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Full text of "Geschichte Krains: Von der ältesten Zeit bis auf das Jahr 1813, mit ..."

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l^arbatb College 1/fbrars 



CHARLES MINOT 

OlMS Ol 1828 



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Geschichte Erains 



von der ältesten Zeit bis auf das Jahr 1813. 



mt 'besonderer Btcksiclit auf Zulturentwicklimi:. 



Von 



August Dimitz, 

k. k. FinaDzrath, Secretär dee historiechen VeNines fftr Krain. 



Vierter Theil: ^ 

Vom Regierungsantritt Leopold I. (1657) bis auf das Ende der 
französischen Herrschaft in Illyrien (1813). 



.^lle ZS.ecli.te ^rox'beli.silte xi.. 



Laibfich 1876. 



Druck un<l Vorlauf von I^. v. Kloinmayr & Port. Bamberg. 



SiU^ "^ Hl '^'l'-t 



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I 

1 

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\ 

I 



Achtes Bnch. 



Vom Regierungsantritt Leopolds I. (1657) bis 
auf das Ende der französischen Herrschaft in 

lUyrien (1813.) 



Erstes Kapitel. 

Krain unter Leopold L (1657—1705). 



L Die ZaiserwahL Die Hnlcügnng der Zrainer Stände. 

Als Ferdinand in., müde der Welthändel, die so viel Unglück 
über die Monarchie brachten, und gebeugt durch den Tod seines 
ältesten Sohnes Ferdinand IV., die Augen schloss (2. April 1657), war 
der Thronfolger, Erzherzog Leopold, bereits König von Ungarn und 
Böhmen, kaum 17 Jahre alt. Ursprünglich zum geistlichen Stande be- 
stimmt und vom Jesuiten P. Müller erzogen, schwacher Gesundheit, 
scheuen Gemüths, ohne Welterfahrung und daher von der Leitung 
anderer abhängig, sah er sich durch Schicksalsfügung an die Spitze 
eines Kelches gestellt, welches durch Religionskrieg und Türkenkämpfe 
verarmt und entvölkert, unter der geisttödtenden Herrschaft der Je- 
suiten fast allen Lebensmuth, alles Streben nach selbständiger poli- 
tischer Thätigkeit und geistiger Fortentwicklung eingebüsst hatte. In 
der Besprechung, welche noch am Todestage des Kaisers Bruder Erz- 
herzog Leopold Wilhelm mit den geheimen Käthen abhielt, erhob sich 
eine Stimme für die Einsetzung einer Kegentschaft. Es war die des 
ersten Ministers Ferdinands III., unseres Landsmannes Johann Wei- 
chard von Auersperg, gewesener Ajo und Obersthofmeister des ver- 
storbenen Erzherzogs Ferdinand, seit 1653 der erste Fürst aus jenem 
uralten Geschlechte und seit 1654 durch die Belehnung mit Mün- 
sterberg und Frankenthal in Schlesien Herzog von Münsterberg. Ihm 
entgegen stimmte Johann Ferdinand Graf Porcia, ^ Krainer Land- 
stand, dafür, dass Erzherzog Leopold Wilhelm die Vormundschaft über- 
nehme, der König aber alle Befehle mit seiner Unterschrift ergeben 



^ Aus einem friaalischon Geschlechte, das die Herrschaft Senosetsch um 1550 
erwarb. Er war Landrichter in Krain 1635—1650 und starb nach einer glänzenden 
Carriere in den höchsten Hofbedienstungen 7. Februar 1665. lllyr. Bl. 1838 S 117. 

1* 



lasse. Die Conferenz, welche infolge dieser Meinungsverschiedenheit 
einberufen wurde und bei welcher Auersperg sich durch Unwohlsein 
entschuldigen liess, entschied für die Uebernahme der Regierung durch 
den König unter Mitwirkung des Erzherzogs ; es ergingen demgemäss 
die Notificationsschreiben an die Höfe, und es wurde den geheimen 
Käthen und Behörden in den Erbländern befohlen, bis auf weiteres 
die Leitung der Geschäfte wie bisher fortzuführen.* Der Regierungs- 
wechsel änderte nichts in der äusseren Stellung Auerspergs. Leopold I. 
beliess ihm dieselbe, aber er liess sich nicht so unbedingt von ihm 
beherrschen, wie Ferdinand III. Auersperg wird als Mann von den 
besten Manieren, von der grössten Arbeitsttichtigkeit geschildert, welchen 
aber sein Ehrgeiz und seine stete Eifersucht auf Bewahrung seines 
alten Einflusses in Conflicte mit seinen CoUegen verwickelten und un- 
beliebt machten. Er vertrat im Rathe des Königs den spanischen Ein- 
fluss und hoffte sein Glück durch die Heirat des Kaisers mit einer 
spanischen Infantin zu begründen.* 

Die wichtigste Angelegenheit der neuen Regierung war die Kai- 
serwahl. Auf dieser beruhte Oesterreichs Stellung als Grossmacht, sein 
europäischer Einfluss, denn die materielle Macht des Reiches war keine 
bedeutende. Bei einer Ausdehnung von 6000 Quadratmeilen und zwölf 
Millionen Einwohnern hatte Oesterreich damals eine Armee von 80,000 
Mann und ein Einkommen von kaum sechs Millionen Gulden.^ Die 
Kaiserwahl verzögerte sich durch die Umtriebe Frankreichs, welches 
in den rheinischen Kurfürsten seine Stütze fand; ati der glücklichen 
Lösung hatte mit den übrigen Ministern auch Auersperg eifrig mit- 
gewirkt. Er war der erste, der den König von dem durch Frankreich 
angestifteten Versuche unterrichtete, das Haus Oesterreich durch die 
Wahl des Erzherzogs Leopold Wilhelm zum Kaiser zu entzweien und 
zu schwächen.* Am 18. Juli 1658 erfolgte die Wahl Leopolds. Nach 
Krain wurde der Hofsecretär Pütterer mit der freudigen Nachricht ab- 
gesendet.^ Am 31. Juli feierte die Landeshauptstadt das glückliche 
Ereigniss durch eine Danksolennität bei den P. P. Jesuiten und ein 
Tedeum unter Begleitung von Geschützsalven aus 30 Stücken und 
120 Doppelhaken am Schlossberge.* Abends wurden alle Häuser der 



1 Ad. Wolf, Fürst Wenzel Lobkowitz, Wien 1869 S. 60—62. 

^- L. c. S. 71. 

8 L. c. S. 52. 

* L. c. S. 87, 88. 

6 Landtagsprot. XVIII. 590. 

« Valv. X. 370. 



Stadt mit Laternen und Transparenten (,unterschiedlichen schönen Fi- 
guren mit Lichtern') erleuchtet. Der Landeshauptmann Wolf Engel- 
brecht von Auersperg, der Bruder des Fürsten, durchritt mit 50 Cava- 
lieren die Gassen der Stadt, und um neun Uhr verkündeten abermals 
Geschützsalven die Bedeutung des Tages. ^ Am folgenden Morgen legte 
der Landmarschall den versammelten Ständen das noch am Wahltage 
erlassene Notificationsschreiben des neuen Kaisers inbetreflf der ,fürge- 
gangenen und mit einhelliger Stimm und allgemeinen applausu könig- 
lichen Wahr vor.* Die Landschaft beschloss aus eigenem Antriebe und 
einstimmig, dem Kaiser ihre herzliche Freude und ihren Glückwunsch 
mit einem ,Present' zu den Reisekosten im Betrage von 20,000 Gulden 
zu bezeugen.^ 

Die Huldigung, als der hergebrachte feierliche Ausdruck des 
Bundes zwischen Volk und Herrscher, ersteres freilich in dem be- 
schränkten Sinne der Zeit, welche keine Staatsbürger, sondern nur 
privilegirte Stände kannte, hatte der neue Landesfürst von den öster- 
reichischen Ständen noch vor dem Tode seines Vaters im Jahre 1655 
empfangen, in Krain verzögerte sich dieser nicht mehr mit der alten 
Bedeutung verbundene Staatsact bis in das Jahr 1660. Durch ein 
kaiserliches Schreiben vom 15. Juli wurde den Krainer Ständen bekannt- 
gegeben, dass der Kaiser die Erbhuldigung in eigener Person von ihnen 
anzunehmen gewillt sei. Am 20. August machte die Landeshauptmann- 
schaft die bevorstehende Ankunft des Kaisers in Laibach bekannt, 
damit die Lebensmittelzufuhr vom Lande gesichert werde. Am 18. Au- 
gust waren bereits achtzehn, am 20ten zwanzig grosse Fässer mit köst- 
lichem Wein für den kaiserlichen Hofstaat herbeigeschafft worden. 
Die Bürgerschaft offerirte demselben 100 Säcke Haber, sechzehn Fässer 
wälschen und ein Fass Mal vasier -Wein nebst sechs fetten Ochsen. 
Kaiserliche Bediente waren bereits früher in Laibach angekommen, 
um für den kaiserlichen Hof Wohnungen in der Stadt zu bereiten, zu 
welchem Behufe sie unter Beiziehung von Abgeordneten der Stadt und 
der Landschaft alle Häuser besichtigten. Di^ Stände berathschlagten 
über den würdigen Empfang des Landesherrn. Da die Kürze der Zeit 
die Errichtung von Ehrenpforten oder ähnlichen Ehrenzeichen der 
Allerhöchsten Ankunft nicht gestattete, so ward beschlossen, nach dem 



* Badics, Hauschronik der Familie Thalnitscher von Thalberg, Blätter aus 
Kräin 1863 S. 156. 

2 Landtagsprot. 1. c. ' 
9 Vai)v. 1. c, 



6 

Abzüge des Kaisers seine Gegenwart durch eine Gedächtnissäule zu 
verewigen und diesen Beschluss demselben mit der gebührenden Ent- 
schuldigung anzuzeigen. Es wurden zwei Commissäre ernannt, um der 
kaiserlichen Majestät bis Klagenfurt entgegen zu gehen: die Verord- 
neten Freiherr Herbart Kazianer und Johann Jakob von Raunach, 
welche aber nicht in die Lage kamen, ihren Auftrag zu vollziehen, da 
der Kaiser den Landeshauptmann an die Landesgrenze hatte entbieten 
lassen. Am 2. September fand die Huldigung in Klagenfurt statt, und 
am 4ten reiste der Hof nach Laibach ab. Die Gesandten gingen dem- 
selben voraus; am 4. September zwei Uhr, nachmittags war der vene- 
tianische in Laibach angekommen. Ihm folgte alsbald der päpstliche 
Nuntius, Caraffa, Bischof von Aversa. Diesem war der Weihbischof von 
Piben (Pedena) mit den Capiteln von Laibach und Rudolfswerth in 
zwei sechsspännigen Carossen bis S. Veit entgegengefahren. Vor der 
Kirche dieses Ortes stieg der Nuntius vom Pferde und bestieg nach 
ehrerbietiger Begrüssung durch die anwesende hohe Geistlichkeit mit 
dem Bischof die eine Carosse, während die Domherren mit dem Au- 
ditor des Nuntius in der andern Platz nahmen. Unter dem Geläute 
aller Glocken fuhr der Nuntius durch das Spitalthor in Laibach ein 
und wurde von dem Abte zu Sittich vor dem Thore des Sitticher 
Hofes erwartet, welchen derselbe trotz seiner Kränklichkeit dem Nun- 
tius zur vollen Verfügung stellte. 

Am Abend des 5. September kam der Kaiser in Neumarktl an. 
Der Landeshauptmann Wolf Engelbrecht von Auersperg empfing den 
Landesherrn mit einem auserlesenen Gefolge von Landleuten und hielt 
eine ,zwftr kurze, aber sehr nette und wohlgesetzte' Begrüssungsrede, 
dem Allerhöchsten Herrn ,wegen der bis dahero überstandenen schweren 
und gefährlichen Reise' Glück wünschend und ihm ,mit ehrerbietig- 
ster Neigung im Namen der von vielen Jahren her ihm allergnädigst 
anvertrauten Provinz, derselben allerunterthänigste Dienste und gehor- 
samste Treuergebenheit' entbietend, worauf der Kaiser in den gnädig- 
sten Ausdrücken antwortete und den Zweck seiner Ankunft in Krain 
auseinandersetzte. 

Der Kaiser nahm sein Nachtquartier am unteren Ende des 
Marktes in dem, in späterer Zeit dem Stahlgewerken Ignaz Jabor- 
nigg, in der Folge aber dem Paul Mally gehörigen Hause; das Gefolge 
wurde in dem damals einem Grafen Paradeiser gehörigen herrschaft- 
lichen Schlosse auf einem Hügel ober dem Markte untergebracht. Der 
Kaiser blieb bis zum Mittag des 6. September in Neumarktl, um theils 
sich und dem Gefolge nach der beschwerlichen Reise Ruhe zu gönnen, 



theils um den in den engen Pässen noch zurückgebliebenen Theil des 
letzteren zu erwarten. Mittlerweile kehrte der Landeshauptmann in 
schnellstem Ritte nach Laibach zurück, um hier alle Anstalten zum 
Empfange zu treffen. Des Landeshauptmanns Bruder, Fürst Johann 
Weichard Auersperg, hatte sich mit seiner (iemalin gleichfalls nach 
Laibach begeben, wo er in der Wohnung des Landeshauptmanns 
abstieg. 

Am 6. September mittags setzte sich der kaiserliche Zug, welchem 
sich auch der Erzherzog Leopold Wilhelm angeschlossen hatte , von 
Neumarktl in Bewegung. In Krainburg erwarteten ihn Richter und 
Rath vor dem Thore und überreichten die Schlüssel der Stadt. Die 
Bürgerschaft stand zu beiden Seiten der Strasse in Gewehr und gab 
Musketensalven, worauf mehrere Stücke und ,Möisel' abgefeuert wur- 
den, leider nicht ohne einen Unglücksfall: Herr Michael Dienstmann, 
Doctor beider Rechte, liess sich trotz alles Abmahnens der zur Be- 
dienung des Geschützes Aufgestellten nicht abhalten, eines von den 
Stücken loszubrennen, welches aber wegen zu starker Ladung zer- 
sprang und den fürwitzigen Doctor Juiis tödtete. Abends wurde auf 
dem der Stadt nächstgelegenen Berge ein Feuerwerk abgebrannt, be- 
gleitet von Salven aus vielen ,Mörseln', um die loyale Freude der 
Krainburger zu verkünden. Der Kaiser übernachtete hier und verliess 
Krainburg am frühen Morgen, um nach einer Fahrt von zwei Meilen 
im bischöflichen Schlosse Görtschach das Mittagmahl zu halten. Die 
geheimen Räthe Fürst Wenzel Lobkowitz und Hannibal Gonzaga waren 
am Frühmorgen desselben Tages in Laibach angekommen. 

Den Rest des Weges nach Laibach legte der Kaiser noch am 
nemlichen Tage ,über einen lieblichen Weg durch ein schönes ebnes 
Thal' zurück, die Stände aber sendeten den Freiherrn Johann Gott- 
hard von Egg ab, um die Allerhöchste Willensmeinung über Ort und 
Zeit des feierUchen Empfanges und Einzuges einzuholen. 

Nachdem die Minister die kaiserliche Willensmeinüng kund- 
gegeben, * ward eine halbe Meile von der Stadt, unter dem Dorfe S. Veit 
auf einer Ebene, von welcher man das Laibacher Bergschloss im Auge 
hatte, unweit einer grossen und schönen Linde ein offenes, mit dem 
Landeswäppen geschmücktes Zelt aufgerichtet, dessen Boden mit rothem 
Tuche belegt war und welches einen mit rothem Sammt überzogenen 
Tisch und zwei Sessel, den einen mit rothem Sammt für den Kaiser, 
den andern mit rothem Atlas für den Erzherzog Leopold Wilhelm, 
enthielt. Hieher verfügte sich um zwei Uhr nachmittags der Landes- 
hauptmann mit der ganzen Ritterschaft und dem Adel des Landes, 



8 

alle auf stattlichen Pferden und prächtig gekleidet, um den Kaiser in 
,schöner Stellung' zu erwarten. 

Gegen 4 Uhr langte Kaiser Leopold an, stieg aus der Carosse 
und betrat das Zelt, worauf auf dem Laibacher Schloss eine Geschütz- 
salve gegeben wurde. Der General der kroatischen und Meergrenze, 
Herbart Graf Auersperg, begrüsste im Geleite des Landeshauptman- 
nes und der Herren vom Ritterstande den Kaiser als des ,Landes Erben' 
mit einer zierlichen Oration, auf welche Se. Majestät mit sehr freund- 
lichem Angesicht kurz und allergnädigst antwortete und darauf alle 
Anwesenden zum Handkuss liess. 

Die Ritterschaft sass nun wieder zu Pferde und der Zug setzte 
sich dann unter Trompeten- und Paukenschall gegen die Stadt in Be- 
wegung. An der Spitze ritt eine Compagnie auserlesener kroatischer 
Edelleute von Carlstadt, alle in Tigerhäuten, mit Lanzen, die Leib- 
garde des . Generals, geführt von Christoph DeUsimonovitsch. 

Zunächst folgte ein krainischer Jüngling, ungefähr 20 Jahre alt, 
unweit Laibach geboren, in kroatischer Kleidung, mit federgeschmück- 
tem Kaipak, um die Brust die Tigerhaut, mit kurzem Waflfenrock und 
türkischem Krummsäbel, welcher aufrechtstehend auf einem ungesat- 
telten türkischen Pferde, in der einen Hand eine fünf Ellen lange Lanze, 
mit der andern den Zaum regierte, und nachdem er, vor dem Kaiser 
windschnell dahinjagend, eine Probe seiner Reitkunst gegeben, den 
ganzen Einzug auf oft unebenem Pfade und holprigem Pflaster, unter 
fortwährenden Geschützsalven sattelfest mitmachte. 

Diesem ,sonderbaren' Reiter folgten fünf ,sehr noble', mit köst- 
lichen Decken belegte türkische Pferde; nach ihnen zwei Pfeifer und 
zwei Pauker, welche, wie es die Kroaten im Gebrauch haben, nach 
türkischer Manier aufspielten. 

Nun kam ,der ganze Schwall' der kroatischen Reiterei, 150 Mann 
in schöner Ordnung, alle auf flüchtigen, mit Gold und Silber gezierten 
Pferden, mit federgeschmückten Pelzkappen und Tigerhäuten, in der 
rechten Hand die lange mit seidenen Locken oder Dollen geschmückte 
Lanze, ,waren also bei diesem freudenvollen Aufzug mit einer lustver- 
mischten Entsetzung anzuschauen. Und je barbarischer (oder fremder) 
dieses Spectacul war anzusehen, desto mehr raffte es die Augen der 
Zuschauer an sich, zumal der Fremden und Ausländer.' 

Nach den Kroaten folgte die krainische Ritterschaft, in vier 
Compagnien, 800 Mann stark, alle mit Kollern von Elennshaut und 
mit seidenen Schärpen, die Casquete mit köstlichen Federn geziert. 
Ihr Obristlieutenant war Baron Johann Ludwig Gall, ,ein Herr von 



9 

heroischer Statur, der sich im deutschen Kriege (so nannte man schon 
damals den dreissigjährigen Krieg) durch Tapferkeit und Kriegs- 
erfahrenheit sehr berühmt gemacht.' Unter ihm commandirten die 
vier Compagnien die Lieutenants Franz Bernhard Freiherr von Lichten- 
berg; Melchior Hasiber; Johann Jakob Freiherr von Prank,' Deutsch- 
ordensritter und Capitän der deutschen Besatzung von Karlstadt, und 
Ludwig Valerius Freiherr von Barbo. Fähndriche waren; Andre Bern- 
hardin von Oberburg; Georg Sigmund Freiherr von Raumschüssel; 
Herr Johann Jakob von Gallenfels; Herr Julius Heinrich Apfaltrer; 
Wachtmeister: Hen- Johann Georg von Hohenwart; Georg de Leo; 
Gregorius Toperzer; Herr Johann Petschacher von Scheflfart; Corporale 
(deren zYfei bei jeder Compagnie) die Herren: Franz Bernhard Gall; 
Andre Daniel Mordax; Heinrich Bernhardin von Raunach; Karl Franz 
Freiherr von Barbo; Wolfgang Karl Freiherr von Juritsch; Johann 
Siegfried Freiherr von Raumschüssel; Ferdinand Ernst Apfaltrer und 
Johann Georg Rasp. Zwei Compagnien führten blaue, zwei gelbe 
Federn und Schärpen, die beiden Landesfarben. Ebenso waren die 
Fahnen entsprechend blau- oder gelb-weiss, jene der zweiten Com- 
pagnie führte ausserdem das burgundische Kreuz und das BUd des 
Gekreuzigten als das christliche Siegeszeichen gegen die Türken. 

Es folgte nun die kaiserliche Suite: 1. Der erzherzogliche Hof- 
fourier. 2. Zwei erzherzogliche Bereiter. 3. Sechsundzwanzig mit schönen 
Decken belegte erzherzogliche Handpferde. 4. Sechs kaiserliche Ha- 
tschire. 5. Abermals sechsundzwanzig schöne kaiserliche Handpferde. 
6. Der kaiserliche Hoffourier mit seinem Diener. 7. Sechs erzherzogliche 
Trompeter. 8. Ebensoviel kaiserliche. 9. Ein kaiserlicher Heerpauker. 
10. Sechs andere kaiserliche Trompeter. 11. Die kaiserlichen und erz- 
herzoglichen Kammerjunker, Grafen und Barone, welchen sich auch die 
krainischen Herren vom Adel und andere Fremde angeschlossen hatten. 
12. Der Landeshauptmann und der Vicedom Friedrich Graf Attems zu 
Pferde. 13. Erzherzog Leopold Wilhelm zu Pferde, zu beiden Seiten mit 
Trabanten umgeben. 14. Die erzherzoglichen Hatschire. 15. Die Herolde 
der Erbländer und des Reichs. 16. Anstelle des abwesenden Grafen 
Starenberg als Vicemarschall Franz Graf von Lamberg mit dem blossen 
Schwert. 17. Der Kaiser selbst zu Pferde, geleitet von den Trabanten 
mit entblössten Häuptern. 18. Der päpstliche Nuntius ; der venetianische 
Gesandte ; Graf Johann Ferdinand von Porcia , Ritter des goldenen 
Vliesses, als kaiserlicher Oberhofmarschall, und Se. Excellenz Graf von 
Dietrichstein als kaiserlicher Oberstallmeister. 19. Die kaiserlichen 
und erzherzoglichen Edelknaben. 20. Ein Heerpauker mit sechs kai- 



10 

seriichen Trompetern. 21. Der kaiserliche Trabanten- Vicehauptmauu, 
Wilhelm Graf von Oettingen. 22. Die kaiserlichen Hatschire. 23. Vier- 
undzwänzig kaiserliche und erzherzogliche Leibcarossen. 24. Obrist Jo- 
hann von Arizaga mit seinem damals in Krain cantonierenden Kü- 
rassierregiment von acht Compagnien, alle Reiter, mit Ausnahme der 
Offiziere, mit grünen Cronbeersträusslein auf den Casqueteü. 

In dieser Ordnung bewegte sich der Zug auf der Oberkrainer- 
Strasse an dem Kloster der Discalceaten (jetzigen Civilspital) vorüber 
bis zum Kloster der Ciarisserinnen (Militärverpflegsamt) und von da an 
den Klöstern der Augustiner (jetziges Franziskanerkloster) und Kapu- 
ziner vorüber zum Vicedomthor (am Eingange der heutigen Judengasse), 
in dessen Nähe Bürgermeister und Rath den Landesftirsten erwar- 
teten und der erstere Ihm nach einer ,wohlvernehmlichen und nicht 
weniger auch wohlgefassten' Rede die Schlüssel der Stadt überreichte. 
Hier waren 100 Mann der bewaffneten Bürgerschaft aufgestellt. Der 
Kaiser verfügte sich nun unter einem von acht Rathsherren getragenen 
Thronhimmel durch die Vicedomgasse (jetzige Herrengasse) auf das 
Landhaus, vor welchem der Rest der bewaffneten Bürgerschaft unter 
Führung des Stadthauptmannes Ludwig Schönleben (Vater unseres 
Historikers), in zwei Fähnlein getheilt, aufgestellt war und beim Her- 
annahen des Kaisers Haupt und Gewehr zum Zeichen der Ehrerbie- 
tung gegen denselben neigte. 

Vom Landhause bewegte sich der Zug über den Neuen Markt 
und die (jetzige Hradetzky-) Brücke auf den ,Bürgermarkt' (alten Markt) 
zum Rathhause (welches damals bereits die jetzige Stelle einnahm) 
und endete bei der Domkirche, am Eingange des Kirchhofs, wo der 
Kaiser vom Weihbischof Vaccano im Namen des Klerus begrüsst 
wurde. Ein feierliches Tedeum schloss den Einzug, nach welchem 
die hohen Gäste sich in den Bischof hof begaben. Der Kaiser bezog 
das erste, der Erzherzog das zweite Stockwerk gegen den Platz, die 
Minister Porcia und Schwarzenberg die andere Seite des bischöflischen 
Palastes gegen das Wasser. 

Während der Abendmahlzeit löste die vor dem Palast aufgestellte 
Reiterei des Obersten Arizaga ihre Carabiner und auch die Bürger- 
schaft gab vor dem Abrücken ihre Salven. 

Bei einbrechender Nacht erglänzten die Stadt und das Schloss 
in einem Lichtmeer, in welchem es auch Transparente mit schönen 
Sinnbildern und Denksprüchen gab. Diese Illumination, mit welcher es 
Laibach allen andern Provinzen und Städten zuvorgethan haben soll, 
wiederholte sich auch in den zwei folgenden Nächten. 



11 

Die Ehrenwache vor dem kaiserlichen Absteigquartier stellte 
die Bürgerwehr. 

Am 9. September, 8 Uhr morgens, empfingen die im Landhause 
versammelten Stände den Vortrag der kaiserlichen Commissäre, Wil- 
helm Graf von Tattenbach und Vicedom Johann Friedrich Graf von 
Attems, welche von den Ständen im Namen des Kaisers die Huldi- 
gung begehrten und durch den anstelle des Landeshauptmannes 
fungirenden Vicemarschall Eberhard Leopold Grafen von Blagay die 
formelle Zusage erhielten, worauf sie sich, von dem grössten Theile 
des Adels bis zum Wagen begleitet, wieder entfernten. 

Die Stände berathschlagten dann über die Vollziehung der Hul- 
digung und beschlossen einhellig, dass die Landschaft den Eid wie 
üblich leisten, dem Kaiser aber derselbe erlassen werden sollte, da 
die Landschaft vollkommenes Vertrauen in das Wort des Kaisers setze, 
bei ihren Rechten und Freiheiten gelassen zu werden, und daher 
keine weitere Versicherung begehre, welcher Beschluss durch eine 
Deputation der Stände dem Kaiser angezeigt wurde. ^ 

Den Nachmittag brachten Kaiser und Erzherzog in des Landes- 
hauptmanns Garten zu, dessen Wege mit rothem Tuch belegt waren, 
das nach dem Abgang des Kaisers dem Volke preisgegeben wurde — 
Nachahmung einer bei deutschen Kaiserkrönungen üblichen Sitte. Es 
wurde hier zu Ehren der hohen Gäste eine italienische Komödie von 
einigen ,Landschaftsbedienten' aufgeführt, und den Schluss machte 
eine herrliche Abendmahlzeit mit den Gesandten, den Rittern des gol- 
denen Vliesses und den vornehmsten ,Hofministris', dabei es sehr fröh- 
lich herging und von welcher die hohen Gäste erst am späten Abend 
sich zurückzogen. 

Am 10. September liess sich der Kaiser eine ,Entenpirsch' auf 
der Laibach gefallen. Er bestieg mit dem Stallmeister Grafen Die- 
trichstein, dem Landbeisitzer Georg Sigmund von Gallenberg, welcher 
des Gehegs und der Pirsch wohl kundig war, und zwei Edelknaben 
zum Laden der ,Röhre' ein mit blauem Tuch beschlagenes Schiif, mit 
welchem man über die Stadt hinaus den Strom aufwärts fuhr. Hier 
wurden ,gemeine Fischernachen' bestiegen und nun der ,Morgenlust' 
dieses seltenen Waidwerks genossen, womach die Allerhöchsten Per- 
sonen dem zu Ehren des h. Nikolaus von Tolentino bei den P. P. Dis- 
calceaten gefeierten Hochamte beiwohnten. 



^ Nach Radics , Herbart S. 77 , hätte der Landeshauptmann die Stände zu 
dieser, die neue Zeit konnzeichnenden Abweichung bestimmt. 



12 

Der Nachmittag brachte eine Spazierfahrt auf der Laibach mit 
einer ,Lustflotte' von zwanzig Schiffen. Zur Anfertigung und Lenkung 
des kaiserlichen Schiffes hatten die Stände 14 Zimmer- und Boots- 
leute aus Italien kommen lassen. Es hatte die Gestalt eines Benn- 
oder Caperschiffes (,Fusten'), war mit künstlichem Schnitz- und Mal- 
werk geziert und reich vergoldet. Den Mast beflügelten drei Segel 
mit ,trefflich subtüem rothweissem Gewirk'. Vorn stand Fortuna, ein 
seidenes Segel ausspannend. Der Bord trug zwei Geschütze. Das 
Innere war mit rothem Tuch belegt, Tische und Sessel mit Purpur- 
sammt und Goldquasten wurden von einem Baldachin in derselben 
Ausstattung überdacht. Steuermann und Matrosen waren in Wämmser 
von Silberatlas mit Seidenschärpen, rothe, sehr weite Kniehosen ge- 
kleidet und trugen auch rothe ,Hauben' mit Federn, welche Tracht 
in ,angenehmer Mixtur' die österreichischen Farben zeigte. Unter den 
übrigen, ebenfalls prächtig ausgestatteten Schiffen stachen jene des 
Capitels und der Stadt Laibach hervor. Das erstere zeigte schönes 
Schnitzwerk und war mit einem rothsammtnen Himmel ,überwölkt', 
das letztere ,führte sich ganz in schöner grüner Farbe auf und dessen 
Obdach lief in eine Spitze aus, auf welcher ein Adler, mit dem Stadt- 
wappen in den Klauen, seine Fittige ausbreitete. Diese Schiffe be- 
stiegen die kaiserlichen und erzherzoglichen Kammerherren und hohen 
Bedienten, sowie die ,Grossen des Landes'. Den Landeshauptmann 
allein hatte der Kaiser zu sich entboten. Die Fahrt auf der sanft 
strömenden Laibach, unter dem Wehen erfrischender Herbstlüfte, ging 
eine Meile weit, die rückkehrende Flotte begrüssten Geschützsalven 
vom Schlosse. 

Am 11. September sass der Kaiser zu Rathe wegen der bei der 
Huldigung zu beobachtenden Curialien. Nachmittags fuhr er in Be- 
gleitung des Erzherzogs auf eine ,Vogelbeiz'. 

Tags darauf, nachdem der Kaiser in der Jesuitenkirche der Messe 
und Predigt beigewohnt, gab der Landeshauptmann dem kaiserlichen 
Hofe und dem grössten Theile des Adels ein herrliches Bankett, nach 
welchem um halb vier Uhr nachmittags die beiden Allerhöchsten Per- 
sonen der von den Jesuiten gegebenen Komödie ,Rudolf I. von Habs- 
burg' beiwohnten. 

Am 13. September endlich leisteten die getreuen Stände die 
Erbhuldigung nach dem festgesetzten Programme. 

Um sieben Uhr früh erschienen die Stände bei Hofe im bischöf- 
lichen Palaste, die Commissäre derselben Hessen um Audienz ansuchen 
und baten den Kaiser, die Huldigung entgegennehmen zu wollen. Man 



13 

begab sich darnn zur Kirche in folgender Ordnung : 1 . Die Herren 
und Landleute. 2. Die Inhaber der Erbämter, und zwar: Obrist-Erb- 
hofraeister Heinrich Ludwig Graf von Thum;^ Obrist-Erbhofmarschall,* 
als Stellvertreter des Landeshauptmanns, dessen Bruder Herbart Graf 
von Auersperg; Obrist-Erbhofkämmerer, ebenfalls als Stellvertreter des 
Landeshauptmanns, dessen nächster Vetter Johann Andreas Graf von 
Auersperg; Obrist-Erbstallmeister Johann Georg Freiherr von Lam- 
berg;* Obrist-Erbjägermeister Johann Jakob Khisel; Obrist-Erbconne- 
table Gotthard Freiherr von Egg;* Obrist-Erbschenk Herbart Freiherr 
Kazianer in Vertretung des Fürsten von Eggenberg ;^ Obrist-Erbvor- 
schneider Maximilian Graf von Schrottenbach, in Vertretung des Jo- 
hann Andreas Saurer; Obrist-Erbtruchsess ® Herr Johann Georg von 
Hohenwart; Obrist-Erbfalkenmeister ' HeiT Ludwig Ambros PanizolL 
3. Der Landeshauptmann. 4. Der Vice-Landmarschall Graf Eberhard 
Leopold Blagay mit dem blossen Schwert. 5. Der Kaiser. 6. Der Oberst- 
kämmerer. 7. Der österreichische Herold. Am Kirchenthore empfing 
der Weihbischof den Kaiser und celebrirte dann das Hochamt, nach 
welchem der Zug in den Bischof hof zurückkehrte. Hier liess sich der 
Kaiser auf den Thron nieder, der ,vor dem Essaal aufgerichtet war 
und welchen die Inhaber der Erbämter umgaben. Zur Rechten des 
Kaisers stand der Erblandmarschall mit dem blossen Schwert, weiter 
rechts, etwas abwärts, der Landeshauptmann, der Bischof von Piben 
und die übrigen Prälaten des Landes mit Ausschluss des kranken 
Sitticher Abtes. Linker Hand stand der Reichskanzler Johann Joachim 
Graf von Sinzendorf. Er trug den Ständen die Willensmeinung des 
Kaisers inbetrefif der Annahme der Huldigung ,sehr beredsam' vor; 



* Achaz Graf und Freiherr von Thum und seine Brüder erhielten dieses Erb- 
amt 1577 -von Erzherzog Karl; Valv. IX. 10. 

* Seit 1450 war dieses Amt in der Familie Auersperg erblich; Valv. IX. 11. 
^ Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts in der Familie der Lamberg von Stein 

zu Gutenberg. Mit Lehenbrief vom 27. April 1662 verlieh Kaiser Leopold I. dieses 
Amt an die Linie von Ortenegg in der Person Johann Maximilians und an die Linie 
von Stein in der Person Hans Georg Grafen zu Lamberg; Valv. 1. c. 

* Seit 1592 in dieser Familie; Valv. 1. c. 

» Mit Eoeolution Ferdinands II. vom 11. Februar 1622 an Hans Ulrich Fürsten 
von Eggenberg verliehen; Valv. 1. c. 

^ Dieses Amt war zuerst im Besitze der Herren von Kreig, überging nach 
deren Erlöschen (1339) an die Tschemembl und von diesen an die Hohenwart ; Valv 
1. c. S. 12. 

7 Mit Lehenbrief vom 30. Oktober 1631 erhielt dieses Erbamt Octavio Pani- 
zoU, Freiherr von Altenburg; Valv. 1. c. 



u 

im Namen der Stände erwiderte Graf Herbart von Auersperg, als vom 
Obersten Land-Erbmarschall, dem Landeshauptmann, hiezu designirt, 
mit einer ausführlichen Loyalitätserklärung, worauf der Kaiser das Wort 
nahm und ,Dero lieben getreuen Stände alles hohen kaiserlichen uncji 
landesfürstlichen Schutzes und Handhabung ihrer Privilegien und 
Rechte auf das kräftigste versicherten^ ^ Der Reichskanzler las sodann 
die Eidesformel vor, der Landeshauptmann legte zuerst den Eid ab, 
dann der Bischof von Piben und die übrigen Prälaten, weiter die 
Landesämter, die geheimen Räthe, der Herren- und Ritterstand, end- 
lich die Abgeordneten der Städte und Märkte. Darauf wurden die 
Stände zum Handkuss gelassen, und zwar zuerst der Landeshauptmann, 
dann die Geistlichkeit, die Erbämter und endlich an 200 Adelige des 
Herren- und Ritt^rstandes. 

Es folgte nun das Tedeum im Dom, bei welchem die Stücke vom 
Schloss ,donnerten', und die unter drei Fahnen vor dem Bischofhof 
stehende Bürgerwehr ,stimmte dem glückblitzenden Geschütz mit drei- 
maliger Lösung ihres Gewehrs fröhlich bei.' 

Der Kaiser hielt darauf in seiner Residenz Tafel, welche für ihn 
allein gedeckt war und bei welcher die Erbämter aufwarteten. Zur 
Rechten des Kaisers hielt dabei Graf Herbart Auersperg als Vice- 
marschall das blosse Schwert, zur Linken der Erblandhofmeister den 
,versilberten' Stab. Den ersten, dem Kaiser vom Erbschenken ge- 
reichten Trunk begleiteten Salven der Bürgerwehr und der Geschütze 
vom Schlosse. Während der ganzen Mahlzeit wurde ,sowohl mit Stim- 
men als Instrumenten sehr lieblich musiciret'. 

Die Erbämter tafelten dann in dem grossen Musiksaale der Bru- 
derschaft des Frohnleichnams Christi nächst dem Bischofhofe (wo jetzt 
der Dompfarrhof). Jedes hatte da seine besondere Tafel, zu welcher 
es seine Gäste geladen hatte, und es gab noch ausserdem eine Frei- 
tafel. Im ganzen gab es da 96 Gäste, ungerechnet die Repräsentanten 
der Erbämter. Wir finden vom Hofstaat und Gefolge: Sigmund Graf 
von Dietrichstein, Oberst -Stallmeister; Ferdinand Graf von Harrach, 



^ Die Bestätigung der Landesfreiheiten , eingeschaltet in der Landhandfeste, 
ist vom 13. September 1660 datirt. Es werden darin die Vordienste der Landschaft 
um Abwehr der Türken, dann im friaulischen Kriege mit Venedig durch Zuzug von 
Adel und Bitterschaft, dann Landvolk zu Fuss, und durch Verproviantirung der 
kaiserlichen Armee, endlich durch Uebernahme der Gronzverpflegung (162ö), der Hof- 
kammer- und Kriegsschulden per 800,000 Gulden (1632), durch Kriegscontributionen, 
Einquartierung u. s. w. im Jahre 1638 , bare Vorschüsse zur Bekrut!eiLW«rbung, Be- 
montirung und Abdankung erwähnt. 



15 

Franz Adam Graf von Brandis und Johann Joachim Graf von Slavata, 
kaiserliche Kämmerer ; Wilhelm Graf von Dann, erzherzoglicher Käm- 
merer ; Wilhelm und Friedrich Grafen von Oettingen ; Graf Wolfgang 
Andreas von Rosenberg, Vicedom zu Salzburg; Graf Bernhard von 
Urschenbeck, Graf Sigmund Helfrich von Dietrichstein, Franz Adam 
Graf von Wallenstein, Michael Graf Kinsky, Johann Jakob Graf von 
Attems ; Sebastian Wunibald, Truchsess von Waldburg und Graf von 
Zeil ; Georg Sigmund Graf von Herberstein, Leopold Wilhelm Graf von 
Königseck, Ferdinand Freiherr von Hohenfeld, Franz Adam Freiherr 
von Langenmantel, Johannes Freiherr von Arizaga, Andreas Freiherr 
von Fin, Freiherr Paravicini, Johann Andre Freiherr Zehetner ; Georg 
Szelepcsenyi, Erzbischof von Calocza, ungarischer Kanzler; Petrus de 
Argento, Regimentsrath ; von Deutschordensrittern einen Herrn von 
Tschernembl, Georg Gottfried Freiherr zu Lamberg, Georg Andre von 
Staudach, Johann Jakob Freiherr von Prank; von krainischem Adel: 
Johann Herbart und Franz Grafen von Lamberg, Johann Anton Frei- 
herr von Lamberg, Trojan Graf von Auersperg, Valerius Maximilian 
und Ludwig Valerius Freiherren von Barbo; Johann Ludwig, Gottfried 
und Franz Bernhard Freiherren von Gall, Karl Valvasor, Johann Adam 
Ursini Graf von Blagay, Herr Johann Wilhelm von Neuhaus, Herr 
Julius Hermann von Werneck; die Herren Johann Adam und Franz 
Christoph von Engelshausen; Lorenz und Wolfgang Augustin Freiherren, 
Georg Sigismund und Johann Ernst Grafen von Paradeiser, Gottfried 
und Franz Bernhard Freiherren von Gall; die Herren Wolfgang Fried- 
rich und Johann Herbart Posarell, Rudolf und Johann B. Freiherren von 
Moskon; Weichard, Georg Sigmund, Erasmus und Franz Raimund Frei- 
herren von Raumbschtissel, Herr Leonhard Fabianitsch (Mercheritsch), 
Georg Sigmund von Aichelburg, Johann Georg und Johann Augustin 
Rasp, Michael Ernst von Scherenburg, Johann Jakob von Gallenfels, 
Johann Friedrich und Georg Andre Freiherren von Trilleck, Daniel 
Freiherr von Egg, Sigmund Friedrich Freiherr von Burgstall, Christoph 
von Burgstall, Adolf Graf von Wagensperg, Ferdinand Herr von Schar- 
fenberg, Johann Georg und Franz Bernhard Freiherren von Lichten- 
berg, Johann Josef Taller, Johann Sigmund Guschitsch ; Johann Fried- 
rich, Georg Sigismund, Jodoc Jakob Herren von Gallenberg, Wolfgang 
Karl Freiherr von Juritsch, Georg und Johann B. de Leo, Johann 
Ludwig von Grimschitsch ; Sigmund König, Burggraf des Laibacher 
Bergschlosses; Otto Hannibal von Isenhausen, Georg von Wust, Mel- 
chior Hasiber, Franz Albert Khisel; Andreas Daniel von Raunach, 
Canonicus in Laibach; Ferdinand Ernst Apfaltrer, Wolfgang Adam 



16 

Mordax, Wolfgang Vincenz Freiherr von Wagensberg, Franz Freiherr 
von Coraduzzi, Georg Jankovitsch und Thomas Chrön. 

Am 14. September ging bereits ein Theil des Hofstaates nach 
Görz ab, der Nuntius begab sich aber den Strom aufwärts nach Idria 
zur Besichtigung des berühmten Quecksilber-Bergwerkes. 

Am folgenden Tage verliess Kaiser Leopold Laibach, während 
der Erzherzog Leopold Wilhelm einer ünpässlichkeit halber in Lai- 
bach zurückblieb , um den kaiserlichen NeflFen auf der Rückreise von 
Görz hier zu erwarten. Der Hof reiste auf dem oben beschriebenen 
Prachtschiflfe über Oberlaibach, Schloss Hasberg, Alben (Planina), Wip- 
pach, wo im gräflich Lanthieri'schen Schlosse in der Nacht vom 1 7ten 
auf den 18. September verweilt wurde, nach Görz. 

Am 16. September dauerte das Unwohlsein des Erzherzogs Leo- 
pold Wilhelm fort. Er liess sich am 18. September in des Landes- 
hauptmanns Garten bringen, wo er einem von den anwesenden krai- 
nischen Adeligen veranstalteten ,Zielschiessen' zusah. Am 20. Septembör 
umritt der Erzherzog, ,da es ein schöner temperirter Herbsttag war', 
mit grossem Gefolge den Schlössberg ausser der Stadt. Am 22ten 
vertauschte er die Wohnung im Bischofhof mit dem Deutschen Hause, 
um die frische Luft besser zu gemessen und wegen des benachbarten 
Auersperg'schen Gartens. Am 4. Oktober fuhr der Erzherzog mit seinem 
Hofstaat und einem grossen Theil des krainischen Adels zu Wasser 
dem Kaiser entgegen, mit welchem er im Kloster Freudenthal zu- 
sammentraf und dort das Mittagmahl einnahm. Nachmittags bestiegen 
die Allerhöchsten Personen wieder ihr Schiff, ,welches dann unter Trom- 
peten- und Päukenschall mit ausgespannten fröhlichen Segeln ab- und 
denen entgegenkommenden Landständen und der Stadt Laibach sänf- 
tiglich zufloss'. Hier begrüsste die Ankommenden ein ,künstliches 
Lauf- und Ehrenfeuer' von den benachbarten Bergen, der Buchstabe 
J., welcher ,Austriacum, das österreichische Kleinod' bedeuten sollte, 
entzündete sich mit einem Blitz, die Stücke von der Festung ant- 
worteten den prasselnden Raketen und die Fenster der Stadt ,sternten 
allerorten mit schönen helleuchtenden und zierlich gemalten Laternen'. 
Die Bürgerwehr bildete Spalier vom neuen Markt bis zum Bischofhof 
und ,gab bei ihrem Abzüge mit Lösung ihres Gewehrs Ihrer Majestät 
eine gute Nacht'. 

Am 5. Oktober gaben beide Allerhöchste Personen, obwohl der 
Kaiser von der Reise ermüdet, der Erzherzog noch unpässlich war, 
einen Beweis ihrer Frömmigkeit, indem sie zu Fusse die Procession 
zur Uebertragung der Reliquien der h. Peregrina aus der Domkirche 



r 






17 

zu deü Discalceaten geleiteten. ,Es liefen da viel tausend Menschen 
zu, theils aus Andacht, theils aus Begierde, die hohen Häupter in der 
Procession zu sehen.' Alles feierte; die Bürger und die Handwerker 
zogen mit ihren Fahnen auf, nicht anders als am Frohnleichnamstage 
selber. An diesem Tage kamen auch der Nuntius und der vene- 
tianische Gesandte von Triest zurück; der spanische Botschafter hatte 
sich ihnen angeschlossen und wurde von dem Fürsten von Auersperg, 
dem geheimen Bath Markgraf Matei und den Laibacher Canonicis 
empfangen. 

Am 6. und 7. Oktober war der Kaiser mit Ertheilung von Au- 
dienzen und Gnadenbezeugungen beschäftigt. Der Landeshauptmann 
wurde zum geheimen Rath erhoben und auch sogleich zu einer Raths- 
sitzung berufen; die Grafen Eberhard Leopold von Blagay und Johann 
Andreas von Auersperg erhielten den Kammerherrnschlüssel. Der 
Laudeshauptmann tractirte die vornehmsten Herren des Hofes und die 
Gesandten. 

Am 7. Oktober berathschlagten die Stände über die Bewilligungen 
anlässlich der Huldigung. Abgesehen von dem Betrage per 12,000 fl., 
welcher dem Kaiser als Reisehilfe votirt wurde, verehrten sie dem 
obersten Hofkanzler Grafen von Sinzendorf 1000 Dukaten in Gold, d. i. 
3000 Gulden, dem geheimen Secretär Gregor Schidanitsch 1500 Gulden, 
dem Secretär Christ. Abele 300 Gulden, dem geheimen Registrator 
Hermann v. Berlingshof 300 Gulden, den zwei Hofkanzlisten Sartorius 
und Kapitsch 150 Gulden, dem Kanzleidiener 40 Gulden, dem kai- 
serlichen Hofstaat zuhanden des Controlors 500 Gulden, dem Secretär 
Püttrer 200 Gulden, dem kaiserlichen Ceremoniar 20 Silberkronen 
ä 1 Gulden 50 Kreuzer, dem kaiserlichen Quartiermeister 100 Silber- 
kronen, dem zuerst nach Laibach geschickten Kammerfourier 30 Kronen, 
dem Hofstaat des Erzherzogs Leopold Wilhelm 300 Gulden, des Oberst- 
hofmeisters Grafen Ferdinand von Porcia Offizieren und Dienern 150 
Gulden, dem Secretär des Hofkanzlers 25 Silberkronen, dem öster- 
reichischen Herold 12 Silberkronen. ^ 

Für 143 Pferde des Hofstaates beim Einzüge bewilligten die 
Stände 1430 Gulden.« 

Am 8. Oktober 1 1 Uhr vormittags brach der Erzherzog, nach- 
mittags der Kaiser von Laibach auf, welches er durch ungewöhnlich 
langes Verweilen ausgezeichnet hatte. Die Bürgerschaft stand vom 



1 Landtagsprot. XVIII. 642, 643. 
« Landtagsprot. XVIII. 644. 



Markt (Platz) durch die Spitalgasse bis zum Stadtthore im Gewehr. 
Die Ritterschaft hatte für deu Hof, da die Hofkutschen schon tags- 
vorher fortgeschickt worden waren, um denselben jenseits der Save zu 
erwarten, zehn sechsspännige Kutschen beigestellt. Dort erwartete 
auch der Landeshauptmann mit dem ganzen Adel des Landes den 
Hofzug ; Ihre Majestät verstattete zum Abschiede nach spanischer Sitte 
allen den Handkuss. Das erste Nachtlager wurde im Schloss Scheren- 
büchl gehalten, damals im Besitze des Freiherm Franz Ernst von 
Saurau. Am folgenden Tage musste das Mittagmal im Pfarrhause des 
Dorfes Kraxen genommen werden.^ 



2. Fürst Weichard Auersperg als erster Ifinister und sein Stnrz 

(1657-1669). 

Neben den Kriegen, welche dem sanften und rechtlich gesinnten 
Leopold L durch die Gewalt der Umstände aufgezwungen worden und 
deren Verlauf in Verbindung mit den Geschicken unserer Heimat uns 
später beschäftigen wird, zieht sich bis zum Schlüsse des Jahrhunderts 
die geschäftige Penelope-Arbeit der Diplomatie in den Verhandlungen 
wegen der spanischen Erbschaft. Mit dem interessantesten, bis auf 
unsere Tage geheim gebliebenen Theile dieses Intriguenspiels, mit dem 
ersten Theilungsvertrag, ist der Name unseres hervorragenden Lands-, 
mannes, des Fürsten Weichard Auersperg^ als ersten Ministers des 
Kaisers unauflöslich verknüpft. Die Geschichte seines jahrelang müh- 
sam vorbereiteten Triumphes und seines fast unmittelbar darauf fol- 
genden, durch den seltsamsten Zufall motivirten Sturzes kann daher 
auch von unserer Landesgeschichte nicht getrennt werden.* 

Die spanische Linie der Habsburger war seit Philipps H. Tode 
in körperlichem und geistigem Niedergange. Philipp IV. hinterliess, 
als er (1665) starb, aus seiner ersten Ehe eine Tochter Maria The- 
resia, aus seiner zweiten eine Tochter Margaretha Theresia und einen 
Sohn Karl von schwachem Geist und Körper. Noch ehe dieser ge- 
boren war, hatte die österreichische Linie durch eine Verbindung mit 
der älteren Tochter des Königs Philipp ihre Ansprüche zu sichern 



» Valv. X. 370-388. 

' Die folgende Darstellung beruht auf der neuesten queUenmässigen, das erste 
Decenniuni von Leopolds I. Eegierung behandelnden Monographie Adam W^olfs: Fürst 
Wenzel Lobkowitz, erster geheimer Eath Kaiser Leopolds I., 1609—1677. Wien 1869. 
Vgl. besonders S. 149, 162, 164, 170-179, 185—203. 



r 



gesucht. Auersperg, als erster geheimer Rath Ferdinands IIL, wirkte 
gleich nach dessen Tode für baldige Verniälung des jungen Königs 
Leopold mit der älteren spanischen Prinzessin. Aber Spanien verlangte 
als Gegenleistung Hilfe gegen den übermächtigen Nachbarstaat Frank- 
reich, und Maria Theresia wurde, als die Hoffnungen auf Oesterreichs 
Hilfe sich nicht verwirklichten, 1659 an Ludwig XIV. vermalt, doch 
gegen Verzichtleistung auf alle Erbansprüche für sich und ihre Erben; 
welche Bedingung auch von ihrem Gemal anerkannt wurde. Die 
Rechte Oesterreichs sollten also durch diese Verbindung nicht berührt 
werden. Der Kaiser warb nun um die jüngere Tochter Philipps, Mar- 
garetha Theresia, die Heirat kam jedoch erst nach Philipps Tode am 
25. April 1666 zustande. Dass der spanische Erbprinz Karl, obwohl 
schwach und kränklich, am Leben blieb und als Karl IL zur Regierung 
gelangte, vereitelte zunächst die französischen Pläne auf das gan^e 
reiche spanische Erbe, aber Frankreich erhob bei Philipps Tode An- 
sprüche auf die spanischen Niederlande, nicht auf Grund der spanischen 
Erbfolgegesetze, sondern eines in den belgischen Provinzen geltenden 
Privatrechts, wornach die Kinder verschiedener GemaUnnen das erbten, 
was der Vater in der Ehe mit der betreffenden Gemalin erworben hatte. 
Nun waren aber die Niederlande, welche Philipp H. seiner Tochter 
Clara Eugenia und ihrem Gemal Albrecht von Oesterreich überlassen 
hatte, an Spanien zurückgefallen, während Philipps IV. erste Gemalin 
noch lebte. ^ Ehe jedoch Ludwig XIV. zu den Waffen griff, suchte er 
Oesterreich für den Fall des Ablebens Karls IL zu einem Theilungs- 
vertrage über die ganze spanische Monarchie zu bewegen. Als der 
Unterhändler Frankreichs , Graf Wilhelm Fürstenberg , in Wien er- 
schien (Jänner 1667), wandte er sich mit Uebergehung des ersten 
Ministers Fürsten Auersperg an dessen Nebenbuhler in der Hofgunst, 
den geheimen Rath Fürsten Wenzel Lobkowitz; er fand den Kaiser 
nicht abgeneigt, und gewann auch die Mehrzahl der Minister, aber 
Auersperg rächte sich für seine Zurücksetzung, indem er den Kaiser 
gegen das französische Project einzunehmen wusste. Er sprach be- 
sonders gegen die Abtretung Mailands und der Niederlande an Frank- 
reich, als dem Interesse des Kaisers und dem Vortheil des Reichs 
widersprechend. Graf Fürstenberg erhielt (Februar 1667) eine ab- 
schlägige Antwort. 

Hatte Auersperg auch das Interesse des Reichs gegen die fran- 
zösischen Intriguen gewahrt, so liess er sich doch nicht weniger als 



Dr. Mayer, Gesch. Oesterreichs II. 80. 

2* 



20 

sein Nebenbuhler Lobkowitz durch spanische Sorglosigkeit und fran- 
zösische Ränke in solche Friedenssicherheit einwiegen, dass der fran- 
zösische Gesandte Gremonville den Wiener Hof (26. Mai 1667) durch 
die Nachricht vom Einmarsch in die Niederlande überraschen konnte. 
Als Ludwig XIV. jedoch sah, dass er Oesterreich vom Kriege nicht 
werde zurückhalten können, kam er abermals auf seine Theilungs- 
vorschläge zurück. Diese fanden nun eine günstigere Aufnahme. Fürst 
Auersperg, der sich früher gegen Frankreich so wenig willfährig ge- 
zeigt hatte, liess sich durch Gremonville in der ersten Zusammenkunft 
(November 166 7) für die französischen Pläne gewinnen; von dem schlauen 
Lobkowitz vorgeschoben, wurde er plötzlich aus einem warmen Ver- 
theidiger österreichischer Interessen ein eifriger Parteigänger Frank- 
reichs. Dass das Gelingen eines so wichtigen Werkes, wie die Einigung 
Oesterreichs und Frankreichs, der ersten Continentalstaaten, in seinen 
Händen ruhte, schmeichelte seiner Eitelkeit, und zudem hoffte er bei 
dieser Gelegenheit einen seltsamen Ehrgeiz befriedigen zu können. 
Der 53jährige Fürst, glücklicher Familienvater seit 13 Jahren, wünschte 
— Cardinal zu werden. War es Uebersättigung mit weltlichem Glück, 
Ueberzeugung von der Wandelbarkeit der Fürstengunst, oder ein den 
aristokratischen Kreisen jener Zeit nicht fremder pietistischer Zug, 
oder wollte Auersperg ein österreichischer Richelieu werden, genug 
der Fürst hatte den Wunsch offen ausgesprochen und der Kaiser selbst 
hatte 1667 zu seinen Gunsten nach Rom geschrieben. Der Franzose 
Gremonville beschloss sogleich, diese Schwäche des Ministers im Inter- 
esse seines Königs auszubeuten. Er empfahl diesem den Herzenswunsch 
Auerspergs zur Unterstützung. Keine Belohnung werde zu gross sein, 
wenn der Fürst die Verhandlungen einem glücklichen Ende zuführe. 
In der That erhielt dieser am 30. Dezember 1667 vom Kaiser unbe- 
dingte Vollmacht zu den Verhandlungen mit Gremonville. Am folgenden 
Tage tauschten Auersperg und Gremonville bereits ihre Vollmachten 
aus. In der ersten Conferenz der Minister Auersperg und Lobkowitz 
mit Gremonville (2. Jänner 1668) wurde das Interesse Oesterreichs 
noch energisch vertreten. Auersperg legte dar, wie der Kaiser, um 
Spanien erhalten zu können, in Italien Mailand und Neapel besitzen 
müsse, Sicilien lasse sich aber von Neapel nicht trennen. Da der fran- 
zösische Unterhändler die geheime Vollmacht hatte, von den italieni- 
schen Ländern höchstens Mailand und Finale aufzugeben, KaiserTjeo- 
pold aber eben auf jene Länder das höchste Gewicht legte, so stockten 
die Verhandlungen. Indess versuchte Gremonville alle Mittel, um 
durch die österreichischen Minister auf den Kaiser einzuwirken, und 



f 



21 

Auersperg liess sich durch die Sehnsucht nach dem Cardinalshute zu 
dem Versprechen verleiten, er wolle die Sache zu einem guten Ende 
(d. i. im französischen Sinne) führen, wenn Ludwig XIV. bei dem Papste 
seine Fürsprache für das Cardinalat einlegen wolle. Gremonville über- 
nahm gern diese Verpffichtung, er bestand aber nun auch auf Neapel 
und Sicilien für seinen König. Am 18. Jänner liess Auersperg den 
Gesandten zu einem Besuch einladen. Nochmals wurde der bereits 
entworfene Vertrag durchgegangen, wieder war Italien das Streit- 
object. Auersperg bestand auf Mailand und Neapel; Gremonville, der 
gewandte Höfling, rief ihm zu: ,Streichen Sie den Artikel, wenn Sie 
die Ehre ernten wollen, der Cardinal des Friedens und der erste 
Minister aller Höfe Europa's zu sein.' Nochmals versprach er dem 
schwankenden Fürsten die Fürsprache des Königs in Rom. Dies wirkte. 
Auersperg liess sich herbei, noch einen Versuch beim Kaiser zu machen, 
und dieser Versuch glückte: am 19. Jänner war der Fürst bereits in 
der Lage, dem französischen Gesandten mitzutheilen, dass der Kaiser 
auf Neapel verzichtet habe, um dem König von Frankreich gefällig 
zu sein, unter der Bedingung jedoch, dass der Vertrag ohne Zeit- 
verlust unterzeichnet werde. Selbstverständlich beeilten sich Auersperg 
und Gremonville, ihre Arbeit zu vollenden. Um 2 Uhr nach Mitter- 
nacht unterzeichneten sie den Vertrag. Auersperg umarmte den Ger 
sandten und beglückwünschte ihn, dass sein König, dem kein anderer 
an Ruhm und Glück gleiche, der gleich gross als Eroberer sei wie 
als Regent, mit diesem Vertrage den allgemeinen Bund aufgelöst habe, 
der im Begriffe gewesen sei, sich gegen ihn zu bilden. Aber auch 
der Kaiser selbst empfand keine geringere Befriedigung über diesen 
Vertrag, den er am 28. Februar eigenhändig genehmigte. Frankreich 
erlangte durch denselben den eventuellen Anspruch auf die spanischen 
Niederlande, die Franche-Comte, die Philippinen, das Königreich Na- 
varra, die Festung Rosas, die afrikanischen Festungen, Neapel und 
Sicilien. Der Vertrag ist geheim geblieben bis auf unsere Zeit. In 
Oesterreich wussten um denselben nur der Kaiser, Auersperg und Lob- 
kowitz. Er verhinderte den Beitritt Oesterreichs zur Tripelallianz, 
welche am 23. Jänner 1668 im Haag zwischen England, Holland und 
Schweden gegen die wachsende Uebermacht Frankreichs zustande ge- 
konmien war, und erleichterte den Abschluss des Aachener Friedens 
(2. Mai 1668), der Frankreich den Besitz der niederländischen Grenz- 
gebiete sicherte. Um zweifelhafter Vortheile willen waren die Inter- 
essen der Monarchie aufs Spiel gesetzt worden, der Kaiser selbst konnte 
sich mit dem neuen System nicht befreunden, dessen stärkste Stütze 



22 

Auersperg blieb. In diesem wurde der Eifer für die französische Sache 
noch immer durch die Hoffnung auf den Gardinaishut warm erhalten. 
Gremonville berichtete ihm, dass Ludwig XIV. zu seinen Gunsten an 
den Papst sich verwendet habe, was Auersperg mit der lebhaftesten 
Dankbarkeit erfüllte. Er versprach dafür, das Project der Tripelallianz 
zu bekämpfen. An ihre Stelle dachte er eine katholische Tripelallianz 
zu setzen, welche von Oesterreich, Spanien und Frankreich gebildet 
werden sollte, eine Idee, die an dem Widerstände Frankreichs schei- 
terte. Diesem war es nur um die Erreichung seiner selbstsüchtigen 
Zwecke, nicht um die Befriedigung Europa's zu thun. Während es den 
ungarischen Malcontenten seinen offenen Beistand verweigerte, um so 
dem Kaiser gegenüber mit seiner Loyalität zu prunken, erhielt Gre- 
monville die geheime Weisung, mit den Magnaten zu unterhandeln; der 
Ban von Kroatien wurde ein Pensionär des Königs von Frankreich 
und der Gesandte verkehrte mit den Verschwörern Nadäsdy und Zrini. 
Kaiser Leopold seinerseits ertrug nur schwer die schiefe Stellung, 
in welche ihn der geheime Vertrag versetzte, gegenüber dem Drängen 
der Mächte, dem sich vorbereitenden allgemeinen Bunde gegen die 
französische Herrschsucht beizutreten. Die Spanier erklärten offen, 
dass sie einen fremden Prinzen als König nicht anerkennen würden, 
und Lobkowitz nahm ihre Partei. Anderseits war auch Auerspergs Eifer 
für Frankreich erkaltet, seit er trotz der Empfehlung Ludwigs XIV. 
bei der Cardinalspromotion übergangen worden \^ar. Da nemlich gleich- 
zeitig der Kaiser den Abt von Fulda, Markgrafen Bernhard Gustav 
von Baden-Durlach, für den Cardinalshut vorschlug, so fasste man am 
päpstlichen Hofe den Verdacht eines unlautern Vorganges Auerspergs 
und Hess einstweilen beide österreichische Candidaten, nemlich den von 
Ludwig XIV. und den vom Kaiser unterstützten, fallen. Als der Kaiser, 
durch die Ablehnung des Markgrafen unangenehm berührt, in Rom 
Aufklärung suchte, erhielt der österreichische Resident Baron Plitters- 
dorf aus dem Munde des Papstes und der Cardinäle AzzoUni und von 
Hessen die eingehendsten Aufschlüsse über die von Frankreich unter- 
stützte Candidatur des Fürsten Auersperg. Er erfuhr, wie Ludwig XIV. 
und sein Minister Lionne in den Empfehlungsschreiben an Papst und 
Cardinäle die unbegrenzte Autorität hervorgehoben hatten, welche 
Auersperg beim Kaiser geniesse; Auersperg habe den Frieden zwischen 
Spanien und Frankreich bewirkt, weil er den Kaiser vom Kriege zu- 
rückgehalten; der König von Frankreich werde die dem österreichischen 
Minister erwiesene Gunst so ansehen, als wäre sie ihm oder den Seinigen 
erwiesen worden. Man sagte dem Residenten, der Kaiser möge aus 






38 

diesen Mittheilungen ersehen, dass alle seine Beschlüsse an Frank- 
reich verrathen, ja von dort aus durch den französisch gesinnten 
Auersperg gelenkt würden. Auerspergs Illoyalität habe den Papst be- 
wogen, ihn von der Bewerbung um den Cardinalshut auszuschliessen. 
Der Resident wurde ermächtigt, ^lles Erzählte dem Kaiser zu berichten, 
und begab sich sogleich nach Wien, wo er sich bei dem Kaiser münd- 
lich seines Auftrags entledigte. Dieser kannte die Absichten Auerspergs 
auf die Cardinalswürde und hatte dieselben persönlich unterstützt, 
aber dass die Befriedigung dieser ehrgeizigen Laune der Preis für 
den zum Vortheile Frankreichs abgeschlossenen Theilungsvertrag war, 
das musste den Monarchen aufs tiefste verletzen. Von einem Verrath 
freilich, wie man ihn in Rom dem österreichischen Minister imputirte, 
war keine Spur, kein Beschluss des kaiserlichen Cabinets war an 
Frankreich verrathen worden. In Rom hatte man auch keine Ahnung 
davon, dass man sich in Wien bereits mit Frankreich geeinigt hatte 
und es daher kein spanisches Interesse mehr gegen Frankreich zu 
verfechten gab. 

Auersperg erfuhr nichts von Plittersdorfs Berichte, er blieb noch 
den ganzen Monat November hindurch in Amt und Würden. Seit dem 
Misslingen seines ehrgeizigen Planes neigte er sich den Spaniern zu; 
Ludwig XIV. bot ihm als Entschädigung für den Cardinalshut ein Ge- 
schenk von 200,000 Livres als diejenige Summe, welche der König 
für nothwendig halte, um zum Cardinalshut zu gelangen, ein Anerbieten, 
welches Auersperg mit der ganzen Entrüstung eines ehrliebenden Ca- 
valiers zurückwies. Inzwischen regte sich bereits die höfische Intrigue 
gegen den bisher allmächtigen Minister, und die spanische Regierung 
forderte vom Kaiser geradezu, er möge sein Vertrauen einem Minister 
entziehen, welcher die Interessen beider Linien des Hauses Habsburg 
verrathe. Am 10. Dezember 1669 erhielt der Fürst das kaiserliche 
Schreiben, das ihm die allerhöchste Ungnade verkündete, indem es 
ihn vom Hofe verbannte und ihn anwies, sich nach Wels zu begeben 
und dort in Gehorsam und mit Unterlassung jeder Correspondenz 
weitere Befehle abzuwarten. Doch gestattete der Kaiser auf Auerspergs 
Vorstellung, in Wels könne er nicht für die Erziehung seiner Kinder 
sorgen und die Luft sei ihnen dort schädlich, dass der Fürst sich nach 
Laibach zurückziehen durfte, wo sein Bruder als Landeshauptmann 
lebte und wo der Kern der Auersperg'schen Besitzungen lag. In einem 
Briefe an die Kaiserin verlangte der Fürst Gerechtigkeit gegen seine 
Feinde, die Spanier und Lobkowitz. Dem Kaiser schrieb er (16ten 
Dezember 1669): ,Allergnädigster Kaiser und Herr! Nach etlichen 



24 

dreissigjährigen Dienst, so Eu. Majestät, Herrn Vater, Herrn Bruder 
und Ihro selbst ich allergehorsamst geleistet, falle ich hiemit vor die 
Ftisse und nehme allermit Urlaub. Habe ich in dieser Zeit grosse und 
gute Dienste verrichtet, so ist es allein Gottes Werk gewest; allzeit 
aber weniger als ich verlangt habe und schuldig war: hab' ich übel 
gedient, so ist es mein Unvermögen gewest, niemals keine Untreu. 
Dieses schreibe ich vor dem gerechten Gott und rufe ihn an, diese 
Wahrheit oder Unwahrheit zeitlich oder ewig zu belohnen oder zu 
strafen. Eu. Majestät hat bisher beliebt , dass Gott und Eu. Majestät 
allein und nicht ich die Ursache meines gegenwärtigen Standes wissen 
sollte, ich aber hoffe, Gott werde einmal belieben, dass Eu. Majestät 
um all meine Unschuld wissen werden, die jetzt mir und ihm allein 
bekannt ist. Im übrigen opfere ich diesen meinen Stand dem gütigen 
Gott auf, für Eu. Majestät und Dero hochlöblichen Hauses Wohlfahrt 
wünsche Eu. Majestät von ganzem Herzen allen göttlichen Segen, 
gluckliche und lange Regierung und thue Eu. Majestät mich allerunter- 
thänigst empfehlen.' 

Auersperg lebte noch mehrere Jahre in Laibach, nur mit der Er- 
ziehung seiner Kinder, mit Jagen, Fischen, theologischen und philo- 
sophischen Studien beschäftigt; jeden Tag soll er sich zwei politische 
Sprüche und Aphorismen eingeprägt haben. Der Fürst verzweifelte 
noch nicht an der Wiedererlangung der Hofgunst und der Wieder- 
einsetzung in seine Aemter und Würden. Selbst die Hoffnung auf die 
Cardinalswürde gab er nicht auf, bis Lobkowitz und der Hofkanzler 
Hocher im Auftrage des Kaisers auch diese letzte Illusion zerstörten. 
Später zog sich Auersperg auf sein Schloss Seisenberg zurück, wo er 
am 13. November 1677 starb, 62 Jahre alt. Seinen Leib nahm eine 
Gruft der Franziskanerkirche auf. Die Geschichte nennt ihn als einen 
Mann von hohen Talenten, vielen Verdiensten, aber von ungemessenem 
Ehrgeize, der ihm zum Verderben ward.^ 



3. Baueman£nihr in Gottsched. Die nngarisohe Venohwöning. 
Der Landeshauptmann stirlst. Die Gelsurt des Prinzen Josef. Die Erainer in den 

Sämpfen mit Franlsreioh und der Türkei. 

Der unwirthlichste Theil des Krainer Landes, das Waldgebirge 
von Gottschee mit seinen wenigen, wasserarmen Kulturoasen^ litt stets 
am schwersten unter der Last der Gut- und Blutsteuer, welche der 



^ Vgl. Wolf, Drei diplomatische Belationen aus der Zelt Kaiser Leopolds I., 
österr. Arch. XX. 



'25 

Herr des Bodens und der Landesfürst einforderten. Hier nahm die 
erste BauernreheUion ihren Ausgang und hier wurde der letzte Ver- 
such einer gewaltsamen Umwälzung im Blute erstickt. Im Jahre 1662 
brachen die Gottscheer wider ihre Herren los. Wir finden nichts näheres 
über den Verlauf dieser Erhebung, nur das berichtet in schlichten 
Worten die Chronik,^ dass der Aufruhr theils durch Hinrichtung, theils 
durch Landesverweisung mehrerer Rädelsführer gedämpft wurde. 

Die ungarische Verschwörung (1666 — 1670) hatte auch Inner- 
österreich in den Bereich ihrer auf das Leben des Kaisers und die 
Losreissung von der Monarchie gerichteten Anschläge einbezogen. Der 
bei derselben betheiligte Ban von Kroatien, Peter Zrini, hoffte auf 
einen Aufstand in Steiermark, Kärnten und Krain. Er wollte zur Kriegs- 
macht der Verschwomen 40,000 Mann stellen und erklärte, Steiermark, 
Kärnten und Krain würden es mit Ungarn halten, er habe dort seine 
Leute. Nach dem verabredeten Plane sollte er in Steiermark und Krain 
zum Angriffe auf Oesterreich, als das Herz der Monarchie, schreiten. 
Er mochte wohl Verbindungen unter den krainischen Edelleuten haben, 
denn er war Landstand von Krain und durch die Vertheidigung der 
Grenze in fortwährender Berührung mit dem Adel des Landes, aber 
es findet sich nicht die mindeste Spur, welche auf ein Einverständniss 
in Krain hinwiese. Unsere Geschichte, insbesondere der Verlauf der 
Gegenreformation liefert den augenscheinlichsten Beweis, dass in Krain 
hochverrätherische Pläne keinen Boden finden konnten. Nur der Lan- 
deshauptmann von Görz, Karl Graf Thurn, war in die Verschwörung 
verwickelt, wurde wegen Mitwissenschaft an derselben verurtheilt und 
starb 1689 im Gefängnisse des Grazer Schlossbergs. Zu der Versamm- 
lung der geheimen Käthe, welche sich am 21. April 1671 auf Befehl 
des Kaisers zusammenfand, um über das gegen Zrini, Nadäsdy und 
Frangepan gefällte Urtheil zu berathen, war auch der Landeshaupt- 
mann von Krain, Wolf Engelbrecht von Auersperg, beigezogen. Wie 
bekannt, bestätigte sie das Todesurtheil. Nach dem Trauerspiel in 
Neustadt, Wien und Graz (hier fiel Tattenbachs Haupt am 1 . Dezember 
1671) sollte die Witwe Zrini's nach Laibach gebracht werden, aber die 
Nonnen (wohl die Ciarisserinnen), deren Obhut man sie anvertrauen 
wollte, weigerten sich, sie aufzunehmen.^ 

Am 28. April 1673 erlitt das Land einen unersetzlichen Verlust 
durch den Tod seines Landeshauptmanns. Die Stände ehrten sein 



» Valv. XI. 200. 

« Wolf, Lobkowitz S. 245, 249, 266, 287, 311, 327—329, 332. 



I 



26 

Andenken, indem sie seiner Familie das Tafelgeld jährlicher tausend 
Gulden von 1649 (als dem Antritte seiner Stelle) angefangen bis zu 
seinem Todestage bewilligten.* Sein Leib ward in der von ihm ge- 
stifteten Kapelle des heiligen Antonius bei den P. P. Franziskanern 
beigesetzt. Die ,Liebe des Landes^ nennt ihn unsere Chronik^ wahrlich 
der schönste Nachruf.* 

Die Oeburt des Ersihereogs Josef (des nachmaligen Kaisers Jo- 
sef I.) erfüllte auch Krain mit loyaler Freude. Die Stände bewilligten 
dem Hofkammercourier Franz Riva, der die Nachricht überbrachte, 
30 Reichsthaler.* 

In den Kriegen^ welche Leopolds Regierung erfüllten, haben 
unsere Krainer tapfer mitgestritten. Valvasor schildert ihre Lust am 
Waifenhandwerk. So unverdrossen die Hand des Krainers bei der 
Arbeit, so hurtig folge sein Fuss dem Kalbfell oder der Trompete. 
In Laibach allein würden jährlich viele hundert Streiter für den 
römischen Kaiser, oder den König von Spanien^ der schier alle Jahre 
in Krain werben lasse, oder für die Venetianer angeworben. Man 
finde in allen Regimentern Krainer und man müsse ihnen dies mit 
Wahrheit nachsagen, dass sie die besten und ausdauerndsten Soldaten 
seien. Dies könne nicht Wunder nehmen, da der Krainer, noch ehe 
er den Harnisch anziehe, schon daheim aller Weichlichkeit und Ver- 
zärtlung entsage, da er stets gegen den Türken, von dem ihn nur 
drei Wegstunden trennen, im Kampfe liege und es einen zahlreichen 
ritterüchen Adel im Lande gebe.* Es fehlt uns nicht an Belegen für 
diese Schilderung. Da sind z. B. die drei streitbaren Söhne des bereits 
genannten Jakob von Widerkhem. Franz Sigmund war Hauptmann 
des Arteaga'schen Regiments in mailändischen Diensten; Hans Hein- 
rich war Hauptmann in der Grenzfeste Brünndl in Dalmatien; der 
dritte, Sebastian Gottfried, nachdem er eine Weltreise durch Europa, 
Afrika, Indien, China, Japan, Mexico (1695) und Asien (1701) gemacht, 
trat in polnische Kriegsdienste unter August H., zeichnete sich als 
Oberstlieutenant und Generaladjutant des Ogulfischen Regiments aus 
und ward am rechten Fuss blessirt.^ Als im Jahre 1673 die kaiserliche 
Armee bei Eger sich sammelte, um gegen die Franzosen zu ziehen. 



» Landtagsprot. XXI. 294. 

« Valv. IX. 67. 

8 Landtagsprot. XXI. 369. 

* Valv. II. 103. 

« Blätter aus Krain 1864 S. 50. 



27 

trat Veit Christoph Freiherr von Rauber als Freiwilliger in das Re- 
giment des Generalwachtmeisters Grafen Sylvias Porcia, zeichnete sich 
bei der Belagerung und Erstürmung von Bonn aus und erhielt zur 
Belohnung den Befehl eines Fähnleins, mit welchem er auch den fol- 
genden Feldzug mitmachte,* und als es 1675 abermals gegen Frank- 
reich ging, zogen über 1200 Krainer mit, darunter viele vom Adel: 
ein Graf von Thum, ein Gall, ein Eck, zwei Lichtenberge, ein Ram- 
schissel,* ein Karl Weichard Graf von Burgstall, der, nachdem er 
manchen Ttirkenzug mitgemacht, 1677 als Oberst des Regiments 
Niklas Lodron im Treffen bei Kochersberg nächst Strassburg fiel* 

Die ruhmvollsten Erfolge hat die Regierung Leopolds I. in den 
Türkenhriegen aufzuweisen. Auch an diesen haben die Krainer wacker 
mitgeholfen. Als es 1664 wider den Türken ging, unter Montecuculi's 
Führung, zogen viele krainische Edelleute mit, unter ihnen unser Val- 
vasor selbst,* und in der Schlacht bei S. Gotthard, dem ersten grossen 
Siege über den Halbmond, zeichnete sich unter den Augen Monte- 
cuculi's der Krainer Georg Gottfried Freiherr von Lamberg, Comthur 
der österreichischen Deutschordensballey, als kaiserlicher Major durch 
glänzende Waffenthaten aus, welchen 1667 seine Erhebung in den 
Reichsgrafenstand folgte.^ Leider könnten die Früchte des Sieges nicht 
geerntet werden, weil es an Geld fehlte, die französischen und deut- 
schen Hilfstruppen sich der österreichischen Führung nicht unterordnen 
wollten und auf die Ungarn kein Verlass war, welche nurdurch die 
Furcht vor den Türken in Gehorsam erhalten wurden. • Das' Wüthen 
gegen die Protestanten in Ungarn, durch die Jesuiten angezettelt und 
genährt, brachte bald die Empörung zum offenen Ausbruche. Im Augen- 
blicke der höchsten Gefahr ernannte Kaiser Leopold, ein besonderer 
Verehrer des heiligen Josef, denselben zum Schutzpatron der an das 
türkische Reich grenzenden Erbländer. So erhielt auch Krain den 
zweiten Landespatron, nachdem bishin der heilige Georg, dessen Ka- 
pelle das Laibacher Bergschloss verwahrt, den Vorrang behauptet hatte. 
Am 19. März wurde die Statue des heiligen Josef in feierlicher Proces- 
sion von der Domkirche zu den Discalceaten getragen. Nicht allein die 
gesammte Geistlichkeit, sondern auch die Stände, Fürst von Eggen- 



1 Valv. XI. 636. 

« Valv. XV. 601. 

8 Valv. XI. 146, Blätter aus Krain 1857 S. 6. 

* Valv. XV. 601. 

» Wurzbach, biogr. Lex. XIV. 28. 

« Wolf,_Lobkowitz S. 126 f. 



28 

berg, die Grafen Kazianer, Blagay, Thurn, Jankowitsch, der Deutsch- 
Ordensritter Herr von Saurau und viele andere vornehme Grafen, Ca- 
valiere und ,Dames^ folgten dem Zuge. Zum Te Deum wurden dreimal 
die Stücke auf dem Schlossberge gelöst.^ 

Krain blieb fcMtan seiner Aufgabe getreu, ein Hüter der Grenze 
zu sein. Herbart Graf von Auersperg war General der kroatischen 
Grenze von 1652 bis an seinen im Jahre 1668 erfolgten Tod. Ihm 
folgte Johann Josef Graf von Herberstein.' Die Erhaltung der kroa- 
tischen und Meergrenze war bisher den beiden Nachbarlanden Kärnten 
und Krain allein obgelegen; im Jahre 1677 hielten die drei Lande in 
Marburg einen Landtag, auf welchem beschlossen wurde, dass Steier- 
mark, welches die sogenannte windische Grenze ganz allein versorgte, 
die Erhaltung der Festung Petrinia übernehmen sollte, was auch ge- 
schah.^ 

Die kroatische Grenze umfasste damals die festen Orte Ka/rlstaät^ 
Sluin^ KrisanitscMhurn (Crisanski Thurn), üräschUsch (Urazich), Shrödt 
und BariUovüsch (Zskrad, Barilovich), Radoiischüsch (Badoushich), Töhuin 
Touuin), Osteria^ Fiasko (Piaski), Kamensko^ Döbrinüsch^ Kosau (Eosay), 
Ogulin^ Modrusch ^ Otok^. Panor^ NeurCasieU (Kostel Novi), Qoyack 
(Gojak), Bebica und Ddnica^ Sichelberg (Schumberg); die Meergrenze: 
Zengg^ Ottotschitz (Otoczacz), die Fortetz (Fortezza) zu Ottotschitz, Prünäl 
oder Brinye^ Ledeniz^ S, Veit am Pflaum (Beka, Fiume), TersabJ' Die 
windische Grenze schloss sich an die kroatische an. Da standen bis zu 
dem festen Warasdin^ wo die Generalität residirte, die Plätze Copreinitz^ 
S. GeorgenscMoss, Kreuz, Ivanii, Lubring. In der Spitze, die von der Ver- 
einigung der Mur und Drau gebildet wird, erhob sich, durch Lage und Boll- 
werk gesichert, Legrad. Das von beiden Flüssen gebildete Dreieck hiess vom 
alt-berühmten Geschlechte seiner Grundherren die Zrini^Insd, Li der Mitte 
war Czakathurn mit Wall und Graben und mit der Waffenkammer und den 
Schätzen der Zrini. An der Drau endigte die windische Grenze. Ihre Fort- 
setzung bildete einerseits die kroatische, andererseits die ungarische Grenze, 
deren südlichstes Bollwerk Kanischa war.^ 

Die Grenzorte waren theils förmliche Festungen mit Wall und Graben, 
theils einzelnstehende Thürme oder Schlösser, oder gar blosse Tschardaken 
(Wachthäuser auf hölzernen Pfählen). Der General der kroatischen und Meer- 



* Disc.-Chronik. 

« Valv. XII. 58; Landtagsprot. XIX. 113. 

« Valv. XII. 47 ; Mitth. des historischen Vereins für Steiermark XV. 166 f. 

* Valv. XII. 59-113. 

ß Hurter, Perd. U., I. 284-286; vgl. Valv. XII. 39 f. 



29 

grenze residirte in Earlstadt. Die Häuser dieses Grenzortes waren von Holz, 
die Burg oder Besidenz des Generals dagegen aus Stein aufgefQhrt. Ein 
Wall mit sechs Basteien und einem breiten Graben umgab die ganze Stadt. 
Eine Bastei führte den Namen der Auersperg'schen , eine andere hiess die 
krainische. Eine Zugbrücke verband die Festung mit dem Lande und war 
durch Pallisaden geschützt. An Wasser war Mangel, dagegen üeberfluss an 
vortrefflichem Wein. In Earlstadt commandirte Johsmn Josef Graf von Babatta, 
in Sluin Graf Johann Ernst Paradeiser, der aber in Sichelberg residirte und 
sich durch den Lieutenant Sigmund Ludwig Freiherm von Bamschüssel ver- 
treten liess. In Erisanitscbthum commandirten nacheinander Budolf und Wolf 
Paradeiser; in Zskradt Johann Adam Graf von Purgstall, ein guter Partei- 
gänger und versuchter Soldat, der auch in Ogulin befehligte ; in Badouschitsch 
Johann Georg Gusitsch; in Zengg als Oberlieutenant Hans Carl Portner; 
in Ottotschitsch Freiherr Bernhard Gall; in Fortetz bei Ottotschitsch Hans 
Adam Freiherr von Gall; in Pründl Adam Seifried Semenitsch. Die Be- 
satzungen in Ogulin, Ponor, Modrusch, Otok, Neu-Oastell, Gojak, Debica und 
Delnica und in der ganzen Meergrenze wurden von der krainischen Land- 
schaft erhalten. Sie bestanden theils aus ungarischem und kroatischem Fuss- 
volk, theils aus deutschen Enechten mit langen Bohren und aus Arkebusieren 
zu Pferde, auserlesenen Soldaten; dazu kamen noch die Irregulären: Martolosen, 
gute Schützen, aber verrufen als Einderräuber im Einverständnisse mit den 
Türken. 

An diesen Grenzen dauerte der tägliche Parteigängerkrieg fort, 
ohne Rücksicht auf die Friedensschlüsse der Potentaten. Besonders 
gross war die Unsicherheit in Kroatien. Jeder Zollbreit dieses Bodens 
war mit christlichem Heldenblut gedüngt und musste noch täglich, ja 
stündlich gegen den Erbfeind vertheidigt werden. Wenn der Bauer 
auf dem Felde ackerte, hatte er jederzeit den Säbel umgegürtet und 
das gesattelte Pferd neben dem Pfluge, um im Falle des Angriffs sich 
sogleich zur Wehre setzen und, wenn übermannt, die Nachbarschaft 
auf windesschnellem Rosse allarmiren zu können. Streifizüge (Tscheten), 
lediglich zum Zwecke des Rauhens und Plünderns mit Vermeidung 
von Menschenmord und Brand, waren beiderseits gang und gäbe. Von 
der aus türkischen Ueberläufern (üskoken) gebildeten Miütärgrenz- 
enclave Sichelberg auf krainischem Boden wird gemeldet, dass ihre In- 
sassen wackere Soldaten waren, die aber ohne Raub und Mord nicht 
lange leben konnten und sich daher von Zeit zu Zeit durch einen 
Einfall ins türkische Gebiet Luft machen mussten. Gefangene wurden 
beiderseits so lange geprügelt, bis sie sich zu ranzioniren versprachen, 
davon rettete nur Uebertritt zum Christenthum oder rücksichtlich zum 



1 



30 

Mohamedanismüs. Hie und da Hessen die Türken einen Gefangenen 
auch gegen Bürgschaft eines Mitgefangenen los, damit er in die Heimat 
zurückkehre und sein Lösegeld erbettle. Diese Freigelassenen auf Ehren- 
wort bekamen vom Commandanten der Grenze ein Zeugniss, sie 
trugen als Abzeichen ein rothes Herz auf ihren Kleidern und die tür- 
kischen Fesseln auf der Achsel. Im ganzen ging man aber weniger 
darauf aus, Gefangene zu machen, als den Feind zu tödten, seinen 
Kopf abzuschneiden un^ ihn auf der Pike als Siegeszeichen triijm- 
phirend heimzutragen. Neben dieser Barbarei gab es aber auch nicht 
selten ritterliche Zweikämpfe beider Theile, wobei Christen und Türken 
ihre Geiseln für das ruhige Verhalten der Zuschauer stellten und 
trotz oft tödtlichen Ausganges alles einen friedlichen Verlauf nahm.^ 
Dieses Stilleben der Grenze wurde nur selten durch grössere 
kriegerische Unternehmungen unterbrochen. Als der letzte grosse Tür- 
kensturm sich Wiens Mauern nahte (1683), sammelten sich die Auf- 
gebote der Kärntner und Krainer in Wildon. Letztere, 400 Schützen, 
befehligte unser Geschichtsschreiber Vcdvasar; ihre Bestimmung war, 
Fürstenfeld und Radkersburg vor den türkischen Horden zu schützen. 
Er schlug sein Hauptquartier in Fürstenfeld auf, das er mit 100 
Mann besetzte, und vertheüte die übrige Mannschaft auf die umliegenden 
Orte: den Fähndrich Wolf Albrecht Schwab mit 100 Mann und den 
Unterbefehlshaber Hans Christoph Portner mit 75 Mann auf Burgau, 
den Baron Ferdinand de Leo mit derselben Zahl auf Neudau, den 
Rest auf Hohenbruck, Kapfenstein, Hainfeld. Valvasor kam am 24ten 
August nachmittags gegen 2 Uhr in Fürstenfeld an, als eben die bis- 
her dort gelegenen kaiserlichen Truppen im Aufbruch, dagegen die 
ungarischen Rebellen und die Türken im Anzüge begriffen warön 
(nach den Aussagen der Gefangenen 6000 Mann mit 13 Geschützen), um 
sich mit den bei Fürstenfeld lagernden Batthyanischen zu vereinigen. 
Unter diesen gefahrvollen Umständen und ungeachtet durch eine Ex- 
plosion des Pulverthurms in die Stadtmauer eine Bresche gelegt war, 
durch welche der Feind leicht hätte eindringen können, hielt sich 
Valvasor der Ehre der krainischen Landschaft, die ihn hieher geschickt, 
schuldig, so lange als möglich auszuharren. Gleich hinter ihm mar- 
schirten die Batthyanischen ein, während die Bürger die Stadt ver- 
liessen, so dass blos wenige Greise und Weiber zurückblieben. Die 
Rebellen zündeten das Dorf Speltenbach an und legten in der Vorstadt 
Feuer, so dass Valvasor sie durch sein grösstes Geschütz beschiessen 



» VaJv. XU. Buch. 



31 

Hess. Graf Karl von Saurau mit seinem Dragonerregiment und Oberst- 
lieutenant Graf von Dietrichstein mit den Mettemich'schen Kürassieren 
eilten herbei, fielen über die Rebellen her, von denen sie 300 erlegten, 
während die übrigen in ihr Lager zurückflohen. Zwei Dörfer, Ruders- 
dorf und Kaltenbrunn, gingen in Flammen auf. Die Mordbrennerei der 
Batthyanischen wurde blutig heimgezahlt : täglich wurden Plünderungs- 
und Yerheerungszüge ins batthyanische Gebiet unternommen. Am 2ten 
Sei^tember stiessen etliche tausend Kroaten unter dem Gommando des 
Obersten Freiherrn von Stadel, des Vicegenerals der windischen Grenze, 
Grafen von Trautmannsdorf, und des Grafen von Thum, Obersten zu 
Ivanitsch, zu Valvasor. Sie hielten sich, wie er sagt, über alle Massen 
wohl und er machte oft mit ihnen ,Parteigänge' wider den Feind. Als 
es das Ansehen gewann, die Rebellen würden von Pinkafeld auf Hart- 
berg losgehen, rückte Valvasor mit 200 Mann auf Hartberg, doch 
kam es zu keinem weiteren Zusanmienßtoss, weil Batthyani sich bald 
darauf dem Kaiser unterwarf. Als die krainische Mannschaft über Graz 
rückkehrte, gab die steirische Landschaft ihre Dankbarkeit für die 
freundnachbarliche Hufe durch hübsche Ehrengeschenke von gold- 
gestickten Beuteln mit ,güldenem Eingeweide' von Dukaten und Doppel- 
thalern, an Valvasor und seine OflSziere, zu erkennen. Herbart von 
Auersperg, der damalige Präsident des Geheimrathes, händigte diese 
Angedenken persönlich seinen Landsleuten - ein. ^ 

Es mögen sich wohl auch bei der tapferen Besatzung Wiens 
Krainer befunden haben, welche überall hin den Ruf ihrer Tapferkeit 
trugen. Unter dem Entsatzheere finden wir einen Atiersperg als Adju- 
tanten des Herzogs von Lothringen,* wohl derselbe, der später (13ten 
Juli 1668) bei dem Sturm auf Ofen genannt wird,* und unter den bei der 
Belagerung Wiens Gebliebenen wird ein Major von GaUenfds genannte 

Der tiefe Eindruck, den die glorreiche Schlacht unter Wiens Mauern, 
die erste grosse und folgenreiche Niederlage des übermüthigen Feindes, auf 
die europäische Welt übte, spiegelt sich auch in dem krainischen Völkslied. 
Die ,Pesem od Duneja' lässt freilich unhistorisch den Kaiser in Wien weilen 
und vom ,wilden* Türken dreimal zur Uebergabe aufgefordert werden ; sie lässt 
ihn mit allem Volk in den Dom von S. Stephan zur Messe ziehen, wo der 
Priester die Gläubigen an Maria*s Hilfe mahnt, die in den Wolken für sie 
kämpft und dem Feind den Einzug in die Donaustadt wehrt. Da rückt dann 



1 Valv. XV. 604 ; Hammer VI. 420. 

* Camesina, Wiens zweite Belagerung 1683, VIII. Band des W. Alterth.-Ver. 

* Hammer 1. c. 471. 

* GräflTer, Gesch. der k. k. Regimenter I. 106. 



82 

zuerst heran der polnische, dann der bairische König und die ,Holenderca 
s svojo vojsko^ Sie schlagen so kräftig drein, dass das Wasser der Donau 
von den Leichnamen aufgestaut wird.^ 

Das auf die Belagerung Wiens folgende Jahr verstrich in Inner- 
österreich unter patriotischen Opfern und Rüstungen. Die drei Lande 
steuerten 100,000 Gulden. Am 10. Oktober 1684 kam der berühmte 
Kapuzinerprediger P. Marcus d'Aviano in Laibach an, predigte am 
Uten und 12ten bei den Kapuzinern und in der Domkirche und fuhr 
am 13ten auf der Laibach nach Freudenthal.* Im folgenden Jahre 
wurde die päpstliche Türkensteuer von der Geistlichkeit in Krain ein- 
gehoben, mit 20 Kreuzer von 100 Gulden. Die Discalceaten allein 
zahlten 79 Gulden 30 Kreuzer, im Jahre 1686 aber 3000 Gulden an 
die päpstlichen Commissäre.* 

Als die kaiserliche Armee vor Ofen stand, fastete die Stadt Lai- 
bach bei Wasser und Brod (1. September 1686). Eine feierliche Pro- 
cession ging nach S. Peter, um glücklichen Erfolg der österreichischen 
Waffen gegen die Türken zu erflehen. Am 6. September brachten 
jedoch bereits zwei Couriere die Freudenbotschaft von der Eroberung 
Ofens.* 

Auch an der Grenze war das Glück den Krainern hold. Am 
17. Oktober 1684 überfielen Graf Trautmannsdorf und Graf Johann 
Ernst Paradeiser an der Spitze von 4000 kroatischen Reitern das wohl- 
verschanzte türkische Lager zwischen Turbina und Slatina, in welchem 
der Pascha von Possega mit 600 Mann und vier Feldstücklein gelegen, 
hieben den grössten Theil der Türken nieder, nahmen viele gefangen 
und machten grosse Beute. ^ Am 22. Juli 1685 machte Josef Graf von 
Herberstein, der General der kroatischen und Meergrenze, mit 1000 
Fussgängern und 300 Reitern einen glücklichen Streifzug in die Licca 
und Gorbavia, eroberte und schleifte die Schlösser Bunich und Udbin; 
im Herbste dieses Jahres legte er in wiederholten Streifzügen viele 
türkische Schlösser in Asche, so dass diese türkischen Grenzdistricte 
ganz verödeten, nachdem der grösste Theil ihrer Bewohner nieder- 
gemacht oder in die Gefangenschaft geschleppt worden war.® In diesem 
Feldzuge zeichnete sich auch der Commandant von Ogulin, General- 



^ Pesmi krajnskiga naroda IV. 110. 

« Valv. XI. 728. 

* Discalc.-Chronik. 

^ JesTiitendiariam im Mus.-Arch. - 

» Valv. XII. 132. 

ö L. c. 133-134; Hammer VI. 460-461. 



33 

Wachtmeister Graf Hans Adam Purgstall, aus, der 1687 vor Eperies 
den Heldentod fand,^ erst 45 Jahre alt. Er hinterliess eine Tochter 
und zwei Söhne, deren einer kinderlos starb, während der andere 
Lucretia Gräfin von Porcia heiratete. Ihr Sohn, Anton, wurde Jesuit, 
und mit ihm erlosch die krainische Linie dieses altberühmten Ge- 
schlechts. 

Im Jahre 1688 drohte in Oberkrain ein Bauernaufstand aus- 
zubrechen, als dessen Anstifter ein vornehmer Ausländer Gattin eruirt 
wurde, wohl ein französischer Agent;* indessen drang der General von 
Karlstadt mit 4000 Mann in Bosnien vor und verbreitete so panischen 
Schrecken, dass die Besatzung von Gradisca die mit 50 Geschützen 
bewehrte Feste ohne Widerstand verliess und die umhegenden Pa- 
lanken fielen,^ dagegen wurde das Schloss Bihaö 1697 vom Banus und 
dem General Auersperg mit 26 Karthaunen, Feldschlangen, Falkaunen 
und vier Mörsern einen Monat lang mit grossem Verlust belagert und 
fruchtlos gestürmt.* Doch alle diese partiellen Kämpfe verschwinden 
vor der glorreichen Befreiung des ungarischen Bodens, mit Ausnahme 
des Banats und Slavoniens, durch das Feldherrnglück des Kurfürsten 
Max Emanuel von Baiern, des Markgrafen Ludwig von Baden und 
des Prinzen Eugen von Savoyen, der die Türken bei Zentha (1697) 
entscheidend schlug. Der KarlowUzer Friede (26. Januar 1699) sicherte 
dem Kaiser eine Gebietserweiterung von 3147 Quadratmeilen und 
bannte die Schrecken der Türkenkriege auf immer von unseren Gren- 
zen. Glücklichere Zeiten menscTienwürdigen Daseins und geistiger Ent- 
wicklung winkten dem hartgeprüften Lande, seit die Grenzhut mehr 
und mehr gegen Süden vorrückte und (1702) ihre volle militärische 
Organisation erhielt. 

Der spanische Erhfolgekrieg^ der nach Karls II. Tode (1. Novem- 
ber 1700) begann und Kaiser Leopolds Regierung überdauerte, legte 
den Provinzen grosse Opfer auf: im Jahre 1704 wurde selbst die 
Ablieferung des entbehriichen Silbers und Goldes. der Kirchen befohlen 
und auch in Krain durchgeführt. Die Discalceaten reluirten ihr Silber, 
fünf Mark sechs drei achtel Loth, mit 51 Gulden d. W.^ Als Prinz 
Eugen gegen Marschall Catinat in Oberitalien zu Felde zog, näherte 



* V^urzbach, biographisches Lex. XXIV. 87. 

* Acten des Grazer Statth.-Arch. nach Prof. Biedermann, die Wiener Stadt- 
bank, österr. Arch. XX. 414. 

8 Hammer VI. 509. 

*- L. c. 633. 

^ Discalc.-Chronik. 

3 



34 

sich die Kriegsgefahr auch für Innerösterreich. Um die Convois, welche 
die kaiserliche Armee von Triest aus mit Rekruten, Lebensmitteln 
and Munition versahen, aufzufangen, erschien (10. April 1702) Admiral 
Forbins Geschwader, aus sechs Fregatten und Galioten bestehend, vor 
Triest und legte sich in einer Entfernung von etwa fünf Seemeilen 
vor* Anker. Am 14. August stiessen andere Schüfe zur Flotte und alle 
näherten sich dem Hafen auf Kanonenschussweite, um den Meeres- 
grund zu sondiren, stächen dann aber wieder in See.^ Inzwischen 
(2. August) war Laibach allarmirt worden und die Stände trafen Vor- 
sichtsmassregeln.* Am 19. August begann die Beschiessung von Triest; 
von halb elf bis drei und ein halb Uhr wurden 150 Bomben geworfen, 
welche jedoch geringen Schaden anrichteten.^ Am folgenden Tage 
flüchteten viele Triestiner nach Laibach. Hier war bereits die Land- 
miliz aufgeboten worden, deren Oberbefehl Graf Rabatta übernahm. 

Am 6. September sammelte ein kaiserlicher Referendar in Laibach 
Kriegsbeiträge, von den Vermöglicheren zeichnete niemand weniger 
als 20 Gulden. Am 5. Oktober rückte General Heister mit 1300 Mann 
in Laibach ein.* Innerösterreich wurde jedoch im Laufe dieses Krieges 
von keiner Invasion betroffen^ wohl aber war es noch wiederholt der 
Schauplatz von Kriegsvorbereitungen und Vertheidigungsmassregeln. 
Im Jahre 1703 wurden die Zeughäuser in Laibach mit Kriegsvor- 
räthen ausgerüstet. Am 3. September kamen 2400 Mann deutsche und 
kroatische Truppen unter Oberst Virmonde in Laibach an und lagerten 
sechs Wochen an der Save beim Kahlenberg. Am 14. Januar 1704 
begann man sogar Laibach in Vertheidigungsstand zu setzen. Die 
Schlagbrücke wurde aufgezogen, die Wachen wurden verdoppelt und 
durch Trommelschlag kund gemacht, dass im Falle der Noth jedes 
Haus einen Mann zu stellen habe.^ Eugens und Marlboroughs Sieg bei 
Hochstädt (12. August 1704) wendete jedoch alle Gefahr vom Herzen 
der Monarchie ab. Nur einmal noch näherte sich dieselbe unseren 
Grenzen, ak Franz Rakoczy's Scharen (Februar 1705) bis in die Steier- 
mark streiften. Mitten unter solchen Kriegswirren starb Kaiser Leopold 
5. Mai 1705 im 49. Jahre seiner Regierung. 



* Löwenthal, Gesch. von Triest I. 127 f. 

* Kluns Archiv I. 64. ^ 
» Löwenthal 1. c. 

^ * Kluns Arch. 1. c. 
6 Kluns Arch. S. 64—65. 



35 



Zweites KLapitel. 



Valyasors Kulturepoche in Krain. 

1. Bicgraphisches über Valvasor. 

Wer Krain im Zeitalter Leopolds I. schildern will, kann nur von 
Einer bedeutenden Persönlichkeit ausgehen, welche für immer mit der 
Kulturgeschichte dieses Zeitraumes verknüpft ist. Es ist dies die hoch- 
herzige. Gestalt Valvasors^ welche an der Schwelle einer neuen, bessern 
Zeit steht, die Gestalt eines Mannes, der, selbst eine Personification 
seines Zeitalters, uns die getreueste Schilderung desselben hinterlassen, 
der seinem Vaterlande alles geopfert, um dessen ,Ehre', die Thaten 
und Werke seiner Söhne, die Wunder seiner Natur, Sitte und Brauch 
seines Volkes der Nachwelt zu überliefern. Schuldiger Tribut unserer 
Dankbarkeit ist es daher, wenn wir an den Eingang dieser Kultur- 
schilderung das Lebensbild des grossen krainischen Patrioten stellen. 

Johann Weichard Freiherr von Valvasor war zu Laibach am 
28. Mai 1641 geboren. Er entstammte einer uralten italienischen Adels- 
familie aus dem Bergamesischen , deren Ahnen schon im elften und 
zwölften Jahrhundert zu den höchsten Kirchenämtern emporstiegen. 
Drei von ihnen waren Erzbischöfe von Mailand, einer (Galdino) er- 
langte den Kardinalshut und war Papst Alexanders III. Legat in Ober- 
italien. Um das Jahr 1550 kamen Johann Baptista und Hieronymus 
Valvasor nach Krain. Der erstere ward Oberproviantmeister der win- 
dischen, kroatischen und Meergrenze und erwarb zu dem Familien- 
besitz im Bergamesischen — Gut Tellegat und Schloss und Feste 
Sperckenthurn — ansehnüche Herrschaften und Güter in Steiermark 
und Krain ; dort Tüflfer und Gonobitz, Haus und Grundstücke in und 
bei Pettau, hier Gallenegg^ (1562), das früher im Besitze der Gall, 



^ Hier in der SchlosskapeUe war die Familiengruft der Valvasor. Unseres 
Chronisten Eltern, seine erste Gemalin, mehrere Geschwister und Kinder desselben 
wurden hier beigesetzt. Valv. XI. 164: , Jetzt berührte Kapelle beruhet meiner lieben 
seligen Eltern Gebeine, wie auch etlicher meiner Brüder und Schwestern, dazu unter- 
schiedliche Kinder unsers Geschlechts, darunter fünf meiner selbst Eigen und Leib- 
lichep; wie auch meine vorige EheHebste, die erst vor einem Jahr hineingelegt 
worden, welche allda einer fröligen Auferstehung mit einander erwarten.* Valvasors 
Yater stiftete (2. August 1650) ein mit vier Ganzhuben dotirtes Beneficium für diese 
Kapelle, zur Lesung einer Seelmesse an jedem Montage für die Verstorbenen von 
Valvasors Familie, und Messen an allen Marientagen. L. c. 

3* 



86 

Moskon und Herberstein war, Gurkfeld, Thurn am Hart und andere 
nicht benannte Güter und Gülten. Er vermalte sich mit Emerentia, 
der Tochter Veit Khisels, blieb jedoch kinderlos. In seinem Testa- 
mente vom 2. August 1581 erliess er allen seinen Unterthanen ihre 
Ausstände, bedachte die Spitäler in Gurkfeld und Tüffer mit ansehn- 
lichen Stiftungen; der grösste Theil seines Besitzes überging an die 
Familie Moskon, mit welcher er durch seine Schwester Katharina ver- 
schwägert war ; an seinen Vetter Hieronymus vererbte er Schloss und 
Feste Gallenegg mit anderen Gülten und in barem Gelde 10,000 Gul- 
den. Dieser war der Stammvater der krainischen Linie. Er vermalte 
sich mit Agnes von Scheyer, und seine Söhne waren Bartolomäus (Ver- 
ordneter und Generaleinnehmer in Krain) und Adam. Ersterer war 
zweimal verheiratet. Seine erste Gemalin war Maria Elisabeth Freiin 
von Dornberg, die zweite Anna Maria Freiin von Rauber. Beide Ehen 
waren reichlich mit Kindern gesegnet. Aus der zweiten stammte unser 
Geschichtsschreiber. ^ 

Johann Weichard Valvasor vollendete seine Studien am Jesuiten- 
coUegium seiner Vaterstadt mit dem philosophischen Kurse und wurde 
dann in seinem 18. Jahre nach der Sitte der Zeit auf Reisen geschickt, 
um Kenntnisse und Lebenserfahrung zu sammeln. Er durchzog Deutsch- 
land, Italien und Frankreich. Hier hielt er sich in Lyon mehrere 
Jahre auf, um sich dem Studium der historischen Wissenschaft und 
der Alterthumskunde zu widmen. Im Jahre 1669 war er in Afrika. 
Ueber alles, was der wissbegierige junge Cavalier sah und hörte, führte 
er ein genaues Tagebuch. Er strebt unermüdlich nach Wissen und 
Belehrung, wenn es ihm auch nicht gelingt, sich von dem mystischen 
Zuge ganz loszumachen, welcher die Zeit beherrschte. Magie und 
Goldmacherei galten eben damals als ,noble Passionen', welche ihre 
Adepten in den höchsten Kreisen der Gesellschaft fanden. In unserem 
Valvasor war jedoch dieser dunkle Drang nach Erweiterung der Gren- 
zen menschlichen Wissens seltsam gemischt mit einem durchdringenden 
gesunden Verstände und philosophischer Anschauung des Lebens. Je- 
nen nährten schon die ersten Jugendeindrücke, diese wuchsen durch 
fortschreitende Bildung und Erfahrung. Als Valvasor das Jesuiten- 
collegium besuchte, stand der Teufelsglaube, von welchem die Refor- 
mationsperiode nichts wusste, auch in Krain in seiner Blüte. Er erzählt 
uns, wie ein Syntaxist (Schüler der vierten Klasse) aus vornehmem 
Hause sich durch einen Teufelsbanner verleiten liess, sich gegen 



* Valv. IX. 106-109; XI. 162, 163. 



37 

Stecknadelstiche unempfindlich zu machen.^ Auf seiner ersten Reise 
lernt Valvasor in Bamberg (1659) aus einem Verhörsprotokoll von Un- 
holden und Zauberern manches neue über Teufelspacte. In Paris 
sieht er den Wahrsagerspiegel eines französischen Herzogs und erfährt 
von ihm das Geheimniss seiner Anfertigung. In Venedig lässt ihn (1669) 
ein Jude in einem solchen Spiegel sein Schloss Wagensperg sehen und 
theilt ihm auch das Geheimniss mit. Valvasor glaubte übrigens, dass 
sich solche Spiegel auch auf natürlichem Wege ohne Beihilfe des 
Teufels beistellen Hessen. Er hatte schon in Lyon einen solchen ,kat- 
optrischen' Spiegel selbst hergestellt, der an diejenigen erinnert, welche 
von modernen Zauberern zu Geistererscheinungen auf dem Theater 
verwendet werden. Er sagt treffend, dass die Natur von einem ,Stein 
der Weisen' nichts wisse, fügt aber gleichwohl hinzu: ,Ich leugne 
nicht, es gebe eine Goldtinctur, welche allerlei Metall in das beste 
Gold tingire.' Dies habe er selbst im Jahre 1670 auf dem grossen 
Platze Bellecourt in Lyon in der Maison du Pin gesehen, wo ein Eng- 
länder anderthalb Pfund Kupfer mit einem Gran in- das beste Gold 
verwandelt habe, ,ohne einigen Betrug'. Ja in Wien will Valvasor im 
Oktober 1666 im Arnold'schen Hause nahe beim Rothenthurmthor, wo 
er bei einem Herrn Meintzer in Kost war, ,ohn' einigen Betrug' ein 
Pfund Blei mit einem Gran Tinctur ins köstlichste Gold tingirt haben. ^ 
Diese Tinctur habe ein Herr Johann de Monte Sniders gemacht, welcher 
auch zwei chimSsche Tractate in Druck gegeben, sich aber später von 
Wien flüchten musste, weil ihm einige betrogene Goldsucher nach- 
stellten. Doch fügt Valvasor dieser Erzählung seines ersten alchy- 
mistischen Experiments hinzu, dies sei kein ,Goldmachen' gewesen, 
sondern nur eine ,concentrirte Extraction' des Goldes, wobei ,Mühe 
und Arbeit verloren geht und auch etwas Gold dazu'. Valvasor stand 
mit dieser Liebhaberei auch unter seinen Landsleuten nicht allein, 
denn er spielt darauf an, dass mehrere ihm befreundete Krainer über 
den Stein der Weisen schrieben, und ihre Werke in Deutschland An- 
Idting fanden, wie er noch auf einer Reise dahin (1685) wahrgenom- 
men. In Deutschland glaubten sogar einige ,curieuse Liebhaber der 
chimia', jene krainischen Alchymisten wären wirklich im Besitze des 
lapi^ philosophorum gewesen. Dass jedoch all dieses mystische Zeug 
nicht vermochte, den gesunden Sinn Valvasors ganz zu umnebeln, zeigt 
er bei der Beurtheilung des Hexenwesens. Er meint, man solle nur 



* Valv. XI. 86. 
» Valv. III. 415. 



38 

jene bestrafen, welche wirklich zum Blocksberg fahren, nicht aber jene, 
welche blos davon träumen. Er meint, es werde manche Hexe und 
mancher Zauberer schuldlos verbrannt, und spricht sich nebenbei 
gegen die Tortur als Mittel zur Erforschung der Wahrheit aus,^ das 
beste Zeugniss für seine Humanität, während sein gelehrter Common- 
tator Francisci die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen kann, eine 
Lanze für die Hexenrichter zu brechen und die humane Ansicht Val- 
vasors, man könne für blosse Vorspiegelungen der Phantasie nicht mit 
dem Leben bestraft werden, als eine Ketzerei zu erklären. Aus 
mancher Aeusserung Valvasors ist zu schliessen, dass er den Aber- 
glauben in seiner Geltung als kirchliches Dogma, wie es z. B. der 
Teufelsglaube war, mit einem gewissen Respect behandelte. So citirt 
er z. B. in Bezug auf Gespenster den Ausspruch des Joach. Curaeus: 
,Spectra saepius apparere solent timidis, quam cordatis, saepius mu- 
lieribus, quam viris' und fügt bei, dieser Meinung seien auch andere, 
sowohl katholische als protestantische Scribenten; das Urtheil darüber 
zu fällen, stehe aber nicht ihm (Valvasor), sondern ,den Herren Geist- 
lichen' zu, welche Worte Francisci, wie immer als Verfechter des 
Aberglaubens, commentirt. In einer diesem Excurs beigefügten Er- 
örterung Valvasors über den ,Lebensgeist' (,spiritus astralis') offen- 
bart unser Chronist nicht undeutlich fast moderne Ansichten, indem 
er sagt, dass beim Tode dieser ,astralische' Lebensgeist ,allgemach in 
sein primura principium, die astralische Luft, verschwindet und vergeht^ 
so dass die ausdrückliche Erklärung am Schlüsse dieses philosophischen 
Excurses: ,Wenn er etwas der römisch-katholischen Lehre Wider- 
sprechendes enthalte, so möge es als nichts gelten' — nicht überflüssig 
erscheint, obwohl es stark wie Ironie klingt, wenn unser Autor gleich 
darauf fprtfährt, er wolle diese seine philosophische Erörterung eben 
nicht als ,Glaubensartiker, sondern ,nur als vernünftige Gedanken' 
ausgeben.^ 

Von seinen Reisen zurückgekehrt, beschäftigte sich Valvasor 
eifrig mit dem Studium der Naturwissenschaften und der Mathematik, 
legte eine mehrere tausend Bände umfassende Büchersammlung und 
eine Sammlung mathematischer Instrumente an,^ welche er auch wohl 
zu gebrauchen wusste ; er erzählt selbst, dass er das Land vermessen 
und willens war, eine Landkarte anzufertigen.* Er sammelte ein reich- 

1 Valv. XI. 102. Die SteUe ist beachtenswerth. 

2 Valv. XI. 249. 

« Valv. Xr. 618, 619. 
* L. c. II. 149. 



39 

haltiges Münzkabinet, welches jedoch durch seine Freigebigkeit bald 
vermindert wurde, indem er mehr als 8000 Stücke in kurzer Zeit an 
Freunde verschenkte. Eifrig forschte er nach edlen Metallen und 
brauchbaren Steinarten, wie Krystall, Jaspis, Agat, Adlerstein, Marmor. 
Er erzählt uns, dass er viele hundert Adlersteine in fremde Länder 
verschickt habe und dass es in Krain dreizehn Marmorarten gebe.' 
Er trachtete darnach, seine Kenntnisse dem allgemeinen Wohle dienst- 
bar zu machen ; er glaubte eine Erfindung zur Auffindung von Quellen 
gemacht zu haben.* Denn ihn beseelte eine besondere Vorliebe für 
die Naturwissenschaften. Wo er nur einen ,curiosen' Mann in Er- 
fahrung bringen können, schreibt er, sei er hingereist, kein Weg sei 
ihm zu weit, keine Gefahr zu gross, keine Mühe zu verdriesslich ge- 
wesen; die Hoffnung, etwas ,Ungemeines' zu erlernen, habe alles 
versüsst.^ 

Indem Valvasor dem Vaterlande sein Schwert zur Verfügung 
stellte, eine Hauptmannsstelle in der Miliz (dem Aufgebote des Land- 
volks) annahm* und sich in der Zeit der Gefahr, wie wir gesehen 
haben, ^ als braver Kriegsmann bewährte, blieb er den Wissenschaften 
getreu. Er stand im Verkehre mit den bedeutendsten Gelehrten und 
Schriftstellern des In- und Auslandes, und die königliche Societät in 
London ernannte ihn zu ihrem Mitgliede. Während er so das Land 
fleissig durchforschte und seine Kenntnisse bereicherte, entstand in 
ihm der patriotische Plan, zu einer umfassenden Beschreibung des 
Landes Krain ; die reife Frucht unsäglicher Mühen und Opfer war sein 
unsterbliches Werk ^Die Ehre Krains\ eine vollständige historisch- 
topographische Landesbeschreibung in vier Foliobänden, 1689 in Nürn- 
berg gedruckt und mit Kupferstichen geschmückt, welche von den 
im Jahre 1678 eigens auf das Schloss Wagensberg (das er 27. Sep- 
tember 1672 vom Freiherrn Franz Albrecht Khaysell erkauft) be- 
rufenen Kupferstechern (Andreas Trost, Mathias Greyscher, Atzelt, 
Mungersdorf, Ritter) angefertigt wurden. Ein ehrlicher Patriot, schreibt 
Valvasor in der Widmung an die Landstände, müsse seinem Vater- 
lande nicht allein mit dem Schwerte, sondern auch mit der Feder 
dienen ; die Natur, welche uns die Liebe zum Vaterland eingepflanzt, 
• habe uns auch die Pflicht auferlegt, demselben mit allen unseren 



1 L. c. III. 430. 434. 
« L. c. XL 339. 
8 L. c. II. 416. 
* L. c. IX. 6. 
» Siehe oben S. 30. 



40 

Kräften zu dienen. Krain, obgleich ein schönes Kleinod unter den 
kaiserlichen Erbländern, sei, wie er auf seinen Reisen mit Befremden 
wahrgenommen, viel weniger bekannt, als es verdiene, während doch 
schon die Römer und die alten Deutschen es als den Schlüssel zu 
Italien und Deutschland hochgehalten, abgesehen von den vielen Sehens- 
würdigkeiten des Landes. Anderwärts eile man mit der Verkündung 
des eigenen Lobes, Krain dagegen habe immer mehr auf Thaten als 
auf Worte gehalten. Anfänglich, ehe noch Schönlebens Werk: ,Car- 
niolia antiqua et nova' erschienen war, hatte Valvasor die Absicht, 
sich auf die topographische Schilderung zu beschränken, als aber 
Schönleben starb und sein Werk unvollendet hinterliess, sah sich Val- 
vasor um so mehr veranlasst, seinen Plan durch Einbeziehung der 
Geschichte zu erweitern, als, wie Valvasor sagt, Schönlebens Werk 
lateinisch geschrieben und daher nicht jedermann zugänglich und 
mehr von fremden Ländern als von Krain darin die Rede war. Der 
topographische und kulturhistorische Theil Valvasors ist zwar unbedingt 
der werthvoUere , aber auch der historische ist für die Epoche des 
Mittelalters und der neueren Zeit sehr schätzbar durch die Benützung 
des landschaftlichen Archivs, eigener und fremder Aufzeichnungen und 
die Wahrheitsliebe des Autors. Die Reichhaltigkeit des Gebotenen ist 
staunenswerth in Anbetracht des Mangels aller Vorarbeiten, und die 
Ausschmückung mit W^appen, Ansichten von Städten, Schlössern u, s, w. 
durch Kupferstiche, deren sich bisher noch keine literarische Publi- 
cation in Krain erfreut hatte, eine werthvoUe Beigabe, welche freilich 
auch dem patriotischen Autor die schwersten Opfer auferlegte. Die 
Zeichnungen hat vielfach Valvasor selbst geliefert, was durch den 
Beisatz ^W D' auf den Kupfern angedeutet wird.^ 

Des Verfassers Brustbild schmückt den ersten Band seines Werkes, 
ein freundlich wohlwollendes, behäbiges Antlitz, die Haare lang auf 
den Hämisch niederfallend, den federgeschmückten Helm zur Seite, 
mit der Umschrift: ,Herr Johann Weyhart Freyh. zu Gallnegkh und 
Neudoi-flf, Herr zu Wagensperg und Lichtenberg, Einer löbl. Landt. des 
Hörzogthums Crain in untern Viertl des- Fuessvolkhs Haubtmann und 
ein Mitglied der Königlichen Societet in Engelland:' Unter den Hul- 
digungsgedichten, welche nach der Sitte der Zeit dem Werke voran-, 
gestellt werden, finden wir das deutsche einer Katharina Regina, Frau 
von GreiflFenberg, Freiherrin auf Seisenegg; ein krainisches von Josef 
Sisentschelli , ein kroatisches und ein dalmatinisches von Paul Ritter 



1 P. Marc, Biblioth. Carn. S. 8, Art. Atzelt. 



i 
r 



41 

aus Zengg. Bezeichnender als diese langathmigen Hymnen klingt aber 
das dem Haupttitel und Titelkupfer vorangestellte kleine Carmen 
unbekannten Verfassers: 

Orain! wer dich könnt, dem blinkt gar schön dein Ehrenschoin, 

Durch manches Kleinod, so Natnr dir angehenket; 

Durch der Begierer Glanz, so dich mit Licht beschenket. 
Fällt mir dein Bitter-Mat und grosser Fürst dann ein, 
So muss Camiola ein Carneol mir sein: 

Dieweil dein Oberhaupt viel Ehre zu dir lenket. 

Der Himmel ist es selbst, der deiner Ehren denket. 
Der angeerbet dich dem Ost-Haus\ edles Crain. 

Die Fama lässt von dir den Ehren-SchaU auch hören, 
Dass du den Glauben stets, dem Mond zu Trutz, beschützt, 
Mit tapffrem Stahl und Bley auf Ost-Beichs Feind geblitzt, 

Der seine Buhe kam und deine Treu zu stören. 

Die Treu, so manches Land mit Ehren kann belehren. ' 
Jetzt, da dein Adlerhaupt triumphyerehrlich sitzt 
und der verthierte Szjth vor Aengsten Blut schier schwitzt, 

Muss auch dein' Ehre nun defs Lesers Lust vermehren. 

Mit der .Ehre Krains' war Valvasors Thätigkeit noch nicht er- 
schöpft, er wurde auch der Topograph Kärntens und versuchte sich 
auf manchem andern Gebiete der Wissenschaft. Sein Corrector und 
Comnientator Francisci zählt* ausser dem Hauptwerke nachstehende 
Schriften Valvasors auf: 

1. Passionsbüchlein. Laibach 1679, in 4^ ,mit schönen und zierlichen 
Einfassungen in Kupfer, gezeichnet von Johann Wiriex mit unglaublich grossem 
Fleiss und Geduld.* 

2. Topographia Ducatus Camioliae modemae das ist Konterfejt aller 
Städte, Märkte, Klöster und Schlösser des Herzogthums Krain in ihrem heutigen 
Stande. Gedruckt zu Wagensperg 1679, in foL, mit mehr als 300 Kupfern. 

3. Topographia Arcium Lambergianarum, Castellorum et Dominiorum in 
Camiolia, ad vivum iconizata. Wagensperg 1679, fol. 

4. Metamorphosis Ovidiana auf Kupfern abgebildet, dabei unter jedwedem 
Kupferstück lateinische Carmina. Wagensperg 1680, fol. 

6. Topographia Archi-Ducatus Carinthiae modemae. Das ist, alle des 
Erzherzogthumes Kärnten heutige Städte, Märkte, Klöster und Schlösser, ihrem 
gegenwärtigen Stande nach, in Kupfer. Wagensberg 1681, fol. Mit mehr als 
200 Kupfern. 



* Anhang zum VI. Buch 8. 367 f. 



I 



42 

6. Topographia Carinthiae Salisborgensis, id est, Episcopatus, Praeposi- 
turae, Civitates, Oppida, Arces et Castella, quae Archi-Episcopatus Salisburgen- 
sis in Carinthia possidet. Wagenspergi 1681, in fol. 

7. Theatrum Mortis humanae tripartitum das ist Schaubühne des mensch- 
lichen Tods in drei Theilen mit schönen Kupfern geziert. Pars Prima : Saltus 
mortis (Todtentanz). Secunda: Varia Genera Mortis. Tertia: Varia Tormenta 
Damnatorum (Unterschiedliche Höllenpein der Verdammten). Alles mit aus la- 
teinischen carminibus und teutschen Versen bestehenden dialogis oder Sprach- 
wechslungen , wie auch teutsch und lateinischen Sprüchen heiliger Schrift und 
schönen Kupferstücken geziert. Laibach 1682, 4®. Die Kupfer in Wagensberg 
beigedruckt. 

8. Im Jahre 1671 Hess Valvasor in Bamberg ein Büchlein, aus dem Fran- 
zösischen verdeutscht und ohne Beisetzung seines Namens, drucken. 

9. Charta Geographica Carinthiae d. i. Landcharten des Erzh. Kärnten. 
Wagensperg 1685," ohne Beisetzung des Namens. 

10. Charta Geographica Carnioliae , oder Landkarten des Herzogthums 
Krain. Wagensperg 1684. 

11. Charta Geographica Croatiae. Wagensperg 1685. 

12. Topographia Archiducatus Carinthiae. Nürnberg 1686, fol. 

13. Satyrischer Ovidius mit deutscher Beschreibung und mehr als 170 
Kupfern. 12«. 

14. Luminis Naturae Tom. I. de Vitro, 4«, in zehn Büchern. Betrifft Glas- 
bläserei und Malerei, Emailarbeit u. dgl. 

15. Luminis Naturae Tom. 11. de Pasta, 4^ in zehn Büchern. Handelt 
von Gips, Alabaster, Marmel, von Tingiren, Beizen, Härten etc. 

16. Luminis Naturae Tom. III. de Colore, 4®, Zubereitung der Farben, 
Firnisse, Oele u. s. w. betreffend. 

17. Luminis Naturae Tom'. IV. de Sympathia et Antipathia, in 4®. Zehn 
Bücher. Darin wunderliche und seltene Exempel der Sym- oder Antipathie. 

18. Luminis Naturae Tom. V. de Fuco (von der Schminke), 4^, ebenfalls 
in zehn Büchern. 

19. Luminis Naturae Tom. VI. de Medicina, 4«, d. i. allerlei Chymische, 
Galenische und mancherlei andere sonderbare Secreta und Experimenta für 
allerlei Zustände. 

20. Flos Physico-Mathematicus , drei Bände in Fol., Valvasors ,selbst- 
eigene Experimente und Proben' und viele seiner Erfindungen enthaltend, befand 
sich im Jahre 1689 noch unter der Feder des unermüdlichen Autors und sollte 
ebenfalls durch viele Kupferstiche erläutert werden. 



43 

Die letztgenannten acht Werke blieben Mannscript. 

Eine Beschreibung des Zirknizer Sees unter dem Titel: Lacus Cirkni- 
censis rarissimi Camioliae Cimelii potiora phaenomena etc. erschien in den ,Acta 
Eruditorum Lipsiensium 1689 Mensis Decembris* pag. 634 — 644.^ Valvasor 
hatte den Zirknizer See in den Jahren 1684 und 1685 wiederholt zur Zeit des 
Zu- und Abflusses besichtigt.* 

Schon ein Blick auf Valvasors Hauptwerk würde es begreiflich 
machen, dass die Kräfte eines Privatmannes durch solch grossartigen 
Aufwand zur HeiTorbringung und würdigsten Ausstattung seiner Geistes- 
arbeit erschöpft werden mussten, da dieselbe doch nur einen be- 
schränkten Kreis von Abnehmern — in dem allerdings zahlreichen, 
doch im allgemeinen nicht reichen Adel des Landes, der höheren Geist- 
lichkeit und Beamtenschaft — finden konnte. Dazu die sonstige schrift- 
stellerische Thätigkeit und die Sammlerlust des Freiherrn, der aller- 
dings ein nicht unbedeutendes Vermögen ererbt, aber auch schon in 
jüngeren Jahren damit nicht gespart hatte, wo es galt, den Geist 
und die Erfahrung durch Reisen und Studien zu bereichern. So kam 
es denn, dass Valvasor, der die Güter Gallenegg,^ Schwarzenbach,* 
Wagensperg^ und Lichtenberg® besass, im Jahre 1690 sich gezwungen 
sah, seine reichhaltige Bibliothek dem Bischof Ignaz Mikulic in Agram 
zu verkaufen, nachdem er dieselbe vergeblich den krainischen Ständen 
zur Gründung einer landschaftlichen Bibliothek unter sehr billigen 
Bedingungen angeboten.'' Seine letzten" Lebensjahre verlebte der Ge- 
schichtsschreiber Krains in dürftigen Verhältnissen in Gurkfeld, wo 
er noch im Februar 1693 von Jakob Vodnik, einem Vorfahren unseres 
berühmten Dichters und Sprachforschers, ein Haus (jetzt Nr. 85) er- 



1 P. Marc. Biblioth Carnioüae S. 57. 
« Valv. in. 632. 
« Valv. XI. 162. 

* L. c. 517. 
» L. c. 619. 

• Ii. c. 337. 

^ Detaüs übor Valvasors Bibliothek, welche sich gegenwärtig in den Bäumen 
des fursterzbischöflichen Metropolitanarchivs in Agram befindet, bei Eadics: Val- 
vasor, biographische Skizze, Graz 1866 S. 26—30. Unter den Manuscripten werden 
da aufgezählt: ein über 700 Blätter zählender, schön gebundener Foliant: Miscel- 
lanea, auf 449 Blättern die genealogischen Notizen über alle Adelsfamilien Erains 
von Schönleben und die verloren geglaubten Jahrbücher Chröns etc. umfassend ; das 
grosse Wappenbuch, zusammengestellt von Valvasor und gemalt von Bartl Eam- 
schissl (1688); eine Kupferstichsammlung von 18 Bänden; die Cartons zu den 
Schlösserbüchem (Topographien) von Krain und Kärnten etc. 



44 

kauft hatte.* Hier beschloss er sein der Wissenschaft und dem Vater- 
lande geweihtes Leben im September 1693. 

Laibacher Freunde widmeten ihm eine nicht mehr vorhandene 
Grabschrift, welche der Historiker Johann Gregor Thalnitscher von 
Thalberg abfasste und welche lautete: 

D. 0. 

JOANNI WAICHAßDO VALVASOBIO 

LABACO OEIUNDO 

mCLITI DUCATUS CAßNIOLIAE 

COSMOGEAPHO 

EEGUE SOCIETATIS ANGLIAE ACADEMICO 

ANTIQUITATUM STUDIO NULLI SECUNDO 

QUI 
DOMESTICA MUSIS 

AMICA PIETATI 

BELLICA LITEßlS 

ADJUNXERAT 

OB 

UNDIQUE STRENUE GESTA 

PACÜNDUM HOC AD POSTEROS 

MONÜMENTUM 

S. P. Q. L. 

PONI CURAVIT 

m. ID. DECEMB. MDCXCm. 

Valvasor hatte sich zweimal vermalt. Die erste Ehe schloss er am 
10. Juli 1672 mit Anna Rosina GraflFenwegerin, welche 25. April 1687 
starb, die zweite am 20. Juli 1687 mit Anna Maximilla Freiin Zetsch- 
gerin. Aus der ersten hatte er vier Töchter und fünf Söhne, aus der 
zweiten eine Tochter. ^ Der Name Valvasor wird noch lange nach 
dem Tode seines grössten Trägers ehrenvoll genannt. Der Oberst- 
lieutenant Graf Valvasor des Regiments Nr. 18 (Stuart) machte 1737 
mit der Schabatzer Garnison den ersten Angriff auf die Türken, in- 
dem er am 12. Juli die Schanze Lesnica angriff, den Aga mit 47 
Türken erlegte un:l zwei Fahnen erbeutete.^ 

Das Schloss Wagensperg^ die Stätte, wo Valvasor in der Mitte 
seiner wissenschaftlichen Schätze lebte und wirkte, hat, im ganzen 



» Mitth. 1857 S. 115. 

« Valv. rX. 109. 

* Gräffer, Gesch. der k. k. Regimenter S. 78. 



45 

noch wohl erhalten, seitdem oft den Besitzer gewechselt.* Noch vor 
dem Tode Valvasors gelangte es (8. Oktober 1692) in die Hände Johann 
Andreas Gandini's von Lilienstein, dann durch Heirat an Anton Alex, 
von HöflFern (1750), durch Zwangsverkauf an Michael Skube (1793), 
durch Weiterveräusserung an Johann Nep. Wagathei (1801), von dessen 
Erben es Weriand Fürst Windischgräz (1853) an sich brachte. 



2. Laibacli zu Valvasors Zeit. Die Tuden. Die Landstädte nnd 

Bänerliclie Industrie und Landeskultiir. 



In keinem der entschwundenen Zeitalter blickt uns das Bild un- 
serer Landeshauptstadt so vertraut entgegen, wie in jenem Valvasors. 
Hier ist es uns, als würde es auf den Gassen und Plätzen der alter- 
thümlichen Stadt lebendig, als blickten wir auf das bewegte Leben 
und Treiben unserer Altvordern, als gewänne das Bild mit einem mal 
plastisches Leben und träte aus seinem Rahmen heraus. Wir schlagen 
die Chronik auf und verweilen mit dem Blick auf der prächtigen An- 
sicht von Laibach.* Sie liegt da in sicherer Hut des alten, schon von 
den Landeshauptleuten der kärntner Herzoge bewohnten und bewehrten 
Bergschlosses, welches aus dichtem Wald hervorragt, der nur auf der 
gegen Norden gewendeten Seite sich in dünnes Gehölz verliert. Das 
Schloss bietet den Anblick einer weitläufigen, mit Thürmen und Ba- 
steien versehenen Feste, auf der Nordseite sogar mit einer dreifachen 
Mauer eingefasst, welche aber, seit die Raubzüge der Türken auf- 
gehört haben, in ziemlichen Verfall gerathen ist, so dass sie, wie 
unser Chronist versichert, keinen Feindesanfall aushalten könnte. Es 
hat auch keine eigentliche Besatzung, sondern in Friedenszeiten nur 
eine Wache von zwölf Mann, welche der Burggraf befehligt. Dagegen 
lugen von seinen Wällen schussbereit die Geschütze, welche jedoch 
schon lange mehr die Verkünder festlicher Tage, als todbringende Sturm- 
zeichen sind. Auch die furchtbaren Verliesse, in welche man ehemals 
die gefangenen Türken an Seilen hinabliess, werden' nur mehr neu- 
gierigen Besuchern gezeigt, denen ein Blick in die ,abscheuliche Tiefe' 
kein geringes Grausen verursacht. Wohnlichere Kerker sind für christ- 
liche Uebelthäter bestimmt. Wir finden auch da eine Sehenswürdigkeit: 
Ein Laibacher Wirth, Plautz, wegen ,grosser Schlägereien und Rauf- 



^ Bl&tter ans Krain 1859 S. 90. 

« Valy. XL QQQ. Vgl. die kleinere Abbildung S. 336. 



46 

händeP da oben festgesetzt, hat mit dem Satan einen Bund gemacht, 
damit er ihn der Ketten und Bande entledige. Wie es dabei herge- 
gangen, hat er an den Mauern seines Gelasses eigenhändig abgerissen 
und gemalt. Der Böse hat auch Wort gehalten und seinen neu ge- 
wonnenen Freund bei hellem lichtem Tage durch alle Thore und 
Wachen hindurchgeführt, worauf dieser letztere ihn jedoch billig um 
seine Seele betrogen, indem er nun plötzlich dem Teufel zu Trotz 
fromm geworden und bis an sein seliges Ende bussfertig gelebt. Auch 
drei WacJUthürme zählt das Schloss, welche mehr friedlichen als krie- 
gerischen Zwecken dienen. Da ist der ,Pfeiferthurm', wo ein schönes 
Hörn vorhanden, das seiner Kunst halber gar berühmt. Abends, 
wenn Tag und Nacht sich scheiden, und zuweilen auch des Morgens 
lässt man es weithin erschallen. Es begleitet auch Solennitäten in 
der Stadt, Bürgermeister- oder Richterwahl, und auf einem offenen 
Gange lassen sich hier um 11 Uhr mittags, Sommers fast alle Tage, 
öfter auch Im Winter, die ,Stadtthurner' in ihrer grünen Liberey, 
mit drei Posaunen und einer Zinken (Cornet) hören. Das war die 
erste Stadtmusik von Laibach, Sie spielte auch in den Häusern bei 
Hochzeiten und anderen ,Ehrenfreuden' und geleitete die Hochzeits- 
züge aus der Kirche heim. Auf dem Pfeiferthurm wurde auch täglich 
um 7 Uhr früh eine Glocke geläutet, zum Andenken, dass der ,tür- 
kische Bluthund' um eben diese Stunde von der belagerten Stadt 
mit Schimpf abgezogen. Hier residirt auch der Feuerwäckter^ der alle 
von der grossen Thurmuhr schlagenden Stunden auf einer kleinen Glocke 
nachzuschlagen hat, um dadurch seine Wachsamkeit zu bethätigen. 
Im Falle eines Feuers hat er die Glocke anzuschlagen und bei Tag, 
wie noch heutzutage, eine rothe Fahne, bei Nacht eine Laterne aus- 
zuhängen, ebenso in Feindesgefahr, und diese Verpflichtung theilten 
auch die Wächter auf zwei anderen Schlossthürmen, auf der Ostseite 
und auf der Bastei ober dem Karlstädter Thor. 

Die älteste Befestigung gehört dem Mittelalter an, doch war sie 
noch unvollkommen ; die erste regelmässige Anlage von Mauern, Thür- 
men, Brustwehren, Basteien und Gräben begann 1519 und war 1592 
noch nicht vollendet. Vom Bergschlosse herab zogen sich zur Stadt 
zwei Bingmauern am nördlichen und südlichen Ende der Stadt, die 
erstere ungefähr in der Richtung der Studentengasse, die zweite in 
jener des alten Rathhauses (jetzt Nr. 167 am alten Markt); später, 
als die Stadt sich in dieser Richtung erweiterte, entstand eine dritte, 
in der Gegend der' S. Florianskirche endigende. Der Laibachfluss 
bildete gleichsam den natürlichen Festungsgraben, in den sich die 



47 

Bingmauer an seinem rechten Ufer hinzog und nur zwei Zugänge über 
die untere (Spitals-, jetzige Franzens-) und die obere (Schuster-, jetzt 
ifradecky-) Brücke oflfen liess. Sechs Thore bewachten die Zugänge 
zur Stadt: das Karlstädter Thor (pisane urata) an der Unterkrainer 
Strasse; das Wasserthor (vodne urata) am äussersten südlichen Ende 
der Stadt, wo der Fluss durch ein an die Wehr sich anschliessendes 
Fallgatter abgesperrt wurde; das Deutsche Thor (Nemäke urata) auf 
der linken Uferseite, an das Deutsche Haus sich anschliessend; das 
Vicedomthor (Vicdomske urata), ebenfalls auf der linken Uferseite, wo 
jetzt der Eingang zur Herrengasse; das SpitaUhor (Spetalske urata) 
auf dem rechten Flussufer, mit einem Brückenkopf auf der linken 
Uferseite, an der Stelle der jetzigen Franzensbrücke; endlich das nörd- 
lichste Thor, wegen des benachbarten Franziskanerklosters (jetziges 
Gymnasialgebäude) das Klosterthor (klosterske urata) genannt. Alle 
diese Thore wurden von Georgi bis Michaelis um 9 Uhr, und von da 
bis Georgi um 8 Uhr abends auf ein Glockensignal von deraPfeifer- 
thurm geschlossen. 

Beschauen wir uns das Innere der Stadt mit ihren 400 bis 500 
meist drei-, selten zwei- bis vierstöckigen, nett gebauten, gegen die 
Tlusseite zu meist mit offenen Gängen und Balconen versehenen 
Bürgerhäusern, mit einer Bevölkerung von 20,000 Einwohnern, dreissig 
engen Gassen und zwei Plätzen, dem alten und dem neuen Markt. 
Sie bietet einen freundlichen Anblick mit ihren Grärten^ theils in steifem 
französischem Geschmack mit abgezirkelten Blumenbeeten, theils mit 
ungekünsteltem dichtem Baumschatten, ja sogar mit einem Natur- 
park von Buchen und anderen Bäumen und einem ,schönen lustigen 
Spazierweg' den Schlössberg hinauf. Die Perle dieser Lustorte, der 
Attersperg'sche Garten vor dem Vicedomthore] mit seinen Volieren und 
Grotten, Springbninnen und Wasserkünsten, Marmorbildern und raren 
Blumen, seinem Kaninchenberg und Schwanenteich,, seiner Fasanerie 
und seinem Sommerhaus hat bereits gebührende Erwähnung gefunden. 
Er barg ausserdem noch eine Reitschule und ein Schiesshaus für den 
ritterlichen Adel des Landes, welcher auch ausser der Stadt ein Ball- 
haus und einen Reitplatz zur Uebung seiner Jugend eingerichtet hatte. 
Die Bürgerschaß hatte aber ihr besonderes Schiesshaus^ auf welchem 
im Sommer alle Sonntage nach der Scheibe geschossen wurde. Dies 
war kein blosses Soixntagsvergnügen, sondern jeder neu aufgenommene 
Bürger war verpflichtet, durch zwei Jahre- auf dem Schiesstande zu 
erscheinen und sich im Schiessen zu üben, worin ein von der Stadt 
besoldeter Lieutenant die Bürgerschaft unterwies, damit sie sich dessen 



4B 

auch in ernster Zeit zum Schutze der Vaterstadt bedienen könne. Wie 
die Alten ihren Schiesstand, hatte aber die Jugend ihre Fecht-^ Tang- 
und Sprachmeister, damit sie dereinst in Scherz und Ernst, auf dem 
glatten Parket und auf dem lauten Markt des Lebens ihren Mann 
stellen könne. 

Mustern wir die hervorragendsten Bauten des alten Laibach, so 
ist das Palais des Landeshauptmannes Wolf Engelbrecht von Auers- 
perg, dessen Lustgarten wir bereits erwähnt haben und dessen Ge- 
schmack die Stadt ihre vielen hübschen und nutzbaren Gartenanlagen 
zu danken hatte, ein grossartiger Bau im Viereck, mit weitem Hof 
und Raum für drei fürstliche Hofhaltungen, seinem auf luftiger Höhe 
angelegten Orangen- und Citronengarten, seiner Bibliothek und seiner 
Kunstkammer voll seltener Schaustücke und köstlicher Gefässe vor 
allen zu nennen. Das Landhaus bietet nichts bemerkenswerthes, als 
etwa die Achazikapelle, eine Stiftung der Gegenreformation, in welcher 
die Stände bei Eröffnung der Landtage die Messe hören, dagegen 
zeigt das Bathhaus mit seinem säulengetragenen Vorbau in seinem 
Innern die kunstreichen Wandgemälde des Antonio Gerici und an seiner 
dem Platz zugewendeten Fronte das Wahrzeichen der Stadt Laibach, 
Eva mit dem Apfel und ihr Gegenstück Adam, zwei Steinfiguren von 
treflFlicher Arbeit. An öffentlichen Gebäuden hatte Laibach noch drei 
Zeughäuser, das landesfürstliche und das landschaftliche am Schloss- 
berge, das bürgerliche zwischen dem Franziskanerkloster und den 
Häusern des Domcapitels am Laibachufer, dieses wohlversehen mit 
,allerhand Gewehr auf die alte Manier' und schönen Geschützen, da- 
runter die sogenannte ,Pfeife', d. i. vier Rohre auf einer Lafette artig 
zusammengefügt. Ferner war da das Oberaufschlagamtshaus am ,Rain^ 
(Rann), das Wag-, das Kornhaus (oder die sogenannte Brodkammer) 
am alten Markt und das Salzhaus. Hier walteten sechzehn von der 
Stadt bestellte Salz- und Getreidemesser ihres Amtes, schon durch 
ihre Zahl für den lebhaften Verkehr in diesen Artikeln zeugend. Zwei 
Brunnen^ vor dem Jesuitengymnasium und vor dem Rathhause, der 
erstere 1656, der letztere 1660 kurz vor Kaiser Leopolds Ankunft 
errichtet, beide von Marmor und durch Wasserleitung gespeist, spen- 
deten der Stadt das unentbehrlichste Lebensbedürfniss. 

Kirchen zählt unser Chronist dreizehn auf: den Dom, die Je- 
suitenkirche bei S. Jakob,* U. L. Frau im Deutschen Hause, Maria 

* Diese Kirche wurde 1701 nach einer durch Erdbeben erlittenen starken 
Beschädigung unter dem Bectorate des P. Budolf von Lewenberg neu hergesteUt, 
und es wurde damals das Chronogramm ober dem Hauptportal angebracht: Magno 



49 

Himmelfahrt bei den Franziskanern (jetziges Gymnasialgebäude), die Spi- 
talskirche S. Elisabeth im Bürgerspital, die Kirche S. Lorenz, vordem 
Fridolin am Rann, S. Florian auf dem alten Markt, S. Georg am Schloss- 
berg, S. Mariae Lauretanae, bei den Discalceaten (jetziges Civilspital), 
Kapuzinerkirche S. Joannis Evangelistae (am Platze vor dem Vice- 
domthor, wo jetzt die Sternallee), die Klosterkirche der Ciarisserinnen 
(jetzt Militärverpflegsamt) und endlich die Pfarrkirche S. Peter in der 
Vorstadt der Metzger, die älteste Kirche Laibachs. Mehrere dieser 
Kirchen waren nicht allein für den frommen Besucher, sondern auch für 
profane Wissbegierde von Interesse: jene der Franziskaner umschloss das 
Erbbegräbniss des ältesten und berühmtesten krainischen Geschlechts, 
der Grafen von Auersperg; die Elisabethkirche des Bürgerspitals war 
denkwürdig durch kostbare Grabdenkmäler in Marmor und Bronze, 
die Kirche von S. Florian verdankte ihre Entstehung einem Gelübde 
in Folge der grossen Feuersbrunst des Jahres 1660, und auch die 
Errichtung der Mariensäide vor der Jesuitenkirche war die Folge eines 
Landtagsbeschlusses vom 14. Jänner 1664, womit die Stände über 
Anregung des Kaisers Leopold erklärten, das Fest der unbefleckten 
Empfängniss Maria hinfür auf ewig zu feiern, und zur grösseren Ver- 
herrlichung dieses Mysteriums eine Mariensäule aufstellen zu lassen. 
Der Anfang zur Ausführung dieses Werks ward im März 1680 gemacht; 
unser Valvasor betheiligte sich in hervorragender Weise an derselben, 
indem er nicht nur die Zeichnung zur Marienstatue entwarf, sondern 
das Postament und den Säulenschaft, auf dem sich jene erhob, selbst 
modellirte. Das Modell der Statue fertigte der Bildhauer Wolf Weiss- 
kirchner in Salzburg, und den Guss bewerkstelligte der Laibacher 
Glockengiesser Christoph Schlag im Giesshause vor dem Carlstädter 
Thor, am 16. Dezember 1681. 

Seit der Gegenreformation hatte der Katholicismus in Laibacli 
wieder allen seinen Einfluss zurückerobert; der Generation, welche 
an der Bibel festhielt und alles äusserliche Formelwesen der römischen 
Kirche als Abgötterei verwarf, war eine in der Schule der Jesuiten 
erzogene gefolgt, Welche Klöster gründete und mit Stiftungen be- 
reicherte, Kirchen baute und Denksäulen für neue kirchliche Dogmen 
setzte, welcher die regelmässigen gottesdienstlichen Formen nicht ge- 
nügten, daher ihre Freude am geschäftigen Treiben der Bruderschaften 



Deo et sanCto laCobo. Mitth. 1858 S. 68. Zur Erbauung der Kapelle des h. Franz X. 
hatten die Stände 1667 — 1669 dem damaligen Rector P. Josef Frey 5500 Gulden 
und zur Consecrationsfeier 150 Gulden bewilligt. Mitth. 1863 S. 87; Landtagsprot. 
XXI. 234, 240. 

4 



5Ö 

und am Schaugepränge der Wallfahrten und Processionen. Der Bruder- 
schaften gab es in Laibach zwölf, von denen die ansehnlichsten die 
des Frohnleichnaras mit einem eigenen Hause nächst der Domkirche, 
in dessen Hofe sich 2000 Personen versammeln konnten, und jene des 
heiligen Dismas, gegründet 1688 durch Wolf Sigmund von Kühnbach, 
kaiserlichen Verweser in Idria, dem sich der Oberbergrichter Franz 
Jakob von Erberg anschloss. Ihr Historiograph war Johann Gregor 
Thalnitscher von Thalberg, der die Biographien der Mitglieder schrieb.^ 
Der Bruderschaft Redemptoris Christi verdankt die Laibacher Ghar- 
freitagsprocession ihre Entstehung. Diese bestand aus 23 Figuren oder 
vielmehr symbolischen Gruppen, unter denen z. B. Andromeda, von Per- 
seus befreit, die Erlösung der hilflos dem Verderben preisgegebenen 
Menschheit durch den Messias versinnlichte. Der Umgang ging von 
den Kapuzinern aus durch die Herrengasse, den Neuen Markt, die 
Schustergasse, Schusterbrücke bis nach S. Jakob, dann zurück und 
über den Platz bis zu den Franziskanern (das jetzige Gymnasialgebäude 
am Schulplatz); von hier wieder zurück durch die Spitalgasse, über 
die Spitalsbrücke, Kapuzinergasse (jetzige Theatergasse) zu den Ka- 
puzinern. Der Zug hielt von Zeit zu Zeit still, das waren die Leidens- 
stationen. Den Heiland stellten anfänglich Personen des hohen Adels 
vor, später gedungene Leute; die Juden wurden von den Tirnauern 
und Krakauern, später aber auch von gedungenen Leuten vorgestellt. ^ 
Eine ähnliche Procession ging am Gründonnerstage von den Jesuiten 
aus; es gab* dabei viele sich selbst Geisselnde und Kreuzträger (die 
zur Busse ein Kreuz schleppten), und es wurde das. Leiden Christi 
in Figuren dargestellt. Ausserdem hatten noch die Bruderschaften 
ihre besonderen Umgänge, und fast kern Sonntag oder Jahrmarkt ging 
ohne eine Wallfahrt vorüber. 

Vorstädte zählte Laibach in dieser Epoche nur drei, jene der 
Metzger ausser dem Spitalthore, und auf der entgegengesetzten Seite 
der Stadt jene der Fischer — die Krakau — und der SchifFleute — 
die Tirnau. 

Die Stadt Laibach erlangte die Bestätigung ihrer alten Rechte, 
Freiheiten und Privilegien von Kaiser Leopold, 6. September 1660.^ 
Ihr Stadtrath theilte sich in den Innern und äussern; jener, aus zwölf 
Personen bestehend, wurde von der Bürgerschaft aus den ,Reichsten 



' Mitth. 1862 S. 4 f. 

2 Mitth. 1857 S. 100; 1859 S. 92. 

3 Mitth. Dezember 1852; 1866 S 31. 



51 

und Verständigsten' auf Lebenszeit gewählt, und diese ernannten dann 
jährlich 24 Personen aus der Bürgerschaft für den äussern Rath. Das 
,Volk' oder die ,Gemeine', aus 101 Männern bestehend, hatte den 
Stadtrichter aus zwei vom Innern Rath vorgeschlagenen Personen zu 
wählen, während der Bürgermeister aus dem Innern Rath durch Stimmen- 
mehrheit gewählt wurde. Zur Verwaltung der Gerichtsgeschäfte wurden 
dem Stadtrichter aus dem innem und äussern Rath Bürger beigeordnet, 
mit deren Hilfe er die bürgerlichen Civil- und Strafsachen schlichtete. 
Prpzesse in die Länge zu ziehen, galt bei den Laibacher Bürgern für 
,schändlich'. Die Appellation vom Stadtgericht ging an den Vicedom, 
als den Vertreter des Landesftirsten. 

Vor Zeiten, gingen die Zwölfe des inneren Rathes von Laibach 
in Purpurgewändern , wie die venetianischen Edelleute oder die Fla- 
mines der Römer, dagegen die des äusseren Raths in schwarzen ,Ta- 
laren'; zu Valvasors Zeit war mit der alten Blüte der Stadt auch 
die Festtracht ihrer Erwählten geschwunden, bei festlichen Gelegen- 
heiten erschien aber der Rath in schwarzer spanischer Tracht, als dem 
Hof kleide. Sowohl Bürgermeister als Stadtrichter hatten ihre Bedienten 
in grüner ,Liberey' (Livree). Unter den Bürgermeistern Laibachs 
zeichnete sich Johann Baptist Thalnitscher, seit 1663 wiederholt Stadt- 
richter, seit 1672 durch das Vertlrauen seiner Mitbürger an die Spitze 
der städtischen Verwaltung berufen, durch gemeinnützige Thätigkeit 
aus und wurde am 31. Dezember 1688 in den Adelsstand des heiligen 
römischen Reichs mit dem Prädicate ,von Thalberg' erhoben.^ 

Der Nationalität nach war die Laibacher Bürgerschaft sehr ge- 
mischt, die meisten Bürger, fast ein Drittel der ganzen Bevölkerung, 
waren Einwanderer aus der Fremde. Es wohnten da ,unter einander 
und gleichsam in einem Schaf stall' Krainer, Steirer, Kärntner, Kroaten, 
Italiener, Tiroler, Baiem, Sachsen, Franken, Schwaben, Schlesier, 
Mährer, Böhmen, ja sogar Dänen, Pommern, Holländer und Franzosen, 
geeint durch Sitte und ,deutschredUche Treue', beisammen. Man ver- 
spürte wenig von Zank und Hader und niemandem fiel es ein, über 
die ,fremde Ferse' zu klagen, um so mehr, als die gefürchtetsten Con- 
currenten, die Juden, längst aus dem Felde geschlagen waren. Sie 
erhielten sich nur mehr auf dem flachen Lande in Pflegen und an- 
deren Diensten, wie ein Patent Kaiser Leopolds vom Jahre 1672 be- 
weist, welches deren Abschaffung anordnet.* Am 2. April 1683 fand 



» Blätter aus Krain 1863 S. 188. 

