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■^Hl-y.lH-
l^arbatb College 1/fbrars
CHARLES MINOT
OlMS Ol 1828
3
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Geschichte Erains
von der ältesten Zeit bis auf das Jahr 1813.
mt 'besonderer Btcksiclit auf Zulturentwicklimi:.
Von
August Dimitz,
k. k. FinaDzrath, Secretär dee historiechen VeNines fftr Krain.
Vierter Theil: ^
Vom Regierungsantritt Leopold I. (1657) bis auf das Ende der
französischen Herrschaft in Illyrien (1813).
.^lle ZS.ecli.te ^rox'beli.silte xi..
Laibfich 1876.
Druck un<l Vorlauf von I^. v. Kloinmayr & Port. Bamberg.
SiU^ "^ Hl '^'l'-t
ivOV. 7, t9i9
I
1
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\
I
Achtes Bnch.
Vom Regierungsantritt Leopolds I. (1657) bis
auf das Ende der französischen Herrschaft in
lUyrien (1813.)
Erstes Kapitel.
Krain unter Leopold L (1657—1705).
L Die ZaiserwahL Die Hnlcügnng der Zrainer Stände.
Als Ferdinand in., müde der Welthändel, die so viel Unglück
über die Monarchie brachten, und gebeugt durch den Tod seines
ältesten Sohnes Ferdinand IV., die Augen schloss (2. April 1657), war
der Thronfolger, Erzherzog Leopold, bereits König von Ungarn und
Böhmen, kaum 17 Jahre alt. Ursprünglich zum geistlichen Stande be-
stimmt und vom Jesuiten P. Müller erzogen, schwacher Gesundheit,
scheuen Gemüths, ohne Welterfahrung und daher von der Leitung
anderer abhängig, sah er sich durch Schicksalsfügung an die Spitze
eines Kelches gestellt, welches durch Religionskrieg und Türkenkämpfe
verarmt und entvölkert, unter der geisttödtenden Herrschaft der Je-
suiten fast allen Lebensmuth, alles Streben nach selbständiger poli-
tischer Thätigkeit und geistiger Fortentwicklung eingebüsst hatte. In
der Besprechung, welche noch am Todestage des Kaisers Bruder Erz-
herzog Leopold Wilhelm mit den geheimen Käthen abhielt, erhob sich
eine Stimme für die Einsetzung einer Kegentschaft. Es war die des
ersten Ministers Ferdinands III., unseres Landsmannes Johann Wei-
chard von Auersperg, gewesener Ajo und Obersthofmeister des ver-
storbenen Erzherzogs Ferdinand, seit 1653 der erste Fürst aus jenem
uralten Geschlechte und seit 1654 durch die Belehnung mit Mün-
sterberg und Frankenthal in Schlesien Herzog von Münsterberg. Ihm
entgegen stimmte Johann Ferdinand Graf Porcia, ^ Krainer Land-
stand, dafür, dass Erzherzog Leopold Wilhelm die Vormundschaft über-
nehme, der König aber alle Befehle mit seiner Unterschrift ergeben
^ Aus einem friaalischon Geschlechte, das die Herrschaft Senosetsch um 1550
erwarb. Er war Landrichter in Krain 1635—1650 und starb nach einer glänzenden
Carriere in den höchsten Hofbedienstungen 7. Februar 1665. lllyr. Bl. 1838 S 117.
1*
lasse. Die Conferenz, welche infolge dieser Meinungsverschiedenheit
einberufen wurde und bei welcher Auersperg sich durch Unwohlsein
entschuldigen liess, entschied für die Uebernahme der Regierung durch
den König unter Mitwirkung des Erzherzogs ; es ergingen demgemäss
die Notificationsschreiben an die Höfe, und es wurde den geheimen
Käthen und Behörden in den Erbländern befohlen, bis auf weiteres
die Leitung der Geschäfte wie bisher fortzuführen.* Der Regierungs-
wechsel änderte nichts in der äusseren Stellung Auerspergs. Leopold I.
beliess ihm dieselbe, aber er liess sich nicht so unbedingt von ihm
beherrschen, wie Ferdinand III. Auersperg wird als Mann von den
besten Manieren, von der grössten Arbeitsttichtigkeit geschildert, welchen
aber sein Ehrgeiz und seine stete Eifersucht auf Bewahrung seines
alten Einflusses in Conflicte mit seinen CoUegen verwickelten und un-
beliebt machten. Er vertrat im Rathe des Königs den spanischen Ein-
fluss und hoffte sein Glück durch die Heirat des Kaisers mit einer
spanischen Infantin zu begründen.*
Die wichtigste Angelegenheit der neuen Regierung war die Kai-
serwahl. Auf dieser beruhte Oesterreichs Stellung als Grossmacht, sein
europäischer Einfluss, denn die materielle Macht des Reiches war keine
bedeutende. Bei einer Ausdehnung von 6000 Quadratmeilen und zwölf
Millionen Einwohnern hatte Oesterreich damals eine Armee von 80,000
Mann und ein Einkommen von kaum sechs Millionen Gulden.^ Die
Kaiserwahl verzögerte sich durch die Umtriebe Frankreichs, welches
in den rheinischen Kurfürsten seine Stütze fand; ati der glücklichen
Lösung hatte mit den übrigen Ministern auch Auersperg eifrig mit-
gewirkt. Er war der erste, der den König von dem durch Frankreich
angestifteten Versuche unterrichtete, das Haus Oesterreich durch die
Wahl des Erzherzogs Leopold Wilhelm zum Kaiser zu entzweien und
zu schwächen.* Am 18. Juli 1658 erfolgte die Wahl Leopolds. Nach
Krain wurde der Hofsecretär Pütterer mit der freudigen Nachricht ab-
gesendet.^ Am 31. Juli feierte die Landeshauptstadt das glückliche
Ereigniss durch eine Danksolennität bei den P. P. Jesuiten und ein
Tedeum unter Begleitung von Geschützsalven aus 30 Stücken und
120 Doppelhaken am Schlossberge.* Abends wurden alle Häuser der
1 Ad. Wolf, Fürst Wenzel Lobkowitz, Wien 1869 S. 60—62.
^- L. c. S. 71.
8 L. c. S. 52.
* L. c. S. 87, 88.
6 Landtagsprot. XVIII. 590.
« Valv. X. 370.
Stadt mit Laternen und Transparenten (,unterschiedlichen schönen Fi-
guren mit Lichtern') erleuchtet. Der Landeshauptmann Wolf Engel-
brecht von Auersperg, der Bruder des Fürsten, durchritt mit 50 Cava-
lieren die Gassen der Stadt, und um neun Uhr verkündeten abermals
Geschützsalven die Bedeutung des Tages. ^ Am folgenden Morgen legte
der Landmarschall den versammelten Ständen das noch am Wahltage
erlassene Notificationsschreiben des neuen Kaisers inbetreflf der ,fürge-
gangenen und mit einhelliger Stimm und allgemeinen applausu könig-
lichen Wahr vor.* Die Landschaft beschloss aus eigenem Antriebe und
einstimmig, dem Kaiser ihre herzliche Freude und ihren Glückwunsch
mit einem ,Present' zu den Reisekosten im Betrage von 20,000 Gulden
zu bezeugen.^
Die Huldigung, als der hergebrachte feierliche Ausdruck des
Bundes zwischen Volk und Herrscher, ersteres freilich in dem be-
schränkten Sinne der Zeit, welche keine Staatsbürger, sondern nur
privilegirte Stände kannte, hatte der neue Landesfürst von den öster-
reichischen Ständen noch vor dem Tode seines Vaters im Jahre 1655
empfangen, in Krain verzögerte sich dieser nicht mehr mit der alten
Bedeutung verbundene Staatsact bis in das Jahr 1660. Durch ein
kaiserliches Schreiben vom 15. Juli wurde den Krainer Ständen bekannt-
gegeben, dass der Kaiser die Erbhuldigung in eigener Person von ihnen
anzunehmen gewillt sei. Am 20. August machte die Landeshauptmann-
schaft die bevorstehende Ankunft des Kaisers in Laibach bekannt,
damit die Lebensmittelzufuhr vom Lande gesichert werde. Am 18. Au-
gust waren bereits achtzehn, am 20ten zwanzig grosse Fässer mit köst-
lichem Wein für den kaiserlichen Hofstaat herbeigeschafft worden.
Die Bürgerschaft offerirte demselben 100 Säcke Haber, sechzehn Fässer
wälschen und ein Fass Mal vasier -Wein nebst sechs fetten Ochsen.
Kaiserliche Bediente waren bereits früher in Laibach angekommen,
um für den kaiserlichen Hof Wohnungen in der Stadt zu bereiten, zu
welchem Behufe sie unter Beiziehung von Abgeordneten der Stadt und
der Landschaft alle Häuser besichtigten. Di^ Stände berathschlagten
über den würdigen Empfang des Landesherrn. Da die Kürze der Zeit
die Errichtung von Ehrenpforten oder ähnlichen Ehrenzeichen der
Allerhöchsten Ankunft nicht gestattete, so ward beschlossen, nach dem
* Badics, Hauschronik der Familie Thalnitscher von Thalberg, Blätter aus
Kräin 1863 S. 156.
2 Landtagsprot. 1. c. '
9 Vai)v. 1. c,
6
Abzüge des Kaisers seine Gegenwart durch eine Gedächtnissäule zu
verewigen und diesen Beschluss demselben mit der gebührenden Ent-
schuldigung anzuzeigen. Es wurden zwei Commissäre ernannt, um der
kaiserlichen Majestät bis Klagenfurt entgegen zu gehen: die Verord-
neten Freiherr Herbart Kazianer und Johann Jakob von Raunach,
welche aber nicht in die Lage kamen, ihren Auftrag zu vollziehen, da
der Kaiser den Landeshauptmann an die Landesgrenze hatte entbieten
lassen. Am 2. September fand die Huldigung in Klagenfurt statt, und
am 4ten reiste der Hof nach Laibach ab. Die Gesandten gingen dem-
selben voraus; am 4. September zwei Uhr, nachmittags war der vene-
tianische in Laibach angekommen. Ihm folgte alsbald der päpstliche
Nuntius, Caraffa, Bischof von Aversa. Diesem war der Weihbischof von
Piben (Pedena) mit den Capiteln von Laibach und Rudolfswerth in
zwei sechsspännigen Carossen bis S. Veit entgegengefahren. Vor der
Kirche dieses Ortes stieg der Nuntius vom Pferde und bestieg nach
ehrerbietiger Begrüssung durch die anwesende hohe Geistlichkeit mit
dem Bischof die eine Carosse, während die Domherren mit dem Au-
ditor des Nuntius in der andern Platz nahmen. Unter dem Geläute
aller Glocken fuhr der Nuntius durch das Spitalthor in Laibach ein
und wurde von dem Abte zu Sittich vor dem Thore des Sitticher
Hofes erwartet, welchen derselbe trotz seiner Kränklichkeit dem Nun-
tius zur vollen Verfügung stellte.
Am Abend des 5. September kam der Kaiser in Neumarktl an.
Der Landeshauptmann Wolf Engelbrecht von Auersperg empfing den
Landesherrn mit einem auserlesenen Gefolge von Landleuten und hielt
eine ,zwftr kurze, aber sehr nette und wohlgesetzte' Begrüssungsrede,
dem Allerhöchsten Herrn ,wegen der bis dahero überstandenen schweren
und gefährlichen Reise' Glück wünschend und ihm ,mit ehrerbietig-
ster Neigung im Namen der von vielen Jahren her ihm allergnädigst
anvertrauten Provinz, derselben allerunterthänigste Dienste und gehor-
samste Treuergebenheit' entbietend, worauf der Kaiser in den gnädig-
sten Ausdrücken antwortete und den Zweck seiner Ankunft in Krain
auseinandersetzte.
Der Kaiser nahm sein Nachtquartier am unteren Ende des
Marktes in dem, in späterer Zeit dem Stahlgewerken Ignaz Jabor-
nigg, in der Folge aber dem Paul Mally gehörigen Hause; das Gefolge
wurde in dem damals einem Grafen Paradeiser gehörigen herrschaft-
lichen Schlosse auf einem Hügel ober dem Markte untergebracht. Der
Kaiser blieb bis zum Mittag des 6. September in Neumarktl, um theils
sich und dem Gefolge nach der beschwerlichen Reise Ruhe zu gönnen,
theils um den in den engen Pässen noch zurückgebliebenen Theil des
letzteren zu erwarten. Mittlerweile kehrte der Landeshauptmann in
schnellstem Ritte nach Laibach zurück, um hier alle Anstalten zum
Empfange zu treffen. Des Landeshauptmanns Bruder, Fürst Johann
Weichard Auersperg, hatte sich mit seiner (iemalin gleichfalls nach
Laibach begeben, wo er in der Wohnung des Landeshauptmanns
abstieg.
Am 6. September mittags setzte sich der kaiserliche Zug, welchem
sich auch der Erzherzog Leopold Wilhelm angeschlossen hatte , von
Neumarktl in Bewegung. In Krainburg erwarteten ihn Richter und
Rath vor dem Thore und überreichten die Schlüssel der Stadt. Die
Bürgerschaft stand zu beiden Seiten der Strasse in Gewehr und gab
Musketensalven, worauf mehrere Stücke und ,Möisel' abgefeuert wur-
den, leider nicht ohne einen Unglücksfall: Herr Michael Dienstmann,
Doctor beider Rechte, liess sich trotz alles Abmahnens der zur Be-
dienung des Geschützes Aufgestellten nicht abhalten, eines von den
Stücken loszubrennen, welches aber wegen zu starker Ladung zer-
sprang und den fürwitzigen Doctor Juiis tödtete. Abends wurde auf
dem der Stadt nächstgelegenen Berge ein Feuerwerk abgebrannt, be-
gleitet von Salven aus vielen ,Mörseln', um die loyale Freude der
Krainburger zu verkünden. Der Kaiser übernachtete hier und verliess
Krainburg am frühen Morgen, um nach einer Fahrt von zwei Meilen
im bischöflichen Schlosse Görtschach das Mittagmahl zu halten. Die
geheimen Räthe Fürst Wenzel Lobkowitz und Hannibal Gonzaga waren
am Frühmorgen desselben Tages in Laibach angekommen.
Den Rest des Weges nach Laibach legte der Kaiser noch am
nemlichen Tage ,über einen lieblichen Weg durch ein schönes ebnes
Thal' zurück, die Stände aber sendeten den Freiherrn Johann Gott-
hard von Egg ab, um die Allerhöchste Willensmeinung über Ort und
Zeit des feierUchen Empfanges und Einzuges einzuholen.
Nachdem die Minister die kaiserliche Willensmeinüng kund-
gegeben, * ward eine halbe Meile von der Stadt, unter dem Dorfe S. Veit
auf einer Ebene, von welcher man das Laibacher Bergschloss im Auge
hatte, unweit einer grossen und schönen Linde ein offenes, mit dem
Landeswäppen geschmücktes Zelt aufgerichtet, dessen Boden mit rothem
Tuche belegt war und welches einen mit rothem Sammt überzogenen
Tisch und zwei Sessel, den einen mit rothem Sammt für den Kaiser,
den andern mit rothem Atlas für den Erzherzog Leopold Wilhelm,
enthielt. Hieher verfügte sich um zwei Uhr nachmittags der Landes-
hauptmann mit der ganzen Ritterschaft und dem Adel des Landes,
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alle auf stattlichen Pferden und prächtig gekleidet, um den Kaiser in
,schöner Stellung' zu erwarten.
Gegen 4 Uhr langte Kaiser Leopold an, stieg aus der Carosse
und betrat das Zelt, worauf auf dem Laibacher Schloss eine Geschütz-
salve gegeben wurde. Der General der kroatischen und Meergrenze,
Herbart Graf Auersperg, begrüsste im Geleite des Landeshauptman-
nes und der Herren vom Ritterstande den Kaiser als des ,Landes Erben'
mit einer zierlichen Oration, auf welche Se. Majestät mit sehr freund-
lichem Angesicht kurz und allergnädigst antwortete und darauf alle
Anwesenden zum Handkuss liess.
Die Ritterschaft sass nun wieder zu Pferde und der Zug setzte
sich dann unter Trompeten- und Paukenschall gegen die Stadt in Be-
wegung. An der Spitze ritt eine Compagnie auserlesener kroatischer
Edelleute von Carlstadt, alle in Tigerhäuten, mit Lanzen, die Leib-
garde des . Generals, geführt von Christoph DeUsimonovitsch.
Zunächst folgte ein krainischer Jüngling, ungefähr 20 Jahre alt,
unweit Laibach geboren, in kroatischer Kleidung, mit federgeschmück-
tem Kaipak, um die Brust die Tigerhaut, mit kurzem Waflfenrock und
türkischem Krummsäbel, welcher aufrechtstehend auf einem ungesat-
telten türkischen Pferde, in der einen Hand eine fünf Ellen lange Lanze,
mit der andern den Zaum regierte, und nachdem er, vor dem Kaiser
windschnell dahinjagend, eine Probe seiner Reitkunst gegeben, den
ganzen Einzug auf oft unebenem Pfade und holprigem Pflaster, unter
fortwährenden Geschützsalven sattelfest mitmachte.
Diesem ,sonderbaren' Reiter folgten fünf ,sehr noble', mit köst-
lichen Decken belegte türkische Pferde; nach ihnen zwei Pfeifer und
zwei Pauker, welche, wie es die Kroaten im Gebrauch haben, nach
türkischer Manier aufspielten.
Nun kam ,der ganze Schwall' der kroatischen Reiterei, 150 Mann
in schöner Ordnung, alle auf flüchtigen, mit Gold und Silber gezierten
Pferden, mit federgeschmückten Pelzkappen und Tigerhäuten, in der
rechten Hand die lange mit seidenen Locken oder Dollen geschmückte
Lanze, ,waren also bei diesem freudenvollen Aufzug mit einer lustver-
mischten Entsetzung anzuschauen. Und je barbarischer (oder fremder)
dieses Spectacul war anzusehen, desto mehr raffte es die Augen der
Zuschauer an sich, zumal der Fremden und Ausländer.'
Nach den Kroaten folgte die krainische Ritterschaft, in vier
Compagnien, 800 Mann stark, alle mit Kollern von Elennshaut und
mit seidenen Schärpen, die Casquete mit köstlichen Federn geziert.
Ihr Obristlieutenant war Baron Johann Ludwig Gall, ,ein Herr von
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heroischer Statur, der sich im deutschen Kriege (so nannte man schon
damals den dreissigjährigen Krieg) durch Tapferkeit und Kriegs-
erfahrenheit sehr berühmt gemacht.' Unter ihm commandirten die
vier Compagnien die Lieutenants Franz Bernhard Freiherr von Lichten-
berg; Melchior Hasiber; Johann Jakob Freiherr von Prank,' Deutsch-
ordensritter und Capitän der deutschen Besatzung von Karlstadt, und
Ludwig Valerius Freiherr von Barbo. Fähndriche waren; Andre Bern-
hardin von Oberburg; Georg Sigmund Freiherr von Raumschüssel;
Herr Johann Jakob von Gallenfels; Herr Julius Heinrich Apfaltrer;
Wachtmeister: Hen- Johann Georg von Hohenwart; Georg de Leo;
Gregorius Toperzer; Herr Johann Petschacher von Scheflfart; Corporale
(deren zYfei bei jeder Compagnie) die Herren: Franz Bernhard Gall;
Andre Daniel Mordax; Heinrich Bernhardin von Raunach; Karl Franz
Freiherr von Barbo; Wolfgang Karl Freiherr von Juritsch; Johann
Siegfried Freiherr von Raumschüssel; Ferdinand Ernst Apfaltrer und
Johann Georg Rasp. Zwei Compagnien führten blaue, zwei gelbe
Federn und Schärpen, die beiden Landesfarben. Ebenso waren die
Fahnen entsprechend blau- oder gelb-weiss, jene der zweiten Com-
pagnie führte ausserdem das burgundische Kreuz und das BUd des
Gekreuzigten als das christliche Siegeszeichen gegen die Türken.
Es folgte nun die kaiserliche Suite: 1. Der erzherzogliche Hof-
fourier. 2. Zwei erzherzogliche Bereiter. 3. Sechsundzwanzig mit schönen
Decken belegte erzherzogliche Handpferde. 4. Sechs kaiserliche Ha-
tschire. 5. Abermals sechsundzwanzig schöne kaiserliche Handpferde.
6. Der kaiserliche Hoffourier mit seinem Diener. 7. Sechs erzherzogliche
Trompeter. 8. Ebensoviel kaiserliche. 9. Ein kaiserlicher Heerpauker.
10. Sechs andere kaiserliche Trompeter. 11. Die kaiserlichen und erz-
herzoglichen Kammerjunker, Grafen und Barone, welchen sich auch die
krainischen Herren vom Adel und andere Fremde angeschlossen hatten.
12. Der Landeshauptmann und der Vicedom Friedrich Graf Attems zu
Pferde. 13. Erzherzog Leopold Wilhelm zu Pferde, zu beiden Seiten mit
Trabanten umgeben. 14. Die erzherzoglichen Hatschire. 15. Die Herolde
der Erbländer und des Reichs. 16. Anstelle des abwesenden Grafen
Starenberg als Vicemarschall Franz Graf von Lamberg mit dem blossen
Schwert. 17. Der Kaiser selbst zu Pferde, geleitet von den Trabanten
mit entblössten Häuptern. 18. Der päpstliche Nuntius ; der venetianische
Gesandte ; Graf Johann Ferdinand von Porcia , Ritter des goldenen
Vliesses, als kaiserlicher Oberhofmarschall, und Se. Excellenz Graf von
Dietrichstein als kaiserlicher Oberstallmeister. 19. Die kaiserlichen
und erzherzoglichen Edelknaben. 20. Ein Heerpauker mit sechs kai-
10
seriichen Trompetern. 21. Der kaiserliche Trabanten- Vicehauptmauu,
Wilhelm Graf von Oettingen. 22. Die kaiserlichen Hatschire. 23. Vier-
undzwänzig kaiserliche und erzherzogliche Leibcarossen. 24. Obrist Jo-
hann von Arizaga mit seinem damals in Krain cantonierenden Kü-
rassierregiment von acht Compagnien, alle Reiter, mit Ausnahme der
Offiziere, mit grünen Cronbeersträusslein auf den Casqueteü.
In dieser Ordnung bewegte sich der Zug auf der Oberkrainer-
Strasse an dem Kloster der Discalceaten (jetzigen Civilspital) vorüber
bis zum Kloster der Ciarisserinnen (Militärverpflegsamt) und von da an
den Klöstern der Augustiner (jetziges Franziskanerkloster) und Kapu-
ziner vorüber zum Vicedomthor (am Eingange der heutigen Judengasse),
in dessen Nähe Bürgermeister und Rath den Landesftirsten erwar-
teten und der erstere Ihm nach einer ,wohlvernehmlichen und nicht
weniger auch wohlgefassten' Rede die Schlüssel der Stadt überreichte.
Hier waren 100 Mann der bewaffneten Bürgerschaft aufgestellt. Der
Kaiser verfügte sich nun unter einem von acht Rathsherren getragenen
Thronhimmel durch die Vicedomgasse (jetzige Herrengasse) auf das
Landhaus, vor welchem der Rest der bewaffneten Bürgerschaft unter
Führung des Stadthauptmannes Ludwig Schönleben (Vater unseres
Historikers), in zwei Fähnlein getheilt, aufgestellt war und beim Her-
annahen des Kaisers Haupt und Gewehr zum Zeichen der Ehrerbie-
tung gegen denselben neigte.
Vom Landhause bewegte sich der Zug über den Neuen Markt
und die (jetzige Hradetzky-) Brücke auf den ,Bürgermarkt' (alten Markt)
zum Rathhause (welches damals bereits die jetzige Stelle einnahm)
und endete bei der Domkirche, am Eingange des Kirchhofs, wo der
Kaiser vom Weihbischof Vaccano im Namen des Klerus begrüsst
wurde. Ein feierliches Tedeum schloss den Einzug, nach welchem
die hohen Gäste sich in den Bischof hof begaben. Der Kaiser bezog
das erste, der Erzherzog das zweite Stockwerk gegen den Platz, die
Minister Porcia und Schwarzenberg die andere Seite des bischöflischen
Palastes gegen das Wasser.
Während der Abendmahlzeit löste die vor dem Palast aufgestellte
Reiterei des Obersten Arizaga ihre Carabiner und auch die Bürger-
schaft gab vor dem Abrücken ihre Salven.
Bei einbrechender Nacht erglänzten die Stadt und das Schloss
in einem Lichtmeer, in welchem es auch Transparente mit schönen
Sinnbildern und Denksprüchen gab. Diese Illumination, mit welcher es
Laibach allen andern Provinzen und Städten zuvorgethan haben soll,
wiederholte sich auch in den zwei folgenden Nächten.
11
Die Ehrenwache vor dem kaiserlichen Absteigquartier stellte
die Bürgerwehr.
Am 9. September, 8 Uhr morgens, empfingen die im Landhause
versammelten Stände den Vortrag der kaiserlichen Commissäre, Wil-
helm Graf von Tattenbach und Vicedom Johann Friedrich Graf von
Attems, welche von den Ständen im Namen des Kaisers die Huldi-
gung begehrten und durch den anstelle des Landeshauptmannes
fungirenden Vicemarschall Eberhard Leopold Grafen von Blagay die
formelle Zusage erhielten, worauf sie sich, von dem grössten Theile
des Adels bis zum Wagen begleitet, wieder entfernten.
Die Stände berathschlagten dann über die Vollziehung der Hul-
digung und beschlossen einhellig, dass die Landschaft den Eid wie
üblich leisten, dem Kaiser aber derselbe erlassen werden sollte, da
die Landschaft vollkommenes Vertrauen in das Wort des Kaisers setze,
bei ihren Rechten und Freiheiten gelassen zu werden, und daher
keine weitere Versicherung begehre, welcher Beschluss durch eine
Deputation der Stände dem Kaiser angezeigt wurde. ^
Den Nachmittag brachten Kaiser und Erzherzog in des Landes-
hauptmanns Garten zu, dessen Wege mit rothem Tuch belegt waren,
das nach dem Abgang des Kaisers dem Volke preisgegeben wurde —
Nachahmung einer bei deutschen Kaiserkrönungen üblichen Sitte. Es
wurde hier zu Ehren der hohen Gäste eine italienische Komödie von
einigen ,Landschaftsbedienten' aufgeführt, und den Schluss machte
eine herrliche Abendmahlzeit mit den Gesandten, den Rittern des gol-
denen Vliesses und den vornehmsten ,Hofministris', dabei es sehr fröh-
lich herging und von welcher die hohen Gäste erst am späten Abend
sich zurückzogen.
Am 10. September liess sich der Kaiser eine ,Entenpirsch' auf
der Laibach gefallen. Er bestieg mit dem Stallmeister Grafen Die-
trichstein, dem Landbeisitzer Georg Sigmund von Gallenberg, welcher
des Gehegs und der Pirsch wohl kundig war, und zwei Edelknaben
zum Laden der ,Röhre' ein mit blauem Tuch beschlagenes Schiif, mit
welchem man über die Stadt hinaus den Strom aufwärts fuhr. Hier
wurden ,gemeine Fischernachen' bestiegen und nun der ,Morgenlust'
dieses seltenen Waidwerks genossen, womach die Allerhöchsten Per-
sonen dem zu Ehren des h. Nikolaus von Tolentino bei den P. P. Dis-
calceaten gefeierten Hochamte beiwohnten.
^ Nach Radics , Herbart S. 77 , hätte der Landeshauptmann die Stände zu
dieser, die neue Zeit konnzeichnenden Abweichung bestimmt.
12
Der Nachmittag brachte eine Spazierfahrt auf der Laibach mit
einer ,Lustflotte' von zwanzig Schiffen. Zur Anfertigung und Lenkung
des kaiserlichen Schiffes hatten die Stände 14 Zimmer- und Boots-
leute aus Italien kommen lassen. Es hatte die Gestalt eines Benn-
oder Caperschiffes (,Fusten'), war mit künstlichem Schnitz- und Mal-
werk geziert und reich vergoldet. Den Mast beflügelten drei Segel
mit ,trefflich subtüem rothweissem Gewirk'. Vorn stand Fortuna, ein
seidenes Segel ausspannend. Der Bord trug zwei Geschütze. Das
Innere war mit rothem Tuch belegt, Tische und Sessel mit Purpur-
sammt und Goldquasten wurden von einem Baldachin in derselben
Ausstattung überdacht. Steuermann und Matrosen waren in Wämmser
von Silberatlas mit Seidenschärpen, rothe, sehr weite Kniehosen ge-
kleidet und trugen auch rothe ,Hauben' mit Federn, welche Tracht
in ,angenehmer Mixtur' die österreichischen Farben zeigte. Unter den
übrigen, ebenfalls prächtig ausgestatteten Schiffen stachen jene des
Capitels und der Stadt Laibach hervor. Das erstere zeigte schönes
Schnitzwerk und war mit einem rothsammtnen Himmel ,überwölkt',
das letztere ,führte sich ganz in schöner grüner Farbe auf und dessen
Obdach lief in eine Spitze aus, auf welcher ein Adler, mit dem Stadt-
wappen in den Klauen, seine Fittige ausbreitete. Diese Schiffe be-
stiegen die kaiserlichen und erzherzoglichen Kammerherren und hohen
Bedienten, sowie die ,Grossen des Landes'. Den Landeshauptmann
allein hatte der Kaiser zu sich entboten. Die Fahrt auf der sanft
strömenden Laibach, unter dem Wehen erfrischender Herbstlüfte, ging
eine Meile weit, die rückkehrende Flotte begrüssten Geschützsalven
vom Schlosse.
Am 11. September sass der Kaiser zu Rathe wegen der bei der
Huldigung zu beobachtenden Curialien. Nachmittags fuhr er in Be-
gleitung des Erzherzogs auf eine ,Vogelbeiz'.
Tags darauf, nachdem der Kaiser in der Jesuitenkirche der Messe
und Predigt beigewohnt, gab der Landeshauptmann dem kaiserlichen
Hofe und dem grössten Theile des Adels ein herrliches Bankett, nach
welchem um halb vier Uhr nachmittags die beiden Allerhöchsten Per-
sonen der von den Jesuiten gegebenen Komödie ,Rudolf I. von Habs-
burg' beiwohnten.
Am 13. September endlich leisteten die getreuen Stände die
Erbhuldigung nach dem festgesetzten Programme.
Um sieben Uhr früh erschienen die Stände bei Hofe im bischöf-
lichen Palaste, die Commissäre derselben Hessen um Audienz ansuchen
und baten den Kaiser, die Huldigung entgegennehmen zu wollen. Man
13
begab sich darnn zur Kirche in folgender Ordnung : 1 . Die Herren
und Landleute. 2. Die Inhaber der Erbämter, und zwar: Obrist-Erb-
hofraeister Heinrich Ludwig Graf von Thum;^ Obrist-Erbhofmarschall,*
als Stellvertreter des Landeshauptmanns, dessen Bruder Herbart Graf
von Auersperg; Obrist-Erbhofkämmerer, ebenfalls als Stellvertreter des
Landeshauptmanns, dessen nächster Vetter Johann Andreas Graf von
Auersperg; Obrist-Erbstallmeister Johann Georg Freiherr von Lam-
berg;* Obrist-Erbjägermeister Johann Jakob Khisel; Obrist-Erbconne-
table Gotthard Freiherr von Egg;* Obrist-Erbschenk Herbart Freiherr
Kazianer in Vertretung des Fürsten von Eggenberg ;^ Obrist-Erbvor-
schneider Maximilian Graf von Schrottenbach, in Vertretung des Jo-
hann Andreas Saurer; Obrist-Erbtruchsess ® Herr Johann Georg von
Hohenwart; Obrist-Erbfalkenmeister ' HeiT Ludwig Ambros PanizolL
3. Der Landeshauptmann. 4. Der Vice-Landmarschall Graf Eberhard
Leopold Blagay mit dem blossen Schwert. 5. Der Kaiser. 6. Der Oberst-
kämmerer. 7. Der österreichische Herold. Am Kirchenthore empfing
der Weihbischof den Kaiser und celebrirte dann das Hochamt, nach
welchem der Zug in den Bischof hof zurückkehrte. Hier liess sich der
Kaiser auf den Thron nieder, der ,vor dem Essaal aufgerichtet war
und welchen die Inhaber der Erbämter umgaben. Zur Rechten des
Kaisers stand der Erblandmarschall mit dem blossen Schwert, weiter
rechts, etwas abwärts, der Landeshauptmann, der Bischof von Piben
und die übrigen Prälaten des Landes mit Ausschluss des kranken
Sitticher Abtes. Linker Hand stand der Reichskanzler Johann Joachim
Graf von Sinzendorf. Er trug den Ständen die Willensmeinung des
Kaisers inbetrefif der Annahme der Huldigung ,sehr beredsam' vor;
* Achaz Graf und Freiherr von Thum und seine Brüder erhielten dieses Erb-
amt 1577 -von Erzherzog Karl; Valv. IX. 10.
* Seit 1450 war dieses Amt in der Familie Auersperg erblich; Valv. IX. 11.
^ Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts in der Familie der Lamberg von Stein
zu Gutenberg. Mit Lehenbrief vom 27. April 1662 verlieh Kaiser Leopold I. dieses
Amt an die Linie von Ortenegg in der Person Johann Maximilians und an die Linie
von Stein in der Person Hans Georg Grafen zu Lamberg; Valv. 1. c.
* Seit 1592 in dieser Familie; Valv. 1. c.
» Mit Eoeolution Ferdinands II. vom 11. Februar 1622 an Hans Ulrich Fürsten
von Eggenberg verliehen; Valv. 1. c.
^ Dieses Amt war zuerst im Besitze der Herren von Kreig, überging nach
deren Erlöschen (1339) an die Tschemembl und von diesen an die Hohenwart ; Valv
1. c. S. 12.
7 Mit Lehenbrief vom 30. Oktober 1631 erhielt dieses Erbamt Octavio Pani-
zoU, Freiherr von Altenburg; Valv. 1. c.
u
im Namen der Stände erwiderte Graf Herbart von Auersperg, als vom
Obersten Land-Erbmarschall, dem Landeshauptmann, hiezu designirt,
mit einer ausführlichen Loyalitätserklärung, worauf der Kaiser das Wort
nahm und ,Dero lieben getreuen Stände alles hohen kaiserlichen uncji
landesfürstlichen Schutzes und Handhabung ihrer Privilegien und
Rechte auf das kräftigste versicherten^ ^ Der Reichskanzler las sodann
die Eidesformel vor, der Landeshauptmann legte zuerst den Eid ab,
dann der Bischof von Piben und die übrigen Prälaten, weiter die
Landesämter, die geheimen Räthe, der Herren- und Ritterstand, end-
lich die Abgeordneten der Städte und Märkte. Darauf wurden die
Stände zum Handkuss gelassen, und zwar zuerst der Landeshauptmann,
dann die Geistlichkeit, die Erbämter und endlich an 200 Adelige des
Herren- und Ritt^rstandes.
Es folgte nun das Tedeum im Dom, bei welchem die Stücke vom
Schloss ,donnerten', und die unter drei Fahnen vor dem Bischofhof
stehende Bürgerwehr ,stimmte dem glückblitzenden Geschütz mit drei-
maliger Lösung ihres Gewehrs fröhlich bei.'
Der Kaiser hielt darauf in seiner Residenz Tafel, welche für ihn
allein gedeckt war und bei welcher die Erbämter aufwarteten. Zur
Rechten des Kaisers hielt dabei Graf Herbart Auersperg als Vice-
marschall das blosse Schwert, zur Linken der Erblandhofmeister den
,versilberten' Stab. Den ersten, dem Kaiser vom Erbschenken ge-
reichten Trunk begleiteten Salven der Bürgerwehr und der Geschütze
vom Schlosse. Während der ganzen Mahlzeit wurde ,sowohl mit Stim-
men als Instrumenten sehr lieblich musiciret'.
Die Erbämter tafelten dann in dem grossen Musiksaale der Bru-
derschaft des Frohnleichnams Christi nächst dem Bischofhofe (wo jetzt
der Dompfarrhof). Jedes hatte da seine besondere Tafel, zu welcher
es seine Gäste geladen hatte, und es gab noch ausserdem eine Frei-
tafel. Im ganzen gab es da 96 Gäste, ungerechnet die Repräsentanten
der Erbämter. Wir finden vom Hofstaat und Gefolge: Sigmund Graf
von Dietrichstein, Oberst -Stallmeister; Ferdinand Graf von Harrach,
^ Die Bestätigung der Landesfreiheiten , eingeschaltet in der Landhandfeste,
ist vom 13. September 1660 datirt. Es werden darin die Vordienste der Landschaft
um Abwehr der Türken, dann im friaulischen Kriege mit Venedig durch Zuzug von
Adel und Bitterschaft, dann Landvolk zu Fuss, und durch Verproviantirung der
kaiserlichen Armee, endlich durch Uebernahme der Gronzverpflegung (162ö), der Hof-
kammer- und Kriegsschulden per 800,000 Gulden (1632), durch Kriegscontributionen,
Einquartierung u. s. w. im Jahre 1638 , bare Vorschüsse zur Bekrut!eiLW«rbung, Be-
montirung und Abdankung erwähnt.
15
Franz Adam Graf von Brandis und Johann Joachim Graf von Slavata,
kaiserliche Kämmerer ; Wilhelm Graf von Dann, erzherzoglicher Käm-
merer ; Wilhelm und Friedrich Grafen von Oettingen ; Graf Wolfgang
Andreas von Rosenberg, Vicedom zu Salzburg; Graf Bernhard von
Urschenbeck, Graf Sigmund Helfrich von Dietrichstein, Franz Adam
Graf von Wallenstein, Michael Graf Kinsky, Johann Jakob Graf von
Attems ; Sebastian Wunibald, Truchsess von Waldburg und Graf von
Zeil ; Georg Sigmund Graf von Herberstein, Leopold Wilhelm Graf von
Königseck, Ferdinand Freiherr von Hohenfeld, Franz Adam Freiherr
von Langenmantel, Johannes Freiherr von Arizaga, Andreas Freiherr
von Fin, Freiherr Paravicini, Johann Andre Freiherr Zehetner ; Georg
Szelepcsenyi, Erzbischof von Calocza, ungarischer Kanzler; Petrus de
Argento, Regimentsrath ; von Deutschordensrittern einen Herrn von
Tschernembl, Georg Gottfried Freiherr zu Lamberg, Georg Andre von
Staudach, Johann Jakob Freiherr von Prank; von krainischem Adel:
Johann Herbart und Franz Grafen von Lamberg, Johann Anton Frei-
herr von Lamberg, Trojan Graf von Auersperg, Valerius Maximilian
und Ludwig Valerius Freiherren von Barbo; Johann Ludwig, Gottfried
und Franz Bernhard Freiherren von Gall, Karl Valvasor, Johann Adam
Ursini Graf von Blagay, Herr Johann Wilhelm von Neuhaus, Herr
Julius Hermann von Werneck; die Herren Johann Adam und Franz
Christoph von Engelshausen; Lorenz und Wolfgang Augustin Freiherren,
Georg Sigismund und Johann Ernst Grafen von Paradeiser, Gottfried
und Franz Bernhard Freiherren von Gall; die Herren Wolfgang Fried-
rich und Johann Herbart Posarell, Rudolf und Johann B. Freiherren von
Moskon; Weichard, Georg Sigmund, Erasmus und Franz Raimund Frei-
herren von Raumbschtissel, Herr Leonhard Fabianitsch (Mercheritsch),
Georg Sigmund von Aichelburg, Johann Georg und Johann Augustin
Rasp, Michael Ernst von Scherenburg, Johann Jakob von Gallenfels,
Johann Friedrich und Georg Andre Freiherren von Trilleck, Daniel
Freiherr von Egg, Sigmund Friedrich Freiherr von Burgstall, Christoph
von Burgstall, Adolf Graf von Wagensperg, Ferdinand Herr von Schar-
fenberg, Johann Georg und Franz Bernhard Freiherren von Lichten-
berg, Johann Josef Taller, Johann Sigmund Guschitsch ; Johann Fried-
rich, Georg Sigismund, Jodoc Jakob Herren von Gallenberg, Wolfgang
Karl Freiherr von Juritsch, Georg und Johann B. de Leo, Johann
Ludwig von Grimschitsch ; Sigmund König, Burggraf des Laibacher
Bergschlosses; Otto Hannibal von Isenhausen, Georg von Wust, Mel-
chior Hasiber, Franz Albert Khisel; Andreas Daniel von Raunach,
Canonicus in Laibach; Ferdinand Ernst Apfaltrer, Wolfgang Adam
16
Mordax, Wolfgang Vincenz Freiherr von Wagensberg, Franz Freiherr
von Coraduzzi, Georg Jankovitsch und Thomas Chrön.
Am 14. September ging bereits ein Theil des Hofstaates nach
Görz ab, der Nuntius begab sich aber den Strom aufwärts nach Idria
zur Besichtigung des berühmten Quecksilber-Bergwerkes.
Am folgenden Tage verliess Kaiser Leopold Laibach, während
der Erzherzog Leopold Wilhelm einer ünpässlichkeit halber in Lai-
bach zurückblieb , um den kaiserlichen NeflFen auf der Rückreise von
Görz hier zu erwarten. Der Hof reiste auf dem oben beschriebenen
Prachtschiflfe über Oberlaibach, Schloss Hasberg, Alben (Planina), Wip-
pach, wo im gräflich Lanthieri'schen Schlosse in der Nacht vom 1 7ten
auf den 18. September verweilt wurde, nach Görz.
Am 16. September dauerte das Unwohlsein des Erzherzogs Leo-
pold Wilhelm fort. Er liess sich am 18. September in des Landes-
hauptmanns Garten bringen, wo er einem von den anwesenden krai-
nischen Adeligen veranstalteten ,Zielschiessen' zusah. Am 20. Septembör
umritt der Erzherzog, ,da es ein schöner temperirter Herbsttag war',
mit grossem Gefolge den Schlössberg ausser der Stadt. Am 22ten
vertauschte er die Wohnung im Bischofhof mit dem Deutschen Hause,
um die frische Luft besser zu gemessen und wegen des benachbarten
Auersperg'schen Gartens. Am 4. Oktober fuhr der Erzherzog mit seinem
Hofstaat und einem grossen Theil des krainischen Adels zu Wasser
dem Kaiser entgegen, mit welchem er im Kloster Freudenthal zu-
sammentraf und dort das Mittagmahl einnahm. Nachmittags bestiegen
die Allerhöchsten Personen wieder ihr Schiff, ,welches dann unter Trom-
peten- und Päukenschall mit ausgespannten fröhlichen Segeln ab- und
denen entgegenkommenden Landständen und der Stadt Laibach sänf-
tiglich zufloss'. Hier begrüsste die Ankommenden ein ,künstliches
Lauf- und Ehrenfeuer' von den benachbarten Bergen, der Buchstabe
J., welcher ,Austriacum, das österreichische Kleinod' bedeuten sollte,
entzündete sich mit einem Blitz, die Stücke von der Festung ant-
worteten den prasselnden Raketen und die Fenster der Stadt ,sternten
allerorten mit schönen helleuchtenden und zierlich gemalten Laternen'.
Die Bürgerwehr bildete Spalier vom neuen Markt bis zum Bischofhof
und ,gab bei ihrem Abzüge mit Lösung ihres Gewehrs Ihrer Majestät
eine gute Nacht'.
Am 5. Oktober gaben beide Allerhöchste Personen, obwohl der
Kaiser von der Reise ermüdet, der Erzherzog noch unpässlich war,
einen Beweis ihrer Frömmigkeit, indem sie zu Fusse die Procession
zur Uebertragung der Reliquien der h. Peregrina aus der Domkirche
r
17
zu deü Discalceaten geleiteten. ,Es liefen da viel tausend Menschen
zu, theils aus Andacht, theils aus Begierde, die hohen Häupter in der
Procession zu sehen.' Alles feierte; die Bürger und die Handwerker
zogen mit ihren Fahnen auf, nicht anders als am Frohnleichnamstage
selber. An diesem Tage kamen auch der Nuntius und der vene-
tianische Gesandte von Triest zurück; der spanische Botschafter hatte
sich ihnen angeschlossen und wurde von dem Fürsten von Auersperg,
dem geheimen Bath Markgraf Matei und den Laibacher Canonicis
empfangen.
Am 6. und 7. Oktober war der Kaiser mit Ertheilung von Au-
dienzen und Gnadenbezeugungen beschäftigt. Der Landeshauptmann
wurde zum geheimen Rath erhoben und auch sogleich zu einer Raths-
sitzung berufen; die Grafen Eberhard Leopold von Blagay und Johann
Andreas von Auersperg erhielten den Kammerherrnschlüssel. Der
Laudeshauptmann tractirte die vornehmsten Herren des Hofes und die
Gesandten.
Am 7. Oktober berathschlagten die Stände über die Bewilligungen
anlässlich der Huldigung. Abgesehen von dem Betrage per 12,000 fl.,
welcher dem Kaiser als Reisehilfe votirt wurde, verehrten sie dem
obersten Hofkanzler Grafen von Sinzendorf 1000 Dukaten in Gold, d. i.
3000 Gulden, dem geheimen Secretär Gregor Schidanitsch 1500 Gulden,
dem Secretär Christ. Abele 300 Gulden, dem geheimen Registrator
Hermann v. Berlingshof 300 Gulden, den zwei Hofkanzlisten Sartorius
und Kapitsch 150 Gulden, dem Kanzleidiener 40 Gulden, dem kai-
serlichen Hofstaat zuhanden des Controlors 500 Gulden, dem Secretär
Püttrer 200 Gulden, dem kaiserlichen Ceremoniar 20 Silberkronen
ä 1 Gulden 50 Kreuzer, dem kaiserlichen Quartiermeister 100 Silber-
kronen, dem zuerst nach Laibach geschickten Kammerfourier 30 Kronen,
dem Hofstaat des Erzherzogs Leopold Wilhelm 300 Gulden, des Oberst-
hofmeisters Grafen Ferdinand von Porcia Offizieren und Dienern 150
Gulden, dem Secretär des Hofkanzlers 25 Silberkronen, dem öster-
reichischen Herold 12 Silberkronen. ^
Für 143 Pferde des Hofstaates beim Einzüge bewilligten die
Stände 1430 Gulden.«
Am 8. Oktober 1 1 Uhr vormittags brach der Erzherzog, nach-
mittags der Kaiser von Laibach auf, welches er durch ungewöhnlich
langes Verweilen ausgezeichnet hatte. Die Bürgerschaft stand vom
1 Landtagsprot. XVIII. 642, 643.
« Landtagsprot. XVIII. 644.
Markt (Platz) durch die Spitalgasse bis zum Stadtthore im Gewehr.
Die Ritterschaft hatte für deu Hof, da die Hofkutschen schon tags-
vorher fortgeschickt worden waren, um denselben jenseits der Save zu
erwarten, zehn sechsspännige Kutschen beigestellt. Dort erwartete
auch der Landeshauptmann mit dem ganzen Adel des Landes den
Hofzug ; Ihre Majestät verstattete zum Abschiede nach spanischer Sitte
allen den Handkuss. Das erste Nachtlager wurde im Schloss Scheren-
büchl gehalten, damals im Besitze des Freiherm Franz Ernst von
Saurau. Am folgenden Tage musste das Mittagmal im Pfarrhause des
Dorfes Kraxen genommen werden.^
2. Fürst Weichard Auersperg als erster Ifinister und sein Stnrz
(1657-1669).
Neben den Kriegen, welche dem sanften und rechtlich gesinnten
Leopold L durch die Gewalt der Umstände aufgezwungen worden und
deren Verlauf in Verbindung mit den Geschicken unserer Heimat uns
später beschäftigen wird, zieht sich bis zum Schlüsse des Jahrhunderts
die geschäftige Penelope-Arbeit der Diplomatie in den Verhandlungen
wegen der spanischen Erbschaft. Mit dem interessantesten, bis auf
unsere Tage geheim gebliebenen Theile dieses Intriguenspiels, mit dem
ersten Theilungsvertrag, ist der Name unseres hervorragenden Lands-,
mannes, des Fürsten Weichard Auersperg^ als ersten Ministers des
Kaisers unauflöslich verknüpft. Die Geschichte seines jahrelang müh-
sam vorbereiteten Triumphes und seines fast unmittelbar darauf fol-
genden, durch den seltsamsten Zufall motivirten Sturzes kann daher
auch von unserer Landesgeschichte nicht getrennt werden.*
Die spanische Linie der Habsburger war seit Philipps H. Tode
in körperlichem und geistigem Niedergange. Philipp IV. hinterliess,
als er (1665) starb, aus seiner ersten Ehe eine Tochter Maria The-
resia, aus seiner zweiten eine Tochter Margaretha Theresia und einen
Sohn Karl von schwachem Geist und Körper. Noch ehe dieser ge-
boren war, hatte die österreichische Linie durch eine Verbindung mit
der älteren Tochter des Königs Philipp ihre Ansprüche zu sichern
» Valv. X. 370-388.
' Die folgende Darstellung beruht auf der neuesten queUenmässigen, das erste
Decenniuni von Leopolds I. Eegierung behandelnden Monographie Adam W^olfs: Fürst
Wenzel Lobkowitz, erster geheimer Eath Kaiser Leopolds I., 1609—1677. Wien 1869.
Vgl. besonders S. 149, 162, 164, 170-179, 185—203.
r
gesucht. Auersperg, als erster geheimer Rath Ferdinands IIL, wirkte
gleich nach dessen Tode für baldige Verniälung des jungen Königs
Leopold mit der älteren spanischen Prinzessin. Aber Spanien verlangte
als Gegenleistung Hilfe gegen den übermächtigen Nachbarstaat Frank-
reich, und Maria Theresia wurde, als die Hoffnungen auf Oesterreichs
Hilfe sich nicht verwirklichten, 1659 an Ludwig XIV. vermalt, doch
gegen Verzichtleistung auf alle Erbansprüche für sich und ihre Erben;
welche Bedingung auch von ihrem Gemal anerkannt wurde. Die
Rechte Oesterreichs sollten also durch diese Verbindung nicht berührt
werden. Der Kaiser warb nun um die jüngere Tochter Philipps, Mar-
garetha Theresia, die Heirat kam jedoch erst nach Philipps Tode am
25. April 1666 zustande. Dass der spanische Erbprinz Karl, obwohl
schwach und kränklich, am Leben blieb und als Karl IL zur Regierung
gelangte, vereitelte zunächst die französischen Pläne auf das gan^e
reiche spanische Erbe, aber Frankreich erhob bei Philipps Tode An-
sprüche auf die spanischen Niederlande, nicht auf Grund der spanischen
Erbfolgegesetze, sondern eines in den belgischen Provinzen geltenden
Privatrechts, wornach die Kinder verschiedener GemaUnnen das erbten,
was der Vater in der Ehe mit der betreffenden Gemalin erworben hatte.
Nun waren aber die Niederlande, welche Philipp H. seiner Tochter
Clara Eugenia und ihrem Gemal Albrecht von Oesterreich überlassen
hatte, an Spanien zurückgefallen, während Philipps IV. erste Gemalin
noch lebte. ^ Ehe jedoch Ludwig XIV. zu den Waffen griff, suchte er
Oesterreich für den Fall des Ablebens Karls IL zu einem Theilungs-
vertrage über die ganze spanische Monarchie zu bewegen. Als der
Unterhändler Frankreichs , Graf Wilhelm Fürstenberg , in Wien er-
schien (Jänner 1667), wandte er sich mit Uebergehung des ersten
Ministers Fürsten Auersperg an dessen Nebenbuhler in der Hofgunst,
den geheimen Rath Fürsten Wenzel Lobkowitz; er fand den Kaiser
nicht abgeneigt, und gewann auch die Mehrzahl der Minister, aber
Auersperg rächte sich für seine Zurücksetzung, indem er den Kaiser
gegen das französische Project einzunehmen wusste. Er sprach be-
sonders gegen die Abtretung Mailands und der Niederlande an Frank-
reich, als dem Interesse des Kaisers und dem Vortheil des Reichs
widersprechend. Graf Fürstenberg erhielt (Februar 1667) eine ab-
schlägige Antwort.
Hatte Auersperg auch das Interesse des Reichs gegen die fran-
zösischen Intriguen gewahrt, so liess er sich doch nicht weniger als
Dr. Mayer, Gesch. Oesterreichs II. 80.
2*
20
sein Nebenbuhler Lobkowitz durch spanische Sorglosigkeit und fran-
zösische Ränke in solche Friedenssicherheit einwiegen, dass der fran-
zösische Gesandte Gremonville den Wiener Hof (26. Mai 1667) durch
die Nachricht vom Einmarsch in die Niederlande überraschen konnte.
Als Ludwig XIV. jedoch sah, dass er Oesterreich vom Kriege nicht
werde zurückhalten können, kam er abermals auf seine Theilungs-
vorschläge zurück. Diese fanden nun eine günstigere Aufnahme. Fürst
Auersperg, der sich früher gegen Frankreich so wenig willfährig ge-
zeigt hatte, liess sich durch Gremonville in der ersten Zusammenkunft
(November 166 7) für die französischen Pläne gewinnen; von dem schlauen
Lobkowitz vorgeschoben, wurde er plötzlich aus einem warmen Ver-
theidiger österreichischer Interessen ein eifriger Parteigänger Frank-
reichs. Dass das Gelingen eines so wichtigen Werkes, wie die Einigung
Oesterreichs und Frankreichs, der ersten Continentalstaaten, in seinen
Händen ruhte, schmeichelte seiner Eitelkeit, und zudem hoffte er bei
dieser Gelegenheit einen seltsamen Ehrgeiz befriedigen zu können.
Der 53jährige Fürst, glücklicher Familienvater seit 13 Jahren, wünschte
— Cardinal zu werden. War es Uebersättigung mit weltlichem Glück,
Ueberzeugung von der Wandelbarkeit der Fürstengunst, oder ein den
aristokratischen Kreisen jener Zeit nicht fremder pietistischer Zug,
oder wollte Auersperg ein österreichischer Richelieu werden, genug
der Fürst hatte den Wunsch offen ausgesprochen und der Kaiser selbst
hatte 1667 zu seinen Gunsten nach Rom geschrieben. Der Franzose
Gremonville beschloss sogleich, diese Schwäche des Ministers im Inter-
esse seines Königs auszubeuten. Er empfahl diesem den Herzenswunsch
Auerspergs zur Unterstützung. Keine Belohnung werde zu gross sein,
wenn der Fürst die Verhandlungen einem glücklichen Ende zuführe.
In der That erhielt dieser am 30. Dezember 1667 vom Kaiser unbe-
dingte Vollmacht zu den Verhandlungen mit Gremonville. Am folgenden
Tage tauschten Auersperg und Gremonville bereits ihre Vollmachten
aus. In der ersten Conferenz der Minister Auersperg und Lobkowitz
mit Gremonville (2. Jänner 1668) wurde das Interesse Oesterreichs
noch energisch vertreten. Auersperg legte dar, wie der Kaiser, um
Spanien erhalten zu können, in Italien Mailand und Neapel besitzen
müsse, Sicilien lasse sich aber von Neapel nicht trennen. Da der fran-
zösische Unterhändler die geheime Vollmacht hatte, von den italieni-
schen Ländern höchstens Mailand und Finale aufzugeben, KaiserTjeo-
pold aber eben auf jene Länder das höchste Gewicht legte, so stockten
die Verhandlungen. Indess versuchte Gremonville alle Mittel, um
durch die österreichischen Minister auf den Kaiser einzuwirken, und
f
21
Auersperg liess sich durch die Sehnsucht nach dem Cardinalshute zu
dem Versprechen verleiten, er wolle die Sache zu einem guten Ende
(d. i. im französischen Sinne) führen, wenn Ludwig XIV. bei dem Papste
seine Fürsprache für das Cardinalat einlegen wolle. Gremonville über-
nahm gern diese Verpffichtung, er bestand aber nun auch auf Neapel
und Sicilien für seinen König. Am 18. Jänner liess Auersperg den
Gesandten zu einem Besuch einladen. Nochmals wurde der bereits
entworfene Vertrag durchgegangen, wieder war Italien das Streit-
object. Auersperg bestand auf Mailand und Neapel; Gremonville, der
gewandte Höfling, rief ihm zu: ,Streichen Sie den Artikel, wenn Sie
die Ehre ernten wollen, der Cardinal des Friedens und der erste
Minister aller Höfe Europa's zu sein.' Nochmals versprach er dem
schwankenden Fürsten die Fürsprache des Königs in Rom. Dies wirkte.
Auersperg liess sich herbei, noch einen Versuch beim Kaiser zu machen,
und dieser Versuch glückte: am 19. Jänner war der Fürst bereits in
der Lage, dem französischen Gesandten mitzutheilen, dass der Kaiser
auf Neapel verzichtet habe, um dem König von Frankreich gefällig
zu sein, unter der Bedingung jedoch, dass der Vertrag ohne Zeit-
verlust unterzeichnet werde. Selbstverständlich beeilten sich Auersperg
und Gremonville, ihre Arbeit zu vollenden. Um 2 Uhr nach Mitter-
nacht unterzeichneten sie den Vertrag. Auersperg umarmte den Ger
sandten und beglückwünschte ihn, dass sein König, dem kein anderer
an Ruhm und Glück gleiche, der gleich gross als Eroberer sei wie
als Regent, mit diesem Vertrage den allgemeinen Bund aufgelöst habe,
der im Begriffe gewesen sei, sich gegen ihn zu bilden. Aber auch
der Kaiser selbst empfand keine geringere Befriedigung über diesen
Vertrag, den er am 28. Februar eigenhändig genehmigte. Frankreich
erlangte durch denselben den eventuellen Anspruch auf die spanischen
Niederlande, die Franche-Comte, die Philippinen, das Königreich Na-
varra, die Festung Rosas, die afrikanischen Festungen, Neapel und
Sicilien. Der Vertrag ist geheim geblieben bis auf unsere Zeit. In
Oesterreich wussten um denselben nur der Kaiser, Auersperg und Lob-
kowitz. Er verhinderte den Beitritt Oesterreichs zur Tripelallianz,
welche am 23. Jänner 1668 im Haag zwischen England, Holland und
Schweden gegen die wachsende Uebermacht Frankreichs zustande ge-
konmien war, und erleichterte den Abschluss des Aachener Friedens
(2. Mai 1668), der Frankreich den Besitz der niederländischen Grenz-
gebiete sicherte. Um zweifelhafter Vortheile willen waren die Inter-
essen der Monarchie aufs Spiel gesetzt worden, der Kaiser selbst konnte
sich mit dem neuen System nicht befreunden, dessen stärkste Stütze
22
Auersperg blieb. In diesem wurde der Eifer für die französische Sache
noch immer durch die Hoffnung auf den Gardinaishut warm erhalten.
Gremonville berichtete ihm, dass Ludwig XIV. zu seinen Gunsten an
den Papst sich verwendet habe, was Auersperg mit der lebhaftesten
Dankbarkeit erfüllte. Er versprach dafür, das Project der Tripelallianz
zu bekämpfen. An ihre Stelle dachte er eine katholische Tripelallianz
zu setzen, welche von Oesterreich, Spanien und Frankreich gebildet
werden sollte, eine Idee, die an dem Widerstände Frankreichs schei-
terte. Diesem war es nur um die Erreichung seiner selbstsüchtigen
Zwecke, nicht um die Befriedigung Europa's zu thun. Während es den
ungarischen Malcontenten seinen offenen Beistand verweigerte, um so
dem Kaiser gegenüber mit seiner Loyalität zu prunken, erhielt Gre-
monville die geheime Weisung, mit den Magnaten zu unterhandeln; der
Ban von Kroatien wurde ein Pensionär des Königs von Frankreich
und der Gesandte verkehrte mit den Verschwörern Nadäsdy und Zrini.
Kaiser Leopold seinerseits ertrug nur schwer die schiefe Stellung,
in welche ihn der geheime Vertrag versetzte, gegenüber dem Drängen
der Mächte, dem sich vorbereitenden allgemeinen Bunde gegen die
französische Herrschsucht beizutreten. Die Spanier erklärten offen,
dass sie einen fremden Prinzen als König nicht anerkennen würden,
und Lobkowitz nahm ihre Partei. Anderseits war auch Auerspergs Eifer
für Frankreich erkaltet, seit er trotz der Empfehlung Ludwigs XIV.
bei der Cardinalspromotion übergangen worden \^ar. Da nemlich gleich-
zeitig der Kaiser den Abt von Fulda, Markgrafen Bernhard Gustav
von Baden-Durlach, für den Cardinalshut vorschlug, so fasste man am
päpstlichen Hofe den Verdacht eines unlautern Vorganges Auerspergs
und Hess einstweilen beide österreichische Candidaten, nemlich den von
Ludwig XIV. und den vom Kaiser unterstützten, fallen. Als der Kaiser,
durch die Ablehnung des Markgrafen unangenehm berührt, in Rom
Aufklärung suchte, erhielt der österreichische Resident Baron Plitters-
dorf aus dem Munde des Papstes und der Cardinäle AzzoUni und von
Hessen die eingehendsten Aufschlüsse über die von Frankreich unter-
stützte Candidatur des Fürsten Auersperg. Er erfuhr, wie Ludwig XIV.
und sein Minister Lionne in den Empfehlungsschreiben an Papst und
Cardinäle die unbegrenzte Autorität hervorgehoben hatten, welche
Auersperg beim Kaiser geniesse; Auersperg habe den Frieden zwischen
Spanien und Frankreich bewirkt, weil er den Kaiser vom Kriege zu-
rückgehalten; der König von Frankreich werde die dem österreichischen
Minister erwiesene Gunst so ansehen, als wäre sie ihm oder den Seinigen
erwiesen worden. Man sagte dem Residenten, der Kaiser möge aus
38
diesen Mittheilungen ersehen, dass alle seine Beschlüsse an Frank-
reich verrathen, ja von dort aus durch den französisch gesinnten
Auersperg gelenkt würden. Auerspergs Illoyalität habe den Papst be-
wogen, ihn von der Bewerbung um den Cardinalshut auszuschliessen.
Der Resident wurde ermächtigt, ^lles Erzählte dem Kaiser zu berichten,
und begab sich sogleich nach Wien, wo er sich bei dem Kaiser münd-
lich seines Auftrags entledigte. Dieser kannte die Absichten Auerspergs
auf die Cardinalswürde und hatte dieselben persönlich unterstützt,
aber dass die Befriedigung dieser ehrgeizigen Laune der Preis für
den zum Vortheile Frankreichs abgeschlossenen Theilungsvertrag war,
das musste den Monarchen aufs tiefste verletzen. Von einem Verrath
freilich, wie man ihn in Rom dem österreichischen Minister imputirte,
war keine Spur, kein Beschluss des kaiserlichen Cabinets war an
Frankreich verrathen worden. In Rom hatte man auch keine Ahnung
davon, dass man sich in Wien bereits mit Frankreich geeinigt hatte
und es daher kein spanisches Interesse mehr gegen Frankreich zu
verfechten gab.
Auersperg erfuhr nichts von Plittersdorfs Berichte, er blieb noch
den ganzen Monat November hindurch in Amt und Würden. Seit dem
Misslingen seines ehrgeizigen Planes neigte er sich den Spaniern zu;
Ludwig XIV. bot ihm als Entschädigung für den Cardinalshut ein Ge-
schenk von 200,000 Livres als diejenige Summe, welche der König
für nothwendig halte, um zum Cardinalshut zu gelangen, ein Anerbieten,
welches Auersperg mit der ganzen Entrüstung eines ehrliebenden Ca-
valiers zurückwies. Inzwischen regte sich bereits die höfische Intrigue
gegen den bisher allmächtigen Minister, und die spanische Regierung
forderte vom Kaiser geradezu, er möge sein Vertrauen einem Minister
entziehen, welcher die Interessen beider Linien des Hauses Habsburg
verrathe. Am 10. Dezember 1669 erhielt der Fürst das kaiserliche
Schreiben, das ihm die allerhöchste Ungnade verkündete, indem es
ihn vom Hofe verbannte und ihn anwies, sich nach Wels zu begeben
und dort in Gehorsam und mit Unterlassung jeder Correspondenz
weitere Befehle abzuwarten. Doch gestattete der Kaiser auf Auerspergs
Vorstellung, in Wels könne er nicht für die Erziehung seiner Kinder
sorgen und die Luft sei ihnen dort schädlich, dass der Fürst sich nach
Laibach zurückziehen durfte, wo sein Bruder als Landeshauptmann
lebte und wo der Kern der Auersperg'schen Besitzungen lag. In einem
Briefe an die Kaiserin verlangte der Fürst Gerechtigkeit gegen seine
Feinde, die Spanier und Lobkowitz. Dem Kaiser schrieb er (16ten
Dezember 1669): ,Allergnädigster Kaiser und Herr! Nach etlichen
24
dreissigjährigen Dienst, so Eu. Majestät, Herrn Vater, Herrn Bruder
und Ihro selbst ich allergehorsamst geleistet, falle ich hiemit vor die
Ftisse und nehme allermit Urlaub. Habe ich in dieser Zeit grosse und
gute Dienste verrichtet, so ist es allein Gottes Werk gewest; allzeit
aber weniger als ich verlangt habe und schuldig war: hab' ich übel
gedient, so ist es mein Unvermögen gewest, niemals keine Untreu.
Dieses schreibe ich vor dem gerechten Gott und rufe ihn an, diese
Wahrheit oder Unwahrheit zeitlich oder ewig zu belohnen oder zu
strafen. Eu. Majestät hat bisher beliebt , dass Gott und Eu. Majestät
allein und nicht ich die Ursache meines gegenwärtigen Standes wissen
sollte, ich aber hoffe, Gott werde einmal belieben, dass Eu. Majestät
um all meine Unschuld wissen werden, die jetzt mir und ihm allein
bekannt ist. Im übrigen opfere ich diesen meinen Stand dem gütigen
Gott auf, für Eu. Majestät und Dero hochlöblichen Hauses Wohlfahrt
wünsche Eu. Majestät von ganzem Herzen allen göttlichen Segen,
gluckliche und lange Regierung und thue Eu. Majestät mich allerunter-
thänigst empfehlen.'
Auersperg lebte noch mehrere Jahre in Laibach, nur mit der Er-
ziehung seiner Kinder, mit Jagen, Fischen, theologischen und philo-
sophischen Studien beschäftigt; jeden Tag soll er sich zwei politische
Sprüche und Aphorismen eingeprägt haben. Der Fürst verzweifelte
noch nicht an der Wiedererlangung der Hofgunst und der Wieder-
einsetzung in seine Aemter und Würden. Selbst die Hoffnung auf die
Cardinalswürde gab er nicht auf, bis Lobkowitz und der Hofkanzler
Hocher im Auftrage des Kaisers auch diese letzte Illusion zerstörten.
Später zog sich Auersperg auf sein Schloss Seisenberg zurück, wo er
am 13. November 1677 starb, 62 Jahre alt. Seinen Leib nahm eine
Gruft der Franziskanerkirche auf. Die Geschichte nennt ihn als einen
Mann von hohen Talenten, vielen Verdiensten, aber von ungemessenem
Ehrgeize, der ihm zum Verderben ward.^
3. Baueman£nihr in Gottsched. Die nngarisohe Venohwöning.
Der Landeshauptmann stirlst. Die Gelsurt des Prinzen Josef. Die Erainer in den
Sämpfen mit Franlsreioh und der Türkei.
Der unwirthlichste Theil des Krainer Landes, das Waldgebirge
von Gottschee mit seinen wenigen, wasserarmen Kulturoasen^ litt stets
am schwersten unter der Last der Gut- und Blutsteuer, welche der
^ Vgl. Wolf, Drei diplomatische Belationen aus der Zelt Kaiser Leopolds I.,
österr. Arch. XX.
'25
Herr des Bodens und der Landesfürst einforderten. Hier nahm die
erste BauernreheUion ihren Ausgang und hier wurde der letzte Ver-
such einer gewaltsamen Umwälzung im Blute erstickt. Im Jahre 1662
brachen die Gottscheer wider ihre Herren los. Wir finden nichts näheres
über den Verlauf dieser Erhebung, nur das berichtet in schlichten
Worten die Chronik,^ dass der Aufruhr theils durch Hinrichtung, theils
durch Landesverweisung mehrerer Rädelsführer gedämpft wurde.
Die ungarische Verschwörung (1666 — 1670) hatte auch Inner-
österreich in den Bereich ihrer auf das Leben des Kaisers und die
Losreissung von der Monarchie gerichteten Anschläge einbezogen. Der
bei derselben betheiligte Ban von Kroatien, Peter Zrini, hoffte auf
einen Aufstand in Steiermark, Kärnten und Krain. Er wollte zur Kriegs-
macht der Verschwomen 40,000 Mann stellen und erklärte, Steiermark,
Kärnten und Krain würden es mit Ungarn halten, er habe dort seine
Leute. Nach dem verabredeten Plane sollte er in Steiermark und Krain
zum Angriffe auf Oesterreich, als das Herz der Monarchie, schreiten.
Er mochte wohl Verbindungen unter den krainischen Edelleuten haben,
denn er war Landstand von Krain und durch die Vertheidigung der
Grenze in fortwährender Berührung mit dem Adel des Landes, aber
es findet sich nicht die mindeste Spur, welche auf ein Einverständniss
in Krain hinwiese. Unsere Geschichte, insbesondere der Verlauf der
Gegenreformation liefert den augenscheinlichsten Beweis, dass in Krain
hochverrätherische Pläne keinen Boden finden konnten. Nur der Lan-
deshauptmann von Görz, Karl Graf Thurn, war in die Verschwörung
verwickelt, wurde wegen Mitwissenschaft an derselben verurtheilt und
starb 1689 im Gefängnisse des Grazer Schlossbergs. Zu der Versamm-
lung der geheimen Käthe, welche sich am 21. April 1671 auf Befehl
des Kaisers zusammenfand, um über das gegen Zrini, Nadäsdy und
Frangepan gefällte Urtheil zu berathen, war auch der Landeshaupt-
mann von Krain, Wolf Engelbrecht von Auersperg, beigezogen. Wie
bekannt, bestätigte sie das Todesurtheil. Nach dem Trauerspiel in
Neustadt, Wien und Graz (hier fiel Tattenbachs Haupt am 1 . Dezember
1671) sollte die Witwe Zrini's nach Laibach gebracht werden, aber die
Nonnen (wohl die Ciarisserinnen), deren Obhut man sie anvertrauen
wollte, weigerten sich, sie aufzunehmen.^
Am 28. April 1673 erlitt das Land einen unersetzlichen Verlust
durch den Tod seines Landeshauptmanns. Die Stände ehrten sein
» Valv. XI. 200.
« Wolf, Lobkowitz S. 245, 249, 266, 287, 311, 327—329, 332.
I
26
Andenken, indem sie seiner Familie das Tafelgeld jährlicher tausend
Gulden von 1649 (als dem Antritte seiner Stelle) angefangen bis zu
seinem Todestage bewilligten.* Sein Leib ward in der von ihm ge-
stifteten Kapelle des heiligen Antonius bei den P. P. Franziskanern
beigesetzt. Die ,Liebe des Landes^ nennt ihn unsere Chronik^ wahrlich
der schönste Nachruf.*
Die Oeburt des Ersihereogs Josef (des nachmaligen Kaisers Jo-
sef I.) erfüllte auch Krain mit loyaler Freude. Die Stände bewilligten
dem Hofkammercourier Franz Riva, der die Nachricht überbrachte,
30 Reichsthaler.*
In den Kriegen^ welche Leopolds Regierung erfüllten, haben
unsere Krainer tapfer mitgestritten. Valvasor schildert ihre Lust am
Waifenhandwerk. So unverdrossen die Hand des Krainers bei der
Arbeit, so hurtig folge sein Fuss dem Kalbfell oder der Trompete.
In Laibach allein würden jährlich viele hundert Streiter für den
römischen Kaiser, oder den König von Spanien^ der schier alle Jahre
in Krain werben lasse, oder für die Venetianer angeworben. Man
finde in allen Regimentern Krainer und man müsse ihnen dies mit
Wahrheit nachsagen, dass sie die besten und ausdauerndsten Soldaten
seien. Dies könne nicht Wunder nehmen, da der Krainer, noch ehe
er den Harnisch anziehe, schon daheim aller Weichlichkeit und Ver-
zärtlung entsage, da er stets gegen den Türken, von dem ihn nur
drei Wegstunden trennen, im Kampfe liege und es einen zahlreichen
ritterüchen Adel im Lande gebe.* Es fehlt uns nicht an Belegen für
diese Schilderung. Da sind z. B. die drei streitbaren Söhne des bereits
genannten Jakob von Widerkhem. Franz Sigmund war Hauptmann
des Arteaga'schen Regiments in mailändischen Diensten; Hans Hein-
rich war Hauptmann in der Grenzfeste Brünndl in Dalmatien; der
dritte, Sebastian Gottfried, nachdem er eine Weltreise durch Europa,
Afrika, Indien, China, Japan, Mexico (1695) und Asien (1701) gemacht,
trat in polnische Kriegsdienste unter August H., zeichnete sich als
Oberstlieutenant und Generaladjutant des Ogulfischen Regiments aus
und ward am rechten Fuss blessirt.^ Als im Jahre 1673 die kaiserliche
Armee bei Eger sich sammelte, um gegen die Franzosen zu ziehen.
» Landtagsprot. XXI. 294.
« Valv. IX. 67.
8 Landtagsprot. XXI. 369.
* Valv. II. 103.
« Blätter aus Krain 1864 S. 50.
27
trat Veit Christoph Freiherr von Rauber als Freiwilliger in das Re-
giment des Generalwachtmeisters Grafen Sylvias Porcia, zeichnete sich
bei der Belagerung und Erstürmung von Bonn aus und erhielt zur
Belohnung den Befehl eines Fähnleins, mit welchem er auch den fol-
genden Feldzug mitmachte,* und als es 1675 abermals gegen Frank-
reich ging, zogen über 1200 Krainer mit, darunter viele vom Adel:
ein Graf von Thum, ein Gall, ein Eck, zwei Lichtenberge, ein Ram-
schissel,* ein Karl Weichard Graf von Burgstall, der, nachdem er
manchen Ttirkenzug mitgemacht, 1677 als Oberst des Regiments
Niklas Lodron im Treffen bei Kochersberg nächst Strassburg fiel*
Die ruhmvollsten Erfolge hat die Regierung Leopolds I. in den
Türkenhriegen aufzuweisen. Auch an diesen haben die Krainer wacker
mitgeholfen. Als es 1664 wider den Türken ging, unter Montecuculi's
Führung, zogen viele krainische Edelleute mit, unter ihnen unser Val-
vasor selbst,* und in der Schlacht bei S. Gotthard, dem ersten grossen
Siege über den Halbmond, zeichnete sich unter den Augen Monte-
cuculi's der Krainer Georg Gottfried Freiherr von Lamberg, Comthur
der österreichischen Deutschordensballey, als kaiserlicher Major durch
glänzende Waffenthaten aus, welchen 1667 seine Erhebung in den
Reichsgrafenstand folgte.^ Leider könnten die Früchte des Sieges nicht
geerntet werden, weil es an Geld fehlte, die französischen und deut-
schen Hilfstruppen sich der österreichischen Führung nicht unterordnen
wollten und auf die Ungarn kein Verlass war, welche nurdurch die
Furcht vor den Türken in Gehorsam erhalten wurden. • Das' Wüthen
gegen die Protestanten in Ungarn, durch die Jesuiten angezettelt und
genährt, brachte bald die Empörung zum offenen Ausbruche. Im Augen-
blicke der höchsten Gefahr ernannte Kaiser Leopold, ein besonderer
Verehrer des heiligen Josef, denselben zum Schutzpatron der an das
türkische Reich grenzenden Erbländer. So erhielt auch Krain den
zweiten Landespatron, nachdem bishin der heilige Georg, dessen Ka-
pelle das Laibacher Bergschloss verwahrt, den Vorrang behauptet hatte.
Am 19. März wurde die Statue des heiligen Josef in feierlicher Proces-
sion von der Domkirche zu den Discalceaten getragen. Nicht allein die
gesammte Geistlichkeit, sondern auch die Stände, Fürst von Eggen-
1 Valv. XI. 636.
« Valv. XV. 601.
8 Valv. XI. 146, Blätter aus Krain 1857 S. 6.
* Valv. XV. 601.
» Wurzbach, biogr. Lex. XIV. 28.
« Wolf,_Lobkowitz S. 126 f.
28
berg, die Grafen Kazianer, Blagay, Thurn, Jankowitsch, der Deutsch-
Ordensritter Herr von Saurau und viele andere vornehme Grafen, Ca-
valiere und ,Dames^ folgten dem Zuge. Zum Te Deum wurden dreimal
die Stücke auf dem Schlossberge gelöst.^
Krain blieb fcMtan seiner Aufgabe getreu, ein Hüter der Grenze
zu sein. Herbart Graf von Auersperg war General der kroatischen
Grenze von 1652 bis an seinen im Jahre 1668 erfolgten Tod. Ihm
folgte Johann Josef Graf von Herberstein.' Die Erhaltung der kroa-
tischen und Meergrenze war bisher den beiden Nachbarlanden Kärnten
und Krain allein obgelegen; im Jahre 1677 hielten die drei Lande in
Marburg einen Landtag, auf welchem beschlossen wurde, dass Steier-
mark, welches die sogenannte windische Grenze ganz allein versorgte,
die Erhaltung der Festung Petrinia übernehmen sollte, was auch ge-
schah.^
Die kroatische Grenze umfasste damals die festen Orte Ka/rlstaät^
Sluin^ KrisanitscMhurn (Crisanski Thurn), üräschUsch (Urazich), Shrödt
und BariUovüsch (Zskrad, Barilovich), Radoiischüsch (Badoushich), Töhuin
Touuin), Osteria^ Fiasko (Piaski), Kamensko^ Döbrinüsch^ Kosau (Eosay),
Ogulin^ Modrusch ^ Otok^. Panor^ NeurCasieU (Kostel Novi), Qoyack
(Gojak), Bebica und Ddnica^ Sichelberg (Schumberg); die Meergrenze:
Zengg^ Ottotschitz (Otoczacz), die Fortetz (Fortezza) zu Ottotschitz, Prünäl
oder Brinye^ Ledeniz^ S, Veit am Pflaum (Beka, Fiume), TersabJ' Die
windische Grenze schloss sich an die kroatische an. Da standen bis zu
dem festen Warasdin^ wo die Generalität residirte, die Plätze Copreinitz^
S. GeorgenscMoss, Kreuz, Ivanii, Lubring. In der Spitze, die von der Ver-
einigung der Mur und Drau gebildet wird, erhob sich, durch Lage und Boll-
werk gesichert, Legrad. Das von beiden Flüssen gebildete Dreieck hiess vom
alt-berühmten Geschlechte seiner Grundherren die Zrini^Insd, Li der Mitte
war Czakathurn mit Wall und Graben und mit der Waffenkammer und den
Schätzen der Zrini. An der Drau endigte die windische Grenze. Ihre Fort-
setzung bildete einerseits die kroatische, andererseits die ungarische Grenze,
deren südlichstes Bollwerk Kanischa war.^
Die Grenzorte waren theils förmliche Festungen mit Wall und Graben,
theils einzelnstehende Thürme oder Schlösser, oder gar blosse Tschardaken
(Wachthäuser auf hölzernen Pfählen). Der General der kroatischen und Meer-
* Disc.-Chronik.
« Valv. XII. 58; Landtagsprot. XIX. 113.
« Valv. XII. 47 ; Mitth. des historischen Vereins für Steiermark XV. 166 f.
* Valv. XII. 59-113.
ß Hurter, Perd. U., I. 284-286; vgl. Valv. XII. 39 f.
29
grenze residirte in Earlstadt. Die Häuser dieses Grenzortes waren von Holz,
die Burg oder Besidenz des Generals dagegen aus Stein aufgefQhrt. Ein
Wall mit sechs Basteien und einem breiten Graben umgab die ganze Stadt.
Eine Bastei führte den Namen der Auersperg'schen , eine andere hiess die
krainische. Eine Zugbrücke verband die Festung mit dem Lande und war
durch Pallisaden geschützt. An Wasser war Mangel, dagegen üeberfluss an
vortrefflichem Wein. In Earlstadt commandirte Johsmn Josef Graf von Babatta,
in Sluin Graf Johann Ernst Paradeiser, der aber in Sichelberg residirte und
sich durch den Lieutenant Sigmund Ludwig Freiherm von Bamschüssel ver-
treten liess. In Erisanitscbthum commandirten nacheinander Budolf und Wolf
Paradeiser; in Zskradt Johann Adam Graf von Purgstall, ein guter Partei-
gänger und versuchter Soldat, der auch in Ogulin befehligte ; in Badouschitsch
Johann Georg Gusitsch; in Zengg als Oberlieutenant Hans Carl Portner;
in Ottotschitsch Freiherr Bernhard Gall; in Fortetz bei Ottotschitsch Hans
Adam Freiherr von Gall; in Pründl Adam Seifried Semenitsch. Die Be-
satzungen in Ogulin, Ponor, Modrusch, Otok, Neu-Oastell, Gojak, Debica und
Delnica und in der ganzen Meergrenze wurden von der krainischen Land-
schaft erhalten. Sie bestanden theils aus ungarischem und kroatischem Fuss-
volk, theils aus deutschen Enechten mit langen Bohren und aus Arkebusieren
zu Pferde, auserlesenen Soldaten; dazu kamen noch die Irregulären: Martolosen,
gute Schützen, aber verrufen als Einderräuber im Einverständnisse mit den
Türken.
An diesen Grenzen dauerte der tägliche Parteigängerkrieg fort,
ohne Rücksicht auf die Friedensschlüsse der Potentaten. Besonders
gross war die Unsicherheit in Kroatien. Jeder Zollbreit dieses Bodens
war mit christlichem Heldenblut gedüngt und musste noch täglich, ja
stündlich gegen den Erbfeind vertheidigt werden. Wenn der Bauer
auf dem Felde ackerte, hatte er jederzeit den Säbel umgegürtet und
das gesattelte Pferd neben dem Pfluge, um im Falle des Angriffs sich
sogleich zur Wehre setzen und, wenn übermannt, die Nachbarschaft
auf windesschnellem Rosse allarmiren zu können. Streifizüge (Tscheten),
lediglich zum Zwecke des Rauhens und Plünderns mit Vermeidung
von Menschenmord und Brand, waren beiderseits gang und gäbe. Von
der aus türkischen Ueberläufern (üskoken) gebildeten Miütärgrenz-
enclave Sichelberg auf krainischem Boden wird gemeldet, dass ihre In-
sassen wackere Soldaten waren, die aber ohne Raub und Mord nicht
lange leben konnten und sich daher von Zeit zu Zeit durch einen
Einfall ins türkische Gebiet Luft machen mussten. Gefangene wurden
beiderseits so lange geprügelt, bis sie sich zu ranzioniren versprachen,
davon rettete nur Uebertritt zum Christenthum oder rücksichtlich zum
1
30
Mohamedanismüs. Hie und da Hessen die Türken einen Gefangenen
auch gegen Bürgschaft eines Mitgefangenen los, damit er in die Heimat
zurückkehre und sein Lösegeld erbettle. Diese Freigelassenen auf Ehren-
wort bekamen vom Commandanten der Grenze ein Zeugniss, sie
trugen als Abzeichen ein rothes Herz auf ihren Kleidern und die tür-
kischen Fesseln auf der Achsel. Im ganzen ging man aber weniger
darauf aus, Gefangene zu machen, als den Feind zu tödten, seinen
Kopf abzuschneiden un^ ihn auf der Pike als Siegeszeichen triijm-
phirend heimzutragen. Neben dieser Barbarei gab es aber auch nicht
selten ritterliche Zweikämpfe beider Theile, wobei Christen und Türken
ihre Geiseln für das ruhige Verhalten der Zuschauer stellten und
trotz oft tödtlichen Ausganges alles einen friedlichen Verlauf nahm.^
Dieses Stilleben der Grenze wurde nur selten durch grössere
kriegerische Unternehmungen unterbrochen. Als der letzte grosse Tür-
kensturm sich Wiens Mauern nahte (1683), sammelten sich die Auf-
gebote der Kärntner und Krainer in Wildon. Letztere, 400 Schützen,
befehligte unser Geschichtsschreiber Vcdvasar; ihre Bestimmung war,
Fürstenfeld und Radkersburg vor den türkischen Horden zu schützen.
Er schlug sein Hauptquartier in Fürstenfeld auf, das er mit 100
Mann besetzte, und vertheüte die übrige Mannschaft auf die umliegenden
Orte: den Fähndrich Wolf Albrecht Schwab mit 100 Mann und den
Unterbefehlshaber Hans Christoph Portner mit 75 Mann auf Burgau,
den Baron Ferdinand de Leo mit derselben Zahl auf Neudau, den
Rest auf Hohenbruck, Kapfenstein, Hainfeld. Valvasor kam am 24ten
August nachmittags gegen 2 Uhr in Fürstenfeld an, als eben die bis-
her dort gelegenen kaiserlichen Truppen im Aufbruch, dagegen die
ungarischen Rebellen und die Türken im Anzüge begriffen warön
(nach den Aussagen der Gefangenen 6000 Mann mit 13 Geschützen), um
sich mit den bei Fürstenfeld lagernden Batthyanischen zu vereinigen.
Unter diesen gefahrvollen Umständen und ungeachtet durch eine Ex-
plosion des Pulverthurms in die Stadtmauer eine Bresche gelegt war,
durch welche der Feind leicht hätte eindringen können, hielt sich
Valvasor der Ehre der krainischen Landschaft, die ihn hieher geschickt,
schuldig, so lange als möglich auszuharren. Gleich hinter ihm mar-
schirten die Batthyanischen ein, während die Bürger die Stadt ver-
liessen, so dass blos wenige Greise und Weiber zurückblieben. Die
Rebellen zündeten das Dorf Speltenbach an und legten in der Vorstadt
Feuer, so dass Valvasor sie durch sein grösstes Geschütz beschiessen
» VaJv. XU. Buch.
31
Hess. Graf Karl von Saurau mit seinem Dragonerregiment und Oberst-
lieutenant Graf von Dietrichstein mit den Mettemich'schen Kürassieren
eilten herbei, fielen über die Rebellen her, von denen sie 300 erlegten,
während die übrigen in ihr Lager zurückflohen. Zwei Dörfer, Ruders-
dorf und Kaltenbrunn, gingen in Flammen auf. Die Mordbrennerei der
Batthyanischen wurde blutig heimgezahlt : täglich wurden Plünderungs-
und Yerheerungszüge ins batthyanische Gebiet unternommen. Am 2ten
Sei^tember stiessen etliche tausend Kroaten unter dem Gommando des
Obersten Freiherrn von Stadel, des Vicegenerals der windischen Grenze,
Grafen von Trautmannsdorf, und des Grafen von Thum, Obersten zu
Ivanitsch, zu Valvasor. Sie hielten sich, wie er sagt, über alle Massen
wohl und er machte oft mit ihnen ,Parteigänge' wider den Feind. Als
es das Ansehen gewann, die Rebellen würden von Pinkafeld auf Hart-
berg losgehen, rückte Valvasor mit 200 Mann auf Hartberg, doch
kam es zu keinem weiteren Zusanmienßtoss, weil Batthyani sich bald
darauf dem Kaiser unterwarf. Als die krainische Mannschaft über Graz
rückkehrte, gab die steirische Landschaft ihre Dankbarkeit für die
freundnachbarliche Hufe durch hübsche Ehrengeschenke von gold-
gestickten Beuteln mit ,güldenem Eingeweide' von Dukaten und Doppel-
thalern, an Valvasor und seine OflSziere, zu erkennen. Herbart von
Auersperg, der damalige Präsident des Geheimrathes, händigte diese
Angedenken persönlich seinen Landsleuten - ein. ^
Es mögen sich wohl auch bei der tapferen Besatzung Wiens
Krainer befunden haben, welche überall hin den Ruf ihrer Tapferkeit
trugen. Unter dem Entsatzheere finden wir einen Atiersperg als Adju-
tanten des Herzogs von Lothringen,* wohl derselbe, der später (13ten
Juli 1668) bei dem Sturm auf Ofen genannt wird,* und unter den bei der
Belagerung Wiens Gebliebenen wird ein Major von GaUenfds genannte
Der tiefe Eindruck, den die glorreiche Schlacht unter Wiens Mauern,
die erste grosse und folgenreiche Niederlage des übermüthigen Feindes, auf
die europäische Welt übte, spiegelt sich auch in dem krainischen Völkslied.
Die ,Pesem od Duneja' lässt freilich unhistorisch den Kaiser in Wien weilen
und vom ,wilden* Türken dreimal zur Uebergabe aufgefordert werden ; sie lässt
ihn mit allem Volk in den Dom von S. Stephan zur Messe ziehen, wo der
Priester die Gläubigen an Maria*s Hilfe mahnt, die in den Wolken für sie
kämpft und dem Feind den Einzug in die Donaustadt wehrt. Da rückt dann
1 Valv. XV. 604 ; Hammer VI. 420.
* Camesina, Wiens zweite Belagerung 1683, VIII. Band des W. Alterth.-Ver.
* Hammer 1. c. 471.
* GräflTer, Gesch. der k. k. Regimenter I. 106.
82
zuerst heran der polnische, dann der bairische König und die ,Holenderca
s svojo vojsko^ Sie schlagen so kräftig drein, dass das Wasser der Donau
von den Leichnamen aufgestaut wird.^
Das auf die Belagerung Wiens folgende Jahr verstrich in Inner-
österreich unter patriotischen Opfern und Rüstungen. Die drei Lande
steuerten 100,000 Gulden. Am 10. Oktober 1684 kam der berühmte
Kapuzinerprediger P. Marcus d'Aviano in Laibach an, predigte am
Uten und 12ten bei den Kapuzinern und in der Domkirche und fuhr
am 13ten auf der Laibach nach Freudenthal.* Im folgenden Jahre
wurde die päpstliche Türkensteuer von der Geistlichkeit in Krain ein-
gehoben, mit 20 Kreuzer von 100 Gulden. Die Discalceaten allein
zahlten 79 Gulden 30 Kreuzer, im Jahre 1686 aber 3000 Gulden an
die päpstlichen Commissäre.*
Als die kaiserliche Armee vor Ofen stand, fastete die Stadt Lai-
bach bei Wasser und Brod (1. September 1686). Eine feierliche Pro-
cession ging nach S. Peter, um glücklichen Erfolg der österreichischen
Waffen gegen die Türken zu erflehen. Am 6. September brachten
jedoch bereits zwei Couriere die Freudenbotschaft von der Eroberung
Ofens.*
Auch an der Grenze war das Glück den Krainern hold. Am
17. Oktober 1684 überfielen Graf Trautmannsdorf und Graf Johann
Ernst Paradeiser an der Spitze von 4000 kroatischen Reitern das wohl-
verschanzte türkische Lager zwischen Turbina und Slatina, in welchem
der Pascha von Possega mit 600 Mann und vier Feldstücklein gelegen,
hieben den grössten Theil der Türken nieder, nahmen viele gefangen
und machten grosse Beute. ^ Am 22. Juli 1685 machte Josef Graf von
Herberstein, der General der kroatischen und Meergrenze, mit 1000
Fussgängern und 300 Reitern einen glücklichen Streifzug in die Licca
und Gorbavia, eroberte und schleifte die Schlösser Bunich und Udbin;
im Herbste dieses Jahres legte er in wiederholten Streifzügen viele
türkische Schlösser in Asche, so dass diese türkischen Grenzdistricte
ganz verödeten, nachdem der grösste Theil ihrer Bewohner nieder-
gemacht oder in die Gefangenschaft geschleppt worden war.® In diesem
Feldzuge zeichnete sich auch der Commandant von Ogulin, General-
^ Pesmi krajnskiga naroda IV. 110.
« Valv. XI. 728.
* Discalc.-Chronik.
^ JesTiitendiariam im Mus.-Arch. -
» Valv. XII. 132.
ö L. c. 133-134; Hammer VI. 460-461.
33
Wachtmeister Graf Hans Adam Purgstall, aus, der 1687 vor Eperies
den Heldentod fand,^ erst 45 Jahre alt. Er hinterliess eine Tochter
und zwei Söhne, deren einer kinderlos starb, während der andere
Lucretia Gräfin von Porcia heiratete. Ihr Sohn, Anton, wurde Jesuit,
und mit ihm erlosch die krainische Linie dieses altberühmten Ge-
schlechts.
Im Jahre 1688 drohte in Oberkrain ein Bauernaufstand aus-
zubrechen, als dessen Anstifter ein vornehmer Ausländer Gattin eruirt
wurde, wohl ein französischer Agent;* indessen drang der General von
Karlstadt mit 4000 Mann in Bosnien vor und verbreitete so panischen
Schrecken, dass die Besatzung von Gradisca die mit 50 Geschützen
bewehrte Feste ohne Widerstand verliess und die umhegenden Pa-
lanken fielen,^ dagegen wurde das Schloss Bihaö 1697 vom Banus und
dem General Auersperg mit 26 Karthaunen, Feldschlangen, Falkaunen
und vier Mörsern einen Monat lang mit grossem Verlust belagert und
fruchtlos gestürmt.* Doch alle diese partiellen Kämpfe verschwinden
vor der glorreichen Befreiung des ungarischen Bodens, mit Ausnahme
des Banats und Slavoniens, durch das Feldherrnglück des Kurfürsten
Max Emanuel von Baiern, des Markgrafen Ludwig von Baden und
des Prinzen Eugen von Savoyen, der die Türken bei Zentha (1697)
entscheidend schlug. Der KarlowUzer Friede (26. Januar 1699) sicherte
dem Kaiser eine Gebietserweiterung von 3147 Quadratmeilen und
bannte die Schrecken der Türkenkriege auf immer von unseren Gren-
zen. Glücklichere Zeiten menscTienwürdigen Daseins und geistiger Ent-
wicklung winkten dem hartgeprüften Lande, seit die Grenzhut mehr
und mehr gegen Süden vorrückte und (1702) ihre volle militärische
Organisation erhielt.
Der spanische Erhfolgekrieg^ der nach Karls II. Tode (1. Novem-
ber 1700) begann und Kaiser Leopolds Regierung überdauerte, legte
den Provinzen grosse Opfer auf: im Jahre 1704 wurde selbst die
Ablieferung des entbehriichen Silbers und Goldes. der Kirchen befohlen
und auch in Krain durchgeführt. Die Discalceaten reluirten ihr Silber,
fünf Mark sechs drei achtel Loth, mit 51 Gulden d. W.^ Als Prinz
Eugen gegen Marschall Catinat in Oberitalien zu Felde zog, näherte
* V^urzbach, biographisches Lex. XXIV. 87.
* Acten des Grazer Statth.-Arch. nach Prof. Biedermann, die Wiener Stadt-
bank, österr. Arch. XX. 414.
8 Hammer VI. 509.
*- L. c. 633.
^ Discalc.-Chronik.
3
34
sich die Kriegsgefahr auch für Innerösterreich. Um die Convois, welche
die kaiserliche Armee von Triest aus mit Rekruten, Lebensmitteln
and Munition versahen, aufzufangen, erschien (10. April 1702) Admiral
Forbins Geschwader, aus sechs Fregatten und Galioten bestehend, vor
Triest und legte sich in einer Entfernung von etwa fünf Seemeilen
vor* Anker. Am 14. August stiessen andere Schüfe zur Flotte und alle
näherten sich dem Hafen auf Kanonenschussweite, um den Meeres-
grund zu sondiren, stächen dann aber wieder in See.^ Inzwischen
(2. August) war Laibach allarmirt worden und die Stände trafen Vor-
sichtsmassregeln.* Am 19. August begann die Beschiessung von Triest;
von halb elf bis drei und ein halb Uhr wurden 150 Bomben geworfen,
welche jedoch geringen Schaden anrichteten.^ Am folgenden Tage
flüchteten viele Triestiner nach Laibach. Hier war bereits die Land-
miliz aufgeboten worden, deren Oberbefehl Graf Rabatta übernahm.
Am 6. September sammelte ein kaiserlicher Referendar in Laibach
Kriegsbeiträge, von den Vermöglicheren zeichnete niemand weniger
als 20 Gulden. Am 5. Oktober rückte General Heister mit 1300 Mann
in Laibach ein.* Innerösterreich wurde jedoch im Laufe dieses Krieges
von keiner Invasion betroffen^ wohl aber war es noch wiederholt der
Schauplatz von Kriegsvorbereitungen und Vertheidigungsmassregeln.
Im Jahre 1703 wurden die Zeughäuser in Laibach mit Kriegsvor-
räthen ausgerüstet. Am 3. September kamen 2400 Mann deutsche und
kroatische Truppen unter Oberst Virmonde in Laibach an und lagerten
sechs Wochen an der Save beim Kahlenberg. Am 14. Januar 1704
begann man sogar Laibach in Vertheidigungsstand zu setzen. Die
Schlagbrücke wurde aufgezogen, die Wachen wurden verdoppelt und
durch Trommelschlag kund gemacht, dass im Falle der Noth jedes
Haus einen Mann zu stellen habe.^ Eugens und Marlboroughs Sieg bei
Hochstädt (12. August 1704) wendete jedoch alle Gefahr vom Herzen
der Monarchie ab. Nur einmal noch näherte sich dieselbe unseren
Grenzen, ak Franz Rakoczy's Scharen (Februar 1705) bis in die Steier-
mark streiften. Mitten unter solchen Kriegswirren starb Kaiser Leopold
5. Mai 1705 im 49. Jahre seiner Regierung.
* Löwenthal, Gesch. von Triest I. 127 f.
* Kluns Archiv I. 64. ^
» Löwenthal 1. c.
^ * Kluns Arch. 1. c.
6 Kluns Arch. S. 64—65.
35
Zweites KLapitel.
Valyasors Kulturepoche in Krain.
1. Bicgraphisches über Valvasor.
Wer Krain im Zeitalter Leopolds I. schildern will, kann nur von
Einer bedeutenden Persönlichkeit ausgehen, welche für immer mit der
Kulturgeschichte dieses Zeitraumes verknüpft ist. Es ist dies die hoch-
herzige. Gestalt Valvasors^ welche an der Schwelle einer neuen, bessern
Zeit steht, die Gestalt eines Mannes, der, selbst eine Personification
seines Zeitalters, uns die getreueste Schilderung desselben hinterlassen,
der seinem Vaterlande alles geopfert, um dessen ,Ehre', die Thaten
und Werke seiner Söhne, die Wunder seiner Natur, Sitte und Brauch
seines Volkes der Nachwelt zu überliefern. Schuldiger Tribut unserer
Dankbarkeit ist es daher, wenn wir an den Eingang dieser Kultur-
schilderung das Lebensbild des grossen krainischen Patrioten stellen.
Johann Weichard Freiherr von Valvasor war zu Laibach am
28. Mai 1641 geboren. Er entstammte einer uralten italienischen Adels-
familie aus dem Bergamesischen , deren Ahnen schon im elften und
zwölften Jahrhundert zu den höchsten Kirchenämtern emporstiegen.
Drei von ihnen waren Erzbischöfe von Mailand, einer (Galdino) er-
langte den Kardinalshut und war Papst Alexanders III. Legat in Ober-
italien. Um das Jahr 1550 kamen Johann Baptista und Hieronymus
Valvasor nach Krain. Der erstere ward Oberproviantmeister der win-
dischen, kroatischen und Meergrenze und erwarb zu dem Familien-
besitz im Bergamesischen — Gut Tellegat und Schloss und Feste
Sperckenthurn — ansehnüche Herrschaften und Güter in Steiermark
und Krain ; dort Tüflfer und Gonobitz, Haus und Grundstücke in und
bei Pettau, hier Gallenegg^ (1562), das früher im Besitze der Gall,
^ Hier in der SchlosskapeUe war die Familiengruft der Valvasor. Unseres
Chronisten Eltern, seine erste Gemalin, mehrere Geschwister und Kinder desselben
wurden hier beigesetzt. Valv. XI. 164: , Jetzt berührte Kapelle beruhet meiner lieben
seligen Eltern Gebeine, wie auch etlicher meiner Brüder und Schwestern, dazu unter-
schiedliche Kinder unsers Geschlechts, darunter fünf meiner selbst Eigen und Leib-
lichep; wie auch meine vorige EheHebste, die erst vor einem Jahr hineingelegt
worden, welche allda einer fröligen Auferstehung mit einander erwarten.* Valvasors
Yater stiftete (2. August 1650) ein mit vier Ganzhuben dotirtes Beneficium für diese
Kapelle, zur Lesung einer Seelmesse an jedem Montage für die Verstorbenen von
Valvasors Familie, und Messen an allen Marientagen. L. c.
3*
86
Moskon und Herberstein war, Gurkfeld, Thurn am Hart und andere
nicht benannte Güter und Gülten. Er vermalte sich mit Emerentia,
der Tochter Veit Khisels, blieb jedoch kinderlos. In seinem Testa-
mente vom 2. August 1581 erliess er allen seinen Unterthanen ihre
Ausstände, bedachte die Spitäler in Gurkfeld und Tüffer mit ansehn-
lichen Stiftungen; der grösste Theil seines Besitzes überging an die
Familie Moskon, mit welcher er durch seine Schwester Katharina ver-
schwägert war ; an seinen Vetter Hieronymus vererbte er Schloss und
Feste Gallenegg mit anderen Gülten und in barem Gelde 10,000 Gul-
den. Dieser war der Stammvater der krainischen Linie. Er vermalte
sich mit Agnes von Scheyer, und seine Söhne waren Bartolomäus (Ver-
ordneter und Generaleinnehmer in Krain) und Adam. Ersterer war
zweimal verheiratet. Seine erste Gemalin war Maria Elisabeth Freiin
von Dornberg, die zweite Anna Maria Freiin von Rauber. Beide Ehen
waren reichlich mit Kindern gesegnet. Aus der zweiten stammte unser
Geschichtsschreiber. ^
Johann Weichard Valvasor vollendete seine Studien am Jesuiten-
coUegium seiner Vaterstadt mit dem philosophischen Kurse und wurde
dann in seinem 18. Jahre nach der Sitte der Zeit auf Reisen geschickt,
um Kenntnisse und Lebenserfahrung zu sammeln. Er durchzog Deutsch-
land, Italien und Frankreich. Hier hielt er sich in Lyon mehrere
Jahre auf, um sich dem Studium der historischen Wissenschaft und
der Alterthumskunde zu widmen. Im Jahre 1669 war er in Afrika.
Ueber alles, was der wissbegierige junge Cavalier sah und hörte, führte
er ein genaues Tagebuch. Er strebt unermüdlich nach Wissen und
Belehrung, wenn es ihm auch nicht gelingt, sich von dem mystischen
Zuge ganz loszumachen, welcher die Zeit beherrschte. Magie und
Goldmacherei galten eben damals als ,noble Passionen', welche ihre
Adepten in den höchsten Kreisen der Gesellschaft fanden. In unserem
Valvasor war jedoch dieser dunkle Drang nach Erweiterung der Gren-
zen menschlichen Wissens seltsam gemischt mit einem durchdringenden
gesunden Verstände und philosophischer Anschauung des Lebens. Je-
nen nährten schon die ersten Jugendeindrücke, diese wuchsen durch
fortschreitende Bildung und Erfahrung. Als Valvasor das Jesuiten-
collegium besuchte, stand der Teufelsglaube, von welchem die Refor-
mationsperiode nichts wusste, auch in Krain in seiner Blüte. Er erzählt
uns, wie ein Syntaxist (Schüler der vierten Klasse) aus vornehmem
Hause sich durch einen Teufelsbanner verleiten liess, sich gegen
* Valv. IX. 106-109; XI. 162, 163.
