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Full text of "Geschichte Kaiser Sigmund's / 4 Sigmund's letzte Regierungsjahre zur Zeit des Basler Conciliums"

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Bars GOOgle 


BCU - Lausanne 


1094754222 


Geſchichte 
Kaiſer Sigmund's 


Dr. Voſeph Aſfſchbach. 


Dritter Band. 








Geſchichte 
Kaiſer Sigmund's 


Dr. Iofeph Afchbach, 


‚Profeffor in Frankfurt a. M. 


Deitter Band 





Die Zeit des Huſſitenkrieges bis auf bie Eröffnung des 
Basler Gonciliums. 





Hamburg, 
bei Friedrich Perthes. 


1841. 





Borwort. 


Der dritte Band der Geſchichte Kaiſer Sigmund's, wel⸗ 
cher hier dem Publitum übergeben, wird, beendigt nicht bad 
Werk, ſondern führt es nur bis auf die Eröffnung des Bas⸗ 
ler Conciliums. Der Huſſitenkrieg verlangte eine ausführlis 
dere Erzählung, . follte Sigmund’s Unglüdlöperiode, wie man 
den in biefem Bande behandelten Zeitraum benennen, könnte, 
volftändig dargeftellt werben. Um ben Gang ber Begebens 
beiten Elarer vor Augen zu führen, hat ber Verfaſſer für gut 
gefunden, im britten Bande außer bem Huffitenfrieg und ben 
deutſchen Angelegenheiten nur noch bie Gefihichte von. bem 
Dften und Norden Europa’s, fo weit fie mit ber deutſchen, 
böhmifchen und ungarifchen Geſchichte verflochten ift, zu bes 
handeln, bagegen die kirchlichen Angelegenheiten, von dem 
Schluß des Eonftanzer Eonciliums an, und alle den Weſten 
und Süden Europa’s betreffenden Vorfälle, woran Sigmund 
irgend Antheil nahm oder bie zum nähern Verftändniß feiner 
Geſchichte gehören, in den vierten oder legten. Band zu ver⸗ 
weifen. Auch wird am Schluß. des ganzen Werkes eine 
Darftellung der Entwidelung der. politifchen Zuftände in 

B *2 \ 


v Vorwort. 

Denutſchland während des behandelten Zeitraums und ein 
Überblid! der geiftigen Bewegung in Bezug auf Wiſſenſchaft 
und Kunft gegeben werben. 

Bei der Ausarbeitung des britten Bandes hatte ſich ber 
Verfafler der Benugung mehrerer handſchriftlichen Nachrich⸗ 
ten zu erfreuen, welche über manche Verhältniffe der Zeit, 
und zwar auch über Manches im Huffitenkrieg Licht verbrei- 
ten. Zwar hatte es ſich ber Berfaffer nicht ald Aufgabe ger 
fest, in dem Buche eine vollftändige Geſchichte des Huſſiten⸗ 
kriegs zu liefern, benn biefe würbe ihn von feinem Gegenftan- 
de allzufehr abgezogen haben. Er würde dann bie innern Ver⸗ 
Hältniffe in Böhmen viel ausführlicher bargeftellt und audy bie 
religiöfen Spaltungen und deren Sehrfäge bis in's Einzelne 
verfolgt haben. Übergangen Tonnte freilich biefe Seite des 
Huffitenkriegs nicht werben, jedoch mußte in ber Darlegung 
berfelben Map gehalten werben... Da von bem gelehrten böhs 
miſchen Hiftorißer Herrn Franz Palacky, ber feit achtzehn 
Jahren den Schatz archivaliſcher Nachrichten in Wöhmen mit 
unermübetem Fleiß unb großer Umficht gefammelt hat, eine 
ausführliche Geſchichte Vöhmens zur Zeit ber Oufftentriege 
zu erwarten fteht und er dabei hie inneren Verhäktniffe und 
die geiflige Bewegung, welche jene Kriege hervorriefen und 
begleiteten, aus ben archivalifchen Quellen, welche allein da⸗ 
zu die Materialien liefern, genau und grünblid beleuchten 
wird; fo konnte ſich ber Verfaſſer ber Geſchichte 8. Sigmund’s 
damit begnügen, einen Beitrag zur Aufhellung mancher Ver⸗ 
bältniffe in diefen denkwürdigen Kriegen gegeben zu haben, 

indem er bie innern Zuftände bes beutfchen Meiche und. Sig⸗ 
mund's vielfady gelähmte und zernättete Regierung in ber da⸗ 


‚ 


Vorwort. vu 


moligen Belt vor Augen geführt und bdaraus bas Mislingen 
der Kriegszüge gegen bie Böhmen erklarlich gemacht hat. 

Der Berfaffer ergreift hier bie Gelegenheit, dem Herrn 
Yaladty feinen lebhafteſten Dast für die gefälige Mittheie 
lung von Notizen über manche ſchwierige Puncte in der boͤh⸗ 
miſchen Geſchichte öffentlich auszufprechen. Im Buche felbft 
wird man in mehreren Noten dieſe Mittheilungen näher er⸗ 
wahnt finden, Bedauern mußte ber Verfaſſer, daß er eine 
anſehnliche Zahl boͤhmiſcher Urkunden von K. Sigmund, mels 
he Herr Palacky in Drud zu geben in Begriff Rand, wicht 
mehr für diefen Wand benugen konnte. 

Auch muß rühmend und dankend erwähnt werden, daß 
für die Vervollftändigung bes Itinerars K. Sigmund’s ber 
Herr Archivar Chmel zu Wien fic) ein wefentliches Verbienft 
erworben hat, indem er dem Verfafler aus ben Reich = Her 
giftraturbüchern in dem k. k. geh. Haus⸗Hof⸗ und Staats: 
Archive zu Wien mehrere Auszüge mitzutheilen bie Gefällig- 
keit hatte, wodurch manche Rüden im Itinerar ausgefüllt wet- 
ben konnten. - ” 

Unter den Archiven, welche von dem Verfaſſer felbft 
benugt worden, ober aus benen ihm Mittheilungen zugekom⸗ 
men find, hat ihm bas Frankfurter Stadtarchiv die meiften 
Materialien von hiſtoriſchem Werthe geliefert. Die wichtigern 
Stüde find im Anhang als Beilagen abgedrudt: die minder 
bebeutenden aber in ben Regeften erwähnt, woſelbſt auch von 
ben in den andern Archiven aufgefundenen Urkunden Auszüge 
mitgetheilt find. 

Wenn biefem Bande Feine ungedrudten Kapitel aus 
Eberhard Winbeck's Leben von Kaifer Sigmund beigegeben 


vm Vorwort. 

find, fo iſt nicht zu denken, daß für dieſen Zeitraum der Men⸗ 
cken ſche Drud den Text vollftändig liefere. Im Gegentheil 
find ber Auslaffangen und Verftürimlungen bei Menden fo 
große und fo viele, daß biefem Bande eine ganz anfehnlicye 
Zahl unedirter Kapitel, welche hauptfächlic für nichtdeutſche 
Geſchichte wichtig find, hätte beigebrudt werden Binnen, Sie 
follen dem vierten Bande beigegeben werden, wenn nicht mitte 
lerweile (wozu ſich Ausficht zeigt) eine neue vollftändige Aus⸗ 
gabe ber Windeckiſchen Geſchichte erſcheint. 

Frankfurt a. M., im December 1840. 


J. Aſchbach. 


—Jnbalt. 


Drittes Bud, 
Die Zeit des Huſſitenktieges bis zur Eröffnung des Basler 
Gonciliums, 





Erſtes Kapitel. 
Anfang der Huffitifgen Unruhen in Böhmen und Tod König 
Wendel's (1419). h 
Site 
Buftand Böhmens vor dem Zar 1419 — Nicolaus yon Huffinecz und Jo - 
Yan Zijka von Trocznow — Gefandtfhaft Wenzel's an feinen Bruder Sig« 
mund im Ian. 1419 — Sigmund Tann nit nach Böhmen zichen — der 
pipſuliche Legat Johann Dominiti in Böhmen — Beſchwerden des Prager 
Wagiftratb gegen den katholiſchen Klerus — Antwort Wenzel's darauf — 
Umtriebe des Johann von Huffinecz gegen König Wenzel— Erfte Schritte 
Wenzel’s zur Cinſchräͤnkung der Huffitifhen Übergriffe — dagegen Volks⸗ 
derſammlungen der Huffiten, um dad Abendmal unter beiden Geftalten 
9 empfangen — Proceffion der Huffiten in Prag — Bijfa ftürmt dad 
Nathgaus der Reuſtadt und läßt den Magiſtrat aus den Fenſtern ftür« 
gem — Neuer Magiſtrat der Neftadt und Bewaffnung derfelben — Wen⸗ 
Kl verſchiebt feine Rache — Gr ſtirbt — Sein Character — Rewer Aus- 
druch von Unruhen in Prag bei der Rachricht von feinem Tod — Wen- 
deVs Segrädniß — Woltöserfammlungen zur Aufregung ber böhmiſchen 
Beoölterung gehalten — Zijka an der Spide von viertaufend Mann zieht 
in Prag ein — Gigmund im Türkenfrieg kann niet nach Böhmen kom · 
men — Zijka ſucht den Auffland durch ganz Böhmen zu verbreiten — 
* 


x Inhalt. 
Seite 
die Anlegung der Zeftung Tabor — der böfmifhe Adel entzweit fih — 
ein Theil neigt fih auf Geiten der Aufrührer — Sturm der Aufrührer 
auf die Kleinſeite von Prag — Schlacht zwiſchen den Königligen und 
den Hufliten bei Anin — Gegenfeitige Berfolgungen der Katholiken und 
Huffiten — Abſchluß eined Waffenſtillſtands zwiſchen der Königin Sophia 
und den Pragen » oo. . . oo. oo. . 3 


‚Bweites Kapitel. 
8. Sigmund auf dem Landtag zu Brünn und dem Reichstag 
au Breslau ao” u, 1420). 


Sim tommt aus Ungarn 15. Der. 1419 nad Brünn — Yatunft der 
Prager Gefandtfhaft — Empfang derſelben durch den König — Rückkehr 
der Ruhe zu Prag — Hätte Sigmund unverweilt von Brünn nah Prag 
rücken follen? — Der König geht nad Breslau — Sein Ausfprud in 
dem Streite zwiſchen Polen und. dem deutſchen Orden — Polen und Lit 
thauen ift damit unzufrieden — Belehnungen, die in Breslau vorgenom⸗ 
men wurden — Anorbnungen bezügli auf die, provinciellen Berhältniffe 
‚Sälefiend, die Nieder» und Dberlaufig — Beſtrafung eines frühern Auf- 
flanded Breslauer Bürger durch Hinrichtung derſelben — Hinrichtung des 
Huffiten Johann Kraſa — Kreuzpredigt des päpfttihen Legaten Ferdinand 
von Lucca — Schnelle Verbreitung der huſſitiſchen Lehren im mittlern Eu ' 
ropa — in Oſtreich, Ungarn, Polen, Preußen, Brandenburg, Sachſen, 
Thüringen, Bayern, den Riederlandenn. 238 


Drittes Kapitel 
8. Sigmund's erfter Kriegszug nah Böhmen (1420 — 1421). 


Die Taboriten wollen nichts von'Unterwerfang und Wiederherflellung der 
Dromung wiſſen — Zortfegung der Feindſeligkeiten zwiſchen ihnen und den 
Königlichen — Neue Aufregung der Prager dur die Borfälle in Bres⸗ 
lau — Der Burggraf Gzento von Wartenberg macht mit den Pragern ger 
meinfame Sache — Gs wird aufgefordert, Sigmund ald König von Boͤh⸗ 
men zu verwerfen — Die Drebiten eilen Prag zur Hülfe — Gzenko 


Inhalt. * 
Seite 

von Wartenberg fällt wieder von den Pragern ab — Ctgmund ruct in " 
Böhmen ein — nimmt Königingräg und zieht fodann nad Kuttenberg — 
Reue Unterhandlumgen zwiſchen dem Nönig und den Pragern, ohne Ore 
folg — Die Zuboriten eilen Prag zur Hülfe und andere verbihbete‘ - 
Kriegöfparen — Anfang des Kriegs zwiſchen dem Heere Stgmund's ne 
den Huffiten — Zug des Königs von Kuttenberg über Leitmerig nad 
Elan dann nad Beraun — Gr begibt fich heimlich auf ven Wiſſehrad 
und bringt Lebensmittel anf dad Prager Schloß — Mislungener Angriff 
Urih’5 von Rofenberg auf Tabor — Königingräg durch die Huffiten wie⸗ 
der genommen — Ankunft des deutſchen Reichsheeres — Lager vor Prag ⸗ 
Sigmund begibt fih auf das Schloß — Crfter Angriff Sigmund’s auf 
die Stadt am 13. Juli — Am folgenden Tag Sturm auf ven Witkow ⸗ 
berg — Zißka fhlägt die Stürmenden zürüd und erficht einen glänzen 
den Sieg — Ein Theit des Adels und der Prager Bürger verſuchen aber⸗ 
mals‘ mit Cigmund Unterhandlungen anzufnüpfen — Die vier Prager ' 
Artifel — Brand in deutfhen Lager — Sigmund laͤßt fi (28. Zutt)' 
auf dem Prager Sqhloß krönen — Abzug des deutſchen und bald darauf 
auch des undariſch · bohmiſchen Heeres — Sigmund erwartet tn’Kutten- 
berg die nnterwerfung der Prager, welche aber durch die Taboriten ver⸗ 
hindert wird — Die zwölf Artikel der Taboriten — Ihre abermalige Zer- 
förung in Prag und in der Umgegend — Die Belagerung des bene — 
Sigmund eilt der Feſtung zur Hülfe Gr verliert die Schlacht — 
Wiſſehrad, erobert, wird zerftört — Werheerungen des Bun tage 
durch die Königlichen und durch die Huffiten — Berfammlung eines Theils 
der” böhmifpen Stände in Prag am 24. Nov. — Beſchluß, daß das 
Auremburgifhe Haus aufgehört Habe in Böhmen zu regieren — ˖ Vörſchiäge 
zur neuen Nönigewahl — Johann von Huffinecz unzufrieden damit — 
& fiedt — Einige Kriegsvorfäle um Schluſſe des Jabres 1420 und am 
Anfang did folgenden — Sigmund im Pifener Kreis‘ — Gr ergreift bei 
Wihftein' vor Ziſta die Ziuht — verläßt Böhmen und geht nah Miften, 82 


0 








Viertes Kapitel. . 

Sipmens Unabhängigkeit unter -Püüfe:s Heerfuͤhrnug an. .ı ı 

Zheoldgiſche Berfammlung in Prag in Betreff mehrerer huſſitiſchen Blatubinds ' " 

füge — Geſandtſchaft an den potniſchen König — Die Zeboriten belagern 

Pillen x Be Stavt nimmt die vier Prager Artltei an — Kommotan, ''' 
*2 











zu Iuhak. 


Seite 


Beraun, Bohmiſabred werden erobert — Rimburg, Kelin, Kaurhim, 
GEꝛablau, Kuttenberg unterwerfen ſich wie auch die übrigen köͤniglichen 
Städte an der oͤſtlichen Grenze des Königreichs — Der Adel ſchließt ſich 
immer mehr der huſſitiſchen Sache an — Die Feſtung Leitmerig wird ges 
norumen — bald nachher (7. Juni) aud das Prager Schloß — 

Hufitifehe und andere Secten in Böhmen — Martin Loquis — die Picar« 
den und Adamiten — Zijka verfolgt fie — Der Erzbiſchof Konrad von 
Prag und viele böhmifhe Große gehen zu den Huffiten über — Landtag 
zu Gzadlau (7. Juli) — Sigmund des Thrones verluftig erklärt; Böhmen 
eine Republif unter 20 Directoren — Sigmund's Geſandtſchaft an die böhs 
miſchen Stände — Deren BVeſchwerdeſchtift an ihn — Antwort Sigmund’ 
darauf — Fortſetung des Kriege — Groberungen der Huffiten an der 
nordweſtlichen Grenze Böhmens — Brüx von der Meifnifhen Befagung 
behauptet — Einfall der Gälefier bei Nahod in Böhmen — Zijka erobert 
Wodnian und belagert Raby — verliert auch das andere Auge und erblin« 
det ‚gänzlid — Landtag der böhmifhen Stände zu Kuttenberg zur Wire 
derherftellung der Dronung im Lande — Der polnifäge König Wladiblaus 
f@lögt Die ihm angebotene bötmifche Krone and — Mes bietet fie ſodana 
dem Großfürſten Witold von Eittbaun m» » 2 we. 





Fünftes Kapitel, 
K. Sigmund's zweiter Kriegsgug nad Böhmen (1421). 


Roch fortdauernder Streit des beutfhen Ordens mit Polen und Litthauen — 
Er wird non Polen zur Entſcheidung des Papftes gebraht — Proteftation 
des roͤmiſchen Königs gegen diefe Appellation — Berlängerung des Waffen- 
Rillanded — Der polnifhe König Ichnt die böpmifhe Krone ab, weist 
aber die Huffiten- auf feine Wettern, die litthauiſchen Großfürften — Sig · 
‚mund in Treutſchia unterhandelt wit Ungarn und Böhmen: geht ſodaun 

nad Preburg — zwingt die Türken zum Rüdzug — Reihötag zu Nürn- 
berg — Der König kommt nit — Neuer Kriegszug gegen die Huſſiten 
veranftaltet — im deutſchen Reihe und in Mähren, Schleſien, Preußen, 
und Dftreid — Zuſammenkunft mit. dem Herzog Albrecht — Berlobung 
von Aigkamt’s Tochter mit demfelben— Mehrere Berträge zwiſchen Sig · 
mund und dem Herzog Albrecht zur Vekriegung der Huffitn — Das 
Meihöpeer rückt in Böhmen ein und belagert Saatz — kehrt, da der römis 
fe König nicht erfäjeint, bald wieder zurück — Urfaen, warum Sigmund 


101 


Inhalt, xin 

Seite 
nicht früher im Felde erſchlenen — Er Tommt nad) Mähren und wnter« 
wirft fih das Land — unterhandelt zu Iglau mis dem boöͤhmiſchen Adel 
rüdt gegen Kuttenberg vor — Zijka, von den SPragern zur Hülfe gerus 
fen, eilt herbei nach Kuttenberg und Czaslau — Kuttenberg fällt an den 
König ab — Biffe, eingefäloffen, ſchlägt Ad durch nach Kolin und rüdt 
abermals gegen dad koͤnigliche Heer, das im paniſchen Schrecen die Flucht 
ergreift — Zijta verfolgt es und fhldgt die Beiterel unter Pippo von 
Dzora bei Deutſchbrod — Sigmund entflicht über Iglan nach Mähren — 
Deutſchbrod von den Taboriten erftärmt — Spaltungen unter den Huffie 
ten — Umtriebe des Johann von Zelau in Prag — Deffen Hinriätung— 

Aufftand des Prager Poͤbels und Unterbrädtung vefflben . +. 124 





Sechstes Kapitel. 


Deutſche Zuftände bis zur Beendigung des Nürnberger Reiqe · 
tages und Nüdfehr des Königs nach Ungarn (1422). 


Der roͤmiſche König wird von den Kurfärften aufgefordert, Deutſchland zw 
beſuchen und einen Reichstag zu halten — Er hält fich damals in Mäh« 
ten auf — vermeilt fodann in Ungarn, fo daß er fpäter ald er beftimmt. 
hatte, zum Kteichſtag nach Regensburg kommt — Die Reicäftände ver- 
ſammeln fid mittlerweile.in Nürnberg und nöthigen den König dort den 
KRelchstag zu Halten — Berföhnung des Königs mit den Kurfärften won 
der Pfalz und Brandenburg — Deutſche Zuftände und Fehden 'am Rhein, 
in Brandenburg, in Riederſachſen, in Dberdeutſchland — vorzüglich der 
Krieg in Bayern — die fogenannten erfien Matrikel vom 3. 1422 — 
Meife des Pfalzgrafen nad Polen — Der Erzbiſchof von Matnz wird zum 
Beihboicar beftelt — Müdreife des Königs über Regensburg (Friedger 
bot unter den bayeriſchen Herzogen) — und Wien nad) Ungarn — Der 
Keichsviear legt feine Stelle nieder — Der befäloffene Bug gegen die Hufs 
fiten untgrbleiibt ee el 





. Siebentes Kapitel. 
Der litthauiſche Prinz Sigmund Koribut als Verweſer der 
boͤhmiſchen Krone (1422). 


Geſaudtſchaſten der Wöpmen an den polnifen König und ben Großfürſten 


xiy nheu. 

Seite 
von Littfenen, um den einen oder den andern zur Xumahıne der böhmis 
ſqhen Krone zu bewegen — Der erfiere Ichnt fie ab, der lehtere nimme fie 
am und fiidt den Prinzen Sigmund Koribut ald }eihöverwefer nad 
Böhmen — Deſſen Zug durch Mähren nad Prog — Seine Aufnahme 
dafelbjt — Spannung mit den Taboriten — Der Adel erflärt fi gegen 
ihn — Die Prager ziehen unter Koribut’s Anführung aus zur Belagerung 
Karlftein’s — Neue Unruhen in Prag — Beftrafung derfeiben — Grün 
de warum die Belagerung Kariftein’s aufgehoben worden — Koribut kehrt 
naqh Prag zurüd — Sein Anfepen ift gering unter den Böhmen — Biäfe's 
Brief über Koribut an die Prager — Der blinde Feldherr wird Koribut’s 

+ Gegner — Uneinigteit unter den Böhmen — Koribut, von Witold und 
Bladislaus zurüdgerufen, kehrt in feine Heimat zurüd . +. + 161 


Achtes Kapitel, 
Sigmund in Ungarn und Polen (1423 u. 1429). 


Der Krieg gegen bie Huffiten ruht: mar der Herzog Albeeht von Oftreſch 
und der Meißner Markgraf Friedrich, der zuglei auch Kurfürft von 
Gadıfen, liegen gegen fic zu Feld — Bufammenkunft Sigmund’s mit dem 
polaiſchen König zu Käsmartt — Reues Bündniß zwiſchen ihnen abge- 
ſchloſſen — Sigmund ordnet die ungariſchen Reichtangelegenheiten — ers 
theilt den Zigeunern Privilegien — Der neue Kanzler Johann Bifof von 
Agram — Reue vergebliche Unterfandlungen mit dem boͤhmiſchen Adel 
angeknäpff — Die deutſchen Beihöfieinodien werben von Dfen nach Rürn- 
berg gebracht — Unzufriedenheit der deutſchen Fürſten mit Gigmund’s 
Kegierung — Ihre Botfhaft an ihn nad Ungarn gefendet — Des roͤmi⸗ 
ſchen Königs abermalige Zufammenkunft mit dem polnischen König zu Kras 
Tau — Der daͤniſche König kommt zu Sigmund — er veiöt mit ihm nad 
Gtuhlmeißenburg und Dfen — Abfertigung der beutihen Botſchaft — 
Beſtrafung von Nubeftärern in Ungarn — Der Mörder Graf Friedrich 
von Gily — Sigmund gibt eine Cutſcheidung im ſchlebwigiſchen Streit 
za Gunften des dänifhen Königs — Unterhandlungen mit dem griechiſchen 
Kaifer und dem Sultan — Aweljähriger Waffenftillftand mit dem Iegtern, 176 





. 


Inhau. 


Neuntes Kapitel. 


AV 


Die Taboriten im Kriege mit den Pragern und dem böhmifchen Adel 


bis zum Tode Figfa’d (1423 u. 1424). 


Seite 


Grund der Feindſeligkeit Zijta's gegen die Prager und den böhm, Adel — 
Sröffnung des Krieged — Sqlaqht bei Horzicz — Zijka überrumpelt Kö- 
nigingräg — nimmt Gzaslan — Die Prager verfolgen ihn — er zieht 
nach Mähren und an die Grenze von Oſtreich — Kriegbvorfälte in Mähe 
ven — Bilfa kehrt gegen Ende 1423 nad) Böhmen zurück — Seine aber= 
maligen Berheerungen bafelbft — wird bei Kofteled an ber Gibe von den 
Progern angegriffen und fiegt durch viſt — Sigmund Koribut kehrt von 
neuem nach Böhmen zurüd und nennt ſich erwählten böhmiſchen König — 
Bijta wird beim Überfegen über-die Eibe von den Pragern angegriffen 
um flägt fie in die Flucht — rüdt vor Prag, um die Stadt zu jerſt- 
ven — Bermittelung und Friedensabſchluß mit den Pragern — Diefelben 
mellen mit den Taboriten vereint Mähren bekriegen — König Sigmund 
ſucht den Zijka durd große Berfprehungen zu gewinnen — Der Tabori⸗ 
tenfügrer ftirbt 12. Det. 1424 — Seine Leichenſeier, fein Begräbrdß, 
fein Grabmal, feine Geſtalt, fein Character und feine Kriegäführung . 





Behntes Kapitel. 
Kurfähfifcher Succeffionsfall (1422 — 1426). 


300 des Kurfürften Rudolf III. und deſſen Bruders Albrecht EI. — Er⸗ 
Wfhung her Abkaniſchen Linie — Die fähfifhe Kur ein erlevigtes dieiche· 
lehen — Prätendenten: die Herzoge von Braunſchweig, der Herzog Erich 
ron Sachſen⸗ Lauenburg, der Sohn des Kurfürften von Brandenburg, 
der Sohn des Pfalsgrafen Ludwig — König Sigmund beachtet die Ans 
ſorũche aller diefer Prätendenten nit — er überträgt daB Lehen dem 
Martgrafen Friederich dem Streitbaren von Meiffen, in der Errvartung 
von ihm die Präftigfte Unterftügung im Huffitenfrieg zu erhalten — Ab- 
findumg der Brandenburger Anſprüche — Der neue Kurfürft von Sachſen 
erhält mehrere neue Privilegien — Herzog Grid) von Lauenburg verfolgt 
feine Auſorüche auf die ſaͤchſiſche Kur auf dem Weg Rechtens — mittler- 
weile Friedrich der Streitbare in das Kurcollegium aufgenommen und von 
dem roͤmiſchen König förmlich belehnt wird — Grid dringt auf die Ent: 
ſcheidung der Sache, die von eimem Tag auf den andern vom König und 


417 


wi Inhalt. 
Seite 
den Kurfürſten verſchoben wird — Ur bringt endliqh einen falſchen Lehen ⸗ 
brief vor — Die Art und Weiſe wie dieſer erſchlichen worden — Sigmund 
erftärt die Unaͤchtheit deſſelben öffentlich und beftätigt die Belehnung Friede 
ris des Streitbaren — Grid) wendet ih nun an den Papft Mertin V. 218 





Eiftes Kapitel, 
Deutſche Streitſachen und Fehden (1423 — 1425). 


Anarchiſcher Buftand Deutſchland's — Kurfürftentag zu Boppart im Mai 
1423 — zu Zranffart im Auguft und zw Mainz im November — Ber« 
gebliche Borfäläge zur Aufrehthaltung des Landfriedens — Rene Bere’ 
fammlung der Kurfärften zu Bingen und Beſchwerden über den König — 
Streitigkeit zwiſchen dem Pfalzgrafen Ludwig und dem Markgrafen Bern« 
hard von Baden — Ausbtuch der Zeindfeligkeiten und Bermittlung ders 
felben durd die koͤniglichen Gemmiffarien — Streitigkeiten zwiſchen dem: 
Erzbiſchof Günther von Magdeburg und der Stadt Halle — Entſcheidung 
des Könige — Kteichſtag zu Wien im Detober 1424 — Die rheiniſchen 
Kurfürften fommen nicht — aud den zweiten Tag zu Bien im Novem⸗ 
ber beſuchen fie nicht — Unzufriedenheit Siginund's darüber — Gig« 
mund verföhnt fi) von neuem mit dem Herzog Friedrich von Tyrol — 
Der Geldriſche Succeffions «Streit — Sigmund erfärt fih Anfangs für 
Arnold von Egmond — fpäter aber wird er vpn deſſen Gegner dem Her⸗ 
308 Adolf von Berg gewonnen, und belehnt diefen mit Geldern und Iür 
ti — Fortdauer des Streites — Arnold im BWefig von Geldern, Wolf 
im Beſit von au 





Zwoͤlftes Kapitel, 
Unternehmungen gegen die Huſſiten von Zijka's Tod bis gu der 
Schlacht bei Auffig und der zweiten Entfernung Koribut's 
aus Böhmen (1424— 1427). 

Uneinigkeit der huſfitiſchen Parteien untereinander nad Zißka's Tod — 
Ihre Berherrungzůge nad Sqhleften, Mähren, Dftreid und Bayern — 
Meichötag zu Nürnberg im Mai 1425 — Ricderlage der Thüringer bei 
Brüg — Papft Martin V. befiehlt von neuen die boͤhmiſchen Keger aus · 
zurotten — Reue Spaltungen unter den Huſſiten — Procop der Große 


x 








Tithalt, xva 

\ i Seite 
vermittelt den Ftieden — Ginfall in Dftreih im Winter 1425 — 1426 — 
Rey erftärmt — Sigmund beruft einen eichstag nad Sien auf Februar 
1426 und nad) Nürnberg auf Mai deffeiben Jahres — Gigmund er⸗ 
krankt und Tann den Meidhötäg nicht befuhen — Berhandlungen auf dem 
Meihstag wegen des Huſſitenkriegs — Koribut beruft einen Landtag nad 
Prag und vereinigt die Parteien — Sqhlacht bei Auſſig (16. Iani 1426). — 
Niederlage der Sachfen und Thüringer — Reue Gtreitigfeiten unter den 
Hüfflten — Herzog Aubrecht von Dftreid) kriegt mit den Hufftten in Mä« 
zen und Dftreid — Sqhlacht bei Zwettel — Die Dftreicher werden geſchla⸗ 
gen — Die Weifen (Anf. 1427) faNen in die Laufig ein — fodann zier 
ben fie nad Sälefien — ortdener der Gtreitigfeiten unter den huffitie 
hen Parteien — Berheerungen durch die pufftten in Böhmen ſelbſt — 
Prag fol zerftört werden — Bermittlung durch Wenzel Gorande — Gig« 

mund Koribut wird gefangen gefegt Pa 28 





Dreizehntes Kapitel. 
Neue Kriegsunternehmungen gegen die Huſſiten, von der Schlacht 
bei Mies bis zur Erhebung der allgemeinen Huſſiten⸗ 
ſteuer (1427). 


Wegen des Huffitenguged wird ein Tag in Mainz beftimmt — ſodann in 
Frankfurt — Befchlüffe der Verſammlung dafelbft über die Führung des 
Krieges gegen die Böhmen — Matritel und fonftige Anftalten — Aufs 
forderumg des päpftlihen Zegaten zum Zug — Gombinirter Angriff auf 
Böhmen — Gegenanftalten der Huffiten — Mädzug der Sachſen — Flucht 
und Riederlagẽ des ganzen Heeres bei Mied (21. Juli 1427) — Grober 
rung von Tachan — Ginfall der Cchlefier und Laufiger — Rachod beies 
gert und zum Theil verbrannt — Herzog Albrecht von Dſtreich kehrt nad 
Dſtreich zurüt — Neue innere Unruhen in Prag — Procopius eilt her⸗ 
bei und untermirft Kolin — Der päpftlihe Legat betreibt einen neuen 
Kriegbzug gegen die Huffiten — Reichstag im Rov. zu Frankfurt — 
Huffitenftener — Neue Berfammlung darüber zu Heidelberg + + 252 


Km Inter. 


Vierzehntes Kapitel. 
Türkenfriege und ungarifche Angelegenheiten (1426 — 1438). . 
Seite 
Sigmund in Ungarn Aft ſchon feit 1425 ernſtlich auf die Veſchüdung ber un: 
gariſchen Grenzen gegen die Türken bedacht — Bimdnib mit dem Herzog 
von Mayland gegen bie Benetioner — Mer Debpot. Stephan Lazarewitſch 
von Gervien hulbigt dem Könige Sigmund — ſchließt mit ihm einen Ver⸗ 
trag ab — Anfang des Krieges gegen die Zärken — Der vertriebene 
Daniel wird wieder old Woiwode ber Walachei eingefept — Sigmund ver⸗ 
weilt in Siebenbürgen und gibt ein Mititäv« Reglement für die Uns 
gara — dringt im Aprü 1427 in die Walachei ein und läßt die Zeftung 
S. Georg bauen — Der ferviſche Despot Stephen ſtirbt — Sigmund 
will mehrere Feftung in Servien, darunter and Galambot befegen — 
Streit darüber, mit ginem fervifhen Bojaren, der die Kürten zur pülfe 
berbeiruft — Der Zürft Twartto Scurus von Rorbbosnien erffärt den 
Grofen Hermann Gilly zu feinem Rachfolger — Sigmund hält fi zu 
" Belgrad längere Zeit auf und IAft Galambog gegenüber eine Feſtung bau- 
en — er eröffnet im April 1428 mit anſehnlichen Streitkräften den Feld⸗ 
zug gegen die Türken — Galambog wird zu Waſſer und zu Land belae 
gert — Sultan Murad rüdt zum Entſat herbei — Sigmund muß, um 
fein Heer zu retten, einen Waffenſtillſtand ſchließen — wird auf dem 
Müdzug treulos von den Türken überfallen und erleidet eine große Rie- 
derlage im’ Mai 148 — Die Walachei und Servien wieder unter türkie 
ſcher Herrſchaft — Sigmund flüchtet nach Belgrad, ſchließt einen Wafs 
fenſtillſtand mit den Wenetianern und nimmt einen Sismaniden fhügend 
auf — Sigmund's Project eine Drdenscolonie an die Donau zur Verthei⸗ 
digung der ungarifägen Grenze gegen die Türken zu verpflanzen — Aus⸗ 
führung deffelben im Mai 1429 — Klaus von Redwit Drdensmeiſter 
in Ungann 2*273 





Funfzehntes Kapitel. 
Erbſtreit über Niederbayern (1425 — 1429. 
Johann, Herzog von Straubing Holland ftirbt 1425 — Herzog Phi⸗ 
lipp von Burgund befept Holland zc. — ‚Über die Erbſchaft von Nieder» 
bayern oder dad Straubinger Sand Streit unter den bayerifhen Wittels- 
baden — K. Sigmund und die niederbayeriſchen Stände erkennen an, 


Inhau. 
Seite 
daß die bayeriſchen Herzoge Erbanſpruche haben — man kann ſich aber 
nicht über die Art der Theilung verſtehen — Man überträgt die Cutſchei-⸗ 
dung der Sache erſt den niederbayeriſchen Landftänden — Der roͤmiſche Kö⸗ 
nig droht die Sache vor feinen Mihterftuhl zu ziehen — Herzog Albrecht 
von Dftreich tritt ald neuer Prätendent auf — Die Landftände huldigen 
eventueN den fämmatlichen bayeriſchen perzogen — Gigmund belepnt fie zu 
ihrem Meöpte wie aud) ben öftreihifgen Herzog Albrecht — Theidigungs- 
brief, welchen er dem Ieptern gibt — Das Austraggeriat zu Nürnberg 
277. Mai 1426 weist die Streitſache an den König zurüd, der fie an 
deb Reichs Mannengerit, an die Kurfürſten, zur Gntfheivung übergibt, 
welches fie aber wieder an dab Austraggericht zurücdmeist — Diefes ſoricht 
eine dreifache Theilung ded Landes nach den drei Linien gub — Da die 
Parteien nicht damit zufrieden, Fommt die Sache wieder an das Fürfien- - 
gericht — Abermalige Huldigung der Landflände und Belehnung des Ko— 
wigs für jeden Herzog zu feinem Meite — Die Landftände übermeifen die 
Entfeidung des Erbſtreits von neuem dem König, der fie endlid 26. 
April 1429 zu Prefburg gibt — Niederbayern wird zu gleihen hellen 
unter fämmtlihe bayerifpe Herzoge getheilt — Über die Verzichtsurdunde 
des oͤſtreichiſchen Herzogb Albrecht von 30. Nov. 1429 — diefelbe ift hoͤchſt 
wahrſcheinlich WÄHE ch 





Schzehntes Kapitel. 


Deutſche Fehden und Streithaͤndel bis auf die Beendigung 
des Preßburger Reichstages (1426 — 1429.) 


Cxhftreit Über das Buragrafthum Meiffen — Tod des fähflfgen Kurfürſten 
Friedrich des Streitbaren — Selehnung feinen Soͤhne — Der Markgraf 
von Brandenburg in feinem Verhältniß zu dem König, zu den Herzogen 
von Mettenburg und Pommern, zur der Stadt Nürnberg — Fehden 
wwiſchen dem Pfalzgrafen Ludwig und dem Markgrafen Bernhard von 
Baden — Mainzifcy = Heſſiſcher Krieg — Braunſchweigiſche Wirren — 
Gtädtifäge Fehden mit der Geifttigfeit und den Patriciern — Appenzeller 
Krieg — Uneinigkeit unter den Kurfürften — Der roͤmiſche König beküm- 
mert ſich wenig um's Meid — er erkrankt und kaun nicht den Meihätag 
in Wien befudyen — Keichstag zu Prefburg Decbr. 1429 — Gin neuer 
Weiägstag wird mad Nürnberg ausgefhrieben 22.28 





xx Inhalt. 


Siebzehntes Kapitel. 
8. Sigmund's Einmiſchung in den nordiſchen Krieg und in die 
Angelegenheiten Polens, Litthauend und Preußens 
. (1427 — 1430). 
Seite 
Die Zufammentunft Sigmund’s zu Luczk mit den Jagellonen und des Hod« 
meiſters Bevollmaͤchtigten — Berhandlungen zwiſchen den Zürften — über 
den Zürkenfrieg &- über den nordiſchen Krieg — Streitigkeiten darüber 
zwiſchen den Zagellonen — Witold will fi) gegen den Willen des polni⸗ 
fen Königs von Sigmund kroͤnen laffen — Beranftaltungen dazu — Der 
deutſche Drden erftärt fid für Witold — Das Krönungöfeft ſoll in Wine 
gefeiert werden — MBladislaus von Polen hintertreibt es — Witold 
ftirbt — Der Hodmeifter ſoll feine Bermittiung im notdiſchen Krieg an- 
bieten — Die Einwohner der Reumark werden von Sigmund augewieſen 
dem Orden zu bubien 0 ren ei 





Adtzehntes Kapitel. 
Streifzüge der Yuffiten (1428 — 1430). 


Berfommlungen der Huffiten zu Beraun und Kolin — Streifzüge in die 
Laufig, nah Sählefien, Mähren, Ungern, Dftreid und Banern im J. 
1428 — Bein und Lichtenberg von den Huſſiten erobert — K. Sig⸗ 
mund ſucht von neuem mit den Huffiten zu unterhandeln, aber ohne Er⸗ 
folg — Streitigkeiten zwiſchen der Alt > und Neuftadt Prag — Die Wair 
fen vermitteln den Frieden — Zufammenkunft der böͤhmiſchen Stände zu 
Prag (6. Febr. 1429) über K. Sigmund’s Friedensvorſchlaͤge — Böhmi - 
ſche Geſandtſchaft wird nad Prefburg geſchickt — Die Waifen Hintertrei« 
ben eine Berföhnung der boͤhmiſchen Nation mit Sigmund — Streif- 
züge der Huffiten im I. 1429 nad Schleſien, der Laufit, Sachſen, Bran- 
denburg, Thüringen, der Oberpfalz — Reue Streifzüge in diefelben Län« 
der im Anfang des Jahres 1430 — Berheerungen in Franken — Zärften 
und Städte in Franken, Bayern und Salzburg Taufen fih durd Geld 
von ben Berheerungen der Huſſtten lob — Reue Maubzüge nach Dftreich, 
Ungern, Mähren, Ghlefen 2 20 0 00239 


Inhalt. xx 


Neungehntes Kapitel 
Sigmund auf dem Nürnberger Reichttag (1430 u. 1431). 

- Seite 
Der Nürnberger Reihbtag wird erft im Juni 1430 eröffnet — Der roͤmiſche 
König kommt fpäter nad Deutſchland — Bei feiner Ankunft in Nürnberg 
iſt der Reichstag ſchon auseinander gegangen, Gr bereist Schwaben 
und tebrt im Anfang Febr. 1431 nah Rürnberg zurü, wo von neuem 
der Reichstag eröffnet wird — Meihsabfhied — Beilegung des Streites 
zwiſchen den bayerifgen Hergogen Ludwig und Heiarich — Herzog Hein 
rich vor dem Behmgeriht von Gafpar Torringer verfolgt — Reformation 
der weftphälifgen Gerichte — Das koͤnigliche Hofgerigt — Das Münp 

weſen — der Woimode Wiad in Nürnberg belehnt . © +30 


Bmwanzigftes Kapitel, 
Zünfter Kriegegug des deutſchen Reichsheeres gegen die Huffiten. 
Niederlage bei Tauß — Schlußbetrachtungen (1431). 


Streifzüge der Huſſiten im Anfange des Jahres 1481 — Berfammlung der 
huſſitiſchen Parteien zu Prag — SWBerhanblumgen zwiſchen dem römifgen 
König und den Böhmen zu Eger — Kriegsanftalten der legtern gegen die 
deutſchen Rüftungen — Manifefte der boͤhmiſchen Nation an die Deutſchen 
und den Gardinal Julien — Deffen Schreiben an die Böhmen — Das 
NReichsheer dringt- auf verfgiedenen Puncten in Böhmen ein — belagert 
Aachau — zieht in Unordnung bei Annäherung des huſſitiſchen Heeres zu⸗ 
rüd — fammelt ſich wieder beiTauß, aber löt ſich duych Uneinigkeit der 
Zürften ganz in ordnungslofe Flucht auf — Der Legat bewegt die Fliehen- 
den, bei Miefenberg wicder Stand zu haltın — gaͤnzliche Niederlage des 
« bautfchen Heeres — Rückzug des oͤſtreichiſchen Herzogs Albrecht — Berhees 
rungen der Huffiten in Schlefien und Ungarn — Sigmund mittlerreile in 
„Nürnberg — trifft Anftalten die Grenzländer gegen Böhmen mit Zrup« 
‚pen zu befegen — umd nimmt fobann feinen Weg nad) Italien — Schluße 
betrachtunge — 0 0 0 ee «7 


xxii 


» X.u.Xl. 


IX. 


xvi. 


Inhal. 


Anunbanng . 
Seite 


. &öäreiben Walter’s von Schwarzenberg an den Frankfurter 


Date Zu ei 


l. K. Sigmund ladet die wetterauiſchen R. Städte zum Wie 5 


mer KReichſtag ein. 8. Der. 15. 0.0 03% 


. K. Sigmund’s Schreiben an die wetterauiſchen Städte über 


ven Wiener und Kürnberger Kteichstag. 10. März 1426. 396 


. K. Sigmund's Säreiben an diefelben Städte über die Huſ⸗ 


fiten und den Reichsſtag zu Nürnberg. 2. April 1496. . 398 


. K. Sigmund’s Schreiben an dieſelben Städte über fein Aus- 


bleiben von Nürnberger Reihötag. 15. Mai 1426. +, + 39 
Verhandlungen auf dem Nürnberger Reichstag im I. 1426 
in Betreff des Huffitenzuged. . . . . . + 400 


. Eöreiben von Halter Schwarzenberg und Jacob Stralen - 


berg an den Frankfurter Kath v. 3.142 - .. + 407 
K. Sigmund’s Schreiben an die metterauifhen R. Städte 
über die Zortdauer des Verbots, mit den Benetianern in 
Handeiöverblädung zu treten. 7. Det. 116. . . 408 
K. Sigmund's Schrelben an die Stadt Frankfurt über den 
Krieg der Hanfeftänte mit dem König von Dänemark, 7. 
Jull 1122. 7 
K. Sigmund's zwei Schreiben an die wetterauiſchen Staͤd⸗ 
te über feinen nahen Mömerzug. 9. Nov. 1427 u. 22. März 
Men. 4lo 
Sqrelben des Gafpar Sid an den Frankfurter Rath über 
den Türkenkrieg ac. 11. Sept. 148 : 0.4 
Des Mainzer Kurfürften Schreiben über einen Kurfürftene 
tag in Zrankfurt. Juli 1220. 24414 
Schreiben Heinrich Welder’3 an den‘ Frankfurter Rath über 
feine Reife nach Negendburg. 14. Nov. 1412, . . 414 


. Schreiben der Kurfürften an den Zranffurter Rath über die 


Straßburger Fehde 1429, wobei ein bisher” ungebrudtes 
Kapitel aus Wind. . . re ? 1.7 
K. Sigmund’s Schreiben an die wetterauiſchen Gtädte 
über die Huffiten und den Nürnberger Reichstag. 27. Sept. 
1430. ..... 022417 





Inhalt. RUM 
Seite 
Schreiben des Nürnberger Rathes an die Stadt Frankfurt 
über die Huffiten 7. Aug. 13l.- > + + 47 
Reichsmatrikel von 1422 un 1331. 0.419 
Jortſetung dev. Megeftei unh dep Ifiherard des R. Königs 


Sigmund v. 1. Ian, 1420 — 1. Rov. 1481. . 400 


Berichtigungen. 


Durch die Catfernung des Verſaſſers vom Druckort haben ſich mehrere Druck⸗ 
fehler, beſonders in eigenen Ramen, eingeſchlichen. 


Seite 14 Zeile 22 von oben anftatt feinen lied den. 
Minsl Mies. 


Be Lie. 
a 7... Tannus l. Zauf. 

. 4»: 9.0 » KragalKrafı 

.» 6 6°. .* . Drabitenl Drebiten 

. BB. Be. » wiederholte L wiederholt. 

«122» AS 0 . Zaunltoum 

=» 137 +1. ° » halben halb. 

. 165 +: 9: » Bebaul Zelau. 

:= 150 + 10 + » » Ghiemfen L. Shiemfen 

=: 18 +1» * Ganal. Gara 

“Mi +» 10 - unten » deffenl.derem | 
= 06 ° 9er =: » därftetl, dürften ! 
. 216 * 20 » oben » derl. und. . \ | 
: 31 - 3. mem » Gliſ. l. Elſaß. 

2 Me = 1711. 

=» » 8%.“ dieldem " 

: WB =» As s» Büdnerl Buchner. 

=» 284 » 15 » oben = Belehrung l. Belehnung. 

= 28 * 8 - mem » Kehrer l. Lehren 

:» 2389: 3° » «1429 1. 1428. 

= 304 ».14 =» = » Brünl Brun 

s» 37 = 23 - obm » Maudard IL, Mainhard. 

= 343 »«M11 = = » andernlL ande 

= 38 =» 3 » ulm - Tehemanl. Lehmann. 

=» 33 -» 7: »- Thürmahyr's l. Thurmayr's. 
83662Wl. M. 

884⸗ 5⸗oben⸗ nurLum 


Drittes Bud. 


Die Zeit des Huffitentrieges 


bis auf die 


Eröfferung des Basler Eonciliums, 


Aſchbach K. Sigmund. IM. n 1 








. . . 
> Bu 





| 


Erftes Kapitel, 


Anfang der huſſitiſchen unruhen in Boͤhmen und on König 
Wenzel's. 1419. 


Solange König Wenzel mit dem boͤhmiſchen Wolke einig 
war, ſolange es weder die Beſchluͤſſe des Conſtanzer Conciliums 
noch die Bullen Papſt Martin's V in Bezug auf bie Verurthei—⸗ 
lung des Huß.unb bed Hieronymus wie auch auf bie Ausrottung 
der neuen Lehren in Böhmen annahm, blieb. das Land ruhig und 
man hört von einen bebeutenden Bewegungen unter bem Volke. 
dedoch war bie ganze Bevoͤlkerung in einer großen. Aufregung 
und ſchien entfchlofferi, jeden Angriff auf ihren neuen Glauben und 
ihre religiöfen Anfihten mit Gewalt abzuwehren, Diefer Zuftand 
der Dinge mag auch den römifchen König Sigmund, der gerviß 
davon genau unterrichtet war, beflimmt haben, nach dem Schluß 
des Conciliums nicht ſogleich, wie die verfammelten Väter und 
der’ Hapſt wollten, nach Bohmen zu ziehen. Denn grade das 
mals hatte Rönig Wenzel mehrere Anflalten getroffen, auf das 
Virkſamſte jedem Angriff auf fein Land mit Gewalt der Waffen 
entgegen zu treten, Alles was irgenb geeignet war, Uneinigkeit 
und Mißtrauen zwiſchen der boͤhmiſchen Regierung und der Na—⸗ 
tion zu unterhalten ober zu erregen warb befeitigt. Wenzel nahm 
die entfchiedenften Anhänger ber huſſitiſchen Lehre nicht nur unter 
feine nähere Umgebung‘ am Hofe auf, fondern er erhob auch meh: 
tere von ihnen zu feinen geheimen Kaͤthen und ließ ſich durch dieſe 
zu Verfugungen beftimmen, welde ben Katholifen und dem paͤpſt⸗ 
lüchen Hofe hoͤchſt anſtoͤßig und empfindlich waren, Unter Anz 

1* 


4 Drittes Bud. Erſtes Kapieel. 


derm bewirkte der Fönigliche Rath Heinrich von Lajan, Haupts 
mann von Bredlau, daß Wenzel (am 9, Juni 1418) einen Land⸗ 
tagsbeſchluß beftätigte, bem gemäß die Stände des böhmifchen Reiz 
ches ſchon früher mit Vorwiſſen und Willen ihres Königs verord⸗ 
net hatten, daß fein Böhme vor einem auswärtigen geiftlichen 
Gerichte (alfo auch nicht zu Rom vor dem päpfllichen),, aus wel: 
her Urfache er auch immer dazu gefordert werde, zu erfcheinen 
brauche 1). Die beiden eifrigften Anhänger des Johann Huf, 
Nicolaus, Gutsherr von Huffinecz und Johann Ziäfa von Trocz⸗ 
now‘®®) erfreuten fich der koͤniglichen Gunft und Auszeichnung 
ganz befonderd. Erfterer; welcher unter den Lanbleuten im Be: 
chiner Kreife einen großen Einfluß ausübte, weil er früher, als 
Huß Prag meiden mußte, denfelben an feinem Geburtsorte Huſ⸗ 
finecz folgend und ehrend aufnahm, ließ fi in der Neuſtadt 
Prag ?>}, nieder und zeigte fich fo eifrig fir die Verbreitung der 
Kommunton unter beiden Geftalten, daß bald die meiflen Bürger 
der Neuftabt in diefer Weife das Abendmal genoffen, und die dem 
Katholicismus treu gebliebenen Bürger großen Verfolgungen aus⸗ 
geſetzt waren ). 

Johann, Edelmann von Trocznow *), beffen in Böhmen 


1) Wenzel gab ben Pragern eine beſondere Urkunde darüber. Pelzel Wen⸗ 
celaus urtb. n. 248 und II. S. 673. Die Prager zeigten ſich dankbar gegen 
den Veranlaſſer der Verfügung, indem das Haus des Heinrich von Lojan von 
allen ftöbtifpen Abgaben befreit ward. Pelzel 1. c. Urkb. m. 249. . 

2e) Über Ziffa hat man in’neuerer Zeit mehrere Biographien und, Förif: 
tm: G. B. v. Sqirach Blograppien der Deutfhen Thi. I. Halle 4771. % 
Wien 1788. Lebensgeſch. des Joh. von Trocznow oder fogen, Billa, Heerf. d. 
Böhmen, Prog 179%. I. Shiffner Gallerie der merkw. Perfonen Bögmens 
Br. 3. Prog 1802. M. Millauer diplom. hiſt. Auffäge über Joh. Zijka 
von Trocznow. Prag 1824. Ledteres ift das befte und genauefte, mad Über 
Zijka erſchienen; wohl Peine zufammenhängenbe Geſchichte, aber einzelne gute Uh- 
terfugungen. v. Hormayr Leben des Ziska im öſtreich. Plutarch lieſert eine 
Sdilderung in großartigen Bögen. 

« 2b) Bekanntlich befteht Prag aus drei Stäbten, movon zwei auf dem rech · 
ten Ufer der Moldau liegen und Alt- und Neuftadt heißen: die auf dem Lim 
ten Ufer gelegene Stadt heißt die Kleinfeite, 

3) Aen. Sylv. hist. Boh. c. 36. \ J 

Petzel Geſch. v. Böhmen I. S. 315: „Gr war bei dem Dorfe Troer 





Anfang der huſſitifchen Unruhen in Böhmen. 5 


nicht ſelten votkommenden Beinamen Zijfa faͤlſchlich durch ein⸗ 


aͤugig erklaͤrt wird, weil er in ſeiner Jugend das eine Auge ver⸗ 
loren 5), hatte ſich oͤfters als einen wuͤthenden Gegner aller Moͤn⸗ 


che ausgeſprochen. Dieſer Haß fol dadurch veranlaßt worden ‘ 


ſeyn, daß feine Schweſter, die-eine Nonne war, von einem Moͤn⸗ 
che eritehrt worben). Dafuͤr habe er an allen Mönchen Rache 


zu nehmen geſchworen. Ex begrüßte daher auch freubig bie Lehre . 


Wycliff's und Hußens, welche · dem Moͤnchsthum fo fehr entge⸗ 
gen war... Diefer Mann, in deſſen Haͤnden das Schickſal Boͤh⸗ 
mens mehrere Jahre · hindurch war, befand ſich, als die Nachricht 
von Hußens Hinrichtung nach Prag kam, als kaum geachteter 
Kammerer am Hofe Wenzel's7). Er hatte. ſich früher bei ben 


dom, umweit Borowan, deutf Forbes, im ⸗Bechiner Kreiſe, geboren. eine 
Mutter brachte ihn unter einer Ciche zur Melt: venn fle war von der Geburts⸗ 
zit. anf freiem. erde überfallen-worben end hatte · kaum Zeit gehabt, ſich in den 
nahe gelegenen Hain zu begeben... Die Eiche wurde hernech die Zijkeneiche (Zij⸗ 
too Dub) genannt und der Stamm ſtand noch im Anfang dieſes (des 18.) Jahr- 
hunderts. Man räumte ihn damals weg, weil die umliegenden Schmiede glaub 
tin, fie’geroännen neue Kräfte, wenn fie audy nur einen Splitter von der Eiche 
ihrem Hammer beifügten. Iept ſteht cine Kapelle mit. einer lateiniſchen und böß- 
miſchen Inſchrift dafelbft: 

Hic locas olim exosus Joannis nativitate Ziscae, nunc ex ae nati- 
vitati Joanni Baptistae consecratus. 
“Jan Deka z Trocanowa slepey, zie Pamnieti tu se narodil.“ 

5) Man orzäßlt auch, daß er auf Zeiten WB Polen im 2. 1410 in der 


Shlaht bei Zautıenberg mitgefodsten Habe und- damald nad dem Verhuſte bes 


Einen Auges Biffa genannt worden. - Pegel a. a. D. bemerkt, daß Bijfa we 
der in der böhmiſchen noch in einer andern ſlaviſchen Soragẽ einen Gindugi 
gen Weide, und nad einet Driginalurtunde im Stadlarqive zu Schwenit 


Bub er 4) füon im Yahr 1384 (bei Millener ©. 20 fi, eine Urkunde fon " 


Wut Jahe 378): Ich Johann, genannt- Bijta on. Trochnow. 
Ghgie Topographie von Böhmen S. 122. Bel Shifmer).c, S. 118. Mil 
wer l.c. &6. Aen.Sylv. H.B. c.37 gibt an: „Uno carens deilo, quem 
#enue pagoans jam pridem amiserat.“. Millauer a, 9. D. S. 12 fl führt 
Wchtere gleichzeitig lebende Perfonen des Namens Zizka auf, ; ehne di ſid eine 
Berwandtfhaft mit dem Feldherrn nachweiſen läßf. Es mar ein grönehe 
böhmiſcher Geſchlechtsname, deſſen Bedeutung jedoch mnbekannt iſt. ', „ 

6) Theobald Huftenkrieg, Bretl. 1750. 4. c. 28. Balbin. Arion, bit, 
Bohem. ib. IV. c. 37. 

7)'Laor. Byzyn. bell. Hussit. bei Andenig Rei vr o. 18% weant ign 


6 Drittes Buch. Erſtes Kapitel. 
. Spaltungen Wenzel's mit feinen Brüdern und Wettern nur als 
unruhigen Kopf bemerfli gemacht), Er theifte die allgemeine 
Entrüftung der Böhmen über das Verfahren des Conciliums, er 
ſah darin eine Schmach, die jeder Böhme, als ihm perfönlich zuges 
fügt, auch felbft zu rächen verpflichtet fey. Er für feine Perfon 
übernahm dieſe Verpflichtung mit ‚einem Eidſchwur, welde er 
fi zur größern Feierlichkeit, wie man erzählt, durch König Wen: 
zel urkundlich mit Brief und Siegel beftätigen ließ, Wenzel, der 
die Mittellofigkeit des Zigfa kannte (denn er war ohne Vermögen 
und damals auch ohne Anhang), mochte In der Sache mehr einen 
‚Scherz fehen und daher nicht ungern ber Witte feines Höflings 
entſprechen 9). Denn es lag In ber Neigung bed Königs, mit den 
ernfteften Dingen Scherz zu treiben, Diefes Fönigliche Patent, 
wodurch Zijta bevollmächtigt war, nach allen Kräften dahin zu 
wirken, daß Hußens Tod gerächt werde, mag auf ber einen Seite 
den Zijka mit dem Gedanken einer befondern Miffion erfüllt, atıf 
ber andern ihm nicht wenige Anhänger zugeführt haben. EB 
ſcheint aber nicht, daß Zijfa vor dem Jahre 1419 von der koͤnig⸗ 
Hichen Beſtaͤtigung feined Berufs, den Tod ded Su zu sicher, 
öffentlich Gebrauch gemacht habe, 

* Außer ben eifrigen genannten ‚Huffiten gewann König Bm; 
zel auch die. meiften. anderen vaͤupter der neuen Lehre, welche i im 
‚Lande mächtig waren, Auch eine anſehnliche Zahl Ritter (man 
gibt gegen achtzig an), welche, man weiß nicht recht aus welcher 

el rebeltirt hatten , Hab er wirder Aut 
Gnabden anf !N). 

grich daß⸗ als der · Ghrtinat Zohan; Do: 
iM lin V nad Behmin gefenbet wi sehen 


m Da deb Zijta fihon im J. 1378 % 
us ex damals ſchon fber 60 Jahre alt geweſen feya 
Daß Biffa, obwohl er feinem Geſchiechte nid) [u 
üer in befäpränkten und drückenden Besitmifen or 
. dargethan. 
5.548 u. 589. Millauet S. 29 — 2 ut Yin 
weiſe “ 
9y Theohald HR. € 28. ’ 
NO’ Peizel Wenceslaus)nach Yandfriftiiien Urkunden U. ©. Pr 





Anfang der huffitifchen Unruhen in Böhmen. 7* 
war 21), die Ketzer daſelbſt mit Hlilfe des weltlichen Armes ber 
Kirche wieder zu unterwerfen, das Land keinesweges in innen 
Varteien zerriffen war, fondern alle, mit Ausnahme der Mönche 
und eines Theiles der Weltgeiftlichkeit waren entfehloffen, gegen bie 
Befchlüffe des Conciliums und die Bullen des Papſtes Widerſtand 
zu leiſten. Bon König Wenzel hatte aber ber Cardinal Feine Un: 
terfiügung bei feiner Miffion zu erwarten, da berfelbe gegen. den 
Papft wie gegen bie Kirchenverfammlung hoͤchſt aufgebracht war, 
weil beide ihm den Titel eines roͤmiſchen Königs, ben er ſich noch 
in allen öffentlichen Erlaſſen beilegte, nicht ertheilt hatten 1%), 

Bon Prag aus, wo Wenzel alle Parteien im Zaume hielt 
oder beruhigte, die Katholiken durch Furcht, bie Huffiten durch 
Bugeftänbniffe, ſchickte er an feinen’ Bruder, ben tömifchen König 
Sigmund, eine Gefandtfchaft, in der doppelten Abficht, das Koͤ⸗ 
nigreich Böhmen von der ſchweren Anklage der Kegerei zu recht⸗ 
fertigen und deſſen Mitwirkung zur Aufhebung des Kirhenbannes, 
der. über die Huffiten auögefprochen worden, zu erlangen. Gigs 
mund empfing bei feiner Rüdreife vom Conſtanzer Goncilium nach 
Ungarn bei ®inz (16. Ian. 1419). die boͤhmiſche Gefandtfchaft 
Er nahm weber bie. Rechtfertigung an, noch flellte.er in Ausficht, 
dem angefuchten Verlangen zu willfahren: im. Gegentheit brang.. 
er darauf, daß Wenzel den von ihm angefegten Tag zu Skalitz 
auf ben 9. Febr. 1419 zur Beſprechung der Ausrottung ber Ke⸗ 
$ereien in Böhmen beſchicke. Unterlaſſe aber der böhmifche Koͤ⸗ 
nig die Befämpfung des Ketzer, fo fagte ihm Sigmünb fü die 
Zukunft jeden Beiſtand, jede Hülfe auf, 

ALS’ diefe Gefandtfchaft wie auch. bie Skalitzer Berfuntrtung- 
welche Wenzel und feine boͤhmiſchen Großen weber beſuchten rioch 
beſchickten, erfolglos voruͤbergingen, ſo wollte der paͤpſtlicht der 
gat Johann Dominici die Schärfe des Schwertes gegen die Ke⸗ 
tet angewendet haben. Sigmund, von ben Thrken und Vene⸗ 
tlanern il in Ungarn gedraͤngt, im Begriff bie durch ſeine la e 804 
weſenheit von biefem Koͤnigreiche unerledigt gebliebeh egi 
rungẽgeſchafte zu ordnen, zugleich damit befhäftigt, ole 

u) Sel. — Emo I. ©. Dh nr A 

ray pe: — Baer 






8 . Dritted Buch, Erſtes Kapitel, 

den deutſchen Orden zu verſoͤhnen und bann beider Hülfe gegen 
die Türken zu erhalten, fah fich nicht in der Lage, dem Anfinnen 
des päpftfichen Legaten zu willfahren und fogleich mit gewaffneter 
‚Hand in Böhmen einzufallen und König und Volk zur Annah⸗ 
me der Goncilienbefhlüffe zu zwingen 1°), 

Es blieb demnach vorerft der dem Kirchenglauben treu geblies 
bene Theil der Böhmen feinem Schickſal überlaffen; doc Fonnte 
es nicht fehlen, daß zwiſchen den Katholifen, die, durch ihren Cle— 
rus noch mehr aufgereizt, in ihren Rechten verbleiben wollten, und 
den Huffiten, welche, ald die Mehrheit ber Bewohner im Lande, 
fich zurückgefegt glaubten, wenn fie nicht Kirchen und freie Aus⸗ 
übung des Gotteöbienftes hatten, ernftliche Streitigkeiten ausbra> 
hen, welche bald fi durch ganz Böhmen verbreiteten und das 
ganze Land mit Verfolgung, Plünderung, Raub, Mord und 
Zerſtoͤrung erfüllten. Der Anfang diefer ſchrecklichen Auftritte 
wird dem Garbinal=Legaten Johann Dominici zugeſchtieben. Als 
er fah, daß er durch Predigten und Ermahnungen bei den Huffi⸗ 
tem in Prag nichts außrichtete, begab er fich nach Stan. Hier, 
wo ebenfalls ſchon das Abendmal unter beiden Geftalten ben Laien 
gereicht wurde, ließ der päpflliche Abgefandte fi) in feinem Eifer 
für’ feine Sendung fo weit hinreißen, daß er in der Kirche das 
auf dem Altar befindliche Behältniß für die Kelche auf den Boden 
warf und fodann einen huffitifchen Priefter und einen Layen, wel⸗ 
che fich wiberfegt hatten, durch Feuer hinrichten ließ '*), 

Diefe Schritte des päpftlichen Legaten, die in ähnlicher Weife, 
wenn aud) ohne Hinrichtungen, an andern Orten duch die Mit 
wirkung des Prager Erzbifchofs und der katholiſchen Geiſtlichkeit 
wiederholt wurden, veranlaßten die Bürgermeifter der drei Pras 
ger Städte (am A. Febr. 1419), mit den Rathmannen und Ge: 
meinbeälteften vor dem König Wenzel Über die Feinde der Anhaͤn⸗ 
ger Hußens Klage zu führen. Man befhwerte fi, daß dieſe 
den. von ben huffitiſchen Prieftern geweihten Leib bed Herrn und 

13) Bl. Geſch. K. Sigmund’s Br. IT. S. 401 fü. i 

14) Es wird. der 12. Juni 1418 als Zeit tiefes Greigniffes angegeben. 
Theobald c. 29. berichtet es nad einem Calendar. Hussitic.und auch 2enfont 
Geſch. des Huffitenkrieges sc. Überf, v. Hirſch Bud VI.) hat es aufgenommen. 


Anfang der huſſitiſchen Unruhen in Böhmen. 9 
deſſen heilige Blut wegwitrfen; daß fie die huffitifhen Kirchen 
für unrein erklärten und wieber von neuem einweihten; daß fie 
den huffitiſchen Prieftern nicht erlaubten, in den Kirchen Meffe zu 
leſen, und überhaupt alle, welche ſich für die Lehre des Huß auss 
frrächen, aus ‚den Kirchen jagtenz-daß fie den Kranken das heil, 
Abendmal verweigerten, wenn fie nicht dem Kelche entfagten, 
Solche Schmach und Unehre, welche die Priefter der alten Pars 
tei dem König, der Stadt Prag und dem ganzen Königreiche 

„Böhmen zufügten, möchte, baten die Buͤrgermeiſter, Wenzel 
nieht ferner geſtatten noch ungeſtraft laffen. 

Darauf. ertheilte der böhmifche König für die Huffiten oder " 
Galirtiner, wie man fie nach bem Genuß des Kelches nun ge 
woͤhnlich benannte, eine hoͤchſt günflige. Antwort, Zwar. drehte er 
ihnen auch mit Hinrichtung und Einziehung ihrer Güter, wenn 
fie ſich erlaubten Unruhen zu fliften, jedoch geftattete er ihnen nach 
ihrer Lehre Meffen zu leſen und zu taufen,. ſowohl in den Kirchen 
als auch zu Haufe: aber ganz befonders für ihren Gottesdienſt 
wies: ex ihnen drei. Kitchen in-Prag an, nämlich in der Neuſtadt 
die beiden Kirchen bei S. Ambroſius und Mariaſchnee, in ber 
Atftadt die Kirche bei S. Benedict, wo ihre Priefter alle firchlis 
hen Zunctionen verrichten, namentlich das Abendmal unter. beis 
‚ben Geftalten augtheilen duͤrften. In Betreff der gegen die Huſ⸗ 
ſiten von ben Katholiken veruͤbten Mißhandlungen, verſprach Wen⸗ 
zel eine genaue Unterſuchung und nachdruͤckliche Beſtrafung. Nach⸗ 
dem er ermahnt hatte, daß die Magiſtrate Alles aufbieten ſollten, 

das Volk ruhig zu erhalten und jede aufrührerifche Bewegung zu 
unterbrüden, theilte ee noch mit, daß er die Ruͤckkehr einer neuen 
Geſandtſchaft, welche er an feinen Bruder den roͤmiſchen König 
geſchickt habe, erwarte; fobann werbe er auf dem nächften Lands 
tage, der auf den 8, März nad} Prag anberaumt war, den Staͤn⸗ 
* den und den Theologen bie Banhıbriefe zur Prüfung vorlegen und 
* ihrem Urtheile gemäß einen Entſchluß feffen 1°). - 

Daß der Landtag am 8. März in Prag abgehalten und dar⸗ 

auf von · neuem günftige Befchlüffe für die Calixtiner gefaßt wor 

15) Pefel IL, S. 680 nad einem im Urfb. n. 251. mitgetfeitten böhmi- 
ſchen Actenſtücke. 


10 Drittes Bach. Erſtes Kapitel. 

den, feheint nicht zu bezweifeln, jedoch laffen ſich darlıber Beine 
beftimmten Nachrichten geben, da die Verhandlungen wie bie Bes 
ſchluͤſſe deffelben nicht mehr vorhanden find '°). Auch über bie 
weitern Verhandlungen und Gefanbtfchaften zwifhen beit beiden 
koͤniglichen Brüdern Sigmund und Wenzel laͤßt ſich aus Mangel 
an Nachrichten nichts mitteilen '7).- 

So guͤmſtig bisher Wenzel ſich ben ‚Huffiten bewieſen hatte, 
ohne darauf zu achten, daß er dadurch bad Mißfallen des Papſtes 
und feines Beuders, des romiſchen Königs, erregte, fo trat Doch 
plöglich eine Änderung in der Gefinnung bes böhmifchen Königs 
gegen die neuen Lehren in feinem Koͤnigreiche ein. Was diefe 
Anderung veranlaßte, findet ſich nicht Mar in ben alten Berich⸗ 
ten gemelbet, doch iſt offenbar, daß die täglichen Übergriffe ber 
‚Huffiten und die Umtriebe ihrer Häupter, welche felbft den Thron 
bebrohten, plöglich ben trägen König aus feiner Sicherheit aufs 
ſchreckten. Da er damals meift nahe bei dem Wiſſehrad in dem 
neuen Schloffe, dad auch Kunratiz und Wenzelftein ges 


nannt weich, reſidirte 18), fo konnte er leicht Zeuge ſeyn von dem fa⸗ 


natiſchen Sinne der Bewohner der Neuſtadt Prag und den Umtrieben 
des Nicolaus von Huſſinecz, der daſelbſt fich eingeblirgert hatte und 
das Volk dahin bearbeitete, den König Wenzel vom Thron zu flites 
zen und ihn felbft Darauf zu erheben 1°). Daß ipm dieſes Vorha⸗ · 
ben nicht gelang, daran war weniger Wenzel’3 Kraft und Wachſam⸗ 
keit Schuld, welcher den Rebellen aus Prag verbannte 2°), als 
vielmehr bie treue Anhänglichkeit einer großen Anzahl Huffiten, 
welche unter Wenzel's Schug mehr Sicherheit und Erfolg für ihre » 
Lehre fahen, als unter einer ungefegmäßigen Regierung. ' Ber 
ſonders ließ es fich der Prieſter Wenzel Eoranda, Profeffot. der 

16) Pelzel l.. c. S. 699 u. 68." ’ u 

17) Daß ſoldhe ftattgefimden, Täßt fich aus der angeführten Antwort Be 
15 auf die Befhwerben der Prager Megfrate erfeen. 24 

18) Pelze 1. c. S. 681. 

19) Aen. Sylv. Hist. Boh.’c.36. „Rex ad Nicolaum ⸗ 
inquit, qua me reguo ejioeres, orditus es telam, at ego Iaı 
ciam, quo te posten strangulem.“ Hagetil u Sr 
Rärnb. 1697. f- ©. 676. - 

20) Hagec. Gpr. a. a. D. Bl Pelzel l. c. S. 63 










Anfang der Auffichfgen Unruhen in Böhmen. 1 
Theologie zu Prag, weldher bei den Huffiten in hohem Anfehen 
and, angelegen feyn, bie Stimmung feiner Glaubensgenoffen 
für den König Wehzel zu erhalten, Ex ſtellte ihnen vor, daß, 
wenn auch der König. aus Trägheit und Trunkfucht fich wenig 
um die Regierung befümmere, er doch der befte Fuͤrſt ſey, ben fie 
haben koͤnnten. Denn er liebe die Böhmen und werbe nicht dul⸗ 
den, daß irgend auswärtige Furſten und Wölker fie angriffen. 
Außerdem wäre der Umftand nicht ungimſtig, daß Wenzel als 
roͤmiſcher König gegen feinen Bruder. Sigmund, ber fich. auch fo 
nenne, im beutfchen Reiche noch immer einen gewiffen Anhang 
habe und daher letzterer genöthigt fey, in, feinen- Schritten gegen 
Böhmen nicht zu weit zu gehen. Schon daß Wenzel bie. Boͤh⸗ 
men In ihrer Religion nicht beunruhige und ihnen erlaube, ben 
BSottesdienſt nach ihrer Weiſe auszuüben, muͤſſe fie verpflichten, 
zu deſſen Erhaltung Gott anzuflehen 21). 
Die erften Schritte, die König Wenzel zur Einſchraͤnkung 
ber huffitifchen Umtriebe machte, gefchahen im Anfange Juli 1419, 
Doc) war ein zuͤgelloſes Volk, das Jahre lang die neuen Grunds 
füge und den Haß gegen bie Mönche, die Geiſtlichkeit und die 
Katholiken überhaupt eingefogen, hatte, nicht · durch ſchwache Mits 
tel, welche Wenzel nur zu Gebot ſtanden, wieder in die alte Ord⸗ 
nung ber Dinge zurlichzuführen, Schon früher hatte er einen Ver⸗ 
ſuch gemacht, weil er einen Auffland- ficchtete, die Prager zu ent⸗ 
waffen, indem er einen Befehl erließ, ale Bürger follten ihm 
auf. das Schloß ihre Waffen bringen. Die Lift bes Zizka verei- 
„telte aber den Plan Wenzel's. Er flellte fi an bie Spige der 
bewaffneten bewaſſneten Bürgerfhaft, und erfehien fo (15. April) vor dem Bit 
21) Die ”. 21) Re dieden des Wenzel Goranda (Aeneas Sylv..v. 36.) werden abwei⸗ 
chend qugegeben, jedoch laſſen ſich die Abweichungen leicht in Übereinftimmung 
bringen. Leunfant (lv. 'VI.)-mipberfteht den Ausdruck „römifde Jaction,“ da 
ri it: auf Dep Päpfiihen Stuhl bericht. Pfizer If dabei bie Partei gemeint, 
Aniäye.-tn Eftthtend Wenzel: als rämifäene König betrachtete. Doch war dieſe 
Partei damals ſeht. ſchwach und’ zählte kaum. Pelzel S. 684 läßt den Coranda 
die Dede ſpatte auf dem Verge Tabor haiten. Pealacky (Wümigung der alten 
behm. Serhlätiär. s. 207) ſieht dieſe Wede dos Priefters Coranda ats eine 
otlilbch des· aan ¶sybo Arie“ fie ſo —* awwahez meint, ec, ab aupelu 
u dem dgmaligen Beibflkänken. - : 





12 - Drittes Buch, Erſtes Kapitel. 

fehrad mit den. Worten: Hier feyen fie mit den Waffen, bie ber 
König. begehrt habe und die fie bereit feyen für ihn gegen feine 
Zeinde bis ayf ben legten Blutstropfen zu führen. Wenzel hielt 
es damals nicht fie gerathen, ber Buͤrgerſchaft in folcher Vers 
faffung feinen Unwillen zu bezeugen. Er entließ fie gnäbig und 
lobte den Zizka, welcher feit diefer Zeit der Liebling. des Volkes 
ward 22), Erſt einige Monate fpäter wagte er gegen die Neu- 
ſtadt Prag einzuſchreiten, wo durch die Umtriebe des Nicolaus 
son Huffinecz die Einwohner am meiften fanatifirt worden waren 
und durch häufige öffentliche Umgänge die feindlichſten Manifeſta⸗ 
tionen gegen die Katholifen. gemacht wurden. Ehe König Wen: 
zel dad neue ‚Schloß ald feine gewöhnliche Refidenz bezog, er⸗ 
neuerte er (6. Juli) den Neuftädter Stadtrath, der bis. dahin aus 
Männern beflanden hatte, welche den Huffiten günftig geflimmt. ' 
waren. An ihre Stelle ließ er zwar Leute von böhmifcher Abs 
ſtammung, aber doch nur ſolche einfegen, deren Fatholifche Ger 
finnung bekannt war. Zugleich wied er fie an, nicht zu dulden, 
daß die Huffiten Öffentliche Umgänge hielten. Nach einiger.Zeit, 
war des Königs Abficht, follte auch in den andern Prager. Staͤd⸗ 
ten. eine gänzliche Erneuerung ber buffitifchen Stadträthe erfol⸗ 
gen 2°). 

Von dieſem Tage an war der Sieg i in Boͤhmen erklaͤrt: das 
erſt unter der Aſche glimmende Feuer ſchlug ſchon nach wenigen 
Wochen in Flammen aus und riß den Koͤnig mit in's Verderben. 

Das unruhige Volk, das ſich verfolgt glaubte, ſchaarte fi 
fogleich um feine Häupter. Bor allen- fanden bei.ihm .in Anſe⸗ 
ben der aus Prag verbannte Niclas von Huffinecz, der Freund" 
und Schüger des Johann Huß, und Zizka, der geſchworen hatte, 
des Märtyrers Tod zu raͤchen. Niclas hatte fih von Prag aus 
in den Bechiner Kreis begeben und hier feine Reden zur Aufte— 
gung des Landvolkes und Annahme der huſſitiſchen Lehre mit fo: 
vielem Erfolge gehalten, daß man allgemein von den Pfarsern dad 


22) S. Pelzel Geſch. v. Böhmen I. ©. 316. - r 

23) Pelzel Wencesl. II. 681. nad) einem Manuale archivi Novae civita- 
tis Pragens. MS. coaevem und einem andern alten Wanufeript, welches den 
Zitel Incidentia führt. . Aeneas Sylv. hist. Boh.,c. 86. R 


Anfang ker Hufficifejen Unenhen in Böhmen. 43 
heil, Abendmal unter. beiden Geſtalten zu empfangen verlangte, 
Die, welche dem Begehren nicht willfahrten, waren groben Miß—⸗ 
handlungen auögefebt; bie, welche nachgaben und ben Kelch nicht 
verweigerten, fanden den größten Beifall und Anhang. Am Mag- 
dalenentag (22, Juli) verfammelte ſich eine Volksmenge von viers 
zigtauſend Menfchen auf einem Berge im Bechiner Kreife nahe 
bei Auft, um_hier von den huffitifchen Prieſtern das Abendmal 
unter beiden Geftalten zu empfangen. Die Priefter waren in gez 
woͤhnlicher Kleidung: man richtete einige hundert Tafeln auf, wors 
auf Wein in: hölzernen Bechern ftand, Nicht nur die Ermac- 
fenen, fondern auch die Heinen Kinder empfingen ohne eine Vorbe⸗ 
reitung durch Beichte, ‚aber nad) ihrer Weife mit Gebet und vies 
ler Andacht das Abenbimal. unter beiden . @eflalten 2°), Niclas 
von Huffinecz hatte biefe Verſammlung veranftaltet 2°): er wollte 
fie nicht ungenüßt auseinander gehen laſſen. Freilich konnte er 
das Volk nicht dahin bewegen, fich von Wenzel's Regierung los⸗ 
zuſagen 2%), aber ihm ſchien ber Verfammlungsplag ein wohlges 
legener Ort zu einer Veſte 27), wo die Huffiten fich noͤthigeufalls 


24) Diar. bell, Huss. v. Laur. Byz. p. 143: „In festo Mariac Magda- 
lenne (22. Juli 1419)'cum multitudine populi sexns utrinsqne et otiam par- 
valarum ‚ad-praefatum mohtem (Tabor) congregata de divorsis regni par- 
tibus, ultra quam XL millia personaram sacramento corporis et. sanguinis 
sub utraque specie panis scil. et yini. — Quam ob rem Rex Boemiae Wen- 
ceslaus multum est turbatus, se de regali solio dejici timens et expavescons, 
Nicolaum de Hus in locum sui substitui suspicando, quem antea die quo- 
dam ad'S. Apollinarem [23. Jul.) cum sun consistenti ‚curia et magna po- 
poli 'sexos utrissqne multitudine, .interim tamien circumseptas pro Kbera- 
tione commpsibnis, utzilique speclei, tam ad adültos quam ad parvalos 
(ef, p- 130 de commupione infantium) ex parte ipsius multitudinis prolo- 
quentem banniverat.“ Laurent. Byzyn. handelt p- 187 ft. nod einmal von 
diefer Berfammfung auf dem Berge Tabor. Aeneas Sylv. hist. Boh. c. 36. 
Pelzel Wrntesl. nad) dem MS. Ineidentia S. 683. J 

3) Wenn es aud nicht ausdruciich in den alten Quellen wie in bell. Hus- 
sit. von Lawreim. Byz. gefagt ift, To Läßt ſich dieſes doch nicht bezweifeln. : Pel- 
sel nimmt es auch fo an. Lenfant läßt den Zijka die Verſammlung veranftalten, 

26) Daß ſchon vor der Berfammlung Nickad nad) der Krone geſtrebt, fagt 
Laurent. Byz. p. 143. Ct. not. 24. u. Aen. Sylv. hist. Boh. c. 36. 

77) Aeneas Sylv. hist. Boh. c. 40. gibt eine Befihreibung vor der Staͤrke 
der Feſtung. 


14: Drittes Buch. Erſtes Kapitel. 

ſammeln und vestheibigen konnten. Won ben vielen Beiten, wel: 
che aufgefchlagen waren, und welche Nicolaus vorerſt anflatt ber 
Haͤuſer ſtehen ließ zur Aufnahme derer, bie an bem Drte bleiben 
wollten, erhielt der Berg den Namen Tabot, welches Wort im 
Boͤhmiſchen Zelt» Lager heißt*®), und es währte nicht lange, 
fo war auß bem Lager bie mit Mauern und Waͤllen verſehene 
Beräftabt Tabor entſtanden. 

So fehr Wenzel durch diefe Verſammlung beunruhigt wurde, 
fo war. er doch nicht im Stande wirkſame Mittel zu ergreifen, fol 
cherlei Manifeftationen von ber Kraft: des Volkes zu verhinbern. 
Die Gewalt war gewiffermaßen ſchon dem Thron entfallen, und 
die Häupter der Huffiten: hatten fie aufgenommen. Diefes zeigte 
ein Auftritt in Prag felbft, faft vor den Augen des Königs, ber 
nur acht Tage nach der Verſammlung auf bem Berge Zabor ſtatt⸗ 
fand. Unter ber Leitung des Johann: Ziffa 29), der nunmehr 
beſtimmter als Rächer der Hinrichtung des Johannes Huß auf: 
trat, zogen (Sonntags am 30. Juli) bie Huffiten von der Kirche 
bei Marienfchnee, wo fie ihren Gottesdienſt gehalten, ungeachtet 
des koͤniglichen Verbote in Proceffion nach S. Stephan in der 
Neuftadt. Ein Priefter 30) trug ben Kelch, das Symbol ihres 
Glaubens und ihrer Partei, an der Spitze des Zuges. Der 
neue Magiftrat in der Neuftadt, feinen vom Könige erhaltenen 
Befehlen getreu, ließ die Stephanskirche vor der Ankunft der Ca⸗ 
Yirtiner fließen. Deſſenungeachtet öffneten dieſe fie mit Gewalt, 
Nachdem fie auch Hier ihren Gotteöbienft verrichtet und an einem Fas 
tholifchen Priefter, der ſich ihnen widerfegt hatte, grobe Exceſſe bez 
gangen i), kehrten fie wieder zuruͤck und richteten ihren Weg zu 
dem Neuftäbter Rathhauſe. Hier machte der ganze Zug Halt: 
Dur Abgeordnete verlangte man von dem Bürgermeifter und 

38) Lautent. Byz. p. 142 u,p- 187 oqq. Mol, Senfant Geſch. des Hufe 
fitente. 3c. überf, v. Hitſch I. S. 286. Da die Huffiten die Berge and gern 
mit altteſtamentariſchen Namen benannten, fo mag die Benennung Kabor auch 
von dem Berg Tabor in Galilda hergenommen ſeyn. 

29) Läur. Byz. p. 143: „Per populum et Johannem Zyzka.“ 

30).Iohann, ein von Selau entwichener Prämonftratenfer. Aen. Sylv. hist, 
Boh. c. 36. . 
31) Acneas Sylv. hist, Boh. c. 37. Theobald p. 69 ergäfit-ed anders. 


Anfang der huffitifhen Unruhen in Böhmen. 15 
den Schöffen, daß die, welche als Galirtiner in Haft gehalten 
(ohne Zweifel wegen Ruheftörungen oder geſetzwidriger Handluns 
gen) fogleich in Freiheit gefegt würden. Da diefem Anfinnen der 
Magiftrat nicht willfahrte und zu gleicher Zeit vom Rathhaufe aus 
mit Steinen auf bie Calirtiner geworfen und ber Priefter, wels 
her den Kelch trug, getroffen wurde, drangen Bijfa und eine 
Schaar Fräftiger Männer in das Rathhaus, um die verhaften 
Magiftratöperfonen zu beſtrafen. Ihre Muth verlangte blutige 
Rache. Sie ergriffen den Stadtrichter Niclas, den Buͤrgermei⸗ 
ſter Johann Podwinsky, drei Raͤthe und ſechs Gerichtsdiener, 
welche fie ſaͤmmtlich zu den Fenſtern hinaus auf die Straße fürzs 

"ten. Hier wurden fie von dem wuͤthenden Volke mit Spießen, 
Heugabeln und Schwertern aufgefangen und martervol umges 
bracht. Nur ein Rathsherr warb im Haufe felbft getoͤdtet. Die 
Übrigen Rathsherrn (man gibt elf an) hatten fich noch bei Zeit 
durch die Flucht gerettet 2), Eine Schaar von dreihundert Eds 
niglihen Bewaffneten war zwar herbeigeeilt, um den Aufruhr 
zu flillen und die Rädelöführer zu ergreifen: allein_diefelbe Eonnte 
wegen ihrer geringen Zahl nichts ausrichten und mußte froh feyn, 
ſich noch zuruͤckziehen zu koͤnnen 2). Sogleich befegten die Aufs 
rührer dad Rathhaus, riefen ale Bürger der Neuftabt unter Strafe 
des Todes oder der Verbannung unter die Waffen, und ernanns 
ten bis zur Wahl eineg neuen Magiſtrates vier Vorſteher oder 
Capitäne, welchen die Rathöfiegel und Amtsinfignien uͤberlie⸗ 
fert und eine zahlreiche Bewachung Tag und Nacht gegeben 


32) Die biutigen- Scenen beſchreiben mehrere boͤhmiſche Quellen: Laurent. 
Byz. p- 143. Contiouat. Pulkaw. bei Dobner Tom. IV. p. 135 u, 152. 
‚Beness. Krabice de Waitmile bei Dobner IV. p. 67. Chronic. Bohem. in den 
Scriptt. rer. Boh. T. II. p. 459. Hager. Chr. S. 676. Damit ift die über 
einftingmende Grzäflung des Aen. Sylv. H. B. c. 37 zu vergleihen. Ganz kurz 
iſt der Bericht des Bartossek s. Bartholom. de Drahonicz bei Dobner Monum. 
hist. Boöm. I. 143: „1419 Dominica post $. Jadobi drojecti sunt Nicolaus 
Judex et magister civium et Jurati novae civitatis Pragensis de Praetorio 
per Zizkam et anorum complures.“ \ 

33) Aevess Sylv. I. c. „Camerarius regni, qui cum treoentis equitibris 
ad sedäudum tumultum otcurrerat, ubi furentem plebem animadvertit, de 
sua vita sollicitus, fuga sibi consuluit.“* 


6 Drittes Buch. Erſtes Kapitel. 
ward 4), Alle Einwohner der Neuſtadt, welche noch dem ka⸗ 
tholifchen Glauben anhingen und nicht für die huffitifche Lehre die 
Waffen führen wollten, ergriffen die Flucht in die Altftadt Prag, 
wo ber Magiſtrat noch die koͤnigliche Auctorität aufrecht erhielt, 
Daher waren die ‚Huffiten in der Neuftadt vol Wuth und Haß 
gegen bie Altſtadt und drohten diefelbe mit Feuer und Schwert 
zu verheeren; jedoch waren fie nicht im Stande, ihre Drohungen 
in's Werk zu ſetzen. Dafuͤr richteten fie ihre Zerſtoͤrungsſucht ges 
gen bie Kiöfter und Fatholifchen Kirchen in der Neuftadt, Wer 
nicht für die Huffiten war, wurde beraubt, mißhandelt, getöb= 
tet. Die Gebäude der Katholiken wurden geplündert und dann 
“in Brand geftedt. Mit ganz befonderer Wuth wurden die Moͤn— 
che verfolgt 6). _ 

Als König Wenzel von allen dieſen Vorfällen in Kenntniß 
gefegt ward, gerieth er in großen Zorn: er beſchloß alle Huffis 
ten, vorzüglich aber ihre Priefter zu vertilgen. Doch biefe war 
nur das Zürnen eined Unmächtigen. Schon nad) wenigen Tagen 
gelang es einigen von feinen. Räthen, welche huſſitiſch gefinnt was 
zen, und ben Alteſten ber Altftabt Prag, den König durch die 
BVorftellung, daß man weiteres Unheil verhüten müffe, milder zu 

‚flimmen und ihn zu bewegen, mit den Anführern in Unterhandlung 
zu treten. Die Einwohner der Neuſtadt mußten bafür, daß fie 
die Rathsherrn umgebracht, Abbitte thym, aber der König ließ 
die Gewaltthat fonft unbeftraft, beftätigte fogar die mittlerweile 
von den Neuftäbtern gewählten neuen Rathöheren 2°), 

34) Laurent. Byz. p. 14. : 

35) Beness. Krabice J. c. Contin. Pulk.l. c. Hager. Chr. 676. « 

36) Laurent. Byz. p. 144: „Unde R. Boemiae Wenceslaus ira magna 
motus et angustia ac odore perturbatus, proposuit omnes Wiclefistas seu 
Hussitas et praecipue sacerdotes extirpare. Consiliari quidam regis ipsius 
partem sub utraque specie communicantinm foventes ac magistro J. Hus 
adhaerentes, cum Spnioribus antiquae eivitatis de concordia inter regem 
et novae civitatis communicantem, ad mulsa mala intercipiendum, tractare 
coeperunt, finaliter ergo parte utraque consentiente concluditur, quatenus 
communitas novae civitatis se ipsi regi pro excessu — — humiliet. et Rex 
novos scabinos per ipsam tunc colmmunicantem electos confirmet, quod et 
factum est cum effectu.“ Continuator. Pulkavae bei Dobner IV. p.152. Pa- 
lacky Annal. Boh. p- 25. 


Anfang der huſſitiſchen Unruhen in Böhmen. 17 
Ob biefe Zugeſtaͤndniſſe, welche Wenzel den Aufruͤhrern 
machte, aufrithtig waren, oder ob fie nur gegeben wurden, um 
Beit zu gewinnen, ift ungewiß. Da er fogleich Boten an feinen 
Bruder Sigmund abgefchict hatte, ihn um ſchleunigſte Huͤlfe ges 
gen die Aufrührer bittend 37); da er fich die Häupter der Empoͤ— 
ver aufzeichnete, um fie, wenn er wieder zur Gewalt gelangt, zur 
firengen Strafe zu ziehen 3°); da er an alle boͤhmiſche Städte 
den Befehl ergehen ließ zur ſchleunigen Entrichtung der Steuern 
und Kriegsanſtalten traf 2%): fo läßt ſich wohl nicht bezweifeln, 
daß es des böhmifchen Königs Abficht war, gegen bie Huffiten, 
welche er nun als Aufrührer betrachtete, einen entſcheidenden Schlag 
zu ihrer Vernichtung zu führen, Daß aber Wenzel fein Vorha⸗ 
ben nicht ausführte, verhinderte fein Tod, welder am 16, Aus 
guft+0), vierzehn Tage nach der Ausföhnung mit den Neuſtaͤd⸗ 
tern, Ploͤtzich erfolgte auf dem Neuſchloß bei Prag. Nach der 
Angabe eines gleichzeitigen Huffiten wurde er vom Schlage ges 
rührt und gab mit fürchterlichem Geſchrei und faſt Lbwengebrünt 
den Geiſt auf**); nach einem andern fehr gut unterrichteten Chro⸗ 
niften +®) ift Wenzel von feinen Hoͤflingen und Räthen, welche 





37) Chronic. Waldseäs, bei Oefele seript. Bav. I. p. 73. Acn. Sylr. 
H. B. c. 37: „Fratrem assidue vocitans et amicorum anzilia anxius expe- 
ctans.“ Schon vorher gleich nach der Vertreibung des Rice von ‚Huffinecz hatte 
er Sigmund um Hüfe gebeten. Aen. Sylr.l. c. cap. 36. - 

38) Pelzel Wencetl. IT. S. 686. 

"39) Gin folder Befehl an die Stadt Dudwels d.d. Neuſchloß 3. Kup. 10 
findet ſich bei Pelze W. urtb. m. 253. Es iſt die Iepte Urkunde, welthe Pels - 
zel von Wenzel anführt. 

40) Dielen Tag geben widt nur Law. Bya. p-144. Bartonsck lic. p.144 
und die Series Reg. Boh. in den Scriptt. rer. Boh. T. II. p. 454 genau an, 
fonbern auch die Grabſchrift Wenzel’a, die fpäter zerftört, aber durch die Abſchrift 
eines Gleidhzeitigen aufbewahrt worden ift. Pelzel I. S. 690. B ' 

41) Laurent. Byz. p. 144. we 

42) Yelzel W. &.687 nalh dem in der Witte deb 15. Jahrhunderts Icben- 
den ungenannten Berfaffer de MS. Incidentia fiberfärieben. Bai. Peljel IL. 
Borbericht. Derfelbe gibt an, daß er feine Nachricht von Wenzel's Unterkäm- 
merer Iohann Vechinin, der fie von einem der Mitoerſchworenen und Mitthäten 
als ein Geheimniß mitgeteilt bekommen, gehört habe, Doch gibt er die Er⸗ 
morbung Wenzel's nicht ald Gewißheit, fondern nur al& vehemens suspicio. ., 

Aſchbach E. Sigmund. TIL 2 


18 ‚Dreh Bud. Erſtes Kapitel. 

gehfemas Baffien waren und für ihr&eben fichteten, in äin: 
licher Weife wie die romiſchen Kaiſer Tiberius, Domitian und 
Gommeduß erſtickt und getoͤdtet werben 42), 

Als ganz falſch aber muß die Nachricht verworfen werden, 
daß er während bes Yufftandes der Neuftadt gegen ihren Magi- 
ſtrat vom Schlag gerührt und kurze Zeit darauf geftorben fey **). 

Benzel ftarb achtundfünfzig und ein halbes Jahr alt: ſechs⸗ 
undfuͤnfzig Jahre lang hatte er den Zitel eines Königs von Boͤh⸗ 
men geführt: noch bis zu feinem Lebensende nannte er fich in allen 
koͤniglichen Erlaſſen römifcher König und zählte als ſolcher nach 
feiner Abfegung noch neunzehn weitere. Regierungsjahre, 

Wenzel ift von den deutſchen Schriftftellern aus mehrfachen 
rſachen ungerecht beurtheilt worden. Es läßt fich nicht Iäugnen, 
daß er keinesweges zu ben guten und wortrefflichen Regenten gezählt 
werben kann. Ihm aber jebe gute Seite abfprechen, fein ganzes 
Leben nur als eine ununterbrochene Trägheit, Schlafſucht, Ty— 
rannei, Verruͤcktheit bezeichnen, iſt eine ganz unrichtige Darſtel⸗ 

lung feiner Regierung, Um Wenzel gerecht zu würbigen, muß 
man. bie verſchiedenen Epochen feiner’ Regierung unterfcheiden, ſo⸗ 
dann aber auch feine Regierung als böhmifchen und römifchen Koͤ— 
nig nicht zufammenwerfen, endlich aber auch nicht vergeffen, was 
ex feinen Feinden, ben Deutſchen, was er ſeinen Freunden, den 
Boͤhmen, war. 

Offenbar regierte Wenceslaus zwar manchmal wie ein mor⸗ 
genlaͤndiſcher Deſpot, aber doch zeigte er auch viele gute Eigen⸗ 


43) MS: Incidentia 1.c. „‚Quidam vero atroebant ipeun per suos-gra- 
tiores seu dilectos, qui eum in modum coronae cinzerunt , auffoostum.“«, 
44) Die böhmifigen Gefhichtfhreiver Balbinus und Dubravins haben. nad 
Aen. Sylv. c. 37. Hagec. Chr. S. 676 die fabelhafte Angabe: Als die Nade 
richt von der Grmorbung der Mathöheren der Reuſtadt zu Wenzei gelangte und 
derfelbe in große Wuth gerieth, habe der Obermuindfdjen? fich umüberlegter Weiſe 
dahin geäußert, daß er dieſes vdrausgeſehen (oder, mie andere-melden, daß er es 
fden vorher gemußt). Über diefe Außerung ſey Wenzel fo erzürnt worden, daß 
«€ den Dbermundſchenb bei den Haaren auf den Boden geworfen und ihn umges 
bracht haben würde, wenn die Umftehenben es nicht verhindert hätten, Der hefe 
tige Born aber habe dem König eine Apoplerie zugegogen, woram er verſchieden. 


Anfang der huſſitiſchen Unruhen in Böhmen. 19 


fhaften. Nach) den boͤhmiſchen Chroniken **) handhabte er: in 
dein Grade bie öffentliche Sicherheit auf ben Landſtraßen Boͤh⸗ 
mens, daß Einzelne ohne Gefahr frei und ungehindert Geld und 
Geldeöwerth herumtragen Ponnten, was bamald in Deutſchland 
bei ber Unficherheit auf den öffentlichen Straßen nicht ohne Be: 
raubung jemand hätte wagen koͤnnen. Jedermann ohne Unter⸗ 
ſchied der Perſon konnte Gerechtigkeit verlangen und Wenzel gab 
fie ohne Anſehen der Perſon: daher war er auch bei manchen hoch⸗ 
geſtellten Perſonen, welche ein Privilegium zu haben glaubten, 
Ungerechtigfeiten auszuüben,’ nicht beliebt. Die mangelhaften 
Polizei=Anftalten der Zeit waren Urfache, daß bie nöthigften Les 
‚ bensbebürrfniffe dem Wolke oft ſchlecht und nicht nach dem gehoͤri⸗ 
gen Gerichte verkauft wurden, Wenzel ſuchte in eigner Perfon 
biefem Übelftande abzuhelfen, indem er verkleidet und allen unbe: 
kannt zu Bädern, Mebgern ıc. ging, Brod, Fleiſch ec. kaufte, 
es unterfuchte und, wenn er es ſchlecht oder nicht nach dem Gewicht 
fanb, e8 wegnehmen, den Armen geben und bie Betruͤger freng 
beſtrafen ließ, Selbſt zu den ‚Hanbarbeitern ging er, arbeitete 
mit ihnen und beftimmte die Stunden zum. Ausruhen, — Daß 
er wieber ein Freund von Erholung und Munterkeit war und gern 
mit luſtigen Leuten fi) umgab, lag in-feinem eigenthuͤmlichen 
Character, der bad Derbe und den Scherz liebte *0). 
© Kaum hatte fich bie Nachricht von des Königs Tod in Prag 
verbreitet, fo war die ganze Stadt in Auftuhr. Sogleih am 





-45) Continuat. Pulkavae bei Dohner IV; p. 152: „De hoo rege etiam 
aicitar, quod justicam tam pauperi, quam diviti aegualiter administrari 
praeceperit. Imo ipsemet omnibus attendens vestes saepe permutavit, pi- 
#tores accessit, panem considerans et emens, quem si justi ponderis esse 
deprehendit, illum solvens abüit, si vero debitam quantitatem panis ndu 
'habuit , se geis sit. agnosch procuravit, panem hunc auferri jussit et pau- 
peffbus et äcolarihus distribui, pistorem vero in vita ve bonis pumivit. Si- 
militer otiam fecit lanionilius, epocillatoribus et als omnibus operarüs ete.“ 

46) Windel 'c. 83. p. 1139 erzaͤhlt bei Gelegenheit der Berfiörung von 
Wenzels Stab und Entweihung feiner Gebeine duty die Huffiten: „Das mas 
fein Son, wenn er fie doch gar fere geſterket hatte mit Hülfe feiner Myetſchen 
d. H. liphabern. Dis waren eine I. Königs liphäber und haiffen alfo die fein 
rete waren, Zodale, Irliſche, 2. h. Smazell, Dreckel, ainer Geſct, Bodel u.’ 

2*r. 


pi Drittes Buch. Erſtes Kapitel. 

‚ folgenden Tag ſchon überfielen die Huffiten unter ber Fuͤhrung 
"des Altftädter Bürgermeiflers Johann Brabaty bie Kloͤſter und bie 
Kirchen, deren Pfarrer fich bis dahin geweigert hatten, dem Wolle 
das Abenbmal unter beiden Geftalten zu ertheilen. Altäre, Wil: 
der, Orgeln, Geräthe wurden zerſchlagen und zerſtoͤrt. Die Klei⸗ 
der der Geiſtlichen und Mefgewänder wurden zum gewöhnlichen 
Gebrauch oder zu Fahnen verwendet. Sachen von Werth wie 
goldene und filberne Kelche, Eiborien, Rofenkränze nahm man 
weg nach Haus." Mit dem heiligen Chryfam ſchmierte fich ber 
Pöbel Schuhe und Stiefel ein und felbft die Gemaͤhlde in ‚den 
Kirchen, welche zu hoch hingen, als daß man fie erreichen konnte, 
wurben mit Koth und Unrath beworfen. Die Geiftlichen waren , 
der Wuth eines rafenden Poͤbels ausgeſetzt, am meiſten die Moͤn⸗ 
che, welche nur durch die Flucht den Mißhandlungen, dem Se⸗ 
faͤngniſſe, dem Tode entgingen. Die Moͤnche indem Karthaͤu⸗ 
ſerkloſter in der Altſtadt, von welchen man glaubte, daß fie auf 
dem Conſtanzer Concilium viel zur Hinrichtung des Huß beige⸗ 
tragen haͤtten, wurden theils getoͤdtet, theils mit Stricken gefef⸗ 
ſelt in's Gefaͤngniß geworfen, das Kloſter, nachdem es ausge⸗ 
pluͤndert worden, ward niedergebrannt. Gleiches Schidfal hatte 
(am 20. Auguſt) dad Kloſter bei Marienſchnee“ oder „am · San⸗ 
de,” nachdem am Tage zuvor das praͤchtige Grabmal des frü— 
hern Erzbiſchofs Albik in des Marienkirche „zur Wiege. mit van⸗ 
daliſcher Wuth zerſtoͤrt worden war *”), 

Bei ſolchen furchtbaren Auftritten und blutigem Auftuht i in 
den drei Prager Staͤdten wagte man nicht, wie ſonſt bei dem 
Todesfalle eines böhmifhen Königs gewöhnlich, ein „Öffentliches 
Leichenbegängniß zu halten. Die Königin Sophia hatte zwar 
den Leichnam ihres verflorbenen Gemahls, wie es die Sitte ers 
beiſchte, ſogleich einbalfamizen und fobann (18. Auguſt) auf den 

AT) Laurent. Bys. p. 145 seq- Bartossek bei Dobner I. p. 144. Cito- 
mic. Boh. in den Seriptt, rer. Boh. T. II. p. 459. Contin. Pulkarae hei 
Dobner IV. p. 152. Palacky annal. Boh. p. 26 49. Dlugoss. hist. Pol. XI. 
p- 406. Balbin. Epit. p. 433. et Miscell. Boh. Sanct. $. 64. Theobald 
6.29. Hagec. Chr. a. 1419 p. 677. Aen. Sylv. H. B. c.37. Tractat. de 
longaevo schismate bei Palady ital, Reife &. 100. 


- Anfang- der huffalkherr Umsuhen ia Wömen. 21 
Wiffehrab bringen laffen. Nachdem er Hier wegen des fortdauern⸗ 
den Lufruhes drei Tage in bes Peterdkirche aufgeflcht geefen, 
ſe a men 1 man ben Leichnam, in ber Nacht (man wagte nicht, 
ge durch die zügellefen Rotten in ben Strafen ber 
—* Pa zu führen) Aber die Moldau durch den Graben 
Augiye in die Schloß⸗ oder St. Veitskirche, von wo er nach drei 
Wochen abermals bei Nacht in das Ciſterzienſerkloſter zu König» 
ſal geführt warb zur anflänbigen Beerdigung *°). Hier hatte 
ſich Wenzel fon einige Jahre fricher eine Grabſtaͤtte errichten 
laſſen, bamit er barin. nad) feinem Tode beigefegt werde, Allein 
feine- Gebeine fanden auch hier Beine Ruhe. Der Huſſitenkrieg 
mb feine Zerſtoͤrungen erreichten auch Königfal. Zizka ließ im 
feigenben Jahr des Klofter anzünben, das Grab zerſtoͤren und 
bie Gebeine zerſtreuen. Ein Fiſcher, Namens Muſcha, fammelte 
ans Anhaͤnglichk eit an feinen frühen Koͤnig beffen Gebeine heim- 
lic, und verbarg fie, bis der König Sigmund nach Böhmen kam, 
Damm übergab er fie biefem, welcher fie auf.eine auſtaͤndige Weife 
wiedee.in der Prager Schloßkirche zu St. Beit.beifegen ließ +°). 

Rach einiger Zeit wer in Prag eine gewiſſe Ruhe und Drd⸗ 
nung zuruͤkgekehrt, da bie Huffiten daſelbſt vollkommen Meifter 
der Stabt waren, bie auf dem Schloſſe Wiffchrad befindliche Bes 
fetung fich zubig verhielt, und die eifrigen Katholiken die Flucht 
emgriffen hatten oder ſich im Sehlngniffe befanden, wenn fie bie, 


— 





. MB aurent. Bye p. 144: „Cujus .Cörpus post dies aliquot propter . 
Amor⸗m populi, tempore necturno ad castrum Pragense est. deductum et 
in Capcli. . Wenceslai, volldestum et“ post septimanas. aliquot ab inde ad 
Monastefium Aulae regige, "ubi sepulturam g i elegerat, noctis tempore mi- 
serrifne transdacttum et”a piscatoribus, pistoribus et conversis ejusdem mo- 
instörti’scpultum.“« ¶ Dieſes ſclechte Vegr ubniß feht der huſfitiſctt Chroait ik - 
ie Gtsofesdes Oitm⸗is an- daß Wengel nicht nah Kräften Die hufktifäe The⸗ 
iqn habe... Dad MB. Hieidentia.bet Pelial II. &,.609, welches subfühchih 
Über Wenzel Begräbniß Handelt, widerfpriäht der Nachricht des Zaurentius Bm⸗ 
in einigen Stüden. Xusdrüdti) fagt 6: „Abbas illius Monasterii regem.mor- 
tmm,ea, ‚qua decwit honorificensia sepehvit.“ "Aen.Sytr. hist, Boh, c. 37. 
u Deget. hr. 677. ftimmen,aber mitLaurent. Byz. ügereit. 
49):M8. Ineidentia L.c. Ass. Sykr. hist: Boh, c-37. rei. Anton 
Brot. schismade bei Palai ül, Reife, S. 101. Diogese..), cp AUT. ı 


2 Britt Bude "Erf Sapiul. 
Mißhandiungen überlebt Hatten, Das Land fehhfl war wie ia 
eine bumpfen Betäubung‘, und mar wußte nicht,; wohin "Alle 
führte. Den Häuptern der Huffiten, vorzüglich dem Zipfa und 
Niclas von Huffineqz, welche ehrgeizige, weitflihsende Pläne heg⸗ 
ten, war mit bem friebfamen, zur Ordnung zurlchlchrenden Sinn 
der Prager Bevoͤlkerung nicht gebient : fie ſahen einen Kampf mit 
Wange? s Nachfolger, dem rmiſchen König, woraus, Uns biefen 
befichen zu koͤnnen, mußte nicht allein bie Hauptſtadt, ſondern 
das ganze Königreich Böhmen ſich dem Auffland aufehließen, 
Da in’ den größern Städten überall koͤnigliche Befagungen lagen, 
-fo. mußte man.erft das Landvolk bearbeiten und dieſes durch Ja⸗ 

natismus aufregen. Schloſſen ſich ſodaun die boͤhmiſchen Barone, 
wie es ſchon den Anſchein hatte, entſchieden der Bewegung an, 
fo konnten auch bie Städte nicht auf bie Länge widerſtehen, ba 
die Befehlähaber ber. ftäbtifchen Beſatzungen meift dem hohen boͤh⸗ 
mifchen Abel angehörten, 

Um das ganze Land in Aufſtand zu bringen, veranfladtete 
Aijta allgemeine Volßsverfammlungen. Schon in den letzten Die: 
naten ber Regierung Wenzel’ hatten Berſammlungen auf einigen 
Bergen, Horeb, Beranek, Tabor u, a. flnttgefunden, zun.bad 
Abendmal unter beiden Geflalten zu empfangen. Damals ges 
ſhah diefes, weil ber Genuß des Kelchs in ben Kirchen von m 
Jathoftfcyen Prieſtern wicht geſtattet wurde. Auders war es jet, 
wo die Huffiten faft ſaͤmmtliche Kirchen in Prag inne hattem und. 
bafelbft ungeſtoͤrt ihren Gottesdienſt Halten konnten. Die Stadt 
wollte nicht allein ben Aufftand gertiacht haben }' "das ganze Lend 
ſollte in benſelben verwickelt werden und die Empörung: fg einen 
deſto ſicherern, Erfolg verſpꝛechen. 

Aum St. Michelstage (20. Setpt.) verſammelte fi ſich auf einer 
weiten Ebene zwiſchen Prag und Beneſchau am Kreuzhugel 
eine unzählige Menge Volks beiderlei Geſchlechts aus-Prag und: 
bem ganzen Königreich 60), Sie waren theils zu Zug, theils. 





56) Über dieſe SBerfohemiang find Hauptauelien Laurent. Pyz. p. 146, der _ 


fie die 8. Wenoeelai (2. Gept.) feht. Comtin. Pulkarae p. 130g. Palacky 
Autel. Bob. p-%8sq.; Aca. Eylv. H. B, c.36. Chronic. Bohem. inBcriptt. rer. 
Boh. N. 469..(,än ferto 5. Michaelis feit magua congregatio-populi in-Ioon 





Anfang Dee huffttiſcher Unruhen in Böhmen. 23 
zu Wagen und Pferd gekommen. Drei huffitiiche Priefter, der 
bekannte Jacobellus son Mins, der gelehrte Johann Earbinal 
und ber. beim Volke beliebte Matthaͤus von Tochenicz, mußten als 
ſcheinbare Veranlaſſer diefer Berfammlung zum Genuß des Abend⸗ 
mals: unter ‚beiden Seſtalten ihre Namen hergeben, indem die 
polniſchen Anreger dazu fich im Hintergrunbe Hielten.- Marhbent - 
mancherlei Reben, Predigten, Aufforderungen an-bie nerfdinstteee 
Brenge gehalten worden ließ Watthaͤus über drei: Weinſaffer 
weiche das Bott vorher ausgetrunken hatte, eine Tafel eruichten 
und teilte fobamı ohne alles Gepraͤnge (die Tafel war.nicht eins 
mal /gedeckt und der Priefier wat ohne Ornat) das Abendmal 
aus. Aunch der ſchon fricher genannte Coranda, damals Pfarrer 
zu Pilſen, war mit einer zahlreichen Schaar gekommen and theilte 
das Abendmal aus, Alles ging hoͤchſt friedlich ab: Das Wort 
ware begeiſtert und fah einer ſchoͤnern, deſſern Zukunft von brüdere 
kher Ciuigkeit und Gleichheit entgegen, Riemank ward Bei biefer 
Berlammlung angegriffen, verlegt, beſchatigt. Einent armen 
Lanbınanne , deffen Zeldfrucht zertretan worden, warb:duach eint 
Ganimlung freiwilliger Spenden ber Schaden trichtich 'wufekt: 
Nachdem als Zeit der naͤchſten Volloverſammlung ber St Martins · 
tag (14, Nov.) beflimmt worden war, verlief ſich des Abends bie. 
Bolksmenge, erfreut und Begeiftert von bem, was am Rage vor 
gefallen war. Die Prager bagegen zogen in Badelproreffion‘ mit 
Vortragung des Kelchs nach ührer Stadt zurirc ihnen ſcheofſen 
fi am viertauſend rirftige Maͤnnet vom Lande unter der Flchrung 
des / gijka, jedoch waren fie nicht bewaffnet; fie tungen ; toi Pike 
gehmate, mar einen Stab, Diefer friebliche Ing, weint 
Godengeldute und Illumination in des. Stadt empfangen Ana; 

ging Aber- den Viſſehrad, wo dig Abnigin Sophia und, bie Be⸗ 
ſatung Fein Hinderniß demfelbden in ben Wey legte, nach · den 
Kofter St. Ambroſtus, worauß ſchon bie Roncheverſagt dborähe 
weht. Hier nahm Zijka mit feiner Schaar, von giertäufenge 
Bann, ‚ weldje bald, bewaffnet waren, feinen Sit. Die ve 





diete ad Crucnlas‘). out ems on want Da in ni 
p. 43529. folgt. ’ aa 


MH, Dehetes Maid. ESeſtes Kapitel. 

SWherger Heferten den neuen Hülfegeneffen bie Lebenswittel #1), 
So hatte der Auffland fein Haupt, der Fuͤhrer feine Kriegslente 
. "gefunden, 

Die Abſichten des Biffe, welcher ſchon in den ındchfien 
Tagen eine Unternehmung gegen den Wiffehrab machen woll⸗ 
te, aber noch durch den Prager Magiſtrat davon: abgehalten 
wurde 52), waren jetzt ber Königin Sophia enthillt.. Ste hatte 
Boten auf Boten an König Stgmund, welhen bei bem unbe⸗ 
erbten Abgange feines Bruders bie boͤhmiſche Krone zufiel, ges 
ſendet, und um fein ſchleuniges ‚Herbeieilen oder. unverweiltes Zu⸗ 
ſenden von Huͤlfsvoͤlkern gebeten. Sigmund, grade im Kriege 
mit den Tirken und Venetianern beſchaͤftigt, konnte weder bad 
Eine, noch das Andere, was ſeine Schwaͤgerin verlangte, er⸗ 
fallen, Er vertroͤſtete auf feine fpätere Ankunft, wenn ex bie 
Tinken von ber ungarifchen Grenze vertrieben, wies aber alle 
Befehlshaber in ben boͤhmiſchen feflen Städten an, gegen bie 
aufrichreriſchen Huſſiten auf ihrer Hut zu ſeyn, nicht zu busiben, 
daß ſich aus ihren Städten die Einwohner zu den Volksverſamm⸗ 
lungen begeben, und wo folde in ihrer Nähe flattfänden, fie 
ſogleich mit Gewalt der Waffen auseinander zu treiben 53), * 

. Um den ſchweren Widerſtand der Zeflungen zu befeitigen, 

wandten fich Zijfe und die Huffiten raſch zu Unterhandlungen, um 

;Diefe durch Überredung zu gerinnen. Durch Vermittlung der 

Prager Magiſtrate wurde mit ben Königlichen in dem Prager 

Schloß und auf dem Wiſſehrad ein Waffenſtillſtand geſchloſſen; 

ats Bebingung ‘aber ſtellten dieſe die Forderung und erhielten 

Me: cvch zugeftanden, daß die Fremden (—Zijka's Schaar), welche 

ſich zroße Erceſſe In der Stadt gegen die Kirchen, befonders in 

*- 51) Laurent. Byz. 1. c Behet. Hof. 1. c Aculbylri H. B. ca 
— * — 
37 Sl Cönt Plkkev. pur166. page. Ghr. ©. 676. 

Sdo) Ken. Sylv. H. B. g 37. Derſelbe in ver Vita Sigienundi ver fh 

&y ihal Seife. Contin. Pulkavac p. 154. Palacky Annal. p. 29. . Damals 

fon vch Sigmund den Herzog Rudolf von Sachſen zu den Böhmen. geſchickt has 

ben, „ut ipsos ad obedientiam reduceret exhortätionibus salutatibus, si Pos“ 

⸗et: a ölsdem inalitiose interfectus est veneno propinato.‘c Hom. Comer. 

Chr. bet Eccard. Cm Wit... p. 1235. 


Anfang der huffteifchen Wemuhen in Vöhmen. 8 
der Aitſtadt, worin fie alle Wider zerſchlagen, erlanbt hatten, 
entfernt wirben.+), Die Königin Sophia, noch immer auf 
Sigmund's Hülfe harrend, verließ darauf das Wiffehraber Schloß 
in der Neuſtadt, und begab fich nach der Kleinfeite Prags, wo 
die Einwohner noch zum Theil katholiſch waren, auf das Prager 
Schloß und ließ auf Ansathen des Herrn Ulrich won Bofenberg 
die wichtigſten Puncte der ‘Kleinfeite, bie Kirche St. Thomas, 
den ergbifchöflichen Pallaſt und’ bes Sachſenhaus mit 
feben ®*). Zijzka aber entfernte ſich aus Prag, um mit-feinen 
Anhängern den Aufſtand weiter zu verbreiten. In diefer Abſicht 
richtete er an bie Befehlshaber der Städte und beven Einwohner 
Schreiben. Welchen Geiſt dieſe athineten, laͤßt fich am: beßten 
aus feinen eigenen Warten entnchmen. "Wir geben woͤrtlich ein 
ſolches an den Hauptmann. von Taus (Aſta) und die Einwoh⸗ 
ner biefer Stadt °°), 

Dem geflsengen Hauptmann und ber Stabt Taus meinen 
Hiebfien Bekdern. Daß ihr, in Gott theuerſten Bruͤder, zu der 
verigen Liebe kommet, welche gute Werke verrichtet, bas gebe 
Got der Herr, wie auch, daß ihr in feiner Furcht verbleibt: auch 
warn er gefteaft und gezirchtigt hat, bitte ich euch, nicht nieder⸗ 
gefhlagen zu ſeyn. Habt Acht auf bie, welche an unferm Glau⸗ 
ben arbeiten, unb vorzitglich auf bie große Boshelt der Deutfchen, 
beten Berfolgungen ihr ſchon erfahren habt wegen bes: Namens 
Jefu Chriſti. Stehet wider fie beftändig wie eure Worſahren, 


54) Laörent. Byz. p. 146. Cont. Palkav. p. 156. 

55) Laur. Byz. p. 147. Aen. Syly. H. B. Loc. 
256) Das in böpmifher Sprache abgefaßte Schreiben ift datirt Worlid oder 
Driit (Lenfant S. 242 dat unrihtig WBoticz, eine Meine Stadt nahe bei Tabor) 
Feria VI post natiwitatis Mariae 1418. Das Jahr ift, wie es Theobald S. 193 
gibt, offenbar unrichtig: es mp 1419 vieleicht aud 1420 gelefen werden: der 
Zas iſ der 15. Gept. Aheobatd gibt em, dap dag Schreiben nauft einem Kruge ⸗ 


lied 1541 anf dem Zaufer Rathhaus aufgefunden worden, Mei Millauer Anfe - 


fig über Joh. Zijka ıc. &, 6 wird der 11. Sept. 1422 ald Datum dieſes Brie- 
FEB angegeben. Gin anderes Schreiben Ziffa’s an die Stadt Taus (ohne Datum) 
finde ſich bei Millauer 1. c. &. 7 fl. erwähnt. Auch bei Ungar (in den Abe 
Wendt. der bohm. Geſellſch. der. Wiſſeaſch. 179. S. 376) if der 
Sub beutfäp‘abgebrudt, 


20 Deieres Buch, Erſtes Kapitel. 

die alten Möhenen, die ihre Waffe ( Shanicy) unter bie Stiefel 
geſteckt, nicht allein Gottes, ſondern auch idrer felbft wegen. 
Bir aber, liebe Brüder, die dad göttliche Geſetz, das gemeine 
Wohl wor Augen haben, möffen größere Anſtrengungen machen. 
Ber ein Schwert führen, wer einen Stein werfen, wer. einen 
Prügel ſchwingen Tann, muß zum Kampfe geräftet feyn. Daher, 
meine Heben Brüder, melde ich euch”, daß ich Überall Volk wider 
die Feinde göttlicher Wahrheit und Zerfiörer der boͤhmiſchen Nas 
tion fammle, und begehre von euch, daß ihr eure Pfarrer dazu 
enhalten ſollt, daß fie in allen ihren Predigten das Wolf zum 
Streit gegen ben Antichrift ermahnen und Jung wie Alt allzeit 
bereit zum Krieg machen. Berner wuͤnſche ich, wenn ich zu euch 
tomme, daß ed mir und meinem Kriegsvolke nicht an Brod und 
Vier, Nahrung und Butter fehlet, und daß ihr euch mit Waffen 
verfehet. Die Zeit ift gefommen, nicht ſowohl gegen bie Frem⸗ 
den, als vielmehr gegen die Einheimifchen zu ſtreiten. Gedenket 
des frühern Kampfes; ba euer Wenige gegen Viele, Kleine gegen 
Mächtige , Ungerkftete gegen. Gerhftete, fo tapfer geſtritten Habe 
Gottes Hand iſt noch unverkirzt, deßhalb feyb getroſt, geräfket, 
"bereit, Gott ſtaͤrke euch. Johann Zijka vom au, durch bie 
göttliche Gnade Hauptmann der Taboriten.“ 

Da dem Zijka micht fo ſchnell, wie er gehofft, es gelang, 
die Feſtungen in feine Gewalt zu bekommen, fo war er bedacht 
ſich ‚eine neue Feſtimg felbft zu bauen. Schon war bie von ‘ber 

* Natur hoͤchſt günflige Lage des Berges Tabor zu einem befefligten 
Heerlager benugt- werben. Runmeht warb eine hberaus befeftigte 
. Stadt als Zufluchtsort der Huffiten, welche ſich ſeitdem auch Ta⸗ 
boriten nannten, angelegt. Aneas Sylvius, ein Zeitgenoffe; 
der um die Mitte des 15. Jahrhunderts Böhmen nach allen. Rich» 
tungen bereiöte und bie Feſtungswerke genau befichtigte, beſchreibt 
alfo die Stadt⸗): „Obwohl der Ort durch ſteile Felſen verthei⸗ 
digt ift, fo umgab ihn Ziſka doch mit Mauern und Vormerken: 
Die größere Seite der Stadt befphlt ‘der Fluß Luſchnitz, das 
Übrige umfließt ein reißendes Waffer, welches durch einen felfigen 

57) Hist, Bohem. c. 40. Er ſchließt die Veſqhreidung mit den Wottes 

„nos qualem vidimus civitatem descripsimus.‘“ . . ". 


Anfang der huſſteiſchen Unzuhen in WBöhmen. 7 
‚Hügel ſoweit Die Stadt geht aufgehalten, in die Luſchritz ſich 
zu ergießen, gezwungen iſt, rechts ſich zu wenden, und erſt am 
Ende der Stabt fih mit dem Fiuß vereinigt. Der Raum, wos 
durch man zu Lande in bie Stadt gelangt (die zwei Fluſſe machen 
fie faft zur Infel) beträgt Baum dreißig Zuß in der Breite, Die 
befündet ich ein ſchr tiefer Graben und eine breifache Mauer, bie 
wegen ihrer Dide allen Kriegsmaſchinen wiberfichen Ian. Der⸗ 
fehiedene Thieme auf den Mauern und Vorwerke hatten die Ta⸗ 
beriten, bie Meier in der Kunſt, Städte zu: befefligen, au den 
paffendflen Orten anzulegen. fih aubgedacht. Diefes war der 
Bufluctsert aller Ketzer. Die Beflung legte Biffa zuerſt an; die 
Umbern, bie ihm nadhfolgten, vermehrten bie Werke, wie fie es 
für nöthig, fanden.“ 

Die Dinge fanden in der aflen Gef des Detobes in de 
Weiſe, daß bie -verwittwete Königin Sophia. mit den koͤniglich 
Gefinuten, wozgu damals noch die maͤchtigſten Barone des Landes 
gehörten ,. in ben Staͤdten die Gewalt hatten; ja ſelbſt in Prag 
wear durch die Entfernung der Fremden unb Bijfa’s die Orbnung 
in fa meit wieber hergefieht, daß man bie Katholiken und ihren 

Gottesdienſt wicht Öffentlich ftörte. Ja bie koͤniglichen Beſatzun⸗ 
gen fühlten ſich ſo kraͤftig, daß fie aus ihren Mauern hevanlı 
zogen, die Vollsverſanunlungen im Freien mit Gewalt ber Waf⸗- 
fen auseinander trieben und ‚ben Bigla, ber ſich beſonders Im 
Bechiner Kreis herumtrieb 5°), ſelbſt angriffen. Schaaren von 

Einwohnern aus ben Staͤbdten Pilſen, Klatiau, Tanns, Schitten⸗ 
befen u. a., welche ſchon unterwegs: zu Neuen Verſammlungen 
woran , begaben fi auf Anrathen des Priefberd Coranda, der 
Racheicht von.der Annäherung ber koͤniglichen Truppen aus den 
benachbarten Feſtungen erhalten hatte, 'eiligf wieber. zuruck und 
bewaffneten ſich erſt, che fe von neuem wieber aufbrachen. Das 
durch warb nach und nach das gange flache Land beroaffnet ?°), 

-  Deffen ungeachtet Hätten bie Huffiten nicht angröffämeife zu 

Werke gehen koͤnnen, da, mit Ausnahme einiger wenigen Herrn, 
"Tg, Cironie. Boh. 1. c. Cont. Pulkavae 1. c. . 
." 50) cobeia. Pulkar. p. kl sg. Balacky Annal. p. 29. et 38. :pagec. - 
Sr. ©. 678. CF..Balbin. Epit. L c. p 435. 


F.} Drietes Bad. Eeflos Kapieel.. 

fol der ganze höhere Abel Boͤhmens, fo ſehx er auch fir Huß vnd 
Hieronymus war, doch fich nicht offen gegen ben Rachfolger 
Denzels, gegen König Sigmund, ausſprach. Daß biefes aber 
wiöglich und zwar grade in Prag geſchah, hatte folgende Veran⸗ 
laſſung. 

An ben Prager Hofe, wo einſtweilen bie verwittwete Koͤ⸗ 
nigin Sophia für ihren Schwager Sigmund die Regierung führte 
und befien Intereffen vertheibigte, gab es unter ben Räthen und 
Baronen zwei Parteien. Die ſchwaͤchere katholifch gefinnse wen⸗ 
dete fie unbebingt dem neuen Herrſcher zu: bie bei weiten ſtaͤr⸗ 
tere, welche ganz in bein Huffitifchen Lehren verſtrickt war, ſab 
in Sigmund nur den wortbrüchigen Sürften, ber die Ehre des 
böhmifchen Namens nicht geachtet hatte, da er bie von den Boͤh⸗ 
men hochoesehrten Männer Huß und Hieronymus dem Siheiter- 
haufen. zuführen ließ. Sie hatten fich zwar bis dahin nicht den 
aufruhreriſchen Schaaren unter Zijka und Nicolaus von Huſſinecz 
angefchloffen °°), jedoch. auch nichts gethan, was bie zuͤgelloſen 
Haufen in Zaum halten konnte. Als nun ernfllich zur Sprache 
Tom, ſich fir oder. gegen Sigmund zu entſcheiden, ſo zoͤgerte dieſe 
Partei nicht, das letztere zu thun, weil fie als patriotiſche Boh⸗ 
men. ber Deinung waren, daß diefe ihre Ehre verlangte, Bon 
allen Dingen aber bemächtigten fie ſich bed Stantöfchages, welchen 
Benzel hinterlaffen hatte, ald der Ration gehörig. So war ber 
Krieg am Hofe felbft ausgebrochen. Als Anfangspunct beffelben 
if der 17. Oct. 1419 zu fegen, wo die Königin Sophie den Herrn 
Eyenko von Wartenberg, beigenannt von Weſele, Burggrafen 
des Prager Schloffes, den Wilhelm von Hafenburg, beigenanmt . 
Zaguz, den Johannes Chuboba, beigenannt Rarsko, an. bie 
Spige der Verwaltung ftellte und fie bamit beauftragte, die Geg⸗ 
mer von ber Abelöpartei, welche dad Prager Schloß, die Kiöfter 
Strahow und St. Thomas, wie auch den erzbifchöflichen Pallaft 
inne hatten, daraus zu entfernen, Um biefes befto wirkfamer zu 
betreiben, ſollten Deutſche und Ungarn in Sold genommen wer 
den, Diefen zahlreichen Feinden deſto beffer zu wiberftehen, ſchloß 

-60) Acn. Sylv. Hist. Bok. c. 40: „Noadum equites apu& Fhaboritas 
militaverant,, cum essent omnes ferme infimae plebis homines.“ 





Anfang der haffitiſchen Muruhen in Vöhmen: w 
ſich Giezangegriffene Adelspartei ganz der huſſitiſch geſianten Pens 
ger Buͤrgerſchaft an ). So war ber Krieg ſchon mehr ein natios 
neller geworben, wo bie Mehrheit des Adels, der Buͤrgerſchaſt 
in ber Hauptftabt, des Landvolkes auf Seiten der Huffiten and, 
Deaher war Prag ſchon wenige Tage fpäter wieber in vollem 
Aufftande; Am 4. November wurden, auf Anregung einiger hufs 
fitifcher Priefter , vorzüglich aber auf-Betrieb des Ambrofius von 
Königingräg, die großen Gloden in -Prag geldutet, damit das 
Bolt fi) fammele und denen zu Hülfe kaͤme; welche, von.Zabor 
gegen Prag ziehend, unterwegs durch die koͤniglichen Truppen 
aufgehalten und angegriffen wurben. Bald war die waffenfähige 
"Mannfchaft von der Alt- und Neuftabt verfammelt, und Rice 
laus von Huffinecz näherte ſich mit. einer zahlreichen Schaar ber 
Bruͤcke, indem die-Königlichen, durch Ungarn und Deutfche vers 
ſtaͤrkt, auf der Kleinfeite aus ‘dem Schloffe, bem erzbiſchof⸗ 
lichen Pallaſte und dem fächfifchen Haufe mit Bombarben fchoffen 
und zu verhindern fuchten, daß die Aufrührer nicht nach der Kiein« 
feite hinüberzogen. Ungeachtet der Anſtrengungen der Konig⸗ 
lichen gelang es den flürmenden Pragern, jeboch mit ziemliche 
BVerluſt, über die mit Thuͤrmen wohlvertheidigte Moldaubrüde 
in bie Kleinfeite vorzubringen, und nach einem blutigen Kampf, 
worin auf beiden Seiten mehrere getöbtet wurben, mußten enbHich 

die Königlichen, unter denen ſich Berräther fanden, weichen. Sobald 
es dunkel geworben, verließen fie bie befegten Puncte, den erz⸗ 
biſchoͤflichen Pallaſt, das ſaͤchſiſche Haus, das Kloſter Gt. Tho⸗ 
mas, und zogen ſich in's Schloß zuruͤck, mit ‚Hinterlaffung vieler 
Pferde, Waffen und anderer Sachen von Werth. Die Prager 
aber durchplunderten die ihnen wegen ber Anhänglichkeit an bie 
Koͤnigin Sophia verhaßte Kleinfeite, und trugen reichliche Beute 
in die Alt- und Neuſtadt zuruͤck. Die ganze Nacht währte das 
dumpfe Glodengeläute zum Kampf und zur Plünderung fort: 
dieſes ſetzte die Königin Sophia im ſolche Angft, daß fie mit Ul⸗ 
rich von Rofenberg vom Gchloffe entfloh, indem die Zruppen 
61) Laur. Byz. p. 147 og. Seine oft eigentyümlide Sprache Tann leicht 


mifoerftanden werden, Beness. Krabioop. 68. Acn. Sylr. H:B. c. 38. Chro- 
‚ nic, Bohem. 1. c. p. 469. 


% Drittes Buch, Erſtes Mapitel. 
Baum im Stande waren, ed gegen bie Stürmenben zu vertheibis 
gen. Etſt nach Mitternacht, ald die Menge fich größtenteils zur 
Ruhe begeben hatte und nur noch eine Fleine Anzahl das Stuͤrmen 
gegen das Schloß fortfegte, machten die Königlichen, "den gun⸗ 
fügen Augenblick benugend, einen Ausfall, drangen raſch in das 
Rathhaus von der Kleinfeite, ſchleppten bie Schriften und Gelber 
ſchleunigſt weg und zümdeten dann das Gebäude an, welches mit 
den anftoßenden Häufern noch vor Tagesanbruch ein Raub der 
Flammen war, Ark folgenden ganzen Tage dauerte ber Kampf 
und die Verheerung in der Rleinfeite fort. Indem die Königs 
lichen die nahe dem Schloß gelegenen Häufer niederbrentien und 
die huſfitiſchen Buͤrger gefangen wegſchleppen, zerſtoͤen die Pra: 
ger den erzbifchöflichen Pallaft und erbrechen viele andere Gebäude, 
Do: waren bie Königlichen im Stande, den Pragern in der Alt⸗ 
und Neuſtadt von Tag zu Tag empfinblichern Schaben zuzufligen, 
indem fie von der Burg auß Überall die Bürger unverſehens bes 
ſchaͤdigten, die Straßen fperrten, daß Feine Lebensmittel in die 
Stadt gelangten, und die Befeſtigungen und Verſchanzungen der 
Binger zerfhrten 62), j 

Allein nicht bloß in der Hauptſtadt war der blutige Kampf 
entbrannt, auch außerhalb berfelben wüthete das Kriegsfeuer. Am 
6. Noventber ward zwiſchen den Zaboriten und ben Böniglichen: 
Truppen unter Peter von Sternberg, dem Obermünzmeifler von 
Kuttenberg, bei Knin gefochten. Erftere, viertaufend an ber Zahl, 
waren auf dem Marſch nach Prag begriffen, um daſelbſt das 
Schloß beſtuͤrmen zu helfen, al& fie von ben’ Königlichen angex 
geiffen und in die Flucht gejagt‘ wurden. Jedoch ſainmelte ſich 
bald wieder ein Theil der Flüchtlinge auf einem Berge und vera 
eisigte fich hier mit ihren Freunden aus Knin. ‚Sternberg, ſieges⸗ 
trunken, griff die Taboriten in einer fire fie höchft günftigen Stel: 
kung an und büßte feine Berwegenheit mit großem Verluſte der 
Seinigen, fo daß er gezwungen war, fich nach Kuttenberg zu: 
rüdzuziehen; bie Taborlten aber feierten den Sieg einen ganzen 

62) Laurent. Byz. p. 147.sq. ift hier Hauptauelles Aen. Sylv. Hist. Boh. 

©. 38. und die bögmifhen Ghroniften ftimmen in den Hauptpancten mit erfierm 
überein: fo aud) Dingoss. hist. Pol. lib. XI. p: 408,‘ 


Anfang der huffetfcen Unruhen in Böhmen. . SE 
Tag auf der Wahlſtatt, begruben ihre Toben, Wieiten iheen 
feierlichen Gottesdienſt und ftärkten ſich zu neuen Thaten. Dana 
sogen fie nach Prag ab, wo hie Sieger von ihemn Michrüdern 
mit großem. Jubel empfangen wurden *2). 

Nicht an allen Orten aber blieben die Huffiten im Bart, 
Beſonders durch die beutfchen Miethsvoͤlker in ben Städten, welche 
den. böhmifchen Neuerungen fehr abgeneigt waren, und uͤberall mit 
Sicherheit berwendet werden Ionnten, da fie den Verfuührungen 
nicht zugänglich waren, litten bie Huffiten viele Werfolgungen, bie 
nicht felten ganz unmenſchlich waren und bie Werfolgten zu gleis 
hen Mißhandlungen und Graufamleiten gegen bie Katholiken aufs 
teigten. Fanatiſche Priefter auf beiden Seiten trugen zu biefen 
Verfolgungen am meiften bei, Die Deutſchen im Böhmerwald 
und am fähfifhen Erzgebirge, beſonders aber die Bergleute von 
Kuttenberg, fingen bie Huffiten auf, mißhendelten fie auf jegliche - 
Weiſe und warfen fie zulegt, oft noch lebendig, in die tiefſten 
Schachten der Bergwerke. Es follen alein in den Schachten 
von Kuttenberg über ſechszehnhundert Huffiten auf ſolche Weiſe 
umgebracht worden feyn, weßhalb auch fpäter die. Taboriten die 
Stadt gänzlich, zerſtoͤtten, als Suhne ‚für ihre umgebrachten 
Brüder 4), 

Die Huffiten von Klattau, welche mit ihrem Prieſter Jo⸗ 
hannes von Naakuafa oͤffentlich ihren Gottesdienſt hielten, wur⸗ 





63) Umſtãndlichen Vericht gibt darüber Beness. von Hofzowicz, den Bal- 
bie. Epit, rer. Boh. p. 436 fon benupt hat. Lauzent. Byæ. p. 149 ift für« 
der, ſtimtat aber mit dem Beriht vonBeneß überein: „La die Leonhardi (6. Noy.) 
'Taboritarum fere IV millia, guorum seniores pro tunc ferant Dom. Brenko 
de Swihow, Chwal de Makowicz, alias de Rzepicz et Kuness ipsius germa- 
nns: confligtu quodam in loco, unum fere miliare a Knin distante, cum 
tegelibus et sighificanter D. Petro de $ternberg, D. Ptaczck de Ratag, Jo- 
hanne dicto Swidnierky Koldicz ‚liis, Michalesonis de Michklsbergk, et. 
Wenceslao dicto Doninsky, jndice.de montibüs Kuthnis et aliis aliquibus 
levibus ex ipsis oceisis et multis equis melioribus, regules ipsos a se repri- 
mentes, Pragam venerunt et a Pragensibus gratanter sunt suscepti.“ CH. 
Aen. Sylv. 1. c. Palacky annal. Boh. p. 30 sq. Cont. Pulkavac p. 155. 

64) Laurent. Byzin. p. 149. }Chronic. Bohem. 1. c. p. 459. Contin. 
Pulkavae p. 156. Böness. Krabice p. 68. 


2 Drittes Buch. Erſtes Krpitel. 

den von bem Herrn Raczko vom Riefenburg, ber bayeriſche Huͤlfs⸗ 
voͤlker herbeigezogen hatte, auseinander getrieben und ihr Prie⸗ 
fer engeffen und nach Bayern in die Gefangenſchaſt abgeführt: 
‚Hier wurde berfelbe, weil er feine Irrthuͤmer nicht abſchwoͤren 
wollte, Iebendig an einem Baume aufgehängt, graufam verſtum⸗ 
melt und langſam mit Strohfeuer verbrannt *6). 

Mittlerweile in verſchiedenen Gegenden Boͤhmens auf dieſe 
Weiſe der innere Krieg noch fortwaͤhrte, war man in der Haupt⸗ 
ſtadt ſelbſt zu einem Waffenſtillſtand gelangt; am 13. November 
wurde, auf Betreiben der friedliebendſten Männer beider Parteien, 
ifchen der Königin Sophia, dem Burggrafen Ezenfo von Wars 
tenberg und ben- anderen Baronen auf dem Prager Schloß auf 
der einen Seite und der Prager Stabt auf ber andern eine Waffen⸗ 
ruhe abgeſchloſſen, welche bis Georgi (23. April) 1420 bauen 
ſollte. Die Königin mit den Baronen verſprach die Angeiffe .- 
gegen die Stabt von der Burg einzuftellen, und bie huſſitiſche 
Lehre und den Genuß des Abendmals unter beiden Geftälten im 
ganzen Königreiche nicht zu verhindern: dagegen gelobten bie 
Prager , nicht weiter die-Kirchenbilder zu zerfchlagen, und die 
Kirchen und Klöfter zu erbrechen; auch den Wiffehrad verfprachen 
ſie wieder zu verlaffen. In Folge diefes Waffenftillfiandes bes 
fegten haher die Königlichen wieber diefe Veſte. Sobald biefes 
gefhehen war, verließen die Taboriten, die Hauptunruheftifter, 
welche felbft gegen die Häufer ihrer Glaubenögenoffen ſich nicht 
der Exceſſe hatten enthalten koͤnnen, zur Freude der Prager wie: 
der. die Stadt 6%)... Unter ihrem Führer Zijka, ber hoͤchſt unzus 
feieden über den Abſchluß des Waffenftiliftandes war, wandten 
fie fi nach Pilfen, wo fie viele Freunde und Glaubensgenoffen 
hatten. Die Klöfter und Mönche empfanden bald die Nähe ber 
furdtbaren Feinde, welde mif Plünderung, Berheerung und 
Mord ihren Fanatismus Außerten, 

65) Laurent. Byz. p. 152. 

66) Laurent. By. p. 149. 


Zweites Kapitel. 


8. Sigmund auf dem Landtag zu Bruͤnn und auf dem Reichetag zu 
Breslau. December 1419 bis April 1420. 


Nachdem ber König Sigmund bie Grenzen Ungarns gegen , 
die Türken durch die Schlacht bei Niffa ficher geftellt, eilte er auf 
wieberholtes bringenbes Bitten ber verwittweten Königin Sophia 
von Dfen nad) Mähren, um vorerft hier die fo verwirrten Ange⸗ 
legenheiten Böhmens zu orbnen und fodann Beſitz vom boͤhmi⸗ 
fgen Throne zu nehmen. Nach der Hauptfladt der mährifchen 
Markgrafichaft, nah Brünn, hatte Sigmund auf Weihnachten 1419 
einen. Reichötag ausgefchrieben, und dahin alle böhmifchen unb 
mährifhen Barone, Ritter, Burggrafen und bie Abgeorbneten 
der Eöniglichen Städte beſchieden. Er felbft Bam dahin am 15. Des 
sember in der Begleitung von Fürften, Bifhöfen und. dem paͤpſt- 
lien Legaten Zerdinand, Bifhof von Lucca, welchen Papf 
Martin V an die Stelle des in Ungarn verfiorbenen Johann Do= " 
minici zur Ausrottung ber Ketzereien in Böhmen abgeordnet hatte, 
Auch die Königin Sophia, in Begleitung. einer Anzahl böhmifcher 
Großen, ftellte fi auf dem Reichötag ein. Erſt am 27. Der 
cember erfchien bie feierliche Gefandtfchaft ber Prager Bürger: 
ſchaft, welche einen prachtoollen Einzug hielt mit Pauken und 
Zrompeten, und, zum großen Ärgerniß ber Batholifchen Geiſtlich- 
keit, nicht nur ihre huffitifchen Priefter mitgebracht hatte, ſondern 
auch von benfelben in ihren Herbergen ſich das Abenbmal unter 
beiden Geſtalten reichen ließ, weil ihnen der öffentliche Gottes⸗ 


dienft als Huffiten nicht von der katholiſchen Geiftlichkeit geftattet 
Ahbac K. Sigmund. III. 3 


34 Drittes Bud. Zweites Kapitel. 
worden, Erſt am britten Tage wurben die Prager Abgeorbneten 
vor ben König gelaſſen; fie baten, ihn knieend im Namen der gan: 
zen Gemeinde wegen der Vorfälle in Prag um Verzeifung, und 
erkannten ihn als ihren Herrn und König gemäß dem Erbfolge 
echte an, Sigmund ließ ſich von feinem Unwillen ‚gegen die Pra⸗ 
ger zu unkluger Strenge hinreißen. Gr ließ die Abgeordneten 
nicht nur lange knieen, fonbern er uͤberhaͤufte fie auch mit den bitter⸗ 
ſten Vorwürfen und Schmähungen; zulegt fertigte er fie mit dem 
Befehle nad) Prag.ab: „Zum Beweis ihrer aufrichtigen Unterwer⸗ 
fung foßten die Bürger ſaͤmmtliche Ketten, womit fie bie Straßen 
gefperrt, entfernen und alle Barricaden nieberreißen; auch Die Bers 
ſchanzungen, welche fie gegen das Schloß.aufgemorfen, fehleifen; 
ferner fich jeder Verfolgung und Mißhandlung der Geiftlichen und 
Mönche enthalten und fie gut behandeln, bis er felbft nach Prag 
kaͤme. Wenn fie allem diefem ein Genuͤge gethan, jo wolle er 
ald ein gnädiger Landesfurſt kemmen und das ganze Reid) in der 
Weiſe und nach den Geſetzen, wie fein Vater, Kaifer Karl IV, 
geherrſcht, regieren und nicht anders 1).“ Zu gleicher Zeit fegte 
er alle Burggrafen und Befehlähaber, welche fich fim die huſſiti⸗ 
ſchen Lehren. erldrt hatten, ab und ernannte an ihre Stellen 
folche, die er.al8 warme Anhänger deö katholiſchen Kirchenglaubens 
Tannte. Se mußte Janko von Miliczin, genannt Sablo, ber 
feäher in hoher Gunſt bei König Wenzel geftanben,, feine Beichi: 
haberftelle auf dem Karlftein, wo die Königlichen Shit Böhmens 

und die romiſchen Reichskleinodien verwahrt wurden, an Wenzel 
von Burzenicz, genannt Tlukſa, abgeben *). Überhaupt weilte 
Sigmund feinen Huffiten im öffentlichen Amte laſſen und entfegte 
deßhalb auch ven Magiſtrat von Bruͤnn, weil mehrere feiner Raͤthe 
den Kelch genofjen hatten >), 





1) Laurent. Byz. p 152—154. Contin. Pulkavae p. 158. Aen. Aftr. 
H.B. c. 39. Diagoss. hist., Pol. ib. XI. p. 409. Hager. Chr. 8.679, Pis- 
sina Mars Morav. 459. Balbin. Epit. 437. Theobald 9. 8. 199 u. 1. 
Cochlaei bell. hussit. lib. V. ab init. 

° 2) Laurent. Byz. 1. ©. Hagec. 0.0.D, Bgt, Pubitſchka Geſch. v. Böhm. 
vm. ©. 13 fl. 
¶ a. vu... 6. m 


Sigm. auf dem Lendtag zu Brknn a, b. Neichetag zu Bretian. 8 


Als die Ptager Abgeordnettn nach Haufe zurakgrhahet varen 
und bie koͤaiglichen Befehle uͤberbracht hatten, leiſtete man dieſen 
ſogleich Folge. Die Ketten, womit die Straßen gefperrt waren 
wurden entfernt und aufs Rathhans gebracht *): bie aufgemers 
fenen Berfhanzungen niebergeriffen, bie fluͤchtigen @eifllichen, 
Mönche, deutfchen Kaufleute kehtten wieber zuruͤck. Deren Ins. 
bei und Yußerungen, daß es mit den ketzeriſchen Wycliſſiten und 
‚Hnffiten jetzt bald zu Ende gehen werbe, erflillte die Stadt mir 
Angft und Schreden, Auf Betreiben der Zurückgekehrten ward 
im Namen des Könige und des Magiftrats oͤffenttich in den Stra⸗ 
len auögerufen : daß eB jevermänniglich frei ſtunde, wieher zuräd- 
zukehren, aber niemand folle ſich unterſtehen, geiſtüche Perfonen 
mit damals gewöhnligen Schimpfreben zu verfolgen, 

Da nun die Ruhe in Prag volkommen wieder hergefelit war, 
und bie Taboriten im Bechiner und Pilfener Kreiſe unter Bas 
und Nicolaus von Huffinecz Führung kaum einen wirkſamen Wi⸗ 
derſtand gegen die feften Städte des Landes leiſten zu Ihnnen den 
Anſchein hatten; fo behäuptet man; Sigmund hätte fich in ruhl⸗ 
gen Beflg der böhmifdyen- Krone fegen und ben langwierigen, 
ſchrecllichen Huffitenkrieg verhindern Binnen, wennrer unmittel⸗ 
bar von Brinn nach Prag gekommen wäre und bie Ginfhlchtes 
rung der dortigen Buͤrgerſchaft zur Befeftigung feines Anfehens 
denuttzt hätte). Anflatt durch feine Gegenwart in Böhmen feinen 
Anhängern Muͤth und Kraft zu geben und die Gegner ganz. gu 
entwaffnen, haͤtte er ſich in Schleflen mit minder wichtigen Dingen 

einige Monate aufgehalten: und ben Huffiten in Böhmen die küfke 
bare Zeit gelaffen, fi) vom ihrem Schreden und ihrer Muth⸗ 
oflgkeit zu erholen. . Zugleidy hätten diefelben die ſwengen Maß⸗ 
vefkln, welche Sigmund nicht nur in Bohmen dunch ſeine Vefrhis ⸗ 
Neben, ‚gegen 2— mie je von der rathelitchen Sich Basen, 








4) Bene. Yebii p ry . BER 

, 9) An. Sylv.H.B. c.39: „Paruit —ãA rn cum pimangs regni 
&evatis in coelum manibus adventum novi ragis i enposcerent, _ 
ejüsque rectores sine controversia reliquae urbes a erent.. "ya Aubium 
videbatar, quin tota Boheia labes Hussitarum exoessidset, if — 
Sigismundas roctd.via so -Pragam cduteliceet.·. yet \ 





3 Drittes Buich. Zweltes Kapitel, 
greifen ließ, ſondern auch bie blutigen Hinrichtungen, die Sig 
mund gegen aufrührerifche Bürger in Breslau verhängte, benust, 
um einen. verzweifelten Wiberftand der Böhmen. gegen Sigamd 
und feine Kriegsvoͤlker ind Leben zu rufen, 
Ob wirklich durch Sigmund's ſchnelle Gegenwart in Prag 

der Huſſitenkrieg verhindert worden waͤre, laͤßt ſich ſehr bezwei⸗ 

in. Moͤglich iſt es, daß er manche Vortheile der Poſition da⸗ 
darch ‚erlangt und die Huſſiten nicht unbedeutend geſchwaͤcht haͤtte. 
Gewiß aber waͤre er nicht im- Stande geweſen, die ſchon ausge⸗ 
brochenen, Flammen des furchtbaren Buͤrgerkriegs ganz zu erſticken. 
Da der ihn begleitende paͤpſtliche Legat und die Biſchoͤfe vor allen 
Dingen die huſſitiſche Ketzerei mit Stumpf und Stiel ganz aus⸗ 
gerottet haben wollten, und Sigmund, der an den Huffiten durch⸗ 
aus keine Huͤlfe wegen feines Verfahrens gegen Huß haben konnte, 
ſich ganz auf die katholiſche Partei fügen mußte; fo war ed für 
ihn unmoͤglich, zwiſchen beiden Parteien, welche. das Land fpal: 
teten, einen Mittelweg zu gehen: benn dann war ed um feine 
Herrſchaft in Böhmen gefehehen. Es blieb ihm keine Wahl; er 
mußte ſich fin bie Batholifche Partei.und deren Wiedereinfegung 
in alle ihre Rechte erklaͤren und daher auch flr die Ausrottung 
der Huffiten, welche bie Mehrheit der böhmifhen Bevölkerung 
bildeten. Wie konnte da ein Krieg verhütet werben? Wie konn⸗ 
te Sigmund die ſchwachen Streitkräfte, die er damals in Mähren 
und. Böhmen hatte-, für hinreichend erachten, wenn ber Aufftand 
Fish erneuerte, mit Erfolg den Kampf zu beſtehen? Lief er dann 
nicht Gefahr, in Gefangenfchaft der Aufruͤhrer zu fallen und in 
deren Händen ein blindes Werkzeug ihrer weitgehenden Plane zu 
werben ? Ber allen Dingen wußte er bedeutendere Truppenmaffen 
fammeln, welche, im Laufe des Winters auögerüftet, beim Be: 
ginne der beſſern Jahreszeit an bie böhmifchen Grenzen rücken und 
fih dann um Sigmund vereinigen konnten. Mit einene Schlag 
hoffte man dann bie vieltöpfige Hydra dr Ketzerzi zu erdruͤcken. 
Die mittlere Zeit meinte Sigmund nicht beffer benungen zu 
Tonnen ,, als werd er bie noch nicht ganz von dem Geiſte der 
Keßerei umſtrickten Provinzen des Königreiches, nämlich Mähren, 
Schlefien, die Lauſitz, theils durch Belohnungen in der Treue bes 








Sigm. duf dem Landtag zu Bräun u. d. Rekchetng zu Breslau. 37 


feſtigte, theus die daſelbſt vorgekommenen Rubefförungen-fireng 
beſtrafte. Vorzuͤglich nothwendig erſchien ihm feine Segenwart 
in Schlefien... Dafelbft ſollten aber nicht nur die probiaciellen An⸗ 
gelegenheiten geordnet werben, auch andere wichtigere Dinge war 
Sigmund gefonnen vorzunehmen. Außer ber endlichen Entſchei-⸗ 
dung des Streites zwiſchen ben deutſchen Dtden und Polen welche 
ihm durch Vollmachtsbriefe von beiden Theilen ſchon im Sepr 
4449 übertragen wotben war ), ſollte ein Reichötag in Bretten 
gehalten werden"), worauf über die deutſchen Geichsangelegen⸗ 
beiten und die Mittel der Ausrottung der huffitiſchen Reue b be. 
rathen werden ſollte. * 
ESchon vor dem roͤmiſchen Könige waren, auf Einladung dei 
felben „in den erflen Tagen des Jahres 1420 der paͤpſtiicht Legat 
Ferdinand, Bifſchof. von Lucca, mehrere Biſchoͤſe der Markgraf , 
Zriedrich von Brandenbing, derHerzog Albeecht von Sachfen, 
die Herzoge Heinrich und Johann von Bayern, die Matkgrafch 
. Friedrich und Bernhard von Meißen und Baden, der Burggraf 
Johann von Nürnberg, ſaͤmmtliche ſchleſiſche Herzage, ein engli- 
ſcher Abgefandter Johann Stodes und die Abgeordneten von zweis 
unddreißig Reichsſtaͤdten eingetroffen ®). - Auch (bie Bevollmäche 
tigten des Hochmeiflerd-beB beutfchen Ordens ®) und bed polnt: 
ſchen Königs 1%) Hatten fich berefts eirigefunden: Erſt am Sa: 
nuar traf Sigmund, der von Bruͤnn über Halitſch reiste, wo er mit 
feiner Gemal Gemahlin zuſammen gekroffen wor, in Breslau ein, und 
Ungedrnette Stifte in der gum nen oralaena u. „Gier Tor sh 
Br von CEberhard Winden u35—39. 
Su.R. (Ola I: 6, dokn J Bee 
.. 3 Seat working veri6. ——* untu aot. 14): 
ad · Eher). Wiadea ad &N. not. py Atod ·uu c 78, vr eine Schrei · 
ben vdn Walter Schwaczenberg im Frautfurme a. Biedlge Do⸗ 
Mi post dient Mpnreis..8. Parl. e miteh zu ern dan di 
erduete non 32-Meiheftäöten  " u 
9) Beigt Geſch. Pan, VII. ©. des namt ans usage Pen 
den: 06 warin der Drdensmarſchal Martin nor der Renmade/ der Dierfeöniet 
ie Vau von Mufborf, der Komthur von Mewe Zohan won Gelbadı u. a.’ 
"109 Deflm Wevolmäßtigte waren: der Erzbiſchof von’ Gnefeh, die‘ — 
von Krakau, Plock und Poſen, des Könige Marſchall und einige WBoinoden. Dia- 
gass. hist. Polon. T. I. p. 410, 






s Driens Buch. Biweites Aapitel. « 


pielt daſelbſt Rochmittags mit ber Koönigin Barbara zu Pferde 


feinen feierlichen Einzug in bie Stabt 11). 
Schon am folgenben Tage nahm ber König bie Huldigung 


"Ber Wi⸗ſſchen Krfien und Stande wie guch der Breslauer Bir: 


ner 19), 

°2.. Darauf draͤngten die polniſchen Bevollmaͤchtigten, ohnehin 
unwillig über die verfpätete Ankunft Sigmund's 12), den roͤmi⸗ 
ſchen Rhnig ſogleich zus Vornahme des Deutſchordensſtreites, und 
er ußie, fo gern en auch einen Aufſchub von wenigen Tagen 
geſehen haͤtte, ihren dringenden Forderungen entſprechen. Noch 
an demſelben Tage (6. Ian.) mußten bie Anforuͤche und. Rechte, 
Berosife unk Gegenbeweiſe beider Theile vorgetragen, iberbacht, 
wprift werben, und nach anftrengender, Langer. Unterfuchung 
her Sache that Sigmand noch am felhen Tage vor allen verſam⸗ 
mehten Fuͤrſten, geiſtlichen und wehlißen Standes, folgenden 
Li ET 


1D Documentictg Geſchichte von Breslau ıc. In Briefen I. S. 337. 
Schreiben des, Dberft Spittlers bei Voigt 1. c. &. 366. Doih ift da unrichtig 
der 6. Jan. angegeben: In vigilia Epiphan. ift der 5. Jan. Rad) Dlogoss. hist. 
Pol, Kbı I. p. KO grkhah der Cinug nicht Nachmittagz; „Sigiemundes is 
Zpptjs manio et, une yahiruter cup coısorte eua Barbara voctws civitetem 
Wragplaviensep,i ingreasus est.“ Depit fiimme der Tractact. de long. schi- 
smate (Palady Reife nach Ital. S. 480) überein; ſ. unfen not. 33». 

42) Dot, Geſch. von Bresl. a. a. D, 

13) Sigmund entſchuldigt fich in einem fpätern Rehtfertiäungefihreiben deß⸗ 
HA bei Boigt ©. 366: „Eaercitum moyimus contda Thornos (muß heißen: 
Turooe), qui Wafackäam invaserunt, ei in his rebus tam din Zuimus occa- 
Pa, »t ad civitatenz Wratislariensem aliquantulum taypitis ve vorgpgpus. u 

14 Wirr geben iha Srtiich fo, ie ihn Yoigta; a, Du, 366 fL in 
Xugfug dchradt· hat; Det Auferudı d tatislavise, an. 1420 Yogge.tie 
Inn. Sfindet ich in Apupigiigagträin zu Körigkperg, aGerrudt üR.rt bei Bo- 
gel ©;.P.:Pel, IV. p4 105. Quito Geh. Preuſt. UI» ©. 167. "Dingoie. 
p- 412 9, "Windel c. 78. not. d. p. 1135 Hat die Werhamplungen nur Tür 
woßffändig pad Imverfiägegde, de Mencen hier nun einen Theil (und diefen fehr 
Verfkinagdt) aus der Gothaer Senbfärift hat abbruden laffen. In der Ebner’ 
fürs (v. © 3P—BA) amd Goͤrreb ſchen (v. 0. 82 — 64) Handfärift finder Ah 
nicht nur der Wien c- 40 — 58 volftäudig,. fondern audı Wie Briefe der ſtrei⸗ 
teaben Theile, wehhe dem SR, König den Cihiedafprud, übertragen, Med deſelbft 
beigefügt c. 35— 39. 








Sigm. auf dem Landtag. zu Behnn u. d. Reichetag zu Breslau. U 

,Alte Straßen ſind fürr die Unterthanen beider Teile, beſouders 
für den Kaufmann, ſicher und frei; der Friede zu Thorn ſoll in allen 
Yancten in Kraft echalten werden, fa Daß dem Drden bie Diefex 
Morin, Drlom ıc. wieder werden; bie Grenzen von Pommern, 
Kulmer » und Michelauerland, fo wie die Burg Neſſeu mit ihrem 
Bezirke bleiben, wie fenhere Vertraͤge, beſonders ‚der. des Ringe 
Keñmir und bie zur Thorn und Dfen fie beflimmt haben, ebenfa 
die Grenzen gegen Mafowien, wie bie Herzoge des Landes un 
der ‚Bochmeifter Ludolf König fie augeordnet. Der Orden fol 
‚ven, (polmifchen) Könige für bie Wiederherſtellung der Burg 
Siotorie binnen zwei Jahren funfundzwanzig taufend ungariſche 
Gulden zahlen und bie Burg und Mühle Luͤbitſch am der Dies 


wenz binnen ſeths Monaten nieberreißen; alle Gefangenen find 


fort und. alle. Beleidigungen und Verletzungen vergeſſen und hin⸗ 
gehst. Samaitenland fol laut des Thornev Friedens im des (zol⸗ 
niſchen) Königs. und des (litthauifipen) Großfürfien Berg bleis 
ben, jedoch nur auf Sehenißzeit und nach feftbeftinmnten Grenzen 
(wie die Urkunde näher angibt). „In biefen dem Orden und dem 
GSroßfinfen zugewiefeneh Gebieten fol Fein Theil bei des Ichtern 
Lebenszeit Veſten erbauen. Erheben fi) in dieſem Spruche noch 
Aweifel, fo behält der roͤmiſche Koͤnig die · Auslegung dariber. ſich 
ſelbſt vor. Des Spruches Verlegung in irgend einem Puncte 
Fol mit, einer Stiaffumeme von zehntauſend Mark gebüßt werden, 
der Soruch aber dennoch in Kraft blliben. In dieſe Strafe, fol 
der (olaſche) Conig arch gerfallen cüvenur er nicht binnen zwei 
—— dem Orden bie Meng Jeßnitz wieder einraͤut.“ 
Sieſer für, den Orden fo,überaug günfige.' °) Ausſſhuch niog 
Zeit: ‚bie Bemuchungen and Vorſtellungen der deutſᷣc 
Sicher") bemict worden feyu, „Den polniſchen Beooluch 

5 7 Ba der für’ den Orden fo portelifge Vdigt S. ZUR giöf dieſes gu. 
16) Der Yagaltıder Schreiben am den römifhen König, metür ſich die deut- 
ſaen Zürflen bi Sigmund für den Dyden vermarkten, iſt angsgeban- del Moigt 
L«. S. 361. Des Cihreiben des. vier cheinifhen Kutfüͤeſten iſt Datirt: Welel 
Sonnt. nad; Bartpel-4419. Die andere Sehreiben von Friedxich Markgraf ven 
Brandenburg, den pergagen Ludwig, Johaun, Cunſt und Milhelm von Mayr 
uud nom Wurggsefen Joh. v. Nürnberg fiud ohne Datum, gehoͤren lee 


der zweiten ui des Jahres 1419 an. 


[2 Deisses Buch. Buieites Kapitel. 

ten Bam eine ſolche Entſcheidung fo unerwartet, daß fie das Do: 
cument barlıber aus ber Königlichen Kanzlei in Exupfang zu über 
nehmen und ihrem Herm zu uͤbermachen nicht über ſich gewinnen 
tonnten!7). Auch war der polnifche König, der Damals in Litthauen 
bei feinem Wetter 1°) dem Großflͤrſten Witold war, ald erben 
halt der unerwarteten Entſcheidung vernahm, nicht nur hoͤchſt 
betreffen barlıber, ſondern er geriet auch in den heftigſten Zorn, 
den roͤmiſchen König einen hinterliſtigen, falſchen, meineißigen 
Türen, nennend, Unverweilt fandte ex an den roͤmiſchen König 
nad) Breslau und ließ bittere Beſchwerden ‚darüber fichren: daß 
derfelbe keine feiner Verſprechungen erfüllt; daß man Polen die 
ſchmachvolle Abtretung ber Drte cher auflege, ald der Orden 
irgend etwas erfüllt; daß fir die Wiederherſtellung der Burg 
Stotorie eine Spott = Summe bem Orden auögefegt ſey; daß 
map ihm Land- und Geld abgefprochen habe, was ihm der Orden 
felöft angeboten. Die Befchwerben ſchloſſen die poluiſchen Abge- 
ordneten mit Drohungen: Da der römifche König nicht Friebe 
geſchaffen, fondern blutige Schwerter zwiſchen beide Theile gewor⸗ 
fen; fo müßten Polens König und der Großfürft Litthauens ihre 
Streitkräfte, bie fie gern gegen bie Ungldubigen verwendet, durch 
neue Verbindungen ft diefen zur Beſchuͤtzung und Wiebererlan: 
sung ihres rechtmäßigen Erbes gebrauchen 1). 2 

..: Sigmund rechtfertigte fich gegen die Vorwuͤrfe des polnifchen 
Sönigs:in einer ausführlichen Schrift, bie er demſelben zifandte, 
wonn · er die Gaunde zu fhrer wohlkbesdaghten EntfhAkung des 
ap. darlegte: Jedoch unterließ deweßinifche König nicht vie Jar 
wellönen Über ihre kriegeriſchen Abſichten ud Drohungen“guredht 
Yu seäfek: ;,C8 lautet ſchlecht; fehreibt er dem polmbhen König, 
Adec; dere Geſandten erklären, ihr muͤßtet euch mit den Unpldus 
bigen verbinpen, um euer väterliches Erbe zu vertheidigen ; Dazu 





17. Diugoss. p. 414 und ein Notaziatäinfrument‘darüber bei Voigt L 
” 418) Sefhidte K. Sigmund’s im 2. Band wird er falſchlich mehreremal 
Bruder genamt. In einem päpftiihen Schreiben (beiBaynald'an. eceles. ad 
au. #425) werden fe auch unrictig fratres germuni genamt. 
10) artlaxung dev yolnifhen Gefandten bei Voigt &. 368. und Dingoss. 
FREIEN 


Sigm. auf bem Landtag zu Bruͤnn u, d. Reichstag zu Breslau. 41 
dringt Feine Noth, wenn iht nur unfern mit fo wichtigen Gründen 
und mit Beirath fo großer Männer gefaßten Spruch annehmen 
wollt, Wir mahnen und bebeuten euch pflichtgemäß, denkt nicht an 
ſolcherlei und laſſet e8 nicht von den Eueren fagen, denn e8 gereicht 
euerer Ehre, die wir fo gern fördern, zu großem Nachtheil 20), 

Diefes Schreiben wirkte bei dem polnifhen König wenigftens 
foviet, daß derfelbe fich zur theilweifen Erfüllung der Entſcheidung 
exbot und abermals. andere Gefandte nach Breslau fehicte, mit 
neuen Borfehlägen und dem Geſuch um einige Veränderungen und 
BVerbefferungen in dem gegebenen Ausſpruche. Der römifche Ks 
nig aber erflärte, daß fo wie die Dinge ftünden und ohne ander 
weitige Vollmacht er Feine Anderung vornehmen dürfte, und er 
wurde bei biefer Grttärung durch bie päpftlichen Legaten unter» 
fügt). 

Darauf fihien der polnifche König einigermaßen geftimmt, 
dem Ausfprud) nachzukommen 22), aber befto heftiger erftärte ſich 
der Großfürft Witold von Fitthauen dagegen. In einem Schreis 
ben an Sigmund behauptete er, der Ausfpruch fey offenbar gegen 
ihn und für den Orden parteiifch gefällt: er werbe daher demſelben 
nicht nachkommen. Das Land Samaiten dürfe man ihm nicht 
abfprechen, es habe immer zu Litthauen, feinem väterlichen Er: 
be, gehört. Daß der Orden es rechtmäßig als Eigenthum befef- 
fen, wie der roͤmiſche König behauptet, fey falfch: man duͤrfe 
isberhaupt nicht vergeffen, daß bie Ordensherrn nur Fremdlinge 
und Ankoͤmmlinge aus Deutfchland feyen, bie fich des preußifchen 
Landes bemächtigt hätten und fich nunmehr erfühnten, rechtmäßige 
Erbherrn und Befiger mit Gewalt aus ihrem Lande und ihrem 
Beſitze zu verdrängen, Da er den Ausfpruch noch nicht anerkannt 
habe, fo möge derfelbe fuͤglich noch geändert werben Finnen: auf 
Feinen Fall werde er irgend eine Abtretung von feinen Landen 
machen ?®), 


20) Rad) den archivoliſchen Quellen bei Boigt S. 368 fl, Dlugoss. 421 sq. 

21) Diugoss. p. 424 sq. Boigt S. 369 fl. 

22) Boigt ©. 370. 1 

23) Der Inhalt des Schreibens Witold's an Sigmund d. d. In curia ve- 
nationis Bersti 11. Mart. 1420 bei Beigt ©. 371. 


4 Drittes Buch. Zweites Kapitel. 

Der römifche König unterließ nicht auf diefe Beſchwerdeſchrift 
Witold's und deffen Weigerung, dem Ausſpruche nachzukommen, 
nachdruͤcklich und würdig zu antworten. Nicht nur wiberlegte er 
die Anklage von Parteitichkeit für den Orden und wies dem Groß⸗ 
fünften nad), daß er befondere Wortheile für ſich bei dam Aus- 
foruche erwartet hätte, welche fich nicht mit Recht und Gerechtig⸗ 
keit vertrügen; fondern tr zeigte auch, wie die Behauptungen 
Witold's in Betreff des Landes Samaiten ganz unftatthaft feyen, 
indem der Großfürft ja felbft im Thorner Frieden eingewilligt, 
daß nach feinem Tode dad Land an den Drben kaͤme ?*), ö 

Ungeachtet der Ausſpruch fo ungemein vortheilhaft für den 
Orden lautete, fo koſtete ed doch Mühe, den Hochmeifter dazu zu 
bringen, daß er die Verpflichtungen, welche er auferlegt befam, 
genau erfüllte. Dieſes war um fo nothmwendiger, als bie Gegner 
auf eine Gelegenheit lauerten, wo fie dem Orden nachweifen koͤnn⸗ 
ten, daß er auch dem Ausſpruche nicht nachgefommen: womit, 
wie fie hofften, diefe ihnen fo ungünftige Entſcheidung des roͤmi⸗ 
ſchen Königs in Nichts verfiel. Geringe Verſehen und hoͤchſt uns 
wefentliche Nichtbeachtungen der im Ausſpruche geftellten Ver⸗ 
pflichtungen von Seiten des Ordens bemußte der polnifche König 
eifrigft, bei dem roͤmiſchen Könige mit ber neuen Klage einzukom⸗ 
men, daß, da der Orden auch ben fire ihn fo günftigen Spruch 
nicht erfülle und fi) mancherlei Gewaltthaten erlaube gegen Po⸗ 
len, vom Orden ber Eönigliche Spruch verlegt und gebrochen 
ſey 25). Allein Sigmund, von Allem genau unterrichtet, nahm 
diefe Ausflüchte nicht an: er wies die Anklagen, die der polnifche 
König gegen den Orden erhob, als unerwiefen unb unzulaͤnglich 
zuruͤck und rieth erſterm, dem Ausſpruch nachzukommen 26). Dar⸗ 
auf bequemte ſich Wladislaus⸗-Jagello die Summen, welche ber 





24) Sigmund's Antwortſchreiben an Witold d. d. In oppido nostro Gretz 
(Königingräg in Böhmen) 10. Maj. 1420 ift dem Hauptinhalt nad mitgetfeilt 
bei Boigt (S. 372) aus dem Drdensardiv. ” 

25) Die archivaliſchen Nachrichten bei Voigt &. 372 fl. 

26) Das Schreiben Sigmund’s an den polnifhen König ift Datirt In op- 
pido nostro Gretz X mens. Maj. 1420: es befindet fi in. Abſchrift im Dr- 
densarchiv. Boigt S. 373. 





Sigm. auf dem Landtog gu Behnn u. di Reichetag zu Breslau, 43 
Orden noch an ihn zu bezahlen hatte, in Silber anzunehmen, obs 
wohl. der Spruch beftimmt hatte, daß die Zahlung in Gelb ges 
macht werde, . 

Nach Allem aber war fihtbar, daß burch den Ausſpruch des 
roͤmiſchen Koͤnigs der Streit des Ordens mit Polen-und Litthauen 
noch keinesweges beigelegt war. 


Rachdem Sigmund ben Schiedsſpruch in ber prrufifd · pei⸗ 


niſchen Stoeitfache gefällt hatte, nahm er auf dem Tage zu Bres⸗ 
lau mehrere deutſche Reichs angelegenheiten vor. Vor allen Din 
gen mußten mehrere neue Belehnungen vorgendmmen werben 
Mättlerweile Sigmund Deutſchland verlaſſen hatte und nach Uns 
garn zurhdgefehrt war, wurben bie Erzſtifte Trier und Main 
durch ben Tod der Erzbifihöfe Werner mab Johann erledigt: an 
Zenem verlor bex roͤmiſche Koͤnig einen treuen Anhänger, ſo gei⸗ 
ſtes ſchwach und unbebentend ex auch ſauſt geweſen. Durch ben 
Zod bed Erzbiſchoſs Johann aber war Sigmund ſeines gefaͤhr ⸗ 


lichſten und raͤnkeſachtigſten Gegners ledig gemotden. Auch ein 


welilicher Kurfürſt, der Herzog Rudelſ von Sachen, hatte das 
Zeitliche verlaſſen, grade als ex von einer Reife von Koͤnig Wen⸗ 
zel im fein Land zurüdgekehrt war. Man glaubte, die Huffiten 
hätten ihm Gift beigebracht"). Diefer Fürft, früger ein wars 
wor Anhänger. König Wenzel‘, hatte ſich in den letzten Jahren 
feines Lebens ganz an Sigmund angefchloffen und war nebft dem 
Masägrafen Friedrich von Brandenburg die Hauptflüge des rd: 
miſchen Königs in Norddeutſchlaud. In Bredlau war ed, wo 
die neuen Kurfürften ihre chen aus ben. Haͤnden des Königs 
empfingeh: · Zuerſt der Erzbifhof Otto von Trier, aus dem 
gröfüchen Hauk Biegenhain 28); fodann der neue Kurfürft Als 
brecht von Sachſen Rudolf's Bruder, *der durch Sigmund's Ver: 
mittag, mit deg.d Gergpgs. Konrad zu DIE Tochter Offega ein Eher 
lijndniß: Höhe, weißes and) where größten Feierlichkeit in 
—n: 

27), Beripan. Goran. Chur Pr1235: „Rudolph -- missus a Sigismundo 
R {Be Haben „=. ab eiadem malitiose interfectus est venano. pro- 

Sp... 


en 








4 


4 Deittes Buch. Zweites Kapitel. 


Breslau vollyogen warb*9*), Da auch der neue Erzbiſchof Kon⸗ 
rad von Mainz nach Breslau gekommen war 29%), ſo iſt nicht 
zu bezweiflen, daß auch dieſer daſelbſt vom Koͤnig die Regalien 
empfangen hat. ——— 
> Bon ben. andern Belehnungen ber Grafen und Herrn in 
Breslau 30) ift die merkwuͤrdigſte, welthe am 2. März flattfand. 
An, diefem Tage belehnte Sigmund .feinen Schwiegervater, den 
Grafen Hermann von Cilly, wit ber Dutch ben Tod des Grafen 
Friedrich erledigten Grafſchaft Ortenburg 71) unb vermehrte fo 
bie Vergrößerung des Hauſes Cilly, welches ohnehin ſchon fo fahr 
auf Koſten des habsburgiſchen Hauſes begimſtigt worden, wieder 
von neuem. er . 
Zu gleicher Zeit orbnete det roͤmiſche König auch die provin: 
diellen Angelegenheiten in Schlefien und im der Laufig: am 17. Ja⸗ 
nuar beftätigte er den Städten in den Flirſtenthuͤmern Riederlau⸗ 
fig und Oberlaufig die Privilegien, belehnte bie. Heren in dieſen 
Landſchaften 22) und traf mehrere zur Verbeſſerung der Berichts: 
barkeit hinzielende Einrichtungen 232). Hierauf wandte er feine 
Zhaͤtigkeit den Angelegenheiten Schlefiens zu. Rachdem ex ſchon 
im Laufe des Januars eine Streitfache.des Conventes S. Bincenz 
zu Breslau erlebigt, fich mit-der Geiftlichkeit der Breslauer Discefe 
wegen des ihm vom Papfte bewilligten Zehnten verglichen rg 
202) Henel, annal. Sil. p. 312. . Hol Breslau. Annal. Doc. Geſche 
von Breslau I. S. 355. i 2 
29%) Dagoss. hist. Pol. lib. XI: p. 410. en 
30) &. im Anhang die Regeften. . J . 
31) &. im And. Vic Negeften vom 29. Gebr. und 2. März 1430: . „ .. 
32) S. im Anhang die Regeften vom 17. Ian. 1420, Jah. von, Guben 
in den Seriptt, rer. Lusatic. p.57: „A. 1420 fer. AL. post £.s.F; 
nit huc ad civitatem princeps "Rumpuldus, dax Sileslke , "Per 
dum R..R., sex civitatibus Budissen, Gorlica etc. Aikdes ig alivnuatam galide 
vogth.“ Cr wurde als folder alayeınen, mehn ingg fie dei ihrehtgtichen, Pıd- 
viletien und Handoeften bleiben Tief. gl. dazu Ahmerfungen ML’ 469. « 
33*) S. im And. die Regeften yom 4. März-1420. . 
33%) Martin V Yatte dem. römiſchen Köntz wegen jeher Werrfiahr vmn 
die Kirche and den Zehnten eines Jahaes von der Griftlickeit ver-SBreikmker Di 
cafe verliefen, Bei der Erhebung jtieß man, auf wenchfache Mierfugh Cs 
wurden darüber mehrere Proceffe in Rom gefäßrt. 18 Gigmund naf) Breslau 











Sigm. auf dem Landtog zu. Behmn.u. d. Reichstag zu Breslau. 45 


und anbern. Anordnungen für Schlefien getroffen?“), nahm er 
im Februar und im Anfang März die ſtaͤdtiſchen ——— 
Breslau's vor. 

Schon ſeit 1590 herrſchte unter den Breslauer Bürgern in 
‚Hinficht der Befegung ber Rathöftellen ein Geift der Zwietracht. 
Mehremale waren Rathöheren gewaltfam abgeſetzt, mehremale deß⸗ 
halb von Koͤnig Wenzel Strafen uͤber die Stadt verhaͤngt worden. 
Haupturſache der Aufregung und Unzufriedenheit war,‘ daß bie 
Zunfte meinten, "nicht Antheil genug.an der ſtaͤdtiſchen Verwal: 
tung zu haben und durch ungebührliche Auflagen des Magiſtrats 
in Foige der immer höher fleigenden ſtaͤtiſchen Schuldenlaſt ge: 
druͤckt zu ſeyn. Nachdem fi eine große Anzahl von Bürgern 
aus dem Handwerksſtande, mit den Mepgern an ber Spike, zur 
gewaltſamen Entfernung bes Rath verſchworen, verfammelten 
ſich diefelben (18. Juli 4418) in einer Kirche ber Neuſtadt, bereis 
teten ſich durch Beichte und Abendmal zu ihrem frevelhaften Ber 
ginnen vor, und flürmten fobann: zu ber gewöhnlichen Sigungss 
it das Rathhaus. Die Rathmannen, die ſich nicht durch ſchleu⸗ 
nige Flucht retteten, wurben auf der Stelle ohne Barmherzigkeit 
ermorbet.. Dann plünderten bie Aufrührer, was fie vorfanden, 
Geld, Waffen, Geräthe; die Briefſchaften und Urkunden zerſtör⸗ 
ten fie. Nach fünf Tagen, ald der Aufruhr. fih einigermaßen 
ausgetobt hatte, ſetzte man an die Stelle der ermordeten oder ge⸗ 
Ya, war die Sache noch nicht entſchieden. & verglich fü a aber während feiner 
Aamefengeit daſelbſt mit der Geiftlichfeit. Ssl. Palacky Meife nah Italien 
©. 100, wofelbft der in Benedig aufgefundene Tractatus de Iongaevo schismate 
and angibt, wie die Geiſtlichkeit fi) bei det Ankunft des Königs betrug: „Si- 
gemündus — indignabatur in principio ingressus sui in Wratislaviam prae- 
Iatis et clericis Wratisl. dioecesis, aestimans eos excommunicationis vinculo 
inodatos existere, quia papslem decimam, juxta modum, quo ipie vel aui 
am petebant, ei dare nolebant. Ideoque präelatis et clericis Wratisl. ci- 
Yitatis in Vigilia epiphanise sibi occurrere volentibus cam cantu et reliquiis, 
ormatibus et solennitatibus eceles., dedignabatur eis in campo pracsentibus 
in die civitatem iagredi aut eorum oocursibus salutari. Ipsi autem de suo 
jure et de sua innocentia oonfidentes et -se ‚excommunicatos minime repu- 
tantes, redierunt ad domos suns et divina ut anten in auls ecclesis — so- 
lenniter peregerunt.“ x 

34) ©. im Anh. die iin vom 11. 12. u. 26. Ian. 1420. 