« Meine Skizze : ,I)ie Juden in Krain* Feuill. der Laibacher Zeitung 1866. 

4* 



52 

man an der Strasse nach Kroisenegg einen hebräischen Denkstein, 
der auf einen hier bestandenen Judenfriedhof gedeutet wurde. 

Der Handel machte die Laibacher Bürgerschaft reich ; sie lieferte 
nach Italien Eisen, Wolle, Korn, Vieh und tauschte dafür Seide, Tuch, 
Salz, Gewürze und die Leckerbissen des Meeres ein. Aus Kroatien 
bezog man von alters her Pelzwerk und Vieh. Nach Deutschland, ins- 
besondere nach Salzburg und Baiern, gingen jährlich viel tausend Zent- 
ner Honig, die feinen Weine Italiens, Quecksilber und Kupfer, und es 
wurden von dort gegerbtes Leder, Wolle und Gegenstände des Haus- 
halts eingeführt. Der Salzhandel war von Kaiser Leopold mit Patent 
vom 10. September 1661 freigegeben worden. Man bezog das Salz 
aus dem venetianischen Istrien, aber auch aus den Salzgärten von 
Triest. Das nach Laibach gebrachte Salz musste hier verkauft wer- 
den.^ Die Blütezeit der Laibacher Gewerbe war jedoch vorüber, die 
Hutmacher hatten vor der Einnahme Candias durch die Türken fast 
(las ganze Königreich mit Hüten , Baretten* und Kappen versehen. 
Ehemals gab es auch in der Polana eine Papiermühle und in der Tir- 
nau eine Glashütte. Die Stadt hatte jetzt nur noch einige Industrie 
in Spitzen nach niederländischer und venetianer Art, die einen Aus- 
fuhrartikel bildeten, und seit einigen Jahren hatte man den Tabakbau 
begonnen, auf dessen Gedeihen man viel Hoffnung setzte,^ der jedoch 
wie es scheint, bald wieder aufgegeben wurde. Dagegen finden wir, 
wie bereits erwähnt,* den ersten Glockengiesser vor dem Karlstädter 
Thore, also an dem nemlichen Platze, wie heutzutage. Von den zwei 
Badstuben, welche Laibach im Mittelalter zählte, finden wir nur mehr 
die capitlische, hinter der Domkirche, genannt, welche im Jahre 1663 
verkauft wurde. Im Jahre 1704 besass sie Jakob Menegatti.* Die 
Badstuben waren übrigens im Laufe des siebzehnten Jahrhunderts aus 
Tummelplätzen geselligen Vergnügens zu Werkstätten der Bader ge- 
worden, welche das als Präservativmittel beliebte Aderlassen und 
Schröpfen und andere Zweige der Wundarzneikunde betrieben. 

Die Zahl der Kleingewerbe war sehr beträchtlich und daher auch 
ihre Arbeit sehr billig. Unter den Taglöhnern werden Fuhrleute, Esel- 
treiber, Pferdevermiether, SchiflFIeute, Fischer, Holzhauer, Boten, Last- 
träger, Gärtner aufgeführt. Ein Taglohn betrug vier bis fünf Groschen ; 



1 Mitth. 1862 S. 72 f. 
'^ Siehe oben S. 49. 

2 Vicodomarchiv. 



53 

davon genügte ein Groschen für die Tageskost, daher der Taglöhner 
sein gutes Auskommen fand. Das Leben in Laibach war überhaupt 
billig; die Stadt wurde nicht allein durch Handel und Gewerbe mit 
guter und wohlfeiler Ware, sondern auch durch die Wochenmärkte 
mit Esswaren wohl versorgt. Besondere Sorge verwendete der Lai- 
bacher Rath auf vollwichtiges Brod, An der Laibach, in der Nähe der 
sogenannten Brodkammer, war der unredlichen Becken ßichtplatz ; dort 
vnirden. sie nemlich ,ins Wasser geschupft', worunter wir jedoch wol 
kein Ertränken, sondern nur ein zwar unangenehmes, doch nicht lebens- 
gefahrliches Untertauchen zu verstehen haben. Aus dem Jahre 1696 
wird über grosse Theuerung berichtet. Damals kostete ein Star Weizen 
14 Gulden und im Laibacher Lazareth befanden sich 500 Bettler.^ 

,Seit ungefähr 50 Jahren — schreibt unser Chronist im Jahre 
1679 — ist die Stadt an Pracht der Gehauen und Menge der Ein- 
wohner (man schätzte diese damals auf 20,000), auch sonst, die Wahr- 
heit zu gestehen, an Gepränge merklich gewachsen. Denn da man, 
zu Anfang dieses Jahrhunderts, etwan vier Carossen gesehen, so wer- 
den nunmehr über 50 gezählt.' Demgemäss stieg auch der Luxus in 
den Genüssen der Tafel. Die Reichen ,belustigten' sich mit ,Schlecker- 
bisslein', liessen ,Schleckereien' aus Italien, Austern von der Meeres- 
küste kommen; diese Feinschmeckerware ward so stark eingeführt, 
dass sie in Laibach fast leichter aufzutreiben war, als in Triest. Im 
Fasching steigerte sich das Wohlleben zur Zuchtlosigkeit; es war da 
in Laibach, nach dem Zeugniss des Laibacher Arztes M. Gerbez, kein 
Haus, wo es nicht bis Sonnenuntergang Gelage und Excesse gab.^ 
Zur Sommerszeit liebte man es, nach eingenommener Mahlzeit des 
Abends auf der Laibach bei Musikbegleitung spazieren zu fahren, 
,indem der Fluss in anmuthiger Stille fortschleicht" und also durch 
kein Rauschen dem Musikklange einen Eintrag thut'. 

Auch in der Tracht gab 'sich der Hang zum Luxus kund. Die 
Laibacher wichen darin keiner der ersten Städte Deutschlands. Die 
Vornehmen trugen sich entweder deutsch oder französisch. Bürgers- 
töchter und Frauen trugen weisse Schleier oder ,gekräusten Flor', was 
vormals nur adeligen Matronen aus den vornehmsten Häusern zustand. 
Als diese sahen, dass ihre Tracht von den Bürgersfrauen nachgeahmt 
wurde, fingen sie an, um ,vor dem gemeinen Volk etwas besonderes 
zu haben', nach deutscher Manier schwarzseidene Kappen oder Flore 



1 Kluns Arch. S. 61. 

* Lippich, Laibacher Topographie, Laibach 1834, S. 113. 



54 

ZU tragen. Aber auch in diesem neuesten Modeartikel thaten es ihnen 
die Frauen und Töchter der ßathsherren nach, welche zu den edlen 
Geschlechtern gezählt wurden. ,Und wie diesem Frauenzimmer die 
Prachtlust gleichsam angeboren ist, also trachtet gemeiniglich eine die 
andere in Schmuck und Zierrath zu übertreffen.' 

Liebte aber der Laibacher Bürger auch Prunk und Wohlleben 
fast zu sehr, so lässt es sich ihm nicht nachsagen, dass er darüber 
den Werth der geistigen Güter verkannt hätte. , Er liess seine Söhne 
die Schulen der Vaterstadt besuchen und schickte sie dann in fremde 
Länder an eine Akademie, um dort ihre Erziehung zu vollenden. 
Mancher Bürgerssohn machte oft nicht minder glänzende Carri^re als 
der Adel, denn dieser war durch Gegenreformation und Krieg decimirt 
und verarmt und hatte nur mehr das Privilegium der Geburt voraus. 

Umgangssprache war in Laibach neben dem Slavischen das 
Deutsche, auch, bei Adel und Kaufleuten, das Italienische; in der 
Schrift bediente man sich nur des Deutschen. 

Da wir schon einmal von dem Laibacher Leben reden, so müssen 
wir, wie unser Chronist witzig bemerkt, auch der Lufl^ als einer zum 
Leben höchst nothwendigen Sache, gedenken. Die Laibacher Luft 
wurde ,von etlichen, die allzu grosse Zärtlinge oder aber davon keine 
rechte Erfahrenheit haben', fälschlich als ungesund verschrien ; Merian 
und Blaeu, dieser in seiner Cosmo-, jener in seiner Topographia, er- 
klärten sie ebenfalls für ungesund wegen des Nebels, der im Herbst 
und Winter die Luft ,verdunkle', aber unser Valvasor vertheidigt den 
leider nicht wegzuleugnenden Nebel: im Herbst zeitige er das Wälsch- 
korn, im Winter sei er gesund, und wenn er des Morgens einfalle, 
mache er zu Mittag einen heiteren Himmel. Der Feuchtigkeitsgehalt 
der Luft sei für die Schwindsüchtigen gesund; die Pest, welche in 
nebelfreien Gegenden angeklopft und viele dahingerafft, habe sich im 
Laufe des Jahrhunderts in Laibach kaum einmal gezeigt. Es kämen 
auch manche bei diesen Nebeln zu hohem Alter, und es wären deren 
noch mehrere, wenn es der ,übermässige Trunk' nicht verhinderte. 
Es seien Exempel vorhanden, dass Männer 50 Jahre mit einer Frau 
,ehlich gehauset' und die zweite Öochzeit nicht nur erlebt, sondern 
überlebt; auch Ehen mit 24 Kindern kämen vor, wobei Valvasor an 
sein eigenes Haus gedacht haben mag, denn sein Vater Bartolomäus, 
wenn er die Häupter seiner Lieben zählte, brachte volle zwei Dutzend 
heraus, und unser Chronist selbst hatte zehn Kinder. Die Verthei- 
digung der Laibacher Luft haben übrigens auch hochverdiente Lai- 



65 

bacher Aerzte, Franciscus de Coppinis* und Marcus Gerbez,* Zeit- 
genossen Valvasors, und in neuester Zeit der geistvolle Topograph 
Laibachs, Dr. Lippich, ^ auf wissenschaftlichem Wege geführt. Dr. Lippich 
erkennt an, dass schon zu Valvasors Zeit, ,wo doch mehrere unleugbar 
gesundheitswidrige Einflüsse noch existirten', das Klima Laibachs in 
seinen Hauptmomenten vertheidigt werden konnte und musste.* 

Die Chronik der loccden Ereignisse physischer Natur und ver- 
derbenbringender Wirkung ist in Valvasors Epoche für Laibach ge- 
ringer als in früheren. Grössere Feuershrünste gab es nur in den 
Jahren 1660, wo am 17. September fünfzehn Häuser bei S. Florian, in 
dem ärmsten Stadtviertel, zur Asche wurden, und 1676 am 4. März, 
wo die Brunst in der Vorstadt nächst dem Spitalthore 40 Häuser ver- 
zehrte, während in dem am 23. Juli 1685 in der Vorstadt hinter dem 
Garten der Ciarisserinnen (Galave Ulze) ausgebrochenen Brande nur 
fünf Häuser zugrunde gingen. Auch ^ie Ptdverexplosion im Jahre 1686, 
wo auf dem Schlossberge ein Pulverthurm mit, 500 Zentner Pulver 
in die Luft flog, dabei ein Stück der Ringmauer zertrümmerte und 
umherschleuderte, auch in der Stadt in fast allen Häusern Fenster und 
Oefen zertrümmerte, ging ohne bedeutenden Schaden vorüber; einige 
benachbarte Häuser bei S. Florian stürzten ein, wobei ein Student 
verunglückte, und schnelle Hilfe rettete die beiden anderen benach- 
barten Pulverthürme.^ Erdbeben suchten Laibach zwar öfter heim, aber 
unsere Chronik berichtet nichts von grösseren Verheerungen. Am 
1. September 1669 morgens vier Uhr wird das erste verzeichnet, und 
es wiederholte sich am 29. Dezember desselben Jahres ,mit unglaub- 
licher Gewalt'. Ob das starke Erdbeben im folgenden Jahre (1670), 
welches Freudenthal ,mit grossem Gekrach' erschütterte, auch in Lai- 
bach empfunden wurde, wird nicht berichtet, ebensowenig bezüglich 
des Erdstosses, der am 10. März 1689 vier Uhr früh ganz Krain heim- 
suchte und von einer seit Menschengedenken unerhörten Heftigkeit 
war, doch in Oberkrain sich mit geringerer Gewalt äusserte, daher 
wohl auch Laibach nicht so hart betroffen haben dürfte.^ Noch wird 



* Boi Valvasor III. 329 f. ist dessen Abhandlung voUständig abgedruckt. 

* Vindiciae aurae Labacensis, Laibach 1710, 8®. 

5 Topographie der k. k. ProvinziaJhauptstadt Laibach, Laibach 1834, ein Werk, 
welches noch heutzutage insbesondere in biostatischer Beziehung seinen Worth be- 
hauptet. 

* Lippich 1. c. S. 391. 
» Valv. XI. Jes. Diar. 

e Valv. XL 143,718; XV. 608. 



56 

eiii starkes Erdbeben in Laibach am 19. und 27. Februar 1691 und 
ein sich über ganz Krain ausdehnendes vom Jahre 1699 berichtet* 
Am 18. Juli 1672 wüthete in Laibach ein Orkan, der die schöne alte 
Linde hinter der Domkirche mit der Wurzel ausriss.* Der gefürchtete 
Würgengel der Fest, welche in den Jahren 167^9 und 1680 rings um 
das Land in Wien, Steiermark, Kärnten, Görz und Kroatien wüthete, 
verschonte Laibach, ^ wo übrigens keine Vorsichtsmassregel vernach- 
lässigt worden war und der Magistrat mehrere tausend Gulden für die 
Durchführung der strengsten Quarantaine verwendete. Wachen waren 
an den Landesgrenzen aufgestellt, der Verkehr auf der Save ein- 
gestellt und bei Todesstrafe verboten worden, jemand über das Wasser 
zu führen.* 

Werfen wir zum Schlüsse dieses Abschnittes noch einen Blick 
auf das Leben und Treiben der Krainer Landstädte und Märkte, an 
der Handjinseres Valvasor.^ 

Adelsberg, aus dem Besitze Johann Weichards Fürsten von Auers- 
perg in den seines Sohnes Ferdinand übergegangen, wird als ein ,lust- 
voUer' Markt mit schönen Häusern und ,zierlichen' Wohnungen für die 
durchreisenden Fremden, der weltberühmten Grotte — welche Valvasor 
zwei Meilen weit mit Fackeln durchforschte, ohne ihr Ende zu er- 
reichen, und in deren Stalaktitsäulen ihn seine aufgeregte Phan- 
tasie die seltsamsten und abenteuerlichsten Fratzen, Schlangen, Thier- 
und Teufelsgestalten schauen liess,^ — und mit einem trefflichen Ge- 
stüte der Karster Race, geschildert. 

Alben (Planina), in seinem tiefen Gebirgskessel von weiten Wäl- 
dern und düsteren Wildnissen umgeben, ehemals der Stammsitz des 
. ausgestorbenen Geschlechts der Herren von Alben, nun im Besitze des 
Landeshauptmanns von Krain, Fürsten Johann Seifried von Eggen- 
berg, ein offener Markt, dessen Lage die Befestigung ersetzte, hatte 
wenig Baufelder, aber desto mehr Wald, und seine Bewohner ernährte 
theils die Viehzucht, theils der Transport von Holz und Kaufmanns- 
gütern auf Triest und Oberlaibach, daher auch hier ein Zoll- oder 
Aufschlagsamt bestand. 



1 Kluns ArcK. I. 61, 62. 

2 Valv. XL 725. 

8 Gerbez, Chronologia medico-practica, Frankfurt 1713, S. 125. 

* Kluns Arch. I. 58. 

* XI. Buch, welche Quelle daher nicht weiter citirt wird. 

ö S. besonders die merkwürdige Abbildung der Grotte, IV. 535. 



57 

Asling (Jesenice), von der hier häufig wachsenden Esche so 
benannt, in Oberkrain am Eingang des oberen Savethals, in einem 
lustigen ,Geu' zwischen dem hohen Schneegebirge, ein zur Herrschaft 
Weissenf eis gehöriger Markt, dessen Herr Johann Friedrich Graf von 
Trillek, hatte seine Bedeutung in seinen unterirdischen Schätzen, einem 
Marmorbruch und den nahen grossen Hammerwerken Sava und Blei- 
ofen, im Besitze der Bucelleni und Locatelli, von denen erstere den 
edelsten Stahl weit und breit verschickten. 

Bischof lack , die alte Bischofstadt, nicht gross, aber volkreich, 
durch Mauern geschützt, trieb einen lebhaften Handel nach Deutsch- 
land und Italien, hatte viele Rosshändler und starke Leinwand- und 
Zwirnfabrication für den Export. Es hatte eine bewaffnete Bürger- 
compagnie von 100 Mann.^ 

Crainburg (Krainburg), die alte Markgrafenstadt, deren Privilegien 
Kaiser Leopold L am 12. März 1661 bestätfgte, hat sich unseres Val- 
vasor Missfallen zugezogen durch die entschiedene Weigerung, ihm 
Einsicht in ihre alten Freiheitsbriefe zu gestatten. Nachdem er sie 
wiederholt um Mittheilung derselben zum Zwecke seiner Landeschronik 
angesprochen und endlich seinen Schreiber zum Stadtrichter geschickt, 
konnte er nur die mündliche Antwort erlangen: ,Sie hätten zwar 
schöne Privilegien, woUten's aber niemanden zeigen.' Deswegen unser 
Valvasor in seinem Unmuth über das Geheimhalten der Krainburger 
meint, niemand stelle sonst sein Licht unter den Scheffel ; diese guten 
Leute hätten aber hierin eine besondere Manier, ,dürfften ihre Pri- 
vilegien lieber den Schaben und Motten, weder (als) einem Authori 
communiciren'. Welcher Nachtheil ihnen selbst dadurch zufliesse, be- 
dächten sie nicht, er wolle ihnen aber zeigen, wie leicht man Privi- 
legien durch Unachtsamkeit verscherzen könne. Im Jahre 1495 hätten 
die Bürger von Laibach und Krainburg ein Beneficium zu Aachen im 
Niederland an der von Kaiser Karl dem Grossen erbauten Kirche 
U. L. Fr. gestiftet und daher beide das Recht der Präsentation sich 
• vorbehalten, weil aber die Krainburger ihr diesfälliges Recht nicht 
ausgeübt, hätten sie es verloren. Valvasor will femer wissen, die Krain- 
burger hätten ausser uralten Münzen alte krainische Becher, silberne 
und goldene Geschirre nebst vielen andern Antiquitäten, welche seinem 
Werk zur Zierde gereicht hätten. Auch die Krainburger nährten sich 
durch allerlei Hantirung und Handel und hatten am Marcustage einen 



Mitth. 1863 S. 100. 



58 

stark besuchten Pferdemarkt. Am 10. August 1668 hatte übrigens eine 
Feuersbrunst mehr als die Hälfte der Stadt eingeäschert. 

Freienthurn (Podbrezje) an der Kulpa, befestigt zum Schutze 
gegen die Türken, wie das gleichnamige Schloss im Besitze der Burg- 
stalle, seinen Namen führend von der ritterlichen Vertheidigung gegen 
den Erbfeind, war ein kleiner Markt mit wenigen schlechten Häusern, 
mehr ein Zufluchtsott für die umwohnenden Landleute, als eine Stätte 
bürgerlicher Betriebsamkeit. 

GoUschee^ zu Valvasors Zeit stark befestigt mit Thürmen und 
einem den Wall umgebenden Wassergraben, wurde von Kaiser Leopold 
laut Verordnung der Regierung in Graz vom 30. September 1667 dem 
Grafen Wolf Engelbrecht von Auersperg wegen der ,stattlichen, an- 
sehnlichen und wohl erspriesslichen Dienste', welche er in langjähriger 
trefflicher Landesadministration, als Landeshauptmann, geleistet, mit 
Vorbehalt der allerhöchsten Gerichtsbarkeit, der Contribution und An- 
lagen geschenkt. Im Jahre 1684, 21. Juli mittags zwischen elf und 
zwölf Uhr, wurden Stadt und Schloss von den Flammen verzehrt, die 
Einwohner retteten kaum ihr nacktes Leben, im Kirchthurme schmol- 
zen die Glocken. 

Kostet (Castel), ein kleiner, auf einem isolirten Bergkegel, dessen 
Spitze das Schloss Grafenwart krönte, gelegener Markt, mit einer 
starken Ringmauer, aber wenigen und schlechten Häusern und Be- 
wohnern kroatischer Tracht und Sprache, früher im Besitze der Orten- 
burger und der Cillier, fiel nach den letzteren an den Landesfürsten 
und kam endlich als Pfandschillingsherrschaft in den Besitz der Frei- 
herren von Langenmantel. 

Gurkfdd ^ ursprünglich im Besitze eines im vierzehnten Jahr- 
hundert ausgestorbenen gleichnamigen Geschlechts, dann im Besitze 
der Cillier und von diesen an den Landesfürsten gefallen. Die Herr- 
schaft gelangte zu Ende des sechzehnten Jahrhunderts in den Besitz 
des Freiherrn Joh. Bapt. Valvasor, von diesem im Erbswege an die 
Freiherren von Moskon und durch Kauf an die Strassoldos. Die Stadt 
blieb landesfürstlich. 

Laas^ ein kleiner aber ziemlich bevölkerter Ort, dessen Stadt- 
privilegien Kaiser Leopold 1660 bestätigte, hatte Leder-, Salz- und 
Getreidehandel und weit berühmte Pferdezucht. Die ,Sämer' brachten 
das Salz vom Meere auf Saumrossen hieher und setzten es hier gegen 
Getreide um. Wer Getreide einführte, durfte es nicht wieder fort- 
führen, sondern musste es hier niederlegen, bis sich ein Käufer für 
dasselbe fand, ein nicht seltenes Vorrecht der Städte, welches aller- 



59 

dings geeignet war, die Versorgung mit diesem wichtigsten Lebens- 
bedürfniss zu sichern. 

Landstrass zählte im Jahre 1686 81 kleine hölzerne Häuser. Die 
Annalen des Städtchens sind ein eintönig Klagelied von Misswachs 
und Theuerung, Brunst und Ueberschwemmung, Soldateneinquartierung 
und Plünderung durch die Uskoken, türkische Ueberläufer, welche 
die österreichische Gastlichkeit schlecht vergalten. Wir lesen da: 

1662 hat im Monat Dezember lauter Eis geschniben, ist der Wei- 
zen und Roggen den nachgerückten Frühling ganz verdorben, dass 
man kein Sichel gebraucht, im Sommer der Schauer geschlagen, dass 
man in Feld und Weingarten gar nichts gefechst. 

1663, 17. April,' ist das arme Stättl in eine Feuersbrunst gerathen 
und damals in die 38 Häuser, Komaun (Gemeindehaus) und S. Niklas- 
kirchen zu Aschen gelegt worden. 

1664 ist ein theures Jahr gewest, dass ein Scheffel Heiden ein 
Gulden dreissig Kreuzer und das Viertel Wein, obschon gar schlecht 
gewesen, neun Kreuzer d. W. gekostet. 

1666 ist ein dürres Jahr gewest, dass das Getreid im Feld wegen 
der grossen Darr zu nichts worden, hat also die arme Burgerschaft 
mit grosser Mühseligkeit von andern weiten Oertern mit grossen Kosten 
das Getreid zu täglichem Unterhalt erkaufen müssen. 

1667 ist der Sommer ein Zeit dürr und der ganze Herbst nass 
und kalt gewesen, dadurch der Wein gar schlecht und nichts nutz 
gerathen, dass man solchen nicht hat versilbern können, sondern also 
theils umgestanden, theils selbst austrinken müssen, hat der arme 
Mann ihm (sich) wiederum nicht helfen können. 

1671 ist wiederum gar wenig Getreid gerathen, dass also viel 
arme Leut vor Hunger gestorben. 

1672 mittelmässig das Getreid und der Weiir gerathen, dass da- 
mals als reich ästimirte Leut nicht ein halbes Jahr das liebe Brod 
zum Essen gehabt haben. 

1674 ist der Heiden mehrmalen verdorben und zu nichts worden, 
wodurch die Burgerschaft in ziemliche Armuth gerathen. Eodem anno 
den 20. Oktober ist das arme Stättl durch einen Schelmen rachgieriger 
Weis nnt allem Fleiss angesteckt worden und damals siebzehn Burgers- 
häuser abgebrannt und über die 2000 Gulden zum Schaden gebracht. 

1675 ist der Sommer nass und kalt gewesen, dass der Weinstock 
erst nach Johanni im Sommer geblüht, der Herbst nass erschienen, 
dass die Weinbeer nicht zeitigen können, sondern seind also hart ver- 



60 

blieben, das Getreid in siniili nicht gerathen, dass die Leut theils 
durch Hungersnoth gar gestorben sein. 

1681 ist der Wasserstrqm Gurk jähling so stark aufgeschwollen, 
dass derselbe in der Stadt durchaus und in den Burgershäusern bei 
denen Fenstern aus- und eingeflossen, damals grossen Schaden an 
Hausmobilien zugefjigt, viel Stuck grosses und kleines Vieh zum 
Untergang gebracht, im Feld viel Getreid überschwemmt, theils ver- 
schüttet, theils gar davongetragen, wodurch viel Burger zur Armuth 
gerathen. 

1684 das hoch und niedere Vieh allda in dem armen Stättl 
schier alles verendt.^ 

In welche Fährlichkeiten das Städtchen mit den Conventualen 
des Cistercienser-Stifts Maria-Brunn bei Landstrass mitunter gerieth, 
erzählt uns in drastischer Weise nachstehende Eingabe von Richter 
und Rath zu Landstrass, 1. August 1662, an Franz Seifried Grafen von 
Thurn-Valesassina, Vicedom in Krain: 

,Gnedig und hochgebietender Herr Herr Landsvicedom! Euer 
hochgräflichen Gnaden und Herrn in Gehorsam zu klagen, wie dass 
sich am Feste S. Jacobi abends um 9 Uhr zwen Conventherren aus 
dem Kloster Landstrass, nachdem sie von habendem Tanz nach Haus 
gangen, haben sie auf unserer Pruckhen einen bürgerlichen Pupillen, 
Janschen Kuchar ohn einig ihnen gegebener Vrsach mit Schlägen an- 
gegriifen und geschlagen. Darauf ist der arme Pupill flüchtig und sich 
in eines Burgers Andreen Stehle Behausung retirirt; darauf sein ge- 
stracks die andern Conventherren als Herr P. Essich, Herr P. Kam- 
blanz, Herr Fr. Reringer und Herr Fr. Zwetin vor besagten Burgers 
Behausung mit grosser Furia hingeloffen, daselbsten dem Burger die 
Fenster eingestossen, das Hausthor eingerannt und einen solchen Gewalt 
verbracht, dass obbesagter Burger um den Stadtrichter sich verfügen 
müssen. Indeme, wie die Patres gesehen, dass der Stadtrichter kommen 
solle, haben sie sich mit ihren Knechten, Dienern und bei sich habenden 
Leuten mit selbst tragenden Stangen und Prügeln zum Stadtthor re- 
tirirt, alsdann die Schlagpruckhen eingenommen, verwacht und gar 
nicht geistUch, sondern als wann eine halbe Compagnie Dragoner das 
arme Stattl einzunehmen abgeordnet wären worden, sich soliöher- 
gestalt verhalten und erzeigt haben. Ueber solchen verbrachten Muth- 
willen hat unser Herr Stadtrichter im Namen der löblichen Lands- 
obrigkeit bei 1000 Dukaten in Gold (Strafe) protestirt, dass sie weiter 



Mitth. 1864 S. 79. 



61 

keinen Muthwillen anfangen sollen. Ungehindert solchen starken Pro- 
testationen ist Herr Fr. Zwetin zum Stadtrichter gesprungen, denselben 
bei der Hand ergriffen und laut geschrien: Wir wollen erstlich den 
Stadtrichter, hernach aber die anderen alle nach ihm ins Wasser hin- 
unter werfen. Zu diesen allen hat unser Herr Stadtrichter als ein 
geduldiges Schaifel, damit nicht etwan sollten darunter Mordthaten 
ablaufen, nachgegeben und aber die nach und nach zusammen ge- 
loflFene Burgerschaft zurück und nach Haus geschafft und also alle 
fernere Ungelegenheiten verhütet. Und weilen uns nicht allein diese 
obenerzälte, sondern andere mehr grosse Ungelegenheiten durch das 
Kloster, dero Gesind und Unterthanen zu sagen täglich angethan und 
wir nun länger solches nicht gedulden können, sondern in solchen Tur- 
birungen Eu. Hochgräflichen Gnaden in Gehorsam referiren etc.'^ 

Wir finden nicht, dass der demüthigen Klage des Stadtrichters 
gegen die geistlichen Herren Folge gegeben worden wäre; der Ein- 
fluss des Prälatep mag wohl weiter gereicht haben, als jener der Klein- 
bürger von Landstrass. 

Der Markt Lütai — dessen Benennung Valvasor durchaus von dem 
lateinischen ,litus' ableiten will, weil es doch possirlich wäre, wenn 
man den daraus gebUdeten krainischen Namen ,Litja^ was ,Menschen- 
fett' bedeute, als die Urbenennung gelten lassen wollte, — mit der 
Herrschaft Weichselburg dem Fürsten Ferdinand Auersperg gehörig, 
hatte schon mit dem Brande vom 11. April 1636, der nicht nur Markt 
und Schloss, sondern auch den naheliegenden ,lusthegenden' Eichen- 
forst verzehrte, seinen Wohlstand verloren. 

LoUschy ein kleiner Markt am Eingange des Birnbaumer Waldes; 
mit schönem ebnen Baufeld und Wiesengründen, im Besitze des Landes- 
hauptmannes Fürsten Johann Seifried von Eggenberg, ward im Juli 
1688 durch einen Blitzstrahl getroffen, der sechs Häuser in Brand 
steckte. 

Mötfling^ unter dem Uskokenberge, nahe der Kulpa, mit schönen 
ebenen Feldern, Wein und Getreide wohl versehen, war durch die 
Türkeneinfäüe und im Jahre 1646 durch die Pest in solche Armuth 
gesunken, dass es sich noch zu Ende des 17. Jahrhunderts nicht hatte 
erholen können. Die Seuche hatte in zwei Jahren 1200 Menschen hin- 
gerafft, viele Häuser verödeten, die Ringmauer verfiel; um die Steuer 
bezahlen zu können, mussten alle der Stadt gehörigen Gründe ver- 
kauft werden, und doch blieben noch 1209 Gulden rückständig, um 



Vicedoraarchiv. 



62 

deren Nachsicht die Stadt 6. Mai 1686 sich bittlich an den Vicedom 
Adam Grafen Ursini-Blagäy wendete.^ 

Nassenfuss (Mokronog, Madipedium), ein schön gelegener Markt 
mit schönen Baufeldern, lustigen Wiesengründen, Obst- und Weinwachs, 
war durch Krieg und Feuersbrunst in grosse Armuth gerathen. Es 
gehörte der Freifrau Maria Margaretha Khaysell. 

Neumarktl, am Loibl, wurde durch die Landstrasse in zwei Theile 
getheilt; der obere gehörte zum Schlosse Neuhaus, der untere zum 
Schlosse Altguttenberg, war voll gewerbfleissiger Leute, welche Cor- 
duanleder in rother und schwarzer Farbe bereiteten, das weit und breit 
nach Italien und in das römische Reich ausgeführt wurde. Ausserdem 
wurden hier Meslan, kupferne und eiserne Geschirre angefertigt, und 
der Ort gelangte so zu gedeihlichem Wohlstand. 

Oberlaibach war ein grosser Markt, wohlhabend als Stapelplatz 
für die von Italien nach Laibach gehenden Waren, welche hier auf 
die Laibach verladen wurden. Es wohnten hier viele Frachter, Ross- 
verleiher und Handelsleute, aber der grosse Brand vom Jahre 1670 
versetzte dem Orte einen harten Schlag. 

Budölfswerth ^ als die ,fürnehmste' Stadt nach Laibach geltend, 
hatte durch Ttirkeneinf alle , Pest und Feuersbrunst schon im sech- 
zehnten Jahrhunderte sehr gelitten, doch war es damals noch ein 
Mittelpunkt der Grenzvertheidigung, der Verproviantirung und Sold- 
zahlung an das Kriegsvolk; diese Vortheile verlor die Stadt, als Karl- 
stadt entstand, und die früher lebhafte Handelschaft nach ICanischa, 
für welche Rudolfswerth der Niederlagsort war, fiel mit der Einnahme 
Von Kanischa durch den Türken. 

Senosetsch war durch Kriegsläufte sehr in Verfall gerathen, es 
war der Stapelplatz für das Triester Meersalz. 

Stein war ehemals reich durch Kaufmannschaft und zur Zeit der 
Türkenkriege ein Lieblingssitz des Adels. Zur Zeit Valvasors war es 
aber so in Abnahme gerathen, dass der vierte Theil der Häuser ein- 
gefallen, aUe Kaufmannsgewölbe bis auf eines gesperrt waren und man 
das schönste auf ein Jahr um zwei Kronen in Bestand nehmen konnte. 
Die Bevölkerung war verarmt. Als Ursache des Verfalls gibt Valvasor 
die Fortschritte der Türken in der kroatischen Grenze an, da die 
Handelsrichtung nach Kroatien ging. Im Jahre 1660 hatte die Stadt 
zudem durch eine Feuersbrunst starken Schaden gelitten. Stein hatte 
seine Gemeindeverwaltung nach dem Muster der Laibacher: einen 



Vicedomarchiv. 



«»'■•.■ 



63 

Innern Rath, bestehend 9,us zwölf Rathsherren und dem Stadtrichter, 
und einen äussern aus zehn Bürgern, während die ,Gemeine' aus 
24 Bürgern bestand. Die innere Verwaltung führte der innere Rath, 
der sich jeden Freitag versammelte und alle schweren Händel schlich- 
tete, während die kleineren dem Stadtrichter überlassen wurden. Der 
äussere Rath versammelte sich jährlich zweimal: am Mittwoch nach 
Pfingsten zur Reambulirung der Grenzen und Erhaltung des städtischen 
Besitzstandes, und am Festtage der h. Margaretha mit Zuziehung der 
,Gemeine' und des Stadtschreibers zur Wahl des Stadtrichters, welche 
jedoch vom Innern Rath geprüft wurde. Unter den Beamten der Stadt 
wird auch der SchiUmeister genannt; leider liegt nichts näheres über 
die hiernach in Stein bestandene Schule vor. Die Stadt hatte von ihren 
alten bedeutenden Privilegien noch das Landgericht und den Anspruch 
auf Sitz und Stimme im Landtage. Sie besass treffliche Felder, Wäl- 
der, darunter den Feistrizwald am Fusse der Alpen, und das Fischerei- 
recht gemeinsam mit der Herrschaft Kreuz. Das Wappen der Stadt 
war, wie bereits erwähnt, eine Jungfrau mit einem Schlangenschweif 
,zwischen einem Thor', und wurde dessen Entstehung auf die an die 
sogenannte ,Kleinfeste'' nächst Stein sich knüpfende Schlangensage 
zurückgeführt. Dort bewachte nemlich eine heidnische Jungfrau Ve- 
ronica einen Schatz ; sie Hess sich in Gestalt eines wohlgezierten schönen 
Frauenbildes früh und abends am Wasser nächst der Kleinfeste sehen, 
,mit dem Fürgeben, wie sie ein heidnisches Fräulein von dem Ge- 
schlecht derer, so die Kleinfest innegehabt, und (dass sie) bis auf den 
jüngsten Tag >llda zu leiden verbannt wäre, wofern sie nicht ein 
reiner Junggesell mit einem dreimaligen Kuss erlösen würde, dem auch 
nach geschehener Erlösung sie mitsammt dem in diesem Schloss Klein- 
fest enthaltenen Schatz (so sie öfters durch eiserne Gitter in Lägein 
und Häfen aufbehalten neugierigen Personen gezeigt) zufallen würde'. 
Das arme Fräulein verschwendete fruchtlos seine Beredtsamkeit an die 
furchtsamen Steiner, bis sich endlich nach langem Suchen ein tugend- 
hafter Jüngling fand, der auf Zureden von Fraumuttern, die ihm den 
Schatz und das daran haftende Glück mit lebendigen Farben schil- 
derte, sich entschloss, die ,nicht unliebliche' Jungfrau zu küssen. Aber 
nach dem zweiten Kuss ward das schöne Fräulein ,abscheulich und 
wild' und ihr holdseliger Leib veränderte sich nach unten in einen 
,Schlangenschweif', so dass der tapfere JüngUng vor dieser Missgestalt 
sich entsetzte und die Flucht ergriff. Darauf liess die Schlangenjung- 
frau einen Jammerschrei hören, klagte, dass ihre Wiedererlösung nun 
bis auf den jüngsten Tag unmöglich sei, verschwand und ward nicht 



64 

mehr gesehen. Den Steinern blieb aber von all den Schatzhoflfnungen 
nichts, als ein — Schlangenschweif. 

Die alte Stadt Tschernembl hatte sich guten Baufeldes, schöner 
Heumatten, vielen Obstes, auch guten und starken Weins zu erfreuen. 
Ihre Einwohner waren Kroaten in Sprache und Tracht; ihre Häuser 
durfte man nicht übermässiger Pracht beschuldigen. Sie ward auch 
mehrmals durch Feuer verwüstet, und ihre verfallene- und verlassene 
Ringmauer war kein Schrecken für den Erbfeind mehr, der sie in 
früheren Jahren so oft und immer vergeblich berannt. 

Die uralte Stadt Weichselburg — die Sage versetzt ihre Er- 
bauung in das Jahr 552 v. Chr. — war vor Zeiten zierlich und sauber, 
hatte prächtige Wohnungen; jetzt war sie in Verfall gerathen, manches 
Haus verödet; hier hatte das Feuer öfter übel gehaust. 

Der Markt Weissenfeis mit rein deutscher Bevölkerung, wie die 
Umgegend, hatte die Verpflichtung, bei Feindesgefahr seine Bürger- 
schaft zur Bewachung des Schlosses zu stellen. Es scheint also, dass 
er ursprünglich von Dienstmannen der Herrschaft bewohnt war. 

Der Markt Wippach war berühmt durch seinen Wein ; hier hatten 
auch die Grafen Lanthieri als Besitzer der Herrschaft eine Tuchfabrik 
errichtet. 

Während der grösste Theil der Landstädte in Krain mehr acker- 
bauende als gewerbetreibende Einwohner zählte, äusserte sich in der 
Bauerschaft seit jeher ein von den Grundherren im Interesse ihrer 
Steuerfähigkeit unterstützter Handelstrieb und Gewerbefleiss. In Ober- 
krain gab es viele ,Sämer', d. i. Warenführer, welche auf Saumrossen 
Wein, Oel, Salz, Getreide, Leinwand, Eisen, Stahl und andere Kauf- 
mannsgüter bis Graz, Wien, Salzburg, Triest, Görz brachten. Andere 
führten auf kleinen Wagen (grosse Lastwagen gab es hier nicht) Stahl 
und Eisen wöchentlich zweimal nach Laibach und nahmen als Rück- 
fracht Getreide und andere Lebensbedürfnisse für die Oberkrainer Berg- 
werke mit. Viele handelten auch mit Pferden, welche vorzüglich in 
Feichting, Safniz, Strasisch und Zirklach gezüchtet wurden, und Lein- 
wand nach Italien. 

Fast in allen Dörfern Oberkrains wurde der sogenannte ,Meslan' 
gewirkt, nicht allein für den heimischen Bedarf, sondern auch für den 
Export. Das grosse Dorf S. Georgen war der Sitz der Fabrication von 
grobem Packtuch, Kotzen und Decken. Die Oberkrainer Siebböden 
gingen bis Sinigaglia und der Schafkäse unserer Alpen wurde in Deutsch- 
land für Parmesan verkauft. Das rothe und schwarze Corduanleder, 



r 



65 



welches in diesem Theile des Landes erzeugt wurde, hatte seinen 
Absatz weit ins deutsche Reich. Das Fell der Rellmaus (Billich), an 
deren Fang sich eine wahre Waldromantik in altem Stile knüpft, auf 
welche wir noch zurückkommen werden, ging seiner Billigkeit und 
Brauchbarkeit wegen bis ins deutsche Reich, nach Holland, England, 
Frankreich, Italien und in die Niederlande. Der seltsamste Handels- 
artikel waren wohl Scorpione, aus denen die Apotheker ein Oel als 
Gegengift gegen ihren Biss bereiteten ; der betriebsame Krainer wan- 
derte damit in weite Ferne, bis Holland, England, Frankreich. Der 
Unterkrainer brachte sein Hauptproduct, den Wein, auf Wagen nach 
Laibach; die Wahren aus Kroatien und Steiermark führte er auf der 
Save herauf; er handelte mit Leinwand, Honig und Flachs und lieferte 
Ochsen bis Venedig. Mitterkrain (die heutigen Bezirke Gottschee, 
Grosslaschiz , Reifniz, Laas, Möttling, Tschernembl) mit seinen ver- 
schiedenen Völkerracen zeigt das mannigfaltigste Bild der Handels- 
und Gewerbethätigkeit. Die deutschen Gottscheer verlegten sich auf 
die Fabrication von allerlei Holzwaren ; die zwischen Rudolfswerth und 
Möttling angesiedelten Uskoken, slavische Ueberläufer aus der Türkei, 
suchten ihre Nahrung meist ,mit Plündern und Rauben' bei Freund 
und Feind, ,handelten und betrogen' mit Pferden, jagten allen Erwerb 
geschwind durch die Gurgel, gaben aber sonst gute Soldaten, besonders 
für den Parteigängerkrieg an der türkischen Grenze ab. Die Kroaten 
um Möttling, Freienthurn, Weiniz, Tschernembl hatten das beste Wein- 
gebirge und treflFliche Viehweide, zogen aber einen frischen fröhlichen 
Stegreif ritt über die türkische Grenze auf ihren flinken, ausdauernden 
Rösslein dem mühvollen Leben des Frachters und Handwerkers vor. 
Die ,rechteii' Krainer endlich waren fleissige Ackerbauer und Vieh- 
züchter und Hessen sich keine Mühe verdriessen, nebenbei einen Pfennig 
zu verdienen. Sie handelten mit Meersalz, das sie auf ihren Samn- 
pferden nicht allein im Lande, sondern nach Steiermark verführten, mit 
Honig, Wein, Leinwand, Ochsen nach Istrien und ins Venetianische und 
betheiligten sich am Export der Billichfelle. Die Einwohner von Inner- 
krain endlich, durch Natur und Anlagen verschieden, waren nicht 
weniger bemüht, das, was ihnen die Kargheit des Bodens versagte, 
durch ihren Fleiss zu ersetzen. Hatten noch der Wippacher und der 
Karstner, rechtschaffen arbeitsame Leute, ihren köstlichen Wein, 
ihr gesuchtes Obst und ihren Oelbaum, Producte, welche, weit und 
breit verführt, guten Gewinn brachten, so war der Tschitsche, zwischen 
Neuhaus und S. Serf, im jetzigen Nordistrien, durch seinen unfrucht- 
baren Boden auf die Saumfahrt angewiesen, welche auch den Haupt- 

5 



66 

erwerb der eigentlichen Krainer bei Oberlaibach, Planina, Loitsch 
bildete. 

Die BodenschiUee Krains wurden zuerst von den Italienern aus- 
gebeutet; diese waren als erzkundig wohlbekannt, man glaubte, sie 
wüssten besser als jeder andere Gold und Silber zu gewinnen. Es 
wurde unter dem Landvolke erzählt, sie kämen oft ins Land, um 
heimlich nach Erz. zu suchen und es in ihren Ranzen davon zu tragen. 
Mochte aber auch dem Krainer der wälsche Nachbar im Schürfen 
nach Gold und Silber den Rang ablaufen, so blieb jenem doch als 
sichere Beute (was nicht minderen Werth hatte für das rauhe Kriegs- 
handwerk, wie für die Arbeit des Friedens) sein Eisenerz. Da waren 
in Oherhrain die Gewerke von Eisnern; Althanmier, einem Herrn 
von Locatelli gehörig, das älteste unter den drei Werken in der 
Wochein; Kropp und Steinbüchel mit ihren Nagelschmieden; Jauerburg, 
den Freiherren gleichen Namens gehörig, aber an' Johann von Meyer- 
hofen verpachtet, mit dem besten Stahl, vielbegehrt nach Italien und 
in andere Länder; Pleyofen bei Assling, im Besitze des Johann Baptist 
Locatelli, ebenfalls mit Stahlfabrication für Italien, sowie Sava zwischen 
Assling und Jauerburg, ebenfalls Italienern: dem Domprobst Grafen 
Ottavio Bucelleni in Laibach und seinem Bruder Johann Andreas Bu- 
celleni gehörig und berühmt durch seinen Btichsenmeister Pietro Botti ; 
Moisterna (Moistrana) und Neumarktl, ebenfalls Eisenwerke; und 
Weissenfeis, Hammerwerk mit Schmelzhütten, dem Grafen von Trilleg 
gehörig. In Unterkrain hatte es ehemals viel Blei- und Eisenwerke 
gegeben, sie waren aber alle eingegangen bis auf einen Eisenhammer 
an der Gurk, eine Meile oberhalb Seisenberg, einem Herrn Fanzoj 
gehörig, und ein uraltes Blei werk bei Slatenegg, Malnek (Meelbach), 
welches aus dem Besitze der Herren von Wazenberg an Andreas 
Camillo Grafen von Locarno überging. Innerkrain zählte, nachdem ein 
Eisenschmelzofen in Wippach von den Grafen von Lanthieri aufgelassen 
worden, nur mehr Ein Bergwerk, welches aber an Bedeutung alle 
anderen weit überwog : die Quecksilbergruben von Idria. Damals be- 
reits in landesfürstlichem Besitze, kostete ihr Betrieb, welcher 355 
Personen beschäftigte und von zehn Beamten geleitet wurde, jährlich 
28,000 Gulden und lieferte im Durchschnitt ein Jahreserträgniss von 
2000 Zentnern. Doch haben wir damit die Bodenschätze unserer Hei- 
mat noch keineswegs erschöpft. Valvasor meint, sie berge zwar weder 
Diamant, noch Rubin, aber manchen Jaspis, Agat, Krystall und Hya- 
zinth hat er selbst in verschiedenen Theilen des Landes gefunden; 
dreizehn Marmorgattungen beschreibt er uns ausführlich; den schönsten 



67 

schwarzen mit den zartesten weissen Adern lieferte die Herrschaft 
Ainöd in Unterkrain; aus ihm wurde das Postament der Laibacher 
Marienstatue gemeisselt 

Dass der Landbau bei allem Industriebetrieb nicht vernach- 
lässigt wurde, beweist uns die Erwähnung so mancher Landesproducte ; 
Getreide und Wein, Flachs und Tabak, köstliches Obst wusste die 
fleissige Hand des Krainers dem kargen Boden abzuringen, und um 
der wachsenden Bevölkerung Abfluss zu verschaffen und ihr ein neues 
Feld ihrer Thätigkeit zu eröffnen, versuchte man, freilich immer noch 
vergeblich, die UrbarnMcJiung des Laibacher Moors. Schon im Jahre 
1554 war ausAnlass der durch die Mühlendämme der Laibacher her- 
vorgerufenen Beschwerden der benachbarten Gemeinden die Ent- 
sumpfung des Laibacher Moors zur Sprache gekommen. Zwei Röhren- 
meister Stephan de Grandi und Niklas Vendaholo, welche König Fer- 
dinand vom Herzog von Mantua erbeten hatte, kamen im Jahre 1554 
nach Laibach, um mit Beiziehung der Landesbehörden über die für 
das Landeswohl so wichtige Frage zu berathen. Sie wollten den 
Laibachfluss um den Schlossberg führen und bemerkten, dass, wenn 
einige Mühlwehren unter der Stadt abgebrochen würden, das Wasser 
um fünf und ein halb Fuss mehr Seigerung erhielte. Die Unkosten 
schlugen sie, mit Inbegriff zweier steinerner Brücken, auf 38,000 Gul- 
den rh. an. Ungeachtet dieser Vorschlag ohne Resultat blieb, so fehlte 
es doch auch im siebzehnten Jahrhunderte nicht an neuer Anregung 
zur Durchführung dieser gemeinnützigen Unternehmung. Herr Peter 
von Wazenberg machte den Vorschlag, den Moor auf eigene Kosten 
urbar zu machen, wenn ihm auf zehn Jahre die Robot von den neu- 
anzusiedelnden Unterthanen bewilligt würde. Freiherr Hans Jakob von 
Juritsch, als er (1634) aus dem Kriege nach Hause kam^, liess sich 
an unterschiedlichen Orten verlauten, er wolle das Moor gegen eine 
geringe Vergütung vonseite der Landschaft austrocknen und mit Dör- 
fern besetzen, ,es wäre Sund' und Schad, dass man solches Ort zu 
keinen Nutzen machet'; aber keiner von beiden fand Gehör. Intriguen 
vereitelten die besten Absichten. Demungeachtet fehlte es nie an Pro- 
jecten und Projectenmachem. 

Am 3. Juli 1658 verhandelten die Verordneten über das Aner- 
bieten eines Kapuziners aus Italien, Gaiola mit Namen, den Laibacher 
Moor ,ob der Stadt gegen Igg' durch Ziehung von Gräben auszu- 
trocknen und mit Bäumen zu bepflanzen. Tausend Personen könnten 
in drei Tagen den Graben ziehen. Man beschloss, die Arbeit ohne 
Verzug in Angriff zu nehmen. Bei dem diesfälligen Augenschein be- 

5* 



68 

theiligten sich ausser dem obengenannten noch vier Kapuziner. Nach 
wiederholten Commissionen »wurde beschlossen, am 8. Juli mit der 
Arbeit anzufangen. Am 6. Juli hatte aber bereits der Stadtmagistrat 
einen Protest eingebracht wegen allfälligen durch die Laibach zu ge- 
wärtigenden Schadens und weil es ohne Vorwissen des Landesfürsten 
geschehe, auch wollten die Laibacher ihren Besitzstand gewahrt wissen. 
Demungeachtet ging man am 8. Juli ans Werk mit 40 Arbeitern, aber 
kaum hatte man eine halbe Elle in die Tiefe und fünf Klafter in die 
Breite gegraben, als die Patres Kapuziner auf einmal ihren Plan än- 
dern und dem Graben eine andere Richtung geben wollten. Die 
,interessirten' Leute waren aber damit nicht einverstanden und ,ver- 
fluchten die Patres; die Kaltenbrunner Jesuiten protestirten wegen des 
ihnen entgehenden Zehents, auch die Augustiner vor dem Spitalthor 
überreichten zu Händen des Bischofs von Piben als Verordneten eine 
,gar unbescheidene^ Protestation wegen befürchteten Ruins ihrer Mühle, 
und als ihnen der Landsecretarius rieth, dieselbe zurückzunehmen, 
weigerten sie sich. ,Der Pater Ingenieur' — heisst es im Bericht des 
Landsecretarius — ,hat viel modos mit Minen und anderen kostbaren 
Anstellung das Werk prosequiren wollen, aber wenig Erde ausgegraben 
und keine Kunst bis 20. Juli gesehen, sondern in die 300 Gulden (!) 
verspendirt worden.' ,Mihi in principio non placuit', setzt der Land- 
secretarius, der bei der ganzen Verhandlung intervenirt hatte, hinzu. ^ 

Am 20. Juli brachte der Landeshauptmann den Gegenstand im 
Landesausschusse wieder zur Verhandlung, ,wie dass P. Giacomo, als 
Ingenieur, in seinen Anschlag und Determination sehr variiret, zuwider 
vorigen Vorschlag zu breit und tief zu graben vermeint, wo die drei 
Tag auf drei Jahr und die Spese der 2000 Gulden in die 150,000 
oder 160,000 Gulden (steigen), der Ausfluss verändert, das Baufeld 
durch die Mitten ruinirt (!), gleichwohl der effectus nit gewiss wäre, 
ob mit bei modo, dass die Verordneten für sich selbst so viel nicht 
eingehen und dass mans aufs Jahr prosequiren woUte (ad graecas ca- 
lendas?), dem Pater zu verstehen zu geben wäre?' 

Diess wurde auch beschlossen, und durch den Secretär dem Pater 
glimpflich angedeutet, dass man seiner Dienste nicht weiter benöthige. 
Er gab zur Antwort: ,Con il nome di Iddio, sono padroni', meinte 
aber doch, da man schon 800 Arbeiter daran gewendet, sollte man 
nicht auf weitere 500 anstehen, er wollte iloch einen ,künstlichen mo- 
dum' probiren und ,von Holz ein disegno geben' u. s. w. ,Vade monache 



Landtagsprot. XX. 200—203. 



69 

ad claustrum^ hat schlechte Kunst sehen lassen, mehr Schand und 
Spott verursacht, ,der Unkosten wäre zu versehmerzen' — fügt der 
Secretarius in seinem Protokoll hinzu. — ,Der Patres Augustiner vor 
dem Spitalthor ungereimte, indiscrete, unnöthige, vberwitzige und nicht 
unterschriebene Protestation, deren sie sich schämen sollten', ward also 
decretirt und zurückgeschickt: ,Dieses Anbringen wird zur gebürlichen 
Correctur hiemit remittirt.' ,Vor 50 Jahren' — schliesst der Secre- 
tarius — ,hat es Herr Peter Waz , hernach Herr zu Edling, gewester 
Landesverweser, und Herr von Juritsch richten wollen, denen es nicht 
verstehet wa/r. Jetzt haben diese Frati verhudelt, dass man sobald 
nicht weiter zutreiben wird,* da doch nit viel Kunst hiebei und mit 
150,000 Gulden gerichtet werden könnte.'^ 

Im Jahre 1667 gab wieder der Landschreiber Wolfgang Marko- 
vitsch sein Gutachten ab, welches mit jenem von 1554 übereinstimmte; 
es blieb ebenso erfolglos wie jenes. 



3. Die Stände nnd ihre Verwaltung. 

(Der Landtag. Die Verordneten. StAndisohe Beamte. Justiz. Finanzen. Sanitäts- 

wesen. Post. Strassen. Statistisches). 

Der krainer Landtag^ als berathende und beschliessende Ver- 
sammlung, in deren Hände die Verwaltung des Landes gelegt war, 
begriff vier Stände in sich : die Geistlichen, die Herren, die Ritter und 
die landesfürstlichen Städte. Von Geistlichen sassen im Landtage die 
Bischöfe von Laibach, Freising, Brixen, der Deutschordenscomthur zu 
Laibach, der Domprobst zu Laibach, der Probst zu ßudolfswerth, die 
Aebte (Prälaten) von Sittich, Landstrass, Freudenthal, der Domdechant 
und sechs Canonici des Laibacher Domcapitels. Den Herrenstand bil- 
deten die Fürsten, Grafen und Freiherren, den Ritterstand die übrigen 
Adeligen oder die im engeren Sinne sogenannten ,Landleute', den 
vierten Stand endlich die Stadtrichter der landesfürstlichen Städte. 
Dem Landtage stand es auch zu, die Aufnahme in die Landmann- 
schaft und damit die Theilnahme an allen Rechten der Landstände 
zu gewähren. 

Die Landesverfassung blieb im wesentlichen dieselbe, welche 
bereits in früheren Abschnitten unserer Geschichte geschildert wurde. 
Der Landeshauptmann^ als Vertreter des Landesfürsten, von ihm be- 
eidet und besoldet, an der Spitze der Verwaltung; der Landesver- 



1 L. c. f. 204. 



70 

weser (,Praetor Provinciae*) als dessen Stellvertreter im Vorsitz bei 
dem Landrecht; der Landesverwalter als Vertreter des abwesenden 
Landeshauptmanns; endlich die Verordneten^ der ständige Ausschuss 
des Landtags: das war der oberste Verwaltungskörper, welcher die 
Landesangelegenheiten leitete. Justiz und Verwaltung vereinigten sich 
nur in der Spitze des ganzen Organismus, indem der Landeshaupt- 
mann in beiden Abtheilungen den Vorsitz führte; im übrigen waren 
sie vollständig getrennt. Den Verordneten als einem berathenden 
Körper stand die Beamtenschaft als Vollzugsorgan zur Seite ; wir fin- 
den da einen Generaleinnehmer und einen Buchhalter, einen Land- 
secretär und einen Registrator, einen Zahlmeister und einen Proviant- 
meister der kroatischen und Meergrenze, und endlich einen Weis- 
boten, alle auf Lebenszeit ernannt. 

Für ritterliche Uebungen und sociale Bildung der adeligen Jugend 
sorgten Tanzmeister (1671 Peter Granville mit 200 Gulden Gehalt), 
Fechtmeister (Johann Franz Papiglion 1675 mit 300 Gulden Gehalt), 
Sprachmeister (Matthäus Erard 1675 mit 100 Thaler), und ein Pall- 
meister (1680 mit 200 Gulden); auch finden wir sogar schon 1658 einen 
Tafeidecker als ständischen Diener mit einer Besoldung von 100 Gul- 
den angestellt.* 

Für die müüärischen Angelegenheiten war ein Kriegssecretär be- 
stellt; wir finden als solchen 1657 Josef Karl von Samburg auf Purg- 
stall, früher landschaftlicher Buchhalter,^ und 1678 Andreas Ignaz 
Valtl.' Der Landeshauptmann stand als oberster Landesbeamter zu- 
gleich an der Spitze der ständischen Streitmacht, der Bitterschaß 
sowohl als des Aufgebots. Die Bitterschaft bestand aus den Landleuten, 
jeder mit einem reisigen Knecht ; für jedes Pferd war eine Besoldung 
von 50 Gulden festgesetzt. Sie war in zwei Compagnien, eine blaue 
und eine gelbe (die Landesfarben), getheilt. Die Zahl der Reiter war 
nicht festgesetzt. Chargen waren: ein Rittmeister, zwei Lieutenants 
(ein Capitänlieutenant und ein Lieutenant), zwei Cornets, Trompeter 
und Pauker, ,sammt ihrer prima plana'. Zwei Kriegscommissarien und 
ein Zeugwart vervollständigten den Stand. Zu Georgi jeden Jahres 
fand die Musterung statt. Das gemeine Fussvolk (Aufgebot) ward durch 
fünf Hauptleute, entsprechend den fünf Theilen des Landes (Ober-? 
Unter-, Inner-, Mittelkrain und Istrien), befehligt. Sie hatten ihre 



* Landtagsprot. 95, 273, 304, 306, 307, 387. 
« Landtagsprot. XXI. 86. 
» Landtagsprot. XXI. 345. 



71 

Fähnrichs und Lieutenants mit der ,prima plana', den Trommelschlä- 
gern und Pfeifern, und erhielten mit diesen ihre jährliche Besoldung 
von den Ständen. Als Hauptleute fungirten zu Valvasors Zeit, ausser 
ihm selbst, Wolf Augustin Paradeiser, Johann Baptist Freiherr von 
Leo, Christoph Franz von Puchenberg und Hans Christoph Portner. 
Das Aufgebot bildete die Bauerschaft, von welcher der zehnte, zwan- 
zigste, dreissigste, oder selbst der fünfzigste Mann nach Bedarf ein- 
berufen wurde und mit dem Gewehr erscheinen musste. 

Der Erbämter Erains wurde bereits bei der Huldigungsfeier 
Leopolds I. (1660) gedacht; später (1672) gesellte sich zu denselben 
ein neues, das Silberkammeramt, welches Kaiser Leopold dem Grafen 
Johann Herbart Kazianer von Kazenstein, Landeshauptmann in Görz, 
und Landesverweser in Krain, verlieh. Sie waren blose Ehrenämter, 
ohne praktische Bedeutung, bis auf jenes des Landmarschalls, der den 
Vorsitz im Landtag führte und dessen Verhandlungen leitete, während 
der Landeshauptmann im Landtag nur den Vorzug genoss, seine 
Stimme zuerst abzugeben. 

Die finanzielle Verwaltung des Landes ruhte in den Händen der 
. Verordneten, welche den drei privilegirten Ständen entnommen wurden, 
während der Bürgerstand ohne Vertretung blieb. Allerdings ruhten 
die Landeslasten grösstentheils auf den erster en. Bei der Gebarung 
mit den Landesgeldern vermochten sich die Stände wohl kaum dem Vor- 
wurfe zu entziehen, das Privatinteresse dem Wohle des Landes voran- 
gestellt zu haben , wenn auch gegen sie der Vorwurf von Corruption 
und massloser Selbstbereicherung nicht erhoben werden kann, welcher 
dem damals allmächtigen Finanzminister Grafen Sinzendorf mit Recht 
gemacht wurde. In der Finanzverwaltung der krainischen Stände war 
es das alte System der Almosen^ Hochmeüspräsente und Gnadengaben^ 
welches vielfach dazu diente, das Privatinteresse aus dem Landes- 
säckel zu befriedigen. So bewilligten die Stände (1. März 1662) dem 
Freiherrn Johann Herbart Kazianer von Kazenstein, als Hochzeits- 
präsent und gegen Verzicht auf allfälliges Gnadengeld, beim Abzüge 
von seiner Stelle als innerösterreichischer ßegimentsrath 4000 Gulden;^ 
trotz dieses Verzichtes erhielt er (9. Juni 1668) noch 12,000 Gulden.^ 
Zur Hochzeit des Fürsten Ferdinand von Auersperg mit Maria Anna 
Gräfin von Herberstein wurden (23. Februar 1680) 1000 Gulden als 
Präsent votirt.^ Dem kaiserlichen Obersthofmeister, Grafen Porcia, 

» Landtagsprot. XXI. 171. 

3 L. c. 245. 

8 L. c. 374, 375. 



72 

bewilligte man (8. März 1659) für seine Verwendung zur Erlangung 
günstiger Resolutionen in einer finanziellen Angelegenheit 20,000 Gul- 
den als ,Präsent^* Der Vicedom, Eberhard Leopold Ursini Graf von 
Blagay, erhielt (26. Februar 1666) für seine als Landesverweser und 
in anderen Richtungen geleisteten Dienste 5000 Gulden * und schliess- 
lich (21. Januar 1671) noch 12,000 Gulden mittelst eines auf sechs 
Proeent lautenden Schuldbriefs.^ Als Johann Herbart Graf von Auers- 
perg innerösterreichischer Regimentsrath wurde, erhielt er auf seine 
Bitte als ,üebersiedlungsauswurf 3000 Gulden.* Auch die Dienst- 
leistung als Verordneter konnte einen Anspruch auf klingende Dank- 
barkeit des Vaterlandes motiviren. Der Laibacher Domprobst Sigmund 
Christoph Graf zu Herberstein erhielt für nur zweijährige Dienst- 
leistung als Verordneter 2000 Gulden (24. Februar 1676).^ Ein an- 
derer Graf von Herberstein, Johann Josef, von dessen Verdienst ums 
Vaterland nichts aufbewahrt worden ist, wurde ,zur Beförderung seines 
Privatgebäu's' mit 1000 Gulden unterstützt.* Freiherr Georg de Leo 
erhielt (13. März 1679) ,zur Hilfe in seiner Noth' 4000 Gulden.'' Am 
reichsten ergoss sich aber das Füllhorn landschaftlicher ,Gnaden' über 
Georg Sigmund Grafen und Herrn zu Gallenberg. Am 7. Februar 1676 
werden ihm ,in Ansehung seiner und seiner Voreltern Verdienste' 8000 
Gulden votirt, welche vom April 1676 bis 9. Dezember 1677 in zehn 
Raten ausbezahlt wurden; am 22. März 1685 wird demselben — er war 
inzwischen geheimer Rath und also eine einflussreiche Person am Hofe 
geworden, — ungeachtet er ,dawider per expressum reclamirt', ein Be- 
trag von 15,000 Gulden mittelst Schuldbriefs ausgeworfen. Als seine 
Tochter sich mit dem Ban von Kroatien, Grafen Erdödy, vermalte, 
wurden 1000 Dukaten als Hochzeitspräsent bewilligt und später mit 
dem Interesse von einem Jahre ausbezahlt. An Steuernachlass erhielt 
dieser hochmögende Herr (31. März 1696) 24,737 Gulden, daher alles 
in allem über 50,000 Gulden.^ Nahm ein Adeliger Kriegsdienste, so 
wurde er aus dem Landessäckel bei den nothwendigen Reise- und Equi- 
pirungsausgaben unterstützt. So bewilligen die Stände (12. Januar 1668) 



1 Landta^sprot. XVIU. 613. 

2 Landtagsprot. XXI. 215. 
» L. c. 271-272. 

* L. c. 325. 

» L. c. 325. 

« L. c. 275. 

' L. c. 359—360. 

8 L. c. 322; Landsch. Arch. Cons. Nr. 1, Nr. 134. 



73 

dem Franz Budolf von Edling, ,an dessen zu den militärischen exer- 
citiis habenden proposito sie ein sonderes Wohlgefallen habend zur 
Fortsetzung dieser Studien 200 Reichsthaler, in simili dem Franz Chri- 
stoph ßaumbschissl 50 Reichsthaler.* Am 23. Februar 1680 werden 
dem Hans Adam Freiherm von Gall, der willens war, sein Glück in 
Kriegsdiensten zu suchen, 450 Gulden, wenn er ausser Landes gehe, 
sonst 300 Gulden angewiesen.* Am 3. Juni 1681 erhält Ferd. Freiherr 
von Lewenberg, der zum Hauptmann ernannt war, 300 Gulden, damit 
er wohlausstaffirt und montirt beim Regimente erscheinen könne. ^ 
Seltener sind BewiDigungen zu Bildungszwecken oder für treue Dienste 
in der ständischen Beamtenschaft, z. B. 2000 Gulden an den inner- 
österreichischen Regimentsrath Wolfgang Markovitsch (wohl denselben, 
der den Plan zur Morastentsumpfung entwarf), damit er seine Söhne 
in den Studien leichter ,verlegen' könne,* oder 3000 Gulden bei Ver- 
leihung der Landmannschaft an den Landsecretarius und Landschrannen- 
schreiber Gabriel Lukantschitsch ,in Ansehung seiner langwierigen 
treuen Dienste.' ^ Die Mendicantenklöster terminirten regelmässig, und 
nie ohne Erfolg; es ist wohl nicht weniger zu ihren frommen Zwecken 
aufgegangen, als seinerzeit für den Unterhalt der protestantischen 
Schulen. Dazu kamen noch die frommen ,Reisenden', wie z. B. ein ge- 
wesener Pascha von Jerusalem und bekehrter Christ, Michael Cigala, 
dem ein Reisegeld von fünfzehn Silberkronen zutheil wird,^ oder ein 
Fr. Stephanus ab Enego, Sacra Sanctae Terrae Vicecommissarius ord. 
Minorum, der um einen Beitrag zu dem ihm von den Türken in 
Palästina auferlegten Tribut bittet und mit 25 Gulden befriedigt wird,' 
oder endlich die Schwestern Perpetua und Katharina vom Gotteshaus 
S. Katharina im Westerwald, welche das respectable Sümmchen von 
100 Gulden davon tragen.^ Eine Einladung des Bischofs von Piben, 
P. Paulus Budimir, zu seiner Consecration fand sogleiche Erledigung 
durch ein Geschenk von 200 Silberkronen. ^ Nicht weniger glücklich 
waren die für das Seelenheil der Stände besorgten Erbauungsschrift- 



^ Landtageprot. 1. c. 238. 

» L. c. 374. 

« L. c. 411. 

* L. c. 276. 

» L. c. 336. 

« L. c. 196. 

' L. c. 496. 

« L. c. 344. 

» L. c. 250. 



74 

• 

steller. So erhielt z. B. (18. Februar 1675) der P. Johann Dedinger, 
aus dem Dominikanerorden, für eine den krainischen Ständen dedi- 
cirte ,Oeconomia animae' sofort 500 Gulden, obwohl den Herren des 
Landes eine ,Oeconomia^ in Bezug auf den Landessäckel mehr zu 
empfehlen gewesen wäre.^ 

Die Organisation der GericktsverwcMung beschreiben uns gleich- 
zeitige Quellen in detaillirter Weise.* Es gab ein Gericht der Land- 
stände, das sogenannte Schrannengericht , ein Gericht der Grund- 
herrschaften über ihre Unterthanen, der Städte und Märkte über ihre 
Bürger und Inwohner, wie auch über die unter ihrer Jurisdiction 
gewerbetreibenden Ausländer, die nicht von Adel waren, ein Gericht 
des Vicedoms über die Städte und Märkte, endlich ein geistliches 
Gericht des Bischofs über Personalsachen der Geistlichen, aber auch 
über Angelegenheiten der Weltlichen, besonders ,strittige Ehen und 
Verlöbnisse'. 

Das LandschrannengericM (Forum Nobilium) war das Gericht, 
vor welchem die Herren und Landleute um ihr Erb und Eigen, Gilt 
und Lehen zu Recht stehen und sich verantworten mussten oder nach 
der Definition des Landschrannen-Procurators Burkard von Hitzing 
,Summum tribunal Provinciae, in quo Causae Provincialium petitorio 
et possessorio judicio ventilantur.' Es begriff eine doppelte Instanz in 
sich, die Land- und die Hofrechte. Unter dem Landrechte verstand 
man die Statuten, Freiheiten und Satzungen des Landes, insoweit sie 
in der Landhandfeste oder anderen Urkunden enthalten waren, und 
im engeren Sinne alle die Herren und Landleute betreffenden Klagen, 
ausgenommen , Gewalt und Entwehrungen', d. i. Besitzstörungen, welche 
letzteren in das Hofrecht gehörten. Gegenstand des Landrechts waren 
daher Erbfälle, Testamente, Legate, Fideicommisse, Inventur bei Nach- 
lässen der Herren und Landleute, Vormundschafts- (Gerhabs-) Sachen, 
Crida- und Edictalverhandlungen, Injurien- und Ehrensachen, Lehen- 
sachen u. s. w. Ausgenommen vom Schrannengerichte waren die Ver- 
brechen, welche durch den Landeshauptmann, Landesverwalter und 
die Herren und Landleute abgeurtheilt wurden (meist ohne Advocaten, 
oft auch ohne Kläger ex officio und summarissime). Beschwerden der 
Unterthanen gegen ihre Obrigkeiten wurden von der Landeshauptmann- 
schaft entschieden, welche auch als AppeUinstanz für das Stadtgericht 



1 Landtagsprot. XXI. 303. 

'^ Valv. IX. Buch ; dann meine Skizze : Das Landschrannengericht, Mitth. der 
jur. Gesellsch. 1865. 



75 

von Lack fungirte. Die Procedur im Landrecht unterschied sich wesent- 
lich von jener im Hofrecht dadurch, dass der Landeshauptmann im 
Landrecht nicht als Richter die Entscheidung fällte, wie im Hofrecht, 
-sondern einen aus den Beisitzern als ,Rechtsprecher' benannte. Der 
Landeshauptmann versah sonach im Landrecht gewisserinassen die Stelle 
des Prätors im römischen Recht, indem er nicht selbst das Urtheil 
fällte, sondern nur den Richter bestimmte (judicem dabat). Das 
Personale des Landschrannengerichtes bestand aus dem Landeshaupt- 
mann als Vorsitzenden, den Beisitzern, dem Landschrannenschreiber 
als Protokollsführer, dem Schrannenadvocaten und Weisboten. Ausser- 
dem gab es für die Aufnahme der Zeugenverhöre eigene Commissarien 
und geschworne Landboten zur Zustellung der Gerichtsschreiben. Die 
Ernennung der Beisitzer ward seit 1675 dem Schrannengerichte selbst 
überlassen; dieselben waren bis 1683 nicht beeidet, in diesem Jahre 
wurde dui'ch kaiserliches Decret ihre Beeidigung eingeführt. Die Land- 
schrannenschreiber hatten ausser der Protokollsführung auch die Aus- 
fertigung der Urkunden, Gerichtszeugbriefe u. s. w. zu besorgen. Hiefür 
bezogen sie eine Taxe, aus welcher sie im Landrechte einen Theil 
dem Landeshauptmann oder dem Landesverweser, je nachdem der 
eine oder der andere fungirte, abzuliefern hatten, und zwar von Be- 
hebnissen und Uebergaben ein halb, von Schirmbriefen ein drittel. 
Von dem Uebrigen mussten sie Kanzlei und Expedit erhalten und 
besorgen. Von den Taxen im Hofrecht hatten sie nichts abzugeben. 
Die Schrannenadvocaten wurden vom Schrannengericht selbst auf- 
genommen, genossen einen Gehalt von 100 Gulden^ und hatten das 
Recht, bei allen Tribunalen ohne Unterschied zu advociren. Das 
Schrannengericht hatte seinen Sitz in der Landstube. Hier, am oberen 
Ende der viereckigen Tafel, sass der Landeshauptmann; am untern, 
ihm gegenüber, der Landschreiber mit dem Protokolle. Wenn der 
Landesverweser als Stellvertreter des Landeshauptmanns präsidirte, 
blieb der Sitz des letzteren leer, upd der Landesverweser nahm seinen 
Platz an der rechten Seite, wo im Landtage die infulirten Prälaten zu 
sitzen pflegten. Auf zwei abgesonderten Bänken, deren eine die Grafen- 
und Freiherren-, die andere die Ritterbank hiess, sassen die Beisitzer 
des Gerichts. Ausser der Schranne (den Gerichtsschranken) sassen 
die geschworenen Schrannenadvocaten ,gradatim' auf ihren Kathedern. 
So lange das Gericht dauerte, musste der Vorsitzende den Gerichts- 
stab, das Symbol seiner Gewalt, in den Händen empor-, nach dem 



1 Landtagsprot. XXI. 141. 



76. 

Gerichtsstile ,schwebend', erhalten ; sobald derselbe aus der Hand ge- 
legt ward, war nach uraltem Brauch das Gericht aufgehoben. Bevor 
der Vorsitzende den Gerichtsstab aufhob, durfte das Landrecht nicht 
beginnen. Sollte die Stunde der nächsten Sitzung verkündet werden, 
so wurde der Gerichtsstab dem geschwornen Weisboten zugestellt, 
der sich mit demselben zur Thür der Landstube verfügte und die 
Stunde mit lauter Stimme ausrief. 

Trotz der Strenge des Gerichtsverfahrens liess die öffentliche 
Sicherheit viel zu wünschen übrig. Valvasor erzählt (II. 119) von einem 
gefürchteten Räuber, Klukec, aus dem Dorfe Jama unterhalb Krainburg 
an der Save. Er stand an der Spitze einer Diebsbande von Zigeunern, 
Studenten und anderen verwegenen Leuten. Als er des unstäten 
Lebens überdrüssig geworden war, stellte er sich , nachdem er zuvor 
zwei seiner Genossen, einen Zigeuner und einen Studenten, erschossen, 
der Behörde, versprach Besserung und erhielt volle Amnestie in Be- 
tracht seiner Gefährlichkeit und weil er, obwohl ein ungelehrter Bauer, 
einen trefflichen Wundarzt abgab, Beinbrüche, Wunden und andere 
Schäden heilen konnte. An den Grenzen war die Unsicherheit noch 
grösser. Das Schloss Schneeberg bei Altenmarkt war wohl befestigt, 
wie für den Krieg. Hier war ein Wachposten aufgestellt zum Schutze 
der Reisenden, welche den Weg nach Fiume passirten. 

In Laibach gab es ein CoUegium der Rechtsfreunde und Juristen, 
welches am 22. Mai 1698 das erste mal das Fest seines Patrons Ivo 
bei S. Josef (den Discalceaten) mit Amt und deutscher Predigt feierte. 
Seine Gründer waren Dr. Floriantschitsch und Mugerle.^ 

Das landschaftliche Sanüätswesen finden wir stets im besten Stande. 
Die Stände sorgten nicht allein für eine genügende Anzahl Aerzte, 
sondern überwachten, freilich mitunter in etwas kleinlicher Weise, 
die Gebahrung der Aerzte und der Apotheken. So wurden am 9ten 
Dezember 1658 die vier Doctoren von Laibach: Coppin, Compiter, 
Morelli und Repek, vorgefordert, ihnen die ,Connivenz' gegen die Apo- 
theker inbetreflf ihrer alten ' verlegenen Materialien, dann ihre Un- 
achtsamkeit in Ausfertigung der Rezepte und ,zu hohem Anschlag' 
verwiesen und fürderhin bei hoher Bedrohung eingestellt, auch eine 
Commission zur sogleichen Visitation der Apotheken abgesendet. Es 
waren dies jene eines gewissen Pempelfurt im carmonischen Hause; 
des Hauenstein in seinem Hause vor der Brücke und des Brugnoli 



1 Blätter aus Krain 1861 S. 184. 



i 



77 

am Platz. Es sollten vorerst alle Behältnisse mit den composita und 
magisterialia versiegelt, dann zuerst des Brugnoli Apotheke visitirt, 
das schlechte Materiale ins Wasser geworfen werden. Die Commission 
erhielt den Auftrag ,ohne respect der Gevatterschaften und anderer 
Aflfection und Freundschaft der Billigkeit gemäss' zu verfahren und 
ihren Bericht an die Verordneten zil erstatten.^ 

Am 20. Dezember wurde die Relation über die visitirten Apotheken 
des Brugnoli, Pempelfiirt und Hauenstein erstattet. Beide ersteren 
waren gut befunden, dagegen bei Hauenstein falsche Wage und Ge- 
wicht und ,Ausfertigung der Rezepten quid pro quo, aliud pro alio im- 
miscendo' mit ,verdorbenen viel Syrupen, gebrannten Wässern, Kräutern, 
falschen Pulverlein, gemeine vor edlen Sachen, und sonst in allen und 
jeden unrecht, falsch, betrüglich, denen Patienten mit Veränderung 
der Ingredienzien gefährlich und in der Tax hoch belästlich und un- 
gebührlich.' Es wurden ihm viele Medicamente ,verworfen', wie Al- 
kermes, perlarum praeparata, et magisteria. In Venedig, heisst es im 
Landtagsprotokolle, käme er zum wenigsten auf die Galeere, in Oester- 
reich und andern Orten soll er als falsarius verurtheilt und abgeschafft 
werden. Man könnte aber seiner, weil es die erste Visitation, noch 
verschonen. Es wurde beschlossen, den beiden braven Apothekern 
schriftliche Anerkennung zutheil werden zu lassen, den Hauenstein 
aber zu einer Geldstrafe von 100 Kronen zu verurtheilen und seinen 
Laden auf einen Monat zu sperren.* 

Die Aerzte wurden als landschaftliche Beamte in ihrer Praxis 
aufs schärfste überwacht. So wurde (1660) dem Dr. Repek auf seine 
Bitte um eine Gnadengabe bedeutet, dass er durch seine Praxis nicht 
allein keine Gnade oder Aufbesserung seines Gehaltes, sondern viel- 
mehr einen Verweis^ der ihm hiemit gegeben werde, verdient, damit 
er sich in seinem ,methodo artis medicandi' um so gewisser ,besser 
perfectionirt mache' und ,cautius fürgehe', als ihm sonst nicht nur 
die bewilligte Praxis eingestellt, sondern auch die ,keineswegs meri- 
tirende Bestallung' benommen werden solle.® 

Am 28. Februar 1675 erhielt jedoch dieser gemassregelte Doctor 
,in Ansehung vornehmer Recommendationen' und seines Fleisses bei 
den Patienten eine Remuneration von 600 Gulden;* am 15. Juni 1678 



1 Landtagsprot. XX. 222. 

« Landtagsprot. XVIII. 606; XX, 227. 

> Landtagsprot. XXI. 151. 

* Landtagsprot. XXI. 314. 



78 

lesen wir jedoch abermals einen ,ernstlichen Verweis' an ihn, mit Ein- 
stellung seiner Besoldung und mit der Ermahnung, mit den Patienten 
künftighin genauer und gewahrsamer zu verfahren.^ 

Am 24. Dezember 1681 wurde über Anregung des Laibacher 
Bischofs den landschaftlichen Aerzten befohlen, jeden Kranken zum 
Empfang der Sacramente, der Beicht und Communion anzuhalten, be- 
vor, sie noch die vierte Visite gemacht haben.* 

Das amüsanteste Document landesväterlicher Fürsorge ist wohl 
eine Verwarnung an die jüngeren Aerzte vom 26. November 1683: 

,Es ist uns glaubwürdiger Bericht eingeloffen, wie dass etliche jüngere 
und neuaufgenommene Medici zu nicht geringer Yerschimpfung ihrer älteren 
und wohlmeritirten MitcoUegen sich unterstehen, durch gewisse Weiber und 
Unterhändler die Patienten aufzusuchen, sich ohne Bath oder vorgehender, 
höchst erforderlicher Information, wie die Krankheit beschaffe und was f&r 
Mittel bishin gebraucht worden, in coram der von anderen Medicis besuchten 
Patienten einzudringen, und das man die vorher Berufene, welche dem Pa- 
tienten beigestanden und die Cur fast halb vollendet, abschaffe, Anlass zu 
geben, auch hierin mit unverantwortlicher Yerschimpfung ihrer MitcoUegen 
ihnen selbst den Weg zur Ehr und zum Gewinn zu bahnen.' 

,Weil diese ,sträüiche Anmassung' nicht allein gegen die Begeln der 
Medicin, sondern auch gegen die früheren Vorschriften Verstösse, werde die- 
selbe mit Strafandrohung eingestellt.*^ 

Der erste Prqtomedicus Krains war Dr. Franz Coppin,* (1666); 
im Jahre 1689 bekleidete diese Stelle Dr. von Qualiza. In Unterkrain 
finden wir 1689 als landschaftliche Aerzte Johann Baptist Burkhardt, 
Johann Baptist Ganser und Wolf von Preckerfeld.^ 

Dass die Krainer auch auf dem Gebiete der Heilkunde berühmte 
Namen zu den ihrigen zählten, beweist uns, abgesehen von den später 
zu erwähnenden medizinischen Schriftstellern, das Beispiel des Gregor 
Carbonarius von Wiesenegg^ von Naklas bei Krainburg, geboren 12ten 
März 1651, als Sohn des schlichten Landmanns Martin Voglar, welcher 
das gegenwärtig unter Nummer 39 vorkommende, noch jetzt soge- 
nannte Voglar'sche Haus besass. Die spätere Latinisirung des ursprüng- 
lichen Namens ist eine bekannte Sitte des Zeitalters; der Zuname 
von ,Wiesenegg' stammt von dem an die Wiesen stockenden Eck des 



1 L. c. 354, 355. 4 

^ Landsch. Arch. Fase. 54/4. Cons. I. 
^ Landsch. Arch. Fase. 54/4. 
* Landtagsprot. XXI. 227. 
•^ Landsch. Arch. 1. c. 227. 



79 

Dorfes. Wo der später so berühmte Mann seine Studien beschlossen, 
ist nicht zu ermitteln. Laut einer vorhandenen Urkunde erlangte er 
in den österreichischen Staaten das Doctorat der Philosophie und Me- 
dicin und den Titel eines k. k. Rathes. Sein Ruf als Arzt verschaffte 
ihm die Anstellung als Leibarzt Peters des Grossen. Noch im späten 
Alter erhielt er eine Mission nach Rom behufs Wiedervereinigung der 
getrennten Kirchen. Als er jedoch auf seiner Rückreise seinen Geburts- 
ort Naklas besuchte, fiel er in eine tödtliche Krankheit und starb zu 
Krainburg am 2. Februar 1717, kinderlos im Alter von 66 Jahren. 
Er bestimmte in seinem Testamente 5000 Gulden zur Errichtung einer 
Wasserleitung für seinen Geburtsort. Die Länge desselben beträgt 
von der Quelle bis zu dem Brunnen in der Mitte des Dorfes 1332 Klafter, 
und von da bis zum Pfarrhofe und dem Voglar'schen Hause wieder 
76 Klafter. Pfarrer Kuss bestimmte vor seinem (1752 erfolgten) Tode 
1500 Gulden zur Erhaltung dieser gemeinnützigen Einrichtung. Zur 
dankbaren Erinnerung an Beide wurde (1765) bei dem Brunnen in 
der Mitte des Dorfes ein Kreuzzeichen in der Form einer kleinen 
Kapelle errichtet, deren Front ein Chronographicum : Gregor IVs 
CarbonarIVs has aqVas prior fVndaVIt, losephVs KVss serVaVIt in 
bonVM VlCInlae.^ 

Die Lebensadern des socialen Verkehrs, gute Strassen^ durch- 
zogen zu Yalvasors Zeit das Land nach allen Richtungen. Laibach 
bildete den Brennpunkt aller dieser Linien, welche von da nach Görz, 
Triest, Karlstadt, Klagenfurt, Wien ausstrahlten. In die Wochein führte 
von Veldes aus ein Fuss- oder Reitweg, Saumwege führten auch über 
Oberkrain und über Lack nach Görz. Die natürlichen Hindernisse 
wurden nicht selten durch Tunnels überwunden. Der bedeutendste 
war jener durch den Loibel, welchen wir bereits als ein Werk Erz- 
herzog Karls erwähnt haben. ^ Valvasors immer reger Geist führte ihn 
auf das Project, den Weg über den Loibel durch einen von S. Anna 
direct durch den Berg auf S. Leonhard zu führenden Tunnel zu er- 
setzen, den man reitend und fahrend passiren könnte und wodurch 
die Entfernung auf eine halbe Viertelmeile abgekürzt worden wäre. 
Er verlangte für die Durchführung dieses Planes, für welchen er be- 
reits die nöthigen Messungen vorgenommen hatte, von Kaiser Leopold 
eine Subvention und einen ,ewigen' Zoll, aber die Pest, welche zur 
Zeit wüthete, verhinderte die Ausführung.^ Ausser dem Loibler führt 

» Mitth. 185i: 

« Siehe oben S. 224. 

8 Valv. II. 170. 



80 

uns Valvasor Tunnels auf: an der Würzen bei Neumarktl ; durch den 
S. Margarethenberg bei Krainburg gegen Bischoflack; in Utschkaberg 
nach Cosgliaco; bei S. Cantian; bei v pefcah, im Moräutscher Boden, 
durch den Lilienberg in der Gegend von Glogowiz; in Gottschee die 
Seelengrotte; und endlich in der Herrschaft Lueg, vier Meilen Weges.* 
Die unter Erzherzog Karl ins Leben gerufene Posteinricktung 
hatte im 17. Jahrhundert bedeutende Fortschritte gemacht. Die Haupt- 
post war in Laibach, wohin alle Dienstage die Ordinari-Post von 
Venedig über Görz, Heiligenkreuz, den Birnbaumerwald, Loitsch, 
Oberlaibach; von Karlstadt über Möttling, Rudolfswerth, Treffen, 
Weichselburg, und alle Donnerstage von Wien über Podpetsch ankam. 
Die Posten von Venedig und Wien gingen sofort nach Wien, respec- 
tive Venedig weiter ; nach Karlstadt zurück ging die Post am Freitag 
jeder Woche. Nach Klagenfurt, Fiume und anderen Orten verkehrten 
nur die sogenannten ,laufenden Ordinari-BotenS Die Einrichtung der 
Postverbindung nach Triest erfolgte am 29. Jänner 1688 durch Ver- 
trag zwischen dem Postmeister von Laibach, Wolfgang Sigmund Frei- 
herrn von Strobelhoflf, und Domenico dell'Argento, als Bevollmächtigten 
des Triester Stadtrathes.* Für den Briefverkehr mit allen irgend be- 
deutenden Orten war durch Briefboten gesorgt. Die Post wurde als 
Regierungssache von der Hofkammer unterhalten, die Landschaft leistete 
bestimmte jährliche Beiträge. Die Unterkrainer Beute wurde von der 
Landschaft erhalten. Die kaiserlichen Postagenten in Venedig ver- 
mittelten zugleich den Bezug der Zeitungen, wofür die Stände eine 
besondere Vergütung zahlten. Im Jahre 1672 bewilligten sie dem 
Sebastian Giulietti aus diesem Anlasse zwölf Dukaten.® Der Postamts- 
verwalter in Graz erhielt (1673) für die Zeitungen und als Neujahrs- 
geld 55 Gulden, die Postbeförderer daselbst 15 Gulden und die Post- 
amtsschreiber zwölf Gulden als Neujahrsrecompens.* Als Postmeister 
nennt Valvasor: in Egg ob Podpetsch Georg Ernst Kraa; in Weichsel- 
burg Johann Floriantschitsch ; in Treffen Johann Halbertaller; in 
Rudolfswerth Nicolo Liscutin; in Möttling Adam Peo; in Oberlaibach 
Johann HoflFmann; im Bimbaumerwalde in dem einsamen, oft von 
Räubern Überfallenen Posthause Johann Baptist Nussdorfer.* 



» Valv. IV. 559—560. 

' Gefallige Mittheilung des Herrn Finanzrathes Baron von Czömig in Triest, 
nach Cod. Cap. p. 116. 

3 Landtagsprot. XXI. 457. 

* L. c. 467. 

6 Valv. II. 129, 177. 217, 258. 



81 

In Valvasors Zeitalter sind genaue statistische Daten nicht zu 
erwarten. Unser Chronist hat sich aber mit dem ihn auszeichnenden 
Eifer um Erlangung derselben bemüht. Er gibt uns bei den Pfarren 
Kraihs hie und da Zahlen der Getauften und Gestorbenen.^ Krain 
zählte nach ihm 21 Städte, 36 Märkte, 254 Schlösser und über 4000 
Dörfer, abgesehen von einzelnen Höfen, wobei freilich auch das Küsten- 
land und Istrien mit einbegriffen ist.^ 



1 Der Adel. Ausgestorbene und blühende Geschlechter und ihre 

Schlösser, Sitte und Lebensart. 

Der krainische Adel ,blühte aus dem klugen Gehirn und der 
tapferen Faust hervor', wie sein Historiograph Valvasor treffend sagt, 
selbst ein sprechender Zeuge, wie der Edelmann seiner Zeit Ruhm 
und Ehre nicht minder auf den friedlichen Bahnen der Wissenschaft, 
als im Kriegsgetümmel des sturmvollen Zeitalters suchte. - Und die 
Annalen unseres Landes sind ein Ehrenbuch des krainischen Adels, 
der, begünstigt durch Stellung und Besitz, gehoben durch die über- 
lieferten Grossthaten der Ahnen, die übrigen Stände an Bedeutung 
und patriotischem Streben überflügelte. Wehmuth beschleicht uns aber, 
wenn wir die Blätter unserer Chronik aufschlagen, auf welchen die 
Geschlechter des krainischen Adels verzeichnet sind. Wie viele waren 
zu Valvasors Zeit schon dem Fanatismus der Gegenreformation zum 
Opfer gefallen, im Exil erloschen oder in der Heimat zu Grabe 
gegangen, und wie wenige haben sich bis auf unsere Zeit erhalten! 
Manche waren freilich auch in andere Erbländer ausgewandert, zu 
hohem Rang und Ehren emporgestiegen; wir erinnern hier nur an 
die Grafen von Lamberg und die Fürsten von Auersperg^ denen Talent 
und Fürstengunst im Erzherzogthum Oesterreieh eine zweite Heimat 
gründeten. 

Im neunten Buche seiner Chronik führt uns Valvasor die Ge- 
schlechter, im eilften ihre Sitze auf, reich ausgestattet mit Wappen- 
uad Schlösserabbildungen, mit genealogischen und historischen Notizen 
und mit eingestreuten Kulturschilderungen. 

Valvasor^ zählt uns folgende AdelsgeschlecMer auf: 



^ Vm. Buch. 

2 II. 104. 

8 IX. 100—120, mit Beifüguüg der Wappen zu den meisten Familien. 

6 



82 

1. Fürsten. 
Auersperg;^ Eggenberg ;^ Porcia. ^ 

2. Grafen. 

a) Aeltere bis auf 1 und 17 ausgestorbene Geschlechter: ' 

1. Allapi; 2. Altenburg;* 3. Cilly; 4. Erdödy; 5. Frangepan; 
G.Görz; T.Heunburg; S.Khrupa;« 9.0rtenburg; 10. S. Peter; 11. Schär- 
fenberg ;^ 12. Schaumburg; 13. Schrattenbach; 14. Zriny (Serin); 
15. Seuneg; 16. Sternberg; 17. Tanhausen; 18. Tybein (Duino); 
19. Treuen (Treffen);* 20. Valsa (italienisirt aus Walsee) ; 21. Wippach. ^ 



* Die ältere Linie wurde in den Reichsgrafenstand am 11. September 1630, 
die jüngere in den erbländischen Grafenstand 15. Juli 1678 erhoben. Die Erhebung 
Johann Weichards in den Fürstenstand wurde bereits oben 8. 3 erwähnt. 

* Job. Seifried, Fürst von Eggenberg, geboren 1644, war Landeshauptmann 
in Krain, kaiserlicher geheimer Rath, und starb 1713. Czörnig, Görz S. 939; daher 
wird sein Geschlecht als ein in Erain durch seine Stellang landstündisches aufgeführt. 

* Die Porcia besassen die Herrschaft Senosetsch seit dem siebzehnten Jahr- 
hunderte, daher sie als Landstände von Krain aufgeführt werden. 

* Der letzte Herr dieses Namens war 1430 : Georg Graf von Altenburg. Von 
ihm überging das Stammhaus an die Obritschan, und als der letzte von diesen 1615 
starb, fiel das Schloss an Bartelmä Valvasor, der es an einen Herrn Matesitsch ver- 
kaufte. Zu Valvasors Zeit besass es Franz Albrecht von Seethal. Valv. XI. 15. 

* Oder Krupp, von dem Schlosse gleichen Namens in ünterkrain. Krupp über- 
ging später an die Hohenwart ; 1483, nach dem Tode des Andreas von Hohenwart, 
fiel die Herrschaft Krupp an Moriz von Purgstall durch Heirat mit Margaretha von 
Hohenwart. Zu Valvasors Zeit besass sie Seifried Graf von Purgstall, Sohn des bei 
Strassburg 1672 gebliebenen kaiserlichen Oberstlieutenants Karl Weichard Grafen 
von PurgstäU. Valv. XL 322-323. 

^ Das Stammschloss dieses alten Geschlechts lag bei Ratschach in Ünterkrain. 
Von dem Letzten des Geschlechts in Krain wurde im ersten Theile dieses Werkes, 
S. 222 f., berichtet. Die Herrschaft fiel an den Landesfürsten zurück. Zu Valvasors 
Zeit besass sie als Pfan<lschilling Johann Peter Graf von Wazenberg. Valv. XL 502, 
üeber die weiteren Schicksale des Geschlechts siehe Historisch-heraldisches Hand- 
buch der gräflichen Häuser. Gotha 1855, S. 860 f. 

* Dieses kärntnerische Geschlecht baute das Schloss Treffen in ünterkrain; 
von demselben fiel die Herrschaft an die Grafen von OHenburg und nach ihnen an 
die Cillier, nach dem Erlöschen dieser an das Haus Oesterreich. Später waren nach 
einander Besitzer die Schärfenberg, die Gallenberg, die Sauer, Chrisanitsch, Kazianer 
und Jankovitsch. Freiherr Wolf Konrad Jankovitsch verkaufte sie 1685 an Matthäus 
Kovatschitsch. Valv. XL 586. 

* Die Herrschaft Wippach war Eigenthum der Kirche von Aquileja, welche 
ihre Vasallen damit belehnte. Nach dem Erlöschen der Patriarchonmacht blieb 
Wippach in den Händen der Oesterreicher und der Görzer Grafen und gelangte 
nach dem Aussterben der letzteren ganz an Oesterreich. Die Grafen von Lanthieri 



83 

h) Jüngere, in Krain zu Valvasors Zeit noch sesshafte, den Landleuten ungehörige 

' Geschlechter : 

1. Attems ^ (Attimis) ; 2. Auersperg; 3. Barbo;'' 4. Ursini v. Bla- 
gay;^ 5. Bucelleni; 6. Cobenzl;® 7. Gallenberg;^^ 8. Kazianer;^^ 



erwarben die Herrschaft als Pfandschilling schon im sechzehnten Jahrhunderte. Czör- 
nig, Görz I. S. 614 ; Valv. XI. 655. 

® Auch Attimis, vom gleichnamigen Schlosse, zwei Meilen nördlich von Udine 
bei Faedis. Dieses Geschlecht erscheint schon 1106 in der Geschichte. Vgl. Czörnig, 
Görz I. S. 650 f. 

^ Mit Diplom vom 10. April 1674 erhob Kaiser Leopold I. den Zweig des 
uralt adeligen Geschlechts der Barbo, gentiluomini di Venezia, welcher sich damals 
schon seit 200 Jahren in Krain niedergelassen hatte, wegen der hohen Ehren und 
vorzüglichen Verdienste seiner Vorfahren, wovon einer auf dem päpstlichen Stuhle 
gesessen (Paul II., 1464 — 1471), etliche Cardinäle worden (wie Marcus I., Patriarch 
von Aquileja, 1471—1491), Bernhardin die Landesverwalter- und Landesverweser- 
stelle in Krain versehen und (18. November 1629 von Kaiser Ferdinand II.) in den 
Freiherrnstand erhoben worden, folgends auch zu der Reichshofrathsstelle gelangt, 
zudem sich unterschiedliche ihres Namens und Stammes in kaiserlichem Kriegs- 
dienste, als in dem kanischischen Feldzug, in der Hauptfestung zu Karlstadt und 
sonst anderwärtig, einer aber als Hauptmann von Zengg brauchen lassen, und vor 
dem Feind ritterlich das Leben gelassen, dann etliche Öbristwachtmeister und Ritt- 
meister gewesen, — in den Grafenstand mit dem Titel: ,Barbo, des heil, römischen 
Reichs Grafen von Waxenstein (der durch Heirat des Ivan Bernardin mit der Tochter 
des Martin Moise von Moisevich erworbenen Herrschaft in Istrien), Freiherren auf 
Guteneck, Pass und Zobelsberg, Herren auf Schlüsselstein, Kreussenbach (Kroisenbach) 
und Dragomel* und mit dem Prädicat: ,Hoch- und Wohlgeboren*. Abschrift des Diploms 
im Landesmuseum. Vgl. Hist.-herald. Handbuch der gräflichen Häuser. Gotha 1855 S.30 f. 

« Dieses Geschlecht stammt von der römischen Familie der Ursini und trat 
schon im zwölften Jahrhundert in Schwägerschafts Verhältnisse mit den Grafen von 
Görz. Graf Stephan erhielt vom König Bela von Ungarn, dem er gegen die räube- 
rischen " Einfälle Alberts von Michova beistand, die Grafschaft Wodicha, welche Be- 
lehnung König Andreas 1218 bestätigte. Graf Babo erbaute 1249 das Schloss Bla- 
gaj (blagajski turn, Valv. XII. 37) und nahm davon den Namen jm. Um 1512 wurde 
dieses Grenzhaus von den Türken eingenommen, und nach 1545 liess sich die Fa- 
milie in Krain nieder. Vgl. Historisch-heraldisches Handbuch S. 63. 

ö Christoph Cobenzl von Prosegg (Prosecco) erheiratete mit Anna Lueger 
die durch Erasmus Lueger berühmt gewordene Burg Lueg bei Adelsberg. Czörnig, 
Görz L S. 767 Anm. 2 

*° Georg Sigmund von Gallenberg, Landosverweser in Krain, ward 1666 von 
Kaiser Leopold I. in den Reichsgrafenstand erhoben. Historisch-heraldisches Hand- 
buch S. 238. Ueber das Schloss siehe Blätter aus Krain 1858 S. 150—151. 

" Die Kazianer erhielten das Freiherrendiplom 12. Januar 1615 und den 
Reichsgrafenstand mit dem Erbamt als Oberst-Silberkäramerer in Krain am 28. Mai 
1665. Historisch-heraldisches Handbuch S. 399. 

6* 



84 

ü. Lamberg;^« 10. Lantheri*« (Lanthieri); 11. Paradeiser; 12. Petazzi;'* 
IS.Purgstall; 14. Saurau; 15. Strasoldo;*^ 16. Thurn;*« 17. Trillek;" 
18. Wazenberg.^^ 

3. Freiherren. 

a) Aeltere, theils ausgestorbene, theils nur mehr ausser KrcUn blähende Geschlechter: 

1. Dietrichstein; 2. Dornberg;^ 3. Freikirchen; 4. Guadenecker; 
5. Gregorianiz ; 6. Herberstein; 7. Jurischiz; 8. Kevenhüller ; 9. Kreyg; 



'* Von der Ortenegger Linie dieses Geschlechts stammte Johann Maximilian, 
geboren 1608, gestorben 1682, Kaiser Leopolds I. Obersthofmeister, der als kaiser- 
licher Eeichshofrath mit seinem Bruder Johann Wilhelm und der ganzen Descen- 
denz bei der Krönung zu Regensburg 1636, 10. November, von Kaiser Ferdinand III. 
in den Eeichsgrafenstand erhoben wurde. Johann Herbart II., von der mittleron 
Hauptlinie in Krain, wurde 1667 von Kaiser Leopold I. in den Grafenstand erhoben. 
Vgl. Historisch-heraldisches Handbuch S. 484 f. 

18 Vgl. Czömig, Görz L 766, Anm. 1. 

1* Dieses Triester und Görzor Geschlecht, welches durch seinen Besitz in 
S. Servolo, Castelnuovo und Schwarzenegg auch Krain angehörte, ward 1622 von 
Kaiser Ferdinand II. in den Freiherrenstand und 1632 in den Reichsgrafenstand er- 
hoben. Czömig S. 778, Anm. 10. 

^^ Eine uralte Familie deutscher Abkunft in Friaul, welche auch das Schloss 
Duino in Pfandbesitz hatte. In den Reichsgrafenstand erhob sie Ferdinand III. im 
Jahre 1641. 

1® Eine der ältesten und angesehensten Familien Italiens und Deutschlands, 
welche sich im sechzehnten Jahrhunderte von Görz und Friaul aus über Spanien, 
Belgien und Deutschland verbreitete und welcher auch das fürstliche Haus Thurn 
und Taxis angehört. Die Linie Thurn-Hoffer erlangte 1530, die Friauler Linie 1533 
den Reichsgrafenstand. Kaiser Leopold I. ertheilte (1664) dem jeweilig ältesten Mit- 
gliede der letztern Linie den Titel: Oberst -Erblandmarschall in der gefürsteten 
Grafschaft Görz und Gradisca. Erblandhofmeister in Krain und Erb-Silberkämmerer 
in Kämton. Die Mitglieder der Kämtner und Krainer Linie fuhren den Titel: Erb- - 
landhofmeister in Krain und der windischen Mark und jenen eines Erblandmarschalls 
in der gefürsteten Grafschaft Görz (seit 1660), sowie das Prädicat der Freiherren 
von .Kreuz. Czömig, Görz I. 676, 677. Historisch-heraldisches Handbuch S 1002 
bis 1005. ' . 

" Sie besasson das Schloss gleichen Namens (slov. Podkraj) in Innerkrain. 

*« Dieses Geschlecht besass das Schloss Wazenberg in Unterkrain, welches 
früher Aich (Dob) hiess, von einem schon 1420 erloschenen Geschlechte. Valv XL 
625, 626. 

* Görzer Familie, 1575 in den Freiherrenstand erhoben. Vgl. Czömig, Görz I. 
S. 636, Anm. 1. 



85 

10. lüsl; 11. Lenkovitsch; 12. Mannesis; 13. Neuhaus;^ 14. Panizol;'^ 
15. Petscho witsch; 16. Raikniz oder Raegniz; 17. Wagensprerg;* 
18. Wittowiz. 

b) Zu Valvasors Zeit in Krain sesshafte und zu den Landleuten gehörige Geschlechter: 

l.Apfaltrer; 2. Brenner; 3. Brigido; 4. Billichgraz ;^ 5. Caraduzzi; 
6. de Leo; 7. Edling;^ S.Egk;^ 9. Engelshaus; 10. Gall; 11. Haller; 
12. Janko witsch; 13. Jauerburg;^ 14. Juritsch; 15. Kayseil; 16. Lamp- 
frizheim; 17.Langenmantel; IS.Leuenberg; 19. Lichtenberg;^ 20.Lich- 
tenthurn; 21. Marenzi; 22. Moskon; 23. Mordax; 24.Mosheim; 25. Ober- 
burg; 26. Paradeiser; 27.Rampel; 28. Rattenfeld; 29. Rauber; 30.Raumb- 
schissel; 31. Raunach ;^® 32. Raysing; 33. Rossetti; 34. Ruessenstein; 
35. Stroblhoff;^! 36. Taufrer; 37.Valvasor; 38. Wagen; 39.Wernek;^» 
40. Wizenstein ; 41.Zetscheker; 42. Zierheim. 



* Stammhaus in Istrien (Novigrad), zu Valvasors Zeit im Besitze des Grafen 
Bftnvenuto von Petaz (Petazzi). Valv. XI. 399. 

* Görzer Familie, 1580 von Kaiser Eudolf 11. in den Preiherrenstand erhoben. 
Octavius PanizoU wurde von Kaiser Ferdinand II. 1631 zum Erblandfalkenmeister in 
Krain ernannt, welche Würde nach dem Aussterben der Familie auf die Lanthieris 
überging. Czömig, Görz I. 775. 

* Ihr Stammhaus war das gleichnamige Schloss bei Littai, welches später 
in den Besitz Valvasors überging. In den Freiherrenstand wurden sie 1559, in den 
Grafenstand 1625 erhoben. 

5 Das gleichnamige Stammhaus bei Laibach. Valv. XI. 32 f. 

8 Görzer Familie, aus Schwaben* abstammend; zwei Linien wurden von Kaiser 
Leopold I. in den Grafenstand erhoben, die dritte führte den Beinamen der Freiherren 
von Salcano. Czömig, Görz I. 655. 

' Jörg von Egg, Vicedom in Krain, baute das gleichnamige Schloss bei 
Krainburg. Valv. XL 128. 

» Besitzer des gleichnamigen Schlosses und Bergwerkes in Oberkrain. Valv. 
III. 388. 

^ Das gleichnamige Stammhaus der Herren von Lichtenberg lag nahe bei 
Wagensperg, kam durch Heirat an die Herren Schwab und später durch Kauf an 
die Freiherren Kheysell, von welchen es (1672) Valvasor erwarb. Es standen jedoch 
davon nur mehr die kahlen Mauern, denn Georg Kheysell hatte es als Besitzer des 
nahen Wagensperg niederreissen lassen. Valv XI. 337—339. 

^^ Dieses Geschlecht baute das Schloss Raunach (Ravne) , bei S. Peter in 
Innerkrain, ,das Paradies des Karstes*. Nach dem Aussterben der Raunacher ge- 
langte das Schloss in den Besitz des Joh. Bapt. Freiherrn de Leo, E. E. Landschaft 
Hauptmann des Fussvolks in fsterreich. Valv. XI. 465. 

** Ihr Sitz war das Schloss gleichen Namens bei Laibach. Valv. XL 665 f. 

** Das Stammschloss dieses Geschlechts in Oberkrain, vier Meilen von Lai- 
bach an der Save gelegen, lag zu Valvasors Zeit bereits in Trümmern, aus welchen 
man Poganig baute. Valv. XI. 649. 



86 

4. Ritter. 

a) Ausgestorbene Geschlechter: 

l.Adelsberg;^ 2.Aich; S.Ainkhürn; 4.Ainöd;« 5. Alben;» 6. Arch;* 
T.Borsch; S.Baumkircher;^ 9. Castlwart; 10. Clainz; ll.Clys; 12.Crenn- 
schall; 13. Crusich; 14. Davolitsch; 15. Dominitsch;® 16. v. d. Dürr; 
IT.Erkenstein; IS.Feistriz;' lO.Flednik;« 20. Frauensteiner;» 21. Ger- 
lachstein;io 22. Görtschach;ii 23. Gouardo;^« 24. Graben ;i3 25. Grä- 

* Auch Arisperg, Lehensträger der Görzer Grafen und der Patriarchen von 
Aquiloja. Der letzte, Guarin von Arisperg, kommt 1332 vor. Ihr Besitzthum, die 
Herrschaft Adelsberg, wurde 1371 durch den damaligen Lehensträger Johann von 
Stegberg an die Herzoge Leopold III. und Albrecht III. von Oesterreich um 20,000 
Gulden verkauft. Seitdem blieb sie landesfürstlich bis 1620, vre sie an den Fürsten 
Joh. Ulrich von Eggenberg fiel; um das Jahr 1680 brachte sie Job. Weichard Fürst 
von Auersperg an sich, dessen Sohn Ferdinand sie im Jahre 1707 an Franz von 
Oblak, Freiherrn von Wolkensperg, überliess. Mittelst Kaufvertrags vom 27. August 
1722 erwarb die k. k. Hofkammer die Herrschaft wieder zum Behufe des Karst- 
gestütos, und seitdem blieb sie österreichisches Staatsgut. Mitth. 1860 S. 73 f. 

2 Das Stammhaus gleichen Namens, zu Valvasors Zeit bereits in Ruinen, fiel 
nach dem Aussterben des Geschlechts an die Herren von Scheyer, welche in dessen 
Nähe ein neues prächtiges Schlrfss gleichen Namens aufführten. Valv. XI. 9, 11. 

3 Besitzer des Markts gleichen Namens, heutzutage Planina. Valv. XI. 12, 13. 

* Sie besassen das Schloss gleichen Namens in ünterkrain. Der letzte ge- 
rieth 1471 in türkische Gefangenschaft. Valv. XI. 20. 

^ Dieses Geschlecht besass im Mittelalter ein Schloss, ,Baumkircherthurm* 
genannt, bei Hölzenegg. Valv. XI. 277. 

^ Peter Dominitsch baute das Schloss Dominitschhoff. Valv. XI. 118. 

^ Das Stammhaus des Geschlechts war das gleichnamige Schloss bei Dornegg 
in Innerkrain. Siehe den ersten Theil dieses Werks S. 222. Vgl. Valv. XI. 134. 

8 Der alte gleichnamige Stammsitz lag schon zu Valvasors Zeit in Buinen. 
Der Besitz war schon 1374 landesfürstlich. Valv. XI. 137. 

ö Der letzte Frauensteiner endete sein Leben in türkischer Gefangenschaft 
1473; das Schloss fiel dann an das Kloster Michelstetten. Valv. XI. 366, 367. 

*° Das alte Schloss gleichen Namens war stark befestigt. Es fiel später an 
die Hohenwart. Valv. XL 184 f. 

'* Das gleichnamige Stammhaus der Görtschacher gelangte später an die Orten- 
burger und Cillier, nach dem Aussterben letzterer an die Erzherzoge von Oesterreich. 
Kaiser Friedrich schenkte 1461die Herrschaft demLaibacher Bisthum. Valv. XI.190— 191. 

*2 Die Herren von Govardo waren Inhaber der Herrschaft Neuhaus am Karst, 
verübten Gewaltthätigkeiten gegen die benachbarten Edelleute und ihre eigenen 
Untorthanen, nahmen venetianische Besatzung in ihr Schloss auf und forderten so 
das Einschreiten der landesfürstlichen Macht heraus; das Schloss wurde überfallen, 
eingenommen und die Gebrüder Govardo auf das Laibacher Castell gebracht. Das 
Schloss Neuhaus wurde 1551 geschleift, später aber wieder aufgebaut und befand 
sich zu Valvasors Zeit im Besitze des Benvenuto Grafen von Petazzi. 

^3 Ausgestorben im sechzehnten Jahrhundert. Das Stammschloss gelangte in 
den Besitz der Mordax. Valv. XL 206 f. 



87 

zer;** 26. Grettingen ; 27. Gresperger; 28. Grosswein; 29. Guetenberg;^^ 
30. Guteufeld; Sl.Gumpler; 32.Gurk; 33. Gurkfeld ;iß 34. Gustaschitsch; 
35. Guttenegg;^'' 36.Habusperg; 37.Halbenberger; 38.Häcklein; 39. Har- 
rer; 40. Harter; 41. Hassberg ;^^ 42.Hegstetter; 43. Herbst; 44. Heritsch; 
45. Hermann ; 46. Hertenberg; 47. Hlebitz ; 48. Höffer ; 49. Hopfenbach ;^^ 
50. Hörner; 51. Hundt; 52. Hungersbach;*® 53. Igg; 54. Katzenberger;*^ 
55. Khalloti; 56. Kherschan;** 57. Kosiak;^^ 58. Krumperg; 59. Laas; 
60. Lack;** 61. v. d. Leiter (de la Scala); 62. Landestrost; 63. Lands- 
preiss;*^ 64. Liebenberg; 65. Liebensteiner; 66. Lichtenegg; 67. Lilien- 
berg;*« 68. Löer; 69. Lueg; 70. Lybek;*'' 71. Mallinger; 72. Manges- 
spurg;*« 73. Matscheroll ;*^ 74.Mauritsch; 75.Meichau;^<^ 76.Merheritsch; 
77. Mitterburg; 78. Montpreis; 79. Möttnig; 80. Minkendorf ;3i 81.Min- 

^* Stammschloss Grade c bei Möttling, gelangte später an die Purgstall, Thurn, 
Wornegg und endlich an die Gusitsch. Valv. XI. 212. 

^^ Das Schloss gleichen Namens befand sich im sechzehnten Jahrhundert im 
Besitz der Lamberge von Stein ; zu Valvasors Zeit war es in Trümmern. Valv. XI. 242. 

" Der letzte 1322. Im J. 1679 war die Herrschaft Gurkfeld, welche Joh. Bapt. 
Valvasor, ein Ahnherr unseres Chronisten, 100 Jahre vorher gekauft und an einen 
Herrn vonMoskon vererbt hatte, im Besitz des Grafen Orfeo Strassoldo. Valv. XI. 241. 

" Schloss gleichen Namens, zu Valvasors Zeit in Ruinen. Valv. XI. 244. 

^^ Stammschloss gleichen Namens bei Planina. Valv. XI. 268. 

'* Das gleichnamige Bergschloss gedieh durch Heirat an die Auersperge. Zu 
Valvasors Zeit besass es Freiherr Franz Leopold von Zierheim. Valv. XI. 286. 

*° Wohl identisch mit der Görzer Familie Ungrischpach, deren Besitzungen 
nach ihrem Erlöschen an die verschwägerte freiherrliche Familie Egg übergingen, 
welche das Prädicat von Ungnschpach annahm. Czörnig, Görz I. 644 — 646. 

** Schloss gleichen Namens bei Stein. Valv. XI. 297. 

** In Istrien, vier Meilen von Pisino, lag das Stammschloss gleichen Namens. 

** Nach dem Aussterben dieses Geschlechts kam sein Stammschloss in Unter- 
krain, zwei Meilen von Eudolfswerth , an die Herren Sauer, welche ihrem Namen 
das Prädicat ,zum Kosiak* beifügten. Valv. XI. 315. 

** Der Letzte des Geschlechts, dessen Stammsitz Wildenlack bei Bischoflack war, 
beschloss sein Leben als Mönch im Minoritenkloster in Laibach (1446). Valv. XI. 36. 

'^ Der letzte Herr von Landspreiss wurde 1311 von Dipold von Stein in Krain- 
burg im Turnier getödtet. Valv. XI. 328. 

*® Stammschloss bei Moräutsch. Valv. XI. 341. 

*^ Stammschloss, eine halbe Stunde von Watsch entfernt. Valv. XI. 347. 

'« Oder Mannsburg. Zu Valvasors Zeit war das Stammschloss im Besitze dos 
Freiherrn Anton von Leuenberg. Valv. XI. 361—362. 

«9 Der letzte 1522. Valv. XI* 364. 

"<» Das Stammschloss gleichen Namens, eine Meile von Eudolfswerth, kam 
später an die Cillier und fiel nach deren Erlöschen an die Erzherzoge von Oester- 
reich. Valv. XI. 358. 

8* Nach Valv. XI. 36i> identisch mit den Herren von Gallenberg, daher nicht 
unter die zu seiner Zeit ausgestorbenen Geschlechter zu rechnen. Valv. XI. 369. 



88 

• 

dorf; 82. Nassenfuss; 83. Näglitsch; 84. Neydeck;^^ 85. Nicolitsch; 
86. Nussdorf ;38 87.0britschan; 88.Pailikh; 89. Pandorfer; 90. Pasch; 
91. Pekach; 92. Petschacher; 93. Petsacher; 94.Pernstem; 95.Pettau; 
96.Pfailberg; 97. Piers (Pirsch, Pyrsch);»* 98. Pleschauvitez; 99.Pod- 
wein;^^ lOO.Poran;^® 101. Portendörffer; 102. Praysser; 103. Preisek;'^^ 
104.Presingen; 105. Prossek; 106. Pichler; 107. Pueller; 108. Rabens- 
berg;38 109. Ratschach;»« 110. Ratt; 111. Reifnitzer;*« 112. Rei- 
chenburg; 113. Reutenberg;^^ 114. Ritschan; 115. Rosek;" 116. Rösch ; 
117. Rosenhart; 118. Samburg; 119. Zara oder Sara; 120. Saven- 
stein;*» 121.Scharff; 122. Scharfenek; 123. Schenk; 124. Schönpüchel; 

^^ Das Stainmschloss gleichen Namens war zu Valvasors Zeit im Besitze des 
Freiherm Wolf Konrad von Jankowitsch. Valv. XI. 398. 

^^ Das Stammhaus bei Adelsberg besass zu Valvasors Zeit Johann Bernhard 
Freiherr von Eossetti. Valv. XI. 414. 

** Mit dem Beinamen von Rottenbüchel , dem bei Stein gelegenen Schlosse, 
das zu Valvasors Zeiten ein Herr Johann Balthasar Rasp besass. Valv. XI. 474—475. 

86 Der Letzte 1397. Valv. XI. 446. 

8« Schloss gleichen Namens in Unterkrain, überging dann von den Orten- 
burgern an die Cillier und von diesen an das Haus Oesterreich. Zu Valvasors Zeit 
gehörte es dem Fürsten Ferdinand von Auersperg. Valv. XI. 449, 450. 

»' Das Stammschloss gleichen Namens lag, schon zu Valvasors Zeit eine 
Ruine, hoch auf dem Gebirge, unter welchem das Wasser Kupzhina entspringt, in 
der Sichelberg'schen Grenzenclavo in Unterkrain. Das neue Schloss gleichen Namens 
bauten die Auersperg. Valv. XI. 454. 

38 Das Stammhaus gleichen Namens, vom Landvolk Kopriunek genannt Die 
letzten des Geschlechts, die Brüder Friedrich und Ulrich, kommen 1301 vor. Valv. XI. 
312—313. 

^^ Schloss gleichen Namens in Unterkrain, zu Valvasors Zeit im Besitze der 
Mordax. Valv. XI. 464. 

*° Der letzte von Reifniz lebte noch 1524 in Krain. Die Herrschaft wurde im 
Jahre 1227 von den Auerspergen an die Herren von Laas verkauft, war später als 
Aquilejisches Lehen ein Besitz der Ortenburger. Im Jahre 1411 besass Reifniz ein 
Herzog von Teck, der es durch seine Gemalin, eine geborne Gräfin von Ortenburg, 
erheiratet. Von den Ortenburgern überging es an die Cillier und" ward nach deren 
Erlöschen österreichisches Staatsgut; zu Valvasors Zeit besassen es die Grafen von 
Trilleck als Pfandh^rrschaft. Valv. XI. 467—468. 

*^ Das Stammschloss, ein befestigter Wartthurm, in einer Gebirgswildniss 
ober dem neuen Schlosse in Unterkrain, war zu Valvasors Zeit bereits verlassen und 
ein neues Schloss gebaut worden, das die Erben Johann Herbarts Grafen von Lani- 
berg besassen. • 

*2 Das Stammhaus bei Rudolfswerth war zu Valvasors Zeit im Besitze dos 
Daniel Grafen von GaUenberg. Valv. XL 471—472. 

*8 Das Stammhaus, eine starke Veste, lag auf einem Berge an der Save und 
war schon zu Valvasors Zeit verödet. Das neue, in der Ebene aufgeführte Schloss 
besassen damals die Herren Reffinger. Valv. XI. 492 — 493. 



i - * 



^ » 



125. Schueeberg;*^ 126. Schnitzenbaum; 127. Schomberg; 128. Schön- 
berg; 129. Schutter; 130. Sebel; 131. Sebriach; 132. Seisenberg;*^ 
133. Siebenegg ;*^ 134. Sicherstein; 135 Silberpeitl (Borsa di argento 
oder von Carstberg) ; 136. Sicherberger; 137. Sittich; 138. Slateneg; 
139.Spiess; 140. Sumeregg; 141. Stein; 142. Steindorf er; 143. Steiner; 
144. Stegberg;*' 145. Stemsee; 146. Stettenberg;*« 147. Suchenthal; 
148. Toller; 149.Thurner; 150.Tifi'er; 151. Triebenegg; 152. Tscherna- 
hora; 153.Tschernembl;*® 154.Verchnitschein; 155.Villanders; 156. Wa- 
xensteiner;^^ 157. Weineck ;^^ 158. Weisseneck; 159. Weixelberg;'^^ 
160. Werder (von Werde);^^ 161. WiWeiiecker; 162. Warischabitz 
(Worischewitsch) ; 163. Watsch;^* 164. Wuckaviz; 165. Zellenberger; 
166. Zenger; 167. Zubratscher; 168. Zobelsberg. ^^ 

** Das Stammliaus bei Laas besass zu Valvasors Zeit Ferdinand Fürst von 
Auersperg. Valv. XI. 513. 

*^ Der Letzte des Geschlechts war 1386 Heintzel von S. Das Schloss war zu 
Valvasors Zeit im Besitz der fürstlichen Linie von Auersperg. Valv. XI. 520—521. 

*ö Das Stammhaus in TJnterkrain überging nach dem Erlöschen des Geschlechts 
an die Grafen von Heunburg, und im Jahre 1293 verkaufte Ulrich II. es an den Her- 
zog Albrecht von Oesterreich um 12,000 Mark Silber. Zu Valvasors Zeit besass es 
als Pfandherrschaft Daniel Freiherr von Mordax. Valv. XL 527 — 529. 

*' Der Letzte des Stammes kam 1482 bei der Erstürmung des Stammschlosses 
(bei Laas in der Nähe des Zirknizer Sees) durch den Raubritter Erasmus Lueger 
um. Das Schloss war zu Valvasors Zeit im Besitze des Fürsten Johann Seifried von 
Eggenberg, Landeshauptmanns in Krain. Valv. XL 556 f. 

*8 Der Letzte dieses Geschlechts fiel 1291 im Kriege der Steirer mit Erzherzog 
Albrecht, auf Seite der ersteren kämpfend ; siehe den ersten Theil dieses Werkes S. 222. 
Das gleichnamige Schloss lag zwischen Wördl und Obernassenfuss, zwei Stunden von 
letzterem entfernt, in einer Wildniss. Valv. XL 554. 

** Das Geschlecht ist aus Krain ausgewandert. Vgl. den dritten Theil dieses 
Werkes S. 361, Anm. 4. 

ß** Das Schloss gleichen Namens lag in Istrien, fünf Meilen von Pisino. Die 
Herrschaft kam, wie oben erwähnt, durch Heirat an die Barbos, und zu Valvasors 
Zeit besass sie Fürst Ferdinand Auersperg. Valv. XL 625. 

ßi Das Schloss gleichen Namens, zwischen Sittich und Weixolburg, kam im 
Jahre 1433 als Cillier Lehen an die Familie Rauber. Valv. XL 685. 

^* Die letzten Weichselberger, Karl und Friedrich, starben 1581. Zu Valvasors 
Zeit gehörte die Herrschaft dem Fürston Ferdinand von Auersperg. Valv.- XL 629. 

ö8 Auch Werth oder de Werde. Das Stammhaus ,Wördl*, auf einer Gurkinsel, 
überging nach einander auf die Herren von Vilanders, deren letzter 1547 starb 
und bei den Franziskanern in Rudolfswerth begraben wurde , auf die Lenkovitsch 
und Davoliz und endlich an die Herren Sonze. Valv. XL 658. 

** Das Stammhaus, ein fester Thurm, war schon zu Valvasors Zeit nicht 
mehr vorhanden. Um ihn entstand der Markt gleichen Namens. Valv. XL 623. 

^^ Der Letzte des Stammes, Georg, starb 1560. Zu Valvasors Zeit besass das 
Schloss Heinrich Julius Freiherr von Werneck. 



90 

b) Ehemalige Landleute von Krain, jedoch dort zu Valvasors Zeit nicht mehr befindlich : 

l.Aichelberg; 2. Altenhaus; 3. Diatalevi; 4. Ducainus; ö.EUacher; 
6. Freihofer; 7. Glanhofer; 8. Glovitzer; 9. Grebintschitsch ; 10. Gural- 
titsch; ll.Haunsberg; 12. Hertenf eiser; 13. Kbüenperg; 14. Knüllen- 
berg; 15. Leysser; 16. Lindeck; 17. Meihofer; 18. Mercheritsch;^^ 
19. Muschliz; 20. Naumon; 21.Neyberg; 22. Payrsdorfer; 23. Pemeck; 
24.PfaflFoitsch;25. Praunsberg; 26.Scampie; 27.Schränkler; 28. Schrott; 
29. Schweitzer; 30. Seepacher ; 31.Tadiolovitsch; 32. Weserbach; 33.Wur- 
zenbichler; 34. Zeidler; 35. Zuetkovitsch; 36. Zurler. 

c) In andere Länder ausgewanderte Geschlechter: 

l.Andrian; 2. Bpühomo; 3. Creuzer; 4. Crisanitsch; 5. Galilei; 
6. Hagen; 7. Jörger; 8.Kolobrat;^'' 9. Lengheimer; 10. Moser; ll.Oechsl; 
12. Prank; 13. Ratmannsdorf ;^^ 14. Sauer; 15. Scheyer; 16. Sigersdorf ; 
17. Strasser; 18. Stubenberg; 19.Weltzer; 20. Werdenberg; 21. Wilden- 
steiner; 22. Zwickl. 

d) Zu Valvasors Zeit noch in Krain sesshafte Ritterschaft : 

1. Aichelburg; 2. Benaglia; 3. Buchenberg; 4. Busset; 5. Chrön; 
6. Coppinis; 7. Crobath; 8. Dienersberg; 9. Dinzl; 10. Erberg; 11. Fa- 
bianitsch; 12, Flachenfeld; 13. Gallenfells ;^^ 14. Gandin; 15. Ganser; 
16. Grafen weger ;^<^ 17.Grimschitsch;®^ 18. Gusitsch; 19.Hasiber; 20.Hi- 
tzing; 21.Hohenwart zu Gerlachstein; 22.Hohenwart zu Furcht; 23.1sen- 
hausen; 24.Katschitsch; 25. Kirchberg; 26.Kuschlan; 27. König; 28. Ko- 
vatschitsch; 29. Lachenheim; 30.Lasarini; 31.Lukantschitsch; 32. Otto; 
33. Palmburg; 34. Pelzhofer; 35. Pernburg; 36. Portner; 37. Posarel; 
38. Pregel; 39. Preckerfeld; 40. Raab; 41. Rain; 42. Reffenger; 43. Re- 
renberg; 44. Rasp;®^ 45. Rudolfi; 46. Schernburg; 47. Schmutzenhaus; 



*^ Der letzte, Leonhard, adoptirte seinen Schwestersohn, den Herrn Leonhard 
Fabianitsch, und setzte denselben zum Erben ein unter der Bedingung, dass er den 
Namen ,Mercheritsch, genannt Fabianitsch*, annehme. Valv. XL 172. 

*^ Stammhaus gleichen Namens in Oberkrain. Das Geschlecht wanderte aus. 
Ihr Besitz fiel an die Freiherren von Rambschüssel, von welchen es zu Valvasors Zeit 
ein Herr Adam Dinzl erwarb. Valv. XI. 311—812. 

^® Die Herren von Radmannsdorf scheinen noch im Mittelalter nach Steier- 
mark ausgewandert zu sein. Valv. XI. 461. 
I *® Das Schloss gleichen Namens zwischen Krainburg und Neumarktl erkauften 

i die Gallenfelser von einem Herrn Creutzer. Valv. XI. 166. 

I ^^ Das Stammschloss in Oberkrain an der Save besass zu Valvasors Zeit Herr 

j Hans Josef Grafenweger. Valv. XI. 222. 

I ^^ Das Schloss Grimschitzhof bei Veldes erbaute ein Herr Grimschitz. Zu 

Valvasors Zeit besass es Georg Karl Grimschitz. Valv. XI. 226. 

ö* Johann Augustin Rasp erhielt 1660 bei der Erbhuldigung den Freiherren- 
stand. Wurzbach, biogr. Lex. XXV. 3. 



91 

48. Schwab; 49. Schweiger ; 50. Seethal; 51. Semenitsch;®^ 52. Siberau; 
53.Sonze; 54.Stemberg; 55.Supantschitsch; 56. Toparzer; 57.Wieder- 
kher; 58. Ziglfest. 

8. Andere Familien von Ad^l, 

welche nicht zur Ritterschaft gehören: 

i.Berdarini; 2.Bernarditsch; S.Bosio; 4. von Brembsfeld; 5. Burk- 
hard; 6.Carininelli; 7. Copenjager; 8.Corditsch; 9.Dannesa; 10. Dienst- 
mann; 11. Dilanz; 12. Distel; 13. Dolnitscher; 14. Dragouanitsch ; 15. 
Floriantschitsch ; IG.Forest; 17;Frueperger; 18.Fürnpfeil; 19. GarzaroU; 
20. Gladich; 21. von Gojanzell; 22. Gotscheer; 23. von Graflfheiden; 
24. von Grundlern; 25. Hegler; 26. Hiller; 27. Hingerle; 28. von Höfern; 
29. Hofmann; 30. Ingolitsch; 31. Juliani; 32. Khern; 33. Khociainar; 
34. Kunstl; 35. Kniffiz; 36. von Krazenbach; 37. Kunst; 38. Labassar; 
39. Locatelli; 40. Magaina; 41. Mahortschitsch ; 42. Marastoni; 43. Mar- 
couitsch; 44. Marpurch; 45. von Mayrhofen; 46. Michatschauitsch ; 
47. Mospacher; 48. Mugerle; 49. Muretitsch; 50. Papier; 51. von Periz- 
hof; 52. Petermann; 53. Pipan; 54. Plasmann; 55. Portika; 56. von 
Pöttenegkh; 57. Prentnar; 58. Rapicius; 59. vonRetzenheira; 60. Rigoni; 
61. Sargar; 62.Schegga; 63. Schifflinger; 64. Schreiber; 65. Schrott; 
66, von Schwitzen; 67 Selenitsch; 68. von Siebeneckh; 69. Sily; 
70. Spitzig; 71. Standler; 72. Sternischa; 73.Strassgiettel; 74. Summer- 
eckher; 75. Tazol; 76.Tosch; 77. Troyer; 78.Vitnich; 79.vonWalneckh; 
80.Walter; 81. Waldreich; 82.Wichtelitsch; 83. Widerbai; 84.Wisiak; 
85.Wuriackh; 86.Zannetti; 87. von Zergollern. 

Die Sitten des krainischen Adels, meint unser Chronist in dem 
leider nur zu kurzen Kapitel ,von dem Unterhalt, Uebung, Lebensart 
und Studien des Adels und der Bürger in Krain', seien ,s6 manierlich, 
wie andrer wohlgesitteter Völker ihre', daher er dieselben ,einer 
besonderen Erzählung unnöthig erachtet' und uns nur kurzen Bericht 
von Art und Lebensweise der höhereu Gesellschaft in Krain gibt. Der 
Adel lebe entweder von seinen Gütern oder von seinem Degen im 
Dienste des Landesftirsten. Er pflege ,seine Jugend mit freien Künsten 
und der Pallas aufzuwarten, auch dabei sich mit zuwachsenden Jahren 
in ritterlichen Exercitien zu qualifiziren, nachmals fremde Länder, 
bevorab Italien und Frankreich durchzureisen', um entweder eine ,für- 
nehme Kriegscharge' oder ,leuchtende Regimentswürden' oder glänzende 



®^ Ein ,Semenitsch-Thum* stand ehemals bei Schneckonbiichel und gehörte 
im Mittelalter den Herren gleichen Namens. Seine Mauern lieferten das Materiale 
zum Bau des Schlosses Schneckenbüchel. Valv. XI. 513. 



92 

Ehrenämter zu erreichen und so mit der ,Feder- oder mit der Degen- 
spitze' sein Glück zu machen.* 

Diese Charakteristik ist kurz, aber treffend, und manche einzelne 
Züge, wie sie uns hie und da in den vergilbten Blättern unserer Chronik 
begegnen, vervollständigen das Bild. Auch die aristokratische Gesell- 
schaft Krains war dem allgemeinen Zuge gefolgt, der nach dem Aus- 
toben des dreissigjährigen Krieges den deutschen Adel sein Muster 
und Vorbild in französischer Sitte erblicken liess, der Paris zur Hoch- 
schule feiner Erziehung machte. Mit der französischen Tracht war 
französischer Ton, Sinn für feineren Lebensgenuss eingekehrt, aber 
die französische Liederlichkeit blieb dieser Gesellschaft fern, welche 
immer noch den Grundton treuherziger altdeutscher Biederkeit be- 
wahrte, wie Valvasors Lobrednerin, die Freiin von Seisenegg, schreibt :* 

Es weist die weise Schrift (Valvasors Chronik) 

Den schönen Adel auch, dem Tugend angeerbet. 

Der Meisten Thoil ist teutsch, Muth findet da sein Stift 

Und Höflichkeit den Sitz. Ich selber hab' bekennet 

Sehr vier. In allen war ein Geist der Lieblichkeit, 

Der Freundschaft süsse SeelM ein Herz, da Liebe brennet 

In tugondlicher Flamm' 

In seiner Heimat huldigte der krainische Adel den ritterlichen 
Uebungen des Reitplatzes und des edlen Waidwerkes. Er hatte seine 
Reitschule in Laibach an der Stelle, welche jetzt das Theater ein- 
nimmt; prachtvoll war jene auf Schloss Auersperg, an welche noch 
Fresken — Darstellung von Pferderassen — erinnern. Der Landeshaupt- 
mann Wolf Engelbrecht von Auersperg hatte eine Stuterei auf seinem 
Schlosse PöUand in Unterkrain, Freiherr von Engelshaus auf seinem 
Schlosse Sonegg.^ Manches Schloss wies einen prächtigen^Marstall 
mit marmornen Krippen für edle Rosse auf. Berühmt war insbesondere 
die auch sonst im Lande mit Eifer betriebene Pferdezucht des Karstes.* 
Zur Uebung der edlen Jägerei bot das waldreiche Land einen un- 
erschöpflichen Wildstand. Selbst der so ungemein seltene Steinbock 
war kein fremder Gast; Gemsen hausten in den Steiner Alpen; den 
jetzt ausgerotteten Luchs konnte man auf dem Palovitscher Berg bei 



* VI. 342. 

I 

2 Valv. I. Das erste Lobgedicht der Frau Katharina Eegina, Frau von Groifon- 
berg, Froiherrin auf Seisenegg, welche als treue Freundin der Maria Isabella, Gräfin 
von Zinzondorf, einer gebornen Gräfin von Lamberg aus Krain, an allem, was deren 
Geburtsland betraf, den innigsten Antheil nahm. 

3 Valv. XL 435, 539. Blätter aus Krain 1864 S. 120. 

* Siehe oben S. 56. 



F 



Tuchein, im Feistrizer Walde und im Forst Blatnek unter dem hei- 
ligen Berge erschleichen ; Dammwild hegten noch viele Wälder ; Eber, 
Bär und Wolf erhöhten die Jagdlust durch den Reiz der Gefahr. Die 
Jagd auf Federwild lieferte die reichste Ausbeute in der fürstlich 
Auersperg'schen Wildbahn in Gottschee. Hier erlegte der Fürst Fer- 
dinand in drei Wochen 3000 Wachteln, und im Jahre 1666 machte 
der Landeshauptmann Wolf Engelbrecht in drei Wochen einen Fang 
von 2259 Wachteln, 120 Haselhühnern und 26 Repphühnern.^ 

Gegen das Zerrbild ritferlichen Muths, die Duellsucht des Zeit- 
alters, regte sich das bessere Gefühl in mancher edleren Brust. Unser 
Chronist, ein Mann, der den Degen in manchem ernsten Kampfe ge- 
führt, zieht tapfer gegen diese Unsitte los. ,Es werden', sagt er ,die 
liederlichsten Ursachen so zu sagen vom Zaun gebrochen, dass einer 
dem andern den Hals breche und ihn fein warm auf der Post zum 
Teufel schicke.' Trotz des öffentlichen Verbots reise man lieber hundert 
Meilen einander nach, als dass man die empfangene Beleidigung ge- 
richtlich ausführen oder gütlich beilegen sollte. Erscheint man nicht, 
so besorgt man, mit einem ,Coyon' oder ,Bärenhäuter' titulirt zu 
werden; seine Ehre mit Degen und Pistol statt mit Richterspruch 
behaupten, das werde für ,cavalierisch, tapfer und für eine Glori' ge- 
schätzt. Dazu seien die Duellanten so verwegen, dass sie ohne Schutz- 
wehr nicht nur auf den Hieb, sondern auch auf den Stoss gehen, oder 
Kugeln mit einander wechseln, und zwar nicht nur zu Pferde, sondern 
auch zu Fuss sich mit dem Pistol schlagen u. s. w.* Angesichts der 
strengen Verbote Kaiser Leopolds gegen den Zweikampf (1687) kam 
es wohl vor, dass ein Herausgeforderter den Zweikampf ablehnte. Ein 
solcher Fall mit tragischem Ausgange trug sich um das Jahr 1691 zu. 
Josef Bernardin Barbo Graf von Waxenstein hatte eine Herausforderung 
des Freiherrn Johann Franz von Rottenfeld nicht anzunehmen ge- 
wagt, sondern Laibach verlassen. Der Freiherr setzte ihm aber nach 
und holte ihn bei ,geweihten Brunn' ein. Er schoss zweimal auf den 
Grafen, wobei er ihn im Gesicht und am linken Arm verwundete. Graf 
Barbo sah sich demnach genöthigt, sich zu vertheidigen, und er hatte 
das Unglück, seinen Gegner mit einem Schusse tödtlich zu verwunden, 
so dass dieser nach acht Tagen den Geist aufgab. Der Graf floh ins 
Ausland, erwirkte aber 1691 von Kaiser Leopold ,sicheres Geleite' 
(salvum conductum) auf zwei Monate, um seine Unschuld darzuthun.® 

> Valv. IL 144 f. ; III. 442. 

* Valv. V. 184. 

3 Mitth. 1862 S. 14. 



94 

Schwerer fiel es dem Adel, sich von der geistigen Epidemie los- 
zumachen, welche dem Geheimniss der Lebenskunst und dem angeblich 
von der grauesten Vorzeit her durch eine ununterbrochene Reihe von 
Adepten überlieferten ,Stein der Weisen' , in Tiegeln und Retorten 
nachspürte und selbst wissenschaftlich bedeutende Männer, wie einen 
Paracelsus, nicht verschonte. 

In der Laibacher Studienbibltothek findet sich das seltene Büch- 
lein von dem Assessor der Hof- und Landrechte in Laibach, Johann 
Friedrich von Rain, zu Stermol und Radelsegg: ,Praeservativum uni- 
versale naturale a natura et arte depromptum, in omni morborum 
genere, est lapis philosophorum, cujus possibilitas realitas existentia et 
praeparatio quantum licet quodque is solus sit unicus morborum debella- 
tor Hercules contra J. Jac. Wenc. Dobrzenski de Nigro Ponte Phil, et 
Med. Doctorem, Lapidem Philosophorum ejusque indefinitam in omnibus 
morbis curandis excellentiam negantem remonstratur', Lab. 1680 (laut 
Anmerkung am Schlüsse des Buches: ,Concludo et scripsi anno 1680), 
mit Titelabbildung, eine kabbalistische Figur darstellend, in Kupfer, am 
Rande Mg. fec. Wagenspergi in Carniolia (Mungersdorf Petrus, Chalko- 
graph Valvasors). Zufolge eine$ an die krainischen Stände gerichteten 
Vorwortes war das Buch Kaiser Leopold L und seinem Geheimrathe 
gewidmet. Kaiser Leopold wird übrigens selbst als Inhaber einer Gold- 
tinctur angeführt. Der Verfasser ist Adept, er glaubt nicht nur an 
die Möglichkeit, sondern an die Wirklichkeit des Steines der Weisen. 
Diese Wissenschaft sei aber eine Geheimlehre, die häufig von Betrü- 
gern ausgebeutet werde. Nur Unwissende könnten diese Kunst ver- 
achten. — Rain schrieb ausserdem ein Buch : De Chymia, Ms. in 
fol., ,cum figuris pulcherrime pictis et aureis litteris scripto', welches 
er dem Kaiser Leopold I. persönlich überreichte und welches derselbe 
(nach P. Marcus) dem Augustinerkloster in Wien schenkte.^ 

Ein Blick auf die Schlösser des krainischen Adels zeigt uns ein 
anmuthendes Bild italienischen Geschmackes im schönen Stil der Re- 
naissance in Verbindung mit Frescomalereien und Familienporträts 
von der Hand grosser Künstler. So wird uns z. B. Schloss Ainöd in 
Unterkrain geschildert, das schönste in Krain, ein weitläufiges Viereck 
mit hohen, offenen, den Hof einschliessenden Säulengängen ; zu ebener 
Erde, zur Erfrischung in Sommerhitze, die ,sala terrena', deren Decke, 
von weisser Stuckaturarbeit, mit drei grossen Kronleuchtern, der Fuss- 
boden von Marmor, schwarz und weiss geschachtet, in der Mitte ein 



1 Mitth. 1861 S. 93. ; P. Marc. Bibl. S. 44. 



95 

Kamin von schwarzem Marmor, rechts seitwärts in einer Nische ein 
Delphin, links gegenüber ein geflügeltes Pferd aus Stein gehauen, 
beide als Springbrunnen Wasser und Kühlung spendend. Dazu ein 
prächtiger Marstall mit steinernen Krippen, Gärten mit Vogelhäusern 
und seltenen Pflanzen, kunstvolle Malereien und die Gallenberg'sche 
Ahnengallerie.^ Auch Ehrenäu, Kaltenbrunn, Kroisenegg, Lueg in Unter- 
krain waren stattliche Schlösser im Geschmacke der Renaissance. Das 
Schloss Strobelhoflf bei Laibach hatte sein Besitzer Wolf Sigmund Frei- 
herr von Strobelhoff (geboren 1645, gestorben 1707), ein Freund Val- 
vasors, neu aufgebaut und schmückte es mit Werken der Malerei; 
er unterhielt mehrere Jahre daselbst einen niederländischen Maler, 
Allemak oder Almanach genannt. ^ Im fürstlich Porcia'schen Schloss 
Senosetsch gab es eine von Titian gemalte FamiUengalerie.^ Gayrau 
bei Laibach bot einen seltenen Genuss für Blumisten. Der Besitzer, 
ein Herr Leonhard Mercheritsch, hegte friedlichere Neigungen ixls 
sein Vater. Dieser hatte vierundzwanzig Jahre in niederländischen 
Kriegsdiensten gestanden, indess sein Stammschloss verödete. Während 
der Vater ,lieber das Feld von gerüsteten Heerspitzen, als von hold- 
seligen Blumen glänzen sah, und das Blut des Feindes dem Garten- 
purpur vorzog', pflegte der Sohn von den holländischen Erinnerungen 
des alten Kriegsmannes nur die Blumisterei und zog die Botanik 
allen anderen Wissenschaften vor. Was Italien, Frankreich, England, 
Holland, Niederland und Deutschland unter dem ,Blumenwerk' für 
,delikat, rar, ungemein, auserlesen, zieriich und wunderschön' achtete, 
das fand sich mit Gewächsen des fernen Indiens in Gayrau zusammen. 
Valvasor und sein Commentator sind beredt in der Schilderung dieses 
Gartenparadieses. Hyacinthen gab es da über 70 Arten, mehr als 20 
Narcissenspecies , viele Rosengattungen und 107 ,Tulipanen' werden 
uns namentlich aufgezählt, abgesehen von dem Heer der bescheideneren 
und weniger berühmten Kinder Flora's. Nicht minder eifrig war der 
Schlossherr in der Obstzucht, 12 Kirschen-, ebensoviel Pfirsich-, 50 
Aepfel- und ebensoviel Birngattungen zählten seine Gärten. Oft sah 
er vornehmen Besuch bei sich, den der weitberühmte Blumenflor und 
die Gastlichkeit des Besitzers anzog. Fürst Johann Weichard von 
Auersperg, der einst allmächtige Minister, suchte da, von seinen Kindern 
umgeben, im lieblichen Anblick der holden Erden- und Menschen- 



1 Valv. XI. Buch. 

2 Valv. 1. c. ; Blätter aus Krain 1864 S. 55. 

3 Valv. XI. 523. 



Ö6 

bltite den Sturz von schwindelnder Höhe der Fürstengunst zu ver- 
gessen. Den lebensfrohen und witzigen Begleiter des Füraten, Jobst 
Jakob Grafen und Herrn von Gallenberg, inspirirte der Moment zur 
Improvisation launiger Distichen in der Sprache Ovids, wie folgende: 

Antra Leonar(U patrio cognomine Gayran 

Jrrait infestis nostra quadriga rotis. 
Illam surripuit velut ad fatale macellam, 

Et qui nos renait ducere, ductus erat. 
Hie ego, quidquid adest, nil non spectabile vidi 

Et praetor Dominum caetera cuncta nitent. 
Omnia magnifico, quae vidimus, ordine clarent, 

Heu mihi, quod Domino splendidioro carent! 
Vidimus arboreas, quot fort natura, figuras: 

Unica, qua Dominus pendeat, arbor abest. 
Flora, sed invideo, Bacchusque Ceresque ministrant, 

Siccine Bacche tuas perdere quaeris opes?* 

Die ersten vier Zeilen spielen auf die scherzhafte Art an, me 
Fürst Auersperg sich bei Mercheritsch zu Gaste geladen. Er entführte 
nemUch, im Einverständnisse mit dem jovialen Grafen Gallenberg, den 
eben in Laibach anwesenden Besitzer von Gayrau unter dem Vor- 
wande einer Spazierfahrt auf seinen Landsitz. 



5. Die 3ischöfe. Die Orden. Die Tesuiten in ihrer Wirksamkeit als 
Lehrer und Schriftsteller/ Die Bruderschaften. 

Zu Valvasors Zeit schien der Laibucher Biscliofssitß zu einer Do- 
mäne der hohen Aristokratie geworden zu sein. Bei Kaiser Leopolds L 
Regierungsantritte hatte ihn noch Otto Friedrich Graf von Puchheim 
inne, der 1664 in Passau starb, wohin er sich zur Bischofswahl be- 
geben hatte. Er hatte im Lande keine gedeihliche Wirksamkeit zu 
entfalten vermocht, da er auf , Anfechtungen' — welcherlei Art, er- 
fahren wir nicht — stiess, die er nicht zu besiegen vermochte, daher 
er auch grösstentheils ausser seiner Diöcese, in Salzburg, wo er früher 
eine Domherrnstelle bekleidete, sich aufhielt. Er schickte den Dom- 
dechant' nach Rom, um die kirchlichen Verrichtungen der Domherren 
kennen zu lernen und in Laibach als Muster einzuführen. Sein Wahl- 
spruch war: ,Tempora tempore tempera.' Er hat als prunkliebender 
Cavalier das abgebrannte bischöfliche Lustschloss Görtschach bei 



1 Valv. XI. 179 f. 



97 

Laibach von Grund auf neu hergestellt und den Bischofhof um einen 
Stock erhöht.^ 

Auf Puchheim folgte Josef Graf Rabatta aus einer alten Görzer 
Familie. In Gradisca. 1625 geboren, 1639 als Maltheserritter in das 
Grosspriorat von Prag . aufgenommen , machte er 1641 und 1642 als 
Ordensritter seinen Kreuzzug gegen die Türken, begab sich dann auf 
Reisen nach Italien, Spanien und den Niederlanden, kam hierauf an 
den kaiserlichen Hof nach Wien, wo er zum Dienstkämmerer und 
Capitän der Leibwache des Kronprinzen Erzherzog Ferdinand (IIL) 
ernannt wurde. Nach dessen frühzeitigem Tode ward er von Kaiser 
Leopold 1659 zum Ajo von dessen jüngerem Bruder Karl Josef be- 
stimmt. Als auch dieser 1664 starb, widmete sich Rabatta, ier das 
besondere Vertrauen des Kaisers genoss, dem geistlichen Stande.^ Als 
in diesem Jahre der Laibacher Bischofsstuhl erledigt wurde, fiel des 
Kaisers Wahl sogleich auf Rabatta, der in den Hofkreisen durch seine 
Liebenswürdigkeit sehr beliebt war. Das Laibacher Domcapitel sandte 

den Dechant Dr. Schönleben dem neuen Präses nach Steiermark ent- 

• 

gegßn, welchen er mit einer lateinischen Ansprache bewillkommte, 
in welcher Anspielungen auf das Familienwappen der Rabatta, ein 
Wagen mit vier Rädern, zwei Flügeln und eineni gedoppelten Adler, 
enthalten waren. In Laibach fand ein feierlicher Einzug in die Dom- 
kirche statt. Vom Bischofhofe bis an das Portal des Doms war zu 
beiden Seiten des Weges ein Schaugerüst aufgerichtet, Säulen mit 
Genien, welche die Wappen der zwölf Laibacher Bischöfe trugen, 
darunter ein grosses Schild mit jenem der Rabatta. Die Spitze des 
Gerüstes zierte das Maltheserkreuz und Herkules, der die Weltkugel 
und das Wappen des Bisthums Laibach auf seinen Schultern trug. 
Abends wurde dieses alles mit Fackeln und Laternen erleuchtet. In 
das Glockengeläute stimmte der Klang von Schalmeien, und die auf 
dem Markt (Platz) aufgefahrenen kleinen Geschütze gaben drei Salven 
ab. Aber die Wirksamkeit' dieses Bischofs entsprach nicht den Er- 
wartungen, welche der Repräsentant des Domcapitels in seiner phrasen- 
reichen Empfangsrede ausgesprochen. Wir lesen von ihm nur, dass 
er 1672 den Grundstein zur S. Florianskirche legte. Er starb 28. Fe- 
bruar 1683 und wurde in der Dreifaltigkeitskapelle des Doms bei- 
gesetzt.^ 



* Valv. VIII. 673. Die AbbUdung und Beschreibung von Görtschach im 
XI. Buche. 

« Czörnig, Görz I. 669. 

« Valv. Vlll. 675 -676; Kiun, Archiv I. S. 91. 