37
Stecknadelstiche unempfindlich zu machen.^ Auf seiner ersten Reise
lernt Valvasor in Bamberg (1659) aus einem Verhörsprotokoll von Un-
holden und Zauberern manches neue über Teufelspacte. In Paris
sieht er den Wahrsagerspiegel eines französischen Herzogs und erfährt
von ihm das Geheimniss seiner Anfertigung. In Venedig lässt ihn (1669)
ein Jude in einem solchen Spiegel sein Schloss Wagensperg sehen und
theilt ihm auch das Geheimniss mit. Valvasor glaubte übrigens, dass
sich solche Spiegel auch auf natürlichem Wege ohne Beihilfe des
Teufels beistellen Hessen. Er hatte schon in Lyon einen solchen ,kat-
optrischen' Spiegel selbst hergestellt, der an diejenigen erinnert, welche
von modernen Zauberern zu Geistererscheinungen auf dem Theater
verwendet werden. Er sagt treffend, dass die Natur von einem ,Stein
der Weisen' nichts wisse, fügt aber gleichwohl hinzu: ,Ich leugne
nicht, es gebe eine Goldtinctur, welche allerlei Metall in das beste
Gold tingire.' Dies habe er selbst im Jahre 1670 auf dem grossen
Platze Bellecourt in Lyon in der Maison du Pin gesehen, wo ein Eng-
länder anderthalb Pfund Kupfer mit einem Gran in- das beste Gold
verwandelt habe, ,ohne einigen Betrug'. Ja in Wien will Valvasor im
Oktober 1666 im Arnold'schen Hause nahe beim Rothenthurmthor, wo
er bei einem Herrn Meintzer in Kost war, ,ohn' einigen Betrug' ein
Pfund Blei mit einem Gran Tinctur ins köstlichste Gold tingirt haben. ^
Diese Tinctur habe ein Herr Johann de Monte Sniders gemacht, welcher
auch zwei chimSsche Tractate in Druck gegeben, sich aber später von
Wien flüchten musste, weil ihm einige betrogene Goldsucher nach-
stellten. Doch fügt Valvasor dieser Erzählung seines ersten alchy-
mistischen Experiments hinzu, dies sei kein ,Goldmachen' gewesen,
sondern nur eine ,concentrirte Extraction' des Goldes, wobei ,Mühe
und Arbeit verloren geht und auch etwas Gold dazu'. Valvasor stand
mit dieser Liebhaberei auch unter seinen Landsleuten nicht allein,
denn er spielt darauf an, dass mehrere ihm befreundete Krainer über
den Stein der Weisen schrieben, und ihre Werke in Deutschland An-
Idting fanden, wie er noch auf einer Reise dahin (1685) wahrgenom-
men. In Deutschland glaubten sogar einige ,curieuse Liebhaber der
chimia', jene krainischen Alchymisten wären wirklich im Besitze des
lapi^ philosophorum gewesen. Dass jedoch all dieses mystische Zeug
nicht vermochte, den gesunden Sinn Valvasors ganz zu umnebeln, zeigt
er bei der Beurtheilung des Hexenwesens. Er meint, man solle nur
* Valv. XI. 86.
» Valv. III. 415.
38
jene bestrafen, welche wirklich zum Blocksberg fahren, nicht aber jene,
welche blos davon träumen. Er meint, es werde manche Hexe und
mancher Zauberer schuldlos verbrannt, und spricht sich nebenbei
gegen die Tortur als Mittel zur Erforschung der Wahrheit aus,^ das
beste Zeugniss für seine Humanität, während sein gelehrter Common-
tator Francisci die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen kann, eine
Lanze für die Hexenrichter zu brechen und die humane Ansicht Val-
vasors, man könne für blosse Vorspiegelungen der Phantasie nicht mit
dem Leben bestraft werden, als eine Ketzerei zu erklären. Aus
mancher Aeusserung Valvasors ist zu schliessen, dass er den Aber-
glauben in seiner Geltung als kirchliches Dogma, wie es z. B. der
Teufelsglaube war, mit einem gewissen Respect behandelte. So citirt
er z. B. in Bezug auf Gespenster den Ausspruch des Joach. Curaeus:
,Spectra saepius apparere solent timidis, quam cordatis, saepius mu-
lieribus, quam viris' und fügt bei, dieser Meinung seien auch andere,
sowohl katholische als protestantische Scribenten; das Urtheil darüber
zu fällen, stehe aber nicht ihm (Valvasor), sondern ,den Herren Geist-
lichen' zu, welche Worte Francisci, wie immer als Verfechter des
Aberglaubens, commentirt. In einer diesem Excurs beigefügten Er-
örterung Valvasors über den ,Lebensgeist' (,spiritus astralis') offen-
bart unser Chronist nicht undeutlich fast moderne Ansichten, indem
er sagt, dass beim Tode dieser ,astralische' Lebensgeist ,allgemach in
sein primura principium, die astralische Luft, verschwindet und vergeht^
so dass die ausdrückliche Erklärung am Schlüsse dieses philosophischen
Excurses: ,Wenn er etwas der römisch-katholischen Lehre Wider-
sprechendes enthalte, so möge es als nichts gelten' — nicht überflüssig
erscheint, obwohl es stark wie Ironie klingt, wenn unser Autor gleich
darauf fprtfährt, er wolle diese seine philosophische Erörterung eben
nicht als ,Glaubensartiker, sondern ,nur als vernünftige Gedanken'
ausgeben.^
Von seinen Reisen zurückgekehrt, beschäftigte sich Valvasor
eifrig mit dem Studium der Naturwissenschaften und der Mathematik,
legte eine mehrere tausend Bände umfassende Büchersammlung und
eine Sammlung mathematischer Instrumente an,^ welche er auch wohl
zu gebrauchen wusste ; er erzählt selbst, dass er das Land vermessen
und willens war, eine Landkarte anzufertigen.* Er sammelte ein reich-
1 Valv. XI. 102. Die SteUe ist beachtenswerth.
2 Valv. XI. 249.
« Valv. Xr. 618, 619.
* L. c. II. 149.
39
haltiges Münzkabinet, welches jedoch durch seine Freigebigkeit bald
vermindert wurde, indem er mehr als 8000 Stücke in kurzer Zeit an
Freunde verschenkte. Eifrig forschte er nach edlen Metallen und
brauchbaren Steinarten, wie Krystall, Jaspis, Agat, Adlerstein, Marmor.
Er erzählt uns, dass er viele hundert Adlersteine in fremde Länder
verschickt habe und dass es in Krain dreizehn Marmorarten gebe.'
Er trachtete darnach, seine Kenntnisse dem allgemeinen Wohle dienst-
bar zu machen ; er glaubte eine Erfindung zur Auffindung von Quellen
gemacht zu haben.* Denn ihn beseelte eine besondere Vorliebe für
die Naturwissenschaften. Wo er nur einen ,curiosen' Mann in Er-
fahrung bringen können, schreibt er, sei er hingereist, kein Weg sei
ihm zu weit, keine Gefahr zu gross, keine Mühe zu verdriesslich ge-
wesen; die Hoffnung, etwas ,Ungemeines' zu erlernen, habe alles
versüsst.^
Indem Valvasor dem Vaterlande sein Schwert zur Verfügung
stellte, eine Hauptmannsstelle in der Miliz (dem Aufgebote des Land-
volks) annahm* und sich in der Zeit der Gefahr, wie wir gesehen
haben, ^ als braver Kriegsmann bewährte, blieb er den Wissenschaften
getreu. Er stand im Verkehre mit den bedeutendsten Gelehrten und
Schriftstellern des In- und Auslandes, und die königliche Societät in
London ernannte ihn zu ihrem Mitgliede. Während er so das Land
fleissig durchforschte und seine Kenntnisse bereicherte, entstand in
ihm der patriotische Plan, zu einer umfassenden Beschreibung des
Landes Krain ; die reife Frucht unsäglicher Mühen und Opfer war sein
unsterbliches Werk ^Die Ehre Krains\ eine vollständige historisch-
topographische Landesbeschreibung in vier Foliobänden, 1689 in Nürn-
berg gedruckt und mit Kupferstichen geschmückt, welche von den
im Jahre 1678 eigens auf das Schloss Wagensberg (das er 27. Sep-
tember 1672 vom Freiherrn Franz Albrecht Khaysell erkauft) be-
rufenen Kupferstechern (Andreas Trost, Mathias Greyscher, Atzelt,
Mungersdorf, Ritter) angefertigt wurden. Ein ehrlicher Patriot, schreibt
Valvasor in der Widmung an die Landstände, müsse seinem Vater-
lande nicht allein mit dem Schwerte, sondern auch mit der Feder
dienen ; die Natur, welche uns die Liebe zum Vaterland eingepflanzt,
• habe uns auch die Pflicht auferlegt, demselben mit allen unseren
1 L. c. III. 430. 434.
« L. c. XL 339.
8 L. c. II. 416.
* L. c. IX. 6.
» Siehe oben S. 30.
40
Kräften zu dienen. Krain, obgleich ein schönes Kleinod unter den
kaiserlichen Erbländern, sei, wie er auf seinen Reisen mit Befremden
wahrgenommen, viel weniger bekannt, als es verdiene, während doch
schon die Römer und die alten Deutschen es als den Schlüssel zu
Italien und Deutschland hochgehalten, abgesehen von den vielen Sehens-
würdigkeiten des Landes. Anderwärts eile man mit der Verkündung
des eigenen Lobes, Krain dagegen habe immer mehr auf Thaten als
auf Worte gehalten. Anfänglich, ehe noch Schönlebens Werk: ,Car-
niolia antiqua et nova' erschienen war, hatte Valvasor die Absicht,
sich auf die topographische Schilderung zu beschränken, als aber
Schönleben starb und sein Werk unvollendet hinterliess, sah sich Val-
vasor um so mehr veranlasst, seinen Plan durch Einbeziehung der
Geschichte zu erweitern, als, wie Valvasor sagt, Schönlebens Werk
lateinisch geschrieben und daher nicht jedermann zugänglich und
mehr von fremden Ländern als von Krain darin die Rede war. Der
topographische und kulturhistorische Theil Valvasors ist zwar unbedingt
der werthvoUere , aber auch der historische ist für die Epoche des
Mittelalters und der neueren Zeit sehr schätzbar durch die Benützung
des landschaftlichen Archivs, eigener und fremder Aufzeichnungen und
die Wahrheitsliebe des Autors. Die Reichhaltigkeit des Gebotenen ist
staunenswerth in Anbetracht des Mangels aller Vorarbeiten, und die
Ausschmückung mit W^appen, Ansichten von Städten, Schlössern u, s, w.
durch Kupferstiche, deren sich bisher noch keine literarische Publi-
cation in Krain erfreut hatte, eine werthvoUe Beigabe, welche freilich
auch dem patriotischen Autor die schwersten Opfer auferlegte. Die
Zeichnungen hat vielfach Valvasor selbst geliefert, was durch den
Beisatz ^W D' auf den Kupfern angedeutet wird.^
Des Verfassers Brustbild schmückt den ersten Band seines Werkes,
ein freundlich wohlwollendes, behäbiges Antlitz, die Haare lang auf
den Hämisch niederfallend, den federgeschmückten Helm zur Seite,
mit der Umschrift: ,Herr Johann Weyhart Freyh. zu Gallnegkh und
Neudoi-flf, Herr zu Wagensperg und Lichtenberg, Einer löbl. Landt. des
Hörzogthums Crain in untern Viertl des- Fuessvolkhs Haubtmann und
ein Mitglied der Königlichen Societet in Engelland:' Unter den Hul-
digungsgedichten, welche nach der Sitte der Zeit dem Werke voran-,
gestellt werden, finden wir das deutsche einer Katharina Regina, Frau
von GreiflFenberg, Freiherrin auf Seisenegg; ein krainisches von Josef
Sisentschelli , ein kroatisches und ein dalmatinisches von Paul Ritter
1 P. Marc, Biblioth. Carn. S. 8, Art. Atzelt.
i
r
41
aus Zengg. Bezeichnender als diese langathmigen Hymnen klingt aber
das dem Haupttitel und Titelkupfer vorangestellte kleine Carmen
unbekannten Verfassers:
Orain! wer dich könnt, dem blinkt gar schön dein Ehrenschoin,
Durch manches Kleinod, so Natnr dir angehenket;
Durch der Begierer Glanz, so dich mit Licht beschenket.
Fällt mir dein Bitter-Mat und grosser Fürst dann ein,
So muss Camiola ein Carneol mir sein:
Dieweil dein Oberhaupt viel Ehre zu dir lenket.
Der Himmel ist es selbst, der deiner Ehren denket.
Der angeerbet dich dem Ost-Haus\ edles Crain.
Die Fama lässt von dir den Ehren-SchaU auch hören,
Dass du den Glauben stets, dem Mond zu Trutz, beschützt,
Mit tapffrem Stahl und Bley auf Ost-Beichs Feind geblitzt,
Der seine Buhe kam und deine Treu zu stören.
Die Treu, so manches Land mit Ehren kann belehren. '
Jetzt, da dein Adlerhaupt triumphyerehrlich sitzt
und der verthierte Szjth vor Aengsten Blut schier schwitzt,
Muss auch dein' Ehre nun defs Lesers Lust vermehren.
Mit der .Ehre Krains' war Valvasors Thätigkeit noch nicht er-
schöpft, er wurde auch der Topograph Kärntens und versuchte sich
auf manchem andern Gebiete der Wissenschaft. Sein Corrector und
Comnientator Francisci zählt* ausser dem Hauptwerke nachstehende
Schriften Valvasors auf:
1. Passionsbüchlein. Laibach 1679, in 4^ ,mit schönen und zierlichen
Einfassungen in Kupfer, gezeichnet von Johann Wiriex mit unglaublich grossem
Fleiss und Geduld.*
2. Topographia Ducatus Camioliae modemae das ist Konterfejt aller
Städte, Märkte, Klöster und Schlösser des Herzogthums Krain in ihrem heutigen
Stande. Gedruckt zu Wagensperg 1679, in foL, mit mehr als 300 Kupfern.
3. Topographia Arcium Lambergianarum, Castellorum et Dominiorum in
Camiolia, ad vivum iconizata. Wagensperg 1679, fol.
4. Metamorphosis Ovidiana auf Kupfern abgebildet, dabei unter jedwedem
Kupferstück lateinische Carmina. Wagensperg 1680, fol.
6. Topographia Archi-Ducatus Carinthiae modemae. Das ist, alle des
Erzherzogthumes Kärnten heutige Städte, Märkte, Klöster und Schlösser, ihrem
gegenwärtigen Stande nach, in Kupfer. Wagensberg 1681, fol. Mit mehr als
200 Kupfern.
* Anhang zum VI. Buch 8. 367 f.
I
42
6. Topographia Carinthiae Salisborgensis, id est, Episcopatus, Praeposi-
turae, Civitates, Oppida, Arces et Castella, quae Archi-Episcopatus Salisburgen-
sis in Carinthia possidet. Wagenspergi 1681, in fol.
7. Theatrum Mortis humanae tripartitum das ist Schaubühne des mensch-
lichen Tods in drei Theilen mit schönen Kupfern geziert. Pars Prima : Saltus
mortis (Todtentanz). Secunda: Varia Genera Mortis. Tertia: Varia Tormenta
Damnatorum (Unterschiedliche Höllenpein der Verdammten). Alles mit aus la-
teinischen carminibus und teutschen Versen bestehenden dialogis oder Sprach-
wechslungen , wie auch teutsch und lateinischen Sprüchen heiliger Schrift und
schönen Kupferstücken geziert. Laibach 1682, 4®. Die Kupfer in Wagensberg
beigedruckt.
8. Im Jahre 1671 Hess Valvasor in Bamberg ein Büchlein, aus dem Fran-
zösischen verdeutscht und ohne Beisetzung seines Namens, drucken.
9. Charta Geographica Carinthiae d. i. Landcharten des Erzh. Kärnten.
Wagensperg 1685," ohne Beisetzung des Namens.
10. Charta Geographica Carnioliae , oder Landkarten des Herzogthums
Krain. Wagensperg 1684.
11. Charta Geographica Croatiae. Wagensperg 1685.
12. Topographia Archiducatus Carinthiae. Nürnberg 1686, fol.
13. Satyrischer Ovidius mit deutscher Beschreibung und mehr als 170
Kupfern. 12«.
14. Luminis Naturae Tom. I. de Vitro, 4«, in zehn Büchern. Betrifft Glas-
bläserei und Malerei, Emailarbeit u. dgl.
15. Luminis Naturae Tom. 11. de Pasta, 4^ in zehn Büchern. Handelt
von Gips, Alabaster, Marmel, von Tingiren, Beizen, Härten etc.
16. Luminis Naturae Tom. III. de Colore, 4®, Zubereitung der Farben,
Firnisse, Oele u. s. w. betreffend.
17. Luminis Naturae Tom'. IV. de Sympathia et Antipathia, in 4®. Zehn
Bücher. Darin wunderliche und seltene Exempel der Sym- oder Antipathie.
18. Luminis Naturae Tom. V. de Fuco (von der Schminke), 4^, ebenfalls
in zehn Büchern.
19. Luminis Naturae Tom. VI. de Medicina, 4«, d. i. allerlei Chymische,
Galenische und mancherlei andere sonderbare Secreta und Experimenta für
allerlei Zustände.
20. Flos Physico-Mathematicus , drei Bände in Fol., Valvasors ,selbst-
eigene Experimente und Proben' und viele seiner Erfindungen enthaltend, befand
sich im Jahre 1689 noch unter der Feder des unermüdlichen Autors und sollte
ebenfalls durch viele Kupferstiche erläutert werden.
43
Die letztgenannten acht Werke blieben Mannscript.
Eine Beschreibung des Zirknizer Sees unter dem Titel: Lacus Cirkni-
censis rarissimi Camioliae Cimelii potiora phaenomena etc. erschien in den ,Acta
Eruditorum Lipsiensium 1689 Mensis Decembris* pag. 634 — 644.^ Valvasor
hatte den Zirknizer See in den Jahren 1684 und 1685 wiederholt zur Zeit des
Zu- und Abflusses besichtigt.*
Schon ein Blick auf Valvasors Hauptwerk würde es begreiflich
machen, dass die Kräfte eines Privatmannes durch solch grossartigen
Aufwand zur HeiTorbringung und würdigsten Ausstattung seiner Geistes-
arbeit erschöpft werden mussten, da dieselbe doch nur einen be-
schränkten Kreis von Abnehmern — in dem allerdings zahlreichen,
doch im allgemeinen nicht reichen Adel des Landes, der höheren Geist-
lichkeit und Beamtenschaft — finden konnte. Dazu die sonstige schrift-
stellerische Thätigkeit und die Sammlerlust des Freiherrn, der aller-
dings ein nicht unbedeutendes Vermögen ererbt, aber auch schon in
jüngeren Jahren damit nicht gespart hatte, wo es galt, den Geist
und die Erfahrung durch Reisen und Studien zu bereichern. So kam
es denn, dass Valvasor, der die Güter Gallenegg,^ Schwarzenbach,*
Wagensperg^ und Lichtenberg® besass, im Jahre 1690 sich gezwungen
sah, seine reichhaltige Bibliothek dem Bischof Ignaz Mikulic in Agram
zu verkaufen, nachdem er dieselbe vergeblich den krainischen Ständen
zur Gründung einer landschaftlichen Bibliothek unter sehr billigen
Bedingungen angeboten.'' Seine letzten" Lebensjahre verlebte der Ge-
schichtsschreiber Krains in dürftigen Verhältnissen in Gurkfeld, wo
er noch im Februar 1693 von Jakob Vodnik, einem Vorfahren unseres
berühmten Dichters und Sprachforschers, ein Haus (jetzt Nr. 85) er-
1 P. Marc. Biblioth Carnioüae S. 57.
« Valv. in. 632.
« Valv. XI. 162.
* L. c. 517.
» L. c. 619.
• Ii. c. 337.
^ Detaüs übor Valvasors Bibliothek, welche sich gegenwärtig in den Bäumen
des fursterzbischöflichen Metropolitanarchivs in Agram befindet, bei Eadics: Val-
vasor, biographische Skizze, Graz 1866 S. 26—30. Unter den Manuscripten werden
da aufgezählt: ein über 700 Blätter zählender, schön gebundener Foliant: Miscel-
lanea, auf 449 Blättern die genealogischen Notizen über alle Adelsfamilien Erains
von Schönleben und die verloren geglaubten Jahrbücher Chröns etc. umfassend ; das
grosse Wappenbuch, zusammengestellt von Valvasor und gemalt von Bartl Eam-
schissl (1688); eine Kupferstichsammlung von 18 Bänden; die Cartons zu den
Schlösserbüchem (Topographien) von Krain und Kärnten etc.
44
kauft hatte.* Hier beschloss er sein der Wissenschaft und dem Vater-
lande geweihtes Leben im September 1693.
Laibacher Freunde widmeten ihm eine nicht mehr vorhandene
Grabschrift, welche der Historiker Johann Gregor Thalnitscher von
Thalberg abfasste und welche lautete:
D. 0.
JOANNI WAICHAßDO VALVASOBIO
LABACO OEIUNDO
mCLITI DUCATUS CAßNIOLIAE
COSMOGEAPHO
EEGUE SOCIETATIS ANGLIAE ACADEMICO
ANTIQUITATUM STUDIO NULLI SECUNDO
QUI
DOMESTICA MUSIS
AMICA PIETATI
BELLICA LITEßlS
ADJUNXERAT
OB
UNDIQUE STRENUE GESTA
PACÜNDUM HOC AD POSTEROS
MONÜMENTUM
S. P. Q. L.
PONI CURAVIT
m. ID. DECEMB. MDCXCm.
Valvasor hatte sich zweimal vermalt. Die erste Ehe schloss er am
10. Juli 1672 mit Anna Rosina GraflFenwegerin, welche 25. April 1687
starb, die zweite am 20. Juli 1687 mit Anna Maximilla Freiin Zetsch-
gerin. Aus der ersten hatte er vier Töchter und fünf Söhne, aus der
zweiten eine Tochter. ^ Der Name Valvasor wird noch lange nach
dem Tode seines grössten Trägers ehrenvoll genannt. Der Oberst-
lieutenant Graf Valvasor des Regiments Nr. 18 (Stuart) machte 1737
mit der Schabatzer Garnison den ersten Angriff auf die Türken, in-
dem er am 12. Juli die Schanze Lesnica angriff, den Aga mit 47
Türken erlegte un:l zwei Fahnen erbeutete.^
Das Schloss Wagensperg^ die Stätte, wo Valvasor in der Mitte
seiner wissenschaftlichen Schätze lebte und wirkte, hat, im ganzen
» Mitth. 1857 S. 115.
« Valv. rX. 109.
* Gräffer, Gesch. der k. k. Regimenter S. 78.
45
noch wohl erhalten, seitdem oft den Besitzer gewechselt.* Noch vor
dem Tode Valvasors gelangte es (8. Oktober 1692) in die Hände Johann
Andreas Gandini's von Lilienstein, dann durch Heirat an Anton Alex,
von HöflFern (1750), durch Zwangsverkauf an Michael Skube (1793),
durch Weiterveräusserung an Johann Nep. Wagathei (1801), von dessen
Erben es Weriand Fürst Windischgräz (1853) an sich brachte.
2. Laibacli zu Valvasors Zeit. Die Tuden. Die Landstädte nnd
Bänerliclie Industrie und Landeskultiir.
In keinem der entschwundenen Zeitalter blickt uns das Bild un-
serer Landeshauptstadt so vertraut entgegen, wie in jenem Valvasors.
Hier ist es uns, als würde es auf den Gassen und Plätzen der alter-
thümlichen Stadt lebendig, als blickten wir auf das bewegte Leben
und Treiben unserer Altvordern, als gewänne das Bild mit einem mal
plastisches Leben und träte aus seinem Rahmen heraus. Wir schlagen
die Chronik auf und verweilen mit dem Blick auf der prächtigen An-
sicht von Laibach.* Sie liegt da in sicherer Hut des alten, schon von
den Landeshauptleuten der kärntner Herzoge bewohnten und bewehrten
Bergschlosses, welches aus dichtem Wald hervorragt, der nur auf der
gegen Norden gewendeten Seite sich in dünnes Gehölz verliert. Das
Schloss bietet den Anblick einer weitläufigen, mit Thürmen und Ba-
steien versehenen Feste, auf der Nordseite sogar mit einer dreifachen
Mauer eingefasst, welche aber, seit die Raubzüge der Türken auf-
gehört haben, in ziemlichen Verfall gerathen ist, so dass sie, wie
unser Chronist versichert, keinen Feindesanfall aushalten könnte. Es
hat auch keine eigentliche Besatzung, sondern in Friedenszeiten nur
eine Wache von zwölf Mann, welche der Burggraf befehligt. Dagegen
lugen von seinen Wällen schussbereit die Geschütze, welche jedoch
schon lange mehr die Verkünder festlicher Tage, als todbringende Sturm-
zeichen sind. Auch die furchtbaren Verliesse, in welche man ehemals
die gefangenen Türken an Seilen hinabliess, werden' nur mehr neu-
gierigen Besuchern gezeigt, denen ein Blick in die ,abscheuliche Tiefe'
kein geringes Grausen verursacht. Wohnlichere Kerker sind für christ-
liche Uebelthäter bestimmt. Wir finden auch da eine Sehenswürdigkeit:
Ein Laibacher Wirth, Plautz, wegen ,grosser Schlägereien und Rauf-
^ Bl&tter ans Krain 1859 S. 90.
« Valy. XL QQQ. Vgl. die kleinere Abbildung S. 336.
46
händeP da oben festgesetzt, hat mit dem Satan einen Bund gemacht,
damit er ihn der Ketten und Bande entledige. Wie es dabei herge-
gangen, hat er an den Mauern seines Gelasses eigenhändig abgerissen
und gemalt. Der Böse hat auch Wort gehalten und seinen neu ge-
wonnenen Freund bei hellem lichtem Tage durch alle Thore und
Wachen hindurchgeführt, worauf dieser letztere ihn jedoch billig um
seine Seele betrogen, indem er nun plötzlich dem Teufel zu Trotz
fromm geworden und bis an sein seliges Ende bussfertig gelebt. Auch
drei WacJUthürme zählt das Schloss, welche mehr friedlichen als krie-
gerischen Zwecken dienen. Da ist der ,Pfeiferthurm', wo ein schönes
Hörn vorhanden, das seiner Kunst halber gar berühmt. Abends,
wenn Tag und Nacht sich scheiden, und zuweilen auch des Morgens
lässt man es weithin erschallen. Es begleitet auch Solennitäten in
der Stadt, Bürgermeister- oder Richterwahl, und auf einem offenen
Gange lassen sich hier um 11 Uhr mittags, Sommers fast alle Tage,
öfter auch Im Winter, die ,Stadtthurner' in ihrer grünen Liberey,
mit drei Posaunen und einer Zinken (Cornet) hören. Das war die
erste Stadtmusik von Laibach, Sie spielte auch in den Häusern bei
Hochzeiten und anderen ,Ehrenfreuden' und geleitete die Hochzeits-
züge aus der Kirche heim. Auf dem Pfeiferthurm wurde auch täglich
um 7 Uhr früh eine Glocke geläutet, zum Andenken, dass der ,tür-
kische Bluthund' um eben diese Stunde von der belagerten Stadt
mit Schimpf abgezogen. Hier residirt auch der Feuerwäckter^ der alle
von der grossen Thurmuhr schlagenden Stunden auf einer kleinen Glocke
nachzuschlagen hat, um dadurch seine Wachsamkeit zu bethätigen.
Im Falle eines Feuers hat er die Glocke anzuschlagen und bei Tag,
wie noch heutzutage, eine rothe Fahne, bei Nacht eine Laterne aus-
zuhängen, ebenso in Feindesgefahr, und diese Verpflichtung theilten
auch die Wächter auf zwei anderen Schlossthürmen, auf der Ostseite
und auf der Bastei ober dem Karlstädter Thor.
Die älteste Befestigung gehört dem Mittelalter an, doch war sie
noch unvollkommen ; die erste regelmässige Anlage von Mauern, Thür-
men, Brustwehren, Basteien und Gräben begann 1519 und war 1592
noch nicht vollendet. Vom Bergschlosse herab zogen sich zur Stadt
zwei Bingmauern am nördlichen und südlichen Ende der Stadt, die
erstere ungefähr in der Richtung der Studentengasse, die zweite in
jener des alten Rathhauses (jetzt Nr. 167 am alten Markt); später,
als die Stadt sich in dieser Richtung erweiterte, entstand eine dritte,
in der Gegend der' S. Florianskirche endigende. Der Laibachfluss
bildete gleichsam den natürlichen Festungsgraben, in den sich die
47
Bingmauer an seinem rechten Ufer hinzog und nur zwei Zugänge über
die untere (Spitals-, jetzige Franzens-) und die obere (Schuster-, jetzt
ifradecky-) Brücke oflfen liess. Sechs Thore bewachten die Zugänge
zur Stadt: das Karlstädter Thor (pisane urata) an der Unterkrainer
Strasse; das Wasserthor (vodne urata) am äussersten südlichen Ende
der Stadt, wo der Fluss durch ein an die Wehr sich anschliessendes
Fallgatter abgesperrt wurde; das Deutsche Thor (Nemäke urata) auf
der linken Uferseite, an das Deutsche Haus sich anschliessend; das
Vicedomthor (Vicdomske urata), ebenfalls auf der linken Uferseite, wo
jetzt der Eingang zur Herrengasse; das SpitaUhor (Spetalske urata)
auf dem rechten Flussufer, mit einem Brückenkopf auf der linken
Uferseite, an der Stelle der jetzigen Franzensbrücke; endlich das nörd-
lichste Thor, wegen des benachbarten Franziskanerklosters (jetziges
Gymnasialgebäude) das Klosterthor (klosterske urata) genannt. Alle
diese Thore wurden von Georgi bis Michaelis um 9 Uhr, und von da
bis Georgi um 8 Uhr abends auf ein Glockensignal von deraPfeifer-
thurm geschlossen.
Beschauen wir uns das Innere der Stadt mit ihren 400 bis 500
meist drei-, selten zwei- bis vierstöckigen, nett gebauten, gegen die
Tlusseite zu meist mit offenen Gängen und Balconen versehenen
Bürgerhäusern, mit einer Bevölkerung von 20,000 Einwohnern, dreissig
engen Gassen und zwei Plätzen, dem alten und dem neuen Markt.
Sie bietet einen freundlichen Anblick mit ihren Grärten^ theils in steifem
französischem Geschmack mit abgezirkelten Blumenbeeten, theils mit
ungekünsteltem dichtem Baumschatten, ja sogar mit einem Natur-
park von Buchen und anderen Bäumen und einem ,schönen lustigen
Spazierweg' den Schlössberg hinauf. Die Perle dieser Lustorte, der
Attersperg'sche Garten vor dem Vicedomthore] mit seinen Volieren und
Grotten, Springbninnen und Wasserkünsten, Marmorbildern und raren
Blumen, seinem Kaninchenberg und Schwanenteich,, seiner Fasanerie
und seinem Sommerhaus hat bereits gebührende Erwähnung gefunden.
Er barg ausserdem noch eine Reitschule und ein Schiesshaus für den
ritterlichen Adel des Landes, welcher auch ausser der Stadt ein Ball-
haus und einen Reitplatz zur Uebung seiner Jugend eingerichtet hatte.
Die Bürgerschaß hatte aber ihr besonderes Schiesshaus^ auf welchem
im Sommer alle Sonntage nach der Scheibe geschossen wurde. Dies
war kein blosses Soixntagsvergnügen, sondern jeder neu aufgenommene
Bürger war verpflichtet, durch zwei Jahre- auf dem Schiesstande zu
erscheinen und sich im Schiessen zu üben, worin ein von der Stadt
besoldeter Lieutenant die Bürgerschaft unterwies, damit sie sich dessen
4B
auch in ernster Zeit zum Schutze der Vaterstadt bedienen könne. Wie
die Alten ihren Schiesstand, hatte aber die Jugend ihre Fecht-^ Tang-
und Sprachmeister, damit sie dereinst in Scherz und Ernst, auf dem
glatten Parket und auf dem lauten Markt des Lebens ihren Mann
stellen könne.
Mustern wir die hervorragendsten Bauten des alten Laibach, so
ist das Palais des Landeshauptmannes Wolf Engelbrecht von Auers-
perg, dessen Lustgarten wir bereits erwähnt haben und dessen Ge-
schmack die Stadt ihre vielen hübschen und nutzbaren Gartenanlagen
zu danken hatte, ein grossartiger Bau im Viereck, mit weitem Hof
und Raum für drei fürstliche Hofhaltungen, seinem auf luftiger Höhe
angelegten Orangen- und Citronengarten, seiner Bibliothek und seiner
Kunstkammer voll seltener Schaustücke und köstlicher Gefässe vor
allen zu nennen. Das Landhaus bietet nichts bemerkenswerthes, als
etwa die Achazikapelle, eine Stiftung der Gegenreformation, in welcher
die Stände bei Eröffnung der Landtage die Messe hören, dagegen
zeigt das Bathhaus mit seinem säulengetragenen Vorbau in seinem
Innern die kunstreichen Wandgemälde des Antonio Gerici und an seiner
dem Platz zugewendeten Fronte das Wahrzeichen der Stadt Laibach,
Eva mit dem Apfel und ihr Gegenstück Adam, zwei Steinfiguren von
treflFlicher Arbeit. An öffentlichen Gebäuden hatte Laibach noch drei
Zeughäuser, das landesfürstliche und das landschaftliche am Schloss-
berge, das bürgerliche zwischen dem Franziskanerkloster und den
Häusern des Domcapitels am Laibachufer, dieses wohlversehen mit
,allerhand Gewehr auf die alte Manier' und schönen Geschützen, da-
runter die sogenannte ,Pfeife', d. i. vier Rohre auf einer Lafette artig
zusammengefügt. Ferner war da das Oberaufschlagamtshaus am ,Rain^
(Rann), das Wag-, das Kornhaus (oder die sogenannte Brodkammer)
am alten Markt und das Salzhaus. Hier walteten sechzehn von der
Stadt bestellte Salz- und Getreidemesser ihres Amtes, schon durch
ihre Zahl für den lebhaften Verkehr in diesen Artikeln zeugend. Zwei
Brunnen^ vor dem Jesuitengymnasium und vor dem Rathhause, der
erstere 1656, der letztere 1660 kurz vor Kaiser Leopolds Ankunft
errichtet, beide von Marmor und durch Wasserleitung gespeist, spen-
deten der Stadt das unentbehrlichste Lebensbedürfniss.
Kirchen zählt unser Chronist dreizehn auf: den Dom, die Je-
suitenkirche bei S. Jakob,* U. L. Frau im Deutschen Hause, Maria
* Diese Kirche wurde 1701 nach einer durch Erdbeben erlittenen starken
Beschädigung unter dem Bectorate des P. Budolf von Lewenberg neu hergesteUt,
und es wurde damals das Chronogramm ober dem Hauptportal angebracht: Magno
49
Himmelfahrt bei den Franziskanern (jetziges Gymnasialgebäude), die Spi-
talskirche S. Elisabeth im Bürgerspital, die Kirche S. Lorenz, vordem
Fridolin am Rann, S. Florian auf dem alten Markt, S. Georg am Schloss-
berg, S. Mariae Lauretanae, bei den Discalceaten (jetziges Civilspital),
Kapuzinerkirche S. Joannis Evangelistae (am Platze vor dem Vice-
domthor, wo jetzt die Sternallee), die Klosterkirche der Ciarisserinnen
(jetzt Militärverpflegsamt) und endlich die Pfarrkirche S. Peter in der
Vorstadt der Metzger, die älteste Kirche Laibachs. Mehrere dieser
Kirchen waren nicht allein für den frommen Besucher, sondern auch für
profane Wissbegierde von Interesse: jene der Franziskaner umschloss das
Erbbegräbniss des ältesten und berühmtesten krainischen Geschlechts,
der Grafen von Auersperg; die Elisabethkirche des Bürgerspitals war
denkwürdig durch kostbare Grabdenkmäler in Marmor und Bronze,
die Kirche von S. Florian verdankte ihre Entstehung einem Gelübde
in Folge der grossen Feuersbrunst des Jahres 1660, und auch die
Errichtung der Mariensäide vor der Jesuitenkirche war die Folge eines
Landtagsbeschlusses vom 14. Jänner 1664, womit die Stände über
Anregung des Kaisers Leopold erklärten, das Fest der unbefleckten
Empfängniss Maria hinfür auf ewig zu feiern, und zur grösseren Ver-
herrlichung dieses Mysteriums eine Mariensäule aufstellen zu lassen.
Der Anfang zur Ausführung dieses Werks ward im März 1680 gemacht;
unser Valvasor betheiligte sich in hervorragender Weise an derselben,
indem er nicht nur die Zeichnung zur Marienstatue entwarf, sondern
das Postament und den Säulenschaft, auf dem sich jene erhob, selbst
modellirte. Das Modell der Statue fertigte der Bildhauer Wolf Weiss-
kirchner in Salzburg, und den Guss bewerkstelligte der Laibacher
Glockengiesser Christoph Schlag im Giesshause vor dem Carlstädter
Thor, am 16. Dezember 1681.
Seit der Gegenreformation hatte der Katholicismus in Laibacli
wieder allen seinen Einfluss zurückerobert; der Generation, welche
an der Bibel festhielt und alles äusserliche Formelwesen der römischen
Kirche als Abgötterei verwarf, war eine in der Schule der Jesuiten
erzogene gefolgt, Welche Klöster gründete und mit Stiftungen be-
reicherte, Kirchen baute und Denksäulen für neue kirchliche Dogmen
setzte, welcher die regelmässigen gottesdienstlichen Formen nicht ge-
nügten, daher ihre Freude am geschäftigen Treiben der Bruderschaften
Deo et sanCto laCobo. Mitth. 1858 S. 68. Zur Erbauung der Kapelle des h. Franz X.
hatten die Stände 1667 — 1669 dem damaligen Rector P. Josef Frey 5500 Gulden
und zur Consecrationsfeier 150 Gulden bewilligt. Mitth. 1863 S. 87; Landtagsprot.
XXI. 234, 240.
4
5Ö
und am Schaugepränge der Wallfahrten und Processionen. Der Bruder-
schaften gab es in Laibach zwölf, von denen die ansehnlichsten die
des Frohnleichnaras mit einem eigenen Hause nächst der Domkirche,
in dessen Hofe sich 2000 Personen versammeln konnten, und jene des
heiligen Dismas, gegründet 1688 durch Wolf Sigmund von Kühnbach,
kaiserlichen Verweser in Idria, dem sich der Oberbergrichter Franz
Jakob von Erberg anschloss. Ihr Historiograph war Johann Gregor
Thalnitscher von Thalberg, der die Biographien der Mitglieder schrieb.^
Der Bruderschaft Redemptoris Christi verdankt die Laibacher Ghar-
freitagsprocession ihre Entstehung. Diese bestand aus 23 Figuren oder
vielmehr symbolischen Gruppen, unter denen z. B. Andromeda, von Per-
seus befreit, die Erlösung der hilflos dem Verderben preisgegebenen
Menschheit durch den Messias versinnlichte. Der Umgang ging von
den Kapuzinern aus durch die Herrengasse, den Neuen Markt, die
Schustergasse, Schusterbrücke bis nach S. Jakob, dann zurück und
über den Platz bis zu den Franziskanern (das jetzige Gymnasialgebäude
am Schulplatz); von hier wieder zurück durch die Spitalgasse, über
die Spitalsbrücke, Kapuzinergasse (jetzige Theatergasse) zu den Ka-
puzinern. Der Zug hielt von Zeit zu Zeit still, das waren die Leidens-
stationen. Den Heiland stellten anfänglich Personen des hohen Adels
vor, später gedungene Leute; die Juden wurden von den Tirnauern
und Krakauern, später aber auch von gedungenen Leuten vorgestellt. ^
Eine ähnliche Procession ging am Gründonnerstage von den Jesuiten
aus; es gab* dabei viele sich selbst Geisselnde und Kreuzträger (die
zur Busse ein Kreuz schleppten), und es wurde das. Leiden Christi
in Figuren dargestellt. Ausserdem hatten noch die Bruderschaften
ihre besonderen Umgänge, und fast kern Sonntag oder Jahrmarkt ging
ohne eine Wallfahrt vorüber.
Vorstädte zählte Laibach in dieser Epoche nur drei, jene der
Metzger ausser dem Spitalthore, und auf der entgegengesetzten Seite
der Stadt jene der Fischer — die Krakau — und der SchifFleute —
die Tirnau.
Die Stadt Laibach erlangte die Bestätigung ihrer alten Rechte,
Freiheiten und Privilegien von Kaiser Leopold, 6. September 1660.^
Ihr Stadtrath theilte sich in den Innern und äussern; jener, aus zwölf
Personen bestehend, wurde von der Bürgerschaft aus den ,Reichsten
' Mitth. 1862 S. 4 f.
2 Mitth. 1857 S. 100; 1859 S. 92.
3 Mitth. Dezember 1852; 1866 S 31.
51
und Verständigsten' auf Lebenszeit gewählt, und diese ernannten dann
jährlich 24 Personen aus der Bürgerschaft für den äussern Rath. Das
,Volk' oder die ,Gemeine', aus 101 Männern bestehend, hatte den
Stadtrichter aus zwei vom Innern Rath vorgeschlagenen Personen zu
wählen, während der Bürgermeister aus dem Innern Rath durch Stimmen-
mehrheit gewählt wurde. Zur Verwaltung der Gerichtsgeschäfte wurden
dem Stadtrichter aus dem innem und äussern Rath Bürger beigeordnet,
mit deren Hilfe er die bürgerlichen Civil- und Strafsachen schlichtete.
Prpzesse in die Länge zu ziehen, galt bei den Laibacher Bürgern für
,schändlich'. Die Appellation vom Stadtgericht ging an den Vicedom,
als den Vertreter des Landesftirsten.
Vor Zeiten, gingen die Zwölfe des inneren Rathes von Laibach
in Purpurgewändern , wie die venetianischen Edelleute oder die Fla-
mines der Römer, dagegen die des äusseren Raths in schwarzen ,Ta-
laren'; zu Valvasors Zeit war mit der alten Blüte der Stadt auch
die Festtracht ihrer Erwählten geschwunden, bei festlichen Gelegen-
heiten erschien aber der Rath in schwarzer spanischer Tracht, als dem
Hof kleide. Sowohl Bürgermeister als Stadtrichter hatten ihre Bedienten
in grüner ,Liberey' (Livree). Unter den Bürgermeistern Laibachs
zeichnete sich Johann Baptist Thalnitscher, seit 1663 wiederholt Stadt-
richter, seit 1672 durch das Vertlrauen seiner Mitbürger an die Spitze
der städtischen Verwaltung berufen, durch gemeinnützige Thätigkeit
aus und wurde am 31. Dezember 1688 in den Adelsstand des heiligen
römischen Reichs mit dem Prädicate ,von Thalberg' erhoben.^
Der Nationalität nach war die Laibacher Bürgerschaft sehr ge-
mischt, die meisten Bürger, fast ein Drittel der ganzen Bevölkerung,
waren Einwanderer aus der Fremde. Es wohnten da ,unter einander
und gleichsam in einem Schaf stall' Krainer, Steirer, Kärntner, Kroaten,
Italiener, Tiroler, Baiem, Sachsen, Franken, Schwaben, Schlesier,
Mährer, Böhmen, ja sogar Dänen, Pommern, Holländer und Franzosen,
geeint durch Sitte und ,deutschredUche Treue', beisammen. Man ver-
spürte wenig von Zank und Hader und niemandem fiel es ein, über
die ,fremde Ferse' zu klagen, um so mehr, als die gefürchtetsten Con-
currenten, die Juden, längst aus dem Felde geschlagen waren. Sie
erhielten sich nur mehr auf dem flachen Lande in Pflegen und an-
deren Diensten, wie ein Patent Kaiser Leopolds vom Jahre 1672 be-
weist, welches deren Abschaffung anordnet.* Am 2. April 1683 fand
» Blätter aus Krain 1863 S. 188.
« Meine Skizze : ,I)ie Juden in Krain* Feuill. der Laibacher Zeitung 1866.
4*
52
man an der Strasse nach Kroisenegg einen hebräischen Denkstein,
der auf einen hier bestandenen Judenfriedhof gedeutet wurde.
Der Handel machte die Laibacher Bürgerschaft reich ; sie lieferte
nach Italien Eisen, Wolle, Korn, Vieh und tauschte dafür Seide, Tuch,
Salz, Gewürze und die Leckerbissen des Meeres ein. Aus Kroatien
bezog man von alters her Pelzwerk und Vieh. Nach Deutschland, ins-
besondere nach Salzburg und Baiern, gingen jährlich viel tausend Zent-
ner Honig, die feinen Weine Italiens, Quecksilber und Kupfer, und es
wurden von dort gegerbtes Leder, Wolle und Gegenstände des Haus-
halts eingeführt. Der Salzhandel war von Kaiser Leopold mit Patent
vom 10. September 1661 freigegeben worden. Man bezog das Salz
aus dem venetianischen Istrien, aber auch aus den Salzgärten von
Triest. Das nach Laibach gebrachte Salz musste hier verkauft wer-
den.^ Die Blütezeit der Laibacher Gewerbe war jedoch vorüber, die
Hutmacher hatten vor der Einnahme Candias durch die Türken fast
(las ganze Königreich mit Hüten , Baretten* und Kappen versehen.
Ehemals gab es auch in der Polana eine Papiermühle und in der Tir-
nau eine Glashütte. Die Stadt hatte jetzt nur noch einige Industrie
in Spitzen nach niederländischer und venetianer Art, die einen Aus-
fuhrartikel bildeten, und seit einigen Jahren hatte man den Tabakbau
begonnen, auf dessen Gedeihen man viel Hoffnung setzte,^ der jedoch
wie es scheint, bald wieder aufgegeben wurde. Dagegen finden wir,
wie bereits erwähnt,* den ersten Glockengiesser vor dem Karlstädter
Thore, also an dem nemlichen Platze, wie heutzutage. Von den zwei
Badstuben, welche Laibach im Mittelalter zählte, finden wir nur mehr
die capitlische, hinter der Domkirche, genannt, welche im Jahre 1663
verkauft wurde. Im Jahre 1704 besass sie Jakob Menegatti.* Die
Badstuben waren übrigens im Laufe des siebzehnten Jahrhunderts aus
Tummelplätzen geselligen Vergnügens zu Werkstätten der Bader ge-
worden, welche das als Präservativmittel beliebte Aderlassen und
Schröpfen und andere Zweige der Wundarzneikunde betrieben.
Die Zahl der Kleingewerbe war sehr beträchtlich und daher auch
ihre Arbeit sehr billig. Unter den Taglöhnern werden Fuhrleute, Esel-
treiber, Pferdevermiether, SchiflFIeute, Fischer, Holzhauer, Boten, Last-
träger, Gärtner aufgeführt. Ein Taglohn betrug vier bis fünf Groschen ;
1 Mitth. 1862 S. 72 f.
'^ Siehe oben S. 49.
2 Vicodomarchiv.
53
davon genügte ein Groschen für die Tageskost, daher der Taglöhner
sein gutes Auskommen fand. Das Leben in Laibach war überhaupt
billig; die Stadt wurde nicht allein durch Handel und Gewerbe mit
guter und wohlfeiler Ware, sondern auch durch die Wochenmärkte
mit Esswaren wohl versorgt. Besondere Sorge verwendete der Lai-
bacher Rath auf vollwichtiges Brod, An der Laibach, in der Nähe der
sogenannten Brodkammer, war der unredlichen Becken ßichtplatz ; dort
vnirden. sie nemlich ,ins Wasser geschupft', worunter wir jedoch wol
kein Ertränken, sondern nur ein zwar unangenehmes, doch nicht lebens-
gefahrliches Untertauchen zu verstehen haben. Aus dem Jahre 1696
wird über grosse Theuerung berichtet. Damals kostete ein Star Weizen
14 Gulden und im Laibacher Lazareth befanden sich 500 Bettler.^
,Seit ungefähr 50 Jahren — schreibt unser Chronist im Jahre
1679 — ist die Stadt an Pracht der Gehauen und Menge der Ein-
wohner (man schätzte diese damals auf 20,000), auch sonst, die Wahr-
heit zu gestehen, an Gepränge merklich gewachsen. Denn da man,
zu Anfang dieses Jahrhunderts, etwan vier Carossen gesehen, so wer-
den nunmehr über 50 gezählt.' Demgemäss stieg auch der Luxus in
den Genüssen der Tafel. Die Reichen ,belustigten' sich mit ,Schlecker-
bisslein', liessen ,Schleckereien' aus Italien, Austern von der Meeres-
küste kommen; diese Feinschmeckerware ward so stark eingeführt,
dass sie in Laibach fast leichter aufzutreiben war, als in Triest. Im
Fasching steigerte sich das Wohlleben zur Zuchtlosigkeit; es war da
in Laibach, nach dem Zeugniss des Laibacher Arztes M. Gerbez, kein
Haus, wo es nicht bis Sonnenuntergang Gelage und Excesse gab.^
Zur Sommerszeit liebte man es, nach eingenommener Mahlzeit des
Abends auf der Laibach bei Musikbegleitung spazieren zu fahren,
,indem der Fluss in anmuthiger Stille fortschleicht" und also durch
kein Rauschen dem Musikklange einen Eintrag thut'.
Auch in der Tracht gab 'sich der Hang zum Luxus kund. Die
Laibacher wichen darin keiner der ersten Städte Deutschlands. Die
Vornehmen trugen sich entweder deutsch oder französisch. Bürgers-
töchter und Frauen trugen weisse Schleier oder ,gekräusten Flor', was
vormals nur adeligen Matronen aus den vornehmsten Häusern zustand.
Als diese sahen, dass ihre Tracht von den Bürgersfrauen nachgeahmt
wurde, fingen sie an, um ,vor dem gemeinen Volk etwas besonderes
zu haben', nach deutscher Manier schwarzseidene Kappen oder Flore
1 Kluns Arch. S. 61.
* Lippich, Laibacher Topographie, Laibach 1834, S. 113.
54
ZU tragen. Aber auch in diesem neuesten Modeartikel thaten es ihnen
die Frauen und Töchter der ßathsherren nach, welche zu den edlen
Geschlechtern gezählt wurden. ,Und wie diesem Frauenzimmer die
Prachtlust gleichsam angeboren ist, also trachtet gemeiniglich eine die
andere in Schmuck und Zierrath zu übertreffen.'
Liebte aber der Laibacher Bürger auch Prunk und Wohlleben
fast zu sehr, so lässt es sich ihm nicht nachsagen, dass er darüber
den Werth der geistigen Güter verkannt hätte. , Er liess seine Söhne
die Schulen der Vaterstadt besuchen und schickte sie dann in fremde
Länder an eine Akademie, um dort ihre Erziehung zu vollenden.
Mancher Bürgerssohn machte oft nicht minder glänzende Carri^re als
der Adel, denn dieser war durch Gegenreformation und Krieg decimirt
und verarmt und hatte nur mehr das Privilegium der Geburt voraus.
Umgangssprache war in Laibach neben dem Slavischen das
Deutsche, auch, bei Adel und Kaufleuten, das Italienische; in der
Schrift bediente man sich nur des Deutschen.
Da wir schon einmal von dem Laibacher Leben reden, so müssen
wir, wie unser Chronist witzig bemerkt, auch der Lufl^ als einer zum
Leben höchst nothwendigen Sache, gedenken. Die Laibacher Luft
wurde ,von etlichen, die allzu grosse Zärtlinge oder aber davon keine
rechte Erfahrenheit haben', fälschlich als ungesund verschrien ; Merian
und Blaeu, dieser in seiner Cosmo-, jener in seiner Topographia, er-
klärten sie ebenfalls für ungesund wegen des Nebels, der im Herbst
und Winter die Luft ,verdunkle', aber unser Valvasor vertheidigt den
leider nicht wegzuleugnenden Nebel: im Herbst zeitige er das Wälsch-
korn, im Winter sei er gesund, und wenn er des Morgens einfalle,
mache er zu Mittag einen heiteren Himmel. Der Feuchtigkeitsgehalt
der Luft sei für die Schwindsüchtigen gesund; die Pest, welche in
nebelfreien Gegenden angeklopft und viele dahingerafft, habe sich im
Laufe des Jahrhunderts in Laibach kaum einmal gezeigt. Es kämen
auch manche bei diesen Nebeln zu hohem Alter, und es wären deren
noch mehrere, wenn es der ,übermässige Trunk' nicht verhinderte.
Es seien Exempel vorhanden, dass Männer 50 Jahre mit einer Frau
,ehlich gehauset' und die zweite Öochzeit nicht nur erlebt, sondern
überlebt; auch Ehen mit 24 Kindern kämen vor, wobei Valvasor an
sein eigenes Haus gedacht haben mag, denn sein Vater Bartolomäus,
wenn er die Häupter seiner Lieben zählte, brachte volle zwei Dutzend
heraus, und unser Chronist selbst hatte zehn Kinder. Die Verthei-
digung der Laibacher Luft haben übrigens auch hochverdiente Lai-
65
bacher Aerzte, Franciscus de Coppinis* und Marcus Gerbez,* Zeit-
genossen Valvasors, und in neuester Zeit der geistvolle Topograph
Laibachs, Dr. Lippich, ^ auf wissenschaftlichem Wege geführt. Dr. Lippich
erkennt an, dass schon zu Valvasors Zeit, ,wo doch mehrere unleugbar
gesundheitswidrige Einflüsse noch existirten', das Klima Laibachs in
seinen Hauptmomenten vertheidigt werden konnte und musste.*
Die Chronik der loccden Ereignisse physischer Natur und ver-
derbenbringender Wirkung ist in Valvasors Epoche für Laibach ge-
ringer als in früheren. Grössere Feuershrünste gab es nur in den
Jahren 1660, wo am 17. September fünfzehn Häuser bei S. Florian, in
dem ärmsten Stadtviertel, zur Asche wurden, und 1676 am 4. März,
wo die Brunst in der Vorstadt nächst dem Spitalthore 40 Häuser ver-
zehrte, während in dem am 23. Juli 1685 in der Vorstadt hinter dem
Garten der Ciarisserinnen (Galave Ulze) ausgebrochenen Brande nur
fünf Häuser zugrunde gingen. Auch ^ie Ptdverexplosion im Jahre 1686,
wo auf dem Schlossberge ein Pulverthurm mit, 500 Zentner Pulver
in die Luft flog, dabei ein Stück der Ringmauer zertrümmerte und
umherschleuderte, auch in der Stadt in fast allen Häusern Fenster und
Oefen zertrümmerte, ging ohne bedeutenden Schaden vorüber; einige
benachbarte Häuser bei S. Florian stürzten ein, wobei ein Student
verunglückte, und schnelle Hilfe rettete die beiden anderen benach-
barten Pulverthürme.^ Erdbeben suchten Laibach zwar öfter heim, aber
unsere Chronik berichtet nichts von grösseren Verheerungen. Am
1. September 1669 morgens vier Uhr wird das erste verzeichnet, und
es wiederholte sich am 29. Dezember desselben Jahres ,mit unglaub-
licher Gewalt'. Ob das starke Erdbeben im folgenden Jahre (1670),
welches Freudenthal ,mit grossem Gekrach' erschütterte, auch in Lai-
bach empfunden wurde, wird nicht berichtet, ebensowenig bezüglich
des Erdstosses, der am 10. März 1689 vier Uhr früh ganz Krain heim-
suchte und von einer seit Menschengedenken unerhörten Heftigkeit
war, doch in Oberkrain sich mit geringerer Gewalt äusserte, daher
wohl auch Laibach nicht so hart betroffen haben dürfte.^ Noch wird
* Boi Valvasor III. 329 f. ist dessen Abhandlung voUständig abgedruckt.
* Vindiciae aurae Labacensis, Laibach 1710, 8®.
5 Topographie der k. k. ProvinziaJhauptstadt Laibach, Laibach 1834, ein Werk,
welches noch heutzutage insbesondere in biostatischer Beziehung seinen Worth be-
hauptet.
* Lippich 1. c. S. 391.
» Valv. XI. Jes. Diar.
e Valv. XL 143,718; XV. 608.
56
eiii starkes Erdbeben in Laibach am 19. und 27. Februar 1691 und
ein sich über ganz Krain ausdehnendes vom Jahre 1699 berichtet*
Am 18. Juli 1672 wüthete in Laibach ein Orkan, der die schöne alte
Linde hinter der Domkirche mit der Wurzel ausriss.* Der gefürchtete
Würgengel der Fest, welche in den Jahren 167^9 und 1680 rings um
das Land in Wien, Steiermark, Kärnten, Görz und Kroatien wüthete,
verschonte Laibach, ^ wo übrigens keine Vorsichtsmassregel vernach-
lässigt worden war und der Magistrat mehrere tausend Gulden für die
Durchführung der strengsten Quarantaine verwendete. Wachen waren
an den Landesgrenzen aufgestellt, der Verkehr auf der Save ein-
gestellt und bei Todesstrafe verboten worden, jemand über das Wasser
zu führen.*
Werfen wir zum Schlüsse dieses Abschnittes noch einen Blick
auf das Leben und Treiben der Krainer Landstädte und Märkte, an
der Handjinseres Valvasor.^
Adelsberg, aus dem Besitze Johann Weichards Fürsten von Auers-
perg in den seines Sohnes Ferdinand übergegangen, wird als ein ,lust-
voUer' Markt mit schönen Häusern und ,zierlichen' Wohnungen für die
durchreisenden Fremden, der weltberühmten Grotte — welche Valvasor
zwei Meilen weit mit Fackeln durchforschte, ohne ihr Ende zu er-
reichen, und in deren Stalaktitsäulen ihn seine aufgeregte Phan-
tasie die seltsamsten und abenteuerlichsten Fratzen, Schlangen, Thier-
und Teufelsgestalten schauen liess,^ — und mit einem trefflichen Ge-
stüte der Karster Race, geschildert.
Alben (Planina), in seinem tiefen Gebirgskessel von weiten Wäl-
dern und düsteren Wildnissen umgeben, ehemals der Stammsitz des
. ausgestorbenen Geschlechts der Herren von Alben, nun im Besitze des
Landeshauptmanns von Krain, Fürsten Johann Seifried von Eggen-
berg, ein offener Markt, dessen Lage die Befestigung ersetzte, hatte
wenig Baufelder, aber desto mehr Wald, und seine Bewohner ernährte
theils die Viehzucht, theils der Transport von Holz und Kaufmanns-
gütern auf Triest und Oberlaibach, daher auch hier ein Zoll- oder
Aufschlagsamt bestand.
1 Kluns ArcK. I. 61, 62.
2 Valv. XL 725.
8 Gerbez, Chronologia medico-practica, Frankfurt 1713, S. 125.
* Kluns Arch. I. 58.
* XI. Buch, welche Quelle daher nicht weiter citirt wird.
ö S. besonders die merkwürdige Abbildung der Grotte, IV. 535.
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Asling (Jesenice), von der hier häufig wachsenden Esche so
benannt, in Oberkrain am Eingang des oberen Savethals, in einem
lustigen ,Geu' zwischen dem hohen Schneegebirge, ein zur Herrschaft
Weissenf eis gehöriger Markt, dessen Herr Johann Friedrich Graf von
Trillek, hatte seine Bedeutung in seinen unterirdischen Schätzen, einem
Marmorbruch und den nahen grossen Hammerwerken Sava und Blei-
ofen, im Besitze der Bucelleni und Locatelli, von denen erstere den
edelsten Stahl weit und breit verschickten.
Bischof lack , die alte Bischofstadt, nicht gross, aber volkreich,
durch Mauern geschützt, trieb einen lebhaften Handel nach Deutsch-
land und Italien, hatte viele Rosshändler und starke Leinwand- und
Zwirnfabrication für den Export. Es hatte eine bewaffnete Bürger-
compagnie von 100 Mann.^
Crainburg (Krainburg), die alte Markgrafenstadt, deren Privilegien
Kaiser Leopold L am 12. März 1661 bestätfgte, hat sich unseres Val-
vasor Missfallen zugezogen durch die entschiedene Weigerung, ihm
Einsicht in ihre alten Freiheitsbriefe zu gestatten. Nachdem er sie
wiederholt um Mittheilung derselben zum Zwecke seiner Landeschronik
angesprochen und endlich seinen Schreiber zum Stadtrichter geschickt,
konnte er nur die mündliche Antwort erlangen: ,Sie hätten zwar
schöne Privilegien, woUten's aber niemanden zeigen.' Deswegen unser
Valvasor in seinem Unmuth über das Geheimhalten der Krainburger
meint, niemand stelle sonst sein Licht unter den Scheffel ; diese guten
Leute hätten aber hierin eine besondere Manier, ,dürfften ihre Pri-
vilegien lieber den Schaben und Motten, weder (als) einem Authori
communiciren'. Welcher Nachtheil ihnen selbst dadurch zufliesse, be-
dächten sie nicht, er wolle ihnen aber zeigen, wie leicht man Privi-
legien durch Unachtsamkeit verscherzen könne. Im Jahre 1495 hätten
die Bürger von Laibach und Krainburg ein Beneficium zu Aachen im
Niederland an der von Kaiser Karl dem Grossen erbauten Kirche
U. L. Fr. gestiftet und daher beide das Recht der Präsentation sich
• vorbehalten, weil aber die Krainburger ihr diesfälliges Recht nicht
ausgeübt, hätten sie es verloren. Valvasor will femer wissen, die Krain-
burger hätten ausser uralten Münzen alte krainische Becher, silberne
und goldene Geschirre nebst vielen andern Antiquitäten, welche seinem
Werk zur Zierde gereicht hätten. Auch die Krainburger nährten sich
durch allerlei Hantirung und Handel und hatten am Marcustage einen
Mitth. 1863 S. 100.
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stark besuchten Pferdemarkt. Am 10. August 1668 hatte übrigens eine
Feuersbrunst mehr als die Hälfte der Stadt eingeäschert.
Freienthurn (Podbrezje) an der Kulpa, befestigt zum Schutze
gegen die Türken, wie das gleichnamige Schloss im Besitze der Burg-
stalle, seinen Namen führend von der ritterlichen Vertheidigung gegen
den Erbfeind, war ein kleiner Markt mit wenigen schlechten Häusern,
mehr ein Zufluchtsott für die umwohnenden Landleute, als eine Stätte
bürgerlicher Betriebsamkeit.
GoUschee^ zu Valvasors Zeit stark befestigt mit Thürmen und
einem den Wall umgebenden Wassergraben, wurde von Kaiser Leopold
laut Verordnung der Regierung in Graz vom 30. September 1667 dem
Grafen Wolf Engelbrecht von Auersperg wegen der ,stattlichen, an-
sehnlichen und wohl erspriesslichen Dienste', welche er in langjähriger
trefflicher Landesadministration, als Landeshauptmann, geleistet, mit
Vorbehalt der allerhöchsten Gerichtsbarkeit, der Contribution und An-
lagen geschenkt. Im Jahre 1684, 21. Juli mittags zwischen elf und
zwölf Uhr, wurden Stadt und Schloss von den Flammen verzehrt, die
Einwohner retteten kaum ihr nacktes Leben, im Kirchthurme schmol-
zen die Glocken.
Kostet (Castel), ein kleiner, auf einem isolirten Bergkegel, dessen
Spitze das Schloss Grafenwart krönte, gelegener Markt, mit einer
starken Ringmauer, aber wenigen und schlechten Häusern und Be-
wohnern kroatischer Tracht und Sprache, früher im Besitze der Orten-
burger und der Cillier, fiel nach den letzteren an den Landesfürsten
und kam endlich als Pfandschillingsherrschaft in den Besitz der Frei-
herren von Langenmantel.
Gurkfdd ^ ursprünglich im Besitze eines im vierzehnten Jahr-
hundert ausgestorbenen gleichnamigen Geschlechts, dann im Besitze
der Cillier und von diesen an den Landesfürsten gefallen. Die Herr-
schaft gelangte zu Ende des sechzehnten Jahrhunderts in den Besitz
des Freiherrn Joh. Bapt. Valvasor, von diesem im Erbswege an die
Freiherren von Moskon und durch Kauf an die Strassoldos. Die Stadt
blieb landesfürstlich.
Laas^ ein kleiner aber ziemlich bevölkerter Ort, dessen Stadt-
privilegien Kaiser Leopold 1660 bestätigte, hatte Leder-, Salz- und
Getreidehandel und weit berühmte Pferdezucht. Die ,Sämer' brachten
das Salz vom Meere auf Saumrossen hieher und setzten es hier gegen
Getreide um. Wer Getreide einführte, durfte es nicht wieder fort-
führen, sondern musste es hier niederlegen, bis sich ein Käufer für
dasselbe fand, ein nicht seltenes Vorrecht der Städte, welches aller-
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dings geeignet war, die Versorgung mit diesem wichtigsten Lebens-
bedürfniss zu sichern.
Landstrass zählte im Jahre 1686 81 kleine hölzerne Häuser. Die
Annalen des Städtchens sind ein eintönig Klagelied von Misswachs
und Theuerung, Brunst und Ueberschwemmung, Soldateneinquartierung
und Plünderung durch die Uskoken, türkische Ueberläufer, welche
die österreichische Gastlichkeit schlecht vergalten. Wir lesen da:
1662 hat im Monat Dezember lauter Eis geschniben, ist der Wei-
zen und Roggen den nachgerückten Frühling ganz verdorben, dass
man kein Sichel gebraucht, im Sommer der Schauer geschlagen, dass
man in Feld und Weingarten gar nichts gefechst.
1663, 17. April,' ist das arme Stättl in eine Feuersbrunst gerathen
und damals in die 38 Häuser, Komaun (Gemeindehaus) und S. Niklas-
kirchen zu Aschen gelegt worden.
1664 ist ein theures Jahr gewest, dass ein Scheffel Heiden ein
Gulden dreissig Kreuzer und das Viertel Wein, obschon gar schlecht
gewesen, neun Kreuzer d. W. gekostet.
1666 ist ein dürres Jahr gewest, dass das Getreid im Feld wegen
der grossen Darr zu nichts worden, hat also die arme Burgerschaft
mit grosser Mühseligkeit von andern weiten Oertern mit grossen Kosten
das Getreid zu täglichem Unterhalt erkaufen müssen.
1667 ist der Sommer ein Zeit dürr und der ganze Herbst nass
und kalt gewesen, dadurch der Wein gar schlecht und nichts nutz
gerathen, dass man solchen nicht hat versilbern können, sondern also
theils umgestanden, theils selbst austrinken müssen, hat der arme
Mann ihm (sich) wiederum nicht helfen können.
1671 ist wiederum gar wenig Getreid gerathen, dass also viel
arme Leut vor Hunger gestorben.
1672 mittelmässig das Getreid und der Weiir gerathen, dass da-
mals als reich ästimirte Leut nicht ein halbes Jahr das liebe Brod
zum Essen gehabt haben.
1674 ist der Heiden mehrmalen verdorben und zu nichts worden,
wodurch die Burgerschaft in ziemliche Armuth gerathen. Eodem anno
den 20. Oktober ist das arme Stättl durch einen Schelmen rachgieriger
Weis nnt allem Fleiss angesteckt worden und damals siebzehn Burgers-
häuser abgebrannt und über die 2000 Gulden zum Schaden gebracht.
1675 ist der Sommer nass und kalt gewesen, dass der Weinstock
erst nach Johanni im Sommer geblüht, der Herbst nass erschienen,
dass die Weinbeer nicht zeitigen können, sondern seind also hart ver-
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blieben, das Getreid in siniili nicht gerathen, dass die Leut theils
durch Hungersnoth gar gestorben sein.
1681 ist der Wasserstrqm Gurk jähling so stark aufgeschwollen,
dass derselbe in der Stadt durchaus und in den Burgershäusern bei
denen Fenstern aus- und eingeflossen, damals grossen Schaden an
Hausmobilien zugefjigt, viel Stuck grosses und kleines Vieh zum
Untergang gebracht, im Feld viel Getreid überschwemmt, theils ver-
schüttet, theils gar davongetragen, wodurch viel Burger zur Armuth
gerathen.
1684 das hoch und niedere Vieh allda in dem armen Stättl
schier alles verendt.^
In welche Fährlichkeiten das Städtchen mit den Conventualen
des Cistercienser-Stifts Maria-Brunn bei Landstrass mitunter gerieth,
erzählt uns in drastischer Weise nachstehende Eingabe von Richter
und Rath zu Landstrass, 1. August 1662, an Franz Seifried Grafen von
Thurn-Valesassina, Vicedom in Krain:
,Gnedig und hochgebietender Herr Herr Landsvicedom! Euer
hochgräflichen Gnaden und Herrn in Gehorsam zu klagen, wie dass
sich am Feste S. Jacobi abends um 9 Uhr zwen Conventherren aus
dem Kloster Landstrass, nachdem sie von habendem Tanz nach Haus
gangen, haben sie auf unserer Pruckhen einen bürgerlichen Pupillen,
Janschen Kuchar ohn einig ihnen gegebener Vrsach mit Schlägen an-
gegriifen und geschlagen. Darauf ist der arme Pupill flüchtig und sich
in eines Burgers Andreen Stehle Behausung retirirt; darauf sein ge-
stracks die andern Conventherren als Herr P. Essich, Herr P. Kam-
blanz, Herr Fr. Reringer und Herr Fr. Zwetin vor besagten Burgers
Behausung mit grosser Furia hingeloffen, daselbsten dem Burger die
Fenster eingestossen, das Hausthor eingerannt und einen solchen Gewalt
verbracht, dass obbesagter Burger um den Stadtrichter sich verfügen
müssen. Indeme, wie die Patres gesehen, dass der Stadtrichter kommen
solle, haben sie sich mit ihren Knechten, Dienern und bei sich habenden
Leuten mit selbst tragenden Stangen und Prügeln zum Stadtthor re-
tirirt, alsdann die Schlagpruckhen eingenommen, verwacht und gar
nicht geistUch, sondern als wann eine halbe Compagnie Dragoner das
arme Stattl einzunehmen abgeordnet wären worden, sich soliöher-
gestalt verhalten und erzeigt haben. Ueber solchen verbrachten Muth-
willen hat unser Herr Stadtrichter im Namen der löblichen Lands-
obrigkeit bei 1000 Dukaten in Gold (Strafe) protestirt, dass sie weiter
Mitth. 1864 S. 79.
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keinen Muthwillen anfangen sollen. Ungehindert solchen starken Pro-
testationen ist Herr Fr. Zwetin zum Stadtrichter gesprungen, denselben
bei der Hand ergriffen und laut geschrien: Wir wollen erstlich den
Stadtrichter, hernach aber die anderen alle nach ihm ins Wasser hin-
unter werfen. Zu diesen allen hat unser Herr Stadtrichter als ein
geduldiges Schaifel, damit nicht etwan sollten darunter Mordthaten
ablaufen, nachgegeben und aber die nach und nach zusammen ge-
loflFene Burgerschaft zurück und nach Haus geschafft und also alle
fernere Ungelegenheiten verhütet. Und weilen uns nicht allein diese
obenerzälte, sondern andere mehr grosse Ungelegenheiten durch das
Kloster, dero Gesind und Unterthanen zu sagen täglich angethan und
wir nun länger solches nicht gedulden können, sondern in solchen Tur-
birungen Eu. Hochgräflichen Gnaden in Gehorsam referiren etc.'^
Wir finden nicht, dass der demüthigen Klage des Stadtrichters
gegen die geistlichen Herren Folge gegeben worden wäre; der Ein-
fluss des Prälatep mag wohl weiter gereicht haben, als jener der Klein-
bürger von Landstrass.
Der Markt Lütai — dessen Benennung Valvasor durchaus von dem
lateinischen ,litus' ableiten will, weil es doch possirlich wäre, wenn
man den daraus gebUdeten krainischen Namen ,Litja^ was ,Menschen-
fett' bedeute, als die Urbenennung gelten lassen wollte, — mit der
Herrschaft Weichselburg dem Fürsten Ferdinand Auersperg gehörig,
hatte schon mit dem Brande vom 11. April 1636, der nicht nur Markt
und Schloss, sondern auch den naheliegenden ,lusthegenden' Eichen-
forst verzehrte, seinen Wohlstand verloren.
LoUschy ein kleiner Markt am Eingange des Birnbaumer Waldes;
mit schönem ebnen Baufeld und Wiesengründen, im Besitze des Landes-
hauptmannes Fürsten Johann Seifried von Eggenberg, ward im Juli
1688 durch einen Blitzstrahl getroffen, der sechs Häuser in Brand
steckte.
Mötfling^ unter dem Uskokenberge, nahe der Kulpa, mit schönen
ebenen Feldern, Wein und Getreide wohl versehen, war durch die
Türkeneinfäüe und im Jahre 1646 durch die Pest in solche Armuth
gesunken, dass es sich noch zu Ende des 17. Jahrhunderts nicht hatte
erholen können. Die Seuche hatte in zwei Jahren 1200 Menschen hin-
gerafft, viele Häuser verödeten, die Ringmauer verfiel; um die Steuer
bezahlen zu können, mussten alle der Stadt gehörigen Gründe ver-
kauft werden, und doch blieben noch 1209 Gulden rückständig, um
Vicedoraarchiv.
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deren Nachsicht die Stadt 6. Mai 1686 sich bittlich an den Vicedom
Adam Grafen Ursini-Blagäy wendete.^
Nassenfuss (Mokronog, Madipedium), ein schön gelegener Markt
mit schönen Baufeldern, lustigen Wiesengründen, Obst- und Weinwachs,
war durch Krieg und Feuersbrunst in grosse Armuth gerathen. Es
gehörte der Freifrau Maria Margaretha Khaysell.
Neumarktl, am Loibl, wurde durch die Landstrasse in zwei Theile
getheilt; der obere gehörte zum Schlosse Neuhaus, der untere zum
Schlosse Altguttenberg, war voll gewerbfleissiger Leute, welche Cor-
duanleder in rother und schwarzer Farbe bereiteten, das weit und breit
nach Italien und in das römische Reich ausgeführt wurde. Ausserdem
wurden hier Meslan, kupferne und eiserne Geschirre angefertigt, und
der Ort gelangte so zu gedeihlichem Wohlstand.
Oberlaibach war ein grosser Markt, wohlhabend als Stapelplatz
für die von Italien nach Laibach gehenden Waren, welche hier auf
die Laibach verladen wurden. Es wohnten hier viele Frachter, Ross-
verleiher und Handelsleute, aber der grosse Brand vom Jahre 1670
versetzte dem Orte einen harten Schlag.
Budölfswerth ^ als die ,fürnehmste' Stadt nach Laibach geltend,
hatte durch Ttirkeneinf alle , Pest und Feuersbrunst schon im sech-
zehnten Jahrhunderte sehr gelitten, doch war es damals noch ein
Mittelpunkt der Grenzvertheidigung, der Verproviantirung und Sold-
zahlung an das Kriegsvolk; diese Vortheile verlor die Stadt, als Karl-
stadt entstand, und die früher lebhafte Handelschaft nach ICanischa,
für welche Rudolfswerth der Niederlagsort war, fiel mit der Einnahme
Von Kanischa durch den Türken.
Senosetsch war durch Kriegsläufte sehr in Verfall gerathen, es
war der Stapelplatz für das Triester Meersalz.
Stein war ehemals reich durch Kaufmannschaft und zur Zeit der
Türkenkriege ein Lieblingssitz des Adels. Zur Zeit Valvasors war es
aber so in Abnahme gerathen, dass der vierte Theil der Häuser ein-
gefallen, aUe Kaufmannsgewölbe bis auf eines gesperrt waren und man
das schönste auf ein Jahr um zwei Kronen in Bestand nehmen konnte.
Die Bevölkerung war verarmt. Als Ursache des Verfalls gibt Valvasor
die Fortschritte der Türken in der kroatischen Grenze an, da die
Handelsrichtung nach Kroatien ging. Im Jahre 1660 hatte die Stadt
zudem durch eine Feuersbrunst starken Schaden gelitten. Stein hatte
seine Gemeindeverwaltung nach dem Muster der Laibacher: einen
Vicedomarchiv.
«»'■•.■
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Innern Rath, bestehend 9,us zwölf Rathsherren und dem Stadtrichter,
und einen äussern aus zehn Bürgern, während die ,Gemeine' aus
24 Bürgern bestand. Die innere Verwaltung führte der innere Rath,
der sich jeden Freitag versammelte und alle schweren Händel schlich-
tete, während die kleineren dem Stadtrichter überlassen wurden. Der
äussere Rath versammelte sich jährlich zweimal: am Mittwoch nach
Pfingsten zur Reambulirung der Grenzen und Erhaltung des städtischen
Besitzstandes, und am Festtage der h. Margaretha mit Zuziehung der
,Gemeine' und des Stadtschreibers zur Wahl des Stadtrichters, welche
jedoch vom Innern Rath geprüft wurde. Unter den Beamten der Stadt
wird auch der SchiUmeister genannt; leider liegt nichts näheres über
die hiernach in Stein bestandene Schule vor. Die Stadt hatte von ihren
alten bedeutenden Privilegien noch das Landgericht und den Anspruch
auf Sitz und Stimme im Landtage. Sie besass treffliche Felder, Wäl-
der, darunter den Feistrizwald am Fusse der Alpen, und das Fischerei-
recht gemeinsam mit der Herrschaft Kreuz. Das Wappen der Stadt
war, wie bereits erwähnt, eine Jungfrau mit einem Schlangenschweif
,zwischen einem Thor', und wurde dessen Entstehung auf die an die
sogenannte ,Kleinfeste'' nächst Stein sich knüpfende Schlangensage
zurückgeführt. Dort bewachte nemlich eine heidnische Jungfrau Ve-
ronica einen Schatz ; sie Hess sich in Gestalt eines wohlgezierten schönen
Frauenbildes früh und abends am Wasser nächst der Kleinfeste sehen,
,mit dem Fürgeben, wie sie ein heidnisches Fräulein von dem Ge-
schlecht derer, so die Kleinfest innegehabt, und (dass sie) bis auf den
jüngsten Tag >llda zu leiden verbannt wäre, wofern sie nicht ein
reiner Junggesell mit einem dreimaligen Kuss erlösen würde, dem auch
nach geschehener Erlösung sie mitsammt dem in diesem Schloss Klein-
fest enthaltenen Schatz (so sie öfters durch eiserne Gitter in Lägein
und Häfen aufbehalten neugierigen Personen gezeigt) zufallen würde'.
Das arme Fräulein verschwendete fruchtlos seine Beredtsamkeit an die
furchtsamen Steiner, bis sich endlich nach langem Suchen ein tugend-
hafter Jüngling fand, der auf Zureden von Fraumuttern, die ihm den
Schatz und das daran haftende Glück mit lebendigen Farben schil-
derte, sich entschloss, die ,nicht unliebliche' Jungfrau zu küssen. Aber
nach dem zweiten Kuss ward das schöne Fräulein ,abscheulich und
wild' und ihr holdseliger Leib veränderte sich nach unten in einen
,Schlangenschweif', so dass der tapfere JüngUng vor dieser Missgestalt
sich entsetzte und die Flucht ergriff. Darauf liess die Schlangenjung-
frau einen Jammerschrei hören, klagte, dass ihre Wiedererlösung nun
bis auf den jüngsten Tag unmöglich sei, verschwand und ward nicht
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mehr gesehen. Den Steinern blieb aber von all den Schatzhoflfnungen
nichts, als ein — Schlangenschweif.
Die alte Stadt Tschernembl hatte sich guten Baufeldes, schöner
Heumatten, vielen Obstes, auch guten und starken Weins zu erfreuen.
Ihre Einwohner waren Kroaten in Sprache und Tracht; ihre Häuser
durfte man nicht übermässiger Pracht beschuldigen. Sie ward auch
mehrmals durch Feuer verwüstet, und ihre verfallene- und verlassene
Ringmauer war kein Schrecken für den Erbfeind mehr, der sie in
früheren Jahren so oft und immer vergeblich berannt.
Die uralte Stadt Weichselburg — die Sage versetzt ihre Er-
bauung in das Jahr 552 v. Chr. — war vor Zeiten zierlich und sauber,
hatte prächtige Wohnungen; jetzt war sie in Verfall gerathen, manches
Haus verödet; hier hatte das Feuer öfter übel gehaust.
Der Markt Weissenfeis mit rein deutscher Bevölkerung, wie die
Umgegend, hatte die Verpflichtung, bei Feindesgefahr seine Bürger-
schaft zur Bewachung des Schlosses zu stellen. Es scheint also, dass
er ursprünglich von Dienstmannen der Herrschaft bewohnt war.
Der Markt Wippach war berühmt durch seinen Wein ; hier hatten
auch die Grafen Lanthieri als Besitzer der Herrschaft eine Tuchfabrik
errichtet.
Während der grösste Theil der Landstädte in Krain mehr acker-
bauende als gewerbetreibende Einwohner zählte, äusserte sich in der
Bauerschaft seit jeher ein von den Grundherren im Interesse ihrer
Steuerfähigkeit unterstützter Handelstrieb und Gewerbefleiss. In Ober-
krain gab es viele ,Sämer', d. i. Warenführer, welche auf Saumrossen
Wein, Oel, Salz, Getreide, Leinwand, Eisen, Stahl und andere Kauf-
mannsgüter bis Graz, Wien, Salzburg, Triest, Görz brachten. Andere
führten auf kleinen Wagen (grosse Lastwagen gab es hier nicht) Stahl
und Eisen wöchentlich zweimal nach Laibach und nahmen als Rück-
fracht Getreide und andere Lebensbedürfnisse für die Oberkrainer Berg-
werke mit. Viele handelten auch mit Pferden, welche vorzüglich in
Feichting, Safniz, Strasisch und Zirklach gezüchtet wurden, und Lein-
wand nach Italien.
Fast in allen Dörfern Oberkrains wurde der sogenannte ,Meslan'
gewirkt, nicht allein für den heimischen Bedarf, sondern auch für den
Export. Das grosse Dorf S. Georgen war der Sitz der Fabrication von
grobem Packtuch, Kotzen und Decken. Die Oberkrainer Siebböden
gingen bis Sinigaglia und der Schafkäse unserer Alpen wurde in Deutsch-
land für Parmesan verkauft. Das rothe und schwarze Corduanleder,
r
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welches in diesem Theile des Landes erzeugt wurde, hatte seinen
Absatz weit ins deutsche Reich. Das Fell der Rellmaus (Billich), an
deren Fang sich eine wahre Waldromantik in altem Stile knüpft, auf
welche wir noch zurückkommen werden, ging seiner Billigkeit und
Brauchbarkeit wegen bis ins deutsche Reich, nach Holland, England,
Frankreich, Italien und in die Niederlande. Der seltsamste Handels-
artikel waren wohl Scorpione, aus denen die Apotheker ein Oel als
Gegengift gegen ihren Biss bereiteten ; der betriebsame Krainer wan-
derte damit in weite Ferne, bis Holland, England, Frankreich. Der
Unterkrainer brachte sein Hauptproduct, den Wein, auf Wagen nach
Laibach; die Wahren aus Kroatien und Steiermark führte er auf der
Save herauf; er handelte mit Leinwand, Honig und Flachs und lieferte
Ochsen bis Venedig. Mitterkrain (die heutigen Bezirke Gottschee,
Grosslaschiz , Reifniz, Laas, Möttling, Tschernembl) mit seinen ver-
schiedenen Völkerracen zeigt das mannigfaltigste Bild der Handels-
und Gewerbethätigkeit. Die deutschen Gottscheer verlegten sich auf
die Fabrication von allerlei Holzwaren ; die zwischen Rudolfswerth und
Möttling angesiedelten Uskoken, slavische Ueberläufer aus der Türkei,
suchten ihre Nahrung meist ,mit Plündern und Rauben' bei Freund
und Feind, ,handelten und betrogen' mit Pferden, jagten allen Erwerb
geschwind durch die Gurgel, gaben aber sonst gute Soldaten, besonders
für den Parteigängerkrieg an der türkischen Grenze ab. Die Kroaten
um Möttling, Freienthurn, Weiniz, Tschernembl hatten das beste Wein-
gebirge und treflFliche Viehweide, zogen aber einen frischen fröhlichen
Stegreif ritt über die türkische Grenze auf ihren flinken, ausdauernden
Rösslein dem mühvollen Leben des Frachters und Handwerkers vor.
Die ,rechteii' Krainer endlich waren fleissige Ackerbauer und Vieh-
züchter und Hessen sich keine Mühe verdriessen, nebenbei einen Pfennig
zu verdienen. Sie handelten mit Meersalz, das sie auf ihren Samn-
pferden nicht allein im Lande, sondern nach Steiermark verführten, mit
Honig, Wein, Leinwand, Ochsen nach Istrien und ins Venetianische und
betheiligten sich am Export der Billichfelle. Die Einwohner von Inner-
krain endlich, durch Natur und Anlagen verschieden, waren nicht
weniger bemüht, das, was ihnen die Kargheit des Bodens versagte,
durch ihren Fleiss zu ersetzen. Hatten noch der Wippacher und der
Karstner, rechtschaffen arbeitsame Leute, ihren köstlichen Wein,
ihr gesuchtes Obst und ihren Oelbaum, Producte, welche, weit und
breit verführt, guten Gewinn brachten, so war der Tschitsche, zwischen
Neuhaus und S. Serf, im jetzigen Nordistrien, durch seinen unfrucht-
baren Boden auf die Saumfahrt angewiesen, welche auch den Haupt-
5
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erwerb der eigentlichen Krainer bei Oberlaibach, Planina, Loitsch
bildete.
Die BodenschiUee Krains wurden zuerst von den Italienern aus-
gebeutet; diese waren als erzkundig wohlbekannt, man glaubte, sie
wüssten besser als jeder andere Gold und Silber zu gewinnen. Es
wurde unter dem Landvolke erzählt, sie kämen oft ins Land, um
heimlich nach Erz. zu suchen und es in ihren Ranzen davon zu tragen.
Mochte aber auch dem Krainer der wälsche Nachbar im Schürfen
nach Gold und Silber den Rang ablaufen, so blieb jenem doch als
sichere Beute (was nicht minderen Werth hatte für das rauhe Kriegs-
handwerk, wie für die Arbeit des Friedens) sein Eisenerz. Da waren
in Oherhrain die Gewerke von Eisnern; Althanmier, einem Herrn
von Locatelli gehörig, das älteste unter den drei Werken in der
Wochein; Kropp und Steinbüchel mit ihren Nagelschmieden; Jauerburg,
den Freiherren gleichen Namens gehörig, aber an' Johann von Meyer-
hofen verpachtet, mit dem besten Stahl, vielbegehrt nach Italien und
in andere Länder; Pleyofen bei Assling, im Besitze des Johann Baptist
Locatelli, ebenfalls mit Stahlfabrication für Italien, sowie Sava zwischen
Assling und Jauerburg, ebenfalls Italienern: dem Domprobst Grafen
Ottavio Bucelleni in Laibach und seinem Bruder Johann Andreas Bu-
celleni gehörig und berühmt durch seinen Btichsenmeister Pietro Botti ;
Moisterna (Moistrana) und Neumarktl, ebenfalls Eisenwerke; und
Weissenfeis, Hammerwerk mit Schmelzhütten, dem Grafen von Trilleg
gehörig. In Unterkrain hatte es ehemals viel Blei- und Eisenwerke
gegeben, sie waren aber alle eingegangen bis auf einen Eisenhammer
an der Gurk, eine Meile oberhalb Seisenberg, einem Herrn Fanzoj
gehörig, und ein uraltes Blei werk bei Slatenegg, Malnek (Meelbach),
welches aus dem Besitze der Herren von Wazenberg an Andreas
Camillo Grafen von Locarno überging. Innerkrain zählte, nachdem ein
Eisenschmelzofen in Wippach von den Grafen von Lanthieri aufgelassen
worden, nur mehr Ein Bergwerk, welches aber an Bedeutung alle
anderen weit überwog : die Quecksilbergruben von Idria. Damals be-
reits in landesfürstlichem Besitze, kostete ihr Betrieb, welcher 355
Personen beschäftigte und von zehn Beamten geleitet wurde, jährlich
28,000 Gulden und lieferte im Durchschnitt ein Jahreserträgniss von
2000 Zentnern. Doch haben wir damit die Bodenschätze unserer Hei-
mat noch keineswegs erschöpft. Valvasor meint, sie berge zwar weder
Diamant, noch Rubin, aber manchen Jaspis, Agat, Krystall und Hya-
zinth hat er selbst in verschiedenen Theilen des Landes gefunden;
dreizehn Marmorgattungen beschreibt er uns ausführlich; den schönsten
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schwarzen mit den zartesten weissen Adern lieferte die Herrschaft
Ainöd in Unterkrain; aus ihm wurde das Postament der Laibacher
Marienstatue gemeisselt
Dass der Landbau bei allem Industriebetrieb nicht vernach-
lässigt wurde, beweist uns die Erwähnung so mancher Landesproducte ;
Getreide und Wein, Flachs und Tabak, köstliches Obst wusste die
fleissige Hand des Krainers dem kargen Boden abzuringen, und um
der wachsenden Bevölkerung Abfluss zu verschaffen und ihr ein neues
Feld ihrer Thätigkeit zu eröffnen, versuchte man, freilich immer noch
vergeblich, die UrbarnMcJiung des Laibacher Moors. Schon im Jahre
1554 war ausAnlass der durch die Mühlendämme der Laibacher her-
vorgerufenen Beschwerden der benachbarten Gemeinden die Ent-
sumpfung des Laibacher Moors zur Sprache gekommen. Zwei Röhren-
meister Stephan de Grandi und Niklas Vendaholo, welche König Fer-
dinand vom Herzog von Mantua erbeten hatte, kamen im Jahre 1554
nach Laibach, um mit Beiziehung der Landesbehörden über die für
das Landeswohl so wichtige Frage zu berathen. Sie wollten den
Laibachfluss um den Schlossberg führen und bemerkten, dass, wenn
einige Mühlwehren unter der Stadt abgebrochen würden, das Wasser
um fünf und ein halb Fuss mehr Seigerung erhielte. Die Unkosten
schlugen sie, mit Inbegriff zweier steinerner Brücken, auf 38,000 Gul-
den rh. an. Ungeachtet dieser Vorschlag ohne Resultat blieb, so fehlte
es doch auch im siebzehnten Jahrhunderte nicht an neuer Anregung
zur Durchführung dieser gemeinnützigen Unternehmung. Herr Peter
von Wazenberg machte den Vorschlag, den Moor auf eigene Kosten
urbar zu machen, wenn ihm auf zehn Jahre die Robot von den neu-
anzusiedelnden Unterthanen bewilligt würde. Freiherr Hans Jakob von
Juritsch, als er (1634) aus dem Kriege nach Hause kam^, liess sich
an unterschiedlichen Orten verlauten, er wolle das Moor gegen eine
geringe Vergütung vonseite der Landschaft austrocknen und mit Dör-
fern besetzen, ,es wäre Sund' und Schad, dass man solches Ort zu
keinen Nutzen machet'; aber keiner von beiden fand Gehör. Intriguen
vereitelten die besten Absichten. Demungeachtet fehlte es nie an Pro-
jecten und Projectenmachem.
Am 3. Juli 1658 verhandelten die Verordneten über das Aner-
bieten eines Kapuziners aus Italien, Gaiola mit Namen, den Laibacher
Moor ,ob der Stadt gegen Igg' durch Ziehung von Gräben auszu-
trocknen und mit Bäumen zu bepflanzen. Tausend Personen könnten
in drei Tagen den Graben ziehen. Man beschloss, die Arbeit ohne
Verzug in Angriff zu nehmen. Bei dem diesfälligen Augenschein be-
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theiligten sich ausser dem obengenannten noch vier Kapuziner. Nach
wiederholten Commissionen »wurde beschlossen, am 8. Juli mit der
Arbeit anzufangen. Am 6. Juli hatte aber bereits der Stadtmagistrat
einen Protest eingebracht wegen allfälligen durch die Laibach zu ge-
wärtigenden Schadens und weil es ohne Vorwissen des Landesfürsten
geschehe, auch wollten die Laibacher ihren Besitzstand gewahrt wissen.
Demungeachtet ging man am 8. Juli ans Werk mit 40 Arbeitern, aber
kaum hatte man eine halbe Elle in die Tiefe und fünf Klafter in die
Breite gegraben, als die Patres Kapuziner auf einmal ihren Plan än-
dern und dem Graben eine andere Richtung geben wollten. Die
,interessirten' Leute waren aber damit nicht einverstanden und ,ver-
fluchten die Patres; die Kaltenbrunner Jesuiten protestirten wegen des
ihnen entgehenden Zehents, auch die Augustiner vor dem Spitalthor
überreichten zu Händen des Bischofs von Piben als Verordneten eine
,gar unbescheidene^ Protestation wegen befürchteten Ruins ihrer Mühle,
und als ihnen der Landsecretarius rieth, dieselbe zurückzunehmen,
weigerten sie sich. ,Der Pater Ingenieur' — heisst es im Bericht des
Landsecretarius — ,hat viel modos mit Minen und anderen kostbaren
Anstellung das Werk prosequiren wollen, aber wenig Erde ausgegraben
und keine Kunst bis 20. Juli gesehen, sondern in die 300 Gulden (!)
verspendirt worden.' ,Mihi in principio non placuit', setzt der Land-
secretarius, der bei der ganzen Verhandlung intervenirt hatte, hinzu. ^
Am 20. Juli brachte der Landeshauptmann den Gegenstand im
Landesausschusse wieder zur Verhandlung, ,wie dass P. Giacomo, als
Ingenieur, in seinen Anschlag und Determination sehr variiret, zuwider
vorigen Vorschlag zu breit und tief zu graben vermeint, wo die drei
Tag auf drei Jahr und die Spese der 2000 Gulden in die 150,000
oder 160,000 Gulden (steigen), der Ausfluss verändert, das Baufeld
durch die Mitten ruinirt (!), gleichwohl der effectus nit gewiss wäre,
ob mit bei modo, dass die Verordneten für sich selbst so viel nicht
eingehen und dass mans aufs Jahr prosequiren woUte (ad graecas ca-
lendas?), dem Pater zu verstehen zu geben wäre?'
Diess wurde auch beschlossen, und durch den Secretär dem Pater
glimpflich angedeutet, dass man seiner Dienste nicht weiter benöthige.
Er gab zur Antwort: ,Con il nome di Iddio, sono padroni', meinte
aber doch, da man schon 800 Arbeiter daran gewendet, sollte man
nicht auf weitere 500 anstehen, er wollte iloch einen ,künstlichen mo-
dum' probiren und ,von Holz ein disegno geben' u. s. w. ,Vade monache
Landtagsprot. XX. 200—203.
69
ad claustrum^ hat schlechte Kunst sehen lassen, mehr Schand und
Spott verursacht, ,der Unkosten wäre zu versehmerzen' — fügt der
Secretarius in seinem Protokoll hinzu. — ,Der Patres Augustiner vor
dem Spitalthor ungereimte, indiscrete, unnöthige, vberwitzige und nicht
unterschriebene Protestation, deren sie sich schämen sollten', ward also
decretirt und zurückgeschickt: ,Dieses Anbringen wird zur gebürlichen
Correctur hiemit remittirt.' ,Vor 50 Jahren' — schliesst der Secre-
tarius — ,hat es Herr Peter Waz , hernach Herr zu Edling, gewester
Landesverweser, und Herr von Juritsch richten wollen, denen es nicht
verstehet wa/r. Jetzt haben diese Frati verhudelt, dass man sobald
nicht weiter zutreiben wird,* da doch nit viel Kunst hiebei und mit
150,000 Gulden gerichtet werden könnte.'^
Im Jahre 1667 gab wieder der Landschreiber Wolfgang Marko-
vitsch sein Gutachten ab, welches mit jenem von 1554 übereinstimmte;
es blieb ebenso erfolglos wie jenes.
3. Die Stände nnd ihre Verwaltung.
(Der Landtag. Die Verordneten. StAndisohe Beamte. Justiz. Finanzen. Sanitäts-
wesen. Post. Strassen. Statistisches).
Der krainer Landtag^ als berathende und beschliessende Ver-
sammlung, in deren Hände die Verwaltung des Landes gelegt war,
begriff vier Stände in sich : die Geistlichen, die Herren, die Ritter und
die landesfürstlichen Städte. Von Geistlichen sassen im Landtage die
Bischöfe von Laibach, Freising, Brixen, der Deutschordenscomthur zu
Laibach, der Domprobst zu Laibach, der Probst zu ßudolfswerth, die
Aebte (Prälaten) von Sittich, Landstrass, Freudenthal, der Domdechant
und sechs Canonici des Laibacher Domcapitels. Den Herrenstand bil-
deten die Fürsten, Grafen und Freiherren, den Ritterstand die übrigen
Adeligen oder die im engeren Sinne sogenannten ,Landleute', den
vierten Stand endlich die Stadtrichter der landesfürstlichen Städte.
Dem Landtage stand es auch zu, die Aufnahme in die Landmann-
schaft und damit die Theilnahme an allen Rechten der Landstände
zu gewähren.
Die Landesverfassung blieb im wesentlichen dieselbe, welche
bereits in früheren Abschnitten unserer Geschichte geschildert wurde.
Der Landeshauptmann^ als Vertreter des Landesfürsten, von ihm be-
eidet und besoldet, an der Spitze der Verwaltung; der Landesver-
1 L. c. f. 204.
70
weser (,Praetor Provinciae*) als dessen Stellvertreter im Vorsitz bei
dem Landrecht; der Landesverwalter als Vertreter des abwesenden
Landeshauptmanns; endlich die Verordneten^ der ständige Ausschuss
des Landtags: das war der oberste Verwaltungskörper, welcher die
Landesangelegenheiten leitete. Justiz und Verwaltung vereinigten sich
nur in der Spitze des ganzen Organismus, indem der Landeshaupt-
mann in beiden Abtheilungen den Vorsitz führte; im übrigen waren
sie vollständig getrennt. Den Verordneten als einem berathenden
Körper stand die Beamtenschaft als Vollzugsorgan zur Seite ; wir fin-
den da einen Generaleinnehmer und einen Buchhalter, einen Land-
secretär und einen Registrator, einen Zahlmeister und einen Proviant-
meister der kroatischen und Meergrenze, und endlich einen Weis-
boten, alle auf Lebenszeit ernannt.
Für ritterliche Uebungen und sociale Bildung der adeligen Jugend
sorgten Tanzmeister (1671 Peter Granville mit 200 Gulden Gehalt),
Fechtmeister (Johann Franz Papiglion 1675 mit 300 Gulden Gehalt),
Sprachmeister (Matthäus Erard 1675 mit 100 Thaler), und ein Pall-
meister (1680 mit 200 Gulden); auch finden wir sogar schon 1658 einen
Tafeidecker als ständischen Diener mit einer Besoldung von 100 Gul-
den angestellt.*
Für die müüärischen Angelegenheiten war ein Kriegssecretär be-
stellt; wir finden als solchen 1657 Josef Karl von Samburg auf Purg-
stall, früher landschaftlicher Buchhalter,^ und 1678 Andreas Ignaz
Valtl.' Der Landeshauptmann stand als oberster Landesbeamter zu-
gleich an der Spitze der ständischen Streitmacht, der Bitterschaß
sowohl als des Aufgebots. Die Bitterschaft bestand aus den Landleuten,
jeder mit einem reisigen Knecht ; für jedes Pferd war eine Besoldung
von 50 Gulden festgesetzt. Sie war in zwei Compagnien, eine blaue
und eine gelbe (die Landesfarben), getheilt. Die Zahl der Reiter war
nicht festgesetzt. Chargen waren: ein Rittmeister, zwei Lieutenants
(ein Capitänlieutenant und ein Lieutenant), zwei Cornets, Trompeter
und Pauker, ,sammt ihrer prima plana'. Zwei Kriegscommissarien und
ein Zeugwart vervollständigten den Stand. Zu Georgi jeden Jahres
fand die Musterung statt. Das gemeine Fussvolk (Aufgebot) ward durch
fünf Hauptleute, entsprechend den fünf Theilen des Landes (Ober-?
Unter-, Inner-, Mittelkrain und Istrien), befehligt. Sie hatten ihre
* Landtagsprot. 95, 273, 304, 306, 307, 387.
« Landtagsprot. XXI. 86.
» Landtagsprot. XXI. 345.
71
Fähnrichs und Lieutenants mit der ,prima plana', den Trommelschlä-
gern und Pfeifern, und erhielten mit diesen ihre jährliche Besoldung
von den Ständen. Als Hauptleute fungirten zu Valvasors Zeit, ausser
ihm selbst, Wolf Augustin Paradeiser, Johann Baptist Freiherr von
Leo, Christoph Franz von Puchenberg und Hans Christoph Portner.
Das Aufgebot bildete die Bauerschaft, von welcher der zehnte, zwan-
zigste, dreissigste, oder selbst der fünfzigste Mann nach Bedarf ein-
berufen wurde und mit dem Gewehr erscheinen musste.
Der Erbämter Erains wurde bereits bei der Huldigungsfeier
Leopolds I. (1660) gedacht; später (1672) gesellte sich zu denselben
ein neues, das Silberkammeramt, welches Kaiser Leopold dem Grafen
Johann Herbart Kazianer von Kazenstein, Landeshauptmann in Görz,
und Landesverweser in Krain, verlieh. Sie waren blose Ehrenämter,
ohne praktische Bedeutung, bis auf jenes des Landmarschalls, der den
Vorsitz im Landtag führte und dessen Verhandlungen leitete, während
der Landeshauptmann im Landtag nur den Vorzug genoss, seine
Stimme zuerst abzugeben.
Die finanzielle Verwaltung des Landes ruhte in den Händen der
. Verordneten, welche den drei privilegirten Ständen entnommen wurden,
während der Bürgerstand ohne Vertretung blieb. Allerdings ruhten
die Landeslasten grösstentheils auf den erster en. Bei der Gebarung
mit den Landesgeldern vermochten sich die Stände wohl kaum dem Vor-
wurfe zu entziehen, das Privatinteresse dem Wohle des Landes voran-
gestellt zu haben , wenn auch gegen sie der Vorwurf von Corruption
und massloser Selbstbereicherung nicht erhoben werden kann, welcher
dem damals allmächtigen Finanzminister Grafen Sinzendorf mit Recht
gemacht wurde. In der Finanzverwaltung der krainischen Stände war
es das alte System der Almosen^ Hochmeüspräsente und Gnadengaben^
welches vielfach dazu diente, das Privatinteresse aus dem Landes-
säckel zu befriedigen. So bewilligten die Stände (1. März 1662) dem
Freiherrn Johann Herbart Kazianer von Kazenstein, als Hochzeits-
präsent und gegen Verzicht auf allfälliges Gnadengeld, beim Abzüge
von seiner Stelle als innerösterreichischer ßegimentsrath 4000 Gulden;^
trotz dieses Verzichtes erhielt er (9. Juni 1668) noch 12,000 Gulden.^
Zur Hochzeit des Fürsten Ferdinand von Auersperg mit Maria Anna
Gräfin von Herberstein wurden (23. Februar 1680) 1000 Gulden als
Präsent votirt.^ Dem kaiserlichen Obersthofmeister, Grafen Porcia,
» Landtagsprot. XXI. 171.
3 L. c. 245.
8 L. c. 374, 375.
72
bewilligte man (8. März 1659) für seine Verwendung zur Erlangung
günstiger Resolutionen in einer finanziellen Angelegenheit 20,000 Gul-
den als ,Präsent^* Der Vicedom, Eberhard Leopold Ursini Graf von
Blagay, erhielt (26. Februar 1666) für seine als Landesverweser und
in anderen Richtungen geleisteten Dienste 5000 Gulden * und schliess-
lich (21. Januar 1671) noch 12,000 Gulden mittelst eines auf sechs
Proeent lautenden Schuldbriefs.^ Als Johann Herbart Graf von Auers-
perg innerösterreichischer Regimentsrath wurde, erhielt er auf seine
Bitte als ,üebersiedlungsauswurf 3000 Gulden.* Auch die Dienst-
leistung als Verordneter konnte einen Anspruch auf klingende Dank-
barkeit des Vaterlandes motiviren. Der Laibacher Domprobst Sigmund
Christoph Graf zu Herberstein erhielt für nur zweijährige Dienst-
leistung als Verordneter 2000 Gulden (24. Februar 1676).^ Ein an-
derer Graf von Herberstein, Johann Josef, von dessen Verdienst ums
Vaterland nichts aufbewahrt worden ist, wurde ,zur Beförderung seines
Privatgebäu's' mit 1000 Gulden unterstützt.* Freiherr Georg de Leo
erhielt (13. März 1679) ,zur Hilfe in seiner Noth' 4000 Gulden.'' Am
reichsten ergoss sich aber das Füllhorn landschaftlicher ,Gnaden' über
Georg Sigmund Grafen und Herrn zu Gallenberg. Am 7. Februar 1676
werden ihm ,in Ansehung seiner und seiner Voreltern Verdienste' 8000
Gulden votirt, welche vom April 1676 bis 9. Dezember 1677 in zehn
Raten ausbezahlt wurden; am 22. März 1685 wird demselben — er war
inzwischen geheimer Rath und also eine einflussreiche Person am Hofe
geworden, — ungeachtet er ,dawider per expressum reclamirt', ein Be-
trag von 15,000 Gulden mittelst Schuldbriefs ausgeworfen. Als seine
Tochter sich mit dem Ban von Kroatien, Grafen Erdödy, vermalte,
wurden 1000 Dukaten als Hochzeitspräsent bewilligt und später mit
dem Interesse von einem Jahre ausbezahlt. An Steuernachlass erhielt
dieser hochmögende Herr (31. März 1696) 24,737 Gulden, daher alles
in allem über 50,000 Gulden.^ Nahm ein Adeliger Kriegsdienste, so
wurde er aus dem Landessäckel bei den nothwendigen Reise- und Equi-
pirungsausgaben unterstützt. So bewilligen die Stände (12. Januar 1668)
1 Landta^sprot. XVIU. 613.
2 Landtagsprot. XXI. 215.
» L. c. 271-272.