46 Deittes Buch, Qweitos Kapitel. 
ſtuͤchteten Rathöperfonen neue, bie dem Handwerkoſtande entnom⸗ 
men waren, Koͤnig Wenzel, ber damals noch regieste, aber durch 
unruhen auch in Böhmen befehäftigt war, Tonnte erſt im felgens 
den Jahre ſich mit den Breslauer Angelegenheiten befaflen. Er 
feste zwar einen.anbern Rath ein (10. Aug. 1419), aber an Be⸗ 
frafung der Aufrlihrer und ihrer Gewaltthaten konnte er nicht 
benfen ®5). Denn ſchon wenige Tage nachher flarb König Wen⸗ 
gel mitten unter feinen aufrührerifhen Böhmen, welche aus andern 
Beweggruͤnden dem Beifpiele der Breslauer gefolgt waren und 
ebenfalls einen großen Theil ihrer Rathsherrn ermorbet’hatten ®6), 
Sobald Sigmund die wichtigften Angelegenheiten in Bres⸗ 
lau georbnet, fo wandte er ſich auch dieſem Gegenftande zu. Um 
in andern Städten, wo ein ähnlicher Geift der Unzufriedenheit ber 
Bünfte gegen die Magiftrate herrſchte, folche Ausbrüche von Ges 
walt und Aufruhr zuruckzuhalten, hielt er ſttenge Beſtrafung der 
Breölauer Aufrührer fin durchaus nöthig. Daher ward von ihm ein 
Gericht Über fie angeordnet. Zugezogen wurden als Beifier die 
Rathmannen der ſchleſiſchen Städte, Das Gericht ſprach uͤber die 
Haupttheilnehmer den Tod aus: ber roͤmiſche Koͤnig beſtaͤtigte das 
Urtheil. Durch acht Henker wurden auf dem Marktplatze mit 
dem Schwert dreiundzwanzig Breslauer Buͤrger vom Leben zum 
Tod gebracht. Sigmund ſah der Hinrichtung, welche den 6. 
Maͤrz ſtattfand, zu: mit Verwunderung oder mit Schmerz moch⸗ 
te er bemerken, daß die zum Tod Beſtimmten freudig und gefaßt 
ihrer legten Stunde entgegen gingen und dadurch den Eindruck, 
den bie Strafe hervorrufen folte, vernichteten. Die Güter derer, 
welche fich noch durch die Flucht der Beftrafung zu entziehen ge 
wußt, wurden zu Gunften ber ſtaͤdtiſchen Rentkammer eingezogen, 
Als befondere Strafe fir die Zünfte, von denen ber Aufſtand 
35) Das Raͤhere and arqhiveliſchen Quellen über diefe Breslauer Borfaue 
geben: Jahrbüder ver Stadt Breslau von Nicol. Pol herausgegeben von I. &. 
Deaſching. Breslau 1813. 4. 1. Bd. Gtüd 21. Documentirte Goſchichte ut 
Deſchreibung von Bredlen. In Briefen. Bd. II. ©, 326fl. Faber Origin. 
Wratislav. ift dabei benust. Zu vergleichen find damit“ die Lachrichten, weiche 
Dingoss: XI. p. 392.’ und Hermann. Corner. Chronic. p. 1232 geben, 
36) Die meiften neuern deutſchen Geſchichtſchreiber laſſen unridhtig die Breds 
lauer dem Meifpiele der Prager folgen, mas der Etonologie miderftreitet. 


Sigm. auf dem Landtag zu Brünn u. d. Reichttag zu Breslau. 47 

" angegangen war, war ed, daß ihnen bie gewöhnlichen Bechen oder 
Zuſammenkunfte unterfagt wurden. Die Metger, als ‚Hauptans 
füfter des Auftuhts, erlitten mehrere Einbußen an ihren Rechten. 

Darauf wunde der fläbtifche Rath in folcher Weiſe eingerichs 
tet, daß fünfgehn Rathöftellen aus den Gefchlechtern, und vier 
aus der Gemeine befegt wurben ?7). 

Diefem blutigen Schaufpiele folgte ſchon wenige Tage fpäter 
ein anderes, noch mehr Graufen erregendes. Es hielt fich Damals 
Johann Kracha (Kränzier), Mitglied des Rathes von der Neus 
ſtadt Prag, ein eifriger Huffit, in Breslau auf. Seine Vereh⸗ 
sung für Huß und Hieronymus, feine Verachtung bed Conſtanzer 
Conciliums fprach ex Öffentlich aus und man überlieferte ihn einem 
geifttichen Gerichte. Da er auch hier unerfchrödten fi) ald Huffit 
bekaunte, die Nothwendigkeit des Genuſſes des Kelches für die 
Laien behauptete und den Veſchluſſen des Conſtanzer Conciliums 
alle Guͤltigkeit abſprach, ward er von dem paͤpſtlichen Legaten und 
den verfammelten Biſchoͤfen als Ketzer verurtheilt. Am 15. Maͤtz 
ward er mit Bewilligung des roͤmiſchen Koͤnigs zur Richtſtaͤtte 
mit Pferden gefehleift, und, obwohl allen Mißhandlungen Preiß 
gegeben, flarb er auf dem Scheiterhaufen flandhaft und wie ein 
Märtyrer nach dem Vorbilde feiner Glaubenshelden Huß und 
Hieronymus ?®). 

Zwei Tage fpäter, am Sonntag Lätare, verkündigte ber 
paͤpſtliche Legat Ferdinand von Lucca öffentlich die Kreuzbulle bes 


37) Das Nähere bei Poll. c. Bor. Geſch. von Breslau 1. 0.-&. BU fü. 
we Faber Origin. Wratislav. und ardival. Duellen. Roeita Chronic. p. 74 
Zhebes Licgnit. Jahrb. U. ©. 269. Curei annal. Siles. p. 123. Diugoss. 
1.423. WBinded c. 78. p. 1135 hat einige Untichtigkeiten in feinem kurzen Ber 
richte: er gibt die Anzahl der hingerichteten Bürger auf 21 an und nennt Mon⸗ 
tag nad Oculi (ftatt nad Rewiniscere) ald Tag der Hinrichtung. Hermann. 
"Corner. Chr. 1. c. ift ziemlich genau, doch gibt er die Zahl der dingerichteten (26) 
zu hoch an. Auch in dem Tractatus de longaero schismste, welden Palacky 
die deſſen italien. dieiſe S. 100) gefunden, wird die Hinrichtuag der Bredtauer 
‚Bärgg ausführlich erzählt, 

88) Pol 1. c. und die andern mot. 35 u. 37 angeführten Quellen, wozu 
10% Deigufügen ift Latrent, Byayn. bel. Hwen. bei Andewig MSS. rei. VI. 
158 29. 


43 Dritus Buch. Zweites Kapitel. 

Vapſtes Martin gegen die boͤhmiſchen Ketzer: wer-in ben Krieg 
gegen dieſelben zoͤge, dem ward vollkommener Suͤndenablaß ver⸗ 
heißen 20). Einige boͤhmiſche Raͤthe des roͤmiſchen Koͤnigs, die 
im Herzen auch huſſitiſch geſinnt waren *0), enthielten ſich nicht 
des Spottes über eine ſolche Kreuzzug⸗ Werkündigung.gegen ihre 
Landsleute. Der päpftlihe Legat war nicht wenig aufgebracht 
über diefe Böhmen, und verlangte von Sigmund, daß er fie 
darüber zur Rechenfihaft ziehe, was er aber weislich ablehnte. Das 
Breslauer Volk aber wollte an bemfelben Tage bei heiterem Him⸗ 
mel einen rothen Kreis, wie einen Blutſtrom, als Bedeutung 
eines ‚blutigen Krieges , gefehen haben ). 

Diefe außerordentliche Maßregel eines Kreuzzuges hielt man 
bewegen fir durchaus nothwendig gegen bie huffitifche Lehre in 
Böhmen, weil fie fich ungeachtet der blutigen Hinrichtungen. in. 
Conſtanz mit unglaublicher Schnelligkeit über die Länder, welche 
Böhmen zunächft gelegen, verbreitete. Nicht nur in den zu dem 
Königreih Böhmen -gehbrigen Ländern Mähren, Laufig und 
Schlefien, war überall ſchon die Bevölkerung mehr oder weniger 
für die neue Lehre, fondern. auch in entfernteten Gegenden traten 
BVerbreiter derfelben auf, und fanden raſchen und zahlreichen An⸗ 
bang. Offenbar ergriff der unruhige Geift, der damals beſonders 
in vielen Städten herrſchte, und die niedern Stände gegen Geift: 
lichkeit, Adel und Magiftrate aufregte, jede Gelegenheit, um bie 
laͤſtigen Bande und alte Borrechte zu entfernen und zu vernichten, 
Die huſſitiſche Lehre enthielt befonders in Bezug auf den Gehor⸗ 
fam, daß dieſer nur unter gewiffen Bedingungen von ber geifts 
lichen und weltlichen Obrigkeit von den Unterthanen gefordert wers 
den koͤnnte, alle Elemente zur Auflöfung der Ordnung und zu 
gewaltfomen Staatöveränderungen. Schon hatten bie Zünfte in 


39) Windel c. 79. p. 1185. Laur. Byz. p. 159. Poll. c. 
> 40) Windel nennt diefelben namentlih c. 83. p. 1139. 

41) Winde c. 79. Andy. an andern Drten fehlte es nicht an Prodigien, 
welche man damals wollte bemerkt haben: es regnete Blut, c& fiel rother Schnet, 
es zeigten fich blutrothe Kreuze am Himmel. Lauter Zeichen eines herannahenden 
blutigen Krieges (Pessina Mars Moraviae lib. IV. p. 469) waren dieſes dem 
Bolke, das fo feine Stimmung zu erkennen gab, 


Sigm. auf dem Laudtag gu Bruͤnn u. d; Reichstag zu Breslau. 40 
mehreren volkreichen Stäbten den Anfang damit gemaqht, bie Ma⸗ 
giſtrate, welche aus ben patricifchen Geſchlechtern biE dahin, ges 
wählt worden waren," zu vertreiben, In. ben Städten: Luͤbeck, 
Breslau, Girlie, Bauzen, Stade **) u. a. war pie Gattrung 
bereits ‚zum Ausbruch gekommen; aber: auch ‚die .meiften andern 
Reichsſtaͤdte waren von den Empösungen det Zünfte bedroht. Fa 
den biſchoͤflichen Städten aber hatte bie Bürgerfhaft an ber geifts 
lichen Obrigkeit, die meift im hoͤchſten Übermuth lebte und in 
geenzentofer Uppigkeit ſchwelgte, dert Gegenfland ihres Widerwil⸗ 
len. Schon waren Straßburg, Mainz, Coͤln, Augsburg, Luͤt⸗ 

‚ti und andere biſchoͤfliche Stäbte,. welche zum Theil Reichs: 
unmittelbarkeit in Anfpruc nahmen, in. offenen. Zehden mit ihren 
Biſchofen; bald kamen noch andere hinzu, namentlich waten bie 
Buͤrgerſchaften von. Wuͤrzburg und, Banden sans mit, in u 
ſchoͤſen verfallen, 

.  Dhrie die firenge Verfolgung, weiche bet Heigiihe Haiög 
Albrecht über alle, welche vom katholiſchen Glauben abwichen, 
verhängte, würde Wien gewiß ein neuer Heerd für dir ‚huffiifegen 
Refoknatoren geworden ſeyn: ſchon hatte, Hieronhmus Die ſich 
dort eine Zeitlang aufgehalten hatte, den Sapren dazu ausge⸗ 
freut, und die Umiverfität ſtand im erdocht. ih ihrem Schooße 

Vrrlehrer zu hegemt?), Dr ſtrenge Religiongpifer Abrecht's aber 
duldete ſeit dem Schiuffẽ des Wonſtanzer oncilnuntz feine Ans 
hauget de huſitiſchen Lehre wederdan der: Univerfinit Wien, nöch 
infeiriem Bande, . Ag ,*die.al Funde bed Buß und des King 
nymus ſith ausgeſprochen haneg, mager, won nicht wider⸗ 
Sen, das Pa, terlaffen.” Pa 

In Un— zeigten fi, nianchfache Shure von Auflehnun⸗ 
gen. gegen die, Kirchenlehte, Der paͤpſtliche Legat, .che er mit 
Sigmund nad Breplau abgigg, hatte ſchon bei den Magyaxn 
¶Nbelt gefuiben- und uff itifche und andere ketzeriſche Lehren unter - 
denſelben motten geſtrebt. Einen Geiſtlichen, der feine Stu⸗ 
dien in Wien gemacht And-gar nicht ven einer geoffenharten Res 
Ügion wiffen wollte ; tieß* er tinkerkern, Nachdem Belchrungen 
22) Herman. Comer. p 1238. - 


43). Kurz Geſch. K. Albrecht's IL AL. EM SIE af 
Alba K. Sigmund. IL 4 








0 = Drittes Buch. Aweites Kapite: 
bei demfelßen nichts fruchteten, ließ er ihn durch Zoltern zum 
Wiherruf bringen **). ’ 

&o eifrig der König Wladislaus von Polen dem katholiſchen 
Glauben zugethan war, fd zeigte er ſich doch aus Gründen der 
Politik den buffitifchen Aufftänden in Böhmen geneigt und ſchien 
felbft eine” Zeitlang-iefelben zu begünfligen. Daher mag «8 ge> 
tommen feyn, daß die huſſitiſchen Emiffäre in Polert gute Auf⸗ 
nahme fanden und bafelbft auch ihre Lehre weiter verbreiten durf⸗ 
ten. Da fie aber.dort keine Werfolger hatte, fo verſchwand fir 
bald wieber, 

‚Bon dem benochbatien Polen mag bie huffitiſche Lehre ir in "das 
Gent bes deutſchen Ordens verpflangt worben ſeyn. Gonderbar 
war es, daß fie hier unter der birgerlichen Einwohnerfchaft we⸗ 
Mig Ankyang, bei mehreren Geiſtlichen riftige Vertheidigung fand, 
Die Bürger von Gilgenburg klagten zuerft (Anf. 1420) bei ihrem 
Komthur, daß ihr Pfarrer ketzeriſche huffitifche Lehren dem Wolke 
von ber Kanzel vesfünbigte. Da bei Hodhmeiſter den Pfarrer in 
Haft nehmen ließ ohne Genehmigung: des Biſchofs von Domes 
faniet, fo "nahm ſich Hieſer des geflägten an und fölenderte 
über deſſen Gegner ben Bar, Nur mit Mühe konnte der Bi 
ſchof bewogen wegbem, den Bann zurchzunehmen, Aber ber 
Hochmeiſter fand für nothwendig, bie Magiftrate mehrerer Städte, 
befonberd aber“ den Stabtrai von Thorn aufzuforbern, "auf bas. 
ühmer weitereum ſich geeifenbe Übel der huſſitiſchen Ketzgrei zu 
wachen und nach allen Kraͤftka dahin zu wirken, deß das Gift 
der neuen Irrlehren von frembenetanben, Befondere don Polen 
ber, nicht in’ Preußen einbringe, und‘ wenn big defhehen, dab 
es fogleich vertilgt were “), u [3 

. Nach Brandenburg und in bie benachparten Elbegegenden 
waren auch ſchon huſſitiſche Lehren perbreiten. worden. Beſonders 
in det Städten tauchterp ſie Hin und wieher auf. . Die Geiftlich⸗ 
keit aber lieh es ſich eiffigſt angelegen ſeyn, ſogleich bam Be⸗ 
ginn die hem Anſehen und dem Kiechenglauben fo gefährfichen 
Lehren zu unterdrcen. Ein gewiſſer Diaconus Jacob Bremer, 
44) Nider. de visjonib. IN. &. 19. Ct. Senfant duffitentr. 1. 230 fu. 
"46) Boigt Gefd. Preufl, IL. S. 374 fl. nad archival. Queen, 





Sigm. auf dem Landtag. zu Bruͤnn u. d. MReichstag zu Breslau. 51 
der von Prag nad) Niederſachſen gekommen war und daſelbſt häves 
tifhe Saͤtze zu verbreiten angefangen hatte, wurbe auf Befehl des. 
Erzbiſchofs von Magdeburg vor en Inquifitiondgericht geftellt und 
als überführter Keger, ber nicht widerrufen wollte, am 18, wir, 
4420 vor-den Thoren Magdeburg's verbrannt +6), 

Zahlreichere Hinrichtungen ven Kegern durch den Soheiter⸗ 
haufen kamen damals in Thuͤringen und Bayeın vor, wohin ſich 
wegen ber Nähe die hufſit itiſchen Lehren noch mehr verbreitet hatz · 
ten. Auch hier waren hauptfächlich die geößererr Städte t ber Heerd 
für die neuen Lehren, befonbers zeichneten fich Augsburg *7) und 
Regendburg aus. In ber letztern Stade ward ulrich Grimleber 
ein Kaplan an der Achkirche (Anf, 1420) als Huſſit verbratim 
und alle Regensburger Einwohner uͤber zwölf Jahre mußten · 
ſchwoͤren, wider die huffitiſche Kegerel 5 Ay ſeyw⸗). Die Juden 
aber bie in Bayern In der Nähe des Böhmer Waldes wohnten, 
wigben bezichtigt, ben ‚Hufen heimlich Geld und nu 
biefern; fie wurden befhalb in mehtergn Gegenden als Freunde 
der Keber und deren  Unterflüger auf. das grauſamſte verfolgt *°% 

Auch jn den Rieberlahden hatten- ſich ſchon huſſitiſche Glau⸗ 
benäfgheen verbrettet;., möglich iſt eß, bafl.fie dorthin von Engs 
land herüber — die Wyciffiten aſ worden waren. Papfk 
Martin V ließ 1.7) eine Bulle bie’ huffit iſchen und wyeclitfitiſchen· 
kehren des Eitjfſeblers Nicolas Berufarius ," anes Auffufintree 
in ben Siedesionben, verdaͤmmen als Peerifch ——— sp), 
— 


—E& ed an. en 
AT, Stetten Geſch. u, Augeiltg IL. 436 .. 
an Mpensh, Spronit 1. 23. 1420. Birne 60.» Bei 


VI. @&..292. Iug inder Sandy mußte · tn —X @g aeſhworen wenn, 
Br armer Di, Sim. &iog, m. c. 2. got 1. m 
4 Pater " BR 
SM) Baynald ah gectlgs. ad ana. 182070. 11.30; 3 eat ar, ' 
Vegmgentt. ser. wu Gil wem. 2 


ao 4 








. B 
ı® 


» Drittes. Kapitel, u 


8. Sigmund’ erſtet Kriczezug nad) Böhmen. Vom · März 1490 
.. ö M8 Februar 4421. id " 


—9Dr 





Vadeſſen Sigtnund, in dem erſten Viertel des Jahres 1490 
iu Breslau verweilte, war die Stadt Prag ruhig und voll Er⸗ 
wartuͤyd der Dinge, die mit;dgr Ankunft des Königs eingerichtet 

werden ſollten. Die Burger der Stadt; großenthelts wohlhabende 
Seute,-hatten bei den Unruhen Be Gefahren kennen gelernt, welche 
ihren Bermögen.brohten, + Sicherte zngn:ihrien Glaubensfreiheit 
zu, ſo waren fie.mit danzer Seele Far tufrechthaltung der Ord⸗ 
ung, Mcht ſo die.Zaboriten und ihre „Häuptet‘,svor allen Ni⸗ 
colaus von Huffinecz und Johann Biffa,'-die den Zeiten der 
Anruheit, Verwiriung und Auarchie Geroinn, Veute, Erhebung 
fanben. DIE Haften den Zah pe ruͤnn weher heſchickt noch 
irgend bush eine Extlärung ihre Unterwerfung zu erkenden ges 
geben, Im Gegorcheil, "8 fie von ber gucrehr der Wiagte 
* Städte unter den Gghorfami des Kolags vernahmen., ſo Tapin fie 
in denſelben Verraͤthet ihrer Sache, Die Führer erfamten ihre 
einzige. Stüge ie dem miftellofen, fanatifirten BoW&haufaı gug 
den Heineren Stäbten uttkrgon dem-platten Eanve, dez seh zu 
verlderen, Vicles zu gewilggen hatte. Um geht. auf die Menge 
zu wirken suhb afleidh die Happtſtabt regen Ioves Deubouchs 
am det. Hufftifchen Sache zu züichtigen, work von ben Prieflern 
ber neuen Lehre eine Prophezeiung in Umlauf gefegt nit nur im 

Kdoͤnigreich Böhmen, fondern aud in Mähren und in ben angrens 

„ zehben Ländern, Bon ben Kanzeln und durch kleine gefchriebene 


Sigmunds erſter Keiegezug "nad Vöheen. 8. 
Zettel · ward unter das. Volk verbreitet: bie Ankunft unſers Herrn 
Jeſu Chriſti erſchiene in kurzer Zeit; alle. Feinde bed wahren 
Glaubens, wie Huß und feine Freunde ihn gelehrt, wurden ver; 
nichtet ; alle Stäbte auf dem Erdkreiſe dreh Feuer vertilgt; nur 
-fünf Städte, welche Me Genoffen des wahren Glaubend in fich 
ſchloͤſſen, Pilfen, Saas. Laun, Stan und: Klattau tofsiben vers 
ſchont. Das. duch diefe Prophezeiung in’Zutcht und Schrecken 
gefegte aberglaͤubiſche Vott flüchtete, um dern allgemeinen Ver⸗ 
derben zu entgehen, mit Weibern und Kindern‘ ſchaarenweiſe in 
die genannten Städte: Ihre unbewegliche "Habe hatten · die Leto 
um einen Spottpreis weggegeben; ſelhſt das Geld, was; fie. hat: 
ten , legten fie zu ben Fichemihrer Prieſter hin. Befdnkers rag. - 
war ber Zufommehfluß ber Menge in Pilſen, welche Stebt von 
ihnen bie Sonnenftabt genannt vonrde'). Hieher hatte ſich 
auch Sohann Zijfe mit feinen entſchloſſenen Anhängern‘ nt eis 
net Vertreibung oben Verbannung “aus Prof begeben: er fhmpr. . 
Ver „Königin Sophia und ihren ‚treien Bafallen “ewigen Krieg, 
Bon einem Waffenflilftande, wie die fin ihre ‚Habe furchtſamen 

" Hager einen geſchloſſen hatten, wollte er nichts wiſſen Zu Vil⸗ 
fen.« war es, wo damald ige mit den Hefpifen —— 
vo Saiten; und Wolkun don Adlar hen Bund errfhtete, 
mund nie: ai Königsanzuneffhen,, die ‘Blinde, dB Reiches. ſtets 
“und mit,ällen Kräften zu befämpfen. DE beim Vaple vieldermoͤ⸗ 
gende Wenzel Egrähba,und aüdere Prieflst ſchloſſen fh. eiftid 
don Bunde. gr Aid geweennen · dazu viele Berg Stddtẽ und 
Berl. Anf ihr Betrewen trat der Band durchWerſtoͤrung der 
Kloͤſter und Sirden vo® Dilfen ind Leber Dargaf.traf gieithe 

Zerſtoͤrvig. die aig hůegen "Dyfe, worin · — 4 frgR die 

Botkpäufer:deo Bertilgung · weihte FE ten 

Darauf wftedet Hert Bohuslaus vor Schwanberg.gugen 
die Zerſtoͤrer vers: ser wurde aber· mit großem Verlufte aus tm 
Felde geſchlagen. Dieſes bewog die Königin Sophia; hahireiche · 
res Kriegsvolk gegen Pilſen abzuſenden zur Belagerung der Stadt 
und zur Bezwingung der Umgegend, wo man ſich alle feſten 

1) Laurent. Byz. bell. Hussit. p. 155. Balbin. Epitom. A. Gage 
Eht. 679. 


54 . Deittes Bud. Drittes Kapite. 
Vuvete freitig machte und beide Zeile mit großer Grauſamteit 
gegen einander vofheten, indem man ben Gefangenen Hände 
Amp Büße abhieb 2). i 
+ Das grade um diefe'Beit die Befehle Sigmund’ von Breslau 
aus am alle Barone, Wefchlöhaber, Maghſtrate, Stäbtrichter bes’ 
„ boͤhmiſchen Reiches einliefen, alle Kelchner auf jegliche Weiſe von 
ber Sommunion anter beiven Geſtalten abzuhalten, fie zu wer: 
folgen und wo moͤglich auszurotten, ntußten bie Huffiten auf bie 
Erlangund feſter Drte beſonders bebacht ſeyn. Schon hatte mas 
auf. dem Berge‘ Tabor einige Befeſtigungen angelegt; Dieſes wat 
nicht fehr ſchwer, ba bie treffliche Lage und die Triummer bes fruͤ⸗ 
. Age bafetbft geftandenen Gtäbthensghrkbiftie die Befeftigung er⸗ 
leichteren. - Iwei. Huffiten, der Priefler Waneczed und Hro⸗ 
madka, hatten nad) Angabe Ziſka's, der ihnen zu beb Atbeit von 
Pitfel® aus eine große Schaar Volks unter Chwal Azepichky zus 
geſchictt Hatten, die Veeſchanzungen weiter geſaͤhrt. Dutch Hinter⸗ 
HR ind Unterfügungährer Glaubensgenoffen in der nahegelegenen 
Stadt Aftie (Auſt), überrumpelter fie dieſen Ort auf Faſtnacht 
(@1. Behred420); wo bie Einwohnerfhaft, von den Carnevais⸗ 
vergnägungen erfchäpft, im Schlafe lag, vertrieben bdie Bürger, 
wei che aicht aus dem Kellhe tanken / und bemächtigtäi ich deren 
Habe, tm die veue Wergfiabt hr in Aufnahme‘ z bringen, 
machten e dig Taboritgg wie bje alten Römer ıpit ihren Nachbar⸗ 
Feten : "fe brannten &ftie ganz nieder, und wangen die Ein⸗ 
idern ſich in, Tabor niederzulaſſen, 
«gegen die Angtiffe bet koͤnigůchen 
Tabor bald zn einen anſehnlichen 
NT 
„damals. 568 ben Mittelpunct aller 
m aus. Da & Mb in Pilfen ge: 
och auf die Laͤnge wicht -behaupteit 


Palacky Annal, Boh. p. 32 29. Hager. 


187. Chronic. Boh. in den Scriptt. rer. 
Beh. II. 459. Contin. Pulk. p. 166 sg. Palacky Annal. Boh. p. 83. Die- 
gom. hist.’Pol. lb. XL p- 429. 


Sigmyab’® erflet, Rriegtzug nach Böhmen. » 
konnie, fo trat man in Unterhandlung wegen ber lübergabe. Durch 
Bermitslung einiger Prager Birger warb eine Übereinkunft. ges 
ſchloſſen, wornach die Stabt dem koͤniglichen Unterfämmerer Ben: 
zel von Leſſtna übergeben werden follte, unter ber Bedingung, 
daß die in Mlſen zuruͤckbleibenden Einwohner dad Abendmal 
ünser beiden Geftolten genießen dürften, und daß Zijfa mit fe: 
nen Anhängern freien und ungebinderten Abzug nad) Tabor er⸗ 
hielt. . Die Huffiten beſchweren fich bitter Darüber; daß "diefe 
Übereinkunft von ihren Gegnern ſchaͤndlich gebrochen wurde; denu · 

als Zizka mit feinen Freunden Wenzel Coranda, Brzenko von 

Sſwitzew und Walkun von Adlar und · einem zahlreichen Kriegs: 
haufen auf dem Marſche nach Tabor bei Sudomierzicz workber 
kam, ſah er fi) (25. März) aus einem Hinterhalt pläglilh von 
ben Thniglichen Truppen angegriffen, weldhe Peter von Gterne 
berg, Helnich von Neuhaus und der Münpmeifter Niclas Die’ 
woty von Kuttenberg beishligtem „Biffa traf ſogleich. ſeine Ans 
falten zur Abwehr der feikdlichen Angriffe. - Auf der einen Seite 
Ichate.=ex ſeine Mennfpaft an einen Fiſchteich, auf der andorn 
fhhtgte. ex fie durch die Wagen, weiche dr zu einer Bagenbugg zu: 
fanmenfleli®, Das Gefecht war Hisig urfb blrtig: üungenchtet 
it Übermocht konnten die koniglichen Truppen · keine Vortheile 
über die gutt poſtirten Kelchner gewinnen. Nach elnigen Stun⸗ 
den · hãßen Er A die Nacht dad Befscht, Bifle, ob⸗ 
wahl. nicht oche Berluft (andy Brgento von Sfwgihom fieD- bes 
bagptete. bie Wahiſtait; die Königliche, weiche ihren Anführer " 
Demric) n Neihaus verloren und fenft auch bebeuteihen Ver 
Tu erfiten‘, benupen die Nacht zum eiligen Abyuge. BApta fehte 
am folgenden‘ Täg. angegriffen weiter feinen Marſch fort, umb 
watd nift großem Jubel zu Tabor als Sleger, empfangen 2). 

Nãchdem Zijka die Feſtungswerke befichtigt und weitere Ver: 
ſchanzungen angeösönet, wodurch ei den Ort für die bamalige Zeit 
ganz uneinnehmbar machte °) unternahm er mehrere Streififige 
in die umliegende Gegend, wobei fein Feldherrntalent fi immer " 

4) Laurent. Byz. p 159 sg. Ahmeidend erzähtt ZfeobetHulftenlring 
©. 82, dem Seufant I. 288 folgt. Mal. Hager. Chr. GBI. J 

5) Chronic. Boh. 1. c. Bol, Pelyel Böhm. Geſq. I. 227. 





Nachricht ·von befl.biutigeh- Hinrichtungen ibatin gelangte 


56 . Dit Buch. Drittes: Räpktel: 
mehr entwickelte. Seſonders wichtig war der Sieg, ben er 
(5. Aprih Aber die Königlichen ‚bei Wotiz erfocht. Mit den erbeu: 
teten Pferden möchte er einen Theil feiner Kriegemannfchaft bes 
vitten. und uͤbte fie in kurzer Zeit im Gefecht zu ‚Pferd vortreff⸗ 
üch. So hatte er num auch eine Reiterei, woran es ihm bisher 
gemangelt °), "Die Gefangenen ldste ex: gegen bie Huffiten amd, 
welche auf dem Marſche von Pitfen nad) Tabor in des Feindes 
Hände gefällen waren und in die Kuttenberger Schachten gefthrzt 
werden ſollten. So gab er auch einmal ein Beifpil der wilden 
Kriegsfuͤhrung. 

Darauf herrmmnpelten er und Nicolaus von Hufſuͤteez die 
deſtung Sedlecz und zerſtoͤrten dieſelbe. Den Befehlehaber des 
Drtes, einen Heren Ulrich von Roſenberg, erſchlugen die Tabd⸗ 
riten mit Dreſchflegeln. Dem Leichnam hicben fie dann Hände md 
Füße ab und warfen ihn ind Feuer. Die Einwohnier wurden 
bis auf ſechs ermordet: vqn diefen "aber ſollte nur der -eine am 
Leben bleiben, der ben übrigen bie Kaͤpfe abſchluige. Einer fand 
Fi unter den, ſechs, der die Schandthat kaltðcatig weizichttte. - 

‚Darauf fehte man bie Zerſtdtung · der Ktoͤſter fort; gu Ral. 
haufen, Pomuk, Eun, Raby.u. a. Orten mausbefl Die Kiöfter 
geplündert „die Mörihe Bringt ‚ober nieht, de Swiuderut ⸗ 
dergebrannt 7). * 

In der Kawudt tar. iitrbigen eilig, Pr} fiber File 
dem bie Zabopiten daraus entfernt worden waren. 

** 


Sigmund in Breslau veranflaltet hatte / und von den Rt ug 
bigten des paͤpſtlichen Legaten gegen bie Huffiten, wurden vie Be⸗ 
muͤther von.neuem aufgeregt. Dazu kam noch, daß uff: 
fen Priefter, vorzuͤglich Zohan Jeßenitz, ein aus bem Vrumon⸗ 














G6).A. Sylv. hiet. Boh. c: 40. „Nicolaus Magister Monete, — 
—— Bohemiam miserat, primus omnium equorum copiam · Thabe- 
ritia fecit, qui cum mille equitibus in vico, oui Vogice nomen est, noris 
Zischae motibus occursurus consederat. — Zischa improviso piorumpens 
ommnes illi equos ademit etc.“ 

D Abeobald p. 77. Eenfant I. 298 u, 328. Pelel Geſch . Böh. 1.327 
geben dab Käfer, 


Sigmund's erfler Kelegezug nach Bühmen. 57 
fivetenferHiofter Zelau entlaufener Mönch, wenig unterrichtet, aber 
ein ‚guter Reber, durch Predigten bad Voik gegen ben König 
Sigmund, ben fie als das rothe Thier ®) in der Apokalypfe 
darſtellten, fo fehr fanatifivten °), daß Viele bereit waren, fr 
bie hiiffniſche Lehre im Kampf ihr Leber zu wagen. Außerdem 
bemnhigten bie Nachrichten von Gigmund’8 Truppenſammlungen 
und ber wachfende Übenmuth, und die Reben ber reichern katholiſch 
gefinnten Einwohner von beutfcher Abkunft in Prag. Als diefe 
aber gegen Ende März auf bie Nachricht von ben Rreuzprebigten 
bes paͤpſtlichen Legaten ſich dahin erklärten: „die vermalebeiten 
Keger in Prag würden bald verbrannt oder alle insgeſammt mit 

"Weib und Kind durch das. Schwert der Ungarn umkommen,“ 
und um nicht mit ind Verderben geriffen zu werben theils auf 
den Wiſſehrad, theils auf das bei der Kleinfeite gelegene Schloß 
zu den koͤniglichen Beſatzungen mit: ihren Familien und ihrer. bes 
weglichen Habe fluͤchteten o): fo befiel Schrecken und Angſt bie 

Stiadt, um fo mehr, als man auch Kunde von dem Aufbruche 
Sigmimb’s gegen Böhmen erhielt. Da die in bie Beſten gefluͤch⸗ 

„ten. vierzehnhundert Buͤrger mit ben koͤniglichen Schloßhaupt⸗ 
leuten fich verbunden hatten, nach Beendigung bes bis auf Seorg⸗⸗ 
tag (23. April) gehenden Waffenſtillſtands zur Eroberung ber 
Arager Städte und Ausrottung der Kelchner behilflich ſenn zu 
wollen, fo trafen ſchon (den 3. April) die Prager ihre Gegen: 

S) Beräanlaſſung zu ‘der Bergleigung gab ver Drade, welchen Sigmund 
als Zeichen des von ihm geftifteten Ordens trug. 

9) Laur. Byz. p. 161: „‚Ipium regem Draconem rufum fore, de quo 
ip-Apogalypsi, piacsiguahet. :Et.merito; ipse nemgue Draconem aureum , 
(ex meint den Dradenorden) suis dilectoribus, in signunf societatis deferen- 
dam in pertore, concedebat. Ipsum ergo regem praefatus sacerdos in suis 
ad pöpalum sermonibus acriter impugnabat , cum magna affluebat populi 
multitadd’ ipsius praßfientionem avidissime ncoeptando , propter ejus do- 


‘quentish, qusanris mon malta Polleret gei Ct. Aca. Sylv. 
H. B. c. 9. 
10) Laur. Byz. p. 162: „Ad Capigam Pragense et Wyssegradum et mu- 
—— adjäcentes, soniorum givitetis cam consensu, cum uxori- 
bas, pueris, thesauti et gebus paligribus so transtulerunt poriores es_di- 
. tiaras Chritatis"Antiqäae incolae Sn hodfites quasi DEC et wone soplen 
et praesertim Teutonici.“ Hager, Chr. 681. 


88 Detttes Buch. Drittes Kapitel. 
auſtalten. Auf Betrieb der Prieſter vetſamwelte ſich die Blrger: 
gemeinde bei dem Rathhauſe der Altſtadt und verband ſich mi 
einem feierlichen Eid zur Behauptung ihres Glaubens, zükn gt: 
genfeitigen Schub ihrer Perfoneh und ihrer Habe, nach allen ' 
Kräften, Die wenigen von den Magiftratöperfonen, welche nicht 
geflüchtet waren, wurben in Rüdficht ihrer Treue in Eid genoms 
men. An die Spike der Verwaltung wurden in ber Altſtadt Bier 
Präfecte (Capitane) eingefegt, eine gleiche Zahl in der Neuſtadt, 
welchen man bie Schlüffel der Rathhäufer und ber Stadtthore und 
bie hoͤchſte Anordnung in allen fäntifchen Angelegenheiten übers 
teug. Ihnen waren vierzig Unterpräfette aus der Altſtadt und 
ebenfo viele aus der Reuftabt beigegeben 11), Daß die Kleinfeite 
fich diefen Schritten der beiden andern Prager Städte angefchloffen, 
auf bezweifelt werden, weil davon Feine Erwähnung geföhicht, 
auch fie meift nur katholiſche Einwohner zählte und en den Ans 
griffen des Schloffes auögefegt wart 

Da beſonders die Neuſtadt von bem Wiffehräb viel zu fürde 
ten hatte, waren bie Prager vor allen Dingen bedacht, auf biefer 
Seite: fih zu fhhten, Sie ließen daher am Eude ber Reuſtadt, 
wo biefelbe an ben Wiſſehrad flößt, große Verſchanzungen auf: 
werfen und daran Tag und Nacht arbeiten. Selbſt Frauen und 
Kinder wurden zur Arbeit gezogen 12 ®), u. 

Einen großen Fehler beging Sigmund, daß er den maͤchtigen 
Burggrafen Czenko von Wartenberg nicht ganz für fein Intereſſe 
gewinnen konnte 12), Ungeachtet er ſich als Huſſit und Kelchner 
ausgeſprochen hatte, fo verzieh ihm zivar Sigmund, beſchenkte ihn 

auch mit dem Drachenorden und uͤbertrug / ihm ſelbſt die Vefehls⸗ 

haberſtelle auf dem. Prager Schlofſe. Den Einflüfterungen des 
paͤpſilichen Legaten aber allzuviel nachgebend, drang er derauf, 

41) Laur. Byz. p. 162 sq., Leider befindet ſih varatf in Dei eudenis 
fen Drud eine beden iende Güde von, einigen Wldttern, worin die Begebenheiien 
vom 4. April bis 25. Juni 1420 srählt waren. 

12#) Bene. Krabioe 1. c. ı „_° : 

12®) Diagom. hist, Pol. Ih’ XI. p. 422 gist ex ap Sat 
tenherg mit‘ mehrören anderen böpmifhek Herrn gu med) Soleñen 


gelmnmen fen, um sign ya huldigfn, Gfpabe fie aber hart angefähten und 
Rebellen geſcholten. 


Sigmund's erfter Kriegtzug nach Boͤhmen. 50 


daß der Burggraf alle Kelchner nach allen Kräften verfolgen folltes 
Da dies Czenko unterließ und deßhalb ben’ Zorn des Könige finde 
tete, fo trat er wieder mit den Pragern .erft heimlich in Unter 
handlung, bald in Einverſtaͤnbniß. Der Krleg, ber. bald aus⸗ 
brechen mußte, ward fo ganz ein nationaler? denn ber boͤhmiſche 
Abel wurde immer mehr mit hinein verwickeltz es ‚handelte ſich 
nieht allein Darum, ob bie huffitifche Lehre fich behaupten, fondern 
auch · ob die boͤhmiſche Nation im Ehre, ja ihre Eriſtenz be⸗ 
wahren follte ober nicht, 

Bei dieſer ſchweren Wahl zwifen Treislofsgkeit gegen feinen 
König ober Verrath ber nationalen Sache, erklaͤrte ſich Czenko 
vom Wartenberg füt bie letztere, und fein Beifpiel fühete ben: Huf 
fiten einen großen Theil vom Abel, darunter auch mehrereber maͤch: 
tigen Rofenberger, zu, welche ſchon längft Kelchner waren, ob⸗ 
wohl fie fich noch nicht gegen Sigmlind erklaͤrt hatten, So wa⸗ 
ven nun bie Prager auch in Beſitz des Schloſſes gekvmmen, daſelbft 
behielt aber Czenko von Wartenberg ben Befehl.13), Darauf 

43) Hermann. Corner. Chronic. bei Eccard. Corp. Mist. 11.1241. „Si- 
gepando R. R. in montibus Cuthniz residente pro feoto Carporis Christi 
et osntra hostes idel haeretioos Böhemos ad pugnendum se disponente, vo- 
nit quidam miles ‚perfidus Zencho dietns, dolis plenus et poenitentiam ei- 
knulans, veniam a rege petiit et emendam spopondit. Rex — ipsum in 
atiam reogpit et vum literis regalibus ad castrum Pragense, quod rex jack 
Per suos ceperat , ipsmt destinavit, .oommittens aibi ouram ipsies et admir 
nlitracidhäin „Camgue Castrenses vieis epistolls regiis ipsum intromisisscnt 
ah maultis urigatis, yaof sibi assocherenet, postguam a rege recssserat, Cat 
tholicos et fiddles Regis,'quös in caströ.investerat, invasit hostiliter et ommes 
decidit, astrum: ygro => eidi uerpevit et — religeis Senctorum — in 
iguerh projecit: ojenodia verg " diversorum monasteriorum ad dietam ca- 
str pro sgeuritate deducta rapeit.“ „(Cf-Cochl. Hist. Hxäs.: V. 186.) .@ir 
nige Zeit na er, als Sagt von Wartenberg fid vom Schloß entfernt hatte, 
überunnpeit’eb JohamyPolapz doR der Laufls, der ſich där jenen ausgeb web 
bemädtignt ih für den Rönig der Burg wieder, a Mintet! c- 80 82 hanbeit 
Aber Czeato von Wawnberg und fine, Yimerhaite Zerulofgkeit. Zuerft wir 
@,Öuffit: denn ıgartfer in Epmilbnig dt MBrebien, an melden beiden Orten 
@ ot. dem Könige zaſatemei dam, won diefen Wr Berfpreäungen und Ber 
ſhentung tif dem Dradenorben gewonnen. U ganz feinen mächtigen Gkaflh 
FR geninnen, ernannte itge Gkymand -zum Bqehuheber Ach Yragex Saloſſes. 
In Briefen am den Herrn won Haſenbucg web: iBengel von der Zuben, weihe 


60 Drittes Buch. Deitted Kapitet. 


ſandte er in feinem und ber Prager Staͤdte Namen Umiduſfchtei⸗ 
ben durch ganz Boͤhmen, auffordernd, Sigmund nicht zum Koͤnig 
anzunehmen ?*), 

Us Gründe der Verwerfung Sigmund’s warb in biefen 
Schreiben angegeben: Er fey ein Feind ber böhmifchen Nations 
Hität, ſelbſt bis auf Bertilgung der Sprache ſtrebe er den Böhmen 
entgegen, Zur Verminderung bed böhmifchen Reiches habe er be⸗ 
reits ben Anfang gemacht, indem er davon bie Markgraſſchaft 
Brandenburg entzogen und fie verfauft habe. Wider Treue und 
Kecht habe er Huß und Hieronymus, bloß den. Böhmen zum 
Trotz und Spott, zu Conſtanz verbrennen laſſen; deren Lehe, 
die fie mit bem Tode befiegelt, fuche er mit allen Kräften zu vers 
tilgen, und laffe fogar zu, daß wiber die Böhmen dad Kreuz gez 
predigt werde. Daraus gehe ſichtbar hervor, daß er das Ver⸗ 
derben ber boͤhmiſchen Nation wolle: die Böhmen feyen baher 
berechtigt und entfchloffen, Sigmund mit allen Kräften zu wibers 
ſtehen, ihre Religion zu vertheibigen und unbillige Gewalt mit 
Gewalt zu, vertreiben ?5), 

Diefer Erklärung gemäß trafen die Prager alle Anſtalten 
zum verzweifelten Widerſtand: ſie beſſerten ihre Stadtmauern 


damals auf dem Schloß befehligten, wurden dieſe angemiefen, dem Gzenko vor 
Wartenberg das Schloß zu Überantiworten. Gobald dieſes gefchehen war ,. zeige 
er ſich wieder ald Huſſit, umd ſuchte alle Vertheidigungemittel auf. dem Schloffe 
am verſtͤten. Die Getreuen de® Königs durqhſcharten ihn aber, neehteten iha 
die Befehlshaberbſtelle /aufzugeben und -fhlugen den Angriff derg&Prager auf vas 
Schloß tapfer zurüd. Hager. Chr. 682.ft. ſpricht über Czenko von — 
berg ſeht confus und verwechſelt offenbar mehrered, » a» .” 

14) Aen. Sylv. H. B. c. 89, „(Pragenses) alfecto praemüis Cenehtno in 
totum regnum Fiteras dedere: Ne guistuam Sigismundo editum 'pracberet, 
qui Dalmaticae linguae hostis esset, neo alia, Cara“ teneretur, quam, rege 
perdendi, qui antiquam Prutenorum dvfiatem, ordigi jure pfgnöris .obl- 
‚gasset, Brandemburgensed apıtem a corona Bohemica alienasset;; Idhanteng ot 
Bieronymum-in Const. Cencilio cremari an voldin permtsisset,. Yaruin 
6tiam proourasset,. dogmata fidei, quad’ tpsi deqꝛ 
impoguarg-“ QR Conti Palkarao p. 168 Bay aa 
Chronic. Beness. Krabioe 1. &. . im 

15) Theobald Quffftenfcie Kap. 4. fr 1. v. 206. mahı nit .nad 
einem vollftändigen Manuſcript des ‚Laurent, Byin 8 





Sigmund’s erſter Kriegezug nach Böhmen. 6 
aus, ſteltten die Barricaden, Säulen und Ketten in ben Straßen 
wieber her, warfen ämfig Verſchanzungen gegen ben Wiſſehrad 
auf 1°) und verlangten von ben übrigen Stäbten des Reiches 
Huͤlfe und Unterftügung, “ 

Diefe traf auch von mehreren Seiten. uUnderweilt ein, Aus 
der Gegend von Koͤnigingraͤtz kamen bie Drabiten, ‚geführt von 
dem Herrn Hinko Kruffina von Lichtemburg und dem Prieſter Am⸗ 
bros von Hradecz. Bisher- hatten biefe Huffiten ſich öfters auf 
einem Berge bei Trzebehowig, den man Dreb nannte 17), vers 
ſammelt und darnach ihren Namen erhalten, Auf die Einladung 
der Prager eilten fie herbei, zerſtoͤrten viele Klöfter und kamen, 
ihren Weg mit Verwuͤſtung und Verheerung bezeichnend (2, Mai) 
‚in bie Hauptfladt, Hier empfing man die zur ‚Hülfe gelommenen 
Brüder mit großem Jubel 1°), Allein die Ankunft diefer Dres 
biten warf die Fadel der Zwietracht unter die Kelchner und ſha⸗ 
dete ihnen unendlich viel, Da nämlich die Prager den Kruffige 
zum Kriegdobriften der. Prager Städte ernannten und durch dieſe 
Wahl den Burggrafen Czenko von Wartenberg, dem fie nicht 
ganz traueten, empfindlich verletzten: fo fiel biefer von ber huffi- 
tiſchen Sache ab, ging wieder zu ben Königlichen über, und er= 
kaufte ſich durch Die Übergabe des Schloffes an die Königlichen 
Zruppen Berzeihung für feinen früheren Abfall 19), 

. Diefer Bdrfall kam den Pragern hoͤchſt ungelegen: fie konn⸗ 
ten dadurch von zwei Seiten aus angegriffen werden; die Neu: 
ſtadt war den Angriffen von dem Wiffehrad, bie einfeite und 
die Aliſtadt den Ausfällen von dem Schloffe Preiß gegeben, Im 


16) Chronic. Boh..L. c. p. 461. 

-17joPalacky Anal. Boh. p-37. Aen. Sylv. H.B.c. 43. Page. Cht. 685. 

19 Theobeid 1. c. $. 14 u. 15. S. 210 ful. Jedoch ſehr comfus und ohne 
ale Geonotogifie Dromung. Bol. Pelgel Geſch. v. Böhm. L ©. 830. 
$r/119) Aen-Sjlv. H.B. ©. 2: „Cenchonem ut areem Pragensem sibi red- 
Bar sponsionibus Allicit, equitum quatuor.millia qui urbem laces- 

vollocat, Gencho Dina proditione insigeis domum revertitur.“ 

ee aD: 8.330. Die Prager warfen des Beweäthers Banner vom 
"Shui %06 Mafypanfeb un riffen eb in Side unter Bermünfhungen gegen den» 
felben,” Nad Thdesded S. 210 und Hager. Ch. 683 fhlugen fie des Wappen 
des Berrakhers an den, Pranger. B 


[7 Diüttes Buch. Drittes Kapitel. . 
der erſten Hite meinte zwar daB Kriegsvolk in Prag, das Schloß 
erſtitmen zu Finnen; bie ohne Drbnung und ohne Plan fechten⸗ 
den und ſtirmenden Haufen aber wurben ohne große Mühe von 
ber Befagung. des Schloſſes zurüchgetrieben. In der Muth über 
das Mißlingen ihres Angriffs legten die Zurüdgefchlagenerr einen 
heil von ber Kleinfeite in Afche, befonbers mehrere größere Ges 
baͤude in der Nähe der Moldaubrüde, einige Klöfter und brei 
Kirchen. Beittlerweile machte die koͤnigliche Beſatzung auf dem 
WBilfehrad auch einen Ausfall gegen die Neuftadt und zerflörte ale 
Werke, die man bafelbft gegen bie Beflung aufgeworfen ober er 
richtet hatte. Dadurch waren bie Prager faft ganz in bie Hände 
ihrer Gegner gegeben, Ihre Muthlofigkeit flieg aber noch, als 
iht Anführer Kruffina, an der Vertheibigung ber Stabt verzwei⸗ 
felnd, fih aus Prag entfernte und die Nachricht einlief, daß her 
Kömig Sigmund mit einem großen Heere in Böhmen eingeruͤckt 
fa und fich bereits Prag nähere 20), 

Sobald fih Sigmund an der Spige eines anſehnlichen Hee⸗ 
res fah, daß er aus Ungarn, Schlefien *1), Mähren, ver Lau⸗ 
fig 2°) und einigen deutſchen angrenzenden Ländern gefanmelt 
hatte, brach er, auf die Nachricht von den neuen Unruhen in Prag 
(Anfang April) von Breslau auf 22) und drang über Schweid⸗ 
nig und Glag ?*) in Böhmen gegen Rönigingräg *) vor. Diefe 
Stabt Stabt wagte teinen Widerftand und unterwarf fich fogleich ber 

30) Theobald iſt Hier unbrauchbar. Hager. Chr. 684. Mal. Pelle 0.2. 

21) Doc. Geſch. von Bredlen IL. ©. 358. Aen. Bylv. lc. c. 42: „Con 
vocatis Silesiae dacibns.“ 

22) ©. die Regeften v. 3. März 1420. Garen Clou an die 6 Dber⸗ 
laufitiſchen Staͤdte. 

23) Bis zum 31. März 1420 finden fi) Urkunden, acc Era 
Bredlan aubftellte, 

2A) Diogom. 1. c. p. 431: „Per Swidenicziom et Klocıko.copias dui- 

con.“ In Cmebnig gibt er den 17. April 1420 den Bichlasern-Bärkeru 
* Pfandbrief über verfegte Kleinodicr. Docum. Geſch. von Bien. IL 
©. 354. ©. aud die Begeften d. 18. u. 21. April 1420 im Anfang” DIR en, 
von Sawehdnit auf ganz kurze Zeit nach fen gereist und Dafelbft nen 2U-Mpril- 
1420 geweſen (Pipl. Sigismundi d. d. Dfen den 28. April 1420 bei Wagner. 
Annal. Scepus. I. p. 138) ift möglid), ober niht mahrfäehg.” > 

25) Rad zwei Sqhteiben d. d. In oppido Gretz’X m. Mij. 1420 bei 


Sigmmmnb’s erſter Kriegezug nad; Böhmen. 68 
libermaqht, den huffitiſchen Glauben abſchwoͤrend. Rachdem Sig⸗ 
mund in Königingräg eine ſtarke Beſatung zuruͤckgelaſfen, zog 
er mit dem Hauptheere weiter gegen Kuttenberg 2*), wo er nach 
Mitte Mei eintraf und einige Wochen verweilte?”), Warum 
er nicht raſch gegen Prag vorruͤdte, iſt nicht Mar, Vielleicht, daß 
er immer noch hoffte, mehr durch Güte. als durch das Schwert 
auszurichten. Denn die Prager hatten feit ber Entfernung ber 
wilben Drebiten von neuem zur Unterwerfung ſich gefügig gezeigt. 
Sie errichteten mit dem Befagungen auf dem Schloffe und dem 
Wilehrad einen fechötägigen Waffenſtillſtand und ſchickten in ber 
Bwifchenzeit Abgeordnete zu Sigmund nad) Kuttenberg, ihn um 
Berzeihung wegen ihrer Empdrung und um die Erlaubniß bittend, 
das Abendmal unter beiden Gefalten zu empfangen. Wenn er 
allgemeine Amneſtie und freie Religiensübung ihnen geſtattete 
und bie Freiheiten und Oerechtfame des Koͤnigreichs beflätigte; fo 
gelobten fie ihm bie Huldigungau leiften, ihn in ihrer Stadt aufs 
zunehmen unb zum Beichen ihrer Unterwerfung fogar einen Theil 
ber Mauern nieberzureißen. Außerbem aber verlangten fienoch, baß 
ber König ſich fr die Beſtaͤtigung der Huffitifchen Lehre bei dem Papft 
verwende; daß bie Beiftlichen nicht mit weltlichen Dingen ſich abges 
ben und daher auch Feine Länder und Leute und weltliche Gerichte 
haben folten; daß mit kirchlichen und heiligen Dingen von bei Geiſt⸗ 
lichkeit Fein Handel getrieben werbe; daß Huß und Hieronymus 
nicht als Ketzer dürften von irgend jemand begeichnet werden; baß 
Ausländer geiftlich oder weltlich in Fein Amt ober Würde noch 
"Pfelmde zugelaſſen, befonders aber in ben Städten Feine Deutſche 
angeftelit werden, und daß vor Gericht Alles in böhmifcher Spra⸗ 


Boigt Geſch. Preufl. VII. 372 fl. und Aen. Sylv. H. B. c. 42: „Ingressnus 
Bohemiam, Graeciam inde Cuthnam petit.“ 

26) Winde c. 70. p. 1129. „Lag do (für ein ftat Halffet rege) mit grofe 
fer maqht, do ergab ſich die fiat Grege und kerent ſich von iren unglawben und 
wiätent AB. Cör- vichtettent) und tätent alled, was der Fonig wollte. Do gab 
der Touig einen Hawpman dar, der hieß Her, Auftid von Sternberg (er war auch 
ein Berrather el. c. 83.) ud zog da furt auf den Verg zum Autten”. 

27) Winde u. Acn. Sylv. U: cc. Hermap. Corner. Chr. p.1241: „In 


6 Drittes Buch. Deittes Kapitel. 

che verhandelt und abgeurtheilt werde; daß man Fein geifklickes 
noch weltliches Gericht, noch Ladung davor außerhalb bes Königs 
reiches zu befolgen habe; daß päpftliche Bullen und andere aus⸗ 
wärtige Entſcheidungen nur mit des Königs und ber Lanbesheren 
Bewilligung im Königreich publicirt werben und Gültigkeit haben 
Eönnten, Berner warb verlangt, daß jebermänniglich bei feinen 
Rechten, Freiheiten, Steuern, Schagungen gelaflen, geſchübt 
und beſchirmtz daß ber Landfrieden gehandhabt; daß die Erbſchaf- 
ten nicht durch koͤnigliche Eingriffe geſchmaͤlert; daß der Staats: 
ſchatz nicht angegriffen noch gemindert werde, es fen denn zum 
Nugen und zur. Ehte des Landes mit Wiffen und Willen der Lanz 
deöheren. Den Juden folle nicht erlaubt feyn, auf Pfänder zu 
leihen; ber Gottesbienft in boͤhmiſcher Sprache gehalten werben; 
bie, welde abweichende Glaubenslehren vortrügen, birften ih⸗ 
rem ordentlichen Richter nicht entzogen, aud nicht ohne voraus⸗ 
gegangene Belehrung eined Beſſezn aus der heiligen Schrift von 
urtheilt werben 2°). 

Sigmund wollte fi von Aufruͤhrern keine Beringingen 
vorſchreiben laffen, bie er nicht einmal alle hätte ‚gewähren koͤn⸗ 
nen, ba mehrere, welche fi auf bie Religion bezogen, außer 
dem Bereiche feiner Macht waren. Er befahl den Pragern: ihre 
femmtlichen Waffen und. Kriegögeräthe follten die Atfädter. auf 
dad Schloß, bie Neuftädter auf den Wiſſehrad bringen: ferner. 
ein Theil ber Stabtmauern follte niebergeriffen werben, durch bie 
Öffnung wolle er wie ein Triumphator feinen Einzug in die Stadt 
balten: und dann bei feiner Ankunft ſeben, ob die Prager Sram 
verdienten, . 

Bei ber Wahl, entweder auf Gnabe und Ungnabe einem er⸗ 
zuͤrnten Herrſcher ſich zu.ergeben, der fo eben in Breslau ein blu 
tiges Urtheil Über rebelliſche Bürger gefällt und zur Ausführung 
gebracht hatte, oder wieder in die Hände der wilden Zaboriten 
und Orebiten zu fallen, welche den Freund wie ben Feind heim⸗ 

fuchten, entfehloffen ſich die Prager endlich in det Verzweiflung 
doch lieber zu dem letztern, ba fie von biegen, als ihren Glaubens: 
. 28) Windel c.72.u.74, yo 18 Xrtiel efgegäfltwerden, welthe die duſſtten 
von dem Könige beftätigt haben wollten. CP Aen. Sylv. H. B. c. 39, 


Sigmamds; erſtet Ktiegspag nach Wähmen. 66 
genoffen doch noch cher Heil, erwarteten. ¶ Daun hatten / die Ab⸗ 
xordneten Sigmund’3’ungnädige Antwort nach Prag zuruͤckge⸗ 
bracht, fo vereinigten fich- alle Bürger zum Widerſtand. Sie 
weiten fieber unter dem Schutte ihrer Haͤuſer fich begraben, als 
ſich unbewaffnet der Willkin und Leidenſchaft ihres Feindes Preiß 
geben. Tag und Nacht warb: ununterbrochen an den Feſtungs⸗ 
werfen ber Stabt gearbeitet: felbft Frauen und Kinder mußten 
helfen. Zutgleich lud man die Taboriten ein, fepleunigft mit ihrer 
Macht zur. Hülfe zu kommen: auch an den Drebiten Kruſſina 
und anbere Parteigänger und bie huſſitiſchen Stätte wurden Eil: _ 
boten gefendet, wie ſchaꝛelle Hulfe gegen den anrldenden Feind 
den Progern nothwendig fey. Ungeachtet die Zahoriten fihen 
pweimal von den. Pragern nach geleifleter Hidfe waren entfernt 
werben, fo fäuraten fe doch nicht auf‘ die bringenben Bitten der 
. Hauptadt.ipre-Stueitksäfte ihr zur Hülfe zu fenben, Nachdem 
jur Vectheidigung von, Zabor eine hinreichende Befagung zuruͤck⸗ 

gelaffen worden, brachen. vie Kelchner unter ihren Anführern Nis 
celautß yon Huſſinecz und Johann Zijka nach Prog auf: alle 
Orte nad Stäbte, welche. ben geringften’ Widerſtand entgegenfeßs 
ten, wurden. mitsBerföumg: bedroht. Weneſchau ließ ſich nicht 
reden und ſchloß dem Taboriten bie Thare. Es büßte feinen 
Biderſtand ſchwer: deun es ward in Aſche gelegt, Darauf fegten 
bie wilder Schaaren ihren Zug. weiter fort: dei Porfic, wurden 
fe von einigen koͤniglichen Truppen angegriffen. Zizka ordnete 
fogleich feine Scheargg und benugte jeden ihm günfligen Umfland 
fo vogtrefflich, Haß die „Feinde ihm nichts anhabeh konnten. Nach 
einigen  vergeblichen Angriffen äggen- ſich die Königlichen zuruͤck 
und bie Taboriten langten (gm 20, Mai) in Prag an, wo ſie wie . 
rettende Engel von ben jubeinven Bürgern M Proceffion empfan= 
geg wurden, Die Taboriten aber bezeichneten fogleich ihre Anz 
dunft mit vondalifcher Muth und JZerſtoͤrung: ‚ihre Weiber, welche 
in der Nawight bei St. Ambroſtuskloſter lagerten, wollten in 
nichts ihren Männern nachſtehen, fie legten das Nonnenklofter 
bei St, Katharina in Afche, wobei aber 25 der Taboritinen von 
den einftürzenden Mauern erichlagen wurden; bie Männer züns 


deten das vor Prag gelegene Benedictinerkloſter au Brjoonon 
aſchbach 8. Sigmund. II. 


[7 Drirltus Buch. Deittes Kapltel. 

an.“ "Allein sicht nut gegen bie Feinde, ſendern auch gegen die 
Prager Büngerfhaft aithielten ſich die vohen Ankoͤmmlinge nicht 
der. Beleibigungen wab Exteſſe: weßhalb in der Stabt ſelbft ſo⸗ 
gleich nach Zigka's Ankunft beinahe .ein Streit mit ben Taboriten 
entſtanden waͤre, wene nieht bie Priefter und Fuͤhrer Alles auf⸗ 
geboten Hätten, untet Androhung füwerer Strafen allen weitere 
Unorbnungen vorgubengen ?°). - 

Benige Tage fpdter (ven 25. Mai) kamen auch aus deu 
eifrig der haffitiſchen Lehre ergebenen Staͤdten Saatz, Laun nüb 
Stan Hüulfeſchaaren mit vielen Wagen nach Prag. Unterwegs 
hatten fie das unweit Poflelberg gelegeme Kiofter Apoſtelpforte 
dutch Schleudern feuriger Dfeile in Brand geſtedt und bie herr⸗ 
ſchaftlichen Gebäude der Katholiben in Aſche ‚gelegt, Bei ihrem 
Einzug in Prag ſangen ſie Pſalmen und geiliche Lieder und waren 
voll Kampfesluſt für ihre Religion gegen Sigmund zu ſtteiten 30), 
Auch. neue Schaaren von Orebiten mit ihrem Haupte Hinko Kruſ ⸗ 
fina von Lichtemburg ‚trafen ein. Darauf verſammelten ſich bie 
Hauptleute der Stadt und die Anfüͤhrer ber Taboriten unp Owebi⸗ 
ten und ſchloſſen ein Bähbrig ab zum Kampf und zu gegenfeitiger 
Bertheidigung gegen Kährig Sigmund und alle Feinde des Kelches. 
Die Hauptpuutte der Verrinigang werru:;: 

1) daß fie den vhmiſchen König Sigmund trog dem daß er nach 
Erbrecht dei wächfle Thronfolger war, weder in Prag: cn: 
laſſen, noch als Koͤntg anerkennen wollten, weil er den Ge: 
nuß des Abendmals unter beiden Gehatıen zu u. 
geſtvebt; J 

daß. fie alle. Kirchen und Koͤſter in Drag, weiße dm 2a 
tholiken gehörten ,; ſtaͤrmen und’ zeffiögen: wollten; . 

3) foltte vom 20. Vunitran nach vorausgegangener Verkundi ⸗ 
gung von ben Kanzeln durch die hufſitiſche Geiſtlichkeit jeder · 
mann zum Genuß des Abendmals unser beiden Geſtalten 

aufgefordert wirden. Wer unterlaffe, nůtrrtichend uch 


u 





“ 29) Acn. Sylr, Hist, B.c. "Hager, Chr. 686. Theobald H. Kr. ©. zu 
Vat. Pegel Gef: Böh, L. ©. 331 fl. 
»80) Hoya Chr. 6870. Rheobaln lo. : 


Sigmund's erſter Kriegspug nach. Vöhmen. 67 
Borwande diefer Aufforderung Folge zu leiſten follte als 
deind und Gegner betrachtet werben ). 

De nur die Bürger in Präg bleiben durften, melde den 
Glaubensartitein beitwaten und ben Kelch genoffen, fo-gingen viele 
katholiſch Geſinnte, um nicht aus ihrem Eigenthum vertrieben zu 
werben, zu ben Huſſuen über: andere, feſter im Glauben, vers 
Keßen mit Gran und Kind die Stadt, fo daß dadurch Hundert und 
vierzig Häufer leer wurden, welche man einem Theil der ‚Hüffes 
ver zur Wohnung anwies. Die Taboriten hatten fich bem 
Schloffe gegenfiber in das freie Beld- bei. Pohorzelecz gelagert, 
Reben daran bei Strahof ſtellten ſich die Launer, Saatzer, Sla⸗ 
ner sc. auf, um dem Schloſſe die Zufuhr von Lebensmittein abs 
zuſchneiden. In dem erzbifchöfficden Garten, der an die Schloß⸗ 
mauern ftieß, wurden ale Bäume niedergehauen, um einen Bins 
terhalt bafelbft für bie Feinde unmöglich zu machen, Die Weiber 
der Taboriten und Drebiten und anderen Hülfsnöffer mußten gu 
gen den Wiſſehrad Verſchanzungen aufwerfen ?2), 

Diefen. Auſtalten verdankten bie Huffiten einen bebeutenben 
Vortheil, den’ fie uber die Gegner erfochten, Sigmund hatte ber 
Herrn Hand von Michelöberg mit einer Heeresabtheilung gegen 
Prag voramögefchiett, in der Abficht einen Zug Bogen mit Pros 
viant und Kriegsmafchinen zur Sprengung der Straßenketten im 
das Schloß zu bringen. Die Huffiten, davon benachrichtigt, lege 
tewafich bei Prag in einen. Hinterhalt, wo ber Zug vorkberfome 
mehßuußte, griffen benfelben unvermuthet an, jagten bie beglei⸗ 
tende Kriegäntanmefchaft in Pie Zucht und machten eine große Beute 
von Lebensnuůtteln; welche bie Zeinde hatten im Stiche laſſen 
muͤffen do ·) . Dategen errangen bie Sönfgkchen DE die Über⸗ 
vunmpehrng, von Eian, deffen Miikgergrofenthelid den Vĩagern 
u Hinfe gezogen waven; einen wichtigen Bortheile auch zoͤger⸗ 
ten fie nicht die huſſitiſchen Prieſter zu veriggen und nt Die "3 
tholiſchen zuruůckzuſuhren. 

‚Einige Tage ſpaͤter gelang „8 den Koͤniglichen, —* mit 

31) Hager. Etni cu Bol. Pezel “ 

E) Zaren ©. 216. das F et ; 

330) heobald S. 215. PageokGpr.’1. o * . "au .. 


as Dritte Vuch. Drittes Kapitel. 
vierteufend"Pferden abermals in der Nahe von Prag erſchienen 
waren, durch Lift die Taboriten, welche einen Angriff von zwei 
Seiten erwarteten, von der Einſchließung des Schloſſes etwas 
abzuziehen und einige Verſtinkung mit Ka bineinzu 
werfen >> », 

Unterdeffen war König Sigmund, :in. beffen Beoldtung nicht 
nur feine Gemahlin und ber päpftliche Legat, fondern auch bie 
verwittwete höhmifche Königin Sophia mit einigen boͤhmiſchen Bas 
onen and dem Erzbiſchof Konrad von Prag waren, von Kutten⸗ 
berg nad) Beutmerik aufgebrochen, noch.auf bie beutfchen Hucfs⸗ 
truppen wartend, welche zusfeinem ‚Heere ſtoßen ſolten. Dass 
felbe beftand damals großentheild nur aus Ungarn, Schlefiern und 
einigeh Böhmen. . Die Einwohner von Leutmerig verfahen das 
koͤnigliche ‚Heer reichlich mit Lebensmitteln, welche Dienfte Sig: 
mund durch Ertheilung verfdäebener Privilegien belohnte. Als 
ex bier erfuhr, daß die Taboriten (A. Juni) zu Prag mehrere Moͤn⸗ 
che, welche nicht von dem Fatholifchen Glauben laffen wollten, 
verbranng hätten, ließ er vierundzwanzig Huffiten,. die ihren 
Glauben nicht abſchwoͤren wollten, in die Elbe cderſen und er⸗ 
traͤnken ®*), 

Von Leutmeritz zog Sigmund uͤber Altbunzlau and Melnik 
nach Slan, wo er mit großen Ehren empfangen und koſtbar be⸗ 
wirthet wurde. Da aber die Staner früher ſich als eifrige Huffi⸗ 
ten gezeigt hatten, ‚fo traute er ihren Ergebungöbezeugumgen wicht 
recht, Er verließ des Abends. die Stadt und brachte Die Nachs bei 
den Sehnigen ‚im Lager zu. Bon Mn ſette r Teinen Marſch 
fort über Bürglig und Zebrak nad) den Schlöffern Tocznik, Karl: 
fein, Sunsetiz Geuſchloß), wo er die gefammelten Schäge ſei⸗ 
nes Bruders Wenzel befichtigte und an fih nakm, Deunbrzog 
er bei dem Kloſter Koͤnigsſaal unweit Seraun An nad Las 

re). . 


So hatte Sigmund wie ein ſchweres. Unheil Beingenbes Ge , 


— 
33b) Aen. Sylv. Hist. "Boh.r. 42. 
34) Aheobald 1. c. 


36) Hager, Chr. 687. Tdebdad ea. St Pelzet a. a. D. S. 333 
. beffeg Grpäplung von Thesbald’s Vericht abıdeicht. 
* = 


© 


Sigmund's erfler. Kriegezug nach Böhmen. 6 
witter don Often ers noͤrdlich über Prag: wegztehend und es von 
Siüpweften aus bedrohend ſich in der Nähe der Stabt mit feiner 
Heeresmacht aufgeſtellt. Die Urfache diefer Bernegung' war ein⸗ 
fach ie Bereinigung mit den beutfchen Kriegsvoͤlkern. Wenn dieſe 
eingetroffen, wollte er dem Schlag des Berderbens gegen Prag 
führen, wenn es ſich nicht ſchnell feiner Grabe unterwarf. Um 
der Beſatzung auf. dem Wiffehrab mehr Muth und Ausdauer zu 
geben,. begab fi) Sigmund (nit ohne, Gefahr den Feinden in 
bie Hände zu fallen) mit geringem Gefolge dahin °), Er warb 
dafelbft mit großem Jubel empfangen und feine Gegenwart bez 
geifterte alle. zu großer Kampfesluft, Auch gelang es ihm, in das 
Prager Schloß wieberhott Lebensmittel: zu bringen, trotz dem, 
daß 37) die Taboriten dieſe Feſtung enge eingefchloffen hatten, 
Das Unnüge ihrer Anftrengungen die Feſtung auszuhungern ein⸗ 
ſchend, beſchraͤnkten fie ſich auf die Vertheidigung bei wichtigſten 
Vuncte auf ber Kleinſeite und. wirleien von neuem gegen Monche 
und Kloſter. 

Indeffen Sigmund hie vorberitenbe, Anftalten zur gZůchti⸗ 
gang. der Stadt Prag traf, ließ er, um die Zeinde auf meßtem 
Seiten zu gleicher. weite und dadurch in Verwktrung zu 
fegen, "ie Feftung Tabor von einer Heeredghtheilling, hauptſaͤch⸗ 
lich oͤßt eichiſchenr Truppen unter Uid) von. ẽoſenberg it) belägemm, 
Bar diefe Punct gefallen, „fo: war ben ‚Huffiteh ihre: letzte Bu: 
Yuchtägässe entriffen. Die Anführer der Taboͤriten Marien nicht 
— 

36) Der Brief ce wrid von ofanberg, 4.4. Wer vraiu nag Pĩis · 
ſten 1429 bei Balbin. Epitem: rer. Beh. its V. p. dai. kaun nicht auf dem 
ungariften Wifehrab-gefhricben fenn, fndern er-muß von dem — 


tat ſeyn. 
3%) ‚hen. Spkr. H.B: 0.42. „Ferro iter speruit ebsessisgie neoessaria 
praebnit.« 


38) De Übertritt utrich's v. M zu der Königlichen Partei wird verſchieden 
motieirt: Pessina. Mars Morarı. 458 u. 465. Lenfant E 340. Woltmaan Geſch . 
Böymend 1... 247: „uirich v. R. bedam- den: Xuftrag Zabor zu belagerm, 
Diefes Zutrauen des Rönigs wirkte fo auf ihn, daß er an den Hof eilte und in 
die Hände des päpfllichen Legaten den huffitiſchen Glauben abſchwur. Gr hinkt! 
fagte der Gegenpert, umd fpielte damit zugleich auf fein Selegereßen und feir 
nen Wankelmuth an.’ gl, Hagec. Chr. 688. 


70 Drittes Bach. Drittes Kapitel. 
bad Mebenfliche biefer Lage: {p nothwendig ihre Gegenwart in 
" der ‚Hauptflabt war, da man jeden Tag einen Angriff Sigmund's 
eswartete, fo entſchloß man fich doch dazu einen Theil ber Tabo⸗ 
sten unter Nicolaus won Huffinetz ber bebrängten Beflung zur 
‚Hülfe zu ſenden. In ber Nacht (bed 25. Juni) mit dreihundert 
fünfzig Reitern aus Prag ausziehend, ‚gelangte Nicolaus am vier⸗ 
ten Zag in ber Frühe in bie Nähe von Tabor. Rachdem die 
Belagerten von feiner Ankunft benachrichtigt worden, griff er 
bie Belagerer ganz unerwartet an, indem bie Taboriten aus ber 
Feſtung zu gleicher Zeit hervorbrachen. Die auf. zwei Seiten 
Angegriffenen geriethen bald in große Unorbnung, erlitten eine 
blutige Neberlage und loͤsten fich in wilde Flucht aus, das mit 
reihen Schägen und Kriegszuruͤſtungen angefüllte Lager den Sie: 
gern ald Beute überlaffend. _ Diefe warb mit'nad) Labor gebracht 
und unter bie fiegtrufenen Huffiten vertheilt.r Ulrich von Rofeh: 
berg, tiber die Schmach der Niederlage hoͤchſt aufgebracht, und 
fle der geringen Tapferkeit der Oſtreicher zufchreibend „ ſuchte fich 
dutch granfame Verfolgutigen ber Huffiten auf feinen Gütern zu 
rachkn, wogegeg, die Taboriten dieſe auf das gräulichte verroirftes 
ten anb bie katholiſchen Einwohner ud ihre Wieſter auf das ſchred 
lichſte mißhandelten sy). 
® Au deefeiben Bäittzlangten auch bie Huſſite welche sh bei 
BDarbubig auf dem Kunka i ‚im Sänigegräter ei verfapgmelt ee 
——— 52 8 1 
39) Laueut. Byzin, p. 163 91. Aen. Sylv. c.42. Balbin. Beit. hist. 
ver. Bag. p. 441: „Bßeo termas Sigismundi Caesar. ad Ulricum Rosen- 
sem Roc tempore datag Iiteras«' primas Wissehrado ex Ungeria, (?) die 
Keherif Post Peitecosten , anne imperü R. X., mopentis, ut cum Rogir- 
zio de Londsrein Budvicensis Urbis praefecto sese conjungst, et Taborium 
obsideat, alteras, ar Casris ad cosnobium Cladrubiense adhoptantis, 
Zisscae et Taboritarım novam urbem aedificantium consiliis ex proximo 
occurrat, mittere se auxilio, Bavaricas quasdam et Austriacas copias: ter- 
tias dedit «x omerris ad Pragam, quibus Ulrivam a Taborio tarpiter re- 
pulsum coasolatar. Dicendum enim est, parulsse Ulrioum et Taboritas 
ebsedisse; at Nicolans Hu⸗ inobservatns in vigilia SS. Petri et Pauli Tabo- 
riem ingressus altero die repente ex urbe obsidentes nggressus, omnes aut 
becidit aut fugavit; qua in caede Rogirzium periisse Codex MS. affırınat, 
Ulricas cladem illam Austriacis copiis solebat imputare.“ 


0 %y Siomanbs erfor Keiegepeg nad Böhmen. u 
ten zum ungehindeeten Genuß des Kelches einen ambern bes 
beuteaben Wortheil. Unter mehrern Anfuͤhrern und dem Prieſter 
Ambrofius uͤbetrumpelten ‚biefelben (26. Juni) in’der Nacht Kite 
nigingraͤtz: mit Leitern, ‚bie man mitgebracht, erſtiegen fie Die 
Manern ohne großen Widerſtand. Die Katholiſchen wurden aus 
der, Stadt gejagt, ihre Guͤter und Haͤuſer unter bie Sieger ver» 
theilt. Die Nachricht von den Verluſt diefer Stadt war dem Kb: 
zig hoͤchſt empfindlich; es war durch biefen Verluſt feine unmit⸗ 
telbare Verbindung mit. Schlefien, Mähren und. Ungarn abge: 
ſchnitten oder doch wenigſtens unficher gemacht. Auf ber Stelle 
fanbte er von be beften Truppen zehntauſend Mann, bie Stadt 
wo möglich durch Kifk wieder zu gewinnen. Doc) die neuen Ein⸗ 
wohner- von Königingeäs merkten diefelbe, trauten nicht‘ ben 
Worten der Königlichen (biefe gaben vor, Prag hätte ſich unter- 
worfen) und bewachten fo gut ihre Stabt, daß man Beinen An⸗ 
griff wagte *°). 

Inzwiſchen war bie fang erwartete Hülfe von den deutſchen 
Reichsktänden eingetroffen. Die Kurflzften von Mainz, Trier 
und Cöln, von ber Pfalz und der Mark Brandenburg, der Her⸗ 
zog Albrecht von Oſtreich, die Herzöge Heinrich und Wilhelm von 
Bayern, den Herjog Johann von Neumarkt, zwei Markgrafen 
Friedrich und Wilhelm von Meiffen und Ihhringen, der Patriarch 
von Aquileja, eine anfehnliche Zahl Biſchoͤfe und eie Menge ans 
derer Reihsfünften und, Graſen, Über vierzig an der Zahl, many 
mit ihren wohlgeruͤſteten Kriegsvoͤllern zu dein aus ungarifihed, 
Kölsfiigen und boͤhmiſchen Truppen beſtehenden Heere Sigmumd's 
geſtoßen.* Die Anzahl ber deutſchen Kriegsvoͤlker ſoll uͤber hun⸗ 
derftayfend betragen haben, das ganze ‚Heer aber, welches der roͤ⸗ 
miſche König in Böhmen verfammelt hatte, wird, auf hundert und 
funfzigtaufend Mann gefhägt *1), wobei ohne Zweifel auch bie 


40) Laurent. Byz. p. 166. Aen. Sylv. 1.c. „Graecium quoque ab hae- 
Teficis expugnatum.‘* 

41) Dieſe Zahl gibt Laur. Byz. p. 267 an: Windeck c. 71. p. 1480 ſpricht 
nur von 80,000 Monn, morwmter er aber mur die deutfäen Truppen verſteht. 
‚Aen. Sylv. vita Sigismundi p. 111 gibt LXX millia equitantium an. Theo- 
bad S. 220 felst in feiner Angabe dem Laurentius Boy. Einige böhmiſche 


2 Drittes Bech. Deitteb Kap Po 
boͤhmifchen Beſatzungen unb bie einzeln abgeſendeten Corps mit 
eingerechnet find. Sie waren mit einer großen Anzahl Kanonen 
und einer Derge Kammerbüchſen wie auch mit allen zur Belages 
zung von feſten Plägen nöthigen Geraͤthſchaften verfehen.. Das 
vereinigte Heer Tagerte fich bei Prag auf einer Ebene zwiſchen 
der Bruska dem Thiergarten und bem Dorfe Owencz in byei gro⸗ 
Ben Heerhaufen, deren Lager ähnlich ebenfo vielen großen Städten 
waren, Den einen Heerhaufen mit den Ungarn, Schlefiern, Maͤh⸗ 
en und böhmifchen Heren, dem ſich auch die bayrifchen, fraͤnkiſchen 
und rheinifchen Truppen zugefellten, befehligte Sigmund felbft: 
er war nördlich und weſtlich von Prag gelagert und reichte vom 
Prager Schloß bis an die Moldau: ber zweite, unter bem Marks 
grafen Friedrich von Meiffen, breißigtaufend Pferde ſtatk, befegte 
bie oͤſtliche Seite: der Herzog Albrecht von Öfkreich die fübliche 
bis an die Moldau beim Wiſſehrad. Sigmund felbft hielt am 
36. Juni feinen feierlichen Einzug auf das Prager Schloß unter 
dem Geläute aller Gloden, indem ihm die Geiftlichkeit in Pro⸗ 
ceffion mit Monſtranz und Fahnen, geiſtliche Liederfingend, fei⸗ 
etlich entgegenzog*?)» = 

Die Prager atit den Zaboriten, Drebiten und andemm · Hihs ⸗ 
voͤlkern hatten ſich hinter ihre Mauern zuräägezogen. Zizka's 
Scharfblick Scharfblid entging nicht die Wichtigkeit der Beſetung des Berges 
Ehroniſten geben die Übertricbene Zahl von 300,000 Mann an. Chronic. Be 
os. Krab. p. 60 fpriät von 125,000 Mar. Außer Winde c- 71 u.83 iR 
Ben.Gen veutfäen, Sheäiften, Hermann. „Aber: p. 1241 und 1246 zu vergl. 
Bartossek bei Dobner I. pu 144 gibt Beine-Bahl an, „A. 1420 cirga fagtum 
8. Joanpis R. Sigismundus — posuit se in campis „saptra Pragagg cam dao- 
bus Marchionibus Misnensibus et tertio de Durinek, et cum.dace Austzide 
pt oum ducibus Joanne Ladvico Praemkone, Joanne dicto Breli, et fratre 
suo, et cum plutihus ducibus Sleziae et cum Joanne duce Bavariae et alüis 
"plaribus ducibus et Comitibus, Baronibus tam Bohemiae quam Ungmise et 
allafütn errarum et provinciarum dominis.“ Aen. Sylv. Hist.B. 1. c. u; 

Lenfant Hufftenkt, I. ©. 336. 

42) Laurent. Byz. p. 167. Chronic. Bohem. 1. c. Rad Windet Pe 
erſchien Sigmund auf Pfingften vor Prag. Als omindfe Griheinung wird ans 
gegeben, daß an dem ſonnenklaren Tage ein Megenbogen 'mit drei blutrothen 
Arerzen am Himmel, als Vorbedeutung des langen bistigen Krieges, fich ge: 
zeigt habe, worüber der roͤmiſche König fehr betrübt geworden. 


Sigmund's erſter Kriegezug nach Böhmen. 73 
Witkow vor dem Porjiger Thor, in der Naͤhe des Hochgerichtes 
durch welche Poſition er die Stadt ſchutzen und fie zugleich noͤthi⸗ 

„gen konnte, nicht gegen feinen Willen etwas zu unternehmen: er 
befegte ben Berg und verfehangte fich bafelbfi**). Die Prager mit 
ihren Huͤlfsvoͤllern waren zwar nicht fo zahlreich als ihre Gegner: 
fie mochten an wehrbaren Männern nur die Hälfte der Zahl der 
Feinde Haben. Auch waren fie weniger gut bewaffnet als dieſe: 
die Waffen der Meiften, befonderd ber Taboriten und Drebiten, 
beflanden nur in Spießen und mit Eifen befchlagenen Dreſchfle⸗ 
gen. Was den Belagerten an Zahl und Waffen abging, erſetz⸗ 

ten fie durch bie verzweifelte Tapferkeit, welche bis zum Fanatis⸗ 
mus durch die Predigten der huffitifchen’Priefter gefteigert warb 
und durch ba überwiegende Feldherrntalent ihres Führers, bed 

" Johann Biffa von Trocznow. Selbft die Weiber ynd Kinder was 
ven für die Religion begeifterte Steeiter, indem auf Seiten der 
Begner, obſchon der Zug als ein Kreuzzug bezeichnet wurbe, doch 
der einzelne Krieger außer Beute feinen Gegenſiand zur Anfeue⸗ 
ung und Kampfesluſt hatte, 

Noch ehe die Befklirmung der Stabt begann, übten beibe 
Theile ihren Muthwillen und unmenſchliche Grauſamkeit gegen ein⸗ 
zelne Gefangene aus und fleigerten dadurch die gegenſeitige Er⸗ 

- bitteang. Wie die Königlichen den Pragern ſchimpfend entgegen 
tiefen: „Ha! Ha! Ha! Huß! Huß! Huß! Ketzer! Ketzer! Ke⸗ 
ger!” und jeden Böhmen, den fie aufgriffen, ſelbſt wenn er nicht 
damal ein Huffit war, zum Scheiterhaufen führten und ihn ver= 
brannten**), wenn nicht böhmifche Ritter in Sigmund’s Heere 
ihm vettetenz“ f6 uͤberhaͤuften bie Haffiten, die ald Parteizeichen 


48) Ken. Oylv. H. B. c. 42. Laurent. Byz. p. 168: „Cam R. Sigis- 
mundas — intgederet prope patibalum arontem dietum Witkowa hora, suis 
munire gentibus, w& velut tertio castıg Pragam sic striogeret, quod nullus 
vitati pragens» liber. pateret viotnaljam acoessus, hoc praesciens- Tabori- 
taram capitaneus Ziske abeque dilstione mox in supradictp monte duo in 
modom stubaram disposuit fieri lignea propugnacula „gquae parrulo fossalo 
ircamfodi mandavit et muro ex humo et lapidibus circmmdari.“ "CE. Theo- 
bald 1. c. 

44) Laur. Byz. p. 168 sq. Der Hergag Albrecht von Dftreidh ließ einen 
Hufftifäpen Priefter und mehrere Kindet fufitifger Fitern verbrennen, 


7% Deittos Buch. Dritted Kapitel. 

auf Fahnen und Kleidern einen rothen ober weißen Kelch trugen, 
die Katholiken mit allen Laͤſterungen, fie ald Antichriſten bezeich⸗ 
nend: und wer von ben Deutfchen den Taboriten in bie Hände fie, , 
ber hatte grobe Mißhandlungen und martervollen Tod zu leiden. 
Sie wurden in ausgepichte Bierfäfler gefperrt und auf dem Walle 
im Angefichte ihrer Landsleute verbrannt +5). Auch in einzelnen 
Heinen Scharmügeln erprobte man von beiden Seiten feinen Muth 
und feine Stärke: Doch war hier meift der Bortheil auf Seiten 
der Huffiten. Ofters kaͤmpften zehm bis zwölf Mann, bie nur 
mit Dreſchflegeln bewaffnet waren, gegen wohlgerliftete Schaaren 
von dreifacher Zahl, erſchlugen mehrere und jagten bie übrigen bis 
ar ihr Lager in die Flucht *°). 

Den erften Angriff auf bie Stabt ließ Sigmund am Margas 
rethentag (15. Juli) machen. Er ſchickte einige taufend Mann in 
das fogenaunte Spittelfeld gegen das Porziger Thor, um zu fer 
ben, welchen Eindrud eine ſolche feindliche Demonſtration auf 
die Prager machte, Kaum verbreitete ſich die Nachricht von ber 
Annäherung der Feinde, fo ertönte in Prag bie Sturmglodte: bas 
Volk eilte zufammen : ohne Ordnung und ohne auf das Wort der 
Fahrer zu hören, fihrzten fie aus der Stadt, ber feindlichen Reis 
terei entgegen. Doch bie Vereinzelten konnten tro& ihrer unglaubs 
chen Tapferkeit gegen die. gefchloffenen Reihen der Reiter nichts 
ausrichten: im Gegentheil fie wurden mit Verluſt an Todten und 
Berwundeten in die Stabt zurüdgetrieben. Als aber größere, 
wohlgeorbnete Kriegsſchaaren aus ber Stabt den Geſchlagenen Ar 
Huͤlfe kamen, zogen ſich die Königlichen, die damals Feinen Haupt: 
angriff, feine Schlacht beabfidhtigten, fondern nur eine ſtarke Re: 
cognoscirung, auf der Schiffsbruͤcke über die Bar zum Haupt⸗ 
lager Sigmund's zuruͤck ?). 

Auf den folgenden Tag eetieunte Sigmund einen allgemei⸗ 
nen Sturm auf die Stadt. Der Plan war in folgender Welſe 
angelegt. Indem die fehr zahlreichen Befagungen det beiden Ve⸗ 
fen, die vom Stdloß auf die Kleinfeite und über die Moldauers 

45) Imurent. Bys. p. 17% 181. 
46) Laurent. Byz» p. 168 
AT) Laurent. Byz. p. 171. 





Sigmumds erſter Kriegezug nach Böhmen. 75 
Brüde auf die Altſtadt, die vom Wiſſehrad auf die Neuſtadt Aus⸗ 
fälle machten, ſollte eine Heeresabtheilang vom Spittelfelb aus 
die Nordſeite der Stadt am Porkigger Thor beſturmen und die 
Xhiringer mit ben Sachſen dreifigtaufend Mann Berk unter dem 
Markgrafen Friedrich dem Streitbaren den Witkowberg, Ziſka's 
Pofitien, nehmen. Sigmund mit ber Reſerve, die auß drei Heer⸗ 
haufen beſtand, bligb auf dem linken Ufer der Moldau, theils um 
daB Lager zu decken, theil um nach Umſtaͤnden benen auf dem 
Schloſſe, oder den gegen das Porjitzer Thor Anruͤckenden Huͤlfe zu: 
zuſchicken und ihre Bewegungen zu unterftügen. So gut der gan⸗ 
ze Plan angelegt war, fo fehlte. doch ‚bei feiner Ausführung eine 
gewiffe Übereinftimmung (fie war bei. ben aus Deutfchen, Ungarn, 
Böhmen beſtehenden Hesreöhaufen ſchwer zu erlangen). Das 
ſchwierigſte Werk, auf-deffen Gelingen Alles ankam, hatten die 
tapfern Meißner und Thüringer andguführen, zu denen noch mehr 
tere taufend ungarifche und boͤbmiſche Reiter ſtießen. Sie ſollten 
den mit Mauern, Graͤben, Thuͤrmen wohlverſchanzten Witkow⸗ 
berg erflürmen. Hier entſpann ſich auch der blutigſte Kampf: 
Bijfa ließ die Feinde bis nahe an die Verſchanzungen bringen: nur 
ſechsundzwanzig Zaboriten mit drei Frauen ſchienen allein Wider⸗ 
fand mit Steinen und Heugabeln zu machen, Obwohl fie an⸗ 
gewiefen waren, fih zuruͤckzuziehen, wenn bie Feinde nahe ges 
nug gelommen, fo wollte doch sine von ben heldenmüthigen Ama⸗ 
zotten gicht vom, Plag weichen, „Mit Schmähungen gegen bie 
Seinde und Worten des feften Glaubens an die ‚Heiligkeit der Leh⸗ 
te, wofür fie fleitt, kaͤmpfte ſie wie eine Löwin und von vielen 
Wunden bedeckt, hauchte fie zuletzt ihre Friegerifche Seele aus. 
In dem Augenblick, als die Meißner in die Verſchanzungen bins 
ein af den Berg Yinauffteigen wollten‘, ſtuͤrzte Zijka wie. ein 
Waldſtrom an der Spige feiner Zaboriten herab, - Er felbft fette 
fi) der größten Gefahr aus: bie Drefchflegel feiner-Getreuen ſchlu⸗ 
gen ihn aus den Händen ber Gegner. Noch war ber Ausgang 
des blutigen Kampfes zweifelhaft: hier, auf Seiten der Tabgriten, 
fritt Vergveiflung und Fanatismus, auf Seiten ber Feinde 
Kriegserfahrung, Beuteluft, Soldatenehre. Indem man in ber 
Stadt für den Verluſt des einzigen Beſte, die man hatte, zitterte 


6 Deittob Bud. Dristos Kapieel: 
und At und Jung, welche nicht im Kampf waren, auf ben 
Knieen lagen, ben Höchften uun den Sieg anflchend, feuerte ein 
Priefter, das Sacrament des Abendmals in ben Händen haltend, 
fünfzig nur mit Drefchflegeln bewaffnete Taboriten zum heiligen 
Kampf an: biefelben ſtuͤrzten ſich mR biinder Wuth, imbem bie 
Sturmglode von neuem ſtaͤrker ertöute, auf die Heranflürmenden, 
fhlugen wie ein verheerender Hagel in die hochſtehenden Felder 
auf die Feinde drein, und der Sieg war ihnen. Die Meißner was 
ren überwältigt, in Verwirrung herabgeflinät, in wilder Flucht: 
dreihundert erfihlagen: eine größere Zahl tödtlich verwundet unb 
gefangen +°). Zur Erinnerung an biefe ‚tapfere Vertheibigung 
des Witkow durch Zijka, welde Prag rettete, erhielt der Berg 
nachher den Namen Ziftaberg, welche Benennung er bis auf 
den heutigen Tag bewahrt hat+%). Es ſcheint, daß der unglüd: 
liche Anfang des Stürmens Urfache war, daß ber beabfichtigte all⸗ 
gemeine Sturm unterblieb. Denn fobald der König Sigmund ben 
Verluſt am Witkow wahrnahm, ließ er vol Verdruß und Unwil⸗ 
len über ben gefcheiterten Plan zum Rüdzug blafen und führte, be⸗ 
ſchaͤmt und niedergeſchlagen, das "Heer ind Lager zuruͤck. Hier 
entfpannen ſich zwifchen den Deutſchen und den koͤniglchen Boͤhe 
men einige heftige Streitigkeiten, indem erflere die letzteren bes 
ſchuldigten, daß durch ihre Zreulofigkeit und Verrätherei während 
des Kampfes die Feinde gefiegt hätten 0), Nur mit Mühe ver 
48) Über das Treffen am Withewberg fine vorzügtidg zu vergleicdn — 
rent. Byz. p. 172. Chronic. Boh. 1. c. Acn.Sylv.H.B.’c.2.+Contin. Rd“ 
kavac p.159. Palacky Annal. Boh. p. 38. Chponic. Beness. Krabiog de Wait- 
mile p-69. Hager, Chr.689. Balbin. Epit. p. 240. Pessina Mars Mor. 462. 
49) Laurent. Byz. p. 174: „Hunc montem et locum Ziska alii a no- 
mine fundatoris; alii Bogässlie propter ibidem Teutonicorum stragerh 1 
am ; sed tertii verius montem ‘calicis seu Calicem appellarunt, 0, qmd 
ibi_prostrati sint ĩnimici calicis ab "his qui anzilio divino faltf pro callke 
puguebent, qui calicem rubeum aut album pro worum notitia im suis 
vestibus et armis.ag, vexillo deferebant.“ gl. Page. Chr. 689, Millaner 
a. 0. D. S. Ai widerlegt, daß Zijka auf dem Witkow begraben liege, "Daß der 
Witkow fhon in einer urk. v. I. 1405 Biftaberg geheißen habe, zeigt Millauer 
eis unrichtig, indem nur irrthümlidher Weife 1405 fatt 1435 gelefen werde. 
50) Sinded c. 71. p. 1130: „Man hette Prag wol germumnen guabt, do 
wolte der König. nit ernftlidh dorzu tun laffen, wenn In die behemiſchen Herren 


Sigmund's erſter Sriegäzug nach Blhmen. 77 
binderte Sigmund durch fein koͤnigliches Anfehen, bag der Bunt 
nicht in Thaͤtlichkeiten überging. 

" Die Prager durchzogen: mit Weibern und Kindern kobueder 
ſingend die Straßen der Stadt, fuͤrchteten ſich nicht einmal, außer⸗ 
halb der Stadt in Proceffion das Spittelfeld faſt im Angeſicht 
bes feindlichen „Heeres zu befuchen, und. brachten dem Hoͤchſten 
für die wunderbare Rettung ipren Dank dar. Um auch für bie 
Jugend ben Sieg zu vereiwigen, verfettigte ein. Priefler ein Spett« 
lied in boͤhmiſcher Sprache uͤber die Niederlage ber Feinde, wel⸗ 
ches ſogleich von den. Kindern auf allen Straßen der Hauptſiadt 
gefungen ward®1), Die Deutſchen wußten vorerſt Feine. andere 
Rache zu nehmen, als daß fie in den folgenden Zagen in den 
dem Lager naheligenden Dörfern plünderten und bie. wehrlofen 
Jrauen und Kinder. (die allein da zuruͤckgeblieben waren) auf das 
unmenſchlichſte verbrannten, Dafuͤr nahmen: die Zaboriten in 
Prag Rache und zwangen den Magiſtrat daſelbſt, ihnen bie 
Kriegsgefangenen audzuliefern, wovon ſie ſechszehn in mit Pech 
beftrichenen Faͤſſern im Angeficht des feindlichen Heeres verbraun⸗ 
ten s®), 

Auch die Berwüftungen der Kirchen, gegen ben Willen der 
Prager Bingerfaft, fingen wieder an, Am 15. Iuli war der 


mit Iuen bofen liften worten davon laiten.“ Es ſcheint nicht, daß die beabfidh- 
tigten andern Angriffe auf die Stadt gemacht wurden, und daß grade diefem um⸗ 
fände das Miptingen des Sturmes auf den Witkow insufhreiben iR. —* 
Soltmann 1. S. — iſt dieſer Meinung, 
s1) Pad.eicð ſebt bei Laurent. Bys. p. 173. aa 4% —E r 
©.837 theilt 65 aid) mit: 
„Dietky! Bohn spiwayıme * 
Gemu czest, chwala wmirrsyme 
Ya Starymi; 
Neb Niemaze y Miänieny, 
- Uhry, Schwaby, Rakussoay 
. Pobiehle Caechy, 
“ » Zarmutil, zastrassil y —— etc. 
¶ Rn ah ref laßt. und Satt fingen, ihm Chre und Sb gebens demn 
Üe Dertſchen, Meißner, Ungern, Wäwaben, Oſtreicher find vor den Vöhmen 
geloufen. Gw -Hatıde gebemüthigt, erfäreift und zerſtreut 21. 
52) Laurent. Bru p- IT 18h. 


B attoe Bach. Deitres apieel 

fanatiſche Weiefter Wenzel Coranda mit einer Schaan scher Frau⸗ 
ensperfonen aus Pilfen und vielen Weibern der Taboriten in die 
prachtvolle St. Michelsficche eingebrungen. Unter dem Bor: 
wande, daß man zur Verpalliſadirung des Witlomberges Haly 
bendthigt ſey, wurden alle.Sige und Baͤnke der Kirche heraus⸗ 
getragen und anftatt daß man fie auf ben Witkow trug, vers 
brannte man fie">), Bu gleicher Zeit Heß Zijka durch zahlreiche 
Schaaren von Männern und Frauen an ber beffern Befeftigung 
des Witkows arbeiten: ex wurde mit größeen Verſchanzungen, 
neuen, flärfeen Mauern und Vorwerken umgeben, fo daß er 
ein uͤberaus fefter Vunct wurde 5er), 

2. Wie bis höhmifhen Barone, welche es biäher mit Gig: 
mund gehalten, Über die Verwuͤſtungen und Verhesrungen, weis 
che die Deutſchen und.Ungam in ihrem Vaterlande anrichteten, 
hoͤchſt ungehalten waren und gern dem Kriege ein Enbe gemacht 
hätten 226)3. fo waren auch die Prager Bürger Teinodweged mit 
der Zerſthrungsſucht der wilden Zaboriten und Drebiten einverflans 
den, Sie hätten gern biefe rohen Herden, welche zum Gchres 
den der Stabt Anftalten trafen, durch die größere Befeſtigung 
vs Witkows ſich bleibend dafelbſt feſtzuſetzen, wieber entfernt, 
wenn es nin bei der Gefahr, welche ihnen von Seiten des Koͤ⸗ 
nigs Sigmund drohte, hätte thunlich ſeyn koͤnnen. Bei ſolchen 
Gefinnungen der Mehrzahl der böhmifchen Barone uad der Pra 
ger war eine Annäherung beider natürlich: fie traten mit einan⸗ 
der in Unterhandlung und bildeten ben eraltiten Zaboriten und 
ähnlichen huſſitiſchen Fractionen gegeniiber, welche Anfiöfing | des 
Staates und aller gefellfchaftlihen Dibnung wollten, “eiire ga 


53) Laurent. Bys. p 173. 

54®) Laurent. Byz. pı 174. * 

545) Aen. Sylv. vita Sigismundi bei Palady Dee nad) Ztalien S. 111. 
„Cum principes admovere machinas vellent, lapidestjue jacere et insultum 
facere, noluit Sigismundus: veniebant mim ad eum secreto Boheini sub 
specie proditionis suorum, 'divebentque sibi: quid tu obsecramus tuam ur- 
bern destrais? an-non meller erit tbidetogrn quam diruta? ‚susdehantquo 
ut. prilcipes dimitteret, nam civitatem wibi e Yestigio traderent, sungte 
sic dictim in verbis tenebant; quod ru = princijergaulatm .b 
eo rocesserunt.“ 





Sigmamds erfor Kriegezug nach Bähmen. 9 
mäßigte Partei, welche bie Nationalität Bähmens und freie 
Ausübung ihres Gottesdienſtes nach ihrer Weiſe verlangten, 
ſonſt aber von Unorbnung und. Anarchie nichts wiffen wollten, 
weil fie als Befigende leicht viel verlieren konnten. Diefe Par⸗ 
tei war felbft dazu entſchloſſen, Sigmund als rechtmäßigen König 
anzuerkennen, wenn er ihnen Bürgfchaft für die Beibehaltung 
und ungehinderte Ausübung ihres huſſitiſchen Glaubens zugeftänz 
de56), Bei den Unterhandlungen, welche bie Prager mit ben 
böhmifchen Baronen darüber pflogen, war man ſchon ber bie 
vier Hauptpamtte einig geworden. Jedoch wagten bie Prager 
nicht wegen bed mit andern Städten eingegangenen Binkmiffes 
die Sache zum Abſchluß zu bringen: fie wollten vorerft, daß ihre 
Stabtälteften und ihre Priefter eine Audienz beim König erhiel⸗ 
den und. bier öffentlich in wier Sprachen, in bößmifcher, beuts 
ſcher, ungariſcher und lateiniſcher, bie Rechtfertigung ihrer For⸗ 
derungen geführt werde, Dieſe Audienz, wozu ber: päpftliche 
Legat und:.bie boͤhmiſchen Barone im deutſchen Heere ſchon bie 
Geleitsbaiefe ausgeſtellt hatten, wollte Sigmund gewaͤhren: aber 
die boͤhmiſchen Barone machten darauf uͤber bie Art und Weiſe 
der Stellung der Geiſel Schwierigkeiten; und als auch dieſe durch 
die Nachgiebigkeit der Prager’befeitigt waren; ſo zogen fich jene 
boch.von der Sache zuruck, wahrſcheinlich deßhalb, weil fie da⸗ 
von Kenntniß erhalten* 6), daß dieſer Schritt der Prager doch 


55) Windet (c. 71.p-,1180) laſt die Böhmifihen Herrn; welche bei ige 
mund im Lager waren, fo zu ihm ſprechen: „Rit laſſe hie fiat gewinnen, konig, 
die Deutſchen merken anders bie maqht, do iſt die crong zu Beheim ahwer füher 
vor den Deutſchen. Laß das Heer zureiten. Mir bepeimifhen Herren wollen dix 
We ſtat Prag In einem monat in dein Gewalt geben und, antworten, Do ſprach 
der konig: Wie fol ich dab glowben? Laß ich daß wolf ju reiten, fo haltet It 
mir'nit dab, Do ſprachen die beheimiſchen Herten: Herre wie wollen dich füren 
zu ſ. Wenzlaro auf dad Haws und wollen did cronen zu einem beheimifhen Herrn 
und fonigecunb do geloben und zu den heitgen ſweren alfo unferm nätirtähen 
Heim“ Damit'ift cap. 83. p. 1138 zu vergleihen. 

56) Laurent..Byz. p. 175. „Plures (parones regpi Boh.) cum Progen- 
sibus ex alia' parte pomtis habuere traotatus; optantes, ut civitas trengas 
pacis cum rege suscipiat, ne terra teta annulletur, posset tym honora eva- 
dere. Ad quan civitgpis Hastatores’ajuat 36 mon posse sine-consensu alia- 





80 Drittes Buch. Deittet Kapitel. 
erfolglos feyn würde. Nachdem biefer Friedensplan gefdheitent 
war, ſchlugen die Prager einen neuen Weg ein, Sie erließen 
in lateinifcher, boͤhmiſcher und beutfcher Sprache eine Art Pro: 
clamation ober Rechtfertigung an das feindliche. ‚Heer, vielleicht 
in der Hoffnung, daſſelbe theilmeife für fi zu gemwinnen.. „Sie 
ſtellten darin vier Artikel auf, welche fie verlangten, wenn fie ſich 
unterwerfen follten. Diefe lauteten: 
1) daß ihre Prieſter frei und ungehindert im ganzen Koͤnigreiche 
predigten; 
2) daß allen Chriſten frei ſtehen fohte: das Abentenal unter bei⸗ 
ben Geftalten zu empfangen; . B 
3) baf die Priefter Feine Güter befigen und ns wii wit weite 
lichen Dingen befaffen follten; 
4) daß alle Todſimden und Geſetzwidrigktiten in "gleicher, Wei⸗e 
bei Geiſtlichen wie Weltlichen verboten und geſtraft wuͤrden 
Vorzuͤglich wurden als gottlos und ſtrafbar die Gelderhe⸗ 
bungen der Geiſtlichen bei Austheilung der Sacramante oder 
Verrichtung geiſtlicher Functionen bezeichnet, und auch Er⸗ 
theilung des Ablaſſes für Geld als fündhaft hervorgehoben. 
Auch auf einen ſittlichen Lebenswandel der Geiſtlichen ſollte 
beſonders gehalten werden. Schließlich erklaͤrten die Pra⸗ 
ger den fir den grauſamſten Tyrann und Anticheift, der ſie 
zwingen wollte, von einem dieſer Artikel zu laſſen *). 
Obſchon Sigmund geneigt ſeyn mochte, den einen oder den 
andern Artikel den Pragern zuzugeſtehen, ſo war doch · nicht zu 
erwarten, daß der Papſt ſaͤmmtliche vier Artikel je gutheißen wuͤr⸗ 
de. Auch erklaͤrte ſich der paͤpſtliche Legat auf das beſtimmteſte 
dagegen. Indem man noch daruͤber hin und herſtritt, und Cig- 
mund, um zum Befig des böhmifchen Thrones zu gelangen, mehr 
für die Annahme der vier Prager Artikel, ald dagegen war, zer⸗ 


zum ciritetam, com guibus sunt ligti, aliquam inire concordiam, sed sup- 
plicant — apud regem publicam magistris et presbyteris obtineant audfen- 
tiam etc. — Qasm quidem, ut praefertur, licet a legato et baronibas li- 
teris et sigillis promissam, poterat civitas obtinere. Sed bnronor quab- 
rentes subterfugia et.“ 

57), Die vier Arlikel finden fich ausführlich ve Leuat. Bia p- 1 _181. 


Sigmund’ erſter Kriegszug nach Böhmen. 81 
ſtoͤrte cin Feuer, das im Lager wahrſcheinlich mit. Abſicht ange⸗ 
legt worden, und durch einen ſtarken Wind ſchnell weiter getra⸗ 
gen wurde, bie meiſten Zelter mit den darin befindlichen Geraͤth⸗ 
ſchaften (19. Juli)*s). Es war daher faſt nicht moͤglich, bie 
Stadt weiter zu helagern: auch verlangten bie Kriegsvoöͤller nach 
Hauſe. Nur mit Muͤhe hielt der Koͤnig die Deutſchen noch zu⸗ 
ruck, und uͤberredete fie zu bleiben; bis er ſich bie boͤhmiſche Kro⸗ 
ne habe auffegen laſſen. Am 28. Juli°9) begab er ſich auf das 
Prager Schloß und hier in. der Metropolitan = Kirche, in. Gegens 
wart einiger böhmifchen Barone und mehrerer deutſchen Fürften, 
warb er von bem Erzbifchof. Konrad von Prag gekrönt 0), wors 
auf er nad üblicher Weife eine Anzahl Herrn zu Rittern flug. 
Die Krönung aber wie die neuen Ritter wurden von den Boͤh⸗ 
men ald.nicht ‘gültige verfpottet 1), Da die Miethsvoͤlker vor 
ihrem Abzug dringend ihren Sold verlangten, und Sigmund 
wie gewöhnlich ohne Geld war, ſo ließ er die goldenen und filz 
bernen Bilder und Statuen ber Heiligen, die Monftranzen, Kel⸗ 
che, Zierrathen und Kleinodien, die Gold = und Silberblehe an 
ben Gräbern der ‚Heiligen u. f. w., bie in ber Domkirche und in 
der Wenzelöcapelle befindlich waren, zerfhlagen und aus dem 
daraus gewonnenen Gelde bezahlte er den Zruppen den Sold. 
Zwar vertroͤſtete er feine. Geiſtichteit und den paͤpftlichen kegaten, 


55) Laurent. Byz. 181. Nud) Balbin. Epit. 1.c. wurde dab Feuer heim⸗ 
Ki, durä eine, Prager Frau angelegt. 

59) Laurent. Byz, 1. c. Pessina 1. c. gibt richtis den 28. Juli an. Bal- 
bin., Theobal u.a. geben einen falfpen Tag an. Bartossek p. 145. nenng unrich- 
tig Pomigic. ante S.Jacobi. Chronic. Beness. Krabice p. 69 fagt nur: 
circa fest. S. Jacobi. 

60) Windel c. 71 p. 1130: „Alſo wart der konig gecronet u t Bar 
law in gegenwärtigkeit zweier Markgrafen“ vom Meiflen, zweier Herjoge vo 
Baiern, des Herzogen ( Albredg.) von. Dfterrich, fünf Herzogen ayp ber Sqhle- 
fan, drei Herren von Ungern und anter vil, grofen, gerren‘ "10." Aen: Sylv. 
H. B. c. 42. Bartossek ], c. Contin. Pulkayad p: 159. 

61) Laurent. Byz. p. 181: „XVII. die Juli — hora.XII rex Sigis- 
mundugfin castro Pragensi, praesentibu® non omnibus baronibus nec sta“ 





binis Pragensibus , in regem Behemiae coronatur, facitque ibidem meltos . 


novos milites, nullum penitus actum militarem, prius pro communi bono 
ostendentes. Et a vulgo non veri, sed depicti militet sunt nuncapati.“ 
Aſchbach K. Sigmund. IIL 6 





82 Dritted Bud). Drittes Kapitel. 

daß er ſpaͤter nach dem Kriege die verwendeten Kirchenſchaͤtze 
durch werthvollere erſetzen werde; aber Freund und Feind warfen 
dem König vor, er made daſſelbe mit den goldenen und ſilber⸗ 
nen Bildern, was bie zerſtoͤrungsſuͤchtigen Taboriten mit den hoͤl⸗ 
zernen und fleinernen gethan hätten ®*), Auch die Schaͤte auf dem 
Karlftein wurden damals angegriffen. Die Juwelen der Krone 
wurden wie bie beutfchen Reichsinſignien an die Stadt Würnberg 
für eine große Summe, Geldes verfegt°>) und mehrere böhmi= 
ſche Städte an Friedrich den Streitbaren, Markgrafen von 
Meiſſen, verpfaͤndet °*), 

Zwei Tage nach ber Krönung zuͤndeten die Deutſchen, ei- 
nen Verrath ‘oder Angriff von den boͤhmiſchen Herrn im Lager 
Sigmund’s fürchtend, die noch uͤbrigen Zelter des Lagers an und 
verbrannten 6) ſie ſaͤmmtlich. Da Sigmund bad Geld für feine 
ungarifchen und .böhmifchen Kriegsvoͤlker verwendet und biefen 
übesyaupt eine größere Zuneigung bemwiefen hatte, fo brachen die 
Deutſchen, mißmuthig und unzufrieden, auf und fehrten wieder 
in ihre ‚Heimath zuruͤck, den König einen Betrüger und Anhaͤn⸗ 
ger der Ketzer laͤſternd °°), und die böhmifchen Lande, wodurch 
ihr Ruͤckzug ging, auf das ſchrecklichſte verheerend. 


# „62) Laurent. Byz. p. 181 sq. "Contin. Pulkavae p. 159. Tractat.’de 
long. ‚schismate bei Palady 1. c.. S. 101.0fl. „Idem anri et argenti pon- 
dus jam inter militares suos distribuisse dieitur.“ 

63) Hagec. Chr. 689. Balbin. 1. c. 

64) Balbin. p- 440 nennt Rimburg, Commotau, Auffig u. Brir. Die Städte 
erhielten meißnifhe Befagungen, Dem Markgrafen Friedrich waren die böhmis 
ſchen Herrn beſonders gram: ihm vernichten zu dürfen; verſprachen fie dem rö— 
miſchen König viel. Es verfteht fih, daß biefer mit Unmillen das Anerbiefen 
zurüdgj. Minded c. 83. p. 1138. > 
> 65) Windet c. 83. p. licss. 

66) Lapr. Byz. p 182: „XXX.- die Igßi, totalis exercitus combustis 
tentorfis de campo regeäit, regi Sigismundo velnti ‚haeretiodrum Jawneri 
et deceptori turpiler mäledicentes.“ Of. Herman. Solo, p:1249. Epi- 
stola Henrici eis Bavarine in Aventin. Annal. Bojor. ad an. 1420, - Aen. 
"Sylv. Hist. Boh. c. 41. - Tractat.*de’longaevo schismate ber Pal 1. c. 
S. 101. ‚‚Exercitus iste praemaghus 'et praepotens. diversissimarum natio- 
mem non post multa 'terppora postquam coepit angariare et artare viros 
illius eivitetis , inopinawe dissolutus, cassatus, dissipatus et ab invicem se- 


Sigmund’s ee. Kriegszug nad) Böhmen. 83 
Die Entfernung ber Deutfden war nicht ohne Willen des 
‚Königs geſchehen. Da er feit dem vergeblichen Verſuch · gegen 
den Witkow die Schwierigkeit einer Erſtirmung, wie auch die 
Unmoͤglichkeit, die Stadt durch Hunger zu bezwingen, wohl ein⸗ 
ſah, ſo ſchenkte er dem Rath ber ihm umgebenden boöhmiſchen 
Herrn, mit denen er einen Vertrag unter dem Namen Landes⸗ 
friedens= Ordnung abgefdloffen hatte”), geneigtes Ge— 
hör °®), Diefe, behauptend, daß die fremden Truppen nur die 
Erbitterung der boͤhmiſchen Nation gegen den König fleigerten, 
verfprachen, «8 dahin zu bringen, daß berfelbe üpn den Böhmen 
in vier Wochen anerkannt werde, werm er nur die Feinbfeligkeiz 
ten gegen Prag einftelfte und einige wenige Zugefhändniffe, haupt: 
ſachlich in Bezug auf den Genuß des Kelchs und eine firengere 
Überwachung ber Sittlichfeit der Geiſtlichleit made Auch vers 
langten fie die Säeularifirung der Klöfter, zu ihren Gunſten, 
als⸗ Erfatz für ihre Kriegskoſten *%). Sie hofften dann, daß die 
Prager Städte, die ohnehin nur durch die Gefahr und Noth ge: 
zwungen fi an bie ihnen ſonſt verhaßten Taboriten geſchloſſen 
hatten, mit dieſen verfallen, und gern bie Gelegenheit ergreffen 
winben, fi) Sigmund wieder zu unterwerfen ‚ »oenn ihnen nur 
Vergeſſenheit des Vergangenen zugeftänden werde. Sobald aber 
bie boͤhmiſchen Herrn umd die Hauptſtadt fich für Sigmund er⸗ 
klaͤrt, mußten bie Taboriten, bie eigentlicheit Mmeubeflifter um je⸗ 
den Preiß, durch die vereinigten Streitkraͤfte leicht unterllegen. 
Diefe Vorſtellungen bewlrkten bei dem Si; ſoviel, daß er bald 
nach dem Abzug der deutſchen Kriegsvoͤlker ſeine Ungarn, Schle— 
ſier, Mähren, Böhmen im Lager- vor Prag aufbrechen und fo 
paratus est: nescio tamen cujus ex colpa. Rex tamen ipse apud maltos 
Suspicionem iacarrit, guod ejus calpa, negligentia vel inoufa disipatio ia 
ebntigit.“ “ 
- 67) Laurent. Byz. p. 183: „Rex von Pragensi hen a 
stris’dispositis pro defensa et expulis inde mulieribus a Pitıga frofugis — 

— ipse in mantes tach Kuftenberg) gressit et ibi moram faciens, plurag fa- 
dit baronum. ‚eomvooliones et: pro dofensa teriae in omnfbus regni Bohe- 
mine partibps tenere pacerm, 'quae Zantesfigyd dicitur, "or@inat & dinpond.“ 

68) Winde c. 71. p. 1130 u. c &Bep. 1138, 
69) Winde o. 83. p. 1139. ee» 


6* 


8 Drittes Buch. Drittes Kapitel, 
die Belagerung’ nach ſechswoͤchentlicher Einſchließung ber Stadt 
aufheben ließ? o). Woreift begab er ſich nach Kuttenberg, wo⸗ 
felbft er mehr beöbachtend und abwartend, als angriffaweiſe fich 
verhielt"), 
Kaum wär die Belagerung aufgehoben, ſo durchzogen Schaa⸗ 
ven Huffiten aus des Stadt die umliegenden Dorfſchaften und 
brachten alle Lebensmittel, welche fie dafelbft vorfanden, nach 
Prag, indem man bafelbft .bald eine zweite Belagerung befürch⸗ 
tete. Denn daß der Krieg noch nicht zu Ende war, mußte allen 
klar ſeyn. Die Ängftlichkeit.des Prager Magiſtrats und ber taͤg⸗ 
lich wachſende Übermuth der Taboriten erleichterte den boͤhmiſchen 
Baronen die Unterhandlungen mit den Pragern wegen der Aner⸗ 
kenmung Sigmund’s, Diefe Vorgänge, fo geheim .fie auch be⸗ 
trieben wurden, .blieben ‚den Taboriten nicht verborgen. Sie 
wollten feinen- Frieden, Feine. Verſoͤhnung. In ditfe Gefinnung 
wollten fie auch die Hauptſtadt und die mit ihr verbundenen Staͤd⸗ 
te gewißermaßen gemaltfam hineinziehen, Die Führer der Ta 
boriten und ihre Ptieſter festen G. Ang.) zwölf Glaubensartikel 
auf, worin ihre pölitifhen Grundfäge zugleich ald Norm des re⸗ 
ligioſen Glaubens aufgeftelt waren, Diefelben Tauteten ihrem 
Hauptinhalte nach wie folgt 2): 
Die, von den huſſitiſchen Prieftern geprebigten Sehren. werden 
ſtreng · beobachtet. 

enbare Sünder, namentlich Ehebrecher Hurer, Müuͤſſig⸗ 

gaͤnger, Stiußäkeduber, Goteatihenn, werben nicht ges 

duldet. 


70) Bartossek L.c. feria V. post Jacobi d. i. 29. Juli. Laurent. Byz. 
gibt den 30. Juli an. . » . 

74) Aen. Sylv. H. B. c. 42, Windeck c. 71. p. 1130: „Alſo 308 der ko⸗ 
nis auf den Mira m.den Nutten ad log do lang und zum Saaſſela (zu Gias- 
Tau) unb>teingeß mit den befeimifähen Herren. — Sie gingen vor und nad mit 
boßhait, vorreterige und Iugen um, wenne fie maiſtenteils alle. Feger woren mit 
den Pragern.d So auch die wiederholte Erzählung <- &. p- 1138. „Da 308 
der Konig alfo gen Golle (Col) und auf dem Ruttenpergund blieb do 
alfo lange bis das die XXYIIT sage alfo vorgingen 2c.” 

7%) Laurent. Be p- 183 sg. 


Sigmunds erſter Kaiegczug nach Böhmen. 88 

Weinſcheulen und andere Orte des daſters find unter: beflimnt- 

ten Strafen zu verbieten. 

Es darf Feine prachtvolle und koſtbare iu getragen werz 
den, 

Aller Betrag bei den Handwerkern wie auf den Märkten ift 
ſtteng zu beſtrafen. 

Alle heidwifchen (roͤmiſchen) und deuſchen Rechte. die nicht: mit 
dem Gefege Gottes. uͤbereinſtimmen, werben abgefchafft. _ 

Die Priefter müffen. nach der göttlichen Anordnung und’ dem 
apoſtoliſchen Vorbilde leben. 

‚Die Lehrer und Vorgeſetzten ſollen dem göttlichen Geſete un: 
terworfen feyn und ihre Vorſchriften dem gemäß sei 
werden, ' 

‚ Wle fehhern geiſtlichen Güter. find Geweingut. 

Alle Feinde des huffitiſchen Glaubens. werden vertrieben. 

Die Kloͤſter und die überflüffigen. Kirchen mit ihren Altaͤren, 
Bilden, Schmuck, Gefäßen werben zeftört und vernichtet, 

Jeder macht fi verbindlich, die vorfiehenben Artikel gewiſſen⸗ 
baft zu halten. 

Dieſe · zwölf Artikel „legten: bie Zaboriten und die uͤbrigen 
Hülfsoslk den Prager Magiſtraten vor, dgwit.dkfelben fie be⸗ 
fätigten und darauf dielten, daß ſie von der gegen Einwohner: 
ſchaft Fenau Beobachtet würden." Die Altſtädter Reghöheren, die 

Gefährlichkeit mehreger.. Shte-ejafehend und deren Verantwortlich 
keit nicht übernehmen wollend, hatten Muth genug, den in der 
Hauptftadt ſchon Alles vermoͤgenden Taboriten zutrotzen, indem 
fie ſith weigerten, ſaͤmmtliche zwoͤlf Artikel zu unterſchreiben. Die 
Doboriten bewieſen ſogleich, daß fie bie Hertſchaft ine Prag führe 
ten: die widerſpenſtigen Rathsherrn wurden abgeſetzt und. an ihre 
Stelle neue erhoben, welche die zwoͤlf Artikel annahmen und be 
Ritigten”®). 

Den beiden legten Artikeln gemäß fuhr man fort, alle Kld« 
ſter, die überflüffigen Kirchen, die Heiligenbilder zu zerſtoͤren, 
fo daß in Prag, wo früher ſchon die meiften Kloͤſter zerftört wor⸗ 


73) Laurent. Byz. p. 184 sq. Haget. Chr. 690 


86 Deittes Buch. ¶ Deittes Kapuel. 

din, auch noch die letten Erinnerungen daran, bie reichen Ao⸗ 
ſter Zderas in der Neuſtadt und St. Elemens in bee Altſtadt, der 
Pöbelwuth Preiß gegeben wurden, Die vom Kloſterwein bes 
rauſchten Plünderer und Zerftörer, durch die Priefter angefeuert, 
riſſen die Sturmgloden in der Nacht und wollten den Wiſſehrad 
erftinmen; wurden aber.mit btutigen Köpfen ven der. Beſczung 
zuruickgetricben ? *). Aus ben beiden Kloͤſtern bei &t. Brands: 
«us und ber St. Jacob, welches · letztere durch bie Prager Metzger 
won ber Zerſtoͤrung gerettet voochen 75), machte man Beughäufer: 
daß. Klofter zum heil. Geift ward den Deutfchen in Prag; bie zu 
den Huſſiten hbergetzeten waren, zum Gottesbienft angewoiefen. 
In das Frauenkloſter bei St, Anna wurden die Romen, welche 
die Verfolgungen uͤberlebt und ſich zum Genuß des Abendmals 
unter beiden Geſtalten bereit erklaͤrt hatten, geſperrt. CE warb 
ihnen freigeſtellt in den Eheſtand zw treten, was auch mehtere 
thaten. Aus den goldenen und filbernen Kirchengeraͤthen und Ges 
faßen wurden Münzen geſchlagen, worin fie dem Beifpiele des 
Königs Sigmund nachahmten ? °), 

Als fein Gegenftand der Berflörung in Prag ſich mehr. vor: 
faud, und gegen die Taboriten bie Prager täglich mißteanifeher 
wurden, zogeh bigzerflera, eine Beſatzung auf den Wittffo zurlid- 
laffend, aus Wer Stadt (22. Yuguft), un ihre Verheetungen und 
Berwuͤſtunge wduvch das ganze Anigreich zu tragen? ). Buck 
wandten fis ihre Zerftoͤrungsſucht gegen des Aa Koͤnigsſal und 
die dortigen. Königegräber "4. 


74) Lautent. u 18. - 

75) Theppald S. 24. 

76) n pe 42. Bal. Pehhel Geſch. der Böhmen I. ©.33911. 

N Laurent. Byz. p. 186, Hier ſchließt in dem Ludewig'ſchen Druck die · 
ſet vortreffliche Sqhriſtſteller über den Huffitenkrieg feine Erzählung der Krieger 
vorfälle. Aen. Sylv. H. B. c. 42: „Orta dissensione jargioque sensim "ob- 
repente Zischa cum suis ahũt.“ Hagec. Ghr. 690. 

78) Hem. Corner. Chr. p. 1246: „Hussitae — veligaias Caroli IV — 
in contemptum Regiae Mejestatia extumnlaveragt circa festum amniam 
Sanctorum et eas incinerarerunt. Sigismundus — exercitu valido collecto, 
wbem Prag. obsedit. — Bed illi immensum populum perfidorum congre- 
gantes, proelium cusı rege commiserunt, et de Adelibus circa V millia in- 


Sigmunb’s erſter Kriegeſag nach Böhmen. 8 
Die Prager aber, hoffend auch ohne den Beiſtand ber Ta⸗ 
boriten Meiſter des Wiſſehrads zu werden, und ſer 
der Abgezogenen für immer entbehren zu koͤnnen, auch ſelbſt 
wenn Sigmund eine zweite Belagerung ber Stadt wagen folfte, 
unternahmen mit Zuziehung ber Orebiten unter ‚deren Anführasn 
Hinko Kruffina von -Lirhtemburg und Victorin Boczko non: Pas 
biebrab bie Belagerung. bes Wiffehrad, Obwohl kurz zuvor. auf 
den ſtrengen Befehl Sigmund's ale Frauen, die ſich aus Prag; 
den Verfolgungen ihres katholiſchen Glaubens entziehend, dabin 
geflüchtet hatten, unbarmherzig aus ber'Wefte gewieſen ‚worden 
waren, um fie deſto länger vertheibigen zu koͤnnen: fo half biefga 
body fehr wenig, um dem Mangel an Lehensmitteln abzuhelfen 
Denn die Beſatzung war zahlreich. und bie enge Einfperrung durch 
die Prager und Drebiten fehnitt jewe Zufuhr ab. Durch den Wer 
fehlshaber ber Belagerer, Johann Wiſemhera von Bozkowecz 
von ber Gefahr in Kenmtniß gefegt, daß die Feſtung durch Hun⸗ 
ger. fallen müßte ‚- wenn fie nicht. durch ſchleunige Hülfe-entfegt 
würde, brach Sigmund, deffen Ugthätigfeit ihm doch nicht Dig 
Herzen. ber Böhmen gewonnen Hatte, und ber felbft im Selbe ben 
lärmenden Bergnügungen und Luſtbarkeiten nicht entfagen fonnz 
te, ploͤlich von Kuttenberg mit feinen Ungarn auf; Furcht und. 
Schrecken follte ſeine Annaͤherung verbreiten, daher bezeichneten 
feine Schritte Verheerung und Verwuͤſtung mit Feuer. und 
Schwert⸗ „Bei Bunzlau ließ as vierundzwangzig Doͤrfer in Aſcha 
legen. Sbbenn ben Hauptzwed des Zuges, die Entſetzung bes 
Wiſſehrad im Auge behaltend, lisß er einige Schiffe von Leitme⸗ 
tig über Land auf Walzen nach Beraun bringen , fie hier mit Les 
bensmitteln beladen und dann durch die Mieß ımd Beraun in die 
Moldau nu um bem Wiſſehrad die Lebensmittel habe 


—— catrum vero Viregrad — expugnantes, omnes ibi repertos 
trucidaverunt.“ Gin halb wahrer Bericht nad Hürenfagen! Windes c. 8 
p-1139: „In derfelben weile do brannten die Huſſen — das clofter Königfal, — 
do des Eaifers und konigs begrebniffe was zu Beheim und namen k. Wenzigw ans 
dem grabe und zerflngen Ime fein Hawpt und ‚fein leip./ Weiter gibt Windec 
an, daß 42 Klöfter und Stifter von den Huſſiten ver morden. Bol. Theo: 
dam ©. 225. Hager. Chr. 600. 


8 Drittes Buch. . Drittes Kapitel, 

von. lein Die Prager hatten dieſem Vorhaben ſchon vorgebeugt: 
die i¶ Eoldau oberhalb des Wiflehrad gelegenen Infen wa: 
ven nicht nur mit Befagungen verfehen, welche die Durchfahrt 
verhinderten, fonbern der Fluß war auch noch mit ſtarken eifers 
nen Ketten gefperrt. Ungeachtet. biefer Bortheile täufchten fich 
die Prager doch nicht: fie erkannten wohl, daß ihre Lage immer 
noch critifch genug war, um Frieden dem Krieg vorzuziehen. Sie 
ſchickten wiederholte Abgeorbriete an den König, der damals in 
Beraun ſich aufhielt, ihn um Frieden bittend und ihre Unterwer⸗ 
fung anbietend, wenn er ihnen bie früher vorgetragenen Artikel 
beflätigte und in den Wiſſehrad anftatt feiner eine aus Prager 
Bürgern gebildete Befagung legte. Über die letztere Forderung bez 
ſonders gerieth Sigmund in ſolchen Zorn, daß er die Abgeordnes 
ten wider alles Völkerrecht auf ber Stelle wollte himichten laſſen. 
Nur mit Mühe hielten ihn die böhmifchen Herrn, die ihn umga⸗ 
ben, von diefem thörichten Begfnnen ab??), 

Sigmund fah nun wohl:dn, daß dem Wiſſehrad nur eine 
"gewonnene Schlacht Huͤlfe vringen koͤnnte. Er’ begab ſich auf 
den Karlſtein, von deſſen Höhen er durch Feuerſignale der Beſa⸗ 
ung auf dem Wiſſehrad feine Nähe mittheilte und fie zut Aus» 
“dauer in der Vertheidigung aufforderte. Sodann’ eikte er nach 
Kattenberg zurii® 8%), gewann eine ziemliche Anzahl böhmifcher 
Barone dadurch, daß er zu ihren Gunften did Güter der boͤhmi⸗ 
ſchen Kiöfter fäcularifirte 31) und · ſammelte raſch die ip wer Um: 





79) Theobald 329 und Hager. Chr. 60Nu. ' . 

"80) Gage. Chr. 698 1äßt ven Muig von Koriſtein über Sechow, Mele 
aid, Limburg (Nimburg ?) nad Kuttenberg und Gzaslau auriatehri und daſelbſt 
Truppen ſammeim 

81) Windesc. 83. p. 1139: „Sole num der konig füh- Irer gebruchen, 
fo wafte er In diefelben guter (der Klöfter und Stifter) mit briefen vorfchreis 
ben. Do molten fie das remiſch figel haben: Do wolt biſchoff Jorge (der Kan 
Ted) nit ſtgeln, wenn es mad wider die heilige kirchen und wider des reihe Gr. 
Afo wurden doch die briefe vorfigelt mit dem ungerifihen ſigel. / — In den dteichs 
tegiftraturbüchern in Wien finden fich auch diefe Berpfänbungsurtanden nicht eins 
getragen, wie aus den Regeften von den Monaten Nov, und Dec. 1420, teidhe 
der Berfaffer der gefälligen Mittheitung des Hrn. Arhivar Chmel verdankt, zu 

erſehen iſt. — Der gelehrte und gründliche boöhmiſche Geſchichtsforſcher, Herr Pa⸗ 


2 


Sigmund's erſter Kriegezug nad Böhmen. 80 
gegend cantonirten Truppen, gegen 28,000 Ungarn, Mähren 
und Böhmen, und rüßte barauf wieder gegen Prag. 

Er lagerte fid) anfangs bei Kunradig oder dem fogenannten 
Reuſchloß, in einiger Entfernung von dem Wiffehrad, Won dort 
aus ſchrieb er (31. Detober) dem Befehlshaber auf dem Prager 
Schloß: er felbft werde ded andern Tags früh morgens bie den 
Wiffehrad belagernden Prager angreifen: in berfelben Zeit ſollte 
die Beſatzung des Schloffes auf die Kleinfeite einen Ausfall ma⸗ 

Shen und dad die Bruͤce beherrſchende Sachſenhaus erobern ober 
verbrennen, Ungluͤcklicher Weiſe für Sigmund fiel das Schrri⸗ 
ben den Pragern in die Hände, wodurch «8 geſchah, daß er bie 
Feinde anflatt fie unvermuthet zu überfallen, wohlgeruͤſtet fand, 
und De Freunde die gehoffte Diverflon untertießen 82). 

Als am folgenden Morgen (1. Nov.) die Königlichen unser 
dem Oberbefehle des maͤhriſchen Oberlandeshauptmannes Heinrich 
Plumlowsly von Krawarz gegen die wohlverfchanzten.Prager, 
welche Niklas von Huffinec, und die beiden Orebitenführer Kruſ⸗ 
fina und Boczko befehligten,, vorruͤckten, fo meinte der koͤnigliche 
General, da er die gute Pofition der Feinde gewahrte und nit» 
gends eine Bervegung-der Befagung auf bet Veſte bemerkte, daß 
es gerathener fey den Angriff zu unterlaffen, der unnuͤtzer Weiſe 
viele Opfer koſtete. Allein Sigmund, der mit der Referve auf 
einer nahen Anhöhe fich befand, von wo er die Bewegungen feis 
lady; der feit adhtzehn- Jahren ſchon die Shäge archivaliſchet Nochrichten mit 
unermüdlichem Fleiße ſammeit, hatte die Gefaͤligkeit, auf des Verfaſſers Red- 
frage Aber dieſe Säcularifatiomäprisfe Sigmund's Folgendes mitzutheilen: „K. 
Signwund's Verpfandungẽdriefe von Kirchengütern an Weltliche in Böhmen find 
feit dem 16. Spt. 1420 in Menge vorhanden. Im I. 1453 wurde eine ftän« 
diſche Commiflon mit deren Meoifion und Megiftrirung beauftragt, ihr Claborat 
bat fich erhalten. Alle diefe Urkunden aus dem: I. 1420 waren mit dem Meinen 
ronigl. Siegel wErfehen:, und in die bohmiſchen wag Kegeſten, mit Ausnahme 
von wenigen, richtig eingettagen. Die meiſten fm’ 'von Leitmerit den 21. 6i6 
36. Ber. 1490 vatitt.“ 

ID Hanptquelle Laurent. Myrzia. nech feinem exft durg Palady’s Türbigung, 
bögm. Sethkhtiängiber S.. 213 — 217: bekannt "gpworbenen Bericht über die 
Winteht am Wiffehrad. Hagec. Ehr: 694 fimmt in den weſentlichen Puncten 
mit Laur. Bfzin. überein.e. Ginffite befondere Ruihriäten gift Dngoss. hist: 
Polon. ab. XI. p. 432 u. 434. - . 


» Drittes Buch. Drittes ‘Kapitel. 

nes Heeres beobachten konnte, ſah bie Gefahr nicht ein. Er hatte ſich 
immer mehr als tapferen Ritter denn als einfichtövollen Feldherrn 
gezeigt. Da die Orebiten meiſt mit Drefehflegeln bewaffnete Baus 
ersleute waren, fo verachtete er diefe und meinte, fie winden trag 
ihren Verſchanzungen feinen Kriegern Beinen ernfthaften Wider⸗ 
Hand entgegenfegen Können. Auch fchalt er die maͤhriſchen Ritter 
feige Memmen, weil fie Bedenklichkeiten äußerten, ob bie wohl⸗ 
verſchanzten Feinde aus ihrer Pofition zu treiben feyn möchten, 
Den Eöniglichen Vorwurf durch blinde Tapferkeit zurüdzuweifen® 
ſtiegen die Mähren von den Pferden und flinmten, ald der König 
dad Schwert ziehend dad Zeichen zum Angriff gab °3), bie Schan⸗ 
zen heran: allein fie wurden uͤbel empfangen und größtentheils 
mit Dreſchflegeln todt gefhlagen. Kein beſſeres Schidfal hatten 
die Ungarn, welche ihnen zur Hülfe eilten: bie mit den Pra- 
gern Verbündeten aus ben Städten Saatz, Laun, Slan trieben 
fie nicht nur zur, fondern jagten fie auch in die Flucht, So— 
dann brachen die Prager aus ihren Verſchanzungen hervor und 
brachten dem uͤbrigen koͤniglichen Heere, worin auch Verraͤther 
waren ®4=), eine gaͤnzliche Niederlage bei, fo daß es ſich in wilde 
Flucht aufldöte. Auch der König war unter den Zlichenben ®2b), 
Auf dem Schlachtfelde lag die Blühte des maͤhriſchen Abelsas), 


83) Woltmann I. S. 258 erzählt nicht richtig: „Auf dem Wifichrad hielten 
die Hauptieute das Bolt an, bis der König durch Schwingung des Schwerte: 
das Zeichen gäbe, daß er angeiffe Und diefer verfäumte die feftgefügte andere." 
Des ift gegen die Berichte des Laurent, u. des Hagec. 

848) Winde c. 83. p. 1140 behauptet, anfangs ‚hätten. vie koͤnigkchen 
den Sieg auf ihrer Seite gehabt: „Do floh ein. boſewicht, ein Beheim, hies Her · 
mitſch von Jenize (MS. Görres : Miſqhko Jenimige) mit fünfachngundert Pferden.’ 

845) Auf diefe Flucht bericht ih ohne Zweifel die Stelle bei · Aen. Sylv. 
Vita Sigismundi p. 112. „Cum speraret se intromitti (Pragag), mozx ho- 
stium cmeos opntra ze exire fidit, Yixgne aminsis_ plarihys-pvadere po- 
tot, Theodorus tunc deWalleperga (Ahalberg) cum eo ‚fait. eques insignie, 
qui vim Bohemorum repressit, spatiumque fugae praebnit, Sigismundon* 

. 86) Winde c.’&4 zplt die Namen der hornehmten Herrn auf, AM aber, 
fehr entſtellt find, Die vanyſchriften geben zum, Fell beige Letarten. Auch 
bei Chronic. Benese. Krabice p. 70. Laument.1.,c. p. 216, Palacky 
Beh. p.41. und Pager. Eht. 695 finden fih Womm. Bartasch p. 195 gbt 
nad feiner Art nur kugzen Bericht. 


Sigmunde erſter Kriegens noch Vehmen. A 
unter ihnen auch ber Feldherr Plumlowsky von Krawarz °°), er⸗ 
ſchlagen i auch. viele boͤhmiſche „Deren, treue. Anhänger des Koͤ⸗ 
nigs, waren umgekommen. Die Prager hatten dieſen glaͤnzen ⸗ 
den Sieg faſt ohne allen Verluſt auf ihrer Seite erfochten. Sie 
hatten wicht mehr als dreißig Mann verloren. Es war ein Rumpf, 
weicher den Siegen ber. Schweizer Eidgenoſſen bei Morgarten unb 
Sanpad zu vergleichen und faſt ebenfo groß in fine Bolgen 
war sr). 

. Schon om nächften Zap ging der Miffehteb in Vie Haebe 
ber Prager über, Nach einer ſchon mehrere Tage vor der Schlacht 
getroffenen Übereinkunft 3) follte, wenn die Feſtung bis zum 54. 
Oct. 4420 nicht entfeht fey, bie Beſadung gegen freien Abzug bie 
Feſtung den Feinden übergeben. Um nicht die Bortheile bes Wer» 
trags zu verlieren oder:um nicht wortbruͤchig zu werben, hatten 
die Königlichen megen bed abgelaufenen Termins bie Angriffe bed 
Koͤnigs auf die Belagerer durch einen Ausfall nicht: unterſtuͤtzt 
&o handelte Sigmund auch hier wie oft früher zu ſpaͤt und Alles 
ſchien ſich verſchworen zu haben, daß feine Anſchlaͤge nicht. geiler 
gen. Sobald vie Prager in Befig des Wiſfehrad gekommen was 
tem, bachten-fie daran, fir bie Zukunft dieſe Veſte ſich unfehdb- 
lich zu machen. Schon am folgenden Morgen zogen die Neuflädter 
in Proceffion auf das Schlachtfeld, fangen dafelbft Loblieder dem 
Hoͤchſten, und riffen fodann auf der Ruͤckkehr die Mauern des 
Wiſſehtad gegen die Stadt nieder, zerftörten den koͤniglichen Pal 
laſt daſelbſt von Grund aus, wie auch alle Käufer und Kirchen 
Cedtere 14 a der Zahl), nachdem Alles durchpluͤndert, alle Bil⸗ 
der, Orgeln und⸗Kirchenzierrathen zerfchlagen und zu Grunde ge⸗ 

86) Er fol kurz vor feinem Tode das Abendmal.unter beiden Geftaiten vers 
langt und erhalten haben ned Laurent. Byzin, I. c. 

80) Hallawelen über die Sähiadubehn Wiſſchred find Laurent, Byzir 1. c. 
bei Sahaddy, Gimsnic. Boh. p. 41. MBinde c. 71. t. 0. BB u.8% Bartossch 
pe145, Haget. Chr. 69% fl. Chronic, Benese. Krebioe p. 70. ContinPulkar. 
p. 159. "Pald@&y Anyal. Boh. p. 382g. Theobald 6.23. &.232 fu, Balbin. 
Epit. 442. Pesbin. Mars Mora®se. Coghlaei bell..Hussit. lib. V. p. 182 find 
damit zu vergleichen. 2 

&8) Hager. Sir 008 ade dem Bing dd man. nun Einmnn. 
Zheobald ©. 238. 


NR Drittes Buch. Drittes Kapitel. 

richtet waren; Seitdem liegt ber Wiſſehrad, fruͤher ein pracht⸗ 
voller. Theil der Stabt Prag, groͤßtentheits ode und wuͤſte und 
unangebaut, nur Ruinen erinnern noch an feine ehemaligen w 
nen’ Gebäude 3°), 

Der König, der ſich nad Kuttenberg ?0) guchefgejogen dad, 
und den abermaligen mißkungenen Angriff der-Werrätherei ber 
böhmifchen Herrn in feinem: Lager zuſchrieb °"), Heß feine Muth 
über bie erlittene Niederlage an den Gfitern derjenigen boͤhmiſchen 
Herrn aus, welche den Pragern beigeftanden hatten, Befonders 
«rg hatıfeten die Ungarn in der Gegend von Nimburg und Po- 
diebrad, wo die Herrn Victorin Boczko von Cunſtadt, Hinko 
von Waldſtein, Hinko Kruffina von Lichtemburg und ihre Freunde 
Güter befaßen ꝰ2). Die Ortſchaften wurden niedergebrannt, bie 
Felder verwuͤſtet, die Männer ermordet, bie Frauensperſonen ges 
ſchaͤndet und dann getöbtet, bie Kinder bem Hungertod und bem 
Elend Preiß gegeben. . 

Diefe Verheerungen rächte Zikta durch größere gegen bie Ka: 
thẽlikenꝰ ). Schon bei feinem Abzuge aus Prag (23. Aug) 
hatte er feine. Schritte mit Berheerung, Mord, Brand bezeichnet. 
In dem Städtchen Rziczan ließ er fieben Geiſtliche in ein Gemach 


89) Laurent. Byz. p. 217. Aen. Sylv. H. B. c. 42. Bartpssek p. 145. 
Chronic. Boh. 1. c. Contin. Pulkavae p. 159. Chronic. Beness. Krabice 1.g- 
Hagec. Chr. 695. Winde c. 8 Theobald S. 235. Tractat. de long. schi- 
smate 1. c. p. 102. 

90) Windet c. 71. Laurent. Byz.-1. c. p..217 anderd+ „Brodap festi- 
nanter pervenit.‘ ® 

91) Winde c..84. „Do mad der romiſche rocß —E das er vor 
zorn mittin unter die Veheim rait und forach zu In: „IeBeheim, Ir ſeit alle- 
ſamt keder und vorreter, weret ir bei und blieben, fo weren-die frumen Herren 
und lewte nit erflagen und were Prag auf diefen Tag unfer.” Do drangen die 
Dehenn zu umd. wolten den konig IeftageWhan. Do drungen die Üngern,@en ko⸗ 
nig von den Beheicd Alſo beſorgeten fi) Die Beheim und derfien: dem „Fonig 
nichts tya. Do wolten die Ungern an die Beheim ſeyn.“ — Mit Rüge brachte 
fie Sigmund auseinander, . . 4* * 

9) Hager. Chr. 696.. m. \ 

‚ 98) Contin. Pulkavae p. 159. Beness. Krabtp. 70. Palacky Anngl. Boh. 
p- 42 u. 43. Chron. Boh. 1. c. Hagec. Shr. 690 fi. u. 697. und Theobald 
$.20. &. 227 fl. zäplen fie näger auf. Bgl. Petzel Geld. d. B. S. 244- 


Sigumand's erſter Kriegägug nach Wöhmen. 8 
und verbrennen. Auf dem Marſche gegen bie 
Stadt Prachaticz nahm er den Biſchof von Nieopolis mit zwei 
Prieſtern gefangen: ex ließ ſogleich alle drei in einen Teich. wer⸗ 
* fen umd erfäufert: vielleicht folte «8 eine Antwort auf die Bann: 
bulle des Papſtes Martin V gegen die Boͤhmen ſeyn, welche dar 
mals der Erzbiſchof Konrad zu Raudnitz öffentlich.befannt machen 
ließ. Indem zwei Taboritenhaufen, der eine nördlich gegen bie 
Laufiger Grenze der andere füdlich gegen die Beſitzungen bes. ab- 
. gefallenen Herrn Ulrich von Rofenberg ihre Verwüſtungen richte⸗ 
ten, brach Zizka mit einem beitten Haufen von Pifef im Prachi⸗ 
ner Kreife gegen die Stadt Prachaticz auf, wo die Mehrzahl.der 
Bürger dem kathliſchen Glauben treu geblieben maren und elle 
Klichner entweber vertrieben ober nerbrannt hatten. Zijka ruͤckte 
vor die Stabt und in Rüdficht darauf, daß er bafelbft in feiner 
Jugend ſtudirt hatte, verfprach er fhonend gegen fie zu verfahren, 
wenn fie ihm fogleich die Thore öffnete, Auf Betreiben ber Geift- 
lichkeit aber warb dem Zijka nicht nur Widerſtand entgegengefegt, 
fondern. auch die höhnende Antwort gegeben: man fürchte fich vor 
dem kahlen Edelmanne nicht, .. Darauf Heß der eindugige Feldhert 
feine Taboriten Sturm laufen und im Nu war die Stadt gewon- 
nen. -Mehrere hundert Bürger fielen unter dem Schwert ber 
wuͤthenden Siegerz gegen 85 wurben gefangen und zuſammen 
auf das unmenſchlichſte in der Pfarrkirche verbrannt; ‚die Meiber 
und Kinder wurden ind. Elend getrieben, die Häufer unter die 
Zaboriten vertheilt 9%), u 
Indem ayf diefe Weife die Taboriten mit Vortragung von 
Sahnen, worauf ein Kelch abgebildet war, die Königlichen mit 
Prieferrr, die Monftranz in der Hand, ihre Verheerungen des 
unglücklichen. Landes ald Religionsfache ausgaben, mußte allen 
Gemäßigten das Herz bluten über die Zerſtoͤrung des vorher fo 
blühenden Landes. Beſonders ließen es fich die Prager und einige 
boͤhmiſche · Barone, welche durch Sigmund's letzte grauſame Maß⸗ 
wgeln vegteitet zu ben, Kelchnern Abergingen, angelegen feyn, dem 
Te Cat. Pulkayae p.159. gibt ald Zeit an in fosto 8. Martini 1420. 
Palacky Annal. Bol®p.42. Zhewald S. 227 gibt den-5. Sept., Pelzel böhm. 
Geſch. 1. 244. den 12.. Rov. an. 


‚a Drittes Badı. Drittes Kapitel. 
Weiche Mube zu verſchaffen. Es fand daher ein Aufruf ber Prager 
und Drebiten an bie Herm und Staͤdte Böhmens ſtatt, firh mit 
der Hauptftabt zu verbinden, dem allgemeinen Geb abzuhelfen, 
She führten über König Sigmund bittere Klagen, daß er Alles 
im Lande Böhmen mit Feuer und Schwert verwiüle, Dinner 
und Frauen, Kinder und Greiſe, ohne Unterſchied ermorde; daß 
er den reinen Glauben ber Böhmen fir Ketzerei ausgebe und ges 
gen fie von allen Seiten Feinde aufrege; ba er geſonnen fey bie 
boͤhmiſche Nation auszurotten und ihre Städte und Ländereien 
Deutſchen und Ungarn zu geben; und biefes nicht nur gefagt habe, 
ſondern auch durch die That zeige; Furz daß er Alles aufbiete, bad 
Königreich Bbohmen zu Grunde zu richten 98), 

Inn Folge der Aufforderung der huffitifchen Anführer und bes 
Magiftrats der Prager, Städte begaben ſich mehrere boͤhmiſche 
Herrn, unter ihnen auch der mächtige Rofenberger Ulrich von Neu⸗ 
haus, und die Abgeorbneten einiger Städte nach Prag ?*). Auch 
die Zaboritenführer. Niclas von Huſſinecz und Johann Zijka fans 
den ſich daſelbſt ein. Die Verfammlung fand am 24. November 
ſtatt. Ehe man an bie ‚politifchen Fragen ging, wollte man die 
religiöfen erledigen. Die Prager Geiſtlichkeit und die taboritifchen 
Prieſter ſtimmten in’einigen Glaubens>Puncten nicht mit einander 
überein: auch in Betreff des Außern, befonders des Prieftee Ors 
nats, waren fie verſchiedener Meinung. Indem die tabositifchen 
Priefter bei der Spendung ber Sacramente felbft den Drnat ver- 
warfen und in ihrer gewöhnlichen Weltkleidung fuhgirten ’-wol- 
ten Die Prager bei der Meſſe das Prieftergewand yicht abgeſchafft 
wiffen, Die weltlichen Führer bewitkten, als der Streit umter 
den Theologen lebhaft und Hisig ward, daß bie "Berafpang die⸗ 
fer Puncte auf eine andere Sitzung verſchoben wurde, Wobei auch 
bie Univerſitaͤt ihr Gutachten abgeben —8 Darauf di an 











95) Gin ſolches Sqhreiben her Prager und Güter der PIPFREHE dc 
Gadan Donneötog nad Allerheiligen 1420 bei Winded c Bir + "" 

96) Die Urdunde des Waffenfidftandes, meldfn die Puffitem‘ Ämteß,affe 
mit Utri von Roſenberg v. 18. Rov.-1420 bi 4. Febr 1424 Rofoffen, theilt 
‚Millauer dipl, Hift. Aufl. über Joh. Bifte @. 26— 28 WMitid k. S. 56-67 
bögmifd; mit. Das Dat. der Us. if Montag ber Detave des dj. Martin 1420, 


Sigmmunb's erſter Kriegchug nach Wähmen. 8 
zu der Ftage aͤber, wie die Verwaltung des Reiches geftchrt wer⸗ 
den ſollte. Darin ſtimmten bie Verſammelten uͤberein, daß das 
Ruremburgifhe Haus aufgehört habe in Boͤhmen zu regieren, 
Ber aber als neuer Rbnig auf den Thron gehoben werben follte, 
darüber heiwfehte Zwieſpalt. Die gemäßigte und ariftoctatifche 
Yartsi warf ihr Auge auf den König Wladislaus von Polen, der 
ohnehin mit Sigmund feit dem Breslauer Spruch in Spannung 
war. Auch) hoffte man burch eine Verſchmelzung der verwandten 
ſlaviſchen Nationalitäten die Erinnerungen früherer Verbindungen 
von Polen und Böhmen: gegen.die Deutfchen und Ungarn wieder 
zu weden und. dadurch ſtark und mächtig zu werben, ben vereis 
nigten Streitkräften det Letztern mit Erfolg Widerſtand zu leiſten. 
Mit diefem Vorſchlage waren die Taboriten, welche nur einen 
König aus ihrer Mitte wollten, gar nicht zufrieden. Beſonders 
erklaͤrte fi Niclas von Huſſinecz, bis dahin bas Haupt der Ta⸗ 
boriten,. ber fich felbft Hoffnung auf die Krone gemacht hatte, hef⸗ 
tig gegen die polnifche Wahl, Die Prager aber wollten noch viel 
weniger einen Taboriten zu ihrem König haben; Sie fahen in 
diefen wie in Sigmund nur Keger und Tyrannen. Roll om 
und Verdruß verließ Niclas von Huffinecz die Verſammlung und 
ſchwur die undankbare Stadt, die ihm mehr ald einmal ihre Reftung 
verdankte, nicht wieder zu betreten, Durch einen Hohlweg hinter 
dent Wiffehrad reitend, begegnete er einem Wagen, dem er nicht 
ausweichen wollte. Darüber bäumte fich fein Pferd: er ſtuͤrzte 
in einen Graben und brad) ein Bein. Nach Prag zuruͤckgebracht, 
farb er {gan nach wenigen Tagen. Sein Tod warb von den 

Pragern und ben böhmifhen Herrn als ein frohes Ereigniß ver- 
nominen: denn man fehrieb hauptfächlich feinen ehrgeizigen Abſich⸗ 
ten bie uneinigkeit unter ben Huffiten zu. Biffa, der bisher unter 
ihm die zweite Befehlshaberſtelle befleidet hatte, und merkwuͤrdi⸗ 
ger Weife der Wahl eined auswärtigen Fuͤrſten zum König fi 
nicht entgegen erflärt hatte, trat nunmehr ohne Widerfacher an 
die Spitze ber Taboriten und konnte jegt ungehindert fein ganzes 
Seldhertntalent entwideln, wie auch feine auf die Republikaniſirung 
des boͤhmiſchen Reiches gerichteten Plane ind Werk ſetzen ?7 =). 

978) Pelzel ©. 344 nach dem volftändigen Manufeript des Laurent. Br 
Hager. Chr. S. 696. 


Deittes Buch, Dritied Keyicel. 

Von den Kriegsvorfällen am Schluß des Jahres 1490 und 
am Anfang des folgenden iſt noch Einiges zu erwähnen, 

Indem Hinko von Pobiebrad feine Streif⸗ und Raubzlige bei 
Nimburg gegen die Königlichen, welche aus ber Laufigifihen und 
Schleſiſchen Mannfchaft befanden, mit abwechſelndem Glüde und 
großer Graufamfeit fortfegte; indem Zizka mit ben Taboriten meh⸗ 
rere Klöfter im Pilfener Kreife plünberte und in Afche legte, und 
ben Herrn Bohuslaw von, Schwamberg, einen heftigen Feind der 
Huffiten, in feinem feften Schloß Kraſlikow zur Übergabe zwang; 
indem der Drebitifche Prieſter und Hauptmann Valentin in der 
Nähe von Kuttenberg felbft, wo, fi) damals der Mittelpunct der 
Streifträfte Sigmund’s in Böhmen befand, dag Staͤdtchen Prie- 
laucz eroberte und es ſtark befefligte 97b): in diefer Zeit (in den 
erften Wochen bed Jahres 1421) waren auch die Prager nicht 
müßig, fondern fuhren fort in ihren Kriegsanſtalten, ihre Stabt 
gegen kuͤnftige Angriffe Sigmund’s fo viel wie möglich zu fichern, 
Zwar waren fie nicht im Stande das Prager Schloß auf der Klein⸗ 
feite zu erobern, — die Befagung war auch reichlich mit Lebens⸗ 
mittel verfehen — aber weber bie Alt- noch Neufladt haste viel von 
dieſer Feſtung zu beforgen, da fie Durch die Moldau davon getrennt 
waren, Gefährliche fien ihnen, die eine Eleine Meile ſuͤdlich 
vom Wiffehrad gelegene Veſte Kunradig ober das Neuſchloß zu 
feyn: auch war die Eroberung nicht fo ſchwierig. Nach einer vier 
möchentlichen Belagerung, wobei fi die. Prager auch des auf 
dem Wiffehrad erbeuteten groben Geſchuͤtzes bedienten, unterhan⸗ 
delte die Befagung , die Feine Ausſicht hatte Hülfe zu erhälten. 
Man geftand ihr freien Abzug zu: jedoch Pöbelhaufen aus Prag 
hielten fich nicht an das beſchworene Wort und wollten (am 26. Jan.) 
. bie Abgiehenden überfalen und plündern. Diefe Wortbrüchigs 
keit bervog die Abziehenden zur aldbaldigen Ruͤckkehr in die Veſte. 
So fing die Belagerung von neuem an. Ein erfolglafer Sturm 
Tofteten den Belagerern gegen fechöhundert Menſcheu. Endlich 
ward von neuem unterhandelt, Am 2, Februar zog die Befagung 


975) Zhecbald S. 240. 283 fl. 


Sigmunds erſter Kriegtgug nach Vihmen. ” 
aus ben Schloß, das ſogleich mit feiner ganzen Umgebung von 
Grund aus zerſtͤrt ward 9°), ; 

Auf die Nachricht von ben neuen Eroberungen der Huffiten 
brach Sigmund aus feiner Unthaͤtigkeit bei Kuttenberg auf. Vor⸗ 
ber hatte er noch eine Verbindung ber katholiſchen Staͤdte im noͤrd⸗ 
lichen Böhmen zum gegenfeitigen Schutz zu Stande gebracht °*), 
Zuerft begab er fich nach Leitmerig und Auffig: ſodann zog er 
(San. 1421) in Eilmaͤrſchen an die weflliche Grenze bed Königs 
reiches in ben Pilfener Kreis, um da ben Eroberungen Zizka's 
Einhalt zu thum, indeſſen an der Spitze von einer Heeresabtheis 
tung und vielen Bergleuten der Mümzmeifter zu Kuttenberg, der 
Herr Flaſchka, gegen Prielaucz geſchickt ward, um bie Huffiten 
wieber daraus zu vertreiben. Diefed gelang auch. Die Stabt 
warb erobert: hundert und fünfundzwanzig Gefangene wurden in 
die Kuttenberger Schachte hinabgefturzt. Auch das Städtchen 
Chotieborg, wo fich Zaboriten unter ber Anführung Hromadka's 
feftgefegt hatten, fiel in ihre Hände. Die Königlichen hieben 
über taufend Mann nieder: den Anführer mit zwei Prieftern führs 
ten fie nach Chrudim und verbrannten fie dafelbft Öffentlich 200), 
Mittlerweile war Sigmund (San, 1421) in den Pilfener 
Kreis geruͤckt: eine Kriegöfchaar hatte ex nördlich gegen die Hufz 
fiten in Saat beordert: fie wurden mit Hülfe' der Kommotauer 
und Brürer befiegt, Der König felbft aber rückte gegen Tachau 
am Böhmer Wald, welder Ort von Zijfa belagert ward, Der 
‚Huffitengeneral mußte fogleich die Belagerung aufheben und mit 
Hinterlaffung von Beſatzungen in ben feſten Orten eilte er nad 
Zabor, um frifehe Truppen zu fammeln: zugleich erfuchte er die 
Prager um ſchleunige Unterflügung.  Diefe ward ihm auch bald 

98) Contin. Polkavae p. 159. Palacky Annal. Boh. p.43sq. Beness. 
Krab. p. 70. Chronic. Boh.‘in Scriptt. rer. Boh. II. 461. „Novum Castrum 
— per Pragenses expugnatum est feria II. ante Parif. Marie, et posten 
eustum et diratum.“ Hager. Chr. S. 697." Theobald e.zun. Bol. Een 
fant I. 391. 

99) Windeck c. 71. p. 1130 nennt darunter Iglan, Rimburg, Kolin, Böhe 
niſchbrod, Kuttenberg, Gzablau, Ungriſchbrod etc. u, c. 83: Leutemirz, Pilfen, 
Soden, Tadau, Brür. 

100) Palacky’Annal. Boh. p. 44. Theobald S. 244. 

aſcbach 8. Sigmund. iu. 7 


8 Drittes Be. Deittes Kapitel. 


zu Theil, fo Daß er wohlgerhftet wieder im Pilfener Kreis erſchien 
und ben König, der nad) einer vergeblichen Belagerung von Tei⸗ 
sig 101) Rlahrub bebedngte 20%), zum Rüdyug nätbigte. Denn 
die erwartete Hlilfe von ben bayrifchen Herzogen war außges - 
blieben ober Bißfa war gu ſchnell über den Hals gekommen, Nur 
von den getreuen Vilſenern unterſtuͤzt, wagte Sigmund mit Zij⸗ 
ta, ber Wildſtein eingenommen hatte (um ben 40. Febr.), kein 
Treffen, ſondern ergriff eiligſt bie Flucht (12. Febr.) 10°), Das 
konigtiche Heer Lößte ſich ganz auf und verlor auf ber Flucht durch 
die nachfegenbe feindliche Reiterei einige taufend-Mann.an Tod⸗ 
ten und Gefangenen, Sigmund zog fich an bie Elbe zuruͤck nad 
Leitmerig 194), welche Stabt ſich immer treu gegen ihn bewies 

101) Windel ©. 73. nennt den Drt Steinitse. 

102) Aen. 8ylv. H. B. c. 44: „Hoio (Monasterio Claronensi, quod 
munitius fait) Sigismundus &xercitum admorit. (Sit denfelben Worten erzählt 
and) Dlugoss. 1. c. p. 435.) Zischa autem in em copias duoente, tarpi 
füga recessit, nec diu posten Bohemiam quogus reliquit, Zischa ad Pelzi- 
nam duxit.“ Hagec. Ehr. &. 699 erzäplt diefe Vorfaͤlle ausführlicher. So 
andy Theobalb 246, jedoch in einzelnen Angaben abweihend. In den böhmiſchen 
Ghronifen und Annalen wird der Aufammenhang der Begebenheiten nicht Mar 
esyählt, Contin. Pulkavao p. 159. „A. 1421 Rex Sigismandns obsedit Mo- 
nasterium Cladrubiense. ¶ Hoc audientes Pragenses prooesserunt cum Zisca 
Cladrubium in auxäium Chwaloni Rzepiezky et repulerunt regem cum 
exercitu illius ab inde procidentem Litomericum.“ &o aud Palacky Annal. 
Boh. p. 44. 

103) Theobald S. 246. Pelze’ Erpäflung ©. 348 weicht ſehr von Thed- 
ba’s Darftelung ab, Daß Sigmund bei Wildſtein dem Zijka eine Schlacht ger 
liefert habe, aber befiegt worden fen, ift eine unrichtige Xaqhricht. Der gefällis 
gen Mittheilung des gelehrten böhmifhen Geſchichtſhhreibers Palacky verdankt der 
Berfaffer den ungedrudten Bericht des Laurentins von Brezowa: „Cum (Hus- 
sitae) adhuc per quinque milliaria (bei Wildften) a Rege distarent, dissol- 
vit Rex suum exercitum et non audens hostes exspectare, fugit de campis 
versus Litomeric.“ 

104) Nidt nad) Kuttenberg, wie neuere Geſchichtſchreiber fälſchlich anges 
ben, wahrſcheinlich verleitet durch Winde. Bon Leitmerig aber Tonnte er über 
Kuttenberg nad Mähren und Ungarn zurüdgefehrt ſeyn. Chronic. Boh. H. 
p- 461: „1421 Rex Ungariae obsedit dlaustrum Cladrub et audiens, quod 
Pragenses procedant in auzilium, fugis Litomericium et hoc fuit in Qua- 
dragesima.“ So aud) Contin. Palkavae u, Annal. Boh. Il. cc. Windei (c. 71.) 
laßt Sigmund von Kuttenberg nad) Ungarn aufbrechen. Auch diefe dem Könige 


Sigmund's erſter Kriegägug nach Cl. vo 
fen. Hier verweilte er nur kurze Beitt@0)s eu verlleß noch im 
Monat Februar Böhmen und begab ſich über Muttenberg nach 
Mähren, wo er ſich einige Monate (von Ende Februar bie in 
die erſte Hälfte bed Mals) aufhielt 100). 

Der erſte Belbgug, den Sigmund nad) Bögmen zur Mes 
hauptung biefes Koͤnigreichs machte, war ganz mißgiädt: nidt 
weil er zu fpdt gegen Prag zog (mas hätte er früher mit feinem 
Heinen Heere ohne bie Deutfchen gegen die Stadt ausrichten koͤn⸗ 
nen®), ſondern weil er bie gemäßigte Partei, weldhe ben Genuß 
des Kelches und firengere Überwachung der Sitten der Geiftlich⸗ 
keit verlangte, nicht gewinnen konnte. Nach der Aufhebung der 
Belagerung warb ber König von ber Offenfive auf die Defenfive 
hingewieſen. Als der Wiffehrad gefallen war, fiinzte ein Boll: 
wert nad) dem andern. Der kaum gekroͤnte König mußte das 
Land verlafien, Es Iag aber bei der ganzen Leitung bed Kriege 
von Seiten des Königs am Tage, daß er ohne ſtrategiſche Kennts 
niffe und ohne Benugung der Wortheile, die man in Händen 
hatte, geführt ward. Zu dem Religionskrieg gefellte ſich bald ber 
Nationalkampf: dad Theuerſte und Heiligfle ward von dem Geg⸗ 
ner in blinder Wuth mit Shßen getreten und zu Grunde gerichtet, 
was man entweber für hohe Pflicht hielt, ober woraus man ſich 
ein großes Verdienft erworben zu haben wähnte, Indem bie 
Huffiten vor allem Mönche und Priefter morbeten 107), bie 
prachtvollen Kiäfter und Kirchen nieberbrannten, Gräber und Kir⸗ 


fonft fo getreue Stadt fhlug fogleih nach feiner Entfernung zu den Huffiten um. 
Rad) demfelben Ghroniften c. 83: p. 1139 begleiteten den König von geiſtlichen 
Perfonen nad) Ungarn nur Georg, Bilhof von Paflau, der paͤpſtliche Legat 
und der Erzbiſhof von Mayland (Lesart einer Pandfhrift: von Magder 
burg). 

105) S. die Negeften im Anhang. 

106) &. im And. die Regeſten. 

107) Bit hatte einen Preiß. auf jeden Kopf eines katholiſchen Geifttigen 
auögefegt. Tractat. de long. schismate 1. c. p. 103: „Capitaneus sectae illins 
— Cziscow nomine — edictum puhlicam, ut dicitur exire fecerat, ut qui- 
cunque sibi unum de orthodoxis presbyteris praesentaret ad manus, dun- 
rum sexagenarum grossoram bohem. summam pro quogue capite foret ab 
eo praemio accepturus.‘ 

r 7 * 


10 Drittes Buch. Drittes Kapitel. 


chengeraͤthe zerſtoͤrten 100), uͤbten auch bie Katholiken beſonders 
ihren Muthwillen daran, huffitiſche Prieſter zu verbrennen ober in 
die Bergſchachten zu.werfen, und ben Deutſchen war Bähme oder 
Ketzer gleichbedeutend ,,. fo daß ſelbſt bie katholiſchen Böhmen vor 
ihren Berfolgungen und Mißhandlungen nicht fiher waren. Ein 
ganzed Land war dem Aufruhr eines unbändigen, rohen Volkes, 
dem Fanatismus ſchwaͤrmeriſcher Neuerer, der Verwuͤſtung und 
Zerſtoͤrung, dem Morde und Brennen fremder and einheimifcher 
Kriegsvolker Preiß gegeben, 

108) Aen. Sylv. Hist. Boh. c. 36. Er fügt ſodann bei: „‚Nullum regaum 
aetate nostra in tota Europa tam frequentibus, tam augustis, tam oma- 
is templis ditatem fuisse quam Bohemiam reor. Templa in coelum arecta, 
Jongitudine atque .amplitudine mirabili, fornieibus tegebantur lapideis, al- 
taria in sublimi posita, auro et argento, quo sanctorum reliquise tegeban- 
tar, onusta, sacerdotum vestes margaritis tectae, ornatus omnis dives, 
‚pretiosissima suppellex, fenestrae altae et amplissimae conspicuo vitro et 
admirabili opere- Neque haec tantum in oppidis atque urbibus, sed in 
vülis quogae admirari licebat.“ 


viertes Kapitel. 
Boͤhmens Unabhängigkeit umer ja Hoerſcheung · 1421. 





. J 

Kaum war Sigmund mit feinem Heere nach Mähren- und 
rengarn abgezogen und das den Huſſiten Zerfibrung drohende Un⸗ 
gewitter hatte ſich vertheilt, als diefe unter einander in heftige 
Parteiungen ſich ſpalteten. 

Wie im ber Prager Verfammlung am 24. Neu; 1420. bes 
fimmt worden, vwerfammelten ſich bald naher die. Priefler ‘der 
Prager Huſſiten, ber Taboriten und Drebiten von nem, :uml 
fi) Aber ihre abweichenden Meinungen zu verſtaͤndigen. Auch 
die Theologen ber Prager Univerfisät wurben beigegogen, Unter 
den Weltlichen, weldje dieſer huſſitiſchen Synode belwohnten / 
werben auch Zijka und Ulrich von Neuhaus aus dem Dofenbeigi: 
ſchen Gefchlechte namentlich aufgeführt, -- ” 

Fuͤr die Glaubensmeinungen der Prager Huffiten eftärte! Pen 
wie zu erwarten fland, die Unfperfität. - Ihr damaliger Rector 
Procop von Pilfen ließ Durch den Magifter Peter von Mladono⸗ 
wig fiebzig Artitel ablefen, die von verſchiedenen iaberitiſchea 
Prieſtern waren gelehrt wotden 1). 

unter denſelben ſind als befonders aufffollond zu beyichnene 

Jeder Menſch, der die freien Kunſte ſtudirt md darin einen Grab 
annimmt, ſundigt gegen das Evangelium: und it ein ‚Heide, 


1) Laurent. Byz. p. 191 — 193 gibt den Inhait der 70 EM in xıv 
Artikeln, und Yandelt dann v. p- 193 — 197 über die verderblichen doigen, die 
daraus entſprungen. Dbwohl Hnffit, war er doch keintsweges für dis errentris 
fen Anflhten der Taboriten. gl. Cocklari beil. Hussit. Kb, V. p.192014- 


102 Drittes Buch. Biertes Kayliel. 

Ale Tradition und jede Überlieferung ber Kirchenvater if nich ⸗ 
tig als Wert des Antichriſtes und gänzlich abzuſchuffen. Da- 
ber find die Geremonien bei Spendung ber Sarramente gaͤnz⸗ 
lich zu verwerfen, 

We Meß > und Kichengefangbächer, jeder Kirchen «Drnat, alle 
Mahlereien find zu verwerfen und zu zerſtͤren. 

Die Ohrenbeichte if gänzlich abzuſchaffen ſowie auch alles Ja⸗ 
ſten an beſtimmten Tagen und bie Enthaltung von geroiffen 


Speifen, 
Anfer dem Gauntag if kein Tag als Seftog zu feinn. 
Die Geiſtlichen dürfen gar Feine zeitlichen Güter befigen. 
ne Das Anrufen ber Heiligen iſt Abgot⸗ 


ya Ausitune vn Et, den Engeln und dem ‚Heiligen ik 
As Bögenbienft gänzlich zu verbieten, und wo fich eine ſolche 
findet, diefelbe zu zerſtoͤren. 

Diefe.umd andere Saͤte, welche ben Lehren bed Huß ganz 
anigegennefest waren, wurden yon ber haben Schule zu Prag 
Fin irrig und ketzeriſch erklaͤrt. Die Zabariten ließen ſich in eine 
Wiherlegung der Angriffe der Univerſitaͤts⸗Lehrer nicht ein, Viel⸗ 
leicht weil fie bier ihre Merchfomeit weniger wiefam hielten als 
in ihcen Predigten an's Boll, ie erklärten, daß man nicht zum 
Wefpeechung der (dmmilichen Sleubensfunmeln, fonbern nur wer 
gen Werftändigung einiger Wuncte, insbeſendere aber in Betreff 
des Meßornates, oh bie Driefler benfelben bei Eipenbung des hei⸗ 
lügen Abendmels gebrauchen: Pisten oder nicht?), aufammen ges 
lonnuen wäre. Um den Streit, bee zwiſchen den Pragern und 
Kaboriten. Immer heftiger warb, beizulegen, tat ber Magifter 
Jacobell von Mies, hochgeachtet von beiden Seiten, ala Wer 
teilen auf Er erklaͤrte, daß ed jedem Mießer frei fiünde, mit 
dem Drmate aber ohne bemfalben die Meſſe zu leſen. Kußere Manz 
Wine nur koͤnnten dieſes Kußero bedingen. Die taboritiſchen 
Prieſter im Felde, bie nicht Meßgewaͤnder nachſchleppen koͤnnten, 
moͤchten imn immerhin in gewoͤhnlicher Kleidung den Gottesdienſt hal⸗ 

W Die · teruen vertrieben ale heftige Priefer, ie ih De Wehen 
wendeh ia der Mirche bedienten. Paget. Chr: ©. GOB 


berfelben zu bebienen, dürften ohne &ihnde im Ormate bie Defie 
leſen. Dieſes Austunftwittel zur Seilegung des Streites ward 
vorerſt von beiden Seiten angenommen ®). 

Rach ben Tode des ehrgeizigen Niclab von Huffinecz hattc 
fh bie böhmifihen „Deren, Die Vroger und Ihea, as manch: 


gung, daß er bie vier: Prager Artikel aufrecht erhaite. Die Bes 
fendten wurben aber zu Batiber vom. dem ſchleſiſchen Herzog Ni 
@laus angehalten und an Cigmunb, der ſich ˖ damals in Brimm 
aufhielt, ausgeliefert. Der König ließ bie Gefandten nach Uns 
aa reiten Berwahr halten, _ 
ihre Diener aber bi J 

Sobald Sigmund Böhmen verlaffen hatte, war gijta td 
tig geweſen, bie legten Zrämmer ber koͤniglichen Macht in Boh⸗ 
men zu zerſtͤren. Zuerſt richtete das „Heer ber Taboriten feine 
Angriffe gegen Pilfen, das Haupt einiger für König Gigmmnb 
verbünbeter Städte. Jedoch fehle ihnen bie ſtarke Feſtung, wor⸗ 
in eine zahlreiche Beſatzung lag und wohin viele aus andern Dr⸗ 
ten vertriebene Katholiten ſich gefllichtet hatten, heftigen -Wiber- 
fhand entgegen, Mad) viermöcentficher Belagerung hatten bie 
‚Huffiten nichts weites gewinnen koͤnnen, als bie Vorſtaͤdte: aber 
die Stabt hatte auch Feine Ausſicht auf Eutfag. Daher verflänz 
digte man ſich zu einem bis zum Ende des Jahres 1421 laufens 
den Waffenſtillſtande. In denfelben waren auch die mit Pilfen 
verbundenen Städte Mies, Tachau und Domazlig eingefchloffen. 
Doc) hatten die Verbündeten ſich für bie huffitifche Lehre erklären 
müffen, Zwar war ihnen zugeflanden werben, vorerſt noch eine 
Geſandtſchaft an Sigmund zu ſchicken und defien Erlaubniß zum 
Genuß des Kelchs nachzuſuchen. Sollte dieſe aber binnen einem 
Monat nicht erfolgen, ſo machten ſie ſich zur Annahme der vier 

3) Hager. She. S. MIT. Bel. Paul Geil. v. ©. 1. ©. 346. 

4) Sage. Chr. ©. 606 





108 Drittes Buch. Wertes Kuyledl. - 


Prager Arikel archeiſchig. So gingen auch die weſtüchen bäh- 
miſchen Staͤdte, welche dem Könige bisher noch augehangen hats 
ten, verloren *). 

Ohne Zeit zu verlieren zogen hieramf bie Zaboriten mit einer - 
Kriegsſchaat Prager nördlich ber den Egerfluß gegen Kommoten, 
um biefe Stabt wegen der gegen Saatz verübten Feindſeligkeiten 
zu zücstigen*). Schon am zweiter Tag (16. März) war die mit 
Mauern verfehene Stadt erſtinint und theils wegen ihres BWibers 
fandes, theils wegen ihtes Haſſes gegen bie Hufflten'wurben bie 
männlichen erwachfenen Einwohner ber Stadt, uͤber zweitauſend 
Männer, erfihlagen, die. Haͤuſer niedergebrannt und felbft bie 
Frauen, denen man Anfangs freien Abzug geſtattete, von den 
wilben Taboritinen ber Kleider bevaubt, in Hütten gefperrt und 
jammervoll verbrannt. . . 

Über Laun, Saatz und: & an :weidhen Orten man 
überall bie Sieger bewirthete und- Denfelben ſich geflgig zeigte, 
zeg das taberitifche Heer nach Prag; wo es Mittwoch nach Oſtern 
(26, Märy) ‚ahlangte”).. 