98 

Bedeutender war die Wirksamkeit des Nachfolgers Sigmund 
Grafen von Herberstein, früher Domprobst in Laibach und Domherr 
in Regensburg und Passau, der am 20. April 1683 gewählt wurde. Er 
begründete mit dem wissenschaftlich thätigen Domprobst Johann Pre- 
schern die Seminarsbibliothek (1700), resignirte aber schon 1701 und 
begab sich in die Congregation des h. Philippus von Neri nach Perugia, 
wo er 1711 starb. ^ Unter ihm begann der Bau der netten Domkirche 
(1700), welcher unter seinem Nachfolger Ferdinand Karl Grafen von 
Künburg (1701 — 1711) vollendet wurde. Schon unter ßabatta war die 
Erneuerung des längst baufälligen Gotteshauses beabsichtigt worden, 
aber an der Ungunst der Zeiten gescheitert. Im Jahre 1699 brachte 
dieselbe der Domdechant und Generalvicar Johann Anton Thalnitscher 
Edler von Thalberg* wieder in Anregung, nachdem er sich der all- 
seitigen Theilnahme versichert hatte. Der Venetianer Franz Bomba- 
sius, ein Laibacher Bürger und Steinmetz, erhielt die Leitung des 
Baues. Der Mailänder Petrus Jauni wurde ihm beigegeben und der 
Bau mit Hilfe des Maurermeisters Paul Jugowitz, und nach dessen Tode 
des Gregor Matschek, nach dem Bauplane des Andreas de Puteis, vulgo 
Pozzo (aus der Gesellschaft Jesu), ausgeführt. Vor der Abtragung des 
alten Baues gab der Domdechant Thalnitscher ein nachahmenswürdiges 
Beispiel der Pietät, indem er durch Karl Martinutius den Grund- 
riss und die Ansicht der alten Kirche, wovon die Zeichnung noch vor- 
handen ist, aufnehmen und alle Grabdenkmäler mit ihren Inschriften 
abzeichnen liess. Am 6. Juni 1701 war der Grundbau vollendet. Die 
Hauptmauern waren schon im Jahre 1701 so weit hergestellt, dass 
man bereits am 28. September den Dachstuhl aufzusetzen im stände 
war. Zur Bereitung des Kalkes hatte man viel Wein und für die Wöl- 
bungen einen ausser dem Franziskanerklosterthor am Fusse des Castell- 
berges gefundenen leichten, porösen Stein verwendet. Im Jahre 1703 
tibernahm Julius Quaglia,^ ein Schüler Marcus Antonius Franceschini's, 
die Ausführung der Gemälde, wobei ihm Carlo Carlini, ein Jüngling 
von sechzehn Jahren, thätige Hilfe leistete. Am Domherrnchor wurde 



1 Valv. 1. c. 676. 

2 Er war auch Mitgründer der ersten öffentlichen Bibliothek in Laibach (1701) 
und Begründer des Collegium Carolinum (Seminar, 1708), Mitglied der Akademie 
der Operosen, und starb am 19. April 1714. Im Jahre 1721 errichtete ihm das Dom- 
capitel ein Denkmal in der neben dem Dismasaltare an der V7and angebrachten 
Büste aus weissem Marmor. 

^ Gebürtig aus Como. Vgl. Wnrzbach, biogr. Lex. XXIV. 134. 



9d 

die Arbeit begonnen. Das Gemälde am Plafond des Presbyteriums stellt 
die Gründungssage des Bisthums dar, wie nemlich der h. Nikolaus 
dem Kaiser Friedrich IV. im Traume erscheint, um ihn vor den Nach- 
stellungen der Witwe des Grafen Ulrich von Cilli und ihres Feld- 
hauptmanns Wittowitz, bei der Belagerung der Stadt Cilli im Jahre 
1458, zu warnen. Auf einer Seite übergibt Kaiser Friedrich IV. als 
Stifter dem ersten Bischof, Sigmund von Lamberg, die Gründungs- 
urkunde des Bisthums und dessen Privilegien; auf der andern Seite 
ertheilt demselben Papst Pius II. die Bestätigung. An den Seitenwän- 
den sind die Wunder des h. Nikolaus, wie sie P. Ribadeneira. beschreibt, 
dargestellt, und hier sehen wir auch auf dem ersten Gemälde an der 
rechten Wand, in der oberen rechten Ecke, das Bildniss Quaglia's mit 
Pinsel und Palette. Derselbe fertigte auch die Gemälde an den beiden 
Seitenaltären in dem Rondeau unter der Kuppel. Thomas Ferrata, 
ein Mailänder, lieferte die Gipsarbeiten, der bereits erwähnte Bild- 
hauer Robba die Marmorsculpturen. Am 29. Oktober 1706 stand die 
Kirche vollendet da. Obwohl das auf 800Ö Gulden veranschlagte Ma- 
teriale der alten Kirche zum Baue der neuen verwendet und mehrere 
Handarbeiten und Fuhren unentgeltlich geleistet wurden, so kostete 
der Bau doch an baren Geldauslagen 36,423 Gulden 54 Kreuzer, un- 
gerechnet die freie Verkostung des Malers * und seiner Gehilfen, sowie 
mehrerer anderer Arbeiten. 

Der Katholicismus bethätigte in Valvasors Epoche noch immer 
seinen Trieb zur Kräftigung des religiösen Lebens in Klosterstiftungen 
und Bruderschaften. Schon im Jahre 1698 hatte Maria Eleonora von 
StrobelhoflF, geborne Freiin von PiUichgräz, den edlen Entschluss ge- 
fasst, die Bildung und Erziehung der weiblichen Jugend durch Ein- 
führung des Ordens der Ursulinerinnen zu fördern, und zu seinem 
Unterhalte 10,000 Gulden bestimmt. Unvorhergesehene Ereignisse hin- 
derten sie an der Ausführung dieses Vorhabens. Da erklärte Johann 
Jakob von Schellenburg, ein Laibacher Handelsmann (geboren 24. Juli 
1652 in Sterzing), in einem im Jahre 1701 an die Oberin des Ursu- 
liner-Nonnenklosters in Görz erlassenen Schreiben, dass er, im Falle 
dieselbe eine hinlängliche Anzahl von Chorfrauen zur Gründung eines 
Ursulinerklosters nach Laibach zu senden geneigt wäre, zur Stiftung 
eines solchen Klosters und zur Dotirung desselben mit dem Betrage 
von 20,000 Gulden bereit sei. Dieser Antrag wurde mit Freuden an- 



* Geschichte der Erbauung der Domkirche etc. von der Domkirchenvorfitehung. 
Laibach, 30. November 1836. 

7* 



100 

genommen, und nachdem die Bewilligung der geistlichen und weltlichen 
Behörden eingeholt worden war, trafen im April 1702 die ersten Kloster- 
frauen von Götz in Laibach ein und bezogen vorläufig das Haus des 
Stifters, von wo sie am 25. Juni 1703 in das für sie gemiethete Haus 
des Bürgermeisters Gabriel Eder nächst dem Kloster der Clarissinnen 
(gegenwärtig Militärverpflegsamt) übersiedelten und am 2. Juli 1703 
die Schule für die weibliche Jugend eröffneten.^ 

Im Jahre 1705 entstand das Kloster der Kapuziner in Lack.* 
Am 28. März 1700 wurde die Kirche der Discalceaten eingeweiht. 
Die Gesammtkosten für den Kirchen- und Klosterbau, doch ohne die 
Gartenmauer und die Kirchen- und Klostereinrichtung, betrugen 29,271 
Gulden.^ Der Orden hatte bei der Klosterstiftung in Laibach einen 
Revers ausstellen müssen, immer von eigenen Mitteln zu leben und 
nie in Krain Almosen zu sammeln. ,So haben wir doch — heisst es 
in der Klosterchronik — um diese Zeit (1669) schon angefangen, so- 
wohl in Unterkrain die Getreidsammlung als auch im Wippacher Boden 
die Weinsammlung zu prakticiren, welches auch ohne fernere Wider- 
red' fortgepflogen worden.' Im Jahre 1670 hatte der Orden seinen 
ersten Besitz, Grubenbrunn (Jama), um 2000 Gulden und 15 Dukaten 
Leihkauf an Herrn Benaglia verkauft.* Dagegen scheint der Deutsche 
Orden in Krain durch den dreissigj ährigen Krieg in missliche Ver- 
hältnisse gerathen zu sein, denn im Oktober 1658 schickte Hans Ja- 
kob von Prank, Deutschordenscomthur in Möttling, als ä Conto-Zahluug 
auf die ordentliche Steuer Silbergeschmeide an die Stände ein.^ Zahl- 
reich waren diq Bruderschaften nicht allein in der Hauptstadt, son- 
dern auch auf dem Lande. So gab es z. B. bei der Pfarre Zirkniz eine 
Bruderschaft des Rosenkranzes, welche jeden Monat eine feierliche 
Procession abhielt, bei welcher 12,000 Menschen erschienen; 47 Fahnen, 
eine ,Lade' der h. Jungfrau und ein Bild des Todes wurden im Zuge 
getragen. Der Pfarrer von Zirkniz berichtete unserem Chronisten, dass 
in diese Bruderschaft über 46,000 Personen eingesjehrieben seien. Zur 
Aufnahme derselben mag vielleicht auch der Ruf des Pfarrers als 
,Wunderdoctor' beigetragen haben. Er hatte als solcher Zulauf nicht 
nur aus Krain, sondern aus Kärnten und Steiermark, Kroatien und 



* Carniolia 1839, Nr. 84, nach dem Klosterarchiv. 
2 Kluns Archiv II. 109. 

2 Klosterchronik der Discalceaten im Civilspitalsarchiv. 

* L. c. 

ö Landtagspro t. XX. 216. 



101 

Friaul.^ Uebrigens arteten die religiösen Schaustellungen nicht selten 
in weltliche Fastnachtslust aus. Die weltberühmte Charfreitagspro- 
cession der Kapuziner gab selbst den Jesuiten Anstoss. Wiederholt 
verboten sie den Studirenden, sich an derselben als Acteurs ohne ihre 
Erlaubniss zu betheiligen. In keinem Falle sollten sie sich dazu her- 
beilassen, Juden, Lictoren oder Teufel darzustellen oder als Ritter 
den Zug zu Pferde zu geleiten, denn die ersteren Persönlichkeiten 
gaben der Volksmenge vielfachen Anlass zu Obscönitäten, und Tias Ge- 
bahren der Reiter passte — nach dem eigenen Ausdruck der frommen 
Väter — mehr für ein Bacchanal, als für einen frommen Umgang.* 
Das bedeutendste Glied in der kirchlichen Organisation des Lan- 
des war auch in Valvasors Epoche die Gesellschaft Jesu, Nicht nur 
beherrschte ihr Geist die Kirche, deren Seelsorger und Würdenträger 
von Jesuiten ihre theologische Bildung erhalten hatten und welcher 
sie die wichtigsten Dienste als Glieder der Propaganda leisteten,^ 
sondern auch die einzige höhere Schule* des Landes befand sich in 
ihren Händen, stand unter der ausschliesslichen Leitung ihres Ordens- 
obem, war den bekannten Zwecken des Ordens dienstbar. Am Lai- 
bacher CoUegium fand ein häufiger Wechsel der Rectoren statt, welche 
auch im Interesse einer strafferen Disciplin und Centralisation meist 
fremden Nationalitäten entnommen wurden. Für die Epoche von 1657 



» Valv. VIII. 732. 

^ 1687, 6. Hart. Moniti studiosi , ne sine licentia personas pro proccssione 
Patrum Capucinorum acciperent; plane autem prohibiti sunt ad evitandas rixas et 
pugnas ne ibidem equitent vel personas Judaeorum, lictorum, diabolorum et mortui 
agant, eo quod sub similibus larvis saepius obscoenissima quaequo cum scandalo 
eivium et omnium bonorum pertulerint, praeterca studiosorum nomini non exiguum 
dedecus fecerint. Jes.-Diar. — 1688, 26. März, Erneuerung des Verbots: Data au- 
tem licentia pro personis agendis in feretris. — 1698, 28. März : Processio R. R. P. P. 
Capucinorum in qua fueru^t multi studiosi nostri cum facultate data omnibus, ut 
personas accipere possint, exceptis Judaeorum et Diabolorum. Equites multi fuere 
studiosi cum exigua devotione imo cum eius dispendio non modico circumcur- 
sitando plateas urbis, varios status, multos ecclesiasticos repraesentando. Quaro in- 
terdicatum illis vel equitatus iUe ex integre vel vero, ut non circumequitent urbem 
cum scandalo, Bacchanalia potius quam Dominicam Passionem celebrando. L. c. 

8 Im Jahre 1685 finden wir unseren Landsmann P. Marc. Ant. Eappus als 
Missionär in Sonera (Nordamerika). Er starb 1719. Mitth. 1858 S. 38. 

* Wir finden zwar im Jahre 1679 einen Schullehrer Hintersinger und im Jahre 
1694 einen solchen namens Gregor Wüfan ,an der Domkirche* erwähnt: Domcapitel- 
archiv 33/38 und 44/38 ; allein wir können über den Werth dieser Notiz kein Urtheü 
fiUlen, da uns das Archiv des Domcapitels nicht zu Gebote stand, und so können 
wir auch nicht beurtheilen , ob wirklich eine Domschule bestand , von welcher wir 
freilieb anderweitig in diesem Zeitalter keine Erwähnung finden. 



102 

bis 1705 werden als Bedoren genannt: 1657 P. Georg Simonski, ein 
Schlesier; 1658 und 1660 P. Franz Jörger, aus Oesterreich; 1661 und 
1663 P. Georg Sautter, aus Schwaben; 1664 und 1666 P. Karl Kugel- 
mann, aus Steiermark; 1667—1669 P. Josef Frey; 1670—1672 P. Fer- 
dinand Achatius, aus Oesterreich; 1673 P. Sigismund Gleispach, aus 
Steiermark; 1675, 1676 und 1678 P. Justus Locatelli, aus einer ade- 
ligen Familie Krains; 1679 und 1681 P. Georg Posch, ein Steirer; 
von 1682—1688 folgten aufeinander: Johannes Lindelauf, geboren in 
Wien ; Rochus Ampach und Ferdinand EUwanger, beide wohl auch nicht 
aus Krain gebürtig; 1695 Anton Gregorin; 1697—1699 P. Jakob Ro- 
mano, ein Friauler (Forojulii natus 1648), der 1731 in Graz starb; 1700 
bis 1702 Rudolf Lewenberg, aus einer vornehmen krainischen Adels- 
familie; endlich 1704 P. Simon Kärchne, geboren in Wippach 1649 und 
als Universitätskanzler in Graz 1722 gestorben. Ausser diesen finden 
wir als Rector in Laibach, doch ohne Bestimmung des Jahres, noch 
Konrad Miller, geboren 1641 zu Amberg in der Oberpfalz und ge- 
storben 1696 in Klosterneuburg. ^ 

Der Bau des neuen Schulgebäudes wurde im Jahre 1657 beendet. 
Die Stände bewilligten für denselben im Jahre 1657 den Nachlass der 
ganzen Jahressteuer des Ordens unter der Bedingung, dass der Bau 
noch in dem nemlichen Jahre vollendet und die Schulen in denselben 
transferirt werden, und im Jahre 1658 2000 Gulden.^ Am 5. Januar 
1658 veranstalteten die Jesuiten eine dreitägige Dankfeier für die 
Vollendung des Baues; durch zwei Tage dauerte die Auiführung des 
grossen Schuldramas: ,De Theodosio juniore' von Josef Selenic; am 
dritten Tage hielt ein Jesuit, dessen Name nicht genannt wird, eine 
feierliche Dankrede in Gegenwart der Stände; am 14. Januar begann 
bereits der Unterricht in dem neuen Gebäude, der jetzigen Redoute, 
auf deren Portal noch das Chronogramm mit der Jahreszahl 1658 prangt: 

NoVae AeDes GyMnaslI LabaCensIs 
Aere OrDInVM CarnloLIae. 

Dem Jesuitengymnasium fehlte es weder an begabten Lehrern, 
noch an Lehrmitteln, für welche die stets bereite Hand der Stände 
und das eigene Vermögen des Ordens sorgte; gross war auch der 
Zulauf der lernbegierigen Jugend aus hohen und niederen Ständen,* 



' Valv. VIll. 713; Mitth. 1858 S. 38; Jesuiten-Diarium im Musealarchiv/ 
- Landtagsprot. XVIIl. 551, 601 ; XXI. 86, 98. 

3 Wir fiaden die einzige Zahlenangabe für das Jahr 1683 mit 500 (Mitth. 1863 
S. 87.), doch ist nicht zu bezweifeln, dass diese Zahl keine aussergewöhnliche war. 



103 

allein abgesehen von dem bereits geschilderten verrotteten Lehrsystem 
litt die Anstalt unter mancherlei Misständen. Der Schulbesuch war 
ein äusserst unregelmässiger, das verspätete Eintreffen der Studiren- 
den zum Beginne des Schuljahres war regelmässig geworden , eigen- 
mächtige Ferienverlängerung durch die nach Hause Gereisten blieb 
an der Tagesordnung ; jeder zufällige Anlass wurde benutzt, um Aus- 
fertigung von Zeugnissen noch vor Abschluss des Schuljahres zu er- 
langen. Ein noch gefährlicherer Misstand war das Protectionswesen, 
welches in Bezug auf das Aufsteigen in höhere Klassen gang und gebe 
geworden war und von den einflussreichen Gönnern des Ordens, der 
hohen Aristokratie und Prälatur insbesondere, mit begreiflichem Erfolge 
geübt wurde. Es bildet eine stehende Klage in dem uns als Quelle 
dienenden Jesuitendiarium des Laibacher Musealarchivs, einer von den 
Präfecten der Anstalt geführten Schulchronik, und wird als unaus- 
rottbar bezeichnet. Präfect Mechtl (1669—1670) führt ein Beispiel an, 
wo ihm die Oberen, selbst ,durch übermächtigen weltlichen Einfluss 
gezwungen', die früher zurückgenommene Promotion eines Jünglings 
auftrugen. Das schlimmste Gebrechen war aber sicherlich der Mangel 
an aller Disciplin und Ordnung im studentischen Leben. Die studirende 
Jugend hatte, ähnlich wie die Universitätsjugend, ihr Gerichtsprivi- 
legium; ein meist in eigenem Interesse allzu milde richtendes Col- 
legium, aus Präfect und Professoren bestehend, entschied über die nur 
allzu häufigen Excesse. Das Leben der Gymnasiasten unterschied sich 
kaum von jenem wüsten Taumel, der auf den Universitäten jener Zeit 
heimisch war. Gelage in Wein- und Bierstuben, Nachtschwärmen und 
Schlägereien -mit Schreibern und Handwerkern waren gewöhnliche Vor- 
kommnisse, ja selbst gemeine Verbrechen, wie Diebstahl und Einbruch, 
finden sich in den Annalen unseres Gymnasiums. Mehr als einmal 
führten diese Zustände zu Conflicten mit dem Stadtgerichte und riefen 
in der Bevölkerung eine Misstimmung hervor, welche sich zuletzt gegen 
die Leiter der Schule selbst kehren musste. Am reichsten ist die 
Schulchronik an solchen Ereignissen in den Jahren 1664 — 1689. 
Hören wir ihre für das Haus geschriebenen und daher um so inter- 
essanteren Berichte. 

Im Oktober 1664 werden drei Studenten bei einem Einbruch ertappt. 
Einer von ihnen, weil von sehr achtbarer Familie, wird auf freiem Puss ge- 
lassen, die beiden andern werden festgenommen. Um aber den ersteren nicht 
zu sehr zu comproraittiren, werden schliesslich auch seine beiden Complicen 
im stillen entlassen und fortgeschickt, nachdem der grösste Theil des Ge- 
stohlenen zurückgestellt worden. Am 27. November wieder eine Diebstahls- 



104 

afifaire. 1665 in der Nacht des 14. Januar überfallen vier Studenten einen 
Schreiber, nehmen ihm Kapuze, Degen sammt Gehänge und Handschuhe ab. 

Die Studenten, von den Bedienten des Grafen Barbo angegriffen, rotten 
sich zusammen ; der Präfect begibt sich mit einem CoUegen zu ihnen und be- 
wegt sie, nach Hause zu gehen. 

Juni. Studenten überfallen in Gesellschaft eines Soldaten ein verdächtiges 
Haus am 2abnik und nehmen einem dort ertappten Bürger Hut, Wams, Degen 
und Geld ab. Sie gehen dann mit ihm in eine Kneipe, wo sie einen Dukaten 
vertrinken, jeder von den sieben Angreifern bekommt einen Dukaten als Schweige- 
geld. Tagsdarauf führt der Bruder des Beschädigten, ein Beamter der Stadt 
(Archigrammateus), beim Präfecten Beschwerde. Die Studenten werden ver- 
nommen und gestehen den Fall ; sie glauben recht gethan zu haben, und zwar 
infolge der Bitten der benachbarten Bürger, denen das fragliche Haus ver- 
hasst war und welche fürchteten, das Treiben in demselben möchte ein gött- 
liches Strafgericht über die ganze Nachbarschaft heraufbeschwören. Abends 
erscheint . der Stadrichter mit dem gedachten Beamten, welcher den Beraubten 
entschuldigt, dafür aber den Präfecten offen beschuldigt, dass er die Studenten 
zum Ueberfall angeleitet habe. Die Sache endet mit Yerurtheilung von fünf 
Studenten zum Carcer; das Geld wird seinem Herrn zurückgestellt, zwei Stu- 
denten werden später aus der Schule ausgeschlossen. 

1677, 1. Juni. Verhaftung eines Casisten durch die Stadtwache. Er 
wird am nächsten Morgen freigelassen. Der Präfect lässt in den Schulen das 
Verbot bewaffneter Zusammenrottung verlesen, da die Studentenschaft nicht 
übel Lust bezeigt, für die Verhaftung Bache zu nehmen. Einige in Waffen 
ergriffene Bädelsführer werden bestraft. 

1682, 13 Juli. Drei Studenten werden von den Schustern, welche sich 
von allen Seiten zusammengerottet hatten, aus Bache wegen früherer Händel 
erstochen. Der Pater Präfect und der Professor der Rhetorik begeben sich auf 
den Schauplatz der Unruhen. Eine ungeheure Menge Bürger sammelt sich. 
Der Stadrichter mit der Wache erscheint, um nach den Studenten zu fahnden, 
auf deren Seite er also die Schuldigen suchte ; aber sie haben sich bereits aus 
dem Staube gemacht. 

Am folgenden Tage klagen die Schuster, beunruhigt durch das Gerücht, 
die Musensöhne wollten sich heute rächen, dem Bürgermeister ihr Leid. Dieser 
lässt die ganze Bürgerschaft durch die Stadtwaehe auffordern, Abends, bei 
sonstiger Strafe, in Waffenbereitschaft zu sein, und ,da der Pöbel ohnehin bei 
der geringsten Gelegenheit zu allen Unruhen bereit ist*, so treffen die Bürger 
die Anstalt, dass auf das erste Zeichen einer Unruhe die Glocken von S. Flo- 
rian und vom Schlossberge das Alarmzeichen (,zur Entfaltung der Fahne*) 
geben sollen. Erst um sechs Uhr erfährt der Präfect davon und begibt sich 



105 

sogleich auf den alten Markt, wo er alle ihm bewaffnet aufstossenden Studenten 
anhält und nach Hause schickt, so dass später keiner mehr auf der Gasse zu 
finden ist; er begibt sich auch zum Bürgermeister, um im Verein mit ihm 
die tumultuirenden Bürger zu beschwichtigen. Doch hat er kaum mit dem 
vom Unterthurn rückkehrenden Professor der Ehetorik das Thor des CoUegiums 
erreicht, als ein neuer Tumult entsteht. Die ganze Bürgerschaft strömt gegen 
das Jesuitenseminar. Seine Fenster werden mit einem Steinhagel überschüttet ; 
man droht das Haus zu zerstören und macht Anstalt die Thüre zu erbrechen, 
das CoUegium mit dem gleichen Schicksal bedrohend; doch bleibt es bei den 
Drohungen. 

Ungeachtet "mehrere Studenten, welche beschuldigt wurden, Steine auf 
die Bürger geworfen zu haben, eingezogen worden, obgleich ferner mehrere 
von den Bürgern mit dem Tode bedrohte Studenten sich heimlich entfernen, 
dauern die Tumulte der wüthenden (efferati) Bürger durch mehrere Nächte fort; 
sie suchen sogar in den Häusern nach den Studenten, doch kommt keiner von 
diesen zu Schaden. Die einbrechende Pest macht diesen Scenen ein Ende. 

1688, im Juli, werden die Studenten wegen ihrer beständigen Excesse 
und Conflicte mit der Stadt und wegen eines Attentats auf das Stadtgefängniss 
(die sogenannte ,Trantsche*) strenge bestraft, so dass der Best des Schul- 
jahres ohne weitere Unruhe vorübergeht. Mit dem Stadrichter wird das Ueber- 
einkommen getroffen, dass jeder in Wirthshäusern oder ausser seiner Wohnung 
überhaupt vagabundirende Student von der Stadtwache festgenommen und tags- 
darauf der Fall dem Präfecten • mitgetheilt werde.* 

1689, 29. April, verbietet der Präfect den Baronen und einigen anderen 
Adeligen aus der Bhetorik, Degen zu tragen. 

Hie und da fand sich allerdings unter den Präfecten ein ver- 
ständiger Mann, der eine principielle Abhilfe versuchte; so stellt ein 
solcher im Jahre 1665 den Missbrauch ab, den Söhnen der Vornehmen 
beliebige Ferien zu gestatten und ihnen vor Schluss des Schuljahres 
ihre Zeugnisse zu erfolgen, da dieses System, wie er selbst sagt, den 
Euin der Schule herbeiführen müsste. Präfect Harrer (1668) weiss 
manches am Studiensystem auszusetzen; wir finden einen Theil seiner 
kritischen Bemerkungen durchgestrichen, eine Zeile sorgfältig aus- 
geringelt. Präfect Mechil ist auch gegen die Oeffentlichkeit der Schul- 
komödien, in welchen er lieber ein blos privates Bildungsmittel sehen 
möchte. Präfect Joh. B. Starnisi (1672) weiss aber kein anderes Mittel 



* ,Rei istius processus totalitär descriptus et conservatus apud R. P. Rectorem 
vel est ad Archivium dopositus, ut constet secuturis temporibus, quomodo nos cum 
Dominis Civibus et vicissim ipsi nobiscum egerint ac differentias hasce graves amice 
et sine strepitu composuerint.* Jes.-Diar. 



106 

zur Herstellung der gelockerten Disciplin, als ,verba et verbera' . . . 
,pusillus enim hie grex timore ducitur vix adhuc capax genuini amoris 
sociae honestatis^ 

Die Schulkomödien der Jesuiten zeigen in Valvasors Epoche 
einen gewissen Fortschritt in den Stoffen und in der Emancipation 
von der Herrschaft der Gelehrtensprache. Am 20. Februar 1659 führen 
die Schüler der Rhetorik ,Fadingers Bauernaufstand' auf; im Jahre 
1662 lesen wir von einer , Actio de Maria Stuarta', durch P. Willibald 
Koflfer veranstaltet. Am 14. März 1660 wird ein deutsches Passions- 
drama am Hochaltar durch den Magister der Grammatik vorgeführt, 
in Gegenwart der Stände und einer grossen Volksmenge, und am 
6. Februar 1670 erhalten einige sehr arme Studirende die Erlaubniss, 
das Paradies ,in lingua vernacula' (also wohl in der slovenischen Landes- 
sprache) ausser der Stadt (also für das Landvolk) durch einige Tage 
aufzuführen. 

Auch dem weltlichen Tanz zeigen sich die Väter nicht abhold, 
wenn er unter ihren Augen zu löblichen Zwecken prakticirt wird, denn 
während selbst den adeligen Jünglingen scharf verboten wird: ,accedere 
ad choreas vel ducere choreas', findet man es ganz zeitgemäss, den 
sich in Unterthurn zu Gast ladenden Landeshauptmann durch Semi- 
naristen in der Maske von tanzenden Affen und Satyrn mit Musik- 
begleitung empfangen zu lassen. 

Als Präfeäen folgten am Laibacher Gymnasium aufeinander: 
1658 P. Dolar, der zur Professur der Rhetorik nach Passau berufen 
wurde (P. Franz Harrer supplirte ihn bis zum Ende des Schuljahres) ; 
dann wurde P. Ignaz Thanhausen zum Präfecten bestellt; 1663 P. Joa. 
Tallat; 1666—1667 P. Michael Matzol; 1668 als Supplent P. Franz 
Harrer; 1669—1670 P. Alb. Mechtl; 1670—1671 P. Joa. B. Kugel- 
mann; 1672 P. Joa. B. Starnisi; 1674 P. H. Junker; 1675 P. Alois 
Matthäides; 1676 P. Dom. Carl; 1677 P. Seb. Kneisl; 1678 P, Christoph 
Reichard; 1682—1684 P. Greg. Wenko; 1684 P. Erasmus Spitzigk; 
1685 P. Joa. B.Skerpin; 1686—1687 P. Greg. Wenko; 1688 P. Franz 
Gentili; 1692 P. Joa. Durs; 1694 P. Joa. B. Rösingk; 1695 P. Kari 
Haas (in den Humanioren) ; 1696 P. Wendelin Koch (in den unteren 
Klassen); 1697, 1698 und 1700 P. Anton Barbo (in den unteren 
Klassen; 1698 mit P. Karl Haas); 1701 P. Joa. B. Skerpin (in den 
oberen Klassen) und P. Gotthard Gelb (in den unteren Klassen); 1702 
P. Phil. Hofstetter (in den Humanioren) und 1 704 P. Karl Haas (in den 
Humanioren). 



107 

Auf literarischem Gebiete zählten die Jesuiten einige nicht un- 
berühmte Namen :^ 

1. Bautscher, P. Martin, geboren in Bischoflack, trat in den Orden 1638, 
war ein trefflicher Bedner und ein Freund der Geschichte, starb im Profess- 
hause zu Wien 1683. 

Er schrieb: 1. Eede auf ihre Böm. Kais. Majestät, als Höchstdieselbcn 
Ihre Erbländer besuchten. Graz 1660. 2. Arbor genealogica Imperatorum, 
Begum, Ducum et Archiducum Austriae e domo Kabspurgica. 3. Historia et 
Annales Norici et Fori Julii (Mantiscript geblieben). Er fängt mit dem Jahre 
1331 an und geht bis auf Kaiser Ferdinand II., ohne eine andere Verbindung 
als die chronologische, mit der seinem Zeitalter eigenen Vorliebe für das 
Wunderbare. 2 

2. Gotseer (G<>tscheer), P. Martin, Doctor der freien Künste und der Phi- 
losophie, Professor derselben an der Universität in Graz. 1. Philosophia Po- 
lemica secundum Aphorismos Aristotelis Stagiritae etc. dedicata Excellentissimi 
et lUustr. Dni D. Franc. S. B. J. Comitis a Lamberg, Haereditarii in Garn. 
Stabuli Caesarei Praefecti etc. Nobilissimae amantissimaeque Proli. Graec. 
1690, 4*^. 2. Philosophia universa D. Brunoni, ejusque venerabili Beligioni Car- 
thusianae dedicata sub auspiciis Bev. Dni Joa. Bapt. Prions et Praelati in Seiz 
etc. Graecii 1690, 12°. 3. Bene et male, secundum Praecepta secundae ta- 
bulae, juxta id: Declina a malo et fac bonum, dedicavit Bev. Duo Francisco 
Praeposito Canon. Begularium S. Augustini ad S. Florianum. Lincii, typ. Casp. 
Frejschmid, 1708, 4®. 4. Vita Thomae Mori, Angliae Cancellarii. Graecii 
1689, 12^ 5. Sententiae et animadversiones Corn. Taciti, sapientissimi Sena- 
toris Bomani. Lincii, typ. Baedelmayr, 1687, 12*^, c. fig.^ 

3. Gussich, P. Nie, aus der landständischen Familie gleichen Namens, 
Doctor der freien Künste und der Philosophie und Lehrer derselben, liess in 
Tyrnau erscheinen: 

Suspiria coronatorum capitum a Bhetorica Tyrnaviensi problematice'de- 
ducta. 1698, 12».* 

4. Haebling, P. Franc, aus Linz gebürtig, deutscher Prediger in Laibach, 
schrieb eine Trauerrede auf den Tod Leopolds I. unter dem Titel ,Höchst- 
vollkommener Schatten etc.* Laib., J. G. Mayr, 1705, 4®.^ 



* Im Jahre 1855 erschien in Wien bei den P. P. Mechitaristen: »Scriptores 
Provinciae Austriacae* S. Jes., 400 pp., siehe : Mitth. 1858 S. 38. Das Werk war mir 
nicht zur Hand. 

« Hoff m. 123; Valv. VI. 858; vgl. Mitth. 1858 S. 38. 
» P. Marc. Bibl. S. 22. 

* P. Marc. Bibl. S. 23. 
8 P. Marc. Bibl. S. 24. 



108 

5. JeUcntschitsch^ P. Fried., geboren in Laibach 1632, war Professor 
der Humaniora, dann deutscher Prediger in Wien, wo er auch zur Zeit der 
Türkenbelagerung (1683) thatig war und 1690 im Gerüche der Heiligkeit 
starb. Er schrieb: 1. Triumphus Bosarum lUust. etExcell. Comitis Wolfgangi 
Andreae a Bosenberg, 1656. 2. Firmamentum Begnorum: Oratio funebris Fer- 
dinandi III., Imperatoris, 1657. 3. Ljrica de S. Ignatio, 1657. 4. Triumphus 
Panegyricus de contrito Serpente, sine labe conceptae Yirgini Matri erectus 
et in Basilica S. Stephani dictus, praesentibus Augusto Leopolde, Imperatore 
et Serenissimo Leopolde Wilhelme, Archiduce, 1658. 5. Das starke Sclavonische 
Weib in sittlicher Gleichständigkeit der Hoch- und Wohlgeborenen Frauen, 
Frauen Judith Eleonora, Gräfin von Tattenbach, gebornen Gräfin von Forgatsch 
etc., 1662 (ist eine Leichenrede auf diese Gräfin). 6. Neuntägige Andacht 
zu Ehren dem heiligen Franc. Xaverio, Indian. Aposteln, 1662. 7. Der In- 
dianische Wundermann Franciscus Xaverius, 1666. 8. Ausgelöschtes Licht am 
Firmament der Wienerischen Kirchen. Das ist Wildericus von Wildersdorf, des 
heiligen BOm. Beichs Fürst und Bischof zu Wien in Oesterreich, 1680.^ 

6. Karchne^ F. Simon, bereits oben erwähnt, ^ schrieb ein ,Jus cano- 
nicum*.^ 

7. Macher^ P. Joh., Doctor der freien Künste und der Philosophie und 
Professor derselben an der Universität in Graz: 

1. Augustus Hymenaeus Belli pacisque etc. in desponsatione Josephi I. 
cum Amalia ab Academicis Graecensibus celebratus. Graec. 1699, c. fig., 4^. 
2. Sacra naturae prodigia Incljti ducatus Stjriae, oratorio calamo celebrata. 
Grec. 1700, fol., c. fig. (behandelt die durch Wunder verherrlichten heiligen 
Orte Steiermarks). 3. Graecium Styriae Metropolis topographice descriptum. 
Graec. 1706. fol., c. fig. aeri inscriptis.* 



* Valv. VL 358; Hoff III. 128; Mitth. 1858 S. 38. P. Marcus Biblioth. (S. 27) 
schreibt über diesen Mann : JoUentschitsch (Frideric.) Carn. Labacensis e S. J. vir 
ampli pectoris et solidae virtatis XI annis in Cathedrali S. Stephani Viennae verba 
fecit; pestis et obsidionis tempore concionator popolum solatus est: semel iterumquo 
pilam tormentariam columnao, cui pulpitum adhaeret, e vicino muro impactam sab 
ipsa concione in laetum autoribus praosagium vertit. Statim ex morte sua Matriti 
in Hispania cuidam Sacerdoti apparens, se coelo jam receptum scripto testatus est. 
Quinquenni puero (Peickhardt) praedixit, eum fore aliquando sua in Cathedra suc- 
cessorom f 1690 aet. 62. Hoc elogium legi pcftest in domo Curatorum ad S. Stephani 
vivae ejus efßgiei inier aiios concionatores Caihedrdlis Ecdesiae positae suhscriptum, 

2 Siehe oben S. 102. 

8 Hoff III. 140 ; Mitth. 1. c. Ich halte die Schreibung Karcher bei Hoff für 
einen Druckfehler. 

* P. Marc. Bibl. S. 33. 



109 

8. Montagnana^ P. Ferd. de, geboren 1699 in Laibach, war viele Jahre 
Lehrer der Humaniora, vorzüglich in der Ehetorik, später in der Moraltheo- 
logie, den Canones und der heiligen Schrift. Er starb in Wien 1674 und 
hinterliess: 1. Annales Societatis Jesu plurium annorum (Manuscript). 2. Oratio 
in exequiis Perdinandi II., Imperatoris (gehalten in der Laibacher Domkirche). 
3. Tractat de Quadratura Circuli. Anonym. 1673, und andere kleine Werke. ^ 

9. Mordax^ P. Anton, geboren in Graben bei Eudolfswerth 25. Dezember 
1662, gestorben in Leoben am 4. Februar 1725. Er war Professor der Phi- 
losophie und Theologie in Graz, Klagenfurt, Linz, Novizenmeister bei S. Anna 
in Wien, Superior der Feldgeistlichen und Bector zu Leoben. Als die Pest 
dort wüthete, zeichnete er sich durch aufopfernde Dienste zu deren Bewältigung 
aus. Er schrieb : 1 . Coronatus virtutum magister seu Seren. Austriae Archidux 
Carolus I., Univ. Graec. fundator, seu gloriosa ejus vita etc. Graec. 1701.^ 
2. De Eesignatione voluntatis propriae in divinam. Viennae 1704. 3. De ele- 
vatione mentis in Deum. 3. Praxis bonae vitae, mortis, in dies anni singulos 
distributa. 4. De officiis devoti Mariae filii.^ 

10. Schega^ P. Joa., Hess im Jahre 1684 zu Graz drucken: Jubilus 
de eo, quisnam sit religiosus et verus Jesu socius.* 

11. Skerl^ P. Jac, von Bischoflack gebürtig, war in Laibach viele Jahre 
Lehrer der Humaniora und Domprediger und starb im Jahre 1673. Er schrieb 
als Praeses der Bruderschaft des Todeskampfes Christi: ,Hortulu8 Myrrhae, 
d. i. der Myrrhengarten der Gesellschaft Christi Todeskampfes am Kreuz. 
Darin mancherlei Uebungen gottseliger Andacht für die Mitgesellschafter ent- 
halten.* Laibach 1670, 12^ In deutscher Sprache.^ 

Die Jesuiten hatten sich stets der besonderen Gunst der Stände 
zu erfreuen. Im Jahre I610 bewilligten sie dem P. Rector, der eine 
Komödie producirt und Prämien ausgetheilt hatte, 1000 Gulden^ und 
dem P. Regens des Seminars zum Bau 600 Gulden.'' Im Jahre 1675 
erhielt der P. Rector 500 Gulden als ,eine Gnad und Ergetzlichkeit', 
wobei der geringere Betrag noch mit den bekannten geld- und mittel- 
losen Zeiten entschuldigt wurde,® und in den Jahren 1678 und 1679 



> Valv. VI. 853. 

2 Wurzbach, biogr. Lex. XIX. 79. 

» Hoff II. 52. 

* Valv. VI. 365. 

<* L. c. 359. Das Bach wurde auch ins Slovenische übersetzt: Bultvize Bra- 
tovshzhine britkiga smertniga terplenja Chrisfeusoviga. Laibach 1740. 32* Später 
häufig wieder aufgelegt in 12«. P. Marc. Bibl. S. 48. 

« Mitth. 1863 S. 87. 

» L. c 

8 L. c. Landtagsprot. XXT. 308, 309. 



110 

wieder 600 Gulden für die Prämienvertheilung.* Selbst der Präpositus 
des kaiserlichen Professhauses in Wien, P. Ferdinand Herberstein, wurde 
mit einer Beihilfe von 1000 Gulden bedacht.^ 



6. Zn&8t nnd WiBsensohaft. 

Die Concurrenz mit den verschwenderisch ausgestatteten Schul- 
komödien der Jesuiten vermochte der ab und zu auf seinen Wande- 
rungen in Krain erscheinende deutsche Thespiskarren nicht zu bestehen. 
Im Jahre 1662 finden wir die Jnnsbru^kerischen Komödianten^ in 
Laibach; im Januar 1666 scheint sich eine Wandertruppe aus dem Reich 
hieher verirrt zu haben, denn sie wird im Jesuitendiarium als eine 
,ketzerische' bezeichnet. Merkwürdig ist das Verhalten der Jesuiten 
gegenüber dieser doppelten Gefahr für die geistliche Bühne und für 
das Seelenheil. Als die Schauspieler von den Ständen das Landhaus 
zu ihren Vorstellungen angewiesen erhalten, geben die frommen Väter 
wohl einmal einen Ferialtag und verbieten den Schülern nicht, das 
deutsche Schauspiel anzusehen, geben denselben aber insgeheim den 
freundschaftlichen Rath, es nicht zu thun (1666, 28. Januar: fuit tota 
die recreatio. Advenerunt circumforanei comoedi et hodie prima vice 
exhibuerunt in domo provinciali Germanice, ad quam ob justas causas 
non fuit prohibitio facta non accedendi studiosis nostris, non tamen 
accesserunt, quia ita suasum est Ulis, nisi aliqui. Jes-Diar.), ein Rath, 
der auch von dem weitaus grössten Theile der Schüler befolgt wurde. 
Ein offenes Verbot war wohl mit Rücksicht auf die Stände, als Freunde 
der deutschen Schaubühne, nicht thunlich ; also wirkte man in der Stille 
mit Erfolg dagegen. Aber das deutsche Drama liess sich aus der Gunst 
der Stände nicht verdrängen. Als diese 1671 im Landtag versammelt 
waren, widmete ihnen die ,gesammelte Compagnie der hochdeutschen 
Comödianten' eine ,Action', welche sie zur Darstellung bringen wollte, 
und es erfolgte 6. Juni günstiger Bescheid : , Auf die von denen Suppli- 
canten den versammelten geistlichen und weltlichen Ständen beschehene 
Dedication innvermeldeter Action wollen ermeldte löbliche Stände denen- 
selben zur Exhibirung derselben nicht allein den Tag auf Morgen 
bestimmt, sondern auch denenselben zu einer Ergetzlichkeit 300 Gulden 
ausgeworfen haben.' ^ Am 10. Februar 1673 bewilUgte die Landschaft 



1 Landtagsprot. XXI. 347, 862. 

2 L. c. 284. 

» Landtagsprot. XXI. 278. 



111 

dem Johann Wollgehaben und Petern Schwarz, ,gewesten Innsbruckeri- 
schen Comödianten', zur Recompens der den Ständen dedicirten und 
sonst exhibirten Komödien 300 Gulden.^ Als sich dieselben im Fasching 
1676 wieder einfanden, erhielten sie zwar ohne Schwierigkeit die Er- 
laubniss, den Landhaussaal für ihre Vorstellungen zu benützen* aber 
auf die angesuchte Unterstützung (fügten die Stände bei) hätten sie 
sich ,bei diesen schweren Zeiten' nicht zu verlassen. Doch waren die 
Zeiten nicht schwer genug, um die Stände zu hindern, den Clarisserin- 
nen gleichzeitig einen Steuerausstand von 219 Gulden 24 Kreuzer 
zu erlassen; indessen erhielten auch die deutschen Komödianten auf 
späteres Ansuchen nach Abschluss ihrer Vorstellungen (5. Mai 1676) 
200 Gulden.« 

Das Erscheinen der deutschen Komödianten in Krain hat wohl 
auch die beiden Krainer Martin Höndler und Melchior Harrer zur 
Verfassung eines deutschen Dramas angeregt, welche sie unter dem 
Titel ,Der verirrte Soldat oder des Glücks Probirstein' dem kunst- 
sinnigen Landeshauptmann Wolf Engelbrecht von Auersperg widmeten.^ 

Auch von Italien her kam manches Geschenk der heiteren Muse 
des Gesangs. Schon im Jahre 1660 lesen wir von einer ^wdischen 
Oper^ so im Pallhaus am 10. Juli presentiret ward', also zehn Jahre 
früher als die erste Pariser Oper, und im Jahre 1700 gab es im grossen 
Saale des Fürstenhofes ,italienisches Theater' mit grossem Erfolge.* 

Wie von einem prachtliebenden und feingebildeten Adel auch 
die büd'enden Künste gepflegt wurden, ist bereits mehrfach hervor- 
gehoben worden. ^IrcÄi^eÄ^wr und Jfaier^i fanden ihre Gönner in diesen 
kunstliebenden Kreisen. Wir erinnern hier nur an die Frescogemälde 
der Domkirche, an die Malereien Tintoretto's in der Rudolfswerther 
Capitelkirche , an jene Titians im fürstlich Porcia'schen Schlosse in 
Senosetsch, an die schöne Rotunde, welche die Bibliothek des fürst- 
bischöflichen Seminars in Laibach beherbergt und deren Fresken im 
frischesten Farbenreiz, wie eben erst Meister Quaglia's Hand ent- 
sprungen, uns entgegenglänzen. Als Maler finden wir genannt Ludwig 
Clerich, dem die Stände (3. Juni 1679) eine Unterstützung von 75 Gul- 
den bewilligten,*^ und Johann Koch, dessen Altarbild in der Schloss- 



» L. c. 287. 

2 L. c. 319, 3315. 

^ Badics veröffentlichte dieses in der Laib. Lycealbibliothek verwahrte Ma- 
nuseript, Agram 1865. 

^ Keesbacher, Gesch. der phiUi. GeseUschaft, Blätter aus Erain 1862. 
» Landtagsprot. XXI. 368. 



112 

kapeile von Weinhofen bei Freudenberg, den heiligen Thomas dar- 
stellend, um 1682 gemalt, als das Werk eines Meisters galt. Von 
mehreren Arbeiten Kochs erwähnt Valvasor, und zwar von Trachten 
und historischen Bildern, welche in Holzschnitt ausgeführt in Valvasors 
,Ehre des Herzogthums Krain' vorkommen.* Als Miniatunnaler auf 
Pergament glänzte Grahovar aus Neumarktl, der sich im Matrikelbuch 
der Dismasconföderation (1688) verewigte. Hier sind Wappen und 
Sinnbilder der Mitglieder in den lebendigsten Farben und mit künst- 
lerischer Auffassung ausgeführt.* 

Die Bildhauer waren in Krain meist Italiener, wie der früher 
genannte Robba; doch finden wir auch Krainer, wie Johann Carl Schell, 
der (1662) um 100 Kronen (183 Gulden 20 Kreuzer L. W.) die Her- 
stellung des Hochaltars mit Figuren und Zierathen in der Discalceaten- 
kirche übernahm, auch (1664) ein elfenbeinernes Crucifix für dieselbe 
fertigte,^ und (1664) Ferfila, der in der Kirche von Mariafeld arbei- 
tete.* Als Steinmetz wird Lukas Misle genannt, der (1701 — 1703) am 
Jesuitencollegium und an der S. Jakobskirche beschäftigt war.^ 

Die Tonkunst wurde, wie wir gesehen haben, schon von den 
Jesuiten gepflegt, welche sich derselben nicht allein zur Verherrlichung 
des Gottesdienstes, sondern auch zur Ausstattung ihrer Schuldramen 
bedienten. Sie hatten in ihrer Gesellschaft einen ,treflFlichen Musicus 
und guten Componisten' P. Nikolaus Dolar, von welchem viele Stücke 
um 1665 in Wien gedruckt wurden.^ Von seinen Lebensumständen 
wissen wir nicht mehr, als dass er Präfect des Laibacher Gymnasiums 
war und 1658 nach Passau als Professor der Rhetorik berufen wurde.' 
Die weitere Entwicklung des musikalischen Lebens in Laibach hängt 
mit jener der Wissenschaft überhaupt zusammen. Nach dem Muster 
der italienischen Akademien wurde 1693 die erste wissenschaftliche 
Gesellschaft Krains unter dem Titel der ^Äcademia Operosorum!' mit 
dem Symbol der emsig sammelnden Biene begründet. Sie wirkte im 
stillen bis zum Jahre 1701, wo sie im Landhause ihre erste feier- 
liche Versammlung unter dem Vorsitze des Domprobstes Job. Preschern 
hielt und ihre Statuten veröffentlichte. Der Zweck dieser Gesellschaft 



' Wurzbach, biogr. Lex. XII. 198. 
« Mitth. 1852 S. 27. 

* Discalceaton-Klosterprotokoll 97, 102. 

* Blätter aus Krain 1865 S. 47. 
« L. c. 

« Valv. Anh. zum VI. Buch S. 859; P. Marc. Bibl. S. 16. 
^ Jes.-Diar. 



113 

war die Vereinigung der Kräfte aus den verschiedensten Gebieten 
des Berufs und der praktischen Thätigkeit ihrer Mitglieder. Jeder 
ihrer Angehörigen übernahm die Verpflichtung, ein seinem Berufe 
und Talente nahe liegendes Werkchen der Oeffentlichkeit zu übergeben, 
und es sollte eine Geschichte der Entwicklung aller von den Mit- 
gliedern repräsentierten Wissenschaften, vom ersten Jahrhunderte nach 
Christi Geburt angefangen, systematisch bearbeitet werden. Auf Kosten 
der Akademiker sollte eine öffentliche Bibliothek mit unbedingtem Zu- 
tritt für jedermann errichtet werden. Jährlich sollten vier Privat- 
zusammenkünfte der Akademiker zur Berathung der Gesellschafts- An- 
gelegenheiten und eine öffentliche Versammlung stattfinden, zu welchef 
der Adel und die Honoratioren, sowie andere Liebhaber der Wissen- 
schaft eingeladen und bei welcher akademische Reden und gelehrte 
Abhandlungen vorgetragen werden sollten. Im Jahre 1701 bestand die 
Akademie aus nachstehenden Mitgliedern (die in Parenthese bei- 
gefügten Namen sind die üblichen akademischen ,noms de guerre'): 

Präsident : Joh. Bapt. Preschern, Doctor der Theologie, Domprobst (ße- 
solutus). 

Anton Friedrich von Raab zußabenhaimb, Schrannengerichts-Beisitzer und 
Landeshauptmannschafts-Secretär (Eectus). 

Carl Heinrich Schweiger, Schrannengerichts-Beisitzer (Taciturnus). 
Carl Josef Kappus von Pichlstein, Secretär des Vicedomamts (Exquisitus). 
Franz Erasmus von Hohenwart, Erbmundschenk in Krain und Schrannen- 
gerichts-Beisitzer (Innubus). 

Franz Wilhelm- von Zergollem, Landstand (Delicatus). 
Georg Andreas Gladich, J. ü. D. Domherr (Inermis). 
Georg Andreas Freiherr von Gallenfels, Doctor der Theologie, Erzpriester 
in Oberkrain (Gelatus). 

Georg Sigismund Pogatschnig, Med. Doctor (Sollicitus). 

Johann Andreas von Coppini, Landstand (Adultus). 

Johann Anton Thalnitscher von Thalberg, Doctor der Theologie, Dom- 
deehant und Generalvicar (Sedulus). 

Johann Bapt. de Werloschnig (aus Prassberg in Steiermark), Arzt zu Ried 
in Bayern (Foecundus). 

Joh. Berthold von Höffer, Schrannengerichts-Beisitzer (Devius). 
Johann Caspar Corusi,*Arzt (Acuminosus). 

Johann Daniel von Erberg, Schrannengerichts-Beisitzer und Landessecretär 
(Fidus). 

Johann Georg Gottscheer, J. U.D. und Bannrichter (Candidus). 

8 



lU 

Johann Georg Thalnitscher von Thalberg, J.U. D. Mitglied der Akademie 
zu Bologna (Providus). 

Joh. Jacob Schilling, Doctor der Theologie, Pfarrer von Krainburg (Sedatus). 

Jos. Eudolf Coraduzzi, Freiherr von Halberstein, Schrannengerichts- 
beisitzer (Generosus). 

Joh. Stephan Ploriantschitsch, J. U. D. Advocat und Landessecretariats- 
Adjunct (Tinnulus). 

Marcus Gerbez, Arzt und Mitglied der kais. Leopold. Akademie (Intentus). 

Marcus Josef v. Perizhoff, ständischer Archivsdirector (IndifFerens). 

Max. Leopold Basp, Doctor der Theologie und Pfarrer von Stein (In- 
defessus). 

Franz X. Androcha, Freiherr von Andres (Eedivivus). 

Franz Christof Wogathai , Secretär des Vieedomamtes und Fiskus zu 
Laibach (Oongruus). 

Joh. Bapt. Felber, Schrannenadvocat (Verendus). 

Alex. Sigism. Thalnitscher von Thalberg, Doctor der Eechte zu Perugia.^ 

Der obengenannte Johann Berthold von Höflfer unternahm es im 
Jahre 1702, eine musikalische Gesellschaft nach dem Muster der italie- 
nischen zu gründen. Er nannte sie die Academia Philo-Harmonicorum, 
ßie Akademie der Herren Fhüoharmonischen'', Diess war die erste 
schöne Frucht des von der Akademie der Operosen geweckten Geistes. 
Die neue Akademie schloss sich aber auch enge an die ältere Schwester 
an und verherrlichte jedes Fest, jedes politische Ereigniss durch ihre 
künstlerischen Leistungen. Am 30. Juli 1702 feierte die Akademie 
ihre Eröffnung mit einem Feuerwerk am Laibachflusse. Als am 3. Januar 
1703 Prinz Eugen von Savoyen auf dem Wege zur Armee von Italien 
in Laibach anlangte, bewillkommten ihn die Philharmoniker mit einer 
,extraschönen' Musik, und der Prinz liess sich verlauten, er habe nicht 
sobald eine so schöne Musik gehört. Im folgenden Jahre trugen die 
Musiker der Gesellschaft zur Erhöhung der geselligen Freuden durch 
eine Wasserfahrt auf der Laibach bei : in der Dämmerung Hessen sie 
von den Schiffen, welche auf den sanft gleitenden Wellen dahinschwebten, 
eine auserlesene Musik erschallen, welche ,amphiongleich' die ganze 
Stadt herbeilockte. Den Manen Kaiser Leopolds brachte die Gesell- 
schaft 20. Juli 1705 ihr Opfer durch die Begleitung eines Trauer- 
gottesdienstes in der Kirche der Augustiner (wo jetzt die Franziskaner). ^ 



1 Mitth. 1861 S. 41. 
* Keesbacher 1. c. 



115 

Die Akademie der Operosen, welche, wie wir gesehen haben, 
sechs Mitglieder aus dem Stande der Weltgeistlichkeit zählte, keines 
aber aus dem Jesuitenorden, hat nicht nur die erste grössere Biblio- 
thek im bischöflichen Alumnate ^ gegründet (30. Mai 1701), deren erste 
Geschenkgeber Fürstbischof Sigmund Graf von Herberstein, Domprobst 
Johann Preschem und Domdechant Johann Anton von Thalberg waren, 
und welche ein Capital von 2000 Gulden zur Dotirung eines Biblio- 
thekars erhielt, sondern mehrere ihrer Mitglieder haben auch durch 
schriftstellerische Leistungen die Literatur unseres Vaterlandes nicht 
unerheblich bereichert. 

Wir haben bereits die dem Jesuitenorden angehörigen Schrift- 
steller der Valvasor'schen Epoche kennen gelernt. Weit zahlreicher 
und gewichtiger sind jene Männer der Wissenschaft, welche in dem 
Jesuitengymnasium zwar ihre Vorbildung erhalten, sich aber dann an 
Universitäten oder durch Selbststudium weiter gebildet haben. Es 
sind diess: 

L Barbo, Jobst Bernard Graf von, schrieb: 

Tractatus de criminibus et delictis in genere et in specie, nee non e 
processu Criminali, quem publicae disquisitioni subjecit, etc. Salisburgi 1687.^ 

IL Barbo^ Weichard Graf von, schrieb: 

Conclusiones legales ex variis Institutionum Imperialium titulis. fol. 
1690.8' 

IIL Beruiglia, Joh. de, Secretär und Begleiter des Grafen Caprara 
bei seiner Gesandtschaft nach Constantinopel, schrieb: 

1. Reisebeschreibung von Wien nach Constantinopel des Grafen Albrecht 
von Caprara, Rom. Kais. Majestät extraordinari-Gesandten, Prankfurt 1687, 8®. 
Erschien zuerst in italienischer Sprache in Venedig 1685, 8*^, und wurde neu 
aufgelegt unter dem Titel : ,Relatione del viaggio fatto a Constantinopoli e 
ritomo in Germania del Sign. Conte Caprara etc.* 

2. Historische kurze Beschreibung aller merkwürdigen Begebenheiten, 
welche sich in Teutsch-, Wälsch- und üngarland von Anfang bis zu End des 
abgewichenen 1704. Jahrs durch die Macht der Siegreichisten Waffen Ihrer 
R. Kais. Maj. etc. ereignet und zugetragen. Wien 1705, 4'*, c. fig.* 

IV. CaUistus^ P. a S. Innoc, Ein Baier, Discalceatenordens in 
Laibach, Lector der Philosophie und Theologie für die Studirenden 



^ Mitth. 1860 S. 44. Diese Bibliothek befindet sich noch im fürstbisch. Seminar. 

« Hoff III. 123. 

» L. c. 130. 

* P. Marc. Bibl. S. 10. 

8* 




116 

(Novizen) des Ordens, später Ordensgeneral für Italien und Deutschland, 
schrieb : 

Cjnosura montis seu Philosophia rationalis Augustiano-Thomistica, 1690, 
12® (Disputationsschrift). ^ 

V. Castellez^ Mathias, geboren zu Kellnberg (Killenberg?) an der 
Poik (bei Prem) am 24. Jänner 1620, war Pfarrer in Tepliz und S. Bar- 
telmä in Unterkrain und seit 1657 Canonicus in Rudolfswerth und 
Beneficiat der Bruderschaft des h. Rosenkranzes. Im Jahre 1687, als 
Valvasor seine Chronik schrieb, lebte er noch. Er war der fleissigste 
slovenische Schriftsteller seiner Zeit auf dem Gebiete religiöser Er- 
bauung. Von ihm haben wir: 

1. Krainerisch-deutsch-lateinisches Wörterbuch mit Vergleicbungen und 
Beziehungen auf Dalmatins Bibel (um 1680), 4^ (Manuscript in der laibacher 
Lycealbibliothek) . * 

2. Dictionarium Latino-Carniolicum (Ebenfalls- Manuscript in 4^ in der 
Laibacher Lycealbibliothek).^ 

3. Kratki sapopadek potrebnih catoliskih naukoü. Laibach 1685, 12^* 

4. Navuk Christianski sive praxis Catechistica etc. Laibach 1688, 8^ 
624 SS.» 

Auf der Rückseite des Titelblattes apostrophirt der Buchdrucker 
in bombastischem Tone den Verfasser : 

Alta Castelll quondam Babylonis ab arce 

Castellez genesim nomine reque trahens 
Dum gentes vario hie migrant discrimine linguao 

Insedit pectus Slavica Ilngua tiium. 
Tu nobis iUam tu propria verba tulisti 

Slavorum, primos a Babylons typos. 
Quod Trüber atque Kobila Juri corruperat olim 

Te Castelletum restituisse decet.« 

5. Viridarium exemplorum, in quo enumerantur Septingenta exempla 
accomodata pro concionatoribus (Mscr. c. 1687—1688).'' 

6. Simplex translatio Sacrorum Bibliorum Veteris et Novi Testamenti, 
secundum articulos, in tribus Tomis (Mscr. c. 1678 — 1688).**^ 



' P. Marc. Bibl. S. 12. 

'^ Safafik, Gesch. der südslav. Literatur I. 65. 

8 L. c. 

* L. c.S. 115; Valv. VL360. 

^ Valv. I.e.; Safa ik 1. c. S. 115. 

« L. 0. 

' Valv. VI. 360; Safafik 1. c. 121. 

« Valv. VI. 360; Safafik 1. c. 126. 



f 



lf7 

7. Nebeshki zyl, tu je premishloüaiiie teh svetih ozhakou. Laibach 1684, 
8", 449 SS.i 

8. Nebu na semli po boshji voll. V Lubl. 1686, 8^.* 

9. Thomae a Kempis De Imitatione Christi L. IV (Mscr. carniolice 
c. 1678 bis 1688).» 

10. Spegel de Zhistosti, d. i. Spiegel der Eeiüigkeit (Mscr. c. 1678 
bis 1688).-* 

11. Shpeigel duhouni etc. Aus dem Italienischen: ,Specchio spirituale* 
übersetzt.^ 

12. Bratouske buqvize Svetiga Koshen Kranza etc. Grätz, Widmanstetters 
Erben. 1678, 8®, 459 SS. Zweite Auflage, gedruckt in Laibach bei Mayer 
1682, 8<>.6 

13. Breve Exercitium matutinum et vespertinum. Labaci 1682.'' 
Castejlez liat sich in seinen slo venischen Werken, wie Kopitar 

sagt, die Orthographie des Bohoritsch aus Dalmatins Bibel ziemlich 
richtig abstrahirt, aber er hat das Schreibsystem des ersten slovenischen 
Grammatikers nicht im Zusammenhange und als Sprachforscher durch- 
dacht.^ 

VI. Coppinis^ Carl Josef de, gab als absolvirter Philosoph am 
Laibacher Gymnasium heraus: 

Theses ex universa Philosophia in Archiducali S. J. Gymnasio Labacensi 
defensae. 1683.» 

VII. Coppinis^ Franc, de, landschaftlicher Physicus in Laibach: 

1. Theoremata legalia. Venet. 1671, 4^. 

2. Propositio de Carnioliae temperie aeris et praesertim circa Labacum. 
Abgedruckt bei Valv. HI. 329.i<> 

VIII. Cri*oe, P. Joa. B. a Sancta: 

Sacrum promptuarium singulis per annum Dominicis et festis solem- 
nioribus €hristi Domini et B. V. Mariae praedicabile etc. Slavo compositum 
idiomate (slovenisch). Pars I. Venet. ex offic. Zachariae Conzatti 1691 , 4^, 



» Valv. VL 3Ö0; Safafik 131. 
« Safafik 1. c.^ 

* Valv. 1. c. ; Safafik 1. c. 

* L. c. 

ö Valv. VI. 360. 

« Valv. 1. c; Safafik 1. c. 140-141. 
' Valv. 1. c. 

8 Kopitar, Grammatik S. 61—74. 
ö P. Marc. Bibl. S. 14. 
^® P. Marcus 1. c. 



X 



118 

14 Bl. Vorstücke und 448 SS. Pars IL Venet. 1691, 4». P.m. Labaci 1696, 
40, 626 SS. P. IV. Labaci, ex typogr. Mayr 1700, 4», 490 SS. P. V. Lab. 
1707, 4», 640 SS.» 

Eine Predigtsammlung. Der Pater, ein Mitglied des Kapuziner- 
ordens, als Akademiker ,Promptus' genannt, geborner Wippacher, zeigt 
sich als ,sehr jovialisch, voll Belesenheit und Historien, citirt den Cicero 
de Divinatione und den Ovidius, neben S. Gregor und der Apokalypse'.* 

IX. Erberg^ Johann Daniel von, aus Gottschee gebürtig, J. U. D. 
Schrannenschreiber und Landsecretär, der wegen seiner Gelehrsamkeit 
zum Landstand erhoben wurde, Hess als Studirender drucken: 

Disputatio juridica de officio Judicis coram D. Georgio Wohiniz, J. U. D. 
in üniversitate Viennensi, Proceribus Camioliae dedicata. Viennae 1671, fol.^ 

Von ihm erschien auch: 

Erbrecht ausser Testament etc. in Dero Erbherzogthum Erain (Neue 
Satz- und Ordnung Karls VL), Grätz 1737, fol. Neue Auflage 1775 in Triest, 
in deutscher und slovenischer Sprache.* 

X. Ferßa, Mathias, geboren in Laibach, im Jahre 1680 Stadt- 
richter in W^ien. Er liess dort im Jahre 1677 drucken :^ 

Abhandlung von den Zünften, Handwerkern und ihrer Ordnung. 

XI. Fischer^ Franz Bernhard, geboren in Laibach, von Adel, Ar- 
tium liberalium et Philosophiae Magister, Sanctae Theologiae Bacca- 
laureus Juris utriusque Licentiatus, war erst Pfarrer in S. Martin bei 
Krainburg, dann Canonicus und Pfarrer in Rieggers, Passauer Diöcese, 
endüch Probst in Zwettl, schrieb: 

1. Demonstratio mathematica, qua ostenditur, civitatem Budanam (Buda- 
Ofen) regale quondam emporium, modico labore a Christianis e barbarica po- 
testate recuperari posse. Lab. 1684, 4^. 

Diese ,mathematische Demonstration', wie leicht die Einnahme 
Ofens sei, wurde durch den Misserfolg des Jahres 1684 sattsam wider- 
legt; bekanntlich gelang sie erst 2. September 1686 nach ungeheuren 
Opfern. 

2. Noviciatus Sacerdotum. P. L 

3. Lignum vitae, aqua viva irrigatum. P. 11., Viennae typ. Andr. 
Heyinger 1701, 12<>. 



1 Safafik L c. 121 ; Kopitar 1. c. 74—75. 

* Nach Kopitar 1. c. S. 75. 

8 Valv. 1. c. 366 ; P. Marc. Bibl. Cam. S. 18. 

* P. Marc. 1. c. 

6 Valv. 359; Hoff m. 138. 



119 

4. Insignis solemnitatis dies. Der herrliche Freudenfesttag in der kaiser- 
lichen Hauptstadt Laybach, als 1766 (1706?) den 22. Augusti Seine Hoch- 
fürstliche Gnaden Herr Loci Ordinarius in der neu erbauten Domkirche der 
erste die heilige Messe solenniter abgesungen, in einer Eede vorgetragen. 
Laibach bei J. G. Mayr, in 4®. 

5. Terra melle et lacte fluens, d. i. eine schuldige Lobrede von dem 
grossen . . . Abten Bernardo, welche an seinem hochfeierlichen Festtage in dem 
hochlöblich und uralten Stift Zwetel vorgetragen, s. 1. e. a. 4^. 

6. Corona justitiae oder der mit Himmels waffen triumphirende Böm. 
Kaiserl. Beichsadler, welchem Eine hochlObl. Landschaft des Herzogthums Krain 
in einem Dankmüthig pflichtschuldigsten Te Deum laudamus bei deroselben ge- 
sammt Ehrerbietigster Einfindung wegen der letztmalig sieghaften Eroberung 
der beeden namhaften Vestungen in dem Land Artesien, S. Venant und Ayre, 
in der Domkirche S. Nicolai der kais. Hauptstadt Laybach den 11. Jenner 1711 
die schuldigste Eanzel-Bedt. Laybach bei J. G. Mayr, 4®.^ 

Xn. Floriantschüsch^ de Grienfeld, Joa. Steph., J. U. D. landschaft- 
licher Advocat und Adjunct des Landessecretärs, oben unter den Aka- 
demikern erwähnt, schrieb: 

1. Bos in lingua, seu discursus Academicus de pecuniis vetero-novis. 
Lab. 1695, 8«. 

2. Votiva. Paraenesis, dum lUustr. D. Wolfgang Weichardus S. E. J. 
Comes, ac D. de Gallenberg etc. in Inclyti hujus Ducatus Carnioliae Locum- 
tenentem et Praetorem feria II post Dominicam Laetare ingenti applausu et 
populi laetitia inauguraretur. Lab. ex typogr. Mayr 1702, 4®.* 

XIII. QarmroUi, Franz Josef, J. U. D. Landstand und Rector der 
wiener Universität: 

Eegia virtutum coronatio, in coronatione Josephi I. seu Principum Austria- 
corum virtutes. Viennae 1690, fol. Den Majestäten als Dedicationsschrift bei 
der Eückkehr von der Krönung Josefs I. überreicht.* 

XIV. Ganser, Job. B., von Rudolfswerth gebürtig, 1664 landschaft- 
licher Arzt,* schrieb: 

De morbis mulierum. 1662.*^ 



y Valv. VI. 365; P. Marc. BibHoth. S. 19-20. 

« P Marc. Bibl. S. 20. 

8 P. Marc Bibl. S. 21. 

4 Landtagsprot. XXI. 201. Im Jahre 1676 bewilligten ihm die Stände ,in Er- 
wägung seines gerühmten Fleisses* die Erhöhung seines Gehaltes von 200 Gulden 
auf 400 Gulden. L. c 332. 

» Valv. VI. 368; Hoff m. 130. 



120 

Er starb 1688, 44 Jahre alt, nachdem er 1685 zum Landstand er- 
hoben worden war.* 

XV. Georgia^ Job. Carl de, J. U. D., Protonotarius Caes. et Aposto- 
licus, Secretär des Yicedomamtes , geb. in Laibach 1612, starb in 
Wien 1669. Er schrieb: 

Mittel, die Osterreichischen Erblanden in einen florissanten Stand zu 
setzen. Wien 1667.* 

XVI. Gerbetg^ Marcus, geboren in Sittich, 24. Oktober 1658, Doctor 
der Medizin und Physicus in Laibach, Mitglied der kaiserlich Leo- 
poldinischen Akademie ,naturae curiosorum', bereits oben unter den 
Akademikern erwähnt, schrieb: 

1. Intricatum extricatam medicam seu tractatus de morbis complicatis. 
Lab. 1692, 8». 

2. Annas prirnns Chronologiae medicae, continens exactam anni 1697 
temporum aarae et humanorum corporam Labacensiam alterationem , com suis 
historiis, causis et medicinis. Lab. 1699, 4^. 

3. Annus secandus, continens annam 1698 etc. 

4. Annus tertias seu constitutio anni 1699, philosophice,' historice et 
medice considerata. Lab. 1702, 4'\ 

5. Annus quartus etc. Augustae Vind., apud Dan. Walder, 1705, 4^ 

6. Vindiciae Physico-medicae aurae Labacensis, oder Yerthädigung der 
Laybaeherischen Luft etc. Layb. 1710, 8^ Auch deutsch erschienen 1719 (wo- 
von Hoff ein Exemplar besass). 

7. Chronologia medico-practica. Francof. 1713, 4®. 

8. Observatio de ovo Galli gallinacei semicircularis figurae. Abgedruckt 
in den ,MiscelIanea Naturae curiosorum*. Dec. III. A. S. observat. 138. 

Sydenham erkannte Gerbez' wissenschaftliche Verdienste an (,Ger- 
bezii scripta suis operibus insertu digna censuit').' 

XVII. Glöbotschnig^ Kaspar, aus Radmannsdorf gebürtig, Magister 
der freien Künste und der Philosophie, schrieb: 

1. Epistolae Poeticae ad totam Domum Austriacam de ejus fortitudine 
bellica, pietate et aliis Augustissimis dotibus per illius temporis eventus. Vienn. 
1698, '8^ c. fig. aen. 

2. Phosphori Austriaci. Vienn. 1699, 8^* 

XVIII. Hallerstein^ Georg Sigm. Freiherr von, landschaftlicher Bei- 
sitzer in Klagenfurt, war zu Valvasors Zeit ,zwar bereits ein alter 

1 Hoff 1. c. 

« Valv. VI. 359; Hoff III. 127. 

3 P. Marc. Bibl. S. .21 ; Hoff 111. 127. 

* P. Marc. Bibl. S. 22. 



121 

Herr, nichts desto weniger doch noch frisch und wohlvermöglichen 
Leibes; ein trefflicher und gar glückseliger Poet, der manches kleine 
Tractäctlein von etlichen Bögen zum Druck verfertigt, darin sich eine 
so ausbündige Yiena, schön und leicht fliessende Art der Poesey er- 
eignet, dass man diesen Herrn mit allen Ehren den krainischen Owenum 
(John Owen, lateinischer Epigrammendichter, gest. 1622) tituliren mögte'. 
Er starb im 74. Jahre seines Lebens 1686. Von seinen Epigrammen 
soll sich eine gedruckte Ausgabe in der freiherrlich Erberg'schen 
Bibliothek (in Lustthal?) befinden. Als er im Jahre 1682 mit seiner Ge- 
mahn, einer gebornen Gräfin Paradeiser, die goldene Hochzeit feierte, 
schrieb er noch das artige Distichon: 

Tot Paradeisera cam coDJuge ylximus annos, 
Non procul hinc vereo jam Paradisus erit.^ 

XIX. Hozhevar^ Valentin, Doctor der Theologie, Weltpriester, hielt 
vor dem wiener üniversitätskörper in der Kirche von S. Stephan eine 
Rede, im Druck erschienen^ unter dem Titel: 

,Columna ignis in nocte, in D. Joanne Apostolo et Evangelista, Inclytae 
Facultatis Theologicae Tutelari pridie Nonas Maji publica laudatione exhibita 
1704.* Viennae typ. Joa. Greg. Schlegel, 4'*, a. 

XX. P. Joanes Caspari, Kapuziner mit dem Akademikernamen 
,Directus', schrieb: 

1 . Septimana sancta seu meditationes asceticae Sacerdotum in hebdomada- 
rium manipulum redactae. Accedit directorium Confessariorum. Lab. 1697, 8^^ 

XXL Kappus, Job. Georg, ein Verwandter des Laibacher Bürger- 
meisters gleichen Namens, schrieb: 

1. Elementa jurisprudentiae Civilis Labaci 168. 8**. 

2. Concordia discors.^ 

XXn. Karner a Karriburg^ Job. Jakob, geschworner buchhal- 
terischer Raitoffizier und Kanzlei-Ingrossist, Mitglied der Operosen, 
veröffentlichte : 

1. Teutsch- und Crainerische Währungsveränderung etc. Laybach bei 
Jos. Thadd. Mayer 1687, 8^ Verbesserte Auflage .ebendort 1701, 8^ 

2. Drei treue Nationes, welche eine der anderen wahrhaft andeutet, wie 
ihre Münzen in ihren^Land gieb und gehig sind. Layb. 1700, 8*^.^ 



« P. Marc. Bibl. S. 24 ; Valv. 360 ; Hoff lU. 129. 

2 P. Marc. Bibl. S. 27. 

3 L. c. 28. 

* Hoff m. 129. 

5 P.Marc Bibl. S. 30. 



122 

XXIII. Kajsianer, Leap. Engelb. Joh. Graf, veröffentlichte die Pro- 
niotionsschrift : 

Jus civile ad normam Institationuin accurata methodo concinnatum ac in 
alma et Archi-Episcopali Universitate Salisburgensi, publicae disqaisitioni sub-* 
jectum etc. 12. Dec. 1685. Salisb., 8^^ 

XXIV. Laeari, P. Anton, Lector der Theologie, Lehrer der Phi- 
losophie, Ordensprovincial der Minoriten, geboren in Laibach 1642^ 
fürstbischöflicher Consistoriälrath, schrieb: 

1. Sanctas Antonius Paduanus vitis vera. Labaci 1680, 4^ 

2. Sittliche lehrreiche Revanche, in welcher, als die Hoch- und Wohl- 
geborne Fräule Fräule Sidonia Dorothea, Gräfin und Herrin von Gallenberg in 
dem loblichen von ihren hochadeligen Voreltern gestifften uralten MünkendOr- 
fischen Ciarissen - Klosters Gotteshause den h. Ordenshabit den 25. Februari 
dieses 1680. Jahrs höchst auferbanlich annahm etc. Laibach 1680, 4^ 

3. Hysteron Proteron oder Hinter sich für sich, verstellte Menschen-Ein- 
bildungen, Erkenntnissen und Begierlichkeiten, so als die wohl edle Fräule Anna 
Catharina Waldreichin von Ehrenporten in loblich Laybacherischen S. Clara 
Gotteshause des h. Ordenshabits den 19. Janaari 1681. Jahrs bewürdigt und 
Maria Antonia benannt etc. vorgetragen worden. Laibach 1681, 4^. 

4. Boethii de consolatione Philosophiae libri IV. Laibach 1682, 12^. 

5. Philoponema tetrateuchum Scotici acuminis acu phrygiatum , hoc est : 
Universae Philosophiae rationalis et naturalis , moralisqne atque transnaturalis 
corpus apharmacum (Blieb im Manuscript).* 

XXV. Locatdli^ Joh. a, von italienischer Abstammung, aber Land- 
stand in Krain und Kärnten, erfand eine Verbesserung des Pfluges, 
von welcher er 1690, 4®, eine deutsche Beschreibung veröffentlichte.^ 

XXVI. Marcovizh^ Wolfgang, Landschreiber, schrieb: 
^Meinung von Austrücknen des Morasts um Laybach. Laibach 1680, 4^^ 

XXVII. Paradeiser^ Max Engelbrecht Freiherr, publicirte als 
Studirender am adeligen CoUegium in Parma: 

Jus Universum Decretalium, Codicis, Digestorum, Consuetudinum Feuda- 
lium nee non Theoricae Praxis civilis et Criminalibus Thesibus disquisitum, etc. 
Parma 1678, fol.^ 

XXVIII. Päschacher^ Benedict, Benedictiner, schrieb: 



* Valv. VI. 366; P. Marc. Bibl. S. 30. 
« Valv. VI. 365 ; P. Marc. S. 32. 

3 P. Marc. S. 33. 

* Valv. XI. 675. 

^ P. Marc. Bibl. S. 39; Valv. VI. 366. 



p 



123 

Tractatus de Sacramontis in genere. Salisburgi 1675.* 

XXIX. Preschern^ Job. B. de, Domprobst D. U. J. und der Tbeo- 
logie, Poeta laureatus, Ständisch- Verordneter und später Präses des 
VerordnetencoUegiums schrieb einen ,Tractatu8 de jure pontificio et ro- 
mano*, der von Thalberg in seiner ,Epitome' gerühmt wird.* 

XXX. Bossetti^ Marcus Ant. Freiherr v., geboren in Laibach, pu- 
blicirte als Studirender am adeligen CoUegium in Parma: 

1. Ex Jure universo, Decretalium etc. decerpta Problemata. Parmae, apud 
haeredes Galeatii Eosati, 1696, 4". 

2. La Sacra lega, ovvero Canti. Paduae 1696, 4^^ 

XXXI. Schönleben^ Johann Ludwig, war als Sohn eines angesehenen 
Bürgers* in Laibach, der 1648 — 1654 Bürgermeister und Stadthaupt- 
mann war, 1618 geboren. Er trat in den Orden der Jesuiten, den er 
1654 verliess, um in Padua den Doctorgrad zu nehmen und Welt- 
priester zu bleiben. Er wurde Domdechant in Laibach und bekleidete 
auch die Würde eines Protonotarius Apostolicus. Er war ein gelehrter 
Theologe und auch in der Geschichte und Genealogie trefflich be- 
wandert. Er war nicht allein der erste, der Krains Geschichte quellen- 
mässig bearbeitete, sondern ihm gebührt auch der Ruhm, den durch 
die Gegenreformation abgeschafften Bücherdruck in Laibach wieder 
eingeführt zu haben. Auf seinen Wunsch beriefen die Stände den Buch- 
drucker Joh. Bapt. Mayer von Salzburg nach Laibach (1678), welcher 
alsbald mit seinem ganzen Arbeiterpersonale hieherkam und am 25ten 
November 1678 als erstes Erzeugniss der nach einem Jahrhundert zu 
neuem Leben erweckten Laibacher Presse ein ,Elogium' der Mutter 
Gottes druckte.* Schönleben starb nach einem der Wissenschaft ge- 
weihten Leben am 15. Oktober 1681 in seinem .anno climacterico', 
wie er es seinen Freunden vorhergesagt hatte, und wurde in der Je- 
suitenkirche, in der Gruft vor den Stufen des Altars des sterbenden 
Christus begraben. Seine Bücher erbten die Jesuiten, seine Manuscripte 
und historischen Schriften die Landschaft. Valvasor hat den Nachlass 
Schönlebens durchgemustert und für seine Chronik benutzt; er sagt 
aber, dass er daraus nicht acht Bogen habe gewinnen können, welche 



» Hoff m. i30. 

3 p. Marc. Bibl. S. 44. 
» L. c. 46. 

^ Nach Badics, Blätter aas Erain 1863 S. 179, stainmto dio Familie aus 
Würtemberg, wo 1530 Kaspar Schönleben als Bürger in Heilbronn lebte. 
» Valv. XI. 725. 



M 



124 

Kiain beträfen. Dagegen enthielten die Handschriften Schönlebens 

■ 

viel Genealogisches zur Geschichte der krainischen Adelsfamilien. ^ 

lieber das Aeussere und die Lebensweise Schönlebens berichtet 
uns ein Zeitgenosse: ,Er war mittelmässiger Statur, eines anmuthig 
offenherzigen Anblicks, brünett von Haaren, annehmblich und scherzig 
von Gespräch, massig in Kost und Trunk, und ehrbar im Aufzug, er- 
lustigte sich in seinem einsamen Haus (denn er pflegte selten aus- 
zugehen) mit welischen Hühnern (Kampf hähnen nach Art der Eng- 
länder) und einem Budelhund, Solidon genannt, den er wegen vieler 
Künste sonderlich lieb hatte.* - 

Das Hauptwerk Schönlebens war die ,Carniolia antiqua et nova*, 
von welcher im Jahre 1681 der erste Band in Laibach erschien und 
welche unvollendet blieb. Sie umfasst nur das erste Jahrtausend (seit 
Christi Geburt) krainischer Geschichte. Unbestreitbar ist das Ver- 
dienst Schönlebens, dass er der Erste die Geschichte seines Vater- 
landes nach den alten und neuen Quellen, wenn auch nicht immer 
kritisch genug, bearbeitete. Die Notizensammlung (,Collectanea pro 
Annalibus Austriae et Caruioliae', 18 Bände) für den TL, Band (1000 
bis 1600) befand sich noch im vorigen Jahrhunderte im Archiv der 
krainischen Stände. Ihr gegenwärtiger Verbleib ist nicht bekannt* 

Die krainischen Stände haben ihren ersten Geschichtschreiber 
auf das grossmüthigste unterstützt. Von 1668 bis 1675 erhielt er 1548 
Gulden, am 15. Juni 1678 bewilligte man ihm auf vier Jahre lang 
jährlich 260 Gulden, in der Voraussetzung, dass das Werk in dieser 
Zeit vollendet werde, was auch der Fall war. Ausserdem erboten sich 
die Stände, 150 Exemplare der ,Annaies' gegen billigen Preis abzu- 
nehmen und auch den Corrector zu bedenken.* 



1 Valv. 353—354; Mitth. 1858 8. 40, 70. 

3 Badics, Blätter aus Krain 1863 S. 183. 

3 Linhart, Versuch einer Geschichte von Krain, Laibach 1788, L, Vorrede. 
Nach Radics 1. c. befinden sich die genealogischen Notizen Schönlebens in der 
Agramer Metropolitanbibliothek. Vgl. übrigens Safafik 1. c. S. 19. Nach Valvasors 
Bemerkungen (VI. 356, 357) hätte übrigens der Hauptinhalt der Schönleben'schen 
Notizen in Genealogischem bestanden. 

* Landtagsprot. XXI. 247, 264, 281, 310, 330, 334, 347. Wie die Stande bereit 
wraren, jedes auf Krain sich beziehende wissenschaftliche Werk zu fördern, zeigt 
uns ihr Besohluss vom 2. Mai 1668, womit sie dem Dominikaner Franciscus Calin 
(wohl ein Krainer? der Name kommt in ünterkrain vor), churbaierischem Biblio- 
thekar und Hofrathssecretarius , der ein genealogisches Werk herauszugeben beab- 
sichtigte, als jEhrung* 200 ßeichsthaler bewiUigten, ihm über nähere Auseinander- 
setzung seiner Absichten nicht nur die Mittheilung der alten Geschlechter, sondern 



n 



125 

Von historischen Schriften hat Schönleben ausser der ,Carniolia 
antiqua' hinterlassen: 

1. Genealogia illustrissimae familiae D. D. Oomitum ab Attimis. Labaci 
1681, fol. 

2. Aemona vindicata, sive Labaco metropoli Camioliae vetus Aemonae 
nomen jure assertum. Salisb. 1674, 8^ 

3. Dissertatio polemica de prima origine augustae domus Habspurgo- 
Attstriacae. Labaci 1680, fol. 

4. Grenealogia illustrissimae familiae S. R. J. Comitum et Dominorum de 
Gallenberg. Lab. 1680, fol. 

5. ßosa ürsina in provinciis austriacis florens, sive illustrissimae et anti- 
quissimae familiae ßomanae Ursinae Genealogia. Labaci 1680, fol. 

6. Genealogia illustrissimae familiae Principum, Comitum et Baronum ab 
Auersperg. Lab. 1681, fol. 

7. Arboretum Austriacum sive plena genealogia Augustae Domus Habs- 
purgo-Austriacae ab anno Christi 600 ad nostra tempora cum 300 et ultra sym- 
bolis, aeri incidendis. fol. (Mscr.). 

8. Chronologia Austriaca, sive rerum a Comitibus Habspurgicis et Archir 
ducibus Austriae gestarum succincta per annorum seriem ennarratio. fol. (Mscr.). 

9. Annus sanctus Habspurgo-Austriacus, sive Sancti et BB. utriusque 
sexus Habspurgo- Austriacis sanguine et cognatione conjuncti, quingenti per to- 
tius anni dies distributi. fol. (Mscr.). 

Die übrigen (28) Werke Schönlebens sind theils panegyrischen, 
theils religiösen, besonders auf die unbefleckte Empfängniss Maria be- 
züglichen Inhaltes.* Es befindet sich darunter die zweite Ausgabe der 
Chrön'schen Uebersetzung der Evangelien und Episteln in krainischer 
Sprache: Evangelia inu lystuvi etc., Gräz,Widraanstetters Erben 1672, 8®. 
Den Evangelien sind sieben geistliche Lieder und ein kleiner Kate- 
chismus nebst einigen Gebeten angehängt; in Orthographie und Wahl 
der Wörter zeigt sich kein Fortschritt, in letzterer sogar ein Rück- 
schritt zum Unslaviscben.* 

XXXIL Seiter, Jakob Ignaz, Doctor der Medizin und Physicus 
in Laibach, wo er auch geboren war, gab heraus: 

Lux septuplex astralis : Id est triumphans sapientum Mercurius etc. De- 
dicavit Adamo a Lebenwald, Medicinae Doctori etc. Labaci 1684, 4^^ 



auch, wenn die anderen Lande mit coneurriren woUen, eine Beihüfe in Aussicht stellen. 
Landtagsprot. XXI. 243. Ob Calin seine Absicht aasgeführt, liegt nicht vor. 

1 Valv. VI. 1. c. 

« Safafik I. 100. 

8 Valv: VI. 366; P. Marc. Bibl. S. 51. 



^r 



12d 

XXXIU. Sieeenheim^ Adam Sebastian von, landschaftlicher Kanz- 
leibeamter in Laibach, liess drucken: 

Speculnm generosae juventutis oder Neubeglänzter Zochtspiegel der Ade- 
lichen Jugend, klärli'ch entwerfend, wie die edle Jugend von ihren WiegeDJahren 
bis zur anruckenden reifen Mannbarkeit mit schönen Tugenden seelerspriesslich 
gezieret, auch in holdseligen Sitten und höflichen Geberden Leibsbehäglich ge- 
pflantzt werden sollte. München 1659, S^\ Mit drei Kupfern, deren eines eine 
Ansicht von Laibach enthält.^ 

XXXIV. Thälberg, Johahn Gregor Thalnitscher von, geboren 
10. März 1655 in Laibach, Sohn des Stadtrichters und spätem Bür- 
germeisters Joh. Bapt. Thalnitscher (Dolnitscher), der am 31. Dezember 
1688 in den Adelsstand des h. römischen Reichs mit dem Prädicate 
,von Thalberg' erhoben wurde, und der Maria Anna, gebornen Schön- 
leben, erhielt seine erste Bildung am Laibacher JesuitencoUegium, dann 
an den Hochschulen von Graz und Ingolstadt, wurde zum Doctor bei- 
der Rechte in Bologna am 21. Juni 1679 promovirt und hielt sich zu 
weiterer Ausbildung vier Jahre in Italien auf. Er wurde 1689 Secretär 
des Vicedomamts, 1691 öffentlicher Notar und 1713 krainischer Land- 
mann. Er starb am 3. Oktober 1719. Nicht nur die Laibacher Aka- 
demie der Operosen hatte ihn zum Mitgliede (mit dem Beinamen 
,Providus') aufgenommen, sondern auch mehrere italienische Gelehrten- 
gesellschaften, die Academia Romana Arcadum, die Academia Gela- 
torum in Bologna, die Academia Foroliviensis und andere ehrten seine 
wissenschaftlichen Bestrebungen durch die Aufnahme in ihre nur den 
besten Namen zugäugUchen Kreise. 

Das Hauptwerk Thalbergs ist: 

1. Epitome chronologica continens res memorabiles Nobilis et antiquis- 
simae Urbis Labacensis Metropolis Inclyti Ducatus Carnioliae ab urbe condito 
usque ad ann. Christi 1704, dedicata honoribus Nobilis et Eruditae Academiae 
Operosorum Labacensiuni. Labaci, formis J. G. Mayr 1713, 8^ 

Das Buch ist ein chronologischer Auszug aus Schönlebens An- 
nalen und Valvasors Chronik, ohne eigene Zusätze, ausser einigen 
Nachrichten aus der Lebenszeit des Verfassers. 

Weiter veröffentUchte Thalberg: 

2. Panegyricum Carmen eruditissimo Viro Marco Gerbezio Academico Ope- 
roso Labacensi dicto: Intento. Labaci 1699, 4^. 

3. Friaulische Kriegsbeschreibung aus dem Italienischen Blasii Eith di 
Calenberg verteutschet. Laib., 4". 



Valv. VI. 357; Costa, bibliogr. Notizen. 



■ - f 



127 

4. Theatrum Chymicum. Amsterdam 1693. 
Von Handschriften hinterliess Thalberg: 

1. Cypressus Labaeensis (Sammlung von Crrabschriften in Laibach. Papier- 
heft, gr, 8., 60 BL, in dem Archiv des fürstbischöflichen Seminars). 

2. Historia Cathedralis ecclesiae Labaeensis, S. Nicoiao Archiepiscopo 
Myrensi sacrae. ■ Cum chronologica ejusdem fabricae Veteris et Novae narra- 
tione, cui accesserunt sacra aedificia et multiplices eruditiones, ipsam Basilicam 
concernentes. Labaci anno aerae Christianae 1701, kl. fol., geb., 250 Blatt, 
mit 25 Bl. Abbild., Grundrissen etc. 

Wir finden hier nicht allein die Baugeschichte des Doms, son- 
dern auch die Aufzählung aller Denkmale, Bilder etc. desselben. Dieses 
Manuscript befindet sich im Domcapitelarchiv. 

3. Annales Urbis Labaeensis, 1660 — 1719. 

4. Patrocinium Labacense, 1689. 

5. Bivus Lacrimarum animae Christo compatientis. Edit. Lab., in 8®. 

6. Thesaunis Labaeensis coelestis , seu exercitia pietatis confratemitatis 
S. Corporis Christi. Anno 1711. 

7. Rerum Labacensium Libri quinque, quibus Urbis Labaeensis olim Aemo- 
nae origo, situs, interior et exterior facies, rudera, monumenta, inscriptiones, 
natura solis, imperium majorum, arae, foci, prosperi et sinistri eventus enarran- 
tur, in fol. 

8. Antiquitatum Labacensium epitome, seu Urbis Aemonae vestigia anti- 
quitatum, monumenta, rudera et vetust. opum vestigia. 4". 

9. Chronicon Urbis Labaeensis Idiomate Germanico. 4^ 

10. Corona illustrium ac eruditorum inclytae gentis Carnioliae. 4^. 

11. Theatrum memoriae Academicorum unitorum. fol. 

12. Marienale Carnioliae c. icon. Tractatus de Terrae motu. Savus fluvius. 
Ejus origo, cursus et regiones etc. 8". 

13. Ectypon Bibfiothecae Publicae Labaeensis seu accurata notitia ejus- 
dem, continens memorias virorum litteris illustrium inclytae Gentis Camiolicae. ^ 

XXXV. Thcdberg^ Alexis Sigismund de, Sohn des Vorigen, ge- 
boren 5. August 1685, gestorben 6. Oktober 1708, in Rom und Perugia 
ausgebildet und in letzterer Stadt zum Doctor promovirt, Mitglied der 
Akademie der Arkadier in Rom und der Operosen in Laibach, hin- 
terliess: 

Cithara in coelum translata Divus Ivo , ab Inclyto CoUegio Juridico La- 
bacensi in Ecclesia S. Jacobi panegyrico sermone celebratus. Anno 1701. La- 
baci, ex typogr. Mayr, 4^ 

1 P. Marc. Bibl. S. 54; Blätter aus Krain 1863 U 178 f.; Mitth. 1860 S. 47. 
Nach Radios' Urtheil sind Thalbergs Manuscripte von Werth für unsere Geschichte 



128 

Andere Arbeiten kunsthistorischen und ästhetischen Inhalts aus 
Thalbergs Feder und Zeichnungen seiner geübten Hand bewahrt die 
Bibliothek des fürstbischöflichen Seminars in Laibach. ^ 

XXXVI. Vogrin, P. Bened., Augustinei'prior in Laibach, starb 
23. Oktober 1712 bei der h. Dreifaltigkeit in den windischen Büheln. 
Er gab heraus: 

Acht Predigten vom h. Johannes a. S. Facundo, so zu Graz 1691, als 
desselben Heiligsprechungsfeierlichkeit begangen wurde, bei grossem Zulauf des 
Volks vorgetragen worden sind. Klagenfurt, bei Math. Kleinmajr 1692, 4^' 

XXXVII. WUzenstein^ Franz Freiherr von, Milizhauptmann in 
Krain, Mitglied der ,Societas militans\ von welcher uns nichts näheres 
bekannt ist, mit dem Beinamen ,Armatus', edirte: 

1. Schicksal der lieben Bellimire und Oorilauders, aus dem Italienischen 
des Ferr. Pallavicino verteutscht etc. Nürnb. 1671, 12. 

2. Vulcani Liebesgarn, verteutschet aus Ebendems. Nürnberg 1671, 12. 
Sein Bruder^ Joh. Baptist^ ebenfalls Milizhauptmann und Mitglied 

der genannten Gesellschaft, unter dem Beinamen ,Magnanimus', edirte 
die im Manuscripte hinterlassenen Werke des Vorigen: 

3. La muta-loquace, d. i. die Stummredende. Nürnb. 1687, 12^ 

4. La Perfetta-maritata, die vollkommene Vermalte. Nürnb. 1687, 12®.^ 

XXXVIII. Wetzstein^ vulgo Brus, Georg, von Laibach gebürtig, 
S. Theol. Baccalaureus, Hof kaplan in Wien, dann Canonicus und Stadt- 
pfarrer in Laibach: 

Pietatis victoria, das ist, ein geistlich Comödien- oder Freudenspiel. Wien 
1672, 8«. 

Gewidmet dem Grafen Ferdinand Bonaventura v. Harrach, dessen 
Söhne er als Hofmeister auf ihren Reisen in Spanien begleitet hatte.* 

XXXIX. Wohinz^ Georg, Magister der freien Künste und der 
Philosophie, J. U. D., Professor der Digesten an derTJniversität in Wien, 
Hof- und Gerichtsadvocat , bischöflicher Consistorialrath, Dekan der 
juridischen Facultät und Rector Magnificus. 

Von ihm wurden herausgegeben: 

1. Idea Fiscalis, sou assertiones de Jure Fisci. Viennae 1671, fol. 

2. Elogium D. Ivoni luclytae Facultatis Juridicae Patrono, in Basilica 
D. Stephani Proto-Martyris, coram S. P. Q. Academico. Viennae 1672, 4".*^ 



' Eadics, Blätter aus Krain 1863 S. 190; P. Marc. Biblioth. S. 54. 

2 P. Marc. Bibl. S. 59. 

8 P. Marc. Bibl. S. 61 ; Valv. VI. 366. 

* P. Marc. Bibl. S. 60. 

5 P. Marc. Bibl. S. 61. 



129 

Anonym sind erschienen: 

1. Affectus cordis etc. S. P. Augustini confessionibus singulariter delecti 
ab aliquo Augustiniano Discalceato. Lab., typ. Thad. Mayr 1684, 8®.^ 

2. Ars metrica seu ars condendi eleganter versus. Labaci 1679, 12^.^ 

3. Breviarii Eomani supplementum juxta Decreta Innocentii Papae X et 
successorum Pontificum usque ad A.1687. Lab., typ. Job. Thad. Mayr 1687, 8^^ 

4. Directorium Confessariorum singulis pastoribus animarum curatoribus, 
pro quovis poenitentium statu perutile DD. Consodalibus Sacerdotibus congre- 
gationis sub auspiciis I. M. I. et protectione S. Michaelis Archangeli in supe- 
riore Carniolia Monspurgi erectae, in strenam anni 1698, datum Labaci, ex 
typogr. Mayr 1697, 12<>.* 

5. Directorium agendorum tempore Pestis. Auctoritate Edm. ac Cels. 
Principis etc. Josephi Oomitis a Babatta, Episcopi Labacensis. Lab., Joh. 6. 
Mayr 1679, 820.^ 

6. Fasciculus Josephinus , seu Manuale venerabilis Sodalitatis S. Josephi 
^etc, erectae in ßussulach, ecclesia Piliali sub Parochia S. Elisab. in Lauffen. 
Labaci, typ. Joa. Thad. Mayr 1683, 8^.6 

7. Landgerichtsordnung des Herzogthums Krain etc. Laibach bei Johann 
Thad. Mayr 1685, fol.^ 

8. Landschrannenordnung des Herzogthums Krains, nach dem alten Exem- 
plar ganz gleichförmig nachgedruckt. Laib., Mayr 1688, fol. Wieder aufgelegt 
Laib. 1707, fol.» 

9. Landhandfest des löbl. Herzogthums Krain etc. Laib. 1687, fol.^ 
10. Meditationes sacrae ad veram poenitentiam ac pietatem excitandam. 

Additur Exercitium pietatis quotidianum quadripartitum. Lab. 1684, 8^.^^ 

• 11. Rituale novum Labacensis Ecclesiae. Lab. 1700, 4^. Neu aufgelegt 
1775 bei Eger in 4»." . 

12. Septimana sancta, sive Meditationes asceticae Sacerdotum etc. Soda- 
libus Sacerdotalis Congregationis sub protectione S. Michaelis Archangeli Mons- 



» P. Marc. Bibl. S. 5. 
« L. c. S. 7. 
« L. c. S. 11. 
* L. c. S. la. 
» L. c. S. 44. 
« L. c. S. 19. 
' L. c. S. 31. 
« L. c. 
» L. c. 

*« L. c. S. 35. 
" L. c. S. 45. 



9 



130 

purgi erectae anno 1689 in xenium distributae. Lab., 8^. Wieder aufgelegt da- 
selbst bei Mayr 1697, 12o.i 

13. Ein Schreibkalender (wurde 1680 in der neu errichteten Druckerei 
des J. T. Mayr gedruckt, wofür die Stände demselben 100 Beichsthaler be- 
willigten).* 

Wie man sieht, gab es in der Literatur der Valvasor'schen Epoche, 
abgesehen von der Befriedigung des religiösen Bedürfnisses durch 
einige Erbauungsbticher, keinen Platz für eine Nationalliteratur der 
Slovenen, wie sie im Reformationszeitalter so vielversprechend empor- 
gebltiht war. Weder war die in kirchlichen Kreisen tonangebende Macht, 
der Jesuitenorden, einer nationalen Entwicklung überhaupt günstig, 
denn er kannte nur Eine I^ationalität, und das war die römische ; noch 
konnte das slavische Element Kulturelementen gegenüber, wie das 
deutsche und italienische, irgend eine Bedeutung beanspruchen. Es 
kann uns daher nicht wundernehmen , wenn Valvasor * sagt, dass die 
,windische* oder ,sclavonische' Sprache von den ,Dorfzungen und an- 
deren gemeinen Lippen' gesprochen werde. Er behandelt zwar auch 
dieses Sprachenthema mit seinem gewöhnlichen Fleisse. Er handelt 
weitläufig vom Alphabet, Erfindung desselben durch Methodius, Aehn- 
lichkeit des Krainischen mit dem Russischen, gibt das Vaterunser in 
13 slavischen Sprachen, dann das Alphabet; man habe bis auf Primus 
Trüber in diesen Ländern sich der glagolitischen Schrift bedient (wo- 
raus aber noch nicht geschlossen werden kann, dass man vor Trüber 
schon slovenisch geschrieben; wenigstens findet man keine Spur da- 
von). Valvasor gibt auch einige grammatikalische Anleitungen und spricht 
sogar von der immer mehr um sich greifenden Con'uption des Slo- 
venischen, das mit dem Deutschen vermengt werde. Er führt als Bei- 
spiel an ,tauÄent' für Jezer', ,ti§tah' für ,part', ,luitra'für ,stop', ,spanzirat' 
für ,sprehajat', ,frustkat' für ,zajterkovati' u. s. w. Nicht uninteressant 
dürfte eine Probe des damaligen Slovenisch aus der Gerichtssprache 
sein, welche ich den landschaftlichen Protokollen entnehme.* Sie ge- 
hört dem Jahre 1656 an und lautet: 

,Jest Juri Schubez Perscheschem proti Bogii Vsiga Mogotschimu eno 
Zisto persegOy de Je Martin Jurina mene od le te rubeschni Is suetam ali 
delom dali derschau Jenu de ie on Vrsach dau, de so ti prepouedani voli is 



» L. c. S. 51. 

« Landtagsprot. XXI. 392. 
8 VI. Buch, 1. Kapitel. 
* Landtagsprot. XIX. 427. 



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nigouiga duora vum issignani ienu de je Suimu hlapzo sapovedal de on ima 
' teiste ven segnati. Kakor meni bog pomagai, diuiza Maria ienu Vse Suetniki 
na moi pusledni dan. Amen'. 



7. Tracht xuid Sitte des Landvolks. Volksfeste und Volksglauben. 

Hezenprozesse und Oeisterbeschwöningen. 

Unwiderstehlich dringt die nivellirende Kultur vor und verwischt 
alles charakteristische Volksthum. Wer wird kommenden Jahrhunderten 
Tracht und Sitte der Krainer überliefern, wie sie uns noch aus unsern 
Jugendjahren in frischem Gedächtnisse sind ? denn wie vieles ist schon 
jetzt dem Umschwung aller Verkehrsverhältnisse, den Eisenbahnen und 
der Mode zum Opfer gefallen! Goldhaube un(J silberner Gürtel der 
ehrsamen Bürgers- und Bauernfrau, malerisches Leinenkopftuch des 
Bauernmädchens, prahlerische Scharlachweste mit den Silberknöpfen, 
glänzende Kappenstiefel und goldschnurgeschmückter Filzhut des Bur- 
schen, und alle ihr bunten Trachten des Krainer Landes, wo seid ihr ? 
Werdet ihr einen Schilderer finden, wie es Valvasor war für seine Zeit?^ 
Eingehender noch als Bürger- und Edelmannssitte hat er Tracht, Sitten 
und Bräuche des Volkes beschrieben ; denn, so sagt er treffend, jene 
sind so wie in aller Welt, diese hatten immer etwas besonderes. Und 
so wollen wir denn an seiner Hand uns in den verschiedenen Theilen 
des Landes den alten Krainer ansehen, wie er uns aus der vergilbten 
Chronik in Wort und Bild entgegenbUckt.^ 

Die Männer in Oberkrain tragen durchgehends schwarze, oben 
etwas zugespitzte, ledige Leute aber, sonderlich um Radmannsdorf, 
aufgeschlagene, breiträndrige Filzhüte. Sie tragen entweder kurze 
Röcke (Kasaken) oder lange von schwarzem Tuch (Loden) eigener 
Arbeit. Die Hosen sind grau ; aber sie tragen auch an Festtagen feine 
Kniehosen und saubere Strümpfe. Die Säumer oder Saumrossführer 
gehen schwarzgestiefelt mit spannbreitem, schwarzem ledernen Leib- 
gürtel. In der Hand führen sie einen langen Knotenstock, meist von 
Hagedorn, eine gefährliche Waffe, dem jnodernen Todtschläger nicht 
unähnlich. Im Sommer tragen die Oberkrainer weisse oder schwarze 



* Die ,Carniolia* vom Jahre 1844 brachte eine Serie von Kurz von Goldenstein 
gezeichneter, von L. Zechmayer in Wien gestochener colorirter Trachtenbilder mit 
Erklärungen. Das Blatt ist bereits sehr selten geworden. Die Bilder, welche man 
als sehr gelungen bezeichnen kann, sind noch bei Blasniks Erben zu haben. 

* VI. Buch, II -Vin. Kapitel. 

9* 



132 

Leinwandhosen und gehen dann meist ohne Rock, im blossen Hemde, 
welches einen runden Kragen hat. Winters wie Sommers gehen sie 
mit offener Brust, wie im ganzen Land unter dem Bauernvolk Brauch ist. 

Die Weiber bedecken ihr Haupt mit weissen ,Petschen', d. i. mit 
leinenen, gefalteten Schleiern, ungefähr anderthalb Ellen in der Länge. 
Auf den Kopf platt aufgelegt, fallen sie in malerischen Falten auf 
die Schultern herab. Die Brust hüllt das Mieder ein, an welches das 
zusammengenähte Röcklein (was man in Franken das Schösslein nannte) 
sich anschliesst, von einem blauen, mit sonderem Fleiss gewirkten, 
vier Finger breiten Gürtel umwunden. Darauf kommt ein zweiter 
eiserner oder auch messingener Gürtel (sklepanec), ,also dass der Rock 
gar hoch über den Magen geht'. Um den Hals schlingt sich ein weiss- 
leinen Tüchlein; rothe oder weisse Strümpfe und Schuhe oder auch 
,weisse' Stiefel vollenden den Anzug. Im Winter gehen sie in kurzen 
Pelzen. 

Die Männer lassen Haar und Bart lang wachsen; bei den Frauen 
bleibt diese Körperzierde durch das den ganzen Kopf einschliessende 
Schleiertuch verdeckt. 

Originell sind die Hochaeüsbräuche; schon die Hochzeitsladung, 
welche entweder zu Wagen oder zu Pferde geschieht. Da führt der 
Bräutigam hinter sich die Braut, der StaraMna (oder Speisemeister) 
die sogenannte Teta (oder Brautmutter), der Brautführer aber die 
,Kranzeljungfer'. So geht es jauchzend und mit lustigem Lärm zu 
den Wohnungen der Verwandten und Nachbarn. Die geladenen Hochzeit- 
leute kommen dann am Tage der Trauung zu Pferde, die Männer 
alle den Säbel an der Seite, als gälte es nicht ein fröhliches Fest, 
sondern einen Zug gegen die Türken. Von den Hüten flattern seidene 
Bänder und grosse viereckige Büsche von Rauschgold mit Seide über- 
zogen, oder auch von Buchsbaum mit perlenartig aufgeklebten weiss- 
gedörrten Haidekörnern. Diese lustige Cavalcade kommt meist nach- 
mittags aufgezogen, wenn man die Braut in des Bräutigams Haus führt. 
Da reiten dann zwei oder drei Gesellen auf schnellen Rossen voraus 
in das Haus des Bräutigams, um die ,Pogatscha', eine Art Kuchen, zu 
holen. Der schnellste führt die leichte Bgute heim und überbringt 
sie der Braut, wenn sie ihm nicht von den auflauernden jungen Burschen 
abgenommen wird, wobei es mitunter tüchtige Stösse und Püffe ab- 
setzt; für die ritterliche That empfängt er von ihr ein ,Fazinetl' (Sack- 
tuch, vom italienischen Fazzoletto). Die Brautmutter trägt mit sich 
ins Haus des Bräutigams die grosse ,Pogaca', ein Laib Brod aus fein- 
stem Weizenmehl, ungefähr 20, auch mehr .Pfund schwer, bei etlichen 



133 

gai* mit Schmalz und Eiern gebacken. Obenan prangt allerlei Zierath 
und ,Gaukelwerk' von Teig, Büsche von Buchsbaum mit Rauschgold 
und Flockseide. Ein zweites Hochzeitgebäck, der ,Presenc', war von 
gar schauderhafter Mischung. Eier geschlagen in einen klein geriebenen 
starken, altqp Käse oder auch in einen ,Schmierkäse', dann ziemlich 
viel gestossenen Pfeffers drein gestreut, dazu ein wenig Milch oder 
Rahm und alles ^ wohl durcheinander: diese Elemente, innig gesellt 
und auf schichtenfönnig aufgethürrate Scheiben gestrichen, bilden 
den ,Presenc', der sowie die Pogaöa mit Zierathen und ,Phantaseien' 
bedeckt wird und von welchem man im Hause des Hochzeiters isst. 
Wenn es nun an der Zeit ist, dass der Bräutigam die Braut abhole, 
um mit ihr zur Kirche zu gehen, so beginnt ein Scherzspiel, das 
vielleicht im Volksbrauch als Erinnerung an Weiberraub sich erhalten 
hat. Es wird nemlich die Thüre des Hauses, worin sich die Braut 
befindet, zugesperrt, und wenn der Staraäina des Bräutigams die Braut 
begehrt, so wird ihm ein altes Weib ausgeliefert, das er mit gebühren- 
dem Protest zurückweist. Und diess geschieht ihm wiederholt unter 
kurzweiligen, mitunter auch etwas grobkörnigen Wechselreden, bis 
die Braut dem ungeduldig Fordernden endlich übergeben wird. Nach 
der Mahlzeit geht der Tanz an, und die Hochzeitlust währt bis in den 
dritten Tag. Bei der oberkrainischen Kindstaufe war es hie und da 
Brauch, dass man vier bis sieben Gevattern bat, deren jeder ein Stück 
Leinwand, drei oder vier Spannen lang, mit in die Kirche bringen und 
dem Kinde darreichen musste. Man nannte dieses Geschenk ,Krizmanik'. 
Ausserdem musste jeder Gevatter ein Geldgeschenk in ,Fatscheinlein' 
(Servietten) legen. Zu dem Kindsmahle über 8 oder 14 Tage brachten 
die Gevattersleute grosse Brodlaibe, die schon früher beschriebenen 
Pogatschen , Eier, Schmalz und Wein mit , um es der Kindbetterin 
zu verehren. Bei Krainburg gab es noch einen andern, wohl in hohes 
Älterthum reichenden, von der Geistlichkeit aber abgestellten Brauch : 
die Gevattersleute kamen da am dritten Tage nach der Taufe zu- 
sammen, wuschen und badeten den Täufling in eigener Weise, vergraben 
dann das Wasser, wenn es ein Mägdlein war, unter einen Weichsel-, 
sonst unter einem Nussbaum, von welchem sie einen Ast abbrachen 
und in der Stube ober dem Bette aufhängten. Er sollte ein eheliches 
Interdict bedeuten, welches so lange dauern sollte, bis das Kind gross 
genug wäre, den Ast mit der Hand zu erreichen. 

Gross war die Tanzlust der Oberkrainer, so dass ihnen, wie Val- 
vasor sagt, das ganze Jahr die Füsse ,fast wenig stillstanden'. Der 
Tanzplatz war meist die Tenne. Man tanzte da paarweise, doch alle 



} 



134 

zugleich, jeder Tänzer steuerte einen ,Sold' (soldo), deren fünf auf 
einen Groschen gerechnet wurden, für die Spielleute. Nicht einmal 
grimme Winterkälte mochte die Tanzlust des Bauernvolks dämpfen.^ 
Und obgleich aus dem fröhlichen Tanz nicht selten für manchen lebens- 
frohen Tänzer ein Todtentanz ;wurde und geistliche und weltliche 
Obrigkeit wegen Seelen- und Leibesgefahr dagegen donnerten, so 
Hessen sich doch die Bauern diese ihre ,stara pravica' nicht nehmen 
und hätten wohl eher eine Rebellion angefangen, als dieselbe gemisst. 
Ausser dem gewöhnlichen Tanz gab es auch einen ^Beigen!' im Freien. 
Da hatte der Tänzer den Säbel umgürtet; in der Gegend von Veldes 
führten aber die zwei vorderaten Tänzer den Säbel, bei Flödnig gab 
es sogar einen Schwerttanz mit blossem Säbel. Die Tanzlust beuteten 
an manchen Orten die Landgerichtsherren aus, indem sie den Tanz 
,verkauften', d. i. ihre Bewilligung an den Erlag eines Golddukatens 
knüpften. Wer diesen Kaufpreis erlegte, miethete die Spielleute, liess 
sich dann von jedem Tanzlustigen seinen Tribut entrichten und übte 
so ein Tanzmonopol. 

Fast überall in Oberkrain waren auch die geselligen 2ki,sammen-- 
Icänfte in den Spinnstuhen gebräuchlich ; es kamen nemlich nach dem 
Feste der heiligen drei Könige die jungen ,Dorfgalane^ ^auf das Ge- 
spinnst^ (,wa prejo^). Sie brachten auch da ihre Spielleute mit, und 



nachdem sie mit ihren Schönen ,galanisirt, courtoisirt, chaussirt und 
auf ihre Weise complimentirt', nahmen sie die Jungfer, bei deren Rocken 
sie sassen, bei der Hand und machten einen Tanz mit ihr, und so that 
es einer nach dem andern. Nach Mitternacht geleitete jeder seine 
Tänzerin, ihr die Kunkel tragend, nach Hause. Die Spinnstubenabende, 



* Am 22. April 1686 erging folgende Verordnung der niederösterreichischen 
Regierung an Franz Adam XJrsini Grafen von Blagay, Vicodom in Erain: 

,Wir haben gnädig vornommen, wasmassen in unsorn hennigen Landen auf 
denen Kirchtagen und sonsten in denen Wirthshäusem auf dem Land die öffent- 
lichen Tänze allzusehr in Schwung gehen und dabei allerhand Sund und Laster 
unterlaufen sollen. 

Wann nun sonderlich bei denen noch dato gewährenden gefahrlichen Kriegs- 
länften und Umständen nicht allein alle Gelegenheit zu Beleidigung Gottes abzu- 
schneiden, sondern vielmehr die Landseinwohner zu einem frommen und gottes- 
fürchtigen Leben zu ermahnen und darauf gute Absicht zu tragen, damit etwa der 
Allerhöchste nit fernerer Straf über unsere Erblanden bewogen werde. 

Als ist kraft unserer gnädigst geschöpften Resolution und Vdg. de dato 19. d. 
unser gnäd. Befehl hiemit, dass du dergleichen öfTentliche Tanz auf den Kirchtagen 
und sonsten, vomemlich auf dem Land, jedoch ausser denen Hochzeiten, bis auf 
weitere gnädige Verordnung gänzlich einstellen sollest.* (Vicedomarchiv.) 



r 



135 

denen es auch an ihren ,Gretchen' nicht fehlte, beschloss ein lustiger 
Kehraus am Montag in der Fasten, zu welchem die Burschen ein 
Fass wälschen Weines beisteuerten. Das nannte man ^prejo razdreti' 
(das Gespinnst trennen). 

Charakteristisch für das Verhältniss des Bauern zum Herrn war 
des ersteren Gruss. Beide Knie beugend, neigte sich der Bauer mit 
dem ganzen Leibe und klopfte dabei mit der rechten Hand an die 
Brust. 

Die Oberkrainer hatten auch noch die alte, offenbar noch der 
Heidenzeit entstammende Sitte, auf dem Grahe Speisen an die Freunde 
und Verwandten des Verstorbenen zu vertheilen. 

In Unterkrain finden wir manche Abweichung in Tracht und 
Sitte. Der Unterkrainer trug ein kurzes, vorn an der Brust umgeschla- 
genes Wamms, die Kasake, deren Kragen bald zugespitzt, bald rund, 
bald viereckig war, kurze Pumphosen und Kappenstiefel, um den Leib 
einen spannbreiten Gürtel aus schwarzem Leder. Das Hemd hatte 
mitunter einen hohen und ,dicken' Kragen, wie es scheint eine förm- 
liche Halskrause. Das Haupt bedeckte im Sommer ein breitrandiger 
Filzhut mit hohem, schmalem Gupf, im Winter eine trapezförmige 
,rauhe' Kappe. Die Haarmode der Männer war jener der Oberkrainer 
gleich, doch fand sich an einigen Orten der seltsame Brauch, das 
Haar bis auf einen Büschel ober der Stirne kurz zti schneiden. In 
den Händen trugen sie, ganz im Gegensatze zu den Oberkrainern, 
dünne und kurze Stäblein. 

Die Tracht der Weiber war dieselbe wie in Oberkrain, nur dass 
sie keine Vortücher trugen. 

Die Hochzeitsbräuche stimmen ebenfalls mit den bereits geschil- 
derten überein, nur dass hier auch etwas Humor zum Vorschein kommt ; 
einer von den Spielleuten legt zerlumpte Kleider an und bietet den 
Gästen einen Ochsen feil, wofür er dann mit barer Münze ,in Kopf- 
stücken, drauf fünf Finger geprägt sind' bezahlt wird. Auch sonst wird 
von dem leichtlebigen Unterkrainer bei dieser Gelegenheit viel Kurz- 
weil getrieben. An Gevattersleuten hat der Unterkrainer dagegen keinen 
solchen Ueberfluss wie der Oberkrainer; hier werden nur drei ge- 
nommen, und zwar zu einem Söhnlein zwei männliche und eine weib- 
liche und zu einem Töchterlein zwei weibliche und ein männlicher 
Pathe. Getarnt wurde in Unterkrain nicht so viel wie in Oberkrain. 
Beim Hirseaustreten und beim Flachsbrecheln kamen die Burschen mit 
hölzernen Hörnern und spielten damit den Arbeiterinnen auf, und das 
Ganze schloss dann mit einem Tänzchen. Im Wirthshaus herrschte 



136 

die für den Gast nicht eben vortheilhafte Sitte des Ztdrinkens, Erst 
that der Wirth einen herzhaften Zug aus dem Glase, das er dem Gast 
eingeschenkt, dann ging das Glas in die Hand der Wirthin oder eines 
andern Gastes über, und oft blieb für den durstigen Ankömmling von 
der Mass kaum ein Schluck übrig. An Gelegenheit zum Zutrinken 
fehlte es nicht : ein Hobelspan neben dem andern lockte den durstigen 
Wanderer. Im Dorfe S. Martin bei Littai, welches nur einen Grund- 
besitz von vier Hüben hatte, gab es 18 Wirthshäuser. Aber freilich 
gab es da manchen durch Saumfahrt oder Gewerbe bereicherten 
Bauer.* In Unterkrain herrschte auch der uralte Brauch des TocUen- 
fnahls am achten Tage nach dem Begräbniss. 

In MiUdkrain^ bei Freienthurn, Weiniz, Sichelberg hatte sich, 
wir wir gesehen haben, ein eigenes Völkchen niedergelassen : Ueber- 
läufer aus den benachbarten slavischen Theilen der Türkei, die so- 
genannten üskoken (wörtlich ,Entsprungene*), aber auch Walachen ge- 
nannt, nach der Benennung ,Vlahe^ die sie sich selber gaben. Sie 
hatten ihre Hauscommunitäten, wie sie noch heutzutage die Militär- 
grenze aufweist ; mehrere Familien wohnten nemlich in einem Hause 
beisammen, das Hausregiment führte der älteste Mann und das Weib 
des jüngsten Familienvaters. Sie forderten und fanden unbedingten 
Gehorsam und leiteten die Hausarbeit, welche von den andern Familien- 
gliedern verrichtet wurde. In jedem solchen Hause gab es zu acht 
bis zwölf waffenfähige Männer. Diese Colonisten waren steuerfrei, aber 
zu beständiger Waffenbereitschaft und Bewachung der Grenze gegen 
die Türken verpflichtet. 

Die Uskoken waren wilde Gesellen, die einige fatale Gewohn- 
heiten aus dem wüsten, rechtlosen Leben der türkischen Herren mit- 
gebracht hatten. Treffliche Meister in der Kunst, ,etwas zu finden, 
ehe man's verliert', und gar willig, ,etwas zu nehmen, ehe man's gibt,'^ 
holten sie nöthigenfalls ihre Bräute mit bewaffneter Hand, und es 
war bei ihnen ,gar was Gemeines', dass sie ihre Nase ,gar tief in 
Kannen und Gläser steckten.' Was sie an Wein und Getreide im 



1 Valv. IL 181. 

2 Valvasor erzählt (VIII. 721), dass bei der Füialkirche S. Nikolaus v gori (im 
Uskokengebirge) der Pfarre S. Bartelmä jedesmal, nachdem Messe gelesen worden, 
das Messgewand und sogar die Glocken in eine andere Kirche gebracht werden 
mussten, weil sie sonst vor den üskoken nicht sicher gewesen wären. An einer an- 
deren Stelle (XI. 133) erzählt er von einem üskokentiberfall des Schlosses Faisten- 
berg um 1665, wobei die Freiin von Buset mit ihrer Tochter und der Pfleger Janko 
durch Säbelhiebe übel zugerichtet wurden. 



187 

Herbste geerntet, es musste alsbald durch die Gurgel, und dann ging 
es aufs Beutemachen, sei es beim Erbfeind, sei es beim nächsten 
Freund und Nachbarn. Nicht leicht war es, sie zu erwischen, denn 
sie liefen besser als das schnellste deutsche Pferd, und dann hielten 
sie so fest zusammen, wie die bestgeschmiedete Kette, so dass es nicht 
leicht war, sie eines solchen Anschlags zu überführen. In diesen löb- 
lichen Eigenthtimlichkeiten waren Popen und Weltliche gleich. Die 
Hochzeitsbräuche der Uskoken boten ausser einem an das jus primae 
noctis erinnernden Brauch nichts eigenthttmliches, als die vollständige 
Vermummung der Braut bei ihrer Abholung und bei dem Gang zur 
Kirche. Bei der Trauung setzte ihr der Pope einen Kranz, aus einem 
Rosenstock geflochten, aufs Haupt, ein nicht unpassendes Sinnbild 
ehelichen Lebens, in welchem jedoch für das südslavische Weib sicher 
bald nur mehr die Dornen übrig blieben. Die Kinder wurden erst 
getauft^ wenn sie erwachsen waren. Die Beichte ward nicht vor dem 
dreissigsten Jahre abgelegt. Erkrankte jemand hoflfnungslos, so musste 
er sich selbst waschen, damit er nach dem Hinscheiden ,sich fein 
sauber bei Gott Vater, Sohn und heiligem Geist einfinden möge,' wo- 
nach es scheint, dass ihnen für das irdische Leben Reinlichkeit weniger 
geboten schien. Dem Sterbenden glaubten sie Trost zu bringen, indem 
sie ihm den feierUchen Empfang im Jenseits schilderten, wie ihm da 
ein Engel seinen Säbel und sein Rohr, womit er sich ritterlich gegen 
die Türken gehalten, ein anderer das, ,was er mit der freien Hand 
ertappt und weggezogen', wieder ein anderer Rosse und Stuten, die er 
von fremden Orten nach Hause gebracht, oder die Kleider vorantragen 
werde. Sie rühmten mit vielen Worten sein mannhaftes und tapferes 
Leben und die Unvergänglichkeit seines Nachruhms. Sie hatten keinen 
Friedhof, sondern begruben ihre Todten, wo es ihnen eben gelegen 
war, legten ihnen ein Stück Brod und eine kleine Geldmünze ins 
Grab und beschwerten ihnen Kopf und Füsse mit Steinen, um zu ver- 
hüten, dass sie etwa als Vampyre wieder kämen. Für eine Seelen- 
messe forderte aber der Pope vier Gulden krainerischer Währung. 
Beim Begräbniss eines Wiegenkindes pflegte die Mutter mitzugehen, 
mit der Wiege auf dem Kopf; beim Einscharren des Kindes dann 
klagte sie den Tod mit vielen Schmähungen an, dass er ihr das 
Liebste entrissen, und zertrümmerte zum Schlüsse ihrer wüthenden 
Apostrophe die Wiege auf dem Grabe ihres Lieblings. 

Die Tradit der Uskoken war selbstverständlich von jener der 
krainischen Nachbarn sehr verschieden. Die Weiber trugen lange Ober- 
röcke ohne Aermel, Unterröcke von bunten Farben, blau oder roth, 



138 

und dergleichen, zierten die Brust mit buntfarbigen oder geblümten 
Tüchern. An den Füssen trugen sie Opanken, eine Art Sandalen, oft 
aus frischer ungegerbter Haut. Den Kopf umhüllten sie ,gar artlich^ 
mit einem langen und schmalen, buntgefärbten Leinwandstreifen. Die 
Männer gingen in kroatischer Tracht, Schnürröcken, den türkischen 
Säbel am Gürtel hängend, in eng anliegenden Hosen und mit Opanken 
an den Füssen. Sie trugen Schnurr-, Knebel- und Vollbarte. Das Kopf- 
haar wurde abgeschoren bis auf einen Schopf an der Stime, oder nach 
türkischer Weise am Hinterkopf. Der Pope (Weltgeistlicher) zeichnete 
sich durch langen Talar und breitrandigen Hut, der Mönch (Kaluger) 
durch eine runde niedere Kappe aus. Beide wurden von ihren Schäf- 
lein sklavisch verehrt und Hessen sich den Tribut -ihres Schweisses 
Wohlgefallen. 

Die Nctchbarn der üskoken um MöUling und TschemenM^ heut- 
zutage das Mittelglied zwischen Slovenen und Kroaten, galten zu Val- 
vasors Zeiten noch für wahre Kroaten; so zeigt er sie uns im Bild: 
die Männer im kurzen Schnürrock, mit übergeworfenem langem Pelz- 
mantel, Sporen an den hohen Stiefeln, mit der Reiherfeder auf der 
Pelzmütze, dem türkischen Säbel und dem Zengger ,Hacken^ und 
Tschakan; die Frauen mit verschnürtem kurzen Oberrock und mit 
ähnlichem Kopftuch wie die Krainerinnen. Den Schnurrbart Hessen die 
Kroaten ungehindert seine Fülle entfalten ; das Kopfhaar duldeten sie, 
wie die Uskoken, nur in einem ob der Stirne sich ausbreitenden 
langen Zopf. Der kroatische Krainer war ein trefflicher Soldat, wohl 
beritten und streitbar, zum schnellen Angriff und Scharmützel be- 
sonders geeignet. Valvasor spendet ihm uneingeschränktes Lob. Er 
hält es für gewiss, dass, ,wie resolut und feurig auch ein muthiger 
Franzos auf den Feind losgeht, dennoch der Ansatz des Krabaten, 
bevorab in leichten Scharmützeln und Parteien, gemeiniglich ihm (dem 
Franzosen) den Muth bricht und er den blitzenden Säbel desselben 
nicht anders als wie der Leu die Flammen alsdann scheuet'. Im 
Haupttreffen bei Nördlingen haben kroatische Reiter die Ersten den 
Feind in Verwirrung gebracht. Bei den Hochzeiten der Kroaten prangte 
eine Fahne, mit einem Apfel auf der Spitze, in dem ein paar Pfauen- 
oder Hahnenfedern staken; es gab da ein Zopforakel: nemlich es 
wetteiferten Braut und Bräutigam, wer von den Zöpfen der Braut 
eher einen auflösen möge. Gelang dies dem Bräutigam, so deutete 
es auf einen Knaben als ersten Sprössling der Ehe, sonst auf ein 
Mädchen. Die Reichen veranstalteten zur Verherrlichung der Hoch- 
zeit ein Pferderennen, und zum Schluss gab es noch andere scherz- 



139 

hafte Bräuche oder ,Kälbereien', wie Valvasor sagt. Zum Tan^e schritten 
die Männer immer mit blossem Säbel und vollführten alle Evolutionen 
so gerüstet mit wunderbarem Geschick. Bei den Begräbnissen sangen 
Klageweiber in antiker Weise von den Thaten des Verstorbenen. 

Als ein gar frommes und friedfertiges Völklein schildert unser 
Valvasor die Gottscheer, welche zwar keine guten Soldaten, aber manch 
grundgelehrten Mann zum Kampfe gegen Unwissenheit und Roheit 
stellten, eine Fehde, welche unser Chronist allen anderen vorzieht. Ob 
diese frommen Gottscheer nicht gar die Schutzengel des Landes seien, 
das Gott um ihretwillen verschone, fragt er, und vergisst dabei ganz, 
wie ja nach seinen eigenen Berichten diese Lämmlein bei jedem Bauern- 
aufruhr die ersten waren. Valvasor sagt, dass die Gottscheer ,ziemlich 
grob' deutsch reden, wie in Franken die Bauern; dass sie sich in der 
Kleidung von den anderen Krainern gänzlich unterscheiden, Filzkappen 
und lange weisse Leinwandhosen und als Waflfe ein Beil (zugleich Axt 
und Hammer) tragen, während die Tracht der Weiber in kurzen Röcken 
und langen Oberröcken ohne Aermel bestehe. Er erzählt, wie die Gott- 
scheer den Hagel durch Lufthiebe mit Kehrbesen, Mistgabeln und ähn- 
lichen ,Dorf- und Hausarmaturen' zu beschwören suchen, und erwähnt 
unter ihren Hochzeitsbräuchen ein seltsames Wasseropfer: wie man 
nemlich am Tage nach der Hochzeit die Braut mit Spielleuten und 
Schalmeibläsern zu einem Wasser geleitet und ihr da einen Krug mit 
Wein und drei Stückchen Brod reicht; wie sie von ersterem einen 
Trunk thut und vom letzteren kostet und alles dann ins Wasser 
wirft. 

Auch die Bewohner des grossen öden Felsplateaus, dass sich an der 
Küste abdacht zu den sonnigen Gefilden Italiens, des Karstes^ sind ein 
Volk von eigener Art und Sitte, rauh wie seine Heimat und voll finsteren 
Aberglaubens, gleich den wunderlichen Gebilden seiner Tropfsteinhöhlen. 
Hier sind die Häuser grösstentheils gemauert und die platten Dächer 
mit Steinen belegt, zum Schutze gegen die wild einherstürmende Bora. 
Die Männer sind ,gar grob, wilden und widerlichen Anblickes', dunkel 
gebräunt von der Sonne; sie gehen in breiten Pumphosen von dickem 
grobem Tuch, kurzen Wämmsern und mit grossen Filzkappen auf dem 
Kopf, mit einem grossen Tschakan — ein Stock, der in einem starken 
Hammer endigt — bewehrt. Dagegen sind aber die Weiber mitunter ,gar 
schön weiss und recht sauber' ; auch ihre Tracht ist farbenreicher und 
wohlkleidender als in anderen Theilen Krains. Ihre Kopftücher werden 
zierlicher gebunden, ihre Röcke sind mit Pelzwerk besetzt und werden von 
blau-rothen Gürteln gehalten; rothe Strümpfe und schwarze Schuhe voU- 



140 

enden das Bild. Manches besondere gibt es bei den HochzeUsbräuchen^ 
nicht allein dass auf der Brautfahrt, wie der Chronist besonders den 
Leuten um Grafenbrunn und Domegg Schuld gibt, nicht die Schön- 
heit, sondern das Geld den Bräutigam gewinnt, was auch anderwärts 
im conservativen und nüchtern denkenden Bauernvolk vorkommen mag, 
sondern bei den Verlöbnissen eine Art ,Beilager^ nach mittelalterlicher 
Sitte, wobei dreimaliges Herumschwingen der Braut, Zutrinken, üeber- 
giessen der zusammengefügten Hände mit Wein und endlich der Braut 
in den Schoss geworfenes Geld das Versprechen besiegelt; bei der 
Hochzeit Auswerfen eines runden Brodes durch die Braut, wenn sie 
in des Bräutigams Haus geht, Ausstreuen von Geld in der Wohnung 
des Bräutigams ; eine Morgengabe von Vieh ; ein Brauttrunk am Dorf- 
brunnen und abermals Werfen von Münzen in den Boden des Trink- 
geschirres, so dass Valvasors Diatribe gegen die Geldheiraten der 
Karstner allerdings nicht ohne Grund zu sein scheint. ^ Das heikliche 
Kapitel der Schlangengeburten, welches mit vieler Gelehrsamkeit durch 
den Chronisten und seinen Commentator abgehandelt wird, wollen wir 
aus Rücksicht auf unsere verleumdeten Landsmänninen und die Nerven 
der Leser überschlagen. 

Jenseits des Karstes in dem freundlichen Thal, das uns wie ein 
Frühlingsgruss des sonnigen Südens anmuthet, mit seinen Reben und 
Feigenbäumen, seinem heiteren Himmel und seinen arbeitsamen und 
harmlosen Menschen, in dem schönen Wippach, hauste auch zu Val- 
vasors Zeit ein eigener Menschenschlag, der sich schon in der Tracht 
von den übrigen Krainern unterschied: in der Halskrause und dem 
Beilstock der Männer, wie in dem freieren Faltenwurf der Weiber- 
petschen. Es gab auch da besondere Gebräuche bei Hochzeiten und 
Tänzen. Das Geld spielt bei jenen nicht die erste Rolle, wie am Karst, 
sondern man fragt nach der Mitgift erst, wenn man zur Kirche geht; 
dafür aber wird den Brautleuten überall, wo sie ihr Weg hinführt, 
Geld abgepresst, damit die durstigen Kehlen versorgt werden. Hei- 
ratende Witwer und Witwen erhalten ein Ständchen mit alten Pfannen, 
Kesseln und Schäffern ; dreissigjährige, unversprochene Jungfern müssen 
sich von den ledigen Burschen am Aschermittwoch eine Haus- oder 
Stubenthüre anbinden lassen — den Bloch ziehen — oder sich mit 
Geld auslösen, worüber Valvasor den jungen ,Tölpeln und Klotzen' 
tüchtig den Text liest; für das neugeborne Kind muss der Vater mit 
unbedecktem Haupt den Gevatter suchen gehen, deren man übrigens 
je zwei von beiden Geschlechtern nahm, zur willkommenen Vermehrung 
der Pathengeschenke und des geistlichen Tributs, so wie denn auch 



r 



141 

hier der Geistliche es war, welcher der tanzlustigen Jugend den Tanz 
,verkauft'. 

Dem regen Volksleben und dem lebenslustigen Charakter der 
Zeit entsprechend, gab es auch im Zeitalter Valvasors noch manches 
Volksfest als regelmässige Jahresfeier oder zur Freudenäusserung 
über wichtige politische Ereignisse. In Laibach war das Repertoire der 
Völksfeste: im Winter am Faschingsdonnerstag (Giovedi grasso) um 
3 Uhr nachmittags (auf dem Marktplatze) Kampf der Ochsen mit den 
Hunden, also Thierhetze ; Lauf der Knaben um die Wette (vom Markt- 
brunnen bis zu dem Brunnen auf dem alten Markt) ; im Frühjahre : 
Wettlauf bei S. Christoph am Ostermontag (zur Erinnerung an das 
Türkenlager bei Laibach) ; Wettsteigen (Baumklettern) bei S. Bartelmä 
in der Schischka ; im Sommer : Schiffreunen auf der Laibach um fest- 
gesetzte Preise; öffentliche Production der philharmonischen Gesell- 
schaft; und am Abend Petri und Pauli: Kampf auf der Brücke zwischen 
Timau und Krakau.^ Zur Feier der Eroberung Ofens veranstaltete 
der kaiserliche Bergwerksverweser in Idria, Wolf Sigmund von Kühn- 
bach, am 15. September 1686 ein Fest, bei welchem die Bruderschaften, 
die Knappen, der Adel unter dem Geleite von Musketieren erschienen. 
Nachmittags wurde ein Maibaum gepflanzt mit Kletterpreisen, Brod 
und Geld ausgeworfen, ein ganzer Ochse gebraten, zwei Fässer Wein, 
rother und weisser, ausgeschenkt. Wenn sich jemand unordentlich ver- 
hielt, warfen ihn zwei als Wilde gekleidete ,starke Kerls' ins Wasser. 
Er bekam aber dann zur Entschädigung einen guten Trunk Wein. 
Unter einem türkischen Gezelt sassen da Verweser, Geistliche, Adel 
und Frauenzimmer. Gesundheiten wurden unter Lösung der Doppel- 
haken tapfer getrunken. Den Tag schloss ein Tanz, an welchem jeder- 
mann th eilnehmen konnte.^ 

Conservativ in Leben und Sinnesart, bewahrte der Bauersmann 
noch getreu überlieferte Bräuche, deren Sinn ihm schon längst ver- 
loren gegangen war. Das Fest der Wintersonnentvende (Koleda)^ wurde 
noch in Stadt und Land gefeiert. Dort waren es die Studenten, welche 
in der Weihnachtswoche unter den Fenstern der Reichen sangen, wo- 
gegen die Jesuiten scharfe Verbote erliessen ;^ hier waren es die ,Um- 



^ Radics, Blätter aus Erain 1864 S. 68. 
« Valv. VIII. 834. 

2 Siehe den I. Theil dieses Werkes S. 114. 

* Im Jes.-Diar. heisst es: 1700, Jänner 7, Studiosi quidam Rhetores et Poetao 
in vigilia Epiphaniae formato sibi templo eantarunt sub fonestris Dominorum et 



142 

Singer', welche in Unterkrain von Nikolai bis Lichtmess, bewaflfnet 
mit Säbeln, Hacken und dergleichen, umherwanderten, den deutschen 
Sternsingern ähnlich. Was sie an Geschenken einsammelten, hoben sie 
auf bis Lichtmess, kauften dann gelbes Wachs, formten daraus eine 
,Figur^ die sie mit Flitter und Seide, auch Fähnlein, Sternen und 
allerlei Zierath von gesottenen Birkenschwämmen schmückten und, auf 
eine Stange gesetzt, in die Kirche trugen, um sie dort weihen zu 
lassen. Am Neujahrstag gingen sie mit Spielleuten um den Altar zum 
Opfer. Valvasor scherzt über die Händel ^ in welche die Koledniker 
verschiedener Kirchspiele gerathen, wobei sie ,die Faust nicht in den 
Sack schieben, sondern wacker arbeiten lassen' und einander ,das Fünf- 
fingerkraut zu riechen geben', daher mancher zum neuen Jahre ein 
blaues Auge oder wohl gar ein so braun gefärbtes Angesicht bekomme, 
dass man ihn der Farbe nach unter die Suite der heiligen Könige aus 
dem Morgenlande zählen könnte.^ Noch im achtzehnten Jahrhundert 
erhielt sich dieser Brauch, die Burschen zogen bewaffnet mit Spielleuten 
herum, brachten aber, ungleich den früheren im Dienste der Kirche 
arbeitenden Kolednikern, die Nächte mit Tanzen und Schlemmen zu, 
wobei es natürlich öfter blutige Köpfe absetzte ; auch die Abforderung 
der Gaben mit gewaffneter Hand machte die Koledniker gefürchtet, 
daher öftere Verbote und Strafen von Seite der Regierung.* Die Ko- 
ledniker hatten ihre eigenen, offenbar aus heidnischen Opferliedem 
in christliche Hymnen umgegossenen Gesänge^ welche uns in dieser 
späteren Bearbeitung noch erhalten sind, übrigens noch immer einigen 
weltlichen Beigeschmack haben. ^ 

In Innerkrain und in Istrien mischten sich noch in die schöne 
friedliche Feier der ChristnacM heidnische Bräuche und abergläubische 
Schrecken. In Istrien pflegte man am Christabend einen grossen Holz- 



acquisita inde pecunia altero die perpotarant et qoia vino aestuantes fuere, com 
Poeta quodam rixas incepere, a quibus cum gladio lusus fuerat, qua de causa pu- 
blice in auditorio puniti sunt disciplina et Franciscus Buriag Bhetor, qni gladio In- 
serat facta disciplina scholis e nostris est eliminatus, tum ob dictam impertinentiam, 
tum etiam ob — in studüs negligentiam nullamque spem fructus aUquando futuri. 
Gregorius vero Feitl pariter hoc in delicto reus cum pariter nullius studii aut spei 
juvenis fuerat, absque flagellatione manumissus est. Interdicendus alüs annis est can- 
tus in vigüia Epiphaniae. 

1 Valv. VII. 

* Vicedomarchiv. 

8 Slovenske Pesmi krajnskiga naroda I. 6—15; V. 114; Vergl. Mitth 1865 
S. 115 f. 



143 

klotz ins Feuer zu werfen, ihn langsam glimmen zu lassen und ihm 
Speise anzubieten.^ An der Poik glaubte man, dass an dem heiligen 
Abend Gespenster umgehen, welche den Kindern das Blut aussaugen, 
bis sie todt sind. Diesen sollten andere, niedfere Gespenster sich ent- 
gegenstellen und mit den ersteren streiten. Valvasor verglich diese 
Erscheinungen mit dem ,wüthenden Heer' (der ,wilden Jagd') der 
. Deutschen und dem ,getreuen Eckart'.^ 

Im Gewände der Sage rettete auch noch manches Gebilde' heid- 
nischer Mythe sein Phantasieleben im Schutze der Erzschachte und 
der dämmernden Karsthöhlen, in altem Gemäuer und in der geheim- 
nissvollen Tiefe der Gewässer. Da waren die Bergmännlein in Idria. 
Oft hörten die Arbeiter sie in den Erzgängen hämmern und arbeiten. 
Sie wagten nicht zu fluchen und Gott zu lästern, denn das konnten 
die Männlein nicht leiden. Die Bergleute pflegten ihnen täglich Speise 
hinzustellen, auch wohl zu Zeiten ein rothes Röcklein als Geschenk 
darzubringen, weil sie sich sonst gar ungnädig und erzürnt zeigten. 
That man ihnen aber so zu genüge, so erzeigten sie sich gar gütig 
und willfährig, denn sie gruben den Knappen dann solche Mengen 
Metalls heraus, dass sie nimmer so viel mit eigener Kraft hätten ge- 
winnen können. Unser Valvasor selbst macht zwar zu diesen Er- 
zählungen der Knappen ein gar kluges Gesicht und erklärt sie für 
Märchen, aber auch er glaubte davon so viel, dass es wirklich Kobolde 
in den Quecksilbergruben gebe, welche den Knappen die reichen 
Adern anzeigen.^ 

In den Schlössern gab es Poltergeister; besonders Stermol bei 
Krainburg galt als eine rechte Heimat derselben.* In Wdxdstein 
rumorte vom 15. bis 25. Januar 1684 ein Geist, der sich für die Wittib 
Elisabeth Gallenberg ausgab, die Einem ,in der Verraitung um 60 Gul- 
den Unrecht gethan', und regelmässig jede Nacht die Magd Anka 
um die Veranstaltung von 30 Seelenmessen quälend.^ An Schloss Katzen- 
stein bei Stein knüpfte sich die Sage, dass bei seiner Erbauung die 
bösen Geister in der Nacht immer einrissen, was man bei Tage auf- 
gebaut, und damit fortzufahren drohten, wenn man ihnen nicht auch 
ein Schloss baue, worauf man dann ein Loch in den Felsen gemauert 



1 Valv. Vir. 476. 

« L. c. XL 456. 

8 L. c. III. 419. 

* L. c. XI. 562. 

» L. c. 645 f. 



144 

und eine steinerne Tafel hineingesetzt, es hierauf zugemauert, aber ein 
kleines viereckiges Fenster offen gelassen.^ 

Der alte WassergoU, den die heiligen Gesänge der Christen in 
die Tiefe bannten, fühlte nicht selten in seinem Kristallpalaste ein 
heimliches süsses Sehnen nach den Töchtern der Menschen, und dann 
kam er wohl in der Gestalt eines schönen Jünglings zu ihren Tänzen 
unter der Dorflinde oder am Ufer der Laibach und holte sich seine 
reizende Beute mitten aus dem fröhlichen Reigen. Der Wassermann 
oder Terdoglav^ so hiess ihn das Volk, Hess dann die nach der Heimat 
sich sehnende Erdentochter wohl einmal ins Elternhaus ziehen, indem 
er noch vor den ihm verderblichen Gebeten der Christen die Geliebte 
warnt, aber die Sage nimmt hier nicht den tragischen Ausgang Un- 
dinens oder Melusinens, sondern die Ungetreue folgt keiner Lockung 
mehr ins kühle Wassergrab, und der erzürnte Wassermann zerschmet- 
tert ihr flutengebornes Kind vor ihren Augen.* Wie tief der alte Cul- 
tus der Elemente in dem slavischen Volksbewusstsein sich festgesetzt, 
bezeugt uns noch die Erzählung von dem ,heiligen Wasser' in einem 
Loche bei der Filialkirche S. Achazi oberhalb Jason, das für un- 
erschöpflich, heilig und gesundmachend galt. ,Guten Morgen, du heiliges 
Wasser!' redeten die Vorübergehenden es an.® 

Mächtig musste der Eindruck der unterirdischen Wunderwelt des 
Karstes auf das Gemüt des Volkes sein, wenn schon Valvasor in den 
Tropfsteinbildungen der Adelsberger Grotte lauter Teufelsdrachen 
und Thiergestalten erblickte und sie uns auch so zeichnete.* Aus 
diesen unergründlichen Höhlen kamen nach der Volksmeinung die Un- 
gewittter; es gab fünf solcher WetterhöMen^ die jährlich geweiht wurden, 
um die aus denselben drohenden Wetter zu beschwören. Es wurde 
eine Procession dahin angestellt, der Geistliche sprach dann einige 
Exorcismen aus dem Rituale, beräucherte und besprengte das Loch. 
Dann setzte mau neben dasselbe einen hohen Maibaum und auf dessen 
Spitze ein Kreuz. Auch warf das Volk allerlei Opfergaben in das Loch. 
Solche Höhlen waren bei Gutenfeld, nahe bei Altzobelsberg, dann auf 
der Ilova gora (auf dem Kamen verh), alle drei in der Gutenfelder 
Pfarre; die vierte auf dem Berge Slivenza in der Zirknizer Pfarre, 
in dessen Nähe auch der krainische Blocksberg; die fünfte endlich 



1 Valv. XI. 548. 

« L. c. XI. 685. Slovenske Pesmi I. 79; II. 10. 

« Valv. VIII. 738. 

* L. c. III. 535. 



145 

auf dem Viniverh, ebenfalls in del' Zirknizer Pfarre. Man wagte nicht, 
einen Stein in ein solches Wetterloch zu werfen, um nicht seinen 
Grimm zu reizen.^ 

Der Teufelsglaube verköi-perte sich in den Hexen.^ Sie hausten 
besonders im Gebiet des Zirknizer Sees, bei Zirkniz, Laas, Planina 
und um Schneeberg. Valvasor erzählt, dass in -den siebziger Jahren 
seines Jahrhunderts intDorfe Botschetske (wohl verstümmelt aus Boc- 
kovo) bei Stegberg, unweit Laas, eine allgemeine Untersuchung, ein 
Monstreprozegs gegen Hexen und Unholde (Zauberer) angestellt wurde. 
Es seien fast alle Leute aus diesem Dorfe verbrannt worden, weil sie 
,des Teufels Werkzeug und Bundesgenossen'. Der Teufel sei ihnen, 
nach ihrer Aussage, in den Wasserlöchern der Seegegend erschienen 
und habe ihnen dort Unterricht in der Schwarzkunst gegeben.^ Im 
Jahre 1696 führte der landesfürstliche Bannrichter Dr. Gottscheer einen 
Hexenprozess in Maichau gegen Ne^ka Jersetka, eine 55jährige Bäuerin 
aus der Gegend von Seisenberg, welche, nachdem sie am 12. April 
von zehn Uhr vormittags bis zwei Uhr nach Mitternacht auf der Folter 
gelegen, alles bekannte, was ein justificirter Dieb wider sie ausgesagt 
hatte : dass sie Thau gesammelt, dass sie auf den Kiek (den Blocksberg 
der krainischen Hexenzunft) geflogen, dort die üblichen grossen Teufels- 
soireen frequentirt, auch einen der Teufel Namens Jakez, der an Hän- 
den und Füssen sehr kalt war, zum Buhlen gehabt ; sie enthüllte ferner 
das ßecept zur Hexensalbe, nemlich Menschenfett oder das Herz junger 
Kinder, auch gestohlene Hostien; zeigte, wie der Hagel bereitet werde, 
nemlich aus Quatemberasche , Sand und Morgenthau. Man war nem- 
lich im Volke, besonders in Unterkrain, wo die meisten verheerenden 
Hagelschläge niedergingen, der Meinung, der Hagel sei ein Werk 
böser Geister, der ,Unholden' und der ,Hexen'. Die Untersuchung 
endete mit der Verurtheilung der Inquisitin zum Erhängen und zur 
Verbrennung des Leichnams auf dem Scheiterhaufen.^ Am 11. Mai 
1701 wurde auch in Reifniz Maria Schuscharkin als Hexe zum Tode 
verurtheilt.^ 



» Valv. ni. 541. 

* Nach Valv. (VIT. 476) kannte das Landvolk seiner Zeit und verehrte als 
höhere Wesen (Boginjo) die weisen Weiber, welche geheime Kunde hatten von den 
Heilkräften der Kräuter, gestohlenes Gut anzeigten u. s. w., also gegenüber den Hexen 
das gute Princip repräsentirten. Der Name Boginje deutet darauf bin, dass die alt- 
slavische Mythe noch im Bewusstsein des Volkes fortlebte. 

•' L. c. VII. 476; XI. 560. 

^ Blätter aus Krain 1864 S. 110. 

5 Kluns Arch. 1. 6:5. 

10 



146 



1 Valv. n. 180; III. 312. 

2 L. c. XI. 80. 
8 L. c. XI. 98. 

* L. c. III. 460. 

s L. c. 

« L. c. 356 - 357. • 

' L. c. 461. 

« L. c. IV. 606. 

ö L. c. III. 453. 



J 

-4 



Auch der geistliche Bannstrahl wurde gegen das Werk der Hexen 
aufgeboten. Die Geistlichen Hessen sich willig finden, den Hagel mit 
Exorcismen zu bekämpfen, und nährten damit die Saat des Aber- 
glaubens zu ihrem eigenen Nachtheile. Denn nun ging der Bauer 
einen Schritt weiter und glaubte, der geistliche Herr dirigire die un- 
glückbringende Hagelwolke, wohin er wolle. In Hönigstein überfelen 
die Bauern den Pfarrhof und wollten den Pfarrer mishandeln, weil 
der Hagel ihre Felder verwüstet hatte. ^ 

Geistliche und Edelleute betrieben übrigens die * Zattberei als 
noble Passion, Valvasor erzählt,.* wie einem Edelmann in Krain von I 

einem ,curieusen^ Standesgenossen ein Kuhkopf angehext worden. Ein 
andermal wieder berichtet er, wie ein Geistlicher und ein Edelmann 
versuchten, den Teufel zu citiren. Ersterer besuchte auch unsern 
Chronisten, stellte sich als Astrolog von Profession vor, welcher jede 
müssige Stunde auf diese edle Kunst verwende, und wollte von Val- 
vasor, der allerdings die kleine Schwäche hatte, mit seinen Kenntnissen 
in der ,natürlichen' Magie zu prunken, in der Leetüre von Zauber- 
büchern unterwiesen sein, die er ihm in seiner Bibliothek vorlegte.^ 
Der doch sonst so hell denkende Freiherr war Amateur auf dem Ge- 
biete der Magie; er erzählt uns z. B. von einer Lampe aus Menschen - 
blut, welche hell oder dunkel brennen sollte, je nachdem der Besitzer 
sich wohl oder krank befindet.* Er glaubt fest daran und gibt auch 
zu verstehen, er habe noch andere ähnliche Sachen selbst erprobt 
oder erfunden. Kann es da wundernehmen, dass die Apotheken noch 
,cranium humanuni', ,Menschenschmalz', und Mumien als Heilmittel 
führten,^ dass man an die wunderbare Kraft der Liebestränke aus Adian- 
tum aureum (gelbes Frauenhaar) und Satyrion (Stendelwurz) glaubte * 
und den Schlangenbiss mit Sympathie curirte?' Der Wunderglaube 
beherrschte das ganze Thierreich. Blutegel wurden im Zirknizer See 
durch den Spruch: ,pij mene piavka' gefangen;^ Krebse folgten dem 
Pfiff ;^ Billiche Hessen sich vom Teufel auf die Weide führen, denn so 



r 



147 

deutete man die knurrenden Töne und das Schnalzen der kleinen 
Nager ;i am Tage S. Stephani benedicirte man die Pferde, sonst den 
Göttern geweihte Thiere. Schlangen und Lindwürmer erfüllten die 
Phantasie des Landmanns mit abergläubischem Schrecken; in einem 
Erdloch zwischen Loitsch und Oberlaibach hauste ein grauser Wurm, 
und eine ,vierfüssige Schlange', also auch ein Lindwurm, hielt sich 
beim Quellbrunnen nächst Strobelhof auf und setzte den in Todsünden 
Lebenden nach. Sie wurden endlich durch ein an eine nahe Eiche 
geheftetes Crucifix gebannt. ^ 

So vereinigten sich weltlicher Druck und übernatürliche Schrecken, 
um den Ackersmann, das Kind der Scholle, an Geist und Leib ge- 
fangen zu halten und «einen materiellen wie geistigen Aufschwung zu 
hindern; doch nicht fern war der Tag, welcher die tyrannische Herr- 
schaft beider brechen und ein menschenwürdiges Dasein auch für die 
,misera contribuens plebs' vorbereiten sollte. 