* L. c. 325.
» L. c. 325.
« L. c. 275.
' L. c. 359—360.
8 L. c. 322; Landsch. Arch. Cons. Nr. 1, Nr. 134.
73
dem Franz Budolf von Edling, ,an dessen zu den militärischen exer-
citiis habenden proposito sie ein sonderes Wohlgefallen habend zur
Fortsetzung dieser Studien 200 Reichsthaler, in simili dem Franz Chri-
stoph ßaumbschissl 50 Reichsthaler.* Am 23. Februar 1680 werden
dem Hans Adam Freiherm von Gall, der willens war, sein Glück in
Kriegsdiensten zu suchen, 450 Gulden, wenn er ausser Landes gehe,
sonst 300 Gulden angewiesen.* Am 3. Juni 1681 erhält Ferd. Freiherr
von Lewenberg, der zum Hauptmann ernannt war, 300 Gulden, damit
er wohlausstaffirt und montirt beim Regimente erscheinen könne. ^
Seltener sind BewiDigungen zu Bildungszwecken oder für treue Dienste
in der ständischen Beamtenschaft, z. B. 2000 Gulden an den inner-
österreichischen Regimentsrath Wolfgang Markovitsch (wohl denselben,
der den Plan zur Morastentsumpfung entwarf), damit er seine Söhne
in den Studien leichter ,verlegen' könne,* oder 3000 Gulden bei Ver-
leihung der Landmannschaft an den Landsecretarius und Landschrannen-
schreiber Gabriel Lukantschitsch ,in Ansehung seiner langwierigen
treuen Dienste.' ^ Die Mendicantenklöster terminirten regelmässig, und
nie ohne Erfolg; es ist wohl nicht weniger zu ihren frommen Zwecken
aufgegangen, als seinerzeit für den Unterhalt der protestantischen
Schulen. Dazu kamen noch die frommen ,Reisenden', wie z. B. ein ge-
wesener Pascha von Jerusalem und bekehrter Christ, Michael Cigala,
dem ein Reisegeld von fünfzehn Silberkronen zutheil wird,^ oder ein
Fr. Stephanus ab Enego, Sacra Sanctae Terrae Vicecommissarius ord.
Minorum, der um einen Beitrag zu dem ihm von den Türken in
Palästina auferlegten Tribut bittet und mit 25 Gulden befriedigt wird,'
oder endlich die Schwestern Perpetua und Katharina vom Gotteshaus
S. Katharina im Westerwald, welche das respectable Sümmchen von
100 Gulden davon tragen.^ Eine Einladung des Bischofs von Piben,
P. Paulus Budimir, zu seiner Consecration fand sogleiche Erledigung
durch ein Geschenk von 200 Silberkronen. ^ Nicht weniger glücklich
waren die für das Seelenheil der Stände besorgten Erbauungsschrift-
^ Landtageprot. 1. c. 238.
» L. c. 374.
« L. c. 411.
* L. c. 276.
» L. c. 336.
« L. c. 196.
' L. c. 496.
« L. c. 344.
» L. c. 250.
74
•
steller. So erhielt z. B. (18. Februar 1675) der P. Johann Dedinger,
aus dem Dominikanerorden, für eine den krainischen Ständen dedi-
cirte ,Oeconomia animae' sofort 500 Gulden, obwohl den Herren des
Landes eine ,Oeconomia^ in Bezug auf den Landessäckel mehr zu
empfehlen gewesen wäre.^
Die Organisation der GericktsverwcMung beschreiben uns gleich-
zeitige Quellen in detaillirter Weise.* Es gab ein Gericht der Land-
stände, das sogenannte Schrannengericht , ein Gericht der Grund-
herrschaften über ihre Unterthanen, der Städte und Märkte über ihre
Bürger und Inwohner, wie auch über die unter ihrer Jurisdiction
gewerbetreibenden Ausländer, die nicht von Adel waren, ein Gericht
des Vicedoms über die Städte und Märkte, endlich ein geistliches
Gericht des Bischofs über Personalsachen der Geistlichen, aber auch
über Angelegenheiten der Weltlichen, besonders ,strittige Ehen und
Verlöbnisse'.
Das LandschrannengericM (Forum Nobilium) war das Gericht,
vor welchem die Herren und Landleute um ihr Erb und Eigen, Gilt
und Lehen zu Recht stehen und sich verantworten mussten oder nach
der Definition des Landschrannen-Procurators Burkard von Hitzing
,Summum tribunal Provinciae, in quo Causae Provincialium petitorio
et possessorio judicio ventilantur.' Es begriff eine doppelte Instanz in
sich, die Land- und die Hofrechte. Unter dem Landrechte verstand
man die Statuten, Freiheiten und Satzungen des Landes, insoweit sie
in der Landhandfeste oder anderen Urkunden enthalten waren, und
im engeren Sinne alle die Herren und Landleute betreffenden Klagen,
ausgenommen , Gewalt und Entwehrungen', d. i. Besitzstörungen, welche
letzteren in das Hofrecht gehörten. Gegenstand des Landrechts waren
daher Erbfälle, Testamente, Legate, Fideicommisse, Inventur bei Nach-
lässen der Herren und Landleute, Vormundschafts- (Gerhabs-) Sachen,
Crida- und Edictalverhandlungen, Injurien- und Ehrensachen, Lehen-
sachen u. s. w. Ausgenommen vom Schrannengerichte waren die Ver-
brechen, welche durch den Landeshauptmann, Landesverwalter und
die Herren und Landleute abgeurtheilt wurden (meist ohne Advocaten,
oft auch ohne Kläger ex officio und summarissime). Beschwerden der
Unterthanen gegen ihre Obrigkeiten wurden von der Landeshauptmann-
schaft entschieden, welche auch als AppeUinstanz für das Stadtgericht
1 Landtagsprot. XXI. 303.
'^ Valv. IX. Buch ; dann meine Skizze : Das Landschrannengericht, Mitth. der
jur. Gesellsch. 1865.
75
von Lack fungirte. Die Procedur im Landrecht unterschied sich wesent-
lich von jener im Hofrecht dadurch, dass der Landeshauptmann im
Landrecht nicht als Richter die Entscheidung fällte, wie im Hofrecht,
-sondern einen aus den Beisitzern als ,Rechtsprecher' benannte. Der
Landeshauptmann versah sonach im Landrecht gewisserinassen die Stelle
des Prätors im römischen Recht, indem er nicht selbst das Urtheil
fällte, sondern nur den Richter bestimmte (judicem dabat). Das
Personale des Landschrannengerichtes bestand aus dem Landeshaupt-
mann als Vorsitzenden, den Beisitzern, dem Landschrannenschreiber
als Protokollsführer, dem Schrannenadvocaten und Weisboten. Ausser-
dem gab es für die Aufnahme der Zeugenverhöre eigene Commissarien
und geschworne Landboten zur Zustellung der Gerichtsschreiben. Die
Ernennung der Beisitzer ward seit 1675 dem Schrannengerichte selbst
überlassen; dieselben waren bis 1683 nicht beeidet, in diesem Jahre
wurde dui'ch kaiserliches Decret ihre Beeidigung eingeführt. Die Land-
schrannenschreiber hatten ausser der Protokollsführung auch die Aus-
fertigung der Urkunden, Gerichtszeugbriefe u. s. w. zu besorgen. Hiefür
bezogen sie eine Taxe, aus welcher sie im Landrechte einen Theil
dem Landeshauptmann oder dem Landesverweser, je nachdem der
eine oder der andere fungirte, abzuliefern hatten, und zwar von Be-
hebnissen und Uebergaben ein halb, von Schirmbriefen ein drittel.
Von dem Uebrigen mussten sie Kanzlei und Expedit erhalten und
besorgen. Von den Taxen im Hofrecht hatten sie nichts abzugeben.
Die Schrannenadvocaten wurden vom Schrannengericht selbst auf-
genommen, genossen einen Gehalt von 100 Gulden^ und hatten das
Recht, bei allen Tribunalen ohne Unterschied zu advociren. Das
Schrannengericht hatte seinen Sitz in der Landstube. Hier, am oberen
Ende der viereckigen Tafel, sass der Landeshauptmann; am untern,
ihm gegenüber, der Landschreiber mit dem Protokolle. Wenn der
Landesverweser als Stellvertreter des Landeshauptmanns präsidirte,
blieb der Sitz des letzteren leer, upd der Landesverweser nahm seinen
Platz an der rechten Seite, wo im Landtage die infulirten Prälaten zu
sitzen pflegten. Auf zwei abgesonderten Bänken, deren eine die Grafen-
und Freiherren-, die andere die Ritterbank hiess, sassen die Beisitzer
des Gerichts. Ausser der Schranne (den Gerichtsschranken) sassen
die geschworenen Schrannenadvocaten ,gradatim' auf ihren Kathedern.
So lange das Gericht dauerte, musste der Vorsitzende den Gerichts-
stab, das Symbol seiner Gewalt, in den Händen empor-, nach dem
1 Landtagsprot. XXI. 141.
76.
Gerichtsstile ,schwebend', erhalten ; sobald derselbe aus der Hand ge-
legt ward, war nach uraltem Brauch das Gericht aufgehoben. Bevor
der Vorsitzende den Gerichtsstab aufhob, durfte das Landrecht nicht
beginnen. Sollte die Stunde der nächsten Sitzung verkündet werden,
so wurde der Gerichtsstab dem geschwornen Weisboten zugestellt,
der sich mit demselben zur Thür der Landstube verfügte und die
Stunde mit lauter Stimme ausrief.
Trotz der Strenge des Gerichtsverfahrens liess die öffentliche
Sicherheit viel zu wünschen übrig. Valvasor erzählt (II. 119) von einem
gefürchteten Räuber, Klukec, aus dem Dorfe Jama unterhalb Krainburg
an der Save. Er stand an der Spitze einer Diebsbande von Zigeunern,
Studenten und anderen verwegenen Leuten. Als er des unstäten
Lebens überdrüssig geworden war, stellte er sich , nachdem er zuvor
zwei seiner Genossen, einen Zigeuner und einen Studenten, erschossen,
der Behörde, versprach Besserung und erhielt volle Amnestie in Be-
tracht seiner Gefährlichkeit und weil er, obwohl ein ungelehrter Bauer,
einen trefflichen Wundarzt abgab, Beinbrüche, Wunden und andere
Schäden heilen konnte. An den Grenzen war die Unsicherheit noch
grösser. Das Schloss Schneeberg bei Altenmarkt war wohl befestigt,
wie für den Krieg. Hier war ein Wachposten aufgestellt zum Schutze
der Reisenden, welche den Weg nach Fiume passirten.
In Laibach gab es ein CoUegium der Rechtsfreunde und Juristen,
welches am 22. Mai 1698 das erste mal das Fest seines Patrons Ivo
bei S. Josef (den Discalceaten) mit Amt und deutscher Predigt feierte.
Seine Gründer waren Dr. Floriantschitsch und Mugerle.^
Das landschaftliche Sanüätswesen finden wir stets im besten Stande.
Die Stände sorgten nicht allein für eine genügende Anzahl Aerzte,
sondern überwachten, freilich mitunter in etwas kleinlicher Weise,
die Gebahrung der Aerzte und der Apotheken. So wurden am 9ten
Dezember 1658 die vier Doctoren von Laibach: Coppin, Compiter,
Morelli und Repek, vorgefordert, ihnen die ,Connivenz' gegen die Apo-
theker inbetreflf ihrer alten ' verlegenen Materialien, dann ihre Un-
achtsamkeit in Ausfertigung der Rezepte und ,zu hohem Anschlag'
verwiesen und fürderhin bei hoher Bedrohung eingestellt, auch eine
Commission zur sogleichen Visitation der Apotheken abgesendet. Es
waren dies jene eines gewissen Pempelfurt im carmonischen Hause;
des Hauenstein in seinem Hause vor der Brücke und des Brugnoli
1 Blätter aus Krain 1861 S. 184.
i
77
am Platz. Es sollten vorerst alle Behältnisse mit den composita und
magisterialia versiegelt, dann zuerst des Brugnoli Apotheke visitirt,
das schlechte Materiale ins Wasser geworfen werden. Die Commission
erhielt den Auftrag ,ohne respect der Gevatterschaften und anderer
Aflfection und Freundschaft der Billigkeit gemäss' zu verfahren und
ihren Bericht an die Verordneten zil erstatten.^
Am 20. Dezember wurde die Relation über die visitirten Apotheken
des Brugnoli, Pempelfiirt und Hauenstein erstattet. Beide ersteren
waren gut befunden, dagegen bei Hauenstein falsche Wage und Ge-
wicht und ,Ausfertigung der Rezepten quid pro quo, aliud pro alio im-
miscendo' mit ,verdorbenen viel Syrupen, gebrannten Wässern, Kräutern,
falschen Pulverlein, gemeine vor edlen Sachen, und sonst in allen und
jeden unrecht, falsch, betrüglich, denen Patienten mit Veränderung
der Ingredienzien gefährlich und in der Tax hoch belästlich und un-
gebührlich.' Es wurden ihm viele Medicamente ,verworfen', wie Al-
kermes, perlarum praeparata, et magisteria. In Venedig, heisst es im
Landtagsprotokolle, käme er zum wenigsten auf die Galeere, in Oester-
reich und andern Orten soll er als falsarius verurtheilt und abgeschafft
werden. Man könnte aber seiner, weil es die erste Visitation, noch
verschonen. Es wurde beschlossen, den beiden braven Apothekern
schriftliche Anerkennung zutheil werden zu lassen, den Hauenstein
aber zu einer Geldstrafe von 100 Kronen zu verurtheilen und seinen
Laden auf einen Monat zu sperren.*
Die Aerzte wurden als landschaftliche Beamte in ihrer Praxis
aufs schärfste überwacht. So wurde (1660) dem Dr. Repek auf seine
Bitte um eine Gnadengabe bedeutet, dass er durch seine Praxis nicht
allein keine Gnade oder Aufbesserung seines Gehaltes, sondern viel-
mehr einen Verweis^ der ihm hiemit gegeben werde, verdient, damit
er sich in seinem ,methodo artis medicandi' um so gewisser ,besser
perfectionirt mache' und ,cautius fürgehe', als ihm sonst nicht nur
die bewilligte Praxis eingestellt, sondern auch die ,keineswegs meri-
tirende Bestallung' benommen werden solle.®
Am 28. Februar 1675 erhielt jedoch dieser gemassregelte Doctor
,in Ansehung vornehmer Recommendationen' und seines Fleisses bei
den Patienten eine Remuneration von 600 Gulden;* am 15. Juni 1678
1 Landtagsprot. XX. 222.
« Landtagsprot. XVIII. 606; XX, 227.
> Landtagsprot. XXI. 151.
* Landtagsprot. XXI. 314.
78
lesen wir jedoch abermals einen ,ernstlichen Verweis' an ihn, mit Ein-
stellung seiner Besoldung und mit der Ermahnung, mit den Patienten
künftighin genauer und gewahrsamer zu verfahren.^
Am 24. Dezember 1681 wurde über Anregung des Laibacher
Bischofs den landschaftlichen Aerzten befohlen, jeden Kranken zum
Empfang der Sacramente, der Beicht und Communion anzuhalten, be-
vor, sie noch die vierte Visite gemacht haben.*
Das amüsanteste Document landesväterlicher Fürsorge ist wohl
eine Verwarnung an die jüngeren Aerzte vom 26. November 1683:
,Es ist uns glaubwürdiger Bericht eingeloffen, wie dass etliche jüngere
und neuaufgenommene Medici zu nicht geringer Yerschimpfung ihrer älteren
und wohlmeritirten MitcoUegen sich unterstehen, durch gewisse Weiber und
Unterhändler die Patienten aufzusuchen, sich ohne Bath oder vorgehender,
höchst erforderlicher Information, wie die Krankheit beschaffe und was f&r
Mittel bishin gebraucht worden, in coram der von anderen Medicis besuchten
Patienten einzudringen, und das man die vorher Berufene, welche dem Pa-
tienten beigestanden und die Cur fast halb vollendet, abschaffe, Anlass zu
geben, auch hierin mit unverantwortlicher Yerschimpfung ihrer MitcoUegen
ihnen selbst den Weg zur Ehr und zum Gewinn zu bahnen.'
,Weil diese ,sträüiche Anmassung' nicht allein gegen die Begeln der
Medicin, sondern auch gegen die früheren Vorschriften Verstösse, werde die-
selbe mit Strafandrohung eingestellt.*^
Der erste Prqtomedicus Krains war Dr. Franz Coppin,* (1666);
im Jahre 1689 bekleidete diese Stelle Dr. von Qualiza. In Unterkrain
finden wir 1689 als landschaftliche Aerzte Johann Baptist Burkhardt,
Johann Baptist Ganser und Wolf von Preckerfeld.^
Dass die Krainer auch auf dem Gebiete der Heilkunde berühmte
Namen zu den ihrigen zählten, beweist uns, abgesehen von den später
zu erwähnenden medizinischen Schriftstellern, das Beispiel des Gregor
Carbonarius von Wiesenegg^ von Naklas bei Krainburg, geboren 12ten
März 1651, als Sohn des schlichten Landmanns Martin Voglar, welcher
das gegenwärtig unter Nummer 39 vorkommende, noch jetzt soge-
nannte Voglar'sche Haus besass. Die spätere Latinisirung des ursprüng-
lichen Namens ist eine bekannte Sitte des Zeitalters; der Zuname
von ,Wiesenegg' stammt von dem an die Wiesen stockenden Eck des
1 L. c. 354, 355. 4
^ Landsch. Arch. Fase. 54/4. Cons. I.
^ Landsch. Arch. Fase. 54/4.
* Landtagsprot. XXI. 227.
•^ Landsch. Arch. 1. c. 227.
79
Dorfes. Wo der später so berühmte Mann seine Studien beschlossen,
ist nicht zu ermitteln. Laut einer vorhandenen Urkunde erlangte er
in den österreichischen Staaten das Doctorat der Philosophie und Me-
dicin und den Titel eines k. k. Rathes. Sein Ruf als Arzt verschaffte
ihm die Anstellung als Leibarzt Peters des Grossen. Noch im späten
Alter erhielt er eine Mission nach Rom behufs Wiedervereinigung der
getrennten Kirchen. Als er jedoch auf seiner Rückreise seinen Geburts-
ort Naklas besuchte, fiel er in eine tödtliche Krankheit und starb zu
Krainburg am 2. Februar 1717, kinderlos im Alter von 66 Jahren.
Er bestimmte in seinem Testamente 5000 Gulden zur Errichtung einer
Wasserleitung für seinen Geburtsort. Die Länge desselben beträgt
von der Quelle bis zu dem Brunnen in der Mitte des Dorfes 1332 Klafter,
und von da bis zum Pfarrhofe und dem Voglar'schen Hause wieder
76 Klafter. Pfarrer Kuss bestimmte vor seinem (1752 erfolgten) Tode
1500 Gulden zur Erhaltung dieser gemeinnützigen Einrichtung. Zur
dankbaren Erinnerung an Beide wurde (1765) bei dem Brunnen in
der Mitte des Dorfes ein Kreuzzeichen in der Form einer kleinen
Kapelle errichtet, deren Front ein Chronographicum : Gregor IVs
CarbonarIVs has aqVas prior fVndaVIt, losephVs KVss serVaVIt in
bonVM VlCInlae.^
Die Lebensadern des socialen Verkehrs, gute Strassen^ durch-
zogen zu Yalvasors Zeit das Land nach allen Richtungen. Laibach
bildete den Brennpunkt aller dieser Linien, welche von da nach Görz,
Triest, Karlstadt, Klagenfurt, Wien ausstrahlten. In die Wochein führte
von Veldes aus ein Fuss- oder Reitweg, Saumwege führten auch über
Oberkrain und über Lack nach Görz. Die natürlichen Hindernisse
wurden nicht selten durch Tunnels überwunden. Der bedeutendste
war jener durch den Loibel, welchen wir bereits als ein Werk Erz-
herzog Karls erwähnt haben. ^ Valvasors immer reger Geist führte ihn
auf das Project, den Weg über den Loibel durch einen von S. Anna
direct durch den Berg auf S. Leonhard zu führenden Tunnel zu er-
setzen, den man reitend und fahrend passiren könnte und wodurch
die Entfernung auf eine halbe Viertelmeile abgekürzt worden wäre.
Er verlangte für die Durchführung dieses Planes, für welchen er be-
reits die nöthigen Messungen vorgenommen hatte, von Kaiser Leopold
eine Subvention und einen ,ewigen' Zoll, aber die Pest, welche zur
Zeit wüthete, verhinderte die Ausführung.^ Ausser dem Loibler führt
» Mitth. 185i:
« Siehe oben S. 224.
8 Valv. II. 170.
80
uns Valvasor Tunnels auf: an der Würzen bei Neumarktl ; durch den
S. Margarethenberg bei Krainburg gegen Bischoflack; in Utschkaberg
nach Cosgliaco; bei S. Cantian; bei v pefcah, im Moräutscher Boden,
durch den Lilienberg in der Gegend von Glogowiz; in Gottschee die
Seelengrotte; und endlich in der Herrschaft Lueg, vier Meilen Weges.*
Die unter Erzherzog Karl ins Leben gerufene Posteinricktung
hatte im 17. Jahrhundert bedeutende Fortschritte gemacht. Die Haupt-
post war in Laibach, wohin alle Dienstage die Ordinari-Post von
Venedig über Görz, Heiligenkreuz, den Birnbaumerwald, Loitsch,
Oberlaibach; von Karlstadt über Möttling, Rudolfswerth, Treffen,
Weichselburg, und alle Donnerstage von Wien über Podpetsch ankam.
Die Posten von Venedig und Wien gingen sofort nach Wien, respec-
tive Venedig weiter ; nach Karlstadt zurück ging die Post am Freitag
jeder Woche. Nach Klagenfurt, Fiume und anderen Orten verkehrten
nur die sogenannten ,laufenden Ordinari-BotenS Die Einrichtung der
Postverbindung nach Triest erfolgte am 29. Jänner 1688 durch Ver-
trag zwischen dem Postmeister von Laibach, Wolfgang Sigmund Frei-
herrn von Strobelhoflf, und Domenico dell'Argento, als Bevollmächtigten
des Triester Stadtrathes.* Für den Briefverkehr mit allen irgend be-
deutenden Orten war durch Briefboten gesorgt. Die Post wurde als
Regierungssache von der Hofkammer unterhalten, die Landschaft leistete
bestimmte jährliche Beiträge. Die Unterkrainer Beute wurde von der
Landschaft erhalten. Die kaiserlichen Postagenten in Venedig ver-
mittelten zugleich den Bezug der Zeitungen, wofür die Stände eine
besondere Vergütung zahlten. Im Jahre 1672 bewilligten sie dem
Sebastian Giulietti aus diesem Anlasse zwölf Dukaten.® Der Postamts-
verwalter in Graz erhielt (1673) für die Zeitungen und als Neujahrs-
geld 55 Gulden, die Postbeförderer daselbst 15 Gulden und die Post-
amtsschreiber zwölf Gulden als Neujahrsrecompens.* Als Postmeister
nennt Valvasor: in Egg ob Podpetsch Georg Ernst Kraa; in Weichsel-
burg Johann Floriantschitsch ; in Treffen Johann Halbertaller; in
Rudolfswerth Nicolo Liscutin; in Möttling Adam Peo; in Oberlaibach
Johann HoflFmann; im Bimbaumerwalde in dem einsamen, oft von
Räubern Überfallenen Posthause Johann Baptist Nussdorfer.*
» Valv. IV. 559—560.
' Gefallige Mittheilung des Herrn Finanzrathes Baron von Czömig in Triest,
nach Cod. Cap. p. 116.
3 Landtagsprot. XXI. 457.
* L. c. 467.
6 Valv. II. 129, 177. 217, 258.
81
In Valvasors Zeitalter sind genaue statistische Daten nicht zu
erwarten. Unser Chronist hat sich aber mit dem ihn auszeichnenden
Eifer um Erlangung derselben bemüht. Er gibt uns bei den Pfarren
Kraihs hie und da Zahlen der Getauften und Gestorbenen.^ Krain
zählte nach ihm 21 Städte, 36 Märkte, 254 Schlösser und über 4000
Dörfer, abgesehen von einzelnen Höfen, wobei freilich auch das Küsten-
land und Istrien mit einbegriffen ist.^
1 Der Adel. Ausgestorbene und blühende Geschlechter und ihre
Schlösser, Sitte und Lebensart.
Der krainische Adel ,blühte aus dem klugen Gehirn und der
tapferen Faust hervor', wie sein Historiograph Valvasor treffend sagt,
selbst ein sprechender Zeuge, wie der Edelmann seiner Zeit Ruhm
und Ehre nicht minder auf den friedlichen Bahnen der Wissenschaft,
als im Kriegsgetümmel des sturmvollen Zeitalters suchte. - Und die
Annalen unseres Landes sind ein Ehrenbuch des krainischen Adels,
der, begünstigt durch Stellung und Besitz, gehoben durch die über-
lieferten Grossthaten der Ahnen, die übrigen Stände an Bedeutung
und patriotischem Streben überflügelte. Wehmuth beschleicht uns aber,
wenn wir die Blätter unserer Chronik aufschlagen, auf welchen die
Geschlechter des krainischen Adels verzeichnet sind. Wie viele waren
zu Valvasors Zeit schon dem Fanatismus der Gegenreformation zum
Opfer gefallen, im Exil erloschen oder in der Heimat zu Grabe
gegangen, und wie wenige haben sich bis auf unsere Zeit erhalten!
Manche waren freilich auch in andere Erbländer ausgewandert, zu
hohem Rang und Ehren emporgestiegen; wir erinnern hier nur an
die Grafen von Lamberg und die Fürsten von Auersperg^ denen Talent
und Fürstengunst im Erzherzogthum Oesterreieh eine zweite Heimat
gründeten.
Im neunten Buche seiner Chronik führt uns Valvasor die Ge-
schlechter, im eilften ihre Sitze auf, reich ausgestattet mit Wappen-
uad Schlösserabbildungen, mit genealogischen und historischen Notizen
und mit eingestreuten Kulturschilderungen.
Valvasor^ zählt uns folgende AdelsgeschlecMer auf:
^ Vm. Buch.
2 II. 104.
8 IX. 100—120, mit Beifüguüg der Wappen zu den meisten Familien.
6
82
1. Fürsten.
Auersperg;^ Eggenberg ;^ Porcia. ^
2. Grafen.
a) Aeltere bis auf 1 und 17 ausgestorbene Geschlechter: '
1. Allapi; 2. Altenburg;* 3. Cilly; 4. Erdödy; 5. Frangepan;
G.Görz; T.Heunburg; S.Khrupa;« 9.0rtenburg; 10. S. Peter; 11. Schär-
fenberg ;^ 12. Schaumburg; 13. Schrattenbach; 14. Zriny (Serin);
15. Seuneg; 16. Sternberg; 17. Tanhausen; 18. Tybein (Duino);
19. Treuen (Treffen);* 20. Valsa (italienisirt aus Walsee) ; 21. Wippach. ^
* Die ältere Linie wurde in den Reichsgrafenstand am 11. September 1630,
die jüngere in den erbländischen Grafenstand 15. Juli 1678 erhoben. Die Erhebung
Johann Weichards in den Fürstenstand wurde bereits oben 8. 3 erwähnt.
* Job. Seifried, Fürst von Eggenberg, geboren 1644, war Landeshauptmann
in Krain, kaiserlicher geheimer Rath, und starb 1713. Czörnig, Görz S. 939; daher
wird sein Geschlecht als ein in Erain durch seine Stellang landstündisches aufgeführt.
* Die Porcia besassen die Herrschaft Senosetsch seit dem siebzehnten Jahr-
hunderte, daher sie als Landstände von Krain aufgeführt werden.
* Der letzte Herr dieses Namens war 1430 : Georg Graf von Altenburg. Von
ihm überging das Stammhaus an die Obritschan, und als der letzte von diesen 1615
starb, fiel das Schloss an Bartelmä Valvasor, der es an einen Herrn Matesitsch ver-
kaufte. Zu Valvasors Zeit besass es Franz Albrecht von Seethal. Valv. XI. 15.
* Oder Krupp, von dem Schlosse gleichen Namens in ünterkrain. Krupp über-
ging später an die Hohenwart ; 1483, nach dem Tode des Andreas von Hohenwart,
fiel die Herrschaft Krupp an Moriz von Purgstall durch Heirat mit Margaretha von
Hohenwart. Zu Valvasors Zeit besass sie Seifried Graf von Purgstall, Sohn des bei
Strassburg 1672 gebliebenen kaiserlichen Oberstlieutenants Karl Weichard Grafen
von PurgstäU. Valv. XL 322-323.
^ Das Stammschloss dieses alten Geschlechts lag bei Ratschach in Ünterkrain.
Von dem Letzten des Geschlechts in Krain wurde im ersten Theile dieses Werkes,
S. 222 f., berichtet. Die Herrschaft fiel an den Landesfürsten zurück. Zu Valvasors
Zeit besass sie als Pfan<lschilling Johann Peter Graf von Wazenberg. Valv. XL 502,
üeber die weiteren Schicksale des Geschlechts siehe Historisch-heraldisches Hand-
buch der gräflichen Häuser. Gotha 1855, S. 860 f.
* Dieses kärntnerische Geschlecht baute das Schloss Treffen in ünterkrain;
von demselben fiel die Herrschaft an die Grafen von OHenburg und nach ihnen an
die Cillier, nach dem Erlöschen dieser an das Haus Oesterreich. Später waren nach
einander Besitzer die Schärfenberg, die Gallenberg, die Sauer, Chrisanitsch, Kazianer
und Jankovitsch. Freiherr Wolf Konrad Jankovitsch verkaufte sie 1685 an Matthäus
Kovatschitsch. Valv. XL 586.
* Die Herrschaft Wippach war Eigenthum der Kirche von Aquileja, welche
ihre Vasallen damit belehnte. Nach dem Erlöschen der Patriarchonmacht blieb
Wippach in den Händen der Oesterreicher und der Görzer Grafen und gelangte
nach dem Aussterben der letzteren ganz an Oesterreich. Die Grafen von Lanthieri
83
h) Jüngere, in Krain zu Valvasors Zeit noch sesshafte, den Landleuten ungehörige
' Geschlechter :
1. Attems ^ (Attimis) ; 2. Auersperg; 3. Barbo;'' 4. Ursini v. Bla-
gay;^ 5. Bucelleni; 6. Cobenzl;® 7. Gallenberg;^^ 8. Kazianer;^^
erwarben die Herrschaft als Pfandschilling schon im sechzehnten Jahrhunderte. Czör-
nig, Görz I. S. 614 ; Valv. XI. 655.
® Auch Attimis, vom gleichnamigen Schlosse, zwei Meilen nördlich von Udine
bei Faedis. Dieses Geschlecht erscheint schon 1106 in der Geschichte. Vgl. Czörnig,
Görz I. S. 650 f.
^ Mit Diplom vom 10. April 1674 erhob Kaiser Leopold I. den Zweig des
uralt adeligen Geschlechts der Barbo, gentiluomini di Venezia, welcher sich damals
schon seit 200 Jahren in Krain niedergelassen hatte, wegen der hohen Ehren und
vorzüglichen Verdienste seiner Vorfahren, wovon einer auf dem päpstlichen Stuhle
gesessen (Paul II., 1464 — 1471), etliche Cardinäle worden (wie Marcus I., Patriarch
von Aquileja, 1471—1491), Bernhardin die Landesverwalter- und Landesverweser-
stelle in Krain versehen und (18. November 1629 von Kaiser Ferdinand II.) in den
Freiherrnstand erhoben worden, folgends auch zu der Reichshofrathsstelle gelangt,
zudem sich unterschiedliche ihres Namens und Stammes in kaiserlichem Kriegs-
dienste, als in dem kanischischen Feldzug, in der Hauptfestung zu Karlstadt und
sonst anderwärtig, einer aber als Hauptmann von Zengg brauchen lassen, und vor
dem Feind ritterlich das Leben gelassen, dann etliche Öbristwachtmeister und Ritt-
meister gewesen, — in den Grafenstand mit dem Titel: ,Barbo, des heil, römischen
Reichs Grafen von Waxenstein (der durch Heirat des Ivan Bernardin mit der Tochter
des Martin Moise von Moisevich erworbenen Herrschaft in Istrien), Freiherren auf
Guteneck, Pass und Zobelsberg, Herren auf Schlüsselstein, Kreussenbach (Kroisenbach)
und Dragomel* und mit dem Prädicat: ,Hoch- und Wohlgeboren*. Abschrift des Diploms
im Landesmuseum. Vgl. Hist.-herald. Handbuch der gräflichen Häuser. Gotha 1855 S.30 f.
« Dieses Geschlecht stammt von der römischen Familie der Ursini und trat
schon im zwölften Jahrhundert in Schwägerschafts Verhältnisse mit den Grafen von
Görz. Graf Stephan erhielt vom König Bela von Ungarn, dem er gegen die räube-
rischen " Einfälle Alberts von Michova beistand, die Grafschaft Wodicha, welche Be-
lehnung König Andreas 1218 bestätigte. Graf Babo erbaute 1249 das Schloss Bla-
gaj (blagajski turn, Valv. XII. 37) und nahm davon den Namen jm. Um 1512 wurde
dieses Grenzhaus von den Türken eingenommen, und nach 1545 liess sich die Fa-
milie in Krain nieder. Vgl. Historisch-heraldisches Handbuch S. 63.
ö Christoph Cobenzl von Prosegg (Prosecco) erheiratete mit Anna Lueger
die durch Erasmus Lueger berühmt gewordene Burg Lueg bei Adelsberg. Czörnig,
Görz L S. 767 Anm. 2
*° Georg Sigmund von Gallenberg, Landosverweser in Krain, ward 1666 von
Kaiser Leopold I. in den Reichsgrafenstand erhoben. Historisch-heraldisches Hand-
buch S. 238. Ueber das Schloss siehe Blätter aus Krain 1858 S. 150—151.
" Die Kazianer erhielten das Freiherrendiplom 12. Januar 1615 und den
Reichsgrafenstand mit dem Erbamt als Oberst-Silberkäramerer in Krain am 28. Mai
1665. Historisch-heraldisches Handbuch S. 399.
6*
84
ü. Lamberg;^« 10. Lantheri*« (Lanthieri); 11. Paradeiser; 12. Petazzi;'*
IS.Purgstall; 14. Saurau; 15. Strasoldo;*^ 16. Thurn;*« 17. Trillek;"
18. Wazenberg.^^
3. Freiherren.
a) Aeltere, theils ausgestorbene, theils nur mehr ausser KrcUn blähende Geschlechter:
1. Dietrichstein; 2. Dornberg;^ 3. Freikirchen; 4. Guadenecker;
5. Gregorianiz ; 6. Herberstein; 7. Jurischiz; 8. Kevenhüller ; 9. Kreyg;
'* Von der Ortenegger Linie dieses Geschlechts stammte Johann Maximilian,
geboren 1608, gestorben 1682, Kaiser Leopolds I. Obersthofmeister, der als kaiser-
licher Eeichshofrath mit seinem Bruder Johann Wilhelm und der ganzen Descen-
denz bei der Krönung zu Regensburg 1636, 10. November, von Kaiser Ferdinand III.
in den Eeichsgrafenstand erhoben wurde. Johann Herbart II., von der mittleron
Hauptlinie in Krain, wurde 1667 von Kaiser Leopold I. in den Grafenstand erhoben.
Vgl. Historisch-heraldisches Handbuch S. 484 f.
18 Vgl. Czömig, Görz L 766, Anm. 1.
1* Dieses Triester und Görzor Geschlecht, welches durch seinen Besitz in
S. Servolo, Castelnuovo und Schwarzenegg auch Krain angehörte, ward 1622 von
Kaiser Ferdinand II. in den Freiherrenstand und 1632 in den Reichsgrafenstand er-
hoben. Czömig S. 778, Anm. 10.
^^ Eine uralte Familie deutscher Abkunft in Friaul, welche auch das Schloss
Duino in Pfandbesitz hatte. In den Reichsgrafenstand erhob sie Ferdinand III. im
Jahre 1641.
1® Eine der ältesten und angesehensten Familien Italiens und Deutschlands,
welche sich im sechzehnten Jahrhunderte von Görz und Friaul aus über Spanien,
Belgien und Deutschland verbreitete und welcher auch das fürstliche Haus Thurn
und Taxis angehört. Die Linie Thurn-Hoffer erlangte 1530, die Friauler Linie 1533
den Reichsgrafenstand. Kaiser Leopold I. ertheilte (1664) dem jeweilig ältesten Mit-
gliede der letztern Linie den Titel: Oberst -Erblandmarschall in der gefürsteten
Grafschaft Görz und Gradisca. Erblandhofmeister in Krain und Erb-Silberkämmerer
in Kämton. Die Mitglieder der Kämtner und Krainer Linie fuhren den Titel: Erb- -
landhofmeister in Krain und der windischen Mark und jenen eines Erblandmarschalls
in der gefürsteten Grafschaft Görz (seit 1660), sowie das Prädicat der Freiherren
von .Kreuz. Czömig, Görz I. 676, 677. Historisch-heraldisches Handbuch S 1002
bis 1005. ' .
" Sie besasson das Schloss gleichen Namens (slov. Podkraj) in Innerkrain.
*« Dieses Geschlecht besass das Schloss Wazenberg in Unterkrain, welches
früher Aich (Dob) hiess, von einem schon 1420 erloschenen Geschlechte. Valv XL
625, 626.
* Görzer Familie, 1575 in den Freiherrenstand erhoben. Vgl. Czömig, Görz I.
S. 636, Anm. 1.
85
10. lüsl; 11. Lenkovitsch; 12. Mannesis; 13. Neuhaus;^ 14. Panizol;'^
15. Petscho witsch; 16. Raikniz oder Raegniz; 17. Wagensprerg;*
18. Wittowiz.
b) Zu Valvasors Zeit in Krain sesshafte und zu den Landleuten gehörige Geschlechter:
l.Apfaltrer; 2. Brenner; 3. Brigido; 4. Billichgraz ;^ 5. Caraduzzi;
6. de Leo; 7. Edling;^ S.Egk;^ 9. Engelshaus; 10. Gall; 11. Haller;
12. Janko witsch; 13. Jauerburg;^ 14. Juritsch; 15. Kayseil; 16. Lamp-
frizheim; 17.Langenmantel; IS.Leuenberg; 19. Lichtenberg;^ 20.Lich-
tenthurn; 21. Marenzi; 22. Moskon; 23. Mordax; 24.Mosheim; 25. Ober-
burg; 26. Paradeiser; 27.Rampel; 28. Rattenfeld; 29. Rauber; 30.Raumb-
schissel; 31. Raunach ;^® 32. Raysing; 33. Rossetti; 34. Ruessenstein;
35. Stroblhoff;^! 36. Taufrer; 37.Valvasor; 38. Wagen; 39.Wernek;^»
40. Wizenstein ; 41.Zetscheker; 42. Zierheim.
* Stammhaus in Istrien (Novigrad), zu Valvasors Zeit im Besitze des Grafen
Bftnvenuto von Petaz (Petazzi). Valv. XI. 399.
* Görzer Familie, 1580 von Kaiser Eudolf 11. in den Preiherrenstand erhoben.
Octavius PanizoU wurde von Kaiser Ferdinand II. 1631 zum Erblandfalkenmeister in
Krain ernannt, welche Würde nach dem Aussterben der Familie auf die Lanthieris
überging. Czömig, Görz I. 775.
* Ihr Stammhaus war das gleichnamige Schloss bei Littai, welches später
in den Besitz Valvasors überging. In den Freiherrenstand wurden sie 1559, in den
Grafenstand 1625 erhoben.
5 Das gleichnamige Stammhaus bei Laibach. Valv. XI. 32 f.
8 Görzer Familie, aus Schwaben* abstammend; zwei Linien wurden von Kaiser
Leopold I. in den Grafenstand erhoben, die dritte führte den Beinamen der Freiherren
von Salcano. Czömig, Görz I. 655.
' Jörg von Egg, Vicedom in Krain, baute das gleichnamige Schloss bei
Krainburg. Valv. XL 128.
» Besitzer des gleichnamigen Schlosses und Bergwerkes in Oberkrain. Valv.
III. 388.
^ Das gleichnamige Stammhaus der Herren von Lichtenberg lag nahe bei
Wagensperg, kam durch Heirat an die Herren Schwab und später durch Kauf an
die Freiherren Kheysell, von welchen es (1672) Valvasor erwarb. Es standen jedoch
davon nur mehr die kahlen Mauern, denn Georg Kheysell hatte es als Besitzer des
nahen Wagensperg niederreissen lassen. Valv XI. 337—339.
^^ Dieses Geschlecht baute das Schloss Raunach (Ravne) , bei S. Peter in
Innerkrain, ,das Paradies des Karstes*. Nach dem Aussterben der Raunacher ge-
langte das Schloss in den Besitz des Joh. Bapt. Freiherrn de Leo, E. E. Landschaft
Hauptmann des Fussvolks in fsterreich. Valv. XI. 465.
** Ihr Sitz war das Schloss gleichen Namens bei Laibach. Valv. XL 665 f.
** Das Stammschloss dieses Geschlechts in Oberkrain, vier Meilen von Lai-
bach an der Save gelegen, lag zu Valvasors Zeit bereits in Trümmern, aus welchen
man Poganig baute. Valv. XI. 649.
86
4. Ritter.
a) Ausgestorbene Geschlechter:
l.Adelsberg;^ 2.Aich; S.Ainkhürn; 4.Ainöd;« 5. Alben;» 6. Arch;*
T.Borsch; S.Baumkircher;^ 9. Castlwart; 10. Clainz; ll.Clys; 12.Crenn-
schall; 13. Crusich; 14. Davolitsch; 15. Dominitsch;® 16. v. d. Dürr;
IT.Erkenstein; IS.Feistriz;' lO.Flednik;« 20. Frauensteiner;» 21. Ger-
lachstein;io 22. Görtschach;ii 23. Gouardo;^« 24. Graben ;i3 25. Grä-
* Auch Arisperg, Lehensträger der Görzer Grafen und der Patriarchen von
Aquiloja. Der letzte, Guarin von Arisperg, kommt 1332 vor. Ihr Besitzthum, die
Herrschaft Adelsberg, wurde 1371 durch den damaligen Lehensträger Johann von
Stegberg an die Herzoge Leopold III. und Albrecht III. von Oesterreich um 20,000
Gulden verkauft. Seitdem blieb sie landesfürstlich bis 1620, vre sie an den Fürsten
Joh. Ulrich von Eggenberg fiel; um das Jahr 1680 brachte sie Job. Weichard Fürst
von Auersperg an sich, dessen Sohn Ferdinand sie im Jahre 1707 an Franz von
Oblak, Freiherrn von Wolkensperg, überliess. Mittelst Kaufvertrags vom 27. August
1722 erwarb die k. k. Hofkammer die Herrschaft wieder zum Behufe des Karst-
gestütos, und seitdem blieb sie österreichisches Staatsgut. Mitth. 1860 S. 73 f.
2 Das Stammhaus gleichen Namens, zu Valvasors Zeit bereits in Ruinen, fiel
nach dem Aussterben des Geschlechts an die Herren von Scheyer, welche in dessen
Nähe ein neues prächtiges Schlrfss gleichen Namens aufführten. Valv. XI. 9, 11.
3 Besitzer des Markts gleichen Namens, heutzutage Planina. Valv. XI. 12, 13.
* Sie besassen das Schloss gleichen Namens in ünterkrain. Der letzte ge-
rieth 1471 in türkische Gefangenschaft. Valv. XI. 20.
^ Dieses Geschlecht besass im Mittelalter ein Schloss, ,Baumkircherthurm*
genannt, bei Hölzenegg. Valv. XI. 277.
^ Peter Dominitsch baute das Schloss Dominitschhoff. Valv. XI. 118.
^ Das Stammhaus des Geschlechts war das gleichnamige Schloss bei Dornegg
in Innerkrain. Siehe den ersten Theil dieses Werks S. 222. Vgl. Valv. XI. 134.
8 Der alte gleichnamige Stammsitz lag schon zu Valvasors Zeit in Buinen.
Der Besitz war schon 1374 landesfürstlich. Valv. XI. 137.
ö Der letzte Frauensteiner endete sein Leben in türkischer Gefangenschaft
1473; das Schloss fiel dann an das Kloster Michelstetten. Valv. XI. 366, 367.
*° Das alte Schloss gleichen Namens war stark befestigt. Es fiel später an
die Hohenwart. Valv. XL 184 f.
'* Das gleichnamige Stammhaus der Görtschacher gelangte später an die Orten-
burger und Cillier, nach dem Aussterben letzterer an die Erzherzoge von Oesterreich.
Kaiser Friedrich schenkte 1461die Herrschaft demLaibacher Bisthum. Valv. XI.190— 191.
*2 Die Herren von Govardo waren Inhaber der Herrschaft Neuhaus am Karst,
verübten Gewaltthätigkeiten gegen die benachbarten Edelleute und ihre eigenen
Untorthanen, nahmen venetianische Besatzung in ihr Schloss auf und forderten so
das Einschreiten der landesfürstlichen Macht heraus; das Schloss wurde überfallen,
eingenommen und die Gebrüder Govardo auf das Laibacher Castell gebracht. Das
Schloss Neuhaus wurde 1551 geschleift, später aber wieder aufgebaut und befand
sich zu Valvasors Zeit im Besitze des Benvenuto Grafen von Petazzi.
^3 Ausgestorben im sechzehnten Jahrhundert. Das Stammschloss gelangte in
den Besitz der Mordax. Valv. XL 206 f.
87
zer;** 26. Grettingen ; 27. Gresperger; 28. Grosswein; 29. Guetenberg;^^
30. Guteufeld; Sl.Gumpler; 32.Gurk; 33. Gurkfeld ;iß 34. Gustaschitsch;
35. Guttenegg;^'' 36.Habusperg; 37.Halbenberger; 38.Häcklein; 39. Har-
rer; 40. Harter; 41. Hassberg ;^^ 42.Hegstetter; 43. Herbst; 44. Heritsch;
45. Hermann ; 46. Hertenberg; 47. Hlebitz ; 48. Höffer ; 49. Hopfenbach ;^^
50. Hörner; 51. Hundt; 52. Hungersbach;*® 53. Igg; 54. Katzenberger;*^
55. Khalloti; 56. Kherschan;** 57. Kosiak;^^ 58. Krumperg; 59. Laas;
60. Lack;** 61. v. d. Leiter (de la Scala); 62. Landestrost; 63. Lands-
preiss;*^ 64. Liebenberg; 65. Liebensteiner; 66. Lichtenegg; 67. Lilien-
berg;*« 68. Löer; 69. Lueg; 70. Lybek;*'' 71. Mallinger; 72. Manges-
spurg;*« 73. Matscheroll ;*^ 74.Mauritsch; 75.Meichau;^<^ 76.Merheritsch;
77. Mitterburg; 78. Montpreis; 79. Möttnig; 80. Minkendorf ;3i 81.Min-
^* Stammschloss Grade c bei Möttling, gelangte später an die Purgstall, Thurn,
Wornegg und endlich an die Gusitsch. Valv. XI. 212.
^^ Das Schloss gleichen Namens befand sich im sechzehnten Jahrhundert im
Besitz der Lamberge von Stein ; zu Valvasors Zeit war es in Trümmern. Valv. XI. 242.
" Der letzte 1322. Im J. 1679 war die Herrschaft Gurkfeld, welche Joh. Bapt.
Valvasor, ein Ahnherr unseres Chronisten, 100 Jahre vorher gekauft und an einen
Herrn vonMoskon vererbt hatte, im Besitz des Grafen Orfeo Strassoldo. Valv. XI. 241.
" Schloss gleichen Namens, zu Valvasors Zeit in Ruinen. Valv. XI. 244.
^^ Stammschloss gleichen Namens bei Planina. Valv. XI. 268.
'* Das gleichnamige Bergschloss gedieh durch Heirat an die Auersperge. Zu
Valvasors Zeit besass es Freiherr Franz Leopold von Zierheim. Valv. XI. 286.
*° Wohl identisch mit der Görzer Familie Ungrischpach, deren Besitzungen
nach ihrem Erlöschen an die verschwägerte freiherrliche Familie Egg übergingen,
welche das Prädicat von Ungnschpach annahm. Czörnig, Görz I. 644 — 646.
** Schloss gleichen Namens bei Stein. Valv. XI. 297.
** In Istrien, vier Meilen von Pisino, lag das Stammschloss gleichen Namens.
** Nach dem Aussterben dieses Geschlechts kam sein Stammschloss in Unter-
krain, zwei Meilen von Eudolfswerth , an die Herren Sauer, welche ihrem Namen
das Prädicat ,zum Kosiak* beifügten. Valv. XI. 315.
** Der Letzte des Geschlechts, dessen Stammsitz Wildenlack bei Bischoflack war,
beschloss sein Leben als Mönch im Minoritenkloster in Laibach (1446). Valv. XI. 36.
'^ Der letzte Herr von Landspreiss wurde 1311 von Dipold von Stein in Krain-
burg im Turnier getödtet. Valv. XI. 328.
*® Stammschloss bei Moräutsch. Valv. XI. 341.
*^ Stammschloss, eine halbe Stunde von Watsch entfernt. Valv. XI. 347.
'« Oder Mannsburg. Zu Valvasors Zeit war das Stammschloss im Besitze dos
Freiherrn Anton von Leuenberg. Valv. XI. 361—362.
«9 Der letzte 1522. Valv. XI* 364.
"<» Das Stammschloss gleichen Namens, eine Meile von Eudolfswerth, kam
später an die Cillier und fiel nach deren Erlöschen an die Erzherzoge von Oester-
reich. Valv. XI. 358.
8* Nach Valv. XI. 36i> identisch mit den Herren von Gallenberg, daher nicht
unter die zu seiner Zeit ausgestorbenen Geschlechter zu rechnen. Valv. XI. 369.
88
•
dorf; 82. Nassenfuss; 83. Näglitsch; 84. Neydeck;^^ 85. Nicolitsch;
86. Nussdorf ;38 87.0britschan; 88.Pailikh; 89. Pandorfer; 90. Pasch;
91. Pekach; 92. Petschacher; 93. Petsacher; 94.Pernstem; 95.Pettau;
96.Pfailberg; 97. Piers (Pirsch, Pyrsch);»* 98. Pleschauvitez; 99.Pod-
wein;^^ lOO.Poran;^® 101. Portendörffer; 102. Praysser; 103. Preisek;'^^
104.Presingen; 105. Prossek; 106. Pichler; 107. Pueller; 108. Rabens-
berg;38 109. Ratschach;»« 110. Ratt; 111. Reifnitzer;*« 112. Rei-
chenburg; 113. Reutenberg;^^ 114. Ritschan; 115. Rosek;" 116. Rösch ;
117. Rosenhart; 118. Samburg; 119. Zara oder Sara; 120. Saven-
stein;*» 121.Scharff; 122. Scharfenek; 123. Schenk; 124. Schönpüchel;
^^ Das Stainmschloss gleichen Namens war zu Valvasors Zeit im Besitze des
Freiherm Wolf Konrad von Jankowitsch. Valv. XI. 398.
^^ Das Stammhaus bei Adelsberg besass zu Valvasors Zeit Johann Bernhard
Freiherr von Eossetti. Valv. XI. 414.
** Mit dem Beinamen von Rottenbüchel , dem bei Stein gelegenen Schlosse,
das zu Valvasors Zeiten ein Herr Johann Balthasar Rasp besass. Valv. XI. 474—475.
86 Der Letzte 1397. Valv. XI. 446.
8« Schloss gleichen Namens in Unterkrain, überging dann von den Orten-
burgern an die Cillier und von diesen an das Haus Oesterreich. Zu Valvasors Zeit
gehörte es dem Fürsten Ferdinand von Auersperg. Valv. XI. 449, 450.
»' Das Stammschloss gleichen Namens lag, schon zu Valvasors Zeit eine
Ruine, hoch auf dem Gebirge, unter welchem das Wasser Kupzhina entspringt, in
der Sichelberg'schen Grenzenclavo in Unterkrain. Das neue Schloss gleichen Namens
bauten die Auersperg. Valv. XI. 454.
38 Das Stammhaus gleichen Namens, vom Landvolk Kopriunek genannt Die
letzten des Geschlechts, die Brüder Friedrich und Ulrich, kommen 1301 vor. Valv. XI.
312—313.
^^ Schloss gleichen Namens in Unterkrain, zu Valvasors Zeit im Besitze der
Mordax. Valv. XI. 464.
*° Der letzte von Reifniz lebte noch 1524 in Krain. Die Herrschaft wurde im
Jahre 1227 von den Auerspergen an die Herren von Laas verkauft, war später als
Aquilejisches Lehen ein Besitz der Ortenburger. Im Jahre 1411 besass Reifniz ein
Herzog von Teck, der es durch seine Gemalin, eine geborne Gräfin von Ortenburg,
erheiratet. Von den Ortenburgern überging es an die Cillier und" ward nach deren
Erlöschen österreichisches Staatsgut; zu Valvasors Zeit besassen es die Grafen von
Trilleck als Pfandh^rrschaft. Valv. XI. 467—468.
*^ Das Stammschloss, ein befestigter Wartthurm, in einer Gebirgswildniss
ober dem neuen Schlosse in Unterkrain, war zu Valvasors Zeit bereits verlassen und
ein neues Schloss gebaut worden, das die Erben Johann Herbarts Grafen von Lani-
berg besassen. •
*2 Das Stammhaus bei Rudolfswerth war zu Valvasors Zeit im Besitze dos
Daniel Grafen von GaUenberg. Valv. XL 471—472.
*8 Das Stammhaus, eine starke Veste, lag auf einem Berge an der Save und
war schon zu Valvasors Zeit verödet. Das neue, in der Ebene aufgeführte Schloss
besassen damals die Herren Reffinger. Valv. XI. 492 — 493.
i - *
^ »
125. Schueeberg;*^ 126. Schnitzenbaum; 127. Schomberg; 128. Schön-
berg; 129. Schutter; 130. Sebel; 131. Sebriach; 132. Seisenberg;*^
133. Siebenegg ;*^ 134. Sicherstein; 135 Silberpeitl (Borsa di argento
oder von Carstberg) ; 136. Sicherberger; 137. Sittich; 138. Slateneg;
139.Spiess; 140. Sumeregg; 141. Stein; 142. Steindorf er; 143. Steiner;
144. Stegberg;*' 145. Stemsee; 146. Stettenberg;*« 147. Suchenthal;
148. Toller; 149.Thurner; 150.Tifi'er; 151. Triebenegg; 152. Tscherna-
hora; 153.Tschernembl;*® 154.Verchnitschein; 155.Villanders; 156. Wa-
xensteiner;^^ 157. Weineck ;^^ 158. Weisseneck; 159. Weixelberg;'^^
160. Werder (von Werde);^^ 161. WiWeiiecker; 162. Warischabitz
(Worischewitsch) ; 163. Watsch;^* 164. Wuckaviz; 165. Zellenberger;
166. Zenger; 167. Zubratscher; 168. Zobelsberg. ^^
** Das Stammliaus bei Laas besass zu Valvasors Zeit Ferdinand Fürst von
Auersperg. Valv. XI. 513.
*^ Der Letzte des Geschlechts war 1386 Heintzel von S. Das Schloss war zu
Valvasors Zeit im Besitz der fürstlichen Linie von Auersperg. Valv. XI. 520—521.
*ö Das Stammhaus in TJnterkrain überging nach dem Erlöschen des Geschlechts
an die Grafen von Heunburg, und im Jahre 1293 verkaufte Ulrich II. es an den Her-
zog Albrecht von Oesterreich um 12,000 Mark Silber. Zu Valvasors Zeit besass es
als Pfandherrschaft Daniel Freiherr von Mordax. Valv. XL 527 — 529.
*' Der Letzte des Stammes kam 1482 bei der Erstürmung des Stammschlosses
(bei Laas in der Nähe des Zirknizer Sees) durch den Raubritter Erasmus Lueger
um. Das Schloss war zu Valvasors Zeit im Besitze des Fürsten Johann Seifried von
Eggenberg, Landeshauptmanns in Krain. Valv. XL 556 f.
*8 Der Letzte dieses Geschlechts fiel 1291 im Kriege der Steirer mit Erzherzog
Albrecht, auf Seite der ersteren kämpfend ; siehe den ersten Theil dieses Werkes S. 222.
Das gleichnamige Schloss lag zwischen Wördl und Obernassenfuss, zwei Stunden von
letzterem entfernt, in einer Wildniss. Valv. XL 554.
** Das Geschlecht ist aus Krain ausgewandert. Vgl. den dritten Theil dieses
Werkes S. 361, Anm. 4.
ß** Das Schloss gleichen Namens lag in Istrien, fünf Meilen von Pisino. Die
Herrschaft kam, wie oben erwähnt, durch Heirat an die Barbos, und zu Valvasors
Zeit besass sie Fürst Ferdinand Auersperg. Valv. XL 625.
ßi Das Schloss gleichen Namens, zwischen Sittich und Weixolburg, kam im
Jahre 1433 als Cillier Lehen an die Familie Rauber. Valv. XL 685.
^* Die letzten Weichselberger, Karl und Friedrich, starben 1581. Zu Valvasors
Zeit gehörte die Herrschaft dem Fürston Ferdinand von Auersperg. Valv.- XL 629.
ö8 Auch Werth oder de Werde. Das Stammhaus ,Wördl*, auf einer Gurkinsel,
überging nach einander auf die Herren von Vilanders, deren letzter 1547 starb
und bei den Franziskanern in Rudolfswerth begraben wurde , auf die Lenkovitsch
und Davoliz und endlich an die Herren Sonze. Valv. XL 658.
** Das Stammhaus, ein fester Thurm, war schon zu Valvasors Zeit nicht
mehr vorhanden. Um ihn entstand der Markt gleichen Namens. Valv. XL 623.
^^ Der Letzte des Stammes, Georg, starb 1560. Zu Valvasors Zeit besass das
Schloss Heinrich Julius Freiherr von Werneck.
90
b) Ehemalige Landleute von Krain, jedoch dort zu Valvasors Zeit nicht mehr befindlich :
l.Aichelberg; 2. Altenhaus; 3. Diatalevi; 4. Ducainus; ö.EUacher;
6. Freihofer; 7. Glanhofer; 8. Glovitzer; 9. Grebintschitsch ; 10. Gural-
titsch; ll.Haunsberg; 12. Hertenf eiser; 13. Kbüenperg; 14. Knüllen-
berg; 15. Leysser; 16. Lindeck; 17. Meihofer; 18. Mercheritsch;^^
19. Muschliz; 20. Naumon; 21.Neyberg; 22. Payrsdorfer; 23. Pemeck;
24.PfaflFoitsch;25. Praunsberg; 26.Scampie; 27.Schränkler; 28. Schrott;
29. Schweitzer; 30. Seepacher ; 31.Tadiolovitsch; 32. Weserbach; 33.Wur-
zenbichler; 34. Zeidler; 35. Zuetkovitsch; 36. Zurler.
c) In andere Länder ausgewanderte Geschlechter:
l.Andrian; 2. Bpühomo; 3. Creuzer; 4. Crisanitsch; 5. Galilei;
6. Hagen; 7. Jörger; 8.Kolobrat;^'' 9. Lengheimer; 10. Moser; ll.Oechsl;
12. Prank; 13. Ratmannsdorf ;^^ 14. Sauer; 15. Scheyer; 16. Sigersdorf ;
17. Strasser; 18. Stubenberg; 19.Weltzer; 20. Werdenberg; 21. Wilden-
steiner; 22. Zwickl.
d) Zu Valvasors Zeit noch in Krain sesshafte Ritterschaft :
1. Aichelburg; 2. Benaglia; 3. Buchenberg; 4. Busset; 5. Chrön;
6. Coppinis; 7. Crobath; 8. Dienersberg; 9. Dinzl; 10. Erberg; 11. Fa-
bianitsch; 12, Flachenfeld; 13. Gallenfells ;^^ 14. Gandin; 15. Ganser;
16. Grafen weger ;^<^ 17.Grimschitsch;®^ 18. Gusitsch; 19.Hasiber; 20.Hi-
tzing; 21.Hohenwart zu Gerlachstein; 22.Hohenwart zu Furcht; 23.1sen-
hausen; 24.Katschitsch; 25. Kirchberg; 26.Kuschlan; 27. König; 28. Ko-
vatschitsch; 29. Lachenheim; 30.Lasarini; 31.Lukantschitsch; 32. Otto;
33. Palmburg; 34. Pelzhofer; 35. Pernburg; 36. Portner; 37. Posarel;
38. Pregel; 39. Preckerfeld; 40. Raab; 41. Rain; 42. Reffenger; 43. Re-
renberg; 44. Rasp;®^ 45. Rudolfi; 46. Schernburg; 47. Schmutzenhaus;
*^ Der letzte, Leonhard, adoptirte seinen Schwestersohn, den Herrn Leonhard
Fabianitsch, und setzte denselben zum Erben ein unter der Bedingung, dass er den
Namen ,Mercheritsch, genannt Fabianitsch*, annehme. Valv. XL 172.
*^ Stammhaus gleichen Namens in Oberkrain. Das Geschlecht wanderte aus.
Ihr Besitz fiel an die Freiherren von Rambschüssel, von welchen es zu Valvasors Zeit
ein Herr Adam Dinzl erwarb. Valv. XI. 311—812.
^® Die Herren von Radmannsdorf scheinen noch im Mittelalter nach Steier-
mark ausgewandert zu sein. Valv. XI. 461.
I *® Das Schloss gleichen Namens zwischen Krainburg und Neumarktl erkauften
i die Gallenfelser von einem Herrn Creutzer. Valv. XI. 166.
I ^^ Das Stammschloss in Oberkrain an der Save besass zu Valvasors Zeit Herr
j Hans Josef Grafenweger. Valv. XI. 222.
I ^^ Das Schloss Grimschitzhof bei Veldes erbaute ein Herr Grimschitz. Zu
Valvasors Zeit besass es Georg Karl Grimschitz. Valv. XI. 226.
ö* Johann Augustin Rasp erhielt 1660 bei der Erbhuldigung den Freiherren-
stand. Wurzbach, biogr. Lex. XXV. 3.
91
48. Schwab; 49. Schweiger ; 50. Seethal; 51. Semenitsch;®^ 52. Siberau;
53.Sonze; 54.Stemberg; 55.Supantschitsch; 56. Toparzer; 57.Wieder-
kher; 58. Ziglfest.
8. Andere Familien von Ad^l,
welche nicht zur Ritterschaft gehören:
i.Berdarini; 2.Bernarditsch; S.Bosio; 4. von Brembsfeld; 5. Burk-
hard; 6.Carininelli; 7. Copenjager; 8.Corditsch; 9.Dannesa; 10. Dienst-
mann; 11. Dilanz; 12. Distel; 13. Dolnitscher; 14. Dragouanitsch ; 15.
Floriantschitsch ; IG.Forest; 17;Frueperger; 18.Fürnpfeil; 19. GarzaroU;
20. Gladich; 21. von Gojanzell; 22. Gotscheer; 23. von Graflfheiden;
24. von Grundlern; 25. Hegler; 26. Hiller; 27. Hingerle; 28. von Höfern;
29. Hofmann; 30. Ingolitsch; 31. Juliani; 32. Khern; 33. Khociainar;
34. Kunstl; 35. Kniffiz; 36. von Krazenbach; 37. Kunst; 38. Labassar;
39. Locatelli; 40. Magaina; 41. Mahortschitsch ; 42. Marastoni; 43. Mar-
couitsch; 44. Marpurch; 45. von Mayrhofen; 46. Michatschauitsch ;
47. Mospacher; 48. Mugerle; 49. Muretitsch; 50. Papier; 51. von Periz-
hof; 52. Petermann; 53. Pipan; 54. Plasmann; 55. Portika; 56. von
Pöttenegkh; 57. Prentnar; 58. Rapicius; 59. vonRetzenheira; 60. Rigoni;
61. Sargar; 62.Schegga; 63. Schifflinger; 64. Schreiber; 65. Schrott;
66, von Schwitzen; 67 Selenitsch; 68. von Siebeneckh; 69. Sily;
70. Spitzig; 71. Standler; 72. Sternischa; 73.Strassgiettel; 74. Summer-
eckher; 75. Tazol; 76.Tosch; 77. Troyer; 78.Vitnich; 79.vonWalneckh;
80.Walter; 81. Waldreich; 82.Wichtelitsch; 83. Widerbai; 84.Wisiak;
85.Wuriackh; 86.Zannetti; 87. von Zergollern.
Die Sitten des krainischen Adels, meint unser Chronist in dem
leider nur zu kurzen Kapitel ,von dem Unterhalt, Uebung, Lebensart
und Studien des Adels und der Bürger in Krain', seien ,s6 manierlich,
wie andrer wohlgesitteter Völker ihre', daher er dieselben ,einer
besonderen Erzählung unnöthig erachtet' und uns nur kurzen Bericht
von Art und Lebensweise der höhereu Gesellschaft in Krain gibt. Der
Adel lebe entweder von seinen Gütern oder von seinem Degen im
Dienste des Landesftirsten. Er pflege ,seine Jugend mit freien Künsten
und der Pallas aufzuwarten, auch dabei sich mit zuwachsenden Jahren
in ritterlichen Exercitien zu qualifiziren, nachmals fremde Länder,
bevorab Italien und Frankreich durchzureisen', um entweder eine ,für-
nehme Kriegscharge' oder ,leuchtende Regimentswürden' oder glänzende
®^ Ein ,Semenitsch-Thum* stand ehemals bei Schneckonbiichel und gehörte
im Mittelalter den Herren gleichen Namens. Seine Mauern lieferten das Materiale
zum Bau des Schlosses Schneckenbüchel. Valv. XI. 513.
92
Ehrenämter zu erreichen und so mit der ,Feder- oder mit der Degen-
spitze' sein Glück zu machen.*
Diese Charakteristik ist kurz, aber treffend, und manche einzelne
Züge, wie sie uns hie und da in den vergilbten Blättern unserer Chronik
begegnen, vervollständigen das Bild. Auch die aristokratische Gesell-
schaft Krains war dem allgemeinen Zuge gefolgt, der nach dem Aus-
toben des dreissigjährigen Krieges den deutschen Adel sein Muster
und Vorbild in französischer Sitte erblicken liess, der Paris zur Hoch-
schule feiner Erziehung machte. Mit der französischen Tracht war
französischer Ton, Sinn für feineren Lebensgenuss eingekehrt, aber
die französische Liederlichkeit blieb dieser Gesellschaft fern, welche
immer noch den Grundton treuherziger altdeutscher Biederkeit be-
wahrte, wie Valvasors Lobrednerin, die Freiin von Seisenegg, schreibt :*
Es weist die weise Schrift (Valvasors Chronik)
Den schönen Adel auch, dem Tugend angeerbet.
Der Meisten Thoil ist teutsch, Muth findet da sein Stift
Und Höflichkeit den Sitz. Ich selber hab' bekennet
Sehr vier. In allen war ein Geist der Lieblichkeit,
Der Freundschaft süsse SeelM ein Herz, da Liebe brennet
In tugondlicher Flamm'
In seiner Heimat huldigte der krainische Adel den ritterlichen
Uebungen des Reitplatzes und des edlen Waidwerkes. Er hatte seine
Reitschule in Laibach an der Stelle, welche jetzt das Theater ein-
nimmt; prachtvoll war jene auf Schloss Auersperg, an welche noch
Fresken — Darstellung von Pferderassen — erinnern. Der Landeshaupt-
mann Wolf Engelbrecht von Auersperg hatte eine Stuterei auf seinem
Schlosse PöUand in Unterkrain, Freiherr von Engelshaus auf seinem
Schlosse Sonegg.^ Manches Schloss wies einen prächtigen^Marstall
mit marmornen Krippen für edle Rosse auf. Berühmt war insbesondere
die auch sonst im Lande mit Eifer betriebene Pferdezucht des Karstes.*
Zur Uebung der edlen Jägerei bot das waldreiche Land einen un-
erschöpflichen Wildstand. Selbst der so ungemein seltene Steinbock
war kein fremder Gast; Gemsen hausten in den Steiner Alpen; den
jetzt ausgerotteten Luchs konnte man auf dem Palovitscher Berg bei
* VI. 342.
I
2 Valv. I. Das erste Lobgedicht der Frau Katharina Eegina, Frau von Groifon-
berg, Froiherrin auf Seisenegg, welche als treue Freundin der Maria Isabella, Gräfin
von Zinzondorf, einer gebornen Gräfin von Lamberg aus Krain, an allem, was deren
Geburtsland betraf, den innigsten Antheil nahm.
3 Valv. XL 435, 539. Blätter aus Krain 1864 S. 120.
* Siehe oben S. 56.
F
Tuchein, im Feistrizer Walde und im Forst Blatnek unter dem hei-
ligen Berge erschleichen ; Dammwild hegten noch viele Wälder ; Eber,
Bär und Wolf erhöhten die Jagdlust durch den Reiz der Gefahr. Die
Jagd auf Federwild lieferte die reichste Ausbeute in der fürstlich
Auersperg'schen Wildbahn in Gottschee. Hier erlegte der Fürst Fer-
dinand in drei Wochen 3000 Wachteln, und im Jahre 1666 machte
der Landeshauptmann Wolf Engelbrecht in drei Wochen einen Fang
von 2259 Wachteln, 120 Haselhühnern und 26 Repphühnern.^
Gegen das Zerrbild ritferlichen Muths, die Duellsucht des Zeit-
alters, regte sich das bessere Gefühl in mancher edleren Brust. Unser
Chronist, ein Mann, der den Degen in manchem ernsten Kampfe ge-
führt, zieht tapfer gegen diese Unsitte los. ,Es werden', sagt er ,die
liederlichsten Ursachen so zu sagen vom Zaun gebrochen, dass einer
dem andern den Hals breche und ihn fein warm auf der Post zum
Teufel schicke.' Trotz des öffentlichen Verbots reise man lieber hundert
Meilen einander nach, als dass man die empfangene Beleidigung ge-
richtlich ausführen oder gütlich beilegen sollte. Erscheint man nicht,
so besorgt man, mit einem ,Coyon' oder ,Bärenhäuter' titulirt zu
werden; seine Ehre mit Degen und Pistol statt mit Richterspruch
behaupten, das werde für ,cavalierisch, tapfer und für eine Glori' ge-
schätzt. Dazu seien die Duellanten so verwegen, dass sie ohne Schutz-
wehr nicht nur auf den Hieb, sondern auch auf den Stoss gehen, oder
Kugeln mit einander wechseln, und zwar nicht nur zu Pferde, sondern
auch zu Fuss sich mit dem Pistol schlagen u. s. w.* Angesichts der
strengen Verbote Kaiser Leopolds gegen den Zweikampf (1687) kam
es wohl vor, dass ein Herausgeforderter den Zweikampf ablehnte. Ein
solcher Fall mit tragischem Ausgange trug sich um das Jahr 1691 zu.
Josef Bernardin Barbo Graf von Waxenstein hatte eine Herausforderung
des Freiherrn Johann Franz von Rottenfeld nicht anzunehmen ge-
wagt, sondern Laibach verlassen. Der Freiherr setzte ihm aber nach
und holte ihn bei ,geweihten Brunn' ein. Er schoss zweimal auf den
Grafen, wobei er ihn im Gesicht und am linken Arm verwundete. Graf
Barbo sah sich demnach genöthigt, sich zu vertheidigen, und er hatte
das Unglück, seinen Gegner mit einem Schusse tödtlich zu verwunden,
so dass dieser nach acht Tagen den Geist aufgab. Der Graf floh ins
Ausland, erwirkte aber 1691 von Kaiser Leopold ,sicheres Geleite'
(salvum conductum) auf zwei Monate, um seine Unschuld darzuthun.®
> Valv. IL 144 f. ; III. 442.
* Valv. V. 184.
3 Mitth. 1862 S. 14.
94
Schwerer fiel es dem Adel, sich von der geistigen Epidemie los-
zumachen, welche dem Geheimniss der Lebenskunst und dem angeblich
von der grauesten Vorzeit her durch eine ununterbrochene Reihe von
Adepten überlieferten ,Stein der Weisen' , in Tiegeln und Retorten
nachspürte und selbst wissenschaftlich bedeutende Männer, wie einen
Paracelsus, nicht verschonte.
In der Laibacher Studienbibltothek findet sich das seltene Büch-
lein von dem Assessor der Hof- und Landrechte in Laibach, Johann
Friedrich von Rain, zu Stermol und Radelsegg: ,Praeservativum uni-
versale naturale a natura et arte depromptum, in omni morborum
genere, est lapis philosophorum, cujus possibilitas realitas existentia et
praeparatio quantum licet quodque is solus sit unicus morborum debella-
tor Hercules contra J. Jac. Wenc. Dobrzenski de Nigro Ponte Phil, et
Med. Doctorem, Lapidem Philosophorum ejusque indefinitam in omnibus
morbis curandis excellentiam negantem remonstratur', Lab. 1680 (laut
Anmerkung am Schlüsse des Buches: ,Concludo et scripsi anno 1680),
mit Titelabbildung, eine kabbalistische Figur darstellend, in Kupfer, am
Rande Mg. fec. Wagenspergi in Carniolia (Mungersdorf Petrus, Chalko-
graph Valvasors). Zufolge eine$ an die krainischen Stände gerichteten
Vorwortes war das Buch Kaiser Leopold L und seinem Geheimrathe
gewidmet. Kaiser Leopold wird übrigens selbst als Inhaber einer Gold-
tinctur angeführt. Der Verfasser ist Adept, er glaubt nicht nur an
die Möglichkeit, sondern an die Wirklichkeit des Steines der Weisen.
Diese Wissenschaft sei aber eine Geheimlehre, die häufig von Betrü-
gern ausgebeutet werde. Nur Unwissende könnten diese Kunst ver-
achten. — Rain schrieb ausserdem ein Buch : De Chymia, Ms. in
fol., ,cum figuris pulcherrime pictis et aureis litteris scripto', welches
er dem Kaiser Leopold I. persönlich überreichte und welches derselbe
(nach P. Marcus) dem Augustinerkloster in Wien schenkte.^
Ein Blick auf die Schlösser des krainischen Adels zeigt uns ein
anmuthendes Bild italienischen Geschmackes im schönen Stil der Re-
naissance in Verbindung mit Frescomalereien und Familienporträts
von der Hand grosser Künstler. So wird uns z. B. Schloss Ainöd in
Unterkrain geschildert, das schönste in Krain, ein weitläufiges Viereck
mit hohen, offenen, den Hof einschliessenden Säulengängen ; zu ebener
Erde, zur Erfrischung in Sommerhitze, die ,sala terrena', deren Decke,
von weisser Stuckaturarbeit, mit drei grossen Kronleuchtern, der Fuss-
boden von Marmor, schwarz und weiss geschachtet, in der Mitte ein
1 Mitth. 1861 S. 93. ; P. Marc. Bibl. S. 44.
95
Kamin von schwarzem Marmor, rechts seitwärts in einer Nische ein
Delphin, links gegenüber ein geflügeltes Pferd aus Stein gehauen,
beide als Springbrunnen Wasser und Kühlung spendend. Dazu ein
prächtiger Marstall mit steinernen Krippen, Gärten mit Vogelhäusern
und seltenen Pflanzen, kunstvolle Malereien und die Gallenberg'sche
Ahnengallerie.^ Auch Ehrenäu, Kaltenbrunn, Kroisenegg, Lueg in Unter-
krain waren stattliche Schlösser im Geschmacke der Renaissance. Das
Schloss Strobelhoflf bei Laibach hatte sein Besitzer Wolf Sigmund Frei-
herr von Strobelhoff (geboren 1645, gestorben 1707), ein Freund Val-
vasors, neu aufgebaut und schmückte es mit Werken der Malerei;
er unterhielt mehrere Jahre daselbst einen niederländischen Maler,
Allemak oder Almanach genannt. ^ Im fürstlich Porcia'schen Schloss
Senosetsch gab es eine von Titian gemalte FamiUengalerie.^ Gayrau
bei Laibach bot einen seltenen Genuss für Blumisten. Der Besitzer,
ein Herr Leonhard Mercheritsch, hegte friedlichere Neigungen ixls
sein Vater. Dieser hatte vierundzwanzig Jahre in niederländischen
Kriegsdiensten gestanden, indess sein Stammschloss verödete. Während
der Vater ,lieber das Feld von gerüsteten Heerspitzen, als von hold-
seligen Blumen glänzen sah, und das Blut des Feindes dem Garten-
purpur vorzog', pflegte der Sohn von den holländischen Erinnerungen
des alten Kriegsmannes nur die Blumisterei und zog die Botanik
allen anderen Wissenschaften vor. Was Italien, Frankreich, England,
Holland, Niederland und Deutschland unter dem ,Blumenwerk' für
,delikat, rar, ungemein, auserlesen, zieriich und wunderschön' achtete,
das fand sich mit Gewächsen des fernen Indiens in Gayrau zusammen.
Valvasor und sein Commentator sind beredt in der Schilderung dieses
Gartenparadieses. Hyacinthen gab es da über 70 Arten, mehr als 20
Narcissenspecies , viele Rosengattungen und 107 ,Tulipanen' werden
uns namentlich aufgezählt, abgesehen von dem Heer der bescheideneren
und weniger berühmten Kinder Flora's. Nicht minder eifrig war der
Schlossherr in der Obstzucht, 12 Kirschen-, ebensoviel Pfirsich-, 50
Aepfel- und ebensoviel Birngattungen zählten seine Gärten. Oft sah
er vornehmen Besuch bei sich, den der weitberühmte Blumenflor und
die Gastlichkeit des Besitzers anzog. Fürst Johann Weichard von
Auersperg, der einst allmächtige Minister, suchte da, von seinen Kindern
umgeben, im lieblichen Anblick der holden Erden- und Menschen-
1 Valv. XI. Buch.
2 Valv. 1. c. ; Blätter aus Krain 1864 S. 55.
3 Valv. XI. 523.
Ö6
bltite den Sturz von schwindelnder Höhe der Fürstengunst zu ver-
gessen. Den lebensfrohen und witzigen Begleiter des Füraten, Jobst
Jakob Grafen und Herrn von Gallenberg, inspirirte der Moment zur
Improvisation launiger Distichen in der Sprache Ovids, wie folgende:
Antra Leonar(U patrio cognomine Gayran
Jrrait infestis nostra quadriga rotis.
Illam surripuit velut ad fatale macellam,
Et qui nos renait ducere, ductus erat.
Hie ego, quidquid adest, nil non spectabile vidi
Et praetor Dominum caetera cuncta nitent.
Omnia magnifico, quae vidimus, ordine clarent,
Heu mihi, quod Domino splendidioro carent!
Vidimus arboreas, quot fort natura, figuras:
Unica, qua Dominus pendeat, arbor abest.
Flora, sed invideo, Bacchusque Ceresque ministrant,
Siccine Bacche tuas perdere quaeris opes?*
Die ersten vier Zeilen spielen auf die scherzhafte Art an, me
Fürst Auersperg sich bei Mercheritsch zu Gaste geladen. Er entführte
nemUch, im Einverständnisse mit dem jovialen Grafen Gallenberg, den
eben in Laibach anwesenden Besitzer von Gayrau unter dem Vor-
wande einer Spazierfahrt auf seinen Landsitz.
5. Die 3ischöfe. Die Orden. Die Tesuiten in ihrer Wirksamkeit als
Lehrer und Schriftsteller/ Die Bruderschaften.
Zu Valvasors Zeit schien der Laibucher Biscliofssitß zu einer Do-
mäne der hohen Aristokratie geworden zu sein. Bei Kaiser Leopolds L
Regierungsantritte hatte ihn noch Otto Friedrich Graf von Puchheim
inne, der 1664 in Passau starb, wohin er sich zur Bischofswahl be-
geben hatte. Er hatte im Lande keine gedeihliche Wirksamkeit zu
entfalten vermocht, da er auf , Anfechtungen' — welcherlei Art, er-
fahren wir nicht — stiess, die er nicht zu besiegen vermochte, daher
er auch grösstentheils ausser seiner Diöcese, in Salzburg, wo er früher
eine Domherrnstelle bekleidete, sich aufhielt. Er schickte den Dom-
dechant' nach Rom, um die kirchlichen Verrichtungen der Domherren
kennen zu lernen und in Laibach als Muster einzuführen. Sein Wahl-
spruch war: ,Tempora tempore tempera.' Er hat als prunkliebender
Cavalier das abgebrannte bischöfliche Lustschloss Görtschach bei
1 Valv. XI. 179 f.
97
Laibach von Grund auf neu hergestellt und den Bischofhof um einen
Stock erhöht.^
Auf Puchheim folgte Josef Graf Rabatta aus einer alten Görzer
Familie. In Gradisca. 1625 geboren, 1639 als Maltheserritter in das
Grosspriorat von Prag . aufgenommen , machte er 1641 und 1642 als
Ordensritter seinen Kreuzzug gegen die Türken, begab sich dann auf
Reisen nach Italien, Spanien und den Niederlanden, kam hierauf an
den kaiserlichen Hof nach Wien, wo er zum Dienstkämmerer und
Capitän der Leibwache des Kronprinzen Erzherzog Ferdinand (IIL)
ernannt wurde. Nach dessen frühzeitigem Tode ward er von Kaiser
Leopold 1659 zum Ajo von dessen jüngerem Bruder Karl Josef be-
stimmt. Als auch dieser 1664 starb, widmete sich Rabatta, ier das
besondere Vertrauen des Kaisers genoss, dem geistlichen Stande.^ Als
in diesem Jahre der Laibacher Bischofsstuhl erledigt wurde, fiel des
Kaisers Wahl sogleich auf Rabatta, der in den Hofkreisen durch seine
Liebenswürdigkeit sehr beliebt war. Das Laibacher Domcapitel sandte
den Dechant Dr. Schönleben dem neuen Präses nach Steiermark ent-
•
gegßn, welchen er mit einer lateinischen Ansprache bewillkommte,
in welcher Anspielungen auf das Familienwappen der Rabatta, ein
Wagen mit vier Rädern, zwei Flügeln und eineni gedoppelten Adler,
enthalten waren. In Laibach fand ein feierlicher Einzug in die Dom-
kirche statt. Vom Bischofhofe bis an das Portal des Doms war zu
beiden Seiten des Weges ein Schaugerüst aufgerichtet, Säulen mit
Genien, welche die Wappen der zwölf Laibacher Bischöfe trugen,
darunter ein grosses Schild mit jenem der Rabatta. Die Spitze des
Gerüstes zierte das Maltheserkreuz und Herkules, der die Weltkugel
und das Wappen des Bisthums Laibach auf seinen Schultern trug.
Abends wurde dieses alles mit Fackeln und Laternen erleuchtet. In
das Glockengeläute stimmte der Klang von Schalmeien, und die auf
dem Markt (Platz) aufgefahrenen kleinen Geschütze gaben drei Salven
ab. Aber die Wirksamkeit' dieses Bischofs entsprach nicht den Er-
wartungen, welche der Repräsentant des Domcapitels in seiner phrasen-
reichen Empfangsrede ausgesprochen. Wir lesen von ihm nur, dass
er 1672 den Grundstein zur S. Florianskirche legte. Er starb 28. Fe-
bruar 1683 und wurde in der Dreifaltigkeitskapelle des Doms bei-
gesetzt.^
* Valv. VIII. 673. Die AbbUdung und Beschreibung von Görtschach im
XI. Buche.
« Czörnig, Görz I. 669.
« Valv. Vlll. 675 -676; Kiun, Archiv I. S. 91.
98
Bedeutender war die Wirksamkeit des Nachfolgers Sigmund
Grafen von Herberstein, früher Domprobst in Laibach und Domherr
in Regensburg und Passau, der am 20. April 1683 gewählt wurde. Er
begründete mit dem wissenschaftlich thätigen Domprobst Johann Pre-
schern die Seminarsbibliothek (1700), resignirte aber schon 1701 und
begab sich in die Congregation des h. Philippus von Neri nach Perugia,
wo er 1711 starb. ^ Unter ihm begann der Bau der netten Domkirche
(1700), welcher unter seinem Nachfolger Ferdinand Karl Grafen von
Künburg (1701 — 1711) vollendet wurde. Schon unter ßabatta war die
Erneuerung des längst baufälligen Gotteshauses beabsichtigt worden,
aber an der Ungunst der Zeiten gescheitert. Im Jahre 1699 brachte
dieselbe der Domdechant und Generalvicar Johann Anton Thalnitscher
Edler von Thalberg* wieder in Anregung, nachdem er sich der all-
seitigen Theilnahme versichert hatte. Der Venetianer Franz Bomba-
sius, ein Laibacher Bürger und Steinmetz, erhielt die Leitung des
Baues. Der Mailänder Petrus Jauni wurde ihm beigegeben und der
Bau mit Hilfe des Maurermeisters Paul Jugowitz, und nach dessen Tode
des Gregor Matschek, nach dem Bauplane des Andreas de Puteis, vulgo
Pozzo (aus der Gesellschaft Jesu), ausgeführt. Vor der Abtragung des
alten Baues gab der Domdechant Thalnitscher ein nachahmenswürdiges
Beispiel der Pietät, indem er durch Karl Martinutius den Grund-
riss und die Ansicht der alten Kirche, wovon die Zeichnung noch vor-
handen ist, aufnehmen und alle Grabdenkmäler mit ihren Inschriften
abzeichnen liess. Am 6. Juni 1701 war der Grundbau vollendet. Die
Hauptmauern waren schon im Jahre 1701 so weit hergestellt, dass
man bereits am 28. September den Dachstuhl aufzusetzen im stände
war. Zur Bereitung des Kalkes hatte man viel Wein und für die Wöl-
bungen einen ausser dem Franziskanerklosterthor am Fusse des Castell-
berges gefundenen leichten, porösen Stein verwendet. Im Jahre 1703
tibernahm Julius Quaglia,^ ein Schüler Marcus Antonius Franceschini's,
die Ausführung der Gemälde, wobei ihm Carlo Carlini, ein Jüngling
von sechzehn Jahren, thätige Hilfe leistete. Am Domherrnchor wurde
1 Valv. 1. c. 676.
2 Er war auch Mitgründer der ersten öffentlichen Bibliothek in Laibach (1701)
und Begründer des Collegium Carolinum (Seminar, 1708), Mitglied der Akademie
der Operosen, und starb am 19. April 1714. Im Jahre 1721 errichtete ihm das Dom-
capitel ein Denkmal in der neben dem Dismasaltare an der V7and angebrachten
Büste aus weissem Marmor.
^ Gebürtig aus Como. Vgl. Wnrzbach, biogr. Lex. XXIV. 134.
9d
die Arbeit begonnen. Das Gemälde am Plafond des Presbyteriums stellt
die Gründungssage des Bisthums dar, wie nemlich der h. Nikolaus
dem Kaiser Friedrich IV. im Traume erscheint, um ihn vor den Nach-
stellungen der Witwe des Grafen Ulrich von Cilli und ihres Feld-
hauptmanns Wittowitz, bei der Belagerung der Stadt Cilli im Jahre
1458, zu warnen. Auf einer Seite übergibt Kaiser Friedrich IV. als
Stifter dem ersten Bischof, Sigmund von Lamberg, die Gründungs-
urkunde des Bisthums und dessen Privilegien; auf der andern Seite
ertheilt demselben Papst Pius II. die Bestätigung. An den Seitenwän-
den sind die Wunder des h. Nikolaus, wie sie P. Ribadeneira. beschreibt,
dargestellt, und hier sehen wir auch auf dem ersten Gemälde an der
rechten Wand, in der oberen rechten Ecke, das Bildniss Quaglia's mit
Pinsel und Palette. Derselbe fertigte auch die Gemälde an den beiden
Seitenaltären in dem Rondeau unter der Kuppel. Thomas Ferrata,
ein Mailänder, lieferte die Gipsarbeiten, der bereits erwähnte Bild-
hauer Robba die Marmorsculpturen. Am 29. Oktober 1706 stand die
Kirche vollendet da. Obwohl das auf 800Ö Gulden veranschlagte Ma-
teriale der alten Kirche zum Baue der neuen verwendet und mehrere
Handarbeiten und Fuhren unentgeltlich geleistet wurden, so kostete
der Bau doch an baren Geldauslagen 36,423 Gulden 54 Kreuzer, un-
gerechnet die freie Verkostung des Malers * und seiner Gehilfen, sowie
mehrerer anderer Arbeiten.
Der Katholicismus bethätigte in Valvasors Epoche noch immer
seinen Trieb zur Kräftigung des religiösen Lebens in Klosterstiftungen
und Bruderschaften. Schon im Jahre 1698 hatte Maria Eleonora von
StrobelhoflF, geborne Freiin von PiUichgräz, den edlen Entschluss ge-
fasst, die Bildung und Erziehung der weiblichen Jugend durch Ein-
führung des Ordens der Ursulinerinnen zu fördern, und zu seinem
Unterhalte 10,000 Gulden bestimmt. Unvorhergesehene Ereignisse hin-
derten sie an der Ausführung dieses Vorhabens. Da erklärte Johann
Jakob von Schellenburg, ein Laibacher Handelsmann (geboren 24. Juli
1652 in Sterzing), in einem im Jahre 1701 an die Oberin des Ursu-
liner-Nonnenklosters in Görz erlassenen Schreiben, dass er, im Falle
dieselbe eine hinlängliche Anzahl von Chorfrauen zur Gründung eines
Ursulinerklosters nach Laibach zu senden geneigt wäre, zur Stiftung
eines solchen Klosters und zur Dotirung desselben mit dem Betrage
von 20,000 Gulden bereit sei. Dieser Antrag wurde mit Freuden an-
* Geschichte der Erbauung der Domkirche etc. von der Domkirchenvorfitehung.
Laibach, 30. November 1836.
7*
100
genommen, und nachdem die Bewilligung der geistlichen und weltlichen
Behörden eingeholt worden war, trafen im April 1702 die ersten Kloster-
frauen von Götz in Laibach ein und bezogen vorläufig das Haus des
Stifters, von wo sie am 25. Juni 1703 in das für sie gemiethete Haus
des Bürgermeisters Gabriel Eder nächst dem Kloster der Clarissinnen
(gegenwärtig Militärverpflegsamt) übersiedelten und am 2. Juli 1703
die Schule für die weibliche Jugend eröffneten.^
Im Jahre 1705 entstand das Kloster der Kapuziner in Lack.*
Am 28. März 1700 wurde die Kirche der Discalceaten eingeweiht.
Die Gesammtkosten für den Kirchen- und Klosterbau, doch ohne die
Gartenmauer und die Kirchen- und Klostereinrichtung, betrugen 29,271
Gulden.^ Der Orden hatte bei der Klosterstiftung in Laibach einen
Revers ausstellen müssen, immer von eigenen Mitteln zu leben und
nie in Krain Almosen zu sammeln. ,So haben wir doch — heisst es
in der Klosterchronik — um diese Zeit (1669) schon angefangen, so-
wohl in Unterkrain die Getreidsammlung als auch im Wippacher Boden
die Weinsammlung zu prakticiren, welches auch ohne fernere Wider-
red' fortgepflogen worden.' Im Jahre 1670 hatte der Orden seinen
ersten Besitz, Grubenbrunn (Jama), um 2000 Gulden und 15 Dukaten
Leihkauf an Herrn Benaglia verkauft.* Dagegen scheint der Deutsche
Orden in Krain durch den dreissigj ährigen Krieg in missliche Ver-
hältnisse gerathen zu sein, denn im Oktober 1658 schickte Hans Ja-
kob von Prank, Deutschordenscomthur in Möttling, als ä Conto-Zahluug
auf die ordentliche Steuer Silbergeschmeide an die Stände ein.^ Zahl-
reich waren diq Bruderschaften nicht allein in der Hauptstadt, son-
dern auch auf dem Lande. So gab es z. B. bei der Pfarre Zirkniz eine
Bruderschaft des Rosenkranzes, welche jeden Monat eine feierliche
Procession abhielt, bei welcher 12,000 Menschen erschienen; 47 Fahnen,
eine ,Lade' der h. Jungfrau und ein Bild des Todes wurden im Zuge
getragen. Der Pfarrer von Zirkniz berichtete unserem Chronisten, dass
in diese Bruderschaft über 46,000 Personen eingesjehrieben seien. Zur
Aufnahme derselben mag vielleicht auch der Ruf des Pfarrers als
,Wunderdoctor' beigetragen haben. Er hatte als solcher Zulauf nicht
nur aus Krain, sondern aus Kärnten und Steiermark, Kroatien und
* Carniolia 1839, Nr. 84, nach dem Klosterarchiv.
2 Kluns Archiv II. 109.
2 Klosterchronik der Discalceaten im Civilspitalsarchiv.
* L. c.
ö Landtagspro t. XX. 216.
101
Friaul.^ Uebrigens arteten die religiösen Schaustellungen nicht selten
in weltliche Fastnachtslust aus. Die weltberühmte Charfreitagspro-
cession der Kapuziner gab selbst den Jesuiten Anstoss. Wiederholt
verboten sie den Studirenden, sich an derselben als Acteurs ohne ihre
Erlaubniss zu betheiligen. In keinem Falle sollten sie sich dazu her-
beilassen, Juden, Lictoren oder Teufel darzustellen oder als Ritter
den Zug zu Pferde zu geleiten, denn die ersteren Persönlichkeiten
gaben der Volksmenge vielfachen Anlass zu Obscönitäten, und Tias Ge-
bahren der Reiter passte — nach dem eigenen Ausdruck der frommen
Väter — mehr für ein Bacchanal, als für einen frommen Umgang.*
Das bedeutendste Glied in der kirchlichen Organisation des Lan-
des war auch in Valvasors Epoche die Gesellschaft Jesu, Nicht nur
beherrschte ihr Geist die Kirche, deren Seelsorger und Würdenträger
von Jesuiten ihre theologische Bildung erhalten hatten und welcher
sie die wichtigsten Dienste als Glieder der Propaganda leisteten,^
sondern auch die einzige höhere Schule* des Landes befand sich in
ihren Händen, stand unter der ausschliesslichen Leitung ihres Ordens-
obem, war den bekannten Zwecken des Ordens dienstbar. Am Lai-
bacher CoUegium fand ein häufiger Wechsel der Rectoren statt, welche
auch im Interesse einer strafferen Disciplin und Centralisation meist
fremden Nationalitäten entnommen wurden. Für die Epoche von 1657
» Valv. VIII. 732.
^ 1687, 6. Hart. Moniti studiosi , ne sine licentia personas pro proccssione
Patrum Capucinorum acciperent; plane autem prohibiti sunt ad evitandas rixas et
pugnas ne ibidem equitent vel personas Judaeorum, lictorum, diabolorum et mortui
agant, eo quod sub similibus larvis saepius obscoenissima quaequo cum scandalo
eivium et omnium bonorum pertulerint, praeterca studiosorum nomini non exiguum
dedecus fecerint. Jes.-Diar. — 1688, 26. März, Erneuerung des Verbots: Data au-
tem licentia pro personis agendis in feretris. — 1698, 28. März : Processio R. R. P. P.
Capucinorum in qua fueru^t multi studiosi nostri cum facultate data omnibus, ut
personas accipere possint, exceptis Judaeorum et Diabolorum. Equites multi fuere
studiosi cum exigua devotione imo cum eius dispendio non modico circumcur-
sitando plateas urbis, varios status, multos ecclesiasticos repraesentando. Quaro in-
terdicatum illis vel equitatus iUe ex integre vel vero, ut non circumequitent urbem
cum scandalo, Bacchanalia potius quam Dominicam Passionem celebrando. L. c.
8 Im Jahre 1685 finden wir unseren Landsmann P. Marc. Ant. Eappus als
Missionär in Sonera (Nordamerika). Er starb 1719. Mitth. 1858 S. 38.
* Wir finden zwar im Jahre 1679 einen Schullehrer Hintersinger und im Jahre
1694 einen solchen namens Gregor Wüfan ,an der Domkirche* erwähnt: Domcapitel-
archiv 33/38 und 44/38 ; allein wir können über den Werth dieser Notiz kein Urtheü
fiUlen, da uns das Archiv des Domcapitels nicht zu Gebote stand, und so können
wir auch nicht beurtheilen , ob wirklich eine Domschule bestand , von welcher wir
freilieb anderweitig in diesem Zeitalter keine Erwähnung finden.
102
bis 1705 werden als Bedoren genannt: 1657 P. Georg Simonski, ein
Schlesier; 1658 und 1660 P. Franz Jörger, aus Oesterreich; 1661 und
1663 P. Georg Sautter, aus Schwaben; 1664 und 1666 P. Karl Kugel-
mann, aus Steiermark; 1667—1669 P. Josef Frey; 1670—1672 P. Fer-
dinand Achatius, aus Oesterreich; 1673 P. Sigismund Gleispach, aus
Steiermark; 1675, 1676 und 1678 P. Justus Locatelli, aus einer ade-
ligen Familie Krains; 1679 und 1681 P. Georg Posch, ein Steirer;
von 1682—1688 folgten aufeinander: Johannes Lindelauf, geboren in
Wien ; Rochus Ampach und Ferdinand EUwanger, beide wohl auch nicht
aus Krain gebürtig; 1695 Anton Gregorin; 1697—1699 P. Jakob Ro-
mano, ein Friauler (Forojulii natus 1648), der 1731 in Graz starb; 1700
bis 1702 Rudolf Lewenberg, aus einer vornehmen krainischen Adels-
familie; endlich 1704 P. Simon Kärchne, geboren in Wippach 1649 und
als Universitätskanzler in Graz 1722 gestorben. Ausser diesen finden
wir als Rector in Laibach, doch ohne Bestimmung des Jahres, noch
Konrad Miller, geboren 1641 zu Amberg in der Oberpfalz und ge-
storben 1696 in Klosterneuburg. ^
Der Bau des neuen Schulgebäudes wurde im Jahre 1657 beendet.
Die Stände bewilligten für denselben im Jahre 1657 den Nachlass der
ganzen Jahressteuer des Ordens unter der Bedingung, dass der Bau
noch in dem nemlichen Jahre vollendet und die Schulen in denselben
transferirt werden, und im Jahre 1658 2000 Gulden.^ Am 5. Januar
1658 veranstalteten die Jesuiten eine dreitägige Dankfeier für die
Vollendung des Baues; durch zwei Tage dauerte die Auiführung des
grossen Schuldramas: ,De Theodosio juniore' von Josef Selenic; am
dritten Tage hielt ein Jesuit, dessen Name nicht genannt wird, eine
feierliche Dankrede in Gegenwart der Stände; am 14. Januar begann
bereits der Unterricht in dem neuen Gebäude, der jetzigen Redoute,
auf deren Portal noch das Chronogramm mit der Jahreszahl 1658 prangt:
NoVae AeDes GyMnaslI LabaCensIs
Aere OrDInVM CarnloLIae.
Dem Jesuitengymnasium fehlte es weder an begabten Lehrern,
noch an Lehrmitteln, für welche die stets bereite Hand der Stände
und das eigene Vermögen des Ordens sorgte; gross war auch der
Zulauf der lernbegierigen Jugend aus hohen und niederen Ständen,*
' Valv. VIll. 713; Mitth. 1858 S. 38; Jesuiten-Diarium im Musealarchiv/
- Landtagsprot. XVIIl. 551, 601 ; XXI. 86, 98.
3 Wir fiaden die einzige Zahlenangabe für das Jahr 1683 mit 500 (Mitth. 1863
S. 87.), doch ist nicht zu bezweifeln, dass diese Zahl keine aussergewöhnliche war.
103
allein abgesehen von dem bereits geschilderten verrotteten Lehrsystem
litt die Anstalt unter mancherlei Misständen. Der Schulbesuch war
ein äusserst unregelmässiger, das verspätete Eintreffen der Studiren-
den zum Beginne des Schuljahres war regelmässig geworden , eigen-
mächtige Ferienverlängerung durch die nach Hause Gereisten blieb
an der Tagesordnung ; jeder zufällige Anlass wurde benutzt, um Aus-
fertigung von Zeugnissen noch vor Abschluss des Schuljahres zu er-
langen. Ein noch gefährlicherer Misstand war das Protectionswesen,
welches in Bezug auf das Aufsteigen in höhere Klassen gang und gebe
geworden war und von den einflussreichen Gönnern des Ordens, der
hohen Aristokratie und Prälatur insbesondere, mit begreiflichem Erfolge
geübt wurde. Es bildet eine stehende Klage in dem uns als Quelle
dienenden Jesuitendiarium des Laibacher Musealarchivs, einer von den
Präfecten der Anstalt geführten Schulchronik, und wird als unaus-
rottbar bezeichnet. Präfect Mechtl (1669—1670) führt ein Beispiel an,
wo ihm die Oberen, selbst ,durch übermächtigen weltlichen Einfluss
gezwungen', die früher zurückgenommene Promotion eines Jünglings
auftrugen. Das schlimmste Gebrechen war aber sicherlich der Mangel
an aller Disciplin und Ordnung im studentischen Leben. Die studirende
Jugend hatte, ähnlich wie die Universitätsjugend, ihr Gerichtsprivi-
legium; ein meist in eigenem Interesse allzu milde richtendes Col-
legium, aus Präfect und Professoren bestehend, entschied über die nur
allzu häufigen Excesse. Das Leben der Gymnasiasten unterschied sich
kaum von jenem wüsten Taumel, der auf den Universitäten jener Zeit
heimisch war. Gelage in Wein- und Bierstuben, Nachtschwärmen und
Schlägereien -mit Schreibern und Handwerkern waren gewöhnliche Vor-
kommnisse, ja selbst gemeine Verbrechen, wie Diebstahl und Einbruch,
finden sich in den Annalen unseres Gymnasiums. Mehr als einmal
führten diese Zustände zu Conflicten mit dem Stadtgerichte und riefen
in der Bevölkerung eine Misstimmung hervor, welche sich zuletzt gegen
die Leiter der Schule selbst kehren musste. Am reichsten ist die
Schulchronik an solchen Ereignissen in den Jahren 1664 — 1689.
Hören wir ihre für das Haus geschriebenen und daher um so inter-
essanteren Berichte.
Im Oktober 1664 werden drei Studenten bei einem Einbruch ertappt.
Einer von ihnen, weil von sehr achtbarer Familie, wird auf freiem Puss ge-
lassen, die beiden andern werden festgenommen. Um aber den ersteren nicht
zu sehr zu comproraittiren, werden schliesslich auch seine beiden Complicen
im stillen entlassen und fortgeschickt, nachdem der grösste Theil des Ge-
stohlenen zurückgestellt worden. Am 27. November wieder eine Diebstahls-
104
afifaire. 1665 in der Nacht des 14. Januar überfallen vier Studenten einen
Schreiber, nehmen ihm Kapuze, Degen sammt Gehänge und Handschuhe ab.
Die Studenten, von den Bedienten des Grafen Barbo angegriffen, rotten
sich zusammen ; der Präfect begibt sich mit einem CoUegen zu ihnen und be-
wegt sie, nach Hause zu gehen.
Juni. Studenten überfallen in Gesellschaft eines Soldaten ein verdächtiges
Haus am 2abnik und nehmen einem dort ertappten Bürger Hut, Wams, Degen
und Geld ab. Sie gehen dann mit ihm in eine Kneipe, wo sie einen Dukaten
vertrinken, jeder von den sieben Angreifern bekommt einen Dukaten als Schweige-
geld. Tagsdarauf führt der Bruder des Beschädigten, ein Beamter der Stadt
(Archigrammateus), beim Präfecten Beschwerde. Die Studenten werden ver-
nommen und gestehen den Fall ; sie glauben recht gethan zu haben, und zwar
infolge der Bitten der benachbarten Bürger, denen das fragliche Haus ver-
hasst war und welche fürchteten, das Treiben in demselben möchte ein gött-
liches Strafgericht über die ganze Nachbarschaft heraufbeschwören. Abends
erscheint . der Stadrichter mit dem gedachten Beamten, welcher den Beraubten
entschuldigt, dafür aber den Präfecten offen beschuldigt, dass er die Studenten
zum Ueberfall angeleitet habe. Die Sache endet mit Yerurtheilung von fünf
Studenten zum Carcer; das Geld wird seinem Herrn zurückgestellt, zwei Stu-
denten werden später aus der Schule ausgeschlossen.
