreren Für:
ſten wieder in Ninnberg eingefunden hatte®®), hielt e für das
nothwendigſte von allen Dingen, da er felbft die oberfte Kriegs⸗
führung im Felde nicht übernehmen wollte, dieſe einem ber Kurs
fürfen zu übertragen. Er erfah zu biefem Gefdyäfte den mit ſtra⸗
tegiſchem Talente und reifer Erfahrung begabten Markgrafen von
Drandenburg aus, Diefer, wohl einfehend, daß mit ben fehnell
aufommengerafften, wenig ober gar nicht eingelbten Kriegsvoͤl⸗
tern im Feldzug gegen bie fanatifchen und im langen Kriege abs
gehärteten Böhmen nichts auszurichten ſey, wollte eine ſolche
Auszeichnung, die zulegt dem, ber fie annahm, nur Schande zu
bringen verſprach, nicht annehmen. Endlich nad) langem Weis
gern verftand fich der Kurfürft Friedrich nur unter der Bedingung
dazu, wenn man ihn zugleich bevollmächtigte, nochmals, ehe die
20) Theodald duſſitcatt. &. 376— 381.
210) Der große Keperbrief, wie ihn Windec nennt, bei demſelben c. 176.
p 129 — 197.
2b) Die Derlaration der böpmifäen Stände v. Juni 1431 ſteht bei Theo-
dub S. 376— 381. Lenſant a. a. D. I. S. 411 — 416.
" 22) Som 2—8. Juni war der roͤmiſche König in Bamberg: am 16. des⸗
felben Monats finden wir ihn wieder in Nürnberg. S. im Anhange die Regeften.
Bünfter Kriege zug des deutſch. Reicheheeres geg. d. Huſfiten. 375
Entſcheidung den Waffen anheim gegeben werde, eine guͤtliche
Übereinkunft im Namen des roͤmiſchen Koͤnigs mit ben Böhmen
au verfachen, auf biefe Grundlage hin, daß fie Sigmund als ihren
rechtmaͤßigen König anerkennten und verfprächen, mit bem \zufries
den zu feyn, was bad Basler Eoncilium in Betreff des Abend:
mals unter beiben Geſtalten beſchließen werde 22).
Rachdem Friedrich bie verlangte Vollmacht erhalten hatte;
wurde ihm von dem Könige (26. Juni) zu Nürnberg in der Se⸗
balbus = Kirche die Felpherrnflelle mit großen Feierlichkeiten übers
geben. Der paͤpſtliche Legat hielt bei dieſer Gelegenheit eine Rede,
worin er bie großen Kriegdeigenfchaften und Verdienſte Friedrichs
hob und bie Deutfchen zum tapfern Kampfe gegen bie ketzeriſchen
Böhmen nochmals aufforderte. Sigmund überreichte dann vor
dem Altare fein koͤnigliches Schwert dem Legaten, der es unter
verſchiedenen Gebeten bem neuen Oberfeloheren des Kreuzheeres
gegen bie Huffiten uͤbergab und e8 ihm durch einige Biſchoͤfe ums
guͤrten ließ. Zuletzt ward ihm bad Reichs⸗ Panier zugeftellt, das
ihm nad) geendigter Zeierlichkeit der Graf von Hohenlohe vors
trug*#).
Wenige Tage nachher erließ der päpftliche Legat aus Nuͤrn⸗
berg zu allem Überfluß ein Aufforderungoſchreiben (vom 5. Juli)
an bie Huffiten, worin er fie ermahnte, bie Waffen nieberzulegen
und in den Schoß ber Kirche zurückzukehren 20). Daß nach fs
vielen vergeblichen Verſuchen dieſes nur Form war, che dad
Schwert gezogen wurde, ließ fich nicht verkennen. Auch ſetzten
ber kegat und der Koͤnig kein beſonderes Vertrauen darauf, daß
es etwas bewirke: man ſah, daß nunmehr von neuem die Brand⸗
fackel des Krieges geſchwungen werden muͤßte. Das Schreiben
des paͤpſtlichen Legaten ließen jedoch die Boͤhmen nicht unbeant⸗
wortet. Schon am 24. Juli erließen fie darauf als Erwiderung
233) Gundling Leb. Churf. Feievrid’s I. v. Brandenb. ©. 341 fl.
24) Aea. Sylv. hist. Boh. c- 48. Chronic. Benesaii Krabioe p. 73 bei
Doboer T. IV. „‚Teutonicorum capitaueus fuit Fridericns.“ Gundling a. a, D.
©. 343 fü. J
25) Theobald Huſſ. Kr. S. 382 fl. Lenfont a. a. D. ©. 396— 402.
376 - Drittes Buch. Biwanzigfies Hapitel.
ein zweite Manifeſt 20), worin fie bie vier Prager Artikel als ihr
Yanier und ihre Hauptglaubensrichtſchautt wiederholt zu vechtfesti>
gen fuihten, Zur Behauptung biefer Artifel, erflärten fie, wirben fi
au fernerhin Alles, Gut und Lehen, einfegen, wiefiees disher ger
than, Nur auf einem freien, ſichern, ruhigen Eoncilium, worauf fie
öffentlich zugelaffen und angehöret würden, koͤnnten fie erfcheinen.
Es dürfte aber auf einer Kicchenverfammlung Feine andere hoͤchſte
Auctorität gelten, als die heilige Schrift. Da man nur mit Waf⸗
fen und Gewalt den Böhmen bie Wahrheit des Kirchenglaubens
bätte beweifen wollen, fo feyen fie genoͤthigt, die Suche durch den
Krieg, durch die Schlacht entſcheiden zu laffen.
AUS Antwort darauf rctten die beutfchen Kriegsvoͤiker (1. Au:
guſt) gegen Böhmen vor. Daß der Markgraf Friedtich von Bran-
benburg nochmals, wie man zu glauben verfucht feyn koͤnnte, ei⸗
nen Friedensvermittlungsverfuch gemacht habe, ift nicht befannt. Un⸗
geachtet die weftlichen Reichsſtaͤnde großentheild wegen des lothrin⸗
gifchen Krieges ihre Contingente noch nicht geſchickt Hatten 7), zaͤhl⸗
te das Heer gegen hunberttaufend Mann, worunter nahe bie
Hälfte aus Reiterei beftanb*®). Außer dem oberfien Feldherrn,
dem Kurfürften von Brandenburg, ber feine zwei Söhne Johann
und Albrecht bei ſich hatte, waren bei dem Reichsheere noch ver
ſchiedene andere Finften in Perfon zugegen, von den Kurfürften
die von Coͤln und Sachfen, von den Biſchoͤfen die von Bamberg,
Würzburg und Eichſtaͤdt, von den Herzogen brei von Bayern,
und bie beiben Pfalzgrafen Johann von Neumarkt und Stephan
26) Theobald 1. c. Zenfant a. a. D. S. 402 — 40.
27) Aen. Sylv: hist. Boh. c. 48. Andreae Presbyt. Ratisbon. Chr. I.c.
p- 80.
28) Winde c. 179 p. 1239. Chronic. Boh. 1. c. „Hostes magno nu-
mero e multis regionibus Roma usque (od Rzima heißt eb im böhmifen Tett
Die Annal. Boh. p. 82 haben richtiget od Ryna vom Rhein), Suevi, Misnen-
ses, Ratisbonenses aliaeque nationes Bararienses etiam, Saxones, Thuringü,
(die Annal. Boh. fügen noch bei: Zlamänder, Holländer, Geeländer, Gifäßer)
referentibus universim captivis, oentum et triginta millia fuisse oongregata.“*
Chronic. Bartoss. 1. c. gibt an 40,000 Reiter, 90,000 Mann zu Zuß und 9000
Wagen. Aen. Sylr. hist. Boh. c. 48 hat aud) 40,000 Reiter. Das Fußvolk
giot er weniger zahlreih an: „Peditum minor erat numerus.“
Fünfter Krlezehug des deutfch. Reicheheeres ag. d. Huſſiten. 377
von Simmern, Unter ben übrigen find namentlich noch als bie
anngefehenern ber Landgraf Friedtich von Thuͤringen, und Ludwig
von Helen, einige Fuͤrſten von Anhalt anzuführen. Die ganze
Adelsgeſellſchaft von S. Georgs + Schild zog mit. Der paͤpſtliche
Legat war auch beim ‚Heere, um es beflo mehr zum Kampfe ans
aufeuern®°). "
Auf dad Gerücht, daß bie Böhmen untereinander uneinig
geworben und ihre verfammelten Streitkräfte getrennt hätten, wels
ches Procopius ber Große aus Kriegsliſt fälfcplich verbreiten Lich,
was aber auch zum heil wegen Futtermangels geſchehen mußs
te 30); brachen bie deutſchen Reichsſtaͤnde an verſchiedenen Drten
in Böhmen ein *1): das Hauptheer unter dem Kurfürften Fried⸗
rich von Brandenburg drang über ben Böhmerwald Alles verhees
rend und zerflörend gegen Tachau vor®2), unterbeffen ber oͤſtrei⸗
29) Chronic. Bartoss. 1. c.: „A, 1431. circa fest. s. Petri (ad vine.
1. Xug,) Ülustres Priocipes Fridericus Burggravius Norimbergensis et March.
Brand., Marchio Misnensis, Hanussius Dax Bavariae (der Pfalzgraf Johann
von Neumarkt) et quidam a Domino Eugenio IV P. missus Cardinalis etc. in
Bohemiam venerunt.“ Winded c. 179. p. 1239 nennt fünf EBittelöbadher als
beim Auge gegenwärtig: bie beiden Pfalzgrafen Johann und Stephan, Böhne
Des Pfalggrafen Ludwig und Gruft, Wilhelm und Albrecht, Herzoge von Män«
en. Andrese Presbyt. Ratisb. i. c. Aen. Sylv. hist. Boh. c. 48: „In en
espeditione Albertus et Christophorus Bojoariae et Frederiou duoes fuere.
Joannes et Albertus principes Brandenburgenses cam patre — Herbipolen-
sis, Bambergensis, Eistetensis Episcopi, societas Suevorum, quam 8. Geor-
‚gü vocant et imperalium civitatum, Maguntinus, Trevirensis et Coloniensis
entistes auxilia miserunt et cum his provinciarum suaram primores.“*
30} Chronic. Boh. p.483. Chronic. Bartoss. L.c. S. im Anhange Vei
lage XVI.
31) Contin. Pulkav.1. c. „(Bomi) exspectantes inimioos in regaum ad-
venturos. Id rescientes Germani, non ausi fuerant irrumpere, sed postea-
quam denno andivissent Germani, quod- Bohemi se domum denuo revepo-
rint, statim in Bohemiam ingressi sunt.““
32) Chronio. Bartoes. 1. c. „Prope Tachoviam oastra metarunt et in
distriotu illo circa duas septimanas jacuerunt et castrum Swamberg et cir-
cam Tachoriam multa oppida et villas ut dicebatur, CC et plus ooncre-
maverunt.“ S. im Anhange die Beilage XVIL Der Gardinal Julian feint
Anfangs beim fähffgen Heere geweſen zu fegn. Aen. Sylv. L.c. „Ingressus
est Bohemiam per viam quae ducit ad Teplam.“
378 Deittes Bad. Bwanzigfled Kapitel.
chiſche Herzog Albrecht mit feiner und ber ungariſchen Kriegs:
mannſchaft die boͤhmiſche Grenze im Suͤdweſten von Mähren aus
überfehritt und fogleich Przibislaw im Kaurzimer Kreife zu bela⸗
gern anfing®®) Won Seiten ber fächfifch = thhringifhen Grenze
drang eine anfehnliche Kriegsſchaar gegen Saatz vor **) und auf
Seiten Schlefiens befchr ͤnkte man ſich darauf, gerüfletanden Päf-
few etwaige Angriffe der Feinde abzuwehren.
Sobald Procopius, der Dberfelbherr ber ‚Huffiten, bie Ric-
tung des Rarſches ber feindlichen Hauptarmee erfahren, fäumte
er nicht, die Kriegsſchaaren von allen Seiten und Parteien an ſich
berbeizujiehen und unverweilt auf den Feind Ioszumarfchiren.
Diefer war grabe damit befhäftigt, Tachau zu belagern. Großer
Schreien uͤberfiel ihn, als er Kunde davon erhielt, daß die Huf:
fiten anflatt wie er fi gefepmeichelt vor ihm zu fichen, ihn zum
Kampfe auffuchten. Die Belagerung Tachau's ward fogleich auf⸗
gehoben: und plan= und ordnungslos zerſtreuten fich die deutfchen
‚Heeresabtheilungen Tängs dem Böhmerwald und dem fächfifchen
Erzgebirg, oder in die Gegenden, von wo aus fie bei etwaiger
Flucht den nächflen Weg in ihre Heimath, oder wo fie an den
Sigmund treu gebliebenen Feflungen®#), wie z. B. an Pilfen
und Leitmerig Anlehnungspuncte hatten. Der paͤpſtliche Legat
brach in die Gegend von Tauß auf und bezeichnete feinen Zug
durch die Verheerung und Zerſtoͤrung von mehr ald hundert Doͤr⸗
fern, Dieſes planlofe Herumziehen im Lande mußten den Deut:
ſchen nach und nach viel verberblicher als dem Feinde werden: in⸗
dem fie ihre Streitkräfte durch Maͤrſche und Heine Scharmuͤthel
aufrieben, behielt jener feine Kriegäfchaaren zufammen um berei-
tete einen großen Schlag vor. Dieſes konnte dem Oberanführer
der Reichsarmee nicht entgehen: um nicht genöthigt zu werben,
mit getheilten Streitkräften dem Feinde in einer Schlacht gegenuͤ⸗
ber zu kommen, wurden bie deutſchen Heeresabtheilungen wieber
38) Chronic. Bartoes. p. 169. Contin. Palk. p. 168. Acn. 8yh. L.c.
S. im Anhange die Beilage XVII.
34) Chronic. Boh. p. 485. Coritin. Palkavae p.168. Annal. Boh. p. 83.
35) Chronic. Bartoss. p. 167 nennt unter diefen Zeftungen and : ;‚Bado-
wis, Pons (®rär), Thin Horsoviensis, Loket (Eibogen).“
Fünfter Kriegezug des deutſch. Reicheheeres geg. d. Huſſiten. 379
bei Zauß zuſammengezogen. Aber es entſtand ſogleich Uneinigfeit
unter mehreren beutfchen Fuͤrſten: einige berfelben ſtellten das uns
finnige Werlangen, der Kınfürft von Sachſen follte verfprerhen,
ihnen allen Schaben, ben fie in ber Schlacht erleiden Könnten, zu
erfegen. Da ſich der Kurfuͤrſt nicht darauf einließ, weil es ein
wegen bed ganzen Reiches und ber Religion geführte Krieg ſey,
und nicht zu feinem befondern Wortheil, fo erklaͤrten fie an dem
Kriegszug weiter Beinen Theil mehr nehmen, fonbern nach Haufe
zuruͤckkehren zu wollen 2°): umb ald gar bie Nachricht einlief, daß
die Huffiten mit gefammter Macht ſich näherten, fo befiel bad
Reichsheer ein foldher paniſcher Schreden, daß fie an nichts als
om Flucht mehr dachten. Den Anfang machten bie bayerifchen
Herzoge, welche mit ihren Kriegsvoͤlkern noch in der Nacht aufs
brachen unb in der gtößten Unordnung, mit Zuruͤcklaſſung des @es
pAds, ihrer Heimath zueilten®”). Da auch der Kurfürft von
Brandenburg, der Dberfeldherr, und mehrere andere Fuͤrſten fich
entfernten>®), fo daß man ganz ohne alle Führung war, fo löste
fih alle Ordnung und aller Gehorfam im Reichöheer auf. Die
Bahnen wurben zerriſſen und die Kriegsvoͤller, die ben Feind noch
nicht einmal anfichtig geworben, loͤsten ſich in ber wilbeften unb
ähgellofeften Flucht auf, Waffen, Proviant und Geraͤthſchaften
wegwerfend ®?).
36) Herman. Corner. Chr. p. 1296 aber unrichtig beim 3. 1430 anftatt
1431. Überhaupt ſcheint die Stelle im Druck nicht rigtig nach dem Original ge»
rad.
37) Staindelii Chr. bei Oefele scriptt. B. I. 638. Gemeiner Megensb.
Str. UM. &. 22. Kremer Landt. Sbdi. I. S. 68. Suquer Geld. v. Baiern
VI. &.267: „Herzog Aldrecht Befehlaaber der bayerifcen Heetetabtheilung,
309 ſich zurüdt; an ihn ſchloß fich beim Rückzug das Regensburgiſche Gontingent
(280 Mann far? mit zwei Canonen) an und am am 17. Aug. nad Hans mit
WBerluft deb ganzen Kriegsmateriald und vieler Leute.”
38) Andreae Presb. Ratisb. Chr. p. 50: „Mane prope Tanst exeroitu se
movente, hi qui praeerent, ceteros hortantur, ut montem ibidem vicinum
asoendant, hostiom adventum in eodem expeotaturi. Quod dum fieret,
Marchio Brand. capitanens semmus non ad montem illum, sed ad silvam
exiturus Bohemiam festinabat. Hoc vise regimen deseritar, ordo confun-
aitor et.“
.39) Chronic. Beh. 1. c. p. 483. „Cum in vigilia Assumpt.’ B. Virg.
6] Drittes Buch. Zuwanigſtes Kapitel.
Die dem Seldherm fo noͤthigen Eigenfchaften Muth und Ent-
ſhloſſenheit, welche den Särfken ganz abgingen, befaß dagegen -
ber päpftice Legat. Sobald berfelbe vom ber grengenlofen Ver⸗
wirrung unb Unorbnung, bie umter bem Beichöheere cingeriffen
waren, Kunde erhielt, eilte ex herbei unh brachte es durch · feine
nachdrucksvolle Beredtſfamkeit bahin, ba ein Theil der Fluͤchtlin⸗
ge, beſchaͤmt über ihre Beigheit, bei Btiefenberg in ber Nähe von
Zauß Siand Hielten, fich wieder ſanmelten und felbft ben verfol-
genden Jeind erwarten zu wollen ſchienen? o). Kaum waren fie
aber befjelben anfichtig geworben, vergaßen fie Ehre und Eifer für
"Religion und dachten nur daran, ihr Heil in ber Flucht zu finden.
Procopius, ber Huffitenfelbherr, fand Feinen Wiberfland: er hatte
nichts Anderes zu thun, als bie, weldhe feine Reiterei einholte, nie=
dermegeln zu laſſen. Bis in bie unwegſamſtkn Gebirgöpäffe und
Stege verfolgten die Böhmen bie Flüchtlinge, welche in ber Ver⸗
wirrung zum Theil Böhmen anflatt dem Vaterland zuflohen.
Eiftaufend Deutſche würgte das feindliche Schwert: Gefangene
wurben wenige geinacht, nur fiebenhundert; benn der fanatifhe
Böhme kühlte feine Rache an den Katholiken , die fein Waterland
mit Krieg überzogen und es vernichten wollten. Unermeßlich war
die Beute, welche in die Hände ber Sieger fiel: außer 150 Stüd
Kanonen und 240 mit Munition und Waffen beladenen Wagen
exbeuteten fie ungeheure Vorraͤthe von Lebensmitteln®!), Der
sdhac uno milliari ab iis distarent Boämi, Domaslicium (di. Xauf) tenden-
tes, mox ex permissione divina summo terrore perculsi Teutones, pries
quam Bodimi eos.conspioerent, cum ourribus suis in silvas Bavaricas ad ca-
strum Risenburg prope Domazlicium reversi sunt, fugientes de carribes fa-
rinam aliudque pabali genus in terram projicientes etc.“ Aen, Sylv. hist.
Boh. c.48. Mindet c. 179. p. 1239 u. c. 177. p. 1237. Bengg bei Oefele
88. rer. B. I. 270. Andreae Presb. Ratisb. L c. Cf. Cochlaei bell. Hus-
sit p. 244. peobah 1. c. Balbin. IV. c. 11. p- 477.
40) Aen. Sylv. 1. c. gibt die Okede des Legeten, welde mit dieſen Morten
denſo menig gehalten worden ift, old bie meiften, welche bei Kioius gelefen wer
den. Theobald gibt eine mod längere Mede, welche der Gardinal gewiß noch we ⸗
miger geelten hat. Rad) dem Chronic. Boh. p.485 hielten bie Deutfihen Stand,
um die Kanonen Über daB Gebirg zu bringen.
41) Windei c. 179: „Do bliben me denne acht taufent wagen mit padfen
und pfeiſta und pulver und fpiefe, und vil framer armer leute, alfo wagenlewte
Fünfter Kriegezug des deutſch. Reicheherres geg. d. Huffiten. Z81
päpfllihe Legat, ber wider Willen in bie Flucht mit fortgeriſſen
wurde, verlor alle ſeine italieniſchen Begleiter und ſein ganzes
Geraͤthe, worunter bie paͤpſtliche Kreuzbulle, feinen Cardinals⸗
but, fein Meßgewand und andere geiſtliche Juſignien, welche
Stüde als Siegeszeichen lauge zu Tauß aufbewahrt wurben*2).
Die Böhmen feierten ihren Sieg in Prag mit großen Jeß⸗
lichkeiten, webei fi) aber dad Ungluͤck ereignete, daß bei dem Zug
über bie Molbaubrüde aus ber Atftobt auf das Schloß biefe eins
ſtuͤrzte und viele Menſchen umkamen oder befhäbigt wurben*®),
So enbigte biefer ſchmachvolle Kriegszug gegen bie Böhmen,
weicher nur vom 1. bis 14, Auguft gebauert hatte, zur gänzlichen
Schande Deutſchland's. Anftatt einfach die nahe liegenden Gruͤn⸗
de bes Mißlingens des Zuges einzufehen, und auf Mittel zu bens
Ten, die Schmach auszutilgen, ſchob man bie Schuld der Niebers
Tage theils auf bie polnifche Hülfe von adhttaufend Mann, die ben
Soͤhmen geworden war **), theils auf die Uneinigkeit und Kriegds
unerfahrenheit der beutfchen Fürften beim Heere *5),
und fommen die andern ſchemlichen heim.” Damit ift zu vergleichen c. 174, me
ebenfols ‚die ſchmaͤhliche Flucht erzäplt wird, doch ift an beiden Stellen der Tag
untitig; denn nicht auf Mariä Auffahrt, fondern am Lage vorher war
die Flucht. Chromic. Boh. p. 485 gibt an, daß die Böhmen 300 Kanonen
und 2000 Wagen erbeuteten und eine große Menge Zelte angefüllt mit großen
Koftbarkeiten und Vorräthen. Das Chronic, Bartoss. p, 168 fpriht von 3000
Magen „cam pixidibas magais et minoribus bene 130, cum eorum diversis
rebus, vostimentis, armis, equis, cistis argenteis etc.“ Cf. Cont. Pulkar.,
Annal. Boh. Il. cc. An. Sylv. 1. c. Dobner hatte die Abſicht, ein lateiniſches
Gedicht des Laurentius Brzezina über den Sieg der Böhmen bei Tauß in 1770
Berfen in Drud herauszugeben: nad) feiner Bemerkung aber, daß daffelbe dabei
ganz in die huſſitiſchen Glaubenblehren abſchweiſt, möchte daraus nicht fehr viel
"* für die Geſchichte zu geminnen ſeyn. Über den ganzen Zug find befonder zu ver⸗
gleidjen: Cochl. bell. Hussit. p. 244. Theobald Puff. Krieg S. 391 —395.
Balbio. Epit. p. 476 qq. Pelzel Geſch. v. Böhmen I. &, 391 fl.
42) Chronic. Bartoss, p. 168. Anal. Boh, p.83. Cf, Balbin. Epit.1.c.
43) Chronic. Boh. p. 487.
44) Windel c. 174: „Man ſprach, dab der König von Pollant der hatte
wol achttauſend Polant ven Huſſen zu hilffe gefant, darvor grawet den deutſchen
fürften und zugen wider heim. — Auqh foltü wiſſen, das die herren Lu Prew ſſen
hatten vil herren und lewte dorzu gen Beheim gefant wider die Huf —* Bgl.
oben not. 5.
45) Die Koelögefelihaft von S. Georgen ⸗Sqhild, die den ug mitmadhte, ſchob
382 Drius Buch. Besanzigftes Kayitel.
Durch bie Nieberlage ber Keichsarmee kamen die Sachen
umb Thkringer, welche die Umgegenb von Saat verwürketen, und
ber „Herzog Albrecht von Üfreih, der von Mähren in Böhmen
eingebrungen war, in's GSedraͤnge. Jene ergriffen eiligft bie
Fiucht in ihre Heimath***) und Letzterer zog ſich nach Mähren zus
ruck, wo er zwar einige Zeit lang das libergewicht hatte, aber
endlich doch nach Öftreid) weichen mußte, wohin ihn bie Waiſen
bis an bie Donau verfolgten *°%), unterdeſſen die Zaboriten ver-
heerend in Schlefien einfelen*7), Nachdem bie beiden Proco⸗
pius mit ihren Kriegönäfkern mehrere Trophäen erfodten *®),
überzogen fie fogar bad Königreich Ungarn mit ihren Verheerun⸗
gen *®), wovon das Nähere bei der Schilderung der nächffols
genden Kriegsvorfälle gegeben werben fol,
Mittlerweile dab Keichsheer gegen Böhmen zog und dort bie
ſchmaͤhliche Niederlage erlitt, war (23. Juli) das Goncilium zu
Beſel eröffnet worden. Der romiſche König, ber dem Krieger
ſchauplatz hatte nahe ſeyn wollen, obwohl er für gut fanb, nicht
vie Sqhutd der Kiederlage anf die Färften: fie erbot fh, nodmals, aber allein
gegen Me Böhmen zu zieen, und ohne daß ein Fürft die oberfte Sefehlhabert -
ſtelle führte: aus ihrer Mitte wollte fie fi) ihren Anfährer wählen und fiegen
oder fterben. Cf. Cochlaens L c. Häberlin R. G. V. S. 516.
AG.) Chronic. Boh. 1. c. Contin. Pulk. u. Annal. Boh. IL. cc.
46b) Contin. Palk. 1. c. „Prooesserunt contra ducem Austriae in Mor
raviam — et repulerunt enm retro Danubium.“ Chronic. Boh. x. Annal. Boh.
ll. cc. Andreae Presb. Chr.Lc. Aen. Syiv. hist. Boh. c. 48. CF. Pessina
Mars Mor. 564. #idter vie Huffiten in Mähren 0. a. D. S. 229.
47) Chrönic. Bartoss, p. 169. Rositz p. 76. Diagos, p. 602. He-
nel. Annal. Sil. p. 317. Pol Brest. Annal. Dot. Geſch. v. Brei, II. S. 392.
Shon im März und April 1431 waren die Huffiten verheerend und pländernd
und brennend in Goldberg, Lüben und in Dberfchlefien eingefallen, wo mehrere
ſchlefiſche Herzoge mit den Breslauer und Schweibniger Stadtkriegsmannfchaften
tapfern Wiberftand den Huffiten leifteten. Für ihre großen Xaftrengungen gab
Sigmund den Brediauern mehrere Zollbefreiungen. Die Adligen in Schleſien,
welche fi mit den Hufften verbumden, oder mit ihnen einen Vergleich geſchloſ-
fen hatten, um fi von ihren Plünderungen lotzukaufen, bedrohte König Sig-
mund von Rürnberg and mit Strafen,
48) Chronic. Bart. 1 c. gl. Zenfant a. a. D. II. 431 fill.
49) Chronic. Bart. p. 170. Pessina 1. c. 566 u, 570.
Fünfter Krietezug bes deutſch. Neicheheeres geg d. Duffiten. 383
ſelbſt den Oberbefehl zu führen, befehäftigte ſich unterbeffen zu
Nürnberg mit Regierungsgefchäften und traf Anftalten zu feinem
Römerzug®0), den er zu Feiner ungelegenern Zeit hätte unternehe
men Tonnen, Die Reichsacht, welche ber roͤmiſche König gegen
Arnold von Egmond und die ihm anhängenden Stände von Gel
bern und Zütpben zu. Gunften des Herzogs Adolf von Berg (17.
Zuli) auöfprach 51), blieb ohne befonbere Kraft, obwohl er an
einige. Reichöflände wie z. B. an bie Stadt Aachen 5) befonbere
Befehle abgehen ließ, den Gedchteten feinen Beiftand zu leiſten.
Auch die gegen Polen zu Gunſten Litthauens mit bem deutſchen
Diben angelnüpften Unterhandlungen zeugen mehr von dem guten
Villen Sigmund’s, überall thätig zu ſeyn, als von feiner. Einfickt
and richtigen Beurtheilung deffen, was grade zu thum wars»),
Ehe Sigmund Nürnberg verließ, mußte er noch einige Ans
ſtalten treffen, um bie an Böhmen angrenzenden Länder gegen
neue Einbrüche der Huffiten zu ſichern. Er forderte daher in,
Schreiben an bie Reichsſtaͤnde, beſonders an die thuͤringiſchen
amd bayerifchen Fuͤrſten und Städte auf, ſchleunigſt Kriegsmann⸗
haften zu ſammeln und mit diefen bie Paͤſſe an ber boͤhmiſchen
Grenze zu bewacdhens*). Zu gleicher Zeit beftimmte er ben Set,
Gallus⸗Tag (16, Det.) zu einer neuen Verſammlung zu Frank⸗
50) Dazu gehärt die Abfendung einer Botſchaft (2. Zuli) an den Daylän-
der Herzog Philipp Maria, um mit diefem ein Bündnip zu fhliefen (Pray An-
nal. Hungar. II. 302:) und die Abſchickung von Befehlen an den Herzog von
Savoyen und den Markgrafen von Montferrat, zum Krieg gegen die Venetia-
ner zu rüften. &. im Anh. die Regeſt. v. 20. April u. 2. Juni 1431.
51) S. im Anh. die Regeften v. 17. u. 27. Juli 1431.
52) &. im Anh. d. Regeſt. v. 27. Juli 1431. u. Pontan. hist. Geldrio.
Lib. IX. p. 453.
63) ©. im Auf. die Regeſt. v. 19. Aug. 1431 und Boigt Geſch. Preuſſ.
vu 575.
54) Man hat darüber zwei Schreiben v.26. Aug. 1431 an die Reidhäftäbte
Erfurt und Zrankfurt (f. im And. die Regeften) und ein Schreiben (v. 28. Aug.)
am den bayerifhen Herzog Ludwig (Windel c. 180. p. 1239). Gr befiepit den
genannten Reihöftänden mit ihrer gefammten Kriegemannfhaft zu den Krieges
voͤlkern zu ftoßen, melde bei dem legten Zuge nicht zugegen geweſen (d. i. haupts
ſaͤchlich die rheinifhen Gontingente) und daher auf drei Monate die Grengpäfle
"gegen die Vöhmen zu bewachen hätten. Rad dem-Chronic. Hirsaug. von Trith.
— Drittes Bud. Zuamigſes Kapitel.
furt, um ſich über bie gegen bie Huſfiten zu ergreiſenden Vaßre⸗
gein zu berathen®®), Um auch bie Böhmen ſelbſt friedlichen zu
Kimmen, ſchickte er (37. Auguſt) auf Anregung bes Branden-
burger Markgrafen ®*) an diefelben ein fehr verfähnliches Schrei⸗
ben. Gr betheuerte, nicht nur bie Böhmen zu vertilgen, fondern
um bie Ordnung ben Frieden unter ihnen herzuftellen habe ex die
Kriegsvoͤller über ihre Grenzen ziehen laffen, unb das habe er,
weil ihm jedes Blutwergießen ſchmerzlich geweſen, nur ungern und
wiberfiebenb zugelaffen. Er ermahne fie zur roͤmiſchen Kirche
wieber zuruͤkzukehren und das Goncilium zu beſchiken. Er habe
Die gemeffenflen Befehle Ginterlaffen, daß bie bohmiſchen Ages
ordneten bofelbft gut aufgenommen und geſchuͤtzt würden. Wor⸗
über man fi) einverfichen werbe, das werde er beflätigen und
Teine Mühe fparen, um bie Böhmen zu Überzeugen, wie ſehr er
ihnen ein gnädiger König und ‚Herr ſeyn werde 57),
Nachdem ber König dieſes in Bezug auf die Böhmen vorge:
nommen, verließ er Nutnberg Ende Auguf°°*) : er nahm aber nicht
feinen Weg nach Bafel zum Goncilium, wie eine Rachricht faͤlſch⸗
lich angibt ***), fondern durch Schwaben über Donauwoͤrth °9),
ad an. 1431 cite fogleih nad der Rieberlage deb Reicheheeres bei Zauf der
König mit 1000 Pferden in die obern Lande.
65) ©. vie Regeftenv.26. Aug. u. Wencker Apparat. Archiv. p.330.not.
56) Gundling driedrich I. p- 350 2q.
57) deobald Hufl. Krieg S. 395 fü, Lenfant a, 0, D. II. S. 436 fiL
Das Datum wird verfieden angegeben. Da der Drt noch Nürnberg ift, fo
muß eb mod in den Anfang Xuguft fallen. Denn ſchon im September hatte
Sigmund Rürnberg verlaffen.
58«) Hiet. Norimberg. dipl P. If. p. 549,
58%) Trith. Chronic. Hirsang. p. 381. läßt den rõmiſchen Rönig mit dem
Gardinal Julian über Schorndorf, Tübingen und Balingen nad) Baſel reifen und
dort der Gröffnung deb Gonciiiums beiwohnen.
59) &. Megeften im Anhange v.2, Sept. 1431. Die Stadt Donauwörth,
welche durch Sigmund wieder reihsunmittelbar wurde, erfreute fi der befondern
Sunſt des Königs: fie lich ihm daher aud (nach Rönigedorfer Gef. des Klo
ſters zum DL. Kreuz in Donamoörth I. S. 193) an dem Stadtthor fein Bildniß
mit der Juſchrift fegen:
Sigismundo Imperatori semper Augusto,
Urbis Werdeae assertori bene merito Senatus,
Schlugeetrachtungen. 38
Augsburg *°), Bindautı) an den Bodenſee. Rachdem er ſich
noch den ganzen Detober zu Feldkirch aufgehalten *2), zog er. im
November, ohne Rath und Willen der deutfchen Reichoſtaͤnde und
daher auch nicht von ihnen begleitet e), über bie Alpen zur Ktoͤ⸗
mung nach Mayland, wovon daB Nahere im folgenden Bande
angegeben werden · ſoll.