Drittes K-apitel. A 



•V 



Von Josef I. bis auf den Tod Josefs IL 

1. 2)er spanische ErHolgekrieg. Earls VI. Türkenkriege. Die Friedensschlüsse von 
Fassarowitz and Belgrad. Die pragmatische Sanotion. Eulturzustände Erains unter 

Josef I. nnd Zarl VI. 

Die Regierungszeit Josefs I. gestaltete sich nicht minder kriege- 
risch, wie jene seines Vorgängers. Der spanische Erbfolgekrieg dauerte 
fort und legte den Erblanden grosse Opfer an Gut und Blut auf. Im 
Jahre 1705 wurde das Kirchensilber zur Einschmelzung abgefordert, 
jedoch gegen fünfperzentige Verzinsung und Rückzahlung nach been- 
digtem Kriege.^ Die Armee litt den bittersten Mangel, Desertion und 
Stellenhandel griffen um sich; den eindringlichen Vorstellungen des 
Prinzen Eugen gelang es jedoch, die Armee wieder kampffertig zu 
machen. Sie focht in Italien tapfer, aber entscheidungslos an der Adda 



1 L. c. 437. 

2 Valv. XI. 566. 

3 Kluns Arch. I. 65. 

10* 



148 

(16. August 1705). Aber im folgenden Jahre lächelte das Glück 
wieder den kaiserlichen Waffen. Es bedurfte nicht der Aushebung des 
zehnten Mannes — der Bauernmiliz, — welche der Laibacher Land- 
tag (3. März 1706) beschlossen hatte, ^ es kam zu keiner Bedrohung 
der Erblande, denn in den Niederlanden siegte Marlborough bei Ra- 
millies (Mai 1706) und in Italien schlug Eugen die Franzosen vor Turin 
(7. September 1706). Sie mussten Italien räumen; in drei Monaten 
gelang auch die Eroberung des Königreichs Neapel. Der drohende 
Einfall Karls XII., der bereits in Sachsen stand, ward durch den Ver- 
trag von Altranstädt (30. August 1707) abgewendet, und im folgenden 
Jahre schlugen Marlborough und Eugen die Franzosen bei Oudenarde 
(11. Juli 1708). Die Friedensunterhandluugen scheiterten an den über- 
mässigen Forderungen der Verbündeten, der Sieg bei Malplaquet 
(11. September 1709) führte ihre Erneuerung herbei. Abermals ver- 
schuldeten die verletzenden Forderungen der Sieger den Wiederaus- 
bruch des Krieges, der besonders seit dem Sturze Marlboroughs eine 
für Frankreich günstige Wendung nahm. Neben den Kämpfen mit 
Frankreich dauerten die Rakoczy'schen Unruhen in Ungarn fort, und 
als dieselben nach blutigen Kämpfen zu Friedensunterhandlungen ge- 
führt hatten, starb Josef L (17. April 1711), ein kraftvoller, hochherziger, 
duldsamer Regent, auf welchen die Hoffnungen und Wünsche aller 
patriotisch gesinnten Oesterreicher sich richteten. Leider war ihm 
ein kurzes Leben beschieden. Frankreichs Herrschsucht und die mit 
dieser verbündeten ehrgeizigen Pläne der ungarischen Malcontenten 
erfüllten des Kaisers Regierungszeit, Hessen das Reich nicht zu Athem 
kommen und durchkreuzten alle Entwürfe friedlicher Arbeit. 

In Ungarn schloss nach des Kaisers Tode der von der Kaiserin- 
Mutter in Abwesenheit des Thronfolgers sanctionirte Friede (26.. Mai 
1711) die Aera der Revolutionen. Josefs Bruder, der bisherige König 
Spaniens, bestieg den Thron als Karl VI. Er führte den Erbfolgekrieg 
durch die Friedensschlüsse von Rastatt und Baden (1714) seinem Ende 
zu. Oesterreich behielt seine italienischen Besitzungen: Neapel, Mai- 
land, Sardinien, dann die Niederlande; Spanien erhielt in Philipp V. 
einen König aus dem Hause Bourbon. Die neuen Erwerbungen be- 
deuteten für Oesterreich keiilen Machtzuwachs ; sie bargen die Keime 
künftiger Verwicklungen in sich. Nie sind diese Provinzen trotz aller 
Sorgfalt und Gerechtigkeitsliebe des Mutterlandes ihm assimilirt wor- 
den; nie haben sie die Opfer vergolten, welche für sie gebracht* wurden. 



1 Kluns Afch. I. ^ 



149 

In den Jahren 1713 und 1714 herrschte in Krain die HungcM'snoth ; am 
meisten litt ünterkrain. Im Jahre 1714 gesellten sich dazu noch die Verhee- 
rungen durch Blattern, ,Petetschen' und das ,hitzige Fieber'.^ 

Karl VI. wurde durch das aiigriffsweise Vorgehen der Pforte 
gegen Venedig in den Türkenkrieg fortgerissen. Der erste Feldzug 
(1716) war erfolgreich. Eugen schlug die Türken bei Peterwardein, 
so dass sie sich ei'St bei Belgrad wieder sammelten. Temesvar, das 
durch 1G5 Jahre im Besitze der Türken gewesen war, ergab sich am 
13. Oktober. Das folgende Jahr brachte die Eroberung Belgrads (16ten 
August 1717). Durch den Passaro witzer Frieden (21. Juli 1718) er- 
warb Oesterreich das Banat, die kleine Walachei bis zur Aluta, Ser- 
bien bis zum Timok, Bosnien bis zur Unna (1435 DM.); allein im 
zweiten Türkenkriege, wo nicht mehr Eugens Feldherrngeist die Truppen 
fährte (er war 21. April 1736 gestorben) und der durch den schmäh- 
lichen Belgrader Frieden beendigt wurde, ging alles Erworbene bis 
auf das Banat (486 DM.) wieder verloren. Die Rückwirkung auf die 
Verhältnisse der Grenze konnte nicht ausbleiben. Wir lesen auch von 
wiederholten türkischen Streifzügen nach Krain. Im Jahre 1723 wurde 
der Probst und Pfarrer von Semitsch, Johann Staricha, von den strei- 
fenden Türken ermordet und die Umgegend geplündert. Die Probstei 
wurde infolge dessen nach Möttling übertragen. Am 29. Juli 1736 
ward Landstrass von den Türken überfallen, dabei drei Mönche ge- 
tödtet. ^ 

Mit Spanien war kein Friede geschlossen worden. Philipp V. gab 
den Gedanken nicht auf, die ehemals spanischen, jetzt österreichischen 
Länder in ItaUen wieder zu erobern, und der Kaiser wollte die neue 
Ordnung der Dinge in Spanien nicht anerkennen ; aber die Quadrupel- 
allianz (2. August 1718) nöthigte beide, ihren Ansprüchen zu entsagen, 
und vermittelte den Umtausch Sardiniens mit Sicilien für Oesterreich. 

Der natürUche Wunsch des Kaisers, seine Dynastie zu befestigen, 
führte zu neuen Verwicklungen. Karl VI. war der letzte Habsburger. 
Um das Reich für die Dynastie zu erhalten, erliess er (am 19. April 
1713) eine neue Erbfolgeordnung, die sogenannte pragmatische Sanc- 
tion^ im Grunde deren die Erbprovinzen stets ein untheilbares Ganzes 
bilden und die Erbfolge im Falle des Aussterbens der männlichen Linie 
an die weibliche übergehen sollte. Die Stände der deutschen Erblande 



^ Discalceatenchronik. 

2 Kluns Archiv 1. 71; Tucheiner Chronik im handschriftlichen Nachlasse 
Hitzingers. 



150 

nahmen dieses erst am 6. Dezember 1724 in Wien feierlich kund- 
gemachte Gesetz ohne Widerspruch an. 

In Krain empfing Karl VI. am 29. August 1728 die Huldigung. 
Nachdem dieselbe in Elagenfurt entgegenommen worden, reiste der Monarch 
am 24. August von dort ab und übernachtete an der landschaftlichen Mauth 
unter dem Loibel. Tags darauf ging es zu Pferde über den Loibel. Auf der 
höchsten Spitze des Berges führte der Weg durch den von Valvasor geschil- 
derten Tunnel, welcher indessen, da er den Einsturz drohte, noch vor dem 
Eintreffen des Kaisers auf gemeinschaftliche Kosten des Staates und der krai- 
nischen Landschaft gesprengt und in eine breite, bequeme Fahrstrasse um- 
gewandelt worden war. Hier auf der Ländergrenze bezeugten zwei steinerne Py- 
ramiden mit lateinischen Inschriften den Gruss des Landes an den heran- 
nahenden Herrscher und den Dank für die Förderung des Verkehrs durch die 
Herstellung dieses Weges. Hier empfing der Landeshauptmann Wolfgang Wei- 
chard Graf von Gallenberg den Landesfürsten und begleitete ihn bis Neu- 
marktl, wo im Schuttin*schen Hause das kaiserliche Frühmahl genommen wurde. 
In Krainburg bewillkommte eiüe Deputation von zwanzig der vornehmsten Stände- 
mitglieder und der dortige Stadtrichter Niklas Adelmann mit Ueberreichung 
der Stadtschlüssel den kaiserlichen Zug; das Nachtquartier wurde im frei- 
herrlich Eck'schen Hause genommen. Der Einzug in Laibach entbehrte des 
Prunkes, welcher jenen Leopolds I. ausgezeichnet hatte; die Huldigung fand 
in herkömmlicher Weise statt. Bei derselben fungirte ein Freiherr Karl v. Val- 
vasor. Von kaiserlichen Gunstbezeugungefl wird erwähnt, dass der kaiserliche 
Oberst-Erblandstallmeister Graf von Lamberg, welcher bei dem Absteigen an 
der Kirchenthür Seiner Majestät, mit einem Fusse knieend, den Steigbügel 
gehalten, das kaiserliche Leibpferd mit kostbarem Sattel und Zeug, der Landes- 
hauptmann das mit Diamanten gezierte kaiserliche Bildniss, der Ceremonien- 
commissär Seifried von Werthenthal eine mit Diamanten besetzte Denkmünze, 
der Verweser von Idria, Franz von Stemberg und Josef von Schluderbach 
jeder eine goldene Medaille erhielten. Die Abfahrt nach Oberlaibach erfolgte 
am 30. August auf dem kostbar geschmückten Schiffe der Landschaft, der 
Peote ,Karl Borromäus', welche 22 Gondoliere in seidener Tracht mit den Farben 
des Landes führten, während'zwölf kleinere Schiffe das Gefolge aufnahmen und 
ein Kaik den nachreisenden Prinzen von Lothringen erwartete. In Oberlaibach 
übernachtete der Kaiser im Kalin'schen Hause, in Adelsberg im Kreuzberg' sehen 
Hause, in Wippach im gräflich Lanthieri'schen Schlosse. Auf der Rückreise 
von Triest hatte Krain wieder das Glück, den Monarchen zu beherbergen, der 
am 20. September im Laibach ankam. Am folgenden Tage wurde den Mitgliedern 
der philharmonischen Gesellschaft die Ehre zu Theil, durch ihr wirkliches Mit- 
glied, den k. k. Oberstkämmerer Johann Grafen von Cobenzl, Seiner Majestät 



151 

vorgestellt zu werden und während dos Nachtmahls Yorschiedene Musikstücke 
ausführen zu dürfen, wofür denselben zum Zeichen allerhöchsten Wohlgefallens 
bewilligt wurde, sich eine Gnade auszubitten. Am 22. brach der Monarch von 
Laibach gegen die steirische Grenze auf, wo er auf dem Trojanerberge die 
dort noch stehende marmorne Ehrenpforte besichtigte, welche in drei Inschriften 
den Dank des Landes für den allerhöchsten Besuch ausspricht.^ 

Des Kaisers grösste Sorge war die Anerkennung der Garantie 
der pragmatischen Sanction durch die europäischen Mächte, obwohl 
Prinz Eugen meinte, die beste Garantie wäre ein wohlgefüllter Staats- 
schatz und eine tüchtige Aimee. Spanien Hess sich zuerst dazu bereit 
finden ; Prinz Eugen vermittelte bei Preussen, Hannover und den See- 
mächten; das deutsche Reich trat unter Widerspruch Baierns und 
Sachsens bei. Als aber der Kaiser bei Erledigung der polnischen 
Königskrone den Kurfürsten August IIL von Sachsen begünstigte, weil 
dieser ihm die Garantie der pragmatischen Sanction in Aussicht stellte, 
nahmen die Geschicke Oesterreichs wieder eine trübe Wendung. Der 
Krieg, in welchen Karl VL mit Frankreich und Spanien verwickelt 
wurde, riss Neapel mit seinen Dependenzen von der österreichischen 
Krone los, trennte Tortona und Novara von Mailand und gewährte 
dafür nur Parma und Piacenza. Der Herzog iFranz von Lothringen, der 
Gemal der ältesten Tochter des Kaisers, Maria Theresia's, musste sein 
Land an Stanislaus Lescinsky, den vertriebenen Polenkönig, abtreten 
und erhielt dafür Toscana, wo 1737 das Haus Medici erloschen war. 
Alle Frieden schliessenden Mächte erkannten die Giltigkeit des neuen 
österreichischen Erbfolgegesetzes an, aber die Hilfsquellen Oesterreichs 
waren fast erschöpft, und der unglückliche Ausgang des Krieges mit 
der Pforte untergrub die Gesundheit des Kaisers, der am 29. Oktober 
1740 im Alter von 56 Jahren starb, eine Tochter, Maria Theresia, am 
12. Februar 1736 mit Franz Stephan von Lothringen vermalt, als die 
Erbin seiner Reiche hinterlassend. 

Die Erblande erfreuten sich unter den beiden letzten Habs- 
burgern einer kräftigen und duldsamen, allem reUgiösen Fanatismus 
abholden, Künste und Wissenschaften, wie die bürgerliche Thätigkeit 
begünstigenden Regierung. Laibachs Stadtprivilegien bestätigten Josef I. 
(27. Jänner 1706) und Karl VI. (22. Jänner 1718).« Die Stadt erweiterte 
sich durch die Abbrechung der Vicedombastei;^ sie baute ihr Bathhaus 



^ Erbhuldigungsactus im Herzogthum ELrain. Laibach, Eeinhardt 1739, fol. 
* Mitth. 1866 S. 31. 
8 Kluns Arch. I. 69. 



152 

(1717j im italienischen Stile, welclien alle Bauten jener Zeit tragen, 
njit einem Kostenaufwande von 8000 Gulden neu auf; die Mamnor- 
büste Karls VI., des Förderers bürgerlicher Thätigkeit, fand hier ihren 
würdigen Platz in der Vorhalle des Rathssaales.* Der Magistrat er- 
hielt eine den Bedürfnissen der Stadt nach allen Richtungen Rechnung 
tragende Organisation. Er bestand aus: Bürgermeister, Stadtrichter, 
16 Räthen, Ober- und Unterkämmerer, Stadteinnehmer Syndicus, 
Registrator, Stadtamtraann (Oekonom), Ziegelmeister, Forstner, aus 
vier Provisores sanitatis und zwei Reehnungsconnnissarien. Der innere 
Rath, aus 16 Bürgern bestehend, leitete die städtischen Angelegenheiten 
unmittelbar, während der äussere Rath von 24 Personen etwa dem 
heutigen Gemeinderathe entsprach.^ Der bürgerliche Schiesstand be- 
stand im achtzehnten Jahrhundert fort ; die Bürger waren verpflichtet, 
sich durch drei Jahre wenigstens sechsmal jährlich im Schiessen zu 
üben. Neben dem bürgerlichen Schiesstande bildete sich (um 1707) 
eine ^adelige und Civilcompagnie des Scheihenschiessens\ welche ihre 
Uebungen im Garten des J. Christ, von Guthaimb auf der Pölaudt 
(Polana) unter dem Schlossberge abhielt,^ die erste ständige Schützen- 
gesellschaft Laibachs, welche 1711 vom Vicedom Franz Anton Grafen 
Länthieri ihre eigene, aus 44 Artikeln bestehende Schützenordnung 
erhielt und deren älteste Scheibe vom Jahre 1719 ist, während der 
erste bescheidene, hölzerne Schiesstand in den Jahren 1737 und 1738 
errichtet wurde. ^ 

Das Streben Karls VI., die Finanzen durch Ermunterung des 
Handels und der Industrie zu heben, führte zur Anlegung der ersten 
Kunststrassen durch Innerösterreich bis an's Meer; in Krain begann 
der Strassenbau 1720, die Saveregulirung schloss sich 1732 an. Schon 
im Jahre 1724 war der Strom bei Tschernutscli überbrückt worden. 
Meister Jakob Skok von Krainburg stellte diesen Bau her. Die Für- 
sorge des Kaisers zeitigte auch in Laibach die ei^ste Frucht der In- 
dustrie. Pierre Toussaint Tabouret legte (1731) am Schlossberge die 
erste Maulbeerpflanzung an. Die erste Seidenfabrik gründeten De 
Werth und Tabouret (1735).^ 

Auf dem Gebiete der Kunst zeigte sich grössere Thätigkeit, als 
auf jenem der Wissenschaft. Im Jahre 1714 entstand der Neubau 



1 Mitth. 1866 S. 33. 

2 Mitth. 1866 S. 33. 

« Mitth. 1863 S. 51, 52, 100. 

* Eadics, Blätter aus Krain 1862 S. 79. 

5 Vicedomarchjv, Blätter aus Krain 1865. 



153 

der Deutschen Bitterordenskirche nach dem Plane des Domenico Rossi 
aus Venedig durch den Landescomthur Guidobald Grafen von Starhem- 
berg. Im März 1713 wurde der Grundstein zum Kloster und am 
26. Juli 1718 zur Kirche der Ursülinerinnen gelegt, welche in ihrer 
edlen Einfachheit ein würdiges Denkmal jener Kunstepoche ist. Der 
Stifter Jakob von Schellenburg hatte für diese menschenbildende An- 
stalt — die erste Volksschule seit der Reformation — die Gärten der , 
Fürsten von Auersperg und Eggenberg und des Herrn Fabianitsch 
um 21,000 Gulden gekauft, die Stände hatten ihr anstossendes Ball- 
haus (das jetzige Schulgebäude) gegen Errichtung eines neuen im 
Baron Erberg'schen Garten überlassen, wozu Schellenburg sofort den 
Bauplatz um 1100 Gulden erkaufte. Am 18. Oktober 1726 wurde die 
Klosterkirche von dem Generalvicar Jakob Schilling benedicirt, der 
Bau der Kirche und des Klosters wurde jedoch erst im Jahre 1748 
vollendet; der Kostenaufwand betrug 93,547 Gulden.^ 

Die JcircMiche Kunst beschäftigte talentvolle Maler und Bildhauer. 
Valentin Menzinger^ geboren in der Wochein im Anfange des achtzehn- 
ten Jahrhunderts, zeigte sich als hervorragender, in der Schule der 
Italiener gebildeter Maler. Er erlangte in Laibach das Bürgerrecht und 
schmückte die Kirchen des Landes mit vielen Gemälden. In Laibaeh 
finden wir Werke seines Pinsels in den Kirchen der Ursülinerinnen, des 
Deutschen Ordens (der h. Georg am rechten Seitenaltar), der Franziskaner 
(der h. Valentin in der ersten Kapelle rechts vom Eingange), S. Peter 
(Martertod des h. Andreas, Kindermord nach Rubens u. a.); ausserhalb 
Laibachs in der Pfarrkirche S. Peter bei Wördl (Hochaltar), in der 
Schlosskapelle von Wördl, in der bischöflichen Schlösskapelle von Ober- 
burg, in Karlstadt, und im Schlosse Lustthal (bei Laibach) in der Samm- 
lung, welche Baron Erberg dort anlegte. Viele von Menzinger für die 
Kirche der Discalceaten gemalte Bilder wurden bei der Klosterauf- 
hebung versteigert. Interessant ist bei diesem Künstler, dass er ein 
Krüppel war: vier Finger der rechten Hand waren über dem Daumen 
verwachsen, und er musste, um zu malen, den Pinsel zwischen Zeige- 
und Mittelfinger stecken. Menzinger starb in Laibach und wurde in 
der Gruft der Kapuzinerkirche beigesetzt.^ 

Ausser Menzinger finden wir noch zwei Maler, Franz Jehuscheg 
und Albert^ in den Jahren 1735 und 1740 bei der Ausschmückung 



* Carniolia 1839 Nr. 84, Klosterarchiv. 

2 Wurzbach,, biogr. Lex. XVII. 379; P. Marc. Bibl. Carii. S. 36; Hl. Bl. 1821 
% S. 21 ; Klosterchronik der Discalceaten. 



154 

derDiöcalceatenkirche beschäftigt;^ von Bildhauern werden nm Heinrich, 
der den Hochaltar der genannten Kirche arbeitete (1735),^ und als 
der bedeutendste Franz Böbba genannt. Dieser letztere, in Venedig 
geboren, fertigte die in unserem Rathhause aufgestellte Büste Karls VI. 
und baute den Brunnen vor demselben aus vier genuesischen Marmor- 
blöcken zu 50 und 60 Zentner. Die Arbeit dauerte zehn Jahre (1743 
bis 1752), und Robba erhielt für dieselbe 5267 Gulden und das Bürger- 
recht. Von ihm sind auch die beiden Engel am Communionsaltar der 
Domkirche, aus carrarischem Marmor, welche als eine sehr gelungene 
Arbeit gerühmt werden und für welche >er 3250 Gulden in Silber 
erhielt, ein Preis, der beweist, wie geschätzt die Arbeiten dieses 
Künstlers waren. Auch die meisterhaften Sculpturen des Hochaltars 
der Stadtpfarrkirche von S. Jakob, mit dem prächtigen Tabernakel aus 
vielfarbigem italienischen Marmor, fertigte Robba im Jahre 1732.^ Von 
fremden Bildhauern werden ausser Robba noch zwei genannt, welche 
sich in Laibach durch ihre Werke verewigten : Jacobus' Contierus aus 
Padua schuf (1709) die herrlichen Sculpturen der S. Francisci X.-Kapelle 
in der S. Jakobskirche, und Philipp Bitter von Giorgio war es, der den 
prächtigen Hochaltar in der Augustiner- (jetzigen Franziskaner-) Kirche 
(1736) herstellte.* Von einheimischen Künstlern ist noch der Stein- 
metz Lukas Mislej zu nennen, der an dem Seminarbau (1708 bis 
1714) mitwirkte, indem er das grosse Thor mit den zwei Giganten 
um den Preis von 300 Gulden im Jahre 1714 herstellte.^ Als die 
Witwe des Landmarschalls Grafen Herbart von Auersperg (1721) sich 
entschloss, die von jenem 1693 vor dem Discalceatenkloster errichtete 
hölzerne Statue der heiligen Dreifaltigkeit durch eine steinerne zu 
ersetzen, wurde die Arbeit an Mislej übertragen um den Preis von 
1000 Gulden und 200 Mierling Getreide. Für das Materiale und die 
fünfmonatliche Arbeit wurden 400 Gulden d. W. bezahlt.^ An die Kunst- 
gewerbe im Dienste der Kirche reiht sich die Glockengiesserei des 
Antonio Samassa, welcher 1736 den Discalceaten eine 1260 Pfund 
schwere Glocke lieferte, die ohne Schwengel das Pfund 39 Kreuzer, 
dieser 7 Gulden 30 Kreuzer kostete; im ganzen, die Weihe inbegriflfen, 
822 Gulden. Derselbe lieferte dem genannten Orden im Jahre 1737 



* Discalceaten-ChroDik. 
3 L. c. 

8 Wurzbach XXVI. 208; Blätter aus Krain 1865 S. 47; vgl. Mitth. 1866 S.86. 

* Blätter aus Krain 1. c 
5 Mitth. 1854 S. 31. 

^' Discalceaten-Chronik. 



155 

abermals eine Glocke von 900 Pfund, welche alles in allem auf 
585 Gulden kam.^ 

Die Tonkunst fand noch fortan ihre Pflegerin in der phüharmo- 
nischen Gesellschaft bis in die ersten Regierungsjahre Karls VI. Sie 
wirkte bei der Kirchenmusik mit zur Verherrlichung kirchlicher Feste, 
wie der Weihnachten, auch durch Auiführung von Messen und Concerten 
mit Chören, und es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass hiebei haupt- 
sächlich italienische Musik betrieben wurde, wie es der Ursprung der 
Gesellschaft und die ganze Geschmacksrichtung jener Zeit mit sich 
brachte. Die Geselligkeit wurde durch den Eifer dieser Musikliebhaber 
erheblich gefördert. So veranstalteten die Philharmonischen am 10. Mai 
1716 zur Feier der Geburt des Prinzen Leopold eine ,Regatta' auf 
der Laibach mit neun zweirudrigen RennschiflFen. Die Krakau und 
Tirnau stellten 18 junge Schiff leute. Die Wettfahrer waren in drei 
Klassen geschieden: die Klasse Oesterreich, welche das erste Best 
davontrug, führte Roth und Weiss; die krainische Blau und Gelb, die 
Laibacher Grün und Weiss als ihre Farben. Die Fahrt ging vomWasser- 
thore bis zum Graf Engelshauser'schen Hof am Rann. Die Sieger er- 
hielten ausser dem Geldbest noch von Adel und Landesobrigkeit reiche 
Geschenke. Abends gab es Beleuchtung und Ball am Landhause für 
den Adel, auf dem Stadthause für die übrigen Stände, mit Serenade 
und Concert der philharmonischen Musikfreunde. Den schmerzUchsten 
Verlust erlitt die Gesellschaft durch den am 15. Juni 1718 erfolgten 
Tod des Patriziers Berthold \on Höffern^ welcher am hitzigen Fieber 
im 51. Jahre seines Alters starb, ,mit grossem Leid aller hohen und 
niederen Standespersonen der Stadt und des ganzen Landes wegen 
seiner sonderlich raren und grossen Qualität'. Er war , einer recht- 
schaften Statur, schön und wohlgestaltet, eines ausbündig grossen Ver- 
stands, freundlich im Conversiren, höflich und holdselig in der Rede, 
daher er alle Gemüther an sich gezogen und von allen ankommenden 
Forestieren besucht worden, vom hohen Adel in grosser estime ge- 
halten'. Es ist keine blosse Phrase, wenn wir sagen, Höffern war die 
Seele der Gesellschaft, denn mit seinem Tode erlischt auch ihr Leben; 
es verliert sich jede Spur einer Thätigkeit der Gesellschaft, deren 
Productionen er als Kenner geleitet und angeregt hatte, bis auf das 
Ende des Jahrhunderts.^ Das bereits erwähnte Institut der Stadtthurrier 



1 L c. 

'^ Dr. Keesbacher, Geschichte der phUharmonischen Gesellschaft; Blätter aus 
Krain 1862 S. 140, 143. 







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157 

•■-•r«: nicht zu Gefallen handeln', worauf der Generalvicar in gereiztem 

-•- -.-Tone erwiderte: ,Genug^ wenn der Fürst (Bischof) findet, dass man 

-- Lx- nicht spielen soll!' (!) Der Vicedom war im vollen Rechte, denn ihm 

_ ~ stand es zu, fremden Komödianten über Anmeldung das Spielen am 

.—: 1^; Rathhause zu gestatten.^ Die Zeit der unbedingten Folgeleistung den 

j:'. z Befehlen der geistlichen Macht gegenüber war übrigens längst vorbei. 

- ^ ^ Im Jahre 1738 finden wir einen Schauspieldirector Johann Michael 

;, Leopold Brenner am Laibacher Markt, der sich, wie ein anderer Markt- 

: ^ . fierant, mit dem Stadtrichter um zwei Gulden wegen der Marktfreiheit 

^,. verglich und der Käramerei sechs Gulden Rh. für den Platz zahlte. ^ 

Welcher Art die Darstellungen dieser Truppe waren, finden wir nicht, 

. .. die- Aufführung auf offenem Platze lässt entweder auf ein geistliches 

^- Schauspiel oder, und dies ist wohl das wahrscheinlichste, aufKasperl- 

, „ . schwanke schliessen. 

i~ ,.. Auch die Akademie der Operosen erfuhr das Schicksal der phil- 

^^ ~ harmonischen Gesellschaft: sie starb mit ihren Gründern und ersten 
" 7] Mitgliedern aus. Sie vermochte nicht, die starre Masse des grossen 
*" ' Haufens, mit welchem aber hier nicht die ungebildete Menge ver- 
standen werden soll, für ihre Zwecke zu erwärmen ; vielmehr wurde 
' ' sie nach einem uralten Strategera als irreligiös 'verdächtigt. In dem 
* / feindhchen Agens, welches bisher allein das Monopol übte, die Geister 
zu leiten und zu beherrschen, im Jesuitenorden, von welchem wir kein 
• ' MitgUed in der Akademie finden, müssen wir die Ursache dieses so 
plötzlichen Verfalls suchen.*^ 

Solchen Tendenzen entsprechend, ist auch die schriftstellerische 
' -7 Thätigkeit dieser Epoche eine äusserst sterile. Die meisten Schrift- 
>" steller gehören dem Jesuitenorden an: P. Ern^t Apfaltrer^ Doctor der 

: i' Philosophie und der Theologie, Mitglied des wiener Universitätscon- 
sistoriums, gab eine Beschreibung des wiener bürgerlichen Zeughauses, 
Wien 1740, mit Abbildungen heraus und begann die- Herausgabe der 
Scriptores der wiener Universität, Wien, Kalliwoda 1740; später fort- 
gesetzt von den Jesuiten Rechbach und Dolenz.* P. Franz Brecher feld^ 



' Mitth. 1863 S. 60. 

« Mitth. 1. c. 

3 Im Laib- ^hor Wochenblatt 1806 Nr. XXI schrieb ein patriotischer Krainer 
(Prof. SupanUchiUch) : ,Man wird sich vieUeicht die Ursache ihres Verfalls (d«' 
Akademie der Operonen nemlich) erklären können, wenn man bemerkt, dass aus 
einem gewissen Orden (Jesuiten), welcher das Monopol der Wissenschaften an sich 
gerissen hatte, kein Mitglied gewählt wurde.* Vgl. Dr. Oosto, die ,Academia Opero- 
sorum' in den Mitth. 1861 (Juni)^S. 45. 

♦ P. Marc. Bibl. Garn. S. 7.* 



158 

geboren in Laibach 1682, gestorben in Klausenburg als Astronom an 
der königlichen Sternwarte 1744, schrieb ein »Compendium Horographiae', 
Graz 1725, mit Abbildungen und eine ,Dissertatio de deviationibus pen- 
dulorum ex asperitate superficiei terr/ Claudiop. 1742.^ Otto BuceUeni, 
geboren in Krain 11. August 1674, gestorben in Graz 16. Mai 1752, 
schrieb eine Fortsetzung der Chronologia sacra Duc. Styriae von Pusch, 
Graz 1730.2 T?. Anton Erierg^ geboren in Lustthal. 12. Oktober 1695, 
Kanzler der Universität Graz, schrieb ausser theologischen und philo- 
sophischen Schriften eine ,Topographia Ducatus Carinthiae et CarnioliaeS 
Wien .1728, und eine ,Topographia Styriae*.^ Er starb als Rector in 
Laibach am 3. Oktober 1746. Ein zweites Glied der Familie Erberg, 
P. Georg, schrieb einen »Pasciculus rubricorum utriusque Juris', 1713.* 
P. Joh. Bapt. Preschern schrieb als emeritirter Professor der Philo- 
sophie: jExercitationes Poeticae*, Graz 1714, und ,Exercitationes Ehetoricae', 
Graz 1715.^ P. Bartolomäus Bassar schrieb krainische Predigten, Lai- 
bach bei Reinhardt 1734.^ Von NichtJesuiten wird uns genannt: Franz 
Albert Pelzhoff er, Baron von Schönau, Herr auf Steinbrückl und 
Gutenau, geboren 1643, Gerichtsassessor in Krain, dann ständischer 
Verordneter und vicedomischer Rath, endlich zum kaiserlichen Rath er- 
hoben, gestorben in Rudolf swerth 1710. Seine literarische Thätigkeit 
beginnt erst mit dem achtzehnten Jahrhundert. Er schrieb ein Lehr- 
buch der Politik : ,Lacon Politicus, strictim doctrinam administrandae ßei- 
publicae, quam ajunt Politicam complectens.' Augsburg 1706. Wurde ins 
Italienische übersetzt. Ausserdem werden von ihm angeführt: ,Arca- 
norum Status libri VIIP, Lab. 1709, 4®, wieder aufgelegt Frankfurt 1710: 
,Corona virtutis virorum illustrium.* Neu entdeckte Staatsklugheit in 
hundert politischen Beden, Frankfurt uud Leipzig, 1710.' Doctor Joh. 
Chrys. Pollini (auch Pauliini) war ein über die Grenzen Krains be- 
rühmter Arzt, der ein Werk über die Heilquellen Krains: ,Examinatio 
omnium per Carnioliam existentium thermarum, acidularum et sanitati con- 
ducentium aquarum' (im Manuscript) hinterliess.^ 



» Hoff III. 141. 

2 Wttrzbach, biogr. Lex. IL 187; P. Marc. S. 11. 

3 P. Marc. Bibl. Carn. S. 18; Wurzbach IV. 61. 
* Hoff III. 142. 

ö P. Marc. S. 44. 
6 L. c. S. 9. 
^ P. Marc. Bibl. S. 41. 
« L. c. S. 48. 



159 

In der shvenischen Literatur war das Andenken der grossen 
Leistungen der Reformatoren durch die Bücherautodafes der Gegen- 
reformation so vollständig verwischt worden, dass man auch nicht ein- 
mal mehr wusste, dass die Slovenen in Bohoritsch bereits einen Gram- 
matiker besassen. Und so mühte sich denn P. Hippolyt, Kapuziner- 
guardian in Rudolfswerth, der den Thomas a Kempis ins Slovenische 
übertragen hatte, ab, um eine Grammatik zustande zu bringen. Als er 
dieselbe dem Buchdiiicker tibergab, brachte ihm dieser die Boho- 
ritsch'sche Grammatik, von welcher der Pater nichts wusste. Gross 
war seine Verwunderung, dass die Krainer schon 127 Jahre vor ihm 
(das war im Jahre 1711) ihre Grammatik hatten. Er ging nun daran, 
einen Auszug aus Bohoritsch zu machen, der im Jahre 1715 in Lai- 
bach bei J. G. Mayr unter dem Titel: ,Grammatica Latiuo-Germanico- 
Sclavonica ex pervetusto exemplari ad modernum in Carniolica lingua loquendi 
methodum accomodata* etc. erschien. Der Herausgeber nannte Bohoritsch 
nicht, weil vielleicht auf seinem Exemplar das Titelblatt fehlte, ihm 
der Verfasser daher unbekannt war, oder absichtlich, weil Bohoritsch 
ein Protestant war.^ Die Sprachwissenschaft wurde durch diese Arbeit 
kaum gefördert. Von dem Wörterbuche, welches P. Hyppolit verfasst 
hatte, wurde nur der erste Bogen unter dem Titel: ,Dictionarium tri- 
lingue* (deutsch, slovenisch, lateinisch) gedruckt.* Es zeigte sich wohl 
kein Bedürfniss linguistischer Hilfsmittel, denn wir finden in dieser 
Epoche, abgesehen von einigen Predigten und Erbauungsbüchern, 
durchaus keine Thätigkeit auf dem Gebiete der slovenischen Literatur, 
es "wäre denn, dass wir die Bauernkalender ^ welche unter dem Namen 
^Pratika' (,Practica' hiess jener Abschnitt der alten Kalender, welcher 
die Vorausbestimmungen der für Bäder und Aderlässe geeigneten 
Tage enthielt) seit 1726 in slovenischer Sprache, in Augsburg, er- 
schienen,^ als eine Vermehrung der Literatur ansehen wollten. Fast 
gleichzeitig mit dem slovenischen Bauernkalender erschien die erste 
deutsehe Zeitung in Krain unter dem Titel : »Wöchentliche Ordinari- und 
Extraordinari-Zeitungen von Wien und unterschiedlichen Orten.* (Gedruckt und 
verlegt in der fürstlichen Hauptstadt Laybach durch Joh. Georg Mayr, Einer 
löblichen Landschaft in Krain Buchdruckern und Händlern im Jahre 1708.) 



» Safarik, Gesch. der südslav. Literaturl. 53; Metelko, Mitth. 1857 S. 135. 

* Metelko 1. c. 

^ Neben den slovenischen Bauernkalondern cursirten in Krain, auch auf dem 
Lande, deutsche (Augsburger) Kalender, auf welche der Grazer Buchbinder Fr. Ja- 
kob Ludwig ein Privilegium hatte. Tagespost 1864, ,Zur Kalenderliteratur Inner- 
östorreichs*. 



lÖO 

Das Blatt, in kl. 4^ auf grobes Papier mit grossen Le4,tern gedruckt, 
enthäilt lediglich politische Nachrichten, und zwar aus Wien über einen 
Zeitraum von vier bis fünf Tagen, aus der Schweiz, England etc., in 
bunter Reihe, ohne Paginirung und Angabe der Ersclieinungstage. 
Aus dem März 1708 findet sich ein Blatt mit dem abweichenden Titel: 
, Wöchentliche Ordinari - Zeitungen oder Extraschreiben von unterschiedlichen 
Orten aus ganz Italiens welches Nachrichten aus Venedig und Genua 
enthält.* 

Den Zeitungen -fast auf dem Fusse folgt die erste Erwähnung 
von Kaffeehäusern (Kaifehgewölbern) , welche im Jahre 1713 bereits 
starken Zulauf hatten. ^ 

Fragen wir um den Stand der Vdksbüdung und das Gedeihen 
des Landes in materieller Beziehung, so ist die Antwort theilweise 
schon durch die geschilderten Literaturzustände gegeben; in Bezug 
auf den im Volke herrschenden Aberglauben wird uns z. B. berichtet, 
wie im Jahre 1711 die Bauern von Möttling und Tschernembl die 
walachischen Mönche aus Smerje mit Gewalt nach Krain bringen 
wollten, damit sie in ihren Weinbergen und Aeckern Processionen 
halten und mit ihren ,walachischen Reliquien' gegen den Hagelschlag 
wirken sollten,^ nachdem die Exorcismen des katholischen Klerus sich 
nicht bewährt hatten. Und wie sollte die materielle Wohlfahrt gedeihen, 
wenn mehr als die Hälfte des ganzen Grundeigenthums durch das 
Ueberhandnehmen der Klöster in den Besitz der todten Hand über- 
gegangen war?^ War es doch so weit gekommen, dass ein Orden die 
Concurrenz des andern fürchtete und z. B. im Jahre 1716 die Ansied- 
lung der Elisabethinerinnen in Laibach wegen Einsprache anderer 
Orden, besonders der Discalceaten, unterbleiben musste.^* Da sich so 
feudaler Druck und geistliche Ausbeutung die Hände reichten, so 
konnte es nicht fehlen, dass es einmal auch wieder in der geknech- 
teten Bauerschaft gährte: im Jahre 1737 brachen in Unterkrain 



1 Mitth. 1859 S. 70 f. 

^ Patent vom 22. August 1713, womit wegen drohender Contagien, ,alle öffent- 
lichen Freudenfeste, Tänze, Saiten- und andere klingende Spiele, wie auch Trom- 
peten und Jägerhorn' aUenthalben verboten und der Vicedom erinnert wurde, die 
Uebortreter zur Strafe zu ziehen, wie auch aUen Obrigkeiten eingeschärft wurde, 
darauf zu sehen, dass nach gegebenem Zapfenstreich bei schwerer Strafe kein Bier 
oder Wein mehr ausgeschänkt , noch in den Wirthshäusern , Kaffehgewöjhen .das 
sich misiockende VoW geduldet werde etc. Mitth. 1863 S. 101. 

••» Kluns Arch. I. 67. 

* Berieht des Vicedpms an Kaiser Karl VI. vom 22. Miirz 1736. Vicedomarchiv. 

" Discalceatenchronik. 



161 

Unruhen aus, zu deren Dämpfung der Hofkriegsrath das Lothring'sche 
Regiment und die Miliz abschickte und der Landeshauptmann eine 
Untersuchungscommission einsetzte.* 

Wie es mit der öffentlichen Sicherheit bestellt war, können wir 
aus der Nachricht schliessen, dass eine kühne Räuberbande im Jahre 
1735 bis in die Nähe des kaiserlichen Lustschlosses Laxenburg ihre 
Raubzüge ausdehnte. An der Ausdehnung des Uebels trug die Nach- 
lässigkeit und Eigennützigkeit der Gutsherren Schuld, welche zum 
Tode xerurtheilte Verbrecher gegen eine Geldstrafe begnadigten und 
laufen Hessen, bei Todschlägen den nächsten Verwandten des Todten 
den Vergleich ,gegen ein Bagatell' zumutheten, sich selbst aber mit 
dem Erläge einer Geldbusse zufrieden stellten, die Gefängnisse und 
Hochgelebte als unter solchen Umständen tiberflüssig verfallen Hessen. 
Es kam so weit, dass der Hofkriegsrath zur Herstellung der Sicher- 
heit Militär aufbieten musste.^ 

Die einzige Spur eines Fortschrittes in der Bechtswissenschaft, 
welche noch in den Banden mittelalterlicher und traditioneller An- 
schauungen lag, finden wir in der Nachricht, dass am 16. Januar 1710 
Doctor Bogatai Vorlesungen über das bürgerliche Recht in Laibach 
begann.^ 

In Bezug auf die Bildung der höheren Stände wirkte, wie wir 
schon an mehreren Stellen zu bemerken Gelegenheit hatten, der Ein- 
fluss Itaüens bestimmend ein. Er erstreckte sich auch auf die Erzie- 
hung der männlichen adeligen Jugend, für welche das Laibacher Je- 
suitencoUegium nicht immer als ausreichend betrachtet wurde. Bologna, 
Rom, Parma, Modena waren hauptsächlich das Reiseziel, Besuch der 
Hochschulen oder Aufnahme in die dortigen JesuitencoUegien der Zweck. 
Doch musste zu jeder Reise ins Ausland die Bewilligung der Re- 
gierung erwirkt werden, welche jedoch in der Regel nicht verweigert 
wurde, wenn auch mitunter eine Unterbehörde dagegen stimmte, weil 
es in den Erblanden genug wohlbestellte Collegien zur Erziehung der 
adeligen Jugend gebe.* 

Wir können die Kulturschilderung dieser Epoche nicht schliessen, 
ohne der grossartigen Humanitätsacte des bereits als Stifters des Ursu- 
linerinnenconventes erwähnten Jakob von ScheUenhurg zu gedenken. 
Geboren am 24. Juli 1652 in Sterzing, liess er sich in Laibach nieder, 



* Vicedomarchiv, Blätter aus Krain 1865. 

2 Räuberwesen im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert. Tagespost 1864. 
8 Blätter aus Krain 1861 S. 184. 

* Vicedomarchiv. 

11 



162 

WO er einen Handel mit Landesproducten und Manufacten, seit dem 
Jahre 1696 auch ein Wechslergeschäft betrieb und sich durch red- 
lichen Fleiss und Geschick ein grosses Vermögen erwarb. Er ehelichte 
Katharina Hofstetter, die Ehe blieb aber ' kinderlos. Nachdem er der 
Landschaft ein Darlehen von einer Million gemacht, wurde er unter 
die Landstände aufgenommen. Er starb 2. Februar 1715, seine Frau 
26. Juni 1732. Beide widmeten ihr ganzes Vermögen wohlthätigen 
Stiftungen für Invaliden, Grenzknaben, Offizierswitwen, adelige Aka- 
demien, Studenten u. s. w. 



2. Varia Theresia's Thronbesteigung. Sie behauptet ihr Erbe und reformirt die 
Verwaltung der Erblande. Erain und seine tapferen Söhne im siebenj&hrigen Eriege. 
Ghlindung der neuen Volksschule und ihre degner in Zrain. Zwei Gutachten zur 

Absohaifang der Folter. 

Als Maria Theresia am 20. Oktober 1740 im dreiundzwanzigsten 
Jahre ihres Lebens den Thron ihrer Ahnen bestieg, stand Oesterreich 
an einem bedeutungsvollen Wendepunkt seiner Geschicke. Zwar hatte 
Karl VI. durch die schwersten Opfer papierne Garantien für die prag- 
matische Sanction erlangt, welche Habsburgs Erbe für sein Geschlecht 
sicherstellen sollte, aber wo waren die Mittel, dem neuen Staatsgrund- 
gesetze inmitten der lauernden feindlichen Nachbarn Geltung zu ver- 
schaffen, was galten überhaupt in der Politik die Forderungen des 
Rechts gegenüber dem Machtbewusstsein und der die Völker als willen- 
lose Herde behandelnden Vergrösserungssucht? Und doch hat die 
letzte Habsburgerin, eine ewig leuchtende Zierde ihres Geschlechts, 
von Arglist und Gewalt umdreht, im Vertrauen auf Gottes Hilfe und 
den Sieg des Rechts den schweren Kampf mit all' ihren Feinden 
aufgenommen, und unter ihrer thatkräftigen Leitung hat die öster- 
reichische Monarchie im Erbfolgekriege (1740 — 1747) ihre Widerstands- 
kraft erprobt. Die wiedergewonnene Ruhe sollte fruchtbar werden für 
die innere Erstarkung der Monarchie, für die Einigung und nutz- 
bringende Verwerthung der Staatskräfte. 

Wir haben gesehen, wie das einst so lebensvolle und entwick- 
lungsfähige Institut der Stände durch die Wechselfälle der Zeit zu 
voller Bedeutungslosigkeit herabgedrückt worden war, wie es die Kräfte 
des Landes in finanzieller Misswirthschaft vergeudete und nach keiner 
Richtung mehr die Forderungen der öffentlichen Wohlfahrt zu erfüllen 
imstande war. Zwar wurde das altehrwürdige Gebäude ständischer 
ßelbstherrlichkeit mit der ihm gebührenden Pietät geschont; als im 



j 



163 

Jahre 1742 Anton Josef Graf von Auersperg zum Landeshauptmann 
ernannt wurde, stellte der Hof zu seiner Installation eine Eidesformel 
auf, welche nicht mehr die übliche Stelle wegen ,Beobachtung der 
ständischen Freiheiten und Privilegien' enthielt, aber auf die Bitte des 
Landeshauptmanns zögerte die Regierung auch nicht mit der Con- 
cession, es für diesmal noch bei der alten Formel bewenden zu lassen.* , 
Im Jahre 1747 geschah der erste entscheidende Schritt, mit welchem 
der moderne Staat von dem wichtigsten Theil der ihm ohne Rück- 
sicht auf veraltete Privilegien zustehenden Rechte im Namen der öffent- 
lichen Wohlfahrt Besitz ergriff. Die ständische Organisation wurde 
zum ersten male erschüttert, indem die politischen und Finanz-Ange- 
legenheiten des Staates (Politica et Cameralia) ihrem Ressort entzogen 
und an landesfürstliche Behörden übertragen wurden: die sogenannte 
landesfürstliche ,Repräsentation und Kammer' und die ihr als Organe 
untergeordneten ,Kreisämter'.* Der letzte Vicedom — Heinrich Graf 
von Orzon — wurde ausser Activität gesetzt und 1749 mit einem 
Gehalte von 1200 Gulden pensionirt.^ Mit dem Jahre 1748 traten drei 
Kreisämter ins Leben: in Laibach für Oberkrain, in Adelsberg für 
Innerkrain, in Rudolfswerth für Unterkrain. Auch die Grafschaften 
Görz und Gradisca wurden als Kreise der landesfürstlichen Provinzial- 
behörde in Laibach untergeordnet, erhielten jedoch schon 1754 ihre 
eigene Landesstelle. Die Kreisämter übten den wichtigsten Einfluss 
nicht nur in Landespolizei, Sanitätswesen, Verkehr und Strassenbau, 
sondern vor allem in dem Schutze und der allmäligen Hebung eines 
bis dahin lediglich als ,misera contribuens plebs' behandelten Standes, 
in welchem aber die Kaiserin die ,Grundlage und grösste Stärke des 
Staates' sah, dessen Aufrechthaltung sie als eine ihrer vorzüglichsten 
Regentenpflichten betrachtete, der Bauernschaft* Als mit der Er- 
mässigung der Frohndienste und Urbarialschuldigkeiten der erste Schritt 
zur Befreiung des Grundes und Bodens geschah (1775), als die Grund- 
bücher errichtet wurden (in Krain 1772), waren es diese mit dem Volke 
in unmittelbarem Verkehr stehenden, dessen Bedürfnisse und Be- 
schwerden kennenden Aemter, welche mit dem Vollzuge betraut wurden. 
Die Reform der Grundsteuer (1748) vollendete das Werk durch Recti- 
fication des Catasters, welche (mit Ausnahme der Periode vom 1. No- 



* Vicedomarchiv. 

« Wolf, Maria Theresia, Wien 1855, S. 239—241. 
3 Mitth. 1868 S. 53. 

* Wolf 1. c. S. 252 ; Kern, Reformen der Kaiserin Maria Theresia in »Geschicht- 
liche Aufsatzes 1876, S. 230; Czömig, Görz I. S. 798. 

11* 



164 

vember 1789 bis I.Juli 1790) bis 1819 die Grundlage der Steuer- 
einhebung bildete. So ging die friedliche Eroberung ihren Weg, die 
Gewalt der Stände war schon 1775 auf den Beirath in Steuersachen 
und die Landesökonomie beschränkt.* Indem die Regierung durch 
Uebemahme der Ausrüstung und Verpflegung der Armee und der 
Stellung der Pferde die Lasten des Unterthans regelte und erleich- 
terte (1747 — 1748), sicherte sie zugleich das Interesse des Staates 
und die Bedürfnisse seiner Machtstellung.* Nach dem neuen Militär- 
system zahlten die Stände der deutschen und ungarischen Erbländer 
zur Bestreitung der Kosten für ein stehendes Heer von 108,000 Mann 
jährlich 14*671,445 Gulden.^ Es wurde mit dieser Summe ein grösserer 
Erfolg erzielt, als es bei dem alten System mit seinen Unterschleifen 
in Naturallieferungen und Musterrollen denkbar war. Zu den Lasten 
des Krieges wurden jetzt auch Stände beigezogen, welche früher in- 
mitten der allgemeinen Bedrängniss ruhig der Vermehrung ihres Be- 
sitzes gelebt hatten. Im Jahre 1747 wurde in Krain eine Kirchen- 
steuer, zu dem Festungsbau in Belgrad, eingefordert. Jeder Kloster- 
geistliche sollte drei Gulden, jeder Prior 75 Gulden erlegen, nur die 
Discalceaten erlangten Befreiung, nachdem sie an Geldesstatt ihr sil- 
bernes ,turribulum' und ,navicula^ angeboten hatten.* 

Die Krainer stellten, so lange das Werbesystem aufrecht blieb, 
ihr Contingent zu den verschiedensten Infanterieregimenten!; als je- 
doch im Jahre 1771 die Regimenter ständige Werbbezirke erhielten, 
war es das im Jahre 1715 aus den zwei im Türkenkrieg stark deci- 
mirten Regimentern MaruUi und Heister in Steiermark gebildete Re- 
giment Nr. 41 (Wallis, im Jahre 1768 Freiherr von Butler), welches 
mit der neuen Nummer 43 das Cantonsregiment im Herzogthum Krain 
wurde; im Jahre 1775 erhielt es zum Inhaber Anton Graf Thurn.*^ 

Als Maria Theresia mit der durch Kaunitz gewonnenen Allianz 
Frankreichs 1756 in den unaufschieblich gewordenen Kampf mit 
Preussen eintrat, haben Krains tapfere Söhne an den Ruhmesthaten 
auf deutschen und österreichischen Schlachtfeldern theilgenommen. 
Der krainische Adel bewährte seine alte Streitbarkeit. Cajetan Graf 



* Wolf 1. c. S. 251-253 ; vgl. Kern S. 230-234. 
« Wolf 1. c. S. 228. 

* Oberleitner, Finanzlage der deutschen Erbländer 1761, Oesterr. Arch. XXXI V. 
' * Klosterchronik der Discalceaten. 

* (xeschichteder k. k. Regimenter, 1800, 1. 188—189. Manuscript des Veteranen- 
Oberstlieütenants Sühnel im bist. Verein. 



165 

von Lichtenberg^ ein Sohn unserer Landeshauptstadt, machte als Fähn- 
drich bei Hirsch-Infanterie den siebenjährigen Krieg mit;* Max Frei- 
herr von Bechbach, geboren in Weissenfeis (Oberkrain) 1706, der unter 
Prinz Eugen, fünfzehn Jahre alt, in die kaiserliche Armee getreten und 
in dem Kriege wegen der polnischen Königswahl und gegen die Tür- 
ken (1734, 1738—1739) gefochten, im Erbfolgekriege bei Trautenau 
sich ausgezeichnet, holte sich neue Lorbeeren als Oberst des Küras- 
sierregiments Prinz Birkenfeld im Kriege gegen den grossen Friedrich. 
In der Schlacht bei Kollin, 18. Juni 1757, welche durch Feldmarschall 
Dauns Feldherrngeist Prag und mit ihm die Monarchie rettete — 
Maria Theresia nannte diesen Tag später den ,Geburtstag der Mon- 
archie' — stand Rechbach bei der Reserve des rechten Flügels. Be- 
merkend, dass in das vor ihm stehende Dragonerregiment Würtem- 
berg der Feind beträchtliche Lücken gerissen hatte, deren Benützung 
es ihm möglich gemacht hätte, den rechten Flügel mit Vortheil an- 
zugreifen, warf sich Rechbach mit seinen Kürassieren in jene Oefihung 
und drang mit solchem Ungestüm auf den Feind ein, dass derselbe 
geworfen und der preussische General Dreskow gefangen wurde. Als 
frische Truppen anrückten, attaquirte Rechbach zum zweitenmale und 
warf den Feind neuerdings zurück; Pferd und Reiter wurden bei diesem 
Angriffe mit Wunden bedeckt. Noch fünfmal hieb der tapfere Küras- 
sieroberst auf den Feind ein und blieb jedesmal Sieger. In der Schlacht 
bei Hochkirch, 14. Oktober 1758, wo Friedrich von Dann und Laudon 
geschlagen wurde, holte sich Rechbach, der für seine Haltung bei 
Prag am 22. Juni 1758 zum Generalmajor befordert worden war, 
den von Maria Theresia für den Sieg bei Kollin gestifteten Maria- 
Theresienorden , die höchste Auszeichnung österreichischer Krieger.* 
Bei Hochkirch fanden auch den Heldentod die beiden Freiherren von 
Lazzarin% Johann Baptist und Joachim Dismas, Lieutenants im da- 
maligen Franz X. Graf Harrach, heute Freiherr v. Maroicic Infanterie- 
regimente Nr. 7.^ In der Schlacht bei Maxen, 20. November 1759, wo 
Dann den preussischen General Fink mit 13,000 Mann zu capituliren 
zwang, drang Rechbach an der Spitze der ersten Colonne auf die 
Preussen ein. Im Treffen bei Meissen that sich in diesem Jahre auch 
Anton Graf Lanthieri als OberstUeutenant beim Regiment Nr. 18 her- 
vor und wurde verwundet.* Rechbach aber holte sich seine fünfte 



' Wurzbach, biogr. Lex. XV. 105. 

» Wurzbach, biogr. Lex. XXV. 140; Hirtenfeld, M. Theresienorden, 1857, S. 63, 

8 L. c. XIV. 258-259. 

* Geschichte der k. k. Begimenter, 1800, 1. 78, 



166 

Wunde iu der Schlacht bei Liegnitz, 15. August 1760. Er starb zu 
Tachau in Böhmen ani 30. Juli 1764.^ 

Bei der Eroberung von Schweidnitz (1761) zeichnete sich Lorenz 
August Freiherr von Rasj)^ geboren in Laibach 1725, als Oberst des 
siebzehnten Infanterieregiments * aus. Als diese Festung im folgenden 
Jahre (1762) von den Preussen belagert wurde, hatte Rasp grossen 
Antheil an ihrer tapferen Vertheidigung mit nur 10,000 Mann gegen 
ein Heer von 21 Bataillons und ebensoviel Schwadronen durch zehn 
Wochen. Bei dem durch Oberst Frey enf eis am 8. August unternom- 
menen glücklichen Ausfall schloss sich Rasp als Freiwilliger an und 
ermunterte die Truppen durch sein Beispiel der Tapferkeit. Am Uten 
desselben Monats unternahm Oberst Caldwell einen erneuerten Angriff 
auf die feindlichen Sappen und ward tödtlich verwundet. Rasp eilte 
sofort an die Spitze der durch den Fall des Obersten in Unordnung 
gekommenen Truppen, flösste ihnen neues Vertrauen ein und führte 
sie ohne Verlust in die Festung zurück. Diese capitulirte erst, als die 
Lebensmittel bereits zu fehlen anfingen und die Explosion eines Pul- 
vermagazins eine grosse Bresche verursacht hatte. Für seine Tapfer- 
keit erhielt Rasp in der achten Promotion (21. Oktober 1762) das 
Ritterkreuz des Maria-Theresienordens. Er starb in Laibach als Feld- 
marschallieutenant den 12. November 1791.^ 

Im siebenjährigen Kriege brachte auch unsere Landeshauptstadt 
grosse Opfer ; sie zahlte wiederholt hohe Kriegssteuern, so 1 760 allein 
6000 Gulden, und gerieth ungeachtet ihres damals noch ziemlich be- 
deutenden Grundbesitzes in Schulden, deren Abzahlung zehn Jahre 
währte (1774—1784).* 

Zwei Söhne unserer Landeshauptstadt haben als Staatsmänner 
sich ausgezeichnet: Joh. K. Philipp Cöbenzl von Prosegg (Prosecco), 
geboren in Laibach am 21. Juli 1712, k. k. Kämmerer und Geheimrath, 
wurde 1735 Reichshofrath, 1746 Gesandter bei den vorderen Reichs- 
kreisen, 1753 bevollmächtigter Minister in den österreichischen Nieder- 
landen. Er starb als Ritter des goldenen Vliesses in Brüssel am 27ten 
Januar 1770.^ Johann Philipp Cöbend, geboren in Laibach 28. Mai 
1741, war k. k. Geheimrath, Conferenzminister, Hof kanzler des italieni- 



« Wurzbach 1. c. XXV. 140. 

2 Dieses Regiment ist erst seit 1817 ein in Krain rekrutiiiies ; früher hatte es 
seinen Werbbezirk in Jungbunzlau. Dr Steiner, Gesch. des Reg. Nr. 17, Graz 1858. 

3 Wurzbach, biogr. Lex. XXV. 2; Hirtenfeld 1. c. S. 160-161. 
* Mitth. 1866 S. 34. 

^ National-Encyklopädie I. 563. 



i 



167 

sehen Staatsdepartements, im Jahre 1779 bevollmächtigter Minister bei 
dem Friedenscongresse in Teschen, später 1801 — 1805 Botschafter am 
Pariser Hofe und starb unvermält am 30. August 1810 in Wien, nach- 
dem er den Grafen Coronini zu seinem Erben eingesetzt hatte. ^ 

Als die Kaiserin ihre Erblande durch den Hubertsburger Frie- 
den (15. Februar 1763), der den Besitzstand vor dem Kriege wieder 
herstellte, gesichert hatte, wendete sie ihre hochherzige und erleuch- 
tete Fürsorge wieder ganz den inneren Reformen zu. Die unschätz- 
barste Wohlthat für die grosse Mehrzahl der Bevölkerung, welche so 
lange des Lichtes einer besseren Erziehung hatte entbehren müssen, 
war die Wiedererweckung der auch in Krain, mit einziger Ausnahme 
des Bergorts Idria, seit den Stürmen der Gegenreformation unter- 
gegangenen Volksschule^ Zwar fand sich hie und da ein Menschen- 
freund, der seine Glücksgüter zu dem edlen Zwecke der Menschen- 
bildung verwendete, wie der edle P. P. Glavar, von dem noch aus- 
führlicher die Rede sein wird und der um das Jahr 1750 in Commenda 
S. Peter bei Stein ein schönes geräumiges Schulgebäude baute, einen 
geschickten, zugleich musikkundigen Schullehrer Namens Jakob Supan 
aus Stein kommen liess, dann eine Anzahl armer Kinder aus der 
Umgegend auswählte und ihnen Schul- und Musikunterricht ertheilen 
liess, sie auch beherbergte, speiste und kleidete.* Allein dieses schöne 
Beispiel blieb vereinzelt, und auch die Glavar'sche Schule scheint bald 
aufgehört zu haben. Früh wandte M^ria Theresia der Volksschule 
ihre Fürsorge zu, aber nur langsam liess sich bei der Verschiedenheit 
der Provinzialverhältnisse und der Eigenart der Bevölkerungen eine 
sichere Grundlage für den aufzuführenden so hochwichtigen Neubau 
gewinnen. 

Blas Kumerdey^ aus Veldes in Oberkrain gebürtig, von dessen 
schriftstellerischem Wirken noch an anderem Orte die Rede sein wird, 
überreichte der Kaiserin einen Vorschlag, wie das Landvolk im Lesen 
und Schreiben seiner Muttersprache sowohl als der deutschen unter- 



1 L. c. s. 564. 

^ Hiednrch berichtigt sich . auch die in dem der folgenden Darstellung zu- 
grunde liegenden ausgezeichneten Werke des Freiherm von Helfert: ,Die Gründung 
der österreichischen Volksschule durch Maria Theresia, Prag 1860S S. 36 ausge- 
sprochene Ansicht von der Lage der Volksschule zur Zeit der Beformation. Es ist 
in der Reformationsgeschichte (dieses Werkes Ul. Theil S. 182—183) nachgewiesen 
worden, dass die protestantische Volksschule in Erain nicht lediglich als Dienerin 
der Kirche, sondern als selbständige Bildnerin des Volkes wirkte. 

8 Mitth. 1848 S. 29. 



168 

richtet werden könnte (1773). Der Vorschlag des patriotischen Mannes 
wurde der Landeshauptmannschaft zur Prüfung übergeben, welche 
hierüber die Kreisämter, die Aebte zu Landstrass und Sittich, den 
Prälaten von Freudenthal und den Erzpriester und Domdechant des 
Rudolfswerther Capitels, Martin Jebacin, einvernahm. Alle erklärten 
sich in der Hauptsache mit Kumerdey's Vorschlag einverstanden, bis 
auf Jebacin, welcher ein Separatgutachten abgab, das seiner Eigen- 
thümlichkeit wegen eine nähere Erwähnung verdient. In dem ersten 
Theile desselben wendete der Dechant seine ganze Belesenheit und 
Redekunst auf, um die Gründe, welche Kumerdey für die Nothwen- 
digkeit einer besseren Unterweisung des Landvolkes vorgebracht hatte, 
zu widerlegen. Manche Regenten und Gesetzgeber hätten ihren Unter- 
thanen das Lesen- und Schreibenlernen und den Umgang mit fremden 
Nationen verboten. Nun sei beides heutzutage zwar nicht so gefähr- 
lich wie ehemals, aber doch, wie die Erfahrung zeige, dem gemeinen 
Mann von keinem besonderen Nutzen, sondern vielmehr wie die besten 
Speisen in einem schlechten Magen. Das blosse Lesen und Schreiben 
reiche weder hin, um die Religion, noch um die ,natürlichen Dinge' 
zu begreifen, auch werde der Fleiss in der Landwirthschaft dadurch 
nicht vermehrt ; die Idioten seien glückseliger als die Gelehrten ; wenn 
aber durch Lesen und Schreiben der Armuth gesteuert werden solle, 
so müsse man bedenken, dass diese ein ,nothwendiges Uebel, besser 
zu sagen ein Kunststück der Providenz sei, dem Staate und der Re- 
ligion nützlich'. Im zweiten Theil seines Votums überrascht uns der 
würdige Dechant durch die beredte Beweisführung für das gerade 
Gegentheil dessen, was er im ersten mit so viel Aufwand von Gelehr- 
samkeit zu behaupten unternommen hatte. Er führt nemlich den Satz 
aus, nicht die Wissenschaft, sondern ihr Missbrauch hätte die Sitten 
verdorben; es sei nicht mehr am Platze, die Weltweisheit als ein 
Mysterium der Gelehrten, als ein Privilegium einer Kaste zu behandeln. 
Warum, meint er, sollte Gott eine erleuchtete Andacht im Geiste und 
in der Wahrheit nicht lieber sein, als eine blinde ? Erleuchte denn die 
Sonne nicht ebensogut die Spitzen der Berge, wie die versteckten 
Thäler ; das kriechende Gewürm, wie den in den Wolken schwebenden 
Adler u. s. w.? Schliesslich rückt der sich selbst ironisirende Dechant 
mit einem Vorschlage heraus, der stark an das ,parturiunt montes' 
erinnert. Es sollen nemlich in jeder Pfarre, wo sich ein fähiger Schul- 
meister oder Organist befindet, über freie Anmeldung und ohne einen 
Zwang eintreten zu lassen^ ,weilen alle Neuigkeiten den Bauersleuten 
anfänglich suspect vorkommen', eine Anzahl Jungen von neun, zehn. 



• ^wn r' " a* 



169 

fünfzehn Jahren, die Lust und Fähigkeit zum Lernen haben, vom Orts- 
pfarrer aus verschiedenen Dörfern ausgeklaubt und das Jahr hindurch 
an Sonn- und, Feiertagen und sonst, wenn keine dringende Arbeit auf 
dem Feld, im Lesen und Schreiben unterrichtet werden. Auch die 
Kapläne könnten ,gewisse verlorne' Stunden zum Unterricht ihrer 
Knechte verwenden. Wenn auf solche Weise in jeder Pfarre nur sechs 
Buben lesen und schreiben lernten, so wären das in Unterkrain im 
ersten Jahre bereits 360, in zehn Jahren 3600, welche zur Nach- 
eiferung anregen würden, besonders wenn man die Fleissigeren mit 
Prämien beschenken würde, ,dann auch bei dem Bauernstand non 
raro magnum gloria calcar habet'. 

In Wien fand man keinen Geschmack an dem geschraubten und 
clausulirten Vorschlage des Rudolfswerther Dechants, trotz der ihm 
angehängten verlockenden arithmetischen Progression; es wurde mit 
Hofkanzleidecret vom 12. Juni 1773 angeordnet, dass die Normalschule 
in Krain wie in den übrigen Erblanden einzuführen und eine Schul- 
commission einzusetzen, dass ein Schulfond zu gründen und darüber 
Anträge zu erstatten seien. Für den Anfang wollte die Kaiserin einen 
Vorschuss von 1000 bis 1500 Gulden machen. Als seinerzeitigen Vor- 
stand der Laibacher Normalschule bezeichnete die Herrscherin unsem 
Kumerdey wegen der besonderen, bei der Berichterstattung über die 
Schulverbesserung bezeigten Einsicht. Doch sollte er vorläufig noch 
seinen Aufenthalt in Wien zum Besuche der Normalschule als Vor- 
bereitung für seinen Wirkungskreis benützen. Die Schulcommissionen 
in den verschiedenen Erbländern, welchen die Ausführung der Schul- 
verbesserung obliegen sollte, traten noch im Jahre 1775 ins Leben. 
Jene in Laibach war, unter dem Vorsitze des Landraths Franz Sales 
Grafen und Herrn von Gallenberg, aus den Assessoren : Niklas Rudolf 
Freiherrn von Raab zu Rauenheim und Josef Gabriel von Buset, beide 
Landräthe; den Weltpriestern TschokP und Pogatschnig^ und dem 
Normalschuldirector Kumerdey zusammengesetzt. Mit dem Winter- 
curse 1775 auf 1776 trat denn auch die Normalschule in Laibach, 
im Jahre 1776 in Stein und 1778 in Rudolfswerth ^ ins Leben. In 



* Professor der Logik und Metaphysik am Laibacher Lyceum, der ein Werk 
yde principüs identitatis' schrieb. P. Marc. Bibl. S. 56. 

* Wohl identisch mit dem Exjesuiten P. Lorenz Pogatschnig. Bei P. Marc. S. 43. 
8 Mitth. 1860 S. 68; Programm des Eudolfswerther Gymnasiums 1868 S. 21. 

In Freiherrn von Helferts citirtem Werke findet sich die Angabe, in Eudolfswerth 
habe das Franziskaner-Gymnasium der Normalschule weichen müssen; dagegen ist 
jedoch aus der im Programm des Budolfswerther Gymnasiums von 1868 veröffent- 



170 

Laibach wurde leider ein schlechter Aufang gemacht. Mau hatte die 
Normalschule mit allen vier Klassen auf einmal ins Leben gerufen ; 
es mangelte daher an zweckmässiger Zuweisung der Gegenstände ao 
die einzelnen Lehrer und an entsprechender Eintheilung der Schüler 
in die verschiedenen Klassen; die natürliche Folge waren schwache 
Unterrichtserfolge und Erkalten des Berufseifers bei Director und 
Lehrern. Die Landeshauptmannschaft hatte nichts zur Sache gethan; 
sie war vielmehr einer Schulverbesserung entgegen, und die Geist- 
lichkeit, an ihrer Spitze der Bischof, hatte offen ihren Widerwillen 
gegen die neue Einrichtung ausgesprochen und das Volk so in seinen 
eingewurzelten Vorurtheilen bestärkt. Nur , Gesindel und die schlech- 
testen Subjecte' hatten die Schule betreten, welche auf Hebung des 
Volkes abzielte. Nach einer im Sommer 1776 in Wien stattgehabten 
Berathung schickte die Kaiserin den Grafen Emanuel Torres, landes- 
hauptmannschafthchen Rath und Beisitzer der Schulcommission in Görz, 
nach Laibach, um den Grund der Uebelstände zu erheben und Mittel 
zu ihrer Abhilfe zu tretfen. Die wahrheitsgetreuen Berichte dieses 
patriotischen Schulfreundes hatten energische Massregeln zur Folge. 
Der Landeshauptmannschaft wurde über ihre Unthätigkeit die aller- 
höchste Unzufriedenheit zu erkennen gegeben, ihr die Obsorge für 
die genaue Erfüllung der Berufspflichten durch Lehrer und Director 
eingeschärft, deren UeberWachung durch Graf Torres ,unter nicht zu 
versagender Mitwirkung des Landeshauptmannes und der gesammten 
Stelle' in Aussicht gestellt. Endlich wurde der Freising'sche Schloss- 
hauptmann in Lack, Johann Nepomuk Graf von EdUng, gebürtig aus 
Haidenschaft, Mitglied der Akademie der Operosen und der Arkadier 
in Görz, , wegen seines für dieses (das Normalschul-) Geschäft bezeugten 
vorzüglichen Eifers' zum künftigen Referenten in Schulsachen mit dem 
Charakter eines Landrathes unter der Bedingung ernannt, dass er 
sich vorläufig noch in Wien die ihm allenfalls mangelnden Kenntnisse 
im Normalschulwesen aneigne. Edling hatte übrigens bereits im Jahre 
1775 bei Eger in Laibach die , Allgemeine Landesnormalschulordnung 
nach dem k. k. Decret' erscheinen lassen, ein Beweis, dass er sich 
bereits eingehend mit der neuen Einrichtung beschäftigt hatte. Ein 
besonderes Handschreiben erhielt der Fürstbischof von Laibach, worin 
nach einer vorwurfsvollen Hinweisung auf das Verhalten anderer Erb- 



lichton Chronik zu ontnohmon, dass das Gymnasium fortbestand. Die feierliche Er- 
öffnung der Hauptschule fand nach dieser Quelle (S. 21) am 26. Mai 1778 im Gym- 
nasialgebäude in feierlicher Weise statt. Zwei Franziskaner, P. P. Eberhard Butschar 
und Gottfried Schniderschitsch, waren die ersten Lehrer. 



171 

länder, wo die Bischöfe und ihre Geistlichkeit das gemeinnützige 
Werk eifrig förderten, ja manche, wie der Erzbischof von Prag und 
der Bischof von OUmütz, sogar namhafte Beiträge zur Vermehrung 
des Schulfondes spendeten, die kaiserliche Erwartung ausgesprochen 
wurde, der Bischof werde ,das allgemeine Beste der ihm anvertrauten 
Herde nicht hindern', sondern vielmehr durch künftige kräftige Mit- 
wirkung den gerechten Unwillen der Monarchin, der jede Nichtach- 
tung dei* Gesetze ohne Rücksicht der Person treffe, abzuwenden 
trachten. 

Ein wesentliches Hinderniss, welches dem Gedeihen der Normal- 
schule in einem Lande mit slavischer Landbevölkerung entgegenstand, 
wurde durch eine zweckmässige, von Graf Torres für Krain be- 
antragte Massnahme beseitigt. Es war dies die Errichtung eines 
Elementarklasse für Kinder, welche die Kenntniss des Deutschen nicht 
schon in die Schule mitbrachten und daher auf Grund ihrer Mutter- 
sprache für den Eintritt in die deutsche Normalschule vorbereitet 
wurden. Graf Edling entwickelte auch in dieser Richtung eine über 
seine Amtspflicht hinausgehende Thätigkeit zur Popularisirung der Nor- 
malschule. Ln Jahre 1777 liess er den ,Kern des Methodenbuchs^ ins 
Krainische übersetzt und der Kaiserin gewidmet, in Wien bei Kurz- 
böck, erscheinen. Im folgenden Jahre gab er bei Eger in Laibach 
»Forderungen an Schulmeister und Lehrer der Trivialschulen in deut- 
scher und krainerischer Sprache' heraus.* Auch die Uebersetzung des 
kleinen Katechismus fertigte er, nachdem Kumerdey die bezügliche 
Aufforderung der Regierung abgelehnt hatte. Da richtete der Fürst- 
bischof, offenbar durch den Vorgang der Regierung um die hierarchi- 
schen Interessen besorgt, an die Kaiserin die Bitte, den Katechismus 
ins Krainerische übertragen und ihr zueignen zu dürfen, welcher Bitte 
Maria Theresia willfahrte, ,um den Bischof, der ohnehin der neuen 
Methode gar nicht geneigt ist, nicht noch unwilliger zu machen', und 
Graf Edling wurde bewogen, seine Arbeit zurückzuhalten. Da der 
Fürstbischof jedoch nach Ablauf von fünf Monaten mit seiner Arbeit 
noch nicht zu Ende war und einen weiteren Termin von drei Monaten 
forderte, was auf sein Vorgehen ein ganz eigenthümliches Licht wirft, 
so erhielt Edlings Arbeit die Genehmigung; die Kaiserin nahm ihre 
Widmung an und das Werk erschien unter dem Titel: ,Ta mali Ka- 
techismus iz sprashuvanjam etc.* zu Anfang des Jahres 1779 bei Eger.^ 



' P. Marc. Bibl. Garn. S. 17. 
* P. Marc. 1. c. 



172 

Inzwischen sputete sich der Fürstbischof mit der Uebersetzung des 
grossen Katechismus, welche er erst gegen Ende des Jahres 1778 vor- 
legen konnte. Er erhielt auch (6. Februar 1779) die Druckerlaubniss. 
Edling musste zum z weitenmale weichen; die Kosten seiner Arbeit 
wurden ihm jedoch aus dem wiener Schulbücherverschleisse ersetzt. 

Bald zeigten sich die wohlthätigen Wirkungen der dem Lande 
mit solcher Mühe und mit solchem Widerstände der mächtigsten Fac- 
toren gleichsam aufgezwungenen Schule. ,Unsere rohen Bauemkinder^ 
lesen wir in einer Nachricht aus Krain, ,lernen nicht allein Deutsch, 
Religion, Höflichkeit u. s. w., sondern auch ihre eigene MuUerspreMche 
volikommener als vorhin. Geht das so fort, so wird in dreissig Jahren 
die Monarchie ganz umgeschaffen sein. Der Himmel gebe der Sache 
nur immer einen guten Fortgang, wie es unser Fürstbischof (?) und 
alle vernünftigen Patrioten von Herzen wünschen.' Dass die hier er- 
wähnten Wünsche wohl nicht durchgehends ganz aufrichtige waren, 
dass es vielmehr noch genug offene und geheime Widersacher der 
Normalschule in Krain gab, bezeugt eine Klage des Grafen Edling in 
einem Promemoria an die Kaiserin, Laibach 3. März 1779. Nachdem 
er die Förderung der Normalschule im Sitticher Bezirke durch den 
würdigen Abt von Sittich und den Stiftssecretär Ignaz von Fabiani,^ 
einen frommen und gelehrten Priester, gerühmt, sagt er von den 
,8chrecklichen Hindernissen', die ihm bei jedem Schritte im Wege 
seien: ,In diesem Lande gibt es Hindernisse vonseite der Sprache und 
vonseite der Leute. Die ersten war ich so glücklich, durch meine Ueber- 
setzung der Normalschulschriften zu heben, allein die zwote Gattung 
von Hindernissen ist leider so schrecklich, so manchfaltig und so sehr 
von Tücke gepfropft, dass sie für jenen, der nicht in der Lage ist, 
sie so wie ich zu fühlen, ganz unbegreiflich ist.' 

Trotz all' dieser Hindernisse hatte die Schulreform ihren stetigen 
Fortgang. Sie war eben eine wahre Herzensangelegenheit der grossen 
Kaiserin, welche die Behörden zur unausgesetzten Thätigkeit drängte 
und trieb, damit sie ,dies heilsame Werk noch zustande bringe'.^ Für 
Krain hatte Graf Torres ausser Laibach fünf Hauptschulen, in Krain- 
burg. Stein, Lack, Idria und ßadmannsdorf, beantragt. Jene in Stein 
trat, wie wir gesehen haben, 1775 ins Leben; für die übrigen Orte 
ordnete die Hofkanzlei an, dass einstweilen, bis die erforderlichen 
Lehrkräfte vorhanden und Gelder ausfindig gemacht seien, gute Tri- 



1 Siehe P. Marc. Bibl. S. 18. 

2 Kern 1. q. S. 285. 



178 

vialschulen einzurichten seien. Von der Errichtung einer Mädchen- 
schule in Laibach wurde mit Rücksicht auf das bereits vorhandene 
Institut der Ursulinerinnen abgegangen, aber die Regierung bethätigte 
auch in dieser Richtung ihre Fürsorge, indem sie Fräulein KohllöflFel 
nach Laibach schickte, um den Klosterfrauen die neue ünterweisungs- 
art beizubringen. 

Hätte die grosse Kaiserin kein anderes Denkmal ihrer liebe- 
vollen Regentenfürsorge hinterlassen, als die Gründung der öster- 
reichischen Volksschule, so wäre ihr ewiger Nachruhm gesichert, aber 
ihre organisirende Thätigkeit äusserte sich in allen Richtungen des 
Staatswesens. Das Gerichtswesen konnte nicht auf einmal von allen 
seinen mittelalterlichen Härten und Gebrechen befreit werden, aber 
es wurden wenigstens die ärgsten Missbräuche des alten . Strafrechts 
abgeschafft; am 31. Dezember 1768 wurde das neue Strafgesetz, die 
,Constitutio criminalis Theresiana' kund gemacht. Die Folter, die so- 
genannte ,peinliche Frage', war durch das neue Gesetz wesentlich ein- 
geschränkt. Die Gesetzgebung blieb aber dabei nicht stehen, und am 
10. Dezember 1773 ei-floss eine Allerhöchste Resolution, womit sämmt- 
liche Länderstellen und Gerichte beauftragt wurden, ihr Votum über 
nachstehende Fragen abzugeben: 

1. Ob die peinliche Frage (FoUer) nicht ganz aufzuheben? 

2. Bei welchen Verbrechen dieselbe etwa noch beizubehalten? 

3. Was im Falle ihrer Aufhebung an ihre Stelle zu setzen sei? 
Diese Umfrage war die Folge einer von Sonnenfds der Kaiserin 

tiberreichten (im VH. Bande S. 12 der ges. Schriften, Wien 1785, ab- 
gedruckten) Vorstellung. Alle Länderstellen gaben ihr Votum ab. Der 
Referent bei der niederösterreichischen Regierung vertrat die Noth- 
wendigkeit der Folter mit Lebhaftigkeit. Sonnenfels, als Mitglied der 
Regierung, setzte bei der Berathung mit unerschrockenem Freimuth 
dem Referenten die Vertheidigung der Menschenrechte entgegen und 
entschied deren Sieg. Am 1. Januar 1776 wurde die Folter abgeschafft. 
Im Archive des Schlosses Raunach findet sich die Beantwortung obiger 
drei Fragen durch die beiden Räthe der Justizialabtheilung der Landes- 
hauptmannschaft, G. J. Grafen von Hohenwart und Joh. Gabr. von Buset. 
Buset sagte, die Tortur sei, nachdem bei den Römern nur die 
Leibeigenen ihr unterlagen, durch Zuthun und Beihilfe derjenigen, 
welche sich derselben am meisten hätten widersetzen sollen, gleich 
einer Flut so angewachsen, dass sie jetzt als heilig, unantastbar gelte, 
dass auch in Deutschland man es höchstens wagen dürfte, die Frage 
nach ihrer Aufhebung eruditionis gratia zu erörtern.. Scheinbar sei 



174 

nichts leichter zu behaupten, nichts leichter zu entscheiden, als dass 
jenes, was durch mehrere Jahrhunderte die Gesetze der gebildetsten 
Völker (denn Türken, Perser und andere barbarische Völker kannten 
die Tortur nicht) verordnet haben, auch in Zukunft beizubehalten sei. 
Die Gesetze verordnen die Tortur, die Gesetze sind ohne reife Ueber- 
legung und Erwägung der Ursachen nicht gemacht worden, also muss 
die Tortur ohne Bedenken beibehalten werden — ist die unwillkürliche 
Schlussfolgerung derjenigen, welche sich gegen die Stimme der Natur 
und das Geächze der Menschheit die Ohren verstopft haben. Buset 
entwickelt nun folgende Gründe gegen die Tortur: 1. Sie widerstrebt 
dem Naturrecht. 2. Sie ist kein taugliches Mittel zur Erforschung der 
Wahrheit. 3. Sie ist weder sicher noch hinlänglich. 4. Sie ist der Un- 
schuld gefährlich, dem Laster vortheilhaft. 5. Sie kann der Staats- 
verwaltung zu keinem wahren Nutzen oder Vortheil dienen. Für den 
ersten Grund citirt er Heineccius, für den zweiten Cicero pro Com. 
Sulla: Tormenta gubernat dolor etc., dann den h. Augustin, De civitate 
Dei 1. 19, c. 6. 

Wenn schon Verheissungen von Straflosigkeit, schlechte. Behand- 
lung des Inquisiten, Misshandlung und Verspottung desselben sub poena 
nuUitatis dem Richter untersagt sind, wie könne man die Tortur 
rechtfertigen? Weiters folgert Buset, dass die Tortur als Mittel zur 
Erforschung der Wahrheit nicht beizubehalten wäre, wohl aber als 
Strafe des Leugnens, sich hiebei auf Sonnenfels berufend, welcher 
S. 117 a. a. 0. die Folter gegen einen überführten Beklagten zur 
Entdeckung der Mitschuldigen für berechtigt halte. Die Folter sei hier 
eine Verschärfung der Strafe, weil der Ueberführte durch sein hart- 
näckiges Schweigen über die Mitschuldigen das allgemeine Wohl in 
Gefahr bringe (!). — Die dritte Frage, was an die Stelle der FöUer 
zu setzen wäre^ bekennt sich Buset ausserstande zu beantworten: 
,Ich stelle mir vor, dass wenn ein sichereres und verlässlicheres Mittel, 
die Wahrheit zu erheben, übrig oder erforderlich wäre, es bei dem 
bisher üblichen, so unmenschlichen, als die Tortur ist,, durch so viele 
Jahrhunderte nicht würde geblieben sein.' ,Ich halte dafür, dass wenn 
ein Richter alles, was er ohne Gefahr der Gewissensverletzung an an- 
gemessenen Mitteln hat* anwenden können, angewendet hat, er der 
Pflicht seines Amtes genug gethan und sich nicht weiter ängstig zu 
kümmern habe, wann ihm etwa die Wahrheit gleichwohl noch verborgen 
geblieben; er solle denken, dass er in der Eigenschaft emes Richters 
zu richten, d. i. Recht zu sprechen, nicht aber zu metzgen und zu 
peinigen sei berufen -worden; gleichwie also das flechtsprechen sich 



175 

Über nichts als erkannte Wahrheiten erstrecken kann, also soll er auch 
wissen, dass die über die Grenzen der erkannten Wahrheit sich er- 
streckende Gewalt kein ßichteramt mehr, sondern auf das wenigste 
eine sündhafte Geschäftigkeit, wenn nicht Muthwillen und Bosheit sei.' 
Schliesslich räth Buset gute Polizeigesetze, Bestrafung des Müssig- 
gangs^ unmässiger Pracht, hohen Spieles (als Vorbeugungsniittel) an. 
Graf Hohenwart weist nach, dass die Tortur in keinem Gesetze, 
sondern nur in der Gewohnheit wurzle. In Deutschland sei die Tortur 
ursprünglich nicht bekannt gewesen, Karl IV. sei der erste gewesen, 
der nach (1349) aufgehobenem Vehmgericht der Stadt Esslingen das 
Recht gegeben (1391), die Tortur zu gebrauchen. Karl V. hat die 
Tortur der zu Worms (1521) entworfenen, vermöge Reichstagsabschiedes 
(1542) gebilligten Halsgerichtsordnung einverleibt, und wie die Artikel 
XX, XXII und folgende zeigen, eingeschränkt und Behutsamkeit bei 
der Anwendung vorgeschrieben. Ihre jetzt regierende Majestät Maria 
Theresia haben endlich diesem ,Unwesen' die engsten Schranken ge- 
setzt und unter anderem verordnet, dass die Tortur niemals Platz 
haben kann, als wenn auf das Verbrechen die Todesstrafe gesetzt, und 
dass keine andere Peinigungsart als die ,Schnürung', welche etwan die 
leidenlichste sein soll^ und diese niemals abgetheilt, gebraucht werden 
soll. Maria Theresia sei es vorbehalten, die wenigen Ueberbleibsel dieses 
ganz unsicheren, unmenschlichen und unangemessenen Mittels, die 
Wahrheit zu erforschen, mit der Wurzel auszurotten. Die Gründe 
Hohenwarts für Aufhebung der Folter sind identisch mit jenen Busets. 
Er fügt bei, Unschuldige seien häufig der Tortur zum Opfer gefallen, 
die Tortur habe eine Menge Hexen und Hexenmeister hervorgebracht, 
worüber Friedrich Spee in Caut. crim. nachgelesen werden könne. 
Seitdem man auch diese Art Menschen anders zu betrachten oder doch 
menschlicher zu behandeln angefangen, sind Hexen und Hexenmeister 
ein Gespenst irriger Köpfe geworden, welches aber durch die Tortur 
wieder Fleisch und Bein annehmen kann. Dass die Abschaffung die 
Verbrechen nicht vermehre, zeigt das Beispiel Englands, Schwedens, 
Aragoniens. In Bussland sei die Todesstrafe gänzlich aufgehoben^ und 
dies alles ohne üble Folgen. Schliesslich gibt Hohenwart die Anwendung 
der Tortur zu, um die Mitschuldigen zu entdecken, jedoch nur, wenn auf 
das Verbrechen die verschärfte Todesstrafe erkannt ist, in partem 
poenae. Er geht also in diesem Punkte weiter als Sonnenfds.^ 



* Mein Aufsatz: Zwei Stimmen aus Krain über die Aufhebung der Folter, 
Mitth. der Jurist. Gesellsch. II. 1866 S. 226-281. 



176 



3. Labaoensia: Zur Localohronik. Die Juden und der Commeroieii- 

oonBess. Die Hnmanit&tsanstalien. 

Es ist für den Chronisten unserer Landeshauptstadt eine sehr 
bedauerliche Thatsache, dass die Quellen für ihre specielle Geschichte, 
insoferne sie nicht mit den allgemeinen Geschicken des Landes in 
Verbindung steht, so spärlich fliessen. Die Arbeit des Jesuiten P. Joa. 
B. Pogridschnig ^ Professors der Physik am Laibacher Gymnasium: 
fiompendiaria descriptio Metropolis Ldbacensis^ 1766 bei Eger er- 
schienen,^ ist verschollen, wie die weitaus grösste Zahl der älteren 
Laibacher Drucke, und nur die Discalceatenchronik berichtet uns 
von denkwürdigen Localereignissen elementarer Art, welche sich dem 
Gedächtniss der Zeitgenossen tiefer einprägen. Glücklicherweise ist 
ihre Zahl gering und waren ihre Wirkungen nicht so zerstörend, wie 
in früheren Jahrhunderten. Am 31. Juli 1767 gegen Mitternacht brach 
Feuer auf dem alten Markt neben S. Florian aus. Es wurde die Kren- 
und Rosengasse bis zu den Jesuiten, bei 60 Häuser, eingeäschert. Am 
9. September wüthete das Feuer wieder in der Nähe des Jesuiten- 
seminars, 72 Häuser verbrannten. Kaiserin Maria Theresia bewilligte 
den durch zweimalige Brunst verunglückten Bewohnern Laibachs drei- 
jährige Contributionsbefreiung, dann ex camerali 6000 Gulden und aus 
dem ständischen Domesticalfond 2000 Gulden. ^ Erdbeben in Laibach 
verzeichnet die Chronik im Jahre 1750 und am 31. November 1772, 
fünf Uhr abends. 

Bezeichnend für den Comfort der Wohnungen unserer Landes- 
hauptstadt ist die Anordnung der landesfürstlichen Repräsentation 
(1749), dass die Kamine über die Dächer hinauszuführen seien,^ wie 
für den herrschenden Luxus das Patent vom 12. September 1749, 
welches auch nicht das mindeste Gold oder Silber an herrschaftUchen 
Livreen, mit Ausnahme der Hutborden, gestattete. Im Jahre 1751 
musste Graf Lichtenberg die Uebertretung dieses Gesetzes mit 200 
Dukaten büssen.* Mit der durch die erleichterte Communication stei- 
genden Zahl der Durchreisenden hielt das Gasthauswesen Laibachs nicht 
gleichen Schritt. Die Regierung hielt es für ihre Pflicht, auch hier 
im Namen des öffentlichen Wohles einzugreifen ; der Magistrat erhielt 



1 P. Marc. Bibl. Cam. S. 43. 

« Landsch. Arch. Cons. I. Nr. 134, Hofdecr. vom 14. Mai 1768. 

2 Discalceatenchronik. 

* Blätter aus Krain 1865 S. 100. 



177 

den Auftrag, für Gasthäuser Sorge zu tragen. Er kaufte ein dem Rath- . 
hause benachbartes Haus (jetzt Conscr.-Nr. 313), wo das älteste und 
angesehenste Gasthaus Laibacl^s ,Zum wilden Mann' entstand, dessen 
Räume manch hohen Besuch beherbergten. Der Magistrat stellte zehn 
Fremdenzimmer her. Auch die distinguirtesten Reisenden zahlten massige 
Preise, so ein Graf Chotek im Jahre 1749 für acht Zimmer 12 Gulden.^ 
Die erste Hälfte des Jahrhunderts der Aufklärung erwies sich 
den Juden noch sehr feindlich; im Jahre 1749 wurde noch in Gra- 
disca ein Ghetto errichtet, mit Gittern und Balken vor den Gassen- 
fenstern und mit. zwei von Militär besetzten Thoren. Im Jahre 1762 
wurde der Laibacher Handelsstand von der Regierung einvernommen, 
ob nicht den Juden gegen Einstellung des Verkaufs aller fremden 
Waren der ,stuckweise Handel mit den erbländischen Erzeugnissen' 
überhaupt zu gestatten wäre. Der Handelsstand antwortete : dies wäre 
sein Ruin ; dass man nur den Handel mit inländischen Waren erlauben 
wolle, mache keinen Unterschied, denn die ausländischen wären ohne- 
hin schier alle verboten. Er berief sich auf seine Handelsprivilegien 
vom Jahre 1756 und auf die von Kaiser Max 1515 ertheilte und von 
Kaiser Karl VI. bestätigte Befreiung Krains von den Juden. Zum Be- 
weise, dass diese Befreiung noch immer wirksam sei, berief sich der 
Handelsstand auf den Fall, dass unter Karl VI. ein jüdischer Matrazen- 
macher sich auf dem Lande aufgehalten und auf Befehl der inner- 
österreichischen Regierung aufgehoben und durch das Landesgericht 
an seinen Geburtsort abgeschoben worden sei. Zugleich habe sich der 
Vicedom wegen dieser Duldung des Juden rechtfertigen müssen. Der 
sodann von der Regierung einberufene Commerzienconsess — eine Art 
Handelskammer — zog in seiner Aeusserung gegen die Juden als 
Gotteslästerer und Wucherer los, berief sich auf die Geschichte, die 
Juden seien das unnützeste Volk für den Landesfürsten, da sie weder 
für den Kriegsdienst, noch für die Handarbeit, sondern blos zum Han- 
del zu brauchen seien. Ferner sei stets derjenige Staat der glück- 
lichste, wo Einheit der Münze, Masse und Gewichte und des — 
Glaubens herrsche. Ihre Majestät hätten bereits in den angrenzenden 
Ländern die vom katholischen Glauben Abweichenden mit allem Ernst 
anhalten lassen, entweder zur katholischen Kirche zurückzukehren oder 
das Land zu räumen, warum sollte daher hierlands das jüdische Volk 
eingeführt werden?^ 



1 Mitth. 1863 S. 61. 

' Meine Skme: Die Juden in Krain, Feuilleton der Laib. Zeitung 1866, 

12 



178 

Die von der Laibacher Bürgerschaft befürchtete Gefahr wurde 
auch diesmal noch abgewendet. 

Die Zustände des Armenwesens werden am besten durch die 
Thatsache illustrirt, dass man im Jahre 1767 drei- bis viertausend 
Bettler zählte welche am Charfreitag alle Kirchenthore belagerten.^ Im 
Jahre 1771 wurden alle in Laibach bestehenden Versorgungsanstalten 
vereinigt; infolge dessen wurde das Hofspitalsgebäude Nr. 297, am 
Schulplatze, feilgeboten und 1774 von der Tabakgefallenadministration 
laut Erklärung vom 13. Dezember 1774 um 8500 fl. übernommen.* Zum 
Adaptirungsbau des Bürgerspitals spendete 1773 Kaiserin Maria Theresia 
aus ihrer Privatschatulle 2000 fl.* Im Jahre 1780 besass das Armen- 
haus ein Kapitalvermögen von 58,850 fl. und erhielt jährlich einen 
Beitrag von 200 fl. aus der Cameralhauptkasse von der neuen Lotto- 
pachtung. Im ganzen hatte es ein Einkommen von 2804 fl. und er- 
hielt 55 Arme. Das im Jahre 1761 vom ßepräsentations- und Kammer- 
rath Josef Johann von Hofimann gegründete Waisenhaus hatte im 
Jahre 1 780 ein Vermögen von 58,000 fl. und ein jährliches Einkommen 
von 3920 fl. Es beherbergte 38 Kinder.* 

1. Handel, Industrie und bewerbe. Die Strassen. 

Die Landstädte. 

Die materiellen Interessen des Staates wurden von Maria The- 
resia mit Sorgfalt gepflegt ; ihre Tarife und Mauthordnungen sprechen 
den Grundsatz aus, die inländischen Erzeugnisse zu begünstigen, die 
Ausfuhr derselben zu erleichtern, die Einfuhr von Rohstoffen zur He- 
bung der Industrie zu gestatten und den auswärtigen Handel zu heben. 
Zum erstenmale erhielt der Handelsstand eine den heutigen Handeis- 
kämmern analoge Vertretung: es traten die Commerziälconsesse ins 
Leben ; auch in Laibach finden wir eine solche Körperschaft. Zur Er- 
leichterung des Salzankaufes wurden Magazine an verschiedenen Orten 
errichtet und 1752 eigene Impressarien mit dem Salzverkauf betraut.'^ 
Laibach erwuchs zur Fabrikstadt. Zu der vorhandenen ersten Seiden- 
fabrik von de Werth-Tabouret^ kam in den vierziger Jahren eine 



* Baunacher Archiv. 
2 Mitth. 1857 S. 14. 

8 Blätter aus Krain 1862 S. 36. 

* Archiv des historischen Vereins. 
^ Mitth. 1862 S. 72 f. 

« Siehe oben S. 152. 



179 

zweite von ZebuU, welche jedoch nicht recht gedeihen wollte. Die 
Ursache des Verfalles der Seidenfabrication suchte man in der auf 
das Fabrikat gelegten Mauth und in dem Umstände, dass das Roh- 
materiale im Lande nicht erzeugt werden konnte, sondern in Görz 
angekauft werden musste. Die Abgabe von 100 Pfund Seide betrug 
vierzehn Gulden. Maria Theresia that viel zur Begünstigung der Seiden- 
zucht. Es wurden Samen und Maulbeerbäume unentgeltlich verabfolgt. 
Die Unterthanen sollten durch Sachverständige in der Pflege unter- 
wiesen, ihnen Samen und Geräthschaften unentgeltlich beigestellt und 
die erzeugten Galetten um einen angemessenen Preis abgelöst werden. 
In der That hatte diese Fürsorge der Regierung den besten Erfolg. 
Die Grenzgegenden Krains gegen Triest, Görz, Fiume, der grössere 
Theil des österreichischen Istrien, der Wippacher Bezirk ernährten 
sich von der Seidenzucht. Im Jahre 1776 entzog die Regierung der 
Seidenzucht ihre Unterstützung; demungeachtet blühte sie fort, bis 
die Kriegsjahre vom Beginn der französischen Revolution auch diese 
hoffnungsvolle Industrie erstickten.^ 

Auch eine Tuchfabrik findet sich in Laibach unter der Firma 
Ruard'Desselbrunner ; sie beschäftigte im Jahre 1763 neunzig Arbeiter 
(Reiser, Kämpler, Pettinatori und Wollschläger), 18 Stühle, 4 Meister, 
28 Wirker und Gesellen, 409 Spinnerinnen.* Die Kaiserin suchte dem 
Lande auch durch Schaffung neuer Erwerbszweige aufzuhelfen. Im 
Jahre 1763 beabsichtigte sie, die Fabrication von Berchtesgadener 
Holz waren auch in den holzreichen Gegenden Krains und Istriens 
einzubürgern. Es wurde angeordnet, drei oder vier 12 — 16jährige 
Knaben nach Wien zur Erlernung der Holzschnitzerei abzusenden ; es 
wurden auch wirklich zwei Knaben aus der Loitscher Gegend nach 
Wien geschickt, aber es blieb bei diesem Versuche, wir finden, keine 
weitere Spur der Holzschnitzerei in Krain.* Im Jahre 1764 sandte 
Maria Theresia eine eigene Lehrerin aus Wien zur Anleitung in der 
Verfertigung von Blonden-, Seide-, Zwirn- und Gamspitzen nach Lai- 
bach. Sie wohnte im Baron Zois'schen Hause in der Herrengasse und 
erhielt ihre Bezahlung vom Commerzialconsess.* 

Ueber den Stand der Gewerbe gibt uns eine ,Commerzialtabelle 
des Herzogthums Krain' vom Jahre 1763 interessante Daten. ^ Es 



^ Blätter ans Krain 1865 Nr. 14 und 15. 

* Blätter ans Krain S. 36. 
» L. c. 

* Mitth. 1866 S. 35. 

» Blätter aus Krain 1865 S. 30. 

12* 



180 

gab darnach sieben Bierbrauer mit fünf Gesellen, welche 63*/2 Zent- 
ner inländischer Gerste, Hopfen und Malz bezogen; sie verarbeiteten 
davon 317« Zentner zu 115,600 Mass Bier, welche im Lande ab- 
gesetzt wurden. Wir finden ferner sechs Goldschmiede, drei Glocken- 
giesser,* drei Geigenmacher, 570 Leineweber mit 31 Gesellen, welche 
an Material 1139^/4 Zentner Leingarn im Inland, 57 Zentner von 
auswärts bezogen und 1135V2 Zentner zu 96,218 Stück Leinwand ver- 
arbeiteten; sie verkauften im Land 5990 Ellen, nach auswärts 3843 
Ellen. Lodenfabrikanten gab es 98, welche 2278 Zentner Schafwolle 
bezogen und davon 2256 V20 Zentner zu 69,718 Ellen verarbeiteten; 
sie verkauften nach auswärts 32,084 Ellen. Handelsleute gab es 69 
mit 14 ,Gesellen'. 

Zur Erleichterung des Verkehres tibernahm die Regierung die 
Verwaltung der Strassen, mit Ausnahme der nach Unterkrain führen- 
den, welche die Landschaft fortan besorgte. Im Jahre 1749 erliess 
Maria Theresia die Anordnung, dass auf der Hauptroute nach dem 
Süden in Oberlaibach, Adelsberg, Präwald die Wirthe bei Verlust 
ihrer Schankgerechtigkeit sichere und trockene Schoppen für min- 
destens sechs Wagen erbauen mussten. Der Wegedirector in Krain, 
Graf Lamberg, erhielt den Auftrag, die Hindernisse an der Unz weg- 
räumen zu lassen und überhaupt für guten Zustand der Strassen Sorge 
zu tragen.^ Ein Sohn des Landes, Josef Schemerl^ geboren in Laibach 
1752, der im Jahre 1769 in Holland den Wasserbau studirt hatte, 
ward Cameralingenieur und Strasseninspector in Krain, erwarb sich 
Verdienste um die Saveregulirung, baute die Brücke bei Tscherniftsch, 
stellte die verfallenen Strassen wieder her und führte neue aus, be- 
sonders zwischen Oberlaibach und Adelsberg. Später erhielt er einen 
höheren Wirkungskreis, wurde im Jahre 1811 in den Ritterstand erhoben 
und starb als Hofbautiirector 1837.^ Im Jahre 1780 wurde die Instand- 
haltung der Strassen verpachtet um 21,000 Gulden; sie war übrigens 
durch die Mauthen mehr als. gedeckt, welche 25,000 Gulden betrugen.* 

Den Landstädten drohte im Jahre 1757 ein seltsames Schicksal. 
Die Laibacher Landesstelle, die sogenannte k. k. Repräsentation , trug 
in bureaukratischer Missachtung des bürgerlichen Elements und rein 
fiscalischer Auffassung seines Verhältnisses zur Regierung bei Hofe 



* Im Jahre 1749 lieferten Anton und Josef Samassa den Discalceaten eine 
Kirchenglocke von 1979 Pfund. Discalc.-Chronik. 

« Löwenthal, Gesch. von Triest I. 182. 
» Wurzbach, biogr. Lex. XXIX. 195. 

* Arch. des hist. Vereins. 



181 

darauf an, die Stadt Laiidstrass und die anderen ,sch wachen' Städte 
unter Aufhebung ihrer Freiheiten zu verkaufen und ihre Bewohner 
so aus freien Bürgßrn zu unterthänigen Erbholden zu machen. Zufolge 
kaiserlichen Erlasses vom 24. September wurde jedoch der originelle 
Antrag zurückgewiesen, ,weil an Aufrechthaltung Unserer landesfürst- 
lichen Städte Uns und dem gemeinen Wesen viel gelegen ist'. Wenn 
die arme Stadt Landstrass aus ,Unverstand, Ehrfurcht und Unver- 
mögenheit' sich nicht selbst gegen die Uebergriflfe des Stiftes Sittich 
schützen könne, sollte die Repräsentation eine Gommission zur Schlich- 
tung dieser Angelegenheit niedersetzen und der Stadt den Fiscus zur 
Vertretung ihrer Rechte beigeben.^ Uebrigens griff die Regierung 
mitunter in die Gemeindeverwaltung reformirend und beaufsichtigend 
ein: so wurde im Jahre 1775 die Gemeindeverwaltung des Marktes 
Nassenfuss wegen Missbräuchen und schlechter Wirthschaft reformirt.* 
Zur Localchronik der Landstädte erfahren wir, dass Krainburg 
am 20. August 1749, 3 Uhr nachmittags, in Brand gerieth und voll- 
ständig abbrannte; dreissig Personen kamen in den Flammen um.^ 
In Lack wurde 1779 durch den Gegenschreiber J. A. Prenner ein 
,bürgerliches Militärcoi-ps* errichtet.* 

5. Landeskoltur: 

Sie Ackerbatigesellscliafb nnd ihr Wirkon. Der Landwirth Öeme. Ter Bienen- 
ztlchter Jansoha. Korastentsnmpfang. Stand der Bergwerke iim Jahre 1780. 

Die Befreiung des Ackerbauers von den Fesseln der Hörigkeit, 
vom Drucke der Robot und der auf ei-finderische Weise vervielfältigten 
Urbarialgaben war nicht das einzige Mittel in dem Plane Maria The- 
resia's zur Hebung der Landeswohlfahrt. Die neu gegründete Volks- 
schule konnte nur auf die Zukunft berechnet sein. Eine rationelle 
Bodenwirthschaft sollte die Früchte der Aufklärung schon der gegen- 
wärtigen Generation sichern.'* Wie sehr diese ihrer bedurfte, zeigt 
beispielsweise schon der eingewurzelte Glaube an das Wetterschiessen 
zur Abwendung des Hagels, wozu sogar die landschaftliche Kasse einen 



* Vicedomarchiv. 
Mitth. 1853 S. 19, 20. 

* Discalc-Chronik. 

* Mitth. 1852 S. 59. 

^ Die Daten zu folgender Skizze sind, wo nicht eine andere QueUe angegeben, 
dem Aufsätze des Herrn Dr. Bleiweis, Mitth. 1855 S. 19—20, und dessen Festrede 
bei der Jubelfeier der Landwirthschaftsgesellschaft (gedruckt Laibach 1868^ S. 4—5) 
entnommen. 



182 

Beitrag leistete. Die giosse Kaiserin suchte die Abhilfe in der Ver- 
einigung aller Intelligenz und alles Wissens zum Besten des ganzen 
Landes. Im Jahre 1767 forderte sie nach dem Vorschlage des Com- 
merzienrathes Fremant die damals lebenden praktischen Landwirthe 
und Gelehrten auf, sich zur Förderung der Landwirthschaft in Gesell- 
schaften zu vereinigen. Auch Krain folgte alsbald dem Rufe. Schon 
am 26. Oktober 1767 versammelten sich die ersten vom Landeshaupt- 
mann Heinrich Grafen von Auersperg gewählten Mitglieder der Acker^ 
haugesellschaß unter seinem Vorsitze. Sie wählten den ersten landes- 
hauptmannschaftlichen Rath Josef Freiherrn von Brigido zum Präses, 
den Dr. Valentin von Modesti zum Kanzler der Gesellschaft. Keine 
Statuten sollten die Wirksamkeit der Gesellschaft umgrenzen. ,Unge- 
bundene Freiheit in den Operationen, ohne Methode, ohne CeremonielP, 
proclamirte der erste Präsident als die leitenden Grundsätze ihres 
Wirkens. Die Thätigkeit, welche sich nun entfaltete, war eine aus- 
gebreitete und Hoffnung erregende.* Nicht weniger als dreizehn Mit- 
glieder traten als landwirthschaftliche Schriftsteller auf.^ Preisfragen 
wurden ausgeschrieben ; es erschien eine ,Sammlung nützlicher Unter- 
richte' in drei Jahrgängen, ein , Wöchentliches Kundschaftsblatt' (1775); 
es wurde eine öffentliche Schule gegründet (1771), welche aber im 
Jahre 1780 wieder einging. Auch die öffentliche Lehrkanzel für 
Mechanik (1769), an welcher der Jesuit Gabriel Gruber den Gewerbs- 
mann unterrichtete, war eine Schöpfung der Gesellschaft. Ihr Wirken 
wurde insbesondere von dem ausgezeichneten Naturforscher Professor 
Balthasar Hacquet unterstützt, der in seinen noch zu besprechenden 
naturwissenschaftlichen Schriften den Interessen des Ackerbaues die 
grösste Aufmerksamkeit widmete und durch mehrere Werke auch auf 
dem Felde der Veterinärkunde verdienstlich wirkte. Er war ,bestän- 
diger Secretär' der Gesellschaft und betheiligte sich an der von ihr 
(1770 — 1779) herausgegebenen ,Sammlung nützlicher Unterrichte'.* 
Das praktisch thätigste Mitglied der Gesellschaft war der Pfarrer von 
Commenda S. Peter bei Stein, P. P. Glavar^ auf dessen humanistisches 
Wirken und interessante Lebensschicksale wir noch zurückkonmien 
werden. Nachdem er die Herrschaft Landspreis gekauft, hob er die 
Oekonomie auf eine noch nie gesehene Stufe. Er führte die erste 
Dreschmaschine in Krain ein, er legte ein Bienenhaus an mit Raum für 



1 P. Marc. Bibl. Cam. S. 6, 7, 9, 10, 11, 17, 22, 23, 31, 43, 60 zählt die be- 
treffenden Werke auf. 

ä Deschmann, Musealheft 1856 S. 7—8. 






133 

mehr als 200 Bienenstöcke, pflanzte Nadelholzwaldungen, führte manch 
kostspieliges Experiment zum Nutzen der ökonomischen Wissenschaft 
aus und hinterliess ein Werk über Bienenzucht in krainischer Sprache. ^ 

Die von der Ackerbaugesellschaft gegebene Anregung fiel auch 
bei dem Landmann auf fruchtbaren Boden. Wir finden Valentin Gerne 
als einen wegen seiner landwirthschaftlichen Kenntnisse berühmten 
Bauer in Oberschischka (geboren 1723, gestorben 1798) genannt. 
Krünitz hat sein Porträt in seine Encyklopädie aufgenommen.^ In 
einem speciellen Zweige der Land wirthschaft , den Krain zu höherer 
Blüte gebracht hat als andere, sonst weit entwickeltere Länder, war 
es einem einfachen Landmann beschieden, in weiteren Kreisen an- 
regend zu wirken und seinen Namen mit der Geschichte der Wissen- 
schaft zu verknüpfen. Anton Janscha^ geboren in Rodein bei Bad- 
mannsdorf, zog durch seine Leistungen als Bienengückter die Aufmerk- 
samkeit der Behörden auf sich. Er wurde als Lehrer der Bienenzucht 
nach Wien berufen. Hier eröffnete er 1769 eine öffentliche Schule 
für Bienenzucht im Augarten (nachmals in den Belyederegarten über- 
tragen), von wo aus später (1775 4ind 1776) untergeordnete Schulen 
in Wiener -Neustadt, in Mähren und Böhmen errichtet und geleitet 
wurden.® Als vollkommener Autodidakt musste er anfangs wegen 
Unkenntniss der deutschen Sprache seine Vorträge in slovenischer 
halten und sich eines .Dolmetschers bedienen, bis er es dahin brachte, 
auch in deutscher Sprache vortragen zu können, ja sogar seine Vor- 
träge in deutscher Sprache niederzulegen.* Nach seinem Tode gab 
Josef Münzberg, sein Nachfolger im Lehramte, als Janscha's wissen- 
schaftliches Vermächtniss heraus : ,Des Anton Janscha sei. sehr erfahrnen 
Bienenwirths und k. k. Lehrers der Bienenzucht hinterlassene voll- 
ständige Lehre von der Bienenzucht', Wien 1775, 8^ wovon eine 
Uebersetzung für den Landmann in Böhmen, 1789 in Prag, und eine 
neue Ausgabe in Wien 1790 erschien. P. P. Glavar bearbeitete dieses 
Werk in slovenischer Sprache.* 

Die Voitheile, welche die Austrocknung des Laibacher Morastes 
nicht allein für die Landeskultur, sondern auch für den Gesundheits- 
zustand im Gefolge haben müsse, waren dem Scharfblicke der Herr- 



' Mitth. 1848 S. 29 f. 

* Lustth. Archiv. 

8 Helfert, die österreichische Volksschule, Prag 1860, 1. S. 109—110 n. Anm. 1 
zu S. 110. 

* Abhandlung vom Schwärmen der Bienen, Wien 1774, 8<*. 

ß Wurzbach, biogr. Lex. X. 89; Mitth. 1848 S. 41 ; P. Marc. Bibl. Cam. S. 27. 



184 

scherin nicht entgangen. Auf ihren Befehl ward der Gommerzienrath 
Fremant nach Laibach gesandt, um das Erforderliche einzuleiten. Nach 
seinem Plane betrieb !Zom von Mildheim die 1769 angefangene und 1781 
vollendete Austrocknung eines Morastdistrictes von 700,000 Quadrat- 
klafter nahe an der Stadt, am linken .Laibachufer, auf Kosten seines 
Vermögens. Seine allen Hindernissen Trotz bietende Thätigkeit gab 
der grossen Angelegenheit der Morastentsumpfung neuen Schwung. 
Die Fortsetzung der Arbeiten wurde dem P. Gabriel Gruber über- 
tragen, der sie 1762 mit Erbauung einer Kanalschleussenbrücke er- 
öffnete, worauf 1773 die von der Einmündung des Laibachflusses an- 
fangende Aushebung des Kanals hinter dem Schlossberge erfolgte. Der 
Ueberschlag belief sich auf 635,000 Gulden, allein es kostete die Brücke 
allein 50,000 Gulden, und die Gesammtkosten beliefen sich in fünf 
Jahren auf 139,372 Gulden. Das Resultat: eine schöne, aber bald 
schadhafte Schleussenbrücke und ein bis dahin auf die Länge von 
245 Klaftern geführter Kanal, in welchem das Wasser stand, konnte 
die Stände, welche die Kosten trugen, nicht befriedigen und erregte 
auch das Missfallen der Kaiserin und der Kenner. Im Jahre 1777 
wtTrde die Vollendung des Werkes dem Oberstlieutenant Freiherm 
von Struppi aufgetragen, welcher dasselbe am 25. November 1780 be- 
endigte und von den bewilligten Baukosten pr. 72,000 Gulden noch 
ein Namhaftes ersparte.^ 

lieber den Stand der Bergwerke^ als eines wichtigen Zweiges der 
Landeskultur, zu Ende von Maria Theresia's Regierungszeit erhalten 
wir aus gleichzeitiger Quelle^ folgende Daten: 

Privatwerke gab es in Kropp, Eisnern, Feistriz, Steinbüchel, 
Weissenf eis, Feistriz in der Wochein, Althammer mit Eisenerzeugung; 
Jauerburg, Sava (Moistrana), Bleiofen mit Stahlfabrication; Neumarktl 
und in Unterkrain zu Gurk. Sie erzeugten jährlich 18,573 Zentner Roh- 
oder Wolfseisen; davon verarbeiteten sie 10,569 Zentner im Geldwerthe 
von 120,804 Gulden. An Gradel oder Rauhstahl wurden jährlich 
14,390 Zentner erzeugt, anManufacten 11,780 Zentner im Geldwerthe 
von 66,480 Gulden. Das ärarische Werk Idria erzeugte jährlich 
2200 Lagel Quecksilber oder 3300 Zentner im Werthe von 660,000 Gul- 
den, welche nach Abzug der Kosten per 103,207 Gulden einen Reinertrag 
von 556,793 Gulden lieferten. Eine Zinnoberfabrik war in der Errich- 
tung begritfen. Schon mit der Hofverordnung vom 1. Juli 1747 war in 



* Lippich, Topographie von Laibach, Laibach 1834, S. 26—27. 

* Hietor. Verein. 



185 

Idria ein Oberbergamt errichtet uad auch die Arbeitsordnung näher 
bestimmt worden. Im Jahre 1779 hatte die Bergstadt auch die Cri- 
minalgerichtsbarkeit für den eigenen Bezirk erhalten ; wegen der sich 
mehrenden Erzdiebstähle wurde die Todesstrafe über Erzdiebe ver- 
hängt. ^ 

6. Wisse&scliaft und Etinst. Druckereien und Schriftsteller. 

Zeitungen. 

Das Zeitalter Maria Theresia's zeigt auch auf dem Gebiete der 
Wissenschaften und Künste ein mit der Sterilität der verflossenen 
Decennien dieses Jahrhunderts stark contrastirendes reges Leben, das 
Wiedererwachen selbständiger geistiger Thätigkeit, durch den allge- 
meinen Fortschritt des Jahrhunderts und die Fürsorge der Regierung 
angeregt und gefördert. Im Jahre 1748 sendete Kaiser Franz seinen 
Hofmathematicus Josef Anton Nagd nach Krain, um dieses Land in 
naturwissenschaßlieher Richtung zu erforschen. Dieser Gelehrte wen- 
dete sich sofort an den Verfasser der im Jahre 1744 erschienenen 
grossen Karte Krains (Tabula chorograpMca Ducatus Carnioliae, jussu 
sumptuque inclytorum Provinciae statuum geometrice exhibita et aeri incisa 
per Abrah. Kalkschmid), Pfarrer Dismas Floriantschitsch von Grienfeld, ^ 
um von ihm Informationen zu erhalten, und überreichte als Ergeb- 
niss seiner Forschungen noch im nemlichen Jahre dem Kaiser einen 
umfassenden Bericht, 97 Blätter mit 22 Tafeln Tuschzeichnungen, 
welcher gegenwärtig in der kaiserlichen Hofbibliothek aufbewahrt 
wird.' Zwei berühmte Namen repräsentiren die Naturforschung in 
Krain zur Zeit Maria Theresia's. Beide Celebritäten erhielten ihre 
Wirksamkeit durch Van Swieten angewiesen, dessen Einfluss auf das 
höhere Studienwesen in Oesterreich ein so unberechenbar wohlthätiger 
war. Der bereits genannte Hacquet, geboren 1739 zu Le Couquet 
in der Bretagne, stand im siebenjährigen Kriege als Wundarzt bei 
der österreichischen Armee und verdankte seine Anstellung als Pro- 
fessor der Anatomie, Chirurgie und Hebammenkunst am Laibacher 
Lyceum der Gönnerschaft Van Swietens. Auf seinen Reisen erforschte 
er Krain in geognostischer Beziehung und veröflFentlichte die Resultate 
seiner Studien in der bis auf die neueste Zeit einzig dastehenden 
,Oryctographia Carniolica', IV partes, Leipzig 1778—1784.* 

^ mtzinger, Qaeclssilberbergwerk Idria. Bl. a. Krain 1860. 
« P. Marc. Bibl. Cam. S. 20. 

» Bl. a. Krain 1862 S. 48. Wurzb. biogr. Lex. XX. 32. 
* P. Marc. Bibl. Carn. S. 24. 



186 

Hacquet verdient aber auch in der Geschichte unseres Landes 
einen Ehrenplatz als Vorkämpfer des geistigen Fortschritts einer 
nicächtigen Partei gegenüber, welche, wie wir gesehen haben, der 
Normalschule opponirte, weil sie die Unwissenheit zerstreuen sollte, 
und welche sich wohl fühlte in der dichten Finsterniss des Aberglaubens 
und des Fanatismus. Mit Bitterkeit erzählt uns Hacquet in seinen 
Werken von seinen Kämpfen mit Schwarzröcken und Mönchen und* 
mit dem durch sie aufgehetzten Publicum. Als er in Idria als Werks- 
arzt sein aufopferndes Wirken begann, predigte man auf den Kanzeln 
gegen ihn, schrie ihn als Ketzer aus und stiftete das Bergpersonale 
durch Aufrufe an, eine Deputation an die Monarchin zu schicken. 
Aber Hacquet überwand durch die Gunst des grossen Gerhard van 
Swieten seine Feinde und harrte durch sieben Jahre in dieser opfer- 
vollen Stellung aus. Als er bei der Reorganisation der Studien nach 
Aufhebung der Jesuiten die erste anatomische Schaubühne in Laibach 
errichtete, so liess sich das Volk den Glauben nicht nehmen, man 
habe das anatomische Theater nur erbaut, um rothhaarige Medschen 
zu tödten, mit deren Blut der Exjesuit Gruber, dessen verunglückter 
Kanalbau zur Entwässerung des Morastes unglaubliche Summen ver- 
schlang und der allgemein als Alchymist galt, das Quecksilber fixire. 
Dieses Märchen hatte so ernstliche Folgen für den ,Lutheraner', wie 
man den helldenkenden Hacquet nannte, dass er seine Reisen im 
Lande in den folgenden zwei Jahren unter einem anderen Namen 
fortsetzen musste, um nicht misshandelt zu werden. Hacquet entwirft 
die crassesten Schilderungen von dem religiösen Wahnglauben des 
Volkes, dem Unwesen der Wallfahrten und Bittprocessionen und der 
geistlichen Sympathiemittel, und betont wiederholt die hohe Aufgabe, 
welche der Geistlichkeit bei Hebung dieser socialen Schäden zufallen 
sollte, welche sie aber auch nur dann erfüllen könnte, wenn sie ihre 
eigene Bildung vervollständigen würde. 

Johann Anton Scopoli^ geboren 1723 in Fldmsthal (Südtirol), 
erhielt durch van Swieten das Physicat in Idria (1754), wo er unter 
den beschränktesten Verhältnissen durch volle sechzehn Jahre wirkte, 
in der Natur, wie er selbst sagt, nicht ajlein Studium, sondern auch 
Trost für Entbehrungen und Schicksalsschläge suchend. In sechs Jahren 
durchforschte er den Idrianer Bezirk, Wippach, die Gegend um Ober- 
laibach, Laibach, Planina, Zirkniz, Lack, das Save-Ufer und Reifniz 
in botanischer Richtung. Die Frucht dieser Excurse war die ,Flora 
Carniolica', 1760, enthaltend 756 Phanerogamen und 256 Kryptogamen 
mit den slovenischen Namen der bekannteren Pflanzen. Reichhaltiger 



187 

und wesentlich verbessert war die zweite Auflage, 1772, in zwei Bänden, 
mit einer Beigabe von 65 Tafeln zwar roher, aber naturgetreuer Ab- 
bildungen. Dieses Werk, das 124 neue, von Linne nicht gekannte 
Species beschrieb, erregte Aufsehen unter den Botanikern und gilt 
noch als classisches Werk der Linne'schen Periode. Im Jahre 1761 
schrieb Scopoli über das Idrianer Quecksilber und über die Krank- 
heiten der Bergleute; 1763 gab er die ,Entomologia Carniolica' heraus, 
worin er 1153 Species beschrieb. Später erschienen als Anhang zu 
diesem WerkB 43 Kupfertafeln mit Abbildungen. Linne schrieb darüber 
an Scopoli: ,Obstupesco ad infinitum laborem in colligendo, describendo 
et disponendo, quem nullus alius intelligere usquam potest nisi qui 
ipse manum labori admovit.' In den Jahren 1768 — 1772 veröffent- 
lichte er unter dem Titel: ,Annus historico- naturalis' Abhandlungen 
naturhistorischen, chemischen und ökonomischen Inhalts. Sie enthalten 
wohlgemeinte Bemerkungen und Rathschläge über den Ackerbau in 
Krain und eine Beschreibung des ,Proteus anguineus'. Aus Krain wurde 
Scopoli (1766) nach Schemnitz und spätei* (1776) nach Pavia berufen, 
wo er 1788 im 65. Lebensjahre starb. ^ 

Auf dem Gebiete der Erdbeschreibung zeichnete sich ausser dem 
bereits genannten FloriafUschitsch der Hofkammerrath Steinberg aus. 
Am 26. Oktober 1684 in Laibach geboren, studirte er hier, dann in 
Wien, reiste dann nach Deutschland und ItaUen. Er war Geometer, 
Mechaniker, Zeichner, Oelmaler; Maschinen, die er selbst gefertigt, 
sollen sich in Idria befinden. Er stach im Jahre 1716 eine sehr selten 
gewordene geographische Karte von Krain und schrieb 1758 eine 
Beschreibung des Zirknizer Sees. Sie zeichnet sich durch gründliche 
Beobachtung, unverdrossenen Sammelfleiss, genaue Topographie der 
Gegend, sowie durch werthvoUe Notizen über die dortige Jagd und 
den Fischfang aus. Steinberg starb am 7. Februar 1765.^ 

Entsprechend dem gesteigerten Interesse an der Naturwissen- 
schaft, finden wir auch das Fach der Heilkunde gesuchter als je; schon 
der Umstand weist darauf hin, dass sich unter den Schriftstellern 
dieser Epoche dreizehn ärztliche finden: Karl Ältmann^ Physiker 
in Krems r Andreas BrcUasevic; Valentin BruscUi; Anton Casteliea 
(Prüfang und Gebrauch des warmen Bades zu TOpliz in Unterkrain, 
Wien bei Kurzböck 1777, und Badeordnung zu Töpliz, Laibach 1776); 



^ Desehmann Musealhefk 1856 S. 3—7. Die Aufzählnng der Werke Scopoli's 
bei P. Marc. Bibl. S. 50. 

> Desehmann 1. c; Mitth. 1862 S. 41. 



188 

Thomas Christan (Beiträge zur Geschichte und Behandlung naturlicher 
Pocken, Wien, Ghelen, 1781; Kurze Geschichte und pathologische Schil- 
derung der neuen Epidemie etc., Wien, von Ghelen, 1782); Johann Anton 
Haymann, Protomedicus in Laibach (Dissertatio de aere, Wien 1758); 
Anton JdUmscheg^ Physicus in Unterkrain ; Franz Xav» Jugovitz ; Josef 
Knee^ Physicus in Rudolfswerth und später in Idria und Laibach; 
Lorenz Lackner; Johann Mislej^ Feldarzt; Josef Miskj, Arzt im 
Wiener allgemeinen Krankenhause (Enrzgefasste Methode, alle Arten 
von Scheinbartodten wieder zu beleben etc., Wien 1790); Lukas Mislej; 
Josef Yerhovitz; Anton Werdnik^ Physicus in Laibach. ^ Den grössten 
Ruf erlangte Johann Bapt. Michael Sagar, zu Pölland am 2. No- 
vember 1702 geboren, gestorben 1778. Ueber seine Jugendzeit fehlen 
uns nähere Nachrichten. Unbekannte Verhältnisse hielten ihn bis in 
sein spätere^ Mannesalter von der Vollendung der medizinischen Stu- 
dien ab. Er hörte in Wien die Vorlesungen der berühmtesten Lehrer : 
De Haen, Crantz u. a., erlangte aber erst im fünfzigsten Jahre die 
medizinische Doctorswürde. Bald darauf wurde er Physicus des Iglauer 
Kreises in Mähren. Er zeichnete sich hier besonders durch Beob- 
achtung der grossen Volkskrankheiten und Thierseuchen, Hungerfieber, 
Blattern u. s. w. aus, welche er wissenschaftlich verwerthete. Die 
Wissenschaft von den Krankheitsformen (Nosologie) verdankt ihm das 
,Systema raorborum symptomaticum' (1771, wieder aufgelegt 1776), 
welches als der beste nosologische Versuch des 18. Jahrhunderts gilt. 
Sagar wurde zum Mitgliede der Leopoldinischen Akademie der Natur- 
forscher ernannt und von Maria Theresia 1776 in den Adelsstand 
erhoben. Er starb im Jahre 1778.^ 

Von Juristen finden wir : Johann Bapt. Demhscher^ Hofrath und 
Referent beim Hofkriegsrath (Genuina Jurisprudentiae ßomanae fun- 
damenta. Wien 1745); Alois Kappus von Pichelstein, Landstand, Doctor 
der Rechte und landschaftlicher Secretär; jQsef Freiherr von Mordax 
(Abhandlung über die kaiserlichen Majestätsrechte 1772); Dr. Kidbus \ 
Dr. Anton Bemiz^ Hofadvocat in Wien und bischöflich Passau'scher 
Consistorialrath (Dissertatio juridica de justitia Placeti Regii. Wien 1774.^) 

Das weitaus grösste Contingent stellen die Theologen (17 ohne 
die Jesuiten^ welche abgesondert behandelt werden sollen), deren 
Werke in das Gebiet der Erbauungsliteratur gehören. Der Geistlich- 



1 P. Marc. Bibl. Carn. SS. G, 11, 12, 13, 25, 28, 29, 30, 31, 36, 59 und 60. 

* Wurzbach biogr. Lex. XXVIII. 69; Carnioüa, I. 343; P. Marc. Bibl. Carn. 47. 

3 P. Marc. 1. c. S. 16, 29, 30, 45 und Hoif III. 144. 



189 

keit gebiihrt in dieser Epoche das Verdienst, die Entwicklung der 
slovenischen Landessprache gefördert zu haben. P. Marcus PocMin, 
geboren in Laibach am lä. April 1735, studirte die Humaniora am 
Laibacher Jesuitengymnasium, trat 1755 in den Discalceatenorden, 
war bis 1775 Prediger in Laibach, von da an Magister der studirenden 
Kleriker in Wien, 1781 Subprior des Convents in Laibach, 1784 Provin- 
zialsecretär und 1791 Subprior in Wien, endlich seit 1784 Novizen- 
meister im Kloster von Mariabrunn bei Wien, wo er am 5. Februar 
1801 verschied. Er war Mitglied der Akademie der Operosen. Durch 
zahlreiche Schriften (darunter eine krainische Grammatik, Laibach 1768) 
regte er eine grössere Thätigkeit auf dem Gebiete des Sprachstudiums 
an, wenngleich seine Reformversuche mit vielfachen Missgriflfen ver- 
bunden waren. ,Er glaubte es wagen zu können, sagt der grosse 
Slavist Kopitar, den Bohoritsch und seinen Epitomator (P. Hippolytus) 
gänzlich zu ignoriren und sich für den ersten krainischen Gramma- 
tiker auszugeben. Wohl sieht sein Werk wie ein erster roher Versuch 
aus, ohne Spur einer Bekanntschaft mit den benachbarten Dialekten, 
ohne Spur von philosophisch -grammatischem Geist!' Demungeachtet 
erlebte dieses Machwerk zwei Auflagen ! Ueber die berechtigten Wider- 
sprüche Sprachkundiger wusste sich P. Marcus mit dem Spruche zu 
trösten, der sein Selbstgefühl bekundet: ,Pro meritis male tractarunt 
Agaraemnona Graji'. Dauerndes Verdienst hat er sich aber durch 
seine Bibliotheca Carnioliae, ein bibliographisches Lexikon aller kraini- 
schen Schriftsteller, erworben, welche der historische Verein für Krain- 
1862 als Beilage seiner ,Mittheilungen' nach der in der Laibacher 
Studienbibliothek vorhandenen Handschrift in Druck erscheinen liess.^ 
Es regte sich auch schon der Sinn für vaterländische Dichtkunst : der 
Discalceat P. Joann. Damascenus wird als warmer Liebhaber der kraini- 
schen Muse genannt, und im Jahre 1780 erschien eine krainische 
Gedichtsammlung ,Pisanize'.^ 

Die einzigen Vertreter der exacten Wissenschaften sind die 
Jesuiten^ von denen später die Rede sein wird. 

Dem Aufschwünge der Literatur entsprechend, finden wir in der 
gegenwärtigen Epoche bereits fünf Buchdrucker und Buchhändler: 
Adam Friedrich Reichhardt (1734—1747); Elisabeth Reichhardt, 
Witwe (1757); Georg Heptner (1760), landschaftlicher Buchdrucker; 



* Safafik, Gesch. der südslav. Literatur I. S. 23. Die Selbstbiographie in der 
Bibl. Carn. S. 34—35, mit genauer Aufzählung der Drucke und Manuscripte. 
« Safafik 1. c. S. 26—27. 



Eger (seit 1765);* Michael Bromberger (1775).* Das ZeUungswesen 
wird ausgebildet. Die landwirthschaftliche Zeitschrift der Ackerbau- 
gesellschaft fand bereits Erwähnung. Das erste grössere regelmässig 
erscheinende politische Blatt gründete 1778 Ignaz Alois Edler von 
Kleinmayr, der kurz vorher von Klagenfurt nach Laibach gekommen 
war. Es war dies die ,Laibacher Zeitung', welche seither ununter- 
brochen im Besitze der Familie blieb und eine fortlaufende Jahres- 
chronik bildet. Wohl lag damals die Journalistik noch in ihrer Wiege, 
die Communicationen' waren schwerfälliger und die Correspondenzen 
noch unzuverlässiger als heutzutage. Ein Zeitungsschreiber war nicht 
auf Rosen gebettet, so lange man mit ihm verfahren konnte, wie in 
nachstehender origineller Gurrende, datirt Laibach am 23. Oktober 1751 : 
yihro k. k. Majestät haben missfällig vernommen, dass viele geschrie- 
bene sogenannte Zeitungen in allerhöchst Dero Erblanden verfasset, ohne 
allen Scheu iiller Orten abgegeben und sogar ausser Land verschicket, in 
welchen Zeitungsnachrichten jedoch meistentheils ungegründet, falsch und 
allem Ansehn nach vorsätzlich erdichtet sein, worauf jedermann selbst ver- 
nünftig begreifen wird, dass diesen Unwahrheiten nicht der mindeste Glauben 
beigemessen werden könne. Zur Einschränk- und Abstellung dieses so bos- 
haft als sträflichen Beginnens und damit durch solche Unwahrheiten kein 
übler Eindruck, Verdacht und Missvergnügen in und ausser Land fürohin 
verursacht werden möge, haben allerhöchst Ihre k. k. Majestät auch respectu 
diesseitiger Erbländer als des Herzogthums Krain, Grafschaften Görz und 
Gradisca, dann Fiume, der landesfürstlichen Obrigkeit allhier allergnädigst 
aufzutragen geruhet, mit gegenwärtiger öffentlicher Kundmachung alle der- 
. gleichen Zeitungsschreiber ernstlich zu ermahnen und zu warnen , dass sie 
von Anführung aller unwahrhaften und nur im mindesten bedenklichen Nach- 
richten sich also gewiss enthalten sollen, wie im widrigen der hieran schuldig 
befundene und überzeugte mit schärfster Bestrafung angesehen, auch beschaf- 
fenen Umständen nach mit der Fastigation und Delegation ftlrgegangen werden 
würde. Zur Erfahrung solcher boshaften Uebertreter dieses allerhöchsten 
Gebots wird auch denen Denuncianten oder Angebern nebst Verschweigung 
ihres Namens eine Erkenntlichkeit von 100 Dukaten in Gold hiemit aner- 
boten. Es werden demnach alle dergleichen Zeitungsschreiber sich hierinfalls 
vor der ganz unfehlbar zu befahren habenden Schärfe und Strafe zu hüten 
wissen.* 



* Gymnasial-Programm 1860 S. 11. 
« P. Marc. Bibl. Cam. 



191 

In den bildenden Künsten hat Krain im Zeitalter Maria Theresia's 
einige nicht unbertihmte Namen aufzuweisen. Andreas Herlein, dessen 
Geburtsjahr unbekannt und der im Jahre 1817 als Zeichenlehrer in 
Laibach starb, war ein guter Maler im Porträtfache, wie die von ihm 
herrührenden Brustbilder hervorragender Krainer im Lesesaale der 
Laibacher Studienbibliothek zeigen. Auch die Schiesstätte bewahrt 
von ihm Schützenporträts. Für mehrere Kirchen hat er Altarbilder 
und Fresken gemalt.^ Ein berühmter Medailleur war Franz Andreas 
Schega^ geboren in Rudolfswerth am 16. Dezember 1711, gestorben 
in München am 6. Dezember 1787. Sohn eines berühmten Büchsen- 
machers und Waffenschmiedes, ging er in seinem 17. Lebensjahre auf 
Reisen, hielt sich zwei Jahre zu Stein in Oesterreich auf und kam 
1730 nach München, wo er zuerst bei Paul Lienhard, dann bei Johann 
Georg Dapenberd in Dienst trat, dort vier Jahre blieb und sicli haupt- 
sächlich mit gravirter und geschnittener Büchsenarbeit beschäftigte. 
Er widmete sich dann der Stempelschneidekunst, indem er sich zu 
diesem Ende, ohne einen Lehrer zu haben, sowohl im Zeichnen als 
im Bossiren nach der Natur übte. Im Bewusstseiu der gemachten Fort- 
schritte fasste er den Entschluss, das Porträt des damals regierenden 
Kurfürsten Karl Albert in Wachs zu bossiren und es ihm durch den 
geheimen Kabinetssecretär Johann Ascanius von Tritra, einen grossen 
Kenner und Liebhaber der Kunst, mit der Bitte zu überreichen, als 
Stempelschneider angestellt zu werden. Er wurde denn auch am 
12. Dezember 1738 als Stempelschneider im Münchener Münzamte 
angestellt, wo man bishin keinen hatte. Er wurde zweimal (1758 und 
1766) nach Wien berufen, um- die Kaiserin Maria Theresia in Wachs 
zu bossiren. Der Kurfürst Karl Albert (Karl VII.) verlieh unserem 
Schega über Verwendung des Grafen Sigmund von Häimhausen die 
Stelle eines bairischen Hofmedailleurs. Schega's Ruf war so gross, 
dass auswärtige Höfe nicht nur seine Arbeiten verlangten, sondern 
ihm auch Anträge machten, in ihre Dienste zu treten, aber er zog 
es vor, in Baiern sein Leben zu beschliessen. Der jüngere Bruder 
Schega's, Barthelmä, lebte im Jahre 1806 noch in Wien. Er hatte 
in München den Unterricht seines Bruders empfangen und wurde unter 
die ersten Siegelschneider Europa's gezählt.^ Schega's Neffe und 
Schüler Bernhard Rribernik (Berger) stand als trefflicher Medailleur 



1 Wiirzbach, biogr. Lex. YIII, 370; Bl. a. Krain 1864 S. 100. 

« Wurzbach, biogr. Lex. XXIX. 157- 159 ; Feuilleton der Laib. Zeitung 154 
de 1868: »Ein berühmter krainischer Medailleur^; Laib. Ztg. 1806 Nr. LI— LH. 



192 

in Diensten des Königs von Neapel.^ Als Bildbauer werden in LailN^ 
Jakob Oaber (1745) und Antjon Sehtvärgd (1750) genannt, welche für 
die Laibacber Kircben arbeiteten.* 

Die darstellende Kunst batte in der zweiten Hälfte des 18^ Jabr- 
bunderts ibre Reformperiode, welcbe mit der Verbannung der Hans- 
wurstspässe von der deutseben Bübne und dem Durebgreifen des 
Scbauspiels endeCe. Den Beginn dieser Beform bezeichnet die Errich- 
tung stehender Bühnen an der Stelle des wandernden Thespiskarrens. 
In Laibach beschlossen die Landstände bei dem, Ende Juni 1765 ab- 
gehaltenen Landtage wegen der erwarteten Ankunft des damaUgen 
römischen Königs, spätem Kaisers Josef n. , die Erbauung eines 
stehenden Theaters oder eigentlich die Umgestaltung der ständischen 
Reitschule in einen Tempel Tbaliens. Der Bau mit Beibehaltung der 
Hauptmauern begann sogleich und wurde im Dezember vollendet. 
Der landschaftliche Baumeister Lorenz Prager entwarf den Bauriss 
und führte ihn aus; der ganze innere Bau, Logen, Gänge, Stiegen, 
sowie das ganze Bühnenwesen bestand blos aus Holz. Die äussere 
Länge betrug 20 Klafter, die Breite 9 Klafter 4 Schuh. Die Bühne 
war 8 Klafter 9 Zoll breit, 5 Klafter tief; der Zuschauerraum zählte, 
nebst einer Hof löge ^ 50 zumeist sehr enge Logen zu ebener Erde 
und in zwei Stockwerk^, welcbe Räume höchstens 850 Menschen zu 
fassen vermochten, was jedoch für eine Bevölkerung von 7 — 8000 Ein- 
wohnern wohl genügen mochte. Die Baukosten betrugen 11,378 Gulden. 
Ueber die ersten Jahrzehnte dieses Musentempels fliessen die Nach- 
richten spärlich. Im Fasching des Jahres 1769 gab die Truppe des 
Josef BustoUi ein komisches Singspiel: ,Die verfolgte Unbekannte.' 
Die Genügsamkeit des Publicums kennzeichnet das Theaterinventar 
von 1775, dessen ganzer Reichtbum in acht Decorationen und einigen 
Versetzstücken bestand. Im Jahre 1780 beherrschte Emanuel Schika- 
neder, der berühmte Librettist der Mozart'schen ,Zauberflöte', unsere 
Bühne. Er führte hier auf und liess drucken : Leisewitz' , Julius von 
Tarent' und den ,Barbier von Sevilien'. Auch Schikaneders Neflfe Karl 
wirkte als Schauspieler und Director in Idria.* Die Thätigkeit der 
deutschen Bühne wirkte anregend auf dem Gebiete der musikalischen 
Composition; Jakob Suppan^ Schullehrer und Organist in Stein, dichtete 



1 VTurzb. IX. 359. 

* Discalc.-Chronik. 

* Meine Skizze: Hundert Jahre der Laibacher Bühne (1765—1866) in den 
Bl. a. Krain 1865 S. ß6 f.; P. Marc. Bibl. Cam. S. 48. 



193 

im Jahre 1789 die Oper ,Bßlin' und schrieb auch andere Compositionen.^ 
Philipp Jakob Bepesch setzte slovenische Volkslieder in Musik. ^ Selbst 
eine Spur von der -fast erloschenen Thätigkeit der philharmonischen 
Gesdlschaft finden wir in einer vierstimmigen Cantate: ,il giubilo deir 
incoronazione delF Augustissima Begina d' Ongeria. incoronata Regina 
di Boemia^ welche im bischöflichen Palaste zur Feier der Installation 
des Bischofs Ernst Amadeus Grafen von Attems (1742) aufgeführt 
wurde und (1743) im Drucke erschien.* 



7. Die aeistUohkeit. 

(SäoularfestderDlscalceaten. Wie ein Ordensgeneralfetirt wird. Die Brudersohaften. 
Einstellung der Oharfireitagsprooession. Aufhebung des Jesuitenordens und Beform 
des Gymnasiums. DenlnKrürdige Mitglieder dieses Ordens. Der Humanist F. F. G^lavar.) 

Die Regierung der Kaiserin Maria Theresia war dem Kloster- 
wesen nicht günstig; im Einklänge mit den neuen gesunden volkswirth- 
schaftlichen Grundsätzen beschränkte sie den Erwerb der todten Hand 
und die Erbschleicherei, und strebte siQ, den engen Verband mit geist« 
liehen Oberen im Auslande zu trennen. Die milden Stiftungen wurden 
scharf controlirt und die Einziehung des Kirchenvermögens vorbereitet. 
Als die Discalceaten ihr Säcularfest begingen (30. April 1746), hatte 
die ßeformperiode allerdings noch nicht begonnen. Es waren die letzten 
glücklichen Tage des angesehensten unter den Laibacher Bettelorden. 
Freilich fiel schon in die Säcularfreude ein bitterer Tropfen uncolle- 
gialen Brodneides. Die arglosen Discalceaten hatten nemlich, alten 
Groll vergessend, einen Festprediger von den ,feindlichen Brüdern', 
den beschuhten Augustinern, erbeten. 

In der krainischen Predigt am 1. Mai hat nun, nach dem Aus- 
drucke der Klosterchronik, ,der wohlunwürdige P. Petrus Petermann, 
Ord. Eremit. S. Patr. Augustini, krainischer Feiertagsprediger ad B. V. 
Annunciatam, als unglückseliger Panegyrist die von ihm verhoffte Lob- 
red in einen satyrischen Model gegossen, daher leicht zu erachten, 
dass ein nicht andere als unserem heil. Orden höchst nachtheilige 
Ehrenverletzung an's Licht treten konnte'. Der Prediger sagte nemlich : 
1. seien die Discalceaten nicht befugt, ein Säcularfest zu feiern, weil 



^ P. Marc. S. 53 : ^Egregius compositor et Musicus , composuit molodias ot 
modos musicos/ 

« P. Marc. S. 45. 

' P. Marc. S. 54 unter dorn Titel: Theresiade, Laibach, in Fol. 

13 



194 

sie erst 1648 angekommen; 2. habe der heil. Augustin viele Orden, 
aber keine Discalceaten gestiftet, weil er selbst allzeit Schuhe ge- 
tragen ; 3. folglich seien die Discalceaten k6ine rechtmässigen, sondern 
Nebenkinder des heil. Augustin, weil sie ihr Statut nicht vom heiligen 
Vater (Augustin) unmittelbar, sondern nur von einem seiner Söhne 
erhalten haben. Dagegen beriefen sich die Patres auf ihr Klosterleben 
in Grubenbrunn seit 1643. Wenn aber Augustin nie ohne Schuhe 
gegangen, woher hätten dann die Augustiner Ordensritter ihren Degen, 
Harnisch, Stiefel und Sporen? ,Und sei es, dass P. Petermann die 
Schuhe von einem "kränklichen Augustinus ererbt, woher hat er dann 
seine scUampete Elephanten-Aermd?'' In dem Originalcontrefait des 
heil. Augustin im Vatican finden sich keine dergleichen. Vors Dritte, 
wann P. Petermann seine Ordensregel immediate von Augustino erhal- 
ten, so muss er ein so altes als nachlässiges Kind eines so heiligen Vaters 
sein, wenn er in so viel hundert Jahren auch sogar die ersten zwei 
Zeilen derselben : ,Ante omnia, fratres carissimi, diligatur Dens, deinde 
proximus^ quia ista praecepta sunt principaliter nobis data^ nicht besser 
hat lesen und verstehen gelernt, etc. Infolge dieser perfiden und in 
ihren Folgen vielleicht unberechenbaren Improvisation verfügte sich 
der P. Prior der Discalceaten zum Klostervorstand der Augustiner 
Eremiten, der anfangs ,gut Petermannisch' war, endlich aber doch 
gelindere Saiten aufzog, jedoch die Sache auf die Ankunft des neuen 
Priors verschieben wollte. Schliesslich wurde jedoch Petermann ver- 
urtheilt, den Discalceaten jene Satisfaction zu leisten, welche sie 
verlangen Würden. Er leistete dem P. Prior der Discalceaten im Kloster 
Abbitte, womit endlich diese ,besänftigt und die von P. Petermann 
an's Licht gebrachte Missgeburt möglichst vergraben wurde.' 

Bei der kirchlichen Feier am 1. Mai fuhr der Bischof Graf Ernst 
Araad. Attems mit sechs Pferden vor. Im Klostergarten waren 22 PöUer 
aufgestellt, welche dreimal abgefeuert wurden. Die Landschaft hatte 
dazu 72 Pfund Pulver gespendet. 

Ueber die Feier erschien bei Adam Friedr. ßeichhardt, Laibacher 
Buchdrucker, 1746 eine Schrift: Hochfeierliche Begängnuss^ etc., welche' 
der Klosterchronik beigeheftet ist. Nicht uninteressant ist die Beschrei- 
bung des vor der Kirche behufs der Feier errichteten 59 Schuh hohen, 
45 Schuh breiten Portals, unten mit sechs Lesenen, in der Mitte mit 
einer Gallerie, oben mit einer ,freien Archt' nebst Colonnen und Car- 
tellen, welche eine Kuppel schliesst. Am Gipfel des Gebäudes auf der 
Weltkugel ein Genius mit zwei Trompeten; in der mittleren Oeffnung 
oben Gott Vater auf dem Thron mit seinen Attributen, ferner S. Augu- 



195 

stin abgeschildert, wie er auf einem mit Adlern bespannten Triumph- 
wagen in das neu erbaute Kloster fährt und ,den Seinigen auf Gott 
Vater den Fingerzeig gibt' ; seitwärts der heil. Josef als Schutzpatron, 
der den heil. Augustin apostrophirt. Die Gallerie mit den Symbolen 
der Ordensgelübde, auch ein ßternseher\ der aus den Planeten alles 
Günstige vorhersagt. Unter dem Gesimse das k. k. Wappen; eine 
Inschrift unter demselben besagte, dass die ^barfüssige Brut des scharf- 
sinnigsten Kirchenadlers Augustini von dem allerdurchlauchtigsten Erz- 
hause, besonders von der Kaiserin Maria Theresia, Speise und Trank 
abzuholen habe.' In der mittleren OeflFnung des untern Theils ober der 
Kirchenpforte war der egyptische Josef abgebildet, der seinem Vater 
und seinen Brüdern den besten Ort in Egypten zur Wohnung aus- 
zeichnet, was eine Anspielung auf die angenehme Gegend und gesunde 
Luft der Stadt Laibach sein sollte. In der Höhe der OeflFnung steckte ein 
Todtengerippe, aus der Erde kam eine feurige Hand, welche von einer 
lebenden, mit einem Rosenkranz behängten Hand ergriflfen und heraus- 
gezogen wurde, eine Anspielung auf die Erlösung vieler armen Seelen 
durch das Gebet der Lebenden in der TodtenkapeUe der Discalceaten. 
Unten an den Lesenen sechs Tugenden mit den Wappen der vorzüg- 
lichsten Gutthäter : Bischof Attems (Religion) ; Eggenberg und Sternberg 
(Freigebigkeit); Landschaft in Krain (Wahlthätigkeit); Stadt Laibach 
(Liebe des Nächsten); Auersperg (gratia, Gunst); Codelli (HoflFnung)* — 
weil dieses Geschlecht bereits zu Ehren des heil. Josef einen Altar 
erbaut und noch mehr hoflfen lässt, — alles mit versificirten deutschen 
Inschriften und lateinischen Sprüchen und Chronogrammen. In der 
Kirche ähnliche Decorationen, darunter die Stadt Laibach, beschützt 
von dem heiligen Josef, der in der einen Hand das Scepter vom Jesus- 
kind empfängt, in der andern den Erzherzog Josef hält. Inschrift: Pro- 
tegam urbem istam' 4. Reg. c. 20 v. 6. In deutscher Inschrift wird 
Krain und Laibach beglückwünscht, dass der Himmel ihnen zwei 
Josefe geschickt: einen, der sie beschützt, den andern, der über sie 
herrschen soll: 



* Die ursprünglich görzische Familie Codelli wurde 1666 von Kaiser Leo- 
pold I. in den Adelstand mit dem Prädicate ,Fahnenfeld' erhoben. Augustin Frei- 
herr von Codelli, geboren in Görz 1683, gründete das Bisthum Görz und stiftete 
einen Domherrenplatz in Laibach. Er wurde 1749 von Maria Theresia in den 
FreUierrenstand erhoben und starb am 20. Juli desselben Jahres in Laibach. Er 
liegt in der erzbischöflichen Kapelle in Görz begraben. Czörnig^ Görz L S. 781, 
Anm. 4. 

13* 



196 

Es hat dies hundert Jahr wohl doppelt dir geglückel 

werthes Crainer Land! o Edle Layhach Stadt! 

Indem des Himmels Hnld zwei Josef dir geschicket 

(Einen, der dich beschützt, Ein der dich herrsche) hat. 

Der grosso Josef ist 

Dein Maar nnd Sicherheit, 

Der kleine wird zur Frist * 

Dir helfen in dem Streit. 

Weil dann zwei Josef hast, kannst sicher unter Plitzen 

Und vielen Donnerknall in Buh and Freaden sitzen ! 

Die Kirche war durch einen Kronleuchter mit hundert Oellampen 
und zwölf Wachskerzen erleuchtet; am Hochaltar brannten sechzig 
Wachskerzen. 

Wie in dieser Blütezeit des Ordens ein General desselben in 
Laibach empfangen wird, berichtet uns gar anschaulich die Kloster- 
chronik. Am 19. Januar 1754 kommt der Ordensgeneral der Discal- 
ceaten in Laibach an. Der Orden ersucht den Landeshauptmann um 
seinen sechsspännigen Zug, den hohen Besuch damit einzuholen und 
in Laibach einzuführen. Es folgt nun die Becomplimentirüng durch 
die Mendicantenorden. Der General macht bei hohem und niederem 
Adel seine Etiquettebesuche. General Baron de Fin, Baron Valvasor 
und Freiherr Codelli stellen ihm ihre Equipagen zur Verfügung. Nun 
folgen die Tractements. Die Discalceaten tractiren den hohen Adel, 
Landeshauptmann u. s. w. Der General aber wird fast täglich vom 
Adel tractirt: er ist der Gast des Landeshauptmanns, des Generals 
de Fin, des Grafen Franz Lamberg, des Deutschordenscomthurs Grafen 
Wildenstein, des Freiherrn Codelli. Der Stadtmagistrat verfehlt nicht, 
beim Ordensgeneral seine ,Aufwartung' zu machen. Dieser erwidert 
mit einer Visite auf dem Rathhaus (27. Januar) und übergibt den 
Herren von Laibach als klösterliches Dankzeichen für die dem Orden 
bewiesenen Aufmerksamkeiten einen auf den Magistrat lautenden 
,Filiationsbrief , das ist eine Urkunde über die Aufnahme des ganzen 
Magistrats unter die weltlichen, dem Orden ,affiüirten' (verbrüder- 
ten) Mitglieder. 