1677, 1. Juni. Verhaftung eines Casisten durch die Stadtwache. Er
wird am nächsten Morgen freigelassen. Der Präfect lässt in den Schulen das
Verbot bewaffneter Zusammenrottung verlesen, da die Studentenschaft nicht
übel Lust bezeigt, für die Verhaftung Bache zu nehmen. Einige in Waffen
ergriffene Bädelsführer werden bestraft.
1682, 13 Juli. Drei Studenten werden von den Schustern, welche sich
von allen Seiten zusammengerottet hatten, aus Bache wegen früherer Händel
erstochen. Der Pater Präfect und der Professor der Rhetorik begeben sich auf
den Schauplatz der Unruhen. Eine ungeheure Menge Bürger sammelt sich.
Der Stadrichter mit der Wache erscheint, um nach den Studenten zu fahnden,
auf deren Seite er also die Schuldigen suchte ; aber sie haben sich bereits aus
dem Staube gemacht.
Am folgenden Tage klagen die Schuster, beunruhigt durch das Gerücht,
die Musensöhne wollten sich heute rächen, dem Bürgermeister ihr Leid. Dieser
lässt die ganze Bürgerschaft durch die Stadtwaehe auffordern, Abends, bei
sonstiger Strafe, in Waffenbereitschaft zu sein, und ,da der Pöbel ohnehin bei
der geringsten Gelegenheit zu allen Unruhen bereit ist*, so treffen die Bürger
die Anstalt, dass auf das erste Zeichen einer Unruhe die Glocken von S. Flo-
rian und vom Schlossberge das Alarmzeichen (,zur Entfaltung der Fahne*)
geben sollen. Erst um sechs Uhr erfährt der Präfect davon und begibt sich
105
sogleich auf den alten Markt, wo er alle ihm bewaffnet aufstossenden Studenten
anhält und nach Hause schickt, so dass später keiner mehr auf der Gasse zu
finden ist; er begibt sich auch zum Bürgermeister, um im Verein mit ihm
die tumultuirenden Bürger zu beschwichtigen. Doch hat er kaum mit dem
vom Unterthurn rückkehrenden Professor der Ehetorik das Thor des CoUegiums
erreicht, als ein neuer Tumult entsteht. Die ganze Bürgerschaft strömt gegen
das Jesuitenseminar. Seine Fenster werden mit einem Steinhagel überschüttet ;
man droht das Haus zu zerstören und macht Anstalt die Thüre zu erbrechen,
das CoUegium mit dem gleichen Schicksal bedrohend; doch bleibt es bei den
Drohungen.
Ungeachtet "mehrere Studenten, welche beschuldigt wurden, Steine auf
die Bürger geworfen zu haben, eingezogen worden, obgleich ferner mehrere
von den Bürgern mit dem Tode bedrohte Studenten sich heimlich entfernen,
dauern die Tumulte der wüthenden (efferati) Bürger durch mehrere Nächte fort;
sie suchen sogar in den Häusern nach den Studenten, doch kommt keiner von
diesen zu Schaden. Die einbrechende Pest macht diesen Scenen ein Ende.
1688, im Juli, werden die Studenten wegen ihrer beständigen Excesse
und Conflicte mit der Stadt und wegen eines Attentats auf das Stadtgefängniss
(die sogenannte ,Trantsche*) strenge bestraft, so dass der Best des Schul-
jahres ohne weitere Unruhe vorübergeht. Mit dem Stadrichter wird das Ueber-
einkommen getroffen, dass jeder in Wirthshäusern oder ausser seiner Wohnung
überhaupt vagabundirende Student von der Stadtwache festgenommen und tags-
darauf der Fall dem Präfecten • mitgetheilt werde.*
1689, 29. April, verbietet der Präfect den Baronen und einigen anderen
Adeligen aus der Bhetorik, Degen zu tragen.
Hie und da fand sich allerdings unter den Präfecten ein ver-
ständiger Mann, der eine principielle Abhilfe versuchte; so stellt ein
solcher im Jahre 1665 den Missbrauch ab, den Söhnen der Vornehmen
beliebige Ferien zu gestatten und ihnen vor Schluss des Schuljahres
ihre Zeugnisse zu erfolgen, da dieses System, wie er selbst sagt, den
Euin der Schule herbeiführen müsste. Präfect Harrer (1668) weiss
manches am Studiensystem auszusetzen; wir finden einen Theil seiner
kritischen Bemerkungen durchgestrichen, eine Zeile sorgfältig aus-
geringelt. Präfect Mechil ist auch gegen die Oeffentlichkeit der Schul-
komödien, in welchen er lieber ein blos privates Bildungsmittel sehen
möchte. Präfect Joh. B. Starnisi (1672) weiss aber kein anderes Mittel
* ,Rei istius processus totalitär descriptus et conservatus apud R. P. Rectorem
vel est ad Archivium dopositus, ut constet secuturis temporibus, quomodo nos cum
Dominis Civibus et vicissim ipsi nobiscum egerint ac differentias hasce graves amice
et sine strepitu composuerint.* Jes.-Diar.
106
zur Herstellung der gelockerten Disciplin, als ,verba et verbera' . . .
,pusillus enim hie grex timore ducitur vix adhuc capax genuini amoris
sociae honestatis^
Die Schulkomödien der Jesuiten zeigen in Valvasors Epoche
einen gewissen Fortschritt in den Stoffen und in der Emancipation
von der Herrschaft der Gelehrtensprache. Am 20. Februar 1659 führen
die Schüler der Rhetorik ,Fadingers Bauernaufstand' auf; im Jahre
1662 lesen wir von einer , Actio de Maria Stuarta', durch P. Willibald
Koflfer veranstaltet. Am 14. März 1660 wird ein deutsches Passions-
drama am Hochaltar durch den Magister der Grammatik vorgeführt,
in Gegenwart der Stände und einer grossen Volksmenge, und am
6. Februar 1670 erhalten einige sehr arme Studirende die Erlaubniss,
das Paradies ,in lingua vernacula' (also wohl in der slovenischen Landes-
sprache) ausser der Stadt (also für das Landvolk) durch einige Tage
aufzuführen.
Auch dem weltlichen Tanz zeigen sich die Väter nicht abhold,
wenn er unter ihren Augen zu löblichen Zwecken prakticirt wird, denn
während selbst den adeligen Jünglingen scharf verboten wird: ,accedere
ad choreas vel ducere choreas', findet man es ganz zeitgemäss, den
sich in Unterthurn zu Gast ladenden Landeshauptmann durch Semi-
naristen in der Maske von tanzenden Affen und Satyrn mit Musik-
begleitung empfangen zu lassen.
Als Präfeäen folgten am Laibacher Gymnasium aufeinander:
1658 P. Dolar, der zur Professur der Rhetorik nach Passau berufen
wurde (P. Franz Harrer supplirte ihn bis zum Ende des Schuljahres) ;
dann wurde P. Ignaz Thanhausen zum Präfecten bestellt; 1663 P. Joa.
Tallat; 1666—1667 P. Michael Matzol; 1668 als Supplent P. Franz
Harrer; 1669—1670 P. Alb. Mechtl; 1670—1671 P. Joa. B. Kugel-
mann; 1672 P. Joa. B. Starnisi; 1674 P. H. Junker; 1675 P. Alois
Matthäides; 1676 P. Dom. Carl; 1677 P. Seb. Kneisl; 1678 P, Christoph
Reichard; 1682—1684 P. Greg. Wenko; 1684 P. Erasmus Spitzigk;
1685 P. Joa. B.Skerpin; 1686—1687 P. Greg. Wenko; 1688 P. Franz
Gentili; 1692 P. Joa. Durs; 1694 P. Joa. B. Rösingk; 1695 P. Kari
Haas (in den Humanioren) ; 1696 P. Wendelin Koch (in den unteren
Klassen); 1697, 1698 und 1700 P. Anton Barbo (in den unteren
Klassen; 1698 mit P. Karl Haas); 1701 P. Joa. B. Skerpin (in den
oberen Klassen) und P. Gotthard Gelb (in den unteren Klassen); 1702
P. Phil. Hofstetter (in den Humanioren) und 1 704 P. Karl Haas (in den
Humanioren).
107
Auf literarischem Gebiete zählten die Jesuiten einige nicht un-
berühmte Namen :^
1. Bautscher, P. Martin, geboren in Bischoflack, trat in den Orden 1638,
war ein trefflicher Bedner und ein Freund der Geschichte, starb im Profess-
hause zu Wien 1683.
Er schrieb: 1. Eede auf ihre Böm. Kais. Majestät, als Höchstdieselbcn
Ihre Erbländer besuchten. Graz 1660. 2. Arbor genealogica Imperatorum,
Begum, Ducum et Archiducum Austriae e domo Kabspurgica. 3. Historia et
Annales Norici et Fori Julii (Mantiscript geblieben). Er fängt mit dem Jahre
1331 an und geht bis auf Kaiser Ferdinand II., ohne eine andere Verbindung
als die chronologische, mit der seinem Zeitalter eigenen Vorliebe für das
Wunderbare. 2
2. Gotseer (G<>tscheer), P. Martin, Doctor der freien Künste und der Phi-
losophie, Professor derselben an der Universität in Graz. 1. Philosophia Po-
lemica secundum Aphorismos Aristotelis Stagiritae etc. dedicata Excellentissimi
et lUustr. Dni D. Franc. S. B. J. Comitis a Lamberg, Haereditarii in Garn.
Stabuli Caesarei Praefecti etc. Nobilissimae amantissimaeque Proli. Graec.
1690, 4*^. 2. Philosophia universa D. Brunoni, ejusque venerabili Beligioni Car-
thusianae dedicata sub auspiciis Bev. Dni Joa. Bapt. Prions et Praelati in Seiz
etc. Graecii 1690, 12°. 3. Bene et male, secundum Praecepta secundae ta-
bulae, juxta id: Declina a malo et fac bonum, dedicavit Bev. Duo Francisco
Praeposito Canon. Begularium S. Augustini ad S. Florianum. Lincii, typ. Casp.
Frejschmid, 1708, 4®. 4. Vita Thomae Mori, Angliae Cancellarii. Graecii
1689, 12^ 5. Sententiae et animadversiones Corn. Taciti, sapientissimi Sena-
toris Bomani. Lincii, typ. Baedelmayr, 1687, 12*^, c. fig.^
3. Gussich, P. Nie, aus der landständischen Familie gleichen Namens,
Doctor der freien Künste und der Philosophie und Lehrer derselben, liess in
Tyrnau erscheinen:
Suspiria coronatorum capitum a Bhetorica Tyrnaviensi problematice'de-
ducta. 1698, 12».*
4. Haebling, P. Franc, aus Linz gebürtig, deutscher Prediger in Laibach,
schrieb eine Trauerrede auf den Tod Leopolds I. unter dem Titel ,Höchst-
vollkommener Schatten etc.* Laib., J. G. Mayr, 1705, 4®.^
* Im Jahre 1855 erschien in Wien bei den P. P. Mechitaristen: »Scriptores
Provinciae Austriacae* S. Jes., 400 pp., siehe : Mitth. 1858 S. 38. Das Werk war mir
nicht zur Hand.
« Hoff m. 123; Valv. VI. 858; vgl. Mitth. 1858 S. 38.
» P. Marc. Bibl. S. 22.
* P. Marc. Bibl. S. 23.
8 P. Marc. Bibl. S. 24.
108
5. JeUcntschitsch^ P. Fried., geboren in Laibach 1632, war Professor
der Humaniora, dann deutscher Prediger in Wien, wo er auch zur Zeit der
Türkenbelagerung (1683) thatig war und 1690 im Gerüche der Heiligkeit
starb. Er schrieb: 1. Triumphus Bosarum lUust. etExcell. Comitis Wolfgangi
Andreae a Bosenberg, 1656. 2. Firmamentum Begnorum: Oratio funebris Fer-
dinandi III., Imperatoris, 1657. 3. Ljrica de S. Ignatio, 1657. 4. Triumphus
Panegyricus de contrito Serpente, sine labe conceptae Yirgini Matri erectus
et in Basilica S. Stephani dictus, praesentibus Augusto Leopolde, Imperatore
et Serenissimo Leopolde Wilhelme, Archiduce, 1658. 5. Das starke Sclavonische
Weib in sittlicher Gleichständigkeit der Hoch- und Wohlgeborenen Frauen,
Frauen Judith Eleonora, Gräfin von Tattenbach, gebornen Gräfin von Forgatsch
etc., 1662 (ist eine Leichenrede auf diese Gräfin). 6. Neuntägige Andacht
zu Ehren dem heiligen Franc. Xaverio, Indian. Aposteln, 1662. 7. Der In-
dianische Wundermann Franciscus Xaverius, 1666. 8. Ausgelöschtes Licht am
Firmament der Wienerischen Kirchen. Das ist Wildericus von Wildersdorf, des
heiligen BOm. Beichs Fürst und Bischof zu Wien in Oesterreich, 1680.^
6. Karchne^ F. Simon, bereits oben erwähnt, ^ schrieb ein ,Jus cano-
nicum*.^
7. Macher^ P. Joh., Doctor der freien Künste und der Philosophie und
Professor derselben an der Universität in Graz:
1. Augustus Hymenaeus Belli pacisque etc. in desponsatione Josephi I.
cum Amalia ab Academicis Graecensibus celebratus. Graec. 1699, c. fig., 4^.
2. Sacra naturae prodigia Incljti ducatus Stjriae, oratorio calamo celebrata.
Grec. 1700, fol., c. fig. (behandelt die durch Wunder verherrlichten heiligen
Orte Steiermarks). 3. Graecium Styriae Metropolis topographice descriptum.
Graec. 1706. fol., c. fig. aeri inscriptis.*
* Valv. VL 358; Hoff III. 128; Mitth. 1858 S. 38. P. Marcus Biblioth. (S. 27)
schreibt über diesen Mann : JoUentschitsch (Frideric.) Carn. Labacensis e S. J. vir
ampli pectoris et solidae virtatis XI annis in Cathedrali S. Stephani Viennae verba
fecit; pestis et obsidionis tempore concionator popolum solatus est: semel iterumquo
pilam tormentariam columnao, cui pulpitum adhaeret, e vicino muro impactam sab
ipsa concione in laetum autoribus praosagium vertit. Statim ex morte sua Matriti
in Hispania cuidam Sacerdoti apparens, se coelo jam receptum scripto testatus est.
Quinquenni puero (Peickhardt) praedixit, eum fore aliquando sua in Cathedra suc-
cessorom f 1690 aet. 62. Hoc elogium legi pcftest in domo Curatorum ad S. Stephani
vivae ejus efßgiei inier aiios concionatores Caihedrdlis Ecdesiae positae suhscriptum,
2 Siehe oben S. 102.
8 Hoff III. 140 ; Mitth. 1. c. Ich halte die Schreibung Karcher bei Hoff für
einen Druckfehler.
* P. Marc. Bibl. S. 33.
109
8. Montagnana^ P. Ferd. de, geboren 1699 in Laibach, war viele Jahre
Lehrer der Humaniora, vorzüglich in der Ehetorik, später in der Moraltheo-
logie, den Canones und der heiligen Schrift. Er starb in Wien 1674 und
hinterliess: 1. Annales Societatis Jesu plurium annorum (Manuscript). 2. Oratio
in exequiis Perdinandi II., Imperatoris (gehalten in der Laibacher Domkirche).
3. Tractat de Quadratura Circuli. Anonym. 1673, und andere kleine Werke. ^
9. Mordax^ P. Anton, geboren in Graben bei Eudolfswerth 25. Dezember
1662, gestorben in Leoben am 4. Februar 1725. Er war Professor der Phi-
losophie und Theologie in Graz, Klagenfurt, Linz, Novizenmeister bei S. Anna
in Wien, Superior der Feldgeistlichen und Bector zu Leoben. Als die Pest
dort wüthete, zeichnete er sich durch aufopfernde Dienste zu deren Bewältigung
aus. Er schrieb : 1 . Coronatus virtutum magister seu Seren. Austriae Archidux
Carolus I., Univ. Graec. fundator, seu gloriosa ejus vita etc. Graec. 1701.^
2. De Eesignatione voluntatis propriae in divinam. Viennae 1704. 3. De ele-
vatione mentis in Deum. 3. Praxis bonae vitae, mortis, in dies anni singulos
distributa. 4. De officiis devoti Mariae filii.^
10. Schega^ P. Joa., Hess im Jahre 1684 zu Graz drucken: Jubilus
de eo, quisnam sit religiosus et verus Jesu socius.*
11. Skerl^ P. Jac, von Bischoflack gebürtig, war in Laibach viele Jahre
Lehrer der Humaniora und Domprediger und starb im Jahre 1673. Er schrieb
als Praeses der Bruderschaft des Todeskampfes Christi: ,Hortulu8 Myrrhae,
d. i. der Myrrhengarten der Gesellschaft Christi Todeskampfes am Kreuz.
Darin mancherlei Uebungen gottseliger Andacht für die Mitgesellschafter ent-
halten.* Laibach 1670, 12^ In deutscher Sprache.^
Die Jesuiten hatten sich stets der besonderen Gunst der Stände
zu erfreuen. Im Jahre I610 bewilligten sie dem P. Rector, der eine
Komödie producirt und Prämien ausgetheilt hatte, 1000 Gulden^ und
dem P. Regens des Seminars zum Bau 600 Gulden.'' Im Jahre 1675
erhielt der P. Rector 500 Gulden als ,eine Gnad und Ergetzlichkeit',
wobei der geringere Betrag noch mit den bekannten geld- und mittel-
losen Zeiten entschuldigt wurde,® und in den Jahren 1678 und 1679
> Valv. VI. 853.
2 Wurzbach, biogr. Lex. XIX. 79.
» Hoff II. 52.
* Valv. VI. 365.
<* L. c. 359. Das Bach wurde auch ins Slovenische übersetzt: Bultvize Bra-
tovshzhine britkiga smertniga terplenja Chrisfeusoviga. Laibach 1740. 32* Später
häufig wieder aufgelegt in 12«. P. Marc. Bibl. S. 48.
« Mitth. 1863 S. 87.
» L. c
8 L. c. Landtagsprot. XXT. 308, 309.
110
wieder 600 Gulden für die Prämienvertheilung.* Selbst der Präpositus
des kaiserlichen Professhauses in Wien, P. Ferdinand Herberstein, wurde
mit einer Beihilfe von 1000 Gulden bedacht.^
6. Zn&8t nnd WiBsensohaft.
Die Concurrenz mit den verschwenderisch ausgestatteten Schul-
komödien der Jesuiten vermochte der ab und zu auf seinen Wande-
rungen in Krain erscheinende deutsche Thespiskarren nicht zu bestehen.
Im Jahre 1662 finden wir die Jnnsbru^kerischen Komödianten^ in
Laibach; im Januar 1666 scheint sich eine Wandertruppe aus dem Reich
hieher verirrt zu haben, denn sie wird im Jesuitendiarium als eine
,ketzerische' bezeichnet. Merkwürdig ist das Verhalten der Jesuiten
gegenüber dieser doppelten Gefahr für die geistliche Bühne und für
das Seelenheil. Als die Schauspieler von den Ständen das Landhaus
zu ihren Vorstellungen angewiesen erhalten, geben die frommen Väter
wohl einmal einen Ferialtag und verbieten den Schülern nicht, das
deutsche Schauspiel anzusehen, geben denselben aber insgeheim den
freundschaftlichen Rath, es nicht zu thun (1666, 28. Januar: fuit tota
die recreatio. Advenerunt circumforanei comoedi et hodie prima vice
exhibuerunt in domo provinciali Germanice, ad quam ob justas causas
non fuit prohibitio facta non accedendi studiosis nostris, non tamen
accesserunt, quia ita suasum est Ulis, nisi aliqui. Jes-Diar.), ein Rath,
der auch von dem weitaus grössten Theile der Schüler befolgt wurde.
Ein offenes Verbot war wohl mit Rücksicht auf die Stände, als Freunde
der deutschen Schaubühne, nicht thunlich ; also wirkte man in der Stille
mit Erfolg dagegen. Aber das deutsche Drama liess sich aus der Gunst
der Stände nicht verdrängen. Als diese 1671 im Landtag versammelt
waren, widmete ihnen die ,gesammelte Compagnie der hochdeutschen
Comödianten' eine ,Action', welche sie zur Darstellung bringen wollte,
und es erfolgte 6. Juni günstiger Bescheid : , Auf die von denen Suppli-
canten den versammelten geistlichen und weltlichen Ständen beschehene
Dedication innvermeldeter Action wollen ermeldte löbliche Stände denen-
selben zur Exhibirung derselben nicht allein den Tag auf Morgen
bestimmt, sondern auch denenselben zu einer Ergetzlichkeit 300 Gulden
ausgeworfen haben.' ^ Am 10. Februar 1673 bewilUgte die Landschaft
1 Landtagsprot. XXI. 347, 862.
2 L. c. 284.
» Landtagsprot. XXI. 278.
111
dem Johann Wollgehaben und Petern Schwarz, ,gewesten Innsbruckeri-
schen Comödianten', zur Recompens der den Ständen dedicirten und
sonst exhibirten Komödien 300 Gulden.^ Als sich dieselben im Fasching
1676 wieder einfanden, erhielten sie zwar ohne Schwierigkeit die Er-
laubniss, den Landhaussaal für ihre Vorstellungen zu benützen* aber
auf die angesuchte Unterstützung (fügten die Stände bei) hätten sie
sich ,bei diesen schweren Zeiten' nicht zu verlassen. Doch waren die
Zeiten nicht schwer genug, um die Stände zu hindern, den Clarisserin-
nen gleichzeitig einen Steuerausstand von 219 Gulden 24 Kreuzer
zu erlassen; indessen erhielten auch die deutschen Komödianten auf
späteres Ansuchen nach Abschluss ihrer Vorstellungen (5. Mai 1676)
200 Gulden.«
Das Erscheinen der deutschen Komödianten in Krain hat wohl
auch die beiden Krainer Martin Höndler und Melchior Harrer zur
Verfassung eines deutschen Dramas angeregt, welche sie unter dem
Titel ,Der verirrte Soldat oder des Glücks Probirstein' dem kunst-
sinnigen Landeshauptmann Wolf Engelbrecht von Auersperg widmeten.^
Auch von Italien her kam manches Geschenk der heiteren Muse
des Gesangs. Schon im Jahre 1660 lesen wir von einer ^wdischen
Oper^ so im Pallhaus am 10. Juli presentiret ward', also zehn Jahre
früher als die erste Pariser Oper, und im Jahre 1700 gab es im grossen
Saale des Fürstenhofes ,italienisches Theater' mit grossem Erfolge.*
Wie von einem prachtliebenden und feingebildeten Adel auch
die büd'enden Künste gepflegt wurden, ist bereits mehrfach hervor-
gehoben worden. ^IrcÄi^eÄ^wr und Jfaier^i fanden ihre Gönner in diesen
kunstliebenden Kreisen. Wir erinnern hier nur an die Frescogemälde
der Domkirche, an die Malereien Tintoretto's in der Rudolfswerther
Capitelkirche , an jene Titians im fürstlich Porcia'schen Schlosse in
Senosetsch, an die schöne Rotunde, welche die Bibliothek des fürst-
bischöflichen Seminars in Laibach beherbergt und deren Fresken im
frischesten Farbenreiz, wie eben erst Meister Quaglia's Hand ent-
sprungen, uns entgegenglänzen. Als Maler finden wir genannt Ludwig
Clerich, dem die Stände (3. Juni 1679) eine Unterstützung von 75 Gul-
den bewilligten,*^ und Johann Koch, dessen Altarbild in der Schloss-
» L. c. 287.
2 L. c. 319, 3315.
^ Badics veröffentlichte dieses in der Laib. Lycealbibliothek verwahrte Ma-
nuseript, Agram 1865.
^ Keesbacher, Gesch. der phiUi. GeseUschaft, Blätter aus Erain 1862.
» Landtagsprot. XXI. 368.
112
kapeile von Weinhofen bei Freudenberg, den heiligen Thomas dar-
stellend, um 1682 gemalt, als das Werk eines Meisters galt. Von
mehreren Arbeiten Kochs erwähnt Valvasor, und zwar von Trachten
und historischen Bildern, welche in Holzschnitt ausgeführt in Valvasors
,Ehre des Herzogthums Krain' vorkommen.* Als Miniatunnaler auf
Pergament glänzte Grahovar aus Neumarktl, der sich im Matrikelbuch
der Dismasconföderation (1688) verewigte. Hier sind Wappen und
Sinnbilder der Mitglieder in den lebendigsten Farben und mit künst-
lerischer Auffassung ausgeführt.*
Die Bildhauer waren in Krain meist Italiener, wie der früher
genannte Robba; doch finden wir auch Krainer, wie Johann Carl Schell,
der (1662) um 100 Kronen (183 Gulden 20 Kreuzer L. W.) die Her-
stellung des Hochaltars mit Figuren und Zierathen in der Discalceaten-
kirche übernahm, auch (1664) ein elfenbeinernes Crucifix für dieselbe
fertigte,^ und (1664) Ferfila, der in der Kirche von Mariafeld arbei-
tete.* Als Steinmetz wird Lukas Misle genannt, der (1701 — 1703) am
Jesuitencollegium und an der S. Jakobskirche beschäftigt war.^
Die Tonkunst wurde, wie wir gesehen haben, schon von den
Jesuiten gepflegt, welche sich derselben nicht allein zur Verherrlichung
des Gottesdienstes, sondern auch zur Ausstattung ihrer Schuldramen
bedienten. Sie hatten in ihrer Gesellschaft einen ,treflFlichen Musicus
und guten Componisten' P. Nikolaus Dolar, von welchem viele Stücke
um 1665 in Wien gedruckt wurden.^ Von seinen Lebensumständen
wissen wir nicht mehr, als dass er Präfect des Laibacher Gymnasiums
war und 1658 nach Passau als Professor der Rhetorik berufen wurde.'
Die weitere Entwicklung des musikalischen Lebens in Laibach hängt
mit jener der Wissenschaft überhaupt zusammen. Nach dem Muster
der italienischen Akademien wurde 1693 die erste wissenschaftliche
Gesellschaft Krains unter dem Titel der ^Äcademia Operosorum!' mit
dem Symbol der emsig sammelnden Biene begründet. Sie wirkte im
stillen bis zum Jahre 1701, wo sie im Landhause ihre erste feier-
liche Versammlung unter dem Vorsitze des Domprobstes Job. Preschern
hielt und ihre Statuten veröffentlichte. Der Zweck dieser Gesellschaft
' Wurzbach, biogr. Lex. XII. 198.
« Mitth. 1852 S. 27.
* Discalceaton-Klosterprotokoll 97, 102.
* Blätter aus Krain 1865 S. 47.
« L. c.
« Valv. Anh. zum VI. Buch S. 859; P. Marc. Bibl. S. 16.
^ Jes.-Diar.
113
war die Vereinigung der Kräfte aus den verschiedensten Gebieten
des Berufs und der praktischen Thätigkeit ihrer Mitglieder. Jeder
ihrer Angehörigen übernahm die Verpflichtung, ein seinem Berufe
und Talente nahe liegendes Werkchen der Oeffentlichkeit zu übergeben,
und es sollte eine Geschichte der Entwicklung aller von den Mit-
gliedern repräsentierten Wissenschaften, vom ersten Jahrhunderte nach
Christi Geburt angefangen, systematisch bearbeitet werden. Auf Kosten
der Akademiker sollte eine öffentliche Bibliothek mit unbedingtem Zu-
tritt für jedermann errichtet werden. Jährlich sollten vier Privat-
zusammenkünfte der Akademiker zur Berathung der Gesellschafts- An-
gelegenheiten und eine öffentliche Versammlung stattfinden, zu welchef
der Adel und die Honoratioren, sowie andere Liebhaber der Wissen-
schaft eingeladen und bei welcher akademische Reden und gelehrte
Abhandlungen vorgetragen werden sollten. Im Jahre 1701 bestand die
Akademie aus nachstehenden Mitgliedern (die in Parenthese bei-
gefügten Namen sind die üblichen akademischen ,noms de guerre'):
Präsident : Joh. Bapt. Preschern, Doctor der Theologie, Domprobst (ße-
solutus).
Anton Friedrich von Raab zußabenhaimb, Schrannengerichts-Beisitzer und
Landeshauptmannschafts-Secretär (Eectus).
Carl Heinrich Schweiger, Schrannengerichts-Beisitzer (Taciturnus).
Carl Josef Kappus von Pichlstein, Secretär des Vicedomamts (Exquisitus).
Franz Erasmus von Hohenwart, Erbmundschenk in Krain und Schrannen-
gerichts-Beisitzer (Innubus).
Franz Wilhelm- von Zergollem, Landstand (Delicatus).
Georg Andreas Gladich, J. ü. D. Domherr (Inermis).
Georg Andreas Freiherr von Gallenfels, Doctor der Theologie, Erzpriester
in Oberkrain (Gelatus).
Georg Sigismund Pogatschnig, Med. Doctor (Sollicitus).
Johann Andreas von Coppini, Landstand (Adultus).
Johann Anton Thalnitscher von Thalberg, Doctor der Theologie, Dom-
deehant und Generalvicar (Sedulus).
Johann Bapt. de Werloschnig (aus Prassberg in Steiermark), Arzt zu Ried
in Bayern (Foecundus).
Joh. Berthold von Höffer, Schrannengerichts-Beisitzer (Devius).
Johann Caspar Corusi,*Arzt (Acuminosus).
Johann Daniel von Erberg, Schrannengerichts-Beisitzer und Landessecretär
(Fidus).
Johann Georg Gottscheer, J. U.D. und Bannrichter (Candidus).
8
lU
Johann Georg Thalnitscher von Thalberg, J.U. D. Mitglied der Akademie
zu Bologna (Providus).
Joh. Jacob Schilling, Doctor der Theologie, Pfarrer von Krainburg (Sedatus).
Jos. Eudolf Coraduzzi, Freiherr von Halberstein, Schrannengerichts-
beisitzer (Generosus).
Joh. Stephan Ploriantschitsch, J. U. D. Advocat und Landessecretariats-
Adjunct (Tinnulus).
Marcus Gerbez, Arzt und Mitglied der kais. Leopold. Akademie (Intentus).
Marcus Josef v. Perizhoff, ständischer Archivsdirector (IndifFerens).
Max. Leopold Basp, Doctor der Theologie und Pfarrer von Stein (In-
defessus).
Franz X. Androcha, Freiherr von Andres (Eedivivus).
Franz Christof Wogathai , Secretär des Vieedomamtes und Fiskus zu
Laibach (Oongruus).
Joh. Bapt. Felber, Schrannenadvocat (Verendus).
Alex. Sigism. Thalnitscher von Thalberg, Doctor der Eechte zu Perugia.^
Der obengenannte Johann Berthold von Höflfer unternahm es im
Jahre 1702, eine musikalische Gesellschaft nach dem Muster der italie-
nischen zu gründen. Er nannte sie die Academia Philo-Harmonicorum,
ßie Akademie der Herren Fhüoharmonischen'', Diess war die erste
schöne Frucht des von der Akademie der Operosen geweckten Geistes.
Die neue Akademie schloss sich aber auch enge an die ältere Schwester
an und verherrlichte jedes Fest, jedes politische Ereigniss durch ihre
künstlerischen Leistungen. Am 30. Juli 1702 feierte die Akademie
ihre Eröffnung mit einem Feuerwerk am Laibachflusse. Als am 3. Januar
1703 Prinz Eugen von Savoyen auf dem Wege zur Armee von Italien
in Laibach anlangte, bewillkommten ihn die Philharmoniker mit einer
,extraschönen' Musik, und der Prinz liess sich verlauten, er habe nicht
sobald eine so schöne Musik gehört. Im folgenden Jahre trugen die
Musiker der Gesellschaft zur Erhöhung der geselligen Freuden durch
eine Wasserfahrt auf der Laibach bei : in der Dämmerung Hessen sie
von den Schiffen, welche auf den sanft gleitenden Wellen dahinschwebten,
eine auserlesene Musik erschallen, welche ,amphiongleich' die ganze
Stadt herbeilockte. Den Manen Kaiser Leopolds brachte die Gesell-
schaft 20. Juli 1705 ihr Opfer durch die Begleitung eines Trauer-
gottesdienstes in der Kirche der Augustiner (wo jetzt die Franziskaner). ^
1 Mitth. 1861 S. 41.
* Keesbacher 1. c.
115
Die Akademie der Operosen, welche, wie wir gesehen haben,
sechs Mitglieder aus dem Stande der Weltgeistlichkeit zählte, keines
aber aus dem Jesuitenorden, hat nicht nur die erste grössere Biblio-
thek im bischöflichen Alumnate ^ gegründet (30. Mai 1701), deren erste
Geschenkgeber Fürstbischof Sigmund Graf von Herberstein, Domprobst
Johann Preschem und Domdechant Johann Anton von Thalberg waren,
und welche ein Capital von 2000 Gulden zur Dotirung eines Biblio-
thekars erhielt, sondern mehrere ihrer Mitglieder haben auch durch
schriftstellerische Leistungen die Literatur unseres Vaterlandes nicht
unerheblich bereichert.
Wir haben bereits die dem Jesuitenorden angehörigen Schrift-
steller der Valvasor'schen Epoche kennen gelernt. Weit zahlreicher
und gewichtiger sind jene Männer der Wissenschaft, welche in dem
Jesuitengymnasium zwar ihre Vorbildung erhalten, sich aber dann an
Universitäten oder durch Selbststudium weiter gebildet haben. Es
sind diess:
L Barbo, Jobst Bernard Graf von, schrieb:
Tractatus de criminibus et delictis in genere et in specie, nee non e
processu Criminali, quem publicae disquisitioni subjecit, etc. Salisburgi 1687.^
IL Barbo^ Weichard Graf von, schrieb:
Conclusiones legales ex variis Institutionum Imperialium titulis. fol.
1690.8'
IIL Beruiglia, Joh. de, Secretär und Begleiter des Grafen Caprara
bei seiner Gesandtschaft nach Constantinopel, schrieb:
1. Reisebeschreibung von Wien nach Constantinopel des Grafen Albrecht
von Caprara, Rom. Kais. Majestät extraordinari-Gesandten, Prankfurt 1687, 8®.
Erschien zuerst in italienischer Sprache in Venedig 1685, 8*^, und wurde neu
aufgelegt unter dem Titel : ,Relatione del viaggio fatto a Constantinopoli e
ritomo in Germania del Sign. Conte Caprara etc.*
2. Historische kurze Beschreibung aller merkwürdigen Begebenheiten,
welche sich in Teutsch-, Wälsch- und üngarland von Anfang bis zu End des
abgewichenen 1704. Jahrs durch die Macht der Siegreichisten Waffen Ihrer
R. Kais. Maj. etc. ereignet und zugetragen. Wien 1705, 4'*, c. fig.*
IV. CaUistus^ P. a S. Innoc, Ein Baier, Discalceatenordens in
Laibach, Lector der Philosophie und Theologie für die Studirenden
^ Mitth. 1860 S. 44. Diese Bibliothek befindet sich noch im fürstbisch. Seminar.
« Hoff III. 123.
» L. c. 130.
* P. Marc. Bibl. S. 10.
8*
116
(Novizen) des Ordens, später Ordensgeneral für Italien und Deutschland,
schrieb :
Cjnosura montis seu Philosophia rationalis Augustiano-Thomistica, 1690,
12® (Disputationsschrift). ^
V. Castellez^ Mathias, geboren zu Kellnberg (Killenberg?) an der
Poik (bei Prem) am 24. Jänner 1620, war Pfarrer in Tepliz und S. Bar-
telmä in Unterkrain und seit 1657 Canonicus in Rudolfswerth und
Beneficiat der Bruderschaft des h. Rosenkranzes. Im Jahre 1687, als
Valvasor seine Chronik schrieb, lebte er noch. Er war der fleissigste
slovenische Schriftsteller seiner Zeit auf dem Gebiete religiöser Er-
bauung. Von ihm haben wir:
1. Krainerisch-deutsch-lateinisches Wörterbuch mit Vergleicbungen und
Beziehungen auf Dalmatins Bibel (um 1680), 4^ (Manuscript in der laibacher
Lycealbibliothek) . *
2. Dictionarium Latino-Carniolicum (Ebenfalls- Manuscript in 4^ in der
Laibacher Lycealbibliothek).^
3. Kratki sapopadek potrebnih catoliskih naukoü. Laibach 1685, 12^*
4. Navuk Christianski sive praxis Catechistica etc. Laibach 1688, 8^
624 SS.»
Auf der Rückseite des Titelblattes apostrophirt der Buchdrucker
in bombastischem Tone den Verfasser :
Alta Castelll quondam Babylonis ab arce
Castellez genesim nomine reque trahens
Dum gentes vario hie migrant discrimine linguao
Insedit pectus Slavica Ilngua tiium.
Tu nobis iUam tu propria verba tulisti
Slavorum, primos a Babylons typos.
Quod Trüber atque Kobila Juri corruperat olim
Te Castelletum restituisse decet.«
5. Viridarium exemplorum, in quo enumerantur Septingenta exempla
accomodata pro concionatoribus (Mscr. c. 1687—1688).''
6. Simplex translatio Sacrorum Bibliorum Veteris et Novi Testamenti,
secundum articulos, in tribus Tomis (Mscr. c. 1678 — 1688).**^
' P. Marc. Bibl. S. 12.
'^ Safafik, Gesch. der südslav. Literatur I. 65.
8 L. c.
* L. c.S. 115; Valv. VL360.
^ Valv. I.e.; Safa ik 1. c. S. 115.
« L. 0.
' Valv. VI. 360; Safafik 1. c. 121.
« Valv. VI. 360; Safafik 1. c. 126.
f
lf7
7. Nebeshki zyl, tu je premishloüaiiie teh svetih ozhakou. Laibach 1684,
8", 449 SS.i
8. Nebu na semli po boshji voll. V Lubl. 1686, 8^.*
9. Thomae a Kempis De Imitatione Christi L. IV (Mscr. carniolice
c. 1678 bis 1688).»
10. Spegel de Zhistosti, d. i. Spiegel der Eeiüigkeit (Mscr. c. 1678
bis 1688).-*
11. Shpeigel duhouni etc. Aus dem Italienischen: ,Specchio spirituale*
übersetzt.^
12. Bratouske buqvize Svetiga Koshen Kranza etc. Grätz, Widmanstetters
Erben. 1678, 8®, 459 SS. Zweite Auflage, gedruckt in Laibach bei Mayer
1682, 8<>.6
13. Breve Exercitium matutinum et vespertinum. Labaci 1682.''
Castejlez liat sich in seinen slo venischen Werken, wie Kopitar
sagt, die Orthographie des Bohoritsch aus Dalmatins Bibel ziemlich
richtig abstrahirt, aber er hat das Schreibsystem des ersten slovenischen
Grammatikers nicht im Zusammenhange und als Sprachforscher durch-
dacht.^
VI. Coppinis^ Carl Josef de, gab als absolvirter Philosoph am
Laibacher Gymnasium heraus:
Theses ex universa Philosophia in Archiducali S. J. Gymnasio Labacensi
defensae. 1683.»
VII. Coppinis^ Franc, de, landschaftlicher Physicus in Laibach:
1. Theoremata legalia. Venet. 1671, 4^.
2. Propositio de Carnioliae temperie aeris et praesertim circa Labacum.
Abgedruckt bei Valv. HI. 329.i<>
VIII. Cri*oe, P. Joa. B. a Sancta:
Sacrum promptuarium singulis per annum Dominicis et festis solem-
nioribus €hristi Domini et B. V. Mariae praedicabile etc. Slavo compositum
idiomate (slovenisch). Pars I. Venet. ex offic. Zachariae Conzatti 1691 , 4^,
» Valv. VL 3Ö0; Safafik 131.
« Safafik 1. c.^
* Valv. 1. c. ; Safafik 1. c.
* L. c.
ö Valv. VI. 360.
« Valv. 1. c; Safafik 1. c. 140-141.
' Valv. 1. c.
8 Kopitar, Grammatik S. 61—74.
ö P. Marc. Bibl. S. 14.
^® P. Marcus 1. c.
X
118
14 Bl. Vorstücke und 448 SS. Pars IL Venet. 1691, 4». P.m. Labaci 1696,
40, 626 SS. P. IV. Labaci, ex typogr. Mayr 1700, 4», 490 SS. P. V. Lab.
1707, 4», 640 SS.»
Eine Predigtsammlung. Der Pater, ein Mitglied des Kapuziner-
ordens, als Akademiker ,Promptus' genannt, geborner Wippacher, zeigt
sich als ,sehr jovialisch, voll Belesenheit und Historien, citirt den Cicero
de Divinatione und den Ovidius, neben S. Gregor und der Apokalypse'.*
IX. Erberg^ Johann Daniel von, aus Gottschee gebürtig, J. U. D.
Schrannenschreiber und Landsecretär, der wegen seiner Gelehrsamkeit
zum Landstand erhoben wurde, Hess als Studirender drucken:
Disputatio juridica de officio Judicis coram D. Georgio Wohiniz, J. U. D.
in üniversitate Viennensi, Proceribus Camioliae dedicata. Viennae 1671, fol.^
Von ihm erschien auch:
Erbrecht ausser Testament etc. in Dero Erbherzogthum Erain (Neue
Satz- und Ordnung Karls VL), Grätz 1737, fol. Neue Auflage 1775 in Triest,
in deutscher und slovenischer Sprache.*
X. Ferßa, Mathias, geboren in Laibach, im Jahre 1680 Stadt-
richter in W^ien. Er liess dort im Jahre 1677 drucken :^
Abhandlung von den Zünften, Handwerkern und ihrer Ordnung.
XI. Fischer^ Franz Bernhard, geboren in Laibach, von Adel, Ar-
tium liberalium et Philosophiae Magister, Sanctae Theologiae Bacca-
laureus Juris utriusque Licentiatus, war erst Pfarrer in S. Martin bei
Krainburg, dann Canonicus und Pfarrer in Rieggers, Passauer Diöcese,
endüch Probst in Zwettl, schrieb:
1. Demonstratio mathematica, qua ostenditur, civitatem Budanam (Buda-
Ofen) regale quondam emporium, modico labore a Christianis e barbarica po-
testate recuperari posse. Lab. 1684, 4^.
Diese ,mathematische Demonstration', wie leicht die Einnahme
Ofens sei, wurde durch den Misserfolg des Jahres 1684 sattsam wider-
legt; bekanntlich gelang sie erst 2. September 1686 nach ungeheuren
Opfern.
2. Noviciatus Sacerdotum. P. L
3. Lignum vitae, aqua viva irrigatum. P. 11., Viennae typ. Andr.
Heyinger 1701, 12<>.
1 Safafik L c. 121 ; Kopitar 1. c. 74—75.
* Nach Kopitar 1. c. S. 75.
8 Valv. 1. c. 366 ; P. Marc. Bibl. Cam. S. 18.
* P. Marc. 1. c.
6 Valv. 359; Hoff m. 138.
119
4. Insignis solemnitatis dies. Der herrliche Freudenfesttag in der kaiser-
lichen Hauptstadt Laybach, als 1766 (1706?) den 22. Augusti Seine Hoch-
fürstliche Gnaden Herr Loci Ordinarius in der neu erbauten Domkirche der
erste die heilige Messe solenniter abgesungen, in einer Eede vorgetragen.
Laibach bei J. G. Mayr, in 4®.
5. Terra melle et lacte fluens, d. i. eine schuldige Lobrede von dem
grossen . . . Abten Bernardo, welche an seinem hochfeierlichen Festtage in dem
hochlöblich und uralten Stift Zwetel vorgetragen, s. 1. e. a. 4^.
6. Corona justitiae oder der mit Himmels waffen triumphirende Böm.
Kaiserl. Beichsadler, welchem Eine hochlObl. Landschaft des Herzogthums Krain
in einem Dankmüthig pflichtschuldigsten Te Deum laudamus bei deroselben ge-
sammt Ehrerbietigster Einfindung wegen der letztmalig sieghaften Eroberung
der beeden namhaften Vestungen in dem Land Artesien, S. Venant und Ayre,
in der Domkirche S. Nicolai der kais. Hauptstadt Laybach den 11. Jenner 1711
die schuldigste Eanzel-Bedt. Laybach bei J. G. Mayr, 4®.^
Xn. Floriantschüsch^ de Grienfeld, Joa. Steph., J. U. D. landschaft-
licher Advocat und Adjunct des Landessecretärs, oben unter den Aka-
demikern erwähnt, schrieb:
1. Bos in lingua, seu discursus Academicus de pecuniis vetero-novis.
Lab. 1695, 8«.
2. Votiva. Paraenesis, dum lUustr. D. Wolfgang Weichardus S. E. J.
Comes, ac D. de Gallenberg etc. in Inclyti hujus Ducatus Carnioliae Locum-
tenentem et Praetorem feria II post Dominicam Laetare ingenti applausu et
populi laetitia inauguraretur. Lab. ex typogr. Mayr 1702, 4®.*
XIII. QarmroUi, Franz Josef, J. U. D. Landstand und Rector der
wiener Universität:
Eegia virtutum coronatio, in coronatione Josephi I. seu Principum Austria-
corum virtutes. Viennae 1690, fol. Den Majestäten als Dedicationsschrift bei
der Eückkehr von der Krönung Josefs I. überreicht.*
XIV. Ganser, Job. B., von Rudolfswerth gebürtig, 1664 landschaft-
licher Arzt,* schrieb:
De morbis mulierum. 1662.*^
y Valv. VI. 365; P. Marc. BibHoth. S. 19-20.
« P Marc. Bibl. S. 20.
8 P. Marc Bibl. S. 21.
4 Landtagsprot. XXI. 201. Im Jahre 1676 bewilligten ihm die Stände ,in Er-
wägung seines gerühmten Fleisses* die Erhöhung seines Gehaltes von 200 Gulden
auf 400 Gulden. L. c 332.
» Valv. VI. 368; Hoff m. 130.
120
Er starb 1688, 44 Jahre alt, nachdem er 1685 zum Landstand er-
hoben worden war.*
XV. Georgia^ Job. Carl de, J. U. D., Protonotarius Caes. et Aposto-
licus, Secretär des Yicedomamtes , geb. in Laibach 1612, starb in
Wien 1669. Er schrieb:
Mittel, die Osterreichischen Erblanden in einen florissanten Stand zu
setzen. Wien 1667.*
XVI. Gerbetg^ Marcus, geboren in Sittich, 24. Oktober 1658, Doctor
der Medizin und Physicus in Laibach, Mitglied der kaiserlich Leo-
poldinischen Akademie ,naturae curiosorum', bereits oben unter den
Akademikern erwähnt, schrieb:
1. Intricatum extricatam medicam seu tractatus de morbis complicatis.
Lab. 1692, 8».
2. Annas prirnns Chronologiae medicae, continens exactam anni 1697
temporum aarae et humanorum corporam Labacensiam alterationem , com suis
historiis, causis et medicinis. Lab. 1699, 4^.
3. Annus secandus, continens annam 1698 etc.
4. Annus tertias seu constitutio anni 1699, philosophice,' historice et
medice considerata. Lab. 1702, 4'\
5. Annus quartus etc. Augustae Vind., apud Dan. Walder, 1705, 4^
6. Vindiciae Physico-medicae aurae Labacensis, oder Yerthädigung der
Laybaeherischen Luft etc. Layb. 1710, 8^ Auch deutsch erschienen 1719 (wo-
von Hoff ein Exemplar besass).
7. Chronologia medico-practica. Francof. 1713, 4®.
8. Observatio de ovo Galli gallinacei semicircularis figurae. Abgedruckt
in den ,MiscelIanea Naturae curiosorum*. Dec. III. A. S. observat. 138.
Sydenham erkannte Gerbez' wissenschaftliche Verdienste an (,Ger-
bezii scripta suis operibus insertu digna censuit').'
XVII. Glöbotschnig^ Kaspar, aus Radmannsdorf gebürtig, Magister
der freien Künste und der Philosophie, schrieb:
1. Epistolae Poeticae ad totam Domum Austriacam de ejus fortitudine
bellica, pietate et aliis Augustissimis dotibus per illius temporis eventus. Vienn.
1698, '8^ c. fig. aen.
2. Phosphori Austriaci. Vienn. 1699, 8^*
XVIII. Hallerstein^ Georg Sigm. Freiherr von, landschaftlicher Bei-
sitzer in Klagenfurt, war zu Valvasors Zeit ,zwar bereits ein alter
1 Hoff 1. c.
« Valv. VI. 359; Hoff III. 127.
3 P. Marc. Bibl. S. .21 ; Hoff 111. 127.
* P. Marc. Bibl. S. 22.
121
Herr, nichts desto weniger doch noch frisch und wohlvermöglichen
Leibes; ein trefflicher und gar glückseliger Poet, der manches kleine
Tractäctlein von etlichen Bögen zum Druck verfertigt, darin sich eine
so ausbündige Yiena, schön und leicht fliessende Art der Poesey er-
eignet, dass man diesen Herrn mit allen Ehren den krainischen Owenum
(John Owen, lateinischer Epigrammendichter, gest. 1622) tituliren mögte'.
Er starb im 74. Jahre seines Lebens 1686. Von seinen Epigrammen
soll sich eine gedruckte Ausgabe in der freiherrlich Erberg'schen
Bibliothek (in Lustthal?) befinden. Als er im Jahre 1682 mit seiner Ge-
mahn, einer gebornen Gräfin Paradeiser, die goldene Hochzeit feierte,
schrieb er noch das artige Distichon:
Tot Paradeisera cam coDJuge ylximus annos,
Non procul hinc vereo jam Paradisus erit.^
XIX. Hozhevar^ Valentin, Doctor der Theologie, Weltpriester, hielt
vor dem wiener üniversitätskörper in der Kirche von S. Stephan eine
Rede, im Druck erschienen^ unter dem Titel:
,Columna ignis in nocte, in D. Joanne Apostolo et Evangelista, Inclytae
Facultatis Theologicae Tutelari pridie Nonas Maji publica laudatione exhibita
1704.* Viennae typ. Joa. Greg. Schlegel, 4'*, a.
XX. P. Joanes Caspari, Kapuziner mit dem Akademikernamen
,Directus', schrieb:
1 . Septimana sancta seu meditationes asceticae Sacerdotum in hebdomada-
rium manipulum redactae. Accedit directorium Confessariorum. Lab. 1697, 8^^
XXL Kappus, Job. Georg, ein Verwandter des Laibacher Bürger-
meisters gleichen Namens, schrieb:
1. Elementa jurisprudentiae Civilis Labaci 168. 8**.
2. Concordia discors.^
XXn. Karner a Karriburg^ Job. Jakob, geschworner buchhal-
terischer Raitoffizier und Kanzlei-Ingrossist, Mitglied der Operosen,
veröffentlichte :
1. Teutsch- und Crainerische Währungsveränderung etc. Laybach bei
Jos. Thadd. Mayer 1687, 8^ Verbesserte Auflage .ebendort 1701, 8^
2. Drei treue Nationes, welche eine der anderen wahrhaft andeutet, wie
ihre Münzen in ihren^Land gieb und gehig sind. Layb. 1700, 8*^.^
« P. Marc. Bibl. S. 24 ; Valv. 360 ; Hoff lU. 129.
2 P. Marc. Bibl. S. 27.
3 L. c. 28.
* Hoff m. 129.
5 P.Marc Bibl. S. 30.
122
XXIII. Kajsianer, Leap. Engelb. Joh. Graf, veröffentlichte die Pro-
niotionsschrift :
Jus civile ad normam Institationuin accurata methodo concinnatum ac in
alma et Archi-Episcopali Universitate Salisburgensi, publicae disqaisitioni sub-*
jectum etc. 12. Dec. 1685. Salisb., 8^^
XXIV. Laeari, P. Anton, Lector der Theologie, Lehrer der Phi-
losophie, Ordensprovincial der Minoriten, geboren in Laibach 1642^
fürstbischöflicher Consistoriälrath, schrieb:
1. Sanctas Antonius Paduanus vitis vera. Labaci 1680, 4^
2. Sittliche lehrreiche Revanche, in welcher, als die Hoch- und Wohl-
geborne Fräule Fräule Sidonia Dorothea, Gräfin und Herrin von Gallenberg in
dem loblichen von ihren hochadeligen Voreltern gestifften uralten MünkendOr-
fischen Ciarissen - Klosters Gotteshause den h. Ordenshabit den 25. Februari
dieses 1680. Jahrs höchst auferbanlich annahm etc. Laibach 1680, 4^
3. Hysteron Proteron oder Hinter sich für sich, verstellte Menschen-Ein-
bildungen, Erkenntnissen und Begierlichkeiten, so als die wohl edle Fräule Anna
Catharina Waldreichin von Ehrenporten in loblich Laybacherischen S. Clara
Gotteshause des h. Ordenshabits den 19. Janaari 1681. Jahrs bewürdigt und
Maria Antonia benannt etc. vorgetragen worden. Laibach 1681, 4^.
4. Boethii de consolatione Philosophiae libri IV. Laibach 1682, 12^.
5. Philoponema tetrateuchum Scotici acuminis acu phrygiatum , hoc est :
Universae Philosophiae rationalis et naturalis , moralisqne atque transnaturalis
corpus apharmacum (Blieb im Manuscript).*
XXV. Locatdli^ Joh. a, von italienischer Abstammung, aber Land-
stand in Krain und Kärnten, erfand eine Verbesserung des Pfluges,
von welcher er 1690, 4®, eine deutsche Beschreibung veröffentlichte.^
XXVI. Marcovizh^ Wolfgang, Landschreiber, schrieb:
^Meinung von Austrücknen des Morasts um Laybach. Laibach 1680, 4^^
XXVII. Paradeiser^ Max Engelbrecht Freiherr, publicirte als
Studirender am adeligen CoUegium in Parma:
Jus Universum Decretalium, Codicis, Digestorum, Consuetudinum Feuda-
lium nee non Theoricae Praxis civilis et Criminalibus Thesibus disquisitum, etc.
Parma 1678, fol.^
XXVIII. Päschacher^ Benedict, Benedictiner, schrieb:
* Valv. VI. 366; P. Marc. Bibl. S. 30.
« Valv. VI. 365 ; P. Marc. S. 32.
3 P. Marc. S. 33.
* Valv. XI. 675.
^ P. Marc. Bibl. S. 39; Valv. VI. 366.
p
123
Tractatus de Sacramontis in genere. Salisburgi 1675.*
XXIX. Preschern^ Job. B. de, Domprobst D. U. J. und der Tbeo-
logie, Poeta laureatus, Ständisch- Verordneter und später Präses des
VerordnetencoUegiums schrieb einen ,Tractatu8 de jure pontificio et ro-
mano*, der von Thalberg in seiner ,Epitome' gerühmt wird.*
XXX. Bossetti^ Marcus Ant. Freiherr v., geboren in Laibach, pu-
blicirte als Studirender am adeligen CoUegium in Parma:
1. Ex Jure universo, Decretalium etc. decerpta Problemata. Parmae, apud
haeredes Galeatii Eosati, 1696, 4".
2. La Sacra lega, ovvero Canti. Paduae 1696, 4^^
XXXI. Schönleben^ Johann Ludwig, war als Sohn eines angesehenen
Bürgers* in Laibach, der 1648 — 1654 Bürgermeister und Stadthaupt-
mann war, 1618 geboren. Er trat in den Orden der Jesuiten, den er
1654 verliess, um in Padua den Doctorgrad zu nehmen und Welt-
priester zu bleiben. Er wurde Domdechant in Laibach und bekleidete
auch die Würde eines Protonotarius Apostolicus. Er war ein gelehrter
Theologe und auch in der Geschichte und Genealogie trefflich be-
wandert. Er war nicht allein der erste, der Krains Geschichte quellen-
mässig bearbeitete, sondern ihm gebührt auch der Ruhm, den durch
die Gegenreformation abgeschafften Bücherdruck in Laibach wieder
eingeführt zu haben. Auf seinen Wunsch beriefen die Stände den Buch-
drucker Joh. Bapt. Mayer von Salzburg nach Laibach (1678), welcher
alsbald mit seinem ganzen Arbeiterpersonale hieherkam und am 25ten
November 1678 als erstes Erzeugniss der nach einem Jahrhundert zu
neuem Leben erweckten Laibacher Presse ein ,Elogium' der Mutter
Gottes druckte.* Schönleben starb nach einem der Wissenschaft ge-
weihten Leben am 15. Oktober 1681 in seinem .anno climacterico',
wie er es seinen Freunden vorhergesagt hatte, und wurde in der Je-
suitenkirche, in der Gruft vor den Stufen des Altars des sterbenden
Christus begraben. Seine Bücher erbten die Jesuiten, seine Manuscripte
und historischen Schriften die Landschaft. Valvasor hat den Nachlass
Schönlebens durchgemustert und für seine Chronik benutzt; er sagt
aber, dass er daraus nicht acht Bogen habe gewinnen können, welche
» Hoff m. i30.
3 p. Marc. Bibl. S. 44.
» L. c. 46.
^ Nach Badics, Blätter aas Erain 1863 S. 179, stainmto dio Familie aus
Würtemberg, wo 1530 Kaspar Schönleben als Bürger in Heilbronn lebte.
» Valv. XI. 725.
M
124
Kiain beträfen. Dagegen enthielten die Handschriften Schönlebens
■
viel Genealogisches zur Geschichte der krainischen Adelsfamilien. ^
lieber das Aeussere und die Lebensweise Schönlebens berichtet
uns ein Zeitgenosse: ,Er war mittelmässiger Statur, eines anmuthig
offenherzigen Anblicks, brünett von Haaren, annehmblich und scherzig
von Gespräch, massig in Kost und Trunk, und ehrbar im Aufzug, er-
lustigte sich in seinem einsamen Haus (denn er pflegte selten aus-
zugehen) mit welischen Hühnern (Kampf hähnen nach Art der Eng-
länder) und einem Budelhund, Solidon genannt, den er wegen vieler
Künste sonderlich lieb hatte.* -
Das Hauptwerk Schönlebens war die ,Carniolia antiqua et nova*,
von welcher im Jahre 1681 der erste Band in Laibach erschien und
welche unvollendet blieb. Sie umfasst nur das erste Jahrtausend (seit
Christi Geburt) krainischer Geschichte. Unbestreitbar ist das Ver-
dienst Schönlebens, dass er der Erste die Geschichte seines Vater-
landes nach den alten und neuen Quellen, wenn auch nicht immer
kritisch genug, bearbeitete. Die Notizensammlung (,Collectanea pro
Annalibus Austriae et Caruioliae', 18 Bände) für den TL, Band (1000
bis 1600) befand sich noch im vorigen Jahrhunderte im Archiv der
krainischen Stände. Ihr gegenwärtiger Verbleib ist nicht bekannt*
Die krainischen Stände haben ihren ersten Geschichtschreiber
auf das grossmüthigste unterstützt. Von 1668 bis 1675 erhielt er 1548
Gulden, am 15. Juni 1678 bewilligte man ihm auf vier Jahre lang
jährlich 260 Gulden, in der Voraussetzung, dass das Werk in dieser
Zeit vollendet werde, was auch der Fall war. Ausserdem erboten sich
die Stände, 150 Exemplare der ,Annaies' gegen billigen Preis abzu-
nehmen und auch den Corrector zu bedenken.*
1 Valv. 353—354; Mitth. 1858 8. 40, 70.
3 Badics, Blätter aus Krain 1863 S. 183.
3 Linhart, Versuch einer Geschichte von Krain, Laibach 1788, L, Vorrede.
Nach Radics 1. c. befinden sich die genealogischen Notizen Schönlebens in der
Agramer Metropolitanbibliothek. Vgl. übrigens Safafik 1. c. S. 19. Nach Valvasors
Bemerkungen (VI. 356, 357) hätte übrigens der Hauptinhalt der Schönleben'schen
Notizen in Genealogischem bestanden.
* Landtagsprot. XXI. 247, 264, 281, 310, 330, 334, 347. Wie die Stande bereit
wraren, jedes auf Krain sich beziehende wissenschaftliche Werk zu fördern, zeigt
uns ihr Besohluss vom 2. Mai 1668, womit sie dem Dominikaner Franciscus Calin
(wohl ein Krainer? der Name kommt in ünterkrain vor), churbaierischem Biblio-
thekar und Hofrathssecretarius , der ein genealogisches Werk herauszugeben beab-
sichtigte, als jEhrung* 200 ßeichsthaler bewiUigten, ihm über nähere Auseinander-
setzung seiner Absichten nicht nur die Mittheilung der alten Geschlechter, sondern
n
125
Von historischen Schriften hat Schönleben ausser der ,Carniolia
antiqua' hinterlassen:
1. Genealogia illustrissimae familiae D. D. Oomitum ab Attimis. Labaci
1681, fol.
2. Aemona vindicata, sive Labaco metropoli Camioliae vetus Aemonae
nomen jure assertum. Salisb. 1674, 8^
3. Dissertatio polemica de prima origine augustae domus Habspurgo-
Attstriacae. Labaci 1680, fol.
4. Grenealogia illustrissimae familiae S. R. J. Comitum et Dominorum de
Gallenberg. Lab. 1680, fol.
5. ßosa ürsina in provinciis austriacis florens, sive illustrissimae et anti-
quissimae familiae ßomanae Ursinae Genealogia. Labaci 1680, fol.
6. Genealogia illustrissimae familiae Principum, Comitum et Baronum ab
Auersperg. Lab. 1681, fol.
7. Arboretum Austriacum sive plena genealogia Augustae Domus Habs-
purgo-Austriacae ab anno Christi 600 ad nostra tempora cum 300 et ultra sym-
bolis, aeri incidendis. fol. (Mscr.).
8. Chronologia Austriaca, sive rerum a Comitibus Habspurgicis et Archir
ducibus Austriae gestarum succincta per annorum seriem ennarratio. fol. (Mscr.).
9. Annus sanctus Habspurgo-Austriacus, sive Sancti et BB. utriusque
sexus Habspurgo- Austriacis sanguine et cognatione conjuncti, quingenti per to-
tius anni dies distributi. fol. (Mscr.).
Die übrigen (28) Werke Schönlebens sind theils panegyrischen,
theils religiösen, besonders auf die unbefleckte Empfängniss Maria be-
züglichen Inhaltes.* Es befindet sich darunter die zweite Ausgabe der
Chrön'schen Uebersetzung der Evangelien und Episteln in krainischer
Sprache: Evangelia inu lystuvi etc., Gräz,Widraanstetters Erben 1672, 8®.
Den Evangelien sind sieben geistliche Lieder und ein kleiner Kate-
chismus nebst einigen Gebeten angehängt; in Orthographie und Wahl
der Wörter zeigt sich kein Fortschritt, in letzterer sogar ein Rück-
schritt zum Unslaviscben.*
XXXIL Seiter, Jakob Ignaz, Doctor der Medizin und Physicus
in Laibach, wo er auch geboren war, gab heraus:
Lux septuplex astralis : Id est triumphans sapientum Mercurius etc. De-
dicavit Adamo a Lebenwald, Medicinae Doctori etc. Labaci 1684, 4^^
auch, wenn die anderen Lande mit coneurriren woUen, eine Beihüfe in Aussicht stellen.
Landtagsprot. XXI. 243. Ob Calin seine Absicht aasgeführt, liegt nicht vor.
1 Valv. VI. 1. c.
« Safafik I. 100.
8 Valv: VI. 366; P. Marc. Bibl. S. 51.
^r
12d
XXXIU. Sieeenheim^ Adam Sebastian von, landschaftlicher Kanz-
leibeamter in Laibach, liess drucken:
Speculnm generosae juventutis oder Neubeglänzter Zochtspiegel der Ade-
lichen Jugend, klärli'ch entwerfend, wie die edle Jugend von ihren WiegeDJahren
bis zur anruckenden reifen Mannbarkeit mit schönen Tugenden seelerspriesslich
gezieret, auch in holdseligen Sitten und höflichen Geberden Leibsbehäglich ge-
pflantzt werden sollte. München 1659, S^\ Mit drei Kupfern, deren eines eine
Ansicht von Laibach enthält.^
XXXIV. Thälberg, Johahn Gregor Thalnitscher von, geboren
10. März 1655 in Laibach, Sohn des Stadtrichters und spätem Bür-
germeisters Joh. Bapt. Thalnitscher (Dolnitscher), der am 31. Dezember
1688 in den Adelsstand des h. römischen Reichs mit dem Prädicate
,von Thalberg' erhoben wurde, und der Maria Anna, gebornen Schön-
leben, erhielt seine erste Bildung am Laibacher JesuitencoUegium, dann
an den Hochschulen von Graz und Ingolstadt, wurde zum Doctor bei-
der Rechte in Bologna am 21. Juni 1679 promovirt und hielt sich zu
weiterer Ausbildung vier Jahre in Italien auf. Er wurde 1689 Secretär
des Vicedomamts, 1691 öffentlicher Notar und 1713 krainischer Land-
mann. Er starb am 3. Oktober 1719. Nicht nur die Laibacher Aka-
demie der Operosen hatte ihn zum Mitgliede (mit dem Beinamen
,Providus') aufgenommen, sondern auch mehrere italienische Gelehrten-
gesellschaften, die Academia Romana Arcadum, die Academia Gela-
torum in Bologna, die Academia Foroliviensis und andere ehrten seine
wissenschaftlichen Bestrebungen durch die Aufnahme in ihre nur den
besten Namen zugäugUchen Kreise.
Das Hauptwerk Thalbergs ist:
1. Epitome chronologica continens res memorabiles Nobilis et antiquis-
simae Urbis Labacensis Metropolis Inclyti Ducatus Carnioliae ab urbe condito
usque ad ann. Christi 1704, dedicata honoribus Nobilis et Eruditae Academiae
Operosorum Labacensiuni. Labaci, formis J. G. Mayr 1713, 8^
Das Buch ist ein chronologischer Auszug aus Schönlebens An-
nalen und Valvasors Chronik, ohne eigene Zusätze, ausser einigen
Nachrichten aus der Lebenszeit des Verfassers.
Weiter veröffentUchte Thalberg:
2. Panegyricum Carmen eruditissimo Viro Marco Gerbezio Academico Ope-
roso Labacensi dicto: Intento. Labaci 1699, 4^.
3. Friaulische Kriegsbeschreibung aus dem Italienischen Blasii Eith di
Calenberg verteutschet. Laib., 4".
Valv. VI. 357; Costa, bibliogr. Notizen.
■ - f
127
4. Theatrum Chymicum. Amsterdam 1693.
Von Handschriften hinterliess Thalberg:
1. Cypressus Labaeensis (Sammlung von Crrabschriften in Laibach. Papier-
heft, gr, 8., 60 BL, in dem Archiv des fürstbischöflichen Seminars).
2. Historia Cathedralis ecclesiae Labaeensis, S. Nicoiao Archiepiscopo
Myrensi sacrae. ■ Cum chronologica ejusdem fabricae Veteris et Novae narra-
tione, cui accesserunt sacra aedificia et multiplices eruditiones, ipsam Basilicam
concernentes. Labaci anno aerae Christianae 1701, kl. fol., geb., 250 Blatt,
mit 25 Bl. Abbild., Grundrissen etc.
Wir finden hier nicht allein die Baugeschichte des Doms, son-
dern auch die Aufzählung aller Denkmale, Bilder etc. desselben. Dieses
Manuscript befindet sich im Domcapitelarchiv.
3. Annales Urbis Labaeensis, 1660 — 1719.
4. Patrocinium Labacense, 1689.
5. Bivus Lacrimarum animae Christo compatientis. Edit. Lab., in 8®.
6. Thesaunis Labaeensis coelestis , seu exercitia pietatis confratemitatis
S. Corporis Christi. Anno 1711.
7. Rerum Labacensium Libri quinque, quibus Urbis Labaeensis olim Aemo-
nae origo, situs, interior et exterior facies, rudera, monumenta, inscriptiones,
natura solis, imperium majorum, arae, foci, prosperi et sinistri eventus enarran-
tur, in fol.
8. Antiquitatum Labacensium epitome, seu Urbis Aemonae vestigia anti-
quitatum, monumenta, rudera et vetust. opum vestigia. 4".
9. Chronicon Urbis Labaeensis Idiomate Germanico. 4^
10. Corona illustrium ac eruditorum inclytae gentis Carnioliae. 4^.
11. Theatrum memoriae Academicorum unitorum. fol.
12. Marienale Carnioliae c. icon. Tractatus de Terrae motu. Savus fluvius.
Ejus origo, cursus et regiones etc. 8".
13. Ectypon Bibfiothecae Publicae Labaeensis seu accurata notitia ejus-
dem, continens memorias virorum litteris illustrium inclytae Gentis Camiolicae. ^
XXXV. Thcdberg^ Alexis Sigismund de, Sohn des Vorigen, ge-
boren 5. August 1685, gestorben 6. Oktober 1708, in Rom und Perugia
ausgebildet und in letzterer Stadt zum Doctor promovirt, Mitglied der
Akademie der Arkadier in Rom und der Operosen in Laibach, hin-
terliess:
Cithara in coelum translata Divus Ivo , ab Inclyto CoUegio Juridico La-
bacensi in Ecclesia S. Jacobi panegyrico sermone celebratus. Anno 1701. La-
baci, ex typogr. Mayr, 4^
1 P. Marc. Bibl. S. 54; Blätter aus Krain 1863 U 178 f.; Mitth. 1860 S. 47.
Nach Radios' Urtheil sind Thalbergs Manuscripte von Werth für unsere Geschichte
128
Andere Arbeiten kunsthistorischen und ästhetischen Inhalts aus
Thalbergs Feder und Zeichnungen seiner geübten Hand bewahrt die
Bibliothek des fürstbischöflichen Seminars in Laibach. ^
XXXVI. Vogrin, P. Bened., Augustinei'prior in Laibach, starb
23. Oktober 1712 bei der h. Dreifaltigkeit in den windischen Büheln.
Er gab heraus:
Acht Predigten vom h. Johannes a. S. Facundo, so zu Graz 1691, als
desselben Heiligsprechungsfeierlichkeit begangen wurde, bei grossem Zulauf des
Volks vorgetragen worden sind. Klagenfurt, bei Math. Kleinmajr 1692, 4^'
XXXVII. WUzenstein^ Franz Freiherr von, Milizhauptmann in
Krain, Mitglied der ,Societas militans\ von welcher uns nichts näheres
bekannt ist, mit dem Beinamen ,Armatus', edirte:
1. Schicksal der lieben Bellimire und Oorilauders, aus dem Italienischen
des Ferr. Pallavicino verteutscht etc. Nürnb. 1671, 12.
2. Vulcani Liebesgarn, verteutschet aus Ebendems. Nürnberg 1671, 12.
Sein Bruder^ Joh. Baptist^ ebenfalls Milizhauptmann und Mitglied
der genannten Gesellschaft, unter dem Beinamen ,Magnanimus', edirte
die im Manuscripte hinterlassenen Werke des Vorigen:
3. La muta-loquace, d. i. die Stummredende. Nürnb. 1687, 12^
4. La Perfetta-maritata, die vollkommene Vermalte. Nürnb. 1687, 12®.^
XXXVIII. Wetzstein^ vulgo Brus, Georg, von Laibach gebürtig,
S. Theol. Baccalaureus, Hof kaplan in Wien, dann Canonicus und Stadt-
pfarrer in Laibach:
Pietatis victoria, das ist, ein geistlich Comödien- oder Freudenspiel. Wien
1672, 8«.
Gewidmet dem Grafen Ferdinand Bonaventura v. Harrach, dessen
Söhne er als Hofmeister auf ihren Reisen in Spanien begleitet hatte.*
XXXIX. Wohinz^ Georg, Magister der freien Künste und der
Philosophie, J. U. D., Professor der Digesten an derTJniversität in Wien,
Hof- und Gerichtsadvocat , bischöflicher Consistorialrath, Dekan der
juridischen Facultät und Rector Magnificus.
Von ihm wurden herausgegeben:
1. Idea Fiscalis, sou assertiones de Jure Fisci. Viennae 1671, fol.
2. Elogium D. Ivoni luclytae Facultatis Juridicae Patrono, in Basilica
D. Stephani Proto-Martyris, coram S. P. Q. Academico. Viennae 1672, 4".*^
' Eadics, Blätter aus Krain 1863 S. 190; P. Marc. Biblioth. S. 54.
2 P. Marc. Bibl. S. 59.
8 P. Marc. Bibl. S. 61 ; Valv. VI. 366.
* P. Marc. Bibl. S. 60.
5 P. Marc. Bibl. S. 61.
129
Anonym sind erschienen:
1. Affectus cordis etc. S. P. Augustini confessionibus singulariter delecti
ab aliquo Augustiniano Discalceato. Lab., typ. Thad. Mayr 1684, 8®.^
2. Ars metrica seu ars condendi eleganter versus. Labaci 1679, 12^.^
3. Breviarii Eomani supplementum juxta Decreta Innocentii Papae X et
successorum Pontificum usque ad A.1687. Lab., typ. Job. Thad. Mayr 1687, 8^^
4. Directorium Confessariorum singulis pastoribus animarum curatoribus,
pro quovis poenitentium statu perutile DD. Consodalibus Sacerdotibus congre-
gationis sub auspiciis I. M. I. et protectione S. Michaelis Archangeli in supe-
riore Carniolia Monspurgi erectae, in strenam anni 1698, datum Labaci, ex
typogr. Mayr 1697, 12<>.*
5. Directorium agendorum tempore Pestis. Auctoritate Edm. ac Cels.
Principis etc. Josephi Oomitis a Babatta, Episcopi Labacensis. Lab., Joh. 6.
Mayr 1679, 820.^
6. Fasciculus Josephinus , seu Manuale venerabilis Sodalitatis S. Josephi
^etc, erectae in ßussulach, ecclesia Piliali sub Parochia S. Elisab. in Lauffen.
Labaci, typ. Joa. Thad. Mayr 1683, 8^.6
7. Landgerichtsordnung des Herzogthums Krain etc. Laibach bei Johann
Thad. Mayr 1685, fol.^
8. Landschrannenordnung des Herzogthums Krains, nach dem alten Exem-
plar ganz gleichförmig nachgedruckt. Laib., Mayr 1688, fol. Wieder aufgelegt
Laib. 1707, fol.»
9. Landhandfest des löbl. Herzogthums Krain etc. Laib. 1687, fol.^
10. Meditationes sacrae ad veram poenitentiam ac pietatem excitandam.
Additur Exercitium pietatis quotidianum quadripartitum. Lab. 1684, 8^.^^
• 11. Rituale novum Labacensis Ecclesiae. Lab. 1700, 4^. Neu aufgelegt
1775 bei Eger in 4»." .
12. Septimana sancta, sive Meditationes asceticae Sacerdotum etc. Soda-
libus Sacerdotalis Congregationis sub protectione S. Michaelis Archangeli Mons-
» P. Marc. Bibl. S. 5.
« L. c. S. 7.
« L. c. S. 11.
* L. c. S. la.
» L. c. S. 44.
« L. c. S. 19.
' L. c. S. 31.
« L. c.
» L. c.
*« L. c. S. 35.
" L. c. S. 45.
9
130
purgi erectae anno 1689 in xenium distributae. Lab., 8^. Wieder aufgelegt da-
selbst bei Mayr 1697, 12o.i
13. Ein Schreibkalender (wurde 1680 in der neu errichteten Druckerei
des J. T. Mayr gedruckt, wofür die Stände demselben 100 Beichsthaler be-
willigten).*
Wie man sieht, gab es in der Literatur der Valvasor'schen Epoche,
abgesehen von der Befriedigung des religiösen Bedürfnisses durch
einige Erbauungsbticher, keinen Platz für eine Nationalliteratur der
Slovenen, wie sie im Reformationszeitalter so vielversprechend empor-
gebltiht war. Weder war die in kirchlichen Kreisen tonangebende Macht,
der Jesuitenorden, einer nationalen Entwicklung überhaupt günstig,
denn er kannte nur Eine I^ationalität, und das war die römische ; noch
konnte das slavische Element Kulturelementen gegenüber, wie das
deutsche und italienische, irgend eine Bedeutung beanspruchen. Es
kann uns daher nicht wundernehmen , wenn Valvasor * sagt, dass die
,windische* oder ,sclavonische' Sprache von den ,Dorfzungen und an-
deren gemeinen Lippen' gesprochen werde. Er behandelt zwar auch
dieses Sprachenthema mit seinem gewöhnlichen Fleisse. Er handelt
weitläufig vom Alphabet, Erfindung desselben durch Methodius, Aehn-
lichkeit des Krainischen mit dem Russischen, gibt das Vaterunser in
13 slavischen Sprachen, dann das Alphabet; man habe bis auf Primus
Trüber in diesen Ländern sich der glagolitischen Schrift bedient (wo-
raus aber noch nicht geschlossen werden kann, dass man vor Trüber
schon slovenisch geschrieben; wenigstens findet man keine Spur da-
von). Valvasor gibt auch einige grammatikalische Anleitungen und spricht
sogar von der immer mehr um sich greifenden Con'uption des Slo-
venischen, das mit dem Deutschen vermengt werde. Er führt als Bei-
spiel an ,tauÄent' für Jezer', ,ti§tah' für ,part', ,luitra'für ,stop', ,spanzirat'
für ,sprehajat', ,frustkat' für ,zajterkovati' u. s. w. Nicht uninteressant
dürfte eine Probe des damaligen Slovenisch aus der Gerichtssprache
sein, welche ich den landschaftlichen Protokollen entnehme.* Sie ge-
hört dem Jahre 1656 an und lautet:
,Jest Juri Schubez Perscheschem proti Bogii Vsiga Mogotschimu eno
Zisto persegOy de Je Martin Jurina mene od le te rubeschni Is suetam ali
delom dali derschau Jenu de ie on Vrsach dau, de so ti prepouedani voli is
» L. c. S. 51.
« Landtagsprot. XXI. 392.
8 VI. Buch, 1. Kapitel.
* Landtagsprot. XIX. 427.
131
nigouiga duora vum issignani ienu de je Suimu hlapzo sapovedal de on ima
' teiste ven segnati. Kakor meni bog pomagai, diuiza Maria ienu Vse Suetniki
na moi pusledni dan. Amen'.
7. Tracht xuid Sitte des Landvolks. Volksfeste und Volksglauben.
Hezenprozesse und Oeisterbeschwöningen.
Unwiderstehlich dringt die nivellirende Kultur vor und verwischt
alles charakteristische Volksthum. Wer wird kommenden Jahrhunderten
Tracht und Sitte der Krainer überliefern, wie sie uns noch aus unsern
Jugendjahren in frischem Gedächtnisse sind ? denn wie vieles ist schon
jetzt dem Umschwung aller Verkehrsverhältnisse, den Eisenbahnen und
der Mode zum Opfer gefallen! Goldhaube un(J silberner Gürtel der
ehrsamen Bürgers- und Bauernfrau, malerisches Leinenkopftuch des
Bauernmädchens, prahlerische Scharlachweste mit den Silberknöpfen,
glänzende Kappenstiefel und goldschnurgeschmückter Filzhut des Bur-
schen, und alle ihr bunten Trachten des Krainer Landes, wo seid ihr ?
Werdet ihr einen Schilderer finden, wie es Valvasor war für seine Zeit?^
Eingehender noch als Bürger- und Edelmannssitte hat er Tracht, Sitten
und Bräuche des Volkes beschrieben ; denn, so sagt er treffend, jene
sind so wie in aller Welt, diese hatten immer etwas besonderes. Und
so wollen wir denn an seiner Hand uns in den verschiedenen Theilen
des Landes den alten Krainer ansehen, wie er uns aus der vergilbten
Chronik in Wort und Bild entgegenbUckt.^
Die Männer in Oberkrain tragen durchgehends schwarze, oben
etwas zugespitzte, ledige Leute aber, sonderlich um Radmannsdorf,
aufgeschlagene, breiträndrige Filzhüte. Sie tragen entweder kurze
Röcke (Kasaken) oder lange von schwarzem Tuch (Loden) eigener
Arbeit. Die Hosen sind grau ; aber sie tragen auch an Festtagen feine
Kniehosen und saubere Strümpfe. Die Säumer oder Saumrossführer
gehen schwarzgestiefelt mit spannbreitem, schwarzem ledernen Leib-
gürtel. In der Hand führen sie einen langen Knotenstock, meist von
Hagedorn, eine gefährliche Waffe, dem jnodernen Todtschläger nicht
unähnlich. Im Sommer tragen die Oberkrainer weisse oder schwarze
* Die ,Carniolia* vom Jahre 1844 brachte eine Serie von Kurz von Goldenstein
gezeichneter, von L. Zechmayer in Wien gestochener colorirter Trachtenbilder mit
Erklärungen. Das Blatt ist bereits sehr selten geworden. Die Bilder, welche man
als sehr gelungen bezeichnen kann, sind noch bei Blasniks Erben zu haben.
* VI. Buch, II -Vin. Kapitel.
9*
132
Leinwandhosen und gehen dann meist ohne Rock, im blossen Hemde,
welches einen runden Kragen hat. Winters wie Sommers gehen sie
mit offener Brust, wie im ganzen Land unter dem Bauernvolk Brauch ist.
Die Weiber bedecken ihr Haupt mit weissen ,Petschen', d. i. mit
leinenen, gefalteten Schleiern, ungefähr anderthalb Ellen in der Länge.
Auf den Kopf platt aufgelegt, fallen sie in malerischen Falten auf
die Schultern herab. Die Brust hüllt das Mieder ein, an welches das
zusammengenähte Röcklein (was man in Franken das Schösslein nannte)
sich anschliesst, von einem blauen, mit sonderem Fleiss gewirkten,
vier Finger breiten Gürtel umwunden. Darauf kommt ein zweiter
eiserner oder auch messingener Gürtel (sklepanec), ,also dass der Rock
gar hoch über den Magen geht'. Um den Hals schlingt sich ein weiss-
leinen Tüchlein; rothe oder weisse Strümpfe und Schuhe oder auch
,weisse' Stiefel vollenden den Anzug. Im Winter gehen sie in kurzen
Pelzen.
Die Männer lassen Haar und Bart lang wachsen; bei den Frauen
bleibt diese Körperzierde durch das den ganzen Kopf einschliessende
Schleiertuch verdeckt.
Originell sind die Hochaeüsbräuche; schon die Hochzeitsladung,
welche entweder zu Wagen oder zu Pferde geschieht. Da führt der
Bräutigam hinter sich die Braut, der StaraMna (oder Speisemeister)
die sogenannte Teta (oder Brautmutter), der Brautführer aber die
,Kranzeljungfer'. So geht es jauchzend und mit lustigem Lärm zu
den Wohnungen der Verwandten und Nachbarn. Die geladenen Hochzeit-
leute kommen dann am Tage der Trauung zu Pferde, die Männer
alle den Säbel an der Seite, als gälte es nicht ein fröhliches Fest,
sondern einen Zug gegen die Türken. Von den Hüten flattern seidene
Bänder und grosse viereckige Büsche von Rauschgold mit Seide über-
zogen, oder auch von Buchsbaum mit perlenartig aufgeklebten weiss-
gedörrten Haidekörnern. Diese lustige Cavalcade kommt meist nach-
mittags aufgezogen, wenn man die Braut in des Bräutigams Haus führt.
Da reiten dann zwei oder drei Gesellen auf schnellen Rossen voraus
in das Haus des Bräutigams, um die ,Pogatscha', eine Art Kuchen, zu
holen. Der schnellste führt die leichte Bgute heim und überbringt
sie der Braut, wenn sie ihm nicht von den auflauernden jungen Burschen
abgenommen wird, wobei es mitunter tüchtige Stösse und Püffe ab-
setzt; für die ritterliche That empfängt er von ihr ein ,Fazinetl' (Sack-
tuch, vom italienischen Fazzoletto). Die Brautmutter trägt mit sich
ins Haus des Bräutigams die grosse ,Pogaca', ein Laib Brod aus fein-
stem Weizenmehl, ungefähr 20, auch mehr .Pfund schwer, bei etlichen
133
gai* mit Schmalz und Eiern gebacken. Obenan prangt allerlei Zierath
und ,Gaukelwerk' von Teig, Büsche von Buchsbaum mit Rauschgold
und Flockseide. Ein zweites Hochzeitgebäck, der ,Presenc', war von
gar schauderhafter Mischung. Eier geschlagen in einen klein geriebenen
starken, altqp Käse oder auch in einen ,Schmierkäse', dann ziemlich
viel gestossenen Pfeffers drein gestreut, dazu ein wenig Milch oder
Rahm und alles ^ wohl durcheinander: diese Elemente, innig gesellt
und auf schichtenfönnig aufgethürrate Scheiben gestrichen, bilden
den ,Presenc', der sowie die Pogaöa mit Zierathen und ,Phantaseien'
bedeckt wird und von welchem man im Hause des Hochzeiters isst.
Wenn es nun an der Zeit ist, dass der Bräutigam die Braut abhole,
um mit ihr zur Kirche zu gehen, so beginnt ein Scherzspiel, das
vielleicht im Volksbrauch als Erinnerung an Weiberraub sich erhalten
hat. Es wird nemlich die Thüre des Hauses, worin sich die Braut
befindet, zugesperrt, und wenn der Staraäina des Bräutigams die Braut
begehrt, so wird ihm ein altes Weib ausgeliefert, das er mit gebühren-
dem Protest zurückweist. Und diess geschieht ihm wiederholt unter
kurzweiligen, mitunter auch etwas grobkörnigen Wechselreden, bis
die Braut dem ungeduldig Fordernden endlich übergeben wird. Nach
der Mahlzeit geht der Tanz an, und die Hochzeitlust währt bis in den
dritten Tag. Bei der oberkrainischen Kindstaufe war es hie und da
Brauch, dass man vier bis sieben Gevattern bat, deren jeder ein Stück
Leinwand, drei oder vier Spannen lang, mit in die Kirche bringen und
dem Kinde darreichen musste. Man nannte dieses Geschenk ,Krizmanik'.
Ausserdem musste jeder Gevatter ein Geldgeschenk in ,Fatscheinlein'
(Servietten) legen. Zu dem Kindsmahle über 8 oder 14 Tage brachten
die Gevattersleute grosse Brodlaibe, die schon früher beschriebenen
Pogatschen , Eier, Schmalz und Wein mit , um es der Kindbetterin
zu verehren. Bei Krainburg gab es noch einen andern, wohl in hohes
Älterthum reichenden, von der Geistlichkeit aber abgestellten Brauch :
die Gevattersleute kamen da am dritten Tage nach der Taufe zu-
sammen, wuschen und badeten den Täufling in eigener Weise, vergraben
dann das Wasser, wenn es ein Mägdlein war, unter einen Weichsel-,
sonst unter einem Nussbaum, von welchem sie einen Ast abbrachen
und in der Stube ober dem Bette aufhängten. Er sollte ein eheliches
Interdict bedeuten, welches so lange dauern sollte, bis das Kind gross
genug wäre, den Ast mit der Hand zu erreichen.
Gross war die Tanzlust der Oberkrainer, so dass ihnen, wie Val-
vasor sagt, das ganze Jahr die Füsse ,fast wenig stillstanden'. Der
Tanzplatz war meist die Tenne. Man tanzte da paarweise, doch alle
}
134
zugleich, jeder Tänzer steuerte einen ,Sold' (soldo), deren fünf auf
einen Groschen gerechnet wurden, für die Spielleute. Nicht einmal
grimme Winterkälte mochte die Tanzlust des Bauernvolks dämpfen.^
Und obgleich aus dem fröhlichen Tanz nicht selten für manchen lebens-
frohen Tänzer ein Todtentanz ;wurde und geistliche und weltliche
Obrigkeit wegen Seelen- und Leibesgefahr dagegen donnerten, so
Hessen sich doch die Bauern diese ihre ,stara pravica' nicht nehmen
und hätten wohl eher eine Rebellion angefangen, als dieselbe gemisst.
Ausser dem gewöhnlichen Tanz gab es auch einen ^Beigen!' im Freien.
Da hatte der Tänzer den Säbel umgürtet; in der Gegend von Veldes
führten aber die zwei vorderaten Tänzer den Säbel, bei Flödnig gab
es sogar einen Schwerttanz mit blossem Säbel. Die Tanzlust beuteten
an manchen Orten die Landgerichtsherren aus, indem sie den Tanz
,verkauften', d. i. ihre Bewilligung an den Erlag eines Golddukatens
knüpften. Wer diesen Kaufpreis erlegte, miethete die Spielleute, liess
sich dann von jedem Tanzlustigen seinen Tribut entrichten und übte
so ein Tanzmonopol.
Fast überall in Oberkrain waren auch die geselligen 2ki,sammen--
Icänfte in den Spinnstuhen gebräuchlich ; es kamen nemlich nach dem
Feste der heiligen drei Könige die jungen ,Dorfgalane^ ^auf das Ge-
spinnst^ (,wa prejo^). Sie brachten auch da ihre Spielleute mit, und
nachdem sie mit ihren Schönen ,galanisirt, courtoisirt, chaussirt und
auf ihre Weise complimentirt', nahmen sie die Jungfer, bei deren Rocken
sie sassen, bei der Hand und machten einen Tanz mit ihr, und so that
es einer nach dem andern. Nach Mitternacht geleitete jeder seine
Tänzerin, ihr die Kunkel tragend, nach Hause. Die Spinnstubenabende,
* Am 22. April 1686 erging folgende Verordnung der niederösterreichischen
Regierung an Franz Adam XJrsini Grafen von Blagay, Vicodom in Erain:
,Wir haben gnädig vornommen, wasmassen in unsorn hennigen Landen auf
denen Kirchtagen und sonsten in denen Wirthshäusem auf dem Land die öffent-
lichen Tänze allzusehr in Schwung gehen und dabei allerhand Sund und Laster
unterlaufen sollen.
Wann nun sonderlich bei denen noch dato gewährenden gefahrlichen Kriegs-
länften und Umständen nicht allein alle Gelegenheit zu Beleidigung Gottes abzu-
schneiden, sondern vielmehr die Landseinwohner zu einem frommen und gottes-
fürchtigen Leben zu ermahnen und darauf gute Absicht zu tragen, damit etwa der
Allerhöchste nit fernerer Straf über unsere Erblanden bewogen werde.
Als ist kraft unserer gnädigst geschöpften Resolution und Vdg. de dato 19. d.
unser gnäd. Befehl hiemit, dass du dergleichen öfTentliche Tanz auf den Kirchtagen
und sonsten, vomemlich auf dem Land, jedoch ausser denen Hochzeiten, bis auf
weitere gnädige Verordnung gänzlich einstellen sollest.* (Vicedomarchiv.)
r
135
denen es auch an ihren ,Gretchen' nicht fehlte, beschloss ein lustiger
Kehraus am Montag in der Fasten, zu welchem die Burschen ein
Fass wälschen Weines beisteuerten. Das nannte man ^prejo razdreti'
(das Gespinnst trennen).
Charakteristisch für das Verhältniss des Bauern zum Herrn war
des ersteren Gruss. Beide Knie beugend, neigte sich der Bauer mit
dem ganzen Leibe und klopfte dabei mit der rechten Hand an die
Brust.
Die Oberkrainer hatten auch noch die alte, offenbar noch der
Heidenzeit entstammende Sitte, auf dem Grahe Speisen an die Freunde
und Verwandten des Verstorbenen zu vertheilen.
In Unterkrain finden wir manche Abweichung in Tracht und
Sitte. Der Unterkrainer trug ein kurzes, vorn an der Brust umgeschla-
genes Wamms, die Kasake, deren Kragen bald zugespitzt, bald rund,
bald viereckig war, kurze Pumphosen und Kappenstiefel, um den Leib
einen spannbreiten Gürtel aus schwarzem Leder. Das Hemd hatte
mitunter einen hohen und ,dicken' Kragen, wie es scheint eine förm-
liche Halskrause. Das Haupt bedeckte im Sommer ein breitrandiger
Filzhut mit hohem, schmalem Gupf, im Winter eine trapezförmige
,rauhe' Kappe. Die Haarmode der Männer war jener der Oberkrainer
gleich, doch fand sich an einigen Orten der seltsame Brauch, das
Haar bis auf einen Büschel ober der Stirne kurz zti schneiden. In
den Händen trugen sie, ganz im Gegensatze zu den Oberkrainern,
dünne und kurze Stäblein.
Die Tracht der Weiber war dieselbe wie in Oberkrain, nur dass
sie keine Vortücher trugen.
Die Hochzeitsbräuche stimmen ebenfalls mit den bereits geschil-
derten überein, nur dass hier auch etwas Humor zum Vorschein kommt ;
einer von den Spielleuten legt zerlumpte Kleider an und bietet den
Gästen einen Ochsen feil, wofür er dann mit barer Münze ,in Kopf-
stücken, drauf fünf Finger geprägt sind' bezahlt wird. Auch sonst wird
von dem leichtlebigen Unterkrainer bei dieser Gelegenheit viel Kurz-
weil getrieben. An Gevattersleuten hat der Unterkrainer dagegen keinen
solchen Ueberfluss wie der Oberkrainer; hier werden nur drei ge-
nommen, und zwar zu einem Söhnlein zwei männliche und eine weib-
liche und zu einem Töchterlein zwei weibliche und ein männlicher
Pathe. Getarnt wurde in Unterkrain nicht so viel wie in Oberkrain.
Beim Hirseaustreten und beim Flachsbrecheln kamen die Burschen mit
hölzernen Hörnern und spielten damit den Arbeiterinnen auf, und das
Ganze schloss dann mit einem Tänzchen. Im Wirthshaus herrschte
136
die für den Gast nicht eben vortheilhafte Sitte des Ztdrinkens, Erst
that der Wirth einen herzhaften Zug aus dem Glase, das er dem Gast
eingeschenkt, dann ging das Glas in die Hand der Wirthin oder eines
andern Gastes über, und oft blieb für den durstigen Ankömmling von
der Mass kaum ein Schluck übrig. An Gelegenheit zum Zutrinken
fehlte es nicht : ein Hobelspan neben dem andern lockte den durstigen
Wanderer. Im Dorfe S. Martin bei Littai, welches nur einen Grund-
besitz von vier Hüben hatte, gab es 18 Wirthshäuser. Aber freilich
gab es da manchen durch Saumfahrt oder Gewerbe bereicherten
Bauer.* In Unterkrain herrschte auch der uralte Brauch des TocUen-
fnahls am achten Tage nach dem Begräbniss.
In MiUdkrain^ bei Freienthurn, Weiniz, Sichelberg hatte sich,
wir wir gesehen haben, ein eigenes Völkchen niedergelassen : Ueber-
läufer aus den benachbarten slavischen Theilen der Türkei, die so-
genannten üskoken (wörtlich ,Entsprungene*), aber auch Walachen ge-
nannt, nach der Benennung ,Vlahe^ die sie sich selber gaben. Sie
hatten ihre Hauscommunitäten, wie sie noch heutzutage die Militär-
grenze aufweist ; mehrere Familien wohnten nemlich in einem Hause
beisammen, das Hausregiment führte der älteste Mann und das Weib
des jüngsten Familienvaters. Sie forderten und fanden unbedingten
Gehorsam und leiteten die Hausarbeit, welche von den andern Familien-
gliedern verrichtet wurde. In jedem solchen Hause gab es zu acht
bis zwölf waffenfähige Männer. Diese Colonisten waren steuerfrei, aber
zu beständiger Waffenbereitschaft und Bewachung der Grenze gegen
die Türken verpflichtet.
Die Uskoken waren wilde Gesellen, die einige fatale Gewohn-
heiten aus dem wüsten, rechtlosen Leben der türkischen Herren mit-
gebracht hatten. Treffliche Meister in der Kunst, ,etwas zu finden,
ehe man's verliert', und gar willig, ,etwas zu nehmen, ehe man's gibt,'^
holten sie nöthigenfalls ihre Bräute mit bewaffneter Hand, und es
war bei ihnen ,gar was Gemeines', dass sie ihre Nase ,gar tief in
Kannen und Gläser steckten.' Was sie an Wein und Getreide im
1 Valv. IL 181.
2 Valvasor erzählt (VIII. 721), dass bei der Füialkirche S. Nikolaus v gori (im
Uskokengebirge) der Pfarre S. Bartelmä jedesmal, nachdem Messe gelesen worden,
das Messgewand und sogar die Glocken in eine andere Kirche gebracht werden
mussten, weil sie sonst vor den üskoken nicht sicher gewesen wären. An einer an-
deren Stelle (XI. 133) erzählt er von einem üskokentiberfall des Schlosses Faisten-
berg um 1665, wobei die Freiin von Buset mit ihrer Tochter und der Pfleger Janko
durch Säbelhiebe übel zugerichtet wurden.
187
Herbste geerntet, es musste alsbald durch die Gurgel, und dann ging
es aufs Beutemachen, sei es beim Erbfeind, sei es beim nächsten
Freund und Nachbarn. Nicht leicht war es, sie zu erwischen, denn
sie liefen besser als das schnellste deutsche Pferd, und dann hielten
sie so fest zusammen, wie die bestgeschmiedete Kette, so dass es nicht
leicht war, sie eines solchen Anschlags zu überführen. In diesen löb-
lichen Eigenthtimlichkeiten waren Popen und Weltliche gleich. Die
Hochzeitsbräuche der Uskoken boten ausser einem an das jus primae
noctis erinnernden Brauch nichts eigenthttmliches, als die vollständige
Vermummung der Braut bei ihrer Abholung und bei dem Gang zur
Kirche. Bei der Trauung setzte ihr der Pope einen Kranz, aus einem
Rosenstock geflochten, aufs Haupt, ein nicht unpassendes Sinnbild
ehelichen Lebens, in welchem jedoch für das südslavische Weib sicher
bald nur mehr die Dornen übrig blieben. Die Kinder wurden erst
getauft^ wenn sie erwachsen waren. Die Beichte ward nicht vor dem
dreissigsten Jahre abgelegt. Erkrankte jemand hoflfnungslos, so musste
er sich selbst waschen, damit er nach dem Hinscheiden ,sich fein
sauber bei Gott Vater, Sohn und heiligem Geist einfinden möge,' wo-
nach es scheint, dass ihnen für das irdische Leben Reinlichkeit weniger
geboten schien. Dem Sterbenden glaubten sie Trost zu bringen, indem
sie ihm den feierUchen Empfang im Jenseits schilderten, wie ihm da
ein Engel seinen Säbel und sein Rohr, womit er sich ritterlich gegen
die Türken gehalten, ein anderer das, ,was er mit der freien Hand
ertappt und weggezogen', wieder ein anderer Rosse und Stuten, die er
von fremden Orten nach Hause gebracht, oder die Kleider vorantragen
werde. Sie rühmten mit vielen Worten sein mannhaftes und tapferes
Leben und die Unvergänglichkeit seines Nachruhms. Sie hatten keinen
Friedhof, sondern begruben ihre Todten, wo es ihnen eben gelegen
war, legten ihnen ein Stück Brod und eine kleine Geldmünze ins
Grab und beschwerten ihnen Kopf und Füsse mit Steinen, um zu ver-
hüten, dass sie etwa als Vampyre wieder kämen. Für eine Seelen-
messe forderte aber der Pope vier Gulden krainerischer Währung.
Beim Begräbniss eines Wiegenkindes pflegte die Mutter mitzugehen,
mit der Wiege auf dem Kopf; beim Einscharren des Kindes dann
klagte sie den Tod mit vielen Schmähungen an, dass er ihr das
Liebste entrissen, und zertrümmerte zum Schlüsse ihrer wüthenden
Apostrophe die Wiege auf dem Grabe ihres Lieblings.
Die Tradit der Uskoken war selbstverständlich von jener der
krainischen Nachbarn sehr verschieden. Die Weiber trugen lange Ober-
röcke ohne Aermel, Unterröcke von bunten Farben, blau oder roth,
138
und dergleichen, zierten die Brust mit buntfarbigen oder geblümten
Tüchern. An den Füssen trugen sie Opanken, eine Art Sandalen, oft
aus frischer ungegerbter Haut. Den Kopf umhüllten sie ,gar artlich^
mit einem langen und schmalen, buntgefärbten Leinwandstreifen. Die
Männer gingen in kroatischer Tracht, Schnürröcken, den türkischen
Säbel am Gürtel hängend, in eng anliegenden Hosen und mit Opanken
an den Füssen. Sie trugen Schnurr-, Knebel- und Vollbarte. Das Kopf-
haar wurde abgeschoren bis auf einen Schopf an der Stime, oder nach
türkischer Weise am Hinterkopf. Der Pope (Weltgeistlicher) zeichnete
sich durch langen Talar und breitrandigen Hut, der Mönch (Kaluger)
durch eine runde niedere Kappe aus. Beide wurden von ihren Schäf-
lein sklavisch verehrt und Hessen sich den Tribut -ihres Schweisses
Wohlgefallen.
Die Nctchbarn der üskoken um MöUling und TschemenM^ heut-
zutage das Mittelglied zwischen Slovenen und Kroaten, galten zu Val-
vasors Zeiten noch für wahre Kroaten; so zeigt er sie uns im Bild:
die Männer im kurzen Schnürrock, mit übergeworfenem langem Pelz-
mantel, Sporen an den hohen Stiefeln, mit der Reiherfeder auf der
Pelzmütze, dem türkischen Säbel und dem Zengger ,Hacken^ und
Tschakan; die Frauen mit verschnürtem kurzen Oberrock und mit
ähnlichem Kopftuch wie die Krainerinnen. Den Schnurrbart Hessen die
Kroaten ungehindert seine Fülle entfalten ; das Kopfhaar duldeten sie,
wie die Uskoken, nur in einem ob der Stirne sich ausbreitenden
langen Zopf. Der kroatische Krainer war ein trefflicher Soldat, wohl
beritten und streitbar, zum schnellen Angriff und Scharmützel be-
sonders geeignet. Valvasor spendet ihm uneingeschränktes Lob. Er
hält es für gewiss, dass, ,wie resolut und feurig auch ein muthiger
Franzos auf den Feind losgeht, dennoch der Ansatz des Krabaten,
bevorab in leichten Scharmützeln und Parteien, gemeiniglich ihm (dem
Franzosen) den Muth bricht und er den blitzenden Säbel desselben
nicht anders als wie der Leu die Flammen alsdann scheuet'. Im
Haupttreffen bei Nördlingen haben kroatische Reiter die Ersten den
Feind in Verwirrung gebracht. Bei den Hochzeiten der Kroaten prangte
eine Fahne, mit einem Apfel auf der Spitze, in dem ein paar Pfauen-
oder Hahnenfedern staken; es gab da ein Zopforakel: nemlich es
wetteiferten Braut und Bräutigam, wer von den Zöpfen der Braut
eher einen auflösen möge. Gelang dies dem Bräutigam, so deutete
es auf einen Knaben als ersten Sprössling der Ehe, sonst auf ein
Mädchen. Die Reichen veranstalteten zur Verherrlichung der Hoch-
zeit ein Pferderennen, und zum Schluss gab es noch andere scherz-
139
hafte Bräuche oder ,Kälbereien', wie Valvasor sagt. Zum Tan^e schritten
die Männer immer mit blossem Säbel und vollführten alle Evolutionen
so gerüstet mit wunderbarem Geschick. Bei den Begräbnissen sangen
Klageweiber in antiker Weise von den Thaten des Verstorbenen.
Als ein gar frommes und friedfertiges Völklein schildert unser
Valvasor die Gottscheer, welche zwar keine guten Soldaten, aber manch
grundgelehrten Mann zum Kampfe gegen Unwissenheit und Roheit
stellten, eine Fehde, welche unser Chronist allen anderen vorzieht. Ob
diese frommen Gottscheer nicht gar die Schutzengel des Landes seien,
das Gott um ihretwillen verschone, fragt er, und vergisst dabei ganz,
wie ja nach seinen eigenen Berichten diese Lämmlein bei jedem Bauern-
aufruhr die ersten waren. Valvasor sagt, dass die Gottscheer ,ziemlich
grob' deutsch reden, wie in Franken die Bauern; dass sie sich in der
Kleidung von den anderen Krainern gänzlich unterscheiden, Filzkappen
und lange weisse Leinwandhosen und als Waflfe ein Beil (zugleich Axt
und Hammer) tragen, während die Tracht der Weiber in kurzen Röcken
und langen Oberröcken ohne Aermel bestehe. Er erzählt, wie die Gott-
scheer den Hagel durch Lufthiebe mit Kehrbesen, Mistgabeln und ähn-
lichen ,Dorf- und Hausarmaturen' zu beschwören suchen, und erwähnt
unter ihren Hochzeitsbräuchen ein seltsames Wasseropfer: wie man
nemlich am Tage nach der Hochzeit die Braut mit Spielleuten und
Schalmeibläsern zu einem Wasser geleitet und ihr da einen Krug mit
Wein und drei Stückchen Brod reicht; wie sie von ersterem einen
Trunk thut und vom letzteren kostet und alles dann ins Wasser
wirft.