Die zwäif gahre der Regierung Sigmumd's (von 1420 bis
1431), welche in vorliegendem Bande behandelt werden, gehoͤ⸗
ven keinesweges zu den: glaͤrzenden und ruhmvollen dieſes roͤmi⸗
ſchen Königs: im Gegentheil führen fe eine lange Reihe von Miß ⸗
geſchicken, Niederlagen, verfehlten Unternchmungen, nutzloſen
Anſtrengungen, vergeblichen Unterhanblungen vor, und des Uns
gluͤks, das d durch ſein Ungefehiet zum Theil ſelbſt vers
ſchuldete, ift-fetiel, daß die Nachtſeite feiner Regierung kaum
buch. einige Lichtpuncte vortheilhaft fir ihn erhellt wird, .
Ungeachtet biefer Theil der Geſchichte für Sigmund’ Ruhm
wie für unſer deutſches Vaterland fo wenig Erfreuliches darbietet
"fo liefert doch die ganze Periode hoͤchſt wichtige und für die Folge
bebeutende. Vorgaͤnge. Wie diejenigen Jahre eines Menſchen,
welche an Mißgeſchick, Ungluͤck und trüben Erfahrungen reich
find, oft die wichtigften in feinem Beben werden und am mei⸗
Quem XXIV pririlegis condecorarit,
Postliminio posuit A. MCCCCXXVII.
60) Winde® c. 182. p. 124 u. c. 174. p. 1228. ©. im Anh. die Re
geſt. v. 7.0. 8. Sept. 1431. Nah Stetten Geſch. v. Angeb. L 157 kam er
den 4. Sept, nach Augsburg. Man ftelite des Königs Bil in Stein zum An
denken feines damaligen Aufenthalts in Augsburg am einem neuerbanten Ahurm
„Lug in's Land” genannt, auf.
61) S. im Anh. d. Regeſt. v. 20. Set. 1431.
62) &. im Anh. die Regeſten v. 23. Sept. bid 28. Det. 1428. Mindet
e 182. p. 1241. j
63) Winde c. 188. p. 1244. Den Papfa hatte er jedoch ſchon vithrere
Monate früher von dem beabfihtigten Roͤmerzug benadrichtigt, wie fich aus defe
fen Antwortfäreiben entnehmen läßt. Raynald Ann. eccl. ad ann. 1431.n. 31.
"pr 9. — Mehrere Heihbfände, beſonders bie Meihäftäbte fheinen den König
zum Nömerzug mit Geld unterftügt zu haben. Die Stedt Heilbronn gab dazu '
790 Pfr. Heller. Jager Gef. v. Heilbron I. S. 192.
Aſchbach X. Sigmund. TIL 35 ,
te, daß fie ihm wichts mehr in bes Stplachten half, wo Kane:
nen urb Michfen ihn bebrobtens und dech wiberfiritt es feinem
Gefhhle von Litterebre, aus ber Berne feine Zeinde mit dem Ger
fhüg zu bekämpfen. Dieſes aber wurde von den Mächfenmeißeen
und deren Beuten fo ſchlecht oft bebient, bAB es meiſtens dem blin⸗
dan. Zufall uͤberlaſſen blleh, oh eb Schaden anrichtete oder nicht.
Als Deutſchland in ſtrategiſcher Hunſicht noch in der Kinds
beit war, entwidelte fh zuerf in Böhmen, unter der Leitung
des Zelbhesintalents von Biffa, eine eigene Art yon Kriegafüh:
tung, welcher die Deutſchen in Feiner Weiſe gewachſen ſeyn konn⸗
ten. Die boͤhmiſchen Heerhaufen, größtentheild von Bauern und
Handwerköleuten zufammengefegt, mit fehlechten Waffen verfe-
ben, erſetzten durch mafchinenmäßigen Gehorſam, welchen fie ih⸗
ven kriegskundigen Fuͤhrern leifleten, und durch grenzenlofen Fa⸗
natismus den Mangel früherer Kriegsuͤbung, und wurden durch
die Zeldherentalente ihrer Führer unuͤberwindliche Soldaten,
Aber die Veränderung des Kriegsweſens, die Ungeſchicklich⸗
keit der Heesführer, die fehlechte Waffenübung des Truppen ver⸗
anlaßten nicht allein bie häufigen Niederlagen ber beutfchen Reiche:
trupen: ebenfo viel Schuld daran trugen auch bie untereinander
aneinigen Fuͤrſten und bie aus ben wiberfprechendflen Elementen
aufammengefegten Heerhaufen, Reichsſtaͤnde, welche fo eben in
blutigen Fehden gegeneinander im Felde gegenüber gelegen und
biefelben nicht ausgefochten, fondern nur auf eine kurze Zeit aus—
N
Gchtsßbstrsihtungen, Ei
fen: hatten, ſollten in den Schlachten einanmeen Wikfhersb Teifken,
ohne füieinander Eympathien zu empflsden. : Die Hllferifung,
weiche ber Haß, die Belubfihaft, ber: Widerwille abfichelich were
fagte,. Sonuten bie ſich frembartigen Theile des Heeres einander
nicht geben, Die von den. Abteien, geiftlichen. Stiftern, Heinen
Hetren unb.unbrdeutenberen Reichaftäbten gefenbeten Gentingente,
deren Dahl guſaunnen eine fehr ‚beträchtliche war, konnten in der
kurzen Zeit, bie man zur Sammlung bed Reichsheeres beſtivunte,
unmöglich. zu einem. grordneten Ganzen verſchmolzen werden.
Solche Truppen mußten baher ben geordneteren Heertahaufenden
gwißern Furſten cher hinderlich als forberlich in der Schlacht ſeyn.
Dozu kam noch die moraliſche Stieumung, Trotz ber paͤyſtitchen
Ereug⸗· und Baunbuilen, trotz der Serugpnedigten bes Kosbindäe
nun Biſchofe, trag ber Töniglichen Aufforderungs⸗Saqhnciben zur
Bertilgung ber.Tegerifiien Huffiten, fahben biefefben nicht, allein
bar Votke ſondern auch felbtt bei einzelnen Herta und Fitrſten
mächtige Sympathien, welche. hervorgerufen und unterholten won⸗
den busch den Haß und Widerwillen, welchen die Laien: gegen den
Übermpth, die Uppigkeit, bie Verderbenheit ber Geiſtlichkeit heg ⸗
ten und deren Verfolgung in Boͤhmen als eine gerechte. Erf
ihrer Sunden und Bafler betrachtet wurde.
Bern man AU dieſes bedenkt, fo wind ma fh nick wur
bern, haß bie Boöͤhmen ‚des roͤmiſchen Königs Gtärme auf Prag
abſchlugen, baß:fie deſſen überlegene Streitkraͤfte bei Saatz in die
Fioiht jagten und bei Douiſchbrod vernichteten; daß fie bie Keichs⸗
teuppen, ungeachtet deren großer Ubermacht, bei Außig durch
ihre Zactik aufrieben, bei Mied und Tauß aber allein buch: den
Schrecken ihres Namens in ſchmaͤhliche Flucht auseinander war⸗
fen. Etſt als jede Hoffnung auf Sieg durch Waffengewalt ver⸗
fchwunden war, ja als ſelbſtidie Erwartung auf Aufloͤſung bes
böhmifihen Reiches: durch bie Innern Zwiſtigkeiten ſich ald eins tes
gerifche erwwiefen hatte, erfi dann machte man ben Böhmen Buger
Fändniffe und ging von bem Berlangen unbebingter Untenwerfung
ab. Während ber Zeit der Kriege amb Siege durchlief bie AMhuri⸗
ſche Nation in den innern Zuftänben alle Yhafen. ber nruern Bes
volution, obwohl ber Hebel, weicher die Bemüther in Bewegung
23*
E Drittes Buch. Bevanpigfles Kapitel.
fette. weſeatlich verſchieben war ; indem bei den Bohenen bie Mes
Ulem..(oib.oier: Aetikeh ein Sanptmoment. bilbete, negiste mau
dieſe in der neuern dervolution und pflanzte baflıt das geſchriebene
Bert, wornach der Saat zegiert werben fellte, als Panier auf.
1. @gammb-war in biefer Beit.aber nicht allen im Krieg un ⸗
glcküch/ worin ihn überhaupt bie Fortuna nie beghnfligte, fon-
dern auch in allen Friedensverunitlungen, bie er. unternahm. Be
dor: vrrmochte ex ben Krieg zwiſchen dem König Erich von Daͤne⸗
wart undifeimen verbünbeten Gegnern beigulegen, noch gelang et
Ip). einen bauerhaften Brieben zwiſchen Polen und bem deutſchen
Dedin detzuſte len. Heupturfage des Mißlingens feiner Media:
Unsurefische war ber Umſtand, daß er weber ein unparteiiſcher
Wihter wor ‚ noch feinen Ausſpruͤchen Kraſt geben konnte, wenn
bie an oder die andere Partei benfelben nicht nachkommen wollte,
2: „Betrachten wit endlich, was Cigmund von dem Schluß des
Gonftanzer bis zur Eroͤſfnung dei Basler Gondtunms für: bus
bentfche Reich getan hat, fo nehffen wir geſtehen, baß biefes ſehe
wenig war und daß eigentlich nichts von Belang von ihm gefihah,
was bem betrübten, faſt geſetlloſen Zuftande Deutſchland's abhel:
fen konnte. Ehe wir diefes, wie es ſcheint, harte Urtheil für
Sigmund näher beweifen, muͤſſen wir jebo& einen Blick auf die
deutſchen Zuftände werfen, woraus wenn auch wicht eine Recht:
Fertigung ber Unthätigkeit des Koͤnigs geleitet, boch wenigftens eis
nigermaßen eine Entfepufbigung dafüx beigebracht werden Tann.
‚Daß. beutfcje Reich bildete ein Agglomerat von ganz wer:
chird enartigen, faft felbftändigen Staaten, Landſchaften, Herr⸗
ſchaften; Staͤdten, Corporativnen. Es war die ſchlechteſte Art
der. Oeepubliken: ein Staatenbund ohne innere Einigkeit, ohne
äußere Kraft, ohne eigentliches Oberhaupt, Der roͤmiſche König
foßte Allen helfen, Allen Schu und Schirm verleihen, Allen ein
hoͤchſter Richter. ſeyn: niemand aber wollte von ihm Befehle an-
nehmen, ihm gehorchen, ſobald man glaubte ober wähnte.in ſei⸗
nen Rechten unb Privilegien beeinträchtigt zu feyn, oder man fah,
daß es Geld und Anſtrengung koſtete. Daher eine Unzahl von
Mipftänden und anarchiſchen Auswuͤchſen. Ohne Wiffen und
Willen des römifchen Rönigs wurden von den Reichöfländen Trug:
i Schlußbetrachtung ·. ↄ200
und Schutzbunduiffe geſchloſſen, Laͤndervertheilungen vatgenom ⸗
men, die Erbfolgegeſetze geändert, neue Hausgefthe errichtet.
Selbſt mit benachbarten auswärtigen Staaten wurden Bünbuiffe
ereichtet,, ‚die einen Theil der beutfihen Zeichsſtaͤnde in Kriege ver«
wisfelte, welche gegen bad Meichöoberhanpt felbſt gerichtet ware:
Alle ſolche Mißbraͤuche ſollten nicht nur ungeſtraft finttfnben, fon
dern man verlangte ſogar, daß ber roͤmiſche König fie ſanctionirte.
Sollten bie Eolifionsfäle, welche: beftändig zwifchen ben welt ⸗
lichen Jurſten untereinander, zwiſchen den getſtlichen und welt ·
lichen Bürften, zwiſchen ben. Fürſten und ihren Vaſallen, zwiſchen
ben FZuͤrſten und den Staͤdten, zwiſchen ben. geiſtlichen und weit⸗
lüchen Gerichten, zwiſchen den Hofgerichten und privilegitten Ges
richten, zwiſchen ben fuͤrſtlichen und ſtaͤdtiſhen Gerichten, zwiſchen
ben öffentlichen und heimlichen Gerichten vorkamen, aufgezaͤhlt
oder näher angegeben werben, man Einnte damit licher anful⸗
len und man würbe auch: allzu ſehr aus dem Gebiete der Ge⸗
ſchichte in das der Rechtswiſſenſchaft hinkberfihweifen. :
Im das Chaos Ordnung, in bie Anarchie Geſetzmaͤßigkeit,
in bie Unficgerheit und in bie Kriegszuſtaͤnde Ruhe und Frieden zu
beingen, diefem ſchwierigen Geſchaͤft war Sigmund aus vielfachen
Gründen durchaus nicht gewachſen. Deutſchland war in einer
lUbergangoperiode begriffen, wo es vor allen Dingen darauf ara
kam, daß bie neuen Zuſtaͤnde, die fich entwidelten, nicht in dad
Exxcentriſche, in das Moßlofe ausarketen und von einer feſten
Hand geregelt und geordnet wuͤrden. Dazu gehörten aber vor al«
ken Dingen. befbändige Anmefenheit ber ‚Regierung, uugetheilte
Anfmerkfamktit berfelben auf die innere Entwiellung ber. Zuſtaͤn⸗
de, Kraft und Feſtigkeit in ihrem Handeln und endlich Anfehen
und Achtung bei Hohen und Niederen. Bon allen biefen Erfor⸗
derniſſen Iäßt, fich faß Feind bei Sigmund nachweiſen. R
Schon umter Kaiſer Karl IV war eb recht fichtbar, daß dan
Tuemburgifehe Haus die Kaiſerkrone mehr. pn eigenem Borhheile
as zum Beßten und zum Wohle des Reiches tung. Diefen Ger
danken verfolgten zwar Karl's IV Soͤhne Wenzel und Sigma
nicht mit: ver kalten Berechnung. und: bem eigennägigen: Sinne
Übreb Materd. Im Gegentheil Fe yerfläiten zaur Thelle bie mit
3 Drittes Boch. Zwagzigſtes Kapitel.
geoßen Anfirengungen und Koſten erworbene Hautmacht darch
Ructäffigkeit uud Verſchwendung: darin aber blieben fie dem
Vrintipe ihers Water getren, mehe auf das Wohl der eigenen
Länder zu fehen, als auf de Beides Beßte: benn ihnen war bie
Kalferkeene mehr edwas Bhfkiged, wenn andy Ehrebringenbes, als
aim Begeuftand der hohen Vedentung, weldhe bie felhern geößern
Kalſer datauf logten. Daher war Menzel felange gar wicht dar⸗
nach begierig bie Kaiſerkrone zu erlangen, unb er verſcherzte fie
fokter ganz dadurch, daß er fi gar nicht mehr um das Beich bes
Hommette. Gigmunb aber begnägte fich faſt bie ganze Beit feiner
cegiernng hindurch mit der deutfchen Koͤnigskrone; erſt nachdem
er zroel Decennien fie getragen, dachte er baran, auch die Krone
ver Gäfaren ſich auf’5 Haupt fegen zu laffen. Da bem Herrſcher
Die Foee ber hohen Steltung eined deutſchen Rönigß ganz fremb
geworden, fo konnte 08 nicht fehlen, Daß auch bie Beſtandtheil⸗
des Reihes fie nice mehr hatten und bie Kaiferwäirde iht Anſehen
und ihre Bedeutung immer mehr verlor.
Wat hamptkähtic bayı beitrug, Sigmund's Regierung ſo
ſwach und kraftlos zu machen, war feine faſt beftäubige Abwe⸗
ſenheit aus den deutſchen Banden. Grabe bie häufige Anwefen⸗
heit in ben verſthiebenen Landſchaften gab dem Herrſcher Anfchen
and Kraft. Daher war es bei allen Kaiſern der frühern Beit, bie
Kraft enhuideln wollten, Brauch im Reiche herumzureiſen, bie
ODrdnung zu handhaben uad Gerechtigkeit zu Aben. Denn cine
bedeutende Perfönlichkeit vermochte auf biefe Weiſe fich ſchnell am
weiften Auſehen zu verſchaffen. Etgmund verſchmaͤhte dieſes DRit«
tel zur Erhöhung feines Anſehens faſt ganz: obwohl feine aͤcßere
Erſchelnung bei Frierlichteiten hochft wuͤrbevoll war, fü beſaß es
doch aicht Characterfeſtigkeit genug, auf langere Zeit bie Majeſta
feiner hohen Strllung feſtzuhalten. Seine Leichtſectigkeit und
feine nicht fetten frioole Umgebung ſchadeten ihm im dieſer Hinſicht
unendilch Aber mie die Sedenklichkeit, weniger windevoll aufs
gatiten, veramlaßte Segmund folange fern von Dentfchlend zu
Weiten und feine Perſon durch bevolhmächtigte Farſten vder Bi⸗
Ihbfe auf den Neichetugen dertreien zu laſſen, als vielmehr die
Cerge fire fein Eluigrrich Ungarn, auf befien Innere Wermältung,
Sth lußbettachtungen. 39
Beruhigung und Sicherſtellung gegen aͤußete Felnde et unver
gleichbar mehr Tätigkeit und Aufmerkſamkeit verwandte, ald auf
das beutfche Reich, So warb bad Ichtere auß ber Ferne, von
Ungarn ober von ber tinkiſchen Grenze oder Polen aus, welches
lettere Land ex nicht ſalten befuchte, obgleich es ihn nichts anging,
wie eine Provinz regiert. Daß dabei bie Ordnung und der Bands
frieben nicht aufrecht gehalten, und die Gerechtigkeit nicht fehr
gelibt werben konnte, war natüslidhs auch wurben bie Klagen ber
Reicpeftände oft darüber Laut. Sigmund entfäulbigte zwar feine
Entfernung bamit, baß feine Anweſenheit im Reiche doch von Bel
nem Fugen fey, weil bie Bürflen ſeinen Geboten Feine Folge lei⸗
fletens aber eine bebentende Perfönlickeit mußte grade diefe Wir
derſpenſtigkeit und diefen Ungehorfam befämpfen und die Ordnung
wiederherſtellen. Wie wenig Werth aber Sigmund felbft zuletzt
auf bie deutſche Krone legte und wie fle ſelbſt ihm laͤſtig gewor⸗
ben, läßt fich aus feiner eigenen Xußerung entnehmen, als et
auf bem Reichstag zu Preßburg erflärts er fey der deutſchen Krone
mihbe: er hätte fie getn ſchon laͤngſt aufgegeben: er habe ih ſei⸗
mem Königreich Ungarn genug zu leben und bedirfe Feiner weis
tern Birde,
Es wäre unbilig und zugleich der Wahrheit der Geſchichte
entgegen, wollte man dem König Sigmund allein die Schule der
Werwirrung und ber Anarchle zufchteiben, welche im deutſchen
Reiche zur Zeit des Huffitenkrieges herrſchte. Sigmund fand fon
bei feinem Kegierungsantritt ſolche heilloſe Zuſtaͤnde, daß aud) ein
fähigerer Regent die Bügel der Regierung nicht mit viel beſſerm
GtäE würde gefhhet haben. Das Übel hatte ſchon zu tief Sur⸗
del gefaßt und richrte auß ber Beit des großen Interregnums nach
dem Abgang ber Hohenſtaufen her, als bie Landeshoheit der Fun⸗
ſten in den deutſchen Territerien aus ber Zerſplitterung der Ders
zogthiuner ſich entwickelte. Die erſten Habsburger widerſtanbeu
noch kraͤftig der Abnahme der koͤniglichen Gewalt: unter den Bas
gemburgern und Wittelsbachern ſank fie zufehenbs zum Vortheil
der Fürfiengewalt. Da bie Finſten mit ihren Ständen in ihren
Territorien über Alles felbfländig Gefege gaben, fich den koͤnig⸗
lichen Hofgerichten entzogen, unb in fih geichloffene ‚Staaten
392 Drittes Bud. Zwangigſtes Kapitel.
bildeten; fo blieb dem König nur noch ber Schatten einer Gewalt,
die Dberhobeit und der Vorſitz auf den Reichötagen. Ans Mans.
gel an Geld waren alle feine Schritte und Handlungen gelaͤhmt.
Nur aus ben Beichöfläbten und Lanbvogteien zog er ‚regelmäßig
Steuern. Sie auch waren großentheils verpfändet. Wären nicht
die Juden, bie königlichen Kammerknechte, oͤfters von neuem ge⸗
ſchaͤzt und zu großen Steuern gezogen worden, ber König wäre
noch häufiger in der brüdenbfien Geldwerlegenheit geweſen. Je
mächtiger ein Finſt, einerlei ob es ein geiftlicher ober ein weltli⸗
er war, fich fühlte, um fo weniger war er bem Könige eine
Stuͤtze. Nur die Schwachen, die Herrin, Grafen und Reiche:
ftäbte wimfchten bad Oberhaupt Erdftig und ſtark, um in feinem
Schuß gegen bie Mächtigen eine Stüge, einen Schirm zu haben,
Sie allein aber, zerſtreut, vielkoͤpfig, felten einig, waren nicht ges
eignet, die koͤnigliche Gewalt zu kraͤftigen. Ja der König durfte
ſich diefer ihm allein warm zugethanen Glieder des Reiches nicht
allzu fehr annehmen, um nicht bie Zürften gegen fich aufzureizen.
Si ſolchen zerriffenen, troftiofen Zuftänden war allerdings Sig⸗
mund's Äußerung wahr und richtig: ber Deutſchen Krone könne
nicht zur Luft und zur Ehre getragen werben, fonbern es fey eine
ſchwere Bürbe, die den, ber fie trage, faft erdrucke und ihm
wenig Freude bringe,
Daß Sigmund grabe in der Zeit, als ihm biefe Buͤrde am
drldendften ſeyn mußte, fich entſchloß, dieſe durch die Erlangung
der Kaiſerkrone zu vermehren, beutete darauf hin, daß er die Ab-
fücht hegte, ſich ernſtlicher des Reiches anzunehmen und als welt:
liches Oberhaupt der abendlaͤndiſchen Ehriftenheit auch den kirch⸗
chen Angelegenheiten feine Thätigkeit zuzumwenben. Wie er.den
Hoffnungen entfprach, die er durch den-fo unerwartet angetretes
nen Römerzug erregte, das foll im nächften Bande, ‚der großen:
theils die erfien Jahre des Basler Conciliums und Sigmund's eif⸗
rige Theilnahme daran: befprechen wird, dargeſtellt werben,
Anhang
Beilage 1.*)
Schreiben Waiter's von Schwarzenberg an den Branffurter Rach
Guli 142%
0 Bir lafſen enere Wöißkeib wißen, da anf. meh, Here
der konig zu Megenspeng nu Toren iſt uff den Mondag vor fı Mas
vie Magbeierienbag wit vnß. gmeb. Frawen ber konigin und han
va. Herten bie kurfuͤrſten darnach uff den Dinflag zu driſtthige
botfthaft gethan an vnß. H. den kouig und en zu beden gen Rus
semberg zu fölgen, So han ber firbe frunde, dy ipmb ie zu
Nuremberg fon, gebebin vnß. gneb. Herrn des konigs botſchaft
daz iſt mit name des großen graven Bruder zu Ungetn und der
Herrn von Holoch, daz ſo fruntlichin bringhin an vnß. Herrn ben
konig, daz derſelben Stede viel konigl. Gnaden gewarten "walls
bie zu Nurembetg ober zu Regenspurg, -wo feine gnaden daz
gefellich iR x,
Beilage 11.
8. Gigmund ladet die wetterauiſchen Reichtſtaͤdte zum Bine
Neihstag ein. 8. Dec. 145
Wir Sigmund von gotes gnaden Romifcher kunig zu allen
iten, merer bed Richs vnd zu Hungarn, zu Behem ıc. kunig.
Embieten den Durgermeiſtern vnd Meten der Stat zu Frauckſun
und alten andern Richfleten in ber Wederam gelegen vnſern vab
des Richt lichen getsucn vnſet gnad und alled get. Lieben getruru.
WS haben vaſer und beb heil, Biichb Barfürften vnſer lieben Neuen
0) Die Betagen 1 XvVit find fänmtrid am den Drigtnaten ik Gras:
furter Stedtarchir enfnonnmen,
'
3% Anpang.
vnd Dheimen botſchaft getan, wie daz Sy zu und gen Wyenn
vff den achten tag nach vnſerer lieben Frawentag zu liechtmeß ko⸗
men wollen durch großer notdurfft willen, bie die heiligen kriſten⸗
heyt und das heil, Riche aurusend fin, vnd das auch ein anflag
vnd orbenung gefegt werben, bamit bie ketzer von Behem zu kri⸗
ſtenlichem glowben Ebracht ober vfgerait vnd getifigt werben.
Bnd haben auch vgp vns begeret, daz wir anbern vnßer und bes
heit, deiche Juͤrſten, geiſtlich und werntlich, Ebten, Prelaten, Gra⸗
ven, Herren und Stetten zu vns zu kommen vff benfelben tag
befenben und beruffen wollen. Davon fo begeren wir von euch
mit ganzem ernfle vnd wollen, daz Ir ewr. Brunbe mit voller
macht zu vns gen Myenn uff den egen. tag fenbet, Bot zu lob,
dem heil. criften glotoben zu troſt, vns vnd bem heil, Sich zu
lieb, nutz vnd eren. Alfo daz Diefelben ewr. Frundt macht haben
‘einen Anflag vff zu nemen vnd zu qufagen vnd daz wicht not ſey
einen ſchub zu euch wider heyme ze tun, boran tut Ir vns ſun⸗
derlich band und Beheglichkeit. Des wir euch in allem gute
nimmer vergeffen wollen. Geben zu Ecali an vnßer lieben Fra⸗
wen tag Goncepcionis Vnſerer Riche des Hungarifchen in dem
XXKIX bed Romiſchen in dem XVI und des Bchenifchen in
deut VI Zaren,
Ad mandat. Dom. Regis
‚Franc. pptus Strigonens.
Beilage II.
Aus 8. Sigmund's Schreiben (d. d. Wien 10. März 146) an die
wetterauifchen Städte Frankfurt, Eriedberg, Gelnhaufen und
Wetzlar über den Wiener und Rürnberger Reichstag.
— — — Bann wir nu berfelben ketzerey (zu Behem) zu
wiberfieen, bie vßgusatien und mit der Hilf Gots bed Almech⸗
tigen entlichen zu tilgen und zu verfisren, des heiligen Richs Kurs
fünften, Sürfien, geilen ond wernttichen, Graven, «Herzen onb
Siet, deſſelben Richs undertanen vnd getruen her gen Wyenn zu
tagen gefordert vnd beſante haben, als vns das dann als einem
Romiſchen kunig vnd einem vogt der heiligen kirchen wol zu ge⸗
Voltage. II. ö 397
buret. Vff benifelben tag wir in gegenwertigkeit folder Kurfuͤr⸗
ſten, Fuͤrſten, geiſtlicher vnd werntlicher, Graven, Herren, Stet,
vnd anderer vnßerer Rede vnd getreuen, die dann zu vns nach
vnßerer Erforderung her gen Wienn komen fein, gewegen und
betrachtet haben, daz große notdurfft ſei, daz Pürklichen darczu
getan werde: wann ob das nicht geſchehe, do ſey wol zu beſor⸗
gen, daz dann folich boße Ketzerey alſo uͤberhand neme und ſolich
ſchand ond irſal in der :heiligen kitchen ‚und kriſtlichem glouben
machte, wo die in andern Land wurtzelt, bay ſolich ketzerey in
Behem vnd auch anderswo dahin ſy komen mochte, vil herter
vßzurutten vnd zu vertilgen wurde. Und wann nur dem Als
mächtigen Got zu Lob vnd zu eren, ber heiligen kirchen und kri⸗
ſtenhrit zu nucz, „dem heiligen Romifchen-Biche zu Vffwachſung
vnd ber cron zu Behem, bie ein merklichs gelibe und Furfärftens
thum des heil, Michs iſt Widerbringung billichen zu betrachten iſt,
barumb. fein wir mit denſelben vnßern Furfinften, Fürften, Her⸗
ren und Steten, bie bey un hie zu Wyenn fein, uͤbereinworden
und haben befloffen, daz alle kurfirſten vnd andere Brften, Her⸗
zen vnd Stete, vff den nehflen fand Balpurgistag gen Murem⸗
berg komen füllen einen orbenlichen glichen Anflag wäber dieſelben
Beer zu Wehen zu einem teglichen krieg biß zu einem ende ber
ſache zu machen. Alſo daz foliche ketzerey vndergedrucket und
genzlich getiligt vnd vßgerutt werde. Vnd darumb fo begeren wir
von euch mit ganzem ernſt vnd Fliß vnd ermane euch auch ſolicher
true und eyde, bie Je und vnd dem Rich getan habt vnd pflichtig
feyt vnd gebieten euch auch von Rom. konigl. macht ernſtlich vnd
veſticlich mit diſem brief, bay Ir vff ben egen. ſ. Walpurgistag
nechſtkuͤnftig auch gen Nurenberg komet ober ewrn Frunt mit gan⸗
zer vnd voller macht dahin ſchikt, dahin wir auch vnſer vollmech⸗
tige vnd trefliche botſchaft ſenden, ſolich Auſlag vffzunemen vnd
dem genug zu tun als das angeſlagen vnd vßgetragen wiert, vnd
lafſet euch doran nichts hindern.
8 Anhang.
Beilas⸗ IV.
Cigummd ſchreidt (2. April 1426) den wetterauifchen Staͤdten du
Tag in Nürnberg auf dem 1. Mai am beſchiden: er werde auf
mit feinem Gcwiegerfohne, dem Herzog Albrecht von
Dſtreich, dapin kommen.
Sigmund von Gotes guaden ıc. Wir haben euch vormals
geſchriben, Side wir und mit kurfürſten, andern Zürften, Gros
ven, Herren vnd Stetten, bie bey vns zu Wienn geweſt fin,
eins anderu tagb verfangen und vereint haben gen Nuremberg uff
ſ. Valpurgtag necpfitünftig zu fanmen, dahin wir vnſer trefflich
vnd mechtige botſchaft zu denſelben kurfürſten, Furſten ic. vnd
euch ſolten geſant haben, die eins gemeinen Anſlags wiber bie
ketzer ganz eins zu werden vnd meinten wir machten durch vnſer
groffer Geſchefft willen, beyde gen ben Zarken und auch den Res
gern ſelbs denſelben tag nicht zu beſchuden. Eann biefelhen Reber
vt dem hochgebornen Albrechten, Herzogen zu Dferi, vuf,
liben Sun vnd Sirften, vaſt mechticlich in feinem Ianbe geweſt fin
vnd haben do vil Iute vnd landes gewüflet, daß wir brpbe mit
wnfer ſelbs perſon gen Im zu tzyehen uff waren, Bud ald fie daz
erfaren, fint fie widergehogen, yebeman.an fein gewarfam, Ru
haben wir betracht, das vil guts erſteen vnd geſchafft werben mag,
igt bay wir ſelbs ff denſelben tag fein und heben mit vnß. worgen,
eben Sun gerebt, daz grofle notdurfft iſt, bay wir ſelbs benfels
ben tag beſuchen vnd haben auch off hut mit Im beſioßen, daz
wir mit vnßer perſon achttag nach ſ. Walpurgtag nechfifunftig ons
verzogenlich und ye zu Nuremberg mit ber huͤlffe gotes fein wollen.
Dazumb begeren wir von euch ernſtlich mit allem Wiiffe, baz Se
ewre Frunde mit-voller macht gen Ruremberg vff |. Walpurgtag
fenden wollet, vnd ba& fye fich nicht laffen verdrießen vnſerer Zus
Zunft drey oder vier tag zu harten, wenn wir ye bahin komen
wollen, Vnd hoffen zu Got dem Aumechtigen der kriſtenheit Dem
Reiche und wider bie Ketzerey vil gutes und nutzes zu befließen
und zu enden. Doran erwerbet Ir lone von Gote, ere von ber
Werlt vnd von vns funderlihen Dank, das wir euch in allem
gute wollen laffen gnediclich gemeſſen. Geben zu Kornwburg
Veltage V. 3»
am Dinfing nach Dſtern vnß. Biche bes Hung. in dem XL, be
Rem. in dem XVI ond des Behem, in dem VI Iarın.
Den Hirgermeifern vnd Reten Ad mandatum Dom. Bogis
bar Stete Fraukfurt, Bribberg vnd Michael pptus Boleslar.
allen Stetten in ber Wederaw un«
re und des Richs leben gettuen.
Beilage V.
@igmund füseibt (16. Mai 1496) an bie wetterauifchen Staͤdte, dab
er wegen Krankheit den Tag au Nürnberg auf dem 1. Mai nicht
+ habe in Perfon beſuchen können,
Bir Sigmund von Gotes gaben Romifcher kunig zu allen
czeiten merer bes Richs, zu Hungern, zu Beheim ıc, kunig. Ems
bieten den Burgermeiſtern, Reten und Bingern gemeinlichen ber
Stete Frankfikt ond fuft aller andern Stete in ber Wederaw ges
legen,. vnſern vad des Mich lichen getruen, vnſer gnad und. alles
gut, Lichen getruen. Als bey und zu Wienn geweſen find zwen
vnhexe vnd des Richs kurfürſten, mit namen bie hochgebornen
Fridrich Hertzog zu Sachſen und Friderich Margsraf zu Bran⸗
denburg vnd andere Zurſten, Herren und Stete und daſelb wur⸗
den wir vndereinander uberein, eins tags gen Nuremberg vf ſant
Walynrgotag, bafelift bin Ir ewer volmechtig botſchaft ſenden
ſeldet und wir vnſer Nete mit voller macht bakin ſenden, als wir
dann die geſant haben, als das bereit was, einem Yuflag vnd
Dedmung wider die ketzer zu Veheim zu machen, das dem kriſt;
lichen glauben zu muhe, zu frommen und zu troſt gebracht wurde
vnd ob get wil zu einem guten ende kemen felten, als mir des in
guter Hoffenung fein geweſen vnd noch fein, ba viele aus in, das
wir leiplichen gen Nusemberg reiten wolten durch ber vnd anderer
des Richs votdurfſt willen. So ritten wir gen WBarabin zu fant
Zaſlaw. Als wir und dahin gelubt hatten, und al wir herwider
quamen, de quamen zu und Conrat von Bickenbach und Briberich
nam Stein, ber Ertzbiſchobe zu Bene vnd zw Erler Mete, den
wie fegten, bad wir Im nachvolgen wollten gen Muremberg, aid
wir ouch dad ben kurfurrſten gefehriben haben. Alſo fehlten wir
0 Anpang. .
uns an ben Wegk vnd quamen her zuum Wottad, Do vielen
in krankheit, wit namen bie Gciatica des Rüde, Mund davon
begeren wir von euch mit ganzem ernfle vnd fliiſe, das Ic noch
got anfehet vad bie not des heil, criſten glauben unb dem Auflag
vnd Drbmung nachget, wie benfeiben kehern widerſtanden manche,
got zu lobe, dem heil, criſtenglauben zu troſte und. dem Riche zu
eren. Bann an und nicht abgen fol, funder wir wollen ons euch
in ben ſachen erzeigen vnd weber leib noch gut doran nicht ſpa⸗
ren. Geben zum Tottas am Mitwochen vor bem heil. Pfingfitag
vußr Stiche des Hungriſchen in dem XL, des Romiſchen in. dem
XVI vnd des Behewiſchen in dem ſechſten Jaren.