Mit der Blüte der Orden innig verknüpft war jene der Bru- 
derschaften^ welche meist den ersteren ihr Dasein verdankten. Ihre 
Mitgliederzählten nach Tausenden. Als die Regierung im Jahre 1774 
sie zur Fatirung ihres Vermögens aufforderte, zählte man 396 solche 
fromme Vereine ; nicht alle leisteten der AuflForderung Folge, dem un- 
geachtet zeigte sich ein fatirtes Vermögen von 90,000 fl. C.-M.* Auch 



1 Mitth. 1849 S. 46. 



197 

die ,todte Hand' des Discalceatenordens war nicht unthätig gewesen : 
im Jahre 1750 beliefen sich die Messenstiftungen allein auf 190,000 fl. 
C.-M. für 1006 Messen. 

Das erste Opfer der Aufklärung des achtzehnten Jahrhunderts 
waren die Charfreüagsprocessionen^ anfangs sicher ein wirksames I'ana- 
tisirungsmittel, zuletzt, wie wir gesehen haben, eine Fastnachtsposse. 
Im Beginne der siebziger Jahre erliess die Kaiserin einen strengen 
Befehl gegen die Charfreita^sprocession wegen der dabei vorgekom- 
menen Skandale; darauf richtete der Laibacher Magistrat ein Gesuch 
an die Kaiserin mit dem Vorschlag, wie der Umgang künftighin ge- 
halten werden möchte (1773 — 1774). Doch blieb es vorläufig, wie es 
scheint, beim Alten; im Jahre 1778 aber wurde die Procession durch 
die Regierung eingestellt.^ Die Rudolfswerther Procession theilte das 
Schicksal der Laibacher, nur das heilige Grab durfte noch am Char- 
freitag herumgetragen werden.« 

Spurlos ging aller Fortschritt der Zeit an den Jesuitenschulen 
vorüber, welche auch in unserem Vaterlande in ihrer Jahrhunderte alten 
Abgeschlossenheit verharrten. Die Studienreformen von 1752 und 1764 
wurden hier wie anderwärts ignorirt.* Die Aufhebung der Gesellschaft 
Jesu, herbeigeführt durch die Ueberzeugung von ihrer Schädlichkeit 
für die zeitgemässe Entwicklung des Staates und den Frieden in der 
Kirche (1773 mit Bulle des Papstes Clemens XIV. vom 21. Juli), sollte 
auch der längst unumgänglichen Reform auf dem Gebiete des Gym- 
nasialunterrichts Bahn brechen. Freilich konnte diese Reform nur eine 
äusserliche sein, so lange es an einem Ersatz für die Jesuitenprofes- 
soren fehlte. Diese blieben in den ersten Jahren (bis 1779) des neuen 
Systems auf ihren Lehrkanzeln. Im Aufhebungsjahre zählte dasJesuiten- 
CoUegium in Laibach 43 Mitglieder, und zwar 27 Priester, 4 Ma- 
gister und 12 Coadjutoren. Rector war P. Christ. Rieger seit dem 
11. Juni 1772, Präfect des philosophischen Studiums P. Ignaz Rasp. Als 
Professoren lehrten P. Bernardin Graf von Hohen wart: Logik und 
Metaphysik ; P. Ignaz Rosenberger : Moraltheologie ; P. Josef Dollhopf: 
Kirchenrecht; P. Gabriel Gruber : Mechanik; P.Georg ScHöttl: allge- 
meine und besondere Physik und Moralphilosophie; P. Josef Maffei: 
Mathematik und Geschichte; P. Josef Giell: Landwirthschaft. Präfect 
des Gymnasiums war P. Innocenz Freiherr von Taufrer. An demselben 



» Mitth. 1866, S. 36. 
• Mitth. 1865, S. 34. 
» Kolle, Jesuitengymnasien, Prag 1873, S. 79, 84. 



198 

lehilen Rhetorik: P. Jakob Knauer; Poesie: P. Johann Hormayr; Syn- 
tax: Mag. Franz X. Novak; Grammatik: Mag. Franz Saloroon Kappus; 
Princip: M. Andreas Schemerl; Parva: M. Martin Naglitsch. Biblio- 
thekar war P. Josef Erber. ^ In den theologischen Studien musste die 
Casuistik der Moral, die Decretalen dem Kirchenrecht und der Kir- 
chengeschichte weichen ; kein Studirender der Philosophie sollte ohne 
vorläufig gehörte Physik und Mathematik zu den theologischen Studien 
zugelassen werden. Am Gymnasium wurde eine strengere Aufnahms- 
prüfung festgesetzt und die Bedingungen für das Aufsteigen in höhere 
Klassen verschärft. Der Uebertritt aus dem Gymnasium zur Philosophie 
wurde an eine Maturitätsprüfung geknüpft. Mit Beginn des Schuljahres 
1778 wurde die Zahl der Grammatikalklassen um eine vermindert. 
Das im Jahre 1774 durch Feuer verheerte Schulgebäude hatten die 
Stände neu und prächtig hergestellt.' 

Die Jesuiten zählten auch in dieser letzten Periode ihres Wirkens 
Männer in ihren Reihen, deren wissenschaftliche Leistungen dem 
Vaterlande zur Ehre gereichen. 

Leopold Freiherr von ApfaUrer^ geboren zu Granhof 1731, gestorben 
zu Baab in Ungarn 9. Dezember 1804, Professor der Mathematik am Lyceum 
in Klagenfurt und Mitglied der Ackerbaugesellschaften in Steiermark, Kärnten 
und Erain, liess eine Schrift: ,De motu Bhombi conici' in Elagenfurt 1772 
erscheinen und hinterliess eine Abhandlung vom Drucke der GrewOlbe auf ihre 
Seiten wände im Manuscript.^ 

P. Anton Ambschd, Doctor der Philosophie, aus Ungarn gebartig, Pro- 
fessor der Philosophie am Laibacher Lyceum und dann an der Wiener Uni- 
versität, Mitglied der Akademie der Operosen, schrieb eine ,Dissertatio de 
centro gravitatis in subsidium suorum disdpulorum/ Laibach, Eger 1779, 8^ 
und vDissertatio de motuS Laibach 1780, 8^^ 

P. Karl Dölenz, Doctor der Philosophie und Professor in Graz und Wien, 
Senior und Consistorialmitglied der Wiener Universität, schrieb unter anderm : 
,Scriptores Universitatis Viennensis ordine chronologico propositi/ Vienn. 1741.^ 

P. Bernhard Freiherr von Erberg, geboren in Laibach 20. Mai 1718, 
gestorben in Krems 1773, war zuerst Professor der Mathematik und Philosophie 
in Laibach, dann Präfect am Theresianum in Wien und Begens des Linzer 



1 



Gymnasialprogramm 1860 S. 12. 

* Gymnasialprogramm 1861 S. 3 — 4. 

» P. Marc. Bibl. Cam. S. 7; Wurzbach biogr. Lex. XXII 466; Hoff, III. 146. 

* F. Marc. Bibl. Cam. S. 6. 
fi P. Marc. S. 16 



■I « .. ■ Ig! 



199 

Seminars. Er bekleidete am Theresianum die Stelle eines Historiographen und 
Bibliothekars und: hinterliess: Notitia illustris regni Bohemiae. Wien 1760, 
dann im Manuscript »Notizen' über das Wirken und die Schriften der Jesuiten der 
österreichischen Ordensprovin? 1551—1764,^ 

P. Innocenz Tauf r er, geboren zu Ende des 17. Jahrhunderts, war Mis- 
sionär in Paraguay, wo er im Jahre 1766 starb. Er gab im Jahre 1727 eine 
Karte dieses Landes heraus.^ 

P. Augustin Freiherr von Hallerstein, geboren 18. August 1703, aus 
einer freiherrlichen Familie, welche ihren Ursprung im fränkischen Baiern 
(Nürnberg) hatte, in Ungarn, Siebenbürgen und Steiermark sich ausbreitete 
und von dem letztgenannten Lande nach Erain kam, wo wir sie im sechzehnten 
Jahrhunderte antreffen. P. Augustin kam 1735 als Missionär nach Ostindien und 
China, war 1736 in Mozambique, 1737 in Goa, 1738 in Canton. In China 
war unter dem Kaiser Kien-long, der den Thron 1706 bestieg, das Christenthum 
geduldet. In Peking hatten die Jesuiten drei Collegien und ebenso viele Kirchen. 
In jeder wurden 60 Erwachsene und 1000 Kinder jährlich getauft. Wohl fan- 
den hie und da Christenverfolgungen in den Provinzen statt, aber in Peking 
selbst schützte der Kaiser die Jesuiten wegen ihrer wissenschaftlichen Ver- 
dienste. Im Jahre 1749 unternahm P. Augustin eine Beise in die Tartarei zur 
Aufnahme einer geographischen Karte über das kaiserliche Jagdgebiet. Im Jahre 
1752 erhielt er vom Kaiser den ehrenvollen Auftrag, die portugiesische Ge- 
sandtschaft von Macao nach Peking zu geleiten. Zum Zeichen der besonderen 
Gunst verlieh der Monarch dem Pater die Würde des dritten Banges und Hess 
ihm 2000 Unzen Silber anweisen. P. Augustin wurde als zum Hofe des Kaisers 
gehörig angesehen. 

Er fungirte als Präses des mathematischen Tribunals in Peking, wel- 
chem auch die Astronomie zugewiesen war, und veröffentlichte seine astro- 
nomischen Beobachtungen in Wien 1768. Er verfasste auch 1761 aus den 
Begist«m des Tribunals der Einkünfte eine Bevölkerungsübersicht China's, 
deren Besultat eine Zahl von 198.213,718 Menschen erg'ab. Die Briefe P. 
Augustins an seinen Bruder Weikhard, Beichtvater Herzogs Karl von Lothringen 
1743-1766, veröffentlichte Pray: ,Imposturae CCXVni in dissertatione P. 
Benedicti Cetto Clerici Begularis e scholis piis de Sinesium imposturis detecta 
et convulsae*, Ofen 1781, tjpis regiae universitatis. Der letzte Brief P. 
Augustins ist vom 24. September 1766. Unter dem Schutze des Kaisers 
fühlte sich der gealterte Mann glücklich. Die Propaganda hatte zu jener 
Zeit in Peking zwei Kirchen, aber P. Augustin hebt mit^ Stolz hervor, dass die 



1 Wurzbach, biogr. Lex. IV. 62 j P. Marc. S. 18. 
' Wurzbach 1. c. 



200 

der Jesuiten die Aufschrift in chinesischer Sprache trugen : ^Errichtet auf kais. 
Befehl dem Herrn des Himmels^ während jene der Propaganda keine Aufschrift 
hatten, daher nur als geduldete galten. P. Augustin nimmt von uns Abschied 
als zufriedener Bürger des Reiches der Mitte mi|; Lobeserhebungen der chinesi- 
schen Bechtspilege, der Unermüdlichkeit, Wachsamkeit, Scharfsicht des Kaisers 
in allen Geschäften, der auch die Provinzen nicht blos zum Vergnügen, son- 
dern um ihr Bestes zu fördern besuche. Aber der herbste Schmerz war P. 
Augustin vorbehalten. Als er die Nachricht von der Aufhebung des Ordens 
erhielt, sank er vom Schlage getroffen zu Boden. ^ 

Franz X. Freiherr von Widfen, geboren 1728 in Belgrad, trat 1745 
in den Jesuitenorden, kam 1762 aus GOrz nach Laibach, wo er am Jesuiten- 
coUegium die Logik und Metaphysik und (1763) der erste in Laibach die 
Newton'sche Physik lehrte. Er beschäftigte sich auch mit der krainischen Flora, 
für welche er Scopoli Beiträge lieferte, und schrieb ausserdem auf Krain Be- 
zügliches in Jacquin's Flora Austriaca und in seinen CoUedat^een,^ 

Eine leuchtende Zierde des geistlichen Standes war P. P. Glavar^ 
dessen Verdienste um Volksbildung und Hebung der Landwirthschaft 
wir bereits gewürdigt baben. Seine Lebensschicksale haben einen 
romanhaften Anstrich. Geboren 1721 in Commenda S. Peter (einem 
Besitztbum des Maltheser - Ordens) bei Stein, das Pflegekind einer 
Bauernfamilie namens Bassaj, wird er erst im 14. Lebensjahre nach 
Laibach geschickt, wo er drei Gymnasialklassen zurücklegt und dann 
die Grazer Universität bezieht nach dem krainischen Sprichworte: 
,Katir v nemäkem Gradcu studira, ta kaj po svetu vä', ausgerüstet 
mit seinen Zeugnissen, mit einem Bündel Wäsche, drei Siebzehner 
in der Tasche und einen Laib Brod unter dem Arm. Hier sorgte sein 
Bruder Bartelmä Bassaj für ihn, und er gelangte bald als Informator 
in glücklichere Verhältnisse. Während Bassaj bald den Musen Lebe- 
wohl sagte und der Trommel eines durchmarschirenden kroatischen 
Regiments folgte, absolvirte Glavar die Theologie, und als er den 
Pfarrer seines ' Heimatsdorfes aufsuchte , gab ihm dieser , ohne ihm 
das Geheimniss seiner Geburt zu enthüllen, den dringenden Rath, 
den Commendator von S. Peter, Ritter Testaferrata, in Malta aufzu- 
suchen. Glavar machte sich sogleich auf die Reise , welche über seine 
• Zukunft entscheiden sollte. Er ging über Laibach und Fiume nach 
Zengg, wo er sich nach Malta einschiffen wollte. Hier fand sich jedoch 
kein nach Malta gehendes Schiff; die leichte Börse des jungen Rei- 



» Mitth. 1861 S. 81 f. ; Wurzb. biogr. Lex. VlI. 244. 

2 Deschmann, erstes Musealheft S. 9; Gräffer, Nat.-Encyklopädie VI. 200. 



201 

senden schwand während des gezwungenen Aufenthaltes rasch dahin, so 
dass er genöthigt war, bei einem angesehenen Handelsmann als In- 
formator Dienste zu nehmen, in welcher Stellung er sich Kenntniss 
der italienischen Sprache erwarb und die allgemeine Achtung genoss, 
so dass ihn der Bischof von Zengg zurückhalten und zu seinem No- 
tar machen grollte, als endlich das ersehnte Schiff erschien. Als der 
schüchterne junge Kleriker in dem prächtigen Palaste von La Valette 
vor dem Cavaliere Testaferrata stand, empfing ihn dieser mit aller 
Zärtlichkeit eines Vaters; er stattete ihn mit der Kleiderpracht 
eines Priesters und Cavaliers jener Zeit aus, liess ihn ein Jahr lang 
den Glanz des Ordens bewundern und an seinen Genüssen theil- 
nehmen, und sendete ihn dann nach Zengg zurück zum Empfange der 
Priesterweihe. In Tersat feierte Glavar seine Primiz und eilte dann 
den väterlichen Fluren zu. Der alternde Ortspfarrer nahm ihn mit 
offenen Armen auf*, übergab ihm nach dem Willen des Commendators 
alle Pachtgefalle und nahm ihn als Vicar auf. Glavar hatte nicht mehr 
die Freude , seine Pflegeeltern am Leben zu finden, aber ihre Tochter 
versorgte er mit brüderlicher Liebe. Zweimal schiffte er wieder nach 
Malta, um seinen väterlichen Wohlthäter zu besuchen, und sah die 
vornehmsten Städte Italiens. In Rom wurde er dem Papste . vorge- 
stellt, der ihn mit heiligen Gebeinen aus den unerschöpflichen Kata- 
komben PiOms beglückte. Der Pfarrer von S. Peter starb und'hinterliess 
unserem Glavar die Hälfte seines Vermögens. Glavar trat nun an 
dessen SteUe und übernahm die Verwaltung des Ordensvermögens. 
Immer grossartiger entfaltete sich nun >seine humanitäre Wirksamkeit. 
Die bereits erwähnte Errichtung einer Schule, die Erbauung einer 
Beneficiatenwohnung und einer Kapelle und die Stiftung des Bene- 
ficiums ,Corporis Christi' fällt in diese Zeit. Im Jahre 1765 berief 
ihn sein schwer erkrankter Wohlthäter nach Malta und setzte ihii in 
den Stand, einen Auftrag auszuführen, welchen der Commendator 
als sein Vermächtniss für die Wohlfahrt seiner Mitmenschen betrachtet 
wissen wollte. Glavar kaufte noch vor der Abreise nach Malta die 
Herrschaft Landspreis um 25,000 fl. und ein Schlüsselgeld von 100 
Dukaten vom Grafen Alois Auersperg. Dann eilte er nach Malta , um 
vom Commendator auf immer Abschied zu nehmen, der ihm nochmals 
ans Herz legte , sein Leben der Sorge für seine nothleidenden Neben- 
menschen zu widmen. Kaum hatte Glavar die Heimat wieder betreten, ^ 
als ihn die Nachricht von dem Hinscheiden seines väterlichen Freundes 
erreichte. Er überliess nun die Verwaltung des Beneficiums seinem 
Zögling Josef Tomelli , übergab die Pfarre seinem Nachfolger und eilte 



202 

nach Landspreis. Wie er da als rationeller Landwirth anregend und 
fördernd, wohlthätig nach allen Seiten wirkte, haben wir bereits ge- 
schildert. Eine grosse Freude und einen grossen Schmerz brachte 
ihm noch sein vorgerücktes Alter. Sein Milchbruder Bartelmä Bassaj 
überraschte ihn am 12. Januar 1784 mit seinem Besuche. Unter des 
Kaisers Fahne hatte es der Bauernsohn aus Commenda S. Peter zum 
commandirenden General von Karlstadt gebracht; seiner Bravour ver- 
dankte er den Freiherrnstand. Da schwelgten denn die beiden alten 
Knaben in Jugenderinnerungen, bis spät in die Nacht sassen sie 
traulich zusammen; endlich begab sich der General zur Ruhe. In der 
Nacht aus zweistündigem Schlafe erwachend, fühlt er sich unwohl, kaum 
vermag ihm der herbeigeeilte Freund noch die letzten Tröstungen der 
Religion zu spenden, und er hält eine Leiche in den Armen. Dieser 
Schicksalsschlag bricht dem gemüthvollen Glavar das Herz. Als er den 
Jugendfreund zur Erde bestattet, sprach er offen die Todesahnung 
aus, die ihn durchschauerte, und sie wurde zur Wahrheit. Am 24. Januar 
1784 starb Glavar, nachdem er die leidende Menschheit zum Erben 
seines Vermögens eingesetzt. Eine Inschrift an der linken Altarseite 
der Schlosskapelle von Landspreis bezeichnete die Ruhestätte des edlen 
Menschenfreundes. ^ 

m 

8. Statistisches. Fixime von Zraln getrennt und zu Kroatien geschlagen. 

Für das Zeitalter Maria Theresia's stehen uns Daten statisti- 
scher Art aus den Jahren 1761, 1771, 1773 und 1780 zu Gebote. Sie 
mögen, wenn auch unvollkommen, das Bild ergänzen, welches wir von 
den Zuständen unserer Heimat zu entwerfen versucht habem. 

Im Jahre 1761 betrug die Militärcontribution in Krain, Görz, 
und Gradisca 278,457 fl., in den Jahren 1749—1758 hatte sie 2.820,573 fl. 
betragen. 

Für die Cameralschulden bezahlte Krain für ein Jahr 17,209 fl., 
in den Jahren 1749—1758: 156,668 fl. 

Die Brutto-Einnahme in Krain belief sich bei einer Bevölkerung 
von 344,564 Seelen auf 102,399 fl.; 

die Erbschaftssteuer betrug 24,062 fl. 

das Erträgniss der Siegelämter 5,822 „ 

„ Stempelgebühren 4,846 „ 

„ Spielkarten 263 „ 






1 Mitth. 1848 8. 29 f. 



203 

das Erträgniss der Kalender 248 fl. 

die Briefporto-Einnahme in Laibach .^ . . . . 7,893 „ 
das Hauptpostamt in Laibach hatte 8 Filialen und 

9 Angestellte und verursachte eine Ausgabe von 1,662 „ 

die Besoldungen für die Landesämter betrugen . 41,596 „ 

jene für Pensionen T 16,475 „ 

Das Personale der Landesämter war folgendes: 

1. Repräsentation und Kammer: Präses Graf Herberstein mit 
8000 fl. Gehalt; 1 Rath mit 15 Beamten; 3 Kreisha-uptleute; 1 Fiscal; 
3 Kreisoffiziere; 1 Steueranschläger; 2 Pagamenteinlöser. 

2. Die Landrechte: Präses der Landeshauptmann mit 6000 fl. 
Gehalt; 2 Vicepräsidenten; 6 Räthe der Herrenbank; 6 Räthe der 
Ritterbank ; 2 Räthe des Gelehrtenstandes und 2 Beamte ; 1 Bann- 
richter und 1 Adjunct. 

3. Landtafelamt mit 3 Beamten. — Im ganzen 51 Beamte.^ 
Im Jahre 1771 zählte Krain 16 Städte, 22 Märkte, 3308 Dörfer. 

Es hätte damals 214 Q.-M.; seine grösste Länge betrug 30, die Breite 
25 Meilen.* Allerdings ist darunter auch das damals noch dazu ge- 
hörige Küstenland und Istrien begriflfen. 

Im Jahre 1773 lieferte Krain dem Staate ein Erträgniss von 
1.250,000 fl.» 

Im Jahre 1780 zählte Krain mit dem Küstenland und Istrien eine 
Bevölkerung von 412,298 Seelen, davon 206,940 weiblichen und 205,358 
männlichen Geschlechts; ohne die partes annexae, d. i. für den heu- 
tigen Gebietsumfang betrug die Bevölkerung 359,205 Seelen. Die 
Einkünfte der Güter und Gilten wurden in runder Summe auf 600,000 fl. 
und ihr Kapitalswerth auf 12.000,000 fl. geschätzt. Die jährliche 
Weinfechsung Krains wurde auf 183,643 Eimer angeschlagen; seit 1756 
hatte sie sich um 20,000 Eimer gehoben. 

Die Gesammteinkünfte Krains betrugen: 

Cameralgef^Ue 228,230 fl. 17^/4 kr. 

Landschaftliches Gefälle 402,182 „03 „ 

BancalgefäUe 905,358 „ 04 „ 

zusammen . 1.535,770 fl. 24V4 kr. 

die Ausgaben . 463,149 „ 37% „ 

der Ueberschuss . 1.072,620 fl. 46V» kr- 

^ Oberleitner, Finanzlage der deutschen Erblande, österr. Arch. XXXIV. 
s Mitth. 1849 S. 46, 96. 
• Wolf, M. Theresia, S. 284. 



204 

Von diesem Ueberschusse von 1.072,620 fl. 46Vf kr. 

flössen in die Miliärkasse 260,457 fl. 18 kr. 

wurden auf Passivinter- 
esse verwendet . . . 150,816 , — Vi » 

zusanunen . 411,273 fl. 18 Vs kr. 

blieben rein . 661,347 fl. 28 kr. 
für den Landesfürsten. ^ 

Im Jahre 1776 erfolgte ein staatsrechtlicher Act, welcher mit- 
telbar auch Krain berührte. Die Hafenstadt Fiume, welche, wie wir ge- 
sehen haben, ehemals zu Krain gehörte, deren Commandant, da sie 
als Grenzplatz galt, von den Krainer Standen oder doch über ihren 
Vorschlag ernannt zu werden pflegte, und deren Zusammenhang mit 
den deutsch-österreichischen Erbländem bisher ein ununterbrochener 
gewesen war, wurde infolge der eingetretenen Verwaltungsreformen 
der ungarischen Krone einverleibt (Hofdecret vom 14. Februar 1776). 
Bedenken, die sich noch in letzter Stunde gegen diesen Beschluss er- 
hoben hatten, indem der uralte Zusammenhang Fiume's mit den deut- 
schen Erblanden geltend gemacht worden war, wurden durch die 
Bemühungen des Grafen Theodor Batthianyi, der sich eben in Wien 
aufhielt, behoben, und die Krainer Stände, an denen es gewesen wäre, 
die Interessen der Erblande zu wahren, fügten sich schweigend. 
Später allerdings (1791, dann 1802 und 1803) haben sie die Wieder- 
vereinigung Fiume's, wie vorauszusehen war vergeblich, angesprochen.* 



9. Tosef IL als Alleinherrscher. 

Seine Beformen in der Verwaltung. Anfhelrang der Xiandeshanptmaanschaft nnd Er- 
riobtnng des inneröiterreiolüBchen CktbeminsiB. Der Eaiser in Iiailsach (VM und 1788). 

Maria Theresia's erstgebomer Sohn Josef 11. hatte schon seit 
1765 an der Regierung theilgenommen, sich jedoch auf die Leitung 
der militärischen Angelegenheiten beschränkt, s^ine Müsse aber mit 
Reisen nicht allein in seinen Erblanden — 1775 war er auch in Krain,® 
— sondern in den wichtigsten Staaten Europa's ausgefüllt. Er war 
in Rom zur Zeit des Conclaves, welches Clemens XIV. wählte ; er sah 



* Archiv des historischen Vereines 

* Engel, Geschichte des ungrischen Keichs V. 339 ; Dr. Backi, Finme, Agram 
1869, S. 17; Mitth. 18i6 S. 48. 

" Hermann, Geschichte Kärntens II. 234. Näheres ist über den damaligen 
Aufenthalt des Kaisers leider nicht bekannt. 



205 

Paris am Vorabend der grossen Revolution ; er traf mit dem bittersten 
Feinde Oesterreichs, Friedrich IL von Preussen, zusammen, und im 
letzten Lebensjahre seiner Mutter knüpfte er das Freundschaftsband 
mit der grossen Kaiserin Katharina, durch welches die preussische 
Allianz mit Russland aufgelöst wurde. Er sah in Frankreich einen 
starken Staat altern, in Preussen ein aus kleinen Anfängen erwachsenes 
Reich durch das Genie und die Kraft seines Königs zur höchsten 
Blüte und Bedeutung sich emporschwingen. Wohl mochte er in dem 
letzteren das in seiner Brust schlummernde Ideal des österreichischen 
Zukunftsstaates verwirklicht sehen. Oesterreich sollte ein mächtiger 
Einheitsstaat werden, in welchem alle Religionen, alle Nationalitäten, 
alle Stände durch die Bildung und den Fortschritt auf allen Gebieten 
des materiellen Lebens versöhnt und befriedigt werden sollten. Kaiser 
Josef setzte das Werk fort, das seine hochherzige Mutter begonnen. 
Sie hatte die letzten Reste ständischer Herrschaft noch geschont ; wenn 
sie auch in ihrer Macht aufs äusserste eingeschränkt wurden, so bUeben 
doch die alten Formen noch aufrecht. Kaiser Josefs entschiedenem 
Vorgehen sollten sie zum Opfer fallen. Mit dem Jahre 1781 begann 
die Justizreform. Der Beamte des Gutsherrn ward nicht mehr diesem, 
sondern dem Appellationsgerichte, also dem Staate, verantwortlich, 
gewiss eine wichtige Bürgschaft gegen persönliche Willkür des Guts- 
herrn. Im Jahre 1783 wurden die unter dem Namen der Landeshaupt- 
mannschaften fortbestandehen Länderstellen aufgehoben; für Steiermark, 
Kärnten und Krain wurde ein Gubernium in Graz errichtet, Graf 
Johann Franz von KhevenhülUr als Gouverneur eingesetzt. Am 13. Fe- 
bruar 1783 kam der neue Gouverneur in Begleitung des Grafen Josef 
Gaisruck, Gubernialrathes und Administrators der sämmtlichen Ban- 
calgef alle Innerösterreichs, in Laibach an und stieg im Hause des Grafen 
Franz Lamberg ab. Er verweilte bis 6. April, an welchem Tage er 
nach Klagenfurt abreiste.^ Doch behielten die Länder auch in der 
neuen Eintheilung ihre Landtage; wir finden, dass jener von 1785 
(September) vom Grafen KhevenhüUer eröffnet wurde.* 

Kaiser Josef, der sich selbst nur für den ersten Beamten des 
Staates erklärte, behielt die Controle der neuen Einrichtungen fest im 
Auge. Zweimal hatte Laibach das Glück, den verehrten Herrscher 
in seinen Mauern zu sehen. Am 20. März 1784 kam er nachmittags 
1 Uhr von seiner nach Rom und Neapel unternommenen Reise in 



^ Laibacher Zeitung von 1783. 
* Laibacher Zeitang von 1785. 



206 

Laibach an , stieg beim ,Wildeii Mann^ ab und begab sich nach kurzem 
Verweilen in Begleitung des Grafen Franz Kinsky, des Generals von 
Wenkheim und des Ereishauptmanns Baron Taufrer in das Bürger- 
spital, das Militärkrankenhaus, das Militärwaisenhaus und zu den Ur- 
sulinerinnen. Dann kehrte er in das Gasthaus zur Mittagstafel zurück, 
wo viele Bittschriften überreicht wurden. Abends um 6 Uhr war 
Audienz für jedermann. Um halb 8 Uhr wohnte der Kaiser einer 
Abendgesellschaft des Adels beim Grafen Alois Auersperg bei. Am fol- 
genden Tage fuhr er in sechsspännigem Wagen zur Domkirche, wo 
ihn der Bischof Graf Herberstein empfing, besuchte dann auch die 
Kirchen der Franziskaner und von S. Jakob, besichtigte das Zuchthaus 
und die Militärkaserne und beehrte auch das Naturaliencabinet des 
Prof. Hacquet, grösstentheils aus Mineralien und 4000 Stück Pflanzen 
(herbaria viva) bestehend, sowie dessen anatomisches Theater mit seiner 
Aufmerksamkeit. Nachmittag 3 Uhr wurde die Reise nach Wien fort- 
gesetzt, nachdem der edle Monarch alle seine Schritte mit Wohlthaten 
bezeichnet und allein für die Pfarrarmen 100 Dukaten zur Yertheilung 
zurückgelassen. Das erste Nachtlager wurde in Kraxen gehalten.^ 

Der Kaiser hatte, wie er gewohnt war, in alle Verhältnisse der 
von ihm besuchten öffentlichen Anstalten genaue Einsicht genommen, 
und die nöthigen Verfügungen folgten mit der ihm eigenen Raschheit 
und Schärfe. Schon von Laibach aus schickte er eine Denkschrift über 
seine Wahrnehmungen an den Gouverneur Grafen Khevenhüller, und 
in Graz erliess er (28. März) ein Handbillet an ihn. Er gibt darin 
sein Missfallen über den schlechten Zustand der Strasse zwischen 
Präwald und Adelsberg zu erkennen und ordnet die sogleiche Leistung 
des Ersatzes durch die Schuldtragenden an. Er befiehlt, die Angelegen- 
heit der Morastentsumpfung, auf welche schon so viel Geld fast ohne 
Nutzen verwendet worden, wieder in Angriff zu nehmen, doch mit 
grösserer Vorsicht und Sachkenntniss als bisher. Er bestimmt die Klöster 
der beschuhten und unbeschuhten Augustiner zur Aufhebung und 
verfügt die Versetzung von Barmherzigen Brüdern nach Laibach zur 
Uebernahme des Krankenhauses. Das leerstehende Clarissinnenkloster 
soll zum Militärspital und für das Erziehungsinstitut des einheimischen 
Regiments Graf Thurn sowie für das Verpflegsamt gewidmet werden. 
In dem Zuchthause findet der Kaiser die Züchtlinge zu gut gehalten, 
denn ,sie haben Betten, geheizte Zimmer, 4 Kr. -Kost, spinnen und 
kehren nur die Gassen.' Dies müsse anders werden; statt Betten 



Laibacher Zeitung von 1784; Mitth. 1857, S. 146. 



•ajAsauuMPMHB 



207 

haben sie Pritschen mit Wasser und Brod zu erhalten, und es ist ihnen 
nur nach Massgabe ihres Fleisses im Spinnen und Arbeiten ein solcher 
Lohn zu setzen, womit sie sich beiläufig 4 kr. täglich und nicht viel mehr 
erarbeiten können, wie es in Wien beobachtet wird. Aus dem Ver- 
sorgungshause sollen die alten Leute, die es wünschen, gegen Stipen- 
dien entlassen und für die Findelkinder besser Sorge getragen werden.^ 

Zum zweiten male sah unsere Landeshauptstadt den Kaiser am 
3. März 1788. Um 2 Uhr nachmittags angekommen, stieg er bei den 
Barmherzigen ab, besichtigte das hier an der Stelle des Discalceaten- 
klosters eingerichtete Krankenhaus, sodann das neue Militärspital und 
Erziehungshaus und bezeigte seine Zufriedenheit. Hierauf nahm der 
Kaiser das ehemalige Kloster der Franziskaner (das jetzige Gymna- 
sialgebäude), welches nach seinem Willen für die Schulen eingerichtet 
werden sollte, in Augenschein und besprach sich lange darüber mit 
dem Ingenieur Schemerl; dann erst nahm er sein Absteigquartier im 
,Wilden Mann', wo er noch verschiedenen Personen hohen und nie- 
deren Ranges Audienz ertheilte. Am folgenden Tage um 4 Uhr mor- 
gens wurde die Reise nach Triest fortgesetzt.^ 

Im Sommer des nemlichen Jahres verweilte auch des Kaisers 
Bruder, Erzherzog Franz, in Laibach. Er traf am 23. Juni um 2 Uhr 
nachmittags in Laibach ein, stieg beim ,Wilden Mann' ab und besich- 
tigte nach eingenommenem Mittagmahl mehrere öflFentliche Gebäude. 
Am folgenden Tage reiste er über Rudolfswerth und Karlstadt zur 
Armee ab.* 

Die neuen Verwaltungsreformen waren auch auf dem Gebiete 
der Armenpflege und des Sanitätswesens von Erfolg begleitet. Das 
Armeninstitut wurde in Laibach am 28. September 1786, in Idria am 
3. Dezember 1786 ins Leben gerufen. Dort sammelten die Bürger 
wöchentlich in Begleitung des Seelsorgers für die Armen; hier ward 
eine kirchliche Feier abgehalten, mit Tedeum und Predigt in beiden 
Landessprachen. Nach derselben begaben sich die Anwesenden unter 
Vortritt der Armen in einen Saal, wo 42 Arme reichlich gespeist und 
dabei von den angesehensten Personen bedient wurden. Abends gab 
es Komödie zum Besten der Armen. Madame Weiss sprach den Epilog 
,mit aller einer so berühmten Actrice eigenen Stärke des Geistes.' 



^ A. Wolf, EiA Handbillet Kaiser Josefs U. Beiträge zur Kunde Steiermark. 
GeschichtsqneUen XII. 1875. 

* Laibacher Zeitung von 1788. 
» L. c. 



208 

Das gesammelte Almosen dieses Tages betrug 113 fl., die wöchentlichen 
Zuflüsse waren reichlich. Auch in Laibach widmete Director Friedel 
dem Armeninstitut eine ganze Tageseinnahme. Dilettantenvorstellungen 
halfen das Vermögen der Armen vermehren. 

Zur Förderung der Gesundheitspflege ernannte Kaiser Josef einen 
Ober-Landeschirurgus in Dr. Kachelmayer, der zugleich die Kanzel der 
Wundarzneikunst in Laibach übernahm.^ 

Weniger glücklich war der Kaiser in der von ihm angestrebten 
Steuerregulirung ^ welche eine gleichmässige Besteuerung des Grund- 
ertrages ohne Unterschied des Besitzers bezweckte, in Krain aber, wie 
überhaupt in den Gebirgsländem , allgemeine Unzufriedenheit unter 
den nun höher besteuerten Gutsbesitzern hervorrief. 



10. Bas Toleranzedict. Bischof Sari Graf von Eerberstein und sein SitenbrieL 
Pamphlete der Gegner. Die Angelegenheit des Lail}aoher Erz^isthnrns. Dea Bischofs 

Testament. Bie Elosteranfhehnng. 

Auf kirchlichem Gebiete war schon seit Maria Theresia's kräftiger 
Initiative vieles anders geworden. Das Werk eines deutschen Bischofs 
(Febronius-Hontheim, Weihbischof von Trier) vindicirte die Rechte der 
Bischöfe im Gegensatze zur päpstlichen Allgewalt, das Placetum ^egium 
wurde erneuert, der unmittelbare Verkehr mit Rom untersagt, die 
Strafgewalt der Kirche eingeschränkt, den Geistlichen verboten, von 
den Staatsgesetzen ungebührlich zu reden, ihre Steuerfreiheit hörte auf, 
Klostergründungen wurden beschränkt, der Eintritt in Klöster beauf- 
sichtigt, ja sogar im Mailändischen einige Klöster eingehoben.* Die 
Kaiserin, deren tiefe Religiosität einen harten Kampf mit ihrem Pflicht- 
gefühl als Staatsoberhaupt kämpfte, war bei jenen Reformen stehen 
geblieben; ihr Sohn, ein Kind des Jahrhunderts der Aufklärung, voll 
starrer Consequenz und Energie in der Durchführung des einmal als 
nothwendig und gut Erkannten, erhob sich zu einer höhern Anschauung 
in Bezug auf religiöse Freiheit. Während Maria Theresia noch an dem 
Begriife der Staatsreligion in seiner ganzen mittelalterlichen Schärfe 
festhielt, den Uebertritt zum Protestantismus hart bestrafte, ja in elter- 
liche Rechte eingriff, wo es sich ihr um das Seelenheil der Kinder 
handelte, erhob sich Josef zu der ersten Concession gleicher staats- 
bürgerlicher Rechte an alle Confessionen. Das auch in Krain kund- 



* Laibacher Zeitung vom Jahre 1786. 
Dr. Mayer, Geschichte Oesterreichs II. S. 234; Kern 1. c. S. 236-265. 



209 

gemachte Tökrangedict von 1781 gewährte den Protestanten und nicht- 
unirten Griechen Bürger- und Meisterrechte, das Recht der Erwerbung 
von Gütern, der Bekleidung von akademischen Würden; die Kinder- 
erziehung in gemischten Ehen wurde nach dem Glaubensbekenntnisse 
der Eltern geregelt, die Protestanten erhielten ihre kirchliche Ober- 
behörde in Wien.^ Das waren Reformen, deren Berechtigung heutzutage 
niemand mehr leugnet ; damals reichten sie hin, um allen Widerstand 
jener Macht hervorzurufen, welche durch Jahrhunderte in Oesterreich 
an Alleinberechtigung und Alleinherrschaft in kirchlichen Dingen ge- 
wöhnt war. 

Man pflegt bei Schilderung dieser Epoche Josef 11. als einen 
Regenten zu bezeichnen, der seinem Zeitalter vorauseilte und daher 
einem zuletzt unüberwindlichen Widerstände aller verletzten Interessen, 
aller beleidigten Traditionen erliegen musste. Wäre es nicht vielleicht 
richtiger, zu sagen, dass der grosse Kaiser nur im Einklang mit den 
Ansichten aller Aufgeklärten und besser Denkenden handelte und dass 
der leider nur zu erfolgreiche Widerstand gegen seine, wenn auch im 
einzelnen vielleicht mit unnöthiger Härte und Ueberstürzung durch- 
geführten Reformen eben nur von jener Macht ausging, welche noch 
immer infolge unvollkommener Schuleinrichtungen und durchschnittlich 
mangelhafter Bildung die grosse Masse beherrschte und mit Leichtig- 
keit fanatisirte? Ist denn dieser welthistorische Kampf in unserem, 
doch in allen Richtungen so weit vorgeschrittenen Jahrhundert schon 
ausgekämpft, und bietet er nicht ganz ähnliche Erscheinungen? 

Fanden ja doch des Kaisers Reformpläne selbst in hochstehenden 
Würdenträgern der Kirche eifrige Anhänger und Förderer. 

In unserem Vaterlande war es der geistliche Oberhirt der Diöcese, 
Carl Graf von Herber stein ^ geboren 7. Juli 1719 in Graz als Sohn 
des Landesverwesers von Steiermark, Ernst Grafen von Herberstein, 
und der Dorothea Gräfin von Dietrichstein, — 1769 Coadjutor in Laibach 
und 1772 Fürstbischof, ein um das Schulwesen hochverdienter Mann, 
rechtschaffen und vorurtheilsfrei, ein Feind der Jesuiten und der Kanzel- 
agitation gegen die Staatsgesetze, welcher eifrig in die Ideen des Kai- 
sers einging, sich offen zu denselben bekannte und seine auf Reinigung 
des Kirchenthums und Revindicirung der Rechte des Staates gerich- 
teten Bestrebungen thätigst förderte. Von diesem Geiste beseelt, erliess 
er noch im ersten Regierungsjahre des Kaisers* einen Hirtenbrief 

* Dr. Mayer, Gesehichte Oesterreichs II. 237. 

* P. Marc, Biblioth. Oam. S. 25: Hirtenbrief an die Geistlichkeit und das 
Volk der laybachischen Diözes. Laibach bei Eger 1780. 

14 



210 

an seine Diöcesanen , in welchem er mit den Waffen des Geistes und 
der christlichen Milde die kaiserlichen Reformen vertheidigte und das 
religiöse Bewusstsein mit denselben zu versöhnen suchte. Dieses 
Actenstück erregte Aufsehen weit über ^ie Grenzen der Laibacher 
Diöcese hinaus ; in Wien wurde es in der Sonnleithner'schen Druckerei 
wiederholt aufgelegt,^ und es erschien dort auch eine französische 
Uebersetzung desselben.* 

Leider liegt uns der vollständige Wortlaut dieser denkwürdigen 
Kundgebung nicht vor, aber auch aus den dem Zusammenhange ent- 
rissenen Stellen, welche von einem modernen Schriftsteller ultramon- 
taner Richtung mitgetheilt werden,' lässt sich die wahrhaft humane 
und christliche Tendenz des Hirtenjbriefes zur Genüge entnehmen. 
Der Bischof sagt in seinem Sendschreiben, er wolle seine Diöcesanen 
über die landesfürstlichen, bischöflichen und päpstUchen Rechte be- 
lehren, auch über das Mönchswesen , die Ehedispense und die Toleranz 
einiges erinnern und die Gemüther vorzubereiten suchen, wenn da 
und dort einige Andachtsübungen in der Zukunft unterlassen werden 
sollten, welche , weder den Geist noch die Würde der katholischen 
Kirche betreffen'. Was die landesherrlichen Rechte betrifft, so verweist 
der Bischof sehr richtig auf die Geschichte, welche lehre, dass die 
Landesfürsten, welche die christliche Lehre annahmen, nicht die Absicht 
hatten , dadurch ihre Rechte preiszugeben. Es wird dann sehr treffend 
als Summe der ,Kirchenregierung' definirt, dass der Staat die äusseren 
Verhältnisse (,die äusserliche Disciplin'), die Kirche die inneren, das- 
jenige, ^was man eigentlich Beligion heisst\ mittelst der Bischöfe zu 
regeln habe. Der Papst endlich habe durch seine Aufsicht über die 
Bischöfe Sorge zu tragen, dass diese die Religion in ihrer Reinheit 
bewahren. Die weisen Massregeln des Monarchen dürften also die 
Gemüther der Diöcesanen nicht beunruhigen, da sie nur die ^äusser^ 
liehe Bisciplin'- und Missbräuche betreffen, welche für Staat und Kirche 
gleich schädlich seien. Was das Mönchswesen anbelangt, so vermag 
der Bischof in demselben keinen noth wendigen Bestandtheil des Systems 
christlicher Sittenlehre zu erkennen, die Mönche hätten das Christen- 
thum auf keine höhere Stufe gehoben, als die ihm schon ursprünglich 
eigen war. Sie hätten sich fremden Gesetzen unterworfen (den Geboten 



* Laibacher Zeitung vom J. 1783, Nr. XI vom 12. März. 

^ P. Marc. 1. c. : Haoc pastoralis in Gallicum translata : Lettre Pastorale de 
Msr. L'Evcque de Lab. au Clerge et aux fideles de son dicßcese. Vienne 1781. 

B Bmnner, Die theologische Dienerschaft am Hofe Josefs 11., Wien 1868, 
S. 339-343. 



au 

Roms, wo ihre Generale residirten) und seien dadurch dem Staats- 
wohle oft hinderlich gewesen. Sollten auch alle Klöster aufgehoben 
werden, so wäre dies kein Unglück für die Religion, um so mehr, als 
der Kaiser Bedacht nehme, alles beizutragen, damit fromme, aufge- 
» klärte und bescheidene Seelsorger gebildet würden, die dem Volke 
die reinen Glaubenssätze der Religion beibrächten. 

In gleichem Sinne bespricht der Bischof das Toleranzedict. ,Unser 
anhaltendes Gebet, unser tugendhafter Lebenswandel, unsere von 
abergläubischen Gebräuchen gereinigte Religion wird die Glaubens- 
gegner am besten von der Wahrheit unserer Lehre überzeugen. Er 
verweist auf das Beispiel des Heilandes, welcher die Irrenden mit 
Sanftmuth besserte, und sagt über die Absichten des Kaisers: ,0b und 
wie weit die Akatholiken in Glaubenssachen der reinen Wahrheit zu- 
gethan sind, darüber wirft sich der Monarch nicht zum Richter auf, 
er überlässt es ihrer eigenen Einsicht, weä jeder das angeborne Beckt 
hat^ sich an die Bdigionspariei zu halten^ die ihm nach seiner Einsicht 
und gewissenhaften Prüfung die wahre zu sein dünkte Nachdem sich 
der Bischof dagegen verwahrt, als ob er hiemit unkirchlichen IndiflFe- 
rentismus jpredigen wollte, empfiehlt er seinen Diöcesanen billige Nach- 
sicht mit denjenigen, welche es ,bei aller angewendeten Sorgfalt und 
Mühe' nicht so weit bringen konnten , mit den Katholiken ,gleich zu 
denken'. 

Aus diesem, wie gesagt, aus ultramontaner Quelle herrührenden 
Auszuge möge man die Manifestation des Bischofs von Laibach beur- 
theilen und deren Wirkung im gegnerischen Lager ermessen. Sofort 
spitzten sich die geistlichen Federn, von der ihnen durch Kaiser Josef 
gewährten Pressfreiheit Gebrauch machend, zu anonymen Schmäh- 
schriften. Die erste erschien 1782 unter dem Titel: ^Hirtenbrief von 
dem Bischof von Laibach, mit unentbehrlichen Anmerkungen nach seinem 
ganzen Inhalte begleitet^ mit dem Motto: AngeU Laodiceae Ecclesiae 
scribe — Dem Engel der Kirche von La . , , , schreib (Jöh. Offenb. 
III^ 14:)^ 14c Seiten 4°; bald darauf als Fortsetzung: ,Noch etwas an 
den Bischof zu Laibach und seinen Goncepisten in Betreff seines Hir- 
tenbriefs als ein höchst nothwendiger Beitrag zu den erst neulich er- 
schienenen unentbehrlichen Anmerkungen'', Motto : Dieses habe ich euch 
von denjenigen geschrieben , die euch verführen (L Sendschr. Jöh, 11^ 
29 \ 4^).^ Der Pamphletist, der, wie unser ultramontaner Gewährsmann 



» P. Marc. Bibl. S. 25. 

14' 



2ia 

sagt, den Hirtenbrief ^Satz für Sota völlig eermalmte^^ will die Autor- 
schaft desselben durchaus auf die Kanzlei der geistlichen Hofcommission 
in Wien zurückführen. 

Eine zweite Broschüre, ebenfalls geistlichen Ursprungs: ,Dem 
Fürstbischof von Laibach abgelegtes öffentliches Glaubensbekenntniss 
von Hans Michael Vörwetz ^ einer landesfürstlichen Hauptstadt im 
H&rssogthum Krain Bürgers^ Gradelzi 1783^ 56 Seiten, ist speziell 
auf die bürgerlichen Kreise berechnet. Der Verfasser gibt sich als 
Mann des Volkes, der nach alter ehrsamer Handwerkssitte weit ge- 
wandert, dem Kaiser als Reitersmann in Welschland und Germanien 
gedient und nun mit seiner Nadel die Herrschaften und Klöster treu 
und redUch bedient. Der wackere Meister rühmt sich als fleissigen 
Bibelleser (wol um so die aussergewöhnliche biblische Belesenheit 
zu erklären) , den seine Mitbürger lieben , den Adel und Klöster gern 
sehen. Auf diese Art bekomme er bald beim Franziskanerprocurator, 
bald beim Kapuzinerlector , bald beim Augustinerprediger, bald beim 
P. Subprior der Discalceaten , zuweilen auch bei einem Weltpriester 
manches ^Buchet von den jeteigen Modegdehrten^ Wenn Bürger in 
Wien und Klagenfurt ihre Glaubensbekenntnisse veröffentlichen, warum 
sollte dies einem Bürger von Laibach nicht erlaubt sein, um so mehr, 
als die Bürger von Laibach in der katholischen Welt verschrien sind, 
als wären sie mit ihrem ^allergnädigsten, aUerhochtvürdigsten^ aüerhoch- 
gelehrtesten' Fürstbischöfe yhalMtäherisch'l Der von seinen geistlichen 
Freunden so wohlinformirte Bürger deutet darauf zart an , der Hir- 
tenbrief sei keine ^Frucht atis dem hochfürstlichen Qarten\ sondern 
das Werk der Loge, welche in Wien im Hause des Herrn V . . . . ihre 
geheimen Versammlungen abhalte, bei denen sich auch der Fürst- 
bischof während seines Wiener Aufenthalts fast täglich eingefunden, doch 
hätte dieser letztere das Concept wohl lesen und censiren sollen, 
ehe er es zum Druck befördert. Ironisch rühmt dann der Gelehrte 
von der Nadel den Eifer des Bischofs, mit welchem er bestrebt sei, ,den 
Gesinnungen des Kaisers sogar zuvorzukommen', und erzählt schUesslich 
einige ^Beweise von der Aufrichtigkeit y Redlichkeit und Offenheit der 
Laibacher Bürger^ d. i. angebliche /reimüthige' Aeusserungen von 
malcontenten Laibacher Ultramontanen, welche dem Bischof sagten, 
dass er ihnen ,nicht gut katholisch, sondern halb lutherisch' scheine, 
dass er nicht nöthig habe, sie epst über die Verehrung der Heiligen 
zu belehren, dass er Unrecht habe, Processionen der Brüderschaften 



* Brunner 1. c. S. 343. 



213 

abzustellen^ u. s. w., und es werden noch die Bauern zu Zeugen für 
die Ketzerei des Bischofs angerufen, der bei ihnen ,diei lutherische 
Perücke' heisse. An diese Polemik schliesst der beredte Bttrgersmann 
sein in 19 Absätze getheiltes, wohl auch nicht im eigenen Garten 
gewachsenes ^Glaubensbekenntnisse , an welchem festzuhalten er iseine 
Mitbürger beschwört.* 

Diese Bürger- und Bauernhetze gegen den menschenfreundlichen 
Bischof war nicht die einzige traurige Folge seines Hirtenbriefs: in 
Rom wurden die christUch-milden Lehren desselben als ,Irrsätze' erklärt 
und vor allem der doch so streng kirchlich verclausulirte Begriff der 
Toleranz so anstössig befunden, dass der Papst Anstand nahm, dem 
Wunsche des Kaisers wegen Erhebung Laibachs zum Erzbisthum zu 
willfahren, insojange der Bischof sich nicht formell von allen seinen 
^Irrthümern'- losgesagt habe. In diesem Sinne sprach sich Pius VI. noch 
in seinem vom 7. Januar 1787 datirten Breve an den Kaiser aus. 
Dieser aber hörte nicht auf, diese Angelegenheit lebhaft zu betreiben, 
denn er schätzte den Laibacher Bischof hoch und hatte ihn (in einem 
Erlasse vom 27. November 1781) den Bischöfen der Monarchie als 
Muster vorgestellt. Mitten unter diesen Verhandlungen starb der Fürst- 
bischof am 7. Oktober 1787 im Alter von 68 Jahren, nachdem er seiner 
Diöcese seit dem Jahre 1772 mit echt apostolischem Eifer vorgestanden. 
Ein Zeitgenosse schrieb über ihn : ,Seine erhabene Tugend, seine echte 
Frömmigkeit, seine Menschenliebe, tiefe Gelehrsamkeit, grosse Einsicht 
und genaueste Verwaltung seines bischöflichen Amtes, die christUche 
Klugheit, mit der er zwischen die Religion und den Staat hintrat und 
beide schwesterlich vereinigte, die Stärke seines apostolischen Geistes, 
mit der er die Heuchelei und den Unglauben, diese zwei mächtigsten 
Feinde der Kirche und des Staates, die gemeinschaftlich beiden den 
Umsturz drohten, verbannt hat, und seine christliche Duldung machen 
ihn dem Staate und der Religion gleich verehrungswerth und unver- 
gesslich'.^ 

In seinem Testa'tnente setzte der Bischof die Armen und die 
Normalschule zu Erben seines ansehnlichen Vermögens ein und 

^ Eine kaiserliche Verordnung vom 27. Dezember 1782 stellte die Processionen 
ab; die Bittwoche ausgenommen, sollten jährlich nur zwei stattfinden. Es wurde 
jedoch dem Ordinarius überlassen, wegen »B^gens, der Ernte oder sonstiger aU- 
gemeiner Anliegen' Umgänge anzuordnen. Also war das Verbot kein unbedingtes 
und die Autorität des Ordinarius blieb gewahrt, was freilich den an idlen ihren 
Traditionen unverbrüchlich festhaltenden Frommen im Lande nicht genügte. 

« Brunner 1. c. S. 344-346, Bl. a. Krain 1861; S. 107-108. 

' Laibacher Zeitung vom Jahre 1787. 



214 

empfahl im Interesse derselben dem Domcapitel, übertriebenen Prunk 
bei der Beerdigung zu vermeiden.^ 

Wir haben nock eine vielfach angefochtene Massregel Kaiser 
Josefs zu erwähnen: die Kloster au fhebung^ von welcher auch Erain 
betroffen wurde. Im Jahre 1780 zählte Krain auf dem jetzigen Gebiets- 
umfange 15 Klöster; von diesen wurden 11 in den Jahren 1782 — 1786 
aufgehoben. Wie wir gesehen haben, hatte schon Maria Theresia die 
Aufhebung dieser religiösen Gemeinschaften, wo sie ihr mit dem Staats- 
wohle im Widerspruche zu stehen schienen, als Majestätsrecht geltend 
gemacht. Die Klöster hatten längst ihre Mission überlebt. In Krain 
hatten sie übrigens weder für Landeskultur noch für die Interessen 
der Bildung je etwas eAebliches geleistet. Um die Reformation zu 
bekämpfen, hatten die Söhne Loyola's berufen werden müssen, und auch 
diese waren der übereinstimmenden Verurtheilung aller weisen Staats- 
regierungen bereits gewichen. Demungeachtet wurde nicht vollständige 
Aufhebung der Klöster decretirt, sondern nur ihre Einschränkung. 
Diese war schon eine Forderung gesunder volkswirthschaftlicher Prin- 
cipien, welche der Anhäufung des Besitzes zur todten Hand entgegen 
sind. Durch das eingezogene Vermögen bereicherte sich nicht der 
Staat, sondern es floss dem Religionsfonde zu und diente zur Dotirung 
der Seelsorge. Wenn bei der Aufhebung Gegenstände der Kunst oder 
der Wissenschaft der Zerstörung anheimgefallen sind , so ist dies ge- 
wiss zu bedauern, in Krain hat aber die Kunst sicher keine unersetz- 
lichen Verluste erlitten : die Klostergebäude und ihre Einrichtungen waren 
keine Denkmäler der Kunst, 'und die Klosterarchive und Bibliotheken 
sind erst durch die Säcularisirung dem allgemeinen Gebrauche, der 
wissenschaftlichen Benützung zugeführt worden, während sie bis dahin 
unbenutzt dem Ruin entgegengingen. 

Das erste Aufhebungsedict erfolgte am 12. Januar des Jahres 
1782. Es verfielen diesem Lose die Klöster der Karthäuser in Freu-- 
denfhal^ der Clarissinnen in Laiba^h^ Lack, Münkendorf der Dominik 
Jeanerinnen in Michelstetten, Sie besassen im ganzen ein Vermögen von 
753,544 fl. Die kostbarste Bibliothek besass die Karthause Freudenthal 
mit 3428 Bäliden; das Archiv derselben war wohlgeordnet. Die Cisterze 
Sittich^ das älteste Stift des Landes, wurde am 25. Oktober 1784 auf- 
gehoben. Der letzte Abt Franz X. Taufrer^ der sich Verdienste um 
die Einführung der Normalschule erworben hatte, erhielt ausnahms- 



' Diese menschenfreandliche Erbseinsetzang des Bischoüs hat die «sichere' 
Laibacher Quelle bei Branner S. 339 anzuführen vergessen! 



»6 

weise eine Staatspension in dem heben Betrage von 2000 fl. Das Rein- 
vermögen betrug 238,985 fl. Die scböne Stiftskirche blieb als Pfarr- 
kirche und behielt ihre Kapitalien und Paramente. Bibliothek und Archiv 
waren genau katalogisirt. Die Gisterze Mariabrunn bei Landstrass 
erhielt am 3. Januar 1786 ihr Aufhebungsedict. Ihr reines Vermögen 
betrug 168,758 fl. In Laibaeh theilten die feindlichen Brüder, beschuhte 
und unbeschuhte Augustiner das gemeinsame Los der Säcularisirung; 
jene verfielen ihm 1784, diese 1786. Beider Vermögen betrug 125,683 fl. 
Die Erbschaft der Discalceaten traten die barmherzigen Brüder 
an, welche Kaiser Josef im Jahre 1785 zur Uebernahme der Kran- 
kenpflege nach Laibach berief und welche im Jahre 1788 bereits 207 
Kranke in ihrem Kloster (an der Stelle des jetzigen Civilspitals) beher- 

« 

bergten.^ 

Die Kapuziner in Rudolfswerth xmAKrainburg wurden 1786 säcu- 
larisirt. Das Vermögen der letzteren betrug nur 2518 fl. und wurde 
dem Orden belassen; über das der ersteren £ndet sich keine Angabe. 
Das Vermögen der Klöster war grösser, als man bei der schlechten 
Wirthschaft der nfeisten erwartet hatte, und doch war bei aller Auf- 
merksamkeit der Regierung vieles verschleppt worden, nicht von den 
Commissären, wie mitunter behauptet worden ist, sondern von den 
Geistlichen selbst zum Nachtheile der Kirche.* 



U. Blute der Volkssohole. Umgestaltting des G3rmna8iams. Aufhebung der 
philosophischen Faoultät. Zvei Erainer als verdiente Sohulmänner. 

Kaiser Josef, ein für das Volkswohl begeisterter Fürst, pflegte 
sorgsam die von seiner hochherzigen Mutter gegründete Volksschule, 
In Krain leitete Johann N. Graf von Edling noch immer das gesammte 
Schul- und Studienwesen. Es war die Blütezeit der Volksschule. In 
Laibach sorgte der Magistrat als Patron der Vorstadtpfarre Tirnau 
in aufopfernder Weise für die Bildung der heranwachsenden Jugend. 
In den Jahren 1787 — 1790 wurden in der Tirnau zwei Trivialschulen 
errichtet und ein Schulhaus daselbst gebaut.^ In der Stadt war für 
die Normalschule ein Privatgebäude gemiethet worden, welches seiner 
Bestimmung nicht entsprach. Der Gouverneur von Innerösterreich, Graf 



* Acten des Civilspitals, mitgetheilt vom Herrn Prof. Dr. Valenta und Lai- 
bacher Zeitung vom Jahre 1788. 

« Wolf, Die Aufhebung der Klöster in Innerösterreich. 1871, SS. 84-89; 
145-149. 

8 Mitth. 1866 S. 35. 



216 

KhevenhüUer, hatte sich im Jahre 1785 bei der Bereisung seines Amts- 
gebietes von den Misständen der Schulräume überzeugt und forderte 
das Kreisamt auf, ihm Plan und Kostenüberschlag für ein neues Schul- 
gebäude vorzulegen. Dies geschah, und die Stände erklärten zu den 
auf 9000 fl. veranschlagten Kosten 3000 fl. beitragen zu wollen. Nun 
handelte es sich um den Platz für das neue Schulgebäude. Das Kreis- 
amt schlug dafür den Garten der aufgehobenen Augustiner-Eremiten 
(des jetzigen Franziskaner-Klosters) , der Ingenieur Schemerl den Platz 
nächst dem Kapuzinerkloster (die jetzige Sternallee) vor , das Guber- 
nium beantragte dafür die Stelle des ehemaligen (im Jahre 1774 ab- 
gebrannten) JesuitencoUegiums. Die Hofkanzlei genehmigte den Antrag 
des Gubemiums. Inzwischen waren jedoch Umstände eingetreten, 
welche eine Aenderung dieses Planes herbeiführten. Die barmherzigen 
Brüder, welche nach ihrer Ansiedlung in Laibach zuerst das Kloster 
der Franziskaner bezogen hatten (das jetzige Gymnasialgebäude), räum- 
ten dasselbe , indem sie in das Kloster der Discalceaten übersiedelten, 
und nun machte der damalige KreisamtsprotokoUist, unser verdienst- 
voller Geschichtschreiber Linhart, am 14. Juli 1786 dem Gubemium 
den Vorschlag, das nunmehr leer stehende Franziskaner-Kloster zum 
Normalschulhause umzugestalten , in welchem auch die höheren Lehr- 
anstalten nebst der Bibliothek untergebracht werden könnten. Diesem 
Antrage stimmten die Stände bei und verpflichteten sich, sowohl Nor- 
malschule als Gymnasium mit mehreren öffentlichen Aemtem und der 
Gamisons-Monturkammer in dem neu herzustellenden Gebäude unter- 
zubringen, wenn ihnen das Eigenthum desselben überlassen werde. 
Dieser Antrag wurde angenommen, und es begannen sofort (28. Januar 
1788) die Adaptirungsarbeiten, welche im Herbst des Jahres 1790 
mit einem Kostenaufwande von 33,169 fl. vollendet waren. Sie führten 
zur Demolirung des Franziskaner-Thores, wodurch einer der schönsten 
Plätze gewonnen wurde. ^ 

Auch in den Landstädten war das Institut der Normalschule im 
Aufnehmen begriffen. Die Schule in Idria zählte im Jahre 1781 in vier 
Klassen 320 Schüler, während vor der Errichtung der Normalschule der 
Idrianer Schullehrer kaum 60 Zöglinge zu unterrichten hatte.* 

Das Laibacher Gymnasium^ an welchem im Jahre 1780 noch 
immer Exjesuiten als Lehrer fungirten, erhielt im Jahre 1781 einen 



1 Mitth. 1860 S. 93 f. 

* Versuch über die slavischen Bewohner der Österr. Monarchie, Wien 1804, 
U. 40; Hermann, Beisen durch Oesterreich, II. 46, Anm. 



217 

netien Studienplan ^ aus welchem wir hervorheben , dass für die fünfte 
Klasse die Landes- und die habsburgische Familien-Geschichte vor- 
geschrieben war. Neben dem Gymnasium bestand bei Kaiser Josefs 
Regierungsantritte noch eine theologische und eine philosophische Lehr- 
anstalt, Im Jahre 1784 wanderte der ganze theologische Lehrkörper 
nach Innsbruck,^ und mit Hofdecret vom 20. Oktober 1785 wurde die 
philosophische Facultät als den herrschenden Grundsätzen nicht ent- 
sprechend und wegen der gegen einen Lehrer vorgebrachten Be- 
schwerde ,zur Vermeidung ähnlicher Auftritte' aufgehoben. ^ Der Her- 
gang verdient eine nähere Erwähnung. 

Lehrer der Philosophie war im Jahre 1785 der Professor NovaJc^ 
Director der Anstalt der Exjesuit Ambschd. Professor Novak war ein 
Freund der Aufklärung , gegen welche , wie wir in der Geschichte des 
Herberstein'schen Hirtenbriefs gesehen haben, die Anhänger der alten 
Traditionen noch immer einen meist in Maulwurfsgängen sich bewe- 
genden erbitterten Kampf führten. Ueber die Lehrmeinungen des 
Professors Novak hatte man in der Stadt schon durch längere Zeit 
Gerüchte verbreitet, durch welche sich auch die Eltern der Schüler 
beunruhigt zeigten. Da erschien einer der besten Schüler Novaks vor 
dem Director mit nachstehender schriftUcher Anzeige : ,Hochwürdiger 
Herr Director ! Weil ich Endesgefertigter sowohl die üblen Folgen als 
auch einen Nachtheil unserer Religion befürchte, wenn man den Satz 
annähme, die Seele sei nicht einfach^ und doch ein öffentlicher 
Lehrer der Philosophie, Herr Novak, diesen Satz in der Schule mir 
zu behaupten oder doch wenigstens für diesen mehr als für den ent- 
gegengesetzten, nemlich : ,die Seele ist einfach', geneigt zu sein schien, 
welches ich mir aus seinen Worten zu erweisen getraue, und da 
mir überdiess gelehrte und fromme Männer sagten^ dass der Satz: die 
Seele ist nicht einfach , falsch ist , so hielt ich mich' in diesen Um- 
ständen für verpflichtet. Solches Ihnen, Herr Director, anzuzeigen, 
um den Irrthum , welcher sich mit der Zeit ausbreiten könnte , abzu- 
wenden. (Folgt nun in der hier wörtlich nach den Acten gegebenen 
Schrift eine lange Denunciation über die Ansichten des Professors 
Novak von der Einfachheit der Seele.) Director Ambschel hatte nun 
natürlich nichts eiligeres zu thun, als den Professor Novak beim 
Kreisamte als Atheisten zu denunciren, womit er die Bitte verband, 
der Untersuchung ja keinen Exjesuiten beizuziehen, damit es nicht 



» Wüde, Mitth. 1860 S. 68. 

> Nedasek, Gesch. des Laib. GymnasiumH, Programm 1861 S. 6. 



218 

heisse, es sei dies eine ^Exjesuüen-Inirigue^. Speciell führte Ambschel 
noch folgende Jrrlehren^ des Professors Novak an: 1. Die Ohren- 
beichte ist keine Einsetzung Christi. 2. Vielleicht ist keine Spur mehr 
von jener Religion vorhanden , die Christus gelehrt hat. 3. Die Welt 
steht vielleicht schon Millionen Jahre. 4. Die Kirche besteht aus 
einzelnen Menschen, die nicht unfehlbar sind; wir sind also nicht 
sicher, ob sie uns den wahren Sinn der Schrift angibt 

Die Untersuchungs-Commission des Kreisamtes, als modernes 
Ketzergericht, war aus dem Kreishauptmann von Claffenau, dem Ge- 
schichtschreiber Linhart und dem Director Ambschel zusammengesetzt. 
Linhart zeigt sich in seinen Werken als ein freisinniger Mann, aber 
der Kreishauptmann Claffenau war ein Anbänger der Jesuiten oder hatte 
doch nicht Charakter genug, um der von den Exjesuiten dirigirten 
,öffentlichen Meinung^ entgegenzutreten, und so darf es uns nicht wunder- 
nehmen, dass als Resultat der Untersuchung die Suspendirung des Pro- 
fessors Novak sich ergab, welcher auf die an ihn gerichtete Vorladung 
wegen Krankheit und Furcht vor einer Gewaltthat nicht erschienen war, 
sondern eine schriftliche Verantwortung eingeschickt hatte. Aber das 
Gubemium fällte mit Berufung auf eine Allerhöchste EntSchliessung 
vom 18. Oktober 1785 eine überraschende Entscheidung. Es wurde 
dem Kreisamte sbhärfstens verwiesen, dass es in einer blos wissen- 
schaftlichen Angelegenheit eine Untersuchung eingeleitet, Professor 
Novak wurde über Verwendung van Swietens an das Wiener There- 
sianum in eine bessere und einträglichere Stellung versetzt, der Denun- 
ciant Ambschel seiner Stelle entsetzt und das philosophische CoUe- 
gium aufgehoben. Nicht lange aber genoss unser Freidenker das Glück, 
unter dem Schutze des Monarchen und van Swietens frei athmen 
zu dürfen, er erkrankte und wählte das Stift Sittich zum Aufent- 
halte. Der dortige Exprälat, Baron Tauffrer, verbitterte die letzten 
Stunden des sterbenden Gelehrten, indem er in ihn drang, seine an- 
geblichen Irrlehren zu widerrufen. Seine letzten Worte waren: ,Sie 
haben mich nicht verstanden!'* 

Ueber Verwendung des Laibacher Fürstbischofs und der krai- 
nischen Stände, welche zwei Bittschriften an Kaiser Josef richteten, 
wurde das philosophische Studium mit Hofdecret vom 24. April 1788 



^ Siehe die Skizze : Die Aufhebung der philosophischen Facultät in Laibach. 
Ein Curiosum aus der josefinischen Zeit, Tagespost 1864, und ,Die Jesuiten in 
Krain*, III, im Feuilleton des ,Laibacher Tagblatt* vom Jahre 1869, nach den Ori- 
ginalacten. 



219 

nach einem neuen , dem Fortschritte der Wissenschaften entsprechen- 
den Plane wieder eingeführt.^ 

Um das Unterrichtswesen Oesterreichs überhaupt haben sich in 
der josefinischen Periode zwei Krainer geistlichen Standes hervor- 
ragende Verdienste erworben: Anton Spendou ^ geboren zu Möschnach 
1739, wurde Domherr, dann Domcustos bei S. Stephan in Wien, unter 
Cardinaf Migazzi Spiritual im dortigen Priesterhause. Er erwarb sich 
als Director der theologischen Facultät Verdienste um die theologi- 
schen Studien und wurde unter Rottenhann als Hofrath und Beisitzer 
in die Studien-Hof commission berufen.^ Im Jahre 1769 Hess er seinen 
im Jahre 1757 geborenen Bruder Jose/* nach Wien kommen, wo dieser 
in das akademische Gymnasium eintrat. Derselbe erwarb sich in den 
theologischen Studien die Zuneigung des Professors der Kirchenge- 
schichte, Ferdinand Stöger, der ihn bei seinen gelehrten Arbeiten ver- 
wendete. Im Jahre 1782 Katechet an der Normalschule, lehrte er 
nach einer eigenen Methode , welche van Swieten , der Präsident der 
Studien-Hofcommission, bei jeder öffentlichen Prüfung mit seinem Bei- 
fall begleitete. Im Jahre 1785 ward er Vicedirector des für die Ausbil- 
dung des Klerus von Kaiser Josef errichteten Generalseminars , im 
Jahre 1788 Schul-Oberaufseher und Domscholast, was er bis 1816 
blieb. Es werden als seine Verdienste Verbesserung der Lehrmethode 
nicht nur in der Religion, sondern in allen Gegenständen des Elemen- 
tarunterrichts, mildere Schulzucht, Entfernung der körperiichen Stra- 
fen gerühmt.* 



12. Die Alcademie der OperoBen und die Aokerbaugesellsohaft. 

Anfblüben der sloveniaclien lÄteratur. Vodniks erste dichterische Versuche.. 

Die BiMübersetKong. Deutsche Literatur. Linhart. Drucker und 

Zeitungen. Die Schaubühne. 

Das rege geistige Leben der josefinischen Zeit verbreitete seine 
Schwingungen bis in die äussersten Grenzen des Reiches. In Krain 
feierte die Akademie der Operosen ihre Wiedergeburt 1781. Graf Edling^ 
dessen gemeinnütziges Wirken auf dem Felde der Volksschule wir 
bereits gewürdigt haben, war auch ein Freund der Literatur über- 



1 Neöasek 1. c. S. 8. 

* Oeßterr. Nat.-Encyklopädie VI, 602. 

> Nat.-Encyklopädie V, 98. 



220 

haupt.^ Er wurde zum Director, der Präsident der Stände, Sigmund 
Freiherr von Gussitsch, zum Vorsitzenden gewählt. Wir lesen von zwei 
feierlichen Sitzungen am 5. April und 15. Mai 1781. Zwar löste sich 
die Gesellsehaft verschiedener äusserer Hindernisse wegen schon 1787 
wieder auf,^ doch knüpft sich an ihre kurze Thätigkeit das Wieder- 
erwachen des wissenschaftlichen Geistes auf dem Gebiete beider Lan- 
dessprachen. 

Die Landesgeschichte wurde durch den kritischen Geschichtsfor- 
scher Anton Linhart erheblich gefördert Geboren 11. Dezember 1756 
in Radmannsdorf, wollte er sich erst dem Jesuitenorden zuwenden, 
dessen Lehrthätigkeit seiner wissenschaftlichen Neigung zusagte, wurde 
aber durch die Auflösung dieses Ordens daran verhindert. Er hörte 
dann in Wien unter Sonnenfels Polizei, Handlung und Finanzwissen- 
schaft. Nach Laibach rückgekehrt, fand er in der bischöflichen Kanzlei 
eine ,magere' Anstellung, trat dann beim Kreisamte ein, wo er Pro- 
tokollist ward. Später, als seine Fähigkeiten allgemeiner bekannt 
wurden, erhielt er als Kreis-Schulcommissär und landschaftlicher Se- 
cretär einen weiteren Wirkungskreis. Seine ersten literarischen Versuche 
waren poetischer und dramatischer Art. Er dichtete eine Ode auf den 
Tod Maria Theresia's (1780, Laibach bei Eger, 8®) und schickte einen 
Almanach: ,Blumen aus Krain' (Laibach bei Eger, 1780, mit Silh., 
enthaltend ein Singspiel und Gedichte, darunter Uebersetzungen aus 
dem Krainischen, wie die Volkssage von Lamberger und Pegam) auf 
den poetischen Markt. Auch ein Trauerspiel ,Miss Jenny Lowe' er- 
schien von ihm (ii\ Augsburg bei Conrad Heinrich Stade, 8®). Das Werk 
aber, das seinen Namen verewigt, ist die erste kritische, quellenmässige 
Bearbeitung einer Partie der krainischen Landesgeschichte: ,Ferst«cA 
einer Geschichte von Krain und der übrigen südlichen Slaven Oester- 
reichs' (Laibach 1788 und 1791 bei Eger, in 2 Bänden). Sie reicht bis 
auf die Unterwerfung Krains unter die Franken und behandelt mit 
besonderer Ausführlichkeit die Kulturgeschichte, insbesondere Sitte und 
Lebensart der alten krainischen Slaven, mit vergleichenden Sprachproben 
der verwandten Slavenvölker. Auch Karten aus römischer und karan- 
tanischer Zeit sind dem Werke beigefügt. In der Vorrede bespricht 



^ P. Marc. Bibl. Cam. S. 17 verzeichnet von Edling eine in Augsburg er- 
schienene ,Idylle* : ,Der Isenz (Isniz = Isonzo) und die Laibach* und eine poetische 
Epistel: »Gedanken des Herrn und Grafen von Edling an einen jungen Barden Frei- 
herrn von S.S Laibach 1781, in 8°. 

^ Annalen der Landwirthschafts-Gesellschaft in Laibach 1822 und 1823, Lai- 
bach 1830, S. 1 f. 



221 

der Verfasser seine Vorgänger und schliesst mit den, seine echt wissen- 
schaftliche Tendenz charakterisirenden Worten: ^Mit Vergnügen un- 
terwerfe ich mieh der schärfsten Prüfung. Wenn auch ich dabei ver- 
liere^ so gewinnt doch die Wahrheit^. ^ 

Die Naturgeschichte Krains ward durch fortgesetzte Publicationen 
Professor Hacquets bereichert; im Jahre 1782 edirte er die ^Plantae 
oipinae carniolicae'; im Jahre 1784 die ^Mineralogisch-botanische Lust- 
reise von dem Berge Terghu in Krain eu dem Berge Glöckner in 
Tird. Mit Kupfern^ und im Jahre 1785 liess er in Leipzig die ,P%- 
sikaHsch-pditische Beise aus den dinarischen durch die julischen, car- 
nischen^ rhätischen in die norischen Alpen ^ 1781 und 1782 unter- 
nommenl- (in 2 Theilen, mit Kupfern) erscheinen.* Der Jesuit Tobias 
Gruher^ Bruder des bereits genannten Kanalbauers, schrieb ^Briefe 
hydrographischen urid physihüiscJien Inhalts aus Krain'' (Wien 1781, 8®, 
mit Abb.)« 

Der Bauemsohn Georg Vega^ geboren 1754 zu Sagoriz in der 
Moräutscher Pfarre, betrat unter Kaiser Josef seine Kuhmesbahn. 
Nachdem er in Laibach die philosophischen Studien absolvirt, wurde 
er als Navigationsingenieur angestellt, trat aber am 7. April 1780 als 
gemeiner Kanonier in das zweite Artillerieregiriient. Binnen Jahresfrist 
zum Lieutenant avancirt, veröffentlichte er im Jahre 1783 bereits seine 
^Mathematischen Vorlesungen^ ausgezeichnet als Lehrbücher, und die 
^Logarithmentafeln^ welche seinen Weltruhm begründeten und im Jahre 
1875 bereits in 59. Auflage, besorgt durch Dr. Bremiker, erschienen 
sind. Im Jahre 1782 ward Vega Lehrer der Mathematik bei der Ar- 
tillerieschule , im April 1785 Oberlieutenant, im Jahre 1787 Haupt- 
mann und wirklicher Professor der Mathematik und machte den Tür- 
kenkrieg mit Auszeichnung mit* Wir werden seine Laufbahn unter 
Franz L weiter verfolgen. 

Die shvenischeLiteratu/r begann ihre ersten hoffnungsvollen Blüten 
zu treiben. In der Gedichtesammlung ^Pisani2e\ die P. Marcus Pohlin 
1779—1781 herausgab, bewährte ein junger Franziskaner, P. Marcelianus 
Vodnik^ seinen Beruf als Volksdichter. Vodniks Familie stammte ajis 
S. Jakob an der Save, von wo der Grossvater unseres Dichters, Georg, 



* Wurzbach, biogr. Lex. XV. 213; P. Marc, Bibl. Cam. S. 32; Öafafik I. 28 
and 29 ; Mitth. 1862, S. 40. 

* Deschmaim, Musealbeft 1856 S. 7—8. 
» P. Marc. 1. c. S. 23. 

*• Oesterr. Nat.-Encyklopädie Y. 513; Gräffer, Geschichte der k. k. Begimenter, 
Wien 1800, IV; Hirtenfeld, Miütär-Maria-Thereeienorden, Wien 1857, S. 469. 



222 

1689 geboren, durch Verehelichung nach Trata und Podgora ob Dravife 
nächst Laibach zum ,2ibert^ kam. Georg erkaufte später in der Ort- 
schaft Schischka bei Laibach ein Haus, dem der Vulgarname ,2ibert' 
noch heute anklebt (Gasthaus ,zum steinernen Tisch^). Georg starb hier 
im 85. Lebensjahre mit Hinterlassung eines Sohnes Josef. Dies war 
der Vater unseres Vodnik, der am 3. Februar 1758 im Hause .beim 
Äibert' geboren wurde, üeber seine Jugendzeit schreibt er in seiner 
kurzen Selbstbiographie: ,Deyet let star popustim jegre, lushe, inu 
dersanje na jamenskeh mlakah, grem volän v' fholo ker fo mi oblubili 
de snam nehati, kader ozhem, ako mi uk nepojde od rok. Pisati inu 
branje me je uzhil fhohnaster Kolenez 1767; sa pervo fholo ftriz 
Marzell Vodnik Franziskanar v' Novim Mesti 1768 inu 1769. Od 1770 
do 1775 poflufham per Jesuitarjih v' Lublani fhest latinskeh fhol. 
Tiga leta me shenejo muhe v 'Kloster k Franziskanarjam , f hlishim 
visoke f hole, berem novo masho, fe s'oblubami saveshem ; al 1 784 me 
Lublanski f hkof Herberstein vun poshle, dushe paft. Krajnsko me je 
mati uzhila, nemfko inu latinfko fhole; lastno vefele pa lafhko, fFan- 
zosko, inu fploh Slovensko.'^ 

Im Slovenischen als Schriftsprache bildete sich Vodnik unter 
Anleitung des P. Marcus Pochlin aus ; schwerfällig waren seine ersten 
poetischen Versuche nach fremden Vorbildern, der Klopstock'schen 
Ode und Gessner'schen Idylle, aber glücklich traf er den Volkston in 
seinem ^Zadovöljni Krajnc,^* Wir werden Vodniks Fortschritte noch in 
den kommenden Zeitabschnitten verfolgen , begleitet uns doch sein 
Name bis an das Ende der französischen Herrschaft in lUyrien. Neben 
Vodnik wird ein Augustinermönch, P. Bismas {Zakotnik\ gestorben 
1793, Curat in Brause (Schlesien), genannt, der im Volk die öUesten 
Lieder (von Pegam^ von Jur Kobüa^ Krcdj Ma;thjaäf von der Linde 



^ Deutsch : Neun Jahre alt verlasse ich die heimatUchen Spielplätze, Wasser- 
tümpel und Eisbahn von Grubenbrunn (Jama, Gut in der oberen Schischka) und 
gehe willig in die Schule, weil man mir versprach, dass ich aufhören könne, wenn 
mir das Lernen nicht von statten ginge. Schreiben und Lesen lehrte mich der 
Schulmeister Kolenec 1767; für die erste Lateinschule bereitete mich der Vetter 
Marcellian Vodnik, Franziskaner in Neustadtl, 1768 und 1769 vor. Von 1770 bis 
1775 besuche ich bei den Jesuiten in Laibach die sechs lateinischen Schulen. In 
diesem Jahre (1775) treiben mich Grillen ins Ehester zu den Franziskanern, ich 
besuche die höheren Schulen, lese die erste Messe, lege die Gelübde ab, aber 1784 
schickt mich der Laibacher Bischof Herberstein hinaus in die Seelsorge. Erainensch 
lehrte mich die Mutter, Deutsch und Lateinisch die Schulen, eigene Neigung Italie- 
niftch. Französisch und die slavischen Sprachen überhaupt' 

« Vodnik-Album, herausgeg. ron Dr. Costa 1859, S. 3 und 24-25; Öafarik I. 29. 



223 

am alten MarU^ von der schonen Vida etc.) sammelte, welche jedoch, 
wie es scheint, Manuscript geblieben sind.^ Das erste grössere Werk 
der neuslovenischen Literatur, mit welcher dieselbe an die Erinnerun- 
gen der Reformationszeit anknüpfte, war aber die Bibelübersetzung^ 
welche Georg Japd, geboren im Stein 11. April 1744, Mitglied der 
Akademie der Operosen, von Bischof Herberstein 1773 zu seinem Se- 
cretär und Hofcaplan ernannt, über Anregung und mit Unterstützung 
desselben begann. Es galt eben, Dalmatins Bibel, die noch immer die 
Grundlage für den gottesdienstlichen Gebrauch bildete, durch eine 
katholische Bibelübersetzung zu ersetzen. Japel un^Kumeräey unter- 
nahmen das Werk mit Zugrundelegung der Vulgata; ihre Arbeit wurde 
von einer dazu niedergesetzten Commission, deren Beisitzer in der 
Vorrede genannt werden, geprüft. Die Uebersetzer bedienten sich 
unter anderen Hilfsmitteln der kirchenslavischen Bibel von Ostrog 
(1581) aus der bischöflichen Bibliothek, in linguistischer Beziehung 
aber der Bohoritsch'schen Grammatik. Nach Kopitars Urtheil waren 
ihre Sprachkenntnisse weit gründlicher und umfassender, als jene des 
P. Marcus. Des Werkes erster Theil erschien unter dem Titel: ßvetu 
pismu Noviga Testamenta id est BMia Sacra Novi Testamenti etc. in 
Slav(hCarniölicum idioma translata per G. Japd etc. et Blasium Ku- 
merdey. Bars L Lab. typ. Jo. Frid, Eger 1784. 8^. 8 Bl. 550 S. Pars II. 
1786. 8^. 8BI 623 8.'^ 

Wurde so auf dem Felde geistiger Kultur in beiden Landes- 
sprachen wacker gearbeitet, so ist es nicht weniger erfreulich zu sehen, 
wie sich auch in völkstmrthschafilicher Beziehung ein reges Leben 
offenbarte. Die Ackerhaugesellschaft setzte ihre erspriessUche Thätigkeit 
fort. Im Jahre 1785 erklärte sich Professor Hacquet unentgeltlich zu 
öflfentlichen Vorträgen über medizinisch-gewerbUch-ökonomische Chemie 
bereit. Die Gesellschaft wollte ihre vollständige Ausstattung mit Lehr- 
mitteln besorgen, aber die bald darauf folgende Versetzung Hacquets 
nach Lemberg vereitelte dieses vielversprechende Unternehmen. Der 
Ingenieur Schemerl eröffnete eine Zeichenschule für Handwerker und 
Künstler, welche ebenfalls von der Gesellschaft mit der nöthigen Ein- 
richtung versehen wurde, aber leider nach zwei Jahren einging. Im 
Jahre 1786 errichtete die Gesellschaft eine Spinnschüle. Sie vertheilte 
Prämien für Bienenstöcke, Maulbeerpflanzungen und Erdäpfelerzeugung. 
Das Solanum tuberosum hatte in Krain bei seiner von oben prote- 



1 P. Marc, Bibl. S. 16; äafarik I; 34. 

« Wurzbach, biogr. Lex. X. 92-94; P. Marc. S. 27; Safarik 1. 26. 106. 



224 

girten Einbürgerung mit einem starken Vorurtheil zu kämpfen, bald 
aber wurde ,gospod krompir' als ein ,guter Gast' in gar mannigfaltigem 
Gewände, als eine Schutzwehr gegen Hungersnoth im Volksmund ge- 
feiert.^ Das war das Verdienst der Ackerbaugesellschaft. Leider hörte 
ihre Thätigkeit mit dem Jahre 1787 auf. Wir kennen nicht die Ur- 
sachen, welche dies veranlassten ; der Verlust so ausgezeichneter Mit- 
glieder wie Hacquet und Schemerl, welche Krain verliessen, mag wohl 
jedenfalls dazu beigetragen haben. Die Bibliothek der Ackerbaugesell- 
schaft überging an die Stände.^ 

Die gesteigerte geistige Thätigkeit der Zeit übte naturgemäss 
ihre Rückwirkung auf die Fresse. Die Zahl der Druck^eien vermehrt 
sich um jene der Firma Ignaz Aloys Edler von KUinmayr^ welchem 
am 20. Dezember 1782 die Buchdruckereigerechtsame und das Zei- 
tungsbefugniss verheben ward. Die Laibacher Zeitung erschien bis 
Ende 1783 unter dem Titel: , Wöchentlicher Auszug aus Zeitungen^ 
ihren jetzigen Titel führt sie seit dem Jahre 1784. Die Nummer war 
nur zwei Blätter in kleinem Quartformat stark. Bis zum 17. Februar 
1785 ziert jede Nummer ein Motto in Versen im Geschmacke Rabeners 
oder Lessings, in der Nummer vom 24. Februar 1785 ist der gewöhn- 
liche Raum des Mottos leer; ob eine Censurlücke oder ein leerer 
Raum im Redactionsoberstübchen daran Schuld, wir wissen es nicht. 
Eine interessante Beigabe sind statistische Tabellen des inneröster- 
reichischen Gubemiums über Geburten, Trauungen, Todesfälle im Gou- 
vernementsgebiete. Seit dem Jahre 1787 wird das Blatt reichhaltiger 
und geschickter redigirt. Den Unterschied zwischen alter und neuer 
Zeit illustriert uns hie und da treffend ein weisses Blatt, unbedruckt 
geblieben, weil der Zeitungsschreiber es damals noch nicht verstand, 
leeren Raum mit Phrasen zu füllen. Die poütischen Nachrichten, 
welche das Blatt fast allein bringt, sind sehr gedrängt und ohne allen 
Phrasenballast abgefasst; von localen Ereignissen leider sehr wenig 
verzeichnet. 

Im Jahre 1789 findet sich eine Druckerei Ignaz Merk, so dass 
Laibach zu Ende des Decenniums, die ältere ^er'sche eingerechnet, 
bereits drei Druckereien zählte, immerhin ein Beweis für ein gestei- 
gertes literarisches Bedürfniss des Publicums. Dem Umfange nach 
war die Production jedenfalls die stärkste auf dem Gebiete der sUh 
venischen Literatur, dem Inhalte nach musste diese noch vor der 
deutschen zurückstehen, welche einen Linhart aufzuweisen hat. 

^ Pesmi krajnskiga naroda, III. 1841, S. 120: ,Podsemeliske jabelka.^ 
a Mitth. 1855 S. 20 ; Bl. a. Krain 1864 S. 87. 



225 

Die deutsche Schaubühne fand in der Hauptstadt des Landes eine 
gesicherte Stätte. Jmmer hat sich auf der hiesigen Bühne — so 
schrieb die Laibacher Zeitung am 24. April 1785 — eine gute deutsche 
Gesellschaft von Schauspielern mit Vortheil erhalten^ und man kann mit 
Grund sagen, dass der Geschmack fürs Theater bei einem grossen Theile 
des hiesigen Publicums nahe an Leidenschaft grenzt. Noch niemal ist 
ein Directeur^ der dem Tubli-cum genug that und sonst Ordnung hielte 
unzufrieden von hier abgegangen.^ Im Winter 1785 war es die Gesell- 
schaft des Herrn Zöllner^ die beste in Innerösterreich, welche nut ihren 
,ausgesuchten abwechselnden Trauer-, Schau-, Lust- und Singspielen' 
die Laibacher unterhielt; im Juni, dann von Juli bis Oktober 1786 
gastirte die FriedeVsche Gesellschaft, nachdem sie in Klagenfurt und 
Triest gespielt, auch in unserer Hauptstadt. Die letzte Vorstellung 
am 1. Oktober war Schröders ,Ring'. Friedel widmete die ganze Ein- 
nahme einer Vorstellung zwei durch Feuer verunglückten Familien. 
Im August 1787 veranstaltete er wieder Sommervorstellungen, welche 
stets volle Häuser machten. Das Repertoire vervollständigten hie und 
da italienische Opernimpressarien. So finden wir, dass am 20. August 
1788 zur Feier der Installation des Erzbischofs Brigido die Oper 
,Le nozze in contrasto' und am 21. Juni 1790 zur Feier der Anwesen- 
heit des Gouverneurs von Innerösterreich die Oper ,L'arbore di Diana' 
bei festlich beleuchtetem Theater gegeben wurde. 

Nun mehren sich auch Düettantenvorstellungen ^ meist zu wohl- 
thätigen Zwecken. So führen am 11. Januar 1787 die Kinder der 
,militärischen Pflanzschule' des Graf Thurn'schen Regiments unter An- 
leitung des Oberlieutenants von Grossilier im landschaftlichen Theater 
ein militärisches Lustspiel ,Soldatenliebe' auf. Am 11. April 1787 gibt 
das Regiment Thurn abermals zwei Stücke zum Besten des Armen- 
instituts. Das erste war ein ,Gesellschaftsstück', welches den Zweck 
des Armeninstituts beleuchten sollte, das zweite ein Trauerspiel in 
fünf Aufzügen : ,Graf Wallenstein', also eine Bearbeitung dieses dank- 
baren Stoffes lange vor Schiller; beide Stücke wurden ,mit vielem 
Anstand und allgemeinem Beifall' aufgeführt. Das Regiment Thurn 
scheint den Dilettantenvorstellungen Bahn gebrochen zu haben, denn 
der Theaterreferent ergreift die Gelegenheit, bei Besprechung obiger 
Vorstellung die ^Theaterfeinde^ und die Damen zu apostrophiren, 
jwdche zwischen vier Mauern mit vieler Natur bald eine Dalila, bald 
eine Lykoris spielen, aber eher überall als auf dem Theater in einer 
Bolle erscheinen wollend Am 14. Mai 1787 gab es wieder eine Dilet- 
tantenvorstellung zum Besten des Armeninstituts: ,Moleshoff und Sylvie', 

15 



226 

ein militärisches Trauerspiel, also wieder eine Production militärischer 
Dilettanten. 

Die ersten Anfänge einer naiianalen Bühne in slovenischer Landes- 
sprache brachte das Jahr 1789. Am 28. Dezember 1789 wurde Linharts 
^^upanava MicJca\ nach Richters ,Feldmühle' bearbeitet, von Dilettan- 
ten aus den besten Kreisen der Gesellschaft aufgeführt: Tuchfabrikant 
Desselbrunner — Tulpenheim ; Frau von Garzarolli — Frau Stemfeld ; 
Dr. Makoviz, Linharts Schwager — Monkof ; Dr. Merk, später Hofrath 
in Wien — Jaka Zupan ; Frau Linhart — Micka ; Dr. Püler — AnÄe ; 
Dr. Repitsch — Glaiek; Souffleur: Linhart selbst* Der Beifall war 
ausserordentlich. ^Gestern — schrieb die Laibacher Zeitung vom 29. De- 
zember 1789 — haben unsere Theaierfreunde dbermdl die Schaubühne 
betreten und uns zugleich den überzeugendsten Beweis geliefert^ dass 
auch die krainische Sprache Biegsamkeit^ Geschmeidigkeit^ Nachdruck 
und Melodie genug besitze und sich gleich der russischen, böhmischen und 
polnischen Sprache in Thaliens Munde gar gut hören lasse .... ^Shu- 
panova Mizka^ oder ^Marie, des Dorfrichters Tochter^ eigentlich das 
bekannte Lustspiel ^Die Fddmühle^ frei und ganz nach dem Costüme 
der krainischen Nation bearbeitet. Die treffliche Uebersetzung gab diesem 
Stücke aUe innerliche Voükommenheit , und die schon bekannte Kunst 
dieser Schauspieler und Schauspielerinnen übertraf aUe Erwartung des^ 
Fublicums. Euch^ meine Herren und Frauen dieser Gesellschaft, dankt 
nicht nur der Arme aus Herzensfülle (die Vorstellung fand zum. Besten 
der Armen statt) ; auch die ganze Nation ist stolz auf Euch und wird 
Euch in den Jahrbüchern der Literatur vereungen und saugen: Diese 
waren es, die den Grund zur Vervollkommnung ihrer MuMerspra^ihe 
gelegt und sie auch für den Soccus brauchbar gemacht habend Noch 
in demselben Jahre erschien ein zweites Stück Linharts: ^Veseli dan 
ali Maticek se ieni\ Lustspiel nach dem Französischen des Beaiunar- 
chais: ,La foUe Journee ou le mariage de Figaro' (im Jahre 1840 neu 
herausgegeben von Smole).^ 

Dem Slovenischen hatte übrigens schon der erste krainische 
Mäcen, der hochherzige Förderer und Mittelpunkt aller Wissenschaft- 
lichen Bestrebungen in Krain, Baron Sigmund Zois,^ den Weg auf 



1 Bl. a. Krain 1865 S. 67. 

* Bl. a. Krain 1. c. 

3 Die Familie Zois stammte aus der Schweiz und kam von dort nach Italien, 
wo sie im XVII. Jahrhunderte in der Lombardei zu Verbeno und Alzano begütert 
war. Der Gründer des Hauses Zois in Krain, Michael Angelo Zpis, kam zu Anfang 
des XYIII. Jahrhunderts nach Laibach, wo er im Jahre 1785 ein Eisen-Exportgeschäft 



227 

die Bühne geebnet, indem er für die in den siebziger und achtziger 
Jahren meist im Carneval in Laibach debutirenden italienischen Ope- 
risten slovenische Lieder als Einlagen schrieb, welche ihren Eindruck 
nicht verfehlten.* 

Mit der italienischen Oper und dem Ballet, meist von venetia- 
nischen Impressarien importirt, verbreitete sich auch der Geschmack 
an italienischem Camevalsvergnügen , den maskirten Bällen oder so- 
genannten Bedeuten. Als der marokkanische Gesandte Muhamed Ben 
Saraxes am 6. Februar 1783 mit den kaiserlichen Commissarien und 
einem Gefolge von 24 Personen in Laibach ankam, wurde von den 
Ständen dem Gast zu Ehren im Theater ein ,maskirter Ball' veran- 
staltet, dem 600 Personen beiwohnten. Die ,ge wählten' Masken be- 
zeichnete der Gesandte durch ,freundliches Lachen und Complimente'. 
Im Februar 1786 wurde im Schulhause der Jesuiten zur Unterhaltung 
des Publicums ein prächtiger und geräumiger Saal hergestellt, wo in 
der Faschingszeit wöchentlich zweimal maskirter Ball gehalten wurde. 
Der Eintritt stand jedermann — ,Livree und Dienstmägde mit den so- 
genannten Schlepphauben ausgenommen' — offen. Am 20. August 1 788 
gab es zur Feier der Installation des neuen Erzbischofs Brigido Freiball 
im Redoutensaale für 600 Personen. 

13. Laibacher Annalen. 

Handel und Industrie. Noch einmal die Juden&age. Sohiesstätte und BUrger- 
compagnie. Erainische Baaerntracht im Jahre 1783. 

Unsere Landeshauptstadt begann zuerst unter Kaiser Josef den 
Maf4erring zu durchbrechen, der sie in mittelalterlicher Weise ein- 
engte, ihren Verkehr hemmte und ihren ohnehin meist engen Gassen 
Licht und Luft, die wesentlichen Bedingungen der Gesundheit, benahm. 
Die Abtragung des FranmJcanerthors^ durch welche der schöne Schul- 
platz entstand, ist bereits erwähnt worden. Dieses Thor war eines 



übernahm, welches er durch Errichtung von Filialen in Triest und Venedig und 
den Ankauf mehrerer Gewerkschaften in Oberkrain derart erweiterte, dass er sozu- 
sagen den Gesammthandel mit Eisenwaren aus Erain und einem Theile Kärntens ver- 
mittelte. Ob seiner Verdienste um Hebung der Eisenindustrie und des Handels 
wurde er von Karl VI. 1739 in den Adels-, von Maria Theresia 1760 in den Frei- 
horrnstand erhoben. Betrauert von seinen Mitbürgern, deren Achtung und Liebe 
er sich im vollsten Masse erworben hatte, starb er im Jahre 1777. Sein Universal- 
erbe war der erstgebome Sohn zweiter Ehe mit Johanna Kappus von Pichelstein, 
Sigmund Baron Zois, von dem oben die Bede ist. 
* Bl. a Krain 1. c. 

15* 



228 

der stärksten, ganz von Quadersteinen aufgeführt, hatte zwei Stock- 
werke und war mit zwei kleinen Zugbrücken versehen. An der Wand 
des ersten Stockwerkes war ein geharnischter Mann mit einer Lanze 
angebracht. Das SpUalthor fiel 1786; es bestand aus einem zwei 
Stockwerke hohen viereckigen Thurm, der auf der rechten Seite an 
das Bürgerspital, auf der andern an das Deschmann'sche Haus stiess. 
Auf der letzteren wurde nach Abtragung dieses Thors ein schöner Brun- 
nen angebracht. Auch das Stadtgefängniss, die sogenannte ^Trantschen\ 
ein massiver Bau, der zugleich die Brücke sperrte, ward 1789 abge- 
tragen.* Wir finden einen Beweis für die weitgehenden Verschönerungs- 
pläne jener Zeit in der im Jahre 1782 angeregten Collecte zur Ab- 
reissung der feuergefährlichen Häuser am sogenannten ^Beber\^ welche 
leider nicht zustande kam und noch heutzutage ein Bedürfniss wäre. 
Die HumanüätsanstaUen Laibachs gewannen unter Kaiser Josef 
eine bessere Organisation. Die Berufung der Barmherzigen Brüder 
und ihr gedeihliches Wirken haben wir bereits erwähnt. Im Jahre 1787 
trennte man die im Bürgerspitale befindlichen Anstalten in der Art, 
dass daselbst nur das Waisenhaus und die Pfründner des Bürgerspitals, 
des Armenhauses, der Graf Lamberg'schen Stiftung und der Hofspital- 
stiftung beibehalten blieben, die Kranken und Irren aber den Barm- 
herzigen übergeben wurden. So lange noch keine Gebäranstalt existirte, 
wurden die Findlinge auf so lange in das Bürgerspital aufgenommen 
und daselbst durch gedungene Ammen ernährt, bis sie auf das Land 
abgegeben werden konnten. Die im Bürgerspital verbliebenen Pfründ- 
ner blieben auch mit Kost und Kleidung versorgt, mussten aber schon 
im Jahre 1789 aus dem Hause treten, indem daselbst eine Gebär- 
anstalt errichtet wurde, welche am 21. Februar 1789 ins Leben trat. 
Die ausgetretenen Pfründner erhielten als Entschädigung bestimmte 
Geldportionen, um sich ausser dem Hause Wohnung und Verpflegung 
zu verschaffen.^ Im Jahre 1789 wurden auch die Fonde des Hofspitals, 
des Bürgerspitals, des Waisen- und des Armenhauses zu einem Haupt- 
armenfonde vereinigt, der bis 1822 fortbestand. Der Waisenhaus- 
fond war bis 1788 auf 64,000 fl. gestiegen; heutzutage beträgt er 
mehr als 100,000 fl.* Um der Noth zuvorzukommen, regte im Jahre 
1788 ein um Laibach hochverdienter Bürger, der Tuchfabrikant Dessel- 



1 HofiF, Gemälde von Krain 1. 93, 96 j Mitth. 1860 S. 95. 
® Doracapitelarchiv. 
» Lippich, Topographie S. 268. 

* Mitth. 1864 S. 88. Vgl. Erster Bericht der Commißsion wegen Errichtung 
eines Waisenhauses. Laib. 1866. 



229 

brunner die Errichtung eines freiwilligen Arbeitshauses an, welche je- 
doch von der Regierung nicht bewilligt wurde. ^ 

Die polnischen Backte der Stadt Laibach waren im Laufe der 
Staatsveränderungen mancher Gefährdung ausgesetzt. Einmal war es 
die Eifersucht der ohnehin durch die landesfürstliche Macht auf ein 
geringes Mass von Bedeutung heruntergedrückten Stände, welche den 
Städten ihr uraltes Recht der Landstandschaft verkürzen wollte, so 
dass die Stadt Laibach am 27. November 1788 um dieses Recht pe- 
titioniren musste und es im Landtage 1790 auch zugestanden erhielt;^ 
ein andermal wurde die Wahlfreiheit der Gemeindevertretung durch 
höhere Weisungen beschränkt, wie z. B. im Jahre 1785 Michael Vogou 
zum Magistratsrath nur unter der Bedingung gewählt wurde, dass 
sich während des Verlaufs zweier Monate keine Militärperson um 
diesen Posten melden würde.* 

Von ausser (yrdeiMichenNiüur er scJmnungen verzeichnet die Chronik 
unserer Landeshauptstadt für das Jahr 1786 in der Nacht vöm 22. auf 
den 23. April ein sehr starkes Nordlicht, welches gegen eine Stunde 
anhielt. Das Wetter war damals ungemein angenehm, die Tage heiss, 
während die Berge noch mit Schnee bedeckt waren. Am 6. Dezember 
1784, 11 Uhr nachts, und am 11. April 1786, gegen 10 Uhr vormittags, 
gab es starke Erderschütterungen.* 

Der Handel Laibachs war trotz der ungünstigen Zeitverhältnisse 
im Anfange dieser Periode noch bedeutend. Der Leinen- und Spitzen- 
handel, vorzüglich nach Italien (Sinigaglia) , trug jährlich gegen 
400,000 fl., die Ausfuhr von Nägeln, Draht, Stahl, Eisen beinahe 
150,000 fl., die Nägel allein 70,000 fl. Gewinn. Die vorzüglichsten 
Handelshäuser waren in Laibach: Zois (schon 1735); Desselbrunner^ 
dessen Tuchfabrik bei Laibach 1000 Arbeiter beschäftigte und ihre 
Fabrikate meist nach Italien ausführte; Weitenhüler; Damian.^ Das 
Ausfuhrverbot, welches Josef 11. 1784 erliess, hatte die wohlwollende 
Tendenz der Emancipation von dem Auslande, aber es wurde in dem 
Umfange und der Strenge, mit der es ausgeführt wurde, für den * 
Verkehr verderblich. Dass der Schmuggel dabei florirte, zeigen die 
wiederholten Waren- Autodafes in Laibach. So wurden am 27. Juli 1785 



1 Mitth. 1866 S. 33. 
« Mitth. 1866 S. 32. 
' Laibacher Zeitung. 

* Laibacher Zeitung. 

* Reise von Venedig über Triest etc., Prankfurt und Leipzig 1793, S. 47; 
Hermann, Reisen durch Oesterreich, 2. Bdch., Wien 1781, S. 126. 



230 

vor dem Hauptzollamte Tuch, seidene Strümpfe, Tabaksdosen, Confect, 
Pickelhäringe öffentlich verbrannt. Am 28. September wurde confis- 
cirter Cipro und Malvasier in den Laibachfluss ausgegossen, eine Wagen- 
krippe mit falschem Boden zerschlagen. Am 28. Juni 1788 brannten 
Stockfisch und Kaffee ; Malvasier und Bosoglio mischten sich mit den 
Fluten der Laibach; Fayence- und Majolicageschirre wurden zer- 
trümmert!^ 

In die Jahre 1783 und 1789 fallen neue Verhandlungen über 
Jtidenziddssung in Krain. Im ersteren Jahre beriefen sich die Stände 
gegenüber dem Verlangen der Juden, auf innerösterreichischen Märkten 
zugelassen zu werden, auf Kaiser Max' Freiheitsbriefe, und im Jahre 
1789 hatte der ständische Ausschuss sich über die Frage zu äussern: 
ob den Juden nicht der Aufenthalt, Handel und Wandel ohne Aus- 
nahme auch in Innerösterreich zu gestatten sei. Graf Hohenwart er- 
stattete im Namen des Ausschusses das Gutachten ; es fiel, wie voraus- 
zusehen war, verneinend aus. Er wolle nur kurz erinnern, dass es 
immer schädlich sei, eine die Masse des Landesvermögens lediglich 
verzehrende uad noch dazu ,parasite Gattung Menschen' zu begün- 
stigen oder dort, wo sie noch nicht sei, einzuführen. Die Juden 
seien bekanntermassen eine Nation, welche sich wenigstens bis jetzt 
mit dem Ackerbau, mit Fabriken und Manufacturen nicht abgebe, 
deren Geschäft der Kleinhandel, Wucher, Betrug und die äusserste 
Sparsamkeit ist, wodurch sie sich grosses Vermögen erwerben und es 
durch allerlei Wege aus dem Lande zu bringen wissen. Ob die Ver- 
suche, die man unternommen, diese .Geschöpfe^ zu einer ^arbeitenden 
und nützlichen Menschengattung^ zu gestalten, gelingen werden, sei 
dem Ausschuss nicht bekannt, gewiss werden sie viel Zeit erfordern, 
wenn nicht ihre ^Grundsöitze^ alles vereiteln werden. Es sei die all- 
gemeine Klage, dass die Juden seit einigen Jahren, als sie ohne Be- 
fugniss die Märkte besuchen, den Handelsleuten grossen Schaden ver- 
ursachen, da sie ihre Waren dem unverständigen grossen Haufen um 
einen geringen Preis verkaufen, freilich auch in schlechter Qualität; 
sie könnten sich auch leichter mit einem geringeren Gewinn begnügen, 
da sie sehr einfach leben. In Görz hätten die Juden das Volk durch 
Wucher ausgesogen. Der Ausschuss berief sich nochmals auf die alten 
ständischen Privilegien und schloss: Da es nach dem Wortlaute des 
hohen Decretes vom Jahre 1781 ohnehin nicht die Absicht der Re- 
gierung sei, die Juden dort, wo sie nicht sind, einzuführen, in Krain aber 



Laibacher Zeitung. 



231 

» 

Juden derzeit weder vorhanden seien, noch geduldet würden, so könne 
von Einführung oder Tolerirung derselben in Krain keine Rede sein.* 
Die Laibacher Schüt^engeseUschafi wurde im Jähre 1789 zum 
ersten male ein Mittelpunkt südösterreichischen Schützenlebens. Zu 
dem Freischiessen am 2. Juli waren zum örsten male die Nachbarlande 
geladen; Steiermark, Kärnten, Tirol hatten ihre Vertreter gesendet. 
Am folgenden Tage veranstaltete Baron Sigmund Zois ein Freischiessen. 
Die Kärntner holten sich in beiden Schiessen über 800 fl. an Besten.^ 

Die Bürgercompagnie Laibachs erhielt in den achtziger Jahren 
manche Gnadenbeweise von der Regierung, der Stadthauptmann die 
goldene Medaille und das Corps einen Vorrath von Gewehren; den 
Offizieren wurde gestattet, kaiserliche Porte -epees zu tragen. Die 
Bürgerwehr leistete Dienste bei Epidemien, in Ermanglung des Militärs, 
und bei ,Feuersnöthen'.^ 

Sitte und Tracht in den Städten folgten seit jeher dem Gebote 
der Mode ; in Krain finden wir aber die interessante Erscheinung, dass 
auch der Bauernstand von der nemUchen Tendenz ergriffen wurde. 
In der nachstehenden Schilderung eines Zeitgenossen* finden wir schon 
manche Abweichung von dem Valvasor'schen Typus: 

, Weibliche Tracht : Stöckelschuhe mit weissen überhangenden La- 
schen. Die wollenen Strümpfe roth gefärbt, nicht aufgebunden. Rock 
oder Kittel aus grün, braun oder schwarz gefärbtem Meslan (Masselan), 
stark gefaltet und unten mit einem blauen Band garnirt. Fürtuch 
insgemein von weisser Leinwand. Das Mieder ist steifer, als maus in 
Steiermark trägt, ohne Brustlatz, aus schwarzem Zeuge, mit gleich- 
färbigen seidenen Borden garnirt und an den Enden und Nähten mit 
weissen Bändern und Spitzen besetzt, vorne sehr kurz. Die obere 
Hälfte des Hemdes ungemein klein gefältelt und die Aermel mit Spitzen- 
tazzeln oder Manschetten besetzt. Die Haare, in einen Zopf geflochten 
, und in einen Bund zusammengelegt, werden durch ein fingerbreites, 
schwarzsammtnes Band festgehalten, welches so gebunden ist, dass die 
eine Hälfte desselben auf die Stirne, die andere über die Haare reicht. 
Haube gemeiniglich aus schwarzseidenem Zeug, mit weissen Spitzen 
garnirt. Der übrige weibliche Schmuck besteht in dem Gürtel und 



* Meine Skizze : Juden in Krain, Feuill. der Laib. Ztg. 1866. 

* Laibacher Zeitung. 

8 Bl. a. Krain 1862 S. 79, 90. 

* Hermann, Reisen durch Oesterreich, 3. Bd., Wien 1783, S. 39-43, mit Bei- 
gabe von zwei Kupferstichen nach Zeichnungen von Prof. Herrlein in Laibach. 



232 

in den Häkchen am Busen. Die Gürtel sind gegen zwei Finger breit 
aus Leder und stark mit messingenen und zinnernen Blechen beschlagen, 
auch wohl öfters mit unechten Steinen und Glasflüssen besetzt. Die 
Häkchen sind aus Messing- oder Silberdraht, mit falschen Steinen und 
Flittergold besetzt und so gemacht, dass sie eine Art Rose vorstellen. 
Uebrigens sind die weissen Kopftücher eines der gewöhnlichsten 
Kleidungsstücke; sie sind, besonders die Gallatücher, aus der feinsten 
Leinwand gemacht und mit Spitzen, die oft 3 bis 6 Zoll breit sind, 
besetzt. So ein Kopftuch kommt nicht selten auf 2 bis 3 Dukaten. 

,Die männliche Tracht ist nur darin von der steierischen und 
kärntnerischen verschieden, dass die wollenen Strümpfe gemeiniglich 
blau oder grau gefärbt und sehr fest gewalkt sind; man nennt sie 
Socken. Beinkleider aus grünem oder schwarzem Meslan (Masselan). 
Um die Mitte trägt der Krainer immer eine Binde von wollenem rothen 
oder blauen Zeuge. Die Hüte grösstentheils aus Stroh, Filzhüte sehr 
selten. Der Strohhut ist insgemein schwarz gefärbt und, mit einem 
breiten, herabhängenden seidenen oder wollenen Bande geziert.' 

Vodnik singt in seinem ,Zadovoljni Krajnc' von der Tracht des 
Krainers: 

Im am oblaöilo 
Domaö'ga padVana, 
Zenlca pa krilo 
Iz prav'ga mezläna; 

Se sveti na lice, 

Ko pirh moj äkrlät, 

Nje äapelj, iglice 

Njo modere je zlat. 



11. Der Türkenkrieg (1788—1789). Des Kaisers Tod. 

Durch die Allianz mit Russland ward Kaiser Josef in den Krieg 
mit der Türkei fortgerissen. Schon im August 1787 brach das *vater- 
ländische Regiment Graf Thurn von Laibach über Klagenfurt nach 
Tirol auf, wo es bis auf weiteren Befehl Halt machen sollte. Im Sep- 
tember marschirte es durch Laibach nach Agram, um dort auf den 
Kriegsfuss gesetzt zu werden, und Anfangs Dezember lag es zu Valpo 
in Slavonien in den Winterquartieren. Ausser der Rekrutenlieferung 
für das heimatliche Regiment musste Krain im Oktober 650 Pferde 
stellen. Der Oberkrainer und der Rudolfswerther Kreis hatten für die 
vier kroatischen Regimenter schon im September 168 Zugpferde und 



233 

62 Fuhrknechte beistellen müssen, und im Dezember wurde in Laibach 
für die Jäger-Feldbataillone in Ungarn geworben. 

Am 9. Februar 1788 erfolgte die Kriegserklärung. Unsere Krainer 
waren zu ruhmvoller Mitwirkung in diesem siegreichen Feldzuge be- 
rufen. Die beiden Feldbataillone waren bei der Eroberung von Schabatz 
bei der Attake gegen die Zworniker Vorstadt (24. April 1788) und im 
Jahre 1789 bei der Belagerung von Belgrad. Das dritte Bataillon 
deckte 1789—1790 das Littorale bei Triest.^ Ritterlich kämpfte der 
krainische Adel. Ein Rauber war Hauptmann im Grenz -Infanterie- 
Regiment Nr. 15 (zweites Szekler). Im März 1788 mit zwei Compagnien 
im Kloster Sinai in Besatzung liegend, wurde er am 24. März «von 
2000 Feinden wüthend angegriffen, empfing sie aber mit dem leb- 
haftesten Feuer, und obschon sie das hölzerne Gebäude angezündet, 
konnten die Türken doch nichts ausrichten, sondern mussten mit Ver- 
lust von 300 Todten (darunter ein Pascha und ein Aga) sich zurück- 
ziehen.^ In dem Treffen bei Fokschani (1. April 1789) blieben zwei 
Auersperge: Graf Josef, Oberst im 44. Infanterieregiment,* und Graf 
Emanuel, Oberst von Belgiojoso -Infanterie.^ Die glänzendste Tapfer- 
keit entfaltete Cajetan Graf Lichtenberg, der schon als Fähndrich von 
Hirsch-Infanterie den siebenjährigen Krieg mitgemacht. Bei der Er- 
oberung von Belgrad holte er sich neue Lorbeeren. Bei dem Sturm 
auf das Konstautinopier Thor (30. September 1789) drang er an der 
Spitze der freiwilligen Grenadiere vom Regiment d' Alton im heftigsten 
Kanonen- und Gewehrfeuer bis unter die Pallisaden vor. Nun fiel 
er mit dem linken Flügel des Bataillons von Nikolaus Esterhäzy und 
einigen Grenadieren über die zersplitterten Pallisaden in die linke 
Flanke und den Rücken des Feindes und zwang denselben zur Flucht. 
Hierauf liess Lichtenberg ein Bataillon des Regiments Preis», bei 
welchem er stand, über die Pallisaden setzen und rjickte in die Stadt 
vor. In der folgenden Nacht bemächtigte er sich auch des übrigen 
Theiles der Wasserstadt vom Widdiner Thor bis an die Donau und 
nahm dem Feinde sechs grosse und sechzehn kleinere Schiffe ab.^ 
^ Ein Major Graf Auersp&rg erhielt am 20. September vor Belgrad die 
Todeswunde.^ 

^ GräiBfer, Geschichte der k. k. Begimenter, 1800, I. S. 188 

2 L. c. II. 354. 

» Hirtenfeld, Milit.-Kal. 1852 S. 142. 

* Gräffer 1. c. I. 30. 

» Hirtenfeld, der Militär-Maria-Theresion-Orden, Wien 1857, S. 312. 

6 Gräflfer 1. c. I. 48. 



234 

Während der Kampf vor den Mauern von Belgrad wüthete, wur- 
den auf Befehl des Kaisers am 20., 21. und 22. September in allen 
Pfarrkirchen Laibachs unter Aussetzung des Hochwürdigsten öfifentlictie 
Gebete abgehalten, um den Segen des Himmels für die christlichen 
Waffen zu erflehen. Am 18. Oktober traf die Nachricht von der Capi- 
tulation Belgrads (9. Oktober 1789) in Laibach ein. Der Oberpost- 
verwalter Edler von Fischer liess die Siegesbotschaft durch einen Post- 
offizier und 12 Postillone zu Pferde feierlichst verkünden. In der 
Domkirche wurde das Te Deum gesungen. Abends war die ganze 
Stadt festlich beleuchtet, auf dem Landhause erblickte man das Por- 
trait des Kaisers, auf dem Rathhause jenes Laudons. Türkische Musik 
durchzog die Gassen. Eine musikalische Akademie im landschaftlichen 
Theater schloss den Tag. Am folgenden Tage wiederholte sich die 
Illumination in noch glänzenderer Art, Laudons Bildniss wurde vom 
Rathhause im Triumphe unter Vortritt einer Musikbande in den stän- 
dischen Redoutensaal gebracht, wo bereits Josefs Bild in passender 
Decoration aufgestellt war. Ober demselben prangte uler Doppeladler, 
im Munde den türkischen Turban haltend und im Begriffe, den Halb- 
mond mit seinen Klauen zu zertrümmern, mit der Inschrift : ,Dem Vater 
des Vaterlandes, dem grössten Kaiser.' Ober Laudons Bilde las man 
die Inschrift : ^Zur Verewigung des 9. Oktober 1789. Zur Dankbarkeit 
dem erhabenen Mitstande.^ Dem Schrecken der Osmanen^ dem Eroberer 
Belgrads.'' Die Feier schloss erst am 20. Oktober mit einem Festball. 
Aehjnliche Festlichkeiten fanden in den kleinsten Landstädtchen statt.* 
Die Einnahme Belgrads lebt im krainischen Volksliede fort.* 

Nach einem so siegreichen Feldzuge verdüsterten sich dennoch 
die politischen Verhältnisse: Preussen schloss am 31. Jänner 1790 ein 
Schutz- und Trutzbündniss mit den Türken. In Frankreich stiegen 
die Wogen der Revolution immer höher und bedrohten das deutsche 
Reich, die Niederlande waren im Aufstande, Rom eiferte die mächtige 
Geistlichkeit Belgiens zum Widerstände an gegen Josefs, nur das Wohl 
seiner Länder bezweckende Reformen. Mitten unter diesen Wirren 
starb der Kaiser am 20. Februar 1790 im Alter von 49 Jahren, nach- 



* Am 4. Mai 1789 hatte der Krainer Landtag Laudon zum Landstand auf- 
genommen. Eittmeister Graf Eosenberg überbrachte dem Feldmarschall das Diplom. 
Laib. Ztg. 

2 Mitth. 1859 S. 71. lieber die Jubelfeste in Laibach erschien eine Broschüre : 
,Laibachs Jubelfest 1789*, bei Kleinmayr, 4«. P. Marc, Bibl. Carn. S. 32. 

8 Slovenske Pesmi krajnskiga naroda, I., Laibach 1839, S. 60: ,Lävdon.* Nach 
der Eingangsstrophe ,Lansko leW ist das Lied im Jahre 1790 gedichtet. 



235 



dem er seinen Bruder Leopold, der in Toscana regierte, nach Wien 
berufen hatte. Die Inschrift auf dem 1807 gesetzten Standbilde des 
Kaisers in Wien ist sein schönster und wahrster Nachruf: ,Non diu, 
sed totus Patrice vixiV 



Viertes Kapitel. 



Die Zeiten Leopolds II. und Franz I. 



1. Beaction gegen die Josefinischen Eefonnen. Denkschrift der Erainer Stände 
an Leopold II. Veränderungen in der Verwaltung. Skizze der Leopoldix^schen 

Gesetzgebung. 

Leopold IL, der Nachfolger Josefs IL, hatte in Toscana 25 Jahre 
weise und glücklich regiert. Man wusste in Oesterreich , dass er 
Kaiser Josefs Reformen nicht durchwegs gebilligt hatte, man baute 
auf seine Friedens- und Gerechtigkeitsliebe, und die Anhänger des 
Alten gingen in ihren Hoifnungen so weit, eine vollkommene Restau- 
ration der Kastenprivilegien und der Kirchenmacht zu erwarten. Unter 
den Ständen der deutschen und böhmischen Erblande zeigte sich eine 
übereinstimmende Bewegung, gerichtet auf Wiederherstellung ihrer 
seit Maria Theresia's Herrschaft gebrochenen poUtischen Macht. 

Die Krainer Stände richteten am 27. Juli 1790 eine ausführliche 
Denkschrift^ an Kaiser Leopold, in welcher die revolutionären Grund- 
sätze der französischen Philosophen zur Revindicirung der ständischen 
Sonderrechte ausgebeutet wurden. Die Stände beriefen sich auf den 
, Vertrag der Unterwerfung^ den sie ,im Namen der Nation^ mit dem 
Landesfürsten eingegangen, um ihre ^ursprünglichen'' Rechte und jene 
der ^Nation' zu schützen, und der jederzeit bei der Erbhuldigung er- 
neuert wurde. Sie baten um Wiederherstellung ihrer Privilegien mit 
Bezug auf die Aufforderung Kaiser Leopolds, ihre Wünsche und Be- 
schwerden freimüthig vorzutragen^ Die Denkschrift überging dann zu 
einer sehr mangelhaften und unhistorischen Darstellung der Stände- 
verfassung und der ständischen Finanzen. Die Stände beschwerten 
sich insbesondere über Verletzung ihres Gerichtsstandes, Verkürzung 
der grundherrlichen Abgaben, die doch aus einem ,freien' Vertrage 



1 Mitth. 1859 S. 29 f. 



236 

entsprungen seien, über das neue Steuersystem, baten um Wieder- 
herstellung des Klosters Landstrass, um feierliche Bestätigung der 
Rechte des Landes, der Nation und der Stände überhaupt, um Be- 
setzung aller Aemter mit Eingebornen, Wiederherstellung der Landes- 
hauptmannschaft und des ständischen Einflusses in Landesangelegen- 
heiten, um Abstellung der Gleichstellung des Adels mit dem ,Pöbel' 
vor dem Strafgesetze. Wenn neue Gesetze gegeben werden sollten, 
so mögen die Stände über die Ausführung derselben, über die Kräfte 
und Bedürfnisse der Nation vorläufig einvernommen werden. Die Jo- 
sefinische Gesetzgebung erfuhr eine scharfe Kritik. Die Stände baten 
um eine neue Gerichtsordnung, Verminderung der Zahl der Advocaten 
von 25 auf 12 oder 8, welche mit 1000 fl. besoldet und deren Ver- 
dienst an die besoldende Kasse abgeführt werden solle, um Aufhebung 
des bürgerlichen Gesetzbuches, um Aufhebung der Schulgelder an 
Gymnasien und Lyceen, Aufhebung der Trivialschulen auf dem Lande, 
als ihren Zweck verfehlend wegen des Schulzwanges, der den Ge- 
meinden auferlegten Lasten und der schlechten Besoldung der Lehrer, 
welche diese herabwürdige. Schulen sollten nach ständischer Ansicht 
nur in Städten und Märkten und auch da ohne allen Zwang bestehen 
und die Kosten derselben von der Staatskasse bestritten werden. Die 
Denkschrift protestirt ferner gegen die gezwungene Anlegung der 
Stiftungsgelder in öffentlichen Fonden, wodurch der Privatbetriebsam- 
keit im Lande die nöthigen Kapitalien entzogen würden, eifert gegen 
den Wucher, den die Gesetzgebung begünstige, und beschwert sich 
über die drückenden neuen Steuern : Schuldensteuer, Erbsteuer, Mor- 
tuar, Accise. Schliesslich baten die Stände auch um Beibehaltung 
der probeweise eingeführten Aerarialstrassenregie und Wiederherstel- 
lung der 1773 errichteten, aber 1781 aufgehobenen SchiflEahrtsdirection. 
Die ständischen Wünsche wurden von dem besonnenen Monarchen 
in reifliche Erwägung gezogen. Das kaiserliche Patent vom 28. Juni 
1791 stellte die ständischen Körper in der Verfassung aus der The- 
resianischen Zeit mit dem Befugniss de$ Beiraths in Steuersachen und 
der Landesökonomie wieder her; auch die althergebrachte Autonomie 
der einzelnen Länder fand Berücksichtigung durch Wiederherstellung 
ihrer abgesonderten Administration. Der centralistische Verband Inner- 
österreichs wurde gelöst, Krain erhielt mit 15. November 1791 wieder 
seinen eigenen ,Landeschef , der an die Spitze der wieder errichteten 
Landeshauptmannschaft und der Landrechte gestellt wurde. Graf Gais- 
ruck, bisher Gubernialrath in Graz und Administrator der Bancogefälle 
in Innerösterreich , wurde der neue Landeschef Krains , welcher die 



237 

Stelle eines Landeshauptmanns und Präsidenten der Landrechte in 
seiner Person vereinigte. Zu Ehren des früheren Gouverneurs von 
Innerösterreich, Grafen Franz Anton KhevenhüUer, liessen die kraini- 
schen Stände noch im Jahre 1790 eine Denkmünze prägen, welche 
seine Verdienste um das Landeswohl feiern sollte. Ihr Avers zeigt 
das krainische Wappen und die Inschrift: Grati ordines Carnioliae; 
der Revers lautet: Franc. Ant. C. a Khevenhvller Prov. Praesidi de 
Patrfa opt. merito, von einem Kranz umgeben, und am Rande: Aere 
Procerum MDCCXC.^ 

Am schnellsten wurde der Beschwerde über die Josefinische 
Stev£r' und ürharidlregulirung folgegegeben. Bereits mit Patent vom 
20. Mai 1790 wurde das dUe Steuersystem wieder eingeführt. Doch 
ging diese Restitution der grundherrlichen Rechte nicht ohne tumul- 
tuarische Auftritte vonseite der Unterthanen vor sich, welche sich 
zusammenrotteten, Gewaltthätigkeiten ausübten und die Befreiung von 
allen obrigkeitlichen und landesfürstUchen Abgaben zu erzwingen 
suchten, daher die Regierung sich genöthigt sah, einerseits Massregeln 
zur Beilegung dieser Unruhen zu treffen ^ und andererseits die Herr- 
schaften zu guter Behandlung ihrer Unterthanen zu ermahnen.^ 

Geringere Berücksichtigung fanden die Wünsche der mit der 
ständischen Aristokratie verbrüderten Hierarchie. Zwar wurden die 
Generdlseminare^ jene Schöpfung Kaiser Josefs, welche auf Erziehung 
vorurtheilsfreier und gesetzestreuer Staatsbürger im katholischen Klerus 
abzielte, aufgehoben, die Obsorge für den theologischen Unterricht 
wieder den Bischöfen eingeräumt, doch mit der Verbindlichkeit der 
Kleriker, die Prüfung an Universitäten oder Lyceen abzulegen.* Eine 
spätere Anordnung^ regelte den Unterricht in den bischöflichen Se- 
minarien, bestimmte die Erfordernisse der Lehrer, die Eintheilung der 
Fächer, wies das Kirchenrecht als einen juridischen Gegenstand' den 
Staatsschulen zu. Die Aufsicht über das Vermögen der Stiße^ Klöster 
und Kirchen wurde verschärft ; es wurde angeordnet, dass sie ein In- 
ventar ihrer Pretiosen und Kirchenschätze einzureichen, von fünf zu 
fünf Jahren den Zuwachs nachzuweisen hätten und von dem bereits In- 
ventirten ohne Vorwissen der Landesstelle nichts veräussern dürften, 



* Parapat: Spominska svetinja krajnskLh stanov 1790. leta. Letopis Matice 
1869 S. 34-35. 

* Hofentschliossung vom 9. Juli 1790. 
» Hofdecret vom 10. Juli 1790. 

* Hofrescript vom 4. Juli 1790. 

^ Hofdecret vom 7. August 1791. 



238 

worüber das Gubernium wachen sollte.^ Da von Mitgliedern aufge- 
hobener Klöster Gesuche um Wiederherstellung derselben an den Kaiser 
gerichtet worden waren, so war eine offene Erklärung der Regierung 
über ihre Absichten nicht zu umgehen. Sie zögerte auch nicht damit, 
sie erklärte unumwunden, es habe von der Wiederherstellung auf- 
gehobener Stifte und Klöster gänzlich abzukommen.' Seit dem Jahre 
1780 waren im gesammten Umfange der österreichisch-böhmisch-gali- 
zischen Erbstaaten 309 Manns- und 104 Frauenklöster aufgehoben 
worden; es bestanden aber noch 420 Manna- und 49 Frauenklöster, 
von denen noch 129 zur Aufhebung und Vereinigung mit anderen 
Klöstern bestimmt waren.^ 

Die Leopoldinische Gesetzgebung athmet durchaus einen Geist 
der Milde, der Mässigung und Versöhnlichkeit ; sie beseitigte manche 
Härten des früheren Systems, ohne doch seine Principien ganz zu 
verleugnen. In Studiensachen war die Einführung der Lehrkörper und 
deren Vereinigung zu einem SttAdienconsess * sicher als ein Fortschritt 
zu bezeichnen, der den EiniBuss der Lehrer auf das Studienwesen 
sicherte. Die Errichtung der Laibacher Studienbibliothek (1791) ist 
ein Werk Kaiser Leopolds. Professor Wilde war ihr erster Bibliothekar 
und die Büchersammlungen der aufgehobenen Klöster bildeten ihren 
Grundstock.^ 

2. Wiederholte Besuche Kaiser Leopolds in Erain. Der Türkenkrieg. 

Eulturzustande. Statistisches. 

Die Krainer Stände sahen ihren Wunsch einer feierlichen Erneue- 
rung des , Vertrages ztvischen Fürst und Volk^ — der Erbhuldigung — 
nicht in Erfüllung gehen, aber das Land wurde für das Unterbleiben 
eines Staatsactes, der nur bei völligem Umschwung der Verhältnisse 
von Bedeutung sein konnte, durch den wiederholten Besuch des leut- 
seligen Monarchen entschädigt, der sich alle Ehrenbezeugungen verbat, 
indem er ^ganz unbemerkt in seinen Ländern zu reisen und seine 
Gegenwart den Unterthanen auf keine andere Art, als durch das Oute^ 
das er ihnen hie und da schaffen könne^ kundbar zu machen verlange^ »^ 



^ Hofdecret vom 3. August 1791. 

« Hofdecret vom 17. Januar 1792. 

» Amtlicher Bericht. 

* Hofdecret vom 4. Oktober 1790. 

» Mitth. 1857 S. 61 f. 

« Hofdecret vom 19. September 1790. 



239 

Am 24. August 1790^ traf Leopold II. in Begleitung des Erz- 
herzogs Leopold um 9 Uhr abends in Laibach ein. Die Bürgercompagnie 
war in Parade aufgestellt, wurde jedoch vom König sogleich mit dem 
gnädigen Beifügen entlassen, er behalte sich diese ^ira'Viie Bedeckung'' 
für seine Kückkehr von Fiume, welches vorläufig sein Reiseziel war, 
vor. Am folgenden Tag ertheilte er von 6 Uhr früh bis 12 Uhr mittags 
und dann wieder nach dem Diner allgemeine Audienz und nahm die 
ihm tiberreichten Bittschriften mit der ihm eigenen Leutseligkeit ent- 
gegen. Um 4 Uhr nachmittags besichtigte der Monarch in Begleitung 
des Erzherzogs Leopold, des Kreishauptmanns Baron Ankershofen, des 
Obersten Struppi, der beiden Verordneten Baron Schweiger und Ro- 
setti und des Landesingenieurs Josef Schemerl alle öffentlichen Ge- 
bäude und die Desselbrunner'sche Tuchfabrik. Am 26. August, halb 
zwölf Uhr mittags, zog das .aus Anlass des königlichen Besuchs neu 
errichtete Scharfschütsiencorps mit einer aus 8 Mann bestehenden 
^Hautboistenhanda^ vor dem Absteigquartier des Monarchen auf. Dieses 
aus ^woMgewachsenen und von ihrer GeschicklichJceit bekannten'' Männern 
gebildete Elitecorps zählte 70 Mann und 5 Offiziere: Karl Krobat, 
ehemals Auditor im Infanterieregiment Erzherzog Ferdinand, nun Bann- 
richter im Herzogthum Krain, als commandirender Hauptmann; Doctor 
Morak; Samassa, bürgerlicher Glockengiesser ; Anton Hof er, Güter- 
expediteur, und Garzaroli. Uniform und Bewaffnung wird uns be- 
schrieben, wie folgt : Weisse Beinkleider und. Westen, grünes Röckel, 
gewichste Stiefel, Hut ä la Corse mit weissgrüner Cocarde und weissem 
Federbusch ; an der rechten Seite hing an einer grünen' Schnur ein 
Pulverhorn, in der rechten Hand trug der Laibacher Scharfschütze 
ein gezogenes Rohr, an der linken Seite führte er den Hirschfänger. 

Dieses Corps paradierte mit der Bürgergarde am 26. August, als 
die Erzherzogin Elisabeth, aus Innsbruck kommend, gegen halb 7 Uhr 
in Laibach eintraf und ihr Absteigquartier im ,Wilden Mann' nahm. 
Um 9 Uhr abends ertönte die türkische Musik der Scharfschützen 
durch die Gassen der Stadt. Am folgenden Tage, 12 Uhr mittags, 
liess die Erzherzogin die ,Noblesse' von Laibach zum Handkusse vor. 



* Der folgenden Schilderung ist, soweit nicht eine andere QueUe citirt wird, 
durchgehends die »Laibacher Zeitung* zugrunde gelegt, welche bereits bei der 
Schüderung der Josefinischen Epoche benützt wurde. Dieses bereits sehr selten ge- 
wordene Blatt, die einzige officielle Quelle unserer Localchronik, wurde dem Verfasser 
durch das freundliche Entgegenkommen des Herrn Grossgrundbesitzers und Eeichs- 
rathsabgeordneten Victor Franz Langer von Podgoro zur Verfügung gesteUt, wofür 
hier schuldiger Dank gezoUt wird. 



240 

nachmittags besuchte sie den Ftirsterzbischof und besichtigte das für 
den ebenfalls erwarteten sicilianischen Hof in der bischöflichen Residenz 
bestimmte Quartier. Abends ,unterhielt sich' die Erzherzogin in dem 
seit 1782^ in Laibach bestehenden Casino, ,wozu nicht nur der hohen 
Noblesse, sondern allen Honoratioren der Zutritt offen stände In der 
Nacht des 27. August um dreiviertel auf 12 Uhr setzte der König mit 
dem Erzherzog die Reise nach Fiume fort, während die Erzherzogin in 
Laibach blieb, um da die Rückkehr ihrer hohen Verwandten abzuwarten. 
Am 28. August besuchte die hohe Frau das Militär-Erziehungshaus, das 
Kapuziner- und Ursulinerkloster und besah auch das landschaftliche 
Theater ; nachmittags nahm sie den Gruber'schen Kanal und die Brücke 
über denselben in Augenschein und wohnte abends im Casino der ihr 
zu Ehren gegebenen musikalischen Akademie bei. Sie spendete ihren 
Beifall besonders der Gräfin Porcia und der Frau von Bonazza, welche 
trefflich Fortepiano spielten, und der Silberstimme des sich in einer 
Arie auszeichnenden Fräuleins Fanny von Gasparini. Am folgenden 
Vormittage machte die hohe Frau eine Spazierfahrt in die Zois'sche 
Allee, nachmittags begab sie sich in das dem Rittmeister von Szöghenyi 
gehörige Lustschloss Leopoldsruhe und abends nach Unterthurn (Tivoli), 
wo sie eine zahlreiche Gesellschaft von Adel und anderen Personen 
mit ihrer Gegenwart beehrte. Am 30. August besuchte die Erzherzogin 
das Spital der Barmherzigen, verfügte sich dann in das Haus des 
ßaron Sigmund Zois und fand sein Naturaliencabinet ihres besonderen 
Beifalls würdig. Abends verweUte sie wieder im Casino. 

Der Nachmittag des 31. August ward einer solennen Spazier- 
fahrt auf der Laibach gewidmet. Um 4 Uhr setzte sich die kleine 
Lustflotte in Bewegung. Den Zug eröffneten zwei Barken, welche 
das Militär an Bord führten, auf diese folgte eine Barke, auf welcher 
Trompeten- und Paukenschall mit den Productionen einer Musikbande 
abwechselten, endlich kam die aus mehreren schön geschmückten Schiffen 
bestehende Flottille. Das erste Schiff führte die Erzherzogin mit Ge- 
folge, begleitet vom Erzbischof und Kreishauptmann, die übrigen die 
Damenwelt und ^übrige hohe Noblesse' an Bord. Den Schluss machten 
wieder zwei Barken mit Militär an Bord. Ein der Flottille voraneilendes 
Kanonenboot bewillkommte sie in der Nähe des Kanals mit dem Donner 
seiner Geschütze und begleitete sie dann weiter auf der Fahrt gegen 
Oberlaibach. Der heitere Himmel, die Munterkeit des an das Ufer 
herbeieilenden oder auf Kähnen den Fluss durchkreuzenden Volkes 



Mitth. 1864 S. 97. 



241 

verschönerte diese Wasserfahrt. Nach dreimaliger Decharge des an 
Bord befindlichen Militärs nahm die Flottille ihren Rückweg in die 
Stadt, wo sie gegen halb 7 Uhr abends ankam, worauf die Erzherzogin 
die Gesellschaft bei der Excellenz Louise Gräfin von Auersperg mit 
ihrer Gegenwart beehrte. 

Am 1 . September wurde das Mittagsmahl in Unterthurn bei dem 
Erzbischof genommen, abends war daselbst ein ^angenehmer' Ball. Am 
2. September, halb 1 Uhr Nachmittag, verkündete Kanonendonner vom 
Castell die Ankunft des Königs, seiner Schwester (der Königin Maria 
Karolina von Neapel), der beiden königlichen Prinzessinnen Maria The- 
resia und Amalia. Louise (Bräute der beiden erstgebornen Söhne des 
Königs, Franz und Ferdinand) und des Erzherzogs Alexander Leopold. 
Die Bürgergarde und das Scharfschützencorps waren in Parade auf- 
gestellt, Feldmusik ertönte. Der sicilianische Hof nahm sein Absteig- 
quartier in der bischöflichen Residenz, König und Erzherzog im Gast- 
hause zum , Wilden Mann'. Das Mittagsmahl wurde für alle hohen Gäste 
im Bischofhofe bereitet. Abends veranstalteten die Stände einen Frei- 
ball, welchen die Anwesenheit aller hohen Herrschaften auszeichnete. 

Um 7 Uhr abends wurde die Stadt festlich beleuchtet. Ein Licht- 
strom, schreibt der officielle Berichterstatter, ergoss sich durch alle 
Gassen. Am Rathhause war eine Ehrenpforte angebracht. Jeder ihrer 
beiden Flügel bestand aus sechs Arkaden im römischen Stile und 
betrug in der Länge 9 Klafter und 3 Schuh, in der Höhe bis zum 
Gesimse 3 Klafter 7 Schuh. Ueber den Arkaden waren zwei Gallerien 
für die Musik angebracht. Die Fenster des Rathhauses und der von 
beiden Seiten anstossenden Häuser waren mit grünen Festons behangen. 
Weit über 4000 Lampen verbreiteten einen blendenden Glanz. Der 
Landesingenieur Schemerl hatte diesen Glanzpunkt der Festlichkeit 
arrangirt. Nicht minder prächtig nahmen sich Landhaus und Gym- 
nasialgebäude , jedes mit 200 Lampen und Wachskerzen beleuchtet, 
aus. Der Kreishauptmann Freiherr von Ankershofen, der höchste 
Beamte Laibachs, da sich die Regierung damals noch in Graz befand, 
hatte seine Wohnung mit den W^appen von Oesterreich, Toscana und 
Sicilien, Pyramiden mit Hochzeitsfackeln und Kränzen und der folgen- 
den Inschrift in Flammenbuchstaben verziert: »Leopolden. Hung. et 
Boh. Begi, Archiduci Austriae, etc. etc. Pio. Provido. Justo. Sapienti. Borus- 
siam Pace; Gemino Hymenaeo Utramque Siciliam Austriae Adunanti* Qaum 
Mariam Theresiam Francisci filii sui primogeniti Archid. Austriae fponsam et 
M. Amaliam Ludovicam Eerdinandi Filii sui secundogeniti M. Hetr. D. sponsam, 
Eegias Utriusque Siciliae Principes, Neptes, jam Nurus Suas, Earumque ßegios 

16 



242 

Genitores FerdinaDdum lY. Caroli m. Beg. flüsp. Filinm, Begem et M. Oaroli- 
nam A. A. Caes. Franc. I. et M. Theresiae Filiam, Beginam Utriasque Siciliae, 
Eadem classe advolantes Comitante Archid. Austr. Filio Suo qnartum genito 
Leopoldo Flumine per Labacum Ducatus Camioliae Metropolim lY. Non. Sep- 
tembris 1790 adduceret, hoc laeti animi monumentum D. D. D. Capitaneatus 
Girculi Labacensis.' Das königliche Oberamt brachte Sinnbilder, welche 
sich auf das Warenlager und die Schiffahrt des Laibachflusses bezogen, 
mit der Inschrift: »Opes Subditorum opes Principum.* Von Privathäusern 
werden das Muley'sche, Cargniati'sche , Rode'sche, Fanton'sche und 
Pichler'sche hervorgehoben; alle Hausbesitzer und Einwohner aber 
wetteiferten, ihre Freude über die Anwesenheit der Majestäten durch 
Ausschmückung ihrer Wohnungen mit Wachskerzen und Glaslampen 
an den Tag zu legen. 

Am 3. September ertheilte der König von 7 Uhr morgens bis 
12 Uhr mittags und von 3 bis 7 Uhr nachmittags jedermann Audienz. 
Zu Mittag war in der fürstbischöflichen Residenz bei Ihrer Majestät 
der Königin für die hohe Noblesse Handkuss. Um 3 Uhr nachmittags 
marschirte das Scharfschützencorps vor dem Absteigquartier der sici- 
lianischen Herrschaften auf und Hess seine treffliche Feldmusik durch 
anderthalb Stunden hören. Während der König sich keine Erholung 
von den Geschäften gönnte und sich rastlos mit den Angelegenheiten 
des Landes befasste, nahmen, die übrigen Allerhöchsten Herrschaften 
die eine halbe Stunde von der Stadt gelegene Tuchfabrik des Josef 
Edlen von Desselbrunner in Augenschein, hierauf begaben sie sich 
nach der Zois'schen Allee, wo Ihrer Majestät der Königin von der 
Excellenz Gräfin von Lamberg die Damen vorgeführt wurden, bei 
welcher Gelegenheit Höchstdieselbe dem zahlreich versammelten Adel 
die königliche Prinzessin Maria Theresia als künftige Erzherzogin von 
Oesterreich vorstellte. Endlich verfügten sich die hohen Herrschaften, 
vom Adel begleitet, in das landschaftliche, prächtig mit Wachs er- 
leuchtete Schauspielhaus, wo von einer Dilettantengesellschaft das von 
dem gerühmten Präsidenten in Beval^ Herrn ÄugtAst Kotzehue^ verfasste 
und allgemein bdiehte^ Drama ^Menschenhtiss und Beue^ zum Besten 
der Armen aufgeführt wurde. Der reine Ertrag belief sich auf 235 fl. 
40 kr. Nach dem Schlüsse der Vorstellung durchzog türkische Musik 
die Stadt. 

Am 4. September morgens zwischen 6 und 7 Uhr verliessen die 
Majestäten Laibach, um die Reise nach Wien fortzusetzen. Die Erz- 
herzogin Elisabeth begleitete sie bis Podpetsch und kehrte dann nach 
Laibach zurück. Am Abend dieses Tages langte der König von Neapel 



243 

in Begleitung seines am österreichischen Hofe bevollmächtigten Ge- 
sandten Marquis von Gallo von Triest in Laibach an, nachdem er 
auf der Herreise das Gestüt in Lipiza und das Quecksilberbergwerk 
Idria besichtigt (hier begab sich der König in Bergmannskleidung 
zur Grube, arbeitete wie ein anderer Knappe und geruhte ,em ganzes 
Bergtrögl voU Erz abzusteifen)^ und wurde von der Erzherzogin und 
der gesammten ^hohen Noblesse^ unter dem Donner der Kanonen und 
Paradirung der Bürger und Scharfschützen empfangen. Die Stadt 
illuminirte. Ani folgenden Tage früh halb 8 Uhr verfügte sich der 
König, ein leidenschaftlicher Jäger und Schütze, in der Grossmeister- 
Uniform des Ordens der Jagdgöttin Diana zur Wasserjagd auf die 
Laibach, in Begleitung mehrerer Barken mit dem Scharfschützencorps 
und Mitgliedern des Dianenordens. Gegen 12 Uhr mittags wurde we- 
gen des regendrohenden Wetters die Rückkehr zur Stadt angetreten. 
Nachmittags beehrte der König die Schiesstätte mit seiner Gegenwart, 
wo sich die Laibacher Schützen durch ihre Geschicklichkeit den Bei- 
fall des hohen Gastes in solchem Grade erwarben, dass der König 
den bürgerlichen Zinngiesser Michael Beutet in seine Jägerannalen 
einschrieb. Auch nahm er 25 Damen und 71 Herren des höchsten 
Adels, grösstentheils Krain angehörig, in A^n Dianenorden auf.^ Abends 
gab es wieder Beleuchtung, und die Laibacher Mitglieder des Dianen- 
ordens veranstalteten einen Freiball im landschaftlichen Redoutensaale, 
bei welchem der König in der Grossmeisteruniform des Ordens erschien. 
Am 6. September früh nach 4 Uhr setzte der hohe Gast seine Reise 
nach Wien fort, und nach 6 Uhr verliess auch Erzherzogin Elisabeth 
Laibach, wo sie seit 28. August ununterbrochen verweilt hatte , um 
sich nach Triest und Venedig zu begeben. Zur Bezeugung des Aller- 
höchsten Wohlgefallens über die Festlichkeiten in Laibach beschenkte 
die Königin beider Sicilien den Kreishauptmann Freiherrn von Ankers- 
hofen mit einer goldenen Tabatiöre, den Kreiscommissär Hubert Grafen 
von Barbo und den bischöflichen Administrator Utschan, einen ,Ex- 
Sitticher,' mit goldenen Sackuhren, die Feldmusik der Scharfschützen 
mit 20 Dukaten, welche auch vom König von Neapel 12 Dukaten er- 
hielt, die Militärwache mit 15 Dukaten und die Domestiken ihres 
Absteigquartiers mit 60 Dukaten. Die Erzherzogin Elisabeth bedachte 
das Armeninstitut, das Militär-Erziehungshaus und die Militärwache 
reichlich, die türkische Musikkapelle erhielt von ihr 12 Dukaten. 



1 Badics, Geschichte der Laib. SohützengeseUschafb, Bl. a. Krain 1862 S. 83. 

16* 



244 

Auch im Jahre 1791 hatte unsere Landeshauptstadt das Glück, 
den Monarchen wieder in ihren Mauern zu sehen. Der Kaiser traf am 
17. März in Begleitung der Erzherzoge Ferdinand, Karl und Leopold 
zwischen 2 und 3 Uhr nachmittags in Laibach ein, — wo ihn die Fürsten 
Adam Auersperg, Karl Lichtenstein und Nikolaus Esterhazy, dann 
Generalmajor Graf von Auersperg (der Sieger von Orsowa) und Gu- 
bernialratU Graf Gaisrück mit seinem älteren Sohne erwarteten, — um 
hier mit dem König von Neapel zusammenzutreffen, auf dessen Wunsch 
Fürst Johann Adam von Auersperg auf der dem Grafen Josef Maria 
von Auersperg gehörigen Herrschaft Sonegg eine Bärenjagd für den 
17. und 18. März arrangirt hatte. Der Fürst hatte selbst in Begleitung 
seines Neffen, des Generals Grafen Karl Auersperg, einige Tage vor- 
her alle Reviere in Augenschein genommen und liess darüber eine 
ordentliche Karte entwerfen. Nach dem Plane des Fürsten wurde 
das Gewild durch 4500 Treiber acht Meilen weit aus Berg und Wald 
zusammengetrieben, und mehr als 20,000 Feuer wurden angezündet, 
um das im Kreise der Treiber eingeschlossene Wild vom 'Durchbrechen 
abzuhalten. 

Am 16. März traf der König von Klagenfurt hier ein, und am 
folgenden Tage fuhr er auf der Laibach unter Begleitung der Musik- 
kapellen bei Pauken- und Trompetenschall mit den zur Theilnahme 
an der Jagd gewählten Cavalieren nach Sonegg und begab sich so- 
gleich auf die Hochstände, die kaum 500 Schritte unter dem Schlosse 
errichtet waren. Um 10 Uhr begann die Jagd unter 10,000 Schreck- 
schüssen. Nach 3 Uhr brachen endlich drei Bären bis an die Stände 
vor. Einer davon wurde von dem königlichen Kammerherrn Marquis 
Priore Tanucci vor dem Angesichte des Königs erlegt. Die übrigen 
zwei brachen in ein nahes Wäldchen durch, wurden aber durch die 
geschickten Anstalten des Fürsten Auersperg wieder eingeschlossen 
und aufgejagt. Der König erlegte einen sehr grossen Bären, der auf 
der Stelle blieb, und gleich darauf einen Wolf Er bezeugte eine 
ausserordentliche Freude über dieses Jagdglück und versicherte, dass 
er, obschon er in Neapel 200 ausgewählte Jäger habe, doch ausser 
Stande wäre, eine so ganz ungewöhnlich angelegte und ausgeführte 
Jagd zu veranstalten. Gegen Abend begab sich derselbe unter lautem 
Zurufe ,Es lebe der König!' und Freudengeschrei in das Schloss Sonegg, 
wo ihn die drei vom Kaiser aus Laibach abgeschickten Erzherzoge 
begrüssten. Am 18. März früh morgens begab sich der König zu einer 
zwei Stunden entfernten Gebirgshöhle, in welcher ein grosser ,Raub- 
bär' eingeschlossen war, der sich jedoch durch alle angewendeten 



245 

Mittel nicht aus der Höhle hervorlocken Hess. Er zeigte kaum seinen 
Kopf am Ausgange , als er schon vom König niedergestreckt wurde. 
Die Erzherzoge belustigten sich indessen im Thiergarten des Schlosses 
mit der Jagd auf einen Bären und einen Gemsbock. 

Um 4 Uhr nachmittags fuhren die hohen Herrschaften auf dem 
Laibachflusse in die Stadt zurück. Am Einflüsse der Ischza in die 
Laibach empfingen sie mehr als 20 schön geschmückte Schiffe mit 
dem Adel, den Damen und Cavalieren vom Jägerorden, dem Offiziers- 
corps und vielen Honoratioren, unter türkischer und Feldmusik, bei 
Pauken- und Trompetenschall, und geleiteten sie unter Vivatrufen des 
an den Ufern zusammengeströmten Volkes und stetem Flintenknall 
in die Stadt. König und Erzherzoge begaben sich zunächst in den 
,Wilden Mann' zum Kaiser und von da in ihre Wohnung, iii deren 
Hofe die Jagdbeute zur Schau ausgestellt ward. Professor Herrlein 
verewigte die Sonegger Bärenjagd durch ein Gemälde, das er am 
16. April dem aus Venedig rückkehrenden Fürsten Auersperg bei dem 
Besuche desselben in der Laibacher Zeichenschule vorlegte und wel- 
ches ungetheilten Beifall erntete. Am 20. März verliessen beide Maje- 
stäten Laibach. In Adelsberg verabschiedete sich der Kaiser von seinem 
königlichen Schwager, der sich mit der Königin nach Triest begab, 
während der Kaiser seinen Weg nach Görz nahm. 