Auch die Bewohner des grossen öden Felsplateaus, dass sich an der
Küste abdacht zu den sonnigen Gefilden Italiens, des Karstes^ sind ein
Volk von eigener Art und Sitte, rauh wie seine Heimat und voll finsteren
Aberglaubens, gleich den wunderlichen Gebilden seiner Tropfsteinhöhlen.
Hier sind die Häuser grösstentheils gemauert und die platten Dächer
mit Steinen belegt, zum Schutze gegen die wild einherstürmende Bora.
Die Männer sind ,gar grob, wilden und widerlichen Anblickes', dunkel
gebräunt von der Sonne; sie gehen in breiten Pumphosen von dickem
grobem Tuch, kurzen Wämmsern und mit grossen Filzkappen auf dem
Kopf, mit einem grossen Tschakan — ein Stock, der in einem starken
Hammer endigt — bewehrt. Dagegen sind aber die Weiber mitunter ,gar
schön weiss und recht sauber' ; auch ihre Tracht ist farbenreicher und
wohlkleidender als in anderen Theilen Krains. Ihre Kopftücher werden
zierlicher gebunden, ihre Röcke sind mit Pelzwerk besetzt und werden von
blau-rothen Gürteln gehalten; rothe Strümpfe und schwarze Schuhe voU-
140
enden das Bild. Manches besondere gibt es bei den HochzeUsbräuchen^
nicht allein dass auf der Brautfahrt, wie der Chronist besonders den
Leuten um Grafenbrunn und Domegg Schuld gibt, nicht die Schön-
heit, sondern das Geld den Bräutigam gewinnt, was auch anderwärts
im conservativen und nüchtern denkenden Bauernvolk vorkommen mag,
sondern bei den Verlöbnissen eine Art ,Beilager^ nach mittelalterlicher
Sitte, wobei dreimaliges Herumschwingen der Braut, Zutrinken, üeber-
giessen der zusammengefügten Hände mit Wein und endlich der Braut
in den Schoss geworfenes Geld das Versprechen besiegelt; bei der
Hochzeit Auswerfen eines runden Brodes durch die Braut, wenn sie
in des Bräutigams Haus geht, Ausstreuen von Geld in der Wohnung
des Bräutigams ; eine Morgengabe von Vieh ; ein Brauttrunk am Dorf-
brunnen und abermals Werfen von Münzen in den Boden des Trink-
geschirres, so dass Valvasors Diatribe gegen die Geldheiraten der
Karstner allerdings nicht ohne Grund zu sein scheint. ^ Das heikliche
Kapitel der Schlangengeburten, welches mit vieler Gelehrsamkeit durch
den Chronisten und seinen Commentator abgehandelt wird, wollen wir
aus Rücksicht auf unsere verleumdeten Landsmänninen und die Nerven
der Leser überschlagen.
Jenseits des Karstes in dem freundlichen Thal, das uns wie ein
Frühlingsgruss des sonnigen Südens anmuthet, mit seinen Reben und
Feigenbäumen, seinem heiteren Himmel und seinen arbeitsamen und
harmlosen Menschen, in dem schönen Wippach, hauste auch zu Val-
vasors Zeit ein eigener Menschenschlag, der sich schon in der Tracht
von den übrigen Krainern unterschied: in der Halskrause und dem
Beilstock der Männer, wie in dem freieren Faltenwurf der Weiber-
petschen. Es gab auch da besondere Gebräuche bei Hochzeiten und
Tänzen. Das Geld spielt bei jenen nicht die erste Rolle, wie am Karst,
sondern man fragt nach der Mitgift erst, wenn man zur Kirche geht;
dafür aber wird den Brautleuten überall, wo sie ihr Weg hinführt,
Geld abgepresst, damit die durstigen Kehlen versorgt werden. Hei-
ratende Witwer und Witwen erhalten ein Ständchen mit alten Pfannen,
Kesseln und Schäffern ; dreissigjährige, unversprochene Jungfern müssen
sich von den ledigen Burschen am Aschermittwoch eine Haus- oder
Stubenthüre anbinden lassen — den Bloch ziehen — oder sich mit
Geld auslösen, worüber Valvasor den jungen ,Tölpeln und Klotzen'
tüchtig den Text liest; für das neugeborne Kind muss der Vater mit
unbedecktem Haupt den Gevatter suchen gehen, deren man übrigens
je zwei von beiden Geschlechtern nahm, zur willkommenen Vermehrung
der Pathengeschenke und des geistlichen Tributs, so wie denn auch
r
141
hier der Geistliche es war, welcher der tanzlustigen Jugend den Tanz
,verkauft'.
Dem regen Volksleben und dem lebenslustigen Charakter der
Zeit entsprechend, gab es auch im Zeitalter Valvasors noch manches
Volksfest als regelmässige Jahresfeier oder zur Freudenäusserung
über wichtige politische Ereignisse. In Laibach war das Repertoire der
Völksfeste: im Winter am Faschingsdonnerstag (Giovedi grasso) um
3 Uhr nachmittags (auf dem Marktplatze) Kampf der Ochsen mit den
Hunden, also Thierhetze ; Lauf der Knaben um die Wette (vom Markt-
brunnen bis zu dem Brunnen auf dem alten Markt) ; im Frühjahre :
Wettlauf bei S. Christoph am Ostermontag (zur Erinnerung an das
Türkenlager bei Laibach) ; Wettsteigen (Baumklettern) bei S. Bartelmä
in der Schischka ; im Sommer : Schiffreunen auf der Laibach um fest-
gesetzte Preise; öffentliche Production der philharmonischen Gesell-
schaft; und am Abend Petri und Pauli: Kampf auf der Brücke zwischen
Timau und Krakau.^ Zur Feier der Eroberung Ofens veranstaltete
der kaiserliche Bergwerksverweser in Idria, Wolf Sigmund von Kühn-
bach, am 15. September 1686 ein Fest, bei welchem die Bruderschaften,
die Knappen, der Adel unter dem Geleite von Musketieren erschienen.
Nachmittags wurde ein Maibaum gepflanzt mit Kletterpreisen, Brod
und Geld ausgeworfen, ein ganzer Ochse gebraten, zwei Fässer Wein,
rother und weisser, ausgeschenkt. Wenn sich jemand unordentlich ver-
hielt, warfen ihn zwei als Wilde gekleidete ,starke Kerls' ins Wasser.
Er bekam aber dann zur Entschädigung einen guten Trunk Wein.
Unter einem türkischen Gezelt sassen da Verweser, Geistliche, Adel
und Frauenzimmer. Gesundheiten wurden unter Lösung der Doppel-
haken tapfer getrunken. Den Tag schloss ein Tanz, an welchem jeder-
mann th eilnehmen konnte.^
Conservativ in Leben und Sinnesart, bewahrte der Bauersmann
noch getreu überlieferte Bräuche, deren Sinn ihm schon längst ver-
loren gegangen war. Das Fest der Wintersonnentvende (Koleda)^ wurde
noch in Stadt und Land gefeiert. Dort waren es die Studenten, welche
in der Weihnachtswoche unter den Fenstern der Reichen sangen, wo-
gegen die Jesuiten scharfe Verbote erliessen ;^ hier waren es die ,Um-
^ Radics, Blätter aus Erain 1864 S. 68.
« Valv. VIII. 834.
2 Siehe den I. Theil dieses Werkes S. 114.
* Im Jes.-Diar. heisst es: 1700, Jänner 7, Studiosi quidam Rhetores et Poetao
in vigilia Epiphaniae formato sibi templo eantarunt sub fonestris Dominorum et
142
Singer', welche in Unterkrain von Nikolai bis Lichtmess, bewaflfnet
mit Säbeln, Hacken und dergleichen, umherwanderten, den deutschen
Sternsingern ähnlich. Was sie an Geschenken einsammelten, hoben sie
auf bis Lichtmess, kauften dann gelbes Wachs, formten daraus eine
,Figur^ die sie mit Flitter und Seide, auch Fähnlein, Sternen und
allerlei Zierath von gesottenen Birkenschwämmen schmückten und, auf
eine Stange gesetzt, in die Kirche trugen, um sie dort weihen zu
lassen. Am Neujahrstag gingen sie mit Spielleuten um den Altar zum
Opfer. Valvasor scherzt über die Händel ^ in welche die Koledniker
verschiedener Kirchspiele gerathen, wobei sie ,die Faust nicht in den
Sack schieben, sondern wacker arbeiten lassen' und einander ,das Fünf-
fingerkraut zu riechen geben', daher mancher zum neuen Jahre ein
blaues Auge oder wohl gar ein so braun gefärbtes Angesicht bekomme,
dass man ihn der Farbe nach unter die Suite der heiligen Könige aus
dem Morgenlande zählen könnte.^ Noch im achtzehnten Jahrhundert
erhielt sich dieser Brauch, die Burschen zogen bewaffnet mit Spielleuten
herum, brachten aber, ungleich den früheren im Dienste der Kirche
arbeitenden Kolednikern, die Nächte mit Tanzen und Schlemmen zu,
wobei es natürlich öfter blutige Köpfe absetzte ; auch die Abforderung
der Gaben mit gewaffneter Hand machte die Koledniker gefürchtet,
daher öftere Verbote und Strafen von Seite der Regierung.* Die Ko-
ledniker hatten ihre eigenen, offenbar aus heidnischen Opferliedem
in christliche Hymnen umgegossenen Gesänge^ welche uns in dieser
späteren Bearbeitung noch erhalten sind, übrigens noch immer einigen
weltlichen Beigeschmack haben. ^
In Innerkrain und in Istrien mischten sich noch in die schöne
friedliche Feier der ChristnacM heidnische Bräuche und abergläubische
Schrecken. In Istrien pflegte man am Christabend einen grossen Holz-
acquisita inde pecunia altero die perpotarant et qoia vino aestuantes fuere, com
Poeta quodam rixas incepere, a quibus cum gladio lusus fuerat, qua de causa pu-
blice in auditorio puniti sunt disciplina et Franciscus Buriag Bhetor, qni gladio In-
serat facta disciplina scholis e nostris est eliminatus, tum ob dictam impertinentiam,
tum etiam ob — in studüs negligentiam nullamque spem fructus aUquando futuri.
Gregorius vero Feitl pariter hoc in delicto reus cum pariter nullius studii aut spei
juvenis fuerat, absque flagellatione manumissus est. Interdicendus alüs annis est can-
tus in vigüia Epiphaniae.
1 Valv. VII.
* Vicedomarchiv.
8 Slovenske Pesmi krajnskiga naroda I. 6—15; V. 114; Vergl. Mitth 1865
S. 115 f.
143
klotz ins Feuer zu werfen, ihn langsam glimmen zu lassen und ihm
Speise anzubieten.^ An der Poik glaubte man, dass an dem heiligen
Abend Gespenster umgehen, welche den Kindern das Blut aussaugen,
bis sie todt sind. Diesen sollten andere, niedfere Gespenster sich ent-
gegenstellen und mit den ersteren streiten. Valvasor verglich diese
Erscheinungen mit dem ,wüthenden Heer' (der ,wilden Jagd') der
. Deutschen und dem ,getreuen Eckart'.^
Im Gewände der Sage rettete auch noch manches Gebilde' heid-
nischer Mythe sein Phantasieleben im Schutze der Erzschachte und
der dämmernden Karsthöhlen, in altem Gemäuer und in der geheim-
nissvollen Tiefe der Gewässer. Da waren die Bergmännlein in Idria.
Oft hörten die Arbeiter sie in den Erzgängen hämmern und arbeiten.
Sie wagten nicht zu fluchen und Gott zu lästern, denn das konnten
die Männlein nicht leiden. Die Bergleute pflegten ihnen täglich Speise
hinzustellen, auch wohl zu Zeiten ein rothes Röcklein als Geschenk
darzubringen, weil sie sich sonst gar ungnädig und erzürnt zeigten.
That man ihnen aber so zu genüge, so erzeigten sie sich gar gütig
und willfährig, denn sie gruben den Knappen dann solche Mengen
Metalls heraus, dass sie nimmer so viel mit eigener Kraft hätten ge-
winnen können. Unser Valvasor selbst macht zwar zu diesen Er-
zählungen der Knappen ein gar kluges Gesicht und erklärt sie für
Märchen, aber auch er glaubte davon so viel, dass es wirklich Kobolde
in den Quecksilbergruben gebe, welche den Knappen die reichen
Adern anzeigen.^
In den Schlössern gab es Poltergeister; besonders Stermol bei
Krainburg galt als eine rechte Heimat derselben.* In Wdxdstein
rumorte vom 15. bis 25. Januar 1684 ein Geist, der sich für die Wittib
Elisabeth Gallenberg ausgab, die Einem ,in der Verraitung um 60 Gul-
den Unrecht gethan', und regelmässig jede Nacht die Magd Anka
um die Veranstaltung von 30 Seelenmessen quälend.^ An Schloss Katzen-
stein bei Stein knüpfte sich die Sage, dass bei seiner Erbauung die
bösen Geister in der Nacht immer einrissen, was man bei Tage auf-
gebaut, und damit fortzufahren drohten, wenn man ihnen nicht auch
ein Schloss baue, worauf man dann ein Loch in den Felsen gemauert
1 Valv. Vir. 476.
« L. c. XL 456.
8 L. c. III. 419.
* L. c. XI. 562.
» L. c. 645 f.
144
und eine steinerne Tafel hineingesetzt, es hierauf zugemauert, aber ein
kleines viereckiges Fenster offen gelassen.^
Der alte WassergoU, den die heiligen Gesänge der Christen in
die Tiefe bannten, fühlte nicht selten in seinem Kristallpalaste ein
heimliches süsses Sehnen nach den Töchtern der Menschen, und dann
kam er wohl in der Gestalt eines schönen Jünglings zu ihren Tänzen
unter der Dorflinde oder am Ufer der Laibach und holte sich seine
reizende Beute mitten aus dem fröhlichen Reigen. Der Wassermann
oder Terdoglav^ so hiess ihn das Volk, Hess dann die nach der Heimat
sich sehnende Erdentochter wohl einmal ins Elternhaus ziehen, indem
er noch vor den ihm verderblichen Gebeten der Christen die Geliebte
warnt, aber die Sage nimmt hier nicht den tragischen Ausgang Un-
dinens oder Melusinens, sondern die Ungetreue folgt keiner Lockung
mehr ins kühle Wassergrab, und der erzürnte Wassermann zerschmet-
tert ihr flutengebornes Kind vor ihren Augen.* Wie tief der alte Cul-
tus der Elemente in dem slavischen Volksbewusstsein sich festgesetzt,
bezeugt uns noch die Erzählung von dem ,heiligen Wasser' in einem
Loche bei der Filialkirche S. Achazi oberhalb Jason, das für un-
erschöpflich, heilig und gesundmachend galt. ,Guten Morgen, du heiliges
Wasser!' redeten die Vorübergehenden es an.®
Mächtig musste der Eindruck der unterirdischen Wunderwelt des
Karstes auf das Gemüt des Volkes sein, wenn schon Valvasor in den
Tropfsteinbildungen der Adelsberger Grotte lauter Teufelsdrachen
und Thiergestalten erblickte und sie uns auch so zeichnete.* Aus
diesen unergründlichen Höhlen kamen nach der Volksmeinung die Un-
gewittter; es gab fünf solcher WetterhöMen^ die jährlich geweiht wurden,
um die aus denselben drohenden Wetter zu beschwören. Es wurde
eine Procession dahin angestellt, der Geistliche sprach dann einige
Exorcismen aus dem Rituale, beräucherte und besprengte das Loch.
Dann setzte mau neben dasselbe einen hohen Maibaum und auf dessen
Spitze ein Kreuz. Auch warf das Volk allerlei Opfergaben in das Loch.
Solche Höhlen waren bei Gutenfeld, nahe bei Altzobelsberg, dann auf
der Ilova gora (auf dem Kamen verh), alle drei in der Gutenfelder
Pfarre; die vierte auf dem Berge Slivenza in der Zirknizer Pfarre,
in dessen Nähe auch der krainische Blocksberg; die fünfte endlich
1 Valv. XI. 548.
« L. c. XI. 685. Slovenske Pesmi I. 79; II. 10.
« Valv. VIII. 738.
* L. c. III. 535.
145
auf dem Viniverh, ebenfalls in del' Zirknizer Pfarre. Man wagte nicht,
einen Stein in ein solches Wetterloch zu werfen, um nicht seinen
Grimm zu reizen.^
Der Teufelsglaube verköi-perte sich in den Hexen.^ Sie hausten
besonders im Gebiet des Zirknizer Sees, bei Zirkniz, Laas, Planina
und um Schneeberg. Valvasor erzählt, dass in -den siebziger Jahren
seines Jahrhunderts intDorfe Botschetske (wohl verstümmelt aus Boc-
kovo) bei Stegberg, unweit Laas, eine allgemeine Untersuchung, ein
Monstreprozegs gegen Hexen und Unholde (Zauberer) angestellt wurde.
Es seien fast alle Leute aus diesem Dorfe verbrannt worden, weil sie
,des Teufels Werkzeug und Bundesgenossen'. Der Teufel sei ihnen,
nach ihrer Aussage, in den Wasserlöchern der Seegegend erschienen
und habe ihnen dort Unterricht in der Schwarzkunst gegeben.^ Im
Jahre 1696 führte der landesfürstliche Bannrichter Dr. Gottscheer einen
Hexenprozess in Maichau gegen Ne^ka Jersetka, eine 55jährige Bäuerin
aus der Gegend von Seisenberg, welche, nachdem sie am 12. April
von zehn Uhr vormittags bis zwei Uhr nach Mitternacht auf der Folter
gelegen, alles bekannte, was ein justificirter Dieb wider sie ausgesagt
hatte : dass sie Thau gesammelt, dass sie auf den Kiek (den Blocksberg
der krainischen Hexenzunft) geflogen, dort die üblichen grossen Teufels-
soireen frequentirt, auch einen der Teufel Namens Jakez, der an Hän-
den und Füssen sehr kalt war, zum Buhlen gehabt ; sie enthüllte ferner
das ßecept zur Hexensalbe, nemlich Menschenfett oder das Herz junger
Kinder, auch gestohlene Hostien; zeigte, wie der Hagel bereitet werde,
nemlich aus Quatemberasche , Sand und Morgenthau. Man war nem-
lich im Volke, besonders in Unterkrain, wo die meisten verheerenden
Hagelschläge niedergingen, der Meinung, der Hagel sei ein Werk
böser Geister, der ,Unholden' und der ,Hexen'. Die Untersuchung
endete mit der Verurtheilung der Inquisitin zum Erhängen und zur
Verbrennung des Leichnams auf dem Scheiterhaufen.^ Am 11. Mai
1701 wurde auch in Reifniz Maria Schuscharkin als Hexe zum Tode
verurtheilt.^
» Valv. ni. 541.
* Nach Valv. (VIT. 476) kannte das Landvolk seiner Zeit und verehrte als
höhere Wesen (Boginjo) die weisen Weiber, welche geheime Kunde hatten von den
Heilkräften der Kräuter, gestohlenes Gut anzeigten u. s. w., also gegenüber den Hexen
das gute Princip repräsentirten. Der Name Boginje deutet darauf bin, dass die alt-
slavische Mythe noch im Bewusstsein des Volkes fortlebte.
•' L. c. VII. 476; XI. 560.
^ Blätter aus Krain 1864 S. 110.
5 Kluns Arch. 1. 6:5.
10
146
1 Valv. n. 180; III. 312.
2 L. c. XI. 80.
8 L. c. XI. 98.
* L. c. III. 460.
s L. c.
« L. c. 356 - 357. •
' L. c. 461.
« L. c. IV. 606.
ö L. c. III. 453.
J
-4
Auch der geistliche Bannstrahl wurde gegen das Werk der Hexen
aufgeboten. Die Geistlichen Hessen sich willig finden, den Hagel mit
Exorcismen zu bekämpfen, und nährten damit die Saat des Aber-
glaubens zu ihrem eigenen Nachtheile. Denn nun ging der Bauer
einen Schritt weiter und glaubte, der geistliche Herr dirigire die un-
glückbringende Hagelwolke, wohin er wolle. In Hönigstein überfelen
die Bauern den Pfarrhof und wollten den Pfarrer mishandeln, weil
der Hagel ihre Felder verwüstet hatte. ^
Geistliche und Edelleute betrieben übrigens die * Zattberei als
noble Passion, Valvasor erzählt,.* wie einem Edelmann in Krain von I
einem ,curieusen^ Standesgenossen ein Kuhkopf angehext worden. Ein
andermal wieder berichtet er, wie ein Geistlicher und ein Edelmann
versuchten, den Teufel zu citiren. Ersterer besuchte auch unsern
Chronisten, stellte sich als Astrolog von Profession vor, welcher jede
müssige Stunde auf diese edle Kunst verwende, und wollte von Val-
vasor, der allerdings die kleine Schwäche hatte, mit seinen Kenntnissen
in der ,natürlichen' Magie zu prunken, in der Leetüre von Zauber-
büchern unterwiesen sein, die er ihm in seiner Bibliothek vorlegte.^
Der doch sonst so hell denkende Freiherr war Amateur auf dem Ge-
biete der Magie; er erzählt uns z. B. von einer Lampe aus Menschen -
blut, welche hell oder dunkel brennen sollte, je nachdem der Besitzer
sich wohl oder krank befindet.* Er glaubt fest daran und gibt auch
zu verstehen, er habe noch andere ähnliche Sachen selbst erprobt
oder erfunden. Kann es da wundernehmen, dass die Apotheken noch
,cranium humanuni', ,Menschenschmalz', und Mumien als Heilmittel
führten,^ dass man an die wunderbare Kraft der Liebestränke aus Adian-
tum aureum (gelbes Frauenhaar) und Satyrion (Stendelwurz) glaubte *
und den Schlangenbiss mit Sympathie curirte?' Der Wunderglaube
beherrschte das ganze Thierreich. Blutegel wurden im Zirknizer See
durch den Spruch: ,pij mene piavka' gefangen;^ Krebse folgten dem
Pfiff ;^ Billiche Hessen sich vom Teufel auf die Weide führen, denn so
r
147
deutete man die knurrenden Töne und das Schnalzen der kleinen
Nager ;i am Tage S. Stephani benedicirte man die Pferde, sonst den
Göttern geweihte Thiere. Schlangen und Lindwürmer erfüllten die
Phantasie des Landmanns mit abergläubischem Schrecken; in einem
Erdloch zwischen Loitsch und Oberlaibach hauste ein grauser Wurm,
und eine ,vierfüssige Schlange', also auch ein Lindwurm, hielt sich
beim Quellbrunnen nächst Strobelhof auf und setzte den in Todsünden
Lebenden nach. Sie wurden endlich durch ein an eine nahe Eiche
geheftetes Crucifix gebannt. ^
So vereinigten sich weltlicher Druck und übernatürliche Schrecken,
um den Ackersmann, das Kind der Scholle, an Geist und Leib ge-
fangen zu halten und «einen materiellen wie geistigen Aufschwung zu
hindern; doch nicht fern war der Tag, welcher die tyrannische Herr-
schaft beider brechen und ein menschenwürdiges Dasein auch für die
,misera contribuens plebs' vorbereiten sollte.
Drittes K-apitel. A
•V
Von Josef I. bis auf den Tod Josefs IL
1. 2)er spanische ErHolgekrieg. Earls VI. Türkenkriege. Die Friedensschlüsse von
Fassarowitz and Belgrad. Die pragmatische Sanotion. Eulturzustände Erains unter
Josef I. nnd Zarl VI.
Die Regierungszeit Josefs I. gestaltete sich nicht minder kriege-
risch, wie jene seines Vorgängers. Der spanische Erbfolgekrieg dauerte
fort und legte den Erblanden grosse Opfer an Gut und Blut auf. Im
Jahre 1705 wurde das Kirchensilber zur Einschmelzung abgefordert,
jedoch gegen fünfperzentige Verzinsung und Rückzahlung nach been-
digtem Kriege.^ Die Armee litt den bittersten Mangel, Desertion und
Stellenhandel griffen um sich; den eindringlichen Vorstellungen des
Prinzen Eugen gelang es jedoch, die Armee wieder kampffertig zu
machen. Sie focht in Italien tapfer, aber entscheidungslos an der Adda
1 L. c. 437.
2 Valv. XI. 566.
3 Kluns Arch. I. 65.
10*
148
(16. August 1705). Aber im folgenden Jahre lächelte das Glück
wieder den kaiserlichen Waffen. Es bedurfte nicht der Aushebung des
zehnten Mannes — der Bauernmiliz, — welche der Laibacher Land-
tag (3. März 1706) beschlossen hatte, ^ es kam zu keiner Bedrohung
der Erblande, denn in den Niederlanden siegte Marlborough bei Ra-
millies (Mai 1706) und in Italien schlug Eugen die Franzosen vor Turin
(7. September 1706). Sie mussten Italien räumen; in drei Monaten
gelang auch die Eroberung des Königreichs Neapel. Der drohende
Einfall Karls XII., der bereits in Sachsen stand, ward durch den Ver-
trag von Altranstädt (30. August 1707) abgewendet, und im folgenden
Jahre schlugen Marlborough und Eugen die Franzosen bei Oudenarde
(11. Juli 1708). Die Friedensunterhandluugen scheiterten an den über-
mässigen Forderungen der Verbündeten, der Sieg bei Malplaquet
(11. September 1709) führte ihre Erneuerung herbei. Abermals ver-
schuldeten die verletzenden Forderungen der Sieger den Wiederaus-
bruch des Krieges, der besonders seit dem Sturze Marlboroughs eine
für Frankreich günstige Wendung nahm. Neben den Kämpfen mit
Frankreich dauerten die Rakoczy'schen Unruhen in Ungarn fort, und
als dieselben nach blutigen Kämpfen zu Friedensunterhandlungen ge-
führt hatten, starb Josef L (17. April 1711), ein kraftvoller, hochherziger,
duldsamer Regent, auf welchen die Hoffnungen und Wünsche aller
patriotisch gesinnten Oesterreicher sich richteten. Leider war ihm
ein kurzes Leben beschieden. Frankreichs Herrschsucht und die mit
dieser verbündeten ehrgeizigen Pläne der ungarischen Malcontenten
erfüllten des Kaisers Regierungszeit, Hessen das Reich nicht zu Athem
kommen und durchkreuzten alle Entwürfe friedlicher Arbeit.
In Ungarn schloss nach des Kaisers Tode der von der Kaiserin-
Mutter in Abwesenheit des Thronfolgers sanctionirte Friede (26.. Mai
1711) die Aera der Revolutionen. Josefs Bruder, der bisherige König
Spaniens, bestieg den Thron als Karl VI. Er führte den Erbfolgekrieg
durch die Friedensschlüsse von Rastatt und Baden (1714) seinem Ende
zu. Oesterreich behielt seine italienischen Besitzungen: Neapel, Mai-
land, Sardinien, dann die Niederlande; Spanien erhielt in Philipp V.
einen König aus dem Hause Bourbon. Die neuen Erwerbungen be-
deuteten für Oesterreich keiilen Machtzuwachs ; sie bargen die Keime
künftiger Verwicklungen in sich. Nie sind diese Provinzen trotz aller
Sorgfalt und Gerechtigkeitsliebe des Mutterlandes ihm assimilirt wor-
den; nie haben sie die Opfer vergolten, welche für sie gebracht* wurden.
1 Kluns Afch. I. ^
149
In den Jahren 1713 und 1714 herrschte in Krain die HungcM'snoth ; am
meisten litt ünterkrain. Im Jahre 1714 gesellten sich dazu noch die Verhee-
rungen durch Blattern, ,Petetschen' und das ,hitzige Fieber'.^
Karl VI. wurde durch das aiigriffsweise Vorgehen der Pforte
gegen Venedig in den Türkenkrieg fortgerissen. Der erste Feldzug
(1716) war erfolgreich. Eugen schlug die Türken bei Peterwardein,
so dass sie sich ei'St bei Belgrad wieder sammelten. Temesvar, das
durch 1G5 Jahre im Besitze der Türken gewesen war, ergab sich am
13. Oktober. Das folgende Jahr brachte die Eroberung Belgrads (16ten
August 1717). Durch den Passaro witzer Frieden (21. Juli 1718) er-
warb Oesterreich das Banat, die kleine Walachei bis zur Aluta, Ser-
bien bis zum Timok, Bosnien bis zur Unna (1435 DM.); allein im
zweiten Türkenkriege, wo nicht mehr Eugens Feldherrngeist die Truppen
fährte (er war 21. April 1736 gestorben) und der durch den schmäh-
lichen Belgrader Frieden beendigt wurde, ging alles Erworbene bis
auf das Banat (486 DM.) wieder verloren. Die Rückwirkung auf die
Verhältnisse der Grenze konnte nicht ausbleiben. Wir lesen auch von
wiederholten türkischen Streifzügen nach Krain. Im Jahre 1723 wurde
der Probst und Pfarrer von Semitsch, Johann Staricha, von den strei-
fenden Türken ermordet und die Umgegend geplündert. Die Probstei
wurde infolge dessen nach Möttling übertragen. Am 29. Juli 1736
ward Landstrass von den Türken überfallen, dabei drei Mönche ge-
tödtet. ^
Mit Spanien war kein Friede geschlossen worden. Philipp V. gab
den Gedanken nicht auf, die ehemals spanischen, jetzt österreichischen
Länder in ItaUen wieder zu erobern, und der Kaiser wollte die neue
Ordnung der Dinge in Spanien nicht anerkennen ; aber die Quadrupel-
allianz (2. August 1718) nöthigte beide, ihren Ansprüchen zu entsagen,
und vermittelte den Umtausch Sardiniens mit Sicilien für Oesterreich.
Der natürUche Wunsch des Kaisers, seine Dynastie zu befestigen,
führte zu neuen Verwicklungen. Karl VI. war der letzte Habsburger.
Um das Reich für die Dynastie zu erhalten, erliess er (am 19. April
1713) eine neue Erbfolgeordnung, die sogenannte pragmatische Sanc-
tion^ im Grunde deren die Erbprovinzen stets ein untheilbares Ganzes
bilden und die Erbfolge im Falle des Aussterbens der männlichen Linie
an die weibliche übergehen sollte. Die Stände der deutschen Erblande
^ Discalceatenchronik.
2 Kluns Archiv 1. 71; Tucheiner Chronik im handschriftlichen Nachlasse
Hitzingers.
150
nahmen dieses erst am 6. Dezember 1724 in Wien feierlich kund-
gemachte Gesetz ohne Widerspruch an.
In Krain empfing Karl VI. am 29. August 1728 die Huldigung.
Nachdem dieselbe in Elagenfurt entgegenommen worden, reiste der Monarch
am 24. August von dort ab und übernachtete an der landschaftlichen Mauth
unter dem Loibel. Tags darauf ging es zu Pferde über den Loibel. Auf der
höchsten Spitze des Berges führte der Weg durch den von Valvasor geschil-
derten Tunnel, welcher indessen, da er den Einsturz drohte, noch vor dem
Eintreffen des Kaisers auf gemeinschaftliche Kosten des Staates und der krai-
nischen Landschaft gesprengt und in eine breite, bequeme Fahrstrasse um-
gewandelt worden war. Hier auf der Ländergrenze bezeugten zwei steinerne Py-
ramiden mit lateinischen Inschriften den Gruss des Landes an den heran-
nahenden Herrscher und den Dank für die Förderung des Verkehrs durch die
Herstellung dieses Weges. Hier empfing der Landeshauptmann Wolfgang Wei-
chard Graf von Gallenberg den Landesfürsten und begleitete ihn bis Neu-
marktl, wo im Schuttin*schen Hause das kaiserliche Frühmahl genommen wurde.
In Krainburg bewillkommte eiüe Deputation von zwanzig der vornehmsten Stände-
mitglieder und der dortige Stadtrichter Niklas Adelmann mit Ueberreichung
der Stadtschlüssel den kaiserlichen Zug; das Nachtquartier wurde im frei-
herrlich Eck'schen Hause genommen. Der Einzug in Laibach entbehrte des
Prunkes, welcher jenen Leopolds I. ausgezeichnet hatte; die Huldigung fand
in herkömmlicher Weise statt. Bei derselben fungirte ein Freiherr Karl v. Val-
vasor. Von kaiserlichen Gunstbezeugungefl wird erwähnt, dass der kaiserliche
Oberst-Erblandstallmeister Graf von Lamberg, welcher bei dem Absteigen an
der Kirchenthür Seiner Majestät, mit einem Fusse knieend, den Steigbügel
gehalten, das kaiserliche Leibpferd mit kostbarem Sattel und Zeug, der Landes-
hauptmann das mit Diamanten gezierte kaiserliche Bildniss, der Ceremonien-
commissär Seifried von Werthenthal eine mit Diamanten besetzte Denkmünze,
der Verweser von Idria, Franz von Stemberg und Josef von Schluderbach
jeder eine goldene Medaille erhielten. Die Abfahrt nach Oberlaibach erfolgte
am 30. August auf dem kostbar geschmückten Schiffe der Landschaft, der
Peote ,Karl Borromäus', welche 22 Gondoliere in seidener Tracht mit den Farben
des Landes führten, während'zwölf kleinere Schiffe das Gefolge aufnahmen und
ein Kaik den nachreisenden Prinzen von Lothringen erwartete. In Oberlaibach
übernachtete der Kaiser im Kalin'schen Hause, in Adelsberg im Kreuzberg' sehen
Hause, in Wippach im gräflich Lanthieri'schen Schlosse. Auf der Rückreise
von Triest hatte Krain wieder das Glück, den Monarchen zu beherbergen, der
am 20. September im Laibach ankam. Am folgenden Tage wurde den Mitgliedern
der philharmonischen Gesellschaft die Ehre zu Theil, durch ihr wirkliches Mit-
glied, den k. k. Oberstkämmerer Johann Grafen von Cobenzl, Seiner Majestät
151
vorgestellt zu werden und während dos Nachtmahls Yorschiedene Musikstücke
ausführen zu dürfen, wofür denselben zum Zeichen allerhöchsten Wohlgefallens
bewilligt wurde, sich eine Gnade auszubitten. Am 22. brach der Monarch von
Laibach gegen die steirische Grenze auf, wo er auf dem Trojanerberge die
dort noch stehende marmorne Ehrenpforte besichtigte, welche in drei Inschriften
den Dank des Landes für den allerhöchsten Besuch ausspricht.^
Des Kaisers grösste Sorge war die Anerkennung der Garantie
der pragmatischen Sanction durch die europäischen Mächte, obwohl
Prinz Eugen meinte, die beste Garantie wäre ein wohlgefüllter Staats-
schatz und eine tüchtige Aimee. Spanien Hess sich zuerst dazu bereit
finden ; Prinz Eugen vermittelte bei Preussen, Hannover und den See-
mächten; das deutsche Reich trat unter Widerspruch Baierns und
Sachsens bei. Als aber der Kaiser bei Erledigung der polnischen
Königskrone den Kurfürsten August IIL von Sachsen begünstigte, weil
dieser ihm die Garantie der pragmatischen Sanction in Aussicht stellte,
nahmen die Geschicke Oesterreichs wieder eine trübe Wendung. Der
Krieg, in welchen Karl VL mit Frankreich und Spanien verwickelt
wurde, riss Neapel mit seinen Dependenzen von der österreichischen
Krone los, trennte Tortona und Novara von Mailand und gewährte
dafür nur Parma und Piacenza. Der Herzog iFranz von Lothringen, der
Gemal der ältesten Tochter des Kaisers, Maria Theresia's, musste sein
Land an Stanislaus Lescinsky, den vertriebenen Polenkönig, abtreten
und erhielt dafür Toscana, wo 1737 das Haus Medici erloschen war.
Alle Frieden schliessenden Mächte erkannten die Giltigkeit des neuen
österreichischen Erbfolgegesetzes an, aber die Hilfsquellen Oesterreichs
waren fast erschöpft, und der unglückliche Ausgang des Krieges mit
der Pforte untergrub die Gesundheit des Kaisers, der am 29. Oktober
1740 im Alter von 56 Jahren starb, eine Tochter, Maria Theresia, am
12. Februar 1736 mit Franz Stephan von Lothringen vermalt, als die
Erbin seiner Reiche hinterlassend.
Die Erblande erfreuten sich unter den beiden letzten Habs-
burgern einer kräftigen und duldsamen, allem reUgiösen Fanatismus
abholden, Künste und Wissenschaften, wie die bürgerliche Thätigkeit
begünstigenden Regierung. Laibachs Stadtprivilegien bestätigten Josef I.
(27. Jänner 1706) und Karl VI. (22. Jänner 1718).« Die Stadt erweiterte
sich durch die Abbrechung der Vicedombastei;^ sie baute ihr Bathhaus
^ Erbhuldigungsactus im Herzogthum ELrain. Laibach, Eeinhardt 1739, fol.
* Mitth. 1866 S. 31.
8 Kluns Arch. I. 69.
152
(1717j im italienischen Stile, welclien alle Bauten jener Zeit tragen,
njit einem Kostenaufwande von 8000 Gulden neu auf; die Mamnor-
büste Karls VI., des Förderers bürgerlicher Thätigkeit, fand hier ihren
würdigen Platz in der Vorhalle des Rathssaales.* Der Magistrat er-
hielt eine den Bedürfnissen der Stadt nach allen Richtungen Rechnung
tragende Organisation. Er bestand aus: Bürgermeister, Stadtrichter,
16 Räthen, Ober- und Unterkämmerer, Stadteinnehmer Syndicus,
Registrator, Stadtamtraann (Oekonom), Ziegelmeister, Forstner, aus
vier Provisores sanitatis und zwei Reehnungsconnnissarien. Der innere
Rath, aus 16 Bürgern bestehend, leitete die städtischen Angelegenheiten
unmittelbar, während der äussere Rath von 24 Personen etwa dem
heutigen Gemeinderathe entsprach.^ Der bürgerliche Schiesstand be-
stand im achtzehnten Jahrhundert fort ; die Bürger waren verpflichtet,
sich durch drei Jahre wenigstens sechsmal jährlich im Schiessen zu
üben. Neben dem bürgerlichen Schiesstande bildete sich (um 1707)
eine ^adelige und Civilcompagnie des Scheihenschiessens\ welche ihre
Uebungen im Garten des J. Christ, von Guthaimb auf der Pölaudt
(Polana) unter dem Schlossberge abhielt,^ die erste ständige Schützen-
gesellschaft Laibachs, welche 1711 vom Vicedom Franz Anton Grafen
Länthieri ihre eigene, aus 44 Artikeln bestehende Schützenordnung
erhielt und deren älteste Scheibe vom Jahre 1719 ist, während der
erste bescheidene, hölzerne Schiesstand in den Jahren 1737 und 1738
errichtet wurde. ^
Das Streben Karls VI., die Finanzen durch Ermunterung des
Handels und der Industrie zu heben, führte zur Anlegung der ersten
Kunststrassen durch Innerösterreich bis an's Meer; in Krain begann
der Strassenbau 1720, die Saveregulirung schloss sich 1732 an. Schon
im Jahre 1724 war der Strom bei Tschernutscli überbrückt worden.
Meister Jakob Skok von Krainburg stellte diesen Bau her. Die Für-
sorge des Kaisers zeitigte auch in Laibach die ei^ste Frucht der In-
dustrie. Pierre Toussaint Tabouret legte (1731) am Schlossberge die
erste Maulbeerpflanzung an. Die erste Seidenfabrik gründeten De
Werth und Tabouret (1735).^
Auf dem Gebiete der Kunst zeigte sich grössere Thätigkeit, als
auf jenem der Wissenschaft. Im Jahre 1714 entstand der Neubau
1 Mitth. 1866 S. 33.
2 Mitth. 1866 S. 33.
« Mitth. 1863 S. 51, 52, 100.
* Eadics, Blätter aus Krain 1862 S. 79.
5 Vicedomarchjv, Blätter aus Krain 1865.
153
der Deutschen Bitterordenskirche nach dem Plane des Domenico Rossi
aus Venedig durch den Landescomthur Guidobald Grafen von Starhem-
berg. Im März 1713 wurde der Grundstein zum Kloster und am
26. Juli 1718 zur Kirche der Ursülinerinnen gelegt, welche in ihrer
edlen Einfachheit ein würdiges Denkmal jener Kunstepoche ist. Der
Stifter Jakob von Schellenburg hatte für diese menschenbildende An-
stalt — die erste Volksschule seit der Reformation — die Gärten der ,
Fürsten von Auersperg und Eggenberg und des Herrn Fabianitsch
um 21,000 Gulden gekauft, die Stände hatten ihr anstossendes Ball-
haus (das jetzige Schulgebäude) gegen Errichtung eines neuen im
Baron Erberg'schen Garten überlassen, wozu Schellenburg sofort den
Bauplatz um 1100 Gulden erkaufte. Am 18. Oktober 1726 wurde die
Klosterkirche von dem Generalvicar Jakob Schilling benedicirt, der
Bau der Kirche und des Klosters wurde jedoch erst im Jahre 1748
vollendet; der Kostenaufwand betrug 93,547 Gulden.^
Die JcircMiche Kunst beschäftigte talentvolle Maler und Bildhauer.
Valentin Menzinger^ geboren in der Wochein im Anfange des achtzehn-
ten Jahrhunderts, zeigte sich als hervorragender, in der Schule der
Italiener gebildeter Maler. Er erlangte in Laibach das Bürgerrecht und
schmückte die Kirchen des Landes mit vielen Gemälden. In Laibaeh
finden wir Werke seines Pinsels in den Kirchen der Ursülinerinnen, des
Deutschen Ordens (der h. Georg am rechten Seitenaltar), der Franziskaner
(der h. Valentin in der ersten Kapelle rechts vom Eingange), S. Peter
(Martertod des h. Andreas, Kindermord nach Rubens u. a.); ausserhalb
Laibachs in der Pfarrkirche S. Peter bei Wördl (Hochaltar), in der
Schlosskapelle von Wördl, in der bischöflichen Schlösskapelle von Ober-
burg, in Karlstadt, und im Schlosse Lustthal (bei Laibach) in der Samm-
lung, welche Baron Erberg dort anlegte. Viele von Menzinger für die
Kirche der Discalceaten gemalte Bilder wurden bei der Klosterauf-
hebung versteigert. Interessant ist bei diesem Künstler, dass er ein
Krüppel war: vier Finger der rechten Hand waren über dem Daumen
verwachsen, und er musste, um zu malen, den Pinsel zwischen Zeige-
und Mittelfinger stecken. Menzinger starb in Laibach und wurde in
der Gruft der Kapuzinerkirche beigesetzt.^
Ausser Menzinger finden wir noch zwei Maler, Franz Jehuscheg
und Albert^ in den Jahren 1735 und 1740 bei der Ausschmückung
* Carniolia 1839 Nr. 84, Klosterarchiv.
2 Wurzbach,, biogr. Lex. XVII. 379; P. Marc. Bibl. Carii. S. 36; Hl. Bl. 1821
% S. 21 ; Klosterchronik der Discalceaten.
154
derDiöcalceatenkirche beschäftigt;^ von Bildhauern werden nm Heinrich,
der den Hochaltar der genannten Kirche arbeitete (1735),^ und als
der bedeutendste Franz Böbba genannt. Dieser letztere, in Venedig
geboren, fertigte die in unserem Rathhause aufgestellte Büste Karls VI.
und baute den Brunnen vor demselben aus vier genuesischen Marmor-
blöcken zu 50 und 60 Zentner. Die Arbeit dauerte zehn Jahre (1743
bis 1752), und Robba erhielt für dieselbe 5267 Gulden und das Bürger-
recht. Von ihm sind auch die beiden Engel am Communionsaltar der
Domkirche, aus carrarischem Marmor, welche als eine sehr gelungene
Arbeit gerühmt werden und für welche >er 3250 Gulden in Silber
erhielt, ein Preis, der beweist, wie geschätzt die Arbeiten dieses
Künstlers waren. Auch die meisterhaften Sculpturen des Hochaltars
der Stadtpfarrkirche von S. Jakob, mit dem prächtigen Tabernakel aus
vielfarbigem italienischen Marmor, fertigte Robba im Jahre 1732.^ Von
fremden Bildhauern werden ausser Robba noch zwei genannt, welche
sich in Laibach durch ihre Werke verewigten : Jacobus' Contierus aus
Padua schuf (1709) die herrlichen Sculpturen der S. Francisci X.-Kapelle
in der S. Jakobskirche, und Philipp Bitter von Giorgio war es, der den
prächtigen Hochaltar in der Augustiner- (jetzigen Franziskaner-) Kirche
(1736) herstellte.* Von einheimischen Künstlern ist noch der Stein-
metz Lukas Mislej zu nennen, der an dem Seminarbau (1708 bis
1714) mitwirkte, indem er das grosse Thor mit den zwei Giganten
um den Preis von 300 Gulden im Jahre 1714 herstellte.^ Als die
Witwe des Landmarschalls Grafen Herbart von Auersperg (1721) sich
entschloss, die von jenem 1693 vor dem Discalceatenkloster errichtete
hölzerne Statue der heiligen Dreifaltigkeit durch eine steinerne zu
ersetzen, wurde die Arbeit an Mislej übertragen um den Preis von
1000 Gulden und 200 Mierling Getreide. Für das Materiale und die
fünfmonatliche Arbeit wurden 400 Gulden d. W. bezahlt.^ An die Kunst-
gewerbe im Dienste der Kirche reiht sich die Glockengiesserei des
Antonio Samassa, welcher 1736 den Discalceaten eine 1260 Pfund
schwere Glocke lieferte, die ohne Schwengel das Pfund 39 Kreuzer,
dieser 7 Gulden 30 Kreuzer kostete; im ganzen, die Weihe inbegriflfen,
822 Gulden. Derselbe lieferte dem genannten Orden im Jahre 1737
* Discalceaten-ChroDik.
3 L. c.
8 Wurzbach XXVI. 208; Blätter aus Krain 1865 S. 47; vgl. Mitth. 1866 S.86.
* Blätter aus Krain 1. c
5 Mitth. 1854 S. 31.
^' Discalceaten-Chronik.
155
abermals eine Glocke von 900 Pfund, welche alles in allem auf
585 Gulden kam.^
Die Tonkunst fand noch fortan ihre Pflegerin in der phüharmo-
nischen Gesellschaft bis in die ersten Regierungsjahre Karls VI. Sie
wirkte bei der Kirchenmusik mit zur Verherrlichung kirchlicher Feste,
wie der Weihnachten, auch durch Auiführung von Messen und Concerten
mit Chören, und es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass hiebei haupt-
sächlich italienische Musik betrieben wurde, wie es der Ursprung der
Gesellschaft und die ganze Geschmacksrichtung jener Zeit mit sich
brachte. Die Geselligkeit wurde durch den Eifer dieser Musikliebhaber
erheblich gefördert. So veranstalteten die Philharmonischen am 10. Mai
1716 zur Feier der Geburt des Prinzen Leopold eine ,Regatta' auf
der Laibach mit neun zweirudrigen RennschiflFen. Die Krakau und
Tirnau stellten 18 junge Schiff leute. Die Wettfahrer waren in drei
Klassen geschieden: die Klasse Oesterreich, welche das erste Best
davontrug, führte Roth und Weiss; die krainische Blau und Gelb, die
Laibacher Grün und Weiss als ihre Farben. Die Fahrt ging vomWasser-
thore bis zum Graf Engelshauser'schen Hof am Rann. Die Sieger er-
hielten ausser dem Geldbest noch von Adel und Landesobrigkeit reiche
Geschenke. Abends gab es Beleuchtung und Ball am Landhause für
den Adel, auf dem Stadthause für die übrigen Stände, mit Serenade
und Concert der philharmonischen Musikfreunde. Den schmerzUchsten
Verlust erlitt die Gesellschaft durch den am 15. Juni 1718 erfolgten
Tod des Patriziers Berthold \on Höffern^ welcher am hitzigen Fieber
im 51. Jahre seines Alters starb, ,mit grossem Leid aller hohen und
niederen Standespersonen der Stadt und des ganzen Landes wegen
seiner sonderlich raren und grossen Qualität'. Er war , einer recht-
schaften Statur, schön und wohlgestaltet, eines ausbündig grossen Ver-
stands, freundlich im Conversiren, höflich und holdselig in der Rede,
daher er alle Gemüther an sich gezogen und von allen ankommenden
Forestieren besucht worden, vom hohen Adel in grosser estime ge-
halten'. Es ist keine blosse Phrase, wenn wir sagen, Höffern war die
Seele der Gesellschaft, denn mit seinem Tode erlischt auch ihr Leben;
es verliert sich jede Spur einer Thätigkeit der Gesellschaft, deren
Productionen er als Kenner geleitet und angeregt hatte, bis auf das
Ende des Jahrhunderts.^ Das bereits erwähnte Institut der Stadtthurrier
1 L c.
'^ Dr. Keesbacher, Geschichte der phUharmonischen Gesellschaft; Blätter aus
Krain 1862 S. 140, 143.
•— «•
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157
•■-•r«: nicht zu Gefallen handeln', worauf der Generalvicar in gereiztem
-•- -.-Tone erwiderte: ,Genug^ wenn der Fürst (Bischof) findet, dass man
-- Lx- nicht spielen soll!' (!) Der Vicedom war im vollen Rechte, denn ihm
_ ~ stand es zu, fremden Komödianten über Anmeldung das Spielen am
.—: 1^; Rathhause zu gestatten.^ Die Zeit der unbedingten Folgeleistung den
j:'. z Befehlen der geistlichen Macht gegenüber war übrigens längst vorbei.
- ^ ^ Im Jahre 1738 finden wir einen Schauspieldirector Johann Michael
;, Leopold Brenner am Laibacher Markt, der sich, wie ein anderer Markt-
: ^ . fierant, mit dem Stadtrichter um zwei Gulden wegen der Marktfreiheit
^,. verglich und der Käramerei sechs Gulden Rh. für den Platz zahlte. ^
Welcher Art die Darstellungen dieser Truppe waren, finden wir nicht,
. .. die- Aufführung auf offenem Platze lässt entweder auf ein geistliches
^- Schauspiel oder, und dies ist wohl das wahrscheinlichste, aufKasperl-
, „ . schwanke schliessen.
i~ ,.. Auch die Akademie der Operosen erfuhr das Schicksal der phil-
^^ ~ harmonischen Gesellschaft: sie starb mit ihren Gründern und ersten
" 7] Mitgliedern aus. Sie vermochte nicht, die starre Masse des grossen
*" ' Haufens, mit welchem aber hier nicht die ungebildete Menge ver-
standen werden soll, für ihre Zwecke zu erwärmen ; vielmehr wurde
' ' sie nach einem uralten Strategera als irreligiös 'verdächtigt. In dem
* / feindhchen Agens, welches bisher allein das Monopol übte, die Geister
zu leiten und zu beherrschen, im Jesuitenorden, von welchem wir kein
• ' MitgUed in der Akademie finden, müssen wir die Ursache dieses so
plötzlichen Verfalls suchen.*^
Solchen Tendenzen entsprechend, ist auch die schriftstellerische
' -7 Thätigkeit dieser Epoche eine äusserst sterile. Die meisten Schrift-
>" steller gehören dem Jesuitenorden an: P. Ern^t Apfaltrer^ Doctor der
: i' Philosophie und der Theologie, Mitglied des wiener Universitätscon-
sistoriums, gab eine Beschreibung des wiener bürgerlichen Zeughauses,
Wien 1740, mit Abbildungen heraus und begann die- Herausgabe der
Scriptores der wiener Universität, Wien, Kalliwoda 1740; später fort-
gesetzt von den Jesuiten Rechbach und Dolenz.* P. Franz Brecher feld^
' Mitth. 1863 S. 60.
« Mitth. 1. c.
3 Im Laib- ^hor Wochenblatt 1806 Nr. XXI schrieb ein patriotischer Krainer
(Prof. SupanUchiUch) : ,Man wird sich vieUeicht die Ursache ihres Verfalls (d«'
Akademie der Operonen nemlich) erklären können, wenn man bemerkt, dass aus
einem gewissen Orden (Jesuiten), welcher das Monopol der Wissenschaften an sich
gerissen hatte, kein Mitglied gewählt wurde.* Vgl. Dr. Oosto, die ,Academia Opero-
sorum' in den Mitth. 1861 (Juni)^S. 45.
♦ P. Marc. Bibl. Garn. S. 7.*
158
geboren in Laibach 1682, gestorben in Klausenburg als Astronom an
der königlichen Sternwarte 1744, schrieb ein »Compendium Horographiae',
Graz 1725, mit Abbildungen und eine ,Dissertatio de deviationibus pen-
dulorum ex asperitate superficiei terr/ Claudiop. 1742.^ Otto BuceUeni,
geboren in Krain 11. August 1674, gestorben in Graz 16. Mai 1752,
schrieb eine Fortsetzung der Chronologia sacra Duc. Styriae von Pusch,
Graz 1730.2 T?. Anton Erierg^ geboren in Lustthal. 12. Oktober 1695,
Kanzler der Universität Graz, schrieb ausser theologischen und philo-
sophischen Schriften eine ,Topographia Ducatus Carinthiae et CarnioliaeS
Wien .1728, und eine ,Topographia Styriae*.^ Er starb als Rector in
Laibach am 3. Oktober 1746. Ein zweites Glied der Familie Erberg,
P. Georg, schrieb einen »Pasciculus rubricorum utriusque Juris', 1713.*
P. Joh. Bapt. Preschern schrieb als emeritirter Professor der Philo-
sophie: jExercitationes Poeticae*, Graz 1714, und ,Exercitationes Ehetoricae',
Graz 1715.^ P. Bartolomäus Bassar schrieb krainische Predigten, Lai-
bach bei Reinhardt 1734.^ Von NichtJesuiten wird uns genannt: Franz
Albert Pelzhoff er, Baron von Schönau, Herr auf Steinbrückl und
Gutenau, geboren 1643, Gerichtsassessor in Krain, dann ständischer
Verordneter und vicedomischer Rath, endlich zum kaiserlichen Rath er-
hoben, gestorben in Rudolf swerth 1710. Seine literarische Thätigkeit
beginnt erst mit dem achtzehnten Jahrhundert. Er schrieb ein Lehr-
buch der Politik : ,Lacon Politicus, strictim doctrinam administrandae ßei-
publicae, quam ajunt Politicam complectens.' Augsburg 1706. Wurde ins
Italienische übersetzt. Ausserdem werden von ihm angeführt: ,Arca-
norum Status libri VIIP, Lab. 1709, 4®, wieder aufgelegt Frankfurt 1710:
,Corona virtutis virorum illustrium.* Neu entdeckte Staatsklugheit in
hundert politischen Beden, Frankfurt uud Leipzig, 1710.' Doctor Joh.
Chrys. Pollini (auch Pauliini) war ein über die Grenzen Krains be-
rühmter Arzt, der ein Werk über die Heilquellen Krains: ,Examinatio
omnium per Carnioliam existentium thermarum, acidularum et sanitati con-
ducentium aquarum' (im Manuscript) hinterliess.^
» Hoff III. 141.
2 Wttrzbach, biogr. Lex. IL 187; P. Marc. S. 11.
3 P. Marc. Bibl. Carn. S. 18; Wurzbach IV. 61.
* Hoff III. 142.
ö P. Marc. S. 44.
6 L. c. S. 9.
^ P. Marc. Bibl. S. 41.
« L. c. S. 48.
159
In der shvenischen Literatur war das Andenken der grossen
Leistungen der Reformatoren durch die Bücherautodafes der Gegen-
reformation so vollständig verwischt worden, dass man auch nicht ein-
mal mehr wusste, dass die Slovenen in Bohoritsch bereits einen Gram-
matiker besassen. Und so mühte sich denn P. Hippolyt, Kapuziner-
guardian in Rudolfswerth, der den Thomas a Kempis ins Slovenische
übertragen hatte, ab, um eine Grammatik zustande zu bringen. Als er
dieselbe dem Buchdiiicker tibergab, brachte ihm dieser die Boho-
ritsch'sche Grammatik, von welcher der Pater nichts wusste. Gross
war seine Verwunderung, dass die Krainer schon 127 Jahre vor ihm
(das war im Jahre 1711) ihre Grammatik hatten. Er ging nun daran,
einen Auszug aus Bohoritsch zu machen, der im Jahre 1715 in Lai-
bach bei J. G. Mayr unter dem Titel: ,Grammatica Latiuo-Germanico-
Sclavonica ex pervetusto exemplari ad modernum in Carniolica lingua loquendi
methodum accomodata* etc. erschien. Der Herausgeber nannte Bohoritsch
nicht, weil vielleicht auf seinem Exemplar das Titelblatt fehlte, ihm
der Verfasser daher unbekannt war, oder absichtlich, weil Bohoritsch
ein Protestant war.^ Die Sprachwissenschaft wurde durch diese Arbeit
kaum gefördert. Von dem Wörterbuche, welches P. Hyppolit verfasst
hatte, wurde nur der erste Bogen unter dem Titel: ,Dictionarium tri-
lingue* (deutsch, slovenisch, lateinisch) gedruckt.* Es zeigte sich wohl
kein Bedürfniss linguistischer Hilfsmittel, denn wir finden in dieser
Epoche, abgesehen von einigen Predigten und Erbauungsbüchern,
durchaus keine Thätigkeit auf dem Gebiete der slovenischen Literatur,
es "wäre denn, dass wir die Bauernkalender ^ welche unter dem Namen
^Pratika' (,Practica' hiess jener Abschnitt der alten Kalender, welcher
die Vorausbestimmungen der für Bäder und Aderlässe geeigneten
Tage enthielt) seit 1726 in slovenischer Sprache, in Augsburg, er-
schienen,^ als eine Vermehrung der Literatur ansehen wollten. Fast
gleichzeitig mit dem slovenischen Bauernkalender erschien die erste
deutsehe Zeitung in Krain unter dem Titel : »Wöchentliche Ordinari- und
Extraordinari-Zeitungen von Wien und unterschiedlichen Orten.* (Gedruckt und
verlegt in der fürstlichen Hauptstadt Laybach durch Joh. Georg Mayr, Einer
löblichen Landschaft in Krain Buchdruckern und Händlern im Jahre 1708.)
» Safarik, Gesch. der südslav. Literaturl. 53; Metelko, Mitth. 1857 S. 135.
* Metelko 1. c.
^ Neben den slovenischen Bauernkalondern cursirten in Krain, auch auf dem
Lande, deutsche (Augsburger) Kalender, auf welche der Grazer Buchbinder Fr. Ja-
kob Ludwig ein Privilegium hatte. Tagespost 1864, ,Zur Kalenderliteratur Inner-
östorreichs*.
lÖO
Das Blatt, in kl. 4^ auf grobes Papier mit grossen Le4,tern gedruckt,
enthäilt lediglich politische Nachrichten, und zwar aus Wien über einen
Zeitraum von vier bis fünf Tagen, aus der Schweiz, England etc., in
bunter Reihe, ohne Paginirung und Angabe der Ersclieinungstage.
Aus dem März 1708 findet sich ein Blatt mit dem abweichenden Titel:
, Wöchentliche Ordinari - Zeitungen oder Extraschreiben von unterschiedlichen
Orten aus ganz Italiens welches Nachrichten aus Venedig und Genua
enthält.*
Den Zeitungen -fast auf dem Fusse folgt die erste Erwähnung
von Kaffeehäusern (Kaifehgewölbern) , welche im Jahre 1713 bereits
starken Zulauf hatten. ^
Fragen wir um den Stand der Vdksbüdung und das Gedeihen
des Landes in materieller Beziehung, so ist die Antwort theilweise
schon durch die geschilderten Literaturzustände gegeben; in Bezug
auf den im Volke herrschenden Aberglauben wird uns z. B. berichtet,
wie im Jahre 1711 die Bauern von Möttling und Tschernembl die
walachischen Mönche aus Smerje mit Gewalt nach Krain bringen
wollten, damit sie in ihren Weinbergen und Aeckern Processionen
halten und mit ihren ,walachischen Reliquien' gegen den Hagelschlag
wirken sollten,^ nachdem die Exorcismen des katholischen Klerus sich
nicht bewährt hatten. Und wie sollte die materielle Wohlfahrt gedeihen,
wenn mehr als die Hälfte des ganzen Grundeigenthums durch das
Ueberhandnehmen der Klöster in den Besitz der todten Hand über-
gegangen war?^ War es doch so weit gekommen, dass ein Orden die
Concurrenz des andern fürchtete und z. B. im Jahre 1716 die Ansied-
lung der Elisabethinerinnen in Laibach wegen Einsprache anderer
Orden, besonders der Discalceaten, unterbleiben musste.^* Da sich so
feudaler Druck und geistliche Ausbeutung die Hände reichten, so
konnte es nicht fehlen, dass es einmal auch wieder in der geknech-
teten Bauerschaft gährte: im Jahre 1737 brachen in Unterkrain
1 Mitth. 1859 S. 70 f.
^ Patent vom 22. August 1713, womit wegen drohender Contagien, ,alle öffent-
lichen Freudenfeste, Tänze, Saiten- und andere klingende Spiele, wie auch Trom-
peten und Jägerhorn' aUenthalben verboten und der Vicedom erinnert wurde, die
Uebortreter zur Strafe zu ziehen, wie auch aUen Obrigkeiten eingeschärft wurde,
darauf zu sehen, dass nach gegebenem Zapfenstreich bei schwerer Strafe kein Bier
oder Wein mehr ausgeschänkt , noch in den Wirthshäusern , Kaffehgewöjhen .das
sich misiockende VoW geduldet werde etc. Mitth. 1863 S. 101.
••» Kluns Arch. I. 67.
* Berieht des Vicedpms an Kaiser Karl VI. vom 22. Miirz 1736. Vicedomarchiv.
" Discalceatenchronik.
161
Unruhen aus, zu deren Dämpfung der Hofkriegsrath das Lothring'sche
Regiment und die Miliz abschickte und der Landeshauptmann eine
Untersuchungscommission einsetzte.*
Wie es mit der öffentlichen Sicherheit bestellt war, können wir
aus der Nachricht schliessen, dass eine kühne Räuberbande im Jahre
1735 bis in die Nähe des kaiserlichen Lustschlosses Laxenburg ihre
Raubzüge ausdehnte. An der Ausdehnung des Uebels trug die Nach-
lässigkeit und Eigennützigkeit der Gutsherren Schuld, welche zum
Tode xerurtheilte Verbrecher gegen eine Geldstrafe begnadigten und
laufen Hessen, bei Todschlägen den nächsten Verwandten des Todten
den Vergleich ,gegen ein Bagatell' zumutheten, sich selbst aber mit
dem Erläge einer Geldbusse zufrieden stellten, die Gefängnisse und
Hochgelebte als unter solchen Umständen tiberflüssig verfallen Hessen.
Es kam so weit, dass der Hofkriegsrath zur Herstellung der Sicher-
heit Militär aufbieten musste.^
Die einzige Spur eines Fortschrittes in der Bechtswissenschaft,
welche noch in den Banden mittelalterlicher und traditioneller An-
schauungen lag, finden wir in der Nachricht, dass am 16. Januar 1710
Doctor Bogatai Vorlesungen über das bürgerliche Recht in Laibach
begann.^
In Bezug auf die Bildung der höheren Stände wirkte, wie wir
schon an mehreren Stellen zu bemerken Gelegenheit hatten, der Ein-
fluss Itaüens bestimmend ein. Er erstreckte sich auch auf die Erzie-
hung der männlichen adeligen Jugend, für welche das Laibacher Je-
suitencoUegium nicht immer als ausreichend betrachtet wurde. Bologna,
Rom, Parma, Modena waren hauptsächlich das Reiseziel, Besuch der
Hochschulen oder Aufnahme in die dortigen JesuitencoUegien der Zweck.
Doch musste zu jeder Reise ins Ausland die Bewilligung der Re-
gierung erwirkt werden, welche jedoch in der Regel nicht verweigert
wurde, wenn auch mitunter eine Unterbehörde dagegen stimmte, weil
es in den Erblanden genug wohlbestellte Collegien zur Erziehung der
adeligen Jugend gebe.*
Wir können die Kulturschilderung dieser Epoche nicht schliessen,
ohne der grossartigen Humanitätsacte des bereits als Stifters des Ursu-
linerinnenconventes erwähnten Jakob von ScheUenhurg zu gedenken.
Geboren am 24. Juli 1652 in Sterzing, liess er sich in Laibach nieder,
* Vicedomarchiv, Blätter aus Krain 1865.
2 Räuberwesen im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert. Tagespost 1864.
8 Blätter aus Krain 1861 S. 184.
* Vicedomarchiv.
11
162
WO er einen Handel mit Landesproducten und Manufacten, seit dem
Jahre 1696 auch ein Wechslergeschäft betrieb und sich durch red-
lichen Fleiss und Geschick ein grosses Vermögen erwarb. Er ehelichte
Katharina Hofstetter, die Ehe blieb aber ' kinderlos. Nachdem er der
Landschaft ein Darlehen von einer Million gemacht, wurde er unter
die Landstände aufgenommen. Er starb 2. Februar 1715, seine Frau
26. Juni 1732. Beide widmeten ihr ganzes Vermögen wohlthätigen
Stiftungen für Invaliden, Grenzknaben, Offizierswitwen, adelige Aka-
demien, Studenten u. s. w.
2. Varia Theresia's Thronbesteigung. Sie behauptet ihr Erbe und reformirt die
Verwaltung der Erblande. Erain und seine tapferen Söhne im siebenj&hrigen Eriege.
Ghlindung der neuen Volksschule und ihre degner in Zrain. Zwei Gutachten zur
Absohaifang der Folter.
Als Maria Theresia am 20. Oktober 1740 im dreiundzwanzigsten
Jahre ihres Lebens den Thron ihrer Ahnen bestieg, stand Oesterreich
an einem bedeutungsvollen Wendepunkt seiner Geschicke. Zwar hatte
Karl VI. durch die schwersten Opfer papierne Garantien für die prag-
matische Sanction erlangt, welche Habsburgs Erbe für sein Geschlecht
sicherstellen sollte, aber wo waren die Mittel, dem neuen Staatsgrund-
gesetze inmitten der lauernden feindlichen Nachbarn Geltung zu ver-
schaffen, was galten überhaupt in der Politik die Forderungen des
Rechts gegenüber dem Machtbewusstsein und der die Völker als willen-
lose Herde behandelnden Vergrösserungssucht? Und doch hat die
letzte Habsburgerin, eine ewig leuchtende Zierde ihres Geschlechts,
von Arglist und Gewalt umdreht, im Vertrauen auf Gottes Hilfe und
den Sieg des Rechts den schweren Kampf mit all' ihren Feinden
aufgenommen, und unter ihrer thatkräftigen Leitung hat die öster-
reichische Monarchie im Erbfolgekriege (1740 — 1747) ihre Widerstands-
kraft erprobt. Die wiedergewonnene Ruhe sollte fruchtbar werden für
die innere Erstarkung der Monarchie, für die Einigung und nutz-
bringende Verwerthung der Staatskräfte.
Wir haben gesehen, wie das einst so lebensvolle und entwick-
lungsfähige Institut der Stände durch die Wechselfälle der Zeit zu
voller Bedeutungslosigkeit herabgedrückt worden war, wie es die Kräfte
des Landes in finanzieller Misswirthschaft vergeudete und nach keiner
Richtung mehr die Forderungen der öffentlichen Wohlfahrt zu erfüllen
imstande war. Zwar wurde das altehrwürdige Gebäude ständischer
ßelbstherrlichkeit mit der ihm gebührenden Pietät geschont; als im
j
163
Jahre 1742 Anton Josef Graf von Auersperg zum Landeshauptmann
ernannt wurde, stellte der Hof zu seiner Installation eine Eidesformel
auf, welche nicht mehr die übliche Stelle wegen ,Beobachtung der
ständischen Freiheiten und Privilegien' enthielt, aber auf die Bitte des
Landeshauptmanns zögerte die Regierung auch nicht mit der Con-
cession, es für diesmal noch bei der alten Formel bewenden zu lassen.* ,
Im Jahre 1747 geschah der erste entscheidende Schritt, mit welchem
der moderne Staat von dem wichtigsten Theil der ihm ohne Rück-
sicht auf veraltete Privilegien zustehenden Rechte im Namen der öffent-
lichen Wohlfahrt Besitz ergriff. Die ständische Organisation wurde
zum ersten male erschüttert, indem die politischen und Finanz-Ange-
legenheiten des Staates (Politica et Cameralia) ihrem Ressort entzogen
und an landesfürstliche Behörden übertragen wurden: die sogenannte
landesfürstliche ,Repräsentation und Kammer' und die ihr als Organe
untergeordneten ,Kreisämter'.* Der letzte Vicedom — Heinrich Graf
von Orzon — wurde ausser Activität gesetzt und 1749 mit einem
Gehalte von 1200 Gulden pensionirt.^ Mit dem Jahre 1748 traten drei
Kreisämter ins Leben: in Laibach für Oberkrain, in Adelsberg für
Innerkrain, in Rudolfswerth für Unterkrain. Auch die Grafschaften
Görz und Gradisca wurden als Kreise der landesfürstlichen Provinzial-
behörde in Laibach untergeordnet, erhielten jedoch schon 1754 ihre
eigene Landesstelle. Die Kreisämter übten den wichtigsten Einfluss
nicht nur in Landespolizei, Sanitätswesen, Verkehr und Strassenbau,
sondern vor allem in dem Schutze und der allmäligen Hebung eines
bis dahin lediglich als ,misera contribuens plebs' behandelten Standes,
in welchem aber die Kaiserin die ,Grundlage und grösste Stärke des
Staates' sah, dessen Aufrechthaltung sie als eine ihrer vorzüglichsten
Regentenpflichten betrachtete, der Bauernschaft* Als mit der Er-
mässigung der Frohndienste und Urbarialschuldigkeiten der erste Schritt
zur Befreiung des Grundes und Bodens geschah (1775), als die Grund-
bücher errichtet wurden (in Krain 1772), waren es diese mit dem Volke
in unmittelbarem Verkehr stehenden, dessen Bedürfnisse und Be-
schwerden kennenden Aemter, welche mit dem Vollzuge betraut wurden.
Die Reform der Grundsteuer (1748) vollendete das Werk durch Recti-
fication des Catasters, welche (mit Ausnahme der Periode vom 1. No-
* Vicedomarchiv.
« Wolf, Maria Theresia, Wien 1855, S. 239—241.
3 Mitth. 1868 S. 53.
* Wolf 1. c. S. 252 ; Kern, Reformen der Kaiserin Maria Theresia in »Geschicht-
liche Aufsatzes 1876, S. 230; Czömig, Görz I. S. 798.
11*
164
vember 1789 bis I.Juli 1790) bis 1819 die Grundlage der Steuer-
einhebung bildete. So ging die friedliche Eroberung ihren Weg, die
Gewalt der Stände war schon 1775 auf den Beirath in Steuersachen
und die Landesökonomie beschränkt.* Indem die Regierung durch
Uebemahme der Ausrüstung und Verpflegung der Armee und der
Stellung der Pferde die Lasten des Unterthans regelte und erleich-
terte (1747 — 1748), sicherte sie zugleich das Interesse des Staates
und die Bedürfnisse seiner Machtstellung.* Nach dem neuen Militär-
system zahlten die Stände der deutschen und ungarischen Erbländer
zur Bestreitung der Kosten für ein stehendes Heer von 108,000 Mann
jährlich 14*671,445 Gulden.^ Es wurde mit dieser Summe ein grösserer
Erfolg erzielt, als es bei dem alten System mit seinen Unterschleifen
in Naturallieferungen und Musterrollen denkbar war. Zu den Lasten
des Krieges wurden jetzt auch Stände beigezogen, welche früher in-
mitten der allgemeinen Bedrängniss ruhig der Vermehrung ihres Be-
sitzes gelebt hatten. Im Jahre 1747 wurde in Krain eine Kirchen-
steuer, zu dem Festungsbau in Belgrad, eingefordert. Jeder Kloster-
geistliche sollte drei Gulden, jeder Prior 75 Gulden erlegen, nur die
Discalceaten erlangten Befreiung, nachdem sie an Geldesstatt ihr sil-
bernes ,turribulum' und ,navicula^ angeboten hatten.*
Die Krainer stellten, so lange das Werbesystem aufrecht blieb,
ihr Contingent zu den verschiedensten Infanterieregimenten!; als je-
doch im Jahre 1771 die Regimenter ständige Werbbezirke erhielten,
war es das im Jahre 1715 aus den zwei im Türkenkrieg stark deci-
mirten Regimentern MaruUi und Heister in Steiermark gebildete Re-
giment Nr. 41 (Wallis, im Jahre 1768 Freiherr von Butler), welches
mit der neuen Nummer 43 das Cantonsregiment im Herzogthum Krain
wurde; im Jahre 1775 erhielt es zum Inhaber Anton Graf Thurn.*^
Als Maria Theresia mit der durch Kaunitz gewonnenen Allianz
Frankreichs 1756 in den unaufschieblich gewordenen Kampf mit
Preussen eintrat, haben Krains tapfere Söhne an den Ruhmesthaten
auf deutschen und österreichischen Schlachtfeldern theilgenommen.
Der krainische Adel bewährte seine alte Streitbarkeit. Cajetan Graf
* Wolf 1. c. S. 251-253 ; vgl. Kern S. 230-234.
« Wolf 1. c. S. 228.
* Oberleitner, Finanzlage der deutschen Erbländer 1761, Oesterr. Arch. XXXI V.
' * Klosterchronik der Discalceaten.
* (xeschichteder k. k. Regimenter, 1800, 1. 188—189. Manuscript des Veteranen-
Oberstlieütenants Sühnel im bist. Verein.
165
von Lichtenberg^ ein Sohn unserer Landeshauptstadt, machte als Fähn-
drich bei Hirsch-Infanterie den siebenjährigen Krieg mit;* Max Frei-
herr von Bechbach, geboren in Weissenfeis (Oberkrain) 1706, der unter
Prinz Eugen, fünfzehn Jahre alt, in die kaiserliche Armee getreten und
in dem Kriege wegen der polnischen Königswahl und gegen die Tür-
ken (1734, 1738—1739) gefochten, im Erbfolgekriege bei Trautenau
sich ausgezeichnet, holte sich neue Lorbeeren als Oberst des Küras-
sierregiments Prinz Birkenfeld im Kriege gegen den grossen Friedrich.
In der Schlacht bei Kollin, 18. Juni 1757, welche durch Feldmarschall
Dauns Feldherrngeist Prag und mit ihm die Monarchie rettete —
Maria Theresia nannte diesen Tag später den ,Geburtstag der Mon-
archie' — stand Rechbach bei der Reserve des rechten Flügels. Be-
merkend, dass in das vor ihm stehende Dragonerregiment Würtem-
berg der Feind beträchtliche Lücken gerissen hatte, deren Benützung
es ihm möglich gemacht hätte, den rechten Flügel mit Vortheil an-
zugreifen, warf sich Rechbach mit seinen Kürassieren in jene Oefihung
und drang mit solchem Ungestüm auf den Feind ein, dass derselbe
geworfen und der preussische General Dreskow gefangen wurde. Als
frische Truppen anrückten, attaquirte Rechbach zum zweitenmale und
warf den Feind neuerdings zurück; Pferd und Reiter wurden bei diesem
Angriffe mit Wunden bedeckt. Noch fünfmal hieb der tapfere Küras-
sieroberst auf den Feind ein und blieb jedesmal Sieger. In der Schlacht
bei Hochkirch, 14. Oktober 1758, wo Friedrich von Dann und Laudon
geschlagen wurde, holte sich Rechbach, der für seine Haltung bei
Prag am 22. Juni 1758 zum Generalmajor befordert worden war,
den von Maria Theresia für den Sieg bei Kollin gestifteten Maria-
Theresienorden , die höchste Auszeichnung österreichischer Krieger.*
Bei Hochkirch fanden auch den Heldentod die beiden Freiherren von
Lazzarin% Johann Baptist und Joachim Dismas, Lieutenants im da-
maligen Franz X. Graf Harrach, heute Freiherr v. Maroicic Infanterie-
regimente Nr. 7.^ In der Schlacht bei Maxen, 20. November 1759, wo
Dann den preussischen General Fink mit 13,000 Mann zu capituliren
zwang, drang Rechbach an der Spitze der ersten Colonne auf die
Preussen ein. Im Treffen bei Meissen that sich in diesem Jahre auch
Anton Graf Lanthieri als OberstUeutenant beim Regiment Nr. 18 her-
vor und wurde verwundet.* Rechbach aber holte sich seine fünfte
' Wurzbach, biogr. Lex. XV. 105.
» Wurzbach, biogr. Lex. XXV. 140; Hirtenfeld, M. Theresienorden, 1857, S. 63,
8 L. c. XIV. 258-259.
* Geschichte der k. k. Begimenter, 1800, 1. 78,
166
Wunde iu der Schlacht bei Liegnitz, 15. August 1760. Er starb zu
Tachau in Böhmen ani 30. Juli 1764.^
Bei der Eroberung von Schweidnitz (1761) zeichnete sich Lorenz
August Freiherr von Rasj)^ geboren in Laibach 1725, als Oberst des
siebzehnten Infanterieregiments * aus. Als diese Festung im folgenden
Jahre (1762) von den Preussen belagert wurde, hatte Rasp grossen
Antheil an ihrer tapferen Vertheidigung mit nur 10,000 Mann gegen
ein Heer von 21 Bataillons und ebensoviel Schwadronen durch zehn
Wochen. Bei dem durch Oberst Frey enf eis am 8. August unternom-
menen glücklichen Ausfall schloss sich Rasp als Freiwilliger an und
ermunterte die Truppen durch sein Beispiel der Tapferkeit. Am Uten
desselben Monats unternahm Oberst Caldwell einen erneuerten Angriff
auf die feindlichen Sappen und ward tödtlich verwundet. Rasp eilte
sofort an die Spitze der durch den Fall des Obersten in Unordnung
gekommenen Truppen, flösste ihnen neues Vertrauen ein und führte
sie ohne Verlust in die Festung zurück. Diese capitulirte erst, als die
Lebensmittel bereits zu fehlen anfingen und die Explosion eines Pul-
vermagazins eine grosse Bresche verursacht hatte. Für seine Tapfer-
keit erhielt Rasp in der achten Promotion (21. Oktober 1762) das
Ritterkreuz des Maria-Theresienordens. Er starb in Laibach als Feld-
marschallieutenant den 12. November 1791.^
Im siebenjährigen Kriege brachte auch unsere Landeshauptstadt
grosse Opfer ; sie zahlte wiederholt hohe Kriegssteuern, so 1 760 allein
6000 Gulden, und gerieth ungeachtet ihres damals noch ziemlich be-
deutenden Grundbesitzes in Schulden, deren Abzahlung zehn Jahre
währte (1774—1784).*
Zwei Söhne unserer Landeshauptstadt haben als Staatsmänner
sich ausgezeichnet: Joh. K. Philipp Cöbenzl von Prosegg (Prosecco),
geboren in Laibach am 21. Juli 1712, k. k. Kämmerer und Geheimrath,
wurde 1735 Reichshofrath, 1746 Gesandter bei den vorderen Reichs-
kreisen, 1753 bevollmächtigter Minister in den österreichischen Nieder-
landen. Er starb als Ritter des goldenen Vliesses in Brüssel am 27ten
Januar 1770.^ Johann Philipp Cöbend, geboren in Laibach 28. Mai
1741, war k. k. Geheimrath, Conferenzminister, Hof kanzler des italieni-
« Wurzbach 1. c. XXV. 140.
2 Dieses Regiment ist erst seit 1817 ein in Krain rekrutiiiies ; früher hatte es
seinen Werbbezirk in Jungbunzlau. Dr Steiner, Gesch. des Reg. Nr. 17, Graz 1858.
3 Wurzbach, biogr. Lex. XXV. 2; Hirtenfeld 1. c. S. 160-161.
* Mitth. 1866 S. 34.
^ National-Encyklopädie I. 563.
i
167
sehen Staatsdepartements, im Jahre 1779 bevollmächtigter Minister bei
dem Friedenscongresse in Teschen, später 1801 — 1805 Botschafter am
Pariser Hofe und starb unvermält am 30. August 1810 in Wien, nach-
dem er den Grafen Coronini zu seinem Erben eingesetzt hatte. ^
Als die Kaiserin ihre Erblande durch den Hubertsburger Frie-
den (15. Februar 1763), der den Besitzstand vor dem Kriege wieder
herstellte, gesichert hatte, wendete sie ihre hochherzige und erleuch-
tete Fürsorge wieder ganz den inneren Reformen zu. Die unschätz-
barste Wohlthat für die grosse Mehrzahl der Bevölkerung, welche so
lange des Lichtes einer besseren Erziehung hatte entbehren müssen,
war die Wiedererweckung der auch in Krain, mit einziger Ausnahme
des Bergorts Idria, seit den Stürmen der Gegenreformation unter-
gegangenen Volksschule^ Zwar fand sich hie und da ein Menschen-
freund, der seine Glücksgüter zu dem edlen Zwecke der Menschen-
bildung verwendete, wie der edle P. P. Glavar, von dem noch aus-
führlicher die Rede sein wird und der um das Jahr 1750 in Commenda
S. Peter bei Stein ein schönes geräumiges Schulgebäude baute, einen
geschickten, zugleich musikkundigen Schullehrer Namens Jakob Supan
aus Stein kommen liess, dann eine Anzahl armer Kinder aus der
Umgegend auswählte und ihnen Schul- und Musikunterricht ertheilen
liess, sie auch beherbergte, speiste und kleidete.* Allein dieses schöne
Beispiel blieb vereinzelt, und auch die Glavar'sche Schule scheint bald
aufgehört zu haben. Früh wandte M^ria Theresia der Volksschule
ihre Fürsorge zu, aber nur langsam liess sich bei der Verschiedenheit
der Provinzialverhältnisse und der Eigenart der Bevölkerungen eine
sichere Grundlage für den aufzuführenden so hochwichtigen Neubau
gewinnen.
Blas Kumerdey^ aus Veldes in Oberkrain gebürtig, von dessen
schriftstellerischem Wirken noch an anderem Orte die Rede sein wird,
überreichte der Kaiserin einen Vorschlag, wie das Landvolk im Lesen
und Schreiben seiner Muttersprache sowohl als der deutschen unter-
1 L. c. s. 564.
^ Hiednrch berichtigt sich . auch die in dem der folgenden Darstellung zu-
grunde liegenden ausgezeichneten Werke des Freiherm von Helfert: ,Die Gründung
der österreichischen Volksschule durch Maria Theresia, Prag 1860S S. 36 ausge-
sprochene Ansicht von der Lage der Volksschule zur Zeit der Beformation. Es ist
in der Reformationsgeschichte (dieses Werkes Ul. Theil S. 182—183) nachgewiesen
worden, dass die protestantische Volksschule in Erain nicht lediglich als Dienerin
der Kirche, sondern als selbständige Bildnerin des Volkes wirkte.
8 Mitth. 1848 S. 29.
168
richtet werden könnte (1773). Der Vorschlag des patriotischen Mannes
wurde der Landeshauptmannschaft zur Prüfung übergeben, welche
hierüber die Kreisämter, die Aebte zu Landstrass und Sittich, den
Prälaten von Freudenthal und den Erzpriester und Domdechant des
Rudolfswerther Capitels, Martin Jebacin, einvernahm. Alle erklärten
sich in der Hauptsache mit Kumerdey's Vorschlag einverstanden, bis
auf Jebacin, welcher ein Separatgutachten abgab, das seiner Eigen-
thümlichkeit wegen eine nähere Erwähnung verdient. In dem ersten
Theile desselben wendete der Dechant seine ganze Belesenheit und
Redekunst auf, um die Gründe, welche Kumerdey für die Nothwen-
digkeit einer besseren Unterweisung des Landvolkes vorgebracht hatte,
zu widerlegen. Manche Regenten und Gesetzgeber hätten ihren Unter-
thanen das Lesen- und Schreibenlernen und den Umgang mit fremden
Nationen verboten. Nun sei beides heutzutage zwar nicht so gefähr-
lich wie ehemals, aber doch, wie die Erfahrung zeige, dem gemeinen
Mann von keinem besonderen Nutzen, sondern vielmehr wie die besten
Speisen in einem schlechten Magen. Das blosse Lesen und Schreiben
reiche weder hin, um die Religion, noch um die ,natürlichen Dinge'
zu begreifen, auch werde der Fleiss in der Landwirthschaft dadurch
nicht vermehrt ; die Idioten seien glückseliger als die Gelehrten ; wenn
aber durch Lesen und Schreiben der Armuth gesteuert werden solle,
so müsse man bedenken, dass diese ein ,nothwendiges Uebel, besser
zu sagen ein Kunststück der Providenz sei, dem Staate und der Re-
ligion nützlich'. Im zweiten Theil seines Votums überrascht uns der
würdige Dechant durch die beredte Beweisführung für das gerade
Gegentheil dessen, was er im ersten mit so viel Aufwand von Gelehr-
samkeit zu behaupten unternommen hatte. Er führt nemlich den Satz
aus, nicht die Wissenschaft, sondern ihr Missbrauch hätte die Sitten
verdorben; es sei nicht mehr am Platze, die Weltweisheit als ein
Mysterium der Gelehrten, als ein Privilegium einer Kaste zu behandeln.
Warum, meint er, sollte Gott eine erleuchtete Andacht im Geiste und
in der Wahrheit nicht lieber sein, als eine blinde ? Erleuchte denn die
Sonne nicht ebensogut die Spitzen der Berge, wie die versteckten
Thäler ; das kriechende Gewürm, wie den in den Wolken schwebenden
Adler u. s. w.? Schliesslich rückt der sich selbst ironisirende Dechant
mit einem Vorschlage heraus, der stark an das ,parturiunt montes'
erinnert. Es sollen nemlich in jeder Pfarre, wo sich ein fähiger Schul-
meister oder Organist befindet, über freie Anmeldung und ohne einen
Zwang eintreten zu lassen^ ,weilen alle Neuigkeiten den Bauersleuten
anfänglich suspect vorkommen', eine Anzahl Jungen von neun, zehn.
• ^wn r' " a*
169
fünfzehn Jahren, die Lust und Fähigkeit zum Lernen haben, vom Orts-
pfarrer aus verschiedenen Dörfern ausgeklaubt und das Jahr hindurch
an Sonn- und, Feiertagen und sonst, wenn keine dringende Arbeit auf
dem Feld, im Lesen und Schreiben unterrichtet werden. Auch die
Kapläne könnten ,gewisse verlorne' Stunden zum Unterricht ihrer
Knechte verwenden. Wenn auf solche Weise in jeder Pfarre nur sechs
Buben lesen und schreiben lernten, so wären das in Unterkrain im
ersten Jahre bereits 360, in zehn Jahren 3600, welche zur Nach-
eiferung anregen würden, besonders wenn man die Fleissigeren mit
Prämien beschenken würde, ,dann auch bei dem Bauernstand non
raro magnum gloria calcar habet'.
In Wien fand man keinen Geschmack an dem geschraubten und
clausulirten Vorschlage des Rudolfswerther Dechants, trotz der ihm
angehängten verlockenden arithmetischen Progression; es wurde mit
Hofkanzleidecret vom 12. Juni 1773 angeordnet, dass die Normalschule
in Krain wie in den übrigen Erblanden einzuführen und eine Schul-
commission einzusetzen, dass ein Schulfond zu gründen und darüber
Anträge zu erstatten seien. Für den Anfang wollte die Kaiserin einen
Vorschuss von 1000 bis 1500 Gulden machen. Als seinerzeitigen Vor-
stand der Laibacher Normalschule bezeichnete die Herrscherin unsem
Kumerdey wegen der besonderen, bei der Berichterstattung über die
Schulverbesserung bezeigten Einsicht. Doch sollte er vorläufig noch
seinen Aufenthalt in Wien zum Besuche der Normalschule als Vor-
bereitung für seinen Wirkungskreis benützen. Die Schulcommissionen
in den verschiedenen Erbländern, welchen die Ausführung der Schul-
verbesserung obliegen sollte, traten noch im Jahre 1775 ins Leben.
Jene in Laibach war, unter dem Vorsitze des Landraths Franz Sales
Grafen und Herrn von Gallenberg, aus den Assessoren : Niklas Rudolf
Freiherrn von Raab zu Rauenheim und Josef Gabriel von Buset, beide
Landräthe; den Weltpriestern TschokP und Pogatschnig^ und dem
Normalschuldirector Kumerdey zusammengesetzt. Mit dem Winter-
curse 1775 auf 1776 trat denn auch die Normalschule in Laibach,
im Jahre 1776 in Stein und 1778 in Rudolfswerth ^ ins Leben. In
* Professor der Logik und Metaphysik am Laibacher Lyceum, der ein Werk
yde principüs identitatis' schrieb. P. Marc. Bibl. S. 56.
* Wohl identisch mit dem Exjesuiten P. Lorenz Pogatschnig. Bei P. Marc. S. 43.
8 Mitth. 1860 S. 68; Programm des Eudolfswerther Gymnasiums 1868 S. 21.
In Freiherrn von Helferts citirtem Werke findet sich die Angabe, in Eudolfswerth
habe das Franziskaner-Gymnasium der Normalschule weichen müssen; dagegen ist
jedoch aus der im Programm des Budolfswerther Gymnasiums von 1868 veröffent-
170
Laibach wurde leider ein schlechter Aufang gemacht. Mau hatte die
Normalschule mit allen vier Klassen auf einmal ins Leben gerufen ;
es mangelte daher an zweckmässiger Zuweisung der Gegenstände ao
die einzelnen Lehrer und an entsprechender Eintheilung der Schüler
in die verschiedenen Klassen; die natürliche Folge waren schwache
Unterrichtserfolge und Erkalten des Berufseifers bei Director und
Lehrern. Die Landeshauptmannschaft hatte nichts zur Sache gethan;
sie war vielmehr einer Schulverbesserung entgegen, und die Geist-
lichkeit, an ihrer Spitze der Bischof, hatte offen ihren Widerwillen
gegen die neue Einrichtung ausgesprochen und das Volk so in seinen
eingewurzelten Vorurtheilen bestärkt. Nur , Gesindel und die schlech-
testen Subjecte' hatten die Schule betreten, welche auf Hebung des
Volkes abzielte. Nach einer im Sommer 1776 in Wien stattgehabten
Berathung schickte die Kaiserin den Grafen Emanuel Torres, landes-
hauptmannschafthchen Rath und Beisitzer der Schulcommission in Görz,
nach Laibach, um den Grund der Uebelstände zu erheben und Mittel
zu ihrer Abhilfe zu tretfen. Die wahrheitsgetreuen Berichte dieses
patriotischen Schulfreundes hatten energische Massregeln zur Folge.
Der Landeshauptmannschaft wurde über ihre Unthätigkeit die aller-
höchste Unzufriedenheit zu erkennen gegeben, ihr die Obsorge für
die genaue Erfüllung der Berufspflichten durch Lehrer und Director
eingeschärft, deren UeberWachung durch Graf Torres ,unter nicht zu
versagender Mitwirkung des Landeshauptmannes und der gesammten
Stelle' in Aussicht gestellt. Endlich wurde der Freising'sche Schloss-
hauptmann in Lack, Johann Nepomuk Graf von EdUng, gebürtig aus
Haidenschaft, Mitglied der Akademie der Operosen und der Arkadier
in Görz, , wegen seines für dieses (das Normalschul-) Geschäft bezeugten
vorzüglichen Eifers' zum künftigen Referenten in Schulsachen mit dem
Charakter eines Landrathes unter der Bedingung ernannt, dass er
sich vorläufig noch in Wien die ihm allenfalls mangelnden Kenntnisse
im Normalschulwesen aneigne. Edling hatte übrigens bereits im Jahre
1775 bei Eger in Laibach die , Allgemeine Landesnormalschulordnung
nach dem k. k. Decret' erscheinen lassen, ein Beweis, dass er sich
bereits eingehend mit der neuen Einrichtung beschäftigt hatte. Ein
besonderes Handschreiben erhielt der Fürstbischof von Laibach, worin
nach einer vorwurfsvollen Hinweisung auf das Verhalten anderer Erb-
lichton Chronik zu ontnohmon, dass das Gymnasium fortbestand. Die feierliche Er-
öffnung der Hauptschule fand nach dieser Quelle (S. 21) am 26. Mai 1778 im Gym-
nasialgebäude in feierlicher Weise statt. Zwei Franziskaner, P. P. Eberhard Butschar
und Gottfried Schniderschitsch, waren die ersten Lehrer.
171
länder, wo die Bischöfe und ihre Geistlichkeit das gemeinnützige
Werk eifrig förderten, ja manche, wie der Erzbischof von Prag und
der Bischof von OUmütz, sogar namhafte Beiträge zur Vermehrung
des Schulfondes spendeten, die kaiserliche Erwartung ausgesprochen
wurde, der Bischof werde ,das allgemeine Beste der ihm anvertrauten
Herde nicht hindern', sondern vielmehr durch künftige kräftige Mit-
wirkung den gerechten Unwillen der Monarchin, der jede Nichtach-
tung dei* Gesetze ohne Rücksicht der Person treffe, abzuwenden
trachten.
Ein wesentliches Hinderniss, welches dem Gedeihen der Normal-
schule in einem Lande mit slavischer Landbevölkerung entgegenstand,
wurde durch eine zweckmässige, von Graf Torres für Krain be-
antragte Massnahme beseitigt. Es war dies die Errichtung eines
Elementarklasse für Kinder, welche die Kenntniss des Deutschen nicht
schon in die Schule mitbrachten und daher auf Grund ihrer Mutter-
sprache für den Eintritt in die deutsche Normalschule vorbereitet
wurden. Graf Edling entwickelte auch in dieser Richtung eine über
seine Amtspflicht hinausgehende Thätigkeit zur Popularisirung der Nor-
malschule. Ln Jahre 1777 liess er den ,Kern des Methodenbuchs^ ins
Krainische übersetzt und der Kaiserin gewidmet, in Wien bei Kurz-
böck, erscheinen. Im folgenden Jahre gab er bei Eger in Laibach
»Forderungen an Schulmeister und Lehrer der Trivialschulen in deut-
scher und krainerischer Sprache' heraus.* Auch die Uebersetzung des
kleinen Katechismus fertigte er, nachdem Kumerdey die bezügliche
Aufforderung der Regierung abgelehnt hatte. Da richtete der Fürst-
bischof, offenbar durch den Vorgang der Regierung um die hierarchi-
schen Interessen besorgt, an die Kaiserin die Bitte, den Katechismus
ins Krainerische übertragen und ihr zueignen zu dürfen, welcher Bitte
Maria Theresia willfahrte, ,um den Bischof, der ohnehin der neuen
Methode gar nicht geneigt ist, nicht noch unwilliger zu machen', und
Graf Edling wurde bewogen, seine Arbeit zurückzuhalten. Da der
Fürstbischof jedoch nach Ablauf von fünf Monaten mit seiner Arbeit
noch nicht zu Ende war und einen weiteren Termin von drei Monaten
forderte, was auf sein Vorgehen ein ganz eigenthümliches Licht wirft,
so erhielt Edlings Arbeit die Genehmigung; die Kaiserin nahm ihre
Widmung an und das Werk erschien unter dem Titel: ,Ta mali Ka-
techismus iz sprashuvanjam etc.* zu Anfang des Jahres 1779 bei Eger.^
' P. Marc. Bibl. Garn. S. 17.
* P. Marc. 1. c.
172
Inzwischen sputete sich der Fürstbischof mit der Uebersetzung des
grossen Katechismus, welche er erst gegen Ende des Jahres 1778 vor-
legen konnte. Er erhielt auch (6. Februar 1779) die Druckerlaubniss.
Edling musste zum z weitenmale weichen; die Kosten seiner Arbeit
wurden ihm jedoch aus dem wiener Schulbücherverschleisse ersetzt.
Bald zeigten sich die wohlthätigen Wirkungen der dem Lande
mit solcher Mühe und mit solchem Widerstände der mächtigsten Fac-
toren gleichsam aufgezwungenen Schule. ,Unsere rohen Bauemkinder^
lesen wir in einer Nachricht aus Krain, ,lernen nicht allein Deutsch,
Religion, Höflichkeit u. s. w., sondern auch ihre eigene MuUerspreMche
volikommener als vorhin. Geht das so fort, so wird in dreissig Jahren
die Monarchie ganz umgeschaffen sein. Der Himmel gebe der Sache
nur immer einen guten Fortgang, wie es unser Fürstbischof (?) und
alle vernünftigen Patrioten von Herzen wünschen.' Dass die hier er-
wähnten Wünsche wohl nicht durchgehends ganz aufrichtige waren,
dass es vielmehr noch genug offene und geheime Widersacher der
Normalschule in Krain gab, bezeugt eine Klage des Grafen Edling in
einem Promemoria an die Kaiserin, Laibach 3. März 1779. Nachdem
er die Förderung der Normalschule im Sitticher Bezirke durch den
würdigen Abt von Sittich und den Stiftssecretär Ignaz von Fabiani,^
einen frommen und gelehrten Priester, gerühmt, sagt er von den
,8chrecklichen Hindernissen', die ihm bei jedem Schritte im Wege
seien: ,In diesem Lande gibt es Hindernisse vonseite der Sprache und
vonseite der Leute. Die ersten war ich so glücklich, durch meine Ueber-
setzung der Normalschulschriften zu heben, allein die zwote Gattung
von Hindernissen ist leider so schrecklich, so manchfaltig und so sehr
von Tücke gepfropft, dass sie für jenen, der nicht in der Lage ist,
sie so wie ich zu fühlen, ganz unbegreiflich ist.'
Trotz all' dieser Hindernisse hatte die Schulreform ihren stetigen
Fortgang. Sie war eben eine wahre Herzensangelegenheit der grossen
Kaiserin, welche die Behörden zur unausgesetzten Thätigkeit drängte
und trieb, damit sie ,dies heilsame Werk noch zustande bringe'.^ Für
Krain hatte Graf Torres ausser Laibach fünf Hauptschulen, in Krain-
burg. Stein, Lack, Idria und ßadmannsdorf, beantragt. Jene in Stein
trat, wie wir gesehen haben, 1775 ins Leben; für die übrigen Orte
ordnete die Hofkanzlei an, dass einstweilen, bis die erforderlichen
Lehrkräfte vorhanden und Gelder ausfindig gemacht seien, gute Tri-
1 Siehe P. Marc. Bibl. S. 18.
2 Kern 1. q. S. 285.
178
vialschulen einzurichten seien. Von der Errichtung einer Mädchen-
schule in Laibach wurde mit Rücksicht auf das bereits vorhandene
Institut der Ursulinerinnen abgegangen, aber die Regierung bethätigte
auch in dieser Richtung ihre Fürsorge, indem sie Fräulein KohllöflFel
nach Laibach schickte, um den Klosterfrauen die neue ünterweisungs-
art beizubringen.
Hätte die grosse Kaiserin kein anderes Denkmal ihrer liebe-
vollen Regentenfürsorge hinterlassen, als die Gründung der öster-
reichischen Volksschule, so wäre ihr ewiger Nachruhm gesichert, aber
ihre organisirende Thätigkeit äusserte sich in allen Richtungen des
Staatswesens. Das Gerichtswesen konnte nicht auf einmal von allen
seinen mittelalterlichen Härten und Gebrechen befreit werden, aber
es wurden wenigstens die ärgsten Missbräuche des alten . Strafrechts
abgeschafft; am 31. Dezember 1768 wurde das neue Strafgesetz, die
,Constitutio criminalis Theresiana' kund gemacht. Die Folter, die so-
genannte ,peinliche Frage', war durch das neue Gesetz wesentlich ein-
geschränkt. Die Gesetzgebung blieb aber dabei nicht stehen, und am
10. Dezember 1773 ei-floss eine Allerhöchste Resolution, womit sämmt-
liche Länderstellen und Gerichte beauftragt wurden, ihr Votum über
nachstehende Fragen abzugeben:
1. Ob die peinliche Frage (FoUer) nicht ganz aufzuheben?
2. Bei welchen Verbrechen dieselbe etwa noch beizubehalten?
3. Was im Falle ihrer Aufhebung an ihre Stelle zu setzen sei?
Diese Umfrage war die Folge einer von Sonnenfds der Kaiserin
tiberreichten (im VH. Bande S. 12 der ges. Schriften, Wien 1785, ab-
gedruckten) Vorstellung. Alle Länderstellen gaben ihr Votum ab. Der
Referent bei der niederösterreichischen Regierung vertrat die Noth-
wendigkeit der Folter mit Lebhaftigkeit. Sonnenfels, als Mitglied der
Regierung, setzte bei der Berathung mit unerschrockenem Freimuth
dem Referenten die Vertheidigung der Menschenrechte entgegen und
entschied deren Sieg. Am 1. Januar 1776 wurde die Folter abgeschafft.
Im Archive des Schlosses Raunach findet sich die Beantwortung obiger
drei Fragen durch die beiden Räthe der Justizialabtheilung der Landes-
hauptmannschaft, G. J. Grafen von Hohenwart und Joh. Gabr. von Buset.
Buset sagte, die Tortur sei, nachdem bei den Römern nur die
Leibeigenen ihr unterlagen, durch Zuthun und Beihilfe derjenigen,
welche sich derselben am meisten hätten widersetzen sollen, gleich
einer Flut so angewachsen, dass sie jetzt als heilig, unantastbar gelte,
dass auch in Deutschland man es höchstens wagen dürfte, die Frage
nach ihrer Aufhebung eruditionis gratia zu erörtern.. Scheinbar sei
174
nichts leichter zu behaupten, nichts leichter zu entscheiden, als dass
jenes, was durch mehrere Jahrhunderte die Gesetze der gebildetsten
Völker (denn Türken, Perser und andere barbarische Völker kannten
die Tortur nicht) verordnet haben, auch in Zukunft beizubehalten sei.
Die Gesetze verordnen die Tortur, die Gesetze sind ohne reife Ueber-
legung und Erwägung der Ursachen nicht gemacht worden, also muss
die Tortur ohne Bedenken beibehalten werden — ist die unwillkürliche
Schlussfolgerung derjenigen, welche sich gegen die Stimme der Natur
und das Geächze der Menschheit die Ohren verstopft haben. Buset
entwickelt nun folgende Gründe gegen die Tortur: 1. Sie widerstrebt
dem Naturrecht. 2. Sie ist kein taugliches Mittel zur Erforschung der
Wahrheit. 3. Sie ist weder sicher noch hinlänglich. 4. Sie ist der Un-
schuld gefährlich, dem Laster vortheilhaft. 5. Sie kann der Staats-
verwaltung zu keinem wahren Nutzen oder Vortheil dienen. Für den
ersten Grund citirt er Heineccius, für den zweiten Cicero pro Com.
Sulla: Tormenta gubernat dolor etc., dann den h. Augustin, De civitate
Dei 1. 19, c. 6.
Wenn schon Verheissungen von Straflosigkeit, schlechte. Behand-
lung des Inquisiten, Misshandlung und Verspottung desselben sub poena
nuUitatis dem Richter untersagt sind, wie könne man die Tortur
rechtfertigen? Weiters folgert Buset, dass die Tortur als Mittel zur
Erforschung der Wahrheit nicht beizubehalten wäre, wohl aber als
Strafe des Leugnens, sich hiebei auf Sonnenfels berufend, welcher
S. 117 a. a. 0. die Folter gegen einen überführten Beklagten zur
Entdeckung der Mitschuldigen für berechtigt halte. Die Folter sei hier
eine Verschärfung der Strafe, weil der Ueberführte durch sein hart-
näckiges Schweigen über die Mitschuldigen das allgemeine Wohl in
Gefahr bringe (!). — Die dritte Frage, was an die Stelle der FöUer
zu setzen wäre^ bekennt sich Buset ausserstande zu beantworten:
,Ich stelle mir vor, dass wenn ein sichereres und verlässlicheres Mittel,
die Wahrheit zu erheben, übrig oder erforderlich wäre, es bei dem
bisher üblichen, so unmenschlichen, als die Tortur ist,, durch so viele
Jahrhunderte nicht würde geblieben sein.' ,Ich halte dafür, dass wenn
ein Richter alles, was er ohne Gefahr der Gewissensverletzung an an-
gemessenen Mitteln hat* anwenden können, angewendet hat, er der
Pflicht seines Amtes genug gethan und sich nicht weiter ängstig zu
kümmern habe, wann ihm etwa die Wahrheit gleichwohl noch verborgen
geblieben; er solle denken, dass er in der Eigenschaft emes Richters
zu richten, d. i. Recht zu sprechen, nicht aber zu metzgen und zu
peinigen sei berufen -worden; gleichwie also das flechtsprechen sich
175
Über nichts als erkannte Wahrheiten erstrecken kann, also soll er auch
wissen, dass die über die Grenzen der erkannten Wahrheit sich er-
streckende Gewalt kein ßichteramt mehr, sondern auf das wenigste
eine sündhafte Geschäftigkeit, wenn nicht Muthwillen und Bosheit sei.'