Ad mandatum Dom. Regis
Franciscus Vioecancellarius.
Beilage VL Pe
DIE iR die Verhandlumgn uff dem tage zu Auremberg Anno
XII XXVI nach Walpurgis als vnßer Herte ber. konig die Fur⸗
fen bar beſchiden hatte von eynes anſlags wegen vngeverlich
wider bie keter.
Die erſte Rebe von Ottingen von: bes Zurflen wegen geyn
ber Stede frunden getan,
Lieben frunde, haben uch bie von Nuremberg vnd von Brandens
fürd auch abſcheidunge vnd meynunge vnßers guebigften Herren
. bed konigs zu Wyenn ertzalt. So bitten uch. vnßere Herren bie
Surften und ire Rebe, das ir yn daryn raben ewre meynunge fas
gen wullet. Haben fie uch aber foliche noch nit ergalt, fo wul⸗
lent fie noch zu uch heiſchen vnd daz ertzelen laßen vnd furbaß
vnßern Herzen daryn raden und uwere Meynunge ſagen.
Der Stede Antwort daruff.
Hochwirdigen und hochgeborenen Fuͤrſten. Gnedigen, leben
Herren. Als uwren fürftenlich gnaden vnßern Herren von Otin⸗
gen habt laßen ertzelen ber Stete ftunden zu vernemen von ben
von Nuremberg vnd Franckenfurd bie Abſcheidunge vnßers gnedig⸗
ſten ( Herren) des Romiſchen konigs zu Wyenn vnd hinnach uwer
Birbigkeit zu ſagen der Stete meynunge vnd Rad, Gnedigen,
Beitage VL. 401
lieben Herten, Nu bitten bie Stett uwer genade demutiglich czu
vernemen, das yn das uͤbel zu Beheim getrulich vnd von Herzen
leit iſt, vnd yn vnd iren frunden alwegen leit geweſt iſt, als bil⸗
Mc, iſt. Nu fint fie vormals zu ſolichem vngefüg willig vnd binfts
lieh geweſt und wollen aber willig vnd dinſtlich dartzu fin mitfamt
umern vnd andern onfer Herren ber furſten gnaden. Doch alfo
daz fie nicht anders wiffen, daz das vnßers allergnebigften Her⸗
ven des Romiſchen konigs meynunge fij, das daz ordenlich glich
vnd zymlich fur ſich genommen vnd vffgeleget werde, damit ny⸗
mands inſunderheit beſwert werde. Auch iſt vaſt ſiner gnaden mey⸗
nunge, ye gut uwere, das beſtellet wurde, fride der lande, vmb
des willen, das man deſte furderlicher gein Beheim dienen moths
te. Gnedige Herren, mochte nu uwer gnade darczu gedencken,
das fride der lande gemacht wurde, daran tebent ir guediclich und
ſcliglich: wann gefchee iß nicht, fo were verfehenlich, daz als
furderlich nit geholfen vnd gedienet wurde, als ob fride ber lande
were, Und biten uwer genad folich vnßer antwort gnediclich uff⸗
czunemen vnd nicht vngenediclich zu verſteen. Das wir ſolich
antwort vertzogen haben, wand das darvmb geſcheen iſt, das wir
vnßerer frunde der Stete boten mere wartend waren, der auch
ſyt me komen iſt.
Die andere anbringunge Grave Emichs von Liningen von
der Zurften wegen an die Stete,
Erbern, guten Frunde. Als ix vnßern Here ben Furſten und
iren Reben geantwort hat, haben fie wol verftanden, vnd dans
cken uch folicher uwer guber vnd fruntlicher Antwort und wille,
Vnd lieben Frunde vnßer Herren die Furſten ond ire Rebe haben
darüber geſeſſen, das betracht und gewegen vnd bebundet fie, bad
eß mit der Some ber Sehsduſent mit glenen als vnßer Herre ber
konig zu Wyenn angeflogen hatte, zu viele fin fond das darvmb,
wann ſolich vorgenannter mechtiger Reyſiger Getzug in ben landen
nit uff zu bringen ſij, vnd man auch ſoviel koſte und futerunge
in Beheymer lande nit gehaben noch finden vermoge, dad man
mit alfo viel Inden do erharren vnd geligen moge, Vnd ift dar⸗
vmb vnßrer Herren der Furſten und ir Rebe einsteils meynunge,
da3 man eß ließe bij vier bufenden mit glenen. Aber bie meifle
ſchbach 2. Sigmund. IT. %
402 Anhang.
zuenge ber Furſten vnd irer Büebe meynunge iſt, dad man iß liß
bliben bij den dryn duſenden. Vud biden uch darvmb, lieben
Vrunde, das ir vn daryn raden vnd fagen wullet, was ir darzu
ceeynet zu tum, uff daB fie ſich darnach wißen zu richten.
Der Stebe antwurt uff bie vorgen. Anbringunge.
Erwirdigen vnd hochgebornen Jurſten, gnebigen, lieben Herren,
Als uwere furſteliche gnaden vnßern Herren Graven Emichen Gras
ven zu Linyngen uns habt laßen erczelen, wie eß uch mit ber
Somme ber Gchöbufent mit glenen zu eym dagelichen Prieg geyn
Beheim zu legen, nach meynunge vußers „Herzen bed konigs, zu
viel bebunde, Vnd wie umere gnaben und Rede bad gewegt vnd
betracht haben, vnd ir einfleild mepmunge were zu bliben uff
viere duſent mit glenen, boch ſij der mererteil uff dryn duſenden
mit glenen zu bliben it. Gnedigen ‚Herten, wand un uwer gna⸗
den folichs vorſichtlichen bedencken, betrachten vnd auch ſolichen
Auſlag baß gefegen vnd verſteen mogent, dan wir, So iſt vnßer
meynunge, welchen weg vnßers gnedigſten Herren des Tonigs
Bede vnd uwere furſtenliche gnade vornement, eß ſij die, Sehe,
vier ober dry duſent mit glenen geyn Beheym zu legen, das wir
darinne willig vnd dienſtlich ſin wullen, als wir das uwern gna⸗
den auch vor zugeſaget haben, Alfo das daz redelich und glich ans
geflagen werde, und nymand in funberheit barbordh befivert, vnd
biten umer gnaden folich vnßer Antwort guediclich uff zunemen
vnd in dem beften zu verfteen.
Die dritte Anbringunge vnßers Herren des konigs Rebe und
des von Dingen an des Stebe frunde getan, als von yn ſelbs.
Lieben Frunde, wir reden diß ald von und vnd im guter
meynunge, Vns bebundet nicht nach folichen antworten, als ir
vnßern ‚Herten den Zurfien vorgegeben habt, das ir icht fagent
noch ußgebent, was ir mepnt zu den ſachen zu tun. Daromb
duchte und geraten fin, bad ir umrer freunde Sechs zu ons und
der furften Frunden figen ließent, fich mit eyn vnd dorch eynan-
ber zu wnberfprechen, ob man icht wege zu ben fachen finden
mochte.
Nota. Des waren der Stede Freunde gefolgig und hißen
darbij figen bie von Collen, Menge, Straßburg, Go:
Beilage VI. 408
fing, Dlme und Räremberg. Vad als vie alfo bij der
furſten Rebe faßen vnd zuerfte nicht fagen wullen, fo ers
Yalt grave Emich von der furſten wegen und viel andern
worten, bie bo etludeten.
Lieben Stunde, uff das ir fehen mogent, ba vnßere Herren bie
Zurften ye willig und behuͤlflich zu diefen fachen firr wullen, vnd
in ſolichs Vbel getrulich leit fi}, vnd ir auch ye meinent, baß fie
zuvor fagen ſollen, fo haben vnßer Herren die Furſten und ir
Bebe beſloßen vnd fint blieben uff den vier bufent mit glenen geyn
Beheim zu eym degenlichen Friege zu legen, und iſt ire meynunge,
008 fie derſelben vier dufent drü dufent beſtellen wußlen, vnd daB
is Stede gemeynlich das eyne bufent auch beftellent,
Der Stede Antwort uff die vorgn. Anmudunge.
Hochwirdigen und hochgebornen Furſten, gnedigen lieben Her⸗
ren. Als ir vns habt laßen erczelen, wie uwer furſtenliche gna⸗
den bliben fin und beſloßen haben uff den vier duſenden mit gle⸗
men x. und wie uwer gnaden ber drii duſent beſtellen wullen, vnd
das wir Stede gemeynlich das uberige duſent beſtellen ic. Lieben
gnedigen Herren, des fo enkonnen wir fo folichichen uff ſoliche
uwere anmudunge nit geantworten, wand vnßere Frunde von ben
Steden lutzel hie fin, alfo das wis vor dieſelben, bie nicht hie
fin, nit geantworten mogen, als ir wol verſteet. Vnd nad
dem vnd ir ond die von Nuremberg ond Frandenfurb abefcheis
dunge vnßers Herzen bed konigß von Wyenn vor- hat. laßen er⸗
gelen, vnd wir umern gnaden auch vor dartzu geantwort haben,
das wir dartzu dinſtlich und huͤlfflich fin wullen, wurde nu ſolicher
zog angeſlagen, alſo daz nymand in ſunderheit dardorch beſwert
werde, nach vnßers Herren des konigs meynunge, So wulten
wir noch hude, deß tages, dartzu willig vnd dinſtlich ſin, alſo
das wir truweten in vnßers Herren des konigs vnd uwern gnaden
zu bliben, vnd biten dieſe vnßere antwort gneditlich uffsunemen
vnd in dem beſten zu verſteen.
Die vierde Anmudunge bes von Dtiagen von Furſten wege
an ber Stede frunden getan,
Guben frunde, ald it vnßern Herren ben Furſten gefternt und
auch vor geantwort habt, wie ir zu folichem zoge huͤlfflich vnd
26 *
40% Anhang.
dinſtlich fin wullet vnd vor andere Stede, die mit bie fin, nit
habt zu antworten x, Solich vwer erberer antwort uch vnßere
Herzen die Fürften danden, Vnd bebiindet vnßern Herren, wie
wol ir nu uß in bracht habt, daß fie uch gefagt haben, was fie
zu dem begelichen kriege tum wullen, Daß fie doch in uwer ant⸗
wort noch nit verfieen noch prüfen mogen, was oder wieviel ir
zu dem egen. begelichen Friege dienen vnd tun wullet, Biten fie
uch darvmb noch zu onderfpredhen, vnd fie auch verfieen laßent,
was ober wieviel ir zu dem egen. degelichen krieg fun wullet,
uff das fie fich deſto baß darnach wißen zu richten. Dan ſulten
fie nicht wißen, uff was oder wie viel fie ſich von uch laßen moch⸗
ten, fo mochte dieſe fache Hinderſtellig werden, das ons doch ge:
teulich leit were. J
Der Stede Antwort uff die egen. Anmudunge.
Hochwirdigen vnd hochgebornen Furſten, gnedigen, lieben Her⸗
ren. Als it und als geſternt habt laßen ertzelen und.ye von vns
begeret uch zu ſagen, was wir zu dem degelichen krieg tun vnd
dienen wullen. Gnedigen, lieben Herren, dis iſt vnßere mey⸗
nunge: Derwile wir nit wißen noch prüffen mogen, welche zijt
ſolich leger ende nemen werde, alſo als wir dan zu zijden zu dem
zoge geyn Beheim uber die Ketzer gedient haben, das wir dan nu
mit dem virdenteil derſelben Somme Reyſigesgetzugs zu dem de⸗
gelichen kriege dienen vnd beſtellen wullen, vnd biten uwere gna⸗
den ſoliche vnßre Antwort gnediclich uffezunemen vnd in dem be⸗
ſten zu verſteen.
Antwort Grave Emichs von der Furſten wegen uff die
vorg. Antwort.
Lieben Frunde. Als ir vnßern Herren den Furſten nu zugefaget
habent mit dem virteil der Somme zu bem begelichen kriege zu
dienen, fo ir zu zijden zu bem zoge gebient habent c, Des bes
dundet vnßre Herren bie Zurften, das daz eyn cleyne, ſnode
vnd vnendeliche Hülffe were, als ir ſelbs wol verfteet, und bie:
tent uch noch hude diß tags baß zu bedencken und folliclicher dar:
inne zu tun, uff dad die fache uwren halb mit hinderſtellig wer:
de, wand vnßer Herren die Zurften ye darinne willig fin,
Vellage VI. 405
Der Stede Antwort uff bie vorg. Begerunge.
Erwirdigen vnd hochgeborene Furfien, gnebigen, lieben Her⸗
ren. Als uwere gnade vns dan zu allererſt hat laßen erczelen
die von Nurenberg vnd Franckenfurd Abſcheidunge vnßers aller⸗
gnedigſten Herren des konigs zu Wyenn, vnd auch uwerer gna⸗
den meynunge, vnd wir uwere gnaden darzu geantwort haben,
welchen weg ir vornemen wordent, bad wir gerne dinſtlich vnd
willig darzu fin wullen, als wir auch vor geweöt weren, vnd mu
uff · das beſte begert habt, uch zu ſagen, was und wie viel wir
darzu meynten zu tun, als wir uwern gnaden bad auch zugefagt:
Haben, vnd uch dann bebundet, das foliche Hülffe zu ſnobe ſij ac.
Des biten wir uwere gnaden zu vernemen, wer eß das ir zu dem
zoge vnd degelichen kriege tun vnd ziegen laßen wultent und uns
dann ließent verſteen, wanne, fo wulten wir ſolichs gerne an
vnßere Frunde bringen vnd hofften, das fie ſich darinne alſo be:
wiſen vnd dienen ſolten, das wir in vnßers gnedigſten Herren
des konigs vnd uwern gnaden bliben wulten vnd biten uwre gna⸗
den dieſe vnßere Antwort gnediclich uff zunemen vnd in dem be⸗
ſten zu verſteen.
Der von Dtingen von der Furſten wegen an ber Stete Frun⸗
de getan.
Lieben Frunde. Als ir vnßern Herren ben Furſten geften ge⸗
antwort hat, haben fie darinne wol verſtanden, das ir willig fint
dartzu zu bienen vnd biben uch buch aber, das ir got anfehent
vnd uch baß bedendent, vnd yn bes ein fruntfich antwort gebent,
was ir mee zu den ſachen tun wußlet, dan ir vor zugefaget hat,
ff das fie ſich deſte baß Demnach wißen zu ticheen. \
Der-Stede Antwort.
Erwirbigen, hochgeborene Furften, gnebigen, lieben Herren.
Als ir vns hat laßen erczelen, das wir und baß bedenden füllen
und uch eyn frnnttücher Antwort geben, lieben gnebigen ‚Herten,
des haben wit uwern gnaden zu dem erſten alfo geantworf ec. vnd
worben da alle vorgefehr. antwort eye nach ber andern eigentlis
hen ertzalt, wie fie vor geludet hatten. Vnd lieben gnebigen.
‚Herren füt bem male umere gnaben ye mee vor und wullen wiſ⸗
fen, ban wir udy vor zugefagt han, fo mogen uwere gnaben -
06 . Anhang.
igliche Parthii vnd iglicher Stab frunde in funderheit fragen, die
ſollen uch wol fagen werben, wie fie von iren Frunden gefkhicht
fin, vnd was fie macht haben,
Des auch alfo geſchah.
Der von Franckenfurt antwort vnd erhalte das Walther
Swartzenberg.
Bochwirdigen und hochgcbornen Furſten, gnebigen, lieben Her⸗
ren. Als uwere furſteliche gnaden mit ons hat laßen reden, das wir
ums baß bedencken und uwere graben zu verſteen geben, was wir
von Frandenfurt doch mee wider bie Teer tun wullen, ban wir
vor zu gefagt haben. Gnedigen, lieben ‚Herren, biten wir umere
gnaden bemuticich wiſſen, Als wir dann zu Wyenn by vnßers
gmebigflen Herren des konigs gnaben geweſen fin, ſoliche fine:
koniglichen gneben meynunge, als er bo ſelbeſt vor hatte, vnßern
Frunden gefaget vnd bie vaſt eyn wolgevallen barinne gehabt han.
Bnd haben uns auch off ſoliche finer gnaben meynunge heeges
ſchicht. Wer eß nu, bad man folichen Anflag vorgenommen
hatte, nad) finer gnaben meynunge, fo hetten wir macht gehabt
darin zu reben. Derwile des aber mit gefin enmag, ‚fo erfennen
wir bach wol, das vederman billich dartzu tut, vnd getruwen wol,
ſo uwere gnaden beſtellen werden, zu ziehen wider die Ketzer, das
vnßere Frunde aber dattzu tun werben, das wir hoffen in vnßers
gnedigſten Herren des konigs und in uwern gnaden zu verbliben,
als wir das auch vor zu zwei malen getan haben, vnd und bie
vnßern gefangen und geſchatzt werben ıc. Wulten aber umere gna=
den ye ein amtwort von und haben, ſo wolten meyn Geſelle vnd
ich und beſprechen und uch eyn ander antwort geben, Bub biten
umere graben diſe onfere antwort gnebielich uff zunemen vnd in
dem beſten zu verfieen.
Eyn ander autwort ber Stede Brumbe gemeynlich.
Gnebigen, lieben Herren. Als uwere guaben uff geſternt
ertalt hat, bes ift nit not me zu ertzelen. Dan bife fache lenget
ſich und machet ſich dazuſchen vil uͤbels, das und als in truwen
leit iſt. Vnd haben vns darum im Anfange zu den anſlegen vn⸗
ters gnsbigften ‚Herten bed konigs, als ie vns vnßer guten Frun⸗
de von Nuremiberg und Franckenfurd haut heißen fagen, und auch
Beuag⸗ VIL 407
zu ben anflegen unferer gwebigen Herren ber Kurfurften uff Dies
felbe meynunge befte bienfllich erboten, vnd ald bad ye mit Bus
gang haben mocht vnd ye umer meynunge wad, das wis ſagen
feiten, was unfee bienfle. ald zu eym folichen (308 %) fin moch⸗
ten, uff das bat vnßer iglich befunder von finer Frunbe wegen
uwer gnabe eigentlich onberricht, wie er von finen Freunden uf
gefertiget ift, vnd was ire Dienfte fin... Gnedigen lieben ‚Herren.
Als wir aber nu verſteen, das ir meynend, das notborfft und bil⸗
lich were, das wir und etwas bienfllicher und furberlicher angrif⸗
fen, und dartzu teden, wie ir dan mit andern vnßern gnedigen
Herren den Kurflirflen gliche, billiche vnd gemeyne Anflege vors
nemend, vnd vns bie zu verfleen gebent, das wullen wir fo ges
truwelich an vnßere Frunde bringen, das wir hoffen, fie fullen
fi) darinne alfo. halten, das fie in vnßers gnedigften ‚Herren bes
konigs unßerer gnebigen Herren der Kurſurſten und auch im uwern
gnaden bliben füllen.
Beilage VIL
Aus einem Schreiben vom Walter Swarzenbetg um Jacob Etrolem
berg (d. d. Rüruberg soowada feria post Stolam e. virgin. Anno
1426) an den Branffurter Rath.
Ewere Borfichtigkeit laſſen wir wiffen, baß wir uff Samß⸗
tag nehft vergangen nachmibtage mit gotählilfe wol gein Nuͤrn⸗
berg komen fin. Vnd off ſtunt quamen des Rads Frunde bo felbft
und frageten ons, ob wir in meynunge weren geyn Wyen zu
vnſerme ‚Herren bem kunige zu rijden, fo meynten fie iv feunbe
mit und zu ſchicen vnd einen knecht vor in gein Regensburg zu
ſenden uns beyden parthien Schiffunge zu beftellen, wand wir
noch vnverflimet hetten, bes wir yn fruntlich bandende waren
vnd zu bande von yn vff namen ıc. Vnd als uwre erfame Wilß⸗
heid und darnach geſchriben hat von Rudolfs feligen wegen von
Sachſenhauſen x. han wir wol verfianden ı.. — — Auch fe
laſſen uwere Frundſchaft wir wißen, bad vnßere gnedigen Herren
die Herzoge von Saſſen vnd Margrave zu Miſſen vnd der Mar⸗
grave von Srandenburg igunt zu onßerme Herren dem kunige fin
408 y Anhang.
So iR unßer ‚Here Herzoge Hans von Beyern itunt zu Nieren»
berg vnd hat den Furſten uff dem Ryne ais vom finnen wegen
ſolich geleitäbriefe geſchicht, bar vmb fie dann fullent fin wendig
worden, ald wir verftanden han und meynt auch ber felben Fine
fen zu Nurenberg zu beiden onb mit yn forter zu rijden zu vn⸗
herm Herren dem kunige.
Beilage VIIL
Gigmund fchreibt (Ofen 7. Det. 1426) an die wetterauifchen Städte
über die Zortdauer des Verbotes mit den Venetianern während
des Krieget in Handeldverbindung zu treten.
Wir Sigmund x. — Wir haben vormals vnßern vnd des
beit, Richs Fürften, Herren und Steten gefhriben vnd virkuns
digt, wie wir nu den frieg mit den Benebigern vnß. vnd bes Richs
alben Feinden vmb ſolich unrecht, dad Sy an und vnd an fil bes
Kichs Fürften geiftlichen vnd werntlichen, -graven, Herren vnd
gemeinben begangen haben, geöffent und menniclich verboten has
ben, daz nyemand, wer ber fey, einich gefchefft noch Handlung
mit In treibe, als lieb Im ſey leib und gut zu behalden, ſunder
yeberman fein koufflute zwyſchen hie vnd vnßer Frawentag Lichts
meß heimruffe mit feiner Habe, daz nyemand ſprechen möge, daz
er uͤberſnellet worden ſey. Vnd wir meinen ſolich Verkündigung
ſey am ech ouch komen. Nu laſſen wir euch wiſſen, daz wir mit
dem hochgeborem Friderichen Hertzogen zu Oſterrich vnß. lieben
Dheimen vnd Fürften einig worden find, daz er alle Straſſe gen
Venedig duch fine vnd finer Vettern land befließen fol vnd wil.
Dorumb ald wir euch vormald gewarnt haben, alfo warnen wir
euch noch und gebieten euch ouch von Rom. kunigl. macht ernſt⸗
lich vnd veſticlich mit diſem brief, daz Ir zu flunden allen vnd
yglichen ewern kouffluten verbietet, daz Sy fürbaß mit, den egen.
Venedigern Fein handlung noch geſchefft treiben, ſunder ob ye⸗
mand fein gut zu Venedig bett, daz er daB zwyſchen hie vnd uns
Ferer Frawentag lichtmeß heruͤß füren moge und fi alsdann
Bor der Venediger gemeinſchaft hüten, als lieb In fey unfer und
des Richs fwer Vngnad zu vermyden ond Ir leib und gut zu
m mn TE un
Bellage IX. [, }
behalden, wann wir Tuͤrſten, Herrn, Bättern und knechten vnd
memlich egen. vnß. Oheim Herzog. Friderichen erloubt haben,
daz ſie ſoliche, die wider vnßer gebot teten, angriffen vnd anta⸗
fen, vnd damit ſollen fie wider uns vnd das Ric in keinem
Weg getan daben. Geben zu Ofen am Montag vor ſ. Dyno⸗
myſũtag vnſ. Riche des Vng. dem XL, des Rom. in XVII und
des Behem. in bem VII Jaren.
Ad mandat. Dom. Regis
Michael pptus Boleslav.
Beilage IX.
Schreiben K. Sigmund's (d. d. Kronftadt 7. Juli 1427) an die Stadt
Eranffurt wegen ded Krieges der Hanfeftädte gegen den König
von Dänemark.
« Sigmund von Gotes gnaben ıc, Lieben getruen. Wir meis
nen euch fi wol wiſſenlich, wie vnſere und des Richs Stete von
der Henſe ben durchluchtigſten Zürften Heren Eriken kunig zu
Denmarken ıc, vnſern lieben Oheim vnd Bruder, zu Wafler und
zu Lande fiverlich befriegen vnd In vnd fine kunigreich mit angrifs
ten beſchedigen, wider ſolich einung, verſchreibung und brieve,
die fie vor Turgen Jaren beidenthalben gen eynander getan haben
vnd über folich glich erbieten, das ber vorgem. onfer bruber tut,
fur unferm heilihen Vatter dem Babft, für vns ald einem Rö-
mifchen kunig und andern fürften ond gemeinde, des Er alle® nicht
gemefien mag, fundern fie flahen dad uß wiber glimpf. Wann
Ir nu wol wiffet und menniglich verfleen mag, dad folicher krieg,
an dem gug, ben man ytzund auß dem heiligen Riche gen Behem
wider bie Teger tut, ein groß binderniß bripget, nach dem vnd
von beiben teilen ein groffe hilffe an folichem zuge abgeet und bie
ketzer damit geflerft werden, vnd troft dadurch nemen: fo haben
wir In ygund baruff ernfllichen gefchriben und darüber unfere er⸗
bere botſchaft, nemlich un. Doctor einen zu In gefant vnd fie
ermanet von ſolichem krieg abzulafien. Dorumb fo begeven wir
auch von euch mit fleiffe vnd wollen von euch ernftlich gehabt ha⸗
ben, das Ir ven vorgen. Hanfen Steten auch darüber zu flunt-
40 Auteng.
ſhribt, vnd fp ermanet, das fie von ſolichem krieg ablaffen vnd
ſich an glich und recht, das er ſich erbeutt und darzu wir auch ſeyn
mecheig find, benhgen Iaffen, oder einen gerammen frib vnd bes
fand durch ber kriſtenheit fachen willen mit Im : Wann
von fie des wit teten, fo medhte menielich wol verſteen, dS fie mut⸗
wißten triben wolten, wiber glimpf unb recht, das doch unbillich
were, vnd beweifet euch dorin, als wir euch das wel getrauen
vnd als des ytzund in biefe Leuffe der hl. kriſtenheit ein noturft
iſt: doran tut Ie ber kriſtenheit vnd uns ſoliche dinſte, bie wir
von euch ſunderlich wol zu dan? find. Geben zur Cron im Wurtz⸗
land den nechſten Montag nad) v. I, Frawentag Visitacionis vnſ.
NR. d. Bngr. ind. XLI, des Röm. in XVIII, und d. Beh. in
d. VII Jare.
Vnſern und bed Richs Heben getruen Ad mand. Dom. Reg.
den Burgermeiſtern vnd Rate der Casp. Slik.
Stab zu Zrankſort.
Beilage X.
Siguund ſchreibt an die metterauifhen Städte (d. d. Sriechiſqh ⸗
Weißenburg 9. Ber. 1427) über feinen Römergug,
Sigmund von Gotes gnaben, Roͤmiſcher kunig ec. Lieben
getruen. Wir laffen euch wiffen, das wir nad) vil botſchaften
und handlungen, bie wir mit unferm heiligen vatter dem Sabſt
vnd dem von Meilan gehabt haben, nu mit rat vuſer getruen,
doruf ganz beliben find, das wir ob got wil diefen winter gen
Lamparten vnd furbaf gen Rome vnßer keiſerlich ccon zu empfas
ben zu ziehen meinen und wann wir in berfelben Fronung, bes
wir got zu czeuge nemen Fein werntlich ere, noch erhöhung zu
zu ſuchen meinen, allein und bo arbeiten wollen, das wir vns mit
dem egen. onferm heiligen Watter dem Babft gentlich verſteen
und vereinen und alfo mit finer und des heiligen Stuls und vnſrer
vnd bed Richs gefampter hilfe durch die gancze criftenheit frid vnd
gnad ſchaffen und vollbringen mögen, dadurch bem allmedhtigen
got lob und ere, ‚ber criftenheit groß nug vnd fromen komen und
die verbofte Kegerey zu Beheien gang vßgereut und getilget wer⸗
Beuege XI. [71
den moge. ‘Web warn wir euch ſunderlich gern bey foldher unfer
Tronung haben wolten, barumb fo begeren. wit von euch mit fons
derlichem ernft und gantzem fliſſe, das Ir euch dortzu tzirlich vnd
fewberlich zubereitet vnd mit einem gereiſigen volk, wenn wir euch
das in andern nechſten onfern briefen ſchreiben vnd «zeit benenen,
das Ne dann alfo zu ſtunden zu vns gen welifchen landen komet,
mit vns zu unfexer Beiferlichen kronung czu sieben. Doran tut Ir
vns ond dem Riche und funberlichen deutfiher gungen ein groß ere
vnd unäufelich danfnembeit, die wir gen euch genebichch erkennen
wollen. Doch wer einig gug georbent wider. Die Ketzer zu tziehen,
dorzu Ir ouch geſchicket weret, davon wollen wir euch wicht zichen,
funder euch des gunnen folicher Kegerei zu widerſteen helfen. &es
ben zu Grichiſch Wiffemburg am Sont. vor ſ. Martindtag vnſ.
Niche des Hung. in dem XLI. des Rom. in dem XVIII und bes
Behem. in dem achten Jahren.
Den Burgermeiftern, Retten und Ad mandat. Dom. Regis
Burgern der Stat zu Frankford Gafpar. Sligk.
und aller Stett in der Wederaw —
unſern vnd des Richs lieben getruen.
Beilage XL .
PING fareißt (4. 4. Tirnau 22. März 1428) an die watterari ⸗
ſchen ende über einen beabſichtigten Roͤmerzug und einen
Tag zu Um.
« Sigmund ı, Lieben getruen. Als wir cuch vormals a
fehriben vnd begert haben, bie ewern mit und gen Welhiſchen lan⸗
den zu fenben, alfo fein wir noch gentzlich in demfelben willen und
meynen folchen vnſetn Bug mit der Hilff gotes zu volbringen.
Vnd wann wir an onfer und.bed Mich kurfürſten begert haben zu
vns gen Bim zu kemen, Iren Rat zu haben in gar trefflichen
faden. Dorumb fo begern wir von euch mit ſunderlichem ernſi
vnd fliß, wann wir euch zeit vnd tag in ben nechſten vnſern brie⸗
fen ſetzen und verkunden werden, des wir doch ytz nach gelegen⸗
heit vnſerer ſache nicht getun mochten, daz Ir dam dahin gem
Blim vff denſelben tag zu und komet, als wir euch bed. ſunderlich
423 Anhang.
wel gelouben und getrawen, doran tut ir und funberlidh Dank⸗
nemteit vnd wolgefallen. Doch were baz, dad ben Anflag gen
Behem ober ichts die Ketzer zu vertiligen irrte ober hindert, fo bes
durfft ir sicht zu vurkomen, fander bem Anflag nachgeen vnd
dorzu tum, daz bie ketzerey getiligt werben möge. Geben zu Tor⸗
nawa an bem XXI tag bed Merzen vnſerer Riche des Hunga⸗
riſchen in XLI, des BRömifcen in dem X VIII und bes Wehenis
ſchen in dem VIII jaren.
Dem Burgermeifter und Rate der Ad mandatum Doms. Regis
Stat zu Frankfurt vnd allen ans Casper Slik.
bern Steten in ber Wederaw.
Vnfern vnd bed Kichs lieben ges
truen.
Beilage XU.
GSqhreiben dei Eafpar Slit (d.d. Ilied bei Temesburg 11. Sept. 1428)
an den Iranffurter Rath uber den Türkentrieg ıc.
Meinen fruntliden und willigen bienft zuvor und was id)
guts vermag, Erſamen vnd weifen befundern Heben Freunden
vnd glinner. Ewern brief vnſerm gnebigen ‚Herm bem kuͤnig ges
fandt han, Ic finen gnaben gelefen vnd nach ewerer ſchrift mir
geten, mpnen SB getan und angelegen , daz euch ein fit) pri»
vilegium worben iſt, als Ir dann begeret habt, -in dem ettlich
wort an bem enb vnderwegen gelaffen find, wann es die Cantz⸗
ley zu bert baycht, bie euch doch vnſchedlich fein. Vnd wiewol
onfer Herr der Ganzler die brief am gelt nicht wolt vßgeen laſſen,
vedoch fo bis ich für euch purg worden für gwenzig vngriſch gul⸗
den, boruff Ich es kawm bracht habe, vnd die folt Ir vnverzo⸗
genlich bey dem erflen botten mynem Bruder Heren Matheo Slik
probſt zu Boleslaw gen Wienn anntworten laſſen. Auch ſend Ih
euch die zwen brief, einen von ber Wuͤntze wegen und ben anbern
von ber Bornheimer Iute wegen, ber ouch ein wenig. corigirt ifl,
wann mein gefellen ye meinten, Ich hett euch vor dem Tauben»
ftein nicht ſovil gegeben, als Ic mir. in ber Nottel gefandt habt
vnd bormmb bett Je mir ben ernften verfigelten brief zugefandt:
Beilage XI. 413
fo bett man botnadh:gefehriben mogen. Qnd für die Reſcribend
hab Ich den Schribern ouch fur zwen gulben verſprochen. Vnd
was Ich euch zu Dienft und Lieb getun mag, dorynne wellet mich
enicht fparen. Duch dank Ich euch fliſſiclich ewers tuchs und day
Ir mir das gelt vßgericht habt, vor der zeit, warn ich dad gern
verdienen will in folichen oder grofferen ſachen. Vnd daz Ir ers
ynnert werdet, der gelegenheit vnſers Herrn bes kuͤnigs alhier, fo
wiſſet, daz fein gnad alhie leyt, und ſich vaft befammelt hat. So
ligen die Turken enhalb der Tunaw mit macht vnd vnderſteen den
Tawbenſtein zu bawen, das Im doch bißher geweret if, Vnd
der Defpott arbeptt noch, dem fryd zwifchen vnſerm Herm und
den Turken vff drei Jar zu machen, des aber noch Fein end iſt.