Nicht zum letzten male hatte Laibach den Kaiser in seinen 
Mauern beherbergt. Am 14. Juli 1791 kam er auf der Rückreise von 
Italien mit den beiden Erzherzogen Karl und Leopold zwischen 7 und 
8 Uhr abends in Laibach an und nahm sein Absteigquartier beim 
,Wilden Mann'. Abends besuchte er mit den beiden Erzherzogen und 
dem Fürsten Karl Lichtenstein das Theater, die Stadt wurde beleuchtet. 
Am folgenden Tage wohnte er abermals mit den Erzherzogen der 
Vorstellung bei. Es wurde ein italienisches ,Lustspiel': ,i7 tremendo 
Giudizio di Pluto a favor d'Ärlechino, operatore di Portenti et dHn- 
canti' gegeben. Der Monarch beschenkte die Truppe mit 30 Dukaten 
und setzte nach eingenommenem Abendmahl die Reise nach Wien fort. 
Unter Leopold II. dauerte der Türkenkrieg fort. Unser ausgezeich- 
neter Landsmann Cajetan Graf Lichtenberg holte sich neue Lorbeeren 
beim Sturm auf das verschanzte feindliche Lager bei Kalafat (26. Juni 
1790). Hier führte er den rechten Flügel der Sturmcolonne und liess 
mit seiner Artillerie die feindlichen Tschaiken so wirksam beschiessen, 
dass zwei derselben in den Grund gebohrt, mehrere aber stark be- 
schädigt wurden. Hierauf drang er mit Heldenmuth an der Spitze 
des Leibbataillons von Stein-Infanterie über die feindlichen Verschan- 



246 

Zungen vor und schlug den Feind in die Flucht Dann liess er dieses 
Bataillon ein Carre formiren und eilte zu dem noch in Kampf ver- 
wickelten Bataillon von Erzherzog Karl, welches, durch sein Beispiel 
angefeuert, auch seinerseits die Türken bis an die Donau zurücktrieb. 
Lichtenberg erhielt für diese Bravour am 19. Dezember 1790 das Ritter- 
kreuz des Maria-Theresienordens.^ Am 4. August 1791 schloss Leopold 
den Frieden von Szistowa, in welchem er alle Eroberungen zurück- 
gab, aber in einem Neben vertrage den Bezirk Alt-Orsowa und einen 
Theil des Unnaer Districts erhielt* Das vaterländische Regiment 
Thurn war am 6. Oktober 1790 in Laibach wieder eingetroflfen, nach- 
dem es durch drei Jahre im Felde gelegen.^ 

Die Regierungszeit Kaiser Leopolds war in Bezug auf die Kultur, 
wie wir schon Äus der Skizze seiner gesetzgebenden Thätigkeit ent- 
nommen haben, keine Epoche des Rückschritts. Er entledigte auch 
die Städte der ihnen unter Kaiser Josef auferlegten Pflicht, zu er- 
ledigten Raths- oder anderen Stellen Militärpersonen zu wählen;* er 
befreite ihre Gemeindewahlen von der allzu kleinlichen Aufsicht der 
Staatsverwaltung. Laibach sah unter Leopold noch drei seiner mittel- 
alterlichen Thore fallen: das Burgthor (1791), das Deutsche und das 
Karlstädter Thor (1792). Das Burgthor hatte eine eiserne Pforte, 
war von aussen mit Säulen geziert, ober demselben war das Bildniss 
Karls VI. von weissem Marmor in einer schwarzen Nische mit ,Arma- 
turen' angebracht, welches jetzt in der Vorhalle des Rathhaussaales 
aufbewahrt wird. Das Deutsche Thor erstreckte sich von der Garten- 
mauer der Commenda bis zu jener des Auersperg'schen Gartenzwingers. 
Das Karlstädter Thor grenzte links an den Schlossberg, rechts an die 
bis zum Laibachfluss sich erstreckende Ringmauer. Von den sechs 
Thoren Laibachs stand nur noch der Vicedomthurm am Wasser, der 
Burg gegenüber.^ Laibach zählte im Jahre 1792 14,000 Einwohner, 
Militär und Fremde inbegriffen.® Die Bevölkerung von ganz Krain 
wird mit 419,000 Menschen angegeben, wobei Istrien inbegriffen ist.' 

1 Hirtenfeld, Militär-Maria-Theresionorden, Wien 1857, S. 313. 

* Dr. Meyer, Geschichte Oesterreichs IL 176. 
^ Laibacher Zeitung. 

* Hofdecret vom 12. Juli 1790. 

ß Hoff, Gemälde von Krain, 1808, S. 88, 93 f. 

^ Teutschlands Nationalkalender 1794, Leipzig, S. 224; Reise von Venedig 
über Triest, Krain etc., Frankfurt und Leipzig 1793, S. 34. Im ersteren werden 
14,800, im letzteren 14,000 Einwohner angegeben. 

' Siehe die eben citirten Quellen. Erstere gibt ,über 400,000*, letztere 419,411 
Einwohner an. 



247 

Nur dreiviertel Prozent dieser Bevölkerung, 3000 in runder Summe, 
wird als schulbesuchend bezeichnet. Und auch dies war nur das Re- 
sultat von Maria Theresia's Schöpfung, der Normalschule, auf welche 
von obiger Gesammtzahl 2756 Kinder entfallen. Die Regierung Kaiser 
Leopolds forderte im Jahre 1792 statistische Daten über den Stand 
der Unterrichtsanstalten in Krain, aus welchen wir unsere Angaben 
entnehmen.^ 

An den einflussreichsten Ständen der Bevölkerung waren die 
Josefinischen Reformen nicht ohne Frucht vorübergegangen. Ein Rei- 
sender aus Deutschland^ rühmt die Aufklärung, die er in Laibach 
unter den Mittelklassen und bei dem Adel fand. Auch unter den 
Geistlichen lernte er aufgeklärtere Köpfe kennen, deren Benehmen, 
Weltkenntniss und Bildung er rühmt. Sie seien nicht nur mit den 
besten Schriften protestantischer Gottesgelehrten bekannt, sondern 
auch wirklich für sie eingenommen und wüssten ihren Werth zu 
schätzen. Er sei Augenzeuge gewesen, wie katholische Geistliche in 
den Buchläden Laibachs Schriften protestantischer Theologen kauften 
und andere sich verschreiben Hessen. Es klingt diese Schilderung 
nicht unwahrscheinlich, denn der Nachfolger des freisinnigen Bischofs 
Herberstein, Erzbischof Freiherr von Brigido (1787 — 1806), war 
nicht der Mann des thätigen Eingreifens für oder wider die moderne 
Richtung, und die natürliche Entwicklung auf der Bahn der von Josef 
angeregten und auch von Leopold im wesentlichen festgehaltenen Re- 
formen fand an ihm daher kein Hinderniss. Er war ein prunkliebender 
und verschwenderischer Cavalier, dessen Name &ich an keine That 
humanen oder religiösen Interesses knüpft. 



3. Franz L Der erste französisohe Bevolutionskrieg (1792—1796). 

Leopolds ältester Sohn, Franz, war 24 Jahre alt, als die schwere 
Bürde der Regierungssorgen durch des Vaters unerwarteten Tod 
(1. März 1792) auf seine Schultern gelegt wurde. Oesterreich stand 
am Vorabend des Krieges mit Frankreich. Schon Leopold hatte ihn 
wegen des Drängens der Jakobiner, in deren Händen factisch bereits 
die Gewalt lag, für unvermeidlich gehalten und zu demselben gerüstet. 
Franz war jung und kriegslustig, und der neue Minister des Aus- 



^ HaupttabeUe über den Zustand der Ünterrichtsanstalten, Mitth 1860 S. 65 f. 
• Siehe die oben citirte Reise von Venedig etc. S. 42—44. 



248 

wältigen in Paris, Dumouriez, kam ihm zuvor, indem er am 20. April 
1792 durch den willenlosen König Oesterreich den Krieg erklären Hess. 
Mit diesem Tage begann der Weltkampf, welcher durch 23 Jahre mit 
wenigen Pausen Europa durchwtithete. Wir treten in eine Phase un- 
serer Geschichte, welche, von Waffenlärm durchtobt, wenig Raum 
bietet für friedliche Entwicklung, welche aber desto mehr hervor- 
leuchtet durch Ruhmesthaten im Kampfe gegen französische Herrsch- 
sucht mit Jakobinermütze und Kaiserkrone. 

Der Feldzug des Jahres 1792 war resultatlos für die zum ersten- 
mal wieder gegen den gemeinsamen Feind vereinigten deutsch-öster- 
reichischen Armeen, vielmehr besetzten die Franzosen die österreichi- 
schen Niederlande mit Ausnahme Luxemburgs. Ludwigs XVI. Hin- 
richtung war das Signal zum zweiten Feldzuge. Unerschrocken trat 
der Nationalconvent der Coalition der europäischen Mächte entgegen. 
Dumouriez drang noch im Februar 1793 in Holland ein und schritt 
siegreich vor, aber die Verbündeten siegten bei Aldenhofen und 
Ruremonde; die Oesterreicher entsetzten Mastricht und siegten bei 
Tongern, bei Neerwinden, wo Erzherzog Karl seine junge Schläfe mit 
dem ersten Lorbeer schmückte, und bei Löwen (22. März 1793). 
Hier fiel einer unserer Heldensöhne: Franz Jakob Freiherr von 
Lazarini, Major bei Langenlois-Infanterie, erhielt den Befehl, Bierbeck 
(bei Löwen) um jeden Preis zu nehmen. Er stürmte das Dorf mit 
seinem Bataillon, ohne einen Schuss zu thun. Haus um Haus musste 
dem Feinde mit dem Bajonnet entrissen werden. Lazarini fand den 
Heldentod an der Spitze der Seinen.^ Am 25. März zog Erzherzog 
Karl in Brüssel ein, und die Niederlande wurden in wenigen Tagen 
von ihren Drängern befreit. 

ÜAser vaterländisches Regiment Thurn folgte dem Siegeszuge 
General Wurmsers am Oberrhein. Ein Bataillon stand bei der Defen- 
sion der Posten bei Hagenbach im Bienwalde (17. September) und hielt 
sich (18. und 19. September) standhaft bei Berg. Im November war 
es bei der Belagerung von Fort Louis,, wo unser Vega als Major die 
Artillerie mit Ruhm dirigirte und sich das Ritterkreuz des Maria-The- 
resienordens erwarb. Die Feste galt für uneinnehmbar und widerstand 
allen Angriffen so hartnäckig, dass man die Hoffnung aufgab, sie zu 
bezwingen. Da machte sich Vega anheischig, binnen 24 Stunden den 
Platz zur Capitulation zu zwingen, wenn ihm bezüglich der Auf- 
stellung der Geschütze freie Hand gelassen würde. Dies geschah. 



Wurzbach, biographisches Lexikon XIV, 258 259. 



249 

Vega führte drei zehnpfüodige Haubitzen in eine vortheilhafte Posi- 
tion ein und bewarf den Platz mit Granaten in voller Ladung, das 
ist mit sechziglöthigen Patronen, unter 15—16 Grad Elevation. Nach 
zwölfstündigera Bombardement capitulirte der Platz. ^ Am 1. Dezem- 
ber war unser Regiment bei Vertheidigung der Position von Daven- 
dorf ; es bemeisterte sich eine Division des Gloriets, am 2. Dezember 
hat eine Division das verlorne Daugendorf wieder erobert.* Bei der 
Einnahme des Bienwaldes zeichnete sich Graf Gcdlenberg^ Oberlieu- 
tenant des Infanterieregiments Erzherzog Karl, aus. Bei dem Sturm 
auf die Weifesenburger und Lauterburger Linien (13. Oktober 1793) 
theilte er den Ruhm mit dem bereits genannten Veteranen Grafen 
Cajetan Lichtenberg^ der die Avantgarde der ersten Colonne führte,* 
und mit Vega, der bei der dritten Colonne sich auszeichnete, als 
Freiwilliger die Stadt Lauterburg besetzte und nach dem Verluste 
der Mannheimer Rheinschanze aus freiem Antriebe das sämmtliche 
Geschütz und die Munition rettete.* 

Im Feldzuge von 1795 stand unser Regiment bei der lombardi- 
schen Armee und rückte unter Feldzeugmeister de Vins im Juni in 
die Riviera ein. Zwei Feldbataillone und ein Bataillon Karlstädter 
nahmen den verschanzten Berg S. Giacomo im Genuesischen. Ein 
Krainer aus altem Geschlecht, Johann Nep. Baron Apf altern, zeich- 
nete sich als Oberstlieutenant des Regiments Nr. 39 (Nadasdy) bei 
der Einnahme der Verschanzungen im Genuesischen aus und ward 
dabei blessirt. Unsere Krainer hielten sich wacker, als die Verbün- 
deten am 23. und 24. November 1795 auf der ganzen Linie von den 
Franzosen angegriffen und das Centrum und der linke Flügel nach 
hartnäckiger Vertheidigung zum Rückzuge gezwungen wurden. Baron 
Apfaltern erhielt ein Grenadierbataillon, mit welchem er sich im Ge- 
fecht bei Giessen (16. September) tapfer gehalten, und ward 1797 
Oberst des Regiments Nadasdy.^ 

Bei der Belagerung Mannheims im Herbst 1795 wirkte unser 
Vega wesentlich mit durch die von ihm erfundenen neuen weittragen- 
den, neunzölligen Bömbenmörser, mit einer Triebkraft von 15 — 1600 
Klafter, also fast um die Hälfte mehr, als bisher erreicht worden. 



1 Hirtenfeld, Müitär-Maria-Tlieresionorden, 1857, S. 470. 

» Gräflfer, Geschichte der k. k. Eegimenter, 1800, I. S. 188—191 

» Gräffer 1. c. I. 25; Wurzbach, biggr. Lex. XV. 105-106. 

* Hirtenfeld 1. c. 

» Gräfifer 1. c. 174, 188 -191; Wurzbach 1. c. I. 51. 



250 

Im Feldzuge des Jahres 1796 war Vega bei der Vertheidigung von 
Mainz, wohnte der Belagerung von Kehl und den folgenden Feind- 
seligkeiten bei. Erzherzog Karl gab ihm das Zeugniss, dass er bei 
der Yorrückung der Armee an die Lahn und bei der Verfolgung des 
Feindes sich besonders ausgezeichnet habe.^ 



4. Brsbmog Sari in Laibaoh. Sie ente traniöalioh« Invasion Eraini (17. Februar 

bii 8. Hai 1797). Die Erainer in den^Z&mpfen von 1799 nnd 1800. Der Friede von 

Lnneville (9. Februar 1801) nnd die SAonlariaining von Laok (1803). 

Der Herbstfeldzug des Jahres 1795 hatte durch die Siege der 
Generale Quosdanovich, Clerfait und Wurmser einen glücklichen Aus- 
gang genommen. Der Krieg in Deutschland 1796 war durch Erz- 
herzog Karls Feldherrntalent ein ruhmvoller für die österreichischen 
Waffen. Da erstand ihm ein ebenbürtiger Gegner in dem jungen 
Bonaparte, Am 27. März traf dieser in Nizza ein. Er versprach der 
hungernden und zerlumpten Revolutionsarmee, sie in reiche Provin- 
zen zu führen; grosse Städte sollten ihre Beute, Ehre, Ruhm und 
Reichthum ihre Losung sein. Der feurige Ungestüm, die Sieges- 
gewissheit seiner genialen Jugend riss alles zur Bewunderung hin, 
flösste allen neues Vertrauen ein. Des Corsen neu aufgehender Stern 
siegte über die veraltete Taktik Beaulieu's bei Montenotte und Mille- 
simo. Der Friede mit Sardinien (15. Mai), die Abtretung Nizza's 
und Savoyens waren die unmittelbare Folge. Nach der Schlacht von 
Lodi zog Bonaparte (15. Mai) in Mailand ein. Mantua wurde belagert, 
unter grossen Opfern von Wurmser entsetzt und wieder belagert, bis 
es am 4. Februar 1797 der Hunger zur Capitulation zwang. Das 
durch so viele Fehler und Niederlagen entmuthigte österreichische 
Heer, auf 20,000 Mann zusammengeschmolzen, war bereits hinter die 
Piave zurückgeführt worden. Bonaparte aber stand mit 43,000 Mann 
siegesgewisser Truppen zwischen Brenta und Piave bereit, nach Camots 
kühnem Entwürfe über die Alpenpässe in das Herz der österreichi- 
schen Monarchie vorzudringen. Da wandten sich die Rettung suchen- 
den Blicke auf Erzherzog Karl. Er wurde von der Rheinarmee ab- 
berufen und eilte nach Italien; am 11. Februar in Conegliano ange- 
kommen, überzeugte er sich von dem traurigen Zustande der Armee, 
ordnete ihren Rückzug hinter den Tagliamento an und eilte wieder 



^ Hirtenfeld 1. c. ; Geechichte der k. k. Regimenter, 1800, lY. 



251 

nach Wien, um dem Kaiser über die Lage der Dinge Bericht zu er- 
statten und die nöthigen Verfügungen zur Verstärkung der Armee 
und Versorgung derselben mit Kriegsbedarf zu erwirken. 

Am 17. Februar 1797 kam der Erzherzog auf der Durchreise 
nach Wien in Laibach an und stieg beim ,Wilden Mann' ab. Die 
Bürgercorps rückten mit Musik vor sein Absteigquartier. Der Platz 
war von einer dichten Volksmenge besetzt, welche in den Ruf aus- 
brach: ,Es lebe Prinz Karl!' Der Erzherzog trat ans Fenster und 
dankte. Der Jubel steigerte sich, das Volk rief: , Lange lebe Prinz 
Karl !' Abends war die Stadt beleuchtet. Im Theater, wo der Erzherzog 
nicht erscheinen konnte, da er von der Reise ermüdet war — von 
Codroipo bis Laibach war er ohne Aufenthalt gefahren, — stimmte das 
patriotisch erregte Publicum die Volkshymne an, welcher der vater- 
ländische Dichter Vodnik die Schlusstrophe beigefügt hatte: 

,Terka nam Francoz na vrata, 

Dobri Frone za nas skerbi, 

Poä<je svojga Ijubga brata, 

Eorel resit nas hiti. 

Z nami sta estrajska orla, 

Premagujta vekomaj ! 

Var' Bog Pranca, varuj Korla, 

Sredo, zdravje Bog Jim daj !* 

Am andern Morgen stand der Erzherzog früh auf, schrieb zwei 
Briefe, dankte dem Bürgercorps für die bei ihm bezogene Wache 
und lobte sein Aussehen, seine Haltung und Schulung. Um halb sechs 
Uhr bestieg er den Reisewagen. Das Volk rief ihm zu: ^Es lebe hoch 
Prinz Karl^ er sei unser Laudon!'' Er antwortete: ^Mit GoU^ meine 
Lieben^ auf Wiedersehen!^^ 

Zum ersten male seit den Türkenkriegen zog sich nun die Wetter- 
wolke des Krieges über Laibach zusammen. Als ihre Vorboten pas- 
sirten die in Mantua kriegsgefangenen Generale und Mannschaften 
die Stadt. Am 26. Februar langte Graf Wurmser an und stieg im 
Damian'schen (jetzt Galle'schen) Hause am Hauptplatze (Nr. 2) ab. 
Am 1. März befanden sich ausser ihm in Laibach die Generale Provera, 
Quosdanovich , Funk, Klenau, Ott, Meszaros, HohenzoUern, Sebotten- 
dorf. An diesem Tage traf die erste Colonne der Besatzung Mantua's, 
2572 Mann mit 200 Pferden, in Laibach ein. Am 2. März reiste Erz- 
herzog Karl durch zur italienischen Armee, und es rückte die zweite 



Vodniks Novice 1797. 



252 

Colonne von Mantua, 4640 Mauii mit 352 Pferden, und am 5. März die 
dritte mit 464Q Mann und 352 Pferden ein.^ 

Am 4. März war der Erzherzog in Udine. Vertrauen und Disci- 
plin kehrten wieder. Man hoflfte die Gebirgspässe gegen Italien noch 
befestigen zu können, da Bonaparte noch einen Kriegszug ins Römische 
vorhatte. Allein die Römer waren entartete Söhne der weltunter- 
jochenden Legionen. Bald war mit ihnen der Friede von Tolentino 
geschlossen, und in den ersten Tagen des März rückte Bonaparte be- 
reits gegen die Piave. Da war es, wo er die seinen Gegner ehrenden 
Worte sprach: ,Bisher habe ich Heere ohne Feldherren besiegt, jetzt 
eile ich, einen Feldherrn ohne Heer zu bekämpfen.' In drei Colonnen 
zogen die Franzosen heran: Joubert über Tirol, Massena gegen Pon- 
tafel, Bonaparte selbst wollte mit der dritten Colonne die Pässe der 
Julischen Alpen gewinnen und so gegen Wien ziehen. Die Natur selbst 
begünstigte den kühnen Plan, die Witterung war mild, die Bergströme 
seicht. Bonaparte überschritt am 12. März die Piave und erzwang am 
16. den Uebergang über den Tagliamento. Erzherzog Karl zog sich 
vor der Uebermacht hinter den Isonzo zurück. Auf dem Fusse folg- 
ten ihm die Franzosen in zwei starken Colonnen (Bernadotte und 
Guyeur). Gradisca fiel am 19., Görz am 20. März. An letzterem Tage 
nahm der Erzherzog seinen Rückzug gegen Laibach in zwei Colonnen 
über Wippach und Optschina. Er beabsichtigte, yon Villach mit ge- 
sammelten Verstärkungen durch die Alpenpässe gegen Udine vorzu- 
dringen, allein als er in Krainburg ankam, erfuhr er, dass Massena 
den Pass von Pontafel gegen Ocskay errungen und bereits Tarvis be- 
setzt habe. Zwar wurde dieser wichtige Punkt durch einen Ueberfall 
des Husaren-Oberstlieutenants Fedäk am 22. dem Feinde entrissen und 
dadurch die Reserveartillerie und das Gepäck gerettet, allein vor dem 
stürmenden Andränge Massena's konnte das schwache Häuflein öster- 
reichischer Reiter nicht standhalten, vergebens war alle heldenmüthige 
Aufopferung. Der Erzherzog, mittlerweile herbeigeeilt — die vier Meilen 
von Villach bis Tarvis legte er zu Pferde in ununterbrochenem Jagen 
zurück, — war der Letzte auf dem Kampfplatze und entging der Ge- 
fangenschaft nur durch die heldenmüthige Aufopferung eines gemeinen 
Dragoners.^ Er zog sich langsam, bei Friesach und Unzmarkt noch 
Gefechte bestehend, nach Steyer zurück. 



' 'Kluns Archiv I. 77. 

•2 Hermann, Geschichte Kärntens III. 123. 



253 

Während Massena auf Klagenfurt losrückte, nahm Bernadotte 
die Richtung nach Krain, Am 23. zog er in Idria ein, wo bedeutende 
Quantitäten von Quecksilber und Zinnober confiscirt wurden und wo 
eine französische Abtheilung bis zum Mai verweilte. Am 27. März 
kamen die ersten feindlichen Husaren über die Rebernica unter den 
Nanos, lagerten in Präwald und Ubelsko und nahmen die von Adels- 
berg kommende Post weg. In Adelsberg blieben österreichischerseits 
nur eine Escadron Husaren und einige Uhlanen. Auf einmal verbreitete 
sich ein panischer Schrecken, das Kreisamtspersonale verschwand und 
die meisten Hausbesitzer des Marktes flüchteten sich in die benach- 
barten Wälder und Berge, nur der Pfarrer Wenigar (dessen Aufzeich- 
nungen diese Erzählung entnommen ist), der Postmeister und ein Amts- 
schreiber blieben in Adelsberg zurück. Früh morgens zwischen 7 und 
8 Uhr traf die feindUche Avantgarde in Adelsberg ein, an ihrer Spitze 
General Murat. Er beruhigte die ihm entgegenkommenden drei Re- 
präsentanten von Adelsberg, verhiess ihnen volle Sicherheit der Per- 
son, des Eigenthums und der Religion und forderte den Pfarrer auf, 
sein Amt unbeirrt auszuüben. Die Franzosen erhalten von unserem 
Gewährsmanne das Lob, dass sie sich sehr höflich gegen den Pfarrer 
von Adelsberg bezeugten, keine Erpressungen verübten, die Kirche 
respectirten und sich bei dem Gottesdienste, den sie Sonntags besuch- 
ten, sehr anständig benahmen. Am 2. April verliess die feindliche 
Cavallerie Adelsberg und am Nachmittag desselben Tages zog die Divi- 
sion Bernadotte mit klingendem Spiel und fliegenden Fahnen durch 
Adelsberg auf Laibach zu. 

Hier verliessen uns die letzten österreichischen Truppen vom 
Corps des Generals Seckendorf am 28. März und zogen über die Save 
nach Steiermark und Kroatien ab. In Laibach herrschte ein panischer 
Schrecken vor den erwarteten Sansculotten, alles flüchtete mit Hab 
und Gut nach allen Seiten, wenigstens ein Drittel der Einwohner 
wanderte aus. Die Franzosen unterliessen indessen nichts, die Be- 
völkerung zu beruhigen. Bernadotte richtete aus dem Hauptquartier 
Loitsch, 29. März, eine Proclamation in deutscher, französischer und 
krainischer Sprache an die Bewohner Krains und der angrenzenden 
Länder.* Bohaparte selbst, der inzwischen am 30. März in Klagen- 
furt eingetroffen war, erliess nachstehende charakteristische 



1 Mitth. März 1853. 



254 

Proclamation. 

Französische Republik. 

Freiheit. Gleichheit. 

Hauptquartier zu Klagenfurt, den 12. Gterminal im 5ten Jahre der einen 
und untheilbaren französischen Bepublik 

Buonaparte 
an die Bewohner Erains. 

Die franzosische Armee kommt nicht in Euer Land, um es zu erobern, 
nicht, um Eure Beligionsübungen, Eure Sitten, Eure Gebräuche auch nur von 
ferne zu verändern. Sie ist die Freundin aller Nationen, besonders der braven 
Volker Deutschlands. 

Die ausübende Macht der französischen Bepublik, das Directorium, hat 
keinen Ausweg unversucht gelassen, um die Trübsale, die schwer auf Ländern 
liegen, zu entfernen. Ja es entschloss sich, den ersten Schritt zu thun, und 
den General Clarke als Bevollmächtigten nach Wien zu senden, um dort den 
Grund zu den Friedensunterhandlungen zu legen. Allein der Kaiserhof horte 
nicht auf ihn, erklärte vielmehr zu Yicenza durch den Herrn de S. Vincent, 
dass er die französische Bepublik nicht anerkenne. Hierauf begehrte General 
Clarke einen Beisepass, um mit dem Kaiser persönlich sprechen zu können, 
doch die Minister fürchteten nicht ohne Ursache, dass dessen bescheidene 
Vorschläge den Kaiser zum Frieden bewegen möchten, und betrogen, geblendet 
durch englisches Gk)ld, Kaiser und Beich, da sie für sich keinen Willen mehr 
hatten, welcher bereits von den treulosen Engländern, dem Schrecken Europens, 
seine Bichtung erhielt. 

Bewohner Krains ! Ich weiss es, Ihr hasset wie wir die Britten — das 
Volk, welches nur allein durch den gegenwärtigen Krieg gewinnt — und Eure 
Minister, dessen Miethlinge. Wir leben schon seit sechs Jahren im Kriege, 
allein wir wissen es, dass der Wille des braven Hungars, des aufgeklärten 
Bewohners Wiens und des gutmüthigen unverdorbenen Krainers daran keinen 
Theil hat. 

Doch lasst uns auf England, auf die Minister des Kaiserhofs vergessen, 
seien wir Freunde. Der französischen Bepublik stehen gegen Euch die Bechte 
des Eroberers zu. Doch ein Einverständniss, das uns gegenseitig bindet, soll 
sie verschwinden machen. Ihr werdet Euch nicht in einen Krieg mengen, 
der Euren Beifall nicht hat, Ihr werdet uns Lebensmittel reichen, deren wir 
nothwendig haben dürften. Ich meinerseits will Eure Beligion, Eure Sitten, 
Euer Eigenthum beschützen. Ich werde Euch keine Contribution auflegen. 
Ist der Krieg nicht an sich schon fürchterlich genug? Leidet Ihr nicht schon 
genug, Ihr unschuldige Opfer der Fehltritte anderer? Alle Gaben, die Ihr bis 



255 

nun an den Kaiser zu entrichten pflegtet, werden Euch den Schaden, den Euch 
der Durchzug der Armee nothwendig verursachen muss, ersetzen und zugleich 
zur Bezahlung der gelieferten Lebensmittel dienen. 

In Bezug auf das Gesagte befiehlt der General en Chef folgendes: 

Erstens : Die Eeligionsübungen werden ohne mindester Abänderung fort- 
gesetzt, den Bischöfen und Beligionsdienern, die sich aus einer übel verstan- 
denen Furcht von ihrer Herde entfernten, steht es frei, zurückzukehren und 
ihrem Dienste vorzustehen, auch will ihnen der Generalstab in dieser Absicht 
Eeisepässe ausfertigen. 

Zweitens: Krain wird von einer Commission regiert werden, die aus 
zehn Gliedern bestehen und den tarnen eines Centralguberniums , dem die 
politische, bürgerliche und verwaltende Macht eingeräumt ist, führen soll. 

Drittens: Alle bereits bestehenden bürgerlichen und Criminalgosetze 
werden beibehalten. 

Viertens: Alle mittelbaren oder unmittelbaren Abgaben, die bisher dem 
Kaiser oder der Provinz zuflössen, werden von nun an von gedachter Commis- 
sion eingehoben und für die öffentlichen Nothdurften, zum Ankaufe der Lebens- 
mittel für die Armee und zur Entschädigung der Privaten, die durch den 
Durchzug der Armee gelitten haben, verwendet werden. 

Fünftens: Die Commission wird alle Anstalten treffen, alle Massregeln 
nehmen, die zum Behufe der bürgerlichen, richterlichen und Finanzverwaltung, 
des Landes dienen können. 

Seehstens: Dieselbe wird sich in verschiedene Abtheilungen trennen, 
wird ihren Präsidenten und Secretär benennen, welcher letztere jedoch nicht 
aus den Gliedern der Commission gewählt werden darf. 

Siebentens: Das Gouvernement wird aus folgenden Gliedern bestehen, als: 

Anton Podobnig, 

Friedrich Kastelliz, 

Baron Bernard von Eosettl, 

Karl Baron Hallerstein, 

Johann GoUmaier, 

Anton von Nikoletti, 

Baigersfeld, Eveque suffragant, 

Josef Luckmann, 

Josef Kokail, 

Johann von Desselprunner. 

Biese haben den Eid geleistet, den Befehlen, die sie in Hinsicht auf die fran- 
zösische Bepublik erhalten werden, zu gehorchen. 



256 

Der General Bemadotte wird diese Glieder einsetzen, gegenwärtige An- 
ordnung aber ist in französisch, deutsch und krainerscher Sprache in Druck zu 

legen und Ofifentlich anzuschlagen. 

Buonaparte.^ 

Am 30. März früh halb 8 Uhr sah Laibach den ersten feindlichen 
Parlamentär. Ein Oberstlieutenant mit einem Trompeter und einer 
Bedeckung von fünf Wurmser Husaren ritt durch die Stadt zur Save- 
brücke bei Tschernutsch, wo er seine Depeschen an den k. k. General 
HohenzoUern abgab. Zu Mittag war er wieder zurück, speiste in 
Laibach und begab sich dann mit drei städtischen Abgeordneten, welche 
bei General Bernadotte für Laibach Fürbitte einlegen sollten, nach 
Oberlaibach zurück. Am folgenden Tage (3L März) 9 Uhr früh sprengte 
ein französischer Rittmeister mit einem Lieutenant und dreissig Chas- 
seurs in die Stadt und machte vor dem Rathhause Fronte. Er stieg 
sodann ab und begab sich auf das Rathhaus, wo er den Einzug der 
französischen Armee verkündete und eine aus Kärnten für Bemadotte 
angelangte Depesche des Obergenerals Bonaparte in Empfang nahm. 
Er wurde nebst seinen Begleitern gut bewirthet und ritt dann gegen 
Mittag zu den Vorposten zurück. Das ruhige Benehmen des feind- 
lichen Offiziers und die freundliche Zuspräche eines Chasseurs, welcher 
deutsch sprach, beruhigten in etwas die vor Gewaltthaten zitternden 
Einwohner. Nachmittags 2 Uhr kamen 95 Mann eines berittenen Frei- 
corps an, welche alle Gassen mit gespanntem Hahn durchritten und 
abends 320 Grenadiere, welche sämmtlich im Landhause bequartiert 
wurden. 

Am 1. April rückte Bernadotte mit klingendem Spiel in Laibach 
ein und stieg im Bischofhofe ab. Sogleich Hess er eine dreisprachige 
Proclamation vertheilen, welche die strengste Mannszucht und jede 
mögliche Schonung für die alten Einrichtungen und Gesetze, für Leben 
und Eigenthum verbürgte. Bernadotte's Benehmen wird sehr gerühmt. 
Er wusste die trefflichste Ordnung zu erhalten; Laibach hatte, wie 
jeder Ort, wo dieser humanste der französischen Generale befehligte, 
seiner Güte und Gerechtigkeit, vor allem aber seiner Uneigennützig- 
keit, die von der Habgier anderer Generale so sehr abstach, viel zu 
danken. Selbst die für die Truppen nothwendigen Lieferungen wurden 
nicht mit jener Herzlosigkeit eingetrieben, wie anderwärts, auch selbst 
durch befreundete Mächte, geschah. Noch ist das abschreckende Exem- 
pel nicht vergessen, das Bernadotte statuirte , als ein Grenadier am 



* Original im historischen Verein für Krain. 



257 

2. April dem Weibe eines Fabriksarbeiters in der Gradischavorstadt 
einige Kleinigkeiten geraubt und die goldenen Ohrgehänge ausgerissen 
hatte. Am 4. April um 3 Uhr nachmittags wurde der Räuber an der 
Mauer der Domkirche erschossen. Ein Mädchen aus der Stadt, dem 
ein Soldat drei Gulden abgenommen hatte, entschädigte Bernadotte 
mit einem holländischen Dukaten. Am 3. April hatte sich der General 
selbst aufs Rathhaus verfügt und dem Magistrat und der versammel- 
ten Bürgerschaft die Versicherung ertheilt, dass er niemandem unge- 
straft ein Leid zufügen lassen und die strengste Mannszucht zu er- 
halten wissen werde. Zugleich befahl er allen Behörden, ungestört 
fort zu amtiren, dagegen aber die Armee unentgeltlich zu verpflegen, 
wofür seinerseits der Obergeneral Bonaparte Krain jede Brandschatzung 
erlassen wolle. Der Magistrat wurde unter dem Namen ^MunicipcUität^ 
aus zehn Rathsmitgliederh neu zusammengesetzt, und die neue von 
Bonaparte eingesetzte provisorische Regierung führte unter dem Titel 
eines ^Gentralguberniums^ die öffentliche Verwaltung und erliess am 
7. April eine Proclamation, worin sie alle bisherigen Obrigkeiten, Ge- 
setze und Abgaben in ihrer Wirksamkeit bestätigte.^ Am 3. April 
musterte Bernadotte eine eingerückte Infanterie-Division und schärfte 
ihr persönlich die strengste Ordnung ein, widrigens er jeden Excess 
ohne Gnade mit dem Tode bestrafen werde. Einen Befehl, noch am 
selben Tage für 12,000 Mann Brod zu backen, und die leicht abzu- 
sehende Aussicht auf ähnliche Lieferungen suchte er durch die harte 
Nothwendigkeit d^s Krieges zu entschuldigen. 

Am 5. April erhielt Bernadotte von Bonaparte den Befehl, mit 
seiner Colonne eilends nach Klagenfurt aufzubrechen. Brigadegeneral 
Friant folgte ihm im Commando, Oberst Picard ward Stadtcomman- 
dant von Laibach. Obwohl aber ersterer schon von Triest aus (17. April) 
eine Proclamation an die Bewohner Krains erlassen hatte,* welche die 
bisher gehaltenen Versprechungen wiederholte, machte sich die Ab- 
wesenheit des streng rechtlichen Bernadotte bald fühlbar ; unter dem 
Vorwande von Requisition kam es oft zu Plünderungsscenen, an 
welchen sich besonders Oberst Picard betheiligte. 

Bonapaite hatte sich inzwischen beeilt, zu Leoben das Friedens- 
werk einzuleiten, denn von weiterem Vordringen in Oesterreich konnte 
bei dem Vorrücken der Oesterreicher im Rücken der Franzosen, dem 
in Italien ausgebrochenen Aufstande und der Gährung in Tirol keine 



^ Mitth. 1853. 
« Mitth. 1853. 

17 



-n I 



258 

Rede sein. Am 7. April wurde zu Leoben der Waffenstillstand ab- 
geschlossen, und Bonaparte eilte nun nach Italien zurück, um den 
Aufruhr zu bändigen. Am 28. April, 8 Uhr früh, sah Laibach den 
berühmten Gast ankommen und im Bischof hofe absteigen, mit ihm 
die Generale Massena, Murat und andere berühmte Schlachtgenossen. 

r 

Der Obergeneral zog sich sogleich zurück, um kurze Zeit auszuruhen. 
Nach zwei Stunden stand er jedoch wieder auf und sah lange Zeit 
zum Fenster hinaus, um sich dem zahlreich herbeigeeilten Volke zu 
zeigen. Ein Laibacher Bürger schildert uns den Mann des Jahrhunderts 
als einen jungen, kleinen Herrn mit eingefallenen Wangen und sonn- 
verlyanntem Gesichte', und ein anderer Zeitgenosse entwirft von ihm 
folgende Personsbeschreibung : .Kleiner Statur, Gesichtsfarbe braungdb, 
Wangen, eingefallen, Nase erhaben; seine dunJden, tiefliegenden, aber 
geistvollen Augen werfen bedeutsame Blicke umher; seine Sprache ist 
lakonisch, aber deutlich; seine Stirn verräth den Denker; auf ausser- 
liehen Prunk hält er, was seine Person betrifft, wenig, ^ 

Um 11 Uhr nahm Bonaparte die Aufwartung aller Offiziere an 
und speiste dann mit einigen Generalen in seiner Wohnung, wozu er 
auch einen gemeinen Grenadier von der Wache eingeladen hatte. Er 
ertheilte den Befehl, das ,Gentralgubernium^ bis zum Abmarsch der 
Franzosen ,k. k, Landesvertvaltungsamt' zu benennen, womit den For- 
derungen des Waffenstillstandes Rechnung getragen und die Geltung 
der kaiserlichen Autorität wieder officiell anerkannt war. Um 2 Uhr 
nachmittags reiste Bonaparte mit seinem Adjutanten und einer Be- 
deckung von zwölf Chasseurs nach Triest ab. General Murat und 
Massena blieben noch einige Tage in Laibach. Am 29. April hatte 
man hier wieder die Freude, die österreichische Uniform zu erblicken. 
General Meerveldt, der den Frieden zu Leoben mit unterzeichnet hatte, 
war beauftragt, den Ausmarsch der Franzosen, welche nach Italien 
rückten, zu überwachen. Auch General Bernadotte kam an diesem 
Tage wieder nach Laibach und gab bald einen neuen Beweis seiner 
liebenswürdigen Humanität. Als eine Wirthstochter um Mitternacht 
zu ihm kam, um über Excesse zu klagen, welche einige Franzosen im 
Hause ihres Vaters verübten, reichte er ihr selbst den Arm, geleitete 
sie nach Hause und schaffte Ruhe. 

In den nächsten Tagen dauerten die Rückmärsche der Franzosen 
nach Italien fort, die Colonne des Generals Massena, bei 10,000 Mann 
stark, bekannt durch ihre Tapferkeit, machte sich durch ihren Mangel 
an Disciplin in unangenehmer Weise bemerkbar. Weil es am Tage 

^ Hormann, Geschichte Kärntens III 135. 



259 

ihres Einrückens — 4. Mai — regnete, so quartierte sie sich in die 
Kirchen der Ursulinerinnen, der Franziskaner und Kapuziner ganz 
gemächlich ein, in welchen es dann eben nicht erbaulich zuging. Nur 
der Klosterfrauenkirche wurde. einige Schonung zutheil, weil General 
Victor eine Wache zum Hochaltar gestellt hatte. Drei Generale waren 
im Kloster einquartiert. 

Am 7. Mai erfolgte endlich die Uebergabe der Regierung von 
Krain durch General Bernadotte an General Meerveldt, und am 8. Mai 
räumten die letzten Franzosen Laibach. Nach ihrem Abzüge brach 
an drei Orten Feuer aus, welches aber bald gelöscht wurde. Am 
9. Mai flatterten wieder die kaiseriichen Fahnen in Laibach. ^ Am 
12. Juni 1797 2 kam der erste Zug österreichischer Kriegsgefangener 
aus Italien, 700 Mann stark, durch Laibach, und am 16. marschierten 
fünf Bataillone von den Regimentern Erbach, Hoflf, Reisky, Thurn und 
Mittrowsky, welche von nun an die Laibacher Garnison bilden sollten, 
in Laibach ein, mussten aber lange in dem ärgsten Regenwetter an 
der Triester Strasse ausser der Gradischa campiren, da die Stadt noch 
voll Militär war. Diese Truppendurchzüge galten der Besetzung des 
infolge der Friedenspräliminarien an Oesterreich abzutretenden vene- 
tianischen Istriens und Dalmatiens, an welcher zu Anfang Juli auch 
unser vaterländisches Regiment theilnahm. Bis 20. Juli passirten Lai- 
bach 104 Bataillone Infanterie, 77 Compagnien Grenadiere, 94 Esca- 
drons Cavallerie, 27 Generalmajors, 9 Feldmarschall -Lieutenants und 
2 Feldzeugmeister. Am 26. September brach der k. k. Generalstab, 
der bisher in Laibach gelegen, nach Görz auf, und am 19. Oktober 
brachte General Fürst Lichtenstein die Kunde des am 17. Oktober 1797 
zu Campo-Formio geschlossenen Friedens. 

Der Friede von Campo-Formio (17. Oktober 1797) brachte Oester- 
reich den Verlust Belgiens und der Lombardie, entschädigte es aber 



^ Camiolia 1844 Nr. 38, 75—77. ^Briefe eines Bürgers in. Laibach an seinen 
Gvatter in Laass über das Betragen der Franzosen während ihrem Aufenthalt in 
Krain, Laibach 1797, 61 S.* Ein sehr selten gewordenes Büchlein, von welchem die 
k. k. Studienbibliothek ein Exemplar besitzt. In Laibacher Dialekt und mit derbem 
Humor geschrieben, enthält es das Tagebuch eines Laibacher Bürgers über aUe 
VorfäUe vom 28. März bis 8. Mai 1797. 

* Laibacher Schulzeitung Nr. 15 de 1875 : ,Krain unter französischer Herrschaft.* 
Nur wo diese QueUe ausdrücklich citirt wird, ^t sie vom Verfasser benützt worden, 
dessen Materialien zur , Geschichte Erains* längst gesammelt waren, als der sehr 
schätzbare Artikel in der ,Schulzeitung* erschien, was hier lediglich zu dem Zwecke 
bemerkt wird, um aUfälligen, bei der Gleichheit der Quellen möglichen Missdeutungen 
vorzubeugen. Uebrigens geht obiger Artikel nur bis 18. November 1809. 

17* 



260 

dafür durch Abtretung Venedigs mit der terra ferma bis zum Garda- 
see, des venetianischen Istriens und Dalmatiens nebst Gattaro. Aber 
dieser Friede war ein Scheinfriede. Die französische Republik ging 
im Kirchenstaat, in der Schweiz, in Egypten aggressiv vor und reizte 
alle Mächte zum Widerstand. England drängte zum Kriege. Pitt 
bewirkte leicht eine Coalition gegen das alle Welt herausfordernde 
Frankreich. Als in Italien im Frühling des Jahres 1799 die Feindselig- 
keiten eröffnet wurden, war unserem vaterländischen Regiment eine 
ehrenvolle Rolle beschieden. Im Treffen bei Magnano (5. April), als 
die erste Colonne zum Weichen gebracht war, kam das Regiment Thurn 
mit denen von Nadäsdy und Reisky zur Unterstützung. Feldmarschall- 
Lieutenant Baron Kray führte sie in Person an. Sie nahmen den vor- 
gerückten Feind in die linke Flanke und stellten das Gefecht wieder 
her; fünf Offiziere unseres Regimentes wurden verwundet. Im Mai 
stand das Regiment in Mailand in Besatzung, im Juni ein Bataillon 
in Parma. Im Juli waren unsere JCrainer bei der Belagerung von Mantua, 
nach dessen Eroberung kamen sie dahin in Garnison. Im September war 
eine Abtheilung bei der Besetzung des Kirchenstaats und unterstützte 
am 21. die bei Monte Rotondo unweit Rom angegriffenen Neapolitaner.* 
Zwei Träger alter Adelsnamen bethätigten an der Spitze fremder Re- 
gimenter den Ruf ererbter Mannhaftigkeit: Baron Johann Nepomuk 
ApfdUern leuchtete als Oberst des Regiments Nadäsdy Nr. 39 im 
Treifen bei Legnago, wo Feldmarschall-Lieutenant Kray die Angriffe 
des französischen Generals Scherer zurückwies, durch Geistesgegen- 
wart und Tapferkeit hervor ; im Treffen bei Magnano wurde sein Wohl- 
verhalten gerühmt ; bei der Einnahme von Brescia führte er sein Re- 
giment mit Ruhm, ebenso in den Treffen bei Cassano und zwischen 
Tidone und Trebia; in letzterem wurde er verwundet* Graf Franz 
Xaver Auersperg^ 1796 Oberst des Regiments Nr. 36, führte es in der 
Schlacht von Novi zum Siege (15. August). In dem entscheidenden 
Treffen bei Savigliano (4. November) gab er den Truppen ein Beispiel 
persönlichen Muthes und entschlossenen Sinnes. In diesem Jahre avan- 
cirte er zum Generalmajor.^ 

Die Erfolge in Italien paralysirte der Sieg des aus Egypten rück- 
gekehrten Bonaparte bei Marengo (14. Juni 1800); in Deutschland 
wurde Erzherzog Johann von den Franzosen bei Hohenlinden (3. De- 
zember 1800) geschlagen. Die Folge war der Friede von Lunevüle 

* Gräffer, Geschichte der k. k. Eegimenter I. 188 -191. 
« L. c. L 174. 
» L. c. I. 164. 



261 

(9. Februar 1801), welcher den Besitzstand Oesterreichs nicht wesent- 
lich änderte. Der Reichs -Hauptdeputationsrecess (25. Februar 1803) 
säcularisirte die Bisthümer Trient und Brixen zugunsten Oesterreichs 
und die Freising'sche Herrschaft Bischoflack wurde österreichisches 
Staatsgut. 



5. Oesterreicli ein Eaisertlium (10. August 1804). Die dritte Coalition. 
Die Franzosen zum zweiten male in Erain (1805—1806). 

Die zerrütteten Verhältnisse des deutschen Reichs, in welchem 
die Kaisermacht zu einem Schattenbild herabgesunken war, während 
der französische Einfluss immer mächtiger wurde, drängten Oesterreich 
zu einheitlicher Gestaltung, zur Zusammenfassung aller seiner Kräfte. 
Napoleon hatte, 18. Mai 1804, sich zum Kaiser ausrufen lassen, da 
fasste Kaiser Franz den Entschluss, der neuen französischen Militär- 
monarchie ein in seinem Haupt geeinigtes, keine Sonderinteressen mehr 
kennendes mächtiges Oesterreich entgegenzustellen. Am 10. August 
1804 versammelte er eine Staatsconferenz, in welcher er verkündete, 
dass er den Titel eines Erbkaisers von Oesterreich annehme, doch 
.ohne Verletzung der (allerdings nur mehr historischen Werth behal- 
tenden) ^TUel^ Verfassungen und Vorrechte'' der einzelnen Provinzen.' 
Es war dies gleichsam der Schlusstein der pragmatischen Sanction. 

Die Uebergriflfe Frankreichs, welches mit seiner italienischen 
Königswürde Oesterreich direct bedrohte, welches in der Schweiz und 
in Deutschland den Herrn spielte, führten zur dritten Coalition, welche 
zuerst England mit Russland und Schweden bildete und in welche 
dann, 9. August 1805, auch Oesterreich eintrat. Im August 1805 zeigten 
bereits die immer stärkeren Durchmärsche nach Italien die Richtung an, 
in welcher der Kampf entbrennen sollte. Auch die Garnisonen wurden 
vermindert oder zum Ausmarsche beordert. In Laibach bezogen bereits 
am 6. September die Bürgercorps, Grenadiere und Jäger (Scharfschützen), 
die Wachen und hielten sie durch mehrere Tage besetzt. Am 25. Sep- 
tember erHess Kaiser Franz sein Kriegsmanifest. In Deutschland führte 
das schnelle Vorrücken der Franzosen gegen die isolirten Oesterreicher 
zu der Katastrophe von Ulni, der Capitulation einer Armee von 
23,000 Mann mit 59 Geschützen (18. Oktober 1805), womit der Feldzug 
in Süddeutschland beendigt war. In Italien war die österreichische 



Mayer, Geschichte Oesterreichs II. 199. 



262 

Streitmacht durch AbberufuDg eines starken Corps nach Deutschland 
geschwächt worden. Erzherzog Karl schlug die dreitägige siegreiche 
Schlacht bei Caldiero (29. bis 31. Oktober) gegen Massena nur mehr 
für die Ehre der österreichischen Waffen und zur Maskirung des 
Rückzugs. An diesem Ruhmeskampfe nahm ein tapferer Sohn unserer 
Heimat hervorragenden Antheil. Sigmund Novak^ geboren zu S. Peter 
in Krain im Jahre 1774, hatte schon im Türkenkriege und in den 
beiden ersten französischen Feldzügen wacker mitgekämpft und in 
den Schlachten bei Zürich und Hohenlinden Beweise unerschrockenen 
Muthes gegeben. Im Jahre 1805 stand er bei der Armee in Italien 
als Hauptmann von Hohenlohe-Bartenstein-Infanterie Nr. 26. In der 
Schlacht bei Caldiero, als (am 30. Oktober) der Feind eine Redoute 
stürmte und bereits die Brustwehr des Laufgrabens erstiegen hatte, 
eilte Novak mit seiner Compagnie unaufgefordert der bedrängten 
Division zu Hilfe. Mit gefälltem Bajonnet stürzte er dem Feind in 
den Rücken, machte den Commandanten der stürmenden Abtheilung 
auf der Brustwehr nieder und zwang dieselbe, die Flucht zu ergreifen. 
Erzherzog Karl rühmte in seiner Relation über die Schlacht von 
Caldiero die That des Hauptmanns Novak und ernannte ihn auf dem 
Schlachtfelde zum Major. Das Capitel des Maria - Theresienordens 
verlieh ihm (April 1806) das Ritterkreuz.^ 

Am I.November trat Erzherzog Karl den Rückzug über Piave, 
Tagliamento und Isonzo, dann über Laibach nach Cilli an. Am 22. No- 
vember traf er in Begleitung der Erzherzoge Johann, Ludwig, Maximilian 
und seines ganzen Generalstabes in Laibach ein und stieg im Bischof- 
hofe ab. Nach eintägigem Aufenthalt wurde am 24. die Reise nach 

# 

Cilli fortgesetzt. Bald verliessen auch die letzten kaiserlichen Truppen 
Krain auf dem Rückzuge gegen Steiermark, Kroatien und Ungarn, 
und das Land musste im Wechsel des Kriegsglückes seinem Schicksale 
überlassen werden. Gouverneur Trautmannsdorf war schon am 20. No- 
vember mit den öffentlichen Kassen und Archiven nach Agram ab- 
gezogen. 

An demselben Tage, an welchem Erzherzog Karl Laibach verliess, 
24. November, traf um 9 Uhr früh der Vortrab der Armee Massena's, 
bestehend aus Chasseurs ä cheval, bereits in Adelsberg ein; am fol- 
genden Tage rückte die von General d'Espagne geführte Avantgarde 
ein. Bald folgte das ganze Corps Massena's, welches requirirte und 



1 ffirtonfeld I. c. S. 788—789; Wurzbach biogr. Lex. XX. 407; Mailath, Ge- 
schichte Oestorreichs V. 267. 



263 

die Leute misshandelte, so dass sie aus Adelsberg flüchteten. Diesmal 
war jedoch das Personal des Kreisamts, seiner Pflicht getreu, geblieben ; 
Kreiscommissär Wucher und seine Unterbeamten erleichterten nach 
Möglichkeit die Lage der Adelsberger.^ 

Am 28. November vormittags sprengten in Laibach die ersten 
Franzosen, 10 bis 15 Chasseurs, eiligst über die Schusterbrücke, den 
Platz, die Spitals- (jetzige Franzens-) Brücke gegen das Militärverpflegs- 
amt, in der Elephantengasse noch mit der österreichischen Nachhut, 
Erdödy-Husaren, einige Schüsse wechselnd. Ihnen folgte die französische 
Avantgarde unter General Merlin. Sogleich wurden die Stadt- und 
Landesbehörden versammelt und für die sorgfältigste Verpflegung der 
französischen Armee verantwortlich gemacht. Es begann nun ein 
massloses Erpressungs- und Brandschatzungssystem, das nicht nur 
alle Bedürfnisse, sondern auch alle Wünsche und Launen der Eroberer 
befriedigen sollte. Alle Gemeindekassen wurden geleert, alle Vor- 
stellungen über die Unmöglichkeit, mehr aufzutreiben, durch Hin- 
weisung auf den Befehl Napoleons, der keine Schonung zulasse, 
erwidert. Von Massena, der Triest eine Contribution von 6 Millionen 
auferlegt hatte, war der Befehl eingelangt, in Krain 3 Millionen ein- 
zutreiben, zu deren Sicherstellung aber Geissein einzustellen. Baron 
Baselli, Magistratsrath Alborghetti, die Herren Damian, Birsutti, Mayer 
und andere wurden als solche festgenommen. Am 11. Dezember traf 
Massena in Laibach ein und schlug sein Hauptquartier im Bischof hofe 
auf. Der Abschluss des Waffenstillstandes infolge der Dreikaiserschlacht 
(Austerlitz, 2. Dezember) bewirkte zwar die Entlassung der Geissein, 
aber nicht den Nachlass der Kriegssteuer, welche dem Lande tiefe 
Wunden schlug. 

Unter Massena befehligte in Laibach General Molitor. Er gab 
am 22. Dezember den Laibachern das ungewohnte Schauspiel einer 
Kirchenparade in der Domkirche, bei welcher die Musikbande hinter 
dem Hochaltar spielte und die Tambours während der Messe das 
Zeichen gaben. 

Das Neujahr 1806 brachte die sehnlichst erwartete Friedens- 
kunde. Am 26. Dezember war zu Pressburg der Friede geschlossen 
worden, der für Oesterreich schwere Verluste nach sich zog. Venedig, 
Dalmatien, Tirol und die deutschen Vorlande mussten gegen Salzburg 
und Berchtesgaden aufgegeben werden. 



* Mitth. 1853, Aufzeichnungen des Cooperators Magajna in Adelsberg. 



264 

Am 4. Januar 1806 verliess Massena Laibach, nachdem das Con- 
tributionscomit^ noch 50,000 Gulden für ihn hatte auftreiben müssen. 
Er hatte sich durch seine Erpressungen verhasst gemacht. Es cursirte 
ein slovenisches Schimpflied auf ihn. Am Tage nach Massena's Abreise 
feierten die Bewohner Laibachs den Friedensschluss durch Hochamt 
und Tedeum, wobei die Bürgercorps in Parade erschienen; Am 1. Fe- 
bruar kam das kaiserliche Regiment Erzherzog Rudolf mit einer Ab- 
theilung von Erzherzog-Josef-Husaren von Venedig in Laibach an und 
wurde, weil die Stadt noch mit französischem Militär angefüllt war, 
in der Schischka bequartiert. Sogleich veranstalteten patriotische 
Bürger eine Sammlung, um die lang vermissten Freunde zu bewirthen. 
Am 12. Februar traf General Bellegarde, am 16. Gouverneur Graf 
Trautmannsdorf ein, um die Regierung wieder zu übernehmen und 
den Abmarsch der Franzosen zu überwachen. Dieser erfolgte am 
25. Februar.^ Am 27. rückte das k. k. Regiment St. Julien ein* und 
bezog die Posten. Die beiden Bürgercorps ® bewirtheten das Offiziers- 
corps in der bürgerlichen Schiesstätte und betheilten auch die Mann- 
schaft mit 20 Kreuzer per Kopf. Doch blieb das Regiment nicht in 
Laibach, es wurde am 6. März vom vaterländischen Regiment Graf 
Thurn abgelöst, welches seit April 1801 in Dalmatien stationirt ge- 
wesen war, wo es am 21. Juli 1805 eine Affaire mit den Montene- 
grinern zu bestehen gehabt hatte. Das Regiment hatte in dieser an 
Gefahren, Entbehrungen und Strapazen reichen Epoche unter der 
ausgezeichneten Leitung seines Obersten Vitalis Edlen von Kleimaym 
allen Erwartungen entsprochen. In dem vom Erzherzog Karl am 
13. August 1807 erlassenen Generalbefehl wurde es unter diejenigen 
gezählt, welche die neuen Reglements am vollkommensten sich ange- 
eignet, indem es schon die schwierigsten Manöver mit Leichtigkeit 
ausführte. Auch seine Haltung und Adjustirung, der Geist der Ordnung 
und des Zusammenwirkens, der vom Chef durch alle Chargen bis zum 



» CamioUa 1844 Nr. 79-80. 

2 Schulzeitung 1. c. 

* Die Laibacher Bürgercorps bestanden im Jahre 1805 aus einem Grenadier- 
und einem Jäger corps mit je zwei Compagnien und einer Musikkapelle. Die ange- 
sehensten Bürger bekleideten Offizierstellen und Chargen. Es gab 2 Obristwacht- 
meister mit Adjutanten, 2 Corpspaters, 2 Rechnungsführer, 2 Chirurgen, 2 Fahnen- 
cadetten, 4 Hauptleute, 4 Ober- und 4 Unterlieutenants, 4 Fähnriche, 2 Feldwebel 
und 2 Oberjäger, 2 Führer, 12 Corporale und 12 Unteijäger, 95 gemeine Grenadiere 
und 132 gemeine Jäger, 4 Tambours, 2 Pfeifer, 3 Trompeter und 2 MusikcapeUen 
von 7, resp. 8 Mann, gchulzeitun^ 1. c. Nr. X6 de 1875. 



265 

gemeinen Mann herabgedrungen, wurde vom Generalissimus hervor- 
gehoben.^ In dem Schreiben, das Feldmarschall-Lieutenant Chasteler 
am 12. November 1807 an Oberst Kleimayrn richtete und worin er 
ihn wegen seiner Beförderung zum Generalmajor beglückwünschte, 
bezeichnete er das Regiment Simbschen (im Jahre 1806 hatte das 
Regiment Thurn den Feldzeugmeister Simbschen als Inhaber erhalten) 
als eines der ersten der Armee. ^ 



6. Neue Eriegsvorbereitungen gegen Frankreich. Die 'Organisining 

der Landwehr (1808 — 1809). 

Die üebergriflfe Napoleons, welche die Selbständigkeit so vieler 
Staaten bedrohten oder vernichteten ; die Errichtung des Rheinbundes, 
welche das alte deutsche Kaiserreich sprengte; die Usurpationen in 
Neapel, der batavischen Republik, Hannover und Spanien Hessen nicht 
auf die Dauer des mit Oesterreich in Pressburg geschlossenen Friedens 
hoffen, Oesterreich musste der Gefahr ins Angesicht sehen, bald auch 
zu einer Statthalterschaft, einem Vicekönigthum Napoleons erniedrigt 
zu werden. Es folgte nur dem Gebote der Selbsterhaltung, wenn es 
nach dem damals mehr als je geltenden Grundsatze: ,Si vis pacem, 
para bellum' sich zum Kriege vorbereitete. Dazu kam noch das trotz 
der Zertrümmerung des Reichs immer noch lebendige Verhältniss zu 
Deutschland. ,Maü hat den kaiserlichen Geist in der Wiener Burg niemals 
genügend anerkannt/ schreibt ein conservativer deutscher Schriftsteller^ — 
,der letzte deutsche Kaiser, wenn auch lange durch Thugut irre geführt, 
durch Unglück gebeugt und von denen, die er zu Werkzeugen wählte, im 
hergebrachten verknöcherten Hofkriegsrathssjstem schlecht bedient, fand doch 
im Gefühl seiner angebornen Würde und der auf ihm ruhenden majestätischen 
Tradition eines tausendjährigen Eeiches den Muth und die Kraft, immer und 
immer wieder die Doppeladler auf seinen Fahnen zu entfalten und, in hundert 
Schlachten besiegt, zum hundert und erstenmal wieder gerüstet auf dem Kampf- 
platz dazustehen, zäh, unermüdet, vertrauensvoll , ganz so wie das edle Volk 
der Spanier.' 

Zum ersten male dachte man in Oesterreich an die Ergänzung 
des stehenden Heeres durch den nie vergebens angerufenen Patrio- 



^ CamioHa 1842, S. 402. 

^ Manuscript des Oberstlieutenants Sühnl im historischen Verein. 

8 Menzel, Geschichte Europa's, 1789—1815, II 174. 



266 

« 

tismus der Völker. In Erzherzog Johanr^s Geiste entstand der Ge- 
danke der Volkswehr^ er arbeitete das System derselben schon im 
Laufe des Jahres 1807 aus; hätten des Erzherzogs Ideen nicht mit 
Unentschlossenheit und übel angebrachter Sparsamkeit zu kämpfen 
gehabt, der Erfolg hätte sie krönen müssen. So aber wurde vieles 
versäumt, auch das einmal nothwendig Erkannte nicht mit der pöthigen 
Energie betrieben.^ Am 9. Juni 1808 erschien endlich das Patent 
über die Bildung der neuen österreichischen Volkswehr, der ^Landwehr\ 
Sie sollte aus allen waffenfähigen, nicht in der Armee dienenden 
Männern von 18 bis 45 Jahren bestehen und nach Provinzen und in 
diesen wieder nach Kreisen eingetheilt werden. An Sonn- und Feier- 
tagen sollte die Mannschaft sich in den Waffen üben , einmal im 
Monate dagegen in grössere Abtheilungen vereinigt werden. Ihre 
Offiziere wurden jenen der Linie vollkommen gleichgestellt. Als Uniform 
wurde eine Art Nationaltracht: grauer Rock mit rothen Aufschlägen 
und einem runden, auf einer Seite aufgekrämpten Hut mit Messing- 
schild, eingeführt. Die Waffen sollte die Regierung liefern. Die Männer 
von 45 bis 60 Jahren sollten Wach- und Transportdienste verrichten. 

Erzherzog Johann bereiste selbst die Provinzen, um die Durch- 
führung der Organisirung zu beschleunigen. Am 1. Juli 1808 war er 
in Laibach, wo er sich an dem ihm zu Ehren veranstalteten Fest- 
schiessen betheiligte und einen Bestschuss that, und an diesem Tage 
erschien die von ihm und dem Hofcommissär Grafen Saurau unter- 
zeichnete Circularverordnung zur Bildung der Landwehr und der Re- 
seiTen in Krain. Am 4. Juli begann die Rekrutirung. Es zeigte sich 
allenthalben im Lande die regste Theilnahme für das neue Institut. 
Beim Losziehen baten die Bergleute in Eisnern die Commission, die 
Zettel in die Luft zu streuen, sie riefen: ,Kein Los soll über uns 
entscheiden, wir wollen alle freiwillig unserem geliebten Kaiser dienen!', 
ebenso die Bergleute in Idria. In Laibach wurden auch die Studenten 
bewaffnet, und Vodnik^ seit 1806 Corpspater der bürgerlichen Gre- 
nadiere, belebte den patriotischen Aufschwung durch seine Landwehr- 
lieder im Geiste Collins: ^Pesmi za brambovceK In der ihnen voran- 
geschickten Ansprache an die Slovenen (,Predgovor') wies er auf die 
Nothwendigkeit des Entscheidungskampfes um Oesterreichs Existenz 
hin, auf den Schimpf fremder Unterjochung, rief die ruhmvolle Er- 
innerung an die Türkenkriege wach, an die Niederlage Hassans unter 
den Mauern von Sissek. Er traf in seinen Liedern den echten Volks- 



* Vgl.: Das Heer von Innerösterreich, Leipzig 1848, S. 29 f. 



267 

ton, indem er sich an den Frohmuth, die Sanglust, die Loyalittät des 
Krainers wendete. Es waren darunter Lieder, ganz dazu gemacht, 
auf dem Marsch gesungen zu werden, wie ,Radovoljni brambovci' oder 
,Branibovska 'dobra volja', und solche, welche das alte unbesiegbare 
Oesterreich feierten, wie ,Estrajh za vse'. 

Ako le höe 

Je bil Esträjh in bo za vse! 

Zdaj bramboYci zavkajte : 

Bit' öe, bit' öe 

Estrajh za vse! 

Die religiöse Saite tönte wieder in der ,Brambovska molitev' 
und ,Brambovska prisega'. 

Mogoöni Bog ! 
Tvoj dih je vstvaril solnca novo 
Tvoj dih je v stan' podret' svetove, 

Zato pohlevno mormo To : 
Obmi milostiv' obraz 
Na brambo nado in na nas ! 

Pred sodbo kliö' sovrainike — 

üsliä' nas Bog! 

Aufopfernde Thätigkeit bewiesen bei der Bildung der Landwehr 
die Commandanten und Offiziere der im Lande bestehenden Bürger- 
corps, und der Kaiser lohnte diesen patriotischen Eifer noch im 
nemlichen Jahre (1808), indem Oberschützenmeister Valentin Dreo, 
zugleich Major des bürgerlichen Jägercorps (am 26. Oktober), und 
Job. Bapt. Jager, erster Major des bürgerlichen Grenadiercorps (am 
20. November), die goldene Civil - Ehrenmedaille erhielten. In Unter- 
krain entwickelte Franz Xaver Langer, Besitzer des landtäf liehen 
Gutes Poganiz, patriotischen Eifer. Als ältester Hauptmann des Neu- 
städtler Bataillons übernahm er dessen Commando, als der pensionirte 
Oberstlieutenant von Reutenburg wegen seines hohen Alters von dem- 
selben zurücktrat. Am 16. Juli 1808 rückten bereits 372 Freiwillige 
aus dem Adelsberger Kreise mit Feldmusik in Laibach ein, sie waren 
die ersten; am 31. Juli war das Reservecorps complet und feierte 
diesen Moment mit einer Feldmesse, bei welcher sich hohe Begei- 
sterung kundgab. Viele Freiwillige mussten, da die Zahl voll war, 
zurückgewiesen werden. Nun begannen die Uebungen. Die Adels- 
berger Reservemänner beendeten sie zuerst und marschirten am 
13. August in die Heimat ab.^ 



1 Schalzeitung Nr. 17 de 1875. 



268 

Im Januar 1809 war bereits die Organisirung der Krainer Land- 
wehr in sieben Bataillone beendet. Ihre Ausrüstung hatte 329,000 fl. 
gekostet. Am 2. Januar gaben die Offiziere der Landwehr den Offi- 
zieren des Regiments Simbschen und der Bürgercorps auf der Schiess- 
stätte ein ebenso glänzendes als herzliches Yerbrüderungsfest. Am 
4. April inspicirte Erzherzog Johann die Landwehr und erliess zur 
Fahnenweihe der innerösterreichischen Wehnnänner einen Tagesbefehl 
in beiden Landessprachen, in welchem der Schöpfer der Landwehr sie 
in folgenden Worten charakterisirte: .Ldebe zum Vaterland, Enthu- 
siasmus für SdbständigJceit^ Hass gegen aüe fremde Tyrannei^ erha- 
benes Betvusstsein des eigenen Werthes^ lebendiges Gefühl unserer Kräfte 
echter ÄÜösterreicher Sinn gab der Landwehr ihr Dasein. Oam Europa 
erstaunt^ wie es nur eines Wortes des geliebten Kaisers bedurfte^ um 'die 
Nation zur Armee und die Armee zur Nation umzuschaffen% und er 
schloss: Ich bin gewiss^ geschätzte Waffenbrüder^ diesen Schumr zur 
Fahne werdet ihr halten^ ihr werdet der Zeitgenossenschaft sowie der 
Nachwelt das Zeugniss dbnöthigen: .Sie verdienten es, Oesterreicher 
zu sein!* ^ Am 30. April wurde die Fahne des zweiten Laibacher 
Bataillons auf dem Schulplatze durch den Bischof Kautschitsch ein- 
geweiht.* Ihre Majestät die Kaiserin hatte demselben ein Fahnen- 
band mit dem Allerhöchsten Namenszuge gewidmet.^ 

Trotz alles patriotischen Aufschwunges und aller Opferwilligkeit 
konnte die Landwehr Innerösterreichs keine grossen Hoffnungen wecken, 
ihre Bewaffnung war mangelhaft, sie erhielt die alten von der Linie 
längst abgelegten Musketen und ihr Exercitium war noch nicht so 
weit vorgeschritten, dass sie sich in Bataillonsmassen verwendbar 
gezeigt hätte. 



7. Angriffsdisposition des Erzherzogs Johann. Armeebefohl des Erzherzogs Earl. 
Einmarsch in Italien. UnglückUohe Wendung des Zrieges. Der Bückzng nach 

Erain. (4. Mäxz bis 15. Mai 1809.) 

Seit 1. März war die österreichische Armee auf den Kriegsfuss 
gesetzt und in neun Armeecorps getheilt worden. Am 4. April verliess 
Erzherzog Johann Graz, besichtigte in Laibach die Befestigungen und 
die Landwehr und reiste dann durch das Savethal nach Villach ab, 



^ Original im Besitze des Herrn von Langer^Podgoro, 

2 Carniolia 1843 ; Schulzeitung Nr. 20 de 1875. 

3 Landschaftliches Archiv. 



269 

WO er den Feldraarschall -Lieutenant Marquis Chasteler und den für 
Tirol bestimmten Intendanten Josef Freiherrn von Hormayr traf. Zui* 
Armee des Erzherzogs Johann, welche den Krieg in Italien eröffnen 
sollte, während jene des Erzherzogs Karl nach Deutschland bestimmt 
war, gehörte das achte Armeecorps (Marquis Chasteler, 23 Bataillons, 
21 Schwadronen) und das neunte Armeecorps (Graf Gyulay, 30 Batail- 
lons, 28 Schwadronen). Die Truppen des neunten Armeecorps stellten 
sich staffeiförmig im Savethal von Laibach, wo Graf Gyulay sein Haupt- 
quartier aufschlug, bis Tarvis, die gegen Tirol bestimmten des achten 
Corps gegen Oberdrauburg , die anderen von Arnoldstein bis Tarvis 
auf. Ueber den Predil auf Cividale sollte der Einmarsch in Italien 
erfolgen. 

Am 6. April erliess der Generalissimus, Erzherzog Karl, einen 
schwungvollen Tagesbefehl, in welchem er mit berechtigter Hindeutung 
auf das erniedrigte Deutschland sagte: ^Auf Euch^ meine theuren 
Waffengefährten, ruhen die Äugen der Welt und oMer^ die noch Sinn 
für Nationalehre und Nationaleigenthum haben. Ihr sollt die Schmach 
nicht theilen, Werkzeuge der Unterdrückung zu werden; Ihr sollt nicht 
unter entfernten Himmelsstrichen^ die endlosen Kriege eines zerstörenden 
Ehrgeizes führen, Ihr werdet nie für fremdes Interesse und fremde 
Habsucht bluiten; Euch wird der Fluch nicht treffen^ schuldlose Völker 
zu vernichten und auf den Leichen erschlagener Vaterlandsvertheidiger 
den Weg zum geraubten Throne einem Fremdling zu bahnen! — Auf 
Euch wartet ein schöneres Los ; die Freiheit Europa^s hat sich unter 
unsere Fahnen geflüchtet; Eure Siege werden ihre Fesseln lösen^ und 
Eure deutschen Brüder — jetzt noch in feindlichen Reihen — harren 
auf ihre Erlösung. Ihr geht in rechtlichen Kampfe sonst stünde ich 
nicht an Eurer Spitze.'' Der Erzherzog erinnert an die Siegestage von 
Würzburg und Osterach, Liptingen und Zürich, Verona, der Trebia 
und Novi und bezeichnet als den Zweck des Krieges, ,dem theuren 
Vaterlande einen dauerhaften Frieden zu erkämpfen.^ Am 9. April 
schloss sich an die Kriegserklärung der Aufruf an die deutsche Nation^ 
in welchem die französische Eroberungssucht als der Grund des nur 
zur Selbstvertheidigung geführten Krieges bezeichnet, die Sache Oester- 
reichs mit der Sache Deutschlands identificirt wurde: ..Unsere Sa^he 
ist die Sa^he Deutschlands, Mit Oesterreich war Deutschland selbst- 
ständig und glücklich ; nur durch Oesterreichs Beistand kann Deutsch- 
Und wieder beides werden.^ Vergebens, der Aufruf weckte kein Echo 



» Hirtenfeld 1. c. S. 830, 831. 



270 

in der Heimat Armins. Ueber Leiber und Geister gebot noch unbe- 
dingt der Zauber des corsischen Eroberers, man fühlte sich glücklich 
in der Schande, man überhäufte Oesterreich mit Hohn für sein hoch- 
herziges Wagniss, man denuncirte seinen Appell an die Freiheit als 
Jakobinisnius ! 

Am 10. April begannen beide Feldherren ihre Operationen. Die 
innerösterreichische Armee war am 8. April bei Tarvis concentrirt. 
Am 10. April begann der Vormarsch des Gros über den Predil nach 
Cividale. Die Colonne des Generals Gavasini überschritt am 11. den 
Isonzo bei Görz und besetzte Udine, wo sich am 13. die ganze Armee 
vereinigte. Am 14. April wurde Palmanova durch General Tomassich 
cernirt, wobei auch zwei Bataillone Adelsberger Landwehr verwendet 
wurden.^ An diesem Tage zog sich der Vicekönig hinter die Livenza 
zurück. Erzherzog Johann schlug ihn am 15. April bei Pordenone und 
am 16. bei Sacile und Fontana fredda. Aus dem Hauptquartier Sacile, 
17. April, schrieb der Erzherzog an die krainischen Stände : ,Den höchsten 
Befehlen gemäss bin Ich mit der mir unterstehenden Armee am 10. und 11. d. 
über Ponteba, Cividale und Grörz in die Ebenen Friauls debouchirt und den 13. 
nach einigem Widerstände bis am Tagliamento vorgedrungen. Der Feind hatte 
sich über diesen Fluss rückgezogen, um sich mit denen von rückwärts kom- 
menden Trouppen zu vereinigen. Diese Vereinigung geschah wirklich den 14. 
bei Sacile, wodurch die feindliche Armee auf eine Stärke von fünf Divisionen 
anwuchs. In der Nacht vom 14. rückte Ich mit der Avantgarde bis Cordenons 
vor, das übrige der Armee folgte mit Tagesanbruch. Die feindliche Avantgarde 
war zu Pordenone, seine Armee zwischen da und Sacile bei Fontana fredda auf- 
gestellt. In dieser Lage kam es zur Schlacht, welche nach einem zweitägigen 
blutigen Qefechte gänzlich zu unserem Vortheile entschieden worden. Der Vice- 
könig commandirte die französische Armee. Der Ausgang war so entscheidend, 
dass dieöe sich nicht mehr hinter der Livenza aufstellen konnte, sondern sich 
eiligst hinter die Piave zurückzog. An Gefangenen wurden bisher über 6000 
gemacht, es werden ihrer noch immer mehrere eingebracht, worunter sich die 
Generale Paze und Bressan befinden. Der Verlust an Todten und Verwundeten 
übersteigt weit diese Zahl, 16 Kanonen und 3 Adler wurden erbeutet. Die 
Armee, welche nach so vielen ausgestandenen Beschwerden des Marsches durch 
die Gebirge diesen glänzenden Sieg erfochten, hat alles geleistet, was man nui* 
von den vortrefflichsten Truppen erwarten kann. Sie zeigte ebensoviel Muth im 
Gefechte, als Geduld und Standhaftigkeit im Ertragen der Fatiguen.^ 



^ Heer von Innerösterreich, S. 86. 

2 Laudschamiches Archiv, Fase. 17, Exh. 957, de 1809. 



271 

Die Stände liessen die Siegesbotschaft durch gedruckte Placate im 
Lande verbreiten. Der Jubel war gross, aber leider folgte ihm bald bittere 
Enttäuschung. Erzherzog Johann durfte seinen Siegeslauf nicht verfolgen. 
In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai musste infolge der ungün- 
stigen Gestaltung der Ereignisse in Deutschland der Rückzug über die 
Piave angetreten werden. Der Erzherzog beabsichtigte, die Verbindung 
mit Tirol wieder herzustellen und sich in Innerösterreich so lange zu 
halten, bis es ihm wieder möglich würde, die Offensive zu ergreifen 
oder durch einen Marsch auf Wien zu, wohin nach den Unfällen in 
Deutschland der Feind seine Richtung nahm, die Macht desselben zu 
theilen. Das neunte Armeecorps des Banus Grafen Gyulay (Brigaden 
Splenyi und Gavasini) wurde nach Krain entsendet, wo Präwald, 
Podwelb mit Loitsch und Laibach -als Vertheidigungspunkte befestigt 
worden waren. Am 15. Mai traf der Banus in Laibach ein. Hier 
waren die Verschanzungeji zwar schon in haltbaren Stand gesetzt, 
aber noch nicht vollendet. Der Schlossberg und Golovc liessen sich 
halten, besonders der erstere, der mit allem Kriegsbedarf versehen 
war. Der Banus sandte das überflüssige Geschütz nach Kroatien und 
versah die Schanzen mit Besatzung: ein schwaches Bataillon Simbschen, 
ein ebenfalls schwaches Landwehr - Bataillon und vier Compagnien 
Szluiner. Zum Befehlshaber gab man dem Fort den Feldmarschall- 
Lieutenant Moitelle, einen Greis, dessen früherer militärischer Ruf 
vortheilhaft war, und als Platzmajor den Franzosen Lefebvre.^ 



8. Chf echte bei Fräwald, Födwelb und Loitsch (17. Mai). Bückzug 
der Oesterreicher nach S. ICarein. Fräwald capitulirt (20.. ICai). 

Nach dem am 8. Mai an der Piave gelieferten Treffen und den 
Gefechten von S. Daniele und Venzone hatte die österreichische Armee 
die Grenze Kärntens überschritten und nahm am 13. Stellung zwischen 
Pontafel und Tarvis. Der Erzherzog wendete sich nach Steiermark, 
die Franzosen griffen zu gleicher Zeit die Forts von Malborghet und 
Predil in Kärnten und die befestigten Punkte von Präwald, Podwelb 
und Loitsch an. Malborghet fiel am 17., Predil am 18. Mai nach ruhm- 
reicher Vertheidigung. Gegen Krain marschirte das fünfte französische 
Armeecorps unter Marschall Macdonald, bestehend aus den beiden 
Infanteriedivisionen Broussier und Lamarque und der Dragonerdivision 



* Hormayr 1. c. 169. 



272 

Grouchy, 12,000 Mann Infanterie und 1100 Mann Cavallerie.* Die 
Schanzen von Präwald waren durch General Zach mit Linie und zwei 
Bataillonen krainischer Landwehr besetzt. Am 1 7. wurden sie von der 
Division Broussier angegriffen. Der Angriff wurde abgeschlagen. Die 
Landwehr stritt gut.^ Die Division Lamarque rückte über Zoll und 
den Birnbaumerwald gegen Podwdb und Podraga vor, wo General 
Kalnosy stand, und drückte denselben bisLoitsch zurück. DerBanus 
hatte den Oberstlieutenant CoUenbach dahin gesendet, um Kalnosy 
aufzunehmen, allein er war zu schwach und musste ebenfalls weichen. 
Der Verlust bei Podwelb und Loitsch betrug 2 Offiziere, 560 Mann an 
Todten, Verwundeten und Gefangenen. Als Zach nach abgeschlagenem 
Sturm erfuhr, dass Kalnosy Podwelb und Loitsch verloren habe, verliess 
er seine Stellung bei Präwald und zog sich über Adelsberg, wo den 
Verwundeten unter Leitung des Verwalters Karl Schmoll alle mögliche 
Hilfe geleistet wurde, nach Zirkniz zurück. In den Schanzen von 
Präwald blieben zwei Bataillone der Linie und ein Landwehrbataillon.* 
Am 20. Mai liess General Broussier das Fort von Präwald, zur Ueber- 
gabe auffordern. Es capitulirte, 2000 Mann legten die Waffen nieder. 
Die Franzosen nahmen 15 Geschütze, welche sie zur Bewehrung von 
Triest verwendeten, und beträchtliche Magazine von Kriegs- und Mu- 
nitions vorräthen. * 



9. Die Oesterreicher verlassen Lai'bach (18. nnd 19. Kai), Einiücken der Franzosen 
daselbst (20. Hai). Das Castell capltulirt (22. Kai). Karschall Karmont rückt auf 

Laibaoh. 

Infolge des schnellen Vorrückens der Franzosen sah sich Feld- 
marschall-Lieutenant Gyulay am 18. Mai genöthigt, Laibach zu ver- 
lassen und sich über S. Marein und Weixelburg auf der Strasse nach 
Neustadtl zurückzuziehen, wo er, vereinigt mit der 'Abtheilung des 
Generals Zach, die von Präwald daselbst ankam, am 20. Mai aufge- 
stellt war. General Splenyi blieb als Arriäregarde mit acht Escadrons 
in Laibach zurück, um den General Kalnosy aufzunehmen. Am Abend 
des 19. Mai erschienen bereits französische Truppen in der Stärke von 



1 Weiden, Krieg von 1809, S. 28. 

2 Hormayr 1. c. S. 170. 
8 Hormayr 1. c. S. 170. 

* Off. Bericht: Armee von Italien. Wiener Zeitung Nr. 42 vom 29. Mai 1809; 
Löwenthal, Geschichte von Triest II. 77. 



2?3 

4000 Mann vor Laibach, und General Splenyi zog sich infolge dessen 
auf S. Marein zurück. Die Rückzugslinie ging auf Unterkrain und 
Karlstadt, wo der Banus sich durch die kroatische Insurrection ver- 
stärken wollte. Am 28. Mai stand General Zach bereits bei Karlstadt, 
General Kalnosy bei Rann und Ainöd und die Brigaden Gavasini und 
Splenyi bei Neustadt!.* ' 

Am 20. Mai sah Laibach den Feind zum dritten male in seinen 
Mauern. Es war das Armeecorps des Marschalls Macdonald, Tags 
darauf begann die Beschiessung des Castells, Am 22. Mai wurde General 
Lamarque beordert, links, und General Broussier, rechts anzugreifen ; 
die Reiterei wurde so aufgestellt, dass sie den Belagerten den Rückzug 
abschnitt. In der Nacht vom 22. auf den 23. Mai capitulirte das 
Castell. Während bei Aspern die österreichische Armee die herrlichsten 
Beweise von Heldenmuth und Patriotismus gab, wurde die brave Be- 
satzung von Laibach durch ihre Befehlshaber schmählich verrathen. 
Der achtzigjährige Feldmarschall-Lieutenant Moitelle war nicht mehr 
derselbe, der er 1793 gewesen, als er mit dem damaligen Ingenieur- 
Oberstlieutenant Chasteler das völlig geschleifte, an den Breschen 
nur mit Faschinen hergestellte Schloss von Namur durch volle vierzehn 
Tage gegen eine französische Uebermacht vertheidigte. Er liess sich 
von dem Verräther Platzmajor Lefebvre bethören. Die ehrliebende 
Besatzung lehnte sich gegen die Uebergabe mit bewaffneter Hand 
auf und konnte nur durch Beihilfe der Franzosen und Italiener über- 
wältigt und zur Ruhe gebracht werden.* Der Feind fand in den 
Forts und in den verschanzten Lagern 65 Feuerschlünde, 4 Fahnen, 
8000 Flinten und beträchtliche Vorräthe.^ General Moitelle und Major 
Lefebvre begaben sich in französischen Schutz. Die Besatzung wurde 
kriegsgefangen abgeführt. Die Franzosen, welche am 20. Mai bereits 
Innerkrain und Triest besetzt hatten, wurden durch den Fall Laibachs 
auch Herren von Oberkrain, während die unter dem Befehl des Banus 
stehende Streitmacht, wie wir gesehen haben, Unterkrain noch be- 
setzt hielt. 

Am 3L Mai verliess Marschall Marmont Fiume und schlug die 
Strasse über Lipa und Adelsberg gegen Laibach ein, wo er am 2. Juni 
ankam, um seine Vereinigung mit der italienischen Armee zu bewerk- 
stelligen. Infolge dieser Bewegung zog Feldmarschall-Lieutenant Gyulay 



* Hormayr 1. c. 170, 179; Weiden 1. c. S. 12. 
« Honnayr 1. c. S. 129 Amn. 

• OfficieUer Bericht der Armee von Italien, Nr. 42 der Wiener Zeitung vom 
29. Mai 1809. 

18 



274 

die ganze Streitmacht, darunter auch die zwischen Neustadtl und 
Ainöd aufgestellten 5000 Mann unter den Generalen Gavasini uod 
Splenyi, an sich, indem er nur den Major Du Montet mit zwei Ba- 
taillons und zwei Escadrons in der Gegend von Neustadtl mit dem 
Auftrage zurückliess, den bei Laibach aufgestellten Feind zu beschäf- 
tigen und zu beobachten, bei günstigen Umständen einen Versuch auf 
Laibach zu wagen, und wenn er vom Feinde mit Uebermacht ange- 
griiFen würde, sich nach Rann, nahe der kroatischen Grenze, zurück- 
zuziehen.^ 

Marschall Marmont blieb in Laibach, bis er von Kaiser Napoleon 
(13. Juni) den Befehl erhielt, sich mit der Armee in Steiermark zu 
vereinigen.* 



10. Di» kroaüiohe Xnanrreotion streift bis Wippaoh (20 lois 21. Jnni). ICaJor 3)ii Hontet 

ftberffllltLalbaoh(27.bi828. Juni). Er scbliesst nenerdingsLaibaoh ein (lLl)i827. Juli). 

BaneminsuTection in Znnerbain nnd Oberkrain (Jnni bis Jnli 1809). 

Mit dem Falle Laibachs waren die grossen strategischen Opera- ' 
tionen, insoweit sie sich auf Krain bezogen, abgeschlossen, es begann 
nun ein Parteigängerkrieg, in welchem die Operationen der kroa- 
tischen insurrection und der Ueberfall Major Du Montets auf Laibach 
Erwähnung verdienen. 

Die kroatische Insurrection, eine Division Husaren unter Graf 
OrSiC, streifte bis Adelsberg und Wippach. Am 20. Juni hatte sich 
dieses Corps in der Gegend von Ubelsko verirrt. Da gab ein Land- 
mann, der I^upan von Ubelsko, Matthäus Premrou^ ein nachahmens- 
wütdiges Beispiel von Patriotismus. Ohne Rücksicht auf die Gefahr, 
der er sich in dem von den Franzosen besetzten Lande aussetzte, 
zeigte er den Husaren ein sicheres Versteck und bot alles auf, die 
Hungernden zu sättigen.^ Am folgenden Tage überfiel Graf Oräic 
Wippach, wo eine Abtheilung des sechsten französischen Husaren- 
regiments von der sechsten Armee (leichte Cavalleriedivision unter 
General Gerard) lagerte. Ein Offizier, 40 Gemeine und 26 Pferde 
^wurden gefangen, der Rest zersprengt. Erst das Einrücken der italie- 
nischen Brigade Bertoletti in Adelsberg machte den kühnen Unter- 



^ Vereiden 1. c. S. 137; BeUage zur V^iener Zeitung Nr. 46 vom 2. Juni 1809. 

3 Hermann, Geschichte Kärntens UI. 243. 

> Mitth. 1853: Dechant Kurz; Dekanatspfarre Adelsberg. 



^^m^imB^ 



275 

nehmungen der kroatischen Insurrection ein Ende, aber die besetzten 
Orte litten unter der schlechten Mannszucht der Italiener.^ 

In Unterkrain war, wie bereits erwähnt, ein Streifcorps unter 
Major Baron Du Mordet beim Abzüge des Feldmarschall-Lieutenants 
Gyulay nach Kroatien zurückgelassen worden. Es bestand aus zwei 
Compagnien unseres vaterländischen Regiments Baron Simbschen Nr. 43, 
sechs Compagnien kroatischer Landwehr und einer Escadron Frimont- 
Husären. Mit diesen vereinigte sich erst später das vierte inner- 
österreichische Freibataillon, meist von Baron Du Montet selbst bei 
Beginn des Krieges angeworben und aus der kampflustigen Jugend 
von Krain, Görz, Triest bestehend. Da Baron Du Montet einsah, dass 
es zur Deckung der Operationen des Feldmarschall-Lieutenants Gyulay 
von wesentlichem Nutzen sein würde, sich des wichtigen Punktes 
Laibach zu bemächtigen, so beschloss er, diese Stadt und deren Be- 
festigung zu überrumpeln. 

Die Franzosen hatten das Laibacher Schloss stark befestigt und 
mit 1200 Mann Infanterie und 200 Reitern besetzt, so dass es gegen 
einen Angriff mit stürmender Hand ganz gesichert war. Die Franzosen 
hatten aber die Unvorsichtigkeit begangen, den grössten Theil der 
Besatzung bei den Bürgern in der Stadt, die Reiterei aber in den 
Vorstädten einzuquartieren. Hierauf baute Du Montet seinen Plan, 
die Besatzung zu überfallen und zu vernichten, um sodann die von 
der Mehrzahl ihrer Vertheidiger entblösste Festung mit geringerem 
Verluste zu stürmen oder wenigstens die geschwächte Besatzung mit 
gleichen Kräften im Zaume zu halten. Rasch folgte dem Gedanken 
die That. In der Mitternacht des 27. Juni erfolgte der Angriff. ,Franz' 
war das Feldgeschrei. Kein Gewehr durfte geladen werden, das Ba- 
jonnet musste alles entscheiden. Die erste Colonne unter Major Du 
Montet selbst drang in die S. Petersvorstädt ein. Er liess durch eine 
Abtheilung die feindliche Cavallerie in der Kapuzinervorstadt angreifen 
und rückte mit der Hauptcolonne über die Spitalbrücke in die Stadt. 
Die zweite Colonne unter Hauptmann Ballerini rückte in die Polana- 
vorstadt, fand hier die feindliche Cavallerie im Begriffe sich zu sammeln, 
und griff dieselbe schnell mit dem Bajonnete an. Einige Reiter 
wurden niedergestossen, viele gefangen, der Rest rettete sich durch 
die Flucht nach Krainburg.* Diese Colonne griff sodann die über die 
Polanavorstadt angelegte Festungspallisadirung an. Die dritte Colonne 



1 Weiden 1. c S. 142; Mitth. 1853 1 c. 

18^ 



276 

unter Hauptmann Colson führte den Angriff auf die Earlstädter Brücke 
und Vorstadt aus, sollte dann schnell bei S. Florian und im Reber- 
gässchen den Eingang zum Gastell gewinnen und dieses überrumpeln. 
Die vierte Colonne unter Hauptmann Francolini wurde auf Schiffen 
den Laibachfluss abwärts gebracht und am Bann ausgeschifft. Sie 
drang in die Tirnau- und Krakauvorstadt ein, bemächtigte sich der 
Schusterbrücke und hatte die Aufgabe, sich in der Stadt mit der 
ersten Colonne zu vereinigen. Alles, was vom Feinde beim Eindringen 
der Colonnen angetroffen wurde, wurde niedergemacht oder gefangen. 
Major Du Montet, an der Spitze von 20 Husaren, ritt im Galopp über 
den alten Markt bei S. Florian vorbei, um die Barriere der Festung 
zu erreichen. Er hoffte sie zu überfallen und dadurch den Eingang 
zu gewinnen. Doch fand er die Franzosen schon in Bereitschaft hinter 
den Pallisaden. Der feindliche General Guetard, aufmerksam gemacht 
durch eine voreilige Plänkelei an der Earlstädter Strasse, hatte Zeit 
gehabt, aus der Stadt in das Gastell zu entfliehen, einige Truppen in 
die Festung werfen, drei Signalschüsse geben und Lärm schlagen zu 
lassen. Er entging nur dadurch der Gefangenschaft, dass er sich aus 
seiner Wohnung in der Stadt am Hauptplatz Nr. 2 über eine Leiter 
eiligst auf den Castellberg zurückzog. Nun sammelte sich die Be- 
satzung von allen Seiten. Major Du Montet zog sich gegen die 
Schusterbrücke zurück, wo er sich aber durch eine über 200 Mann 
starke feindliche Abtheilung, welche die Schusterbrücke gegen die 
vierte Colonne nachdrücklich vertheidigt hatte und sich nun gegen 
die Festung zurückziehen wollte, abgeschnitten und von seiner In- 
fanterie getrennt sah. Mit den wenigen Husaren, welche Oberlieutenant 
Cheminski commandirte, griff Du Montet nun die Franzosen an, welche 
gleichzeitig im Rücken von den herbeigeeilten zwei Compagnien Simb- 
schen-Infanterie gedrängt wurden, sich aber verzweifelt wehrten. Ein 
Theil rettete sich durch den Reber aufs Gastell, die übrigen wurden 
gefangen oder niedergemacht. Somit war das Gastell von allen Seiten 
eingeschlossen. Was sich von französischen Truppen noch ausserhalb 
desselben befand, musste sich ergeben. Dies war auch mit der fran- 
zösischen Cavallerie der Fall. Zwar hatte sie sich, bereits früher 
durch die zweite Colonne aus der Polanavorstadt mit Verlust ver- 
trieben, gegen die erste Colonne, welche über die S. Petersvorstadt 
und Elephantengasse vordrang, bei dem Malitsch'schen- und dem 
Elephantenwirthshause sehr hartnäckig vertheidigt, als jedoch eine Ab- 
theilung der ersten Colonne von der S. Petersvorstadt durch die Koth- 
und Barmherzigengasse bei dem Civilspital in den Rücken der fran- 



277 

zösischen Cavallerie gelangte, musste sich diese theils kriegsgefangen 
ergeben, theils durch die Flucht gegen Krainburg retten. 

So war nun Laibach im Besitze des kühnen österreichischen 
Parteigängers, der auch den französischen Finanzagenten Nadal und den 
Kriegscommissär Lediöre gefangen nahm.^ Der Feind hatte einen be- 
deutenden Verlust erlitten, es wurden 23 Offiziere, 225 Mann ge- 
fangen, überdiess 100 österreichische Gefangene aus dem Spital in 
Kaltenbrunn durch Hauptmann Aichlehner von Simbschen- Infanterie 
befreit, ein Vierundzwanzigpfünder, viele Gewehre, ein ansehnlicher 
Munitionsvorrath erbeutet. Die Oesterreicher stellten sich nun längs 
des Hauptplatzes bivouakirend auf und schoben nach allen Seiten, 
vorzüglich gegen die Ausgänge vom Castell, starke Posten vor. Um 
sich gegen einen Ueberfall zu sichern, errichteten sie Barricaden am 
Bischofhofe bis- an das gegenüberstehende Haus Nr. 307, am Alten 
Markt von Nr. 15 quer hinüber zu Nr. 166, in der Fronte der Schuster- 
brücke zwischen den Häusern Nr. 168 und 234 und eine vierte in 
der Fronte der Spitalsbrücke zwischen Nr. 270 und 271. In dieser 
Stellung blieben sie den ganzen 28. Juni unbelästigt, abgesehen von 
dem Geplänkel, das auf Schusslinie stattfand und wobei sich Major 
Du Montet grosser Gefahr aussetzte, sowie auch die Husaren Proben 
muthwilliger, todesverachtender Herausforderung gaben. In der Nacht 
vom 28. auf den 29. Juni marschirte Major Du Montet ab, bei hellem 
Mondschein, im Kartätschenbereiche der Festung, ohne einen Mann 
zu verlieren. Die beinahe um die Hälfte verminderte Besatzung war 
so um ihre Fassung gekommen, dass sie alle Streifzüge und Requisi- 
tionen aufgab und sich nur mit der Vorbereitung für einen neuen 
Angriff beschäftigte; Bauern und Taglöhner wurden zur Schanzarbeit 
eingefangen. ^ 

Der verwegene Ueberfall Major Du Montets hatte Laibachs Ein- 
wohner fürchten gemacht, dass die Stadt wieder der Schauplatz des 
Krieges werden könnte ; die angesehensten Familien flüchteten , der 
Gouverneur (Regierungspräsident), der Kreishauptmann und die Mit- 
glieder der Regierung folgten diesem Beispiele. Baron Franz Xaver 
Lichtenberg wurde zum Vicepräsidenten der Regierung ernannt, aber 
mit keinerlei Vollmacht versehen, und seine Autorität wurde in den- 
jenigen Theilen des Landes nicht anerkannt, welche der Regierungs- 



1 Schalzeitang Nr. 21 de 1875. 
» Mitth. 1851 S. 43 f. 



278 

Präsident Graf Joh, Nep. Brandis von Eudolfswert aus, wohin er sich 
zurückgezogen hatte, verwaltete.^ 

Nachdem Major Du Monte t sich durch sein eigenes Freibataillon 
verstärkt hatte, rückte er am 11. Juli wieder gegen Laibach vor, 
besetzte die vom Feinde zerstörten Schanzen auf dem Golovc und 
schloss Stadt und Castell aufs engste ein. Er schnitt der Besatzung 
jede Zufuhr von Lebensmitteln sowie die Verbindung mit Triest, 
Görz und Klagenfurt ab und deckte dadurch die Operationen der 
österreichischen Armee in Steiermark. Zuzeiten drangen seine Plänkler 
bis zum Castell vor, fingen einzelne Franzosen in der Umgebung auf, 
plünderten die französischen Magazine und wechselten lebhaft Schüsse 
mit den auf den Brücken und am Castell aufgestellten Posten. Am 
25. Juli machten bei 200 Mann der französischen Besatzung einen 
Ausfall auf den vom Freicorps Du Montets besetzten Golovc, verloren 
aber dabei einen Offizier und die Hälfte der Mannschaft. Major Du 
Montet erhielt erst am 27. Juli die Nachricht vom Waffenstillstand 
(der am 12. d. M. zu Znaim abgeschlossen worden war), worauf er mit 
seinen Truppen den Golovc verliess, welchen die Franzosen sofort 
besetzten.* 

Auch ausser Laibach war die Lage der französischen Truppen 
durch den Landsturm^ gefährdet, der am 12. Mai durch eine Procla- 



1 Corresp. Fargues, Mitth. 1868. 

a Mitth. 1851 1. c. ; Schulzeitung Nr. 21 de 1875. 

* Die Action der Landwehr war zu jener Zeit mit Ausnahme des von Franz 
Xaver Langer befehligten Unterkrainer Bataillons bereits zu Ende. Dieses Bataillon 
war von ihm bei Ausbruch des Krieges nach Sachsenburg in Kärnten geführt worden. 
Nach dem Falle dieser militärischen Position kam er Ende Mai 1809 mit dem Ba- 
taillon in die Worbbezirksstation Neustadtl zurück. Als Baron Du Montet seinen 
Handstreich auf Laibach ausgeführt hatte, führte ihm Langer mit vieler Aufopferung 
und patriotischem Eifer in wenigen Tagen sein Bataillon zu. Allein das Bataillon 
kam zu keinem weiteren feindlichen Zusammenstosse. Nach abgeschlossenem WafiFen- 
stillstand marschirte es auf Befehl Erzherzog Johanns nach Szamobor in Kroatien. 
Da die Landwehr nur zur Vertheidigung des Vaterlandes die Waffen ergriffen hatte 
und dasselbe jetzt in den Händen des Feindes zurücklassen sollte, so ist es begreiflich, 
wenn auch nicht zu entschuldigen, dass ein grosser Theil der Mannschaft desertirte, 
wogegen Langer nach dem Zeugnisse Du Montets alles mögliche aufbot. Auch er 
selbst wagte ja viel, als er dem Rufe des Kaisers folgte. Hatte doch Kaiser Napo- 
leon schon mit Befehl vom 14. Mai 1809 die Landwehr aufgelöst und angeordnet, 
dass die Häuser der Offiziere, welche nicht binnen 14 Tagen nach dem Einrücken 
der französischen Truppen sich in ihre Heimat begeben, verbrämet, ihr bewegliches 
Eigenthum confiscirt werden solle. (Orig. im bist. Vereine). Mit dem Rest des Ba- 
taillons rückte Langer nach Szamobor und von dort nach Kesztelly in Ungarn in 



279 

mation aus Laibach aufgeboten worden und bei dessen Organisirung 
besonders der Kreishauptmann Graf Franz Josef Hannibal Hohenwart^ 
derselbe, welcher später das krainische Ländesmuseum gründete, eine 
grosse Thätigkeit entwickelte.^ Der Zweck des Landsturms war ur- 
sprünglich Besetzung der Grenzpunkte durch Massen bewaffneten Land- 
volks und Abwehr des Feindes vom Innern der Monarchie nach dem 
Beispiele der tapferen Tiroler. Nachdem dieser Zweck, wie wir gesehen 
haben, durch das unaufhaltsame Vordringen der Franzosen vereitelt 
worden, kam es zu keiner einheitlichen Action des Landsturms. Er 
zersplitterte sich in einzelnen Mord- und Plünderungsscenen. So wurden 
am 19. Juni sechs französische Offiziere, welche über S. Oswald nach 
Cilli reisen wollten , auf der Mitte des Weges von 30 Bewaffneten, 
grösstentheils Deserteuren, angefallen, ausgeplündert und getödtet. 
Auf der Strasse waren Verhaue aufgeführt, Schuss auf Schuss fiel. 
Ein zweiter, an diesem Tage nachmittags 4 Uhr von Franz in S. Oswald 
ankommender Offizier und ein Türke (Mameluk ?), der Depeschen an 
Marschall Marmont zu tiberbringen hatte, wurden von einer 30 Mann 
starken Bande gefangen genommen und am Weiterreisen gehindert. 
Das Postamt S. Oswald erstattete hievon die Anzeige au die Regierung. 
Am 25. Juni berichtete General Guetard der provisorischen Regierung 
in Laibach, dass laut Rapporten von allen Seiten Miütärs aller Grade 
und Beamte der französischen Armee angehalten, beraubt und häufig 
auch getödtet würden; er verlangte strenge Massregeln gegen diese 
,brigandage', er selbst wolle schreckliche Exempel statüiren und die 
Gemeinden für die in ihrem Bereiche begangenen Verbrechen ver- 
antwortlich machen, damit fernerhin jeder Franzose mit Sicherheit in 
allen Theilen des Landes reisen könne. Als besonders compromittirt 



Erzherzog Johanns Hauptquartier, wo das Bataillon zur Verrichtung von Garnisons- 
und anderen Diensten verblieb. Am 5. November 1809 wurde es aufgelöst, wobei 
es das Zeugniss ganz vorzüglicher Dienstleistung und Disciplin erhielt. Es mar- 
schirte über Ozakathurn, Gross-Kanischa nach Agram, und Langer liess sich durch 
die inzwischen auf seinem Gute, wo seine Gattin allein zurückgeblieben war, herr- 
schende französische Wirthschaft nicht abhalten, seine Dienstgeschäfte pflichtmässig 
zu ordnen. Im Spätwinter 1809/10 kehrte er endlich nach Hause zurück, allein 
seine Gesundheit war untergraben: er starb am 5. August 1811, und zwei Monato 
später folgte ihm die Gattin im Tode nach. In Anerkennung des aUerhöchstenorts 
zur Kenntniss genommenen patriotischen Wirkons des Verewigten wurde später sein 
Sohn Fr. Heinrich Langer^ kaiserlicher Rath und Kreiscommissär , der in seiner 
Thätigkeit als Beamter und Patriot sich ebenfalls Verdienste gesammelt, in den 
Adelsstand erhoben. 
1 Mitth. 1851. 



280 

bezeichnete der General die Gemeinden Adelsberg, Planina, Loitsch 
und S. Oswald und schloss mit den Worten : ,L' Humanite vous dicte 
votre devoir/ 

Die Regentschaft erwiderte, sie befinde sich in Verlegenheit, 
etwas zur Unterdrückung der Unruhen zu thun, es stehe ihr keine 
bewaffnete Macht zur Verfügung, die Gerichte genössen weder Macht 
noch Ansehen mehr, doch wolle sie ein Circulare an die Gemeinden 
erlassen. Sollte es ihr gelingen, einen Schuldigen festzunehmen, so 
werde sie selbst den General bitten, ihn so zu strafen, dass es zur 
Einschüchterung hinreiche. Die Regentschaft erlies auch in der Tfaat 
am 26. Juni ein abmahnendes Schreiben an die Gemeinden, während 
ihr General Guetard am nemlichen Tage anzeigte, er werde auf die- 
jenigen, welche ,sich zusammenrotten, um beim Allarmiren der fran- 
zösischen Truppen ihre Sympathien für die Rückkehr der öster- 
reichischen Armee durch Geberde oder auf andere Art kundzugeben', 
feuern lassen! 

Noch im Juli 1809, nachdem der Waffenstillstand bereits ab- 
geschlossen war, wurden die Strassen in Oberkrain von Baueminsur- 
genten unsicher gemacht. ' 

U. Bückblick auf die Zulturzusiände von 1792 bis 1809. 

In dem Momente, in welchem der kurze unglückliche, aber ruhm- 
volle Kampf Oesterreichs um seine Machtstellung durch den, neue 
Zustände vorbereitenden Waffenstillstand beendigt wird, erscheint es 
angemessen, einen Rückblick auf die Kulturverhältnisse unseres Vater- 
landes zu werfen, wie sie sich seit Kaiser Franz' I. Regierungsantritte 
gestaltet haben. 

Unter dem fast ununterbrochenen Waffengeräusch, welches die 
vorliegende Epoche erfüllt, ist in unserem Vaterlande das bekannte 
Sprichwort des Römers nicht zur Geltung gekommen, die Musen wurden 
nicht zum Stillschweigen verurtheilt. Es regte sich frisches Leben auf 
den Gebieten der Kunst und Wissenschaft, unsere vaterländischen An- 
nalen verzeichnen manchen Namen von dauernder Geltung im In- und 
Auslande. Einen müssen wir aber als den vordersten nennen, weil sein 
Träger nicht nur selbst in gediegener Weise wissenschaftlich thätig 
war, sondern nach allen Seiten anregend, alles Gute, Schöne und Edle 
fördernd wirkte. Es ist dies der bereits als Förderer der slovenischen 
Landessprache genannte Freiherr Sigmund von Zois.^ 



lieber die Familie Zois siehe oben S. 226, Anm. 3. 



281 

Zois' Lieblingsstudien waren seit den Jugendjahren Mineralogie, 
Chemie, Berg- und Hüttenwesen. Diese Richtung war ihm nahe gelegt 
durch die Aufgabe, welche ihm als dem Repräsentanten der ersten 
industriellen Firma des Landes zufiel, in deren Händen sich der nam- 
hafte Eisenhandel concentrirte. Als in den Jahren 1775 — 1777 die 
Concurrenz der Russen und Schweden die heimische Industrie bedrohte, 
zeigte sich Zois der veränderten Lage gewachsen; er war bestrebt, 
durch Hebung der Production der fremden Concurrenz entgegen- 
zuwirken, er bereiste die Schweiz, Deutschland, Holland, Frankreich, 
Italien, um überall die fremden Erfahrungen und Fortschritte kennen 
zu lernen und Ideen zur Hebung der vaterländischen Industrie zu 
sammehi. Er besuchte die grössten Eisenwerke, leitete mit berühm- 
ten Naturforschern und Chemikern unterrichtenden Briefwechsel ein 
und erlangte eine so gründliche Bildung in der Chemie und Minera- 
logie, dass ihn viele gelehrte Gesellschaften zum Mitgliede wählten. 
Mit den ,naturforschenden Freunden' in Berlin blieb er in steter Corre- 
spondenz und wissenschaftlichem Ideenaustausch, die Akademie ,Leo- 
poldino-Caroüna Naturae curiosorum' machte ihn zu dem Ihrigen ,non 
solum ob^ variam istam, multiplicem et amplam eruditionem, sed im- 
primis ob insigne istud Studium, quod coUigendis et asservandis rebus 
naturalibus liberaUssime impendis.' Die von Zois mit grossen Kosten 
gesammelte und gegenwärtig im Landesmuseum aufbewahrte Mineralien- 
sammlung ist ein Ergebniss unermüdeten, kenntnissvollen Sammeleifers 
und wissenschaftlichen Austausches. Wenige Naturforscher sind durch 
Krain gereist, ohne diese Sammlung zu besichtigen. Viele brachten 
Seltenes und empfingen solches oder doch willkommene Winke und 
Aufklärungen. Zois zu Ehren stellte Professor Klapproth in Berlin den 
,Zoisit' auf. Die von Zois namentlich in den Wocheiner Alpen ent- 
deckten Versteinerungen bieten dem Geognosten einen erwünschten 
Schlüssel zur Lösung mancher schwierigen Fragen über die Structur- 
verhältnisse unserer Alpen. Das Interesse an der Naturforschung theilte 
auch Sigmunds Bruder Karl, dessen Verdienste um die krainische 
Flora die Campanula und Viola Zoisii, beide ,Bürgerinnen' der Juli- 
schen Alpen, stets in frischem Andenken erhalten werden.^ 

Sigmund Zois hob nicht nur den krainischen Bergbau auf eine 
hohe Stufe und belebte die Erwerbsthätigkeit der Bevölkerung, er 
war auch stets uneigennützig thätig, vaterländische Talente zu unter- 
stützen, literarische Bestrebungen für die Volksbildung zu fördern, 



1 Musealheft 1856 S. 9. 



282 

wie im Verkehr mit Vodnik, an dessen Werken er durch Rath und 
That sich betheiligte, da er selbst ein vorzüglicher Kenner und 
Freund der Volkssprache war. Laibach verdankt seinem menschen- 
freundlichen Geiste den ersten öffentlichen Belustigungsort. Er brachte 
den südlichen Theil der Stadtmauern sammt Graben an sich, liess 
jene niederreissen, diesen verschütten und legte so einen botanischen 
Gärten an, welcher gewöhnlich die Zois'sche Allee genannt wurde. Man 
konnte hier im Freien Erfrischungen nehmen, auch eine Sommerreit- 
bahn stand bereit. Der menschenfreundliche Schöpfer dieses Laibacher 
Augartens, auch ein ,Schätzer aller Menschen*, hatte darauf 3O,O00 fl. 
verwendet. Die Vorstädte Tirnau und Krakau erhielten durch die 
Niederreissung der Stadtmauern einen geraden und bequemen. Zugang 
zur Stadt. 

In den Kriegsdrangsalen bewährte der edle Mann stets patrio- 
tische Aufopferung. Als im Jahre 1805 bei dem schleunigen Rückzüge 
der österreichischen Armee aus Italien 300 Kranke zurückgelassen 
werden mussten, erhielten sie von dem edlen Baron durch fünf Wochen 
den täglichen Bedarf an Rindfleisch und Wein unentgeltlich. 

So ausgezeichnete Verdienste, so edle, gemeinnützige Bestrebun- 
gen blieben auch an höchster Stelle nicht unbemerkt. Am 30. April 1809 
schmückte Kaiser Franz die Brust des ehrwürdigen Greises mit dem 
Commandeurkreuz des Leopoldordens. 

Leider waren die Lebensjahre des edlen Zois durch eine Krank- 
heit getrübt, welche ihn seit dem Jahre 1797 an sein Zimmer fesselte. 
Seine übrige Lebenszeit brachte er theils im Bette, theils (da er den 
Gebrauch seiner Füsse verloren hatte) in einem nach seiner eigenen 
Angabe construiiten, mit einer Vorrichtung zum Lesen und Schreiben 
versehenen Rollstuhl zu, mit echt philosophischer Ruhe die Prüfung 
tragend, seinen Geist durch Verkehr mit den Celebritäten der Wissen- 
schaft, der Gesellschaft und des Cabinets (Erzherzog Johann, Metter- 
nich) und durch Studium erheiternd. Seine ausserordentlichen Kennt- 
nisse, sein Conversationstalent in den meisten europäischen Kultur- 
sprachen, seine ausgebreiteten Verbindungen und Erfahrungen machten 
ihn jedem Besucher unvergesslich.^ 

Die Bewegung auf dem Gebiete der slovenischen Literatur war 
seit Kaiser Josefs Zeiten in gedeihlicher Zunahme begriffen. Wir zählen 
eine Reihe verdienter Männer auf diesem Gebiete. Japds und Kumer- 



* Richter, Sigmund Zois, Laibach 1820; MuseaUieffc 1856 S. 9; Safarik 1. c. 
I. 32, 33. 



28a 

dey's Thätigkeit reicht auch in diese Epoche hinein. Ersterer gab 
1802 die Uebersetzung des Alten Testaments heraus (Laibach 1791 
bis 1802, in 9 Theilen), eine gründliche, sorgfältige Arbeit, bei welcher 
neben Kumerdey die Pfarrer Josef Rihar, Josef Skrinar,^ Modest Schrei, 
Anton Trauu und Matthäus Wolf mitwirkten.^ Eine slavische Sprach- 
lehre, für den Gebrauch aller slavischen Hauptstämme eingerichtet, 
mit einem Wörterverzeichnisse und zwei grossen Tabellen zur Ver- 
gleichung der Hauptdialekte hinterliess Japel im Manuscript ganz druck- 
fertig, als er (11. Oktober 1807) als Domherr, Diöcesan-Schuloberauf- 
seher und Schulreferent in Klagenfurt starb, in demselben Momente, 
als er die Nachricht erhielt, dass er zum Bischof von Triest ausersehen 
sei.^ Auch Kumerdey^ dessen Thätigkeit im Schulfache bereits ge- 
würdigt wurde und der im Jahre 1793 Kreis-Schulencommissär in Lai- 
bach wurde, hinterliess eine Grammatik im Manuscripte und druck- 
fertig, in vergleichendem Systeme abgefasst, doch nach Kopitars Ur- 
theile manchmal mehr durch Raisonnement als durch getreue Analyse 
der Facta bestimmt.^ Auch Fragmente eines krainischen Lexikons haben 
sich in Japels handschriftlichem Nachlass erhalten.* Das Bedeutendste 
leistete aber auf dem Gebiete der Grammatik der später zu so hohem 
Ruf gelangte Bartelmä Kopitar^ geboren als Bauernsohn in Repnje 
23. August 1780, gestorben in Wien 11. August 1844 als erster Gustos 
der Hofbibliothek. Ln zehnten Jahre in die Schule nach Laibach 
geschickt, ersetzte er den Zeitverlust durch sein natürliches Talent. 
Im Jahre 1799 kam er als Hauslehrer eines Neffen des Baron Sigmund 
Zois in dessen Familie, was auf sein weiteres Schicksal den grössten 
Einfluss hatte, denn auch nachdem der Zögling seine Studien in Lai- 
bach vollendet hatte, blieb Kopitar durch acht Jahre, die er in seiner 
Selbstbiographie zu den angenehmsten seines Lebens zählte, im Hause 
seines edlen Gönners als dessen Secretär, Bibliothekar und Gustos. 
Hier füllte er durch Studium die Lücken seiner Schulbildung aus. 
Anfangs 1808 ging Kopitar nach Wien, widmete sich durch zwei Jahre 
dem juridischen Studium, wurde sodann slavischer und griechischer 
Censor und bald darauf Bibliotheksbeamter. ^ Im Jahre 1808 erschien 
seine ,Grammatik der slavischen Sprache in Krain, Kärnten uud Steier- 
mark. Laibach bei Wilhelm Korn 1808. 8°,' welche in der slovenischen 



1 Safarikl. c. 27, 109; Wurzbach, biogr. Lex. X. 92-94. 

« Wurzbach 1. c; Safafik 1. c. S. 57. 

a Safafik 1. c. S. 56-57. 

* Safafik 1. c. S. 69. 

ö Mitth. 1857 S. 141; Bl. a. Krain 1857 S. 59; Wurzbach, biogr. Lex. XII. 437 



284 

Literatur Epoche machte, indem sie die theils auf Systemliebe, theils 
auf Vorurtheile gegründeten Irrthümer mit Kraft bekämpfte. Sie ent- 
hält die gründlichsten Untersuchungen, voll gesunder Kritik und ge- 
läuterten Geschmacks, und bringt zugleich Nachrichten über die Werke 
der Reformationsliteratur. ^ 

Vodniks Gesichtskreis erweiterte sich, seit er als Gaplan in Ko- 
privnik in der Wochein mit Baron Zois in Berührung kam. Er gab über 
dessen und Linharts Anregung einen Bauemkalender (Velika Pratika) 
in den Jahren 1795 — 1797 in Laibach bei Eger heraus, welcher öko- 
nomische Anleitung und Landeskunde vereinigen und so für Verbreitung 
der Volksbildung wirken sollte.* Derselben Absicht entsprang auch die 
Herausgabe der ersten politischen Zeitung der Slovenen: ,Lüblanske 
nouice od vsih krajov zeUga svejta (skusi Valentina Vodnikay (1797 — 1800). 
In den ersten zwei Jahren erschien sie zweimal, in den beiden letzten 
nur mehr einmal wöchentlich. Liebe zum Heimatboden und zu Oester- 
reich beseelt diese Blätter, in welchen die hohle Eroberungssucht der 
Neufranken in verdienter Weise gegeisselt und der patriarchalisch- 
milden altösterreichischen Regierung als ein abschreckender Contrast 
eutgegengesteUt wird. Das Blatt brachte ausserdem manches zur Landes- 
kunde, statistische Daten, gemeinnützige Belehrungen, wie über Kuh- 
pockenimpfuug, Landbau u. dgl. Mangel an materieller und geistiger 
Unterstützung verursachte das Eingehen des Blattes, welches ohnehin 
über die Grenzen Krains nicht zu dringen vermocht hatte.' 

Im Jahre 1798 war Vodnik als Professor der Poetik am Laibacher 
Gymnasium angestellt worden. Nach Thanhausers Tode war er Gym- 
nasialpräfect vom 21. Juli 1806 bis 7. April 1807, wo Hladnik an seine 
Stelle trat. In der neuen Stellung konnte Vodnik manche Frucht ein- 
samen Schaffens leichter zur Reife bringen. Im Jahre 1806 liess er 
die erste Sammlung seiner Gedichte unter dem bescheidenen Titel 
^Pesmi m pokuSno^ (,Lieder zum Verkosten') in Druck erscheinen, 
Laibach bei Johann Retzer, nur 46 Seiten umfassend. Als Illustration 
ist dem Büchlein der allerdings sehr rohe Umriss der ,Savica', des 
Ursprungs der Wocheiner Save, des castalischen Quells volksthüralicher 
Dichtung, beigegeben. Die grossartige Natur des vaterländischen Hoch- 
gebirges, ihre himmelanragenden Berge, ihre gleich Silberfäden durch 
das verwitterte Gestein sich schlingenden Wasserfälle, ihr bunter 



' Safajfik 1. c. S. 36, 58. 

> Safafik I.e. S. 29— 32; 93. 

8 Vodnik-Album S. 31 f. ; Safahk 1. c. S. 87. 



285 

Blumenteppich wurden zum erstenmal in ungekünstelt wahrem Volks- 
ton besungen. Auch manches Lied zum Lobe des Weins ist dem 
heiteren Sänger gelungen, die bereits erwähnten Landwehrlieder des 
Jahres 1809 athmen patriotischen Schwung, und in Wahrheit konnte 
der Dichter von sich sagen: 

Ne höere ne sina 

Po meni ne bo, 
Dovolj je spomina 

Me pesmi pojo. 

Früh beschäftigte sich Vodnik auch mit der Idee eines sloveni- 
sehen Wörterbuchs. Schon im Jahre 1802 erwähnte dieser Arbeit das 
Brünner Tagblatt (Nr. 63, 11. August) und im Jahre 1806 brachte das 
,Laibacher Wochenblatt' Nr. XXV/XXVI eine .Vorläufige Nachricht' 
von diesem patriotischen Unternehmen, welches sie als der Vollendung 
nahe bezeichnete und Proben daraus mittheilte. Vodnik sammelte den 
Sprachschatz aus dem Munde des Volks, und nur wo kein Ausdruck 
in demselben sich fand, griff er zur nächsten Quelle, den übrigen slavi- 
schen Dialekten. Er benützte, von Baron Zois auch auf diesem Felde 
unterstützt, dessen reiche slavische Bibliothek und suchte Germanismen 
möglichst zu beseitigen. Wir werden das Schicksal dieser verdienst- 
lichen Arbeit noch in der Epoche der französischen Occupation ver- 
folgen. 

Nach dem im Jahre 1806 beabsichtigten neuen Schulplane sollte 
der Unterricht in der Geschichte mit der Geschichte des Vaterlandes 
beginnen. Vodnik erbot sich im September 1806, ein Lehrbuch der 
heimischen Geschichte zu schreiben. Am 28. Oktober legte er den 
Entwurf vor, erhielt ihn aber zurück mit dem Auftrage, ihn durch 
Berücksichtigung von Görz und Triest zu vervollständigen. Der Landes- 
ausschuss bewilligte ihm die Benützung des Landesarchivs, und am 
24. September 1808 legte Hladnik das neue Manuscript der Regierung 
vor, es als eine kernige Arbeit empfehlend. Es wurde als Schulbuch 
für Krain und Kärnten, Görz und Triest genehmigt, und Vodnik er- 
hielt eine Remuneration von 300 fl. Im Jahre 1808 übernahm Vodnik, 
bisher Professor der Poetik, den Unterricht in der Geschichte und 
Geographie.^ Ihm bleibt das Verdienst, die vaterländische Geschichte 
der Erste in zusammenfassender Uebersicht in die Schule eingeführt 
zu haben. Sein Werk (die erste Ausgabe unter dem Titel: .Geschichte 



^ Prof.Pleterdnik: Vodnik, im Programm des Laibacher Obergymnasiums 1875 
S. 25-27. 



286 

des Herzogthums Krain,,des Gebietes von Triest und der Grafschaft Görz\ 
58 S., erschien 1809 im Schulbücherverlage in Wien) enthält am Rande, 
doch ohne Beziehung im Text, die Quellenangaben und ist für den 
damaligen Stand der Localgeschichte und in Anbetracht seines Zweckes 
schätzenswerth. 

Die Reihe der Slavisten Krains schliesst in dieser Epoche mit 
Johann Nepomuk Primiz^ geboren zu Zalog in Unterkrain um 1790, 
gestorben 1818. Seine Wirksamkeit fällt infolge der französischen 
Occupation Krains ausser dessen Grenzen. Er bildete in Steiermark 
1810 eine Privatgesellschaft slo venischer Theologen (societas slovenica) 
zu grammatikalischen Studien, übersetzte mit derselben die sonn- 
und festtäglichen Evangelien ins Slovenische. Im Jahre 1812 erhielt 
er die neu errichtete Lehrkanzel der slovenischen Sprache in Graz. 
Er hinterliess ein deutsch-slovenisches Lesebuch (Nemöko-slovenske branja) 
und zwei Abcdarien für Slovenen.^ 

Um die vaterländische Literatur und die Landeskunde überhaupt 
machte sich auch Professor J. A, Supantschitsch verdient, der das 
Volkslied vom Ritter Lamberger und seinen Zweikampf mit Pegam 
getreu ins Deutsche übertrug und im ,Laibacher Wochenblatte' von 
1806 ausserdem ^Fragmente über die krainer'sche Poesie' und eine ,ffe- 
schichte der Gesellschaften der Operosen und des Ackerbaues'' veröffentlichte. 

Auf dem Gebiete der Natur mssenschaften wirkte ausser den 
Brüdern Zois seit 1803 Franz de Paula Hladnik, geboren 29. März 
1773 in Idria als Sohn eines Grubenhutmannes. Baron Sigmund Zois 
war sein Wohlthäter; bei ihm brachte er seine Ferien zu und fand 
er die beste Gelegenheit zur Fortbildung in den Naturwissenschaften, 
zu denen er sich von Jugend auf hingezogen fühlte. Er wurde Theolog, 
war im Jahre 1795 Scriptor an der Lycealbibliothek , trat dann zum 
Lehrfache über und widmete sich seit 1803 seinem Lieblingsstudium, 
der Botanik, in eifrigem wissenschaftlichen Verkehre mit Wulfen und 
anderen Naturforschern. Zu bescheiden, um als Schriftsteller glänzen 
zu wollen, beschränkte er sich auf Förderung aller gelehrten Bestre- 
bungen auf diesem Gebiete,^ auf welchem, wie bereits erwähnt, auch 
Baron Karl Zois thätig war. Hacquet^ obwohl nicht mehr Krain an- 
gehörig, veröffentlichte (1804 — 1808) die »Beschreibung der südwestlichen 
und östlichen Wenden, Illyrier und Slaven, 5 Hefte, Leipzig*, eines der 
besten ethnographischen Werke. ^ 

1 Mitth. 1861 ; Wurzbach, biogr. Lex. XXIIl, 309; S. Safafik 1. c. I. 87, 50. 
* Mitth. 1849; Musealheft 1856 S. 10; Wurzbach IX. 60. 
3 Musealheft 1856 S. 8. 



287 

Als Physiker wird Anton von Ämbschd genannt, der, 10. Dezember 
1749 in Zirkniz geboren, in den Jesuitenorden trat, Professor der 
Physik am Lyceum von Laibach, sodann Professor der Experimental- 
physik und Mechanik an der k. k. Universität in Wien ward und als 
Domherr am Domcapitel in Pressburg und infulirter Abt in Csuth 
14. Juli 1821 starb. Er schrieb: Anfangsgründe der allgemeinen Natur- 
lehre, 6 Abtheilungen, Wien 1791 — 1792, m. Kpfr. ; Elementa Physicae, 
ebend. 1807, m. Kpfr., und Elementa Matheseos, 2 Theile, ebend. 1807, 
m. Kpfr.^ 

Unser berühmter Landsmann Freiherr von Vega fuhr fort, als 
Schriftsteller auf dem Gebiete der Mathematik und verwandter Dis- 
ciplinen zu wirken. Er veröffentlichte im Jahre 1794 seine ,Vollstän- 
dige Sammlung grösserer logarithmisch -trigonometrischer Tafeln*, 1801 die 
, Anleitung zur Zeitkunde*; sein ,Natürliches Mass-, Grewichts- und Münz- 
system* gab Kreil 1803 heraus. Am 26. September 1802 verunglückte 
Vega in der Donau, und nach vielen Jahren soll es an den Tag 
gekommen sein, dass ihn ein Müller ermordet und in die Donau 
geworfen.* 

Auch im ärdlichen Fache hatte Krain gute Namen aufzuweisen. 
Der kaiserliche Leibchirurg Kern^ zugleich Professor der Chirurgie 
in Laibach, machte sich verdient um die Einführung der Impfung 
(1797). Er verfasste eine von den Ständen in 1500 Exemplaren ver- 
breitete Schrift: ,Aufruf zur allgemeinen Annahme der Kuhpockenimpfung,' 
welche Vodnik ins Slovenische tibersetzte und welche den ^LManske 
Novice^ des Jahres 1798 beigegeben wurde. Dr. Kern impfte 61 Kinder, 
von denen keines an den Blattern starb. ^ Doch hatte die Impfung 
noch lange mit Vorurtheilen zu kämpfen. Im Jahre 1806 rief noch Pro- 
fessor Supantschitsch die Poesie zu Hilfe, um der Einsicht zum Sieg 
zu verhelfen. Im ,Wochenblatt' dieses Jahres lesen^ wir von ihm : ,Die 
Kuhpockenimpfung. Ein Gedicht an die Herzen der Mütter'. Eine 
gedeihliche Wirksamkeit entfaltete der am 20. August 1763 in Budolfs- 
weith geborne Dr. Bernhard Kogel als glücklicher und beliebter Prak- 
tiker wie als Lehrer. Im Jahre 1790 ward er Leiter des Garnisons- 
spitals und Lehrer der Thierarzneikunde in Laibach, 1807 Protomedicus, 
1809 Hofarzt in Wien. In den Jahren 1816 — 1820 war er wieder 



* National-Encyklopädie I. 75 ; Wurzbach, biogr. Lex. XX- 463. 
« Hirtenfeld 1. c. S. 470, 471. . 
» Vodnik-Album S. 34. 



288 

Protomedicus in Laibach und starb 14. März 1839.^ Dr. Natalis Paglia- 
rucci erwarb sich als Arzt wie als Staatsbürger durch patriotisches 
Verhalten zur Zeit der französischen Einfälle (1797 und 1805), femer 
durch seine industrielle Unternehmung einer Siebboden -Manufactur 
in Krainburg solche Verdienste, dass er in den erbländischen Ritter- 
stand mit dem Prädicate von Kieselstein erhoben wurde.* 

An der Spitze des Studienwesens stand im Jahre 1806 als Vor- 
sitzender der Studienhofcommission ein Mann, welchen Krain mit 
Stolz zu den Seinigen zählt. Sigismund Anton Graf von Hohentoart^ 
geboren zu Gerlachstein 2. Mai 1730, Mitglied des Jesuitenordens 
seit 1746, als Novize in Wien ein Freund des Dichter Denis, 1752 
bis 1754 Lehrer in Triest und Laibach, 1761 Präfect des Theresianums 
und später Lehrer der Universalgeschichte daselbst, 1778 in Florenz 
Lehrer der Söhne des Grossherzogs, ein hochgebildeter, mit Herder 
und anderen berühmten Männern in brieflichem Verkehr stehender 
Mann, ward im Jahre 1792 Bischof von Triest, 1794 von S. Polten, 
1804 Erzbischof in Wien, wo er am 30. Juni 1820 starb.* Der bereits 
genannte Dr. Josef SjpcndoM verfasste im Jahre 1807, als die Volks- 
schule den bischöflichen Consistorien und unter deren Oberleitung den 
Dechanten als Schuldistrictsaufsehern anvertraut wurde, als Schul- 
oberaufseher und Mitglied der Studienhofcommission, unter Mitwirkung 
des damaligen Regierungsrathes und Schulreferenten, späteren Bisehofs 
von Laibach (1815 — 1824) und Fürsterzbischofs von Salzburg, Augu- 
stin Gruber ^ einen Schukodex^ der unter dem Titel: »Politische Ver- 
fassung der deutschen Schule. Wien 1806*, gedruckt erschien und alle 
Schulgesetze enthielt. Er gründete auch ein Witweninstitut für Schul- 
lehrer in Wien.* Kumerdey's Wirken im Schulfache hat bereits Er- 
wähnung gefunden.* Ausser Krain sammelte sich ein Laibacher, der 
Gillier Bannrichter Nikolaus Ignaz lAppich, geboren 6. November 1746, 
gestorben in Marburg 11. November 1817, grosse Verdienste um das 
Schulwesen. Die Gründung des Gymnasiums in Cilli (1808) ist sein 
Werk, indem er, im Lande herumreisend, in uneigennützigster Weise 
in kurzer Zeit mehr als 150,000 fl. sammelte.^ 



» lUyr. Bl. 1839 S. 77. 

* Worzbach, biogr. Lexikon XXI. 174. 
« Wurzbach, biogr. Lex. IX. 208. 

* Oesterr. National-Encyldopädie V. 98. 
6 S. oben S. 167 f. 

« Wurzbach, biogr. Lex. XV. 232, 



28d 

Zwei hervorragende Juristen hat Krain unter Kaiser Franz auf- 
zuweisen in Dr. Thomas DoUiner, dem berühmten Kirchenrechtslehrer, 
geboren 12. Dezember 1760 zu Dörfern in der Pfarre Altlack, 1788 
Lehrer an der Orientalischen Akademie, 1797 Professor der Reichs- 
geschichte, des Lehenrechts und des deutschen Staatsrechts, 1805 
Professor des Kirchenrechts an der Wiener Universität, Historiker 
(Codex Epistölaris Primislai OUocari Böhemias regis^ Wien 1803)^ 
betheiligt bei der Legislative (Theilnahme an der Abfassung des allge- 
meinen bürgerlichen Gesetzbuchs 1811 und der Hofcommission in 
Justizsachen), Verfasser mehrerer geschätzter juridischer Werke, ins- 
besondere über das Eherecht \^ und Anton Pfleger Bitter von Wertenau^ 
geboren 24. März 1748 zu Eisnern; gestorben 27. Mai 1820 als wirk- 
licher Geheimer Rath, Staats- und Conferenzrath und Kanzler des 
Ordens vom goldenen Vliess, für seine Verdienste im Lehr- und prak- 
tischen Justizfache am 12. Dezember 1806 in den Ritterstand erhoben 
und von Kaiser Franz, dessen vollstes Vertrauen er genoss, mit den 
wichtigsten Staatsgeschäften betraut.* Erwähnung verdienen auch F. X. 
JeUenz, geboren in Selzach 26. November 1749, gestorben in Inns- 
bruck als Appellationsrath und Director der juristischen Facultat, 
schriftstellerisch thätig als Mitarbeiter an Posselts Archiv und anderen 
Journalen,* und Josef Edler von Pototschnig^ geboren zu Kropp 6. Fe- 
bruar 1753, gestorben in S. Martin 7. oder 8. August 1808, Advocat, 
Stadtsyndicus , Bürgermeister in Laibach, dann Appellationsrath in 
Klagenfurt, für seine Verdienste bei Stillung einer Partfeiaufregung in 
dem Österreichischen Theil von Schwaben und an den Grenzen von 
W^älschtirol als Hofcommissär in den erbländischen Adelsstand er- 
hoben, eine Zierde des österreichischen Ritterstandes, dem er zuletzt 
als Hof rath bei dem Handelsgerichte in Triest angehprte.* 

Auf dem Gebiete der Kunst zählt Krain in dieser Epoche einige 
begabte Adepten. Als Maler werden die Gebrüder Janscha und Leyer 
und Josef Pototschnik genannt. Lorenz Janscha^ geboren zu Rodein 
in Oberkrain 1744, gestorben in Wien 1. April 1812, bildete sicherst 
im späteren Alter unter Weirotter und Job. Chr. Brand, erhielt im 
Jahre 1771 drei Preise, wurde im Jahre 1790 kaiserlicher Pensionär 
der Akademie der bildenden Künste in Wien und 1796 Adjunct des 



1 Wurzbacli, biogr. Lex. III. 350—352; Mitth. 1852 S. 17. 

* Wurzbach, 1. c. XXII. 199; Mitth. 1867 S. 27. 
» Wurzbach, 1. c X. 152-153. 

* Wurzbach, 1. c XXIII. 175. 

5 19 

f 



" 



290 

Lehrers der Erzverschneidungs- und Manufacturistenscbule an der- 
selben. Da Prof. Brand leidend war, leitete Janscba fast ausschliesslich 
den Unterricht im Landschaftzeichnen und erhielt nach Brands Tode 
dessen Stelle. Janscba war Landschafter. Ein Panorama Wiens von 
seiner Hand bat seinerzeit viel Beifall gefunden. Sein Bruder Valentin^ 
g:eboren 1743, gestorben IL August 1818 in Wien, bildete sich an 
der Wiener Akademie zum Künstler, an welcher er seit 1801 als 
Adjunct des Lehrers der historischen Zeichnung thätig war.^ Leopold 
Leyer^ geboren in Krainburg 21. Novembec 1752, gestorben 12. April 
1828, hatte sich ebenfalls in Wien in der Malerei ausgebildet; von 
ihm lernte die Kunst sein Bruder Valentin, geboren 6. Februar 1763, 
gestorben 5. Juli 1810. Beider Werke sind in Oberkrain häufig zu 
finden. Die Kirchen in Krain enthalten beachtenswerthe Altarbilder 
von ihrer Hand, so das heilige Abendmahl in der Hauptkirche, der 
gekreuzigte Christus auf der Friedhofskapelle von Krainburg.* Josef 
Fototschnik, geboren in Kropp 20. Juni 1752, gestorben 1835, an der 
Wiener Akademie gebildet, malte Porträts und Kirchengemälde. Von 
Kaiser Nikolaus erhielt er bei dem Congresse 1821 den Auftrag, ein 
Altarbild für des Kaisers Privatkapelle zu malen. ^ 

Die Laibdcher Bühne sah im Jahre 1803 die zweite nationale 
Vorstellung, Kotzebue's ,iraÄwenscWajf' unter A%mT\iQ\,Tincekpetdincek^ 
mit Gesang, durch eine Kindergesellschaft aufgeführt.* Die deutsche 
Bühne blieb ihrer Aufgabe würdig. Vom 1. September 1800 bis 14. Fe- 
bruar 1801 spielte die Gesellschaft von Wilhelm Frasd. Sie zählte 
manch gutes Mitglied, so den später berühmt gewordenen Wenzel 
Scholz, Am 6. Oktober 1800 führte sie zum erstenmal ein Schiller'sches 
Stück, die ,Rätiber\ auf; es folgten Shakespeare's Hamid, Bezähmte 
Widerbellerin, Macbeth und eine Travestie Hamids. Sonst beherrschte 
Iffland das Repertoire, später auch SchiJcaneder. Am 1. Dezember 1801 
gab man die ,Zauherflöte\ die von Beethoven am höchsten gestellte 
Oper Mozarts. Der Theaterzettel brachte die Worte : ,Diese grosse Oper 
bedarf keiner Empfehlung, da der Name Mozart Empfehlung genug ist/ 
Reprisen folgten am 2. und 13. Dezember. Am 7. Oktober 1802 eröffnete 
Lessings ,Emilia Galotti^ die Saison; in der Saison 1803/4 kam auch 
seine ,Minna 'von Barnhdm^ auf die Sceue. Ausser dem Schauspid, 



» Wurzbach, biogr. Lex. X. 90; lUyr. Bl. 1839 S. 117. 

« Wurzbach, 1. c. XV. 57. 

8 Wurzbach, 1. c. XXIII. 173. 

* Laibacher Wochenblatt 1806 Nr. XXXIIIXXXIV. 



V 291 

welches die besten Stücke Lessings und Schillers brachte, hatte das 
Laibacher Publicum mitunter gute Opernaufführungen^ selbst zeit- 
weise ein itcdienisches Bauet und stets einen guten Komiker. Scholz 
war schon 1800/1 hier aufgetreten, und 1804 — 1806 finden wir ihn 
wieder als Komiker und Schauspieldirector. Wurde eine Benefice- 
vorstellung gegeben, so brachte der Theaterzettel immer eine beweg- 
liche Ansprache des Beneficianten ,an die hohen Gönner'. Am 14. Ja- 
nuar 1805 schloss z. B. Scholz als Beneficiant eine solche Ansprache 
an das Publicum mit den Worten : ,Kommen Sie nur alle gewiss, und 
Sie werden sehen, dass ich als Frauenzimmer gar nicht schlecht aus- 
sehe. Mein Solo, was ich tanze, ist der Seltenheit wegen gar nicht 
zu bezahlen. Meine Füsse werden in keine kleine Verlegenheit kommen, 
u. s. w. In der Saison 1806 speculirte Scholz bei seinem Benefice : 
,Spitzkopfs Abenteuer', auf die nationale Empfänglichkeit durch krai- 
nische Uebersetzung des Titels und eine krainische Apostrophe auf 
dem Theaterzettel.^ 

Der fruchtbare Volksdichter und Parodist Karl Mdsl. dessen 
erstes Stück 1802 erschien und der die Glanzrollen für Schuster, 
Raimund, Korntheuer, Scholz, Carl und selbst noch für Nestroy schrieb, 
war ein Laibacher Kind (geb. 30. Juni 1775, starb er in Wien 8. Ok- 
tober 1853).« 

Die phißiarmonische Gesellschaft hatte ihr Wiederaufleben im 
Jahre 1794 dem Laibacher Bürger Karl Moos und dem bereits ge- 
nannten Br, Kogd zu danken. Tüchtige Dilettanten, bildeten sie mit 
Baudirectionskassier JeHemüzhy und Kasseoffizier Flikschuh ein Quar- 
tett, welches der Anziehungspunkt für viele Musikfreunde wurde und 
zur Regenerirung der philharmonischen Gesellschaft führte. Moos 
wurde ihr Director. Neue Statuten wurden veröffentlicht (1796). Die 
Mitglieder bewährten ihre Opferwilligkeit, indem sie abwechselnd die 
Kosten der Akademien trugen und Namhaftes zur Beischaffung von 
Instrumenten beisteuerten. Das Kriegsjahr 1797, in welchem die Ge- 
sellschaft durch eine zum Besten der Verwundeten gegebene Akademie 
ein Erträgniss von 453 Gulden erzielte, brachte eine lange Pause in 
ihr Wirken; im Jahre 1799 starb ihr verdienstvoller Director Moos. 
Die Gesellschaft ehrte sein Andenken, indem sie das Begräbniss durch 
freiwillige Beiträge bestritt und der Witwe 100 Gulden übergab. 
Nach Moos folgte Dr. Kogel in der Direction. Die Gesellschaft ver- 



1 Bl. a. Erain 1865 : »Hundert Jahre der Laibacher Bühne (1765—1865)/ 
« Wurzbach, 1. c. XVII. 284. 

19* 



292 

einigte alle Musikfreunde ohne Unterschied des Standes und der Na- 
tionalität. Domherren spielten im Orchester oder sangen im Chor, 
der Volksdichter Vodnik war dem Vereine schon 1796 beigetreten. 
Berühmte Künstler spielten in den Concerten des Vereins, wie Hummel 
(5. Februar 1796), und der unsterbliche Haydn ehrte den Verein 
durch die Annahme der Ehrenmitgliedschaft. Die verwitwete Kur- 
fürstin von der Pfalz interessirte sich bei ihrer Anwesenheit in Lai- 
bach lebhaft für die Gesellschaft, besuchte jedes Fest, jede Akademie 
und bereicherte die Musikaliensammlung in wahrhaft fürstlicher Weise. 
Als Ndson (1800) mit Lady Hamilton in Laibach weilte, gab die Ge- 
sellschaft dem Seehelden zu Ehren eine Akademie mit einer Schlacht- 
symphonie und dem Vortrag der Arie ,La virtü britanna'. Die Mit- 
gliederzabl war in fortwährender Zunahme begri£fen, sie vereinigte 
die Elite der Bewohner Laibachs, Ansehen und Geltung der Gesell- 
schaft wuchs auch nach aussen, sie wirkte überall im Lande zur 
Hebung der Musik, sie war an der Gründung der noch heute be- 
stehenden öffentlichen Musikschule betheiligt. Das Kriegsjahr 1805 
unterbrach ihre Wirksamkeit nur auf kurze Zeit, allein das opfer- 
volle und unglückliche Jahr 1809 brachte mit dem Eintritt der fran- 
zösischen Herrschaft einen völligen Stillstand.* 

Nächst der philharmonischen Gesellschaft bildete fortan die ftwr- 
gerliche Schiesstätte einen geselligen Vereinigungspunkt. Im Jahre 1804 
begann der Neubau des Schützenhauses, zu welchem Freiherr Sigiiiund 
Zois 2000 Gulden beisteuerte. Professor Herrlein malte die äussere 
FaQade des Gebäudes. Als Erzherzog Johann im Juni 1807 in Laibacb 
verweilte, betheiligte er sich an einem glänzenden Festschiessen in 
der Schiesstätte, wobei seine Schussdevise das Hauptbest gewann. 
Am 4. Oktober wurde sein Bildniss in feierlicher Weise im Schtitzen- 
saale aufgestellt. Die im Anschlüsse an die Schiesstätte gebildeten 
Bürgercorps bestanden fort ; sie übernahmen im Kriegsfalle die Wachen 
und die Erhaltung der öffentlichen Sicherheit. Im Jahre 1793 weist 
die Rangliste der Bürgerdivision 116 Mann mit 2 Hauptleuten, 2 Ober- 
und 2 Unterlieutenants, 1 Fähnrich, 2 Feldwebeln, 2 Führern, 15 Cor- 
poralen und 6 Stabsparteien auf; das Schützencorps unter dem Com- 
mando eines Barons Codelli zählte im Jahre 1793 zwei Compagnien 
mit dem Effectivstande von 160 Mann.* 



* Bl. a. Krain 1862: Dr. Keesbacher, Geschichte der philhann. Gesellschaft^ 
^ Bl. a. Erain 1862 : Badics, Geschichte der Laibacher Schützengesellschaft. 



293 



Fünftes Kapitel. 

Die französische Herrschaft in Illyrien 

(1809 bis 1813).* 



1. Vom Waffenstillstand bis zum Frledensschluss. Die erste Organisation der Finanz- 
und Militärverwaltung. Die Eriegscontribution. Der Oktoberaufstand. 

Der Abschluss des Waffenstillstands bezeichnete eine Epoche 
des unruhigen Schwankens -zwischen Krieg und Frieden, ausgebeutet 
von den feindlichen Mächten zu ihrer Stärkung oder zu Pressionen 
auf den Gegner zur Erlangung besserer Friedensbedingungen. Die 
Franzosen organisirten sich in der offen ausgesprochenen Absicht, 
aus den besetzten Provinzen so viel auszupressen, als die Kürze der 
Zeit erlauben möchte, während in den durch österreichische Beamte 
verwalteten Laudestheilen die Hoffnung auf den Wiederausbruch des 
Krieges wacherhalten und das bedrückte Volk zu tumultuarischem 
Widerstand gestachelt wurde. 

Die zu Znaim verabredete Demarcationslinie der beiderseitigen 
Armeen begriff* von den südösterreichischen Provinzen Krain und Istrien 
bis Fiume in sich; unser Vaterland musste in diesem Augenblicke 
eine hervorragende Wichtigkeit behaupten als die Pforte Italiens und 
wegen der Verbindung mit Tirol, und so schritten denn die Franzosen 
sofort nach Abschluss des Waffenstillstands zur militärischen und finan- 
ziellen Organisation der Behörden für die besezten Provinzen im 
Süden Oesterreichs. Graf Baraguay d'Hilliers^ General-Oberst (Co- 
lonel-General) der Dragoner, wurde Obercommandant der Provinzen 
Kärnten, Krain, Istrien und der Territorien von Fiume und Triest, 
mit dem Sitze in Laibach und dem Titel eines Generalgouverneurs. 
Commandant der die Provinz Krain occupirenden Division der ita- 
Uenischen Armee ward General Severoli^ des Adelsberger Kreises 
General Bertoletti^ des Neustädtler Kreises Tarducci. Zum Ge- 
neralintendanten ward Graf Daru ernannt, unter welchem als In- 
tendanten die Staatsrathsauditore Graf Fargues für Krain, Cochelet 
für Triest und Arnauld für Görz fungirten. Kriegscommissär (Com- 
missaire-Ordonnateur) war Mr. Siauve; Contributions-Einnehmer für 



* Die Quellen, auf welchen die folgende Darstellung beruht, werden in dem 
am Schlüsse dieses Werkes beigefügten Verzeichnisse mit Genauigkeit aufgeführt. 



294 

Kr&in Mr. Deguer, für Triest Mr. Besson, für Görz Mr. de Fres. Ge- 
neraldirector im Zollwesen wurde Joh. Bapt. Lacoste, im Salzwesen 
Staatsrathauditor Finot. Die durch diese Organisation nicht unmit- 
telbar berührten österreichischen Behörden blieben in ihrer Wirksam- 
keit. Am 4. August traf Gouverneur Graf Brandis, der durch die 
Scharmützel mit Du Montet verscheucht worden war, mit dem Kreis- 
hauptmann und den übrigen Gliedern der Regierung wieder in Laibach 
ein. Intendant Graf Fargues kam am 28. Juli, General Baraguay 
d' Hilliers am folgenden Tage in unserer Landeshauptstadt an, wo der 
Waflfenstillstand erst am 27. abends bekannt geworden war. Da die 
Strassen in Oberkrain noch immer durch Bauerninsurgenten unsicher 
gemacht wurden, hatte Graf Fargues von Cilli aus durch eine Militär- 
escorte bis zu den Vorposten geleitet werden müssen. 

Der Intendant ging mit Energie an seine Aufgabe, die Finanzen 
zu organisiren. Er forderte von dem Vicepräsidenten der Regierung 
eine Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben des Landes und ihrer 
Verwaltung und verständigte die öJBFentlichen Kassen, dass sie von 
der französischen Regierung ermächtigt seien, in ihren Amtsverrich- 
tungen fortzufahren, dass sie aber nur auf ausdrücklichen Befehl des 
Intendanten über ihre Gelder verfügen dürften. Es gelang dem Inten- 
danten, eine von der österreichischen Regierung bei mehreren Banquiers 
deponirte Summe von 35,000 Gulden aus den Einnahmen von Tabak, 
Stempel und G'ebühren ausfindig zu machen und einen Theil davon 
einzubringen. Bei ihrem Abzüge hatte die Regierung Tabak zurück- 
gelassen, der von fünf Handelsleuten in Laibach angekauft wurde, 
welche hierüber Tratten an die Regierung austeilten. Graf Fargues 
liess diese Handelsleute kommen, erklärte ihnen, dass er ihre Schuld 
an die österreichische Regierung zum Vortheile der französischen 
Armee confiscire und dass ihnen kein anderer Ausweg bleibe, als zu 
zahlen oder ins Gefängniss zu wandern. Auf ihre Bitten wurde ihnen 
die Frist bis 14. August bewilligt. Sie zahlten bis auf Herrn Kandutsch, 
dem infolge dessen fünf Garnisaires ins Haus geschickt wurden und 
der sodann in zwei Raten ebenfalls seine Tangente von 14,015 Gulden 
erlegte. 