Doch / nur wenige Zope verweilten bie zerftörungsfüchtigen 
Rotten in ber Hauptſtadt. .E8..drängte fie zu nenen Greuelſce⸗ 
nen. Diefegmal.ging. der Zug, dem ſich vieler Prager. Pöbel anz 
ſchloß, gegen die katholiſche Stadt Beraun, . Kein Widerftand, 
Feine Mauer war ſtark genug die fanatifchen Haufen abzuhalten. 
Beraun ward. erftinmt (1. April) und das Blut floß in Strömen. 
Die Einwohnerfchaft ward erwürgt, gefchlachtet, verbrannt. Gier 
benundbreißig katholiſche Priefter, worunter Wei flüchtige Pra⸗ 
ger Profeſſoren, litten den Feuertod ®), 

5) Contin. Pulkav. I. c Palacky Ann. Boh. p. 4. Chronic. Bohem. 
in Script. rer. Boh. II. 461. Hager. Chr. S. 699. 

6) Aen. Sylv. H. B..c. 44. „Cum (Polrinart) civitstem egregie de- 
fensam expugnare, desperaret, inde solyens Comitaviam petiit ; non parvi 
mominis oppidum. ‚Quo vi capto popalares cum sacerdotibus in aedibus 
ligneis reclusos — exussit.“ Chronic. Boh. 1. c. fagt: „ut communis fama 
est duo millia CCCC homines perierunt,“* Contin. Pulkavae p. 160. Pa- 
lacky Annal. Boh. p. 44. Beness. Krab: p. 71. Hagec. Chr. 701. 


7) Hagec. Chr. S. 702. Bol, Pelgel Gelb. v. Böhm. S. 348. 
8) Aen. Sylv. H. B. c. 44. Hagec, Chr. 702. Winde c.84. p. 1141: 


Bigmens Wanbpängigkeit unter BEMRS Gerrführung. 05 
Milttierweile waren aus Ping andere. bewaffnete Schaaren 
in andere Gegenden zur Eroberung der noch Tänfghchen. Städte 
gezogen. Anführer einer Schaar mar der Driefter Johann Jeſſ⸗ 
.nig, welcher feinen Zug gegen Soͤhmiſchbrod nahm, Die aus 
Dentſchen unb Ungarn. beftehenbe Beſatzung vertheitigte die Stabt 
tapfer: fie mußte aber endtich ber libermacht unterliegen, und 
die Stiumenden drangen in bie Stadt. Die Zrummer ber Be⸗ 
fagung warfen fi in eine Kirche und wertheibigten ſich noch «int 
Beitlang von bem Thurme au; Endlich ‚zimbeten bie Huffiter 
die Kirche an: hundert Menfchen, darunter achhzehn Gakusı, 
fanden in den Flammen ihren Tod). 
Durch dad Schidfal diefer Stadt in Schrecken geſetzt, wage 
ten bie uinliegenben Orte Rimburg, Kolin, Kaurzim und Po 
lau, welche ſich bisher dem roͤmiſchen Könige treu erwiefen hatten, 
keinen Widerſtand 0). Sie ſchickten Abgeordnete an bie Präger, 
verſyrachen Unterwerfung und Aunahme ber vier Artikel, "Auch 
öffnete Kolin unverweilt die Thore: fuͤr diefe ſchnelle Unterwer⸗ 
fung warb nur ein Klofter daſelbſt zerſtoͤrt und nur ber. Pfarrer 
wit fieben andern katholiſchen Prieftern verbrannt. Auch) bie Kut⸗ 
tenberger, welche fich durch Verfolgung der Huffiten beſonders 
ausgezeichnet und wiele hunderte ermorbet ober lebendig in .bie 
Bergſchachten hinabgeſtuͤrzt hatten, wandten durch eine fchuelle 
Unterwerfung die Zerfiörung ihrer Stabt ab. - Sie baten durch. 


Die Huffen geivunnen die ftgt zu, Pernam und worden do vil criſten verprant 
und erflagen mit namen Herr Bubena, fein vater Herr Gobile (Chronic. Boh. 
l. c. 1.461. [Dominus Koblich, Dominus Bohuslaus Dupowegz.] Cont. Pulk. 
p- 160. Palacky Annal. B. p.'45. Beness. Krubice p. 71.) und der frume 
Herr Rudolf, der Felters alſo lange inne gehalten hette in Frigul.“ (Windec 
meint Rudolf von Bete, Reichsvicat zu Feltre und Velluno. Piloni staria di 
Belluuo p. 214.) 

9) Chronic. Boh. in Scriptt. rer. B.IL p.463. Coptia. Pulkavae. De 
lacky Annal. Il. cc. Aes. Sylv. H. B. c. 44. BHagec. G6hr..708. 

10) Chronic. Boh.1.c. Contin. Pulkavae. Palacky Annal. ll. cc. Binde 
« 9. Pagec. Chr. 703. Tractat. de long. schismate Pass I. «1.1. c. 
p- 103. „Civitatem montium Chutnensium subjecerant sibi: an tamen ci- 
vibus et incolis ejus voluntarie se tradentibus, an violonter subjectis, ignoro.# 


106 Driues Buch. Bieries Rapid. 


Abgtorduete die Prager um Saabe, welche fie auch erhheiten 11). 
Jedoch mußte die ganze Einwohnerſchaſt, Alt und Jung, Wins 
mer wie Frauen, ben Pragern eine Strecke entgegen gehen nnd 
fe auf den Knieen um Werzeihung bitten 2), 


be ganz auf. Dem Beifpiele von Ehembim, welche Stadt die 
vier Artikel annahm und verſorach, —— 
Sodmen zu gehorchen folgten die an der oͤſtlichen Grenze des 


die Einwohner wurden nadt in's Elend getrieben oder in der Cibe 
ertraͤnkt: dreiundzwanzig Geifltiche, welge wicht Hufen wer: 
den wollten, verbrannt 1»), 

> Die Eroberung fo vieler und wichtiger Puntte war in der 
kurzen Zeit von einigen Monaten (März bis Mei) 1*=) gemacht 
worben. Da von dem roͤmiſchen König, der in dieſer Zeit in ber 
Nähe, in der Markgraffchaft Mähren, verweilte 14°), auch gar 
wicht die geringfie Huͤlfe gefendet worben, fo ſchien er Böhmen 


11) Windel c. 71. p. 1131. u. c. 90. p. 1146. Es wird der 3. Mai 
1421 ald Zeit angegeben. Hager. Chr. 704 fegt diefe Groberung in den Sommer, 

12) Chronic. Bohem. II. p. 468. Page. 1. c. nad) Laurent. Byz. Of. 
Dobuer Mon. I. p. 146. Bgl. Peljel 351. 

13) Count. Pulkarae u, Palacky Annal. Il. oc. Haget. Chr. 764 fl. Tract 
de long. schismate 1. c. „Exercitus Husitarum infrdelium civitatem Jermer 
manu violenta et forti circumdedit et obsedit et an. D. 1421 quodam die ante 
£. 8. Trinitatis vinoens istravit. — Praepositus — Stephanus cum fratribus 
suis — septem vel octo cam adjunctis sibi XIV presbyteris cariae ejus pro- 
pter fidem — sunt ab impils ignibns combusti.‘“ 

14®) Bartossek p. 146: „A medio quadragesimae usque festum Pente- 
oostes.“ 

14) &. im Anhang die Megeften. Ende Febr. hielt fih Sigmund in Chrem- 
fier, im März an der fühlien Grenze Mährens zu Ricoldburg und Anaym, im 
April za Dimdg und Brünn auf. Erſt in der zweiten Hälfte bes Mai’s reiste 
er Über Trenſchin nad Presburg in Ungarn ab. 


Boͤtenens Unabhängigkeit unter Aijte’s Guerführung. 107 
ganz aufgegeben zu haben !*).. Diefes mochte Urſache ſeyn, daß 
auch bie böpmsifchen ‚Deren, welche zum Theil biöher ruhige Bus 
ſchauer geblieben waren, fich für bie ſtaͤrkere Partei entſchieden, 
und mit iheen Maunfaften zu den huſſitiſchen Kriegsſchaaten 
fließen 10). 

Nachdem ber liche Theil Bohmens gauz unterworfen und 
bie Prager wieder nach Hauſe gegogen, richtete ber unermibliche 
Bilfa mit den Aaboriten feinen Berfeh en bie nördlichen Grenzen 
gegen die Stadt Leitmerig, wo noch eine zahlreiche Königliche 
Beſatrung lag. Auch waren hie Einwohner dem katholiſchen Blau: 
ben treu geblieben, Me Angriffe ber Taboriten wurden auf bad 
Zoepferſte zurickgeſchlagen. Deffenungeschtet wollte bie Stadt es 
nicht auf dad Autßerſte wagen. Ban ſchrieb daher an bie Prager 
und werfprach bie wier Artikel anzuschmen, wenn Zizka zuruck⸗ 
gerufen werde. Zufrieden damit, ſchickten bie Prager-ben Hinko 
von Weldkein als Wefehlähaber von Leitmerig, damit er bie 
Stadt übernefene. Deffenungenshtet weite Ziſta nicht abylebesss 
in feiner Wuth gegen bie wiberfpenflige Stadt erbaute er ihr ges 
gerader auf einer Anhöhe eine Wefle, bie er Kelch nannte, und 
machte nochmals einen Angriff, ber aber mit Kraft zuruͤckgeſchla ⸗ 
gen wurde, - Dann erfi kehrte der wilbe Taboriten = &lhrer nach 
Drag zuruͤck mit der Genugthunng wenigfiend, daß aus Zurcht 
vor feinen Schaaren bie fo ſehr fefte Stadt zur Unterwerfung und 
zum Abfal von König Sigmund gebracht worden !7), 

Den glüdlichen Gang ber Eroberungen unb ben Schrecken 
und bie Beflinzung der Königlichen bemugte man auch zur Ger 
winnung des Prager Schloſſes. Sobald Ziſka nach Prag zuräd: 
gekehrt war, traf man Anftalten das Schloß zu beſtirmen. Die 
Befagung bat um einen vierzehntägigen Waffenſtillſtand. Wenn 
nach Verfluß deffelben König Sigmund nicht mit wenigſtens zwei⸗ 
tauſend Mann zur Hülfe gekommen, fo wolle man bie Burg 

13) Winde c.90. ' „Unb.des gefdad ach von femwenife des Tonigeb u 
feinste veir.” Tract. de long. schiemate 1 c. p. 106: „(Bes) dormit, sepinns 
jacet, sordus est, nom andit; matus, nom loquitur.“ 

16) Hager. Ehr. 706. or 

AT) Hagec. Shr. 706. Peizei lc 88. 





108 . Deittes Buch. Drittes Kapkeeli : 

übergeben, . Da die Hähfe audBlieh, fo wurde am 7. Tani an die 
Prager die Feſtung lbereben und ven bemfeiden ſogleich bes 
ſetzt 18), 

So war, mit Ausnahme mehrerer Seftungen an ber noͤrd⸗ 
lichen Grenze gegen das fächfifhe Erzgebirg hin, welde mit thls- 
ringiſchen Befagungen verfehen waren, und einiger Drte im 
Süden gegen Oftreich Hin, das genze „Königreich Böhnten flıe 
Sigmund verloren und hatte ſich freiwillig. oder gezwungen für 
die vier Prager Artikel erklaͤrt. . 

Diefe ſchienen das Panier ber. Huffiten zu ſeyn. Da bereits 
unter ihnen ſchon Glaubensſpaltumgen aucbrachen und Schwäne 
mer durch neue Lehren alle pofitive Religion und jede Staatsein⸗ 
nichtung zu gerfihren ſuchten; fo richtete Bijfa, der Einigkeit bes 
Landes verlangte, gegen ſolche Schwärmer und Zwietrachtsſtiſter 
feine ganze. Muth. 

Dan begnügte ſich nicht mehr damit, wie bie Zaboriten ges 
than hatten, die Tradition, bie Gerimonien bei ber Austheilung 
der Sacramente, bad Fegfeuer, bie Anrufung der Heiligen ıc, 
zu verwerfen. Man ging num viel weiter: man flellte ganz neue 
Religionsfäge auf, verwarf dad Evangelium und jede pofitive 
Religion, .. - 

Als Urheber und ———— der neuen Lehren wird 
Martin Loquis, ein junger Ptieſter aus Mähren, genannt, der 
ausgezeichnete Geiſtesgaben, ein wunderbares Gedaͤchtniß und 
feltene Beredſamkeit befaß. Seinen Lehren flimmten bald meh⸗ 
rere huffitifche Prieſter, unter ihnen auch der fhon oft erwähnte 
Wenzel Coranda bei. Die neuen Kehren enthielten unter andern 
folgende Säge 19°): 

18) Bartossek p. 145: „A. 1421 Dominic. ante Viti castrum Pragense 
per gentes Regis Pregensibus est condescensum per tractatus opportunos, 
geia ante divtem castrum Pragenses nomnulla tempora et gentes Conredi 
Archiep. et Domini Nicolai de Budina jacnerunt in obeircumvallatione.“ 
GE. Tbid. p. 146. Chronic. Bohemic. in Ser. rer. Boh. IE. 468. Beness. Kra- 
bice p. 71. „Dominico ante Marcelli condescenderunt castrum Pragense com- 
munitati Pragensi.« 

19«) Laurent. Byz. p. 203 — 207 gibt Die Artikel des Martin Loquis. Der 
frenge Huffit ſucht fie von &. 207 — 216 ald keteriſch, irrig, Ärgertich aus der 


Baohmens Unabhaͤngigkeit unter Ajka s Drerführung. 109 
Ehrifti Ankunft auf Erden ſteht bevor: er kommt unerwar⸗ 
tet und als furchtbarer Beſtrafer der fündvoflen Menfchheit. Ale 
Gegner des Geſetzes von Chriftus misfen zu Grunde gehen durch 
fieben Plagen, Daher müflen auch die Gläubigen ihre Gegner 
mit Feuer und Schwert vertilgen. Wer nicht fein Schwert und 
feine Hände in das Blut der Feinde Ehriſti taucht, iſt ausgeſchloſſen 
aus ber treuen Heerde. Ale Städte, Schlöffer, Dörfer der Erde 
werben untergehen, mit Ausnahme, von fünf Bergſtaͤdten, wors 
unter auch Tabor, wohin die treuen Gläubigen ſich flüchten fols 
len, Hier follen fie die Ankunft des Herrn erwarten, der Gericht 
halte. Dann wirb es feinen König, keinen Fuͤrſten, keinen Präs 
laten mehr geben. Die Frauen werden im himmliſchen Reiche 
ohne Geburtswehen gebären und ohne Erbſuͤnde. Die dann Ges 
borenen werben nicht flerben. Keine Kirchen werben mehr feyn, 
weil Chriſtus der einzige Tempel, Keine Satramente 
werden mehr gefpendet. Die Menfchen im Stande ber Unſchuld 
wie Abam und Eva im Parabiefe, bebürfen fobann auch weber 
Speife noch Trank; fie fühlen keinerlei Schmerz und Ungemach. 
Es iſt nicht zu verkennen, daß hier gnoſtiſche und waldenfis 
ſche Lehren. von Martin Loquis adoptirt wurden. Bald zeigten 
ſich diefe offen bei der Sekte der Adamiten, welde in Böhs 
men und in Mähren ſchnell viele Anhänger fand. Zu ihrer Vers 
breitung ‚trugen am meiften die Begharbent®b) bei, welde 
in ihren weltlichen Brüberfchaften bed gemeinfchaftlichen Lebens 
ähnliche Lehren als Richtſchnur ihres Glaubens und Handelns 
befolgten, Aneas Sylvius2°), durch die Namensähnlichkeit in 


Bibel mit aller theologiſchen Gelehrfamkeit zu widerlegen, Bgl. Hager. Chr. 698b 
u. fil. Richter, in feiner Geſch. der Huffiten in Mähren von 1421 — 1438 im 
Arie für Geogr., Hiftorie ꝛc. Jahrg. VII. Wien 1816. S. 189 Hält Martin 
Loquis ſchon dem Namen nach nicht für einen Maͤhrer. 

195) Über die Begharden handelt Mosheim de Beghardis et Beguinabus 
u. Lenfant ConcH. de Constanoe II. p. 239. Wie fie nad Böhmen gekom⸗ 
men und unter des Königs Menzel Regierung fich in Prag verbreiteten, darüber 
ſpricht Dobromähy in der Schrift, welche in der Note 20 genannt wird, aus - 
fahrlich· 
2%) Aeness Sylv. Hist. Boh. c. Al. Palach (Würdigung der alten boöhm. 
Geſchichtſhreiber S. 247) verwirft des Aueas Sylbius Rachrict ganz: „Iener 


110 Drittes Buch. Biertee Kapktıl. 


Jerthum gefuͤhrt, melbet, daB damals ein gewiſſer Rann aus 
der Picarbie, daher Picard genannt, nach Böhmen gelommen 
fey und durch allerlei Kuͤnſte und Taͤuſchungen es dahin gebracht 
babe, in kurzer Zeit eine nicht unanfehnliche Zahl Dinner und 
Frauen zu gewinnen, benen er nackt zu gehen befahl, und fie da⸗ 
ber Adamiten nannte, Rachdem er eine Infel im Flaſſe Lufch 
nitz befegt hatte, gab er fich für ben Bohn Gottes aus und ließ 
fih Adam nennen, Die Weiber waren unter ihnen gemein 
ſchaftlich; jebod) mußte zur jebermaligen Beiwohnung bie Erlaubs 
niß Adams eingeholt werden. Gmpfanb einer von ihnen Reis 
gung zu einer Frauensperſon, fo führte ex fle zu Adam und fagte: 
Fur diefeift mein Geiſt entbrannt,” Worauf dieſer fagte: „Wachs 
fet, vermeheet euch, füllet Die Erbe,” Die Abamiten behaupte⸗ 
ten alle übrigen Menſchen feyen Unfreie, nur fie allein feyen Freie, 
Eines Tages verließen gegen vierzig bie Infel, drangen in bie 
nahe gelegenen Dörfer und ermorbeten mehr als zweihunbert huſ⸗ 
ftifche Landleute, fie Rinder bed Teufels nennend weil fie Klei⸗ 
ber trugen. Auf bie Nachricht vom dieſer Graͤuelthat zog Bike 
gegen bie Adamiten: ex eroberte ihre Imfel und ermordete fie alle 
bis auf zwei, die er verfhonte, um von ihnen bie verkehrten Leh⸗ 
ven zu vernehmen, — AÄneas Sylvius fähet darauf fort zu ers 
zaͤhlen, daß ihm bei feinem Aufenthalt in Böhmen ber Ger 
Ulrich von Rofenberg über die Adamiten Mehrered mitgetheilt 
babe. In defien Gewalt habe ſich eine Anzahl gefangener Mäns 
mer und Weiber diefer Sekte befunden. Diefelben hätten oͤffent⸗ 
lich behauptet: die, welche Kleider und vorzhglich Beinkleider 
felgen, feyen nicht frei. AS fle zum Scheiterhaufen geführt 
wurden, hätten fie den Feuertod unter Jubel und Gefang erdul⸗ 
det. Von andern Schriftftelern erfährt man noch, daß die Pi: 


Picard, ald Perfon, umd die Stiftung der Sekte der Adamiten durd ihn iſt 
ein unding; der Hergang der Sache iſt ganz verſchleden von dem, was Gylvins 
darüber erzahit.“ Bol. mad in den Abhandlungen ber 2. böhm. Geſelſq. der 
Wiffenfipaften Dobrowsky (zum Theil nech handſchr. Ducken) 2te Abthl. 8b, IV. 
S. 300fl. über die Picarden und Adamiten in Böhmen fagt, und mad darnad 
und nad) Laurent. Bysin. Gitſelet Kiegengeiä. II. Abth. 4 6, 482 fü. u- 
fammengeftelit hat. 


Bohmens Unabhängigkeit unter Bijtn’s Gerrfährung. 111 
carden ober Abamiten, wovon ein Theil ftliher auf einer Imfet 
im Marchfluſſe bei Stragnig in Mähren gewohnt hatte, aber 
daraus von bem Dimmer Erzbiſchof nach Böhmen war vertries 
ben worben®1), gar Feine pofitive Region hatten, bie Taufe 
„unb dab Abenbmal als Garramente vermarfen unb Kusffiseifun: 
gen jeber Art begingen, 

Mag ed feyn, daß Ancad Sylvius und die andern Tatholis 
ſchen Schriftfkeler die Adamiten mit allzu grellen Farben ges 
ſchildert Haben: fo bleibt doch auch aus Huffitifchen Schriftftellern 
und ſelbſt auß dem Namen ber Sekte erfichtlih, daß ein foldes 
Zurückgehen auf den Raturzuftand bes Benfhen mitten unter bee 
Civiliſation zur gaͤnzlichen Entfittichung führte, Übrigens ſcheint 
ed, daß bie Picards oder Adamiten ſich wieber in Sekten fpaltes 
ten, wovon die Nicolaiten allein die Gemeinfchaftlichkeit ber Weis 
ber beobachteten ®®), 

Rift nur bie gemäßigten Huffiten, bie Prager, waren 
hoͤchſt aufgebracht über die neuen Selten, bie allen Gottesdienſt 


21) Hagec, Chr. 700. Bol. Rihter Hufen in Möhren L c. S. 188 fl. 

22) Johann Sqlechta, Secretaͤr des böhmiſchen Aönigs Ladisiens gegen 
Ende des KV. Jahrhunderts, ſarieb im I. 1619 an Erasmus einen mertwüre 
digen Brief (Erasmi Epistoll. lib. XIV. ep. 21.) über die Sekten in Mögmen, 
worin audy aubführlidh.der Picarden ober Adamiten gedaiht wird: eb werben ihnen 
dort die meiften Leprfäge des Martin Loquis zugeſchtieben. Jedoch werden fie 
nicht fo entfittlicht geihilbert, als diefeß bei Anend Sylbius in Anonymi nar- 
ratio de nefanda haeresi Adamitioa bei Pez. Script. Austr. IL p. 538 2qq. 
Thoin. Ebendorfer Chr. Austriec. bei-Pes. IL, p. 846 gefächen. Menzel Ha 
ger. in feiner böpmifgen Chronik ©. 700 fü. 714 fl. handelt b. J. 1421 fehr 
unvolftändig über bie Picardd, MWeffer ‚find vie Rachrichten bei Theobald Huf 
fitenfe. c. 40 u. 50 &,221. Er nennt der Adamiten vornehmften Priefter Mars 
tin Morweg. Dffenbar ift das Martin Loquis aus Mähren. Damit ift auch 
Dingoss. 1. c. p. 407 u. p. 430 zu vergleichen. Von den boöͤhmiſchen Geſchicht. 
färeibern gibt Dubrav. Hist. Boh. XIV, p. 36% noch beflere Merihte als Bal- 
bin. Epit, p. 452. Die Radriäten über die Picarden und die Urtheile protes 
ſtentiſchet Giriftfteller über fie, finden ſich zufemmengeftelt bei Senfant Kriege 
der Huffiten etc. L S. 208 — 224, der übrigens fehr darin befangen ift, daß die 
Waldenſer mit den Picards nit im Zufemmenheng ftänden. Das Behte, was 
varüber geſchricben ift, gibt Dobtowsky 1. c. p. 320fil., wozu aud noch Beau- 
sobre diss. sur les Adamites bei Lenfant hist. de la guerre des Huss. II. 
304 sg. zu vergleigen iſt. 


112 Drittes Buch. Bierted Kapitel. 

den Priefterfland, bie bürgerlichen Einrichtungen veradhteten und 
faſt wie Thiere lebten, fondern auch die Haͤupter ber Zaboriten. 
Bigka beſonders war uͤber die neue Lehre, welche bie wirkliche Ges 
genwart des Heilands im Sacrament des Abendmals Idugnete, 
ergrimmt. Wie moanchen Sieg hatte er dadurch erfohten, daß 
er durch Vortragung bed Kelchs feine Krieger in Begeiſterung ges 
fest hatte! Nun ald er vernahm, daß fogar von feinen Taboriten 
ſchon mehrere hundert den neuen Meinungen folgten, nicht mehr 
vor dem heil. Sacramente die Kniee beugten, Kelche und Don: 
ſtranzen zerſchlugen, nadt gingen und thierifch dem Gefihlechts 
trieb folgten; fo ſchwur er die Adamiten gänzlich auszurotten. 
Bo er ſolche unter feinen Taboriten fand, wurden dieſe als räus 
dige Schafe von ber Heerde geſondert: fobann überfiel er eine 
Schaar Abamiten zu Klokot und ließ fünfzig derfelben, die ihre 
Irrthumer nicht abſchwoͤren wollten, verbrennen, Sie flarben 
jubelnd und frohlodend als echte Fanatiker 22). Doch gelang es 
dem Taboritens Anführer nicht dad Unkraut ganz auszurotten; 
immer wucherte es wieder von neuem auf, Ähnlichen Spaltungen 
und ercentrifchen Richtungen unter den Huffiten vorzubeugen, mag 
Zizka bewogen haben, feft an bie vier Prager Artikel zu halten 
und bie taboritifchen Priefter, welche Zwietracht erregten und den 
Brauch im Priefterornat zu predigen und die Meffe zu Iefen fir 
gottlos erklaͤrten, mit Pruͤgeln eines Andern zu belehren. 

Dieſe ſtrengen Maßregeln Zizka's gegen die Adamiten und 
ſchwaͤrmeriſchen Huffiten gewannen dem Taboriten⸗Anfuͤhrer im⸗ 
mer mehr die Partei der Gemaͤßigten. Nicht nur erklaͤrte ſich der 
Adel, der bisher in einer eigenthuͤmlichen Stellung zwiſchen der 
Nation und dem König verharrt hatte, ſondern auch der Erzbi— 
ſchof Konrad von Prag, welcher die paͤpſtliche Verdammungsbulle 
der huffitifcher Lehre ſelbſt befannt gemacht und verbreitet hatte, 
fie diefe Partei 2°), Das letztere Beifpiel zog ben größern Theil 
des böhmifchen Clerus nach, der noch feft am katholiſchen Glau⸗ 


23) Hagec. Ghr. 720 f.* Theobald 1. c- 
24) Aeneas Sylv. Hist. Boh. c. 42. Die päpftliden Bullen, welde ad 
preoes et desiderium Sigismundi regis erlaffen wurden, hat der Tractat. de 
longaevo schismate 1. c. p. 104 und Cochlaei bell. hussit. lib. V. p. 183 — 186. 


Boͤhmens Unabhängigkeit unter Ztjka's Heerfuͤhtung. 113 
ben gehangen und felbft vielfache Proben des Maͤrtyrerthums ge: 
geben hatte. So war bie ganze böhmifche Nation, mit Volk, 
Abel und Geiftlichkeit einig, ihre Nationalität, ihre Unabhängig: 
keit, ihre Glaubensfreiheit zu behaupten gegen jede Macht, gegen 
iede Gewalt, gegen jedes Anfehen. Diefe Einigung fefter zu bes 
gründen und zugleich Öffentlich auszufpredhen, ward auf den Vor: 
flag ber böhmifchen Herrn ein Landtag ber. Stände nad) Czas⸗ 
lau berufen, Diefem wohnten außer den Zaboriten= und Drebi⸗ 
ten-Anführern die vornehmften böhmifchen Barone wie Ulrich von 
Rofenberg, Czenko von Wartenberg, Ulrich Wawak von Neu: 
haus, ‚Heinrich Berka von Duba, Heinrich von Walbflein und 
andere bei. Selbft der Erzbifchof Konrad von Prag erfchien, 
und aus Mähren, das damals noch zum großen Theil ganz in ber 
Gewalt Sigmund’ war, fanden ſich der oberfle Landeshaupt⸗ 
mann Peter Pernſteinsky von Stragnig und der Herr Johann 
von Lomnitz ein. 

Das Ergebniß der Berathungen auf dem Landtag war der 
Beſchluß (7. Juli): daß die vier Prager Artikel in Boͤhmen wie 
in Mähren als Landes⸗Grundgeſetz angenommen und ihre Vers 
theidigung wider Jedermann mit Leib und Blut beſchworen warb; - 
daß der König Sigmund von Ungarn nie zugleich auch König 
von Böhmen feyn koͤnne, und daher der Thron des Königreiches 
Böhmen erlebigt fey (diefen Artikel unterzeichneten die Mährer 
nicht) 5. daß zwanzig Vorſteher oder Directoren, welche bis zur 
endlichen Beſtimmung uͤber die böhmifche Krone das Reich vers 
walten follten, aus dem Herren⸗, Ritter= und Bürgerftande zu 
wählen feyen und zwar in der Weife, daß die Herrn fünf, bie 
Ritter fieben, die Städte acht von denfelben aus ihrer Mitte dazu 
ernannten. Was denn auch alsbald gefhah, fo daß Böhmen 
als Republik unter zwanzig Directoren, von welchen einer ‚den 
Borfig führte, Hand 2°), _ 


25) Zpeöbal 9. K. S. 257 fü. Hager. Chr. 707 fü. gibt den Landtags 
ſchluß. Bergl. Lenfant I. S. 435. Pelzel I. 353. Be war einer der Die 
rectoren. Gr gibt fi) in einem Schreiben an die Stadt Wittingau den Namen 
vonder Kelhburg und Director der dad göttlihe Gefeg in 

aſchbach K. Sigmund. II. 8 


114 Drittes Buch. Viertes Kapitel. 


Sobald Sigmund von den Belchlüffen diefes Landtages, 
welche fo fehr feine Rechte verlegten, Nachricht erhielt, ſchickte er 
feine böhmifchen Räthe, die Herrn Alffo von Sternberg und 
Yutha von Czaftalowicz ald Gefandte an fie ab. Diefe Räthe, 
obwohl nicht ganz von dem Verdacht frei ‚der huffitifchen Lehre 
zugethan zu ſeyn, boten Alles auf, ihre Landöleute zur Änderung 
der gefaßten Befhlüffe zu bewegen. , Sie ermahnten mit allem 
Ernfte zur Unterwerfung und zur Anerkennung Sigmund’s ald 
ihres rechtmäßigen Könige, Ja Sigmund erklärte in dem den 
Geſandten mitgegebenen Schreiben fich bereit, nicht nur jeden in 
feinem Befig und feinen Rechten zu laffen, fondern auch den Böh- 
men bie vier Artikel zu bewilligen: uͤberhaupt aber alle Beſchwer⸗ 
den, infofern er fie veranlaßt, abzuftellen 26), Als dieſe Er⸗ 
mahnungen nichts fruchteten, fo drohten fie im Namen ihres 
Herrn mit defjen ganzer Gewalt und der Hülfe aller benachbarten 
Fürften, die Widerfpenftigen zum Gehorfam und zur Unterwer- 
fung zu bringen 27). 

Als Antwort auf diefe Gefandtfchaft und das ihr mitgegebene 
Schreiben ſchickten die böhmifchen Stände an den römifchen Koͤ— 


nig eine Schrift, welche die Gründe enthielt, weßhalb fie ihm 


den Gehorfam aufgefagt hatten 28), 

Sie erflärten darin: Nachdem König Sigmund in feinem 
Schreiben den böhmifchen Ständen zu verftehen gegeben, daß, 
fofern durch ihn in der Krone Böhmen etwa Unorbnung ents 
flanden, er diefelbe wieder abftellen wollte, fo reichten fie folgen: 
des Verzeihniß von ihren Beſchwerden ein, wornach den Boͤh⸗ 
men Unrecht gefchehen: 

1) Habe er ben Magifter Johann Huß trog des gegebenen 
der götttihen Hoffnung erfüllenden Gemeinden des Landes 
Böhmen. Milauer a. a, D. S. 36 deutſch, und S. 58 böhmiſch. 

236) Hager. Chr. 709 fi, theilt das köͤnigliche Schreiben mit, welches auch 
bei Goleft, Godläus u, Theobald ſteht. 

27) Theobald H. K. c. 47. ©, 264 fll. Lenfant nad einem Breslauer 
Manuſcript, wahrſcheinlich dem Laurent. Byzin. I. p. 435 —442. 

28) Hager. Ehr. 7IL fl. Aheobald S. 267 —271. Cochlaci bell. Hus- 
sit. .V. p. 202 gg. Bgl. Eenfent I. ©. 445— 450. Pelzel Geſch. v. Böhm. 
1. S. 354 fi. 


Vöhmens Umabhängigkeit unter Biffn’e Herrführung. 115 
ſichern Geleites der ganzen boͤhmiſchen Ration zum Hohn 
verbrennen laſſen. ® 

2) Außerdem daß allein den Böhmen nicht geflattet geweſen 
auf dem Concilium zu Conftanz frei zu reden, habe er zu 
noch weiterer Verachtung des böhmifchen Volkes den witz 
digen Magifter Hieronymus, troß der fonfligen öffentlichen 
Sicherheit der Perfonen, verbrennen laſſen. 

3) Habe er im benannten Eoncilium bie Böhmen für Ketzer er⸗ 
Bären und dad Kreuz wider fie predigen laffen, um fie ins⸗ 

geſammt ald Ketzer auszurotten. 

4) Habe er in der Stadt Breslau den paͤpſtlichen Bann und 
Kreuzzug gegen die Boͤhmen zu deren Verachtung und I 
derben bekannt machen laſſen. 

5) Durch die Publicirung dieſer Bannbulle habe er die Rad 
baren bed boͤhmiſchen Volkes wider baflelbe aufgeregt un fie 
wider die Böhmen, als wenn fie bie aͤrgſten Keger wären, 
geführt, 

6) Diefe fremden Fürften, welche er in's Land geführt, hätten 
das Königreich mit Feuer und Schwert verheeret, viele Böhs 
men geiftlihen und weltlichen Standes ermorbet und vers 
brannt, Frauen und Iungfrauen geſchaͤndet. 

7) Habe er einen Prager Bürger, den Johann Krafa, weil er 
das Abendmal unter beiden Geftalten zu emffangen gebillis 
get, mit Pferden durch die Straßen der Stadt Breslau 
ſchleifen und zur Verhöhnung der boͤhmiſchen Nation ver⸗ 
breimen laſſen. 

8) Habe er mehreren Breslauer Bürgern, die ſich wider König 
* vergangen, aber von demſelben Verzeihung erhal⸗ 

ten, enthaupten, andere, zu ihrem Nachtheil und ihrer 
Schande, in's Elend’ treiben laſſen. 

9) Habe er dem Königreich das Herzogthum Brabant (Pelzel 
bat: „Branbenburg”), welches Kaiſer Karl diefem Königs 
reich mit unfäglicher Mühe und Koflen gewonnen und zuges 
eignet, entzogen; außerdem aber noch bie Mark Branden⸗ 
burg ohne Wiffen und Einwilligung der böhmifchen Stände 
verpfaͤndet. 

8* 


116 Drittes Buch. Viertes Kapitel, 

10) Habe er wider fein feierliches Gelobniß und ohne Wiſſen 
und Willen der Herrn, Ritte@und ber fläbtifchen Abgeord⸗ 
neten, bie böhmifche Krone aus dem Lande geführt, zur 
Beratung der Nation, 

14) Habe er die deutſchen Reihsinfignien und Kleinodien, bie 
Kaifer Karl mit großer Mühe und Koſten zur Ehre der boͤh⸗ 
mifchen Nation in’s Land gebracht, wieder daraus ohne 
Wiffen der Stände weggeführt, 

12) ‚Habe er verfejiedene Kleinodien, welche die böhmifchen Rd: 
nige und Fürften muͤhſam gefammelt und zur Ehre Gottes 
und des Königreiches in der Prager Schloßficche, auf dem 
Karlſtein und an andern Orten als Schäge aufbewahrt hat: 
ten, hinweggenommen,, aus bem Lande geführt und zu des 
“Reiches Schaden verwendet. 

13) Habe er fi) ohne Wiflen und Willen dee Stände der Land⸗ 
tafel bemaͤchtigt, und bie bei berfelben verwahrten Gelber, 
welche zum Theil Witwen und Waifen gehörten, wider 
alles Recht und Gefeg meggennmmen, 

14) Seitdem er alle Freiheiten und Rechte der Länder Böhmen 
und Mähren aufgehoben ober mit Füßen getreten, feyen 
durch ihn, den König, alle Unordnung und Verwirrung im 
Lande entſtanden. 

Um dieſe zu beendigen und Alles wieder gut zu machen, er=' 
Härten die Stände, müßten fie Darauf beſtehen und verlangen: 
daß der König Sigmund das Reih Böhmen und die Markgraf: 
ſchaft Mähren aus dem ſchlechten Ruf der Kegerei bringe; bie 
von dem Reiche Böhmen eigenmächtig veräußerten Landſchaften 
wieber zuruͤckſtelle; die böhmifche Krone, die Reichsheiligthuͤmer 
und Kleinobien, die Landtafel, das Archiv und Alles was von 
dem Karlftein weggefchleppt worden, wieberum überantworte; bie 
wider bie Böhmen zum Krieg aufgerufenen benachbarten Völker 
wieder beruhige und verhindere, daß weiter in Böhmen Blut 
vergoffen werde, Schließlich gaben die Stände dem Könige ih: 
ven Willen fund, daß fie feft ensfchloffen feyen, wie fie an ihren 
alten herfömmlichen Rechten und Privilegien fefthielten, fo auch 
nicht von ben vier Artikeln zu laffen, diefe wären: Empfang des 


Boͤhmens Unabhängigkeit unter Zijka's Heerführung. - 117 
Abendmals unter beiden Geftalten; freie Berkünbigung bes Wor⸗ 
tes Gottes duch ihre Priefter; Säcularifirung der Überflüffigen 
geiftlichen Güter; Beftrafung öffentlicher Sünden und Vergehen 
ohne Anfehen des Standes und ber Perfon. 

Diefe Schrift der böhmifhen Stände ließ König Sigmund 
nicht umerwibert. Cr ging fie in feinem Schreiben, dad er den 
Böhmen zufandte *°), Punct für Punct durch, und fuchte ihnen 
zu beweifen, baß er feine Schuld habe, Was ven Iohann Huf 
und Hieronymus angehe, fo habe er, wie jedermann wiffe, auf 
dem Concilium genugfam feinen Bruder, den König Wenzel, und 
die böhmifchen. Stände vertreten und dadurch zulegt Nachrede und 
Schmach erleiden.müffen. Bon ihm fey niemals etwas ausge⸗ 
gangen, was ber Krone Böhmen zur Schmach, Verachtung oder 
Unehre gereichte, Auch fey keinesweges das Böhmerland ges 
ſchmaͤht und verdammt worden, ſondern nur allein bie, welche 
aus Berkehrtheit, Habfucht, Gottlofigkeit die Kirchen und Kloͤ— 
ſter, die dem Almächtigen zu Ehren mit großen Koften erbaut 
worben, beraubt, verbrannt und zerftöret; welche bie Heiligthüs 
mer wider alle Ehrfurcht mit Züßen getreten; welche ehrbare 
Frauen und Iungfrauen, Mönche, Geiftliche und andere fromme 
Leute ohne alle Urfache graufam gemorbet ober verbrannt; welche 
die Bilder der Heiligen zerfchlagen, die Fruchtgefilde verwuͤſtet, 
und Alles mit Unordnung und Zerftörung angefüllt hätten. Da⸗ 
durch feyen die benachbarten Fürften zum Krieg gegen die Boͤh⸗ 
men aufgerufen worden, nicht durch ihn. Denn nicht leicht 
werbe ein Vernünftiger glauben, daß er felbft fein eigen Koͤnig⸗ 
reich zu verrüften und zu verheeren befohlen habe. Im Gegen: 
theil habe er den jammervollen Zuſtand des böhmifchen Landes 
im Innerften feiner Seele beflaget, bemitleivet. Daß er bie boͤh⸗ 

29) Das Schreiben, welches ohne Datum ift, aber offenbar aus Ungarn im 
Ieni gefäldt worden iſt, fieht bei Cochlaei bell. Hussit. lib: V. p. 205 q. 
Zheobald 9. K. S. 271 — 2740. Hager. Chr. 712— 714. Auch in dem Tra- 
ctat. de long. schismate 1. c. p.105 werden c. 19 —57 die Beſchwerden, Bes 
fotäffe und Anfprüdpe der Vöhmen als ungegründet, ungereht und unftatthuft 
aurüdgemiefen. Es gefieht dieſes von dem Tatholifdpen Geiftidien freilich auf 
eine hoͤchſt einfeitige Weiſe. 








118 Deittes Buch. Viertes Kapitel, 

mifche Krone „ bie Reichöfleinodien und andere Sachen hinweg⸗ 
geführet, habe,er nicht zum Nachtheile des Landes gethan, ſon⸗ 
dern um fie vor der Plüinderung und Zerſtoͤrung in Sicherheit zu 
bringen. Die Landtafel habe er mit der Herrn Willen und Wiſ⸗ 
fen, in deren Verwahr fie geweſen und von beren Siegel fie ges 
f&loffen worden, an fich genommen, Im Falle aber wirklich im 
Böhmenlande, wie die Stände vorgäben, durch ihn irgend Un⸗ 
ordnung entftanden, fo möchten bie benachbarten Fuͤrſten und 
böhmifchen Heren daruͤber erfennen und er werde ſich deren Aus» 
ſpruch unterwerfen : aber auch durch daffelbe Schiebögericht ſollte 
erkannt werben, welche Unordnung und welches Werberbniß durch 
die Böhmen felbft entftanden und wie beides wieder gut zu ma⸗ 
en ſey. 

In Bezug auf die vier Prager Artikel antwortete er, daß 
er nie diefelben ganz verworfen, aber noch ehe man barüber einig 
geworben, hätten bie Böhmen feine und ihre Länder mit Feuer 
und Schwert verwuͤſtet. Berner fey es ihm niemals eingefallen, 
den Böhmen ihre alten Yerkömmlichen Rechte, Freiheiten, Privi⸗ 
legien zu nehmen: im Gegenteil habe er gefucht fie darin zu 
ſchuͤtzen und wo möglich ihnen biefelben zu vermehren. Wenn fie 
aber durch Verſchwoͤrungen und Aufwiegler verleitet ihrer Rechte 
fich ſelbſt verluftig machten, fo fey das ihre Schuld, Daß fie in 
ben St, Veit» und St. Wenceslaus= Kirchen auf dem Prager 
Schloß die Bilder der Heiligen zerftöret, daß fie bad Prager Schloß 
mit feinen herrlichen Kitchen nieberreißen wollten wie fie ſchon bei 
dem Wiſſehrad gethan, folcher Frevel gebe gewiß feinen Grund 
dazu, daß ihnen bie Freiheiten und Privilegien beftätigt würden, 
wohl aber müßte es ihnen bei Gott dem Allmächtigen Strafe, bei 
allen benachbarten Fürften und Völkern Schmach und Krieg, bei 
ber ganzen Chriftenheit Schande und Unchre zugiehen. Denn die 
Kirche auf dem Prager Schloß fey der böhmifchen Krone Haupt: 
darin lägen St, Wenzel und bie andern heiligen Patrone, auch 
fein Vater Kaifer Karl nebft andern Königen und Fuͤrſten begra⸗ 
ben. — Schließlich beſchwoͤrt Sigmund bie böhmifchen Stände, 
nicht weiter zuzugeben, daß im Königreich Mord, Todtſchlag, 
Brand, Zerftörung, Unordnung und Verwirrung herrſchen. 


Boͤhmens Unabhängigkeit unter Zijka's Heerführung. 119 
Wenn fie diefen Unorbnungen wider Gott, die heilige Kirche, 
ihren angebornen König ſteuerten, fo wolle er ihnen in allen Stüs 
den gern räthlich und behilflich feyn; wo nicht, fo werbe das 
Land einem unzweifelhaften Untergang entgegengehen. 

Es war nicht ſchwer fir jemand, der die Kluft nicht uͤber⸗ 
fah, in welcher die Bähmen ſich von der katholiſchen Kirche und 
dem roͤmiſchen Könige getrennt hatten, vorauszufagen, daß auch 
dieſer Verſuch einer Annäherung zwifchen Sigmund und den böhs 
mifchen Ständen ein vergeblicher ſeyn muͤſſe. Der Zaboritens 
Anführer Zizka und mehrere andere Häupter hatten zu fehr bie 
materielle Gewalt in Händen und waren zu gleicher Zeit zu ſehr 
der Verantwortlichkeit ihrer Thaten ſich bewußt, als baß-fie nicht 
Alles aufboten, jede Fridendanmäherung zurüdzuweifen, Ohne 
den Willen ber gefürchteten Taboriten = Häupter aber konnten we⸗ 
der die Prager noch bie Herrn, welche ſich vielleicht gern mit 
Sigmund verföhnt hätten, etwas thun. So mußte ber blutige, 
furchtbare Krieg weiter geführt werben, 

- Ehe die Huffiten ihre Waffen tiber die Grenzen Bohmens 
trugen, waren fie bedacht die wenigen feften Städte längs bem 
fächfifchen ‚Erzgebirge und im Süden bed Koͤnigreichs gegen 
Öftreich hin ſich zu unterwerfen. Indeſſen die Prager unter Ans 
führung des Johann von Zelau gegen bie erftern zogen, wandte 
fih Zizka mit den Zaboriten nach Mittag. Zwar koſtete es ben 
Dragern nicht fonderlich viel Mühe, auf ihrem Zuge die Kiöfter 
Duchs, Toͤplitz und Oſſek zu zerſtoͤren und die Stadt Bilin zu 
erobern 3°), aber bei ber Feſtung Brür, welche meißnifche Be: 
fagung hatte, fanden fie heftigen Widerfand, Daß ber Befehls: 
haber ber Feftung, Dietrich von Wigleben aus Thuͤringen, von 
ihren Drohungen, feine beiden gefangenen Söhne graufam zu 
ermorden, nicht erfchredt, die Mißhandlungen und Ermordungen 
einiger Deutfchen und mehrerer Nonnen durch Berbrennung ber 
in feiner Gewalt befindlichen Huffiten rächte, brachte die Prager 
zur größten Wuth, Sie beftürmten bie Stadt mit Kanonen, 
Schleudermaſchinen und Buͤchſen und würden fie auch genommen 


30) Continuat. Pulkavae p. 160. Palacky Annal. B. p. 46. 


120 Drittes Buch. Viertes Kapitel. 

haben, wäre nicht der meißniſche Markgraf Friedrich der Streit⸗ 
bare den Seinigen mit anſehnlicher Kriegsmacht zur Hülfe geeilt. 
Dem unerſchrockenen Kriegsvolke gegenüber ſchwand die magifche 
Gewalt der Huffiten. Die Meißner trieben die Feinde in bie 
Flucht, die mit Hinterlaffung ihres ganzen Heergeräthes fi) nach 
allen Richtungen zerftreutens erft Hinter den Mauern der huffitiz 
ſchen Städte Laun, Saas, Slan jenſeits ber Eger machten fie 
Halt und hielten fich bor den Verfolgungen der meißnifchen Reis 
terei fiher®t), 

Bu diefem Unfall, der die Prager betraf, kam noch ein ans 
berer bebeutenberer, welcher der huffitifchen Sache noch viel grö: 
fern Schaden bringen konnte. 

Indem die böhmifchen Stände noch in Ezaslau verfammelt 
waren und alle Verföhnungsvorfchläge Sigmund’s zuruͤckwieſen, 
fielen auf Betreiben des Königs endlich die Schlefier mit einem 
Heere von 20,000 Mann unter vierzehn fehlefifchen Herzogen, von 
Glag aus bei Nachod in Böhmen ein und verbreiteten von Zrautes 
nau bis Policza ihre Verheerungen und Verwuͤſtungen. Ber 
mit den Waffen in der Hand angetroffen warb, wurde ohne Barm: 
berzigfeit niebergemacht: aber auch wehrlofe Frauen und Kinder 
- wurden nicht verfehont. Vielen Knaben ward ber rechte Arm oder 
dad rechte Bein abgehauen, um fie für Eünftige Zeiten zum Krieg 
untauglich zu machen; andern wurden die Nafe und Ohren ab⸗ 
geſchnitten oder fie fonft verftümmelt?2), Die Böhmen konnten 

31) Ausführliche Berichte geben: Hager. Chr. 716 und Xheobald S. 276 fll. 
Letterer gibt als Zeit den Monat Auguſt an. Chronic. Boh. in Scr. rer. Boh. IT. 
p- 463. Sabbat. ante fest. S. Margarethae und die Flucht der Prager feria 
II. in die 8. Osvaldi (5. Xug9. Aen. Sylv.H. B. c. M. in feiner Art fpriht 
furz darüber, „Cum ad oppidug, cui Pons nomen est, et a Misnensibus 
possideretur, copias ducerent, otcurrentibus Saxonibus non andentibus 
congredi, redierunt.“ Continuat. Pulkarae p.161. Palacky Annal. B. p. 47. 
C£. Dlogose. lib. XI.-p. 428’sq. Tractat. de long. schismate 1. c. p. 106: 
„Incolae civitatis istius (Bruza velPons) ae ad protectionem D. D.Marchio- 
num Misnens. conferentes, ad civitatem suam milites armigeros ab ipsis 
dominis in subsidium accepermt. — Post haec Johannes Cziska — cum 
plaribus aliis — literas publicae diffidationis ipsis Marchionibus direxe- 
runt etc.“ . 

32) Zheobal S. 276. Lenſant I. 456 nad dem Breslauer Manuſcript 


Boͤhmens Unabhängigkeit unter Zijka's Heerfuͤhtung. 121 
diefe unmenſchlichen Grauſamkeiten, wozu ſie vorher ſelbſt das 
Beiſpiel gegeben hatten, nicht raͤchen, weil das ſchleſiſche Heer 
nach den angerichteten Verwuͤſtungen und veruͤbten Graͤuelthaten 
fich ſchnell wieder in die Heimath zuruckzog, und bald nachher 
von anderer Seite zahlreichere Feinde drohten. Als aber fpäter 
Czenko von Wartenberg und Kruffina von Lichtemburg im Be⸗ 
griff fanden an der Spige eines huſſitiſchen Heeres in Schlefien 
einzufallen, fo wendeten bie Schlefier die Verheerungszuͤge ihrer 
Zeinde dadurch ab, daß fie verfprachen bie vier Artifel annehmen 
zu wollen 22). Dieſes bewog die Böhmen Schlefien zu verfcho- 
nen, ba fie die Hoffnung hegten, an dieſer Provinz des böhmi- 
ſchen Reiches eine mächtige Stüge zu erhalten >*), 

Zizka hatte mittlerweile füblich von Tabor die Feftung Wod⸗ 
nian erobert und fi barauf gegen Raby gewendet, um auch bies 
fen feften Ort in feine Gewalt zu bringen, Indem er bei ber 
Belagerung hinter einem Baum fland, um von hier aus die Fe⸗ 
ſtungswerke zu befichtigen, warb ein Pfeil auf ihn abgefchoffen, 
der zwar nur einen Aſt traf, aber doch höchft verberblich für ihn 
wor, Denn ein Splitter von dem Pfeite fuhr dem Zijka in das 
geſunde Auge und verlegte ihn.in der Weife, daß er ungeachtet 
aller angewendeten Huͤlfe der Prager Ärzte: gänzlich erblinde⸗ 
te35), Denn auf dem andern Auge war er, wie früher angege⸗ 
ben, ſchon in feiner Jugend erblinbet. 

Der Verluſt ſchien Anfangs größer als er wirklich war, 


des Laurent. Brzezina. Doc. Geſch. von Breslau II... 359. Der Tractat. 
de long. schismate 1. c. p. 10% gibt. ein Schreiben des in Gzablau verfams 
melten Zandtags an die Schleſier, worin diefelben unter Drohungen von Krieg 
aufgefordert werden, von ihren Feindfeligfeiten gegen Böhmen abzulaffen. Ahn- 
liche Schreiben von gleihem Datum an die Meißner und Laufiger gibt Co- 
chlaeus bell. Hussit. üb. V. p. 198 sag. 

33) Doc. Geſch. von Breslau 1. ©. L. Brzezina’s Worte lauten: „Qui 
Gie Sälefier) literas dirigunt, quod cum Bodmis placidam inire volent con- 
‚cordiam.“ . 

34) Theobald 1. c. Curei Annal. Sil. p. 124. Pol Brest, Aunal. S. 200. 

35) Chronic. Boh. II. p. 463 (im Juli 1421): Cont.Pulkavae p. 160. 
Palacky Ann. p. 46. $ager. Ghr. 7008 u. 717°. Aen. Sylr. H. B. c. 4. 
Diugoss. hist. Pol. XI. p 438. . Y 


m Drittes Buch. Wiertes Kapitel. 
gigka's Name war hinreichend bie feindlichen Heere in die Flucht 
zu jagen und feine Taboriten in bie größte Kampfeswuth zu ver: 
feßen. Die gegen die Eger. vorrüdenden Meißner, welde ſchon 
bis Zaun ihre Streifzüge machten, zogen fi) auf die Nachricht 
von der Annäherung bed Zijfa ſchnell wieder tiber ihre Berge zu: 
th 36): und doch war ber blinde Taboriten= Anführer, damals 


noch an feinem Auge von heftigem Fieberſchmerz gequält, fo wer 


nig feiner felbft mächtig, daß er nur mit Hülfe feiner Umgebung 
ein Roß befteigen und fich darauf erhalten konnte. 

Darauf veranflalteten die böhmifchen Herrn einen aberma= 
ligen Landtag, der zu Kuttenberg??) (24. Sept.) gehalten, und 
faſt von fammtlichen größern Städten befhidt ward, Unter den 
Prager Abgeorbneten waren zwei Priefter, Iohann von Prfis 
bram und Procop von Pilfen. Die Berathungen bezwedten 
bauptfächlich bie Wiederherſtellung der Drbnung, Gefeglichkeit, 
bes Friedens in Böhmen. Um dieſe Wohlthaten dem Lande wies 
der zu gewinnen, erfannte man bie Nothwendigfeit einer geregel= 
tern Reglerung; denn bie 24 Directoren befaßen Feine durchgrei⸗ 
fende Auctorität und es herrſchte Feine befondere Einigkeit unter 
benfelben, ba fie den verfchiebenen Ständen entnommen, auch 
nur deren individuelle Intereffen berüdfichtigten. 

Da mittlerweile nach Ianger unb vieler Überlegung ber pol⸗ 
niſche König Wladislaus Jagello die ihm angebotene böhmifche 
Krone mit tabeinden Außerungen über den Abfall der Böhmen 
von ber Kirche auögefchlagen hatte, wohl hauptfählih aus 
dem Grund, weil damals fein Streit mit dem deutſchen Orden 
durch den Papft. entfchieden werben follte; fo mußter die Boͤh⸗ 
men darauf denken, eine andere Wahl vorzunehmen, Da fie 
immer ihre Haupthoffnungen auf die verwandten flavifchen Natio⸗ 
nalitäten richteten, vieleicht mit der entfernten Hinficht auf eine 
ſlaviſche Nationalkirche, fo beſchloß man dem Wetter des polnifchen 
Königs, dem Großfürften Witold von Kitthauen, bie böhmifche 


36) Hager. Chr. 7178, Theoba 277. 

37) Zheobald 278 nennt Böhmiſchbrod als Drt der Berfammlung am 
24. Sept. So auch Hagec. Chr: 717, welcher aber einen andern Landtag zu 
Kuttenberg S. 718 angibt. 


Boͤhmens Unabhängigkeit unter Zijka's Heerführung. 123 
Krone anzutragen durch eine feierliche Geſandtſchaft; bis von ihm 
aber eine Antwort eintreffe, befchloß man mittlerweile ſich in die 
Berfaflung zu ſetzen, buch Aushebung und Sammlung neuer 
Kriegsvoͤlker abermalige Angriffe Sigmund’s und feiner Verbuͤn⸗ 
beten mit Erfolg zuruͤckzuſchlagen *®), 
38) Diagoss. hist. Polon. lib. XI. p. 428sgq. 432u. 435. Contin. Pul- 
kavae p. 161. Palacky Annal. B. p. 47 ag. Bencss. Krab. p. 71. Thev- 
han S. 279. 


Fünttes Kapitel. 
8. Sigmund’s zweiter Kriegezug nach Böhmen. 1421. 





Mittlerweile in der erſten Hälfte deö Jahres 4421 dieſes in 
Böhmen vorging, war ber römifche König in Ungarn, wo er 
ſich damals aufhielt, nicht unthätig. Dreierlei befonders beſchaͤf⸗ 
tigte ihn: erftend den König Wladislaus von Polen dahin zu 
bewegen, baß er ſich weder felbft in die böhmifchen Angelegenhei⸗ 
ten mifchte noch feinen Verwandten, ben litthauifchen Fürften, er: 
laubte, daß fie irgend den Huffiten eine Unterftügung zuſchickten. 
Sodann mußte er die Türken, welche Ungarn bedrohten, von 
den Grenzen dieſes Reichs zuruͤcktreiben. Endlich bot er Alles 
auf, die beutfchen Reichsfürften zu einem neuen Zug nad) Böh: 
men zu bewegen, 

Da der Großfürft Witold von Litthauen ſich auf dad Ent: 
fhiedenfte gegen die Annahme des Breslauer Ausſpruchs, den 
Sigmund im Anfang des Jahres 1420 gegeben, erklärte und ber 
König von Polen auch feine Unzufriedenheit über die Entſcheidung 
ausſprach; fo war Feinesweges, wie man gehofft hatte, der Fries 
de zwifchen dem deutſchen Orden und ben Jagellonen vermittelt, 
Im Gegentheil fteigerte fi täglich die feindliche Stimmung der 
legtern gegen ben erftern. Im Sommer 1420 brach wirklich der 
Krieg von neuem aus, obwohl kurz vorher noch Sigmund ſich 
bemüht hatte, die obwaltenden Mißhelligkeiten und Irrungen, 
welche den Frieden nicht wurzeln ließen, durch feinen Bevollmaͤch⸗ 
tigten, den Kämmerer Konrad von Weinsberg, zu befeitigen 1). 

4) Schreiben des römifhen Königs an den König von Polen d. d. „In 


Sigmund's zweiter Kriegezug nach Böhmen. 125 
Nur mit großer Mühe gelang es abermald eine Waffenruhe auf 
ein Jahr zu vermitteln 2), 

Richt wenig mußte es ben römifchen König verlegen, daß 
der König von Polen nunmehr den Papft ald Schiedsrichter auf⸗ 
zief und diefer die Sache annahm. Wladislaus Jagello wußte 
Papſt Martin V gleich fo fehr in fein Intereſſe zu ziehen, daß 
berfelbe in einer Bulle dem Hochmeifter gebot, den Waffenſtill⸗ 
fland auf das Puͤnctlichſte zu beobachten und verſprach, noch vor 
Schluß des Jahres 4420 des Königs Wiadislaus Beſchwerden, 
daß König Sigmund „nichtig, ungerecht und ärgerlich entfchieden 
babe” unterfuchen zu laſſen und fodenn ben Zrieben zu vermits 
teln®). Es verlangte die Ehre des roͤmiſchen Königs, daß er 
dem Papfle die ernftlichfe Mahnung zukommen ließ, an dem 
Breslauer Spruch nichts zum Nachtheil des Ordens zu ändern *), 

Außerdem daß ſich auch die deutſchen Reichäftrften in einem 
eindringlihen Schreiben an den Papft für bie Aufrechthaltung bes 
Breslauer Spruchs ausſprachen, ſchrieb auch ber römifche König 
von neuem dem Papfte auf das Nachdruͤcllichſte gegen eine aber- 
malige Vornahme der Sache: „Er koͤnne fich nicht genug wuns 
dern, wie der König von Polen mit Witold e8 wage, gegen ſei⸗ 
men fehiebörichterlichen Ausſpruch am roͤmiſchen Hofe eine fo un 
angemeffene Klage zu führen und ſich ertühne, nicht nur feine, 
ſondern auch des Papfted Ehre fo ſchwer zu verlegen, zumal ba 
ex beim Ausfpruche ſowohl dem Rathe ber päpftlichen Begaten, als 
dem ber Kurfürften und der Furſten wie auch der Großen von Uns 


\ 
castro nostro Pragensi in die Jacobi“ (25. Juli) und das Beglaubigungsfähreis 
ben Sigmund’s von demfelben Datum für Konrad von Weinsberg: beide aus dem 
d. DOrdendarhiv bei Boigt Geſch. Preuff. VII. S. 379. 

2) Boigt a. a. D. 381. 

3) Die päpftliche Bulle d. d. Florentiae 3, Sept. 1420 im d. Drdendar ⸗ 
dio bei Woigt 381. gl. Raynald Ann. eocles. an. 1420. ur. 12. Mit Redt 
bemerkt Boigt: Es ift ein Mißverſtändniß dieſer Bulle, wenn Kotebue (Preuß. 
Seid.) Bd. I. S. 197 behauptet, der Papft felbft habe den Ausſpruch des 
roͤmiſchen Königs „nichtig, ungereht, Argernif gebend und anmaplih audger 
forodpen” genannt. 

4) Schreiben Konrad's v. Weindberg an den Hochmeiſter d. d. Neuenburg 
Mont. n. Lucie 1420. Soigt VII 383. 


1% ° Drittes Buch. SBünftes Kapitel, 

garn und Böhmen gefolgt ſey und Alles fid) auf bie Einficht und 
Beweisgruͤnde der Briefe und Urkunden des Königs felbft, Wis 
told's und deren Vorfahren ſtiche; ex habe in Allem nur nach 
firengfter Gewiffenhaftigkeit und Gerechtigkeit geurtheilt unb müffe 
bemnad) Seine Heiligkeit, den Papft, aufs Dringendſte bitten, in 
Büdficht auf die gehandhabte Gerechtigkeit, des Königs und Wi⸗ 
tolb’8 Sachwaltern weiter Fein Gehör zu geben und ihnen Still⸗ 
ſchweigen zu gebieten, zugleich aber auch den rechtmäßig getha⸗ 
nen Spruch in Rüdficht auf feine Ehre und Gerechtigkeit feiner 
Seits zu befätigen®). 

Diefed Schreiben blieb nicht ganz erfolglos. Der Papft 
wagte nicht den fo beſtinnut gegebenen Erklaͤrungen bed römifchen 
Königs entgegen ben Proceß ald in einer höheren Inflanz vors 
nehmen zu laſſen. Erſt nachdem er einige Monate die: Sache 
ganz liegen gelafien, ließ ex, von dem polnifchen König gedrängt, 
durch einen Cardinal eine Art von Revifion bed Rechtsſtreites vor⸗ 
nehmen (im März 1421), doch gab er zugleich die Erklärung ab: 
„ex wolle im Streit keinesweges als Richter verfahren, ſondern 
fobald er die Rechte beider Theile kennen gelernt und geprüft, auf 
irgend ein Mittel denken, wie ber Friede zu bewirken fey *).“ 

Diefer Erklärung gemäß ging des Papftes Hauptbeflreben 
in ber Sache dahin, eine verlängerte Waffenruhe unter den Streis 
tenden zu Stande zu bringen, was ihm jeboch keinesweges ges 
lang, da beſonders der kriegeriſche Großfürft von Litthauen bes 
beutende Kriegsanftalten zur Erneuerung der Beinbfeligkeiten ges 
troffen und ber König von. Polen ein Buͤndniß zur Bekriegung 
des Ordens mit dem Kurfärften von Brandenburg gefchloffen 
hatte 72). 

Die Berufung an ben Papft, welche biefer nicht ganz zu= 
ruͤckgewieſen hatte, verlegte den römifchen König fehr: im fol- 
genden Jahre appellixte er an ben beffer zu unterrichtenden Papft 
und verbot zugleich dem Orden fich irgend über bie Sache mit dem 


5) Das Göäreiben des roͤm. Königs an ben Papft (ohne Datum) im Aus- 
zug mitgetheilt bei Boigt a. a. D. S. 384. 

6) Boigt S. 386. 

7°) Boigt &. 386 — 390. 


Sigmund’s zweiter Kriegtzug nach Böhmen. 177 
päpftlichen Nuntius einzulaffen. Auch brachte er es endlich bei 
Martin V dahin, daß / dieſer verfprach nichts wider Wiffen und 
Willen des Königs vorzunehmen, welchem Verſprechen ex doch 
nicht genau nachkam? b), 

Warum aber weber ber roͤmiſche König dem Breslauer Aus: 
ſpruch Nachdruck geben, noch der Papft der an ihn ergangenen 
Appellation Folge leiften Tonnte, dieſe Frage findet ihre Beant⸗ 
wortung in ben damaligen Verhältniffen, in welchen beide Ober: 
haͤupter der Chriftenheit zu Böhmen fanden, Verfuhr man hier 
in den zarten Beziehungen, in denen Sigmund wie Martin V 
gegen Polen fand, nicht mit aller möglichen Schonung; fo 
konnte durch Wladislaus Jagello an den Flammen des boͤhmi⸗ 
ſchen Huſſiten⸗ Aufſtandes ein Brand entzündet werben, den zu 
loͤſchen weder bes roͤmiſchen Königs noch bed Papſtes Kräfte aus⸗ 
reichten, 

Die Huffiten, wohl einfehend, wie wichtig ihnen Hülfe vom 
Polen aus fey, hatten ſchon gegen Ende des Jahres 1420 dem 
Wladislaus Jagello die boͤhmiſche Krone durch eine feierliche Ges 
ſandtſchaft, an deren Spige Heinrich von Waldſtein fland, an- 
bieten lafjen, und ihm zugleich in Ausſicht geftellt, daß er mit 
Hülfe der Böhmen um fo leichter feinen Feind, den deutſchen Ors 
ben, werde befiegen können ®). Anfangs wies ber polnifche Koͤ⸗ 
nig das lockende Anerbieten nicht ganz von ſich. Indem er uns 
ter der Hand die Sache der Huffiten förderte, um biefelbe zu feis 
nen Zweden gegen König Sigmund und ben Orden zu. benus 
gen ®), zog er feine endliche Entfchließung Über die Annahme der 
ihm dargebotenen Krone in bie Länge. Sigmund ließ es nicht 
an Aufforderungen, die er ihm zufendete, fehlen, fich nicht mit 
Ketzern zu verbinden 19): auch ber Papft hat ohne Zweiſel Bit: 

* 


76) Boigt ©. 399 fü. ©. 427 u. ©. 429 fü. 
&) Diugoss. hist. Polon. I. p.432sq. Kojalowicz hist. Lithnan. p. 110. 
9) Sqreiben des römiſchen Königs an den Hohmeifter d. d. Prefburg 
Samstag nad; Margaretja 1421 bei Boigt S. 393. Windel c. 87. p. 1144. 
10) Windel 1. c. Auch Witon, der Großfärft von Litthauen, wurde auf⸗ 
gefordert den Hufften Beinen Weiftand zu leiſten. Doch rüftete er heimlich für 
fie, wie der Brief? des Drdensmarſchalls von Livland an den Hodmeifter des 


128 Drittes Buch. Fuͤnftes Kapitel. 

ten und Drohungen angewendet, ben König von den Huffiten zu 
entfernen. Wladislaus, der bedenken mochte, wie er durch bie 
offenbare Vereinigung mit erflärten Kegern in eine mißliche Stel: 
kung, der Kirche gegenüber, Tommen koͤnnte; wie bann Ungarn, 
das roͤmiſche Reich, ber deutſche Orden ihre Streitkräfte gegen 
ihn vereinigen möchten, war fo Hug, nach mehrern darüber ge: 
baltenen Reichötagen die angebotene böhmifche Krone abzulehnen 
(14, Det. 1420), Um jedoch die in Ausficht gehabten Vortheile 
für Polen nicht ganz zu verfcherzen, wies er ohne Zweifel bie 
Huffiten darauf hin, aus ben litthauifchen Iagellonen, feinen 
Bettern, ſich einen Fürften zu wählen. Es war daher auch ganz 
natürlich, daß Königs Sigmund Anfinnen, daß der polnifche Koͤ— 
nig die Böhmen zum Gehorfam gegen ihren angebornen König 
aufforbdere und gegen die Widerfpenftigen ein Huͤlfsheer zur Ber 
kriegung fende, abgefchlagen wurde. Wladislaus wollte nur hel⸗ 
fen, wenn er Schlefien abgetreten befäme 11), 

Indem ber polnifch = beutfche Orbens = Streit noch immer in 
der Schwebe war, und die Böhmen von ihren öftlichen flavifchen 
Brüdern kraͤftige Unterftügung erwarteten, war König Sigmund 
in feinem Reiche Ungarn vielfach befchäftigt, die Feinde im St: 
den, die Benetianer in Dalmatien, die Türken in Siebenbürgen, 
in ihren fiegreichen Fortſchritten aufzuhalten. Won Mähren aus, 
wo er in den erften Monaten des Jahres 1421 zu Chremfier, Nis 
colspurg, Inaym, Olmuͤtz, Brünn 12) verweilte, begab er fi 
im Mai nad) Ungarn. Anfänglich nahm er an ber Grenze, gegen 
Mähren und Polen, zu Trentſchin 13), feinen Aufenthalt, um 
die Unterhandlungen mit ben Böhmen und ben Polen raſcher zu 


d. Ordens d. d. Riga 9. Aug. 1421 angibt. Index Corp. hist. dipl Livon., 
Esthon. et Caroniae I. p. 224. In fpätern Sqhreiben deffeiben Ordensmar ⸗ 
ſchalls (d. d. Riga 25. u. 20. Aug. 1421) an den Hodmeifter und an den römi« 
fen König wird darüber Bericht erftattet, daß an den Großfürften Witold die 
Anfrage auf Sigmund’s Befehl geftellt worden, ob er den böhmifhen Huffiten 
beiſtehen werde. Index. cit. p. 225. 

11) Bel. Engel Geſch. d. Ungt. Reiches II. S. 301. 

12) ©. im Anh, die Regeften. “ 

13) S. im Anh. die Regeſten. 


. 


Stgmund’® zweiter Kriegezug nad) Vöhmen. 129 
betreiben, Sobann aber begab er ſich nach Preburg 1%), um von 
bier aus eines Theil Die Kriegsanftalten gegen die Türken zu betrei⸗ 
ben15), andern Theils die oͤſtreichiſchen Hergage und bie andern deut⸗ 
ſchen Reichsfürften zum neuen Kriegszug gegen Böhmen aufzurufen. 
Im Jahre 1421 fielen die Osmanen unvermuthet in Siebenbür= 
gen (dad Winzlanb) ein, plünderten und zerftörten Die Kloͤſter und 
überrumpelten die Hauptftabt Kronflabt, woraus fie felbft ben 
Magiſtrat mit dem Judex Curiae gefangen wegführten (im Juni). 
Sigmund eilte ſchnell zur Huͤlfe herbei mit den ungrifchen Ban⸗ 
derien. Am 4. Juli war er zu Mühlenbach; bie umfaffenden 
Kriegsanftalten, wornach der dritte Edelmann und ber zehnte 
Bauer Siebenbiirgens mit dem König unter bie Waffen treten 
mußte, verfammelten ein großes Heer, vor dem bie Türken ſich 
zuruckzogen und ber Woiwode Dan (Daniel) von ber Walachei 
unterwarf fich wieber der ungriſchen Oberhoheit 10). Darauf 
warb ein fünfjähriger Waffenftillftand zwiſchen Sigmund und dem 
Sultan Murad abgefhloffen 17). Legterer wandte fi ſodann 
(1422) zur Belagerung Eonſtantinopels: erfterer aber wieder ur 
Bektiegung der ‚Huffiten,. 

Schon im Maͤrz 1421 war von ben geiftlichen Kurfuͤrſten 
in Boppart ein Tag gehalten worben 1®) zur Berathung über die 
huſſitiſche Kegerei, wie von neuem ein Zug zur Ausrottung der⸗ 
felben unternommen werben koͤnnte. Man kam dahin überein, 
eine Gefandtfchaft nach Ungatn zum roͤmiſchen König zu ſchicken, 
ihn zur ‚Haltung eines Reichstags zu Regensburg zu bewegen, 
Da aber der König trog feiner anfänglichen Bufage nicht nach 
Deutfchland herausfommen Fonnte, wurde ber Reichstag auf eis 
nige Wochen fpäter (im April) nach Nürnberg auögefchrieben ?), 

14) S, im Anh. die Regeften, 

15) Windet c. 89. m i146. Ba. Engel 1. c. ©. 302. 

16) Thwrocz Chronic, P. IV. c. 17. Schwandtner Scriptt. rer. Hung. 
T.1. p. 886. .Katona hist. crit. Reg, Hung. XII. p. 373. Gngel Wella, 
Geſch. ©. 165. Bol. Feßler Geſch. d. Ungern IV. S. 366 fl. 

17) v. Hammer Döman, Geh. 1. S. 401. Engel Geſch. d, Ungr. R. I. 
S. 302. 

18) Bal. Häberlin R. Hiſtorie V. 306. 

19) Winde c. 89. p. 1145: „Alſo der konige beſchaiden was — gein Nez 

Ahbach F. Sigmund, II. .9 


10 Drittes Buch. Fhnftes Kapitel, 
‚Bier erſchienen zur beſtinunten Zeit außer den rheiniſchen Kurfür⸗ 
ſten, die Pfaljgrafen und Herzoge von Bayern, die Herzoge von 
Cleve und Berg, die evollmächtigten Räthe ber Herzoge von 
Brabant, Savoyen und Holland, zwei Grafen von Raflau, der 
Markgraf von Baden und viele Grafen, Herrn und Ritter aus 
Franken, Bayern, Schwaben und ben Rheinlanden, wie auch 
die Abgeordneten der meiften Reichöftäbte. Auch ein päpftlicher 
Legat und der Patriarch von Friaul oder Aquileja wohnten ber 
Verſammlung bei, Nach vergeblichem vierzehntägigen Warten 
auf die Anfunft des Koͤnigs waren die Berfammelten hoͤchſt uns 
zufrieden über deſſen Ausbleiben 2°). Sie ließen ihren Unwillen 
laut gegen feine Räthe, den Bifhof Georg von Paſſau, den 
Markgrafen Bernhard von Baden und ben Grafen Ludwig von 
Öttingen aus. Nur mit Mühe gelang es diefen die Berfammlung 
zu irgend einem Befchluffe zu bewegen. Nachdem man nochmals 
vergeblich eine Botfchaft nach Ungarn gefendet hatte, den König 
zum Beſuch des Reichstags in Perfon einzuladen, fo brachten es 
die geiftlichen Fürften und die koͤniglichen Räthe doch dahin, daß 
die Reichöftände, worunter außer den in Nürnberg verfammelten 
auch bie brandenburgifchen, ſaͤchſiſchen und thuͤringiſchen waren 
und 86 Reichsſtaͤdte 2"), verſprachen gegen Mitte Auguft mit ih: 
rem reifigen Volke im Zelde gegen die Huffiten zufammenzufom: 
men. Um biefe Zeit verfprach der römifche König, auch mit feis 
ven Ungarn und andern Hülfsoölfern in Böhmen einzutreffen 22). 
In einer befondern Bereinigung, welche bie rheinifchen Kurs 

fürfen (am 23. April) zu Nürnberg mit einander abfchloffen, 
verbanden ſich dieſelben, bem König nyr vereinigt, nicht aber eins 
zeln gegen die Huffiten zu helfen 22). 
genfpurg zu kommen — Das geſchach nit: alfo wart ein ander tag gemacht vnd 
auf gelait von den kurfürſten gein Rürnberg zu Lommen drei Wochen nach DOfkern,” 

20) Herman, Corner. Chr. p. 1248. „Sigismundus R. R. protunc an- 
geristus a Turcis — pront literae auae excmsationis Prineipibus etc. in Nu- 
renberga protunc congregatis — clare ostendebat.“ 

21) Boigt Gef. Preuff, VU. 394 nad archivaliſchen Quellen. 

22) Windel a. a. D. Das koͤnigliche Aufgebot d. d. Presburg 23. Iuli 
1421. Buchner VI. 242. (Das. Iadr 1420 ift dafelbft falſch.) 

33) Gaden IV. 130. 


Sigmund's ziveiter Kriegszug nach Bähmen. 131 

Auch von andern Seiten ſollten große Streitkräfte um biefe 

Beit gegen bie Huffiten in Böhmen eintreffen. Die laufig’fhen 
Städte.und Landfchaften wie bie Herzoge und Herrſchaften von 
Schleſien waren zum Kriegszug und zur Landes vertheidigung aufs 
geboten, Ebenſo auch die maͤhriſchen Staͤnde 22). Den deut⸗ 
ſchen Orden hatte der roͤmiſche König veranlaßt große Anſtrengun⸗ 
gen zu machen und eine impofante Kriegsmacht an den polnifchen 
Grenzen aufzuftelen, um bie Jagellonen im Schach zu halten =>), 
Beſonders aber rechnete Sigmund auf die wirkſame Huͤlfe 

des öffreichifchen Herzogs Albrecht. Schon in der erften Haͤlfte 
des Jahrs 4421 hatte er ſich unmittelbar aus Mähren nad) Oftreich 
begeben. Am 24, März belehnte er zu Seefeld den Herzog mit 


den Öfheichifcpen Provinzen, beftätigte ihm und feinen Nachtem, 


men alle alten: Rechte und Freiheiten 26) und flellte zugleich eine 
Urkunde aus 27), daß einige bei- der Belehrung unterlaſſen⸗ 
Feierlichkeiten den Privilegien des oͤſtreichiſchen berzogthums nicht 
zum Nachtheil gereichen ſollten. 

Obwohl ſchon ſeit laͤngerer Zeit der Herzog Albrecht zum 
kunftigen Schwiegerſohn des roͤmiſchen Koͤnigs erforen, und die 
Berlobung in Urkunden ausgeſprochen und von fuͤrſtlichen Perſo⸗ 
nen verbuͤrgt worden, ſo war bei dem wankelmuͤthigen Sinne 
Sigmund's und der großen. Jugend ber Prinzeffin (fie war im 
Jahr 1421 erft zwölf Jahre alt) doc, keinesweges es fidher, daß 
Albrecht fie zur Gemahlin erhielt, “ Sigmund’s Räthe waren auch 
anderer. Meinung: fie wollten bie Verheirathung der Prinzeffin 
zu einer vortheilhaftern politifchen Gombination benutzt haben, 
Kinige riethen dazu fie an ben Sohn des Großfultans zu verhei⸗ 
sathen, und auf dieſe Weiſe die fo gefährlichen Nachbaren, bie 

24) Die Aufrufe an Mähren und die oberfauflger Städte {m Jui 12215 
f. im Anh. die Regeften. 

35) Rach zwei Schreiben des roͤmiſchen Königs an den Hocmeifter des 
% Drdens d. d. Preßburg Mitwoch vor und Samſtag nad Margaretha 1421 und 
fine an den Gardinallegaten Branda d.d. Pesonüi XVII. Jul, 1421, bei Boigt 
a. a. D. 

25) Gerbert Monument. Aug. Dom. Austr. III. p. 28 in anctario. 


27) Kurz &. Abreht II. 20. I p- 86, Glmmtlge Dei urhamnen fud 
detitt: Seweld II. feria Festi Pasche. 


9* 





132 ' Drittes Buch. Junftes Kaplte. 
Hinten, den Ungarn zu Brennden zu gewinnen; andere meinten, 
megen bed böhmifchen Krieges ſey es kluͤger, fie bem Herzog 
Sigmund, dem Neffen des Sroßfürften Wittold von Litthauen, 
zur Gemahlin zu geben, wodurch die Polen und Litthauer ganz 
von ihrer Verbindung mit den Huffiten abgezogen wuͤrden ?®), 
Nach reiflicher Überlegung fand Sigmund, daß es nicht une 
am ehrenvollften. für ihn fey, fein gegebenes Wort dem. Herzog 
Albrecht zu halten, fonbern baß ihm auch aus der Verbindung mit 
dem oͤſtreichiſchen Herzog in vielfacher Hinficht der größte Wortheil 
erwachſe. Bor -allen Dingen Üiberfah er nicht, wie wichtig ihm 
deſſen Huͤlfe zur Bekriegung ber aufrührifchen Böhmen war. 
Man kam daher vorläufig Aber die Bedingungen überein, 
unter melden der ‚Herzog die Prinzeffin Elifabeth zur Gemahlin 
erhalten ſollte. Deßhalb kam Albrecht mit dem roͤmiſchen König 
im September in Preßburg zufammen, um ſich über alle Pumete 


ſchneller zu verflänbigen 2°). Der Prinzeffin Ausfteuer und bes 


Herzogs Widerlage wurde auf 100,000 Ducaten feftgefegt und 
letztere von Albrecht fogleich hinterlegt. Für des Herzogs Kriegs: 
often im vorhergehenden Jahre gegen bie Huffiten wurben ihm 
vom König als Erſatz 200,000 Ducaten angewiefen, anflatt wels 
cher Summe aber Sigmund dem Herzog fünf feſte Städte in 
Mähren (Bubwig, Iglau, Jemniez, Inaym und Boharlicz) 
verpfändete, Dagegen mußte Albrecht noch 60,000 Ducaten dem 
König in zwei Terminen baar herauszuzahlen verſprechen, wo: 
durch ber geldbeduͤrftige Fuͤrſt für die Kriegsruͤſtungen gegen bie 
Huſſiten einige Mittel in die Hände erhielt 20), 

Neben dem Heirathsvertrag wurde aber auch ein Buͤndniß 
gegen bie Huffiten abgefchloffen. Darin macht ſich Albrecht ans 
heiſchig, nad) ganzem Vermögen und mit allen Kräften dem Koͤ— 


28) Winde c. 89. p.1146: „In derfelben weile meinten eins teils des konigs 
tete, man folte die Jungfrawen geben des kaiſers der Dorden ſune. Etlich meins 
ten, Herzog Sigmund des Wittolts ſweſter fune, der dornad den Huffen zu 
hilffe riet.“ 

29) Windeck lc 

30) Die Urkunden Gigmund’s und Albrecht's find datirt: Prefburg 28. Sept. 
1421. Gerbert Mon. Dom. Austr. III. P. I. p. 23sq. Kurz a.a. D,@,37. 


Sigmumd's zweiter Kriegtzug nach Wöhmen. 133 
nige gegen die ketzeriſchen und rebelliſchen Boͤhmen beizuſtehen, wo⸗ 
für ihm die genannten Schloͤſſer und Städte in Böhmen und Naͤh⸗ 
en pfanbweife eingeräumt worden, Fuͤr die Hülfelelflung ver⸗ 
fpricht ihm der König alle Eroberungen, die derfelbe mit feinen 
eigenen Leuten in den aufrührerifchen Landen mache, eben in fol- 
her Weiſe zu belaffen, im alle fie Ianbeöfürftlich feyen: wären 
fie dad nicht, fo dürfe er fie eigen und erblich behalten ober fie 
nach Belieben veräußern: nur müßten fie landesfuͤrſtliche Lehen. 
bleiben. Wären die Eroberungen geiftliche Güter, fo müßten fie 
der Kirche wieber zurlietgegeben werben, aber ber Herzog blieb 
Vogt darüber. Obwohl dem Herzog große Befugniſſe und wich⸗ 
tige Borrechte in Böhmen und Mähren eingeräumt wurden, fo 
erhielt er doch Feine Vollmacht felbftändig zu handeln: er mußte 
überall Über ſich die Bönigliche Gewalt erkennen und ausdrücklich 
war in dem Bundeövertrag feftgefegt, daß ohne bie koͤnigliche Ein⸗ 
willigung fi) der Herzog mit den Huffiten in Feine Unterhandlung, 
in feinen Friedensſchluß einlaffen duͤrfe 2), Vorerſt aber ertheilte 
der König dem Herzog die Vollmacht die reumüthigen Ketzer, 
welche ihre Irrthuͤmer abſchwoͤren würden, zu Gnaden aufneh⸗ 
men zu duͤrfen 22). 

Eine weitere Übereinkunft über Schutz und Beiſtand, welche 
fie ihren beiderfeitigen Nachkommen gewähren wollten, ferner 
eine andere über die Erziehung der Söhne, bie etwa dem Herzog 
geboren würden, an dem Hofe in Ofen, wurde an bemfelben 
Tage noch gefchloffen und darlıber foͤrmliche Urkunden befiegelt °2). 

Sobann ſetzte der roͤmiſche König in einer andern Urkunde, 
welche er ald eine. tefiamentarifche Verfügung bezeichnete (am 
28. Sept.), flır feine Tochter Elifabeth feſt: Mit Wiſſen und Wil: 
Ien feiner Räthe und der Großen feines Reiches beftimme er die 
genannte Prinzeffin zur Erbin der Königreiche Ungarn und Böhs 
men. Sie follte Macht und Gewalt haben, wenn fie feinen 
männlichen Leibeserben erzielte, fondern nur eine ober mehrere 


31) Der Vertrag bei Kurz a. a. D. S. 39 u. Beilage n. XX. ©. 321. 
Er ift datirt Preßdurg 28. Sept. 1421. 

32) Kurz a. a, D. S. 43. Die fit. d. d. Posoni IV. 0. 121. 

33) Kurz a. a. D. S. 4 fl. Die Urt, d. d. Prefburg 28. Sept. 1421. 


1° Drittes Bu. Ehnfees Kapitel. 

Toͤchter, zwiſchen den Reichen Ungarn und Böhmen zu wählen 
und bes gewählten Landes in ber Weiſe mächtig feyn, daß es ihr 
ganz zugehöre und fie e8 auf ihre weibliche Nachkommenſchaft 
vererben koͤnnte >*), 

Ungeachtet der vielen Verträge, welche Sigmund mit Herzog 
Albrecht abſchloß, fand die Wermählung deſſelben mit ber Prins 
zeſſin Cliſabeth (wahrſcheinlich wegen ihrer großen Jugend) erſt 
im folgenden Jahre (10. April 1422) ſtatt 28). 

Während dieſer Unterhandlungen und dem Abſchluſſe dieſer 
Bertraͤge zwiſchen Sigmund und Albrecht war zur beſtimmten 
Zeit auf Bartholomaͤustag an ber Grenze Boͤhmens das Reichs⸗ 
heer verſammelt. Richt bloß der roͤmiſche Koͤnig und die geiſtli⸗ 
chen Kurfuͤrſten hatten dieſen Zug zu Stande gebracht, ſondern 
auch der Papſt, der durch wiederholte Aufforderungen die recht⸗ 
glaͤubigen Firſten und Voͤlker zu einem Kreuzzug gegen bie ketze⸗ 
riſchen Huffiten aufrief*°), Das regelmäßige Heer, welches die 
deutſchen Fuͤrſten zufammengebracht hatten, beftand aus achtzig⸗ 
taufenb Mann °?): eine nicht viel geringere Zahl firömten als 
freiwillige Kämpfer für den wahren Glauben herbei, 

Buerft brachen in Böhmen ein die Markgrafen von Meiffen: 
fie trieben die huſſitiſchen Beſatzungen aus Commotau und Cadan 
und belagerten fobann Bilin 3°), 

Sobald die Prager Nachricht von dem Heranruͤcken der Meiß⸗ 
ner und Thüringer erhielten, fanbten fie einige taufend Bewaff⸗ 
nete gegen fie ab; Jedoch drohte bald von einer andern Seite 
größere Gefahr. Das Hauptheer der deutſchen Reichsftände, wo⸗ 
bei die drei geiſtlichen Kurfürften perfönlich zugegen waren, drang 
über Eger gegen Prag vor, in der Erwartung, daß Sigmund 

39) Sigmund’ lebtwillige Verfügung vom 28. Sept. 1421. bei Pray i hist. 
Reg. IE. p. 24. 

35) Gerbert I. c. p. 100 sq.“ Eberndorfer Chr. Austr. p. 851. Chro- 
mio. Meilicens. bei,Pez1. p. 284. — Conspect. hist. Univers. Vienn. p. 121. 
Kurz a. 0. D. 8.48. f 

36) Hager. Chr. S. 718. . Herman. Corner. Chronic. p. 1249. 

37) Windeck c. 89. p. 1146. gibt über Hunderttaufend Wann an. 

38) Chronic. Boh. in Scriptt. rer. :Boh. II. 463. veget. Er. ©; 718 
Herman. Corter. Chr. 1. c. 


Sigmund's zweiter Kriegezug nad) Böhmen. 135 


gleichzeitig von Mähren und Schlefien, Albrecht von Oſtreich ber, 
bie Angriffe des beutfchen Reichsheeres unterflügten *%), Schon 
waren bie Deutfchen bis in die Nähe von Saat gekommen (Mitte 
September), und Sigmund, der bamald von einem Zug gegen 
bie Türken nad) Prefburg zuruͤckgekehrt war, fuchte.cifrigft noch 
daſelbſt um bie Huͤlfe der Oſteeicher nach. Darüber verfloß bie 
koſtbare Zeit: bie Böhmen konnten fich rüften und die vereinzels 
ten Angriffe zuruͤckſchlagen: die Deutfihen aber verloren bie Ge⸗ 
duld und den Muth, weil ber römifche König nicht wie ex vers 
ſprochen zur vechten Zeit mit den Ungarn und feinen andern 
Kriegsvoͤlkern eingetroffen war, 

Nachdem das beutfche Meichöheer ſich um Saatz verfammmelt, 
die Umgegend mit Feuer und Schwert vermäftet, alle gefangenen 
Huffiten graufam niebergemacht odet verbrannt, ſechsmal vergeb⸗ 
lich dad nur mit einer nicht fehr zahlreichen Befagung verfehene 
Saatz beftürmt hatte, glaubte es feiner Pflicht ein Genüge ges 
leiſet zu haben+), Auf die Nachricht, daß Ziffa, der blinde 
Xaboritenführer, und bie Prager im Anzug feyen, waren fie fos 





R) Winded c. %. p. 1146: „„X1fo hatte ſich der Herzog Albrecht vorſchri. 
ben und vorbunden gegen ben Purfürften, in das velt gein Beheim zu. komen, 
auf ſ. Berteimee tage, vnd auch alfo die fürften aus der Sleſien, der biſchoff von 
Moſſen, Herzog Neinbolt, Herzog Hans von Sachſen, Herzog zu Kempte, da 
vor vnd nad) gaben fie dem konig die Schuld.“ Aen. Sylv. Hist. Boh. 0.40: 
„Sigismnndus electoribus diem statuit, ut in celebritate 8. Bartholomact 
ad oceidentalem plagam Bohemiam cuin copiis ingrederentur, ipse ad, orien- 
tale latus cum Hungarorum exercitu aggressurus. Venere Moguntiaus Ar- 
dhiep. et Coloniensis, Comes Palat.. Rheni, Saxoniae duoes, Marchio Bran- 
denburg, et plurimi ex Alemania pontifices, caeteri suos misere. .Castra- 
metati ad oppidum Sozium, mupitissimum locum.“ gl, Häberlin R. 9. V. 
©. 307 fi. 

30) Aen. Sylv. . c. „Sozium — expugnare non potuere. Vastatus 
„&t undique per circuitum ager, continuata obsidia ad festum wegue 8, Galli 
tamgue soluta, cum Sigismundus ad praemissum diem non adesset.““ Vor ⸗ 
nugli ausfũhtlich Herman. Corner. Chronic. p. 1249. Dlogoss. hist. Pol. 
kb. XI. p.442. Chronic. Austriao. bei Pez Scriptt. I. p. 732. Chronic. En- 
gelhtsii Contin. bei Mencken. Script, rer. G. T. I. p. 1. - Trithem. Chr. 
p- 366. Chronic. Elwangense bei Freher. Scriptt. ren G. I. 68%. Diugoss. 
hist, Polon. I.-lib. XI. p. 441. B 


1% Deittes Buch. Bünftes Kapitel. 

‚gleich auf: bie Flucht bedacht. Beſchoͤnigung derfelben war einiger 
Mangel an Lebensmitteln und das Ausbleiben des roͤmiſchen Koͤ— 
nigs. Am 2. October fon, alfo einige Wochen nach ihrem Ein= 
Fall in Böhmen, fledten die Deutfchen ihre Strohhütten vor 
Saatz, die ihnen ald Zelte gedient, in Brand und hoben die Ber 
lagerung auf. erfolgt von den nachziehenben Böhmen unter 
Zizka's Anführung, Tehrten fie eiligſt mit Schimpf und Schande 
bebedt auf dem Wege, auf welchem fie gelommen waren, in 
ihre Heimath zuruͤck? i). 

Da Sigmund ſchon mit einer großen Heeresmacht aus Un: 
garn nach Mähren vorrudte, fo war abermals der Augenblid ge: 
‚meinfamen Handelns verſaͤumt. Das beutfche Reichöheer, wel 
ches nicht die Geduld und Ausdauer hatte, auf Sigmund einige 
Wochen länger als beſtimmt war, zu warten, trägt nicht weniger 
Schuld an dem fehlechten Erfolge der Kriegäführung als Sig: 
mund, ber feine Rüflungen nicht zeitig genug beendigt hatte und 
die Hülfe des oͤſtreichiſchen Herzogs erft Ende September zugefagt 
erhielt, Auch mögen die abweichenden Meinungen ber böhmis 
ſchen, ungarifchen, beutfchen Räthe den König in feinen Ent⸗ 
ſchluͤſſen und in feinem Handeln unficher gemacht haben. - Indem 
die boͤhmiſchen Raͤthe immer dahin arbeiteten, daß der König durch 
Unterhandlungen mit dem boͤhmiſchen Adel und den Stäbten, 
welche beide Stände den Taboriten nicht fehr zugethan waren, die 
verlorene Krone wieder erhielte und biefen Weg als den einzigen, 
der Erfolg verfpräche, anriethen *2), drangen bie ungarifchen und 
deutſchen Räthe darauf, die Sache mit dem Schwert auszumas 
en, obwohl fie in der Art ber Ausführung auch nicht einig was 


41) Chronic. Boh. in Scriptt. rer. B. II. p. 465. kutz, doch fügt er bei: 
„Cum pudore ab iis anfugerunt.“ So auch, aber ausführliger Contin. Pul- 
kavae p. 161. Palacky Annal, p. 47. Hager. S. 718 fl. läßt dos deutſche 
Neihöheer Freitags vor Matthäi die Belagerung von Saat anfangen und fie 
benmal ftürmen. Cr gibt an, daß, dad Lager durch einen Zufall in Brand ger 
rathen. Der Tractat. de long. schismate 1. c. P. 106: „Exspectabant per 
temps aiguod regem ipsum Sigismundem, wt et ipse veniret de Ungaria 
can exerdita suo-ad faciendum opus simile et ad pracbendum eis auxilium 
et juvamen.‘ Seil edoe eo non veniente reversi sunt in regiones sugs.““ 

49) Windet c. 83 u. c. M. 


Sigmund's zweiter Kriegtzug nach Boͤhmen. 137 
ren. Denn die Deutſchen verlangten, daß Sigmund die boͤhmiſche 
Erbkrone vorzliglich durch die Werfen feiner Erbländer fich- wieder 
erobere; die Ungarn dagegen behaupteten, Böhmen ginge fie eis 
gentlich gar nichts, wohl aber dad Reich an, wovon baffelbe einen 
Beftandtheil bilde. Bei diefer dreifachen Spaltung der Meinuns 
gen unter ben koͤniglichen Räthen konnte ed nicht fehlen, daß Sig⸗ 
mund bei dem größten Eifer und der dußerften Tätigkeit überall 
auf Hinderniſſe fließ und die Kriegsruͤſtungen nicht Immer zu der 
beftimmten Zeit vollendet waren, beſonders da es ihm auch fo 
häufig an Geld gebrach. 

Die Reichsarmee hatte Böhmen bereits ſchon einige Wochen 
verlaſſen, ass · der römifche König (Anf. Nov.) mit einem anfehn- 
lichen Heere Ungarn, Siebenbingen, Serbier, Cumanen und 
andern noch halben wilden Voͤlkern in Mähren einruckte +°), Seine 
Heeresmacht wirb auf achtzigtaufend Mann angegeben**). Bon 
Oſtreich her führte der Herzog Albrecht. zwoͤlftauſend Mann zur 
Huͤlfe 20). Diefe den Huffiten fehr überlegenen Streitkräfte dran⸗ 
gen unaufhaltfam im feindlichen Lande vor*°), Mähren, ‚das 
theils durch die Taboriten geſchreckt, theil durch die Menge von 
deren Anhängern gezwungen, ſich für bie Lehre vom Kelche und 
die Huffiten erklärt hatte, warb durch das ungariſche ‚Heer uͤber⸗ 
ſchwemmt und deſſen Wuth gänzlich Preiß gegeben. Sigmund bes 
tief einen Landtag für den mährifchen Abel nah Brünn, Ders 
felbe erſchien Bafelbft (10. Nov.) fehr zahlreich, unter dem ſichern 
Geleite des Königs. Sigmund gebot den Verfammelten die vier 
Prager Artikel, wodurch fie fi mit den Böhmen: verbunden hats 
ten, abzufhwören, allen Bündniffen mit den Huffiten zu entfas 
gen und der Kirchenbuße, welche ber päpftliche Legat ihnen aufs 

43) Aen. Sylv. Hist. Boh. c. 44. Windel c. 9. p. 1148. Bol. En 
gel Geſch. d. Ungr. R. II. S. 304. 

44) Winded_c. 90. p. 1146. . 

46) Windel 1. c. Kurz K. Abregt IL. Br. II. S. 51. 

46) Pelzel Geſch. B. ©. 361 läßt die Öftreiher Beniſſowid in Böhmen 
erobern und die Ungarn Polijka überrumpeln und ein großes Blutbab unter ber 
Einwohnerſchaft anrichten, Die Eroberung von dem Raubſchloß Jaiſpiz duch den 
Herzog Albrecht, welche Kurz 1. c. S. 52. nah Windel 1. c. in's Jahr 1421° 
fegt, möchte nach der Angabe Eberndorfer’s beffer in's 3. 1415 zu fegen feyn. 


138 Drittes Vuch. Bünftes Kapitel. 
erlegen wuͤrde, fi zu unterwerfen. Die zahlreiche ungarifche 
Keiterei, welche bad Verſammlungshaus umringt hatte, gab ben 
Töniglichen Worten den Nachdruck. Alle ſchwuren und unterwars 
fen fih. Daher wurden fie zu Gnaden aufgenommen; felbft ber 
päpflliche Legat erließ ihnen jede Kirchenſtrafe 7). 

. Bon Brünn begab fi) Sigmund an der Spige des ungari- 
ſchen Heeres an bie böhmifche Grenze nach Iglau. Hier verweilte 
er einige Zeit, wahrſcheinlich, um mit dem böhmifchen Adel, der 
mit Furt und Abſcheu gegen das Treiben ber Taboriten erfuͤllt 
war, von neuem Unterhandlungen anzuknipfen. Wirklich ers 
fhienen auch in Iglau vor dem Könige bie mächtigen Herrn 
Czenko von Wartenberg und Ulrich von Rofenberg.= Sie gelob⸗ 
ten ihm nicht nur ſicheres Geleite zu geben; fonbern fie erkannten 
ihn auch als ihren König an und ſchwuren ihm Zreue und Ge 
borfam*®), ' 

Erſt gegen Ende Rovember ruͤckte Sigmund in Böhmen ein, 

Er hatte beim Heere auch den Florentiner Pippo von Opora, ber 
die ungarifhen Truppen mehrmals mit Gluͤck gegen bie Venetias 
ner und Türken befehligt hatte, Derfelbe war zwar hoͤchſt unzus 
frieden darüber, daß der combinirte Angriff auf Prag wegen des 
ſchnellen Abmarfches des deutfchen Reichsheeres nicht ſtattfinden 
konnte: aber ex meinte, der König habe doch fo anſehnliche Streits 
kraͤfte, daß er auch allein den Krieg gegen die Huffiten mit Er⸗ 
folg zu führen im Stande wäre2?), Man richtete daher vorerft 
über Humpoleg und Lebeg°%) den Marfch gegen Czaslau und 

47) Winde c. 90. 9 u. 92 u.93 p. 114759. woſelbſt and die Schwur⸗ 
formeln angegeben find, ‚Pessina Mars Morav. p. 474 gibt‘an, der Landtag 
fey am 1. Nov. eröffnet worden. Die Beſchlüſſe aber find datirt vom 17. Rov. 
Peffina gibt aus einem alten Manufcript die Unterſchriften Sigmund's und der. 
anmefenden Stände, Bgl. Richter Hufftten in Mähren S. 189 fl. 

48) Hager. Chr. S. 720. „Sie richteten mit ihm einen Vertrag auf und 
nahmen ihn auf zum Rönige und verbiefhen ihm hierin räthilch und behülflich zu 
fegn. Bon dannen brach der Kaifer auf am Tag S. Andrei,” Theobald H. Kr. 
S. 287. Pessina 1. c. p. 476. 

49) Winde c. 94. p. 1148: „Der (Pipo) folte wider den Fonig gefpro« 
hen haben: Was er wollte der Teutfhen Hundedfind, (wär) er doch fuft ſtark 

enug.”” 
® PN Hagec. Chr. &. 720. Theobald a. a. D. 


Sigmund’s zweiter Kriegezug nach Böhmen. 139 
Kuttenberg, welche beide Städte bie Prager beſetzt hielten. Je⸗ 
doch da fie gegen bie ungariſche Hetresmacht ſich zum Widerſtand 
zu ſchwach fühlten (auch die Öftreicher näherten fi von Süden 
ber), fo ſchickten fie eiligſt an Zijka, daß er ihnen mit ben Tas 
boriten zur Hllfe komme. 

Biffa war Damals viel bamit befchäftigt, die fanatifche Sekte 
ber Adamiten und Picarden audzurottenz er hatte auch gegen bie 
Pilfener, welche die Feſtung Stienowig eroberten und Kraſikow 
belagerten, einen Zug unternommen, worin er zwar die Pilfener 
in die Flucht flug ®1), aber gegen bie Voigtländer, welche über 
das Gebirg in Böhmen eingedrungen waren, nicht beſtehen konn⸗ 
te; er mußte fi nach Saatz zurückziehen ?2). Hier trafen ihn 
die Abgeorbneten der Prager, welche feine ſchleunige Hülfe ges 
gen die Ungarn und Oſtreicher anriefen 2). Der blinde Feld⸗ 
herr vergaß die frlihern Beleidigungen der Prager und eilte in bie 
boͤhmiſche Hauptſtadt. Hier hielt er einen prachtvollen Einzug. 
Wie ein Retter des Vaterlandes und wie ein König warb er em⸗ 
pfangen und geehrt. Alle Gloden wurden geldutet: die huffitis 
ſchen Priefter, mit Monſttanz und Kelch an der Spite der Trup⸗ 
pen und der Bürgerfchaft, zogen in Proceffion dem gefürchteten 
‚Heerführer entgegen, dem man faft göttliche Ehren erwies 5*), 

Zijka verlor Beine Zeit: er benugte wenige Tage zur Samms 
lung und Ausrüflung feiner ſieggewohnten Taboriten, und zog 
dann aud Prag nach Kuttenberg, wo ihm bie Birgerfchaft, nichts 
Gutes für ſich erwartend, zitternd entgegen zog. Nun erft konn⸗ 
ten die Kuttenberger, welche wie bie Prager nur Huffiten nach 
ben vier Prager Artikeln waren, bemerken, wie unterfehieben ihr 
Gottesdienſt von dem taboritifchen war, Die taboritifchen Pries 
fler traten in ihren gewöhnlichen ſchmutzigen und ſchlechten Klei= 
bern wie fie vom Pferde gefliegen waren zum Altar hin: confes 
crirten ordindred Brod und Wein, der fehnell in ordindren Gefäs 


51) Continnat, Pulkav. p. 160. Palacky Annal.B. p.47. Theobald 9. K. 
©. 286. J 

52) Cont. Pulkar. 1. c. Palacky Annal. l. c. 

53) Theobald a, a. D. 

54) Theobald S. 288. nach des Laurentius MS. 


140 Drittes Bud. Fuͤnftes Kapitel, 
Ben von Eifen, Holz, Zinn gebracht worben, und theilten ſodann 
das Abendmal aus. Viele griffen felbft zu und ſpeisten fi 5°), 
Bon Kuttenberg begab fi) Zijka nach Ezaslau, und ließ das 
felbft die Feſtungswerke ausbeſſern. Da er aber Nachricht von 
der Annäherung Sigmund’8 erhielt, zog er mit feinen Zaboriten 
in Schlachtordnung wieber in bie Rähe von Kuttenberg 5°). Hier 
aber waren bie Einwohner, welche bie Taboriten verabfcheuten, 
und bie Bergleute, welche gut koͤniglich gefinnt waren, durch 
bie Nähe des ungariſchen Heeres ermüthigt, bie in ber Stadt 
wohnenben Huffiten zu überfallen. Sie ermordeten alle und 
‚öffneten ſodann dem Ebniglichen Heere die Thore und überlieferten 
ihm die in der Stadt aufgehäuften Vorraͤthe von Lebensmit⸗ 
teln (20,' Dec.)7). Durch den Abfall der Bergſtadt und bie 
heimliche Entfernung vieler Prager5®) kam Zijka in eine höchft 
mißliche Lage: da ihn Sigmund mit feinen zahlreichen Truppen 
immer mehr umringte, fo ſchien er verloren. Auf dem fogenanns 
ten Tauergang ſich lagernd, verſchanzte er ſich hinter feiner Was 
genburg. Hier aber mußte er bucch "Hunger umlommen, gelang 
es ihm nicht, fich mit feiner geringen Mannſchaft durchzuſchlagen. 
In diefer gefahrvollen Lage entfaltete ber blinde Feldherr fein ganz 
zes Kriegötalent: wie ein zweiter Hannibal zog er bei Nacht mit 
einer Kriegsliſt mitten durch die Schaaren der Feinde, Zijka ſtellte 
nämlich feine Mannfchaft enge zufammen, ließ die Flanken durch 
die mit den entſchloſſenſten Taboriten befegten Kriegswagen de⸗ 
den und fo mit bonnerndem Geraffel fuhr er in nächtlicher Dun: 
kelheit wie ein Sturmwind mitten durch die Feinde, welche erfchros 
den und Überrafcht überall Pla machten, Am andern Morgen 


55) Bol. Pelzel Böhm. Geld. I. ©. 362. 

56) Palacky Annal, B. p. 48 29. Hager. Chr. ©. 721. Theobald 
a. a. D. 

57) Windel J. c. beftimmt die Einnahme auf Weihnachtenabend. Acht ſpä- 
ter, ſagt er, ſey die Stadt wieder verlaſſen worden. Aen. Sylv. Hist. Boh. 
c. 44. Bei Balbin. 1. c. p. 450 u, Pessina 1. c. p. 477 ift der 20. Dec. al 
der Tag der Befegung Kuttenberg’s angegeben., 

58) Hager. 721%. Zheobad a. a. D. 


Sigmund's zweiter Kriegezug nach Boͤhmen. 141 
erſt, als das koͤnigliche Heer bie Feinde mit dem Auge vergeblich 
fuchte, fah es, wie es getäufcht worden war 5°), 

Ohne einen Mann, ohne irgend Gepäd verloren zu haben, 
marfchixte Zijka, von der Einſchließung befreit, gegen Kolin: zog 
von Giczin und Turnau Berftärkungen an fih, und wandte ſich 
darauf wieber gegen bie Feinde, welche unthätig wie gelähmt von 
Erftaunen bei Kuttenberg ſtehen geblieben waren. Bei Rebowib 
unmeit Kolin lagerte ſich fobann ber Taboritenführer, beunrus 
higte das koͤnigliche Heer vielfach und bot ihm eine Schlacht an 
(1. Ian, 1422) 60), Allein Sigmund wagte nicht diefe anzu= 
nehmen, ungeachtet feiner überlegenen Streitkräfte: er hielt fich 
felbft in feiner Stellung nicht mehr gefichert, als die falfche Nach⸗ 
richt verbreitet wurde, daß viele Kriegsvoͤlker dem Zijta zuzögen, 
und bie Königlichen bei bem-Einbruche großer Kälte Mangel am 
Lebensmitteln litten. Eine Art panifchen Schreckens bemächtigte 
ſich des ungariſchen Heeres. Ohne eine Schlacht geliefert zu ha⸗ 
ben, floh es vor dem blinden Feldherrn, dem es ſchon vernichtet 
gewähnt hatte, mit Hinterlaffung eines großen Theils der Bas 
gage 81). Um feinen Ruͤckzug nach Mähren zu deden, ließ Sig» 
mund das ihm fo treu ergebene Kuttenberg in Brand ſtecken und 
überall durch die wilden Schaaren ber Cumanen und Serbier die 
größten Sraufamkeiten und tohften Zuͤgelloſigkeiten veruͤben *2). 
Deſſen ungeachtet folgte Zijka dem fliehenden Heere auf ber Ferſe 
nach, aber erſt bei Deutſchbrod, wo wegen des ſumpfigen und 


59) Hagec, S. 721 beſtimmt ald Zeit Mitwoch vor dem heiligen Abend. 
Theobald a. a. D. 

60) Hagec. 1. c. 

61) Windeck 1. c. ſchreibt dem Verrathe des Pippo die Flucht zu, Aen. 
Sylv. Hist. Boh. c. 44. Hagec. Er. 1. c. In dem Traotat. de long. schi- 
smate II. c. 72. p. 107 wird dem König die Schuld der Flucht beigemeffen. 
Er hätte, wird gefagt, die gute Gelegenheit zur Schlacht bei Kuttenberg ab- 
fichtiich unbenugt gelaffen. Der Werfaffer diefed Tractats ſpricht ſich überall als 
beftigen Gegner Sigmund's aus. 

62) Windel 1. c. Chronic. Boh. in Scriptt. rer. B. II. 465. Beness. 
Krabie. p. 71. Cont. Pulkavae L. c. Palacky Aunal. l.o. Aen. Sylv.Hist. 
B. lc. Hagec. Gr. 1. c. Theobald nad Lupacins 1. c. ſedt bie Flucht auf 
den 6. Jan. 1422. So auch Balbin. p. 451. . 


142 Deittes Vuch. Bhnftes Kapitel. 

flüpfeigen Bodens bie Flucht nur mühvol und langſam flattfins 
den konnte, brachte er die von bem Zlorentiner Pippo befehligte 
ungarifche Reiterei, gegen fünfzehntaufend Mann ſtark (8, Jan.) 
zum Stehen *>), Das Fußvolk aber fegte feine Flucht fort, Zijka 
rang mit folder ‚Heftigkeit gegen die ungarifhen Reiter vor, daß 
nach einem hitzigen Gefechte auch diefe in die ungeordnetfte Flucht 
geworfen wurden. Gin Zheil der Fluͤchtlinge wellte über bie zus 
gefrorne Sazawa ſetzen, aber das ſchwache Eid brach und einige 
taufenb Reiter fanden in bem Waffer ihr Grab °*), Die Beute, 
welche Zijka machte, war fehr beträchtlich, Außer fieben Fah⸗ 
nen nahm er fünfhundert Wagen, wovon ein anfehnlicher Theil 
mit Koftbarkeiten, Büchern und Geld beladen, Die fämmtlidhe 
Beute wurde zur Belohnung ihrer Anſtrengungen und Anfpors 
nung zu neuen fiegreichen Kämpfen unter die Taboriten vers 
theilt 6), 

Sigmund, ber felbft kaum der Gefangenfchaft entgangen war, 
feste mit Scham und Ingrimm erfüllt, feine Flucht über Iglau 
nach Mähren fort°°), Es folgten ihm viele böhmifche Katholis 
ten, um weitern Verfolgungen ber Huffiten zu entgehen. 

Zizka aber ruͤckte fogleich nach dem erfochtenen Siege vor 
Deutſchbrod. Indem er noch mit den Einwohnern wegen ber 
Übergabe unterhanbelte, überrumpelten die Taboriten die Stadt 
(9. Ian. 1422), machten Alles ohne Ausnahme nieder und legten 
den Ort in Afche: woruͤber Zizka hoͤchſt aufgebracht war 67), 

63) Aen. Sylv. Hist. Boh. 1. c. DPlugoss. 1. c. pı 444. Hager. 1. c. 
fest die Schlacht Donnerftag nad Neujahr. Engel Ungr. Geſch. S. 304. 8. Ian, 
Balbin. Epit. p. 451 beſtimmt den 9. Januar wie auch Pessina p. 477. Theo- 
bald S. 289. . 

64) Aen. Sylv. Hyst. Boh. 1. c. Hagec. Chr. 1. c. 

65) Über die Schlacht bei Deutſchbrod ift außer den genannten Quellen, bes 
fonder® Palacky Annal. Boh. p. 48 sqq. zu vergleiden. Aen. Sylv. Ic, Ha 
gec. Chr. &. 721. Theobald &. 289. Balbin. u, Pessina 11. oo. 

66) Tarocz Chron. Hung. P. IV. c. 15. Windel c.9. p. 1148. Acn. 
Sylv. u. Theobald 11. cc. Bgl. Ridpter Huſſiten in Mähren J. c. &.190; „Jo- 
dann von Ptent, der mit feinem eiterhaufen bie Naqhhut bildete, wehrte die 

" Haffiten ab, bis er ſelbſt in einem engen Thal von denfelben umringt, mit feis 
ner Heldenfhaar fiel.” 

67) Chron. Boh. II. p. 465. Beness. Krahioe p. 72. Windeck, An. 


Sigmund’s zweiter Kriegszug nach Whmen. 143 

Da aud) die Oſtreicher unter ‚Herzog Albrecht bei der Kunde 
von ber Annäherung Zijka's die Flucht ergriffen hatten, fo konn⸗ 
ten die Zoboriten ungehindert ihre Werheerungszlige nach Mähren 
und Öftreich machen °®). 

. Mittlerweile die Huffiten in biefer Weife bie auswärtigen 
Feinde zuruͤckzuſchlagen hatten, waren fie in Böhmen felbft in 
Spaltungen und Uneinigkeiten. Zizka wüthete überall, wo er Ada⸗ 
miten und Picarden antraf auf das Graufamfte gegen biefelben 
und fuchte fie mit Fer und Schwert auszurotten. Selbft ihr 
Haupt, Martin Loquis, der die Gegenwart Ghrifti im Abend» 
mal Iäugnete, ward, ba er nach langer Gefangenſchaft und vies 
len Zorturen von dem Erzbifhof Konrad, einem Kalirtiner, 
nicht zum Widerruf gebracht werden konnte, in einem Faß voll 
von brennendem Öhl und Pech verbrannt 99), So uͤbten die Huffis 
ten felbft gleiche Mißhandlungen und Hinrichtungen gegen Anders⸗ 
lehrende aus, als von dem Concilium über Huß und Hierony⸗ 
mus verhängt worden: und doch meinten fie dabei im vollen 
Rechte zu ſeyn! 

Es zeigt fich immer von neuem wieber, daß der boͤhmiſche 
Adel ſich nur ungern und felbft wider Willen der Sache der Hufs 
fiten anſchloß. Mit den Taboriten aber wollte ex ganz nichts zu 
ſchaffen haben. Zu diefen Spaltungen aber kam noch eine neue 
in Prag felbft, Indem der Magiſtrat, die Univerfität, die wohls 
habenden Bürger bei den vier Artikeln fiehen bleiben wollten, ge⸗ 
tüftete den Pöbel nach Gütergemeinfchaft und allgemeiner Gleich» 
heit und Aufhebung allen Unterfchiebes der Stände, An dem 
frichern Praͤmonſtratenſer⸗ Mönche Johann von Zelau hatte er feis 
nen mächtigen Führer. Diefer befaß wie ein Volkötribun unge: 
meſſenes Anfehen in Prag: vor ihm zitterte der Magiſtrat und 


Sylv., Hagec., Theobald I. cc. ZBifte erlich 27, März 1422 cin Bufmanifeft an 
die Huffiten, daß fie zu Deutſchbrod, mo fie gefündigt Hätten, büßen follten. 
Milauer a. a. D. &, 38 fl, deutſch, S. 59 fl. böhmiſch. CF. Balbin. Epit. 
kb. IV. p. 183. 
68) Kurz 8. Albrecht U. Br. II. S. 55. 
769) 2enfant 1.c. I. S. 467 nach einem Breblauer Manufcript, Dobrowsky 
in d. Abhdl. d. böhm. GBefelfh. 1. c- S. 320 fl 


144 Drittes Bach. Bünftes Kapitel. 
die ganze Einwohnerſchaft. Seit der Ermordung der Prager 
Rathöheren im I. 1419, woran er thätigen Antheil genommen, 
hatte ex fich in allen gefahrvollen Sagen der Stadt duch Muth, 
Entfchloffenheit und großen Eifer flr die Taboriten ausgezeichnet, 
Er war es, welcher alle Königlichgefinnten ober des Katholicis: . 
mus Verdächtigen auf dad Strengfte verfolgen ließ. Sein Haß 
gegen Papftthum und gegen Sigmund Tannte Feine Grenzen: Huß 
und Hieronymus bezeichnete er in feinen häufigen Reben an’s 
Volk als die heiligen Männer und Märtyrer: ihres Glaubens, 
deren Tod gerächt werden müßte, Er feßte durch, daß ber Pfar⸗ 
ver an der Michaeliskirche in ber Altftadt, weil er den Tatholifchen 
Ritus nicht unterließ, verjagt ward. Die Hymnen mußten nad 
feinem Willen in böhmifcher Sprache gefungen werben, Alles 
was von den Pragern geſchah, warb unter der Zuſtimmung und 
Leitung dieſes ehemaligen Moͤnches ausgeführt. Er war bei allen 
ſtaͤdtiſchen Berathungen zugegen, befehligte die Prager im Selbe 
and befegte ben Rath der Stabt zum Theil mit feinen Anhängern 
ganz gegen ben bisherigen Brauch der Wahl durch die Bürger. 
Es hatten nur Frauen und Mädchen in Prag den Muth gegen bie 
Anmaßungen Johanns aufzutreten. Sie gingen in großer Zahl 
auf bad Rathhaus, und proteflirten theils gegen Die gefegwibrige 
Wahl der Rathöheren ald auch trugen fie ihre fonftigen Befchwers 
den vor, Der Magiftrat wagte nicht gegen das ſchwaͤchere Ge- 
ſchlecht die Strenge der Gefee anzuwenden. Was Männer mit 
* ihrem eben hätten büßen müffen, ging ben Frauen ungeftaft 
bin, 

Der ehemalige Praͤmonſtratenſer⸗ Mönd war auch Abgeorb- 
neter von Prag bei den Landtagen, welde durch ben Adel ver= 
anftaltet wurden. Den erften Widerfprud fand Johann von Zes 
lau, ald er den Pragern abrieth, den Landtag, welchen die Gro= 
Ben nach Boͤhmiſchbrod beriefen, zu. beſchicken, obwohl fie doch 
ſchon die Zufage gegeben hatten, daß fie dahin eine Deputation 
aborbnen wollten. Der Demagog meinte: die Heren handelten 
nicht mit Aufrichtigkeit und Redlichkeit: fie feyen nur ſcheinbar 
Kalixtiner und Freunde ber vier Artikel, in Wahrheit aber Anz 
haͤnger des Königs Sigmund, — Johann mag nicht ganz Uns 


Sigmund s zweiter Kriegezug nad) Böhmen. 145 


recht gehabt haben; doch wollte der einflußreiche Theil der Bevoͤl⸗ 
kerung Prags ſich nicht von dem böhmifchen Adel trennen. Er 
verwarf daher Johann's Antrag, daß Prager Abgeordnete nach 
Kolin zur Unterredung und Verftändigung mit ben Deputirten des 
Adels zufammentommen follten, und geftattete, daß die beiden 
Herrn Ulrich von Rofenberg und Czenko von Wartenberg nach 
Prag kamen und zwei Prager Bürger, Johann Prjibram und Pro: 
cop von Pilfen, an die böhmifchen Herrn abgeordnet wurden. Dar- 
über fpie der Mönch von Zebau Gift und Feuer. Er bet bei 
dem Pöbel, bei feinen Freunden ale feine Macht auf, feine Geg- 
ner zu verhichten. Als Johann Prjibram (fein Begleiter war 
unterwegs an ber Peft geftorben) nach Prag zuruͤckkehrte und über 
‚feine Sendung Bericht abftättete, ließ er ihn als einen Berräther 
bes ftäbtifchen Gemeindewefens erklären und aus der Stadt ja⸗ 
gen. Dann Hagte er. den Edelmann Sadlo von Kofteleg des dop⸗ 
pelten Verrathes an ben Pragern, ſowohl im Felde, ald auf dem 
Kuttenberger Landtage an, Sablo, um fich zu rechtfertigen, be= 
gab ſich, verfehen mit dem fichern Geleite des Magiſtrats, nach 
Prag, wo Johann ihm alsbald ohne Proceß, und ohne Rüd- 
ficht auf das gegebene Berfprechen, ald einem Verräther auf dem 
Altſtaͤdter Rathhaus den Kopf abſchlagen Fieß,, Dieſes brutale 
Verfahren öffnete den Prager Magiftratöperfonen, die zum Theil 
ihre Erhebung dem ehemaligen Mönche verdankten, die Augen, 
Sie fahen ſich felbft in Lebensgefahr, wenn fie nicht blinde Werk: 
zeuge bed wüthenden Menfchen ſeyn wollten. - Sie beriethen, wie 
fie ihn flürgen koͤnnten. Sie riefen ihn auf das Altftäbter Rath: 
haus, um fich feiner Perfon zu bemaͤchtigen. Johann, durch ei⸗ 
nen Freund von dem Vorhaben benachrichtigt, eilte mit zehn ent= 
ſchloſſenen Anhängern dahin, um die Rathsheren auseinander zu 
treiben. Ungeachtet feiner Drohungen mit Aufftand und Hinrich 
tung, verloren die Rathsherrn nicht ihre Faſſung. Schnell 
wurden Johann und feine Begleiter auf Befehl des Magiſtrats 
ergriffen und bei verfchloffenen Thuͤren (9, März 1422) durch den 
Scharfrichter enthauptet o). 

70) Contin. Pulkavae p. 161 sq. Palacky Annal. Boh. p.50sq. Len- 


fant 4. c. I. S. 461 fi. nad) einem Bredlauer Manufer. Aen. Sylv. Hist.B. 
Aſchbach K. Sigmund. TIL 10 


FE EEE 


146 Drittes Buch. Fuͤnftes Kapitel, 

Sobald der Poͤbel die Hinrichtung feines Führers erfahren, 
geriet) er in große Wuth: er rottete fich zufammen, ſtirmte das 
Rathaus, ermorbete den Stadtrichter und fünf Rathsherrn, und 
unter Vortragung des Kopfes des Johann von Zelau durchzogen 
die Aufrührer die Straßen der Stadt, zu allen Ausfhweifungen 
gegen bie Magiftratäperfonen, gegen die vornehmen Buͤrger, ge 
gen die Univerfitätslehrer, gegen die Juden aufmunternd. . Viele 
Häufer wurden geplündert, eine Menge Perfonen mißhandelt, ei- 
nige auch ermorbet, die Bücherfammlungen verbrannt, und werth- 


" volle Kunftfachen zerftört. Vierzehn Lage war Prag den Pöbel: 


haufen und der Anarchie Preiß gegeben 71), bis ed den wohlhaben⸗ 
den Bürgern und den bamals angetommenen Polen ??) gelang, 
die Ordnung und bie Ruhe wiederherzuſtellen. 


c. 44. Page. Chr. S. 721 fl. Dlogoss. hist. PoL.Kb. XI. p. 446. Theo 
bad &. 278. 283 fl. 290. Herman. Corner. Chr. p. 1251. Balbin. Miscell. 
$.91. s. v. Sadlo. Chronic. Boh. in Script. rer. B. I. 465: „1422 feris II. p. 
Reminiscewe (9. März) sacerdos Johannes, praedicator et strenuus bellator 
ad b. Virginem ad Nives, decollatus fuit in praetorio entigune | civitatis.“. 
Cont. Pulk. Palacky Annal 11. cc. . 
717) Chron. Boh. 1. c. Herman. Corner. Chr. 1. c. Aen. Sylv. I. c. 
„‚Tamultas e vestigio factus,, expugnato armis praetorio, undecim primerũ 
dires, qui rei auctgres putabantur, oocii, collegium Caroli direptum et 
nobilis bibliotheca. disjecta. Mulieres, quas Joannem Monachum veluti 
divinum habebant, caput ejus äntercipientes , pluribus diebus ululantes per 








* urbis ecclesias circumtulerunt, beatum vociferantes, sanctum et Deo ple- 


num virum, qui pro veritate et patrum traditionibus occubuisset.“ &o aud 
Diogoss. 1. c., der den Aeneas Sylv. offenbar als Quelle vor fid) gehabt. 

72) Den 17. Mei 1422 kam Sigmund Korybut mit feinen. Polen nad 
Prag. Chron. Boh. p. 466. 


Scchstes Kapitel, 


Deutfche Zuflände bis zur Beendigung des Nürnberger Reichetages 
und Ruͤckkehr des römifhen Könige nach Ungarn. 1422. 





Der fhlechte Erfolg der Waffen der deutſchen Reichsſtaͤnde 
in Böhmen im Herbſte des Jahres 1421 ward hauptfächlich dem 
allzu fpäten Eintreffen des römifchen Königs mit den ungarifchen, 
ndbrifchen und öftreichifchen Kriegsvoͤlkern zugeſchrieben. Die Un: 
zufriedenheit ber beutfchen Fürften ward daruͤber laut: beſonders 
aber drangen bie dem böhmifchen Lande nahe gelegenen Reichs⸗ 
Rände darauf, daß gegen fo gefährliche Feinde, welche ſchon 
in Bayern, Thüringen, Sachſen, Brandenburg, Schlefien, 
Oſtreich verheerend einfielen oder die Grenzen biefer Länder bedroh⸗ 
ten, mit allen Streitkräften zu Felde gezogen werde, um bie ge: 
Hirte Sicyerheit des Reiches wiederherzuftellen; unb bie geiſtli⸗ 
Gen Srften, von dem Papfle und dem eignen Intereſſe mächtig 
angeregt, ließen «8 fich vor Allem angelegen feyn, das ganze Reich 
wieder zu neuem Heereözug gegen die ketzeriſchen Böhmen in bie 
Waffen zu bringen, Im biefer Abficht reiste der Erzbiſchof Theo: 
dorich von Coͤln im Frühjahre 1422 nach Ungarn zu dem römiz 
* fhen König und im Namen der Kinfürften entledigte er fich feiner 
Botſchaft: Sigmund möge in bie deutſchen Lande herausfom- 
men und einen Tag beflimmen zur Berathung und Anordnung 
von Krlegsanftalten gegen bie Reichöfeinde, bie Fegerifchen Boͤh⸗ 

ment), Der römifche König, welcher nad) der Niederlage bei 
1) Windet c. 89. p. 1145 ſedt unrihtig die Meife des Erbifhefs von 
Sn in's Jahr 1421. 
10* 


148 Drittes Buch. Sechstes Kapitel. 

Deutfchbrod einige Zeit in Brünn, ber Hauptflabt Mährens, ſich 
verweilt und durch blutige Hinrichtungen mehrerer der angefehen- 
fien Bürger der Stabt, welche diefelbe den Huffiten hatten ver- 
rathen wollen, im Lande Schrecken verbreitet hatte”), . hielt fich 
damals, als ber Erzbiſchof von Coͤln zu ihm kam, in Skalitz, eis 
ner umgarifchen Stabt an der böhmifchen Grenze, auf. Et will» 
fahrte fogleich dem Wunſche der deutfchen Fürften und ſchrieb ei= 
nen Reichötag auf Pfingften 1422 nad Regensburg aus, lud 
dazu durch Schreiben fämmtliche Reichsſtaͤnde ein und verſprach 
fon in voraus ihre Hülfe gegen die rebellifchen Keger mit Wer: 
leihungen von deren Gütern zu belohnen®). Gegen den Coͤlner 
Erzbiſchof, der bei den allgemeinen Reichsangelegenheiten feine 
eignen Vortheile nicht vergaß, war ber römifche König gefällig 
und freigebig, freilich auf Koflen der Reichsßadt Coͤln: denn er 
widerrief alle ihr ertheilten Privilegien, bie dem Erzbiſchofe zum 
Nachtheile gereichten*). Es war dieſe Widerrufung ein Einge⸗ 
ftehen früherer leichtfinnigen Privilegien + Ertheilung oder eine all⸗ 
zu große, tadelnswerthe Nachgiebigkeit, die ben Forderungen des 
Erzbiſchofes nicht zu widerſtehen vermochte. 

Nachdem Sigmund noch einige Zeit in Mähren ſich verweitt 
und ſodann nach Ungarn begeben, um bafelbft theil einige Reichs⸗ 
angelegenheiten in, Ordnung zu bringen, theild Verflgungen in 
Hinſicht der Grenzvertheidigung gegen die Türfen und Venetianer 
zu treffen®), fah er wohl ein, daß er zur beflimmten Zeit nicht 
nad Deutfchland kommen und dem Reichstag zu Regensburg per⸗ 
ſoͤnlich beimohnen könne; er verſchob daher. den Tag auf einen 


2) Eberh. Winde c. 88. p. 1144 erzählt das Nähere, wie durch den ge= 
fangenen Hofnarren Sigmund's, den er aus Gatalonien gefhiet bekommen, die 
Berrätperei der Verſchworenen entdeckt worden. Die Anweſenheit Sigmund's im 
Anfange Zebruar 1422 zu Brünn erhellt aus deffen Schreiben an den Hochmei- 
fter d d. Brünne Donnerft. nad Lichtmeß bei Boigt Geld. Pr. VH. 401. 

3) Das Schreiben ift datirt Skalit 8. März. Wencker Apparat. Archiv. 
p- 317. (Dhne Datum gibt es Windel c. 96. p. 1149.) Das Schreiben an 
die Stadt Frankfurt ift von gleichem Datum. Zrf, Ar, Kaiſerurkk. IT. 

4) ©. im Anh. die Regeften vom 8. März. 

5) ©. im And. die Regeften vom 3. Zebr. bis 16. März 1422. 


Deutfche Zufände bis zur Beendigung d. Nürnberg. Reichstages. 149 
Monat fpdter und verfpradh, dann ficher einzutreffens). Deffens 
ungeachtet verblieb er noch im ganzen Monat Juni in Ungarn?) 
und machte ſich erft im Anfange Juli auf den Weg zur Reife nach 
Regensburg, wo er erſt mehrere Wochen fpäter, als beflimmt 
worden, eintraf (20. Juli) ®). 

Mittlerweile hatten die Kurfürften den Beſchluß gefaßt, ben 
vom König auögefchriebenen Tag zu Regensburg nicht zu befuchen, 
fondern in Nürnberg, in der Mitte Juli, zuſammenzukommen 
und den König einzuladen, ſich gleichfalls um biefelbe Zeit dort 
einzufinden, 

Als nun Sigmund wenige Tage nach Mitte Juli in Regend« 
burg. .eintraf, fand er bafelbft Feine Reichsſtaͤnde, wohl aber die 
wiederholte Bitte der deutfchen Fürften,. daß er zu ihnen nad) 
Nürnberg kommen möchte, wo fie verfammelt wären, um uͤber 
den Krieg gegen die Huffiten zu berathen. Sigmund wollte dar⸗ 
auf befiehen, daß zu ihm die Reichöftände nach Regensburg Pds 
men: um fie dazu zu bewegen, ſchickte er den ungarifchen Grafen 
Johann von Sara, Bruder feined Schwagerd Nicolaus von Gas 
za, und den Grafen Ulrich von Hohenloh nach Nürnberg. Als 
lein die beutfchen Fuͤrſten blieben- bei ihrem Entſchluß feft ftehen, 
und obwohl fie fürchten mußten, daß Sigmund wieder ohne Hals 
tung bed Reichötageö nach Ungarn zuruͤckkehrte, fo gaben fie doch 
nicht nach. Darüber war der römifche König hoͤchſt aufgebracht: 
er verfammelte feine böhmifchen, ungarifchen und beutfchen Räthe 
und. berieth ſich mit denfelben, was zu than fey, indem er meinte, 
es fey doch feiner Majeftät nicht angemeffen, daß er den Fir - 
flen nachreife, anflatt daß dieſe ihm nachzoͤgen. Obwohl bie Rs 
the auch diefer Meinung waren, fo riethen fie boch zur. Nachgie⸗ 

6) Schreiben an die Stadt Frankfurt (d. d. Theben 1. Mai 142%), Ge 
ſandte auf den Tagızu Megensburg acht Tage nad Johannis, zu fiden, Frant: 
furter Stadtarchiv. Kaiſerurkk. IT 

T) &. die Regeften im Anh. im Juni 1422. 

8) Den 19. Juli kam er nad Straubingen: und wahrſcheinlich am folgen- 
den Tag nad; Megendburg. - Bgl. Gemeiner Regensburg. Chronik II. 444. Nach 
berg. Windel c. 104. p. 1153 Pam der König Montag vor Maria Magda⸗ 
lena (19. Iuli) nah Regensburg. Diefe Zeit iſt aud angegeben in ber Beilage I. 
im Anhang (im Schreiben von Walter von Schwarzenberg) . 


150 Drittes Bud. Sechetes Kapitel. 

bigfeit: denn wenn ber König ohne Haltung eines Reichstages 
Deutſchland wieder verlaffe, fo wirrde man ihm bie Schuld ges 
ben, wenn kein Kriegszug gegen die Huffiten zu Stande kaͤme 
und diefe immer mächtiger winben, Diefer Grund bewog denn 
endlih Sigmund, den Fürften zu willfahren und zu ihnen nach 
Nürnberg ſich zu begeben (25. Juli) ?), . 

Die Reihöftände waren hier in ungewöhnlich großer Zahl 

verfammelt. Außer ben Kürflnften waren zugegen bie Bifchöfe 
von Würzburg, Speier, Bamberg, Eichſtet, Paflau, Zreifüng, 
Regensburg, Chiemſen, Laufanne; die Herzoge Heinrich, Wil⸗ 
beim, Ernſt und Albrecht von Bayern, ber Herzog und Pfalz⸗ 
graf Iohann von Sulzbach (oder Neumarkt), ber Herzog Ernft 
von Oſtreich, der Herzog Erich von Sachyfen > Lauenburg, ber 
Markgraf Friedrich von Meiffen, mehrere ſchlefiſche Herzoge, der 
Markgraf Bernhard von Baben; gegen vierzig Grafen und eine 
anfehnliche Zahl von Dynaften und Herrn; endlich die Abgeord⸗ 
neten von zweiundſiebzig Reichtſtaͤdten. Won ben Böhmen was 
von nur ſechs Reichsbarone, ein Herr von Rofenberg, ein Her 
von Schwarzenberg, ein Herr von Michelsberg, ein Herr von 
Sternberg, ein Herr von Holenflein und ein Herr von Rafen- 
flein gefommen.. Dagegen hatten ſich ungarifche Magnaten, als 
zum Gefolge des Königs gehörig, in anfehnlicher Zahl eingefuns 
den, Auch eine Geſandtſchaft des griechiſchen Kaiferd war aus 
Conſtantinopel gelommen, um abendlaͤndiſche Huͤlfe gegen die 
Tinken zu erlangen 19), 

- Obwohl früher bie beiden Kurfürften Ludwig von der Pfalz 
und Friedrich von Brandenburg ald die treuften Anhänger und 
fefteften Stügen des römifchen Königs anzufehen waren, fo hatte 
ex boch dieſe beiden Fürften in ber legten Zeit ganz von fich ent: 
fernt, Es war den geiftlichen Fürften ihr ernſthafteſtes Bemu⸗ 
ben, eine Verſoͤhnung berfelben mit dem König herbeizuführen, 
was endlich nach mehreren Unterhandlungen auch gelang ı 7), 


9) Windel c. 104. p. 1154. Wender 1.c. Gemeiner Regensburger Ghr. 
1. 248. 

10) Winded c. 107. p. 1156 

11) Windeck c. 104. p. 1154: „Alſo zog der konig zu I gen Nurem- 


Deutſche Buftände bis zur Berndigung d. Nürnberg, Reichstages, 151 

Es fehlte aber auch nicht an vielen andern Streitfachen, bie 
auf bem Reichötag zur Sprache kommen mußten. . Der Exzbifchof 
Comgd von Mainz war wegen eines Bünbniffes, das er mit den 
drei Reihöflädten Mainz, Speier und Worms geſchloſſen und 
welches König Sigmund wicht gebilligt hatte, mit dem Kurfürften 
Ludwig von der Pfalz in ernflliche Streitigkeiten gerathen: nur 
mit Mühe gelang es dem Erzbiſchofe Otto von Trier (2. März 
4421) zu Boppart die ſchon ausgebrochenen Feindfeligkeiten zwi⸗ 
ſchen beiden Fürften beizulegen 12). Die Streitigkeiten und Feh⸗ 
den zwifchen dem Markgrafen von Brandenburg und ben Herzos 
gen von Mektenburg und Pommern dauerten ungeachtet ber ge: 

ſchloſſenen Verträge noch fort !°). Ein verberblicger Krieg, den 
der Biſchof Johann von Hildesheim mit den Herzogen von Maun: 
ſchweig führte, und woran die Erzbifchäfe von Coͤn und Magde⸗ 
burg, ber Biſchof von Halberftabt, die Herzoge von Schleßwig 
und viele Grafen und Herrn Theil nahmen, verheerte Nieder⸗ 
fachfen 1%). Aber auch das ſuͤdliche Deutfchland war voll Fehden 
und Krieg: die Stadt Straßburg war mit ihrem Bifchof und ber 
bei ihr angefeffenen Ritterſchaft in Streit: mur mit Mühe gelang 
es dem Erzbifchof von Mainz und dem Markgrafen von Baden, 

auf eine Zeitlang die Streitenden zur Ruhe zu bringen !°). Auch 
die Stabt Speier gerieth mit ihrem Biſchof Khabanus in Krieg: 
fogteich erhoben fich auf beiden Seiten zahlreiche Bundesgenoffen, 
fo daß faft die ganzen Rheinlande in den Streit mit hineingegogen 
wurden. . Der Bifhof, der mit feinen Verbuͤndeten Mainz, Trier, 
Pfalz die Stabt Speier belagerte, mußte auf Befehl bes roͤmi⸗ 
ſchen Königs die Belagerung aufheben, die Stadt aber wurde auf 
berg: do waren fie wol fünf wochen und verliffen fi do vil reden, bis man den 
herzogen von Heidelberg vnd den Fonig miteinander gerjchtet und barnad den 
marfgrafen von Brandenburg mit dem konig, wenn der Tonig dem margrafen gar 
vbel ſprach.“ 

12) Senckenberg. Select. jar. II. p- 182—203, Guden. C. D. M. IY. 
n. 55. p. 130 oqq. Bal. Häberlin I. 9. V. 305. 

13) Herm. Corner. p.'1256. C£. Häberlin L c. p. 319. 

14) Chronic. Hildeshem; bei Leibnitz rer. Br. I. p. 762. Herman. Cor- 
ner. ad an. 1422. p. 1250 und Andere. Bel. Häberfin L. c- p- 320fL. 

15) Sqhilter zu Rönigeboven p. 806 fi. Schoepflin Als. UI. p. 107. 


152 Drittes Bud, Sechetes Kapitel. 
dem Keichstag zu Nirnberg zu einer großen Geldſtrafe verur⸗ 
theilt und dem Biſchofe erlaubte man (3. Sept. 1422) eine Bes 
flung in feinem Hochflifte zu erbauen 1°). In Schwaben führ- 
ten bie Grafen von Wirtemberg und ihre Mutter die Gräfin Hen= 
tiette von Mömpelgarb mit ſchwaͤbiſchen Reichsſtaͤdten vereint ge⸗ 
gen den unruhigen Grafen Friedrich den Ältern von Zollern einen 
blutigen Krieg, nahmen ihn gefangen, zerflörten fein Schloß Ho⸗ 
henzollern und befesten Hechingen 17). Am meiften aber gab es 
in Franken und Bayern zahllofe ‚blutige Fehden, durch die Streis 
tigfeiten der bayeriſchen Herzoge untereinander, und mit: bem 
Burggrafen von Nürnberg: bald nahmen für oder gegen die Par⸗ 
tei des ‚Herzogs Lubwig. von Ingolftadt faſt ſaͤmmtliche bayerifche 
Her und Grafen und viele Städte, und in Franken ber Bifchof 
vor Wuͤrzburg, ber Pfalzgraf, die Grafen von Henneberg, 
Wertheim, Caſtell Riened u. a. wie auch mehrere Reichsſtaͤdte 
Antheil an dieſem Krieg 1°). Gegen feine zahlreichen Feinde, an 
deren Spige Herzog Heinrich von Landshut und der Burggraf 
Friedrich von Nürnberg (zugleich Markgraf von Brandenburg) 
flanden, hatte Herzog Ludwig von Ingolſtadt eine Ritter Einis 
gung in Bayern errichtet, welche ald Hauptmann ben tapfern 
Kaſpar Torringer zu Toͤrring hatte (16. Ian. 1420). Herzog 
‚Heinrich von Landshut und fein Schwager der. Markgraf Fried⸗ 
rich flellten wegen dieſes Bundes, worin felbft Ritter aus dem 
Landshutiſchen aufgenommen wurden, Klage beim roͤmiſchen Koͤ⸗ 
nig an: zwar ließ dieſer (Schweidnitz 21. April 1420) den Bes 
" fehl zur Auflöfung ergehen, da es niemand geftattet fey, im Reiche 
ohne Einwilligung bed Königs Verbindungen zu fhließen. Aber 
Sigmund’s Befehl blieb unbeachtet. Ganz Bayern war ber 
Brandfadel eines wuͤthenden Bürgerfrieges zwei Jahre hindurch 
Preiß gegeben: denn auch bie beiden Herzoge Ernft und Wilhelm 
von München erklärten fich gegen Herzog Lubwig, der viele fremde 
Ritter in Sold genommen hatte, um die Länder feiner Vettern zu 





16) Lehman fpeir. Ghron. p- 888 sg. Dumoht II. 2.p.125 u,172. Lu- 
nig P. S. Cont. 3. Zortf. I. p 263. 

17) Bel, Sattler Geſch. der Grafen v. Wirtemb. II. p. 89 fü. 

18) Bol. Lang Ludwig der Bärtige &. 99 fü. 


Deutſche Zuftände bis zut Beendigung d. Nürnberg. Reichstages. 153 
verheeren und zu verwuͤſten. Aber auch ſein Land und ſeine Be⸗ 
ſitungen hatten gleiches Schickſal durch die Gegner. Damals 
zerftörte Herzog Heinrich die Veſte Altentbrring, dem Haupt 
mann ber oberlänbifchen Ritterfchaft Kafpar Torring gehörig. Der 
vömifche König, ſchwankend zwiſchen beiden Parteien und ohne 
Kraft, zauberte beftimmt flr die eine oder andere fich quszuſpre⸗ 
en und beſchraͤnkte fich darauf, durch Botſchaftſenden die Streis 
tenden.zum Frieden aufzufordern, was aber ben Fehden und dem 
Krieg keinen Einhalt that. Schon (18. März 1420) hätte Koͤ— 
nig Sigmund von Schweibnig aus dem Herzog Ludwig: einen 
Verweis ertheilt, daß er den Herzog Heinrich mit geiſtlichem Ge⸗ 
richt an den roͤmiſchen Hof nach Rom gezogen, ba boch fie beide 
weltliche Firſten, auch ihre Streitfachen weltlich wären, welche 
dazu der Papft felber an den roͤmiſchen König verwiefen. Im ' 
Anfange des Jahres 1421 ſchickte Sigmund mit Friedgebot als 
koͤnigliche Commiſſaͤre hintereinander den Kämmerer Konrad von 
Beindberg,. den Konrad Muracher und zulegt ben Grafen Io: 
hann von Lupfen. Auf einem Tag zu Nürnberg (15, Sept.) er⸗ 
kannte man auf ben Bifchof zu Würzburg einen neuen Anlaß, 
bi Martini, der aber gar nicht zu Stande fam 19), Donau⸗ 
woͤtth, dad der, Herzog Ludwig fortfuhr zu bebrängen, warb von 
Sigmund (6. Sept. 1422) förmlich ald Reichsſtadt erlärt0). 

Nachdem die größten Friedensſtoͤrungen einigermaßen beiges 
legt waren, und bie Berföhnung bed Königs mit den Kurfürften 
von Brandenburg und von ber Pfalz bewirkt worben, ſchritt man 
zu dem Hauptgegenftand, der auf dem Ninnberger Reichötag vors 
kommen follte, zu ber Berathung ber Kriegsanfkalten gegen bie 
Huffiten. Die Fürften waren ber Meinung, man folte den hun⸗ 
dertften Pfenuing erheben und davon die Kriegskoſten beflreiten. 
Gegen dieſen Vorſchlag erklärten fid) bie Städte, einestheils weil 
wegen ihres großen Reichthums fie vorzüglich die Laſt des Kriegs 
getroffen, anderntheild auch weil fie nicht an den Tag wollten 
gebracht hab haben, wie große Schäge fie befäßen. Es wurden da⸗ 

ur Zang I. c. bei. S. 109f1. Budner 1. c. VI. p. 238 fl. Freiberg Geſch. 
der bayr. Landtage I. S. 387. 


20) Lang l. c. S. 112. Buchner Gef. v. Bayern 1. c. 
— 


154 Drittes Buch. Gechötes Kapitel. 


ber von einigen dazu erwählten Fürften und ſtaͤdtiſchen Abgeord⸗ 
neten Reichsmatrikel, welche man mit Unrecht für die erften hält, 
die gemacht worden ?1), entworfen, wornach beflimmt wurde, 
wieviel der Zruppenantheil von einem jeben Reichöftande betragen 
ſolle. Einige Fürften und Herrn aber zogen es vor, lieber den 
hundertſten Pfenning zu geben, als ſich einem Anſchlag in ben 
Matrikeln zu unterwerfen. . 

Im diefen Matriteln 22) find die Kurfürften ald die mächtigs 
ſten Herrn (die Herzoge von Oſtreich kommen nicht vor) mit vier⸗ 
zig bis fünfzig Gleven (zu vier bis fünf berittenen Gewappneten) 
angeſchlagen: nur ber Kurflrft von Sachſen hatte die geringe 
Baht von zwanzig Schügen zu felen. Die Biſchoͤfe waren fehr uns 
gleich angeſchlagen, je nachdem fie kleine oder große Länder und 
Befisungen hatten: von zwei biß zu zwanzig Gleven: ber Erz⸗ 
biſchof von Magdeburg aber hatte faft ein fo großes Eontingent 
wie der Exzbifchof von Coͤln, dreißig Gleven und zehn Schuͤtzen 
zu fielen. Bon ben weltlichen Fuͤrſten war nur der Herzog von 
Savoyen gleich den Kurfuͤrſten von der Pfalz und von Branden- 
burg mit fünfzig Gleven angeflogen; bie Herzoge von Lothrin⸗ 
gen, Bayern, Landshut, Geldern, welche nebft dem Landgrafen 
von Heffen fobann die hoͤchſten Contingente zu ſtellen hatten, 
überfehritten nicht die Zahl von zwanzig Gleven. Dagegen hat- 
ten bie pfälzifchen und bayrifhen Wittelsbacher (mit Ausnahme 
des höher angefchlagenen Heinrich von Landshut), die Herzoge 
von Braunſchweig, die Herzoge von Meklenburg, die Herzoge 
von Pommern, ber Markgraf von Baden, ber Herzog von Berg ıc, 
Gontingente von fünf bis ſechszehn Gleven zu fielen: die Hein: 
ſten derfelben fielen auf den Pfalzgrafen Otto von Sinsheim und 
den Herzog von Berg, bie höchften auf den Herzog Ludwig von 
Ingolſtadt und die pommerifchen Herzoge. Unter-den Grafen 
hatte der Graf von Wirtemberg mit zwanzig Gleven bei weitem 


21) Bergl. Häberlin R. 9. V. ©. 326. Not. u. Geſch. Kaifer Sigmund’s 
3. I. S. 160. not: 68. 

22) Windel c. 108. p. 1157 — 1163. Reue Samml. der Reihsabfihiede 
(Grantf. 1747. fol.) I. p. 117—120. Die Handfäriften von Gberhard Win ⸗ 
deck variiren fehr in den Namen und Zahlen. 


Deutfche Zuftände bis fur Beendigung d. Nuͤrnberg. Reichstages. 155 
das höchfte Gontingent zu liefern, denn von ben Übrigen waren 
die mächtigften höchftens nur mit ſechs bis acht Gleven angefchlas 
gen, die minder begüterten nur mit drei, zwei ober einem Gle⸗ 
ven. Unter ben freien und Reichsſtaͤdten, wozu aud) die eidge⸗ 
nöfffhen und mehrere niederlaͤndiſche Städte gerechnet wurden, 
ſtellten Luͤbeck und Nirnberg die hoͤchſten Gontingente, dreißig Gle⸗ 
ven und ebenfoviele Schügen: Hamburg, Coͤln, Metz, Straß: 
bung, Rordhaufen gaben zehn Gleven weniger: fünfzehn flellten 
Regensburg und Frankfurt: diefes waren Gontingente, welche 
denen ber erfien Fuͤrſten gleich kamen. Kleinere Reichöftädte tra⸗ 
ten zur gemeinfchaftlichen Ausruͤſtung von einigen Gleven zufams 
men ober ruͤſteten nur einige Schligen aus. Über vierzig Grafen 
und Herrn, wie auch an zwanzig Äbte kauften ſich durch den hun: 
dertſten Pfenning von ber Ausrüftung von Kriegsvolk los. Die 
oͤſtreichiſchen Herzoge, ber Erzbiſchof von Salzburg, bie fehlefi> 
fen Lande, der Markgraf von Meiffen, die Landgrafen von 
Winingen, welche ſchon anfehnliche Kriegshaufen gegen die Hufs 
fiten an ihren Landesgrenzen unterhielten, waren in den Matris 
fein nicht angeſchlagen. 

Nachdem diefe Matritel entworfen waren, wurbe der Mark: 
xaf Friedrich zu Brandenburg zum oberften Befehlshaber des 
Kriegöheered gewählt und dad vom Papfte geweihte Panier (ed 
follte nämlich ein Kreuzzug ſeyn), in der Sebalduskirche zu Rürnz 
berg ihm Äbergeben (8. Sept.) ?°). Zugleich wurbe beftimmt, 
daß die Fürften, Herrn und Stäbte mit ihren Kriegsvoͤlkern auf 
Merheiligentag im Felde an ber böhmifchen Grenze verfammelt 
ſeyn ſollten 24). Indeffen wurde der Kurfürft Lubwig von der 
Pfalz nach Polen und Preußen gefchickt, um im Namen des Pap⸗ 

23) @indee c. 108. p. 1168 u. c. 104. p. 1154. Gr gibt den „liben 
drawen tag Purificatiomis‘‘ an, den 2. Febr., was offenbar unriätig tft: eb 
mu entweder Assurtionis (15. Auguſt) oder Nativitatis (8. Septbr.) heißen. 
Andreas Preabyt. Ratieb. Chron. Bavar. gibt als Beit an „feria sexta in octava 
8. Augustini. Branda legatus vexillam vivificae orucis tradidit in ecclesia 
8. Sebaldi Sigismando R. R., qui et statim idem vexillum dedit Friderioo 
Marchioni Brandenb.“ 

24) Windel 1. c. 


156 Drittes Bud. Sechstes Kapitel. 


ſtes, de roͤmiſchen Königs und des Reichstages bie beiden ſchon 
im Kriege gegenüber ſtehenden Mächte zum Frieden aufzuforbern 
und zu verfähnen 26): follte ber König von Polen der Auffordes 
rung feine Zolge leiften, fo wurde befchloffen, ihm von Seiten 
des Reiches und bed Königreicheö Ungarn mit Krieg zu drohen 2°), 
Dadurch ward denn auch bewirkt, daß bie Kriegführenden ben 
Frieden am Melno > See fihloffen (1422) #7). 

Mittlerweile der Pfalzgraf Ludwig auf dieſer Miſſion ſich 
befand, erflärte der König (25. Auguft) mit Zuſtimmung einiger 
Fürften den Erzbiſchof Conrad von Mainz zu feinem Reichsvicar 
und Statthalter in Deutfchland 2°). Denn da voraudzufehen 
war, daß wegen ber Kriege mit den Böhmen, ben Türken und 
den Venetianern ber König öfter auf längere Zeit von ben deut: 
fen Landen entfernt gehalten werde, fo war zur Aufrechthaltung 
des Landfriedens, der Ordnung und ber Ruhe nothwenbig, daß 
ein Reichsvicar beftelt warb: auch hatten bie Reichöftäbte drin 
gend verlangt, daß ihnen in Abwefenheit des Königs ein Schub: 
herr gefegt werde 2°), 

Nachdem Sigmund auf dem Reichstag noch mehrere andere 
Regierungägefchäfte vorgenommen, dem Markgrafen Friedrich von 
Meiffen fie feine bisherigen Dienfte im Kriege gegen bie Huffiten 
einen Theil des Voigtlands verpfändet°°), in Schreiben an bie 
Reichsſtaͤnde zur wirkfamen Hülfe gegen bie Huffiten aufgefor: 
dert 31), auch mehrere Privilegien und Freiheiten ertheilt 2) und 





25) Winde c. 109. p. 1164. Herman. Comer. Chr. p.1254. Bergl. 
Boigt Geſch. Pr. VII. 439, wo das Schreiben der Kurfürjten d. d. Nürnberg 
26. Zuli 1422. Die frühern Verhandlungen im I. 1421 — 1422 theilt Voigt 
1.c.'&. 398 fl. 401 u. 427 fü. mit. 

26) Bol. Boigt u. a. D. ©. 440. 

27) Boigt S. 447 fl. 

28) Die Urkunde bei Guden. C. D. IV. p. 136— 148. 

29) Winde c. 108. p. 1163. 

30) &. im Anh die Regeften, befond, vom 31. Aug. 1422. „ag Hom 
Frideric. Bellic. p. 859 — 866. 

30) S. im Anh. die Regeſten v. 30. Aug. 1422. 

32) S. die Megeften v. Aug. u. Sept. 1422. 


Deutfche Zuftände bis zur Beendigung d. Nürnberg. Reichstages. 157 
der Ritterſchaft erlaubt hatte, ſich uͤberall in deutfchen Landen zu 
verbinden und in dieſe Einigung auch die Reichöftädte mit aufzus 
nehmen 83), verließ er Nürnberg. nach faft. zweimonatlichem Auf⸗ 
enthalt, um auf demſelben Wege, ald er gelommen war, nad 
Ungarn zurüdzufehren. 

In Regensburg hielt (feit 21. Sept.) der roͤmiſche König ſich 
wieberum mehrere Tage aufz er ertheifte hier mehrere Priviles 
gien,und fuchte den Streit unter ben bayerifchen Herzogen Heinz 
rich von Landshut und Ludwig von Ingolſtadt, ber mit großer 
Erbitterung geführt ward, durch einen befohlenen vierjährigen 
Waffenſtillſtand abzuflumpfen. Nachdem hämlich alle wieberhol: 
tem Friedgebote des Königs vergeblich gewefen und. alle Verſuche 
eine Waffenruhe herzuftellen an dem Trotz bed Herzogs Ludwig 
feheiterten, ergriff Sigmund entſchiedenere Mittel, Ludwig's Übers 
muth war ſchon zum Theil durch eine blutige Niederlage, bie er 
(19. Sept. 1422) erlitten, gebrochen. Er eilt zum König nach 
Regensburg, wirft fi vor ihm auf bie Kniee und fpart Feine 
Bitten und Demüthigungen. Einige Tage fpäter (2. Detober) 
mußte er vor allen feinen Feinden ober ihren Botfchaftern, in Ges 
genwart bed päpftlichen Legaten Branda, vom König, der auf 
dem Throne faß, einen. feharfen Verweis über feinen Friedens⸗ 
bruch hinnehmen, Sigmund erklärte in.einer feierlichen Rebe fein 
Mipfallen über einen Krieg, der Kirchen und Kloͤſter zerftört, der 
Straßen und Felder verwüftet, die Einwohner von Städten und 

. Dörfern mißhandelt, zu Grund gerichtet, erfehlagen, unb ben 
Wohlſtand der Länder untergraben. Darauf erließ er (7. Det.) 
ein Friebgebot auf vier Jahre, Wer ben Frieden bricht, dem 
ward vom König mit der Acht, von dem Legaten mit bem Banne 
gebroht. Lubwig fol fein Land bis zum Ausſpruch des Königs, 
der binnen Jahresfeift zu erwarten fey, an Sigmund übergeben, 
der es in des Reichs Schug mehmen und darüber einen Haupt: 
mann fegen werbe, ber Macht genug habe, alle Friedensbruͤche 
abzuwenden. Zum Hauptmann fegte Sigmund ben Herrn Bruno 


33) ©. die Regeften v. 13. Sept. 1422. 


158 Drittes Buch. Sechetes Kapitel. 
von der Leiter, mit dem Zitel eines Baiferlichen Hofmeiſters: Lubs 
voig felbft aber mußte, bis Alles entfchieben, mit dem König nach 
Ungarn gehen und da einige Jahre verbleiben 24). 

Am 5. October verließ ber vömifcher König Regensburg, umd 
reiste tiber Straubingen ®°) nad) Paffau, wo er einige Tage vers 
weilte, denn am 17. October ftellte er noch daſelbſt dem Bifchofe 
von Regenöburg eine Urkunde aus ?°). Sodann fuhr er die Do: 

nau herab nad) Wien ®”), beſprach fidh hier noch mit feinem 
Schwiegerfohn dem Herzog Albrecht Über bie Kriegdanftalten ges 
gen bie Huffiten und kehrte ſodann gegen die Mitte des Rovems 
bers in fein Königreich Ungarn zuruckee). 

unterdeſſen hätten bie Kiegsuölfer nach dem Beſchluſſe des 
Nürnberger Reichstags auf Allerheiligen 1422 im Felde erfheinen 
follen. Allein viele Urfachen beftanden, daß der Zug nicht zu 
Stande Fam. Schon hatte es bei Vielen Wiberfpruch erfahren, 
daß man den Kriegszug in einer fo fpäten Jahreszeit eröffnen 
wollte: mehr noch aber trat hemmenb in den Weg, daß fich die 
rheiniſchen Laͤnder ganz ſaͤumig zeigten mit ihrer Hülfe. Denn 
als der Reichsvicar, der Erzbiſchof Conrad von Mainz, einen Tag 
nach Wormd im September oder Anfang Detober beſchied, zur 
Verwirklichung der Kriegsanflalten und zur Beftätigung feiner 
neuen Würden fo erfchienen nur eine geringe Zahl fränkifcher und 
rheiniſcher Reichsſtaͤnde, und auf bie Frage, ob fie Conrad als 
Reichövicar anerkennten, baten fie ſich Bedenkzeit auß>%), Aber 
aus dem Kriegszug gegen bie Huffiten im Spaͤtjahr 1422 warb 
nichts 40): theils weil bie Jahreszeit ſchon zu weit vorgeruͤckt 
34) Litern exprobat. et difidetionis contra Duces Barariae b. Guden. 
Syllog. I. 668. Andreas Presbyter Chr. p. 2152: Bol. Fiſcher EI. Sqhriſ⸗ 
ten IE. S. 136 fü. Lang Ludwig der Bärtige ©. 117. Buchner Geſch. von 
Bayern VL S. 246. 

35) Gemeiner Megenbburg. Chronik U. 446. 

36) Gemeiner a. a, D. 

37) S. im Anh. die Regeften v. 18. Dit. bis 6. Nov. 1422: 

38) ©. im Ang. die Reg. vom 25. Nov. 4422. 

39) Windel c. 108. p. 1163 fl. 

40) Windel c. 104. p. 115%: „Cs Bam aber wenig Volled./ Ran fest 


Deutſche Buftände bis zur Beendigung d. Nuͤrnberg. Reichstages. 159 
war, theils aber auch, weil die Fürfien ſich nicht untereinander 
verftänbigen Tonnten. Größer aber warb bie Spaltung und ber 
Widerſpruch gegen den neuen Reichöftatthalter, als der Pfalzgraf 
Ludwig Kunde von der Ernennung Conrad's zum Reichsvicar ers 
hielt. Sobald diefer feinen Auftrag an den König von Polen 
und den deutfehen Orden befriedigend erfüllt und die Kriegführens 
den zum Waffenſtillſtand bewogen hatte, reiste er zum römifchen 
König nach Preßburg *t), und beſchwerte fich barlıber, daß, ſei⸗ 
nen hergebrachten Rechten und erhaltenen Privilegien entgegen, 
der König einen andern ald ihn zum Reichsvicar gemacht habe, 
Um den Pfalzgrafen zu befänftigen, verfchrieb ihm ber König 
fünfzigtaufend Gulden auf die Landvogtei im Elſaß. Deſſenun⸗ 
geachtet war der Kurfuͤrſt agieht zufrieden geftellt. Hoͤchſt aufge: 
bracht über den König reiste er an ben Rhein und brachte es bei 
den Finſten und Städten bahin, daß fie ſich in der Weiſe erklaͤr⸗ 
ten, niemanden vorerft ald Reichsſtatthalter anzuerkennen, bis es 
ausgetragen fey, wem von Rechtswegen dieſes Amt. gebühre 42), 
Nachdem in diefer Sache mehrere Zürftentage *?) gehalten wor 
den, war Erzbifhof Conrad des Reichsvicariats ohne Anerken- 
nung überbrüßig und auf dem Tag zu Boppart (11, März 1423) 
legte er, ohne vorher den römifchen König von feinem Vorhaben 
in Kenntniß gefegt zu haben, feine Statthalterwürbe nieder 24), 
& war dad Reich wieder feiner Unordnung Preiß gegeben; ber 
roͤmiſche König aber war voll Zorn auf Conrad und die Fürften *°), 

Ein ganzes Jahr zur Bekriegung der Huffiten war verloren 
gegangen: unb doch verfprachen grade damals Angriffe auf die 


gewoͤhnlich den Zug der deutſchen Neipöftände gegen Saag in’s 3.1422. Allein 
diefer Zug fand fon im I. 1421 ftatt. Bol. Häberlin R. H. V. S. 329. 

4) Voigt Gef. Preuff. VII. S. 452 fl. 

42) Windel c. 169. p. 1164. 

43) Borzügl, zu bemerken ift der Tag in Bingen 6, Dec. 1422. Guden. 
€. D. Mog. V. 900. 

44) Windel 1. c. und c. 112. p. 1166. Senckenberg select. jur. IV. 
483 u9g- 

46) Windet c..109. p. 1165. 


160 Drittes Buch. Sechstes Kapitel. 
uneinigen4*) Böhmen bie günfligften Erfolge. In Prag herrſchte 
große Verwirtung und Unordnung in. Folge ber Hinrichtung des 
Prieſters Johann von Zelqu und ber böhmifche Adel hatte fich da⸗ 
mals faft ganz von Bijfe zuruͤckgezogen. "Dazu kam noch, daß 
man wegen ber Wahl eined neuen Königs ſich durchaus nieht ver⸗ 
einigen Eonnte. Dieſes führt uns wieber zu der böhmifchen Ge- 
ſchichte zuräd, 

46) Beſchwerden der vertriebenen Prager an den römifhen König. Win— 
tet c 101. p. 1161 fl. 





‚ Siebentes Kapitel, 


Der aitthauiſche Prinz Sigmund Koribut als Verweſet ber boͤhmi⸗ 
ſchen Krone. 1422. 





Schon oben iſt erzaͤhlt worden, wie die Prager im I. 1420 
eine Gefandtfhaft an den König Wladislaus von Polen ſchickten 
und ihm die böhmifche Krone anboten, und fie darauf, als er die 
Krone ausſchlug, ihre Augen auf den Großfürften Witold von 
Kitthauen warfen. Ungeachtet ber polnifche König die boͤhmiſche 
Krone abgelehnt hatte, ſchickten die Böhmen im J. 1421 nah 
dem Czaslauer Landtag eine zweite Gefandtfchaft nach Polen, mit 
der Vollmacht, entweder ben König Wladislaus oder deſſen Bet: 
ter Witold zur Annahme ber boͤhmiſchen Krone zu bewegen 1). 
Obwohl die Gefandten dem Könige verſichert hatten, daß fie bie 
vier Prager Artikel ausgenommen in allen übrigen Stüden mit 
den Gebäuden und Sagungen der roͤmiſchen Kirche überein- 
ſtimmten; obwohl fie nicht verfäumten, darauf hinzuweifen, wie 
vortheilhaft für Polen die Verbindung mit Böhmen feyn müßte, 
wenn der ungarifche König und ber deutſche Orden wagen follten 
erſteres Königreich mit Krieg zu. überziehen; ungeachtet aller dies 
fer Vorftellungen gab Wladislaus den Gefandten bie unerwartete 
Antwort: er koͤnne ſich nicht entfchliegen, dem Kbnige Sigmund 
eine Krone, die ihm erblich gehörte, zu entreißen, wenn er auch 
gleich von ihm ſchwer beleidigt worden; fobann aber widerſtreite 

1) S. Beilagen n. I. u. IT. zu Pelzel's Rachr. v. d. Litthauiſchen Prinzen 
Sigmund Koribut 2c. in den Abhandiungen der böhm. Gef. der Wiſſenſch. vom 


3. 1786. ©. 368fl. 
Aſchbach K. Sigmund. TIL. 1 


162 Drittes Buch. Siebentes Kapitel. 

es auch feinem Gewiſſen die Regierung über ein Reich, beffen 
Bewohner von ber Kirche als Ketzer verdammt worben, zu uͤber⸗ 
nehmen, Wenn fie fich aber mit der roͤmiſchen Kirche ausſoͤhn⸗ 
ten, bann würbe er ſich eher dazu entfchließen koͤnnen, den böh: 
mifchen. Thron zu befleigen, felbft wider Willen bed ungarifchen 
Königs 2). 

Der König Wladislaus von Polen konnte die ihm angebos 
tene böhmifche Koͤnigskrone nicht annehmen: feine Stellung zum 
roͤmiſchen König und dem Papfte bei ben immer noch obwaltenden 
Streitigkeiten mit dem deutſchen Drden erlaubten ihm nicht einen 
folchen Schritt, ohne mit den beiden Oberhaͤuptern der Chriſten⸗ 
heit ganz zu brechen. Auch hatten ihm fämmtliche beutfche Reiches 
fände mit Krieg gedroht, im Falle er den Böhmen zu Huͤlfe zöge, 

Was Wladislaus nicht direct erlangen konnte, wollte er auf 
indirectem Wege erreichen. Er felbfi wies bie boͤhmiſche Krone 
zuruͤck, veranlaßte aber, daß bie Böhmen fie dem Großfuͤrſten 
Witold von Litthauen anboten, Diefer nahm fie an, mit du 
Erklaͤrung, daß er ſich auf diefe Weife an dem ihm verhaften Kbr 
nig. Sigmund raͤchen wollte; ba er aber wegen bed Streites 
mit dem beutfchen Orden ſich nicht yon feinem Lande entfernen 
koͤnnte, fo wollte er als oberſten Reichsverweſer ober Statthalr 
ter feinen Neffen ben Prinzen Sigmund Koribut ®) nach Boͤh⸗ 

9) Math.. de Michoria Chron. Polon. Hb. TV. c. 46. Diuzoss. hist. 
Polon. Uh. XI.p.43&4g. Cromer. de Origine et reb. gest. Polonor. lib. XVIIL. 
Bol. Pelzel he S. 362 fl. 

3) Sage? meint, der Prinz habe nur Kor ibut gröeifen: den Kann Eip 
mund hätten ihm die Böhmen gegeben zur Bezeichnung, daß er anjlatt des Kö⸗- 
aigs Sigmund regiere, Das ift eine ganz falfhe Anſicht: denn audy der Papft 
Martin V und felbft der römifhe Köntg nenmer ihn in ihren Briefen Sigismun- 
dus, was gewiß nicht geſchehen, wenn Hagek's Angabe die richtige wäre, Mer 
polniſche König nennt ihn (Beil, V u. VI bei Petzel 1. c. p. 390 99.) Rigier 
mandus Gorributhi, woraus gefäloffen werden koͤnnte, daß Korihut den Metyr 
des Prinzen andeute, MBieleiht war Korlbut der heidniſche Name des Prinzen: 
{in der Taufe erft nahm er den Namen Sigmund an. &o hieß der König WBla- 
Widlens vorher auch Jagiel und vertauſchte diefen Namen mit dem qhriſtlichen: 
Wledislans, Dft aber werden auch beide Mayen nebeneinander gefept. . Über 
den Grab der Verwandtſchaft Korihut's mit Witold weichen die Raqrichten ſehr 
ab: er wird Bruder, Schwager, Better, Sohn des Großfürften Witold ger 


Der litthauiſche Pring Sigmund Koribut in Böhmen. 163 
men ſchicken *), womit fich Die huſſitiſchen Gefanbten zufrieden er⸗ 
Härten, i 

Auf ber Rüdreife nach Böhmen wurden fie auf Weranftals 
tung Sigmihb’s in Schleflen von dem Herzog Johann zu Trop⸗ 
pau gefangen genommen: noch che Polen ober Litthauer zu ihrer 
Befreiung Hesbeigelommen, hatte ber ‚Herzog von Troppau fie 


dem roͤmiſchen König audgeliefert, der bad Gefolge der Geſand⸗ 


ten hinrichten, fie ſelbſt aber in firengem Berwahr halten ließ ®), 

Nicht lange nachher ſchidten bie Böhmen eine dritte Ges 
fendtfepaft. In dem Beglaubigungoſchreiben, welches biefelbe 
überbradhte, wird Witold ber Böhmen anverlangter König 
und ihr gnädiger Herr genannt?) Darauf erft ſchickte mit 
Biffen und Willen des polnifchen Königs der Großfuͤrſt feinen 
Reffen nach Böhmen ab im Früͤhiahr 14237). Jndem bei 


naunt (pgl. Pelzel 1. c. p. 366). Pelzel meint, er fen ein Sqweſterſohn Mir 
toD’5 gemefen,, den er für einen Bruder des polnifhen Könige Hält, weil Papft 
Martin V in einem Brief an Wladislaus und Witold (Raynald Ann.ecol. an. 1425) 
fie fratres Germanos, und Sigmund Koribut ihren Nepotem nennt. Befannte 
lich bezeichnet aber im mittelalterlichen Latein Prater nit immer Bruder, und 
nepos nicht immer Weffe: am menigften find dieſe Ausdrüde ftreng zu nehmen, 
men Fürſten fie in Anreden in ihren Briefen gebrauchen. Anqh weiß man aus 
der litthauiſchen Geſchichte, daß Wladislaus und Witol nit Brüder, fon« 
dern Gelchwifterktader geweſen, welche aber häufig im Lateiniſchen mit fratres 
degelinet werden. Daß aber Sigmund Koribut ein Schweſierſohn von Witold 
genefen, fagt Winde c- 89. pı 1146 ausbrüdiih, melde Stelle dem gelchre 
ten Pelgel entgangen iſt. 

4) Math. de Michor. 1. c. Diugoss. hist. Pol. ib. XL. p. 451. Bergl, 
Yalzell. c. Bgl. oben Kap. V. not. 10. Rad einem Schreiben des Comthurs 
von Dünaburg (d. d. 6. Ian. 1422) an den Drdenbmarſchall hatte ſchon damals 
Witord öffentlich fih als Ghüger der Huffiten ausgefproden. Index Corp. hist. 
dipl. Livon. Ksthon. et Caron. I p. 226.' Über die Sendung feined Reffen 
Mad; Böhmen ſqhreibt Witold felbft d. d. 2. Juni 1422 an den Cribiſhof von 
ige. Index cit. n. 1022. p. 229. 

6) Hager. Gfr. ad an. 1421. 

6) Beilagen IIT u. IV. bei Peizel L c. ©. 289. 


7) Diefes fügt Michov. 1. c. außbrüdiid: „Wlndislao ootsentiente et ap- 


probente.““ Sad} einem Brief deö Papſtes Martin V (Raynald Ann. cccl. ad 

an. 1628. m. 6) Habe der polniſche König zwar um die Abſchickung deb Pringen gewußt, 

er habe fie aber nur zugelaffen, um die Keter wicher durch Karikut zurädzufühe 
11* 


164 Drittes Buch. Siebentes Kapitel. 


Sroßfkrft Witold drei Heere ausrüftete, zwei gegen den beutfchen 
Orden und eines zum Beiftand des Neffen, und bald darauf auch 
der König von Polen den Orden mit Krieg Überzog®), nahm 
Koribut mit fünftanfend Reitern °) feinen Weg nRh Böhmen, 
Sobalb er in Mähren anlangte, zog ex vor Maͤhriſch-Neuſtadt, 
und nahm, weil ihn die Stadt nicht einlaffen wollte, dieſelbe mit 
Sturm. „Hier blieb er einige Zeit und um einen Beweis abzules 
gen, daß er die vier Prager Artikel annehme, wie er ſich gegen 
die böhmifchen Gefandten verbunden hatte, trank er Öffentlich aus 
dem Kelch und.empfing fo dad Abendmal unter beiden Geftalten, 
‚Hierauf ſchrieb er an den Taboritenführer Zizka, ihn auffordernd, 
das Land Boͤhmen nicht weiter mehr zu verheeren. Diefes war 
ein.unfkuger Schritt, den ber litthauifche Prinz zu bereuen bald 
Urfache hatte, .. Denn Zizka antwortete ihm in einem Zone, ber 
ihn belehrte, daß in Böhmen niemand xegieren konnte ohne Wil⸗ 
len und ohne Beiftand des blinden Taboriten = Heerführers 19), 
Er verfuchte ſodann Olmütz zu nehmen, aber fiheiterte an ber 
tapfern und treuen Beſatzung, und warb mit Verluſt zurücge 
ſchlagen 12). Ohne ſich fodann länger in Mähren zu verweilen, 
feste er feinen Weg nach Prag fort, wo er am 17. Mai 1422 12) 
ankam, grade ald bie Stabt noch in Folge der Hinrichtung bed 


Tem. Das iſt ſhwer zu glauben! Andere Meinungen der Gihriftfteller führt 
Pelzell. c. S. 367 an. Bol. nod Windeck c.87. p. 1144, Den Brief des Pap⸗ 
Res Martin V d.d. 1. uni 1422 (bei Cochl. beil. Hass. lib. V. p. 210 gg.), 
worin derfelbe von der Berbindung mit den Huffiten abmahnt, konnte damals 
Witold nod nit erhalten haben, 

8) Voigt Gef. Preuſſ. VI. 428. 

9) Chronic. Boh. bei Pelgel Scriptt. rer. B. II. 465. Chronic. Bartos- 
si gibt 7000 Reiter an. Bol. Theobald H. Kr. ©. 293, 

10) Pelgel Radır. über d. Prinzen Sigmund Koribut J. c. nad handſchriftl. 
Quelle S. 368. Windel c. 88. p. 1144. Michov. 1. c. 

11) Winded Lo. Bol. Kurz K. Abbrecht U. Bd, 2. S. 57. Richter die 
Hufiten in Mähren 1. c. S. 190. 

12) Theobald 9. Kr. S. 293 gibt unrictig den 7. Mai an. Chronic. 
Bartossii bei Dobner Mon. B. I. A. 1422: „Circa fest.:S. Stanislai venit dux 
Sigismundas Lituaniae Pragam.“ Chronic. Böh. bei Pelzel Soriptt.1. o.:— 
„venit die dominico ante Ascensionem domini‘“ (17. Mai), Contin. Polkarae 
p- 162. Palacky Aunal. Boh. p. 52. 


. Der litthauiſche Prinz Sigmund Koribut in Böhmen. 165 
Moͤnches Johann von Zelau in der größten Aufregung war. Da⸗ 
her ward er von dem größern Theil der Prager Bürger mit gro: 
em Jubel als Retter und Schüger in der Roth aufgenommen; 
von ben Anhängern ber eraltiiten Partei, welche in ber Unord⸗ 
nung und in der Anarchie ihre Zwecke am beften verfolgen konn⸗ 
ten, aber hoͤchſt ungern gefehen 12), 

Sobald Sigmund Koribut in Prag angelommen war, ftellte 
er fich mit feinen mitgebrachten polniſchen und litthauiſchen Kriegs⸗ 
völfern vor dem Neuftäbter Rathhaus auf und ließ feine Ankunft 
Öffentlich in ganz Prag verfündigen. Es eilte eine große Menge 
Volkes herbei, Die vornehmften Bürger führten das Pferd, wor⸗ 
auf der Prinz ritt, beim Zügel, wie im Zriumph auf das Atftäb: 
ter Rathhaus, wo man ihm die Schlüffel und dad Siegel der 
Stadt übergab und ihn als oberften Berwefer des Königreiches an⸗ 
erkannte, um ed gegen auswärtige und innere Feinde zu ſchuͤtzen 
und zu vertheibigen. Am folgenden Tag ſetzte der Reichsverweſer 
neue Räthe ein Mer beftätigte bie alten und ließ ſich von ihnen 
den Eid der Treue und des Gehorſams ſchwoͤren 1%), 5 

Benige Tage fpäter ward mit Zuſtimmung des Prager Ma- 
giſtrats eine allgemeine Amneftie verkuͤndigt fir die, welche wegen 
der Hinrichtung des Moͤnches von Zelau Unordnungen und.Erceffe 
begangen. Dagegen wurden neue aufrührifche Zuſammenrottun⸗ 
gen bei Lebensſtrafe verboten, und um ferner Glaubensſtrei⸗ 
tigfeiten vorzubeugen, follte der. Erzbifchof von Prag mit der 
Geiſtlichkeit fich zur Synode verfammeln und die Glaubenspuncte 


13) Windel 1. c. Aes. Sylv. hist. Boh. c. 44: „Nonmulli Bohemo- 
ram reguli et consulatus Pragensis legatos ad Vitoldum Lituaniae ducem 
misere, eumgue sibi regem asciverunt, adversanse Zischa, ejusgue fa- 
tione, qui liberis hominibus regem habendum esse negabat et cum po- 
tissime, qui gentium rita viveret. Vitoldus Sigismandum Coributum cum 
duobus milibus eqaitum misit in Bohemiam. ‚Qui apud Pragenses magnis 
xceptus honoribas, — nobilibus et qui guiete vivere vellent blandas atque 
amicns , in iosidiosos et facinorosos asperrimus vindex.“ Cf. Hager. Chr. 
S. 723. Diugoss. 1. c. Theobald ©. 298. 