Doch es werd frid oder nit, fo hat fin gnab das land alhie alfo
beftallt, daz er on forcht von hynne wol ziehen mag. Duch hat
fin gnad mit den Venedigern ein frid gemacht off fant Iorgentag
nechftlünfftig vnd in der zeit fol man furbaß teidingen. Es fol:
Ten ouch dieweil alle koufleutt frey vB und ein ziehen ald vor,
Man hofft ouch guter Mer vß Behem, bad alles in kurz grünts
licher zu wiffen wirdet. Vnd ob euch jemand fagt, daz vnſer
Herr in dem nechſten fechten mit den Tiefen groß Schaden em⸗
pfangen bett, des wollet nit glauben, wann fin gnad nit IIe man
verloren und alled arm leutt vß ber Walachey, vßgenommen Herr
Bawifch, der do erflagen ward. &o find der Turken vil mer belis
ben, Vnd das mag Ich ouch fürwar geſchreiben. Geben bei
Ilied onder Temespurg am Samßtag nach unfer Frawentag Na-
tivitatis. Anno Domini XIV* XXVIIle.
Den erfamen weifen Herrn, mey⸗ Caſpar SHE prothonotarius
nen befundern Freunden und güins und Secretarius ıc,
nern... Dem Burgermeiſter und
Mat der Stat zu Frankford am
Meine,
46 Anhang.
Beilsge XII.
Des Mainzer Kurfürften Schreiben (d. d. Hoefte 7. Juli 1429) an
den Irankfurter Rath über einen Kurfürftentag in Brantfurt.
Gonrat Erzbiſchof zu Menge x.
Ungern gruß zuvor. Erfamen, lieben, befimdern, Bir hau
andern vnſern Mitkurfürften geſchrieben zu einem Tag gen Frank⸗
fort zu tommen off morne zu nacht datu fin, Dahin wir mit
ber goteß bilffe zu fomen meynen. Darumb fo begeren wir von
uch, daB Ir uns vnd allen den vnſern vnd allen ben, die mit vnd
zu und zu folidem tag gen Frankfort komen werben, ba zu fin
vnd wider von bannen für ud) und alle bie ewren ein frije ficher
frade gelepte geben vnd und das mit uwern offen verfiegelten
brieff by diefem vnſerm boten fenden wolle, Das ift uns von
uch wol zu dancke. Auch fo begeren wir von uch, bad Ir uns
uwer ſchiffe, da uwere frunde ynne pflegen zu faren uff morn ber
gen Hoeſte ſchicken wollet, da tund Ir und liebe an. Geben zu
Hoeſte am Donnerſtag nach ſ. Ultichstag. Anno etc, XXVIIIIe.
Beilage XIV.
Schreiben Heinrih Welder's an den Frankfurter Rath über feine
Reiſe nach Regensburg (d. d. 14 Nov. 1429).
Inhalte der Markgraf von Brandenburg und der Kurfkrft
von Mainz find in Regensburg angelommen und wollen die Reife
weiter auf der Donau nach Wien machen, Letzterer hat fi von
feiner Krankheit etwas erholt. Der roͤmiſche König fol auch nad
Bien kommen, verlaute, Es liege ihm fehr am Herzen, daß
Friede gefchaffen. Auch Trier, Pfalz und Sachſen ſchickten ihre
Abgefandte. Der Herzog von Sachen komme deßhalb nicht,
weil die Huffiten ihm eine Stabt (Kobin) auf Simonis und Judaͤ
erobert und verbrannt hätten. Von einem kriegsgefangenen Hufs
fiten babe man erfahren, daß mehrere Hunderte von den Huffiten
in ſolcher Weife nach allen Richtungen auögefandt worden. Auch
über den Böhmerwald kamen und fielen fie in Bayern ein, wo
Beilage XV. 415
fie aber von Herzog Hans (von Neumarkt) Kriegsleuten qurüdge:
ſchlagen wurden mit Werluft (5. Nov. 1429).
Beilage XV.
Schreiben der Kusfürften an den Frankfurter Rath über die Straß:
burger Fehde. 1429.
Bon Gott gnaden Conrad zu Menze, Dito zu Zriere und
Dietherich zu Colne Erzbiſchove, Ludwig Pfalggraff by Rine x,
vnd Herzog in Beyern vnd Friederich Markgraf zu Brandens
burg ıc, und Burggrave zu Nuremberg. Alle bed h. Roͤm. Reiche
Kurfürften,
Vnſern feuntlichen Gruß zuvor, Erfamen wifen guten Frun⸗
be, Als zwiſchen ben Erwirdigen und hochgebornen Herrn Wil:
helm Biſchoff zu Straßburg vnd Herrn Bernhart Markgraven
zu Baden an einem vnd den erſamen, wiſen Meiſter vnd Rat der
Stad zu Straßburg an dem andern teile etwie lange zyt kriege
vnd fientſchaft geweſt und noch fint, das und doch getreuwelichen
leid ift, wand wir nu ye onferen Fliß vnd ernfle darzu tun wols
len, das diefelben kriege und fientfchaft ubertragen und hingeleget
werde, fo haben wir den edeln Bernhart Grave zu Eberſtein vnd
Brieberich von Bledenftein von vnſer aller wegen mit vnſern
Glaubsbriefen zu den vorgen. beiden parthien gefchidet von vn⸗
fern wegen an fie zu werben, vnd zu bitten vns eins gütlichen
Dages zu Spier zu folgen off den Sontag nach vnſ. Heren lich⸗
nams Dag neft kompt zu nacht zu Spier zu fin vnd des tages off
den montag zus warten, zu bemfelben tage wir auch beide parthien
vnd alle die die igliche parthie mitbringen wil vnd wibber von bans
nen in Ic Gewarfam geleiten wollen laſſen und herumb fo beges
sen vnd bitten wir von euch fruntlichen mit ernfle, dad Ir uwer
exbern frunbe vnd botten zu vns auch off den obigen Dag gein
Spier wellent ſchiden vnd in den fachen beholfen zu fin zc, Dat.
BBoparten in Vigilia Ascensionis Domini MCCCCX XIX.
Den Erſamen wifen Burgermeiſter und Rate ber
Stab zu Frankfurt vnß. befundern guten frunden,
416 Anfang.
Zu Erläuterung von Beilage XV ein ungedrudtes Kapitel Windes
aus der Ebnerſchen Handſchrift c- 250.)
Da wart ein tag gehalten zu Wurmes mit dem Byſchoff von
Straßburg und der flat Straßburg vor Herzog Ludwig vnd dem
Byſchoff von Mentz vnd vor vil andern Herrn bem Margraffe
von Baden ıc.
Du folt wiffen von der flat Stroßburg, alfo du vor haft
gehört, wie fle in eine groffe Krieg werent mit dem Byſchoff von
Stroßburg mit dem Margroffe Bernhart von Baden und dem
Hertzog von Lutringen, Junkher Ludman Lichtenberge und an⸗
dere vil Herten, vmb beffelben frieg wart gemacht ein tag gen
Wurmes vff Suntag Deuli in der Vaften, do man zalt von Chr,
Geb. XIIII hundert vnd XXIX jore. Do koment vil ander Hers
ven vnd lagent bo biz vff funtag Letare. Do huben fie an zu
tebingen und in berfelben zit worent die LXXII flette des Riches
vnd Fryſtette zu Eofteng ir macht vnd botſchaft by einander vff
demfelben tage vorgenannt und überfommen, das Fein koufman
diefelben Frankfurter Meffe gen Frankfurt faren folte und hieltent
dad zwo Meffen und in der dritten do brochent es die Oberſwo⸗
ben. Do wurdent die von Nurenberg gar zornig und hieltent
doch diefelben Meffe ganz vs, das was in dem jore alfo man zalt
XIIII hundert und XXIX jore. Du folt ouch wiffen, das in
demfelben jore aber ein tag wart gemacht und Byſchoff Gunrat
von Meng end me fürften vnd der Byſchoff Raby (Rhaban) von
Spire, ber was einer von Helmftatt, der reitt do zwuͤſchen von
Gebot des Bobſt Martinus Quintus, (der do zu Gofteng zu
Bobſt erwelt waz und waz einer von der Sule zu Rome) und von
des Romifchen Kunigs wegen, ber zu ber zit Romifcher Kunig
waz, ernannt vnd barzu geben, bad er ein fryden machte zwu=
ſchent dem Byſchoff von Stroßburg und der flatt Stroßburg vnd
der Margroffe Bernhart blib vs dem fride und er doch bes by⸗
ſchoffs halben darhinber kam und das bleib alfo ſton biz in das
jore, do man zalt XIIII hundert und briffig jore, ‘wie es hernach
erging, das vinbeflu ouch hernach.
Beilage XVL. “ 47
Beilage XVI.
Schreiben 8. Sigmund's an die wetterauifhen Städte (d. d. Nurn⸗
berg 27. Sept. 1430) über die Huſſiten und den Reichetag
in Nürnberg.
Sigmund von Gotes gnaden ıc, Lieben getruwen. Wir
haben ud) neft onfer zufunfft her gen dutfchen landen und was
wir zu Strubingen befloffen hatten, alles verfundigt und verſchri⸗
ben, Nu als wir herfommen fin vnd mit Rate ettlicher vnſerer
urfürften vnd viel anderer Fürften, Herren und Stette furhand
nemen, wie den Feern zu widderſteen were, ward befloffen das
wir bie Grencz vor dem behemifchen Walde, zu rings vmb Behem
mit einem trefflichen ridenden zuge beftellen zu tegelichem Eriege
vnd den Eunftigen fommer mit macht zu felde widder die Feger zie⸗
hen folten. Vnd machten auch daruff einen gemeynen tag uff
ſant Kathrinentag neftkunftig her gein Nuremberg zu kommen vnd
folich8 zugs genzlich eins zu werden vnd als wir nu fürften, Her
ren vnd Ritterfchaft igliſchen fin anczal angeflagen vnd die brief
überal gefertigt heiten, ußgenommen den Stetten, den wir noch
binfür ir _anzal zu kunden meynen, fo quam und zwivache ware
vnd gewiſſe botſchaft und warnunge, wie bie Fegere mit allen iren
Heren zufamen rücken und ſich au von Behem und Merern al-
Ienthalb mechtiglich famelten und meynten alfo ane zwifel heruß
gein deutfhen landen zu ziehen und vmb fant Gallentag hievorn
im Lande zu feyn. Nu haben wir für ons genommen mit Rate
onferer fürften, Herren ond Stete, das wir yn irs frevels wid»
derſteen wollen mit der hilff gotes vnd aller frommen chriſten ald
biltich ift. Darumb begeren wir von uch mit fliße, ermanen uch
auch folicher pflicht, da midde ir dem almechtigen got, der heilgen
riftenheit, dem glauben, und und bem Riche pflichtig fit vnd
gebieten uch auch von Rom. koͤnigl. macht ernftlich vnd veſtiglich
mit diefem briefe, das ir uch mit uwer macht zu roß vnd zu fuß
vnd anderm ding fo ir am aller ſterckſten mogt zu richtet und off
ben egen. f. Gallentag bereit füit, obe fie herußquemen und wen
wir uch zum andern mole fehriben werben, das ir dan ane alled
verziehen in das felt, das ud) dan benennet wirt, zu ruͤcken, den
Aſchbach K. Eigmund. IM. 7
418 Anhang.
fonden zu wibderfteen und fie mit der hilff gotes zu beſtrijten, als
wir dan allermeniglien des glihen auch geboten haben. Wir
wollen auch vnd gebieten uch ald vor, das ir uff den egen. ſ. Ka⸗
thrinentag uwer frunde mit voller macht von des zugs vnd ande⸗
rer des Richs ſachen wegen by vns allhie zu Nuremberg habet, den
ſachen nach zu gen vnd was beſloſſen wirt uffzunemen vnd genzlich
ane widder hinter ſich zu brengen zu folgen als notturft ſin wirdet:
daran tut ir got, ber criſtenheit vnd vns ſoliche dinſte, die wir gein
uch allerzüit gnebiglichen irfennen wollen. Geben zu Nuͤremberg
am neften Mitwoch vor f. Michelstag vnß. Rice des Unger. x.
im XLIII, des Rom. im XXI und des Behem. im XI Zaren.
Den Burgermeiftern und Reten Ad mandat. Dam. Regis
der Stett Srandenfurd ond allen Caſpar Stil,
andern Stetten in ber Wetteraw
gelegen vnſern und des Richs lies
ben getruwen.
Beilage XVII.
Nurnberger Raths» Schreiben (d. d. 7. Aug. 1431) an den frank⸗
furter Rath über die Huſſiten.
Unfer willige fruntliche dinfte fein ewrer Erſamkeit voran bes
veit. Fuͤrſichtigen, Erſamen, Wifen, befundere lieben frunden.
Als Ir und verfhriben habt von ber Lewfe wegen zu Beheim zc,
das haben wir wohl vernommen, Nur ift uns von folhen Dins
gen nicht genug wiſſentlich. Doc fo haben wir eigentlich geho⸗
vet: daz die Huffen ein Here gen Merhere warts, und das ander
‚Here inwendig am walbe gen vnſerm Here warts gehabt und dies
felben beide Here zu gen haben laffen und in Ice Sloß geruͤckt feyn.
Wit fich dad aber ſeid gemacht hab oder tegelich machen mug, Eins
nen wir nicht wiſſen. Auch tun wir ewrer fruntfchaft zu wiffen,
daz dad erber Here von biefen landen mit einem mechtigen Bold
über Wald geruͤcket vnd nu im lande zu Beheim feyn und vmb
Tachau ligen. So fagt marı und, das unfer gned, Herrſchaft von
Öfterreich auch mit einem erbern volde herauff wärts gen vnßren
here ziehen ıc. Dat. fer. III. post Sixti A, etc. XXXI.
Bon dem Rate zu Nürnberg.
Bom Jahr 1422.
Erzbiſqofe.
Bon Mainz
. ee Er Er er
Negensburg und
Stadt
Augsburg
Gonftang
Bafel
Beilage XVII.
Beilage X VIIL
Reichs⸗Matrikel von 1492 umb 1431.
Geiftlige Reipsftände |
Gontingent.
Ship
5
40
12
80 10
10 10
16
20
|,
16
2
8
2
10
3
.?2
5 5
6
6
8 8
6 6
10
6 6
2
6
3
6
6
Bom Jahr 1431.
Sröbifhöfe
Bon Mainz
« Göm
Salzburg
Birhöfe
Wärzburg
Bamberg
Eiöftett
Paſſau
Regensburg (ohne Stadt)
Augsburg
‚Sonftanz
Bafel
Straßburg
Speier
Worms
Hildesheim
Minden
Berden
Daderborn
*
&
“0
Gontingent.
—28
200
200
200
8888
"aRSn83unBE
s35555.385
4% Anhang.
1422, 1831.
Birääte — Birhöfe
Bon Läbet
Lebuß
Brandenburg
WMeißen
Raumburg 20
Rerſeburg 2*
utrecht (mit drei Städten) 6o
Lüttich (u, diedrei Stͤdte)) 100
“Me "}
» Gambrai 40
Zreiſingen 20
Daveiberg 5
" Sömerin 5
« Cöäleinig . 5
» Ghiemfee 4
s avant 2
Trient 30
Driren 10
Gurck 10
Seckau 5
Andere geiſtliche Andere geiftlide per
Herren undPr& ven und Prälaten.
laten Der Hochmeiſter des d. Drdens | 400
der Deutigmeifter 50
Der Meifter S. Johan · der Meiſtet ©. Johannis Dr-
nis Drdens. ‚10 2 des. 10
Äbte Abte.
Bon Weißenburg 2 Bon Weißenburg 5
Selz 1
WMurboch 1 Wurbach 5
» Ginfiedein 2
Bebenhauſen 3
» Galmansıweiler 5 » Galmansmweiler 4
» Xbe 2
» Kempten 2
» Dofen (Sachſen)
haufen 2 Sadhſenhauſen 4
» Kozlingen 1
442.
Abte.
Bon Weingarten
» Zube
= Speteröhaufen
Elchingen
Zwifeld
S. Georg
VOiny
Pfaͤffets
S. Johann
S. Blaſien
Konigskron (Kongd-
prunn)
Blaubeuern
Squſſenriet der
Dropft
= Marhteld. Propft
NReichenau
» MWeiffenau
. Roten
Außerdem gaben noch
den 100%* Pfennig:
Die Abte
von S. Peter,
S. Ruppreht,
Maria Stein
©. Marimin
©. Urban
©. Esperg
Rotenkirch
Dttenbrunnen
Diſendis
Beilage XVIII.
1831.
* übte
Bon Weingarten
Fulda
Petershauſen
Pi Georg
2
S. Blofien
Scuſſenriet
roo⸗·vt¶ Mardhtal der Propft
VDerbfeld
Etwangen
Halsbrun
Keiſerbheim
S. Gallen
Reichenau
Weiſſenau
Gengenbach
Korveny
Waltſaſſen
Eaſtell
Roten
Maulbronn
BWaltertriet
der Zinne
Nittershaufen
Greuzlingen.
Shafpaufen
Benprunsnunaranmunnn
12.
Kurfärften.
Der Pfalsgraf
der Herzog von Sachſen
der Markgraf v. Bran⸗
dendurg.
Herzoge und Fuͤr⸗
ken
Baier. Herzog Gruft v.
Münden
Baier, Herzog Wilhelm
von Münden
Baier. Herzog Ludwig
von Jagolſtadt
Baier, Herzog Heiarich
von Landshut
Pfalzgraf Johann von
Neumarkt
Pfalzgraf Dtto v. Sins ·
heim
Pfatzgraf Stephan von
Simmtru
Herzog von Berg
Herzöge v. Braunſchweig
Braunſchweig
und Luͤneburg
Herzog Johann von
Mecklenburg
Herzog Dtto v. Stettin
» Kosmube =
« Mtatiölaud von
Wolgaſt
Herzog Wutiks Kinder
einn. | erre |
0
20
o\,%
10
10
16
20
10
6
10
6
10 10
10; 10
10 10
15 15
15 15
»| 8
'
6 6
Anhang.
Weltliche Reihsfände
1331.
Kurfürfen
der Pfalsgraf
der Herzog von Sachſen
der Markgraf von Branden-
burg.
Herzoge und Fürſten.
Baier. Herzog Ernſt von Mün-
chen.
Baier. Herzog Wilhelm v.Müns
ben.
Baier, Herzog Ludwig von Ins
golftadt
Baier. Herzog Heinrich von
Landshut
Pfalzgraf Johann von Neu-
markt
Pfelzgraf Dito von Sinsheim
Stephan v. Simmern
|derz. Friedriqh v. Oftreich
und Tirol
Herz. Ernſt von Dſtreich
Kinder
Herzog Albrecht von Oſtreich
| ‚Herzog u. Berg und fein Sohn
Wilhelm u, Heinrich) Herzöge v.
| Bernhard, Dtto und! Braun«
Friedrich ſchweig·
Herzoge von Medienburg
die Kinder von Stargard
Herzog Kosmud von Stettin
«vd. Wolgaſt
« Bogudlav v. Pommern
8
‚8
ss 88 8 858
Beilage XVII. 423
1422. 1431.
Hergogeu.Bürften. | aim. [Baigen.|| Herzoge und Fürſten. | im.
Herzog von Geldern 20 Herzog von Geldern 100
SGleve 100
Lothringen
und Bar 20 ©. Lothringen u. Bar 100
Herzog von Zlih 3 *
Burgund 400
Savoyen ” » = Savonm 200
Land Brabant mit 3
Städten 100 Sand von Brabant 200
Land Geidern u. dolland 10 = Holland, Secland, Geldern | 300
. güttih 100
* Henmegau *
Namur 20
« Flandern 20
Herzog Dtto v. der eine 10 10 | Herzog Dito von der Leine 20
» Ditow.Hirfäbeg | 6 5|
Albrecht 3 2| 10
«von Sachſen zu
Gorbad 3 3
Markgraf von Baden 10 Markgraf von Baden %
Landgraf von Heflen 20 10 Meandgraf von Heffen 100
Landgraf zu Thüringen 100
Prinz von Schalun (Ehalond) 60
Land Schleſien mit den 6 Staͤd⸗
ten. 500
Reihsgrafen Reigögrafen J
um. 1a. A
Graf von Altenburg
Grafen v. Anhalt Grafen von Anhalt 20
Graf v. Arberg Graf. = Arberg 10
. s Bentheim 5
“ » Bihelingen| 6
. Dregen
Gaſtell vGaſtell ?
Erbach(Sqhenk) ⸗ Erbach 2
* s Gberitein ’ » Eherftein T
Grafen v. Bürftenberg Grafen d. Gürftenberg| 2
» = Bleihen 8
[> 3
Reiäsgrafen.
122,
Graf von Gendenberg
Heide
Helfenftein
(Niclas)
‚Helfenftein.
(Heinrid)
‚Henncberg
Griedrich
der Höhe
‚Honftein zu
‚Heldrungen
‚Hohenlohe
Hodenfels
Kogenelbogen
Kiräberg
Limpurg
Leiningen
Grafen von Lupfen
Graf zu der Mark
Grafen von Mentfort
= Mörs
Graf von Naffau (Phiz
tipp)
Andere Grafen v. Naſ⸗
ſau (4 Linien)
Grafen von Obernftein
Graf von Ditingen
Plankenheim
Putten
- zu. Ravensburg v.
HL. Berg
Sinn. wi] Ss.
Anhang,
1100" ®r |
1008 +
11001: =
11008 +
11001: «
Reihsgrafen
Graf von Goͤrd
| Grafen von Henneberg
| Graf von der Höhe
Emich v. Leiningen
Grafen von Mansfeld
Graf zu der Mark
wvon Montfort
Grafen von Mörs
Graf von Nellenburg
Grafen’ von Detingen
1831.
Geideck
« SHelfenftein
(Hans)
* Helfenftein
Griedrich
Vonſtein zu
Heldrungen
Bohenlohe
volſtein
Hoya
Kagenelbogen
Kirhberg |
Zimpurg
von Loͤwenſtein
Lucenburg
Lupfen
von Naſſau (Phi⸗
lipps Kinder)
von Naffau (die
andern Linien)
» Dbernftein
» Drtenburg
RoSrsn-onn Bun
5
Suo8
10
Reichbgrafen.
1422.
Graf von Reperg
Grafen von Reinſtein
Markgraf von Roͤtteln
Rheingrafen Johann u,
Friedrich
Graf von Rodemach
Saffenberg
Grafen von Sam
Graf von Sarwerden
Sahn
Schwarzburg
Spanheim
Solms
Sulz (NRu⸗
dorf)
Grafen von Thierſteln
Herzog =» der Teck
Atbredt)
Graf von Teckelnburg
Grafen von Tettnang
Gud. u. Wild.)
» Graf von Todenburg
«=» Tübingen
‚Herzog von Urslingen
‚Graf v. Beldenz (Fried⸗
rich)
Grafen von Vinſtingen
Graf von Birnburg
Aupr.)
Grafen u. Herren von
Waldeck
Graf von Werdenberg
Bsbertheim
(Han)
s».» Wertheim
Michel)
=. Wie
= Wirtemberg|
Sin.
ve>o00»
1
2
20
Beilage
Eaiten
XVII.
Reihägrafen
om. 1431.
Graf von Rieneck
=. Rperg
\ Grafen von Reinftein
Markgraf von Rötteln
Graf von Salm
* = Garwerden
Sayn
‚Grafen v. Schwarzburg
wepr.| Gönther u. Heinr.
Graf von Spanheim
Grafen von Solms
100% + || Graf von Sulz
100% + || Herzog von der Tede
Graf von Tedeinburg
100r \|
Graf von Tockenburg
1001 +
1008 +
I.
| “= Beben
Binſtingen
⸗Birnburg
Grafen von Waldec
Graf von Werdenberg
s = MWertheim
(Hand)
Wertheim
Ride)
u Wie
» « Wirtemberg
Retäögrafen
142.
Graf von Wittgenſtein
- (30)
Grafen von Vſenburg
ref von Ziegenhaia
Dynaften.
Herr vor Beneden
Beyer
Bitenbe
sur
Caſtelle
Dieffolt
Cude
Gpoftein
valkenſtein
Gundelfingen
‚Hafenburg
Hanau
Heidenberg
Heinsperg
Hunoiftein
Sim.
CO
emeno
Anhang.
Reihsgrafen.
— 1831.
Graf von Mirtgenftein
Grafen von Yfenburg
Graf vom Ziegenhain
“0. 3
Dynaften
|| Herr von Battenburg
[0773
| «= Mitenbah
vittch
Brunkorſt
vBuüren
11004 +
1001
.« Gppfein
11001 ·
Geumen
Geroldsect
100% | =. Gundelfingen
100m «
Grof « Hanau
Hart « Heinspeig
*. » Hunolftein
Axulenburg
‚Herren v. Landöberg (Schenke)
1001 +
‚Herr von der Lecke
100% |» Liätenberg
"= timpurg (Gent)
1008: +
Graf = der Lippe
11004: · |
100% *
U)
son.
w
10
Beilage XVII. 497
Dynaften OD ynaſten.
1422. a. | am. ] 14. ——
Here von Rappolftein 1esdt || Her von Rappolſtein 3
“ . Bedberg 11000 +
“ «Runter 1 . . uk 2
Sgauenburg 1 Saarenburg 6
.» Stöfen 100% | 0» Stoffein 1
Sgieden 1 — ——— 2
. » Sant Gonfle 1001 +
Steinfurt 10
Stolberg 10
Thengen 11001 +
Trochſeſſe 11004 +
Weinsberg 2 Beinsberg 2
Bendel 6 ⸗Wendel 10
Beſterburg 2 “= Wefterburg 2
wBinßack 100% +
Wißen 6
3Zimren 100% | » Zunten 2
—Reichsſtaͤdte.
142, 1431. 1422, 1831.
Aaqchen Aachen Goln Goln
Aalen Aalen Colmar Colmar
Aſchersleben Conſtanz Conſtanz
Augsburg "Augsburg Dießenhofen
Baſel Dinkelsbůhl Dinkelsbůhl
Bern Ben Dortmund Dortmund
"Befangon Endingen
Biberah Biberach Erfurt
Bopfingen Eßli ngen Eßlingen
Brackel Frankfurt a. M. Ftankfurt a. M.
Braunſchweig Freiburg i. Uecht⸗ Freiburg i. U.
Breiſach land
Bremen Freiburg i. Breid«
Duchau gau
Buchhorn Buchhorn driedberg Friedberg
Cambrai Gelnhauſen
*) Über die Gontingente der einzelnen Stäͤdte im I. 1422 ift oben S. 156
nadzuſehen. In den Matritein von 1431 aber finden fih die einzelnen Gtäbte ,
nicht nad) beftimmten Gontingenten angeſchlagen.
Vagenau
delderſtadt
vemdurg
Heilbrenn
Kalſersberg
Kaufbeuren
Kempten
enzingen
Me
Müldaufen Elſ.
MRüptpaufen Tpür.
Münfter im Eiſ.
Neuenburg
Nördlingen
Rordhauſen
Nürnberg
Dberehendeim
Hfullendorf
Anhang.
1831. an, 1831.
Gemünd Quedlinburg Quedlinburg
Saft Rodolfszeit
Singen | Btaveneburg Rovensburg
Soblar Regensburg Regensburg
GBättingen Reatiingen Reutlingen
Sreiföware Rheinfelden
vegeneu Roßheim
Haberftadt ! Roſtoct
Hau I Rothenburg 0. d. T. Rothenburg a. d.%.
Hamburg Rotweil Mietweil
Sdaffhauſen Sqaſſhauſen
Herford Saletiſtadt Siettſtadt
Jeny Scqhweinfurt Sämweinfurt
Kaifersberg Schwig
Kaufbeuren Solothurn
Kempten Speier Speier
f Stralfund
Straßburg Straßburg
Saufanne Zoul
Lengo A arier Zrier
Leutkirch Türkgeim Türkheim
Eindau Überlingen Überlingen
zübee um um
Lucern Bervin
Lüneburg Bangen Wangen
Magdeburg Beil Weil
Mainz Weinsberg Weinsberg
Memmingen Weißenburg (im Ei« Weißenburg im El
RE ſaß) laß
Mütpaufen Elſ. Weißenburg (im
Müplyaufen Thür, Rordgan)
Wetzlar
Wimpfen Wimofen
Noͤrdlingen Winds heim
Nordhauſen Winterthur
Nürnberg Wismar
Dberehenheim Worms Worms
Poderborn Bär, Zürch
Pfullendorf
Beilage XVIII. u 429
Einige Bemerkungen zu den vorftehenden Matrikeln.
Man ſehte in die Matrikel alle Stände, die dem MR, König und Kaiſer zum
Zehendienft verpflichtet waren, ziemlich ohne alle Ordnung untereinander, und
brachte felbft mittelbare Städte und mehrere Herrihaften in das Berzeihniß,
welche zu dem deutſchen Reiche in gar Feinem Verband mehr ftanden. Dffendar
aber find in den obigen Matrifeln auch manche Reichsſtände entweder durch Bers
fehen, oder mit Abſicht derer, welde den Auſchlag entwarfen, weggelaffen. Denn
‚zu der Zeit der Abfaffung der obigen Matrifel, welde von den Kurfürften und
Zürften ohne Zuziehung der Städte ausging, herrſchte eine ſolche Verwirrung uns
ter den Reihöftänden, und vielen von benfelben war die Reichsunmittelbarkeit
‚beftritten, daß ſolche Verzeichniſſe von den unmittelbaren Reihöftänden nicht ohne
bedeutende Irrtgümer entworfen werden konnten. In das Berzeihniß der Reiches
ftädte famen namentli mande, melde fonft nicht als reichsunmittelbar nachge-
wiefen werden tönnen, Hugo, Mediatifirung der Reichsſtädte (S. 194 fU.), will
von den in der Matrifel v. J. 1422 und 1431 aufgeführten, folgende nicht als
Reichsſtͤdte gelten laffen: Aſcherbleben, Bradel, Braunfhweig, Erfurt, Gent,
Göttingen, Greifswald, Halberftadt, Ladenburg, Laufanne, Lemgo, Lucern,
Lüneburg, Magdeburg, Paderborn, Quedlinburg, Roſtock, Stralſund, Trier,
Wismar. Zu den Reichsſtädten aber rednete man im 15. Jahrhunderte auch
die Hanfeftädte, daher konnten mehrere der genannten Staͤdte, melde an der
Ditfee liegen, dazu gerechnet werden, Daß Erfurt damals Reichsſtadt war, ift
keinem Zweifel unterworfen. Braunſchweig, Göttingen, Lüneburg ſuchten ſich
von den Herzogen von Braunfthiveig = Lüneburg frei zu maden und wurden in
diefem Beftreben won den R. Königen unterftügt. Ahnliche Beſtrebungen made
ten die bifhöfligen Städte Halberſtadt, Paderborn, Magdeburg und Trier,
ohne zu ihrem Biele zu gelangen. Lucern wurde als eidgenöſſiſche Stadt wie
Bern und Zürd aufgeführt. Ladenburg aber ift irrthümlicher Weiſe angeger
ben: denn in der Görres’fhen Handſchrift des Eberhard Windeck wird dafür
Rothenburg gelefen: fo findet fid auch Gent durd ein Berfehen unter den
Oteicheſtͤdten aufgezählt: denn in der genannten Handfhrift heißt e&: die stat.
gent d.t, „die Städte geben.” Mehrere folder Werftöße in den gebrudten Bere
zeichniſſen der Prälaten und weltlichen Herren Binnen durch eine forgfältige Bere
gleiung der Handſchriften berichtigt werden. y
Beilage XIX.
Sortfegung der Megeften und des Jtinerard des roͤmiſchen Königb
Gigmund vom 1. Jan. 1420 bis 1. Nov. 1431.
Bredian Jan. 5
. .6
. . 1
. eo
. .n2
. ee;
. oo.
. ..
Jahr 1420.
Sigmund tommt dahin mit feiner Gemahlin Bar-
bara, nachdem er zuvor das Weihnachtsfeſt ix
Brünn gefeiert und dafelbft einen Tag für Böhe
men und Mähren gehalten hatt. S. oben
Geſchichte K. Sigmunds III. ©, 37.
nimmt die Hulbigung der ſchlefiſchen Fürften und
Stände, wie and der Breslauer Bürger ein.
Dot. Geld. von Breslau IL. 337.
‚gibt einen Sqiedsſoruch in den Gtreitigkeiten
woifhen Polen und dem deutſchen Drden. Do-
giel C. D. Pol. IV. 105. Winded’s Leb.
K. Sigmund’s in der Gothaer u. Chner'ſchen
Handſchrift. Baczko Gef. Preuß. III. 167,
Boigt Gef. Preuſſ. VII. 366.
Ierläßt einen Befehl an Niclas Bunzlan, Kanzler
des Fuͤrſtenthums Breslau, in Betreff des
Breslauer Gonvents von S. Bincenz und defe
fen Privilegien. Dok. Geſch. v. Bredlau I. 338.
ertößt für denfelben Gonvent einen andern gün«
fligen Befehl. Ibid. 339.
!beftätigt die Privilegien dieſes Gomventeb, Ihid,
laͤßt eine Kreuzbulle ded Papftes Martin V ges
gen die Huffiten befannt maden. S. oben
Weſch. K. Sigm. I. &, A7f.
beftätigt die Privilegien der Landſchaft MBubiffin.
Lunig P. 8. Cont. II. Anh. 17.
beftätigt die Privilegien der Landſchaft Görlig.
Berzeiäniß Oberlauf. Urkunden Heft V. p. 1.
beſtaͤtigt die Privilegien der Stadt Bubiffin
Ibid. u. Lusat. super. dipl. contin. 27.
Ibeftätigt die Privill. der Stadt Görlig. Berg d.
Dberl. urtit. 1. c.