Die nächstwichtige Sorge des Intendanten war die Einbringung 
der Kriegscontribution^ welche Kaiser Napoleon schon am 7. Juli aus 
dem Lager zu Wolkersdorf für die eroberten Provinzen ausgeschrieben 
hatte und von welcher auf Krain 15.260,000 Francs entfielen. Sie 
sollte unverzüglich eingetrieben werden, und der Kaiser ertheilte allen 
französischen Behörden die bestimmtesten Befehle, alle in ihrer Macht 



295 

stehenden Mittel zu ergreifen, um seinen Willen ohne Verzug zur 
Ausführung zu bringen. Die nach dem kaiserlichen Erlass requirirten 
Lieferungen sollten jedoch in Anrechnung kommen. Der Intendant 
forderte demnach von der Regierung die Zahlung einer Summe von 
zwei Millionen spätestens bis 18. August, u^nter Androhung strenger 
Massregeln; doch wurde dieser Termin später bis 25. und 30. August 
erstreckt, und der Intendant machte den Vicepräsidenten für die Ein- 
haltung desselben persönlich verantwortlich. Da jedoch die Regierung 
fortwährend Schwierigkeiten erhob, offenbar nur um Zeit zu gewinnen, 
während der Generalintendant einen Courier an Graf Fargues mit 
der Mittheilung abschickte, es sei der Wille des Kaisers, dass Krain 
bis 1 . September zwei Millionen zahle, so traf der Intendant Anstalten, 
seine Drohungen zu verwirklichen. Am 26. August forderte er vom 
Laibacher Magistrat die Mittheilung einer Liste von zwölf der ange- 
sehensten Personen der Bürgerschaft der Stadt und des Kreises Laibach, 
davon acht aus ersterer, 4 aus letzterem. Die Hälfte sollte den Höchst- 
besteuerten angehören. Da bis 30. August erst 72,488 Gulden auf 
Rechnung der Contribution eingezahlt waren, so wendete sich der 
Intendant am 3 L August an den Generalgouverneur mit dem Ersuchen, 
die Verhaftung nachbenannter Personen zu verfügen: Im Kreise 
Laibach: Generalvicar Georg GoUmayer^ Joh. Nep. Freiherr v. Taufferer, 
Domherr am Laibacher Domcapitel und Mitglied der Regierung ; Graf 
Brandis^ Gouverneur der Provinz; Alois von Canal^ Mitglied der Re- 
gierung; die Handelsleute Franz X. Hamian und Nikolaus Recher \ 
die Gutsbesitzer Franz Freiherr von Hallerstein und Fran^ Freiherr 
von Wdkensperg\ im Kreise Neustadtl: die Gutsbesitzer Grai Blagay^ 
Alexander Graf Äuersperg^ Graf Lichtenberg^ Graf Barbo^ Herr von 
Moräax^ Freiherr Ludwig von Lamrini von Zobelsberg, v. Fichtethau; 
im Kreise Adelsberg: die Gutsbesitzer Graf Lanthieri^ Baron La^arini 
von Jablanitz, Baron Beymond^ Graf Thurn, Graf Brigido. Sämmtliche 
Laibach ängehörige Personen, mit Ausnahme des Freiherrn von Hal- 
lerstein, wurden in der Nacht vom 31. August auf den L September 
aufgehoben, auf das Castell gebracht und am folgenden Tage um 
5 Uhr nachmittags in die Festung Palmanuöva abgeführt, um dort 
als Geissein bis zur Bezahlung der auf die Provinz gelegten Contri- ^ 
bution festgehalten zu werden. Am 3. September wurden von Unter- 
krain Baron Lazarini, Fichtenau und die Handelsleute Skrem und 
Jakomini durch Laibach nach Palmanuöva geführt. Graf Blagay hatte 
sich der Verhaftung durch Flucht auf das benachbarte Schloss Zobels- 
, berg entzogen. Am 5. kamen Hallerstein und Mordax nach. Gral 



296 

Alexander von Anersperg wurde zwar verhaftet, aber wegen Krank- 
heit in Neustadtl belassen. Graf Thurn befand sich nicht in Krain 
und Graf Barbo hatte sich geflüchtet; beide wurden verfolgt. Die Inner- 
krainer Geissein wurden direct nach Palmanuova abgeführt. Ge^en 
einige dieser Personen, sagte Graf Fargues in einem Schreiben vom 
4. September an den Intendanten, lag nichts Ungünstiges vor, da sie 
aber wegen ihres Vermögens grosses Ansehen im Lande besassen, so 
zog Graf Fargues daraus den Schluss, dass ihre Festnehmung ebenso 
nothwendig sei, wie die der andern, um so besser ,auf die öffenüicha 
Meinung zu wirkend Es scheint also, dass die Festnehmung der Geissein 
nicht allein wegen ihres Widerstandes gegen die Gontribution, sondern 
auch wegen der gut österreichischen Gesinnung derselben erfolge, 
welche die französische Regierung für ihre Stellung besorgt machte. 

Die Gewaltmassregel der Franzosen hatte für den Moment aller- 
dings die von Graf Fargues erwartete Wirkung: der Kreis Laibach 
hatte am 5. September das erste Achtel der Gontribution fast ganz 
eingezahlt ; am schlechtesten ging es in Adelsberg, wo am 8. die Ein- 
zahlungen erst 17,000 Gulden betrugen. Am 5, September wurde die 
Zahlung des zweiten Achtels der Gontribution mit zwei Millionen aus- 
geschrieben und die Frist für den Kreis Laibach auf den 12., für jene 
von Neustadtl und Adelsberg, wo man noch Qiit dem ersten Achtel 
im Rückstande war, auf den 15. September festgestellt. Der Papier- 
gulden wurde hiebei im Verhältniss zum Silber mit 297 zu 100 Silber- 
gulden angenommen, welche einen Werth von 258 Francs 50 Cent, 
repräsentirten. Obwohl die Franzosen zur Militärexecution griffen^ 
wollte es mit den Zahlungen doch nicht vorwärts gehen. Verfuhr 
aber auch der Intendant, man möchte sagen mit pflichtmässiger Härte, 
so werden doch andererseits Beispiele von Edelmuth einzelner fran- 
zösischer Offiziere erzählt, welche für exequirte Parteien die schuldige 
Gontribution erlegten. 

Am 25. September wurde das dritte und vierte Viertel der Gon- 
tribution mit je 4 Millionen Francs zur Zahlung ausgeschrieben und 
als letzter Termin der 12. Oktober bestimmt. Demungeachtet betrug 
am 20. Oktober die ganze bis dahin, eingezahlte Summe 898,600 Gulden 
österreichischer Währung. Neben der Gontribution wurde aber am 
9. Oktober noch ein Zwangsanlehen zu 6 Percent für alle Grund- 
obrigkeiten, Kapitalisten u. s. w. ausgeschrieben und dafür die Frist 
bis 1. November gegeben. Zudem sollte für jede Person, vom fünf- 
zehnten Lebensjahre angefangen, eine Kopfsteuer von 30 Kreuzer ent- 
richtet "werden. 



297 

Wurde der Druck der französischen Gelderpressungen schon in 
der Hauptstadt schwer empfunden, um wie viel grösser musste die 
Wirkung in den Landstädten und bei der Bauerschaft sein, welche 
sich der letzten Hilfsquellen entäussern sollten, um die Forderungen 
der Sieger zu befriedigen. Ohnehin herrschte in Krain allgemein die 
Ansicht, dass der Krieg in Kürze wieder ausbrechen und das Land 
durch denselben von der Contribution befreit werden würde, indem 
man überzeugt war, dass sich zu wenig französische Truppen im 
Lande befänden, um dasselbe vertheidigen zu können. Da kamen die 
Siegesnachrichten aus dem treuen Tirol, das Mitte August zum jdritten 
male den Feind. aus dem Lande gejagt hatte, und nun pflanzte sich 
die Bewegung wie ein elektrischer Funke durch Oberkärnten in das 
unter harten Erpressungen schmachtende Krain fort. Hier wurden 
jedoch nicht die Alpenthäler der Schauplatz eines Volkskrieges, der 
von Erfolg hätte sein können, sondern der alte Schauplatz der Bauern- 
kriege: Unterkrain und Innerkrain war es, auf dessen historischem 
Boden sich ein tumultuarischer und planloser Aufstand entwickelte, 
welcher Brand und Plünderung über die armen Bethörten herauf- 
beschwor. 

Wie immer waren die OoUscheer die ersten, welche losschlugen. 
Um den 10. September hatten sich bereits 600 Bauern in Gottschee 
zusammengerottet und verweigerten die Bezahlung der Kriegscon- 
tribution. General Baraguay d'Hilliers schickte den General Souchy 
mit einem Bataillon zur Dämpfung des Aufstandes ab. Bei seiner An- 
näherung zerstreuten sich die Aufständischen, der Rest des Monats 
verfloss in Ruhe. Aber in der Nacht des 8. Oktober brach der Auf- 
stand wie auf Verabredung in den Bezirken Gottschee und Möttling 
aus. Die Pöllander waren die ersten, welche die in den Häusern 
zerstreuten Soldaten überfielen, entwaffneten und tödteten. Mit fran- 
zösischen Gewehren, Hacken u. ,dgl. wohl bewaffnet, kam ein Haufe 
dann in die Ortschaft Tanzberg und forderte die Insassen auf, sich 
ihnen anzuschliessen und die Franzosen in den Pfarren Weiniz, 
Semitsch und Möttling zu überfallen und niederzumachen ; allein die 
Tanzberger weigerten sich, ein Theil flüchtete sich in die Wälder, 
andere begaben sich nach Tschernembl, um den Bezirkscommissär zu 
fragen, ob sie sich den PöUandern anschliessen dürften! Indessen 
kam der Plan der Pöllander auch ohne die Mitwirkung der Tanz- 
berger zur Ausführung: die Besatzungen von Möttling und Gottschee 
wurden überfallen, mehrere Soldaten getödtet, eine Abtheilung von 
15 Mann italienischer Infanterie gefangen genommen und nach Fiume 



298 

abgeführt. Von den gefangenen Offizieren wurde der eine später 
von Fiume zurückgeschickt, der andere mit seiner Truppe dort fest- 
gehalten. Die Pöllander überfielen einen französischen, von Neustadtl 
kommenden Geldtransport, nahmen denselben weg und tödteten den 
Führer der Escorte, Hauptmann Chambelli, und seinen Lieutenant. 
In Eostel- nahmen die Bauern, wie es scheint, durch das an der Grenze 
liegende österreichische Militär dazu aufgemuntert, die Executions- 
mannschaft gefangen und führten sie über die Kulpa ins österreichische 
Lager. Ueberhaupt spielten die Pöllander und die Kostler bei diesen 
Vorgängen die HauptroUe. Sobald General Baraguay d'Hilliers von 
diesen Vorfällen unterrichtet worden war, gab er dem General Souchy 
Befehl, sich an Ort und Stelle zu begeben und mit Strenge gegen 
die Schuldigen zu verfahren. PöUand und Kostel wurden zum ab- 
schreckenden Beispiel den Flammen übergeben. General Baraguay 
d'Hilliers erliess (16. Oktober) eine Proclamation, in welcher er sagte: 
,Die Verbrennung von Pölland und Kostel, der Tod aller Rebellen, 
welche mit den Waffen in der Hand gefangen werden, können den 
Bewohnern Krains das Los lehren, das die Ruchlosen erwartet, welche, 
durch englisches Gold bestochen oder durch einige Räuber irregeführt, 
gewagt haben, die Fahne des Aufruhrs gegen den Kaiser Napoleon 
zu erheben und seine Soldaten auf eine so grausame als niederträch- 
tige Weise zu ermorden. Sie haben Feuer und Schwert über ihre 
Wohnsitze gerufen und Vertilgung ist ihren Schritten gefolgt. Sie 
wird auch noch alle diejenigen erreichen, welche versucht sein soUten, 
ihrem Beispiele zu folgen oder seinen Gesetzen ungehorsam zu sein.' 
Auch die Landesregierung hatte am 13. Oktober eine , Warnung' vor 
der Theilnahme am Aufstande erlassen und der Bischof Anton Kau- 
tschitsch seinen Klerus durch ein Rundschreiben aufgefordert, wie es 
Dienern des Friedens gezieme, durch eingreifende Vorstellungen das 
Landvolk von aufrührerischen Handluiigen zurückzuhalten. Doch blieben 
alle diese Schritte vorläufig erfolglos. Im Zeiträume einer Woche 
seit dem ersten Ausbruche griff der Aufstand in ganz Unterkrain und 
Innerkrain um sich. Die Situation war kritisch. Es waren nicht mehr 
als 2800 Mann französische Truppen im Lande, und es verlautete, dass 
der grössere Theil Befehl erhalten habe, nach Tirol zu marschiren. 
Die Franzosen behaupteten, der Aufstand werde durch österreichische 
Beamte, insbesondere durch den Kreiscommissär von Adelsberg, einen 
Grafen von Auersperg, angeschürt und durch englisches Gold, das 
ein in Fiume gelandeter Emissär im Lande ausstreue, unterhalten 
und verfolge die Tendenz, sich über Oberkärnten mit den Tirolern 



299 

in Verbindung zu setzen. In der That war es den im ganzen Lande 
zerstreuten und an Zahl geringen Besatzungen nicht möglich, den 
Wuthausbrüchen des durch die militärischen Erpressungen gereizten 
Volkes sogleich ein Ziel zu setzen. Bei Tschernembl fand am 12. Ok- 
tober ein hartnäckiges Gefecht statt, infolge dessen sich die Truppen 
nach Gradaz zurückzogen. In Gottschee wurden die französischen 
Besatzungen überfallen und grösstentheils niedergemacht. Der Kreis- 
commissär Gasperini, der zur Stillung der Unruhen nach Gottschee 
abgeordnet wurde, verfiel einem schrecklichen Schicksale, Er soll das 
Volk durch seine Strenge bei Eintreibung der Kriegscontribution ge- 
reizt haben. Ein Haufe Pöllander vereinigte sich mit den Gottscheer 
Insurgenten, überfiel das Schloss, schleppte den ihnen verhassten 
Beamten unter vielen Misshandlungen durch die Strassen und warf 
seinen furchtbar zerfleischten Leichnam zu Lienfeld in einen Graben. 

Am 16. Oktober wagten die durch ihre Erfolge ermuthigten In- 
surgenten bereits einen Angriff auf Neustadtl. Hier lag ein italieni- 
sches Regiment unter General Zucchi mit einer Batterie. Infolge der 
Unruhen in Gottschee war diese Garnison bis auf zwei Corapagnien 
mit zwei Feldgeschützen dahin abgezogen. Die Soldaten waren in den 
Häusern einquartiert. Auf diese günstigen Umstände . bauten die Auf- 
ständischen ihren Plan. Um 9 Uhr vormittags rückte von der Strasse 
von Bersehlin her ein in den Bezirken Seisenberg, Ainöd und Treffen 
aufgebotener Bauernhaufe in der Stärke von 40Ö Mann, schlecht be- 
waffnet, theils mit Gewehren, theils mit eisernen Spitzen und Haken 
auf hohen Stangen, von einigen Gottscheem geführt und die Beamten 
von- Seisenberg, Ainöd und Treffen mit sich schleppend, doch ohne 
irgend eine militärische Leitung, in die Stadt. Bei den ersten Häusern 
fielen ihnen einige französische Soldaten in die Hände, welche später 
als Gefangene auf die Herrschaft Hopfenbach gebracht und gut be- 
handelt wurden. 

Die Ueberrumplung der Hauptstadt Unterkrains wäre vielleicht 
gelungen, wenn die Bauern nicht kostbare Zeit mit dem Versuche 
verloren hätten, den Kreishauptnaann und seine Beamten zu bewegen, 
sich an ihre Spitze zu stellen. Das Kreisamtsgebäude war geschlos- 
sen. Die Aufrührer brachen das Thor ein und forderten den Kreis- 
hauptmann und seine Beamten vergeblich zur Theilnahme auf. Die 
Beamten wurden schliesslich mit den Bauern handgemein, und es 
gelang dem Kreishauptmann, dem Kassier und dem Kreisboten, das 
Thor zu gewinnen und zu sperren. Inzwischen hatte die Garnison 
Zeit, sich zu sammeln. Die beiden auf dem Platze vor dem Fich- 



300 

tenau'schen Hause aufgeführten Geschütze zersprengten mit einigen 
KartätschenladuDgen den führerlosen Haufen. Gegen Mittag hörte 
das Feuer auf, und nur einzelne Schüsse fielen noch, wenn ein Bauer 
aus seinem Versteck hervorkam und sich retten wollte. Ein Theil 
der Bauern hatte das Schloss der Capitelherrschaft überfallen, die 
Wohnung des Generals Zucchi geplündert und seinen Kammerdiener 
misshandelt. Sie wurden hier von den Franzosen überrascht, fest- 
genommen und, wie es hiess, im Schlosshofe sämmtlich erschossen. 
Von der französischen Garnison waren nur 3 Mann todt geblieben, 
5 verwundet, 11 gefangen; von den Bauern blieben 35 bis 40, deren 
Leichen in die Gurk geworfen wurden. In der Mitternacht des 16. Ok- 
tober kam General Zucchi mit Infanterie und Cavallerie von Gottschee 
zurück und liess die Mannschaft auf dem Platze bivouakiren. Als die 
Franzosen durch das Dorf Berschlin marschirten, fiel aus einem Hause 
ein Schuss auf General Zucchi. Diese Handlung der Feindseligkeit 
und wohl auch die Betheiligung an den erzählten Begebenheiten ver- 
anlassten den General zu d^ Befehle, die Dörfer Berschlin und 
Pretschna zu plündern und in Brand zu stecken, was auch geschah. 
Nur das Haus des als Geissei nach Palmanuova abgeführten Herrn 
von Fichtenau trotzte durch seine Festigkeit den Flammen, dagegen 
wurde die Meierei der Capitelherrschaft auf dem sogenannten Capitel- 
berge bis zum Boden niedergebrannt. Die Verbrennung von S. Michael 
hinderte nur die Fürbitte des Kreishauptmanns und einiger Frauen in 
der Stadt, jene von Treffen die Verwendung des damaligen Dechants 
Michael Muschitsch. Am 20. Oktober brach das ganze französische 
Militär nach Laibach auf. Die Bewachung der Stadt wurde den Bürgern 
anvertraut, bald aber rückte eine Colonne Jäger und Grenadiere des 
71. und 82. Regiments in Neustadtl ein, und es wurde ihre Verpflegung 
auf Landeskosten angeordnet. 

In Gottschee hatten die Racheacte der Bauern schlimmere Folgen 
für die dabei uilbetheiligten Stadtbewohner. Die Stadt sollte den 
Flammen preisgegeben werden, da kam ein Abgesandter des fran- 
zösischen Befehlshabers Ton Tschernembl mit der Nachricht, die 
Gottscheer seien unschuldig an den Blutscenen, ja es habe der Pfarrer 
von Tschermoschniz, der bekannte Bienenzüchter Jonke, den Franzosen 
viel Gutes erwiesen, indem er eine bedeutende Anzahl gefangener 
Franzosen vor dem sicheren Tode rettete. Es möge also die Stadt 
verschont werden. Die Fürbitte wurde erhört , insofeme Gottschee 
dem Schicksale der völligen Zerstörung entging, aber jenes der Plün- 
derung blieb ihm nicht erspart. Sie soll in der Stadt und Umgebung 



301 

durch drei Tage (vom 16. bis 18. Oktober) gedauert und einen Schaden 
von 80,000 Gulden verursacht haben. 

Ausser ünterkrain gab es nur vereinzelte Aufruhrscenen von 
geringer Bedeutung. Die Herrschaft Haasberg wurde in der Nacht 
vom 11. auf den 12. Oktober von 300 Bauern überfallen, welche drohten, 
das Thor zu erbrechen. Der Administrator Salier öffnete, ein mit Flinten, 
Mistgabeln und Knitteln bewaffneter Haufe drang herein und forderte 
die Auslieferung des Beamten Laurin, der die Executionsgelder in 
Zirkniz einkassirte. Man durchsuchte alles, ohne ihn zu finden; dann 
forderten die Bauern die Rückzahlung ihres ,Blutgeldes', wie sie es 
nannten, das ist der französischen Kriegscontribution im Betrage von 
9000 Gulden. Der Administrator, der von den Mordscenen in Gottschee 
gehört hatte, lieferte den Bauern das Geld aus, ,weil die Pflicht jedes 
Menschen, in Gefahren auf seine Selbsterhaltung zu denken, die erste 
und wichtigste ist', wie er in seinem diesfälligen Berichte an das Kreis- 
amt sagte. Bei diesem Vorfalle Hessen sich die Bauern vernehmen, dass 
sie nur auf die Gottscheer und Oblaker warteten, um dann, mehrere 
tausend Mann stark, auf Adelsberg, Laibach und Triest zu ziehen und 
die Franzosen zu verjagen, was mit Rücksicht auf die kurze, seit dem 
Ausbruche in Gottschee (8./9. Oktober) verstrichene Zeit allerdings 
auf ein planmässiges Vorgehen der Bündler hindeutet. In Freudenthal 
zwangen die Unterthanen ebenfalls den Verwalter zur Herausgabe 
der eingehobenen Contributionsgelder. 

Laibach wurde von der Bewegung nicht ergriffen, obwohl die 
Bauern am 15. Oktober 8000 Mann stark bis Pesendorf streiften, den 
Postwagen visitirten, einen französischen Offizier gefangennahnaen 
und die Postverbindung mit Laibach absperrten. Aus der Umgebung 
Laibachs fiel ein einziges Opfer : Johann Sanuschkar, ein aus Rudnig 
gebürtiger 23jähriger Bauer, wurde mit den Waffen in der Hand er- 
griffen, vor das Kriegsgericht gestellt und am 12. Oktober nachmit- 
tags 5 Uhr in Laibach an der Mauer der Hauptwache erschossen. 

In, Idria wurde der französische Bergadministrator Toulon in 
der Nacht des 16. Oktober von 800 bewaffneten Bauern überfallen, 
geplündert und eingesperrt; er brachte 26 Stunden im Arreste zu, 
doch gelang es ihm in wunderbarer Weise, sich aus den Händen der 
Bauern zu befreien. Die Bergarbeiter hatten sich an dieser Gewalt- 
scene nicht betheiligt, ungeachtet sie durch Vorenthaltung ihres Lohnes 
und der für sie bestimmten Lebensmitteivorräthe durch die in steter 
Geldverlegenheit schwebende und überall nach Geld haschende fran- 
zösische Regierung empfindlich litten. 



302 

Mit der Plünderung von Gottschee war dem Unterkrainer Auf- 
stände ein Ende gemacht; allerdings Hess aber die in der Bevölkerung 
herrschende Erbitterung fortwährend einen Wiederausbruch befiirchten. 
Die in Laibach noch immer neben dem französischen Generalgouvemeur 
tagende provisorische Landesregierung wendete sich daher an den 
Bischof, um ihn zu bitten, sich in die aufständischen Gegenden zu 
begeben und das aufgeregte Volk mit dem Gewicht seines Namens 
und seiner Ueberzeugung zu beruhigen. Indem -die Regierung (19ten 
Oktober) den commandirenden ^General um einen Pass für den Bischof 
ersuchte und ihr Bedauern über das Vorgefallene ausdrückte, ergriff 
sie zugleich den Anlass, denselben um Amnestie für die schuldige 
Landbevölkerung zu bitten, in welcher sie das einzige Mittel erblicke, 
„das Land vom Abgrunde zu retten und dem Kaiser Napoleon das Le- 
ben seiner braven Soldaten zu ersparen, welches die Unterdrückung 
dieser Unruhen durch Gewalt noch kosten könnte/^ General Baraguay 
d'Hilliers erwiderte, ,au nom de Thumanite et pour celebrer dig- 
nement le retour de la paix publique' nehme er den Antrag hinsicht- 
lich des Bischofs an und verspreche den zum Gehorsam Rückkehrenden 
volle Verzeihung, vorbehaltlich der Genehmigung des Vicekönigs, die 
er selbst ansuchen wolle. In der That war die Mission des Bischofs 
vom besten Erfolge begleitet. 

Am 30. Oktober war das Land vollständig beruhigt. An diesem 
Tage ersuchte der Intendant den Generalgouverneur, von "den nach 
Palmanuova internirten Geissdn die Handelsleute Damian und Recher 
freizulassen, da sie ,einer Klasse angehören, welche sich immer wohl- 
gesinnt bezeigt'. Auch für den Grafen Hallerstein verwendete er sich 
wegen seiner geschwächten Gesundheit und da seine ,Grundsätze' 
nach den eingeholten Informationen ,nicht so schlimm' seien, wie die 
des übrigen Adels der Provinz. Es möge ihm ein Pass ausgestellt wer- 
den mit der Weisung, Laibach zu bewohnen, wo er ein Haus besitze. 
Am 4. November ersuchte Graf Fargues den General Zucchi, allen 
Geissein in Palmanuova Pässe zur Rückkehr nach Laibach ausfertigen 
zu lassen, und verständigte davon den Baron Hallerstein gleichzeitig 
zu seiner und der übrigen Geissein Kenntniss. Am 8. November wurden 
dieselben freigelassen und trafen am 11. November in Laibach ein, 
wo sie unter Polizeiaufsicht gestellt wurden. 

Während Krain unter den Folgen eines rühmlichen, aber schlecht 
geleiteten und daher erfolglosen Versuchs zur Abschüttlung der Fremd- 
herrschaft litt, war in Wien über sein Schicksal entschieden worden. Im 
Frieden von Schönbrunn (14. Oktober 1809) wurden Oberkärnten, Krain, 



803 

Görz und Gradisca, Triest und Oesterreichisch-Istrien, das ungarische 
Littorale, Civil- und Militärkroatien bis zur Save an Frankreich ab- 
getreten, welches diese Länder mit dem von Italien abgetrennten ve- 
netianischen Istrien, Dalmatien und Ragusa unter dem Namen der 
,Illyrischen Provinzen' vereinigte. Aus diesem Anlasse wurde auch die 
krainische Grenze gegen Steiermark regulirt, indem der Markt Möttnig 
der leichteren Ueberwachung wegen zu Krain geschlagen, dagegen 
der ganze, wenig fruchtbare Jaselnikberg an Steiermark abgetreten 
wurde. Gleichzeitig ernannte Kaiser Napoleon den Marschall Marmont^ 
Herzog von Bagusa, zum Generalgouverneur und den Staatsrath Grafen 
Dauchy zum Generalintendanten der Illyrischen Provinzen. Am 21sten 
Oktober verüess General Baraguay d'Hilliers Krain, um mit seinem 
Corps nach Tirol zu marschieren; an seiner Stelle übernahm das Com- 
mando General ClauzeL Am 22. Oktober verkündete Kanonendonner 
vom Castell und Geläute aller Glocken den Laibachern die feierliche 
Kundmachung des Friedensschlusses. Mit welchen Gefühlen musste 
diese Kunde ein Land erfüllen, das seit Jahrhunderten unter dem 
milden Scepter Habsburg -Lothringens in unwandelbarer Treue und 
Loyalität Freud' und Leid mit dem Reiche getheilt und jetzt durch 
die Hand eines Eroberers von dem Herzen der Monarchie losgerissen 
wurde, um einer ungewissen Zukunft entgegenzugehen! 

Am 3. November kam der französische Generalintendant Dauchy 
in Laibach an und stieg im Bischof hofe ab, der von nun an französisches 
,Regierungspalais' ward. Er stellte im Namen des Kaisers und des 
Vicekönigs baldige Erleichterung der Lasten des Krieges in Aussicht. 
Die Einhebung der Kriegscontribution wurde eingestellt, nur die für 
die Subsistenz der Militärtransporte nothwendigen Requisitionen sollten 
fortdauern. Die Truppendurchmärsche zur Räumung des österreichi- 
schen Gebiets hatten schon am 26. Oktober begonnen und sollten 
bis in den Januar fortdauern, da nach einem am 27. Oktober von 
Marschall Berthier in Wien getroffenen Abkommen die Franzosen das 
österreichische Gebiet bis 4. Januar 1810 zu räumen hatten. 

Am 5. November rückte die erste Abtheilung des Armeecorps 
des Marschalls Marmont in Laibach ein, wo sie Rasttag hielt. Ein 
Theil dieses Corps war zur Besetzung Krains bestimmt. Das Land 
litt unter den starken Requisitionen, aber die französischen Truppen 
beobachteten auf dem Durchmarsche eine vorzügliche Disciplin. Auch 
auf dem Lande* wurde die Verpflegung willig geleistet, nur in Adels- 
berg machten Fälle von Widersetzlichkeit die Absendung von zwei 
Compagnien nothwendig. 



304 

Am 11. November befahl der Intendant Graf Fargaes in einem 
Schreiben an den Vicepräsidenten der Regierung, Franz X. Freiherm 
von Lichtenberg, am folgenden Tage (12. November) überall die öster- 
reichischen Wappen zu entfernen und die französische Fahne auf 
dem Regierungsgebäude aufzuhissen. In der That wurde am 12. No- 
vember der seit Karl VI. an der Fronte des Rathhauses prangende 
österreichische Adler abgenommen. Dasselbe geschah an diesem Tage 
an allen ö£fentlichen und Privatgebäuden. Am 13. wurde auch der 
kleinere österreichische Adler von der Thurmspitze des Rathhauses 
entfernt Das alte ruhmgekrönte Wappenthier mit den Farben des 
Reichs musste überall dem siegestrunkenen neufränkischen Aar wei- 
chen , dem Feldzeichen der Legionen, welche ausgezogen waren , nm 
ein neues Weltreich zu gründen und die Freiheit der Völker in 
Fesseln zu schlagen. 

• 
2. Xanchall Marmont als der erste GeBeralgonvemenr der ZUyriBchen Provinzen 
(November 1809 bis Febnur 1811). Die ersten Xassregeln in Handels- nnd 

Fbumisachen. 

Schon während der dem Friedensschluss vorangegangenen Unter- 
handlungen hatte Kaiser Napoleon den erst vor kurzem zum. Marschall 
ernannten Herzog von Ragusa oft über die Provinzen zu Rathe gezogen, 
welche er von Oesterreich als den Preis des Friedens zu begehren be- 
absichtigte. Marschall Marmont hatte dieselben in längerem Aufenthalte 
kennen gelernt und wies dem Kaiser alle Vortheile nach, welche aus 
den eroberten Ländern zu ziehen wären. Der Kaiser betrachtete diese 
Provinzen als einen zur Deckung Italiens und Frankreichs vorge- 
schobenen Vorposten, als eine militärisch zu regierende und zu ver- 
waltende Grenzmark, ähnlich den Marken der Karolinger, und sagte 
lachend zu Marmont: ,XJnd Sie werden Markgraf.'^ Als Napoleon 
nach geschlossenem Frieden nach Fontainebleau zurückkehrte, begab 
sich Marmont wiederholt dahin, um des Kaisers Ansichten über die 
Illyrischen Provinzen kennen zu lernen und seine Instructionen in 
Empfang zu nehmen. Es wurde eine provisorische Organisation be- 
schlossen, welche Marmont mit dem Titel eines Generalgouverneurs 
alle Gewalt eines Vicekönigs einräumte. Es wurde ihm in der Person 



* ,Illyrien ist eine an die Thore Wiens vorgeschobene Schildwache ; ich werde 
es später gegen Galizien zurückgeben.* Worte Napoleons, citirt in den »Napoleoni- 
schen Ideen* vom Prinzen Napoleon Louis Bonaparte. Deutsche üebersetzung, 
Wien 1865, S. 74. 



305 

des Staatsraths Dauchy ein Generalintendant an die Seite gegeben, 
welcher die ganze Verwaltung mit Ausnahme der Justiz leiten sollte. 
Diese letztere sollte unter Baron Coffinhal als General-Justizcommissär 
stehen, der schon am 23. Mai 1809 in Laibach angekommen war und 
den Sitticherhof bezogen hatte. Marmont sollte mit einem einzigen 
Minister in Paris, dem der Finanzen, hinsichtlich sämmtlicher Ange- 
legenheiten Illyriens und mit dem des Kriegs in Armeesachen corr«- 
spondiren. * BeimAbschied gab ihm der Kaiser als Generalinstruction 
die Weisung, ,das Beste zu thun'. Am 4. November reiste der Marschall 
von Paris ab und kam nach kurzem Aufenthalte in Mailand, wo er 
mit dem Vicekönig Eugen inbetrefF der Abtretung Dalmatiens und 
Istriens an Frankreich verkehrte, in der Nacht des 17. November in 
Laibach an, das zur Residenz des Gouverneurs wegen der Nähe der 
österreichischen Grenze und der vortheilhaften Lage als Beobachtungs- 
posten gewählt worden war. Zum Gouvernementspalais wurde der 
Bischof hof bestimmt; der Bischof musste sich in das Seminarsgebäude 
zurückziehen. 

Die provisorische Organisation der Illyrischen Provinzen liess die 
österreichischen Behörden, soweit sie nicht durch das Generalgouvemf- 
ment und die ihm beigegebenen Beamten ersetzt waren, fortbestehen. 
Durch einen Erlass des Vicekönigs vom 2. November 1809 waren die 
Beamten der von Frankreich erworbenen Länder mit Beibehaltung 
ihres Charakters und ihrer Besoldung in ihren Stellen bestätigt worden. 
Am 1. Dezember 1809 sollten sie nach der Messe bei dem Magistrat 
oder der Ortsobrigkeit dem Kaiser Napoleon den Eid der Treue und 
des Gehorsams schwören. Eine Abschrift des bezüglichen Protokolls 
sollte dem Chef des Generalstabs vorgelegt werden. Am 3. Dezember 
1809 legten die öffentlichen Beamten Laibachs im Regierungsgebäude 
dem neuen Regenten den geforderten Eid ab. Die neuen Herren 
hatten das Arrangement der unerlässlichen l^estlichkeiten und der 
byzantinischen Hofpoesie übernommen, welche sich in dem kaum erst 
republikanischen Frankreich sehr schnell wieder eingebürgert hatte. 
Im ständischen Schauspielhause war ,auf Veranstaltung der Einwohner 
Laibachs' Freitheater und darauf ,Freiball' für die ,gemeine, militä- 
rische und Civilklasse.' Die Bühne zeigte das Bildniss Napoleons de- 
corirt und mit folgender Inschrift: 

,De tes nouveaux sujets daigne acceuillir rhommage, 

üs te jurent tendresse, amour, fid^lit^. 

Et maintenant soumis ä ton nohle courage 

U ne manqae plus rien ä. leur f^licitö.' , 

20 



306 

Für die Honoratioren der Stadt und sämmtliche Offiziere war 
im Saale der Schiesstätte glänzendes Souper und Freiball, dem der 
Marschall mit der ganzen Generalität beiwohnte. Wie das officielle 
Blatt schreibt, ward der Marschall ,unter dem Kanonendonner mit 
hohem Jubel empfangen und verbreitete durch seinen anspruchslosen, 
durch Fröhlichkeit und Heiterkeit gemilderten Ernst überall Freude 
und Vergnügen'. Von den Civilautoritäten waren Generalintendant 
Dauchy und Intendant Fargues zugegen. Mehrere Toaste auf das 
Wohl des Kaisers und der Kaiserin wurden ausgebracht; das Fest 
dauerte bis sechs Uhr morgens und die Stadt war die ganze Nacht 
hindurch, vielleicht* auch mit Rücksicht auf die Sicherheit der neuen 
Herrschaft in einem so bedeutungsvollen Momente, erleuchtet. 

Der Mann, in dessen Händen nun das Schicksal niyriens und 
mit ihm unseres Vaterlandes lag, war einer der ehrenhaftesten Cha- 
raktere der französischen Armee. Geboren 20. Juli 1774 zur Chätillon- 
sur-Seine, trat er schon mit 15 Jahren in den Kriegsdienst, kämpfte 
am Rhein (1795), in Italien (1796), begleitete den Obergeneral nach 
Egypten, erhielt nach der Schlacht von Marengo den Titel eines Di- 
visionsgenerals und wirkte bei der Einnahme Ulms im Feldzuge von 
1805 mit. Er war von seinem Jugendfreund Bonaparte, als dieser 
das Directorium gestürzt hatte, in den Staatsrath berufen worden 
und dankte der glücklichen, Festigkeit mit Milde und Gerechtigkeit 
vereinigenden Verwaltung Dalmatiens den Herzogstitel von Ragusa. 
Die Marschallswürde war ihm nach dem Treffen bei Znaim, das er 
gewann, auf dem Schlachtfelde zutheil geworden. Er war seinem 
Kaiser treu ergeben, voll Begeisterung für dessen Ruhm, aber kein 
kriecherischer Höfling und kein roher Satrap, sondern ein Mann, der 
die Künste des Friedens nicht minder schätzte als das aufregende 
Glücksspiel des Krieges, in welchem doch seihe ganze Jugend ver- 
flossen war. 

Als Marschall Marmont die Regierung lUyriens antrat, war die 
Lage der Provinz in mehr als einer Beziehung eine schwierige. Dal- 
matien, wo General Knesevich einen Aufstand gegen die französische 
Herrschaft erregt hatte, musste pacificirt werden. Es geschah schnell 
und mit Energie. Die Türken, welche die kroatische Grenze beun- 
ruhigt hatten, wurden durch das erste entschlossene Einschreiten 
des Marschalls so eingeschüchtert, dass der Name Marmonts in diesen 
Gegenden lange gleichbedeutend mit Knecht Ruprecht blieb. Nicht 
so leicht Hessen sich die finanziellen Verhältnisse ordnen. Die Bedürf- 



S07 

nisse der französischen Truppen sollten durch die Einnahmen der 
Provinz gedeckt werden. Sie waren ausdrücklich durch den Kaiser 
darauf hingewiesen, welcher seinen Grundsatz, dass der Krieg den 
Krieg ernähren müsse, auch auf den Frieden angewendet wissen wollte, 
wenn man überhaupt in dieser kriegerischen Weltmonarchie von Frie- 
den reden konnte, während Jn Spanien der Volkskrieg forttobte und 
immer neue Opfer forderte. Der Generalintendant Dauchy war nicht 
der Mann, den gebieterischen Anforderungen des Marschalls zu ge- 
nügen, welche schwer zu befriedigen, wenn auch vielleicht durch die 
Nothwendigkeit gerechtfertigt waren. Der Marschall gerieth hier in 
einen innern Widerspruch. Er war ein wohlwollender und gerechter 
Mann, aber er war zugleich Soldat und kannte als solcher keinen 
Widerstand gegen seine Befehle. Der Civilbeamte kannte besser die 
Lage des Volks und die Schwierigkeiten, welche durch die erbarmungs- 
lose Eintreibung der Requisitionen in diesem durch wiederholte Feld- 
züge heimgesuchten Lande entstehen mussten. Wenn wir lesen, dass der 
Marschall dem Generalintendanten einerseits Unfähigkeit undAnmassung 
vorwarf und ihn dann wieder beschuldigte, die neuen Unterthanen 
gegen den Kaiser und die Armee aufzuhetzen, so müssen wir glauben, 
dass der Intendant in wohlerwogener Rücksicht auf das Wohl der 
Administrirten deren Partei gegen die oft schonungslosen Anforderun- 
gen des Militärs ergriffen habe. In dieser Anschauung bestärken uns 
auch die Berichte des Intendanten von Krain, Grafen Fargues, über 
die Stimmung der Bevölkerung. Diese zeigte nach dem Ausdrucke 
des Intendanten wenig Neigung (affection) für das neue Gouvernement. 
Nachdem die durch Napoleons Vermälung mit der Erzherzogin Maria 
Louise genährte Hoffnung, unter den Scepter der alten Dynastie zurück- 
zukehren, getäuscht worden, hatte die Gewissheit, unter der französi- 
schen Herrschaft verbleiben zu müssen, eine allgemeine Entmuthigung 
hervorgerufen. Die Landbevölkerung, durch alle Arten von Requisi- 
tionen ausgesogen, zum Militärtransport gezwungen und ihres eiÄzigen 
Reichthums, des Viehes beraubt, sah sich bis zur Ernte aller Subsistenz- 
mittel entblösst; sie klagte, dass sie wie ein erobertes Volk behandelt 
werde, und der Intendant selbst musste zugestehen, dass ihre Klagen 
,nicht ohne Grund' seien. Die Bürger verhielten sich resignirt, der 
Adel aber gab sich keine Mühe, seine der neuen Ordnung feindseligen 
Gefühle zu verbergen, sondern gab ihnen vielmehr offenen Ausdruck. 
Auch der Klerus, der nach der Meinung des Intendanten der Volks- 
meinung eine beliebige Richtung geben konnte, schien nicht geneigt, 
im französischen Sinne auf dieselbe einzuwirken. 

20* 



308 

Die zunächst durch die Leiden des Krieges und der ihm folgen* 
den bewaifneten Occupation verursachte allgemeine Noth musste durch 
die fortschreitende Enttcerthung des österreichischen Papiergeldes^ dessen 
Umlauf durch die fortwährenden Kriege auf 1060 Millionen ange- 
wachsen war, gesteigert werden. Schon im Dezember 1809 setzte die 
französische Regierung den Cours der österreichischen Banknoten für 
alle Zahlungen an öifentlichen Kassen auf 25 Prozent fest (die einzige 
Lotterie ausgenommen, welche provisorisch die Bancozettel im vollen 
Werthe annahm und auszahlte). Am 10. Januar 1810 setzte ein Befehl 
des Generalintendanten die Wiener Bancozettel auf den sechsten Theil 
ihres Nennwerthes herab. Die französische Regierung ist also dem 
durch ausserordentliche Verhältnisse unausweichlich gewordenen öster- 
reichischen Finanzpatent von 1811 lange zuvorgekonunen. 

Endlich vervielfältigte der Qerichtsstiüstand und die Menge der 
im Lande herumstreifenden österreichischen Deserteure die straflosen 
Räubereien und Verbrechen und machte die Lage der Besitzenden 
vollends unerträglich. Alle diese Misstände so viel als möglich zu 
heben, Ordnung und Sicherheit herzusteUen und die Hilfsquellen der 
Provinz zu entwickeln, war nun das eifrigste Bestreben des Marschalls, 
und die Geschichte muss ihm die Gerechtigkeit widerfahren lassen, 
dass es ihm grossentheils gelungen ist, seine Aufgabe zu lösen. 

Nachdem der Marschall einen Theil des Winters von 1809 dazu 
verwendet hatte, von der Verwaltung der eroberten Provinzen KenntnLss 
zu nehmen und ihre ersten Bedürfnisse zu decken, beschäftigte ihn 
ein dringendes Werk : der neue Zolltarif. Als Grundsätze für denselben 
wurden festgesetzt: Einfuhrzölle, die stark genug seien, um den 
grösstmöglichen Ertrag zu geben, und doch nicht so hoch, um die 
Contrebande zu ermuthigen; Begünstigung der eigenen Industrie der 
Illyrischen Provinzen, selbst vor jener Frankreichs und Italiens; Tran- 
sitzölle für die aus oder nach Oesterreich gehenden Waren, welche 
den Preis der Waren nicht zu solcher Höhe treiben sollten, imi den 
Durchfuhrhandel in eine andere Richtung zu drängen; endlich Er- 
höhung des Transitzolls für österreichische Manufacturwaren , mit 
Rücksicht auf die Nachbarschaft lUyriens. Der nach diesen Grund- 
sätzen entworfene Tarif wurde an den französischen Consul in Triest, 
Maurice Seguier, gesendet, welcher ihn mit den angesehensten Gross- 
händlern berieth, und so gelang es, diese schwierige Arbeit bald und 
mit gutem Erfolge ins Werk zu setzen. Marmont leitete ^en Trans- 
port der Baumwolle aus dem Orient über lUyrien; von 60,000 stieg die 
Zahl der versendeten Ballen auf 200,000. Ein kaiserliches Decret 



809 

befahl, die Cottons der Levante nur über lUyrien und Italien nach 
Frankreich einführen zu lassen. Das Cordinentdlsystem , diese ,fixe 
Idee des Kaisers', welche er, wie Marmont sagt, gegen den Wunsch 
und das Bedürfaiss von ganz Europa durchführen wollte und welches 
durch die Licenzen — Ausnahmen zum Vortheil des Kaisers — ,zu einer 
elenden Finanzspeculation wurde' (Marmonts eigene Worte), verdammte 
der Marschall vollständig, und als Napoleon, Ende Juli 1810, die 
Umfrage stellte, ob die Zulassung von Colonialwaren mit erhöhten 
Abgaben nicht mehr werth sei, als die Zurückweisung und Gonfis- 
cation derselben, bejahte sie der Generalgouvemeur. Leider fiel die 
Entscheidung nicht in seinem Sinne aus; der ausgeprägteste Zug im 
Charakter Napoleons, sein Stolz, Hess ihn vergessen, dass, wie der 
Marschall treffend sagt. Jede Macht, um Dauer zu haben, auf die 
Vernunft gegründet sein und ihre Aeusserung durch Mässigung und 
Gerechtigkeit geregelt sein müsse'. Das starrsinnige Festhalten am 
Continentalsystem , der Einfluss derjenigen, welche der herrschenden 
Leidenschaft des Imperators huldigten, machte die Katastrophe unaus- 
weichlich. 

Das österreichische Papiergeld konnte nicht plötzlich ausser Cours 
gesetzt werden, weil das Silber selten und als Tauschmittel unzu- 
reichend war. Um den Abfluss des Papiergeldes zu beschleunigen, 
setzte Marmont den Cours herab, was ermöglichte, dass dasselbe schon 
im März 1810 ganz ausser Cours gesetzt werden konnte. Ein Erlass 
des Generalgouvemeurs vom 16. November 1810 verbot die Einfuhr 
der Bancozettel in die Illyrischen Provinzen; kein Contract durfte 
mehr auf diese Valuta lauten, kein Geschäftsmann in seinen Büchern 
oder seiner Correspondenz sich derselben bedienen, bei Strafe der Un- 
giltigkeit der Acte oder Geschäfte, Confiscation des Papiers, Erlag des 
Dreifachen seines Werthes und Arrest von acht Tagen bis drei Monaten ; 
im Falle der Wiederholung Schliessung des Comptoirs oder Verkaufs- 
iocales, Einstellung der Functionen des Notars oder sonstigen öffent- 
lichen Functionärs, der ein Geschäft auf Bancozettel abgeschlossen. 
Die Negociirung dieses Papiers auf der Börse und dem Platze wurde 
mit I.Januar 1811 eingestellt, ebenso jeder Geschäftsabschluss in 
demselben. Bis zu diesem Termine mussten die vei^pönten Geldzeichen 
aus dem Lande gebracht sein, die noch weiter vorgefundenen sollten 
confiscirt. Nachsuchungen zur Durchführung dieser Massregel gepflogen 
werden. Uebrigens hatten die Illyrischen Provinzen sich zu dieser 
Zeit bereits ihres Papiergeldes entledigt, indem sie dasselbe in Wien 
gegen Silber umtauschten. Jedenfalls litten sie unter dieser Calamität 
weniger, als die österreichischen Nachbarn. 



810 

In der Besteuerung trat für das Jahr 1810 nach dem ausdrück- 
lichen Befehle Napoleons keine Aenderung ein; mit I.Januar 1811 
wurden die neuen Steuern eingeführt und erhoben, welche in einer 
Grundsteuer nach dem Masstabe der Josefinischen Regulirung und 
einer Personalsteuer nach den erhobenen Einkünften der Besteuerten 
bestanden (Real-. und Personal-Steuerpatent vom 16. Juli 1810). Das 
Pulver- und Salpetermonopol wurde mit Erlass vom 17. Dezember 
1810 eingeführt. Das Zahlenlotto wurde in officiösen Artikeln ange- 
priesen und auf gewonnene Ternos aufmerksam gemacht. 

Das Budget der Illyrischen Provinzen konnte für das Jahr 1810, 
da dieselben durch Armeerequisitionen und die Entwerthung des 
Papiergeldes stark gelitten hatten und der Kaiser eine Vermehrung 
der Steuern für dieses Jahr nicht zulassen wollte, nicht anders als 
passiv sein; Marmont veranschlagte den Bedarf für die Verwaltung, 
den Unterhalt von 24 Bataillonen, den Generalstab und die festen 
Plätze, endlich für den Sold der Grenzregimenter auf 18 bis 19 Mil- 
lionen, den Reinertrag der Steuern aber auf nicht mehr als fünf 
Millionen. Seit 1. November 1809 hatten die Truppen keinen Sold 
erhalten und waren daher lediglich auf Naturalrequisitionen ange- 
wiesen; nicht besser ging es den* Grenzregimentern ; eine in Triest 
gemachte Anleihe von 1.500,000 Francs deckte die dringendsten Be- 
dürfnisse. Für das Jahr 1811, in welchem bereits die französischen 
Gesetze in Kraft treten sollten, wurden die Einnahmen der Ill)Tischen 
Provinzen auf 10.043,000 (darunter die Grundsteuer mit 4.500,000), 
die Ausgaben auf 6.600,000 Francs festgesetzt; der Ueberschuss sollte 
für die Ausgaben des Krieges und der Kriegsverwaltung verwendet 
werden. Obwohl demnach ' die finanziellen Verhältnisse der Illyrischen 
Provinzen eben nicht die glänzendsten waren, obwohl der General- 
gouverneur sehr häufig durch die Sorge für die augenblicklichen und 
dringendsten Bedürfnisse in Anspruch genommen war, so verfloss doch 
die Epoche seiner Administration nicht resultatlos, wie aus nach- 
folgender Darstellung entnommen werden dürfte. 



3. Die Organisation der Militär- und Civilverwaltung: 

Intendantenemennungen. TöUgraphe of&ciel. Post. Polizei nnd Gtonsdannerie. 
Impfung. Forstverwältang. Geistliche Angelegenheiten. Pie Juden. Handel und 

(Hwerbe. Landwirthschaft. 

Die französische Invasion riss Krains tapfere Söhne von dem alten 
ruhmvollen Banner los, das ihnen in hundert Schlachten vorangeleuchtet, 
um ihr Los an die neufränkischen Adler zu knüpfen. Das vaterlän- 



311 

dische Regiment Baron Simbschen Nr. 43 wurde am 19. Februar 1810 
in Steiermark aufgelöst. Die Illyrischen Provinzen wurden bereits im 
Jahre der Besitzergreifung militärisch organisirt. Es wurden zwei Mili- 
tärdivisionen gebildet. Die erste umfasste den Villacher Kreis, Krain, 
Görz, Triest, Istrien, das kroatische Littorale von Zengg an und mit 
Einschluss dieses Orts, die quarnerischen Inseln mit Ausnahme von 
Pago und Arbe, das Civilgebiet von Kroatien und jenes der vier Grenz- 
regimenter des Banats (Banat, Sluin, Ogulin); die zweite das Gebiet 
der beiden Grenzregimenter Licca und Ottoschaz, das kroatische Litto- 
rale von Zengg an ohne dieses ; die Inseln Pago und Arbe, Dalmatien, 
die östlichen Inseln, Ragusa, die Bocche di Cattaro. Die erste Division 
theilte sich in fünf Bezirke, deren Hauptorte Villach, Laibach, Triest, 
Fiume, Karlstadt waren; die zweite zerfiel in drei Bezirke mit den 
Hauptorten Zara, Gospich, Ragusa. Cattaro gehörte zum letzten Be- 
zirke. Jede Division ward von einem Divisions- und jeder Bezirk von 
einem Brigadegeneral oder Stabsoffizier befehligt. Nach dem Friedenß- 
abschluss waren die Bewohner der an Frankreich abgetretenen öster- 
reichischen Provinzen zur Auswanderung binnen sechs Jahren berechtigt. 
Da dieser Friedensartikel jedoch benützt worden zu sein scheint, um 
sich der Conscription zu entziehen, so erliess der Generalgouverneur 
am 31, Dezember 1810 die Erläuterung, dass die gedachte Begünsti- 
gung nur den Familienhäuptern, nicht aber den im conscriptionspflich- 
tigen Alter befindlichen Familiengliedern zustehe. Am 9. Februar 1811 
ordnete ein Decret des Generalgouverneurs die Errichtung eines 
,Illyrischen Regiments' (,Chasseurs Illyriens') von 4000 Mann ^ an, ab- 
gesehen von Nebenbranchen und Extracorps, für welche lUyrien eben- 
falls seine Mannschaft zu stellen hatte. Die Ausgehobenen wurden 
nach Italien geschickt und folgten später den französischen Adlern auf 
die Eisfelder Russlands. 

Der Marschall sorgte übrigens in grossherziger Weise für invalid 
gewordene österreichische Offiziere und für die Witwen der im letzten 
Feldzuge gebliebenen österreichischen Offiziere. Er liess ihre Pensionen 
nach dem österreichischen Gesetze reguliren. Ueber die an kroatische 
Soldaten verliehenen österreichischen Tapferkeitsmedaillen liess der 
Marschall Erkundigung einziehen und betrieb ihren Austausch gegen 
das Kreuz der Ehrenlegion. Er sagt hierüber: ,Es war politisch, die 



* Davon entfielen auf Krain 2784 Mann (Krois Adelsberg 375, Laibach 1695, 
Neuatadtl 714). 



812 

österreichischen Auszeichnungen verschwinden zu lassen, aber auch 
billig, tapferen Soldaten ein mit ihrem Blute verdientes Ehrenzeichen 
zurückzugeben. Der Muth, der sich in der Erfüllung der Pflicht be- 
merklich macht, muss geehrt werden, mag er ntm zu unserem Vortheil 
oder nicht angewendet worden sein, und der neue Herrscher ehrt sich 
selbst und übt einen Act hoher Gerechtigkeit, indem er mit Gunst 
und Wohlwollen die ehemaligen Vertheidiger des erworbenen Landes 
behandelt/ 

An der Spitze der inneren Verwaltung mit Ausnahme der Justiz, 
welche Baron Coffinhal als General- Justizcommissär leitete, standen, 
wie wir bereits erwähnt haben, die Intendanten. Der erste General- 
intendant lUyriens, Graf Dauchy, wurde, wohl infolge der geschilderten 
Differenzen mit Marschall Marmont, in den Staatsrath rückberufen und 
durch Baron BeUeviUe ersetzt. Mit Decret vom 28. August 1810 er- 
folgten die Ernennungen der neuen Intendanten für Erain. Graf 
Fargues wurde durch Mr. Baselii^ ,ex-conseiller de la B^gence^ (Mit- 
glied der durch das Generalgouvernement aufgelösten provisorischen 
Regierung), ersetzt, erhielt eine Mission nach Agram, trat als Auditeur 
in den Staatsrath zurück und soll später Maire von Lyon gewesen 
sein. Mr. Baselli erhielt jedoch nur den Laibacher Kreis (Haute Car- 
niole) zugewiesen; sein Generalsecretär wurde der frühere Secretär 
des Grafen Fargues, Mr. Paris, Der frühere Kreiscommissär (oder Kreis- 
hauptmann, ,ex-capitaine du cercle de Laybach^ nennt ihn das Decret) 
Wucher wurde zum Intendanten von Unterkrain mit dem Sitze in 
Neustadtl ernannt, an Stelle des Mr. Breteuü, der in den Staatsrath 
berufen wurde. Am 1. Jänner 1811 wurde Wucher als Intendant nach 
Oberkämten versetzt, machte sich später österreichischer Gesinnung 
verdächtig und wurde von den Franzosen gefänglich abgeführt. Zum 
Generalsecretär der Neustadtler Intendanz wurde Mr. Geoffroy, Ex- 
beamter der Generalintendanz, ernannt. An die Spitze der Intendanz 
von Innerkrain mit dem Sitze in Adelsberg kam Qodefroi Adrian de 
Varburg^ früher Mitglied der Görzer Regierung, an die Stelle des 
Auditeurs Petit de Beauverger^ der wieder in den Staatsrath eintrat. 
Generalsecretär dieser Intendanz wurde Luycks de Begipont^ welcher 
bereits Secretär des Herrn de Beauverger gewesen war. Leopold 
Lichtenberg fils, so nennt ihn das Decret vom 6. September, wurde 
zum Intendanten von Görz an Stelle des in den Staatsrath berufenen 
Mr. Cochelet ernannt, und der Ex-Polizeicommissär|von Görz, Tournal, 
zu dessen Generalsecretär; endlich der Expräfect von Istrien, Cälafati, 
zum Intendanten von Istrien. 



813 

Das Bedürfniss, auf die öffentliche Meinung der neuen Unterthanen 
Frankreichs einzuwirken, führte zur Schaffung eines Begierungsorgans, 
des ^Telegraphe offidel des Provinces lUyriennes^ Der Name ,Telegraphe' 
sollte die für jene Zeit telegraphenähnliche Schnelligkeit andeuten, 
mit welcher dem Publicum die politischen Nachrichten zukommen sollten. 
Der Generalgouverneur, unter dessen Auspicien der ,Telegraphe^ das 
Licht der Welt erblickte, wollte demselben die ihm täglich durch 
Stafette aus Paris zukommenden, nicht mehr als acht Tage alten Neuig- 
keiten mittheilen. Die Pränumerationsankündigung erschien am ersten 
September 1810 in französischer, italienischer, deutscher und illyrischer 
Sprache. Darnach sollte das neue Blatt, zweimal wöchentlich (Mittwoch 
und Samstag mittags) erscheinend, zum Preise von 20 Frs. jährlich die 
öffentlichen Acte des Kaiserreichs und des illyrischen Gouvernements, 
sowie andere, welche ,auf den Geist des Lesers und die Interessen des 
Handels von Einfluss sein können^ (,ainsi que les autres, qui pourront 
influer sur l'esprit du lecteur et sur les interßts du commerce'), in 
einem Supplement aber die Civilacte und gesetzlichen Bekanntmachun- 
gen der Gerichtstribunale, sowie auch Privatankündigungen bringen. 
Drucker und Verleger war Josef Sardi, welchen der Marschall zum 
Typographen und Director der kaiserlichen Begierungsdruckerei in 
Laibach ernannt hatte. Die erste Nummer erschien am 3. Oktober 1810 
in kl. Folio. 

In der Einleitung ,Aux Abonnäs' heisst es unter anderm, dass das 
Blatt durch die Mehrsprachigkeit der Ausgabe in dem Umfange be- 
schränkt Sei und daher nicht alle Gegenstände, die es wünschte, be- 
handeln könne. (Quant ä Tesprit du Töl^graphe illyrien, les bomes dans les- 
quelles il est forc6 de se renfermer, par la multiplicitä des ^ditions que Ton en 
fait en plasieurs langlies, ne lui permettent pas de se livrer enti^rement ä 
tout celui qui ranime et qu'il d^ireroit de propager avec Energie parmi les 
peuples nouvellement soumis au plus grand, au plus puissant des Souverains.) 

Aber die Massregeln einer wohlthätigen (bienfaisant) und väter- 
lichen Begierung, von denen das Blatt Bechenschaft geben wird, werden 
von selbst sprechen (parleront d'elles memes), und die verschiedenen, die 
illyrischen Provinzen bildenden Völker werden leicht empfinden, wie 
die Interessen ihrer Heimat (de leurs patries respectives) mit dem all- 
gemeinen Interesse des grossen (vaste) Kaiserreichs des Occidents 
(Empire de TOccident) verknüpft sind. 

Der Aufruf schliesst: 

,Des principes incontestables, qui tiennent ^galement ä la sagesse, au 
bon ordre, et ä ces memes int^r^ts respectifs, doivent Temporter sur cet 



814 

esprit d*affectioD, qui ne seroit blamable, qu'autant qa*il seroit exclosif ; car il 
est jnste de convenir d'ailleurs, que la simple affection ne sauroit ne pas exi- 
ster, ^tant Teffet n^cessaire d'une habitade enracin^e depnis plasienrs si^cles. 

II est cependant bien sür, que la gen^ration qui croit et s^avance, 
trouvera ais^ment son compte dans les grands ^v^nemens qoi sont arriv^s, 
et qa*il n'j aura plus pour eile d*obstacle qui Tempeche de reconnoitre et 
de sentir, combien les innovations ötoient demandees et commandees par les 
intärdts mdmes de rhumanit^. 

Le grand oeuvre n*est pas encore accompli et ne le sera meme qu'au- 
tant qa*on pourra le concilier avec les passions et les habitndes. On aura 
toujours infinement gagn^, si, en r^glant mieux les unes, on aura chang^ et 
am^lior6 les autres, moyennant T^ducation, les connaissances, les 6tablissemens 
et les lois soutenues d'un grand pouvoir.^ 

Vom 1. Januar 1811 an wurde der ,TSlegraphe' mit der ,Laibacher 
Zeitung' vereinigt, deren Redacteur Professor Pesenegger war. Von 
da an erschien das Regierungsblatt deutsch, französisch und illyrisch. 
Die Redaction des auf Deutschland bezüglichen Theils übernahm 
Pesenegger. Die italienischen Nachrichten redigirte Vitali. Beaumes 
war ,Directeur' des ,Telegraphe/* 

Das Postwesen wurde vorläufig auf österreichischem Fuss be- 
lassen, nur hatte der Intendant mittelst Schreibens vom 29. November 
1809 an den Postdirector Kermel angeordnet, dass die Briefträger und 
Postillone die französischen Farben und eine Kupferplatte mit der 
Aufschrift ,Briefpostdienst (Pferdepostdienst) der Illyrischen Provinzen' 
in der Landessprache tragen sollten. Ein Erlass des Generalintendanten 
vom 20. Dezember 1809 regelte vom 1. Januar 1810 angefangen die 
Postgebühren. Als Porto für einen einfachen Brief wurden vier Kreuzer 
in gutem Gelde für das Inland, Dalmatien ausgenommen, und acht 
Kreuzer für das Ausland festgesetzt. 

Ein regelmässiger Dienst für die ganze Ausdehnung der Provinz 
wurde eingerichtet. Zweimal wöchentlich empfing der Ma-rschall Nach- 
richt von den entferntesten Punkten. 



* Die Laibacher Studienbibliothek besitzt ein wohlerhaltenes Exemplar, wohl 
ein ünicum, dieses Blattes. Es enthält die Pränumerationseinladung , dann Nr. 1 
französisch-italienisch, Nr. 2 französisch, Nr. 3 französisch-italienisch, Nr. 4 franzö- 
sisch, 6—10 italienisch, 11—26 französisch. Dann folgt der Jahrgang 1811 Nr. 1 
bis 64 französisch (65 fehlt); 66—104 (28. Dezember); 1812: Nr. 1-64, 65 (doppelt, 
abweichenden Inhalts), 66—105; 1813: Nr. 1—68 französisch, 69—71 dreispaltig 
(deutschTfranzösisch-italienisch), 72— -75 französisch. Die letzte Nummer ist 75, vom 
22. September 1813. 



315 

Die Geschäfte der Polizei besorgte im Beginne der französischen 
Herrschaft die Militärbehörde. Der jeweiUge Platzcommandant fungirte 
als Polizeicommissär. Am 15. Januar 1810 wurde ein Herr Toussaint 
vom Herzog von Ragusa zum Commissaire General de Police ernannt. 
Der Intendant Graf Fargues setzte sich mit demselben in Verbindung 
und forderte ihn auf, ihm aÜe drei Tage über alle Vorfälle und die 
öflFentUche Stimmung (esprit public) einen Rapport abzustatten und 
über alle wichtigeren Vorfälle binnen 24 Stunden zu berichtön. Der 
Generalcommissär der Polizei leitete unmittelbar alle, selbst die nie- 
deren Polizeianstalten, welche letztere übrigens, insoferne sie den 
Detaildienst jeder Gemeinde betrafen, von den Gemeindevorstehungen, 
und zwar in Gemeinden von mehr als 5000 Seelen durch einen eigenen 
Polizeicommissär, in den übrigen aber durch ein Mitglied des Municipal- 
rathes ausgeübt wurden. Der Verkehr war noch im Jahre 1810 durch 
die sogenannten Passirzettel (Laissez passer) beschränkt, welche jeder 
Einwohner, selbst um im heimischen Bezirke seinen Geschäften nach- 
gehen zu können, bei den damals noch bestandenen Bezirkscommis- 
sariaten lösen musste, wofür eine unbedeutende Gebühr entrichtet 
und an den General-Polizeicommissär abgeführt wurde. Die Massregeln 
zur Aufrechthaltung der Innern und äussern Ruhe und Sicherheit wur- 
den durch das französische Gouvernement nicht vernachlässigt. Das 
Zusammenwirken der Civil- und Militärautoritäten, der Polizei nem- 
lich und der Gensdarmerie, als der militärisch organisirten executiven 
Staatspolizeimacht, hatte den besten Erfolg. Die zahlreichen Räuber- 
banden, welche, eine Erbschaft der früheren Verwaltung, die Strassen 
vorzüglich in Istrien, auf dem Küstenlande, aber auch in Krain bis 
vor die Thore von Laibach unsicher machten, wurden durch das kräf- 
tige Eingreifen des Gouvernements, durch das standrechtliche Ver- 
fahren und die mit demselben verknüpfte Anordnung, die Todesurtheile 

in der Heimat und vor dem Familienhause der Verbrecher vollziehen 

* 

und letztere dort auch am Galgen vermodern zu lassen, insbesondere 
aber durch die von Marschall Marmont selbst im Jahre 1810 verfügte 
Massregel, die Gemeinden für die in ihren Bezirken verübten Raub- 
anfälle verantwortUch zu machen, nach und nach ganz ausgerottet. 
Am 30. Januar 1810 sah Laibach das Todesurtheil eines Special-Kriegs- 
gerichts unter dem Vorsitze des Barons von Rouselle, Oberst des fünften 
Linienregiments und MitgUed der Ehrenlegion^ an fünf Bauern aus der 
Gegend von S. Oswald vor der Mauer des Friedhofes von S. Christoph 
vollziehen. Die Verurtheilten gehörten zu einer Bande, welche unter 
Mitwirkung von zwei Schulmeistern und des Pfarrers von S. Oswald 



816 

den Capitän Boissac, Generaladjutanten, und den Herrn Vemazz, Secre- 
tär und Dolmetsch des Marschalls Marmont, sowie mehrere andere 
französische Offiziere und Militärpersonen ermordet hatte, eine ver- 
dammenswerthe That, in welcher wir aber wohl nur einen verspäteten 
und sicher nicht mehr zeitgemässen Ausläufer der verunglückten Ok- 
toberinsurrection zu sehen haben. Die Verurtheilung erfolgte auf Grrund 
der Artikel I, II, IV und VI des Gesetzes vom 29. Nivose des Jahres VI 
der Bepublik, und das Kriegsgericht verordnete den Druck, öffentlichen 
Anschlag und die Vertheilung von 600 Exemplaren des Urtheils in 
französischer, deutscher und slovenischer Sprache, ein weiterer Beweis 
für die Wichtigkeit, welche diesem Fall beigelegt vmrde. Die Bauern- 
schaft zeigte sich übrigens den grössten Theil des Jahres 1810 hin- 
durch noch sehr aufgeregt durch die Eintreibung der Kriegscontribu- 
tion und gab sich daher leicht zum Werkzeug gewissenloser Aufwiegler 
her. So wurde im Juni 1810 ein gewisser Eeubd^ österreichischer 
Exfourier und Bediensteter der Tabakregie, verhaftet, weil er den 
Bauern vorgespiegelt hatte, die grundherrlichen Abgaben wären auf- 
gehoben, infolge dessen dieselben auch die Zahlung der Eriegscon- 
tribution verweigerten. 

In Bezug auf Ld>emmittdvers(>rgung traf das französische Gou- 
vernement zweckmässige Anstalten und wachte mit Strenge über ihre 
Durchführung. So wurden am 17. Juni 1810 die Fleischhauer Martin 
Gregoranz und Johann Urbas verhaftet, als verdächtig, ^absichtlich 
Schwierigkeiten in der Approvisionirung verursacht zu haben'; die 
Laibacher Fleischhauer wurden ihres Privilegiums verlustig erklärt 
und die Fleischausschrotung zu 12 Kreuzer das Wiener Pfund (livre) 
einem Mr. Layoux übertragen. Anfänglich waren die Lebensbedürfnisse 
allgemein tarifirt, später wurde der Tarif nur für die nothwendigsten 
Artikel von den Gemeindevorstehungen unter Aufsicht der Intendanzen 
festgestellt. Die von der französischen Regierung proclamirte Gewerbe- 
freiheit erzielte übrigens eine grössere Concurrenz der Verkäufer und 
damit auch billigere Preise. 

Auch das gute Verhältniss Marmonts zu den österreichischen 
Nachbarbehörden und das Entgegenkommen der letzteren trug wesent- 
lich zur Linderung der Noth bei, welche infolge des Krieges durch 
den Mangel an Schlachtvieh sich einstellte. Die österreichische Re- 
gierung bewilligte die freie Einfuhr von 12,000 ungarischen Ochsen und 
unbeschränkte Einfuhr von Getreide. 

Die Aufhebung der Spielbanken in Laibach, Görz und Fiume, 
welche im Jahre 1810 erfolgte, macht dem französischen Gouvernement 



817 

Ehre ; freilich waren dieselben zunächst eben durch die Truppenanhäu- 
fung in diesen Gegenden herbeigezogen worden, und es wurde in eini- 
gem Gegensatze mit dieser Massregel die Zahlenlotterie als Einkommens- 
quelle zur Demoralisirung der unteren Yolksklassen beibehalten und 
sogar, wie wir gesehen haben, officiös angepriesen. 

In Bezug auf die Presse sah sich die Regierung zu einer, frei- 
lich durch die aussergewöhnlichen Verhältnisse beim Beginne ihrer 
Wirksamkeit einigermassen gerechtfertigten, Präventivmassregel ver- 
anlasst. Am 27. Juli 1810 wurde eine GeneralcenstMr (Censure Generale) 
der Illyrischen Provinzen in Laibach errichtet, für Bücher und periodi- 
sche Schriften. Die Triester Zeitungen mussten vor ihrer VeröflFent- 
lichung zur Genehmigung nach Laibach geschickt werden. 

In sanüätischer Beziehung geschah viel für die Impfung: Am 
26. Oktober 1810 erliess der Generalgouverneur eine diesfällige In- 
struction in deutscher, französischer, italienischer und slovenischer 
Sprache. Die Intendanten wurden beauftragt, dieselbe an alle Sanitäts- 
offiziere, Civilfunctionäre, Bischöfe, Seelsorger und überhaupt an die 
einflussreichsten Personen ihres Arrondissements zu vertheilen. Eine 
öffentliche Kundmachung erging an die Bevölkerung. Es wurde für 
das Jahr 1811 eine Prämie von 3 Frs. für jedes glücklich vaccinirte 
Individuum ausgesetzt, die Aufnahme in Lyceen oäer andere öffent- 
liche Staatsanstalten von der Nachweisung der Impfung abhängig ge- 
macht, und diese directe und indirecte Aufmunterung war von augen- 
blicklichem Erfolge. Laibach und seine Umgebung, der Adelsberger 
und Neustädtler Kreis, Civil- und Militärkroatien zeichneten sich durch 
die Menge der geimpften Kinder aus. Im Neustadtler Kreise allein 
belief sich ihre Zahl auf mehr als 9000. Da jedoch die Begierung 
ihre Versprechungen nicht einhielt, nicht allein die Prämien nicht zahlte, 
sondern nicht einmal die geleisteten Vorschüsse und Auslagen ver- 
gütete, so erkaltete der Eifer, und es scheiterten demnach die besten 
Absichten an dem unzulänglichen Budget der Illyrischen Provinzen. 

Für die ForstverwaUung ^ Jagd und Fischerei wurden drei Ad- 
ministrationen unter dem Titel ,Conservationen der Gewässer und 
Wälder' errichtet; die erste für Krain, Kärnten und Istrien mit dem 
Sitze in Laibach, die zweite für Civilkroatien, Fiume und die quarneri- 
schen Inseln in Karlstadt, die dritte für Dalmatien und Bagusa in 
Fiume. Dem Conservateur war ein ansehnliches Personale von In- 
spectoren, Unterinspectoren, Forstmeistern, Förstern und Forstmessern 
beigegeben. Conservateur und Generalinspector in Laibach war im 
Dezember 1810 Ladevese^ Inspector Bonniot. Das System war gut, 



318 

aber seine Ausführung mangelhaft. Die Conservateurs waren keine 
Fachmänner, bereisten ihre Bezirke selten und Hessen dadurch den 
übrigen Oberbeamten freien Spielraum zu Erpressungen jeder Art. 
Dass die Waldungen nicht gänzlich devastirt wurden, verhütete Hur 
die Treue der eingebornen Forstmeister und der wegen vollkommener 
Sperrung des Seehandels ungemein niedrige Holzpreis. Auf die Ge- 
meindewaldungen übten die Conservateure keine Aufsicht, wenn sie 
auch gesetzlicli geboten war; sie wurden nach Willkür ausgebeutet. 
Das Jagdwesen lag zur Zeit der französischen Herrschaft in Krain sehr 
darnieder und der WUdstand verminderte sich bedeutend.* 

In geistlichen AngdegenheHen liess sich die Regierung des Mar- 
schalls Marmont nur durch öffentliche Rücksichten bestimmen, ohne 
besondere Bedachtnahme auf religiöse Bedürfnisse oder humane Zwecke. 
Die Güter des Deutschen und des Malteser-Ritterordens wurden im 
Dezember 1809 sequestrirt. Das Kapuzinerkloster in Laibach wurde 
(14. Juni 1810) aufgehoben und seine Insassen nach Lack gewiesen, 
ungeachtet die Vertreter (deputes) der Stadt Laibach und ihrer Um- 
gebung eine Bittschrift um ihre Belassung an den Generalgouverneur 
richteten, in welcher sie sich auf seine Grossmuth beriefen, von welcher 
die religiösen Orden lUyriens bereits vorzügliche Beweise erhalten 
hätten. Kloster und Kirche der Kapuziner wurden in ein Artillerie- 
depositorium umgewandelt. Empfindlicher war -für Stadt und Land das 
Eingehen des Barmherzigen-Convents nach 25jähr. wohlthätiger Wirk- 
samkeit (1785 — 1811). Noch am 13. August richtete Prior Faustus eine 
Bittschrift an General Baraguay d'Hilliers um -^Zahlung eines rück- 
ständigen Staatsbeitrags, indem er sich mit Recht darauf berief, dass 
dieses von Kaiser Josef gegründete Institut die Armen ohne Unter- 
schied der Religion und des Standes unentgeltlich aufnehme und auch 
während des letzten Krieges viele kranke und verwundete französische 
Soldaten aufgenommen habe. Die Zuflüsse des Ordens versiegten all- 
mälig, da die französische Regierung die Obligationsinteressen nicht 
zahlte und überhaupt die Humanitätsanstalten als Sache der Gemein- 
den erklärte, und am 8. März 1811 mussten die barmherzigen Brüder 
die Stätte ihres menschenfreundlichen Wirkens verlassen. Am 17ten 
Dezember 1810 ward das CoUegiatcapitel in Neustadtl aufgehoben und 
an der S. Nicolaikirche ein Pfarrer mit 1000 Frs. Gehalt angestellt. 
Die Dotirung eines Kaplans und die übrigen Kirchenerfordernisse über- 



I 



^ Beiläufig sei hier 'erwähnt , dass Maxschall Marmont ein Viergespann von 
Hirschen hielt, deren einer den wildreichen Forsten von Zobelsperg entstammte. 



319 

liess die Regierung der Sorge der Gemeinde. Die geistlichen Semi- 
narien hörten beim Eintritt der französischen Herrschaft auf, da ihre 
Einkünfte aus Stiftungskapitalien, deren Interessen die Regierung nicht 
zahlte, und aus dem Religionsfonde versiegten. Zu Anfang 18il wurden 
jedoch für 30 Alumnen 3600 fl. bewilligt. Da sich die Regierung in der 
Absicht einer strengeren Handhabung der Conscriptionsgesetze vor-, 
behielt, die Zahl der jähriich auszuweihenden Alumnen zu bestimmen, 
so machte sich bald ein Mangel an Seelsorgern umsoinehr fühlbar, als 
viele schon wirklich dienende Priester aus Dlyrien emigrirten. 

Für die Bedürfnisse des Verkehrs wurde von Marschall Marmont 
in einsichtsvoller Weise Sorge getragen. An die Spitze des ßhaussee- 
und Brückencorps\ gebildet aus den besten Civilingenieuren Krains, 
wurde der aus Frankreich berufene geschickte Ingenieur Blanchard 
gestellt. Dem Handelsstand gegenüber zeigte sich die Regierung den 
Privilegien nicht günstig. Sie begünstigte die -Niederlassung fremder 
Kauf leute, insbesondere zur Hebung des Commissionshandels, trotz des 
Einspruches der Laibacher Handelsleute und der Municipalität. Nach 
drei Jahrhunderten mittelalterlicher Intoleranz machte sich der erste 
Jude unter französischem Schutze in Laibach ansässig. Abraham 
Reimann^ von Memelsdorf in Baiern, war als Lieferant mit der fran- 
zösischen Armee von Toulon nach Wien gekommen, und als Laibach 
die Hauptstadt der illyrischen Provinzen geworden und die alten 
Pergamente unschädlich gemacht waren, liess sich Heimann mit seinem 
Neifen Simon in Laibach nieder und eröffnete ein Manufacturwaren- 
Geschäft. Als die österreichischen Bancozettel ausser Cours gesetzt 
wurden, machte Heimann dem" Intendanten Grafen Fargues den Vor- 
schlag, ein Bureau de change zur Einlösung und Ausserlandschaffung 
dieses Papiers zu errichten, was auch angenommen wurde. Der jüdische 
Eindringling kam den Laibacher Kauf leuten natürlich sehr ungelegen, 
hatte aber an den französischen Machthabern stets eine kräftige 
Stütze. Auf Heimanns Beschwerde, dass er kein Gewölbe zur Miethe 
erhalten könne, gab der Intendant kurzweg dem Maire von Laibach 
den Auftrag, den Eigenthümer des in der Spitalgasse Nr. 268 leer 
gestandenen Gewölbes zu verhalten, es dem Heimann zu vermiethen, 
was auch geschah. Abraham Heimann associirte sich sohin mit Moses 
Heimann unter der Firma Gebrüder Heimann. Dem Letzteren wider- 
fuhr im Jahre 1811 bei einer nach Klagenfurt zur Auswechslung 
von Bancozetteln unternommenen Reise die Unannehmlichkeit, durch 
Namensverwechslung von der österreichischen Behörde arretirt und 
ungeachtet der energischesten Reclamationen Marmonts drei Wochen 



820 

festgehalten zu werden, wodurch er wegen des inzwischen gesunkenen 
Kurses einen Verlust von 12,000 Gulden erlitt Kurze Zeit darauf 
veranlassten die Gebrüder Heimann die Entdeckung eines Banknoten- 
fälschers in Krainburg und verzichteten in patriotischem Gefühle auf 
die ihnen nach österreichischem Gesetz gebührende Belohnung. 

Einer ausgiebigen Wirksamkeit auf dem Gebiete der Landunrth- 
schaft waren die Zeitverhältnisse nicht günstig. Die krainische Land- 
wirthschaftsgesellschaft hatte ihre Thätigkeit eingestellt. Marschall 
Marmont that, was unter diesen Umständen von Regierungs wegen 
möglich war, er liess 200 Pferde von der Artillerie und Cavallerie 
an vermögliche Landwirthe gegen Rückstellung unter Garantie ver- 
theilen. 



^ 1 Organisation des öffentlichen Unterrichts: 

Eröfhnng der Oentralsohole in Laibaoh. Vodnik In seiner Wirksamkeit als Lehrer und 
Sireotor. WaUaad, Batmioher, Hladnllr, Erriohtimg des iMtanisohen (Wartens. 

Der wichtigste von allen Zweigen des öflfentlichen Dienstes in 
Bezug auf die Wohlfahrt und Entwicklung der Völker, das Untere 
richtswesen^ erhielt ohne Zweifel durch die Initiative des wohlwollenden 
und aufgeklärten Marschalls die erste umfassende Organisation durch 
eine Arrßte des Generalgouvemeurs vom 4. Juli 1810. Die Schulen 
zerfielen darnach in ^Ecoles centrales^, ßymnases'' und ^Lycees*-. In 
jeder Gemeinde sollte eine Primärschule für Knaben, in jedem Cantons- 
(Bezirks-) Hauptort eine solche für Mädchen bestehen. Zwei Schulen für 
Kuv,st und Gewerbe (in Zara und Laibach) sollten den neuen Plan 
der öflfentlichen Erziehung vollenden. Gymnasien sollte es 25 geben, 
in Laibach, Krainburg, Neustadtl, Adelsberg, Idria, Villach, Gmünd, 
Görz, Triest, Monfalcone, Capo d'Istria, Rovigno, Fiume, Zengg, 
Karlstadt, Scardona, Trau, Sebenico, Spalato, Veglia, Zara, Lesina, 
Macarsca, Ragusa und Cattaro; Lyceen in Laibach, Triest, Görz, 
Villach, Capo d'Istria, Fiume, Karlstadt, Zara, Ragusa; die Lyceen 
von Laibach und Zara wurden als Centralschulen organisirt, in welchen 
die Schüler der Gymnasien und Lyceen der anderen Provinzen ihre 
Bildung vollenden sollten. Bei jeder Centralschule sollte eine Biblio- 
thek, ein physikalisches und chemisches Cabinet und ein botanischer 
Garten errichtet werden. Unterrichtssprache in den Primärschulen 
die Landessprache (la langue du pays) ; in den Lyceen und Central- 
schulen das Französische oder Italienische mit Vorbehalt des Latei- 
nischen, wo es nöthig sein sollte. Gegenstände in den Primärschulen: 





321 

Lesen und Schreiben in der Landessprache, Elemente der Arithmetik 
und Katechismus, dieser nach Approbation des Generalgouverneurs; 
in den Gymnasien die Elemente des Französischen, Italienischen und 
Lateinischen, Arithmetik, Mass- und Gewichtssystem, Katechismus; 
Unterrichtssprache die Landessprache; in den Lyceen: Grammatik und 
Rhetorik des Französischen und Italienischen, Latein insoweit, dass 
die Schüler die Classiker expliciren können, Elemente der Geschichte 
und Geographie, Mathematik, Logik, Moral und Physik, im Laibacher 
Lyceum auch Kirchengeschichte, dogmatische und Moraltheologie; in 
den Centralschulen : französische, italienische und lateinische Beredt- 
samkeit, Metaphysik, Naturrecht und Moral, Universalgeschichte, Code 
Napoleon, Griminalrecht, Zeichnen, Architektur, Mathematik, Mechanik, 
Hydraulik, Experimentalphysik, allgemeine und pharmaceutische Chemie, 
Naturgeschichte und Botanik, Anatomie und Physiologie, Pathologie, 
Klinik, Heilmittellehre, Staatsmedicin , Chirurgie und Geburtshilfe. 
Die Eleven des Gymnasiums, der Lyceen und Centralschulen sollten 
wöchentlich einmal dem von einem Offizier abzuhaltenden militärischen 
Unterrichte beiwohnen. Die ZögUnge der Centralschulen behielt sich 
der Generalgouverneur vor, über Bericht des Generalinspectors des 
öflfentlichen Unterrichts zur Ausübung der Medicin, Chirurgie, Phar- 
macie, Feldmesskunst, dann als Ingenieure, Architekten und ßechts- 
gelehrte (hommes de loi) zuzulassen. Die Leitung des öffentlichen 
Unterrichts sollte ein Generalinspector führen, welchem es oblag, den 
Lehrplan zu bestimmen; die Aufsicht über die Primärschulen wurde 
dem Gymnasialdirector, jene über die Gymnasien dem Regenten des 
Lyceums zugewiesen. Diese sollten zweimal deä Jahres an dea Ge- 
neralinspector einen detaillirten Bericht erstatten, und dieser den 
Generalrapport im Wege des Intendanten dem Marschall vorlegen. 

Die Ernennung der Lehrer an den Primärschulen sollte den 
Ortsautoritäten vorbehaltlich der Genehmigung des Generalgouver- 
neurs zustehen, dieser die übrigen Professoren über Vorschlag des 
Generalintendanten ernennen. 

Inbetreflf der Einführung der französischen Sprache sagte die amt- 
liche Zeitung: ,Da das Französische die Sprache des Gouvernements 
und der Armee geworden ist, so sind Massregeln getroffen worden, 
dass alle Bewohner der illyrischen Städte in den Stand gesetzt wer- 
den, dieselbe zu erlernen. Zu diesem Ende sind in allen illyrischen 
höheren Lehranstalten Lehrstühle für die französische Sprache errichtet 
und sämmtliche Studirende, welche noch femer des Vortheils ihrer 
Stipendien gemessen wollen, müssen sich dieselbe eigen machen/ 

21 



322 

Zum Generalinspedor des öifentlicben Unterrichts war bereits 
im April 1810 Abbate Raphael Zeüi ernannt worden, mit einem Ge- 
halt von 18,000 Fi*s. und freier Wohnung im Schulgebäude. In Viterbo 
geboren, war Zelli vordem Paulanermönch in Rom; nach Aufhebung 
der Klöster wanderte er nach den österreichischen Staaten aus, wurde 
in Zara vom Gouverneur Grafen Goes als Professor der Philosophie 
angestellt, und als die Franzosen 1806 Zara erhielten, wusste sich 
Zelli durch seine Kenntnisse in der Chemie dem Herzog von Ragusa 
bemerkbar zu machen, der ihn zu seinem Privatlehrer machte und 
dessen Gunst ihm nun eine so einflussreiche Stellung verschaffte. 

Die Eröffnung der CentrcUschtUe in Laibach erfolgte am 15. No- 
vember 1810 im grossen Saale der öffentUchen Schulen in Gegen- 
wart des Marschalls, der höchsten Civil-, Militär- und geistlichen Auto- 
ritäten und einer grossen Zahl von Schülern und Zuschauern. Es 
wurden zwei Eröffnungsreden gehalten, eine französische durch den 
Generalinspector und eine lateinische durch den Regenten der Central- 
schule, Canonicus Josef Wailand.^ Nach der Ankündigung der Direc- 
tionskanzlei umfasste der Curs an dieser Schule ausser Philosophie 
und Theologie, wie am Lyceum, Medicin, Chirurgie, Chemie, Rechts- 
wissenschaft, Architektur und Feldmesskunst (arpentage), und es sollten 
den Schülern dieser Anstalt auch die akademischen Grade verliehen 
werden können. Kanzler der Centralschule (chancelier) war Matthäus 
Bavnikar^ geboren in Waatsch 20. September 1776, gestorben in Triest 
20. November 1845 als Bischof dieser Diözese.* 

Die Laibacher Centralschule erhielt (Decret vom 8. November 
1810) einen später berühmt gewordenen Naturforscher zum Professor 
der Naturgeschichte und Botanik. Franz de Paula Hladnik^ geboren 
29. März 1773 in Idria, gestorben in Laibach 25. November 1844, 
war im Jahre 1802 Director der Normalschule, 1807 Präfect des 
Gymnasiums. Marschall Marmont, der zu "der bestandenen chirurgi- 
schen auch eine medicinische Schule hinzugefügt hatte, begründete 
1810 einen botanischen Garten^ indem er dem Professor Hladnik 
nächst der Karlstädter Strasse ein Plätzchen von etwa 900 Quadrat- 



^ Josef Walland, geboren 28. Januar 1763 zu Neudorf bei Radmannsdorf, 
Priestor 15. November 1789, vollendete die höheren theologischen Studien in Wien, 
ward Katechet, Professor der Moral und Pastoral, 1805 Domherr, Schuloberaufseher, 
kam nach der Reoccupation Illyriens 1815 als Gubernialrath nach Triest, wurde 
2. Oktober 1818 Bischof, 3. August 1830 Erzbischof in Görz und starb 11. Mai 1834. 

« Wurzbach, biogr. Lex. XXV. 43. 



vJ 



323 

klafter anwies, welches später die krainische Landwirthschaftsgesell- 
schaft ansehnlich vergrösserte. 

Marschall Marmont behielt die Lehrkräfte des früheren Lyceums 
in der neuen ,Centralschule* bei; er bezeichnet sie ausdrücklich als 
,ausgezeichnet befähigte Leute'. 

Als ein Beleg für die Fortschritte der Zöglinge an der Laibacher 
Centralschule erschien 1811 ein ,Plan de ville de Laybach, pris par les 
Kleves de la classe de mathematique et de dessin aux ^coles centrales de 
Laybach. Dessine par Jean Scherrer.^ 

Das Laibacher Gymnasium wurde durch das neue Studiensystem 
auf drei Klassen eingeschränkt, in welchen Geschichte in Verbindung 
mit Erdbeschreibung, Latein, Französisch, Mathematik, Mass- und 
Gewichtssystem und als unobligat Italienisch gelehrt wurde. Der 
Gymnasialdirector war zugleich Inspector der Primärschulen seines 
Bezirkes. Diese Stelle erhielt Vodnik^ und zugleich wurde er Director 
der Kunst- und Gewerbeschule (,^cole d'arts et metiers*), welche in 
drei Klassen getheilt war: Bau-, Tischler- und Schlosserschule. Jede 
-Klasse hatte ihren Lehrer ; Religion und Zeichnen lernten die Schüler 
in der städtischen Primärschule. Mit 12. November 1810 begann am 
Gymnasium der Unterricht nach dem neuen System. Vodnik lehrte 
Geschichte und Erdbeschreibung. Seine CoUegen waren : M, Stupper^ 
Lehrer des Französischen und des Mass - und Gewichtsystemes ; 
Gregor DoUer für Latein und Arithmetik; KaUister für Französisch 
und Geometrie; Eisler für lateinische Grammatik und Arithmetik; 
Franz Chaurag (schön im Jahre 1796 Sprachlehrer am Gymnasium)* 
für französische Literatur; Pesenegger für lateinische Literatur. Die 
Lehrer erhielten nur die allgemeine Weisung, ihre Gegenstände zu 
lehren und die Jugend so viel als möglich schon von der ersten Klasse 
an im Französischen zu üben. Einen detaiUirten Lehrplan gab es 
nicht, dieser war Sache der Lehrerschaft. Grösstentheils mussten die 
früheren Lehrbücher beibehalten werden. Es mögen alle Gegenstände 
gelehrt worden sein, aber die Classification findet sich nur über Ge- 
schichte und Erdbeschreibung, Latein und Französisch. Unterrichts- 
sprache war anfänglich das Deutsche und Slovenische, später das 
Französische. Das Laibacher Gymnasium zählte im Schuljahre 1810: 
352, 1811: 343 Schüler, Zahlen, die nicht unter dem Durchschnitte der 



^ Im Musealarchiv, vide Musealheft 1856 S. 61. 

- Das Französische war auch unter der österreichischen Regierung obligater 
Gegenstand. 

21* 



324 

östeireicfaischen Herrschaft stehen. Das Gjmnasiam in NeustadU be- 
stand im Jahre 1811 ohne Abtheilung in zwei Semester blos aus der 
ersten und zweiten Klasse. Die französische Sprache war auch hier 
obligater G^enstand. 

Die tiefgreifendste Veränderung vollzog sich an der Voücssehuk 
(der französischen ,Primärschule'). Den bischöflichen Consistörien 
wurde ihre Leitung entzogen, die Diöcesan - Schuloberauf seherstelle 
erlosch. Nach dem französischen Schulplane wurden die Katecheten- 
stellen tiberflüssig, denn es genügte, den vorgeschriebenen, mehr die 
Pflichten des Staatsbürgers als jene des Katholiken betonenden ,Ca- 
techisme de TEmpire fran^oise' memoriren zu lassen. Infolge dessen 
wurde auch der bisherige Normalschulkatechet Andreas Wruss auf 
die Pfarre Soderschiz befördert. An der Laibacher Hauptschule wurden 
zwei Klassen errichtet, in denen nach dem neuen Lehrplane die An- 
fangsgegenstände in der Landessprache gelehrt werden mussten. Schüler 
mit gutem Fortgange sollten aus dieser Schule in die erste lateinische 
Klasse übertreten. Ausser diesen beiden Klassen gab es noch eine 
dritte höhere für solche, welche nicht weiter studiren wollten. In 
dieser liess der Marschall das Deutsche unter der Bedingung zu, dass 
gleichzeitig das Französische gelehrt werde. Diese Klasse hiess auch 
die französisch-deutsche Elementarschule. Ausser Religion und den 
Sprachen wurde da Schönsehreiben, Zeichnen, Erdbeschreibung, Arith- 
metik, Geometrie und Mechanik gelehrt. Als Lehrer fungirten: Josef 
Golob^ Josef Winscheg^ Friedrich Strohmayer^ Andreas Kopüar, Vincenz 
Dorfmeister (Zeichnen) und als Repetent und Supplent Matthäus 
Klander. Der Gehalt war auf die wirklich bettelhafte Summe von 
400 Francs festgesetzt, neben welcher alle sechs Lehrer' noch ein 
Quartiergeld von 1200 Francs bezogen. Es wurde in den Primär- 
schulen ein Schulgeld mit monatlich ein Franc eingeführt, dessen 
Ertrag für die Lehrerbesoldungen bestimmt war; das Abgängige musste 
die Gemeinde herbeischaflfen. 

Die österreichischen Schulmänner zeigten sich mit der Neu- 
gestaltung der Volksschule nicht zufrieden. Den bisherigen Normal- 
schuldirector in Laibach, Johann Eggenherger^ bestimmte die Absicht 
der französischen Regierung, das Deutsche aus der Volksschule zu 
verbannen und damit deutsche Kultur und Sitte zu vernichten, auf 
seine Stelle zu resigniren, weil er, wie er selbst sagt, unter solchen 
Umständen seinem Vaterlande Krain nicht mehr nützlich sein könne. 
Vodnik übernahm die Direction der Laibacher Primärschulen unent- 
geltlich, dagegen erhielt er für die Direction der Gewerbeschule 



325 

600 Frs. Diese Schule war von 5 Maurer-, 7 Tischler- und 8 Schlosser- 
lehrlingen besucht. Sie kostete 1327 Francs und die Lehrer hatten 
400 bis 500 Francs Gehalt. 

Während' das Gymnasium unter französischer Herrschaft seinen 
Rang behauptete und die Schülerzahl constant blieb, sank der Besuch 
an der Laibacher Normalschule von 500 auf 250. Es mag dazu theils 
die allgemeine Militärpflicht, theils der missglückte Versuch, das Slo- 
venische an die Stelle des Deutschen zu setzen, beigetragen haben. 

6. Sociales Leben (Vereine, Theater). OffLcielle Feste. Die Hnldignngsdepntation. 
Karmont verlässt Ulyrien. Sein Verhältniss war eroberten Provinz. 

Es ist begreiflich, dass das gesellige Leben der Landeshaupt- 
stadt durch die Kriegswirren und die damit verbundenen Verluste 
und Umwälzungen gelitten hatte, aber bei der Erhebung Laibachs 
zur Hauptstadt einer von lAenz bis Ragusa sich ausdehnenden, durch 
günstige Lage und die Intelligenz ihrer Bewohner entwicklungsfähigen 
Provinz, und bei dem durch den Zusammenfluss von Beamten und 
Fremden gesteigerten Verkehr konnte es ^ an Versuchen nicht fehlen, 
die Tage früheren lebensfrohen Genusses wieder heraufzubeschwören. 
Aus dem sogenannten Casino, das im Jahre 1800 ein gewisser Ca- 
stagna im Theatergebäude errichtete und welches eigentlich nur in 
zwei abgesonderten Zimmern für Honoratioren mit Billard und Zei- 
tungen bestand, entwickelte sich unter der Herrschaft der lebens- 
lustigen französischen Nation durch die Bemühungen des Kaufmanns 
Franz GaMe eine förmliche Casinogesdlschaft. Die Statuten wurden 
in einer Versammlung im Theatercasino am 25. Februar 1810 ange- 
nommen und sofort durch den General-Polizeicommissär Toussaint, 
der als ein ,für das Wohl der Stadt unermüdet thätiger Herr' gepriesen 
wird, dem Generalgouverneur zur Bestätigung vorgelegt, die am 
30. März 1810 mit dem Beisatze erfolgte, der Marschall sehe die 
Errichtung dieser Gesellschaft mit Vergnügen, dieselbe könne für 
den Handel wie für die wechselseitige Annäherung der Bewohner 
Laibachs nicht- anders als vortheilhaft sein, und die Grundsätze, auf 
denen sie beruhe, seien ganz dazu geeignet, ihr die Huld und Ge- 
wogenheit Sr. Excellenz zu erwerben. Am 22. April wurde das neue 
Casino am Hauptplatze im ersten Stock des Hauses Nr. 8 eröffnet. 
Zweck der Gesellschaft war nach den Statuten: ,Beförderung des 
vaterländischen Handels überhaupt, Beförderung richtiger Einsicht in 
die Bildung und den Geschmack unseres Zeitalters, Beförderung einer 



826 

für die gebildete Klasse anständigen gesellschaftlichen UnterhaltuD^, 
mit gänzlicher Beseitigung alles dessen, was in irgend eine, der öffent- 
lichen Staatsverwaltung nachtheilige Beziehung gesetzt werden könntet 
Das Laibacher Wochenblatt (Nr. XX vom 18. Mai 1810) begrtisste das 
Casino als eine Anstalt, von welcher sich ,mit Recht die glttcklichsten 
Folgen für den Handel, für das gesellige Leben, für die Büdung und 
für die seit längerer Zeit immer mehr verscheuchte Annäherung der 
Mitbürger an einander erwarten lassend Dass das Casino dieser Er- 
wartung entsprochen habe, ergibt sich schon aus der steigenden Mit- 
gliederzahl, welche noch im Jahre 1813 sich auf 178 belief. 

Wenn so ein neuer und bis auf den heutigen Tag wirksamer 
Mittelpunkt des geselligen Vergnügens, zugleich eine Börse für den 
Handelsstand, geschaffen wurde, erlitt die Geselligkeit andererseits 
einen grossen Verlust durch den gänzlichen Stillstand des ältesten 
Vereins: am 31. März 1809 hielt die philharmonische Gesellschaft ihre 
letzte Akademie in ihrem Saale, den bald darauf das Militär in Beschlag 
nahm. Die Gesellschaft sistirte sich selbst, die Beitragsleistungen 
hörten auf, die Direction führte aber die Geschäfte weiter. Das Kasse- 
buch eröffnete der Kassier 1810 mit der lakonischen Bemerkung: 
,1810, französische Regierung. Gänzlicher Stillstand des gesellschaft- 
lichen Vergnügens'. Ein einziges Lebenszeichen der Gesellschaft ver- 
zeichnen ihre Annalen unter französischer Herrschaft am 8. Januar 
1811, indem ihre Mitglieder an diesem Tage bei einer Akademie zum 
Besten der Waisenkinder mitwirkten, welcher auch der General- 
gouverneur beiwohnte. 

Die Laibacher Schützengesellschaft erlitt im Beginne der Fran- 
zosenherrschaft einen herben Verlust: am 26. November 1809 starb 
im Alter von 42 Jahren ihr patriotischer und verdienstvoller Vorstand, 
Oberschützenmeister 'Valentin Dreo. Marschall Marmont eröffnete am 
10. Dezember ein grosses Freischiessen auf der Schiesstätte und trug 
seinen Namen in das Schützenalbum ein. Die folgenden Jahre brachten 
an jedem Napoleonsfeste (15. August) ein Freischiessen. Bei dem des 
Jahres 1810 betheiligte sich der Generalgouverneur ebenfalls; das 
erste Best (12 Louisd'or) gewann ein Tiroler, Herr Fux, das zweite 
der Laibacher Glockengiesser Herr Vincenz Samassa. 

Die Laibacher Bühne konnte unter dem neuen Regime keine 
Anziehungskraft für das deutsche Schauspiel haben, welches dem Ge- 
schmacke der Sieger nicht entsprach. Es wurde durch die italienische 
Oper ersetzt: Am 1. Mai 1810 ertheilte der Intendant einer italie- 
nischen Operngesellschaft (opera buffa) die Bewilligung zu zehn Vor- 



327 

Stellungen, nachdem er ihre Ankündigung gesehen und genehmigt. 
Der ,TeIegraphe' schrieb in seiner Lpcalrubrik am 6. Oktober 1810: 
, Jusqu'ä präsent Ton ne parle et Ton ne chante sur le th^ätre de cette ville, 
qu'en allemand, le mieux que Ton sait. Ce soir on j parlera et chantera 
en fran9ais, le mieux que Ton saura. Ensuite Ton aura, dit-on, ä la saison 
avancee des paroles et du chant italien par des gosiers italiens. 

II est au reste bien difficile qu'on puisse r^unir beaucoup de monde ' 
au spectacle dans un pays ou les spectateurs sont partages, comme ici, en 
difFerens langages. On peut dire, il est vrai, que le chant est une langue 
universelle; mais pour celui, qui n'entend pas les paroles, ce chant devient 
son, et n'est plus que de la musique instrumentale sur un instrument assez 
souvent mauvais ou mal joue, d'autautplus ä decouvert, que Tauditeur n'est 
pas distrait ou compense par une espece de plaisir ou d'occupation qu'il 
trouverait dans les paroles.* 

Wir finden von italienischen Opernvorstellungen • verzeichnet : 
1810, 30. November: La scaltra Locandiera (L'Hötesse rusee) von 
Farinelli; 11. Dezember: ,L'avis au Jaloux' von Pavesi; 28. Dezember: 
,Les convenances theätrales' von Guglielmi. Signora Angolini als 
Primadonna. 

Die officiellen Feste trugen einiges zur Belebung der Gesellig- 
keit bei. Am Napoleonstage gab es öffentliche Spiele, Illumination, 
Feuerwerk; am 4. Dezember 1810 wurde in Laibach die Erinnerung 
an die Dreikaiserschlacht (Austerlitz) und die Krönung mit besonderer 
Feierlichkeit begangen. Es fanden öffentliche Gebete in der Landes- 
sprache (langue du pays) statt , zur Danksagung für die glückliche 
Schwangerschaft der Kaiserin. Abends war die Stadt illuminirt, es 
gab ,Transparents ingeniaux* an den von Autoritäten bewohnten Ge- 
bäuden. Am Thore des Gouvernementspalais (Bischof hof) ein Tableau 
mit Goldlettern: ,Vive Napoleon*, darüber eine Krone von der nem- 
lichen Farbe, umgeben von Lorbeer- und Olivenzweigen. ,C'^toit la 
maniere la plus simple d'exprimer les voeux unanimes des peuples pour la 
personne de TEmpereur*, wie der ,Telegraphe' sagte. Abends war grosses 
Diner beim Generalgouverneur, dem ein glänzender Ball folgte. Die 
erste Quadrille eröffnete der Generalgouverneur mit seiner Gemalin, 
dann der Fürst Dietrichstein ^ und General Graf Lauriston, Adjutant 
des Kaisers. 



^ Fürst Dietrichstein befand sich damals in Laibach in der Angelegenheit 
der Loiiisenstrasse (von Earlstadt nach Fiume), für welche er bei Marmont. eine 
besonders günstige Concession erwirkte. 



328 

Die Ständisch-Verordnetenstelle in Laibach hatte schon am 16ten 
Januar 1810 an die Landesregierung die Bitte gerichtet, die Liebe und 
unerschütterliche Anhänglichkeit der Stände und der Provinz Krain 
zu ihrem Jeweiligen^ Monarchen auch dem ^unüberwindlichen Eroberer, 
Sr. Majestät dem grossen Napoleon^ durch eine Deputation ,zu Füssen 
legen zu dürfen^ es hatte aber die Generalintendanz diese Bitte ab- 
gelehnt, weil Krain für sich allein keine Deputation absenden, sondern 
diess nur im Namen aller Illyrischen Provinzen geschehen könne, 
dazu übrigens die Bewilligung Sr. Majestät erforderlich sei, auch 
den höheren Behörden vorbehalten bleiben müsse, die Glieder der 
Deputation zu bestimmen. Anfangs Januar 1811 ordnete aber Mar- 
schall Marmont die Absendung einer Huldigungsdeputation der Illyri- 
schen Provinzen nach Paris an. ^Ein Widerschein von dem Glanee 
des Kaiserthrons und von Paris sölUe die netten ünterthanen blenden^ 
die nur eine verworrene Idee von unserer Grösse hatten,^ Die Städte 
Laibach, Villach, Görz, Kagusa, Fiume, Zara, Cattaro und Karlstadt 
stellten ihre Deputirten; jedes der sechs kroatischen Regimenter sandte 
einen Offizier, unter Anführung des Obersten Slivarich. Laibach ver- 
traten der Weihbischof Ricci und der Maire Baron Lichtenberg. Beide 
erhielten aus diesem Anlasse den Orden der Ehrenlegion und der letztere 
überdies den Titel eines Barons des Kaiserreichs (,Baron de l'Empire'). 

Am I.Januar 1811 Hess der Marschall aus Anlass des am kaiser- 
lichen Hofe erwarteten freudigen Familienereignisses Spenden in Geld 
und Lebensmitteln an bedürftige Familien aller illyrischen Städte aus- 
theilen. Am 26. dieses Monats verliess er Laibach, um den Carneval 
in Triest zuzubringen; am 26. Februar begab er sich mit einmonat- 
lichem Urlaub nach Paris und übertrug das Commando der Truppen 
in Illyrien einstweilen dem General Delzons. In Paris angelangt, be- 
richtete er dem Kaiser über die Bedürfnisse der Illyrischen Provinzen 
und die Nothwendigkeit, ihre Organisation zu vollenden. Wirklich 
wurde zu diesem Behufe eine Commission ernannt, welche sich streng 
an Marmonts Ideen hielt. Unter anderem erwickte er noch für die 
Dlyrischen Provinzen die Betheiligung an dem ihnen bisher versagten 
Küstenverkehr mit Italien. Der traurige Zustand der Armee von 
Spanien bestimmte eben damals den Kaiser, Massena von dort ab- 
zuberufen. Er schlug dem Marschall vor, den Oberbefehl zu über- 
nehmen, und eröffnete seinem Ehrgeize die Aussicht auf ein Vice- 
königreich. Am 26. April 1811 reiste Marmont nach Spanien ab, und 
hiemit war seine Wirksamkeit als Generalgouverueur von Illyrien defi- 
nitiv abgeschlossen. 



329 

Der Marschall war an der Spitze einer siegreichen Armee in 
das Land gekommen, welches unter den Kriegswirren so viel gelitten 
hatte ; er war durch die Bedürfnisse der Armee, welche zu befriedigen 
die erste Pflicht seiner militärischen Stellung war, zu erhöhten An- 
forderungen an die Leistungsfähigkeit der neuen Provinz gezwungen, 
welche zu schonen und zu erhalten ihm andererseits als Haupt der 
Civiladministration oblag. Wie er diese Doppelstellung zu vereinigen 
gewusst, was er in der Verwaltung seiner Provinz angestrebt und 
erreicht, ist auf Grund authentischer Originalquellen und Berichte 
geschildert worden. Der Marschall zeigte sich als administratives 
Talent, als ehrenhafter, ritterlicher und loyaler Charakter, als ein 
Mann, dem es nicht genügte, durch die Grewalt der Bajonette zu 
heiTSchen, sondern der auch bestrebt war, die neuen Unterthanen 
Frankreichs mit ihrem Lose zu versöhnen, sie durch seine persön- 
liche Liebenswürdigkeit, durch Festigkeit und Gerechtigkeit zu ge- 
winnen. Er sucht die Bedürfnisse des Landes kennen zu lernen, zeigt 
viel Verständniss für dieselben und weiss sie mit Entschiedenheit 
gegen den autokratischen Willen des Kaisers zu vertheidigen. Er 
besucht die Minen von Idria, interessirt sich für alle Details der 
Quecksilbergewinnung ; er bewundert die Adelsbef ger Grotte und den 
Zirknizer See und gibt eine Erklärung seines Erscheinens und Ver- 
schwindens, welche mit jener Arago's übereinstimmt. Er erkennt die 
,erbliche und entschiedene Zuneigung' an, ^welche die Bewohner Illy- 
riens ,mit Recht' für Oesterreich hegen, und wenn er sagt, dass er 
bei ihnen die ehrenhaftesten Erinnerungen zurückgelassen , so steht 
diese Aeusserung berechtigten Selbstgefühls in keinem Widerspruche 
mit den Berichten der Zeitgenossen und der Tradition in unserem 
Vaterlande. 



6, Feuersbrünste in Nenmarlctl und Krainburg. Gkbnrtsfeier des Zönigs von Born. 
Der neue Generalgouvemeor Gh?af Bertrand kommt in Laibaoh an (29. Jnni 1811). 

Of&oielle Feste und Lustbarkeiten. 

Während des auf Marschall Marmonts Abreise folgenden Inter- 
regnums wurden zwei blühende Städte Oberkrains von einem schreck- 
lichen Unglück getroffen: Am 30. März 1811 brach in NeumarM ein 
furchtbarer Brand aus, der 151 Häuser, über 100 Werkstätten und 
andere Gebäude verzehrte und welchem 75 Menschenleben zum Opfer 
fielen. Am 18. Mai 1811 brach in Krainburg im Hause Nr. 16 Feuer 
aus. Bei dem starken Winde breiteten sich die Flammen in zwei Stun- 



3:J0 

den über Stadt und Umgebung aus. Von 263 Häusern, welche die 
Stadt sammt Vorstädten zählte, wurden 184 in Asche gelegt, 11 Scheunen 
mit Getreide und Futtervorräthen verbrannten, ein Weib kam in den 
Flammen um. Die Pfarre und das Schloss Kieselstein (,La seigneurie') 
blieben verschont. Man schätzte den Schaden auf 300,000 Frs. Der 
Bürgermeister (sindic) Scaria und der Brigadier der Gensdarmerie 
retteten Kasse und Register des Steuereinnehmers. Der General-Polizei- 
commissär Toussaint brachte die Nachricht nach Laibach. Er begab 
sich sogleich zum Generalintendanten und zum Comraandanten en Chef, 
General Delzons, und nachdem er ihre Weisungen empfangen, reiste 
er nach Krainburg ab, in Begleitung von 250 Mann Cavallerie unter 
Commando des Escadronschefs Brunn. Sie blieben die ganze Nacht 
auf der Brandstätte und steuerten dem Umsichgreifen des Feuers. 
Unter den Bewohnern Krainburgs zeichnete sich ausser dem schon 
genannten Bürgermeister der Besitzer des Schlosses Kieselstein, Natale 
Pagliarucci, durch besonderen Eifer aus. Die französische Regierung 
leitete sogleich Sammlungen im ganzen Umfange der Illyrischen Pro- 
vinzen ein, welche für Neumarktl 14,786, für Krainburg 6952 Frs. er- 
gaben, und steuerte selbst für letztere Stadt 6000 Fi*s. bei. Mit kaiser- 
lichem Decret vom 25. Juli wurden ferner für Neumarktl 70,000 Frs., 
für Krainburg 30,000 Frs. bewilligt. Der Bürgermeister von Neumarktl 
richtete aus diesem Anlasse eine Danksagungsschrift in deutscher und 
französischer Sprache an Kaiser Napoleon. 

Die Geburt des Königs von Rom (20. März 1811), in welcher 
Napoleon seine letzten Wünsche erfüllt, die Herrschaft seiner Dynastie 
befestigt sah, der Vorbote eines neuen romanischen Kaiserthums, weckte 
den freudigsten Widerhall in den Illyrischen Provinzen. War es doch 
das Kind einer österreichischen Prinzessin, knüpfte man doch an die 
innigere Annäherung der beiden Dynastien die nie ganz aufgegebene 
Hoffnung,' dem alten Mutterlande wiedergegeben zu werden. Die Feier 
des freudigen Ereignisses war in Laibach nicht minder glänzend, als 
in allen übrigen Provinzen des weiten Reiches. 

Am 28. März langte die Nachricht in Laibach an und wurde mit 
101 Kanonenschüssen und dem Geläute aller Glocken begrüsst. 

Am 31. März 10 Uhr vormittags begaben sich der Generalinten- 
dant Maitre des requötes, Baron Belleville, und alle Civil- und Militär- 
autoritäten in grosser Galla in die Kathedrale zu dem vom Bischof 
celebrirten Hochamt und dem von ausgezeichneten Künstlern (artistes 
distinguös) ausgeführten Tedeum. Der Intendant von Oberkrain gab 
den Rekruten ein Diner. Der General-Polizeicommissär liess im Namen 



331 

der Regierung Wein an die Soldaten und Spenden an die Dürftigen 
vertheilen, ja er wusste sogar einen Augenblick die peinliche Lage 
(penible position) der Sträflinge durch eine doppelte Ration (double distri- 
bution) zu versüssen (adoucir). 

Der Generalintendant gab ein Diner, dem der Bischof von Lai- 
bach und sein Weihbischof und die Autoritäten beiwohnten. 

Um 8 Uhr abends Illumination, in der Redoute Bankett der Be- 
hörden und der angesehensten Einwohner, auf Subscription, während 
auf Kosten der Gesellschaft ein Ball für die übrigen Einwohner in 
der ,salle du spectacle* abgehalten wurde. Der Tanz dauerte bis 
Tagesanbruch. 

Mr. BeUoc^ Director des Enregistrement und der Domänen in 
Laibach, verfasste folgende Inschriften für die festliche Illumination: 

In auspicatissima 

Begis Bomae 

Natalitia 

Inscriptiones temporariae. 

Napoleonem Augustum 

Principe suavissimo 

Inclitae Napoleonidum Propaginis 

Ac Imperii aeternitatis 

Sponsore auctum 

Illyrici voti compotes 

Gratulantur 

Fauste feliciter 
Mariae Aloisiae Augustae 
Matri Sobolis Augustae 
Natae 
Ad populorum securitatem 
Imperii Firmamentum. 
Der Professor des Zeichnens und der Architektur an den Central- 
schulen in Laibach, M. Hyazinth Maina^ Hess eine allegorische Zeich- 
nung erscheinen, die er selbst in Kupfer stach, mit Virgils prophetischen 
Worten : 

,Jam nova progenies coelo demittitur afto, 
nie Deum vitam accipiet, Divisque videbit 
Permistos heroas et ip9e videbitur illis: 
Pacatumque reget patriis virtutibus orbem.' 



832 

Gonte Ägapito, ein Istrianer, Professor der Beredtsamkeit und 
Universalgeschichte und Bibliothekar an den Centralschulen in Lai- 
bach, dichtete zu obiger Zeichnung ein italienisches Sonett. 

Auch der 9. Juni, als der Tag der Taufe des Königs von Rom, 
wurde festlich begangen. Um 11 Uhr Hochamt in Gegenwart des 
Generalintendanten Baron Belleville, des Generals Baron Delzons, des 
General' Justizcommissärs Baron Coffinhal; Tedeum, Kanonenschüsse, 
Geläute aller Glocken. Die französischen und kroatischen Truppen 
standen unter den Waffen. Um halb 6 Uhr war Bankett beim General- 
intendanten, abends Illumination. Mr. Agapito dichtete ein zweites 
Sonett : 

AI fulminar del genio tuo guerriero 

Cadde il mondo a' tnoi pi^, vetasta Borna 

Chi a te si oppose stoltamente fiero 

Appena appena si rammenta e noma. 

Tu gia vedesti sovra il Tebro altere 
La barbarie natia depesta e doma 
Yenir sommessi al tuo pessente impere 
I Be cattivi cen la rasa chioma. 

Le tue belliche glorie estinte al fine 
Tu vedesti di pace ai di tranquilli 
Sacre e onorate ancor le tue ruine. 

Ma nel figlio del Grande un di vedrai 

Quel che ne* Seipj tuoi, ne^ tuoi Camilli 
E negli Augusti non vedesti mai. 

Am 29. Juni 1811 kam der Nachfolger Marschall Marmonts im 
Gouvernement der Illyrischen Provinzen, General Graf Bertrand^ in 
Laibach an. Die Stadt Triest hatte zu seiner Begrüssung eine De- 
putation entsendet. Am folgenden Tage empfing er das Offiziercorps, 
den Klerus und die Civilautoritäten. Dann stieg er zu Pferde und liess 
eine Viertelstunde ausser der Stadt das 8. leichte Infanterieregiment, 
zwei Bataillone des 5. und 6. Regiments illyrischer Chasseurs und die 
französische und kroatische Artillerie Revue passiren. Am 30. Juli 
reiste er nach Triest ab, um dort einige Tage zuzubringen; gegen 
Ende August machte er eine Tour durch Istrien. Anfang September 
besuchte er Civil- und Militärkroatien, und zu Ende dieses Monats 
das illyrische Küstenland von Fiume bis an die Grenze von Türkisch- 
Albanien. 



i 



833 

Graf Bertrand war es ohne Zweifel, welcher die kaiserlichen 
Spenden für die unglücklichen Städte Krainburg und Neumarktl aus- 
gewirkt hatte; er liess überdies aus seiner eigenen Kasse 500 Frs. an 
die Krainburger vertheilen. Ein Mann von dem edlen und wohlwollen- 
den Charakter Bertrands war ganz geeignet, das von Marschall Mar- 
mont mit Mässigung und Festigkeit begonnene Werk der Befriedung 
Ulyriens fortzusetzen. Neben ernsten Gesetzgebungsarbeiten gab es 
,Panem et Circenses' für das Volk und gesellige Feste für die höhere 
Gesellschaft. Zu beiden boten den besten Anlass die officiellen Jahres- 
feste. So lesen wir, wie der Napolepnstag (15. August) des Jahres 1811 
gefeiert wurde. Am Vorabend ertönten Artilleriesalven. Am folgenden 
Tage wurde nach stattgehabtem Hochamt und Tedeum eine grosse 
Revue abgehalten. Die Schützengesellschaft Laibachs (soci^t^ des Arque- 
busiers), deren Mitglied der Generalgouverneur war, veranstaltete ein 
Festschiessen, das vier Tage dauerte. Unter den Bedingungen der von 
,Sigismond de Gandin, Chef des Arquebusiers', und Thomas Dreo, Sous- 
Chef , erlassenen Einladung heisst es : ,8. L'arquebuse de Son Excellence 
sera placke en tete de tout les autres.' Abends war die Stadt illuminirt. 
Der Generalgouvemeur veranstaltete ein Bankett, an welches sich ein 
Festball anschloss; um 1 Uhr morgens fand das Souper statt. Ausser- 
dem gab es Weinvertheilung an die Soldaten, öflFentlichen Gratisball 
in der ,salle de spectacle' (Redoute) und ,abondantes distributions de pain' 
an die Armen. Der 25. August, der Jahrestag (föte) der Kaiserin wurde 
durch ein Volksfest in der Umgebung Laibachs ,dans une des prairies 
voisines*, mit Kletterbäumen und Sackrennen in Eimern und zu Fuss, 
in der Stadt durch Diner und Ball beim Generalgouverneur und durch 
die unumgängliche Illumination gefeieil;. Das Napoleonsfest des Jahres 
1812 war durch ein Festschiessen, dem Schützen aus allen Theilen 
Ulyriens und aus Tirol beiwohnten, ausgezeichnet ; das Municipium von 
Laibach stattete zwei Bräute aus. Das alte beliebte Vergnügen der 
Wasserfahrten auf der Laibach lebte wieder auf. Wir lesen von einer 
Fahrt, welche die Bewohner Laibachs am 28. Mai 1812 unter Theil- 
nahme des Generalgouverneurs und seiner Familie veranstalteten. Um 
4 Uhr nachmittags setzte sich die Flottille eleganter Barken vom Zois- 
schen Hause am Rann aus in Bewegung, voraus ein Schiff mit der 
Musik. Junge Mädchen und Kinder, ,pr^sentant des fleursS empfingen die 
Gesellschaft am Orte des Rendezvous, wo ,geschmackvolle' Tafeln be- 
reitstanden. Es gab da enthusiastische Toaste auf die Majestäten und 
den König von Rom. Es wurde ein ,Vers' recitirt zu Ehren der Rück- 
kehr des Generalgouverneurs (er hatte den Winter in Triest zugebracht, 



334 

von wo er am 6. Mai nach Laibach zurückkehrte). Dem Diner folgten 
^ländliche Tänze' bis zum Sonnenuntergang, und dann stachen die 
illuminirten Schiffe vom Ufer ab, welches beiderseits mit Lampen- 
pyramiden erleuchtet war. Aufsteigen eines Ballons, Feuerwerk und 
Ball im Gouvernementsgebäude endigten die Feier, ,cette charmante feto, 
qui constamment offert le touchant spectacle du calme et du bonheur, dont 
jouissent les habitans de ces Provinces sous le gouvernement patemel de Sa 
MajesteS wie das officielle Blatt sagte. Wohl mochte man damals noch 
Feste befriedigten Stolzes feiern, denn das Kaiserreich stand auf der 
Höhe seiner Macht, aber unersättliche Herrschsucht trieb den Be- 
herrscher Europa's, den Nachfolger der Cäsaren, immer weiter seinem 
Yerhängniss entgegen. In dem Flammenmeere von Moskau ging sein 
Glücksstern unter. Noch feierte man in Laibach (18. Oktober 1812) 
durch Tedeum, Bankett und Illumination die französischen ,Siege^ in 
Russland und den Einzug in den Kreml, als der verhängnissvolle Rück- 
zug begann, der von einer Armee von 610,000 Mann nur 58,000 rettete. 
Auch manchen tapferen Krainer deckte das grosse Leichentuch der 
russischen Schneefelder, wenige kehrten zurück, um von den gross- 
artigen Kämpfen und Leiden, von Moskau und der Beresina zu er-, 
zählen. Am 3. Dezember verkündete da& berühmte 29. Bulletin den 
athemlos harrenden Völkern, dass der Kaiser gesund, die grosse Armee 
vernichtet sei. Ungebeugt und schonungslos die letzten Hilfsquellen 
seines kolossalen Machtgebietes ausbeutend, schritt der Kaiser zu neuen 
Rüstungen. Jn Laibach feierte man in gewohnter Weise am 7. Dezember 
1812 den Jahrestag der Krönung Napoleons und der Schlacht von 
Austerlitz. Der Canpnicus Pinhak hielt die Festrede. In Triest apo- 
strophirte Canonicus Rado die illyrischen Rekruten, welche das Macht- 
gebot von der Seine zu neuen Kämpfen rief. Am Wendepunkt der 
Geschicke lUyriens angelangt, wollen wir unseren Blick seinen inneren 
Zuständen, der Kulturarbeit, zuwenden, welche der rastlose französi- 
sche Geist mit unleugbarem Geschick und staunenswerther Ausdauer, 
unbeirrt durch die Kämpfe am Tajo und an der Moskwa, in unserem 
Vaterlande vollzogen hat. 

7. Das kaiserliche Organisationsdecret für Ulyrien. 

Administrative Eintheilong. Intendanten. Finanzwesen. Polizei. Post. Bau- und 
Sanitätswesen. Hunicipaleinrichtungen. Justiz. lIEilitär. Geistliche Angelegenheiten. 

Ein kaiserliches Decret, gegeben im Palaste der Tuilerien löten 
April 1811 und veröffentlicht im Gesetzregister (Bulletin des Lois), 
Nr. 369 bis, setzte die neue Organisation der Illyrischen Provinzen 



335 

fest. An die Spitze derselben wurde wie bisher ein Oenerälgouverneur 
mit einem Generalsecretär ^ einem Generalintendanten der Finanzen 
und einem Justizcommissär gestellt. Dem Generalintendanten wurden 
ein Generaleinnehmer (Eeceveur general) und ein Schatzmeister (Tre- 
sorier) zu- und untergeordnet. 

Nach der vom Generalgouverneur am 13. Oktober 1811 geneh- 
migten Eintheilung zerfiel Krain in drei Districte: Laibach, Neustadtl, 
Adelsberg, diese wieder in Cantone^ die Cantone in Ärrondissements^ 
wie aus nachstehender Uebersicht hervorgeht: 

District Laifoach. 

J. Ganton Laibach (intra muros): Arrondissement Laibach. 

II. Canton Laibach (extra muros): Arrondissements : 1. Stroblhof, 

2. Tschernutsch, 3. S. Veit, 4. Zwischenwassem, 5. Salloch, 6. Dobruine, 
- 7. Wrest, 8. Schelimle. 

HL Ganton Stein-, Arrondissements: 1. Stein, 2. S. Martin, 8. Mött- 
nig, 4. Kreuz, 5. Kaplavas, 6. Mannsburg. 

IV, Canton Krainhurg: Arrondissements: 1. Krainburg, 2. Naklas, 

3. Flödnig, 4. S. Geoii^en, 5. Vodiz, 6. Zirklach, 7. Höflein, 8. Neumarktl, 
9. Loka. 

F. Canton Radmannsdorf: Arrondissements: 1. Kadmannsdorf, 

2. Kropp, 3. Vigaun, 4. Auriz, 5. Feistriz, 6. Kronau, 7. Assling. 

VI. Canton Lack: An*ondissements: 1. Lack, 2. Altenlack, 3. Pöl- 
land, 4. Trata, 5. Altossliz^ 6. Sairach, 7. Zarz,, 8. Eisnern, 9. Selzach. 

VII. Canton GaUenberg : Arrondissements: l.Lukowiz, 2. S. Oswald, 

3. Sagor, 4. Ponovitsch, 5. Kandersch, 6. Moräutsch, 7. S. Helena, 8. Kreuzberg. 

District Neustadtl. 

VIIL Canton Neustadt (Neustadtl): Arrondissements: 1. Neustadtl, 

2. Stoppitsch, 3. Töpliz, 4. Hönigstein, 5. S. Pierre, 6. Wrusniz 

IX. Canton Landstrass: Arrondissements: l.S.Bartelmä, 2.Landstrass, 

3. Tschatesch, 4. Zirkle, 5. Gurkfeld, 6. Arch, 7. Bründl. 

X. Canton Nassenf uss: Arrondissements: 1. S. Kantian, 2. S. Mar- 
guerite, 3. Neudegg, 4. Nassenf uss, 5. S. Euprecht, 6. Savenstein, 7. ßatschach. 
^ XJ. Canton Littai: Arrondissements: 1. Maria Thal, 2. Hl. Kreuz, 
3. Littai, 4. Preschgain. 

XII. Canton Weixdburg: Arrondissements: 1. S. Martin, 2. Weichsel- 
burg, 3. Gutenfeld, 4. Auersperg, 5. Laschiz, 6. Sittich, 7. Grossgaber. 



336 

XIIL Canton Seisenberg : Arrondissements: I.Treffen, 2. Dobemig, 
3. Hinnachy 4. Seisenberg, 5. Gurk. ! 

XIV. Canton GoUsehee: Arrondissements: l.Oblak, 2. Laaserbach, tj 
3. Soderschiz, 4. Beifniz, 5. Niederdorf, 6. Malgem, 7. Gottschee, 8. Ober- 
grass, 9. Bieg, 10. Mosel, 11. Nesselthal, 12. Kostel. 

XV, Canton Möttting : Arrondissements: 1. PöUand, 2. Tschermosch- 
niz, 3. Tschemerobl, 4. Oberch, 5. Schweinberg, 6. Freithum, 7. Gradaz, 
8. Semitsch, 9. Mottling, 10. Batschitsch (?). 

District Adelsberg. 

XVL Canton Addsb^g: Arrondissements: 1. Adelsberg, 2. Präwald, 
3. ünterkoschana. 

XVII, Canton Idria: Arrondissements: 1. Idria (Idria Stadt, Unter- 
Idria), 2. Jelitschenyerh, 8. Tschekounik, 4. Unter-, Mitter- Eanomla, 5. Kar- 
nize, 6. Oberkanomla, 7. Yoiska. 

XVIII, Canton Loitsch: Arrondissements: 1. Loitsch, 2. Nen-Ober- 
laibach, 3. Franzdorf, 4. Pillichgraz, 5. Suite de P. 

XIX. Canton Senosetsch: Arrondissements: 1. Senosetsch, 2. Dolina, 
3. Prem, 4. Dornegg, 5. Lippa, 6. Materia, 7. Castelnnovo. 

XX. Canton Laas: Arrondissement Laas. 
XXi. Canton Zirkniz: Arrondissements: 1. Zirkniz, 2. Planina. 
Aenderungen in der Gantonseintheilung erfolgten mit Beschluss 

des ,Petit Conseil d'IUyrie' in der Sitzung vom 7. Januar 1812 unter 
Vorsitz des Generalgouvemeurs, im Beisein des Generalintendanten, 
des Generaljustizcommissärs, des ersten Präsidenten des Appellhofs, 
Spalatini^ des zweiten Präsidenten, M. Pepeu, und des Generalsecretärs. 

Anlass gab die durch Art. 76 und 184 des Decrets vom 15. April 
1811 festgesetzte Zahl der Friedensrichter (21), welche für Krain un- 
zureichend befunden wurde, wodurch sich die Nothwendigkeit heraus- 
stellte, auch die Zahl der Cantone zu erhöhen. Es wurde beschlossen, 
die Zahl der Friedensrichter auf 23 zu vermehren, und nachstehende 
Abänderungen in der Gantonseintheilung zu treffen : Aus dem Canton 
Gottschee wurde ein neuer Canton: Beifniz\ ebenso aus Möttting: 
Tschern,embl; aus Senosetsch: F(ßis^n> ausgeschieden; der Canton Ikws 
sollte mit Zirkniz künftig vereinigt den Canton Zirkniz bilden; der 
Canton Gallenberg sollte OaUenberg-MorätUsch heissen ; der Hauptort 
des Cantons Loitsch Oberlaibach sein. 

Gemäss kaiserlichen Decrets vom 10. Januar 1813 wurde ein 
vierter District mit dem Hauptort Krainburg gebildet. Er begriff die 
vier Cantone Krainburg, Lack, Stein, Radmannsdorf, welche aus dem 






337 

Laibacher District ausgeschieden wurdeo. .Der District von Neustadtl 
wurde auf sechs Cantone reducirt (Neustadtl, Landstrass, Nassenfuss, 
Seisenberg, Gottschee, Möttling). Der District Laibach sollte künftig- 
hin aus den Cantonen Laibach intra und extra muros, Gallenberg, 
Littai und Grossgaber (Weixelburg) bestehen, welche beiden letzten 
aus dem Neustadtler District ausgeschieden wurden. 

Zum Intendanten von Krain wurde mit kaiserlichem Decret vom 
28. Juni 1811 Mr. Moussaye, Auditor im Staatsrath, ernannt. Er trat 
dieses Amt gegen Ende August an. Zu SubdeUgues der Intendanzen 
in Krain wurden mit kaiserlichem Decret vom 30. August 1811 für 
Neustadtl: Taufferer^ für Adelsberg: Luycks ernannt. Baron BeUeville 
legte die schon unter Marmont bekleidete Stelle eines Generälinten- 
danten aus Gesundheitsrücksichten nieder und kehrte am 1. Oktober 
nach Frankreich zurück. Comte de Chahröl wurde mit kaiserlichem 
Decret vom 16. August 1811 auf diesen Posten berufen, und langte 
bereits am 24. September 1811 in Laibach an. 

Von directen Steuern blieb die Grundsteuer^ deren Ordinarium 
für ganz Illyrien definitiv mit 4.500,000 Frs. festgesetzt wurde, und 
es wurde die Patentsteuer (für die Ausübung eines Gewerbes oder 
Handelsbetriebes, für 1811: 200,000 Frs.) eingeführt. Von indirecten 
Steuern wurden Stempel- (Patent vom 24. Juli 1811) und Einregistri- 
rungs" (die in Oesterreich sogenannten ,unmittelbaren') Gebühren ein- 
geführt. Den Ertrag der letzteren präliminirte Marschall Marmont auf 
monatliche 150,000 Frs., in dem Budget von 1811 finden wir sie ver- 
eint mit Stempel, Domänen und Waldungen auf die Jahressumme von 
1.200,000 Frs. festgesetzt. Von Staatsmonopolen bestanden jene auf 
Salz, Tabak, Lotto, Pulver und Salpeter. Im Jahre 1813 wurde der 
Tabakbau für Krain und Civilkroatien bewilligt. Die kaiserlich fran- 
zösische Lotterie bot Vortheile im Vergleiche mit der altösterreichi- 
schen. So bestand z. B. der französische Terno in dem 5500fachen 
des Einsatzes, während der altösterreichische den Einsatz nur 4800fach 
wiedergab. Einen Quaterno gab es im österreichischen Lotto nicht, 
wohl aber im französischen mit dem 75,000fachen des Einsatzes. Der 
Einsatz war unbeschränkt, nur beim Quaterno war das Maximum des- 
selben auf 3 Frs. normirt. Es gab im französischen System ausserdem 
einen ,bestimmten' Ambo mit 5100fachem Einsatz, keine Zahl wurde 
gesperrt u. s. w. Besondere Bekanntmachungen setzten dem Publicum 
diese Vorzüge des französischen Systems auseinander, eine Specula- 
tion auf niedrige Leidenschaften, unwürdig einer sonst gerechten und 
wohlmeinenden Administration. 

22 



888 

Die VertodUung der Domänen und der damit vereinigten indirec- 
ten Steuern stand unter einem Direäor in Laibach. Ihm unterstanden 
die In^pedaren^ deren sich in jeder Intendanz oder Subdelegation 
einer befand, mit einem Verificateur (Controls- oder Censursbeamten) 
zur Seite. Beceveurs besorgten die Einhebung der Domänenerträge 
und des Enregistrements gegen Perzente von der Brutto-Einnahme, 
während die übrigen Beamten fixe Gehalte bezogen. Die ZoUdiredion 
war in Triest etablirt. Sie hatte ihre Beamten, Aufsichtsbrigaden, In- 
spectoren, Unterinspectoren als überwachende Organe. Die Verhand- 
lung über Zollstraffälle wurde vor dem Friedensrichter oder nach Um- 
ständen vor dem Tribunal erster Instanz mündlich gefühlt, wobei der 
Vorsteher des Zoll-Oberamtes als Kläger erschien und in wichtigeren 
Fällen den Eammerprocurator (Procureur Imperial) zur Seite hatte. 
Die ZoUaufsichts-Mannschaft war militärisch organisirt in Brigaden, mit 
Brigadiers, Lieutenants, Unterlieutenants und einem Controleur des 
Brigades oder Lieutenant-Principal. Im Nothfalle musste diese Wache, 
wie die Gensdarmerie, ins Feld ziehen. Das Salg- und Tabakgefäüe 
war vom 1. Januar 1810 bis 1. Juli 1812 verpachtet; von letzterem 
Zeitpunkte an wurden beide Gefälle in eigene Regie genommen und 
ihre Verwaltung einem Generaldirector in Triest mit drei Administra- 
toren, einem Generalsecretär und einem Kassier übertragen. In Lai- 
bach bestand eine besondere Direction für Krain und Kärnten mit 
einem Director an der Spitze. Straffalle wurden, wenn nicht die Ab- 
lassung zustande kam, vor den Friedensrichter geleitet. 

' Zur Regelung der Domesticcdschuld und der Staatspensionen 
wurde infolge des Organisationsstatuts eine Commission niedergesetzt, 
welche, aus Mr. de Las Cazes, Maitre des requßtes und kaiserüchen 
Kammerherrn, und den Staatsrathsauditoren Balbe und Chambaudoin 
bestehend, am 9. Juli 1811 in Laibach anlangte, um sogleich ihre 
Arbeit zu beginnen. Zur Deckung der Domesticalschuld bestimmte 
ein kaiserliches Decret vom 15. Januar 1812 ein Kapital \x)n fünf 
Millionen Francs mit Verzinsung von 2Va Perzent, vom 1. März 1812 
angefangen. 

Die hohe Polizei stand unter der unmittelbaren Aufsicht des 
Generalgouverneurs, welcher sich zur Durchführung seiner Anord- 
nungen der Intendanten und Subdelegues, des Militärs und der Gens- 
darmerie bediente. Das Institut der General-Polizeicommissäre ging 
ein, doch fristete der General-Polizeicommissär in Laibach ein precäres 
Dasein durch specielle, ihm zeitweilig vom Generalgouverneur ertheilte 
Aufträge. Die wichtigste Stelle nahm fortan die Gensdarmerie ein. 



889 

welche von Amts wegen auf alles die innere Ruhe, Sicherheit, Auf- 
rechthaltung der Verfassung und Beobachtung der Gesetze Betreffende 
zu sehen hatte, welche selbst das Benehmen der öffentlichen Beamten 
beaufsichtigte. Die correctionelle Polizei war durch die neue Organi- 
sation den Friedensgerichten oder den Justijstribunalen erster Instana zu- 
gewiesen. Schattenseiten der Polizeiverwaltung waren: Vernachlässi- 
gung der Armen- Versorgungs- und andern nützlichen Anstalten öffent- 
licher Wohlfahrt, deren Erhaltung die französische Regierung den 
Gemeindekassen aufbürdete, schlechter Zustand der Gefängnisse, Dul- 
dung fremden, besonders italienischen herren- und brodlosen Ge- 
sindels, wodurch die öflFentliche Sicherheit gefährdet wurde, so dass 
zu Ende des Jahres 1812 in der Residenz des Generalgouverneurs 
nächtliche Diebereien und Einbrüche, ja selbst gewaltsame Angriffe 
auf Personen in den Abendstunden auf öffentlicher Gasse zu den all- 
täglichen Ereignissen gehörten. Im Jahre 1812 wurden sogenannte 
Aufenthalts- oder Sicherheitskarten (Cartes de domicile) eingeführt und 
auf Rechnung des General - Polizeicommissärs von den Gemeinde- 
vorstehern gegen Erlag von 75 Centimes ausgetheilt. Auslandspässe 
kosteten 5 , Inlandspässe 2 Frs. , nur jene für die Gottscheer ohne 
Unterschied 1 Frc. Auslandspässe verabfolgten nur die Domänenrece- 
veurs in den Hauptorten der Provinz, nachdem die Ausfertigung über 
Certificate der Maires und Subdelegues von dem Intendanten geneh- 
migt war, die Passformeln für das Inland wurden von den Steuerein- 
nehmern in den Gemeinden ausgetheilt, von den Maires ausgefüllt und 
von den Subdelegues unterzeichnet. 

Als Oberaufseher in Bausachen war im Sitze des Gouvernements 
ein Beamter aufgestellt, welcher nach dem Organisationsstatut den 
Titel eines Inspecteur divisionnaire führen sollte, aber gewöhnlich 
^Directeur' genannt wurde. Neben ihm stand in jeder Provinz ein 
Provineingenieur , welchem die Distridsingenieure {Condudeurs) und 
Bezirksaufseher untergeordnet waren. In den Hauptortschaften bestan- 
den Baumeister für die der Aufsicht der Gemeinden zugewiesenen 
Baulichkeiten, welche von den Gemeindekassen besoldet wurden. 

Das Sanitätswesen wurde von der französischen Regierung als 
Gemeindesache betrachtet und geringerer Fürsorge gewürdigt. Die 
Gemeinden mussten 2 Perzent ihrer Einnahmen zur Verfügung der 
Regierung für das Sanitätswesen überhaupt und 1 Perzent zur Ver- 
breitung der Impfung abgeben und die in den D istricten aufgestellten 
Aerzte und Wundärzte besolden. Erst mit Arrßte des Generalgouver- 
neurs vom 6. April 1812 wurde ein Central-Sanitätsrath (»Copseil cen- 

22* 



340 

tral de Santo*) eingesetzt. Er bestand unter dem Vorsitze des General- 
intendanten aus dem ersten Armeearzt (m^decin en chef de Farmee) 
Bagneris, dem ersten Armeechirurgen (Chirurgien major de Tarmee) Vial, 
dem Intendanzarzt Dr. Jeuniker, welcher zugleich Spitalsarzt (medecin 
de rhöpital g^n^ral) war, und dem Professor der Anatomie an der Lai- 
bacher Centralschule, Anton Melzer. Erst mit Arrete vom 14. August 
1813 wurden die Intendanzärzte ernannt und ihre Bezüge festgestellt, 
und zwar für Dr. Jeuniker, da er zugleich Mitglied des Central-Sanitäts- 
raths war, mit 1200, für die übrigen mit 800 Frs. Zur Verbreitung 
der Impfung hatte der Generalgouverneur schon mit Erlass vom 26ten 
August 1811 ein Centralcomite in Laibach eingesetzt. In diesem Jahre 
wurden in Krain 5594 Kinder geimpft, davon im District Neustadtl 
allein durch die Thätigkeit des Subdelegue TauflFerer bis Ende August 
4276, (Dr. Laschan impfte hier 2056, der Chirurg Raunacher 1187, der 
Chirurg Hafner 1033 Kinder). Im Jahre 1812 stieg die Gesanmitzabl 
der Geimpften in Krain auf 7202. 

Die Pferdepost wurde erst mit kaiserlichem Decret vom 17ten 
September 1811 nach französischem Fuss organisirt; die- Briefpost er- 
fuhr ihre Regelung durch Erlass des Generalgouverneurs vom 16ten 
Dezember 1811. Der Postenlauf (Couriers) wurde vom I.Januar 1812 
an derart festgesetzt, dass die Triester Post täglich, die deutsche 
über Franz viermal, die Orientpost (Neustadtl, Karlstadt, Kostainiza, 
Türkei) und jene von Fiume, Frankreich, Italien und Görz dreimal, 
dagegen jene von Dalmatien und Oberkärnten (Villach, Baiern, Tirol, 
Klagenfurt) zweimal wöchentlich in Laibach ankamen und abgingen. 
Von Triest bis Laibach kostete ein Passagierplatz 20 Frs. 68 Cs., von 
Laibach bis Franz 10 Frs. 34 Cs., von Laibach bis Kostainiza 36 Frs. 
55 Cs. ; dazu kam die Gebühr für die Postillone pr. Station mit 26 Cs. 
und ausserdem ,1a retribution convenable aux postillons.' 

Das MunicipcUwesen war durch das Organisationsdecret nach 
dem Muster des französischen Reichs geregelt, mit Maires und Ad- 
juncten als öffentlichen Functionären (Fonctionnaires publics municipaux) 
und Municipalräthen^ deren Zahl sich nach der Bevölkerung richtete. 
Die Budgets der Gemeinden mit weniger als 10,000 Frs. Einkommen 
wurden vom Generalgouverneur nach dem Antrage des Intendanten 
festgesetzt, jene von höherem Einkonmien unterlagen der Geneh- 
migung des Staatsrathes in Paris. Die Ernennungen der Maires von 
Laibach, Triest, Zara, Ragusa, Karlstadt hatte sich der Kaiser vor- 
behalten. Mittlerweile übertrug der Generalgouverneur Bertrand mit 
Arrete de dato Triest 13. Januar 1812 die Gemeindeverwaltung Lai- 



341 

bachs provisorisch einer Commission, bestehend unter dem Vorsitze 
des Baron Codelli (Le Sieur Codelli, ancien pr^sident du cercle) aus 
nachbenannten Mitgliedern: Pagliarucci, Dr. ßuss, Kaufmann Primiz, 
Dr. Rosmann, Kaufmann Jager, Frörenteich, Rudolf, Candutsch, Josef 
Alborghetti, Nikolas Recher, Pessiak sen.. Lederwasch, Kuck, Dr. Pfandl, 
Josef Wagner, Buchhändler Korn, Aichholzer, Mulle, ZhebuU, Wursch- 
bauer, Malitsch, Savinscheg Vater, Valentin, Vogou. Vier dieser Mit- 
glieder mit dem Präsidenten versahen die Amtshandlungen -des Maires 
und seiner Adjuncten, die übrigen 20 bildeten den Ausschuss und 
versammelten sich in besonderen, vom Mairiegesetz ihnen vorge- 
zeichneten Fällen. Infolge kaiserlichen Decrets vom 24. März 1812, 
gegeben im kaiserlichen Palaste des Elysee in Paris, erfolgte endlich 
am 4. Mai 1812 die Installation der Mairie von Laibach, die aus dem 
Freiherrn von Codelli als Maire, dann aus vier Adjuncten und 20 Mu- 
nicipalräthen bestand. Adjuncten waren: Anton Rudolf, Handels- 
mann; Sigmund von Pagliarucci, Besitzer; Dr. Johann Rosmann, Ad- 
vocat; Georg Mulle, Handelsmann. Zu Municipalräthen wurden er- 
nannt: Joh. Bapt. Jager, Leopold Frörenteich, Kaspar Candutsch, 
Josef Alborghetti, Niklas Recher, Michael Pessiak, Niklas Lederwasch, 
Michael Kuck, Dr. Jakob Pfandl, Apotheker Josef Wagner, Buchhändler 
W. H. Korn, J. B. Aichholzer, Franz Zhebull, Josef Wurschbauer, An- 
dreas Malitsch, Josef Savinscheg, Franz Valentin, Leonhard Vogou, 
Fra^z Galle, Thomas Dreo. Die französische Verwaltung betraute die 
Mairien mit einer neuen wichtigen Function, die Führung der Civü- 
Standsregister (Geburten, Trauungen, Todesfälle) wurde ihnen über- 
geben. ^ In Hinsicht auf Ehesachen wurde mit Erlass des bischöflichen 
Ordinariats vom 1. Dezember 1811 kundgemacht, das österreichische 
Ehepatent werde durch Einführung der französischen Gesetze in Uly- 
rien vom 1. Januar 1812 an ausser Kraft gesetzt, und in Hinkunft 
habe der Seelsorger nur jenen die kirchliche Einsegnung zu ertheilen, 
welche erweisen könnten, dass sie ihren Ehevertrag vor dem Civil- 
beamten geschlossen. Die Eheschliessung auf der Mairie wurde durch 
Trommelschlag verlautbart, und die Eingehung des Civilcontractes 



* Indessen verfugte das Gouvernement, dass dort, wo die Maires zur Führung 
der Register nicht geeignet wären, die Pfarrer das Geschäft fortsetzen sollten. Erst 
zu Ende August 1812 wurden alle Tauf-, Trau- und Storbebücher . der Pfarrämter 
an die Mairien abgegeben. Das Ordinariat hatte übrigens der Curatgeistlichkeit 
die Weisung ertheilt, ihrerseits fortan die Tauf-, Trau- und Sterbefälle vorzumerken, 
was die Regierung geschehen liess. 



342 

überhob die Verehlichten, wenn es in ihrem Wunsche lag, jeder kirch- 
lichen Ceremonie. 

Als Geschäflssprache wurde in allen liairien das Französische 
eingeführt, wie es überhaupt als VertcaUungssprache galt ; thatsächlicb 
fand es bald überall Eingang, die Mairien der kleinsten Gebirgsdörfer 
correspondirten mit den Behörden in dieser Weltsprache. 

Die neue GericUsorganisation setzte als unterste Instanz Frie- 
densrichter (juges de paix) ein, welche in Streitsachen bis 100 Frs. 
Recht zu sprechen, auch darüber hinaus Vergleiche abzuschliessen 
berechtigt waren, andernfalls aber die Streitsache im Wege des kaiser- 
lichen Procuratoi*8 an den Gerichtshof erster Instanz zu leiten hatten. 
Die Anzahl der Friedensrichter wurde in Uebereinstimmung mit der 
Anzahl der Gantons auf 21 festgesetzt und später mit dieser auf 
23 vermehrt. Im Jahre 1812 erschien in Laibach eine ,SamniluDg 
der Formularien für Friedensrichter, deren Greffiers und Huissiers, 
zusammengetragen aus den besten Commentaren der Civilprocedor^, 
im Drucke. Gerichte erster Instanz (Tribunal de premiere instance) 
wurden für die Städte Laibach, Neustadt], Lienz, Fiume, Karlstadt, 
Görz, Zara, Spalato, Ragusa und Cattaro mit je einem Präsidenten, zwei 
Käthen (Richtern), drei Supplenten (Substituten), einem kaiserlichen 
Procurator und einem Actuar decretirt. In Neustadtl trat nie ein 
Gericht erster Instanz ins Leben. Diesen Gerichten waren alle Civil- 
rechtsfälle zugewiesen, welche nicht vor die Friedensrichter gehörten 
und fand gegen ihre Beschlüsse kein Recurs statt, wenn es sich um 
keinen höheren Betrag als 1000 Frs. Kapital oder 50 Frs. Rente 
handelte- Die Gerichte erster Instanz entschieden auch im Berufungs- 
wege über die Urtheile der Friedensrichter. Die Criminalgerichts- 
barkeit stand ebenfalls den Gerichten erster Instanz zu, insoweit sie 
nicht in den Wirkungskreis der Prevotalhöfe und Kriegsgerichte gehörte. 
Erstere, für jede Provinz mit dem Sitze im Hauptorte derselben, 
jedoch im Nothfalle auch mobil, bestanden aus einem Grand-Prevot, 
aus dem Präsidenten und dem ältesten Richter des Gerichtshofes erster 
Instanz und drei Beisitzern vom Militär, mindestens mit dem Capi- 
tänsrange. Für Krain war ein Gensdarmerie-Oberst als Grand-Prevot 
bestimmt, für die übrigen Prevotalhöfe Schwadrons - Chefs als Präsi- 
denten. Beim Prevotalhöfe fungirte auch der kaiserliche Procurator 
und der Greffier der ersten Instanz. Gegenstand dieser Gerichte 
waren : Empörung mit bewaffneter Hand, Zusammenrottung, auch ohne 
Waffen, Strassenraub , Münzfälschung, Mordthaten mit bewaffneter 
Zusammenrottung oder auf der Landstrasse. Gegen die Urtheile der 



343 

Prevotalhöfe gab es keinen ßecurs. Die Kriegsgerichte erkannten 
über Falschwerber und Kundschafter ohne Unterschied, Zusammen- 
rottung, Frevel gegen die Sicherheit und Ruhe der Provinz, Ver- 
führung zu Treubmch oder Widerspenstigkeit gegen die Regierung, 
wenn diese Verbrechen von Ausländern verübt wurden. Appdlhöfe 
stellte das Statut von 1811 in Laibach, Zara und Ragusa auf, und 
zwar in Laibach mit einem Präsidenten, einem Vicepräsidenten, acht 
Richtern, vier Supplenten, einem kaiserlichen Generalprocurator, einem 
Substituten desselben und einem Greffier (Gerichtsvollzieher). Der Appell- 
hof war in zwei Senate getheilt. Der Generalgouverneur, der General- 
intendant und der General -Justizcommissär konnten den Vorsitz im 
Appellhofe einnehmen. Als Berufungsinstanz fungirte auch der Meine 
Bath (Petit conseil), aus dem Generalgouverneur, dem Generalinten- 
danten, dem Justizcommissär und zwei Räthen des Appellhofes be- 
stehend; an ihn ging die Beschwerde gegen die Urtheilssprüche der 
Gerichte erster Instanz und der Handelsgerichte, dann gegen die 
Beschlüsse der Appellhöfe in Civilsachen. Als Specialgerichte fungirten 
noch Handelsgerichte in Laibach, Triest, Fiume, Ragusa mit je einem 
Präsidenten, vier Richtern, zwei Supplenten und einem Actuar. Ihr 
Wirkungskreis ging bis 1000 Frs., darüber hinaus hatte der Appell- 
hof zu entscheiden. Zu Richtern des Handelsgerichtes wurden ß[auf- 
leute, die mindestens fünf Jahre bereits selbständig Handelsgeschäfte 
betrieben, ernannt. Als Gerichtssprache war die französische erklärt, 
daneben jedoch auch die deutsche und die italienische mit dem Bei- 
satze gestattet, dass die Parteien oder Advocaten stets eine, von 
einem beeideten Dolmetscher verfasste französische Uebersetzung bei- 
zubringen hatten. Als AmtsMeidung war dem Richter bei den Frie- 
densgerichten und den Gerichtshöfen erster Instanz die schwarze, 
beim Appellhofe die scharlachrothe Toga vorgeschrieben. 

Advocaten waren für ganz Krain 21 bestellt, von denen 16 Ein- 
geborne waren. Notare gab es nicht weniger als 54, und zwar je 
23 für die Districte Laibach und Neustadtl und 8 für den District 
Adelsberg. Die Notariatskammer für Krain (»Chambre des Notaires de 
la Province de la Camiole'), welche in Laibach in einem mit dem 
Bildniss des Kaisers Napoleon geschmückten Locale des ersten Stockes 
des dem Notar Dr. Andreas Repeschitz gehörigen Hauses am Alten 
Markt Nr. 16 ihren Sitz hatte, bestand aus einem Präsidenten, einem 
Syndicus und einem Secretär. 

Der französische Code penale wurde mit kaiserlichem Decret vom 
1. November 1811 in ganz Illyrien mit Ausnahme von Miütärkroatien, 



344 

dessen alte Einrichtungen über Ratb des Marschalls Marmont sorg- 
fältig geschont wurden, in Kraft gesetzt. 

Die Ernennung der Mitglieder des Appellhofes in Laibach er- 
folgte mit kaiserlichem Decret vom 14. September 1811. Es waren 
dies folgende: 

Erster Präsident: Spalatiniy früher Bath beim Appellhof in Dalmatien, 
Präsident des Civil- und Griminaltribunals von Zara. Präsident : Pepeu, Ad- 
vocat und Procureur, Fiscal beim Provinzial-Civiltribunal in Triest Richter: 
1. Kupferschein, Bichter am Civil- und Criminaltribunal in Triest; 2. Giselon, 
Advocat am Appellhof von Biom; 3. Celebrini^ Assessor am Handelsgericht 
in Fiume; 4. Alborghetti, Bichter am Civil- und Criminaltribunal in Triest; 
5. Repitsch, früher Civil- und Criminalrichter in Pisino; 6. Rupert, kaiser- ( 
lieber Procurator ,pres le tribunal des nobles' in Laibach; 7. Busan, erster 
Bichter des zweiten Arrondissements von Civilkroatien ; 8. Seheuchenstuhl 
(ScheickenstuU), Bath am Tribunal des nobles. 

Suppleans: 1. Graf von Auersperg, fils d'un President du tribunal des 
nobles; 2. Lusner, ancien Advocat in Laibach; 3. Hehkenschein, ehemaligeT 
Kreishauptmann (capitaine du cercle) ; 4. Josef Kokail, Bürgermeister und Ex- 
Präsident des Tribunals der ersten Instanz in Laibach. 

Procureur g^neral: Pierre Bruno Desclaux, Advocat beim Cassations- 
hofe, Generalsecretär des Justizcommissariats. Substitut desselben: Anton 
Callan, Advocat. 

Greffier: Sigmund Gandini, Secretär beim Tribunal des nobles. 

Für das Tribunal in Laibaeh wurden ernannt: 

Präsident: Anton Zenker y Bichter am Tribunal des nobles. 
Riehter: Gogala, Laurin. 