14) Peljell.c. S. 368 fl. Tractat. de long. schismate (sub fin.) p. 108: 
„Sigismundus dux, cogaatus Witoldi — cum eomitiva.non modica venit 
in Bohemiam , quem Bohemi cum honore et gaudio suscopernat.'“ 





166 Drittes Goch. Cicbentes Kapitel. u 

feffegen. Zugleich wurde jevem Böhmen ohne Unterſchied des 
Standes unter Strafe verboten, Bänkereien zu fliften, mit Wuͤr⸗ 
feln zu ſpielen, zu fluchen, Raufereien anzufangen oder gar mit 
den Waffen einen andern Mitbürger anzugreifen. Wer lieberliche 
Srauen halte, folte wie dieſe felbft das Leben verwirkt haben 1°), 
Zu gleicher Zeit erließ der Reichsverweſer im Ramen bes Großfuͤr⸗ 
ſten Witold Schreiben an den böhmifchen Adel, fie zum Gehor⸗ 
fom aufforbernd und fie zum Reichstag auf die nächften Pfingften 
einladend 1%). Seine Wohnung nahm er auf dem Prager Schloß: 
bie Kriegsvoͤlker, welche er mitgebracht, befamen wöchentlich eis 
nen fehr anfehnlichen Sold von den Pragern auögezahlt, ber zum 
Theil aus den Gütern der flüchtigen Böhmen beflritten warb 17), 

Es währte auch nicht lange, fo Fam Johann Bzdinka, der 
ein befonberer Freund des Johann von Zelau gewefen, in ber Abs 
fit deſſen Tod zu rächen, mit einer Raubſchaar Taboriten nad 
Prag: nur dem vereinten Bemühen der Praget und Polen ges 
Hang es bie blutgierigen Zeinde wieder aus D Stadt zu trei⸗ 
ben ts), 

Obwohl Koribut Alles aufbot, ſich den Böhmen beliebt zu 
machen, ſogleich aus dem Kelche trank, in allen Kriegsunterneh⸗ 
mungen bereit war, ſich an die Spitze zu ſtellen, und ſich durch 
Tapferkeit auszeichnete, fo konnte er doch nur einen Theil der Na⸗ 
tion fie ſich gewinnen. Beſonders entgegen war ihm der Abel. 

Sobald biefer Nachricht davon erhielt, daß man bamit ums 
gehe, den litthauiſchen Prinzen zum böhmifchen König zu machen 
und daß man fehon die Städte des Königreiches auffordere, Ab: 
geordnete zur Krönung zu ſenden; veranftälteten die böhmifchen 
‚Heren eine Verſammlung, worauf fie ſich offen gegen Koribut ers 

15) Pelze 1. c. S. 369 nach dem Liber Privilegior. antig. Prag. 

16) Beilage VII bei Peljel l. c. S. 392 fl., wo ein Schreiben Koribut’s 
en Uri von Mofenberg mitgetheitt wird, 

" 17) Pegel 1. 0. S. 360 nad dem angef. Lib. Privil.. Jeder polniſqhe tee 
ter erhielt woͤchentiich aht Gulden Bord. ’ Für die damalige Beit gewiß eine Hödft 
anſehnliche Summe. 

18) Chronic. Boh. 1. e. gibt al Zeit am foria IV die s. Michaelis. CF. 
Comtin. Palk. 1.c. Palacky Annal. B. p. 56. Theobald S. 301. Bal. Pel- 
zel böhm. Geſch. IT. 865 u. deſſen Gigmund Koribut 1. c. S. 374. 


Der litthariſch· Peim Sigmund Korbut in Böhmen. 167 
Misten, Als Gründe, warum fie benfelben nicht als Sürfen und 
Harn anertennen binften, waren: Rechtmäßiger König nach dem 
Errechte fey Sigmund, der Sohn Kaifer Karl's EV und Beuder 
König Wenzel’. Derfelbe fey bereits auf dem Prager Schloß 
gekrönt, und ed fey ihnen daher nicht erlaubt, folange derſelbe 
Iebe, einen andern König anzunehmen. Zwar hätten fie von der 
erften Deputation nad) Polen und Litthauen gewußt, aber wicht 
von ben folgenden, wornach erft dem Großfürften Ditold form⸗ 
lich bie böhmifche Krone angeboten worden. Da biefes ohne ige 

* Borwiffen geſchehen, fo feyen fie auch nicht an die Anerkennung 
gebunden, ‚Ferner fey Sigmund Koribut ein-Ruffe,. und daher 
nit im Namen der heiligen Dreieinigkeit ‚getauft +9). Bauer 
waren bie böhmifchen Großen hier im Irrthum 20), denn Koris 
but war wie feine Verwandten Wladislaus und Witold vom Hei: 
denthum zur roͤmiſch⸗ katholiſchen Kirche übergetreten®"), aber in 
Litehauen, wo früher die griechiſche Kirche ſchon viele Anhänger 
zaͤhlte, Hatte fich ber Ritus diefer Kirche ſchon fo fehr geltend ges 
macht, daß nad) demſelben bie ‚Heiden, welche das Chriſtenthum 
annahmen, getauft wurden, Ungeachtet aller Einwendungen, weis 
che der Abel gegen bie Erhebung Koribut's vorbrachte, beſtanden 
die Prager darauf, daß dem Reiche in deſſen Perfon ein Ober: 
haupt gegeben werde. Sie wollten, daß er nicht bloß Reichs⸗ 
verwefer ſey, fondern auch König, um beffer bie Drbmung herſtel⸗ 
len zu koͤnnen 22). Ob diefes mit Einwilligung Witold's, dem 


19) Hager. Chr. &. 723. Baynald. Ann. eocles. ad an. 1422. n. XXI. 
enfant Huffitenfrieg überf. v. Hirſch. IT. S. 57 ful. 

20). Der Papft Martin V hätte ihn fonft nigt im I. 1424 in den Bann 
thun Können, Wal. Pelzel Geſch. d. Pr. Sigm. Koridut S. 868. 

21) &. Geld. K. Sigmund’s oben 2. II. S. 816, 

22) Pelyel 1. 0. ©. 871 fagts „Ich habe in den gleiäpeitigen Sariſten 
nicht die mindefte Spur gefunden, daß man je gefonnen gewefen, Koribusen 
zum König von Böhmen zu maden oder zu kroͤnen. Die Böhmen betradıten ihn 
wur als einen Berwefer des Koͤnigreiches, der ihnen von dem Großherzog Wi⸗ 
told von Litthauen, welchen fle gu ihrem Herrn und König verlangt hatten, ges 
Tent worden.“ Spelgel ober wiberfpriät fi im Merlaufe feiner Darhtellung ſelbſt. 
S. 378, wo er von Koribut’3 zweiter Ankunft ta Böhmen handelt, gibt cr zu, 
daß Koribut mehr als Meidönerweier gemeien, da ihn die Mähmen „ihren gnä« 


18 . Deittes Buch. Siebentes Kapitel. 

die Krone angeboten und ber fie angenommen, gefehehen, oder ob 
Koribut eigenmächtig ſich auf den Thron habe fegen wollen,. läßt 
ſich nicht mit Gewißheit behaupten, 

Ungenau und verbächtig aber lautet die Nachricht, welde 
‚Hagel über die beabfichtigte Krönung Koribut's gibt*?): „Die 
Prager, entſchloſſen, den litthauiſchen Prinzen. zu ihrem König 
zu kroͤnen, zogen wor das Schloß Karlftein, wo fie die boͤhmiſche 
Krone aufbewahrt glaubten und dad durch eine zahlreiche Beſa⸗ 
gung wertheibigt ward. Früher ſchon aber hatten’ die böhmifchen 
Herrn, um die Kroͤnung zu verhindern, die Rrönungsinfignien 
von bem Prager Schloß aus der ©. Wenzels-Capelle nach dem 
Karlſtein, und ba man fie auch hier wegen einer zu befuͤrchtenden 
Belagerung nicht für ficher verwahrt erachtete, insgeheim weg 
(nad) Welherig) gebracht. 

Dffenbar iſt hier Wahres und Unrichtiges zuſammengewor⸗ 
fen. Die böhmifchen Großen, welche es bis dahin mit den Pra⸗ 
gern gehalten, konnien nicht über dad Schloß Karlftein und die 
dort verwahrten Schäge verfügen, lır die Prager war aber ſchon 
hinreichender Grund vorhanden, dieſes Schloß zu belagern, weil 
feine Nähe bei Prag (ed lag nur brei Stunden von ber Stadt 
entfernt) ihnen für ihre Sicherheit bedenklich ſchien. 

Es war im Anfang Juni 1422, als die Prager unter Ans 
führung Koribut’s Karlſtein zu belagern anfingen.” Sie zählten 
mit den Polen vierundzwanzig taufend Mann Kriegsvolf, Sie 
waren mit Kanonen und andern großen Kriegsmaſchinen (Katas 
pulten) verfehen, womit fie nicht nur große fleinerne Kugeln, fon= 
dern auch mit Feuer und Giftfloffen angefüllte Faͤſſer in die Fe—⸗ 


digen Herrn” nennen. Der Tructatus de“long. schismate 1. c. p. 106 fagt 
von Koribut im 3. 1422: „Quidam Polonus scribens se esse missum in Bo- 
hemisut ad protegendam nomine cujusdam Principis (R. i. Witoid) de surda 
Polonia, quem ipsi Bohemi dicuntur elegisse vel suscepisse in regem con- 
tra Sigismundum etc.“ In einem Schreiben des Hocdmeifterd an den Drbend« 
marſchall von Zivland d. d. 7. Juni 1422 wird zwar gefagt, daß die Prager 
den Koribut nicht zum König haben wollten (Index Corp. hist. dipl. Livon. I. 
p- 229), diefer Rachricht ift aber wegen der Stellung des Ordens zu Litthauen 
nit unbedingter Glauben zu ſchenken. 
23) Hager. Chr. 1. c. 


Der litthauiſche Prinz Sigmund Koribut in Böhmen. 169 
ſtuag ſchleudern konnten. Obwohl die Belagerer über zehntau⸗ 
ſend Würfe gegen die Mauern ſchleuderten, fo waren fie doch nicht 
im Stande biefelben zu erfehitten: Auch ließ die Einigliche Ber 
ſatzung es an nichts fehlen, die Angriffe ihrer Gegner zu verei⸗ 
teln. Sie richteten mit ihrem’ groben Gefchüg großen Schaben 
unter ben Belagerern an und wußten mit Faſchinen, die fie aus 
Matten, Hduten und eichenen Aſten verfertigten, es fo geſchickt 
zu machen, daf die gegen die Mauern gerichteten Würfe und 
Schüffe ihre Wirkung verfehlten. Als Gewalt nichts audrichtete, 
wollte man durch Kift, Gift und Krankheit die Befagung verderben. 
Man ſchleuderte eine Anzahl mit Koth und giftigen Stoffen anges 
füllte Faͤſſer in die Zeftung, fo daß viele Kriegsleute daſelbſt, un⸗ 
geachtet der Gegenmittel von ungelöfchtem Kalk und von praͤparir⸗ 
tem Arfenit, das fie auf den Unflath fehütteten, erkrankten oder 
doch ſeht an Scorbut litten, daß ihnen bie Zähne ausfielen. Als 
kein die tapfere Beſatzung ließ bei allem Ungemad ven Muth 
nicht finden: ſie ſetzte die unerfchrodene Vertheibigung des Platzes 
fort und wies alle Aufſorderungen zu beffen Übergabe mit Ents 
ſchiedenheit zurück, Dieſes erbitterte in dem Grabe die Belagerer, 
daß fie um jeden Preiß die Eroberung machen zu wollen ſchienen. 
Beſonders heftig befehoffen die Prager einen Thurm, von dem eine 
Quelle, woraus fie Waffer holten, durch die Geſchoſſe der Geg⸗ 
ner beflrichen werden konnte. „Die Königlichen banden endlich 
Einen gefangenen Prager Buͤrger an ben Thurm, auf ber Seite 
wo er den Winfen und Schüffen der Feinde am meiften auöges 
fegt war, gaben dem Unglüdlichen einen Fuchsſchwanz in bie 
Hand,. mit den fpottenden Worten, er möchte fich die Fliegen 
wegiagen und hofften fo, den weitern Angriffen der Prager an 
dieſem Drt 108 zu ſeyn. Allein fie hatten fich geirrt: fein Mit 
leid rührte. die Prager, wo es eine fo wichtige Sache galt, Sie 
verboppelten nur ihre. Schüffe und Würfe auf den Platz. Daß 
aber von einem derfelben der Angebundene getroffen warb, mag 
als Beweis gelten, wie wenig man damald noch verftand, das 
grobe Geſchuͤtz zu richten 2°). 


24) Die Belagerung Kariſtein's befäreibt am ausführlichſten Hagek in feir 
ner Gheonit &. 724 fl Aen. Sylv. hist. B. c. 44. Herman. Corner. Chr. 


170 Drittes Buch. Siebentes Kapitel. 

Inden die Belagerung noch mit aller Auſtrengung fortges 
fetzt warb umb bie Prager noch Feine Ausficht hatten, Meifter des 
Platzes zu werben, regte fih von neuem ber Geiſt der Unord⸗ 
nung'und Unzufriebenheit in ber Hauptftabt. Da Koribut die 
Belagerung leitete, und er viel Gelb verwendete, bie Kriegsko⸗ 
fen zu befireiten, fo richtete man gegen ihn bie Angriffe des Spots 
tes und bed Tadels. Die taboritiſche Partei fing an wieder in 
Prag ihr Haupt zu erheben. Um den Reichsverweſer in feinem 
Anfehen zu erhalten, fah fi ber Prag Magiſtrat genoͤthigt, 
denen, die Umtriebe 'gegen Koribut machten, mit Verbannung 
aus der Stadt zu drohen 20). Deffenungeachtet warb bie Gaͤh⸗ 
sung nicht unterbrüdt, welche von außen durch die Taboriten ims 
mer wieder neue Nahrung erhielt, Endlich machten bie Unruhe⸗ 
ſtifter eine Schilderhebung. Wie ſchon früher der Taboritenfühs 
ser Johann Bzdinka einen Handſtreich auf Prag verfucht hatte, 
aber in feinem Unternehmen fcheiterte, fo geſchah es auch dieſes⸗ 
mal, Die Polen und angefehenen Prager Bürger überwältigten 
die Auftuͤhrer und Koribut felbft eilte von bem Belagerungsheer 
nach Prag zur Hülfe herbei. Deſſenungeachtet machten bie Aufs 
ruͤhrer neue Zuſammenrottungen, um ihre gefangenen Mitbrüber 
zu befreien. Sie erftünmten die Gefängniffe und gaben den das 
felbft befinblichen Zaboriten bie Breiheit, Koribut aber, ber ans 
fangs nicht Meifter über die Pöbelhaufen werben konnte, weil es 
nicht alle Streitkräfte bie ihm zu Gebot landen, entfaltete, ließ 
äulegt feine Polen gegen bie aufruhriſchen Volksmaſſen anruͤcken, 
fie mit den Waffen auseinander jagen und fünf von den Unruhe⸗ 
ſtiftern, die ihm in die Hände gefallen waren, ohne Werzug oͤf⸗ 
fentlich auffnüpfen. Diefe ſchnelle Hinrichtung warf zwar aus 
genblidiihen Schreden unter bie niebere Prager Bevölkerung, 


p. 1255. Andreas Presbyter. Ratisb. Chr. dei Oefelo Seriptt. rer. B. 1. p. 17. 
Chronic. Bartoss. 1. c. p. 146 »g. Comtin. Pulkavas 1. c. pı 162. Palacky 
Annual. Boh. p. 55. Cf: Theobald 9. Kr. S. 294 fü. Mir berauern, deß 
wir den nähern Inhalt eined Sqchreibens des Hochmeiſters d. d. 6. Dec. 1422 
über die Borfälle bei der Belagerung von Karlftein (Index Corp. hi. dipl. 
Livon. dit. I. p. 238) niät mitthellen Blanca. 

36) Pelyel 1. c. S. 378 nad) archiveliſhen Dutllen. 


Der litthauiſche Prinz Sigmund Koribut in Böhmen. 171 
aber es fehte ſich bei dieſer wie bei ihren Freunden den Taboriten 
din großer Wiberwille und Haß gegen den litthauiſchen Prinzen 
feft, weit er huſſitiſches Blut vergoffen®e). 

Die Belagerung vom Karlftein hatte dadurch nicht mit bes 
fonderer Thaͤtigkeit fortgefegt werben koͤnnen. Zwar war fie noch 
nicht aufgehoben worden, und Koribut Behrte, nachdem in Prag 
Die Ruhe wieberhergeftellt war, von neuem zu bem Belagerungs: 
heer zurüd. Allein mancherlei Umftände kamen zufammen, bie 
Koribut beftimmten, die Belagerung aufzuheben (11. Nov. 1492), 
nachdem fie vom Anfang Juni an fünf Monate hindurch gedau⸗ 
ert hatte, Es Fam nämlich zu den Pragern und Polen vor Karlſtein 
die Nachricht, daß von. Süden her Herzog Albrecht von. Oſt⸗ 
rei 27), von Norden her aber der Landgraf Friedrich von Thü⸗ 
tingen ſich nähere, um die bedrängte Feſtung zu entſeten. Die 
Thiminger waren ſchon bis Saat vorgebrungen?®). Da nun in 
Prag eine dumpfe Gährung fortwährte, bie Taboriten ben uͤber⸗ 
wältigten Pöbel mit Hülfe und Unterftügung in Hoffnung und 
Aufregung erhielten, und die Prager Kriegsleute, die größtens 
theil8,dem Handwerksſtande zugehörten 2°), nach Haufe verlangs 
ten, fo erachtete es ber Reichsverweſer für das Bathfamfte nach ber 
Hauptſtadt mit feinen Streitkräften zuruͤckzukehren, um biefe den 
Winter hindurch gegen Aufftand und Anordnung zu fhligen, weil 
er doch daran verzweifelte bie Feſtung auszuhungern 2°), Noch 


26) Peljel S. 374 nad d. Contin. des Brzezin. „Hager. Sr. S. 726. 
Mal. ober not. 18. 

27) Herman. Corner. Chr. 1. c. 

28) Aen.Sylv. h. B. 1.c. nennt irrthuͤmlicher Weiſe den Markgrafen Fried- 
rich von Brandenburg. „Longe lateque praedam agentem, Pragenses ab ob- 
sidione, discedere compnlisse.““ Saget.1. c. erzaͤhlt von dieſem Zug ausführli« 
cher. Ku Cochlaens bel. Huss. V. p. 209 freibt der Annäherung der Mil 
ser dk Aufhebung der Belagerung zu. 

2) Hagec. Lo. S. 725. Der oberfte Jeldhauptmann ‚der Prager vor Kat 
fein mar ein Squeldermeiſter. 

30) Hager. c. Die Befagung war ganz ausgehungert: aber fie mußte ben 
Feinden glauben zu maden, als hätten fie Lebensmittel in Überfiuß. Andreas 
Presbyt. Ratisbon. Chron. Barar. gibt die eigentpünlihe Radridt: „‚Castrum 
Karlstain obeessum,'sed fassie sreugis non obtentum.“ 


12 Deittes Bud), Siebentes Kapitel, 

kurz vor Aufhebung der Belagerung hatte Koribut den Schmerz 
feinen Better, den Prinzen Wiaſylko, der ihn mit nach Böhmen 
begleitet hatte, durch einen Kanonenfhuß aus ber Zeftung zu ver= 
lieren 21), 

Koribut blieb einen Theil des Winters in Prag und hielt da⸗ 
felbft mit aller Kraft und Strenge die Ruhe aufrecht, fo daß die 
durch die häufigen Aufftände fehr heruntergebrachte Stabt wieber 
fih von ‚neuem zum Wohlftand erhob??). Es waren ihm daher 
auch die reihern Bürger und manche von ber Ritterfchaft fehr zu⸗ 
gethan: dieſe boten Alles auf feine Regierung zu befeftigen. Als 
lein anders war. gegen ihn gefinnt der höhere Adel, ber entweder 
an den König Sigmund hielt, . ober nichts von einem auswaͤrti⸗ 
gen Zürften wiſſen wollte, Alle aber, welche es früher mit dem 
Prieſter Johann von Zelau gehalten und überhaupt die ſchwaͤrme⸗ 
riſchen Sekten der Adamiten, Drebiten und ein Theil der Zabori- 
ten wollten von einem Fuͤrſten durchaus nichts wiffen®®). Zizka, 
der fich einige Zeit von den Pragern getrennt und daher auch kei⸗ 
nen Antheil an der Belagerung Karlftein’8 genommen hatte (ev 
eroberte während diefer Zeit die Feſtung Kraſikow und nahm deren 
Herrn Johann von Schwamberg gefangen 3*), ſchien zwar im 
Anfange dem Prinzen Koribut nicht abgeneigt. Ja er-fchrieb ſo⸗ 
gar bei der Nachricht von der Uneinigkeit der Prager an diefel: 
ben, und ermahnte fie zur Ordnung und zum Gemeinfinn, wie 
auch dem litthauifchen Prinzen als ihrem Heren gehorfam zu feyn. 
Das Schreiben aber lautete wie folgt: „Ihr Herrn und Brüder! 
‚Höret, daß wir mit den Brüdern zu Tabor, zu Domazlicz, zu 
Klattau, zu Schüttenhofen, zu Piſek und anderen Herrn und 
Kittern, und die Gemeinden zu Prachatitz und zu Horazbiowig, 
welche es gutwillig mit und, d. i. mit mir, mit Chwal und Bu: 

31) Bagec. 1. c. &. 726 nennt den Wiaſylko einen Sohn von Wltold's 
Bruder. Nach dem Tractat. de Iong. schismate I. c. p. 108 wäre daß Pra⸗ 
ger Heer in gänzliher Auflöfung von Karlftein abgezogen: „dux Sigismundus — 
in persona propria cum paucis viz visus evasit.“ 

32) Aen.Sylv.l.c. „Civitatem brevi ad meliorem fortunam redegit. “ 

33) Acn. Sylv. I. c. . 

34) Contin. Pulkavae p. 162. Palacky Annal. Boh. p. 54. 


Der litthauiſche Prinz Sigmund Koribut in Böhmen. 173 


chowecz halten, den Zürften (Koribut) zu unſetem Gehhlfen und 
für den. oberflen Verwalter des Landes angenommen haben, - Wir 
wollen Seiner Gnaden gern gehorchen und ihm in allen loͤbli⸗ 
hen Sachen mit- Rath) und That behülflich feyn, mit aller Treue, 
will's Gott, Auch euch Alle bitten wir darum, daß ihr Seiner 
Gnaden gehorfam feid, wieihr es ihm vor Gott verſprochen habt; 
Ferner bitten wir euch auch, daß ihr fammtlich, von dem heuti« 
gen Zage an, alle Mißhelligkeiten und Berbitterungen, die ihr uns 
ter euch Zeit eures Lebens, feit Jahren oder jegt gehabt habt, end- 
lid) einander aufrichtig verzeihen möchtet, fo daß ihr mit Recht 
dad Baterunfer beten und fagen koͤnnet: Vergib uns unfere 
Schuld, fo wie wir auch vergeben. Wenn ihr aber diefes nicht 
thun, fondern in der Gemeinde Aufruhr, Zank und Zufammenz 
rottung veranftalten folltet von dem heutigen Tag an, fo wollen 
wir mit Hülfe Gottes, des Fuͤrſten Gnaden, der Heren Burger 
meifter, Der Ritter und anberer, und getreuen Gemeinden es 
ahnden urab rächen an jedermann, fey er wer er fey, niemand 
auögenomsmen. . Ihr verfprecht und wohl hiezu behülflich zu ſeyn? 
Wenn ihr miteinander Rechtöhändel führet des Guts oder andes 
er Sachen wegen, fo thut es ohne Rottirung und Auftuhr vor 
een Burgermeiftern, ordentlich, ein jeder mit feiner Anklage; 
ehtet eure Gemeinbeälteften und liebet euch Ale für einen Mann, 
Und fo wird Gott mit und ſeyn und feine heilige Gnade und er 
wird uns Fortgang verleihen in allem Guten 35)” 

Aus biefem Schreiben, welches Zizka ſchon am 41. Juni 
1422 nach Prag ſchickte, ift Mancherlei zu erfehen. Bijfa wollte 
den Prinzen Koribut wohl zum Gehülfen, zum Werkzeug der 
BWiederherftellung einer flaatlichen Ordnung haben, keinesweges 
aber zum König. Daß dieſes feine Abficht war, zeigte er auch 
bald unverholen. Dann. aber ſprach er in einem fo gebietenden 
und drohenden Zone zu den Pragern, daß biefe, ohnehin ſchon ber 
Anmaßungen bed taboritifchen Feldherrn müde, feit biefer Zeit 


35) Pelgel 1. c. S. 372 fl. u. in der böhmiſchen Geſchichte l. ©. 366 fu. 
hat den Brief aus dem böhmiſchen Driginal tum Prager Archiv in's Deutſche über» 
fett. Bei Millauer dipl. Hift. Auffäge über Joh. Zijka S. 54 —56 iſt er in 
beiden Sprachen mitgetheilt. 





174 Drittes Buch. Siebentes Kapitel, 

ganz mit ihen zerfielen. Beſonders beleibigte den blinden Jelb⸗ 
beren bie ſchnoͤde Antwort der Prager auf fein Schreiben, worin 
ex behauptet .nicht zu den Unruhen in Prag aufgeregt zu haben. 
Bol Zorn rief er aus, als er las, wie jene fidh feine Einmis 
ſchung in ihre ſtaͤdtiſchen Angelegenheiten verbaten: „Ich will zeis 
gen, daß ich die Stabt, welche ich zweimal gerettet habe, auch 
verderben kann ®°);” und ber Krieg zwifchen Zizka mit feinen 
Zaboriten auf der einen Seite und ben Pragern mit ihren Ver⸗ 
bündeten, wozu großentheil$ ber Adel gehörte, auf der andern 
Seite, war erflärt, 

Als Koribut diefe Uneinigkeit unter den Böhmen bemerkte, 
Bijta ihn bald auch ganz aufgab®?), unb die Prager es laͤſtig 
fanden, den Reichsverweſer allein mit Gelb unterftügen zu miiſ⸗ 
fen; fo kam es dem litthauiſchen Prinzen, der ſich in großer Gelds 
verlegenheit befand und bei bem zerriffenen Zuſtand Boͤhmens 
doch nichts unternehmen konnte, nicht ungelegen, als ihn fein 
Vetter ber König von Polen vermöge einer Übereinkunft mit dem 
roͤmiſchen König (wovon unten dad Nähere) aus Böhmen zuruͤck⸗ 
vief®®), Schon vorher hatte‘ er Prag verlaffen und ſich mit feis 
nen Polen in den oͤſtlichen Theil des Königreiches zuruͤckgezo⸗ 
gen >®), 

Won Witold und Wladislaus durch; Schreiben und Boten 
vielfach beftürmt, das Kegerlanb zu verlaffen und ihnen dadurch 
Frieden mit dem roͤmiſchen König und dem Papfl zu verfhaffen, 
wilfahrte Koribut um fo lieber dem Anfinnen feiner Verwandten, 


36) Theobald S. 302. Balbin. Epit. 453. Pegel 1. c. &, 374. 

37) Windel c. 88. p. 1144: „Aber die Huſſen und Beheim hilten denfelr 
ben (Koribut) nicht alfo wol, als fle im verheißen hetten, das macht daß dieſel- 
ben Huffen und Keger hatten einen Hawpman, der hies der Zisco.“ Bgl. Theo- 
bald u. Balbin. Il. ec. 

38) Dingoss. lib. XI. p. 470 u, 472. ' „Regio mandato ex Bohemia re- 
vocatus.“ Aen. Sylv.l. c., „Vitoldom rogatu Viadislai Poloniae regis, qui 
‚cam Sigismando Caesare in finibus Hungariae convenerat, patruslem suum 
Coributum ex Bohemia reronasse,‘“ . 

39) Chronic,Bartossii p. 147: „A, 1422 in Vigilia Nativitatis Domini Dix 
Sigisrmundus Litaaniae cum suis gentibus de Praga reoosit ot aucosesive ad 
domicilia reveitit.“ 


Der litthauiſche Prinz Sigmund Koribut in Böhmen. 175 
je geringer zuletzt fein Anfehen bei den Böhmen war. Mit ber 
Verſicherung bald wieder zurüdzufehren, verließ er (im April 
41423) dad Land der Böhmen. Sobald er aber in Polen ange: 
kommen war, mußte er dem König Wladislaus die eibliche Ver⸗ 
ficherung geben, daß er nicht mehr nach Böhmen zuruͤckehren 
wolle 4°), 


40) Petzel über den Prinzen Gigmumd Koribut ©, 375 und die Beilagen 
due n. V. u. VI. S. 390 fi. welche poei Mriefe des polnifhen Königs an den 
Markgrafen Friedrich von Brandenburg und an den roͤmiſchen König über Sig - 
mund Koribut mittheilen. 


Achtes Kapitel. 
Sigmund in Ungarn und Polen. 4425 unb 1424. 





Bei der Schwietigkeit einen allgemeinen Kriegdzug gegen bie 
Huffiten zu Stande zu bringen und feinen eigenen nicht zureichen= 
den Streitkräften fie zu unterwerfen, wandte fich der römifche Koͤ—⸗ 

nig zu Unterhandlungen, worin er Überhaupt mehr Geſchick und 
Glüuͤck hatte als in den Schlachten. Da der auf dem Nuͤrnberger 
Reichstag verabrebete Zug nicht zu Stande gelommen war, vers 
blieben die Böhmen faft dad ganze Jahr 1422 hindurch wie auch 
während des folgenden Jahres von dem römifchen König unange⸗ 
griffen. Er beſchraͤnkte fi) darauf den deutfchen und ungarifchen 
Grenzvoͤlkern zu gebieten, allen Verkehr mit den Böhmen abzu⸗ 
brechen: beſonders verbot er ihnen Waffen und Lebensmittel zu⸗ 
zuführen), Aus dem Ableben des Kurfürften Albrecht III von 
Sachſen, mit dem der ascaniſche Mannsſtamm erloſch, fuchte er 
auch in Bezug auf den Huffitenkrieg Vortheile zu ziehen. Er be 
lehnte nicht nur den Markgrafen Friedrich von Meiffen, der zus 
gleich Landgraf von Thüringen war, mit den kurfuͤrſtlichen Laͤn⸗ 
dern), und fegte dadurch einen mächtigen Grenznachbar ben Boͤh⸗ 
men, welchen fie ohnehin ſchon als einen ihrer Hauptfeinde bes 
teachteten, fondern er verband ſich auch fo enge mit Friedrich durch 
Erbverbrüberung ?), daß berfelbe durch eigenes Intereffe wie der 


1) ©. im Anh, Regeften v. 6. Nov. u, 11. Decbr. 1422. 
2) &. unten Kap. X. dab Raͤhere. 
3) Horn Frideric. Bellic. 866. 


Sigmund in Ungarn und Polm. 177 
Herzog Albrecht von Oſtreich ) aufgefordert war, auch ohne 
daß ein allgemeiner Kriegözug gegen bie Boͤhmen zu Stande kam, 
doch beftändig gegen bie Huffiten zu Zelbe lag. 

Zu gleicher Zeit aber gab er (14. Ian, 1425) dem neuen Kurs 
fürften Vollmacht, wenn er die Berhältniffe für geeignet halte, 
mit den Huffiten Frieden zu utiterhandeln ©), was wohl mit Eins 
zelnen von den Landheren zum Ziel führte, mit den Pragern und 
Zaboriten aber eine friebliche Übereinkunft zu Stande zu bringen, 
war bei deren Hartnddigkeit und übermäßigen Forderungen, wor⸗ 
auf nicht eingegangen werben Tonnte, ganz unausführbar, 

Der König Sigmund felbft war aber in Ungarn unterdeſſen 
nicht müßig. Indem er vorzliglich feine Streitkräfte hazu vers 
wandte bie füblichen Grenzen feines Reiches gegen Türken und 
VBenetianer zu folgen, ſodann Mähren ducch ben oͤſtreichiſchen 
Herzog Albrecht und die Grenzen Schlefiens und Ungarns durch 
treue und erfahrene Selbherm gegen Einbrüche der Böhmen ver- 
theibigen ließ, war er vorzüglich darauf bedacht, wie er ben pols 
nifchen König, der im Begriff war Tuͤrken und Tartaren zur Huͤlfe 
‚gegen den Orden und die Ungarn herbeizurufen °), ganz ven ber 
Verbindung mit ben Böhmen abziehen koͤnnte. Daher reiste er 
von Prefburg, wo er ſich im December 1422 und im Januar bes 
folgenden Jahres aufgehalten hatte”), nad) Blindenburg®), wo 
ex einige Zeit. verweilte, und begab fid darauf in das nörbliche Un⸗ 
gern, um bier in einer perfönlichen Zuſammenkunft mit dem Koͤ⸗ 
nig Wladislaus von Polen theild die noch immer nicht beigelegten 
Streitigkeiten zwifchen Polen und dem Orden zu ſchlichten, theils 
aber auch (und dad war ber Hauptzwed), ihn zu beflimmen ſich 
ganz von den ketzeriſchen Böhmen abzumenben und nicht zu erlaus 
ben, daß fernerhin der Prinz Koribut von Litthauen ſich derſel⸗ 
ben annehme, ober fih gar vonihmen zum König erheben ließ, 


4) Beide Fürften waren die einzigen, welde im I. 1422 gegen die Hnffiten 
in’ Feld zogen. 

5) S. im Anh, Regeſten v. 11. Ian. 1428. 

6) Boigt Geſch. Preuff. VII. 456. 

7) &. im And. die Regeften. 

8) S. im Anh. die eg. v. 18. bis 25. Sehr. 1423. 

Aſchbach 8. Gigmund. MI. 12 


178 Drittes Buch. Achtes Kapitel, 
Im Gefolge des roͤmiſchen Königs war fein Kanzler Georg Bi: 
ſchoſ von Paſſau, der Depot Stephan von Raigen, bie Grafen 
‚Hermann von Cilly und Pipe von Dora und viele andere Gra⸗ 
fen und Herm®). Gegen Ende März Fam Sigmund mit dem 
polnifhen König in Kasmarkt zufammen und erreichte vollkommen 
feine Abficht in Bezug auf die böhmifchen Angelegenheiten. Aber 
dab Intexeffe des Ordens ward ald ein untergeordnete bei Seite 
geſetzt, zumal ber neue Hochmeifter Paul von Rußdorf, der ſich 
erſt kurz vorher mit Sigmund verbündet hatte 1°), übermüthig 
genug gewefen war, eigenmaͤchtig an Krieg gegen Litthauen und 
Polen zu denken 11). Sigmund hielt ſich daher berechtigt, auf 
ber Örunblage der alten Verträge (der Lublauer Vertrag von 1412 
ward beflätigt) ein gegenfeitiges Friedensbindnig mit Wladislaus 
zu erneuern, wobei des Ordens auch nicht im mindeſten gedacht 
"wurber2), Man vermieb dadurch den Gegenftand, worlber man ° 
fich doch nicht hätte vereinigen koͤnnen. En ber König von Po: 
len zuſicherte nicht weiter die böhmifchen Ketzer zu unterftügen noch 
unterftügen zu laffen, ja in einem geheimen Vertrag fogar ver⸗ 
ſprach wider die Böhmen eine Huͤlfsarmee von 30,000 Mann 
auf den 25. Juli des Jahres 1423 zu Hülfe zu fenden !2); fo 
that der roͤmiſche König für die Rechtfertigung der Reinheit des 
Glaubens des polniſchen Königs ſoviel, daß er ihn öffentlich durch . 
ein Schreiben bed Markgrafen von Brandenburg für ganz unſchul⸗ 
dig an ber den Böhmen gewordenen polnifchen Hülfe und für 
einen rechten Biebhaber und Freund ber heiligen Ehriftenheit erklaͤ—⸗ 
sen fiek14), 

9) Windeit c. 112. p. 1166. 

10) Böigt a. a. D. S. 454. 

AD) Boigt a. a. D. 

12) Dogiel Cod. dipl. Polon. I. p. 52. Wagner Analeet. Scepus: P. I. 
p. 14. Dingoss. hist. Pol. XI. p. 447 sq. Martene et Durand thesaur. 
Aneod. II. p. 1718. 

13) Winde c. 112. p.1166. Martene et Darand 1. c. gibt das Sähreie 
ben Sigmund's an den Gardinel Branda, worin über die zu hoffende Hülfe von: 
Polen und Litthauen gegen die Huffiten geſprochen wird. Vgl. Gugel Geſch. des 
Ungr. R. II. 307. Febler Geſch. d. Ung. IV. 394. 

14) Boigt a. a. D. ©, 457. ‘ 


Sigmund in Ungarn und Polen. 179 
Nachdem der römifche König biefen wichtigen Frieden mit Pos 
ten zu Stande gebracht, wodurch er die Böhmen von jedem aus⸗ 
wärsigen Anlehnungspunct abgefchnitten, fhrieb er-von Leutfchau 
and, wo er im Anfang April (vom A—6.) mit dem polnifchen 
König dad Ofterfeft feierte 10), an ben Carbinal Placentinus, daß 
ex nach dem befefligten Frieden mit Polen und Litthauen auf naͤch⸗ 
ſten Iohannistag einen großen Kriegszug nah Böhmen gegen 
die Huſſiten unternehmen wolle, theild mit feinen ungarifchen 
Kriegsvoͤlkern, theils mit: der Reichshuͤlfe, wie fie in Nürnberg 
im Jahr vorher beſtimmt worden 16). Darauf begleitete Sigmund 
den polnifchen König bis Bartfeld (15. April), wo die beiden 
Fuͤrſten unter ben Iebhafteften Berficherungen der innigften und 
- treuften Freundſchaft voneinander ſchieden 17), Sodann über bie 
Bipferding, Caſchau, Nad Palak und Altfohl reifend und an al⸗ 
ten genannten Orten Regierungögefchäfte vornehmend, bie zum 
Theil auch Deutſchland betrafen, kam er Ende Juli in feine 
Hauptſtadt Dfen zurüd 1°), 
— Da weber eine Reichshuͤlfe, noch bie zugeficherte polnifche 
Armee im Felde gegen bie Huffiten im Sommer 1425 erfchienen, 
fo war ber römifche König rath⸗ und thatlos, was gegen bie tes 
belliſchen Keger zu unternehmen ſey. Er-hielt es endlich flr das 
Erfprießlichfte, fich vertheidigungdweife zu halten und fo die Boͤh⸗ 
men durch innere Zerwürfniffe entweder zur befferen Einficht ge⸗ 
langen zu laffen, oder fie zu ſchwaͤchen. Da fein Schwiegerfohn, 
der Herzog Albrecht von Oſtreich, feitdem ihm Mähren (4, Det. 
1423) ganz abgetreten worden war 1), faſt allein bie ganze Laſt 
des Krieged gegen bie Huffiten trug, fo mußte ihm Sigmund fo- 
viel er ungriſche Kriegsvoͤller entbehren konnte, zu Huͤlfe fen- 
den 20). 


15) Dlugoss. l. c. Bol. Engel I. o. 
‚ 16) Martene et Durand 1. c. 
17) Dingoss 1. c. Bal. Engel l. c. 
18) S. Regeſten im Anh. v. 15. April bis 28. Juli 1423, 
19) Goldast de regn. Boh. App. II.275. Dabner Mon. Bodm.IV. 414. 
Bgl. Engel G. d. Ungr, Meids II. 308. Kurz K. Albrecht U. Bd. 2. S. 63. 
20) Bol, Engel L. 0. 
12 + 


180 Drittes Buch. Achtes Kapitel. 

Sehen wir auf Sigmund's Thaͤtigkeit in Ungarn in diefer 
Zeit, fo bietet diefelbe nicht grabe beſonders Rarlwindiget und 
Wichtiges dar. 

Den in Ungarn zahlreich aus dem Morgenlande eingewans 
derten Zigeunern, welche unter ihrem eigenen Fuͤrſten Ladislaus 
flanden, ertheilte er dad Privilegium, ſich bei allen koͤniglichen 
Freiftädten, Flecken und koͤniglichen Befigungen nieberzulaffen, 
biebei allen Schug zu genießen und ihre Streitigkeiten untereins 
‚ander durch eigene Richter und Woiwoden entfcheiden zu duͤr⸗ 
fen2!), Diefe Vorrechte erfauften fich die Zigeuner ohne Zwei⸗ 
fel mit vielem Gelde. Man hat Sigmund fehr darüber getabelt, 
daß er den herumziehenden Horden foldhe Privilegien ertheilte und 
fie nicht fogleich im Anfang ihrer Einwanderung zur ordentlichen 
Anfiebelung und regelmäßigen bürgerlichen Lebensweiſe zwang **), 
Mein im Königreich Ungarn, wo ohnehin mehrere frembe Stäm- 
me 22) nad) ihrer eigenthümlichen Weiſe und ihren eigenen Sits 
ten und Rechtsgewohnheiten ohne Störung nebeneinander Iebten, 
durfte Sigmund ſolche Privilegien extheilen, ohne hemmenb in 
das Getriebe der Staatsmafchine einzugreifen. - 

Indem Sigmund in Regierungdangelegenheiten fein Koͤnig⸗ 
reich Ungarn nach verſchiedenen Richtungen in ber zweiten Hälfte 
des Jahres 1423 bereiste ?*), verlor er (im Sept.) feinen viels 
jährigen Kanzler, ven Bifchof Georg von Paſſau, aus dem Haufe 
Hohenlohe 2°), Die außerordentliche Sommerhige in Ungarn 
hatte in diefem Jahre mehrfache böfe Krankheiten erzengt, welche 
viele Menſchen dahinrafften 20). Zum Kanzler in Ungarn und 
Deutſchland erhob Sigmund den Biſchof Johann von Agram, 
aus ber deutfchen abligen Familie von Ebſch, die aus Sulzbach 


21) Katona hist. Critic. XI. 414. Bol, im Anh. Megeft, v. 18. April 
1433. 

22) Engel... 

23) Pray Annal. Hung. H. p. 225. 

2%) ©. im. And, die Regeften v. 19. Aug. bis zu Ende 1423. 

35) Winde c. 113. p. 1168. Bal. Cngel 1. c. 308, 

20) Im fürligen Deutſchland aber herrſchte damals ein entgegengefehter kal- 
"ter, regnerifher Sommer, Winde L c. 


Sigmund in Ungem und Polen. 48 
im Veldenz flammte 27). Defien Bruder ward Bifchof von Fünf- 
kirchen. Als Protonotarius fing damals in der koͤniglichen Kanz⸗ 
lei Caſpar Stil, eines Bürgers Sohn aus Eger, zu fungiren 
an2®), Um bie Gewalt der früher uͤbermaͤchtigen ungrifchen 
Magnaten zu brechen, hatte Sigmund ſchon lange den Grundfag 
befolgt,. ſoviel nur immer thulich, die hoͤhern Reihsdmter durch 
Prälaten, Fremde oder den niedern ungrifchen Abel zu befegen *>); 
Als ein abermaliger Verſuch durch Unterhandlungen mit dem 
böhmifchen Adel, der dem Zijka feindlich entgegenftand, bie Huſ⸗ 
‚fiten zur Unterwerfung zu bringen, wißglüdt war®), begab 
ſich · der roͤmiſche König von Stuhlweißenburg, wo im November 
dieſe Unterhanblungen: gepflogen worden, zurld nach Ofen ®1), 
Hieher ließ er (22. December) die kaiſerlichen Reichskleinodien 
bringen, welche Karl IV auf den Karlſtein gebracht und Sigmund 
bei dem Ausbruch des Huſſitenkrieges nach Blindenburg hatte ab⸗ 
führen laſſen? 2). Sie wurden einige Zeit ben Ungarn zur Schau 
Öffentlich ausgeftelt und ſodann in der Schloßcapelle aufbewahrt, 
Die Kurfürften jedoch waren nicht-zufrieden, daß biefe Reichs⸗ 
ſchaͤtze ſoweit aus ihrer Mitte entführt waren: fie drangen darauf, 
daß die Kleinodien des Reiches in Deutfchland aufbewahrt wuͤr⸗ 
den. Der roͤmiſche König mußte ihren Vorſtellungen nachgeben. 
Er ließ unter großen Feierlichkeiten die Kleinodien nach Nürnberg 
> bringen und fie dieſer Keichsſtadt in Werwahr geben (9; Febr. 
4424) 22). 
Um biefe Zeit kamen dem roͤmiſchen Könige betruͤbte Nach⸗ 


7) Engel. e. 

28) Winde c. 208. p. 1259. 

239) Engl lc. 

30) Windel c. 114. p: 1168: „‚Bmb Martini — hatten die Hufſen ir bot ⸗ 
ſaſt in Ungarn ond begerten Re wolten fh wiber zu den Chriſten glamben ftel- 
len, dab Jan der konig wolle alle das vergeben, das fie wider In getan bei» 
ten 2c.” Zijka verhinderte bie Unterwerfung der Boͤhmen. 

31) &. im Anh. die Megeften vom Ron, 1423. 

. 32) @inbedt c. 115. p. 1168. Andreas Preshyt. Ratisbon. Chr. Bar. 
bei Kulpis in App. p. 83. 

33) Winde c. 116. u. 124. Bot. biherin 8. 9. V. ©. 365 fl. un 

die dafelbft über. bie Keichskieinodien angeführten Schriften. 


182 Drittes Buch. Achees Kapitel. 

richten ans. Deutfchland, „Die Fuͤrſten wurden daſelbſt täglich 
mißvergnuͤgter, daß Sigmund bie böhmifche Keperei fo fehr um 
fich greifen ließ und nicht wirkſamere Mittel zur Beldmpfung ber 
Rebellen ergriff ®*): und bach zeigten fie fich ſelbſt (ämmig in ihrer . 
Huͤlfsleiſtung und lagen gegeneinander. in vielfachen Fehden. 
Grade weil ſie ſich nicht ganz frei von der Schulb wußten, wolls 
ten fie biefelbe von fich ab auf den König wälzen. Grand aber 
ab ihnen dazu, daß Sigmund von ben beutfchen Landen fo lange 
entfernt blieb, . Auch war nicht einmal eine fiellvertretende Regies 
zung, feitbem der Etzbiſchof Goncab von Mainz bie ihm nicht auf 
vegelmäßige Weiſe abertsagene Würde eined Reichsvicarius nies 
dergelegt hatte 20). Da aber boch etwas von ben Kurfürften ge⸗ 
ſchehen mußte, wenn nicht alle Schuld auf fie allein fallen fohte, 
fo kamen fie ſeit der Mitte des Jahres 1423 auf mehtesen Tagen 
zur Berathung zuſammen. Die Berfammlungen zu Boppart (im 
Jebr) 30), Frankfurt (m Jul) 7) und Mainz. (im Auguft) 2°) 
führten zu feinem einmüthigen Seſchluß. Obwohl der Frankfur⸗ 
ter Tag auch von vielen Herrn, Grafen ımb Zürften befucht, wie 
auch. von gegen zweiundfiebzig Reichsſtaͤdten beſchickt worden, fo 
konute nicht einmal: ein Landfriede zu Gtartde. gebracht werben, 
weil.bie. Ritterfchaft und bie meiften Städte dagegen waren 3°), 
Sigmund beftellte Daher (24. Rov.) weiter ben Lanbfrieden für 
Bayern und Sranten.*%), wo wegen ber Gefahr vor ben Huffis 
ten derfelbe durchaus nöthig war. Erſt auf dem Kurfürſtentag 





39 Windet, c. 90 p. 1146. 

35) Winde? c. 109. p. 1165 u. c. 112. p. 1168 auf dem Tag zu Bop⸗ 
vort in der Faften 1423. Nach Häberlin R. Hiftorie V. S. 353 ward der Tag 
im März gehalten. 

3%) Windel o. 112. 

37) Windel c. 104. p. 1154 1. 6. 112. p. 1167 auf den näͤchten Mon 
tag nach Petri und Pauli 1428. Rach einem Sqreiben im Frankfurter Stadt⸗ 
arhie (Reihötagsacta L f. 14 u. 15) auf Get. Urihöteg. In Betreff der 
kurſaͤchſiſchen Sache, vie anf Diefem Tag verhandelt ward, unten dab Rähere. 

38) Windel c. 112. p. 1167 fügt: „auf Bartholomdei”” i 

39) Windel 1. c. 

40) Gemeiner Megensb. Chr. II. 447. 


Sigmund in Ungarn und Polen. :183 


zu Bingen, ber im Januar 1424 gehalten warb +1°), fprach.man 
Öffentlich aus: Sigmund’ Unthätigkeit fey Schul daran, daß 
die Ketzerei in Böhmen noch nicht untetdrädt ſey. Ja man ging 
foweit, durchblicken zu laſſen, baß man vermuthe, Sigmmb 
halte es wohl heimlich mit ben Böhmen und ſey ſelbſt im Herzen 
ein Huſſit. Zu gleicher Zeit ſchloſſen bie Kurfuͤrſten eine Verei⸗ 

nigung, mit allen Kraͤften dahin zu wirken, daß die huſſitiſche 
Ketzerei ſich nicht weiter im Reiche verbreite, aber fie verbanden 
ſich dabei auch, dem roͤmiſchen König allen weitern Beiſtand ven 
Seiten des Reiches zu verſagen. 

Ein ſolcher Beſchluß, der dem .wdmiſchen König fo. fest 
lautete, hätte nicht gefaßt werben koͤnnen, wenn er .nicht feind 
frähern eifrigften Freunde, den Kurfürſten von ber Pfalz und den 
Markgrafen Friedrich von Brandenburg, ſich ganz entftemdet 
hätte. . Sie waren ed grade, welche am meiften bie "Schritte ges 
gen den König leiteten und Alles aufboten, ihm zu ſchaden. Dieſe 
Feindfeligkeit war großentheils in der Burlicfegung begründet; 
welche beide Fürften empfanden, als Sigmund die ſaͤchſiſche Kır 
an Meiffen und nicht an ihr Haus verlieh, - Bon diefer Sache aber 
wird unten im Zufammenhang bad Nähere mitgetheikt werben. 

Bei ber feindfeligen Stimmung der meiften Firſten gegen 
den römifchen- König war dieſer entſchloſſen, allein mit Huͤlfe des 
polnifchen Königs, feines Schwiegerfohnes des oͤſtreichiſchen Her⸗ 
zogs Albrecht und des neuen Kurfürften Friedrich von Sachfen; 
der zugleich auch Landgraf von Thuͤringen war, bie rebeliichen 
Böhmen zu unterwerfen *1®). In biefer Abficht, um die Freund⸗ 
ſchaft mit Wladislaus enger zu Entipfen, nahm er beffen Einlas 
dung zur perfönlichen Zuſammenkunft in Krakau an. Der polni⸗ 


418) Dumont C. D. II. 2. p. 178, der Abſchied iſt vom 17. Ian. 1424 
datiert: über den dafelbft werhandelten kurſächſiſchen Erbfall unten. 

415) Rach dem Schreiben des Papftes Martin V (Eenfänt Huffitenkrieg II. 
©&. 130) vom 14. Febr. 1424 an Sigmund follte man glauben, daß auch ver 
König Grid) von Dänemark anfehnlipe Hülfenstter zu ſtellen verſorochen habe, 
aber andern Sinne gemorben fen, ald er bemerkt, daß e& dem König vom Polen 
und den deutſchen Zürften ‚mit dem Krieg gegen die pußfiten nicht recht @ruft 
war. gl. Pontan. hist. Danic. lib: IX, p. 577. 


184 Drittes Bud. Achtes Kapitel 
ſche König feierte daſelbſt bie Krönung feiner vierten Gemahlin, 
der Sophia, Tochter des Herzogs Andreas von Kiew (am 5. März 
4434) *1°), Sigmund verherrlichte das Feſt durch feine Gegen: 
wart. Auch der König Eric) von Dänemark und Schweden, ber 
paͤpſtliche Garbinallegat Branda und viele beutfche Fürften und 
‚Herrn waren nach Krakau gelommen. Selbft Witold und fein 
Neffe Koribut erſchienen und der roͤmiſche König hoffte um fo mehr 
feinen Zweck erreicht zu haben, als Koribut ihm gelobte nicht weis 
ter ben Einladungen ber Böhmen zur Annahme der Koͤnigskrone 
Gehör zu ſchenken 42). Zwar erlangte ber römifche König von 
Bladislaus nicht die früher verfprochene Hülfe von breißigtaus 
fend Mann Kriegsvoͤlker, jedoch) die Zufage, daß ihm fünftaufend 
auserlefene polnifche Reiter zur Hülfe nach Mähren abgefendet 
werben ſollten. Ferner benußte er bie Anweſenheit des bänifchen 
Königs, der mit dem Markgrafen Friedrich von Brandenburg in 
Seindfchaft lebte, zu einem Buͤndniß gegen den mächtigen deuts 
ſchen Fuͤrſten · ). Wie jaͤmmerlich und klaͤglich muß nicht der 
Zuſtand Deutſchlands damals geweſen ſeyn, wo das Oberhaupt 
fh genoͤthigt fah, mit auswärtigen Firrſten gegen feine eigenen 
Bafallen Bimdniſſe zu ſchließen! Auch den polnifchen König, ber 
auf bem Puncte fland feine Tochter Hebwig mit dem brandenbur= 
giſchen Prinzen Friebrich zu vermählen, wollte Sigmund gegen ben 
Markgrafen in fein Buͤndniß ziehen, Cr ſtellte ihm als eine beſ⸗ 
fere Heirath für die Pringeffin vor, wenn fie mit des daͤniſchen 
Königs Erich Vetter, dem Herzog Boguslav von Hinterpommern, 
verheirathet würbe. Allein Wladislaus blieb feinem dem Marks 
grafen gegebenen Worte getreu, um fo mehr, als der Großfürft 
Witold von Litthauen, der päpftliche Legat und bie beutfchen Kurz 

410) Diogoss. hist. Polon. ib. XI. p. 474 beftimmt als Zeit Gonmtag 
Gftomihi 1424, den er aber unrichtig al den 12. Febr. angibt: eb iſt der 
5. Min. J 

42) Winde c 109. Diugoe. Kb. XI. p. 474. 476. Bal. Boigt VI. 
©. 467. Pelzel über den Prinzen Sigmund Koribut L c. S. 376. . 

43) Dingoss. 1 c p. 473 099. Des Hochmeifters Brief über bie Krönung 
„der Mönigin Sophia in Rrakan und dad MWändnif des Markgrafen Friedtich von 
Mrandeuhurg mit Polen.’ Index Corp. hist-dipl. Livon. etc.I. p. 245. n: 1122. 
Bol. Engel Geſch. d. Ungr. Reis II. 309. und Boigt Geſch. Pr. L c 


Sigmund in Ungarn und Polen. 185 
fürften Alles aufboten, den polnifchen König von Sigmund's Anz 
finnen abwenbig zu machen +4), 

Nachdem ber römifche König nur theilweife feine Abfichten in 
Krakau erreicht hatte, verließ er von Wladislaus reich beſchenkt, 
inBegleitung des bänifchen Königs und des Gardinallegaten, Kra⸗ 
kau und begab ſich zur Feier des Ofterfeftes (im April) nach der 
koͤniglichen Freiftadt Stuhlweißenburg. Hier melbete fi eine 
zahlreiche Geſandtſchaft von deutſchen Bifhöfen, Grafen und 
‚Deren, Städte: Abgeordneten und. Räthen der Kurfuͤrſten **), 
um bem römifchen König die Befchläffe des Fuͤrſtentags, ber in 
Bingen gehalten worden, vorzutragen. Sigmund, bem ber Ins 
balt der ihm unangenehmen Botfchaft [don bekannt feyn mochte, 
und ‚der nicht eilte fie anzuhören, ſchickte die Abgeordneten nach, 
Dfen, um dort auf feine Ankunft zu warten, Sobald die Feier 
des Ofterfeftes vorliber war, kam ber ganze Hof in bie ungriſche 
Hauptſtadt. Hier in Dfen empfing Sigmund in Erich's und 
Branda's und feiner Räthe Gegenwart in feierlicher Aubienz bie 
deutſchen Fürften und Herrn. Als diefe ihrem Auftrage getreu 
ihrer Botſchaft fich erledigten und die Befchwerben und Befchlüffe 
der Kurfünften vortrugen, geriet) Sigmund in heftigen Zorn. Er 
ſchrie laut auf, die Kurfürflen Eidesbrüchige und Rebellen ſchel⸗ 
tend, unb ihnen mit feiner Rache brohend, Endlich gelang ed 
dem daͤniſchen König und dem Gardinallegaten, Sigmund zu bes 
fänftigen und ihrer Vermittlung verdankte man es auch, daß dieſe 
Botſchaft nicht zu einem foͤrmlichen Bruch zwifchen dem römifchen 
König und ben Kurfürften führte *°). 

* Mittlerweile die deutfchen Abgeordneten noch in Dfen fich 
aufbielten, kam bie Nachricht, daß zwar bie von Wladislaus zus 
gefagten fünftaufend polniſchen Reiter am Pfingfifefte im Zelde 
bei Dimüg angelangt feyen, daß aber zu gleicher Zeit Koribut mit - 
abermaligen polniſchen Truppen nach Böhmen: gezogen, und fo 
die aufrichtige Hülfe Wladislaus fehr zweifelhaft gemacht habe, 

44) Dingoss. 1. c. 
45) Windel nennt fie namentlich c. 117. Die Bifhöfe von Würzburg und 


Speyer fanden am der Gpige der Sbantikıt. 
46) Windet-1. c. 


1% Drittes Buch. Achtes Kapitel. 

Im Gegentheil ſchien es, als beabfichtigte derſelbe durch das vor⸗ 
gebliche Huͤlfseorps einen Überfall auszuführen. Daher ließ der 
Herzog Albrecht, der in Mähren befehligte, die Polen gar nicht 
in Olmüg ein, fondern befahl: ihnen ſich in ihre Heimath zuruͤck 
zu begeben, Darauf begab ex fich felbft nach Dfen zu dem roͤmi⸗ 
fen König und heflagte ſich uͤber die Wort⸗ und Bundbruͤchig⸗ 
beit des Königs Wlabislaus +7). 

Damals waren in. ber: Hauptſtadt Ungarns einige Potenta: 
ten und Abgefandte mehrerer mächtiger Fixften verfammelt. Aus 
Ber dem Könige Erich von Dänemark, dem paͤpſtlichen Cardinal⸗ 
legaten und. der Eurfürftlichen Botſchaft kam dahin der griechifche 
Kaifer Manuel Paldologus, welchem Sigmund eine Strecke Wer 
ges entgegenritt, ihn auf dad Freundlichſte empfing und acht Wo: 
hen in Ofen auf dad Herrlichfte bewirthete *%). Faſt zu gleicher 
Zeit traf eine Gefandtfchaft von dem Sultan Murad mit reichen, 
koſtbaren Geſchenken ein und unterhandelte wegen eines Ftiedens. 
Kurz zuvor war auch eine glaͤnzende Botſchaft von dem Despot 
von Servien angekommen. Die Zahl der vornehmen Gaͤſte ward 
aber auch noch durch mehrere deutſche Finſten vermehrt. Außer 
dem Herzog Albrecht von Öftseich fanden fih ein vier Herzoge 
son Bayern, Ludwig, Heinrich, Wilhelm und Joham und meh: 
tere Herzoge, Grafen und Heren aus Schlefien. Won den geift: 

‚lichen Fürften, die nach Ofen kamen, war der Patriarch von 
Aquileja, ein Herzog von Ted, .der vornehmfle. Später kam auch 
der Erzbiſchof von Magdeburg. Die angefehenften Prälaten und 
Magnaten Ungarns waren ebenfalls in der Hauptfladt zufammen: 

‚ gekommen, theild ben königlichen Hoftagen mehr Glanz und Pracht 
zu verleihen, theild aber auch zu ihres Königs Entfchliegungen 
in Bezug auf bie tuͤrkiſchen und griechiſchen Angelegenheiten zuge⸗ 
zogen zu werden *%), Ferner hielten fich am Hofe mehrere boͤh⸗ 
mifche und italienifche Große auf, welche die Anhaͤnglichkeit an 
Sigmund’3 Perfon von der Sache ihrer Landsleute entfernt hatte 
und baher flüchtig geworden waren. An einem der glänzendften 

47) Diögoss. L c. p. 483. ° 

48) Windec c. 119. 

49) Winde c. 120. 


Sigmund in Ungarn :und. Polar. . 181 
Hoftage, wo ber tömifche König alle in Ofen anweſenden Koͤ⸗ 
nige, Sirften, Abgeſandte und Große um fich verſammelt hatte, 
erfläxte ex oͤffentlich, daß jetzt alle Welt. wiffen Eörme, daß nicht 
et, fondern ber. von ben beutfehen Kurfücften zur Wortbrüchigkeit 
angeregte polnifche König Schuld am der Fortdauer ber. huffitifchen 
Unruhen und Kebereien fey. Darauf wurde die kurſürſtliche Bots 
ſchaft, an deren Spitze bie;beiben Bifchöfe von Würzburg und 
Speyer. flanbert, in hoͤchſten Unguaden entlafjen 5%. Als die⸗ 
ſelbt ſich auch bei dem König von Dänemark verabſchiedete, viel⸗ 
leicht um deffen Vermittlung wie fruͤher zu erlangen, fand fie den⸗ 
felben in ſehr gereigter Stimmung. Denn Erich, perſoͤnlich wes 
gen ber vergeblich. verfuchten Heirath des pommerifchen Herzogs 
mit der polnifchen Prinzeffin Hedwig erbittert, erklaͤrte laut: 
die Kurfinften und ‚namentlich der Pfalzgraf Ludwig Hätten au 
den König Wladislaus von Polen und den Großfürften Witolb 
von Litthauen Briefe gefchrieben, um fie von bem Bünbniffe mit 
Sigmund gegen ‚die Böhmen zu trennen und die Heirath der Hed⸗ 
wig ınit Boguslav zu hintertreiben. Der Bifhof Rhabanus von 
Speyer, ein Graf von. Halmfkatt, vertheibigte bie Ehte bes Pfulz⸗ 
grafen gegen die Anſchuldigung. Der König von Dänemark aber 
drohte, wenn ermittelt wäre, daß doch die Briefe geſchrieben wor⸗ 
den, die Sache nicht ungerochen zu laſſen 5°), 

‚Die Anhänglichleit des dänlichen Königs an ben Inttreſſen 
Sigumnd's belohnte letzterer mit dem Rechte Adelsdiplome zu er⸗ 
theilen und kalſerliche Notarien zu ernennen *2). 

Obwohl mehrere Streithaͤndel zwiſchen deutſchen Reichsſtaͤn ⸗ 
den dem roͤmiſchen Koͤnige damals in Ungarn zur Entſcheidung 
vorgetragen wurden, fo that. et doch in den deutſchen Reichsan⸗ 
gelegenheiten nur hoͤchſt wenig: vielleicht weil er ſchon im voraus 

50) Winde c. 126. p. 1177: „Do hub der roͤm. Konig an zu reden und 
Wu tagen: Wie das time "oft und vil zu wiffen were, wie das er bezaihet würde, 
wie daB er ein Vuß umd.ein keher were, und.bas die hufftrige und keterige alſo 
lange werte, were die ſchuld fein ac. — Und. fprad: der allmechtig got von 
hymell erfennt alle herzen wol, und weiß das un die Begerige zu Beheim recht 
lait iſt. 

sn Windect c: 125. p. 1176. 

52) Pontan. hist. Danic. Ub. IX. 


188 Drittes Buch. Achtes Kapitel. 

ſah, wie unwitkſam feine Schritte bei dem heilloſen Zuſtande bes 
roͤmiſchen Reiches waren. Daher wandte er vorerfi feine ganze 
Tyhaͤtigkeit auf die Regierung und Verwaltung des ungarifchen 
Reiches und verfchob die böhmifchen und deutſchen Angelegenhei⸗ 
ten auf ben Reichstag, der am 29. Sept. 1424 in Bien gehals 
ten werben ſollte. 

Die häufigen Kuheſtoͤrungen in Ungarn durch mächtige Große 
machten die Aufrechthaltung bed Landfrievend im Reiche ber Ma- 
gyaren höchft ſchwierig. Sigmund mußte eine abſchreckende Bes 
ſtrafung geben, um einigermaßen auf die unruhigen Magneten 
zu wirken, Nicolaus Sallaga, der Sohn des Simon Franke 
und der Schwefter ded mächtigen Palatinus Nicolaus Gana, ein 
überaus reicher und gewaltiger ‚Herr, war ber Schreden feiner 
Nachbaren durch feine häufigen Landfriedensſtoͤrungen und vielfas 
hen Gewaltthaͤtigkeiten wider Gefeg und Recht. Ex hatte viele 
Schlöffer und zweitaufend Reiter, fo daß er durch biefe Mittel 
ſelbſt den koͤniglichen Verfügungen zu wiberfegen fich im Sande 
glaubte, Als er aber fogar feine Vaters Bruder erfchlagen, ers 
griff Sigmund die Gelegenheit den übermüthigen Vaſallen zu ver⸗ 
berben. Sobald der König über den Friedensſtoͤrer zu Gerichte 
ſaß, kamen von allen Seiten bie. mandhfaltigften Klagen über die 
Bebridungn, Gewaltthaten, Frevel des Nicolaus Sallaga. 
Der Vergehungen und Verbrechen uͤberwieſen, warb er verur⸗ 
theilt, Leib und Gut verwirkt zu haben. Der Ausführung bes 
Urtheils entzog fich der Magnate für feine Perſon durch die Flucht 
aus dem Lande; Sigmund aber unterwarf ſich Land, Leute und 
Scläffer, die er zum Theil erobern mußte, Won einem Theil 

der eingezogenen Güter des Werurtheilten fliftete ber König zu 
Ehren des heil, Sigmund zu Dfen eine Propflei in ber Juden⸗ 
gaffe ®°). 

Beniger fireng zeigte. fih Sigmund gegen die ihm fo nahe 
verwandte Cilly ſche Familie, aus welcher ein Mitglied, Graf 
Zriedrich, der Bruder der Königin, die ſchaͤndlichſten Verbre⸗ 
hen begangen hatte. Diefer Graf, dem fein Vater, ber Graf 


53) Winde c. 120 u, 121. Bgal. Engel 1. c. 312. 


Sigmund in Ungarn und Polen, 19 
„Hermann von Cilly, noch bei feinen Lebzeiten einen Theil feiner 
großen Befigungen abgetreten hatte, heirathete eine Gräfin von 
Modruſch. Der ausfehweifende Graf, bald feiner Gemahlin 
müde, nahm ſich eine Concubine, die Veronica von Deßniz, und, 
lebte acht Jahre getrennt von ber Gräfin. Ihre Verwandten 
waren über bad Betragen bed Grafen von Gilly fehr aufgebracht: 
ihren Schritten und Bemühungen gelang es enblic) eine Verſoͤh⸗ 
nung zwifchen. den getrennten Eheleuten zu Stanbe zu bringen, 
fo daß fie gelobten wieder miteinander zu leben. Doch fah bie 
Gräfin wohl-ein, daß von Seiten ihreß Gemahles die Verſoͤh⸗ 
mung nicht aufrichtig war, ba fie wußte, daß er ben Gegenfland 
ihres Streites, die Concubine, noch nicht von fich entfernt hatte, 
Daher fagte fie ihren Werwanbten, der Verſoͤhnung widerſtre⸗ 
benb: „Piebe Herrn und Freunde, was fol mir diefe Vereini⸗ 
gung: ich weiß wohl, daß man mich morgen bei meinem Herru 
tobt findet.” Man redete aber ber Gräfin diefe Gedanken aus, 
inbem ihr vorgeftellt ward, daß fie nunmehr gütlich mit ihrem Ges 
mahl verglichen fey und lange mit ihm in Liebe leben koͤnnte. 
Da fügte fi die Gräfin in dad unvermeibliche Schidfal, ging 
wieder zu ihrem Gemahl, und des andern Morgens fand man fie 
todt im Bette, Der Graf aber hatte ſich durch die Flucht ent 
fernt. Die Familie der Gräfin, über diefe Schanbthat des Cilly 
auf da Xußerfle erbittert, war entfchloffen den Morb der Graͤ⸗ 
fin zu rächen. Ihr Schwefterfohn, ein Graf Hans von enge, 
forderte den Mörder zum Zweikampf. Es war voraudzufehen, 
daß ſich auf dieſe Weife zwifchen den beiden weit verzweigten Fa⸗ 
milten ein verberblicher. Kampf in's Unendliche fortpflangte: das 
ber verhinderte Sigmund ben Zweikampf und zog bie Sache vor 
fein Königliche Gericht, Hier vor dem König Hagte Hans von 
Benge den Grafen Friedrich von Cilly des Meuchelmordes ber 
Gemahlin an, die er nach freundlicher Suͤhnung ihrer Streit: 
fache im Ehebette feiger und ſchaͤndlicher Weiſe erſchlagen habe, 
Benn berfelbe nicht beftwaft werde, brohte der Kläger, fo werde 
ex felbft den Tod feiner Muhme an dem Schanbbuben rächen. 
Der roͤmiſche König erkannte bald, daß er als Schwager bes Anz 
geflagten in biefer Sache, bie ſchwer zu vergleichen war, nicht 


1% Drittes Buch. Achtes Kapitel, 
Michter feyn koͤnnte. Er uͤbertrug fie baher bem König Erich von 
Dänemark zur Entfepeidung ®*), beren Inhalt aber, wenn fie 
erfolgt ift, nicht bekannt geworben. 

Deffenungeachtet ließ der Graf von Eiliy von 1 der Geliebten 
nicht ab: wiber Willen feines Vaters heirathete er fie. Da legte 
ſich Sigmund mit allem Ernft und aller Strenge in’d Mittel, Er 
nahm ben Schwager gefangen und fehidte denfelben dem Water 
zu, ber ihn zu Cilly in gefänglichen Berwahr halten, bie Be: 
ronica von Deßniz aber bei Ofterwig ertränten ließ 56), 

Indem die dem tömifchen Könige damals nach Ungarn zur 
Entfcheidung gebrachten deutfchen Streitſachen an einem andern 
Drte befprochen, und daher hier übergängen werben; barf nicht 
unerwähnt gelaffen werden, daß Sigmund in der bamaligen Zeit, 
ald ber König Erich von Dänemark in Ungarn verweilte, einen 
langwierigen Streit dieſes Zürften mit den Herzogen von Schleds 
wig, bie zugleich Grafen von Holftein waren, zu beendigen und 
zu ſchlichten ſuchte. 

Der Herzog Gerhard von Schleswig hatte drei unmundige 
Söhne hinterlaſſen (1404). Die Vormundſchaft führte die Mut⸗ 
ter derſelben, Eliſabeth von Braunſchweig, nach einer Verfügung 
ihres Gemahls, des Herzogs Gerhard. Der Bruder deſſelben, 
der Biſchof Heinrich von Osnabruͤck, der aufgebracht war, bei 
der Vormundſchaft feiner Neffen übergangen worden zu feyn, 
uͤberzog Holftein und Schleswig mit Krieg, Um ben fiegreichen 
Zortſchritten des Biſchofs Wiberfland zu leiften, nahm Elifabeth 
bie Anerbietungen von Hülfe, welche ber daͤniſche König Erich 
machte, an: mußte ihn aber baflır ald Obervormund anerkennen, 
ihm huldigen, und die bedeutendften Feſtungen Schleswigs als 
Pfandſtuͤcke abtreten, wie auch ihren älteften Sohn Heinrich zur 
Erziehung anvertrauen. Zwar zwang Erich auf einige Zeit ben 
Biſchof zur Ruhe, allein da biefer wieder von neuem ben Krieg 


54) Winde c. 129. p. 1179. Chronic. Cilliens. bei Hahn. Collect 
Monum. vet. et recent. T. W. p. 683 sqq. Bgl. Engel Geſch. d. Ungr, R. 
u. 311. 

55) Vgl. Engel 1. c. 316. Ehmel Gefh. 8 Friedrich IM. u. Mar. I. 
Sb. 1.8. 17 fu. 


Sigmund in Ungarn und Polen. 191 
zu beginnen ſchien, und die Herzogin Eliſabeth fich nicht unbe: 
dingt ganz in die Gewalt. der Dänen begeben wollte; fo brach 
(4409) zwifchen ihr und Erich ein Krieg aus. Die Herzogin 
fand an benachbarten Grafen Eräftige Hilfe und Unterftügung; 
Erich, im Bunde mit den Ditmarfen, und im Befige mehrerer 
ſchleswigſchen Zeflungen, hatte viele Wortheile voraus, beffen= 
ungeachtet fodht er nur mit abwechſelndem Kriegäglüd, Daher 
waren endlich. die Rriegführenden zu einem dreijährigen Waffen: 
fillftand , der den 4. Oct, 1442 zu Flensburg abgefchloffen ward, 
geneigt. Während bed Waffenflilftands folten alle obwaltenden 
Streitigkeiten unterfucht und nad} daͤniſchem Rechte durch den roͤ⸗ 
mifchen König Sigmund entfchieben werben. Diefe Entſcheidung 
war noch nicht gegeben, als nach Baum begonnenem Waffenſtill⸗ 
fand der Herzogin Elifabeth Bruder, ber Herzog Heinrich von 
Braunfhweig, den Krieg gegen Erich erneuerte, Mit großer 
Hertnädigfeit und wechfelndem Glüde ward berfelbe von beiden 
Seiten geführt. Bei der Erfolglofigkeit der vielen blutigen Ges 
fechte zu Waſſer und zu Land war man: öfterd zum Frieden ge- 
neigt, jedoch der gegenfeitige Haß fachte unerwartet wieder bie 
Brandfackel ded Krieges an und Bündniffe mit benachbarten Fur⸗ 
ſten und Staaten gaben die Ausficht auf beffern Erfolg der Wafz 
fen. Ein höchft bedeutungsvoller Schritt war ed, daß Erich durch 
den Danehof zu Nyborg (29, Juli, 1415) die fhleswigfchen 
Prinzen ihrer Lehen für verluſtig erflären ließ. Er bot barauf 
Alles auf, den roͤmiſchen König Sigmund dahin zu flimmen, daß 
er dieſes Urtheil beſtaͤtigte. Berwandtfchaftliche Rücfichten und 
menchfache Vorteile, welche fih Sigmund von Erich's Freund» 
ſchaft verſprach, bewogen endlich ben roͤmiſchen König das Urtheil 
des Danchofs zu beſtaͤtigen (14. Juni 1415) 5°). 

Durch diefe Entziehung ihrer Rechte wurden die ſchleswig⸗ 
ſchen Prinzen nur noch mehr zur Fortfegung des Kriegs ange: 
ſpornt. Dan fah endlich ein, aud von Seiten des roͤmiſchen 
Königs, dag nur durch eine gütliche Übereinkunft der lange Krieg 
zu Ende geführt werden koͤnne. Daher fandte Sigmund (1422) 


56) Pontani Histor. Danic. lib. IX. befoud. p- 556. 


192 Drittes Buch. Achtes Kapitel. 


den fehlefifchen Herzog Heintich Rumpolb von Glogau an bie Kriege 
führenden und ließ ben König Erich und ben ‚Herzog Heinrich 
von Schleswig auffordern, ihre Streitigkeiten (1. Ian. 1423) 
durch die Vermittlung des fehlefifchen Herzogs oder wenn fie lies 
ber wollten durch den römifchen König mit Zuziehung der Kurs 
fürften und deutſchen Zürften ſchlichten zu laflen. Da letzteres 
von beiden Parteien angenommen wurbe, fo ſchien endlich bie 
Sache friedlich audgeglichen zu werben. Aber man täufchte fi 
in der Erwartung. Zwar fand fi) an dem beftimmten Tag ber 
ſchleswigſche Herzog Heinrich bei Sigmund ein, um ben Schieds⸗ 
foruch zu vernehmen, aber Erich blieb aus, auch fehidte er keine 
Bevollmächtigte. Weßhalb auch der Herzog nicht weiter mehr an 
fein gegebenes Verſprechen gebunden zu ſeyn erklaͤtte. Da aber 
die benachbarten Staaten den beftänbigen Kriegszuſtand beendigt 
haben wollten, fo waren bie Ditmarfen und bie Stabt Lübed ent: 
ſchloſſen, ven Herzog von Schleswig mit Gewalt der Waffen 
dazu zu zwingen, fich der gerichtlichen Entſcheidung bes Königs 
Sigmund zu unterwerfen, ob er rechtmäßiger Befiger von Schles⸗ 
wig fey. Als daher Sigmund die Streitenden wiederholt vor feis 
nen Richterftuhl nach Dfen lud, fo folgte der Herzog der Vorla⸗ 
bung, obwohl ihm feine Raͤthe bavon abriethen, da fie meinten, 
daß Sigmund wegen feiner nahen Berwandtfchaft mit Erich kei⸗ 
nen unparteiifchen Schiedsſpruch fällen werde. Daß die Räthe 
nicht Unrecht gehabt, erfuhr der Herzog Heinrich bald, ber mit 
dem Lübecker Bifchof, feinem Vertheidiger, in berfelben Zeit als 
fein Gegner fi in Ofen eingefunden hatte, Hier fälte (28, 
Juni 1424) Sigmund, ohne Zuziehung beutfcher Zürften, gegen 
die Erklärung, die früher gegeben worben, das Urtheil: Erich, 
dem Könige von Dänemark, gehöre die Oberlehensherrlichkeit und 
ber Lehenbefig bed Herzogthums Schleswig: die Söhne des Her⸗ 
zogs Gerhard, bie fich Herzoge von Schleswig nennten, hät 
ten durchaus Feine-Lehensanfprüche an diefem Herzogthume zu 
erheben 57). Vergeblich appelirten bie Herzoge, die mit ber In: 
87) Hermann. Corner, Chr. p. 125% sg. u. 1260. Chronic. Slavor. bei - 


Lindenbrog. Seriptt. p. 213. Acta Processus bei Langenbeck et Suhm. 
Scriptor. rer. Danio. T. M. p. 263 2qg. Diugom. lib. XL p. 473—477. 





Sigmund in Ungam und Polen. 193 
fel Laaland entfchädigt werben follten, von diefem parteiifchen Ur⸗ 
theile an den Papſt Martin V. Diefer nahm zwar die Sache An: 
fangs an und ernannte eine Gommiffion, um bie Sache von neu: 
em zu unterſuchen: allein da ber römifche König, über dieſe Eins 
griffe des Papſtes in feine Nechte höchft aufgebracht, mit Reprefs 
falten drohte, dann auch geiſtliche Sachen vor fein weltliches Ge: 
richt gu ziehen, nahm Martin V den an ben Garbinal Anton von 
Aquileja und den Erzbiſchof Theodorich von Eöln ertheilten Auf⸗ 
trag der Revifion der Streitſache zuruck. Der roͤmiſche König aber 
befahl in 'einem Reichsgebot (14..Märy 1425) dem Erzbiſchof 
von Bremen und mehrern andern nordbeutfcheh geiftlihen und 
weltlichen Reichöftänden, bie Herzoge zur Herausgabe bed Herzog: 
thums Schledwig an König Erich zu zwingen ®®), 

Nachdem in des angegebenen Weiſe Sigmund den Schieds⸗ 
ſpruch gemacht hatte, verabſchiedete fich der daͤniſche König, um 
feine Pilgerreife, die er gelobt hatte, nach Ierufalem fortzufegen. 
Er meinte diefe ohne befondereö Auffehen unter fremdem Namen 
Allen unbelannt beffer machen zu können, Jedoch ein kaiſerlicher 
Priny aus Gonftantinopel, der ſich damals zugleich mit Eric in 
Dfen aufgehalten hatte, war boshaft genug, bad Porträt des daͤ⸗ 
niſchen Königs von einem geſchickten Meifter anfertigen zu laſſen 
und ed dem Sultan von Damascus zu überfenden, bamit er von 
der Ankunft des daͤniſchen Königs gleich in Kenntniß geſetzt wer⸗ 
den Eönntes®), 

Indem der römifche König init der daͤniſch⸗ ſchleswigſchen 
Streitſache ſich beſchaͤftigte und von feinen Bemühungen, den Ftie⸗ 
den zwiſchen den Streitenden wiederherzuſtellen, wenig Fruͤchte 
erntete, ward er zu gleicher Zeit auch von anderer Seite vielfach 
Pontan. Hist. Dan. p. 569 aqq., wo auch die dahin gehörigen Urkunden Sig« 
mumd’s abgebrudt find. CE. Doc. Gef. von Breslau in Briefen I. 70 fl. Sar- 
torius Geſch. der Panf. II. 256 fü. 

58) Herm. Corner. ad 1425 p. 1260 u. 1263. 

69) Chr. Herman. Corner. p. 1260: „Erat apnd Regem Rom. flins 
Regis Constantinopolis. — Hic intelligens Regem Danorum velle peregri- 
nari Jerosolymis vocavit secreto pictorem et ipsum condaxit ad effigiendam 
faciem Erici Regis. Qua imagine habita misit cam clam Soldano Dama- 


scenorum.‘ 
Aſchbach K. Sigmund. TIL a 13 


19 Drittes Buch. Achtes Kapitel, 

gebrängt, Entſcheidungen zu geben, wobei fein Eigennug und feis 
ne Selbfucht in's Spiel kam. Während er gegen bie Böhmen 
und Zijka dad deutſche Rei, Ungarn, Polen, ben beutfchen 
Orden in die Waffen rief, unterhandelte ex insgeheim mit ben 
Rebellen und machte beren Haupte bie glänzenbften Verſprechun⸗ 
gen, wem ex fich unterwerfe. Indem er Polen gegen ben beuts 
ſchen Orden Hlilfe zu leiſten gelobte, geſchah gleiches Werfprechen 
auf ber entgegengefegten Seite, Dit England ward das Bimd⸗ 
niß zu einem Hülfszug gegen Frankreich erneuert °0*), obgleich 
Sigmund wohl wußte, daß ex nicht in ber Werfaffung war, auch 
nur dem Heinften Theile feiner Verſprechungen nadzufommen, 

Über das dem deutſchen Reiche fo entferntliegende Bisthum 
Dorpat wollte er die Oberhoheit ald Reichsoberhaupt geltend mas 
den, und wäre barüber faft in Streitigkeiten mit dem englifchen 
König und dem litthauiſchen Großfürften gerathen, welche beide 
auch Schugheren des Bisthums feyn wollten®0b), Doc Sig⸗ 
mund wollte Feines feiner Rechte aufgeben, fo wenig er auch Mit 
tel befaß, fie mit Gewalt der Waffen aufrecht zu erhalten, Es 
währte nicht lange, fo behnte er feine Gewalt eines roͤmiſchen 
Königs über das Erzbisthum Riga aus, indem er deſſen weltlis 
Ge Privilegien beftätigte, erneuerte umb vermehrte (15. Mai 
4426) 60°), 

Die Unterhandlungen mit bem griechifchen Kaifer und ben 
Zürken führten weder zu einem fir Sigmund ehrenvollen noch 
guͤnſtigen Ausgange. Der Kaiſer Manuel Paldologus, der durch 
Unterftügung von Gegenfultanen den osmaniſchen Herrfcher Mus 


608). Rymer. Act. Angl. IV. 3. p. 186. (v. 31. Zuli 1420). 

60b) Der Biſchof von Dorpat bat ſchon im I. 1420 den König von Eng- 
land, Schupherr feines Bisthums zu werden: obwohl er nicht derſchwieg, daß es 
ſchen unter dem Sqhute des rim. Königs fand (Index Corp. hist. dipl. Li- 
von.I. p.212). Sigmund aber behauptete feine Oberlehnäperrtiäteit. S. Mes 
geften vom 1. Mai 1422. Merkwärbig iſt des Großfürften Witold's Brief an 
den röm. Rönig d. d. Worami 1424 (Index citat. p. 253), worin jener dieſen 
bittet, dem Viſqof von Dorpat bie perjänliäe Huldigung zu eriaffen, obwohl 
er als deutſcher Neigelchnöfkrft feine Regalien ans den Händen des Königs zu 
empfangen habe. 

60°) &. im Anhang die Megeften v. 15. Mai 1426. 


Sigmond in Ungarn und Polen. 105 
vab zum Kieg gegen ſich und zur Belagerung Gonflantinopels 
gereizt i), hatte bie Reiſe Über Wertebig nach Tata gemacht, wo 
fich Sigmund oͤfters aufhielt*2), Im Sommer 1424 unterhau-⸗ 
delte der griechäfche Kaifer mit Cigmunb wegen eined Zuges gegen 
die Türken: ex ſtellte vor, wie vortheilhaft es feyn müßte, bies 
felben zu Lande anzugreifen, indem die Venetianer ihrer Zufage 
gemäß, fie zu Waſſer befriegen und in Morea befchäftigen wärs 
den. Dadurch müßten bie Tinten von ihrem Vorhaben, die Ba 
lachen mit Krieg zu Überziehen und daraus ben Fürflen Daniel 
(den Vaſallen Sigmmunb’s und Nachfolger Myrra's) zu verttei⸗ 
ben, abftehen unb bie ungrifchen Grenzlaͤnder würden von ben 
verheerenden Einfällen ber Feinde befreit *®), 

Obwohl. Sigmund einfah, das es fich in biefem Kriege mehr 
um bad Intereffe bed griechifchen Kaiſers und ber Benetianer hans 
delte, welche letztere Morea zu verlieren fürdhteten, fo überfah er 
doch nicht die Wichtigkeit ber Sache, die ungrifihen Grenzlaͤnder 
zu ſichern. Erlangte er aber biefes durch einen Frieden mit ben 
Zinken, fo war eb ihm um fo Heber, ba ex feine Streitkräfte, fos 
lange Böhmen nicht unterworfen was, nicht gegen jene mit Er⸗ 
folg richten konnte. Auch war er nicht geneigt mit ben Benetias 
nern in ein Buͤndniß zu treten, die noch in alter Feindſchaft mit 
ihm ftanden und noch Feine von ben eroberten ungrifchen und ita= 
Kienifchen Beſitzungen, worauf er oder feine italieniſchen Freunde 
Anfprüche erhoben, herauögeben wollten, 

Da zu gleicher Zeit auch der Despot von Servien Stephan 





61) v. Hanmer Geſch. d. Dam, Et. I. S. 412 fü, " 2 

62) &, im Anh, die Megeit, v. 16 - 20 Aus. 1424. Voyage de Bar- 
trandon de la Broguiere (urch Ungarn im I. 1438) in den Mumoires de 
VInstitat National. T. V. u, bei@@ngel Geſch. d, Uagt. Reis IE im Any. 
©. 380. . 
63) Engel Geſch. d. Ungr. Rei45 IT. 813. Geld, v. Eero. 569, Damals 
war in Bonient füntidem Theil Dftoja, ein Freund der Zärken, Fuͤrſt, Twartko 
im nördlichen; nad) manden innern Fehden führte Ichterer aud mit dem fervi« 
ſchen Despoten Stephan Lazarewitſch Krieg, jedoch ohne Erfolg, zumal der let⸗ 
tere fi) an die Türken anſchloß. Thwrocz Chron. P. IV. c. 18. Pejacerich 
Hist. Serv. p. 340. Bgl, Sqhimeck Geld. v. Bosn. S. 105. Behler Geſch. 
d. Ung. IV. &. 367 fl. Hammer Geſch. des Dim, 8. I. ©. 419. 

13* 


1% Drittes Bud. Achtes Kapitel. 
Lazarewitſch mit einer tärkifchen Geſandtſchaft nach Ungarn ges 
kommen war, prachtoolle Geſchenke dem Könige überreichte **) 
und von Seiten des Sultans Murad einen Frieden anbot; fo ers 
achtete es Sigmund fhr klliger denſelben anzunehmen, als einen 
unfichern Krieg zu unternehmen. Er nahm das Anerbieten des 
türkifchen Gefanbten an*s), ſchloß einen zweijährigen Waffen: 
ſtilſtand mit den Türken und entließ fodann bie Gefandtfchaft, ihr 
viele koſtbate Begengefchenke mitgebend °%). Den Paldologen 
aber, den er unter mancherlei Vorwaͤnden an feinem Hof acht 
Wochen zuruickgehalten hatte®”), bis er ihm die abſchlaͤgige Ant» 
wort ertheilte, verficherte er bei der Trennung ſeiner fanfligen 
Freundſchaft und befchenkte ihn ebenfalls zeichlich °°), Diefe feine 
Politik, die Sigmund befolgt zu haben fehlen, ſchlug nur zu ſei⸗ 
nem Rachtheile aus, Denn ba grade damals auch Dfloja, ber 
Fürft von Suͤdbosnien, ſich ihm als Wafall unterwarf, fo war 
Ausficht, die Tirken mit Erfolg zurückzutreiben. Anflatt deſſen 
benugten fie bie Waffenruhe mit ben Ungaen zu anderweitigen Er: 
oberungen. Da Sigmund verfäumt hatte, auch bie Walachei in 
den Waffenſtillſtand aufzunehmen, fo richtete ber Sultan gegen 
diefes Land feine Waffen und vertrieb daraus ben Woiwoden Da: 
nieles), er 
64) v. Hammer 1. c. S. 419 nad Ducas XXVIIT. p. 105. inte 
c. 122. p. 1175 gibt die Geſchenke näher an, goldene und feidene Tücher, Tep⸗ 
piche, vergoldete Beden ac. Auch der Herzog Albrecht non Ibftreid ward reid« 
U) deſcheakt. 
65) Winded c. 122. p. 1174 befhreibt die Audienz. 
© 66) Windeit handelt In verſchiedenen Kapiteln von biefer türkiſchen Gefandi- 
füaft © 119. p. 1170. e. 122. p. 1174 © 126. p. 1177. gl. v. Hammer 
Leo Belelo ©. 371f 
67) Winded c. 136. p 11 + 
68) Winde® c. 126. p. 1177. 
@9) Eogel Seid. d. Ungr, . II. 813. 











nNeuntes Kapitel... ., 


Die Taboriten im Kriege mit den Pragern und dem boͤhmiſchen Mei 
) bis zum Tode Zihkas. 146 und 1424. 








Indem der roͤmiſche König; in Ungarn und Polen herumreisn 
und durch Unterhandlungen zw erreichen ſuchte, wed ihm durch 
Waffengewalt nicht gelang; indem er ihm fern. liegende Citveitfis 
chen durch ſchiedsrichterliche Entfepeitungen. zur ſchlichten unters 
nahm und wenig den Dank ber Parteien ſich verhiente mußten 
das Königreich Böhmen feinen Agnen Schicſal und bem-Gang 
der Begebenheiten üherlaffen, ob ein gluͤcklicher Zufall ihn da 
ſchon verlorne Land wieder zuruͤckbringe. Bei .bitfer Lage ber 
Dinge und bei der innern Zerriſſenheit Deutfhland’3; war es fin 
daſſelbe noch als ein großes Gluͤck anzufehen, daß die Huffiten 
unter. fich nicht einig waren und anflatt ihre Nachbaren zu befries 
gen, ſich ſelbſt einander auf das Heftigſte verfolgten. Die Pre 
ger waren mit den Taboriten und deren ‚Heerführer, bem blinden 
Zijka, endlich ganz verfallen, weniger daruͤber, daß er fih ge⸗ 
gen den litthauiſchen Prinzen Koribut erflärte, ald vielmehr ber 
halb, weil er wie ein unumfchränkter Gebieter Alles feinen Be: 
fehlen untergeorbnet haben und weber politifche noch religiöfe 
Meinungen neben ben feinigen dulden wollte, Eine ſolche Tyran⸗ 
nei eines Einzigen mißfiel aber auch im hoͤchſten Grab dem böh- 
mifchen Adel: um fie zu bekämpfen, vereinigte fich letzterer mit 
den Pragern, und ber Krieg gegen bie Taboriten ward von ben 
Verbündeten mit aller Anſttengung, mit aller Kraft geführt, 

Bifka eröffnete von feiner Seite im Monat März 1425 die 
Beindfeligfeiten mit Verwuͤſten, Morben, Brennen: Feine Bes 


18 Drittes Buch. Neuntes Kapitel, 

figung ber Gegner blieb verfchont, bie fein zerflörenber Arm er: 
reichte. Beſonders arg hauste er gegen bie Guͤter bes Czenko 
von Wartenberg, des Hauptes der Verbuͤndeten. Tag und Nacht 
ſetzte er das Zerſtoͤrungswerk fort, ſo daß endlich ſeine Taboriten 
ermübet wurden. Im ber Nähe von Koͤnigingraͤt (den 29. März) 
angelangt, gönnte er nach einem großen Tagesmarſch den Seini⸗ 
gen noch nicht Raft: fie mußten noch in ber Nacht weiter und um 
in der Dunkelheit Licht zu haben, wurden Dörfer und Fleden in 
Brand geſtedt i). 

Einige Wochen ſpaͤter (20. April) kam es zwiſchen Biffa und 
den Pragern mit dem verblindeten Adel bei Horzicz zur Schlacht. 
Nach dreifklindigem blutigen Kampfe, worin viele böhmifche Herrn 
ihr Leben verloren, erfocht Iiſka einen glänyenden Sieg, erbeu⸗ 
tete eine Menge Gefchäg und Munition und alle Kriegtwagen. 
Darcuf ruͤdte ex unnerweilt vor bie Jeſtung Kozogedy, nahm fie 
ſchon nach wenigen Tagen mit Sturm und ließ bie ganze Befas 
Wang nlbehaun ®). 

- Einige Donate fpäter (in Kuh) Übernumpeite BAER die wich 
fige deſtung Königingeäg. Die Prager und ber. bel unter dem 
Hauptmann Diwis Borjek eikten mit einer anfehnlichen Armee 
herbei, um die Stadt wieder zu nehmen. Die Taboriten zogen 
ſegleich auß ber Feſtung ihren Feinden entgegen und ſchlugen fie 
in einer blutigen Schlacht in die Flucht e). Zizea felbft erſchlug 
mie eigner Hand einen Prager Priefter, der die. Monſttauz bem 
Heere vorgetragen hatte, was bazu beitrug, bie Üxbitterumg ber 
Prager gegen bie Zabortten noch mehr zu ſtrigern. Bit unerhoͤr⸗ 
ter Wuth vaßten beide Parteien gegeneinander und die Gemuͤther 

1) Zheoban 9. 8. ©. 308. ' " 

2) Cont. Pulkavao p. 162: „1423 die Martis ante f. 8. Ceorgũ dla- 
dem ingentem perpessun est a Zisca D. Czenck cımı suis copiie.““ Palacky 
Annel. B. 56. Chronic. Behem. p. 465: „A. 1428 feria III. a fest. 8. 
Georgü facta eat clades ad Horzicium, ubi Zisca dom. Cxenkonem oum 
suis copüis praelio devicit, onrrus quoque et arma bellica eripait.“ Bergl. 
Haget S. 727. Throbald 1. c. \ 

3) Chronic. Bartoss. p. 147: „A. 1423Zisca cum nis Pragenses prope 
Grecz vicit circa corporis Christi.“ Cont. Palkav. et Palacky Annal. Il. cc. 
Sage. 1. c. 


Die Taboriten im Kriege mit d. Pragern x. bis 3: Tode Bijtos. 190 


verwilderten gänzlich. Die Menſchen wurden birtgiscigen Raub 
tieren gleich, die ſich gegenfeitig zu entfeifchen und zu vernichten 
Rrebten *).- Die Prager zändeten bie Borflabt von Graͤtz an und 
erſchlugen einen taboritifchen Priefter, der ohne Drnat bie Meffe 
eelebrizte, die Zaboriten dagegen zerſtoͤrten die Feſtungswerke und 
bad Schloß von Königingräg und zogen fobann nad) Cyaslau, 
welcher Stadt fie ſich bemaͤchtigten ®)... 

Zwar folgten die Prager und ihre Verbündeten auch Hieher 
den Taboriten, belagerten ſie, und ſchlugen den Lupak, den Fih⸗ 
ver eines taboritifcen Zreicorys, ber dem Bigfa zur Hülfe kom⸗ 
men wollte, aufs Haupt. Deſſen ungeachtet aber konnten fie 
nichts gegen Zigfa felbft ausrichten. Nach vergeblicher Beläge: 
rung von Czaslau zogen die Prager, mit Hinterlaſſung eines 
ſtarken Beobachtungsheeres in Kuttenberg, nach Haufe zurid °), 

Sobald Zijka frei von den Angriffen feiner böhmifchen Geg⸗ 
ner war, wanbte er, um feiner Partei neuen Kriegsruhm zu vers 
ſchaffen, ſich zu einem Zug nach Mähren, wo ber äftreichifche 
‚Herzog Albrecht die Feſtungen inne Hatte. Doch hatten ſich and) 
fon die Huffiten in Beſitz einer Wefte, ‘der Stabt Luntenburg, 
gefegt”). Diefe wurde grade damals von dem oͤſtreichiſchen Her⸗ 
308, ‚den ber portugieſiſche Infant Don Pedro mit 500 Portugies 


4) Aen. Sylv. H. B. c. 44. p. 69: „Zischa insolentius in dies agere, 
ecclesias passim delere, si quae restabant, sacerdotes, qui more majoram 
sacra peragerent, crudeliter persequi, nobilibus infensus esse, civitatibus 
‚gravia tribata imperare., Pragensium qui detractarent ejus imperium, vicos 
et 'villas inoendere, Ob quas res Pragenses Baronum auzilio freti, adver- 
sus eum copias educere,“ 

5) Theobald S. 304. 

6) Chronic. Boh. p. 467: „Hoc etiam tempore (gegen Enbe Juli ober 
Anf. Aug.) Tineci prope Montem (Cuthnensem) Lupacz Capitaneus Tabo- 
rieneis cum suis a Pragensibus victns ost. Et posten Zisca Caaslaviae ob- 
sessus est.“ CE. Zheobald S. 305. 

7) Cont. Palk- p. 162. Palacky Aun. p. 57. age, &, 727. über die 
Bertheidigung Mahrens und die Behauptung ber Stadt Kremfir durd ben Bis 
Sof Zopann von Dimüg im I. 1422 handelt Richter (die Huffiten in Mähren) 
S. 194 fl. Wie datauf im Anfang 1423 Kranfir von den Huffiten erobert 
ward und der Dimdiger Biſchof eö bald daranf wieder nahm, erzählt ausfühtlich 
NRiäter 1. c. p. 196. Bol. Eenfent 1. c. S. 73 u. 78 fl 


0 Drittes Duch. Neuntes Kapitel. 


fen unterfiligte e), belagert und fle ſhien aus Mangel an Lebens⸗ 
mitteln zur Übergabe gebracht, als Procopius ber Kahle, ein Uns 
texfelbhere Zijka's, der fich ſchon In der Schlacht bei Königingräg 
ausgezeichnet hatte, mit den Zaboriten ſich durch bie Belagerer 
ſchlug und einen großen Vortath Lebensmittel in die Feſtung 
führte. Zijka felbft folgte mit dem Hauptheere von Iglau her, 
und die Nachricht von feiner Annäherung reichte hin, bie Oſtrei⸗ 
her in bie Flucht zu treiben und fo die bedrängte Feſtung zu ent= 
fegen ). - \ 
Indeſſen Zizka nach verfchiedener Richtung Mähren durch⸗ 
zog, plünberte und ſengte und brannte und mordete, ſtreiften ta⸗ 
boritiſche Schaaren nach Oſtreich uͤber Pulkau bis Stockerau und 
bis Krems und nur die Donau hielt fie ab, ihre Verheerungs⸗ 
zuͤge auch in den fäblichen Theil des Herzogthums audzubehnen. 
Einzelne diefer Streifzuge wurden übel zugerichtet nach Mähren 
zuruͤckgejagt, andere aber kehrten mit vieler Beute beladen, nach 
großen Berwuͤſtungen bes Landes, nach Haufe zuruͤck 10), Daß 
Bigka felbft damals nach Kftreich gekommen tt), ift fehr zu bes 
zweifeln. J 
In Maͤhren hatten ſich unterdeſſen die Koͤniglichen, welche Ver⸗ 
ſtaͤrkungen aus Ungarn erhalten, mit den oͤſtreichiſchen Beſatzun⸗ 
gen der Feſtungen zum tapfern Widerſtand gegen Zijka verei⸗ 
nigt 12). Vor Iglau, dad er angriff, warb er zuruͤckgeſchla⸗ 
gen: aber bie Stadt Quaſſitz ward erſtuͤrmt und bie ganze Beſa⸗ 


” 8) Aen. Sylr. hist. Boh. c. 44. 

9) Aen. Sylv. hist. Boh. c. 44 Bgl. Miäter 1. c. 197. Kurz K. As 
breit II. Bd. 2. ©. 57 fl. 

10) Pessina Mars Moraviae 493. Prbitſchta Gef. v. Böhm. VIIL. 174. 
Kurz 1. c. 59-62. Richter J. c. 

11) Aes. Sylv. hist. Boh. c. 44 gibt eb an, do nit austrüdtid als 
MBohrbeit: „Ferunt Zischam in ‚Austriam profectum.“ Bann erzählt er das 
abgefämaitte Mähren: „Cum agrestes armenta quaeque navibus in insulam 
Danubii transportassent, vitulos snesque nonnullos per. negligentiam in vil- 
Es dimissos, ad ripam flaminis tamdin deverberasse,, doneo pecus insulam 
depascens, mügitum grannitumgue andiens, desiderio similis animantis 
fluviam transnatavit, eoque modo magnam praedam abactam.‘“ 

12) Aen. Sylr. hist. B. c. 44. 





Die Taboriten im Kriege mit d. Pragern ıc. bis 3. Tode Bijla’s. 201 
Kung dem Jeuertod Üübergeben!®), Dann rldkte ex gegen Krems 
fir und belagerte dieſe Feſtung. Allein der tapfere Bifchof Johann 
von Olmit mit der maͤhriſchen Ritterſchaft griff ihn umerwartet 
von zwei: Seiten bei Nacht an. Bjfa ließ einige Dörfer anzlın 
ben, damit die Seinigen zur Aufftelung der Schtachtordnung 
Licht Hätten; jeboch waren.bie Taboriten durch den Überfall fo fahr 
Anfangs außer Jaſſung, daß fie anfingen zurückzuweichen. Dis 
Schlacht wäre: verloren gewefen, hätte nicht ber friegögenantte " 
Procop mit der tapfern Bruͤderſchaar bie wankenden Meihen-exs 
muthigt und ſo ihrer Flucht noch vorgebeugt. Sie verſchanzten 
fich daranf in ihrer Wagenburg, w bie Gegnes fie nicht enzegei: 
fen wagten \*), 

Doc wollte Zijka felbſt i in Mähren nice weiter dab Eregẽ · 
glud verſuchen. Indem er den Procop, ber von feinen bei Ktem⸗ 
fir empfangenen Wunden wieber genefen, zur Vertheidigung der 
gemachten Eroberungen zuruͤckließ, kehrte er nach Boͤhmen zu: 
rüd, Alles verheerend und verwuͤſtend, was feine Schritte. berührs 
ten. Am meiften aber wuͤthete er auf ben. Guͤtern des Biſchofs 
von Dlmuͤch, wo feine Grauſamkeit Feine Grenzen kannte. Im 
der Stadt Müglig, welche dem Bifchofe gehörte, ließ er alle Eins 
wohner mit Frauen und Kindern ermorden, Es war am Ende 
des Jahres 1a23 als Zijka Mähren verließ 15). . 

Der TaboritensHeerführer feste fodann in Böhmen fineßer: 
heerungen fort: zuerft im Königgräger Kreis, wo er bei Skalitz 
die Prager Truppen in die Flucht trieb, ‚und nach vergeblichem 
Sturm auf Arnau, eroberte er die Vefte Mlazowicze, die er zers 
fiören und deffen Befagung er sMlderhauen ließ te), Hierauf 
fleeifte er fengend und brennend von Often nach Weften buch das 
Königreich bis an den Böhmerwald. Wer feiner Wuth entgehen 
wollte, mußte fich entwebet feiner Partei anſchließen und erklären, 
keinen König haben zu wollen, oder fein Leben und Eigenthum mit 


13) Theobald S. 306. Palacky Aunal. Boh. p. 66. 
\ 14) Hager. &. 728. Kurz S. 609. Miäter p. 197 fi. 

15) Theobald S. 306. Richter p. 198. 

16) Theobald 1. c. Chronic. Bartoss. 147. Chronic. Boh. 467. Hager. 
©. 728. 


2 .. Drittes Bad, Neuntes Kapitel, 

Gelb lockaufen. Im biefer Weiſe wurde ber Leitmeriger, San 
ger, Babeniger, Pilfener Kreis heimgefucht 17), Bis. Klattau 
Deang er vor, wo ex eimige Berftärkungen an fich zog. Doc war 
er buch den befländigen Krieg und durch Abfendung einzelner 
Ariegöfchaaren fo geſchwaͤcht, daß er nur 7000 Mann Zußvolt, 
500 Pferde und 500 Wagen hatte, weßhalb er nicht wagte bie 
Schlacht anzunehmen, welche ihm bie böhmifchen Herrn Hanuß 
von. Kolowrat und Kruffina von Schwamberg, die mit aufehns 
licher Kriegsmacht herangezogen waren, anboten. Er zog fd) 
hinter die Mauern ber feflen Stadt Saatz zurück, und fette fich 
darauf wieber gegen die maͤhriſche Grenze, gegen Czablau, in 
Bewegung 1°). Als er bei Koſteletz an die Eibe gekommen und 
fieh hier gelagert hatte, fand er ſich von einer Heeresabtheilung 
der Prager unter dem ‚Herrn Czenko von Wartenberg eingefchlofs 
fen. Bei Zeit davon benachrichtigt, fehte er fogleich über ben 
Buß und entging fo dem gewiffen Untergang. Unter bem Schut 
der Racht entzog er fich vollends dem uͤberlegenen Streitkräften 
der Feinde, die ihn drei Tage verfolgten. - Endlich erreichten fie 
ihn im Gebirge bei Maleſſow in der Nähe von Kuttenberg (8, 
Juni) 1e). Sobald der blinde Feldherr gehört, daß der Beind 
ihm ganz nahe fey und er wußte, baß er weiter bemfelben nicht 
ausweichen konnte, bie Gebirgägegend aber feinen ſchwaͤchern 
Heere zum Kampf günflig war, kehrte er plöglih um, und bie 
Seinigen von einem Wagen aus zum tapfern Fechten auffors 





17) Chron. Bartoss. I. c.: „1423 circ. fest. 8. Spiritus Ziska cum suis 
complieibus omm Joanne Badinka &t aliis multa oppida, villas inter Clat- 
tovjan üsque circum Planam ooncremayit et usgue Kralowicz.‘“ 

18) Contin. Pulkavae p. 163. Chronic. Bartoss. 148. 

19) Chronic. Bartoss. 147. Chronic. Bohem. 467:: „An. 1424 a. fest. 
Pentecostes Zisca Kostelecii obsessus est, cni in auxilium Dom. Bocsek de 
Podiebrad cam vesiisset Ziscam cum snis coplis edaxit ; sed ipse a Domi- 
nis captus est: Zisca vero fugit Malesovinm prope Montem (Kuttenberg). 
Dum Pragenses cam coufoederatis in quandam valleın intrassent, prostra- 
vit illos ad Malessovium, et ut vulgo dicımt 1400 ‚homines interfecti sant.““ 
Contin. Plkavae p. 162 faft ebenfo, nur fügt er bei: „Tanc proverbium 
ortam fuit: Pragenses siliginem Malessovium invexerunt:: Nam omnes Pra- 
‚genses pro signo stramen siligneum in capitibus gerebant.‘“ Hagec. S. 728 


Die Taboriten ion Reinge mit D. Pragera x. bis 3. Tode Bijks. 203 
dernd, ſtellte er ſie auf einer Anhöhe in Schlachtorduug: open 
bie Reiterei, hinten das Zußvolk. Zwifhen beiden Heerabthei⸗ 
lungen poſtirte er, vom Frinbe unbemerkt, eine Anzahl mit ſchweren 
Steinen belabene Wagen, Als die Prager die Anhöhe heranruͤ⸗ 
ten, ließ Zijfa hinter ber Reiterei die Wagen hervorfahren, wel⸗ 
che durch bie Laſt getrichen von ber abfpüffigen Höhe auf die 
Feinde herimterrofiten, und fie gänzlich in Unordnung brachten. 
In biefem Augenblick brach Zijta mit den Reitern wor, ſchlug die 
Prager in einer biutigen Schlacht, ‚worin ihnen dreitaufend Mann 
getöbtet wurden und ihr faͤmmtliches Geſchütz und ihre Bagage 


verloren ging *0), . 


In Folge dieſes Sieges fiel Kuttenberg in bie Hände der Ta⸗ 
boriten: ‚fie legten es ganz in Afche, um ihre Wuth gegen bie 
Einwohner anszulaffen, weil fie fig den Pragern zugewendet 
hatten ®'), 

Darauf zog Bijfa ben Procop mit feinem Heere aus Mähren 
an ſich und brach auf, gegen bie Prager wieder angriffsweiſe zu 
Werk zu gehen. ö 

Mittlerweile hatten die Prager, wohl wiſſend, daß ihren 
ein Haupt fehlte, das Anfehen genug befaß, Ordnung zu erhals 
ten, abermals eine Geſandtſchaft nach Polen gefhidt, um von 
dort ber ſich Koribut als Fürften zu erbitten. Der König Wla⸗ 
dislaus erflärte aber den Abgeordneten, daß er nicht zuließe, daß 
der Prinz fi) nach Böhmen begebe: ja er drohte fogar mit Krieg, 
wenn fie von ihren Kegereien nicht abließen und fich nicht mit ber 
Kirche ausföpnten. Da aber die Prager zugleich auch an Koris 
but felbft Bevolmächtigte geſchickt hatten, und diefer grabe in Un⸗ 
einigkeit mit ben beiden Jagellonen Wladislaus und Witold lebte, 
fo erreichten die Böhmen doch bie Abficht ihrer Sendung. Kori⸗ 


20 Contin. Palkavae p. 162. Palacky Ann. p. #2. Beness. Krabice 
p- 72. und befonder& die Fortſetung von Brzezina bei Pelzel (über den Pr. Sig - 
mund Koribut) 1. c. &. 379. Aen. Syiv. hist. B. c. M, erzählt has Nähere, 
und fügt bei: „Certamen atrox oommissum, victor Zischa tria millia Pra- 
gensium cecidit.“ Chronic. Bartoss. 147 gibt wie dab Chr. Boh. 1400 Zodte 
an. Bol. Theobald &. 307 fl. 

M) Aen. Sylv. 1. e. Zheobald S. 308. 


20 Drittes Vuch. Neuntes Kapitel. 
but ſammelte insgeheim einiges Kriegövolf und zog damit, trot 
feiner gegebenen Verſprechumgen, ‚(Ende Maͤrz /1424) nach Böhse 
men 2*); nach Prag aber kam er. erſt ben 20. Juni2). Der 
polniſche König zeigte ſich (eb aufrichtig, ift nicht gewiß) ſo er⸗ 
zuͤrnt barlıber, daß er die Guͤter des Prinzen einzog und in 
Schreiben an den Papft?*), an ben roͤmiſchen Koͤnig 20), an den 
Markgrafen von Brandenburg 20) fih zu rechtfertigen fischte, 
daß der Prinz ohne fein Wiffen und Willen ſich aus Polen entfernt 
hätte. Deffen ungeachtet hatte man ben Verdacht, Baß der pols 
niſche König doch um die Sache gewußt unb-fie fo angelegt habe. 
Koribut brachte diefesmal ein weniger‘ zahlreiche& Gefolge mit 
als das erftemal; nach einer Nachricht Hatte er nur vierhundert 
BReiter bei ſich?): andere Berichte geben ihm fuͤnfzehnhun ⸗ 
dert®®), Er wurde jetzt von ben Pragern als ihr erwählter 
und gnädiger Zürft betrachtet und fo genannt?9): er felbft 
nannte ſich erwählten böhmifhen Köntg und fehidte uns 
ter biefem Namen "dem roͤmiſchen König und dem oͤſtreichiſchen 
Herzog Albrecht foͤrmliche Fehdebriefe zu, worin er biefen fein 
abermaliges Auftreten in Böhmen anzeigte und fich zum Wertheis 
biger ber vier Prager Artikel erklärte ®0), 

27) Dlogoss. hist. Polon. ib. XI. p. 478.482: „Die-Pentecostes (1424) 
— in Bohemiam ire pergit.“ Petzel (Radır. v. d. Pr. Cigmund Koribut 1.c. 
©. 376 fl.) gibt die verfgiedenen Vetichte über die Zeit der Abreiſe des Prin ⸗ 
sen and Polen. Aus dem Brief ded Parſtes Martin V au den polnifhen Kö« 
nig d. d. Rom 10. April 1424, worin ſchon von Koribut’s neuem Abzug nad 
Böhmen die Mede ift, (Raynald. Ann. eccl. an. 1424. p. 67.) läßt ſich erfer 
ben, daß er fpäteftend im März ftattgefunden haben muß. Am 5. März aber 
mar Koribut noch in Krakau bei der Krönung der Königin Sophia zugegen. 
Diogoes. I. c. p. 473. 

23) Chronic. Bartoss. 147: „A. 1424 feria V ipso die 88. Petri et 
Pauli Apost. Dux Sigismundus Lithuaniae iterum Pragam venit habens‘ CCCC 
equites. CE. Diugoss. 1. c. 

24) Raynald 1. c. 

25) Pegel 1. c. Beil. VI. &. 391. 

26) Pegel 1. c. Beil. V. ©. 390. 

27) Chronic. Bartom. 1. c. 

28) Windet c. 109. 

29) Rad) dem Liber Privil. antig. Prag. bei Pelyel 1. c. S. 378. 

30) Windel c. 110. p. 1165. 


Die Kaboriten im Kriege mit d. Pragern ic. bis 5. Tode Zijta’s. W 


Sobalb die Prager Koribut zum König angenommen hate 
ten, fehloffen auch mehrere böhmifche Landherrn, welche früher 
ihm entgegen geweſen, ſich ipm an, weil ſie dies für nothwen⸗ 
dig fanden, um bie furchtbaren Taboriten deſto cher befiegen zu 
koͤnnen. Ban berieth ſich über die gemeinfamen Maßregeln, wels 
» de gegen Zijka zu ergreifen wären, und befehloß, da man von 
feinem Anzuge gegen Prag Kunde erhielt, ihm ein «Heer entges 
genzuſchicken. Bei Kofteleg, an demſelben Drte, wo man fon 
in bemfelben Jahre mit Zijka geftritten hatte, follte er feinen Uns 
tergang finden: denn die Prager waren ihm fehr an Streitkräften 
überlegen und ſchienen des Sieges gewiß zu ſeyn. Doc wie ein 
zweiter Hannibal wußte ber blinde Taborite Rath in jeder Gefahr. 
Er verließ Kofteleg, und ließ (3. Sept.) die Seinigen in eiliger 
Blucht über die Elbe fegen. Die Prager wollten den Feind nicht 
entrinnen laſſen. Sie fegten ihm durch den Fluß nad, Sobald 
Zijka vernommen, daß die eine Hälfte des Prager Heeres über 
den Fluß gegangen, Tehrte er um und ſchlug fie aufs Haupt, 
Die noch auf dem andern Ufer Zurlihgebliebenen Tonnten nur bie 
Niederlage ber Ihrigen zuſehen. Furcht und Schreden befiel fie 
bei dem Anblick: fie lösten fid in ungeordneter Flucht nach Prag 
auf und verbreiteten daſelbſt großes Entſetzen?2). Denn Bijfa 
folgte ihnen in eilendem Siegeszuge auf dem Fuße nach, lagerte 
fich bei Liben, unweit Prag, und ſprach feine Abficht aus, Die ihm 
fo feindlich gefinnte Stadt gänzlich zu zerſtoͤren. Wie ein anderer 
Coriolan traf er die furchtbarſten Anftalten die Hauptftadt feines 
Vaterlandes, welche von jeder Vertheidigung entblößt war, von 
dem Erdboden zu vertilgen. In Prag war grenzenlofe Beſtuͤr⸗ 
zung und Rathlofigkeit: Feine Ausficht auf Hllfe, und dabei barg 
fie viele heimliche Freunde der Taboriten. Man warf fih gegen 
feitig die Schuld dieſer verzweiflungsvollen Lage vor und vergaß 
dabei an jeden Verſuch von Widerſtand zu denken, 

Diefe bemitleidenswerthe Lage der unglüdlichen Stabt, bed 
anfänglichen Heerdes bes huſſitiſchen Glaubens und Kampfes, 
ruͤhrte die ſtaͤdtiſchen Gemeinden, welche ſich im Lager des Zijka 

31) Aen. Sylv. hist. Boh. c. 44. baset. Chr. ©. 729. m... 
» Böhmen I. S. 309) nad der Contin. Brzesin. J 


206 - Drittes Bud. Neuntes Kapitel. 
befanden ®) und früher mehrmals mit den Pragern verbindet 
und verbrüdert geweſen. Die Saatzer, Slaner, Launer, Klats 
tauer und andere Buͤrgerſchaaren fprachen laut ihre Wißftisunung 
darlıber aus, daß Prag, die Mutter und Freundin ihrer Relis 
sion, das Werkzeug, deſſen fich Bott wiber die Feinde ber böhs 
mifchen Krone und des wahren Glaubens bebient, zerſtoͤrt werben 
ſollte. Sie meinten, es wäre beffer allen innern Kampf und 
Krieg aufzugeben und vereint wider die Königlichen und die Deuts 
ſchen zu ſtreiten, bie nach der Böhmen gemeinſamem Untergang 
trachteten. Als auch einige taboritifche Heerfuͤhrer, umter ihnen 
der tapfere, angefehene Procopius biefer Meinung beitraten, unb 
es nahe daran war, baß eine Meuterei ausbrach, fo tief Zijka 
feine Kriegsſchaaren zufammen, ließ ſich auf ein umgefkürztes 
Faß heben und vebete fo zu feinen Waffengenoffen: 

„Was gebt ihr mir die Schuld? Warum, liebe Bruͤder, 
nehmt ihr wider mich bie Waffen? Ich bin nicht euer Feind, ben 
Tag und Nacht nach eurem Blute dhrflet, fondern euer Haupt: 
mann, Durch meine Hülfe, durch meinen Rath habt ihr erfl,bies 
fen herrlichen Sieg exfochten: ich habe euch am Keinen Ort ges 

‘führt, woraus ihr nicht fiegreich heimkamet. Daher feid ihr reich 
und berühmt, ich aber habe mein Augenlicht verloren und muß 
in der Zinfterniß figen und weiß nicht, wo ihr mich hinführt, 
a3 habe ich von dem Kriege als den bloßen Namen? Euch zu 
Gute iſt gefhitten, der Sieg errungen. Mich reuet auch nicht 
der gehabten Mühe, noch folte mir die Blindheit beſchwerlich 
ſeyn, wenn ich ben Sachen, wie zuvor, könnte vorſtehen. Mei— 
netwegen bin ich auch wider bie Prager nicht. Nach eurem ehr⸗ 
fichen Blute důrſtet nicht. nach dem Blute eines blinden Hun⸗ 
des, wie ich bin. Sie fürchten allein eure mann= un ſieghaften 
Faͤuſte, eure auch in der aͤußerſten Gefahr beftänbigen Herzen, 
Entweder fie ober ihr müffet zu Grunde gehen. Denn indem fie 
mir nachftellen, Iegen fie euch Stride, denen ihr nicht werdet ent: 


32) Contin. Pulkavae p. 163: „Zisca cum Zateoensibus, Lunensibus, 
Klattoviensibus et aliis eoflocarit se in campo apud Liben contra Pragen- 
ses et in die 8. Crucis inter Duoem Litavien-em et Pragenses ex parte una 
et Ziscam parte altera concordia facta est.“ Palacky Aunal. B. p. 68. 





Die Taboriten im Kriege mit d. Pragen xc. bis 3. Tode Zijka's. 207 
gehen Binnen, Die innerlichen Waffen find viel mehr zu fuͤrch ⸗ 
ten als bie außwärtigen Jeinde. Die biirgerlichen Aufflände if: 
fen unterdrüdt werden. Prag wollen wir einnehmen, die Aufs 
ruͤhrer, ehe es ber Kaiſer inne wird, aus bem Wege raͤumen. 
Biel beffer ift ed mit Wenigen und Einträchtigen gegen ben Kai⸗ 
fer, als mit Bielen, dieuneinig, zu ſtreiten. Damit aber feiner 
euch anklaget, fo rathſchlaget felbſt. Wollt ihr Frieden haben, 
fo fehet darauf, daß Feine Lift, Beine Tuͤcke, Keine Falſchheit da⸗ 
Hinter ftede, Wollt ihr den Krieg weiter führen, da ſtehe ich: was 
ihr vornehmet, dazu will ich, ber Bijfa, euch Rath geben *)." 

Aijta kannte feine Leute, Seine einfachen Worte verfehlten 
nicht ihre Wirkung. Krieg war bie Lofung und Zijka's Wille und 
Rath dad höchfte Gebot. Im neuer Kampfesluſt felbft gegen bie 
frühen Freunde und Brüber waren die wilden Taboriten ent: 
brannt: fie ergriffen die Waffen und ſchicten ſich an zum Sturm 
und zur Vernichtung der Stadt. 

Mag ed ſeyn, daß Zijka vor der Wirkung feiner Rebe unter 
den Blutmenfchen felbft erſchtak, oder daß die Vorſtellungen bes 
bexebten Johann Rokyczana, den bie Prager und Koribut als 
Friedensbitter in's Lager ſchiten, den Taboriten⸗Feldherrn friebs 
lich flimmten 3%): kurz nach einigen Unterhanblungen warb ber 
Beide, die Verſoͤhnung, zu Stande gebracht (14. Sept.). Kos 
ribut und die Prager eined Theild, Zijka und bie Kaboriteh ans 
dern Theils gelobten einander ewige Freundfchaft, und ſchwuren, 
fofort gemeinfchaftlich ihre Waffen wider ben römifchen König 
Sigmund und deffen Schwiegerfohn Albrecht zu führen. Die 
Prager verfprachen vierzehntaufend Schock Groſchen als Strafe 
zu bezahlen, wenn fie dem Zrieben irgend zuwider handelten, 
Zum Andenken ber Verföhnung ward auf dem Spittelfelbe, wo 
die Unterhanblungen gepflogen, ein Haufen Steine aufgerichtet, 


33) Aes. Sylv.H. B. 04% in fm. SPaladty Würdigung der bohm. Ge 
aiatſot. ©. 247 hält Die Mede für ein wilfürlides Maier? von Acncas 
Bylrios, 

34) Asa Sylv. HB. 0.46. — Pol, lib. XL p. Ai 29. 
fe wörttih nad) Aca. Sylv. 


208 Drittes Bud Reuntes Kapitel. 
womit zugleich ein Zeichen gegeben werben follte, daß ber, wels 
er ben Frieden breche, zu fleinigen fey >). - . 

Am folgenden Zage hielt Zizta feinen Einzug in Prag, wo 
ex von ber Einwehnerfchaft mit vielen Ehrenbegeugungen empfans 
gen und herrlich bewirthet wurde, Zwiſchen ihm und Koribut 
wurde in der Weiſe Frieden und Freundſchaft gefchloffen, daß jes 
ner diefen Sohn, und Koribut den Zijka Water nannte ®°), 

Doch nicht lange verweilte Ziſka in der Hauptſtadt. Mit 
den Pragern verſtaͤrkt, eilte er in's Feld nach Mähren, wo Her⸗ 
308 Albrecht von Oſtreich ganz das Übergewicht gewonnen hatte, 
Nach einer zweiten Belagerung Luntenburg's entriß Albrecht den 
Huſſiten diefe Feſtung. Sodann zwang er ben Heinrich von Lips 
pa, ber Maͤhriſch-⸗Krumau befaß, einen Freund der Taboriten, 
zur Unterwerfung. Durch ungrifche Kriegähaufen unter den Bes 
fehlen der beiden Preßburger Grafen Stephan und Georg von 
Rozgon verftärkt, eroberte der Herzog bie feſten Plaͤze Devitzka 
Oſtrau und Hradiſch. Diefen Eroberungen folgte die Übergabe 
der Feſtung Eibentfchig und mehrerer anderer Schlöffer, deren Bes 
ſatungen von Albrecht frei nach Böhmen entlaffen wurden, Nur 
allein Kunſtadt und Pernftein waren noch von den Zaboriten bes 
fest, aber mitten im Lande fo von ben Katholifen umgeben, daß 
fie nicht lange mehr Widerftand leiften konnten, wenn ihnen nicht 
ihre Glaubensbruͤder aus Böhmen zu Hilfe kamen 7). 

35) Chron. Boh. 467: „Zisca cum Zatecensibus (&aagern) oastra mo- 
tatus est in campis ad pagum Liben contra Pragenses, et feria IV die 8. 
Crocis inter Prag. et Ducem ex una parte, ac inter Ziscam ex altera parte 
concordia facta est, im cujus rei memoriam congestus est lapidum onmu- 
Is.“ Aen. Sylv. I. c. . 

36) Pelzel l.c. nad Contin. Brzezin. Winded c.135. p. 1184 ohne rich⸗ 
tige Ghronologie: „Es kam dem romiſchen konig botſchaft, wie daß der Zisco 
der Prager keher Hawpman bei den Pragern were geweſt und mit In mol eins 
were worden.” Cont. Palkaras 1. c.: „In onjus memoriam -lapides in ou- 
mulum unum comportati sunt in Nova Cixitate Pragensi apud 8. Ambro- 
sium.“ Palacky Annal. Boh. p. 63. Bol, Peljel Gigmund Koribut ©. 360 , 
nad Contin. Brzesin. 

87) Hagec. ©. 729. Urt. Cigmun’s d. d. Poson an. 1430 bei Pray 
Annal. II. 288. Pessina 502 oqq. Kurz a.a. D. S. 91. Bidter (die Hufe 
fiten in Dähren) p. 198 ft. 


Die Taboriten im Kriege mit d. Pragern ıc. bis 3. Tode Bijta’s. 209 


Auf die Nachricht von ber Verſoͤhnung Zijka's mit den Pra⸗ 
gern und feiner Abſicht Mähren von neuem mit Krieg zu uͤberzie⸗ 
ben, fammelte der Herzog Albrecht ſchnell ein zahlreiches Herr 
und ließ fi auch von dem römifchen König Kriegbvoͤlker aus 
Ungarn zufhiden 28). Man war auf einen neuen blutigen Krieg 
gefaßt und ganz Mähren zitterte ſchon vor dem gewaltigen Felds 
bern, ber in feiner Wuth nichts zu verfchonen pflegte. Nuns 
mehr konnte er faft uͤber ſaͤmmtliche boͤhmiſche Streitkräfte vers 
fügen: ex war fo gut wie Kbnig über dad Reich; der Romenkds 
nig Sigmund Koribut mußte unbedingt feinen Befehlen folgen, 
wollte er nicht für feine Sicherheit und fein Leben die größte Ge: 
fahr laufen. Auch erkannte ihn Zifka in Feiner feiner Öffentlichen 
Handlungen als König an. . 

Bei biefem großen Anfehen des blinden Feldherrn ift es rigt 
anwahrfcheinlich °%), daß ber römifche König, ber gern auf guͤt⸗ 
chem Wege in Befig Böhmens gefommen wäre, mit Zijka ins⸗ 
‚geheim in Unterhanblungen trat. Er bot ihm bie ganze Verwal⸗ 
dung des Königreiches, die oberfle Feldherrnſtelle, und eine übers 
aus große Summe jährlicher Eindünfte an, wenn er ſich für ihn 
erkläre und ihn zum König audrufe, auch bie Städte dazu zwins 
ge, daß ihm gehuldigt werde, Der boͤhmiſche Adel war zum Theil 
ohnehin ſchon dem roͤmiſchen König zugethan *0%), 

Daß die Anerbietungen, die Sigmund machte, ald eine 
36) Windee c. 111. p. 1166: „Herzog Sigmund zog wol mit IX tanfent 
mannen der Beheim, Huſſen und keter in das lant gein Merhern und unterftunt 
das land zu tringen — die zwen Fuͤrſten (8. Sigmund und Herzog Albrecht) 
yagen gein Merhern gegen Herzog Sigmund.” 

39) Bol. Kurz a. a. D. S. 96, 

408) Acn. Sylv. H.B. c. 46: „Sigimmundus, ubi Zischae onnota ex 
sontentia oedere animadvertit, et jam illum esse unum, ex quo res.Bohe- 
mise penderent, clam sibi eum conciliare tentarit, gubernationem / toua⸗ 
regui, militiso quogus ducatum et ingens auri Ppondus quotannis promit- 
teme, si regem nominaret et in sua.civitates jurare cogeret.““ Rad 
dieſer Quelle erzählt vie Sache ebenfo Diugoss. hist. Pol. lib. XL. p. BL. 
Winde? berichtet nichts von biefem Anerbieten Sigmund’s. Kurz a. a. D. S. 96 
meint, Winded habe über die Sache geſchwiegen, weil er das Schiwfiche der ſelben 
fc den König gefühlt, Palacky Würdigung d. bögm. Geſch. S. 247 hält die Im 
erdietungen Sigmund's für unwahtſcheinlich 

Adtad . Sigmund. IM. 14 


210. Drittes Buch. Noeuntes Kapitel. 


Schmach für den roͤmiſchen König anzufehen waren, behauptet 
Aneas Spleins: ex yeigt aber bei biefer Behauptung, daß er 
Bika fehr wenig zu wuͤrdigen verfland +0b), 

Daß Zijka in dieſe Bebinguingen eingewilligt habe +!) und 
deßhalb nach Maͤhren aufgebrochen ſey, um bier die Unterhand⸗ 
lungen näher mit dem roͤmiſchen Koͤnig zu betreiben und ben Ver⸗ 
trag abzuſchließen, entbehrt aller Wahrſcheinlichtkeit. Zijka war 
zuviel Huſſit und auf dem Hoͤhepunct feines Gluͤckes ein unbeug⸗ 
ſamer Character, ber nicht mehr ber Zweite in Boͤhmen ſeyn 
konnte. 
Ziſka war auf dem Marſch nach Mähren begriffen und uns 
terweges bamit befehäftigt, die Feſtung Vrzibislawa im Czaslauer 
Kreiſe zu belagern und zu erobern, ald er von einer anfledenden 
Seuche, welche man die Peſt nannte, eugriffen ward +*), Die 
Avankheit raffte ihn ſchnell dahin mitten in fernen großen Planen 
und Siegesentwürfen. Er flarb im Taboritenloger +?) am Den: 
nerstag vor S. Gallus (12. Det. 1424) *%); wenigftens ſiebzig 
* AQW) „Magna profectoregiae mnjestatis iguominia et imperielis gloriae 
dedeons ,:etue' insanik reipuhlione Christianae sempiterma, Sigismnadem — 
-.wupplicem yidit usstra actaa homipi hand ea parentibus adıyodum nobi- 
Hibas unto, gomj, ‚ooeco, haeretico, sacrilego, et in omne soelus andaci 
pecuniam et sugazage honorgs offerre ut suarum case partium dignaretur.‘“ 
Et nengt dann Ziff ein „monstrum detestabile, crudele, horrendum.“ 

41) Aen. Sylv. 1. c.: „Zischa oonditionibus annuens, dum comventa 
completurus Sigismundum petit, inter eundum apnd Priscoviam — expi- 

42) Gautin. Pulkav. p. 163. Palacky Annal. Boh. p. 630g. Chronio. 
Boh. 1 c.: „Dux Sigismundus cum Pragensibus et Zisca cum suis fratribus 
processerant in Moraviam, qui quidem Zigka ‚in itinere ad enstrum Prei- 
bislawa mortues est.“ Ace. Sylv. H. B. 0, 46:. „Beste tactus, expiravit.“ 
Btichter (Duſſuen in Mähren) S. 200 fogt, er fey an einer peſtartigen Dunde 
geftorben. 

Ay) Rihter a. a. D.: „Ridka ſtarb — unweit Gear in Dem ehemaligen 
Sqhloſſe Remov, wohin ihn feine Leute ien hatten. Diefes Schloß faand 
nahe an dem fürfklidpen Bnierhafe und der Papisrmäple gieices Rahmens unweit 
rbisien. Linige Überrefte folen no fhther fega.“ 

2: 44) Miflouer Dipl. Hit. Kuffäge über Johann Zigta von Zrocam Prag. 
1@A. 4 (Hub in der Abhaudl. der E bögm, Geſeuſch. ver Wiſſenſch. Reue 
dolge Bd. I.) hat über Biffa's Gterbetog S. 41 —47 ade Radrihten. zufene 





Die Taboriten im Kriege mit d. Pragern u. dis 3. Tobe Biäfns. DIL 


Zebre alt 40), Dir Drt wo ſein Zelt arffanhen, im dem er gen 
ſtorben, iſt bis heute unbeadert, und amangebaut gebliehen, ob · 
wahl ex mitten unter fruchtharen Ackern liegt? e). 
VBor feinen Tode ſoll Bijka ben Mocopins den Großen u 
Dberfelbheren der Zaboriten bezeichnet unb ihm zur Pflicht ge · 
wacht haben, alle Feinde und. Gegaer her Huſſiten mit Sen: und 
Echwert zu vertilgen M),- Berner. wird auch berichtet, daß er 
den efebl hinterlaſſen habe, ihm, wenn er. geßozben,. bie Kraut 
abquzichen, feinen Koͤrper unbembigt.hen when Thieren hinza⸗ 
werſen, aus feiner Haut aber eine Trommel zu machen, und un 
der ibrem Schall gegen die Feinde zu zichen. Duſt wirken ihm 
wicht erttagen koͤmen und. davor bir Flucht ergreifen 3), . Diefe 
Verfügung: Biffe’k ms nicht bles in Serie u, ſardem 
—— u 
mE. mit Be fi Mair aufpinen, Ve In user — 
folder anzuarkenen it. Winauer ſtutt ig dabei anf pie Znfift von. Site’ 
ehemaligem Grabmal In der Gzaslauer Kiche, weiche Balbin.' Epit. Iib. ' 
p. A55. Gchoßer Topographie Böhmers 6. 35. S. 9. Mirngnberg, Anlgine 
gräg S. 291. Theobeld 9, K. S. 814. Dſtreich Archiv. 3. 1831. S 282 
mitteln Sie lantetes „Anno 1424. Die Jovis ante festum Galli vita 
functus Johannes Ziska a Calice, revtor rerum puhligamm Iaberantigen, in 
namine' et :pro momine Dei, hoo ‚templo comditus est... Gregar.: Ayunc.“ 
Dap did Worte des Datumd guf die Worte vita functus, und niht auf conr 
Aitnp ook ‚zn.begiehen find, zeigt die Drbnung mad Zolge derſelbea. Auch ging 
wi Deerdiauns in Czotien erſt wa feiner Übertragung aua-Rönigingekt vor. Ind 
A) Wille Me 10, D. Br 10. 
a6) Vahek Geſch. der Böhmen 1... 473). Bine Binnen X 
Busler 1792. Dagegen behauptet Millecrr I..0; S. AS, dialas fen unc⸗; 
diefes Det wäre ſchon lange gang’ wibsnihtet geblieben. Auch ſteht —— 
mit der Mictheileng Rihter’s (obtn Kote 43) Im —— 
N).besbald S. 812. 
s)aen. bila. H. Be 0 Ai: —————— — 
gatum,, uonam Jg raprteus:stpaliii vellet, jussisse cadameri.aua well 
adimi,.cumen wolnsrikmaiac faris objestark ;.vx zmllo tyayanıın fieri, cogue 
duoe hella.geri, erraptumne fagam hostee,, qnem Primmm ajns- tyapkni 
nitum audierint.“  Gnger, Ehx. ©. 729 ebenfe ‚Albers Krants Vendalie 
lb» XL m 9. u, Cochl, ball, Hyesit. V, 216. behaupten, daß wie Quommel 
wirklich gemad« worden, Über Me Biste’s Arammal von permage: Zukkenkad 
1832. Palady Würd, d. böhm. Geſch. S. 247: „Das alberne Wihaien man der 
Hauttremıel vertient Beine Bemerkung” 





14° 


22 Drittes Bud. Neuntes Kayitel. 
auch als fabelhaft ganz verworfen werben. Sie widerſpricht dem 
Character Bigka’®, und hätte, wenn fie wirklich gemacht werben, 
wohl auch ihee Außfährung im ganzen Umfang erhalten, was 
dep in Bezug auf 608 unbeerdigte Hinwerfen bes Leichnams kei⸗ 
nes weges gefihehen iſt 
Um ihrem verſtorbenen Feldherrn eine windige Leichenfeier 
zu bereiten, erſtirimten bie Taboriten ſoceich nach deſſen Ted die 
deſtung Przibislawa, zundeten tie Stadt an und ermordeten bie 
Einwohner, Darauf beachten fie den Leichnam Zijka's nach Koͤ⸗— 
nigingräg *°), und von da nad Czaslau, an welchem letztern 
Drte er in dee Hauptfirhe begraben und ihm ein prachtvolles 
Denkmal errichtet warb. Zifa's Oheim ließ eine den Feldherrn 
prefenbe.Jufehrift Darauf open *°). Wate bei dem Grabmale 
auf einem Altare ftellte man die Bildniſſe von Zijka und Johann 
Huß mit Inſchriften verfehen auf*ı=), Fuͤr Ziſka wurden von‘ 
buffitiſchen Prieftern jährlich Seelen-Meffen gelefen 51%), Hin 


49) Tanner Geſch. der Bemilie Oternberg (Prag 1732) ©. 207. [2.3 
Im oͤſtreich. Iräto 3. 1831. ©. 428. dagec. ©. 730. 

50) Ziſta's Grabfhrift in der Gzablauer Kirche nach Theobald (&. 313), 
der fie ned) feh, Tautete: 

„Johannes Ziska, nulli imperatorum dacamve militari peritia inferior, 
seperbioe et avaritiae dlericorum severns ultor, patriaegue aoerrimns pro- 
pegnator hic jaoet. Quod Appies Claudius oaeons bene oonaulendo et M. 
Furius Camillas strenue agendo, suis Romanis praestitere, hoc ipaum Bo- 
hemis ego meis praestiti. Fortunse belli-nangaam defai, nec ille mihi. 
Omsem opportunitatem rerum gerendarerm, etiam caoons praevidi:. signis 
colletis undecies, sensper victor depugnavi. Vises sum mihi miserorum ot 
ewerieutiam justissimam causam adversus delicatos, pinguos et saginatos sa- 
oerdotes egregie eginse et. ob hoc Dei nuxiliam sensiese. Nisi ällorum invi- 
dia obstaret, inter illustres viros numerari proculdubio meruissem, 'Tamen 
oesa men hoo sacreto 1000 cubant, otiam ineslatato Papa, imvitoque. Diis 
Mauibus saorum. Joansi Zieka Gregor. arunoakus.‘“ 
kan. Sylv. hist. Beh. o. 46: „‚Taborensee, qui religans pieteras abombsan- 
tar, Zischse taatıummodo et angeli omjuspiam calicem manu 'tenentis effi- 
gem supra portam urbis pinxere, eique sacra quotannis agunt.“ 

S1®) Mit derüberfärift: „Jam venit a superis Huss: quodsi forte red- 
ibit, Zieka sous vindex, impia Roma care.“ Xheobald ©, 314 fl. wo auf 
noch zwei auidere Juſchriften angegeben find. 

51®) Aen. Sylv. hist, Boh. c. 46 Pessin. Mars Morav. p- 506. 


Die Taboriten im Kriege mit d. Prag⸗rn ıc. bis 5. Tode Bifta’s. 213 
ter dem Altar befand fieh der Iänglich vierecige Stein, worauf 
Aizta dad Abenbmal unter beiden Geftalten zu empfangen pfleg- 
te52). Auch fein Streitkolben (Pufilan), den er faft immer im 
Zelde trug, war in der Kirche zu Czaslau aufgehängt **). As 
hundert Jahre nach Bijfa’8 Tode Kaifer Ferdinand I in biefer Kirche 
auf, der Darchreiſe durch Czaslau fein Gebet verrichten wollte und 
über ſich bie große mit Gifen beſchlagene Keule erblidte, erſchral 
er heftig. Sobald er aber erfahren, baß in der Kirche Ziſka bes 
graben liege, verließ er fie und die Stadt, mit fehmähenden Wor⸗ 
ten gegen ben-Taboritenflihrer, der noch nach hundert Jahren bie 
Lebenden erſchrece °*). 

Dad Grabmal Zijka's ward in ber Zeit des breißigiährigen 
Krieges auf Befehl Kaifer Ferdinand's II ganz auf die Seite ges 
f&hafft: die Gebeine beflattete mar unter dem Hochgerichte >) 
und feine fonft in Bbhmen zahlreichen Abbildungen aus alter Zeit 
kommen jetzt höchft felten vor 5°), 

Johann Ziffa von Trocnow, vom Kelche ober von ber 
Kelchburg beigenannt 57), war von mittelmäßiger Körpergröße, 


52) Theobald &. 315. Tanner und Schön II. cc. 

53). Theobald S. 316 fl. Er fo fpäter nad; Mom gebracht worden ſcru. 
Dftr. Archiv. I. 1831. S. 438. Welcher Angabe jedoch Milauer a. a. D. 
©. 48 fi. widerſpricht. Wahrſcheinlich war der echte Streitkolden ſchon ganz 
früe weggenommen worden. Theobald 1. c. 

54) „Bestia mortua post centum anaos.terret vivos.““ Theobald S. 317. 
Did. Archiv I. 1831.. ©. 232 u, 428. . 

55) Mehler Gef. Bögmens Tl. 2. S. 231 (Prog 1806). Dftr. Arhie 
3: 1831. &. 438. Millauer a. a. D. ©. 51. 

56) Theobald &. 347 fpriht von mehreren Abbildungen. Zißka's Bi mit 

den Worten, melde K. Ferdinand in ber Kirche von Gzaslau angerufen haben 
fon: Dfr, Archid 1831. &. 232 0.428. Über feine Abbildungen hanbeit Mil 
kauer a. 0. D.&.50— 54. Er behauptet: daß umter den gegenwärtig in Boͤh · 
men befannten Feine einzige treme Abbildung ded Johann Zijka von Trocnow zu 
finden feg. 

57) Millener a, 0. 2. ©. 17: „Der Rame De Calice nicht vom Kelche, 
d. i. von der Kommunion unter beiven Geftalten: wenigftens nicht allein davon, 
wie Schirach &.178 u.%66 meinte, fondern and) von der befannten durch Bin 
bei Zeitmerig auf dem fogemannten Kelchbetge erbanten Burg diefed Namens.” 
«Heiver. 1820. 4 Hft. Beil. n. 1. ©. 7.) Ct. Balbin. Epit. ib. IV. p.455. 


1 7 Drittes Buch. Neuntes Kapftel, 

vom unterſetzter, ſtarker Geſtalt, breiten Schultern und hoher 
Druſt. Sein Kopf war groß, rund, etwas vorwärts geneigt unb 
ganz gefchoren. Ein flarker, ſchwarzet Bart (unter und über den 
Lippen) und Dichte, ſchwarze Augenbrauen gaben feinem braunen 
Geſichte ein finfleres, furchtbarie Ausfehen. Sein Mund war 
groß, feine Rafe ſtark gebogen, feine Stirn rundgewölht. Geine 
gewöhnliche Kleidung war die ſlawiſche: mit Saͤbel und Keule 
fah man ihn immer bewaffnet *°), 

Seit dem Tode bed Königs Wenzel war er der eigentliche 
Gewalthaber in Böhmen: am meiften aber hatte ſich fein Anfehen 
gehoben nad} ber vergeblichen Erſtirmung Prag's durch den roͤmi⸗ 
ſchen König Sigmund. Zijfa befaß in einem hohen Grade alle 
Eigenſchaften, die bei StaatBummälzungen einen Bann von nicht 
vornehmen Stande emporbringen: Entſchloſſenheit, Geifteöges 
genwart, Miüdfichtslofigkeit, Umgaͤnglichkeit, eiferne Zeftigkeit, 
Pracht wie Schwelgerei verachtende Einfachheit und Nüchternheit. 
Erſt eindugig wie die großen Zeldheren bes Alterthums, Philipp 
ber Mocebonier, Hannibal der Garthager, Sertorius der Römer, 
und wie die neuern berühmten Strategen, Nelfoh ber Britte 
und Kutufow ‘der Ruffe — fpäter ganz blind, wie ber tapfere 
boͤhmiſche König Iohann von Luremburg, verbient er wegen ſei⸗ 
ner außerorbentlichen Kriegsthaten unter bie erflen und ausgezeich⸗ 
netſten Heerführer aller Zeiten gefegt zu werben. Seine Heer= 
haufen beflanden aus ſchwer zu bändigenden Maffen, meift rohen 
Bauern, denen er Commando» Wörter, vom Pflug hergenom⸗ 
men, geben mußte, wenn er fie an militärifche Orbnung gewoͤh⸗ 
nen wollte. Unb dennoch fand fein großer Geift Mittel, diefe zu⸗ 
fammengelaufenen Maffen in ber Weife ſchnell zu biscipliniren. 
und feinem Willen gefügig zu machen, daß fie die beßten Krieger 
im Abendlande und der Schrecken ber katholiſchen Ehriftenheit 
wurden. 

Schon ein im fuͤnfzehnten Jahrhundert lebender Schriftſtel⸗ 
ler, Baptiſta Fulgoſo aus Genua, ſetzt ben Zijka wegen feiner 
großen Kriegsthaten unter die ausgezeichnetſten Feldherrn aller 


58) Iheobald S. 318. Pelzel Geſch. v. Vöͤhm. I. S. 374. 


Die Taboriten im Kriege mit d. Pragern ıc. bis z. Tode Zigka's. 215 
Zeiten °): und. ſelbſt der ‚Huffiten heftige Gegner, wie Änens 
Sylvius und ber eifrige Tatholik Gochläus, welche beide Schrift⸗ 
ſteller keine Schmähungen gegen den Taboritenführer fonft fparen, 
laſſen ihm doch ‚darin Gerechtigkeit wiberfahren, daß fie ihn für 
ein militärifches Genie erflären, welches durch feine fharffinnigen 
Erfindungen im Kriegäwefen ben Seinigen immer ben Sieg vers 
fh . 

Die meiften Siege errang ZIffa durch die neue Art Krieg zu 
führen, welche er erfand. Er ſchuf bewegliche Feſtungen. Mit 
der größten Geſchicklichkeit war auf dem Marſch wie in der Schlacht 
das ‚Heer geordnet, in ber Weiſe, daß bie. verfchiebenen Waffen: 
gattungen einander zu Huͤlfe kommen oder einander zum Schuge 
ſeyn konnten. Eine zahlreiche Wagenburg umgab nicht nur wie 
ein ſchithender Wall das Heer, fonderh bie Wagen bildeten auch 
Straßen. zwifchen ben Heeredabtheilungen: Ex hatte-die Seini⸗ 
gen, dad Fußvolk wie die Reiterei, auf dad Sorgfältigfte geübt, 
daß alle Bewegungen und Schwenkungen, bie er in der Schlacht 
vornehmen wollte, auf das Genaufte und Schnelfte ausgeführt 
wurden. “ 
Schritt man in die Schlacht vor, fo ließ. er durch die War 
gen, welche mit Bewaffneten angeflilt waren, zwei Flügel bil⸗ 
den, dazwifchen das Fußvolk aufflellen und die Reiterei ſchickte er 
außerhalb ber Wagenburg auf bie Flanken. Sobald das Zeichen 
zur Schlacht gegeben worden, entfalteten die Wagenbefehlähaber 
nad) gewiffen Figuren oder Buchftaben, die ihnen von dem Ober: 
befehlöhaber zur Ausführung des. Schlachtplans mitgetheilt wor⸗ 
den, ihre Bewegungen gegen ben Feind, bildeten Straßen, bie 
den Zaboriten durch bie Übung wohl bekannt, dem Gegner aber 
ein verberbliches labyrinthiſches Gewinde waren, in benen er ſich 
wie in ein Netz fing und aus dem er ben Audweg nicht mehr fand, 
Waren fo bie Feinde abgefehnitten, ihre Reihen durchbrochen und 
ihre Schaaren vereinzelt, fo vollendete leicht ihre gänzliche Nies 
derlage das Fußvolk mit dem Schwerte oder mit Dreſchflegeln: 
oder die Schligen von den Wagen aus, Zijka's Heer war einem 


59) Gochlai bell. Hasait. lib. V. p. 216. 


416 Drittes Buch. Neuntes Kapitel. 

vielarmigen Ungeheuer zu vergleichen, das feine Beute ſchnell und 
unerwartet erhafcht, erbrudt und die Stücke des erwiugten ver⸗ 
ſchlingt und vernichtet. Gelang es auch Einzelnen aus dem Wa⸗ 
genlabyrinth zu entkommen, fo fielen fie ber Neiterei, welche aus 
Berhalb der Wagenburg aufgeftellt war, in die Hände und fanden 
bier den Tod. Wurde aber bie Keiterei von einer zu überlegenen 
Anzahl neuanruͤckender Feinde bedroht, fo öffnete die vorher ge⸗ 
ſchloſſene Wagenburg ſchleunigſt neue Straßen, wodurch fie wie 
in Thore hinter Mauern einer Feſtung fi zuruckzogen. Auch 
war das Fußvolk faft in ähnlicher Weife wie bei der römifchen Les 
gionsſtellung in brei Abtheilungen geordnet, welche fih im Kampf 
einander unterftüiten oder voneinander in Schug genommen 
wurden 60), 

Aber nicht allein in der Schlacht war Zijfa groß und ein 
Meifter ohne Gleichen: er war nicht bloß ein ausgezeichneter Tac⸗ 
tifer und Strateg, fonbern er wußte auch den Krieger, ben er bes 
fehligte, auf dem Marſch, im Lager, im Selb in Zucht und Ord⸗ 
nung zu halten und ihn mit einer moraliſchen Kraft zu erfüllen, 
bie oft noch mehr‘ vermag ald bie phyſiſche. Seine Kriegsord⸗ 
mung ®1), die er mit Beiflimmung mehrerer Heren der Magis 
ſtrate von einer Anzahl ftädtifcher Gemeinden den Böhmen gab, 
iſt ein merkwuͤrdiges Denkmal feiner Menſchenkenntniß und feines 
Alles durchdringenden Geiftes. In diefer Kriegsorbnung ift nicht 
vergeſſen, wodurch die rohe Menge electrifirt und im Zaume ge: 

* halten werben kann. Gebet und Andachtsuͤbungen, unbevingter 
Gehorſam, ſtrenge Strafen gegen Unfolgfame, Unruheftifter und 
Demoralificer, gegen Überläufer und Werräther, Belohnung und 
Anregung zum Kampf durch Überlaffung ber Beute an das Heer 
und gleiche Bertheilung des Gewonnenen: firenge Vorſchriften und 


60) Aen. Sylv. hist. Boh. c. 47. Cochlaei bell. Hass. p. 217. Bal- 
bin. Epit. p. 466. 

61 Bijte’s Kriegsordnung vom 3.1423, wovon fon Balbin. Epit. 
V. p. 465 gehandelt Hat, gibt in böͤhmiſcher Sprache und deutſch K. R. Unger 
in den Neueren Abhdl. d. k. böhm. Geſellſch. d. Wiffenfd. 1790. &. 377—389. 
Auch Bienenberg Geſch. der Stadt Königingräg &.280 gibt fie böhmiſch. Bgl. 
darüber Millauer a, a. 2. ©. 7. 


Die Taboriten im Kriege mit d. Pragsen ıc, bis z. Tode Zijka's. 217 
genaue Kriegöregeln Über die Ordnung auf dem Marſch, über 
Herbeiſchaffung und Vertheilung der Lebenämittel, tiber die Abs 
ſtecung des Lagers, über das Borrüden gegen die Feinde — kurz 
in wenigen Gefegen bie umfaſſendſten Mittel, eim Heer zum 
brauchbarften Werkzeuge in ber Hand bed kriegskundigſten Seh: 
beren zu maden. 

Seitdem Zijfa gänzlich erblindet war, fuhr er auf-einem 
Wagen nahe bei dem Hauptbanner nach. Sobald er mit dem 
Feinde zufammentraf, ließ er ſich von denen, bie ihn beftändig 
umgaben,ı — von feinen Abjutanten — bie Lage ber Gegenden, 
die Beſchaffenheit der Ortlichkeiten, die Stellung ber Feinde x. 
genau befehreiben, worauf er der erhaltenen Beſchreibung gemäß 
fein Heer nach tief durchdachtem Kriegsplan in Schlachtordnung 
ſtellte und es in's Treffen führte. Der blinde. Taberitenführer 
ſchlug die fehenden Feldherrn, denen freilich ber fcharfe Blick des 
Geiſtes ihres Gegners meiftens gänzlich abging, und welde von 
eigentlicher Kriegökunft wenig ober nichts verſtanden. 


3ehntes Kapitel, 
Rurfächfifcher Succeſſionsfal. 1422 — 1436. 


Zu den vielen politifchen Streithändeln, die während des 
Huffitenkrieges Deutſchland bewegten, gehörte vorzuͤglich auch 
der Streit mehrerer Fuͤrſten um die Erhaltung ber erledigten ſaͤch⸗ 
ſiſchen Kur. 

Der Herzog Rubolf III von Sachfen, ber vielerprobte Freund 
und treue Anhänger Sigmund’s, deſſen letztes Gefchäft eine Reife 
nad Böhmen war, um die unruhigen Böhmen zu Gunften Sig⸗ 
mund’8 zu befehwichtigen, war auf der Ruͤckkehr in fein Land 
plöglich, wieman vermuthet, an Gift geftorben (Anf. Juli 1419)"). 
Da er keinen Sohn hinterließ, fo folgte ihm fein Bruder Als 
brecht III. Diefer, von gleichen Gefinnungen der Anhaͤnglichkeit 
und Treue gegen den römifchen König befeelt, regierte nur ſehr 
kurze Zeit. Im Folge eines heftigen Schredens, den er hatte, 
als er nad) einer Jagbvergnügung in einem Haufe uͤbernachtete 
und baffelbe unvermuthet in Brand gerieth, fo daß er Faum durch 
bie eiligfle Flucht fein Leben retten konnte, erkrankte und flarb er 
bald nachher (Nov. 1422) 2). Da er keinen Sohn hinterließ, fo 
war mit ihm die askaniſche Linie der Kurfürften von Sachſen⸗ 
Wittenberg auögeftorben. Sobald der römifche König von dieſem 





1) Herman. Corner. Chr. p. 1235: „Rudolfas Dax Saxoniae missus & 
Sigismundo R. R. ad Bohemos, ut ipsos ad obedientiam reduceret exhor- 
tationibns salutaribus, si posset, ab eisdem malisiose interfectus est ve- 
neno propinato.“ 

2) Rad Herman. Corner. Chr. p. 1254 ftarb er die S. Jacobi 1423, was 
unrihtig iſt. Mol. Häbertin R. 9. V. 337 nad) den Urkunden. 


urfachſiſcher Sucreſſlorofaa. 219 
Abieben Nachricht erhielt, ſchickte er gegen Ende November 1422 
feine. Räthe Albrecht Schenk von Lanbéberg und Conrad von 
Nimptfch an. bie kurſachſtſchen Städte"), ohne Zweifel, um we⸗ 
gen ber neuen’ Beſetzung und Werwaktung bed Kurlandes die noͤ⸗ 
thige Rüdforadhe mit benfelben zu treffen, und im guͤnſtigen Falle 
es vorerſt in des Koͤnigs Namen it. Beiig zu nehmen, 

Bei dem Erloͤſchen des askaniſchen Manntſtammes war bie 
faͤchſiſche Kurwoͤrde mit dem Etzmarſchallamte und den ſachfiſch⸗ 
wittendergiſchen Laͤndern dem roͤmiſchen König und dem Reiche 
als ein erledigtes Lehen anheim gefallen. Jedoch war es nicht 
uͤblich und geſetzlich, daß der Kaiſer, wenn er es nicht in feiner 
Zamilie vergeben konute, ſolche Länder und Wuͤrden fiir fich ſelbſt 
in Anſpruch nehmen konnte. Gewöhnlich ward das Fuͤrſtenhaus, 
welches in naͤchſter cognatiſcher Verwandtſchaft ſtand beruͤckſich⸗ 
tigt, wenn nicht etwa dagegen andere Bedenklichkeiten ſprachen. 

Offenbar hatte an die erlebigten Laͤnder und bie Kurwuͤrde 
dad Haus Braunſchweig⸗Luͤneburg bie naͤchſten Erbanſpruͤche, da 
es im J. 1389 mit den beiden legten Kurfürften aus dem aska⸗ 
niſchen Haufe und deren Vater Wenzel eine Exbvereinigung und 
Erbverbruͤderung geſchloſſen hatte *). Deffenungeathtet traten 
die braunfchweiger Herzoge nicht als Prätendenten auf, obwohl 
den Herzog Wilhelm fein Schroiegervater der Markgraf Friedrich 
von Brandenburg dazu angeregt und ihm bazu fogar feine Hülfe 
verſprochen haben fol. Wahrſcheinlich aber hielten: die Herzoge 
von Braunſchweig⸗ Luͤneburg deßhalb mit ihren Anfprächen zurüd, 
weil fie des Herzogs Erich von Sachfen-Lauenburg Anſpruͤche ald 
naͤchſten Agnaten des askaniſchen Haufes für gegruͤndeter hielten, 
und ohnehin ſchon mit jenem in Erbverbruͤderung ftanden *). 

3) Schoettgen Seriptt. II. in C. D. Saxon. n. 210. p. 487. Häberlin 
1. c. S. 338 bemerkt über dad Datum ganz rihtig: „Das Datum lautet: Ges 
ben zu Prefburg am Sontage Katherinen thaghe. Hier ift zwiſchen den More 
ten: Sontage u. Kath. entweber vor oder nad in dem Abdruck ausgelaſſen 
worden: denn der Gatharinentag fiel im I. 1422 nit auf einen Sonntag, ſon⸗ 
dern auf den Mittwoch.” Meithin iſt bie Urkunde entroeder den 22. oder 29. Ron, 
ausgefertigt worden. 

4) Hiberlin TV. &. 144. Leinrich 2. &. ©: III. &. 890. 

5) Andr. Presbyter. Ratisbon. ad Ann. 1426. ap. Eocard T. I. p. 2158. 


0 Drittes Buch. Zehates Kapltel. 

‚Herzog Erich von Sachſen⸗Bauenburg flammte in männlicher 
Linie von dem erften Erwerber der Kur Sachſen ab. Ex führte wie 
die Herzoge von Sadyfen » Wittenberg gleichen Zisel und baffelbe 
Bappen. Früher hatte Lauenburg mit Wittenberg fogar gemeins 
ſqaftlich Die ſaͤchſiſche Kurſtimme geführt, bis Karl IV erſteres 
durch die guldene Welle davon ausſchloß. Sobald Erich feines 
Vetters, des Kurfürften Albrecht Tod erfuhr, (ec war damals 
grobe vom roͤmiſchen Könige nach Preußen gefenbet worden), 
nahm er, auf feine agnatifchen Anfprliche und andere angeblige 
Rechte geftüigt, fogleich eigenmächtig den Titel eines Kurfürften vorn 
Sachſen an ®), und wie man behauptet, fol er fogar in üblihex 
Beife von dem Biſchof von Bamberg die Belehnung über feines 
Stifts Erbmarfhallamt erlangt haben”). Zu gleicher Zeit brachte 
er feine Anfprüche mimblich und fehriftlich vor den roͤmiſchen Koͤ⸗ 
nig ®), bei dem fie auch eiftigft Durch feinen Schwiegervater, dem 
Erzkaͤmmerer Conrad von Weinsberg, der viel bei Hofe galt, 
unterflügt wurben. Deffenungeachtet erlangte Erich nicht die 
Buftimmung Sigmund’s, der damals ſchon zu Gumften eines an— 
dern Fürften verfügt hatte, 

Die Verleihung der fächfifhen Kur war ein wahrhafter Zank⸗ 
apfel unter ben deutſchen Fuͤrſten. Da Sigmund nur einen zu= 
frieben ſtellen Eonnte, fo machte er fi) alle übrigen, die Anfprü= 
he darauf erhoben hatten?), zu heftigen Feinden. Es gehörten - 


oder bei Kulpis p..44: „‚Quem (Ducatum Saxoniae) Ericus, Bernhardas et 
Otto fratres, dnces Saxoniae (et) Brunswick haereditario jure ad se perti- 


nere dicebant.“ Koch Geſch. des Haufeb Braunſchweig u. Lüncb. S. 260. Horn 


Leben Zriebrid des Streitbaren S. 154fl. - Gnedling Friedrich I. v. Braudenb. 
p· 212 29. 

6) Hermann. Corner. Chronic. p. 1254. Andreas Presbyt.1. c. Wal. 
Hiberlin R. $. V. ©. 345. 

7) Bol. Häberlin L c. 

8) Bol. Häbertin a. a. D. und beſonders S. 346 mot. und die angeführ= 
ten Säriften. . " 

9) Über den fächfifepen Crbfolgeftreit if} Hauptidrift:- Biener de ducatn 
atque electorata Saxonico post mortem Albert. IIT. in Fridericum Bellic. 
March. Misn. colato. Lips. 17%. MBgi. Weiße Geſch. der hurfädl. Staaten. 
». II. &. 262 fü. 


. Kurfachſtſcher Suerfflonsfal. - 2a 

aber zu biefen Zhieften grabe biefenigen, welche früher feine eifrig⸗ 
ſten Anhänger und Hauptftügen gewefen: ber Pfatzgraf Ludwig 
und der Markgraf Friedrich von Brandenburg. 
Der Letztere verlangte bie Nachfolge in ber ſaͤchſiſchen Kur 
für feinen ätteften Sohn Johann, Or mit des vorlegten 
Rurficften Rubotf III von Sachſen⸗ Wittenberg einziger Tochter 
Barbara vermählt war, und ohne die Entfcheidung und Bewillis 
gung des tömifchen Königs abzuwarten," nahm er unverweilt ei⸗ 
nen Theil ber fächfifchen Länder mit der Hauptitabt Wittenberg 
in Beſitz o). 

Auch ber Kurfürft von der Pfalz fuchte bei dem Könige um 
die erledigte Kur:fhr feinen Sohn, den Pfalzgrafen Ruprecht anz 
da er gar Feine Rechtsanſpruͤche an das Land hatte, fo ſtellte er 
es bloß in bie Gnade des Königs, von beffen Dankbarkeit für 
fruͤher geleiftete Dienfte ex die für fein bau wichtige Erwerbung 
‚erwartete 11). 

Das Anfinnen beider Kurflrften wies Sigmund mit dem 
Bedeuten zurüd‘, daß ed wider das Reichöherkommen laufe, wenn 
Vater und Sohn zwei Kurfüwftenthimer zugleich befäßen 12), 

Auch in biefer Sache ließ ſich Sigmund einzig und allein 
von bem, was ihmden größten Wortheil verſprach, leiten. Den 
volifßen Rüden mußten Redesanfprüche, Breuntihaft, Bil: 
Ugleit weichen, 

Der mächtige Markgraf von Meiffen Friedrich der Streit⸗ 
bare, welcher mit feinem Bruder Wilhelin auch als Landgraf Thuͤ⸗ 
ringen befaß, hatte mehr ald irgend ein beutfcher. Fuͤrſt Antheil am 
den Huffitenkeiegen genommen, Bon ihm hauptfächlich erwartete 
Sigmund ‚die Unterwerfung bed aufruͤhreriſchen Königreiches; 
Kounten Herzog Albrecht von. Oſtreich und Friedrich der Streits 
bare mit Sigmund vereint das Land nicht umterwerfen, ſo wußte 
ber König wohl, daß mit den Waffen der deutſchen Reichsſtaͤnde, 


10) Horn 1. c. S. 146 fi, Winde c. 104. ©. 1154: „Alſo flerh ber 
von Sachen. Be zog der von Vraudenburg aus dem weite zu Beheim gein Bade 
fen und nahm bed Landes ein tell ein.” 

11) Horn L. c. S. 146 u. Url. &, 920. 

42) Horn L. c. S. 920. Urt, n. 324. 





22 Drittes Buch. Zehutos Kapktel. 

von wehder Kraft noch Einheit zu ſinden war, nichts auszurichten 
ſey · Daher war: Sigmund fegleich nad Erledigung der fächft: 
ſchen Kur dahin geſtimmt, den Markgrafen Friedrich ben Strui⸗ 
beren, obwohl er mit dem adkariſchen Heitſe weber verwandt 
war, noch. irgend Rechts (he an den faͤchſiſch⸗ wittenbrrgj · 
ſchen Laͤndern hatte, allen Mdern Sewerbern von die Kur vor 
zieden. Daß-ber König Ihm Shen ſeit dem J. 1420 noch bei ben 
Bebzeiten Albrecht's III eine urkundliche Anwartſchaft darauf gege: 
ben habe, wie man dat behaupten wollen!2), iſt vohne Zveijel 
ein Irrthum. Auch erwähnt Sigmund nirgends einer ſolchen An⸗ 
wartſchaft und eine Urkunde daruͤber iſt auch nicht vorhanden 1%), 
Allerdings aber mag es ſeyn, daß der König ſchon gleich in au 
erſten Jahren bes Huſſitenkrieges große Merfprechungen- nechte 
fine treuen Dienfle gu belohnen uuh ihm ſelbſt aber: datrch Abg⸗e⸗ 
ordnete mündlich in Auäficht .flellen: Sieß, daß er nach dem Mr 
gange des aöfanifhen Stammes bie Nachfolge im Kurflnfkestkum 
Sachfſen erbielt.!°). Serechtigt war ber ämifihe Koͤnig zu dieſer 
Nerleihung, und die Seitenverwandten konnten fie nicht. hen ker 
henstechten zuwiderlaufend erklaͤren, weil durch die Theiluwg /die 
gegenſeitige Erhholge der Seiteaverwandten aufgehoben wurde, ba 
man ſich nicht důe Aitlebenſchaft und Bahn) ein ——— 
thaum Aber dad, Ethen / varhebielt e). 

Als nun dieſes Lehen wirklich erlebigt warb, thin ur 
Matkgraf Frichrich fogleich feinen Mbermorfhall Apal Bipthum, 
einen fehr gewandten · Stantiinann, an den Koͤnig vach Ungene 
Auf das Geſchicteſte ward bie Sache betrieben. Dem Könige wur⸗ 
den bie ‚großen Verdienſte bed. Markgrafen im huſſitiſchen Arirge 
in's Gedaͤchtniß zurkchgerufen und nach .geäßeee Hlufsleiſtungen 
fin die Zukunft in Aucfche geſteüt. Auch ward sicht vergehen, 
lit hem Meiner: Baufgeofen gemachten Königlichen Merfonehw 


BE Dr. 2ꝛ00. 

2" 20) Dh RL hr Bermgnhuns di Soc Dat m. 20 
e. %6 u. n. 309. &. 908. Bol. Hetacich @L 260: m. +. 

16) Danz Hift. Cutwicklung der gemeinflpafti. Mrbfolgeart im Echen. Stutts . 
1798. ©. 60. B 





Kurfachſiſcher Succeſſlonsfall. 223 
gen zu beruhren. Da man wahrſcheinlich au mit Gelbſpenden 
nicht fparfam war, wodurch bei Sigmund am meiften ausgerichtet 
werben konnte, und zugleich die Eurfächfiichen Lande nach Ungarn 
Abgeordnete fandten, den König zu bitten, baf.er ihnen ben Meißr 
ner Markgrafen Friedrich zum Herrn gebe ?7), ſo zögerte Sig 
mund nicht lange, und gab ſchon (am 6.. Ian. 1425) kaum zwei 
Monate nach dem Tode bed Kurfürften Albrecht bie Entſcheidung. 
Er übertrug das dem Reiche anheim gefallene Kurfurſtenthum Sach⸗ 
fen mit dem Erzamte und allen Jugehörungen (dad: Schloß Sa: 
lau und bad Kloſter Dobrilug ausgenommen) 2) ‚dem Markgras 
fen Sriebrich von Meiffen und feinem Exden, und verſprach, wena 
der Markgraf perfönlich die Huldigung geleiftet, ihn feierkich. zu 
belehnen, in den Veſitz bed Landes zu fegen und ihm miber Jeden 
ber ihn daran hindern wolle, namentlich wiber ben —- 
Brandenburg behilflich zu ſeyn 10)J. 

Dangemäß hide Sigtuieb feinen. Hofrichee / den "So 
Joham von. Lupfen nach dem kurſaͤchſiſchen Bänber nnd: etlioß 
(&. Ian.) Befehle an die Ritterſchaft und Geäbte daſelbſt, dem 
Mackgrafen. Brievrich zum Befige ber ihm hbertragenen: neuen 
Lehen behülflich. zu feyn 2°). Auch dadurch zeigte er ſich dem 
Weißner Markgrafen gefällig, daß er Dusch den Mamgler Georg 
Biſchof von Paſſau ihm das Werfprechen geben ließ, daß bie Auss 
festigung ber Lehenbriefe von Selten ber Kanzlei koſtenfrei erlafe 
fen werben folle (11. Jan.) »). Dafle aber uͤbernahm der 
Markgraf mit den Huffiten in Böhmen in Unterhanblungen zu 
treten und fie zur Rückkehr wie zum Gehorſam unter das luxem⸗ 
burgiſche Haus zu bringen: Sigmund aber fteRte dem neuen Kur: 
fürften eine Bevollmächtigung zu ben Unterhanblüngen aus (11, 
Jan.) 22). Daß aber der Koͤnig kurze Zeit nachher ws. Sch) 

17). Windet c. 104. @. 1158. 

+ 18) Bol. Häberiin Ds HxV. S. 342. Cie folten zu Der Steig vn 
in fräpern.Beten gehlren, di 4. Mindenbung 28. ehr. 1393 gibt Clgması 
dem Mofier Dehrilg ein Prinüeg. Ludewig Bell I pı 05: 
0) 7 v2 32 8. aß.. 

20) Garn 1. c.. Merilän. Döerleuk, Urft. Y p.:40. 
21) Bol. Yäberlin L. c. . B 
22) Horn &. 868. DE Bee ee 





24 Drittes Buch. Zehntes Kapitel. 

der kurſaͤchfiſchen Stadt Herzberg im folder Weife ein Privilegium 
erteilte, als wenn das Rurflirfienthunm noch nicht vergeben fey 22), 
iſt zwar auffallend, aber doch aus dem Umſtand zu erklaͤren, daß 
die Übertragung an den Meißner Markgrafen unter der Bebin- 
gung ber perſonlichen Huldigungsleiflung gegeben wurde, dieſe 
aber damals noch nicht flattgefunben hatte. 

Sobald aber Sigmund, feinem Verſprechen gemäß, ben Kurs 
fürften Friedrich von Brandenburg, ber für feinen Sohn Johann 
Kurſachſen in Befig genommen, durch ben. Hofrichter Johaun 
Grafen von Lupfen zur Räumung bed befehten Landes bewogen 
hatte, und barüber auch (25. Febr.) zu Wittenberg ein förmlis 
her Bertzag **) abgefchloffen worden, wernad die Brandenbur« 
ger dad Herzogthum Sachfen un ben Meißner Markgrafen abtras 
ten unb allen ihren Anfprüchen auf dad Sand entfagten, Letzterer 
‚aber fich verbindlich machte den Erſtern ald Entſchaͤdigung fir ihre 
Gorderungen zehntauſend Schock boͤhmiſcher Groſchen zu bezah⸗ 

Ien*>); fo war dem neuen Kurfurſten der Beſitz des Landes ges 
ficyert, obwohl dad Kurs Collegium, deffen Stimme in der Sache 
* noch geboͤrt werben mußte, noch nicht fich ausgeſprochen 


Me ter Htsia ben Salt ia dem Streitbaren 
dunrch Ertheilung neuer Privilegien 2%) noch mehr an fich feſſelte, 
und ihm auch einige Städte, Drte und Befigungen in Böhmen 
anwies7), bie freilich erſt nach glüdticher Beenbigung des Krie⸗ 

23) Schoettgen et Kreysig dipl. et Script. III. p. 488. 

24) vorn Urt. n. 770. ©. 870. 

25) Bol. Häberlin a. 0. D. ©. 344. Heinridl.c- 2 

26) Cine Urt. d. d Käsmarkt 25. März 1423, worin Sigmund dem 
Markgrafen und Kurfürften das Privilegium de non evocando für feine fämmt- 
Hidden Länder erteilt. Horn n. 272. ©,872. (Bl. Weck Dresdn. Chr. p. 179. 
Slegmann Geſch. u. Umfang de hurſächſ. Privil. wider bie Appellationen an die 
MR. Eeriäte S. 10 f. Leipz. 1789. 8.) Cine 2te urk. von demſelben Det und 
Datam enthält das Privilegium, mit vothem Wads firgeln zu dücfen. 

27) Ia einer Urt, d. d. Warthfeld 15. April 1423 verpfändet ihm der. Rd 
nig die bohmiſchen Gtädte Brüx und Xuffig und in einer Aen urk. d..d. Caſchau 
3. Mai 1423 eignet er ihm has auf der Meinfelte Prag gelegene fogemannte 
Sääfifhe Hans zu, dab früher and) bie Kusfärften von Cadfen befeffen. Korn 
Lc.&. 875 u. 876. 


Kurfähffer Suciefiondfell. 25 
ges ihm von Werth feyn konnten; mar ber Herzog Erich von 
Lauenburg, nachdem er von dem König in feinen Anfprüchen auf 
Kurſachſen an bie Kurfürften zurüdgewiefen worden 28), bemüht, 

« bei biefen fein Recht zu verfolgen. Er Fam zu ihnen auf den Tag 
nad) Boppart (im Mai 1423), wo aber in der Sache nichts vors 
kam. &ie warb auf einen andern Tag, der in Frankfurt (A. 


guli) gehalten werden ſollte, verſchoben?). Den Kurfünſten 


aber war es nicht Ernſt in dieſer Sache etwas zu thun: wenig⸗ 
ſtens wollten fie nicht zu Sunſten Erich's gegen Friedrich entſchei⸗ 
den. Daher ging der Tag in Frankfurt wie ein anderer, im Ja⸗ 
nuar des folgenden Jahres, ohne Ausſpruch vorliber. Endlich 
draͤngte Erich in der Maßen, daß er ben Kurfürſten, bie ſich iR 
der zweiten Hälfte des Januars 1424 in Bingen verfanmelten, 
nachreiste. Die Kurfürften, in Gegenwart der beiden Prätens 
denten, wußten ſich nicht anders zu helfen, als daß fie den an fie 
gewiefenen Herzog Erich wieber an den vömifchen König zurlds 
wiefen, damit er deſſen Rechtsanfprliche in Jahresfriſt unterfuche 
und eine Entſcheidung gebe, wibrigenfalls fie felbft die Sache ent⸗ 
ſchieden; den Meißner Markgrafen Friedrich, weil er im Beſitz 
des flreitigen Kurfuͤrſtenthums war und darüber auch die Beleh⸗ 
nung bed Königs hatte, konnten fie nicht füglich aus ihrer Mitte 
weifen. Nachdem von bemfelben eine fehriftliche Erklärung aus» 
geftellt worden, daß er bem ‚Herzog Erich um die Kur und das 
Land Sachſen vor dem Könige und den Kurfürften zu Recht zu 
ftehen gelobe und verfpreche, fi ganz und gar deren Entſcheidung 
unterwerfen zu wollen, warb er (18. Ian.) von dem Kurfürſten 
von Mainz in dad kurfürſtliche Collegium eingeführt und darin 
förmlich aufgenommen 2°). Der Herjog Erich war darliber hoͤchſt 
unzufrieben; er fertigte zwar fogleich eine Geſandtſchaft nach Un: 


28) Winde c. 104. ©. 1154: „Do kam Herzog Heinrih von Gadılen 
za dem K. Sigmund und claget clegelihen, warumb er fein vettetliches erde hin⸗ 
weg? gelihen Hätte. Alſo ſchteib es K. Sigmund an die kurfürſten.“ 

9) Windel 1. c. . 

30) Dab Nähere darüber gibt Horn a. a. D. S. 182 fü. Cod. dipl. 


n. 236— 288. &. BZ. Müller’ 8. X, Theater unter K. Srier. IV. P. I. 


P- 299 sqq. u. P. V. p. 41 2q. 
Achbah F. Sigmund. II. 15 


. 


226 Drittes Try. Zehntes Kapitel. 


gam an ben König ab, die aber ganz erfolglos bHeb >"). Dage: 
gan begab ſich Friedrich, der durch den Tod feines Bruders Wil: 
helm alfeiniger Befiger der Markgrafſchaft Meiſſen und Landgraf⸗ 
ſchaft Thuͤringen geworben wor ?%), im folgenden Jahre nad) Un- 
garn zum König, um dort perfönlich die Huldigung zu leiſten und 
bie Lehen zu empfangen, Dieſes geſchah zu Dfen. Hier erhielt 
er (1. Yug. 1425) von Sigmund nicht nur die feierliche Beleh⸗ 
nung >>), fondern aud die Vefldtigung aller zur Kur und zum 
Herzagthum Sachen und Erzmarſchallamte gehörigen Rechte und 
Zreiheiten?*), Wenige Tage zuvor (25. Juli) hatte er auch mit 
Sigmund und deſſen Schwiegerfohne dem Herzoge Albrecht die al 
ten Erbvereinigungen und Bündniffe erneuert, und bie frühere 
Verbindung wiher die Huffiten beflätigt >5*). Auch darin zeigte 
Eh der neue Kurfürft von Sachſen feinem König gefaͤllig, daß er 
defien Schwiegerfohne dem oͤſtreichiſchen Herzoge Albrecht ſchon 
im voraus feine Stimme, zur Fünftigen Koͤnigswahl zuficherte ?°®), 
Um aber nicht ben Schein zu haben, als handele er willkürlich 
und partefch in ber. Sache, übertrug Sigmund dem Erzbiſchol 
EConrad von Mainz in einem Schreiben: (Dfen 18. Det. 1425), 
daß er bie Kurfürfen, mit einigen andern Fuͤrſten auf einen Tag 
verfommeln follte, um mit Zugiebung feines Rathes, des Grafen 
Johann von Lupfen, ſich über einen Reichstag zu verftändigen, 
worauf uͤber bie fächfifche Kur entfchieden werben folltess). Das 
war ‚ziemlich deutlich die Sache auf ganz ungewiſſe Zeit hinaus: 
geſchoben. 


31) Horn S. 188. 

32) Herman. Corner. Chr. ad an. 1425. p. 1263: „‚Wilhelmus Marchio 
Misnensis obilt c. f. Matthiae Ap. cujus frater Fredericus supervivens ob- 
tinuit Merchionatum solus cum Duoatu Saxonise, quem multa pecunia a 
Sigismundo R. R. mercatus est pro se et suis heredibus.“ 

33) Horn Urt. n. 308. &. 906. „Dumont C. D. II. 2. p. 180. "Müllers 
N. Io Theat. p. 138. 