Ibeftätigt die Privll. der Stadt Zittau. Tbid.
. . D . « Lobau Ibid.
Breblanı
Begeften und Itinerar des 8. Sigmund. „wi
Jaht 1420.
Ian.
17. ibeftätigt die Privill. der Herren von Ponidam
und belehnt fi. Ibid. p- %
* Nbeftätigt die Prioill, der Stadt Sommerfeld im
Fürftentjum Nieder · Lauflt. Words Inven
tar. dipl. Lusat. infer. 229,
» |beftätigt die Privill. der Stadt Lübben, Ibid.
ee ee Spremfeld. Ibid.
20.
19 |gibt dem Caspar Julow ein Lehen. Ibid.
% |beiepnt den neuen Kurfürjten Dtto von Zrier.
Winde c. 78. p. 1135.
% |belehnt den neuen Kurfürften Albrecht von Sach⸗
fen Dok. Geſch. v. Breslau. II. 355.
25 |belehnt den Herrn von Ponidau. Schöttgen
Invent, 366.
26 jentfepeibet in der Streitſache des Gonvents S.
Bincenz zu Bredlau mit dem Math der Stadt
Neumarkt, Dok. Geſch. v. Breslau ıc. II. 340.
29 |befiehit dem reigrafen Menchhauſen zu Beilftein
in Sachen Gerlachs von Breidenbach entgegen
der Stadt Frankfutt nicht weiter fortzufahren.
Ufener Gerichte Weſtphalens. S. 150.
7 |beitätigt die Privilegien der Stadt Gamenz. Berz.
Oberl. urkt. 1. c.
13 |beftätigt den Gebrüdern von deichenbach die Erb ⸗
gerichte von Frankenſtein. Dok. Geſch. v. Bres ·
lau II. 340.
22 ſhreibt an die Stadt Frankfurt, daß er Basler
Kaufleute, welde Wein nad Holland führen,
in fein Geleit genommen. Frankfurter St.
Archiv. u
* iföreibt an dieſelbe Stadt, daß Basler Kaufleu-
te, die in feinem Geleit gewefen, in Holland
ihrer Weine beraubt worden. Ibid.
23 ſedt 16 aus den Geſchlechtern und 4 aus den
Zünften in den Breslauer Rath. Dok. Geld.
©. Breblau II. 348.
27 \gibt für ven Markgrafen von Baden ein Privie
leg. Sachs Geſch. d. Markgrafen v. Baden.
I. 37.
& |eibt dem Grafen Hermann von Gilly über die
42
Regeften und Itinerar des K. Gigmund.
Jaht 1420.
ı Grefigaft Drtenburg einen Leheubtief. Le—
nig Sp. Sec. p. 1844. [Daſelbſt iſt unrichtig
der Drt, „Paſſau“ anftatt Breslau ge
nannt.)]
Sretlau März 2 belehnt den Grafen Hermann von Gilly mit ber
Graffaft Drtenburg. Lunig l.c. [Unriätig
dafelbft Paſſau anftatt Breslau als Drt ge
nannt.]
3 gehicier den ſeas Gtäbten im der Dberlauftt zum
Krieg gegen die Huffiten gerüjtet zu feyn. Berz.
Dberlauf. urkt. 1. c.
laßt den Streit des Herzogs Johann von Sagen
mit dem Hofpital zu Sorau entfeiden. Worbs
Invent. Lusat. inf. p. 230.
4 hebt dab Landgericht von Hirfäberg auf. Fal-
kenstein C. D. Antiq. Nordg. 249.
6 'täßt mehrere Breslauer Bürger öffentlich hinrich⸗
| tem Dok. Gef. v. Breslau zc. II. 342,
14 |beftätigt die Privilegien der Stadt Breslau. Lu-
| nig P. Sp. Cont. IV. T. II. Zortf. 259.
5 willigt in die Hinrichtung des Huffiten Johann
Kraſa. Dok. Gef. ıc. II. 352.
7 beſtaͤtigt die Privilegien des Kiofters zu Luban.
Berz. Dberl. Urkk. 1. c.
= verleiht den Gebrüdern von Giux ein Sdloß.
Ibid.
8 ‚beftätigt dem Ghr. Gerödorf feine Privilegien.
Did:
s bringt in einem Schreiben an die Stadt Frei⸗
burg im Breisg. auf ſchleunige Hufigung.
Säreiber urkb. v. d. St. Freib. N. p. 301.
geſtattet dem Markgrafen v. Baden (Bernhard)
2
das Schloß Zäringen wieder einzulöfen. Sachs
Markgr. v. Baden L c. Schoepflin hist. Zar.
Bad. VI. p. 112.
gibt ſeinen Gonfens dem Grafen Heinrid) von Wal
deck, daß er in feinem Namen von dem Gra-
fen Wolf von Naffau beichnt werde. Lunig
Sp. ec. II. p: 1427.
Ibeftätigt den Breslauer Handeldleuten das Prix
vilegium, daß fie wie die Prager und Rürn
Wegefın / und
Jahr 1420.
Gömenig | April 17
. ..
. : 4
Dfent 28
* Mai tr
Königingräg 10
Kuttenberg De 3
J 21
Wiſſehrad . 8
Melriz Ami 2
Aſchdach 8. Sigmund, TIL
Rinerar des 8. Sigmund. 433
berger in Ungarn gleiche Hanbelöfreipeiten ge ⸗
nießen ſollen. Lunig P. Sp. Contin. IV. T.,
dortſ. 258. 5
verleiht dem Herrn von Geröborf einige Güter xc.
Berj. Dberl, urkt. I. c. p. 3.
verleiht den Breslauern die erſte Handwerksord ⸗
nung. Dot. Geſch. v. Breslau II. 354.
(gibt Breslauer Bürgern ein. Pfandbrief über ver-
fegte Kieinedien. Dot. Geſch.v. Brest, 11.358.
verweist dem Herzog Ludwig von Bayern, daß
“er den 9. Heinrich v. Sanböhut mit geiftl, Ges
richt an den Hof nad Rom gezogen. Lang
Ludwig d. Bärtige. S. 110. [Dafeibft ift
anftatt April angegeben März, ohne Zweis
fel irrthumlich.]
erlaͤßt ein Schreiben an Kaſpar Toͤrringer zur
Auflöfung des Adelsbundes gegen Herz. Hein»
ri v. Landshut, mit dem Bemerken, daß fol-
de Gefefäaften ohne königl. Eimeilligung
unerlaubt ſeyen. MWBudner Geſch. v. Bayern
fo von Schweidnit nah Dfen gereist feyn, wo
er am 28. April (nad) Wagner Aualect. Sce-
pus 1.138. u, Zefler Geſch. der Ung. IV. 415)
fi aufgehalten,
bricht in den erſten Tagen bes Maimonates in
Böhmen ein umd bringt gegen Rönigingräg
vor. &. oben Geſch. K. Sigm. IL ©, 62.
rechtfertigt in einem Schreiben an den Großfüre
fen Witold von Litthauen feinen Schiedsſpruch
in dem Gtreit zwiſchen Polen und dem deut ⸗
fen Orden. Boigt Gef. Preuff. VII. S. 372.
ſchreibt an den König von Polen und rechtfertigt
den deutſchen Drden. Boigt 1. c. S. 373.
kommt dahin von Königingräg. Bol. ob. 8.63.
ſchreibt an die Prager und unterhandelt mit ihnen
wege ifrer Unterwerfung. gl. oben S. 63.
ſchreibt dem Ulrich von Rofenberg und befiehlt
ihm Zobor zu belagern. Balbin. Epit. p- 441.
jermahnt die 6Oberlaufig. Städte zum Zug gegen
die Huffiten, Berg. Oberlauf. Urff,Lc. [Eniz
W
Vroger Slob | > 20 |Häitdef feinen felcrugen inzug. Bol. ob. ©.72.
Biegelien und Icinerat des N. Gigmunb.
|Iahr 1428.
Meht Aefeibft irrtyämlih ſtatt MRelmit oder
Melni.)
Juri 2 gibt der Stadt Seitmerig mehrere Privilegien,
Bel. oben ©. 6GB.
* 9 Isieht won Leitmerig über Aitbunzlau und Meinit
dahin. Sal. oben ©. 68.
hzicht non Gilan über Burglig u. Bebraf nad den
älöffern Zorzuit, Kariftein und Runradig
(Reafhloh). Wgl. oben &. 68.
‚greift Prag an. Bl. oben S. 74.
» 14 |lößt den Witkow · Verg angreifen. Bgl. ob. S. 75.
ſertheilt den Grafen Albrecht von Hohenlohe ein
Priviteg. Hanfelmann Beweis ıc. Xuh.n. 163.
S. 489.
«18 |sibt dem Her v. Gppftein einen Tehenbrief,
Lenig Spic. Sec. Cont. IL $. IN. Abth. VI
Al.
© « [gibt dem Herrn Diether von Yfenburg einen Le
benbrief- Lanig Sp. Sec. II. p. 1602.
«19 belehnt die Rarkgrafen von Meiffen und beftätigt
deren Freiheiten. Horo. Frider. Bell, 838.
Prager Gälod | - 21 |gibt dem Graf. Georg v. Wertheim einen Lehen
brief. Wertheim. Archiv.
© 24 |nimmt dab. Kiofter Jlefeld in feinen Gh.
Leuckfeld antig. Ilefeld. p. 79.
= 25 |trögt der Stedt Bremen die Bermaltung des Lan ⸗
des Mutpiading auf. Lunig P. 8. Cont. IV.
Thl. I. 226
«= |föreibt an den König von Polen, den Streit mit
dem deutfgen Drden betr. Voigt Geſch. Preufl.
vu. 379.
« „ gibt dem Konrad von Weinsberg als feinem Ab-
gefandten an den polnifhen König ein Gre
benz» Sgreiben. Boigt 1. c.
jfchreibt anllirid von Sofenberg. Balbin. Epit.
41.°
» 26 |deichut Hans von Serthet. Schöttgen Inven-
tar. Sax. 867.
= 28 jläpt fi zum Rönig von Vöhmen kröuen. Bol
oben ©. Bi.
Itinerar und Negeften des K. Sigmund. 435
Prager Chip
(prage
Czalau
vor dem Wiſſehrad
Kuttenberg
Jahr 1420.
Zui 31
Aug. 33
.%
Sept. 1
Sept.
: 16
Det. 3
..
..
- 3
Ro. 1
⸗ 3
.- 4
tatifleirt als König von Böhmen das Bündniß
zwiſchen ihm und Gngland. Lunig C.D. Ger-
man. I. 1484.
gibt dem Bonaventura Gotta, Burkhard's Sohn,
Bürger in’Gifenad), einen Brief Wappenvere
änderung betr. Mittheilung der Familie v.
Gotta in Stuttgart. Gedrudt ift die urk. bei
Paullin. dissert. hist. XIV. p. 137.
jerlärt die Stadt Rothenburg a. d. T., weil fie
auf Klage de Grafen Johann v. Wertheim
nicht vor dem koͤnigl. Hofgeriht erihien, in
die Reichsacht. Nürnberger Archio.
beftätigt dem Albrecht von Goldiz eine Pfande
haft auf einige Städte. Verz. Oberlauf.
Urt, Hft V. p. 4.
verweilt dafelbft vier Wochen. Bgl. ob. &,84.
und folgende Tage: verpfändet böhmiſchen Gros
Fen Kirgengüter. Rad Mittheilungen von
Er. Palacky. Bal. ober S. 89,
Ibeftätigt die Privilegien der Stadt Lüban. Merz.
Dberf. urkk. L c.
beſtatigt die Privill, der Stadt Görtig
Eee Soda wia.
ein andere Privilegium,
rät von da von meuem über Bunzlau gegen
Prag vor. Bgl. oben S. 87.
(gibt von Hier aus der Befagung auf dem Wiſſehrad
Zeuerfignale. Bgl. oben S. 88.
ſchreibt dem Befehlshaber des Prager Schloffes.
Bl. oben S. 80.
liefert den Pragern eine Schlacht. Bgl. ob. 3.90.
gibt ver Stadt Nürnberg ein Münzprivileg. Hist.
Norimb. dipl. II. 540.
erlaubt der Stadt Schweinfurt Juden aufzeneh-
men. 8. Ehmel Mittheil. aus den R. Regiſtr.
Büdern in Wien.
befreit die Stadt Rotenburg von der Reichsacht,
in die fie wegen des Grafen von Wertheim ge»
kommen. Ebend.
beſtätigt der Stadt Nürnberg ein Münzprivileg,
Cbend. (aud Hist. Norimb. 1. c. p. 556).
23*
4%
Kuttenberg.
Kuttenberg
Jahr 1420.
Ro, 4
Regeften und. Itinerat des 8. Sigmund.
Ibeftätigt der Stadt Nürnberg einen Freieits-
brief von K. Karl IV. v. I. 1355. Ebend.
bezeugt der Stadt Nürnberg feine Zufriedenhen
über ipren Bericht an ihn in Betr. einer Ju
denſache. Ebend,
verleiht zwei Rärnberger Bürgern ben Zehntea
zu Roßſtall. Ebend.
erkirt, daß ein dem Bild. v. Würzburg verlie
henes Ungeld auf Weine der Stadt Nürnberg
nicht zum Raqtheil gereichen ſolle. Ebend.
erlaubt dem Eberhard v. der Marden einige vers
pföndete Sälöffer zu Iöfen. Ebend.
quittirt dem Erkinger von Seinsheim. über Stadt⸗
fieuern von Rotenburg u. Nürnberg. Ebend.
erläßt ein Patent in’ Reid zu Gunften des Jo
hann Keffelring. Ebend.
‚gibt dem Genonicus und koͤnigl. Secretaͤr Albert
Barrentrapp ein Procuratorium. Gbend.
[gibt dem Gafpar von Leubit, Rotar, einen Adels-
brief. Ebend.
ſchlagt dem Karl von Hefpurg zu feiner Pfand-
ſcaft noch 800 fl. Cbend.
gibt dem Laurentius de Puteo von Gremona eis
men Dienftbrief. Ebend. J
beſſert dem Niclas und des Vincemnz Gumerauer
Kindern ihr Wappen. Ebend.
praͤſentirt dem Erzb. von Mainz den Konrad v.
Weinsberg für die Propfei Rordhauſen. Ebend.
jabelt den Rotar und k. Diener Peter Kalde umd
einige feiner Bermandten. - Gbend,
ſagt die Stadt Hamburg, die Hauptieute 2c. und
die ganze Gemeinde der Ditmarſchen verſchiede⸗
ner Xuöfprüce ledig. Ebend.
[werleigt dem Erzb. Joh. v. Bremen die Regalien
und beftätigt feine Privilegien. Cbend.
gibt dem Ganonicus Albert Barrentrapp einen
Dienftbrief. Ebend.
erlaubt dem Johann Schenk die Gapelle des heil.
Nicolaus auf dem Frankfurter Berge für ein
anderes kirchl. Benefleisum zu vertaufchen. Gben-
daferbft,
Rogefien und Itinerar des · K. Sigma: 437
Seitmerig
Brüz
Lager bei Kladrub
Bildſtein
Jahr 1420.|
Dec. 21-26verpfandet boͤhmiſchen Herren Kirchengüter. Bgt.
oben S. 89.
Dec. 28 |gibt dem Burggrafen von Dohna einen Lehen
brief. Lunig R.%, VI. Cont. 1. F. p. 73.
s 29 |freibt an die Stadt Erfurt einen Abgeſandten
auf den Tag nad Nürnberg zu fhiden. Lu-
nig P..Sp. Cont. IV. pl, II. gortf. 460.
¶Daſelbſt ift unrichtig d. Jahr 1421 angegeben.)
.« 30 verſchreibt fi gegen d. Landgrafen Friedrich d. &
v. Thüringen in Bezug auf deffen Hülfe gegen
die Huffiten. Bon Ghmel Mittheil. aus den
R. Reg. Büch.
= % (gibt dem Hand von Butendorf zu Mur einen
Lepenbrief. Chend.
Jahr 1421.
Ian. 3 Jüberträgt dem Nicolaus v. Lobkowit das Schloß
1 Haſſenſtein. Sommersberg Script. rer. Si-
les. I. p. 1001.
» 6 [ertheilt Gonrad von Weinsberg die Lehen von
dem verftorbenen Grafen Philipp dv, Falken⸗
ftein. Hanfelmann 1. c. p. 489.
= 2% Iziept in den Pilfener Kreis, entfegt das von Zijka
eingeföloffene Tadan und belagert Teinit.
Bgl. oben ©. 97. “
= 44 jihreibt an Herzog Heinrich von Landehut, eitigft
mit feiner. Mannſchaft ihm zur Hülfe-gegen die
Huffiten zu ziehen, weiche Tachau genommen
und die bayerifhe Grenze bedrohen. Gemei⸗
ner Regensb. Ghron. II. 436.
® ? fpreibt an Ulrid von Mofenberg. Balbin. Epit.
Kb. V. p. 449.
= % |färeibt an den Papft und rechtfertigt feine Ents
ſqheiduag in der Streitſache zwiſchen Polen und
dem deutſch. Drden. Boigt Gef. Preuff, VII.
8.384.
Gebr. 6-101Häıt ſich Hier auf. Nach Mittel, v. gr. Pa⸗
Ind nad) böhm. Quellen,
Febr. 12 |Miept vor Biffe. Met. oben S. 98.
s 14 |fommt dahin: nach Mitth, vB Palacky. Bat.
oben G. WB.
Od⸗⸗ſten und Warme des N. Sigenunb.
Jahr 14%.
Kuttenberg | Gebr. 3 |temmt dahin von Leitmerit und Gjekien um
Hieht forann zurüd nad) Mähren, Bol, oben
&.9
Ehren ſier «25 |beichnt Ricolaus von Gersdorf und verleiht ihm
ein Priviteg. Berz. Oberlauf. urtk. V. p. 6.
* 26 |befiegit den Oberlaufigifgen Städten zum Kam⸗
‚pie gegen etwaigen Angriff der Hufiten gerü-
ſtet zu ſeya. Ibid.
1.2.
* = |gibt demfelben eine Berfiderung. Chen.
Ricolspurg ss Ifreibe dem Markgrafen Bernhard von Baden
wegen der Breisgauiſchen Städte, daß der
Streit mit ihnen beigelegt werden folle. Sähreis
ber Urt, d. St. Freidurg II. 2. S. 316.
* » [gibt eine Urkunde dafelbft, Wencker Contin.
des Ber. v. d. Ausburgern S. 68.
verweigert dem Crzb. Conrad von Mainz die Bes
frätigung des mit den Gtäbten Mainz, Bora
und Speyer geſchloſſenen Bündniffes. Guden.
C. D. Mog. IV. p. 180.
» 28 [nimmt das Privileg. zu Gunften ber Stadt Speyer
” gegen den Viſchof Raban zurüd und beftätigt
des Ieptern Privlisgien. Dumont G,D.II.2.
p- 162. Lanig P.Sp. Cont. 1. Yortf. p. 261.
[gibt der Stadt Hamburg ein Privilegiam fori.
Lanig P. Sp. C. IV. T. I. p. 97.
» 25 |erlaubt den Breölauern freien Handel mit WBenes
dig. Det, Geld, v. Breslau II. 360.
«29 jerthellt der Stadt Gamenz eine Conteſſion. Verz.
Dberlauf. Wfl. L c. p- 6.
Mei 9 |gibt eine Urkunde dem MBifhof Georg von Trient
en dem Haufe Lichtenftein. Warmbrand Col-
lectan. gegealog. hist. p. 202.
ss |gibt dem Partwid von Biätenftein bie Crlaubniß
auf feinen Maͤhriſchen Befigungen jeder Art
MBergiwerfe anzulegen. Dobner Mon. Boim.
IV. 413. ned) den Collect. Arch. stat. inf.
Austn-p. 2.
belchat Herzog Albrecht mit den öftreid. Landen
ud beftätigt feine diechte. Kurz K. Aibreit IT.
®. IL &.36. Gerbert Mon. dom. Austr.
Ztentſchia
deezoſten und Jeinerat dei’ K. Sigmnvabl a20
Jabt 1421.
Mat: 277
Il 26
fäpreibt an Die auf dem Landtag zu Gzaslau ver-
fenmeiten böpmifhen Stände über feine Exbs
unfprüde an das Köntgreih Böhmen. Gold-
ast de regn. Boh. App. IL. 263. Hagec.
Chr. a. 1421. Theobald Huf. Kr. S. 264.
Igiöt eine Urß., daß er dem Müngmeifter Peter
Gacz von Bafel 390 Gulden ſchuldig fey. Als
biegt Reis · Müngfrätten ©. 47. Ugf. 1.
iſt dafelbft auf dem Zuge gegen die Türken. Bol,
oben &. 129.
gibt eine Urt. hier. Debuction das Vuſſecker Thal
betr. Beil, p. 91.
Ibegengt dem Hodimeifter des deutſchen Drdens feis
me Freude über feine Hülffendung von Kriegd«
voͤlkern gegen die Huſſiten. Voigt Geſch. Preuſſ.
VI. S. 394.
erlaͤßt einen Aufruf qu die Maͤhrer gegen die
Huffiten. Gemeiner Stegensb. Chr IL 433,
[Das Zar 1420 dafelbft unrichtig.)
ſchreibt an den Gardinallegaten Branda, daß der
deutſche Drden ‚gegen Polen rüfte, welhes
Sand den Huffiten günftig ſey. Soigt Geſch.
Preuff. VII. 394. .
ſchreibt dem Hodıteifter des d. Drbens über den
König von Polen, der den Huffiten günftig
und fordert Hülfe gegen die Neger. Soigt
Lo. 8.395.
verlangt von den Dberlaufig. Städten Hülfe ge-
gen die Huffiten. Merz. Dberlaufig. urkk. V.
p- 4. [Daf. dad Jahr 1420 unrihtig.]
[gibt den Staͤdten in der Dberlaufig eine Berfir
herung über ihte Privilegien. Ibid.
gibt der Landſchaft und den Rittern in der Ober»
Taufig eine Berfierung Ihrer Privitegien. Ibid.
(Das Zahr 1420 in beiden urkt. falſch.]
jertäßt ein allgemeines Aufgebot an die deutſchen
Meipsftände zum Kriege gegen bie Huffiten.
Buchner Geld. v. Bayern VI. 242. [Dos
J. 1420 daſelbſt iſt falſch.]
lift daſelbſt. Vgl. Engel Ungr. Gef. TI. ©.302.
Iderweitt daſeibſt. Diogoss. hist. Pol. L. p. 400.
10 Bogen uud: Ylarsar das 8. Cigmunb,
Prehburg
Bei Kuttenberg
Jahrt 1421.
eat. ?
2
De. 14
20
Jahr 142.
tommnt dahin. Behler Geſa. d. Ung. V. S. M.
meqht eine tegtwiliige Berfügung. Pray hist.
Beg. Hung. IL. 240 29. gl. Fehler L c.
räumt dem Serzog Albrecht von Dftreih fünf
Gtörte in Mähren ein für den Beiftand gegen
die Huffiten. Kurz K. Albreqt IL Bo. 2.
©. 34.
fütieft den Ghevertrag feiner Tochter der Prin-
aeffin Giifabeth mit Herzog Albrecht von Dir
reich ab. Gerbert Mon. dom. Austr. IIL 1.
PB une 6.37.
ſchließt drei Berträge mit Herzog Albbrecht von
Dftreidh ab über deſſen etwaige Nachkommen
mit der Pringeffin Eliſabeth. Kurz 1.c. S. 41.
jgibt dem Hochmeifter des deutſchen Drdgns von
Ian. 1 IR
den Xnerbietungen des polniſchen Königs Rade
riot. Boigt 1. c- &. 396
eriaubt dem H. Albrecht von Oftreich reumüthige
‚Huffiten wieber zu Gnaden aufzunehmen. Kurz
10.84.
|bevoBmägjtigt den Konrad von Weinsberg, die
Judenſteuer in Deutſchiand zu erheben. Hans
Felmann verth. Beweis. Beil. 21. p- 87.
Ibeftätigt dem Nicolas von Lobkowit ein Privileg.
über Haffenftein.. Lunig C.G. D. II. p.2%.
eroͤffnet den Landtag dafelbft. Bol. oben S. 137.
fließt den Landtag zu Brünn. Bol. ob. S. 138.
[gibt dafelbft eine Urt, Lunig R. A. XIV. Fortſ.
p- 315.
läßt mehrere böhm. Grofe hier zu fih kommen.
Bel. oben ©. 138. .
[vertägt Iglau u, zieht über Hunwolet und Ledet
gegen Kuttenberg. Bgl. oben S. 138.
benahhrichtigt den Hochmeiſter des deutſchen Die
dens von ben Anerbietungen des polnifden
Könige. Bolgt l. c. S. 396. '
Ibefegt diefe Stadt. Mol. oden S. 140.
Jahr 1422.
bier dem Zijka gegenüber gelagert. Ba
om &. 14. .
Mogeften und Itinerar des K. Sigmund. 4
Sehr 1422.
Wei Kuttenberg | Ian. 6 |ergroift die Baht. Bol. oben S. 141.
Deutſqhbrod 8 jmird bei Deutſchbrod geſchlagen. Bol. oben
©, 142.
Jeiau «9 tommt dahin. Bel. oben ©. 142.
Villa Schatz = 48 Jappellirt an den beffer zu unterrichtenben Papft,
. als biefer von neuem die ſchon entſchiedene
Streitſache zwiſchen Polen und dem d. Drden
unterfngen laffen will, Boigt VII. S. 399.
Srim Behr. 5 (verbietet dem Hochmeiſter des d. Drdens fid) mit
u: Polen in Unterhandiung einzulaffen. Boigt
lo. S. 401.
ertheſt wegen der ſieuten Münzen der Huf»
ten m Uri von Rofenberg die Erlaubniß
Münzen zu ſchlagen nad altem Sqhrot und
Korn. K. Sternberg Geſch. d. böhm, Berg-
werte I. Abth. 1. S. 107.
. widerruft die zum Rachtheil des Gröftiftes Köln
erteilten Privilegien. Lunig Spio. eocl. I.
Bortf. 576.
. = = |beruft einen Weihöteg auf Pfingften nach te
B gensburg. Wencker App. Arch. 317.
. ⸗ſſchreibt wegen dieſes Reichstags nad Frankfurt.
Ge. St. Urhie. .
Sprmper, « 46 |gibt der Stadt Sommerfeld ein Privileg. Worbs
Invent. dipl. Lausat, infer. 233.
Weſel(e) Aprü 9 |forbert den Hochmeiſter des d. Drdens auf fh
j gegen Polen zu rüften. Boigt 1. c. 428,
Im delde v. Stenig| + 14 |ertheilt der Stadt MBredlan dab Privileg Gepräge
- auf ipre Münzen zu ſchlagen. Lunig P. Sp.
C. IV. 35. I. ortf. 260.
Gien 19 war er hier zugegen bei der Hodhjeitfeier feiner
TZochter Glifabety? Chronic. Mellic. bei Pez
. . Ser. rer. A. I. 254. ,
Thebden Mai 1 ſſchreibt an die St. Frankfurt 8 Tage nach Jo⸗
hannis Gefandte auf den Reichstag nah Mer
gensburg zur Berathung über den Puffitens
krieg zu ſchicken. Frankfurter St. Archiv.
ffordert den Wilhof von Dorpat anf mit allen
| feinen Bafallen und Untertganen anfzufigen und
!
:
in Bereinigung mit dem Meifter von Livland
und bem Hodmeifter des d. Drdens wider die
42 Royeften und Itinerat des K. Sigmund.
Jaht 1422.
Meihüter ver Gufften zu ch zu Siehen. In-
dex Corp. hist. dipl, Livon. Esthon. ot Ca-
ronfae I. n. 1015. p. 228.
Dedreczen Tank 9 |ftelt Hier eine Urkuide aus. Kaprinai C. Hung.
11448.
©8 ME auf einer Waufahrt zum Grabe des heil, 2a
dislaus zu Großwardein. Fehler Geſch. d. Ung.
W. 431.
© 8 |reist aus Ungern über Wien längs der Donan
herauf gegen Regensburg zum Reihötag. Wal.
oben Sp 149.
Jau 7 nobdilitirt den Anton Tallanderii fonft genannt
Here @orra de Arragonie, Mitth, v. Chmel
aus den k. R. Regiſtr. Büchern.
‚gibt dem Hans Mäuſenreuter ein Wappen. Ebend.
kommt dahin mit feinem Hofe. Gemeiner Re
geneöurger Chr. IT. 444.
reist von hier ab nad Nürnberg, Gemeiner Lc.
[erteilt den beiden Grafen Johann und Michel
von Wertheim ein Privileg. über bie Freißeit
von fremden Gertäten. %. Wertheim. Archiv.
* = gibt dem Graf. Johann v. Wertheim einen Brief
über die böhm, Lehen, Werth. Archiv.
*% erhebt feinen Gecretär Kafpar Slick, Herrn zu
Neuhaus (nori castri) zum, Baron. Chmel
Regest. Frider. IV. T.I. n. 946.
® 8 |färeibt an Herzog Ludwig von Batern mb Kauf
par den Torringer (ohne Datum). Buchner
Geſch. v. Bayern. VI. 286.
Aug. 13 |gibt einen Drief über den Heußenfteiner Zoll.
Srankfarter Privilegien (ungedrudt),
s 14 |gidt dem Kloſter zu S. Gallen einen Schirm
brief. Zellweger Appenzell. I. S. 354, n. 242.
ss |erimirt deẽStadt Golmar vom Landgericht im Eiſaß.
Lang. Sp. Cont, IV. 39. 11. 716. [Der Dri
Nicolsburg falſch, oder d. Jahr iftunrichtig.)
ſertheilt der St. Nürnberg einen Brief, daß fir
die Befte dafelfft bauen dürfe und dieſe nie
veräußert werden folle. Lunig 1. c. p. 108.
©» |föreibt an die Staͤdte Golmar, Gehlettftaht und
$.
“= 20 |fommt dahin. Bol. ob. Beil. I. im Anh. u. S. 149.
26
2
ceegeen und
Jahr 1422.
Jtinerar bed K. Sigununb. 442
Dagenan in Betr. deren Streitigkeiten mit
dem Markgrafen Rudolf von Hochberg. Main-
f ger St. Archiv.
ſchreibt en die. St. Frankfurt. Frankf. St. Archiv.
erkurt alle Gntziehung von Gütern der Kirche in
Wöhmen für ungültig. Pray Annal. Hung.
u. 283.
erklart den Erzb. Conrad von Mainz für feinen
Biearius in Deutſchland. Guden. 0. D.Mog.
IV. p. 136148.
verpfändet dem Grafen v. Stollberg Schöne.
Horn Frid. Bell. 869.
ſchreibt an Frankfurt einen Greditio-Wrief. Zranf-
furter &t. Archiv.
Ibeftätigt die Privill. d. Mofters Steinach, Würz⸗
burger Didceſe. Chmel Frid. IV. Regest. I.
n. 1497.
(fordert die Staͤdte im Breisgau zur Hülfe gegen
die Huffiten auf. Schreiber Urk. v. Freiburg IL
©. 309. " i
gibt einen Befehl zu Gunften des Markgr. Fried⸗
rich v. Meiffen. Horn 1. c. 865.
ſchrelbt wegen der Keiher Grafſchaft. Fraukf.
St. Krhio,
Ibeftätigt die Priv, der Abtei S. Marimin.
Lunig Spic. eccl. I. Fort. 289.
ertheilt dem Siſch. Raben von Speyer ein neues
Privileg. Lunig P. Sp. Cont. IV. Fortſ. III.
283.
belehnt Rudolf v. Sachſenhauſen mit einem Theil
v. Mövelheim. MS. aus d. Zrankenftein. Achiv.
fichert dem Hochmeiſter des d. Ordens Beiſtand
gegen Polen zu. Boigt L c. VII. 447.
belehnt den Grafen Günther v. Sqhwarzburg.
Schöttgen Invent. Sax. 371. Lanig Sp.8e-
cal. IL'p. 1223. ,
ertheilt dem Grafen Ludwig v. Ditingen den Xufs
trag die Reichshuldigung der Stadt Donaus
worth einzunehmen. Königedorfer Geſch. des
Kl. zum heil, Kreuz 1.168. Lang Ludwig der
Vaͤrtige S. 112. J
“u
Rogeflen und Jeinerat de6,R. Sigmund.
|Iehr 1422.
NRärnberg
Regensburg
Straubing
Sat. 6
[verpfänbet dem Top. v. Polen; daS Yürfientkum
Saufig. Worbe Invent. dipl. Lusat. inf. 235.
Raumer cod. dipl. Brandenburg. cont. 90.
verordaet, daß alle Fuhrleute im ürftentyum
Dresiau in der St. Bredlau ihre Güter ver-
selien follen. Lanig P. Sp. Cont. IV. 3.315.
ertheilt der @t. Rothenburg ein Privileg über
Seridtsbarkeit. Lunig L c. Th. IL. 34.
betätigt die Privilegien des A. St. Agid m
Nürnberg. Chmel Reg. Frid, IV. 24. I.
m. 14.
verordnet, dap bie St. Hagenan die unter ihrer
Ddyut ſtehenden Beigädörfer fhügen ſolle.
Lonig L. c. 724.
fordert die deutſche Kitterſchaſt auf fich zu ver-
binden und aud die Reiöftäbte in ihr Bünd-
uiß aufzunehmen. Lunig P. Sp. Cönt. III.
%f. I. p.21, Ronset C. D. 12. p.327.
[Würdtwein nova subsid. XI. p 83 hat die
Urt, beim 3. 1424.)
ertheilt der Stadt Wörth wegen des Pflaſterzol-
1e8 und bed Ungeldes ein Privileg . Lumig P.
Sp. Cont. IV. Th. L 415.
tommt dahin. Bsl. oben S. 157,
bewilligt den Juden dafelbft wegen ber Steuer
Raqhficht. Gemeiner Reg. Chr. I. S. 445,
eftätigt die Privilegien des S. Jacob Schot-
tenFlofter dafelbft. Gewold ad Hund Me-
trop. Salisb. II. 275.
ſucht den Streit unter den bayrifhen Herzogen
beigulegen und bejtimmt einen Stilftand auf
vier Jahre. Fiſcher H. Schriften I.136. Lang
Ludwig d. Bärt. S. 117.
gibt dem Biſchof von Regensburg den Belehnungs«
brief. Ried cod. dipl. Episc. Ratisbon. II.