Suppleans: die Advocaten Josef Vogou, Lukas Rwss (Russ?) und 
Wurzbach. 

Kaiserlicher Procurator: Ernst Bosmann, Bannrichter von' Krain. 
Greffier: J. Bapt. Pollak, Advocat. 

Für das Handelsgericht in Laibach vollzog die Ernennungen 
Generalgouverneur Bertrand am 29. November 1811, wie folgt: 

Präsident: Anton Damian, Banquier und Kaufmann in Laibach. 

Richter: 1. Jean Jager, 2. Leopold Frörenteich, 3. Anton Primiz, 
4. Nikolaus Gaspazoti (Gasperotti ?), Kaufleute. 

Suppleans: Simon Leposchitz, Franz Gallo, Kaufleute. 

Greffier: Gagliardo fils, Beamter beim General- Justizcommissariat. 

Mit kaiserlichem Decrete vom 14. Januar 1813 erfolgten folgende 
Veränderungen : 



345 

L Am Appellhof in Laibach: 

Präsident Pepeu zum President assesseur da Commissaire G^n^ral de 
justice. Benoit d' Auersperg suppl. zum Eichter (juge) mit Nachsicht der 
Verwandtschaft als beaufrere des Glreffier. Ant. Callan, Substitut des General- 
procurators, zum Bichter (juge); Ernst Rosmann, kais. Procurator bei dem 
Gerichtshof erster Instanz in Laibach, zum Eichter (juge) ; CriuelUa (?), Ad- 
vocat im ,Petit conseil* als juge suppl. anstelle Auerspergs; Paglioni fils, 
Advocat in Turin, zum Substitut des Generalprocurators, ,assesseur du Com- 
missaire General de justice' ; Jean B. de Angelis, ehemals Eichter am Civil- 
und Oriminaltribunal in Triest, zum Sustitute ordinaire des Generalprocu- 
rators. 

IL Am Tribunal erster Instana in Laibach. > 

Josef VogoUy Advocat, juge suppl. dieses Tribunals, erhielt die Stelle 
des Präsidenten (erledigt durch den Tod des Herrn Zenker) ; Mathieu Laehainer, 
Eichter am Tribunal der ersten Instanz in Görz, zum Eichter (juge); Wenzel 
Gandini, zum Eichter (juge) ; Jean Rosmann, Advocat, Adjunct des Maire von 
Laibach, als suppl. Eichter an die Stelle Vogou's; Andre X. Repesehitz, Ad- 
vocat , als juge suppleant an die Stelle Wurzbachs ; Max. Wurzbach , Ad- 
vocat, suppl. Eichter des Tribunals, als kaiserl. Procurator an die Stelle 
Eosmanns. 

Zu Advocaten im Petit conseil des Gouverneurs wurden mit 
Arrßte vom 6. Juni 1812 die Herren Russ, Vogou, Wurzbach, Crivellia 
und Colugnati berufen. 

Am 30. Dezember 1811 erfolgte die feierliche Installation des 
Appellhofes in Laibach, 

Sämmtliche neuernannte Glieder des Appellhofes versammelten 
sich in dem Hauptsaal (principale salle) des Justizpalastes (palais de 
justice), welcher für die Sitzungen des Hofes bestimmt war. 

Baron Coffinhäl^ Ritter des Ordens der Ehrenlegion, Rath des 
Cassationshofs , Generalcommissär der Justiz in Illyrien, begab sich 
von seinem Hotel unter Begleitung eines Cavalleriedetachements in den 
Justizpalast (Landhaus). 

Im Palast angekommen, empfing ihn eine Deputation des Appell- 
hofes, und er betrat den Saal unter Vortritt der dienstthuenden 
Huissiers. 

Die Sitzung wurde, nachdem Coffinhal auf dem für ihn bestimmten 
Sitze Platz genommen, in Gegenwart des Generalintendanten Chabrol^ 
des Mr. Las Gases , Präsident, und der Glieder der Liquidationscom- 
mission, des Intendanten de la Moussaye und der vorzüglichsten 
Autoritäten der Stadt eröffnet. Dann gab der Generalcommissär 



346 

Befehl zur Verlesung des Decrets, betreffend die Ernennungen der 
Mitglieder des Appelhofes. 

Darauf wurden die bisher an der Barre aufgestellten Mitglieder 
des Appellhofes nach der Reihe durch einen der Audienzhuissiers vor- 
gerufen und zur Eidesleistung zugelassen ; jedes von den Mitgliedern, 
das Parquet betretend, sagte mit lauter Stimme die Eidesformel her: 
,Ich schwöre Gehoi-sam den Gesetzen des Kaiserreiches und Treue 
dem Kaiser/ | 

Der Generalcommissär gab der Reihe nach Jedem Act von seinem 
Eid und liess ihn auf dem Richtersitz Platz nehmen. 

Darauf hielt derselbe eine Ansprache, in welcher er den ehe- 
maligen Unterthanen Karls des Grossen den Vortheil darlegte, unter 
den Gesetzen des grossen Napoleon zu leben, des grössten seiner 
Nachfolger, gleichzeitig hochherziger Triumphator, grosser Gesetz- 
geber und Politiker, der allen seiner Regierung unterstehenden Län- 
dern seine Macht durch grosse Wohlthaten gegen die Menschheit und 
durch, seines unsterblichen Genies würdige Einrichtungen bewiesen 
habe. Dann wendete er sich an die Magistrate, in deren Hut Leben, 
Ehre und Eigenthum der Völker gestellt sind, und schloss, dass er 
sich glücklich schätze, zu dem Glücke der Provinz haben beitragen 
zu können, indem er als Glieder des Appellhofes Männer vorschlug, 
welche in der öffentlichen Achtung durch ihre Einsicht, ihre Sitten, 
ihre Unbestechlichkeit, ihre Intelligenz und ihre Erfahrung eine so 
hohe Stufe einnehmen. 

Der Präsident hielt sohin eine Dankrede, und! der Generalpro- 
curator machte den Schluss, indem er auf die von dem Kaiser den 
Illyrischen Provinzen erwiesenen Wohlthaten und die Vortheile der 
neuen Organisation hinwies. 

Hierauf erklärte der General-Justizcommissär den Appellhof als 
installirt und hob die Sitzung auf. 

Ueber den ganzen Vorgang wurde von Baron Coffinhal und 
Secretär Fournier ein Protokoll aufgenommen. 

Infolge der französischen Gerichtsorganisation sollte auch die 
Landtafel aufgehoben werden. Der Inspector Franz Alborghetti er- 
stattete aber einen eingehenden Bericht über diese alte und bewährte 
Institution, infolge dessen dieselbe beibehalten wurde. 

Das fürchterliche Todeswerkzeug der Revolution, die GuiUotine^ 
kam in unserem Vaterlande glücklicherweise nicht in Anwendung. Es 
wurde zwar in Laibach (1812 oder 1813) in der Nähe der Schiess- 
stätte behufs einer Execution aufgestellt, aber der arme Sünder starb 



847 

in der Nacht vor dem Hinrichtungstage. Ein abgeschmacktes Gerücht 
erzählte, die Krainer hätten dem Delinquenten, ihrem Landsmann, Gift 
beigebracht, um seine Person und das ganze Vaterland von dieser 
Schmach zu retten. 

Mit 1. Januar 1812 trat auch in lUyrien das französische Con- 
scriptwnssystem in Wirksamkeit. Der Generalintendant ersuchte den 
Bischof, dasselbe durch die Geistlichkeit möglichst unterstützen zu 
lassen. Auf Krain entfiel ein Contingent von 1100 Mann. Indessen 
war bereits im Jahre 1811 ein illyrisches Regiment in vier Bataillonen', 
ungefähr 4000 Mann stark, unter dem Commando des Obersten Che- 
. valier Schmitz, der am 31. März in Paris den Eid ablegte, abgestellt 
und nach Italien geschickt worden. Am 12. März war bereits mehr 
als die Hälfte gestellt. Die Conscribirten mehrerer Kreise, darunter 
jener von Neustadtl, stellten die Bitte, ohne Gensdarmerie-Escorte mar- 
schiren zu dürfen, und kein einziger desertirte; gegen widerspenstige 
Conscribirte erkannten die Gerichte erster Instanz auf Geldstrafen' 
von 500 Francs und ,besondere Züchtigung' durch die Militärbehörde, 
worunter wir jedoch nicht die bei dem französischen Militär nicht 
geltende Prügelstrafe zu verstehen haben. Die Zahl dieser Rekru- 
tirungsflüchtlinge war nicht bedeutend, wir finden erst im Oktober 
1812 44, und im Februar 1813 91 solche Refractaires verurtheilt. 

In der geistlichen Verwaltung Krains trat durch die französische 
Herrschaft in Bezug auf den Umfang der Diöcese insoferne eine Aende- 
rung ein, als das Dekanat Weissenfeis mit den davon abhängigen 
Pfarren zur Erzdiöcese Udine geschlagen, dagegen aber der Villacher 
Kreis und die drei Tiroler Cantone (166 Pfarren mit 125,494 Seelen) 
dem Laibacher Bisthum zugewiesen wurde, welches somit im Beginne 
des Jahres 1813 im ganzen 410 Pfarreien mit 491,114" Seelen zählte. 
In der zweiten Hälfte des Jahres 1811 trat dfe französische Verfassung 
hinsichtlich der Seelsorgerdotirung ins Leben, es gab hiernach Pfarren 
ersten, zweiten und dritten Ranges mit 1000, 900 und 700 Francs 
Staatsbesoldung und unentgeltlichem Genuss eines Pfarrhauses und 
Gartens, wofür die Gemeinde sorgen musste. Cooperatoren, Kapläne, 
Hilfspriester, überhaupt alle Geistlichen niederen subordinirten Ranges 
(Desservants) waren mit ihrem Unterhalte an die Gemeinden gewiesen. 
Mit 1. Januar 1812 wurde der französische Kalender eingeführt, und 
die katholischen Feiertage, ausser den Sonntagen, auf vier beschränkt. 
Dies waren der Christtag, die Feste Christi und Maria Himmelfahrt, 
zugleich Napoleons Geburtsfest, dann Allerheiligen. Der Neujahrstag 
war als Civil- oder Nationalfest tolerirt. Obwohl nun an den abge- 



348 

schafften Feiertagen kein feiertäglicher Gottesdienst mehr abgehalten 
wurde, besuchte doch das Volk auch an diesen Tagen die Kirchen 
so fleissi^ wie vordem und enthielt sich von der Arbeit, selbst der 
Handelsstand hielt an solchen Tagen seine Kaufläden gesperrt, und 
niemand brachte etwas zu öffentlichem Verkaufe. Ein officieller Fest-, 
tag war der Napoleonstag (15. August), der zugleich als Erinnerungs- 
tag an die Wiederherstellung der Religion durch Napoleon gelten 
sollte und deshalb auch kirchüch gefeiert werden musste. 

Wir finden die Geistlichkeit von Krain während der Dauer der 
französischen Herrschaft im besten Einvernehmen mit den weltlichen 
Behörden. Bischof Kautschitsch, dem noch im Juni 1813 der Orden 
der Ehrenlegion verliehen wurde, war ein eifriger Seelenhirt und er- 
freute sich des Beistandes zweier tüchtigen Kräfte : des Notars Anton 
Aloys Wolf, unseres späteren Fürstbischofs, und für die französischen 
Geschäftsverhandlungen des Andreas Meschutar, der später als Sec- 
tionschef im Ministerium für Cultus und Unterricht ehrenvoll wirkte 
und im Jahre 1865, 15. Dezember, in Baden bei Wien starb. 

8. Schule nnd Bibliothek. Vodnik nnd Ch. Nodier. Die slovenische Literatur und 
die französische Fresse. Handel und Gewerbe. Beformen im Unterthansverhältniss. 

Landwirthschaft. Freimaurer. Statistisches. 

Mit dem Beginne des Schuljahres 1811/12 ergaben sich mehrere 
Aenderungen im Schidwesen : Die Centralschule ward in eine jÄkade- 
mk^ umgewandelt, mit einem theologischen, juridischen, medizinischen 
und philosophischen Kurse; aus dem Gymnasium ward ein ^Lyceum^ 
mit zwei Grammatical- und zwei Humanitätsklassen. Der philosophi- 
sche Jahrgang wurde mitunter zum Lyceum gezählt, insbesondere die 
Rhetorik wurde als die höchste Klasse des Lyceums betrachtet. Die 
Gymnasien in Neustadtl und Adelsberg wurden Cöllegien benannt; jenes 
bestand in diesem Jahre aus einer Humanitäts- und der dritten Gram- 
maticalklasse. Alle übrigen Schulen wurden in Primärschtden um- 
gestaltet. Für Lyceum und Akademie in Laibach wurde ein Schulgeld 
von 12 Frs., für die CoUegien von Neustadtl und Adelsberg mit 3 Frs. 
eingeführt. Mit Decret des Generalgouverneurs vom 12. November 
1811 wurde der Personalstand der höheren Unterrichtsanstalten in 
Krain wie folgt festgesetzt: . 

Laibaeh, Akademie: 

Walland, Professor der Moral und Kirchengeschichte. 
Raunieher^ Professor der Dogmatik und heiligen Schrift. 



349 

Dolliner, Institutions civiles und Code Napoleon. 

Melzer Anton, Anatomie und Physiologie. 

Melzer Anton, Chirurgie und Geburtshilfe. 

Schmidt (?) Pathologie und Klinik (mit Arret^ vom 29. Mai 1812 kam 

an seine Stelle Sieur Jeuniker). 
Kersnik, Physik und Chemie. 
Hladrdky Naturgeschichte und Botanik. 
Gunz, transcendentale Mathematik. 
Kos, Philosophie. 

Laibaeh, Lyceum. 

Peesenegger, Latein und griechische Literatur. «^ 

Chawrag, französische Literatur und Greschichte. 
^ Vodnik, zweites Jahr der Humanität. 

Eisler^ erstes Jahr der Humanität. 
Doller, zweites Jahr der Grammaük. 
Dellak, erstes Jahr der Grammatik. 
Kalister, Elementar-Mathematik. 

Kunst- und Ge^verbeschule in Laibaeh. 

Ein Instructeur menuisier. 
Ein Instructeur serrurier. » 

Gratification (von 200 Frs.) für die Professoren des Zeichnens und der 
Architektur der Primärschulen. 

CoUegium Neustadt (Neustadtl). 

Mavermayer, (?) Director und Professor der Humanität und der fran- 
zösischen Sprache. 
KosehücMch^ (?) Professor der Grammatik und Mathematik. 

Collegium Adelsberg. 

Magaina, Director und Professor der Humanität und Mathematik. 
Schutz, Professor der Grammatik und der französischen Sprache. 

Vodnik war im Jahre 1811 nicht mehr Gymnasialdirector, son- 
dern Lehrer der zweiten Humanitätsklasse, der Director der Akademie 
(Proviseur) besorgte auch die Leitung des Lyceums. In diesem Jahre 
verfasste Vodnik für die Elementarschulen, in denen nach dem Unter- 
richtsstatut das Slovenische Unterrichtsspracjie sein sollte, seine ,Pis- 
menost äli grammatika za perve äole*, für das Gymnasium aber, an welchem 
das Slovenische als Unterrichtssprache nicht ausgeschlossen war, über- 
setzte er ,L'Homonds Elemens de la Grammaire fran9aise' ins Slovenische 
(,Po($etek grammatike, to je pismenosti francoske, gospoda Lhomonda*). Auch 



850 

den französischen Katechismus übertrug er ins Slovenische (.Kersansbi 
nauk za Ilirske de2ele, vzet iz katekizma za vse cerkve francoskega cesarstva'). 
Die französische Regierung decretirte übrigens keine Unterrichtssprache 
für die höheren Schulen. Sie betrachtete dieselbe als Mittel zum Zwecke 
und überliess ihre Wahl den Lehranstalten. Am Gymnasium wurde 
nur Grammatik und die biblische Geschichte den Schülern in slo veni- 
scher Sprache vorgetragen,, die Vortragssprache in den übrigen Gegen- 
ständen blieb die deutsche, welche es auch in den Humanitätsklassen 
und am Lyceum war, mit Ausnahme der Physik, Eloquenz und Ge- 
schichte, welche Gegenstände in französischer Sprache gelehrt wurden. 
Aus der slovenischen Sprache wurde weder geprüft noch klassificirt. 

Die Leitung der Primärschulen und der Gewerbeschule führte 
Vodnik noch fort. Im Jahre 1812 wurde die städtische Primarschule^ 
wieder auf vier Klassen gebracht, und der Inspector ordnete an, dass 
in der dritten und vierten Klasse auch das Slovenische neben dem 
Französischen und Deutschen zu lehren sei. Vodniks Grammatik war 
hier bereits als Schulbuch eingeführt und Vodnik schrieb in diesem 
Jahre (1812) noch eine ,Abeceda ali Azbuka* für die Primärschule. Die 
Gewerbeschule ging jedoch in diesem Jahre ein, vielleicht infolge der 
unregelmässigen Gehaltszahlung, — Vodnik erhielt seine Gehaltsrate 
für August und September 1811 erst am 17. März 1812. 

Die allgemeine Einführung des Französischen als Geschäfts- und 
Unterrichtssprache konnte nicht ohne allen Einfluss auf die heran- 
wachsende Generation bleiben, welche sich mit dieser Weltsprache den 
Weg zu allen Staatsämtern und Berufsarten eröifnet sah. Die fran- 
zösische Regierung versäumte auch nicht, die Anfänge der Französi- 
rung durch öffentliche Acte zu ermuthigen: Am 25. August 1812 wurde 
mit der Feier des Jahrestages der Kaiserin die Preisvertheilung im 
Lyceum verbunden, welche um 2 Uhr nachmittags im Beisein des 
Generalgouverneurs und der Chefs der Civil- und Militärautoritäten 
stattfand. Es wurden zwei Festreden gehalten, lateinisch und franzö- 
sisch. Die lateinische handelte vom Einfluss der Wissenschaften, die 
zweite, in französischer Sprache vom Generaünspector Zelli gesprochen, 
erörterte die grossen Absichten des Kaisers in Bezug auf den Jugend- 
unterricht, die er mitten unter dem Geräusche der WalBFen durch- 
geführt und durch die Stiftung der kaiserlichen Universität für immer 
befestigt habe. Darauf vertheilte der Generalgouverneur selbst unter 
Begleitung von Fanfaren den Schülern die Preise, bestehend in den 
besten französischen Klassikern, als ,Lohn der ersten Bemühungen in 
dem Studium der neuen Sprache ihrer Heimat,^ 



851 

Wenn die französische Regierung bei allem entschiedenen Fest- 
halten an der Herrschaft ihrer Sprache andererseits die nationale 
Empfindlichkeit der neuen Unterthanen klugerweise schonte, der 
Landessprache zum ersten male einen Platz in der Volksschule an- 
wies und sie auch am Gymnasium als Unterrichtssprache nicht aus- 
schloss, so konnten wohl in dem Geiste desjenigen Mannes, dessen An- 
regung ohne Zweifel die Regierung bei der Pflege der Landessprache 
gefolgt war, stolze Träume künftiger Grösse des neuen Illyriens sich 
regen. War ja doch Vodnik zugleich patriotischer Slovene, Geschichts- 
schreiber und Poet. In einem Momente, wo der neue Beherrscher 
Illyriens auf dem Zenith seines Ruhms stand, als Bundesgenosse Oester- 
reichs, an der Seite einer österreichischen Prinzessin, des theuersten 
Unterpfandes künftiger Freundschaft, stieg im Geiste des Dichters das 
Bild Illyriens empor in seiner einstigen Grösse und in der gehoflften 
glücklichen- Fortentwicklung unter dem Schutze des mächtigen Napoleon, 
und er sang seine Hymne auf das ,wiedererweckte Illyrien', welche 
er seiner slovenischen Grammatik für die Primärschulen (,Pismenost') 
Vordrucken Hess. 

Das Regierungsblatt ,Telegraphe oflficiel' brachte in seiner Num- 
mer 61 vom 3L Juli 1811 im localen Theile (,Provinces Illyriens*) fol- 
gende Notiz: 

,Le petit recueil de poesies camioliennes publik par M. TAbbe Vodnik, 
Directeur du Gymnase de Laybach (Pesme sa poküshino, Laybach chez Jean 
Eetzer, 1806. On peut en trouver des exemplaires chez Tauteur aux ecoles 
publique»: Prix 50 Centimes) contient, an jugement de tons le gens de goüt 
qui possedent la langue illyrique les meillenrs morceanx de po6sie, qui aient 
6i6 compos^s dans le dialecte carniolen. L'Abbö Vodnik vient de faire paroitre 
au devant d'une grammaire camiolienne k Tusage des öcoles primaires que 
nous nous räservons d'annoncer aVec dötails (Pismenost ali Gramatikä sa Perve 
sbole. Laybach chez Leop. Eger 1811.) une ode nouvelle on il peint rillyrie 
renaissant ä la voix de FEmpereur Napoleon. Nous croyons faire plaisir k nos 
lecteurs en inserant ici cette piece et la version litterale que Tauteur lui- 
ni§me en a donnee en latin. Le style de la pi^ce originale est, au jugement 
des epnoisseurs plein de mouvement et d'energie. La version latine laissera 
juger au moins du m^rite de la composition. L*auteur nous semble avoir ha- 
billement recueilli tout les faits, tontes les circonstances propres ä, relever 
Teclat du nom-illyrien. ,VAmour de la patrie respire dans chacun de ses 
vers et c*est un feu saer^ qui eehauffe, anime la pi^ce entiere,' 

Wir lassen nun den Text des Gedichtes im slovenischen Original 
und in der für die Regierung, man möchte sagen, in usum Delphini 



352 



angefertigten lateinischen Version wortgetreu nach dem Abdrucke des 
,T616graphe' hier folgen: 



Xlirieu o 



Napoleon rezhe: 

Iliria vstan ! 
Ystsja, isdiha: 

Kdo klizhe na dan? 
vites dobrotni 

Kaj Ti me budish? 
Dash roko mogozhno, 

Me gori dershish! 
Kaj bodem Ti dala? — 

Pogledam okrog 
Islozhit ne morem 

Skor svojih otrök. 
Edo najde Metülo 

In Terpo moj grad? 
Emona, Skardona 

Sta kömaj posnat. 
Nasaj spet junake 

Edo bode mi dal, 
Ei jih se Spartanski 

Je vajvoda bal? 
Od nekdaj sneshniki 

So najina last 
Od tod se je nasha 

Raslögala zhast. 
Je Galian hraber 

Na Padu pred njim 
Dorashen je trosel 

y osi^ju se Bim. 
She mozhen na moija 

Ilirjan je bil, 
E' se ladie tesat 

Je Kimiz vazhil. 
Pozhasi pa Bimiz, 

Na vojsko ravnä 
Se morja navaja 

Preraaga obä. 
Shiroko rasgraja 

Per sedem sto let, 
AI sprave sosednje 

Ni hotel imet. 
Od seveqa pride 

Nad njega vihär, 
Nevredne gospode 

Is vishkiga vdar'. 



33L i TT 1 e ZI a.. 

Sdaj Branzi in Gotje 

la Nemzi slove 
Ilir pa v' tamnize 

Posablene gre. 
Dva sedem sto sonzov 

Sarasha ga mah, 
Napoleon trobit 

Vkashe mu prah. 
Uirsko me klizhe 

Latiniz in Grek» 
Slovensko me pravio 

Domazhi vsi prSk. 
Dobrovzhan, Eotoran, 

Primoriz, Gorenz, 
Pokopjan po starim 

Se sove Slov6nz. 
Od perviga tukaj 

Stanuje moj rod, 
Zhe ve kdo sa drajga 

Naj rezhe, odköd? 
S Bilipam in Sandram 

So jmeli terd boj 
Latinze po mokrim 

Strahval je njih roj. 
Svelizhana bodem 

Savupati smem, 
Godl se eno zhudo 

Naprej ga povem,- 
Buh stopa v' Slovenze 

Napoleonov, 
En sarod poganja 

Prerojen ves nov. 
Operto eno roko 

Na Galio imam, 
Ta drugo pa Grekam 

Priasno podam. 
Na Grezie zhela 

Eorinto stoji 
Iliria v serzu 

Europe leshi^ 
Eorintu so rekli: 

Helensko oko 
Iliria perstan 

Europini bo. 



353 



Ill^TXisi reöLl-vl-va». 



Napoleon dicit: 

Ulyria surge! 
Surgitat, snspirat: 

Quis vocat in lucem? 
heros benigne, 

Num tu me excitas? 
Porrigis manum potentem, 

Me erectam sustines? 
Quid tibi offeram? 

Adspicio circum 
Non possum discernere 

Fere meas proles! 
Quis invenit Metulum 

Et Terpon meam arcem? 
Emona, Scardona 

Sunt vix agnoscendae. 
Betro - iterum fortes 

Quis mihi dabit 
Quo8 Spartanus 

Dux extimuit. 
Ab antiquo Alpes 

Sunt nostrum amborum peculium 
Ab hinc nostra 

Resonavit gloria. 
Gallus est bello - strenuus 

Ad Padum, prae illo 
Adulta tremuit 

In muris Boma. 
Jam potens in mari 

Illjrius fuit, 
Quum naves asciare 

Bomanus discerot. 
Paulatim vero Bomanus 

Bellum parat 
Mari adsuescitat, 

Vincit ambos. 
Late grassatus 

Circiter septem centum annos; 
Ast concordiam vicinalem 

Noluit habere. 
Ab Aquilone venit 

In eum turbo; 
Indignos Caesares 

Ab alto percutit 
Jam Franci, Gothi 



Et Germani, nominis 
Fama - clarescunt ; 

Ulyrius autem in tenebras 
Oblivionis abit. 

Bis Septem centum soles 
Crescitat - super illo muscus. 

Napoleon detergere 
Jubet ei pulveres; 

Illyriura eum vocat 
Latinus et Graecus 

Slovenos se dicunt 
Indigenae onmes pcissim, 

Bagusinus, Catarinus 
Littoris accola, Carniolus-superior 

Oolapianus more- antiquo 
Se vocat Slovenum. 

Ab origine hie 
Colit ista gens ; 

$ seit quis de alia 
Dicat: unde? 

Cum Philippe et Alexandre 
IIIlb fuerunt dura bella 

Latinos in udo metum-incutiens- 
superabat 
Ipsorum examen. 

Magnificata ero 
Gonfidere audeo ; 

Fit quoddam miraculum, 
Prae - illud - dico. 

Spiritus intrat in Slovenos 
Napoleonis ; 

Progenies mihi pullulat 
Begenerata tota tellus. 

Unam manum innixam 
In Galliam habeo; 

Alteram vero Graecis 
Amice porrigo 

In Graeciae fronte 
Corinthus sita est. 

Illyria in corde 
Europae jacet. 

Corinthus fuit dicta 
Graeciae oculus, 

Illyria annulus 
Europae fiel 

23 



354 

Wie man sieht, unterscheidet sich der lateinische Text nicht» un- 
wesentlich von dem Texte der Vodnikausgabe unserer ,Matica', aber 
auch die Wiedergabe des slovenischen Textes ist eine nicht ganz ge- 
treue. Man beachte vor allem die beiden in Cursivschrift gedruckten 
Stellen: ^SlovensJco me pravio — Domazhi vsi prek' und im Latein: 
^Slovenos se dicunt — Indigenae omnes passim/ Hier hat unser Vodnik 
dem französischen Freunde einen kleinen Streich gespielt, für die 
Landsleute blieb die nicht misszuverstehende Andeutung : ,Das ist unser 
Land, Slovenien (Slovensko)S für den Franzosen musste es heissen: 
,Wir heissen uns Slavenen.^ Das erstere konnte der französischen Re- 
gierung nicht gleichgiltig sein, denn sie konnte nicht die Absicht hegen, 
aus dem von Lienz bis Cattaro reichenden, deutsches, italienisches und 
slavisches Blut (dieses letzte wieder in verschiedenen Schattirungen) 
einigenden lUyrien ein Slovenenreich aufzubauen; dagegen hatte sie 
nichts einzuwenden, wenn die slavischen Eingebornen Illyriens sich 
Slovenen nennen wollten. Ohnehin war ja diese Behauptung weder 
von Kroaten noch von Dalmatinern ratificirt. Aus dem allem ergibt 
es sich aber auch bis zur Evidenz, dass Vodniks jedenfalls form- 
vollendete, poetisch-schöne Hymne weniger eine Huldigung für Na- 
poleon, als der schwärmerische Erguss nationalen Selbstgefühls, eine 
,patriotische Phantasie' war, für welche man mit dem offenen, warm- 
fühlenden, durch und durch edlen Poeten nicht ins Gericht gehen 
kann. Wenn dieses vonseite der österreichischen Regierung nach dem 
Abzüge der Franzosen geschehen ist und der arme Yodnik deshalb 
in Zurücksetzung und Noth seine Tage endigen musste, so kann man 
darin eben nur ein trauriges Symptom der auf die Befreiungskriege 
gefolgten Reaction des Servilismus und der Demagogenriecherei er- 
blicken, welche unser Dichter nach kurzem Begeisterungsrausche 
vergeblich durch seine ,Illyria zveliöana' zu beschwören versuchte. 

Die französische Presse der Illyrischen Provinzen, repräsentirt 
durch ein einziges, noch dazu officielles Blatt, gewann an Bedeutung, 
als ein Mann zur Redaction des ,Telegraphe' berufen wurde, dessen 
Name in der linguistischen wie in der schönen Literatur gleich guten 
Klang hat. Zu Besannen am 28. April 1780 geboren, hatte Charles 
Nodier sich anfangs der romantischen Richtung zugewendet, war wegen 
einer Ode gegen Napoleon als Royalist verfolgt, als Verbannter her- 
umgeirrt, bis er im Januar 1813 von General Bertrand zum Biblio- 
thekar in Laibach an Kallisters Stelle berufen und zugleich mit der 
Redaction des ,Telegraphe' betraut wurde. Hier schrieb Nodier seinen 
Roman ,Jean Sbogar' und bereicherte den bis dahin unbedeutenden 



355 

Illyrischen Moniteur mit interessanten Abhandlungen. Er zeigt sich 
da z. B. als Feind des platten geistlosen Rationalismus, wenn er über 
ein in Laibach unter officieller Aegide erschienenes Buch: ,Becueil 
de droit et de preceptes de morale ä Tusage de la jeunesse des. Provinces 
Ulyriennes, par N. A. Toumal (Ex-Polizeicommissär und Intendanzsecretär in 
Görz) 1812 (Druckerei Sassenberg, 8**, XII. und 447 pp.) schreibt:- 

Der Kritiker spricht sein Erstaunen aus, in einer so reichen Sammlung 
von Grundsätzen der Moral keinen einzigen zu finden , der aus dem Eyan- 
gelium entlehnt wäre. Auch der »Nachfolge Christi* hätte man nicht ver- 
gessen sollen, eines Buches, von welchem der Philosoph Eontenelle sagte, 
es sei das schönste Buch, das aus den Händen eines Menschen gekommen 
seit dem Evangelium, das kein Menschenwerk ist. Hier sind wahre Schätze 
von Moral, und einer einfachen Moral, einer Moral, die ftlr den Menschen 
gemacht ist, die von allen Geistern begrifTen, von allen Herzen empfunden 
wird, weil sie auf eine vollkommene Kenntniss unserer Mängel begründet 
ist und nicht auf die stolzen Hypothesen menschlicher Philosophie. Welcher 
Abstand von der göttlichen Weisheit, welche diese Werke inspirirt hat, bis 
zum theatralischen Stoicismus, /u der pomphaften Selbstverleugnung (pom- 
peuse abn^gation) eines Seneca, und vor allem zu der mürrischen Misan- 
thropie, zu dem zänkischen und verächtlichen Ton (au ton hargneux et con- 
tempteur) dieses traurigen La Eochefoucauld , der ein genialer Beobachter, 
ein geistreicher Schriftsteller und vielleicht* ein praktischer Philosoph Avar, 
der aber kein Moralist ist. Dagegen, meint der Kritiker, hätte Herr T. 
nicht auf Confucius vergessen sollen, den einzigen Menschen, der eine Be- 
ligion blos auf die Autorität der Vernunft gegründet hat; Plutarch, ' dessen 
Stil jenen Charakter von Preimuth und Menschenfreundlichkeit (Güte, bon- 
hommie) hat, der die Vernunft liebenswürdig macht; Epictet, den die Skla- 
verei, die alles erniedrigt, nicht hindert, ein grosser Mensch zu sein, endlich 
M. Aurel, der — noch ein grösseres Wunder (bien plus etonnant) — die 
Weisheit auf den Thron setzt, den ein Tiber eingenommen. Wollte man 
aber die modernen Schriftsteller benützen, so durfte man weder Montaigne 
vernachlässigen, weit mehr originell als Seneca, selbst wenn er ihn zu 
copiren scheint, noch Pascal, dessen Melancholie, aus dem tiefen Gefühl der 
unglücklichen Lage des Menschen entspringend, den - caustischen Humor La 
ßochefoucaulds soweit überragt, als das Genie den Geist ; noch la Bruyere, 
der im Gegentheil mehr geneigt ist, sich an den Schwächen seiner Gattung 
zu ergötzen, als über ihr Elend zu seufzen, glücklicher, wenn er auch nicht 
weiser ist; noch Rousseau, den ein eigenthümliches Geschick mit den Irrthü- 
mern der Sophisten verknüpfte, ohne ihn in ihre Projecte zu verwickeln, 
und der alle Schwächen des Menschen hatte, um zu beweisen, was die Phi- 

23* 



356 

losophen oin so grosses Interesse hatten, zu verbergen, das ist, dass sie 
Menschen sind'. 

Interessant ist auch die Parallele zwischen Frankreich und 
Illyrien : 

,Je ne crois pas qu*il seit un homnie qui, en quittant la France pour 
rillyrie, n'ait cru revoir sa patrie, au moment oü il est entre dans les 
Alpes Juliennes. II y a dans la physionomie, dans les moeurs, dans tout le 
caractere national, je ne sais quelle conformite qui saisit le coeur; et si le 
hazard la fait naitre au piod dos Alpes helv^tiques, cette conformite devient 
plus frappante encore; eile s'etend aux sites, ati ciel, ä Tair mönie qu'il 
respire, eile reproduit autour de lui toutes les harmonies de son berceaa. 
II ne recontrera plus rien qui ne lui retrace une habitude, un sentiment, 
une affection; et, si loin de la terre natale il croira retrouver ä chaque 
pas cependant, sos bois, ses hameaux, ses compatriotes, ses freres/ 

Treffend werden die aus der Lage lUyriens hervorgehenden 
Vortheile in Bezug auf Kultureinflüsse hervorgehoben: 

,Un des grands avantages des Provinces Illyriennes, sous le rapport 
de leur Situation et de leur figure geographique, c'est cette espece de com- 
munaute qu'elles sont sur diff^rens points avec les plus helles literatures 
du globe. Placees dans les temps anciens entre les deux terres classiques, 
touchant d'un cöte au berceau d'Homere et de Tautre ä celui de Virgile, 
elles jouissent d'une faculte unique dans les temps modernes. Leurs habitans 
parlent la langue de Corneille, celle du Tasse et celle de Schiller et de 
Wieland (!)/ 

Dieser denkwürdige Ausspruch findet sich im Feuilleton des ,Tele- 
graphe officier Nr. 23 vom 21. Mai 1813, aus Anlass der Besprechung 
eines italienischen Buches von Tantini, Pisa 1812, betreffend den 
Stand der Wissenschaften in Deutschland. 

Der ,Telegraphe* beschäftigte sich unter Nodiers Leitung mit 
Vorliebe mit der Sprache und Geschichte der ihm sympathischen Süd- 
slavenländer. Er fordert zu Beiträgen über die Statistik- lUyriens, zur 
Fortsetzung der Arbeiten Scopoli's auf, er bringt Studien über illy- 
rische, besonders morlakische Poesie, über das Studium der Landes- 
geschichte, über Sprache und Bodenbeschaffenheit. Im Juni 1813 
hatte Vodnik sein deutsch-slovenisch-lateinisches Wörterbuch der Voll- 
endung nahe gebracht. In zwei Monaten sollte es erscheinen. Das 
Regierungsblatt theilte im Feuilleton der Nummer 51 vom 27. Juni 
den Prospect mit, dem eine Textprobe beigegeben war. Darnach 
entstand das Werk aus 14,000 von Blas Kumerdey gesammelten Vo- 
cabeln, dazu kamen durch Mithilfe der die Naturwissenschaft studi- 



357 

renden Schüler viele Namen von Fischen und Fossilien, 230 von Vögeln, 
550 von Bäumen und andern Pflanzen; die andern waren aus ver- 
schiedenen Quellen und aus dem Munde des Volkes gesammelt, 
darunter 6000 technische Ausdrücke. Das patriotische Unternehmen 
fand lebhaften Anklang, wir finden an der Spitze der Pränumeran- 
tenliste- den Generalinspector Zelli und Charles Nodier. Aber es kam 
der Krieg und mit ihm der trübste Schicksalswechsel für den streb- 
samen Vodnik, und seine Arbeit blieb unvollendet und ungedruckt. 

Im Gewerheivesen geschah durch die französische Regierung ein 
wichtiger Schritt zur Hebung der Production unter dem Stachel der 
Concurrenz. Die Zünfte wurden aufgehoben, volle Geiverbefreiheit 
eingeführt. Dagegen litt der Handel fortan unter dem Continental- 
system, am 11. Oktober 1812 wurden in Laibach confiscirte Waren 
im Werthe von 45- bis 50,000 Frs. auf öffentlichem Platze in Ge- 
genwart des Generalintendanten, der vorzüglichsten Civil- und Mili- 
tärautoritäten und der Domänenbeamten unter grossem Zulaufe des 
Volkes verbrannt. 

Tiefgreifend und wohlthätig waren die Reformen auf dem Ge- 
biete des ünterthanswesens. Der Unterthansverband wurde in Krain 
gänzlich aufgehoben, die Urbarialleistungen unter die privatrechtlichen 
Verpflichtungen eingereiht und alle Beschränkungen bezüglich der 
Zerstückelung der unterthänigen Realitäten und der freien Verfügung 
mit denselben hörten auf. Die blos persönlichen Roboten, wohin 
namentlich die nach dem Robotpatente vom 16. August 1782 in jähr- 
lich höchstens 12 Handtagen bestandene Robot der Innleute gehörte, 
wurden ganz aufgehoben, alle übrigen Roboten aber durch das Orga- 
nisationsstatut von lUyrien, Art. 252, als unbedingt ablösbar erklärt. 
Durch die Einführung des französischen Civil- und Strafgesetzes und 
infolge der Aenderungen im Staatsorganismus wurden die Dominien 
jeder Jurisdiction enthoben, ihre ehemaligen Unterthanen erlangten 
gleiche staatsbürgerliche Rechte mit ihren ehemaligen Herren, welchen 
zur Einbringung grundherrlicher Forderungen nur der Civilrechtsweg 
offen blieb. Zugleich mit der Einführung eines neuen, auf den josephi- 
nischen Katastraldaten basirten Grundsteuerprovisoriums, nach welchem 
der vormals unterthänige Grundbesitzer die auf sein Besitzthum ent- 
fallende erhöhte Steuer ohne Rücksicht auf die darauf haftenden Gie- 
bigkeiten zu leisten hatte, wurde die. früher bestandene 20percentige 
Dominicalsteuer, welche von den Dominien für die rectificirten Bezüge 
zu entrichten war, ganz aufgehoben, andererseits aber bezüglich aller 
Urbarial- und Zehentschuldigkeiten der Fünftelnachlass angeordnet 



858 

(Arrfitä vom 16. Juli 1810), so dass die DomiDien fernerhin nur mehr 
vier Fünftel der gedachten Schuldigkeiten zu fordern berechtigt blieben. 

Auf dem Gebiete der Landtoirthschafi finden wir ein einziges 
Beispiel patriotischer Thätigkeit, das von der um das Land so ver- 
dienten Familie Zois ausgeht. Baron Karl Zois brachte im Jahre 1812 
Merinoschafe aus den Schäfereien des Conte Dandolo von Varese 
nach Krain. 

Der einzige Verein zur Ausbildung reinen Menschenthums, ge- 
ächtet und verfolgt in andern Staaten, fand eine Zufluchtsstätte in 
lUyrien. Am 1. Februar 1812 wurde eine Freimaurerloge für lüyrien 
in Laibach eröffnet, unter dem Titel: ,La R. D (Respectable löge) 
Franco-IUyrienne, sous le titre distinctif des Amis du Roi de Borne et 
de Napoleon^ Sie hatte ihren Versammlungsort im Bedoutengebäude, 
dessen Fenster nach aussen bis auf eine kleine Oeflfnung zugemauert 
wurden. Geistig begabte, in Wissenschaften und schönen Künsten 
unterrichtete Männer waren am willkommensten, und es musste sich 
jedes bemittelte Mitglied zu einer Aufnahmegebühr und zu jährlichen 
Beiträgen verpflichten, aus welchen die Ausgaben der Gesellschaft 
und die vielfachen Unterstützungen, die der Verein nach allen Seiten 
spendete, bestritten wurden. Die Loge bezweckte, soweit es den 
Brüdern bis zum zweiten Grade bekannt war, rein menschliche Vollen- 
dung in Tugend und Geselligkeit anzustreben und damit kunst- 
sinnige Weisheit zu verbinden, weshalb auch den Brüdern bei der 
Aufnahme in die Loge zur Pflicht gemacht wurde, stets Männer von 
Ehre und Bechtschaffenheit zu sein und brüderlich an einander zu 
halten, wie verschieden sie auch sonst in Denkweise, Religion und 
bürgerlicher Stellung sein möchten. Alle Discussion über Beligion und 
Staatsverfassung war von ihren Versammlungen ausgeschlossen. Der 
grosse Haufe machte sich freilich absonderliche Vorstellungen vom 
Treiben der Freimaurer und liess es sich nicht nehmen, das plötzliche 
geheimnissvolle Verschwinden des Advocaten Dr. Franz Repitsch aus 
Laibach damit in Verbindung zu bringen, der in der Nacht vom 
7. September 1812 mit Freunden im Wirthshause ,beim Haiducken' 
ein Gläschen über den Durst geleert und dabei auf die Brüder ge- 
schimpft haben sollte. Aber der Mairierapport der zweiten Februar- 
hälfte 1813 lichtete das geheimnissvolle Dunkel, indem er die Nach- 
richt von der Auffindung der Leiche des Vermissten im Laibachflusse 
bei Salloch brachte. 

Der historische Verein in Laibach bewahrt noch ein Formular 
der Freimaurerdiplome, ausgestellt 6. März 1812 (Jahr 5812), und ein 



359 



141,679 



unter alten Metallwaren aufgefundenes Logensiegel (über Thalergrösse) 
mit der Umschrift: ,Pranco-Illyrienne S. L. T. D. des amis du Eoi de Rome 
et de Napoleon (mit drei iu ein Viereck eingeschlossenen Punkten). Im Felde 
ein Dreieck, in welchem sich ein mit Schein umgebener fünfkantiger 
Stern mit dem Buchstab G befindet. Umschrift des Dreiecks: ,Ami- 
citia — Caritas — 0.\ de.Laybach*. 

Zur Bevölkerungsstatistik Krains während der französischen Herr- 
schaft liegen uns nur vereinzelte Daten vor. Für das Jahr 1811 haben 
wir nachstehende officielle Uebersicht des Generalintendanten: 

I. Dißtrict Laibaeh: 

Laibach intra muros 13,369 

„ extra „ . . ' 18,246 

Stein 14,716 

Krainburg ........... 18,614 

Eadmannsdorf 23,529 

Lack 24,095 

Gallenberg . , . 19,110 

II. Distriet Neustadtl: 

Neustadtl 17,069 

Landstrass 20,790 

Nassenfuss 27,882 

Littai 10,711 

Weixelburg 19,666 

Seisenberg 13,531 

Gottschee 29,682 

Möttling 26,904 

ni. Distriet Adelsberg: 

Adelsberg 11,034 

Idria 7061 

Loitsch 14,843 

Senosetsch 27,875 

Laas 4453 

Zirkniz 7060 

Zusammen . . 370,31,40 
Wippach bildete einen zum Görzer Distriet gehörigen Canton 
mit den Arrondissements Wippach, Sturia, Schwarzenberg, S. Veit, mit 

einer Bevölkerung von 10,734 Seelen, 

dazu obige 370,340 „ 

gibt die Gesammtbevölkerung Krains mit .... 381,074 Seelen. 



156,335 



72,326 



390 

Für Laibach geben uns die Kirchenbudgets von 1813 folgende 
Daten : 

Pfarre S. Nikolaus 3000 Seelen 

„ S. Jakob 2000 „ 

„ S. Joh. B. (Timau) 1447 „ 

„ S. Peter * 4276 „ 

„ Maria Yerkündiguug 3100 „ 

Zusammen . . 13823 Seelen. 

Von Cajetan Palma erschien 1812 in Triest, in vier gestochenen 
Blättern im Masstabe von ^/easooo • Carte 'des Provinces Illyriennes, com- 
prenant la Bosnie , Herzogowine , le Montenero et quelques pajs adjacens. 
(Geographische Karte mit dem Länderbestand und der Ein th eilung 
der Civil- und Militäradministration unter dem französischen Kaiser- 
reiche, mit Post- und Commercialstrassen , Häfen, Festungen und 
festen Plätzen.) • 



9. Das letzte Jahr der fraazösisohen Hemcliaft In Ülyrien. Die ^eneralgotivemenre 
Junot und Fouchö. Subscription zur Ausrtistung eines kroatischen Husarenregiments. 
Der Inselschatz von Veldes. Ueble Lage des Landes. Französische Siegesfeste. 

Bauemaufwiegler. Der letzte Napoleonstag. 

General Graf Bertrand wurde im März 1813 von seiner Stelle 
als Generalgouverneur Illyriens abberufen, um seinem Kaiser als ge- 
treuer Pylades in den traurigen Kampf gegen das seine Fesseln 
brechende deutsche Volk zu folgen. Marschall Junot, Herzog von 
Abrantes, ward zu Bertrands Nachfolger ernannt und kam am 23. März 
in Laibach an. Das von Deutschland drohend emporsteigende Kriegs- 
gewölk warf seine Schatten bereits unheilkündend in die fernste Grenz- 
mark des französischen Reichs, die lUyiischen Provinzen. Kriegsvor- 
bereitungen drängten die friedliche Arbeit des Organisirens, die An- 
fänge hoffnungsvoller Entwicklung in den Hintergrund. Es begannen 
die militärischen Contributionen, vorerst unter dem Titel der ,Erge- 
benheitsbeweise'. 



^ Hier der Beisatz: ,avec des villages des autres Mairies* (das wären also 
wohl die nach S. Peter eingepfarrten Dörfer?). 

2 Vgl. Valentinelli, Supplementi aJ saggio bibliografico dolla Dalraazia e del 
Montenegro. Zagrabia 1862, S. 13, wo es erläuternd heisst: ,contiene la ripartizione 
territoriale ed ü futuro compimento deUe provincie illiriche.* 



d6i 

Das dringendste Bedürfniss der Armeereorganisation nach der fast 
vollständigen Vernichtung der französischen Streitmacht in Russland 
war Cavallerie, deren Ersatz wegen der zeitraubenden Ausbildung 
immer der schwierigste ist. Schon General Bertrand hatte den Ge- 
danken gefasst, die Equipirung und Montirung eines kroatischen Hu- 
sarenregiments, welches er in der Militärgrenze aushob, aus den 
,frei willigen' Gaben zu bestreiten, zu welchen die Bewohner der Illy- 
rischen Provinzen von den Intendanten im Wege der Maires ,aufge- 
muntert' wurden. Die Kosten eines equipirten Reiters wurden dabei 
ohne Pferd mit 500 und mit demselben auf 2000 Frs. angeschlagen. 
Die Stadt Laibach, ,nacheifemd' — wie die Intendanz in einem Rund- 
schreiben an die Maires des Laibacher Districts sagte — ,dem Bei- 
spiele der französischen Capitale und aller anderen Städte und Ort- 
schaften des Kaiserreichs', bot dem Kaiser sechs ausgerüstete und 
equipirte Reiter an und hatte dafür die Summe von 12,000 Frs. am 
20. Februar bereits in die Kasse des Gefteraleinnehmers eingezahlt ; 
die Freimaurerloge stellte ein Pferd; die Beamten betheiligten sich 
ausserdem mit bedeutenden Summen, so subscribirte der General- 
intendant Graf Chabrol 20 Pferde, der Intendant von Krain M. Ronen 
de Malet 1000 Frs. Die übrigen CantoneKrains subscribirten 65,000 Frs., 
und dies unter einer allgemeinen Stockung des Handels und der Eisen- 
production, insbesondere verursacht durch das Verbot Oesterreichs, 
Roheisen in lUyrien einzuführen. 

Da die französische Regierung sich in fortwährender Geldver- 
legenheit befand, indem die Steuern, insbesondere das drückende 
Enregistrement, immer spärlicher flössen, so beschloss die General- 
intendanz, die Schätze der Kirchen und Wallfahrtsorte für patriotische 
Zwecke flüssig zu machen. Unter andern sollte dieses Schicksal auch 
den Kirchenschatz des Veldeser InselKij;;chlems treffen. Der Händler 
Jakob Klinar (Petran) brachte die Nachricht von diesem durch den 
,Telegraphe' bereits veröffentlichten Beschlüsse nach Seebach, von wo 
sich dieselbe mit Blitzesschnelle weiter verbreitete. Die Bauern wählten 
den Jakob Klinar und den Jakob Kokail, ebenfalls Händler in See- 
bach, zu Bevollmächtigten, um durch den Maire Ignaz Novak eine 
Vorstellung höhemorts anzubringen. In dieser aus Auritz vom 19ten 
März 1813 datirten Eingabe wurde nicht nur die von der Wallfahrt 
abhängige Subsistenz der Umgegend, sondern auch di/e Eigenschaft 
der Kirche als ,Amtskirche' für die Gemeinden Ufer und Seebach und 
die Stimmung des Volkes zur Begründung der Bitte angeführt, die 
Veräusserung zu verschieben und vorläufig eine Unterhandlung zu 



,leidentlicher Ablösung* mit den Bittstelleni einzuleiten. Inzwischen 
erschien jedoch der Domänenreceveur von Radmannsdorf zur Schätzung 
und Hebung des Kirchenguts. Es wurde ihm die Bittschrift vorgewiesen, 
worauf er sich schweigend entfernte und bald darauf in Begleitung 
eines Silberarbeiters aus Laibach wieder zurückkehrte. Da erhoben 
sich die Weiber und hinderten die Abfahrt zur Insel, indem sie zuerst 
den Receveur umringten und mit Bitten bestürmten und dann die 
Schiffe vom Ufer entfernten. Der Receveur liess infolge dessen den 
Mairie-Adjuncten Anton Pototschnik verhaften, den er für den Urheber 
des Widerstandes ansah. Dann requirirte er Gensdarmerie und die 
Forstmannschaft unter Anführung des kaiserlichen Forstmeisters von 
Veldes, welche, den Forstmeister zu Pferde an der Spitze, gegen 
Seebach auszogen, um die Beischaffung eines Schiffes zu erzwingen. 
Als jedoch der Receveur in Begleitung eines Forstknechtes einen Kahn 
bestieg, nahm das Volk eine drohende Haltung an, die Sturmglocken 
ertönten, und der Beamte sah sich genöthigt, den Rückweg auf das 
Schloss Veldes zu nehmen. Dem zu seinem Schutze herbeieilenden 
Forstmeister fiel die Badinhaberin Burjovka (Ursula Ferjan) aus Schal- 
kendorf« in die Zügel und brachte sein Pferd zum Stehen. Der Forst- 
meister feuerte sein Pistol ab, das jedoch nur das Kleid der kühnen 
Angreiferin streifte. Die herbeieilenden Bauern wurden vom Maire 
und seinem Adjuncten besänftigt, und der Receveur konnte sich unter 
dem Schutze der bewaffneten Macht zurückziehen. Uebrigens wurde 
vom Generalintendanten am 3. April 1813 die Weisung ertheilt, mit 
dem Verkaufe des der Kirche gehörigen Silbergeräthes nicht vor- 
zugehen, sondern dasselbe zu schätzen und an die Bezirksinsassen 
gegen Erlag des baren Betrages oder Ausstellung einer Obligation zu 
erfolgen, was auch geschah. 

Der Befreiungskampf entwickelte sich bald auf sächsischem Boden, 
dessen Fürsten Pflichten der Dankbarkeit an Napoleon banden, auf den 
Feldern von Grossgörschen (Lützen) und Bautzen rollten die ehernen 
Kriegswürfel (2. und 20. Mai 1813) und leuchtete des Kaisers Glücks- 
stern noch einmal auf, aber die Trauer um den gefallenen treuen 
Grossmarschall Duroc, den die Todeskugel an der Seite des Gebieters 
ereilte (22. Mai auf der Verfolgung nach der Schlacht von Bautzen), 
dämpfte die Siegesfreude, und der heldenmüthige Widerstand der jungen 
deutschen Freiwilligen bewies dem Welteroberer, dass jetzt nicht mehr 
allein die Heere der Fürsten, sondern die Völker selbst für die Be- 
freiung des Heimatbodens kämpften. In Laibach feierte man die Siege in 
Sachsen am 6. Juni durch Tedeum in der Domkirche und Illumination. 



36S 

Der Waffenstillstand belebte noch einmal in den hart heim- 
gesuchten Bewohnern Illyriens die Hoffnung auf Frieden und Erlösung 
von den drückenden Lasten des Krieges. Die Friedensverhandlungen 
in Prag bildeten in der zweiten Julihälfte das Tagesgespräch in Lai- 
bach, während die Zurüstungen der Franzosen immer deutlicher auf 
den nahen Kriegsausbruch hinwiesen. Man baute bereits Speculationen 
auf die Eventualität hin, dass Krain wieder einmal der Kampfplatz zwi- 
schen Oesterreich und Frankreich würde. Ein gewisser Pascotini be- 
absichtigte eine Spielbank in Laibach zu eröffnen, in der Voraus- 
sicht, dass der Vicekönig sein Hauptquartier hier aufschlagen könnte, 
die Polizei vereitelte jedoch die Ausführung dieses Vorhabens. Der 
Friedenscongress von Prag verlief resultatlos, trotzig verweigerte Na- 
poleon jede Abtretung eroberten Landes. Am 12. August erWärte ihm 
Oesterreich den Krieg, und nun waren die Tage französischer Herr- 
schaft in Illyrien gezählt. Zwar hielt die Regierung noch fest ihre 
Hand über das eroberte Land. Im August' 1813 dämpfte sie einen 
Bauernaufstand in Unterkrain durch Verhaftung der Rädelsführer, und 
am 15. August feierte sie den letzten Napöleonstag mit reicherem Pro- 
gramm als gewöhnlich. 

Am Vorabend Artilleriesalven, die zweite Salve morgens, die 
dritte mittags, im Augenblicke wo das Tedeum angestimmt wurde. Um 
9 Uhr vormittags Vertheilung von Brod an die Armen. Versammlung 
beim Generalgouverneur, um sich en grande cortöge in die Kirche 
zu begeben. Solennes Hochamt und Tedeum. Krönung von zwei Rosen- 
königinnen (rosi^res). Truppenrevue. Oeflfentliche Spiele, abends Dlumi- 
nation, öffentlicher Ball im Theater. 

Der Tag war regnerisch bis 1 Uhr mittags; demuügeachtet fand 
die Feier nach dem Programme statt, um 1 Uhr di'e Krönung der 
Rosenköniginnen. Der Rest der Feier war vom schönsten Wetter begün- 
stigt. An dem Festdiner beim Generalgouverneur nahmen auch meh- 
rere Deputirte der Illyrischen Provinzen theil. Der Generalgouvemeur 
brachte den Toast auf den Kaiser und- den König von Rom aus mit 
dem Beisatze: ,Puisse la paix couronner ses glorieux travaux!* (Man 
wusste noch nichts von der Kriegserklärung, die erst am 12. August 
erfolgt war). Der Festball beim Generalgouverneur dauerte bis 1 Uhr, 
um welche Stunde der Gouverneur sich zurückzog. 

Zu diesem Napoleonstage brachte der ,Telegraphe officiel' Nr. 65 
vom 15. August nachstehendes Huldigungsgedicht von ,Martin Kuralt 
Dlyr.' 



864 



Die XV. Augusti 

Elatae ad coelos Mariae sacro, 

Napoleonis Natall. 

Sunt terras inter, sunt ot commercia coelos 
Omnlaque aeterno foedere juncta vigent. 

Ingerit humanis sua Zevs miracula rebus 
Et rapere ot multum lux solet una dar«. 

Iste dies, summam qui matrum vexit ad astra, 
Summum etiam terris Napoleonta tulit. 

Unsers Erdballs Verkehr reicht bis an die fernesten Sterne. 

Und das Weltall besteht fest nur durch ewigen Bund. 
Jupiter mischt oft göttliche Wunder in menschliche Dingo; 

Viel nimmt manchmal und viel gibt auch der nemlicho Tag. 
Dieser onttrug die grösste der Mütter zum Himmel, der Männer 

Grössten, Napoleon, sandt' er der Erde zurück. 



10. Xarscliall Jnnot verl&Bst Laibach. Der letzte G^eneralgouvernenr, Herzog Ton 
Otranto, kommt in Laibaoh an. Vorrüoken der Oesterreioher nach Erain. Angriff anf 
den Loibl. Rückzug des Generals Belotti. Erainbnrg von Oberst Faumgarten er- 
stürmt. Sebrovich besetzt Weizelburg. 

Marschall Junot war bald nach dem Antritte seiner Stelle als 
Generalgouverneur in Wahnsinn verfallen. Er musste lUyrien verlassen, 
und der Divisionsgeneral Comte Danthouard wurde zum Militärcom- 
mandanten während der Abwesenheit des Generalgouverneurs ernannt 
und kam am 27. Juli in Laibach an. Doch schon mit Decret vom 
17. Juli hatte Napoleon in Dresden den berühmtesten Polizeimann 
seiner Zeit, Fouche^ Herzog von Otranto, zum Nachfolger Junots er- 
nannt, und dieser traf am 29. Juli in Begleitung des ihm beigegebenen 
Staatsrathauditeurs M. de Chassenon in Laibach ein. Gleichzeitig wurde 
Divisionsgeneral Fresia zum Mihtärcommando der Illyrischen Provinzen 
berufen. Fouche bezog nicht das Gouvernementspalais, sondern stieg 
im Baron Zois'schen Hause ab, während der Bischofhof zu seinem Em- 
pfange hergerichtet werden sollte. Doch die Ereignisse drängten, der 
neue Generalgouverneur kam nicht zu ruhigem Genüsse seiner Herr- 
schaft. Krain wurde der letzte Schauplatz französischer Heere in Oester- 
reich, Laibach der entscheidende Mittelpunkt ihrer Kämpfe, dessen 
Wegnahme der Rückzug hinter den Isonzo folgen musste. Wenige, 
aber tapfere und umsichtig geführte österreichische Truppen erfochten 
hier glänzende Resultate über die zwar wacker sich haltenden, aber 
meist schlecht geleiteten Franzosen. 



365 

Am 10. August hatte bereits die Bewegung der Armee des Vice- 
königs gegen Krain und Kärnten begonnen, am 16. war sie beendet. 
Sie deckte die grossen Zugangsstrassen nach Italien über Laibach und 
Pontafel. Eine Brigade der Division Lechi unter General Belotti hielt 
Laibach besetzt. Die Armee des Vicekönigs zählte 53,000 Mann, doch 
wenig Cavallerie. Ihm gegenüber stand an der kärntnerischen Grenze, 
mit dem Hauptquartier in Klagenfurt, unter Feldzeugmeister Hiller, 
32 Bataillone und 40 Schwadronen in der Stärke von 32,000 Mann 
zählend, die österreichische Armee. Die beiden Heere rückten schnell 
einander entgegen, General Fölseis auf der Strasse von Gilli bis Egg ob 
Podpetsch, der linke Flügel unter Feldmarschall-Lieutenant Radivojevich 
besetzte bereits am 19. August Karlstadt, wo die Grenzer dem General 
Janin den Gehorsam versagten und j4en österreichischen Fahnen zu- 
eilten. Von da detachirte er den Oberst Milutinovich. mit einem Ba- 
taillon Gradiskaner nach Neustadtl, der sich sofort durch ein von ßann 
über die Save gekommenes Bataillon Broder Grenzer mit General 
Fölseis in Verbindung setzte. Hiedurch war des Vicekönigs Plan, die 
Savelinie zu gewinnen, vereitelt, er beschloss daher, um seinen Rücken 
zu decken, sich des Loibls zu bemächtigen, auf welchem die Oester- 
reicher zwischen S. Leonhard uud S. Anna Schanzen aufgeworfen hatten. 
Während die französische Hauptcolonne die Stellungen der Gegner 
zwischen Villach und Rosegg angriff und den Brückenkopf von Rosegg 
erstürmte, erhielt General Belotti den Befehl, den Loibl zu nehmen. 
Am 26. August trat er seinen Marsch an und am 29. griff er die Ver- 
schanzungen an, welche eine einzige Compagnie Jäger, 92 Mann unter 
Hauptmann Moll, muthvoU vertheidigte. Der Fall eines höheren Offiziers 
am sogenannten ,Strutz', einer vorragenden Felsklippe auf der Höhe 
der ersten grossen Strassenkrümmung ober der S. Annakirche, war für 
die Franzosen das Signal zum Rückzuge. Bei dem Gefallenen fanden 
die Jäger eine nähere Beschreibung des Loibls und der darüber führen- 
den Strasse von dem damaligen Maire Neumarktls, welcher deshalb 
nach dem Abzüge der Franzosen von den Oesterreichern zur Rechen- 
schaft gezogen wurde. General Belotti setzte am folgenden Tage seinen 
Rückzug, fort, wurde aber bei Neumarktl von den Jägern des Oberst- 
lieutenants Gödüng erreicht und bis Krainburg verfolgt. Hier trafen 
die Jäger mit Oberst Paumgarten zusammen, der mit einem Bataillon 
Chasteler über den Kankerpass gekommen war. Belotti vertheidigte 
sich zwar in Krainburg. mit Hartnäckigkeit, wurde aber gegen Abend 
von den stürmenden Oesterreichern aus den Vorstädten geworfen, 
räumte in der Nacht, aus Besorgniss abgeschnitten zu werden, die 



366 

Stadt und zog sich, nachdem er die Brücke hinter sich zerstört, bis 
Zwischenwässem zurück. 

Inzwischen war General Pino mit sieben Bataillons und zwei 
Schwadronen aus Laibach nach Weixelburg marschirt und hatte daselbst 
der Avantgarde des Feldmarschallieutenants Radivojevich, geführt von 
General Rebrovich , gegenüber Stellung genommen. Auf die Nachricht 
von General Belotti's Niederlage ging aber Pino auf Laibach zurück 
und liess die Brücke von Tschernutsch durch General Belotti besetzen. 
Infolge dessen besetzte General Rebrovich Weixelburg und schob 
Abtheilungen bis S. Marein vor. 

Der Generalgouvemeur hatte bereits am Abend des 25. August 
Laibach verlassen, um sich nach Triest zu begeben, nachdem er die 
Nachricht von dem Vorrücken des kühnen Parteigängers Graf Nugent 
auf Fiume erbalten hatte; am 27. August kam er in Triest an, die 
Stadt illuminirte ,freiwilligS die Stadtkapelle spielte unter den Fenstern 
des Gouverneraentsgebäudes, wie in den schönsten Tagen französischer 
Herrschaft. Die Herren lUyriens behaupteten ihre Stellung mit An- 
stand bis zum letzten Augenblicke. 



IL Srainburg wieder erobert. Der Vioekönig nimmt die Stellnng der Oesterreicher 
bei Feistriz. Vollständige Niederlage des Generals Belotti bei Utik (8. September). 
Xilatinovioli siegt bei S. Xarein (12. September) nnd Weizelborg (16. September). 

Jonmalistisoher Seheidegrass an Xllyrien. 

Die Wegnahme von Krainburg gefährdete die Savelinie und 
trennte die Verbindung zwischen dem rechten und linken Flügel der 
französischen Armee. Der Vicekönig befahl daher dem General Belotti, 
Krainburg wieder zu nehmen, was demselben auch am 2. September 
gelang. Ein leichtes Regiment besetzte diesen Uebergangspunkt der 
Save. Der Vicekönig beschloss nun, um sich durch den Besitz des 
Loibls zu sichern, die feste Stellung der Oesterreicher bei Feistriz zu 
forciren. Zu diesem Ende wurde die Division Marcognet auf Neumarktl 
und die Garde von Tarvis auf Assling dirigirt. Der Vicekönig brach 
am frühen Morgen des 6. September mit zwei Bataillonen seiner Garde 
von Assling auf, um, von einem der Gegend kundigen Bauer geführt, 
über das Bärenthal Feistriz zu erreichen. Hier zeigte es sich, wie oft 
das Schicksal des Krieges von einer einzigen Vedette abhängt. An 
der Spitze der Colonne in dichtem Nebel gehend, sah der Vicekönig 
plötzlich eine Gewehrmündung wenige Schritte entfernt auf sich ge- 
richtet. Er gestand später selbst offenherzig, wie ihm das Blut in den 



1 

■ 

I 



367 

Adern erstarrt, bis er aus dem geringen deutschen Wortschatz, den 
er den Lectionen seiner Gemalin, einer bairischen Prinzessin, ver- 
dankte, das Wort ,Gut Freund' herausgebracht, auf welches die Schild- 
wache das Gewehr aus dem Anschlag zog. Rasch packte nun Eugen 
den Jäger am Halse, die nachrückenden Franzosen bewältigten die 
Vedette, einen Rekruten vom 8. Jägef bataillon , und nachdem er in 
Sicherheit gebracht war, legten sich die italienischen Gardejäger in 
den Hinterhalt. Bald kam auch eine österreichische Patrouille, welche 
sofort gefangen genommen wurde.* Der nächste feindliche Posten ward 
nun angegriffen und nach Feistriz zurückgeworfen, die Verbindung 
mit der von S. Jakob -heranrückenden Brigade Campi hergestellt, 
Feistriz umgangen, aber erst nach tapferster Gegenwehr, wobei das 
Schloss in Flammen aufging, mit grossem Verluste genommen. Haupt- 
mann Moll behauptete sich aber noch lange im Besitze des Loibls. 

Nachdem der Vicekönig durch die Zurückdrängung der Oester- 
reicher auf das linke Drauufer seinen linken Flügel gesichert hatte, 
traf er Anstalten, seinem nach den Meldungen der Untergenerale von 
aüen Seiten mit Uebermacht angegriffenen rechten Flügel zu Hilfe zu 
kommen. General Palombini erhielt den Befehl, mit der Brigade Rug- 
gieri, von der drei Bataillone bereits in Loitsch standen, bis Adels- 
berg vorzurücken; General Belotti sollte von Krainburg nach Tscher- 
nutsch aufbrechen, die dortige Brücke besetzen und die Save bis 
Salloch bewachen. Er brach auch am 8. September von Krainburg auf, 
wählte aber zu seinem Marsche in unbegreiflicher Verblendung das 
linJce Saveufer, wurde bei Utik von General Fölseis umringt, sein 
Regiment vernichtet, er selbst verwundet und gefangen. 

Die itaUenische Armee zog sich nun näher um Laibach zusam- 
men. Am 10. September besetzte die Division Marcognet Laibach so- 
wie den BrückenkQpf von Tschemutsch und dehnte sich rechts an der 
Save bis Salloch, wo die Brücke zerstört worden war, und seitwärts 
Kaltenbrunn aus. Am folgenden Tage kam der Vicekönig in Laibach 
an, bezog das Schloss Leopoldsruhe und besichtigte sogleich die Be- 
festigungen. ' Er beschloss die Division Palombini unter Pino gegen 
Nugent vorrücken zu lassen und in eigener Person den Obersten 
Milutinovich anzugreifen, der mit einem Bataillon Gradiskaner und zwei 
Schwadronen Radetzky-Husaren die Stellung von S. Marein besetzt hielt. 



^ So erzählt diesen Vorfall Foldzeugmeistcr Freiherr von Weiden aus dem 
Munde des Vicekönigs selbst. (»Krieg der Oesterreicher in Italien 1813 und 1814*, 
Graz 1855, S. 26-27.) 



868 

Als am 12. September um 7 Uhr morgens die Spitze der feindlichen 
Colonne auf der Strasse von Laibach sichtbar wurde, concentrirte sich 
Milutinovich, der zwei Compagnien Kreuzer als Verstärkung erhalten 
hatte und dessen ganze Streitmacht daher aus acht Compagnien be- 
stand, auf der Höhe von S. Marein mit sechs Compagnien, während 
je eine Compagnie den linken Flügel in Weisskirchen und den rechten 
in Lestje deckte. Um 8 Uhr entwickelte sich die ganze Streitmacht 
des Vicekönigs unter seiner persönlichen Anführung, bestehend aus 
einem Bataillon der Garde, einem Bataillon der Brigade Palombini, zwei 
Schwadronen Dragoner und einer reitenden Batterie, in der Tiefe von 
Geweihten Brunn. Ein Bataillon sollte die Stellung des Obereten Mi- 
lutinovich umgehen. Dieser hoffte, dass dasselbe auf die Verstärkungen 
stossen würde, die er sich von General Rebrovich erbeten hatte, aber 
es war 4 Uhr Nachmittag,, und noch war keine Verstärkung da. Da 
fasste Milutinovich den kühnen Entschluss, deni überlegenen Feinde 
zuvorzukommen, und befahl dem Hauptmann Nikitsch, dem umgehenden 
Bataillon entgegenzurücken und es aus dem Hinterhalte anzugreifen. 
Die kühne That gelang, das Bataillon, ermüdet durch achtstündigen 
Bergmarsch, löste sich in wilder Flucht auf. Der in Weisskirchen be- 
fehligende Hauptmann Martini hatte den Auftrag, bei dem ersten 
Feuer auf dem rechten Flügel gleichfalls zum Angriff zu schreiten, 
pünkthch vollzogen. Hier sammelte sich indess der Feind in grösserer 
Stärke, so dass Milutinovich nach und nach alle seine Compagnien 
bis auf eine zur Verstärkung senden musste. Aber der AngriflF wurde 
tapfer zurückgeschlagen und der* Feind bis zum Einbruch der Nacht 
aufgehalten. Um 9 Uhr abends trat der Vicekönig mit der italienischen 
Garde den Rückzug an. Er hatte einen Verlust von 2 Offizieren und 
95 Mann an Gefangenen und 500 Todte und Verwundete, während 
Milutinovich nur 47 Todte und Verwundete zählte und 28 Mann an 
Gefangenen verlor. Seinen Heldenmuth lohnte das Ritterkreuz des ^ 
Maria - Tberesienordens und die Beförderung zum Generalmajor. In 
diesem Gefecht hatte sich auch ein Nachkomme des altberühmten 
Geschlechts der Starhemberge , Graf Anton Gundaker, Oberst der 
Radetzky-Husaren, ausgezeichnet. 

Der Vicekönig hielt das kühne Vorgehen des Obersten Miluti- 
novich für einen Beweis der Stärke des österreichischen Corps. Ge- 
neral Rebrovich aber, der sich inzwischen mit Oberst Milutinovich 
vereinigt hatte, bescbloss in Voraussicht eines feindlichen Angriffes 
mit Uebermacht, dem er mit seiner geringen Truppenzahl (ein Ba- 
taillon Gradiskaner, vier Compagnien S. Georger und drei Compagnien 



369 

Broder Grenzer) nicht hätte standhalten können, den Rückzug bis zum 
Bärenberg, wo er eine vortheilhafte Stellung nahm, während der Vice- 
könig mit vier Gardebataillonen Weixelburg besetzte. Als General 
Rebrovich durch ein Bataillon Erzherzog Franz-Karl-Infanterie, zwei 
Schwadronen Radetzky-Husaren und eine halbe Batterie aus Karlstadt 
verstärkt worden war, beschloss er am 15. September Weixelburg 
durch einen kühnen Ueberfall zu nehmen. Oberst Milutinovich erhielt 
den Auftrag, mit dem Bataillon Gradiskaner den Feind in der rechten 
Flanke zu umgehen; er machte zu diesem Zwecke einen beschwer- 
lichen Nachtmarsch und hatte, als der Morgen graute, das von den 
Garden besetzte alte Schloss Weixelburg umgangen. Drei Compagnien 
nahmen das Schloss im ersten Anlaufe, wurden aber von der Garde 
wieder hinausgeworfen und nahmen es zum zweitenmale. Mit den drei^ 
anderen Compagnien griff der Oberst die rechte Flanke des feindlichen 
Treffens, die sich an einen steilen Abhang lehnte, an und schlug sie 
nach längerem Kampfe in die Flucht. Im Orte Weixelburg sammelten 
sich die Franzosen wieder, wurden aber neuerdings geworfen. Ritt- 
meister Graf Esterhazy sprengte mit seiner Husarenschwadron auf ein 
zur Deckung des Rückzuges aufgestelltes französisches Bataillon mit 
zwei Geschützen auf der Höhe von Grosslupp ein, hielt sein Feuer 
aus, ritt es über den Haufen, eroberte die Geschütze und nahm die 
Mannschaft fast ganz gefangen. Oberst Milutinovich ging bis S. Marein 
vor, nahm es im ersten Anlaufe, und am Abend bezogen die Sieger 
die vortheilhafte Position bei diesem Orte. Die Franzosen verloren 
einen Oberst (Clement, von der Artillerie), 9 Offiziere und 900 Mann 
an Gefangenen, hatten überdiess eine sehr bedeutende Anzahl Todte 
und Verwundete und büssten 2 Kanonen und eine Fahne ein. Die 
Oesterreicher verloren einen Offizier und 100 Mann. Der Vicekönig 
sah sich durch die Entschlossenheit des Gegners genöthigt, die Di- 
vision Marcognet gegen S. Marein abzuschicken, um die verlorenen 
Positionen wieder zu gewinnen und den General Rebrovich zurück- 
zuschlagen. 

Die entschiedenen Erfolge des österreichischen Corps blieben 
nicht ohne Nachwirkung: die Bauern griffen zu den Waffen, in der 
Meinung, es gelte nur mehr, die Arbeit des Militärs zu vollenden und 
den Feind aus dem Lande zu jagen. Bald waren sie über die Lage 
enttäuscht, und am 15. September wurden mehrere mit den Waffen 
in der Hand ergriffene Insurgenten in Laibach füsilirt. 

Das officielle Blatt war dem Rückzuge des Generalgouverneurs 
nach Triest gefolgt. Am 15. September brachte es seinen letzten 

24 



870 

officiösen Premier an der Spitze der Nummer. Wir geben denselben 
im Originaltexte wieder: 

yNous noas empressons de publier les nonvelles snivaiiteSy extndtes da 
Moniteur; elles donneront an d^inenti officiel ä toas les mensonges impndens 
de la Gazette de Vienne. Les r^dactears de cette feaille reprochent aax hahi- 
tans d'nijrie de moatrer, dans cette circonstance, des Benümena frangais. Ge 
reproche est bien etraage I L'Empereur d'Autriche noas a fait Frangais saus 
nous consalter, et sans doate parcequ*il ne poavait nous consenrer Autriehiens 
et Ton nous fait an crime anjourd*htti d*§tre Frangais! Nous ne comprenoDs 
rien ä cet esprit d*i^jastice et de contradiction. Gomment oso-t-on nous croire 
capables de nous couvrir d'infamie? Notre fidelit^ envers TAutriche, lorsqne 
nous en etions les sujets y pouvait-elle laisser quelque doute sur notre fidelite 
ä la France, dont nous faisons parUe? Les Illyriens ont constamment fait 
preuve des sentimens de courage, d'honneur et de bonsens ; on voudrait qa*ils 
devinssent des läches, des traitres ou des insens^s/ 

,EhI dans quel tems nous propose-t-on de renoncer ä etre Frangais ; 
au moment memo oü les arm^es frangaises viennent de cueillir de nouveaux 
lauriers, ou leur Empereur, par des prodiges toujours plus etonnans, a yalncu, 
mis en d^route les arm^es autrichiennes et menace d*enyahir les trois rojaumes 
de leur monarchie!' 

Um die historische Wahrheit gegen diesen officiösen Schmerzens- 
schrei zu wahren, müssen wir constatiren, dass, wenn auch früher 
Sympathien für die französische Herrschaft in Dlyrien bestanden, doch 
mit dem Wechsel des Kriegsglücks und mit dem Wiedererwachen der 
Hoffnung, unter den alterprobten Schirm der österreichischen Doppel- 
adler zurückzukehren, wie mit einem Schlage die Lage sich änderte. 
Illyriens Bewohner erleichterten durch ihre entgegenkommende Haltung 
gegen die österreichischen Truppen und durch thätiges Mitwirken an 
ihren Operationen wesentlich den Erfolg derselben, wie uns ein hoch- 
geachteter Mitkämpfer jener Tage bezeugt.^ 

12. Laibaclm Bedr^gnisse unter den Zriegsvirren. Neuer Angriffliplan des Vice- 
könlgs. Ueberfall Ton Weissldrclien. BtHokzug des Gknerals Bebrovich. Bio Fran- 
zosen in OrosBlaschiz überfallen und zenpreng^t. Sieg bei Zirkniz. XilutinoTioli 

▼ereinigt licb zu Gh^osslupp mit Bebrovich. 

Seit dem Kriegsausbruche war Laibach von Truppen über- 
schwemmt, am 25. August war bereits die Division des Generals Pino, 
15,000 Mann stark, in der Stadt und Umgebung aufgestellt. Am 



I 
j 



* Peldzeugmeister Ludwig Freiherr v. Weldon in seinem bereits citirten 
Werke S. 11. 



371 

4. September liess der französische Commandant auf Befehl des Vice- 
königs zur Feier des Sieges Napoleons bei Dresden (26. August) 50 Ka- 
nonenschüsse vom Gastell lösen und ordnete eine Illumination an, 
welche aber sehr sparsam ausfiel. Standen doch die Oesterreicher vor 
den Thoren, und die Vorposten des Generals ßebrovich näherten sich 
der Stadt auf der Unterkrainer Strasse bis auf eine halbe Stunde Ent- 
fernung; es wurde an der Savebrticke und bei Zwischenwässern ge- 
plänkelt. Am 7. September verkündete eine Proclamation des Vicekönigs 
aus Krainburg einen angeblich von Kaiser Napoleon am 28. August 
über die von ihren Monarchen persönlich geführten Heere der Oester- 
reicher, Russen und Preussen erfochtenen , vollständigen' Sieg. Ob da- 
mit das Vorgehen Napoleons mit den Garden bis Pirna, welches auf 
den 28. August fällt, oder der für die Franzosen glückliche Anfang 
der Kämpfe bei Kulm, welche aber mit der vollständigen Niederlage 
Vandamme's endeten, gemeint war, ist nicht zu entnehmen. 

Am. 11. September wurde Laibach das Hauptquartier des Vice- 
königs, 16 Bataillone Infanterie und einige Schwadronen Cavallerie 
lagerten grösstentheils in S.Veit imd Schischka, die Garde in Lai- 
bach. In der Nacht des 13. September wurden 32 Wagen mit ver- 
wundeten Franzosen von der Affaire bei S. Marein in die Stadt ge- 
bracht. Am 16. September eilten drei Bataillone mit sechs Kanonen 
und zwei Haubitzen von der Savebrücke, welche von General Fölseis 
bedroht wurde,'nach der Unterkrainer Strasse, um die Retirade der 
bei Weixelburg geschlagenen Franzosen zu decken; eine Menge ver- 
wundeter, zum Theil durch die Attake der Husaren fürchterlich zu- 
gerichteter Franzosen wurde nach Laibach gebracht. Noch am. folgen- 
den Tage wurden die versprengten Franzosen bei der Karlstädter 
Brücke gesammelt und auf das Gastell transportirt. Die Einquartierungs- 
last, die Militärfuhren, die Arbeiten an der Savebrücke und dem Gastell, 
zu denen die Einwohner Laibachs gezwungen wurden, die Gontribu- 
tionen und Requisitionen aller Art machten die Bevölkerung fast er- 
liegen, und die Desorganisation des französischen Militärs seit der 
zweiten Septemberwoche, die zwangsw^eisen Requisitionen und Plünde- 
rungen in den Vorstädten trieben sie zur Verzweiflung. Der Maire 
richtete an den Intendanten die Bitte, beim Vicekönig zu interveniren, 
damit dem Militär mit Strenge Achtung des Privateigenthums ein- 
geschärft werde. Eine nachhaltige Wirkung konnte man sich jedoch 
von dieser Bitte kaum versprechen, da die Regierung sich in solcher 
Geldverlegenheit befand, dass sie seit August die Lieferungen nicht 
mehr bezahlen konnte. 

24* 



372 

Wir nehmen den Faden der Kriegsereignisse wieder auf: Um 
seinen rechten Flügel frei zu machen und die Wegnahme von Triest 
und Görz in seinem Rücken zu verhindern, beschloss der Vicekönig, 
den General Rebrovich in der Fronte durch die Division Marcognet 
von Laibach aus und in der Flanke durch die Division Palombini von 
Adelsberg aus angreifen zu lassen. Am 19. September begann die 
Vorrtickung gegen den linken Flügel des Generals Rebrovich, der von 
Sonegg über Weisskirchen, S. Marein und längs der Laibach mit Ge- 
neral Fölseis in Verbindung stand. Es gelang den Franzosen, drei 
Compagnien von Erzherzog Franz Karl -Infanterie kurz vor Einbruch 
der Nacht in Weisskirchen zu überfallen und zu zersprengen. Sie 
sammelten sich zwar wieder und gingen zum Angriff vor, aber die 
Franzosen behaupteten sich im Besitze des Orts. Da General Rebrovich 
Nachricht hatte, dass die Division Palombini über Zirkniz gegen ihn 
vorrücke, zog er sich am 20. September unter dem Schutze eines 
starken Nebels, ohne von den Franzosen bemerkt zu werden, auf den 
Bärenberg zurück. Am 22. September besetzte General Janin Weixel- 
burg. 

Um sich gegen die Division Palombini zu sichern, welche den 
General Perreymont mit zwei Bataillons und einer Schwadron auf Ober- 
gurk zur Herstellung der Verbindung mit General Janin geschickt 
hatte, Hess General Rebrovich am 22. September die Obersten Graf 
Starhemberg und Milutinovich mit einem Bataillon Gradiskaner, einem 
Bataillon S. Georger und einer Husaren-Escadron auf Seisenberg vor- 
rücken. Die Franzosen wichen infolge dessen am 23. bis Gutenfeld 
zurück. Die tapfern Führer folgten dem zurückweichenden Feinde auf 
dem Fusse und beschlossen, ihn in Grosslaschiz zu überfallen. Am 
25. ging eine Abtheilung S. Georger über die Strasse von Reifniz dem 
Feinde in den Rücken, eine zweite suchte von Ponikve aus dessen 
rechte Flanke zu gewinnen, der Rest rückte auf der Strasse von 
, Laibach zum Angriff vor. Die drei Colonnen trafen in Grosslaschiz 
ein, als General Perreymont, sich vollständig sicher glaubend, bei der 
Tafel sass. Der Ueberfall hatte alle Wirkung eines panischen Schreckens. 
Der Feind wurde vollständig zersprengt, Oberst Starhemberg verfolgte, 
denselben bis Kumpole und machte 300 Gefangene, die Oesterreicher 
hatten einen einzigen Verwundeten. Mittlerweile hatte General Radi- 
vojevich von Karlstadt die Brigade des Generals Csivich, ein Bataillon 
Szluiner, drei Compagnien Oguliner und ein Zug Husaren, über Möttling 
gegen die Division Palombini entsendet. Csivich war am 25. eben 
in Reifniz angekommen und hatte sich am 27. mit den kühn vordrin- 



373 

genden Obersten Milutinovich und Starhemberg bei Oblak vereinigt. 
Die Franzosen, über die Stärke des Feindes sich täuschend, nahmen 
den Rückzug auf Zirkniz. Hinter diesem Orte stellten sie zwei leichte 
Bataillons zur Deckung sehr vortheilhaft auf. Oberstlieutenant Pichler 
griff sie mit fünf Compagnien Szluiner und einem Flügel Husaren an 
und schlug sie in die Flucht; aber die Grenzer, den Feind mit zu 
grosser Hitze verfolgend, fielen in einen Hinterhalt und wurden durch 
eine mörderische Salve und einen darauf folgenden Bajonnetangriff 
zum Weichen gebracht. In diesem entscheidenden Augenblicke gelang 
es dem Obersten Milutinovich, drei seiner Compagnien zu sammeln 
und dem Feinde entgegenzuführen, ihn mit dem Bajonnet zurück- 
zuwerfen und seine Stellung auf einer Anhöhe so lange zu behaupten, 
bis auch die übrigen Truppen sich wieder gesammelt und Stellung 
genommen hatten. Die Franzosen zogen sich auf Mauniz und von da 
noch an demselben Abend nach Adelsberg zurück. Sie verloren 400 
Gefangene, darunter einen Oberst, zwei Stabs- und zehn Oberoffizie*re ; 
die Oesterreicher hatten nur einen Offizier und 100 Mann an Todten, 
Verwundeten und Gefangenen eingebüsst. Während General Csivich 
dem Feinde folgte, marschirten die Obersten Milutinovich und Starhem- 
berg über Grosslaschiz und Auersperg auf S. Marein und vereinigten 
sich am 28. September bei Grosslupp mit der Brigade Rebrovich. 



13. Vorrücken des Fel&zeugmeisters EiUer in Oberkrain. VergeWoher Angriff des 
Generals Fölseis auf die Brücke vcn Tscliemiitsch. Der Vicekönig räumt Laibach. 
General Fölseis rückt nacli und vereinigt sich in Laibach mit Bebrcvich. Die 
Citadelle capitulirt nach fünftägiger Einschliessung. Beoccupation Zrains durch 

Oesterreich. 

ä 

Während General Rebrovich einen Erfolg nach dem andern er- 
rang, war auch Feldzeugmeister Hiller an der Nordgrenze Krains nicht 
müssig geblieben. Er besetzte den Loibl und bemächtigte sich der 
nach Assling und Neumarktl-Krainburg führenden Strassen; General 
Frimont griff bei Assling am 23. September die Brigade des Generals 
Campi an, warf sie zurück und breitete sich von Krainburg über Rad- 
mannsdorf bis in das Thal der Wocheiner Save aus, indem er Streif- 
parteien bis Tolmein und Caporetto am Isonzo schickte. Am 25ten 
September versuchte auch General Fölseis die Brückenschanze von 
Tschernutsch wegzunehmen; die Vertheidiger derselben, ein italieni- 
sches und ein französisches Bataillon und eine Abtheilung Gardejäger 
unter dem Befehle des Generals Fontana, hielten aber wiederholte 



374 

AngriiFe standhaft aus, und Generat Fölseis musste sich mit beträcht- 
lichem Verluste zurückziehen. 

Da der Vicekönig Laibach von allen Seiten bedroht sah und 
zugleich das Vorrücken Hillei*s über Tirol nach Italien und somit die 
Gefährdung seiner Rückzugslinie auf Görz besorgte, so entschloss er 
sich am 28. September zur Räumung Illyriens. Die Kranken und Bles- 
sirten wurden am Rann für Oberlaibach eingeschifft ; um 2 Uhr nach- 
mittags brach der Vicekönig mit der berittenen Garde, nachdem er 
noch die Forts besichtigt, nach Oberlaibach auf. In der folgenden Nacht 
folgten die in Schischka und S. Veit liegenden Truitpen ; die Brigade 
des Generals Pegot, welche in den Verschanzungen von Tschemutsch 
stand, rückte als Arrieregarde nach ; der Festungscommandant zog sich 
aufs Castell zurück. General Fölseis aber stellte die abgetragene Save- 
brücke so schnell als möglich her und trat den Marsch auf Laibach an. 

Um halb 1 Uhr nachmittags näherten sich die Österreicher auf 
mehreren Seiten der Stadt, zur nemlichen Zeit eröffnete das Castell 
ein Eartätschenfeuer ; demungeachtet zeigten sich um ^/^ auf 1 Uhr 
die ersten österreichischen Uhlanen in der Stadt, die sich jedoch 
sogleich wieder auf die Wiener Strasse zurückzogen. Bis 5 Uhr abends 
waren aber bereits mehrere österreichische Piquets in den Vorstädten 
aufgestellt, und an der Wiener Linie befanden sich bei 120 Infante- 
risten und 100 Uhlanen; die Franzosen zogen sich hinter die Pallisaden 
zurück. Um 1 1 Uhr nachts wurde von der Mairie der Stadt und den 
Vorstädten der Befehl ertheilt, in aller Eile für 4 — 6000 Oesterreicher 
zu kochen ; man kam demselben mit der grössten Bereitwilligkeit nach 
und bewirthete die Truppen auf mehreren Punkten der Stadt zwischen 
2 bis 3 Uhr nachts. Am 30. September morgens setzte sich der grösste 
Theil der Truppen zur Verfolgung des Feindes 'gegen Oberlaibach in 
Bewegung, nur die zur Blockirung des Castells erforderlichen blieben 
zurück. Während der Nacht verhielten sich die Franzosen auf dem 
Castell ganz ruhig, mit Tagesanbruch hörte man aber bereits ihr Klein- 
gewehrfeuer, und um 7 Uhr war der Kanonendonner allgemein. 

Um halb 9 Uhr kam ein österreichischer Parlamentär vor -die 
Spitalbrücke, wo er aber mit Kleingewehrfeuer vom Castell empfangen 
wurde; indessen gelang es ihm später bei S. Florian, zum Pallisaden- 
thor zu gelangen und eine schriftliche Aufforderung zu übergeben, auf 
welche er nach einer halben Stunde die schriftliche Antwort des Fe- 
stungscommandanten erhielt. Es hiess, die Franzosen hätten bis 2 Uhr 
nachmittags Bedenkzeit, bis zu welcher Zeit die Feindseligkeiten ein- 
gestellt seien. Um 2 Uhr nachmittags fing jedoch das Kanonen- und 



875 

Kleingewehrfeuer wieder an. Die Oesterreicher hatten am Kohlberge 
(Golovc) eine Batterie errichtet, von welcher sie das Castell beschossen. 
Um 6 Uhr abends wurde das Feuer auf beiden Seiten eingestellt. 
Die Oesterreicher hatten zwei französische Kanonen demöntirt und 
einige Franzosen blessirt; das Castell hatte noch keinen Schaden 
gelitten. 

Am 1. Oktober war das beiderseitige Feuer von 2 bis 4 Uhr 
nachmittags sehr lebhaft. Um 3 Uhr fiel eine Haubitzkugel auf das 
Jager'sche Haus an der Schusterbrücke, durchbrach den Dachstuhl, 
zerplatzte aber unter dem Dache, ohne weitem Schaden anzurichten. 
Von 4 bis 5 Uhr war es wieder still; um 5 Uhr erneuerte sich das 
Feuer mit grösserer Stärke, mehrere österreichische Kugeln flogen 
über das Castell in die Stadt, ohne jedoch einen Schaden zu ver- 
ursachen; desto unglücklicher war das letzte Haus in Hühnerdorf, in 
welches eine französische Kanonenkugel fiel, den Hausherrn tödtete 
und einer Dienstmagd aus der Stadt^ welche eben vom Golovc, wohin 
sie Essen für die Oesterreicher trug, auf dem Rückwege war, eine 
Hand zei-schmetterte. Um 5 Uhr ging die erste Post wieder von Laibach 
nach allen Richtungen ab. 

Am 2. Oktober fielen nur wenige Kanonenschüsse vom Castell,^ 
während das österreichische Blockadecorps mit dem Feuer innehielt; 
auch der folgende Tag verging ziemlich ruhig ; es rückten 4 — 5000 
Mann' österreichischer Truppen ein, welche theils in der Schischka 
und in der S. Petersvorstadt einquartiert wurden, theils nach Oberlaibach 
zur Verfolgung des Feindes aufbrachen. Um 5 Uhr abends hörten 
die Bewohner Laibachs zum ersten male seit der Occupation von Krain 
durch die Franzosen eine österreichische Musikbande vor dem Rath- 
hause spielen, die versammelte Volksmenge brach zu wiederholten 
malen in den Ruf aus: „Es lebe Kaiser Franz!'' 

Am 4. Oktober um 10 Uhr vormittags wurde das Namensfest 
des Kaisers in der Kirche der Barmherzigen durch Hochamt und Te- 
deum gefeiert, wobei das österreichische Militär, Infanterie und Ca- 
vällerie, in Parade ausrückte. Eine unzählbare Volksmenge füllte die 
Kirche und den Platz vor derselben und vereinigte sich nach ge- 
endigter Messe mit dem Militär in begeisterten Hochrufen auf Kaiser 
Franz. An diesem Vormittag geschah kein Schuss. Der Nachmittag 
brachte unserer schwergeprüften Landeshauptstadt die letzten bangen 
Stunden. Es wurde den Bewohnern der Stadt und der Vorstädte die 
bevorstehende Beschiessung des Castells mit Haubitzen angesagt, ihnen 
befohlen, nach 2 Uhr zu Hause zu bleiben und Vorkehrungen gegen 



876 

eine allfällige Feuersbrunst zu treffen. Es wurden daher Feuerspritzen 
in Bereitschaft gestellt, in den Häusern alle leeren Geschirre mit 
Wasser gefüllt und die Rauchfangkehrer auf dem Rathhause versam- 
melt, um überall, wo es nöthig wäre, Hilfe zu leisten. Um 4 Uhr fing 
der Kanonendonner au, der bis 8 Uhr abends dauerte; 13 Haubitzen- 
kugelu kamen über das Castell in die Stadt geflogen^ welche zwar 
mehrere Häuser beschädigten, aber glücklicherweise keinen Brand ver- 
ursachten. 

Inzwischen war die Lage der Besatzung eine sehr bedrängte ge- 
worden, die Zahl der Kranken und Verwundeten mehrte sich täglich, 
Ueberläufer erzählten, dass es nur noch 15 gesunde Kanoniere und 
1 50 waffenfähige Infanteristen gebe ; dass das Brod zu Ende gehe, so 
dass auf 10 Mann des Tages nur ein Laib« Brod entfalle, und dass die 
Artilleristen nicht länger aushaiTen wollten, wenn der Commandant 
nicht zu capituliren sich entschliesse. Alle diese Nachrichten bestätigte 
auch die am 5. Oktober um 1 Uhr nachmittags erfolgte Capitulation, 
welche um 6 Uhr abends durch 50 Kanonenschüsse verkündet wurde. 
Die Besatzung, 250 Mann stark, wurde als kriegsgefangen nach Karl- 
stadt transportirt. Auf die Kunde von der Capitulation strömte alles 
aus den Häusern, in denen man bisher in banger Erwartung ver- 
harrt, um sich von der frohen Nachricht zu überzeugen. Die Stadt 
illuminirte, die ärmlichsten Vorstadtgässchen strahlten im hellsten 
, Schimmer, eine fröhüche Menge füllte die Gassen und Plätze, alles 
war ,Lebe}i und Freude', wie der Zeitgenosse schreibt, dem wir diese 
interessanten Daten über die Belagerungszeit Laibachs danken. 

Am 13. Oktober traf Feldzeugmeister Freiherr von Lattermann, 
von Kaiser Franz zum Civil- und Militärgouverneur lUyriens ernannt, 
in Laibach ein und stieg in der Burg ab, vor welcher er vor 46 Jahren 
als Cadet des Infanterieregiments Marquis Botta Wache gestanden.^ 
In einer Proclamation vom 17. Oktober kündigte er an, dass die in 
Besitz genommenen Provinzen bis zum Friedenschlusse als eroberte zu 
behandeln seien, daher bis dahin alle Beamten in ihren Functionen 
zu bleiben, doch den Eid in seine Hände zu leisten hätten. Alle fran- 
zösischen Gesetze blieben vorläufig in Kraft, doch wurde am 26sten 
November der österreichische Kalender und die frühere Kirchenord-- 
nung wieder- eingeführt. Eine andere .Verordnung erklärte die Ehen 
für künftighin ungiltig, wenn sie blos vor dem Civilbeamten und nicht 
auch vor dem Pfarrer eingegangen würden. Zufolge einer Verordnung 



» Wurzbach, biogr. Lex, XIV. 187-188. 






u. 



n 



377 

vom 14. Juni 1814 wurden •die Civilstandsregister vom 1. Juli 1814 
an wieder den Seelsorgern überwiesen. Der Verband zwischen den 
Grundobrigkeiten und ihren Unterthanen wurde wieder hergestellt, 
und zwar im wesentlichen nach jenen Grundlagen, welche unter der 
Regierung Kaiser Josefs II. gegeben und bis zur Abtretung Krains an 
Frankreich in Geltung waren (Gurrende des Generalgouvernements 
vom 26. JuU 1814, Z. 9811). Die Patrimonialgerichtsbarkeit wurde je- 
doch nicht wieder eingeführt und die Gerichts Verwaltung eigens ge-' 
wählten grösseren Bezirksdominien ,ex delegatione principis' über- 
tragen (Verordnung des Generalgouvernements vom. 23. Juni 1814 
Z. 8174). Damit entfiel jeder persönliche Unterthansverband, der mit 
allerhöchster EntSchliessung vom 28. September 1795 bestimmte Be- 
griff der ünterthänigJceit erlosch von selbst, es blieb nur mehr ein 
JReaZ-Unterthansverband. Auch die durch die französischen Gesetze auf- 
gehobene Untheilbarkeit der Bauerngüter wurde nicht wieder ein- 
geführt, wohl aber die Rechte der Dominien als Obereigenthümer der 
unterthänigen Realitäten bezüglich deren Zerstückung entsprechend 
gewahrt. Die Robot der Innleute blieb fortan aufgehoben. 

Die weitere Reorganisirungsarbeit liegt ausser dem Plane dieses 
Werkes. 



Verzeichniss 

der QuelU'u zur Geschichte der französischen Herr- 
schaft in Illyrien (1809—1813). 



Archiv des historischen Vereins für Krain in Laibach. 
Archiv des Stadtmagistrates in Laibach. 

Mittheilungen dos historischen Vereins für Erain, 1849 : Biographie dos Präf. Franz 
de Paula Hladnik. 

— 1851 : Chronologische Geschichte der k.k. Normalhauptschule in Laibach. — Bei- 

träge zur Geschichte der französischen Zwischenrogierung in Dlyrien. von 
H. C. (Dr. H. Costa). — Der Landsturm 1809, von Pf. Zalokar. 

— 1853 S. 48: Die Freimaurerloge in Illyrien, von Dr. H. Costa — Aufzeichnungen 

des Kaplans Magajna. — Die Dekanatspfarre Adelsberg, von Dechant Eoiz. 

— 1856 a 70 : Markt Möttnig. 

— 1856 S. 77: Landeschronik von Kitzinger; S. 101: Statistik des Laibacher Gym- 

nasiums von Dir. NeÖasek. 

— 1857 S. 20: Erwerbungen Nr. 41. 

— 1859: Geschichte von Neumarktl 

— 1860 (Nov.): Schilderung des Zustandes aller in das geistliche, überhaupt Bell- 

gions- und kirchliche Fach einschlagenden Gegenstände in Illyrien während 
der französischen Begierungsepoche (1809 — 1813), von A. Dimitz. 

— 1861 {MärZ' April) : Beiträge zur Geschichte des Verwaltungswesens während der 

französischen Zwischonregierung (1809 — 1813) von A. Dimitz. — Neöasek : Vor- 
schrift über den üntorricht und die Disciplin der Gymnasien vom 10. August 
1810. — (Mai) : Bau-, Strassen- und Brückenwesen in Illyrien, von A. Dimitz. 
— (JiUi) : Zustand des Sanitätswesens unter der französischen Zwischenregie- 
rung, von A. Dimitz. — {Dez.): Die Guillotine in Laibach zur Zeit der fran- 
zösischen Occupation, von J. Navratil. Die Landtafel in Erain, von demselben. 

— 1863 S. 19: Bittschrift des Prior Faustus der Barmherzigen Brüder und derEa- 

puziner in Laibach, von A. Dimitz. 

— 1864 S. 98 : Casino in Laibach. 

— 1865 S. 44 : Landsturm 1809, von Dr. H. Costa. 

— 1868: Die Corrospondenz des Intendanten Grafen Fargues (1809-1810). Von 

August Dimitz, aus den Acten des Laibacher Ereisamtes nach der von KaroUne 
Dimitz gelieferten Abschrift und Uebersetzwng. 



379 

Musealheft, Laibach 1856, S: 10. 

Programm des Rudolfswerther Obergymnasiums, Laibach 1868 : Chronologische Dar- 
stellung der wichtigeren, die Stadt Rudolfs werth betreffenden Daten etc. 

Jahresbericht der k. k. Muster- und Lehrerbildungsschule zu Laibach ara Schlüsse 
des Schuljahres 1869, Laibach: »Historische Notizen über die ^. k. Norraal- 
hauptschule in Laibach 1810—1825.* 

Gymnasialprogramm, Laibach 1875: Prof. Pleteränik: ,Vodnik'. 

Bulletin des Lois, Gesetzregister Nr. 369 bis. (Französisch mit gegenüberstehender 
deutscher, sehr schlechter und ungenauer üebersetzung.) Bibliothek der Juri- 
stischen Gresellschaft in Laibach. 

Correspondenz des Intendanten von Krain, Grafen Fargues, Manuscript (Abschrift). 

Lokal- und Personalstand der Diözes von Laibach. Mit Anfang des Jahres 1813. 

Laibach, gedruckt bei J. Sassenberg, Pächter der Edel v. Kleinmayr'schen 

Buchdruckerey. 
Lippich Dr., Topographie Laibachs, 1834. 
Laibacher Zeitung 1809 (Bibliothek des Herrn Franz Victor Langer von Podgoro, 

Reichsrathsabgeordneten etc., zu Poganiz). 

Tclographe officiel (officielles Blatt der französischen Regierung in Ulyrien) 1810 bis 
1813. (Laibacher Studienbibliothek.) 

Denkwürdigkeiten des Marschalls Marmont, Herzogs von Ragusa, von 1792 bis 1841. 
Nach dessen hinterlassonem Originalmanuscript. Aus dem Französischen von 
Dr. E.Burckhardt. Vollständige Ausgabe. Halle 1857, 9 Bde. (IIL Band, 12. bis 
14. Buch mit Actenstücken, betrifft zunächst die Illyrischon Provinzen.) 

Tagebuch seit dem Anfange des österreichisch-französischen Krieges im Jahre 1813 
bis zur Einnahme des Laybacher Castells durch die Oosterreicher. Das Land 
Illyrien, vorzüglich aber die Umgebungen lUyriens Hauptstadt betreffend. 
Laybach 1813. (Musealarchiv.) 

Camiolia 1841 Nr. 6: Historisches Tagebuch^ 1842 Nr. 79: Historisches Tagebuch. 

Die Juden in Krain. Kulturgeschichtliche Skizze von A. Dimitz. (Laibacher Zeitung 
1866, Feuilleton.) 

Dr. H. Costa, Sprachenfrage in Illyrien. (Triester Zeitang 1861, abgedruckt auch in 
den Blättern aus Krain 1861 S. 67.) 

— Justizverwaltung in Illyrien. (Mitth. der juristischen Gesollschaft in Laibach, II. 

(1866), 241. 
Dr. E. H. Costa, Vodnikalbum, Laibach 1859. 
Vodnikove pesmi. Vredil Fr. Levstik. Izdala in zalo2ila ,Matica Slovenska*. V Ljub- 

\jani 1869. 
Letopis Matice 1874 S. 96. 
Laibacher Schulzeitung 1875: ,Krain unter französischer Herrschaft'. (Geht von 1797 

bis 1809.) 
Dr. Keesbacher, Geschichte der philharmonischen Gesellschaft. (Blätter aus Krain 

1862.). 
Radics, P. von, Geschichte der Laibacher Schützengesellschaft. (Blätter aus Krain 

1862.) 

— Herbard von Auersperg, Wien 1862, S. 250 (Anmerkung) bis 255, nach einem 

Manuscript des bist. Vereins für Krain. 



380 

Sporschil, Feldzug der Oesterroicher in lilyrien und Italien 1813 und 1814 Braun- 
schweig 1842. Mit. Benützung officieller Quellen (auch Vaudoncourt's: »Histoire 
des campagnes d'Italie en 1813 et 1814. London 1817'). 

Weiden Ludwig Freih. von , Foldzeugmeister. Der Krieg von 1809 zwischen Oestcr- 
reich und Frankreich. Wien 1872. 

— Der Krieg der Oesterroicher in Italien gegen die Franzosen in den Jahren 1813 
und 1814. Zweite Ausgabe. Graz 1855. 

Handbuch der Geschichte des Herzogthums Kumten, von Heinrich Hermann. lU. Bd., 
1. Heft, Klagenfurt 1857, S. 272 bis 287 u. Anm. 

Löwenthal, Geschichte der Stadt Triest, 1857, II. Band, 4. Abschnitt. (Von der fran- 
zösischen Zwischenregierang bis zum Jahr 1813.) 



i 






Inhaltsverzeichniss. 



Achtes Buch: 

Vom Begierungsantritte Leopolds I. (1657) bis auf das Ende der 
französisohen Herrschaft in Illjnien (1813). 



Erstes Kapitel: 

Krain unter Leopold I. (1657—1705) 

S. 3—34. 

1. Die Kaiser wähl. Bio Huldigimg der 
Krainer Stände 3—18. 

2. Fürst Weichard Auersperg als erster 
Minister und sein Sturz (1657 bis 
1669) 18—24. 

3. Bauernaufruhr in Gottschoe. Die 
ungarische Verschwörung. Der Lan- 
deshauptmann stirbt. Die Geburt 
des Prinzen Josef. Die Krainer in 
den Kämpfen mit Frankreich und 
der Türkei 24—34. 

Zweites Kapitel: 

Yalyasors Kulturepoehe in Krain 

S. 35—147. 

1. Biographisches über Valvasor 35-45. 

2 . Laibach zu Valväsors Zeit. Die Juden. 
Die Landstädte und Märkte. Bäuer- 
liche Industrie und Landeskultur 
45-69. 

3. Die Stände und ihre Verwaltung. 
(Der Landtag. Die Verordneten. 
Ständische Beamte. Justiz. Finanzen. 
Sanitätswesen. Post. Strassen. Sta- 
tistisches.) 69—81. 

4. Der Adel. Ausgestorbene und blü- 
hende Geschlechter und ihre Schlös- 
ser, Sitte und Lebensart 81—96. 



5. Die Bischöfe. Die Orden. Die Jesui- 
ten in ihrer Wirksamkeit als Lehrer 
und Schriftsteller. Die Bruderschaf- 
ten 96—110. 

6. Kunst und Wissenschaft 110—131. 

7. Tracht und Sitte des Landvolkes. 
Volksfeste und Volksglauben. Hexen- 
prozesse und Geisterbeschwörungen 
131-147. 

Drittes Kapitel: 

Ton Josef I. bis auf den Tod Josefs II. 

S. 147—235. 

1. Der span. Erbfolgekriog. Karls VI. 
Türkenkriege. Die Friedensschlüsse 
von Passarowitz uud Belgrad. Die 
pragmatische Sanction. Kultur- 
zustände Krains unter Josef I. und 
Karl VI. 147 - 162. 

2. Maria Theresia's Thronbesteigung. 
Sie behauptet ihr Erbe und refor- 
mirt die Verwaltung der Erblande. 
Krain und seine tapferen Söhne im 
siebenjährigen Kriege. Gründung 
der neuen Volksschule und ihre 
Gegner in Krain. Zwei Gutachton 
zur AbschaflTung der Folter 162-175. 

3. Labacensia: Zur Localchronik. Die 
Juden und der Oommerzienconsess. 
Die Humanitätsanstalton 176—178. 



882 



4. Handel, Indastrie and Gewerbe. Die 
Strassen. Die Landstädte 178—181. 

5. Landeskultur: Die Ackorbaugesell- 
sehafb und ihr Wirkon. Der Land- 
wirth Gerne. Der Bienenzüchter 
Janscha. Moraste ntsumpfting. Stand 
der Bergwerke im Jahre 1780 
181 - 185. 

6. Wissenschaft und Kunst. Drucke- 
reien und Schriftsteller. Zeitungen 
185-193. 

7. Die Geistlichkeit. (Säcularfest der 
Discalceaten. Wie ein Ordensgeneral 
fetirt wird. Die Bruderschaften. Ein- 
stellung der Charfreitagsprocession. 
Aufhebung des Jesuitenordens und 
Beform des Gymnasiums. Denk- 
würdige Mitglieder dieses Ordens. 
Der Humanist P. P. Glavar.) 193-202. 

8. Statistisches. Fiume von Krain ge- 
trennt und tu. Kroatien geschlagen 
202-204. 

9. Josef IL als Alleinherrscher. Seine 
Beformen in der Verwaltung. Auf- 
hebung der Landeshauptmannschaft 

, und Errichtung des innerösterrei- 
chischen Guberniums. Der Kaiser 
in Laibach (1784 und 1788) 204-208. 

10. Das Toleranzedict. Bischof Karl , 
Graf von Herberstein und sein Hir- 
tenbrief. Pamphlete der Gegner. Die 
Angelegenheit des Laibacher Erz- 
bisthums. Des Bischofs Testament. 
Die Klosteraufhebung 208—215. 

11. Blüte der Volksschule. Umgestaltung 
des Gymnasiums. Aufhebung der 
philosophischen Facultät. Zwei 
Krainer als verdiente Schulmänner 
215-219. 

12. Die Akademie der Operosen und 
die Ackerbaugesellschaft. Aufblühen 
der slovenischen Literatur. Vodniks 
erste dichterische Versuche. Die 
Bibelübersetzung. Deutsche Litera^ 
tur. Linhart. Drucker und Zeitungen. 
Die Schaubühne 219—227. 



13. Laibacher Annalen. Handel und In- 
dustrie. Noch einmal die Juden- 
frage. Schiesstätte und Bürger- 
compagnie. Krainische Bauemtracht 
im Jahre 1783, 227-232. 

14. Der Türkenkrieg (1788-1789). Des 
Kaisers Tod 232-235. 

Viertes Kapitel: 

Die Zelten Leopolds IL and Franz' I. 

S. 235-292. 

1. Reaction gegen die Josefinischen 
Beformen. Denkschrift der Krainer 
Stände an Leopold II. Verände- 
rungen in der Verwaltung. Skizze 
der Leopoldinischen Gesetzgebung 
235 - 238. 

2. Wiederholte Besuche Kaiser Leopolds 
in Krain. Der Türkenkrief?. Kultur- 
zustände. Statistisches 238—247. 

3. Franz I. Der erste französische Be- 
volutionskrieg (1792-1796) 247-250. 

4. Erzherzog Karl in Laibach. Die erste 
französische Invasion Krains (17teu 
Februar bis 8. Mai 1797). Die Krainer 
in den Kämpfen .von 1799 und 1800. 
Der Friede von Luneville (9. Februar 
1801) und die Säcularisirnng von 
Lack (1803) 250-261. 

5. Oesterreich ein Kaiserthum (lOten 
August 1804). Die dritte Coalition. 
Die Franzosen zum zweiten male in 
Krain (1805-1806) 261-265. 

6. Neue Kriegsvorbereitungen gegen 
Frankreich. Die Organisirung der 
Landwehr (1808-1809) 265-268. 

7. Angriffsdisposition des Erzherzogs 
Johann. Armeebefehl des Erzherzogs 
Karl. Einmarsch in Italien. Un- 
glückliche Wendung des Krieges. 
Der Bückzug nach Krain (4. März 
bis 15. Mai 1809) 268—271. 

8. Gefechte bei Präwald, Podwelb und 
Loitsch. (17. Mai). Bückzug der 
Oesterroicher nach S. Marein. Prä- 
wald capitulirt (20. Mai) 271—272. 



sas 



5* 

/sc 



9. Die Oesterreicher verlassen Laibach 
(18. und 19. Mai). Einrücken der 
Franzosen daselbst (20. Mai). Das 
Castell capitulirt (22. Mai;. Mar- 
schall Marmont rückt auf Laibach 
272—274. 

10. Die kroatische Insurrection streift 
bis Wippach (20. bis 21 . Juni). Major 
Du Montet überfällt Laibach (27ten 
bis 28. Juni). Er schliesst neuer- 
dings Laibach ein (11. bis 27 Juli). 
Bauerninsurrection in Innerkrain 
und Oberkrain (Juni bis Juli 1809; 
274 -280. 

11. Eückblick auf die Eulturzustände 
von 1792—1809, 280—292. 

Fünftes Kapitel: 

Die französische Herrschaft in lUy- 
rien (1809—1813) . . . . S. 293—377. 

1. Vom Waffenstillstand bis zum Frie- 
densschluss. Die erste Organisation 
der Finanz- und Militärverwaltung 
Die Kriegscontribution. Der Oktober- 
aufstand 293—304. 

2. Marschall Marmont als der erste 
Generalgouverneur der Illyrischen 
Provinzen (November 1809 bis Fe- 
bruar 1811). Die ersten Massregeln 
in Handels- und Finanzsachen 304 
bis 310. 

3. Die Organisation der Militär- und 
Civilverwaltung: Intendantenernen- 
nungen. T616graphe officiel. Post. 
Polizei und Gensdarmerie. Impfung. 
Forst Verwaltung. Geistliche Ange- 
legenheiten. Die Juden. Handel und 
Gewerbe. Landwirthschaft 310-320. 

4. Organisation des öffentlichen Unter- 
richts : Eröffnung der Centralschule 
in Laibach. Vodnik in seiner Wirk- 
samkeit als Lehrer und Director. 
Walland, Raunicher, Hladnik. Er- 
richtung des J)otanischen Gartens 
320—325. 

5. Sociales Leben (Vereine, Theater). 
Officielle Feste. Die Huldigungs- 
doputation. Marmont verlässt Hly- 



rien. SeinVerhältniss zur eroberten 
Provinz 325—329. 

6. Feuersbrünste in Neumarktl und 
Krainburg. Geburtsfeier des Königs 
von Rom. Der neue GeneralgQuver- 
neur Graf Bertrand kommt in Lai- 
bach an (29. Juni 1811). Officielle 
Feste und Lustbarkeiten 329—334. 

7. Das kaiserliche Organisationsdocret 
für Illyjien. Administrative Einthei- 
lung. Intendanten. Finanzwesen. 
Polizei. Post-, Bau- und Sanitäts- 
wesen Municipaleinrichtungen Ju- 
stiz. Militär. Geistliche Angelegen- 
heiten 334—348. 

8. Schule und Bibliothek. Vodnik und 
Ch. Nodier. Die slo venische Litera- 
tur und die französische Presse. Han- 
del und Gewerbe. Reformen im 
ünterthansverhältniss. Landwirth- 
schaft. Freimaurer. Statistisches 
348—360. 

9. Das letzte Jahr der französischen 
Herrschaft in Hlyrien. Die General- 
gouverneure Junot und Pouche. Sub- 
scription zur Ausrüstung eines kroa- 
tischen Husarenregimonts. Der Insel- 
schatz von Veldes. Ueble Tage des 
Landes Französische Siegesfeste. 
Bauernaufwiegler. Der letzte Napo- 
leonstag 360—364. 

10. Marschall Junot verlässt Laibach. 
Der letzte Generalgouverneur, Her- 
zog von Otranto, kommt in Laibach 
an. Vorrücken der Oesterreicher nach 
krain. Angriff auf den Loibl. Rück- 
zug des Generals Belotti. Krainburg 
von Oberst Paumgarten erstürmt. 
Robrovich besetzt Weixelburg 364 
bis 366. 

11. Krainburg wieder erobert. DerVice- 
könig nimmt die Stellung der Oester- 
reicher bei Feistriz. Vollständige 
Niederlage des Generals Belotti bei 
ütik (8. September). Milutinovich 
siegt bei S. Marein (12. September) 
und Weixelburg (16. September). 



384 



Journalistischer Scheidogruss an 
Dlyrion 366—370. 
12. Laibachs Bedrängnisse unter den 
Kriogswirren. Neuer Angriffsplan 
des Vicekönigs. üeberfall von Weiss- 
kirchen. Bückzug des Generals Ke- 
brovich. Die Franzosen in Gross- 
lascbiz überfallen und zersprengt. 
Sieg bei Zirkniz Milutinovich ver- 
einigt sich zu Grosslupp mit Re- 
brovich 370—373. 



13. Vorrücken des Peldzeugraoisters Hil- 
ler in Oberkrain. Vergeblicher An- 
griff des Generals Fölseis auf die 
Brücke von Tscher nutsch. DerVice- 
könig räumt Laibach. General Föls- 
eis rückt nach und vereinigt sich 
in Laibach mit Rebrovich. Die Cita- 
delle capitulirt nach fünftägiger Ein- 
schliessung. Reoccupation Erains 
durch Oesterreich 373—377. 



Verzeichniss der Subscribenteu. 



Der k. k. Landesschulrath in Laibach bestellte infolge Ermächtigung 
Sr. Excellenz des Herrn Ministers für Kultus und Unterricht, Dr. v. Stremayr, 
25 Exemplare zur Betheilung der hierländigen Bezirkslehrerbibliotheken. 



A. 

Aha(3ic Dr. Karl, Advocat in Laibach. 

Ambrosch F. X., Agent in Triest. 

Ambro2iö Dr. Franz, Stadtarzt in Laibach. 

Apfaltrem Otto Freiherr v., Gutsbesitzer in Kreuz. 

Apfaltrern Eudolf Freiherr v., Gutsbesitzer in Grünhof. 

Arko Joh., k. k. Notar in Laibach. 

Arko jun.) Fleischhauer in Loitsch. 

Ascher Franz X., Beamter der krainischen Industrie-Gesellschaft in Sava. 

Ascher & Comp., Buchhandlung in Berlin. 

Auer Georg, Bierbrauer in Laibach. 

Auersperg Alfons Graf v., k. k. LinienschifFslieutenant, in Laibach. 

Auersperg Anton Alexander Graf v.. Geh. ßath, Mitglied des Herrenhauses etc., 

in Graz. 
Aäman Joh., Pfarrer in Lengenfeld. 

B. 

BaCnik Joh., Pfarrer in Precina. 
Baer & Comp., Buchhandlung in Frankfurt a. M. 
Bakes Wilhelm, k. k. Eegierungs-Concipist in Gurkfeld. 
Bamberg Ludwig, Buchhandlung in Grdifswalde. 
Beck'sche Universitäts-Buchhandlung in Wien, 3 Exemplare. 
Beckh V. Wiedmannstetter Leopold, k. k. Oberlieutenant in Graz. 
Beischlag Karl, Director der Laibacher Gasfabrik. 
Bergdirection, k. k., in Idria. 
Beseljak Paul, k. k. Notar in Adelsberg. 
Be2ek Buprecht, Gjmnasialschüler in Laibach. 

Bibliothek des k. k. 17. Infanterie-Begiments Baron Kuhn in Triest, 2 Exempl. 

25 



386 

Bibliothek des fürstbischöflichen Seminars in Laibach. 

Bißman Josef, Verwalter in Prassberg. 

Bischöfliche Kanzlei in Triest, 2 Exemplare. 

Blagay d'Ursini Ludwig Graf v., Herrschaftsbesitzer in Weissenstein. 

Blaznik Jakob, Pfarrer in Hrenovice. 

Bobik Stefan, k. k. Steueramts-Controlor in Sittich. 

Böhm Ferdinand Dr., k. k. Bezirksarzt in Kudolfswerth. 

Bononi Josef, Pfarrer in Eadmannsdorf. 

Bradaska Franz, königl. Gymnasial-Director in Warasdin. 

Braumüller Wilhelm & Sohn, k. k. Üniversitäts-Buchhandlung in Wien. 

Bregar Franz, Gemeindevorstand in Weixelburg. 

Brockhaus F. A., Sortiments-Buchhandlung in Leipzig. 

Brolich Johann, k. k. Oberlandesgerichtsrath in Pension in Laibach. 

Brolich Mathias, Dechant in S. Marein. 

Buchhandlung Akademische in Göttingen. 

Buchdandlung Akademische in TJpsala. 

Buchholz & Diebel, Buchhandlung in Troppau. 

Bürger Leopold, Handelsmann in Laibach. 

C. 

Calve's Üniversitäts-Buchhandlung in Prag. 

Casino-Verein in Laibach. 

Geh Mate, k. k. Forst- & Eent-Controlor in Idria. 

Chorinsky Graf Rudolf, k. k. Regierungsrath . in Laibach: 

Clarici, Güterinspector in Breitenau bei Eudolfswerth. 

Codelli Anton Freiherr v. Fahnenfeld, Privatier in Laibach. 

del Gott, k. k. Bezirksarzt in Rann. 

Cucek Franz, k. k. Gerichtsadjunct in Laibach. 

Cuden Jakob, k. k. Oberlieutenant im 9. Fest.-Art. -Bataillon in Franzensfeste, 

Czörnig Karl Freiherr v., k. k. Finanzrath in Triest. 

D. 

Danner Hermann, Buchhandlung in Linz. 

Dase Julius, Buchhandlung in Triest. 

Deschmanu Karl, Reichs raths- Abgeordneter etc., in Laibach. 

Dettela Otto, Gutsbesitzer in Ehrenau. 

Deu Dr. Eduard, Advocat in Adelsberg. 

Dieter Heinrich, Buchhandlung in Salzburg. 

Direction des k. k. Strafhauses in Läibach. 

Doberlet Franz, Möbelhändler in Laibach. 

DoUenz Joh., k. k. LinienschifFsfähnrich in Fiume. 

Dollhof Wilhelm, k. k. Bezirkshauptmann in Gottschee. 

Domicelj Anton, Curat in Schwarzenberg bei Idria. 

Dralka Jos., k. k. Regierungssecretär in Laibach. 

Drexel Theophil, Buchhandlung in Cilli. 

Dürr Julius, Handelsgärtner in Laibach. 



387 

E. 

Ebenhöch Fr. Ign., Buchhandlung in Linz. 

Ekel Jos., k. k. Bezirkshauptmann in ßudolfswerth. 

Ehrfeld Franz, Eestaurateur in Laibach. 

Eisl Dr. Adolf, k. k. Sanitätsrath in Laibach. 

Eppich Johann, k. k. Bezirksschulinspector in Laibach. 

Ersehen Ignaz, k. k. Steueramtsadjunct in Loitsch. 

Er2en Dr. Ferdinand, k. k. Bezirksarzt in Littai. • 

F. 

Faesy & Frick, Buchhandlung in Wien. 

Ferstl, Buchhandlung in Graz, 4 Exemplare. 

Fischer Hugo, Comptoirist in Laibach. 

Fladung August v., k. k. Bezirkshauptmann in Laibach. 

Föderl jun., Bäckermeister in Laibach. 

Formacher, ^dler auf Lilienberg, Friedrich v., k. k. Notar in Eudolfswerth. 

Franceschi Joh. de, in Sturia bei Heidenschaft. 

Franziskaner-Convent in Laibach. 

Fritsche, Buchhandlung in Essegg. 

Fürst Ernst, Apotheker in Graz. 

Fux Dr. Franz, k. k. Sanitätsrath in Laibach. 

G. 

Galle Adolf, Gutsbesitzer in Laibach. 
Galle Karl, Gutsbesitzer in Freudenthal. 
Gall^ Fanny, Hausbesitzerin in Laibach. 
Galle Victor, Fabrikant in Laibach. 

Gariboldi Anton Bitter v., Landtagsabgeordneter in Laibach. 
Gariboldi Franz Bitter v., k. k. Landesgerichtsrath in Laibach. 
Gariboldi Leopold Bitter v., k. k. Professor in Laibach. 
Gatsch Alois in Landstrass. 
GerCar Andreas, Lehrer in Tschatesch. 
Geröar Josef, Pfarrer in h. Dreifaltigkeit bei Nassenfuss. 
Gerold & Comp., Buchhandlung in Wien, 5 Exemplare. 
Gertscher Anton, k. k. Landesgerichtspräsident in Laibach. 
Gewerkschaft am Savestrome in Sagor. 
Globoönik Anton, k. k. Bezirkshauptmann in Adelsberg. 
Globocnik Joh., Werksbesitzer in Eisnern. 
Globoönik Franz, k. k. Kealschulprofessor in Laibach. 
' Gele Jos. , Geschäftsleiter der Buchdruckerei des S. Hermagoras-Vereines in 
Klagenfurt. 
GoUi Andreas, k. k. Steueramtscontrolor in Landstrass. 
GoUob Fr., Eealitätenbesitzer in Oberlaibach. 
Goltsch Franz, Schuhmacher und Hausbesitzer in Laibach. 
Götz Johann, k. k. Ingenieur in Laibach. 
Govekar Franz, Lehrer in Brunndorf. 

25* 



l 



388 

Gozani Ferdinand v., Marquis de St. Georges, Gutsbesitzer in Wolfsbüchel. 

Gregoriö Dr., k. Sanitätsrath, Spitaldirector in Pakrac bei Sissek. 

Grimschitz Jobann Freiherr v., k. k. Statthaltereirath in Pension in Laibach. 

Gross Jakob, Pfarrer in Sagor. 

Grosse Friedrich, Buchhandlung in Olmütz. 

Gruden Jakob, Pfarrer in Weisskirchen bei Budolfswerth. 

Gutmannsthal Ludwig, Bitter v. Benveiiutti, Gutsbesitzer in Savenstein. 

Gwaiz Franz, Stadtzimmermeister in Laibach. 

Gjmnasial-Direction, k. k., in Laibach. 

Gymnasial-Direction, k. k., in Gottschee. 

Gymnasial-Direction, k. k., in Budolfswerth. 

H. 

Haas Johann, Buchhandlung in Wels. 

Habit Gustav, Stationschef der Südbahn in Laibach. 

Handels- und Gewerbekammer für Krain in Laibach. 

Hanhai-t Julius, Handelsmann aus Alexandrien, in Neumarktl. 

Hanss Franz, k. k. Oberingenieur in Laibach. 

Hape Josef, Lehrer in Laibach. 

Hartmann Joh. Alfred, Handelsmann in Laibach. 

Hartmann Leopold, Buchhandlung in Agram, 2 Exemplare. 

Hauffen Josef, Privatier in Laibach. 

Heckenast Gustav, Buchhandlung in Pest. 

Heinrich Anton, k. k. Gymnasial-Professor in Laibach. 

Heinricher Bertha, Lehrerin in Graz. 

Helf C, Antiquariats-Buchhandlung in »Wien, 2 Exemplare. 

Helf C, Sortiments-Buchhandlung in Wien, 2 Exemplare. 

Hesse August, Buchhandlung in Graz, 2 Exemplare. 

Heyne Eduard, k. k. Steuereinnehmer in Laas. t 

Hinterlechner Dr. Franz, k. k. Bezirkscommissär in Tschernembl. 

Hlebec Gottfried, P. Guardian in Bann. 

Hocevar Josef, Pfarrer in Igg. 

Hoffer Dr. Eduard, Bealschulprofessor in Graz. 

Höffern Leopold, Bitter v. Saalfeld, k. k. Begierungsrath in Laibach. 

Hohn Gustav, Assecuranz-Beamter, in Laibach. 

Hohn Hugo, k. k. Postofficial in Pola. 

Holzer Ernst, Oberrealschüler in Laibach. 

Honig Ignaz, k. k. Gymnasialprofessor in Laibach. 

Hotschevar Johann, k. k. Begierungsrath in Laibach. 

Hrovat Ladislaus P., Gymnasialprofessor in Budolfswerth. 

Hrovath Blasius, Director der k. k. Lehrerbildungsanstalt in Laibach. 

Huth Irma, Instituts- Vorsteherin in Laibach. 

J. 

Jabornegg Max, k. k. Bezirkssecretär in Gottschee. 
Jagoditz Emanuel, k. k. Steuer-Oberinspector in Laibach. 
Janusch Vincenz, k. k. Postmeister in Vir. 



389 

Iber Job., Haüdlungs-Commis in Laibach. 

Jeran Lukas, päpstl. Kämmerer, Weltpriester in Laibach. 

Jereb Matthäus, Pfarrer in Javorje (Oberkrain). 

Jeretin Martin, k. k. Bezirkssecretär in Littai. 

Jermann Josef, k. k. Bezirkscommissär in Pettau. 

Jersan Anton in Mauniz. 

Jeuniker Vincenz, . k. k. Kreisgerichts-Präsident in Eudolfswerth. 

Jurmann Franz, Werksbeamte in Prevali. 

K. 

Kaltenegger Dr. Friedrich Ritter v., k. k. Hofrath, Landeshauptmann etc., in 

Laibach. 
Eappler Dr. Josef, k. k. Bezirksarzt in Laibach. 
Xapretz Job., k. k. Oberlandesgerichtsrath in Laibach. 
Kapus Fr. in Cilli. 

Karabaczek Gustav, Südbahningenieur in Laibach. 
Karun Franz, Pfarrer in Laibach. 
Kauöiö Anton, Gutsverwalter in Gorica (Steiermark). 
Kauöiß Jakob, k.k. Grundbuchsführer in Rann. 
Kecel Johann, Bürgermeister in Stein. 
Keesbacher Dr. Friedrich, Sanitätsrath in Laibach. 
Keröon Josef, Pfarrer in Predoslje bei Krainburg. 
Kermauner Valentin, k. k. Gymnasialprofessor in Laibach. 
Kerne Johann, Lehrer in S.Veit bei Laibach. 
Khem Karl, k. k. Oberünanzrath in Pension in Laibach. 
Klan(^iö Stefan, k. k. Bezirkshauptmann in Stein. 
EHauser Christian, k. k. Landesgerichtsadjunct in Laibach. 
Kleinmayr Ferd. v., Buchhandlung in Klagenfurt. 
Kiemen Anton, Pfarrer in Flödnig. 
Klofutar Dr. Leonhard, Ehrendomherr und Mitglied des k. k. Landesschul- 

raths in Laibach. 
Kljun Karl, Domkaplan in Laibach. 
Knappitsch Balthasar, k. k. Realschulprofessor in Laibach. 
Kocuvan Andreas, Kaplan in S. Georgen bei Radkersburg. 
Kogej Josef, Dechant in Idria. 
Kokalj Franz, Lehrer in Laibach. 
Kokole Franz, k. k. Steueramts-Controlor in Castelnuovo. 
Konschegg Vincenz, k. k. Gymnasialprofessor in Laibach. 
Koprziva Fr., Werkskassier in Sagor. 
Koren Miroslav, k. k. Postmeister in Planina. 
Korn Heinrich, Schieferdecker und Hausbesitzer in Laibach. 
Kosler Johann, Fabriksbesitzer in Laibach. 
Kosler Dr. Josef, Fabriksbesitzer in Laibach. 
Kosler Peter, Landeshauptmann-Stellvertreter in Laibach. 
Köstl Gustav, Pfarrer in Laibach. 
Kottnik Franz, Realitätenbesitzer in Oberlaibach. 
Kovaö Johann^ Buchdrucker in Laibach. 



1 



390 

Kovaö Dr. Wilhelm, Stadtphysicus in- Laibach. 

Kozina Georg, k. k. Oberrealschulprofessor in Laibach. 

Krajec Job., Buchdruckerei-Factor in Laibach. 

Kraschna Josef, k. k. Eechnungsrevident in Laibach. 

Kraupp Moriz, Director der Baumwollspinnerei und Weberei in Laibach. 

Kraus Dr. Albert, k. k. Gerichtsadjunct in Laibach. 

Kreö Matthäus, landschaftlicher Secretär in Laibach. 

Kremscher Leopold, Buchbinder in Laibach. 

Krenner Max, Procuraführer der krainischen Baugesellschaft in Laibach. 

Krenner Marie, Handelsmanns- Witwe in Laibach. 

Krisper Valentin, Handelsmann in Laibach. 

Kri^nar Friedrich, k. k. EealschuUehrer in Laibach. 

Krob Laurenz, k. k. Gymnasialdirector in Krainburg. 

Kronabethvogel Anton, k. k. Notar in Stein. 

Kulavic Dr. Johann, k. k. Hofkaplan in Wien. 

Kuralt J. A , k. k. Auscultant in Gurkfeld. 

Kuscher Josef, Handelsmann in Laibach. 

Küster Michael, k. k. Bezirksschulinspector in Krainburg. 

Kymmel N., Buchhandlung in Eiga. 

L. 

Lang Alexander, Buchhandlung in Moskau. 

Langer Franz Victor, Eitt. v. Podgoro, Gutsbesitzer in Poganiz bei Eudolfswerth. 
Lanthieri Karl Fr. Eeichsgraf v., in Wippach. 

Laschan Anton, k. k. Eegierungsrath in Pension, Bürgermeister der Landes- 
hauptstadt Laibach. 
Lauter Anton, Pfarrer in Heiligenkreuz bei Landstrass. 
Lavrenöic Franz in Graz. 

Lazar Michael, Eeligionslehrer an der k. k. Lehrerinenbildungsanstalt in Laibach. 
Ledenig Julius, k. k. Bezirksrichter in Gottschee. 
Lehmann Ernst v., k. k. Oberlandesgerichtsrath in Graz. 
Lehrerbibliothek des Bezirkes Gurkfeld, 3 Exemplare. 
Lehrerbibliothek des Bezirkes Laibach, 2 Exemplare. 
Leinmüller Josef, k. k. Oberingenieur in Eudolfswerth. 
Lenard Anton, Privatier in Laibach. 
Leon J. F., Buchhandlung in Klagenfurt, 2 Exemplare. 
Lercher Georg, Buchhandlung in Laibach, 5 Exemplare. 
Leuschner & Lubensky, Buchhandlung in Graz, 8 Exemplare. 
Levec Franz, Supplent der k. k. Oberrealschule in Laibach. 
Levitschnigg Dr. Bartelmä, Dechant in Hermagor. 
Levizhnik Franz, Pfarrer in Mariafeld bei Laibach. 
Lichtenberg Leo Freiherr v., in Habbach. 
Liegel Eduard, Buchhandlung in Klagenfurt, 3 Exemplare. 
Linhart Wilhelm, k. k. Professor in Laibach. 
Lippold M. Vincenz, k. k. Oberbergrath in Idria. 
Löhner Moritz, Buchhandlung in Krems. 
Luckmann Karl, Director der krain. Industriegesellschaft in Laibach. 



391 

Luckmann Josef, Handelsmann in Laibach. 

Ludewig H., Buchhandlung in Graz, 3 Exemplare. 

Lundar Franz, Lehrer in ßatschach. 

Luschan Albert Bitter v., k. k. Finanz-Obercommissär und Fiuanzwachinspector 

in Laibach. 
Luschin Dr. Ritter v., k. k. Landesgerichts-Präsident in Pension in Wien. 

M. 

Mader Josef,' Dr. med. in Laibach. 

Mahr Ferdinand, Director der Handelslehranstalt in Laibach. 

Malinsek Franja in Tazen. 

Mallitsch Andreas, Bealitätenbesitzer in Laibach. 

Maliner Johann, Hotelbesitzer in Veldes. 

Mally Dr. Ignaz, k. k. Bezirksarzt in'Krainburg. 

Manz Gr. J., Buchhandlung in Wien. 

Marcus, Buchhandlung in Bonn. 

Margheri-Comandona Graf v., Herrschaftsbesitzer in Wördl. 

Martin H., Buchhandlung in Wien. 

Martinak Wilhelm, k. k. ßezirksgerichtsadjunct in Hlirisch-Feistriz. 

Martine Kaspar, Pfarrer in Waltendorf (Unterkrain). 

Matter H. Alfred, Apotheker in Möttling. 

Meditz Josef, Eisenhändler in Wien. 

Meltzer Karl, k. k. Gymnasialprofessor in Pension in Laibach. 

Merk Josef, k. k. Bezirkscommissär in Adelsberg. 

Merkel Matthäus, Canonicus in Laibach. 

Mettemich-Winneburg Fürst Lothar, k. k. Hofrath in Linz. 

Me2narec Anton, Dechant iu Krainburg. 

Michitsch Josef, Handelsmann in Leitmeritz. 

Mikusch Lorenz, Handelsmann in Laibach. 

Minkowski J., Buchhandlung in Lemberg. 

Millitz Rudolf, Buchdruckereibesitzer in Laibach. 

Miliner Vincenz, k. k. Landeszahlamts-Official in Laibach. 

Mitscher & ßöstel, Buchhandlung in Berlin. 

Modic Johann, Werkskassier in Wocheiner-Feistriz. 

Moos Nikolaus, k. k. Bezirksrichter in Loitsch. 

Morawec Gustav, Musiklehrer in Laibach. 

Mosche Dr. Alfons, Advocat in Laibach. 

Mrhal Dr. Johann, k. k. Oberrealschuldirector und Schulrath in Laibach. 

Müller Johann, Pfarrer in Neudegg. 

Munda Dr. Franz, Advocat in Laibach. 

Murnik Joh., Landesausschussbeisitzer und Handelskammer-Secrotär in Laibach. 

N. 

Napreth Richard, k. k. Postcontrolor in Laibach. 
Nekermann Fr., k. k. Gerichtskanzlist in Gottschee. 
Noest Ignaz, k. k. Postofficial in Klagenfurt. 
Novak Josef, Dechant in Gottschee. 



392 

o. 

Obresa Adolf in Zirkniz. 
Obresa, Eealitätenbesitzer in Oborlaibach. 
Ogrinz Anton, k. k. Bezirkshauptmann in Loitsch. 
Opl Josef, k. k. Bealschuldirector in Klagenfurt. 
Großen Ignaz, Domherr in Marburg. 

P. 

Face Anton Graf v., k. k. Begierungsconcipist in Budolfswerth. 

Pajk Johann, k. k. Bezirkshauptmann in Pension in Laibach, 2 Exemplare. 

Paller Franz, k. k. Statthaltereirath in Laibach. 

Parapat Johann, Pfarradministrator in Vranjapeö bei Stein. 

Pauer Jakob, Consistorialrath und Dechant in Mariazell. 

Päuer Bartelmä, k. k. Bezirksvorsteher in Pension in Laibach. 

Pauliö Dr. Ignaz, k. k. Bezirksarzt in Tschernembl. 

Paulin Alexander in Birkendorf. 

Paygler Josef, Ganonicus in Laibach. 

Peharc Wenzel, Pfarrer in Zayer. 

Perdan Johann, Handelsmann in Laibach. 

Pestotnik Johann, Dr. med., Primarius im Givilspitale in Laibach. 

Peterka Fanny in Laibach. 

Peterlin Anton in S. Michael bei Budolfswerth. 

Petemel Michael, k. k. pensionirter Bealschulprofessor in Laibach. 

Pfaundler Karl, Buchhandlung in Innsbruck. 

Pfeffer'sche Buchandlung in Halle a. d. S. 

Pfefferer Dr. Anton, Advocat in Laibach. 

Pfefferer Friedrich, k. k. Bezirkscommissär in Gottschee. 

Pfeifer Jos., landschaftlicher Secretär in Laibach. 

Pfeifer Wilhelm, Beichsrathsabgeordneter in Gurkfeld. 

Pichler Josef, k. k. Gerichtssecretär in Tschernembl. 

Pirker Eaimund, k. k. Landesschulinspector in Laibach. 

Plautz Joh. jun., Handelsmann in Laibach. 

Pleschko Karl, k. k. Bezirksrichter in Gberlaibach. \ 

Plhak Julius, Gberlehrer in Sagor. ,' 

Podkrajäek Franz in Sagor. 

Pogaöar Dr. Joh. Chrisost., Fürstbischof von Laibach. j 

Pogaöar Martin, fürstbischöflicher Kanzler, in Laibach. ; 

Pogaöar Simon, Verpflegsbeamter in Laibach. 

Pogatschnigg Jul., Werksdirector in Sachsenfeld bei Cilli. ! 

Poklukar Dr. Josef, Landtagsabgeordneter in Laibach. . ^ 

PoUak Eduard, Dechant in Haselbach bei Gurkfeld. j 

Ponitz Ambrosius, Lehrer in Beifenberg (Istrien), 2 Exemplare. 

Polscher Victor, k. k. Feldwebel des 17. Infanterie-Begiments in Laibach. 

Posch Karl, k. k. Steueramtsadjunct in Nassenfuss. 

Possei Benjamin in Samobor (Kroatien). 

Potoönik Franz, k. k. Baurath in Pension in Laibach. 

PotoCnik Michael, Beichtvater des Ursulinerinnenconvents in Laibach. 



B93 

Praprotnik Andreas, Schuldirector in Laibach. 

Pregl Michael, Verwalter der D.-R.-O.-Commenda in Laibach. 

Prelesnik, landschaftlicher Beamter in Laibach. 

Pressnitz Josef, Sparkassekassier in Laibach. 

Pretnar Johann, Pfarradministrator in Golac bei Castelnuovo. 

R. 

Babic J. in Eanker. 

Eaciö Dr. Josef, k. k. Pinanzprocuraturs-Concipist in Laibach. 

Eakovec Lovro, pensionirter Marinekaplan u;id Curat in S. Canzian bei Divazza. 

Eamor Franz, Verzehrungssteuerbeamter in Veldes. 

Eastem Nikomed Freiherr v.. Erben, in Scherenbüchel. 

Eaunicher Ludwig, k. k. Landesgerichtsrath in Laibach. 

Eazlag Dr. Jakob, Advocat und Eeichsrathsabgeordneter, in Eann. 

Eealschulbibliothek in Laibach. 

Eecher Jeanette, Private in Laibach. 

Eedange Josef v., jubilirter k. k. Landtafeldirector in Laibach. 

Eehn Victorine, Institutsvorsteherin in Laibach. 

Eemic Primus, Pfarrer in Bischoflack. 

Eibitsch Dr., k. k. Notar in Laibach. 

Eibnikar Franz in Lees. 

Eibnikar Primus, Pfarrer in Sittich. 

Eobiö Lukas, k. k. Steuer-Oberinspector in Pension in Laibach. 

Eosman Joh., Cooperator in Laibach. 

Eoth Josef, Eitter v. Eothenhorst, k. k. Hofrath in Laibach 

Eoth Johann, k. k. Notar in Egg ob Podpetsch. 

Eohschütz-Eothschütz, Baron, in Smerek bei Weixelburg. 

Eozman Georg, Cooperator in Igg. 

Euard Victor, Gutsbesitzer in Veldes. 

Eudesch Franz, Erben, in Laibach. 

Eudholzer Nikolaus, Uhrmacher in Laibach. 

Eudholzer Wilhelm, Uhrmacher in Laibach. 

Eudolf sehe Buchhandlung in Odessa. 

Eüling Dr. Eeinhold v., k. k. Bezirkscommissär in Gurkfeld. 

S. 

Sajiz Dr. Josef, k. k. Oberfinanzrath in Laibach. 

Sajovic Dr. Josef, Advocat in Laibach. 

Sajovic Ferdinand, Handelsmann in Krainburg. 

Sallmayer'sche Buchhandlung in Wien. 

Salzer Johann, k. k. Forstrath und Landes-Forstinspector in Triest. 

Samassa Albert, k. k. Hofglockengiesser in Laibäch. 

Samassa Anton, Privatier in Laibach. 

Samuda Anton, k. k. Finanzconcipist in Laibach. 

Sandböck Fr., Buchhandlung in Steyer. 

Sanein Josef, Seelsorger in Eicmanje (Post Dolina). 

Savinschegg Dr. Josef Eitter v., Herrschaftsbesitzer in Möttling. 



894 

SchaflTer Dr. Adolf. Reichsrathsabgeordneter in Laibach. 

Schaschel Felix, k. k. Bezirkscommissär in Laibach. 

Schaumburg Karl, k. k. Oberbanrath in Wien. 

Schaunig, Apotheker in Krainburg. 

Schepitz Karl, k. k. Steuereinnehmer in Gonobiz. 

Schettiua Johann, k. k. Staatsanwalts-Substitut in Laibach. 

Scheyer Moritz, Forstmeister in Batschach. 

Schiffer Franz, Dr. med., k. k. Professor und Sanitätarath in Laibach. 

SchifTerer Dr., k. k. Oberarzt in Laibach. 

Schimpff F. H., Buchhandlung in Triest, 5 Exemplare. 

Schindler Dr. Albert, k. k. Landesthierarzt in Laibach. 

Schlebier in Gonobiz. 

Schlechter Karl, k. k. Bochnungsrath in Pension in Laibach. 

Schlesinger Dr. Ludwig, Director der Oberrealschule in Leitmeritz. 

Schmidt Ferdinand, Privatier in Laibach. 

Schmidt W., Buchhandlung in Pola. 

Schollmayer Franz, Forsttaxator in Laibach. 

Schrey Dr. Robert v. Redlwerth, Advocat, Landtagsabgeordneter etc. in Laibach. 

Seschun Lorenz, k. k. Steueramtscontrolor in Grosslaschiz. 

Seschun Valentin, Pfarrer in Gutenfeld, pr. Videm bei Grosslaschiz. 

Seunig Eduard, Privatier in Laibach. 

Sijanec Fr., Lehrer in Allerheiligen bei Friedau. 

Sima Joh., k. k. Bezirksschulinspector in Laibach. 

Simmel & Comp., Buchhandlung in Leipzig. 

Skodlar Heinrich, Privatier in Graz. 

Skofic Lorenz, k. k. Landeszahlamts-Controlor in Laibach. 

Skubic Anton, k. k. Gymnasialprofessor in Laibach. 

Skvarza Johann, Pfarradministrator in Slavina bei Prestranek. 

Slibar Martin, Dechant in Oberlaibach. 

Smole Victor, Privatier in Laibach. 

Smolej Adam, k. k. Steueramtscontrolor in Illirisch-Feistriz. 

Smuk Margarethe, Realitätenbesitzerin in Vir. 

Solar Johann, k. k. Landesschulinspector in Laibach. 

Souvan Ferdinand, Handelsmann in Laibach. 

Souvan Johann in Graz. 

Sparkasse, krainische, in Laibach, 2 Exemplare. 

Sparovic Heinrich, Pfarr-Cooperator in Kronau. 

Steiner Dr., k. k. Notar in Krainburg. 

Steklassa Johann, k. k. Gymnasialprofessor in Karlstadt. 

Stern Philipp, Director der Oelfabrik Osterberg bei Salloch. 

Stettner Julius, Handelsmann in Triest. 

Strohal Franz, k. k. Evidenzhaltungs-Geometer in Laibach. 

Strucelj Georg, k. k. Gerichtsadjunct in Rudolfs werth. 

Strucelj Mathias, Dechant in Dornegg bei Illirisch-Feistriz. 

Suchadobnik Ferdinand, k. k. Steueramtscontrolor in Gottschee. 

Suklje Franz, k. k. Gymnasialprofessor in Laibach. 

Suklje Julie, Uebungslehrerin- in Laibach. 



395 

Supanöiö, k. k. Gymnasialprofessor in Laibach. 

Supantschitsch, k. k. Greometer in Laibach. 

Supantschitsch Josef, k. k. Steuereinnehmer in Grosslaschiz. 

Suppan Franz, Buchhandlung in Agram, 8 Exemplare. 

Suppan Dr. Josef, Advocat in Laibach. 

Suppanz Dr. Barth.^ k. k. Notar in Laibach. 

Suschnik A. in Bischoflack. 

Svetec Lukas, k. k. Notar in Littai. 

Svetliöiö Franz, Pfarrer in Godovic bei Idria. 

T. 

Tandler Constantin, Buchhandlung in Rudolfswerth, 3 Exemplare. 

Tansek Ivan, Eechtsconcipient in Rann. 

Tautscher Karl, Bauunternehmer in Laibach. 

Terpinz Josefine, Herrschafts- und Fabriksbesitzerin in Kaltenbrunn. 

Terstenjak Martin, Pfarrer in Ponigl. 

Thuma Johann, Lehrer in Mannsburg. 

Thurn-Valesassina Gustav Graf in Eadmannsdorf. 

Thurn-Valesassina Hyacinth Graf in Radmannsdorf. 

Tomitz Franz, Bahnarzt in Laibach. 

Tomsic Franz, Ingenieur der k. k. Generalinspection in Spalato. 

Tormin Rudolf, k. k. pensionirter Oberstlieutenant in Laibach. 

Trattnik Johann, k. k. Steuerinspector in Adelsberg. 

Trauner Josef, Lehrer in. Laibach. 

Treitz Dr., k. k. Bezirksarzt in Gottschee. 

Treo Wilhelm, Baumeister in 'Laibach. 

Treun Anton in Assling. 

Trenn Mathias, Handelsmann in Laibach. 

Triller Dr. Johann, k. k. Notar in Bischoflack. 

Trnkoczy Victor v., Apotheker in Laibach. 

Trojar Johann, Lehrer in Veldes. 

Tusek Joh., k. k. Gymnasialprofessor in Laibach. 

Twrdy Josef, k. k. Rechnungsofficial in Laibach. 

U. 

Ulcar Lorenz, k. k. Gerichtsadjunct in Laibach, 
ürbantschitsch Ferdinand, k. k. Hilfsämterdirector in Laibach, 
ürbas Anton, Domherr in Laibach. 
Ursulinerinnen-Convent in Laibach. 

V. 

Vacano Benjamin, k. k. Mappen-Archivar in Laibach. 

Valenta Dr. A. , Professor, Director der Landes -Wohlthätigkeitsanstalten, 

k. k. Sanitätsrath in Laibach. 
Valentic Anton in Oböina bei Triest. 
Vencaiz Johann, k. k. Gerichtsadjunct in Gottschee. 
Verderber Johann, k. k. Steuer-Oberinspector in Laibach. 



396 

Yestonek Dr. Jalius Bitter v., k. k. Bezirkshauptmann in Littai^ 2 Exemplare. 

Yoldiö P. Salesius, Franziskaner-Ordenspriester in Laibach. 

Voss Leopold, Buchhandlung in Leipzig. 

Youk P. Bernard, Gjmnasialprofessor in Eudolfswerth. 

Wagnerische k. k. UniversitatsbucbhandluBg in Innsbruck. tj 

Waldherr Alois, Institutsinhaber in Laibach. ^ 

Weise Julius, Buchhandlung in Stuttgart. i* 

Wenedikter Dr., Advocat in öottschee. 

Widmann Bohuslav Bitter v., k. k. Landespräsident in Krain. 

Widmar Johann in S. Peter (Krain). 

Widmer Dr. Bartholomäus, Fürstbischof, in Erainburg. 

Wilfan Simon, Domprobst in Budolfswerth. 

Windisch-Grätz Hugo Fürst, in Haasberg. 

Winiker Karl, Buchhandlung in Brunn. 

Witschel Franz, landschaftlicher Ingenieur in Laibach. 

Wohlfarth B., Buchhandlung in Graz. 

Wokulat Ferdinand, Buchhandlung in GOrz, 2 Exemplare. 

Wolf Adam, k. k. Universitätsprofessor in Graz. 

Wurmbrand Hellwig Graf v., k, k. Eittmeister a. D. in Laibach. 

Wumer Michael, k. k. Gjmnasialprofessor in Laibach. 

Wumik Joh., Bildhauer in Badmannsdorf. 

Z. 

Zabukovsek J. N. in Tuhelj bei Klaiyec. 

Zakelj Friedrich, k. k. Gymnasialprofessor in Laibach. 

Zamejic Andreas, Professor der Theologie in Laibach. 

Zarnik Dr. Franz, Landesausschussbeisitzer in Laibach. 

Zhuber v. Okrog Baimund, k. k. Landesgerichtsrath in Laibach. 

Ziakowsky Emil, k. k. Bealschulprofessor in Laibach. 

Zierheimb Zeno Baron, Cooperator in S.Veit. 

Zirovnik Johann, Lehrer in Altenmarkt bei Laas. 

Zitz Nikolaiis, k. k. Gamisonskaplan in Laibach. 

Zöhrer Josef, Musiklehrer in Laibach. 

Zois Michael, Freiherr v. Edelstein, Gutsbesitzer in Laibach. 

Zormann Anton, Pfarrer in Kolovrat bei Trojana. 

Zupan Thomas, k. k. Professor, Weltpriester in Krainbnrg. 

2vanut Mathias in Triest, 2 Exemplare. 



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