34) Hom Urt. n. 309. ©. 997 fu. 

35®) Dierk, if datirt: Waczen 25. Juli 1425. Hornn. 30529. S. 901 fl. 
Bergein. Oberlauf. Urkt. pft V. p. 16. 

356) Bl. Kurz K. Albrecht U. Bd. 2. ©. 106. 

36) Horn Urt. n. 325. S. 924. 





Rurfäcfifcher Succefflonfal. ' 9 
... Darber Eritiſchof Gonrab ſich (dung zeigte, die Seqe in 
Gang zu bringen, fo verboppelten bie Herzoge Eric und Bern⸗ 
hard von Lauenburg ihren Eifer, ſchickten wiederholt Geſandtſchaf⸗ 
ten an Sigmund nach Ungarn und ruhten nicht cher, bis derſelbe 
verſprach, auf dem im Maͤrz 1426 ausgeſchriebenen Reichstag zu 
Wien eine Entſcheidung zu. geben. Deſſenungeachtet verſchob er 
fie trog den dringenden Bitten. der Lauenburger auf den naͤchſten 
Reichstag, der im Mai deſſelben Jahres zu Nümberg gehalten 
werben: follte. . Allein. ba diefer Tag wegen bed Ausbleibens Sig ⸗ 
mund's nicht zu Stande kam, obwohl bie. lauenburgiſchen Her⸗ 
ange und einige Kurfuͤrſten ſich eingefunden hattem, ſo waren bie 
Erſtern auf das AÄußerſte erbittert, daß ihnen dad Recht vermeigert 
werde. Denn auch die Kurfurſten hatten erklärt, ohne ben Wnis 
nichts in der. Sache vornehmen zu koͤnnen?). 

Nun hielt Erich nicht mehr, länger zuriick. In, ber Entchr 
flung über die Zuckdfegung und Rechtsentziehung wollte er Uns 
seht mit Unrecht bekämpfen; Ex trat mit einem Lehenbrief auf, 
den ihm nad) feinem Vorgeben ber roͤmiſche König Sigmund im 
2.1418 zu Frankfurt ertheilt habe / worin. außgefpeochen war, 
daß er mitden Burfächfifhen Landern auf den Fall des Abganges 
der Herzoge von Sachſen⸗ Wittenberg belchat: fey?*). Kigmmb 
erklaͤrte dieſen Lehenbrief fir falſch und hehauptete, den Herzeg bar 
wald nur mit feinem Herzogthum Lauenburg belehnt zu haben. 

Der Betrug ward auch bald entdeckt. Die damals nech ler 
benden Protonotarien Franciscus, Cuſtos zum hl. Kreuz in Bres⸗ 
lau und Michel Prieft, Probſt zu Boleslau, nebft dem Kenzleis 
tegiftrator Heinze Fyens fagten eidlich aus, daß der im J. 1494 
verſtorbene Kanzler Biſchof Georg von Paſſau, auf Antrieb des 
Conrad von Weindperg, des Schwiegervaterd des Herzogs Erich, 
den ehenbrief im I, 1422 ohne des sömiihen Königs Wiſſen 


37) Bol. das Nähere über diefe Berhandlungen bei Häberlin a. a.D. S. 408. 
Der römifhe König wer über das ungeftüme Anſuchen des Lauenburgers, ihm 
30 feinem Seite zu verhelfen, Auferft ungehalten. Daß er die Belehnung des 
Meißner Markgrafen nit mehr zuruͤcknehmen werde, erklärte er auf dem dteich ⸗ 
tag zu Wien öffentlih, mit den Worten: „Quod scripsi, scripsi.‘ 
38) Hom n. 324. &, 921. Dumont. I. 2. p. 19. Bol, oben Rote 16. 
15 * 


W Drittes Buch. Zehntes Kapitel. 

und · Willen auf dem Reichstag zu Nürnberg habe anfertigen, um 
acht Jahre zuruck datiren umd in folder betrieglicher Weife habe in 
die Keichsregiſtratur⸗ Buͤcher eintragen laffen. " 

Über diefen ſchaͤndlichen Betrug war Sigmund hoͤchſt auf: 
gebracht: auch die Kurfhrften und Fuͤrſten theilten den Ummwillen 
über eine ſolche Verfaͤlſchung. Dadurch war Erich's Sache ganz 
verloren. Sigmund fette zu Dfen (14. Aug. 1426) dem Kur⸗ 
fürflen Friedrich von Sachfen, der fich an ben Hof des römifchen 
Königs begeben hatte, eine abermalige Urkunde aus, wodurch er 
ihn in der ertheilten Kurwurde und in dem Herzogthume Sachſen 
beftätigte, feine großen Verdienſte um ihn und das Reich durch die 
eiftige Bekämpfung ber böhmifchen Keger aufzaͤhlte, und zugleich 
die Entſtehung des falſchen Lehenbriefes ausführlich bekannt mach⸗ 
te 20). Auch veranlafte er, daß der Protonotar Probſt Michael 
von Boleslau, ber den falſchen Lehenbrief auf Anſinnen des Kanz⸗ 
lers GSeorg unterzeichnet hatte, in einem eigenen ſchriftlichen Ge⸗ 
ſtaͤndniß bezeugte, daß ohne Wiſſen und Willen des Königs die 
Ausfertigung des Diploms gemacht wurde +0), 

So hatte der Herzog Erich zu feiner Zuruickſetung fi noch 
große Beichämung bereitet. Wie er nun, da er feine Sache beim 
König und ben Zürften verloren fah, fich an den Papft Martin V 
wandte, um von ihm Hülfe und Recht zu erhalten, und welde 
Bolgen dieſer Schritt hatte, davon wirb weiter unten gehandelt 
werben, 


89) gom.&. 187. Urt. » 824. S. Mo ſu. Müker’s R. Z. Theoter V.5. 
Pag. 

40) Müher u, Horn 1. cc. gl, Abfertigung der vom #. k. Hofe geſche⸗ 
denen Beantwortung des Rachtrages zur Fönigl. preuß. Erflärung ıc. Berlin 1778. 
4. Beil. n. 5. ©. 49. u. Michael von Prieft, Probft de Kiofters Bunzlau in 
Böhmen, Kaifer Sigmund’s Protonotar, feine Beträgerelen und Rariät von 
feinem Leben 0. D. 1779. 


. Elites Kapitel, 
Deutſche Streitſachen und Fehden. 1425— 1425. 


Seit der Zeit, daß Sigmund nad) Haltung ded Nürnberger. 
Reichstages (1422) Deutſchland verlaffen hatte, war eigentlich 
daſelbſt gar Feine Gefammtregierung in Auctoritdt. Denn ber 
als Reichsvicar eingefegte Erzbiſchof Contad von Mainz ward wer 
gen ber unregelmäßigen Ernennung nicht als folcher anerkannt; 
auch legte berfelbe zulegt dad Amt, das niemand vefpectirte, nies 
der. Grenzenloſe Anarchie herrſchte Daraufiin vielen Gegenden bes 
deutfchen Vaterlandes und die Fehden und Kriege nahmen, indem 
die rebelliſchen fiegreichen Böhmen mit werheerenben Einfällen droh⸗ 
ten, von Tag zu Tag fo ſehr überhand, daß endlich die Kurfür⸗ 
fien, bie Haupturheber der Unordnung, nicht mehr müßig zuſe⸗ 
ben zu binfen glaubten und fich auf mehreren Zagen verfammel- 
ten, um felbft für Aufrechthaltung des Kandfriebens und Abwehr 
oder Behiegung der Huſſiten Mittel zu finden. Die Einigkeit 
unter ben theiniſchen Kurfürſten wurde dadurch auf dem Tage zu 
Boppart (Mai 1423) hergeſtellt, daß Conrad förmlich dem Reiche: 
vicariate entſagte i) und. fie untereinander uͤber die Rheinzoͤlle ding 
Berftändigung trafen 2). . 

Zu dem nächften Tage, den die Kurfürſten auf Anfang Juli 
beffelben Jahres nach Brankfurt beftimmten, ließen fie auch den 


1) Winde c. 108 u. 112. Joannis ad Serrarü rer. Mogunt, lib. V. in 
Goarado $. A. m. 13. ejud. Seriptt. Mog. I. p- 738. Lanig 3. X. T. IL 
ortf. M. p. 6. 

2) Houtheim hist. dipl. Trevir. IT. n. 79. p. 372. 


J 


230 Deittes Buch. Eiftes Kapitel, 

König und die anderen Reichsſtaͤnde einladen. Der Tag felbft 
aber kam erſt gegen Ende Auguft zu Stande 2). Es erſchienen 
aber nur die Kurflirſten von Mainz, Trier, ber Pfalz, mehrere 
Fürflen, Grafen und Heren und bie Abgeorbneten von zweiund: 
fiebenzig Reihöftäbten. Der Hauptgegenftand berBerathung war 
die Auftechthaltung des Landfriedens. Die vorgefchlagenen Mit 
tel gefielen aber weber per Ritterfchaft noch den ſchwaͤbiſchen und 
elſaͤſſiſchen Städten: und es kam daher Fein Befchluß zu Stande. 
Da auch der Mainzer Tag (Ende Nov.) zu keinem Erfolge führ: 
te, fo half ſich jede Gegend fo gut fie konnte felbft: fo 3.8. Fran⸗ 
Ten, wo bie Grafen, Herrn und Ritterfchaft mit mehreren Reichs: 
ſtaͤdten fich zur Erhaltung des Landfriedens in ihrer Gegend ver: 
banden und bie vorfommenden Zwiftigkeiten und &treitigfeiten 
durch Schiedögerichte ſchlichten ließen *). 

Weil bei bem betrübten Zuſtande Deutſchland's Sigmund ſich 
fo wenig um baffelbe zu beflmmern ſchien und gar nicht in das 
Reich kam, um die Ordnung berzuftellen, wie auch die Huffiten 
ganz gewähren ließ; fo verfammelten fi die Kurfürflen von 
neuem in Bingen, ſprachen deßhalb ihre Unzufriedenheit uͤber 
den König aus und. befchloffen ihm ihre Befchwerben und Klagen 
durch eine Geſandtſchaft von Bifhöfen, Grafen und ‚Herrn vor: 
tragen zu laffen. Wie ſchlecht Sigmund in Dfen diefe Furfürflt, 
Botfhaft aufnahm, davon iſt ſchon oben gehandelt worden. 
Denn ber König wälzte alle Schuld von fi) ab auf bie Zürften, 
von.benen alle Unordnung und- jede Gefegwibrigkeit ausgehe. 

Zu gleicher Beit kam auch ein Gefandter von dem Markgrafen 
Bernhard von Baden, der fich bei dem toͤmiſchen König beſchwer⸗ 
te, daß der Kurfürft von ber Pfalz ihm mit Krieg drohe, weil er 
fh gegen ihn, unter einer Bürgfchaft von hunderttaufend Gulden, 
zum Recht vor dem König erboten hätte. Sigmund ſchickte den 
Würzburger Biſchof an den Kurfirften und ließ ihn allen Exnftes 
zum Frieden ermahnen *). ANtin diefer achtete nicht auf den koͤ⸗ 
niglichen Befehl, und Überzog den Markgrafen mit Krieg. 

3) Wine 0. 104 u. 112. 

4) Lunig R. %. XU. Abſ. 2. n. 113 sag. p. 228 sqq- 

5) Winded c. 118. p. 1170. 








Deutſche Streitfachen und Fehden. 21 
Die Urſache der Streitigkeiten zwiſchen dem Markgrafen und 
Kurfürften rührte von ber Zeit her, ald Erſterer in der Zeit der 
Demütfigung des oͤſtreichiſchen Herzogs Ftiedrich Landvogt vom 
Breiögau geworben war, und ſich gegen bie Staͤdte Freiburg/ 
Breiſach, Endingen, Kenzingen manche Willfärlichfeiten erlaubte 
und neue Zoͤlle zu Breifach und Mühlberg errichtete. Die Klas 
gen und Bitten der Städte, welche vor den König gelangten, 
wurden nur theihweife und langfam erhört: zwar befahl Sigmund 
dem Markgrafen (Nicoldburg 24. März 1422) bie neu errichteten 
Bölle wieber aufzuheben; aber bie übrigen Beſchwerdepuncte zu 
entfcheiden, vetſchob er von einer Zeit auf die andere und ſelbſt 
auf dem Reichstag zu Nürnberg (1422) nahm er die Sache nicht 
vor. Daher halfen ſich die Städte ſelbſt: die breisgauifchen Staͤd⸗ 
te verbanden fi) mit den elfäffiichen auf fünf Jahre zum gegen- 
feitigen Schuß und Beiftand: und da über bie Iegtern Städte ber 
Kurfürft von der Pfalz Landvogt war, fü trat er-diefem Buͤndniß 
bei (1. Aug. 1493). Bald darauf traten’ in ben Bund auch der 
Biſchof von Speier und bie wirtembergiſche Gräfin Henriette 
von Mömpelgard.- Ungeachtet der Friedensverſuche der Kurflrz 
len von Cöln und Trier, ungeachtet der Befehle des Königs, den 
Landfrieden aufrecht zu erhalten, brach (im Juni 1424) der Krieg 
gegen den Markgrafen aus. Raſtadt wird verbrannt: Muͤhlberg 
und- Graben mehrere Wochen, ‘aber vergeblich‘, belagert. Nur 
Uneihigfeit unter ben Verbündeten und fehnelles @inghreiten. des 
Königs vetteten ben Markgrafen.. Sigmund fchidte ſogleich auf 
die Nachricht von dem Ausbruch der Feindfeligkeiten den Erzbi— 
ſchof von Eöt.i, den Biſchof von Würzburg und den Grafen Al: 
recht von Hohenlohe in dad Lager der Verbündeten vor Mühl: 
berg und ließ Frieden befehlen, ber (3. Juli) durch Vermittlung 
der koͤniglichen Gommiffarien au zu Stande kam, womit aber 
weder Sigmund noch der Markgraf zufrieden war, weßhalb bald 
auch wieder von neuem Mißhelligkeiten ausbrachen °). 


6% Rinde c. 118. 172. 123. 132 u.141. Wender Continwat. des Be—⸗ 
richte von den Xugöburg. p. 63fil. Herzog Gtif. Chr. pı 129 fl. Schoepflin: 
Zaring. Bad. II. p. 108 sgq. Cod. Dipl. VI: p.140sgq. Sattier Grav. v. 
Würtemb. III. p. 92 sqq. Bol, Häberlin V. S. 370— 378. ' 


32 Drütes Buch. Eiftes Kapitel. 

Um biefelbe Zeit hatte auch ber Crzbiſchof Günther von Mag⸗ 
beburg mehrere Streitigkeiten mit der Stabt Halles vorzüglich 
waren die Salinen daſelbſt ein Segenſtand des Streites W Nach 
vergeblichen Verſuchen bie Sache in Güte beizulegen, reiste ber 
Erzbiſchof ſelbſt nach Ungarn, und erſchien am ‚Hofe in Ofen, um 
bier in-Perfon vor dem König die Streitfache gegen ‚Halle zu be 
treiben®). Sigmund fällte zwei Urtheile in der Sache zu Gun⸗ 
ſten des Erzbiſchofs (21. Zuli 1424 zu Weiffenburg ?) und 5. 
Aug. deſſelben Jahres zu Ofen) '°). Die Stadt Halle ward 
in die Proceßloften von 2560 Goldgulden und zur Zahlung 
einer Geldbuße von 20,000 Schock boͤhmiſchen Groſchen an 
den Erzbiſchof verurtheilt. Zur Vollziehung des Urtheild er: 
nannte Sigmund eine Anzahl geiftlicher und weltlicher Reiches 
fände. Deffenungeachtet widerſetzte fich Halle, fo daß der Koͤ— 
nig den Landgrafen Wilhelm und Friedrich von Thüringen bie 
Execution gegen die wiberfpenflige Stadt auftrug (1425) 11). Ges 
gen den Erzbifchof von Magdeburg zeigte fich Sigmund auch das 
durch gefällig, daß er ihm zu Tata (20. Aug. 1424) eine Urkunde 
ausftellen ließ, worin er erklaͤrte, daß⸗die Privilegien der Stäbte 
Magdeburg und Halle in Betreff ber Befreiung von auswärtigen 
Gerichten den Gerechtfamen de Erzfliftes nicht zum Nachtheile ges 
reihen ſollte 12): deſſenungeachtet aber beflätigte er der Stadt 
‚Halle das Privilegium!°), So war bamald ber erbaͤrmliche 
Rechtszuſtand in Deutſchland, daß Privilegien eifrigſt geſucht wur⸗ 


7) Herman. Corner. Chr. p. 1274: „Gunther. Archiep. Magdeb. gra- 
ves discordias cum civibus urbis Hallensis gerens proper salinarım oensum, 
quem sibi dure negabant, diversa eis intulit damna etc. Cives vero vice 
versa Archiep. sao incommoda’ plerima inferentes, quaedam castella ex- 
pugoaveruat etc. 

8) Winde c. 126. p. 1176. Herman. Comer. L. c. 

9) Indewig Reliq. MSS. XI. 483 sqg. 

10) Ludewig 1. cp. 473 qq. 

11) Lent Stiſts- und Landes = Hiſt. von Magdeburg (Göthen 1756. 4) 
p 409 2q. . 

12) Lunig P. Sp. Cont. II. Zortf. IIT. p. 362. 
13) Ludewig Rel. XT. p. 491. 


Deutſche Steektfachem und Zehen. 23 
den, denen andere wieber entgegen geftelt wurden: fo daß dann 
das Recht ganz unficher war. 

Bei. den vielen Streithaͤndeln im Reiche und feiner langen Ab⸗ 
wefenheit aus Deutſchland mußte Sigmund endlich, um bie Uns 
zufriedenheit der Reichöftände einigermaßen zu beſchwichtigen, ei⸗ 
nen Reichötag halten. Er Ind daher ſchon im Sommer bed Jah⸗ 
sed 1424 zu einem Tag nah Wien auf Michaelis ein. Es follten 
daſelbſt bie Angelegenheiten ber Kirche, die huſſitiſchen Unruhen 
und- böhimifcpen Zerrüttungen, die Fehden und Streithändel in 
den deutſchen Landen befprochen, berathen und foviel ald möglich 
auögeglichen werben. Zu der beſtimuten Zeit fanden fich der Koͤ⸗ 
nig, bie Kürfinften von Sachſen und Brandenburg !*), ber 
Markgraf von Baden, viele Grafen und Heren und bie Abgeord⸗ 
det meiften Reichöfläbte ein. Aber die rheinifchen Kurfinften und 
viele Grafen und Herrn aus dem weftlichen Deutſchland blieben 
aus, und entfculdigteneihre Abwefenheit mit der großen Entfer⸗ 
nung des Ortes, wohin ber Reichötag auögefchrieben worden. Der 
König verfhob daher die Eröffnung des Reichötags auf fieben Wo⸗ 
Gen fpdter (25. Nov.). Deffenungeachtet kamen bie rheinifchen 
Kurfürften nicht, ſchickten aber eine Geſandtſchaft und baten ben 
König, den Reichstag bid auf Ende des Februars im naͤchſten 
Jahr zu verfchieben, wo fie gewiß kommen wirben 15), Der 
König war durch diefed Ausbleiben ber rheiniſchen Kurfürften in 
große Verlegenheit gefegt. Er hatte grade in diefer Zeit wo Ziffa 
geftorben und Böhmen in Uneinigkeit und ohne Führer war, ges 
hofft, wenn er vom Reiche ſchnell anfehnliche Streitkräfte erhielte, 
bie Rebellen zu unterwerfen. Auch hatten ihm bie in Wien ans 
wefenden Fürften, Grafen, Herrn und Städtefreunde Hülfe zu⸗ 
gefagt gegen die Huffiten, vorauögefegt, daß es ein allgemeiner 


19) Den Kurfürften Fricdrich, mit dem Sigmund wegen des bayrifchen Her» 
3098 neue Streitigkeiten hatte, lub der König dreimal vor fein koͤnigliches Hof- 
gerit auf Katharinentag (25. Nov.) nad Wien. Der Kurfürft proteftirte ges 
gen diefe Borladung, weil ein Kurfürſt nur vor ein kurfürſtl. Gericht unter Bors 
ip des Königs belangt werden könnte. Die andern Kurfürſten traten dieſer Pro- 
teftation bei. Lang Ludwig d. Bärt. &. 120. 

15) Windel 0. 177. 128. 137. 140 u. 141, 


Wa Drities Buch. Eiftes Kapitel. 

deutſcher Reichözug ſeyn follte, und daß er ſelbſt gegen bie Ketzer 
zu Felde ziehe. Weil aber die rheinifhen Kurfuͤrſten ausblieben, 
fo konnte Fein Beſchluß gefaßt, Feine Matrikel entworfen werden. 
Sigmund beklagte ſich deßhalb bitter in einem Schreiben an bie 
Reicpäftäbte Über die Hinderniffe, welche ihm die erſten Fürften 
bes Reiches entgegenfegten und erſuchte fie, auf einem Tag zu 
Meinz (45. April 1425) zu berathſchlagen und zu beflimmen, in 
welcher Weife fie ihm Hülfe gegen bie Huffiten ſchicken wollten ! ©). 
So fehr der König bie Reiheftädte und die Keichsritterſchaft erhob 
und fie flr die einzige Stüße und den Haupthalt des Reiches ers 
Märte, fo waren beide Corporationen doch keinesweges geneigt als 
lein Kriegslaften zu übernehmen. Ohne Antheil der Finften an 
dem Zug fagten fie fi) auch davon los. 

Nachdem Sigmund wenigftend einige Regierungsfachen von 
minderm Belange in Wien vorgenommen, b. h. mehrere Privis 
legien ertheilt und manche Verfügungen getroffen hatte, reiste er, 
nachdem er ſich den ganzen Januar und das erfle Drittel des Fe⸗ 
bruars 1425 in Wien aufgehalten 17), von da nad) Öbenburg, 
wo er einige Privilegien an deutſche Reichsſtaͤnde ausſtellte 1°). 
Im der Nähe von biefer Stabt auf dem Schloffe Hornftein fühnte 
ex ſich auch mit dem Herzog Friebrich von Oſtreich von neuem aus. 
Derfelbe hatte in feiner alten WBeife wieder mehrere geiftliche und 
weltliche ‚Herrn wiberrechtlich fehr bedrängt, namentlich bie Herrn 
von Starkenberg. Auf die Beſchwerden der Bebrängten und in 
ihren Rechten Beeinträchtigten wollte Sigmund bie Ausfprüche 
auf dem Conftanzer Concilium gegen ben Herzog wieder in Kraft 
fegen, und ihm felbft Tyrol abfprechen und es dem Reiche zuwen⸗ 
den. Sein Befehl, den er von Altſohl (17. Juli 1423) an den 
Reichs erbmarſchall von Pappenheim erließ, die Reichsſtaͤnde un⸗ 
ter dem Reichspanier gegen ben riedenöftsrer zu führen und ihm 
Tyrol zu nehmen und an das Reich zu bringen, fpeint nicht ein- 
mal verfuchöweife in Ausführung gebracht worden zu ſeyn 19). 





16) Wencker. App. Archiv. p. 317 sq. Minde® c. 128. p. 1178. 
17) &. im Anh. die Regeſten. 

18) S. im Anhang die Regeſten v. 10. u. 12. Febr. 1425. 

19) Lanig P. Sp. C. II. Zortf. IM. Woth. VI. 587. 


Deutſche Streitſachen und Fehden. 235 

Nach und nach näherten ſich die-beiden Gegner wieber. . 
Mahrfcheinlich bewirkte Herzog Albrecht von Oſtreich die Verſöh⸗ 
nung auf dem Schloß Hornflein (17. Febr. 1425), als nach dem 
Tode bes öftreichifchen Herzogs Ernſt die HRbsburger ſich enger 
aneinander fchloffen 2°). , 

Sigmund gab dem Herzog Friedrich "alle die noch von ihm 
feit dem Conſtanzer Goncilium in Händen habenden Güter zutuͤck 
und erlaubte ihm die zu Reichöftädten erhobenen Orte wieber eins 
zulöfen. Darauf erließ er von Tata auß den 22, März einen Ber 
fehl an den Markgrafen Bernhard von Baben, bie ihm provi⸗ 
ſoriſch übertragene Landvogtei Breisgau wieder an ben Herzog ab: 
zugeben, weldem koͤniglichen Befehl der Markgraf aber erſt im 
folgenden Yahre (9. Ian.) nachkam 1). 

Um biefelbe Zeit veranlaßten auch die geldrifchen Succeſ⸗ 
fionöftreitigkeiten am Niederrhein eine Fehde und ber römifche Kbs 
nig, welcher die Sache friedlich zu entfcheiden fuchte, machte ſich 
neue Feinde, weil ed auch in biefer Sache gar zu fichtbar war, 
daß feine Entſcheidungen nicht nach bem Rechte, ſondern nach der 
Größe der Geldfummen, weiche die Parteien gaben, abgewogen 
wurden. 

Der Herzog Rainald von Geldern und Juͤlich war ben 
25. Juni 1423 geftorben. Mit ihm war der julich ſche Herzogs⸗ 
ſtamm in grader Linie erloſchen. 

Auf das Land machten Anſpruͤche ſowohl der Herzog Abolf 
von Berg, der Enkel von des verſtorbenen Herzogs Rainald Bas 
tersbruder, als auch die beiden Heren von Egmond, Arnold und 
Wilhelm, die Söhne der Maria, einer Gemahlin des Johann 
von Egmond, und die Enkel von deffelben Rainald's Schweſter 
Johanna, welche an den Herrn von Ardeln vermaͤhlt gewefen. 
Ungeachtet ber Herzog Abolf von Berg nur an Jülich Erbanfprüche 
hatte, fo wollte er doch im gefammten Herzogthume nachfolgen, 


20) Ehmel Materialien zur öftr. Geſch. T. Hft. 1. ©. 11. deffen Geſq. 
". Frietrid’s TUI. u. Mar. I. Bd. I. Kap. 1. 

21) S. im Anh, die Regeſten v. 72. u. 24. März 1425. Aſchudi veto. 
Chr. IT. p. 157. — Bolt. Oſterreich. Veantwort. 2c. II. Abſat $. 9. mot. f- 
p. 68. Bol. Häperlin V. 3.380. 


2% Drittes Buch. Eiftes Kapitel. 
obwohl die Herrn von Egmond bie rechtmäßigen Erben von Gel: 
dern waren. Won Jülich nahm Abolf ohne Hinderniß ſogleich 
Beſitz: allein Geldern erklärte fi) gegen ihn, indem daſelbſt die 
Stände dem Arno® von Egmond als ihrem Herzoge bulbigten: 
und aud auf Juͤlich dehnte nunmehr derfelbe feine Anfprüche aus, 
weil feine Urgroßmutter Maria, die Gemahlin bes Herzogs Wil: 
helm VIII von Jülich, die Erbtochter von Geldern geweſen war. 
Schon auf dem Kurfürftentag in Frankfurt (24. Aug. 1423) 
kam dieſe Succeffionsfrage vor: jeboch warb barin nichts ent⸗ 
ſchieden. Der Kurfuͤrſt Conrad von Mainz, ein Berwandter des 
jungen Herzogs Arnold von Geldern, nahm ſich der Sache mit 
vielem Gifer an. Et fandte den Eberhard Windel? an den römis 
ſchen König nach Ungarn und ließ durch denfelben die Sache eiftigft 
betreiben, fo daß auch Sigmund fich bald zu Gunſten der Egmon: 
diſchen Familie erklaͤrte. Geld that auch hier am meiflen. Der 
König verforach den Arnold von Egmonb mit Geldern und Juͤlich 
zu belehnen, wenn er viergehntaufend Ducaten. in die kaiſerliche 
Kanzlei bezahle. Die Belehnungsbriefe wurden fodann ausge⸗ 
fertigt und nach Nürnberg geſchickt, wo fie gegen die bebungene 
Geldfumme auögeliefert werden follten 22). Es waren vier Urs 
kunden, die zu Tata den 15, Auguſt außgefertigt worden 22). In 
der erften war Arnold's Bater, Johann von Egmond und alle 
feine Nachkommen in ben Grafenftand erhoben; in ber zweiten 
wurde Arnolb, und im Zalle feines unbeerbten Abfterbens, deſſen 
Bruder Wilhelm für den rechtmäßigen Herrn von Jülich, Gel: 
dern und Zhtphen erfiärt und mit diefen Ländern belehnt; in 
ber dritten wurden die Rechte und Freiheiten des Herzogthums 
Geldern und der Grafſchaft Zütphen beftätigt, und in der vierten 
warb, biefen Ländern die Freiheit von fremden Gerichten erneuert, 
Da bie Bamilie Egmond zögerte bie verfprochenen Gelder zu bes , 








2) BWindet ift Hier Hauptaußße ; er Handelt von diefer geldriſchen Erb» 
ſtreitigkeit, worin er felbft haudelnd Auftritt, im mehren Kapiteln: c. 112. 
130 qq. Damit ift zu vergl. Magn. Chronic. Belg. p.396. Trithem. Chron. - 
Hirsaug. ad ann. 1422. p. 369. Pontan. hist. Geldr. lib. VII. et IX. | 
p- 415 sqq. Teschenmacher. An. Cliv. P. II. p. 449 et 519. 
23) Bei Pont. I. c. p. 422. 
j | 


Deutſche Streitſachen und Fehden. ..97 
zahlen, fo ſchickkte Sigmund einen Commiffdr nach Nürnberg und 
ließ die genannten Briefe zerſchneiden. 

Unterbeffen war ber Herzog Adolf von Berg: nicht müßig, 
fih das Land anzueignen. Dhnehin fon im Befig von bem 
Herzogthum Jüuͤlich, fuchte er dadurch feinen Anfprüchen auf Gel⸗ 
dern noch mehr Nachdruck zu geben, daß er feinen Sohn Ruprecht 
mit des Herzogs Rainald’3 Witwe Maria vermählte. Um aber 
auch eine günflige Entſcheidung von Seiten des römifchen Königs 
für fi zu erwirken, begab er fi in Perfon nad) Ungarn, und 
da er weniger fparfam fich zeigte ald feine Gegner, fo ward er 
nicht nur mit dem Herzogthum Geldern und Juͤlich (zu Dfen 
24, Mai 1425) belehnt2*), fondern auch mit ber Grafſchaft Züts 
phen, welche Sigmund als ein an ihn und das Reich anheim ges 
fallenes Lehen erklärt hatte. Er fehicte darauf (4. Iuni) den 
Befehl an die Stände von Geldern und Zütphen, dem Herzoge 

Adolf als ihrem rechtmäßigen Herrn zu gehorchen 8). Deſſen⸗ 
ungeachtet konnte derſelbe nur das Herzogthum Juͤlich behaupten, 
da in Geldern die Staͤnde dem Arnold von Egmond getreu ver⸗ 
blieben und alle feindlichen Angriffe zuruͤckſchlugen. Auch die 
Kurfürften, welche auf einem Tage zu Coͤln (im Juli) die Sache 
vermitteln wollten, richteten nichts aus 20). Daher-blieb jeder 
Theil. vorerft im factifchen Beſitz der Länder, die ſich unterwarfen, 

Die dortſchritte ber Huſſiten und ihre werheerenden Streif- 
zuͤge in Die benachbarten Länder hatten fo fehr die Aufmerkſamkeit 
des vömifchen Königs in ber zweiten Hälfte des Jahres 1425 in 
Anfpruch genommen, daß et fich ben Reichdangelegenheiten nicht 
viel widmen konnte. Bor allen Dingen mußten Mittel aufge: 
fucht werben und ber König wie der Papft wirkten mit allem Ei⸗ 
fer dahin — wieder einen großen Reichszug zu Stande zu bringen, 

24) Lunig P. Sp. Cont. II. Gortf. III. (oder T.X.) p. 39. 
25) Pontan. p. 425 sq. Ronset I. 2. p. 358. 
%) Bindet c. 142. p. 1187. 


Zwölftes Kapitel. 


Unternehmungen gegen bie Huffiten von Biife’s E73 bis zur Schlacht, 
bei Aufig und der Entfernung Koriburs aus Böhmen. 
41424 — 1427. 


Nach Biffa's Tod ſchien es Anfangs, ald wenn die Boͤh⸗ 
men durch innere Uneinigkeiten fich felbft aufrieben. Es fehlte 
an sinem allgemeinen Oberhaupt, das Kraft und Anfehen genug - 
hatte, die Parteien zu beherrſchen und zu vereinigen. Die X as 
boriten, bie zahlreichften und entfchiebenften Huffiten, zugleich 
auch die beßten Krieger, wählten ben Procop mit dem Beina⸗ 
men der Große, der au Holy (ber Geſchorene) hieß, weil 
er früher Mönch gewefen. Er war durch feine Kriegderfahrung, 
feinen Muth, feine Rghheit und Graufamteit würdig, Ziſka's Nach⸗ 
folger zu ſeyn. Auch hatte ihm bei vielen Gelegenheiten ber blinde 
Feldherr auögezeichnet, und er fol ihs auch zu ſeinem Nachfolger 
beſonders empfohlen haben. 

Diejenigen Taboriten, welche ſich fruͤher ſchon den AWwdemi⸗ 
ten zuneigten und durchaus nichts von einer Staatgorbnung und 
Regierung wiffen wollten, traten nach dem Abgang des geflsch- 
teten Vaters (fo nannten fie Zijka) unter den Namen Waiſen 
oder Orphaniten (böhmifh: Syrodczy) auf: fie wollten von 
keinem eigentlichen Hauptanführer wiffen: fie landen unter mehs 
teren Fuͤhrern, von welchen Procop der Kleine (Prokupek) 
noch der angefehenfte war, ' 

Die Drebiten, bie fi mit den Taboriten ſchon feit laͤn⸗ 
gerer Zeit vereinigt hatten, trennten ſich wieder von ihnen und 


Unternehm. geg. d. Huſſuen b. zur gweit. Entfern. Korib. a. Böhm. 239 
bilpeten unter ihrem Anführer Hynko Kruſſina eine befondere 
Partei und führten nach eigenem Gutbünten und Gefallen Krieg. 
. Die Einwohner der Hauptftabt, bie Prager, nebfl dem grös 
Bern Theil des boͤhmiſchen Adels mochten faſt nicht weniger als 
der roͤmiſche König über "den Tod bed blinden Feldherrn erfreut 
gewefen feyn. Nur gezwungen reihten fie ſich unter Zizka's Fah⸗ 
nen; ſobald ſein Schreckensname nicht mehr befehligte, trennten 
fie ſich von den Taboriten und ſtrebten mit ihrem Koͤnig Sigmund 
Koribut, gegen ben der Papſt Martin. V den Bannfluch ſchleu⸗ 
berte!), eine geordnete Regierung wieder einzurichten und wo 
moͤglich die Gegenparteien, welche nur auf Gleichheit der Staͤnde, 
Gemeinſchaft der Guͤter, Untergrabung der chriſtlichen Religion 
ausgingen, zu bekaͤmpfen. Ihr Panier waren bie vier. Prager 
Artikel und die Selbſtaͤndigkeit und Unabhängigkeit der böhmis 
ſchen Nationalität : fie führten vorzugsweiſe den Beinamen Utra⸗ 
quiften, weil fie dad Ahendmal unter, beiden Geſtalten zu 
empfangen für einen-ihrer Hauptglaubegsfäge erklärten, . 

So uneinig biefe vier Parteien untereinander waren, fo ver⸗ 
einigten fie ſich doch ſogleich wieder, . ſobald Böhmen von einem 
auswärtigen Feind bedroht war. Auch darin fhienen fie nach ei⸗ 
ner gewiſſen Übereinkunft zu handeln, daß fie ae Grenzländer 
von Böhmen (fie nannten diefelben die Länder ber Philifter, Idu⸗ 
maͤer und. Moabiter, aber ihr eigenes Land das gelobte Land) 
mit verheerenden Streifzügen heimfuchten, und, zwar ſchon in den 
erſten Monaten nad Zizka's Tod 2). 

Die Drebiten, die großentheild im nordoͤſtlichen Böhmen 
wohnten, zogen nach Schlefien und verwüfteten Alles mit Feuer 
und Schwert, was ihr Zug berührte >). Die Prager und ihre 
Werbändeten vom Adel hausten ebenfo in Mähren *), Sie fanz 

1) Pegel Nadt. v. Sigmund Koribut ©. 380 fl. 

2) Acn. Sylv. hist. Boh. c.47. Hager. ©. 730. Zheobad v. K. S. 319. 

3) Theobaid 1. c. In der dokumentirten Geſch. von Breslau II. S. 383 
wird nad ſchlefiſchen Lokalchroniken der erite Einfall der Hufen fa Sqlefien erft 

in's Jahr 1426 geiett. 

&) Chronic. Mellic. bei Pes Soriptt. rer. Anstr. I. 255. Chronio. Pa- 
trami ibid. 1 733. Bol. Zheobald L c- Kurz R. Albrecht ILW.2. S.97f. 
Niter Huffiten in Mähren J. c. S. 200. Pelzel 1. c. 


. 
0 Drittes Buch. Zwoͤtftes Kapitgl. 

den daſelbſt an mehrern Landherrn Berblndete. Mehrere Schtäf: 
fer und Veften, darunter Eibenſchütz und Lundenburg wurden er⸗ 
obert, das Land geplündert und verheert. ALS ber Herzog Als 
brecht mit oͤſtreichiſchen und ungarifchen Krieghvoͤlkern fi) naͤher⸗ 
te, zogen fich die Prager mit ihrer Beute eilends nad Böhmen 
zuruͤck. In ähnlicher Weiſe fielen die Zaboriten und Waifen in 
Oſtreich und Bayern ein ®). 

Diefe verheerenden Einfälle der Huffiten in die benachbarten 
deutſchen Ränder waren. Urfache, daß Sigmund, um Hülfe von 
den Reichöftänden zu.erhalten, bald nach dem Wiener Reichstag, 
der nur von wenigen beutfchen Zürften befucht worden war, einen 
Tag nad) Rinnberg im Mai 1425 ansfhrieb, Hier klagte der 
Kurfürt von Sachſen den nur. in geringer Zahl verfammelten 
KReichsſtaͤnden, wie die Huffiten feine Stabt Dur (im Leitmes 
tiger Kreife) erobert und auögeplündert hätten: wie fie ſodann 
auch vor Brür erſchienen und dieſe Stadt belagerten; daß ein 
Heer Sachſen und Zhlringer der bedrängten Stabt zur Hülfe 
haͤtte kommen wollen, aber durch die Huffiten eine folche Nieder: 
lage erlitten, daß viertaufend ald Todte das Schlachtfeld bebedit 
hätten ©). . 

Auch der Papft Martin V, von dem oͤſtreichiſchen ‚Herzog 
Albrecht in wiederholten Briefen befkimt, erließ an ben König 
von Polen, den Großfürften von Litthauen und andere Fuͤrſten 
Schreiben, fie zur Ausrottung der boͤhmiſchen Keberei auffors 
bernd: auch ließ er gegen bie Huffiten einen neuen Kreuzzug bes 
kannt machen: befahl dem Bifchof von Lemberg 20,000 Ducaten 
au erheben, um biefe zu dem Kriege gegen bie Huffiten durch den 
König von Polen verwenden zu laffen und erließ in berfelben 
Beit auch eine Bulle an die rheiniſchen Erzbiſchoͤfe, zur Eräftigen 
Mitwirkung; die boͤhmiſchen Ketzer auszurotten ”). 

Die in Nürnberg anwefenden Reichöflände verfprachen zwar 


9) Tdebaſh,. c. Miäter 4. a. D. ©. 222. 

6) Binde c. 143. p. 1188. Das Chronic. Bartoss. bei Dobner Mon. Boem. 
1. p. 152 ſtimmt in der Zeitangabe nicht überein. 

7) Raynald Ann. ecclos. ad an. 1425. m. 12 u. 14. Lenfant Huftentr. 
HM. &. 172. i 





Unternehm. geg. d. Huſſiten b. zut zweit. Entfern. Korib. a. Böhm, 241 
dem Kurfürften von Sachfen Hülfe, aber es blieb nur bei ber Zus 
fage, denn fie ſchickten kaum breihundert Gleven oder tauſend 
Reifige, mit welcher unbebeutenden Schaar natinlic nichts zu 
machen war ®). 

Dan hätte damals um fo eher etwas gegen die Huffiten aus⸗ 
richten koͤnnen, als ihre Parteien grade in heftigen Streitigkeiten 
gegeneinander lagen. ‚In Prag waren unter den vornehmften 
huſſitiſchen Theologen große Zänkereien entftanden, welche bald 
in offene Kämpfe übergingen. Die beiten Magiſter ber Theolo⸗ 
gie Peter Peyne, ein Engländer, und Johann Rokyczana hatten 
zwei von-ihten Segen, welche den Grunbfägen der Waifen huls 
digten, gefangen fegen laffen?). Dieſes brachte die untere Volks⸗ 
Hoffe, welche taboritifch gefinnt war, fehr auf. Sobald die Tas 
boriten und Waifen, welche damals von einem Zuge nach Öftreich, 
das fie bis Krems verwäftet und wobei fie daB Städtchen Zwettel 
niedergebrannt hatten 10), zurückgekehrt waren, rüdten fie vor 
Prag und beftürmten die Stabt (6. Dechr, 1425): jedoch wur⸗ 
ben ihre Angriffe zuruͤckgeſchlagen. Procop ber Große, dem Bei⸗ 
‚spiele Zijka's nachahmend, vermittelte endlich einen Frieden zwis 
fehen den Parteien, und vereinigte eine Kriegsſchaar Prager mit 
feinem Heere, womit er feine verheerenden Streifzlige gegen 
Oſtreich erneuerte 11), 

Gegen Anfang des Winters (Det, 1425) brachen durch Maͤh⸗ 
ven bie Huffiten in Oſtreich ein. Verheerend und plündernd zo⸗ 
gen fie (Anfang Nov.) vor die Stabt Retz, belagerten fie vierzehn 
Zage und erflürmten fie endlich, wobei fie ihren tapfern Anfühs 


® Windet c. 140. p. 1186 u. c. 143. p. 1188. Der Sammelplas fohte 
Freiberg im Meißniſchen ſeyn: die Anzahl der Gleven wird an der Iegtern Stelle 
von Winde auf taufend beftimmt. Es ſcheint aber dort eine Verwechslung mit 
einem fpätern Zuge, der unten angegeben wird, ftattgefunden zu haben. 

9) Das Nähere darüber und über die Theologen Peter Peyne, Johann Ros 
kyczana, Johann Priibrem und Petrus Mladjonowicz bei Cochlaeus bell. Husit. 
VI. 223. Koeleri dissert. de Joanne Rokisan. Altdorf 1718. und befonders 
Lenfant 1. c. II. ©, 174 fl. 

10) Aen. Sylv. 1. c. 

11) Chronic. Bartoss. bei Dobner 1. c. p. 148 u, 150. Contin. Pul- 
karae p. 163 sq. Chron. Beness. Krab. p. 73. gl. Kheobab ©. 322 fl. 

ſchbach K. Sigmund. II 16 


22 Drittes Buch. Brobiftes Kapitel. 
rer Bohuslaw von Schamberg verloren, Das Schichſal der Eine 
wohner von Retz war ſchrecklich: fie wurden niebergemacht oder 
fanden in den Flammen ihren Tod. Denn die Stabt ward, nach⸗ 
dem fie auögeplündert worben, niebergebrannt. Der Befehlsha⸗ 
ber von Reg, der Graf Johann von Hardek, ward ald Gefangener 
nach Böhmen abgeführt, wo er unter bem Verwahr bed Hynko 
von Waldftein zwei Jahre fpäter ftarb 128), ' 

Bei diefer Gefahr, welche von Seiten ber Böhmen den oͤſtrei⸗ 
chiſchen und ungarifchen Ländern drohte, war Sigmund mit meh⸗ 
rern Kriegsvoͤlkern an die Grenze Böhmens nach Skalitz aufges 
brochen. Auch der Herzog Albrecht von Öftreif eilte mit Trup⸗ 
pen herbei: dieſe überlegenen Streitkräfte bewogen die Huſſiten 
zum fehleunigen Rüdzug. Ieboch brachten fie die gemachte Beute 
in Sicherheit in ihr Land zurüd 126), Bon Skalitz aus (8, Dec, 
4425) berief Sigmund die Reichöftände zu einem Tag nad Wien 
auf Anfang Zebruard des folgenden Jahres 12), Aber erft im 
März ward berfelbe eröffnet. Jedoch Eonnte man ſich hier, theils 
weil viele Reichöftände auöblieben, theils weil man von zu vers 
ſchiedener Anficht in Betreff der Matrikel war, nicht vereinigene 
Man befhloß daher die Sache auf einen andern Reichötag, ber 
im Mai zu Nürnberg gehalten werben follte, zu verfchieben 1%), 

Nachdem der König einige Reichögefchäfte von minderm Be: 
lange in Wien vorgenommen 5) und mit feiner Schwägerin der 
verwitweten Königin Sophia von Böhmen 10) und feinem 
Schwiegerſohne Albrecht einige Geldfachen 17) abgemadht hatte, 





12®) Chronic. Beness. Krab. p. 72. Chronic. Bohem. 1. c. Contio. 
Palkav. p. 162. Palacky Annal. Boh. p. 66. Chronic. Bartoss. p. 150. 
Chronic. Mellic. p. 255. Chronic. Austr. Eberndorfer. p. 852. Chronic. 
Paltrami p. 733. Aen. Sylv. hist. Boh. c. 47. Pagec. &, 732. Theobald 
©. 319. gl. Kurz a. a. D. ©. 107 fl. 

125) S. Anhang Beilage IV. 

13) ©. Anhang Beilage IT. 

14) S. Anhang Beilage II. 

15) ©. die Regeſten im Anfange v. 4. bis 21. März 1426. 

16) Oefele Scriptt. rer. Boic. II. 210. 

17) Auch ertheilte der Herzog Albrecht von Dftreih mit die Belehnung für 


Unternehm. geg. d. Huffiten b. zur zweit. Entfern. Korib. a. Böhm. 243 

kehrte er (1. April) iͤber Kornnenberg nad) Ungarn zueiid 18), ins 

dem er zu dem Reichstag nach Nürnberg Abgeordnete, den Bis 

ſchof Johann von Agram, feinen Kanzler, und den- Grafen Lud⸗ 

wig von Öttingen, feinen Hofrichter, ſandte, um daſelbſt feine 
Perfon zu vertreten, 

Der Reichstag konnte erſt Anfang Iumi 4426 eröffnet wer: 
den. Er war fehr zahlreich von den beutfchen Reichsſtaͤnden bes 
ſucht. Auch ein paͤpſtlicher Legat, der Cardinal Pontanus Orfini 
war zugegen. Die koͤniglichen Abgeordneten vertröfteten Anfangs 
bie Verfammlung auf. die fpätere Ankunft ihres Herrn: als fie 
aber den ungebuldigen Firften endlich ankündigten, daß Sigemmb 
wegen Kraͤnklichkeit nicht feldft den Reichstag befuchen Könnte, fie 
aber bevollmächtigt wären, feine Perfon zu vertreten, fo waren bie 
Berfammelten über das Ausbleiben des Königs hoͤchſt unzufrie⸗ 
den 19a); da er Burz vorher (2. April) noch den Reichsſtaͤnden 
ausbrüdlich in Gircularfchreiben verfichert hatte, daß er und fein 
Schwiegerfohn Albrecht ſich in Perfon auf dem Reichstag einfin⸗ 
den würden. Indem Sigmund nämlich im Begriff war, in die 
deutfchen Lande heraus auf den Reichötag zu fommen, und zuvor 
noch eine gelobte Wallfahrt nach Warabin zum Grabe bed heiligen 
Ladislaus machte, verficherte er den ihm entgegengefchicten Kaͤ⸗ 
then der Erzbifchöfe von Mainz und Trier wiederholt, baf er 
felbſt nach Nürnberg komme. Allein auf der Reife von Warabin 
nad) Toted erkrankte er an ber Gicht und mußte am letztern Orte 
liegen bleiben (15. Mai) 196), Die zu Nürnberg verfämmelten 
Reichöftände wären ohne Beſchluß hoͤchſt wahrfcheinlich auseinan⸗ 
der gegangen, hätten nicht die Nachrichten von neuen Verheerun⸗ 
gen und Einfällen der Huffiten gedrängt, Kriegsanftalten zu tref- 
fen, Diefe hatten Michelöberg ‚erobert und alle Einwohner, felbft 
die Frauen und Kinder ſchmaͤhlich ermordet: zu gleicher Zeit was 
ten fie von neuem in Schlefien eingefallen und hatten da Erobe⸗ 


die Herzoge von Mazovien und Liegnit. S. die Regeften im Antggpe 20. März 
1426. ’ 
18) S. die Regeften 1. u. 2. April 1426. 
198) Winde c. 145. p. 1189. S. Anhang Beilage IV. 
195) S. im Anhange Beilage V. 
16* 


u Drittes Buch. Zwoͤlftes Kapitel, 
rungen gemacht 20), Ban mußte jeden Tag einen Einfall in 
Sachſen oder in Bayern erwarten, 

Als man zu den Berathungen ſchritt und ben Anſchlag ober 
die Matrikel entwarf, zeigte es fih, daß die Reicheftände fich 
ſchwer verftändigten über die Schägung, wornach fie ihr Con⸗ 
tingent zu flellen hätten. Es wurben fechtaufend Gleven, d. i. 
ein ‚Heer von flnfundzwanzig bis breißigtaufend Reifigen vom 
König begehrt, welche Zahl von ben Zürften um ein Drittel her: 
abgefegt wurde. Es follten die Reichsſtaͤdte ein Viertel der Kriegs⸗ 
mannſchaft ſtellen, wozu biefe ſich aber auf Feine Weiſe verftchen 
wollten. Man unterhandelte lange darüber: die Städte wollten 
nur unter ber Bedingung, daß ber Landfriede Eräftig gehandhabt 
würde, ihre Hülfe zufagen: fonft aber mur eine ganz geringe 
Mannfchaft ftelen, Endlich wurde die Sache vertagt, bis bie 
Städteabgeorbneten neue Vollmachten eingeholt hatten 1). 

unterdeſſen hatten die Huffiten die ihnen gelaffene Zeit treff⸗ 
lich benußt. Zwar hatteihr Namenkönig Sigmund Koribut, der 
einen allgemeinen Landtag nach Prag ausgefchrieben, worauf 
auch einige katholiſche Heren erſchienen 22), die verfchiedenen Par⸗ 
teien nicht unter feinen Scepter vereinigen koͤnnen 22)3 doch hatte 
man fich dahin vereinigt, im Falle eined Angriffs von den Deut: 
ſchen und Ungarn ſich gegenfeitig zu Hülfe zu kommen und auch 
in Gemeinfchaft dahin zu wirken, alle im Lande noch von den 
Zeinden befegten Feſtungen zu erffürmen **). Vor allen Dingen 
folten die von dem Kurfürften von Sachſen an ber nördlichen 


20) Windet 1. c. erzäßlt es ausfüßrlid. 

24) Die Verhandlungen gibt die Beilage VI in dem Anhange. Über den 
Reichstag zu Nürnberg derichten: Windeck c. 145. p. 1169. (Wölkern) Hist. 
dipl. Norimberg. Per. II. 543. Cf. Besoldi Doc. rediv. Mon. Wirtemb. p. 4. 

22) Belbin. Epit. p. 467. ®enfant a. a. D. II. 186 fu. 

23) Pelzel (Radrigt. über Sigmund Koribut) gibt S. 382 einen Brief 
des vynek von Kunftatt (9. Juli 1425) an Koribut aus dem libro antig. Prag. 
und ©. 383 den Quafi - Frichensſchinß vom 18. Det. 1425 zwiſchen den feind« 
ißpen Parteied, nad dem Portfeper det Laurent. Brzesin. 

24) Chronic. Boh. 1. c. p. 467 sqq. Chronic. Bartoss. p. 149 2q. er - 
zählen das Nähere, Bol, Theobald S. 324 fl. Richter Huffiten in Mähren 
s. 2m. 


Unternehm. geg. d. Huffften b. zur zweit. Entfern. Korib. a, Böhm. 245 
Grenze befenten Feſtungen Leipe, Teplig, Bilin, Außig erobert 
werben. Die Taboriten und Prager ruͤckten daher mit ihrer Hee⸗ 
resmacht herbei und nahmen in kurzer Zeit die genannten Orte 
mit Ausnahme von Außig, welches fie fofort belagerten, indem 
bie deutſchen Reichsſtaͤnde in Nürnberg noch über die Vertheilung 
der neuen&ruppenftelung fich ſtritten. Der tapfere Widerfland 
der meißnifchen Befagung in Außig. gab der Kurfürflin Katha⸗ 
rina (ihr Gemahl war abmwefend auf dem Reichstag) Zeit, eine ans 
fehnliche Heeresmacht von fächfifchen, thüringiſchen und fraͤnki⸗ 
fen Kriegsvoͤllern zu ſammeln und ber bedrängten Feſtung zur 
Huͤlfe zu fenden. Anſtatt dem weifen Rath der Kurfuͤrſtin zu fol: 
gen, fich nicht unvorfichtig in eine Schlacht einzulaffen, griffen 
bie beutfchen Truppen, burch einen weiten und beſchwerlichen 
Marfch abgemattet, den bei Biehany, unweit Außig durch feine 
Wagenburg wohlverſchanzten Feind an (16, Juni 1426), welcher 
wegen des Sonntags Feine Schlacht liefern wollte 25), Mit gros 
Ben Anffrengungen füciten fle bie doppelten Ketten, wodurch die 
einzelnen Wagen aneinander befeffigt waren 26), zu burchbre: 
hen, was ihnen auch an einigen Stellen, aber nur mit vieler 
Mühe gelang. Darhinter aber ftanden bie: feindlichen Reihen, 
mit breiten großen Schilden, welche mit ſtarken Stangen, die in 
die Erde geftedft waren, wie durch eine Mauer gefchlist wurden, 
und erwarteten ihre Gegner, Die Deutfchen, welche in ſolchem 
beſchwerlichen Mühen und Kämpfen den größern Theil bed Tages 
bingebracht, ermatteten endlich, Dazu Fam daß einer ber Haupts 
anführer, der Graf Vizthum, die Flucht ergriff und dadurch große 
Verwirrung und Unordnung im beutfchen Heere veranlaßte, Dies 
fen Moment erfah der ſchlaue Feind: er flürzte aus den Verſchan⸗ 


25) Contin. Laurent. Brzezin. bei Peljel 1. c.-&. 385. . Andreas Pre- 
abyt. Hatiab. Chronic. Bav. bei Kulpis p. 44. 

26) Hermann. Cörner. Chronic. p.1269: „Haereticorum exereitus mu- 
nitionem feoerat sibi fortissimam de curribns multis in magnum circuitum 
ductis, longis catenis- eolligetis et compactis mirabili et inconsueta stiu- 
cture, ne dissolvi velerent. Et.infra hanc munitionem carrilem dictam vul- 
geriter Wagenburg sagitarli et lanoearii eorum stabant et hi exercitum ad- 
versariorum laedere poterant, illaesi ipsi permanentes.‘ 


26 Drittes Buch. Zwoͤlftes Kapitel. 
zungen hervor und warf bie feindliche ſchwere Keiterei fiber ben 
Haufen. Die Huffiten bebienten fich dabei langer zacichter Sans 
zen, wodurch man mit geringer Mühe einen Reiter aus dem Sat: 
tel heben konnte. So war der Sieg, der lange zweifelhaft ſchien, 
bei einbrechenber Nacht für die Böhmen entſchieden. Die Nies 
derlage der Deutfchen war überaus groß. Die Hälfte bed Hee⸗ 
res bei fünfgehntaufend Mann, lag erfchlagen auf dem Schlacht 
felde, “unter ihnen bie Bluͤthe des ſaͤchſiſchen und thäringifchen 
Adels 27): das uͤbrige Heer wurde größtentheild auf ber Flucht 
niedergemacht, ba bie Huffiten einen Parbon geben 28). Bier: 
taufenb mit Lebensmitteln und Gepaͤck beladene Wagen und faft 
das ſaͤmmtliche Geſchich ber Deutfchen wurben erobert. Aber die 
Böhmen erfauften den Sieg nicht wohlfeil. Sie zählten breitaus 
ſend Zodte und eine viel größere Anzahl Verwundeter 2°), 

Die unmittelbare Folge des Sieges war bie Erſtirmung der 


37) Balbin. Epitom. p. 468 nennt die Namen, Es wird erzählt, daß 
man die umgefommenen Herrn in einem Dorfe bei Teplig unter einem Birn- 
baum begraben habe, der fodann wohl jedes Jahr gebtüht, aber niemals wir 
Frůchte getragen. 

28) Bor der Shlacht hatten die Böhmen mit ‚dem Deutſchen untere, 
daß men im Treffen Pardon. gebe, Die Deutſchen wollten nichts davon wiffen, 
daß ſolcher Keperu zugeftanden werde, Daher waren auch die Böhmen in dem 
Grabe gegen ihre Zeinde erbittert, daß fie Feines Lebens ſchonten. Bei dem 
Dorfe Hrbowig, wo einige taufend deutſche Neiter die Schwerter zur Erde ſenk- 
ten und niederfmieten, um Pardon bittend, wurden diefe alle ohne Erbarmen 
nichergehauen. Contin. Lsur. Brzezin. bei Pegel 1. c. 

29) Über die Schlacht bei Außig find zu den ſchon angeführten Quellen noch 
ju vergleichen: Chronic. Bahem. 1. c. p. 471. Contin. Pulkav. p. 164. Pa- 
lacky Annal. Boh. p. 662g. Chronic. Beness. Krabice p. 72. Chronic. 
Bartoss. p. 151. Aen. Sylv. hist. Boh. c. 44. Chronic. terrae Misnens. 
ad an. 1426 bei Mencken scriptt. rer. G. II. p.336. Andreas Ratisbon. bei 
Eccard. Corp. hiet. I. p.2153 oder bei Kulpis p. 44. Bel. Hagec. ©, 782. 
Theobald S. 325 fü. Der Ledtere gibt die Denkreime auf die Japresgapl: 

Die Zeit de Kriegs vor Außig 

‚Hat man geſchrieben dies Geſchicht, 

Sin Hing vor einer Taſchen (i. e. Clg) 

Bier Dir von einer Flaſchen (i. e. CCCC) 

Ein Saul von einem Thor (i. e. N) 

Und dritthalb Andreas Areuz davor (i. e. XXV.)“ 





Unternehm. geg. d. Huſſiten b. zur zweit, Entfern. Korib.a. Böhm. 247 
Feſtung Außig. Die. Einwohner und Befagung wurden ermor⸗ 
det: die Stabt wurbe niebergebrannt und lag brei Jahre unbe: 
wohnt und öde, 

Die Niederlage der deutſchen Kriegsvoͤlker bei Außig ver: 
breitete großen Schreden und unbeſchreibliche Furcht durch ganz 
Deutfchland: beſonders aber glaubte man-in Ober = und Nieder: 
ſachſen ſchon die furchtbaren Feinde im Lande, Daher festen fi) 
die Städte daſelbſt, welche noch Feine Mauern ober ſchlechte Be⸗ 
feſtigungswerke hatten, ſchnell in Vertheidigungsſtand °°). Nicht 
nur Erfurt, Jena, Halle, fondern felbft das entfernte Magdes 
burg glaubte ſchon den Feind vor den Thoren, Ohne Zweifel, 
wären auch die Huffiten damals in Thuͤringen und Sachſen eins 
gebrochen, hätten nicht neue Uneinigkeiten, bie umter benfelben 
entftanden, ihre Kräfte zerfplittert, gelähmt und. fe zum Theil 
gegeneinander felbft gewendet. Denn ald Procop der Große mit 
den Zaboriten in dad Meißnifche einzufallen rieth, fo erklärten 
ſich die Prager und ber Adel mit Koribut dagegen, . Darlıber ges 
riethen bie Taboriten wieder mit den Adligen und ihren Verbin: 
deten in große Entzweiungen, Sie belagerten den Bocjko von 
Podiebrad, einen treuen Anhänger Koribut's, mehrere Wochen 
lang in feinem feften Schloffe Podiebrad. Nach vergeblicher Be: 
lagerung der Vefte, während welcher Zeit der Exzbifchof Conrad 
von Prag flarb 37), zogen fie nahe Mymburg; wo ihnen Bochko 
nachzog und fie uͤberfiel. Er ward aber zuruͤckgeſchlagen und toͤdt⸗ 
lich verwundet, fo daß er einige Tage nach bem Treffen feinen 
Geift aufgab >*), 

Da der in Nürnberg werabredete Huffitenzug, obwohl auf 
den 15. Auguft der Verfammlungstag für die verfchiedenen Con⸗ 

30) Hermann. Corner. Chr. p. 1296. Kranz Saxon. Hib. XI. c. 43. 
Theobald a, a. D. Auch in Heſſen ließ damals ver Landgraf Ludwig mehrere 
Städte zur etwaigen Abwehr der Huffiteneinbrüde befefigen. Rommel Geſch. 
v. Heffen IT. S. 266 u. Aumerk. S. 194. : 

31) Er ftarb als Huffit (6. Aug. 1426) im päpftliden Bann. gl. Bal- 
bin. Epit. p. 468. Raynald Ann. eccl. ad ann. 1426. n. Xu. XIII. Cochl. 
bell, Hussit. lib. V. p. 208. Lenſant IT. 198 fu. 

32) Ohron. Bartoss. p. 152. Chrenic. Boh. I. c. Contin. Pulk. 1. e. 
Palacky Annal. Boh. p. 69. Bl. Theobald S. 330. Hager. ©. 733. 


248 Drittes Buch. Zwölftee Kapitel, 

tingente beſtinunt worben war ®°), ganz unterblieb 4), fo waren 
die innern Streitigkeiten unter den Huſſiten den beutfchen Grenz⸗ 
laͤndern fehr gelegen gekommen. Denn es waren faft gar feine 
Kriegsanftalten zur wirkſamen Gegenwehr bes Feinde getroffen, 
Nur der Herzog Albrecht von Öftreich, der wie der Kurflsrft Fried 
rich von Sachfen ,/ vermöge befonderer Buͤndniſſe mit bem roͤmi⸗ 
ſchen Könige zum beftänbigen Krieg gegen die Huffiten verpflich- 
tet war, hatte große Kriegsruͤſtungen getroffen. Der zehnte Mann 
in Öftreich mußte in’ Feld ziehen. Ein Heer von 40,000 Mann 
wurde auf die Beine gebracht 5), Die Huffiten, welche. von 
dieſen Kriegsanflalten durch ihre Kundſchafter trefflich unterrichtet 
waren 3), wurden nicht unerwartet angegriffen, als im Auguſt 
der Herzog nad) Mähren z0g und bie verlorene Feſtung Lunden⸗ 
burg belagerte, Zwar fügte er dem Lande großen Schaden zu, 
aber die Feftung konnte er nicht gewinnen: und zulegt, ald bie 
oͤſtreichiſchen Heren des langen Kriegszuges müde waren, mußte 
er nach einigen umentfchiebenen Gefechten: unverrichteter Dinge 
wieber nach Oſtreich heimkehren 27), indem bie Huffiten ihn-in 
feinem eigenen Lande bedrohten, 

Sobald Procop der Große mit den Taboriten Mähren von 
den Öftreichern befreit und Rache an ben maͤhriſchen Landherrn 
genommen, die ed mit Albrecht gehalten 20), fiel er mitten im 

33) Rach dem Pönigl. Schreiben "an den Abt von Bebenhaufen bei Besold 
Doc. red. Mon. Wirtemb. p. 420 war „Rom,” ein Drt, deſſen Lage unbes 
kannt ift, als Gammelort für das deutſche Heer beftimmt. Dhne Zweifel ift 
anftatt Nom zu lefen „Gham, ein in der Nähe des Boöͤhmerwaldes areas 
Städten, 

34) Einzelne Reichsſtaͤnde maßten zwar Kriegörüftungen, wie z. B. der 
Erzbiſchof von Mainz, der mit dem Herzog Lupold von Leuchtenberg über Stel 
lung von 25 Gleven einen Bertrag abſchloß; Guden Cod. dipl. Mog.IV. n. 65. 
p- 156 sqgq.; auch der deutſche Drden ftellte 50 Spieße (Voigt Gef. Pr. VI. 
6.489 f1.): doch im Ganzen Fam Fein Zug zu Stande, Windeck c. 143. p. 1188. 

35) Kurz K: Albrecht I, Br. 2. p. 112 FI. nach urkundlichen Berihten. 

36) Kurz &, 114 fl. 

37) Windel c. 148. p. 1191. Chronic. Beness. p. 73. Paltrami Chron. 
bei Pez Scriptt. rer. Austr. L p. 733. 


88) Bol. über das Nähere Lenfant II. S. 201 fü. Pelzel Geſch. v. Böhm. 
1.39, 





* 


Unternehm. geg. d. Huffiten b. zur zweit. Entf. Korib. a. Böhm. 249 
Winter in Oſtreich ein, wo man fich in diefer Jahreszeit Feines 
Angriffs gewaͤrtigte. Mit Leichtigkeit wurden Klöfter und Doͤr⸗ 
fer zerftört und geplündert: nur bie Städte leiſteten unerwarteten 
Biderftand. Die Stabt Zwettel ſchlug den Sturm ber Huffiten 
zurüd. Daher zogen fie ſich wieber nach Mähren zuruͤck, erſchie⸗ 
nen aber ſchon im Anfang März 1427 wieder vor Zwettel. Der 
bebrängten Stadt eilte ein Öftveichifches Heer zur Hllfe Cine 
moͤrderiſche Schlacht entfpann ſich. Die Öftreicher eroberten bie 
Wagenburg ber Huffiten und jagten diefelben in die Flucht. Zu 
‘frühe überließen fie ſich aber der Plünderung des feindlichen Las 
gerd, Die Taboriten fammelten ſich wieder und brachten ben 
Oſtreichern eine furchtbare Niederlage bei 29). 

Im derfelben Zeit (im Anfange bed Jahres 1427) hatten die 
Waiſen unter Anführung des Procopius des Kleinen einen Zug 
in die Laufig unternommen, Ohne Widerftand zu finden, zogen 
fie verheerenb, morbend, brennend und fengend tief in's Land, 
Die erftürmten Städte wurden- geplündert und eingeaͤſchert: bie 
Einwohner ohne Unterfjied des Alters und des Gefchlechts mit⸗ 
leidlos ermordet: die Prieſter zu Tode gemartert *0). 

Nachdem die Lauſitz ſo in ſchrecklicher Weiſe verheert und mit 
unſaͤglichem Jammer und Schrecken angefüllt war, wandten die 
Waiſen ſich nach Schlefien. Zu ihnen waren die Zaboriten unter 
Procopius dem Großen, die fo eben Oſtreich verwäftet hatten, ges 
flogen. Gleiches Schickſal traf nun auch Schlefien, Sie dran⸗ 
gen in Bunzlau ein, verlibten dafelbft die größten Graufamleiten 
‘und legten die Stabt in Aſche. Auch vor Goldberg und Liegnig 
erſchienen fie. Mit großer Beute Eehrten die Huffiten nach ihrer 
Heimath zuruͤck. Ganze Viehheerden hatten fie erbeutet, Boͤh⸗ 
men war damals durch biefe. Streifzüge mit fo vielem Rinbviehe 
angefülft, daß man nicht wußte, was man bamit anfangen follte, 
Zünfzehn Ochfen wurden um’ zwei Schock Groſchen erfauft*!), 


39) Contin. Pulkav. p.165. Chron. Boh.1.c. Herman. Corner. p.1275. 
Vagec. S. 734. Bel. Kurz &,118 fl. nad) den öfte, Nuellen. 

40) Chronic. Bartoss. p. 153. Chron. Boh. 1. c. p.473. Herman. Cor- 
ner .c 

41) Chronic. Boh. l. c. Hermann. Comer. I. c. Dlugoss. XI. p. 500. 


Wo Duictes Buch. Awoͤlftes Kapitel. 

Mittlerweile waren in Boͤhmen, und beſonders in Prag wie⸗ 
der neue Streitigkeiten unter ben huffitiſchen Theologen ausgebro⸗ 
den. Rokyczana konnte ſich mit ben taboritifchen Prieftern über 
die Lehre des Abendmals nicht vereinigen: er bezeichnete fie als 
Irrlehrer und auf fein Betreiben wurben fie gefangen gefegt und 
bald von ben Pragern alle Zaboriten aus der Stabt gejagt **), 
Das erbitterte die Taboriten fo fehr gegen Prag, daß fie bie Stadt 
belagerten*®), Da fie diefelbe nicht einnehmen konnten, ließen 
fie ihre Wuth gegen die mit den Pragern verbuͤndeten Heinen 
Städte aus. Slan warb erftürmt, und alle Einwohner, for 
wohl Priefter als Weltliche, obwohl fie Huffiten waren, ermor⸗ 
det und die Häufer fobann niebergebrannt. Leitmerig, Kaurzim 
und Boͤhmiſchbrod unterwarfen fh, gefchredt durch Slan's 
Schickſal. 

Die damals aus Schleſien ſiegreich zuruckkehrenden Waiſen 
und Taboriten vereinigten ſich mit ihren Glaubensbruͤdern und 

richteten nun ihre Verheerungswuth gegen ihr eigenes Vaterland. 
Die Drte, die es mit den Pragern hielten, wurden, wenn fie 
ſich nicht eiligſt unterwarfen, auf dad Schreiklichfte heimgefucht **), 
Beſonders große Verwuͤſtungen richteten die Taboriten im Pilfe: 
ner Kreife an, Darauf ruͤckten fie von neuem und mit verftärkter 
Kriegsmacht vor Prag, diefe Stabt vom Erdboden zu vertilgen. 
Da man aber grabe um diefe Zeit Kunde von einem abermaligen 
großen Kriegszuge ber Deutfchen Reichsſtaͤnde nach Böhmen er: 
bielt, fo fanden die Bemühungen der Saatzer und des bei beiden 
Parteien in hohem Anfehen flehenden huffitifchen Priefter Wen⸗ 
zel Koranda Gehör und ein Friebe zwifchen den Pragern und Ta: 
boriten wurde in ber Weife vermittelt, daß die in Prag gefangen 
gehaltenen taboritifchen Priefter und. Theologen in Freiheit gefegt 





Hegel Annal. Siles. p. 344. Theobald S. 335. gl. dot, Geſch. von MBres- 
iu, U. S. 384. 

42) Contin. Palkav. I. c. Palacky Annal. Boh. p.70 fl. Beness. Krab. 
p- 73. Haget. S. 731. Aheoba S. 333. 

43) Über das Nähere dieſer theologifhen, und ber daraus erfolgten innern 
Gtreitigfeiten vgl. Lenfant Geſch. d. Huffitenfe. II. ©. 224. 226 u, 234. 

44) Chronic. Boh. 1. c. p. 469. Theobald ©. 335 fl. - 


Unternehm. geg. d. Huſſiten b. zur zweit, Entf. Korib. a. Böhm. 251 
wurde und man Rokyczana zum Generalinfpector aller huſſitiſchen 
Kirchen beftimmte, Doch war dad Mißtrauen ber Prager gegen 
die Taboriten fo groß, daß fie Diefelben nicht in-ihre Stadt einlies 
Ben. und einige Rathöheren, die fie in Verdacht hatten, als hiels 
ten fie es mi. jenen,. abfegten*°), Doch darin gaben bie Pras 
ger ihren Gegnern nach, daß fie ihren Namenkönig den Sigmund 
Koribut, ber ihnen body zu nichts Nuͤtze war, weil er mit dem 
Papſte Unterhandlungen wegen der Wiedereinführung ber katho⸗ 
liſchen Religion in Böhmen angenüpft hatte +0), ber Regierung 
entfegten (am grünen Donnerstag 1427), ihn unter Spott und 
Hohn, ihm eine umgekehrte Moͤnchskappe auffegend, auf das Pra⸗ 
ger Schloß in Verwahr braten und fpäter mit feinen Polen 
fehmäbiich noch Haufe purltfehistten 7), 


46) Contin. Pulkaran p. 165. Zfeubat S. 334. 

46) Raynald ad an. 1427. u. 18. Pelgel Nadır. über Gigmund Koribut 
©. 386. 

47) Chronic. Boh., Contin. Pulkayac, Beness. Krab. I. cc. Palacky 
‚Ahnal. Boh. p. 71. Contin. Laur. Brzezin. bei Pegel 1. c. ©, 387, Pagec. 
©. 733 fl. heobald S. 334 u. 344. Mol. Balbin. Kpit. 469 u. Lenfant I. 
225 fl. * 





Dreizehntes Kapitel, 


Neue Kriegsunternehmungen gegen die Huſſiten, von ber Schlacht bei 
Mies bis zur Erhebung der allgemeinen Huſſitenſteuer. 1427. 





Ungeachtet der häufigen Reichstage, die man zur Betreibung 
der Kriegsanftalten gegen bie Huffiten hielt, ungeachtet der Aufs 
forderungen des Papſtes zum Kreuzzug gegen bie böhmifchen Ke⸗ 
ger, ungeachtet der Bemühungen bed sömifchen Könige, mit 
Huͤlfe der Ungarn unb Polen, ber Oſtreicher und Sachſen das 
verlorene Land wieber zu gewinnen, war man feit bem Tode beö 
gefürchteten Ziſka doch Feinen Schritt weiter gelommen. Im Ges 
gentheil, fo uneinig auch die Böhmen unter fi waren, fingen 
diefe nunmehr an, den Krieg Über ihre Grenzen in die benachbar⸗ 
ten Länder zu tragen. Sie wurben Angreifer aus Angegriffenen: 
und fon war ihr Name. allen ihren Nachbaren ein Schreden. 
Mittlerweile der römifche König, nachdem er von feiner Krankheit 
genefen, in Ungarn bis gegen bad Ende des Jahres 1426 ver⸗ 
weilte und wenig für dad deutſche Reich that, wurden die planlos 
fen Angriffe der Deutfchen von ben Böhmen zuruͤckgeſchlagen: und 
felbft der Zeitpunct, wo innere Zerwuͤrfniſſe unter ben Huffiten 
einen günftigen Erfolg für die deutſchen Waffen verfprachen, ging. 
unbenugt voruͤber. Es ift nicht unwahrſcheinlich, daß König Sig⸗ 
mund, deſſen Eigenſchaft Ausdauer nicht war, im Geiſte die Ero⸗ 
berung und Unterwerfung von Böhmen ganz aufgab und daher 
‚lieber an bie Befriegung ber Tuͤrken dachte, welche er für cher 
moͤglich hielt. Allein bie beftändigen Auffotderungen des Papfted 
zur Bortfegung des Krieged gegen die Keger und bie dringenden 
Huͤlferufe der von ben Huffiten bedrohten oder heimgefuchten 


Bon bir Schlacht bei Mies bis zur Erheb. d. Huffitenfteuer. 253 
Reichsſtaͤnde nöthigten ihn als Oberhaupt des roͤmiſchen Reiches 
immer wieber von neuem, bie vergebliche Arbeit des Sifophus zu 
verrichten. Heere wurden mit vieler Mühe auf bie Beine gebracht 
und gegen Böhmen geſchickt. Kaum hatten biefelben die Grenz⸗ 
gebirge Überfhritten, fo waren fie auch vernichtet ober hatten fich 
aus panifchem Schrecken in Binde Flucht aufgelöst, So ging es 
auch im Jahr 1427. 

Schon im November 1426 hatte Sigmund feinen Hofrichter 
den Grafen Johann von Lupfen nah Deutſchland geſchickt, um 
mit den rheinifchen Kurfürften und dem Herzog Friedrich von 
Sachſen wegen des Zuges bie vorläufige Rüdfprache zunehmen, 
Man kam überein, daß man auf Sonntag nad Marid Lichtmeffe 
(9. Febr. 1427) zu einem allgemeinen Reichstage nah Mainz zus 
ſammenkomme. Ale Kurflirften folten fih in Perſon einfinden 
und ber König wo möglich auch felbft fommen, bamit ohne Aufs 
enthalt die Sache ganz zum Schluß berathen werden koͤnnte. 
Auch follten die Erzbiſchoͤfe durch Einladungsſchreiben ihre Suf⸗ 
fraganbifchäfe zu diefem Reichötage einberufen?). Denn auch ber 
Papft Martin V betrieb den Kriegszug fehr eifrig und forderte 
durch feinen Legaten die Chriftenheit zur Kreuzfahrt gegen bie ker 
tzeriſchen Böhmen auf ). 

Es ſcheint der Tag in Mainz nicht zu Stande gekommen zu 
feyn®): wahrſcheinlich iſt es, daß man ihn auf mehrere Wochen 
verſchob. Als Verſammlungsort beſtimmte man Frankfurt. Im 
April kamen dahin mehrere Kurfuͤrſten in Perſon, einige aber 
ſchickten wie die meiften Fuͤrſten ihre Bevollmächtigten. Auch der‘ 
roͤmiſche König, welcher wegen bed Wieberausbruches des Ziir- 
kenkrieges fehleunigft an bie füböftlihe Grenze Ungarns ziehen 
mußte, um die Zeinde zuruckzutreiben, konnte nicht felbft kom⸗ 
men: er ſchickte auch feinen Bevollmaͤchtigten. 


4) Lunig R. Archiv. T.XVIL p. 4. Bol. Häberlin R. Hiſtorie V. S. 411 fl. 

2) Bayneld Ann. eedl. ad an. 1427. m. I. Bzov. Ann. ecdl. ad an. 
14277.0.5w6. 

3) Na Lang Ludwig d. Bärtige S. 135 waren die Kurfürften am 1. Febr. 
1427 in Mainz verfammelt : jedod feinen die übrigen Meihftände audgeblicben 
zu fen. 


24 Drittes Buch. Dreigehntes Kapitel, 

Die große Gefahr, welde von ben ‚Huffiten den beutfchen 
Ländern drohte, bewisfte, daß man biefeamal fich ſchnell über 
eine anſehnliche Heeresmacht zum Zug gegen bie Böhmen vers 
fländigte®). 

Zugleich warb auf bem Frankfurter Reichstag eine weitläufige 
Drdnung entworfen und barin beftimmt, in welcher Art und Weiſe 
der Zug unternommen werben follte, und was babei zu beobachten 
wäre. Es laffen fich aus dieſem Reichsabſchied Leicht die manch⸗ 
fadgen Unordnungen und Fehler entnehmen und errathen, welche 
bei den frühern Zügen gegen bie Böhmen ftattgefunden. Man 

- wollte: nunmehr bem Übel mit aller Kraft entgegentreten, es mit 
der Wurzel außreißen, vergaß aber Dabei, daß, wo ber innere 
Geiſt fehlt, plöglich der tobte Buchſtabe allein nichts vermag, 
fonbern übermäßige Strenge die Sache ganz verbirht. Auch bie 
Kurfürften wollten zeigen, wie ernft es biefesmal ihnen fey, daß 
der Bug mit allen Kräften unternommen werbe, Sie erließen das 
ber von Frankfurt aus Circularſchreiben an alle Fürften und 
Stände des beutfchen Reiches, wodurch biefelben von ben gemach⸗ 
ten Befchlüffen in Kenntniß gefegt und zu deren Ausführung auf 
gefordert wurden), 

Die auf dem Frankfurter Reichstage getroffenen Anordnun⸗ 
gen in Betreff bed Huſſitenktieges aber waren folgende °*): 

Der erfte Theil des Reichsabſchiebes enthielt die Propos 
fition bes römifchen Königs, in welder Art und Weife bie 
Reichöftände über die Führung bed Krieges gegen die 
tegerifhen Böhmen ſich verfländigen follten. Die Gontins 
gente folten Ende Juni beiNürnberg fich verſammeln. Im Falle 
die | drei geiftlichen Kurfinften in Perfon kaͤmen, ſolle der Erzbi⸗ 

* Windeck c. 140. p. 1186. 

5) Binde? c. 150. p. 1198— 1200. Guden Cod. T. Dipl. Mogunt. 
IV. p. 158 qq. ‘ 

6%) Windel c. 149 p.1192 59q. Reue Sammlung der Reie-Ahfeiebel. 
S. 120 fi. Datt de pace public. lib. I. c. 11—13. Dice Anordnungen 
ſtimmen größtentpeils mit denen, welde im I. 1431 getroffen wurden, überein, 
Es ſcheint, daß man damals die vom I. 1427 zu Grund Iegte, und fie fodann 
in einem Reichsabſchied von acht vbauptſücen publleirte, Nur die Matrikel lau⸗ 
tete 1431 ganz anders. 





Bon ber Schlacht bei Dies bis zur Exheb. d. Huffitenfteuer. 255 
ſchof von Coln als ber aͤlteſte, an bie Spitze ber Kriegäführung 
treten mit einem weltlichen Fuͤrſten, ben bie andern weltlichen 
Reichsſtaͤnde dazu erwaͤhlten, und Beide follten ſich fobann noch 
einen britten Beliebigen beinehmen. In Abwefenheit des Erz⸗ 
biſchofs von Coͤln folkte der von Zrier, und wenn biefer nicht 
kaͤme, ber von Mainz die höczfte Stelle im Kriegsheere bekleiden. 
Die oberften Befehlöhaber hätten ſechs oder mehrere Unterfeldz 
Herrn zuswählen, die alles auf ben Marfch und die Kriegsfuͤh⸗ 
zung Bezügliche anordnen ſollten. Auf dem Marſche folte fizenge 
Mannszucht gehalten und von dem Kriegsheer außer bem bend= 
thigten Stroh und Heu nichts. weggenommen werben ohne Bezah⸗ 
lung, dagegen aber auch dafür Sorge getragen werben, daß dem 
Heere alle Bebürfniffe zugeführt würden. Die- Plünderer und 
Räuber folten firenge, nach Befinden, felbft mit dem Tode bez 
firaft, Frauen und Spieler nicht im Heere gebuldet werben; 
Gottesdienſt folte man haͤufig im Heere celeberiren, bie Krieger 
ſollten zur Beichte und Communion angehalten, die Flucher aus: 
gepeitſcht, den Säufern und Streitfüchtigen die Hanbober bei ſtarken 
Verwundungen ber Kopf abgefchlagen werben. Streitigkeiten unter 
den Fürften, Herrn und Städteabgeordneten follten die Oberanfühz 
ter mit Zuziehung unparteifcher Fuͤrſten ober Herrn ſchlichten. Aus 
Ber dem eigentlichen unter den Fahnen verfammelten Kriegsleuten 
war ed verboten, daß jemand mit nad) Böhmen ziehe und dort 
Zeindfeligkeiten verübe, und felbfi den Kriegsleuten war es uns 
terfagt dort zu brennen, zu plündein, zu morben ohne Geheiß ber 
Hauptleute: und diefe durften ſolche Befehle uur gegen bie Ketzer 
und ihre Anhänger ertheilen. Wem aber die Hauptleute ſicheres 
Geleit verfprächen, dem müßte e8 von Jedermann gehalten wer 
den. Beim Aufbruh, auf dem Marſch, beim Angriff, in der 
Schlacht, beim Lagern ꝛc. folte Jedermann den Befehlen der 
Hauptleute Gehorſam leiften und Feiner willkürlich felbft nad 
eignem Gutditnken handeln, Im Heere follten von allen Waffen: 
gattungen Kriegsleute fich vorfinden, auch Zimmerleute, Stein» 
megen und Schuͤtzen: fo müßten auch Geſchuͤtt, Waffen, Bela: 
gerungs = und Sturmgeraͤthſchaften und Munition jeder Art in 
hinreichender Menge vorhanden feyn. Der Feldzug follte in ber 


26 Drittes Vuch. Deeijehntes Kapitel. 
Weiſe eröffnet werben, daß auf einem Zag Böhmen von vier 
verfejiedenen Seiten mit Krieg überzogen werbe: von ben rheinis 
ſchen Kurfürften, von dem ‚Herzog von Sachſen, von ben ſchleſi⸗ 
fen Herzogen und Stäbten, von bem ‚Herzog von Oſtreich; zu= 
gleich wären bie boͤhmiſchen katholiſchen Herrn aufzuforbern, zur 
Hülfe zu feyn. Solange der Kriegszug bauere, follte in allen 
Gegenden Deutſchland's jebe Fehde, jede Streitigkeit ruhen: daher 
auch von feinem Reichsſtand die Entſchuldigung bed Ausbleibens 
wegen eigener Fehden angenommen werben koͤnnte. Kein Fuͤrſt 
ober Reichöftand dürfte für fich allein irgend eine Eroberung ober 
Vortheil im feindlichen Lande ſuchen. Jede von ben Hauptleuten 
den eroberten Orten zugeftandene Bebingung müffe von Allen gez 
achtet werben. Keiner, ber ſich gegen bie Kriegsanordnungen 
verfehle und flüchtig werbe, follte irgend in deutfchen Landen Schug 
ober Aufnahme finden. Endlich werde noch beftimmt, wieviel 
grobes Geſchuͤtz, wieviele Buͤchſen, wieviele Pfeile und Steine, 
wieviel Pulver xc, die Kurfürften, die Herzoge von Bayern, die 
Biſchofe von Bamberg und Würzburg, die Städte Nürnberg, 
Regensburg, Paffau, Eger ıc. mitbringen folten. Das ganze 
Kriegsheer folte nach dem Anſchlag von einem Gewaffneten auf 
den 50flen Mann, 36,000 Krieger zählen, bie leichten Truppen 
und der Troß nicht mitgerechnet. Jedermann über 14 Jahr alt, 
männlichen wie weiblichen Geſchlechts, der taufend Gulden und 
darüber im Vermögen habe, follte einen Gulden Kriegöfteuer, ber 
200 Gulden Vermögen habe, einen halben Gulden, und wer we⸗ 
niger Vermögen habe, einen Blapfart ober ſechs Straßburger 
Pfenninge bezahlen, 

Im dem zweiten Theile wird gemeldet, wie die Fuͤrſten 
und Städte über bie Art, wie ber Krieg gegen bie Böhmen ges 
führt werden follte, übereingefommen, Gegen bad Worhaben, 
außer dem in dem Matrikel entworfenen Anfchlag, vom soſten 
Manne, noch viertauſend Pferde auszuheben, erklärten ſich die 
meiften Städte: fie wollten lieber dann von dem 28ſten oder 
zoften Manne einen ausgehoben haben, ald eine nachträgliche 
willkuͤrliche Aushebung. Es warb daher befchloffen, von ben fern 
wohnenben den 2öften, von den zumächft liegenden ben 20ften 


Bon der Schlacht bei Mies bis zur Erheb. d. Huſſitenſteuer. 257 
Mann auözuheben. Diein ber königlichen Propofition beftimmten 
Disciplinarſtrafen im Hesse fanden Finſten und Städte zu ſchwer 
und beſchloſſen, darauf anzutragen, daß fie vom König gemildert 
wurden. Auch warb für gut gefunden, daß der roͤmiſche König 
und die Fürſten einen Aufruf an alle chriftlichen Könige und Herr⸗ 

n erließen, Huͤlfe gegen bie ketzeriſchen Böhmen zu leiſten. 

Weiter ward feftgefegt, wie die Reichsſtaͤnde bie koͤnigliche 
Propofition in Betreff der Art und Weiſe, wie die Disciplin im 
‚Heer gehandhabt werbe, abänderten oder annahmen. Vor dem 
Auszuge follten Ale beichten und dad heil, Abenbmal empfangen. 
Befondere Heerhauffn mit eigenen Bagenburgen follten bilden: 
die vier rheiniſchen Kurfirſten; der Herzog von Sachfen mit ben 
Landgrafen von. Thiringen und Heſſen; ber Markgraf von Brans 
denbürg (ald Burggraf von Nürnberg) mit den Bifchäfen von Bam⸗ 
berg und Würzburg, mit ben Hergogen von Bayern, mit dem 
Grafen von Wirtemberg, mit den fraͤnkiſchen und ſchwaͤbiſchen 
Grafen und Rittern; der Erzbifchof von Magdeburg mit den Wis 
ſchoͤſen von Hildesheim und Halberflabt, den Herzogen von 
Braunſchweig, Meklenburg und Pommern und den jungen Mark: 
grafen von Brandenburg; bie fämmtlichen Reichftädte zufammenz 
endlich die ſchleſiſchen und lauſitziſchen Fürften, Herrn und Städte 
mit bem Hochmeiſter des deutſchen Ordens. [Die Herzoge von 
Oſtreich mit bem Erzbiſchofe von. Salzburg bildeten ein abgeſon⸗ 
dertes Heer.) 

Mit dem Einrüden in Böhmen folten bie vegfchiebenen Heer⸗ 
haufen ſich zu einem Heere verginigen. Über zehn, über hun⸗ 
dert, über taufend Mann follgen Hauptleute gefet werdem Wer 
fich der Heerordnung nicht füge, fliche ober fich heimlich entferne, 
der follte mit Weib und Kind ewig aus dem Reid, vertrieben und 
feine Güter confiscirt feyn. Wer Zufuhr zum Heere liefere, ſollte 
unbeſchaͤdigt und ficher hin⸗ und herziehen: wer aus dem ‚Heere 
ihn beſchaͤdige, fein Leben verwirkt haben. Im Heere follte ein 
freier Markt beſtellt ſeyn. Die zur Wagenburg gehörigen Wagen 
folten im guten, ſtarken Stand mit 15 Fuß langen eifernen Ket⸗ 
ten verfehen feyn und die Wagenknechte wie nöthigen Geräthfchaften 
haben. Die Heerhaufen follten auf bein u Snanbe nach⸗ 


uſadbaq æ. Sigmund. II. 


238° Deities Wu. Dreischntes Kapitel. 

folgen, fo daß fie nicht zugleich an demſelben Tag an bemfelben 
Drt lagerten, und mit Panieren verfeben feyn. Im Heere durf⸗ 
den weder Spieler, noch gemeine frauen geduldet werben. Räu: 
bern und Dieben follte die Hand, abgehauen, oder es follten bie: 
felben durch den Strang hingerichtet werden. Bei jeder Heeres⸗ 
abtheilung wäre ein Gericht niederzuſetzen, zur Entſcheidunh der 
Ktagen. und Beſchwerden. Ale Streitigkeiten, alle Zwifligkeiten, 
die im Heere ausbraͤchen, ſollten nach dem Kriegs zuge zu Haufe 
ausgemacht werben. Jedem Heerhaufen ſeyen vier bis fünf Geiſt⸗ 
liche beizugeben.. Es ſollten von keinem einzelnen Fuͤrſten, von 
keinem Heerhaufen beſondere Eroberungen für ſich gemacht oder 
Partitular⸗ Verträge eingegangen werben. Alle ohne Ausnahme 
ſollten ihren Worgefepten gehotſam ſeyn: wer dagegen ſich ver: 
fehle, ſollte geſtraft merden, ohne daß ſich jemand des Geſtraf⸗ 
ten annehmen birrfte, 

Die Watrikel oder ber Anfchlag zur Stellung der Contingente 
lautete auf ſechsunddreißig taufend Mann Bewaffneter, wobei 
jedoch die Hergoge von Oſtreich, bie Kurfürften von Sachfen und 
Brandenburg: mit. den.norbbeusfchen Reichöftänden nicht inbegrif⸗ 
fen waren, Die rheiniſchen Surfürften ſtellten ſechs zehntauſend 
Mannz die pfälzifhen Wittelsbacher mit Ausſchluß des Kurfürs 
fien von der Pfalz, der Markgraf von Baden und die beiden 
Grafen von Wirtemberg zufammen gegen fiebentaufend; die Bi⸗ 
ſchoͤfe von Lüttich, Strasburg, Speier, Worms, Bafel, Con⸗ 
ſtanz, Würzbuig, Bamberg, Regensburg, Eichfläbt au fünf: 
tauſend: bie vheiniächen, fränkifien, ſchwäbiſchen und elſäſſiſchen 
Reichsllaͤdte zuſawenen gegen fechötgufenk: bie Übrigen. Truppen 
hatten bie baperifchen Wirtelsbacher, die niederrheinifgen Finſten 
und der Landgraf von. Heften zu ſtellen. \ 

. » Berner beſtimmte man, daß das Heer aus den Niederlanden, 
vom Rhein und aus Franken Samstag nah S. Johannis zu 
Snugichten (wahrfcheinlich hei: Vleyſtain unweit Tachau) vor dem 
Böhmerwald fi verfammeln und Tags darauf in Böhnden einrü> 
den folte: für das ſchwaͤbiſch = bapertfch = ſchweizeriſche Heer °%) 

66) Daß damals auch Schhoeizer gegen die Huffiten mitfochten, iR gewiß. 
Bol. Joh. v. Müller Geſch. Shweizer Etdgen. Br. III. S. 159. 





Bon der Schlacht bei Dies bis zur Exheb. d. Huſſitenſteuer. Wo 


waren zeifchen Cham und dem Möhmerwalbe .biefelben - Tage 
als Sammelort und Einzug vorgefchriebenz bie Heflen, Ihisins 
ger, Oberſachſen, Braunſchweiger mußten an demſelben Sonns 
tag um Gaban ſeynz bie Nieberfachfen und Brandenburger follten 
um diefelbe Zeit zu Torgau ſich verfammeln und fohann ſich den 
vorgenannten anfchließen. Das oͤſtreichiſche ‚Heer, welches zugleich 
die Contingente von ben Bisthlimern Salzburg, Trient, Brixen, 
Gurt, Chiemfen, Seckau, Freiſingen, Paffau in fih ſchloß, 
ſollte an dem genannten Sonntag zu Low (Paab, an der Grenze 
Maͤhrens zwifchen Reg und Nicolsburg) vereinigt ſeyn, um ſodann 
unverweilt gegen Böhmen vorzurucken. Bid an bie böhmifche 
Grenze fole Iebermann auf eigene Koften die Zehrung beſtreiten. 

Die Huffitenfteuer ober ber gemeine Pfenning kam 
auf dem Frankfurter Reichstag auch zur Sprache: jedoch Tonnte 
man über die allgemeine Erhebung berfelben keinen beflimmten 
Entſchluß faffen. Es ward vorerfi nur fefigefegt, daß bie zum 
‚Huffitenkrieg eingegangenen Ablafgelber und fonflige Beiträge 
nach den Stäbten Nürnberg, Erfurt, Salzburg, Coln und Bres⸗ 
lau zufammengebracht werben ſollten, und zugleich beſtimmt, nach 
welcher Stadt jeder Reichsſtand die Beiträge zu ſchicken, wer fie 
da zu empfangen, zu regiſtriren, aufzubewahren oder zu ver⸗ 
wenden: hätte. Auch auswärtige Länder, wie Daͤnemark, Nor⸗ 
wegen; Schweden, Kitthauen, Polen wurden aufgefordert Bei⸗ 
träge, namentlich Ablaßgelder zu fhiden, und zwar nad) Bres ⸗ 
lau °°). Die italienifchen Furſten und Staaten waren duch mit 
Beiträgen angegangen. Im ganzen Reiche wurde zugleich auch 
eine Iudenfteuer erhoben, die auf ben Kopf jebes Indivi⸗ 
duums einen Gulden betrug. 

Damit aber Fein Reichsſtand durch Fehden oder Krieg vom 
Bug gegen bie Huffiten abgehalten wuͤrde, wurde ber -allgemeine 
Landfriebe erneuert 7). 


6°) So ift namentlich nachzuweiſen, daß am 7. Dec. 1426 in Bige eine Bufe 
fitenfteuer ausgefdjeieben wart. Index Corp. hist. Livon. etc. I.p.260. n. 1209. 
Im Preupen wurde diefelbe and) auögefäprieben, wogegen ſich aber der Bifof von 
Grmland erklärte. Voigt Geſch. Preuſſ. VM. S. 516 fl. 
T) Wencker Apparat. Archiv. p. 819. 
17* 


P Drittes Bu. Dreizehntes Kapltd. + 

Obwohl ber Papfk durch feinen Cardinallegaten Heinrich von 
Wincheſter, der Sriegshaufen mit aus England herbeiführte und 
in Deutſchland dad Kreuz gegen bie Huffiten prebigte, bie Voͤlker 
aum Religiondfrieg anregen ließ ®), fo waren es doch grade geifls 
liche Fiirſten, wie 5. B. ber Erzbiſchof Conrad von Mainz (wer 
wen des Krieges gegen den Landgrafen won Heffen), welche ſich 
ſaͤumig in der Stellung ihrer Kriegö-Eontingente zeigten. Def: 
fenungeadhtet waren um die Mitte Juni an ben beflimmten Sam: 
melplägen fo viele Kriegsvoͤlker eingetroffen, verfehen mit allem 
Kriegsmaterial und Probiant, daß man bie fichere Hoffnung heg⸗ 
te, dieſesmal einen gluͤcklichen Feldzug zu machen, 

Das Weſt- und Noröheer, gegen achtzigtaufend °) Mann 
Bart, begann die Eröffnung des Feldzuges. Es follte ein coms 
binirter Angriff auf Böhmen von Thüringen und Franken aus 
gemacht werben. Indeſſen ber Kurfürft Friedrich von Sachſen 
mit dem linken Slügel, aus ſaͤchſiſchen Kriegsvoͤlkern beftehend, 
bei Kommotau und Cadan in Böhmen vorgebrungen war, follte 
das Mittelpeer, beſtehend aus Franken und Zhiringern, unter 
dem Oberbefehle des Markgrafen Friedrich von Brandenburg, bei 
Eger vordringen und der rechte Flügel, den die Kheinlaͤnder, 
Schwaben und Bayern bildeten, unter dem Kurfürften Otte von 
Trier, bei Tauß die böhmifche Grenze uͤberſchreiten. Im Pilfes 
ner Kreife follten fich fobann die drei Heere vereinigen, indeſſen 
aud die Schlefier und die Öftteicher von der andern Seite vor— 
rüdten 10), 

Anfangs ging AU glädiih, die Sachfen drangen ſiegreich 
über Kommotau vor und fingen an bie Stadt Mies zu belagern 
und mit Kanonen zu befchießen, noch ehe ſich ihre Landsleute mit 
ihnen vereinigt hatten. . 

Sobald die Böhmen Kunde. von ben furcfbaren Kriegsan⸗ 


8) Bol. oben Rote 2 u. Lenfant ‚Suffttentrieg U. S. 235. Lingard hi- 
story of England T. V. p. 82. 

9) Herman. Corner. Chr. p. 1278 gibt übertrieben 200,000 Mann an. 
Dagegen ſoricht Eberhard Winde c. 151. p. 1200, ald wenn night ſehr bedeu⸗ 
tende Streitkräfte zuſammengekommen. 

10) Windeck c. 149. p. 11M.fL 


Bon der Schlacht bei Mies Bis zur Erheb. d. Huffitenfteuer. 61 
flalten der Deutfchen gegen fie vernommen hatten, legten fie ihre 
einheimiſchen Streitigkeiten bei. Die Parteien verföhnten fich und 
beriethen über die Mittel eines wieffamen Wiberſtandes. Sobald 
Die Prager ihren König, den Koribut entfernt hatten, war der 
Hauptgegenftand des Streite befeitigt „ und: alle. Parteien waren 
eines Sinnes, die gemeinfame Gefahr vom Vaterlande abzuwen⸗ 
den, Auf die Nachricht: von der Belagerung der Stadt Mies 
durch die Sachfen eilten die Böhmen zum Entfag herbei, Ihr 
‚Heer beftand aus Taboriten, die flnfhundert Kriegswagen mit: 
führten, aus Waifen, die deren zweihundert hatten, und aus Pras 
gern und Drebiten. Auch viele böhmifche Herrn, ſelbſt Kathos 
liken, waren herbeigeeilt, das bedrohte Vaterland zu retten. Das 
ganze Heer foll aber doch nur aus fünfgehntaufend Reitern und 
einer etwas größern Anzahl Fußgänger beftanben haben, Auch 
eine beträchtliche Menge größeres und Heineres Geſchuͤtz führte 
man nad. Procopius ber Große führte über dad Ganze ben 
Oberbefehl 11). 

Sobald die Deutfchen vor Mies von ber Annäherung ber 
Huſſiten Nachricht erhielten, hoben fie die Belagerung auf. Da 
bie beiden andern deutſchen Heerhaufen neck. nicht eingetroffen 
waren, hielt der Kurfürft von Sachfen ed-fär gerathen, fich gez 
gen das Fichtelgebivg hin zuruͤckzuziehen, "auf, welchem Wege er 
mit dem fraͤnkiſch⸗ thuͤringiſchen und bayerifch = ſchwaͤbiſch⸗ rheini⸗ 
ſchen Heerhaufen zufammentreffen mußte. Diefer Aufbruch zum 
Rüdtzuge bei der Annäherung der Huffiten verbreitete aber einen 
ſolchen paniſchen Schrecken, daß das fächfifche Heer fich in bie 
ungeordnetſte Flucht auflödte (21. Juli) 1%), 

11) Chronic. Bartoss, p. 964: „Anno 1417 Marchiones cum Misnen- 
sibus, Brandeburg. et Landgravias de Darink cum aliis principibus et comes 
de Schwarczpurg, ac Episcopi Moguntinensis et de Trir, de Pamberg et 
Wircaburg et multi alii Episcopi et Principes ipsa septimana post f. 88. Po- 
tri et Pauli App. ad Bohemiam venerunt cum gentibus eivitatum imperü et. 
venerunt in civitatem Zluticz et ob timorem Jakubco (Procopio) Capitanei 
Wiklefitaram cam suis complicibus de civitate fugierant et Teutonici ipsam 
intraverunt etc.‘ Deinde feria IV ante 8. Jacobi civitatem Mizam circum- 
vallerunt etc.“ Mol, Aheobald S. 339. un ‚ 

-12) Contin. Pulkavae p. 165. pagec. &. 734. Windet c. 151. p. 1200 
u 140. p. 1190. 


p. 3 Diittes Buch. Dreizehntes Kapitel. 

Die Suffiten mit ihrer zahlreichen BReiterei fetten den Flůch⸗ 
tigen nach, beiten fie ein und hieben ihrer zehntaufenb nieder. 
Alles Gepaͤd, alle Wagen und Kanonen, nebſt vielem Mund: 
vorrath fielen den Siegern in bie Hände, Die Flucht diefer Hee⸗ 
edabtheilung hatte aber auch bie Folge, daß die beiden andern 
‚Heerhaufen, als die Fluͤchtlinge bei ihnen eintzafen, ihren Rarſch 
nicht nur nicht weiter fortfegten, fondern auch in großer Unord⸗ 
mung uͤber die boͤhmiſchen Grenzen in ihre Heimath zurhdeilten. 
Vergeblich fuchte der Cardinal Heinrich von Wincheſter, der eine 
anfehnliche Schaar Kreuzfahrer nach Böhmen führte, bie Fliehen⸗ 
den zum Stehen und zur Rüͤckkehr nach Böhmen zu bewegen. 
Daher mußte er felbft umkehren 1), 

‚ Ein Theil des Weſtheeres hatte ſich in die Feſtung Tachau, 

am Boͤhmerwalde gelegen, geworfen. Die Taboriten, welde 
ihre Zeinde bis uͤber die Grenze verfolgten, Tießen fich felbft nicht 
durch Feſtungen aufhalten.- Procopius der Große griff die Stadt 
an, erſturmte fie unb ließ ohne Unterfhied Deutfche wie Böhmen, 
bie es mit ihnen gehalten hatten, nieberhauen (44. Auguſt): bar: 
auf legte er in bie wichtige Grenzveſte taboritifche Beſatzung 1%), 

Indem Procopius der Große noch bamit befehäftigt war, im 
Pilfener Kreis die Städte zu beſtrafen, welche fi) von ben Huſ⸗ 
fiten abgewendet hatten, und Pilfen belagerte 10), fielen bie 


13) Chronic. Bartoss. p. 154: „Inter quos erat quidam Cardinalis a 
D. Papa datos, ut cum ipsis In campis contra haereticos etc. prooederet, 
qui Cardinalis in hujusmodi fagatione et füge ante ipsos vexilla videl. Pa- 
pae, Impezü et oruoem ostendit et erexit, ut recordati fagam non darent 
et ipsos multie verbis admonens, ultimo videns ae nihil idem Cardinslis pro 
se proficere, vexilla distraxit, et in terram ante ipsos Teutonicos projecit 
& ipsos non modice maledisit.  Quidam vero miles —: nescio, contra 
quem fugere, neminem video inimicum.“ über die Flucht bei Mies und dies 
fen für die Deutfchen befonders ſchmählichen Feldzug berichten: Aen. Sylv. hist. 
Boh, c. 48. Herman. Corner. Chr. p. 1278 sq. Andr. Presbyt. Ratisb. 
p- 2154. Th. Eberndorfer Chr. p. 852. Windel c. 151 u. 152 ift nur ſehr 
kurz. Mol. Theobald &.340. Balbin. Epit. p-468. Senfant 1.c. I. p. 237 fü. 

14) Chronic. Bartoss. p. 155. Chronic. Boh.1.c. Paget.a.0.D. Wins 
beit c. 152. p. 1201. Herman. Corner. Chr. p. 1279 (er nennt Zahan To- 
conia). Bol. Theobad S. 341. 

15) Chron. Bartoss. 1. c. Contin. Pulkavae I, c. Theobald 1. c. 





Von der Scingt bei Mies bis zur Erheb. d. Huſſitenſteuer. 263 
Schlefter und Laufiger werabredetermaßen von Dflen her in dus 
boͤhmiſche Land und belagerten Die Stadt Nachod. Zuerſt kamen 
die Königingräger der bedrängten, Stabt zur. Huͤlfe und nöthigten 
die Zeinde, die Belagerung aufzuheben. Doch im Felde wären 
fie zu ſchwach, den Kampf fiegreich gegen bie Schlefier zu beftchen: 
fie wurden geſchlagen, und Nachod wurbe abermals belagert. Da 
ſchickten die Prager ihre Keiegsmacht und den größten Theil ihrer 
waffenfähigen Bürger gegen die Schlefier, welche nicht wagten 
deren Ankunft zu erwarten. &ie brannten bie Vorſtadt von 
Nachod nieder und eilten nach Schlefien zurhd 1°), 

Der Herzog Albrecht von Öftseich aber, welcher nebſt eini⸗ 
gen ungarifchen Kriegsvoͤlkern mit feinen und feines Wetters: des 
‚Herzogs Friedrich von Tyrol und des Erzbiſchofs von Salzburg 
Truppen nach Mähren vorgerliht war, wagte bei ber Kunde von 
der Niederlage der Deutfchen bei Mied nicht vorwärts zu gehen 
und begnügte fich, die Grenzen des Landes gegen neue Einfälle der 
Sieger zu ſchittzen 17). 

Kaum waren bie Böhmen von der auswärtigen Gefahr ges 
vettet, fo lagen fle auch ſchon wieder im argen Hader und Krieg 
gegeneinander. Indeß die Prager gegen bie Schlefler ihre wehr: 
bafte Mannſchaft ausgeſchickt, fuchten einige boͤhmiſche Landherrn 
im Einverſtaͤndnifſe mit einem Theil des Magiſtrates und ber Bir⸗ 
gerſchaft der Neuſiadt Prag, welche dem Huffitifchen Treiben ab⸗ 
bold geworben waren, bie Hauptflabt zu überrumpeln, Obıbit 
Abficht der Verſchworenen auf die Befreiung bes noch inc Prag 
gefangen gehaltenen Korlbut ging, oder ob fle für dem roͤmiſchen 
König Sigmund wirkten, iſt nicht ficher zu ermitteln. Schon 
waren 900 Bewaffnete, an ihrer Spige Hynko von Waldſtein, 
von ben verbündeten ftädtifchen Freunden geführt, in die, Stabt 
bis auf den Altftädter Markt vorgedrungen (6. Sept.), als die 
Prager ſich von ihrem Schredten erholten, mit den Waffen herbei⸗ 
eilten, bie Schaar der Eingebrungehen umringten, nieberhieben 
ober gefangen nahmen. Nur Wenige entkamen durch die Flucht: 

16) Palacky Anal. Boh. p. 72 sg. Cobtis. Pulkavae I. c. Pagıc 1.c. 
:heobald &. 342.: Dot. Gelb. von Bretlau II. S. 885 ! 

17) Windel p- 11941. 1199. Bol. Kurz R. Albreqt II. 0.2. S. 129flL. 


2 Dritis Bad. Droipehutes Kagel. 

auch Hynko von Waldſtein bißte fein küͤhnes Unternehmen mit 
dem Lehen, Die Bürger Prag’, bie im Verdacht landen, den 
Eingebrungenen Vorſchub ober mit ihnen Einverfländnif 
unterhalten zu haben, wurben hingerichtet oder fonft beftraft 1°), 

Auch. Procopius war mit großer Schnelligkeit der Stabt zur 
Huͤlfe geeilt. Da jedoch ſchon die Ruhe wieberhergeficht war, fo 
befchäftigte er feine Taboriten und die unrubigen Prager mit einem 
Kriegözug gegen Kolin, welche Stabt es wieder mit dem römifchen 
König hielt. Procop, ber felbft ſchwer verwundet werben, war 
genöthigt die Feſtung, welche er nicht erftürmen konnte, auszu⸗ 
hungern. Dreizehn Wochen dauerte bie Belagerung, Dann 
mußte der tapfere Befehlöhaber Dirvid Vorjet Dohalsky die Stadt 
übergeben: er erhielt (ein feltened Vorkommniß in bamaligem 
Krieg) mit hundert Mann freien Abzug ?°). 

Obwohl der Kriegözug ber Deutfehen gegen die Huffiten im 
Sommer 1427 ganz mißglüdt war, fo betrieb der Cardinal Hein⸗ 
rich von Winchefter 2°) noch in demfelben Jahre einen neuen Zug; 
Die Schuld bed Miplingend ward nicht, wie es ber Wahrheit nad) 
doch war, auf die ſchlechtgeübten, ſchnell zufammengetafften und 
unbisciplinirten Reichstruppen, welche gegen bie kriegserfahrenen, 
abgehärteten Böhmen nichts ausrichten Tonnten, gefchoben, fons 
bern auf das Ausbleiben des römifchen Königs und mehrerer beuts 
ſchen Zünften, auf die Uneinigkeit unter den Commandirenden, auf 
den Mangel an wahrer Begeiflerung für bie Sache gegen bie fas 
natifchen Huſſiten 21). 

Mit Zuſtimmung, aber ohne Mitwitlung des roͤmiſchen Ks 


18) Chronic. Boh. 1.c. Contio. Palkavael. c. Chronic. Bartoss. p. 155 sq. 
Palacky Annal. B. p. 73. pagec. S. 734 fl. Zheobal S. 343 fl. Lenfant 
fegt diefen Überfall früher. 

19) Chronic. Bartoss. 1. c. Chromic. Boh. L c. p. 475. Cont. Pul- 
kavae p. 165. Palacky Annal. p. 74. Hogec.@, 736. Theobald S. 345 fl. 
Bal. Lenfant a, a. D. S. 250 fill. 

20) Den Brief des Papftes (28. Det. 1427) an den Garbinel, um ihn mer 
gen der erlittenen Niederlage in Böhmen zu tröften und ihn zu neuen Anftien- 
gungen aufzumuntern, gibt Lenſant &. 240 fIL. 

21) Herman. Comer. Chr. 1. c. Epist. Martini V. ad Cardin. Henric. 
Win. bei 2enfant 0. 0, D. ©. 242. 


Von der Schlacht bei Mies bis zur Erheb. d. Huſſitenſteuer. 265 
nigs beochten bie eifeigen Bemühungen des paͤpſtüchen Legaten es 
dahin, daß am 16. November 1427 die deutſchen Reichsſtaͤnde 
ſich abermals in Frankfurt verfammelten, um einen neuen Huffls 
tenzug. zu veranflalten 22), Der Papft Martin V hatte. bereits 
eine neue Kreuzfahrt ausgeſchrieben und dazu den fünften Theil 
feiner Boßeinkünfte verſprochen, auch die Geifttichkeit in der gans 
zen Chriſtenheit aufgefordert, den Zehnten von ihren Einkünften 
beizuftenern, Auf dem Frankfurter Reichötag, der von fämmtlis 
chen · Kurfürften (mit Ausnahme des kranken Pf Lud⸗ 
wig) und vielen andern Reichsſtaͤnden, wie auch den Mbgeorbines 
ten von 38 Reichöftäbten beſucht ward, verhandelte'man zuerfk 
die Bieberherftellung eined allgemeinen Landfriedens und ber fchon 
früher angeregten Eintheilung Deutfchland’s in wier Kreife, ed 
kam man in beiden Puneten nicht zum Beſchluß. In Bezug 
bie Bekriegung ber Huffiten fprach der Kurflcft von Branden⸗ 
burg bie tieffenden Worte aus: folange man. mit ſolchem in der 
Eile zufammengerafften Volke gegen bie friegögelibten Böhmen zu 
Felde zoͤge, werde man nichts ausrichten. Es fei nothwendig, 
ein ſtehendes Kriegöheer von Soͤldnern zu errichten. Bur Beſtrei⸗ 
tung der Koften ward daher auf dieſem Reichstag eine Kriegöfteuer 
oder eine Verordnung wegen beö gemeinen Pfennings einge: 
führt23), Um dieſe Sache ganz in Ordnung zu bringen, vers 
fanımelte man ſich von neuem bei dem Kurfürften von der Pfalz 
in ‚Heibelberg 2%). Der Gelbbeitrag für alle Reichöftände, auch 
für die Geiftlichen, ward angefchlagen, ein neuer Kriegszug auf 
den Zebruar des folgenden Jahres beflimmt, aber er Fam, wie 


22) Windel c. 153. p. 1201. 

23) Über den Keichstag zu Frankfurt im Rov. 1427 And Windel 1. c. und 
der Bericht bei Wencker Apparat. Archiv. p. 319 Hauptquellen. Auch Briefe 
von den Gtäbten Ulm, Maitz, Augsburg, von dem Herzog Albrecht von Dftreich 
Gin Frankfurter Stadtarchiv) erwähnen dieſes Reichstages. Über den Antheil, 
den der Papft und der Gardinal Heinrid von Wincheſter an diefem Reichsſtag 
nahmen, wie auch die an die Geiſtlichkeit erlaffenen Aufforderungen zu Beiträgen zu 
dem neutn Bug f. Raynald Ann. eccl. ad ann. 1477. n. VIu. IX. GudenC. 
D. Mogunt. IV. p. 164 29q- 

24) Binder c. 153. p. 1201. 


6 - Drittes Buch. Dteizehntes Kapitel. 
unten erzählt wird, nicht zur Ausführung. Die Gelobeiträge 
aber waren in folgender Weife angeſchlagen: 

Ein jeglicher Geiſtliche mit Einſchluß der Mönde, Nonnen, 
Beggharden und Beguinen, folte von zwanzig Gulden einen Gul⸗ 
den, von zwanzig Pfenningen Werth einen Pfenming, eine jebe welt» 
liche Perfon, ohne Unterſchied des Geſchlechts, die ber fünfzehn 
Jahre alt, einen boͤhmiſchen Grofchen geben: hätte aber jemand 
über 300 Gulden Werth im Wermögen, ber follte einen halben 
Bulden,geind wer barlıber im Wermögen habe, einen ganzen Gul⸗ 
den gebe Im jeder Stadt follten vier bis ſechs Buͤrger dad Gelb 
erheben. Ein Graf follte zwanzig, ein Freigraf fünfzehn, ein 
Kitter fünf, ein Edelknecht brei Gulden, jeber Jude aber einen 
Sulden geben. Auf dem Lande folten der Kurfürſten Amtleute, 
In den Städten die dazu beflellten Buͤrger das Gelb zuſammen ⸗ 
bringen und nad) Nürnberg ſchicken, daß bamit durch den Cardi⸗ 
nallegaten und den Markgrafen Friedrich von Brandenburg Soͤld⸗ 
ner geworben würden 2°), 

Diefe Huffitenfteuer mußte eine fehr beträchtliche Summe 
außtragen, wenn, wie verordnet war, alle Reichöftände fie bezahl⸗ 
ten. Allein dieſes war nicht der Fall. Die Schwaben und Frans 
ten erklärten ſich dagegen; fie behaupteten: fie feyen nicht mit 
Gelde zum Kriege beizufteuern, fondern nur mit dem Leibe 
zu flreiten verpflichtet **), Deffenungeachtet kamen doch ziem⸗ 
lich anfehnliche Summen zufammen, welche nach Nürnberg zur 
Aufbewahrung gebracht wurden. Da blieb das Geld längere 
Zeit Tiegen, ohne daß es zu bem beabfichtigten Zwecke von Trup⸗ 
penanmwerbungen verwendet ward. Es war ein lautfprechender 
Beweis von ber Lahmheit und Untauglichkeit derer, die dazu bes 
zufen waren, Deutſchland zu regieren. Lange dauerte ed, bis 
man bie Mittel zum Kriege zufammenbrachte: und war dieſes 
enblich gefchehen, fo ließ man fie unbenußt liegen. 

26) Windel I. c. Abweichend lautet der Auſchlag in der Neuen Samml. 


d Reichs Abſch. I. S. 124. 
26) Trithem. Chronie. Hirsaug. ad an. 1428. p- 373. 





vierzehntes Kapitel. 
Tuͤrtenkriege und ungariſche Angelegenheiten. 1427 — 1428. 





Mittlerweile in Deutfchland wiederholt die Fuͤrſten an bie 
Bekriegung ber Huſſiten dachten ober in Streitigkeiten gegeneins 
ander lagen, war der römifche König in Ungarn faft ausfchließenb 
mit ben auswärtigen Angelegenheiten fo fehr befchäftigt, daß ex 
gar nicht dazu kam, bie deutſchen Länder zu befuchen und bafelbft 
die Ordnung und Gerechtigkeit zu handhaben. Bon der Zuſam⸗ 
menfunft mit den Herzogen Albrecht und Friedrich von Oſtreich 
und mit mehreren deutſchen Reichöftänden zu Wien (Anf. 1425) 
kehrte er nach Ungarn zuruͤck, wo er theil zu Totis, einem feis 
ner Lieblingsaufenthaltsörter, theils zu Stuhlweißenburg und 
Dfen vom März bis Ende Auguft fi aufhielt, und von biefen 
Orten aus auf fhriftlichem Wege bie dringendften deutfchen An⸗ 
gelegenheiten entſchied '). Beſondere Aufmerkfamkeit aber fing er 
damals an auf die Sicherheit der gingarifchen Grenzländer gegen 

“feine auswärtigen Feinde zu richten. Er ließ nicht nur Friaul, 
das ber abtrlinnige Graf von Goͤrz von Venedig zu Lehen genom⸗ 
men hatte, mit einem ungarifchen Heere, dad fechötaufend Mann 
zählte, bedrohen und größere Kriegsanftalten gegen die Rüftuns 
gen ber Venetianer treffen 2), fondern er dachte num auch ernftlich 
wieber an eine Bekriegung ber Türken. Vorher jedoch wollte er 
noch vom neuem bie wirffame Bekriegung ber Huffiten durch die 
deutfchen Fuͤrſten, beſonders durch den ‚Herzog Albrecht von Oſtreich 

1) &. im And. die Regeften. 

2 gl. Engel Gef. d. Ungr. Heide IT. S. 315. 


368 Drittes Buch. Bierzehntes Kapitel. ' 

in Sang bringen. Er begab ſich daher gegen Ende des Jahres 
von Totis wieder nach Dfen und von bier nach Skalitz, um Uns 
garn gegen bie Streifereien der Huffiten zu decken 2), Nachdem 
ex fich noch einige Zeit zu Cron im Wurzland und zu Trenczin in 
Ungarn verweilt*), fobann zu Preßburg ‚Hof gehalten), und 
im März 1426 zu Wien mit den deutſchen Reichsfuͤrſten zuſam⸗ 
mengekommen war °), erkrankte er im Mai an der Gicht, als er 
grabe nach Nuͤrnberg zum Reichstag reifen wollte”), Er begab 
fich daher nach Zotis, von,hier nach Raab und Blindenburg und 
Dfen, wo er im Laufe des Sommers zwar mehrere deutfche Reichs⸗ 
angelegenheiten erlebigte®), doch war er beſonders mit Kriegsan⸗ 
falten gegen die Türken befhäftigt?). Auch mit den Venetia⸗ 
nen, bie Sigmund vor Allen haßte, wurde ber Friedensbruch 
täglich wahrfcheinlicher: auf diefen Fall hin ſchloß er fehon ind: 
geheim ein Buͤndniß mit dem mayländer Herzog Philipp Maria 
Bisconti, der mit der Republik damals in Krieg war, ertheilte in 
einem Brief (zu Blindenburg 6. Juli 1426) dem ‚Herzog bie Bes 
lehnung und gab dazu feine Einwilligung, daß Johann Hunnyab 
dem ‚Herzog im Geheim eine Anzahl ungarifcher Reiter zuführs 
te10), Nicht lange nachher kam es auch zum förmlichen Bruch 
zwiſchen Ungarn und den Türken. 


3) S. im Anh. die Regeften. 

4) &. im Anh. Regeft, v. Januar 1426. 

5) S. im Anh. Regeften v. 27. Zan. bis 23. Febr. 1426 

6) Bl. oben Kap. XII. not. 14— 17. u. im Anh. die Regeiten v. 4, bis 
U. März 1426. 

T) Bgl. oben Kap. XI. not. ®:. 

8) &. im Anh. die Regeften v. 16. Mai bis gegen Ende Det. 1426. 

9) Durch Berpfändung verſchiedener Orte hatte fih Sigmund einiged Geld 
zu verſchaffen gewußt: 7500 Goldgulden von der Wittwe des Grafen Peter Kap 
ker, 14,000 Goldguen von dem Agramer Bifhof. Dobner Monum. Boem. 
IL. p. 409. Kerchelich Hist. eccl. Zabr. p. 163. 

10) Herman. Corner. Chronic. p. 1268. a..1426. „Philippus Dux Me- 
diolanensis proelium certans cum civibus civitatum Florentinae et Venetia- 
rum, victoriam de ipsis obtinuit etc. Sed non diu post dictae civitates — 
urbem Brixensem (Breötie) obsederunt vet cam expugnantes tandem cepc- 
rant etc. — — Sigismundus autem R. R. partem Ducis fovens, ipsius 
exercitum roborare et expedisionem grandem instaurare consra diesas 





Taͤrkenkriege und ungariſche Angelogenheiten. 9 

In Anfang des Septembers 1426 kam nach Totis zu dem 
König der hochbetagte Despot von Servien, Stephan Lazarewitfch, 
in Begleitung feines Neffen Georg But Brancowitfch und meh⸗ 
rerer ſerviſchen Bojaren. Bisher hatte er fich den Türken ange 
ſchloſſen gehabt: aber vielfache Erfahrungen Hatten ihm belehrt, 
daß biefe feine Verträge, Feine Bünbniffe wahrhaft beobachteten 
und daß von ihnen für Servien Bein Heil zu erwarten ſey. Auch 
war er dadurch, daß er tirkiſche Plünderer in feinem Lande aufs 
greifen ließ, mit dem Sultan in Krieg gerathen, der biefes als 
Friedensbruch anfah und Servien rachebücftend verwüften ließ 11). 
Bei diefem wilden und rohen Benehmen des Sultans hielt 

der ſerviſche Despot es fin das Kluͤgſte, ſich wieder Ungarn zuzu⸗ 
wenden. In Totis, wo die Unterhandlungen gepflogen wurden, 
leiſtete er dem Koͤnige Sigmund die Huldigung: dieſes thaten 
auch bie in feinem Gefolge befindlichen ſerviſchen Bojaren. Darauf 
ward ein foͤrmlicher Vertrag abgefchloffen, wornad ber König 
nicht nur den Deöpoten in feiner Hertfchaft Über Servien unb 
Rascien beftätigte, fondern auch deſſen Neffen Georg, Sohne bes 
Wuk Brancowitſch, die Nachfolge zuficherte und ihn zum Mitglieb 
des ungarifchen Reichsrathes erhob. Dagegen follten bie Servier 
‘ in allen Kriegen gegen die benachbarten Feinde den Ungarn mit 
aller Macht beiftehen und feine Sürften gegen ben ungarifchen 
König Treue und Gehorſam beobachten, Nach des Deöpnten Ste⸗ 
phan Lazarewitſch Tod follten die ſeſten Orte, welche frliher zu 
Ungarn gehört hatten, wieber an benfelben zuruckfallen, naments 
lich Belgrad, Mahow, Galambotz, Belaztena, Thyniga, Bas 
kol, Columbara u.a. Rach dem Erloͤſchen des Mannsſtammes 


eivitates velle minatus est, Cujus potentiam pariter et animositatem ex- 
pertam formidantes, ambasiatores solennes, dominos videl. Padowensem 
et Veronensem ad ipsum miserunt, ut pacem cum eo facerent et bene- 
volentiam ipsios captarent. Qui oblatis, ut famabatur, CCCC millibus du- 
catoram, cives dicter. urbium alis Aquilae Regiae subjecernut et focdus 
Perpetunm cum ipso perensserunt.“ CE. Herman. Corner. p. 1313 ad ann, 
1831. u. bei 3. 1424. p- 1261. Wal. Cngel Geſch. d. Ungr. Reihe IL. 816. 
11) Engel Geſch. v. Geroien S. 369. Deſſ. Geſch. des Ungs. R. IL S. 317. 





270 Drittes Buch, Bierzehntes Kapitel. 
mon Georg Wuk Brancowitſch felkte ganz Servien an Ungarn 
zurlidfallen 1°), 

Weil unterbeffen auch ber Woiwode Daniel von ber Walachei 
durch die Türken aus feinenwLande vertrieben werben war !2), fo 
öffnete Sigmund, da grabe ber zweijährige Waffenſtillſtand 
mit bem Sultan Murab abgelaufen war, bie Beinbfeligkeiten ſchon 
ewige Monate. nach dem Abſchluß bed fervifchen Buͤndniſſes. 
Mitten im Winter (im December 4426) zog er uͤber Thorda und 
Kronſtadt durch Siebenbürgen: und inde er an ber Grenze der 
Walachei mit der Reſerve zuruͤkblieb, ließ er unter den tapfern 
und kriegskundigen Heerführern Johann von Maroth und Ste-⸗ 
phan von Berzeviza eine anfehmliche Armee, wobei aud Szekter 
und Sachſen waren, in bie Walachei einbrechen, bie Türken dar⸗ 
aus vertreiben und anftatt des von.biefen begunftigten Radul den 
frühern Fürften Daniel wieder ald Woiwoden einfehen 14). 

Sigmund fah wohl ein, daß mit ber Befegung ber Walachei 
noch wenig gewonnen war. Die Türken, die fi zum Kriege 
ruͤſteten, mußten befiegt werben, wenn der Feldzug ein glüd: 
licher genannt werben follte, baher traf er umfaſſendere Kriegs: 
anftalten. Einige Monate, die erflen bed Jahres 1427, vers 
weilte er deßhalb in Siebenbürgen 1°), befonders in der Haupts 
ſtadt Kronſtadt, und entwarf und publeirte daſelbſt ein Militaͤr⸗ 
Reglement 16), bad frühfte das in der ungarifchen Geſchichte vors 
—_ 

12) Bol. Engel Geſch. d. Ungt. R. I. S. 317. Hormayr Archiv für 
Gef. u. Geogt. I. 1898. S. 465. 

13) Windek c. 134. p. 1183. 

14) Katona hist. Reg. T. XU. p. 488 u, 637. Gngel Geld. d. Unge, 
R, I. &. 318. Hieher würde noch am meiften die Stelle in Herman. Corner. 
Chronic. p. 1280 beim 3. 1427 paffen: „‚Sigismundus — exercitai (contra 
Tarcos) praefecit quendam eivem Florentinum Pypowe, ipsum de imis eri- 
‚gens — qui contra hostes dominii sui venire in proelium festinavit et sic 
bellum darum cum eis dimicans, tandem vietor fortunn sibi favente eila- 
ctus est, ultra XL millia anmatorum prosternens.“ 

15) indeck c. 140. p. 1286: „Er mufte zihen gegen den Durden und 
Halden in MBurzeriant vnd in die Waladie vnd in Pulgerie, ond hette er das 


nit getan, fo weren biefelben Iant gar verlorn geweſt.“ 
16) Feria H. post Dominic. Reminisoere 1427. Korachich Sappl. I. 


p. 328. Gngel Gef. des Unge, Reihb I. ©. 318 fl. Zefler Geſch. der 


Tuͤrkenkricge und ungariſche Angelegenheiten. 271 
korunt, und wahrſcheinlich den um bisfelbe Zeit eitworfenen Mi: 
Gitär Reglement ber beutfchen Zürften in den Huffitenkriegen zum 
heil, nachgebildet worden war, 

Bei der damaligen großen Zesppenanhäufu in Siebens 
bängen ‚waren mancherlei Unerbuungen und Exteſſe ber Kriegs: 
leute voxgelommen. Beſonders waren bie Truppen der Prälaten 
und Reichöbarone ohne Mannszucht. Sie haudten in Sieben 
bürgen wie in Seinbeöland, nahmen dem armen Bauer nicht nur 
wit Gewalt bie Lebensmittel weg und bezahlten nichts bafür, ſon⸗ 
dern fie erbrachen, plünderten und raubten auch die Häufer und 
Behältniffe der Einwohner aud. Um dieſen Erceffen vorzubeugen 
und beſſere Mannszucht einpuführen, machte Sigmund hie Anz 
führer der Banderien, deren Nachſicht hauptſaͤchlich an ben Uns 
ordnungen Schuld war, verantwortlich, Kounten diefe dem Kids 
ger gegen bie Plünberer Fein Recht verfchaffen, fo.mußten fie felbf 
für den. Schaben haften. Nachdem ber Beſchaͤdigte ſich mit einem 
Comitats⸗ oder Stuhltichter · Zeugniß über den Betrag feine 
Schadens verſehen hatte, ftand ihm das Recht zu, bei dem Octaval⸗ 
Gericht der Föniglihen Curia zu. lagen: es wırden baum bie 
Herrn, deren Banderialiften Exceffe verübt .hakten, vor.die Curia 
geladen, um die Angeklagten zu flellen,. widrigenſalls fie ſelbſt 
für dieſe bie Gelofttafe zu bezahlen hatten, ‚Breilich entſchied die 
Euriooft parteüſch, indem bie Bichter zum Theil die betheiligten 
Reichöbarone felb waren. Im Bezug. auf.bie Bebürfniffe des 
Heeres, ſo mußten bie Truppen alle Lebensmittel nach einer ge 
wiffen Zare. bezahlen. Rur Salz befamen fie vom Könige uma 
ſonſt: im Winter erhielten fie Quartiere: im Sommer mußten 
fie im Freien lagern, erhielten aber frei Holz und Gras. Das Heu 
mußte auch. nach einer Taxe bezahlt werben 17). 


Ung. IV. 8. 912 u 962 fü. Später (von Giena aus 28. Dit. 1432) gab 
Gigmund Ungarn dad Militärregeft. 

417) Heufutter für ein Pferd im Tag koſtete 1 Denar, ein Meden Haber, 
Korn oder anderes Getraide 25 — 31 Denare, zwei Portionen Brod 1 Denar, 
ein junges Schwein 5 Denar, ein Lamm 8 Denar, ein Huhn 2 bis 3 Denar etc. 
Das überfläffige Salz durften die Landheren wieder verkaufen: daher mar aus- 
lidiſches Salz verboten, um ihnen fihern Abſat zu verfgaffen, Aug hattea 


72 Drietes Bud. Biletʒehutes Kapitel. 

Nachdem der König Sigmund größere Streitkraͤſte gefam- 
melt hatte, brang er von Siebenbingen aus uͤber Kimpolung in 
bie Waladyei ein (im April 1427) 1°) und trachtete dahin , das 
Land gegen Überfälle der Tinten ficher zu ſtellen. Er lie 
daher an der Donau bie Feſtung St. Georg (Dſchurſchu) bauen 
und biefe wie andere feſte Pläge mit ungarifcher Befagung ver» 
fehen 19), 

Indeffen Sigmund mit großen Planen umging, alles Land 
bis an die Mündung der Donau erobem und einen Theil des 
deutſchen Ordens in dieſe Gegenben als Vertheidiger des Ehriſten⸗ 
thums gegen bie Tuͤrken verpflanzen wollte 20), erhielt er in ber 
Walachei die Nachricht von dem Ableben bes Stephan Lazarewitſch, 
des Despoten von Servien. Er war am 19, Juni 1427 geſtor⸗ 
- ben®1), Mit dem Tode des Deöpoten follten nad) bem oben ans 

gegebenen Bertrage mehrere fervifche Feſtungen an Ungarn zuruͤck⸗ 
falten : darunter war auch Galambotz, welche Feftung die Deut: 
ſchen Zaubenburg, bie Tuͤrken⸗ aber Goͤgerdſchinlik nannten 22). 
Diefe Vefle, am rechten Ufef der Donau zwifchen Semenbra und 
Drfova gelegen, war an einen ſerviſchen Bojaren für zwoͤlftau⸗ 
fend Goldgulden von Stephan Lazarewitſch verpfändet worben, 
As Sigmund bie Feſtung mit ungariſchen Kriegsvoͤlkern befegen 
wollte, verlangte ber Bojar zuerſt die Pfandfumme zurid, Da 
Sigmund fi) weigerte diefe zu loͤſen, vielmehr erklaͤrte, doß bie 
Berbriefung und das Siegel des Deöpoten Stephan unecht feyen, 
fo wandte fich der erbitterte Bojar den Türken zu: er rief fie her⸗ 
bei und übergab ihnen aus Rache gegen ben König bie Feſtung ?*), 
fie davon wie bei dem der Regierung gehörigen Salze nirgents eine Zollabgabe 
30 entrichten. 

18) Windet c. 140. 1. 0. fegt unrichtig den Bug in’s Jahr 1426. Cr Läpt 
auch den Infanten (Don Pedro) von Portugal den Kriegszug mitmachen. 

19) Engel Ungr. Gef. S. 320. 

0) Boigt Geſch. Preuſſ. VII. S. 503 fl. nad archio. Quellen, Unten das 
Käpere. ‚ 

21) Engel Geſch. v. Serb. ©. 369. 

22) Hammer Gef. des Doman. Reihe I. S. 430 nach morgenländ. Radie 
—* 

“ir 23) Dlugoss. hist. Polon. lib. XI. p. 504. Gngel Geſch. d. Unge. R. . g 
Feßler Geſch. d. Ung. IV.-&. 374. 





Tuͤrkenkrlege und ungariſche Angelsgenheiten, 73 
Als der roͤmiſche König mit feiner Heeresmacht im Juli aus der 
Walachei aufbrach und in Servien einruͤckte, theils um Belgrad 
und bie andern an Ungarn gefallenen ſerviſchen feſten Pläge zu 
befegen und bie Türken aus dem Lande zu treiben, fo fand er biefe 
fon im Beſitz von Selambog und Branitſchewo eingeäfchert, 

Ehe er zur Belagerung von Galambotz ſchritt, traf der Kds 
nig verſchiedene Anordnungen. Da Machow wieder zu Ungarn 
gefommen war, wurde bad Machower Banat wieberhergeftellt, 
Sigmund brachte es bei dem Zürften von Nord⸗Bosnien, Twartko 
Scurus, dahin, daß er (2. Sept. 1427) bie Nachfolge in feinem 
Lande, wenn er ohne Erben flürbe, auf den Grafen Hermann 
von Cißy, des Königs Schwiegervater, übertrug, da beffen 
Mutter Katharina eine Tochter des Königs Twartko 1 gewefen 
war2“), In Belgrad ober Griechifh- Weißenburg und in der Um⸗ 
gegend, wo ſich ber König Sigmund vom Ende September bis zum 
Anfang December 1427 aufhielt und bie Feſtungswerke der Stadt 
in einen trefflichen Stand fegen ließ , ſetzte er den Raguſaner Edel⸗ 
mann Mattheo von Tallog zum “ungarifchen Grenzcommandanten 
ein und machte ihn zum Obergefpanne zu Kewa. Den neuen 
Despoten von Servien Georg Brancowitfch bei gutem Willen zu 
erhalten und ihn fir die Abtretung ber Feſtungen an Ungarn 
zu entfehäbigen, beſchenkte ihn Sigmund mit vielen Gätern in 
Ungarn, welche gegen 50,000 Ducaten jährliher Einkünfte. abs 
warfen 20). 

Da Sigmund agonnen war, Galambos um jeden Preiß 
wieder zu erobern, und bie Zürken aus Servien zu vertreiben, fo 
ließ er Galambotz gegenüber eine Wefte Labzlovara (zu Ehren 
des heil, Ladislaus) erbauen, und in biefer Abficht geſchictte Ars 
beiter (Ingenieure) aus Oberitalien kommen. Die aufgeführten 
Zeſtungswerke wurden fodann mit Geſchuͤtz reichlich verfehen 2°). 

Sobald die Veſte Laszlovara vollendet und der König nach 
einer kurzen Abweſenheit (er hatte fich im Frühjahr 1428 97) nach 

20 Zeblet Geſq. d. Ung. IV. ©. 1033. 
25) Engel Geſch. v. Gero, ©. 374 fl. Geſch. d. Ungr. 8. &. 320 fi. 
26) Engel Geſch. d. Unge. R. ©. 321. 


27) ©. im Anh. die Regeften: vom 3—.25. Behr. mar er zu Poreſia: m 
Wihsoh 8. Sigmund. IL. 18 


73 - "Deittes. Buch. Vierzehates Kapitel. 
Maſchau zu einer Unterrebung mit den Jagellonen begeben, um 
anch von Polen und Eitthauen Hülfstruppen zu erhalten) wieder 
gurlcdgefchrt war, wurde im April 1428 ber Feldzug gegen bie 
Tinken eroͤffnet. Der roͤmiſche König hatte eine Armee von etwa 
dreißigtauſend Mann beifammen, welche ber Friegderfahrene Graf 
Stephan von Rozgon befehligte: auch waren von dem Großflr: 
ſten Witold von Litthauen einige Kriegsvoͤller aus Reußen und 
‚Vobolien unter der Anflhrung des tapfeın Polen Zawissius Ni: 
‚ger von Grabow geſchickt worden: und der König von Polen hatte 
verfprochen, feinem Bafallen, dem Woiwoden Alerander von ber 
Moldau Befehle zuzufchiden, zu gleicher Zeit bie Türken anzu 
greifen. Auch der mit Sigmund verbundene Woiwode Danid 
von ber Walachei hatte fechstaufend Wann Kriegsvoͤller zu dem 
ungarifchen Heere floßen laſſen 2°). 
Auf feine anfehnlichen Streitkräfte vertrauend, "eröffnete 
Sigmund (gegen Ende April) die Zeindfeligkeiten mit der Be 
lagerung von Galambotz. Unter dem Schuße ber Feſtung Laszlo⸗ 
vars wurden die Schiffe auf det Donau gefammelt, und bie tin- 
kiſchen Fahrzeuge, welche aud der Morawe in die Donau einge: 
‚laufen waren, verbrannt und ſodann Galambotz zu Waffer und 
zu Land mit ſchwerem Geſchuͤtz beſchoſſen. Dabei hatte ſich wie 
ne. zweite Artemifia bes Grafen Rozgon's Gemahlin Cdcilia, 
soll männlichen Sinne ; vor Allen audgegeichnet, Befehlshabe⸗ 
tin einer Galeere, bohrte fie mehrere tuͤrkiſche Schiffe in Grund, 
ſteckte adkere in Brand, und beſchoß dann aus Bombarden, 
Buüuͤchſen, Balaſtern die feindliche Burg. "Won ber Lanbfeite lei⸗ 
‚tete Sigmund felbft die Angriffe auf die Feſtung, deren Thuͤrme, 
ſchon zum Theil durch das grobe Geſchittz erſchuͤttert, einfiärzten, 
Mine dritte Heetesabtheilung beobachtete. ober befehäftigte bie Kriegs: 
‚(Haaren ber heranrückenden Tuͤrken und ſchlug fie in mehreren 
Gefechten 2°%: Doch änderte ſich Alles, ald der Sultan Murad 
mit überlegenen Streitkräften in Eilmaͤrſchen felbft herbeirichte, - 


237. Zebr. bis 5. März zu Kaſchau: den 2% März zu Zirnaus am 29. April . 
ift er wieder vor Galambog. u 

38) Engll.c. S. 323. 

29) Urt, Sigmund's v. I. 1433 bei Pay Sen Hin P. I. p. 172. 8gl. 





Zürkenkriege und ungariſche Angelegenheiten. 275 
Sigmund, davon benachrichtigt, . befand fich in großer Ver⸗ 
legenheit. Das tuͤrkiſche Heer war ihm fo ſchnell über den Hals 
gekommen, daß er für den Ruͤckzug bangte. Ex trat baher mit 
dem Sultan in Unterhandlung: ein Waffenflilftand ward abges 
ſchloſſen, wornad, Galambog in den. Händen der Türken bleiben, 
Sigmund mit feinem Heere auf dem rechten Ufer ber Donau 
einen ſichern Rüdzug an dad andere Ufer erhalten. folte, As 
nun ber römifche König in Folge des Waffenſtillſtandes fogleich bie 
Belagerung aufgehoben hatte,. und feine Kriegsvoͤlker über den 
Fluß führte, fielen die Turken die noch am rechten Ufer. der Dos 
nau befindlichen chriſtlichen Kriegsſchaaren treulo8 an. Sigmund 
felbft hatte noch nicht den Fluß uͤberſetzt und befand fich daher in 
ber größten Gefahr, gefangen oder niedergemacht zu werden, Seine 
Rettung verdankte er dem Grafen Stephan von Loſſontz, der ihn 
aus dem Schlachtgetümmel riß und ihn gluͤcklich, faft mit Ges 
walt, auf feinen Nachen brachte, wobei er felbft in’s Waſſer 
flürzte und nur durch große Anftrengung feiner Leute gerettet 
wurde, Daß nicht daB ganze'ungarifche Heer, welches noch übers 
zufegen hatte, aufgerieben wurbe, verhinderten theils die italie⸗ 
niſchen Wurffhügen in ber neuen Feſtung Ladzlovara, welche 
ununterbrochen aus dem groben Geſchuͤtz auf die Türken ſchoſſen 
und fie dadurch von der Donau abhielten, theils die Polen und 
Walachen, welche auf einer Anhöhe aufgeftelt waren, und unter 
der tapfern Anführung des Zavissius Niger auf das Helden⸗ 
müthigfte kaͤmpften, aber auch meiſtens nach dem blutigften und 
hartnädigften Kampfe dem feindlichen Schweite erlagen. Bas 
vissius felbft, det ein Feines‘ Pferd beſtiegen, fobald er den Koͤ— 
nig gerettet wußte, Fämpfte unter den Vorberften: vergeblich fandte 
Sigmund ein Fahrzeug mit kühnen Leuten, bie ritterlichen tapfern 
Polen aus dem Schlachtgetimmel zu. retten. Er verfihmähte - 
Rettung, wo die Seinigen*fielen. Bon Taufenden umringt ward 


Seßter 1. c. IV. S. 375. Herman. Corner. Chr. p. 1290 erzaͤhlt nur von 

Sigmund’: Glüd, verſchweigt aber feine Niederlage: „1429 Sigismundus trkui- 

phavit contra Turcos proelio maximo, castrum quod dividit Turcos ‚ipsos 

ab Ungaris expngnans et capiens ac multitudinem barbarorum innumeram 

Perimens, « . 
18* 


276 Drittes Buch. Vierzehntes Kapitel, 
ex endlich von den Türken, die ihn für den König ober einen 
ürften gehalten, niebergehauen 20). 

Diefe Niederlage des ungariſchen Heeres bei Galamboß durch 
den teeulofen Überfall der Zürken fiel vor in der legten Woche des 
Wai's 1428 21). 

Die Folgen dieſes Sieges waren fuͤr den Sultan ſehr bedeu⸗ 
tend. Nicht nur kehrte die Walachei unter die türkifche Herrſchaft 
zurück und der Woiwode Daniel verpflichtete ſich dem Sultan Tri⸗ 
but zu bezahlen, fondern auch Servien ging wieder für Ungarn 
verloren, Der Despot Georg Brancowitſch, den Übermächtigen 
Heerſchaaren der Osmanen Preiß gegeben, hatte Feine andere 
Wahl, als einen fehr nachtheiligen Frieden mit den Türken eins 
zugehen, Er mußte dem Sultan die Feſtung Galambog laffen, 
jährlich Tribut im Betrag von fünfzigtaufend Ducaten bezahlen, 
und in allen Kriegen Heereöfolge leiften und verfprechen, jeber 
Gemeinſchaft mit Ungarn zu entfagen 22). Viele Servier, welche 
nicht unter ber despotiſchen tuͤrkiſchen Herrſchaft ftehen wollten, 





80) Urf, Sigmunb’s beiPray Anal. P. IT. p.294 fl. Katona hist. Reg. 
T. XI. p. 499. Thwrocz Chron. Hung. P. IV. c. 13. Diugoss. hist. Po- 
Ion. 5b.XL p.504. Chronic. Bartossü b, Dobnex Mon. Bozm. T. I. p. 158. 
„4.1428: Eadem aestate R. Sigismundus ante castrum Holubeoz intra Racz, 
quam olim Dux dispiri modo (befiere &eöart Despota communiverat), castra 
metaverat et Dominus Zdeslaus Capitaneus in conductu Paschae.“ Im An» 
Yang Beilage X. Die morgenländ. Nachrichten bei Hammer Geſch. d. Dam. MI. 
@.430u. 645. Bol. Zehler a. a. D. S. 376 fl: Engel Ungr. Geld. S. 324. 
Sero. Geſch. S. 373. nad; Bertrandon de la Broogniäre in den Meimoires de 
Pisstitut nat. T. V. p. 469. 

31) &. im Anh. die Beilage XI. das Schreiben des Kafpar Slick: dere 
felbe vermindert offenbar die Niederlage. Gr gibt nur 1100 Todte an. Die 
brieflichen Nachrichten über dieſen Feldzug Sigmund's gegen die Türken, melde 
fd in zwei Schreiben v. 22. u. 3. Aug. 1425 im Königsberger Ordensardis 
de befinden (Wgl. Index Corp. hist. dipl. Lioniae, Esthon. et Caroniae. I. 
n. 1252 u. 1253. p. 271) konnte der Berfaſſer leider nit benugen. Sollte er 
fie fpäter mitgethelit erhalten, fo wird er fie im vierten Bande dieſer Geſchichte 
im Anhang abdruden laſſen. 

82) Engel Gef. d. Ungr. R. S. 324. Geſch. v. Gern. S. 373. Hammer 
a. 0, D. Es wird daſelbſt aud der Gortefpondenz des Sultans mit perfiſchen 
Yürften Über den ſerviſchen Frieden Crwaͤhnung gethan. 





Tuͤrkenkriege und ungariſche Augelegenhelten. 277 
entflohen damals nach Ungarn, wo ihnen Sigmund. Die Safe 
Gfepel anwied zur neuem Wohnſitz 22). \ 

. Der. König Sigmund hatte feine glucht nach Belgrad ae) 
genommen, von wo aus er theild neue Kriegsanſtalten gegen bie 
Zürken traf, theild auch wegen des Friedens mit ihnen unterhans 
delte 20). ‚Beinen alten Groll gegen bie Venetianer fegte er bei 
Seite und ſchloß, um von ihnen Hülfe gegen den gemeinfansen 
Feind zu erhalten (denn fie waren von bem Sultan. in ihren Be⸗ 
fisungen auf. der Halbinfel Morea bedroht), einen zweijaͤhtigen 
Waffenſtillſtand mit ihnen 30). Auch ſuchte er ſich durch Anleihen, 
Geld zu verſchaffen und um ſich den Weg durch die Bulgarei zu 
Öffnen, nahm Sigmund, ber ſich vom Sommer bis in den Deto⸗ 
ber in Belgrad und in der Umgegend aufhielt, einen Sismani⸗ 
den fhlgend bei fich auf und verlich ihm mehrere Güter‘ im Nies 
meswarer Gomitat 27), Auch erneuerte ev die ſchon fruͤher mit 
dem Sultan von Mefopotamien und dem Tartaren⸗Chan in ber 
Krim angefnäpften Verbindungen, und fuchte die Dömanen an⸗ 
derwaͤrts zu befchäftigen und fo vom ben ungarifchen Grenzen ab⸗ 
zuziehen ®°), 

Das Einzige was aus dieſem Feldzug, ben Sigmund in den 
DZahren 1427 und 1428 machte, noch Bedeutung und einigen 
Augen für Ungarn in den mächft folgenden Jahren hatte, wat tie 
Anlegung einer Deutſchordens⸗Colonie an ber untern Donau zum 
beftändigen Krieg gegen. bie Tuͤrken. Der roͤmiſche König hatte 
ſchon am 9. April 1497. von Maxienburg im Würzland aus an den 


33) Katona hist. Critie. Reg. XL p. 611. Bee Seid. d. Ung. IV. 
S. 995, Eigell. c 
34) Der Raguſaner Matthäus eurari nahm den flüchtigen König in feiner 
Zaetorei zu Belgrad auf und Half ihm aus der druͤckendſten Geldverlegenheit durch 
‚sin Geſchenk von 16,000 Ducaten. Wgl, Fehler Geſch. d. Ung. IV. &. 1048. 
35) ©. im Anh, Beilage XII. und Regeften v. 24. Sept. 1426, 
36) Die Republik ‚hatte damals Maxco Dandolo nad Dfen geſchlat, und 
verlangte anfangs gänzliche Gatſagung Sigmund’s auf Dalmatien, worein diefer 
. aber. nit willlgte. Bl. Tehler 1. c. S. 387. ° m B 
37) Engel Geſch. d. Ungr. Reihe: S. 326. nn: 
38) Bol. die Geſch. K. Gigmund’s II. S. 311. Gngel Seſch. v. Ser 
vim ©, 374. 5 


78 Deittes Bach. Biechehntes Kapitel. 

‚Höchmelßßer des Ordens gefcheieben *°); Um fid ein bleibenbes. 
Anbenten bei dem Orden zu fliften und durch beffen Förderung 
feiner Seele Seligfeit zu verdienen, beabfichtige er, den Drben 
theilweife in feine Lande an bie Donau zu verpflanzen, Indem 
ex gern fletd.Oxbenöbrüber um ſich ſehe, fo habe ex den Ordens⸗ 
ütter Nicolaus. von Rediwig zu feinem Rath aufgenommen, damit 
derfelbe ihm in des Ordens Angelegenheiten behiiflich fey. Im 
eiftigen Wunſche, des Ordens Ehre und Werbreitung zu fördern, 
erſuche ex den Hochmeiſter um eine Anzahl Drbensritter und Bir- 
ger, Kaufleute, Schiffsmeiſter und Schiffsiungen aus Preußen, 
wm .mit ihnen eine neue Anfiebelung an ber Donau in feinem 
Lande zu begründen. 

Un dieſem Schreiben einen beffern Erfolg zu ſichern, fanbte 
der König feinen Protonstar Kafpar Slick nach Preußen, damit 
er. dieſen Gegenſtand mündlich mit dem Hochmeiſter betreibe, Der 
Botfchafter trug dem Drben. ver, wie der König gefonnen fey, 
die Türken ſolange zu befämpfen, bis er ſich ber ganzen untern 
Donau bemädtigt habe, Dex deutſche Orden, ber gefliftet ſey 
zur Verbreitung des chriftlichen Glaubens und dem bie Verpflich⸗ 
tung öbliege, dem Koͤnig wider Die Heiden zu helfen, möge, da 
er im eiguen Bande nicht mehr von ben Heiden, bekuͤmmert und 
beläftigt werde, dem Verlangen des roͤmiſchen Königs willfahren 
und ihm zus Beihllfe im Türkenfriege eine Anzahl Ordensritter, 
die in den ſlaviſchen Sprachen bewanbert feyen, ferner vier des 
Kriegsweſens zu Waffer ımd zu Lande kundige Kaufleute aus 
Thorn und Danzig, dann zwanzig Schiffsbauer und Steuerleute, 
endlich an taufend Schiffsiungen ſchicken. Diefe Leute wollte der 
König auf der Donau und dem fhwarzen Meere (denn bis dahin 
träumte Sigmund, feine Eroberungen ausdehnen zu koͤnnen) ge: 
gen die Türken gebrauchen. Zu diefer Huͤlfsſendung, welche ber. 
Orden auf feine eigenen Koflen ausliften follte, meinte Sigmund 
denfelben geneigt zu machen, wenn er ihm gute Auöfichten wegen 
des erblichen Ankaufs der Neumark eröffnete und ihm das An: 
erbieten beifligte, bie Grenzſtreitigkeiten zwiſchen Polen und ber 


39) Boigt Geh. Preuf. VIE. &. 502 ft. 


Tuͤrkenkriege und ungariſche Angelegenheiten. 279 
Neumark zu Gunften des Ordens zu beendigen +0), Da über 
der Orden auf ungewiſſe Wortheile hin große Geldopfer nicht 
bringen, auch feine ohnehin geſchwaͤchten Kräfte durch eine Ab: 
fendung von Rittern nicht noch mehr mindern wollte, fo verfchlug 
fi} auf einige Zeit das Project mit der Anfiedelung einer Ordens⸗ 
colonie an ber untern Donau. Doch nahm ed Sigmund wieder 
auf nach ber Niederlage bei Galambotz. Es ift bekannt, daß er 
dann mehr ald Verſprechungen dem Orden bot, benn er überließ 
ihm auf ewige Zeiten die Neumark *"), "Daher zeigte fich der 
Orden auch vwillfaͤhrig und im Mai 1428 machte. fich eine Anzahl | 
Ordenritter unter ber Anführung des Klaus von Redwitz, nebſt 
dem verlangten Gefolge, mit dem nöthigen Geräthe verfehen, auf 
den eg. ‚Bu Preßburg empfing fie der König. Er ließ ſie hier⸗ 
auf von ſeinen Amtleuten in ihre neue. Heimath, nad) dem Schloß 
Möreny mit Gebiet‘ geleiten 42), indem er verſprach, Altes fir 
die neue Stiftung zu tfun, was ihr Gebeihen befoͤrdern koͤnne. 
Richt lange nachher folgten auf wiederholtes Anſuchen des Königs. 
eine weitere Anzahl Ordensritter nach. Klaus von Redwitz erhielt: 
hen Titel eines Orbensmeifters in Ungern, Nach Sigmunds Plan: 
ſollten die neuen. Ordensburgen ebenfo mit Komthuren-und Amt: 
leuten beſetzt und verſorgt werben wie in Preußen 43), Wie aber 
die neue Pflanzung an ber Donau nicht recht Wurzel une 
konnte, davon wird ſpaͤter gehandelt werben, 





40) Die Sotſcheft Sigmund's vun Kafpar Slick an den Hodmeiter vom 
3. Mai 1427 bei’ Boigt lc. ©. 503. 
aA1) Gercken Cod. dipl. Brandenb. V. p. 254. 
42) Engel Geſch. d. Ungr, Reihe II. ©. 320. 
43) Boigt S. 534 fl. nad drei Schreiben Sigmund's an den Hodmeifter 
d. d. Preßburg 17. April (&. 527) Preßburg 30. Juli u. Prefburg 14. Sept. 
ſammitlich vom Jehr 1999. Mol. Winded p. 1249 sg. 





Sunfzehntes Kapitel. 
Erbſtreit ͤber Niederbayern. 1425— 1429. 


Während bie beiden oberbayeriſchen Herzoge Ludwig und Hein: 
rich in heftigen Streitigkeiten gegeneinander erbittert waren, ſich 
vielfach befehdeten und vor Gerichtshoͤfen verfolgten, ſtarb der letz⸗ 
te männliche Sproͤßling der Linie von Straubing⸗ Holland, der 
Herzog Johann, ber Enkel des Kaiferd Ludwig von Bayern. Er 
wurde durch feinen Hofmeifler Hans von Fliet (6. Ian. 1425) 
au Haag vergiftet, weßhalb derfelbe auch hingerichtet wurde. Da 
Johann Feine ehelichen Kinder hinterließ, fo vermachte er bie Laͤn⸗ 
der Holland, Seeland, Friedland und Hennegau (letzteres hatte 
er nur im Beſitz) dem Herzog Philipp dem Guten von Burgund, 
dem Sohne feiner jünngften Schwefter Bargaretha, und überging 
demnach im Teftament feine Nichte, die Jacobaͤa, Tochter des Hers 
3098 Wilhelm, welche die iibrigen niederlaͤndiſchen Beſitzungen ber 
Bittelsbacher an fich geriffen hatte. Der Herzog von Burgund 
feste fich auch bald mit gewaffneter Hand in ben Beſitz der Erb⸗ 
ſchaft, ohne daß die Wittelöbacher in Bayern einen Verſuch mach⸗ 
ten, dagegen mit ihren Anfprüchen aufzutreten, 

Anders aber war es mit Nieberbayern oder dem Straubins 
ger Landı), Sobald dahin die Nachricht von Johann’ Tod 


1) Über den Straubinger Erbſtreit hat man Vieles geſchrieben, nicht ohne 
Parteilichtejt. In den größern deutſchen Geſchichtswerken hat zuerſt M. I. 
Sämidt Geſch. d. Deutſchen IV. S. 168 fü. (Ulm 1787), fodann Heinrid) Zeit» 
für Reihgefäläte IV. S. 207 —274 (Rein, 1791), mit Benugung der’vor 
dem Tefgener Frieden erſchienenen Gtreitfäriften die Sache darzuftelien geſucht. 


Erbſtreit wegen Nicherbayern. Wi 
‚gelangt war, ordneten die Staͤnde eine Regentfehaft ab bie Mits- 
telöbachifihen Herzoge in. Bayern wurden von bem Todesfalle in 
Kenntniß gefegt, mit der. Aufforderung, bie Angelegenheit mit 
ber Erbſchaft und Regierung bes Landes in Ordnung zu bringen. 
Alsbald erließ Herzog Lubwig von Ingolfabt, ‚der ſich damals 
bei dem roͤmiſchen König in Wien aufhielt, an bie Straubinger 
Staͤnde die Aufforderung „ ihm als dem Alteſten ber regierenden 
Herrn zu huͤldigen. Allein auch die,übrigen bayeriſchen Herzoge 
ſahen ſich als Miterben des Landes an. Der Herzog Heinrich von 
Landehut und. die beiden Muͤnchner Herzoge Ernſt und Wilhelm, 
ſaͤmmillich, wie Ludwig von Ingolſtadt, Urenkel des Kaiſers Lud⸗ 
wig dbes Bayern, wollten zu gleichen Theilen mit dem Herzog 
Ludwig erben, weil ihr gemeinſamer Stammogter Niederbayern 
erworben hatte. Daß biefe ſaͤmmtlichen baykrifchen Herzoge ges 
gruͤndete Anſpruͤche auf das Straubinger Band hatten, erkannte 
nicht nur der roͤmiſche König in einem Schreiben an Herzog Ernſt 
"von Münden an (6. April 1425)*), ſondern auch bie nieberbays 
eriſchen Landſtaͤnde fprachen fich dahin aus: nur konnten fich bie 
Herzoge untereinander felbft nicht vereinigen, in welcher Weiſe 
Vie Xheilung vorgenommen werben follte, 
‚Herzog kudwig, der feiner halben Sefangenfgeft ara ‚Hofe 
in Ungarn mübe, ſich ſchon gegen Mitte bed Jahrs 1425. nach. 
Bayern zuruͤckbegeben hatte, gab feinen Stammvettern in fo weit 
nach, daß er eine Theilung zugeben wollte. Rach mehreren vers 
geblichen Zufammenkünften ber Herzoge mit ben Straubinger 
Ständen, verfammelten ſich die erſtern (am 6. Juli.) in Strau⸗ 
Bing. Indem Ludwig als ber Alteſte des Stammes den größten 
Theil der Erbſchaft verlangte, wollte ‚Heinrich die Theilung nach 
den Stämmen gemacht wiſſen, wogegen. bie beiden Brüber Ernſt 
und Wühelm ſich erklaͤrten, indem fie dann nur als ein Stamm 
— 
In der neneften Zeit haben die bayerifhen Gefdictfäreiber aus den Archioen 
Menches aufgeflärt. Wir nennen hier vor allen Andern K. H. v. Lang Geld, 
d. Bait. Herzogs eudwig des Bärtigen (Rürnb. 1821) S. 123 — 153. u. Büde 
wer Geſch. v. Bayern 8. VI. ©. 249— 259. (Münden 1838). 
2) In ver Schrift: Abfertigung der vom k. k. Hofe geſchehenen Veantwor- 
tung des Raqhtrago cn Weil. 3. ©. 48 


a Drittes Vach. Euhfjehntes Kapitel. 

gerechnet wären, Sie verlangten eine. Theilung nach Köpfen, 
wornach zwei Biertel auf ihren Anthell gekommen, welche Art 
ber Theilung bie beiden andern Herzoge fehr entſchieden verwar⸗ 
fen®). 

Um einem offenen Krieg untereinander ans zuweichen und. 
zugleich auch mm gegen ben unruhigen Herzog Ludwig, ber die 
Aofldy hegte, das Land unit Gewait zu hefeten, fh fiher zu fiel- 
Ion; beſchloffen bie drei andern ·Herzoge bie Entfcheibung ber Sache 
dem Ausſpruche ber nieberbayerifchen Landſtaͤnde zu überlaffen. Das 
durch war aber bie Sache keinesweges weiter gebracht: ja man ges 
vieth nun in neue Zweiſel und Gtreifigfeiten, indem die Frage: 
nech welchem Kechte ber Ausſoruch geſchehen ſollte nicht geloͤst 
werden konnte. Denn Heimich verlangte, daß die Landſtaͤnde ein 
gemeines Landreqcht Therzogliches Bamilienreiht, ober baverifches 
Landrecht, oder allgemeines deutſches Landrecht ?) ausſprechen und 
nicht nach dem geſchriebenen kaiſerlichen Rechte entſcheiden, much 
keinen Legiſten bei der Sache zu Rathe ziehen ſollten. Herzog 
Ernſt und ſein Bruder Wilhelm dagegen hofften eine guͤnſtigere 
Entjſcheidung flr:fih, wenn nach dem roͤmiſchen Civilrechte der 
Aus ſpruch geſchehe. Cie behaupteten daher: das Recht müßte 
dem Gewiſſen der Landſtaͤnde uͤberlaſſen werben, bie, werm fie 
der Sache nicht weis. wären, gelehrter und weiſer Leute Rath: 
wohl pflegen bisften*). 

Indem bie Landflände eifrig daran arbeiteten, zwiſchen ben 
Parteien einen Vergleich zu fliften, trat ein neuer Zwiſchenfall 
an. Aus Ofen fehrieb (6. Aug.-1425) ber römifche König: wenn 
bie bayerifchen Herzoge wegen der: Iheilung des Straubinger Lan⸗ 
des fich nicht vereinigten, fo werbe er, da das Land vom Reiche 
zu Lehen gehe, als Oberhaupt des Reiches Vorſehung thun und 
fie an feinen Hof zu Recht vor die Zürflen des Reiches forbern.: 
Inzwiſchen ſolle fein Theil den andern zu uͤbervortheilen fuchen 


3) Pfalz» Zmeibrüdtifde Borlegung der fireicommifferifgen iechte etc. $. 104- 
in (Arndt) volft. Samml, v. Staate ſchr/ z. Behuf der baheriſch. Geſch. Thi. TV. 
©. 123. Beil. m. 25. ©. 253 f. Bot. v. Lang a. a. D. ©. 135. 

4) Geſch. der Stranbing. —J Urt. 9. 17. p.99. Sqmidt Geſch. d. 
Deutſch. 1. c. S. 169. 





Sohftoeit weten :Diehssbuyern: 28: 
ober Anlaß zu Unfrieden geben, ba jetzt ber Koͤnig des Raths und 
der Hülfe folder Fuͤrſten des Glaubens megen:beffer. bedinfe-). 

Nicht lange nachher (im: September), grade als bie Lands: 
fände in Straubing wegen Der Sacht verſammelt waren, erſchie⸗ 
nen bei ihnen Abgeorbnete des oͤſtreichiſchen Herzogs Albrecht und: 
erklärten, das ihr Herr der naͤchſte Erbe des verflorbenen Her⸗ 
3095: Johann son Stratbing fey, indem feine Mutter Johanna 
eine leibliche Schweſtet des verfiorbenen Herzogs gewefen).. Eine: 
gleiche ErHdrung gaben die oͤſtreichiſchen Abgtordneten auch bei 
Herzog Wilhelm ab, ber ſich damals in Straubing aufhielt. Inz 
dem biefer bie Antwort gab: die Sache-berühre ihn nicht allein, 
er-müßte fi mit feinen Vettern berathen; lehnten die Straubin⸗ 
ger Stände ab, die Anfprliche des neuen Praͤtendenten aufzunch- 
men, indem fie etklaͤrten: es komme ihnen nicht zu, das Land zu 
vergeben?), Sie kamen darauf überein, um größerer Verwir⸗ 
rung vorzubeugen, allen, vier Herzogen eventuell und unter der 
Bedingung vorhergehender Beſtaͤtigung der ſtaͤndiſchen Freiheiten, 
au huldigen, aber keinen Antheil zu nehmen, wenn etwa biefer. 
Sache wegen zwifchen ben Wittelöbachern Krieg ausbrechen follte, 
ſondern bad Lund bis zur Enbigung: beffelben ledig und ungetheilt 
zu laffen®), und den Erblandhofmeiſter von Degenberg als Bere, 
weſer von Niederhayern zu beſtellen ). 

5) v. Lang a. a. D. ©. 125. Büchner a. a. D. S. 350. 

6) v. Freiberg Geſch. der Landſtände in VBahern I. S. 426. Sarelhen 
des D. Albrecht d. d. Dfen 18. Aug. 1425. Geſch. der Straubing. Erbfolge. 
urk. a. IXXJ. Bal. Büdner a. a. D. Ware nur von den niederlaͤndiſchen 
Befigungen und Holland und einem weiblichen Erbrecht an dieſe Länder die Rede 
gewefen, fo hätte der öſtreichiſche Herzog allerdings ein ebenfo gegründetee Net 
daran gehabt, wie man dem Herzog Philipp von Burgumd zugeftehen mußte. Diefes 
Berhäitnif aber konnte nicht auf die bayerifhen Stammlande und die Reichslehen 
ausgedehnt werden. Denn wenn auch nicht zu laͤugnen ift, daß Albrecht weibli« 
er Seits ein näherer Serwandter von dem verftorbenen Perzog Johann ala die 
bayerifäjen Herzoge war, ſo fonnten gemäß der Berträge von Pavia (vom I. 1329) 
wu von Ingolkadt (0. I. 1348) in Bayern die Weiber niht erben, folange 
mönnlihe Nachkommen von dtudolph's und Ludwig’: Stamm vorhanden waren. „ 

Dv. &ung S. 127. 

8) Bühnen S. 251. 

90. Lang ©. 128. 





2 Drittes We. Feiichutes Kapitel. 


Rod) mehrfachen Berhandlungen vereinigten ſich bie ſtreiten⸗ 
den bayerifdjen Herzoge miteinander, zu Wien umter Leitung des 
vömifchen Königs die Streitfache von neuem vornehmen zu laſſen. 
Die vier Herzöge mit einem großen Xheil der Straubinger Stäns 
de kamen an ben benannten Ort und bie Verhandlungen begans 
men am 3. Febr. 142610), Doch war vorerfi an eine Verfläns 
digung unter den Streitenden nicht zu denken: ber König belehnte 
zwar die vier bayeriſchen Herzoge zu ihrem Rechte (10. März) ''), 
arch belehnte er an demſelben Tag in gleicher Weiſe zu feinem Rechte 
den oͤſtreichiſchen Herzog Albrecht, dem er gern al8 feinem Schwies 
gerfohne das Land zugewenbet hätte, Er fagte in der Urkunde: 
„ex habe dem Herzog Albrecht fein Recht, das er zu dem Riebers 
land Bayern bat ober haben-foll, gnaͤdiglich gerichtet, ſoviel er 
ihm von Rechtswegen baran leihen ſolle.“ Aber eine eigentliche 
Belehrung fand nicht ſtatt 2). Über den Hauptpunct des Strei⸗ 
tes, bie Art ber Theilung, warb nichts entſchieden und der Marks 
graf Friedrich von Brandenburg erflärte als erwählter Schieds⸗ 
tichter, daß die Sache zu Nürnberg durch die Bundesgenoſſen in 
einem Außtragögericht entfchieben werben müßte, Wenige Tage 
nahdem Sigmund dem Herzog Albrecht den Lehnbrief gegeben, 
wurde (21. März) ein Theidigungsbrief zwiſchen Beiden auöges 
fertigt, wodurch der roͤmiſche König, Niederbayern für ein ihm 
heimgefallenes Reichslehen erklären und es für ſich und feinen 


10) Büäner ©. 251. 

11) diſaer Heine Säriften 1 ©. 402. Kurz Geld. v. Ifterr, unter 8, 
Albrecht II. Bd. 2. S. 111. Zweibrück. Borlegung 1. c. Beil. n. 52. &, 379 fl. 

12) Shmidt’s Anfiht der Sache (Gef. der Deutſch. IV. ©. 170) läßt fih 
daher leicht widerlegen. Großhoffinger 2. Joſeph IT. Bd. IV. p. di fi. v. Lang 
@&. 130 hat nichts darüber in den bayer. Archiven gefunden, Raqh des k. Preuß, 
Hofeb Beantwortung der zu Wien heransgelommenen Hauptfihrift 2c. Beil, n. 6. 
©. 193. (Berlin 1778. 4.) u. (Aradt’s) Sommi. v. Staatsfär. TI. S. 223 f. 
ſoll Sigmund am 10. März 1426 dem Herzog Albrecht den Lehndrief über has 
Straubinger Land gegeben haben. Heinsiä in der Zeutſch. Reichtgeſch. IV. S. 260 
wundert fi, daß Windeck von dieſer Belchnung ſchweigt; er meint deßhalb (mie 
auqh der Berf. der Abfertigung der k. k. Beantwort, bed Madtrags S. 38 fu.), 
8 fen die Urkunde zurädbatirt morden und eb wäre dabei nicht mit reihten Din- 
gen yagegangen. 





Erbſtreit wegen Niederbayem. 235 
Mannsſtamm einziehend, das Band dem Herzog Albrecht als feis 
nem Statthalter darin übergibt, Ferner wird’ in bem Brief bez 
ſtimmt: Wenn Sigmund ‘ohne männlichen Erben ferbe, daß das 
Land an feine Tochter Eliſabeth, Albrecht's Gemahlin und ihre. 
Erben falle; und wenn auch biefe ohne Exben ſterbe, folle es an 
‚Herzog Albrecht und feine Erben, bie er mit einer andern Ges 
mahlin zeugen werbe, fommen !®), 

Das Austragsgericht fand ben 27, Mai 1426 umter ben Ob: 
männern dem Pfalzgrafen Johann von Neumarkt, dem Bifchof 
von Eichſtaͤdt und dem Grafen Ludwig von Öttingen flatt1*), 

‚Hier behauptete Herzog Ludwig, daß die Straubinger Lande 
ihm allein gehörten, weil er der Äftefte wäre, ber die Baiferlis 
hen Lehnbriefe über ganz Bayern empfangen hätte; .weil ein fols 
ches Vorrecht des Alters und der Erſtgeburt im erften Buch Mös 
feö, im roͤmiſchen Recht, in der goldenen Bulle und in allen 
älteren Sreiheitöbriefen begruͤndet ſey, und alle kaiſerlichen und 
gefchriebenen Rechte es verböten, Finſtenthuͤmer zu theilen, bes - 
ſonders folche, die befondere Hofmeifter und Erbbeamten hätten, 
wie das Straubinger Land. Im aͤußerſten Zall aber wuͤrde nur . 
eine Zheilung in bie drei Stämme Ingolftabt, Landshut und Müns 
den, nicht in’ bie Köpfe flattfinden Tonnen. Dagegen beftanden 
die Herzoge Ernſt und Wilhelm grade auf einer ſolchen Theilung 
in die Köpfe, weil das Straubinger Land ihnen nicht von den Wär 
tern grabe herab angeerbt, ſondern zwerchs auf ber Seite 
angefallen ſey. Da Ober: und Nieberhayern bisher zufammen 
nur Ein Füuͤrſtenthum mit Einem Banner und Wäppen ausge⸗ 
macht; fo koͤnnten fie darin dem lteften keinen Vortheil zuges 
ftehen. Herzog Heinrich, der, fich frank meldend, nicht in Pers 
fon-erfehienen war, Heß durch feine „Bürleger, Kehrer.und Wars 
ner” erklaͤren: nachdem er fein Recht an das Land vom Kaifer zu 
Lehen erhalten, und zwar fpäter, als bie Bücher Moſes, Juſti⸗ 
nian's Novellen und bie goldene Bulle; fo koͤnne auch niemand 
anders als der roͤmiſche König barüber fprechen. Das war auch 

13) Kurz Gef. v. Dſterreich unter K. Albrecht IL Thl. I. S. 111. Bir 
fer u. Großpoffinger I, co. K. Preuß. Beantwort, ı. Bell. n. 6. S. 19. 
19) v. Lang S. 128. Büdur a a. D. 


26 Drittes Buch. Funfhehntes Kapitel. 

zuletzt der Beſchluß des Austragegerichts 20). Koͤnig Sigmund 
aber, der als oberſter Lehnsherr ſelber Anſpruͤche an das Land er⸗ 
bob, erklaͤrte in ber Sache nicht entſcheiden zu wollen; er beauf⸗ 
tragte baher den Erzbifchof don Mainz mit ben Übrigen Kurfür- 
fen, als des Reiches Mannen, eine Entſcheidung zu geben und 
auch den Herzog Albrecht von Oiteich wegen ſeiner Anſpruͤche 
mit vorzulaben!°), 

Mittlerweile wurde Alles aufgeboten, bie bayerifchen Herzoge 
von Waffengewalt abzuhalten. Nicht nur ließ der roͤmiſche Koͤ— 
nig durch feinen Kommiſſar Paul von ber Leiter die Mimchner” 
‚Herzoge von einer einfiweiligen Befignahme ber zwei Theile des 
Straubinger Landes, welche fie in Anfpruch nahmen, abmahnen, 
fondern er verlängerte auch ben Im I. 1422 gebotenen Friedſtand 
zwiſchen den vier Herzogen, ber mit dem 7. Dit, 1426 zu Ende 
ging, auf ein Jahr weiter: und ald Herzog Lubwig den Bruno 
von ber Leiter, der aus dem Straubinger Rande zehn Gleven zum 
Huffitenzug nah Cham ald Kontingent fandte, baran hindern 
wollte, ſchtieb König Sigmund. (den 19, Juli) von Blindenburg 
aus an bie Kurfüscften, fich ihrer Seits an bem Anſchlag nicht hin⸗ 
bern zu laſſen. Sollte Herzog Ludwig ungehorfam feyn, und es 
auf einen Krieg mit ihm anlommen laffen, fo werde er (ber Koͤ— 
nig) Alles halten, was er vorher ſchon auf einen ſolchen Fall mit 
dem ‚Herzog Heinrich und den Andern abgefchloffen habe 17), 

Da inzwifchen der Kurfürft von Mainz die Eatſcheidung in 
der Straubinger Erbſchaftsſache ablehnte und fie an das Austrags⸗ 
gericht zuruckwies, fo fprach diefes zu Amberg (17. Sept. 1426) 
unter dem Vorſitz des Kurfüirften Friedrich von Brandenburg, und 
mit Zuziehung des koͤniglichen Hofmeifterd Graf Ludwig von Öt: 
fingen, des Pfalzgrafen Johann von Neumark und des Herrn 
‚Haupt von Pappenheim eine dreifache Theilung des Landes nach 
den drei Binien aus, fo baß ben beiden Brüdern Ernft und Wil⸗ 
helm nur ein 2008 zufielt®), 

15) v. Lang ©. 128 — 130. 

16) v. Lang ©. 130. 

17) v. Lang ©. 130— 132. 

18) v. Freiberg 0.0. D. S. 443 bie Urkunde, Bol.v. Lang 9.132, Bich- 
ner S. 252, 





Erbſtreit wegen Niederdayern. 27 

Da bie Münchner Herzoge.mit dieſer Entſcheidung nicht’ zus 
frieden waren, auch Herzog Ludwig fie mir bedingungsweiſe und 
proviſoriſch wollte gelten laſſen, fo wurde fie nicht vollzogen. Im. 
Herzog Ludwig verlangte neuerdings ber goldenen Bulle gemäß 
von bem Könige die Belehnung mit dem ganzen Straubinger Lande, 
welche ihm aber Sigmund in einem Schreiben (Dfen 18, Det) 
entſchieden verweigerte 1°), 

Von ben Austragsgericht Fam bie Streitfache wieder an ben 
Erzbiſchof von Mainz, der enblich darein willigte, daB fie vor 
einem Fürftenrath verhandelt wurbe20), ' Diefer beftimmte eine 
erſte Tagfahrt hiezu auf den 4. Febr. 1427 nach Mainz 21), 

Noch che der Tag herankam, waren bie Herzoge foweit dis 
mig geworben, daß die Straubinger Lande jebem von ihnen zu 
feinem Rechte huldigen follten. Zuerft geſchah die Huldigung (29, 
Ian, 1427) für die Münchner Herzoge. Herzog Ludwig empfing 
fie zuerft am 14. Juli deffelben Jahres, nachdem er zuvor (5. 
Juli) von dem xomiſchen König, der von Nürnberg nach Strau⸗ 
bing gefommen war, bie Belehnung uͤber das erledigte Herzogs‘ 
thum Niederbayern, d. i.z5u feinem Recht und unſchaͤdlich 
den andern. bayerifchen Herzogen und bem Öftreichifchen Herzog 
Albrecht erhalten hatte, Als Bedingung dieſer Belehnung aber 
hatte Sigmund die Verlängerung des Friedſtandes zwiſchen ven 
bayeriſchen ‚Herzogen auf ein weitere Jahr, alfo bis 7. Det. 1428 
geſetzt 22). j 

Mit Ausnahme von Herzog Heinrich, der es nicht hatte 
huldigen laſſen, erklärten ſich bald darauf (21. Juli) die bayeri- 
ſchen Herzoge bereit," ihren Erbſchaftsſtreit durch einen Ausfhuß 
der Straubinger Stände entfcheiden zu laffen. Diefe thaten ſchon 
nad drei Tagen den Ausfpruch: „der Erbſchaftsſtreit felbft fol 
zu Recht kommen vor dem römifchen König wie auch aller Streit 
‚wegen ber Fehde vom Jahr 1419, damit beide bald erledigt wuͤr⸗ 
den, benn wollte man beide austragen. nach Fürflen = und Lehen 


19) v. Lang ©. 133. Büchner 1. c. 