Schliesslich räth Buset gute Polizeigesetze, Bestrafung des Müssig-
gangs^ unmässiger Pracht, hohen Spieles (als Vorbeugungsniittel) an.
Graf Hohenwart weist nach, dass die Tortur in keinem Gesetze,
sondern nur in der Gewohnheit wurzle. In Deutschland sei die Tortur
ursprünglich nicht bekannt gewesen, Karl IV. sei der erste gewesen,
der nach (1349) aufgehobenem Vehmgericht der Stadt Esslingen das
Recht gegeben (1391), die Tortur zu gebrauchen. Karl V. hat die
Tortur der zu Worms (1521) entworfenen, vermöge Reichstagsabschiedes
(1542) gebilligten Halsgerichtsordnung einverleibt, und wie die Artikel
XX, XXII und folgende zeigen, eingeschränkt und Behutsamkeit bei
der Anwendung vorgeschrieben. Ihre jetzt regierende Majestät Maria
Theresia haben endlich diesem ,Unwesen' die engsten Schranken ge-
setzt und unter anderem verordnet, dass die Tortur niemals Platz
haben kann, als wenn auf das Verbrechen die Todesstrafe gesetzt, und
dass keine andere Peinigungsart als die ,Schnürung', welche etwan die
leidenlichste sein soll^ und diese niemals abgetheilt, gebraucht werden
soll. Maria Theresia sei es vorbehalten, die wenigen Ueberbleibsel dieses
ganz unsicheren, unmenschlichen und unangemessenen Mittels, die
Wahrheit zu erforschen, mit der Wurzel auszurotten. Die Gründe
Hohenwarts für Aufhebung der Folter sind identisch mit jenen Busets.
Er fügt bei, Unschuldige seien häufig der Tortur zum Opfer gefallen,
die Tortur habe eine Menge Hexen und Hexenmeister hervorgebracht,
worüber Friedrich Spee in Caut. crim. nachgelesen werden könne.
Seitdem man auch diese Art Menschen anders zu betrachten oder doch
menschlicher zu behandeln angefangen, sind Hexen und Hexenmeister
ein Gespenst irriger Köpfe geworden, welches aber durch die Tortur
wieder Fleisch und Bein annehmen kann. Dass die Abschaffung die
Verbrechen nicht vermehre, zeigt das Beispiel Englands, Schwedens,
Aragoniens. In Bussland sei die Todesstrafe gänzlich aufgehoben^ und
dies alles ohne üble Folgen. Schliesslich gibt Hohenwart die Anwendung
der Tortur zu, um die Mitschuldigen zu entdecken, jedoch nur, wenn auf
das Verbrechen die verschärfte Todesstrafe erkannt ist, in partem
poenae. Er geht also in diesem Punkte weiter als Sonnenfds.^
* Mein Aufsatz: Zwei Stimmen aus Krain über die Aufhebung der Folter,
Mitth. der Jurist. Gesellsch. II. 1866 S. 226-281.
176
3. Labaoensia: Zur Localohronik. Die Juden und der Commeroieii-
oonBess. Die Hnmanit&tsanstalien.
Es ist für den Chronisten unserer Landeshauptstadt eine sehr
bedauerliche Thatsache, dass die Quellen für ihre specielle Geschichte,
insoferne sie nicht mit den allgemeinen Geschicken des Landes in
Verbindung steht, so spärlich fliessen. Die Arbeit des Jesuiten P. Joa.
B. Pogridschnig ^ Professors der Physik am Laibacher Gymnasium:
fiompendiaria descriptio Metropolis Ldbacensis^ 1766 bei Eger er-
schienen,^ ist verschollen, wie die weitaus grösste Zahl der älteren
Laibacher Drucke, und nur die Discalceatenchronik berichtet uns
von denkwürdigen Localereignissen elementarer Art, welche sich dem
Gedächtniss der Zeitgenossen tiefer einprägen. Glücklicherweise ist
ihre Zahl gering und waren ihre Wirkungen nicht so zerstörend, wie
in früheren Jahrhunderten. Am 31. Juli 1767 gegen Mitternacht brach
Feuer auf dem alten Markt neben S. Florian aus. Es wurde die Kren-
und Rosengasse bis zu den Jesuiten, bei 60 Häuser, eingeäschert. Am
9. September wüthete das Feuer wieder in der Nähe des Jesuiten-
seminars, 72 Häuser verbrannten. Kaiserin Maria Theresia bewilligte
den durch zweimalige Brunst verunglückten Bewohnern Laibachs drei-
jährige Contributionsbefreiung, dann ex camerali 6000 Gulden und aus
dem ständischen Domesticalfond 2000 Gulden. ^ Erdbeben in Laibach
verzeichnet die Chronik im Jahre 1750 und am 31. November 1772,
fünf Uhr abends.
Bezeichnend für den Comfort der Wohnungen unserer Landes-
hauptstadt ist die Anordnung der landesfürstlichen Repräsentation
(1749), dass die Kamine über die Dächer hinauszuführen seien,^ wie
für den herrschenden Luxus das Patent vom 12. September 1749,
welches auch nicht das mindeste Gold oder Silber an herrschaftUchen
Livreen, mit Ausnahme der Hutborden, gestattete. Im Jahre 1751
musste Graf Lichtenberg die Uebertretung dieses Gesetzes mit 200
Dukaten büssen.* Mit der durch die erleichterte Communication stei-
genden Zahl der Durchreisenden hielt das Gasthauswesen Laibachs nicht
gleichen Schritt. Die Regierung hielt es für ihre Pflicht, auch hier
im Namen des öffentlichen Wohles einzugreifen ; der Magistrat erhielt
1 P. Marc. Bibl. Cam. S. 43.
« Landsch. Arch. Cons. I. Nr. 134, Hofdecr. vom 14. Mai 1768.
2 Discalceatenchronik.
* Blätter aus Krain 1865 S. 100.
177
den Auftrag, für Gasthäuser Sorge zu tragen. Er kaufte ein dem Rath- .
hause benachbartes Haus (jetzt Conscr.-Nr. 313), wo das älteste und
angesehenste Gasthaus Laibacl^s ,Zum wilden Mann' entstand, dessen
Räume manch hohen Besuch beherbergten. Der Magistrat stellte zehn
Fremdenzimmer her. Auch die distinguirtesten Reisenden zahlten massige
Preise, so ein Graf Chotek im Jahre 1749 für acht Zimmer 12 Gulden.^
Die erste Hälfte des Jahrhunderts der Aufklärung erwies sich
den Juden noch sehr feindlich; im Jahre 1749 wurde noch in Gra-
disca ein Ghetto errichtet, mit Gittern und Balken vor den Gassen-
fenstern und mit. zwei von Militär besetzten Thoren. Im Jahre 1762
wurde der Laibacher Handelsstand von der Regierung einvernommen,
ob nicht den Juden gegen Einstellung des Verkaufs aller fremden
Waren der ,stuckweise Handel mit den erbländischen Erzeugnissen'
überhaupt zu gestatten wäre. Der Handelsstand antwortete : dies wäre
sein Ruin ; dass man nur den Handel mit inländischen Waren erlauben
wolle, mache keinen Unterschied, denn die ausländischen wären ohne-
hin schier alle verboten. Er berief sich auf seine Handelsprivilegien
vom Jahre 1756 und auf die von Kaiser Max 1515 ertheilte und von
Kaiser Karl VI. bestätigte Befreiung Krains von den Juden. Zum Be-
weise, dass diese Befreiung noch immer wirksam sei, berief sich der
Handelsstand auf den Fall, dass unter Karl VI. ein jüdischer Matrazen-
macher sich auf dem Lande aufgehalten und auf Befehl der inner-
österreichischen Regierung aufgehoben und durch das Landesgericht
an seinen Geburtsort abgeschoben worden sei. Zugleich habe sich der
Vicedom wegen dieser Duldung des Juden rechtfertigen müssen. Der
sodann von der Regierung einberufene Commerzienconsess — eine Art
Handelskammer — zog in seiner Aeusserung gegen die Juden als
Gotteslästerer und Wucherer los, berief sich auf die Geschichte, die
Juden seien das unnützeste Volk für den Landesfürsten, da sie weder
für den Kriegsdienst, noch für die Handarbeit, sondern blos zum Han-
del zu brauchen seien. Ferner sei stets derjenige Staat der glück-
lichste, wo Einheit der Münze, Masse und Gewichte und des —
Glaubens herrsche. Ihre Majestät hätten bereits in den angrenzenden
Ländern die vom katholischen Glauben Abweichenden mit allem Ernst
anhalten lassen, entweder zur katholischen Kirche zurückzukehren oder
das Land zu räumen, warum sollte daher hierlands das jüdische Volk
eingeführt werden?^
1 Mitth. 1863 S. 61.
' Meine Skme: Die Juden in Krain, Feuilleton der Laib. Zeitung 1866,
12
178
Die von der Laibacher Bürgerschaft befürchtete Gefahr wurde
auch diesmal noch abgewendet.
Die Zustände des Armenwesens werden am besten durch die
Thatsache illustrirt, dass man im Jahre 1767 drei- bis viertausend
Bettler zählte welche am Charfreitag alle Kirchenthore belagerten.^ Im
Jahre 1771 wurden alle in Laibach bestehenden Versorgungsanstalten
vereinigt; infolge dessen wurde das Hofspitalsgebäude Nr. 297, am
Schulplatze, feilgeboten und 1774 von der Tabakgefallenadministration
laut Erklärung vom 13. Dezember 1774 um 8500 fl. übernommen.* Zum
Adaptirungsbau des Bürgerspitals spendete 1773 Kaiserin Maria Theresia
aus ihrer Privatschatulle 2000 fl.* Im Jahre 1780 besass das Armen-
haus ein Kapitalvermögen von 58,850 fl. und erhielt jährlich einen
Beitrag von 200 fl. aus der Cameralhauptkasse von der neuen Lotto-
pachtung. Im ganzen hatte es ein Einkommen von 2804 fl. und er-
hielt 55 Arme. Das im Jahre 1761 vom ßepräsentations- und Kammer-
rath Josef Johann von Hofimann gegründete Waisenhaus hatte im
Jahre 1 780 ein Vermögen von 58,000 fl. und ein jährliches Einkommen
von 3920 fl. Es beherbergte 38 Kinder.*
1. Handel, Industrie und bewerbe. Die Strassen.
Die Landstädte.
Die materiellen Interessen des Staates wurden von Maria The-
resia mit Sorgfalt gepflegt ; ihre Tarife und Mauthordnungen sprechen
den Grundsatz aus, die inländischen Erzeugnisse zu begünstigen, die
Ausfuhr derselben zu erleichtern, die Einfuhr von Rohstoffen zur He-
bung der Industrie zu gestatten und den auswärtigen Handel zu heben.
Zum erstenmale erhielt der Handelsstand eine den heutigen Handeis-
kämmern analoge Vertretung: es traten die Commerziälconsesse ins
Leben ; auch in Laibach finden wir eine solche Körperschaft. Zur Er-
leichterung des Salzankaufes wurden Magazine an verschiedenen Orten
errichtet und 1752 eigene Impressarien mit dem Salzverkauf betraut.'^
Laibach erwuchs zur Fabrikstadt. Zu der vorhandenen ersten Seiden-
fabrik von de Werth-Tabouret^ kam in den vierziger Jahren eine
* Baunacher Archiv.
2 Mitth. 1857 S. 14.
8 Blätter aus Krain 1862 S. 36.
* Archiv des historischen Vereins.
^ Mitth. 1862 S. 72 f.
« Siehe oben S. 152.
179
zweite von ZebuU, welche jedoch nicht recht gedeihen wollte. Die
Ursache des Verfalles der Seidenfabrication suchte man in der auf
das Fabrikat gelegten Mauth und in dem Umstände, dass das Roh-
materiale im Lande nicht erzeugt werden konnte, sondern in Görz
angekauft werden musste. Die Abgabe von 100 Pfund Seide betrug
vierzehn Gulden. Maria Theresia that viel zur Begünstigung der Seiden-
zucht. Es wurden Samen und Maulbeerbäume unentgeltlich verabfolgt.
Die Unterthanen sollten durch Sachverständige in der Pflege unter-
wiesen, ihnen Samen und Geräthschaften unentgeltlich beigestellt und
die erzeugten Galetten um einen angemessenen Preis abgelöst werden.
In der That hatte diese Fürsorge der Regierung den besten Erfolg.
Die Grenzgegenden Krains gegen Triest, Görz, Fiume, der grössere
Theil des österreichischen Istrien, der Wippacher Bezirk ernährten
sich von der Seidenzucht. Im Jahre 1776 entzog die Regierung der
Seidenzucht ihre Unterstützung; demungeachtet blühte sie fort, bis
die Kriegsjahre vom Beginn der französischen Revolution auch diese
hoffnungsvolle Industrie erstickten.^
Auch eine Tuchfabrik findet sich in Laibach unter der Firma
Ruard'Desselbrunner ; sie beschäftigte im Jahre 1763 neunzig Arbeiter
(Reiser, Kämpler, Pettinatori und Wollschläger), 18 Stühle, 4 Meister,
28 Wirker und Gesellen, 409 Spinnerinnen.* Die Kaiserin suchte dem
Lande auch durch Schaffung neuer Erwerbszweige aufzuhelfen. Im
Jahre 1763 beabsichtigte sie, die Fabrication von Berchtesgadener
Holz waren auch in den holzreichen Gegenden Krains und Istriens
einzubürgern. Es wurde angeordnet, drei oder vier 12 — 16jährige
Knaben nach Wien zur Erlernung der Holzschnitzerei abzusenden ; es
wurden auch wirklich zwei Knaben aus der Loitscher Gegend nach
Wien geschickt, aber es blieb bei diesem Versuche, wir finden, keine
weitere Spur der Holzschnitzerei in Krain.* Im Jahre 1764 sandte
Maria Theresia eine eigene Lehrerin aus Wien zur Anleitung in der
Verfertigung von Blonden-, Seide-, Zwirn- und Gamspitzen nach Lai-
bach. Sie wohnte im Baron Zois'schen Hause in der Herrengasse und
erhielt ihre Bezahlung vom Commerzialconsess.*
Ueber den Stand der Gewerbe gibt uns eine ,Commerzialtabelle
des Herzogthums Krain' vom Jahre 1763 interessante Daten. ^ Es
^ Blätter ans Krain 1865 Nr. 14 und 15.
* Blätter ans Krain S. 36.
» L. c.
* Mitth. 1866 S. 35.
» Blätter aus Krain 1865 S. 30.
12*
180
gab darnach sieben Bierbrauer mit fünf Gesellen, welche 63*/2 Zent-
ner inländischer Gerste, Hopfen und Malz bezogen; sie verarbeiteten
davon 317« Zentner zu 115,600 Mass Bier, welche im Lande ab-
gesetzt wurden. Wir finden ferner sechs Goldschmiede, drei Glocken-
giesser,* drei Geigenmacher, 570 Leineweber mit 31 Gesellen, welche
an Material 1139^/4 Zentner Leingarn im Inland, 57 Zentner von
auswärts bezogen und 1135V2 Zentner zu 96,218 Stück Leinwand ver-
arbeiteten; sie verkauften im Land 5990 Ellen, nach auswärts 3843
Ellen. Lodenfabrikanten gab es 98, welche 2278 Zentner Schafwolle
bezogen und davon 2256 V20 Zentner zu 69,718 Ellen verarbeiteten;
sie verkauften nach auswärts 32,084 Ellen. Handelsleute gab es 69
mit 14 ,Gesellen'.
Zur Erleichterung des Verkehres tibernahm die Regierung die
Verwaltung der Strassen, mit Ausnahme der nach Unterkrain führen-
den, welche die Landschaft fortan besorgte. Im Jahre 1749 erliess
Maria Theresia die Anordnung, dass auf der Hauptroute nach dem
Süden in Oberlaibach, Adelsberg, Präwald die Wirthe bei Verlust
ihrer Schankgerechtigkeit sichere und trockene Schoppen für min-
destens sechs Wagen erbauen mussten. Der Wegedirector in Krain,
Graf Lamberg, erhielt den Auftrag, die Hindernisse an der Unz weg-
räumen zu lassen und überhaupt für guten Zustand der Strassen Sorge
zu tragen.^ Ein Sohn des Landes, Josef Schemerl^ geboren in Laibach
1752, der im Jahre 1769 in Holland den Wasserbau studirt hatte,
ward Cameralingenieur und Strasseninspector in Krain, erwarb sich
Verdienste um die Saveregulirung, baute die Brücke bei Tscherniftsch,
stellte die verfallenen Strassen wieder her und führte neue aus, be-
sonders zwischen Oberlaibach und Adelsberg. Später erhielt er einen
höheren Wirkungskreis, wurde im Jahre 1811 in den Ritterstand erhoben
und starb als Hofbautiirector 1837.^ Im Jahre 1780 wurde die Instand-
haltung der Strassen verpachtet um 21,000 Gulden; sie war übrigens
durch die Mauthen mehr als. gedeckt, welche 25,000 Gulden betrugen.*
Den Landstädten drohte im Jahre 1757 ein seltsames Schicksal.
Die Laibacher Landesstelle, die sogenannte k. k. Repräsentation , trug
in bureaukratischer Missachtung des bürgerlichen Elements und rein
fiscalischer Auffassung seines Verhältnisses zur Regierung bei Hofe
* Im Jahre 1749 lieferten Anton und Josef Samassa den Discalceaten eine
Kirchenglocke von 1979 Pfund. Discalc.-Chronik.
« Löwenthal, Gesch. von Triest I. 182.
» Wurzbach, biogr. Lex. XXIX. 195.
* Arch. des hist. Vereins.
181
darauf an, die Stadt Laiidstrass und die anderen ,sch wachen' Städte
unter Aufhebung ihrer Freiheiten zu verkaufen und ihre Bewohner
so aus freien Bürgßrn zu unterthänigen Erbholden zu machen. Zufolge
kaiserlichen Erlasses vom 24. September wurde jedoch der originelle
Antrag zurückgewiesen, ,weil an Aufrechthaltung Unserer landesfürst-
lichen Städte Uns und dem gemeinen Wesen viel gelegen ist'. Wenn
die arme Stadt Landstrass aus ,Unverstand, Ehrfurcht und Unver-
mögenheit' sich nicht selbst gegen die Uebergriflfe des Stiftes Sittich
schützen könne, sollte die Repräsentation eine Gommission zur Schlich-
tung dieser Angelegenheit niedersetzen und der Stadt den Fiscus zur
Vertretung ihrer Rechte beigeben.^ Uebrigens griff die Regierung
mitunter in die Gemeindeverwaltung reformirend und beaufsichtigend
ein: so wurde im Jahre 1775 die Gemeindeverwaltung des Marktes
Nassenfuss wegen Missbräuchen und schlechter Wirthschaft reformirt.*
Zur Localchronik der Landstädte erfahren wir, dass Krainburg
am 20. August 1749, 3 Uhr nachmittags, in Brand gerieth und voll-
ständig abbrannte; dreissig Personen kamen in den Flammen um.^
In Lack wurde 1779 durch den Gegenschreiber J. A. Prenner ein
,bürgerliches Militärcoi-ps* errichtet.*
5. Landeskoltur:
Sie Ackerbatigesellscliafb nnd ihr Wirkon. Der Landwirth Öeme. Ter Bienen-
ztlchter Jansoha. Korastentsnmpfang. Stand der Bergwerke iim Jahre 1780.
Die Befreiung des Ackerbauers von den Fesseln der Hörigkeit,
vom Drucke der Robot und der auf ei-finderische Weise vervielfältigten
Urbarialgaben war nicht das einzige Mittel in dem Plane Maria The-
resia's zur Hebung der Landeswohlfahrt. Die neu gegründete Volks-
schule konnte nur auf die Zukunft berechnet sein. Eine rationelle
Bodenwirthschaft sollte die Früchte der Aufklärung schon der gegen-
wärtigen Generation sichern.'* Wie sehr diese ihrer bedurfte, zeigt
beispielsweise schon der eingewurzelte Glaube an das Wetterschiessen
zur Abwendung des Hagels, wozu sogar die landschaftliche Kasse einen
* Vicedomarchiv.
Mitth. 1853 S. 19, 20.
* Discalc-Chronik.
* Mitth. 1852 S. 59.
^ Die Daten zu folgender Skizze sind, wo nicht eine andere QueUe angegeben,
dem Aufsätze des Herrn Dr. Bleiweis, Mitth. 1855 S. 19—20, und dessen Festrede
bei der Jubelfeier der Landwirthschaftsgesellschaft (gedruckt Laibach 1868^ S. 4—5)
entnommen.
182
Beitrag leistete. Die giosse Kaiserin suchte die Abhilfe in der Ver-
einigung aller Intelligenz und alles Wissens zum Besten des ganzen
Landes. Im Jahre 1767 forderte sie nach dem Vorschlage des Com-
merzienrathes Fremant die damals lebenden praktischen Landwirthe
und Gelehrten auf, sich zur Förderung der Landwirthschaft in Gesell-
schaften zu vereinigen. Auch Krain folgte alsbald dem Rufe. Schon
am 26. Oktober 1767 versammelten sich die ersten vom Landeshaupt-
mann Heinrich Grafen von Auersperg gewählten Mitglieder der Acker^
haugesellschaß unter seinem Vorsitze. Sie wählten den ersten landes-
hauptmannschaftlichen Rath Josef Freiherrn von Brigido zum Präses,
den Dr. Valentin von Modesti zum Kanzler der Gesellschaft. Keine
Statuten sollten die Wirksamkeit der Gesellschaft umgrenzen. ,Unge-
bundene Freiheit in den Operationen, ohne Methode, ohne CeremonielP,
proclamirte der erste Präsident als die leitenden Grundsätze ihres
Wirkens. Die Thätigkeit, welche sich nun entfaltete, war eine aus-
gebreitete und Hoffnung erregende.* Nicht weniger als dreizehn Mit-
glieder traten als landwirthschaftliche Schriftsteller auf.^ Preisfragen
wurden ausgeschrieben ; es erschien eine ,Sammlung nützlicher Unter-
richte' in drei Jahrgängen, ein , Wöchentliches Kundschaftsblatt' (1775);
es wurde eine öffentliche Schule gegründet (1771), welche aber im
Jahre 1780 wieder einging. Auch die öffentliche Lehrkanzel für
Mechanik (1769), an welcher der Jesuit Gabriel Gruber den Gewerbs-
mann unterrichtete, war eine Schöpfung der Gesellschaft. Ihr Wirken
wurde insbesondere von dem ausgezeichneten Naturforscher Professor
Balthasar Hacquet unterstützt, der in seinen noch zu besprechenden
naturwissenschaftlichen Schriften den Interessen des Ackerbaues die
grösste Aufmerksamkeit widmete und durch mehrere Werke auch auf
dem Felde der Veterinärkunde verdienstlich wirkte. Er war ,bestän-
diger Secretär' der Gesellschaft und betheiligte sich an der von ihr
(1770 — 1779) herausgegebenen ,Sammlung nützlicher Unterrichte'.*
Das praktisch thätigste Mitglied der Gesellschaft war der Pfarrer von
Commenda S. Peter bei Stein, P. P. Glavar^ auf dessen humanistisches
Wirken und interessante Lebensschicksale wir noch zurückkonmien
werden. Nachdem er die Herrschaft Landspreis gekauft, hob er die
Oekonomie auf eine noch nie gesehene Stufe. Er führte die erste
Dreschmaschine in Krain ein, er legte ein Bienenhaus an mit Raum für
1 P. Marc. Bibl. Cam. S. 6, 7, 9, 10, 11, 17, 22, 23, 31, 43, 60 zählt die be-
treffenden Werke auf.
ä Deschmann, Musealheft 1856 S. 7—8.
133
mehr als 200 Bienenstöcke, pflanzte Nadelholzwaldungen, führte manch
kostspieliges Experiment zum Nutzen der ökonomischen Wissenschaft
aus und hinterliess ein Werk über Bienenzucht in krainischer Sprache. ^
Die von der Ackerbaugesellschaft gegebene Anregung fiel auch
bei dem Landmann auf fruchtbaren Boden. Wir finden Valentin Gerne
als einen wegen seiner landwirthschaftlichen Kenntnisse berühmten
Bauer in Oberschischka (geboren 1723, gestorben 1798) genannt.
Krünitz hat sein Porträt in seine Encyklopädie aufgenommen.^ In
einem speciellen Zweige der Land wirthschaft , den Krain zu höherer
Blüte gebracht hat als andere, sonst weit entwickeltere Länder, war
es einem einfachen Landmann beschieden, in weiteren Kreisen an-
regend zu wirken und seinen Namen mit der Geschichte der Wissen-
schaft zu verknüpfen. Anton Janscha^ geboren in Rodein bei Bad-
mannsdorf, zog durch seine Leistungen als Bienengückter die Aufmerk-
samkeit der Behörden auf sich. Er wurde als Lehrer der Bienenzucht
nach Wien berufen. Hier eröffnete er 1769 eine öffentliche Schule
für Bienenzucht im Augarten (nachmals in den Belyederegarten über-
tragen), von wo aus später (1775 4ind 1776) untergeordnete Schulen
in Wiener -Neustadt, in Mähren und Böhmen errichtet und geleitet
wurden.® Als vollkommener Autodidakt musste er anfangs wegen
Unkenntniss der deutschen Sprache seine Vorträge in slovenischer
halten und sich eines .Dolmetschers bedienen, bis er es dahin brachte,
auch in deutscher Sprache vortragen zu können, ja sogar seine Vor-
träge in deutscher Sprache niederzulegen.* Nach seinem Tode gab
Josef Münzberg, sein Nachfolger im Lehramte, als Janscha's wissen-
schaftliches Vermächtniss heraus : ,Des Anton Janscha sei. sehr erfahrnen
Bienenwirths und k. k. Lehrers der Bienenzucht hinterlassene voll-
ständige Lehre von der Bienenzucht', Wien 1775, 8^ wovon eine
Uebersetzung für den Landmann in Böhmen, 1789 in Prag, und eine
neue Ausgabe in Wien 1790 erschien. P. P. Glavar bearbeitete dieses
Werk in slovenischer Sprache.*
Die Voitheile, welche die Austrocknung des Laibacher Morastes
nicht allein für die Landeskultur, sondern auch für den Gesundheits-
zustand im Gefolge haben müsse, waren dem Scharfblicke der Herr-
' Mitth. 1848 S. 29 f.
* Lustth. Archiv.
8 Helfert, die österreichische Volksschule, Prag 1860, 1. S. 109—110 n. Anm. 1
zu S. 110.
* Abhandlung vom Schwärmen der Bienen, Wien 1774, 8<*.
ß Wurzbach, biogr. Lex. X. 89; Mitth. 1848 S. 41 ; P. Marc. Bibl. Cam. S. 27.
184
scherin nicht entgangen. Auf ihren Befehl ward der Gommerzienrath
Fremant nach Laibach gesandt, um das Erforderliche einzuleiten. Nach
seinem Plane betrieb !Zom von Mildheim die 1769 angefangene und 1781
vollendete Austrocknung eines Morastdistrictes von 700,000 Quadrat-
klafter nahe an der Stadt, am linken .Laibachufer, auf Kosten seines
Vermögens. Seine allen Hindernissen Trotz bietende Thätigkeit gab
der grossen Angelegenheit der Morastentsumpfung neuen Schwung.
Die Fortsetzung der Arbeiten wurde dem P. Gabriel Gruber über-
tragen, der sie 1762 mit Erbauung einer Kanalschleussenbrücke er-
öffnete, worauf 1773 die von der Einmündung des Laibachflusses an-
fangende Aushebung des Kanals hinter dem Schlossberge erfolgte. Der
Ueberschlag belief sich auf 635,000 Gulden, allein es kostete die Brücke
allein 50,000 Gulden, und die Gesammtkosten beliefen sich in fünf
Jahren auf 139,372 Gulden. Das Resultat: eine schöne, aber bald
schadhafte Schleussenbrücke und ein bis dahin auf die Länge von
245 Klaftern geführter Kanal, in welchem das Wasser stand, konnte
die Stände, welche die Kosten trugen, nicht befriedigen und erregte
auch das Missfallen der Kaiserin und der Kenner. Im Jahre 1777
wtTrde die Vollendung des Werkes dem Oberstlieutenant Freiherm
von Struppi aufgetragen, welcher dasselbe am 25. November 1780 be-
endigte und von den bewilligten Baukosten pr. 72,000 Gulden noch
ein Namhaftes ersparte.^
lieber den Stand der Bergwerke^ als eines wichtigen Zweiges der
Landeskultur, zu Ende von Maria Theresia's Regierungszeit erhalten
wir aus gleichzeitiger Quelle^ folgende Daten:
Privatwerke gab es in Kropp, Eisnern, Feistriz, Steinbüchel,
Weissenf eis, Feistriz in der Wochein, Althammer mit Eisenerzeugung;
Jauerburg, Sava (Moistrana), Bleiofen mit Stahlfabrication; Neumarktl
und in Unterkrain zu Gurk. Sie erzeugten jährlich 18,573 Zentner Roh-
oder Wolfseisen; davon verarbeiteten sie 10,569 Zentner im Geldwerthe
von 120,804 Gulden. An Gradel oder Rauhstahl wurden jährlich
14,390 Zentner erzeugt, anManufacten 11,780 Zentner im Geldwerthe
von 66,480 Gulden. Das ärarische Werk Idria erzeugte jährlich
2200 Lagel Quecksilber oder 3300 Zentner im Werthe von 660,000 Gul-
den, welche nach Abzug der Kosten per 103,207 Gulden einen Reinertrag
von 556,793 Gulden lieferten. Eine Zinnoberfabrik war in der Errich-
tung begritfen. Schon mit der Hofverordnung vom 1. Juli 1747 war in
* Lippich, Topographie von Laibach, Laibach 1834, S. 26—27.
* Hietor. Verein.
185
Idria ein Oberbergamt errichtet uad auch die Arbeitsordnung näher
bestimmt worden. Im Jahre 1779 hatte die Bergstadt auch die Cri-
minalgerichtsbarkeit für den eigenen Bezirk erhalten ; wegen der sich
mehrenden Erzdiebstähle wurde die Todesstrafe über Erzdiebe ver-
hängt. ^
6. Wisse&scliaft und Etinst. Druckereien und Schriftsteller.
Zeitungen.
Das Zeitalter Maria Theresia's zeigt auch auf dem Gebiete der
Wissenschaften und Künste ein mit der Sterilität der verflossenen
Decennien dieses Jahrhunderts stark contrastirendes reges Leben, das
Wiedererwachen selbständiger geistiger Thätigkeit, durch den allge-
meinen Fortschritt des Jahrhunderts und die Fürsorge der Regierung
angeregt und gefördert. Im Jahre 1748 sendete Kaiser Franz seinen
Hofmathematicus Josef Anton Nagd nach Krain, um dieses Land in
naturwissenschaßlieher Richtung zu erforschen. Dieser Gelehrte wen-
dete sich sofort an den Verfasser der im Jahre 1744 erschienenen
grossen Karte Krains (Tabula chorograpMca Ducatus Carnioliae, jussu
sumptuque inclytorum Provinciae statuum geometrice exhibita et aeri incisa
per Abrah. Kalkschmid), Pfarrer Dismas Floriantschitsch von Grienfeld, ^
um von ihm Informationen zu erhalten, und überreichte als Ergeb-
niss seiner Forschungen noch im nemlichen Jahre dem Kaiser einen
umfassenden Bericht, 97 Blätter mit 22 Tafeln Tuschzeichnungen,
welcher gegenwärtig in der kaiserlichen Hofbibliothek aufbewahrt
wird.' Zwei berühmte Namen repräsentiren die Naturforschung in
Krain zur Zeit Maria Theresia's. Beide Celebritäten erhielten ihre
Wirksamkeit durch Van Swieten angewiesen, dessen Einfluss auf das
höhere Studienwesen in Oesterreich ein so unberechenbar wohlthätiger
war. Der bereits genannte Hacquet, geboren 1739 zu Le Couquet
in der Bretagne, stand im siebenjährigen Kriege als Wundarzt bei
der österreichischen Armee und verdankte seine Anstellung als Pro-
fessor der Anatomie, Chirurgie und Hebammenkunst am Laibacher
Lyceum der Gönnerschaft Van Swietens. Auf seinen Reisen erforschte
er Krain in geognostischer Beziehung und veröflFentlichte die Resultate
seiner Studien in der bis auf die neueste Zeit einzig dastehenden
,Oryctographia Carniolica', IV partes, Leipzig 1778—1784.*
^ mtzinger, Qaeclssilberbergwerk Idria. Bl. a. Krain 1860.
« P. Marc. Bibl. Cam. S. 20.
» Bl. a. Krain 1862 S. 48. Wurzb. biogr. Lex. XX. 32.
* P. Marc. Bibl. Carn. S. 24.
186
Hacquet verdient aber auch in der Geschichte unseres Landes
einen Ehrenplatz als Vorkämpfer des geistigen Fortschritts einer
nicächtigen Partei gegenüber, welche, wie wir gesehen haben, der
Normalschule opponirte, weil sie die Unwissenheit zerstreuen sollte,
und welche sich wohl fühlte in der dichten Finsterniss des Aberglaubens
und des Fanatismus. Mit Bitterkeit erzählt uns Hacquet in seinen
Werken von seinen Kämpfen mit Schwarzröcken und Mönchen und*
mit dem durch sie aufgehetzten Publicum. Als er in Idria als Werks-
arzt sein aufopferndes Wirken begann, predigte man auf den Kanzeln
gegen ihn, schrie ihn als Ketzer aus und stiftete das Bergpersonale
durch Aufrufe an, eine Deputation an die Monarchin zu schicken.
Aber Hacquet überwand durch die Gunst des grossen Gerhard van
Swieten seine Feinde und harrte durch sieben Jahre in dieser opfer-
vollen Stellung aus. Als er bei der Reorganisation der Studien nach
Aufhebung der Jesuiten die erste anatomische Schaubühne in Laibach
errichtete, so liess sich das Volk den Glauben nicht nehmen, man
habe das anatomische Theater nur erbaut, um rothhaarige Medschen
zu tödten, mit deren Blut der Exjesuit Gruber, dessen verunglückter
Kanalbau zur Entwässerung des Morastes unglaubliche Summen ver-
schlang und der allgemein als Alchymist galt, das Quecksilber fixire.
Dieses Märchen hatte so ernstliche Folgen für den ,Lutheraner', wie
man den helldenkenden Hacquet nannte, dass er seine Reisen im
Lande in den folgenden zwei Jahren unter einem anderen Namen
fortsetzen musste, um nicht misshandelt zu werden. Hacquet entwirft
die crassesten Schilderungen von dem religiösen Wahnglauben des
Volkes, dem Unwesen der Wallfahrten und Bittprocessionen und der
geistlichen Sympathiemittel, und betont wiederholt die hohe Aufgabe,
welche der Geistlichkeit bei Hebung dieser socialen Schäden zufallen
sollte, welche sie aber auch nur dann erfüllen könnte, wenn sie ihre
eigene Bildung vervollständigen würde.
Johann Anton Scopoli^ geboren 1723 in Fldmsthal (Südtirol),
erhielt durch van Swieten das Physicat in Idria (1754), wo er unter
den beschränktesten Verhältnissen durch volle sechzehn Jahre wirkte,
in der Natur, wie er selbst sagt, nicht ajlein Studium, sondern auch
Trost für Entbehrungen und Schicksalsschläge suchend. In sechs Jahren
durchforschte er den Idrianer Bezirk, Wippach, die Gegend um Ober-
laibach, Laibach, Planina, Zirkniz, Lack, das Save-Ufer und Reifniz
in botanischer Richtung. Die Frucht dieser Excurse war die ,Flora
Carniolica', 1760, enthaltend 756 Phanerogamen und 256 Kryptogamen
mit den slovenischen Namen der bekannteren Pflanzen. Reichhaltiger
187
und wesentlich verbessert war die zweite Auflage, 1772, in zwei Bänden,
mit einer Beigabe von 65 Tafeln zwar roher, aber naturgetreuer Ab-
bildungen. Dieses Werk, das 124 neue, von Linne nicht gekannte
Species beschrieb, erregte Aufsehen unter den Botanikern und gilt
noch als classisches Werk der Linne'schen Periode. Im Jahre 1761
schrieb Scopoli über das Idrianer Quecksilber und über die Krank-
heiten der Bergleute; 1763 gab er die ,Entomologia Carniolica' heraus,
worin er 1153 Species beschrieb. Später erschienen als Anhang zu
diesem WerkB 43 Kupfertafeln mit Abbildungen. Linne schrieb darüber
an Scopoli: ,Obstupesco ad infinitum laborem in colligendo, describendo
et disponendo, quem nullus alius intelligere usquam potest nisi qui
ipse manum labori admovit.' In den Jahren 1768 — 1772 veröffent-
lichte er unter dem Titel: ,Annus historico- naturalis' Abhandlungen
naturhistorischen, chemischen und ökonomischen Inhalts. Sie enthalten
wohlgemeinte Bemerkungen und Rathschläge über den Ackerbau in
Krain und eine Beschreibung des ,Proteus anguineus'. Aus Krain wurde
Scopoli (1766) nach Schemnitz und spätei* (1776) nach Pavia berufen,
wo er 1788 im 65. Lebensjahre starb. ^
Auf dem Gebiete der Erdbeschreibung zeichnete sich ausser dem
bereits genannten FloriafUschitsch der Hofkammerrath Steinberg aus.
Am 26. Oktober 1684 in Laibach geboren, studirte er hier, dann in
Wien, reiste dann nach Deutschland und ItaUen. Er war Geometer,
Mechaniker, Zeichner, Oelmaler; Maschinen, die er selbst gefertigt,
sollen sich in Idria befinden. Er stach im Jahre 1716 eine sehr selten
gewordene geographische Karte von Krain und schrieb 1758 eine
Beschreibung des Zirknizer Sees. Sie zeichnet sich durch gründliche
Beobachtung, unverdrossenen Sammelfleiss, genaue Topographie der
Gegend, sowie durch werthvoUe Notizen über die dortige Jagd und
den Fischfang aus. Steinberg starb am 7. Februar 1765.^
Entsprechend dem gesteigerten Interesse an der Naturwissen-
schaft, finden wir auch das Fach der Heilkunde gesuchter als je; schon
der Umstand weist darauf hin, dass sich unter den Schriftstellern
dieser Epoche dreizehn ärztliche finden: Karl Ältmann^ Physiker
in Krems r Andreas BrcUasevic; Valentin BruscUi; Anton Casteliea
(Prüfang und Gebrauch des warmen Bades zu TOpliz in Unterkrain,
Wien bei Kurzböck 1777, und Badeordnung zu Töpliz, Laibach 1776);
^ Desehmann Musealhefk 1856 S. 3—7. Die Aufzählnng der Werke Scopoli's
bei P. Marc. Bibl. S. 50.
> Desehmann 1. c; Mitth. 1862 S. 41.
188
Thomas Christan (Beiträge zur Geschichte und Behandlung naturlicher
Pocken, Wien, Ghelen, 1781; Kurze Geschichte und pathologische Schil-
derung der neuen Epidemie etc., Wien, von Ghelen, 1782); Johann Anton
Haymann, Protomedicus in Laibach (Dissertatio de aere, Wien 1758);
Anton JdUmscheg^ Physicus in Unterkrain ; Franz Xav» Jugovitz ; Josef
Knee^ Physicus in Rudolfswerth und später in Idria und Laibach;
Lorenz Lackner; Johann Mislej^ Feldarzt; Josef Miskj, Arzt im
Wiener allgemeinen Krankenhause (Enrzgefasste Methode, alle Arten
von Scheinbartodten wieder zu beleben etc., Wien 1790); Lukas Mislej;
Josef Yerhovitz; Anton Werdnik^ Physicus in Laibach. ^ Den grössten
Ruf erlangte Johann Bapt. Michael Sagar, zu Pölland am 2. No-
vember 1702 geboren, gestorben 1778. Ueber seine Jugendzeit fehlen
uns nähere Nachrichten. Unbekannte Verhältnisse hielten ihn bis in
sein spätere^ Mannesalter von der Vollendung der medizinischen Stu-
dien ab. Er hörte in Wien die Vorlesungen der berühmtesten Lehrer :
De Haen, Crantz u. a., erlangte aber erst im fünfzigsten Jahre die
medizinische Doctorswürde. Bald darauf wurde er Physicus des Iglauer
Kreises in Mähren. Er zeichnete sich hier besonders durch Beob-
achtung der grossen Volkskrankheiten und Thierseuchen, Hungerfieber,
Blattern u. s. w. aus, welche er wissenschaftlich verwerthete. Die
Wissenschaft von den Krankheitsformen (Nosologie) verdankt ihm das
,Systema raorborum symptomaticum' (1771, wieder aufgelegt 1776),
welches als der beste nosologische Versuch des 18. Jahrhunderts gilt.
Sagar wurde zum Mitgliede der Leopoldinischen Akademie der Natur-
forscher ernannt und von Maria Theresia 1776 in den Adelsstand
erhoben. Er starb im Jahre 1778.^
Von Juristen finden wir : Johann Bapt. Demhscher^ Hofrath und
Referent beim Hofkriegsrath (Genuina Jurisprudentiae ßomanae fun-
damenta. Wien 1745); Alois Kappus von Pichelstein, Landstand, Doctor
der Rechte und landschaftlicher Secretär; jQsef Freiherr von Mordax
(Abhandlung über die kaiserlichen Majestätsrechte 1772); Dr. Kidbus \
Dr. Anton Bemiz^ Hofadvocat in Wien und bischöflich Passau'scher
Consistorialrath (Dissertatio juridica de justitia Placeti Regii. Wien 1774.^)
Das weitaus grösste Contingent stellen die Theologen (17 ohne
die Jesuiten^ welche abgesondert behandelt werden sollen), deren
Werke in das Gebiet der Erbauungsliteratur gehören. Der Geistlich-
1 P. Marc. Bibl. Carn. SS. G, 11, 12, 13, 25, 28, 29, 30, 31, 36, 59 und 60.
* Wurzbach biogr. Lex. XXVIII. 69; Carnioüa, I. 343; P. Marc. Bibl. Carn. 47.
3 P. Marc. 1. c. S. 16, 29, 30, 45 und Hoif III. 144.
189
keit gebiihrt in dieser Epoche das Verdienst, die Entwicklung der
slovenischen Landessprache gefördert zu haben. P. Marcus PocMin,
geboren in Laibach am lä. April 1735, studirte die Humaniora am
Laibacher Jesuitengymnasium, trat 1755 in den Discalceatenorden,
war bis 1775 Prediger in Laibach, von da an Magister der studirenden
Kleriker in Wien, 1781 Subprior des Convents in Laibach, 1784 Provin-
zialsecretär und 1791 Subprior in Wien, endlich seit 1784 Novizen-
meister im Kloster von Mariabrunn bei Wien, wo er am 5. Februar
1801 verschied. Er war Mitglied der Akademie der Operosen. Durch
zahlreiche Schriften (darunter eine krainische Grammatik, Laibach 1768)
regte er eine grössere Thätigkeit auf dem Gebiete des Sprachstudiums
an, wenngleich seine Reformversuche mit vielfachen Missgriflfen ver-
bunden waren. ,Er glaubte es wagen zu können, sagt der grosse
Slavist Kopitar, den Bohoritsch und seinen Epitomator (P. Hippolytus)
gänzlich zu ignoriren und sich für den ersten krainischen Gramma-
tiker auszugeben. Wohl sieht sein Werk wie ein erster roher Versuch
aus, ohne Spur einer Bekanntschaft mit den benachbarten Dialekten,
ohne Spur von philosophisch -grammatischem Geist!' Demungeachtet
erlebte dieses Machwerk zwei Auflagen ! Ueber die berechtigten Wider-
sprüche Sprachkundiger wusste sich P. Marcus mit dem Spruche zu
trösten, der sein Selbstgefühl bekundet: ,Pro meritis male tractarunt
Agaraemnona Graji'. Dauerndes Verdienst hat er sich aber durch
seine Bibliotheca Carnioliae, ein bibliographisches Lexikon aller kraini-
schen Schriftsteller, erworben, welche der historische Verein für Krain-
1862 als Beilage seiner ,Mittheilungen' nach der in der Laibacher
Studienbibliothek vorhandenen Handschrift in Druck erscheinen liess.^
Es regte sich auch schon der Sinn für vaterländische Dichtkunst : der
Discalceat P. Joann. Damascenus wird als warmer Liebhaber der kraini-
schen Muse genannt, und im Jahre 1780 erschien eine krainische
Gedichtsammlung ,Pisanize'.^
Die einzigen Vertreter der exacten Wissenschaften sind die
Jesuiten^ von denen später die Rede sein wird.
Dem Aufschwünge der Literatur entsprechend, finden wir in der
gegenwärtigen Epoche bereits fünf Buchdrucker und Buchhändler:
Adam Friedrich Reichhardt (1734—1747); Elisabeth Reichhardt,
Witwe (1757); Georg Heptner (1760), landschaftlicher Buchdrucker;
* Safafik, Gesch. der südslav. Literatur I. S. 23. Die Selbstbiographie in der
Bibl. Carn. S. 34—35, mit genauer Aufzählung der Drucke und Manuscripte.
« Safafik 1. c. S. 26—27.
Eger (seit 1765);* Michael Bromberger (1775).* Das ZeUungswesen
wird ausgebildet. Die landwirthschaftliche Zeitschrift der Ackerbau-
gesellschaft fand bereits Erwähnung. Das erste grössere regelmässig
erscheinende politische Blatt gründete 1778 Ignaz Alois Edler von
Kleinmayr, der kurz vorher von Klagenfurt nach Laibach gekommen
war. Es war dies die ,Laibacher Zeitung', welche seither ununter-
brochen im Besitze der Familie blieb und eine fortlaufende Jahres-
chronik bildet. Wohl lag damals die Journalistik noch in ihrer Wiege,
die Communicationen' waren schwerfälliger und die Correspondenzen
noch unzuverlässiger als heutzutage. Ein Zeitungsschreiber war nicht
auf Rosen gebettet, so lange man mit ihm verfahren konnte, wie in
nachstehender origineller Gurrende, datirt Laibach am 23. Oktober 1751 :
yihro k. k. Majestät haben missfällig vernommen, dass viele geschrie-
bene sogenannte Zeitungen in allerhöchst Dero Erblanden verfasset, ohne
allen Scheu iiller Orten abgegeben und sogar ausser Land verschicket, in
welchen Zeitungsnachrichten jedoch meistentheils ungegründet, falsch und
allem Ansehn nach vorsätzlich erdichtet sein, worauf jedermann selbst ver-
nünftig begreifen wird, dass diesen Unwahrheiten nicht der mindeste Glauben
beigemessen werden könne. Zur Einschränk- und Abstellung dieses so bos-
haft als sträflichen Beginnens und damit durch solche Unwahrheiten kein
übler Eindruck, Verdacht und Missvergnügen in und ausser Land fürohin
verursacht werden möge, haben allerhöchst Ihre k. k. Majestät auch respectu
diesseitiger Erbländer als des Herzogthums Krain, Grafschaften Görz und
Gradisca, dann Fiume, der landesfürstlichen Obrigkeit allhier allergnädigst
aufzutragen geruhet, mit gegenwärtiger öffentlicher Kundmachung alle der-
. gleichen Zeitungsschreiber ernstlich zu ermahnen und zu warnen , dass sie
von Anführung aller unwahrhaften und nur im mindesten bedenklichen Nach-
richten sich also gewiss enthalten sollen, wie im widrigen der hieran schuldig
befundene und überzeugte mit schärfster Bestrafung angesehen, auch beschaf-
fenen Umständen nach mit der Fastigation und Delegation ftlrgegangen werden
würde. Zur Erfahrung solcher boshaften Uebertreter dieses allerhöchsten
Gebots wird auch denen Denuncianten oder Angebern nebst Verschweigung
ihres Namens eine Erkenntlichkeit von 100 Dukaten in Gold hiemit aner-
boten. Es werden demnach alle dergleichen Zeitungsschreiber sich hierinfalls
vor der ganz unfehlbar zu befahren habenden Schärfe und Strafe zu hüten
wissen.*
* Gymnasial-Programm 1860 S. 11.
« P. Marc. Bibl. Cam.
191
In den bildenden Künsten hat Krain im Zeitalter Maria Theresia's
einige nicht unbertihmte Namen aufzuweisen. Andreas Herlein, dessen
Geburtsjahr unbekannt und der im Jahre 1817 als Zeichenlehrer in
Laibach starb, war ein guter Maler im Porträtfache, wie die von ihm
herrührenden Brustbilder hervorragender Krainer im Lesesaale der
Laibacher Studienbibliothek zeigen. Auch die Schiesstätte bewahrt
von ihm Schützenporträts. Für mehrere Kirchen hat er Altarbilder
und Fresken gemalt.^ Ein berühmter Medailleur war Franz Andreas
Schega^ geboren in Rudolfswerth am 16. Dezember 1711, gestorben
in München am 6. Dezember 1787. Sohn eines berühmten Büchsen-
machers und Waffenschmiedes, ging er in seinem 17. Lebensjahre auf
Reisen, hielt sich zwei Jahre zu Stein in Oesterreich auf und kam
1730 nach München, wo er zuerst bei Paul Lienhard, dann bei Johann
Georg Dapenberd in Dienst trat, dort vier Jahre blieb und sicli haupt-
sächlich mit gravirter und geschnittener Büchsenarbeit beschäftigte.
Er widmete sich dann der Stempelschneidekunst, indem er sich zu
diesem Ende, ohne einen Lehrer zu haben, sowohl im Zeichnen als
im Bossiren nach der Natur übte. Im Bewusstseiu der gemachten Fort-
schritte fasste er den Entschluss, das Porträt des damals regierenden
Kurfürsten Karl Albert in Wachs zu bossiren und es ihm durch den
geheimen Kabinetssecretär Johann Ascanius von Tritra, einen grossen
Kenner und Liebhaber der Kunst, mit der Bitte zu überreichen, als
Stempelschneider angestellt zu werden. Er wurde denn auch am
12. Dezember 1738 als Stempelschneider im Münchener Münzamte
angestellt, wo man bishin keinen hatte. Er wurde zweimal (1758 und
1766) nach Wien berufen, um- die Kaiserin Maria Theresia in Wachs
zu bossiren. Der Kurfürst Karl Albert (Karl VII.) verlieh unserem
Schega über Verwendung des Grafen Sigmund von Häimhausen die
Stelle eines bairischen Hofmedailleurs. Schega's Ruf war so gross,
dass auswärtige Höfe nicht nur seine Arbeiten verlangten, sondern
ihm auch Anträge machten, in ihre Dienste zu treten, aber er zog
es vor, in Baiern sein Leben zu beschliessen. Der jüngere Bruder
Schega's, Barthelmä, lebte im Jahre 1806 noch in Wien. Er hatte
in München den Unterricht seines Bruders empfangen und wurde unter
die ersten Siegelschneider Europa's gezählt.^ Schega's Neffe und
Schüler Bernhard Rribernik (Berger) stand als trefflicher Medailleur
1 Wiirzbach, biogr. Lex. YIII, 370; Bl. a. Krain 1864 S. 100.
« Wurzbach, biogr. Lex. XXIX. 157- 159 ; Feuilleton der Laib. Zeitung 154
de 1868: »Ein berühmter krainischer Medailleur^; Laib. Ztg. 1806 Nr. LI— LH.
192
in Diensten des Königs von Neapel.^ Als Bildbauer werden in LailN^
Jakob Oaber (1745) und Antjon Sehtvärgd (1750) genannt, welche für
die Laibacber Kircben arbeiteten.*
Die darstellende Kunst batte in der zweiten Hälfte des 18^ Jabr-
bunderts ibre Reformperiode, welcbe mit der Verbannung der Hans-
wurstspässe von der deutseben Bübne und dem Durebgreifen des
Scbauspiels endeCe. Den Beginn dieser Beform bezeichnet die Errich-
tung stehender Bühnen an der Stelle des wandernden Thespiskarrens.
In Laibach beschlossen die Landstände bei dem, Ende Juni 1765 ab-
gehaltenen Landtage wegen der erwarteten Ankunft des damaUgen
römischen Königs, spätem Kaisers Josef n. , die Erbauung eines
stehenden Theaters oder eigentlich die Umgestaltung der ständischen
Reitschule in einen Tempel Tbaliens. Der Bau mit Beibehaltung der
Hauptmauern begann sogleich und wurde im Dezember vollendet.
Der landschaftliche Baumeister Lorenz Prager entwarf den Bauriss
und führte ihn aus; der ganze innere Bau, Logen, Gänge, Stiegen,
sowie das ganze Bühnenwesen bestand blos aus Holz. Die äussere
Länge betrug 20 Klafter, die Breite 9 Klafter 4 Schuh. Die Bühne
war 8 Klafter 9 Zoll breit, 5 Klafter tief; der Zuschauerraum zählte,
nebst einer Hof löge ^ 50 zumeist sehr enge Logen zu ebener Erde
und in zwei Stockwerk^, welcbe Räume höchstens 850 Menschen zu
fassen vermochten, was jedoch für eine Bevölkerung von 7 — 8000 Ein-
wohnern wohl genügen mochte. Die Baukosten betrugen 11,378 Gulden.
Ueber die ersten Jahrzehnte dieses Musentempels fliessen die Nach-
richten spärlich. Im Fasching des Jahres 1769 gab die Truppe des
Josef BustoUi ein komisches Singspiel: ,Die verfolgte Unbekannte.'
Die Genügsamkeit des Publicums kennzeichnet das Theaterinventar
von 1775, dessen ganzer Reichtbum in acht Decorationen und einigen
Versetzstücken bestand. Im Jahre 1780 beherrschte Emanuel Schika-
neder, der berühmte Librettist der Mozart'schen ,Zauberflöte', unsere
Bühne. Er führte hier auf und liess drucken : Leisewitz' , Julius von
Tarent' und den ,Barbier von Sevilien'. Auch Schikaneders Neflfe Karl
wirkte als Schauspieler und Director in Idria.* Die Thätigkeit der
deutschen Bühne wirkte anregend auf dem Gebiete der musikalischen
Composition; Jakob Suppan^ Schullehrer und Organist in Stein, dichtete
1 VTurzb. IX. 359.
* Discalc.-Chronik.
* Meine Skizze: Hundert Jahre der Laibacher Bühne (1765—1866) in den
Bl. a. Krain 1865 S. ß6 f.; P. Marc. Bibl. Cam. S. 48.
193
im Jahre 1789 die Oper ,Bßlin' und schrieb auch andere Compositionen.^
Philipp Jakob Bepesch setzte slovenische Volkslieder in Musik. ^ Selbst
eine Spur von der -fast erloschenen Thätigkeit der philharmonischen
Gesdlschaft finden wir in einer vierstimmigen Cantate: ,il giubilo deir
incoronazione delF Augustissima Begina d' Ongeria. incoronata Regina
di Boemia^ welche im bischöflichen Palaste zur Feier der Installation
des Bischofs Ernst Amadeus Grafen von Attems (1742) aufgeführt
wurde und (1743) im Drucke erschien.*
7. Die aeistUohkeit.
(SäoularfestderDlscalceaten. Wie ein Ordensgeneralfetirt wird. Die Brudersohaften.
Einstellung der Oharfireitagsprooession. Aufhebung des Jesuitenordens und Beform
des Gymnasiums. DenlnKrürdige Mitglieder dieses Ordens. Der Humanist F. F. G^lavar.)
Die Regierung der Kaiserin Maria Theresia war dem Kloster-
wesen nicht günstig; im Einklänge mit den neuen gesunden volkswirth-
schaftlichen Grundsätzen beschränkte sie den Erwerb der todten Hand
und die Erbschleicherei, und strebte siQ, den engen Verband mit geist«
liehen Oberen im Auslande zu trennen. Die milden Stiftungen wurden
scharf controlirt und die Einziehung des Kirchenvermögens vorbereitet.
Als die Discalceaten ihr Säcularfest begingen (30. April 1746), hatte
die ßeformperiode allerdings noch nicht begonnen. Es waren die letzten
glücklichen Tage des angesehensten unter den Laibacher Bettelorden.
Freilich fiel schon in die Säcularfreude ein bitterer Tropfen uncolle-
gialen Brodneides. Die arglosen Discalceaten hatten nemlich, alten
Groll vergessend, einen Festprediger von den ,feindlichen Brüdern',
den beschuhten Augustinern, erbeten.
In der krainischen Predigt am 1. Mai hat nun, nach dem Aus-
drucke der Klosterchronik, ,der wohlunwürdige P. Petrus Petermann,
Ord. Eremit. S. Patr. Augustini, krainischer Feiertagsprediger ad B. V.
Annunciatam, als unglückseliger Panegyrist die von ihm verhoffte Lob-
red in einen satyrischen Model gegossen, daher leicht zu erachten,
dass ein nicht andere als unserem heil. Orden höchst nachtheilige
Ehrenverletzung an's Licht treten konnte'. Der Prediger sagte nemlich :
1. seien die Discalceaten nicht befugt, ein Säcularfest zu feiern, weil
^ P. Marc. S. 53 : ^Egregius compositor et Musicus , composuit molodias ot
modos musicos/
« P. Marc. S. 45.
' P. Marc. S. 54 unter dorn Titel: Theresiade, Laibach, in Fol.
13
194
sie erst 1648 angekommen; 2. habe der heil. Augustin viele Orden,
aber keine Discalceaten gestiftet, weil er selbst allzeit Schuhe ge-
tragen ; 3. folglich seien die Discalceaten k6ine rechtmässigen, sondern
Nebenkinder des heil. Augustin, weil sie ihr Statut nicht vom heiligen
Vater (Augustin) unmittelbar, sondern nur von einem seiner Söhne
erhalten haben. Dagegen beriefen sich die Patres auf ihr Klosterleben
in Grubenbrunn seit 1643. Wenn aber Augustin nie ohne Schuhe
gegangen, woher hätten dann die Augustiner Ordensritter ihren Degen,
Harnisch, Stiefel und Sporen? ,Und sei es, dass P. Petermann die
Schuhe von einem "kränklichen Augustinus ererbt, woher hat er dann
seine scUampete Elephanten-Aermd?'' In dem Originalcontrefait des
heil. Augustin im Vatican finden sich keine dergleichen. Vors Dritte,
wann P. Petermann seine Ordensregel immediate von Augustino erhal-
ten, so muss er ein so altes als nachlässiges Kind eines so heiligen Vaters
sein, wenn er in so viel hundert Jahren auch sogar die ersten zwei
Zeilen derselben : ,Ante omnia, fratres carissimi, diligatur Dens, deinde
proximus^ quia ista praecepta sunt principaliter nobis data^ nicht besser
hat lesen und verstehen gelernt, etc. Infolge dieser perfiden und in
ihren Folgen vielleicht unberechenbaren Improvisation verfügte sich
der P. Prior der Discalceaten zum Klostervorstand der Augustiner
Eremiten, der anfangs ,gut Petermannisch' war, endlich aber doch
gelindere Saiten aufzog, jedoch die Sache auf die Ankunft des neuen
Priors verschieben wollte. Schliesslich wurde jedoch Petermann ver-
urtheilt, den Discalceaten jene Satisfaction zu leisten, welche sie
verlangen Würden. Er leistete dem P. Prior der Discalceaten im Kloster
Abbitte, womit endlich diese ,besänftigt und die von P. Petermann
an's Licht gebrachte Missgeburt möglichst vergraben wurde.'
Bei der kirchlichen Feier am 1. Mai fuhr der Bischof Graf Ernst
Araad. Attems mit sechs Pferden vor. Im Klostergarten waren 22 PöUer
aufgestellt, welche dreimal abgefeuert wurden. Die Landschaft hatte
dazu 72 Pfund Pulver gespendet.
Ueber die Feier erschien bei Adam Friedr. ßeichhardt, Laibacher
Buchdrucker, 1746 eine Schrift: Hochfeierliche Begängnuss^ etc., welche'
der Klosterchronik beigeheftet ist. Nicht uninteressant ist die Beschrei-
bung des vor der Kirche behufs der Feier errichteten 59 Schuh hohen,
45 Schuh breiten Portals, unten mit sechs Lesenen, in der Mitte mit
einer Gallerie, oben mit einer ,freien Archt' nebst Colonnen und Car-
tellen, welche eine Kuppel schliesst. Am Gipfel des Gebäudes auf der
Weltkugel ein Genius mit zwei Trompeten; in der mittleren Oeffnung
oben Gott Vater auf dem Thron mit seinen Attributen, ferner S. Augu-
195
stin abgeschildert, wie er auf einem mit Adlern bespannten Triumph-
wagen in das neu erbaute Kloster fährt und ,den Seinigen auf Gott
Vater den Fingerzeig gibt' ; seitwärts der heil. Josef als Schutzpatron,
der den heil. Augustin apostrophirt. Die Gallerie mit den Symbolen
der Ordensgelübde, auch ein ßternseher\ der aus den Planeten alles
Günstige vorhersagt. Unter dem Gesimse das k. k. Wappen; eine
Inschrift unter demselben besagte, dass die ^barfüssige Brut des scharf-
sinnigsten Kirchenadlers Augustini von dem allerdurchlauchtigsten Erz-
hause, besonders von der Kaiserin Maria Theresia, Speise und Trank
abzuholen habe.' In der mittleren OeflFnung des untern Theils ober der
Kirchenpforte war der egyptische Josef abgebildet, der seinem Vater
und seinen Brüdern den besten Ort in Egypten zur Wohnung aus-
zeichnet, was eine Anspielung auf die angenehme Gegend und gesunde
Luft der Stadt Laibach sein sollte. In der Höhe der OeflFnung steckte ein
Todtengerippe, aus der Erde kam eine feurige Hand, welche von einer
lebenden, mit einem Rosenkranz behängten Hand ergriflfen und heraus-
gezogen wurde, eine Anspielung auf die Erlösung vieler armen Seelen
durch das Gebet der Lebenden in der TodtenkapeUe der Discalceaten.
Unten an den Lesenen sechs Tugenden mit den Wappen der vorzüg-
lichsten Gutthäter : Bischof Attems (Religion) ; Eggenberg und Sternberg
(Freigebigkeit); Landschaft in Krain (Wahlthätigkeit); Stadt Laibach
(Liebe des Nächsten); Auersperg (gratia, Gunst); Codelli (HoflFnung)* —
weil dieses Geschlecht bereits zu Ehren des heil. Josef einen Altar
erbaut und noch mehr hoflfen lässt, — alles mit versificirten deutschen
Inschriften und lateinischen Sprüchen und Chronogrammen. In der
Kirche ähnliche Decorationen, darunter die Stadt Laibach, beschützt
von dem heiligen Josef, der in der einen Hand das Scepter vom Jesus-
kind empfängt, in der andern den Erzherzog Josef hält. Inschrift: Pro-
tegam urbem istam' 4. Reg. c. 20 v. 6. In deutscher Inschrift wird
Krain und Laibach beglückwünscht, dass der Himmel ihnen zwei
Josefe geschickt: einen, der sie beschützt, den andern, der über sie
herrschen soll:
* Die ursprünglich görzische Familie Codelli wurde 1666 von Kaiser Leo-
pold I. in den Adelstand mit dem Prädicate ,Fahnenfeld' erhoben. Augustin Frei-
herr von Codelli, geboren in Görz 1683, gründete das Bisthum Görz und stiftete
einen Domherrenplatz in Laibach. Er wurde 1749 von Maria Theresia in den
FreUierrenstand erhoben und starb am 20. Juli desselben Jahres in Laibach. Er
liegt in der erzbischöflichen Kapelle in Görz begraben. Czörnig^ Görz L S. 781,
Anm. 4.
13*
196
Es hat dies hundert Jahr wohl doppelt dir geglückel
werthes Crainer Land! o Edle Layhach Stadt!
Indem des Himmels Hnld zwei Josef dir geschicket
(Einen, der dich beschützt, Ein der dich herrsche) hat.
Der grosso Josef ist
Dein Maar nnd Sicherheit,
Der kleine wird zur Frist *
Dir helfen in dem Streit.
Weil dann zwei Josef hast, kannst sicher unter Plitzen
Und vielen Donnerknall in Buh and Freaden sitzen !
Die Kirche war durch einen Kronleuchter mit hundert Oellampen
und zwölf Wachskerzen erleuchtet; am Hochaltar brannten sechzig
Wachskerzen.
Wie in dieser Blütezeit des Ordens ein General desselben in
Laibach empfangen wird, berichtet uns gar anschaulich die Kloster-
chronik. Am 19. Januar 1754 kommt der Ordensgeneral der Discal-
ceaten in Laibach an. Der Orden ersucht den Landeshauptmann um
seinen sechsspännigen Zug, den hohen Besuch damit einzuholen und
in Laibach einzuführen. Es folgt nun die Becomplimentirüng durch
die Mendicantenorden. Der General macht bei hohem und niederem
Adel seine Etiquettebesuche. General Baron de Fin, Baron Valvasor
und Freiherr Codelli stellen ihm ihre Equipagen zur Verfügung. Nun
folgen die Tractements. Die Discalceaten tractiren den hohen Adel,
Landeshauptmann u. s. w. Der General aber wird fast täglich vom
Adel tractirt: er ist der Gast des Landeshauptmanns, des Generals
de Fin, des Grafen Franz Lamberg, des Deutschordenscomthurs Grafen
Wildenstein, des Freiherrn Codelli. Der Stadtmagistrat verfehlt nicht,
beim Ordensgeneral seine ,Aufwartung' zu machen. Dieser erwidert
mit einer Visite auf dem Rathhaus (27. Januar) und übergibt den
Herren von Laibach als klösterliches Dankzeichen für die dem Orden
bewiesenen Aufmerksamkeiten einen auf den Magistrat lautenden
,Filiationsbrief , das ist eine Urkunde über die Aufnahme des ganzen
Magistrats unter die weltlichen, dem Orden ,affiüirten' (verbrüder-
ten) Mitglieder.
Mit der Blüte der Orden innig verknüpft war jene der Bru-
derschaften^ welche meist den ersteren ihr Dasein verdankten. Ihre
Mitgliederzählten nach Tausenden. Als die Regierung im Jahre 1774
sie zur Fatirung ihres Vermögens aufforderte, zählte man 396 solche
fromme Vereine ; nicht alle leisteten der AuflForderung Folge, dem un-
geachtet zeigte sich ein fatirtes Vermögen von 90,000 fl. C.-M.* Auch
1 Mitth. 1849 S. 46.
197
die ,todte Hand' des Discalceatenordens war nicht unthätig gewesen :
im Jahre 1750 beliefen sich die Messenstiftungen allein auf 190,000 fl.
C.-M. für 1006 Messen.
Das erste Opfer der Aufklärung des achtzehnten Jahrhunderts
waren die Charfreüagsprocessionen^ anfangs sicher ein wirksames I'ana-
tisirungsmittel, zuletzt, wie wir gesehen haben, eine Fastnachtsposse.
Im Beginne der siebziger Jahre erliess die Kaiserin einen strengen
Befehl gegen die Charfreita^sprocession wegen der dabei vorgekom-
menen Skandale; darauf richtete der Laibacher Magistrat ein Gesuch
an die Kaiserin mit dem Vorschlag, wie der Umgang künftighin ge-
halten werden möchte (1773 — 1774). Doch blieb es vorläufig, wie es
scheint, beim Alten; im Jahre 1778 aber wurde die Procession durch
die Regierung eingestellt.^ Die Rudolfswerther Procession theilte das
Schicksal der Laibacher, nur das heilige Grab durfte noch am Char-
freitag herumgetragen werden.«
Spurlos ging aller Fortschritt der Zeit an den Jesuitenschulen
vorüber, welche auch in unserem Vaterlande in ihrer Jahrhunderte alten
Abgeschlossenheit verharrten. Die Studienreformen von 1752 und 1764
wurden hier wie anderwärts ignorirt.* Die Aufhebung der Gesellschaft
Jesu, herbeigeführt durch die Ueberzeugung von ihrer Schädlichkeit
für die zeitgemässe Entwicklung des Staates und den Frieden in der
Kirche (1773 mit Bulle des Papstes Clemens XIV. vom 21. Juli), sollte
auch der längst unumgänglichen Reform auf dem Gebiete des Gym-
nasialunterrichts Bahn brechen. Freilich konnte diese Reform nur eine
äusserliche sein, so lange es an einem Ersatz für die Jesuitenprofes-
soren fehlte. Diese blieben in den ersten Jahren (bis 1779) des neuen
Systems auf ihren Lehrkanzeln. Im Aufhebungsjahre zählte dasJesuiten-
CoUegium in Laibach 43 Mitglieder, und zwar 27 Priester, 4 Ma-
gister und 12 Coadjutoren. Rector war P. Christ. Rieger seit dem
11. Juni 1772, Präfect des philosophischen Studiums P. Ignaz Rasp. Als
Professoren lehrten P. Bernardin Graf von Hohen wart: Logik und
Metaphysik ; P. Ignaz Rosenberger : Moraltheologie ; P. Josef Dollhopf:
Kirchenrecht; P. Gabriel Gruber : Mechanik; P.Georg ScHöttl: allge-
meine und besondere Physik und Moralphilosophie; P. Josef Maffei:
Mathematik und Geschichte; P. Josef Giell: Landwirthschaft. Präfect
des Gymnasiums war P. Innocenz Freiherr von Taufrer. An demselben
» Mitth. 1866, S. 36.
• Mitth. 1865, S. 34.
» Kolle, Jesuitengymnasien, Prag 1873, S. 79, 84.
198
lehilen Rhetorik: P. Jakob Knauer; Poesie: P. Johann Hormayr; Syn-
tax: Mag. Franz X. Novak; Grammatik: Mag. Franz Saloroon Kappus;
Princip: M. Andreas Schemerl; Parva: M. Martin Naglitsch. Biblio-
thekar war P. Josef Erber. ^ In den theologischen Studien musste die
Casuistik der Moral, die Decretalen dem Kirchenrecht und der Kir-
chengeschichte weichen ; kein Studirender der Philosophie sollte ohne
vorläufig gehörte Physik und Mathematik zu den theologischen Studien
zugelassen werden. Am Gymnasium wurde eine strengere Aufnahms-
prüfung festgesetzt und die Bedingungen für das Aufsteigen in höhere
Klassen verschärft. Der Uebertritt aus dem Gymnasium zur Philosophie
wurde an eine Maturitätsprüfung geknüpft. Mit Beginn des Schuljahres
1778 wurde die Zahl der Grammatikalklassen um eine vermindert.
Das im Jahre 1774 durch Feuer verheerte Schulgebäude hatten die
Stände neu und prächtig hergestellt.'
Die Jesuiten zählten auch in dieser letzten Periode ihres Wirkens
Männer in ihren Reihen, deren wissenschaftliche Leistungen dem
Vaterlande zur Ehre gereichen.
Leopold Freiherr von ApfaUrer^ geboren zu Granhof 1731, gestorben
zu Baab in Ungarn 9. Dezember 1804, Professor der Mathematik am Lyceum
in Klagenfurt und Mitglied der Ackerbaugesellschaften in Steiermark, Kärnten
und Erain, liess eine Schrift: ,De motu Bhombi conici' in Elagenfurt 1772
erscheinen und hinterliess eine Abhandlung vom Drucke der GrewOlbe auf ihre
Seiten wände im Manuscript.^
P. Anton Ambschd, Doctor der Philosophie, aus Ungarn gebartig, Pro-
fessor der Philosophie am Laibacher Lyceum und dann an der Wiener Uni-
versität, Mitglied der Akademie der Operosen, schrieb eine ,Dissertatio de
centro gravitatis in subsidium suorum disdpulorum/ Laibach, Eger 1779, 8^
und vDissertatio de motuS Laibach 1780, 8^^
P. Karl Dölenz, Doctor der Philosophie und Professor in Graz und Wien,
Senior und Consistorialmitglied der Wiener Universität, schrieb unter anderm :
,Scriptores Universitatis Viennensis ordine chronologico propositi/ Vienn. 1741.^
P. Bernhard Freiherr von Erberg, geboren in Laibach 20. Mai 1718,
gestorben in Krems 1773, war zuerst Professor der Mathematik und Philosophie
in Laibach, dann Präfect am Theresianum in Wien und Begens des Linzer
1
Gymnasialprogramm 1860 S. 12.
* Gymnasialprogramm 1861 S. 3 — 4.
» P. Marc. Bibl. Cam. S. 7; Wurzbach biogr. Lex. XXII 466; Hoff, III. 146.
* F. Marc. Bibl. Cam. S. 6.
fi P. Marc. S. 16
■I « .. ■ Ig!
199
Seminars. Er bekleidete am Theresianum die Stelle eines Historiographen und
Bibliothekars und: hinterliess: Notitia illustris regni Bohemiae. Wien 1760,
dann im Manuscript »Notizen' über das Wirken und die Schriften der Jesuiten der
österreichischen Ordensprovin? 1551—1764,^
P. Innocenz Tauf r er, geboren zu Ende des 17. Jahrhunderts, war Mis-
sionär in Paraguay, wo er im Jahre 1766 starb. Er gab im Jahre 1727 eine
Karte dieses Landes heraus.^
P. Augustin Freiherr von Hallerstein, geboren 18. August 1703, aus
einer freiherrlichen Familie, welche ihren Ursprung im fränkischen Baiern
(Nürnberg) hatte, in Ungarn, Siebenbürgen und Steiermark sich ausbreitete
und von dem letztgenannten Lande nach Erain kam, wo wir sie im sechzehnten
Jahrhunderte antreffen. P. Augustin kam 1735 als Missionär nach Ostindien und
China, war 1736 in Mozambique, 1737 in Goa, 1738 in Canton. In China
war unter dem Kaiser Kien-long, der den Thron 1706 bestieg, das Christenthum
geduldet. In Peking hatten die Jesuiten drei Collegien und ebenso viele Kirchen.
In jeder wurden 60 Erwachsene und 1000 Kinder jährlich getauft. Wohl fan-
den hie und da Christenverfolgungen in den Provinzen statt, aber in Peking
selbst schützte der Kaiser die Jesuiten wegen ihrer wissenschaftlichen Ver-
dienste. Im Jahre 1749 unternahm P. Augustin eine Beise in die Tartarei zur
Aufnahme einer geographischen Karte über das kaiserliche Jagdgebiet. Im Jahre
1752 erhielt er vom Kaiser den ehrenvollen Auftrag, die portugiesische Ge-
sandtschaft von Macao nach Peking zu geleiten. Zum Zeichen der besonderen
Gunst verlieh der Monarch dem Pater die Würde des dritten Banges und Hess
ihm 2000 Unzen Silber anweisen. P. Augustin wurde als zum Hofe des Kaisers
gehörig angesehen.
Er fungirte als Präses des mathematischen Tribunals in Peking, wel-
chem auch die Astronomie zugewiesen war, und veröffentlichte seine astro-
nomischen Beobachtungen in Wien 1768. Er verfasste auch 1761 aus den
Begist«m des Tribunals der Einkünfte eine Bevölkerungsübersicht China's,
deren Besultat eine Zahl von 198.213,718 Menschen erg'ab. Die Briefe P.
Augustins an seinen Bruder Weikhard, Beichtvater Herzogs Karl von Lothringen
1743-1766, veröffentlichte Pray: ,Imposturae CCXVni in dissertatione P.
Benedicti Cetto Clerici Begularis e scholis piis de Sinesium imposturis detecta
et convulsae*, Ofen 1781, tjpis regiae universitatis. Der letzte Brief P.
Augustins ist vom 24. September 1766. Unter dem Schutze des Kaisers
fühlte sich der gealterte Mann glücklich. Die Propaganda hatte zu jener
Zeit in Peking zwei Kirchen, aber P. Augustin hebt mit^ Stolz hervor, dass die
1 Wurzbach, biogr. Lex. IV. 62 j P. Marc. S. 18.
' Wurzbach 1. c.
200
der Jesuiten die Aufschrift in chinesischer Sprache trugen : ^Errichtet auf kais.
Befehl dem Herrn des Himmels^ während jene der Propaganda keine Aufschrift
hatten, daher nur als geduldete galten. P. Augustin nimmt von uns Abschied
als zufriedener Bürger des Reiches der Mitte mi|; Lobeserhebungen der chinesi-
schen Bechtspilege, der Unermüdlichkeit, Wachsamkeit, Scharfsicht des Kaisers
in allen Geschäften, der auch die Provinzen nicht blos zum Vergnügen, son-
dern um ihr Bestes zu fördern besuche. Aber der herbste Schmerz war P.
Augustin vorbehalten. Als er die Nachricht von der Aufhebung des Ordens
erhielt, sank er vom Schlage getroffen zu Boden. ^
Franz X. Freiherr von Widfen, geboren 1728 in Belgrad, trat 1745
in den Jesuitenorden, kam 1762 aus GOrz nach Laibach, wo er am Jesuiten-
coUegium die Logik und Metaphysik und (1763) der erste in Laibach die
Newton'sche Physik lehrte. Er beschäftigte sich auch mit der krainischen Flora,
für welche er Scopoli Beiträge lieferte, und schrieb ausserdem auf Krain Be-
zügliches in Jacquin's Flora Austriaca und in seinen CoUedat^een,^
Eine leuchtende Zierde des geistlichen Standes war P. P. Glavar^
dessen Verdienste um Volksbildung und Hebung der Landwirthschaft
wir bereits gewürdigt baben. Seine Lebensschicksale haben einen
romanhaften Anstrich. Geboren 1721 in Commenda S. Peter (einem
Besitztbum des Maltheser - Ordens) bei Stein, das Pflegekind einer
Bauernfamilie namens Bassaj, wird er erst im 14. Lebensjahre nach
Laibach geschickt, wo er drei Gymnasialklassen zurücklegt und dann
die Grazer Universität bezieht nach dem krainischen Sprichworte:
,Katir v nemäkem Gradcu studira, ta kaj po svetu vä', ausgerüstet
mit seinen Zeugnissen, mit einem Bündel Wäsche, drei Siebzehner
in der Tasche und einen Laib Brod unter dem Arm. Hier sorgte sein
Bruder Bartelmä Bassaj für ihn, und er gelangte bald als Informator
in glücklichere Verhältnisse. Während Bassaj bald den Musen Lebe-
wohl sagte und der Trommel eines durchmarschirenden kroatischen
Regiments folgte, absolvirte Glavar die Theologie, und als er den
Pfarrer seines ' Heimatsdorfes aufsuchte , gab ihm dieser , ohne ihm
das Geheimniss seiner Geburt zu enthüllen, den dringenden Rath,
den Commendator von S. Peter, Ritter Testaferrata, in Malta aufzu-
suchen. Glavar machte sich sogleich auf die Reise , welche über seine
• Zukunft entscheiden sollte. Er ging über Laibach und Fiume nach
Zengg, wo er sich nach Malta einschiffen wollte. Hier fand sich jedoch
kein nach Malta gehendes Schiff; die leichte Börse des jungen Rei-
» Mitth. 1861 S. 81 f. ; Wurzb. biogr. Lex. VlI. 244.
2 Deschmann, erstes Musealheft S. 9; Gräffer, Nat.-Encyklopädie VI. 200.
201
senden schwand während des gezwungenen Aufenthaltes rasch dahin, so
dass er genöthigt war, bei einem angesehenen Handelsmann als In-
formator Dienste zu nehmen, in welcher Stellung er sich Kenntniss
der italienischen Sprache erwarb und die allgemeine Achtung genoss,
so dass ihn der Bischof von Zengg zurückhalten und zu seinem No-
tar machen grollte, als endlich das ersehnte Schiff erschien. Als der
schüchterne junge Kleriker in dem prächtigen Palaste von La Valette
vor dem Cavaliere Testaferrata stand, empfing ihn dieser mit aller
Zärtlichkeit eines Vaters; er stattete ihn mit der Kleiderpracht
eines Priesters und Cavaliers jener Zeit aus, liess ihn ein Jahr lang
den Glanz des Ordens bewundern und an seinen Genüssen theil-
nehmen, und sendete ihn dann nach Zengg zurück zum Empfange der
Priesterweihe. In Tersat feierte Glavar seine Primiz und eilte dann
den väterlichen Fluren zu. Der alternde Ortspfarrer nahm ihn mit
offenen Armen auf*, übergab ihm nach dem Willen des Commendators
alle Pachtgefalle und nahm ihn als Vicar auf. Glavar hatte nicht mehr
die Freude , seine Pflegeeltern am Leben zu finden, aber ihre Tochter
versorgte er mit brüderlicher Liebe. Zweimal schiffte er wieder nach
Malta, um seinen väterlichen Wohlthäter zu besuchen, und sah die
vornehmsten Städte Italiens. In Rom wurde er dem Papste . vorge-
stellt, der ihn mit heiligen Gebeinen aus den unerschöpflichen Kata-
komben PiOms beglückte. Der Pfarrer von S. Peter starb und'hinterliess
unserem Glavar die Hälfte seines Vermögens. Glavar trat nun an
dessen SteUe und übernahm die Verwaltung des Ordensvermögens.
Immer grossartiger entfaltete sich nun >seine humanitäre Wirksamkeit.
Die bereits erwähnte Errichtung einer Schule, die Erbauung einer
Beneficiatenwohnung und einer Kapelle und die Stiftung des Bene-
ficiums ,Corporis Christi' fällt in diese Zeit. Im Jahre 1765 berief
ihn sein schwer erkrankter Wohlthäter nach Malta und setzte ihii in
den Stand, einen Auftrag auszuführen, welchen der Commendator
als sein Vermächtniss für die Wohlfahrt seiner Mitmenschen betrachtet
wissen wollte. Glavar kaufte noch vor der Abreise nach Malta die
Herrschaft Landspreis um 25,000 fl. und ein Schlüsselgeld von 100
Dukaten vom Grafen Alois Auersperg. Dann eilte er nach Malta , um
vom Commendator auf immer Abschied zu nehmen, der ihm nochmals
ans Herz legte , sein Leben der Sorge für seine nothleidenden Neben-
menschen zu widmen. Kaum hatte Glavar die Heimat wieder betreten, ^
als ihn die Nachricht von dem Hinscheiden seines väterlichen Freundes
erreichte. Er überliess nun die Verwaltung des Beneficiums seinem
Zögling Josef Tomelli , übergab die Pfarre seinem Nachfolger und eilte
202
nach Landspreis. Wie er da als rationeller Landwirth anregend und
fördernd, wohlthätig nach allen Seiten wirkte, haben wir bereits ge-
schildert. Eine grosse Freude und einen grossen Schmerz brachte
ihm noch sein vorgerücktes Alter. Sein Milchbruder Bartelmä Bassaj
überraschte ihn am 12. Januar 1784 mit seinem Besuche. Unter des
Kaisers Fahne hatte es der Bauernsohn aus Commenda S. Peter zum
commandirenden General von Karlstadt gebracht; seiner Bravour ver-
dankte er den Freiherrnstand. Da schwelgten denn die beiden alten
Knaben in Jugenderinnerungen, bis spät in die Nacht sassen sie
traulich zusammen; endlich begab sich der General zur Ruhe. In der
Nacht aus zweistündigem Schlafe erwachend, fühlt er sich unwohl, kaum
vermag ihm der herbeigeeilte Freund noch die letzten Tröstungen der
Religion zu spenden, und er hält eine Leiche in den Armen. Dieser
Schicksalsschlag bricht dem gemüthvollen Glavar das Herz. Als er den
Jugendfreund zur Erde bestattet, sprach er offen die Todesahnung
aus, die ihn durchschauerte, und sie wurde zur Wahrheit. Am 24. Januar
1784 starb Glavar, nachdem er die leidende Menschheit zum Erben
seines Vermögens eingesetzt. Eine Inschrift an der linken Altarseite
der Schlosskapelle von Landspreis bezeichnete die Ruhestätte des edlen
Menschenfreundes. ^
m
8. Statistisches. Fixime von Zraln getrennt und zu Kroatien geschlagen.
Für das Zeitalter Maria Theresia's stehen uns Daten statisti-
scher Art aus den Jahren 1761, 1771, 1773 und 1780 zu Gebote. Sie
mögen, wenn auch unvollkommen, das Bild ergänzen, welches wir von
den Zuständen unserer Heimat zu entwerfen versucht habem.
Im Jahre 1761 betrug die Militärcontribution in Krain, Görz,
und Gradisca 278,457 fl., in den Jahren 1749—1758 hatte sie 2.820,573 fl.
betragen.
Für die Cameralschulden bezahlte Krain für ein Jahr 17,209 fl.,
in den Jahren 1749—1758: 156,668 fl.
Die Brutto-Einnahme in Krain belief sich bei einer Bevölkerung
von 344,564 Seelen auf 102,399 fl.;
die Erbschaftssteuer betrug 24,062 fl.
das Erträgniss der Siegelämter 5,822 „
„ Stempelgebühren 4,846 „
„ Spielkarten 263 „
1 Mitth. 1848 8. 29 f.
203
das Erträgniss der Kalender 248 fl.
die Briefporto-Einnahme in Laibach .^ . . . . 7,893 „
das Hauptpostamt in Laibach hatte 8 Filialen und
9 Angestellte und verursachte eine Ausgabe von 1,662 „
die Besoldungen für die Landesämter betrugen . 41,596 „
jene für Pensionen T 16,475 „
Das Personale der Landesämter war folgendes:
1. Repräsentation und Kammer: Präses Graf Herberstein mit
8000 fl. Gehalt; 1 Rath mit 15 Beamten; 3 Kreisha-uptleute; 1 Fiscal;
3 Kreisoffiziere; 1 Steueranschläger; 2 Pagamenteinlöser.
2. Die Landrechte: Präses der Landeshauptmann mit 6000 fl.
Gehalt; 2 Vicepräsidenten; 6 Räthe der Herrenbank; 6 Räthe der
Ritterbank ; 2 Räthe des Gelehrtenstandes und 2 Beamte ; 1 Bann-
richter und 1 Adjunct.
3. Landtafelamt mit 3 Beamten. — Im ganzen 51 Beamte.^
Im Jahre 1771 zählte Krain 16 Städte, 22 Märkte, 3308 Dörfer.
Es hätte damals 214 Q.-M.; seine grösste Länge betrug 30, die Breite
25 Meilen.* Allerdings ist darunter auch das damals noch dazu ge-
hörige Küstenland und Istrien begriflfen.
Im Jahre 1773 lieferte Krain dem Staate ein Erträgniss von
1.250,000 fl.»
Im Jahre 1780 zählte Krain mit dem Küstenland und Istrien eine
Bevölkerung von 412,298 Seelen, davon 206,940 weiblichen und 205,358
männlichen Geschlechts; ohne die partes annexae, d. i. für den heu-
tigen Gebietsumfang betrug die Bevölkerung 359,205 Seelen. Die
Einkünfte der Güter und Gilten wurden in runder Summe auf 600,000 fl.
und ihr Kapitalswerth auf 12.000,000 fl. geschätzt. Die jährliche
Weinfechsung Krains wurde auf 183,643 Eimer angeschlagen; seit 1756
hatte sie sich um 20,000 Eimer gehoben.
Die Gesammteinkünfte Krains betrugen:
Cameralgef^Ue 228,230 fl. 17^/4 kr.
Landschaftliches Gefälle 402,182 „03 „
BancalgefäUe 905,358 „ 04 „
zusammen . 1.535,770 fl. 24V4 kr.
die Ausgaben . 463,149 „ 37% „
der Ueberschuss . 1.072,620 fl. 46V» kr-
^ Oberleitner, Finanzlage der deutschen Erblande, österr. Arch. XXXIV.
s Mitth. 1849 S. 46, 96.
• Wolf, M. Theresia, S. 284.
204
Von diesem Ueberschusse von 1.072,620 fl. 46Vf kr.
flössen in die Miliärkasse 260,457 fl. 18 kr.
wurden auf Passivinter-
esse verwendet . . . 150,816 , — Vi »
zusanunen . 411,273 fl. 18 Vs kr.
blieben rein . 661,347 fl. 28 kr.
für den Landesfürsten. ^
Im Jahre 1776 erfolgte ein staatsrechtlicher Act, welcher mit-
telbar auch Krain berührte. Die Hafenstadt Fiume, welche, wie wir ge-
sehen haben, ehemals zu Krain gehörte, deren Commandant, da sie
als Grenzplatz galt, von den Krainer Standen oder doch über ihren
Vorschlag ernannt zu werden pflegte, und deren Zusammenhang mit
den deutsch-österreichischen Erbländem bisher ein ununterbrochener
gewesen war, wurde infolge der eingetretenen Verwaltungsreformen
der ungarischen Krone einverleibt (Hofdecret vom 14. Februar 1776).
Bedenken, die sich noch in letzter Stunde gegen diesen Beschluss er-
hoben hatten, indem der uralte Zusammenhang Fiume's mit den deut-
schen Erblanden geltend gemacht worden war, wurden durch die
Bemühungen des Grafen Theodor Batthianyi, der sich eben in Wien
aufhielt, behoben, und die Krainer Stände, an denen es gewesen wäre,
die Interessen der Erblande zu wahren, fügten sich schweigend.
Später allerdings (1791, dann 1802 und 1803) haben sie die Wieder-
vereinigung Fiume's, wie vorauszusehen war vergeblich, angesprochen.*
9. Tosef IL als Alleinherrscher.
Seine Beformen in der Verwaltung. Anfhelrang der Xiandeshanptmaanschaft nnd Er-
riobtnng des inneröiterreiolüBchen CktbeminsiB. Der Eaiser in Iiailsach (VM und 1788).
Maria Theresia's erstgebomer Sohn Josef 11. hatte schon seit
1765 an der Regierung theilgenommen, sich jedoch auf die Leitung
der militärischen Angelegenheiten beschränkt, s^ine Müsse aber mit
Reisen nicht allein in seinen Erblanden — 1775 war er auch in Krain,®
— sondern in den wichtigsten Staaten Europa's ausgefüllt. Er war
in Rom zur Zeit des Conclaves, welches Clemens XIV. wählte ; er sah
* Archiv des historischen Vereines
* Engel, Geschichte des ungrischen Keichs V. 339 ; Dr. Backi, Finme, Agram
1869, S. 17; Mitth. 18i6 S. 48.
" Hermann, Geschichte Kärntens II. 234. Näheres ist über den damaligen
Aufenthalt des Kaisers leider nicht bekannt.
205
Paris am Vorabend der grossen Revolution ; er traf mit dem bittersten
Feinde Oesterreichs, Friedrich IL von Preussen, zusammen, und im
letzten Lebensjahre seiner Mutter knüpfte er das Freundschaftsband
mit der grossen Kaiserin Katharina, durch welches die preussische
Allianz mit Russland aufgelöst wurde. Er sah in Frankreich einen
starken Staat altern, in Preussen ein aus kleinen Anfängen erwachsenes
Reich durch das Genie und die Kraft seines Königs zur höchsten
Blüte und Bedeutung sich emporschwingen. Wohl mochte er in dem
letzteren das in seiner Brust schlummernde Ideal des österreichischen
Zukunftsstaates verwirklicht sehen. Oesterreich sollte ein mächtiger
Einheitsstaat werden, in welchem alle Religionen, alle Nationalitäten,
alle Stände durch die Bildung und den Fortschritt auf allen Gebieten
des materiellen Lebens versöhnt und befriedigt werden sollten. Kaiser
Josef setzte das Werk fort, das seine hochherzige Mutter begonnen.
Sie hatte die letzten Reste ständischer Herrschaft noch geschont ; wenn
sie auch in ihrer Macht aufs äusserste eingeschränkt wurden, so bUeben
doch die alten Formen noch aufrecht. Kaiser Josefs entschiedenem
Vorgehen sollten sie zum Opfer fallen. Mit dem Jahre 1781 begann
die Justizreform. Der Beamte des Gutsherrn ward nicht mehr diesem,
sondern dem Appellationsgerichte, also dem Staate, verantwortlich,
gewiss eine wichtige Bürgschaft gegen persönliche Willkür des Guts-
herrn. Im Jahre 1783 wurden die unter dem Namen der Landeshaupt-
mannschaften fortbestandehen Länderstellen aufgehoben; für Steiermark,
Kärnten und Krain wurde ein Gubernium in Graz errichtet, Graf
Johann Franz von KhevenhülUr als Gouverneur eingesetzt. Am 13. Fe-
bruar 1783 kam der neue Gouverneur in Begleitung des Grafen Josef
Gaisruck, Gubernialrathes und Administrators der sämmtlichen Ban-
calgef alle Innerösterreichs, in Laibach an und stieg im Hause des Grafen
Franz Lamberg ab. Er verweilte bis 6. April, an welchem Tage er
nach Klagenfurt abreiste.^ Doch behielten die Länder auch in der
neuen Eintheilung ihre Landtage; wir finden, dass jener von 1785
(September) vom Grafen KhevenhüUer eröffnet wurde.*
Kaiser Josef, der sich selbst nur für den ersten Beamten des
Staates erklärte, behielt die Controle der neuen Einrichtungen fest im
Auge. Zweimal hatte Laibach das Glück, den verehrten Herrscher
in seinen Mauern zu sehen. Am 20. März 1784 kam er nachmittags
1 Uhr von seiner nach Rom und Neapel unternommenen Reise in
^ Laibacher Zeitung von 1783.
* Laibacher Zeitang von 1785.
206
Laibach an , stieg beim ,Wildeii Mann^ ab und begab sich nach kurzem
Verweilen in Begleitung des Grafen Franz Kinsky, des Generals von
Wenkheim und des Ereishauptmanns Baron Taufrer in das Bürger-
spital, das Militärkrankenhaus, das Militärwaisenhaus und zu den Ur-
sulinerinnen. Dann kehrte er in das Gasthaus zur Mittagstafel zurück,
wo viele Bittschriften überreicht wurden. Abends um 6 Uhr war
Audienz für jedermann. Um halb 8 Uhr wohnte der Kaiser einer
Abendgesellschaft des Adels beim Grafen Alois Auersperg bei. Am fol-
genden Tage fuhr er in sechsspännigem Wagen zur Domkirche, wo
ihn der Bischof Graf Herberstein empfing, besuchte dann auch die
Kirchen der Franziskaner und von S. Jakob, besichtigte das Zuchthaus
und die Militärkaserne und beehrte auch das Naturaliencabinet des
Prof. Hacquet, grösstentheils aus Mineralien und 4000 Stück Pflanzen
(herbaria viva) bestehend, sowie dessen anatomisches Theater mit seiner
Aufmerksamkeit. Nachmittag 3 Uhr wurde die Reise nach Wien fort-
gesetzt, nachdem der edle Monarch alle seine Schritte mit Wohlthaten
bezeichnet und allein für die Pfarrarmen 100 Dukaten zur Yertheilung
zurückgelassen. Das erste Nachtlager wurde in Kraxen gehalten.^
Der Kaiser hatte, wie er gewohnt war, in alle Verhältnisse der
von ihm besuchten öffentlichen Anstalten genaue Einsicht genommen,
und die nöthigen Verfügungen folgten mit der ihm eigenen Raschheit
und Schärfe. Schon von Laibach aus schickte er eine Denkschrift über
seine Wahrnehmungen an den Gouverneur Grafen Khevenhüller, und
in Graz erliess er (28. März) ein Handbillet an ihn. Er gibt darin
sein Missfallen über den schlechten Zustand der Strasse zwischen
Präwald und Adelsberg zu erkennen und ordnet die sogleiche Leistung
des Ersatzes durch die Schuldtragenden an. Er befiehlt, die Angelegen-
heit der Morastentsumpfung, auf welche schon so viel Geld fast ohne
Nutzen verwendet worden, wieder in Angriff zu nehmen, doch mit
grösserer Vorsicht und Sachkenntniss als bisher. Er bestimmt die Klöster
der beschuhten und unbeschuhten Augustiner zur Aufhebung und
verfügt die Versetzung von Barmherzigen Brüdern nach Laibach zur
Uebernahme des Krankenhauses. Das leerstehende Clarissinnenkloster
soll zum Militärspital und für das Erziehungsinstitut des einheimischen
Regiments Graf Thurn sowie für das Verpflegsamt gewidmet werden.
In dem Zuchthause findet der Kaiser die Züchtlinge zu gut gehalten,
denn ,sie haben Betten, geheizte Zimmer, 4 Kr. -Kost, spinnen und
kehren nur die Gassen.' Dies müsse anders werden; statt Betten
Laibacher Zeitung von 1784; Mitth. 1857, S. 146.
•ajAsauuMPMHB
207
haben sie Pritschen mit Wasser und Brod zu erhalten, und es ist ihnen
nur nach Massgabe ihres Fleisses im Spinnen und Arbeiten ein solcher
Lohn zu setzen, womit sie sich beiläufig 4 kr. täglich und nicht viel mehr
erarbeiten können, wie es in Wien beobachtet wird. Aus dem Ver-
sorgungshause sollen die alten Leute, die es wünschen, gegen Stipen-
dien entlassen und für die Findelkinder besser Sorge getragen werden.^
Zum zweiten male sah unsere Landeshauptstadt den Kaiser am
3. März 1788. Um 2 Uhr nachmittags angekommen, stieg er bei den
Barmherzigen ab, besichtigte das hier an der Stelle des Discalceaten-
klosters eingerichtete Krankenhaus, sodann das neue Militärspital und
Erziehungshaus und bezeigte seine Zufriedenheit. Hierauf nahm der
Kaiser das ehemalige Kloster der Franziskaner (das jetzige Gymna-
sialgebäude), welches nach seinem Willen für die Schulen eingerichtet
werden sollte, in Augenschein und besprach sich lange darüber mit
dem Ingenieur Schemerl; dann erst nahm er sein Absteigquartier im
,Wilden Mann', wo er noch verschiedenen Personen hohen und nie-
deren Ranges Audienz ertheilte. Am folgenden Tage um 4 Uhr mor-
gens wurde die Reise nach Triest fortgesetzt.^
Im Sommer des nemlichen Jahres verweilte auch des Kaisers
Bruder, Erzherzog Franz, in Laibach. Er traf am 23. Juni um 2 Uhr
nachmittags in Laibach ein, stieg beim ,Wilden Mann' ab und besich-
tigte nach eingenommenem Mittagmahl mehrere öflFentliche Gebäude.
Am folgenden Tage reiste er über Rudolfswerth und Karlstadt zur
Armee ab.*
Die neuen Verwaltungsreformen waren auch auf dem Gebiete
der Armenpflege und des Sanitätswesens von Erfolg begleitet. Das
Armeninstitut wurde in Laibach am 28. September 1786, in Idria am
3. Dezember 1786 ins Leben gerufen. Dort sammelten die Bürger
wöchentlich in Begleitung des Seelsorgers für die Armen; hier ward
eine kirchliche Feier abgehalten, mit Tedeum und Predigt in beiden
Landessprachen. Nach derselben begaben sich die Anwesenden unter
Vortritt der Armen in einen Saal, wo 42 Arme reichlich gespeist und
dabei von den angesehensten Personen bedient wurden. Abends gab
es Komödie zum Besten der Armen. Madame Weiss sprach den Epilog
,mit aller einer so berühmten Actrice eigenen Stärke des Geistes.'
^ A. Wolf, EiA Handbillet Kaiser Josefs U. Beiträge zur Kunde Steiermark.
GeschichtsqneUen XII. 1875.
* Laibacher Zeitung von 1788.
» L. c.
208
Das gesammelte Almosen dieses Tages betrug 113 fl., die wöchentlichen
Zuflüsse waren reichlich. Auch in Laibach widmete Director Friedel
dem Armeninstitut eine ganze Tageseinnahme. Dilettantenvorstellungen
halfen das Vermögen der Armen vermehren.
Zur Förderung der Gesundheitspflege ernannte Kaiser Josef einen
Ober-Landeschirurgus in Dr. Kachelmayer, der zugleich die Kanzel der
Wundarzneikunst in Laibach übernahm.^
Weniger glücklich war der Kaiser in der von ihm angestrebten
Steuerregulirung ^ welche eine gleichmässige Besteuerung des Grund-
ertrages ohne Unterschied des Besitzers bezweckte, in Krain aber, wie
überhaupt in den Gebirgsländem , allgemeine Unzufriedenheit unter
den nun höher besteuerten Gutsbesitzern hervorrief.
10. Bas Toleranzedict. Bischof Sari Graf von Eerberstein und sein SitenbrieL
Pamphlete der Gegner. Die Angelegenheit des Lail}aoher Erz^isthnrns. Dea Bischofs
Testament. Bie Elosteranfhehnng.
Auf kirchlichem Gebiete war schon seit Maria Theresia's kräftiger
Initiative vieles anders geworden. Das Werk eines deutschen Bischofs
(Febronius-Hontheim, Weihbischof von Trier) vindicirte die Rechte der
Bischöfe im Gegensatze zur päpstlichen Allgewalt, das Placetum ^egium
wurde erneuert, der unmittelbare Verkehr mit Rom untersagt, die
Strafgewalt der Kirche eingeschränkt, den Geistlichen verboten, von
den Staatsgesetzen ungebührlich zu reden, ihre Steuerfreiheit hörte auf,
Klostergründungen wurden beschränkt, der Eintritt in Klöster beauf-
sichtigt, ja sogar im Mailändischen einige Klöster eingehoben.* Die
Kaiserin, deren tiefe Religiosität einen harten Kampf mit ihrem Pflicht-
gefühl als Staatsoberhaupt kämpfte, war bei jenen Reformen stehen
geblieben; ihr Sohn, ein Kind des Jahrhunderts der Aufklärung, voll
starrer Consequenz und Energie in der Durchführung des einmal als
nothwendig und gut Erkannten, erhob sich zu einer höhern Anschauung
in Bezug auf religiöse Freiheit. Während Maria Theresia noch an dem
Begriife der Staatsreligion in seiner ganzen mittelalterlichen Schärfe
festhielt, den Uebertritt zum Protestantismus hart bestrafte, ja in elter-
liche Rechte eingriff, wo es sich ihr um das Seelenheil der Kinder
handelte, erhob sich Josef zu der ersten Concession gleicher staats-
bürgerlicher Rechte an alle Confessionen. Das auch in Krain kund-
* Laibacher Zeitung vom Jahre 1786.
Dr. Mayer, Geschichte Oesterreichs II. S. 234; Kern 1. c. S. 236-265.
209
gemachte Tökrangedict von 1781 gewährte den Protestanten und nicht-
unirten Griechen Bürger- und Meisterrechte, das Recht der Erwerbung
von Gütern, der Bekleidung von akademischen Würden; die Kinder-
erziehung in gemischten Ehen wurde nach dem Glaubensbekenntnisse
der Eltern geregelt, die Protestanten erhielten ihre kirchliche Ober-
behörde in Wien.^ Das waren Reformen, deren Berechtigung heutzutage
niemand mehr leugnet ; damals reichten sie hin, um allen Widerstand
jener Macht hervorzurufen, welche durch Jahrhunderte in Oesterreich
an Alleinberechtigung und Alleinherrschaft in kirchlichen Dingen ge-
wöhnt war.
Man pflegt bei Schilderung dieser Epoche Josef 11. als einen
Regenten zu bezeichnen, der seinem Zeitalter vorauseilte und daher
einem zuletzt unüberwindlichen Widerstände aller verletzten Interessen,
aller beleidigten Traditionen erliegen musste. Wäre es nicht vielleicht
richtiger, zu sagen, dass der grosse Kaiser nur im Einklang mit den
Ansichten aller Aufgeklärten und besser Denkenden handelte und dass
der leider nur zu erfolgreiche Widerstand gegen seine, wenn auch im
einzelnen vielleicht mit unnöthiger Härte und Ueberstürzung durch-
geführten Reformen eben nur von jener Macht ausging, welche noch
immer infolge unvollkommener Schuleinrichtungen und durchschnittlich
mangelhafter Bildung die grosse Masse beherrschte und mit Leichtig-
keit fanatisirte? Ist denn dieser welthistorische Kampf in unserem,
doch in allen Richtungen so weit vorgeschrittenen Jahrhundert schon
ausgekämpft, und bietet er nicht ganz ähnliche Erscheinungen?