990. ’
jteist von Megensburg ab nad Stranbing. Bol.
oben &. 158.
erlaͤßt ein Friedgebot in der bayeriſchen Gtreit-
fahe auf vier Jahre, Buchner Geſch. von
Bayern VI. 246,
Daffen
Preßburg
Regeften und.
Jahr 1422.
Detbr. 17
: 8
Deebr. 7
Itinerar des 8. Sigmund. 45
ſtellt dem Biſchef von Regensburg eine Urkunde
aus. Gemeiner l. c. H. 446.
gibt die Literas 'exprobrationis et diffidatio-
nis gegen die bayerifhen Herzoge Ludwig, Bar
ter und Sohn. Guden. Syllog. I. 663. [Hier
ift unrichtig September ftatt Detober angeges
ben: jedod heißt es „Freitags vor S. Mat»
tens.)
weist die Einwohner von den Fürſtenth. Jauer
und Schweidnitz an das Ungel in Breslau zu
begabten. Lunig P. Sp. Cont. IV. Th. IL
%.315. [der Ort ift unrihtig „Brünne” an
ſtatt Wienne“ genannt].
verordnet den Brunorius de la Scala zum Haupt:
mann des Herzog Ludwig, Sohnes des Pfalzgras
fen Ludwig. 8. Chmel mitgeth. a. d. R. Res
gift. Bügern, j
erteilt der St. Zittan ein Privileg. Berz. Dber⸗
iauſ. urkt. V. p 9.
befiehlt dieſer Stadt, den Huſſiten keine Lebens»
mittel zuzufügren, Ibid.
belehnt den Rath der St. Zittau. Schöttgen
Invent. 371.
[gibt ven Dberlaufig. Einen ein Gefeg über
Lehengüter. Verz. Dberl, Urkk. 1. c. p. 10.
ertößt Gommifforialfgreiben an die Städte des
Kurfürftenth. Sachſen. Schöttgen et Kreys-
sig dipl. et script. Sax. III. 487. Bal. oben
S. 219.
Ibeftätigt die Privill. des Gotteshaufes zu Bor
bei Regensburg. Gewald ad Hund l. II.
180. 7
verbietet den 6 Dberlaufig. Städten den Huſſiten
Lebensmittel zuzuführen. Merz. Dberl, Urt,
Lo
ertheilt den Rathsherrn von Breslau ein Privis
leg, Lunig P.Sp. Cont, IV.h. II. %. 261.
erneuert die Grbverbrüberung mit dem Meißner
Markgrafen Friedrich dem Streitbaren. Horn
Frideric. Bellic. 866.
ermaͤchtigt den Erzbiſchof v. Köln als Herzog von
Prebburg
M@iisdenburg | Febt. 18 fteut eine runde aus. Worbe Invent. dipl.
Wegefien und Yanrıror des K. Sigmund.
Jahr 1423.
su Dortumar. &. 110,
Jahr 1423,
Jan. 6 'fhlieht mit Friedrich, Sandgrafen von Thäüringen
und Aurfärften von Sachſen, cin Bündniß und
überträgt ihm dab Kurland Sathſen. Hom
Frideric. Bellic. 866.
® = \befiehtt den @tänden der Dberlaufig, dem Mart-
grafen Friedric von Meiffen (und Landgrafen
v. Thüringen) behülflid zu ſeyn, das Herzog
thum Sochſen in feine Pände zu bringen. Hom
Le
s 41 |gibt dem Kurfürften Friedrich von Sachſen Bol:
macht mit den Huffiten zu unterjandeln. Horn
Lc 6,868,
«12 ſchiet dem Vreslauer Rath einen Befehl zu. Dok.
B Geſch. von Bretiau IL. 360.
. \gibt den Mreblauern bie Criaubuiz die Stadt ge
gen die Huffiten zu befeftigen. - Ibid, 364.
« 18 gibt dem Matthis Dompnig einen Pfanpbrief.
Dot. Geld. d. Bredlen. L c.
Lusat. inf. 236.
» 23 |färelbt wegen der Keicher · Grafihaft. Frankun
ter St. Archis.
= 25 |gibt Gonrad von Sliwin ein Lehen. Verz. Ober
lauf. urtt. V. p 11.
ſertheilt der Stadt Herzberg in Sachſen Freikeis
ten. Schöttgen et Kreyssig Dipl. et Script.
II. 488.
©. |gibt dem Alofter Bobritug ein Privileg. Lude-
wig Bel. MSS. I. 456.
März |reist in das noͤrdliche Ungarn zur Unterredung
mit dem polnifhen König. Bel. oben &, 177.
März 25 jertpeilt dem Kurf. Friedrich v. Sadfen ein Pri⸗
vileg, daß deffen Unterthanen nit vor frem⸗
de Gerichte gezogen werden. Weck, Dresd.
Chr. 179.
Deſwdelen bie Jreigrafen jährtidp gufemmen-
sucufen und ihre Gerichtbordaung zu revidi⸗
tem, ¶ Thierſo Hauptfluhl der wefinhäl. Ben
Neg⸗ſten und Jtinerar des K. Sigmund. “
Jahrt 1423.
Mismsstt | Märg 25 gibt dem Kurfürften Friedrich von Saqhſen das
Privilegium, mit rothem Wachs fiegeln zu
dürfen. Hom Friederic. Bellic. n. 273.
8.872.
. « 30 |ihließt einen Bertrag mit dem König von Polen,
J Dogiel C. D. Pol. I. 62.
Leutfgau, April 4 konunt dahin, verweilt hier mit dem König von
Polen bis zum 9. April und feiert daſelbſt dab
- Dfterfeft. Bgl. oben S. 179.
. » 8 |fpreibt dem Gardinal Placentin über einen neuen
‚Huffitenzug und feine Gtreiträfte, Martene
thesaur. II. p. 1731. (Der Drt ift genannt
Letwotzowic.]
Bartfeld s 15 verpfaͤndet Brür und Auſſig en den Kurf. Friede
rich v. Sachſen. Hom Frider. Bell. 875.
Bipferburg | = 18 [verleiht den Zigeunern Duldung, Schug, Rechte
u. Freiheiten. Katona hist. Hung. XII. 414.
Behler Geſch. d. Ung. IV. p. 1004.
Gafhan s. 27 jerlaubt dem Grab. Gonrad von Mainz das am
Frankfurt verpfändete Ungeld wieder einzuldfen.
Lunig Spic. eccl. I. $ortf. p- 60.
. ss |gebietet dem Frankfurter Rath, daß er dem Crzb.
Gonrad von Mainz dad Wein -Ungelb wies
derum zu löfen geben folle, Frankfurt. St. Ars
Hi
. Mai 1 jertheilt dem Matth. Dompnig ein Privileg. Dok.
Geſch. v. Breblau II. 368,
gibt etlichen Mannen in Budiſſin eine Verſchrei-⸗
bung. Berz. Oberlauf. urkt. V. p. 11.
s 3 |gibt dem Kurf. Friedrich v. Sachen eine Ver⸗
föreibung. Hom 1. c. 876.
. «5 ermahnt den pogmeifter des d. Drdens dem Her»
309 Heinrich von Bayern den Sol zu bejahe
im. Boigt Geſch. Preuff. VI. 461.
Rad Palak Juni 8 ſertheilt dem Ritter Riclas Stibicz einen Pfand-
brief. Dok. Geſch. von Breslau J. c.
Autſohl Juli 17 |befiepte dem Lteichs » Erbmarſchall v. Pappenheim
das breichbpanier wider den Friedensftörer der ·
309 Beiebri) von Dftreih zu führen, Lanig
. P. Sp. Cont. IL Zortf. III. Abth. VI. 587.
Dfen = 28 |beiätigt dab Privileg für d. Kriegämannfihaft in
14 Wogefben und Jeinerar des 8, Siguumnd.
|Iahe 1423.
Buiflin, dep wenn fie auſer Sand gefühet
wird, fie Sold erhalten fol, Lunig Lc
Coat. I. Anh. p. 18.
fordert den dritten Pfennig von den Iuben im
Wei. Frantfurt. St. Archi.
fareibt an Frantfurt für Walter Schwarjenberg
einen Grebitiobrief. Ihid.
ſchreibt an die elfaffifchen Neichöftädte, und ver-
bietet ihnen ferner den Markgrafen Bernhard
von Baden zu befehden, Mainzer St. Archiv.
gibt dem Reinhard von Hanau ein Mandat we
gen des Reidhes Keicher · Gerichtes in der Wet⸗
terau. Lunig P. Sp. Cont. II. Fortſ. IL
Abth · VI. 527.
[gibt den Kumanen einen Sqchutbrief und verbie-
tet, die Kumaner Infaffen zu Körss und zu
Kecökemet vor andern Richtern als vor ihren
‚Hauptleuten zu belangen. Horväth Comment.
de initiis et majorib, Jazygum p. 129.
gibt dem Herzog Albrecht von Dftreid einen Les
henbrief über Mähren, Goldast de rega.
Boh. App. II. 275. -Lunig P. Sp. Cont. L
$. 1. 260. Dobner Mon. Boöm. IV. 414.
igibt dem Grafen Cmich von Leiningen die Er-
laubniß Bergwerke in feinem Lande anzulegen.
Lunig Sp. Sec. I. 292.
ladet den Kurfürften Friedrich von Brandenburg
on fein Hoflager wegen feines Gtreites mit
‚Herzog Zubwig von Bayern. Lang Ludw. d.
Bart. &, 119.
ſchreibt an Frantfurt einen Greditiv «Brief für
Konrad von Weinsberg. Frankf. St. Archiv.
belehut den Grafen Georg von Henneberg. Hen-
neberg. Archiv zu Meiningen.
gibt einen Eriaß über die R. Müngftätten zu
Frankfurt und Nördlingen. Albrecht Keichs-
münzfätten S. 48, Urt, IL
belehnt den Grafen Georg von Henneberg mit
Nömpird, Schultes Geſch. v. Henneberg 1.544
ſchreibt an den Erzb. v. Köln über den deutſchen
Drden. Soigt G. v. Preuff. VIL 463.
Wageften und
Jahr 1423.
Stuhlweißenburg | Nov. 3
2
Detbt. 10
27
Jtmerar des 8. Sigmund. 49
unterhandelt mit dem böhmifhen Adel dafelbft,
Bol. oben ©. 181.
beſtellt einen neuen Zandfrieden für Bayern und
Franken. Gemeiner Regensb. Chr, II. 447,
erlaubt, daß Frankfurter Bürger, wenn fie we⸗
gen auswärtiger Güter vor fremde Gerichte
geladen werden, Mandatarien ſchiden dürfen,
Luhig P. Sp. Cont. IV. &4. I. 611, Zranf-
fürt. Priv, u. Pact. 262.
" gibt einen Befcheid, daß in Kriegözeiten ein Bür-
ger der Stadt Frankfurt feine Unſchuld durch
den oberften Richter der Stadt beweifen könne.
Zrankfurt. Privileg. 263,
ſchreibt wegen des Keucher -Gerichts. Frankfurt.
St. Archiv,
ſchreibt an die St. Breslau wegen des Empfangs
"des Königs Crid von Dänemark, Dot, Geſch.
v. Breslau II. 369.
läßt hieher die deutſchen Reichbkleinodien bringen.
Bl, oben S. 181.
Jahr 1424.
ladet einige Bürger aus Köln vor feinen Rich»
terftußt, Lunig P. Sp. Cont. IV. 2%. 1.360.
ib } die von K. Karl IV den Brabans
ilte goldene Bulle beobachtet werde,
»d. Germ. dipl. II. 1302.
a xt. in der ſchleswigiſchen Streitſache.
B :ck et Suhm Script. rer. Dan. VII.
10 mem den Kurf, Friedrich von Bran⸗
or. Lang Ludwig d. Bärt, S. 120.
u Rätpe der Dberlaufiger Städte vor.
ver. urkt. V. p. 12.
gidt der St. Nürnberg einen Bricf über die Auf⸗
bewahrung der Reiqhskieinodien. Hist. No-
rimberg. dipl. Per. II. 559.
‚gibt dem Heinrich Kotwig ein Lehen. Serzeichn.
Dberl. urtt. 1. c. p- 13.
erlaubt der St. Freiburg im Br. die Juden aus
Adhbad 8. Cigmund. I, 9
49 Woyien und Janccat het S. Cigaak
Rovitarg
Mis linicze
rakau
Stuhlweißenburg
Dfen
Blindenburg
Jahr 14%.
Bin 1
ihert Eitaht zu vertreiben. Gheriber Uclh.
d. &t. Zexiburg I. 2. p. 358.
kommt dapin, um mit dem König Crich v. Di
nemart nah Krakau zu reifen. Bol. oben
©. 184. '
lübernagtet dafeıbit. Dlagoss hist. Pol. lib. XI.
p 47 .
verweilt dafelbft. Diugoss L c.
wohnt Kier den Krönungsfeierligkeiten der pol
niſchen Königin Sophia bei, und verweilt da
felbft 15 Tage. gl. oben S. 184.
ft Hier mit dem dänifhen König zuſammen.
Bl, oben S. 185.
reist nad) dem Dfterfeft in die Hanptflabt Un«
garns und empfängt ip feierlicher Audienz der
Kurfürften Botſchaft. Bol oben S. 185.
ſchreibt an feinen Hofrichter, daß des deutſchen
Drdens Unterthanen nicht vor das Hofgericht
geladen werben follen. Voigt Geſch. Preuſſ.
VI. 473. Index Corp. hist. dipl. Livon.,
Esthon. et Curoniae I. n. 1131. p. 248.
beftätigt die Privilegien des Kloſters Alpirsberg.
Besold Mon. Würt. p. 160.
unterhendelt über einen Waffenſtillſtand mit den
Zürten. Windeck c. 126.
verlangt von dem Frankfurter Rath, daß er den
Fries von Winterbach anfalte, daß derſelbe
den ald Reichslehen erfannten, aber verſchwie⸗
genen Knoblauchshof (Saalhof) an die neuen
Lehenöträger Michel Prieit und Gadpar Slick
herausgebe. Zrankfurter Stadtarchiv.
ſchreibt an die wetterauiſchen Städte über die
Botſchaft der Kurfürften an ihn über den böhr
miſchen Krieg und über den nächften Reichetag
zu Wien. Frankfurter Gt. Archiv.
gibt in. der ſchleswigiſchen Streitfahe einen Aus ⸗
ſoruch zu Gunften des Königs von Dänemark,
Lapgenbeck et Suhgp Seriptt. L c. VII.
263. Pontan. hist. Dan, p. 574 eqq.
‚gibt dem König Grid von Dänemark has Recht
Wegeften. ud. Itinerar dei 8: Stammid. - 5
Jahr 1424.
j " Melsbipteine zu erteilen umd kaiſerliche No-
ferien zu ernennen. Pontan. 1. c.
Dicaeabarg Juil 117 flellt hier eine Urk. aus. Schöttgen Irant. 376.
·— 21 gibt eimem Spruch im Streit zwiſchen dem Erzb.
v. Rasdchurs u. der Stadt Sal, a
ö Relig. XI. 483.
Den. Aug . 5 entſcheidet darch einen Mike den Streit
zwiſchen dem Grzbifhof v. Magdeburg u. der
Stadt Halle. Ludewig Rel. 1. c. 473.
Both = 2 lift hier mit dem griechiſchen Kaifer: zefammen.
5 Bl. obm:&. 195.
. « 15 |gibt einige Urff, für Arnold Egmond von Gele
. dem. Pomtan..hist. Geldric. p.422 gg. u,
p. 486.
. «17 |beftätipe die von K. Karl IV der Stadt Frank⸗
fürt ertfeitten Mesfreiheiten und Privilegien
des ſichern Geleits. Drth MR, U 59.
Zrankf. Priv. 264.
⸗ s 20 erklatt, dap. vie Befreiung der erh Magde ·
burg: u. Halle von auswärtigen Gerichten dem
Groftifte Magdeburg nicht ſchaden ſolle. Lu-
nig.P: Spı Cont. II. J. III. 362.
2 Weweizefii | =. .08:|f@meibt megen des nähften in Wien gu Halten
den · neigatags an die St. Frankfurt. Frank:
' | furter StAchio.
Duadenburg ſtellt eine uck. aus. Schöttgen Invent. L c.
* Weiſſenburg Sept. 9. ſchreibt an die Mannen und Stäaͤdte der Ober⸗
4 des zehnten Pfennige> Worbs
3 . Berz. Oberlauf. urkk. V. p. 14.
r Bot 18 u enmal den Kurfürſt. Friedrich von
— zum nädften k. Gerichtstag am,
nad Wien vor. Lang Ludwig
B 1m
fi Wien Deteder v oßern Theil ded Detobers und
Rovembers zu Wien zur Haltung eines Reicht ·
taas, der aber von den Färften wenig beſucht
n Rap, XI. S. 233.
Din Noo. 28 |ü 4 die et weiland Fran Mate
ettin zum Heirathgut ‚gegeben
r des. Berzags Gruft v. Oſtreich
fiorben find, dem Herzog Ar
9 *
DE
Rogefien und Yetamor des 8. Sigmumd.
Jabr 1424.
breqht v. Dftr. GEhmel Material, 3. öftr. Seſq.
. beit 1. S. 11.
Din Ro0. 29. begehrt von Herzog Wricterig von Iftreid dir
Ansjehlung der genannten Summe an den.d.
Abredt v. Dftr. GhmeiL c.
Ri? 50} Det. 17. ſqa⸗ſtt einen Zoll zu Gunften der Stadt Auge
burg ab. Stetten Beh. v. Augsburg I. 152.
Dahr 1425.
Bin Ian. 8 |siht der St. Rurnberg eine Beftätigung wegen
der Steihömdage, Hist. Norimb. dipl. P.IL.
567.
. = 41 jertenbt dem Rath der Stadt Frautſert Des Dorf
Dberrad an fi zu loſen. Bühard’s Ardio
IL 114
. ss |föreibt über den Sachſenhaͤnſer Zoll. Fraukfur⸗
ter St. Ardio.
. . |betätigt das Privlleg Caroli IV., daf der fath
zu Sronffurt die Gefälle mindern und mehren
und das Ungeld vom Stift Mainz Löfen möge,
Sronkferter St. Achte. Drih v. d. R. Mk
fen S. 645.
. ® 17 |befchl den Cianobaern des YDorfeb Dberrav der
Start Grankfart untertgan zu em. Trank:
fert. St. Aräio.
. ® = jerläßt einen Befehl an bie Befigerrvon Dberred.
Zrankf. St. Arqaio.
» 48 |befichit den Breslauer Bürgern den Börnpfennig
° au begaplen und entfäpeidet nod) andere Bürger
fogen. Dot, Gef. v. Breslau IL 372.
. ss |emenert der Stadt Bredlau mehrere Privilegien.
Ibid. 373.
. * 24 |freibt einen Grebitichrief für alter v. Schwar ·
J zenberg. Frankfurter St. Archiv.
# 26 jüberträgt dem Markgrafen Bernhard von Bader
» den Widbenn im Breisgau. Schoepflin Zar.
Bad. VI. p. 159.
. = 29 jertheilt der Stadt Gelnhauſen ein Privileg. La-
nig P. Sp. Cont. IV. Th. I. 805.
e “= tjut die geäätete Meihöftadt Weinsberg in die
Aweraqht. Pfiſter Gef. v. Schwaben II. 362.
Ben
Megefien und
Jahr 1428.
Ian. 9
Ri 22
Jeinerar des R. Sigmund. 3
beſhwert fiy darüber, Daß die Kurflefien nit
nach Wien gefommen. Wencker Appar. Ar-
hir. 318,
ſchreibt an die Mainger Bürger über die Rurfär«
ſten und den Huſitenkriez · Mindet.c. 128.
p- 1178,
[beroittigt den Laudſchaften Schwelduit und Jauer,
daß Peine weltliche Sache bei ihnen vor geiftlis
qhes Gericht gezogen werde, Lunig P. Sp.
Cont. I. Zortf. I. 3%.
|beftätigt die Gag und Drömungen des Bübin-
ger Waldes. Lunig Spic.-Secal. IL. 1608.
ſchreidt an Cberhard von Cppftein, das Geridt
Grunden betr. Lunig Sp. Sec. II. 1608.
erteilt der St. Geinpaufen ein Privileg. Lunig
P. Sp. Cont. IV. T. I. 805.
Ibefiehit, die Rheingauer wegen der unter R. Rup-
reqts Anfährung zerftörten Raubſchloͤſſer nie⸗
mals zu Kechenſchaft zu zichen. Vodmana
Rpeingan. Aiterth. 811.
verſohnt fig mit Hergog Friedrich von Oftrei.
Engel Geld. d. Ungr. Reichs II. 314.
lift ned) mit feiner Gemaflin Barbara in Wien,
welche wegen Biegelbrenner an den bortigen
Bürgermeifter fgreibt. Hormayr öfte. Arie
2. 1838. ©. 466.
verleiht dem Thomas und Peter die ſchon von
deren Mätern ianegehabte Hauptmannfäaft
Ujszdsz und Szarvas der Jaszoner. Hor-
väth Comm. de initiis ao Majoribus Ja-
aygam. p. 97.
gibt an den Herz. Friedtich von Dftreich dab
Breisgau zurüd und ſchreibt deßhalb an den
Markgrafen von Baden. Schreider Urkun»
dend. der St. Frelburg i. Br. U. 2. p. 370.
beſiehlt da St. Sqaffhauſen ſich wieder Dftreih
zu unterwerfen. Hugo Mediatiſtt. d. Reichs ·
ſtadte. &. 139.
beftätigt die Privilegien des Kloſters Steingaden
in der Augsburger Didcefe. Gewold ad Hund
Metrop. Salisb. III. 256.
Jaht 1425.
u 9
nfindficibug | « 22
’ Mei 21
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Die ui 2
. ı 4
. 10
Bitadenburg Pe}
Wagen Qui 25
Blegefken und Seiner eb N. Ciymnıb.
ccheitt dem Monrad von MBeinäberg dee qhlag·
ſa⸗ der Münzftätte zu Frankfurt. Xibreht
BR. Bimgfitten S. 51. Urt. III.
die Privilegien der Paſſauerkirche. Lunig
Bpic. eodl. IL. 809.
Näßt darch feine Gemahlin die Königin Barbara
an den Rath won Frankfurt wegen der Meicte
ſtener ſchreiben. Frankfurt. St. Archiv.
ſchreibt an der Herzog Ernſt von Münden über
den Straubinger Grbftreit, Heinrich deutſche
Weib · Geiä. IV. 367.
befiebtt den 6 Landſchaften und Städten der Tan
fig feinem Bogt Albrecht von Goldiz Die land⸗
vogteitihen Ginfünfte zu bejahlen. Verz. Ober⸗
lauf. Urkt. V. p. 15.
verbietet den Handel mit Erz in Ungarn. Ca-
talog. Numor. Hangar. Instit.. Szechen.
P. III. in ayll. p. 300.
Isibt dem Serzog Adolf von Jülich einen Lehen
brief ber Geldern und Zutohen. Lunig P.
6p. Cont. U. Zortf. IT. 3%.
[ertgeitt dem Kl. Steingaden ein Privileg. Mo-
aum. Boic. VI. 630.
fäpreibt en dem Rath vom Frankfurt, Frant.
farter St; Archiv.
jertheist der Stadt Halle das Privileg. de nom
evocande. Ludewig Relig. XI. p. 49.
fordert die Städte von Geldern und Zütphen auf
dem Herz. Adolf von Jülich zu gehorcen.
Pontan. hist. Geldr. IX. 425. Bousset C.
D.1.2. p. 350.
ladet die St. Frankfurt zum Reihbtog ned Wien
ein. Branff. St. Ardiv,
ladet die St. Regensburg zu diefem Reichſtag
ein. Gemeiner Regensb. Chr. IL 455.
Iverordget den Paul non der Leiter zum Hofmeis
fer des Sohns Herzogs Ludwig, des Pfalz:
grafen Ludwig. Ehmel's Mitth. aus d. R.
Megifir. B.
fließt mit Herzog Friedrich v. Sachſen und
Herr. Albtecht v. Dftreic ein Buͤndniß. Horn
Negeſten und Yelnsene bei K. Sigmunb. [72
Warzen
Zotes
Ofen
Im Felde zwi⸗
Then Droſſaw und
Pardubit
Dfen
Scalit
Jahr 1425.
ui 35
Aug 1
Det. 18
Frider. Bellic. 901. [Schöttgen Inveüt. Sax.
gibt 25. Juni an.]
und will daffelbe von den Laufiter Städten aner«
kannt wiſſen. Berg. Oberlauf, Urkk. V. p. 16.
belehnt Friedrich den Streitbaren mit Aur-Gade
fen. Dumont €. D. I. 2. p- 180. Müller
Neichötags - Theater p. 138.
Ibeftättgt dem Khırf. Friedrich alle zu Kur» Gade
fen- gehörigen Rechte und Freiheiten. Horn
1. c. n. 309. S. 907.
ſqreibt den Bayriügen Berzogen fid wiegen der
Gtraubinger Erbſchaft zu vergleichen. Lang
Ludwig d. Bärt. 120. Buchner Geld. ©.
Bayern VI. 250.
läßt wegen des Huffitenfriegeb durch ven Markgt.
v. Baden von den Juden im Reich den dritten
Pfennig erheben und erklaͤrt, daß die Juden
in Frankfurt niemand als dem Rath dafelbft
zu Dienft ſeyn füllen. Dlenſchlager N. Erlaͤut.
d. gold. Bulle, urk. n. 32. ©. 88.
fegt‘ den Stephan Wrbfern zum Landvogt von
Augeburg ein. Stetten Geſch. v. Augsb.
1. 152.
überträgt der St. Golmar das Schultheißenamt
auf ewige Zeiten, Schoepflin Alsat. dipl.
I. 300.
beſtätigt die Privilegien der Eifaffifhen Reichs-
ftädte, Chmel Regeſt. K. Zriedrid IH. Abth. II.
S. 314. n. 3117.
überträgt dem Grid. v. Mainz, einen Kurfüre
flentag ‘zu verfommein, um ben Streit über
die Kur Sachſen zu entſcheiden. Horn l. c.
n. 325. p. 9%.
gibt der Stadt Bitten ein Privileg wegen der
Bleiniedetlage. Verz. Oberlauf. Urt. 1. c.
p- 16.
ſchreibt an den Hochmeiſter des d. Drdens wegen
der Neumarkt, Lantizolle Bin. d. preuff. Gt.
1. 91. Boigt VOL. 477.
Igibt dem Mitter Ric. Stibicz einen neuen Pfand»
brief. Dot. Geſch. v. MWredlau II. 877.
0}
Wagen und
Jerr 1426-1
Du. 8
Seinerat des R. Sigmund.
ladet die Juͤrſten zur Crſcheiaung auf dem Reid
tag za MBicn den 10. Jebt. 1426 ein. Wen-
cker App. Arch. 319.
ſhteibt veppalb an die wetterauiſchen Gtätte,
drantfuct. @t. Arkiv. ©. Anh. Beilage II.
Ifägreibt in gleidyer Angelegenheit an die Stadt
Breunfäpweig. Hempel Invent. III. 93. [Des
3. 1426 iſt dafelbft unrigtig.]
. Zar 1426.
ibeätigt und beffert dem Johana Maslin von
Wotweil fein Wappen. Ghmel’s Mitth. aus
d MR. Regie, B. [Gehört vielleiht zum
3. 1477.)
legitimirt den Arno de Dudlingen. Gm
ibid.
den Zohenn von Bilſtein. Chmel
ibid.
beſtätigt und beſſert dem Conrad Stickel von
Gonftanz fein Wappen. Ehmel ibid.
|bevolmögtigt ven Johann Goler, Gunonices
von Liegnig, vier öffentl. Rotare zu ernennen.
Chmel ibid.
iverleigt dem Kunz Dffenmeifter von Rürnberg
eine Wieſe. Ghmel ibid. @
verleiht dem Joͤrg von Breidenbgd einen Hof und
ein Fifhwaffer. Ghmel ibid.
ivergibt dem Peter Möplinger und Grhard Die
tenheimer und dem Diener des erſtern einen
Zodſchlag. Ehmel. ibid.
‚gibt dem Kölner Domherrn Hermann einen Go
pkonatöbrief. Ghmel ibid.
lerläßt einige Mandate an die Unterthanen des
Salzburger Arzbifhofs in Ungarn, von Ge
malttätigfeiten gegen die Galgburger Kirche
obzuftehen. Chmel Geſch. K. Friedrich's IV.
| BL. 681. :
ertheilt dem Breslauer Math die Erlaudniß die
Bönigl. Renten von Herzog Konrad zu loͤſen
und fordert die Stabt Breslau auf, einige von
ihren Bürgern nad Rom zur Beimohnung bei
nmnw
Preßdurg
Regeſten und
Jaht 1426.
Fr. 23
Min 4
B » 10
Itinerar bet K. ‚Sigmund. 457
feiner Kroͤnung zu ſchicken. Dot, Geld. von
Breslau II. 378.
verkauft dem ſchlefiſchen Herzog Gonrad von DIE
die jaͤhrlichen Stadtftenern von Breslau, Voͤh⸗
me's dipl. Beitr. 3. ſchleſ. Recht. IV. 158. u.
Dok. Geſch. x. 1 c.
belehnt Joſt von Hoheneck. Lanig P. Sp. Cont.
IL. Abth. III. 182.
ſchreibt an die wetterauiſchen Reichsſtäͤdte wegen
des naͤchſten Reichstages zu Nürnberg auf
Walpurgis. Frankfurt. St. Archiv. S. Anh.
Beil, III.
bewilligt der. St. Frankfurt im Krieg das Reichs⸗
panier auf ihren Scählöffern ac. aufzuſtecken.
Frankf. Priv. u, Pacta 265.
belehnt die bayerifpen Herzoge Ernſt und Wil⸗
helm und den öftr. Herzog Albrecht zu ihrem
Rechte mit dem Straubinger Lande. Fiſcher
®. Särift, I. 402 Kurz K. Albrecht II.
3. S. 111. Sang Ludw. d. Bört. S. 130.
Großgoffinger Joſeph IT. Br. IV. p. 61.
|gibt dem Hochftift Steasburg ein Privileg. Lu-
nig Spic. eccl. I. 97.
beſtaͤtigt die Privilegien der Abtei Hersfeld. Caſ-
feler Hofarchiv. S. Rommel Geld. v. Hefr
fen H. Zert &. 277 u. Anm. S. 200.
gibt der St. Augsburg das Privileg fih den
Sand- und Stadtoogt felbft zu feten. Lunig
P. Sp. Cont. IV. Th. I. 99. Stetten ©. v.
Augẽb. I. 163. 5
verſchreibt feiner Schwägerin der Königin Sophia
u. 210.
beflehlt dem Rick. Stibicz, Hauptmenn von Rams-
lau, diefed Schloß zu löfen. Dot. Geſch. v.
Breslau, II. 377.
ertheilt mit Herzog Albrecht v. Dſtr. Mazovien
an Herzog Wenzel. Lunig P. Sp. Cont. II.
8. 1. 325. Dobner Mon. Boöm. IV. 415.
belehnt mit Herzog Albrecht v. Dftr. die Herzoge
». Liegnit. Lunig L c. p. 3%6.
v. Böhmen 25,000 Ducaten, Oefele Scr. B. _
Rürnberg?]
Biegefben une einerat des K. Sigmundb.
Ri 20
21
Juni 17
Jahr 1426.
meist der Konigin Sophia v. Böhmen jahr
6000 Ducaten Renten an. Oefele 1. c.
Iglbt dem Herzog Nbrecht v. Dſtt. den Thedi⸗
gangebrief in Betr. des Straubinger Landes.
Großsoffinger Iofepp M. Bd, IV. p. 5L
Kıyl.c S. 111. "
Ibeftätigt dem Markgrafen Joh. Barthol. von
Saretto-&avona Lehen und Privilegien. Lunig
C. Ital. D. 1. 2137.
ſchreibt an die wetterauifchen Städte wegen des
acht Tage nach Walpurg zu haltenden Reich
tags zu Nürnberg und über den Krieg gegen
die Huſſiten. Frankfurt. St. Archiv. S. And.
Beil. IV.
jertheilt dem Mathe der Stadt Gamenz eine Gon
ceffion. Werz. Bberlauf. urtt. V. p. 17.
[Ort oder Jahr iſt uarichtig z wahrſcheinlich
in Kormenburg zu leſenJ.
wallfahrt dahin zum Grabe des Keil. Ladisland,
©. Beilage V. im Andange.
gibt dem Abt von Heröfeld einen Schugbrief ge
gen feine Feinde. Goffeler dofarchiv. &, Rom
mel Gef. v. Heſſin IT. a. a. D.
ſchreibt an die wetterauiſchen Städte wegen veb
zu Nürnberg zu haltenden Reichstags und
über feine Krankfeit, die Sciatica des Rücket,
die ihn genöthigt die Reiſe aufzuſchieben.
Frankf. St. Archiv. S. Beil, V. im Anh.
beftätigt, erneuert und vermehrt die welttiden
Privilegien des Rigaer Erzbisthumes. Index
Corp. hist. d. Livon. Esthon. etc. I. p. 200.
iſt noch zu Totes. Vergl. Engel Geſch. d. Ungt.
Reichs II. 315.
‚trägt dem Erzb. Diedrich von Köln auf, dic
Sache zwiſchen Kaspar Torringer und dem
bayr. Herzog Heinrich , in welcher an den reis
ſtuhl zu Walde ein Urtheil ergangen war,
Kaspar aber an den R. König appellirt hatte,
zu vergleiden oder zu entſcheiden. Kintlinger
Münfter, Beitr, II. S. 573. n. 198.
[bringt de bayriſchen Erbfgafteftreit wegen Strau-
Siindenburg
V· geſten und
Jahr 1426.
Zei 2
Sept. Anf.
..
IN
Detbr. 6
Jeinerar des K. Sigmund. 450
bingens an die Kurfürften als des Reiches Man⸗
nen. Lang Ludwig d. Baͤrtige. S. 130.
beſtatigt die Privttegien des Heinrich Reuß von
Plauen, Schöttgen Invent. 380.
belehnt den Herzog von Mayland. Engel Geſch.
d. Ungr, Reichs II. 318.
jerteitt dem Kaspar Stil und feinen Bettern ein
Privileg. Chmel Regest. Frideric. II. Th. I.