2%) Gemäß einer Urk, d. d. Freiburg 8. Der. 1426. ‚Bol Büdnerl. c. 
21) v. Lang S. 135. 

22) v. ang ©. 136. “ x 


P.} Drittes Bad. Funftehntes Kapitel, 
recht, fo wäre Fein Ende abzufehen, und neuer Krieg zu befürde ⸗ 
ten. Die Stände ſelbſt aber wären in ber Sache eines gleichen 
und reblichen Rechts nicht verftändig, daher Könnten fie die Sache 
nicht zu Ende führen. Bis das gefchehen, ſollten die Herzoge 
einen Berwefer für Nieberbayern in Straubing beftellen. Zu 
Schiedomaͤnnern bei etwaigen Irrungen fol Ludwig zehn Mann 
aus feiner Ritterſchaft geben, und ebenfo viele bie Münchner Her⸗ 
zoge, wozu noch fünf auß der niederbayeriſchen Ritterſchaft ges 
wählt werden ſollten. Diefe fünfundzwanzig Schiedsmaͤnner 
folten zu Augsburg fi verfammeln und Alles guͤtlich (in ber 
Mine) ausrichten und den künftigen Rechtsfpruch des roͤmiſchen 
Königs vollſtrecken. Dem Herzog Heinrich aber, der die Stände 
nicht um Entſcheidung angeſprochen hatte, folle dieſes Alles uns 
verfänglich ſeyn 2). 

Von dieſem Spruche ward der roͤmiſche Koͤnig durch eine 
Botſchaft in Kenntniß geſetzt. Aus Griechiſch-⸗Weißenburg entbot 
er 29. Sept. 1427 zurüd: er wolle ſich der Sache annehmen, 
ſobald er aus dem türkifchen Feldzug den deutſchen Landen näher 
Tommen Könnte, Richt lange nachher (18. Oct.) erließ er von 
Dfen aus ein Erinnerungöfcpreiben an den Kurfürften von Mainz 
und ernannte zu feinem Gommiffarius in ber Sache den Grafen 
Johann von Lupfen 2%), 

Ungeachtet aller diefer Anftalten kam man zu keiner Ents 
ſcheidung. Herzog Heinrich wollte die Sache immer noch von 
dem Austragsgerichte, die Münchner Herzoge von ben Iandftäns 
diſchen Ausfpüffen unterfucht und entfhleden haben. Herzog 
Ludwig verlangte, daß feine Vettern perfönlich nad Straubing 
tämen, und von den Spruchmännern bed Straubinger Landes 
den Erbſchaftsſtreit entſcheiden ließen. Da Heinrich nicht erſchien, 
fo konnte nichts in der Sache vorgenommen werben 25), So 
ging auch ber größere Theil des Jahres 1428 ohne Entſcheidung 
in dem Erbſtreit vorlber. 

Darlıber waren endlich bie Münchner Herzoge mit andern 


23) v. Lang ©. 137 fl 
24) v. Lang S. 188. 
25) Büäner ©. 254. 


Erbſtreit wegen Niederbayern. D.. >] 


Zunſten hoͤchſt ungehalten. Ste fehrieben von Straubing (14. Nos 
vemb. 1428) dem roͤmiſchen König: „er möchte doch einmal ben 
laͤngſt verfprochenen Zag anfegen, es ftünde ſchlecht um das Nies 
derland Bayern, ber Huffiten und anderer Dinge wegen: wenn 
ex fie wüßte, er wistde fich ihrer erbarmen; das Elend mehre ſich, 
je länger er zögere 20).“ 

Noch che Sigmund diefed Schreiben erhalten, ſchrieb er 
(am 48, Nop.), von mehreren Zürften dazu aufgefordert und 
durch die Raubzüige der Huffiten erſchreckt, ben bayerifchen Herz 
zogen, daß er entfehloffen fey, auf Sonntag Lätare des naͤchſten 
Jahres (6, März 1429) in einer Stadt innerhalb Oſtreichs über 
ihren Rechtsſtreit zu richten, damit nicht die Keger noch Gewinnſt 
aus biefen Mißhelligkeiten zögen 27). 

Darauf hielten bie Herzoge in ihren Ländern Landtage, wor 
auf ausgemacht wurde, daß des Königs Spruch ruͤckſichtslos voll: 
zogen und bazu eine Commiffion von 25 Mitgliedern aus. ben 
drei oberbayerifchen Landſchaften ausgewählt werden follte, Letz⸗ 
teres gefchah auf einer Verfammlung (am 21. März 1429), wo 
bie ſaͤmmtlichen oberländifhen Stände die fruͤhern Befchläffe von 
neuen beftätigten 2°), 

Am 26. April 1429 verfammelte K. Sigmund zu Preßburg 
die Vornehmſten und Gelehrteften feines Hofes zum Mannenges 
richt, um über den bayerifchen Erbſtreit das endliche Urtheil zu faͤl⸗ 
len. Auf dem Thron faß der König, zu feiner Rechten der Herz 
308 Ludwig, zur Linken die Herzoge Ernft und Wilhelm. Im 
Kreife um den König faßen al beifigende Richter: der Cardinal 
Johann von Olmüg, der tapfere Kriegsmann und heftige Huffiz 
tenfeind, der Erzbiſchof von Gran, ber Biſchof von Agram, zus 
gleich des Königs Kanzler, die Biſchoͤfe von Erlau, Befprun, 
Warasdin, der ungariſche Palalinus Niclas Gara und mehrere 
andere ungariſche und boͤhmiſche Grafen und Herrn. Aber auch 


26) von Freiberg 1. c. I. p. 469. 

27) Das Schreiben Sigmund’s an die bayeriſchen Herzoge bei v. Lunge. 140 
iſt datirt Mihad 18. Nov. 1429. Das Schreiben des Königs an die Münchner 
‚Herzoge vom demfelben Tage bei Büchner ©. 264 iſt aus Prefburg batirt. 

28) Bühne ©. 254. ©. Lang ©. 144. \ 

Aſchbach X. Sigmund. TIL. \ 19 


2) Drittes Buch. Funfzehntes Kapitel. 

von dentſcher Zunge fehlten nicht hohe Perfonen. Es wohnten 
dem Gerichte bei: der Pfalggraf Johann von Neumarkt, die Her⸗ 
zoge von Troppau und DIS, ber Landgraf von Leuchtenberg, der 
Burggraf von Meiffen, der koͤnigl. Hofrichter und Landvogt Truch⸗ 
ſeß von Walbburg, und mehrere andere Herrn von hohem Abel. 
Außer zwei Räthen bed Herzogs Philipp von Burgund waren 
noch eine Menge geiftlicher und weltlicher Leute, unter ihnen Leh⸗ 
ver des geiſtlichen und roͤmiſchen Rechts, Protonstarien, Hof- 
fehreiber, Ritter, ftädtifche Sendboten und andere biedere Leute 
zugegen. Herzog Heinrich, der bie Menge der zugezogenen un⸗ 
garifchen und böhmifchen Richter ungern fah und baher auch nicht 
perſoͤnlich erſchien, indem er feine Abwefenheit durch einen Zug 
gegen die Huffiten entſchuldigte, ließ durch einen Anwalt Ber 
wahrung gegen bie Zuziehung von Legiften einlegen, und vers 
langte, daß nicht nach dem gefchriebenen kaiſerlichen, fonbern nach 
gemeinem Landrecht entſchieden werde. Vorher ſchon hatte Her 
308 Ludwig's Fürfprecher in einem Vortrag zu beweifen gefucht, 
daß das ganze Nieberland Straubing ein nad Reichsgeſetzen 
untheilbared Fuͤrſtenthum fey und feinem Herrn dem Herzog Lud⸗ 
wig als AÄlteſtem des bayerifchen Haufes von Rechtswegen gebühre, 
Dagegen erflärten die Münchner Herzoge Ernft und Wilhelm: 
das Nieberland Straubing fey nicht Ein Fürftenthum, fonbern 
nur ber Theil Eines Fuͤrſtenthums, indem Ober: und Nieder: 
bayern zufammen gehörten und Einen Namen und Ein Wap- 
pen hätten. Es fey daher diefer Theil ihnen allen zugefallen und 
möüffe getheilt werden, und zwar nicht nach Stämmen, fondern 
nach Köpfen, 

Denfelben Tag noch warb daß endliche Urtheil in dem langen 
Erſchaftsſtreit gefält, wie folgt: dad Straubinger Land wäre 
eigentlich dem zömifchen König Änd Reich ganz umb gar verfallen, 
weil bie frühen Theilungen ohne bie lehensherrliche Zuftimmung 
bes roͤmiſchen Königs geſchehen und in ben manchfaltigen Buͤnd⸗ 
niffen der Herzoge niemal das heil, roͤmiſche Reich ausgenommen 
worben fey 29): dennoch hätte der König nach dem Beifpiele des 

29) Henri teutſch. OR. Geſch. IV. S. 270 fl. nennt dab einen nihtie 
gem Grund. Denn der.röm, König hätte von der Befugniß der Keichsfürſten, 


Erbftveit wegen Niederbayern. „m 
allmaͤchtigen Gottes und oberften Richters aller Menſchen bie 
Strenge des Rechts in Gnaben gemilbert und in feiner landkun⸗ 
digen angebornen Güte, die mehr Werth auf gute Freunde als 
auf Land und Güter fege, feine eigenen Anſpruͤche aufgegeben und 
daflır erfannt: daß die fämmtlihen Stranbinger Erb- 
lande in vier Theile nad den Hänptern ge- 
theilt werden follten 30), 

Nach Verkündigung dieſes Spruches ſetzte ſich ber König 
nochmals. zu Gericht, um auf die Klage des Herzogs Ludwig ges 
gen bie Herzoge Ernſt und Wilhelm wegen ihrer Kriegähberzüge 
auf Schabenderfag von 300,000 Gulden zu erkennen. Obgleich 
bie Münchner Herzoge bewiefen, daß fie aus Nothwehr gegen 
Ludwig Krieg geführt, fo fiel das Urtheil doch bahin aus: daß 
beide Theile gefehlet hätten und in Strafe verfallen ſeyen. Diefe 
wolle ber König aber in Gnaden erlaffen unter ber Bebingung, 
daß-fogleich ber Friedensſtand hergeſtellt werde und bis naͤchſten 

Johannistag bie Auswechslung der Gefangenen und eroberten 
Schlöffer ftattfinde °1). 

Darauf uͤbertrug ber römifche König den 28 Shhiedomannem 
den Vollzug des Spruches. Dieſe verſammelten ſich am 18, Juni 
4429 zu Straubing, und theilten, nachdem auch ber Herzog 
‚Heinrich feine Zuffimmung gegeben, mit Zuziehung dreier Herrn 
aus jebem Landestheil, dad ganze Straubinger Banb in vier 
Zheile, und verfügten, daß das Loos entſcheiden follte, welchem 
‚Herzog jeder Landeötheil, der auf etwas über 1600 Pfund Res 
genöburger Pfenning reinen Ertrags angefchlagen war, zukomme. 
Die Berloofung gefchah elf Tage fpdter: daB Kelheimer Viertel 
erhielt Herzog Wilhelm, dad Straubinger Viertel Herzog Ernſt, 


Zamilienverträge zu machen, um ihre Erbfolge feftzufegen und ihre Staaten uns 
ter die zu vertheilen, die ihren Lehen folgen Finnen, überzeugt feyn möfen, 
Mißbrauch aber Tonnte Fein Recht begründen. 

30) v. Lang S. 141 — 143 nad) der Urk. So aud Büchner S. 254-256. 
Die Urkunde gibt Senckenberg Samml. rar. Säriften I. 4. p.12 qq. u, Arndt 
Canıml, v. Staatäfärift. IV. p. 252 fil. Die Zweibrüͤcker Vorlegung n. 25. u. 
©. 236 [. 

31) v. Lang S. 143. Bühner S. 266 fl. nah v. Freiberg. c. Pöberlin 
R. Geld. V. S. 452. B 
. 19* 


9 Driczes Bad. Eunfuhntes Kapitel, 

das Wilshofer Biertel Herzog Heinrich, dad Schärbinger Wiertel 
Herzog Ludwig. Jeder ‚Herzog mußte auslöfen, was in feinem 
heil verpfändet ober veräußert war: als gemeinfchaftliche Schuld 
wurden 28,000 Bulden übernommen, wovon jeber Theil das 
Viertel bezahlen mußte 22). 

Der Anſpruche des öftreichifigen Herzogs Albrecht, welche 
der roͤmiſche König bei der Belehnung fo gut wie der bayeriſchen 
‚Herzoge vorbehalten hatte, gefchieht auffallender Weiſe in dem 
koͤniglichen Urtheilöfprudg mit Feinem einzigen Worte Erwähnung. 
Da Sigmund in feinem Urtheil den Entſcheidungsgrund von ber 
Stamm= und Lehenseigenſchaft der bayerifhen Niederlande hers 
geleitet hatte, fo konnte von dem aͤſtreichiſchen Herzog, ber nie in 
Stammverbindung, Erbverbruͤderung ober Mitbelehnung geſtan⸗ 
ben, eine Rebe feyn. Denn die bei Proceffen übliche Belchuung 
zum Recht, fofern man foldhes habe, konnte Fein Recht begruͤn⸗ 
den, ba8 nicht früher ſchon gegolten *2), Auch ment man, Als 
brecht habe auf feine Anfprüche verzichtet, wozu ihn Sigmund 
bewogen. Man wünfchte den Beiftand der bayerifchen Herzoge 
zum Duffitenfrieg und auch die wittelsbachiſche Kurflimme bei der 
naͤchſten Wahl eined römifchen Königs, für den Herzog Al⸗ 
breit 22). Der fächftfchen Kurflimme hatte man ſich fon da= 
mals in biefer Beziehung verfichert 20). 

Daher ift die aus mehrfachen Gründen hoͤchſt verbächtige Urs 
Funde Herzog Albrecht's vom 50. Nov. 1429 (Ausflelungsort 
Regensburg), wovon man nur eine Abfchrift vom I. 1569 vor⸗ 
bringen Tonnte, für ein ſpaͤteres Machwerk zu erklaͤten. Der 
‚Herzog Albrecht bekennt nämlich in diefer Urkunde, daß er fich 
mit den Pfalzgrafen zu Regensburg vereint, und Feine Ans 
ſpruche mehr haben wollte um das Niederland (Straubing), um 


32) Andreas Presbyt. Ratisb. bei Eocard. I. p. 2157 ag. Arentin. An- 
nal, Boj. ib. VII p. 506. (ed. Franeof. 1627). Vit. Arenpeck Chron. Bo- 
joar. lb. V. c. 56. Staindelii Chron. bei Oefele Script. rer. Boic. 1.532. 
». gap ©. 144-186. Büdner S. 257 fl. v. Frabers Rc. I. p 474. 
33)». ung ©. 150 fl. 
3) Karz 8. Abreht I. 0. 2. ©, 112. 
36) Kurj a. D.C. 10. 


Erbſtreit wegen Niederbayern. 293 
fein Recht, noch um bie Beleihung, bie. er von König Sig» 
munb erhalten, nachdem er dafür eine Summe Geldes ems 
pfangen, nad dem Ausfprud K. Sigmund's und gegen Aufs 
gabe der bayerifchen Eigenthumsrechte in Oſtreich und des Pfans 
des zu. MWilbenfladt: welchen Vergleich die Herzoge (von Bayern) 
mit ihren Bormunben beflätigt, fo wie ber Herzog ſelbſt das 
heilige Sarrament darauf empfangen 2°), 

Die ganz ungewöhnliche Faffung ber Urkunde, in welcher 
des Herzog Albrecht die bayerifhen Herzoge faine Herrn: und 
den König Sigmund Majeftät nennt, ben bayeriſchen Herzo⸗ 
gen flat Sprechern und Vorlegern Bormunde beilegt, ferner 
der Umſtand, daß eine Berathung mit den andern oͤſtreichiſchen 
‚Herzogen, die damals mit Ausnahfhe Friedrich's von Tyrol noch 
Kinder waren, erwähnt wird, und endlich, daß bei einer fo wich: 
tigen Sache nicht eine Urfchrift, fonbern eine fpdte, durch mans 
cherlei Anderes noch verbächtige Gopie von dem Vertrag vorges 
bracht werben kann, laſſen Feinen Zweifel, daß die Urkunde falfch 
iſt. Auch ſteht fie in mandherlei Widerfprüchen mit andern Quel⸗ 
In: Nach glaubwürdigen Nachrichten war Damals «Herzog Albrecht 
bei 8. Sigmund zu Preßburg in Ungarn 3”): die Regenöburger 
Chronik weiß nichts von bed Erftern Anmwefenheit in Regensburg 
am 50. Nov. 1429, und daß fich nirgends von einem Spruch 
König Sigmund’s über die Öftreichifchen Anfprüche an Straubing 
etwas findet, woraus fich erflären laſſe, wie dem Hauptſpruch 
Sigmund’d vom 26. April erft noch am 30. Rev, 1429 ein von 
Vſtreich erfaufter Beſitz nachgefolgt ſeyn fol, Auch hätten die 
bayeriſchen Herzoge, bie fid) in den Theilungsacten über alle 
Schulden bid auf den Pfenning berechneten, nothwenbiger Weife 
fich über die Summe ausgleichen müffen, bie. nach obiger Urkunde 
vom 50. Nov. Heros Abrecht von ihnen empfangen haben fol. 
Davon ift aber nirgends die geringfle Spur aufzufinden **), 
736) Memoire pour servir de suite à Vexposd des motifs qui ont en- 
ga 5. M. le Boi de Pruse etc. Berlin 1778. 4. XAud) in (Xrnbt’s) Samml. 
v. Staatsſchr. c. I. S. 552 fl. Bgl. v. Lang ©. 148. 

37) Bgl. unten Kap. XVI, mo von dem Preßburger Meihötag Ende Rov. 
und December 1429 gehandelt wird. 
38) Inpatt der Anfiht Lang's über die fraglihe Urkunde v. 30. Rov. 1429 


p 3 Drittes Buch. Funfzehntes Kapitel. 

Daß Herzog Albrecht von Öftreidh in / dem Eöniglihen Ends 
urtheil mit feinen Exrbanfprüchen nicht namentlich abgewieſen 
wurbe, hatte feine guten Gründe: ber Schwiegerfohn konnte eine 
folche Bergimftigung von dem Schwiegervater leicht erhalten und 
die bayerifchen Herzoge hatten Fein Recht, die ausdruͤckliche Abwei⸗ 
fung zu verlangen. Fuͤr Albrecht war ed wichtig, daß er als 
Cognat der Straubinger Linie deren Anfprüche auf bie hollaͤndi⸗ 
ſchen Beſitzungen, welche bie Wittelsbacher gehabt, geltend ma⸗ 
hen Tonnte, indem der damalige factifche Beſitzer derfelben, der 
Herzog von Burgund, nur als Gognat die Erbſchaft gemacht 
hatte. Traten bie Herzoge von Bayern als Prätendenten ber 
bollänbifchen Länder auf, fo Fonnte ‚Herzog Albrecht von Oſtreich 
mit allem Rechte ebenfalls Anfprüche barauf und zwar nähere 
erheben, 

Belannt iſt ed, daß in neuerer Zeit ber Kaiſer Joſeph H als 
Cognat bed Herzogs Albrecht beim Ausfterben der bayerifchen Kurs 
nie (1777) die Öftreichifchen Anfprüche auf Niederbayern er⸗ 
neuerte, und dadurch ben unblutigen bayerifchen Erbfolgekrieg 
veranlaßte, der durch Friedrich IT König von Preußen, den Vers 
theidiger ber pfälzifchen Rechte, im Frieden zu Teſchen (1779) 
beenbigt warb, worin aber doch Oſtreich das Innviertel erwarb. 
S. 149 fi. Anders iſt die Anficht, welche in d. Mdmoire pour servir de suite 
& l’exposd des motifs etc. aufgeftellt ift, und welcher auch Heinrich teutſch. MR. 
ch. IV. S. 274 folgte „,d» Albrecht ſtellte eine Berzihtöurkunde aus, der 
ven Aqhtheit in unfern Tagen, außerhalb Wien, wohl niemand mehr bezweifelt.” 
Bal. Helarih a. a. D. VII. &, 661 fi. Schmidt 1. c. fagt: „die Vetzichts- 
urkunde iſt noch zu vielen Schwierigkeiten und nit ungegründeten Zweifeln aus= 
geſedt.“ Wenn man aber unparteifh die Sache prüft, fo Türfte die Behaup« 
tung, daß die Urkunde nicht aͤcht ſeyn könnte, keinesweges eine gewagte zu 
nennen ſeyn. 


’ 


Scchjehntes Kapitel. 


Deutfche Fehden und Streithändel bis auf bie Beendigung bes Preße 
burger Reichetages. 1426 — 1420. 


Außer der. bayerifchen Streitſache über die Straubinger Erb⸗ 
ſchaft gab es faft in allen Gegenden des Reiches Streitigkeiten. 
und Fehden, während ber römifche König fern von dem beutfchen 
Lande in Ungarn ober in Polen, oder an den Grengen ber Türkei 
Es kann in einer Kaifergefchichte nicht in alle Einzelheiten ber 
beutfchen Reichsgeſchichte eingegangen werden: ſoviel den roͤmi⸗ 
fen König Sigmund in diefem Zeitraum angeht aber, infofern 
er entfcheidend, vermittelnd, belehnend, beguͤnſtigend, beſtra⸗ 
fend ıc. Zheil nimmt, barf nicht Übergangen werben. Das mins 
der Bebeutende weifen die diefem Bande beigegebenen Regeften 
nach, das Wichtigere fol hier überfichtlich zuſammengeſtellt werben. 

Sigmund hatte dad eigenthlmliche Unglüd, häufig mit feinen 
treuften und ergebenften Freunden und Vafallen zu verfallen: und 
bei einer unparteiifhen Prüfung der Thatfachen muß man gefles 
ben, daß er nicht immer die Schuld trug. Das Zufammentreffen 
eigenthümlicher Verhältniffe nöthigte ihn entweder dad Intereſſe 
des Reiches hintanzufegen, ober fich mit den ihm befreundeten 
Zürften zu verfeinden. In diefer Weife gerieth er in heftige 
Zeindſchaft mit dem Pfalzgrafen Ludwig unb mit einigen bayeri⸗ 
ſchen Herzogen; fo war auch der Urfprung der Spannung und des 
Zerwuͤrfniſſes mit den beiden Kurfürften von Brandenburg und 
Sachſen. 


0} Drittes Buch. Sechdehntes Kapitel. 

Inden Sigmund den Kurfuͤrſten Friedrich den Gtreitbaren 
von Sachfen durch viele Gnaben und Privilegien vor vielen ans 
dern Fürften auszeichnete, ihn fortwährend im Beſitz der Kur 
Sachſen gegen den Prätendenten Erich von Gachfen » Lauenburg 
ſchichte, befondere Buͤndniſſe mit ihm ſchloß und deßhalb auch 
ber kraͤftigſten Unterfiligung befielben gegen bie Huffiten fi er⸗ 
freute, gab der Tod des Grafen Heinrich von Hartenflein, von 
ber ältern Linie Neuß, der auch das Burggrafthum Meiflen bes 
fehlen, Beranlaffung zu Erbſtreitigkeiten, da derfelbe, ohne männ= 
liche Erben zu hinterlaffen, in ber Schlacht bei Außig gegen die 
Huſſiten geblieben war. Alsbald nahm ber Kurfürſt Friedrich von 
Sachſen das Burggrafthum Meiffen und Heinrich’8 andere hinters 
laſſene Güter in Befig und ließ fich von deſſen Lehensleuten hul⸗ 
digen. Damit war der roͤmiſche König höchft unzufrieden: er fah 
Heinrich's Hinterlaſſenſchaft ald dem Reich anheim gefallene chen 
an und übertrug biefelben ald Fürflentyum feinem Hofrichter, dem 
Heinrich Reuß, Herrn zu Plauen, als des verftorbenen Burg: 
grafen nächftem Agnaten (Schwerbtmagen) zu Lehen (Blindenburg 
21. Juli 1436), nachdem er ſchon zuvor als König von Böhmen 
bemfelben alle feine Gerechtfame und Freiheiten beftätigt hatte 
(Blindenburg 2. Juli), Am zweiten Tag nach der Ausſtellung 
des Lehenbriefes für Heinrich Reuß, Herrn zu Plauen, erließ 
Sigmund einen Befehl an den Kurfürften von Sachfen, dem neuen 
Burggrafen zu feiner Herrfchaft förderlich zu ſeyn, ihm dahin 
einzumeifen und barin zu ſchuͤtzen. Friedrich der Streitbare, ber 
Alles eher ertragen konnte, ald eine Schmälerung beffen, was 
er im Beſitz hatte, war nicht nur gegen ben König wegen 
biefer-Sache fehr aufgebracht, fondern er weigerte fich aud, dem 
Befehle Sigmund’ nachzukommen. Er gab das Burggrafthum 
mit der Dazu gehörigen Gerechtigkeit und der Mannfchaft nicht 
heraus, weßhalb er mit dem vom König belehnten Heinrich Reuß 
in Iangwierige Streitigkeiten gerieth !). 

Daß dem roͤmiſchen König fehr daran gelegen war, ben fir 

1) Schoettgen Invent. Sax. Sap. p.380. Lunig 8. X. T.XI. Abth. b. 
p- 212. Hora Frideric. Bellic. C.D. u.323. p. 992g. P. Betler’s Gräfl. 

. Reuß + Plauiſche Etommt. p. 60 syq- 


Deutſche Fehden und Streithaͤndel. 297 
den Huffitenkrieg unentbehrlichen Kurfuͤrſten bei gutem Willen zu 
erhalten, zeigt, baß er fi) von neuem, ungeachtet bes Ungehor⸗ 
fams beffelben in der Burggrafthumdfache, fir ihn ausſprach und 
ihn im Befige der Kur Sachfen beftätigte (Dfen 14. Aug. 1426) 2), 
und Erich von Sachfen» Lauenburg mit feinen Anfprüchen ganz 
abwies, obwohl diefe ben Anfprüchen Heinrich's, des Herrn zu 
Plauen, auf das Burggrafthum, welche Sigmund für gegründet 
erklaͤrte, ganz analog waren. Es ſchien hier allein Willkur die 
Sache bald fo, bald anders zu entſcheiden und eine Berufung auf 
Präjubiz nicht zugelaffen zu werben, Was die deutfchen Fürften 
in dem Glauben beftärfen mußte, baß Sigmund weniger nach 
Recht und Gewohnheit, ald nach eignem Willen und Sinne ents 
ſchiede, war feine damalige Xußerung in Gegenwart mehrerer 
deutſchen Reichöftände: dad, was er einmal geſchrieben (verfügt), 
habe er gefchrieben 2). alt diefer Grundfos, fo mußten alle 
weiteren Verhandlungen, die ber König doch felbft anorbnete ober 
zuließ, nur ald Schein und Verfpottung ber zurückgefegten Partei 
betrachtet werben. 

Da Sigmund die Kraft fehlte, feinen Worten in Bezug auf 
das Burggrafthum Meiffen Nachdruck zu geben, und er auch ben 
Kurfürften von Sachfen um fo mehr ſchonen mußte, als derfelbe 
noch mit am Träftigften gegen die Huffiten focht, fo blieb bie 
Sache unentſchieden bis zum Tode Friedrich's des Streitbaren, der 
am 4, Januar 4428 erfolgte *). Er war offenbar einer ber ins 
tereffanteften Charactere unter den bamaligen beutfchen Fuͤrſten; 
ein guter, vortrefflicher Krieger, ein weiſer Regent, ein Gönner 
und Schliger der Wiffenfchaften. Durch die Gründung der 
Univerfität Leipzig fliftete er fich ein bleibendes Andenken feis 
ner Liebe für die Wiffenfchaften. Nach der für die Fuͤrſten⸗ 

haͤuſer verberblichen Sitte der Zeit, bie hinterlaffenen Länder des 


D ©. im Anh. die Negeften v. 14. Aug. 1426. 

3) Horn l. c. p. 183 0gg. CE. Höberlin R. H: V. p- 408 fü. Bol. 
oben Kap. X. 

4) @indet c. 155. p. 1202. Herman. Corner. p. 1283 (obüt in Vi- 
lin trium 88. Magorgm). Chronic. Votero - Cellense b, Mencken II. p.446. 
HoraL c. p. 576 qq. Häberlin . 9. V. ©. 488. 


p.-] Deittes Buch. Gechzehntes Kapitel. 

Baters unter ſaͤmmtliche Söhne zu theilen,, folgten. Friedrich bean 
Streitbaren feine vier Söhne in ber Regierung ber Länder in 
Sachſen und Thiringen, und zwar in ber Weife, daß fie gemeins 
faftlich diefelben führten, Der aͤlteſte aber, Friedrich der Sanft⸗ 
müthige, allein das Kurfürflentyum Sachfen und das Erzmars 
ſchallamt erhielt. Sigmund gab von der Grenze ber Türkei aus 
(Taubenburg in Servien 20. Mai 1428) ben vier Söhnen Frieb⸗ 
rich's die Belehnungsbriefe über die Länder ihres Vaters und über 
die Kur Sachſen*). Der Burggraf Heinrich Reuß aber fand für 
gut, ſich mit dem neuen Kurfürſten gütlich zu vergleichen, da er 
doch mit Gewalt nichts ausrichten konnte. Er verkaufte daher 
dem Kurfürften Friedrich dem Sanftmüthigen die Burg Meiffen 
und das Schloß Frauenflein fir 16,000 Gulden. Heimrich's 
Agnaten, welche mitbelehnt worden waren, proteflirten gegen 
diefen Verkauf, fo daß noch die ganze Regierungszeit Sigmund's 
hindurch um diefe Sache im Wege Rechtens geſtritten wurde ©). 

Auch mit dem Kurfürften Friedrich von Brandenburg, der 
noch immer es heimlich mit dem König von Polen gegen den roͤ⸗ 
miſchen König hielt, durch verwanbdtfchaftliche Bande das Buͤnd⸗ 
niß noch enger ſchloß, und in feinen fraͤnkiſchen Befigungen, wo 
er ſich großentheild aufhielt, viel zur damaligen Störung des 
Lanbfriebens beitrug, war Sigmund noch gefpannt: jeboch mußte 
er auch biefen ihm fonft fo ergebenen Fürften ſchonen, weil der— 
felbe nebft den Kuͤrfürſten von Sachfen und dem Herzog Albrecht 
von Öftreich zu den thätigften Bekaͤmpfern der Huffiten gehörte, 
obſchon er ohne Gluͤck gegen fie focht. 

Des Kurfünften von Brandenburg Streitkräfte waren viel⸗ 
fach getheilt und gelähmt durch den langen Krieg mit den Her⸗ 
zogen von Meklenburg und Pommern um die Uckermark, der 
endlich durch ben Frieden zu Templin (16, Juni 1427) beendigt 
- ward, worin Brandenburg die Uckermark behauptete 7). Der 





5) Windell.c. Horn a. a. D. Herman. Corner. l.c. S. im Anh. die 
Wegeften 20. Mai 1428. 

6) Bedier Gräfl. Reuf-Plauifge Stammt. &. 65 u. 81 fl. 

7) Bol, über dad Nähere, was mir übergehen, da ed nicht unmittelbar zu 
KR. Sigmund’ Geſchichte gehört und allzufchr in die Specialhiſtoric eingreift: 


Deutſche Fehden und Streithändel. 29 


Markgraf brauchte damals nothwendig Gelb, baher veräußerte er 
einige von feinen fränkifchen Befigungen. Zum Verkauf einiger 
burggraͤflich⸗ nürnbergifcher Guͤter und Rechte an bie Stabt Rürns 
berg holte der Kurfürft durch eine eigne Geſandtſchaft bie lehens⸗ 
herrliche Einwilligung des römifchen Königs ein, und erhielt fie 
in zwei Urkunden, die zu Kronftabt 4, und 22, Gebr, 1427 
ausgeftellt wurden °). In drei Kaufbriefen überließ ex der Stabt 
Nürnberg feine dafelbft gelegene Burg mit Zugehör, nebſt Amt 
und Gericht und einigen bavon abhängigen Dörfern, Gütern und 
Lehen, boch mit Vorbehalt feiner Herifchaft, des Wildbanns 
und bed Geleites außerhalb der Stadt, ferner alle Rechte an feis 
nem Walde bei Nürnberg, nebft zwei Drittheilen des Schultheißens 
amtes und des Gerichts zu Nürnberg und einige Gefäße, eben» 
falls mit Vorbehalt der Lehendherrlichkeit, des Wildbanns und des 
Geleites; endlich alle feine Rechte an das Zeibelgericht nebſt den 
damit verbundenen Gütern und Einkünften. Diefe Kaufbriefe 
beftätigte. Sigmund in brei Urkunden (zu Belgtab 31. Oct., 3. 
u. 10, Nov, 1427) °). In Bezug auf die neuen Erwerbungen 
gab Letzterer bald darauf der Stabt Nuͤrnberg einige ne 
(von dem Schloß Taubenburg 5. u. 6. Mai 1428) 10), 

Im dem deutſchen Reiche gab ed damals faft fein Land, in 
dem nicht Kriege oder Fehden wuͤtheten. Am Oberrhein brach 
wieber von neuem der Krieg zwiſchen dem Markgrafen Bernhard 
von Baden und dem Kırrfürften Ludwig von ber. Pfalz aus: Les 
terer hatte an ben Stäbten Straßburg, Bafel, Freiburg und 
Breiſach nicht unbedeutende Bundeögenoffen. Sie nahmen dem 
Markgrafen bad Schloß und die Stabt Mühlberg weg. Diefer 
ſah ſich ebenfans nach Bundesgenoſſen um und fand fie an dem 
Biſchof Wilhelm von Straßburg, an dem Kurfürften Dietrich 


Herm. Corner. Chron. p. 126% u. 1269. Gundling Friedrich I. &. 271 fi, 
Pauli Preuß. Staattgeſch. Bachholz Geſch. der Churmark Brandenb. P. III. 
p- 34 fl Haberin R. H. V. S. 424 fl 
8) Wölkern hist. Norimberg. dipl. Per. II. p. 568. 
9) Wölkern h. Nor. d. II. n. 305—309. p. 569 — 588. - Andreas 
Presb. Ratisb. p. 2154. CE. Häberlin V. &. 429 fu. 
' 19) Hist. Norimb. dipl. IT. p. 544 3q. S. im Anh. die Regeften. 


200 Drittes Bud. Sechʒehntes Kapitel. 

von Säln, an dem Herzog Karl von Lothringen, am Herzog 
Reinhold von Urslingen und mehreren Grafen und Herm, vers 
fürchte aber vergeblich, Straßburg zu uͤberrumpeln und belagerte 
mehrere Monate ohne Erfolg das an Straßburg verpfändete 
Städtchen Oberkirch. Erſt im folgenden Jahre (1429), ald man 
gegenfeitig viele Denfhen im Krieg geopfert und die Länder vers 
wuͤſtet hatte, gelang es bem Kurfürften Conrad von Mainz vers 
wittelnb einzufchreiten 17), 

Diefer hatte aber indeffen auch eine blutige Fehde mit dem 
Landgrafen Ludwig von Heffen geführt. Schon im Jahre 1425 
hatte zwiſchen Beiden der Krieg wegen ihrer beiberfeitigen Einmi⸗ 
ſchung in die Angelegenheiten ber Abtei Fulda auszubrechen ges 
droht: es war aber damals den beiben Kurfürften von der Pfalz 
und von Brandenburg noch geglüdt, die Streitigkeiten einigers 
maßen beizulegen. Doch das unter ber Afche glimmende Feuer 
erhielt bald neue Rahrung und ſchlug in helle Flammen aus, Der 
Graf Heinrich von Walde hatte fein Land dem Landgrafen vers 
pfändet, womit bes Erſtern Gemahlin, eine Gräfin von Naffau, 
und ihr Sohn Walrabe ſehr unzufrieden waren. Sie fanden andem 
Kurfürften von Mainz, dem bie Verpfändung ber Grafſchaft frü⸗ 
ber zugefagt war, unb der auch fchon Gelb darauf vorgefchoffen 
batte, einen mächtigen Verbündeten. Derfelbe war auch dem 
Landgrafen gram, weil er bie erzbifchöflichen Rechte und Ein⸗ 
Eunfte in Heffen ſchmaͤlerte und fich allzuviel in die innern An⸗ 
gelegenheiten der Abtei Fulda mifchte, welche zu ordnen der Erz⸗ 
biſchof von Mainz in Anfpruch nahm, und auch wirklich aus: 
führte. Da er aud) mit dem Kurfürften von Cöln ſich verband, 
war es ihm nicht ſchwer, die Grafſchaft Waldeck zu befegen: 
und um bie Angriffe bed Landgrafen mit mehr Erfolg zuruͤckzu⸗ 
ſchlagen, ſchloß er auch noch ein Buͤndniß (A. April 1427) mit 
dem Bifchof Johann yon Wirzburg und mehreren rheiniſchen und 
fräntifchen Grafen und Herrn. Dagegen hatte der Landgraf als 
Bundesgenoſſen gewonnen ben ‚Herzog Erich von Braunſchweig, 
den Landgrafen Friedrich (den Zriedfertigen) von Thuͤringen, den 

11 Winde c. 161. p. 1208 sqq. Herzog’s Eiſaß. Chronik p. 109 sg. 
Schoepfin Zur. Bad, I. p Mög 


Deutfche Fehden und Streithaͤndel. 201 

Halzgrafen Otto von Sinsheim und ben Grafen Wilhelm von 

‚Henneberg. 

Anftatt wie auf dem Nürnberger Reichstag befchloffen wor⸗ 
den, gegen bie Huffiten zu Feld zu ziehen, befiegten ſich der 
Landgraf und ber Kurfünft von Mainz mit ihren Verbuͤndeten. 
Nachdem ber Landgraf die in Heffen unter dem Befehle bes Gras 
fen Gottfried von Leiningen eingefallenen mainzifchen Truppen 
bei dem Dorfe Englis gefchlagen und zerfprengt hatte, verband 
ex fi (3. Aug. 1427) mit dem Abt Johann von Fulda, vertrieb 
den ihm vom Mainzer Erzbiſchof beftellten Coadjutor Hermann, 

. und befegte die Stadt Fulda. Der Kurfürft mit feinen Verbüns - 
deten rückte fobann herbei und belagerte die Stadt, Er fand aber 
an ben Bürgern unerwarteten Widerſtand; indem er noch in der 
Belagerung begriffen war, eilten ber Landgraf und ber Abt hers 
bei und fehlugen den Feind mit großem Verluſt an Todten und 
Sefangenen in die Flucht (10. Aug). Durch diefe Niederlage 
warb der Kurfürft zum Frieden bewogen, ben balb nachher 
(8. Sept.) zu Frankfurt die Kurfürften von Coͤln und Branden⸗ 
burg, der Bifhof von Würzburg und ber Herzog Wilhelm von 
Braunſchweig vermittelten. Der Erzbiſchof von Mainz mußte 
an den Landgrafen 44,000 Gulden bezahlen und denfelben in bie 
Gemeinſchaft der ihm werpfändeten fuldaiſchen Städte und Schlöfs 
fer aufnehmen, weßhalb auch zwifchen ihnen und dem Abt Johann 
ein Burgfrieden noch beſonders gefchloffen ward. Auch der Streit . 
wegen Waldeck wurde ausgeglichen. Der Landgraf gab die 

Pfandſchaft der Herrſchaft Waldeck gegen Erſtattung der Pfands 
ſumme zurüd, Der Kurfürft von Mainz und der Landgraf ſchloſ⸗ 
fen fodann, um allem Hader gänzlid) zu entfagen, auf zwölf 
Jahre einen Freundſchaftsbund, in den zugleich auch der Kurfürft 
von Coͤln, der Landgraf Friebrich von Thüringen und zwei Hers 
zoge von Braunfchweig traten 12), 


12) Über den Matnzii«pefilhen Gtreitfandel un ben berans feroorgegenges 
men Krieg find Hauptquellen: Windeck c. 144. 146. 147. 149. 154. und ein 
umgebrudtes Kapitel in der Ebner. Handſchriſt (c- 230.), woraus zu erfehen ift, 
daß der Pfalzgraf Dito den Landgrafen ſehr unterftügte. Flerman. Corner. Chron. 
p- 1278. Trithem. Chronic. Hirsang. p. 386 (mo jedo& die Chronologie ganz 


302 Drittes Buch. Sechzehntes Kapitel. 

Sobald in Heffen der Frieden wieberhergeftellt war, bes 
mühte ſich der Landgraf Ludwig fehr, dad in mehrere Linien ges 
teilte Haus Braunſchweig, das im inneren Zwiſt lag, zu bes 
ruhigen. Da der Landgraf mit einigen braunfchweigifchen Her⸗ 
zogen verfhwägert war, fo wurde feine Vermittlung in ben Bas 
milienſtrritigkeiten öfter8 angerufen. So warb ber ‚Herzog Dito 
dee Einäugige von Göttingen, ber mit feiner Gemahlin im offe⸗ 
nen Streit lebte, durch den Landgrafen verglichen (1428). In 
demfelben Jahre brach auch eine heftige Fehde unter den brauns 
fegweig = lüneburgifchen Herzogen aus: Herzog Heinrich war ges 
ſtorben und deffen Söhne Wilhelm und Heinrich geriethen mit 
ihrem Oheim, dem Herzog Bernhard zu Wolfenbüttel und Kalen⸗ 
berg, über die Theilung bes Landes in Streit, Zur Beilegung 
deffelben ward ber Landgraf Ludwig zum Schieberichter erfehen: 
Bernhard erhielt dad Land Gele, Wilhelm erhielt den wolfen⸗ 
buttetſchen, Heinrich ben Falenbergifchen Antheil. Die Städte 
Lünebing und Braunfchweig blieben gemeinſchaftlich. Nicht 
kange währte ber Frieden: zwiſchen ben Brüdern Wilhelm und 
Heinrich brach bald Hader und Krieg aus: als ber Letztere 
Bolfenbirttel nahm , befegte der Andere das kalenberger Land, 
Der Heffifche Landgraf, der Oheim der beiden uneinigen Brüber, 
ward wiederum zur Schlichtung bed Streites herbeigerufen und 
beftätigte ben gewaltfamen Tauſch 1°). 

Aber nicht allein die Fürften und Heren lagen in vielfachen 
Fehden und Streitigkeiten gegeneinander zu Felde, fondern auch 


falfa) iſt, wie aud) bei Schaten. Annal. Paderbon.) Die Urkunden bei Joannis 
scriptt. rer. Mogunt. I. p.739qg. u. derfelbe ad Serrarii rer. Mog. p. 305gg. 
Schannat hist. Fuldens. I. P. III. p. 296. T. II. Cod. prob. p. 298 (mo die 
Urfunde über den Bund des Landgrafen mit dem Abt von Fulda v. 3. Aug. 1427 
fid) findet). Guden. Cod. dipl. T. IV. p. 168. Singeine fpeciellere Rachrich ⸗ 
ten aus den heſſiſchen Archiven gibt aud ERommel's treffliche Geſch. von Heis 
fen IN., mo von S. 269 — 277 der ganze Werlauf der biutigen Fehde erzäple 
iſt und in ben Anmerkungen dazu n. 9— 14. S. 195— 200 die abweichenden 
Berichte critiſch geprüft und gewürbigt werden. ’ 

13) Koch pragm. Geſch. des Hauf. Braunſchweig⸗ Lüneburg. S. 289 fi. 
Grat v. d. Braunſchw. Lüneb. Trbtheil. &.35 ſu. Rommel a a. D. S. 278fl, 
u. Aumerk. 15. S. 200 fl. 


Deutfche Fehden und Streithaͤndel. 33 
in. ben meiſten Stäbten vegte fich der Geift der Unordnung, des 
Aufruhrs, ded Krieges. Hier war der Kampf ber Bürger meiſt 
gegen ben Übermuth und die Anmaßungen der in Lupus und 
Schwelgerei verfunkenen Geiſtlichkeit gerichtet 14 =): oder bie 
Zänfte wollten fich von ber vormunbfchaftlichen, oft willkuͤrlichen 
Regierung der Geſchlechter (Patricier) emansipiren ind felbft bie 
ſtaͤdtiſche Verwaltung führen, wovon fie vorher faft ganz ausge⸗ 
fehlofien waren. Da die Patricier Feine von ihren Rechten aufs 
geben, ihren Gegnern aber Feine neuen zügeftehen wollten, fo 
Tonnte nur auf dem Wege ber Gewalt und des Auftuhrs bie Ent» 
ſcheidung herbeigeführt werben, ba die höhere Auctorität felten 
ihren Auöfprüchen Kraft gab, Ungeachtet von einigen Stäbten 
die Zünfte. die Vertreibung. der Geſchlechter und die Einrichtung 
eine neuen Rathes aus ihrer Mitte ſchwer hatten: büßen muͤſſen, 
indem (wie z. B. in Breslau) die Aufruͤhrer durch den roͤmiſchen 
König mit Hinrichtung oder Verbannung beſtraft und die vertrie⸗ 
benen Gefchlechter wieder in ihre Rechte eingefegt wurden, fo ers 
neuerten ſich doch in faft allen Gegenden ſolche gewaltfame Aufz 
tritte in den Neichöftäbten, ein Beweis, baß ein tiefliegender 
Grund vorhanden war, ber bie Zünfte dad ihnen vorſchwebende 
Biel einer Verbefferung ihres Zuftandes zu verfolgen, anregte. 

Es wiirde die Geſchichte des Kaiferd Sigmund allzufehr aus⸗ 
dehnen, wollte man in die ausführliche Darftelung aller dieſer 
ſtaͤdtiſchen Streitigkeiten eingehen; es wird gwügen, auf die be⸗ 
deutenderen derſelben hinzuweiſen. In den Siãdten Aachen 14b), 
Bamberg 15), Erfurt 1°), Chin 17), Magdeburg 1°), Speyer 19), 


148) Winde c. 160. p. 1205: „Wo man bofes horte oder krieg wer m 
man fragte, wer tut dad, fo hies es der biſchoff, der propft, der dechan, 
vfaff 20." 

145) Windeck c. 138. p. 1188. Der Streit war feit 1426 über die di 
ligthümer entftanden, 

15) Windel c. 160. p. 12805. der Biſchof von Bamberg wollte mit 
Feuer und Sqhwert die Stadt verfügen: feine MBundesgenoffen,, weltliche Herrn, 
waren aber chriſtlicher gefinnt und fehten fh dagegen. 

16) Die Neiyäftant Erfurt, worüber jedoch der Erzbifdof von Mainz ges 
wiſſe Hoheitsrechte in Anfprud) nahm, hatte fih mit dem Herzog Heinrich von 
Braunſchweig verbunden, weßhalb der Erzbiſchof gegen Erfurt mit dem Kurfürs 


0 Drittes Ber. Gecjehntes Kapitel, 


Straßburg *°), Würzburg *1) u, a, waren bie aͤrgerlichſten unb 
beftigften Streitigkeiten und Fehden audgebrochen ober nahe daran, 
auszubrecden zwiſchen den Buͤrgern und ber Geiſtlichkeit: ber 
Streit blieb aber nicht innerhalb der ftädtifchen Mauern beſchraͤnkt: 
beide Theile zogen als Verbündete die benachbarten Zürflen und 
Herrn herbei, fo daß bald die ganze Provinz in ben Streit ver⸗ 
widelt wer, In Yaden*?), Gonflanz?*), Mainz **) und 
mehreren andern Reichöftäbten wurde ein wahrhaft blutiger Kampf 
unter ben Bingen felbft geführt, indem bie Handwerker die Ge⸗ 
ſchlechter zu vertreiben fuchten und biefe an ben benachbarten 
Herrn einen Rückhalt fanden, wodurch der Kampf zu ihren Guns 
flen verlängert warb, 

fen von Saqſen und den Landgrafen von Thüringen ein Bündniß ſchloß. Ser- 
rar. rer. Mogunt. I. 542 2q. 

47) Ghronita der Stadt Göin f. 294 Mel. Häberlin R. H. V. S. 273. 

18) Der Erzbiſchof von Magdeburg wolte nit zulaffen, daß die Stadt 
neue Befeftigungen errichte, die man zur Abwehr der Huffiten für nöthig erach⸗ 
tete, und that fie deßhalb in den Bann. Chronic. Magdeburg. in Meibom. 
Scriptt. 11.356. ®ent Stifts · und Sandeshiftor. v. Magdeburg ©. 412. Bol. 
Hiberiin R. 9. V. S. 475 fl. 

19) Lehmann Speyr. Ghr. ib. IT. c. 86. Mol. oben Kap. VI. 

20) Säüter’s Aumerk. z. Königshonen. Obserr. XV. Bel. oben Kap. VL 
0 im Anhange Beilage XV. Aud aus Winde c.250, in der Chner’fhen Hand 
ſqrift, welches Kapitel noch nicht gedrudt ift, erſieht man, daß der Streit noch 
tn I. 1429 währte, 

21) Windet c. 157. p. 1204. u, 0. 182. p 1241. Der Siſqof Jo⸗ 
hann von Brün, ein höqſt verſchwenderiſcher Herr, deſſen Lebenbwandel and) das 
Domcapitel indignirte, hatte acht der angefehenften Bürger Würzburg's hinterlis 
fliger Weiſe gefangen nehmen laffen. Mir werden auf die Würzburger Zehde 
wegen ihrer Bedeutenheit fpäter noch einmal zurüdtommen. 

22) Winde c. 165. p. 1210 fü. gibt darüber ein langes Molkstied, das 
aus den Handfchriften mehrfach ergänzt werden Tann. Herman. Corner. Chron. 
ad ann. 1429. p. 1296 handelt end Davon: „‚Urbe Agbisgranum turpiter tra- 
dita est per quosdam Burgi magistros ejusdem civitatis in manns triam 
Priocipum, puta Ducis de Monte, Comitis de Hinsberg et Comitis de Der- 
neburg.“ Darauf wird das Blutbad erzählt, dab die drei Herru in Aachen ans 
richteten. 

23) Lender Geſch. des bürgerl. Lebens der St. Gonftanz im Mittelalter 
ea. 

24) Devon wird foäter noch des Näheren gehandelt werden, 


Deutſche Fehden und Streithaͤndel. 305 

Indem in biefer Weiſe Deutſchland vol Krieg und Fehden 
wär, babei auch den beftändigen Verheerungszuͤgen ber Huffiten 
ſich auögefegt fand, kam noch ein blutiger Krieg hinzu, der im 

. füblihen Schwaben an ber Grenze der Schweizer Eidgenoſſen⸗ 
ſchaft wüthete, 

Die Appenzeller, welche fich ſchon geraume Zeit ber Herr⸗ 
ſchaft des Abts von St. Gallen entzogen hatten und von den Eid⸗ 
genoſſen in ein ewiges Landrecht aufgenommen worden, waren 
eine Reihe von Jahren mit dem Abt, wie aud) mit Oſtreich in 
Frieden. Nachdem fie fi mit dem Grafen von Toggenburg vers 
bunden hatten und ihre noch übrigen Streitigkeiten mit dem 
St. Galler Abt durch einen fchiedsrichterlihen Spruch der Eids 
genoſſenſchaft (1421) beigelegt worden waren, fo richteten bie 
Appenzeller eine georbnete Regierung unter ſich ein und erhielten 
(4425) die Beftätigung berfelben von dem römifchen König. Es 
waͤhrte aber nicht lange, fo riß der Übermuth die neue Gemeinde 
zu Gewaltthätigkeiten gegen den Abt von St, Gallen, gegen bie 
Geiſtlichkeit, beſonders aber gegen den Biſchof von Conſtanz. 
Auch den Grafen von Toggenburg beleidigten fie ſchwer. Den 
Bann aber, den der Papft über fie ſchleuderte, achteten fie nicht, 
Der Biſchof von Conſtanz fuchte Hülfe bei der Ritterfchaft des 
St, Georgſchildes, und diefe wandte fih an bie in Frankfurt vers 
fammelten Reichsſtaͤnde zur Abftellung der Befchwerben gegen bie . 
Appenzeller. Die Kurfürften fehrieben daher (22. Nov. 1427) 
von dem Reichstag an die Eidgenoffen und mehrere ſchwaͤbiſche 
Reichsſtaͤdte, den Gewaltthätigkeiten ber Appenzeller zu ſteuern. 
Deſſenungeachtet beharrten biefe darin und erklärten in ihrem 
Ubermuth fogar dem Grafen von Toggenburg, der ihnen ein fehr 
gefährlicher Gegner werben Tonnte, ben Krieg (1428), Diefer 
trieb fie, obwohl Anfangs nicht glüdlich, bald zu Paaren. Nah 
mehreren Niederlagen nahmen die Beſiegten die Vermittlung der 
Eidgenoffen an und fehloffen mit dem Abt von St. Gallen, dem 
fie eine bedeutende Geldſtrafe bezahlten, zu Conſtanz (26, Juli 
4429) Frieben auf die Grundlage des zwiſchen ihnen und dem 
Abt früher beftandenen Vertrags. Der Bund der appenzellifchen 
Gemeinde ward bem gemäß beflätigt und ihre Freiheit und Un⸗ 

Adbad 8. Sigmund, II. 2 


306 Drittes Wach. Sechzehntes Kapitel. 

abhaͤngigkeit innerhalb ihres alten Gebietes anerkannt: aber bie 
Eandleute, welche außerhalb beffelben lebten und in ihern Bund 
waren aufgenommen worben, mußten wieber unter des St. Galler 
Abts Herrſchaft zuruckkehren, und bie innerhalb ber appenzellifchen 
Gemeinden beftehenden Gefälle und Einkünfte ber St. Galler Abtei 
durften nicht gemindert ober ihr entzogen werden. Fuͤr bie Reiche: - 
ſteuer und andere Lehengüͤlte ſollten fie in Zukunft eine Averfional⸗ 
fumme bezahlen und fi) überhaupt davon loͤſen koͤnnen 28). 

Zu ben vielen Fehden und Kriegen in Deutſchland und zu 
den Verheerungen ber Huffiten in Sachſen, Schlefien, Thinin⸗ 
gen, Franken und Oſtreich kamen noch andere Umflände, welche 
den Zuſtand des Reiches noch jämmerlicher und beflagenswerther 
machten. Die Kurfürften, welchen in Abwefenheit des roͤmiſchen 
Königs vermöge ihrer Stelang am meiften oblag, ben Landfrie⸗ 
den und die Ordnung im Reiche zu erhalten, geriethen in Uns 

‚ einigfeit und Streitigkeiten untereinander, Nach mehreren ver⸗ 
geblichen Kurfürſtentagen in ber erften Hälfte des Jahres 1438 
zu Stanffurt, Coblenz, Bingen und Mainz, in Betreff eines 
neuen Huffitenzuges, erflärten die beiden Kurfürften von Zrier 
und Coͤln, fih bei neuen Werfammlungen nicht mehr einfin= 
den zu wollen, weil wider ihren Willen ber neue Kurfuͤrſt von 
Sachſen, Friedrich II, in's Kurcollegium war aufgenommen wor 
den. Der roͤmiſche König jedoch, fobald er davon Nachricht ers 
bielt, daß fie auf den beiden Kurfürſtentagen zu Nürnberg (Juli 
unb Aug. 1428) und den folgenden zu Afchaffenburg und Bop⸗ 
part (1429) audgeblieben waren, wieß bie beiden Erzbiſchoͤfe an, 
feinen unter Majorität der Fürften erlaſſenen Befchläffen Folge 
zu leiſten 2°), 

Der anarchiſche Zuftand im deutſchen Reiche machte bei dem 
Schreden vor den Huffiten furchtbare Fortſchritte. Es gab Feine 
Sicherheit der Straßen mehr: der Handel und Verkehr war ges 
735) Tchady Chron. Helvet. IT. p. 135 sqd. Über das Rähere gibt 
Rachweiſung die neue Gefchichte von Appenzell von Zellweger I. S. 442 fü. ber 
ſonders aber S. 448 fl. und die dazu gehörigen Urkunden. 

26) Windel c. 166 u. 158. &. 1203 fl. Müller’s Reihe t. Theater un 
ter X. Friedtich IV. P. V. p. 460 fi. Schoettgen Invent. p. 383. Bergi. 
Häberlin R. 9. V. ©. 441 fl. u. 469. 


Deutſche Fehden und Gtreithändet, 37 
ſtoͤrt, ſelbſt des Könige Beamte und die Bürften, anflatt den Land: 
frieden ‚aufrecht zu halten, brachen ihn, So üuͤberfiel des Reichs 
Erbkaͤmmeret Eonrab von Weinsberg ſchwaͤbiſche Kaufleute, die 
zur frankfurter Mefje reisten und plünderte fie aus 27). Der 
Erzbiſchof Conrad von Mainz, der ſich bis dahin noch am meis 
ſten der Handhabung der Ordnung angenommen hatte, erkrankte 
ſchwer: zu gleicher Beit auch der Pfalzgraf Ludwig: und ber Kur⸗ 
fürft von Zrier, alt und ſchwach, konnte fih wenig ben Regie⸗ 
rungsgeſchaͤften mehr wibmen?®), 

Der roͤmiſche König ſelbſt, der mehr mit Polen, Litthauen, 
Servien, ber Walachei und ganz beſonders mit Ungarn fich bes 
ſchaͤftigte, als mit dem deutſchen Reiche, fehien dafjelbe ganz feis 
nem Schidfale überlaffen zu wollen. Nur einige wichtige Ange 
legenheiten, wie den bayerifchen Erbſtreit, entſchied er, von den 
Umftänden gedrängt: faft alle Übrige ließ er feinen ungeordneten 
Gang gehen, ba er daran verzweifelte helfen zu Finnen, Nur 
Gnadenbriefe, Beftätigungsprivilegien und Gunfverleihungen 
gab et fortwährend verſchiedenen Reichsſtaͤnden und Perfonen 
und ließ ſich biefelben in der Kanzlei theuer bezahlen. Es warb 
biefed als eine Geldquelle nicht vernachläffigt. Cigentliche Ber 
fehle und Schreiben in's Reich blieben größtentpeils unbeachtet, 
ober man hahbelte ihnen oft grade entgegen. Und dennoch dachte 
grabe damals Sigmund baran, feine Römerfahrt zur Kaiſerkroͤ⸗ 
nung nad) Italien zu machen und forderte die Reichsſtaͤnde durch 
Schreiben auf, ihm dazu ben gewöhnlichen Zuzug zu ſtellen 20). 

27) Bindeck c. 16%. p. 1200. Gonrad machte Anfprühe an die Keichs-⸗ 
fiabt Weinsberg, weider Stadt id die verbundenen 38 ſchwäbiſchen Gtätte an» 
nahmen, Der Meihserblämmerer erlangte aber beim koͤniglichen Hofgeriht zu 
Rotweil, daß die Acht gegen he Stadt ausgefprogen ward. Rachdem diefe ein 
Jahr gedauert, fpradh Gigmund gegen die Widerfpenftigen die Aberacht aus, Die 
ſchwäbiſchen Städte verfuhten zwar die Sache beim König zu vermitteln, aber 
die Theidigung ward immer. wieder verfhoben, bis eudlich die Gemaltthat ger 
ſqhab, daß Gonrad die ſchwäbiſchen Kaufleute, welche im Geleite des Pfalzgrafen 
Dtto von Sinsheim reisten, üÜberfiel und gefangen nahm. Pfiſter Geſch. von 
Sqwaben II. ©. 362 fü. ’ ° 

2) Windel L c 

29) ©. im Anhange die Beilagen X und KL. die vom Rop, 1427 und März 
1428 datirt find. 90 * 


308 Deittes Bud. Sechzehntes Kapitel. 

Daß es nur bei ben. Schreiben blieb und weiter Feine Anflalten 
getroffen wurden, ift gewiß. Der anarchiſche Zuftand des Reiches 
erlaubte damals durchaus nicht einen ſo weit gehenden Zug. 
Nicht einmal der nad Ulm ausgefhriebene Reichttag kam zu 
Stande 20), 

Als die lagen über die nachläffige Regierung Sigmund's 
immer lauter, und bie Buftände im deutſchen Beiche immer vers 
wirrter und:heillofer würden, fo bequemte ſich endlich Sigmund 
dazu, von Prefburg aus (ben 1. Det. 1429) einen Reichstag auf 
Allerheiligen (1. Nov.) nad Wien zu berufen. Es wurden durch 
die Königlichen Schreiben ale Reichsſtaͤnde dazu eingeladen, um 
mit ihnen wegen eined.neuen Huffitenzugeö und wegen eines all⸗ 
gemeinen Landfriedens im deutſchen Reiche Rath zu pflegen. Er 
verficherte zugleich in diefen Schreiben, daß die Kurfürften von 
Mainz, Sachſen und Brandenburg ihm feft zugefagt hätten zu 
tommen, baß baher auch die Übrigen Reichs ſtaͤnde nicht ausblei⸗ 
ben, oder doch wenigſtens ihre bevollmaͤchtigten Geſandten ſchi⸗ 

den ſollten 21). Der Kurfürft von Mainz, der von feiner Krank⸗ 
beit wwieber genefen war, und ber Kurfürft von Brandenburg nebft 
mehreren Zürften, Grafen und Herrn wie auch eine ziemliche Ans 
zahl Städteabgeorbnete trafen Ende Detober und in ber erſten 
Hälfte des Novembers In Wien ein??), ungeachtet bie weite 
Reife wegen ber Unficherheit ber Straßen und der Streifzüge der 
Huffiten, die bis in die Nähe von Wien gingen, hoͤchſt gefaͤhr⸗ 
lich war. Da Sigmund aber ſchwer am Pobogra erkrankt war 2), 
fo Eonnte er felbft nicht nad Wien kommen, fondern mußte in 
Preßburg liegen bfeiben. Obwohl die Reichsſtaͤnde nicht vers 
pflichtet waren, außerhalb Deutſchland's einen Reichstag zu beſu⸗ 
hen, -fo wollten die in Wien Verſammelten nicht vergeblich die 
weite Reife unternommen haben; fie begaben fi zum römifchen 


30) &. im Anhange Beilage XI. 

31) Wencker Apparat. Archiv. 326. 

82) Winde c. 166: p. 1216. ©. im-Anhange Beilage XIV. B 

38) Windel 1. c.: „Do was der konig zu Preßburg Frank, das mon in 
heben: und legen mufte und hatte auch fuft am halſe ein bule.“ S. im Anh. bie 
WNegeften v. Anfang Decbr. 1429. Sqreiben des Walter Sähmarzenberg. 


Deutſche Fehden und Streithaͤndel. 3 
Kinig nach Prefpurg,, wo derſelbe, von ber Krankheit einigerma⸗ 
Ben wieder hergeſtellt, am 5, Dechr, 4429 in Perfon den Reiches 
tag eröffnete, 

Des vömifche König wollte vor allen Dingen bie Huͤlfe und 
den Rath ber Reichäftände zur Wiederherſtellung eined allgemeinen 
Landfriebens im bdeutfchen Reiche haben, um fobann deſto wirk⸗ 
famez die Huffiten befriegen zu Tonnen, Im Zall man auf dem 
Tag zu Preßburg mit beiden Puncten nicht fertig werben Tönne, 
verſprach er deßhalb in die beutfchen Lande zu kommen, und das 
ſelbſt einen allgemeinen Reichstag zu berufen, 

Auf biefe Mittheilung verfammelten fich die deutſchen Beige 
fände ober ihre Geſandte denfelben Tag nochmald, um von ben 
koͤniglichen Commiſſarien, dem Herzog Albrecht von Öftreich, dem 
Biſchofe von Agram und bem Palatinus non Ungarn, Niclas 
Sara, fi) die Sache ausführlicher vortragen zu laſſen. Sobald 
ſich nach dem Vortrag die Commiſſarien aus der Verſammlung 
entfernt hatten, nahm biefe die Vorſchlaͤge des Königs -in Beras 
thung. Die Kurfürften von Meinz und Brandenburg erflärten, 
daß fie zwar geneigt wären, einen allgemeinen Landſrieden zu bes 
fohließen s: allein wegen der Abwefenheit der übrigen Kurfürften 
und vieler anderer Reihöftände, und wegen unvollftändiger Voll⸗ 
wacht der Gefandten, dürfte es rathſam feyn, in der Sache bes 
Landfriebens keinen Beſchluß zu faſſen, ſondern den König zu ers 
ſuchen, nach den beutfchen Landen heraus zu Fommen, einen 
Deichstag nach Nürnberg oder Frankfurt zu berufen und in Pers 
fon dafelaft zu erfcheinen, um mit allen verfammelten Reichsſtaͤn⸗ 
den oder ihren ganz bevollmächtigten Gefandten einen gemeinen 
Landfrieden zu errichten, von dem man bann erwarten Fönnte, 
daß er beobachtet were, wenn er mit Zuſtimmung aller Reiches 
fände gemacht worden. Diefer Meinung flimmten fämmtliche 
anwefende Zürften, Grafen und Herrn und die. fürflichen Geſand⸗ 
ten bei, . aber die : Stäbteabgeorbneten erklaͤrten, daß fie bevolls 
mächtigt wären, fogleich einen gemeinen Frieden zu befchließen, 
Es ſprach ſich daher fogleich eine-entfchiebene Spaltung in der Ber- 
fammlung aus: und als bie koͤniglichen Gommiffarien Nachricht 


abgefondert vortrage. 

Am folgenden Tage übergaben die Fuͤrſten dem König ih⸗ 
ven gefaßten Seſchluß, womit biefer hoͤchſt unzufrieden wor. Gr 
erwiberte darauf: vor allen Dingen ſey nöthig einen allgemeinen 
Sandfrieden in Deutſthland zu beflellen; Alle die dawider handel: 
ten, müßten ohne Unterſchied der Perfon und des Standes bes 
fraft werben: fonft wäre feine Regierung möglich, Wenn foldhe 
Gewalthätigkeiten wie die, welche Eontab Herr von Weinsberg 
gegen bie Kaufleute der ſchwaͤbiſchen Reichsſtaͤdte verübt, unge 
firaft blieben, müßte fich Alles in Anarchie auflöfen. Anflatt daß 
die Gewaltthaͤtigkeiten beſtraft würden, fänden fie Belohnung und 
Unterflükung bei den Fuͤrſten. &o hätten diefe den Herm von 
Weinsberg in feinem Unrecht geftügt, fo wäre Einer, ben man 
wegen Frevels aus einer Stadt verwiefen, in einer andern zum 
Würgermeifter gemacht worben, Et (dev König) ſey bei folder 
Verwirrung dann nicht gefonnen nad) Deutſchland zu kommen. 
Auch habe er ſchon hinreichend durch die Erfahrung gelernt, daß 
feine Anweſenheit allein den gemeinen Landfrieden nicht herſtellen 
konnte. Im Jahre 1422 ſey fein langes Bemlihen und Verwei⸗ 
len auf dem Reichstag zu Nürnberg, wodurch er indeffen fo gro⸗ 
Pen Schaden in feinem Königreich Ungarn durch die Thrken er 
litten, ganz vergeblich gewefen, ba bie Zürfien keinen guten Wil⸗ 
len gehabt. So wäre auch jet zu befürchten, daß er in Deutſch⸗ 
land nichts zu Stande bringe, in Ungarn aber, wenn bie Türken 
den gefehloffenen Frieden braͤchen, großen Nachtheil und Schaden 
leiden koͤnnte. ei Diefer betrübten und troſtloſen Lage ber Din: 
ge, Tonne er fich der Regierung nicht freuen: follten die Irrungen, 
die Geſetzloſigkeit, der Ungehorfam gegen feine Anorbnungen noch 
ferner ſortdauern und nichts gebeffert werben Finnen, ſo ſey er 
entfehloffen fich des Reichs zu entfehlagen und den Kurfhefien bie 
Kur und die Herrſchaft zurlefgugeben, da er fhon in Ungarn zu 
Ieben hätte. Das fen auch Urfache, warum er füch biß jet nicht 
um bie Kaiſerkrone in Rom bemüht: er wuͤrde bie römifche Krone 
ſchon längft dem Papft aufgefagt und fi) bes Kaiferthums ent⸗ 
ſchlagen haben, wenn nur biefer darein gewilligt hätte. Um noch 


Deutſche Febden und Streithaͤndel. 311 
einen Verſuch zu machen, uͤbergebe er aan Kurfuͤrſten einen Ent⸗ 
wurf von einem gemeinen Frieden in Deutſchland, den die deut⸗ 
fügen Reihöftände pricfen und nach Gutbefinden beſſern, Kira 
oder vermehren moͤchten. 

Rad) dieſer Mittheilung an die Flrfien ließ der cheniſche König 
den Ausſchuß ber Staͤdteabgeordneten insgeheim zu ſich beſchei⸗ 
den und eröffnete ihm, daß er von den Beſchluß und der Meinung ' 
ber Städte in Betreff ber alsbaldigen Herſtellung des gemeinen 
Landfriedens unterrichtet ſey und ſolches mit wahrem Wohlgefallen 
vernommen hätte, Bei den Gtäbten fey eigentlich nur noch das 
Reich; wenn fie nicht wären, wuͤrde er nicht weiter mehr: die roͤ⸗ 

miſche Koͤnigskrone tragen wollen. 

Da der König ſchon von der Staͤdte Meinung unterrichtet 
wor, fo unterließen fie es, ihm ihren Beſchluß und ihre Autwort 
fͤrmlich zu überreichen, Es ſcheint, daß ihnen Sigmund felbf 
gerathen habe, nicht durch einem öffentlichen Act ihre Spaltung 
mit den Fürften zu erfläten, da dieſe ohnehin ſchon fehr über die 
Städte aufgebracht waren, daß biefelbigen gewagt hatten, eine ans 
dere als bie von ihnen aufgeftelte Meinung auszuſprechen. 

Die Kurfärften und die Furſten beharrten in ihrem Befchluffe. 
Nachdem fie bie koͤnigliche Antwort in Überlegung gezogen hatten, 
foranhen fie (9. Dec.) wiederholt ihren Wunſch aus, daß der Rd: 
nig in’ deutſche Reich Tommen möchte. Sigmund lehnte von 
neuem ab, dieſem Wanſche zu entfprechen, weil ihn wichtige Anz 
gelegenheiten in Ungarn zurhhielten, jedoch gab er bie Zufiche⸗ 
zung, auf den Reichötag nach Deutſchland feine Sommiffarien, 
feinen Schwiegerfohn, ben Herzog Albrecht von Öftreih, feinen 
Kanzler, den Biſchof von Agram und anbere von feinen Räthen 
zu ſchicken, welche mit Vollmacht verfehen feyn ſollten und mit 
den Reichöftänden daB Nähere befpsechen und befchließen wuͤrden. 

Durch den Herzog Albrecht, den Grafen Hermann von Cilly 
und einige von feinen Räthen ließ er bie Antwort ber Bürfien auf 
biefe Propofition einholen, Diefe erklärten, daß fie nicht anders 
als des Königs Ankunft im Reiche für höchft nothiwendig erachten 
müßten: er möge daher in Perfon nach Nuͤrnberg kommen. Schi⸗ 
@e ex aber Gommiffarien, fo möchte der Tag paffender und für die 


312 Drittes Bud. Sechzehntes Kapitel. 

meiften Keichsſtaͤnde gelgener in Frankfurt gehalten werben. Auch 
mbchte der König in den Ausſchrelben zu dieſem Keichstage bie 
auf derafelben vorzunehmenben Begenftände ausdruͤcklich bezeich- 
nen, damit die Reichöftände welche Gefandte ſchickten, genaue und 
beftimmte Bollmasht mitbrächten. 

Wider Erwarten ließ darauf Sigmund den Kurfürften eroͤff⸗ 
nen, daß er in Perfon auf ben nächften Reichstag in Nürnberg 
kommen, im Reiche die Anftalten gegen bie Huſſiten felbft betrei⸗ 
ben und an ber Spitze der zuſammengebtachten Kriegsvoͤlker nach 
Boͤhmen ziehen wollte, Mittlerweile folte man den an Böhmen 
angrenzenden Reichsſtaͤnden Huͤlfe zufenden, zur Abwehr etwai⸗ 
ger feindlicher Einfälle und Angriffe, 

Diefen neuen Entſchluß Sigmund’ theilten (14. Dec.) die 
Kurfuͤrſten den Städteabgeorbneten, die fie zu fich beſchieden hats 
ten, mit und fragten fie zugleich, zu welcher Zeit und an welchen 
Drte der Reichötag gehalten werben ſollte. Die Gefragten erklaͤr⸗ 
ten einmüthig: es komme ihnen nicht zu, ihrem Herrn, dem roͤ⸗ 
miſchen König den Ort und den Tag zu beflimmen; follten fie aber 
ihren Rath fagen, fo hielten fie den Sonntag Invocavit des Jah⸗ 
res 1430 (5. März) und die Stabt Nürnberg als Zeit und Ort 
fie den Reichetag geeignet. Würde aber ber König nicht felbft 
kommen, fondern nur Gommiffarien ſchicken, fo dürfte Fraukfurt 
noch paffender ald Ort für den Reichötag feyn. Was bie Fürften 
nicht felbft dem König fagen wollten, ließerPfie ihm nun durch die 
Mittheilung der Abftimmung feiner Freunde, der Staͤdteabgeord⸗ 
neten, fagen: er möchte auf Sonntag Invocavit 1430 in Pers 
fon zum Reichstag nad) Nürnberg kommen. 

Diefe Botſchaft an den König warf von neuem den Apfel 
der Zwietracht zwifchen ihn und die Furſten. Erſterer behauptete, 
ex habe nicht über bie Zeit, ſondern nur allein über ben Ort bed 
zu haltenden Reichstages von ben Reichöftänden Rath begehrt. 
Jene werde er ſich nicht vorfchreiben laſſen. Auch ließ er ihnen 
fagen, daß er bei feiner ſchwankenden Gefunbheit die weite Reife 
nach Nürnberg kaum werbe unternehmen innen. Es wäre das 
ber beffer, wenn bie Reichöftände in Oſtreich, zu Wien, ſich ver 
fommelten, In biefes Verlangen gingen die Fürften nicht ein 


Deutſche Fehden und Streithaͤndel. 313 
und beſtanden auf Nürnberg als Drt des Reichstags, die Staͤd⸗ 
teabgeorbneten hielten ſich aber bei dieſem Streit zurüd und ers 
Härten bloß, daß fie ihren Freunden das hinterbringen sollten, 
worüber man einig. geworben. 

Daß fih Sigmund nicht weit von den ungarifchen Grenzen 
entfernen wollte, mögen allerdings feine ungarifchen Räthe ihm 
angerathen haben, weil man einen nenen Ausbruch des Tuͤrken⸗ 
krieges befürchtete. (Die Osmanen trafen damals große Kriegs: 
anſtalten. Es galten aber dieſe der Eroberung der Stadt Theſ⸗ 
ſalonich.) ¶ Der römifche Konig ſuchte einen Ausweg und wollte 
den Kurfürften. von Brandenburg zu feinem Reichsgeneralvicar 
einfegen, bamit er feine Perfon in allen Angelegenheiten Deutſch⸗ 
land's vertreten koͤnnte. Der Markgraf aber Ichnte die ſchwere 
Binde ab: er wußte wohl, daß eine ſolche Ernennung ohne Zus 
ſtimmung der übrigen Kurfürften, ihm Bein Anfehen verlieh. Er 
rieth daher wiederholt auf das Dringenbfte, doch ja dem nächften 
Reichötage perfönlich beizumohnen, Nach Beendigung beffelben 
Tonne der König ſich wieber nad) Ungarn zuruͤckbegeben und bie 
Führung des Huffitenfrieged den deutfchen Fürften Übertragen ®*). 

Diefen Rath nahm zulegt Sigmund an und nachdem er noch 
mehrere Regierungögefchäfte von geringerem Belang mit ben 
Reichsſtaͤnden in Prefburg vorgenommen, Gnadenbriefe ertheilt 
und Privilegien beftätigt hatte>°), entließ er gegen Ende des 
Jahres 1429 die Verfammelten in ihre Heimath. Vorher aber 
erließ er ſowohl ein allgemeines Ausſchreiben an alle Kurfürften, 
Fürften, Grafen und übrigen Stände des Reiches (21. Dec.) 2°), 
wie auch befondere Einladungsſchreiben an die einzelnen Stände, 
(47, Dechr.) ®7), auf den nächften Sonntag Deuli in der Faſten 
(19. März 1450) zu Nücnberg auf dem Reichstag ſich einzufin⸗ 


34) Die intereffanten Berhandlungen auf dem Preßburger Reichstag gibt 
Wencker Apparat. Archiv. p. 320— 326. Bgl. Windet c. 166 un 168. 
p. 1216 sqq. Gunbling Leben Churf. Friedrich I. v. Braudenb. S. zid — 319. 

35) &. im Anh. die Regeſten v. Dabr. 1429 

36) Windet c. 169. p. 1219 2q. 

37) Lunig P. Sp. Contin. IV. T. II. Zortf. 462. ©. im Anh. die Mes 
get. v. 17. Dechr. 1429. 


314 Drittes Buch. Gechjehntes Kapitel. 

den, wo er nicht nur perfönfich felbft eintreffen, fonbern auch das 
Reichshofgericht, daB wegen feiner Abweſenheit lange barmieber 
gelegen, wieber aufrichten und einem Jeden Recht und Gerechtig⸗ 
keit verfchaffen werbe. Auch wolle man fidh berathen wegen eines 
neuen Anſchlages und Zuges gegen bie ketzeriſchen Böhmen, 

Wie die Huffitenfixeifzüge fißrend in die Haltung biefes 
Reichötags dazwiſchen traten, foll dasgeftellt werben, che die deut⸗ 
ſchen Angelegenheiten weiter verfolgt werden. Doch müffen wir 
zuvor noch der Theilnahme Sigmund's an ben Angelegenheiten 
ber norbifchen Staaten gedenken. 


Siebzehntes Kapitel, 


KR. Stammmd’s Einmiſchung in den nordiſchen Krieg und in bie Unges 
lezenheiten Polens, Litthauens und Preußens. 1427 —1450, 


Das unendliche Gewirr ber Streitigkeiten zwiſchen dem dent⸗ 
ſchen Orden und Polen währte ungeachtet ber vielen Vermittlungs⸗ 
verſache des roͤmiſchen Königs immer noch fort; ber Hader und 
der Streit brach öfters in Feindfeligkeiten und Krieg aus und nur - . 
mit Mähe vermittelten ber roͤmiſche König und ber Papft theils 
durch Drohungen, theils durch Befänftigung auf einige Zeit bie 
affenruhe unter den Streitenden, Endlich brach auch Wißtrauen 
und Streit zwiſchen ben bis dahin verbuͤndeten Jagellonen, bem 
König Wlabislans von Polen und. bem Großfürſten Witold won 
Litthauen aus. Dieſes veranlaßte eine weſentliche Berbefferung 
der Lage bed Ordens. Mit Freuden unterwarf er bie Ausglei⸗ 
dung der zwifchen ihm und Polen beſtehenden Streitigkeiten dem 
Richterfpruche bes Großfürften, wie früher der König von Polen 
vorgeſchlagen hatte 1). Auch der römifche König bot von neuem 
feine Vermittlung an (29. Juni 1428) in Bezug ber noch obs 
ſchwebenden Irrungen in Hinficht Driefend und ber Reumark ?): 
äugleich betrieb berfelbe eifrigft eine abermalige: Zuſammenkunft 
wit ben beiden Jagellonen und bem Hochmeifter, auf welchem 
Wege er nicht nur diefelben amtereinander zu verfühnen, fonbern 
auch Huͤlfe von ihnen gegen bie Türken zu erhalten hoffte ®). 

1) Boigt Gef. preuſſ. VIL &. 509 fl. . 

D Boigt ©. 510 nad) dem Gäreiben des MR. Königs da Rönigeberg. Ar⸗ 
Se. S. im Anhange die Regeften, 
BD Bla ' 


316 Drittes Buch. Siebzehntes Kapitel, 

Mittlerweile flieg die Spannung zwiſchen den Jagellonen. 
BWitold war fehr bereit, mit bem römifchen König zufammenzus 
Tommen: ex hatte aber babei feine beſondern Abfichten, Er flug 
Luczk, die damalige Hauptftabt Volhiniens, als Ort ber Ver⸗ 
femmlung vor, kam aber mit Sigmund indgeheim wegen einer 
befonbern Berathung überein, an welcher ber König von Polen 
keinen Theil nehmen follte, Als oftenfibler Zweck der Verſamm⸗ 
lung wurde bie Beſorechung der Zürften in Betreff des Zinkens 
und Huffitenkrieges und bie Befefligung ihrer gegenfeitigen Freund⸗ 
ſchaſt vorgefehoben: in der That aber beabſichtigte Witold nichts 
Andered, als ſich mit Hülfe des römifchen Königs und des Ordens 
von, ber Echensabhängigkeit von Polen frei zu machen, und über 
fein Reich Litthauen, das er durch Eroberungen fehr vergrößert 
batte, als König zu herrſchen. Diefer Schritt der Losreißung 
Litthauens von Polen lag im Intereffe des roͤmiſchen Königs wie 
auch des Ordens, und er Fonnte fehon im Voraus befonderd von 
des Erſtern Zuftimmung überzeugt feyn, ba Sigmund dem König 
von Polen wegen ber heimlichen Beglinfligung der Huffiten und 
der Berfagung von Hülfe im Tuͤrkenkrieg grollte und gram war €), 
Um den Plan Witold's durchzuführen, ſchtieb Sigmund an den 
Hochmeifter, feine Bevollmächtigten nach Luczk zu fenden, weil er 
bier in deren Anwefenheit fin ben Orden erfprießliche Puncte mit 
den Jagellonen zu befprechen gedenke >), 

Ian Anfange bed Jahres 1429 (am 22. Yan.) hielt Sigmund 
feinen Einzug in Luczk, wo ſchon früher die beiden Jagellonen, 
die Bevollmächtigten des Ordens, viele Zürften, Biſghofe und 
‚Her angelangt waren. 

- Schon am Styrfluffe wurde er in Proceffion guet von den 
lateiniſchen, dann von den griechiſchen, ferner von ben armenis 
Sehen Bifchöfen und Geiftlichen, endlich auch von den Oberprie⸗ 
ſtern der Juden feierlich empfangen. Nur bei den erflern, der 
Vateinifchen Geiftlicpfeit, flieg der König vom Pferde und küßte 
die vorgehaltenen Reliquien, 

9 Brite. 511 nad) ei Schreiben EBitor’s an dem röm. Körff. CH. 
Diogoss. p. 

Das 612. ©. im Anhange die Regeften v. 30. Ron. 1428. 


Nord, Krieg u. Angelegenh. Polens, Atthauens u. Preußens. 317 
Die drei verfammelten Fuͤrſten hielten ein jeder in einem bes 
fondern Saale mit ihren Prälaten und Herrn Bath: bie gemeins 
ſchaftlichen Verhandlungen geſchahen durch gegenfeitige Boten. 
Zuerſt wurden bie in Betreff der Türken vorgenommen, Sig⸗ 
mund verlangte, nachdem er neue Vorſchlaͤge zum Tinkenkrieg 
vorgelegt hatte, daß dem Lublauer Vertrage gemäß ber König von 
Polen im naͤchſten Sommer mit ihm zu Felde in die Moldau zie- 
be, ben Woiwoden Alerander dafelbft wegen Treubruches und 
umterlaffener Heereöfolge vertreibe und das Land, wie fchon früher 
beftimmt worden, zwifchen Ungarn und Polen theile. Diefem 
Anfinnen widerfegte ſich der polnifche König auf das Entſchie⸗ 
denfte ea). 

Sodann vwurben die Kirhenangelegenheiten befprochen und 
befonberö bie Bereinigung der griechiſchen Kirche mit der Iateinis 
ſchen berührt. Sigmund fol ſich dahin geäußert haben, daß er 
in Baͤlde veranlaffen werde, daß wieder ein allgemeines Goncis 
Kum zufammenfomme, theild zur Unterwerfung der Böhmen, 
theild zur Reformation der Kirche. "Auch meinte er, daß bie 
Griechen und Ruſſen, trotz ihrer Baͤrte und verheiratheten Pries 
ſter ſich ohne Schwierigkeit mit der lateiniſchen Kirche vereinigen 
würden. Er meinte die Verheirathung der griechifchen Priefler 
wäre immer beffer, als der Gölibat der lateiniſchen Geiſtlichen, 
welche durch grobe Ausſchweifungen Öffentliches Argerniß gaͤ⸗ 
ben ©), f; 

Zerntr kam ber nordiſche Krieg zur Sprache, Seit 1427 
hatten ſich die Hanfeftäbte Lbel, Hamburg, Wismar, Strals 
fund u. a. mit dem Herzoge von Schleswig, dem durch den römis 
fen König diefed Land im’ J. 1424 abgefprochen worden war, 
verbunden, um es wieder bem daͤniſchen Könige zu entreißen; fie 
überzogen daher denfelben mit Krieg. Denfelben zu verhindern 


68) Diagoss. p. 513 20. Kojalowies p 125— 127 u. die arätsalifgen 
Duelle bei Boigt &. 613. Boal. Kogebue Geſch. Preuf III. &. 226 fl. und 
beſonders Faber „über eine berüpmte Sürftenpufammenkunft in älterer Beit”: 
f- @eitr. zur Kunde Preuſſ. Bo. IL.Hft 5. S. 396 FÜ. Engel Geſqh desängr. 
Beide IL. ©. 326. Sehler Gef. der Ung. IV. S. 895 TIL 

6b) Diegoss. hist. Polen. Hb. XL p. 515. 


318 Drittes Bud. Girbjehntes Kapitel. 

bot der roͤmiſche König Alles auf: ex ſchrieb an bie Staͤtte und 
befahl ihnen alled Ernſtes Frieden zu halten. Wo nicht, fo wir- 
den fie feinen unb des Papftes Unwillen auf ſich ziehen, weil fie 
durch ihre Feindſeligkeiten gegen ben bänifchen König biefen vers 
binderten „ Hülföoölfer gegen die ketzeriſchen Böhmen zu ſchicken 
und zugleich fie felbft ihre Kriegscontingente zuruͤckhielten. Sig⸗ 
mund bot von neuem „eine Friedensvermittlung an und fandte 
deßhalb nicht nur Schreiben und Botſchafter an beide Theile 7), 
fondern er forderte auch mehrere Reichöftänbe, zumal bie größern 
Handelsſtaͤdte auf, dahin zu wirken, daß die Hanfefläbte vom 
Krieg gegen Dänemark abflinden®). Ale dieſe Verſuche aber 
fehlugen fehl. Sogar erlaubten fich die Luͤbecker den Abgeordne⸗ 
ten bed römifchen Königs, den er an Erich fandte, gefangen zu 
nehmen und ihn unfreundlich zu behandeln, 

Als des römifchen Könige Bevollmaͤchtigter Nicolaus Stoch 
nach übe (im Oct. 1437) gefommen war und im Namen feines 
‚Here verlangt hatte, daß die verbündeten Städte mit dem daͤni⸗ 
fen König fich frieblich verglichen, ſchien man endlich dem Be: 
fehle Sigmund’s willfahren zu wollen, indem man zu ben Uns 
terhandlumgen nach manchem Aufſchub unter verfchiebenerlei Vor⸗ 
wänben 1428 zu Rageburg zufammenfam, Hier fuchten ſich die 
Städte vor Allem gegen bie Anklagen und Befchwerben des Kö— 
nigs Erich zu rechtfertigen. Nicht um bie Huffiten zu begünflis 
gen ober den bänifhen König davon abzuhalten, gegen fie Krieges 
voͤlker abzufenden, hätten fie bie Waffen ergriffen, ſondern um 
ihre durch Erich verlegten Freiheiten zu behaupten, wären fie in 
die Nothwenbigkeit verfegt voprben, Krieg anzufangen. Zu bem 
Huffitenkrieg wären fie bereit mit Gelb und Leuten nad) Anord⸗ 
nung des Papſtes und des roͤmiſchen Königs beizufleuern. Die 
Sefangenfhaft des Töniglichen Kathes entſchuldigten fie mit ber 
leeren Auöflucht, er ſey von Seeräubern ohne ihr Vorwiſſen ges 
fangen genommen worden. Zwar Außerten fie fi) geneigt, nach 
Sigmund’s Willen einen Waffenſtillſtand einzugehen, bis ber 
7) Pontan. hist. Dan. ib. IX. p. 585 ag. @artarias Gela. deb Hanf, 
Mundeb IL. 260 fi. _ 

®) S. im Anhange die Bellsge DL. 


Nord, Krieg u. Angelegenh. Helen⸗, Etthauent u. Preußens. 319 
Streit durch einen unpasteitfchen Schieds ſpruch ausgeglichen wäre, 
jedoch verſchwiegen fie nicht, daß fie einen foldhen nicht von dem 
roͤmiſchen König wegen feiner nahen Verwandtſchaft mit Erich er» 
warteten. &ie wollten vielmehr bie Sache dem unparteiifchen 
Urtheile des Papſtes anheimgeftellt haben, der ſchon zweimal dem 
bolfteinifchen Haufe das Herzogthum Schleswig zugefprochen hat 
te9), Der roͤmiſche Rönig aber verwarf dieſes Urtheil förmlich: 
ex machte aber bei der Berfammlung zu Luczk einen abermaligen 
Verſuch zur Schlichtung des nordiſchen Krieges. 

Er erließ auf Anregung des Königs von Dänemark, der 
durch Gefandte über die Widerfpenfligfeit der Holfteiner und Han= 
feftädte Klage führen ließ, an den Hochmeifter die Aufforderung, 
beiden Verbuͤndeten fofort durch eine Botſchaft ankündigen zu 
laſſen, daß fie aldbald den Krieg einftellen und gegen des Königs 
Erbietungen fi am Rechte begnügen follten; ba wibrigenfans 

gegen fie ald Widerfpenflige des Reiches eine ernſte Strafe vers 
fügt werden muͤſſe 1°). 

Endlih kam auch der Hauptzwec der Zuſammenkunft von 
Seiten Sigmund's zur Sprache. Er regte ihn zuerſt im vertraus 
lichen Geſpraͤche mit Witold an, daß er ihm die Krone Litthauens 
auf's Haupt fegen wollte. Witold ſchien Anfangs nichts ohne bie 
Buftimmung und ben Willen des polnifchen Königs in diefer Sache 
thun zu wollen. Daher uͤbernahm es ber roͤmiſche König, dieſen 
von dem Plane zu benachrichtigen und beffen Gefinnung darüber 
auszuforſchen. Wider Erwarten ſprach Wladislaus Jagello fich 
nicht gegen Witold's Koͤnigskroͤnung aus: ja in einer daruͤber ge⸗ 
haltenen Berathung ber drei Fuͤrſten zeigte er ſich bereit, in bie 
Sache zu willigen; nur kamen bie beiden Iagellonen darin Übers 
ein, fie vorerft den Großen ihrer Reiche mitzutheilen umd deren 
Meinung dariber zu vernehmen. Sobald die polniſchen und lit 
thauiſchen Großen erfahren, wie man gefonnen fey, bie fo nahe 


9) Pontan. 1. c. Sartor. a. a. D. Wagner Geſch. d. nord. Weide IL 
S. 610 fü. u. 6521. Dreyer’ Weite. zur Geld. des zw. Grid VIII u. den 
Hanfeftäpten geführten Krieges in Gadebuſch pommer. Gamml. Br. I. 

10) Sqreiben Sigmund’ (d. d. Lurzt in Reußen Samft. v. Puriſic. Mer. 
1429) bei Boigt S. 623. 


320 Drittes Buch. Gichjehntes-Kapitel. 
verwandten, in fo vielfachen Beruhrungen fichenden Nationali⸗ 
täten voneinander zu trennen, fo erhoben ſich heftige Wider⸗ 
ſpruͤche gegen die Krönung Witold's. Beſonders heftig ſprachen 
ſich bie polnifchen Großen mit dem Krakauer Bifchof an der Spike 
dagegen aus, bie darin eine Schmälerung des polnifchen Reiches 
ſahen. Wenn auch Wladislaus Jagello dabei öffentlich eine paſ⸗ 
five Rolle fpielte, fo feheint er doch indgeheim den Wiberfland ber 
Großen unterftügt zuhaben. Da man in dem Wahne war, daß 
der polnifche König die Krönung Witold's wuͤnſchte, fo hoffte 
man auch, daß er bie Großen feines Reiches endlich dazu gewin⸗ 
nen werde 11). Es wurden daher die Verhandlungen abgebros 
. den, unb eine zweite Zufammenfunft auf acht Tage nach Pfing⸗ 
ſten angeſetzt, wo in Altdorf und Schramovige polnifche und un= 
gariſche Commiflarien zufammentommen follten, um das Weitere 
in der Sache zu befprechen. Doc) kam dieſe Verfammlung nicht 
zu Stande. 

Daß Witold und Sigmund ſich in Hinficht der Meinung des 
polnifhen Koͤnigs geirrt hatten, erfuhren dieſe bald. Denn nicht 
lange nach der Zeit, ald die Fürften Luczk verlaffen hatten, und 
als Sigmund ſchon nach Kaſchau in Ungarn zurückgekehrt war, 
traf dafelbft von Wladislaus Jagello an ihm ein Schreiben ein, 
worin berfelbe erflärte, bei näherer Erwägung bes Planes wegen 
Bitold’8 Krönung anderer Meinung geworben zu fepn, indem . 
aus dieſer Sache zwifchen Polen und Litthauen Spaltung und 
Krieg, auf jeden Fall aber Auflöfung ber beftehenden Bundniſſe 
und Verträge zu befürchten feyen. Daher möge der römifche Koͤ⸗ 
nig von dem Vorhaben, ben Großfürſten Witold mit ber Königs⸗ 
krone zu befchenten, abftehen 12). 

Sigmund zeigte ſich keinesweges geneigt, in das Anſinnen 


41) Sqreiben Sigmund's an den Hochmeiſtet d. d. Kafan 18. Febr. 1429 
u. Mitoid’s Chr. an Sigmund bei Voigt S. 324 fl. Damit ftimmt nicht ganz 
überein die Erzählung bei Diugoss. lib. XI. p. 518 — 520. Rad Albert Krantz. 
Vandal. lib. XI. c. 22. hätte Witold den römifen König dadurch zur Krönung 
fo wilfährig gemacht weil er ihm dafür verſprochen habe, auf feine Koften hun« 
derttaufend Mann ein ganzes Jahr im Krieg gegen die Böhmen zu unterhalten. 

12) Säreiben des Königs von Polen an den roͤm. König, bei Boigt S. 625- 


Nord. Krieg u. Angelegenh. Polens, Litthauens u. Preußens. 321 
des polnifchen Königs, das ihn fehr erftaunte, einzugehen, Mit 
Außerungen des Unwillens über den Wankelmuth des polnifchen 
Königs, erklärte er, daß er dem mit feiner Einwilligung und ſei⸗ 
nem Beifall aufgenommenen Plan, Witold zu Frönen, nicht ent 
fagen werbe: um jedoch fid von neuem zu verfländigen, und bie 
Sache weiter zu berathen, flug er vor, an der Grenze Preus 
Gens eine abermalige Zufammenkunft zu halten 13), 

Sobald Witold Nachricht von des polnifhen Königs Sin- 
nedänberung und bem Inhalt des Schreibens an den römifchen 
König erhalten, war er tiber ihn höchft aufgebracht: er fehidte 
ihm ein Schreiben voll Vorwürfe und hegte gegen ihn eine höchft 
feindfelige Stimmung. Auch an Sigmund f&rieb ex und beklagte 
fich bitter über dad Benehmen von Wladislaus: die Einwendun⸗ 
gen beffelben gegen die Krönung bezeichnete er nicht nur als grund⸗ 
108, ſondern auch als ihn und feine litthauifchen Barone hoͤchſt 
beleidigend. Denn fie deuteten darauf hin, als wolle er Zwie⸗ 
trat und Spaltung zwifchen Polen und Litthauen anregen, von 
welchem Sinne er felbft gang fern ſey. Dagegen reize ber pol⸗ 
nifche König offenbar zum Streit, indem er bie Herzoge und Herrn 
Litthauens zu Bafallen feiner Krone machen wolle. Das fey aber 
ein ahndungswerthes Vorhaben; denn bie litthauifchen Herrn 
feyen immer frei und feinem Lande lehenspflichtig geweſen 1%), 

Seit diefer Zeit ſchloß fi Witold enger an den römifchen 
König und den beutfchen Orden an, was legterem in feinen Streis 
tigfeiten mit Polen zum großen Vortheil gereichte. Auch war der 
deutſche Drden fehr bemüht, ben römifchen König von Wladis⸗ 
laus Jagello abzuziehen und fi zu verbinden, Er nahm ihn 
mit feiner Gemahlin Barbara in feine Mitbruͤderſchaft auf!>), 
und als er fich felbft wegen Driefen mit dem polnifchen König ver⸗ 
glichen hatte, foließ er doch dem roͤmiſchen König ausdruͤcklich er: 

13) Sqhreiben Sigmund’s an Wladislaus Jagello 0. D. und zwei Schreiben 
Gigmund’s an den Hodmeifter d: d. Kaſchau Freit. v. Reminiscere 1429 und 
Montag nach Ocnli 1429. Bei Bolgt a. a. D. 

14) Schreiben Witold's an Sigmund beiBoigt S. 526. Dingoss. p. 521. 
Kojalowicz p. 130. 

15) Boigt S. 527 nad einem Schreiben Sigmund’s an den Hochmeiſter. 


Prefburg Sonnt. nad Tibartii 1429. 
Adtad 8. Sigmund. II. a 


32 Drittes Buch. Siebgehntes Kapitel. 
klaͤren, daß er ſich von bem mit ihm eingegangenen Buͤndniſſe 
keinesweges getrennt habe 1e). Als Belohnung für diefe treue 
Anhaͤnglichkeit überließ bald darauf (7. Sept. 1429) Sigmund 
dem Orden für immer bie Reumarf 17), und verwanbte fich eif⸗ 
tigft beim Papft, dem Orden von bemfelben eine günflige Ent- 
ſcheidung in dem Streite mit ber livlaͤndiſchen Geiſtlichkeit zu er⸗ 
wirken 18), Solche günftige Stimmung bes roͤmiſchen Königs 
zu erhalten, willfahrte endlich ber Orden befien Wunfche, und 
ſchickte ihm (Mai 1429) eine Anzahl Ordensritter zur Anficbelung 
an der Donau und zum Kampfe gegen bie Türken 1%): wovon 
des Näheren ſchon oben gehandelt worden, 
Je zweideutiger ſich Wladislaus Jagello in feinem Beneh⸗ 
men gegen bie Huſſiten und Tuͤrken zeigte, deſto mehr betrieb Sig⸗ 
"mund die Trennung Litthauens von Polen, welche am leichteſten 
durch bie Krönung Witold's und Spaltung in der Jagellonifchen 
Familie erreicht ward. Als nach mancherlei Verhandlungen end⸗ 
lich der polnifche König feinen frühern Ausfprüchen in Luczk ent: 
gegen erklärte, daß er in bie Krönung Witold's auf Feine Weiſe 
wiligen werbe, brach berfelbe ganz mit Wladislaus und ſchloß 
ſich eng an den roͤmiſchen König und den Hochmeifter an, fo daß 
er, von Beiden unterflügt, entfchieben feine Pläne verfolgte, fo 
fehr auch der polnifche König dagegen war 20). Da es aber dem 
Letztern nicht verborgen blieb, daß Sigmund die geheime Triebfe⸗ 
ber war, welche ihm foviele Werlegenheiten bereitete, fo dußerte 
er ſich nicht nur hoͤchſt befeibigenb gegen denfelben, fondern er bot 
auch Alles auf, ihm zu ſchaden, indem er bie Türken und Huſſi⸗ 
ten zum neuen Krieg gegen ihn anregte 21), 





16) Voigt nad archiv. Quellen S. 529. 

17) Gercken Cod. diplom. Brandenb. V. p. 254. Bol. Lancizol® Bil- 
dung des Preuff. Staats &. 294 und Boigt &. 532. not. 1. 

18) Boigt ©. 539. 

19) Voigt ©. 534 fl. Bsl. oben Kap. XIV. 

20) Voigt S. 529 fl. Beſonders angelegen lich es fi Sigmund feyn, daß 
der Hochmeiſter fi von Polen trennte und Witold näherte. Schreiben Sig- 
mund’s an Witold d. d. Posonii sabato proz. post f. Aegid. 1429 bei Boigtl. c. 

21) Boigt S. 530 fl, wo befonderd das Schreiben Sigmunt’s an Witold 
d. d. Posonii feria V post fest. omn. sanctor. 1429. 


Rorb. Krieg u. Angelegenh. Polens, Litthauens u. Preußens. 323 
Diefed bewog die Werbündeten fefler aneinander zu halten 
und entſchiedenere Schritte zu thim. Nach vergeblichen Anknuͤ⸗ 
pfungen neuer Unterhandlungen zwifchen Witold und Wladislaus 
war Erſterer entſchloſſen, fich ohne Zuſtimmung des Letztern kroͤnen 
zu laſſen. Der roͤmiſche Koͤnig hatte dem Großfuͤrſten auf das Be⸗ 
ſtimmteſte verſprochen, ihm die Koͤnigskrone zu ſchicken. Das 
Krönungsfeft ſollte um Mariaͤ Geburt (Anfang Sept.) 1430 zu 
Bilna auf das Feierlichſte begangen werben... Auch feine Gemah⸗ 
lin Juliana folte mit gekrönt werben. on allen Gegenden was 
sen ſchon vornehme Gaͤſte eingelaben das Feſt zu verherrlichen. 
Auch von Seiten des roͤmiſchen Koͤnigs wurden eine anſehnliche 
Zahi Gaͤſte erwartet 22), 

Sobald der Koͤnig von Polen davon Kunde erhalten, war 
er ſehr betroffen. Er ließ nicht unverſucht, die Kroͤnung zu hin⸗ 
tertreiben. Er ſchrieb nicht nur an Witold, ihn mit freundlichen 
Worten erſuchend, die Krönung zu verſchieben und ihm die ſchoͤn⸗ 
ſten Verſprechungen gebenb, fonbern er wanbte auch alle ihm zu 
Gebot fiehenden Mittel an, den Papft Martin V dahin zu ſtim⸗ 
men, baß er fich gegen bie Krönung erflärte, 'Diefes gelang 
ihm auch. Martin V ſchrieb dem roͤmiſchen König, ihn bittend, 
daß er Witold nicht Frönez dem Großfürften, ihm unterfagenb, 
daß er die Krone annehmez dem ‚Hochmeifter, ihn auffordernd, 
die Sache frieblich zu vermitteln zu firchen. Außerdem erließ er 
an Sigmund und Witold zwei abmahnende Bullen, worin er fie 
auf bie aud der Krönung hervorgehenden Gefahren aufmerkfam 
machte und zugleich mit nachdruͤcklichen Schritten drohte, wenn 
fie ihr Vorhaben ausführten und Beide die Eide braͤchen, bie fie 
dem Könige von Polen geleiftet ?°), 

Damit noch nicht zufrieden, warf man in Rom bie Frage 
auf, ob der römifche König, der vom Papfte noch nicht die Kai⸗ 


22) Boigt ©. 54. 

233) Die beiden päpftl. Bullen d. d. Romae II Id. Oct. (1430). Ray- 
nald Ann. eccl. 1430. n. 7. Diagoss. p. 635 209. Kojalowiesp.134. Bol. 
Boigt S. 546. eher IV. S. 399 behauptet, das Jahr 1480 im Datem der 
paͤpſtlichen Bullen fey unritig, es mäffe 1429 heißen, 

21* 


32 Drittes Buch. Gtebzehutes Kapitel. 

ferfrone empfangen, einem Fuͤrſten die Koͤnigskrone ertheilen duͤr⸗ 
fe? Der Hochmeiſter des deutſchens Ordens wurde aufgefordert, 
die nad) Litthauen beflimmte Krone nicht durch Preußen zu laſ⸗ 
fen®*). Da aber der König von Polen wußte, daß niemand fich 
an dieſe päpftlichen Berfügungen band, fo fuchte er fich felbft mit 
Gewalt und Lift zu helfen. An ber Grenze feines Landes ftellte 
ex bewaffnete Schaaren auf, um bed roͤmiſchen Königs Gefandte 
mit der Krone aufzufangen, Wirklich wagte er eine Gefandtfchaft 
Sigmund’8 an Witold, die durch die Neumark reiste, zu über 
fallen, auszuplünbern, und ba fie Widerftand. entgegenfegte, felbft 
zu mißhandeln: aber die Krone bekam er nicht, da biefelbe durch 
eine fpätere Gefandtfchaft überbracht werben follte, zu deren Schug 
der Vogt der Neumark faft Kriegsanftalten traf, um einen aber= 
maligen Überfall der Polen mit Gewalt der Waffen abzumehs 
ten 25). 

Als endlich des römifchen Königs Geſandtſchaft mit der Krone 
von Frankfurt an der Ober durch die Neumark nach Preußen und 
Litthauen die Reife machen wollte, und ſchon bis Koͤslin gekom⸗ 
men war, erhielt fie Nachricht, daß die Polen mit einem Kriegs: 
heer an der Grenze ftünden und ebenfo eine ziemliche Reiterfchaar 
‚Huffiten bereit fey, von Böhmen ben Einfall der Polen in der Neu⸗ 
mark zum Überfall der Geſandtſchaft zu unterſtichen. Daher 
wagte bie Gefandtfchaft, an deren Spige der Erzbifchof von Mag⸗ 
deburg ſtand, ber bie Krönung verrichten ſollte, nicht bie Weiter: 
reiſe weil ihr Geleite nur aus vierhundert Pferden befland 2°), 
Auch von Seiten des boͤhmiſchen und ungarifchen Reiches waren 
vornehme Heren ber Geſandtſchaft beigegeben worden: als Stell: 
vertreter des erftern follte feyn Pezimkow, Herzog zu Troppau 
und Herr Potha von Pothſchaken, des andern die Reichsbarone 


U) Boigt ©. 546 noch arhio. Quellen. Winde c. 173. p. 1226 fagt 
in Beziehung auf diefe Streitſache: „(Sitold), den der K. Sigmund zu einem 
Tonige molte gemacht han, alfo denn ein romiſchet konig mochte vnd molte ihm 
reiche cleinoter dorzu geben han.“ 

26) Diugoes. p. 547 und die archivaliſchen Radrichten bei Bolgt S. 546 fi. 

26) Diogoss. p. 546. Kojalowicz p. 134. Die atchlvaliſchen Radrid- 
tem bei Boigt S. 547 fl. Herman. Comer Chr. p. 1299. 


Nord. Krieg u. Angelegenh. Polens, Litthauend u, Preußens. 326 
und Hofbeamte Peter von Berzewieze, Lorenz von Hedervar und 
Kabislaus von Kompolth. 

Mittterweile waren zum Kroͤnungẽfeſte in Bine bie Groß 
fürften von Moslau und Twer, ber Hochmeiſter bed deutſchen 
Drdens, viele Herzoge, Fuͤrſten, Geſandte, Herrn, Bitter aus 
den benachbarten und fernen Laͤndern, ſelbſt von den Tataren ein⸗ 
getroffen. Alle Großbeamte Berwanbte und Freunde Witold's 
bielten in prachtvollem Gepränge ihren Einzug in bie Stabt ?7), 
Um das Feſt, welches ſchon in der erfien Hälfte Septemberd 4430 
begangen werben ſollte, zu halten, fehlte nur noch des roͤmiſchen 
Königs Geſandtſchaft mit der Krone, über deren Schidjal man 
wegen ihres langen Ausbleibens in großer Beforgniß ſchwebte. 
Endlich) in den erften Tagen bed Octobers erhielt man Nachricht, 
daß die Geſandten mit. ber Krone ſich noch zu Alt» Berlin befäns 
den und über Alt Stettin weiter reifen wollten 28). Doc) warb 

ihre Ankunft ia Wilne vergeblich. erwartet, Uaterbeffen hatte den 
polnifche König, al& er fah, daß er mit Gewalt nichts außrichtete, 
einen andern Entſchluß ergriffen. In vielen Schreiber hatte er 
dem Großfürften Werföhnung und friedliche Ausgleichung ber 
Sache angeboten. Da diefer auf bie Vorſchlaͤge nicht einging, 
entfchloß ſich Wladislaus plöglich zur Reife nach Wilna, wo man 
noch immer auf; bie Koͤnigskrone harrte. 

Diefer dem Großfürften fehr ungelegen kommende Beſuch 
veraͤnderte die ganze Sache. Witold, der nicht den Schein haben 
wollte, als ſuche es mit Polen muthwilliger Weiſe Krieg, Fannte 
mit Wladislaus in Wilna den Verhandlungen nicht ausweichen. 
Sie wurden zwiſchen beiden Fuͤrſten in Gegenwart ihrer Raͤthe 
und des Hochmeiſters gehalten. Witold verlangte, daß Wladis⸗ 
laus ſich in ſeinen Streitigkeiten mit dem roͤmiſchen Koͤnig und 
dem Hochmeiſter vertrage und dann feine Einwilligung zur Kroͤ⸗ 
nung gebe, Zu der erftern Forderung gab der König feine Zus 
flimmung, indem er verfprach, die Streitigkeiten durch einen Aus⸗ 
ſpruch Witold’3 entfeheiden zu laſſen, vorauögefegt, daß auch die 

27) Sarelben Sitold's an Sigmund d. d. Troky feria VI. ante £s 
Hedwig 1430 bei Boigt S. 548 fl. Kojalowios p.135. Diugosa. p. 547. 
28) Dlugoss. p. 546. Boigt ©. 549. 


3% Drittes Duch. Siebjehntes Kapitel. 
Gegner ſich der Entſcheidung umterwörfen. In Betreff der Kro⸗ 
nung erfldite ex Beinen Beſchluß faffen zu Können, ohne bie Zu⸗ 
fimmung feiner Räthe ud ber Großen feines Beiches, deren 
anh ex aisdald einguholen werfipradh **). 

White baf bie Krönung flattgefunben, gingen daher bie Zer⸗ 
ſanmelten aubeinanber, Mitolb-aber ſchrieb dem rönsifchen König 


damals: er werde fich mie mit Wadislaus vergleichen, ohne daß 


zugleich ein Beide mit dem roͤmiſchen König und dem Drben ges 
Miöffen werbe.. Auch werde er fich nicht zur Entfagung der Kö⸗ 
rigskroͤnung verſtehen. Signumd möge daher ihm bie Krone zu= 
ſenden, jeboch ohne befonbered Auffchen, fondern insgeheim durch 
einige Botfchafter. Er werde dann das Wolf feines Landes zu= 
fammenrufen unb mit deſſen Zuflimmung feinen Plan in Ausfühs 
vamg bringen °0), Kaum hatte er biefes Schreiben an Sigmund 
abgefendet, fo erhielt ex von demſelben die Nachricht: er fey ents 
ſthioſſen, mit einen in Deutfehland gefammelten ſtarken Heere die 
Befanbten: mit der Krane bi nach Preußen geleiten zu laſſen. 
Auch Hatte Sigmund mittlerweile die Cinwilligung des Papftes 
ut Kroͤnung erhalten, da er demſelben vorgeRelt, daß der polni⸗ 
ſche König insgeheim und Öffentlich bie Huffiten unterfikgte und 
Haupturſache ihres langen Widerftandes wäre. Durch die Kroͤ⸗ 
nung Witold's ‘aber wuͤrde ber Übermuth des Polen gebrochen, 
Ditold, der beflwchtete, «8 möge durch das zahlreiche Geleitsheer 
leicht zum Kriege zwiſchen dem roͤmiſchen König und Polen kom⸗ 
mer, rieth Sigmund von feinem Worhaben ab und wollte vorerſt 
die Krone nicht zugefendet haben, da er hoffte, fich mit Polen 
moch fiber die Krönung zu verftändigen 21). 

Die Lbfung biefer Kroͤnungsſtreitigkeit folgte bald und auf 
unerwartete Weife. Auf ber Reife von Wilna nach Troken, wor: 


29) Diugoss. p. 648. Kojalowics pı 186. Ghreiben Wito’s- an Big: 
wand und andere ariv. Radır. bei Boigt S. 549 fl.. 

30) Schreiben Witom’s an Sigmund, Troken Gonntag Hedwig 1430 bei 
Soigt S. 560 fl. wodurch Dlugoss. p. 548 u. Kojalowicz 1. c. berichtigt were 
ben, Bol. and) Index Corp. hist, dipl. Livon. oto. I. p. 776. n. 1774. 

31) Boigt L c. Tugel Gef. d. Inge: 8. IE. ©. 330. 


Nord. Krieg u. Angelegenh. Polens, Lirthauens u. Preußens. 327. 
auf Witold den König von Polen begleitete, ſtuͤrzte der achtzig⸗ 
jaͤhrige Großfürft vom Pferde und einige Wochen fpäter flarb er 
in Zolge dieſes Sturzes, kinderlos (27. Oct. 1430) 22), nachdem 
er ben Könige von Polen fein Land Litthauen zur BE m 
veblichen Verwaltung empfohlen hatte. 

Die Nachricht ded unerwarteten Hinſcheidens Witolvs ı war 
für den roͤmiſchen König wie auch fir den Hochmeiſter eine hoͤchſt 
unangenehme, Sie konnten babei nichts Anberes thun, als ab» 
warten, wie fi) die Sachen bei den verfgiebenen Prätendenten 
auf Litthauen geftalten wuͤrden. 

Mittlerweile war der roͤmiſche König darauf bebacht, den nor⸗ 
diſchen Krieg zwifchen Dänemark und den miteinander verbunde⸗ 
nen Holfteinern und Hanfeftädten durch die Vermittlung des Hoch⸗ 
meiſters und ber geiftlichen Kurfürften beizulegen, um auch von 
diefer Seite Hülfe zur Bekämpfung ber Huffiten zu erhalten, 
Allein auch diefer Verſuch war vergeblich 22). Deffenungeachtet 
beauftragte Sigmund den Hochmeifter von neuem mit der Aus⸗ 
gleichung der Streitigkeiten der Kriegführenden, und fehrieb zu= 
gleich an diefelben., fie auf dad Dringendfte ermahnend, den ver⸗ 
föhnenden Vorfchlägen des Hochmeiſters Gehör zu ſchenken 3%), 

Da ber Hochmeifter fi dem römifchen König fo gefällig 
zeigte, war diefer ihm auch günftig in ben Ordensangelegenheiten. 
Als die Einwohner der Neumark, wahrſcheinlich auf heimliche 
Aufregung des Kurfürften von Brandenburg, dem Orden bie 
Huldigung verfagten und felbft auf Sigmund's wiederholten Be: 
fehl nicht gehorchten, indem fie von dem Könige zuvor eine muͤnd⸗ 
liche Entlaffung von dem ihm früher geleifteten Huldigungseide 
verlangten; fo lud derfelbe acht der angefehenften Herrn aus der 
Ritterſchaft der Neumark auf den Reichstag nad Nürnberg, um 





32) Abweichende Nachrichten über den Zod Witold's geben Diugoss. p. 557. 
Kojalowicz p. 118. Winde c. 173. p. 1226. fept Witold's Tod um Katha- 
tinentag (25. Kov.). Herman. Corner. Chr. p. 1299. gl. Boigt S. 552. 

33) Wagner Geſch. d. nord. Reiche II. 521. 

39 Göreiben des R. Königs ari den Hodmeifter d. d. Prefburg Zreit. 
nad) d. Hi. Gprifttag 1430 (ohne Zweifel ift 1429 zu lefen) bei Boigt S. 553 fl. 


38 Drittes Buch. Siedzehntes Kapitel. 

ihe Geſuch dort zu erfüllen, Nachdem ſich die Neumdrker beim 
Hochmeifter eine urkundliche Zufage ausgewirkt hatten, daß der 
Drden bie Neumark ewig bei ihren alten Rechten und Freiheiten 
laffen-wolle, ging bie Geſandtſchaft nach Nürnberg ab: worauf 
dann fpäter allgemein die Huldigung dem Orden geleiftet wurde 20), 


35) Boigt S. 554 fl. wo auch das Schreiben Gigmund’s an die Ritters 
ſcaſt u. Städte der Reumart d. d. Tyrnau Freit. vor Deuli 1430 angegeben iſt. 


Achtzehntes Kapitel. 
Streifzuͤge der Huſſiten. 1428— 1430. 





Obwohl der Papft Martin V in Schreiben an bie deutſchen 
Bürften und ber Garbinallegat Heinrich Biſchof von Wincheſter 
in muͤndlichen Befprechungen mit benfelben Alles aufboten, einen 
neuen Kreuzzug gegen die Böhmen zu Stande zu bringen, fo 
waren doch ihre Bemühungen vergeblih. Zwar verfammelten 
fich in der erſten Hälfte des Jahres 1438 bie beutfchen Fuͤrſten 
mehrmals zu Nürnberg, zu Frankfurt (im April) ?), zu Coblenz 
und Bingen (im Mai), zu Mainz (im Iuni), ſodann roieber in 
Frankfurt und Nürnberg (im Juli) 2), um fi) wegen eines Hufs 

" fitenzuge zu bereden, bie Geldbeiträge näher zu beflimmen und 
* * die Erhebung berfelben zu reguliten, und ſich wegen mehrerer 
ſtreitigen Puncte zu verftändigen ®): allein Feines von allem bies 
fem wurde ausgefuͤhrt. Man fehieb von jebem Tage uneiniger, 
als bevor man zufammengelommen war. Die Geiftlichen wollten 
nicht die Kriegälaften tragen, und bie weltlichen Fuͤrſten fahen es 
mehr als eine Sache des Clerus an, denn ald ihre, daß die ketze⸗ 
riſchen Böhmen unterworfen würden. Auch war man allgemein 
unzufrieden daruͤber, daß ber roͤmiſche König an allen biefen Vers 
ſammlungen nicht einmal durch Abgefanbte Theil nahm. Daher 
warb aus dem beabfichtigten Zug nichts und die Dazu ängegangenen 


1) Windet c. 158. p. 1205. 
2) Winde I. c. 
3) Bined 1. c. 


330 Drittes Buch. Achtzehntes Kapitel. 
Geldbeitraͤge blieben in Nürnberg länger als ein Jahr unbenust 
liegen ). 

Mittlerweile man fo den Boͤhmen Ruhe vergännte, ver⸗ 
wandten fie biefelbe theild zu Streifzuͤgen in bie benachbarten Län- 
der, theild zur Ausgleichung ihrer inneren Streitigkeiten. Auch 
die in Böhmen felbft noch befindlichen Feſtungen, welche dem Kö: 
nige Sigmund anhingen, wurden belagert und zum Xheil zur 
Übergabe gebracht. Mit dem Anfange des Jahres 1428 hatten 
fi die drei Hauptparteien, die Taboriten, Waifen und Prager 5) 
(die Orebiten werden micht genannt) durch Abgeordnete in einer 
Zufammenkunft zu Beraun über bie freitigen Religionspuncte zu 
verftänbigen gefucht, aber vergeblih. Obwohl Procopius der 
Stoße felbft der Verfammlung beiwohnte, und fein Anfehen unter 
allen Parteien dad größte war, fo konnte er.bie Vereinigung 
nicht einmal im dußern Gottesbienfte erzwingen °). Daher ges 
ſchah es, daß fich zwiſchen ihen und deu Pragern von neuen eine 

- große Eipanmung offenbarte. Denn als er nach ber Auflöfung 
der Berauner Berfammlung fich mit feinen Taboriten nach Prag 
begeben wollte, ließen ihre die Bürger nicht in bie Stadt, obwohl 
fie doch. die Waiſen daſelbſt aufnahmen. Diefes erbitterte den 
Taboriten fo fehr, daß er dad Haupt der in Prag verfolgten huf⸗ 
Athen Beiflichleit, ben Johannes Swmitzichki, ſchuͤbend bei ſich 
aufnahm unb wieder in eine feindliche Stellung gegen die Haupt: ® - 
ſtadt fich ſetzte7). Eine zweite Berfommlung zu Kalin entfchied 
nur über den Beſitz biefee Stadt, welche man mit vereinigten 
Streitkräften erobert hatte. Durch das Roos fiel fie den Waifen 
zu ®), welde fodann bie Belagerung der Veſte Lichtenberg be= 
ſchloſſen, deren Befagung ihnen biöher großen Schaden zugefügt 
hatte. Doch da ſich ihnen eine günflige Ausficht eröffnete, in der 

4) @inded c. 153 p. 1201 u. 188 p. 1205. 

5) Zabebüder des zittaulſchen Stadtfchr. Joh. v. Guben in d. Seriptores 
‚ser. Lusatic, I. pı 58 nennt fie: „die Weisen, das andere die Velttaborn, 
das dritte die@lten Taborn imd die Prager.“ 

6) Contin. Polkarao p. 166. Palacky Annal. B. p. 75. daget. ©. 736. 
Ahead &, 39: 

T) heobald 1. c. MBgl. Lenfant II. 268. 

&) Theobald 1. c- 


Streifikge ber Huſſiten. 331 
Lauſttz und in Schlefien große Beute zu machen, fo unterließen 
fie vorerſt die Erſtittmung von.Lichtenberg, gewährten. ber Bes 
fagung einen Waffenſtillſtand *) und brachen ſodann (gegen Ende 
Febr.) in die Laufig und (Anf. Maͤrz) in Schleflen ein, verwü⸗ 
Reten und verheerten Allts, bramten Städte und Dörfer nieber, 
mißhandelten ober ermordeten. bie Einwohner auf dad Graufamfte, 
Bendlf. Städte und eine große Anzahl Kloͤſter wurden gepkinbert, 
zerſtoͤrt oder verbrannt 10), Leichte Heerhaufen ſtreiften ſchon bis 
im bie Naͤhe non Bredlau und dngfügten biefe Stadt mit einer 
Belagerung 12), Nachdem bie Huffiten den größern Theil ihrer 
Beute nach Böhmen in Sicherheit gebracht hatten, wiederholten 
fie im Spätjahr ihre Raubzüige nach Schlefien: fie warfen ploͤt⸗ 
lich ihre ganze Heeresmacht zum zweitenmal auf Neiffe. Diefe 
Seftung, wohin der ſchlefiſche Abel feine Schäge geflüchtet hatte, 
hofften fie um fo cher erſtirmen zu koͤnnen, als Procopius der 
Große ein Heer Taboriten zur Verſtaͤrkung herbeigeführt hatte, 
Schnell aber fammelte der Herzog Johann von Muͤnſterberg bie 
kriegeriſchen Buͤrgerſchaften von Bredlau und Schweidnitz unter 
feine Bahnen und ruͤckte in Eilmaͤrſchen zum Entſatz der. bes 
drängten Feſtung herbei. Die Huffiten, erfihroden durch die 
unerwartete Annäherung eines:anfehnlichen Heeres, wagten nicht, 
ihre Feinde zu erwarten 12), Cie ſteckten bie Vorſtaͤdte son Neiffe 
in Brand und ergriffen, die Flucht ihrer Heimath zu. Bei Wils⸗ 
dorf jedoch erreichte fie (27. Dec.) ber Herzog Johann von Münz 
fterberg: eine blutige Schlacht, die er Heferte, errang keinen 


9) Hager. S, 735. Theobald S. 350. 

10) Dot, Geld. von Bresl. IL S. 385 fü. Hier werden genannt die 
Städte Kafimir, Felkenberg, Frankenſtein, Kteichenbach, Biegenhals, Weidenau, 
Patſchkau, Mrieg (über die Croberung von Brieg durch Schuld des ſchleñiſchen 
Herzogs Ludwig, der eb heimlid mit ben Huffiten hielt, vgl. Winde c. 166. 
p. 1203), Hain, Reumarkt, Kant, Münfterberg (nur befeg), Gagan, Gleiwici 
Bunzlau, Goldberg; die Möfter in Sttelen, Kamenz, Heiarichau, Brieg und 
Goldberg x. 

11) Im Mei. Dot, G. von Bredlau II. S. 388. 

12) Bencss. Krabice p. 73. Winde c. 156. p. 1203 21. Chronic. 
Boh. Lc. heobald S. 350. Bergl. Stenzel Geſch. d. Pr. Sta⸗ts Bo, L 
©. 185. 


332 Drittes Bud. Achtzehntes Kapitel, 
Sieg, koſtete ihın aber das Leben 12), ba bie Huffiten ihren Marſch 
nach Boͤhmen fortfegten, ohne die gemachte Beute zuruͤczulaſſen. 
In demfelben Jahre, im Sommer, warb auch wieber Maͤh⸗ 
zen von den Werheerungen ber Huffiten heimgeſucht. Sie beab- 
fihtigten, die Hauptflabt des Landes, Brimn, zu überrumpeln 
und rechneten bei diefer Unternehmung auf bie Unterftügung eines 
Theiles der Bingerſchaft, mit dem fie Einverflänbniffe unter- 
hielten, Gluͤcklicher Weile war von dem Überfalle der Brünner 
Magiſtrat bei Zeit umterrichtet worden: er traf wortvefflich feine 
Gegenanſtalten, legte einen Hinterhalt, und als bie Waiſen, 
welche den Überfall machten, ſchon glaubten, die Mauern erflies 
gen zu haben und im Beſitz der Stabt zu ſeyn, wurden fie mit 
großem Verlufte zurlichgetrieben, Nur die fhnelle Hülfe, welche 
Procopius der Große mit feinen Taboriten den Waifen leiftete, 
rettete dieſe von einer gänzlichen Niederlage, - Der olmlger Bi⸗ 
ſchof Johann, wegen feines Eifers gegen bie huffitifche Lehre zum 
Cardinal erhoben, ein audgezeichneter Kriegsheld, rüdte mit 
maͤhriſchen und ungarifchen Reiterſchaaren herbei und ſtritt mit 
den Huffiten in einer blutigen Schlacht, die aber unentfchieben 
bliebe), Jedoch waren die Waifen fo gefchwächt, daß fie kei⸗ 
nen Angriff mehr auf Brlınn unternahmen, fo fehr auch Proco⸗ 
pius dazu rieth 15). Sie kehrten nad) Böhmen zurüd, indeſſen 
diefer mit dem Zaboriten einen Streifzug nach Ungarn machte, 
die Vorſtaͤdte von Preßburg verbrannte, darauf gegen Wien ſich 
richtete und auch biefer Stabt verberblich geworben wäre, wenn 
die Donau den Berheerungen nicht ein Ziel geſetzt hättet), Nach⸗ 


13) Rad Diugoss. XI. p. 521 verlor der Herzog Johann 1429 bei Brau⸗ 
mau fein Leben. Diefe Zeit gibt aud) Rosicz. Chronic. p. 75 u. die Tab. ge- 
neal. Duc. Sil.p. 38 von Sommersberg an, Die dok. Geſch. v. Breslau IL. S. 90 
widerlegt diefe unrichtige Angabe. C£. Henel Annal. Sil. p. 316. ° Pol Bresl. 
Ammal, 3» 3. 1428. 

14) Pessina Mars Morav. p. 532 oqq. Sidter 1. c. S. 224. 

15) Kurz K. Albrecht I. S. 137. Theobald ©: 351 fl. 

16) Chronic. Bartose, bei Dobner I. p. 157: „Presbyter Procopius di- 
tus Holy Capitaneus sectae Taboriensium et secundus Procopius Presbyter 
Capitaneus sectae relictae Zisconis, qui se Orphanos appellaverünt cum eis- 
dem sectis et’cum Pragensibus versus Bnganam (Hangariam) traxerunt et 


N 


Streifglige der Huffiten. 333 
dem. bie Taboriten zehntaufend Mann ſtark einige Tage bei Korn⸗ 
neuburg, Wien gegenüber, gelagert waren und aus Mangel an 
Fahrzeugen nicht Über den Fluß fegen konnten, verheerten und vers 
wüͤſteten fie ungehindert und nicht beunruhigt von den Öflreichifchen 
Zruppen (um Pfingften) das nördliche Donauufer, legten Dörfer, 
Kirchen, Klöfter in Afche, mißhanbelten bie Einwohner, trieben 
das Vieh weg, ſchickten einzelne Streifcorpd auch nach Ober: 
oͤſtreich aus 17), und kehrten fodann mit ungeheurer Beute fiher 
in ihre Heimath zurüd te), 

Zu berfelben Zeit war auch ein Kriegshaufe Huffiten Über 
den Böhmerwald gefommen und theild in bie Oberpfalz 19), theils 
in Bayern eingefallen. Nachdem auch hier große Verheerungen 
angerichtet worben, Fehrten fie mit vieler Beute nach Böhmen 
zuruͤck 20), 

Durch diefe Streifzüge hatten aber bie Böhmen fo ſehr ihr 
Land von Streitern entblößt, daß es den Befagungen in ben wer 
nigen Feſtungen, welche Sigmund noch befaß, gelang, mehs 
rere Vortheile zu erfämpfen: namentlich hatte Bechin's Bes 
fagung mehrere fefle Pläge der Taboriten weggenommen und es 
fehlte nicht viel, fo hätte fie auch die wichtige Bergſtadt Tabor 
überrumpelt, Die Nachricht von diefen Bortheilen der König: 


ibi multas civitates, videl. Brodam Ungaricalem et multa oppida et forta- 
litia acguisirerunt, primo ante civitatem Presburk suburbium excremave- 
runt, deinde ante Viennam processerunt, sed illac per Danubium venire 
nos valentes, — in Austria per voraginem ignis magnum nocumentem fo- 
cerunt.“ gl. Theobald ©. 363. Beness. Krabioe p- 73: „1428 circa 
f. Pentecosten — venientes de Slezia per Moraviam intrant Austriam fere 
in X millibus et ponunt castra prope Viennam fere semi milliaris retro 
Neuburg.“ 

17) Kurz K. Albrecht II. Bd. 2, ©. 138. nach öfte. Chroniken. 

18) Kurz 1. c. nad) öftr, Quellen, 

19) Theobald 1. c- Windeck c. 159 p. 1205. 

20) Andreas Presbyter atisb. Chr. Bavar. ad an. 1428. p.45. Chro- 
nic. Bartoss. 1. c. p. 158: „Secta Orphanorum cum Pragensibus in Baya- 
riam processerunt circum festum Urbani (25. Mai 1428) et illuo venientes 
civitates Pernow, Muichow et alia oppida aoguisiverunt, quia ipeas non defen- 
derunt et ad piscinam magnam Langravii venientes obstacalum suffoderunt 
— et ante Cubam multum noonmentum feoerunt.“ Chronic. Boh. p. 475. 


34 Drittes Buch. Achtzehntes Kapitel, 
lichen im Sande bewog Procopius, ſchnell aus Oſtreich nad) Böp- 
men zurhezulehten und fogleich (16. Juli) die Belagerung von 
Bechin zu beginnen, weil ex es für durchaus nöthig eradıtete, ehe 
‚weitere Streifzüge von ben ‚Huffiten in die benachbarten Länder 
unternommen wuͤrden, erft Meiſter der noch im Lande vom Feinde 
befegten Seflungen zu werden. fiber drei Monate belagerten bie 
Zaboriten Bechin, bis fie bie Feſtung durch Vergleich in ihre Ge⸗ 
walt befamen (24. Det. 1428) 22): fobann wandten fie ſich, 
vereint mit ben Waiſen, theild zu Streifzügen nach Schlefien und 
der Laufig, theils zur Belagerung ber Veſte Lichtenberg 22). ei 
gegen das Ende des Jahres 1428 eroberte man fie. 

Indem Procopius noch mit ber Belagerung von Bechin bes 
ſchaͤftigt war und abermalige Streitigkeiten unter ben huffitifchen 
Parteien auöbrachen, wobei fogar die Alt» und Neuftadt Prag 
in blutigem Krieg gegeneinander wütheten 22), verfuchte ber Koͤ— 
nig Sigmund, die Exfolglofigkeit der Kriegszuͤge gegen die Boͤh⸗ 
men fehenb, auf gütlichem Wege eine Verſoͤhnung mit ihnen her 
beiguführen, In dieſer Abficht ſchickte er im September 1428 
eine Geſandtſchaft an fie ab. Zu Kuttenberg kam fie mit ben Abz 
geordneten ber Prager, Baifen und Taboriten zufammen und 
unterhanbelte mit ihnen, Die Eöniglichen Gefandten ftellten den 
verfammelten Böhmen eindringlich vor, wie ihr Herr bad voll- 
fländigfte Recht an bad Königreich Böhmen, das feine Vorfahren 
beherrfcht, habe; wie: er trotz ihres Abfaled und ber biöherigen 
blutigen Kriege doch von guten Gefinnungen gegen die ganze Nas 
tion erfllit ſey und Alles vergeffen wollte, im Zalle fie die Waf⸗ 
fen nieberlegten und ihm als ihrem Herrn und König Gehorfam 
leiſteten. 

Man war keinesweges geneigt, dem Koͤnig ſich, wie er ver⸗ 

21) Chronic. Bartoss. I. c.: „Seota Taboriensis feria V ante £. Mar- 
‚garetae ‚castrum et civit. dictam Bechiniae circamvallarerunt, in quatuor 
partibus ciraumjacuerunt — et ibi circa XV septimanas jacuerunt etc.“ 
Chronic. Boh. 1. c. Contin. Pulkavac p. 166. Bemess. Krabice p. 78. Pa- 
lacky Amnal. Boh. p. 75. Theobald S. 354 fl. 

22) Chronic. Boh. 1. c. Cont. Pulkavae, Pulacky An. u, Bene. Era, 
U. oc Chronic. Bartow. L c. Theobald ©. 358. 

33) Chronic. Boh. p. 477. Xheobam ©. 853 fl. u. 867. 


Streifzlige der Huſſiten. 35 
langte, auf Gnade zu ergeben: ja man befritt gradezu, daß er 
noch irgend ein Recht auf den böhmifchen Thron habe, da das⸗ 
felbe duch den Treubruch gegen Johannes Huß, den er zur 
Schmach der boͤhmiſchen Nation in Conſtanz habe verbrennen 
offen, verloren worden. Zum Übermaß feiner Verachtung der 
Nation, ihrer, Rechte und ihre Wohlfeynd habe er Böhmen mit 
ſchrecllichen Kriegen überzogen, und gegen das Land alle benachs 
barten Völker zu Kreuzfahrten herbeigeführt, wodurch er hins 
reichend feine Abſicht Fund gegeben, die Böhmen ganz zu vertils 
gen **). Die Gefandten erkannten bald, daß es nicht möglich 
fey, mit ben Pragern und Waiſen, wo viele und heftige, exaltirte 
Parteihäupter die Menge leiteten, zu unterhandeln, Sie trennten 
ſich daher von biefen beiden Parteien, ohne ſich über irgend einen 
Yunct verftänbigt zu haben, und verfügten ſich in das Lager ber 
Taboriten vor Bechin, um mit Procopius dem Großen ihr Gluͤck 
zu verſuchen. Diefer, ohnehin uneinig mit ben beiben andern 
Parteien, zeigte fich geneigter, als diefe, den Anerbietungen des 
Königs Gehör zu ſchenken. Zwar muß die Nachricht, daß Pros 
copius ſich bereben ließ, auf erhaltenes ſicheres Geleite (im Herbſt 
4428) nad) Oſtreich zu reifen, um bafelbfi mit Sigmund in Per» 
fon zu unterhandeln 25), als eine falſche verworfen werben: denn 
der König befand fi) damals an- ber ſerviſchen Grenze auf dem 
Feldzug gegen bie Türken 2°): aber der taboritifche Fuͤhrer mochte, 
wenn er auch nicht öffentlich mit Sigmund unterhandelte, doch 
deffen Anträgen, bie denen, welche dem Zijka gemacht worben, 
vielleicht ähnlich waren, nicht abgeneigt feyn. Denn um ben 
Preiß, Böniglicher Statthalter in Böhmen zu werben, wollte er 
das Land wieder unter deſſen Gehorſam zuruckbringen, im Falle 
der König Religionsfreiheit geftattete. Sigmund aber wollte in 

24) Acn. &ylv. hist. Boh. c. 47. æheobald S. 355 fl. 

25) Chr. Bartoss. i. c. p. 159 ſpricht offenbar von der fpätern Reife nach 
Prefburg. Senfant Geſch. d. Huſſitenkr. IT. 278 fl. ließ ſic von Walbin’s Ber 
richt verleiten, die Meife des Procopins nah Wien zu Sigmund als wirklich 
flattgefunden anzugeben: Des Verfaſſers Zweifel, die er dem Hrn. Palacky mit- 
theilte, löste diefer zur Gewißheit, daß diefe Keiſe mit der ſpätern nach Preß- 
burg verwechſelt worden. 

%) ©. im Knfunge die Bsgefen vorn Sat. u. Di uars 


336 Drittes Duch. Achtzehnted Kapitel, 

Vegterer Hinficht Beine beflimmten Berfprehungen geben. Ohne 
Zugeſtaͤndniſſe war es aber nicht möglich, die boͤhmiſche Nation, 
die Siegerin in allen Schlachten, zur Anerkenntniß Sigmund’s 
zu bringen. Grade in dem Puncte, in welchem Sigmund fich 
ſcheute, ohne ben Papſt oder eine Kirchenverfammlung etwas zu= 
zugeftehen, in Betreff der vier Prager Artikel, gab Procopius 
nicht nach. Daher blieb bie Unterhandlung mit ihm erfolglos. 
Er gab dem König ebenfo allgemeine, unbeflimmte Bertröflungen 
auf Unterwerfung und Herftellung des Friedens, als jener vage 
Verſprechungen von Belohnungen gegeben hatte, Sobald bie 
Unterhandlung abgebrochen war, fegte Procopius, zum Zeichen, 
daß zwiſchen ihm und dem König Feine Waffenruhe befland, die 
bereit8 angefangene Belagerung Bechin's mit größerem Eifer fort 
und brachte, wie oben ſchon angegeben ift, die Feſtung auch bald 
zum Falle (24, Oct. 1428). 

Um diefelbe Zeit waren auch die Prager felbft in heftige Strei⸗ 
tigfeiten gegeneinander gerathen. Urfache davon war, daß bie 
aus ber Neuſtadt vertriebenen Verräther, bei dem Überfalle durch 
Hynko von Waldftein, wieber in Folge eined Vergleiches zuruͤck— 
kehren ſollten. Die Neuftadt wies aber biefe ald Mitbürger zu 
tüd, welche fi) fodann in die Altſtadt begaben und hier ſchuͤtzende 
Aufnahme fanden. Dieſes veranlafte bald Mißtrauen und Strei⸗ 
tigkeiten zwifchen ben Bürgern beider Städte, und zwar wuchs in 
dem Grabe die Erbitterung, daß man ſich wie gegen auswärtige 
Feinde gegeneinander verfchangte, einen Überfall befürchtend, und 
endlich offenbare Feindfeligkeiten gegeneinander verübte, obwohl 
die Hauptleute der Zaboriten und Waiſen verſucht hatten, bie 
Streitenden zu verführen, Die Altftabt, im Befig des Schloffes, 
und unter Anführung des friegderfahrenen Czarda von Petrowitz, 
fing an die Neuftadt zu befchießen. Diefe unter ihrem Haupt 
mann Woled Rubelnit, fanden an den Waiſen Unterflügung und 
erwiderten bie Angriffe ihrer Gegner mit grobem Geſchuͤtz. So 
war enblich unter den Pragern felbft ein blutiger Krieg auögebros 
hen (Ian. 1429), der bie Stadt zerſtoͤren konnte. Da aber bie 
Waiſen die Nothwendigfeit erkannten, die Prager ald Bundes⸗ 
genoffen den mächtigen Taboriten gegenüber zu erhalten, und fie 


Streifzuͤge der Hufftten. : En 
durch die inneren Kriege mır ihre eigenen Rede fit; 2 
vermittelten fie auf einige Monate einen Vaſſennutane von 
ben beiden Städten 27),- 
Kaum war biefer gefchloffen, fo kamen die Sähmifgen St 
de (6, Febr.) zu Prag im Collegium Garolinum zufammen,:mm 
des Königs Sigmund neue Vorſchlaͤge zum Frieden zu. vernehmen 
und fich uͤber deten Aunahme oder Verwerfung zu berathen. ‚Pros 
copius der Große ſchien nicht ungeneigt zu der erſtern: er ſtellte 
die Frage, ob man nicht Sigmund zum Koͤnig annehmen follte, 
im Fade er fi zum huſſitiſchen Glauben: befennte? .Die Tabo⸗ 
viten, bie Prager aus ber Altſtadt, die übrigen Staͤnde des Reichs 
mit Ausnahme ber Waifen und ber. Prager aus der Neuflabt ers 
klaͤrten ihre Bereitwilligkeit, ihn unter ber obigen Bedingung zum - 
Konig anzunehmen. Die Waifen und Neuflädter von Prag aber 
ſprachen ihren Widerroillen gegen Sigmund auf dad Unzweiden⸗ 
tigfte au: enblich aber wollten fie doch auch den übrigen beitres 
ten, im Falle Sigmund mit ben Ungarn bie heilige Schrift und 
das heilige Abendmal nad) ‚der huffitifchen Lehre annehme, gänzs 
liche Amneftie. erließe und ihnen alle bisher gehabten Gerechfamen 
ohne Ausnahme erneuere, Es war fosiel gefordert, als nicht 
bewilligt werben konnte 28). Mit den Vorſchlaͤgen von Seiten 
der boͤhmiſchen Stände ward (Anf. März) eine zahlreiche Depu⸗ 
tation, an beren Spige Mauchard von Neuhaus ftand, zu dem 
roͤmiſchen König nad) Ungarn geſchickt. Man kam überein, daß 
in Preßburg (Ende März) eine Verſammlung gehalten und mitt: 
lerweile bis zu Anfang Juni eine Waffenruhe beobachtet werde, 
Wirklich Fam auch der roͤmiſche König mit feinem Schwiegerſohn, 
dem oͤſtreichiſchen Herzog. Albrecht, einigen ſchleſiſchen Fürften und 
mehrern deutſchen und ungarifchen Herrn, um bie beflimmte Zeit 
nad) Preßburg, wo auch die böhmifchen Deputirten, ‚mit Procos 


27) Sauptquelle Contin. Pulkavae p- 166. Chuanic. Boh. p. 475 und 
477. Hager. ©. 736 fl. Theobald S. 357 u. 360. 

28) Chronic; Boh. l.c. Gontin. Pulkavae l.c. Theobald S. 361. Bol.” 
Pelzel böhm. Geſch. J. S. 387. Schelhorn's Beitr. zur Erläut. ver Geſch. beſ. 
der ſchwaͤb. Gelehrten» u, Kirchengeſch. St. 3. n. 22. 

Aſchbach 8. Sigmund. I. — p>2 


6} Drittes Bad, Adszehntes Kapitel. 


ins dem Großen an ber Spike, ſich einfanten?°). Dex roͤ⸗ 
miſche Kiuig lich eb am nichts fehlen, die Gefanbtfchaft der Boh⸗ 
men zu gewinnen: er empfing fie ehrenvoll, bewirthete ſie koͤſtlich 
und beſchenkte :fie seichlih. Man ernannte vier boͤhmiſche Land⸗ 
herrn zu Schiebemaͤnnern und Vermittlern, und unterhanbelte 
acht Tage, jedoch ohne zu einem Schluß zu kommen. In ben 
Religionsfacpen wolte und konnte Sigmund feine Verſprechun⸗ 
gen geben: er verlangte, daß man ſich in biefer Hinficht den Aus⸗ 
ſerlichen des nächfien Conciliums unterwerfe. Endlich ſchickte man 
nach Böhmen, um neue Vollmachten zu holen und vom Stande 
der Unterhandlungen Kechenſchaft abzulegen ?°), Es wurden von 
neuem bie boͤhmiſchen Landflände verfammelt, und ber größere 
Xheil ſprach fi) dahin aus, Sigmund wieber zum König anzu⸗ 
nehmen, fofeen er Religiondfreiheit geflatte und für alles Geſche⸗ 
dene Bergeſſenheit eintreten laſſe. Neue Deputirte aus allen Stäns 
den wurden ernannt, um zu bem König nach Ungarn zu gehen, 
und die Sache zu Ende zu führen, Allein die Waiſen ſetzten ſich 
mit allen Kräften und großer Entfehiebenheit dieſem Vorhaben ent: 
gegen: fie erklärten, daß ein freie8 Volk keinen König brauche 31), 
Auch die Zaboriten fanden e8 bald für beffet, ben Krieg fortzufer 


%9) Chr. Bartoss. p. 159: „Dominus Menhart de Nora-Domo cum 
Mis Baronibus Bohemiae et Moraviae se interposuerunt et ipsum Presby- 
terum Procopium cum ser. dom. Sigismundo Rege suprascripto et cam da- 
Gibas Slesine ad terminum et tractatus conduzit, qui in civitate Prespurk 
feria IH. in fosto Pascae 1429 conrenermt et ibi faerunt D. Rex cum Duce 
Austrise et Dudbus Siesiae, D. Ulrioo de Rosmberg, D. D. Joanne et Wil- 
'helmo de Scala, Joanne de Opoezen, Puota de Czastolowicz, Hanussio de 
Kolowrath et aliis Baronibus regni Boemiae etc.“ ad) Aeneas Sylv. hist. 
Boh. c. 47. war die boͤhmiſche Deputation außerhalb Prepburg: „in tentorüis e 
regione urbis mansere.“ Pessina Mars Morav. p. 537. Bol. Riäter (Bef- 
Atem in Mähren) S. 224. , 

30) Chr. Bartoss. I. c. „Ad Pragam eorum pars est röverea ad deli- 
berandum, quae a D. Rege dici audierunt et tractatibus factis, a de com- 
munione sub wsragug specio wellent stare declaratione sacri concilii 
Juturi, et aliis eorum complicibus responderunt per indirectum, siogae 
mulla oonoordia potait evenire.“ Aen. Sylv. hist. Boh. c. 47. 

31) Chronic. Boh. p. 475. Contin. Pulkarae p. 166. Palacky Annal. 
B. p- 76. Ct. Pessina 1. c. Balbin. Epitom. Boh. hist. p. 474. 





' 
Steeifgäge der Huffiten. 339 

gen und ſich durch Streifzüge in die benachbarten Länder zu bee 
reichern, ald zur bürgerlichen Ordnung und zum Gehotfam unter 
einer koͤniglichen Regierung zuruckzukehren. So ſcheiterten bie 
Vergleichsverſuche, welche die Prager Altſtaͤdter und die boͤhmi⸗ 
ſchen Landherrn eifrigft unterflügt hatten 22), am der Verwilderung 
der Nation durch die Waiſen und Taboriten: und ber blutige, 
ſchreckliche Verheerungskrieg hatte wieber feinen Fortgang, 

Nachdem durch die Vermittlung des Procopius ein endli⸗ 
cher Vergleich zwiſchen der Alt- und Neuftadt Prag zu Stans 
be gefommen war 22), unb man die von dem böhmifchen Abel, 
welche fi von neuem für Sigmund erflärt, bekriegt oder unters 
worfen hatte**), wandten die Böhmen fi wieder zu Streif⸗ 
zügen, um auch auf dieſe Weife die Ungarn und bie beutfchen 
Reichsſtaͤnde fo zu befchäftigen, daß fie nicht daran denken koͤnn⸗ 
ten, in Böhmen einen Einfall zu machen. Indem die Orebiten, 
welche um dieſe Zeit wieber als befondere Partei auftreten, in bie 
Grafſchaft Glas und in Schlefien einfielen und da Beute mach⸗ 
ten®5), und andere Huffiten die Umgegend von Olmütz ausplim⸗ 
derten 36), verbanden fi die Taboriten und Waifen zu einem 
großen Zug nach Sachſen. Nachdem man ſich zu diefer Unter: . 
nehmung am 17. September 1429 verfammelt, und Procopius 
der Große, ber zum Bührer bes Heeres gewählt worben®?), eine 
anfeuernde Rebe an bie Huffiten gehalten hatte, um fie zur. Rache 
an die Kriegszuͤge der Meißner und Thüringer gegen Boͤhmen 

32) Der Hodmelfter des deutfihen Drdens, freilich ein heftiger Gegner deb 
polniſchen Königs, befauptet in Schreiben an den Papft, daß Wladidiaus an 
die Huffiten eine Geſandtſchaft gefäiet, um fie zu bewegen, mit Sigmund keinen 
Zrieden zu fließen: aud habe er die Türken, die fo eben einen dreijährigen 
Waffenſtillſtand mit Ungarn gefäloffen, angeregt, diefen wieder zu brechen. Voigt 
Geſch. Pr. VIL 531. 

83) Chronic. Boh. p. 477. Palacky Annal. B. p.77. Theobald S. 363. 

3%) Chronic. Bartoss. I. c. p. 160. 

35) Chronic. Boh. p. 475 u. 477. Binde c. 156. Theobald S. 359 
u 362. 

36) gl. Midter (duſſiten in Mähren) S. 228. 

37) Chr. Bartoss. I. c. p. 161: „Presbyter Prooopias tano se seribe- 
bat in literis: Presbyter Procopius Gubernator Taboriensium Commu- 
nisatie in campis beilantium.“ gl, Theobald S. > gem ©. 787. 


\ 


30 Drittes Buch. Achtzehntes Kapitel. 

anzufpormen, brach man bei Graupen in's Meißner Land. Zus 
erſt ward die Umgegend von Dippeldiswalde und Pirna fchrediich 
verheert. Ohne fich bei der Eroberung ber wehlvertheidigten 
Stabt Pirna und des feflen Schloffes Sonnenftein aufzuhalten, 
drangen bie Huffiten gegen Dreöben vor, verbrannten bie Altſtadt 
und das nahe babei gelegene Eremitenflofter, und verbreiteten ihre 
Verheerungen längs der Elbe bis nach Meiffen. Obwohl fie 
dieſe fefte Stadt nicht belagerten und eroberten, fo war boch der 
Biſchof dafelbft, Namens Johann, der in Conſtanz zu Hußens 
Verbrennung gerathen hatte, durch einen befondern Zufall in ihre 
Hände gefallen. Er hatte noch von Gluͤck zu fagen, daß fie ihn 
nicht ermordeten, ſondern nur gefangen mit fortführten. Darauf 
wandten fie fi) ‚gegen Scharfenberg, verfchlitteten die dortigen 
Bergwerke, brannten Strehla, Belgern und die Vorſtaͤdte von 
Zorgau nieber, und plünberten, verheerten unb verwüßleten das 
platte Land bis in die Nähe von Magdeburg, wo zwar der Erz: 
biſchof Günther ein ziemlich anfehnliche Streitmacht verfammelt 
hatte, aber nicht wagte in offener Feldſchlacht gegen die Huffiten 
zu Tämpfen »®), 

Ohne fi) an Magdeburg zu verfuchen, ſchlugen die Huffis 
ten oberhalb diefer Stabt eine Schiffbrüdte über die Elbe und drans 
gen in die unbewadhte Mark Brandenburg ein, wo fie das Land 
verbeerten und auöplünberten, Weit und breit ging der Schreden 
vor den furchtbaren Huffiten: nicht nur in ber Neumark, fondern 
auch im entfernten Preußen fürchtete man damals, von ihren Raub- 
zuͤgen heimgefucht zu werben 29). Jedoch hielten fie fich nicht mit 
der Belagerung der Städte in ber Mark Brandenburg auf, fon= 
dern fobald fie Beute gemacht hatten, zogen fie wieder an die Elbe 
zurüd und näherten ſich wieber ihrer Heimath, indem fie in die 
Niederlaufig einbrachen 2%), Hier überrumpelten fie Guben, mach⸗ 


38) Bartons. Chron. p. 161 29. Zfeobab S. 368 fl. 

39) Boigt Geſch. Preuff. VII. 532 fl. 

40) Theobald 1. c. Beness. Krabice p.73. Palacky Annal. p. 77. Con- 
tia. Pulkavae 1. c. „Post hanc concordiam Bohemi processerunt in Mi- 
soiam , in Srb et in Lusatiam etc. — In vigilia 88. Simonis et Judae Lu- 
bin civitas primaria regionis Lusicensis subito expugnata fuit.“ Palacky 


Streifgäge der Huffiten. 311 
ten alle Einwohner nieder und legten darauf bie Stadt in Afche+1). 
In dem Klofter Neuenzelle hackten fie den Mönchen Arme und 
Beine. ab. Sodann richteten fie ihren Marfch auf die Stadt Goͤr⸗ 
litz und forderten fie zur ſchleunigen Übergabe auf. Die Görliger 
antworteten in huffitifcher Weife, indem fle bie an fie abgeordne⸗ 
ten Boͤhmen in die Spree warfen und erfäuften, Procopius, 
nicht im Stande, ben feften Ort in kurzer Zeit zu erobern, ließ bie 
Beleidigung ungefkaft und ruͤckte vor Bauzen, unterbeffen ein 
anbered Heer in bie Oberpfalz pber in das Baireuthiſche einfiel, 
aber von dem Herzog Johann von Neumarkt mit Verluſt zurüds 
geſchlagen wurde?). Gluͤcklicher war des Procopins Heer, das 
gegen 40,000 Mann zu Fuß und zu Pferd betragen haben fol. 
Bwar ſchlug die tapfere Befagung von Bauzen alle Augriffe der 
Feinde acht Tage lange zuruͤck. Endlich verſtand fie fich aber doch 
dazu, durch Geld den Abzug der Huffiten zu erfaufen, indem man 
heimlichen Freunden derfelben innerhalb der Mauern auf die Spur 
gelommen war 23), Nachdem auch die Stabt Camenz, aber ver: 
geblich, von den Huffiten belagert worden war, kehrten fie noch 
vor dem Schluffe des Jahres 1429 (Ende Dec,) über Großen 
hayn und Mühlberg nach Böhmen zurüd und brachten zweihun: , 
dert und zwanzig mit Beute belabene Wagen und eine große Anz 
zahl vornehmer Gefangener mit 44). 

Diefer fo glüdliche Zug für bie Huffiten führte zu ihren Fah⸗ 
nen viele Böhmen, indem dieſe hofften, in ähnlichen Unternehs 
mungen reiche Beute zu machen. Auch die Nachricht, daß ber 
roͤmiſche König mit den deutſchen Fuͤrſten und Reichöfbänden einen 


Ann. 1. c. cbenfo in böhmifher Sprache. Lubin heißt dort nad dem Böhmie 
fen Kubjn. Cf. in Scriptores rer. Lusaticar. Joh v. Buben Jahrbücher p. 58. 

41) Theobald S. 365. Dad Chronic. Bartoss. 1. c. erzählt nur diefen Zug 
in die Saufig und Herman. Corner. Chr. p. 1295 beftätigt ihn. S. im Anh. 
die Beilage XIV, wo in einem Schreiben vom 14. Nov. 1429 bie Groberung 
Guben’s erwähnt wird. 

42) ©. im Anhange die Beilage XIV. 

43) Theobald 1. c. &enfant II. 296 nad einem Bauzner Manuſcript. 

44) Xußer den angeführten Quellen ift über dieſen Huffitenftreifzug zu vgl. 
Winde c. 163. Herman. Corner. p. 1295. Andreas Presbyter. p.47. Cont. 
Chron. Engelhun. p. 5. 


342 Drittes Buch. Ahctzehntes Kapitel. 

neuen Ereuzzug gegen Böhmen beabfichtigte, mochte bie fanatis 
ſchen Streiter zu abermaligen Angriffen gegen ihre Feinde beſtim⸗ 
men. Zudem war im Lande Böhmen, wo faft aller Aderbau 
durch bie beftändigen Kriege barnieder lag und der Bauer den 
Vflug und die Senfe in Kriegswaffen umſchmiedete, fo fehr an 
Getreide und andern Lebensbebtrfniffen Mangel, daß Tauſende 
barauf hingewieſen waren, ſich ihren Unterhalt in ben fremben 
Ländern zu holen. Es konnte damals von den Böhmen gefagt 
werben, was Tacitus von den alten Deutſchen berichtet: fie wolls 
ten lieber mit Blut erwerben, ald mit Schweiß des Jahres und 
der Ernte Erträgnifie abwarten und verdienen. 

Am erflen Tage des Jahres 1430 verfammelten ſich auf dem 
weißen Berge bei Prag eine ungeheure Menge flreit: und beutelus 
fliger Kriegshaufen: nicht bloß Böhmen, fondern auch Mährer, 
Oſtreicher, Schlefier, Laufiger und von den andern benachbarten 
Bölkerfchaften hatten fich einzelne Schaaren eingefunden, an ben 
Raubzügen Theil zu nehmen. Acht Tage hindurch waren auf 
dem Berge bie Kriegähaufen, die fi neue Namen gaben*s), 
verfammelt-und berathfchlagten, welche Länder ihre Raubzüge die⸗ 

+ fe8mal treffen ſollten. Endlich vereinigte man ſich dahin, daß 
vorerſt die nörblich von Böhmen gelegenen Länder, die Wohnſitze 
der gehaffetften Feinde, welche ſchon im legten Raubzug fo 
furchtbar heimgefucht worben, von neuem mit Verheerung und 
Plünderung uͤberzogen werden follten: fodann follterfdie an Sachs 
fen und Thitringen angrenzenden Laͤnder an die Reihe tommen *°), 

Noch in demfelben Monate Januar?) mitten im Winter, 
brach das Huffitifche Heer auf, defien Zahl auf 50,000 Mann 
zu Fuß, und 20,000 Mann zu Pferd angegeben wird*®), Es 

45) Theobald 1. c. S. 366. Die aus dem Kreiſe von Sönigingräg nann= 
ten fi) Kneifler, die von Chrubim Sammler, bie von Bechin Behutete, 
die von Klattau Betterlein, die von Kaurzim Wolfsſch aar, die von Leite 
merit beftiefelte Männlein x. 

46) Theobald ©. 366. Hagec. S. 737 wirft die Kriegsanftalten von den 
Jahren 1429 u. 1430 untereinander, 

AT) Rad dem Chronic.-Bartoss. ſchon einige Wochen früher: „circa festum 
S. Luciae‘‘ (13. Dec. 1429). 

48) Chronic. Bartoss. p. 163; nad} einer frühern Stelle in Chr. Bartoss. 





GSteeifgüge der Huffiten. ö 33 
führte auch 3000 Kriegswagen nach, bie man mit Ketten unb 
Schlöffern aneinander hängen und dadurch zu-einer feſten Wa⸗ 
genburg machen konnte. Zum Oberanfhhrer hatte man wiederum 
Procopius den Großen gewählt, und ihm zu Unterfelbhenn bie 
kriegokundigen Edeln Wilhelm Koſtka von Poſtupitz und Jehauu 
Zmrzlik von Swoyffin beigegeben. Im zwei großen Heirheufen 
drangen fie im Meißner Lande vor: der eine lagerte ſich Anfangs 
vor Pina, der andere vor Dresben. Die Reiterfchaären ſchwaͤrnn 
ten weit und beeit im ande umher, Alles plindernd, verwuͤſtend, 
zerſtoͤrend: die Beter Golbig, Bügeln, Döbeln, Dahlen ind an 
dern wurden in Aſche gelegt, bie Eimvohner großentheils grau⸗ 
ſam ermordet. Diefen furchtbaren Verheerungen zu ſteuern, fan 
melte der Kurfuͤrſt von Sachſen eiligſt einige Kriegsvoͤlker cd 
lagerte ſich bei Kolberg zwiſchen Leipzig und Dſchatz: auch ber 
Markgraf von Brandenburg hatte ihm Hülfsvoͤller zugeflihrt 4r% 
Deſſenungeachtet hielt man bie.vereinigten Truppen nicht fl ſtark 
genug, einen Kampf mit den Huffiten zu beſtehen. 208 biefe Her: 
anrhıeten, verließen die Kurfünften ihre Stelung und zogen fülh 
zur: Procopius aber nahm Kolberg und legte es in Ada 
Dem weitern Worbringen der Huſſiten fich entgegenzufegen, hatte 
Johann von Polenz, vormaliger koͤniglicher Befehlähnber auf dem 
Schloß Karlſtein und gluͤclicher Bekaͤmpfer der Böhmen in fehs 
been Gefechten 60) bie Verwegenheit: bei Grimme warb bad. bins 
tige Treffen geliefert. Johann von Polenz büßte feine Kühnheit 
mit dem Verluſt der Schlacht, worin viele fächfifche Edelleute blie- 
ben, und worauf ſich das übrige Heer in ungeorbnete Flucht auf 
ldste. \ 

Mittlerweile hatten ſich die beiden genannten Kurfärften auf 
Leipzig zuruͤckgezogen, wo fie fi mit den Kriegsvoͤlkern aus 


p- 161: „onmi quatuor.millibus equitum cam tsibus millibes cumumm et 
cam XL. milibes peditum.“ Binde c, 168. p. 1219 gibt das hufitifde 
‚Heer auf 100,000 Mann an, 

49) Yud) ver deutſche Drden ward zur ſchleunigen Hütfe aufgefordert, ſhicte 
fie aber aicht, weil er in feinem eigenen Lande Einbrüche der Huffkten befürchtete. 
Beigt Geſq. Preaff. VII. 540 fl. 

50) Dindec c. 168. Gr flug arqh die Suffiten im J. 1428 bei Böclit. 


36 Drittes Bad. Achtzehntes Kapitel. 
Nisberfachfen, welche aus den Erz s und Hochſtiſtern Magdeburg, 
Halberſtadt und. ‚Hilbesheim und vom ben Herzogen von Bratıns 
ſchweig · und ander ‚Her waren abgefchidt worden. Doch war 
alt Deu zufemuhenigerafften, undisciplinirten, muthloſen Haufen 
nice angufangen. Dazu herrſchte unter ben Anführern Eeine 
Einigkeit; fe daß fie durchaus vichts gegen ben: übetlegenen Feind 
amternchuen Eonnten. Ja ein großer Theil der niederfaͤchſiſchen 
Beiegäußtter kehrte ohne hit dem Feinde :gefohten zu haben in 
feine Geimathzunädt, inbeß dieſer noch Sachfen verwiſtete. 
keipgig fand feine Kettung durch ſeine feſten Bauern, mit 
deren Erſtaͤrmung die Huſſiten fich nicht aufhalten wollten. Sie 
wandten ſich ach ber Verheerung ber Umgegend von. Grimma 
man Louunabſch nach Altenburg, eroberten Stadt und. Schloß, 
plinberten.beibe rein aus, ermorbeten bie Einwohner und den da⸗ 
hin gefkächteten ofterlänbifchen Abel anf das Graufamfie, und ver⸗ 
waundelten darauf Alles in Afche und Steinhaufen. Von der Zer⸗ 
ſtiamg Aitenburg’s, bie den nach allen Seiten werbreiteten Schre⸗ 
Ein noch fteigerte, ſchritten fie zur Nieberbrennung von Schmoͤl⸗ 
ker, Eximmitſchau, Werda, Reichenbach, Auerbach, Olsnitz und 
anderer Drte im Vogtland. Auch die Feſtung Plauen, welche 
nicht fehr tapfer vertheidigt warb, erfkirmten fie: nicht nur toͤdte⸗ 
ten fie uͤber ficbenhundert Wertheibiger der Stadt bei der Erobes 
rung, fonbern auch die übrige Beſatzung, ber fie freien Abzug au: 
geſtanden Hatten. Nachdem bie Stabt außgepkündert war, theilte 
fie das Schifal der früher eroberten Otte: fie ward mit bem 
Schloß in Brand geſteckt und zerſtoͤrtꝰ2). 

Bei diefem ununterbrochenen Gelingen ihrer Berpeerungen 
wuchs den Huffiten ihr Übermuth: fie hielten ſich für ſtark genug, 
zu gleicher Zeit mehrere Länder zu plündern und zu verwüften. 


&2) Chronic. Bartoss. 1. c. p. 162. Contin. Pulkavao I. c. Chronic. 
Boh. 479. Palacky Annal. Boh. p. 7sg. Johann vor Guben a. a. D. 8,60 
u. 61. Herman. Corner. Chr. p. 1296. Rad Binde 1 c. wurden in Gade 
fen und Zhäringen 18 Gtäbte und Marktflecen und an 1400 Dörfer in Aſche 
gelegt. Won demfelben Zug ſpricht auch Windec c. 170. p. 1221. Hagec. S. 738 
Trithemii Chron. Hirsaug. ad ann. 1430. p. 379. gl. Theobald S. 366fl. 
Krastz Vundalia Kb. XI: cap. 20. Spelzel boͤhm. Geſch. I. S. 389. 





Streifzüge Her Huſſiten .. 35 
Sie. fandten eine Kritgeſchaar In Me: Laufitz ab, . um nordneuam 
die Stadt Bauzen zu beiagerh 53), indeſſen dad ‚Hauptheer:weis 
ter nach Weſten zog; die ‚Umgegend von Coburg durchpluͤnderte 
und verheerte, und dann. in: Franken gegen den Main: vordrang · 
Die Städte und Flecken Hof, Culmbach, Bamentb;, -Hotfelb; 
Wunfiedel, Gefraͤß, Berneck und viele; andere Orte plimderten 
fie: und. legten fie in Aſche, bie Einssohner ermordeten ſie oder 
führten fie ald Gefangene mit ſich fort 5°). Mit / unerhoͤrter Braus 
fambeit:aber wistheten ſie gegen die Moͤnche / Nonnen und Geiſt⸗ 
ulichen. Schon fürchteten bie groͤßern Staͤdte Amberg, Niernherg , 
Bamberg den ſchrecklichen Frind nor ihren Thoren zu ſchen · Nuͤrn⸗ 
berg ſchickte eiligſt Boten an ben roͤmiſchen König und die benach⸗ 
karten Reichsſtaͤnde, um ſchleunige Hide ſlehend. Jedoch Erſte⸗ 
rer war zu weit enffernt, ‚bie Feinde aber ſchon "ganz im die Naͤhe 
gerät: Zwar ſchickten die ſchwaͤbiſchen Staͤdte, „der, Bifthof von 
Wärzburg, die. feänkifche Ritterſchaft der geängfligten Stadt Hitkfe, 
und ber Erzbifchof von Mainz traf mancherlei Anſtalten, in feinem 
Erzſtifte eine anfehnliche Streitmacht in’3 Feld zu fielen (April) 55), 
deſſenungeachtet hielten Nicnberg und andere Reichsſtaͤnde in 
Franken, welche von den Huffiten mit Verheerungen bedroht wa⸗ 
ven, es für gerathener, fich durch Gelbfummen davon loszukau⸗ 
fen. Da eine ſolche Brandſchatzung ſchon ber Markgraf von Brane 
denburg bezahlt hatte, um bie Huffiten von den Grenzen feines 
Landes zu entfernen®®), fo brauchten andere minder mächtige 
Reihöftände fich nicht. zu ſchaͤmen, wenn fie dieſem Beiſpiele folgs 


58). Johann v. Guben a. a. D. Lenfant (na dem Bauzner MS.) II. 306. 

54) Winde c. 168. p. 1219. Chronic. Bartoss. 1. o. Palacky Annal. 
Boh. p. 79: „Nebo z Mjssne, z Kaziwsse tu zemi, obrätili se k Frankdm.# 
Theobald &. 368. Herman. Corner. Chr. p. 1296. 

55) Gaden. C. Dipl. Mog. IV. p. 172 aqq. 

56) Chronic. Bartoss. 1. c. „Burggravius.Norimberg. Friderions; qui 
tanc etiam erat Marchio Brandenburg. ad ipsos veniens cum 'conductu sal- 
vae pacis se, ne sibi et territoriis suis infra hoo festum 8. Jacobi noce- 
rent, concordavit et pactavit, ut ipeis XIV millia florenorum Rhinensium 
daret.“ Chronic. Bob. 479. Palacky Aunal. B. p. 79. Contin. Palkavac 
p- 167: „Conventionem iniit Dax Bramburgensis et pecunia ab eo juxta 
promissum deposita fuit.‘ 


36 Drittes Bad. Acqhtʒehntes Kapitel, 

ten. Es bezahlte daher ber Biſchof von Bamberg den Huffiten 
13,000 Gulden: eine faf gleiche Summe die Stadt Rirnberg, 
und ähnliche Brandſchatungen gaben ber Pfalzgraf Johann von 
Sulzbach und Amberg, ber Bifhof von Eicftäbt, der Markgraf 
von Brandenbung (für feine fraͤnkiſchen Befitungen) und mehrere 
andere fraͤnkiſche Reicheftänbe, in Allem 45,000 Golbgulden, mit 
weicher Summe weitere Berheerumgen ber Huffiten in Franken 
abgelauft wurden ®?). 

Die Huffiten richteten fobannı ihre Werheerungen gegen Bay⸗ 
em, verwlifteten das Land bis vor bie Thore von Begensburg, 
taubten in Nieberbayern und feßten den Erzbifchof von Galzburg 
in Schreden, der wie die fraͤnkiſchen Reicheftände durch Zahlung 
einer Geldfumme bie Feinde von ſeinem Erzſtifte abwenbete 0°), 

In derfelben Zeit 5°) hatten ſich in Böhmen neue raubluſtige 
Kriegsſchaaren von Taboriten, Waifen, Drebiten und Pragern 
ans ber Neuflabt gefammelt und waren unter Anflıhrung des Pro⸗ 
copius des Kleinen (um Dftern) in Öftreich eingefallen, der den 
Bello mit einer Heerabtheilung zu einem Raubzug nad) Ungarn 
aborbuete. An ber Öftreichifchen Grenze fanden bie Huffiten die 
oͤſtreichiſchen Kriegsvoͤlker gerliftet zur Abwehr jedes Einfalled und 
die Feftungen in gutem Vertheidigungszuſtande. Ein Gefecht, 
worin bie Huffiten ben Kuͤrzern zogen, belehrte fie, daß hier nicht 

57) Windec c. 168p. 1219. Chron. Bartoss. p. 162 49. Aen. Sylv. hist. 
Boh. c. 48, der kaum diefer Hufftifäpen Raubzüge Erwähnung thut, fagt dod : „pe- 
cania placati divitem exercitum redaxere.“ Herman.Corner. Chr.p1296. Chr. 
Boh. 1. c. Contin. Pulkavae et Palacky Annal. I. cc. Histor. Norimb. dipl. 
Per. 11.545. Herman. Corner. Chr. p. 1296. Bgi. Zheobald 1. c. Page. ©. 738. 

58) Bel. Buquet Geſq. v. Baiern VI. &.267. Andreas Presbyter Ra- 
tisbon. p. 48 bei Kulpis läßt dagegen die Oberbayern einen Verheermgezug 
nad Böhmen machen. 

59) heobald 1. c. gibt auf die damaligen Huffiten» Raubzüge die alten 
Berſe m: " 

Meiffen und Gadfen verderbt, 
Söätefien und Lauſait zerfherbt 
Bayern ausgendrbt, 

Hfterreidh verheert, 

Maͤhren verzehrt, 

Böhmen umgekehrt. 


Steoifghge der Huſſiten. . 347 
fo leichte Beute zu machen fei °0), fie wanbten ſich daher wieder 
ber ‚Heimath zu, wo fie ihre Wuth an einigen noch von ben Kb+ 
niglichen befegten Schlöffern ausließen *1), "Die Heeresabthei⸗ 
lung aber, welche in Ungarn eingebrochen war, und gegen zehn⸗ 
taufend Mann zählte, brang unter großen Berheerungen bis Tirs 
nau vor. Hier rückten an der Spitze eines ungarifchen Heeres die“ 
Zeldherrn Sodann Matis und Stibor ben Böhmen entgegen °*), 
Ihr Plan war ed, unterdeſſen Stibor den Feind in der Flanke 
angriffe und feine Wagenburg fprengte, daß Matis mit. Unges 
ftuͤm ihn von vorn anfalle, Zwar führte Stibor den Seitenangriff 
gihllih aus; allein da Matis aus Ungeſchicklichkeit oder Ver⸗ 
raͤtherei nicht, wie verabrebet worden, zur vechten Zeit gegen bie 
Huffiten heranrücte, fo fand fi Stibor im Stich gelafien. Die 
ganze Macht der Huffiten warf fih auf ihn und fechstaufend von 
feinen tapfern Ungarn wurden erſchlagen. Die Beinde aber ers 
Bauften den Sieg theuer, auch von den Ihrigen fielen zweitau⸗ 
ſend, unter dieſen auch ihr tapferer Anführer Welke. Daher 
drangen auch die Huffiten nicht weiter in Ungarn vor, fondern 
kehrten nach Böhmen zurüd °®), 

Mittlerweile waren auch die Kriegsſchaaren aus Bayern und 
Ftanken mit ungeheurer Beute zuruͤckgekehrt. Noch zu guter legt 
hatten fie die Stadt Eger, deren Vorſtaͤdte fie ſchon in Afche ges 
legt, mit fiebzehnhundert Goldgulden gebrandſchatzt. Nachdem 
fie über hundert Städte und Veſten und über 1400 Dörfer eins 
genommen, geplündert und verwuͤſtet Hatten, . war ihre Beute fo 


60) Chronic. Bartoss. p. 164. Bgl. Kurz a. a. D. S. 160. 

"6A) Chronic: Bartose. p. 165. Mal. Kurz R. Wrede Il. 1.2. ©, 160. 

62)- Fehler IV. 448 nennt Crftern Jehaanes Matthiaffo und den Andern ben 
Sohn des koͤnigl. Günftlings Stibor von Stiborzicze. Winde c. 170. p. 1221 
gibt die Namen verftümmelt: cr nennt den Grftern Marte Janus und den Lehe 
tern Sabor. Bgl. Engel Geſch. des Ungr. 8. II. 329. 

63) Chronic. Bartoss. p. 16%: „Gertamen habnerunt in metis Ungariae 
cum gentibus D. Regis et praesertim Bohemis, Moravie, Ungaris <t genti- 
br dictis Raczy (Ranzen), ubi Welko Capitaneus Orphanorum est interfo- 
ctws cum maltis aliis, ut dicebatur ad duo millia.“ Mindel co. 170. 1. c. 
Balbin. Epit. Eb. IV. c. 11. ü. Miscel, Dec. I. ib. TV. 5. 110. Katona 
hist, exit. Reg. Hung. XI. p. 523 agq. 


8 Drittes Wudk. htzehnees Kapitel. 

brimadfiig angerendfen, baß fie binfeibe auf. ihren dreitaufend 
Wagen, woven manche mit zwoͤlf bis vietzehn Pferden befpannt 
waren, Baum fottbriagen kounten *). Auch «führten fie zahle 
reiche Gefangene, . beſonders nom ‚Abel, mit ſich nach Böhmen 
zuruck. 
Ohne in ber. Heimatk;. Kunges zu verneilen, machte Procopius 
ber Große mit feinen Tabariten. einen Raubzug nach Mähren, 
vermohftete die Umgegend von Brunn und eroberte die Feſtung 
Sternberg *5): ſodann brach er (im Auguft) in Schlefien ein und 
raubte, mörbete und braunte in feiner graufamen Weiſe °°). Nach 
wenigen Wochen war er wieber in Boͤhmen, um bem Lanbtage 
beizuwohnen, welcher zur Bereinigung der huſſitiſchen Glaubens: 
weinungen zu Prag gehalten wurde. 

So waren die Huffiten ber Schredden von dem größten Theile 
der abendländifchen Chriftenheit geworben. Einzelne Schaaren 
drangen bis in ferne Länder vor: ein Schwarm Huffiten brachte 
na Böhmen Waffer mit, welches fie aus ber Dſtſee gefchöpft 
hatten, nachdem fie dad Klofter Dliva niebergebrannt und ben 
Seehafen von Danzig zerftört hatten. Auch nach Frankreich war 
fon der Huſſitenſchrecken gedrungen. Hier, wo in blutigen 
Schlachten die Branzofen und Engländer miteinander fleitten und 
Erſtere durch die männliche Tapferkeit der Jungfrau von Orleans 
Siege über ihre Gegner erfochten, hörte man doch nicht mit 
Gleihgültigkeit von den Werheerungszügen der Huffiten. Ob⸗ 
wohl die Jungfrau von Orleans fo fehr damit befchäftigt war, ihr 
Vaterland ganz von den Engländern zu befreien, fo dachte fie 


. 64) Chronic. Bartoss, p. 163. Binde c. 168 p. 1219. Die Zeit der 
Rüdtehr wird da beftimmt: „Septimana ante et post f.8. Mathiae ante car- 
nis privium 1830. 

65) Chromic. Bato⸗ p. 165 og. Bol. über dab Räßere Pessin. Mars 
Morav. p. 539 qq. Richter (bie Huffiten in Mähren) S. 228. 

66) Chronic. Boh. p.'479. Contin. Pulkavao p. 167. Palacky Annal. 
p. 80. Herman. Corner. Chr. p. 1296. Chr. Bartoss. p. 166. Eon früs 
her in den Faſtenzeit des Jahres 1430 hatten bie Huffiten einen Naubzug nach 
Sälefiem gemacht, wodurch die Umgegend von MBrieg hauptſächlich heimgeſucht 
ward. Über die Kriegebegebenheiten in Sqhieſten im I. 1430, weidhe einige 
GSproniflen in’6 Jahr 1429 fegen, handelt: Dot. Gef, von Breslau II. &.391 fl. 





Streifzüge der Huffiten. 349 
doch auch daran, der Fatholifchen Chriftenheit eine Retterin von 
den neuen Glaubenöfeinden zu ſeyn. Sie fchrieb daher den Huf- 
fiten mit Drohungen: Wenn fie fich nicht bald befferten, ihre 
Verheerungszuͤge nicht einftellten und nicht zur Kirche zuruͤckkehr⸗ 
ten, fo werbe fie von bem Kriege gegen bie Engländer ablaffen 
und die Böhmen mit fammt ihrer Keberei vertilgen 97), 


67) Diefer Brief vom I. 1429 iſt in den neuern franzöfifhen Werken über 
die Jungfrau von Drleans und in den Memoirs of Jeanne D’arc surnamed la 
Pacelle London 1824. 2. Voll. abgedruckt. Gr findet fih aud) im Anhange der 
Sqrift von Kautz de cultibus magicis'ed. II: Viennae 1771, mofefbft and 
ein Brief des engliſchen Königs Heinri VI an den römifhen König Sigmund 
als Rechtfertigung des über die Jungfrau von Drleand gefällten Urtheils abges 
drudt if. Daß der in Iateinifher Sprache geſchriebene Brief der Johanne d'Arc 
aͤcht fen, hat man bezweifeln wollen; wenn er auch nicht in der jegt vorhandenen 
Zorm von ihr aufgefegt worden ift, (denn fie verftand befanntlid nicht lateiniſch), 
fo kann fein Inhalt doch von ihr herrühren und auf ihren Befehl der Brief an 
Die Böhmen geſchrieben worden ſeyn. 