Fanden ja doch des Kaisers Reformpläne selbst in hochstehenden
Würdenträgern der Kirche eifrige Anhänger und Förderer.
In unserem Vaterlande war es der geistliche Oberhirt der Diöcese,
Carl Graf von Herber stein ^ geboren 7. Juli 1719 in Graz als Sohn
des Landesverwesers von Steiermark, Ernst Grafen von Herberstein,
und der Dorothea Gräfin von Dietrichstein, — 1769 Coadjutor in Laibach
und 1772 Fürstbischof, ein um das Schulwesen hochverdienter Mann,
rechtschaffen und vorurtheilsfrei, ein Feind der Jesuiten und der Kanzel-
agitation gegen die Staatsgesetze, welcher eifrig in die Ideen des Kai-
sers einging, sich offen zu denselben bekannte und seine auf Reinigung
des Kirchenthums und Revindicirung der Rechte des Staates gerich-
teten Bestrebungen thätigst förderte. Von diesem Geiste beseelt, erliess
er noch im ersten Regierungsjahre des Kaisers* einen Hirtenbrief
* Dr. Mayer, Gesehichte Oesterreichs II. 237.
* P. Marc, Biblioth. Oam. S. 25: Hirtenbrief an die Geistlichkeit und das
Volk der laybachischen Diözes. Laibach bei Eger 1780.
14
210
an seine Diöcesanen , in welchem er mit den Waffen des Geistes und
der christlichen Milde die kaiserlichen Reformen vertheidigte und das
religiöse Bewusstsein mit denselben zu versöhnen suchte. Dieses
Actenstück erregte Aufsehen weit über ^ie Grenzen der Laibacher
Diöcese hinaus ; in Wien wurde es in der Sonnleithner'schen Druckerei
wiederholt aufgelegt,^ und es erschien dort auch eine französische
Uebersetzung desselben.*
Leider liegt uns der vollständige Wortlaut dieser denkwürdigen
Kundgebung nicht vor, aber auch aus den dem Zusammenhange ent-
rissenen Stellen, welche von einem modernen Schriftsteller ultramon-
taner Richtung mitgetheilt werden,' lässt sich die wahrhaft humane
und christliche Tendenz des Hirtenjbriefes zur Genüge entnehmen.
Der Bischof sagt in seinem Sendschreiben, er wolle seine Diöcesanen
über die landesfürstlichen, bischöflichen und päpstUchen Rechte be-
lehren, auch über das Mönchswesen , die Ehedispense und die Toleranz
einiges erinnern und die Gemüther vorzubereiten suchen, wenn da
und dort einige Andachtsübungen in der Zukunft unterlassen werden
sollten, welche , weder den Geist noch die Würde der katholischen
Kirche betreffen'. Was die landesherrlichen Rechte betrifft, so verweist
der Bischof sehr richtig auf die Geschichte, welche lehre, dass die
Landesfürsten, welche die christliche Lehre annahmen, nicht die Absicht
hatten , dadurch ihre Rechte preiszugeben. Es wird dann sehr treffend
als Summe der ,Kirchenregierung' definirt, dass der Staat die äusseren
Verhältnisse (,die äusserliche Disciplin'), die Kirche die inneren, das-
jenige, ^was man eigentlich Beligion heisst\ mittelst der Bischöfe zu
regeln habe. Der Papst endlich habe durch seine Aufsicht über die
Bischöfe Sorge zu tragen, dass diese die Religion in ihrer Reinheit
bewahren. Die weisen Massregeln des Monarchen dürften also die
Gemüther der Diöcesanen nicht beunruhigen, da sie nur die ^äusser^
liehe Bisciplin'- und Missbräuche betreffen, welche für Staat und Kirche
gleich schädlich seien. Was das Mönchswesen anbelangt, so vermag
der Bischof in demselben keinen noth wendigen Bestandtheil des Systems
christlicher Sittenlehre zu erkennen, die Mönche hätten das Christen-
thum auf keine höhere Stufe gehoben, als die ihm schon ursprünglich
eigen war. Sie hätten sich fremden Gesetzen unterworfen (den Geboten
* Laibacher Zeitung vom J. 1783, Nr. XI vom 12. März.
^ P. Marc. 1. c. : Haoc pastoralis in Gallicum translata : Lettre Pastorale de
Msr. L'Evcque de Lab. au Clerge et aux fideles de son dicßcese. Vienne 1781.
B Bmnner, Die theologische Dienerschaft am Hofe Josefs 11., Wien 1868,
S. 339-343.
au
Roms, wo ihre Generale residirten) und seien dadurch dem Staats-
wohle oft hinderlich gewesen. Sollten auch alle Klöster aufgehoben
werden, so wäre dies kein Unglück für die Religion, um so mehr, als
der Kaiser Bedacht nehme, alles beizutragen, damit fromme, aufge-
» klärte und bescheidene Seelsorger gebildet würden, die dem Volke
die reinen Glaubenssätze der Religion beibrächten.
In gleichem Sinne bespricht der Bischof das Toleranzedict. ,Unser
anhaltendes Gebet, unser tugendhafter Lebenswandel, unsere von
abergläubischen Gebräuchen gereinigte Religion wird die Glaubens-
gegner am besten von der Wahrheit unserer Lehre überzeugen. Er
verweist auf das Beispiel des Heilandes, welcher die Irrenden mit
Sanftmuth besserte, und sagt über die Absichten des Kaisers: ,0b und
wie weit die Akatholiken in Glaubenssachen der reinen Wahrheit zu-
gethan sind, darüber wirft sich der Monarch nicht zum Richter auf,
er überlässt es ihrer eigenen Einsicht, weä jeder das angeborne Beckt
hat^ sich an die Bdigionspariei zu halten^ die ihm nach seiner Einsicht
und gewissenhaften Prüfung die wahre zu sein dünkte Nachdem sich
der Bischof dagegen verwahrt, als ob er hiemit unkirchlichen IndiflFe-
rentismus jpredigen wollte, empfiehlt er seinen Diöcesanen billige Nach-
sicht mit denjenigen, welche es ,bei aller angewendeten Sorgfalt und
Mühe' nicht so weit bringen konnten , mit den Katholiken ,gleich zu
denken'.
Aus diesem, wie gesagt, aus ultramontaner Quelle herrührenden
Auszuge möge man die Manifestation des Bischofs von Laibach beur-
theilen und deren Wirkung im gegnerischen Lager ermessen. Sofort
spitzten sich die geistlichen Federn, von der ihnen durch Kaiser Josef
gewährten Pressfreiheit Gebrauch machend, zu anonymen Schmäh-
schriften. Die erste erschien 1782 unter dem Titel: ^Hirtenbrief von
dem Bischof von Laibach, mit unentbehrlichen Anmerkungen nach seinem
ganzen Inhalte begleitet^ mit dem Motto: AngeU Laodiceae Ecclesiae
scribe — Dem Engel der Kirche von La . , , , schreib (Jöh. Offenb.
III^ 14:)^ 14c Seiten 4°; bald darauf als Fortsetzung: ,Noch etwas an
den Bischof zu Laibach und seinen Goncepisten in Betreff seines Hir-
tenbriefs als ein höchst nothwendiger Beitrag zu den erst neulich er-
schienenen unentbehrlichen Anmerkungen'', Motto : Dieses habe ich euch
von denjenigen geschrieben , die euch verführen (L Sendschr. Jöh, 11^
29 \ 4^).^ Der Pamphletist, der, wie unser ultramontaner Gewährsmann
» P. Marc. Bibl. S. 25.
14'
2ia
sagt, den Hirtenbrief ^Satz für Sota völlig eermalmte^^ will die Autor-
schaft desselben durchaus auf die Kanzlei der geistlichen Hofcommission
in Wien zurückführen.
Eine zweite Broschüre, ebenfalls geistlichen Ursprungs: ,Dem
Fürstbischof von Laibach abgelegtes öffentliches Glaubensbekenntniss
von Hans Michael Vörwetz ^ einer landesfürstlichen Hauptstadt im
H&rssogthum Krain Bürgers^ Gradelzi 1783^ 56 Seiten, ist speziell
auf die bürgerlichen Kreise berechnet. Der Verfasser gibt sich als
Mann des Volkes, der nach alter ehrsamer Handwerkssitte weit ge-
wandert, dem Kaiser als Reitersmann in Welschland und Germanien
gedient und nun mit seiner Nadel die Herrschaften und Klöster treu
und redUch bedient. Der wackere Meister rühmt sich als fleissigen
Bibelleser (wol um so die aussergewöhnliche biblische Belesenheit
zu erklären) , den seine Mitbürger lieben , den Adel und Klöster gern
sehen. Auf diese Art bekomme er bald beim Franziskanerprocurator,
bald beim Kapuzinerlector , bald beim Augustinerprediger, bald beim
P. Subprior der Discalceaten , zuweilen auch bei einem Weltpriester
manches ^Buchet von den jeteigen Modegdehrten^ Wenn Bürger in
Wien und Klagenfurt ihre Glaubensbekenntnisse veröffentlichen, warum
sollte dies einem Bürger von Laibach nicht erlaubt sein, um so mehr,
als die Bürger von Laibach in der katholischen Welt verschrien sind,
als wären sie mit ihrem ^allergnädigsten, aUerhochtvürdigsten^ aüerhoch-
gelehrtesten' Fürstbischöfe yhalMtäherisch'l Der von seinen geistlichen
Freunden so wohlinformirte Bürger deutet darauf zart an , der Hir-
tenbrief sei keine ^Frucht atis dem hochfürstlichen Qarten\ sondern
das Werk der Loge, welche in Wien im Hause des Herrn V . . . . ihre
geheimen Versammlungen abhalte, bei denen sich auch der Fürst-
bischof während seines Wiener Aufenthalts fast täglich eingefunden, doch
hätte dieser letztere das Concept wohl lesen und censiren sollen,
ehe er es zum Druck befördert. Ironisch rühmt dann der Gelehrte
von der Nadel den Eifer des Bischofs, mit welchem er bestrebt sei, ,den
Gesinnungen des Kaisers sogar zuvorzukommen', und erzählt schUesslich
einige ^Beweise von der Aufrichtigkeit y Redlichkeit und Offenheit der
Laibacher Bürger^ d. i. angebliche /reimüthige' Aeusserungen von
malcontenten Laibacher Ultramontanen, welche dem Bischof sagten,
dass er ihnen ,nicht gut katholisch, sondern halb lutherisch' scheine,
dass er nicht nöthig habe, sie epst über die Verehrung der Heiligen
zu belehren, dass er Unrecht habe, Processionen der Brüderschaften
* Brunner 1. c. S. 343.
213
abzustellen^ u. s. w., und es werden noch die Bauern zu Zeugen für
die Ketzerei des Bischofs angerufen, der bei ihnen ,diei lutherische
Perücke' heisse. An diese Polemik schliesst der beredte Bttrgersmann
sein in 19 Absätze getheiltes, wohl auch nicht im eigenen Garten
gewachsenes ^Glaubensbekenntnisse , an welchem festzuhalten er iseine
Mitbürger beschwört.*
Diese Bürger- und Bauernhetze gegen den menschenfreundlichen
Bischof war nicht die einzige traurige Folge seines Hirtenbriefs: in
Rom wurden die christUch-milden Lehren desselben als ,Irrsätze' erklärt
und vor allem der doch so streng kirchlich verclausulirte Begriff der
Toleranz so anstössig befunden, dass der Papst Anstand nahm, dem
Wunsche des Kaisers wegen Erhebung Laibachs zum Erzbisthum zu
willfahren, insojange der Bischof sich nicht formell von allen seinen
^Irrthümern'- losgesagt habe. In diesem Sinne sprach sich Pius VI. noch
in seinem vom 7. Januar 1787 datirten Breve an den Kaiser aus.
Dieser aber hörte nicht auf, diese Angelegenheit lebhaft zu betreiben,
denn er schätzte den Laibacher Bischof hoch und hatte ihn (in einem
Erlasse vom 27. November 1781) den Bischöfen der Monarchie als
Muster vorgestellt. Mitten unter diesen Verhandlungen starb der Fürst-
bischof am 7. Oktober 1787 im Alter von 68 Jahren, nachdem er seiner
Diöcese seit dem Jahre 1772 mit echt apostolischem Eifer vorgestanden.
Ein Zeitgenosse schrieb über ihn : ,Seine erhabene Tugend, seine echte
Frömmigkeit, seine Menschenliebe, tiefe Gelehrsamkeit, grosse Einsicht
und genaueste Verwaltung seines bischöflichen Amtes, die christUche
Klugheit, mit der er zwischen die Religion und den Staat hintrat und
beide schwesterlich vereinigte, die Stärke seines apostolischen Geistes,
mit der er die Heuchelei und den Unglauben, diese zwei mächtigsten
Feinde der Kirche und des Staates, die gemeinschaftlich beiden den
Umsturz drohten, verbannt hat, und seine christliche Duldung machen
ihn dem Staate und der Religion gleich verehrungswerth und unver-
gesslich'.^
In seinem Testa'tnente setzte der Bischof die Armen und die
Normalschule zu Erben seines ansehnlichen Vermögens ein und
^ Eine kaiserliche Verordnung vom 27. Dezember 1782 stellte die Processionen
ab; die Bittwoche ausgenommen, sollten jährlich nur zwei stattfinden. Es wurde
jedoch dem Ordinarius überlassen, wegen »B^gens, der Ernte oder sonstiger aU-
gemeiner Anliegen' Umgänge anzuordnen. Also war das Verbot kein unbedingtes
und die Autorität des Ordinarius blieb gewahrt, was freilich den an idlen ihren
Traditionen unverbrüchlich festhaltenden Frommen im Lande nicht genügte.
« Brunner 1. c. S. 344-346, Bl. a. Krain 1861; S. 107-108.
' Laibacher Zeitung vom Jahre 1787.
214
empfahl im Interesse derselben dem Domcapitel, übertriebenen Prunk
bei der Beerdigung zu vermeiden.^
Wir haben nock eine vielfach angefochtene Massregel Kaiser
Josefs zu erwähnen: die Kloster au fhebung^ von welcher auch Erain
betroffen wurde. Im Jahre 1780 zählte Krain auf dem jetzigen Gebiets-
umfange 15 Klöster; von diesen wurden 11 in den Jahren 1782 — 1786
aufgehoben. Wie wir gesehen haben, hatte schon Maria Theresia die
Aufhebung dieser religiösen Gemeinschaften, wo sie ihr mit dem Staats-
wohle im Widerspruche zu stehen schienen, als Majestätsrecht geltend
gemacht. Die Klöster hatten längst ihre Mission überlebt. In Krain
hatten sie übrigens weder für Landeskultur noch für die Interessen
der Bildung je etwas eAebliches geleistet. Um die Reformation zu
bekämpfen, hatten die Söhne Loyola's berufen werden müssen, und auch
diese waren der übereinstimmenden Verurtheilung aller weisen Staats-
regierungen bereits gewichen. Demungeachtet wurde nicht vollständige
Aufhebung der Klöster decretirt, sondern nur ihre Einschränkung.
Diese war schon eine Forderung gesunder volkswirthschaftlicher Prin-
cipien, welche der Anhäufung des Besitzes zur todten Hand entgegen
sind. Durch das eingezogene Vermögen bereicherte sich nicht der
Staat, sondern es floss dem Religionsfonde zu und diente zur Dotirung
der Seelsorge. Wenn bei der Aufhebung Gegenstände der Kunst oder
der Wissenschaft der Zerstörung anheimgefallen sind , so ist dies ge-
wiss zu bedauern, in Krain hat aber die Kunst sicher keine unersetz-
lichen Verluste erlitten : die Klostergebäude und ihre Einrichtungen waren
keine Denkmäler der Kunst, 'und die Klosterarchive und Bibliotheken
sind erst durch die Säcularisirung dem allgemeinen Gebrauche, der
wissenschaftlichen Benützung zugeführt worden, während sie bis dahin
unbenutzt dem Ruin entgegengingen.
Das erste Aufhebungsedict erfolgte am 12. Januar des Jahres
1782. Es verfielen diesem Lose die Klöster der Karthäuser in Freu--
denfhal^ der Clarissinnen in Laiba^h^ Lack, Münkendorf der Dominik
Jeanerinnen in Michelstetten, Sie besassen im ganzen ein Vermögen von
753,544 fl. Die kostbarste Bibliothek besass die Karthause Freudenthal
mit 3428 Bäliden; das Archiv derselben war wohlgeordnet. Die Cisterze
Sittich^ das älteste Stift des Landes, wurde am 25. Oktober 1784 auf-
gehoben. Der letzte Abt Franz X. Taufrer^ der sich Verdienste um
die Einführung der Normalschule erworben hatte, erhielt ausnahms-
' Diese menschenfreandliche Erbseinsetzang des Bischoüs hat die «sichere'
Laibacher Quelle bei Branner S. 339 anzuführen vergessen!
»6
weise eine Staatspension in dem heben Betrage von 2000 fl. Das Rein-
vermögen betrug 238,985 fl. Die scböne Stiftskirche blieb als Pfarr-
kirche und behielt ihre Kapitalien und Paramente. Bibliothek und Archiv
waren genau katalogisirt. Die Gisterze Mariabrunn bei Landstrass
erhielt am 3. Januar 1786 ihr Aufhebungsedict. Ihr reines Vermögen
betrug 168,758 fl. In Laibaeh theilten die feindlichen Brüder, beschuhte
und unbeschuhte Augustiner das gemeinsame Los der Säcularisirung;
jene verfielen ihm 1784, diese 1786. Beider Vermögen betrug 125,683 fl.
Die Erbschaft der Discalceaten traten die barmherzigen Brüder
an, welche Kaiser Josef im Jahre 1785 zur Uebernahme der Kran-
kenpflege nach Laibach berief und welche im Jahre 1788 bereits 207
Kranke in ihrem Kloster (an der Stelle des jetzigen Civilspitals) beher-
«
bergten.^
Die Kapuziner in Rudolfswerth xmAKrainburg wurden 1786 säcu-
larisirt. Das Vermögen der letzteren betrug nur 2518 fl. und wurde
dem Orden belassen; über das der ersteren £ndet sich keine Angabe.
Das Vermögen der Klöster war grösser, als man bei der schlechten
Wirthschaft der nfeisten erwartet hatte, und doch war bei aller Auf-
merksamkeit der Regierung vieles verschleppt worden, nicht von den
Commissären, wie mitunter behauptet worden ist, sondern von den
Geistlichen selbst zum Nachtheile der Kirche.*
U. Blute der Volkssohole. Umgestaltting des G3rmna8iams. Aufhebung der
philosophischen Faoultät. Zvei Erainer als verdiente Sohulmänner.
Kaiser Josef, ein für das Volkswohl begeisterter Fürst, pflegte
sorgsam die von seiner hochherzigen Mutter gegründete Volksschule,
In Krain leitete Johann N. Graf von Edling noch immer das gesammte
Schul- und Studienwesen. Es war die Blütezeit der Volksschule. In
Laibach sorgte der Magistrat als Patron der Vorstadtpfarre Tirnau
in aufopfernder Weise für die Bildung der heranwachsenden Jugend.
In den Jahren 1787 — 1790 wurden in der Tirnau zwei Trivialschulen
errichtet und ein Schulhaus daselbst gebaut.^ In der Stadt war für
die Normalschule ein Privatgebäude gemiethet worden, welches seiner
Bestimmung nicht entsprach. Der Gouverneur von Innerösterreich, Graf
* Acten des Civilspitals, mitgetheilt vom Herrn Prof. Dr. Valenta und Lai-
bacher Zeitung vom Jahre 1788.
« Wolf, Die Aufhebung der Klöster in Innerösterreich. 1871, SS. 84-89;
145-149.
8 Mitth. 1866 S. 35.
216
KhevenhüUer, hatte sich im Jahre 1785 bei der Bereisung seines Amts-
gebietes von den Misständen der Schulräume überzeugt und forderte
das Kreisamt auf, ihm Plan und Kostenüberschlag für ein neues Schul-
gebäude vorzulegen. Dies geschah, und die Stände erklärten zu den
auf 9000 fl. veranschlagten Kosten 3000 fl. beitragen zu wollen. Nun
handelte es sich um den Platz für das neue Schulgebäude. Das Kreis-
amt schlug dafür den Garten der aufgehobenen Augustiner-Eremiten
(des jetzigen Franziskaner-Klosters) , der Ingenieur Schemerl den Platz
nächst dem Kapuzinerkloster (die jetzige Sternallee) vor , das Guber-
nium beantragte dafür die Stelle des ehemaligen (im Jahre 1774 ab-
gebrannten) JesuitencoUegiums. Die Hofkanzlei genehmigte den Antrag
des Gubemiums. Inzwischen waren jedoch Umstände eingetreten,
welche eine Aenderung dieses Planes herbeiführten. Die barmherzigen
Brüder, welche nach ihrer Ansiedlung in Laibach zuerst das Kloster
der Franziskaner bezogen hatten (das jetzige Gymnasialgebäude), räum-
ten dasselbe , indem sie in das Kloster der Discalceaten übersiedelten,
und nun machte der damalige KreisamtsprotokoUist, unser verdienst-
voller Geschichtschreiber Linhart, am 14. Juli 1786 dem Gubemium
den Vorschlag, das nunmehr leer stehende Franziskaner-Kloster zum
Normalschulhause umzugestalten , in welchem auch die höheren Lehr-
anstalten nebst der Bibliothek untergebracht werden könnten. Diesem
Antrage stimmten die Stände bei und verpflichteten sich, sowohl Nor-
malschule als Gymnasium mit mehreren öffentlichen Aemtem und der
Gamisons-Monturkammer in dem neu herzustellenden Gebäude unter-
zubringen, wenn ihnen das Eigenthum desselben überlassen werde.
Dieser Antrag wurde angenommen, und es begannen sofort (28. Januar
1788) die Adaptirungsarbeiten, welche im Herbst des Jahres 1790
mit einem Kostenaufwande von 33,169 fl. vollendet waren. Sie führten
zur Demolirung des Franziskaner-Thores, wodurch einer der schönsten
Plätze gewonnen wurde. ^
Auch in den Landstädten war das Institut der Normalschule im
Aufnehmen begriffen. Die Schule in Idria zählte im Jahre 1781 in vier
Klassen 320 Schüler, während vor der Errichtung der Normalschule der
Idrianer Schullehrer kaum 60 Zöglinge zu unterrichten hatte.*
Das Laibacher Gymnasium^ an welchem im Jahre 1780 noch
immer Exjesuiten als Lehrer fungirten, erhielt im Jahre 1781 einen
1 Mitth. 1860 S. 93 f.
* Versuch über die slavischen Bewohner der Österr. Monarchie, Wien 1804,
U. 40; Hermann, Beisen durch Oesterreich, II. 46, Anm.
217
netien Studienplan ^ aus welchem wir hervorheben , dass für die fünfte
Klasse die Landes- und die habsburgische Familien-Geschichte vor-
geschrieben war. Neben dem Gymnasium bestand bei Kaiser Josefs
Regierungsantritte noch eine theologische und eine philosophische Lehr-
anstalt, Im Jahre 1784 wanderte der ganze theologische Lehrkörper
nach Innsbruck,^ und mit Hofdecret vom 20. Oktober 1785 wurde die
philosophische Facultät als den herrschenden Grundsätzen nicht ent-
sprechend und wegen der gegen einen Lehrer vorgebrachten Be-
schwerde ,zur Vermeidung ähnlicher Auftritte' aufgehoben. ^ Der Her-
gang verdient eine nähere Erwähnung.
Lehrer der Philosophie war im Jahre 1785 der Professor NovaJc^
Director der Anstalt der Exjesuit Ambschd. Professor Novak war ein
Freund der Aufklärung , gegen welche , wie wir in der Geschichte des
Herberstein'schen Hirtenbriefs gesehen haben, die Anhänger der alten
Traditionen noch immer einen meist in Maulwurfsgängen sich bewe-
genden erbitterten Kampf führten. Ueber die Lehrmeinungen des
Professors Novak hatte man in der Stadt schon durch längere Zeit
Gerüchte verbreitet, durch welche sich auch die Eltern der Schüler
beunruhigt zeigten. Da erschien einer der besten Schüler Novaks vor
dem Director mit nachstehender schriftUcher Anzeige : ,Hochwürdiger
Herr Director ! Weil ich Endesgefertigter sowohl die üblen Folgen als
auch einen Nachtheil unserer Religion befürchte, wenn man den Satz
annähme, die Seele sei nicht einfach^ und doch ein öffentlicher
Lehrer der Philosophie, Herr Novak, diesen Satz in der Schule mir
zu behaupten oder doch wenigstens für diesen mehr als für den ent-
gegengesetzten, nemlich : ,die Seele ist einfach', geneigt zu sein schien,
welches ich mir aus seinen Worten zu erweisen getraue, und da
mir überdiess gelehrte und fromme Männer sagten^ dass der Satz: die
Seele ist nicht einfach , falsch ist , so hielt ich mich' in diesen Um-
ständen für verpflichtet. Solches Ihnen, Herr Director, anzuzeigen,
um den Irrthum , welcher sich mit der Zeit ausbreiten könnte , abzu-
wenden. (Folgt nun in der hier wörtlich nach den Acten gegebenen
Schrift eine lange Denunciation über die Ansichten des Professors
Novak von der Einfachheit der Seele.) Director Ambschel hatte nun
natürlich nichts eiligeres zu thun, als den Professor Novak beim
Kreisamte als Atheisten zu denunciren, womit er die Bitte verband,
der Untersuchung ja keinen Exjesuiten beizuziehen, damit es nicht
» Wüde, Mitth. 1860 S. 68.
> Nedasek, Gesch. des Laib. GymnasiumH, Programm 1861 S. 6.
218
heisse, es sei dies eine ^Exjesuüen-Inirigue^. Speciell führte Ambschel
noch folgende Jrrlehren^ des Professors Novak an: 1. Die Ohren-
beichte ist keine Einsetzung Christi. 2. Vielleicht ist keine Spur mehr
von jener Religion vorhanden , die Christus gelehrt hat. 3. Die Welt
steht vielleicht schon Millionen Jahre. 4. Die Kirche besteht aus
einzelnen Menschen, die nicht unfehlbar sind; wir sind also nicht
sicher, ob sie uns den wahren Sinn der Schrift angibt
Die Untersuchungs-Commission des Kreisamtes, als modernes
Ketzergericht, war aus dem Kreishauptmann von Claffenau, dem Ge-
schichtschreiber Linhart und dem Director Ambschel zusammengesetzt.
Linhart zeigt sich in seinen Werken als ein freisinniger Mann, aber
der Kreishauptmann Claffenau war ein Anbänger der Jesuiten oder hatte
doch nicht Charakter genug, um der von den Exjesuiten dirigirten
,öffentlichen Meinung^ entgegenzutreten, und so darf es uns nicht wunder-
nehmen, dass als Resultat der Untersuchung die Suspendirung des Pro-
fessors Novak sich ergab, welcher auf die an ihn gerichtete Vorladung
wegen Krankheit und Furcht vor einer Gewaltthat nicht erschienen war,
sondern eine schriftliche Verantwortung eingeschickt hatte. Aber das
Gubemium fällte mit Berufung auf eine Allerhöchste EntSchliessung
vom 18. Oktober 1785 eine überraschende Entscheidung. Es wurde
dem Kreisamte sbhärfstens verwiesen, dass es in einer blos wissen-
schaftlichen Angelegenheit eine Untersuchung eingeleitet, Professor
Novak wurde über Verwendung van Swietens an das Wiener There-
sianum in eine bessere und einträglichere Stellung versetzt, der Denun-
ciant Ambschel seiner Stelle entsetzt und das philosophische CoUe-
gium aufgehoben. Nicht lange aber genoss unser Freidenker das Glück,
unter dem Schutze des Monarchen und van Swietens frei athmen
zu dürfen, er erkrankte und wählte das Stift Sittich zum Aufent-
halte. Der dortige Exprälat, Baron Tauffrer, verbitterte die letzten
Stunden des sterbenden Gelehrten, indem er in ihn drang, seine an-
geblichen Irrlehren zu widerrufen. Seine letzten Worte waren: ,Sie
haben mich nicht verstanden!'*
Ueber Verwendung des Laibacher Fürstbischofs und der krai-
nischen Stände, welche zwei Bittschriften an Kaiser Josef richteten,
wurde das philosophische Studium mit Hofdecret vom 24. April 1788
^ Siehe die Skizze : Die Aufhebung der philosophischen Facultät in Laibach.
Ein Curiosum aus der josefinischen Zeit, Tagespost 1864, und ,Die Jesuiten in
Krain*, III, im Feuilleton des ,Laibacher Tagblatt* vom Jahre 1869, nach den Ori-
ginalacten.
219
nach einem neuen , dem Fortschritte der Wissenschaften entsprechen-
den Plane wieder eingeführt.^
Um das Unterrichtswesen Oesterreichs überhaupt haben sich in
der josefinischen Periode zwei Krainer geistlichen Standes hervor-
ragende Verdienste erworben: Anton Spendou ^ geboren zu Möschnach
1739, wurde Domherr, dann Domcustos bei S. Stephan in Wien, unter
Cardinaf Migazzi Spiritual im dortigen Priesterhause. Er erwarb sich
als Director der theologischen Facultät Verdienste um die theologi-
schen Studien und wurde unter Rottenhann als Hofrath und Beisitzer
in die Studien-Hof commission berufen.^ Im Jahre 1769 Hess er seinen
im Jahre 1757 geborenen Bruder Jose/* nach Wien kommen, wo dieser
in das akademische Gymnasium eintrat. Derselbe erwarb sich in den
theologischen Studien die Zuneigung des Professors der Kirchenge-
schichte, Ferdinand Stöger, der ihn bei seinen gelehrten Arbeiten ver-
wendete. Im Jahre 1782 Katechet an der Normalschule, lehrte er
nach einer eigenen Methode , welche van Swieten , der Präsident der
Studien-Hofcommission, bei jeder öffentlichen Prüfung mit seinem Bei-
fall begleitete. Im Jahre 1785 ward er Vicedirector des für die Ausbil-
dung des Klerus von Kaiser Josef errichteten Generalseminars , im
Jahre 1788 Schul-Oberaufseher und Domscholast, was er bis 1816
blieb. Es werden als seine Verdienste Verbesserung der Lehrmethode
nicht nur in der Religion, sondern in allen Gegenständen des Elemen-
tarunterrichts, mildere Schulzucht, Entfernung der körperiichen Stra-
fen gerühmt.*
12. Die Alcademie der OperoBen und die Aokerbaugesellsohaft.
Anfblüben der sloveniaclien lÄteratur. Vodniks erste dichterische Versuche..
Die BiMübersetKong. Deutsche Literatur. Linhart. Drucker und
Zeitungen. Die Schaubühne.
Das rege geistige Leben der josefinischen Zeit verbreitete seine
Schwingungen bis in die äussersten Grenzen des Reiches. In Krain
feierte die Akademie der Operosen ihre Wiedergeburt 1781. Graf Edling^
dessen gemeinnütziges Wirken auf dem Felde der Volksschule wir
bereits gewürdigt haben, war auch ein Freund der Literatur über-
1 Neöasek 1. c. S. 8.
* Oeßterr. Nat.-Encyklopädie VI, 602.
> Nat.-Encyklopädie V, 98.
220
haupt.^ Er wurde zum Director, der Präsident der Stände, Sigmund
Freiherr von Gussitsch, zum Vorsitzenden gewählt. Wir lesen von zwei
feierlichen Sitzungen am 5. April und 15. Mai 1781. Zwar löste sich
die Gesellsehaft verschiedener äusserer Hindernisse wegen schon 1787
wieder auf,^ doch knüpft sich an ihre kurze Thätigkeit das Wieder-
erwachen des wissenschaftlichen Geistes auf dem Gebiete beider Lan-
dessprachen.
Die Landesgeschichte wurde durch den kritischen Geschichtsfor-
scher Anton Linhart erheblich gefördert Geboren 11. Dezember 1756
in Radmannsdorf, wollte er sich erst dem Jesuitenorden zuwenden,
dessen Lehrthätigkeit seiner wissenschaftlichen Neigung zusagte, wurde
aber durch die Auflösung dieses Ordens daran verhindert. Er hörte
dann in Wien unter Sonnenfels Polizei, Handlung und Finanzwissen-
schaft. Nach Laibach rückgekehrt, fand er in der bischöflichen Kanzlei
eine ,magere' Anstellung, trat dann beim Kreisamte ein, wo er Pro-
tokollist ward. Später, als seine Fähigkeiten allgemeiner bekannt
wurden, erhielt er als Kreis-Schulcommissär und landschaftlicher Se-
cretär einen weiteren Wirkungskreis. Seine ersten literarischen Versuche
waren poetischer und dramatischer Art. Er dichtete eine Ode auf den
Tod Maria Theresia's (1780, Laibach bei Eger, 8®) und schickte einen
Almanach: ,Blumen aus Krain' (Laibach bei Eger, 1780, mit Silh.,
enthaltend ein Singspiel und Gedichte, darunter Uebersetzungen aus
dem Krainischen, wie die Volkssage von Lamberger und Pegam) auf
den poetischen Markt. Auch ein Trauerspiel ,Miss Jenny Lowe' er-
schien von ihm (ii\ Augsburg bei Conrad Heinrich Stade, 8®). Das Werk
aber, das seinen Namen verewigt, ist die erste kritische, quellenmässige
Bearbeitung einer Partie der krainischen Landesgeschichte: ,Ferst«cA
einer Geschichte von Krain und der übrigen südlichen Slaven Oester-
reichs' (Laibach 1788 und 1791 bei Eger, in 2 Bänden). Sie reicht bis
auf die Unterwerfung Krains unter die Franken und behandelt mit
besonderer Ausführlichkeit die Kulturgeschichte, insbesondere Sitte und
Lebensart der alten krainischen Slaven, mit vergleichenden Sprachproben
der verwandten Slavenvölker. Auch Karten aus römischer und karan-
tanischer Zeit sind dem Werke beigefügt. In der Vorrede bespricht
^ P. Marc. Bibl. Cam. S. 17 verzeichnet von Edling eine in Augsburg er-
schienene ,Idylle* : ,Der Isenz (Isniz = Isonzo) und die Laibach* und eine poetische
Epistel: »Gedanken des Herrn und Grafen von Edling an einen jungen Barden Frei-
herrn von S.S Laibach 1781, in 8°.
^ Annalen der Landwirthschafts-Gesellschaft in Laibach 1822 und 1823, Lai-
bach 1830, S. 1 f.
221
der Verfasser seine Vorgänger und schliesst mit den, seine echt wissen-
schaftliche Tendenz charakterisirenden Worten: ^Mit Vergnügen un-
terwerfe ich mieh der schärfsten Prüfung. Wenn auch ich dabei ver-
liere^ so gewinnt doch die Wahrheit^. ^
Die Naturgeschichte Krains ward durch fortgesetzte Publicationen
Professor Hacquets bereichert; im Jahre 1782 edirte er die ^Plantae
oipinae carniolicae'; im Jahre 1784 die ^Mineralogisch-botanische Lust-
reise von dem Berge Terghu in Krain eu dem Berge Glöckner in
Tird. Mit Kupfern^ und im Jahre 1785 liess er in Leipzig die ,P%-
sikaHsch-pditische Beise aus den dinarischen durch die julischen, car-
nischen^ rhätischen in die norischen Alpen ^ 1781 und 1782 unter-
nommenl- (in 2 Theilen, mit Kupfern) erscheinen.* Der Jesuit Tobias
Gruher^ Bruder des bereits genannten Kanalbauers, schrieb ^Briefe
hydrographischen urid physihüiscJien Inhalts aus Krain'' (Wien 1781, 8®,
mit Abb.)«
Der Bauemsohn Georg Vega^ geboren 1754 zu Sagoriz in der
Moräutscher Pfarre, betrat unter Kaiser Josef seine Kuhmesbahn.
Nachdem er in Laibach die philosophischen Studien absolvirt, wurde
er als Navigationsingenieur angestellt, trat aber am 7. April 1780 als
gemeiner Kanonier in das zweite Artillerieregiriient. Binnen Jahresfrist
zum Lieutenant avancirt, veröffentlichte er im Jahre 1783 bereits seine
^Mathematischen Vorlesungen^ ausgezeichnet als Lehrbücher, und die
^Logarithmentafeln^ welche seinen Weltruhm begründeten und im Jahre
1875 bereits in 59. Auflage, besorgt durch Dr. Bremiker, erschienen
sind. Im Jahre 1782 ward Vega Lehrer der Mathematik bei der Ar-
tillerieschule , im April 1785 Oberlieutenant, im Jahre 1787 Haupt-
mann und wirklicher Professor der Mathematik und machte den Tür-
kenkrieg mit Auszeichnung mit* Wir werden seine Laufbahn unter
Franz L weiter verfolgen.
Die shvenischeLiteratu/r begann ihre ersten hoffnungsvollen Blüten
zu treiben. In der Gedichtesammlung ^Pisani2e\ die P. Marcus Pohlin
1779—1781 herausgab, bewährte ein junger Franziskaner, P. Marcelianus
Vodnik^ seinen Beruf als Volksdichter. Vodniks Familie stammte ajis
S. Jakob an der Save, von wo der Grossvater unseres Dichters, Georg,
* Wurzbach, biogr. Lex. XV. 213; P. Marc, Bibl. Cam. S. 32; Öafafik I. 28
and 29 ; Mitth. 1862, S. 40.
* Deschmaim, Musealbeft 1856 S. 7—8.
» P. Marc. 1. c. S. 23.
*• Oesterr. Nat.-Encyklopädie Y. 513; Gräffer, Geschichte der k. k. Begimenter,
Wien 1800, IV; Hirtenfeld, Miütär-Maria-Thereeienorden, Wien 1857, S. 469.
222
1689 geboren, durch Verehelichung nach Trata und Podgora ob Dravife
nächst Laibach zum ,2ibert^ kam. Georg erkaufte später in der Ort-
schaft Schischka bei Laibach ein Haus, dem der Vulgarname ,2ibert'
noch heute anklebt (Gasthaus ,zum steinernen Tisch^). Georg starb hier
im 85. Lebensjahre mit Hinterlassung eines Sohnes Josef. Dies war
der Vater unseres Vodnik, der am 3. Februar 1758 im Hause .beim
Äibert' geboren wurde, üeber seine Jugendzeit schreibt er in seiner
kurzen Selbstbiographie: ,Deyet let star popustim jegre, lushe, inu
dersanje na jamenskeh mlakah, grem volän v' fholo ker fo mi oblubili
de snam nehati, kader ozhem, ako mi uk nepojde od rok. Pisati inu
branje me je uzhil fhohnaster Kolenez 1767; sa pervo fholo ftriz
Marzell Vodnik Franziskanar v' Novim Mesti 1768 inu 1769. Od 1770
do 1775 poflufham per Jesuitarjih v' Lublani fhest latinskeh fhol.
Tiga leta me shenejo muhe v 'Kloster k Franziskanarjam , f hlishim
visoke f hole, berem novo masho, fe s'oblubami saveshem ; al 1 784 me
Lublanski f hkof Herberstein vun poshle, dushe paft. Krajnsko me je
mati uzhila, nemfko inu latinfko fhole; lastno vefele pa lafhko, fFan-
zosko, inu fploh Slovensko.'^
Im Slovenischen als Schriftsprache bildete sich Vodnik unter
Anleitung des P. Marcus Pochlin aus ; schwerfällig waren seine ersten
poetischen Versuche nach fremden Vorbildern, der Klopstock'schen
Ode und Gessner'schen Idylle, aber glücklich traf er den Volkston in
seinem ^Zadovöljni Krajnc,^* Wir werden Vodniks Fortschritte noch in
den kommenden Zeitabschnitten verfolgen , begleitet uns doch sein
Name bis an das Ende der französischen Herrschaft in lUyrien. Neben
Vodnik wird ein Augustinermönch, P. Bismas {Zakotnik\ gestorben
1793, Curat in Brause (Schlesien), genannt, der im Volk die öUesten
Lieder (von Pegam^ von Jur Kobüa^ Krcdj Ma;thjaäf von der Linde
^ Deutsch : Neun Jahre alt verlasse ich die heimatUchen Spielplätze, Wasser-
tümpel und Eisbahn von Grubenbrunn (Jama, Gut in der oberen Schischka) und
gehe willig in die Schule, weil man mir versprach, dass ich aufhören könne, wenn
mir das Lernen nicht von statten ginge. Schreiben und Lesen lehrte mich der
Schulmeister Kolenec 1767; für die erste Lateinschule bereitete mich der Vetter
Marcellian Vodnik, Franziskaner in Neustadtl, 1768 und 1769 vor. Von 1770 bis
1775 besuche ich bei den Jesuiten in Laibach die sechs lateinischen Schulen. In
diesem Jahre (1775) treiben mich Grillen ins Ehester zu den Franziskanern, ich
besuche die höheren Schulen, lese die erste Messe, lege die Gelübde ab, aber 1784
schickt mich der Laibacher Bischof Herberstein hinaus in die Seelsorge. Erainensch
lehrte mich die Mutter, Deutsch und Lateinisch die Schulen, eigene Neigung Italie-
niftch. Französisch und die slavischen Sprachen überhaupt'
« Vodnik-Album, herausgeg. ron Dr. Costa 1859, S. 3 und 24-25; Öafarik I. 29.
223
am alten MarU^ von der schonen Vida etc.) sammelte, welche jedoch,
wie es scheint, Manuscript geblieben sind.^ Das erste grössere Werk
der neuslovenischen Literatur, mit welcher dieselbe an die Erinnerun-
gen der Reformationszeit anknüpfte, war aber die Bibelübersetzung^
welche Georg Japd, geboren im Stein 11. April 1744, Mitglied der
Akademie der Operosen, von Bischof Herberstein 1773 zu seinem Se-
cretär und Hofcaplan ernannt, über Anregung und mit Unterstützung
desselben begann. Es galt eben, Dalmatins Bibel, die noch immer die
Grundlage für den gottesdienstlichen Gebrauch bildete, durch eine
katholische Bibelübersetzung zu ersetzen. Japel un^Kumeräey unter-
nahmen das Werk mit Zugrundelegung der Vulgata; ihre Arbeit wurde
von einer dazu niedergesetzten Commission, deren Beisitzer in der
Vorrede genannt werden, geprüft. Die Uebersetzer bedienten sich
unter anderen Hilfsmitteln der kirchenslavischen Bibel von Ostrog
(1581) aus der bischöflichen Bibliothek, in linguistischer Beziehung
aber der Bohoritsch'schen Grammatik. Nach Kopitars Urtheil waren
ihre Sprachkenntnisse weit gründlicher und umfassender, als jene des
P. Marcus. Des Werkes erster Theil erschien unter dem Titel: ßvetu
pismu Noviga Testamenta id est BMia Sacra Novi Testamenti etc. in
Slav(hCarniölicum idioma translata per G. Japd etc. et Blasium Ku-
merdey. Bars L Lab. typ. Jo. Frid, Eger 1784. 8^. 8 Bl. 550 S. Pars II.
1786. 8^. 8BI 623 8.'^
Wurde so auf dem Felde geistiger Kultur in beiden Landes-
sprachen wacker gearbeitet, so ist es nicht weniger erfreulich zu sehen,
wie sich auch in völkstmrthschafilicher Beziehung ein reges Leben
offenbarte. Die Ackerhaugesellschaft setzte ihre erspriessUche Thätigkeit
fort. Im Jahre 1785 erklärte sich Professor Hacquet unentgeltlich zu
öflfentlichen Vorträgen über medizinisch-gewerbUch-ökonomische Chemie
bereit. Die Gesellschaft wollte ihre vollständige Ausstattung mit Lehr-
mitteln besorgen, aber die bald darauf folgende Versetzung Hacquets
nach Lemberg vereitelte dieses vielversprechende Unternehmen. Der
Ingenieur Schemerl eröffnete eine Zeichenschule für Handwerker und
Künstler, welche ebenfalls von der Gesellschaft mit der nöthigen Ein-
richtung versehen wurde, aber leider nach zwei Jahren einging. Im
Jahre 1786 errichtete die Gesellschaft eine Spinnschüle. Sie vertheilte
Prämien für Bienenstöcke, Maulbeerpflanzungen und Erdäpfelerzeugung.
Das Solanum tuberosum hatte in Krain bei seiner von oben prote-
1 P. Marc, Bibl. S. 16; äafarik I; 34.
« Wurzbach, biogr. Lex. X. 92-94; P. Marc. S. 27; Safarik 1. 26. 106.
224
girten Einbürgerung mit einem starken Vorurtheil zu kämpfen, bald
aber wurde ,gospod krompir' als ein ,guter Gast' in gar mannigfaltigem
Gewände, als eine Schutzwehr gegen Hungersnoth im Volksmund ge-
feiert.^ Das war das Verdienst der Ackerbaugesellschaft. Leider hörte
ihre Thätigkeit mit dem Jahre 1787 auf. Wir kennen nicht die Ur-
sachen, welche dies veranlassten ; der Verlust so ausgezeichneter Mit-
glieder wie Hacquet und Schemerl, welche Krain verliessen, mag wohl
jedenfalls dazu beigetragen haben. Die Bibliothek der Ackerbaugesell-
schaft überging an die Stände.^
Die gesteigerte geistige Thätigkeit der Zeit übte naturgemäss
ihre Rückwirkung auf die Fresse. Die Zahl der Druck^eien vermehrt
sich um jene der Firma Ignaz Aloys Edler von KUinmayr^ welchem
am 20. Dezember 1782 die Buchdruckereigerechtsame und das Zei-
tungsbefugniss verheben ward. Die Laibacher Zeitung erschien bis
Ende 1783 unter dem Titel: , Wöchentlicher Auszug aus Zeitungen^
ihren jetzigen Titel führt sie seit dem Jahre 1784. Die Nummer war
nur zwei Blätter in kleinem Quartformat stark. Bis zum 17. Februar
1785 ziert jede Nummer ein Motto in Versen im Geschmacke Rabeners
oder Lessings, in der Nummer vom 24. Februar 1785 ist der gewöhn-
liche Raum des Mottos leer; ob eine Censurlücke oder ein leerer
Raum im Redactionsoberstübchen daran Schuld, wir wissen es nicht.
Eine interessante Beigabe sind statistische Tabellen des inneröster-
reichischen Gubemiums über Geburten, Trauungen, Todesfälle im Gou-
vernementsgebiete. Seit dem Jahre 1787 wird das Blatt reichhaltiger
und geschickter redigirt. Den Unterschied zwischen alter und neuer
Zeit illustriert uns hie und da treffend ein weisses Blatt, unbedruckt
geblieben, weil der Zeitungsschreiber es damals noch nicht verstand,
leeren Raum mit Phrasen zu füllen. Die poütischen Nachrichten,
welche das Blatt fast allein bringt, sind sehr gedrängt und ohne allen
Phrasenballast abgefasst; von localen Ereignissen leider sehr wenig
verzeichnet.
Im Jahre 1789 findet sich eine Druckerei Ignaz Merk, so dass
Laibach zu Ende des Decenniums, die ältere ^er'sche eingerechnet,
bereits drei Druckereien zählte, immerhin ein Beweis für ein gestei-
gertes literarisches Bedürfniss des Publicums. Dem Umfange nach
war die Production jedenfalls die stärkste auf dem Gebiete der sUh
venischen Literatur, dem Inhalte nach musste diese noch vor der
deutschen zurückstehen, welche einen Linhart aufzuweisen hat.
^ Pesmi krajnskiga naroda, III. 1841, S. 120: ,Podsemeliske jabelka.^
a Mitth. 1855 S. 20 ; Bl. a. Krain 1864 S. 87.
225
Die deutsche Schaubühne fand in der Hauptstadt des Landes eine
gesicherte Stätte. Jmmer hat sich auf der hiesigen Bühne — so
schrieb die Laibacher Zeitung am 24. April 1785 — eine gute deutsche
Gesellschaft von Schauspielern mit Vortheil erhalten^ und man kann mit
Grund sagen, dass der Geschmack fürs Theater bei einem grossen Theile
des hiesigen Publicums nahe an Leidenschaft grenzt. Noch niemal ist
ein Directeur^ der dem Tubli-cum genug that und sonst Ordnung hielte
unzufrieden von hier abgegangen.^ Im Winter 1785 war es die Gesell-
schaft des Herrn Zöllner^ die beste in Innerösterreich, welche nut ihren
,ausgesuchten abwechselnden Trauer-, Schau-, Lust- und Singspielen'
die Laibacher unterhielt; im Juni, dann von Juli bis Oktober 1786
gastirte die FriedeVsche Gesellschaft, nachdem sie in Klagenfurt und
Triest gespielt, auch in unserer Hauptstadt. Die letzte Vorstellung
am 1. Oktober war Schröders ,Ring'. Friedel widmete die ganze Ein-
nahme einer Vorstellung zwei durch Feuer verunglückten Familien.
Im August 1787 veranstaltete er wieder Sommervorstellungen, welche
stets volle Häuser machten. Das Repertoire vervollständigten hie und
da italienische Opernimpressarien. So finden wir, dass am 20. August
1788 zur Feier der Installation des Erzbischofs Brigido die Oper
,Le nozze in contrasto' und am 21. Juni 1790 zur Feier der Anwesen-
heit des Gouverneurs von Innerösterreich die Oper ,L'arbore di Diana'
bei festlich beleuchtetem Theater gegeben wurde.
Nun mehren sich auch Düettantenvorstellungen ^ meist zu wohl-
thätigen Zwecken. So führen am 11. Januar 1787 die Kinder der
,militärischen Pflanzschule' des Graf Thurn'schen Regiments unter An-
leitung des Oberlieutenants von Grossilier im landschaftlichen Theater
ein militärisches Lustspiel ,Soldatenliebe' auf. Am 11. April 1787 gibt
das Regiment Thurn abermals zwei Stücke zum Besten des Armen-
instituts. Das erste war ein ,Gesellschaftsstück', welches den Zweck
des Armeninstituts beleuchten sollte, das zweite ein Trauerspiel in
fünf Aufzügen : ,Graf Wallenstein', also eine Bearbeitung dieses dank-
baren Stoffes lange vor Schiller; beide Stücke wurden ,mit vielem
Anstand und allgemeinem Beifall' aufgeführt. Das Regiment Thurn
scheint den Dilettantenvorstellungen Bahn gebrochen zu haben, denn
der Theaterreferent ergreift die Gelegenheit, bei Besprechung obiger
Vorstellung die ^Theaterfeinde^ und die Damen zu apostrophiren,
jwdche zwischen vier Mauern mit vieler Natur bald eine Dalila, bald
eine Lykoris spielen, aber eher überall als auf dem Theater in einer
Bolle erscheinen wollend Am 14. Mai 1787 gab es wieder eine Dilet-
tantenvorstellung zum Besten des Armeninstituts: ,Moleshoff und Sylvie',
15
226
ein militärisches Trauerspiel, also wieder eine Production militärischer
Dilettanten.
Die ersten Anfänge einer naiianalen Bühne in slovenischer Landes-
sprache brachte das Jahr 1789. Am 28. Dezember 1789 wurde Linharts
^^upanava MicJca\ nach Richters ,Feldmühle' bearbeitet, von Dilettan-
ten aus den besten Kreisen der Gesellschaft aufgeführt: Tuchfabrikant
Desselbrunner — Tulpenheim ; Frau von Garzarolli — Frau Stemfeld ;
Dr. Makoviz, Linharts Schwager — Monkof ; Dr. Merk, später Hofrath
in Wien — Jaka Zupan ; Frau Linhart — Micka ; Dr. Püler — AnÄe ;
Dr. Repitsch — Glaiek; Souffleur: Linhart selbst* Der Beifall war
ausserordentlich. ^Gestern — schrieb die Laibacher Zeitung vom 29. De-
zember 1789 — haben unsere Theaierfreunde dbermdl die Schaubühne
betreten und uns zugleich den überzeugendsten Beweis geliefert^ dass
auch die krainische Sprache Biegsamkeit^ Geschmeidigkeit^ Nachdruck
und Melodie genug besitze und sich gleich der russischen, böhmischen und
polnischen Sprache in Thaliens Munde gar gut hören lasse .... ^Shu-
panova Mizka^ oder ^Marie, des Dorfrichters Tochter^ eigentlich das
bekannte Lustspiel ^Die Fddmühle^ frei und ganz nach dem Costüme
der krainischen Nation bearbeitet. Die treffliche Uebersetzung gab diesem
Stücke aUe innerliche Voükommenheit , und die schon bekannte Kunst
dieser Schauspieler und Schauspielerinnen übertraf aUe Erwartung des^
Fublicums. Euch^ meine Herren und Frauen dieser Gesellschaft, dankt
nicht nur der Arme aus Herzensfülle (die Vorstellung fand zum. Besten
der Armen statt) ; auch die ganze Nation ist stolz auf Euch und wird
Euch in den Jahrbüchern der Literatur vereungen und saugen: Diese
waren es, die den Grund zur Vervollkommnung ihrer MuMerspra^ihe
gelegt und sie auch für den Soccus brauchbar gemacht habend Noch
in demselben Jahre erschien ein zweites Stück Linharts: ^Veseli dan
ali Maticek se ieni\ Lustspiel nach dem Französischen des Beaiunar-
chais: ,La foUe Journee ou le mariage de Figaro' (im Jahre 1840 neu
herausgegeben von Smole).^
Dem Slovenischen hatte übrigens schon der erste krainische
Mäcen, der hochherzige Förderer und Mittelpunkt aller Wissenschaft-
lichen Bestrebungen in Krain, Baron Sigmund Zois,^ den Weg auf
1 Bl. a. Krain 1865 S. 67.
* Bl. a. Krain 1. c.
3 Die Familie Zois stammte aus der Schweiz und kam von dort nach Italien,
wo sie im XVII. Jahrhunderte in der Lombardei zu Verbeno und Alzano begütert
war. Der Gründer des Hauses Zois in Krain, Michael Angelo Zpis, kam zu Anfang
des XYIII. Jahrhunderts nach Laibach, wo er im Jahre 1785 ein Eisen-Exportgeschäft
227
die Bühne geebnet, indem er für die in den siebziger und achtziger
Jahren meist im Carneval in Laibach debutirenden italienischen Ope-
risten slovenische Lieder als Einlagen schrieb, welche ihren Eindruck
nicht verfehlten.*
Mit der italienischen Oper und dem Ballet, meist von venetia-
nischen Impressarien importirt, verbreitete sich auch der Geschmack
an italienischem Camevalsvergnügen , den maskirten Bällen oder so-
genannten Bedeuten. Als der marokkanische Gesandte Muhamed Ben
Saraxes am 6. Februar 1783 mit den kaiserlichen Commissarien und
einem Gefolge von 24 Personen in Laibach ankam, wurde von den
Ständen dem Gast zu Ehren im Theater ein ,maskirter Ball' veran-
staltet, dem 600 Personen beiwohnten. Die ,ge wählten' Masken be-
zeichnete der Gesandte durch ,freundliches Lachen und Complimente'.
Im Februar 1786 wurde im Schulhause der Jesuiten zur Unterhaltung
des Publicums ein prächtiger und geräumiger Saal hergestellt, wo in
der Faschingszeit wöchentlich zweimal maskirter Ball gehalten wurde.
Der Eintritt stand jedermann — ,Livree und Dienstmägde mit den so-
genannten Schlepphauben ausgenommen' — offen. Am 20. August 1 788
gab es zur Feier der Installation des neuen Erzbischofs Brigido Freiball
im Redoutensaale für 600 Personen.
13. Laibacher Annalen.
Handel und Industrie. Noch einmal die Juden&age. Sohiesstätte und BUrger-
compagnie. Erainische Baaerntracht im Jahre 1783.
Unsere Landeshauptstadt begann zuerst unter Kaiser Josef den
Maf4erring zu durchbrechen, der sie in mittelalterlicher Weise ein-
engte, ihren Verkehr hemmte und ihren ohnehin meist engen Gassen
Licht und Luft, die wesentlichen Bedingungen der Gesundheit, benahm.
Die Abtragung des FranmJcanerthors^ durch welche der schöne Schul-
platz entstand, ist bereits erwähnt worden. Dieses Thor war eines
übernahm, welches er durch Errichtung von Filialen in Triest und Venedig und
den Ankauf mehrerer Gewerkschaften in Oberkrain derart erweiterte, dass er sozu-
sagen den Gesammthandel mit Eisenwaren aus Erain und einem Theile Kärntens ver-
mittelte. Ob seiner Verdienste um Hebung der Eisenindustrie und des Handels
wurde er von Karl VI. 1739 in den Adels-, von Maria Theresia 1760 in den Frei-
horrnstand erhoben. Betrauert von seinen Mitbürgern, deren Achtung und Liebe
er sich im vollsten Masse erworben hatte, starb er im Jahre 1777. Sein Universal-
erbe war der erstgebome Sohn zweiter Ehe mit Johanna Kappus von Pichelstein,
Sigmund Baron Zois, von dem oben die Bede ist.
* Bl. a Krain 1. c.
15*
228
der stärksten, ganz von Quadersteinen aufgeführt, hatte zwei Stock-
werke und war mit zwei kleinen Zugbrücken versehen. An der Wand
des ersten Stockwerkes war ein geharnischter Mann mit einer Lanze
angebracht. Das SpUalthor fiel 1786; es bestand aus einem zwei
Stockwerke hohen viereckigen Thurm, der auf der rechten Seite an
das Bürgerspital, auf der andern an das Deschmann'sche Haus stiess.
Auf der letzteren wurde nach Abtragung dieses Thors ein schöner Brun-
nen angebracht. Auch das Stadtgefängniss, die sogenannte ^Trantschen\
ein massiver Bau, der zugleich die Brücke sperrte, ward 1789 abge-
tragen.* Wir finden einen Beweis für die weitgehenden Verschönerungs-
pläne jener Zeit in der im Jahre 1782 angeregten Collecte zur Ab-
reissung der feuergefährlichen Häuser am sogenannten ^Beber\^ welche
leider nicht zustande kam und noch heutzutage ein Bedürfniss wäre.
Die HumanüätsanstaUen Laibachs gewannen unter Kaiser Josef
eine bessere Organisation. Die Berufung der Barmherzigen Brüder
und ihr gedeihliches Wirken haben wir bereits erwähnt. Im Jahre 1787
trennte man die im Bürgerspitale befindlichen Anstalten in der Art,
dass daselbst nur das Waisenhaus und die Pfründner des Bürgerspitals,
des Armenhauses, der Graf Lamberg'schen Stiftung und der Hofspital-
stiftung beibehalten blieben, die Kranken und Irren aber den Barm-
herzigen übergeben wurden. So lange noch keine Gebäranstalt existirte,
wurden die Findlinge auf so lange in das Bürgerspital aufgenommen
und daselbst durch gedungene Ammen ernährt, bis sie auf das Land
abgegeben werden konnten. Die im Bürgerspital verbliebenen Pfründ-
ner blieben auch mit Kost und Kleidung versorgt, mussten aber schon
im Jahre 1789 aus dem Hause treten, indem daselbst eine Gebär-
anstalt errichtet wurde, welche am 21. Februar 1789 ins Leben trat.
Die ausgetretenen Pfründner erhielten als Entschädigung bestimmte
Geldportionen, um sich ausser dem Hause Wohnung und Verpflegung
zu verschaffen.^ Im Jahre 1789 wurden auch die Fonde des Hofspitals,
des Bürgerspitals, des Waisen- und des Armenhauses zu einem Haupt-
armenfonde vereinigt, der bis 1822 fortbestand. Der Waisenhaus-
fond war bis 1788 auf 64,000 fl. gestiegen; heutzutage beträgt er
mehr als 100,000 fl.* Um der Noth zuvorzukommen, regte im Jahre
1788 ein um Laibach hochverdienter Bürger, der Tuchfabrikant Dessel-
1 HofiF, Gemälde von Krain 1. 93, 96 j Mitth. 1860 S. 95.
® Doracapitelarchiv.
» Lippich, Topographie S. 268.
* Mitth. 1864 S. 88. Vgl. Erster Bericht der Commißsion wegen Errichtung
eines Waisenhauses. Laib. 1866.
229
brunner die Errichtung eines freiwilligen Arbeitshauses an, welche je-
doch von der Regierung nicht bewilligt wurde. ^
Die polnischen Backte der Stadt Laibach waren im Laufe der
Staatsveränderungen mancher Gefährdung ausgesetzt. Einmal war es
die Eifersucht der ohnehin durch die landesfürstliche Macht auf ein
geringes Mass von Bedeutung heruntergedrückten Stände, welche den
Städten ihr uraltes Recht der Landstandschaft verkürzen wollte, so
dass die Stadt Laibach am 27. November 1788 um dieses Recht pe-
titioniren musste und es im Landtage 1790 auch zugestanden erhielt;^
ein andermal wurde die Wahlfreiheit der Gemeindevertretung durch
höhere Weisungen beschränkt, wie z. B. im Jahre 1785 Michael Vogou
zum Magistratsrath nur unter der Bedingung gewählt wurde, dass
sich während des Verlaufs zweier Monate keine Militärperson um
diesen Posten melden würde.*
Von ausser (yrdeiMichenNiüur er scJmnungen verzeichnet die Chronik
unserer Landeshauptstadt für das Jahr 1786 in der Nacht vöm 22. auf
den 23. April ein sehr starkes Nordlicht, welches gegen eine Stunde
anhielt. Das Wetter war damals ungemein angenehm, die Tage heiss,
während die Berge noch mit Schnee bedeckt waren. Am 6. Dezember
1784, 11 Uhr nachts, und am 11. April 1786, gegen 10 Uhr vormittags,
gab es starke Erderschütterungen.*
Der Handel Laibachs war trotz der ungünstigen Zeitverhältnisse
im Anfange dieser Periode noch bedeutend. Der Leinen- und Spitzen-
handel, vorzüglich nach Italien (Sinigaglia) , trug jährlich gegen
400,000 fl., die Ausfuhr von Nägeln, Draht, Stahl, Eisen beinahe
150,000 fl., die Nägel allein 70,000 fl. Gewinn. Die vorzüglichsten
Handelshäuser waren in Laibach: Zois (schon 1735); Desselbrunner^
dessen Tuchfabrik bei Laibach 1000 Arbeiter beschäftigte und ihre
Fabrikate meist nach Italien ausführte; Weitenhüler; Damian.^ Das
Ausfuhrverbot, welches Josef 11. 1784 erliess, hatte die wohlwollende
Tendenz der Emancipation von dem Auslande, aber es wurde in dem
Umfange und der Strenge, mit der es ausgeführt wurde, für den *
Verkehr verderblich. Dass der Schmuggel dabei florirte, zeigen die
wiederholten Waren- Autodafes in Laibach. So wurden am 27. Juli 1785
1 Mitth. 1866 S. 33.
« Mitth. 1866 S. 32.
' Laibacher Zeitung.
* Laibacher Zeitung.
* Reise von Venedig über Triest etc., Prankfurt und Leipzig 1793, S. 47;
Hermann, Reisen durch Oesterreich, 2. Bdch., Wien 1781, S. 126.
230
vor dem Hauptzollamte Tuch, seidene Strümpfe, Tabaksdosen, Confect,
Pickelhäringe öffentlich verbrannt. Am 28. September wurde confis-
cirter Cipro und Malvasier in den Laibachfluss ausgegossen, eine Wagen-
krippe mit falschem Boden zerschlagen. Am 28. Juni 1788 brannten
Stockfisch und Kaffee ; Malvasier und Bosoglio mischten sich mit den
Fluten der Laibach; Fayence- und Majolicageschirre wurden zer-
trümmert!^
In die Jahre 1783 und 1789 fallen neue Verhandlungen über
Jtidenziddssung in Krain. Im ersteren Jahre beriefen sich die Stände
gegenüber dem Verlangen der Juden, auf innerösterreichischen Märkten
zugelassen zu werden, auf Kaiser Max' Freiheitsbriefe, und im Jahre
1789 hatte der ständische Ausschuss sich über die Frage zu äussern:
ob den Juden nicht der Aufenthalt, Handel und Wandel ohne Aus-
nahme auch in Innerösterreich zu gestatten sei. Graf Hohenwart er-
stattete im Namen des Ausschusses das Gutachten ; es fiel, wie voraus-
zusehen war, verneinend aus. Er wolle nur kurz erinnern, dass es
immer schädlich sei, eine die Masse des Landesvermögens lediglich
verzehrende uad noch dazu ,parasite Gattung Menschen' zu begün-
stigen oder dort, wo sie noch nicht sei, einzuführen. Die Juden
seien bekanntermassen eine Nation, welche sich wenigstens bis jetzt
mit dem Ackerbau, mit Fabriken und Manufacturen nicht abgebe,
deren Geschäft der Kleinhandel, Wucher, Betrug und die äusserste
Sparsamkeit ist, wodurch sie sich grosses Vermögen erwerben und es
durch allerlei Wege aus dem Lande zu bringen wissen. Ob die Ver-
suche, die man unternommen, diese .Geschöpfe^ zu einer ^arbeitenden
und nützlichen Menschengattung^ zu gestalten, gelingen werden, sei
dem Ausschuss nicht bekannt, gewiss werden sie viel Zeit erfordern,
wenn nicht ihre ^Grundsöitze^ alles vereiteln werden. Es sei die all-
gemeine Klage, dass die Juden seit einigen Jahren, als sie ohne Be-
fugniss die Märkte besuchen, den Handelsleuten grossen Schaden ver-
ursachen, da sie ihre Waren dem unverständigen grossen Haufen um
einen geringen Preis verkaufen, freilich auch in schlechter Qualität;
sie könnten sich auch leichter mit einem geringeren Gewinn begnügen,
da sie sehr einfach leben. In Görz hätten die Juden das Volk durch
Wucher ausgesogen. Der Ausschuss berief sich nochmals auf die alten
ständischen Privilegien und schloss: Da es nach dem Wortlaute des
hohen Decretes vom Jahre 1781 ohnehin nicht die Absicht der Re-
gierung sei, die Juden dort, wo sie nicht sind, einzuführen, in Krain aber
Laibacher Zeitung.
231
»
Juden derzeit weder vorhanden seien, noch geduldet würden, so könne
von Einführung oder Tolerirung derselben in Krain keine Rede sein.*
Die Laibacher Schüt^engeseUschafi wurde im Jähre 1789 zum
ersten male ein Mittelpunkt südösterreichischen Schützenlebens. Zu
dem Freischiessen am 2. Juli waren zum örsten male die Nachbarlande
geladen; Steiermark, Kärnten, Tirol hatten ihre Vertreter gesendet.
Am folgenden Tage veranstaltete Baron Sigmund Zois ein Freischiessen.
Die Kärntner holten sich in beiden Schiessen über 800 fl. an Besten.^
Die Bürgercompagnie Laibachs erhielt in den achtziger Jahren
manche Gnadenbeweise von der Regierung, der Stadthauptmann die
goldene Medaille und das Corps einen Vorrath von Gewehren; den
Offizieren wurde gestattet, kaiserliche Porte -epees zu tragen. Die
Bürgerwehr leistete Dienste bei Epidemien, in Ermanglung des Militärs,
und bei ,Feuersnöthen'.^
Sitte und Tracht in den Städten folgten seit jeher dem Gebote
der Mode ; in Krain finden wir aber die interessante Erscheinung, dass
auch der Bauernstand von der nemUchen Tendenz ergriffen wurde.
In der nachstehenden Schilderung eines Zeitgenossen* finden wir schon
manche Abweichung von dem Valvasor'schen Typus:
, Weibliche Tracht : Stöckelschuhe mit weissen überhangenden La-
schen. Die wollenen Strümpfe roth gefärbt, nicht aufgebunden. Rock
oder Kittel aus grün, braun oder schwarz gefärbtem Meslan (Masselan),
stark gefaltet und unten mit einem blauen Band garnirt. Fürtuch
insgemein von weisser Leinwand. Das Mieder ist steifer, als maus in
Steiermark trägt, ohne Brustlatz, aus schwarzem Zeuge, mit gleich-
färbigen seidenen Borden garnirt und an den Enden und Nähten mit
weissen Bändern und Spitzen besetzt, vorne sehr kurz. Die obere
Hälfte des Hemdes ungemein klein gefältelt und die Aermel mit Spitzen-
tazzeln oder Manschetten besetzt. Die Haare, in einen Zopf geflochten
, und in einen Bund zusammengelegt, werden durch ein fingerbreites,
schwarzsammtnes Band festgehalten, welches so gebunden ist, dass die
eine Hälfte desselben auf die Stirne, die andere über die Haare reicht.
Haube gemeiniglich aus schwarzseidenem Zeug, mit weissen Spitzen
garnirt. Der übrige weibliche Schmuck besteht in dem Gürtel und
* Meine Skizze : Juden in Krain, Feuill. der Laib. Ztg. 1866.
* Laibacher Zeitung.
8 Bl. a. Krain 1862 S. 79, 90.
* Hermann, Reisen durch Oesterreich, 3. Bd., Wien 1783, S. 39-43, mit Bei-
gabe von zwei Kupferstichen nach Zeichnungen von Prof. Herrlein in Laibach.
232
in den Häkchen am Busen. Die Gürtel sind gegen zwei Finger breit
aus Leder und stark mit messingenen und zinnernen Blechen beschlagen,
auch wohl öfters mit unechten Steinen und Glasflüssen besetzt. Die
Häkchen sind aus Messing- oder Silberdraht, mit falschen Steinen und
Flittergold besetzt und so gemacht, dass sie eine Art Rose vorstellen.
Uebrigens sind die weissen Kopftücher eines der gewöhnlichsten
Kleidungsstücke; sie sind, besonders die Gallatücher, aus der feinsten
Leinwand gemacht und mit Spitzen, die oft 3 bis 6 Zoll breit sind,
besetzt. So ein Kopftuch kommt nicht selten auf 2 bis 3 Dukaten.
,Die männliche Tracht ist nur darin von der steierischen und
kärntnerischen verschieden, dass die wollenen Strümpfe gemeiniglich
blau oder grau gefärbt und sehr fest gewalkt sind; man nennt sie
Socken. Beinkleider aus grünem oder schwarzem Meslan (Masselan).
Um die Mitte trägt der Krainer immer eine Binde von wollenem rothen
oder blauen Zeuge. Die Hüte grösstentheils aus Stroh, Filzhüte sehr
selten. Der Strohhut ist insgemein schwarz gefärbt und, mit einem
breiten, herabhängenden seidenen oder wollenen Bande geziert.'
Vodnik singt in seinem ,Zadovoljni Krajnc' von der Tracht des
Krainers:
Im am oblaöilo
Domaö'ga padVana,
Zenlca pa krilo
Iz prav'ga mezläna;
Se sveti na lice,
Ko pirh moj äkrlät,
Nje äapelj, iglice
Njo modere je zlat.
11. Der Türkenkrieg (1788—1789). Des Kaisers Tod.
Durch die Allianz mit Russland ward Kaiser Josef in den Krieg
mit der Türkei fortgerissen. Schon im August 1787 brach das *vater-
ländische Regiment Graf Thurn von Laibach über Klagenfurt nach
Tirol auf, wo es bis auf weiteren Befehl Halt machen sollte. Im Sep-
tember marschirte es durch Laibach nach Agram, um dort auf den
Kriegsfuss gesetzt zu werden, und Anfangs Dezember lag es zu Valpo
in Slavonien in den Winterquartieren. Ausser der Rekrutenlieferung
für das heimatliche Regiment musste Krain im Oktober 650 Pferde
stellen. Der Oberkrainer und der Rudolfswerther Kreis hatten für die
vier kroatischen Regimenter schon im September 168 Zugpferde und
233
62 Fuhrknechte beistellen müssen, und im Dezember wurde in Laibach
für die Jäger-Feldbataillone in Ungarn geworben.
Am 9. Februar 1788 erfolgte die Kriegserklärung. Unsere Krainer
waren zu ruhmvoller Mitwirkung in diesem siegreichen Feldzuge be-
rufen. Die beiden Feldbataillone waren bei der Eroberung von Schabatz
bei der Attake gegen die Zworniker Vorstadt (24. April 1788) und im
Jahre 1789 bei der Belagerung von Belgrad. Das dritte Bataillon
deckte 1789—1790 das Littorale bei Triest.^ Ritterlich kämpfte der
krainische Adel. Ein Rauber war Hauptmann im Grenz -Infanterie-
Regiment Nr. 15 (zweites Szekler). Im März 1788 mit zwei Compagnien
im Kloster Sinai in Besatzung liegend, wurde er am 24. März «von
2000 Feinden wüthend angegriffen, empfing sie aber mit dem leb-
haftesten Feuer, und obschon sie das hölzerne Gebäude angezündet,
konnten die Türken doch nichts ausrichten, sondern mussten mit Ver-
lust von 300 Todten (darunter ein Pascha und ein Aga) sich zurück-
ziehen.^ In dem Treffen bei Fokschani (1. April 1789) blieben zwei
Auersperge: Graf Josef, Oberst im 44. Infanterieregiment,* und Graf
Emanuel, Oberst von Belgiojoso -Infanterie.^ Die glänzendste Tapfer-
keit entfaltete Cajetan Graf Lichtenberg, der schon als Fähndrich von
Hirsch-Infanterie den siebenjährigen Krieg mitgemacht. Bei der Er-
oberung von Belgrad holte er sich neue Lorbeeren. Bei dem Sturm
auf das Konstautinopier Thor (30. September 1789) drang er an der
Spitze der freiwilligen Grenadiere vom Regiment d' Alton im heftigsten
Kanonen- und Gewehrfeuer bis unter die Pallisaden vor. Nun fiel
er mit dem linken Flügel des Bataillons von Nikolaus Esterhäzy und
einigen Grenadieren über die zersplitterten Pallisaden in die linke
Flanke und den Rücken des Feindes und zwang denselben zur Flucht.
Hierauf liess Lichtenberg ein Bataillon des Regiments Preis», bei
welchem er stand, über die Pallisaden setzen und rjickte in die Stadt
vor. In der folgenden Nacht bemächtigte er sich auch des übrigen
Theiles der Wasserstadt vom Widdiner Thor bis an die Donau und
nahm dem Feinde sechs grosse und sechzehn kleinere Schiffe ab.^
^ Ein Major Graf Auersp&rg erhielt am 20. September vor Belgrad die
Todeswunde.^
^ GräiBfer, Geschichte der k. k. Begimenter, 1800, I. S. 188
2 L. c. II. 354.
» Hirtenfeld, Milit.-Kal. 1852 S. 142.
* Gräffer 1. c. I. 30.
» Hirtenfeld, der Militär-Maria-Theresion-Orden, Wien 1857, S. 312.
6 Gräflfer 1. c. I. 48.
234
Während der Kampf vor den Mauern von Belgrad wüthete, wur-
den auf Befehl des Kaisers am 20., 21. und 22. September in allen
Pfarrkirchen Laibachs unter Aussetzung des Hochwürdigsten öfifentlictie
Gebete abgehalten, um den Segen des Himmels für die christlichen
Waffen zu erflehen. Am 18. Oktober traf die Nachricht von der Capi-
tulation Belgrads (9. Oktober 1789) in Laibach ein. Der Oberpost-
verwalter Edler von Fischer liess die Siegesbotschaft durch einen Post-
offizier und 12 Postillone zu Pferde feierlichst verkünden. In der
Domkirche wurde das Te Deum gesungen. Abends war die ganze
Stadt festlich beleuchtet, auf dem Landhause erblickte man das Por-
trait des Kaisers, auf dem Rathhause jenes Laudons. Türkische Musik
durchzog die Gassen. Eine musikalische Akademie im landschaftlichen
Theater schloss den Tag. Am folgenden Tage wiederholte sich die
Illumination in noch glänzenderer Art, Laudons Bildniss wurde vom
Rathhause im Triumphe unter Vortritt einer Musikbande in den stän-
dischen Redoutensaal gebracht, wo bereits Josefs Bild in passender
Decoration aufgestellt war. Ober demselben prangte uler Doppeladler,
im Munde den türkischen Turban haltend und im Begriffe, den Halb-
mond mit seinen Klauen zu zertrümmern, mit der Inschrift : ,Dem Vater
des Vaterlandes, dem grössten Kaiser.' Ober Laudons Bilde las man
die Inschrift : ^Zur Verewigung des 9. Oktober 1789. Zur Dankbarkeit
dem erhabenen Mitstande.^ Dem Schrecken der Osmanen^ dem Eroberer
Belgrads.'' Die Feier schloss erst am 20. Oktober mit einem Festball.
Aehjnliche Festlichkeiten fanden in den kleinsten Landstädtchen statt.*
Die Einnahme Belgrads lebt im krainischen Volksliede fort.*
Nach einem so siegreichen Feldzuge verdüsterten sich dennoch
die politischen Verhältnisse: Preussen schloss am 31. Jänner 1790 ein
Schutz- und Trutzbündniss mit den Türken. In Frankreich stiegen
die Wogen der Revolution immer höher und bedrohten das deutsche
Reich, die Niederlande waren im Aufstande, Rom eiferte die mächtige
Geistlichkeit Belgiens zum Widerstände an gegen Josefs, nur das Wohl
seiner Länder bezweckende Reformen. Mitten unter diesen Wirren
starb der Kaiser am 20. Februar 1790 im Alter von 49 Jahren, nach-
* Am 4. Mai 1789 hatte der Krainer Landtag Laudon zum Landstand auf-
genommen. Eittmeister Graf Eosenberg überbrachte dem Feldmarschall das Diplom.
Laib. Ztg.
2 Mitth. 1859 S. 71. lieber die Jubelfeste in Laibach erschien eine Broschüre :
,Laibachs Jubelfest 1789*, bei Kleinmayr, 4«. P. Marc, Bibl. Carn. S. 32.
8 Slovenske Pesmi krajnskiga naroda, I., Laibach 1839, S. 60: ,Lävdon.* Nach
der Eingangsstrophe ,Lansko leW ist das Lied im Jahre 1790 gedichtet.
235
dem er seinen Bruder Leopold, der in Toscana regierte, nach Wien
berufen hatte. Die Inschrift auf dem 1807 gesetzten Standbilde des
Kaisers in Wien ist sein schönster und wahrster Nachruf: ,Non diu,
sed totus Patrice vixiV
Viertes Kapitel.
Die Zeiten Leopolds II. und Franz I.
1. Beaction gegen die Josefinischen Eefonnen. Denkschrift der Erainer Stände
an Leopold II. Veränderungen in der Verwaltung. Skizze der Leopoldix^schen
Gesetzgebung.
Leopold IL, der Nachfolger Josefs IL, hatte in Toscana 25 Jahre
weise und glücklich regiert. Man wusste in Oesterreich , dass er
Kaiser Josefs Reformen nicht durchwegs gebilligt hatte, man baute
auf seine Friedens- und Gerechtigkeitsliebe, und die Anhänger des
Alten gingen in ihren Hoifnungen so weit, eine vollkommene Restau-
ration der Kastenprivilegien und der Kirchenmacht zu erwarten. Unter
den Ständen der deutschen und böhmischen Erblande zeigte sich eine
übereinstimmende Bewegung, gerichtet auf Wiederherstellung ihrer
seit Maria Theresia's Herrschaft gebrochenen poUtischen Macht.
Die Krainer Stände richteten am 27. Juli 1790 eine ausführliche
Denkschrift^ an Kaiser Leopold, in welcher die revolutionären Grund-
sätze der französischen Philosophen zur Revindicirung der ständischen
Sonderrechte ausgebeutet wurden. Die Stände beriefen sich auf den
, Vertrag der Unterwerfung^ den sie ,im Namen der Nation^ mit dem
Landesfürsten eingegangen, um ihre ^ursprünglichen'' Rechte und jene
der ^Nation' zu schützen, und der jederzeit bei der Erbhuldigung er-
neuert wurde. Sie baten um Wiederherstellung ihrer Privilegien mit
Bezug auf die Aufforderung Kaiser Leopolds, ihre Wünsche und Be-
schwerden freimüthig vorzutragen^ Die Denkschrift überging dann zu
einer sehr mangelhaften und unhistorischen Darstellung der Stände-
verfassung und der ständischen Finanzen. Die Stände beschwerten
sich insbesondere über Verletzung ihres Gerichtsstandes, Verkürzung
der grundherrlichen Abgaben, die doch aus einem ,freien' Vertrage
1 Mitth. 1859 S. 29 f.
236
entsprungen seien, über das neue Steuersystem, baten um Wieder-
herstellung des Klosters Landstrass, um feierliche Bestätigung der
Rechte des Landes, der Nation und der Stände überhaupt, um Be-
setzung aller Aemter mit Eingebornen, Wiederherstellung der Landes-
hauptmannschaft und des ständischen Einflusses in Landesangelegen-
heiten, um Abstellung der Gleichstellung des Adels mit dem ,Pöbel'
vor dem Strafgesetze. Wenn neue Gesetze gegeben werden sollten,
so mögen die Stände über die Ausführung derselben, über die Kräfte
und Bedürfnisse der Nation vorläufig einvernommen werden. Die Jo-
sefinische Gesetzgebung erfuhr eine scharfe Kritik. Die Stände baten
um eine neue Gerichtsordnung, Verminderung der Zahl der Advocaten
von 25 auf 12 oder 8, welche mit 1000 fl. besoldet und deren Ver-
dienst an die besoldende Kasse abgeführt werden solle, um Aufhebung
des bürgerlichen Gesetzbuches, um Aufhebung der Schulgelder an
Gymnasien und Lyceen, Aufhebung der Trivialschulen auf dem Lande,
als ihren Zweck verfehlend wegen des Schulzwanges, der den Ge-
meinden auferlegten Lasten und der schlechten Besoldung der Lehrer,
welche diese herabwürdige. Schulen sollten nach ständischer Ansicht
nur in Städten und Märkten und auch da ohne allen Zwang bestehen
und die Kosten derselben von der Staatskasse bestritten werden. Die
Denkschrift protestirt ferner gegen die gezwungene Anlegung der
Stiftungsgelder in öffentlichen Fonden, wodurch der Privatbetriebsam-
keit im Lande die nöthigen Kapitalien entzogen würden, eifert gegen
den Wucher, den die Gesetzgebung begünstige, und beschwert sich
über die drückenden neuen Steuern : Schuldensteuer, Erbsteuer, Mor-
tuar, Accise. Schliesslich baten die Stände auch um Beibehaltung
der probeweise eingeführten Aerarialstrassenregie und Wiederherstel-
lung der 1773 errichteten, aber 1781 aufgehobenen SchiflEahrtsdirection.
Die ständischen Wünsche wurden von dem besonnenen Monarchen
in reifliche Erwägung gezogen. Das kaiserliche Patent vom 28. Juni
1791 stellte die ständischen Körper in der Verfassung aus der The-
resianischen Zeit mit dem Befugniss de$ Beiraths in Steuersachen und
der Landesökonomie wieder her; auch die althergebrachte Autonomie
der einzelnen Länder fand Berücksichtigung durch Wiederherstellung
ihrer abgesonderten Administration. Der centralistische Verband Inner-
österreichs wurde gelöst, Krain erhielt mit 15. November 1791 wieder
seinen eigenen ,Landeschef , der an die Spitze der wieder errichteten
Landeshauptmannschaft und der Landrechte gestellt wurde. Graf Gais-
ruck, bisher Gubernialrath in Graz und Administrator der Bancogefälle
in Innerösterreich , wurde der neue Landeschef Krains , welcher die
237
Stelle eines Landeshauptmanns und Präsidenten der Landrechte in
seiner Person vereinigte. Zu Ehren des früheren Gouverneurs von
Innerösterreich, Grafen Franz Anton KhevenhüUer, liessen die kraini-
schen Stände noch im Jahre 1790 eine Denkmünze prägen, welche
seine Verdienste um das Landeswohl feiern sollte. Ihr Avers zeigt
das krainische Wappen und die Inschrift: Grati ordines Carnioliae;
der Revers lautet: Franc. Ant. C. a Khevenhvller Prov. Praesidi de
Patrfa opt. merito, von einem Kranz umgeben, und am Rande: Aere
Procerum MDCCXC.^
Am schnellsten wurde der Beschwerde über die Josefinische
Stev£r' und ürharidlregulirung folgegegeben. Bereits mit Patent vom
20. Mai 1790 wurde das dUe Steuersystem wieder eingeführt. Doch
ging diese Restitution der grundherrlichen Rechte nicht ohne tumul-
tuarische Auftritte vonseite der Unterthanen vor sich, welche sich
zusammenrotteten, Gewaltthätigkeiten ausübten und die Befreiung von
allen obrigkeitlichen und landesfürstUchen Abgaben zu erzwingen
suchten, daher die Regierung sich genöthigt sah, einerseits Massregeln
zur Beilegung dieser Unruhen zu treffen ^ und andererseits die Herr-
schaften zu guter Behandlung ihrer Unterthanen zu ermahnen.^
Geringere Berücksichtigung fanden die Wünsche der mit der
ständischen Aristokratie verbrüderten Hierarchie. Zwar wurden die
Generdlseminare^ jene Schöpfung Kaiser Josefs, welche auf Erziehung
vorurtheilsfreier und gesetzestreuer Staatsbürger im katholischen Klerus
abzielte, aufgehoben, die Obsorge für den theologischen Unterricht
wieder den Bischöfen eingeräumt, doch mit der Verbindlichkeit der
Kleriker, die Prüfung an Universitäten oder Lyceen abzulegen.* Eine
spätere Anordnung^ regelte den Unterricht in den bischöflichen Se-
minarien, bestimmte die Erfordernisse der Lehrer, die Eintheilung der
Fächer, wies das Kirchenrecht als einen juridischen Gegenstand' den
Staatsschulen zu. Die Aufsicht über das Vermögen der Stiße^ Klöster
und Kirchen wurde verschärft ; es wurde angeordnet, dass sie ein In-
ventar ihrer Pretiosen und Kirchenschätze einzureichen, von fünf zu
fünf Jahren den Zuwachs nachzuweisen hätten und von dem bereits In-
ventirten ohne Vorwissen der Landesstelle nichts veräussern dürften,
* Parapat: Spominska svetinja krajnskLh stanov 1790. leta. Letopis Matice
1869 S. 34-35.
* Hofentschliossung vom 9. Juli 1790.
» Hofdecret vom 10. Juli 1790.
* Hofrescript vom 4. Juli 1790.
^ Hofdecret vom 7. August 1791.
238
worüber das Gubernium wachen sollte.^ Da von Mitgliedern aufge-
hobener Klöster Gesuche um Wiederherstellung derselben an den Kaiser
gerichtet worden waren, so war eine offene Erklärung der Regierung
über ihre Absichten nicht zu umgehen. Sie zögerte auch nicht damit,
sie erklärte unumwunden, es habe von der Wiederherstellung auf-
gehobener Stifte und Klöster gänzlich abzukommen.' Seit dem Jahre
1780 waren im gesammten Umfange der österreichisch-böhmisch-gali-
zischen Erbstaaten 309 Manns- und 104 Frauenklöster aufgehoben
worden; es bestanden aber noch 420 Manna- und 49 Frauenklöster,
von denen noch 129 zur Aufhebung und Vereinigung mit anderen
Klöstern bestimmt waren.^
Die Leopoldinische Gesetzgebung athmet durchaus einen Geist
der Milde, der Mässigung und Versöhnlichkeit ; sie beseitigte manche
Härten des früheren Systems, ohne doch seine Principien ganz zu
verleugnen. In Studiensachen war die Einführung der Lehrkörper und
deren Vereinigung zu einem SttAdienconsess * sicher als ein Fortschritt
zu bezeichnen, der den EiniBuss der Lehrer auf das Studienwesen
sicherte. Die Errichtung der Laibacher Studienbibliothek (1791) ist
ein Werk Kaiser Leopolds. Professor Wilde war ihr erster Bibliothekar
und die Büchersammlungen der aufgehobenen Klöster bildeten ihren
Grundstock.^
2. Wiederholte Besuche Kaiser Leopolds in Erain. Der Türkenkrieg.
Eulturzustande. Statistisches.
Die Krainer Stände sahen ihren Wunsch einer feierlichen Erneue-
rung des , Vertrages ztvischen Fürst und Volk^ — der Erbhuldigung —
nicht in Erfüllung gehen, aber das Land wurde für das Unterbleiben
eines Staatsactes, der nur bei völligem Umschwung der Verhältnisse
von Bedeutung sein konnte, durch den wiederholten Besuch des leut-
seligen Monarchen entschädigt, der sich alle Ehrenbezeugungen verbat,
indem er ^ganz unbemerkt in seinen Ländern zu reisen und seine
Gegenwart den Unterthanen auf keine andere Art, als durch das Oute^
das er ihnen hie und da schaffen könne^ kundbar zu machen verlange^ »^
^ Hofdecret vom 3. August 1791.
« Hofdecret vom 17. Januar 1792.
» Amtlicher Bericht.
* Hofdecret vom 4. Oktober 1790.
» Mitth. 1857 S. 61 f.
« Hofdecret vom 19. September 1790.
239
Am 24. August 1790^ traf Leopold II. in Begleitung des Erz-
herzogs Leopold um 9 Uhr abends in Laibach ein. Die Bürgercompagnie
war in Parade aufgestellt, wurde jedoch vom König sogleich mit dem
gnädigen Beifügen entlassen, er behalte sich diese ^ira'Viie Bedeckung''
für seine Kückkehr von Fiume, welches vorläufig sein Reiseziel war,
vor. Am folgenden Tag ertheilte er von 6 Uhr früh bis 12 Uhr mittags
und dann wieder nach dem Diner allgemeine Audienz und nahm die
ihm tiberreichten Bittschriften mit der ihm eigenen Leutseligkeit ent-
gegen. Um 4 Uhr nachmittags besichtigte der Monarch in Begleitung
des Erzherzogs Leopold, des Kreishauptmanns Baron Ankershofen, des
Obersten Struppi, der beiden Verordneten Baron Schweiger und Ro-
setti und des Landesingenieurs Josef Schemerl alle öffentlichen Ge-
bäude und die Desselbrunner'sche Tuchfabrik. Am 26. August, halb
zwölf Uhr mittags, zog das .aus Anlass des königlichen Besuchs neu
errichtete Scharfschütsiencorps mit einer aus 8 Mann bestehenden
^Hautboistenhanda^ vor dem Absteigquartier des Monarchen auf. Dieses
aus ^woMgewachsenen und von ihrer GeschicklichJceit bekannten'' Männern
gebildete Elitecorps zählte 70 Mann und 5 Offiziere: Karl Krobat,
ehemals Auditor im Infanterieregiment Erzherzog Ferdinand, nun Bann-
richter im Herzogthum Krain, als commandirender Hauptmann; Doctor
Morak; Samassa, bürgerlicher Glockengiesser ; Anton Hof er, Güter-
expediteur, und Garzaroli. Uniform und Bewaffnung wird uns be-
schrieben, wie folgt : Weisse Beinkleider und. Westen, grünes Röckel,
gewichste Stiefel, Hut ä la Corse mit weissgrüner Cocarde und weissem
Federbusch ; an der rechten Seite hing an einer grünen' Schnur ein
Pulverhorn, in der rechten Hand trug der Laibacher Scharfschütze
ein gezogenes Rohr, an der linken Seite führte er den Hirschfänger.
Dieses Corps paradierte mit der Bürgergarde am 26. August, als
die Erzherzogin Elisabeth, aus Innsbruck kommend, gegen halb 7 Uhr
in Laibach eintraf und ihr Absteigquartier im ,Wilden Mann' nahm.
Um 9 Uhr abends ertönte die türkische Musik der Scharfschützen
durch die Gassen der Stadt. Am folgenden Tage, 12 Uhr mittags,
liess die Erzherzogin die ,Noblesse' von Laibach zum Handkusse vor.
* Der folgenden Schilderung ist, soweit nicht eine andere QueUe citirt wird,
durchgehends die »Laibacher Zeitung* zugrunde gelegt, welche bereits bei der
Schüderung der Josefinischen Epoche benützt wurde. Dieses bereits sehr selten ge-
wordene Blatt, die einzige officielle Quelle unserer Localchronik, wurde dem Verfasser
durch das freundliche Entgegenkommen des Herrn Grossgrundbesitzers und Eeichs-
rathsabgeordneten Victor Franz Langer von Podgoro zur Verfügung gesteUt, wofür
hier schuldiger Dank gezoUt wird.
240
nachmittags besuchte sie den Ftirsterzbischof und besichtigte das für
den ebenfalls erwarteten sicilianischen Hof in der bischöflichen Residenz
bestimmte Quartier. Abends ,unterhielt sich' die Erzherzogin in dem
seit 1782^ in Laibach bestehenden Casino, ,wozu nicht nur der hohen
Noblesse, sondern allen Honoratioren der Zutritt offen stände In der
Nacht des 27. August um dreiviertel auf 12 Uhr setzte der König mit
dem Erzherzog die Reise nach Fiume fort, während die Erzherzogin in
Laibach blieb, um da die Rückkehr ihrer hohen Verwandten abzuwarten.
Am 28. August besuchte die hohe Frau das Militär-Erziehungshaus, das
Kapuziner- und Ursulinerkloster und besah auch das landschaftliche
Theater ; nachmittags nahm sie den Gruber'schen Kanal und die Brücke
über denselben in Augenschein und wohnte abends im Casino der ihr
zu Ehren gegebenen musikalischen Akademie bei. Sie spendete ihren
Beifall besonders der Gräfin Porcia und der Frau von Bonazza, welche
trefflich Fortepiano spielten, und der Silberstimme des sich in einer
Arie auszeichnenden Fräuleins Fanny von Gasparini. Am folgenden
Vormittage machte die hohe Frau eine Spazierfahrt in die Zois'sche
Allee, nachmittags begab sie sich in das dem Rittmeister von Szöghenyi
gehörige Lustschloss Leopoldsruhe und abends nach Unterthurn (Tivoli),
wo sie eine zahlreiche Gesellschaft von Adel und anderen Personen
mit ihrer Gegenwart beehrte. Am 30. August besuchte die Erzherzogin
das Spital der Barmherzigen, verfügte sich dann in das Haus des
ßaron Sigmund Zois und fand sein Naturaliencabinet ihres besonderen
Beifalls würdig. Abends verweUte sie wieder im Casino.
Der Nachmittag des 31. August ward einer solennen Spazier-
fahrt auf der Laibach gewidmet. Um 4 Uhr setzte sich die kleine
Lustflotte in Bewegung. Den Zug eröffneten zwei Barken, welche
das Militär an Bord führten, auf diese folgte eine Barke, auf welcher
Trompeten- und Paukenschall mit den Productionen einer Musikbande
abwechselten, endlich kam die aus mehreren schön geschmückten Schiffen
bestehende Flottille. Das erste Schiff führte die Erzherzogin mit Ge-
folge, begleitet vom Erzbischof und Kreishauptmann, die übrigen die
Damenwelt und ^übrige hohe Noblesse' an Bord. Den Schluss machten
wieder zwei Barken mit Militär an Bord. Ein der Flottille voraneilendes
Kanonenboot bewillkommte sie in der Nähe des Kanals mit dem Donner
seiner Geschütze und begleitete sie dann weiter auf der Fahrt gegen
Oberlaibach. Der heitere Himmel, die Munterkeit des an das Ufer
herbeieilenden oder auf Kähnen den Fluss durchkreuzenden Volkes
Mitth. 1864 S. 97.
241
verschönerte diese Wasserfahrt. Nach dreimaliger Decharge des an
Bord befindlichen Militärs nahm die Flottille ihren Rückweg in die
Stadt, wo sie gegen halb 7 Uhr abends ankam, worauf die Erzherzogin
die Gesellschaft bei der Excellenz Louise Gräfin von Auersperg mit
ihrer Gegenwart beehrte.
Am 1 . September wurde das Mittagsmahl in Unterthurn bei dem
Erzbischof genommen, abends war daselbst ein ^angenehmer' Ball. Am
2. September, halb 1 Uhr Nachmittag, verkündete Kanonendonner vom
Castell die Ankunft des Königs, seiner Schwester (der Königin Maria
Karolina von Neapel), der beiden königlichen Prinzessinnen Maria The-
resia und Amalia. Louise (Bräute der beiden erstgebornen Söhne des
Königs, Franz und Ferdinand) und des Erzherzogs Alexander Leopold.
Die Bürgergarde und das Scharfschützencorps waren in Parade auf-
gestellt, Feldmusik ertönte. Der sicilianische Hof nahm sein Absteig-
quartier in der bischöflichen Residenz, König und Erzherzog im Gast-
hause zum , Wilden Mann'. Das Mittagsmahl wurde für alle hohen Gäste
im Bischofhofe bereitet. Abends veranstalteten die Stände einen Frei-
ball, welchen die Anwesenheit aller hohen Herrschaften auszeichnete.
Um 7 Uhr abends wurde die Stadt festlich beleuchtet. Ein Licht-
strom, schreibt der officielle Berichterstatter, ergoss sich durch alle
Gassen. Am Rathhause war eine Ehrenpforte angebracht. Jeder ihrer
beiden Flügel bestand aus sechs Arkaden im römischen Stile und
betrug in der Länge 9 Klafter und 3 Schuh, in der Höhe bis zum
Gesimse 3 Klafter 7 Schuh. Ueber den Arkaden waren zwei Gallerien
für die Musik angebracht. Die Fenster des Rathhauses und der von
beiden Seiten anstossenden Häuser waren mit grünen Festons behangen.
Weit über 4000 Lampen verbreiteten einen blendenden Glanz. Der
Landesingenieur Schemerl hatte diesen Glanzpunkt der Festlichkeit
arrangirt. Nicht minder prächtig nahmen sich Landhaus und Gym-
nasialgebäude , jedes mit 200 Lampen und Wachskerzen beleuchtet,
aus. Der Kreishauptmann Freiherr von Ankershofen, der höchste
Beamte Laibachs, da sich die Regierung damals noch in Graz befand,
hatte seine Wohnung mit den W^appen von Oesterreich, Toscana und
Sicilien, Pyramiden mit Hochzeitsfackeln und Kränzen und der folgen-
den Inschrift in Flammenbuchstaben verziert: »Leopolden. Hung. et
Boh. Begi, Archiduci Austriae, etc. etc. Pio. Provido. Justo. Sapienti. Borus-
siam Pace; Gemino Hymenaeo Utramque Siciliam Austriae Adunanti* Qaum
Mariam Theresiam Francisci filii sui primogeniti Archid. Austriae fponsam et
M. Amaliam Ludovicam Eerdinandi Filii sui secundogeniti M. Hetr. D. sponsam,
Eegias Utriusque Siciliae Principes, Neptes, jam Nurus Suas, Earumque ßegios
16
242
Genitores FerdinaDdum lY. Caroli m. Beg. flüsp. Filinm, Begem et M. Oaroli-
nam A. A. Caes. Franc. I. et M. Theresiae Filiam, Beginam Utriasque Siciliae,
Eadem classe advolantes Comitante Archid. Austr. Filio Suo qnartum genito
Leopoldo Flumine per Labacum Ducatus Camioliae Metropolim lY. Non. Sep-
tembris 1790 adduceret, hoc laeti animi monumentum D. D. D. Capitaneatus
Girculi Labacensis.' Das königliche Oberamt brachte Sinnbilder, welche
sich auf das Warenlager und die Schiffahrt des Laibachflusses bezogen,
mit der Inschrift: »Opes Subditorum opes Principum.* Von Privathäusern
werden das Muley'sche, Cargniati'sche , Rode'sche, Fanton'sche und
Pichler'sche hervorgehoben; alle Hausbesitzer und Einwohner aber
wetteiferten, ihre Freude über die Anwesenheit der Majestäten durch
Ausschmückung ihrer Wohnungen mit Wachskerzen und Glaslampen
an den Tag zu legen.
Am 3. September ertheilte der König von 7 Uhr morgens bis
12 Uhr mittags und von 3 bis 7 Uhr nachmittags jedermann Audienz.
Zu Mittag war in der fürstbischöflichen Residenz bei Ihrer Majestät
der Königin für die hohe Noblesse Handkuss. Um 3 Uhr nachmittags
marschirte das Scharfschützencorps vor dem Absteigquartier der sici-
lianischen Herrschaften auf und Hess seine treffliche Feldmusik durch
anderthalb Stunden hören. Während der König sich keine Erholung
von den Geschäften gönnte und sich rastlos mit den Angelegenheiten
des Landes befasste, nahmen, die übrigen Allerhöchsten Herrschaften
die eine halbe Stunde von der Stadt gelegene Tuchfabrik des Josef
Edlen von Desselbrunner in Augenschein, hierauf begaben sie sich
nach der Zois'schen Allee, wo Ihrer Majestät der Königin von der
Excellenz Gräfin von Lamberg die Damen vorgeführt wurden, bei
welcher Gelegenheit Höchstdieselbe dem zahlreich versammelten Adel
die königliche Prinzessin Maria Theresia als künftige Erzherzogin von
Oesterreich vorstellte. Endlich verfügten sich die hohen Herrschaften,
vom Adel begleitet, in das landschaftliche, prächtig mit Wachs er-
leuchtete Schauspielhaus, wo von einer Dilettantengesellschaft das von
dem gerühmten Präsidenten in Beval^ Herrn ÄugtAst Kotzehue^ verfasste
und allgemein bdiehte^ Drama ^Menschenhtiss und Beue^ zum Besten
der Armen aufgeführt wurde. Der reine Ertrag belief sich auf 235 fl.
40 kr. Nach dem Schlüsse der Vorstellung durchzog türkische Musik
die Stadt.
Am 4. September morgens zwischen 6 und 7 Uhr verliessen die
Majestäten Laibach, um die Reise nach Wien fortzusetzen. Die Erz-
herzogin Elisabeth begleitete sie bis Podpetsch und kehrte dann nach
Laibach zurück. Am Abend dieses Tages langte der König von Neapel
243
in Begleitung seines am österreichischen Hofe bevollmächtigten Ge-
sandten Marquis von Gallo von Triest in Laibach an, nachdem er
auf der Herreise das Gestüt in Lipiza und das Quecksilberbergwerk
Idria besichtigt (hier begab sich der König in Bergmannskleidung
zur Grube, arbeitete wie ein anderer Knappe und geruhte ,em ganzes
Bergtrögl voU Erz abzusteifen)^ und wurde von der Erzherzogin und
der gesammten ^hohen Noblesse^ unter dem Donner der Kanonen und
Paradirung der Bürger und Scharfschützen empfangen. Die Stadt
illuminirte. Ani folgenden Tage früh halb 8 Uhr verfügte sich der
König, ein leidenschaftlicher Jäger und Schütze, in der Grossmeister-
Uniform des Ordens der Jagdgöttin Diana zur Wasserjagd auf die
Laibach, in Begleitung mehrerer Barken mit dem Scharfschützencorps
und Mitgliedern des Dianenordens. Gegen 12 Uhr mittags wurde we-
gen des regendrohenden Wetters die Rückkehr zur Stadt angetreten.
Nachmittags beehrte der König die Schiesstätte mit seiner Gegenwart,
wo sich die Laibacher Schützen durch ihre Geschicklichkeit den Bei-
fall des hohen Gastes in solchem Grade erwarben, dass der König
den bürgerlichen Zinngiesser Michael Beutet in seine Jägerannalen
einschrieb. Auch nahm er 25 Damen und 71 Herren des höchsten
Adels, grösstentheils Krain angehörig, in A^n Dianenorden auf.^ Abends
gab es wieder Beleuchtung, und die Laibacher Mitglieder des Dianen-
ordens veranstalteten einen Freiball im landschaftlichen Redoutensaale,
bei welchem der König in der Grossmeisteruniform des Ordens erschien.
Am 6. September früh nach 4 Uhr setzte der hohe Gast seine Reise
nach Wien fort, und nach 6 Uhr verliess auch Erzherzogin Elisabeth
Laibach, wo sie seit 28. August ununterbrochen verweilt hatte , um
sich nach Triest und Venedig zu begeben. Zur Bezeugung des Aller-
höchsten Wohlgefallens über die Festlichkeiten in Laibach beschenkte
die Königin beider Sicilien den Kreishauptmann Freiherrn von Ankers-
hofen mit einer goldenen Tabatiöre, den Kreiscommissär Hubert Grafen
von Barbo und den bischöflichen Administrator Utschan, einen ,Ex-
Sitticher,' mit goldenen Sackuhren, die Feldmusik der Scharfschützen
mit 20 Dukaten, welche auch vom König von Neapel 12 Dukaten er-
hielt, die Militärwache mit 15 Dukaten und die Domestiken ihres
Absteigquartiers mit 60 Dukaten. Die Erzherzogin Elisabeth bedachte
das Armeninstitut, das Militär-Erziehungshaus und die Militärwache
reichlich, die türkische Musikkapelle erhielt von ihr 12 Dukaten.