2. 972,
ſchreibt den Kurfürften fi in der Straubinger
Erbſchaftsentſcheidung nit durch den bayr.
Herzog Ludwig irren zu laſſen. Lang Ludw.
d. Bart. ©. 132.
‚gibt zu Gunften der Bürger von Schweidnig und
Jauer eine Entſcheidung. Dok. Geſch. von
Breslau U. 378.
belehnt Heinrich Neuß von Plauen über die Burg-
graf. Meiffen und Hartenſtein. Lunig P. Sp.
Cont. II. %. IL. Abth. 6. ©. 212.
[gibt demfelben ein Diplom. Schöttgen Invent.
‚380.
ſchreibt wegen der Keucher Grafſchaſt. Frankf.
St. Archiv. Bgl. Archiv für Heſſ. Geſch. 1.254.
bekennt, daß er die Kur Sachſen dem Landgras
fen Friedrich v. Thüringen gegeben und erflärt
den Lehenbrief, den Erich von Lauenburg vors
zeigte, für felfh. Goldaſt R. Sag. IT, 192.
Horn 1. c. n. 324 ©. 920,
unterhandelt hier mit dem Despoten von Servien.
Bol. Engel Ungr. Reich II. 318.
bezeugt, daß Stephan, Depot von Servien ihm
die Huldigung geleiftet und verſpricht deſſen
Neffen Georg Wuk, den er unter die Zahl der
ungarifgen Barone aufgenommen, die Rach⸗
folge in Rascien. Hormayr Archiv I. 1828.
©. 465. J
ſchreibt an die Burgleute von Friedberg, daß fle
ausſagen ob die Lehen des Rudolf v. Sachſen⸗
haufen Erblehen wären. MS. aus d. Fran—⸗
kenſtein. Archio.
nirasht ven Juden Abrapam zu Leipzig zu feinem
460 Kegeſten und Itinerat des 8. Siyaumb,
|Iahr 1426. |
Kammerkneiht auf. Ghmel’s Mitth. ani den
R. Kegiſtrat. 8.
Detbr. 7 |fhreibt an die wetterauniſchen Stähte über Bene
Difan in Ungern |
Zu der Lippe |
Kor.
dig. Jrantf. St. Arch. S. Anh. Beil. VID.
12 !f&reibt am die bayr. Herzoge in der Straubinger
Saqe. Großfoffinger Zofeph II. BO. IV.
ı PM.
14 |meifet dem Grhard Fenken den goldenen Dpfer:
pfennig der Grfurter Juden an. Ghmell. c.
15 |beglaubigt den Viſchef Iohann d. Beiprim bei,
Herz. v. Mayland, Ghmell. c.
47 |gibt dem Minoriten Gerhard Gplinter einen Ge
planatsbrief. Ghmel L c.
ſtellt die erſten Witten für Buwin v. Gebenbere
gen an die Abtiſſinen von Fylk u. Kyader.
Ehmell. c.
19 \fhlägt dem H. Ludwig v. Mayern das Berlin
gen ab, ihn nad) Ausweis der goldenen Duke
allein mit dem Fürftenthum Straubingen zu
belehnen. Lang Ludwig der Bärt. ©. 133.
» |gibt dem Heinrich von Stein einen Dienfihrif.
Small. c.
23 |sibt dem Gonrad v. Stein, Peter Mader m
Niclas Bunzlam zur Beforgung der Reihsge
ſchaͤfte in Friesland ein Procuratoriam. Chmd
Lo
235 |egitimirt den. Hermann Lewen. Ghmel 1. c.
erlaubt dem Gerhard Herm zu Gebenbergen gol-
dene Mimzen zu prägen. Ghmell. c.
tegitimirt Heinrichs von Sebenbergen Söhne Mar⸗
tin, Xugard umd Heinrich. Chmel J. c.
? |legitimtrt den Buwin Gerhard’ d. Gebenbergen
Sohn. Ghmell cc
iverfepreibt dem Michel von Prieft, Propft zu Vo⸗
festaus, k. Protonotar, die halbe Judenſtenet
und ben goldenen Dpferpfennig im Goftniger
Bisthum. Ehmel 1. c.
10 beſiehlt dem Juden Haym von Landshut, drei
Qudenmeifter in Deutſchland zu feten. Ehmel
Lo
» deutet den Juden im Meiche an, daß er dem Gon-
-
Rogeften und JItinerar bes K. Sigmund. 461
Gronftadt imWBurz-
land
Jahr 1426.
Dec. Anf.
rad won Stein volle Gewalt gegeben babe,
wegen des dritten Pfennigd das Nöthige mit
ihnen zu verhandeln. Ghmel L c,
iſt daſelbſt. Engel Ungr. R, IL. S. 320. Bgl.
ober ©. 270.
gibt ein Privileg. für die Spekter in Siebenbür ⸗
gen an der Moldauer Grenze. Benkö Mil-
kovia II. 117. Zedler Geſch.d. Ung. IV. 1013.
verleiht dem Johann, des Grafen Hugo von
Heiligenberg Schweſterſohn, das Meht auf die
zerbrochene Zelle an der Schuſſe, dad Graf
Hugo gehabt. Chmel J. c.
verleiht dem Georg von Sedendarf, Georg Schenk
und Wigleis Shen? von Geyern Keicholehen.
Gpmell. c.
[gibt dem lebteren drei "Autoeifungen: auf die Iur
denfteuer in Nürnberg. Chmel 1. c.
beftätigt dem Laur. de-Scolaribus von Florenz
Zeftamente und eine Schenkung... Ehmel Lc.
gibt dem Rath zu Dortmund auf, den Procep in
Sachen des Atbert von Mollem mit der Stadt
Hilden zu reviditen. Thierſch Hptſt. aaa
Bengerihte, ©. 42.
Jahr 1427.
verweilt bafelbft im ganzen Monat Januar. Bel,
oben ©. 270. .
a Burggrafen v. Rürnberg einige ftedhte
ichslehen zu veräußern. Wölkern hist.
3 dip.-P. It. 568,
ben eine weitere Grlaubniß diefer Art,
mlc
ı den König von Polen ihm einen Ges
ſcicen zu wollen. Boigt Geſch. Preufl.
3.
nenne An Militär· Reglement für die Ungarn.
ch Sappl. I. p. 338.
-.20 16 Stadt Freiburg i. Br., dem äftreid.
riedrich wigder zu huldigen, Schrei»
ber Urfundenb. d. St. Freiburg IT.2. S. 374
«: igistt dehalb als feine. Sommifftre den atyer.
[> Wegen unb Jeineror des N: Ehyumuch.
Jahr 1427.
von Klingenberg und den Conrad von Bobmer
an die Prelsg. Städte. Schreiber 1. c. 8.375.
Merienburg im | pr 8 Ifäreibt an die Gtabt Zrankfurt wegen eines
Wurʒland Oteitetages. Frankfurt. St. Ardiös
9 chreibt an den Hohmeifter des demifl Drbens
und bevollmähtigt dabei den Protenoter Rab
u per Slick. Boigt 1. c. 502.
. » 14 ſchreibt an den Hohmcifter bes deutſch. Ordens
über Polen. Beigt 1. c. 493.
Rimpelung dringt in die Walachei ein. Bgl. oben S. 272.
t Mai 3 ſchiett eine otſchaft nach Preuffen über den Türe
kenkrieg. Boigt 1. c. 508.
Merinburg im « 77 gibt an Straßburg ein Mandat wegen ber Kö-
Wurgland nigspfründe am Stifte daſelbſt. Schilter ad
Königeh. 767.
Rupsed) Seai 2 |fhreibt on den Maik von Frankfurt für Barthel.
von Poſe einen Gretitiv «Brief, Frankfurter
j St. Arqiv.
ERünberg®] = 16 |föreibt dem Abt von Bebenhaufen, zwei Gpiefe
gegen die Huffiten zu ſchichen. Beseld. Mon.
Wurtemb. 258. [Statt Nürnberg ift wahr»
. ſcheinl. „Marienburg” zu; lefen.)
* Juli 2 |bgfiehtt den Hanſeſtädten, dan gegen Dänemark
angefangenen Krieg ſogleich einzuftellen. Pon-
tan. hist. Dan. lib. IX. 567, Bogner Geld.
“ der nordiſchen Reiche II. S. 811.
ro s 5 |belehnt den Herzog Ludwig von Bayern Über das
erledigte Herzogthum Niederbayern » Stran-
bingen zu feinem Rechte. Lang Ludwig ber
Birt. 6.136. [Der Drt „Gtraubingen‘ it
untichtig.)
Eronſtadt 7 ſſchreibt an die Stadt Frankfurt wegen des nor⸗
diſchen Krieges. Frankf. St. Archiv. S. Anh.
Beilage IX.
Im Feine bei Raviz = - 22 |verleipt der Stabt Luban die Erbgerichte. Lusa-
in der Waladei | . . ia super. dipl. cont. p. 6. Dberlauſ. Urkt.
v. p. 2%.
Anguft |briät aus der Wolachei auf und morſchirt nad)
B Servien. Bgl. oben S. 273.
Maigeer’odet Geie Eedt. 10 \gibt dem Erhacn Vent cine Muittung: über den
Regeſten und Itinerat des K. Sigmund, 43
Jahr 1427.
al Weiſenburg den Erfurter goldenen Dpferpfennig ber Tuben.
CEhmel's Mitth. aus d. R. Regiftr. B.
1 Sept. 17 beſtaͤtigt die Privilegg. der Abtiſſin von Gerne
F rode. Chmel ibid.
In Zee bei Alba) = 24 |befichlt dem Jacob von Gochem und andern den
Nandor. Grafen von Namür vor den Kaiſer zu citiren.
- Ghmel ibid. |
Griechiſch Weißen- = 26 |gibt dem Grafen Rudolf von, Sulz einen Raths-
burg und Dienftbricf. Chmel ibid. 5
Alba Randor = 29 gibt dem Heinri Kleinſchmidt einen Dienftbrief.
Ehmel ibid.
Griechiſch Weißen ⸗ ss |verleipt dem Heiarich von Mansperg 50 fl. jaͤhrl.
Burg Geldes. Chmel ibid.
. s > jerlaubt dem Grafen Rudolf von Sulz von Johann
Kirchen die jährl, Reichsſteuer von Reutlingen
abzulöfen. Ehmel ibid.
. ſchickt den beiden jungen Grafen von Würtem ⸗
berg die Belehnung mit ihren Ländern heim,
Sattler Geſch. d. Grafen v. Würtemb. II. 99.
» = If&reibt an die Straubinger Stände. Lang Ludw.
d. Bart. ©. 138.
J * . gibt dem Joh. Peter de Bozna einen Legitima-
tionebrief. Edmel J. c.
— * gibt dem Grafen Ludwig von Würtemberg die
! Reid « und höhmiſchen Zehen. Chmel i. c.
’ Griech· Weipenburg| = 30 |befreit die Grafen v. Würtemberg vom k. Hofe
gerichte zu Rotweil. Chmell. c.
{ Im Felde = 3 |befreit die Grfurter Juden auf 6 Jahre von allen
3 Steuern, Dienjtenc. Chmel 1. c.
; “ Dfen Det. 18 jerläßt ein Schreiben in der Straubinger Erb-
y ſaafteſache an den Kurf. v. Mainz. Lang
Ludwig d. Bärt. S. 188. [Bielleiht rihtie
. ger b. J. 1426.)
} . =» Ifreibt an Frankfurt Übg feine Streitigkeiten
mit Herzog Philipp von Burgund. Frankf.
St. Archiv.
Gelch. Weifendurg' = 31 |Ybeftätigt in 2 Urkk. der Stadt Nürnberg einige
Nov. 3 || Mehte. Hist. Norimberg dipl. P. IL. p.
‚ 568 qq.
. ® — (gibt der Stadt Schweinfurt dab Privileg, daß
um dieſelbe eine Meile weit Beine Feſte ge⸗
[77 deeg ⸗ien und Jein⸗erar des 8. Cigmunb.
Srieq. Weinendutg
Jahr 1427.
baut werde. Lunig P. Sp. C. N. T. n
408.
Nov. 5 jerlaubt der Stabt Schweinfurt fih wieder zu he
feftigen. Lunig 1. c. 409.
jerlaubt der Stadt Schweinfurt fi mit Zärfen
26. zu verbinden. Lunig 1. c.
jerlaubt der Stadt Schweinfurt ihren Amtman
ein» und abzufepen. Lumig 1. c. p. 410.
ſchreibt an die wetterauiſchen Stätte über feina
nahen Römerzug und den Papft. Frankfurt.
Stadtarchiv. S. And. Beil, X.
|beftätigt die Abtretung des Zeidelgerichts an die
St. Rürnberg. Hist. Norimberg. dipl P.I.
p- 588.
gibt dem Ritter Hartung v. Glur Zriedricsterf.
Berz. Dberlaufig. Urt. V. p. 21.
‚gibt demfelben Ritter Wurzendarf, Ibid,
gibt für die St. Norbpaufen eine Urk. Schött-
gen Invent. 382. [Der Drt „Prag“ ft
falſch.]
ihreibt an die St. Frankfurt die Meideftar
betr. Fraukfurt. Gt. Archiv.
i&reibt an den Rath von Dortmund über Gurt
von Freiberg. Thierſch Hptit. d. weftphäl.
Bemgerichts S. 39.
ſchreibt an die Herzoge von Dis über die Zoöle.
Dot. Gef. v. Breslau IL. S. 379,
ſchreibt an den Kardinal von Wincheſter über die
Huffiten. Royko Gonftanz. Kirch. Verſ. W.
543. nad) einem MS. in der Bibl. des Prog
Domcapitels. i
Jahr 1428. °
[verlängert dem Erzbiſchof Eberhard von Salzburg
die Friſt zum Empfang feiner Regalien. Chmel
aus d. R. Regiſtr. B.
verleiht dem Biſchof Ulrich "von Secau und fer
nen Nachfolgern den Blutbann. Ghmell. c
Ibeftätigt feinem Diener Heinrid Schlick und dem
Genrad Haller von Eger Lehenbriefe, Gpme
ibid, J
Besellen und Iunerar des K. Sigmund. 465
Jahr 1428. J
Poꝛeſn | Bebr. „1 verleiht dem Nicolaus Schlick zu Wunſiedel fer
nem Diener Reihölehen. Chmel ibid.
rich. Weiffenburg| = 2 Iwermiligt dem Haupt und Sigmund v. Bappen-
heim das Geleitsrecht ıc. - Chmel ibid.
Pozefin = 8 |verleipt dem Kunz Goldner Reichtlehen. Chmel
. Ibid,
. = 5 |verleißtd. Konrad Kaiſer zwei Huben. Ghmelibid,
. ss Ifäreibt einen Bricf an den Bifhofe.... [der
Name fehtt,] Ghmel ibid.
.ı. 10 beſſert dem Johann Fuchſenſteiner das Wappen.
Ehmel bia.
Pojeſin 28 aibt dem Urban Mathias von Montegrech einen
Notariatöbrief. Chmel ibid.
Kaſchau ſqreibt an die Stadt Erfurt. Schöttgen Invent.
|. 382.. (Iahe oder Drt fheint unridtig.]
. März .5 |gibt eine Urkunde in Bezug auf die Stadt Are
furt. Dhnumgaͤngl. Gegenbericht der Stadt
Erfurt opntra & Kurſ. v. Mainz, Beil,
m 46. j
Ayrnau ſcchreibt an die wetterauiſchen R. Städte über feir
(Tomawa) nen Mömerzug und einen zu haltenden Reichd«
Im Herr vor Tau] April
benburg
Suieß Galambot | Mat
oder Kaubenburg
. .
. .
. .
s .
. .
Ada K. Sigmund,
um
tag in Ulm, wie aud über den Anfhlag (Mar
tritel) gegen die Huffiten. Frankf. St. Archiv.
©. Anh. Beil, XI.
beſtellt Dietri von Wilfenwerg zum Freigrafen
auf dem Stuhl zu Balbert. Gendenberg }.
Heäft. Gericht betr. 53.
beftätigt der Stadt Nürnberg die Freiheit von
fremden Gerichten. Histor. dipl. Norimberg.
Per. II. p. 544 2q.
vernichtet alle derfelben &tadt zum Rachtheil
gegebenen Privilegien. Wid.
‚gibt derfelben Stadt einen Gnadendrief in Betr.
auf den Waldamtmann, die Beidler und Zür-
fir. Til,
erlaubt ihr, füberne Münzen zu ſchlagen. Wid.
[gibt feinen Gonfens zum Verkauf von 44 1b Heller
durch Eberhard von Heuffenftantm an den Franfs
furter Rath, Frankſ. St. Archiv.
beflehlt, daß der Frankfurter Rath die Brüden
Über die Nidda zu Stödelheim, Vilbel, Eſchers ⸗
30
466 Bogefien und Itinetar des K. Sigmund.
Bor Zaubenburg
Kewin
Jehr 1228.
ui 11
Ang. 3
beim, Memameb, darhein und Ride untere
Watte, Me nöthigenfalte abwerſe, fonft aber
Das MBeggeld davon erhebe. Yrankfut. Pri⸗
vileg. und Pact. 270.
ſareidt über das Keucher -Gericht. Wid. 266.
Lunig €. D. 6. I. 294.
Iföpreibt über den Werth der gofdenen Münze.
Frontfart, Privileg. 269. Drth Frankf. R.
Meffen S. 672.
erlaubt der St. Frankfurt füberne Münzen zu
fülagen. Ibid. p. 640.
beſtehlt, daß die Leute des Mornheimer Merges
(bei Zrankfart) fo oft ed nöthig fen, bei
Meiözügen dienen müßten. diaard Brunff.
Archiv II. 116.
‚reibt am bie Stedt Frankfurt wegen Bor:
ausbezaplung der Reichsſtenet. Frankf. Gt.
Arhie.
befiehit, dab die von Frankfurt Mat haben
ſollen, die Leute von dem Bornfeimer Berge
zum Reihözug nad; Rom aufzubieten. Frans
fürter St. Archiv.
gibt den vier Söhnen des verftorbenen Kurfürften
von Sadfen, Zriedrih’s des Gtreitbaren die
Belchnungsbriefe. Häberlin R. 9. V. 438
ſhreibt an Fraakfurt für den Grafen von Pa
penpeim einen Greditiobrief. Frankfurt, St.
Achin,
wird in ver Iehten Woche des Mal's bei Galem-
bog von den Tuͤrken geſchlagen. Vergl. oben
S. Ns fl
föürabt an den Hocmeifter. des d. Drdens wegen
des Friedens mit Pokn. Boigt Gejd. Preuff.
vor. 510.
erlaubt den Breblauern ihre Höfe in ihrem Weid«
bilde wegen der Gefahr vor den Huffiten zu
befefigen, Lunig P. Spec. Gont. IV. T. Il.
Fortf. 261. Dot Geſch. v. Breblau II. 380.
gibt der St. Kordhaufen ein Diplom, Schött-
Invent. 383. und die Histor. Nordhu-
sian. [Der Dit „Freiburg im Prisgeu‘ und
Regeſten und Jtinmar des K. Sigmund. 467
Temertwar
euch in Renfen
Jahr 1428.)
Auguſt 28
Sat. 11
den. 2
der Iahalt der Urkunde zeigen, dap fie feifch
it]
fordert den Hodmeifter des d. Drdens auf, die
Huffitenfteuer zu bezahlen. Voigt Geſch. Pr.
VI. 517,
verweilt hier. Vergl. Beilage XII. oben im Xn-
bang.
[erteilt der St. Frankfurt ein Privileg in Betr.
der Gerichtsbarkeit des Sqhultheißen daſelbſt.
Lunig P. Sp. Cont. IV. T. I. 616. Orig
MR, Meffen 600,
erwähnt in einem Gchreiben an den Hodmeifter
des d. Ordens, daß er eine Golonie Drbense
brüder an die Donau verfegen wollte. Soigt
hc. VII 534.
oerweilt in Belgrad und in der Umgegend. gl.
oben &. 277 und Gitgel Gef. d. Ungr. Meis
ches TI. 325.
jmeldet den bayr. Herzogen, daß er Sonntag
nad Lätare 1929 über die Straubinger Erb»
ſchaſt immerhalb des Sftreicifihen Landes rih«
ten wollte, Lang Ludwig d. Bärt. S. 140.
Buchner Geſch. v. Baiern VI. 254 hat une
richtig den Ort: Prefburg.
[fordert den Hechmeiſter des d, Drdens auf, zur
Bufammentunft mit dem Groffürften Witold
nach Euczt Abgefandte zu fhiden. Voigt 1. c.
vo. 512.
ſgibt dem Custos Andreas ein Procuratorium
mit Mareus Dandolo Gefandten von Benedig
su unterhaudela. CGhmel’s Mitth. aus d. R.
Meg. Bud.
erhebt den Erckinger von Geinsheim (Stamm
vater der Zürften v. Schwarzenberg). in den
Fteihertenftand und beftätigt ihm das Dber«
Jägermeifteramt im Bisthum Würzburg. Lwnig
P. Sp. Cont. I. soppl. alt. 39.
Jahr 1429,
nme Hier mit dem pohnifchen König zuſammen.
Bergl. oben S. 316. .
30 *
468
Begeften und. Stinesar des 8. Sigmund.
Jahr 1429.
wucgt in Meufen | Ian. 29 ſerlaubt dem Herzog Johann v. Sagan füberne
Münzen zu fhlogen. Merz. Oberlauf. Urft.
vp2.
* » erlaubt der Stadt Görlig jedes Jahr 2 Jahre
mörtte zu halten. Ibid.
® = |färeibt dem Hocmeifter d. d. Drdens, bie Hol
fleiner und Hanfeaten zum Frieden mit Daͤnt⸗
mar? zu mahnen. Boigt Geld. Pr. VII. 523.
= e. |gibt der Stadt Görlig ein Muͤnzprivileg. Ber.
Dberl. urt. 1. c. p. 25.
Sehr. 3 ſchreibt an den Hochmeiſter d. d. D. megen ei
nes neuen Unterfandiumgbtages, Boigt L. e.
va. 827.
» 18 |f&reibt über die Krönung des Großfürften Witold
von Litthauen am den Hodmeifter d. d. D.
Boigt L. c. 525.
«28 ifäreibt an denfelben. Ibid.
März 29 unterhandelt hier mit Procop dem Großen und
den huſſitiſthen Kbgefandten über einen Frie·
den. Bergl. oben ©. 338.
April 10 |fhreibt der Stadt Worms über einen Huffiten-
zug auf Set. Iohannestag, Chuer'ſche Hand-
färift v. Winde c. 255.
47 |fhreibt dem Hochmeiſter d. d. D., ihn um Dre
densbrüber erſuchend, um fie an die Donau
gegen die Türken anfiedeln zu laſſen. Zugleich
iſt aus dem Schreiben erfichtlich, daß er mit
feiner Gemahlin in die Mitbrüberfhaft des
Drdent aufgenommen ‚worden, . Boigt 1. c.
©. 577.
© 26 Igibt in einem Bürftengeriät den Nusfprud), def
das Straubinger Sand unter die vier bayri
ſchen Herzoge zu glelchen Theilen geteilt wer«
den ſolle. Senckenberg. Samml. rar. Schrift.
- | 1% p12. Lang Sb. d. Bart. S. 141 ſu.
⸗27 belehnt Gontad von Soeſt mit dem MWisth. Re
gendburg. Gemeiner Regensb. Chr. IH. S. 12.
! Mai 4 belehnt den Markgrafen Wilhelm von Baden.
Schoepflin Zar. Bad. VI. 177.-
«= färeibt an die Stadt Erfurt, Schöttgen In-
|. vont. 388.
Rezeften und Itinerar des K. Sigmund. 469
Jahr 1429. J
Mei 6 |beftätigt dem Kloſter Steingaden in der Augs-
burger Pißcefe ein Privileg. Mon. Boic. VI.
621.
= 47 |gibt den bayriſchen Herzogen Ernft und Wilhelm
einen Geleitöbricf, um die Erbſchaſt ihrer ver⸗
ftorbenen Schweſter Sophia, vermittweten
Königin von Böhmen abzuholen, Oefele
script. rer. Boic. II p. 212.
s 27 |defichit dem Reichs » Hofrichter, die Stadt Frank⸗
furt bei ihren Zreiheiten zu fhügen, Frank—
furter Privileg, "und Pact, 272. Lunig P.
Spec. Eont. IV. T. I. 616.
= .27 Jertpeilt der St. Frankfurt das Privileg goldene
Münzen zu fhlagen, Lunig 1. c. 618. Zranff.
Privil. 274
= = |Ibefiehlt dem Pfalsgrafen Ludwig, das Städten
zum heil. Kreuz dem Herzog Friedrich von
Oſtreich wieder abzutreten. Chmel Material.
3 oͤſterreich. Geſch. Heft I. ©. 15.
«29 Imeiöt die Anna Roushaupt, der er taufend Guls
den fhuldig, auf den Schlagiepat der Neid
[1 münzftätte in Zrankfart au. Albrecht R.
Münzftätten. Urt. V. S. 54. B
ui 4 |freibt am die Stadt Frankfurt. Ftankf. St.
Archiv.
= 8 |trägt dem Herzog Friedrich v. Dſtreich auf, die
" an ihn (den König) angeftorbenen 20,000 fl.
an Herzog Albrecht von Dftr. auszuzahlen.
CEhmel Mat. 1. e. S. 15.
Zul 3 empfiehit das Klofter S. Bincenz in ten Shup
der Stadt Breslau. Dot, Geſch. v. Breblau
u. 381.
7 Imiederholt den Befehl v. 8. Juni an den Herz.
Friedrich v. Dſtr. Ghmel 1. c.
21 vezeugt der Kitterſhaft 2c. im Lande Görlig,
Budiſſin ac. die außer Landes geleifteten Kriege»
dienfte, Lanig P; Sp. Cont. IL Anh. p- 18.
[Rage 1431 uncidtig.)
® 26 |begeugt, daß er dem Bifpof von Lübeck ein Stüd
vom Säleyer der heil. Jungfrau geſchenkt
Lansg Spic. eocl. IL. 431.
470
Vrbung
Dregefhen und Jelnerer des 8. Gigmunb.
Zeht 1429.
.»
a. 6
Ifürelbt dem Hodmeifter d. d. D. wegen der Dre
Densritser» Golonie in Ungarn. Boigt 1. c-
VIL 536.
Isfbt der Abtei zu Set. Lamdrecht einen Wefbäti-
gungtbrief. Chmel Mater. 1 c- ©, 15.
jertgeist der St. Halle ein Privileg in Betr. der
Grininel Geriätsberkeit, Lang P. Sp. Cont.
W. T. L p. 908.
nimmt das Kiofter S. Lambreät und den Markt
Mariazell in den Reihefäug. Ghmel Lo.
ſareibt en die Stadt Grfurt. Schöttgen In-
vent. 883. .
trägt feinem Bath dem Erdinger v. Geiniheim,
Feeiferen v. Cäwarzenberg auf, die Duden»
fieuer im Weihe zu erheben, Megelin R.
Landvogtei in Gämaben. P. II. p. 9.
s 19
ſchreibt der 8, Mitterfgaft im Gau Weftrih fich
gegen fremde Gewalt zu vereinigen. Lunig
P. Sp. Cont. II. Xbf. II. 84.
Ibefieptt den Ständen der Oberlaufig, ven Land⸗
feieden zu handhaben. Berz. Oberlauf. urkt.
vp 2%.
ſqreibt an d. PM | itold v. Litthauen und
beſeſtigt deſſen Zreundfgpaft mit dem deutſchen
Drden. Boigt Geſch. Pr. VIL 530.
jäberläßt die Neumark dem deutſchen Drden auf
ewige Zeiten. Gercken Cod. dipl. Brand. V.
p. 3%. Boigt VI. 532.
ſtellt die &t. Wetlar unter den Schut des Gras
fen Philipp von Raffen. Hiſtot. Racht. von
Betlar S. 131.
Ibeftätigt dem Drden zu Livland alle Privilegien
und Güter. Index Corp. hist. dipl. Livo-
niae etc. I. p. 275. n. 1271.
erlaubt dem Mainzer Stadtrath die Güter: zu bes
ſteuern. Mainzer Stadtarchiv.
[gibt dee Stadt Überlingen ein Privileg. Lunig
P. 8p. Cont. IV. T. IL 54.
föreibt dem Hochmeiſter d. d. D. über die Die
denscolonie in Ungarn, Boigt 1. c. 535.
Ibeftimmt, daß außer zu Nürnberg, Eronkfurt,
Ropaften und
aht 1499,
Aug. 22
Det, Auf.
IJrinerar des K. Sigmund. 41
Nördlingen und Dortmmd auch in Bafel Fair
fertige Reid» Münzen geflogen werben.
Albrecht R. Münzftätt. ©. 55.
ſchreibt über die Münzftätte zu Bafel dem Kin
meiſtet Peter Gacz. Albrecht L c. Urt. VII
S. 58.
erlaubt der St. MBredlau freien Handel mit Be
nedig. Dot, Gef. v. Breslau IL. 381.
beruft die Reicheſtände auf einen Tag (1. Rod.
1429) nach Wien, Wencker Appar. Archiv.
36. _
ſchreibt an den Großfürften Witold von Litthauen
über den nahen Bruch mit Polen, Boigt 1. c.
van 531.
ſchreibt an Dietrich Stauff, Rath der bayriſchen
Herzoge Crnſt und Wilhelm v. Münden, den
“ GSthart Mudenthaler vor dem heiml. Gericht
in Weftppalen nit in Schut zu nehmen,
denn niemand im Reiche fen von diefem Ges
riqhte befreiet. Thlerſch Vervemung 9. Hein
rigb ©. 11.
tiegt Hier an Giqt Frank darnieder. Schteiben
Walter Shwarzenbergs im Frankfurt. Gt.
Archiv.
leröfinet. hier den deutſchen Meidbtag. Bergl,
oben S. 309.
Ibefätigt dem Kiofter Rohr alle Privilegien,
Mon. Boic. XVI. 212,
ſartidt an die Städte Erfurt, Rordhaufen und
Müpigaufen zum Reichstag nah Nürnberg
Abgeordnete zu ſchicken. Lunig P. $p. Cont.
IV. T. I. Zortf. 462. [Das J. 1428 iſt
tars.]
ertheilt der Propftei Sqhuſſentiedt zwei Privile ·
gien. Limig Sp. eocl. IH. 578 sq.
gibt der St. Gelnhauſen ein Privileg., daß nie-
mand eine Burg innerhalb einer Meile von
der Stadt aufbauen dürfe. Lunig P. Sp.
Cont. IV. T. I. 806.
Ibeftätigt dem Grzbifhof v. Mainz alle Privile-
gien. Jonnnis Seript. rer. Mog- I. 743.
472
prefbug
Prehburg
Begeften und
Jahr 1429.
inerat des K. Sigmund.
Dec. 21 |eriäßt Ctreularfägreiben an dis Meihöftände anf
Zu 6
416
Mir, 17
Mi 1
Sonntag Deuli 1430 in tg sufammen
sutommen. Binde c. 169. p. 1219.
aimmt Fricdrich II. den Genftmäthigen nochmeu
iu einem Kurfürften von Sachſen auf. Mäl⸗
Uer’6 ®, Z. Theater P. V. p. 460 29.
ertheilt der Propftei Squſſcariedt cin Priviteg,
Lanig L «. 577.
verbietet in der Graſſchaft Werthein ohne ip
fen der Grafen daſelbſt eine Veſte zu bauen.
Wertheimer Archiv.
ſchreibt an die Geb. von Trier und Köln ıc
Schöttgen Iav. 383.
fareibt an den Hodmeifter d. d. D., dahin zn
wiren, daß der Friede zwiſchen Dänemart
und den Hanfeaten erhalten werde. Voigt Lc.
VI. 554. [Jahr 1430 iſt unrihtig.)
Jeht 1430.
Igebietet ven Bürgern der Stadt Gamenz zur
nad) Budiſſia bei den Ginfällen der Huffiten zu
flühten. Berz. Oberlauf. urkt. V. 26.
begehrt wiederholt, daß Herzog Friedrich von
Dftreich die ihm fhulnigen 20,000 fl. an her⸗
308 Albrecht von Oſtreich bezahlen oder feine
Gegenforderung geltend machen ſolle. Ghmel
Mater, L c. p. 16.
fpreibt an einige ſchwäͤbiſche Reichsſtäͤdte und
verbietet ihnen die Jaden zu verfolgen. We⸗
gelin R. Landvogtei in Schwaben. P. I. p. 112.
fepreibt dem F. Landvogt in Schwaben Jacob
Trudfe von Waldburg, die Bade in Betreff
der angeblichen Ermordung eines Knabens
durch Juden zu unterſuchen. Wegelin a. a. D,
P. IL. p. 97 fi,
fordert die Ritterſchaft und Städte der Neumark
auf, dem deutſchen Drden zu huldigen. Boigt
Sci. Pr. VI. 556.
erhebt feinen Schwager den Grafen Hermann von
Gilt, und deffen Sohn Friedrich wie aud) den
utrich von Gig in den Reipefärftenftand und
Regentburg
Itinerar und Regeſten des K. Sigmund, 473
x
Jahr 1430,
ihre Herrfehaft zu einem Yürftentgum. Chmel
Mater. 1. c. S. 16.
beſtätigt die Privilegien des Hochſtiſtes Liber.
Lunig 8pec. ec. IL. 432.
ſchreibt den reifpäppen, daß er in Sachen des
Herzogs Ludwig von Mayen nähftens zu
Gtraubingen entfpeiden werde, Thierſch Vers
vemung dep Herz. Heintich &. 92. "
belehnt den Grafen von Sulz mit dem Kleggau.
Herrgott Orig. Dom. Habspurg. III. 818.
ſchreibt an den Großfürften Witold v. Litthauen.
Boigt 1. c. VII. 545.
jteist von Wien dahin gegen Ende Xuguft und
verweilt dafelbft 14 Tage. Lang Ludwig der
Bärt, ©. 155.
[gibt dem Klofter Tegernfee ein Privileg. Mon.