Neunzehntes Kapitel. 
Sigmund auf dem Nürnberger Reichstag. 1430 und 1431. 


Die großen Verheerungen, welche die Huffiten in Deutfch- 
land im Anfange des Jahres 1430 anrichteten, verhinderten, daß 
der von dem König außgefchriebene Reichötag, der im März zu 
Nürnberg gehalten werben folte, um bie beftimmte Zeit zu 
Stande kam, Die Straßen, bie zu biefer Stadt führten, waren 
hoͤchſt unficher, da die Huffiten fogar ſchon bis in die Nähe von 
Bamberg und Nürnberg vorgedrungen waren. Sobald man aber 
ihre Entfernung durch Gelb erfauft hatte und der Schreden wie 
bie Unficherheit gemindert waren, trafen die Reichsſtaͤnde mehrere 
Boden fpdter, ein Theil derfelben fogar erft im Anfang Juni in 
Nürnberg ein, Die Anzahl der Berfammelten war aber nicht fehr 
groß: von den Kurfürften waren nur bie von Mainz, Cöln und 
Brandenburg gelommen, Der Erzbifchof von Trier, Otto, ein 
Graf von Ziegenhain, war einige Monate vorher (15. Febr.) ges 
florben und eine zwiefpältige Wahl des Domcapiteld, wodurch 
Jacob von Sirk und Ulxich von Manderſcheid auf den erzbifchöfz 
lichen Stuhl erhoben wurden, vermehrte noch die Verwirrung in 
Deutſchland 1). Dazu kam noch, daß der Papft Martin V die 
beiden vom Domcapitel Gewählten verwarf und auf Empfehlung 
bed Kurfürften von der Pfalz den Bifchof von Speyer, Raban 
von Helmftäbt, zum Erzbiſchof von Trier beſtimmte, wogegen 

1) Martene et Durand Coll. Ampl. IV. p. 448. Trithem. Chron. ad 
ann. 1430. p. 376. Guden. IV. p. 176 qq. Hontheim Prodrom. hist, 
Trevir. II. 848. 


Sigmund auf dem Nürnberger Reichstag. 351 
das Domkapitel und eine Anzahl mächtiger Herrn im Trierer 
Lande ſich offen erklaͤrten. Won den geiftlichen Fuͤrſten hatten ſich 
ar noch der Erzbiſchof von Salzburg und die Biſchoͤfe von Bam⸗ 
berg, Speyer und Bafel in Nürnberg eingefunden. Auch von 
ben weltlichen Fürften waren nur eine geringe Anzahl zugegen, 
Um fo mehr fiel ed auf, daß der Herzog Friedrich von Tyrol, ber 
fih aus Groll gegen den König von den Reichöverfammlungen - 
entfernt gehalten hatte, biefesmal zu Nürnberg erſchien. Die 
Abgeorbneten von kaum einem Dutzend Reichöftädten machten ben 
‚Öben Reichstag nicht belebter und die Unzufrievenheit der Zu— 
fammengefommenen fteigerte fih um ein Bedeutendes, als fie 

. nad) längerem Warten auf die Ankunft des römifchen Königs ers 
fuhren, daß fie ſich in ihrer Hoffnung getäufcht hatten. Denn 
Sigmund, der daran gezweifelt haben mochte, daß wegen ber 
‚Huffitenflreifzüge der Reichstag zu Stande kaͤme, vielleicht auch 
noch durch Leibesfhwachheit in Folge der kaum uͤberſtandenen 
Krankheit zuruͤkgehalten, war noch in Ungarn 2), als bie zw 
Nürnberg Berfammelten täglich auf feine Ankunft harten, Erſt 
im Juni trafen als Fönigliche Commiffarien ber Kanzler Johann, 
Bifchof von Agram und der Herzog Heinrich von Landshut ein, 
entfejuldigten den König wegen feines Ausbleibens, kuͤndigten 
aber feine fpätere Ankunft an, Als dieſe aber fich immer mehr 
in die Länge zog, ging die Verſammlung, ohne etwa von Belang 
vorgenommen zu haben, wieder auseinander 3), 

Mittlerweile hatte fih Sigmund zur Reife nach Deutfchland 
entſchloſſen. Nach kurzem Aufenthalte in Wien bei dem Herzoge 
Albrecht *) (in der zweiten Hälfte des Juli) reiste er laͤngs ber 
Donau herauf über Linz und Paffau nad) Straubingen. Hier, 
wo er von ben bayerifchen Herzogen Ludwig und Wilhelm bes 

2) Im 3. 1430 war Gigmund zu Prefburg, im März zu Tirnen, im 
Apr und Anfang Mai zu Prefburg und Schintau, im Juni zu Kotſee. Erſt 
im Juli machte ev ſich auf Die Reifes am 25. dieſes Monates war er zu Wien, 
Bol. die Regeften im Anhange. 

3) Windel c. 168. p. 1218, Rad Datt de Paco publica p. 173 wäre 
von den Berfammelten eine Rotel entworfen worden, wie man von dem erhübes 
nen Gelde Gölbnsr werden ſollte. 

4) Bol. die Regeften v. 25. Zuli 1430. 


32 Deittes Vuch. Meunzehntes Rapktrl. 
fen?) unb.bewirthet wurde, hielt ex in dor erſten Woche des 
Septembers eine Verſammlung bayerifcher und ſchwaͤbiſcher Reichs⸗ 
flänbe, um fi) mit diefen über einige vorläufige Kriegsanflalten 
gegen bie Huffiten zu.benehmen ®); daß er aber bie Abficht ge= 
habt, von Straubingen aus mit Huͤlfe der bayeriſchen Herzoge 
gegen Böhmen einen Kriegszug zu unternehmen, ift eine Nach- 
richt, bie Feinen Glauben verdient”). Nach vierzehntägigem 
Aufenthalt in Straubingen begab er ſich nach Regenöburg, wo er 
(10. Sept.) einen Fürftentag hielt ®) und ſodann die Reife nach 

" N ırnberg fortfehte, wo er von ber bortigen Buͤrgerſchaft, bie 
ihm entgegengeritten, feierlich (Mitte September) in die Stabt 
eingeführt ward ). 

Nachdem der König in Nürnberg zum Reichstag eingetroffen 
war, fehlten die Reichsſtaͤnde: nur eine geringe Zahl war daſelbſt 
zurüdgeblieben, die meiften waren, des langen Wartens über: 
drußig, nach Haufe zuruͤckgekehrt. Aus der Nähe hatten ſich 
zwar mehrere Reichöftände von neuem eingefunden, ihre Zahl 
war aber nicht fo groß, daß man eigentlich von einem Reichstage 


5) Lang Ludwig d. Bärt. S. 155. Dem K. Sigmund fendete der H. Lud⸗ 
wig ein Bewillkommnungsſchreiben mit zwei geſalzenen Schweinbachen und zwei 
Srifhplingsköpfen entgegens und indem er fi entſchuldigte, daß cr aus „Sorg 
feineß Seibes” nicht feibft Tommen tönnte, bat er um einen Rechtstag gegen H. 
Heinrich und feiner andern Feinde, die er vermuthlid in Straubingen perſoönlich 
zu treffen fürchtete. H. Wilhelm glaubte dem Kaifer ein noch ſtattlicheres Ges 
fen? mit einem vierftangigen Hirſchgeweih zu machen. — Die Geſchenke, welche 
des Herzogs Ludwig Schweſter, die Königin Ifabella von Frankreich, dem rämie 
The Könige einige Jahre zuvor machte, waren doch anſehnlicher. Sie beftanden 
in einem goldenen Kreuz mit Gdelfteinen und in einem von ihr ſelbſt verfertigten 
Beutel mit Reliquien. Lang a, a. D. ©. 122. 

6) ©. im Anhange Beilage XVI. Wencker Apparat. Archiv. p. 326. 
Gemeiner Regensburg. Chronik IT. S. 9. Bgl. Häberlin R. H. V. 480. 

T) Andreas Presbyt. Ratisbon. p.48. „Feria VI (ift zu lefen IV.) post 
Barthol. Sigiemundus Rom. Aug. venit Straubingam ibique fecit disposi- 
tionem ducendi exercitum in Bohemiam contra Hussitas: sed dispositio illa 
non habuit effectum.‘“ 

8) Gemeiner Regensburg. Chronik II. &, 9, -Budner Geld. v. Baiern 
VEWT 

9) Windet ©. 1218 fl. Histor. Norinberg, dal. Per. U. p. 546 09. 
Wegen im And, vom 15. Sept. 1480. - 





Sigmund auf dem Nürnberger Reichstag. 353 
forechen konnte. So war auch hier Sigmund's Schickſal, wie 
faft überall anderswo, daß er immer zu ſpaͤt kam. Sigmund lud 
daher durch neue Einladungsſchreiben bie Reichöftände zu dem 
Nürnberger Tag ein, beffen Eröffnung er Anfangs auf den 25, No⸗ 
vember beſtimmte 10); allein da ber Termin zu kurz war und bie 
entfernteren bis bahin nicht eintreffen konnten, ward ber Tag bis 
zum Anfang des Jahres 1431 verfchoben: erſt den 9, Behr, 1431 
konnte er aber eröffnet‘ werben. 

Mittlerweile fehlte es dem roͤmiſchen König nicht an mancher⸗ 
lei Gefchäften, die zu erledigen waren, Während ber ſechs Wo- 
hen, welche er größtentheild in Nürnberg zubrachte (dom 15, Sept. 
bis Ende October), ſtellte er nicht wenige Urkunden aus, ver⸗ 
lieh Gnabenbriefe, beftätigte Privilegien, belehnte Finften, Gras 
fen und Herrn mit den Regalien 11), fuchte manche Streits 
fachen im Reiche durch feine begütigenden Schreiben zu ſchlichten 
oder wenigftend deren Entſcheidung auf den nächften Reichötag zu 
verfchieben. Die Argerlichen Streithändel des Conrad ‚Herrn von 
Weinsberg mit ben ſchwaͤbiſchen Reichöftäbten und den Land» 
friedensbruch bed Erſtern gegen die Letztern ſchlichtete er auch 
(4, Oct): Conrad von Weinsberg ,. deffen Rechtfertigung ſich die 
Firften eifrigft angelegen feyn ließen, ward wieber zu Gnaden 
aufgenommen, bie ſchwaͤbiſchen Städte zu einer Gelbzahlung an 
denfelben angewieſen, bafür aber wurde die ihm verpfändete 
Reichsſteuer von Ulm und Schwäbifh: Hal wieder genommen 
und die Stadt Weinsberg als Reichsſtadt erflärt 12), 

Im Anfang November begab ſich Sigmund nach Schwaben, 


10) Schreiben Sigmund’ an die Wetterauiſchen Meichöftäbte im Anhange 
Beilage XVI. 

11) S. im Anhange die Regeften. 

12) Winde c. 164. p. 1209. Wegelin St. Landvoigtei in Schwaben P.L. 
p- 106. u, P. IL. p. 74 sqq. Gonrad von Weinsberg hatte feine Gewaltthat 
damit entfäuldigt, daß die Kaufleute der ſchwäͤbiſchen Gtävte in der Acht und 
Aberacht gewefen wegen Weinsberg (vgl. oben Kap. XVI. not. 27). Auch hatte 
fi Sonrad mit den ſchwaͤbiſchen Städten dur Vermittlung der Kurfürften vers 
tragen, welchen Vertrag aber der König nit anerkannte. Die Fürſten behaup- 
teten nämlich, daß Gonrad im Kecht geweſen. Bol. Pfiſter Geſch. v. Schwa⸗ 
ben II. 365 fl. J 

Alba K. Sigmund. M. 23 


854 Drittes Buch. Reunzehntes Kapitel. 
Bom 9, bis 14. November finden wir ihn in Um 1°), Bon hier 
durchreiöte er Schwaben bis an den Bodenſee. Damals herrfchte 
in Ravensburg und in ber Umgegend eine große Aufregung unter 
dem Volke gegen die Juden. Man befchuldigte diefe des Mordes 
eines Chriſtenknaben, um deffen Blut zu gewinnen. Den Leid: 
nam bed Gemordsten, den man zufällig gefunden hatte, verehrte 
man wie bie Reliquie eines Heiligen, und die gegen die Juden 
erbitterte Menge verfammelte fich häufig und drohte in arge Er: 
ceffe gegen biefelben audzuarten. Sigmund nahm, weil fein 
offenbarer Beweis vorlag, daß das Verbrechen von Juden, und 
zwar noch weniger in der angegebenen Abſicht, begangen worben, 
fich der Verfolgten an, und ſchuͤtzte fie felbft gegen gerichtliche 
Verfolgungen, weil fie ald Fönigliche Kammerknechte feinem Ges 
richte unterworfen waren. Auch traf er Anftalten, daß die Zus 
fammenläufe des Volkes verhindert wurben, worauf fich almälig 
die Aufregung legte 1°). 

Bon Überlingen am Bobenfee, wo wir ben König vom 
29. Nov. bis 15. Dec. finden 15), begab er ſich nach dem ihm 
fo theuren Conſtanz, das Feſt der Geburt unfered Herrn dort zu 
feiern. Sein Aufenthalt in diefer Stadt, wo er fich die Zeiten 
des Conciliums in die Erinnerung zurüdtief, währte mehrere 


13) S. die Regeften im Anhange. 

14) Andreas Presbyter Ratisbon. ap. Kulpis. p. 48: „Sigismundus Rex 
divitates Inrperiales Sueriae visitavit et inter alia quae ihi gessit, hoc me- 
moriale religuit. In civitate Ravenspurg Judaei quendam scholarem Chri- 
stianum ante paucos annos more suo propter ejus sanguinem occiderunt. 
Quem scholarem mirabili modo dum occultare non possent, cautius volen- 
tes agere eundem extra civitatem in carro duxerunt, et in loco nemoroso 
ibidem in abiete suspenderunt: et factum est, ut per clamorem et volita- 
tionem avium corpus sic suspensum manifestarent: et ex hinc Episcopo 
Constantiensi et Presbyteris renitentibus et fieri prohibentibus, tanguam ad 
innocentes occisus conflusus populi fieret magaus. Sigismundus autem Rex, 
ut hujusmodi concursum prohiberet, aedificium ibidem quasi ecclesiam fa- 
ctam, in cujus medio abies illa, in qua scholaris suspensus fuerat, stabat, 
combussit et sic concursus ille cessavit.“ Mol. Wegelin die R. Landvogtei in 
Schwaben P. I. p. 112 u, II. p.97. u, die Regeften v. 20. Ian. 4430 im An⸗ 
hange. 

16) S. im Anhange die Regeſten. 








Sigmund auf dem Nürnberger Reichötag. 355 


Wochen, in welcher Zeit er eine große Anzahl Gnabenbriefe ers 
theilte 1°), Für Conſtanz felbft war fein dortiger Aufenthalt da: 
durch von befonderer Wichtigkeit, daß er die durch bie Zuͤnfte ver⸗ 
triebenen Geſchlechter wieber in ihre Rechte reſtituirte 17), 

Sodann eilte er tiber Rotweil und Tuͤbingen (Ende Januar 
1431) 18) nad Nürnberg zum Reichstag zurüd‘, den er am 
9. Februar eröffnete, 

Daß kurz zuvor (5. Dec, 1430) die Kurfürften in Frankfurt 
zur Berathung eines „Huffitenzuges zufammengelommen feyen, 
wie Windel erzählt 19), laͤßt fich fehr bezweifeln. Wenn die 
Verſammlung wirklich ftattgefunden hat, fo kann fie nur als eine 
Vorberathung einiger Zürften zu dem ‚allgemeinen Nürnberger 
Reichötag angefehen werden 20%), . 

Die Anzahl der in Nürnberg zufammengelommenen Reiches 
ftände war größer ald gewoͤhnlich. Um mehr Ordnung in bie Bes 
rathung zu bringen und ſchneller zu einem Refultat zu gelangen, 
wurde für zweckdienlich gefunden, einen Ausſchuß von ſechs Fürs 
ften oder ihren Räthen und ebenfo vielen Städten zu machen, 
Bu jenen gehörten Zrier, Coͤln, Pfalz, Sachfen und zwei bayes 
riſche Herzoge, zu biefen die Stäbte Coͤln, Aachen, Strasburg, 
Um, Nürnberg und Frankfurt: bald wurbe zu jedem ber beiden 
Stände noch eine fiebente Stimme beigefügt: zu ben Fuͤrſten der 
Erzbiſchof von Mainz, zu ben Reichsſtaͤdten Eßlingen. Allein 
durch diefe Einrichtung wurde erft techt fichtbar, wie bie Fürften 
und Städte in ihren Anfichten und Abfichten ganz entgegengefegs 
ter ober doch fehwer zu vereinigender Meinung waren 20b), 

Die Hauptgegenftände aber, welche auf dem Reichötag vers 
handelt wurden, waren folgende: 

Bor .allen Dingen wurde der Huffitenfrieg berathen, 

16) &. im Anhange die Negeften aud den R. Regiſtraturbüchern. 

17) Zender Geſch. d. bürgerl, Zebend in Gonftanz S. 29 fü. 

18) ©. im And. die Negeften. Auf diefe Reife des Königs über Balin« 
gen, Tübingen, Schorndorf it die Stelle bei Trithem. Chron. Hirsaug. ad 
an. 1431 p. 381 zu beziehen, 

19) Windet c. 171. p. 1221. 

20) Diefer Meinung ift auch Häberlin R. 9. V. S. 488. 

20d) Bot. Gundling Leben Churf. Fricdrichs I. v. Brandenh, S. 336. 

23 * 


356 Drittes Buch. Neunzehntes Kapitel. 
Um fchneller zu einem Beſchluß zu kommen, legte man den Ab⸗ 
ſchied des Nurnberger Reichtages vom Jahr 1427 zu Grunde, 
Mit geworbenen Soͤldnern .oder einem ſtehenden Heere von 
20,000 Mann ben Krieg zu führen, wie ber Markgraf von Brans 
denburg angerathen, und deßhalb von allen Reichsſtaͤnden eine 
Kriegäfteuer ober einen allgemeinen Pfenning zu erheben, zeigte 
ſich unausführbar, indem die Franken und Schwaben fi) auf das 
Entſchiedenſte gegen dieſe Neuerung erklaͤrten; benn fie behauptes 
ten wie fhon im Jahr 1427 nur zum perfönlichen Erfcheinen im 
Felde, d. h. mit dem Leibe, nicht mit Gelde.gegen bie Feinde zu 
fleeiten verpflichtet zu feyn. Auch die Kreiseintheilung Deutfch- 
land's, welche wieder von neuem zur Sprache kam, fand vielfäl- 
tigen Widerſpruch, obwohl diefelbe manchen Vortheil verhieß, ins 
dem zur fehnellern Aushebung ber Kriegsmannſchaft und beffern 
Eintheilung der Kriegähaufen ed fehr förderlich zu feyn ſchien, 
wenn bad Reich in Kreife getheilt wäre, Die RKeichsſtaͤdte waren 
dieſem Vorſchlage befonders entgegen, weil fie vorausfahen, daß 
fie .den Fahnen von mächtigen Herzogen und Fuͤrſten zugetheilt 
wirden, wobei fie fi aus aͤngſtlicher Wahrung ihrer Rechte und 
Unabhängigfeitsliebe in ihren Privilegien beeinträchtigt glaubten, 
Nur mit Mühe wurden neue Matrikel zu Stande gebracht, 
Da man größere Streitkräfte als früher aufbringen wollte, fo 
wurde ber Anſchlag vom I. 1422 bei den mächtigen Reichsſtaͤn⸗ 
den ungefähr auf dad Wierfache erhöht *1), Ein Erzbiſchof, ber 
zugleich Kurfürſt war, wurbe auf zweihundert Gleven ober taus 
fend Reifige angefchlagen: die Biſchoͤfe nach der Größe ihrer Dioͤ⸗ 
cefe von zwei bis auf 420 Gleven: bie Exzbifchäfe von Salzburg, 
Magdeburg, Bremen, die Bifchdfe von Würzburg, Bamberg, 
Münfter, Utrecht, Lüttih, Mes, Cambrai und Paflau hatten 
unter denſelben bie hoͤchſten Gontingente zu ſtellen: von 40 bis 
120 Gleven. Der deutſche Orden follte 2000 Reifige ſchicken, 
dagegen bie Johanniter nur fünfzig Ritter. Von ben zahlreichen 
Abteien waren bie reichften wie Fulda, St. Gallen, Maulbronn, 
21) Die Meipsmatritel v. I. 1431 finden id abgebrudt in der Neuen 
Sammlung der Beipbabfhiede I. S. 137 —140. Über die Weiträge der Reichs · 
ftäbte zum Bug handelt befonderd Gemeine Regensburg. Shronik IL. &. 12. 


Sigmund auf dem Nirnberger Reichetag. 357 
Waldſaſſen, Salmansweiler, Weingarten u. a, mit fieben, fünf, 
vier Gleven angeſchlagen: bie minder begüterten nur mit brei, 
zwei oder einem Gleven. Unter ben weltlichen Birften war der 
Herzog von Burgund mit 400, der ‚Herzog Albrecht von Oſtreich 
mit 300 Gleven am hoͤchſten, die andere oͤſtreichiſche Linie gleich 
den Kurfürften mit 200 Gleven angeſchlagen. Die Landſchaft 
Schlefien mit den ſechs Städten ſollte 500 Gleven ftellen, Hol: 
Iand 300, Brabant 200, ebenſoviel auch Savoyen: die Hälfte 
diefer Zahl jedes der Länder Geldern, Cleve, Lotharingen, Hef- 
fen, Thuͤringen. Jeder wittelsbachiſche Herzog in Bayern ſtellte 
420 Steven, die fämmtlichen zufammen an 500: bagegen die vier. 
pfälzifhen Wittelöbacher mit dem Kurfürften an 300. . Der Her⸗ 
zog von Berg flellte 60 Gleven: ebenfoviel die Herzoge von 
Braunſchweig und eine nicht viel höhere Zahl die Heszoge von 
Mecklenburg wie auch die Herzoge von Pommern. Der Marks 
graf von Baden nur 25 Gleven. Unter den Reichögrafen waren 
der Graf von Wirtemberg mit 100, ber Graf von Gilly mit 40, 
der Graf von Goͤrtz mit 30 Gleven am höchften angeſchlagen: die 
übrigen ſtellten hoͤchſtens 20, mindeflens zwei Gleven. Die 
Reichöfreiheren ftellten von ein bis zu zehn Gleven: ber Herr von 
Hanau aber, ber damals in den Grafenftand erhoben worden, 
hatte zwölf Gleven zu ſtellen. Die Reichsſtaͤdte, 85 an ber Zahl, 
wozu aber auch die fehweizerifchen Städte gezogen wurden, gaben 
zufammen an 2099 Gleven, ungefähr das Fünftel der ganzen zu 


‚Kellenden Kriegsmannſchaft, welche auf 40,080 Gleven oder 


50,900 Reifige gebracht werben follte. Auch vertheilte man unter 
den größern Reithöftänden die Anſchaffung von grobem Gefchlik, 
Kanonen, Pulver und fonfligem Kriegögeräthe. 

Nachdem man über die Kriegsruͤſtungen zum Huffitenzug 
einig geworden, ſchritt man zu Errichtung eines allgemeinen 
Zandfriedens, der im ganzen Reiche bis Martini 1432 gelten 
folte, Den Friedensſtoͤrern wurden Strafen und bie höchfte Un⸗ 
gnade, wie auch Vertreibung aus Stadt und Land und die Reichs⸗ 
acht gebroht. Alle die aber, welche wegen. irgend einer Sache 
geächtet ober verurtheilt waren, von was immer für einem Ges 
richte, follten während des ‚Huffitenzuges und vier Wochen her⸗ 


38 Drittes Buch. Neunzehntes Kapitel. 


nad, wenn fie Antheil daran nahmen, ımverfolgt bleiben. Die 
im Reiche aber, weiche den boͤhmiſchen Ketzern Lebensmittel, Waa⸗ 
sen, Waffen x, zuführten, oder es fonft mit ihnen hielten, ſollten 
Leib und Gut verwirkt haben. Auch follten die, welche an dem 
Huffitenguge Theil genommen in Perfon ober durch ihre Leute, 
während deſſelben und noch vier Wochen lang fpäter wegen Feiner 
Sache (Schuldfachen ausgenommen) weber vor bem Hofgericht, 
noch irgend einem andern Gericht belangt, beſchwert ober verur⸗ 
theilt werden. Zwar wurde bad Fehderecht nach vorher zuges 
fehitem Abfagebrief und drei Lage Wartezeit beftätigt, diefe Ver⸗ 
flgung aber follte nur fin foldge gelten, bie nicht am Zuge gegen 
die Keger Theil nahmen, ben auf bem Zuge Begriffenen aber 
ward des Reichs und des Könige Schub zugefichert. 

Zulegt noch wurde eine goldene Bulle über die Pfahlbür- 
ger gegeben, worin die frühern Beflimmungen der römifchen Kai⸗ 
fer, namentlich des vömifchen Königs Heinrich vom I. 1231 ers 
neuert wurben. Sigmund wolkte Durch diefe Bulle ben vielfachen 
ärgerlichen Streitigkeiten ber Fünften und Herrn mit den Städten 
begegnen. Auch warb von neuem verboten, irgend Bündniffe und 
Einungen zu ſchließen ohne des Reiche Wiſſen, Willen und Er⸗ 
laubniß. 

Alte dieſe Beſchluͤſſe des Reichstages wurden in einem Ab⸗ 
ſchiede von acht Hauptflüden im April 1431 publicirt. Die 
ſechs erſten über bie Ordnung im Zug, dem Kwegsrechte und ber 
Art und Weife Krieg zu führen, den gemeinen Pfenning nahm 
man woͤrtlich aus dem Reichötagsabfchieb vom J. 1427 und aus 
der ‚Heibelberger Verordnung vom I. 1428 Über die Huffitenfteuer: 
nur die Matrikel änderte man: und als fiebentes und achtes 
Heuptftli wurden die Beſchluͤſſe über den allgemeinen Landfrie⸗ 
den und bie Berorbnung uͤber die Pfahlbuͤrger beigefügt 22). 

Daß auf dem Reichötag zu Nürnberg im J. 1451 von Sig: 
mund eine Reformation des' Polizeiweſens im roͤmi— 


. 22) Der Keichsabſchied ift gedrudt in der Neuen Samml, d. R. Abſch. I. 

©. 131—149. Datt de Paee publica p. 156 sqq. · Vergl. Leheman Speyr. 
GEhronik S. 791. Doch ftimmen die verfhiedenen Berichte nit ganz mitein- 
ander. - 





Sigmund auf dem Nürnberger Reichstag. 359 


ſchen Reiche 23) gemacht worden, wie man behauptet hat, ifi 
als unrichtig zu verwerfen. Sie ruͤhrt offenbar aus ſpaͤterer Zeit. 
Dagegen ift es nicht zweifelhaft, daß ſich Sigmund es fehr ans 
gelegen feyn ließ, bie weftphälifchen heimlichen Gerich te zur 
teformiren. Schon im J. 1422 hatte er ben Erzbiſchof von Coͤln 
als Herzog von Weftphalen ermächtigt, die Freigrafen jährlich zu⸗ 
fornmenzurufen und ihre Gerichtöorbnung zu revidiren 24). Einige 
Jahre fpäter (1429) ließ fih Sigmund am Freiſtuhl zu Dort⸗ 
mund feierlich unter die Wiffenden aufnehmen 2°). Derrömifche 
König war zwar ald oberfter ‚Herr und Richter der Freiſtlihle an⸗ 
erfannt, aber bie Natur bed Bundes brachte es mit fich, daß der 
Kaifer Wiffender feyn mußte: denn der Bund hatte Rechte, Pflich⸗ 
ten, Geheinmiffe, bie es jenem unmögMh machten einzuwirken/ 
wenn er nicht eingeweiht war. Einige Proceffe vor ben weſtphaͤ⸗ 
liſchen Gerichten, worin biefe ihre Befugniffe ungeblihtlich übers 
ſchritten, machten aber recht das Beduͤrfniß fühlbar, ihre Gerichts⸗ 
ordnung einer neuen Revifion von Seiten des Reichsoberhaupts 
zu unterwerfen: beſonders war e8 ber ärgerlich Proceß, gegen 
den Herzog Heinrich von Landshut vor der Vehme durch feine‘ 
Gegner geführt, welcher auf die Nothwendigfeit hinwies, das 
heimliche Gericht nicht ſchrankenlos walten zu laſſen. 

Den langen Streit zwiſchen den bayerifchen Herzogen Lud⸗ 
wig von Ingolftadt und Heinrich von Landshut, wegen des meu⸗ 
chelmoͤrdiſchen Überfales des Letztern zu Conſtanz im I. 1417, 
entſchied der König zu Nürnberg auf dem Reichstag. Herzog 
Ludwig verlangte in doppelter Hinficht Genugthuung: als Reichs⸗ 
fuͤrſt und im der Eigenfchaft eines Ambaffiatord des Königs von 
Frankreich, was er damals zu Conftanz geweſen. Als perſoͤn⸗ 
liche Genugthuung aber forderte er nicht weniger als Folgendes: 
Herzog Heinrich ſolle für ehrlos erklaͤrk und aller Winden entſetzt 
werden: man folle ihm fieben Wunden (wieviel derfelbe verfegt) 


23) Golaft R. Sagungen P.I. p. 110 — 12. Lunig R. X. IV. p.238 
— 230. 5 

2 Thierſch Hauptſtuhl der meftph. Beme S. 110. Wigand das Femge: 
richt Weſtphalens &. 207 not. 62. 

25) Wigand a. 0. D. S. 520. 


0 Drittes Buch. Neunzehntes Kapitel. 

in feinem Leib machen, wevon zwei auf ben Tod wären. So⸗ 
dann folle man ihm bie rechte Hand abhauen und er feiner Lande 
verluflig erklaͤrt werden, die an ihn (den Herzog Ludwig) falfen 
müßten. - Daß aber die Sache nach Conſtanzer Stadtrecht, als 
ein gewöhnlicher Friedensbruch im Zorn, durch den Gonftanzer 
Bürgermeifter entfchieden werde, wie Herzog Heinrich’ Anwalt 
verlangte, verwarf Ludwig ganz und gar. So fprach benn ber 
tömifhe König nad Vernehmung ber Richter bad Urtheil 
(88. März 1851): Herzog Ludwig's Begehrung wäre feine ges 
ſetliche Genugthuung, fondern eine graufame Rache. Herzog 
Heinrich aber folle Lubwigen um Gottes und der lieben Frauen 
willen um Berzeihung bitten: drei ewige Mefien fliften, davon 
eine zu Conſtanz: ein Mehr lang uͤber's Meer fahren zum heiligen 
Stab, ober an feiner Statt einen Grafen oder Freiherrn zu dritt 
hinſchicken: ferner in eigner Perfon oder durch einen Stellvertre⸗ 
ter eine Wallfahrt nach Aachen, eine nach Rom, eine nach Ein- 
fiedel, eine zum heiligen Blut nach Welſenak in Sachfen mas 
Gen *%): dem Herzog Ludwig Arztlohn und Pflegung erfegen 
und zum naͤchſten Huffitenzug außer feinem Eontingente noch hun⸗ 
dert Gleven weiter ſtellen. 

Demgemäß erfolgte die Abbitte bald darauf zu Nürnberg oͤf⸗ 
fentfih. Wie vorausbeftimmt worden, mußte Ludwig dem Ab⸗ 
bittenben die. Hand reichen und fagen: „ich vergeb’ Dir die Sach’, 
nach Inhalt der Urthel,” Für die Mefle in Eonftanz erlegte Her: 
308 Heinrich dem dortigen Domftift 1300 Gulden. Auch die zwei 
anbern Mefjen in Ludwig's eigenem Lande wurden nach beffen Be: 
flimmung zu Ingolftadt gefliftet. Die Meeresfahrt zum heiligen 
Grab ließ Heinrich durch einen Grafen von Montfort machen, wie 
auch die andern Wallfahrten durch Grafen und Heren für den 
Landshuter Herzog gemacht wurden ?7), 


26) Winde c. 173. p. 1227 fügt noch die Wallfahrt na S. Jacob in 
Spanien hinzu und die zum heil. Blut in Sachſen nennt er die „gein Walzenowe.“ 

27) Windel 1. c. Andreas Presbyt. Ratisb. ad ann. 1431. 1. c. p. 48. 
Vit. Arenpeck. Chr. Bar. lib. V. c.61. Aventin. Annal. Boic.lib. VII. c. 24. 
Histor. Norimb. dipl. Per. II. 548. Bol. v. Lang Ludwig der Bärt, S. 155 
— 158. Suchner Gef, v. Valern VI. ©. 268 fl. 





Sigmund auf dem Nürnberger Meicjerag. 31 

Durch diefe Fönigliche Entſcheidung konnte auch der ärger 
liche Proceß, wornach Heinrich von ben weftphälifchen Gerichten 
auf die Anklage H. Ludwig's und Kafpar des Torringers vers 
vehmt worden war, "befeitigt werben. 

Während Herzog Ludwig am Hofe Sigmund’s in Ungarn 
lebte (u. 1422 — 1826) fürchte er und fein Waffengefährte Kafpar 
der Torringer vor ben Gerichten. zu gewinnen, was fie nicht mit 
den Waffen hatten erfämpfen Finnen. Ludwig erhob vor bem 
koͤniglichen Hofgericht gegen den Markgrafen Friedrich von Bran⸗ 
denburg Klage, baß er den Frieden gebrochen. Da er ben Kb: 
nig ganz für feine Sache gewonnen, wurde der Markgraf wieders 
holt vorgeladen (d. d. Ofen 11. Det, 1423 — 14. Ian, 1424 — 
Tottes 28. Sept, 1424), perſoͤnlich fich zu verantworten. Diefer 
leiftete dem Befehle Feine Folge und fand Unterflügung an ben 
Kurfücften, die erklärten, daß ein Kurfürft nur von den andern 
Kurfürften unter dem Vorſitz des roͤmiſchen Königs ober Kaifers 
gerichtet werben koͤnnte. So unterblieb der weitere Proceß. Aber 
Sigmund hatte damals bie Freundſchaft des Markgrafen vers 
loren ?®), 

Mittlerweile verfolgte eigene und des Herzogs Ludwig An⸗ 
gelegenheiten Kafpar ber Zorringer ebenfalls vor Gerichten. An: 
fangs belangte berfelbe den Landshuter Herzog Heinrich bei dem 
roͤmiſchen König: ald er bei ihm Fein Gehör fand, ging er an die 
weſtphaͤliſchen Gerichte und Plagte, daß Heinrich ein Lügner, ein 
Räuber, ein Mörder fey, der als ſolcher fein Leben verwirkt habe, 
Bei diefer Anklage waren Heinrich und feine Freunde nicht müßig: 
fie brachten es dahin, daß die Klage von mehreren Freiftühlen abs 
gewiefen-ward. Endlich erwirkte Kafpar der Zorringer an dem 
Freiſtuhle von Dortmund eine Vervehmung bed Herzogs Heinz 
rich. Damals gab der König Sigmund, oberfter Richter ber 
Vehme, dem Erzbiſchof von Cöln den Auftrag, als koͤniglicher 
Commiſſar die Verhandlungen des heimlichen Gerichts zu leiten 
und den Torringer in Schug zu nehmen. 

Nach langen Verhandlungen und mehreren Vertagungen 


28) Bgl. v. Lang a.a. D. 8,119— 121. Buqhner a. a. D. S. 247. 


362 Drittes Buch, Neunzehntes Kapitel. 


wurde um Johannis 1429 durch den Dortmunder Zreigrafen Con⸗ 
tab von Lindenhorft von dem Limburger Freiſtuhl bie Vervehmung 
Heinrich's beftätigt, „Wegen de? Unthat und Boßheit, bie Herz 
308 Heinrich an Herzog Ludwig, an Kafpar dem Zorringer, an 
der Landfchaft, Kitterſchaft und dem Verein (in Bayern = Ingol= 
ftadt) begangen habe, heißt es im Urtheil, werde er vervehmet 
und verurtheilet, von allen Rechten abgefchieben und von ben vier 
Elementen, die Gott dem Menſchen zum Troſt gegeben, auöge- 
wiefen, baß fein Leichnam nimmer dazu gemengt werde, es ſey 
denn, baß er dazu ald miffethätiger Menſch geführt werde. Fer⸗ 
ner fey fein Hals ımd fein Lehen, das er vom Reiche empfangen, 
diefem und dem Könige verfallen. Man möge daher mit ihm 
verfahren, wie mit einem miffethätigen vervehmten Mann und 
ihn richten nach den Gefeen bed Rechts. Schließlich werden alle 
"Freifchöffen aufgeboten, das Recht der heimlichen Acht an ihm zu 
vollziehen umb dazu zu helfen, daß dem Herzog Ludwig ſolche 
Gewalt, Wunden, Schläge und Schmerzen gebeffert und ihm 
auch fein Schade an feinen Landen und Leuten und Unterfaffen an 
Mord, Brand und Gewalt, und bemfelben Kafpar, der Ritter: 
ſchaft, Landſchaft und dem Vereine alles Zugefligte gerichtet werde 
ohne ihren Schaden oder Hinderniß, da Heinrich, der fich fehreibe 
Herzog in Bayern, fie wider Gott, wider Ehre, wider Recht 
und wider das heilige Reich gewaltfam beraubt habe, Er folle 
fofort Feiner Privilegien, Freiheit und Geleit genießen an Feiner 
Stätte, ald an geweihter.“ 

Dieſes Urtheil, welches einen der angefehenften deutſchen Für= 
ſten für rechtlos und vogelfrei erklärte, erregte in großem Grade 
die Aufmerkſamkeit aller deutfchen Fürften und des römifchen Kö= 
nigs. Letzterer kimdigte fogleich dem Herzog Ludwig, dem Anz 
flifter des Vehmurtheils, den Frieden auf, und da die Freigrafen 
ſich weigerten,, die Beroehmung zuruͤckzunehmen, fo boten einige 
Sürften Alles bei dem König auf, daß diefe ald ungültig verwor- 
fen ward. Sigmund trug dem Freiftuhl des Herzogs Adolf von 
Juͤlich auf, die Sache von neuem zu unterfuchen und darüber zu 
berichten: er felbft erließ mehrere Schreiben an die weſtphaͤliſchen 
Freigrafen, die wiederholt den Herzog ‚Heinrich wegen neuer Anz 





x 


Sigmund auf dem Nürnberger Reichstag. 363 


Hagen vorluden, umd verbot ihnen unter Strafe bed Königsbans 
nes, in Sachen deffelben zu richten, indem er felbft naͤchſtens 
darüber (Sonntag Invocavit 1431 zu Nürnberg) zu Gericht figen 
werde. Die weltphälifchen Richter aber hielten fi) an ihre Ge—⸗ 
tichtsordnung, daß von ihnen nicht appelliert werben koͤnne an 
ein anderes Gericht oder an den König: nur vor einem Freifluhle 
Tonne die Sache abgemacht werben. Es blieb zuleßt nichts Ans 
deres übrig, als auf die Kläger ſelbſt zu wirken, daß fie ihre 
lage zuruͤcknaͤhmen, und das Urtheil des Lüneburger Freiſtuhls 
wegen eines Formfehlers durch den Freiſtuhl des Herzogs von 
Jůulich cafficen- zu laſſen. 

Nachdem Herzog Heimich dem Ingofftadter Herzog Genug: 
thuung gegeben hatte, fühnte er fi) auch mit Kafpar des Tor⸗ 
ringers Sohn Georg aus (ber Water war 1430 gefterben) und 
gab ihm feine väterlichen Güter zuruͤck. Die zerſtoͤrte Burg Tor⸗ 
ring durfte ex aber nicht wieder aufbauen 2°), 

Die Einmifhung der weftphälifchen Gerichte in die bayeris 
ſche Streitſache trotz des koͤniglichen Werboted und verſchiedene 
andere Faͤlle, wo dieſe Gerichte ohne Ruͤckſicht auf das kaiſerliche 
Hofgericht gegen weltliche und geiſtliche Fuͤrſten einſchritten, mach⸗ 
ten die Nothwendigkeit einer Reformation der Vehme recht fuͤhl⸗ 
bar, Der König Sigmund, obwohl ſelbſt ein Wiſſender oder 
Aufgenommener, Tonnte doch nicht dulden, daß es im Reiche ein, 
Gericht gab, welches ſich hber alle andern Berichte ſetzte. Er dachte 
daher, es in feine frühern Schranken, die es uͤberſchritten hatte, 


29) Über die Vervehmung des Herzogs Heinrid und Kafpar den’ Torringer 
gibt die wichtigſten Urkunden: v. Zreiberg Geſch. d. bayr. Landftände I. S. 386 


* — 408. und Sammlung hiftor. Särift. u. Urt, Münd, 1827. Bd. J. S. 200 fl. 


— 8. Thierſch Vervehmung des H. Heinrich des Reihen von Baiern. Eſſen 
1835. Kindfinger Münfter. Beiträge IIT. 2. n.198. Buchner Geſch. v. Beiern 
&. 247 fi. Thürmaht's (Mventinus) Bericht, dem die meiften neuern Bearbeis 
ter der Geſch. Bayerns folgen, ift ganz falſch: „Caſpar Torringer von feines 
zerbrochenen Schloß wegen lude Herzog Heinri auf das weſtphäliſch Gericht. 
9. Heinrih mit ſampt Markgrafen Friedrich — erfhiene ferbft auf beftimpten 
Tag, klaget über Caspar Torringer, beſchuldigt ihn, er wäre meineidig und treus 
108 an ihm feinem natürlichen Herrn. Der Torringer erſchien nicht, wurde vers 
urtheilt zum Strang.” 


364 Drittes Buch. Neunzehntes Kapitel. 

wieder zuruͤchuführen. Dieſes Berk auszuführen, war nicht 
ganz leicht. Schon K. Ruprecht hatte 1408 eine weſtphaͤliſche 
Gerichtsordnung 20) gegeben und den oberften Einfluß auf die 
Gerichte durch Belehnung der Freigrafen in Anſpruch genommen, 
was ihm auch zugeflanden warb. Sigmund ließ erft durch den 
gelehrten Juriften Johann von Frankfurt (er wird auch Johann von 
Diepurg genannt) dagegen ſchreiben und bie Schrift verbreiten 4), 
Sodann trug er dem Erzbiſchof Theodotich von Coͤln auf, die 
heimliche Acht in Weftphalen zu veformiren und feflzufegen, in 
welcher Weife in Zukunft nach altem Gefek und Herkommen die⸗ 
felben ordentlich gehalten, und Freigrafen und Freiſchoͤffen gemacht 
werben follten. Diefe Reformation ward zu Arnöberg ben 25. Jan. 
4430 von bem Erzbiſchof von Ein gemacht. Sie enthielt zwanzig 
Artikel 22). Es waren gefammelte Weisthuͤmer, welche künftig 
als gefchriebene Norm gelten folten und welche die Grundlage zu 
der fpdtern von bemfelben Erzbiſchofe entworfenen Reformation 
der Freigerichte bildeten 22). 

Zu gleicher Zeit war der roͤmiſche König fr bie Hands 
babung ber Gerechtigkeit durch die gewoͤhnlichen Gerichte >*) 
und durch die Königlichen Hofgerichte eifrigft bemüht, Auch 
entfernte er, foviel in feinen Kräften ſtand, die Beſchwerden, 
welche man öfters uͤber Eingriffe des Hofgerichts in die privi⸗ 


80) Reue Samml. d. R. Abſchiede I. S. 105 fl. Bsl. Cichhorn deutſch. 
Etoatb » und Redtögefh. III. $. 422. ©. 200 u. 206. 

31) Joannis de Francofordia tractatus contra Feymeros (bei Freher 
tractatus de secretis judiciis etc. ed. Goebel Regensb. 1762. 4.). Der Dow 
tor Zohann von Frankfurt bekleidete die Stelle eine Gapellans und. Secretärs 
bei dem Pfalzgrafen Ludwig. Wigand (Femgericht Weftphal. S. 288 u. 536), 
allzufehr für die Vehmgerichte eingenommen, ift auf den Gegner derfelben nicht 
gut zu ſprechen. Er nennt ihn einen unwiſſenden, heuchleriſchen Betbruber, der 
die Behmgerihte gar nicht kannte. Und doc find die meiften Ausfälle dieſes Geg- 
ners nicht ungegründet, nicht ungeret, wenn auch Manches mit allzu grellen 
Farben gefhildert wird, was in einer Streitſchrift nicht anders zu erwarten iſt. 

32) Neue Samml. d. R. Abſchiede I. S. 128— 131. Lunig R. % IV. 
p · 250 29. 

33) Eichhorn a. a. D. S. 200 u. 207. 

34) S. im Anhange die Segeften v. I. 1430 u. 1431. 





Sigmund auf dem Nürnberger Reichstag. 35 
legitten provinciellen Gerechtfame erhob 20). Zerner bemühte 
ſich Sigmund, die große Zerruͤttung im Muͤnzweſen zu heben, 
welche durch bie Werfchlechterung ber Münze, wie aud durch 
die geringe Beauffichtigung der Münzflätten veranlaßt wurde, Er 
ſuchte daher die⸗ kaiſerlichen Reichsmuͤnzſtaͤtten zu Brankfurt, Noͤrd⸗ 
lingen, Baſel beſſer beauffichtigen zu laſſen und gab genaue Vor⸗ 
ſchriften über den Gehalt, beſonders der Goldmuͤnzen ?e). Es 
glüdte ihm aber fein Bemühen wenig, ba bie Leute, welche am 
meiften dem Übel hätten ſteuern folen, baffelbe veranlaßten, um 
fich zu bereichern. 

Mitten in der Beſchaͤftigung mit den deutſchen Angelegen⸗ 
heiten in Nuͤrnberg verlor Sigmund auch ſein Koͤnigreich Ungarn 
nicht aus den Augen. Er gab damals den deutſchen Reichsſtaͤnden, 
die auf dem Reichstag verfammelt waren, eine ſeltene Feierlich⸗ 
keit, die Belehnung eines vwalachifchen Woiwoben zu ſehen. 
Wlad, unehelicher Sohn des Myrra, Woiwoden von ber Was 
lachei, hatte als Geifel und Fluͤchtling in Ofen und Eonftantis 
nopel lange gelebt, „kehrte fobann mit einer Kriegsſchaar Walachen 
nach feinem Vaterlande zuruͤck, ſetzte ſich daſelbſt feſt, und nach⸗ 
dem er ſeinen Anhang vermehrt hatte, beſiegte er den Woiwoden 
Dan (Daniel), nahm ihn gefangen und ließ ihn enthaupten 
(1430), Sigmund war ſchwach genug, ben Ufurpator ald Was 
fallen anzunehmen. Derfelbe kam felbft zum König nach Nuͤrn⸗ 
berg. Sigmund belehnte ihn hier (Bebr. 1431) feierlich mit der 
Keule, dem Zeichen der Herrfchaft bei den Walachen, ſchlug 
ihn zum Ritter des Drachenorbens (feitdem auch Drakul ges 
nannt), und ließ ihn auf allen Straßen und Plägen der Stabt 


35) So beſchwerte ih der Markgraf Friedrich von Brandenburg, daß trot 
feines kurfürſtl. Privileglums feine Städte Zrankfurt a, d. D. und Berlin vor 
das koͤnigliche Hofgericht geladen worden. Der koͤnigl. Hofriäter, der Graf Jo⸗ 
hann v. Eupfen, erkannte die Beſchwerde für gegründet und hob die Borlehung 
wieder auf. Zen Braudend. urtt. II. p. 557 eqq. Hist. Norimb. dipl.P. IT. 
p- 548. 

36) Ausfüprlih wird im einer befondern Schrift darüber gehandelt: Mit ⸗ 
theilungen zur Geſqh. der Meihömfngftätten zu Brankfurt, Nördlingen und Bafel 
(0. 1425— 1450) v. I. Albrecht. Heildr. 1835. Mit Urkunden, 


366 . Drittes Bud. Neunzehntes Kapitel. 

unter Pofaunenfchall ald Woiwoden won der Walachei ausrufen 7), 
Wiad begab fi) dann an der Spige einer ungarifchen Kriegsſchaar 
in fein Land, und ſchlug und töbtete den unterbeffen von den Tuͤr⸗ 
ten eingefebten Woiwoden Rabul. 


IN) Windet c. 174. p. 1228. Bal. Gngel Geſch. d. Ungr. R, Thl. IV. 
Adth. 1. ©. 167. Fehler Geſch. d. Ung. IV. ©. 378. 





Bwanzigftes Kapitel. 


Fünfter Kriegszug bes beutfchen Reichsheeres gegen die Huffiten. — 
Niederlage bei Lauf. — Schlußbetrahtungen. 1431. 





Indeſſen ber Papft eine Kreuzbulle gegen bie Huffiten er 
hieß"), fein Legat, der Gardinal Julianus Cäfarini von Sct. Ans 
gelo, auf dem Reichstag zu Nürnberg einen neuen Kreuzzug bes 
trieb?=) und die deutfchen Reichöftände dazu die Mittel beriethen, 
ging der roͤmiſche König in die Meinung des Kurfürften Friedrich . 
von Brandenburg ein und verfuchte noch einmalden Weg der Uns 
terBandlung und Berföhnung. 

Die Huffiten hatten ſich in der zweiten Haͤlfte des Jahres 
1430 ziemlich ruhig verhalten, obwohl man damals allgemeine 
neue verheerende Einfäle in Bayern und Thüringen befürchtes 
te2b), Erſt im Anfange des folgenden Jahres war Procopius 
der Große mit feinen Taboriten wieder in das Egerland eingefals 
len. Die Stadt Eger zog vor, lieber eine bedeutende Geldfumme 
zu opfern, als fich der Zerſtoͤrungsſucht der unwiderſtehbaren 
Feinde Preiß zu geben. Nachdem Pilfen vergeblich belagert wor⸗ 
den war, wanbte Procopius feine verheerenden Schritte in das 
Vogtland): indem er hier weiter vorzubringen fehien, aͤnderte 


1) Sie iſt v. 11. Ian, 1431 datirt. Raynald Ann. ecd, ad ann. 1431. 
n.1. Bzov. ad ann. 1431. n. XI. Aen, Sylv. hist. Boh. c„48. Cochl. de 
bell. Hussit.- lib. VI. p. 136. 

2°) Ein Schreiben an die deutſche Geiſtlichkeit von dem Gardinal zum Kreuze 
zug gegen die Huffiten bei Lenfant II. &. 377 fl, 

2b) S. im Anhange Beilage XVI. 

3) Chronic. Bartoss. bei Dobner Mon. Boem. I. p. 167. 


3%8 Drittes Buch. Zwangigſtes Kapitel. 
er ploͤtlich die Richtung ſeines Marſches: durchzog in Eilmaͤrſchen 
Böhmen und brach in Schlefien gegen bie Stadt Liegnitz vor, 
Dos ſchnelle Erſcheinen der Feinde vor diefer Feſtung hätte ihnen 
beinahe bie Eroberung verſchafft: doch da man in jener Zeit in den 
böhmifchen Grenzländern immer auf Angriffe gefaßt und deßwe⸗ 
gen gerliftet war, fo wurbe des Procopius ſchlau angelegter Plan 
vereitelt. Auch waren bie Breslauer der ſchwerbedraͤngten Schwe⸗ 
ſterſtadt eiligft zur Hülfe gelommen, ſchlugen die Kaboriten zuruck 
und ſchloſſen fie zu Nimtſch ein, aber die Kälte war ihnen hinder⸗ 
lich, die Belagerung lange fortzufegen und bie Huffiten auszuhuns 
gem*). So entkam Procopius mit feinen Zaboriten, um bie 
BVerheerungen in ber Laufig von neuem anzufangen. Jedoch 
ſchien ihn damals nicht fein früherer Gluͤcksſtern begleitet zu haben. 
Er Eonnte das belagerte Reichenbach nicht erobern und mußte fi 
vor den zufammengezogenen fächfifchen Kriegsvoͤlkern nad) Boͤh⸗ 
men zurldziehen®), ö 

Indeffen waren die Führer und Geiſtlichen der Zaboriten und 
Beifen mit den Pragern in der Hauptflabt zu einer Unterrebung 
über ihre abweichenden Glaubensmeinungen zufammengefommen. 
Allein die religiöfen Spaltungen waren zu ſchroff: man biöputirte 
mehrere Wochen über die heilige Schrift, daB Abenbmal, die Faſt⸗ 


4) Das Nähere über die Streifzüge der Huffiten in Schleſien in der erften 
Hälfte des Jahres 1431 findet fi) in dem Bud: Dokument, Geſch. u. Beſchreib. 
vor Dredlau. Bd. 2. &.392— 394, wo auch die Quellen näher verzeichnet find. 
Daſelbſt heit eb S. 894: „Daß Procopius beinahe Ligniz durch Lift weggenom ⸗ 
men hätte, erzätt man auf die Zten des Georg Fabricius (Origin. Saxon. lib. VIL.), 
die nicht immer zuverläfig if.” 

5) Palady Eärdig. der böfm. Gefhiätfär. S. 223 theilt aus einer Hand- 
ſqhrift des Bartoſſek eine im Drud fehlende Stelle mit: „149 concordati simul 
orphanorum seota cum ⸗ecta presbyteri Procopii in montibus Cutnis et 
deinde simul omnes in territoriam Lusatiae et ante civitatem Zitaviam in 
jejunio diverterunt et suburbium destruxerunt et concremaverunt. Et ad 
regem Poloniae de secta praedicta eorum quidam pro consilio et auxilio 
tunc tempore jejunüi equitaverunt. Rex vero Sigismundus etiam sabbato 
ante carnisprivium de Constantia cum multis principibus etc. Nornbergam 
revenit et ibidem ultra medium quadregesimae permanait.“ ABgl, Balbin. 
Epitom. p. 476. und über bie Berheerungen ber Huffiten in der Laufit Senfant 
a. a. D. S. 388 fü. 





Fünfter Kriege zug des deutſch. Reichsheeres geg. d. Huffiten. 369 
tage, die Bilder ec. mit großer Hige und konnte nicht zur Bers 
fländigung fommen. Die Prager hatten ſich faft ganz wieder ber 
Lehre ber Kicche genähert, indem bie Zaboriten und Waifen ſich 
immer mehr davon entfernten °), Da zu ber Verfammlung zus 
gleich viele böhmifche Heren gekommen waren, fo konnte fie faſt 
wie ein Reichstag angefehen werben., Auch fanden fich polniſche 
und ungarische Abgeordnete ein, verfuchend, ‚ob fie die Böhmen 
wicht zur Vereinigung mit der Kirche zurlchführen koͤnnten. Doch 
vergeblich 7). Durch einige böhmifche Herrn Tieß-ber roͤmiſche Kb 
nig den Verfammelten dad Anerbieten machen, wegen Friedens⸗ 
aunterhanblungen Abgefandte von huffitifcher Seite nach Eger zu 
ſchicken, wohin er felbft in Peyſon fich begeben wollte. Das Ans 
erbieten warb nicht abgelehnt. Man zeigte ſich geneigt, einen 
Vergleich einzugehen, am meiften von-Seiten des boͤhmiſchen 
Adels, der Prager, felbft der Taboriten. Nur die Waiſen wolls 
ten nichts von einem Vergleich und Frieden mit bem König wiſſen. 
Deffenungeachtet wurde beſchloſſen, vier Deputirte, unter welchen 
auch Procopius ber Große und ein taboritiſcher Priefter, nach Eger 
zu ſchicken ®), wo Cigmund (im Anfang Mai) mit dem Kurfuͤr⸗ 
5) Chronic, Bohem. in ven Scriptt. rer. Boh. I. p.479: „A. 1431 festo 
8. Philippi magous fuit Conventus sacerdotum regni Boämiae in civitate 
Pragensi ex causa legis diviee, ubi Taboritae missas oelebrarunt sine on- 
natu (vestibus sacris) in domo Hankonis; habueruntque oolloquium cum 
magistris Pragensibus de quibusdam fidei articnlis. Primumque Taboritae 
proposuerent, qua de causa sic agerent et fd € scripturae locis probarunt. 
Magistri vero Pragenses dixere, haec scripturae loca esse falsa et derin. 
Hocque probarunt constantes e scriptura, ostendentes etiam et pronuncian- 
tes, se de vener. sacramento corporis et sanguinis, de ejus sacra commu- 
nione sentire, prout sentit s. mater ecclesia:: seque non sentire, quod post 
eonsecrationem remaneat panis materlalis. Demonstrarunt etiam septem 
ecclesine sanctae sacramenta esse servanda et veneranda, aliasque ecclesiae 
sanctae constitutiones.““ Es mird dann -weiter angegeben, daß ſiq die Weiſen 
den Pragern ziemlich näherten, aber daß bie Taboriten bie Meffe ohne Drnat 
eelebrirten, die legte Diung, das egfeuer, die Zaften und die Fuͤrbitte der Hei 
ligen verwarfen. — Kürzer handeln darüber: Continuat. Pulkavae bei Dobner 
Mon. B. T. V. p. 167.0. AnnaleBohem, bei Palacky scriptt, rer. Boh. IIT. 
p- 80. Bal. Theobald S. 369 u. 375. 

7) Chronic. Boh., Cont. Palk., Ann. Boh. Il. oc. 

®&) Chronic. Boh. p. 481: „In hac convocatione civitas antiqua Pra- 

Adtah X. Sigmund. IL. 4 


370 Drittes Bud. Zuanugſtes Kapitd. 
hen von Brandenburg und bem Biſchof Johann von Würzburg 
eingetroffen war). 

Bierzehn Tage dauerten die Unterhandlungen, ohne daß man 
irgend zu einem Ziele gelangte. Als aber enblich die Huffiten 
durch ihre Kundſchafter und andere Perfonen von den großen Zu⸗ 
ruſtungen der beutfchen Beihöftände gegen fie Nachricht erhielten, 
fo glaubten fie, baß die Unterhanblungen bes römifchen Königs, 
der in Betreff der Blaubenslchren dem naͤchſten Goncilium die Ent- 
ſcheidung laſſen · wollte, nicht aufrichtig feyen, fondern nur in der 
Abſicht aufgenommen worden, um bie Böhmen ſicher zu machen 
und had) ber Vollendung ber Kriegsrüſtungen fie um fo gewiſſer 
zu verderben, Diefe ihre Meinung ſagten fie auch dem König 
underholen, unb entfernten fi) fobann aus Eger, mit den Wor⸗ 
ten: nicht fie, fondern ihre Gegner machten eine friebliche Überein- 
tunft unmöglich 10). 

Sobald die Nachricht von bem nunmehrigen Stande ber Dins 
ge nach Prag gelangt war, kam bie Blugerſchaft in große Auf: 
regung, welche ſich bald mit Blitzesſchnelle dem ganzen Lande 
‚mittheilte. Man machte bei einer feierlichen Gelegenheit, bei der 
Proceffion am Frohnleichnamsfeſte, Öffentlich befannt, daß der 


gensis, Barones regni et saoerdos Procopius Taborita ad votum R. Hun- 
gariae Sigismandi miserant ad eum nuncios et in civitate nomine Egra, col- 

„ Jgcuti sant cum eo nuncii.“ Chronic. Bartossil bei Dobner Mon. Boäm. L 
p- 166: „Dominus Zdesluns et Dominus Nicolaus de Lobkowitz fuerunt 
nuntüi ex parte D. Sigismundi Regis Pragae, concordiam ex parte dicti D. 
regis attentantes, tunc etiam Pragenses, et Taborienses D. Wilhelmum Ko- 
scam et Benessium de Makrowus cum quibusdam civibas ad D. Reg. Sigis- 
mendum in Egram civ. pro audienda voluntate ana destinaverunt.“ Win-⸗ 
de c. 178. p. 1237. Aen. Sylv. c. 48. Aun. Boh. 1. c. p. 8l. Contin. 
Palkavae 1. c. wo ger mit dem böhmifgen Ramen Cheb benannt iſt. Bergl. 
Pessin. Mars Morav., p. 555. Balbin. Epit. p. 476. Gundling Friedrid I. 
v. Brandenb. S. 330 fl. 

9) Andreae Presb. Ratisb. Chronio. bei Kalpis. p. 50. 

10) Chronic. Bartoss. 1. c. „Post duas septimanas reversi sunt a D. 
dioto Rege sine omni fine de Egra.“ Con$. Pulkavae. Chronic. Boh. u, An- 
mal. Boh. Il. cc. Windel c. 296 in der Ebner’fhen Handfärift: „Sigmund 
309 (von Mgmmberg) fürbas gen Eger und tedinget do mit den puffen vnd ſchiede 
do von den Hufen one Cude.“ gl. Pessina 1. c. 





Fünfter Rriegszug des beutfch. Reicheheeres geg. d. Huffiten. 371 
roͤmiſche König von neuem bie Böhmen habe hintergehen wollen, 
indem er die Friedensunterhandlungen in Eger nur zum Schein 
eröffnet, die Kriegsruͤſtungen in Deutfchland unterdeſſen aber auf 
das Eifrigfte betrieben habe, um bie Boͤheen unerwartet und uns 
gerüuſtet zu überfallen und zu verderben ?*), 

Ob Sigmund wirklich die Schuld folder Treuloſigkeit mug 
oder ob er aufrichtig fich frieblih mit den Huffiten vergleichen 
wollte, darüber laſſen fich freilich keine eigentlichen biftorifchen Ber 
weiſe beibringen. Die ganze Unterhandlung und die Baſis, wer 
auf fie flattfand, wurde ziemlich geheim betriebenz es fcheint 
ſelbſt, daß fie wider Wiffen und Willen des Papfles eingeleitet 
und geführt wurde, Es liegt aber in der ganzen Natur der Sache, 
Daß es dem roͤmiſchen König Ernſt mit einem frieblichen Verglei⸗ 
che ſeyn konnte. Es war immer vortheilhafter.für ihn, ſich une 
mittelbar mit ben Boͤhmen felbft zu vergleichen, als durch Ver⸗ 
mittlang des Gonciliums, das nahe bevorftand, Dieſes konnte 
wieder von neuem Schwierigkeiten in Bezug auf felbft minder 
wichtige Glaubenslehren erheben. Auf die Waffen konnte Sig⸗ 
mund ohnehin nicht gar zu viel bauen, ba bie bisherige Erfahrung 

" ounginfige Refaltate für die Katholiken geliefert Hatte und der 
Schreden vor den Huffiten immer noch im Zunehmen war, Daß 
man die Kriegeruflungen waͤhrend der Unterhandlungen betrich, 
darf nicht einem unauftichtigen Sinne. des Königk zugefchrieben 
werden, benn ed lag offenbar am Tage, daß wenn ber Vergleich 
nicht zu Stande fam, dann wieder bie Entſcheidung ‚von ben 
Waffen erwartet wurde, Die Friebendunterhanblungen mußten 
ſchon an dem einzigen Puncte ſcheitern, daß die Huffiten Bewil⸗ 
ligung der freien Aushibung ihrer Religion verlangten, welches 
Zugeſtaͤndniß der roͤmiſche König zu geben nicht die Macht hatte, 
Diefes konnte nur der Papft und das Concilium ertheilen 12). 

Sobald die Unterhandlungen in Eser abgebrochen und die 


44) Dieſelben Quellen a. a. D. 

.12) Über die Unterhaudlungen zwiſchen K. Eisum und den Böhmen zu 
Eger gibt es einige ungebrudte Actenſtücke, darunter aud einen Mrief des nämi 
fen Königs an Wladisland R. von Polen. Diefe Xeteaftäde wird Hr. Per 
lady in feiner böpmifgen Geſchichte näher mittheilen. 

24 * 


372 Deittes Buch. Bwanzigftes Kapitel: 
drohenden Kriegerüftungen ber deutſchen Reihöftände in Wöhmen 
befannt gemacht worben waren, wieberhelten die Huffiten ihre 
verheerenden. Streifzuge in die benachbarten Ränder, vergaßen uns 
tereinander ihre Feintfkligkeiten und Streitigkeiten 13) und tra⸗ 
> fen die außerorbentlichften Kriegsanftalten, den auswärtigen Anz 
griffen mitt Erfolg zu begegnen. Die Taberiten > und Waiſenſchaa⸗ 
zen, welche im Pilfner Kreis herumſchwaͤrmten und die Laufig ver⸗ 
heerend durchzogen, ſodann bie Oberlaufig und die Markgraf: 
ſchaft Meiffen, ja fogar die Mark Brandenburg mit Raub, Mord 
und Brand erfüllten, indem andere Schaaren Mähren wer: 
wörßleten, (im Juni und Yull)ı®), wurden eiligft nach Böhmen 
zuruckgerufen: mit ihnen und ben Pragern vereinigten fich bie boͤh⸗ 
miſchen und maͤhriſchen Landherrn und die meiſten Burgerſchaf⸗ 
ten ber groͤßern Staͤdte Boͤhmens. Alle waren eines Sinnes 
die gemeinfome Gefahr ‚mit vereinten Kräften zurhdzufclagen, 
Nody che Die Feinde fich ben boͤhmiſchen Grenzen näherten, hatten 
die Hufften ihre Rkfıngen mit ſolchem Eifer betrieben, daß bei 
der (gegen Ende Juli) zu Ghotieffow im Pilfner Kreis gehaltenen 
Mufterung fie ein ‚Heer von fünfzigtaufend Mann zu Zuß und 
fünftaufend zu Pferb nebft nahe an 6000 Wagen und vielen ' 
Kanonen zählten. Sie verteilten dann unter ſich die Befegung 
der Zugänge zu ihrem Lande und verabrebeten, in welcher Weife 
fie die Angriffe der Feinde zurüdfchlogen wollten 2°), 


13) Chronic. Bartoss. 1. .: „A. 1431 concordati simnl Orphanoram 
secta cam secta Presbyteri Procopü in montibas Cutais.“ 

14) Chroa. Bartoss. L.c.: „In territorium Lusatiae (prooesserunt) ante 
dritatem Lybawam, qaam Wiklefistae obsederant et quidam de secta Or- 
phanorum et Teutonici tunc ipsam circumvallarerunt.“ gl. über dab Rä- 
dere der huſſitiſchen Gtreifzüge im Eommer 1431 Lenfant a. a. D. &.388 — 393. 

15) Chronic. Boh. p. 483: „Malti Bohemoram ridel. Pragenses, sa- 
oerdos, Procopies, Dax Taboritarum, Orphani et aliae multae civitates cum 
Baronibus vexillariis convenerunt ad Plsnam et exspectarunt hostes alieni- 
‚gemas posten ad silras Bavaricas.“ Chronic. Bartoss. p. 168: „(Bohemi) 
contra eos virliter cum tribus millibus carraum, cum quinque millibus equi- 
tam et cum L millibos peditum , ut commnniter dicebatur, cum multis pi- 
zibus, in-quas, sicat caput, lapides intrare potuerunt, prooesserunt.“ Cf. 
‚Contin. Palkarao u, Annal. Boh. Il. cc. Balbin. Epit. p. 477. 


Zunfter Kriegegug des deutſch. BReichöherre® geg. b. Huffiten. 373° 

Je eifriger die Küſſtungen in Böhmen betrieben wurden, 
deſto ſchlaͤfriger und Iangfamer gingen fie in Deutſchland vor fich, 
Zwar ließ es der roͤmiſche Koͤnig nicht an fich fehlen. Sosleich 
nach feiner Kuͤckkehr von Eger nach Nürnberg ließ er wiederholt 
Befehle an ale Reichöftände ergehen, bie Kriegsruͤſtungen zu bes 
fhleunigen und zur beflimmten Zeit (auf Set, Johannistag) mit 
den angeordneten Kriegsmannſchaften an ben bezeichneten Sams 
melplägen zu erſcheinen 1°), 

Nooh acifriger drängte ber paͤpſtliche Legat, ver Cardinal Ius 
Han, der an alle Praͤlaten und Furſten Deutſchland's Aufmunte⸗ 
sungöfchreiben zur ſchnellen und vollſtaͤndigen Beendigung der 
Kriegsanſtalten gegen bie boͤhmiſchen Ketzer herumſchickte, und 
bald darauf auch eine paͤpſtliche Bulle bekannt machte, wodurch 
alle mit den Huſſiten eingegangenen Verträge, Waffenſtillſtaͤn⸗ 
de x. fin nichtig und aufgelöst erklaͤrt wurden 17). 

Deffenungeachtet kam Iohaunistag, zu welcher Zeit der Ein: 
bruch in Böhmen geſchehen ſollte 1°), herbei, ohne daß dad Reiches 
heer verfammelt war. Die Friedensunterhandlungen in Eger hats 
ten manche Fürflen und Herrn veranlaßt, die ihnen zugewieſenen 
Kriegerüftungen ganz zu unterlaffen, weil fie ben Frieden ſchon 
abgefchloffen wähnten. Dazu kam noch, baß grabe damals ein 
großer Theil des weſtlichen Deutſchland's in den lothringiſchen 
Erbfolgekrieg verwidelt war und darin feine ‚Streitkräfte. ver- 
wendete 1°), F 

Die Zwiſchenzeit, bis ber Feldzug eröffnet wurde, füllten bie 
Gegner mit Erlaß von Manifeften aus. Schon im. Juni, bald 
nach dem Abbruch ber Friedensunterhandlungen, hatten die Boͤh⸗ 

16) Häberlin R. ©. V. S. 510. Gemeiner Regensb. Chr. II. S. 24. 
Shreiben Sigmund's 27. Juni 1431. 

17) Zheoba 9. Ar.&,370fl. Rayrild Ann. eccl. ad ann. 1431.n. 18. 

18) Aen. Sylv. hist. Boh. c. 48. „Decreta est nova expeditio ad VII. 
Cal. Jali.“ Herman. Coraer. Chr. p. 1301. Andreae Presb. Chr. 1. c. 

19) Andreas Presb. Ratisb. Chr..l.c. Man hatte and) den Herzog von 
Burgund mit einem Heere erwartet: dieſer wie der Pfalzgraf Ludwig wurden 
durqh den lotfringtfäjen Krieg zurüstgehalten. Denn fährt Andreas fort: „An- 
get dolorem rumor valgaris, quod expeditio contra Bohemos propter treu- 
gas cum ipsis faotas per regales literas sit revocata.““ 


374 Drittes Buch. Bewanzigfies Kapitel. 

men eine Erklärung veröffentlicht, weßhalb fie das bevorfichenbe 
Gonctinm zu Bafel nicht beſchicen Tinmten 20): auch fanbten fie 
ein Art von Recitfertigungäbrief am bie deutſchen Reicheftände nach 
Nürnberg, werin fie die Gruͤnde ihres Haſſes gegen den Papft, 
gegen die Monche und die Reichthümer der Seiſtiichkeit und ihre 
Berborbenheit wie auch gegen ben Abloß ausſprachen und verfuch⸗ 
ten, die Berfammelten guͤnſtig für ſich zu Ammen und bei ihnen 
ihre Blaubenslchren im beſſern Lichte erfcheinen zus laffen, als fie 
dem Biufe nach in Deutfihland waren ꝰue). In ähnäkcher Weiſe 
erließen (im Juni) die böhmifchen Stände eine Rechtfertigungs= 
ſcheift, worin die vier Prager Artikel allen Rechtgläubigen zur 
Kichtſchaur des Blaubens empfohlen wurden und mar Klage 
führte, daß nicht ein freies Goncilium Hätte erlangt werden koͤn⸗ 
nen, worauf aus ber heiligen Schrift die Glaubendlehren zu prü⸗ 
fen und feftzuftellen erlaubt worden fey *?®). 

Der roͤmiſche König, der fich unterbeffen mit mehreren Für: 
ſten wieder in Ninnberg eingefunden hatte®®), hielt e für das 
nothwendigſte von allen Dingen, da er felbft die oberfte Kriegs⸗ 
führung im Felde nicht übernehmen wollte, dieſe einem ber Kurs 
fürfen zu übertragen. Er erfah zu biefem Gefdyäfte den mit ſtra⸗ 
tegiſchem Talente und reifer Erfahrung begabten Markgrafen von 
Drandenburg aus, Diefer, wohl einfehend, daß mit ben fehnell 
aufommengerafften, wenig ober gar nicht eingelbten Kriegsvoͤl⸗ 
tern im Feldzug gegen bie fanatifchen und im langen Kriege abs 
gehärteten Böhmen nichts auszurichten ſey, wollte eine ſolche 
Auszeichnung, die zulegt dem, ber fie annahm, nur Schande zu 
bringen verſprach, nicht annehmen. Endlich nad) langem Weis 
gern verftand fich der Kurfürft Friedrich nur unter der Bedingung 
dazu, wenn man ihn zugleich bevollmächtigte, nochmals, ehe die 





20) Theodald duſſitcatt. &. 376— 381. 
210) Der große Keperbrief, wie ihn Windec nennt, bei demſelben c. 176. 
p 129 — 197. 
2b) Die Derlaration der böpmifäen Stände v. Juni 1431 ſteht bei Theo- 
dub S. 376— 381. Lenſant a. a. D. I. S. 411 — 416. 
" 22) Som 2—8. Juni war der roͤmiſche König in Bamberg: am 16. des⸗ 
felben Monats finden wir ihn wieder in Nürnberg. S. im Anhange die Regeften. 





Bünfter Kriege zug des deutſch. Reicheheeres geg. d. Huſfiten. 375 
Entſcheidung den Waffen anheim gegeben werde, eine guͤtliche 
Übereinkunft im Namen des roͤmiſchen Koͤnigs mit ben Böhmen 
au verfachen, auf biefe Grundlage hin, daß fie Sigmund als ihren 
rechtmaͤßigen König anerkennten und verfprächen, mit bem \zufries 
den zu feyn, was bad Basler Eoncilium in Betreff des Abend: 
mals unter beiben Geſtalten beſchließen werde 22). 

Rachdem Friedrich bie verlangte Vollmacht erhalten hatte; 
wurde ihm von dem Könige (26. Juni) zu Nürnberg in der Se⸗ 
balbus = Kirche die Felpherrnflelle mit großen Feierlichkeiten übers 
geben. Der paͤpſtliche Legat hielt bei dieſer Gelegenheit eine Rede, 
worin er bie großen Kriegdeigenfchaften und Verdienſte Friedrichs 
hob und bie Deutfchen zum tapfern Kampfe gegen bie ketzeriſchen 
Böhmen nochmals aufforderte. Sigmund überreichte dann vor 
dem Altare fein koͤnigliches Schwert dem Legaten, der es unter 
verſchiedenen Gebeten bem neuen Oberfeloheren des Kreuzheeres 
gegen bie Huffiten uͤbergab und e8 ihm durch einige Biſchoͤfe ums 
guͤrten ließ. Zuletzt ward ihm bad Reichs⸗ Panier zugeftellt, das 
ihm nad) geendigter Zeierlichkeit der Graf von Hohenlohe vors 
trug*#). 

Wenige Tage nachher erließ der päpftliche Legat aus Nuͤrn⸗ 
berg zu allem Überfluß ein Aufforderungoſchreiben (vom 5. Juli) 
an bie Huffiten, worin er fie ermahnte, bie Waffen nieberzulegen 
und in den Schoß ber Kirche zurückzukehren 20). Daß nach fs 
vielen vergeblichen Verſuchen dieſes nur Form war, che dad 
Schwert gezogen wurde, ließ fich nicht verkennen. Auch ſetzten 
ber kegat und der Koͤnig kein beſonderes Vertrauen darauf, daß 
es etwas bewirke: man ſah, daß nunmehr von neuem die Brand⸗ 
fackel des Krieges geſchwungen werden muͤßte. Das Schreiben 
des paͤpſtlichen Legaten ließen jedoch die Boͤhmen nicht unbeant⸗ 
wortet. Schon am 24. Juli erließen fie darauf als Erwiderung 


233) Gundling Leb. Churf. Feievrid’s I. v. Brandenb. ©. 341 fl. 
24) Aea. Sylv. hist. Boh. c- 48. Chronic. Benesaii Krabioe p. 73 bei 
Doboer T. IV. „‚Teutonicorum capitaueus fuit Fridericns.“ Gundling a. a, D. 
©. 343 fü. J 

25) Theobald Huſſ. Kr. S. 382 fl. Lenfont a. a. D. ©. 396— 402. 


376 - Drittes Buch. Biwanzigfies Hapitel. 

ein zweite Manifeſt 20), worin fie bie vier Prager Artikel als ihr 
Yanier und ihre Hauptglaubensrichtſchautt wiederholt zu vechtfesti> 
gen fuihten, Zur Behauptung biefer Artifel, erflärten fie, wirben fi 
au fernerhin Alles, Gut und Lehen, einfegen, wiefiees disher ger 
than, Nur auf einem freien, ſichern, ruhigen Eoncilium, worauf fie 
öffentlich zugelaffen und angehöret würden, koͤnnten fie erfcheinen. 
Es dürfte aber auf einer Kicchenverfammlung Feine andere hoͤchſte 
Auctorität gelten, als die heilige Schrift. Da man nur mit Waf⸗ 
fen und Gewalt den Böhmen bie Wahrheit des Kirchenglaubens 
bätte beweifen wollen, fo feyen fie genoͤthigt, die Suche durch den 
Krieg, durch die Schlacht entſcheiden zu laffen. 

AUS Antwort darauf rctten die beutfchen Kriegsvoͤiker (1. Au: 
guſt) gegen Böhmen vor. Daß der Markgraf Friedtich von Bran- 
benburg nochmals, wie man zu glauben verfucht feyn koͤnnte, ei⸗ 
nen Friedensvermittlungsverfuch gemacht habe, ift nicht befannt. Un⸗ 
geachtet die weftlichen Reichsſtaͤnde großentheild wegen des lothrin⸗ 
gifchen Krieges ihre Contingente noch nicht geſchickt Hatten 7), zaͤhl⸗ 
te das Heer gegen hunberttaufend Mann, worunter nahe bie 
Hälfte aus Reiterei beftanb*®). Außer dem oberfien Feldherrn, 
dem Kurfürften von Brandenburg, ber feine zwei Söhne Johann 
und Albrecht bei ſich hatte, waren bei dem Reichsheere noch ver 
ſchiedene andere Finften in Perfon zugegen, von den Kurfürften 
die von Coͤln und Sachfen, von den Biſchoͤfen die von Bamberg, 
Würzburg und Eichſtaͤdt, von den Herzogen brei von Bayern, 
und bie beiben Pfalzgrafen Johann von Neumarkt und Stephan 


26) Theobald 1. c. Zenfant a. a. D. S. 402 — 40. 

27) Aen. Sylv: hist. Boh. c. 48. Andreae Presbyt. Ratisbon. Chr. I.c. 
p- 80. 

28) Winde c. 179 p. 1239. Chronic. Boh. 1. c. „Hostes magno nu- 
mero e multis regionibus Roma usque (od Rzima heißt eb im böhmifen Tett 
Die Annal. Boh. p. 82 haben richtiget od Ryna vom Rhein), Suevi, Misnen- 
ses, Ratisbonenses aliaeque nationes Bararienses etiam, Saxones, Thuringü, 
(die Annal. Boh. fügen noch bei: Zlamänder, Holländer, Geeländer, Gifäßer) 
referentibus universim captivis, oentum et triginta millia fuisse oongregata.“* 
Chronic. Bartoss. 1. c. gibt an 40,000 Reiter, 90,000 Mann zu Zuß und 9000 
Wagen. Aen. Sylr. hist. Boh. c. 48 hat aud) 40,000 Reiter. Das Fußvolk 
giot er weniger zahlreih an: „Peditum minor erat numerus.“ 


Fünfter Krlezehug des deutfch. Reicheheeres ag. d. Huſſiten. 377 
von Simmern, Unter ben übrigen find namentlich noch als bie 
anngefehenern ber Landgraf Friedtich von Thuͤringen, und Ludwig 
von Helen, einige Fuͤrſten von Anhalt anzuführen. Die ganze 
Adelsgeſellſchaft von S. Georgs + Schild zog mit. Der paͤpſtliche 
Legat war auch beim ‚Heere, um es beflo mehr zum Kampfe ans 
aufeuern®°). " 

Auf dad Gerücht, daß bie Böhmen untereinander uneinig 
geworben und ihre verfammelten Streitkräfte getrennt hätten, wels 
ches Procopius ber Große aus Kriegsliſt fälfcplich verbreiten Lich, 
was aber auch zum heil wegen Futtermangels geſchehen mußs 
te 30); brachen bie deutſchen Reichsſtaͤnde an verſchiedenen Drten 
in Böhmen ein *1): das Hauptheer unter dem Kurfürften Fried⸗ 
rich von Brandenburg drang über ben Böhmerwald Alles verhees 
rend und zerflörend gegen Tachau vor®2), unterbeffen ber oͤſtrei⸗ 


29) Chronic. Bartoss. 1. c.: „A, 1431. circa fest. s. Petri (ad vine. 
1. Xug,) Ülustres Priocipes Fridericus Burggravius Norimbergensis et March. 
Brand., Marchio Misnensis, Hanussius Dax Bavariae (der Pfalzgraf Johann 
von Neumarkt) et quidam a Domino Eugenio IV P. missus Cardinalis etc. in 
Bohemiam venerunt.“ Winded c. 179. p. 1239 nennt fünf EBittelöbadher als 
beim Auge gegenwärtig: bie beiden Pfalzgrafen Johann und Stephan, Böhne 
Des Pfalggrafen Ludwig und Gruft, Wilhelm und Albrecht, Herzoge von Män« 
en. Andrese Presbyt. Ratisb. i. c. Aen. Sylv. hist. Boh. c. 48: „In en 
espeditione Albertus et Christophorus Bojoariae et Frederiou duoes fuere. 
Joannes et Albertus principes Brandenburgenses cam patre — Herbipolen- 
sis, Bambergensis, Eistetensis Episcopi, societas Suevorum, quam 8. Geor- 
‚gü vocant et imperalium civitatum, Maguntinus, Trevirensis et Coloniensis 
entistes auxilia miserunt et cum his provinciarum suaram primores.“* 

30} Chronic. Boh. p.483. Chronic. Bartoss. L.c. S. im Anhange Vei 
lage XVI. 

31) Contin. Pulkav.1. c. „(Bomi) exspectantes inimioos in regaum ad- 
venturos. Id rescientes Germani, non ausi fuerant irrumpere, sed postea- 
quam denno andivissent Germani, quod- Bohemi se domum denuo revepo- 
rint, statim in Bohemiam ingressi sunt.““ 

32) Chronio. Bartoes. 1. c. „Prope Tachoviam oastra metarunt et in 
distriotu illo circa duas septimanas jacuerunt et castrum Swamberg et cir- 
cam Tachoriam multa oppida et villas ut dicebatur, CC et plus ooncre- 
maverunt.“ S. im Anhange die Beilage XVIL Der Gardinal Julian feint 
Anfangs beim fähffgen Heere geweſen zu fegn. Aen. Sylv. L.c. „Ingressus 
est Bohemiam per viam quae ducit ad Teplam.“ 


378 Deittes Bad. Bwanzigfled Kapitel. 

chiſche Herzog Albrecht mit feiner und ber ungariſchen Kriegs: 
mannſchaft die boͤhmiſche Grenze im Suͤdweſten von Mähren aus 
überfehritt und fogleich Przibislaw im Kaurzimer Kreife zu bela⸗ 
gern anfing®®) Won Seiten ber fächfifch = thhringifhen Grenze 
drang eine anfehnliche Kriegsſchaar gegen Saatz vor **) und auf 
Seiten Schlefiens befchr ͤnkte man ſich darauf, gerüfletanden Päf- 
few etwaige Angriffe der Feinde abzuwehren. 

Sobald Procopius, der Dberfelbherr ber ‚Huffiten, bie Ric- 
tung des Rarſches ber feindlichen Hauptarmee erfahren, fäumte 
er nicht, die Kriegsſchaaren von allen Seiten und Parteien an ſich 
berbeizujiehen und unverweilt auf den Feind Ioszumarfchiren. 
Diefer war grabe damit befhäftigt, Tachau zu belagern. Großer 
Schreien uͤberfiel ihn, als er Kunde davon erhielt, daß die Huf: 
fiten anflatt wie er fi gefepmeichelt vor ihm zu fichen, ihn zum 
Kampfe auffuchten. Die Belagerung Tachau's ward fogleich auf⸗ 
gehoben: und plan= und ordnungslos zerſtreuten fich die deutfchen 
‚Heeresabtheilungen Tängs dem Böhmerwald und dem fächfifchen 
Erzgebirg, oder in die Gegenden, von wo aus fie bei etwaiger 
Flucht den nächflen Weg in ihre Heimath, oder wo fie an den 
Sigmund treu gebliebenen Feflungen®#), wie z. B. an Pilfen 
und Leitmerig Anlehnungspuncte hatten. Der paͤpſtliche Legat 
brach in die Gegend von Tauß auf und bezeichnete feinen Zug 
durch die Verheerung und Zerſtoͤrung von mehr ald hundert Doͤr⸗ 
fern, Dieſes planlofe Herumziehen im Lande mußten den Deut: 
ſchen nach und nach viel verberblicher als dem Feinde werden: in⸗ 
dem fie ihre Streitkräfte durch Maͤrſche und Heine Scharmuͤthel 
aufrieben, behielt jener feine Kriegäfchaaren zufammen um berei- 
tete einen großen Schlag vor. Dieſes konnte dem Oberanführer 
der Reichsarmee nicht entgehen: um nicht genöthigt zu werben, 
mit getheilten Streitkräften dem Feinde in einer Schlacht gegenuͤ⸗ 
ber zu kommen, wurden bie deutſchen Heeresabtheilungen wieber 


38) Chronic. Bartoes. p. 169. Contin. Palk. p. 168. Acn. 8yh. L.c. 
S. im Anhange die Beilage XVII. 

34) Chronic. Boh. p. 485. Coritin. Palkavae p.168. Annal. Boh. p. 83. 

35) Chronic. Bartoss. p. 167 nennt unter diefen Zeftungen and : ;‚Bado- 
wis, Pons (®rär), Thin Horsoviensis, Loket (Eibogen).“ 








Fünfter Kriegezug des deutſch. Reicheheeres geg. d. Huſſiten. 379 
bei Zauß zuſammengezogen. Aber es entſtand ſogleich Uneinigfeit 
unter mehreren beutfchen Fuͤrſten: einige berfelben ſtellten das uns 
finnige Werlangen, der Kınfürft von Sachſen follte verfprerhen, 
ihnen allen Schaben, ben fie in ber Schlacht erleiden Könnten, zu 
erfegen. Da ſich der Kurfuͤrſt nicht darauf einließ, weil es ein 
wegen bed ganzen Reiches und ber Religion geführte Krieg ſey, 
und nicht zu feinem befondern Wortheil, fo erklaͤrten fie an dem 
Kriegszug weiter Beinen Theil mehr nehmen, fonbern nach Haufe 
zuruͤckkehren zu wollen 2°): umb ald gar bie Nachricht einlief, daß 
die Huffiten mit gefammter Macht ſich näherten, fo befiel bad 
Reichsheer ein foldher paniſcher Schreden, daß fie an nichts als 
om Flucht mehr dachten. Den Anfang machten bie bayerifchen 
Herzoge, welche mit ihren Kriegsvoͤlkern noch in der Nacht aufs 
brachen unb in der gtößten Unordnung, mit Zuruͤcklaſſung des @es 
pAds, ihrer Heimath zueilten®”). Da auch der Kurfürft von 
Brandenburg, der Dberfeldherr, und mehrere andere Fuͤrſten fich 
entfernten>®), fo daß man ganz ohne alle Führung war, fo löste 
fih alle Ordnung und aller Gehorfam im Reichöheer auf. Die 
Bahnen wurben zerriſſen und die Kriegsvoͤller, die ben Feind noch 
nicht einmal anfichtig geworben, loͤsten ſich in ber wilbeften unb 
ähgellofeften Flucht auf, Waffen, Proviant und Geraͤthſchaften 
wegwerfend ®?). 

36) Herman. Corner. Chr. p. 1296 aber unrichtig beim 3. 1430 anftatt 
1431. Überhaupt ſcheint die Stelle im Druck nicht rigtig nach dem Original ge» 
rad. 
37) Staindelii Chr. bei Oefele scriptt. B. I. 638. Gemeiner Megensb. 
Str. UM. &. 22. Kremer Landt. Sbdi. I. S. 68. Suquer Geld. v. Baiern 
VI. &.267: „Herzog Aldrecht Befehlaaber der bayerifcen Heetetabtheilung, 
309 ſich zurüdt; an ihn ſchloß fich beim Rückzug das Regensburgiſche Gontingent 
(280 Mann far? mit zwei Canonen) an und am am 17. Aug. nad Hans mit 
WBerluft deb ganzen Kriegsmateriald und vieler Leute.” 

38) Andreae Presb. Ratisb. Chr. p. 50: „Mane prope Tanst exeroitu se 
movente, hi qui praeerent, ceteros hortantur, ut montem ibidem vicinum 
asoendant, hostiom adventum in eodem expeotaturi. Quod dum fieret, 
Marchio Brand. capitanens semmus non ad montem illum, sed ad silvam 
exiturus Bohemiam festinabat. Hoc vise regimen deseritar, ordo confun- 
aitor et.“ 

.39) Chronic. Beh. 1. c. p. 483. „Cum in vigilia Assumpt.’ B. Virg. 


6] Drittes Buch. Zuwanigſtes Kapitel. 

Die dem Seldherm fo noͤthigen Eigenfchaften Muth und Ent- 
ſhloſſenheit, welche den Särfken ganz abgingen, befaß dagegen - 
ber päpftice Legat. Sobald berfelbe vom ber grengenlofen Ver⸗ 
wirrung unb Unorbnung, bie umter bem Beichöheere cingeriffen 
waren, Kunde erhielt, eilte ex herbei unh brachte es durch · feine 
nachdrucksvolle Beredtſfamkeit bahin, ba ein Theil der Fluͤchtlin⸗ 
ge, beſchaͤmt über ihre Beigheit, bei Btiefenberg in ber Nähe von 
Zauß Siand Hielten, fich wieder ſanmelten und felbft ben verfol- 
genden Jeind erwarten zu wollen ſchienen? o). Kaum waren fie 
aber befjelben anfichtig geworben, vergaßen fie Ehre und Eifer für 
"Religion und dachten nur daran, ihr Heil in ber Flucht zu finden. 
Procopius, ber Huffitenfelbherr, fand Feinen Wiberfland: er hatte 
nichts Anderes zu thun, als bie, weldhe feine Reiterei einholte, nie= 
dermegeln zu laſſen. Bis in bie unwegſamſtkn Gebirgöpäffe und 
Stege verfolgten die Böhmen bie Flüchtlinge, welche in ber Ver⸗ 
wirrung zum Theil Böhmen anflatt dem Vaterland zuflohen. 
Eiftaufend Deutſche würgte das feindliche Schwert: Gefangene 
wurben wenige geinacht, nur fiebenhundert; benn der fanatifhe 
Böhme kühlte feine Rache an den Katholiken , die fein Waterland 
mit Krieg überzogen und es vernichten wollten. Unermeßlich war 
die Beute, welche in die Hände ber Sieger fiel: außer 150 Stüd 
Kanonen und 240 mit Munition und Waffen beladenen Wagen 
exbeuteten fie ungeheure Vorraͤthe von Lebensmitteln®!), Der 
sdhac uno milliari ab iis distarent Boämi, Domaslicium (di. Xauf) tenden- 
tes, mox ex permissione divina summo terrore perculsi Teutones, pries 
quam Bodimi eos.conspioerent, cum ourribus suis in silvas Bavaricas ad ca- 
strum Risenburg prope Domazlicium reversi sunt, fugientes de carribes fa- 
rinam aliudque pabali genus in terram projicientes etc.“ Aen, Sylv. hist. 
Boh. c.48. Mindet c. 179. p. 1239 u. c. 177. p. 1237. Bengg bei Oefele 
88. rer. B. I. 270. Andreae Presb. Ratisb. L c. Cf. Cochlaei bell. Hus- 
sit p. 244. peobah 1. c. Balbin. IV. c. 11. p- 477. 

40) Aen. Sylv. 1. c. gibt die Okede des Legeten, welde mit dieſen Morten 
denſo menig gehalten worden ift, old bie meiften, welche bei Kioius gelefen wer 
den. Theobald gibt eine mod längere Mede, welche der Gardinal gewiß noch we ⸗ 
miger geelten hat. Rad) dem Chronic. Boh. p.485 hielten bie Deutfihen Stand, 
um die Kanonen Über daB Gebirg zu bringen. 

41) Windei c. 179: „Do bliben me denne acht taufent wagen mit padfen 
und pfeiſta und pulver und fpiefe, und vil framer armer leute, alfo wagenlewte 





Fünfter Kriegezug des deutſch. Reicheherres geg. d. Huffiten. Z81 


päpfllihe Legat, ber wider Willen in bie Flucht mit fortgeriſſen 
wurde, verlor alle ſeine italieniſchen Begleiter und ſein ganzes 
Geraͤthe, worunter bie paͤpſtliche Kreuzbulle, feinen Cardinals⸗ 
but, fein Meßgewand und andere geiſtliche Juſignien, welche 
Stüde als Siegeszeichen lauge zu Tauß aufbewahrt wurben*2). 
Die Böhmen feierten ihren Sieg in Prag mit großen Jeß⸗ 
lichkeiten, webei fi) aber dad Ungluͤck ereignete, daß bei dem Zug 
über bie Molbaubrüde aus ber Atftobt auf das Schloß biefe eins 
ſtuͤrzte und viele Menſchen umkamen oder befhäbigt wurben*®), 
So enbigte biefer ſchmachvolle Kriegszug gegen bie Böhmen, 
weicher nur vom 1. bis 14, Auguft gebauert hatte, zur gänzlichen 
Schande Deutſchland's. Anftatt einfach die nahe liegenden Gruͤn⸗ 
de bes Mißlingens des Zuges einzufehen, und auf Mittel zu bens 
Ten, die Schmach auszutilgen, ſchob man bie Schuld der Niebers 
Tage theils auf bie polnifche Hülfe von adhttaufend Mann, die ben 
Soͤhmen geworden war **), theils auf die Uneinigkeit und Kriegds 
unerfahrenheit der beutfchen Fürften beim Heere *5), 
und fommen die andern ſchemlichen heim.” Damit ift zu vergleichen c. 174, me 
ebenfols ‚die ſchmaͤhliche Flucht erzäplt wird, doch ift an beiden Stellen der Tag 
untitig; denn nicht auf Mariä Auffahrt, fondern am Lage vorher war 
die Flucht. Chromic. Boh. p. 485 gibt an, daß die Böhmen 300 Kanonen 
und 2000 Wagen erbeuteten und eine große Menge Zelte angefüllt mit großen 
Koftbarkeiten und Vorräthen. Das Chronic, Bartoss. p, 168 fpriht von 3000 
Magen „cam pixidibas magais et minoribus bene 130, cum eorum diversis 
rebus, vostimentis, armis, equis, cistis argenteis etc.“ Cf. Cont. Pulkar., 
Annal. Boh. Il. cc. An. Sylv. 1. c. Dobner hatte die Abſicht, ein lateiniſches 
Gedicht des Laurentius Brzezina über den Sieg der Böhmen bei Tauß in 1770 
Berfen in Drud herauszugeben: nad) feiner Bemerkung aber, daß daffelbe dabei 
ganz in die huſſitiſchen Glaubenblehren abſchweiſt, möchte daraus nicht fehr viel 
"* für die Geſchichte zu geminnen ſeyn. Über den ganzen Zug find befonder zu ver⸗ 
gleidjen: Cochl. bell. Hussit. p. 244. Theobald Puff. Krieg S. 391 —395. 
Balbio. Epit. p. 476 qq. Pelzel Geſch. v. Böhmen I. &, 391 fl. 

42) Chronic. Bartoss, p. 168. Anal. Boh, p.83. Cf, Balbin. Epit.1.c. 

43) Chronic. Boh. p. 487. 

44) Windel c. 174: „Man ſprach, dab der König von Pollant der hatte 
wol achttauſend Polant ven Huſſen zu hilffe gefant, darvor grawet den deutſchen 
fürften und zugen wider heim. — Auqh foltü wiſſen, das die herren Lu Prew ſſen 
hatten vil herren und lewte dorzu gen Beheim gefant wider die Huf —* Bgl. 
oben not. 5. 

45) Die Koelögefelihaft von S. Georgen ⸗Sqhild, die den ug mitmadhte, ſchob 


382 Drius Buch. Besanzigftes Kayitel. 

Durch bie Nieberlage ber Keichsarmee kamen die Sachen 
umb Thkringer, welche die Umgegenb von Saat verwürketen, und 
ber „Herzog Albrecht von Üfreih, der von Mähren in Böhmen 
eingebrungen war, in's GSedraͤnge. Jene ergriffen eiligft bie 
Fiucht in ihre Heimath***) und Letzterer zog ſich nach Mähren zus 
ruck, wo er zwar einige Zeit lang das libergewicht hatte, aber 
endlich doch nach Öftreid) weichen mußte, wohin ihn bie Waiſen 
bis an bie Donau verfolgten *°%), unterdeſſen die Zaboriten ver- 
heerend in Schlefien einfelen*7), Nachdem bie beiden Proco⸗ 
pius mit ihren Kriegönäfkern mehrere Trophäen erfodten *®), 
überzogen fie fogar bad Königreich Ungarn mit ihren Verheerun⸗ 
gen *®), wovon das Nähere bei der Schilderung der nächffols 
genden Kriegsvorfälle gegeben werben fol, 

Mittlerweile dab Keichsheer gegen Böhmen zog und dort bie 
ſchmaͤhliche Niederlage erlitt, war (23. Juli) das Goncilium zu 
Beſel eröffnet worden. Der romiſche König, ber dem Krieger 
ſchauplatz hatte nahe ſeyn wollen, obwohl er für gut fanb, nicht 


vie Sqhutd der Kiederlage anf die Färften: fie erbot fh, nodmals, aber allein 
gegen Me Böhmen zu zieen, und ohne daß ein Fürft die oberfte Sefehlhabert - 
ſtelle führte: aus ihrer Mitte wollte fie fi) ihren Anfährer wählen und fiegen 
oder fterben. Cf. Cochlaens L c. Häberlin R. G. V. S. 516. 

AG.) Chronic. Boh. 1. c. Contin. Pulk. u. Annal. Boh. IL. cc. 

46b) Contin. Palk. 1. c. „Prooesserunt contra ducem Austriae in Mor 
raviam — et repulerunt enm retro Danubium.“ Chronic. Boh. x. Annal. Boh. 
ll. cc. Andreae Presb. Chr.Lc. Aen. Syiv. hist. Boh. c. 48. CF. Pessina 
Mars Mor. 564. #idter vie Huffiten in Mähren 0. a. D. S. 229. 

47) Chrönic. Bartoss, p. 169. Rositz p. 76. Diagos, p. 602. He- 
nel. Annal. Sil. p. 317. Pol Brest. Annal. Dot. Geſch. v. Brei, II. S. 392. 
Shon im März und April 1431 waren die Huffiten verheerend und pländernd 
und brennend in Goldberg, Lüben und in Dberfchlefien eingefallen, wo mehrere 
ſchlefiſche Herzoge mit den Breslauer und Schweibniger Stadtkriegsmannfchaften 
tapfern Wiberftand den Huffiten leifteten. Für ihre großen Xaftrengungen gab 
Sigmund den Brediauern mehrere Zollbefreiungen. Die Adligen in Schleſien, 
welche fi mit den Hufften verbumden, oder mit ihnen einen Vergleich geſchloſ- 
fen hatten, um fi von ihren Plünderungen lotzukaufen, bedrohte König Sig- 
mund von Rürnberg and mit Strafen, 

48) Chronic. Bart. 1 c. gl. Zenfant a. a. D. II. 431 fill. 

49) Chronic. Bart. p. 170. Pessina 1. c. 566 u, 570. 


Fünfter Krietezug bes deutſch. Neicheheeres geg d. Duffiten. 383 


ſelbſt den Oberbefehl zu führen, befehäftigte ſich unterbeffen zu 
Nürnberg mit Regierungsgefchäften und traf Anftalten zu feinem 
Römerzug®0), den er zu Feiner ungelegenern Zeit hätte unternehe 
men Tonnen, Die Reichsacht, welche ber roͤmiſche König gegen 
Arnold von Egmond und die ihm anhängenden Stände von Gel 
bern und Zütpben zu. Gunften des Herzogs Adolf von Berg (17. 
Zuli) auöfprach 51), blieb ohne befonbere Kraft, obwohl er an 
einige. Reichöflände wie z. B. an bie Stadt Aachen 5) befonbere 
Befehle abgehen ließ, den Gedchteten feinen Beiftand zu leiſten. 
Auch die gegen Polen zu Gunſten Litthauens mit bem deutſchen 
Diben angelnüpften Unterhandlungen zeugen mehr von dem guten 
Villen Sigmund’s, überall thätig zu ſeyn, als von feiner. Einfickt 
and richtigen Beurtheilung deffen, was grade zu thum wars»), 
Ehe Sigmund Nürnberg verließ, mußte er noch einige Ans 
ſtalten treffen, um bie an Böhmen angrenzenden Länder gegen 
neue Einbrüche der Huffiten zu ſichern. Er forderte daher in, 
Schreiben an bie Reichsſtaͤnde, beſonders an die thuͤringiſchen 
amd bayerifchen Fuͤrſten und Städte auf, ſchleunigſt Kriegsmann⸗ 
haften zu ſammeln und mit diefen bie Paͤſſe an ber boͤhmiſchen 
Grenze zu bewacdhens*). Zu gleicher Zeit beftimmte er ben Set, 
Gallus⸗Tag (16, Det.) zu einer neuen Verſammlung zu Frank⸗ 


50) Dazu gehärt die Abfendung einer Botſchaft (2. Zuli) an den Daylän- 

der Herzog Philipp Maria, um mit diefem ein Bündnip zu fhliefen (Pray An- 
nal. Hungar. II. 302:) und die Abſchickung von Befehlen an den Herzog von 
Savoyen und den Markgrafen von Montferrat, zum Krieg gegen die Venetia- 
ner zu rüften. &. im Anh. die Regeſt. v. 20. April u. 2. Juni 1431. 

51) S. im Anh. die Regeften v. 17. u. 27. Juli 1431. 

52) &. im Anh. d. Regeſt. v. 27. Juli 1431. u. Pontan. hist. Geldrio. 
Lib. IX. p. 453. 

63) ©. im Auf. die Regeſt. v. 19. Aug. 1431 und Boigt Geſch. Preuſſ. 
vu 575. 

54) Man hat darüber zwei Schreiben v.26. Aug. 1431 an die Reidhäftäbte 
Erfurt und Zrankfurt (f. im And. die Regeften) und ein Schreiben (v. 28. Aug.) 
am den bayerifhen Herzog Ludwig (Windel c. 180. p. 1239). Gr befiepit den 
genannten Reihöftänden mit ihrer gefammten Kriegemannfhaft zu den Krieges 
voͤlkern zu ftoßen, melde bei dem legten Zuge nicht zugegen geweſen (d. i. haupts 
ſaͤchlich die rheinifhen Gontingente) und daher auf drei Monate die Grengpäfle 
"gegen die Vöhmen zu bewachen hätten. Rad dem-Chronic. Hirsaug. von Trith. 





— Drittes Bud. Zuamigſes Kapitel. 


furt, um ſich über bie gegen bie Huſfiten zu ergreiſenden Vaßre⸗ 
gein zu berathen®®), Um auch bie Böhmen ſelbſt friedlichen zu 
Kimmen, ſchickte er (37. Auguſt) auf Anregung bes Branden- 
burger Markgrafen ®*) an diefelben ein fehr verfähnliches Schrei⸗ 
ben. Gr betheuerte, nicht nur bie Böhmen zu vertilgen, fondern 
um bie Ordnung ben Frieden unter ihnen herzuftellen habe ex die 
Kriegsvoͤller über ihre Grenzen ziehen laffen, unb das habe er, 
weil ihm jedes Blutwergießen ſchmerzlich geweſen, nur ungern und 
wiberfiebenb zugelaffen. Er ermahne fie zur roͤmiſchen Kirche 
wieber zuruͤkzukehren und das Goncilium zu beſchiken. Er habe 
Die gemeffenflen Befehle Ginterlaffen, daß bie bohmiſchen Ages 
ordneten bofelbft gut aufgenommen und geſchuͤtzt würden. Wor⸗ 
über man fi) einverfichen werbe, das werde er beflätigen und 
Teine Mühe fparen, um bie Böhmen zu Überzeugen, wie ſehr er 
ihnen ein gnädiger König und ‚Herr ſeyn werde 57), 

Nachdem ber König dieſes in Bezug auf die Böhmen vorge: 
nommen, verließ er Nutnberg Ende Auguf°°*) : er nahm aber nicht 
feinen Weg nach Bafel zum Goncilium, wie eine Rachricht faͤlſch⸗ 
lich angibt ***), fondern durch Schwaben über Donauwoͤrth °9), 
ad an. 1431 cite fogleih nad der Rieberlage deb Reicheheeres bei Zauf der 
König mit 1000 Pferden in die obern Lande. 

65) ©. vie Regeftenv.26. Aug. u. Wencker Apparat. Archiv. p.330.not. 

56) Gundling driedrich I. p- 350 2q. 

57) deobald Hufl. Krieg S. 395 fü, Lenfant a, 0, D. II. S. 436 fiL 
Das Datum wird verfieden angegeben. Da der Drt noch Nürnberg ift, fo 
muß eb mod in den Anfang Xuguft fallen. Denn ſchon im September hatte 
Sigmund Rürnberg verlaffen. 

58«) Hiet. Norimberg. dipl P. If. p. 549, 

58%) Trith. Chronic. Hirsang. p. 381. läßt den rõmiſchen Rönig mit dem 
Gardinal Julian über Schorndorf, Tübingen und Balingen nad) Baſel reifen und 
dort der Gröffnung deb Gonciiiums beiwohnen. 

59) &. Megeften im Anhange v.2, Sept. 1431. Die Stadt Donauwörth, 
welche durch Sigmund wieder reihsunmittelbar wurde, erfreute fi der befondern 
Sunſt des Königs: fie lich ihm daher aud (nach Rönigedorfer Gef. des Klo 
ſters zum DL. Kreuz in Donamoörth I. S. 193) an dem Stadtthor fein Bildniß 
mit der Juſchrift fegen: 

Sigismundo Imperatori semper Augusto, 
Urbis Werdeae assertori bene merito Senatus, 





Schlugeetrachtungen. 38 
Augsburg *°), Bindautı) an den Bodenſee. Rachdem er ſich 
noch den ganzen Detober zu Feldkirch aufgehalten *2), zog er. im 
November, ohne Rath und Willen der deutfchen Reichoſtaͤnde und 
daher auch nicht von ihnen begleitet e), über bie Alpen zur Ktoͤ⸗ 
mung nach Mayland, wovon daB Nahere im folgenden Bande 
angegeben werden · ſoll. 





Die zwäif gahre der Regierung Sigmumd's (von 1420 bis 
1431), welche in vorliegendem Bande behandelt werden, gehoͤ⸗ 
ven keinesweges zu den: glaͤrzenden und ruhmvollen dieſes roͤmi⸗ 
ſchen Königs: im Gegentheil führen fe eine lange Reihe von Miß ⸗ 
geſchicken, Niederlagen, verfehlten Unternchmungen, nutzloſen 
Anſtrengungen, vergeblichen Unterhanblungen vor, und des Uns 
gluͤks, das d durch ſein Ungefehiet zum Theil ſelbſt vers 
ſchuldete, ift-fetiel, daß die Nachtſeite feiner Regierung kaum 
buch. einige Lichtpuncte vortheilhaft fir ihn erhellt wird, . 

Ungeachtet biefer Theil der Geſchichte für Sigmund’ Ruhm 
wie für unſer deutſches Vaterland fo wenig Erfreuliches darbietet 

"fo liefert doch die ganze Periode hoͤchſt wichtige und für die Folge 
bebeutende. Vorgaͤnge. Wie diejenigen Jahre eines Menſchen, 
welche an Mißgeſchick, Ungluͤck und trüben Erfahrungen reich 
find, oft die wichtigften in feinem Beben werden und am mei⸗ 


Quem XXIV pririlegis condecorarit, 
Postliminio posuit A. MCCCCXXVII. 

60) Winde® c. 182. p. 124 u. c. 174. p. 1228. ©. im Anh. die Re 
geſt. v. 7.0. 8. Sept. 1431. Nah Stetten Geſch. v. Angeb. L 157 kam er 
den 4. Sept, nach Augsburg. Man ftelite des Königs Bil in Stein zum An 
denken feines damaligen Aufenthalts in Augsburg am einem neuerbanten Ahurm 
„Lug in's Land” genannt, auf. 

61) S. im Anh. d. Regeſt. v. 20. Set. 1431. 

62) &. im Anh. die Regeſten v. 23. Sept. bid 28. Det. 1428. Mindet 
e 182. p. 1241. j 

63) Winde c. 188. p. 1244. Den Papfa hatte er jedoch ſchon vithrere 
Monate früher von dem beabfihtigten Roͤmerzug benadrichtigt, wie fich aus defe 
fen Antwortfäreiben entnehmen läßt. Raynald Ann. eccl. ad ann. 1431.n. 31. 

"pr 9. — Mehrere Heihbfände, beſonders bie Meihäftäbte fheinen den König 
zum Nömerzug mit Geld unterftügt zu haben. Die Stedt Heilbronn gab dazu ' 
790 Pfr. Heller. Jager Gef. v. Heilbron I. S. 192. 


Aſchbach X. Sigmund. TIL 35 , 


te, daß fie ihm wichts mehr in bes Stplachten half, wo Kane: 
nen urb Michfen ihn bebrobtens und dech wiberfiritt es feinem 
Gefhhle von Litterebre, aus ber Berne feine Zeinde mit dem Ger 
fhüg zu bekämpfen. Dieſes aber wurde von den Mächfenmeißeen 
und deren Beuten fo ſchlecht oft bebient, bAB es meiſtens dem blin⸗ 
dan. Zufall uͤberlaſſen blleh, oh eb Schaden anrichtete oder nicht. 
Als Deutſchland in ſtrategiſcher Hunſicht noch in der Kinds 
beit war, entwidelte fh zuerf in Böhmen, unter der Leitung 
des Zelbhesintalents von Biffa, eine eigene Art yon Kriegafüh: 
tung, welcher die Deutſchen in Feiner Weiſe gewachſen ſeyn konn⸗ 
ten. Die boͤhmiſchen Heerhaufen, größtentheild von Bauern und 
Handwerköleuten zufammengefegt, mit fehlechten Waffen verfe- 
ben, erſetzten durch mafchinenmäßigen Gehorſam, welchen fie ih⸗ 
ven kriegskundigen Fuͤhrern leifleten, und durch grenzenlofen Fa⸗ 
natismus den Mangel früherer Kriegsuͤbung, und wurden durch 
die Zeldherentalente ihrer Führer unuͤberwindliche Soldaten, 
Aber die Veränderung des Kriegsweſens, die Ungeſchicklich⸗ 
keit der Heesführer, die fehlechte Waffenübung des Truppen ver⸗ 
anlaßten nicht allein bie häufigen Niederlagen ber beutfchen Reiche: 
trupen: ebenfo viel Schuld daran trugen auch bie untereinander 
aneinigen Fuͤrſten und bie aus ben wiberfprechendflen Elementen 
aufammengefegten Heerhaufen, Reichsſtaͤnde, welche fo eben in 
blutigen Fehden gegeneinander im Felde gegenüber gelegen und 
biefelben nicht ausgefochten, fondern nur auf eine kurze Zeit aus— 


N 

Gchtsßbstrsihtungen, Ei 
fen: hatten, ſollten in den Schlachten einanmeen Wikfhersb Teifken, 
ohne füieinander Eympathien zu empflsden. : Die Hllferifung, 
weiche ber Haß, die Belubfihaft, ber: Widerwille abfichelich were 
fagte,. Sonuten bie ſich frembartigen Theile des Heeres einander 
nicht geben, Die von den. Abteien, geiftlichen. Stiftern, Heinen 
Hetren unb.unbrdeutenberen Reichaftäbten gefenbeten Gentingente, 
deren Dahl guſaunnen eine fehr ‚beträchtliche war, konnten in der 
kurzen Zeit, bie man zur Sammlung bed Reichsheeres beſtivunte, 
unmöglich. zu einem. grordneten Ganzen verſchmolzen werden. 
Solche Truppen mußten baher ben geordneteren Heertahaufenden 
gwißern Furſten cher hinderlich als forberlich in der Schlacht ſeyn. 
Dozu kam noch die moraliſche Stieumung, Trotz ber paͤyſtitchen 
Ereug⸗· und Baunbuilen, trotz der Serugpnedigten bes Kosbindäe 
nun Biſchofe, trag ber Töniglichen Aufforderungs⸗Saqhnciben zur 
Bertilgung ber.Tegerifiien Huffiten, fahben biefefben nicht, allein 
bar Votke ſondern auch felbtt bei einzelnen Herta und Fitrſten 
mächtige Sympathien, welche. hervorgerufen und unterholten won⸗ 
den busch den Haß und Widerwillen, welchen die Laien: gegen den 
Übermpth, die Uppigkeit, bie Verderbenheit ber Geiſtlichkeit heg ⸗ 
ten und deren Verfolgung in Boͤhmen als eine gerechte. Erf 
ihrer Sunden und Bafler betrachtet wurde. 

Bern man AU dieſes bedenkt, fo wind ma fh nick wur 
bern, haß bie Boöͤhmen ‚des roͤmiſchen Königs Gtärme auf Prag 
abſchlugen, baß:fie deſſen überlegene Streitkraͤfte bei Saatz in die 
Fioiht jagten und bei Douiſchbrod vernichteten; daß fie bie Keichs⸗ 
teuppen, ungeachtet deren großer Ubermacht, bei Außig durch 
ihre Zactik aufrieben, bei Mied und Tauß aber allein buch: den 
Schrecken ihres Namens in ſchmaͤhliche Flucht auseinander war⸗ 
fen. Etſt als jede Hoffnung auf Sieg durch Waffengewalt ver⸗ 
fchwunden war, ja als ſelbſtidie Erwartung auf Aufloͤſung bes 
böhmifihen Reiches: durch bie Innern Zwiſtigkeiten ſich ald eins tes 
gerifche erwwiefen hatte, erfi dann machte man ben Böhmen Buger 
Fändniffe und ging von bem Berlangen unbebingter Untenwerfung 
ab. Während ber Zeit der Kriege amb Siege durchlief bie AMhuri⸗ 
ſche Nation in den innern Zuftänben alle Yhafen. ber nruern Bes 
volution, obwohl ber Hebel, weicher die Bemüther in Bewegung 

23* 


E Drittes Buch. Bevanpigfles Kapitel. 
fette. weſeatlich verſchieben war ; indem bei den Bohenen bie Mes 
Ulem..(oib.oier: Aetikeh ein Sanptmoment. bilbete, negiste mau 
dieſe in der neuern dervolution und pflanzte baflıt das geſchriebene 
Bert, wornach der Saat zegiert werben fellte, als Panier auf. 
1. @gammb-war in biefer Beit.aber nicht allen im Krieg un ⸗ 
glcküch/ worin ihn überhaupt bie Fortuna nie beghnfligte, fon- 
dern auch in allen Friedensverunitlungen, bie er. unternahm. Be 
dor: vrrmochte ex ben Krieg zwiſchen dem König Erich von Daͤne⸗ 
wart undifeimen verbünbeten Gegnern beigulegen, noch gelang et 
Ip). einen bauerhaften Brieben zwiſchen Polen und bem deutſchen 
Dedin detzuſte len. Heupturfage des Mißlingens feiner Media: 
Unsurefische war ber Umſtand, daß er weber ein unparteiiſcher 
Wihter wor ‚ noch feinen Ausſpruͤchen Kraſt geben konnte, wenn 
bie an oder die andere Partei benfelben nicht nachkommen wollte, 
2: „Betrachten wit endlich, was Cigmund von dem Schluß des 
Gonftanzer bis zur Eroͤſfnung dei Basler Gondtunms für: bus 
bentfche Reich getan hat, fo nehffen wir geſtehen, baß biefes ſehe 
wenig war und daß eigentlich nichts von Belang von ihm gefihah, 
was bem betrübten, faſt geſetlloſen Zuftande Deutſchland's abhel: 
fen konnte. Ehe wir diefes, wie es ſcheint, harte Urtheil für 
Sigmund näher beweifen, muͤſſen wir jebo& einen Blick auf die 
deutſchen Zuftände werfen, woraus wenn auch wicht eine Recht: 
Fertigung ber Unthätigkeit des Koͤnigs geleitet, boch wenigftens eis 
nigermaßen eine Entfepufbigung dafüx beigebracht werden Tann. 
‚Daß. beutfcje Reich bildete ein Agglomerat von ganz wer: 
chird enartigen, faft felbftändigen Staaten, Landſchaften, Herr⸗ 
ſchaften; Staͤdten, Corporativnen. Es war die ſchlechteſte Art 
der. Oeepubliken: ein Staatenbund ohne innere Einigkeit, ohne 
äußere Kraft, ohne eigentliches Oberhaupt, Der roͤmiſche König 
foßte Allen helfen, Allen Schu und Schirm verleihen, Allen ein 
hoͤchſter Richter. ſeyn: niemand aber wollte von ihm Befehle an- 
nehmen, ihm gehorchen, ſobald man glaubte ober wähnte.in ſei⸗ 
nen Rechten unb Privilegien beeinträchtigt zu feyn, oder man fah, 
daß es Geld und Anſtrengung koſtete. Daher eine Unzahl von 
Mipftänden und anarchiſchen Auswuͤchſen. Ohne Wiffen und 
Willen des römifchen Rönigs wurden von den Reichöfländen Trug: 


i Schlußbetrachtung ·. ↄ200 
und Schutzbunduiffe geſchloſſen, Laͤndervertheilungen vatgenom ⸗ 
men, die Erbfolgegeſetze geändert, neue Hausgefthe errichtet. 
Selbſt mit benachbarten auswärtigen Staaten wurden Bünbuiffe 
ereichtet,, ‚die einen Theil der beutfihen Zeichsſtaͤnde in Kriege ver« 
wisfelte, welche gegen bad Meichöoberhanpt felbſt gerichtet ware: 
Alle ſolche Mißbraͤuche ſollten nicht nur ungeſtraft finttfnben, fon 
dern man verlangte ſogar, daß ber roͤmiſche König fie ſanctionirte. 
Sollten bie Eolifionsfäle, welche: beftändig zwifchen ben welt ⸗ 
lichen Jurſten untereinander, zwiſchen den getſtlichen und welt · 
lichen Bürften, zwiſchen ben. Fürſten und ihren Vaſallen, zwiſchen 
ben FZuͤrſten und den Staͤdten, zwiſchen ben. geiſtlichen und weit⸗ 
lüchen Gerichten, zwiſchen den Hofgerichten und privilegitten Ges 
richten, zwiſchen ben fuͤrſtlichen und ſtaͤdtiſhen Gerichten, zwiſchen 
ben öffentlichen und heimlichen Gerichten vorkamen, aufgezaͤhlt 
oder näher angegeben werben, man Einnte damit licher anful⸗ 
len und man würbe auch: allzu ſehr aus dem Gebiete der Ge⸗ 
ſchichte in das der Rechtswiſſenſchaft hinkberfihweifen. : 

Im das Chaos Ordnung, in bie Anarchie Geſetzmaͤßigkeit, 
in bie Unficgerheit und in bie Kriegszuſtaͤnde Ruhe und Frieden zu 
beingen, diefem ſchwierigen Geſchaͤft war Sigmund aus vielfachen 
Gründen durchaus nicht gewachſen. Deutſchland war in einer 
lUbergangoperiode begriffen, wo es vor allen Dingen darauf ara 
kam, daß bie neuen Zuſtaͤnde, die fich entwidelten, nicht in dad 
Exxcentriſche, in das Moßlofe ausarketen und von einer feſten 
Hand geregelt und geordnet wuͤrden. Dazu gehörten aber vor al« 
ken Dingen. befbändige Anmefenheit ber ‚Regierung, uugetheilte 
Anfmerkfamktit berfelben auf die innere Entwiellung ber. Zuſtaͤn⸗ 
de, Kraft und Feſtigkeit in ihrem Handeln und endlich Anfehen 
und Achtung bei Hohen und Niederen. Bon allen biefen Erfor⸗ 
derniſſen Iäßt, fich faß Feind bei Sigmund nachweiſen. R 
Schon umter Kaiſer Karl IV war eb recht fichtbar, daß dan 
Tuemburgifehe Haus die Kaiſerkrone mehr. pn eigenem Borhheile 
as zum Beßten und zum Wohle des Reiches tung. Diefen Ger 
danken verfolgten zwar Karl's IV Soͤhne Wenzel und Sigma 
nicht mit: ver kalten Berechnung. und: bem eigennägigen: Sinne 
Übreb Materd. Im Gegentheil Fe yerfläiten zaur Thelle bie mit 


3 Drittes Boch. Zwagzigſtes Kapitel. 
geoßen Anfirengungen und Koſten erworbene Hautmacht darch 
Ructäffigkeit uud Verſchwendung: darin aber blieben fie dem 
Vrintipe ihers Water getren, mehe auf das Wohl der eigenen 
Länder zu fehen, als auf de Beides Beßte: benn ihnen war bie 
Kalferkeene mehr edwas Bhfkiged, wenn andy Ehrebringenbes, als 
aim Begeuftand der hohen Vedentung, weldhe bie felhern geößern 
Kalſer datauf logten. Daher war Menzel felange gar wicht dar⸗ 
nach begierig bie Kaiſerkrone zu erlangen, unb er verſcherzte fie 
fokter ganz dadurch, daß er fi gar nicht mehr um das Beich bes 
Hommette. Gigmunb aber begnägte fich faſt bie ganze Beit feiner 
cegiernng hindurch mit der deutfchen Koͤnigskrone; erſt nachdem 
er zroel Decennien fie getragen, dachte er baran, auch die Krone 
ver Gäfaren ſich auf’5 Haupt fegen zu laffen. Da bem Herrſcher 
Die Foee ber hohen Steltung eined deutſchen Rönigß ganz fremb 
geworden, fo konnte 08 nicht fehlen, Daß auch bie Beſtandtheil⸗ 
des Reihes fie nice mehr hatten und bie Kaiferwäirde iht Anſehen 
und ihre Bedeutung immer mehr verlor. 

Wat hamptkähtic bayı beitrug, Sigmund's Regierung ſo 
ſwach und kraftlos zu machen, war feine faſt beftäubige Abwe⸗ 
ſenheit aus den deutſchen Banden. Grabe bie häufige Anwefen⸗ 
heit in ben verſthiebenen Landſchaften gab dem Herrſcher Anfchen 
and Kraft. Daher war es bei allen Kaiſern der frühern Beit, bie 
Kraft enhuideln wollten, Brauch im Reiche herumzureiſen, bie 
ODrdnung zu handhaben uad Gerechtigkeit zu Aben. Denn cine 
bedeutende Perfönlichkeit vermochte auf biefe Weiſe fich ſchnell am 
weiften Auſehen zu verſchaffen. Etgmund verſchmaͤhte dieſes DRit« 
tel zur Erhöhung feines Anſehens faſt ganz: obwohl feine aͤcßere 
Erſchelnung bei Frierlichteiten hochft wuͤrbevoll war, fü beſaß es 
doch aicht Characterfeſtigkeit genug, auf langere Zeit bie Majeſta 
feiner hohen Strllung feſtzuhalten. Seine Leichtſectigkeit und 
feine nicht fetten frioole Umgebung ſchadeten ihm im dieſer Hinſicht 
unendilch Aber mie die Sedenklichkeit, weniger windevoll aufs 
gatiten, veramlaßte Segmund folange fern von Dentfchlend zu 
Weiten und feine Perſon durch bevolhmächtigte Farſten vder Bi⸗ 
Ihbfe auf den Neichetugen dertreien zu laſſen, als vielmehr die 
Cerge fire fein Eluigrrich Ungarn, auf befien Innere Wermältung, 





Sth lußbettachtungen. 39 
Beruhigung und Sicherſtellung gegen aͤußete Felnde et unver 
gleichbar mehr Tätigkeit und Aufmerkſamkeit verwandte, ald auf 
das beutfche Reich, So warb bad Ichtere auß ber Ferne, von 
Ungarn ober von ber tinkiſchen Grenze oder Polen aus, welches 
lettere Land ex nicht ſalten befuchte, obgleich es ihn nichts anging, 
wie eine Provinz regiert. Daß dabei bie Ordnung und der Bands 
frieben nicht aufrecht gehalten, und die Gerechtigkeit nicht fehr 
gelibt werben konnte, war natüslidhs auch wurben bie Klagen ber 
Reicpeftände oft darüber Laut. Sigmund entfäulbigte zwar feine 
Entfernung bamit, baß feine Anweſenheit im Reiche doch von Bel 
nem Fugen fey, weil bie Bürflen ſeinen Geboten Feine Folge lei⸗ 
fletens aber eine bebentende Perfönlickeit mußte grade diefe Wir 
derſpenſtigkeit und diefen Ungehorfam befämpfen und die Ordnung 
wiederherſtellen. Wie wenig Werth aber Sigmund felbft zuletzt 
auf bie deutſche Krone legte und wie fle ſelbſt ihm laͤſtig gewor⸗ 
ben, läßt fich aus feiner eigenen Xußerung entnehmen, als et 
auf bem Reichstag zu Preßburg erflärts er fey der deutſchen Krone 
mihbe: er hätte fie getn ſchon laͤngſt aufgegeben: er habe ih ſei⸗ 
mem Königreich Ungarn genug zu leben und bedirfe Feiner weis 
tern Birde, 

Es wäre unbilig und zugleich der Wahrheit der Geſchichte 
entgegen, wollte man dem König Sigmund allein die Schule der 
Werwirrung und ber Anarchle zufchteiben, welche im deutſchen 
Reiche zur Zeit des Huffitenkrieges herrſchte. Sigmund fand fon 
bei feinem Kegierungsantritt ſolche heilloſe Zuſtaͤnde, daß aud) ein 
fähigerer Regent die Bügel der Regierung nicht mit viel beſſerm 
GtäE würde gefhhet haben. Das Übel hatte ſchon zu tief Sur⸗ 
del gefaßt und richrte auß ber Beit des großen Interregnums nach 
dem Abgang ber Hohenſtaufen her, als bie Landeshoheit der Fun⸗ 
ſten in den deutſchen Territerien aus ber Zerſplitterung der Ders 
zogthiuner ſich entwickelte. Die erſten Habsburger widerſtanbeu 
noch kraͤftig der Abnahme der koͤniglichen Gewalt: unter den Bas 
gemburgern und Wittelsbachern ſank fie zufehenbs zum Vortheil 
der Fürfiengewalt. Da bie Finſten mit ihren Ständen in ihren 
Territorien über Alles felbfländig Gefege gaben, fich den koͤnig⸗ 
lichen Hofgerichten entzogen, unb in fih geichloffene ‚Staaten 


392 Drittes Bud. Zwangigſtes Kapitel. 

bildeten; fo blieb dem König nur noch ber Schatten einer Gewalt, 
die Dberhobeit und der Vorſitz auf den Reichötagen. Ans Mans. 
gel an Geld waren alle feine Schritte und Handlungen gelaͤhmt. 
Nur aus ben Beichöfläbten und Lanbvogteien zog er ‚regelmäßig 
Steuern. Sie auch waren großentheils verpfändet. Wären nicht 
die Juden, bie königlichen Kammerknechte, oͤfters von neuem ge⸗ 
ſchaͤzt und zu großen Steuern gezogen worden, ber König wäre 
noch häufiger in der brüdenbfien Geldwerlegenheit geweſen. Je 
mächtiger ein Finſt, einerlei ob es ein geiftlicher ober ein weltli⸗ 
er war, fich fühlte, um fo weniger war er bem Könige eine 
Stuͤtze. Nur die Schwachen, die Herrin, Grafen und Reiche: 
ftäbte wimfchten bad Oberhaupt Erdftig und ſtark, um in feinem 
Schuß gegen bie Mächtigen eine Stüge, einen Schirm zu haben, 
Sie allein aber, zerſtreut, vielkoͤpfig, felten einig, waren nicht ges 
eignet, die koͤnigliche Gewalt zu kraͤftigen. Ja der König durfte 
ſich diefer ihm allein warm zugethanen Glieder des Reiches nicht 
allzu fehr annehmen, um nicht bie Zürften gegen fich aufzureizen. 
Si ſolchen zerriffenen, troftiofen Zuftänden war allerdings Sig⸗ 
mund's Äußerung wahr und richtig: ber Deutſchen Krone könne 
nicht zur Luft und zur Ehre getragen werben, fonbern es fey eine 
ſchwere Bürbe, die den, ber fie trage, faft erdrucke und ihm 
wenig Freude bringe, 

Daß Sigmund grabe in der Zeit, als ihm biefe Buͤrde am 
drldendften ſeyn mußte, fich entſchloß, dieſe durch die Erlangung 
der Kaiſerkrone zu vermehren, beutete darauf hin, daß er die Ab- 
fücht hegte, ſich ernſtlicher des Reiches anzunehmen und als welt: 
liches Oberhaupt der abendlaͤndiſchen Ehriftenheit auch den kirch⸗ 
chen Angelegenheiten feine Thätigkeit zuzumwenben. Wie er.den 
Hoffnungen entfprach, die er durch den-fo unerwartet angetretes 
nen Römerzug erregte, das foll im nächften Bande, ‚der großen: 
theils die erfien Jahre des Basler Conciliums und Sigmund's eif⸗ 
rige Theilnahme daran: befprechen wird, dargeſtellt werben, 


Anhang 


Beilage 1.*) 
Schreiben Waiter's von Schwarzenberg an den Branffurter Rach 

Guli 142% 
0 Bir lafſen enere Wöißkeib wißen, da anf. meh, Here 
der konig zu Megenspeng nu Toren iſt uff den Mondag vor fı Mas 
vie Magbeierienbag wit vnß. gmeb. Frawen ber konigin und han 
va. Herten bie kurfuͤrſten darnach uff den Dinflag zu driſtthige 
botfthaft gethan an vnß. H. den kouig und en zu beden gen Rus 
semberg zu fölgen, So han ber firbe frunde, dy ipmb ie zu 
Nuremberg fon, gebebin vnß. gneb. Herrn des konigs botſchaft 
daz iſt mit name des großen graven Bruder zu Ungetn und der 
Herrn von Holoch, daz ſo fruntlichin bringhin an vnß. Herrn ben 
konig, daz derſelben Stede viel konigl. Gnaden gewarten "walls 
bie zu Nurembetg ober zu Regenspurg, -wo feine gnaden daz 
gefellich iR x, 


Beilage 11. 
8. Gigmund ladet die wetterauiſchen Reichtſtaͤdte zum Bine 
Neihstag ein. 8. Dec. 145 

Wir Sigmund von gotes gnaden Romifcher kunig zu allen 
iten, merer bed Richs vnd zu Hungarn, zu Behem ıc. kunig. 
Embieten den Durgermeiſtern vnd Meten der Stat zu Frauckſun 
und alten andern Richfleten in ber Wederam gelegen vnſern vab 
des Richt lichen getsucn vnſet gnad und alled get. Lieben getruru. 
WS haben vaſer und beb heil, Biichb Barfürften vnſer lieben Neuen 

0) Die Betagen 1 XvVit find fänmtrid am den Drigtnaten ik Gras: 
furter Stedtarchir enfnonnmen, 


' 


3% Anpang. 

vnd Dheimen botſchaft getan, wie daz Sy zu und gen Wyenn 
vff den achten tag nach vnſerer lieben Frawentag zu liechtmeß ko⸗ 
men wollen durch großer notdurfft willen, bie die heiligen kriſten⸗ 
heyt und das heil, Riche aurusend fin, vnd das auch ein anflag 
vnd orbenung gefegt werben, bamit bie ketzer von Behem zu kri⸗ 
ſtenlichem glowben Ebracht ober vfgerait vnd getifigt werben. 
Bnd haben auch vgp vns begeret, daz wir anbern vnßer und bes 
heit, deiche Juͤrſten, geiſtlich und werntlich, Ebten, Prelaten, Gra⸗ 
ven, Herren und Stetten zu vns zu kommen vff benfelben tag 
befenben und beruffen wollen. Davon fo begeren wir von euch 
mit ganzem ernfle vnd wollen, daz Ir ewr. Brunbe mit voller 
macht zu vns gen Myenn uff den egen. tag fenbet, Bot zu lob, 
dem heil. criften glotoben zu troſt, vns vnd bem heil, Sich zu 
lieb, nutz vnd eren. Alfo daz Diefelben ewr. Frundt macht haben 
‘einen Anflag vff zu nemen vnd zu qufagen vnd daz wicht not ſey 
einen ſchub zu euch wider heyme ze tun, boran tut Ir vns ſun⸗ 
derlich band und Beheglichkeit. Des wir euch in allem gute 
nimmer vergeffen wollen. Geben zu Ecali an vnßer lieben Fra⸗ 
wen tag Goncepcionis Vnſerer Riche des Hungarifchen in dem 
XXKIX bed Romiſchen in dem XVI und des Bchenifchen in 


deut VI Zaren, 
Ad mandat. Dom. Regis 


‚Franc. pptus Strigonens. 





Beilage II. 

Aus 8. Sigmund's Schreiben (d. d. Wien 10. März 146) an die 
wetterauifchen Städte Frankfurt, Eriedberg, Gelnhaufen und 
Wetzlar über den Wiener und Rürnberger Reichstag. 

— — — Bann wir nu berfelben ketzerey (zu Behem) zu 
wiberfieen, bie vßgusatien und mit der Hilf Gots bed Almech⸗ 
tigen entlichen zu tilgen und zu verfisren, des heiligen Richs Kurs 
fünften, Sürfien, geilen ond wernttichen, Graven, «Herzen onb 
Siet, deſſelben Richs undertanen vnd getruen her gen Wyenn zu 
tagen gefordert vnd beſante haben, als vns das dann als einem 
Romiſchen kunig vnd einem vogt der heiligen kirchen wol zu ge⸗ 


Voltage. II. ö 397 
buret. Vff benifelben tag wir in gegenwertigkeit folder Kurfuͤr⸗ 
ſten, Fuͤrſten, geiſtlicher vnd werntlicher, Graven, Herren, Stet, 
vnd anderer vnßerer Rede vnd getreuen, die dann zu vns nach 
vnßerer Erforderung her gen Wienn komen fein, gewegen und 
betrachtet haben, daz große notdurfft ſei, daz Pürklichen darczu 
getan werde: wann ob das nicht geſchehe, do ſey wol zu beſor⸗ 
gen, daz dann folich boße Ketzerey alſo uͤberhand neme und ſolich 
ſchand ond irſal in der :heiligen kitchen ‚und kriſtlichem glouben 
machte, wo die in andern Land wurtzelt, bay ſolich ketzerey in 
Behem vnd auch anderswo dahin ſy komen mochte, vil herter 
vßzurutten vnd zu vertilgen wurde. Und wann nur dem Als 
mächtigen Got zu Lob vnd zu eren, ber heiligen kirchen und kri⸗ 
ſtenhrit zu nucz, „dem heiligen Romifchen-Biche zu Vffwachſung 
vnd ber cron zu Behem, bie ein merklichs gelibe und Furfärftens 
thum des heil, Michs iſt Widerbringung billichen zu betrachten iſt, 
barumb. fein wir mit denſelben vnßern Furfinften, Fürften, Her⸗ 
ren und Steten, bie bey un hie zu Wyenn fein, uͤbereinworden 
und haben befloffen, daz alle kurfirſten vnd andere Brften, Her⸗ 
zen vnd Stete, vff den nehflen fand Balpurgistag gen Murem⸗ 
berg komen füllen einen orbenlichen glichen Anflag wäber dieſelben 
Beer zu Wehen zu einem teglichen krieg biß zu einem ende ber 
ſache zu machen. Alſo daz foliche ketzerey vndergedrucket und 
genzlich getiligt vnd vßgerutt werde. Vnd darumb fo begeren wir 
von euch mit ganzem ernſt vnd Fliß vnd ermane euch auch ſolicher 
true und eyde, bie Je und vnd dem Rich getan habt vnd pflichtig 
feyt vnd gebieten euch auch von Rom. konigl. macht ernſtlich vnd 
veſticlich mit diſem brief, bay Ir vff ben egen. ſ. Walpurgistag 
nechſtkuͤnftig auch gen Nurenberg komet ober ewrn Frunt mit gan⸗ 
zer vnd voller macht dahin ſchikt, dahin wir auch vnſer vollmech⸗ 
tige vnd trefliche botſchaft ſenden, ſolich Auſlag vffzunemen vnd 
dem genug zu tun als das angeſlagen vnd vßgetragen wiert, vnd 
lafſet euch doran nichts hindern. 


8 Anhang. 
Beilas⸗ IV. 


Cigummd ſchreidt (2. April 1426) den wetterauifchen Staͤdten du 
Tag in Nürnberg auf dem 1. Mai am beſchiden: er werde auf 
mit feinem Gcwiegerfohne, dem Herzog Albrecht von 
Dſtreich, dapin kommen. 

Sigmund von Gotes guaden ıc. Wir haben euch vormals 
geſchriben, Side wir und mit kurfürſten, andern Zürften, Gros 
ven, Herren vnd Stetten, bie bey vns zu Wienn geweſt fin, 
eins anderu tagb verfangen und vereint haben gen Nuremberg uff 
ſ. Valpurgtag necpfitünftig zu fanmen, dahin wir vnſer trefflich 
vnd mechtige botſchaft zu denſelben kurfürſten, Furſten ic. vnd 
euch ſolten geſant haben, die eins gemeinen Anſlags wiber bie 
ketzer ganz eins zu werden vnd meinten wir machten durch vnſer 
groffer Geſchefft willen, beyde gen ben Zarken und auch den Res 
gern ſelbs denſelben tag nicht zu beſchuden. Eann biefelhen Reber 
vt dem hochgebornen Albrechten, Herzogen zu Dferi, vuf, 
liben Sun vnd Sirften, vaſt mechticlich in feinem Ianbe geweſt fin 
vnd haben do vil Iute vnd landes gewüflet, daß wir brpbe mit 
wnfer ſelbs perſon gen Im zu tzyehen uff waren, Bud ald fie daz 
erfaren, fint fie widergehogen, yebeman.an fein gewarfam, Ru 
haben wir betracht, das vil guts erſteen vnd geſchafft werben mag, 
igt bay wir ſelbs ff denſelben tag fein und heben mit vnß. worgen, 
eben Sun gerebt, daz grofle notdurfft iſt, bay wir ſelbs benfels 
ben tag beſuchen vnd haben auch off hut mit Im beſioßen, daz 
wir mit vnßer perſon achttag nach ſ. Walpurgtag nechfifunftig ons 
verzogenlich und ye zu Nuremberg mit ber huͤlffe gotes fein wollen. 
Dazumb begeren wir von euch ernſtlich mit allem Wiiffe, baz Se 
ewre Frunde mit-voller macht gen Ruremberg vff |. Walpurgtag 
fenden wollet, vnd ba& fye fich nicht laffen verdrießen vnſerer Zus 
Zunft drey oder vier tag zu harten, wenn wir ye bahin komen 
wollen, Vnd hoffen zu Got dem Aumechtigen der kriſtenheit Dem 
Reiche und wider bie Ketzerey vil gutes und nutzes zu befließen 
und zu enden. Doran erwerbet Ir lone von Gote, ere von ber 
Werlt vnd von vns funderlihen Dank, das wir euch in allem 
gute wollen laffen gnediclich gemeſſen. Geben zu Kornwburg 


Veltage V. 3» 
am Dinfing nach Dſtern vnß. Biche bes Hung. in dem XL, be 
Rem. in dem XVI ond des Behem, in dem VI Iarın. 
Den Hirgermeifern vnd Reten Ad mandatum Dom. Bogis 
bar Stete Fraukfurt, Bribberg vnd Michael pptus Boleslar. 
allen Stetten in ber Wederaw un« 
re und des Richs leben gettuen. 


Beilage V. 
@igmund füseibt (16. Mai 1496) an bie wetterauifchen Staͤdte, dab 
er wegen Krankheit den Tag au Nürnberg auf dem 1. Mai nicht 
+ habe in Perfon beſuchen können, 

Bir Sigmund von Gotes gaben Romifcher kunig zu allen 
czeiten merer bes Richs, zu Hungern, zu Beheim ıc, kunig. Ems 
bieten den Burgermeiſtern, Reten und Bingern gemeinlichen ber 
Stete Frankfikt ond fuft aller andern Stete in ber Wederaw ges 
legen,. vnſern vad des Mich lichen getruen, vnſer gnad und. alles 
gut, Lichen getruen. Als bey und zu Wienn geweſen find zwen 
vnhexe vnd des Richs kurfürſten, mit namen bie hochgebornen 
Fridrich Hertzog zu Sachſen und Friderich Margsraf zu Bran⸗ 
denburg vnd andere Zurſten, Herren und Stete und daſelb wur⸗ 
den wir vndereinander uberein, eins tags gen Nuremberg vf ſant 
Walynrgotag, bafelift bin Ir ewer volmechtig botſchaft ſenden 
ſeldet und wir vnſer Nete mit voller macht bakin ſenden, als wir 
dann die geſant haben, als das bereit was, einem Yuflag vnd 
Dedmung wider die ketzer zu Veheim zu machen, das dem kriſt; 
lichen glauben zu muhe, zu frommen und zu troſt gebracht wurde 


vnd ob get wil zu einem guten ende kemen felten, als mir des in 


guter Hoffenung fein geweſen vnd noch fein, ba viele aus in, das 
wir leiplichen gen Nusemberg reiten wolten durch ber vnd anderer 
des Richs votdurfſt willen. So ritten wir gen WBarabin zu fant 
Zaſlaw. Als wir und dahin gelubt hatten, und al wir herwider 
quamen, de quamen zu und Conrat von Bickenbach und Briberich 
nam Stein, ber Ertzbiſchobe zu Bene vnd zw Erler Mete, den 
wie fegten, bad wir Im nachvolgen wollten gen Muremberg, aid 
wir ouch dad ben kurfurrſten gefehriben haben. Alſo fehlten wir 


0 Anpang. . 
uns an ben Wegk vnd quamen her zuum Wottad, Do vielen 
in krankheit, wit namen bie Gciatica des Rüde, Mund davon 
begeren wir von euch mit ganzem ernfle vnd fliiſe, das Ic noch 
got anfehet vad bie not des heil, criſten glauben unb dem Auflag 
vnd Drbmung nachget, wie benfeiben kehern widerſtanden manche, 
got zu lobe, dem heil, criſtenglauben zu troſte und. dem Riche zu 
eren. Bann an und nicht abgen fol, funder wir wollen ons euch 
in ben ſachen erzeigen vnd weber leib noch gut doran nicht ſpa⸗ 
ren. Geben zum Tottas am Mitwochen vor bem heil. Pfingfitag 
vußr Stiche des Hungriſchen in dem XL, des Romiſchen in. dem 
XVI vnd des Behewiſchen in dem ſechſten Jaren. 

Ad mandatum Dom. Regis 

Franciscus Vioecancellarius. 


Beilage VL Pe 

DIE iR die Verhandlumgn uff dem tage zu Auremberg Anno 
XII XXVI nach Walpurgis als vnßer Herte ber. konig die Fur⸗ 
fen bar beſchiden hatte von eynes anſlags wegen vngeverlich 
wider bie keter. 

Die erſte Rebe von Ottingen von: bes Zurflen wegen geyn 

ber Stede frunden getan, 
Lieben frunde, haben uch bie von Nuremberg vnd von Brandens 
fürd auch abſcheidunge vnd meynunge vnßers guebigften Herren 
. bed konigs zu Wyenn ertzalt. So bitten uch. vnßere Herren bie 
Surften und ire Rebe, das ir yn daryn raben ewre meynunge fas 
gen wullet. Haben fie uch aber foliche noch nit ergalt, fo wul⸗ 
lent fie noch zu uch heiſchen vnd daz ertzelen laßen vnd furbaß 
vnßern Herzen daryn raden und uwere Meynunge ſagen. 
Der Stede Antwort daruff. 

Hochwirdigen und hochgeborenen Fuͤrſten. Gnedigen, leben 
Herren. Als uwren fürftenlich gnaden vnßern Herren von Otin⸗ 
gen habt laßen ertzelen ber Stete ftunden zu vernemen von ben 
von Nuremberg vnd Franckenfurd bie Abſcheidunge vnßers gnedig⸗ 
ſten ( Herren) des Romiſchen konigs zu Wyenn vnd hinnach uwer 
Birbigkeit zu ſagen der Stete meynunge vnd Rad, Gnedigen, 


Beitage VL. 401 
lieben Herten, Nu bitten bie Stett uwer genade demutiglich czu 
vernemen, das yn das uͤbel zu Beheim getrulich vnd von Herzen 
leit iſt, vnd yn vnd iren frunden alwegen leit geweſt iſt, als bil⸗ 
Mc, iſt. Nu fint fie vormals zu ſolichem vngefüg willig vnd binfts 
lieh geweſt und wollen aber willig vnd dinſtlich dartzu fin mitfamt 
umern vnd andern onfer Herren ber furſten gnaden. Doch alfo 
daz fie nicht anders wiffen, daz das vnßers allergnebigften Her⸗ 
ven des Romiſchen konigs meynunge fij, das daz ordenlich glich 
vnd zymlich fur ſich genommen vnd vffgeleget werde, damit ny⸗ 
mands inſunderheit beſwert werde. Auch iſt vaſt ſiner gnaden mey⸗ 
nunge, ye gut uwere, das beſtellet wurde, fride der lande, vmb 
des willen, das man deſte furderlicher gein Beheim dienen moths 
te. Gnedige Herren, mochte nu uwer gnade darczu gedencken, 
das fride der lande gemacht wurde, daran tebent ir guediclich und 
ſcliglich: wann gefchee iß nicht, fo were verfehenlich, daz als 
furderlich nit geholfen vnd gedienet wurde, als ob fride ber lande 
were, Und biten uwer genad folich vnßer antwort gnediclich uff⸗ 
czunemen vnd nicht vngenediclich zu verſteen. Das wir ſolich 
antwort vertzogen haben, wand das darvmb geſcheen iſt, das wir 
vnßerer frunde der Stete boten mere wartend waren, der auch 
ſyt me komen iſt. 

Die andere anbringunge Grave Emichs von Liningen von 
der Zurften wegen an die Stete, 

Erbern, guten Frunde. Als ix vnßern Here ben Furſten und 
iren Reben geantwort hat, haben fie wol verftanden, vnd dans 
cken uch folicher uwer guber vnd fruntlicher Antwort und wille, 
Vnd lieben Frunde vnßer Herren die Furſten ond ire Rebe haben 
darüber geſeſſen, das betracht und gewegen vnd bebundet fie, bad 
eß mit der Some ber Sehsduſent mit glenen als vnßer Herre ber 
konig zu Wyenn angeflogen hatte, zu viele fin fond das darvmb, 
wann ſolich vorgenannter mechtiger Reyſiger Getzug in ben landen 
nit uff zu bringen ſij, vnd man auch ſoviel koſte und futerunge 
in Beheymer lande nit gehaben noch finden vermoge, dad man 
mit alfo viel Inden do erharren vnd geligen moge, Vnd ift dar⸗ 
vmb vnßrer Herren der Furſten und ir Rebe einsteils meynunge, 
da3 man eß ließe bij vier bufenden mit glenen. Aber bie meifle 

ſchbach 2. Sigmund. IT. % 


402 Anhang. 
zuenge ber Furſten vnd irer Büebe meynunge iſt, dad man iß liß 
bliben bij den dryn duſenden. Vud biden uch darvmb, lieben 
Vrunde, das ir vn daryn raden vnd fagen wullet, was ir darzu 
ceeynet zu tum, uff daB fie ſich darnach wißen zu richten. 

Der Stebe antwurt uff bie vorgen. Anbringunge. 

Erwirdigen vnd hochgebornen Jurſten, gnebigen, lieben Herren, 
Als uwere furſteliche gnaden vnßern Herren Graven Emichen Gras 
ven zu Linyngen uns habt laßen erczelen, wie eß uch mit ber 
Somme ber Gchöbufent mit glenen zu eym dagelichen Prieg geyn 
Beheim zu legen, nach meynunge vußers „Herzen bed konigs, zu 
viel bebunde, Vnd wie umere gnaben und Rede bad gewegt vnd 
betracht haben, vnd ir einfleild mepmunge were zu bliben uff 
viere duſent mit glenen, boch ſij der mererteil uff dryn duſenden 
mit glenen zu bliben it. Gnedigen ‚Herten, wand un uwer gna⸗ 
den folichs vorſichtlichen bedencken, betrachten vnd auch ſolichen 
Auſlag baß gefegen vnd verſteen mogent, dan wir, So iſt vnßer 
meynunge, welchen weg vnßers gnedigſten Herren des Tonigs 
Bede vnd uwere furſtenliche gnade vornement, eß ſij die, Sehe, 
vier ober dry duſent mit glenen geyn Beheym zu legen, das wir 
darinne willig vnd dienſtlich ſin wullen, als wir das uwern gna⸗ 
den auch vor zugeſaget haben, Alfo das daz redelich und glich ans 
geflagen werde, und nymand in funberheit barbordh befivert, vnd 
biten umer gnaden folich vnßer Antwort guediclich uff zunemen 
vnd in dem beften zu verfteen. 

Die dritte Anbringunge vnßers Herren des konigs Rebe und 
des von Dingen an des Stebe frunde getan, als von yn ſelbs. 

Lieben Frunde, wir reden diß ald von und vnd im guter 
meynunge, Vns bebundet nicht nach folichen antworten, als ir 
vnßern ‚Herten den Zurfien vorgegeben habt, das ir icht fagent 
noch ußgebent, was ir mepnt zu den ſachen zu tun. Daromb 
duchte und geraten fin, bad ir umrer freunde Sechs zu ons und 
der furften Frunden figen ließent, fich mit eyn vnd dorch eynan- 
ber zu wnberfprechen, ob man icht wege zu ben fachen finden 
mochte. 

Nota. Des waren der Stede Freunde gefolgig und hißen 

darbij figen bie von Collen, Menge, Straßburg, Go: 


Beilage VI. 408 
fing, Dlme und Räremberg. Vad als vie alfo bij der 
furſten Rebe faßen vnd zuerfte nicht fagen wullen, fo ers 
Yalt grave Emich von der furſten wegen und viel andern 
worten, bie bo etludeten. 

Lieben Stunde, uff das ir fehen mogent, ba vnßere Herren bie 
Zurften ye willig und behuͤlflich zu diefen fachen firr wullen, vnd 
in ſolichs Vbel getrulich leit fi}, vnd ir auch ye meinent, baß fie 
zuvor fagen ſollen, fo haben vnßer Herren die Furſten und ir 
Bebe beſloßen vnd fint blieben uff den vier bufent mit glenen geyn 
Beheim zu eym degenlichen Friege zu legen, und iſt ire meynunge, 
008 fie derſelben vier dufent drü dufent beſtellen wußlen, vnd daB 
is Stede gemeynlich das eyne bufent auch beftellent, 

Der Stede Antwort uff die vorgn. Anmudunge. 

Hochwirdigen und hochgebornen Furſten, gnedigen lieben Her⸗ 
ren. Als ir vns habt laßen erczelen, wie uwer furſtenliche gna⸗ 
den bliben fin und beſloßen haben uff den vier duſenden mit gle⸗ 
men x. und wie uwer gnaden ber drii duſent beſtellen wullen, vnd 
das wir Stede gemeynlich das uberige duſent beſtellen ic. Lieben 
gnedigen Herren, des fo enkonnen wir fo folichichen uff ſoliche 
uwere anmudunge nit geantworten, wand vnßere Frunde von ben 
Steden lutzel hie fin, alfo das wis vor dieſelben, bie nicht hie 
fin, nit geantworten mogen, als ir wol verſteet. Vnd nad 
dem vnd ir ond die von Nuremberg ond Frandenfurb abefcheis 
dunge vnßers Herzen bed konigß von Wyenn vor- hat. laßen er⸗ 
gelen, vnd wir umern gnaden auch vor dartzu geantwort haben, 
das wir dartzu dinſtlich und huͤlfflich fin wullen, wurde nu ſolicher 
zog angeſlagen, alſo daz nymand in ſunderheit dardorch beſwert 
werde, nach vnßers Herren des konigs meynunge, So wulten 
wir noch hude, deß tages, dartzu willig vnd dinſtlich ſin, alſo 
das wir truweten in vnßers Herren des konigs vnd uwern gnaden 
zu bliben, vnd biten dieſe vnßere antwort gneditlich uffsunemen 
vnd in dem beſten zu verſteen. 

Die vierde Anmudunge bes von Dtiagen von Furſten wege 
an ber Stede frunden getan, 

Guben frunde, ald it vnßern Herren ben Furſten gefternt und 
auch vor geantwort habt, wie ir zu folichem zoge huͤlfflich vnd 

26 * 


40% Anhang. 

dinſtlich fin wullet vnd vor andere Stede, die mit bie fin, nit 
habt zu antworten x, Solich vwer erberer antwort uch vnßere 
Herzen die Fürften danden, Vnd bebiindet vnßern Herren, wie 
wol ir nu uß in bracht habt, daß fie uch gefagt haben, was fie 
zu dem begelichen kriege tum wullen, Daß fie doch in uwer ant⸗ 
wort noch nit verfieen noch prüfen mogen, was oder wieviel ir 
zu dem egen. begelichen Friege dienen vnd tun wullet, Biten fie 
uch darvmb noch zu onderfpredhen, vnd fie auch verfieen laßent, 
was ober wieviel ir zu dem egen. degelichen krieg fun wullet, 
uff das fie fich deſto baß darnach wißen zu richten. Dan ſulten 
fie nicht wißen, uff was oder wie viel fie ſich von uch laßen moch⸗ 
ten, fo mochte dieſe fache Hinderſtellig werden, das ons doch ge: 
teulich leit were. J 

Der Stede Antwort uff die egen. Anmudunge. 

Hochwirdigen vnd hochgebornen Furſten, gnedigen, lieben Her⸗ 
ren. Als it und als geſternt habt laßen ertzelen und.ye von vns 
begeret uch zu ſagen, was wir zu dem degelichen krieg tun vnd 
dienen wullen. Gnedigen, lieben Herren, dis iſt vnßere mey⸗ 
nunge: Derwile wir nit wißen noch prüffen mogen, welche zijt 
ſolich leger ende nemen werde, alſo als wir dan zu zijden zu dem 
zoge geyn Beheim uber die Ketzer gedient haben, das wir dan nu 
mit dem virdenteil derſelben Somme Reyſigesgetzugs zu dem de⸗ 
gelichen kriege dienen vnd beſtellen wullen, vnd biten uwere gna⸗ 
den ſoliche vnßre Antwort gnediclich uffezunemen vnd in dem be⸗ 
ſten zu verſteen. 

Antwort Grave Emichs von der Furſten wegen uff die 
vorg. Antwort. 

Lieben Frunde. Als ir vnßern Herren den Furſten nu zugefaget 
habent mit dem virteil der Somme zu bem begelichen kriege zu 
dienen, fo ir zu zijden zu bem zoge gebient habent c, Des bes 
dundet vnßre Herren bie Zurften, das daz eyn cleyne, ſnode 
vnd vnendeliche Hülffe were, als ir ſelbs wol verfteet, und bie: 
tent uch noch hude diß tags baß zu bedencken und folliclicher dar: 
inne zu tun, uff dad die fache uwren halb mit hinderſtellig wer: 
de, wand vnßer Herren die Zurften ye darinne willig fin, 





Vellage VI. 405 
Der Stede Antwort uff bie vorg. Begerunge. 

Erwirdigen vnd hochgeborene Furfien, gnebigen, lieben Her⸗ 
ren. Als uwere gnade vns dan zu allererſt hat laßen erczelen 
die von Nurenberg vnd Franckenfurd Abſcheidunge vnßers aller⸗ 
gnedigſten Herren des konigs zu Wyenn, vnd auch uwerer gna⸗ 
den meynunge, vnd wir uwere gnaden darzu geantwort haben, 
welchen weg ir vornemen wordent, bad wir gerne dinſtlich vnd 
willig darzu fin wullen, als wir auch vor geweöt weren, vnd mu 
uff · das beſte begert habt, uch zu ſagen, was und wie viel wir 
darzu meynten zu tun, als wir uwern gnaden bad auch zugefagt: 
Haben, vnd uch dann bebundet, das foliche Hülffe zu ſnobe ſij ac. 
Des biten wir uwere gnaden zu vernemen, wer eß das ir zu dem 
zoge vnd degelichen kriege tun vnd ziegen laßen wultent und uns 
dann ließent verſteen, wanne, fo wulten wir ſolichs gerne an 
vnßere Frunde bringen vnd hofften, das fie ſich darinne alſo be: 
wiſen vnd dienen ſolten, das wir in vnßers gnedigſten Herren 
des konigs vnd uwern gnaden bliben wulten vnd biten uwre gna⸗ 
den dieſe vnßere Antwort gnediclich uff zunemen vnd in dem be⸗ 
ſten zu verſteen. 

Der von Dtingen von der Furſten wegen an ber Stete Frun⸗ 
de getan. 

Lieben Frunde. Als ir vnßern Herren ben Furſten geften ge⸗ 
antwort hat, haben fie darinne wol verſtanden, das ir willig fint 
dartzu zu bienen vnd biben uch buch aber, das ir got anfehent 
vnd uch baß bedendent, vnd yn bes ein fruntfich antwort gebent, 
was ir mee zu den ſachen tun wußlet, dan ir vor zugefaget hat, 
ff das fie ſich deſte baß Demnach wißen zu ticheen. \ 

Der-Stede Antwort. 

Erwirbigen, hochgeborene Furften, gnebigen, lieben Herren. 
Als ir vns hat laßen erczelen, das wir und baß bedenden füllen 
und uch eyn frnnttücher Antwort geben, lieben gnebigen ‚Herten, 
des haben wit uwern gnaden zu dem erſten alfo geantworf ec. vnd 
worben da alle vorgefehr. antwort eye nach ber andern eigentlis 
hen ertzalt, wie fie vor geludet hatten. Vnd lieben gnebigen. 
‚Herren füt bem male umere gnaben ye mee vor und wullen wiſ⸗ 
fen, ban wir udy vor zugefagt han, fo mogen uwere gnaben - 


06 . Anhang. 
igliche Parthii vnd iglicher Stab frunde in funderheit fragen, die 
ſollen uch wol fagen werben, wie fie von iren Frunden gefkhicht 
fin, vnd was fie macht haben, 

Des auch alfo geſchah. 

Der von Franckenfurt antwort vnd erhalte das Walther 


Swartzenberg. 

Bochwirdigen und hochgcbornen Furſten, gnebigen, lieben Her⸗ 
ren. Als uwere furſteliche gnaden mit ons hat laßen reden, das wir 
ums baß bedencken und uwere graben zu verſteen geben, was wir 
von Frandenfurt doch mee wider bie Teer tun wullen, ban wir 
vor zu gefagt haben. Gnedigen, lieben ‚Herren, biten wir umere 
gnaden bemuticich wiſſen, Als wir dann zu Wyenn by vnßers 
gmebigflen Herren des konigs gnaben geweſen fin, ſoliche fine: 
koniglichen gneben meynunge, als er bo ſelbeſt vor hatte, vnßern 
Frunden gefaget vnd bie vaſt eyn wolgevallen barinne gehabt han. 
Bnd haben uns auch off ſoliche finer gnaben meynunge heeges 
ſchicht. Wer eß nu, bad man folichen Anflag vorgenommen 
hatte, nad) finer gnaben meynunge, fo hetten wir macht gehabt 
darin zu reben. Derwile des aber mit gefin enmag, ‚fo erfennen 
wir bach wol, das vederman billich dartzu tut, vnd getruwen wol, 
ſo uwere gnaden beſtellen werden, zu ziehen wider die Ketzer, das 
vnßere Frunde aber dattzu tun werben, das wir hoffen in vnßers 
gnedigſten Herren des konigs und in uwern gnaden zu verbliben, 
als wir das auch vor zu zwei malen getan haben, vnd und bie 
vnßern gefangen und geſchatzt werben ıc. Wulten aber umere gna= 
den ye ein amtwort von und haben, ſo wolten meyn Geſelle vnd 
ich und beſprechen und uch eyn ander antwort geben, Bub biten 
umere graben diſe onfere antwort gnebielich uff zunemen vnd in 
dem beſten zu verfieen. 

Eyn ander autwort ber Stede Brumbe gemeynlich. 
Gnebigen, lieben Herren. Als uwere guaben uff geſternt 
ertalt hat, bes ift nit not me zu ertzelen. Dan bife fache lenget 
ſich und machet ſich dazuſchen vil uͤbels, das und als in truwen 
leit iſt. Vnd haben vns darum im Anfange zu den anſlegen vn⸗ 
ters gnsbigften ‚Herten bed konigs, als ie vns vnßer guten Frun⸗ 
de von Nuremiberg und Franckenfurd haut heißen fagen, und auch 





Beuag⸗ VIL 407 
zu ben anflegen unferer gwebigen Herren ber Kurfurften uff Dies 
felbe meynunge befte bienfllich erboten, vnd ald bad ye mit Bus 
gang haben mocht vnd ye umer meynunge wad, das wis ſagen 
feiten, was unfee bienfle. ald zu eym folichen (308 %) fin moch⸗ 
ten, uff das bat vnßer iglich befunder von finer Frunbe wegen 
uwer gnabe eigentlich onberricht, wie er von finen Freunden uf 
gefertiget ift, vnd was ire Dienfte fin... Gnedigen lieben ‚Herren. 
Als wir aber nu verſteen, das ir meynend, das notborfft und bil⸗ 
lich were, das wir und etwas bienfllicher und furberlicher angrif⸗ 
fen, und dartzu teden, wie ir dan mit andern vnßern gnedigen 
Herren den Kurflirflen gliche, billiche vnd gemeyne Anflege vors 
nemend, vnd vns bie zu verfleen gebent, das wullen wir fo ges 
truwelich an vnßere Frunde bringen, das wir hoffen, fie fullen 
fi) darinne alfo. halten, das fie in vnßers gnedigften ‚Herren bes 
konigs unßerer gnebigen Herren der Kurſurſten und auch im uwern 
gnaden bliben füllen. 





Beilage VIL 
Aus einem Schreiben vom Walter Swarzenbetg um Jacob Etrolem 
berg (d. d. Rüruberg soowada feria post Stolam e. virgin. Anno 
1426) an den Branffurter Rath. 


Ewere Borfichtigkeit laſſen wir wiffen, baß wir uff Samß⸗ 
tag nehft vergangen nachmibtage mit gotählilfe wol gein Nuͤrn⸗ 
berg komen fin. Vnd off ſtunt quamen des Rads Frunde bo felbft 
und frageten ons, ob wir in meynunge weren geyn Wyen zu 
vnſerme ‚Herren bem kunige zu rijden, fo meynten fie iv feunbe 
mit und zu ſchicen vnd einen knecht vor in gein Regensburg zu 
ſenden uns beyden parthien Schiffunge zu beftellen, wand wir 
noch vnverflimet hetten, bes wir yn fruntlich bandende waren 
vnd zu bande von yn vff namen ıc. Vnd als uwre erfame Wilß⸗ 
heid und darnach geſchriben hat von Rudolfs feligen wegen von 
Sachſenhauſen x. han wir wol verfianden ı.. — — Auch fe 
laſſen uwere Frundſchaft wir wißen, bad vnßere gnedigen Herren 
die Herzoge von Saſſen vnd Margrave zu Miſſen vnd der Mar⸗ 
grave von Srandenburg igunt zu onßerme Herren dem kunige fin 


408 y Anhang. 

So iR unßer ‚Here Herzoge Hans von Beyern itunt zu Nieren» 
berg vnd hat den Furſten uff dem Ryne ais vom finnen wegen 
ſolich geleitäbriefe geſchicht, bar vmb fie dann fullent fin wendig 
worden, ald wir verftanden han und meynt auch ber felben Fine 
fen zu Nurenberg zu beiden onb mit yn forter zu rijden zu vn⸗ 
herm Herren dem kunige. 





Beilage VIIL 
Gigmund fchreibt (Ofen 7. Det. 1426) an die wetterauifchen Städte 
über die Zortdauer des Verbotes mit den Venetianern während 
des Krieget in Handeldverbindung zu treten. 


Wir Sigmund x. — Wir haben vormals vnßern vnd des 
beit, Richs Fürften, Herren und Steten gefhriben vnd virkuns 
digt, wie wir nu den frieg mit den Benebigern vnß. vnd bes Richs 
alben Feinden vmb ſolich unrecht, dad Sy an und vnd an fil bes 
Kichs Fürften geiftlichen vnd werntlichen, -graven, Herren vnd 
gemeinben begangen haben, geöffent und menniclich verboten has 
ben, daz nyemand, wer ber fey, einich gefchefft noch Handlung 
mit In treibe, als lieb Im ſey leib und gut zu behalden, ſunder 
yeberman fein koufflute zwyſchen hie vnd vnßer Frawentag Lichts 
meß heimruffe mit feiner Habe, daz nyemand ſprechen möge, daz 
er uͤberſnellet worden ſey. Vnd wir meinen ſolich Verkündigung 
ſey am ech ouch komen. Nu laſſen wir euch wiſſen, daz wir mit 
dem hochgeborem Friderichen Hertzogen zu Oſterrich vnß. lieben 
Dheimen vnd Fürften einig worden find, daz er alle Straſſe gen 
Venedig duch fine vnd finer Vettern land befließen fol vnd wil. 
Dorumb ald wir euch vormald gewarnt haben, alfo warnen wir 
euch noch und gebieten euch ouch von Rom. kunigl. macht ernſt⸗ 
lich vnd veſticlich mit diſem brief, daz Ir zu flunden allen vnd 
yglichen ewern kouffluten verbietet, daz Sy fürbaß mit, den egen. 
Venedigern Fein handlung noch geſchefft treiben, ſunder ob ye⸗ 
mand fein gut zu Venedig bett, daz er daB zwyſchen hie vnd uns 
Ferer Frawentag lichtmeß heruͤß füren moge und fi alsdann 
Bor der Venediger gemeinſchaft hüten, als lieb In fey unfer und 
des Richs fwer Vngnad zu vermyden ond Ir leib und gut zu 





m mn TE un 


Bellage IX. [, } 
behalden, wann wir Tuͤrſten, Herrn, Bättern und knechten vnd 
memlich egen. vnß. Oheim Herzog. Friderichen erloubt haben, 
daz ſie ſoliche, die wider vnßer gebot teten, angriffen vnd anta⸗ 
fen, vnd damit ſollen fie wider uns vnd das Ric in keinem 
Weg getan daben. Geben zu Ofen am Montag vor ſ. Dyno⸗ 
myſũtag vnſ. Riche des Vng. dem XL, des Rom. in XVII und 
des Behem. in bem VII Jaren. 

Ad mandat. Dom. Regis 
Michael pptus Boleslav. 





Beilage IX. 
Schreiben K. Sigmund's (d. d. Kronftadt 7. Juli 1427) an die Stadt 
Eranffurt wegen ded Krieges der Hanfeftädte gegen den König 
von Dänemark. 


« Sigmund von Gotes gnaben ıc, Lieben getruen. Wir meis 
nen euch fi wol wiſſenlich, wie vnſere und des Richs Stete von 
der Henſe ben durchluchtigſten Zürften Heren Eriken kunig zu 
Denmarken ıc, vnſern lieben Oheim vnd Bruder, zu Wafler und 
zu Lande fiverlich befriegen vnd In vnd fine kunigreich mit angrifs 
ten beſchedigen, wider ſolich einung, verſchreibung und brieve, 
die fie vor Turgen Jaren beidenthalben gen eynander getan haben 
vnd über folich glich erbieten, das ber vorgem. onfer bruber tut, 
fur unferm heilihen Vatter dem Babft, für vns ald einem Rö- 
mifchen kunig und andern fürften ond gemeinde, des Er alle® nicht 
gemefien mag, fundern fie flahen dad uß wiber glimpf. Wann 
Ir nu wol wiffet und menniglich verfleen mag, dad folicher krieg, 
an dem gug, ben man ytzund auß dem heiligen Riche gen Behem 
wider bie Teger tut, ein groß binderniß bripget, nach dem vnd 
von beiben teilen ein groffe hilffe an folichem zuge abgeet und bie 
ketzer damit geflerft werden, vnd troft dadurch nemen: fo haben 
wir In ygund baruff ernfllichen gefchriben und darüber unfere er⸗ 
bere botſchaft, nemlich un. Doctor einen zu In gefant vnd fie 
ermanet von ſolichem krieg abzulafien. Dorumb fo begeven wir 
auch von euch mit fleiffe vnd wollen von euch ernftlich gehabt ha⸗ 
ben, das Ir ven vorgen. Hanfen Steten auch darüber zu flunt- 


40 Auteng. 
ſhribt, vnd fp ermanet, das fie von ſolichem krieg ablaffen vnd 
ſich an glich und recht, das er ſich erbeutt und darzu wir auch ſeyn 
mecheig find, benhgen Iaffen, oder einen gerammen frib vnd bes 
fand durch ber kriſtenheit fachen willen mit Im : Wann 
von fie des wit teten, fo medhte menielich wol verſteen, dS fie mut⸗ 
wißten triben wolten, wiber glimpf unb recht, das doch unbillich 
were, vnd beweifet euch dorin, als wir euch das wel getrauen 
vnd als des ytzund in biefe Leuffe der hl. kriſtenheit ein noturft 
iſt: doran tut Ie ber kriſtenheit vnd uns ſoliche dinſte, bie wir 
von euch ſunderlich wol zu dan? find. Geben zur Cron im Wurtz⸗ 
land den nechſten Montag nad) v. I, Frawentag Visitacionis vnſ. 
NR. d. Bngr. ind. XLI, des Röm. in XVIII, und d. Beh. in 
d. VII Jare. 

Vnſern und bed Richs Heben getruen Ad mand. Dom. Reg. 
den Burgermeiſtern vnd Rate der Casp. Slik. 
Stab zu Zrankſort. 


Beilage X. 
Siguund ſchreibt an die metterauifhen Städte (d. d. Sriechiſqh ⸗ 
Weißenburg 9. Ber. 1427) über feinen Römergug, 

Sigmund von Gotes gnaben, Roͤmiſcher kunig ec. Lieben 
getruen. Wir laffen euch wiffen, das wir nad) vil botſchaften 
und handlungen, bie wir mit unferm heiligen vatter dem Sabſt 
vnd dem von Meilan gehabt haben, nu mit rat vuſer getruen, 
doruf ganz beliben find, das wir ob got wil diefen winter gen 
Lamparten vnd furbaf gen Rome vnßer keiſerlich ccon zu empfas 
ben zu ziehen meinen und wann wir in berfelben Fronung, bes 
wir got zu czeuge nemen Fein werntlich ere, noch erhöhung zu 
zu ſuchen meinen, allein und bo arbeiten wollen, das wir vns mit 
dem egen. onferm heiligen Watter dem Babft gentlich verſteen 
und vereinen und alfo mit finer und des heiligen Stuls und vnſrer 
vnd bed Richs gefampter hilfe durch die gancze criftenheit frid vnd 
gnad ſchaffen und vollbringen mögen, dadurch bem allmedhtigen 
got lob und ere, ‚ber criftenheit groß nug vnd fromen komen und 
die verbofte Kegerey zu Beheien gang vßgereut und getilget wer⸗ 





Beuege XI. [71 
den moge. ‘Web warn wir euch ſunderlich gern bey foldher unfer 
Tronung haben wolten, barumb fo begeren. wit von euch mit fons 
derlichem ernft und gantzem fliſſe, das Ir euch dortzu tzirlich vnd 
fewberlich zubereitet vnd mit einem gereiſigen volk, wenn wir euch 
das in andern nechſten onfern briefen ſchreiben vnd «zeit benenen, 
das Ne dann alfo zu ſtunden zu vns gen welifchen landen komet, 
mit vns zu unfexer Beiferlichen kronung czu sieben. Doran tut Ir 
vns ond dem Riche und funberlichen deutfiher gungen ein groß ere 
vnd unäufelich danfnembeit, die wir gen euch genebichch erkennen 
wollen. Doch wer einig gug georbent wider. Die Ketzer zu tziehen, 
dorzu Ir ouch geſchicket weret, davon wollen wir euch wicht zichen, 
funder euch des gunnen folicher Kegerei zu widerſteen helfen. &es 
ben zu Grichiſch Wiffemburg am Sont. vor ſ. Martindtag vnſ. 
Niche des Hung. in dem XLI. des Rom. in dem XVIII und bes 
Behem. in dem achten Jahren. 

Den Burgermeiftern, Retten und Ad mandat. Dom. Regis 
Burgern der Stat zu Frankford Gafpar. Sligk. 

und aller Stett in der Wederaw — 

unſern vnd des Richs lieben getruen. 





Beilage XL . 
PING fareißt (4. 4. Tirnau 22. März 1428) an die watterari ⸗ 
ſchen ende über einen beabſichtigten Roͤmerzug und einen 
Tag zu Um. 


« Sigmund ı, Lieben getruen. Als wir cuch vormals a 
fehriben vnd begert haben, bie ewern mit und gen Welhiſchen lan⸗ 
den zu fenben, alfo fein wir noch gentzlich in demfelben willen und 
meynen folchen vnſetn Bug mit der Hilff gotes zu volbringen. 
Vnd wann wir an onfer und.bed Mich kurfürſten begert haben zu 
vns gen Bim zu kemen, Iren Rat zu haben in gar trefflichen 
faden. Dorumb fo begern wir von euch mit ſunderlichem ernſi 
vnd fliß, wann wir euch zeit vnd tag in ben nechſten vnſern brie⸗ 
fen ſetzen und verkunden werden, des wir doch ytz nach gelegen⸗ 
heit vnſerer ſache nicht getun mochten, daz Ir dam dahin gem 
Blim vff denſelben tag zu und komet, als wir euch bed. ſunderlich 


423 Anhang. 

wel gelouben und getrawen, doran tut ir und funberlidh Dank⸗ 
nemteit vnd wolgefallen. Doch were baz, dad ben Anflag gen 
Behem ober ichts die Ketzer zu vertiligen irrte ober hindert, fo bes 
durfft ir sicht zu vurkomen, fander bem Anflag nachgeen vnd 
dorzu tum, daz bie ketzerey getiligt werben möge. Geben zu Tor⸗ 
nawa an bem XXI tag bed Merzen vnſerer Riche des Hunga⸗ 
riſchen in XLI, des BRömifcen in dem X VIII und bes Wehenis 
ſchen in dem VIII jaren. 

Dem Burgermeifter und Rate der Ad mandatum Doms. Regis 
Stat zu Frankfurt vnd allen ans Casper Slik. 

bern Steten in ber Wederaw. 

Vnfern vnd bed Kichs lieben ges 

truen. 


Beilage XU. 
GSqhreiben dei Eafpar Slit (d.d. Ilied bei Temesburg 11. Sept. 1428) 
an den Iranffurter Rath uber den Türkentrieg ıc. 

Meinen fruntliden und willigen bienft zuvor und was id) 
guts vermag, Erſamen vnd weifen befundern Heben Freunden 
vnd glinner. Ewern brief vnſerm gnebigen ‚Herm bem kuͤnig ges 
fandt han, Ic finen gnaben gelefen vnd nach ewerer ſchrift mir 
geten, mpnen SB getan und angelegen , daz euch ein fit) pri» 
vilegium worben iſt, als Ir dann begeret habt, -in dem ettlich 
wort an bem enb vnderwegen gelaffen find, wann es die Cantz⸗ 
ley zu bert baycht, bie euch doch vnſchedlich fein. Vnd wiewol 
onfer Herr der Ganzler die brief am gelt nicht wolt vßgeen laſſen, 
vedoch fo bis ich für euch purg worden für gwenzig vngriſch gul⸗ 
den, boruff Ich es kawm bracht habe, vnd die folt Ir vnverzo⸗ 
genlich bey dem erflen botten mynem Bruder Heren Matheo Slik 
probſt zu Boleslaw gen Wienn anntworten laſſen. Auch ſend Ih 
euch die zwen brief, einen von ber Wuͤntze wegen und ben anbern 
von ber Bornheimer Iute wegen, ber ouch ein wenig. corigirt ifl, 
wann mein gefellen ye meinten, Ich hett euch vor dem Tauben» 
ftein nicht ſovil gegeben, als Ic mir. in ber Nottel gefandt habt 
vnd bormmb bett Je mir ben ernften verfigelten brief zugefandt: 


Beilage XI. 413 
fo bett man botnadh:gefehriben mogen. Qnd für die Reſcribend 
hab Ich den Schribern ouch fur zwen gulben verſprochen. Vnd 
was Ich euch zu Dienft und Lieb getun mag, dorynne wellet mich 

enicht fparen. Duch dank Ich euch fliſſiclich ewers tuchs und day 
Ir mir das gelt vßgericht habt, vor der zeit, warn ich dad gern 
verdienen will in folichen oder grofferen ſachen. Vnd daz Ir ers 
ynnert werdet, der gelegenheit vnſers Herrn bes kuͤnigs alhier, fo 
wiſſet, daz fein gnad alhie leyt, und ſich vaft befammelt hat. So 
ligen die Turken enhalb der Tunaw mit macht vnd vnderſteen den 
Tawbenſtein zu bawen, das Im doch bißher geweret if, Vnd 
der Defpott arbeptt noch, dem fryd zwifchen vnſerm Herm und 
den Turken vff drei Jar zu machen, des aber noch Fein end iſt. 
Doch es werd frid oder nit, fo hat fin gnab das land alhie alfo 
beftallt, daz er on forcht von hynne wol ziehen mag. Duch hat 
fin gnad mit den Venedigern ein frid gemacht off fant Iorgentag 
nechftlünfftig vnd in der zeit fol man furbaß teidingen. Es fol: 
Ten ouch dieweil alle koufleutt frey vB und ein ziehen ald vor, 
Man hofft ouch guter Mer vß Behem, bad alles in kurz grünts 
licher zu wiffen wirdet. Vnd ob euch jemand fagt, daz vnſer 
Herr in dem nechſten fechten mit den Tiefen groß Schaden em⸗ 
pfangen bett, des wollet nit glauben, wann fin gnad nit IIe man 
verloren und alled arm leutt vß ber Walachey, vßgenommen Herr 
Bawifch, der do erflagen ward. &o find der Turken vil mer belis 
ben, Vnd das mag Ich ouch fürwar geſchreiben. Geben bei 
Ilied onder Temespurg am Samßtag nach unfer Frawentag Na- 
tivitatis. Anno Domini XIV* XXVIIle. 
Den erfamen weifen Herrn, mey⸗ Caſpar SHE prothonotarius 
nen befundern Freunden und güins und Secretarius ıc, 
nern... Dem Burgermeiſter und 
Mat der Stat zu Frankford am 
Meine, 


46 Anhang. 
Beilsge XII. 


Des Mainzer Kurfürften Schreiben (d. d. Hoefte 7. Juli 1429) an 
den Irankfurter Rath über einen Kurfürftentag in Brantfurt. 
Gonrat Erzbiſchof zu Menge x. 

Ungern gruß zuvor. Erfamen, lieben, befimdern, Bir hau 
andern vnſern Mitkurfürften geſchrieben zu einem Tag gen Frank⸗ 
fort zu tommen off morne zu nacht datu fin, Dahin wir mit 
ber goteß bilffe zu fomen meynen. Darumb fo begeren wir von 
uch, daB Ir uns vnd allen den vnſern vnd allen ben, die mit vnd 
zu und zu folidem tag gen Frankfort komen werben, ba zu fin 
vnd wider von bannen für ud) und alle bie ewren ein frije ficher 
frade gelepte geben vnd und das mit uwern offen verfiegelten 
brieff by diefem vnſerm boten fenden wolle, Das ift uns von 
uch wol zu dancke. Auch fo begeren wir von uch, bad Ir uns 
uwer ſchiffe, da uwere frunde ynne pflegen zu faren uff morn ber 
gen Hoeſte ſchicken wollet, da tund Ir und liebe an. Geben zu 
Hoeſte am Donnerſtag nach ſ. Ultichstag. Anno etc, XXVIIIIe. 


Beilage XIV. 
Schreiben Heinrih Welder's an den Frankfurter Rath über feine 
Reiſe nach Regensburg (d. d. 14 Nov. 1429). 

Inhalte der Markgraf von Brandenburg und der Kurfkrft 
von Mainz find in Regensburg angelommen und wollen die Reife 
weiter auf der Donau nach Wien machen, Letzterer hat fi von 
feiner Krankheit etwas erholt. Der roͤmiſche König fol auch nad 
Bien kommen, verlaute, Es liege ihm fehr am Herzen, daß 
Friede gefchaffen. Auch Trier, Pfalz und Sachſen ſchickten ihre 
Abgefandte. Der Herzog von Sachen komme deßhalb nicht, 
weil die Huffiten ihm eine Stabt (Kobin) auf Simonis und Judaͤ 
erobert und verbrannt hätten. Von einem kriegsgefangenen Hufs 
fiten babe man erfahren, daß mehrere Hunderte von den Huffiten 
in ſolcher Weife nach allen Richtungen auögefandt worden. Auch 
über den Böhmerwald kamen und fielen fie in Bayern ein, wo 


Beilage XV. 415 


fie aber von Herzog Hans (von Neumarkt) Kriegsleuten qurüdge: 
ſchlagen wurden mit Werluft (5. Nov. 1429). 





Beilage XV. 
Schreiben der Kusfürften an den Frankfurter Rath über die Straß: 
burger Fehde. 1429. 

Bon Gott gnaden Conrad zu Menze, Dito zu Zriere und 
Dietherich zu Colne Erzbiſchove, Ludwig Pfalggraff by Rine x, 
vnd Herzog in Beyern vnd Friederich Markgraf zu Brandens 
burg ıc, und Burggrave zu Nuremberg. Alle bed h. Roͤm. Reiche 
Kurfürften, 

Vnſern feuntlichen Gruß zuvor, Erfamen wifen guten Frun⸗ 
be, Als zwiſchen ben Erwirdigen und hochgebornen Herrn Wil: 
helm Biſchoff zu Straßburg vnd Herrn Bernhart Markgraven 
zu Baden an einem vnd den erſamen, wiſen Meiſter vnd Rat der 
Stad zu Straßburg an dem andern teile etwie lange zyt kriege 
vnd fientſchaft geweſt und noch fint, das und doch getreuwelichen 
leid ift, wand wir nu ye onferen Fliß vnd ernfle darzu tun wols 
len, das diefelben kriege und fientfchaft ubertragen und hingeleget 
werde, fo haben wir den edeln Bernhart Grave zu Eberſtein vnd 
Brieberich von Bledenftein von vnſer aller wegen mit vnſern 
Glaubsbriefen zu den vorgen. beiden parthien gefchidet von vn⸗ 
fern wegen an fie zu werben, vnd zu bitten vns eins gütlichen 
Dages zu Spier zu folgen off den Sontag nach vnſ. Heren lich⸗ 
nams Dag neft kompt zu nacht zu Spier zu fin vnd des tages off 
den montag zus warten, zu bemfelben tage wir auch beide parthien 
vnd alle die die igliche parthie mitbringen wil vnd wibber von bans 
nen in Ic Gewarfam geleiten wollen laſſen und herumb fo beges 
sen vnd bitten wir von euch fruntlichen mit ernfle, dad Ir uwer 
exbern frunbe vnd botten zu vns auch off den obigen Dag gein 
Spier wellent ſchiden vnd in den fachen beholfen zu fin zc, Dat. 
BBoparten in Vigilia Ascensionis Domini MCCCCX XIX. 

Den Erſamen wifen Burgermeiſter und Rate ber 
Stab zu Frankfurt vnß. befundern guten frunden, 





416 Anfang. 


Zu Erläuterung von Beilage XV ein ungedrudtes Kapitel Windes 
aus der Ebnerſchen Handſchrift c- 250.) 


Da wart ein tag gehalten zu Wurmes mit dem Byſchoff von 
Straßburg und der flat Straßburg vor Herzog Ludwig vnd dem 
Byſchoff von Mentz vnd vor vil andern Herrn bem Margraffe 
von Baden ıc. 

Du folt wiffen von der flat Stroßburg, alfo du vor haft 
gehört, wie fle in eine groffe Krieg werent mit dem Byſchoff von 
Stroßburg mit dem Margroffe Bernhart von Baden und dem 
Hertzog von Lutringen, Junkher Ludman Lichtenberge und an⸗ 
dere vil Herten, vmb beffelben frieg wart gemacht ein tag gen 
Wurmes vff Suntag Deuli in der Vaften, do man zalt von Chr, 
Geb. XIIII hundert vnd XXIX jore. Do koment vil ander Hers 
ven vnd lagent bo biz vff funtag Letare. Do huben fie an zu 
tebingen und in berfelben zit worent die LXXII flette des Riches 
vnd Fryſtette zu Eofteng ir macht vnd botſchaft by einander vff 
demfelben tage vorgenannt und überfommen, das Fein koufman 
diefelben Frankfurter Meffe gen Frankfurt faren folte und hieltent 
dad zwo Meffen und in der dritten do brochent es die Oberſwo⸗ 
ben. Do wurdent die von Nurenberg gar zornig und hieltent 
doch diefelben Meffe ganz vs, das was in dem jore alfo man zalt 
XIIII hundert und XXIX jore. Du folt ouch wiffen, das in 
demfelben jore aber ein tag wart gemacht und Byſchoff Gunrat 
von Meng end me fürften vnd der Byſchoff Raby (Rhaban) von 
Spire, ber was einer von Helmftatt, der reitt do zwuͤſchen von 
Gebot des Bobſt Martinus Quintus, (der do zu Gofteng zu 
Bobſt erwelt waz und waz einer von der Sule zu Rome) und von 
des Romifchen Kunigs wegen, ber zu ber zit Romifcher Kunig 
waz, ernannt vnd barzu geben, bad er ein fryden machte zwu= 
ſchent dem Byſchoff von Stroßburg und der flatt Stroßburg vnd 
der Margroffe Bernhart blib vs dem fride und er doch bes by⸗ 
ſchoffs halben darhinber kam und das bleib alfo ſton biz in das 
jore, do man zalt XIIII hundert und briffig jore, ‘wie es hernach 
erging, das vinbeflu ouch hernach. 


Beilage XVL. “ 47 


Beilage XVI. 
Schreiben 8. Sigmund's an die wetterauifhen Städte (d. d. Nurn⸗ 
berg 27. Sept. 1430) über die Huſſiten und den Reichetag 
in Nürnberg. 


Sigmund von Gotes gnaden ıc, Lieben getruwen. Wir 
haben ud) neft onfer zufunfft her gen dutfchen landen und was 
wir zu Strubingen befloffen hatten, alles verfundigt und verſchri⸗ 
ben, Nu als wir herfommen fin vnd mit Rate ettlicher vnſerer 
urfürften vnd viel anderer Fürften, Herren und Stette furhand 
nemen, wie den Feern zu widderſteen were, ward befloffen das 
wir bie Grencz vor dem behemifchen Walde, zu rings vmb Behem 
mit einem trefflichen ridenden zuge beftellen zu tegelichem Eriege 
vnd den Eunftigen fommer mit macht zu felde widder die Feger zie⸗ 
hen folten. Vnd machten auch daruff einen gemeynen tag uff 
ſant Kathrinentag neftkunftig her gein Nuremberg zu kommen vnd 
folich8 zugs genzlich eins zu werden vnd als wir nu fürften, Her 
ren vnd Ritterfchaft igliſchen fin anczal angeflagen vnd die brief 
überal gefertigt heiten, ußgenommen den Stetten, den wir noch 
binfür ir _anzal zu kunden meynen, fo quam und zwivache ware 
vnd gewiſſe botſchaft und warnunge, wie bie Fegere mit allen iren 
Heren zufamen rücken und ſich au von Behem und Merern al- 
Ienthalb mechtiglich famelten und meynten alfo ane zwifel heruß 
gein deutfhen landen zu ziehen und vmb fant Gallentag hievorn 
im Lande zu feyn. Nu haben wir für ons genommen mit Rate 
onferer fürften, Herren ond Stete, das wir yn irs frevels wid» 
derſteen wollen mit der hilff gotes vnd aller frommen chriſten ald 
biltich ift. Darumb begeren wir von uch mit fliße, ermanen uch 
auch folicher pflicht, da midde ir dem almechtigen got, der heilgen 
riftenheit, dem glauben, und und bem Riche pflichtig fit vnd 
gebieten uch auch von Rom. koͤnigl. macht ernftlich vnd veſtiglich 
mit diefem briefe, das ir uch mit uwer macht zu roß vnd zu fuß 
vnd anderm ding fo ir am aller ſterckſten mogt zu richtet und off 
ben egen. f. Gallentag bereit füit, obe fie herußquemen und wen 
wir uch zum andern mole fehriben werben, das ir dan ane alled 


verziehen in das felt, das ud) dan benennet wirt, zu ruͤcken, den 
Aſchbach K. Eigmund. IM. 7 


418 Anhang. 
fonden zu wibderfteen und fie mit der hilff gotes zu beſtrijten, als 
wir dan allermeniglien des glihen auch geboten haben. Wir 
wollen auch vnd gebieten uch ald vor, das ir uff den egen. ſ. Ka⸗ 
thrinentag uwer frunde mit voller macht von des zugs vnd ande⸗ 
rer des Richs ſachen wegen by vns allhie zu Nuremberg habet, den 
ſachen nach zu gen vnd was beſloſſen wirt uffzunemen vnd genzlich 
ane widder hinter ſich zu brengen zu folgen als notturft ſin wirdet: 
daran tut ir got, ber criſtenheit vnd vns ſoliche dinſte, die wir gein 
uch allerzüit gnebiglichen irfennen wollen. Geben zu Nuͤremberg 
am neften Mitwoch vor f. Michelstag vnß. Rice des Unger. x. 
im XLIII, des Rom. im XXI und des Behem. im XI Zaren. 

Den Burgermeiftern und Reten Ad mandat. Dam. Regis 

der Stett Srandenfurd ond allen Caſpar Stil, 

andern Stetten in ber Wetteraw 

gelegen vnſern und des Richs lies 

ben getruwen. 





Beilage XVII. 
Nurnberger Raths» Schreiben (d. d. 7. Aug. 1431) an den frank⸗ 
furter Rath über die Huſſiten. 

Unfer willige fruntliche dinfte fein ewrer Erſamkeit voran bes 
veit. Fuͤrſichtigen, Erſamen, Wifen, befundere lieben frunden. 
Als Ir und verfhriben habt von ber Lewfe wegen zu Beheim zc, 
das haben wir wohl vernommen, Nur ift uns von folhen Dins 
gen nicht genug wiſſentlich. Doc fo haben wir eigentlich geho⸗ 
vet: daz die Huffen ein Here gen Merhere warts, und das ander 
‚Here inwendig am walbe gen vnſerm Here warts gehabt und dies 
felben beide Here zu gen haben laffen und in Ice Sloß geruͤckt feyn. 
Wit fich dad aber ſeid gemacht hab oder tegelich machen mug, Eins 
nen wir nicht wiſſen. Auch tun wir ewrer fruntfchaft zu wiffen, 
daz dad erber Here von biefen landen mit einem mechtigen Bold 
über Wald geruͤcket vnd nu im lande zu Beheim feyn und vmb 
Tachau ligen. So fagt marı und, das unfer gned, Herrſchaft von 
Öfterreich auch mit einem erbern volde herauff wärts gen vnßren 
here ziehen ıc. Dat. fer. III. post Sixti A, etc. XXXI. 

Bon dem Rate zu Nürnberg. 





Bom Jahr 1422. 
Erzbiſqofe. 


Bon Mainz 


. ee Er Er er 


Negensburg und 
Stadt 

Augsburg 

Gonftang 

Bafel 











Beilage XVII. 


Beilage X VIIL 


Reichs⸗Matrikel von 1492 umb 1431. 
Geiftlige Reipsftände | 


Gontingent. 
Ship 
5 
40 
12 
80 10 
10 10 
16 
20 
|, 
16 
2 
8 
2 
10 
3 
.?2 
5 5 
6 
6 
8 8 
6 6 
10 
6 6 
2 
6 
3 
6 
6 











Bom Jahr 1431. 
Sröbifhöfe 


Bon Mainz 
« Göm 


Salzburg 


Birhöfe 
Wärzburg 
Bamberg 
Eiöftett 
Paſſau 
Regensburg (ohne Stadt) 


Augsburg 
‚Sonftanz 
Bafel 
Straßburg 
Speier 
Worms 
Hildesheim 
Minden 
Berden 
Daderborn 











* 
& 





“0 


Gontingent. 
—28 





200 
200 
200 


8888 


"aRSn83unBE 


s35555.385 












4% Anhang. 
1422, 1831. 
Birääte — Birhöfe 
Bon Läbet 
Lebuß 
Brandenburg 
WMeißen 
Raumburg 20 
Rerſeburg 2* 
utrecht (mit drei Städten) 6o 
Lüttich (u, diedrei Stͤdte)) 100 
“Me "} 
» Gambrai 40 
Zreiſingen 20 
Daveiberg 5 
" Sömerin 5 
« Cöäleinig . 5 
» Ghiemfee 4 
s avant 2 
Trient 30 
Driren 10 
Gurck 10 
Seckau 5 
Andere geiſtliche Andere geiftlide per 
Herren undPr& ven und Prälaten. 
laten Der Hochmeiſter des d. Drdens | 400 
der Deutigmeifter 50 
Der Meifter S. Johan · der Meiſtet ©. Johannis Dr- 
nis Drdens. ‚10 2 des. 10 
Äbte Abte. 
Bon Weißenburg 2 Bon Weißenburg 5 
Selz 1 
WMurboch 1 Wurbach 5 
» Ginfiedein 2 
Bebenhauſen 3 
» Galmansıweiler 5 » Galmansmweiler 4 
» Xbe 2 
» Kempten 2 
» Dofen (Sachſen) 
haufen 2 Sadhſenhauſen 4 
» Kozlingen 1 




















442. 
Abte. 


Bon Weingarten 
» Zube 
= Speteröhaufen 
Elchingen 
Zwifeld 
S. Georg 
VOiny 
Pfaͤffets 
S. Johann 
S. Blaſien 
Konigskron (Kongd- 
prunn) 
Blaubeuern 
Squſſenriet der 
Dropft 
= Marhteld. Propft 


NReichenau 
» MWeiffenau 


. Roten 


Außerdem gaben noch 
den 100%* Pfennig: 
Die Abte 

von S. Peter, 
S. Ruppreht, 
Maria Stein 
©. Marimin 
©. Urban 

©. Esperg 
Rotenkirch 
Dttenbrunnen 
Diſendis 





Beilage XVIII. 
1831. 
* übte 
Bon Weingarten 
Fulda 
Petershauſen 


Pi Georg 
2 


S. Blofien 


Scuſſenriet 
roo⸗·vt¶ Mardhtal der Propft 
VDerbfeld 
Etwangen 
Halsbrun 
Keiſerbheim 
S. Gallen 
Reichenau 
Weiſſenau 
Gengenbach 
Korveny 
Waltſaſſen 
Eaſtell 
Roten 
Maulbronn 
BWaltertriet 
der Zinne 
Nittershaufen 
Greuzlingen. 
Shafpaufen 

















Benprunsnunaranmunnn 


12. 
Kurfärften. 


Der Pfalsgraf 

der Herzog von Sachſen 

der Markgraf v. Bran⸗ 
dendurg. 


Herzoge und Fuͤr⸗ 
ken 

Baier. Herzog Gruft v. 
Münden 

Baier, Herzog Wilhelm 
von Münden 

Baier. Herzog Ludwig 
von Jagolſtadt 

Baier, Herzog Heiarich 
von Landshut 

Pfalzgraf Johann von 
Neumarkt 

Pfalzgraf Dtto v. Sins · 


heim 
Pfatzgraf Stephan von 
Simmtru 


Herzog von Berg 
Herzöge v. Braunſchweig 
Braunſchweig 
und Luͤneburg 
Herzog Johann von 
Mecklenburg 
Herzog Dtto v. Stettin 
» Kosmube = 
« Mtatiölaud von 
Wolgaſt 


Herzog Wutiks Kinder 





einn. | erre | 
0 
20 

o\,% 
10 
10 
16 
20 
10 
6 
10 
6 
10 10 
10; 10 
10 10 
15 15 
15 15 
»| 8 

' 
6 6 


Anhang. 
Weltliche Reihsfände 





1331. 
Kurfürfen 


der Pfalsgraf 

der Herzog von Sachſen 

der Markgraf von Branden- 
burg. 


Herzoge und Fürſten. 


Baier. Herzog Ernſt von Mün- 
chen. 

Baier. Herzog Wilhelm v.Müns 
ben. 

Baier, Herzog Ludwig von Ins 
golftadt 

Baier. Herzog Heinrich von 
Landshut 

Pfalzgraf Johann von Neu- 
markt 


Pfelzgraf Dito von Sinsheim 


Stephan v. Simmern 
|derz. Friedriqh v. Oftreich 
und Tirol 
Herz. Ernſt von Dſtreich 
Kinder 
Herzog Albrecht von Oſtreich 
| ‚Herzog u. Berg und fein Sohn 
Wilhelm u, Heinrich) Herzöge v. 
| Bernhard, Dtto und! Braun« 
Friedrich ſchweig· 








Herzoge von Medienburg 
die Kinder von Stargard 
Herzog Kosmud von Stettin 


«vd. Wolgaſt 
« Bogudlav v. Pommern 


8 


‚8 





ss 88 8 858 














Beilage XVII. 423 
1422. 1431. 
Hergogeu.Bürften. | aim. [Baigen.|| Herzoge und Fürſten. | im. 
Herzog von Geldern 20 Herzog von Geldern 100 
SGleve 100 
Lothringen 
und Bar 20 ©. Lothringen u. Bar 100 
Herzog von Zlih 3 * 
Burgund 400 
Savoyen ” » = Savonm 200 
Land Brabant mit 3 
Städten 100 Sand von Brabant 200 
Land Geidern u. dolland 10 = Holland, Secland, Geldern | 300 
. güttih 100 
* Henmegau * 
Namur 20 
« Flandern 20 
Herzog Dtto v. der eine 10 10 | Herzog Dito von der Leine 20 
» Ditow.Hirfäbeg | 6 5| 
Albrecht 3 2| 10 
«von Sachſen zu 
Gorbad 3 3 
Markgraf von Baden 10 Markgraf von Baden % 
Landgraf von Heflen 20 10 Meandgraf von Heffen 100 
Landgraf zu Thüringen 100 
Prinz von Schalun (Ehalond) 60 
Land Schleſien mit den 6 Staͤd⸗ 
ten. 500 
Reihsgrafen Reigögrafen J 
um. 1a. A 
Graf von Altenburg 
Grafen v. Anhalt Grafen von Anhalt 20 
Graf v. Arberg Graf. = Arberg 10 
. s Bentheim 5 
“ » Bihelingen| 6 
. Dregen 
Gaſtell vGaſtell ? 
Erbach(Sqhenk) ⸗ Erbach 2 
* s Gberitein ’ » Eherftein T 
Grafen v. Bürftenberg Grafen d. Gürftenberg| 2 
» = Bleihen 8 





[> 3 


Reiäsgrafen. 


122, 


Graf von Gendenberg 


Heide 
Helfenftein 
(Niclas) 
‚Helfenftein. 
(Heinrid) 
‚Henncberg 
Griedrich 
der Höhe 
‚Honftein zu 
‚Heldrungen 
‚Hohenlohe 
Hodenfels 


Kogenelbogen 
Kiräberg 
Limpurg 
Leiningen 


Grafen von Lupfen 


Graf zu der Mark 
Grafen von Mentfort 


= Mörs 


Graf von Naffau (Phiz 


tipp) 


Andere Grafen v. Naſ⸗ 


ſau (4 Linien) 


Grafen von Obernftein 


Graf von Ditingen 


Plankenheim 
Putten 


- zu. Ravensburg v. 


HL. Berg 








Sinn. wi] Ss. 


Anhang, 





1100" ®r | 


1008 + 


11001: = 


11008 + 


11001: « 


Reihsgrafen 





























Graf von Goͤrd 


| Grafen von Henneberg 
| Graf von der Höhe 


Emich v. Leiningen 


Grafen von Mansfeld 

Graf zu der Mark 
wvon Montfort 

Grafen von Mörs 


Graf von Nellenburg 


Grafen’ von Detingen 


1831. 


Geideck 
« SHelfenftein 
(Hans) 
* Helfenftein 
Griedrich 


Vonſtein zu 
Heldrungen 
Bohenlohe 


volſtein 
Hoya 
Kagenelbogen 
Kirhberg | 
Zimpurg 


von Loͤwenſtein 
Lucenburg 
Lupfen 


von Naſſau (Phi⸗ 
lipps Kinder) 
von Naffau (die 
andern Linien) 


» Dbernftein 
» Drtenburg 








RoSrsn-onn Bun 


5 


Suo8 


10 


Reichbgrafen. 
1422. 





Graf von Reperg 
Grafen von Reinſtein 
Markgraf von Roͤtteln 
Rheingrafen Johann u, 
Friedrich 
Graf von Rodemach 
Saffenberg 
Grafen von Sam 
Graf von Sarwerden 
Sahn 


Schwarzburg 
Spanheim 
Solms 
Sulz (NRu⸗ 
dorf) 
Grafen von Thierſteln 
Herzog =» der Teck 
Atbredt) 
Graf von Teckelnburg 
Grafen von Tettnang 
Gud. u. Wild.) 
» Graf von Todenburg 
«=» Tübingen 
‚Herzog von Urslingen 
‚Graf v. Beldenz (Fried⸗ 
rich) 
Grafen von Vinſtingen 
Graf von Birnburg 
Aupr.) 
Grafen u. Herren von 
Waldeck 
Graf von Werdenberg 
Bsbertheim 
(Han) 
s».» Wertheim 
Michel) 
=. Wie 
= Wirtemberg| 





Sin. 


ve>o00» 


1 
2 
20 


Beilage 


Eaiten 











XVII. 
Reihägrafen 
om. 1431. 
Graf von Rieneck 
=. Rperg 
\ Grafen von Reinftein 
Markgraf von Rötteln 


Graf von Salm 


* = Garwerden 
Sayn 
‚Grafen v. Schwarzburg 


wepr.| Gönther u. Heinr. 
Graf von Spanheim 
Grafen von Solms 


100% + || Graf von Sulz 


100% + || Herzog von der Tede 
Graf von Tedeinburg 





























100r  \| 
Graf von Tockenburg 
1001 + 
1008 + 
I. 
| “= Beben 
Binſtingen 
⸗Birnburg 
Grafen von Waldec 
Graf von Werdenberg 
s = MWertheim 
(Hand) 
Wertheim 
Ride) 
u Wie 
» « Wirtemberg 





Retäögrafen 


142. 


Graf von Wittgenſtein 


- (30) 


Grafen von Vſenburg 
ref von Ziegenhaia 


Dynaften. 


Herr vor Beneden 


Beyer 
Bitenbe 
sur 


Caſtelle 
Dieffolt 
Cude 
Gpoftein 
valkenſtein 


Gundelfingen 
‚Hafenburg 
Hanau 
Heidenberg 
Heinsperg 
Hunoiftein 


Sim. 


CO 


emeno 




















Anhang. 
Reihsgrafen. 
— 1831. 
Graf von Mirtgenftein 
Grafen von Yfenburg 
Graf vom Ziegenhain 
“0. 3 
Dynaften 
|| Herr von Battenburg 
[0773 
| «= Mitenbah 
vittch 
Brunkorſt 
vBuüren 
11004 + 
1001 
.« Gppfein 
11001 · 
Geumen 
Geroldsect 
100% | =. Gundelfingen 
100m « 
Grof « Hanau 
Hart « Heinspeig 
*. » Hunolftein 
Axulenburg 
‚Herren v. Landöberg (Schenke) 
1001 + 
‚Herr von der Lecke 
100% |» Liätenberg 
"= timpurg (Gent) 
1008: + 
Graf = der Lippe 
11004: · | 
100% * 
U) 








son. 





w 


10 


Beilage XVII. 497 

















Dynaften OD ynaſten. 
1422. a. | am. ] 14. —— 
Here von Rappolftein 1esdt || Her von Rappolſtein 3 
“ . Bedberg 11000 + 
“ «Runter 1 . . uk 2 
Sgauenburg 1 Saarenburg 6 
.» Stöfen 100% | 0» Stoffein 1 
Sgieden 1 — ——— 2 
. » Sant Gonfle 1001 + 
Steinfurt 10 
Stolberg 10 
Thengen 11001 + 
Trochſeſſe 11004 + 
Weinsberg 2 Beinsberg 2 
Bendel 6 ⸗Wendel 10 
Beſterburg 2 “= Wefterburg 2 
wBinßack 100% + 
Wißen 6 
3Zimren 100% | » Zunten 2 
—Reichsſtaͤdte. 
142, 1431. 1422, 1831. 
Aaqchen Aachen Goln Goln 
Aalen Aalen Colmar Colmar 
Aſchersleben Conſtanz Conſtanz 
Augsburg "Augsburg Dießenhofen 
Baſel Dinkelsbůhl Dinkelsbůhl 
Bern Ben Dortmund Dortmund 
"Befangon Endingen 
Biberah Biberach Erfurt 
Bopfingen Eßli ngen Eßlingen 
Brackel Frankfurt a. M. Ftankfurt a. M. 
Braunſchweig Freiburg i. Uecht⸗ Freiburg i. U. 
Breiſach land 
Bremen Freiburg i. Breid« 
Duchau gau 
Buchhorn Buchhorn driedberg Friedberg 
Cambrai Gelnhauſen 











*) Über die Gontingente der einzelnen Stäͤdte im I. 1422 ift oben S. 156 
nadzuſehen. In den Matritein von 1431 aber finden fih die einzelnen Gtäbte , 
nicht nad) beftimmten Gontingenten angeſchlagen. 


Vagenau 
delderſtadt 


vemdurg 
Heilbrenn 


Kalſersberg 
Kaufbeuren 
Kempten 
enzingen 


Me 

Müldaufen Elſ. 
MRüptpaufen Tpür. 
Münfter im Eiſ. 
Neuenburg 
Nördlingen 
Rordhauſen 
Nürnberg 
Dberehendeim 


Hfullendorf 

















Anhang. 

1831. an, 1831. 
Gemünd Quedlinburg Quedlinburg 
Saft Rodolfszeit 
Singen | Btaveneburg Rovensburg 
Soblar Regensburg Regensburg 
GBättingen Reatiingen Reutlingen 
Sreiföware Rheinfelden 
vegeneu Roßheim 
Haberftadt ! Roſtoct 
Hau I Rothenburg 0. d. T. Rothenburg a. d.%. 
Hamburg Rotweil Mietweil 

Sdaffhauſen Sqaſſhauſen 
Herford Saletiſtadt Siettſtadt 
Jeny Scqhweinfurt Sämweinfurt 
Kaifersberg Schwig 
Kaufbeuren Solothurn 
Kempten Speier Speier 
f Stralfund 
Straßburg Straßburg 
Saufanne Zoul 
Lengo A arier Zrier 
Leutkirch Türkgeim Türkheim 
Eindau Überlingen Überlingen 
zübee um um 
Lucern Bervin 
Lüneburg Bangen Wangen 
Magdeburg Beil Weil 
Mainz Weinsberg Weinsberg 
Memmingen Weißenburg (im Ei« Weißenburg im El 
RE ſaß) laß 
Mütpaufen Elſ. Weißenburg (im 
Müplyaufen Thür, Rordgan) 
Wetzlar 
Wimpfen Wimofen 
Noͤrdlingen Winds heim 
Nordhauſen Winterthur 
Nürnberg Wismar 
Dberehenheim Worms Worms 
Poderborn Bär, Zürch 
Pfullendorf 





Beilage XVIII. u 429 


Einige Bemerkungen zu den vorftehenden Matrikeln. 


Man ſehte in die Matrikel alle Stände, die dem MR, König und Kaiſer zum 
Zehendienft verpflichtet waren, ziemlich ohne alle Ordnung untereinander, und 
brachte felbft mittelbare Städte und mehrere Herrihaften in das Berzeihniß, 
welche zu dem deutſchen Reiche in gar Feinem Verband mehr ftanden. Dffendar 
aber find in den obigen Matrifeln auch manche Reichsſtände entweder durch Bers 
fehen, oder mit Abſicht derer, welde den Auſchlag entwarfen, weggelaffen. Denn 
‚zu der Zeit der Abfaffung der obigen Matrifel, welde von den Kurfürften und 
Zürften ohne Zuziehung der Städte ausging, herrſchte eine ſolche Verwirrung uns 
ter den Reihöftänden, und vielen von benfelben war die Reichsunmittelbarkeit 
‚beftritten, daß ſolche Verzeichniſſe von den unmittelbaren Reihöftänden nicht ohne 
bedeutende Irrtgümer entworfen werden konnten. In das Berzeihniß der Reiches 
ftädte famen namentli mande, melde fonft nicht als reichsunmittelbar nachge- 
wiefen werden tönnen, Hugo, Mediatifirung der Reichsſtädte (S. 194 fU.), will 
von den in der Matrifel v. J. 1422 und 1431 aufgeführten, folgende nicht als 
Reichsſtͤdte gelten laffen: Aſcherbleben, Bradel, Braunfhweig, Erfurt, Gent, 
Göttingen, Greifswald, Halberftadt, Ladenburg, Laufanne, Lemgo, Lucern, 
Lüneburg, Magdeburg, Paderborn, Quedlinburg, Roſtock, Stralſund, Trier, 
Wismar. Zu den Reichsſtädten aber rednete man im 15. Jahrhunderte auch 
die Hanfeftädte, daher konnten mehrere der genannten Staͤdte, melde an der 
Ditfee liegen, dazu gerechnet werden, Daß Erfurt damals Reichsſtadt war, ift 
keinem Zweifel unterworfen. Braunſchweig, Göttingen, Lüneburg ſuchten ſich 
von den Herzogen von Braunfthiveig = Lüneburg frei zu maden und wurden in 
diefem Beftreben won den R. Königen unterftügt. Ahnliche Beſtrebungen made 
ten die bifhöfligen Städte Halberſtadt, Paderborn, Magdeburg und Trier, 
ohne zu ihrem Biele zu gelangen. Lucern wurde als eidgenöſſiſche Stadt wie 
Bern und Zürd aufgeführt. Ladenburg aber ift irrthümlicher Weiſe angeger 
ben: denn in der Görres’fhen Handſchrift des Eberhard Windeck wird dafür 
Rothenburg gelefen: fo findet fid auch Gent durd ein Berfehen unter den 
Oteicheſtͤdten aufgezählt: denn in der genannten Handfhrift heißt e&: die stat. 
gent d.t, „die Städte geben.” Mehrere folder Werftöße in den gebrudten Bere 
zeichniſſen der Prälaten und weltlichen Herren Binnen durch eine forgfältige Bere 
gleiung der Handſchriften berichtigt werden. y 


Beilage XIX. 


Sortfegung der Megeften und des Jtinerard des roͤmiſchen Königb 
Gigmund vom 1. Jan. 1420 bis 1. Nov. 1431. 


Bredian Jan. 5 


. .6 
. . 1 
. eo 
. .n2 
. ee; 
. oo. 
. .. 





Jahr 1420. 

Sigmund tommt dahin mit feiner Gemahlin Bar- 
bara, nachdem er zuvor das Weihnachtsfeſt ix 
Brünn gefeiert und dafelbft einen Tag für Böhe 
men und Mähren gehalten hatt. S. oben 
Geſchichte K. Sigmunds III. ©, 37. 

nimmt die Hulbigung der ſchlefiſchen Fürften und 
Stände, wie and der Breslauer Bürger ein. 
Dot. Geld. von Breslau IL. 337. 


‚gibt einen Sqiedsſoruch in den Gtreitigkeiten 


woifhen Polen und dem deutſchen Drden. Do- 
giel C. D. Pol. IV. 105. Winded’s Leb. 
K. Sigmund’s in der Gothaer u. Chner'ſchen 
Handſchrift. Baczko Gef. Preuß. III. 167, 
Boigt Gef. Preuſſ. VII. 366. 

Ierläßt einen Befehl an Niclas Bunzlan, Kanzler 
des Fuͤrſtenthums Breslau, in Betreff des 
Breslauer Gonvents von S. Bincenz und defe 
fen Privilegien. Dok. Geſch. v. Bredlau I. 338. 

ertößt für denfelben Gonvent einen andern gün« 
fligen Befehl. Ibid. 339. 


!beftätigt die Privilegien dieſes Gomventeb, Ihid, 


laͤßt eine Kreuzbulle ded Papftes Martin V ges 
gen die Huffiten befannt maden. S. oben 
Weſch. K. Sigm. I. &, A7f. 

beftätigt die Privilegien der Landſchaft MBubiffin. 
Lunig P. 8. Cont. II. Anh. 17. 

beftätigt die Privilegien der Landſchaft Görlig. 
Berzeiäniß Oberlauf. Urkunden Heft V. p. 1. 


beſtaͤtigt die Privilegien der Stadt Bubiffin 


Ibid. u. Lusat. super. dipl. contin. 27. 
Ibeftätigt die Privill. der Stadt Görlig. Berg d. 
Dberl. urtit. 1. c. 
Ibeftätigt die Privll. der Stadt Zittau. Tbid. 
. . D . « Lobau Ibid. 





Breblanı 


Begeften und Itinerar des 8. Sigmund. „wi 


Jaht 1420. 





Ian. 


17. ibeftätigt die Privill. der Herren von Ponidam 

und belehnt fi. Ibid. p- % 

* Nbeftätigt die Prioill, der Stadt Sommerfeld im 

Fürftentjum Nieder · Lauflt. Words Inven 

tar. dipl. Lusat. infer. 229, 

» |beftätigt die Privill. der Stadt Lübben, Ibid. 

ee ee Spremfeld. Ibid. 

20. 

19 |gibt dem Caspar Julow ein Lehen. Ibid. 

% |beiepnt den neuen Kurfürjten Dtto von Zrier. 

Winde c. 78. p. 1135. 

% |belehnt den neuen Kurfürften Albrecht von Sach⸗ 

fen Dok. Geſch. v. Breslau. II. 355. 

25 |belehnt den Herrn von Ponidau. Schöttgen 

Invent, 366. 

26 jentfepeibet in der Streitſache des Gonvents S. 

Bincenz zu Bredlau mit dem Math der Stadt 

Neumarkt, Dok. Geſch. v. Breslau ıc. II. 340. 

29 |befiehit dem reigrafen Menchhauſen zu Beilftein 
in Sachen Gerlachs von Breidenbach entgegen 
der Stadt Frankfutt nicht weiter fortzufahren. 
Ufener Gerichte Weſtphalens. S. 150. 

7 |beitätigt die Privilegien der Stadt Gamenz. Berz. 
Oberl. urkt. 1. c. 

13 |beftätigt den Gebrüdern von deichenbach die Erb ⸗ 

gerichte von Frankenſtein. Dok. Geſch. v. Bres · 

lau II. 340. 

22 ſhreibt an die Stadt Frankfurt, daß er Basler 

Kaufleute, welde Wein nad Holland führen, 

in fein Geleit genommen. Frankfurter St. 

Archiv. u 

* iföreibt an dieſelbe Stadt, daß Basler Kaufleu- 

te, die in feinem Geleit gewefen, in Holland 

ihrer Weine beraubt worden. Ibid. 

23 ſedt 16 aus den Geſchlechtern und 4 aus den 

Zünften in den Breslauer Rath. Dok. Geld. 

©. Breblau II. 348. 

27 \gibt für ven Markgrafen von Baden ein Privie 

leg. Sachs Geſch. d. Markgrafen v. Baden. 

I. 37. 

& |eibt dem Grafen Hermann von Gilly über die 





42 


Regeften und Itinerar des K. Gigmund. 


Jaht 1420. 


ı Grefigaft Drtenburg einen Leheubtief. Le— 
nig Sp. Sec. p. 1844. [Daſelbſt iſt unrichtig 
der Drt, „Paſſau“ anftatt Breslau ge 
nannt.)] 


Sretlau März 2 belehnt den Grafen Hermann von Gilly mit ber 





Graffaft Drtenburg. Lunig l.c. [Unriätig 
dafelbft Paſſau anftatt Breslau als Drt ge 
nannt.] 


3 gehicier den ſeas Gtäbten im der Dberlauftt zum 


Krieg gegen die Huffiten gerüjtet zu feyn. Berz. 
Dberlauf. urkt. 1. c. 

laßt den Streit des Herzogs Johann von Sagen 
mit dem Hofpital zu Sorau entfeiden. Worbs 
Invent. Lusat. inf. p. 230. 

4 hebt dab Landgericht von Hirfäberg auf. Fal- 
kenstein C. D. Antiq. Nordg. 249. 

6 'täßt mehrere Breslauer Bürger öffentlich hinrich⸗ 
| tem Dok. Gef. v. Breslau zc. II. 342, 

14 |beftätigt die Privilegien der Stadt Breslau. Lu- 
| nig P. Sp. Cont. IV. T. II. Zortf. 259. 

5 willigt in die Hinrichtung des Huffiten Johann 
Kraſa. Dok. Gef. ıc. II. 352. 

7 beſtaͤtigt die Privilegien des Kiofters zu Luban. 
Berz. Dberl. Urkk. 1. c. 


= verleiht den Gebrüdern von Giux ein Sdloß. 


Ibid. 
8 ‚beftätigt dem Ghr. Gerödorf feine Privilegien. 
Did: 


s bringt in einem Schreiben an die Stadt Frei⸗ 


burg im Breisg. auf ſchleunige Hufigung. 
Säreiber urkb. v. d. St. Freib. N. p. 301. 


geſtattet dem Markgrafen v. Baden (Bernhard) 


2 


das Schloß Zäringen wieder einzulöfen. Sachs 

Markgr. v. Baden L c. Schoepflin hist. Zar. 

Bad. VI. p. 112. 

gibt ſeinen Gonfens dem Grafen Heinrid) von Wal 
deck, daß er in feinem Namen von dem Gra- 
fen Wolf von Naffau beichnt werde. Lunig 
Sp. ec. II. p: 1427. 

Ibeftätigt den Breslauer Handeldleuten das Prix 
vilegium, daß fie wie die Prager und Rürn 





Wegefın / und 
Jahr 1420. 


Gömenig | April 17 


. .. 
. : 4 
Dfent 28 
* Mai tr 


Königingräg 10 


Kuttenberg De 3 
J 21 


Wiſſehrad . 8 





Melriz Ami 2 


Aſchdach 8. Sigmund, TIL 


Rinerar des 8. Sigmund. 433 


berger in Ungarn gleiche Hanbelöfreipeiten ge ⸗ 
nießen ſollen. Lunig P. Sp. Contin. IV. T., 
dortſ. 258. 5 
verleiht dem Herrn von Geröborf einige Güter xc. 
Berj. Dberl, urkt. I. c. p. 3. 
verleiht den Breslauern die erſte Handwerksord ⸗ 
nung. Dot. Geſch. v. Breslau II. 354. 
(gibt Breslauer Bürgern ein. Pfandbrief über ver- 
fegte Kieinedien. Dot. Geſch.v. Brest, 11.358. 
verweist dem Herzog Ludwig von Bayern, daß 
“er den 9. Heinrich v. Sanböhut mit geiftl, Ges 
richt an den Hof nad Rom gezogen. Lang 
Ludwig d. Bärtige. S. 110. [Dafeibft ift 
anftatt April angegeben März, ohne Zweis 
fel irrthumlich.] 
erlaͤßt ein Schreiben an Kaſpar Toͤrringer zur 
Auflöfung des Adelsbundes gegen Herz. Hein» 
ri v. Landshut, mit dem Bemerken, daß fol- 
de Gefefäaften ohne königl. Eimeilligung 
unerlaubt ſeyen. MWBudner Geſch. v. Bayern 
fo von Schweidnit nah Dfen gereist feyn, wo 
er am 28. April (nad) Wagner Aualect. Sce- 
pus 1.138. u, Zefler Geſch. der Ung. IV. 415) 
fi aufgehalten, 
bricht in den erſten Tagen bes Maimonates in 
Böhmen ein umd bringt gegen Rönigingräg 
vor. &. oben Geſch. K. Sigm. IL ©, 62. 
rechtfertigt in einem Schreiben an den Großfüre 
fen Witold von Litthauen feinen Schiedsſpruch 
in dem Gtreit zwiſchen Polen und dem deut ⸗ 
fen Orden. Boigt Gef. Preuff. VII. S. 372. 
ſchreibt an den König von Polen und rechtfertigt 
den deutſchen Drden. Boigt 1. c. S. 373. 
kommt dahin von Königingräg. Bol. ob. 8.63. 
ſchreibt an die Prager und unterhandelt mit ihnen 
wege ifrer Unterwerfung. gl. oben S. 63. 
ſchreibt dem Ulrich von Rofenberg und befiehlt 
ihm Zobor zu belagern. Balbin. Epit. p- 441. 
jermahnt die 6Oberlaufig. Städte zum Zug gegen 





die Huffiten, Berg. Oberlauf. Urff,Lc. [Eniz 
W 


Vroger Slob | > 20 |Häitdef feinen felcrugen inzug. Bol. ob. ©.72. 


Biegelien und Icinerat des N. Gigmunb. 
|Iahr 1428. 


Meht Aefeibft irrtyämlih ſtatt MRelmit oder 


Melni.) 


Juri 2 gibt der Stadt Seitmerig mehrere Privilegien, 


Bel. oben ©. 6GB. 


* 9 Isieht won Leitmerig über Aitbunzlau und Meinit 


dahin. Sal. oben ©. 68. 


hzicht non Gilan über Burglig u. Bebraf nad den 
älöffern Zorzuit, Kariftein und Runradig 


(Reafhloh). Wgl. oben &. 68. 


‚greift Prag an. Bl. oben S. 74. 


» 14 |lößt den Witkow · Verg angreifen. Bgl. ob. S. 75. 
ſertheilt den Grafen Albrecht von Hohenlohe ein 
Priviteg. Hanfelmann Beweis ıc. Xuh.n. 163. 


S. 489. 


«18 |sibt dem Her v. Gppftein einen Tehenbrief, 
Lenig Spic. Sec. Cont. IL $. IN. Abth. VI 


Al. 


© « [gibt dem Herrn Diether von Yfenburg einen Le 
benbrief- Lanig Sp. Sec. II. p. 1602. 
«19 belehnt die Rarkgrafen von Meiffen und beftätigt 
deren Freiheiten. Horo. Frider. Bell, 838. 
Prager Gälod | - 21 |gibt dem Graf. Georg v. Wertheim einen Lehen 


brief. Wertheim. Archiv. 


© 24 |nimmt dab. Kiofter Jlefeld in feinen Gh. 


Leuckfeld antig. Ilefeld. p. 79. 


= 25 |trögt der Stedt Bremen die Bermaltung des Lan ⸗ 
des Mutpiading auf. Lunig P. 8. Cont. IV. 


Thl. I. 226 


«= |föreibt an den König von Polen, den Streit mit 
dem deutfgen Drden betr. Voigt Geſch. Preufl. 


vu. 379. 


«  „ gibt dem Konrad von Weinsberg als feinem Ab- 
gefandten an den polnifhen König ein Gre 


benz» Sgreiben. Boigt 1. c. 


jfchreibt anllirid von Sofenberg. Balbin. Epit. 


41.° 


» 26 |deichut Hans von Serthet. Schöttgen Inven- 


tar. Sax. 867. 





= 28 jläpt fi zum Rönig von Vöhmen kröuen. Bol 


oben ©. Bi. 


Itinerar und Negeften des K. Sigmund. 435 


Prager Chip 


(prage 


Czalau 


vor dem Wiſſehrad 
Kuttenberg 





Jahr 1420. 
Zui 31 
Aug. 33 

.% 

Sept. 1 

Sept. 

: 16 
Det. 3 
.. 
.. 

- 3 
Ro. 1 

⸗ 3 

.- 4 


tatifleirt als König von Böhmen das Bündniß 
zwiſchen ihm und Gngland. Lunig C.D. Ger- 
man. I. 1484. 

gibt dem Bonaventura Gotta, Burkhard's Sohn, 
Bürger in’Gifenad), einen Brief Wappenvere 
änderung betr. Mittheilung der Familie v. 
Gotta in Stuttgart. Gedrudt ift die urk. bei 
Paullin. dissert. hist. XIV. p. 137. 

jerlärt die Stadt Rothenburg a. d. T., weil fie 
auf Klage de Grafen Johann v. Wertheim 
nicht vor dem koͤnigl. Hofgeriht erihien, in 
die Reichsacht. Nürnberger Archio. 

beftätigt dem Albrecht von Goldiz eine Pfande 
haft auf einige Städte. Verz. Oberlauf. 
Urt, Hft V. p. 4. 

verweilt dafelbft vier Wochen. Bgl. ob. &,84. 

und folgende Tage: verpfändet böhmiſchen Gros 
Fen Kirgengüter. Rad Mittheilungen von 
Er. Palacky. Bal. ober S. 89, 

Ibeftätigt die Privilegien der Stadt Lüban. Merz. 
Dberf. urkk. L c. 

beſtatigt die Privill, der Stadt Görtig 
Eee Soda wia. 
ein andere Privilegium, 

rät von da von meuem über Bunzlau gegen 
Prag vor. Bgl. oben S. 87. 

(gibt von Hier aus der Befagung auf dem Wiſſehrad 
Zeuerfignale. Bgl. oben S. 88. 

ſchreibt dem Befehlshaber des Prager Schloffes. 
Bl. oben S. 80. 

liefert den Pragern eine Schlacht. Bgl. ob. 3.90. 

gibt ver Stadt Nürnberg ein Münzprivileg. Hist. 
Norimb. dipl. II. 540. 

erlaubt der Stadt Schweinfurt Juden aufzeneh- 
men. 8. Ehmel Mittheil. aus den R. Regiſtr. 
Büdern in Wien. 

befreit die Stadt Rotenburg von der Reichsacht, 
in die fie wegen des Grafen von Wertheim ge» 
kommen. Ebend. 





beſtätigt der Stadt Nürnberg ein Münzprivileg, 
Cbend. (aud Hist. Norimb. 1. c. p. 556). 
23* 


4% 


Kuttenberg. 


Kuttenberg 





Jahr 1420. 
Ro, 4 


Regeften und. Itinerat des 8. Sigmund. 


Ibeftätigt der Stadt Nürnberg einen Freieits- 
brief von K. Karl IV. v. I. 1355. Ebend. 

bezeugt der Stadt Nürnberg feine Zufriedenhen 
über ipren Bericht an ihn in Betr. einer Ju 
denſache. Ebend, 

verleiht zwei Rärnberger Bürgern ben Zehntea 
zu Roßſtall. Ebend. 

erkirt, daß ein dem Bild. v. Würzburg verlie 
henes Ungeld auf Weine der Stadt Nürnberg 
nicht zum Raqtheil gereichen ſolle. Ebend. 

erlaubt dem Eberhard v. der Marden einige vers 
pföndete Sälöffer zu Iöfen. Ebend. 

quittirt dem Erkinger von Seinsheim. über Stadt⸗ 
fieuern von Rotenburg u. Nürnberg. Ebend. 

erläßt ein Patent in’ Reid zu Gunften des Jo 
hann Keffelring. Ebend. 

‚gibt dem Genonicus und koͤnigl. Secretaͤr Albert 
Barrentrapp ein Procuratorium. Gbend. 

[gibt dem Gafpar von Leubit, Rotar, einen Adels- 
brief. Ebend. 

ſchlagt dem Karl von Hefpurg zu feiner Pfand- 
ſcaft noch 800 fl. Cbend. 

gibt dem Laurentius de Puteo von Gremona eis 
men Dienftbrief. Ebend. J 

beſſert dem Niclas und des Vincemnz Gumerauer 
Kindern ihr Wappen. Ebend. 

praͤſentirt dem Erzb. von Mainz den Konrad v. 
Weinsberg für die Propfei Rordhauſen. Ebend. 

jabelt den Rotar und k. Diener Peter Kalde umd 
einige feiner Bermandten. - Gbend, 

ſagt die Stadt Hamburg, die Hauptieute 2c. und 

die ganze Gemeinde der Ditmarſchen verſchiede⸗ 

ner Xuöfprüce ledig. Ebend. 

[werleigt dem Erzb. Joh. v. Bremen die Regalien 

und beftätigt feine Privilegien. Cbend. 

gibt dem Ganonicus Albert Barrentrapp einen 

Dienftbrief. Ebend. 

erlaubt dem Johann Schenk die Gapelle des heil. 

Nicolaus auf dem Frankfurter Berge für ein 





anderes kirchl. Benefleisum zu vertaufchen. Gben- 
daferbft, 


Rogefien und Itinerar des · K. Sigma: 437 


Seitmerig 
Brüz 


Lager bei Kladrub 


Bildſtein 


Jahr 1420.| 
Dec. 21-26verpfandet boͤhmiſchen Herren Kirchengüter. Bgt. 
oben S. 89. 

Dec. 28 |gibt dem Burggrafen von Dohna einen Lehen 
brief. Lunig R.%, VI. Cont. 1. F. p. 73. 
s 29 |freibt an die Stadt Erfurt einen Abgeſandten 
auf den Tag nad Nürnberg zu fhiden. Lu- 
nig P..Sp. Cont. IV. pl, II. gortf. 460. 
¶Daſelbſt ift unrichtig d. Jahr 1421 angegeben.) 
.« 30 verſchreibt fi gegen d. Landgrafen Friedrich d. & 
v. Thüringen in Bezug auf deffen Hülfe gegen 
die Huffiten. Bon Ghmel Mittheil. aus den 
R. Reg. Büch. 

= % (gibt dem Hand von Butendorf zu Mur einen 
Lepenbrief. Chend. 


Jahr 1421. 
Ian. 3 Jüberträgt dem Nicolaus v. Lobkowit das Schloß 
1 Haſſenſtein. Sommersberg Script. rer. Si- 
les. I. p. 1001. 
» 6 [ertheilt Gonrad von Weinsberg die Lehen von 
dem verftorbenen Grafen Philipp dv, Falken⸗ 
ftein. Hanfelmann 1. c. p. 489. 
= 2% Iziept in den Pilfener Kreis, entfegt das von Zijka 
eingeföloffene Tadan und belagert Teinit. 
Bgl. oben ©. 97. “ 
= 44 jihreibt an Herzog Heinrich von Landehut, eitigft 
mit feiner. Mannſchaft ihm zur Hülfe-gegen die 
Huffiten zu ziehen, weiche Tachau genommen 
und die bayerifhe Grenze bedrohen. Gemei⸗ 
ner Regensb. Ghron. II. 436. 
® ? fpreibt an Ulrid von Mofenberg. Balbin. Epit. 
Kb. V. p. 449. 
= % |färeibt an den Papft und rechtfertigt feine Ents 
ſqheiduag in der Streitſache zwiſchen Polen und 
dem deutſch. Drden. Boigt Gef. Preuff, VII. 
8.384. 
Gebr. 6-101Häıt ſich Hier auf. Nach Mittel, v. gr. Pa⸗ 
Ind nad) böhm. Quellen, 
Febr. 12 |Miept vor Biffe. Met. oben S. 98. 
s 14 |fommt dahin: nach Mitth, vB Palacky. Bat. 
oben G. WB. 








Od⸗⸗ſten und Warme des N. Sigenunb. 
Jahr 14%. 


Kuttenberg | Gebr. 3 |temmt dahin von Leitmerit und Gjekien um 
Hieht forann zurüd nad) Mähren, Bol, oben 
&.9 

Ehren ſier «25 |beichnt Ricolaus von Gersdorf und verleiht ihm 


ein Priviteg. Berz. Oberlauf. urtk. V. p. 6. 
* 26 |befiegit den Oberlaufigifgen Städten zum Kam⸗ 
‚pie gegen etwaigen Angriff der Hufiten gerü- 


ſtet zu ſeya. Ibid. 


1.2. 


* = |gibt demfelben eine Berfiderung. Chen. 

Ricolspurg ss Ifreibe dem Markgrafen Bernhard von Baden 
wegen der Breisgauiſchen Städte, daß der 
Streit mit ihnen beigelegt werden folle. Sähreis 
ber Urt, d. St. Freidurg II. 2. S. 316. 

*  » [gibt eine Urkunde dafelbft, Wencker Contin. 
des Ber. v. d. Ausburgern S. 68. 
verweigert dem Crzb. Conrad von Mainz die Bes 
frätigung des mit den Gtäbten Mainz, Bora 
und Speyer geſchloſſenen Bündniffes. Guden. 


C. D. Mog. IV. p. 180. 


» 28 [nimmt das Privileg. zu Gunften ber Stadt Speyer 

” gegen den Viſchof Raban zurüd und beftätigt 
des Ieptern Privlisgien. Dumont G,D.II.2. 
p- 162. Lanig P.Sp. Cont. 1. Yortf. p. 261. 

[gibt der Stadt Hamburg ein Privilegiam fori. 
Lanig P. Sp. C. IV. T. I. p. 97. 

» 25 |erlaubt den Breölauern freien Handel mit WBenes 

dig. Det, Geld, v. Breslau II. 360. 
«29 jerthellt der Stadt Gamenz eine Conteſſion. Verz. 


Dberlauf. Wfl. L c. p- 6. 


Mei 9 |gibt eine Urkunde dem MBifhof Georg von Trient 
en dem Haufe Lichtenftein. Warmbrand Col- 


lectan. gegealog. hist. p. 202. 


ss |gibt dem Partwid von Biätenftein bie Crlaubniß 
auf feinen Maͤhriſchen Befigungen jeder Art 
MBergiwerfe anzulegen. Dobner Mon. Boim. 
IV. 413. ned) den Collect. Arch. stat. inf. 


Austn-p. 2. 


belchat Herzog Albrecht mit den öftreid. Landen 
ud beftätigt feine diechte. Kurz K. Aibreit IT. 
®. IL &.36. Gerbert Mon. dom. Austr. 


Ztentſchia 


deezoſten und Jeinerat dei’ K. Sigmnvabl a20 


Jabt 1421. 
Mat: 277 


Il 26 








fäpreibt an Die auf dem Landtag zu Gzaslau ver- 
fenmeiten böpmifhen Stände über feine Exbs 
unfprüde an das Köntgreih Böhmen. Gold- 
ast de regn. Boh. App. IL. 263. Hagec. 
Chr. a. 1421. Theobald Huf. Kr. S. 264. 

Igiöt eine Urß., daß er dem Müngmeifter Peter 
Gacz von Bafel 390 Gulden ſchuldig fey. Als 
biegt Reis · Müngfrätten ©. 47. Ugf. 1. 

iſt dafelbft auf dem Zuge gegen die Türken. Bol, 
oben &. 129. 

gibt eine Urt. hier. Debuction das Vuſſecker Thal 
betr. Beil, p. 91. 

Ibegengt dem Hodimeifter des deutſchen Drdens feis 
me Freude über feine Hülffendung von Kriegd« 
voͤlkern gegen die Huſſiten. Voigt Geſch. Preuſſ. 
VI. S. 394. 

erlaͤßt einen Aufruf qu die Maͤhrer gegen die 
Huffiten. Gemeiner Stegensb. Chr IL 433, 
[Das Zar 1420 dafelbft unrichtig.) 





ſchreibt an den Gardinallegaten Branda, daß der 
deutſche Drden ‚gegen Polen rüfte, welhes 
Sand den Huffiten günftig ſey. Soigt Geſch. 
Preuff. VII. 394. . 

ſchreibt dem Hodıteifter des d. Drbens über den 
König von Polen, der den Huffiten günftig 
und fordert Hülfe gegen die Neger. Soigt 
Lo. 8.395. 

verlangt von den Dberlaufig. Städten Hülfe ge- 
gen die Huffiten. Merz. Dberlaufig. urkk. V. 
p- 4. [Daf. dad Jahr 1420 unrihtig.] 

[gibt den Staͤdten in der Dberlaufig eine Berfir 
herung über ihte Privilegien. Ibid. 

gibt der Landſchaft und den Rittern in der Ober» 
Taufig eine Berfierung Ihrer Privitegien. Ibid. 
(Das Zahr 1420 in beiden urkt. falſch.] 

jertäßt ein allgemeines Aufgebot an die deutſchen 
Meipsftände zum Kriege gegen bie Huffiten. 
Buchner Geld. v. Bayern VI. 242. [Dos 
J. 1420 daſelbſt iſt falſch.] 

lift daſelbſt. Vgl. Engel Ungr. Gef. TI. ©.302. 





Iderweitt daſeibſt. Diogoss. hist. Pol. L. p. 400. 


10 Bogen uud: Ylarsar das 8. Cigmunb, 


Prehburg 


Bei Kuttenberg 


Jahrt 1421. 
eat. ? 
2 


De. 14 


20 





Jahr 142. 


tommnt dahin. Behler Geſa. d. Ung. V. S. M. 
meqht eine tegtwiliige Berfügung. Pray hist. 
Beg. Hung. IL. 240 29. gl. Fehler L c. 
räumt dem Serzog Albrecht von Dftreih fünf 
Gtörte in Mähren ein für den Beiftand gegen 
die Huffiten. Kurz K. Albreqt IL Bo. 2. 
©. 34. 

fütieft den Ghevertrag feiner Tochter der Prin- 
aeffin Giifabeth mit Herzog Albrecht von Dir 
reich ab. Gerbert Mon. dom. Austr. IIL 1. 
PB une 6.37. 

ſchließt drei Berträge mit Herzog Albbrecht von 
Dftreidh ab über deſſen etwaige Nachkommen 
mit der Pringeffin Eliſabeth. Kurz 1.c. S. 41. 
jgibt dem Hochmeifter des deutſchen Drdgns von 








Ian. 1 IR 


den Xnerbietungen des polniſchen Königs Rade 
riot. Boigt 1. c- &. 396 

eriaubt dem H. Albrecht von Oftreich reumüthige 
‚Huffiten wieber zu Gnaden aufzunehmen. Kurz 
10.84. 

|bevoBmägjtigt den Konrad von Weinsberg, die 
Judenſteuer in Deutſchiand zu erheben. Hans 
Felmann verth. Beweis. Beil. 21. p- 87. 

Ibeftätigt dem Nicolas von Lobkowit ein Privileg. 
über Haffenftein.. Lunig C.G. D. II. p.2%. 

eroͤffnet den Landtag dafelbft. Bol. oben S. 137. 

fließt den Landtag zu Brünn. Bol. ob. S. 138. 

[gibt dafelbft eine Urt, Lunig R. A. XIV. Fortſ. 
p- 315. 

läßt mehrere böhm. Grofe hier zu fih kommen. 
Bel. oben ©. 138. . 

[vertägt Iglau u, zieht über Hunwolet und Ledet 
gegen Kuttenberg. Bgl. oben S. 138. 

benahhrichtigt den Hochmeiſter des deutſchen Die 
dens von ben Anerbietungen des polnifden 
Könige. Bolgt l. c. S. 396. ' 

Ibefegt diefe Stadt. Mol. oden S. 140. 


Jahr 1422. 


bier dem Zijka gegenüber gelagert. Ba 
om &. 14. . 


Mogeften und Itinerar des K. Sigmund. 4 
Sehr 1422. 
Wei Kuttenberg | Ian. 6 |ergroift die Baht. Bol. oben S. 141. 
Deutſqhbrod 8 jmird bei Deutſchbrod geſchlagen. Bol. oben 
©, 142. 
Jeiau «9 tommt dahin. Bel. oben ©. 142. 
Villa Schatz = 48 Jappellirt an den beffer zu unterrichtenben Papft, 
. als biefer von neuem die ſchon entſchiedene 
Streitſache zwiſchen Polen und dem d. Drden 
unterfngen laffen will, Boigt VII. S. 399. 
Srim Behr. 5 (verbietet dem Hochmeiſter des d. Drdens fid) mit 
u: Polen in Unterhandiung einzulaffen. Boigt 
lo. S. 401. 
ertheſt wegen der ſieuten Münzen der Huf» 
ten m Uri von Rofenberg die Erlaubniß 
Münzen zu ſchlagen nad altem Sqhrot und 
Korn. K. Sternberg Geſch. d. böhm, Berg- 
werte I. Abth. 1. S. 107. 
. widerruft die zum Rachtheil des Gröftiftes Köln 
erteilten Privilegien. Lunig Spio. eocl. I. 
Bortf. 576. 
. = = |beruft einen Weihöteg auf Pfingften nach te 
B gensburg. Wencker App. Arch. 317. 
. ⸗ſſchreibt wegen dieſes Reichstags nad Frankfurt. 
Ge. St. Urhie. . 
Sprmper, « 46 |gibt der Stadt Sommerfeld ein Privileg. Worbs 
Invent. dipl. Lausat, infer. 233. 
Weſel(e) Aprü 9 |forbert den Hochmeiſter des d. Drdens auf fh 
j gegen Polen zu rüften. Boigt 1. c. 428, 
Im delde v. Stenig| + 14 |ertheilt der Stadt MBredlan dab Privileg Gepräge 
- auf ipre Münzen zu ſchlagen. Lunig P. Sp. 
C. IV. 35. I. ortf. 260. 
Gien 19 war er hier zugegen bei der Hodhjeitfeier feiner 
TZochter Glifabety? Chronic. Mellic. bei Pez 
. . Ser. rer. A. I. 254. , 
Thebden Mai 1 ſſchreibt an die St. Frankfurt 8 Tage nach Jo⸗ 
hannis Gefandte auf den Reichstag nah Mer 
gensburg zur Berathung über den Puffitens 
krieg zu ſchicken. Frankfurter St. Archiv. 
ffordert den Wilhof von Dorpat anf mit allen 
| feinen Bafallen und Untertganen anfzufigen und 


! 
: 











in Bereinigung mit dem Meifter von Livland 
und bem Hodmeifter des d. Drdens wider die 


42 Royeften und Itinerat des K. Sigmund. 


Jaht 1422. 


Meihüter ver Gufften zu ch zu Siehen. In- 
dex Corp. hist. dipl, Livon. Esthon. ot Ca- 
ronfae I. n. 1015. p. 228. 


Dedreczen Tank 9 |ftelt Hier eine Urkuide aus. Kaprinai C. Hung. 


11448. 

©8 ME auf einer Waufahrt zum Grabe des heil, 2a 

dislaus zu Großwardein. Fehler Geſch. d. Ung. 

W. 431. 

© 8 |reist aus Ungern über Wien längs der Donan 

herauf gegen Regensburg zum Reihötag. Wal. 

oben Sp 149. 

Jau 7 nobdilitirt den Anton Tallanderii fonft genannt 
Here @orra de Arragonie, Mitth, v. Chmel 
aus den k. R. Regiſtr. Büchern. 

‚gibt dem Hans Mäuſenreuter ein Wappen. Ebend. 

kommt dahin mit feinem Hofe. Gemeiner Re 
geneöurger Chr. IT. 444. 


reist von hier ab nad Nürnberg, Gemeiner Lc. 
[erteilt den beiden Grafen Johann und Michel 
von Wertheim ein Privileg. über bie Freißeit 
von fremden Gertäten. %. Wertheim. Archiv. 
* = gibt dem Graf. Johann v. Wertheim einen Brief 
über die böhm, Lehen, Werth. Archiv. 
*% erhebt feinen Gecretär Kafpar Slick, Herrn zu 
Neuhaus (nori castri) zum, Baron. Chmel 
Regest. Frider. IV. T.I. n. 946. 
® 8 |färeibt an Herzog Ludwig von Batern mb Kauf 
par den Torringer (ohne Datum). Buchner 
Geſch. v. Bayern. VI. 286. 
Aug. 13 |gibt einen Drief über den Heußenfteiner Zoll. 
Srankfarter Privilegien (ungedrudt), 
s 14 |gidt dem Kloſter zu S. Gallen einen Schirm 
brief. Zellweger Appenzell. I. S. 354, n. 242. 
ss |erimirt deẽStadt Golmar vom Landgericht im Eiſaß. 
Lang. Sp. Cont, IV. 39. 11. 716. [Der Dri 
Nicolsburg falſch, oder d. Jahr iftunrichtig.) 
ſertheilt der St. Nürnberg einen Brief, daß fir 
die Befte dafelfft bauen dürfe und dieſe nie 
veräußert werden folle. Lunig 1. c. p. 108. 
©» |föreibt an die Staͤdte Golmar, Gehlettftaht und 


$. 

“= 20 |fommt dahin. Bol. ob. Beil. I. im Anh. u. S. 149. 
26 
2 





ceegeen und 
Jahr 1422. 


Jtinerar bed K. Sigununb. 442 


Dagenan in Betr. deren Streitigkeiten mit 
dem Markgrafen Rudolf von Hochberg. Main- 

f ger St. Archiv. 

ſchreibt en die. St. Frankfurt. Frankf. St. Archiv. 

erkurt alle Gntziehung von Gütern der Kirche in 
Wöhmen für ungültig. Pray Annal. Hung. 
u. 283. 

erklart den Erzb. Conrad von Mainz für feinen 
Biearius in Deutſchland. Guden. 0. D.Mog. 
IV. p. 136148. 

verpfändet dem Grafen v. Stollberg Schöne. 
Horn Frid. Bell. 869. 

ſchreibt an Frankfurt einen Greditio-Wrief. Zranf- 
furter &t. Archiv. 

Ibeftätigt die Privill. d. Mofters Steinach, Würz⸗ 
burger Didceſe. Chmel Frid. IV. Regest. I. 
n. 1497. 

(fordert die Staͤdte im Breisgau zur Hülfe gegen 
die Huffiten auf. Schreiber Urk. v. Freiburg IL 
©. 309. " i 

gibt einen Befehl zu Gunften des Markgr. Fried⸗ 
rich v. Meiffen. Horn 1. c. 865. 

ſchrelbt wegen der Keiher Grafſchaft. Fraukf. 
St. Krhio, 

Ibeftätigt die Priv, der Abtei S. Marimin. 
Lunig Spic. eccl. I. Fort. 289. 

ertheilt dem Siſch. Raben von Speyer ein neues 
Privileg. Lunig P. Sp. Cont. IV. Fortſ. III. 
283. 


belehnt Rudolf v. Sachſenhauſen mit einem Theil 
v. Mövelheim. MS. aus d. Zrankenftein. Achiv. 

fichert dem Hochmeiſter des d. Ordens Beiſtand 
gegen Polen zu. Boigt L c. VII. 447. 

belehnt den Grafen Günther v. Sqhwarzburg. 
Schöttgen Invent. Sax. 371. Lanig Sp.8e- 
cal. IL'p. 1223. , 

ertheilt dem Grafen Ludwig v. Ditingen den Xufs 
trag die Reichshuldigung der Stadt Donaus 
worth einzunehmen. Königedorfer Geſch. des 
Kl. zum heil, Kreuz 1.168. Lang Ludwig der 
Vaͤrtige S. 112. J 





“u 


Rogeflen und Jeinerat de6,R. Sigmund. 
|Iehr 1422. 


NRärnberg 


Regensburg 


Straubing 





Sat. 6 





[verpfänbet dem Top. v. Polen; daS Yürfientkum 
Saufig. Worbe Invent. dipl. Lusat. inf. 235. 
Raumer cod. dipl. Brandenburg. cont. 90. 

verordaet, daß alle Fuhrleute im ürftentyum 
Dresiau in der St. Bredlau ihre Güter ver- 
selien follen. Lanig P. Sp. Cont. IV. 3.315. 

ertheilt der @t. Rothenburg ein Privileg über 
Seridtsbarkeit. Lunig L c. Th. IL. 34. 

betätigt die Privilegien des A. St. Agid m 
Nürnberg. Chmel Reg. Frid, IV. 24. I. 
m. 14. 

verordnet, dap bie St. Hagenan die unter ihrer 
Ddyut ſtehenden Beigädörfer fhügen ſolle. 
Lonig L. c. 724. 

fordert die deutſche Kitterſchaſt auf fich zu ver- 
binden und aud die Reiöftäbte in ihr Bünd- 
uiß aufzunehmen. Lunig P. Sp. Cönt. III. 
%f. I. p.21, Ronset C. D. 12. p.327. 
[Würdtwein nova subsid. XI. p 83 hat die 
Urt, beim 3. 1424.) 

ertheilt der Stadt Wörth wegen des Pflaſterzol- 
1e8 und bed Ungeldes ein Privileg . Lumig P. 
Sp. Cont. IV. Th. L 415. 

tommt dahin. Bsl. oben S. 157, 

bewilligt den Juden dafelbft wegen ber Steuer 
Raqhficht. Gemeiner Reg. Chr. I. S. 445, 

eftätigt die Privilegien des S. Jacob Schot- 
tenFlofter dafelbft. Gewold ad Hund Me- 
trop. Salisb. II. 275. 

ſucht den Streit unter den bayrifhen Herzogen 
beigulegen und bejtimmt einen Stilftand auf 
vier Jahre. Fiſcher H. Schriften I.136. Lang 
Ludwig d. Bärt. S. 117. 

gibt dem Biſchof von Regensburg den Belehnungs« 
brief. Ried cod. dipl. Episc. Ratisbon. II. 
990. ’ 

jteist von Megensburg ab nad Stranbing. Bol. 
oben &. 158. 

erlaͤßt ein Friedgebot in der bayeriſchen Gtreit- 
fahe auf vier Jahre, Buchner Geſch. von 
Bayern VI. 246, 


Daffen 


Preßburg 


Regeften und. 
Jahr 1422. 
Detbr. 17 


: 8 


Deebr. 7 





Itinerar des 8. Sigmund. 45 


ſtellt dem Biſchef von Regensburg eine Urkunde 
aus. Gemeiner l. c. H. 446. 

gibt die Literas 'exprobrationis et diffidatio- 
nis gegen die bayerifhen Herzoge Ludwig, Bar 
ter und Sohn. Guden. Syllog. I. 663. [Hier 
ift unrichtig September ftatt Detober angeges 
ben: jedod heißt es „Freitags vor S. Mat» 
tens.) 

weist die Einwohner von den Fürſtenth. Jauer 
und Schweidnitz an das Ungel in Breslau zu 
begabten. Lunig P. Sp. Cont. IV. Th. IL 
%.315. [der Ort ift unrihtig „Brünne” an 
ſtatt Wienne“ genannt]. 

verordnet den Brunorius de la Scala zum Haupt: 
mann des Herzog Ludwig, Sohnes des Pfalzgras 
fen Ludwig. 8. Chmel mitgeth. a. d. R. Res 
gift. Bügern, j 

erteilt der St. Zittan ein Privileg. Berz. Dber⸗ 
iauſ. urkt. V. p 9. 

befiehlt dieſer Stadt, den Huſſiten keine Lebens» 
mittel zuzufügren, Ibid. 

belehnt den Rath der St. Zittau. Schöttgen 
Invent. 371. 

[gibt ven Dberlaufig. Einen ein Gefeg über 
Lehengüter. Verz. Dberl, Urkk. 1. c. p. 10. 
ertößt Gommifforialfgreiben an die Städte des 
Kurfürftenth. Sachſen. Schöttgen et Kreys- 
sig dipl. et script. Sax. III. 487. Bal. oben 

S. 219. 

Ibeftätigt die Privill. des Gotteshaufes zu Bor 
bei Regensburg. Gewald ad Hund l. II. 
180. 7 

verbietet den 6 Dberlaufig. Städten den Huſſiten 
Lebensmittel zuzuführen. Merz. Dberl, Urt, 
Lo 

ertheilt den Rathsherrn von Breslau ein Privis 
leg, Lunig P.Sp. Cont, IV.h. II. %. 261. 

erneuert die Grbverbrüberung mit dem Meißner 
Markgrafen Friedrich dem Streitbaren. Horn 
Frideric. Bellic. 866. 

ermaͤchtigt den Erzbiſchof v. Köln als Herzog von 





Prebburg 


M@iisdenburg | Febt. 18 fteut eine runde aus. Worbe Invent. dipl. 


Wegefien und Yanrıror des K. Sigmund. 
Jahr 1423. 


su Dortumar. &. 110, 
Jahr 1423, 


Jan. 6 'fhlieht mit Friedrich, Sandgrafen von Thäüringen 
und Aurfärften von Sachſen, cin Bündniß und 
überträgt ihm dab Kurland Sathſen. Hom 


Frideric. Bellic. 866. 


® = \befiehtt den @tänden der Dberlaufig, dem Mart- 
grafen Friedric von Meiffen (und Landgrafen 
v. Thüringen) behülflid zu ſeyn, das Herzog 
thum Sochſen in feine Pände zu bringen. Hom 


Le 


s 41 |gibt dem Kurfürften Friedrich von Sachſen Bol: 
macht mit den Huffiten zu unterjandeln. Horn 


Lc 6,868, 


«12 ſchiet dem Vreslauer Rath einen Befehl zu. Dok. 


B Geſch. von Bretiau IL. 360. 


. \gibt den Mreblauern bie Criaubuiz die Stadt ge 
gen die Huffiten zu befeftigen. - Ibid, 364. 
« 18 gibt dem Matthis Dompnig einen Pfanpbrief. 


Dot. Geld. d. Bredlen. L c. 


Lusat. inf. 236. 


» 23 |färelbt wegen der Keicher · Grafihaft. Frankun 


ter St. Archis. 


= 25 |gibt Gonrad von Sliwin ein Lehen. Verz. Ober 


lauf. urtt. V. p 11. 


ſertheilt der Stadt Herzberg in Sachſen Freikeis 
ten. Schöttgen et Kreyssig Dipl. et Script. 


II. 488. 


©. |gibt dem Alofter Bobritug ein Privileg. Lude- 


wig Bel. MSS. I. 456. 


März  |reist in das noͤrdliche Ungarn zur Unterredung 
mit dem polnifhen König. Bel. oben &, 177. 
März 25 jertpeilt dem Kurf. Friedrich v. Sadfen ein Pri⸗ 
vileg, daß deffen Unterthanen nit vor frem⸗ 
de Gerichte gezogen werden. Weck, Dresd. 





Chr. 179. 


Deſwdelen bie Jreigrafen jährtidp gufemmen- 
sucufen und ihre Gerichtbordaung zu revidi⸗ 
tem, ¶ Thierſo Hauptfluhl der wefinhäl. Ben 





Neg⸗ſten und Jtinerar des K. Sigmund. “ 
Jahrt 1423. 

Mismsstt | Märg 25 gibt dem Kurfürften Friedrich von Saqhſen das 
Privilegium, mit rothem Wachs fiegeln zu 
dürfen. Hom Friederic. Bellic. n. 273. 

8.872. 
. « 30 |ihließt einen Bertrag mit dem König von Polen, 

J Dogiel C. D. Pol. I. 62. 
Leutfgau, April 4 konunt dahin, verweilt hier mit dem König von 
Polen bis zum 9. April und feiert daſelbſt dab 
- Dfterfeft. Bgl. oben S. 179. 

. » 8 |fpreibt dem Gardinal Placentin über einen neuen 
‚Huffitenzug und feine Gtreiträfte, Martene 
thesaur. II. p. 1731. (Der Drt ift genannt 


Letwotzowic.] 
Bartfeld s 15 verpfaͤndet Brür und Auſſig en den Kurf. Friede 
rich v. Sachſen. Hom Frider. Bell. 875. 
Bipferburg | = 18 [verleiht den Zigeunern Duldung, Schug, Rechte 


u. Freiheiten. Katona hist. Hung. XII. 414. 

Behler Geſch. d. Ung. IV. p. 1004. 
Gafhan s. 27 jerlaubt dem Grab. Gonrad von Mainz das am 
Frankfurt verpfändete Ungeld wieder einzuldfen. 

Lunig Spic. eccl. I. $ortf. p- 60. 
. ss |gebietet dem Frankfurter Rath, daß er dem Crzb. 
Gonrad von Mainz dad Wein -Ungelb wies 
derum zu löfen geben folle, Frankfurt. St. Ars 


Hi 

. Mai 1 jertheilt dem Matth. Dompnig ein Privileg. Dok. 
Geſch. v. Breblau II. 368, 

gibt etlichen Mannen in Budiſſin eine Verſchrei-⸗ 
bung. Berz. Oberlauf. urkt. V. p. 11. 

s 3 |gibt dem Kurf. Friedrich v. Sachen eine Ver⸗ 
föreibung. Hom 1. c. 876. 

. «5 ermahnt den pogmeifter des d. Drdens dem Her» 


309 Heinrich von Bayern den Sol zu bejahe 
im. Boigt Geſch. Preuff. VI. 461. 

Rad Palak Juni 8 ſertheilt dem Ritter Riclas Stibicz einen Pfand- 
brief. Dok. Geſch. von Breslau J. c. 

Autſohl Juli 17 |befiepte dem Lteichs » Erbmarſchall v. Pappenheim 

das breichbpanier wider den Friedensftörer der · 

309 Beiebri) von Dftreih zu führen, Lanig 

. P. Sp. Cont. IL Zortf. III. Abth. VI. 587. 

Dfen = 28 |beiätigt dab Privileg für d. Kriegämannfihaft in 





14 Wogefben und Jeinerar des 8, Siguumnd. 


|Iahe 1423. 





Buiflin, dep wenn fie auſer Sand gefühet 
wird, fie Sold erhalten fol, Lunig Lc 
Coat. I. Anh. p. 18. 

fordert den dritten Pfennig von den Iuben im 
Wei. Frantfurt. St. Archi. 

fareibt an Frantfurt für Walter Schwarjenberg 
einen Grebitiobrief. Ihid. 

ſchreibt an die elfaffifchen Neichöftädte, und ver- 
bietet ihnen ferner den Markgrafen Bernhard 
von Baden zu befehden, Mainzer St. Archiv. 

gibt dem Reinhard von Hanau ein Mandat we 
gen des Reidhes Keicher · Gerichtes in der Wet⸗ 
terau. Lunig P. Sp. Cont. II. Fortſ. IL 
Abth · VI. 527. 

[gibt den Kumanen einen Sqchutbrief und verbie- 
tet, die Kumaner Infaffen zu Körss und zu 
Kecökemet vor andern Richtern als vor ihren 
‚Hauptleuten zu belangen. Horväth Comment. 
de initiis et majorib, Jazygum p. 129. 

gibt dem Herzog Albrecht von Dftreid einen Les 
henbrief über Mähren, Goldast de rega. 
Boh. App. II. 275. -Lunig P. Sp. Cont. L 
$. 1. 260. Dobner Mon. Boöm. IV. 414. 

igibt dem Grafen Cmich von Leiningen die Er- 
laubniß Bergwerke in feinem Lande anzulegen. 
Lunig Sp. Sec. I. 292. 

ladet den Kurfürften Friedrich von Brandenburg 
on fein Hoflager wegen feines Gtreites mit 
‚Herzog Zubwig von Bayern. Lang Ludw. d. 
Bart. &, 119. 

ſchreibt an Frantfurt einen Greditiv «Brief für 
Konrad von Weinsberg. Frankf. St. Archiv. 

belehut den Grafen Georg von Henneberg. Hen- 
neberg. Archiv zu Meiningen. 

gibt einen Eriaß über die R. Müngftätten zu 

Frankfurt und Nördlingen. Albrecht Keichs- 
münzfätten S. 48, Urt, IL 

belehnt den Grafen Georg von Henneberg mit 
Nömpird, Schultes Geſch. v. Henneberg 1.544 

ſchreibt an den Erzb. v. Köln über den deutſchen 





Drden. Soigt G. v. Preuff. VIL 463. 


Wageften und 
Jahr 1423. 


Stuhlweißenburg | Nov. 3 


2 


Detbt. 10 


27 





Jtmerar des 8. Sigmund. 49 


unterhandelt mit dem böhmifhen Adel dafelbft, 
Bol. oben ©. 181. 

beſtellt einen neuen Zandfrieden für Bayern und 
Franken. Gemeiner Regensb. Chr, II. 447, 

erlaubt, daß Frankfurter Bürger, wenn fie we⸗ 
gen auswärtiger Güter vor fremde Gerichte 
geladen werden, Mandatarien ſchiden dürfen, 
Luhig P. Sp. Cont. IV. &4. I. 611, Zranf- 
fürt. Priv, u. Pact. 262. 


" gibt einen Befcheid, daß in Kriegözeiten ein Bür- 


ger der Stadt Frankfurt feine Unſchuld durch 
den oberften Richter der Stadt beweifen könne. 
Zrankfurt. Privileg. 263, 

ſchreibt wegen des Keucher -Gerichts. Frankfurt. 
St. Archiv, 

ſchreibt an die St. Breslau wegen des Empfangs 
"des Königs Crid von Dänemark, Dot, Geſch. 
v. Breslau II. 369. 

läßt hieher die deutſchen Reichbkleinodien bringen. 
Bl, oben S. 181. 


Jahr 1424. 

ladet einige Bürger aus Köln vor feinen Rich» 

terftußt, Lunig P. Sp. Cont. IV. 2%. 1.360. 

ib } die von K. Karl IV den Brabans 
ilte goldene Bulle beobachtet werde, 
»d. Germ. dipl. II. 1302. 

a xt. in der ſchleswigiſchen Streitſache. 

B :ck et Suhm Script. rer. Dan. VII. 


10 mem den Kurf, Friedrich von Bran⸗ 
or. Lang Ludwig d. Bärt, S. 120. 
u Rätpe der Dberlaufiger Städte vor. 


ver. urkt. V. p. 12. 
gidt der St. Nürnberg einen Bricf über die Auf⸗ 
bewahrung der Reiqhskieinodien. Hist. No- 
rimberg. dipl. Per. II. 559. 
‚gibt dem Heinrich Kotwig ein Lehen. Serzeichn. 
Dberl. urtt. 1. c. p- 13. 
erlaubt der St. Freiburg im Br. die Juden aus 





Adhbad 8. Cigmund. I, 9 


49 Woyien und Janccat het S. Cigaak 


Rovitarg 


Mis linicze 
rakau 


Stuhlweißenburg 


Dfen 


Blindenburg 


Jahr 14%. 


Bin 1 





ihert Eitaht zu vertreiben. Gheriber Uclh. 
d. &t. Zexiburg I. 2. p. 358. 

kommt dapin, um mit dem König Crich v. Di 
nemart nah Krakau zu reifen. Bol. oben 
©. 184. ' 

lübernagtet dafeıbit. Dlagoss hist. Pol. lib. XI. 
p 47 . 

verweilt dafelbft. Diugoss L c. 

wohnt Kier den Krönungsfeierligkeiten der pol 
niſchen Königin Sophia bei, und verweilt da 
felbft 15 Tage. gl. oben S. 184. 

ft Hier mit dem dänifhen König zuſammen. 
Bl, oben S. 185. 

reist nad) dem Dfterfeft in die Hanptflabt Un« 
garns und empfängt ip feierlicher Audienz der 
Kurfürften Botſchaft. Bol oben S. 185. 

ſchreibt an feinen Hofrichter, daß des deutſchen 
Drdens Unterthanen nicht vor das Hofgericht 
geladen werben follen. Voigt Geſch. Preuſſ. 
VI. 473. Index Corp. hist. dipl. Livon., 
Esthon. et Curoniae I. n. 1131. p. 248. 

beftätigt die Privilegien des Kloſters Alpirsberg. 
Besold Mon. Würt. p. 160. 

unterhendelt über einen Waffenſtillſtand mit den 
Zürten. Windeck c. 126. 

verlangt von dem Frankfurter Rath, daß er den 
Fries von Winterbach anfalte, daß derſelbe 
den ald Reichslehen erfannten, aber verſchwie⸗ 
genen Knoblauchshof (Saalhof) an die neuen 
Lehenöträger Michel Prieit und Gadpar Slick 
herausgebe. Zrankfurter Stadtarchiv. 

ſchreibt an die wetterauiſchen Städte über die 
Botſchaft der Kurfürften an ihn über den böhr 
miſchen Krieg und über den nächften Reichetag 
zu Wien. Frankfurter Gt. Archiv. 

gibt in. der ſchleswigiſchen Streitfahe einen Aus ⸗ 
ſoruch zu Gunften des Königs von Dänemark, 
Lapgenbeck et Suhgp Seriptt. L c. VII. 





263. Pontan. hist. Dan, p. 574 eqq. 
‚gibt dem König Grid von Dänemark has Recht 


Wegeften. ud. Itinerar dei 8: Stammid. - 5 

Jahr 1424. 

j " Melsbipteine zu erteilen umd kaiſerliche No- 
ferien zu ernennen. Pontan. 1. c. 

Dicaeabarg Juil 117 flellt hier eine Urk. aus. Schöttgen Irant. 376. 


·— 21 gibt eimem Spruch im Streit zwiſchen dem Erzb. 
v. Rasdchurs u. der Stadt Sal, a 

ö Relig. XI. 483. 
Den. Aug . 5 entſcheidet darch einen Mike den Streit 


zwiſchen dem Grzbifhof v. Magdeburg u. der 
Stadt Halle. Ludewig Rel. 1. c. 473. 
Both = 2 lift hier mit dem griechiſchen Kaifer: zefammen. 
5 Bl. obm:&. 195. 
. « 15 |gibt einige Urff, für Arnold Egmond von Gele 
. dem. Pomtan..hist. Geldric. p.422 gg. u, 
p. 486. 
. «17 |beftätipe die von K. Karl IV der Stadt Frank⸗ 
fürt ertfeitten Mesfreiheiten und Privilegien 
des ſichern Geleits. Drth MR, U 59. 
Zrankf. Priv. 264. 
⸗ s 20 erklatt, dap. vie Befreiung der erh Magde · 
burg: u. Halle von auswärtigen Gerichten dem 
Groftifte Magdeburg nicht ſchaden ſolle. Lu- 
nig.P: Spı Cont. II. J. III. 362. 





2 Weweizefii | =. .08:|f@meibt megen des nähften in Wien gu Halten 
den · neigatags an die St. Frankfurt. Frank: 
' | furter StAchio. 
Duadenburg ſtellt eine uck. aus. Schöttgen Invent. L c. 


* Weiſſenburg Sept. 9. ſchreibt an die Mannen und Stäaͤdte der Ober⸗ 
4 des zehnten Pfennige> Worbs 
3 . Berz. Oberlauf. urkk. V. p. 14. 
r Bot 18 u enmal den Kurfürſt. Friedrich von 
— zum nädften k. Gerichtstag am, 
nad Wien vor. Lang Ludwig 
B 1m 

fi Wien Deteder v oßern Theil ded Detobers und 
Rovembers zu Wien zur Haltung eines Reicht · 
taas, der aber von den Färften wenig beſucht 

n Rap, XI. S. 233. 
Din Noo. 28 |ü 4 die et weiland Fran Mate 
ettin zum Heirathgut ‚gegeben 
r des. Berzags Gruft v. Oſtreich 
fiorben find, dem Herzog Ar 
9 * 





DE 





Rogefien und Yetamor des 8. Sigmumd. 


Jabr 1424. 
breqht v. Dftr. GEhmel Material, 3. öftr. Seſq. 
. beit 1. S. 11. 

Din Ro0. 29. begehrt von Herzog Wricterig von Iftreid dir 
Ansjehlung der genannten Summe an den.d. 
Abredt v. Dftr. GhmeiL c. 

Ri? 50} Det. 17. ſqa⸗ſtt einen Zoll zu Gunften der Stadt Auge 
burg ab. Stetten Beh. v. Augsburg I. 152. 


Dahr 1425. 
Bin Ian. 8 |siht der St. Rurnberg eine Beftätigung wegen 
der Steihömdage, Hist. Norimb. dipl. P.IL. 
567. 
. = 41 jertenbt dem Rath der Stadt Frautſert Des Dorf 
Dberrad an fi zu loſen. Bühard’s Ardio 


IL 114 

. ss |föreibt über den Sachſenhaͤnſer Zoll. Fraukfur⸗ 
ter St. Ardio. 

. . |betätigt das Privlleg Caroli IV., daf der fath 


zu Sronffurt die Gefälle mindern und mehren 
und das Ungeld vom Stift Mainz Löfen möge, 
Sronkferter St. Achte. Drih v. d. R. Mk 
fen S. 645. 

. ® 17 |befchl den Cianobaern des YDorfeb Dberrav der 
Start Grankfart untertgan zu em. Trank: 
fert. St. Aräio. 

. ® = jerläßt einen Befehl an bie Befigerrvon Dberred. 
Zrankf. St. Arqaio. 

» 48 |befichit den Breslauer Bürgern den Börnpfennig 
° au begaplen und entfäpeidet nod) andere Bürger 
fogen. Dot, Gef. v. Breslau IL 372. 

. ss |emenert der Stadt Bredlau mehrere Privilegien. 
Ibid. 373. 

. * 24 |freibt einen Grebitichrief für alter v. Schwar · 
J zenberg. Frankfurter St. Archiv. 

# 26 jüberträgt dem Markgrafen Bernhard von Bader 
» den Widbenn im Breisgau. Schoepflin Zar. 
Bad. VI. p. 159. 

. = 29 jertheilt der Stadt Gelnhauſen ein Privileg. La- 
nig P. Sp. Cont. IV. Th. I. 805. 

e “= tjut die geäätete Meihöftadt Weinsberg in die 
Aweraqht. Pfiſter Gef. v. Schwaben II. 362. 





Ben 


Megefien und 
Jahr 1428. 
Ian. 9 


Ri 22 





Jeinerar des R. Sigmund. 3 


beſhwert fiy darüber, Daß die Kurflefien nit 
nach Wien gefommen. Wencker Appar. Ar- 
hir. 318, 

ſchreibt an die Mainger Bürger über die Rurfär« 
ſten und den Huſitenkriez · Mindet.c. 128. 
p- 1178, 

[beroittigt den Laudſchaften Schwelduit und Jauer, 
daß Peine weltliche Sache bei ihnen vor geiftlis 
qhes Gericht gezogen werde, Lunig P. Sp. 
Cont. I. Zortf. I. 3%. 


|beftätigt die Gag und Drömungen des Bübin- 


ger Waldes. Lunig Spic.-Secal. IL. 1608. 
ſchreidt an Cberhard von Cppftein, das Geridt 
Grunden betr. Lunig Sp. Sec. II. 1608. 
erteilt der St. Geinpaufen ein Privileg. Lunig 

P. Sp. Cont. IV. T. I. 805. 

Ibefiehit, die Rheingauer wegen der unter R. Rup- 
reqts Anfährung zerftörten Raubſchloͤſſer nie⸗ 
mals zu Kechenſchaft zu zichen. Vodmana 
Rpeingan. Aiterth. 811. 

verſohnt fig mit Hergog Friedrich von Oftrei. 
Engel Geld. d. Ungr. Reichs II. 314. 

lift ned) mit feiner Gemaflin Barbara in Wien, 
welche wegen Biegelbrenner an den bortigen 
Bürgermeifter fgreibt. Hormayr öfte. Arie 
2. 1838. ©. 466. 

verleiht dem Thomas und Peter die ſchon von 
deren Mätern ianegehabte Hauptmannfäaft 
Ujszdsz und Szarvas der Jaszoner. Hor- 
väth Comm. de initiis ao Majoribus Ja- 
aygam. p. 97. 

gibt an den Herz. Friedtich von Dftreich dab 
Breisgau zurüd und ſchreibt deßhalb an den 
Markgrafen von Baden. Schreider Urkun» 
dend. der St. Frelburg i. Br. U. 2. p. 370. 

beſiehlt da St. Sqaffhauſen ſich wieder Dftreih 
zu unterwerfen. Hugo Mediatiſtt. d. Reichs · 
ſtadte. &. 139. 





beftätigt die Privilegien des Kloſters Steingaden 
in der Augsburger Didcefe. Gewold ad Hund 
Metrop. Salisb. III. 256. 


Jaht 1425. 
u 9 





nfindficibug | « 22 
’ Mei 21 
Dia a 
ats 3 
Die ui 2 

. ı 4 

. 10 
Bitadenburg Pe} 
Wagen Qui 25 


Blegefken und Seiner eb N. Ciymnıb. 


ccheitt dem Monrad von MBeinäberg dee qhlag· 
ſa⸗ der Münzftätte zu Frankfurt. Xibreht 
BR. Bimgfitten S. 51. Urt. III. 

die Privilegien der Paſſauerkirche. Lunig 
Bpic. eodl. IL. 809. 

Näßt darch feine Gemahlin die Königin Barbara 
an den Rath won Frankfurt wegen der Meicte 
ſtener ſchreiben. Frankfurt. St. Archiv. 

ſchreibt an der Herzog Ernſt von Münden über 
den Straubinger Grbftreit, Heinrich deutſche 
Weib · Geiä. IV. 367. 

befiebtt den 6 Landſchaften und Städten der Tan 
fig feinem Bogt Albrecht von Goldiz Die land⸗ 
vogteitihen Ginfünfte zu bejahlen. Verz. Ober⸗ 
lauf. Urkt. V. p. 15. 

verbietet den Handel mit Erz in Ungarn. Ca- 
talog. Numor. Hangar. Instit.. Szechen. 
P. III. in ayll. p. 300. 

Isibt dem Serzog Adolf von Jülich einen Lehen 
brief ber Geldern und Zutohen. Lunig P. 
6p. Cont. U. Zortf. IT. 3%. 

[ertgeitt dem Kl. Steingaden ein Privileg. Mo- 
aum. Boic. VI. 630. 

fäpreibt en dem Rath vom Frankfurt, Frant. 
farter St; Archiv. 

jertheist der Stadt Halle das Privileg. de nom 
evocande. Ludewig Relig. XI. p. 49. 

fordert die Städte von Geldern und Zütphen auf 
dem Herz. Adolf von Jülich zu gehorcen. 
Pontan. hist. Geldr. IX. 425. Bousset C. 
D.1.2. p. 350. 

ladet die St. Frankfurt zum Reihbtog ned Wien 
ein. Branff. St. Ardiv, 

ladet die St. Regensburg zu diefem Reichſtag 
ein. Gemeiner Regensb. Chr. IL 455. 

Iverordget den Paul non der Leiter zum Hofmeis 
fer des Sohns Herzogs Ludwig, des Pfalz: 
grafen Ludwig. Ehmel's Mitth. aus d. R. 
Megifir. B. 





fließt mit Herzog Friedrich v. Sachſen und 
Herr. Albtecht v. Dftreic ein Buͤndniß. Horn 


Negeſten und Yelnsene bei K. Sigmunb. [72 


Warzen 


Zotes 


Ofen 


Im Felde zwi⸗ 
Then Droſſaw und 
Pardubit 
Dfen 


Scalit 


Jahr 1425. 


ui 35 


Aug 1 


Det. 18 





Frider. Bellic. 901. [Schöttgen Inveüt. Sax. 
gibt 25. Juni an.] 

und will daffelbe von den Laufiter Städten aner« 
kannt wiſſen. Berg. Oberlauf, Urkk. V. p. 16. 

belehnt Friedrich den Streitbaren mit Aur-Gade 
fen. Dumont €. D. I. 2. p- 180. Müller 
Neichötags - Theater p. 138. 

Ibeftättgt dem Khırf. Friedrich alle zu Kur» Gade 
fen- gehörigen Rechte und Freiheiten. Horn 
1. c. n. 309. S. 907. 

ſqreibt den Bayriügen Berzogen fid wiegen der 
Gtraubinger Erbſchaft zu vergleichen. Lang 
Ludwig d. Bärt. 120. Buchner Geld. ©. 
Bayern VI. 250. 

läßt wegen des Huffitenfriegeb durch ven Markgt. 

v. Baden von den Juden im Reich den dritten 

Pfennig erheben und erklaͤrt, daß die Juden 

in Frankfurt niemand als dem Rath dafelbft 

zu Dienft ſeyn füllen. Dlenſchlager N. Erlaͤut. 

d. gold. Bulle, urk. n. 32. ©. 88. 

fegt‘ den Stephan Wrbfern zum Landvogt von 

Augeburg ein. Stetten Geſch. v. Augsb. 

1. 152. 

überträgt der St. Golmar das Schultheißenamt 

auf ewige Zeiten, Schoepflin Alsat. dipl. 

I. 300. 

beſtätigt die Privilegien der Eifaffifhen Reichs- 

ftädte, Chmel Regeſt. K. Zriedrid IH. Abth. II. 

S. 314. n. 3117. 

überträgt dem Grid. v. Mainz, einen Kurfüre 
flentag ‘zu verfommein, um ben Streit über 
die Kur Sachſen zu entſcheiden. Horn l. c. 
n. 325. p. 9%. 

gibt der Stadt Bitten ein Privileg wegen der 
Bleiniedetlage. Verz. Oberlauf. Urt. 1. c. 
p- 16. 

ſchreibt an den Hochmeiſter des d. Drdens wegen 
der Neumarkt, Lantizolle Bin. d. preuff. Gt. 
1. 91. Boigt VOL. 477. 

Igibt dem Mitter Ric. Stibicz einen neuen Pfand» 
brief. Dot. Geſch. v. MWredlau II. 877. 





0} 


Wagen und 
Jerr 1426-1 
Du. 8 





Seinerat des R. Sigmund. 


ladet die Juͤrſten zur Crſcheiaung auf dem Reid 
tag za MBicn den 10. Jebt. 1426 ein. Wen- 
cker App. Arch. 319. 

ſhteibt veppalb an die wetterauiſchen Gtätte, 
drantfuct. @t. Arkiv. ©. Anh. Beilage II. 

Ifägreibt in gleidyer Angelegenheit an die Stadt 
Breunfäpweig. Hempel Invent. III. 93. [Des 
3. 1426 iſt dafelbft unrigtig.] 


. Zar 1426. 

ibeätigt und beffert dem Johana Maslin von 
Wotweil fein Wappen. Ghmel’s Mitth. aus 
d MR. Regie, B. [Gehört vielleiht zum 
3. 1477.) 

legitimirt den Arno de Dudlingen. Gm 
ibid. 
den Zohenn von Bilſtein. Chmel 
ibid. 

beſtätigt und beſſert dem Conrad Stickel von 
Gonftanz fein Wappen. Ehmel ibid. 

|bevolmögtigt ven Johann Goler, Gunonices 
von Liegnig, vier öffentl. Rotare zu ernennen. 
Chmel ibid. 

iverleigt dem Kunz Dffenmeifter von Rürnberg 
eine Wieſe. Ghmel ibid. @ 

verleiht dem Joͤrg von Breidenbgd einen Hof und 
ein Fifhwaffer. Ghmel ibid. 

ivergibt dem Peter Möplinger und Grhard Die 
tenheimer und dem Diener des erſtern einen 
Zodſchlag. Ehmel. ibid. 

‚gibt dem Kölner Domherrn Hermann einen Go 
pkonatöbrief. Ghmel ibid. 

lerläßt einige Mandate an die Unterthanen des 
Salzburger Arzbifhofs in Ungarn, von Ge 
malttätigfeiten gegen die Galgburger Kirche 
obzuftehen. Chmel Geſch. K. Friedrich's IV. 

| BL. 681. : 

ertheilt dem Breslauer Math die Erlaudniß die 
Bönigl. Renten von Herzog Konrad zu loͤſen 
und fordert die Stabt Breslau auf, einige von 





ihren Bürgern nad Rom zur Beimohnung bei 





nmnw 


Preßdurg 


Regeſten und 
Jaht 1426. 


Fr. 23 


Min 4 


B » 10 





Itinerar bet K. ‚Sigmund. 457 


feiner Kroͤnung zu ſchicken. Dot, Geld. von 
Breslau II. 378. 

verkauft dem ſchlefiſchen Herzog Gonrad von DIE 
die jaͤhrlichen Stadtftenern von Breslau, Voͤh⸗ 
me's dipl. Beitr. 3. ſchleſ. Recht. IV. 158. u. 
Dok. Geſch. x. 1 c. 

belehnt Joſt von Hoheneck. Lanig P. Sp. Cont. 
IL. Abth. III. 182. 

ſchreibt an die wetterauiſchen Reichsſtäͤdte wegen 
des naͤchſten Reichstages zu Nürnberg auf 
Walpurgis. Frankfurt. St. Archiv. S. Anh. 
Beil, III. 

bewilligt der. St. Frankfurt im Krieg das Reichs⸗ 
panier auf ihren Scählöffern ac. aufzuſtecken. 
Frankf. Priv. u, Pacta 265. 


belehnt die bayerifpen Herzoge Ernſt und Wil⸗ 


helm und den öftr. Herzog Albrecht zu ihrem 
Rechte mit dem Straubinger Lande. Fiſcher 
®. Särift, I. 402 Kurz K. Albrecht II. 
3. S. 111. Sang Ludw. d. Bört. S. 130. 
Großgoffinger Joſeph IT. Br. IV. p. 61. 

|gibt dem Hochftift Steasburg ein Privileg. Lu- 
nig Spic. eccl. I. 97. 

beſtaͤtigt die Privilegien der Abtei Hersfeld. Caſ- 
feler Hofarchiv. S. Rommel Geld. v. Hefr 
fen H. Zert &. 277 u. Anm. S. 200. 

gibt der St. Augsburg das Privileg fih den 
Sand- und Stadtoogt felbft zu feten. Lunig 
P. Sp. Cont. IV. Th. I. 99. Stetten ©. v. 
Augẽb. I. 163. 5 

verſchreibt feiner Schwägerin der Königin Sophia 


u. 210. 

beflehlt dem Rick. Stibicz, Hauptmenn von Rams- 
lau, diefed Schloß zu löfen. Dot. Geſch. v. 
Breslau, II. 377. 

ertheilt mit Herzog Albrecht v. Dſtr. Mazovien 
an Herzog Wenzel. Lunig P. Sp. Cont. II. 
8. 1. 325. Dobner Mon. Boöm. IV. 415. 

belehnt mit Herzog Albrecht v. Dftr. die Herzoge 
». Liegnit. Lunig L c. p. 3%6. 





v. Böhmen 25,000 Ducaten, Oefele Scr. B. _ 


Rürnberg?] 


Biegefben une einerat des K. Sigmundb. 


Ri 20 


21 


Juni 17 





Jahr 1426. 


meist der Konigin Sophia v. Böhmen jahr 
6000 Ducaten Renten an. Oefele 1. c. 
Iglbt dem Herzog Nbrecht v. Dſtt. den Thedi⸗ 
gangebrief in Betr. des Straubinger Landes. 
Großsoffinger Iofepp M. Bd, IV. p. 5L 
Kıyl.c S. 111. " 
Ibeftätigt dem Markgrafen Joh. Barthol. von 
Saretto-&avona Lehen und Privilegien. Lunig 
C. Ital. D. 1. 2137. 
ſchreibt an die wetterauifchen Städte wegen des 
acht Tage nach Walpurg zu haltenden Reich 
tags zu Nürnberg und über den Krieg gegen 
die Huſſiten. Frankfurt. St. Archiv. S. And. 
Beil. IV. 
jertheilt dem Mathe der Stadt Gamenz eine Gon 
ceffion. Werz. Bberlauf. urtt. V. p. 17. 
[Ort oder Jahr iſt uarichtig z wahrſcheinlich 
in Kormenburg zu leſenJ. 
wallfahrt dahin zum Grabe des Keil. Ladisland, 
©. Beilage V. im Andange. 
gibt dem Abt von Heröfeld einen Schugbrief ge 
gen feine Feinde. Goffeler dofarchiv. &, Rom 
mel Gef. v. Heſſin IT. a. a. D. 
ſchreibt an die wetterauiſchen Städte wegen veb 
zu Nürnberg zu haltenden Reichstags und 
über feine Krankfeit, die Sciatica des Rücket, 
die ihn genöthigt die Reiſe aufzuſchieben. 
Frankf. St. Archiv. S. Beil, V. im Anh. 
beftätigt, erneuert und vermehrt die welttiden 
Privilegien des Rigaer Erzbisthumes. Index 
Corp. hist. d. Livon. Esthon. etc. I. p. 200. 
iſt noch zu Totes. Vergl. Engel Geſch. d. Ungt. 
Reichs II. 315. 
‚trägt dem Erzb. Diedrich von Köln auf, dic 
Sache zwiſchen Kaspar Torringer und dem 
bayr. Herzog Heinrich , in welcher an den reis 
ſtuhl zu Walde ein Urtheil ergangen war, 
Kaspar aber an den R. König appellirt hatte, 
zu vergleiden oder zu entſcheiden. Kintlinger 
Münfter, Beitr, II. S. 573. n. 198. 
[bringt de bayriſchen Erbfgafteftreit wegen Strau- 





Siindenburg 


V· geſten und 
Jahr 1426. 


Zei 2 


Sept. Anf. 


.. 
IN 


Detbr. 6 


Jeinerar des K. Sigmund. 450 


bingens an die Kurfürften als des Reiches Man⸗ 

nen. Lang Ludwig d. Baͤrtige. S. 130. 

beſtatigt die Privttegien des Heinrich Reuß von 
Plauen, Schöttgen Invent. 380. 

belehnt den Herzog von Mayland. Engel Geſch. 
d. Ungr, Reichs II. 318. 

jerteitt dem Kaspar Stil und feinen Bettern ein 
Privileg. Chmel Regest. Frideric. II. Th. I. 
2. 972, 

ſchreibt den Kurfürften fi in der Straubinger 
Erbſchaftsentſcheidung nit durch den bayr. 
Herzog Ludwig irren zu laſſen. Lang Ludw. 
d. Bart. ©. 132. 

‚gibt zu Gunften der Bürger von Schweidnig und 
Jauer eine Entſcheidung. Dok. Geſch. von 
Breslau U. 378. 

belehnt Heinrich Neuß von Plauen über die Burg- 
graf. Meiffen und Hartenſtein. Lunig P. Sp. 
Cont. II. %. IL. Abth. 6. ©. 212. 

[gibt demfelben ein Diplom. Schöttgen Invent. 
‚380. 

ſchreibt wegen der Keucher Grafſchaſt. Frankf. 
St. Archiv. Bgl. Archiv für Heſſ. Geſch. 1.254. 

bekennt, daß er die Kur Sachſen dem Landgras 
fen Friedrich v. Thüringen gegeben und erflärt 
den Lehenbrief, den Erich von Lauenburg vors 
zeigte, für felfh. Goldaſt R. Sag. IT, 192. 
Horn 1. c. n. 324 ©. 920, 

unterhandelt hier mit dem Despoten von Servien. 
Bol. Engel Ungr. Reich II. 318. 

bezeugt, daß Stephan, Depot von Servien ihm 
die Huldigung geleiftet und verſpricht deſſen 
Neffen Georg Wuk, den er unter die Zahl der 
ungarifgen Barone aufgenommen, die Rach⸗ 
folge in Rascien. Hormayr Archiv I. 1828. 
©. 465. J 

ſchreibt an die Burgleute von Friedberg, daß fle 
ausſagen ob die Lehen des Rudolf v. Sachſen⸗ 
haufen Erblehen wären. MS. aus d. Fran—⸗ 
kenſtein. Archio. 








nirasht ven Juden Abrapam zu Leipzig zu feinem 


460 Kegeſten und Itinerat des 8. Siyaumb, 


|Iahr 1426. | 


Kammerkneiht auf. Ghmel’s Mitth. ani den 
R. Kegiſtrat. 8. 


Detbr. 7 |fhreibt an die wetterauniſchen Stähte über Bene 





Difan in Ungern | 


Zu der Lippe | 





Kor. 


dig. Jrantf. St. Arch. S. Anh. Beil. VID. 
12 !f&reibt am die bayr. Herzoge in der Straubinger 
Saqe. Großfoffinger Zofeph II. BO. IV. 
ı PM. 

14 |meifet dem Grhard Fenken den goldenen Dpfer: 
pfennig der Grfurter Juden an. Ghmell. c. 
15 |beglaubigt den Viſchef Iohann d. Beiprim bei, 
Herz. v. Mayland, Ghmell. c. 

47 |gibt dem Minoriten Gerhard Gplinter einen Ge 
planatsbrief. Ghmel L c. 

ſtellt die erſten Witten für Buwin v. Gebenbere 
gen an die Abtiſſinen von Fylk u. Kyader. 
Ehmell. c. 

19 \fhlägt dem H. Ludwig v. Mayern das Berlin 
gen ab, ihn nad) Ausweis der goldenen Duke 
allein mit dem Fürftenthum Straubingen zu 
belehnen. Lang Ludwig der Bärt. ©. 133. 
» |gibt dem Heinrich von Stein einen Dienfihrif. 
Small. c. 

23 |sibt dem Gonrad v. Stein, Peter Mader m 
Niclas Bunzlam zur Beforgung der Reihsge 
ſchaͤfte in Friesland ein Procuratoriam. Chmd 
Lo 

235 |egitimirt den. Hermann Lewen. Ghmel 1. c. 
erlaubt dem Gerhard Herm zu Gebenbergen gol- 
dene Mimzen zu prägen. Ghmell. c. 
tegitimirt Heinrichs von Sebenbergen Söhne Mar⸗ 
tin, Xugard umd Heinrich. Chmel J. c. 

? |legitimtrt den Buwin Gerhard’ d. Gebenbergen 
Sohn. Ghmell cc 

iverfepreibt dem Michel von Prieft, Propft zu Vo⸗ 
festaus, k. Protonotar, die halbe Judenſtenet 
und ben goldenen Dpferpfennig im Goftniger 
Bisthum. Ehmel 1. c. 

10 beſiehlt dem Juden Haym von Landshut, drei 
Qudenmeifter in Deutſchland zu feten. Ehmel 
Lo 


» deutet den Juden im Meiche an, daß er dem Gon- 


- 








Rogeften und JItinerar bes K. Sigmund. 461 


Gronftadt imWBurz- 
land 


Jahr 1426. 


Dec. Anf. 








rad won Stein volle Gewalt gegeben babe, 
wegen des dritten Pfennigd das Nöthige mit 
ihnen zu verhandeln. Ghmel L c, 

iſt daſelbſt. Engel Ungr. R, IL. S. 320. Bgl. 
ober ©. 270. 

gibt ein Privileg. für die Spekter in Siebenbür ⸗ 
gen an der Moldauer Grenze. Benkö Mil- 
kovia II. 117. Zedler Geſch.d. Ung. IV. 1013. 

verleiht dem Johann, des Grafen Hugo von 
Heiligenberg Schweſterſohn, das Meht auf die 
zerbrochene Zelle an der Schuſſe, dad Graf 
Hugo gehabt. Chmel J. c. 

verleiht dem Georg von Sedendarf, Georg Schenk 
und Wigleis Shen? von Geyern Keicholehen. 
Gpmell. c. 

[gibt dem lebteren drei "Autoeifungen: auf die Iur 
denfteuer in Nürnberg. Chmel 1. c. 

beftätigt dem Laur. de-Scolaribus von Florenz 
Zeftamente und eine Schenkung... Ehmel Lc. 

gibt dem Rath zu Dortmund auf, den Procep in 
Sachen des Atbert von Mollem mit der Stadt 
Hilden zu reviditen. Thierſch Hptſt. aaa 
Bengerihte, ©. 42. 


Jahr 1427. 
verweilt bafelbft im ganzen Monat Januar. Bel, 





oben ©. 270. . 

a Burggrafen v. Rürnberg einige ftedhte 
ichslehen zu veräußern. Wölkern hist. 
3 dip.-P. It. 568, 
ben eine weitere Grlaubniß diefer Art, 
mlc 
ı den König von Polen ihm einen Ges 
ſcicen zu wollen. Boigt Geſch. Preufl. 
3. 

nenne An Militär· Reglement für die Ungarn. 

ch Sappl. I. p. 338. 


-.20 16 Stadt Freiburg i. Br., dem äftreid. 


riedrich wigder zu huldigen, Schrei» 
ber Urfundenb. d. St. Freiburg IT.2. S. 374 


«: igistt dehalb als feine. Sommifftre den atyer. 


[> Wegen unb Jeineror des N: Ehyumuch. 
Jahr 1427. 
von Klingenberg und den Conrad von Bobmer 
an die Prelsg. Städte. Schreiber 1. c. 8.375. 
Merienburg im | pr 8 Ifäreibt an die Gtabt Zrankfurt wegen eines 
Wurʒland Oteitetages. Frankfurt. St. Ardiös 
9 chreibt an den Hohmeifter des demifl Drbens 
und bevollmähtigt dabei den Protenoter Rab 
u per Slick. Boigt 1. c. 502. 
. » 14 ſchreibt an den Hohmcifter bes deutſch. Ordens 
über Polen. Beigt 1. c. 493. 
Rimpelung dringt in die Walachei ein. Bgl. oben S. 272. 
t Mai 3 ſchiett eine otſchaft nach Preuffen über den Türe 
kenkrieg. Boigt 1. c. 508. 
Merinburg im « 77 gibt an Straßburg ein Mandat wegen ber Kö- 
Wurgland nigspfründe am Stifte daſelbſt. Schilter ad 
Königeh. 767. 
Rupsed) Seai 2 |fhreibt on den Maik von Frankfurt für Barthel. 
von Poſe einen Gretitiv «Brief, Frankfurter 
j St. Arqiv. 
ERünberg®] = 16 |föreibt dem Abt von Bebenhaufen, zwei Gpiefe 
gegen die Huffiten zu ſchichen. Beseld. Mon. 
Wurtemb. 258. [Statt Nürnberg ift wahr» 
. ſcheinl. „Marienburg” zu; lefen.) 
* Juli 2 |bgfiehtt den Hanſeſtädten, dan gegen Dänemark 
angefangenen Krieg ſogleich einzuftellen. Pon- 
tan. hist. Dan. lib. IX. 567, Bogner Geld. 
“ der nordiſchen Reiche II. S. 811. 
ro s 5 |belehnt den Herzog Ludwig von Bayern Über das 
erledigte Herzogthum Niederbayern » Stran- 
bingen zu feinem Rechte. Lang Ludwig ber 
Birt. 6.136. [Der Drt „Gtraubingen‘ it 
untichtig.) 


Eronſtadt 7 ſſchreibt an die Stadt Frankfurt wegen des nor⸗ 
diſchen Krieges. Frankf. St. Archiv. S. Anh. 
Beilage IX. 
Im Feine bei Raviz = - 22 |verleipt der Stabt Luban die Erbgerichte. Lusa- 
in der Waladei | . . ia super. dipl. cont. p. 6. Dberlauſ. Urkt. 
v. p. 2%. 


Anguft |briät aus der Wolachei auf und morſchirt nad) 
B Servien. Bgl. oben S. 273. 
Maigeer’odet Geie Eedt. 10 \gibt dem Erhacn Vent cine Muittung: über den 








Regeſten und Itinerat des K. Sigmund, 43 





Jahr 1427. 
al Weiſenburg den Erfurter goldenen Dpferpfennig ber Tuben. 
CEhmel's Mitth. aus d. R. Regiftr. B. 
1 Sept. 17 beſtaͤtigt die Privilegg. der Abtiſſin von Gerne 


F rode. Chmel ibid. 
In Zee bei Alba) = 24 |befichlt dem Jacob von Gochem und andern den 
Nandor. Grafen von Namür vor den Kaiſer zu citiren. 
- Ghmel ibid. | 
Griechiſch Weißen- = 26 |gibt dem Grafen Rudolf von, Sulz einen Raths- 
burg und Dienftbricf. Chmel ibid. 5 
Alba Randor = 29 gibt dem Heinri Kleinſchmidt einen Dienftbrief. 
Ehmel ibid. 
Griechiſch Weißen ⸗ ss |verleipt dem Heiarich von Mansperg 50 fl. jaͤhrl. 
Burg Geldes. Chmel ibid. 
. s > jerlaubt dem Grafen Rudolf von Sulz von Johann 
Kirchen die jährl, Reichsſteuer von Reutlingen 
abzulöfen. Ehmel ibid. 
. ſchickt den beiden jungen Grafen von Würtem ⸗ 
berg die Belehnung mit ihren Ländern heim, 
Sattler Geſch. d. Grafen v. Würtemb. II. 99. 
» = If&reibt an die Straubinger Stände. Lang Ludw. 
d. Bart. ©. 138. 
J * . gibt dem Joh. Peter de Bozna einen Legitima- 
tionebrief. Edmel J. c. 
— * gibt dem Grafen Ludwig von Würtemberg die 
! Reid « und höhmiſchen Zehen. Chmel i. c. 
’ Griech· Weipenburg| = 30 |befreit die Grafen v. Würtemberg vom k. Hofe 
gerichte zu Rotweil. Chmell. c. 


{ Im Felde = 3 |befreit die Grfurter Juden auf 6 Jahre von allen 
3 Steuern, Dienjtenc. Chmel 1. c. 

; “ Dfen Det. 18 jerläßt ein Schreiben in der Straubinger Erb- 
y ſaafteſache an den Kurf. v. Mainz. Lang 


Ludwig d. Bärt. S. 188. [Bielleiht rihtie 
. ger b. J. 1426.) 

} . =» Ifreibt an Frankfurt Übg feine Streitigkeiten 
mit Herzog Philipp von Burgund. Frankf. 
St. Archiv. 

Gelch. Weifendurg' = 31 |Ybeftätigt in 2 Urkk. der Stadt Nürnberg einige 
Nov. 3 || Mehte. Hist. Norimberg dipl. P. IL. p. 
‚ 568 qq. 

. ® — (gibt der Stadt Schweinfurt dab Privileg, daß 
um dieſelbe eine Meile weit Beine Feſte ge⸗ 








[77 deeg ⸗ien und Jein⸗erar des 8. Cigmunb. 


Srieq. Weinendutg 





Jahr 1427. 


baut werde. Lunig P. Sp. C. N. T. n 
408. 


Nov. 5 jerlaubt der Stabt Schweinfurt fih wieder zu he 


feftigen. Lunig 1. c. 409. 

jerlaubt der Stadt Schweinfurt fi mit Zärfen 
26. zu verbinden. Lunig 1. c. 

jerlaubt der Stadt Schweinfurt ihren Amtman 
ein» und abzufepen. Lumig 1. c. p. 410. 

ſchreibt an die wetterauiſchen Stätte über feina 
nahen Römerzug und den Papft. Frankfurt. 
Stadtarchiv. S. And. Beil, X. 

|beftätigt die Abtretung des Zeidelgerichts an die 
St. Rürnberg. Hist. Norimberg. dipl P.I. 
p- 588. 

gibt dem Ritter Hartung v. Glur Zriedricsterf. 
Berz. Dberlaufig. Urt. V. p. 21. 

‚gibt demfelben Ritter Wurzendarf, Ibid, 

gibt für die St. Norbpaufen eine Urk. Schött- 
gen Invent. 382. [Der Drt „Prag“ ft 
falſch.] 

ihreibt an die St. Frankfurt die Meideftar 
betr. Fraukfurt. Gt. Archiv. 

i&reibt an den Rath von Dortmund über Gurt 
von Freiberg. Thierſch Hptit. d. weftphäl. 
Bemgerichts S. 39. 

ſchreibt an die Herzoge von Dis über die Zoöle. 
Dot. Gef. v. Breslau IL. S. 379, 

ſchreibt an den Kardinal von Wincheſter über die 
Huffiten. Royko Gonftanz. Kirch. Verſ. W. 
543. nad) einem MS. in der Bibl. des Prog 
Domcapitels. i 


Jahr 1428. ° 

[verlängert dem Erzbiſchof Eberhard von Salzburg 
die Friſt zum Empfang feiner Regalien. Chmel 
aus d. R. Regiſtr. B. 

verleiht dem Biſchof Ulrich "von Secau und fer 
nen Nachfolgern den Blutbann. Ghmell. c 

Ibeftätigt feinem Diener Heinrid Schlick und dem 
Genrad Haller von Eger Lehenbriefe, Gpme 





ibid, J 


Besellen und Iunerar des K. Sigmund. 465 





Jahr 1428. J 
Poꝛeſn | Bebr. „1 verleiht dem Nicolaus Schlick zu Wunſiedel fer 
nem Diener Reihölehen. Chmel ibid. 
rich. Weiffenburg| = 2 Iwermiligt dem Haupt und Sigmund v. Bappen- 
heim das Geleitsrecht ıc. - Chmel ibid. 
Pozefin = 8 |verleipt dem Kunz Goldner Reichtlehen. Chmel 
. Ibid, 
. = 5 |verleißtd. Konrad Kaiſer zwei Huben. Ghmelibid, 
. ss Ifäreibt einen Bricf an den Bifhofe.... [der 
Name fehtt,] Ghmel ibid. 
.ı. 10 beſſert dem Johann Fuchſenſteiner das Wappen. 
Ehmel bia. 
Pojeſin 28 aibt dem Urban Mathias von Montegrech einen 
Notariatöbrief. Chmel ibid. 
Kaſchau ſqreibt an die Stadt Erfurt. Schöttgen Invent. 
|. 382.. (Iahe oder Drt fheint unridtig.] 
. März .5 |gibt eine Urkunde in Bezug auf die Stadt Are 
furt. Dhnumgaͤngl. Gegenbericht der Stadt 
Erfurt opntra & Kurſ. v. Mainz, Beil, 
m 46. j 
Ayrnau ſcchreibt an die wetterauiſchen R. Städte über feir 
(Tomawa) nen Mömerzug und einen zu haltenden Reichd« 


Im Herr vor Tau] April 
benburg 


Suieß Galambot | Mat 


oder Kaubenburg 
. . 
. . 
. . 
s . 
. . 





Ada K. Sigmund, 


um 


tag in Ulm, wie aud über den Anfhlag (Mar 
tritel) gegen die Huffiten. Frankf. St. Archiv. 
©. Anh. Beil, XI. 

beſtellt Dietri von Wilfenwerg zum Freigrafen 
auf dem Stuhl zu Balbert. Gendenberg }. 
Heäft. Gericht betr. 53. 

beftätigt der Stadt Nürnberg die Freiheit von 
fremden Gerichten. Histor. dipl. Norimberg. 
Per. II. p. 544 2q. 

vernichtet alle derfelben &tadt zum Rachtheil 
gegebenen Privilegien. Wid. 

‚gibt derfelben Stadt einen Gnadendrief in Betr. 
auf den Waldamtmann, die Beidler und Zür- 
fir. Til, 

erlaubt ihr, füberne Münzen zu ſchlagen. Wid. 

[gibt feinen Gonfens zum Verkauf von 44 1b Heller 
durch Eberhard von Heuffenftantm an den Franfs 
furter Rath, Frankſ. St. Archiv. 

beflehlt, daß der Frankfurter Rath die Brüden 
Über die Nidda zu Stödelheim, Vilbel, Eſchers ⸗ 

30 





466 Bogefien und Itinetar des K. Sigmund. 


Bor Zaubenburg 


Kewin 


Jehr 1228. 


ui 11 





Ang. 3 


beim, Memameb, darhein und Ride untere 

Watte, Me nöthigenfalte abwerſe, fonft aber 

Das MBeggeld davon erhebe. Yrankfut. Pri⸗ 

vileg. und Pact. 270. 

ſareidt über das Keucher -Gericht. Wid. 266. 

Lunig €. D. 6. I. 294. 

Iföpreibt über den Werth der gofdenen Münze. 
Frontfart, Privileg. 269. Drth Frankf. R. 
Meffen S. 672. 

erlaubt der St. Frankfurt füberne Münzen zu 
fülagen. Ibid. p. 640. 

beſtehlt, daß die Leute des Mornheimer Merges 
(bei Zrankfart) fo oft ed nöthig fen, bei 
Meiözügen dienen müßten. diaard Brunff. 
Archiv II. 116. 

‚reibt am bie Stedt Frankfurt wegen Bor: 
ausbezaplung der Reichsſtenet. Frankf. Gt. 
Arhie. 

befiehit, dab die von Frankfurt Mat haben 
ſollen, die Leute von dem Bornfeimer Berge 
zum Reihözug nad; Rom aufzubieten. Frans 
fürter St. Archiv. 

gibt den vier Söhnen des verftorbenen Kurfürften 
von Sadfen, Zriedrih’s des Gtreitbaren die 
Belchnungsbriefe. Häberlin R. 9. V. 438 

ſhreibt an Fraakfurt für den Grafen von Pa 
penpeim einen Greditiobrief. Frankfurt, St. 
Achin, 

wird in ver Iehten Woche des Mal's bei Galem- 
bog von den Tuͤrken geſchlagen. Vergl. oben 
S. Ns fl 

föürabt an den Hocmeifter. des d. Drdens wegen 
des Friedens mit Pokn. Boigt Gejd. Preuff. 
vor. 510. 

erlaubt den Breblauern ihre Höfe in ihrem Weid« 
bilde wegen der Gefahr vor den Huffiten zu 
befefigen, Lunig P. Spec. Gont. IV. T. Il. 
Fortf. 261. Dot Geſch. v. Breblau II. 380. 


gibt der St. Kordhaufen ein Diplom, Schött- 


Invent. 383. und die Histor. Nordhu- 
sian. [Der Dit „Freiburg im Prisgeu‘ und 





Regeſten und Jtinmar des K. Sigmund. 467 


Temertwar 


euch in Renfen 


Jahr 1428.) 
Auguſt 28 


Sat. 11 





den. 2 


der Iahalt der Urkunde zeigen, dap fie feifch 
it] 

fordert den Hodmeifter des d. Drdens auf, die 
Huffitenfteuer zu bezahlen. Voigt Geſch. Pr. 
VI. 517, 

verweilt hier. Vergl. Beilage XII. oben im Xn- 
bang. 

[erteilt der St. Frankfurt ein Privileg in Betr. 
der Gerichtsbarkeit des Sqhultheißen daſelbſt. 
Lunig P. Sp. Cont. IV. T. I. 616. Orig 
MR, Meffen 600, 

erwähnt in einem Gchreiben an den Hodmeifter 
des d. Ordens, daß er eine Golonie Drbense 
brüder an die Donau verfegen wollte. Soigt 
hc. VII 534. 

oerweilt in Belgrad und in der Umgegend. gl. 
oben &. 277 und Gitgel Gef. d. Ungr. Meis 
ches TI. 325. 

jmeldet den bayr. Herzogen, daß er Sonntag 
nad Lätare 1929 über die Straubinger Erb» 
ſchaſt immerhalb des Sftreicifihen Landes rih« 
ten wollte, Lang Ludwig d. Bärt. S. 140. 
Buchner Geſch. v. Baiern VI. 254 hat une 
richtig den Ort: Prefburg. 

[fordert den Hechmeiſter des d, Drdens auf, zur 
Bufammentunft mit dem Groffürften Witold 
nach Euczt Abgefandte zu fhiden. Voigt 1. c. 
vo. 512. 

ſgibt dem Custos Andreas ein Procuratorium 
mit Mareus Dandolo Gefandten von Benedig 
su unterhaudela. CGhmel’s Mitth. aus d. R. 
Meg. Bud. 

erhebt den Erckinger von Geinsheim (Stamm 
vater der Zürften v. Schwarzenberg). in den 
Fteihertenftand und beftätigt ihm das Dber« 
Jägermeifteramt im Bisthum Würzburg. Lwnig 
P. Sp. Cont. I. soppl. alt. 39. 


Jahr 1429, 








nme Hier mit dem pohnifchen König zuſammen. 
Bergl. oben S. 316. . 
30 * 


468 


Begeften und. Stinesar des 8. Sigmund. 


Jahr 1429. 


wucgt in Meufen | Ian. 29 ſerlaubt dem Herzog Johann v. Sagan füberne 


Münzen zu fhlogen. Merz. Oberlauf. Urft. 
vp2. 
*  » erlaubt der Stadt Görlig jedes Jahr 2 Jahre 
mörtte zu halten. Ibid. 
® = |färeibt dem Hocmeifter d. d. Drdens, bie Hol 
fleiner und Hanfeaten zum Frieden mit Daͤnt⸗ 
mar? zu mahnen. Boigt Geld. Pr. VII. 523. 
= e. |gibt der Stadt Görlig ein Muͤnzprivileg. Ber. 
Dberl. urt. 1. c. p. 25. 
Sehr. 3 ſchreibt an den Hochmeiſter d. d. D. megen ei 
nes neuen Unterfandiumgbtages, Boigt L. e. 
va. 827. 
» 18 |f&reibt über die Krönung des Großfürften Witold 
von Litthauen am den Hodmeifter d. d. D. 
Boigt L. c. 525. 
«28 ifäreibt an denfelben. Ibid. 
März 29 unterhandelt hier mit Procop dem Großen und 
den huſſitiſthen Kbgefandten über einen Frie· 
den. Bergl. oben ©. 338. 
April 10 |fhreibt der Stadt Worms über einen Huffiten- 
zug auf Set. Iohannestag, Chuer'ſche Hand- 
färift v. Winde c. 255. 
47 |fhreibt dem Hochmeiſter d. d. D., ihn um Dre 
densbrüber erſuchend, um fie an die Donau 
gegen die Türken anfiedeln zu laſſen. Zugleich 
iſt aus dem Schreiben erfichtlich, daß er mit 
feiner Gemahlin in die Mitbrüberfhaft des 
Drdent aufgenommen ‚worden, . Boigt 1. c. 
©. 577. 
© 26 Igibt in einem Bürftengeriät den Nusfprud), def 
das Straubinger Sand unter die vier bayri 
ſchen Herzoge zu glelchen Theilen geteilt wer« 
den ſolle. Senckenberg. Samml. rar. Schrift. 
- | 1% p12. Lang Sb. d. Bart. S. 141 ſu. 
⸗27 belehnt Gontad von Soeſt mit dem MWisth. Re 
gendburg. Gemeiner Regensb. Chr. IH. S. 12. 
! Mai 4 belehnt den Markgrafen Wilhelm von Baden. 
Schoepflin Zar. Bad. VI. 177.- 
«= färeibt an die Stadt Erfurt, Schöttgen In- 
|. vont. 388. 








Rezeften und Itinerar des K. Sigmund. 469 


Jahr 1429. J 
Mei 6 |beftätigt dem Kloſter Steingaden in der Augs- 
burger Pißcefe ein Privileg. Mon. Boic. VI. 
621. 


= 47 |gibt den bayriſchen Herzogen Ernft und Wilhelm 
einen Geleitöbricf, um die Erbſchaſt ihrer ver⸗ 
ftorbenen Schweſter Sophia, vermittweten 
Königin von Böhmen abzuholen, Oefele 
script. rer. Boic. II p. 212. 
s 27 |defichit dem Reichs » Hofrichter, die Stadt Frank⸗ 
furt bei ihren Zreiheiten zu fhügen, Frank— 
furter Privileg, "und Pact, 272. Lunig P. 
Spec. Eont. IV. T. I. 616. 
= .27 Jertpeilt der St. Frankfurt das Privileg goldene 
Münzen zu fhlagen, Lunig 1. c. 618. Zranff. 
Privil. 274 
= = |Ibefiehlt dem Pfalsgrafen Ludwig, das Städten 
zum heil. Kreuz dem Herzog Friedrich von 
Oſtreich wieder abzutreten. Chmel Material. 
3 oͤſterreich. Geſch. Heft I. ©. 15. 
«29 Imeiöt die Anna Roushaupt, der er taufend Guls 
den fhuldig, auf den Schlagiepat der Neid 
[1 münzftätte in Zrankfart au. Albrecht R. 
Münzftätten. Urt. V. S. 54. B 
ui 4 |freibt am die Stadt Frankfurt. Ftankf. St. 
Archiv. 
= 8 |trägt dem Herzog Friedrich v. Dſtreich auf, die 
" an ihn (den König) angeftorbenen 20,000 fl. 
an Herzog Albrecht von Dftr. auszuzahlen. 
CEhmel Mat. 1. e. S. 15. 
Zul 3 empfiehit das Klofter S. Bincenz in ten Shup 
der Stadt Breslau. Dot, Geſch. v. Breblau 
u. 381. 
7 Imiederholt den Befehl v. 8. Juni an den Herz. 
Friedrich v. Dſtr. Ghmel 1. c. 
21 vezeugt der Kitterſhaft 2c. im Lande Görlig, 
Budiſſin ac. die außer Landes geleifteten Kriege» 
dienfte, Lanig P; Sp. Cont. IL Anh. p- 18. 
[Rage 1431 uncidtig.) 
® 26 |begeugt, daß er dem Bifpof von Lübeck ein Stüd 
vom Säleyer der heil. Jungfrau geſchenkt 
Lansg Spic. eocl. IL. 431. 








470 


Vrbung 


Dregefhen und Jelnerer des 8. Gigmunb. 


Zeht 1429. 
.» 


a. 6 


Ifürelbt dem Hodmeifter d. d. D. wegen der Dre 
Densritser» Golonie in Ungarn. Boigt 1. c- 
VIL 536. 

Isfbt der Abtei zu Set. Lamdrecht einen Wefbäti- 
gungtbrief. Chmel Mater. 1 c- ©, 15. 
jertgeist der St. Halle ein Privileg in Betr. der 
Grininel  Geriätsberkeit, Lang P. Sp. Cont. 
W. T. L p. 908. 

nimmt das Kiofter S. Lambreät und den Markt 
Mariazell in den Reihefäug. Ghmel Lo. 
ſareibt en die Stadt Grfurt. Schöttgen In- 
vent. 883. . 
trägt feinem Bath dem Erdinger v. Geiniheim, 
Feeiferen v. Cäwarzenberg auf, die Duden» 
fieuer im Weihe zu erheben, Megelin R. 
Landvogtei in Gämaben. P. II. p. 9. 








s 19 


ſchreibt der 8, Mitterfgaft im Gau Weftrih fich 
gegen fremde Gewalt zu vereinigen. Lunig 
P. Sp. Cont. II. Xbf. II. 84. 

Ibefieptt den Ständen der Oberlaufig, ven Land⸗ 
feieden zu handhaben. Berz. Oberlauf. urkt. 
vp 2%. 


ſqreibt an d. PM | itold v. Litthauen und 


beſeſtigt deſſen Zreundfgpaft mit dem deutſchen 
Drden. Boigt Geſch. Pr. VIL 530. 

jäberläßt die Neumark dem deutſchen Drden auf 
ewige Zeiten. Gercken Cod. dipl. Brand. V. 
p. 3%. Boigt VI. 532. 

ſtellt die &t. Wetlar unter den Schut des Gras 
fen Philipp von Raffen. Hiſtot. Racht. von 
Betlar S. 131. 

Ibeftätigt dem Drden zu Livland alle Privilegien 
und Güter. Index Corp. hist. dipl. Livo- 
niae etc. I. p. 275. n. 1271. 

erlaubt dem Mainzer Stadtrath die Güter: zu bes 
ſteuern. Mainzer Stadtarchiv. 

[gibt dee Stadt Überlingen ein Privileg. Lunig 
P. 8p. Cont. IV. T. IL 54. 

föreibt dem Hochmeiſter d. d. D. über die Die 
denscolonie in Ungarn, Boigt 1. c. 535. 

Ibeftimmt, daß außer zu Nürnberg, Eronkfurt, 


Ropaften und 
aht 1499, 


Aug. 22 


Det, Auf. 


IJrinerar des K. Sigmund. 41 


Nördlingen und Dortmmd auch in Bafel Fair 
fertige Reid» Münzen geflogen werben. 
Albrecht R. Münzftätt. ©. 55. 

ſchreibt über die Münzftätte zu Bafel dem Kin 
meiſtet Peter Gacz. Albrecht L c. Urt. VII 
S. 58. 

erlaubt der St. MBredlau freien Handel mit Be 
nedig. Dot, Gef. v. Breslau IL. 381. 

beruft die Reicheſtände auf einen Tag (1. Rod. 
1429) nach Wien, Wencker Appar. Archiv. 
36. _ 

ſchreibt an den Großfürften Witold von Litthauen 
über den nahen Bruch mit Polen, Boigt 1. c. 
van 531. 

ſchreibt an Dietrich Stauff, Rath der bayriſchen 
Herzoge Crnſt und Wilhelm v. Münden, den 

“ GSthart Mudenthaler vor dem heiml. Gericht 
in Weftppalen nit in Schut zu nehmen, 
denn niemand im Reiche fen von diefem Ges 
riqhte befreiet. Thlerſch Vervemung 9. Hein 
rigb ©. 11. 

tiegt Hier an Giqt Frank darnieder. Schteiben 
Walter Shwarzenbergs im Frankfurt. Gt. 
Archiv. 

leröfinet. hier den deutſchen Meidbtag. Bergl, 
oben S. 309. 

Ibefätigt dem Kiofter Rohr alle Privilegien, 
Mon. Boic. XVI. 212, 

ſartidt an die Städte Erfurt, Rordhaufen und 
Müpigaufen zum Reichstag nah Nürnberg 
Abgeordnete zu ſchicken. Lunig P. $p. Cont. 
IV. T. I. Zortf. 462. [Das J. 1428 iſt 
tars.] 

ertheilt der Propftei Sqhuſſentiedt zwei Privile · 
gien. Limig Sp. eocl. IH. 578 sq. 

gibt der St. Gelnhauſen ein Privileg., daß nie- 
mand eine Burg innerhalb einer Meile von 
der Stadt aufbauen dürfe. Lunig P. Sp. 
Cont. IV. T. I. 806. 

Ibeftätigt dem Grzbifhof v. Mainz alle Privile- 
gien. Jonnnis Seript. rer. Mog- I. 743. 





472 


prefbug 


Prehburg 


Begeften und 
Jahr 1429. 


inerat des K. Sigmund. 


Dec. 21 |eriäßt Ctreularfägreiben an dis Meihöftände anf 


Zu 6 


416 


Mir, 17 





Mi 1 


Sonntag Deuli 1430 in tg sufammen 
sutommen. Binde c. 169. p. 1219. 

aimmt Fricdrich II. den Genftmäthigen nochmeu 
iu einem Kurfürften von Sachſen auf. Mäl⸗ 
Uer’6 ®, Z. Theater P. V. p. 460 29. 

ertheilt der Propftei Squſſcariedt cin Priviteg, 
Lanig L «. 577. 

verbietet in der Graſſchaft Werthein ohne ip 
fen der Grafen daſelbſt eine Veſte zu bauen. 
Wertheimer Archiv. 

ſchreibt an die Geb. von Trier und Köln ıc 
Schöttgen Iav. 383. 

fareibt an den Hodmeifter d. d. D., dahin zn 
wiren, daß der Friede zwiſchen Dänemart 
und den Hanfeaten erhalten werde. Voigt Lc. 
VI. 554. [Jahr 1430 iſt unrihtig.) 


Jeht 1430. 

Igebietet ven Bürgern der Stadt Gamenz zur 
nad) Budiſſia bei den Ginfällen der Huffiten zu 
flühten. Berz. Oberlauf. urkt. V. 26. 

begehrt wiederholt, daß Herzog Friedrich von 
Dftreich die ihm fhulnigen 20,000 fl. an her⸗ 
308 Albrecht von Oſtreich bezahlen oder feine 
Gegenforderung geltend machen ſolle. Ghmel 
Mater, L c. p. 16. 

fpreibt an einige ſchwäͤbiſche Reichsſtäͤdte und 
verbietet ihnen die Jaden zu verfolgen. We⸗ 
gelin R. Landvogtei in Schwaben. P. I. p. 112. 

fepreibt dem F. Landvogt in Schwaben Jacob 
Trudfe von Waldburg, die Bade in Betreff 
der angeblichen Ermordung eines Knabens 
durch Juden zu unterſuchen. Wegelin a. a. D, 
P. IL. p. 97 fi, 

fordert die Ritterſchaft und Städte der Neumark 
auf, dem deutſchen Drden zu huldigen. Boigt 
Sci. Pr. VI. 556. 

erhebt feinen Schwager den Grafen Hermann von 
Gilt, und deffen Sohn Friedrich wie aud) den 
utrich von Gig in den Reipefärftenftand und 


Regentburg 


Itinerar und Regeſten des K. Sigmund, 473 
x 





Jahr 1430, 


ihre Herrfehaft zu einem Yürftentgum. Chmel 
Mater. 1. c. S. 16. 

beſtätigt die Privilegien des Hochſtiſtes Liber. 
Lunig 8pec. ec. IL. 432. 

ſchreibt den reifpäppen, daß er in Sachen des 
Herzogs Ludwig von Mayen nähftens zu 
Gtraubingen entfpeiden werde, Thierſch Vers 
vemung dep Herz. Heintich &. 92. " 

belehnt den Grafen von Sulz mit dem Kleggau. 
Herrgott Orig. Dom. Habspurg. III. 818. 

ſchreibt an den Großfürften Witold v. Litthauen. 
Boigt 1. c. VII. 545. 

jteist von Wien dahin gegen Ende Xuguft und 
verweilt dafelbft 14 Tage. Lang Ludwig der 
Bärt, ©. 155. 

[gibt dem Klofter Tegernfee ein Privileg. Mon. 
Boic. VI, 277. 

ertheilt der St. Augsburg ein Privileg den Pfla- 
ftergoll betr. Lunig P. Sp. Cont. IV. T.1. 
p- 100. ‚Stetten Gef. d. Xugsb. I. 156. 

ſchreibt an Mainzer Patricier wegen einer Buße. 
Windel c. 167. p. 1217. Gbner’fges MS. 
v. Windeck c. 258. 

tät durch den Markgr. v. Brandenburg und den 
‚Herz. Heinrich von Landshut den Streit zwi⸗ 
ſchen Jacob Auer auf Prennberg und den 
ſchwaͤbiſchen Städten ſchlichten. Gemeiner 
Weg. Chr. II. 9. 

hait daſelbſt einen Fürſtentag. Gemeiner Mes 
gensb. Ehron, II. S. 9. Buquer Geſch. v. 
Baiern VI. 267. 5 

empfiehlt der Stadt Straßburg feinen Secre- 
tär ....., dem er eine Pfründe dafelbft vers 
Hiehen. Schilter ad Konigshov. p. 768. 

belehnt die Grafen Wilhelm und Heinrih von 
‚Henneberg mit den Regalien. Henneberg. Ar⸗ 
Gio zu Meiningen, u 

belehnt den neuen Kurfürten von Sachſen. 
Schöttgen Invent. 38%. Hist. dipl. Norim- 
berg pᷣ u. s. 

belehnt den Wilhelm v. Henneberg mit feiner 








4% 





Begeften und Itinerer des 8. Sigraund. 
Jaht 1430.) 


Greffäeft. Lenig Corp. jur. Send. Gem. 
II. 159. 


Sort. 23 |beiehat Yen Greft won Geffenberg. Guden. C 


Dipl. Mog. II. 1275. 


° 26 ſqreibt an die St. Breunfhmeig über Die Hufe 


ten. Hempel Invent. III. 108. 

77 \fäyreibt on die Gt. Frankfurt Über den zu Rürn- 

berg auf S. Katharina zu haltenden Keicht ⸗ 

tag. Prankfurt. St. Achiv. ©. Anh Beil 

XVI. oben. B 

80 |labet die Meidsftant Hotgenburg a. ©. 2. auf 

nachſten Martinstag vor, zu Nürnberg ſich zu 

verantworten in Metreff ihres Streites mit 
dem Grafen Johann von EBertfeim. Kür 
berger Arqiv. 

2 |nimmmt das Gotteshaus in Zegerufee in feiner 

Saud. Mon. Boic. VI. 279. 
teile für den Biſchof von Kegentburg eine Urs 
Funde aud. Gemeiner Negensb. Ehronik IIL 
S. 18. [Unriätig d. J. 1431.) " 
3 |yebt Die at gegen die Gt. Degenäburg auf, 
Gemeiner 1. c. S. 19. 
4 |fäliätet die Händel zwiſchen den ſchwäͤbiſchen 
Städten und Gomrad von KBeinäberg. Wege ⸗ 
lin IR. Landvogtei in Schmaber n. 81. p. 77. 
Pfifter Gef. v. Schwaben II. 366, 
9 |beichnt den Grafen v. Pappenheim als Landvogt 
v. Xugsburg. Stetten Gefg.d. Augeb. I. 156. 

12 [citirt die Gognaten des verftorbenen Rudolf vom 
Sachſenhanſen, die Rcht zu haben meinen an 
deſſen Zehen, die fon dem Protonotarius Per 
ter Wacker verliehen worden. MS. aus dem 
Frankenftein. Archio. 

14 |gibt ver Stadt Wurzen einen Jahrmarkt. Sqhoͤtt⸗ 
gen Hift. d, St. Wurzen. S. 517. 

20 |beftätigt den Mainzer Bürgern Rudolf zum 
Humprecht, Peter zum Jungen und Gelthaus 
von der Jungenabend den alten freien Adel. 
Senckenberg Select. jur. I. 264. 

24 |füreibt «m den Freigrafen Bernt Duder von Bo« 

deiſawinch, daß ex ſelbſt die Behmfadhe des 





Regefien und 
Jaht 1430. 


Detbr. 31 


Dechr, 1 


Itinerar des K. Sigmund. 473 


bagrifgen Herzogs Heinrih mit den Wiffen- 
den ſqhlichten wolle. Thierſch Bern. d. 9 
Seinrich ©, 108 und deſſen Hptft. d. weſtoh. 
Bene ©. 116. 

Ideftätigt eine Lauſit. Ur. Worbs Invent, d. 
Lasat. Inf. 243. 

verſpricht den Hochmeiſter in Preußen zu beſuchen 
und den Großfärften Witold von Litthauen zu 
Hrönen. Boigt 1. c. VII 581. [Uncihtig ift 
d. Jahr 1431.) 

beftätigt die Privilegien der St. Heübronn, Ja- 
ger Geld. v. Heilbronn I. 188. [Gpusie ift 
in „Ulme’ zu verbeffern.] 

ſchreibt an die Stadt Braunſchweig. Hempel 
Invent. III. 108. 

beftätigt die Privilegien der Abtei Mündroth, 
Lanig Spic. eccl. II. 458. 

[verleipt dem Abt von Kempten einen Gnaden- 
brief, Haggenmäller Geld. der St. Kempten 
1260. 

Ibeftätigt ‘die Privilegien des Kloſters Woͤrdt. 
Mon. Boic. XVI. 50. 

genehmigt die v. d. Gr. Friedrich v. Zoggens 
burg an den Ulr. und Gonr. Peyern gemachte 
Berpfänbung des Üheinthales ı. Tſchudy 
‚Heloet. Chr, IL. p. 197. Zellwegert Geſch. 
v. Appenzell, I. 422. n. 265. 

überträgt die Wahl eines Reichsvogtes an den 
Rath der Stadt Sct. Gallen felbft, Hartmann 
Geld. d. St. Sct. Gallen. S. 124. 

mahnt den Zreigrafen Bernt Duder in Sachen 
des H. Heinrich v. Bayern wiederholt und dro⸗ 





hend ab, Thierſch Hptſtuhl ac. S. 117. defe 
fen Bervemung x. ©. 112. 

haͤlt feinen Cinzug in dieſe Stadt und feiert das 
ſelbſt Feſte: er reflituirt die durch die Zünfte 
vertriebenen Geſchlechter von Gonftanz in ihre 
Neöpte. Lender Geſch. dB bürgerl, Lebens der 
St. Gonften.. &. 29. 

jextgeiit ver St. Gouftanz des Ktecht ihren Vegt 


476 BRegeften und Itinerat des K. Sigmund. 
Jaht 1430 
durch den jeweiligen Bürgermeifter feihft be: 
lehnen zu laffen. Sender 1. c. S. 32. 
1 Decbe, 9 |tritt mit Cugland in neue Untechanpfhugen. 
Rymer. Act. Angl. IV. 4. p. 169 


Jaht 1431. 
(Die folgenden in den Monaten Januar und 
Fdebruar fallenden Begeften find mitgetheik 
vom Hrn, Archivar Chmel aus den katſerl. R. 
Wegiftraturbäern: nur beim 8. Januar ift 
ein auderweitiged Schreiben eingeſchaltet.] 
Sonfenz Ian. 1 |giht der Stadt Roͤrdüngen eine Quittung über 


200 fl. 

. « » |gibt dem Francisco de Crinelis eiam Mänp 
brief, 

. # = Imelfet dem Rarſchal v. Pappenpeim auf drei 
Jahre die Steuer von Weiſſenburg und Aalen 
an \ 

. Bs |gibt den @tädten Gonftanz und Überlingen eine 
Quittung. 

. es |verleiht dem Ulrich Mu Vogtei, Bming- und 
Blutbann zu Ainwil. 

SG ſſchlägt dem Kaſpar Slick 200 Sad b. Groſchea 
zu der Pflege Eger. 

. ® 8 |verleigt dem Abt Heinrih von Prüm die Be 

r gut. . 
. =» |erläßt mehrere Schreiben an den Freigrafen Bernt 


Duder und die Stuhlherrn, nicht weiter ger 
gen den bayr. Herzog Heinrich zu ſchreiten. 
Zdierſch Vervem. des H. Heiarich S. 117. 
Zhierſch Hauptſtuhl ze. S. 117. [Das Jahr 


1420 iſt falſch.] 

«9 |gibt den Stoͤdten Gonftanz und Überlingen eine 
Quittung, 

. .. verleiht dem Johann von Rodenberg das Gericht 

J zu Doermaßen. 

ss |verleiht dem Petermann von Meggen das Kellers 
amt 2c. im Dorfe Lite, 

. 10 |anittirt die Stähte Gonftanz und Überlingen über 





6250 fl 


Begeften. und Itnorat des 8... Sigud. 47 


Jahr 1431. 
Ian. 10- 
.. 
141 
12 
— 
.1 
214 
.. 
18 
.. 
». 16 





verleiht dem Gontab und Hanns Gonseb Mod 
v. Straßburg 10 Pfund Etrasburg. Pf. 

gibt dem Johann von Mhorendorf ein Wappen. 

weiſet dem Pfalzgrafen Wilhelm 3250 fl. an. 

weifet dem Ladiblav Kanzler von Ghapi 800 fl 


an 

deßgleidgen: dem Gafpat Slick 200 fl 

dem Grafen Joh. w Lupfen, Gf. Joh. v. Rel-⸗ 
lenburg, Joh. und Friſchhannſen Gebrüder. 

Ivon Bodmann 9000 fl. — und dem Joh. Büde 
fenmeifter 885 fl. 

erlaubt der Stadt Dorpmund eine goldene Münze 
zu ſchlagen. 

mecht den Hein. v. Lyme zum Zreigrafen ber 
Stühle in der Grafſchaft Dorpmund, 

gibt dem Iohann Kalen v. Braunſchweig ein 


Wappen. 

weiſet „dem Erzb. Dietr. v. Köln auf 18 Jahre 

die Steuern mehrerer Staͤdte an, 

weiſet dem Sadislan von Ghapi 615 fl. an. 

maqht den Heinke v. Falbert zum Freigrafen ber 
Stůhle im Suberland. ö 

gibt. nem veintich Chinger einen Xhfolutiond« 
brief 

befreit Grafen Heinx. zu Werdenberg und. fein 
Haus von fremden Gerichten. 


*|perleigt dem Grafen Dietr. zu Senne 2 Torneß. 


Imadıt den Jod. Bulle zum Freigrafen der Stühle 
der St. Münfter etc. ri 

aidt dem Ur. und Hanns v. Hornftein und Heinr. 
v. Reiſchach ein Gericht. 

gibt dem Merk v. Gmpz einen Lehenbriet. 

gibt dem Lutfried Turner von Gonftanz ein 
Bappın. ’ 

[gibt dem Hugo de Splan alias de Villa francha 
einen Dienftbriefe 

tegitimirt den Henrich Sohn des Io, Merggreve 
v. Limpurs · 





aibt dem Claus Roͤmer ein diepreſſal auf den von 
Burgund... 


478 opera und Atinere des K. Cigmumb, 


Geas; Su 17 jertambt jehem Märgermeifter zu Bücdp dem int: 


. 


[7.797 


Rottweil 


a. 


Zübingen 


bann ya Grüningen zc. zu verleihen. 
dem Albert, Boffo, Johann um Gerhart 

Ataiat d. Kelqein eiacn Kappen und Adeln · 
brief. 

jgibt eine Cutſcheldung in MWetreff des Gerichteh 
der Mannen dei Abts von St. Gallen. 

verleiht dem Düring v. Arburg der Bintbann in 
feinen derrſchaften. B 

jeriaubt . dem Landcomthor d. D, in Eiſaß Mar⸗ 
quard v. Rünigsek einen Weyer zu bauen. 

itigt und erneuert demfelben die eingegengnen 

Gerichte za Hohenberg und Dpfenbach. 

verleiht dem Jacob Truchſeß v. Walburg des 
unnugbare Weyerſtall auf der Leutkircher Heide, 
die Wäre genannt, 

gibt Dem Abt Friedrich v. Kempten u, ſ. Gotu- 
haufe ein Gericht zu Probftried, 

joerieiht Dem deutſchen Haufe Meigenau ein Halte 
gericht zu Almendborf zc. 

[gibt dem Genzod Laufner von Kempten ein 
Wappen. 

verſchaft der Dorothea Malloterine Witwe des 
Conrad Frey 253 fl. 

verleiht dem Konrad Kreß, einem Nürnberger 
Bürger, Höfe und Güter, [Der Drt it offen 
bar ſalſch.] 

verzeiht dem Heinrich Kelber von Motweil einen 
Todtſchlag. 

macht den Gaſpar v. Klingenberg zum Pfleger 
und Bogt des Zrauenflofters zu Münfterling. 

ſchlägt demfelben wegen feiner Dienfte 1500 fl. ch. 
30 feinem Pfande, S 

erlaubt demſelben die Halbe Bogtei auf und uns 
ter der CE gmannt Egelzhofen 2c, von Ulxich 
und Gonrad Payrer an fid zu loͤſen. 

jädhtet den Abredt von Eglofſtein umd feine 
Soͤhne wegen Straßenrand. . 

Toeeleiht der Henriette von Mürwelgarten Gräfe 

zu Mirtenberg die Grafigaft Münpelgarten. 





Wogfien und Jeinerar des 8, Sigmmb. 49 
Jahr 1431. 


Säbingen « | Ian. 29 glbt dem Nacob, Heinrih und Jodok Eupen 


ein Wappen. 

t erlaubt dem Döring v. Arburg das Sqhloß Schen- 

kenberg zc. von der Margreth Geslerin, und 

ihrem Sohne Wilhelm v. Zriedingen ald Pfand 

an fid) zu kaufen, 

ehr. 1 |verleigt dem Albrecht Rutter von Gmund 4 Tag · 

wer? Wiefen zu Gmünd. 

1 [gibt vem Andreas Beygau ein Wappen. 

® 2 |verleiht dem Gaſpar Std und feinen Brüdern 

den Bo zu Hfenheim. 

7 gibt. dem Gregor Spilner ein Wappen. 

s 44 jerfärt, daß ein Jeder, der Anfprad) an die Ju⸗ 

den zu Mainz, Worms, Speyer und Zrants 

furt hätte, Recht von ihnen nehmen und ges 

ben fol, vor den Gerichten derfelben Städte, 

® 16 |verleiht dem Friedrich Holzſchuher 2 Güter zu 

Egenftorf. 

ss |fegitimirt den Theodorich de Cyneis Sohn Gott« 

frieds de Cyneis. 

“= « mat den Ghriſtian v. Waldorf Ganonicus und 

Gapellan,der Koͤlner Collegialkirche zu feinem 

und des Meihs Procurator und Fiscal in der 

Provinz Köln, 

« 47 gibt der Stadt Köln die Freyheit, Achter freien 

Aufenthalt zu geben. 

*  » '\erhärt, daß die Bürger v. Köln deßwegen in 

andern Ländern nit befümmert und gehindert 

merben ſollen. 

18 Igibt dem Stadtrath und den Bürgern zu Mainz 
b in Schuldſachen ein Moratorium auf 2 Jahre. 

= 19 |verleipt dem Hanns Bod 4 Zuder Weingelds zu 

— NRoßheim. 

©» |verleigt dem Valtaſar von der Weitenmülen eis 

nen Ader Reben vor dem Thor zu Kaiſers⸗ 

perg und 2 Acker Neben an dem hohen Rain ac. 

"21 bevollmachtigt den Pfalzgrafen Steffan bei Mhein 

anſtatt feiner das Dorf Birdenheim in Elſaß 

von Ludwig v. Miteröheim einzulöfen. 

.. aut dm Zed · dv» Grgeröheim und Thomas Gries · 











Bogen und 
Jeht 1431. 





Itlnerat des 8. Sigaund. 


mann die Aawartſchaft auf einen Zehend zu 
Bruck nad tem Ableben Hainzens Baurn 
mälner, 

gibt dem Gafpar Wetter in Schuldenſachen ein 
Moratorium auf 2 Jahre, 

verleiht dem Konrad Kres Bürger zu Nürnberg 
innbenannte Höfe und Geldengüter. [In den 
RR. Regiftsat. fteht irrthümlih 23. Ian. oder 
der, Dr der Yuöftellung ift falfd.] 

erfiärt die dem Abte und Gomvent zu St. Bla» 
fien im Schwarzwalde von Bögten, Städten 
und Geriäten an ihren Leuten 2c. geſchehenen 
Gingriffe für nichtig und gebietet den innbes 
naanten Zürften 2c., daß fie demfelben Klo⸗ 
ſter wieber zu dem Geinigen verhelfen. 

beftätigt und vermehrt die Privilegien der St. 
Sulzbad, 

gibt dem Hanns Truchſeß von Vychishauſen und 
Hans Spat ein Gericht in ihrem Dorfe zu 
Grenheim. 

erklaͤrt, daß Seibold Pfinziag dad von ihm für 
geliehene 1000 fl. verfegte Silbergeſchirt falls 
&x © 8 Tage nad) Oftern nicht Idfen würde, 
anderwaͤrts verwenden dürfe, 

verleiht dem Eabrecht v. Zurigheim 74 Fuder 
Weingelds im Dorfe Balborn ald verſchwie- 
gened Reichslehen. 

verleiht dem Heinz Schmid das Behentlein zu 
Artelahofen. 

verleiht dem Grafen Hanns von Wertheim den 
Boll zu Hofftetten. 

verfegt dem Gerhard Gtiber für. ſchuldige 
1000 fl. ch. 22 vergofete filberne Köpfe 6 

ahnliche Pfanbbriefe für Heinr. Brand, Herr 
man Praun, Gonrad Sigwein, und Friedrich 
Weihtot, Ciifaberh Högerin, Eberhard Ha 
ter, Hauns von Locham, Burkart Loͤffelhoh 
den Steiner und Hanns Fiſcher. . 

beftätigt dem Georg Haller ein uUrtheil begreifen 
feine Schweſter Glare, 


\ 


j 


| 


Begeften und 
Jahr 1431.) 
Kämberg | Gebr. 27 
’ or. 
B Min 7 
» . 1 
. .4 
T 
. 14 





Jemerar des 8. Signund. “1 


gibt feinen Willen zu einem Vertrage Gafpar 
Slick und Wenzels v. Weideneck mit Friedr. 
Grafen zu Morſe die Herrſchaft Liechtenberg 
betreffend. 

aidt dem Seupolb v. Lichtenberg einen Woden- 
merkt im Markte Pfren. 

ertheit der Stadt Gplingen ein Privileg Ger 
rühtöbarkeit betr, Lunig P. 8. Eont. IV. 
T. 1.505. 

ertheilt der Stadt Sämeinfurt ein Privileg Grie 
minatjuftiz beir. Lunig P. Sp. Cont. IV. 
T. U. 413. 

(errichtet einen Landfrieden. Gemeiner Stegensb. 
Gr, I. 14, 

ertheilt eine goldene Bulle von den Pfahlbüre 
gern und verfügt, daß ohne des Keichs Bor« 
wiffen und Billen Feine Bündniſſe follen ges 
mat werden. Goldaſt R. Sat. II. 105. 

verſpricht der Gräfin von Mömpelgard für das 
Kiofter Rönigsbronn feinen Gäu. Besold 
Mon, Würtemb. p. 405.. 

Ibeftätigt die Privilegien der Stadt Schweinfurt. 
Lunig P. Sp. Cont. IV. T.I.411. (2 urtt.) 

ertheilt den Nürnberger dteichtabſchied die Pfahl⸗ 
bürger betr. Lunig P. Sp. Cont. I. 56. 


26 |gibt ein Diplom dem Xuguftiner - Klofter in Rie» 


der = Ingelfeim. Würdtwein Mon. Palat. II. 
223. 

[gibt dem Giafen Hermann von Gillh dab Pri“ 
vlleg auf feinen Gütern Bergmerke anzulegen. 
Chmel Material. I. 1. ©. 17. 

erkenat daß 9. Heinrich v. Sandöput dem Hs Lud ⸗ 
wig v. Ingolftadt Genugthuung geben mäffe. 
Lang Ludw. d. Baͤrt. ©. 155, 

ertheilt einen Schirmbrief für die Stadt Wörth, 





. .7 
. .38 
. April 3 
. .4 





{ 
Alta 8. Sigmund. m 


Lunig P. Sp. Cont. IV. T. 1. 416. 
erlagt ein Mandat gegen die Gebrüder Zumber« 
ger, die Geguer und Befädiger des Srzftit- 
teB Galburg. Chmel Gef. 8. Zrievriß’6 IV. 
BL @. 526. 
3 






















Yanıl de Wradteo und Marflias von Garraria, 
benfeh6 Begner des Galgburger Cribiſchofs. 
had 1. c. ©. 528. 


ertheitt der Eeedt Bitten ein Privücg. Wid. 
färbt dem Hodmeifter des d. D. wegen Frie- 
Dentortmeittiung zwiſchen Holfkein und den Han- 
featen mit Dänamrt. Boigt Geſch. Pr. VII. 
pr . 

Igibt dem Biſchef v. Hegensburg ein Diplom. 

Gemeiner Rt. Spr. III. 18. 
ertheut einen Soruqhbrief für den Biſchof v. Re- 


p. B. Dot. Geſch. v. Breslau II. 395: 
Ifüpreibt am die Grafen von Holftein wegen des 
Friedens mit Dänemark, Voigt 1. c. 584. 
ſchreibt an die Stadt Frankfurt. Frankf. Gt. 

Arhio. 
jestheitt dem Midjof von &egensburg ein Zeugniß 
über die Herrſchaft Heilsberg. Gemeiner Steg. 
hr. IE. ©. 17. 
Ein Urteil des koͤnigl. Hofgerichts gegen 
Wegenäburgifdie Kaufleute, Gemeine 1. c. 
1 & 1% 
18 ertheut der Stadt Gamenz einen Boll. Berz. 
Dberfauf, urtt. V. p 29. 
20 Äfordert fehnen Bafallen den Herzog Amadeus von 
Sevoien zum Beiftend gegen die Benetianer 
auf. Lang C. D. Ital. II. 2205. Ronsset 
-& D. Soppl. L 2. p. 357. 
ihnt den Hochmeiſter d. d. D. zum Bünbniß 
‚mit dem neuen Großfürſten Switrigal von 
enthauen. Boigt lc. 566. 


2 


Raa⸗ ſten unb Zainmar.drs 8. Sigmmat. 88 
Jahr 1481. 
xaraberg April 2601ſqtreibt wegen ded Gerichts der Keucher Graf« 
Theft. Frankfurt. St. Archiv. Bgl. Archiv 
2 ph Geſqh. I. 256. 
. Mai 2 beſiehlt dem Math zu Frankfurt die Mänge da- 
. ſelbſt an Gonrad von Weinsberg abzugeben, 
Abreht R. Münztätten Urt. 10. S. 66. 
. * 3 übergibt die Münze zu Frankfurt und Nörblin- 
‚gen dem Gonrad von Weinsberg als Münze 
meifter. Albrecht 1. c. Urk. 8. S. 59. 
. * «übergibt in gleicher Weiſe die Münze zu Bafel 
eben demfelben. Ibid. Url. 9. ©. 62. 
. » 12 |beraumt den’ Herren dv. Ingelheim und Wenzel 
©. Sleen eine Tagefohrt an, ihre Anſprüche 
auf die Mihölchen, welche Rudolf v. Sad 
Wupanfen gehabt, gegen Peter Wacker zu ber 
welfen MB. aus dem Frankenſtein. Archio. 
Ya: . Iteist dahin gegen die Mitte des Mai und unter 
handelt daſelbſt vierzehn Tage mit den boͤhmi⸗ 
fie Abseordaeten Über den Frieden. Bergl. 
oben S. 370. 
Bamberg Zuni 2 |färeibt on den Markgrafen von Montferrat über 
den Krieg mit Benedig. Lunig Cod. Ital. 
dipl. II. 2327. 
. «8 jüberträgt die Advocatie über das Kloſter Gaftell 
x} dem Pfelggrafen Subinig. Mon. Boic. XXIV. 
p- 608. 
Rümberg «46 |beflätigt die Privilegien der Stadt Magbeburg. 
Losig P. Sp. Cont. IV. T.II. Fort. 656. 





. "2 |beftitigt die Privilegien des Kloſters Bebenhaus 
fen und gibt ihn neue. Besold Mon. Wür- 
temb. 261. , 

. = 2% |eflärt den Kurfürften v. Brandenburg zum Obere 


feldherrn im neuen Huffitenzug. Gundling 2er 
. ben Ghurf, Friedr. I. v. Brandenb. &. 343. 
” ſerkurt Wie Juden in BRegensburg und andern 
@eävten, die fi weigern für den Huffitenfrieg 
auferorbentlihe Steuern zu bezahlen, in die 
Neihbeiht. Gemeiner Regensb, Cht.N. S. 24. 


1 De an Nie Gemeinde des Kenher Gerichts. 
| Aca. fe Gel. Geiq. I. 256. . 


ürnderg Zuli 2 |bwollmädtigt die Geſandten, welche er an den 
31* 


Begeflen und Jauerar des 8, Gignmund. 


Jaht 1481. 


Nürnberg Sui 2 


. .17 


. 22 
⸗ — 
Aug. 19 
. 21 
24 
.% 
. 2:8 


Yeryog Philipp Marie von Magier ſqiet, 
um mit biefem ein Bunduiß zu ſchließen. Pray 
Anal. Hung. II. 302. 

gibt dem Gontad Diſchof von Dreslan eine Schuld ⸗ 
verfgreibung. Dot. Geld. v. Breslau II. 395. 

jerflärt Arnold von Egmond in die Acht, weil er 
fid) der Länder Geldern und Zütphen anmafte, 
Lunig Cod. Germ. dipl. II. 179. 

ſchreibt wegen der Kencher - Grafſchaft. Frauk- 
furt. St. Archiv. Mol. Archiv f. Heſſ. Geld. 
Lo 

ſhreibt der Stadt Aachen, dem Arnold von Eg⸗ 
wond keinen Vorſchub zu leiſten. Lumig Cod, 
Germ. dipl. II. 1802. 

gibt einsn Svruqh für den Herzog Adolf von Berg 
gegen Yrmoid von Ggmond, Pontan. hist. 
Geldr. ib. IX. p. 453. 

[verfpriägt dem Munde des deutſchen Ordens mit 
Atthauen beizutreten. Soigt Geld. Preuſ 
Vo. 575 

verleiht dem Vice ⸗ Kanzler Kafpar Slick die Burg 
und Stadt Vaſſano. CEhmel Regeft. K. Zrieds 
rich IV.) I. a. 99. 

belehut Wigleß von Wolfftein, Lunig Sp. Sec. 
u. 1561. 

gibt dem Hoäftift Srenfingen ein Privileg. Mei- 
chelbock hist. Frising. T. II. P. II. p. 237. 

N&reibt an die Stabt Frankfurt den Huſſitenkrieg 
betr, Frankf. St. Archiv. 

ſchteibt an diefelbe Stadt in Betr. eines zu hal⸗ 
tenden Reihätags auf Sct, Gallus. Franff. 
St. Archiv. 

ſchreidt en die Stadt Grfurt, Hülfe gegen die 
Huffiten zu fiten. Lunig P. Sp. Cont. IV. 
DT. IL vortſ. 463. 

ſqhreibt am die Böhmen, Abgeordnete zu dem Gon- 
cllium nad) Baſel zu ſchicken. Theobald Huff. 
Kries. 6.395. 


Aföpreibt am den Herzog Ludwig von Jagolſtadt 





wegen der Suffiten. Bol. MBindet c- 180. 


eyeftın und 
j Jahr 1881. 
Saquibiſq Wirth | Eat. 2 


Augsburg 24 
..7 
. .8 

Lindau = 90 

deldkirch Sept. 28 
20 
. Detober 1 
. .2 
. 4 
. :9 
. .n 


Itinerat des 8. Sigmund. 485 


ertheilt der Stadt Meiffenburg im Nordgau die 
Griminaljuftiz. Lunig P. Sp. Cont.IV. T. I. 
618. 

tommt dahin, Stetten Geſch. v. Augsb. I. 157. 

ertheilt der Stadt Wörth ein Privileg, Lunig 
P. Sp. Cont. IV. T. 1.417. 

ertheilt der Stadt Augsburg 2 Privilegien. Lu- 
nigl. cp. 101 fl, 

(gibt dem Hans Schmid in Görlig ein Wappen 
u. Kleinod, Berz. Oberlauf. Urt, V. p-29. 

[gibt der Stabt Augsburg einen Pfandbrief. Stet · 
ten Geſch. v. Augsb. I. 157. 

[gibt der Stadt Sentlirch ein Zollprivileg Lunig 
P. Sp. Cont. IV. I. 289, 

[gibt derfelben Stadt ein Priv. die Griminaljuftiz 
betr. Ibid. 

befreit die &t. Nürnberg vom Landgericht, Hist. 
Norimberg. dipl. Per. II. 591. 

Igibt eine Berorbnung wegen dieſes Landgerichtes. 

Tbid. p. 692, 

verſchreibt dem Grafen von Pappenheim die halbe 
Judenſteuer in Augsburg. Stetten Gef. v. 
Xugeb. I. 158. 

[gibt der Stadt Görlig 2 neue Privilegien. Verz. 
Oberlauf. urkt. V. p. fl. 

ertheilt dem Kloſtet Dobrilug ein Privileg. Lu- 
dewig Relig. MSS. I. 462. 

befiehit, der Abtei Mündproth die entzogenen 
Güter zurädzugeben, Lunig Sp. eocl. II. 
460. 


verbietet, die Leute des Stiftes Kempten zu 
Pfahlbürgern anzunehmen und fie zu firmen. 
Haggenmüler Geſch. der Stadt u. gefärfteten 
Graffch. Kempten I. 261. 

(gibt einen Ausfpruc für die Stadt · Magdeburg. 
Hempel Invent. I. 112. 

überträgt die Griminaljuftig im Klettgan an Heins 
rich Sqhnezer. Herrgott O. D. H. IIL 819. 


22 |nimmt das Kloſter Ginficdlen in des Meihb un- 


mittelbaren Säug. Zfäuby Helvet. Cht. II. 





18. 


486 Begeflen und Itinerer des 8. Ciemuud, 
[Iaht 1431. 
. Deie. 28 jestpeilt der Etart Maid cinige Wrieliegien 
Eng 1. c. p. 200. Dis Gefh. der St 
Baſel. IIL. 249. 
. hfiegt die Streitigkeiten wien dem Grafen von 
. i Wervenherg ud dem Biſqhof von Chur bei. 
| un 1. c. 
\ DER über Die Alven zus Krönung nad Maylan 
(25 Rov.), wo er bis Weihnachten vermeilt, 
| un fobenn feinen Weg zur Roiferkrömung nad 
om entritt. 


Auzeigen. 


Bericht über den Stand und Gang 
der 


Sefätöte der Europäiſchen Staaten. 
Sagen 


von 


Dessen uud u kert. 








Die erſchienenen 16 Sicherungen diefes Werlet enthalten: 
Geſchihte der Teutfihen bis zur Auflöſung des Meihb, von Pfifter. 
5 Theile, 
» der Italteniſchen Staaten, von Leo, 5 Theile. 
» von Sachſen, von Böttiger. 2 Thelle. 
+ ber Niederlande, von van Rampen. 2 Theile 
» de Preußifgen Stantb, von Stengel, Iru. Ih. 
» von Spanien, von Lembte. fr Theil. 
» von Mußland, vom Strahl. ir, Zr Shell. 
“ vom Saneren, von Geijer. Ar, 2r, r Theil. 
s von England, von Sappenberg. 4r n. 2r Theil. 
des Defterreihifhen Kaiſerſtaats, von Graf Matlaty. irm 
2 Theu. 
von Portugall, von Shäfer. Art. Zr Tell. 
von Dännemart, von Dahlmann. Ir Theil. 
von Frankreich, von C. A. Schmidt, It u. 2r Shell. 
wärend der Mevolutionsgeit, von Wach sm ut h. 
Ir Theil. 
— des Dömanifhen Reis in Curopa, von 3inkeiſen. Ar Theil. 
von Polen, von Nöpetl. Ar Thl. LITte Liefer. Ifte Abtheil.) 


Unter der Preffe befinden fih: 
beb Preußiſchen Staats, Zr Thell. 
Dannemarks, 2r Theil, 

s 5 deb Dömanifden Meike, Dr Theil. 


Im Jahre 1841 werden noch mehrere Fortfegungen geliefert werden. Herr 
Prof. Shäfer in Gleßen fegt die Geigiäte Spaniens fortz Herr Prof. 
Bülau in Leipzig Liefert die Geſchihte Deutſchlands von Auflfung bes 
Meicps bis jedt; die Geſchichte Muflands hat zwar ihren Bearbeiter durch den 


. 
. 


Xob vertoren, eb iR aber Hoffnung if; für bie Wortfegung vollfonmen zu erfer 
gen. Gomit hat die Geſchichte jedes" Staates anerfannt tühtige Berfaffer gefun- 
den — nur nit die Schweiz: der Gtand der Parteien in diefem Lande wird ers 
kennen laflen, meshalb es der Bedaction bisher nicht gelingen Tonnte, was fie 
ſuchte, zu finden. “ “ 

Cinige Jahre find verfloffen, in pelchen die Bortfegungen fparfamer erſchie⸗ 
men, ald gewünfdt wurde. Riemanden konnte dies meher thun umd mehr beun« 
ruhigen ald den Werlegers dufere Hinderniffe traten bei den erfaffern ein, old 
Kranheften, Geſchäſtsreiſen oder amtliche Arbeiten ıc., wie z. 8. Graf Mais 
lat in der Ungarifihen, Profeſſor Geijer in der Sqhwediſchen Gtändeverfamm 
lung befäjäftigt war. Jett darf man fider erwarten, daß das Geſammtwerk in 
5 bis 6 Jahren vollendet fein werde, 

Die Werke feien zu umfangreich,“ iſt bie und da gefagt worden; — diefe 
Klage möchte gegründet fein, infefern-die Staatengeſchichte als eine Sammlung 
geſchichtlicher Handbäder betrachtet wird. Hat auch folde Auficht anfänglich 
vorgelegen, fo mußte fie doch aufgegeben werden, als dad Unternehmen großar« 
tigere Geftaltung gewann durch die Thelindiane ter ausgezeichnetften Hiftoriker, 
denen ein äußere Maaß nicht vorgeſchrieben werden onnte, — und fo hat die 
Staatengeſchichte eine Reihe hiſtoriſcher Werke zu einem Ganzen verbum 
den, die jeder Anforderung, die mad) dem jepigen Standpunkt ber Geſchichts⸗ 
Wiſſenſchaft gemocht werden kann, ı 


Aud Öffentlih erging mehrma aten, 
3. 8. in der Preußiſchen Staatszei 5 von 
Stenge’s Preußiſchet Gefhihte, 2r och ger 
fallen, die weitere Fortfegung.diefer € ns bis 
zum Xobe des großen Königs in eine ler bes 
handelten Zeit herauszugeben und fi vorge 
fhriebenes Maaß binden zu wich⸗ 
tige und intereffante Zeit eine Berkün bunſch 
aller derjenigen fein, welche ſich mit _— 

Das Ausland hat den Werth de: anet · 
kannt, — von mehreren Abtheilungen fi Ueber« 
fegungen erſchienen, in Paris eine © d Art, 

Der Subferiptionöpreis von 14 afänge 


lid) beftimmt wurde, ift ftreng feftgehalten worden. Ginzeln diefe hiſtoriſchen 
Werte herausgegeben, würden jede 24 Bogen 2Thlt. koſten müffen. 


* 
r ” 


Der unterzeichnete Berleger erkennt mit Dank die Theilnahme, welche das 
deutſche Publikum diefer feiner großen Unternehmung gemährt Hat, und erwartet 
mit Sicherheit, daß e& babei bis zur Beendigung beffelben deharten werde. 

Gotha, November 1840. 


Sriebrich Perthes aus Hamburg. 


Zur Cha⸗ 














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