Boic. VI, 277.
ertheilt der St. Augsburg ein Privileg den Pfla-
ftergoll betr. Lunig P. Sp. Cont. IV. T.1.
p- 100. ‚Stetten Gef. d. Xugsb. I. 156.
ſchreibt an Mainzer Patricier wegen einer Buße.
Windel c. 167. p. 1217. Gbner’fges MS.
v. Windeck c. 258.
tät durch den Markgr. v. Brandenburg und den
‚Herz. Heinrich von Landshut den Streit zwi⸗
ſchen Jacob Auer auf Prennberg und den
ſchwaͤbiſchen Städten ſchlichten. Gemeiner
Weg. Chr. II. 9.
hait daſelbſt einen Fürſtentag. Gemeiner Mes
gensb. Ehron, II. S. 9. Buquer Geſch. v.
Baiern VI. 267. 5
empfiehlt der Stadt Straßburg feinen Secre-
tär ....., dem er eine Pfründe dafelbft vers
Hiehen. Schilter ad Konigshov. p. 768.
belehnt die Grafen Wilhelm und Heinrih von
‚Henneberg mit den Regalien. Henneberg. Ar⸗
Gio zu Meiningen, u
belehnt den neuen Kurfürten von Sachſen.
Schöttgen Invent. 38%. Hist. dipl. Norim-
berg pᷣ u. s.
belehnt den Wilhelm v. Henneberg mit feiner
4%
Begeften und Itinerer des 8. Sigraund.
Jaht 1430.)
Greffäeft. Lenig Corp. jur. Send. Gem.
II. 159.
Sort. 23 |beiehat Yen Greft won Geffenberg. Guden. C
Dipl. Mog. II. 1275.
° 26 ſqreibt an die St. Breunfhmeig über Die Hufe
ten. Hempel Invent. III. 108.
77 \fäyreibt on die Gt. Frankfurt Über den zu Rürn-
berg auf S. Katharina zu haltenden Keicht ⸗
tag. Prankfurt. St. Achiv. ©. Anh Beil
XVI. oben. B
80 |labet die Meidsftant Hotgenburg a. ©. 2. auf
nachſten Martinstag vor, zu Nürnberg ſich zu
verantworten in Metreff ihres Streites mit
dem Grafen Johann von EBertfeim. Kür
berger Arqiv.
2 |nimmmt das Gotteshaus in Zegerufee in feiner
Saud. Mon. Boic. VI. 279.
teile für den Biſchof von Kegentburg eine Urs
Funde aud. Gemeiner Negensb. Ehronik IIL
S. 18. [Unriätig d. J. 1431.) "
3 |yebt Die at gegen die Gt. Degenäburg auf,
Gemeiner 1. c. S. 19.
4 |fäliätet die Händel zwiſchen den ſchwäͤbiſchen
Städten und Gomrad von KBeinäberg. Wege ⸗
lin IR. Landvogtei in Schmaber n. 81. p. 77.
Pfifter Gef. v. Schwaben II. 366,
9 |beichnt den Grafen v. Pappenheim als Landvogt
v. Xugsburg. Stetten Gefg.d. Augeb. I. 156.
12 [citirt die Gognaten des verftorbenen Rudolf vom
Sachſenhanſen, die Rcht zu haben meinen an
deſſen Zehen, die fon dem Protonotarius Per
ter Wacker verliehen worden. MS. aus dem
Frankenftein. Archio.
14 |gibt ver Stadt Wurzen einen Jahrmarkt. Sqhoͤtt⸗
gen Hift. d, St. Wurzen. S. 517.
20 |beftätigt den Mainzer Bürgern Rudolf zum
Humprecht, Peter zum Jungen und Gelthaus
von der Jungenabend den alten freien Adel.
Senckenberg Select. jur. I. 264.
24 |füreibt «m den Freigrafen Bernt Duder von Bo«
deiſawinch, daß ex ſelbſt die Behmfadhe des
Regefien und
Jaht 1430.
Detbr. 31
Dechr, 1
Itinerar des K. Sigmund. 473
bagrifgen Herzogs Heinrih mit den Wiffen-
den ſqhlichten wolle. Thierſch Bern. d. 9
Seinrich ©, 108 und deſſen Hptft. d. weſtoh.
Bene ©. 116.
Ideftätigt eine Lauſit. Ur. Worbs Invent, d.
Lasat. Inf. 243.
verſpricht den Hochmeiſter in Preußen zu beſuchen
und den Großfärften Witold von Litthauen zu
Hrönen. Boigt 1. c. VII 581. [Uncihtig ift
d. Jahr 1431.)
beftätigt die Privilegien der St. Heübronn, Ja-
ger Geld. v. Heilbronn I. 188. [Gpusie ift
in „Ulme’ zu verbeffern.]
ſchreibt an die Stadt Braunſchweig. Hempel
Invent. III. 108.
beftätigt die Privilegien der Abtei Mündroth,
Lanig Spic. eccl. II. 458.
[verleipt dem Abt von Kempten einen Gnaden-
brief, Haggenmäller Geld. der St. Kempten
1260.
Ibeftätigt ‘die Privilegien des Kloſters Woͤrdt.
Mon. Boic. XVI. 50.
genehmigt die v. d. Gr. Friedrich v. Zoggens
burg an den Ulr. und Gonr. Peyern gemachte
Berpfänbung des Üheinthales ı. Tſchudy
‚Heloet. Chr, IL. p. 197. Zellwegert Geſch.
v. Appenzell, I. 422. n. 265.
überträgt die Wahl eines Reichsvogtes an den
Rath der Stadt Sct. Gallen felbft, Hartmann
Geld. d. St. Sct. Gallen. S. 124.
mahnt den Zreigrafen Bernt Duder in Sachen
des H. Heinrich v. Bayern wiederholt und dro⸗
hend ab, Thierſch Hptſtuhl ac. S. 117. defe
fen Bervemung x. ©. 112.
haͤlt feinen Cinzug in dieſe Stadt und feiert das
ſelbſt Feſte: er reflituirt die durch die Zünfte
vertriebenen Geſchlechter von Gonftanz in ihre
Neöpte. Lender Geſch. dB bürgerl, Lebens der
St. Gonften.. &. 29.
jextgeiit ver St. Gouftanz des Ktecht ihren Vegt
476 BRegeften und Itinerat des K. Sigmund.
Jaht 1430
durch den jeweiligen Bürgermeifter feihft be:
lehnen zu laffen. Sender 1. c. S. 32.
1 Decbe, 9 |tritt mit Cugland in neue Untechanpfhugen.
Rymer. Act. Angl. IV. 4. p. 169
Jaht 1431.
(Die folgenden in den Monaten Januar und
Fdebruar fallenden Begeften find mitgetheik
vom Hrn, Archivar Chmel aus den katſerl. R.
Wegiftraturbäern: nur beim 8. Januar ift
ein auderweitiged Schreiben eingeſchaltet.]
Sonfenz Ian. 1 |giht der Stadt Roͤrdüngen eine Quittung über
200 fl.
. « » |gibt dem Francisco de Crinelis eiam Mänp
brief,
. # = Imelfet dem Rarſchal v. Pappenpeim auf drei
Jahre die Steuer von Weiſſenburg und Aalen
an \
. Bs |gibt den @tädten Gonftanz und Überlingen eine
Quittung.
. es |verleiht dem Ulrich Mu Vogtei, Bming- und
Blutbann zu Ainwil.
SG ſſchlägt dem Kaſpar Slick 200 Sad b. Groſchea
zu der Pflege Eger.
. ® 8 |verleigt dem Abt Heinrih von Prüm die Be
r gut. .
. =» |erläßt mehrere Schreiben an den Freigrafen Bernt
Duder und die Stuhlherrn, nicht weiter ger
gen den bayr. Herzog Heinrich zu ſchreiten.
Zdierſch Vervem. des H. Heiarich S. 117.
Zhierſch Hauptſtuhl ze. S. 117. [Das Jahr
1420 iſt falſch.]
«9 |gibt den Stoͤdten Gonftanz und Überlingen eine
Quittung,
. .. verleiht dem Johann von Rodenberg das Gericht
J zu Doermaßen.
ss |verleiht dem Petermann von Meggen das Kellers
amt 2c. im Dorfe Lite,
. 10 |anittirt die Stähte Gonftanz und Überlingen über
6250 fl
Begeften. und Itnorat des 8... Sigud. 47
Jahr 1431.
Ian. 10-
..
141
12
—
.1
214
..
18
..
». 16
verleiht dem Gontab und Hanns Gonseb Mod
v. Straßburg 10 Pfund Etrasburg. Pf.
gibt dem Johann von Mhorendorf ein Wappen.
weiſet dem Pfalzgrafen Wilhelm 3250 fl. an.
weifet dem Ladiblav Kanzler von Ghapi 800 fl
an
deßgleidgen: dem Gafpat Slick 200 fl
dem Grafen Joh. w Lupfen, Gf. Joh. v. Rel-⸗
lenburg, Joh. und Friſchhannſen Gebrüder.
Ivon Bodmann 9000 fl. — und dem Joh. Büde
fenmeifter 885 fl.
erlaubt der Stadt Dorpmund eine goldene Münze
zu ſchlagen.
mecht den Hein. v. Lyme zum Zreigrafen ber
Stühle in der Grafſchaft Dorpmund,
gibt dem Iohann Kalen v. Braunſchweig ein
Wappen.
weiſet „dem Erzb. Dietr. v. Köln auf 18 Jahre
die Steuern mehrerer Staͤdte an,
weiſet dem Sadislan von Ghapi 615 fl. an.
maqht den Heinke v. Falbert zum Freigrafen ber
Stůhle im Suberland. ö
gibt. nem veintich Chinger einen Xhfolutiond«
brief
befreit Grafen Heinx. zu Werdenberg und. fein
Haus von fremden Gerichten.
*|perleigt dem Grafen Dietr. zu Senne 2 Torneß.
Imadıt den Jod. Bulle zum Freigrafen der Stühle
der St. Münfter etc. ri
aidt dem Ur. und Hanns v. Hornftein und Heinr.
v. Reiſchach ein Gericht.
gibt dem Merk v. Gmpz einen Lehenbriet.
gibt dem Lutfried Turner von Gonftanz ein
Bappın. ’
[gibt dem Hugo de Splan alias de Villa francha
einen Dienftbriefe
tegitimirt den Henrich Sohn des Io, Merggreve
v. Limpurs ·
aibt dem Claus Roͤmer ein diepreſſal auf den von
Burgund...
478 opera und Atinere des K. Cigmumb,
Geas; Su 17 jertambt jehem Märgermeifter zu Bücdp dem int:
.
[7.797
Rottweil
a.
Zübingen
bann ya Grüningen zc. zu verleihen.
dem Albert, Boffo, Johann um Gerhart
Ataiat d. Kelqein eiacn Kappen und Adeln ·
brief.
jgibt eine Cutſcheldung in MWetreff des Gerichteh
der Mannen dei Abts von St. Gallen.
verleiht dem Düring v. Arburg der Bintbann in
feinen derrſchaften. B
jeriaubt . dem Landcomthor d. D, in Eiſaß Mar⸗
quard v. Rünigsek einen Weyer zu bauen.
itigt und erneuert demfelben die eingegengnen
Gerichte za Hohenberg und Dpfenbach.
verleiht dem Jacob Truchſeß v. Walburg des
unnugbare Weyerſtall auf der Leutkircher Heide,
die Wäre genannt,
gibt Dem Abt Friedrich v. Kempten u, ſ. Gotu-
haufe ein Gericht zu Probftried,
joerieiht Dem deutſchen Haufe Meigenau ein Halte
gericht zu Almendborf zc.
[gibt dem Genzod Laufner von Kempten ein
Wappen.
verſchaft der Dorothea Malloterine Witwe des
Conrad Frey 253 fl.
verleiht dem Konrad Kreß, einem Nürnberger
Bürger, Höfe und Güter, [Der Drt it offen
bar ſalſch.]
verzeiht dem Heinrich Kelber von Motweil einen
Todtſchlag.
macht den Gaſpar v. Klingenberg zum Pfleger
und Bogt des Zrauenflofters zu Münfterling.
ſchlägt demfelben wegen feiner Dienfte 1500 fl. ch.
30 feinem Pfande, S
erlaubt demſelben die Halbe Bogtei auf und uns
ter der CE gmannt Egelzhofen 2c, von Ulxich
und Gonrad Payrer an fid zu loͤſen.
jädhtet den Abredt von Eglofſtein umd feine
Soͤhne wegen Straßenrand. .
Toeeleiht der Henriette von Mürwelgarten Gräfe
zu Mirtenberg die Grafigaft Münpelgarten.
Wogfien und Jeinerar des 8, Sigmmb. 49
Jahr 1431.
Säbingen « | Ian. 29 glbt dem Nacob, Heinrih und Jodok Eupen
ein Wappen.
t erlaubt dem Döring v. Arburg das Sqhloß Schen-
kenberg zc. von der Margreth Geslerin, und
ihrem Sohne Wilhelm v. Zriedingen ald Pfand
an fid) zu kaufen,
ehr. 1 |verleigt dem Albrecht Rutter von Gmund 4 Tag ·
wer? Wiefen zu Gmünd.
1 [gibt vem Andreas Beygau ein Wappen.
® 2 |verleiht dem Gaſpar Std und feinen Brüdern
den Bo zu Hfenheim.
7 gibt. dem Gregor Spilner ein Wappen.
s 44 jerfärt, daß ein Jeder, der Anfprad) an die Ju⸗
den zu Mainz, Worms, Speyer und Zrants
furt hätte, Recht von ihnen nehmen und ges
ben fol, vor den Gerichten derfelben Städte,
® 16 |verleiht dem Friedrich Holzſchuher 2 Güter zu
Egenftorf.
ss |fegitimirt den Theodorich de Cyneis Sohn Gott«
frieds de Cyneis.
“= « mat den Ghriſtian v. Waldorf Ganonicus und
Gapellan,der Koͤlner Collegialkirche zu feinem
und des Meihs Procurator und Fiscal in der
Provinz Köln,
« 47 gibt der Stadt Köln die Freyheit, Achter freien
Aufenthalt zu geben.
* » '\erhärt, daß die Bürger v. Köln deßwegen in
andern Ländern nit befümmert und gehindert
merben ſollen.
18 Igibt dem Stadtrath und den Bürgern zu Mainz
b in Schuldſachen ein Moratorium auf 2 Jahre.
= 19 |verleipt dem Hanns Bod 4 Zuder Weingelds zu
— NRoßheim.
©» |verleigt dem Valtaſar von der Weitenmülen eis
nen Ader Reben vor dem Thor zu Kaiſers⸗
perg und 2 Acker Neben an dem hohen Rain ac.
"21 bevollmachtigt den Pfalzgrafen Steffan bei Mhein
anſtatt feiner das Dorf Birdenheim in Elſaß
von Ludwig v. Miteröheim einzulöfen.
.. aut dm Zed · dv» Grgeröheim und Thomas Gries ·
Bogen und
Jeht 1431.
Itlnerat des 8. Sigaund.
mann die Aawartſchaft auf einen Zehend zu
Bruck nad tem Ableben Hainzens Baurn
mälner,
gibt dem Gafpar Wetter in Schuldenſachen ein
Moratorium auf 2 Jahre,
verleiht dem Konrad Kres Bürger zu Nürnberg
innbenannte Höfe und Geldengüter. [In den
RR. Regiftsat. fteht irrthümlih 23. Ian. oder
der, Dr der Yuöftellung ift falfd.]
erfiärt die dem Abte und Gomvent zu St. Bla»
fien im Schwarzwalde von Bögten, Städten
und Geriäten an ihren Leuten 2c. geſchehenen
Gingriffe für nichtig und gebietet den innbes
naanten Zürften 2c., daß fie demfelben Klo⸗
ſter wieber zu dem Geinigen verhelfen.
beftätigt und vermehrt die Privilegien der St.
Sulzbad,
gibt dem Hanns Truchſeß von Vychishauſen und
Hans Spat ein Gericht in ihrem Dorfe zu
Grenheim.
erklaͤrt, daß Seibold Pfinziag dad von ihm für
geliehene 1000 fl. verfegte Silbergeſchirt falls
&x © 8 Tage nad) Oftern nicht Idfen würde,
anderwaͤrts verwenden dürfe,
verleiht dem Eabrecht v. Zurigheim 74 Fuder
Weingelds im Dorfe Balborn ald verſchwie-
gened Reichslehen.
verleiht dem Heinz Schmid das Behentlein zu
Artelahofen.
verleiht dem Grafen Hanns von Wertheim den
Boll zu Hofftetten.
verfegt dem Gerhard Gtiber für. ſchuldige
1000 fl. ch. 22 vergofete filberne Köpfe 6
ahnliche Pfanbbriefe für Heinr. Brand, Herr
man Praun, Gonrad Sigwein, und Friedrich
Weihtot, Ciifaberh Högerin, Eberhard Ha
ter, Hauns von Locham, Burkart Loͤffelhoh
den Steiner und Hanns Fiſcher. .
beftätigt dem Georg Haller ein uUrtheil begreifen
feine Schweſter Glare,
\
j
|
Begeften und
Jahr 1431.)
Kämberg | Gebr. 27
’ or.
B Min 7
» . 1
. .4
T
. 14
Jemerar des 8. Signund. “1
gibt feinen Willen zu einem Vertrage Gafpar
Slick und Wenzels v. Weideneck mit Friedr.
Grafen zu Morſe die Herrſchaft Liechtenberg
betreffend.
aidt dem Seupolb v. Lichtenberg einen Woden-
merkt im Markte Pfren.
ertheit der Stadt Gplingen ein Privileg Ger
rühtöbarkeit betr, Lunig P. 8. Eont. IV.
T. 1.505.
ertheilt der Stadt Sämeinfurt ein Privileg Grie
minatjuftiz beir. Lunig P. Sp. Cont. IV.
T. U. 413.
(errichtet einen Landfrieden. Gemeiner Stegensb.
Gr, I. 14,
ertheilt eine goldene Bulle von den Pfahlbüre
gern und verfügt, daß ohne des Keichs Bor«
wiffen und Billen Feine Bündniſſe follen ges
mat werden. Goldaſt R. Sat. II. 105.
verſpricht der Gräfin von Mömpelgard für das
Kiofter Rönigsbronn feinen Gäu. Besold
Mon, Würtemb. p. 405..
Ibeftätigt die Privilegien der Stadt Schweinfurt.
Lunig P. Sp. Cont. IV. T.I.411. (2 urtt.)
ertheilt den Nürnberger dteichtabſchied die Pfahl⸗
bürger betr. Lunig P. Sp. Cont. I. 56.
26 |gibt ein Diplom dem Xuguftiner - Klofter in Rie»
der = Ingelfeim. Würdtwein Mon. Palat. II.
223.
[gibt dem Giafen Hermann von Gillh dab Pri“
vlleg auf feinen Gütern Bergmerke anzulegen.
Chmel Material. I. 1. ©. 17.
erkenat daß 9. Heinrich v. Sandöput dem Hs Lud ⸗
wig v. Ingolftadt Genugthuung geben mäffe.
Lang Ludw. d. Baͤrt. ©. 155,
ertheilt einen Schirmbrief für die Stadt Wörth,
. .7
. .38
. April 3
. .4
{
Alta 8. Sigmund. m
Lunig P. Sp. Cont. IV. T. 1. 416.
erlagt ein Mandat gegen die Gebrüder Zumber«
ger, die Geguer und Befädiger des Srzftit-
teB Galburg. Chmel Gef. 8. Zrievriß’6 IV.
BL @. 526.
3
Yanıl de Wradteo und Marflias von Garraria,
benfeh6 Begner des Galgburger Cribiſchofs.
had 1. c. ©. 528.
ertheitt der Eeedt Bitten ein Privücg. Wid.
färbt dem Hodmeifter des d. D. wegen Frie-
Dentortmeittiung zwiſchen Holfkein und den Han-
featen mit Dänamrt. Boigt Geſch. Pr. VII.
pr .
Igibt dem Biſchef v. Hegensburg ein Diplom.
Gemeiner Rt. Spr. III. 18.
ertheut einen Soruqhbrief für den Biſchof v. Re-
p. B. Dot. Geſch. v. Breslau II. 395:
Ifüpreibt am die Grafen von Holftein wegen des
Friedens mit Dänemark, Voigt 1. c. 584.
ſchreibt an die Stadt Frankfurt. Frankf. Gt.
Arhio.
jestheitt dem Midjof von &egensburg ein Zeugniß
über die Herrſchaft Heilsberg. Gemeiner Steg.
hr. IE. ©. 17.
Ein Urteil des koͤnigl. Hofgerichts gegen
Wegenäburgifdie Kaufleute, Gemeine 1. c.
1 & 1%
18 ertheut der Stadt Gamenz einen Boll. Berz.
Dberfauf, urtt. V. p 29.
20 Äfordert fehnen Bafallen den Herzog Amadeus von
Sevoien zum Beiftend gegen die Benetianer
auf. Lang C. D. Ital. II. 2205. Ronsset
-& D. Soppl. L 2. p. 357.
ihnt den Hochmeiſter d. d. D. zum Bünbniß
‚mit dem neuen Großfürſten Switrigal von
enthauen. Boigt lc. 566.
2
Raa⸗ ſten unb Zainmar.drs 8. Sigmmat. 88
Jahr 1481.
xaraberg April 2601ſqtreibt wegen ded Gerichts der Keucher Graf«
Theft. Frankfurt. St. Archiv. Bgl. Archiv
2 ph Geſqh. I. 256.
. Mai 2 beſiehlt dem Math zu Frankfurt die Mänge da-
. ſelbſt an Gonrad von Weinsberg abzugeben,
Abreht R. Münztätten Urt. 10. S. 66.
. * 3 übergibt die Münze zu Frankfurt und Nörblin-
‚gen dem Gonrad von Weinsberg als Münze
meifter. Albrecht 1. c. Urk. 8. S. 59.
. * «übergibt in gleicher Weiſe die Münze zu Bafel
eben demfelben. Ibid. Url. 9. ©. 62.
. » 12 |beraumt den’ Herren dv. Ingelheim und Wenzel
©. Sleen eine Tagefohrt an, ihre Anſprüche
auf die Mihölchen, welche Rudolf v. Sad
Wupanfen gehabt, gegen Peter Wacker zu ber
welfen MB. aus dem Frankenſtein. Archio.
Ya: . Iteist dahin gegen die Mitte des Mai und unter
handelt daſelbſt vierzehn Tage mit den boͤhmi⸗
fie Abseordaeten Über den Frieden. Bergl.
oben S. 370.
Bamberg Zuni 2 |färeibt on den Markgrafen von Montferrat über
den Krieg mit Benedig. Lunig Cod. Ital.
dipl. II. 2327.
. «8 jüberträgt die Advocatie über das Kloſter Gaftell
x} dem Pfelggrafen Subinig. Mon. Boic. XXIV.
p- 608.
Rümberg «46 |beflätigt die Privilegien der Stadt Magbeburg.
Losig P. Sp. Cont. IV. T.II. Fort. 656.
. "2 |beftitigt die Privilegien des Kloſters Bebenhaus
fen und gibt ihn neue. Besold Mon. Wür-
temb. 261. ,
. = 2% |eflärt den Kurfürften v. Brandenburg zum Obere
feldherrn im neuen Huffitenzug. Gundling 2er
. ben Ghurf, Friedr. I. v. Brandenb. &. 343.
” ſerkurt Wie Juden in BRegensburg und andern
@eävten, die fi weigern für den Huffitenfrieg
auferorbentlihe Steuern zu bezahlen, in die
Neihbeiht. Gemeiner Regensb, Cht.N. S. 24.
1 De an Nie Gemeinde des Kenher Gerichts.
| Aca. fe Gel. Geiq. I. 256. .
ürnderg Zuli 2 |bwollmädtigt die Geſandten, welche er an den
31*
Begeflen und Jauerar des 8, Gignmund.
Jaht 1481.
Nürnberg Sui 2
. .17
. 22
⸗ —
Aug. 19
. 21
24
.%
. 2:8
Yeryog Philipp Marie von Magier ſqiet,
um mit biefem ein Bunduiß zu ſchließen. Pray
Anal. Hung. II. 302.
gibt dem Gontad Diſchof von Dreslan eine Schuld ⸗
verfgreibung. Dot. Geld. v. Breslau II. 395.
jerflärt Arnold von Egmond in die Acht, weil er
fid) der Länder Geldern und Zütphen anmafte,
Lunig Cod. Germ. dipl. II. 179.
ſchreibt wegen der Kencher - Grafſchaft. Frauk-
furt. St. Archiv. Mol. Archiv f. Heſſ. Geld.
Lo
ſhreibt der Stadt Aachen, dem Arnold von Eg⸗
wond keinen Vorſchub zu leiſten. Lumig Cod,
Germ. dipl. II. 1802.
gibt einsn Svruqh für den Herzog Adolf von Berg
gegen Yrmoid von Ggmond, Pontan. hist.
Geldr. ib. IX. p. 453.
[verfpriägt dem Munde des deutſchen Ordens mit
Atthauen beizutreten. Soigt Geld. Preuſ
Vo. 575
verleiht dem Vice ⸗ Kanzler Kafpar Slick die Burg
und Stadt Vaſſano. CEhmel Regeft. K. Zrieds
rich IV.) I. a. 99.
belehut Wigleß von Wolfftein, Lunig Sp. Sec.
u. 1561.
gibt dem Hoäftift Srenfingen ein Privileg. Mei-
chelbock hist. Frising. T. II. P. II. p. 237.
N&reibt an die Stabt Frankfurt den Huſſitenkrieg
betr, Frankf. St. Archiv.
ſchteibt an diefelbe Stadt in Betr. eines zu hal⸗
tenden Reihätags auf Sct, Gallus. Franff.
St. Archiv.
ſchreidt en die Stadt Grfurt, Hülfe gegen die
Huffiten zu fiten. Lunig P. Sp. Cont. IV.
DT. IL vortſ. 463.
ſqhreibt am die Böhmen, Abgeordnete zu dem Gon-
cllium nad) Baſel zu ſchicken. Theobald Huff.
Kries. 6.395.
Aföpreibt am den Herzog Ludwig von Jagolſtadt
wegen der Suffiten. Bol. MBindet c- 180.
eyeftın und
j Jahr 1881.
Saquibiſq Wirth | Eat. 2
Augsburg 24
..7
. .8
Lindau = 90
deldkirch Sept. 28
20
. Detober 1
. .2
. 4
. :9
. .n
Itinerat des 8. Sigmund. 485
ertheilt der Stadt Meiffenburg im Nordgau die
Griminaljuftiz. Lunig P. Sp. Cont.IV. T. I.
618.
tommt dahin, Stetten Geſch. v. Augsb. I. 157.
ertheilt der Stadt Wörth ein Privileg, Lunig
P. Sp. Cont. IV. T. 1.417.
ertheilt der Stadt Augsburg 2 Privilegien. Lu-
nigl. cp. 101 fl,
(gibt dem Hans Schmid in Görlig ein Wappen
u. Kleinod, Berz. Oberlauf. Urt, V. p-29.
[gibt der Stabt Augsburg einen Pfandbrief. Stet ·
ten Geſch. v. Augsb. I. 157.
[gibt der Stadt Sentlirch ein Zollprivileg Lunig
P. Sp. Cont. IV. I. 289,
[gibt derfelben Stadt ein Priv. die Griminaljuftiz
betr. Ibid.
befreit die &t. Nürnberg vom Landgericht, Hist.
Norimberg. dipl. Per. II. 591.
Igibt eine Berorbnung wegen dieſes Landgerichtes.
Tbid. p. 692,
verſchreibt dem Grafen von Pappenheim die halbe
Judenſteuer in Augsburg. Stetten Gef. v.
Xugeb. I. 158.
[gibt der Stadt Görlig 2 neue Privilegien. Verz.
Oberlauf. urkt. V. p. fl.
ertheilt dem Kloſtet Dobrilug ein Privileg. Lu-
dewig Relig. MSS. I. 462.
befiehit, der Abtei Mündproth die entzogenen
Güter zurädzugeben, Lunig Sp. eocl. II.
460.
verbietet, die Leute des Stiftes Kempten zu
Pfahlbürgern anzunehmen und fie zu firmen.
Haggenmüler Geſch. der Stadt u. gefärfteten
Graffch. Kempten I. 261.
(gibt einen Ausfpruc für die Stadt · Magdeburg.
Hempel Invent. I. 112.
überträgt die Griminaljuftig im Klettgan an Heins
rich Sqhnezer. Herrgott O. D. H. IIL 819.
22 |nimmt das Kloſter Ginficdlen in des Meihb un-
mittelbaren Säug. Zfäuby Helvet. Cht. II.
18.
486 Begeflen und Itinerer des 8. Ciemuud,
[Iaht 1431.
. Deie. 28 jestpeilt der Etart Maid cinige Wrieliegien
Eng 1. c. p. 200. Dis Gefh. der St
Baſel. IIL. 249.
. hfiegt die Streitigkeiten wien dem Grafen von
. i Wervenherg ud dem Biſqhof von Chur bei.
| un 1. c.
\ DER über Die Alven zus Krönung nad Maylan
(25 Rov.), wo er bis Weihnachten vermeilt,
| un fobenn feinen Weg zur Roiferkrömung nad
om entritt.
Auzeigen.
Bericht über den Stand und Gang
der
Sefätöte der Europäiſchen Staaten.
Sagen
von
Dessen uud u kert.
Die erſchienenen 16 Sicherungen diefes Werlet enthalten:
Geſchihte der Teutfihen bis zur Auflöſung des Meihb, von Pfifter.
5 Theile,
» der Italteniſchen Staaten, von Leo, 5 Theile.
» von Sachſen, von Böttiger. 2 Thelle.
+ ber Niederlande, von van Rampen. 2 Theile
» de Preußifgen Stantb, von Stengel, Iru. Ih.
» von Spanien, von Lembte. fr Theil.
» von Mußland, vom Strahl. ir, Zr Shell.
“ vom Saneren, von Geijer. Ar, 2r, r Theil.
s von England, von Sappenberg. 4r n. 2r Theil.
des Defterreihifhen Kaiſerſtaats, von Graf Matlaty. irm
2 Theu.
von Portugall, von Shäfer. Art. Zr Tell.
von Dännemart, von Dahlmann. Ir Theil.
von Frankreich, von C. A. Schmidt, It u. 2r Shell.
wärend der Mevolutionsgeit, von Wach sm ut h.
Ir Theil.
— des Dömanifhen Reis in Curopa, von 3inkeiſen. Ar Theil.
von Polen, von Nöpetl. Ar Thl. LITte Liefer. Ifte Abtheil.)
Unter der Preffe befinden fih:
beb Preußiſchen Staats, Zr Thell.
Dannemarks, 2r Theil,
s 5 deb Dömanifden Meike, Dr Theil.
Im Jahre 1841 werden noch mehrere Fortfegungen geliefert werden. Herr
Prof. Shäfer in Gleßen fegt die Geigiäte Spaniens fortz Herr Prof.
Bülau in Leipzig Liefert die Geſchihte Deutſchlands von Auflfung bes
Meicps bis jedt; die Geſchichte Muflands hat zwar ihren Bearbeiter durch den
.
.
Xob vertoren, eb iR aber Hoffnung if; für bie Wortfegung vollfonmen zu erfer
gen. Gomit hat die Geſchichte jedes" Staates anerfannt tühtige Berfaffer gefun-
den — nur nit die Schweiz: der Gtand der Parteien in diefem Lande wird ers
kennen laflen, meshalb es der Bedaction bisher nicht gelingen Tonnte, was fie
ſuchte, zu finden. “ “
Cinige Jahre find verfloffen, in pelchen die Bortfegungen fparfamer erſchie⸗
men, ald gewünfdt wurde. Riemanden konnte dies meher thun umd mehr beun«
ruhigen ald den Werlegers dufere Hinderniffe traten bei den erfaffern ein, old
Kranheften, Geſchäſtsreiſen oder amtliche Arbeiten ıc., wie z. 8. Graf Mais
lat in der Ungarifihen, Profeſſor Geijer in der Sqhwediſchen Gtändeverfamm
lung befäjäftigt war. Jett darf man fider erwarten, daß das Geſammtwerk in
5 bis 6 Jahren vollendet fein werde,
Die Werke feien zu umfangreich,“ iſt bie und da gefagt worden; — diefe
Klage möchte gegründet fein, infefern-die Staatengeſchichte als eine Sammlung
geſchichtlicher Handbäder betrachtet wird. Hat auch folde Auficht anfänglich
vorgelegen, fo mußte fie doch aufgegeben werden, als dad Unternehmen großar«
tigere Geftaltung gewann durch die Thelindiane ter ausgezeichnetften Hiftoriker,
denen ein äußere Maaß nicht vorgeſchrieben werden onnte, — und fo hat die
Staatengeſchichte eine Reihe hiſtoriſcher Werke zu einem Ganzen verbum
den, die jeder Anforderung, die mad) dem jepigen Standpunkt ber Geſchichts⸗
Wiſſenſchaft gemocht werden kann, ı
Aud Öffentlih erging mehrma aten,
3. 8. in der Preußiſchen Staatszei 5 von
Stenge’s Preußiſchet Gefhihte, 2r och ger
fallen, die weitere Fortfegung.diefer € ns bis
zum Xobe des großen Königs in eine ler bes
handelten Zeit herauszugeben und fi vorge
fhriebenes Maaß binden zu wich⸗
tige und intereffante Zeit eine Berkün bunſch
aller derjenigen fein, welche ſich mit _—
Das Ausland hat den Werth de: anet ·
kannt, — von mehreren Abtheilungen fi Ueber«
fegungen erſchienen, in Paris eine © d Art,
Der Subferiptionöpreis von 14 afänge
lid) beftimmt wurde, ift ftreng feftgehalten worden. Ginzeln diefe hiſtoriſchen
Werte herausgegeben, würden jede 24 Bogen 2Thlt. koſten müffen.
*
r ”
Der unterzeichnete Berleger erkennt mit Dank die Theilnahme, welche das
deutſche Publikum diefer feiner großen Unternehmung gemährt Hat, und erwartet
mit Sicherheit, daß e& babei bis zur Beendigung beffelben deharten werde.
Gotha, November 1840.
Sriebrich Perthes aus Hamburg.
Zur Cha⸗
Dinzcay GOOgle
8
Bars GOOgle