1 Badics, Geschichte der Laib. SohützengeseUschafb, Bl. a. Krain 1862 S. 83.
16*
244
Auch im Jahre 1791 hatte unsere Landeshauptstadt das Glück,
den Monarchen wieder in ihren Mauern zu sehen. Der Kaiser traf am
17. März in Begleitung der Erzherzoge Ferdinand, Karl und Leopold
zwischen 2 und 3 Uhr nachmittags in Laibach ein, — wo ihn die Fürsten
Adam Auersperg, Karl Lichtenstein und Nikolaus Esterhazy, dann
Generalmajor Graf von Auersperg (der Sieger von Orsowa) und Gu-
bernialratU Graf Gaisrück mit seinem älteren Sohne erwarteten, — um
hier mit dem König von Neapel zusammenzutreffen, auf dessen Wunsch
Fürst Johann Adam von Auersperg auf der dem Grafen Josef Maria
von Auersperg gehörigen Herrschaft Sonegg eine Bärenjagd für den
17. und 18. März arrangirt hatte. Der Fürst hatte selbst in Begleitung
seines Neffen, des Generals Grafen Karl Auersperg, einige Tage vor-
her alle Reviere in Augenschein genommen und liess darüber eine
ordentliche Karte entwerfen. Nach dem Plane des Fürsten wurde
das Gewild durch 4500 Treiber acht Meilen weit aus Berg und Wald
zusammengetrieben, und mehr als 20,000 Feuer wurden angezündet,
um das im Kreise der Treiber eingeschlossene Wild vom 'Durchbrechen
abzuhalten.
Am 16. März traf der König von Klagenfurt hier ein, und am
folgenden Tage fuhr er auf der Laibach unter Begleitung der Musik-
kapellen bei Pauken- und Trompetenschall mit den zur Theilnahme
an der Jagd gewählten Cavalieren nach Sonegg und begab sich so-
gleich auf die Hochstände, die kaum 500 Schritte unter dem Schlosse
errichtet waren. Um 10 Uhr begann die Jagd unter 10,000 Schreck-
schüssen. Nach 3 Uhr brachen endlich drei Bären bis an die Stände
vor. Einer davon wurde von dem königlichen Kammerherrn Marquis
Priore Tanucci vor dem Angesichte des Königs erlegt. Die übrigen
zwei brachen in ein nahes Wäldchen durch, wurden aber durch die
geschickten Anstalten des Fürsten Auersperg wieder eingeschlossen
und aufgejagt. Der König erlegte einen sehr grossen Bären, der auf
der Stelle blieb, und gleich darauf einen Wolf Er bezeugte eine
ausserordentliche Freude über dieses Jagdglück und versicherte, dass
er, obschon er in Neapel 200 ausgewählte Jäger habe, doch ausser
Stande wäre, eine so ganz ungewöhnlich angelegte und ausgeführte
Jagd zu veranstalten. Gegen Abend begab sich derselbe unter lautem
Zurufe ,Es lebe der König!' und Freudengeschrei in das Schloss Sonegg,
wo ihn die drei vom Kaiser aus Laibach abgeschickten Erzherzoge
begrüssten. Am 18. März früh morgens begab sich der König zu einer
zwei Stunden entfernten Gebirgshöhle, in welcher ein grosser ,Raub-
bär' eingeschlossen war, der sich jedoch durch alle angewendeten
245
Mittel nicht aus der Höhle hervorlocken Hess. Er zeigte kaum seinen
Kopf am Ausgange , als er schon vom König niedergestreckt wurde.
Die Erzherzoge belustigten sich indessen im Thiergarten des Schlosses
mit der Jagd auf einen Bären und einen Gemsbock.
Um 4 Uhr nachmittags fuhren die hohen Herrschaften auf dem
Laibachflusse in die Stadt zurück. Am Einflüsse der Ischza in die
Laibach empfingen sie mehr als 20 schön geschmückte Schiffe mit
dem Adel, den Damen und Cavalieren vom Jägerorden, dem Offiziers-
corps und vielen Honoratioren, unter türkischer und Feldmusik, bei
Pauken- und Trompetenschall, und geleiteten sie unter Vivatrufen des
an den Ufern zusammengeströmten Volkes und stetem Flintenknall
in die Stadt. König und Erzherzoge begaben sich zunächst in den
,Wilden Mann' zum Kaiser und von da in ihre Wohnung, iii deren
Hofe die Jagdbeute zur Schau ausgestellt ward. Professor Herrlein
verewigte die Sonegger Bärenjagd durch ein Gemälde, das er am
16. April dem aus Venedig rückkehrenden Fürsten Auersperg bei dem
Besuche desselben in der Laibacher Zeichenschule vorlegte und wel-
ches ungetheilten Beifall erntete. Am 20. März verliessen beide Maje-
stäten Laibach. In Adelsberg verabschiedete sich der Kaiser von seinem
königlichen Schwager, der sich mit der Königin nach Triest begab,
während der Kaiser seinen Weg nach Görz nahm.
Nicht zum letzten male hatte Laibach den Kaiser in seinen
Mauern beherbergt. Am 14. Juli 1791 kam er auf der Rückreise von
Italien mit den beiden Erzherzogen Karl und Leopold zwischen 7 und
8 Uhr abends in Laibach an und nahm sein Absteigquartier beim
,Wilden Mann'. Abends besuchte er mit den beiden Erzherzogen und
dem Fürsten Karl Lichtenstein das Theater, die Stadt wurde beleuchtet.
Am folgenden Tage wohnte er abermals mit den Erzherzogen der
Vorstellung bei. Es wurde ein italienisches ,Lustspiel': ,i7 tremendo
Giudizio di Pluto a favor d'Ärlechino, operatore di Portenti et dHn-
canti' gegeben. Der Monarch beschenkte die Truppe mit 30 Dukaten
und setzte nach eingenommenem Abendmahl die Reise nach Wien fort.
Unter Leopold II. dauerte der Türkenkrieg fort. Unser ausgezeich-
neter Landsmann Cajetan Graf Lichtenberg holte sich neue Lorbeeren
beim Sturm auf das verschanzte feindliche Lager bei Kalafat (26. Juni
1790). Hier führte er den rechten Flügel der Sturmcolonne und liess
mit seiner Artillerie die feindlichen Tschaiken so wirksam beschiessen,
dass zwei derselben in den Grund gebohrt, mehrere aber stark be-
schädigt wurden. Hierauf drang er mit Heldenmuth an der Spitze
des Leibbataillons von Stein-Infanterie über die feindlichen Verschan-
246
Zungen vor und schlug den Feind in die Flucht Dann liess er dieses
Bataillon ein Carre formiren und eilte zu dem noch in Kampf ver-
wickelten Bataillon von Erzherzog Karl, welches, durch sein Beispiel
angefeuert, auch seinerseits die Türken bis an die Donau zurücktrieb.
Lichtenberg erhielt für diese Bravour am 19. Dezember 1790 das Ritter-
kreuz des Maria-Theresienordens.^ Am 4. August 1791 schloss Leopold
den Frieden von Szistowa, in welchem er alle Eroberungen zurück-
gab, aber in einem Neben vertrage den Bezirk Alt-Orsowa und einen
Theil des Unnaer Districts erhielt* Das vaterländische Regiment
Thurn war am 6. Oktober 1790 in Laibach wieder eingetroflfen, nach-
dem es durch drei Jahre im Felde gelegen.^
Die Regierungszeit Kaiser Leopolds war in Bezug auf die Kultur,
wie wir schon Äus der Skizze seiner gesetzgebenden Thätigkeit ent-
nommen haben, keine Epoche des Rückschritts. Er entledigte auch
die Städte der ihnen unter Kaiser Josef auferlegten Pflicht, zu er-
ledigten Raths- oder anderen Stellen Militärpersonen zu wählen;* er
befreite ihre Gemeindewahlen von der allzu kleinlichen Aufsicht der
Staatsverwaltung. Laibach sah unter Leopold noch drei seiner mittel-
alterlichen Thore fallen: das Burgthor (1791), das Deutsche und das
Karlstädter Thor (1792). Das Burgthor hatte eine eiserne Pforte,
war von aussen mit Säulen geziert, ober demselben war das Bildniss
Karls VI. von weissem Marmor in einer schwarzen Nische mit ,Arma-
turen' angebracht, welches jetzt in der Vorhalle des Rathhaussaales
aufbewahrt wird. Das Deutsche Thor erstreckte sich von der Garten-
mauer der Commenda bis zu jener des Auersperg'schen Gartenzwingers.
Das Karlstädter Thor grenzte links an den Schlossberg, rechts an die
bis zum Laibachfluss sich erstreckende Ringmauer. Von den sechs
Thoren Laibachs stand nur noch der Vicedomthurm am Wasser, der
Burg gegenüber.^ Laibach zählte im Jahre 1792 14,000 Einwohner,
Militär und Fremde inbegriffen.® Die Bevölkerung von ganz Krain
wird mit 419,000 Menschen angegeben, wobei Istrien inbegriffen ist.'
1 Hirtenfeld, Militär-Maria-Theresionorden, Wien 1857, S. 313.
* Dr. Meyer, Geschichte Oesterreichs IL 176.
^ Laibacher Zeitung.
* Hofdecret vom 12. Juli 1790.
ß Hoff, Gemälde von Krain, 1808, S. 88, 93 f.
^ Teutschlands Nationalkalender 1794, Leipzig, S. 224; Reise von Venedig
über Triest, Krain etc., Frankfurt und Leipzig 1793, S. 34. Im ersteren werden
14,800, im letzteren 14,000 Einwohner angegeben.
' Siehe die eben citirten Quellen. Erstere gibt ,über 400,000*, letztere 419,411
Einwohner an.
247
Nur dreiviertel Prozent dieser Bevölkerung, 3000 in runder Summe,
wird als schulbesuchend bezeichnet. Und auch dies war nur das Re-
sultat von Maria Theresia's Schöpfung, der Normalschule, auf welche
von obiger Gesammtzahl 2756 Kinder entfallen. Die Regierung Kaiser
Leopolds forderte im Jahre 1792 statistische Daten über den Stand
der Unterrichtsanstalten in Krain, aus welchen wir unsere Angaben
entnehmen.^
An den einflussreichsten Ständen der Bevölkerung waren die
Josefinischen Reformen nicht ohne Frucht vorübergegangen. Ein Rei-
sender aus Deutschland^ rühmt die Aufklärung, die er in Laibach
unter den Mittelklassen und bei dem Adel fand. Auch unter den
Geistlichen lernte er aufgeklärtere Köpfe kennen, deren Benehmen,
Weltkenntniss und Bildung er rühmt. Sie seien nicht nur mit den
besten Schriften protestantischer Gottesgelehrten bekannt, sondern
auch wirklich für sie eingenommen und wüssten ihren Werth zu
schätzen. Er sei Augenzeuge gewesen, wie katholische Geistliche in
den Buchläden Laibachs Schriften protestantischer Theologen kauften
und andere sich verschreiben Hessen. Es klingt diese Schilderung
nicht unwahrscheinlich, denn der Nachfolger des freisinnigen Bischofs
Herberstein, Erzbischof Freiherr von Brigido (1787 — 1806), war
nicht der Mann des thätigen Eingreifens für oder wider die moderne
Richtung, und die natürliche Entwicklung auf der Bahn der von Josef
angeregten und auch von Leopold im wesentlichen festgehaltenen Re-
formen fand an ihm daher kein Hinderniss. Er war ein prunkliebender
und verschwenderischer Cavalier, dessen Name &ich an keine That
humanen oder religiösen Interesses knüpft.
3. Franz L Der erste französisohe Bevolutionskrieg (1792—1796).
Leopolds ältester Sohn, Franz, war 24 Jahre alt, als die schwere
Bürde der Regierungssorgen durch des Vaters unerwarteten Tod
(1. März 1792) auf seine Schultern gelegt wurde. Oesterreich stand
am Vorabend des Krieges mit Frankreich. Schon Leopold hatte ihn
wegen des Drängens der Jakobiner, in deren Händen factisch bereits
die Gewalt lag, für unvermeidlich gehalten und zu demselben gerüstet.
Franz war jung und kriegslustig, und der neue Minister des Aus-
^ HaupttabeUe über den Zustand der Ünterrichtsanstalten, Mitth 1860 S. 65 f.
• Siehe die oben citirte Reise von Venedig etc. S. 42—44.
248
wältigen in Paris, Dumouriez, kam ihm zuvor, indem er am 20. April
1792 durch den willenlosen König Oesterreich den Krieg erklären Hess.
Mit diesem Tage begann der Weltkampf, welcher durch 23 Jahre mit
wenigen Pausen Europa durchwtithete. Wir treten in eine Phase un-
serer Geschichte, welche, von Waffenlärm durchtobt, wenig Raum
bietet für friedliche Entwicklung, welche aber desto mehr hervor-
leuchtet durch Ruhmesthaten im Kampfe gegen französische Herrsch-
sucht mit Jakobinermütze und Kaiserkrone.
Der Feldzug des Jahres 1792 war resultatlos für die zum ersten-
mal wieder gegen den gemeinsamen Feind vereinigten deutsch-öster-
reichischen Armeen, vielmehr besetzten die Franzosen die österreichi-
schen Niederlande mit Ausnahme Luxemburgs. Ludwigs XVI. Hin-
richtung war das Signal zum zweiten Feldzuge. Unerschrocken trat
der Nationalconvent der Coalition der europäischen Mächte entgegen.
Dumouriez drang noch im Februar 1793 in Holland ein und schritt
siegreich vor, aber die Verbündeten siegten bei Aldenhofen und
Ruremonde; die Oesterreicher entsetzten Mastricht und siegten bei
Tongern, bei Neerwinden, wo Erzherzog Karl seine junge Schläfe mit
dem ersten Lorbeer schmückte, und bei Löwen (22. März 1793).
Hier fiel einer unserer Heldensöhne: Franz Jakob Freiherr von
Lazarini, Major bei Langenlois-Infanterie, erhielt den Befehl, Bierbeck
(bei Löwen) um jeden Preis zu nehmen. Er stürmte das Dorf mit
seinem Bataillon, ohne einen Schuss zu thun. Haus um Haus musste
dem Feinde mit dem Bajonnet entrissen werden. Lazarini fand den
Heldentod an der Spitze der Seinen.^ Am 25. März zog Erzherzog
Karl in Brüssel ein, und die Niederlande wurden in wenigen Tagen
von ihren Drängern befreit.
ÜAser vaterländisches Regiment Thurn folgte dem Siegeszuge
General Wurmsers am Oberrhein. Ein Bataillon stand bei der Defen-
sion der Posten bei Hagenbach im Bienwalde (17. September) und hielt
sich (18. und 19. September) standhaft bei Berg. Im November war
es bei der Belagerung von Fort Louis,, wo unser Vega als Major die
Artillerie mit Ruhm dirigirte und sich das Ritterkreuz des Maria-The-
resienordens erwarb. Die Feste galt für uneinnehmbar und widerstand
allen Angriffen so hartnäckig, dass man die Hoffnung aufgab, sie zu
bezwingen. Da machte sich Vega anheischig, binnen 24 Stunden den
Platz zur Capitulation zu zwingen, wenn ihm bezüglich der Auf-
stellung der Geschütze freie Hand gelassen würde. Dies geschah.
Wurzbach, biographisches Lexikon XIV, 258 259.
249
Vega führte drei zehnpfüodige Haubitzen in eine vortheilhafte Posi-
tion ein und bewarf den Platz mit Granaten in voller Ladung, das
ist mit sechziglöthigen Patronen, unter 15—16 Grad Elevation. Nach
zwölfstündigera Bombardement capitulirte der Platz. ^ Am 1. Dezem-
ber war unser Regiment bei Vertheidigung der Position von Daven-
dorf ; es bemeisterte sich eine Division des Gloriets, am 2. Dezember
hat eine Division das verlorne Daugendorf wieder erobert.* Bei der
Einnahme des Bienwaldes zeichnete sich Graf Gcdlenberg^ Oberlieu-
tenant des Infanterieregiments Erzherzog Karl, aus. Bei dem Sturm
auf die Weifesenburger und Lauterburger Linien (13. Oktober 1793)
theilte er den Ruhm mit dem bereits genannten Veteranen Grafen
Cajetan Lichtenberg^ der die Avantgarde der ersten Colonne führte,*
und mit Vega, der bei der dritten Colonne sich auszeichnete, als
Freiwilliger die Stadt Lauterburg besetzte und nach dem Verluste
der Mannheimer Rheinschanze aus freiem Antriebe das sämmtliche
Geschütz und die Munition rettete.*
Im Feldzuge von 1795 stand unser Regiment bei der lombardi-
schen Armee und rückte unter Feldzeugmeister de Vins im Juni in
die Riviera ein. Zwei Feldbataillone und ein Bataillon Karlstädter
nahmen den verschanzten Berg S. Giacomo im Genuesischen. Ein
Krainer aus altem Geschlecht, Johann Nep. Baron Apf altern, zeich-
nete sich als Oberstlieutenant des Regiments Nr. 39 (Nadasdy) bei
der Einnahme der Verschanzungen im Genuesischen aus und ward
dabei blessirt. Unsere Krainer hielten sich wacker, als die Verbün-
deten am 23. und 24. November 1795 auf der ganzen Linie von den
Franzosen angegriffen und das Centrum und der linke Flügel nach
hartnäckiger Vertheidigung zum Rückzuge gezwungen wurden. Baron
Apfaltern erhielt ein Grenadierbataillon, mit welchem er sich im Ge-
fecht bei Giessen (16. September) tapfer gehalten, und ward 1797
Oberst des Regiments Nadasdy.^
Bei der Belagerung Mannheims im Herbst 1795 wirkte unser
Vega wesentlich mit durch die von ihm erfundenen neuen weittragen-
den, neunzölligen Bömbenmörser, mit einer Triebkraft von 15 — 1600
Klafter, also fast um die Hälfte mehr, als bisher erreicht worden.
1 Hirtenfeld, Müitär-Maria-Tlieresionorden, 1857, S. 470.
» Gräflfer, Geschichte der k. k. Eegimenter, 1800, I. S. 188—191
» Gräffer 1. c. I. 25; Wurzbach, biggr. Lex. XV. 105-106.
* Hirtenfeld 1. c.
» Gräfifer 1. c. 174, 188 -191; Wurzbach 1. c. I. 51.
250
Im Feldzuge des Jahres 1796 war Vega bei der Vertheidigung von
Mainz, wohnte der Belagerung von Kehl und den folgenden Feind-
seligkeiten bei. Erzherzog Karl gab ihm das Zeugniss, dass er bei
der Yorrückung der Armee an die Lahn und bei der Verfolgung des
Feindes sich besonders ausgezeichnet habe.^
4. Brsbmog Sari in Laibaoh. Sie ente traniöalioh« Invasion Eraini (17. Februar
bii 8. Hai 1797). Die Erainer in den^Z&mpfen von 1799 nnd 1800. Der Friede von
Lnneville (9. Februar 1801) nnd die SAonlariaining von Laok (1803).
Der Herbstfeldzug des Jahres 1795 hatte durch die Siege der
Generale Quosdanovich, Clerfait und Wurmser einen glücklichen Aus-
gang genommen. Der Krieg in Deutschland 1796 war durch Erz-
herzog Karls Feldherrntalent ein ruhmvoller für die österreichischen
Waffen. Da erstand ihm ein ebenbürtiger Gegner in dem jungen
Bonaparte, Am 27. März traf dieser in Nizza ein. Er versprach der
hungernden und zerlumpten Revolutionsarmee, sie in reiche Provin-
zen zu führen; grosse Städte sollten ihre Beute, Ehre, Ruhm und
Reichthum ihre Losung sein. Der feurige Ungestüm, die Sieges-
gewissheit seiner genialen Jugend riss alles zur Bewunderung hin,
flösste allen neues Vertrauen ein. Des Corsen neu aufgehender Stern
siegte über die veraltete Taktik Beaulieu's bei Montenotte und Mille-
simo. Der Friede mit Sardinien (15. Mai), die Abtretung Nizza's
und Savoyens waren die unmittelbare Folge. Nach der Schlacht von
Lodi zog Bonaparte (15. Mai) in Mailand ein. Mantua wurde belagert,
unter grossen Opfern von Wurmser entsetzt und wieder belagert, bis
es am 4. Februar 1797 der Hunger zur Capitulation zwang. Das
durch so viele Fehler und Niederlagen entmuthigte österreichische
Heer, auf 20,000 Mann zusammengeschmolzen, war bereits hinter die
Piave zurückgeführt worden. Bonaparte aber stand mit 43,000 Mann
siegesgewisser Truppen zwischen Brenta und Piave bereit, nach Camots
kühnem Entwürfe über die Alpenpässe in das Herz der österreichi-
schen Monarchie vorzudringen. Da wandten sich die Rettung suchen-
den Blicke auf Erzherzog Karl. Er wurde von der Rheinarmee ab-
berufen und eilte nach Italien; am 11. Februar in Conegliano ange-
kommen, überzeugte er sich von dem traurigen Zustande der Armee,
ordnete ihren Rückzug hinter den Tagliamento an und eilte wieder
^ Hirtenfeld 1. c. ; Geechichte der k. k. Regimenter, 1800, lY.
251
nach Wien, um dem Kaiser über die Lage der Dinge Bericht zu er-
statten und die nöthigen Verfügungen zur Verstärkung der Armee
und Versorgung derselben mit Kriegsbedarf zu erwirken.
Am 17. Februar 1797 kam der Erzherzog auf der Durchreise
nach Wien in Laibach an und stieg beim ,Wilden Mann' ab. Die
Bürgercorps rückten mit Musik vor sein Absteigquartier. Der Platz
war von einer dichten Volksmenge besetzt, welche in den Ruf aus-
brach: ,Es lebe Prinz Karl!' Der Erzherzog trat ans Fenster und
dankte. Der Jubel steigerte sich, das Volk rief: , Lange lebe Prinz
Karl !' Abends war die Stadt beleuchtet. Im Theater, wo der Erzherzog
nicht erscheinen konnte, da er von der Reise ermüdet war — von
Codroipo bis Laibach war er ohne Aufenthalt gefahren, — stimmte das
patriotisch erregte Publicum die Volkshymne an, welcher der vater-
ländische Dichter Vodnik die Schlusstrophe beigefügt hatte:
,Terka nam Francoz na vrata,
Dobri Frone za nas skerbi,
Poä<je svojga Ijubga brata,
Eorel resit nas hiti.
Z nami sta estrajska orla,
Premagujta vekomaj !
Var' Bog Pranca, varuj Korla,
Sredo, zdravje Bog Jim daj !*
Am andern Morgen stand der Erzherzog früh auf, schrieb zwei
Briefe, dankte dem Bürgercorps für die bei ihm bezogene Wache
und lobte sein Aussehen, seine Haltung und Schulung. Um halb sechs
Uhr bestieg er den Reisewagen. Das Volk rief ihm zu: ^Es lebe hoch
Prinz Karl^ er sei unser Laudon!'' Er antwortete: ^Mit GoU^ meine
Lieben^ auf Wiedersehen!^^
Zum ersten male seit den Türkenkriegen zog sich nun die Wetter-
wolke des Krieges über Laibach zusammen. Als ihre Vorboten pas-
sirten die in Mantua kriegsgefangenen Generale und Mannschaften
die Stadt. Am 26. Februar langte Graf Wurmser an und stieg im
Damian'schen (jetzt Galle'schen) Hause am Hauptplatze (Nr. 2) ab.
Am 1. März befanden sich ausser ihm in Laibach die Generale Provera,
Quosdanovich , Funk, Klenau, Ott, Meszaros, HohenzoUern, Sebotten-
dorf. An diesem Tage traf die erste Colonne der Besatzung Mantua's,
2572 Mann mit 200 Pferden, in Laibach ein. Am 2. März reiste Erz-
herzog Karl durch zur italienischen Armee, und es rückte die zweite
Vodniks Novice 1797.
252
Colonne von Mantua, 4640 Mauii mit 352 Pferden, und am 5. März die
dritte mit 464Q Mann und 352 Pferden ein.^
Am 4. März war der Erzherzog in Udine. Vertrauen und Disci-
plin kehrten wieder. Man hoflfte die Gebirgspässe gegen Italien noch
befestigen zu können, da Bonaparte noch einen Kriegszug ins Römische
vorhatte. Allein die Römer waren entartete Söhne der weltunter-
jochenden Legionen. Bald war mit ihnen der Friede von Tolentino
geschlossen, und in den ersten Tagen des März rückte Bonaparte be-
reits gegen die Piave. Da war es, wo er die seinen Gegner ehrenden
Worte sprach: ,Bisher habe ich Heere ohne Feldherren besiegt, jetzt
eile ich, einen Feldherrn ohne Heer zu bekämpfen.' In drei Colonnen
zogen die Franzosen heran: Joubert über Tirol, Massena gegen Pon-
tafel, Bonaparte selbst wollte mit der dritten Colonne die Pässe der
Julischen Alpen gewinnen und so gegen Wien ziehen. Die Natur selbst
begünstigte den kühnen Plan, die Witterung war mild, die Bergströme
seicht. Bonaparte überschritt am 12. März die Piave und erzwang am
16. den Uebergang über den Tagliamento. Erzherzog Karl zog sich
vor der Uebermacht hinter den Isonzo zurück. Auf dem Fusse folg-
ten ihm die Franzosen in zwei starken Colonnen (Bernadotte und
Guyeur). Gradisca fiel am 19., Görz am 20. März. An letzterem Tage
nahm der Erzherzog seinen Rückzug gegen Laibach in zwei Colonnen
über Wippach und Optschina. Er beabsichtigte, yon Villach mit ge-
sammelten Verstärkungen durch die Alpenpässe gegen Udine vorzu-
dringen, allein als er in Krainburg ankam, erfuhr er, dass Massena
den Pass von Pontafel gegen Ocskay errungen und bereits Tarvis be-
setzt habe. Zwar wurde dieser wichtige Punkt durch einen Ueberfall
des Husaren-Oberstlieutenants Fedäk am 22. dem Feinde entrissen und
dadurch die Reserveartillerie und das Gepäck gerettet, allein vor dem
stürmenden Andränge Massena's konnte das schwache Häuflein öster-
reichischer Reiter nicht standhalten, vergebens war alle heldenmüthige
Aufopferung. Der Erzherzog, mittlerweile herbeigeeilt — die vier Meilen
von Villach bis Tarvis legte er zu Pferde in ununterbrochenem Jagen
zurück, — war der Letzte auf dem Kampfplatze und entging der Ge-
fangenschaft nur durch die heldenmüthige Aufopferung eines gemeinen
Dragoners.^ Er zog sich langsam, bei Friesach und Unzmarkt noch
Gefechte bestehend, nach Steyer zurück.
' 'Kluns Archiv I. 77.
•2 Hermann, Geschichte Kärntens III. 123.
253
Während Massena auf Klagenfurt losrückte, nahm Bernadotte
die Richtung nach Krain, Am 23. zog er in Idria ein, wo bedeutende
Quantitäten von Quecksilber und Zinnober confiscirt wurden und wo
eine französische Abtheilung bis zum Mai verweilte. Am 27. März
kamen die ersten feindlichen Husaren über die Rebernica unter den
Nanos, lagerten in Präwald und Ubelsko und nahmen die von Adels-
berg kommende Post weg. In Adelsberg blieben österreichischerseits
nur eine Escadron Husaren und einige Uhlanen. Auf einmal verbreitete
sich ein panischer Schrecken, das Kreisamtspersonale verschwand und
die meisten Hausbesitzer des Marktes flüchteten sich in die benach-
barten Wälder und Berge, nur der Pfarrer Wenigar (dessen Aufzeich-
nungen diese Erzählung entnommen ist), der Postmeister und ein Amts-
schreiber blieben in Adelsberg zurück. Früh morgens zwischen 7 und
8 Uhr traf die feindUche Avantgarde in Adelsberg ein, an ihrer Spitze
General Murat. Er beruhigte die ihm entgegenkommenden drei Re-
präsentanten von Adelsberg, verhiess ihnen volle Sicherheit der Per-
son, des Eigenthums und der Religion und forderte den Pfarrer auf,
sein Amt unbeirrt auszuüben. Die Franzosen erhalten von unserem
Gewährsmanne das Lob, dass sie sich sehr höflich gegen den Pfarrer
von Adelsberg bezeugten, keine Erpressungen verübten, die Kirche
respectirten und sich bei dem Gottesdienste, den sie Sonntags besuch-
ten, sehr anständig benahmen. Am 2. April verliess die feindliche
Cavallerie Adelsberg und am Nachmittag desselben Tages zog die Divi-
sion Bernadotte mit klingendem Spiel und fliegenden Fahnen durch
Adelsberg auf Laibach zu.
Hier verliessen uns die letzten österreichischen Truppen vom
Corps des Generals Seckendorf am 28. März und zogen über die Save
nach Steiermark und Kroatien ab. In Laibach herrschte ein panischer
Schrecken vor den erwarteten Sansculotten, alles flüchtete mit Hab
und Gut nach allen Seiten, wenigstens ein Drittel der Einwohner
wanderte aus. Die Franzosen unterliessen indessen nichts, die Be-
völkerung zu beruhigen. Bernadotte richtete aus dem Hauptquartier
Loitsch, 29. März, eine Proclamation in deutscher, französischer und
krainischer Sprache an die Bewohner Krains und der angrenzenden
Länder.* Bohaparte selbst, der inzwischen am 30. März in Klagen-
furt eingetroffen war, erliess nachstehende charakteristische
1 Mitth. März 1853.
254
Proclamation.
Französische Republik.
Freiheit. Gleichheit.
Hauptquartier zu Klagenfurt, den 12. Gterminal im 5ten Jahre der einen
und untheilbaren französischen Bepublik
Buonaparte
an die Bewohner Erains.
Die franzosische Armee kommt nicht in Euer Land, um es zu erobern,
nicht, um Eure Beligionsübungen, Eure Sitten, Eure Gebräuche auch nur von
ferne zu verändern. Sie ist die Freundin aller Nationen, besonders der braven
Volker Deutschlands.
Die ausübende Macht der französischen Bepublik, das Directorium, hat
keinen Ausweg unversucht gelassen, um die Trübsale, die schwer auf Ländern
liegen, zu entfernen. Ja es entschloss sich, den ersten Schritt zu thun, und
den General Clarke als Bevollmächtigten nach Wien zu senden, um dort den
Grund zu den Friedensunterhandlungen zu legen. Allein der Kaiserhof horte
nicht auf ihn, erklärte vielmehr zu Yicenza durch den Herrn de S. Vincent,
dass er die französische Bepublik nicht anerkenne. Hierauf begehrte General
Clarke einen Beisepass, um mit dem Kaiser persönlich sprechen zu können,
doch die Minister fürchteten nicht ohne Ursache, dass dessen bescheidene
Vorschläge den Kaiser zum Frieden bewegen möchten, und betrogen, geblendet
durch englisches Gk)ld, Kaiser und Beich, da sie für sich keinen Willen mehr
hatten, welcher bereits von den treulosen Engländern, dem Schrecken Europens,
seine Bichtung erhielt.
Bewohner Krains ! Ich weiss es, Ihr hasset wie wir die Britten — das
Volk, welches nur allein durch den gegenwärtigen Krieg gewinnt — und Eure
Minister, dessen Miethlinge. Wir leben schon seit sechs Jahren im Kriege,
allein wir wissen es, dass der Wille des braven Hungars, des aufgeklärten
Bewohners Wiens und des gutmüthigen unverdorbenen Krainers daran keinen
Theil hat.
Doch lasst uns auf England, auf die Minister des Kaiserhofs vergessen,
seien wir Freunde. Der französischen Bepublik stehen gegen Euch die Bechte
des Eroberers zu. Doch ein Einverständniss, das uns gegenseitig bindet, soll
sie verschwinden machen. Ihr werdet Euch nicht in einen Krieg mengen,
der Euren Beifall nicht hat, Ihr werdet uns Lebensmittel reichen, deren wir
nothwendig haben dürften. Ich meinerseits will Eure Beligion, Eure Sitten,
Euer Eigenthum beschützen. Ich werde Euch keine Contribution auflegen.
Ist der Krieg nicht an sich schon fürchterlich genug? Leidet Ihr nicht schon
genug, Ihr unschuldige Opfer der Fehltritte anderer? Alle Gaben, die Ihr bis
255
nun an den Kaiser zu entrichten pflegtet, werden Euch den Schaden, den Euch
der Durchzug der Armee nothwendig verursachen muss, ersetzen und zugleich
zur Bezahlung der gelieferten Lebensmittel dienen.
In Bezug auf das Gesagte befiehlt der General en Chef folgendes:
Erstens : Die Eeligionsübungen werden ohne mindester Abänderung fort-
gesetzt, den Bischöfen und Beligionsdienern, die sich aus einer übel verstan-
denen Furcht von ihrer Herde entfernten, steht es frei, zurückzukehren und
ihrem Dienste vorzustehen, auch will ihnen der Generalstab in dieser Absicht
Eeisepässe ausfertigen.
Zweitens: Krain wird von einer Commission regiert werden, die aus
zehn Gliedern bestehen und den tarnen eines Centralguberniums , dem die
politische, bürgerliche und verwaltende Macht eingeräumt ist, führen soll.
Drittens: Alle bereits bestehenden bürgerlichen und Criminalgosetze
werden beibehalten.
Viertens: Alle mittelbaren oder unmittelbaren Abgaben, die bisher dem
Kaiser oder der Provinz zuflössen, werden von nun an von gedachter Commis-
sion eingehoben und für die öffentlichen Nothdurften, zum Ankaufe der Lebens-
mittel für die Armee und zur Entschädigung der Privaten, die durch den
Durchzug der Armee gelitten haben, verwendet werden.
Fünftens: Die Commission wird alle Anstalten treffen, alle Massregeln
nehmen, die zum Behufe der bürgerlichen, richterlichen und Finanzverwaltung,
des Landes dienen können.
Seehstens: Dieselbe wird sich in verschiedene Abtheilungen trennen,
wird ihren Präsidenten und Secretär benennen, welcher letztere jedoch nicht
aus den Gliedern der Commission gewählt werden darf.
Siebentens: Das Gouvernement wird aus folgenden Gliedern bestehen, als:
Anton Podobnig,
Friedrich Kastelliz,
Baron Bernard von Eosettl,
Karl Baron Hallerstein,
Johann GoUmaier,
Anton von Nikoletti,
Baigersfeld, Eveque suffragant,
Josef Luckmann,
Josef Kokail,
Johann von Desselprunner.
Biese haben den Eid geleistet, den Befehlen, die sie in Hinsicht auf die fran-
zösische Bepublik erhalten werden, zu gehorchen.
256
Der General Bemadotte wird diese Glieder einsetzen, gegenwärtige An-
ordnung aber ist in französisch, deutsch und krainerscher Sprache in Druck zu
legen und Ofifentlich anzuschlagen.
Buonaparte.^
Am 30. März früh halb 8 Uhr sah Laibach den ersten feindlichen
Parlamentär. Ein Oberstlieutenant mit einem Trompeter und einer
Bedeckung von fünf Wurmser Husaren ritt durch die Stadt zur Save-
brücke bei Tschernutsch, wo er seine Depeschen an den k. k. General
HohenzoUern abgab. Zu Mittag war er wieder zurück, speiste in
Laibach und begab sich dann mit drei städtischen Abgeordneten, welche
bei General Bernadotte für Laibach Fürbitte einlegen sollten, nach
Oberlaibach zurück. Am folgenden Tage (3L März) 9 Uhr früh sprengte
ein französischer Rittmeister mit einem Lieutenant und dreissig Chas-
seurs in die Stadt und machte vor dem Rathhause Fronte. Er stieg
sodann ab und begab sich auf das Rathhaus, wo er den Einzug der
französischen Armee verkündete und eine aus Kärnten für Bemadotte
angelangte Depesche des Obergenerals Bonaparte in Empfang nahm.
Er wurde nebst seinen Begleitern gut bewirthet und ritt dann gegen
Mittag zu den Vorposten zurück. Das ruhige Benehmen des feind-
lichen Offiziers und die freundliche Zuspräche eines Chasseurs, welcher
deutsch sprach, beruhigten in etwas die vor Gewaltthaten zitternden
Einwohner. Nachmittags 2 Uhr kamen 95 Mann eines berittenen Frei-
corps an, welche alle Gassen mit gespanntem Hahn durchritten und
abends 320 Grenadiere, welche sämmtlich im Landhause bequartiert
wurden.
Am 1. April rückte Bernadotte mit klingendem Spiel in Laibach
ein und stieg im Bischofhofe ab. Sogleich Hess er eine dreisprachige
Proclamation vertheilen, welche die strengste Mannszucht und jede
mögliche Schonung für die alten Einrichtungen und Gesetze, für Leben
und Eigenthum verbürgte. Bernadotte's Benehmen wird sehr gerühmt.
Er wusste die trefflichste Ordnung zu erhalten; Laibach hatte, wie
jeder Ort, wo dieser humanste der französischen Generale befehligte,
seiner Güte und Gerechtigkeit, vor allem aber seiner Uneigennützig-
keit, die von der Habgier anderer Generale so sehr abstach, viel zu
danken. Selbst die für die Truppen nothwendigen Lieferungen wurden
nicht mit jener Herzlosigkeit eingetrieben, wie anderwärts, auch selbst
durch befreundete Mächte, geschah. Noch ist das abschreckende Exem-
pel nicht vergessen, das Bernadotte statuirte , als ein Grenadier am
* Original im historischen Verein für Krain.
257
2. April dem Weibe eines Fabriksarbeiters in der Gradischavorstadt
einige Kleinigkeiten geraubt und die goldenen Ohrgehänge ausgerissen
hatte. Am 4. April um 3 Uhr nachmittags wurde der Räuber an der
Mauer der Domkirche erschossen. Ein Mädchen aus der Stadt, dem
ein Soldat drei Gulden abgenommen hatte, entschädigte Bernadotte
mit einem holländischen Dukaten. Am 3. April hatte sich der General
selbst aufs Rathhaus verfügt und dem Magistrat und der versammel-
ten Bürgerschaft die Versicherung ertheilt, dass er niemandem unge-
straft ein Leid zufügen lassen und die strengste Mannszucht zu er-
halten wissen werde. Zugleich befahl er allen Behörden, ungestört
fort zu amtiren, dagegen aber die Armee unentgeltlich zu verpflegen,
wofür seinerseits der Obergeneral Bonaparte Krain jede Brandschatzung
erlassen wolle. Der Magistrat wurde unter dem Namen ^MunicipcUität^
aus zehn Rathsmitgliederh neu zusammengesetzt, und die neue von
Bonaparte eingesetzte provisorische Regierung führte unter dem Titel
eines ^Gentralguberniums^ die öffentliche Verwaltung und erliess am
7. April eine Proclamation, worin sie alle bisherigen Obrigkeiten, Ge-
setze und Abgaben in ihrer Wirksamkeit bestätigte.^ Am 3. April
musterte Bernadotte eine eingerückte Infanterie-Division und schärfte
ihr persönlich die strengste Ordnung ein, widrigens er jeden Excess
ohne Gnade mit dem Tode bestrafen werde. Einen Befehl, noch am
selben Tage für 12,000 Mann Brod zu backen, und die leicht abzu-
sehende Aussicht auf ähnliche Lieferungen suchte er durch die harte
Nothwendigkeit d^s Krieges zu entschuldigen.
Am 5. April erhielt Bernadotte von Bonaparte den Befehl, mit
seiner Colonne eilends nach Klagenfurt aufzubrechen. Brigadegeneral
Friant folgte ihm im Commando, Oberst Picard ward Stadtcomman-
dant von Laibach. Obwohl aber ersterer schon von Triest aus (17. April)
eine Proclamation an die Bewohner Krains erlassen hatte,* welche die
bisher gehaltenen Versprechungen wiederholte, machte sich die Ab-
wesenheit des streng rechtlichen Bernadotte bald fühlbar ; unter dem
Vorwande von Requisition kam es oft zu Plünderungsscenen, an
welchen sich besonders Oberst Picard betheiligte.
Bonapaite hatte sich inzwischen beeilt, zu Leoben das Friedens-
werk einzuleiten, denn von weiterem Vordringen in Oesterreich konnte
bei dem Vorrücken der Oesterreicher im Rücken der Franzosen, dem
in Italien ausgebrochenen Aufstande und der Gährung in Tirol keine
^ Mitth. 1853.
« Mitth. 1853.
17
-n I
258
Rede sein. Am 7. April wurde zu Leoben der Waffenstillstand ab-
geschlossen, und Bonaparte eilte nun nach Italien zurück, um den
Aufruhr zu bändigen. Am 28. April, 8 Uhr früh, sah Laibach den
berühmten Gast ankommen und im Bischof hofe absteigen, mit ihm
die Generale Massena, Murat und andere berühmte Schlachtgenossen.
r
Der Obergeneral zog sich sogleich zurück, um kurze Zeit auszuruhen.
Nach zwei Stunden stand er jedoch wieder auf und sah lange Zeit
zum Fenster hinaus, um sich dem zahlreich herbeigeeilten Volke zu
zeigen. Ein Laibacher Bürger schildert uns den Mann des Jahrhunderts
als einen jungen, kleinen Herrn mit eingefallenen Wangen und sonn-
verlyanntem Gesichte', und ein anderer Zeitgenosse entwirft von ihm
folgende Personsbeschreibung : .Kleiner Statur, Gesichtsfarbe braungdb,
Wangen, eingefallen, Nase erhaben; seine dunJden, tiefliegenden, aber
geistvollen Augen werfen bedeutsame Blicke umher; seine Sprache ist
lakonisch, aber deutlich; seine Stirn verräth den Denker; auf ausser-
liehen Prunk hält er, was seine Person betrifft, wenig, ^
Um 11 Uhr nahm Bonaparte die Aufwartung aller Offiziere an
und speiste dann mit einigen Generalen in seiner Wohnung, wozu er
auch einen gemeinen Grenadier von der Wache eingeladen hatte. Er
ertheilte den Befehl, das ,Gentralgubernium^ bis zum Abmarsch der
Franzosen ,k. k, Landesvertvaltungsamt' zu benennen, womit den For-
derungen des Waffenstillstandes Rechnung getragen und die Geltung
der kaiserlichen Autorität wieder officiell anerkannt war. Um 2 Uhr
nachmittags reiste Bonaparte mit seinem Adjutanten und einer Be-
deckung von zwölf Chasseurs nach Triest ab. General Murat und
Massena blieben noch einige Tage in Laibach. Am 29. April hatte
man hier wieder die Freude, die österreichische Uniform zu erblicken.
General Meerveldt, der den Frieden zu Leoben mit unterzeichnet hatte,
war beauftragt, den Ausmarsch der Franzosen, welche nach Italien
rückten, zu überwachen. Auch General Bernadotte kam an diesem
Tage wieder nach Laibach und gab bald einen neuen Beweis seiner
liebenswürdigen Humanität. Als eine Wirthstochter um Mitternacht
zu ihm kam, um über Excesse zu klagen, welche einige Franzosen im
Hause ihres Vaters verübten, reichte er ihr selbst den Arm, geleitete
sie nach Hause und schaffte Ruhe.
In den nächsten Tagen dauerten die Rückmärsche der Franzosen
nach Italien fort, die Colonne des Generals Massena, bei 10,000 Mann
stark, bekannt durch ihre Tapferkeit, machte sich durch ihren Mangel
an Disciplin in unangenehmer Weise bemerkbar. Weil es am Tage
^ Hormann, Geschichte Kärntens III 135.
259
ihres Einrückens — 4. Mai — regnete, so quartierte sie sich in die
Kirchen der Ursulinerinnen, der Franziskaner und Kapuziner ganz
gemächlich ein, in welchen es dann eben nicht erbaulich zuging. Nur
der Klosterfrauenkirche wurde. einige Schonung zutheil, weil General
Victor eine Wache zum Hochaltar gestellt hatte. Drei Generale waren
im Kloster einquartiert.
Am 7. Mai erfolgte endlich die Uebergabe der Regierung von
Krain durch General Bernadotte an General Meerveldt, und am 8. Mai
räumten die letzten Franzosen Laibach. Nach ihrem Abzüge brach
an drei Orten Feuer aus, welches aber bald gelöscht wurde. Am
9. Mai flatterten wieder die kaiseriichen Fahnen in Laibach. ^ Am
12. Juni 1797 2 kam der erste Zug österreichischer Kriegsgefangener
aus Italien, 700 Mann stark, durch Laibach, und am 16. marschierten
fünf Bataillone von den Regimentern Erbach, Hoflf, Reisky, Thurn und
Mittrowsky, welche von nun an die Laibacher Garnison bilden sollten,
in Laibach ein, mussten aber lange in dem ärgsten Regenwetter an
der Triester Strasse ausser der Gradischa campiren, da die Stadt noch
voll Militär war. Diese Truppendurchzüge galten der Besetzung des
infolge der Friedenspräliminarien an Oesterreich abzutretenden vene-
tianischen Istriens und Dalmatiens, an welcher zu Anfang Juli auch
unser vaterländisches Regiment theilnahm. Bis 20. Juli passirten Lai-
bach 104 Bataillone Infanterie, 77 Compagnien Grenadiere, 94 Esca-
drons Cavallerie, 27 Generalmajors, 9 Feldmarschall -Lieutenants und
2 Feldzeugmeister. Am 26. September brach der k. k. Generalstab,
der bisher in Laibach gelegen, nach Görz auf, und am 19. Oktober
brachte General Fürst Lichtenstein die Kunde des am 17. Oktober 1797
zu Campo-Formio geschlossenen Friedens.
Der Friede von Campo-Formio (17. Oktober 1797) brachte Oester-
reich den Verlust Belgiens und der Lombardie, entschädigte es aber
^ Camiolia 1844 Nr. 38, 75—77. ^Briefe eines Bürgers in. Laibach an seinen
Gvatter in Laass über das Betragen der Franzosen während ihrem Aufenthalt in
Krain, Laibach 1797, 61 S.* Ein sehr selten gewordenes Büchlein, von welchem die
k. k. Studienbibliothek ein Exemplar besitzt. In Laibacher Dialekt und mit derbem
Humor geschrieben, enthält es das Tagebuch eines Laibacher Bürgers über aUe
VorfäUe vom 28. März bis 8. Mai 1797.
* Laibacher Schulzeitung Nr. 15 de 1875 : ,Krain unter französischer Herrschaft.*
Nur wo diese QueUe ausdrücklich citirt wird, ^t sie vom Verfasser benützt worden,
dessen Materialien zur , Geschichte Erains* längst gesammelt waren, als der sehr
schätzbare Artikel in der ,Schulzeitung* erschien, was hier lediglich zu dem Zwecke
bemerkt wird, um aUfälligen, bei der Gleichheit der Quellen möglichen Missdeutungen
vorzubeugen. Uebrigens geht obiger Artikel nur bis 18. November 1809.
17*
260
dafür durch Abtretung Venedigs mit der terra ferma bis zum Garda-
see, des venetianischen Istriens und Dalmatiens nebst Gattaro. Aber
dieser Friede war ein Scheinfriede. Die französische Republik ging
im Kirchenstaat, in der Schweiz, in Egypten aggressiv vor und reizte
alle Mächte zum Widerstand. England drängte zum Kriege. Pitt
bewirkte leicht eine Coalition gegen das alle Welt herausfordernde
Frankreich. Als in Italien im Frühling des Jahres 1799 die Feindselig-
keiten eröffnet wurden, war unserem vaterländischen Regiment eine
ehrenvolle Rolle beschieden. Im Treffen bei Magnano (5. April), als
die erste Colonne zum Weichen gebracht war, kam das Regiment Thurn
mit denen von Nadäsdy und Reisky zur Unterstützung. Feldmarschall-
Lieutenant Baron Kray führte sie in Person an. Sie nahmen den vor-
gerückten Feind in die linke Flanke und stellten das Gefecht wieder
her; fünf Offiziere unseres Regimentes wurden verwundet. Im Mai
stand das Regiment in Mailand in Besatzung, im Juni ein Bataillon
in Parma. Im Juli waren unsere JCrainer bei der Belagerung von Mantua,
nach dessen Eroberung kamen sie dahin in Garnison. Im September war
eine Abtheilung bei der Besetzung des Kirchenstaats und unterstützte
am 21. die bei Monte Rotondo unweit Rom angegriffenen Neapolitaner.*
Zwei Träger alter Adelsnamen bethätigten an der Spitze fremder Re-
gimenter den Ruf ererbter Mannhaftigkeit: Baron Johann Nepomuk
ApfdUern leuchtete als Oberst des Regiments Nadäsdy Nr. 39 im
Treifen bei Legnago, wo Feldmarschall-Lieutenant Kray die Angriffe
des französischen Generals Scherer zurückwies, durch Geistesgegen-
wart und Tapferkeit hervor ; im Treffen bei Magnano wurde sein Wohl-
verhalten gerühmt ; bei der Einnahme von Brescia führte er sein Re-
giment mit Ruhm, ebenso in den Treffen bei Cassano und zwischen
Tidone und Trebia; in letzterem wurde er verwundet* Graf Franz
Xaver Auersperg^ 1796 Oberst des Regiments Nr. 36, führte es in der
Schlacht von Novi zum Siege (15. August). In dem entscheidenden
Treffen bei Savigliano (4. November) gab er den Truppen ein Beispiel
persönlichen Muthes und entschlossenen Sinnes. In diesem Jahre avan-
cirte er zum Generalmajor.^
Die Erfolge in Italien paralysirte der Sieg des aus Egypten rück-
gekehrten Bonaparte bei Marengo (14. Juni 1800); in Deutschland
wurde Erzherzog Johann von den Franzosen bei Hohenlinden (3. De-
zember 1800) geschlagen. Die Folge war der Friede von Lunevüle
* Gräffer, Geschichte der k. k. Eegimenter I. 188 -191.
« L. c. L 174.
» L. c. I. 164.
261
(9. Februar 1801), welcher den Besitzstand Oesterreichs nicht wesent-
lich änderte. Der Reichs -Hauptdeputationsrecess (25. Februar 1803)
säcularisirte die Bisthümer Trient und Brixen zugunsten Oesterreichs
und die Freising'sche Herrschaft Bischoflack wurde österreichisches
Staatsgut.
5. Oesterreicli ein Eaisertlium (10. August 1804). Die dritte Coalition.
Die Franzosen zum zweiten male in Erain (1805—1806).
Die zerrütteten Verhältnisse des deutschen Reichs, in welchem
die Kaisermacht zu einem Schattenbild herabgesunken war, während
der französische Einfluss immer mächtiger wurde, drängten Oesterreich
zu einheitlicher Gestaltung, zur Zusammenfassung aller seiner Kräfte.
Napoleon hatte, 18. Mai 1804, sich zum Kaiser ausrufen lassen, da
fasste Kaiser Franz den Entschluss, der neuen französischen Militär-
monarchie ein in seinem Haupt geeinigtes, keine Sonderinteressen mehr
kennendes mächtiges Oesterreich entgegenzustellen. Am 10. August
1804 versammelte er eine Staatsconferenz, in welcher er verkündete,
dass er den Titel eines Erbkaisers von Oesterreich annehme, doch
.ohne Verletzung der (allerdings nur mehr historischen Werth behal-
tenden) ^TUel^ Verfassungen und Vorrechte'' der einzelnen Provinzen.'
Es war dies gleichsam der Schlusstein der pragmatischen Sanction.
Die Uebergriflfe Frankreichs, welches mit seiner italienischen
Königswürde Oesterreich direct bedrohte, welches in der Schweiz und
in Deutschland den Herrn spielte, führten zur dritten Coalition, welche
zuerst England mit Russland und Schweden bildete und in welche
dann, 9. August 1805, auch Oesterreich eintrat. Im August 1805 zeigten
bereits die immer stärkeren Durchmärsche nach Italien die Richtung an,
in welcher der Kampf entbrennen sollte. Auch die Garnisonen wurden
vermindert oder zum Ausmarsche beordert. In Laibach bezogen bereits
am 6. September die Bürgercorps, Grenadiere und Jäger (Scharfschützen),
die Wachen und hielten sie durch mehrere Tage besetzt. Am 25. Sep-
tember erHess Kaiser Franz sein Kriegsmanifest. In Deutschland führte
das schnelle Vorrücken der Franzosen gegen die isolirten Oesterreicher
zu der Katastrophe von Ulni, der Capitulation einer Armee von
23,000 Mann mit 59 Geschützen (18. Oktober 1805), womit der Feldzug
in Süddeutschland beendigt war. In Italien war die österreichische
Mayer, Geschichte Oesterreichs II. 199.
262
Streitmacht durch AbberufuDg eines starken Corps nach Deutschland
geschwächt worden. Erzherzog Karl schlug die dreitägige siegreiche
Schlacht bei Caldiero (29. bis 31. Oktober) gegen Massena nur mehr
für die Ehre der österreichischen Waffen und zur Maskirung des
Rückzugs. An diesem Ruhmeskampfe nahm ein tapferer Sohn unserer
Heimat hervorragenden Antheil. Sigmund Novak^ geboren zu S. Peter
in Krain im Jahre 1774, hatte schon im Türkenkriege und in den
beiden ersten französischen Feldzügen wacker mitgekämpft und in
den Schlachten bei Zürich und Hohenlinden Beweise unerschrockenen
Muthes gegeben. Im Jahre 1805 stand er bei der Armee in Italien
als Hauptmann von Hohenlohe-Bartenstein-Infanterie Nr. 26. In der
Schlacht bei Caldiero, als (am 30. Oktober) der Feind eine Redoute
stürmte und bereits die Brustwehr des Laufgrabens erstiegen hatte,
eilte Novak mit seiner Compagnie unaufgefordert der bedrängten
Division zu Hilfe. Mit gefälltem Bajonnet stürzte er dem Feind in
den Rücken, machte den Commandanten der stürmenden Abtheilung
auf der Brustwehr nieder und zwang dieselbe, die Flucht zu ergreifen.
Erzherzog Karl rühmte in seiner Relation über die Schlacht von
Caldiero die That des Hauptmanns Novak und ernannte ihn auf dem
Schlachtfelde zum Major. Das Capitel des Maria - Theresienordens
verlieh ihm (April 1806) das Ritterkreuz.^
Am I.November trat Erzherzog Karl den Rückzug über Piave,
Tagliamento und Isonzo, dann über Laibach nach Cilli an. Am 22. No-
vember traf er in Begleitung der Erzherzoge Johann, Ludwig, Maximilian
und seines ganzen Generalstabes in Laibach ein und stieg im Bischof-
hofe ab. Nach eintägigem Aufenthalt wurde am 24. die Reise nach
#
Cilli fortgesetzt. Bald verliessen auch die letzten kaiserlichen Truppen
Krain auf dem Rückzuge gegen Steiermark, Kroatien und Ungarn,
und das Land musste im Wechsel des Kriegsglückes seinem Schicksale
überlassen werden. Gouverneur Trautmannsdorf war schon am 20. No-
vember mit den öffentlichen Kassen und Archiven nach Agram ab-
gezogen.
An demselben Tage, an welchem Erzherzog Karl Laibach verliess,
24. November, traf um 9 Uhr früh der Vortrab der Armee Massena's,
bestehend aus Chasseurs ä cheval, bereits in Adelsberg ein; am fol-
genden Tage rückte die von General d'Espagne geführte Avantgarde
ein. Bald folgte das ganze Corps Massena's, welches requirirte und
1 ffirtonfeld I. c. S. 788—789; Wurzbach biogr. Lex. XX. 407; Mailath, Ge-
schichte Oestorreichs V. 267.
263
die Leute misshandelte, so dass sie aus Adelsberg flüchteten. Diesmal
war jedoch das Personal des Kreisamts, seiner Pflicht getreu, geblieben ;
Kreiscommissär Wucher und seine Unterbeamten erleichterten nach
Möglichkeit die Lage der Adelsberger.^
Am 28. November vormittags sprengten in Laibach die ersten
Franzosen, 10 bis 15 Chasseurs, eiligst über die Schusterbrücke, den
Platz, die Spitals- (jetzige Franzens-) Brücke gegen das Militärverpflegs-
amt, in der Elephantengasse noch mit der österreichischen Nachhut,
Erdödy-Husaren, einige Schüsse wechselnd. Ihnen folgte die französische
Avantgarde unter General Merlin. Sogleich wurden die Stadt- und
Landesbehörden versammelt und für die sorgfältigste Verpflegung der
französischen Armee verantwortlich gemacht. Es begann nun ein
massloses Erpressungs- und Brandschatzungssystem, das nicht nur
alle Bedürfnisse, sondern auch alle Wünsche und Launen der Eroberer
befriedigen sollte. Alle Gemeindekassen wurden geleert, alle Vor-
stellungen über die Unmöglichkeit, mehr aufzutreiben, durch Hin-
weisung auf den Befehl Napoleons, der keine Schonung zulasse,
erwidert. Von Massena, der Triest eine Contribution von 6 Millionen
auferlegt hatte, war der Befehl eingelangt, in Krain 3 Millionen ein-
zutreiben, zu deren Sicherstellung aber Geissein einzustellen. Baron
Baselli, Magistratsrath Alborghetti, die Herren Damian, Birsutti, Mayer
und andere wurden als solche festgenommen. Am 11. Dezember traf
Massena in Laibach ein und schlug sein Hauptquartier im Bischof hofe
auf. Der Abschluss des Waffenstillstandes infolge der Dreikaiserschlacht
(Austerlitz, 2. Dezember) bewirkte zwar die Entlassung der Geissein,
aber nicht den Nachlass der Kriegssteuer, welche dem Lande tiefe
Wunden schlug.
Unter Massena befehligte in Laibach General Molitor. Er gab
am 22. Dezember den Laibachern das ungewohnte Schauspiel einer
Kirchenparade in der Domkirche, bei welcher die Musikbande hinter
dem Hochaltar spielte und die Tambours während der Messe das
Zeichen gaben.
Das Neujahr 1806 brachte die sehnlichst erwartete Friedens-
kunde. Am 26. Dezember war zu Pressburg der Friede geschlossen
worden, der für Oesterreich schwere Verluste nach sich zog. Venedig,
Dalmatien, Tirol und die deutschen Vorlande mussten gegen Salzburg
und Berchtesgaden aufgegeben werden.
* Mitth. 1853, Aufzeichnungen des Cooperators Magajna in Adelsberg.
264
Am 4. Januar 1806 verliess Massena Laibach, nachdem das Con-
tributionscomit^ noch 50,000 Gulden für ihn hatte auftreiben müssen.
Er hatte sich durch seine Erpressungen verhasst gemacht. Es cursirte
ein slovenisches Schimpflied auf ihn. Am Tage nach Massena's Abreise
feierten die Bewohner Laibachs den Friedensschluss durch Hochamt
und Tedeum, wobei die Bürgercorps in Parade erschienen; Am 1. Fe-
bruar kam das kaiserliche Regiment Erzherzog Rudolf mit einer Ab-
theilung von Erzherzog-Josef-Husaren von Venedig in Laibach an und
wurde, weil die Stadt noch mit französischem Militär angefüllt war,
in der Schischka bequartiert. Sogleich veranstalteten patriotische
Bürger eine Sammlung, um die lang vermissten Freunde zu bewirthen.
Am 12. Februar traf General Bellegarde, am 16. Gouverneur Graf
Trautmannsdorf ein, um die Regierung wieder zu übernehmen und
den Abmarsch der Franzosen zu überwachen. Dieser erfolgte am
25. Februar.^ Am 27. rückte das k. k. Regiment St. Julien ein* und
bezog die Posten. Die beiden Bürgercorps ® bewirtheten das Offiziers-
corps in der bürgerlichen Schiesstätte und betheilten auch die Mann-
schaft mit 20 Kreuzer per Kopf. Doch blieb das Regiment nicht in
Laibach, es wurde am 6. März vom vaterländischen Regiment Graf
Thurn abgelöst, welches seit April 1801 in Dalmatien stationirt ge-
wesen war, wo es am 21. Juli 1805 eine Affaire mit den Montene-
grinern zu bestehen gehabt hatte. Das Regiment hatte in dieser an
Gefahren, Entbehrungen und Strapazen reichen Epoche unter der
ausgezeichneten Leitung seines Obersten Vitalis Edlen von Kleimaym
allen Erwartungen entsprochen. In dem vom Erzherzog Karl am
13. August 1807 erlassenen Generalbefehl wurde es unter diejenigen
gezählt, welche die neuen Reglements am vollkommensten sich ange-
eignet, indem es schon die schwierigsten Manöver mit Leichtigkeit
ausführte. Auch seine Haltung und Adjustirung, der Geist der Ordnung
und des Zusammenwirkens, der vom Chef durch alle Chargen bis zum
» CamioUa 1844 Nr. 79-80.
2 Schulzeitung 1. c.
* Die Laibacher Bürgercorps bestanden im Jahre 1805 aus einem Grenadier-
und einem Jäger corps mit je zwei Compagnien und einer Musikkapelle. Die ange-
sehensten Bürger bekleideten Offizierstellen und Chargen. Es gab 2 Obristwacht-
meister mit Adjutanten, 2 Corpspaters, 2 Rechnungsführer, 2 Chirurgen, 2 Fahnen-
cadetten, 4 Hauptleute, 4 Ober- und 4 Unterlieutenants, 4 Fähnriche, 2 Feldwebel
und 2 Oberjäger, 2 Führer, 12 Corporale und 12 Unteijäger, 95 gemeine Grenadiere
und 132 gemeine Jäger, 4 Tambours, 2 Pfeifer, 3 Trompeter und 2 MusikcapeUen
von 7, resp. 8 Mann, gchulzeitun^ 1. c. Nr. X6 de 1875.
265
gemeinen Mann herabgedrungen, wurde vom Generalissimus hervor-
gehoben.^ In dem Schreiben, das Feldmarschall-Lieutenant Chasteler
am 12. November 1807 an Oberst Kleimayrn richtete und worin er
ihn wegen seiner Beförderung zum Generalmajor beglückwünschte,
bezeichnete er das Regiment Simbschen (im Jahre 1806 hatte das
Regiment Thurn den Feldzeugmeister Simbschen als Inhaber erhalten)
als eines der ersten der Armee. ^
6. Neue Eriegsvorbereitungen gegen Frankreich. Die 'Organisining
der Landwehr (1808 — 1809).
Die üebergriflfe Napoleons, welche die Selbständigkeit so vieler
Staaten bedrohten oder vernichteten ; die Errichtung des Rheinbundes,
welche das alte deutsche Kaiserreich sprengte; die Usurpationen in
Neapel, der batavischen Republik, Hannover und Spanien Hessen nicht
auf die Dauer des mit Oesterreich in Pressburg geschlossenen Friedens
hoffen, Oesterreich musste der Gefahr ins Angesicht sehen, bald auch
zu einer Statthalterschaft, einem Vicekönigthum Napoleons erniedrigt
zu werden. Es folgte nur dem Gebote der Selbsterhaltung, wenn es
nach dem damals mehr als je geltenden Grundsatze: ,Si vis pacem,
para bellum' sich zum Kriege vorbereitete. Dazu kam noch das trotz
der Zertrümmerung des Reichs immer noch lebendige Verhältniss zu
Deutschland. ,Maü hat den kaiserlichen Geist in der Wiener Burg niemals
genügend anerkannt/ schreibt ein conservativer deutscher Schriftsteller^ —
,der letzte deutsche Kaiser, wenn auch lange durch Thugut irre geführt,
durch Unglück gebeugt und von denen, die er zu Werkzeugen wählte, im
hergebrachten verknöcherten Hofkriegsrathssjstem schlecht bedient, fand doch
im Gefühl seiner angebornen Würde und der auf ihm ruhenden majestätischen
Tradition eines tausendjährigen Eeiches den Muth und die Kraft, immer und
immer wieder die Doppeladler auf seinen Fahnen zu entfalten und, in hundert
Schlachten besiegt, zum hundert und erstenmal wieder gerüstet auf dem Kampf-
platz dazustehen, zäh, unermüdet, vertrauensvoll , ganz so wie das edle Volk
der Spanier.'
Zum ersten male dachte man in Oesterreich an die Ergänzung
des stehenden Heeres durch den nie vergebens angerufenen Patrio-
^ CamioHa 1842, S. 402.
^ Manuscript des Oberstlieutenants Sühnl im historischen Verein.
8 Menzel, Geschichte Europa's, 1789—1815, II 174.
266
«
tismus der Völker. In Erzherzog Johanr^s Geiste entstand der Ge-
danke der Volkswehr^ er arbeitete das System derselben schon im
Laufe des Jahres 1807 aus; hätten des Erzherzogs Ideen nicht mit
Unentschlossenheit und übel angebrachter Sparsamkeit zu kämpfen
gehabt, der Erfolg hätte sie krönen müssen. So aber wurde vieles
versäumt, auch das einmal nothwendig Erkannte nicht mit der pöthigen
Energie betrieben.^ Am 9. Juni 1808 erschien endlich das Patent
über die Bildung der neuen österreichischen Volkswehr, der ^Landwehr\
Sie sollte aus allen waffenfähigen, nicht in der Armee dienenden
Männern von 18 bis 45 Jahren bestehen und nach Provinzen und in
diesen wieder nach Kreisen eingetheilt werden. An Sonn- und Feier-
tagen sollte die Mannschaft sich in den Waffen üben , einmal im
Monate dagegen in grössere Abtheilungen vereinigt werden. Ihre
Offiziere wurden jenen der Linie vollkommen gleichgestellt. Als Uniform
wurde eine Art Nationaltracht: grauer Rock mit rothen Aufschlägen
und einem runden, auf einer Seite aufgekrämpten Hut mit Messing-
schild, eingeführt. Die Waffen sollte die Regierung liefern. Die Männer
von 45 bis 60 Jahren sollten Wach- und Transportdienste verrichten.
Erzherzog Johann bereiste selbst die Provinzen, um die Durch-
führung der Organisirung zu beschleunigen. Am 1. Juli 1808 war er
in Laibach, wo er sich an dem ihm zu Ehren veranstalteten Fest-
schiessen betheiligte und einen Bestschuss that, und an diesem Tage
erschien die von ihm und dem Hofcommissär Grafen Saurau unter-
zeichnete Circularverordnung zur Bildung der Landwehr und der Re-
seiTen in Krain. Am 4. Juli begann die Rekrutirung. Es zeigte sich
allenthalben im Lande die regste Theilnahme für das neue Institut.
Beim Losziehen baten die Bergleute in Eisnern die Commission, die
Zettel in die Luft zu streuen, sie riefen: ,Kein Los soll über uns
entscheiden, wir wollen alle freiwillig unserem geliebten Kaiser dienen!',
ebenso die Bergleute in Idria. In Laibach wurden auch die Studenten
bewaffnet, und Vodnik^ seit 1806 Corpspater der bürgerlichen Gre-
nadiere, belebte den patriotischen Aufschwung durch seine Landwehr-
lieder im Geiste Collins: ^Pesmi za brambovceK In der ihnen voran-
geschickten Ansprache an die Slovenen (,Predgovor') wies er auf die
Nothwendigkeit des Entscheidungskampfes um Oesterreichs Existenz
hin, auf den Schimpf fremder Unterjochung, rief die ruhmvolle Er-
innerung an die Türkenkriege wach, an die Niederlage Hassans unter
den Mauern von Sissek. Er traf in seinen Liedern den echten Volks-
* Vgl.: Das Heer von Innerösterreich, Leipzig 1848, S. 29 f.
267
ton, indem er sich an den Frohmuth, die Sanglust, die Loyalittät des
Krainers wendete. Es waren darunter Lieder, ganz dazu gemacht,
auf dem Marsch gesungen zu werden, wie ,Radovoljni brambovci' oder
,Branibovska 'dobra volja', und solche, welche das alte unbesiegbare
Oesterreich feierten, wie ,Estrajh za vse'.
Ako le höe
Je bil Esträjh in bo za vse!
Zdaj bramboYci zavkajte :
Bit' öe, bit' öe
Estrajh za vse!
Die religiöse Saite tönte wieder in der ,Brambovska molitev'
und ,Brambovska prisega'.
Mogoöni Bog !
Tvoj dih je vstvaril solnca novo
Tvoj dih je v stan' podret' svetove,
Zato pohlevno mormo To :
Obmi milostiv' obraz
Na brambo nado in na nas !
Pred sodbo kliö' sovrainike —
üsliä' nas Bog!
Aufopfernde Thätigkeit bewiesen bei der Bildung der Landwehr
die Commandanten und Offiziere der im Lande bestehenden Bürger-
corps, und der Kaiser lohnte diesen patriotischen Eifer noch im
nemlichen Jahre (1808), indem Oberschützenmeister Valentin Dreo,
zugleich Major des bürgerlichen Jägercorps (am 26. Oktober), und
Job. Bapt. Jager, erster Major des bürgerlichen Grenadiercorps (am
20. November), die goldene Civil - Ehrenmedaille erhielten. In Unter-
krain entwickelte Franz Xaver Langer, Besitzer des landtäf liehen
Gutes Poganiz, patriotischen Eifer. Als ältester Hauptmann des Neu-
städtler Bataillons übernahm er dessen Commando, als der pensionirte
Oberstlieutenant von Reutenburg wegen seines hohen Alters von dem-
selben zurücktrat. Am 16. Juli 1808 rückten bereits 372 Freiwillige
aus dem Adelsberger Kreise mit Feldmusik in Laibach ein, sie waren
die ersten; am 31. Juli war das Reservecorps complet und feierte
diesen Moment mit einer Feldmesse, bei welcher sich hohe Begei-
sterung kundgab. Viele Freiwillige mussten, da die Zahl voll war,
zurückgewiesen werden. Nun begannen die Uebungen. Die Adels-
berger Reservemänner beendeten sie zuerst und marschirten am
13. August in die Heimat ab.^
1 Schalzeitung Nr. 17 de 1875.
268
Im Januar 1809 war bereits die Organisirung der Krainer Land-
wehr in sieben Bataillone beendet. Ihre Ausrüstung hatte 329,000 fl.
gekostet. Am 2. Januar gaben die Offiziere der Landwehr den Offi-
zieren des Regiments Simbschen und der Bürgercorps auf der Schiess-
stätte ein ebenso glänzendes als herzliches Yerbrüderungsfest. Am
4. April inspicirte Erzherzog Johann die Landwehr und erliess zur
Fahnenweihe der innerösterreichischen Wehnnänner einen Tagesbefehl
in beiden Landessprachen, in welchem der Schöpfer der Landwehr sie
in folgenden Worten charakterisirte: .Ldebe zum Vaterland, Enthu-
siasmus für SdbständigJceit^ Hass gegen aüe fremde Tyrannei^ erha-
benes Betvusstsein des eigenen Werthes^ lebendiges Gefühl unserer Kräfte
echter ÄÜösterreicher Sinn gab der Landwehr ihr Dasein. Oam Europa
erstaunt^ wie es nur eines Wortes des geliebten Kaisers bedurfte^ um 'die
Nation zur Armee und die Armee zur Nation umzuschaffen% und er
schloss: Ich bin gewiss^ geschätzte Waffenbrüder^ diesen Schumr zur
Fahne werdet ihr halten^ ihr werdet der Zeitgenossenschaft sowie der
Nachwelt das Zeugniss dbnöthigen: .Sie verdienten es, Oesterreicher
zu sein!* ^ Am 30. April wurde die Fahne des zweiten Laibacher
Bataillons auf dem Schulplatze durch den Bischof Kautschitsch ein-
geweiht.* Ihre Majestät die Kaiserin hatte demselben ein Fahnen-
band mit dem Allerhöchsten Namenszuge gewidmet.^
Trotz alles patriotischen Aufschwunges und aller Opferwilligkeit
konnte die Landwehr Innerösterreichs keine grossen Hoffnungen wecken,
ihre Bewaffnung war mangelhaft, sie erhielt die alten von der Linie
längst abgelegten Musketen und ihr Exercitium war noch nicht so
weit vorgeschritten, dass sie sich in Bataillonsmassen verwendbar
gezeigt hätte.
7. Angriffsdisposition des Erzherzogs Johann. Armeebefohl des Erzherzogs Earl.
Einmarsch in Italien. UnglückUohe Wendung des Zrieges. Der Bückzng nach
Erain. (4. Mäxz bis 15. Mai 1809.)
Seit 1. März war die österreichische Armee auf den Kriegsfuss
gesetzt und in neun Armeecorps getheilt worden. Am 4. April verliess
Erzherzog Johann Graz, besichtigte in Laibach die Befestigungen und
die Landwehr und reiste dann durch das Savethal nach Villach ab,
^ Original im Besitze des Herrn von Langer^Podgoro,
2 Carniolia 1843 ; Schulzeitung Nr. 20 de 1875.
3 Landschaftliches Archiv.
269
WO er den Feldraarschall -Lieutenant Marquis Chasteler und den für
Tirol bestimmten Intendanten Josef Freiherrn von Hormayr traf. Zui*
Armee des Erzherzogs Johann, welche den Krieg in Italien eröffnen
sollte, während jene des Erzherzogs Karl nach Deutschland bestimmt
war, gehörte das achte Armeecorps (Marquis Chasteler, 23 Bataillons,
21 Schwadronen) und das neunte Armeecorps (Graf Gyulay, 30 Batail-
lons, 28 Schwadronen). Die Truppen des neunten Armeecorps stellten
sich staffeiförmig im Savethal von Laibach, wo Graf Gyulay sein Haupt-
quartier aufschlug, bis Tarvis, die gegen Tirol bestimmten des achten
Corps gegen Oberdrauburg , die anderen von Arnoldstein bis Tarvis
auf. Ueber den Predil auf Cividale sollte der Einmarsch in Italien
erfolgen.
Am 6. April erliess der Generalissimus, Erzherzog Karl, einen
schwungvollen Tagesbefehl, in welchem er mit berechtigter Hindeutung
auf das erniedrigte Deutschland sagte: ^Auf Euch^ meine theuren
Waffengefährten, ruhen die Äugen der Welt und oMer^ die noch Sinn
für Nationalehre und Nationaleigenthum haben. Ihr sollt die Schmach
nicht theilen, Werkzeuge der Unterdrückung zu werden; Ihr sollt nicht
unter entfernten Himmelsstrichen^ die endlosen Kriege eines zerstörenden
Ehrgeizes führen, Ihr werdet nie für fremdes Interesse und fremde
Habsucht bluiten; Euch wird der Fluch nicht treffen^ schuldlose Völker
zu vernichten und auf den Leichen erschlagener Vaterlandsvertheidiger
den Weg zum geraubten Throne einem Fremdling zu bahnen! — Auf
Euch wartet ein schöneres Los ; die Freiheit Europa^s hat sich unter
unsere Fahnen geflüchtet; Eure Siege werden ihre Fesseln lösen^ und
Eure deutschen Brüder — jetzt noch in feindlichen Reihen — harren
auf ihre Erlösung. Ihr geht in rechtlichen Kampfe sonst stünde ich
nicht an Eurer Spitze.'' Der Erzherzog erinnert an die Siegestage von
Würzburg und Osterach, Liptingen und Zürich, Verona, der Trebia
und Novi und bezeichnet als den Zweck des Krieges, ,dem theuren
Vaterlande einen dauerhaften Frieden zu erkämpfen.^ Am 9. April
schloss sich an die Kriegserklärung der Aufruf an die deutsche Nation^
in welchem die französische Eroberungssucht als der Grund des nur
zur Selbstvertheidigung geführten Krieges bezeichnet, die Sache Oester-
reichs mit der Sache Deutschlands identificirt wurde: ..Unsere Sa^he
ist die Sa^he Deutschlands, Mit Oesterreich war Deutschland selbst-
ständig und glücklich ; nur durch Oesterreichs Beistand kann Deutsch-
Und wieder beides werden.^ Vergebens, der Aufruf weckte kein Echo
» Hirtenfeld 1. c. S. 830, 831.
270
in der Heimat Armins. Ueber Leiber und Geister gebot noch unbe-
dingt der Zauber des corsischen Eroberers, man fühlte sich glücklich
in der Schande, man überhäufte Oesterreich mit Hohn für sein hoch-
herziges Wagniss, man denuncirte seinen Appell an die Freiheit als
Jakobinisnius !
Am 10. April begannen beide Feldherren ihre Operationen. Die
innerösterreichische Armee war am 8. April bei Tarvis concentrirt.
Am 10. April begann der Vormarsch des Gros über den Predil nach
Cividale. Die Colonne des Generals Gavasini überschritt am 11. den
Isonzo bei Görz und besetzte Udine, wo sich am 13. die ganze Armee
vereinigte. Am 14. April wurde Palmanova durch General Tomassich
cernirt, wobei auch zwei Bataillone Adelsberger Landwehr verwendet
wurden.^ An diesem Tage zog sich der Vicekönig hinter die Livenza
zurück. Erzherzog Johann schlug ihn am 15. April bei Pordenone und
am 16. bei Sacile und Fontana fredda. Aus dem Hauptquartier Sacile,
17. April, schrieb der Erzherzog an die krainischen Stände : ,Den höchsten
Befehlen gemäss bin Ich mit der mir unterstehenden Armee am 10. und 11. d.
über Ponteba, Cividale und Grörz in die Ebenen Friauls debouchirt und den 13.
nach einigem Widerstände bis am Tagliamento vorgedrungen. Der Feind hatte
sich über diesen Fluss rückgezogen, um sich mit denen von rückwärts kom-
menden Trouppen zu vereinigen. Diese Vereinigung geschah wirklich den 14.
bei Sacile, wodurch die feindliche Armee auf eine Stärke von fünf Divisionen
anwuchs. In der Nacht vom 14. rückte Ich mit der Avantgarde bis Cordenons
vor, das übrige der Armee folgte mit Tagesanbruch. Die feindliche Avantgarde
war zu Pordenone, seine Armee zwischen da und Sacile bei Fontana fredda auf-
gestellt. In dieser Lage kam es zur Schlacht, welche nach einem zweitägigen
blutigen Qefechte gänzlich zu unserem Vortheile entschieden worden. Der Vice-
könig commandirte die französische Armee. Der Ausgang war so entscheidend,
dass dieöe sich nicht mehr hinter der Livenza aufstellen konnte, sondern sich
eiligst hinter die Piave zurückzog. An Gefangenen wurden bisher über 6000
gemacht, es werden ihrer noch immer mehrere eingebracht, worunter sich die
Generale Paze und Bressan befinden. Der Verlust an Todten und Verwundeten
übersteigt weit diese Zahl, 16 Kanonen und 3 Adler wurden erbeutet. Die
Armee, welche nach so vielen ausgestandenen Beschwerden des Marsches durch
die Gebirge diesen glänzenden Sieg erfochten, hat alles geleistet, was man nui*
von den vortrefflichsten Truppen erwarten kann. Sie zeigte ebensoviel Muth im
Gefechte, als Geduld und Standhaftigkeit im Ertragen der Fatiguen.^
^ Heer von Innerösterreich, S. 86.
2 Laudschamiches Archiv, Fase. 17, Exh. 957, de 1809.
271
Die Stände liessen die Siegesbotschaft durch gedruckte Placate im
Lande verbreiten. Der Jubel war gross, aber leider folgte ihm bald bittere
Enttäuschung. Erzherzog Johann durfte seinen Siegeslauf nicht verfolgen.
In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai musste infolge der ungün-
stigen Gestaltung der Ereignisse in Deutschland der Rückzug über die
Piave angetreten werden. Der Erzherzog beabsichtigte, die Verbindung
mit Tirol wieder herzustellen und sich in Innerösterreich so lange zu
halten, bis es ihm wieder möglich würde, die Offensive zu ergreifen
oder durch einen Marsch auf Wien zu, wohin nach den Unfällen in
Deutschland der Feind seine Richtung nahm, die Macht desselben zu
theilen. Das neunte Armeecorps des Banus Grafen Gyulay (Brigaden
Splenyi und Gavasini) wurde nach Krain entsendet, wo Präwald,
Podwelb mit Loitsch und Laibach -als Vertheidigungspunkte befestigt
worden waren. Am 15. Mai traf der Banus in Laibach ein. Hier
waren die Verschanzungeji zwar schon in haltbaren Stand gesetzt,
aber noch nicht vollendet. Der Schlossberg und Golovc liessen sich
halten, besonders der erstere, der mit allem Kriegsbedarf versehen
war. Der Banus sandte das überflüssige Geschütz nach Kroatien und
versah die Schanzen mit Besatzung: ein schwaches Bataillon Simbschen,
ein ebenfalls schwaches Landwehr - Bataillon und vier Compagnien
Szluiner. Zum Befehlshaber gab man dem Fort den Feldmarschall-
Lieutenant Moitelle, einen Greis, dessen früherer militärischer Ruf
vortheilhaft war, und als Platzmajor den Franzosen Lefebvre.^
8. Chf echte bei Fräwald, Födwelb und Loitsch (17. Mai). Bückzug
der Oesterreicher nach S. ICarein. Fräwald capitulirt (20.. ICai).
Nach dem am 8. Mai an der Piave gelieferten Treffen und den
Gefechten von S. Daniele und Venzone hatte die österreichische Armee
die Grenze Kärntens überschritten und nahm am 13. Stellung zwischen
Pontafel und Tarvis. Der Erzherzog wendete sich nach Steiermark,
die Franzosen griffen zu gleicher Zeit die Forts von Malborghet und
Predil in Kärnten und die befestigten Punkte von Präwald, Podwelb
und Loitsch an. Malborghet fiel am 17., Predil am 18. Mai nach ruhm-
reicher Vertheidigung. Gegen Krain marschirte das fünfte französische
Armeecorps unter Marschall Macdonald, bestehend aus den beiden
Infanteriedivisionen Broussier und Lamarque und der Dragonerdivision
* Hormayr 1. c. 169.
272
Grouchy, 12,000 Mann Infanterie und 1100 Mann Cavallerie.* Die
Schanzen von Präwald waren durch General Zach mit Linie und zwei
Bataillonen krainischer Landwehr besetzt. Am 1 7. wurden sie von der
Division Broussier angegriffen. Der Angriff wurde abgeschlagen. Die
Landwehr stritt gut.^ Die Division Lamarque rückte über Zoll und
den Birnbaumerwald gegen Podwdb und Podraga vor, wo General
Kalnosy stand, und drückte denselben bisLoitsch zurück. DerBanus
hatte den Oberstlieutenant CoUenbach dahin gesendet, um Kalnosy
aufzunehmen, allein er war zu schwach und musste ebenfalls weichen.
Der Verlust bei Podwelb und Loitsch betrug 2 Offiziere, 560 Mann an
Todten, Verwundeten und Gefangenen. Als Zach nach abgeschlagenem
Sturm erfuhr, dass Kalnosy Podwelb und Loitsch verloren habe, verliess
er seine Stellung bei Präwald und zog sich über Adelsberg, wo den
Verwundeten unter Leitung des Verwalters Karl Schmoll alle mögliche
Hilfe geleistet wurde, nach Zirkniz zurück. In den Schanzen von
Präwald blieben zwei Bataillone der Linie und ein Landwehrbataillon.*
Am 20. Mai liess General Broussier das Fort von Präwald, zur Ueber-
gabe auffordern. Es capitulirte, 2000 Mann legten die Waffen nieder.
Die Franzosen nahmen 15 Geschütze, welche sie zur Bewehrung von
Triest verwendeten, und beträchtliche Magazine von Kriegs- und Mu-
nitions vorräthen. *
9. Die Oesterreicher verlassen Lai'bach (18. nnd 19. Kai), Einiücken der Franzosen
daselbst (20. Hai). Das Castell capltulirt (22. Kai). Karschall Karmont rückt auf
Laibaoh.
Infolge des schnellen Vorrückens der Franzosen sah sich Feld-
marschall-Lieutenant Gyulay am 18. Mai genöthigt, Laibach zu ver-
lassen und sich über S. Marein und Weixelburg auf der Strasse nach
Neustadtl zurückzuziehen, wo er, vereinigt mit der 'Abtheilung des
Generals Zach, die von Präwald daselbst ankam, am 20. Mai aufge-
stellt war. General Splenyi blieb als Arriäregarde mit acht Escadrons
in Laibach zurück, um den General Kalnosy aufzunehmen. Am Abend
des 19. Mai erschienen bereits französische Truppen in der Stärke von
1 Weiden, Krieg von 1809, S. 28.
2 Hormayr 1. c. S. 170.
8 Hormayr 1. c. S. 170.
* Off. Bericht: Armee von Italien. Wiener Zeitung Nr. 42 vom 29. Mai 1809;
Löwenthal, Geschichte von Triest II. 77.
2?3
4000 Mann vor Laibach, und General Splenyi zog sich infolge dessen
auf S. Marein zurück. Die Rückzugslinie ging auf Unterkrain und
Karlstadt, wo der Banus sich durch die kroatische Insurrection ver-
stärken wollte. Am 28. Mai stand General Zach bereits bei Karlstadt,
General Kalnosy bei Rann und Ainöd und die Brigaden Gavasini und
Splenyi bei Neustadt!.* '
Am 20. Mai sah Laibach den Feind zum dritten male in seinen
Mauern. Es war das Armeecorps des Marschalls Macdonald, Tags
darauf begann die Beschiessung des Castells, Am 22. Mai wurde General
Lamarque beordert, links, und General Broussier, rechts anzugreifen ;
die Reiterei wurde so aufgestellt, dass sie den Belagerten den Rückzug
abschnitt. In der Nacht vom 22. auf den 23. Mai capitulirte das
Castell. Während bei Aspern die österreichische Armee die herrlichsten
Beweise von Heldenmuth und Patriotismus gab, wurde die brave Be-
satzung von Laibach durch ihre Befehlshaber schmählich verrathen.
Der achtzigjährige Feldmarschall-Lieutenant Moitelle war nicht mehr
derselbe, der er 1793 gewesen, als er mit dem damaligen Ingenieur-
Oberstlieutenant Chasteler das völlig geschleifte, an den Breschen
nur mit Faschinen hergestellte Schloss von Namur durch volle vierzehn
Tage gegen eine französische Uebermacht vertheidigte. Er liess sich
von dem Verräther Platzmajor Lefebvre bethören. Die ehrliebende
Besatzung lehnte sich gegen die Uebergabe mit bewaffneter Hand
auf und konnte nur durch Beihilfe der Franzosen und Italiener über-
wältigt und zur Ruhe gebracht werden.* Der Feind fand in den
Forts und in den verschanzten Lagern 65 Feuerschlünde, 4 Fahnen,
8000 Flinten und beträchtliche Vorräthe.^ General Moitelle und Major
Lefebvre begaben sich in französischen Schutz. Die Besatzung wurde
kriegsgefangen abgeführt. Die Franzosen, welche am 20. Mai bereits
Innerkrain und Triest besetzt hatten, wurden durch den Fall Laibachs
auch Herren von Oberkrain, während die unter dem Befehl des Banus
stehende Streitmacht, wie wir gesehen haben, Unterkrain noch be-
setzt hielt.
Am 3L Mai verliess Marschall Marmont Fiume und schlug die
Strasse über Lipa und Adelsberg gegen Laibach ein, wo er am 2. Juni
ankam, um seine Vereinigung mit der italienischen Armee zu bewerk-
stelligen. Infolge dieser Bewegung zog Feldmarschall-Lieutenant Gyulay
* Hormayr 1. c. 170, 179; Weiden 1. c. S. 12.
« Honnayr 1. c. S. 129 Amn.
• OfficieUer Bericht der Armee von Italien, Nr. 42 der Wiener Zeitung vom
29. Mai 1809.
18
274
die ganze Streitmacht, darunter auch die zwischen Neustadtl und
Ainöd aufgestellten 5000 Mann unter den Generalen Gavasini uod
Splenyi, an sich, indem er nur den Major Du Montet mit zwei Ba-
taillons und zwei Escadrons in der Gegend von Neustadtl mit dem
Auftrage zurückliess, den bei Laibach aufgestellten Feind zu beschäf-
tigen und zu beobachten, bei günstigen Umständen einen Versuch auf
Laibach zu wagen, und wenn er vom Feinde mit Uebermacht ange-
griiFen würde, sich nach Rann, nahe der kroatischen Grenze, zurück-
zuziehen.^
Marschall Marmont blieb in Laibach, bis er von Kaiser Napoleon
(13. Juni) den Befehl erhielt, sich mit der Armee in Steiermark zu
vereinigen.*
10. Di» kroaüiohe Xnanrreotion streift bis Wippaoh (20 lois 21. Jnni). ICaJor 3)ii Hontet
ftberffllltLalbaoh(27.bi828. Juni). Er scbliesst nenerdingsLaibaoh ein (lLl)i827. Juli).
BaneminsuTection in Znnerbain nnd Oberkrain (Jnni bis Jnli 1809).
Mit dem Falle Laibachs waren die grossen strategischen Opera- '
tionen, insoweit sie sich auf Krain bezogen, abgeschlossen, es begann
nun ein Parteigängerkrieg, in welchem die Operationen der kroa-
tischen insurrection und der Ueberfall Major Du Montets auf Laibach
Erwähnung verdienen.
Die kroatische Insurrection, eine Division Husaren unter Graf
OrSiC, streifte bis Adelsberg und Wippach. Am 20. Juni hatte sich
dieses Corps in der Gegend von Ubelsko verirrt. Da gab ein Land-
mann, der I^upan von Ubelsko, Matthäus Premrou^ ein nachahmens-
wütdiges Beispiel von Patriotismus. Ohne Rücksicht auf die Gefahr,
der er sich in dem von den Franzosen besetzten Lande aussetzte,
zeigte er den Husaren ein sicheres Versteck und bot alles auf, die
Hungernden zu sättigen.^ Am folgenden Tage überfiel Graf Oräic
Wippach, wo eine Abtheilung des sechsten französischen Husaren-
regiments von der sechsten Armee (leichte Cavalleriedivision unter
General Gerard) lagerte. Ein Offizier, 40 Gemeine und 26 Pferde
^wurden gefangen, der Rest zersprengt. Erst das Einrücken der italie-
nischen Brigade Bertoletti in Adelsberg machte den kühnen Unter-
^ Vereiden 1. c. S. 137; BeUage zur V^iener Zeitung Nr. 46 vom 2. Juni 1809.
3 Hermann, Geschichte Kärntens UI. 243.
> Mitth. 1853: Dechant Kurz; Dekanatspfarre Adelsberg.
^^m^imB^
275
nehmungen der kroatischen Insurrection ein Ende, aber die besetzten
Orte litten unter der schlechten Mannszucht der Italiener.^
In Unterkrain war, wie bereits erwähnt, ein Streifcorps unter
Major Baron Du Mordet beim Abzüge des Feldmarschall-Lieutenants
Gyulay nach Kroatien zurückgelassen worden. Es bestand aus zwei
Compagnien unseres vaterländischen Regiments Baron Simbschen Nr. 43,
sechs Compagnien kroatischer Landwehr und einer Escadron Frimont-
Husären. Mit diesen vereinigte sich erst später das vierte inner-
österreichische Freibataillon, meist von Baron Du Montet selbst bei
Beginn des Krieges angeworben und aus der kampflustigen Jugend
von Krain, Görz, Triest bestehend. Da Baron Du Montet einsah, dass
es zur Deckung der Operationen des Feldmarschall-Lieutenants Gyulay
von wesentlichem Nutzen sein würde, sich des wichtigen Punktes
Laibach zu bemächtigen, so beschloss er, diese Stadt und deren Be-
festigung zu überrumpeln.
Die Franzosen hatten das Laibacher Schloss stark befestigt und
mit 1200 Mann Infanterie und 200 Reitern besetzt, so dass es gegen
einen Angriff mit stürmender Hand ganz gesichert war. Die Franzosen
hatten aber die Unvorsichtigkeit begangen, den grössten Theil der
Besatzung bei den Bürgern in der Stadt, die Reiterei aber in den
Vorstädten einzuquartieren. Hierauf baute Du Montet seinen Plan,
die Besatzung zu überfallen und zu vernichten, um sodann die von
der Mehrzahl ihrer Vertheidiger entblösste Festung mit geringerem
Verluste zu stürmen oder wenigstens die geschwächte Besatzung mit
gleichen Kräften im Zaume zu halten. Rasch folgte dem Gedanken
die That. In der Mitternacht des 27. Juni erfolgte der Angriff. ,Franz'
war das Feldgeschrei. Kein Gewehr durfte geladen werden, das Ba-
jonnet musste alles entscheiden. Die erste Colonne unter Major Du
Montet selbst drang in die S. Petersvorstädt ein. Er liess durch eine
Abtheilung die feindliche Cavallerie in der Kapuzinervorstadt angreifen
und rückte mit der Hauptcolonne über die Spitalbrücke in die Stadt.
Die zweite Colonne unter Hauptmann Ballerini rückte in die Polana-
vorstadt, fand hier die feindliche Cavallerie im Begriffe sich zu sammeln,
und griff dieselbe schnell mit dem Bajonnete an. Einige Reiter
wurden niedergestossen, viele gefangen, der Rest rettete sich durch
die Flucht nach Krainburg.* Diese Colonne griff sodann die über die
Polanavorstadt angelegte Festungspallisadirung an. Die dritte Colonne
1 Weiden 1. c S. 142; Mitth. 1853 1 c.
18^
276
unter Hauptmann Colson führte den Angriff auf die Earlstädter Brücke
und Vorstadt aus, sollte dann schnell bei S. Florian und im Reber-
gässchen den Eingang zum Gastell gewinnen und dieses überrumpeln.
Die vierte Colonne unter Hauptmann Francolini wurde auf Schiffen
den Laibachfluss abwärts gebracht und am Bann ausgeschifft. Sie
drang in die Tirnau- und Krakauvorstadt ein, bemächtigte sich der
Schusterbrücke und hatte die Aufgabe, sich in der Stadt mit der
ersten Colonne zu vereinigen. Alles, was vom Feinde beim Eindringen
der Colonnen angetroffen wurde, wurde niedergemacht oder gefangen.
Major Du Montet, an der Spitze von 20 Husaren, ritt im Galopp über
den alten Markt bei S. Florian vorbei, um die Barriere der Festung
zu erreichen. Er hoffte sie zu überfallen und dadurch den Eingang
zu gewinnen. Doch fand er die Franzosen schon in Bereitschaft hinter
den Pallisaden. Der feindliche General Guetard, aufmerksam gemacht
durch eine voreilige Plänkelei an der Earlstädter Strasse, hatte Zeit
gehabt, aus der Stadt in das Gastell zu entfliehen, einige Truppen in
die Festung werfen, drei Signalschüsse geben und Lärm schlagen zu
lassen. Er entging nur dadurch der Gefangenschaft, dass er sich aus
seiner Wohnung in der Stadt am Hauptplatz Nr. 2 über eine Leiter
eiligst auf den Castellberg zurückzog. Nun sammelte sich die Be-
satzung von allen Seiten. Major Du Montet zog sich gegen die
Schusterbrücke zurück, wo er sich aber durch eine über 200 Mann
starke feindliche Abtheilung, welche die Schusterbrücke gegen die
vierte Colonne nachdrücklich vertheidigt hatte und sich nun gegen
die Festung zurückziehen wollte, abgeschnitten und von seiner In-
fanterie getrennt sah. Mit den wenigen Husaren, welche Oberlieutenant
Cheminski commandirte, griff Du Montet nun die Franzosen an, welche
gleichzeitig im Rücken von den herbeigeeilten zwei Compagnien Simb-
schen-Infanterie gedrängt wurden, sich aber verzweifelt wehrten. Ein
Theil rettete sich durch den Reber aufs Gastell, die übrigen wurden
gefangen oder niedergemacht. Somit war das Gastell von allen Seiten
eingeschlossen. Was sich von französischen Truppen noch ausserhalb
desselben befand, musste sich ergeben. Dies war auch mit der fran-
zösischen Cavallerie der Fall. Zwar hatte sie sich, bereits früher
durch die zweite Colonne aus der Polanavorstadt mit Verlust ver-
trieben, gegen die erste Colonne, welche über die S. Petersvorstadt
und Elephantengasse vordrang, bei dem Malitsch'schen- und dem
Elephantenwirthshause sehr hartnäckig vertheidigt, als jedoch eine Ab-
theilung der ersten Colonne von der S. Petersvorstadt durch die Koth-
und Barmherzigengasse bei dem Civilspital in den Rücken der fran-
277
zösischen Cavallerie gelangte, musste sich diese theils kriegsgefangen
ergeben, theils durch die Flucht gegen Krainburg retten.
So war nun Laibach im Besitze des kühnen österreichischen
Parteigängers, der auch den französischen Finanzagenten Nadal und den
Kriegscommissär Lediöre gefangen nahm.^ Der Feind hatte einen be-
deutenden Verlust erlitten, es wurden 23 Offiziere, 225 Mann ge-
fangen, überdiess 100 österreichische Gefangene aus dem Spital in
Kaltenbrunn durch Hauptmann Aichlehner von Simbschen- Infanterie
befreit, ein Vierundzwanzigpfünder, viele Gewehre, ein ansehnlicher
Munitionsvorrath erbeutet. Die Oesterreicher stellten sich nun längs
des Hauptplatzes bivouakirend auf und schoben nach allen Seiten,
vorzüglich gegen die Ausgänge vom Castell, starke Posten vor. Um
sich gegen einen Ueberfall zu sichern, errichteten sie Barricaden am
Bischofhofe bis- an das gegenüberstehende Haus Nr. 307, am Alten
Markt von Nr. 15 quer hinüber zu Nr. 166, in der Fronte der Schuster-
brücke zwischen den Häusern Nr. 168 und 234 und eine vierte in
der Fronte der Spitalsbrücke zwischen Nr. 270 und 271. In dieser
Stellung blieben sie den ganzen 28. Juni unbelästigt, abgesehen von
dem Geplänkel, das auf Schusslinie stattfand und wobei sich Major
Du Montet grosser Gefahr aussetzte, sowie auch die Husaren Proben
muthwilliger, todesverachtender Herausforderung gaben. In der Nacht
vom 28. auf den 29. Juni marschirte Major Du Montet ab, bei hellem
Mondschein, im Kartätschenbereiche der Festung, ohne einen Mann
zu verlieren. Die beinahe um die Hälfte verminderte Besatzung war
so um ihre Fassung gekommen, dass sie alle Streifzüge und Requisi-
tionen aufgab und sich nur mit der Vorbereitung für einen neuen
Angriff beschäftigte; Bauern und Taglöhner wurden zur Schanzarbeit
eingefangen. ^
Der verwegene Ueberfall Major Du Montets hatte Laibachs Ein-
wohner fürchten gemacht, dass die Stadt wieder der Schauplatz des
Krieges werden könnte ; die angesehensten Familien flüchteten , der
Gouverneur (Regierungspräsident), der Kreishauptmann und die Mit-
glieder der Regierung folgten diesem Beispiele. Baron Franz Xaver
Lichtenberg wurde zum Vicepräsidenten der Regierung ernannt, aber
mit keinerlei Vollmacht versehen, und seine Autorität wurde in den-
jenigen Theilen des Landes nicht anerkannt, welche der Regierungs-
1 Schalzeitang Nr. 21 de 1875.
» Mitth. 1851 S. 43 f.
278
Präsident Graf Joh, Nep. Brandis von Eudolfswert aus, wohin er sich
zurückgezogen hatte, verwaltete.^
Nachdem Major Du Monte t sich durch sein eigenes Freibataillon
verstärkt hatte, rückte er am 11. Juli wieder gegen Laibach vor,
besetzte die vom Feinde zerstörten Schanzen auf dem Golovc und
schloss Stadt und Castell aufs engste ein. Er schnitt der Besatzung
jede Zufuhr von Lebensmitteln sowie die Verbindung mit Triest,
Görz und Klagenfurt ab und deckte dadurch die Operationen der
österreichischen Armee in Steiermark. Zuzeiten drangen seine Plänkler
bis zum Castell vor, fingen einzelne Franzosen in der Umgebung auf,
plünderten die französischen Magazine und wechselten lebhaft Schüsse
mit den auf den Brücken und am Castell aufgestellten Posten. Am
25. Juli machten bei 200 Mann der französischen Besatzung einen
Ausfall auf den vom Freicorps Du Montets besetzten Golovc, verloren
aber dabei einen Offizier und die Hälfte der Mannschaft. Major Du
Montet erhielt erst am 27. Juli die Nachricht vom Waffenstillstand
(der am 12. d. M. zu Znaim abgeschlossen worden war), worauf er mit
seinen Truppen den Golovc verliess, welchen die Franzosen sofort
besetzten.*
Auch ausser Laibach war die Lage der französischen Truppen
durch den Landsturm^ gefährdet, der am 12. Mai durch eine Procla-
1 Corresp. Fargues, Mitth. 1868.
a Mitth. 1851 1. c. ; Schulzeitung Nr. 21 de 1875.
* Die Action der Landwehr war zu jener Zeit mit Ausnahme des von Franz
Xaver Langer befehligten Unterkrainer Bataillons bereits zu Ende. Dieses Bataillon
war von ihm bei Ausbruch des Krieges nach Sachsenburg in Kärnten geführt worden.
Nach dem Falle dieser militärischen Position kam er Ende Mai 1809 mit dem Ba-
taillon in die Worbbezirksstation Neustadtl zurück. Als Baron Du Montet seinen
Handstreich auf Laibach ausgeführt hatte, führte ihm Langer mit vieler Aufopferung
und patriotischem Eifer in wenigen Tagen sein Bataillon zu. Allein das Bataillon
kam zu keinem weiteren feindlichen Zusammenstosse. Nach abgeschlossenem WafiFen-
stillstand marschirte es auf Befehl Erzherzog Johanns nach Szamobor in Kroatien.
Da die Landwehr nur zur Vertheidigung des Vaterlandes die Waffen ergriffen hatte
und dasselbe jetzt in den Händen des Feindes zurücklassen sollte, so ist es begreiflich,
wenn auch nicht zu entschuldigen, dass ein grosser Theil der Mannschaft desertirte,
wogegen Langer nach dem Zeugnisse Du Montets alles mögliche aufbot. Auch er
selbst wagte ja viel, als er dem Rufe des Kaisers folgte. Hatte doch Kaiser Napo-
leon schon mit Befehl vom 14. Mai 1809 die Landwehr aufgelöst und angeordnet,
dass die Häuser der Offiziere, welche nicht binnen 14 Tagen nach dem Einrücken
der französischen Truppen sich in ihre Heimat begeben, verbrämet, ihr bewegliches
Eigenthum confiscirt werden solle. (Orig. im bist. Vereine). Mit dem Rest des Ba-
taillons rückte Langer nach Szamobor und von dort nach Kesztelly in Ungarn in
279
mation aus Laibach aufgeboten worden und bei dessen Organisirung
besonders der Kreishauptmann Graf Franz Josef Hannibal Hohenwart^
derselbe, welcher später das krainische Ländesmuseum gründete, eine
grosse Thätigkeit entwickelte.^ Der Zweck des Landsturms war ur-
sprünglich Besetzung der Grenzpunkte durch Massen bewaffneten Land-
volks und Abwehr des Feindes vom Innern der Monarchie nach dem
Beispiele der tapferen Tiroler. Nachdem dieser Zweck, wie wir gesehen
haben, durch das unaufhaltsame Vordringen der Franzosen vereitelt
worden, kam es zu keiner einheitlichen Action des Landsturms. Er
zersplitterte sich in einzelnen Mord- und Plünderungsscenen. So wurden
am 19. Juni sechs französische Offiziere, welche über S. Oswald nach
Cilli reisen wollten , auf der Mitte des Weges von 30 Bewaffneten,
grösstentheils Deserteuren, angefallen, ausgeplündert und getödtet.
Auf der Strasse waren Verhaue aufgeführt, Schuss auf Schuss fiel.
Ein zweiter, an diesem Tage nachmittags 4 Uhr von Franz in S. Oswald
ankommender Offizier und ein Türke (Mameluk ?), der Depeschen an
Marschall Marmont zu tiberbringen hatte, wurden von einer 30 Mann
starken Bande gefangen genommen und am Weiterreisen gehindert.
Das Postamt S. Oswald erstattete hievon die Anzeige au die Regierung.
Am 25. Juni berichtete General Guetard der provisorischen Regierung
in Laibach, dass laut Rapporten von allen Seiten Miütärs aller Grade
und Beamte der französischen Armee angehalten, beraubt und häufig
auch getödtet würden; er verlangte strenge Massregeln gegen diese
,brigandage', er selbst wolle schreckliche Exempel statüiren und die
Gemeinden für die in ihrem Bereiche begangenen Verbrechen ver-
antwortlich machen, damit fernerhin jeder Franzose mit Sicherheit in
allen Theilen des Landes reisen könne. Als besonders compromittirt
Erzherzog Johanns Hauptquartier, wo das Bataillon zur Verrichtung von Garnisons-
und anderen Diensten verblieb. Am 5. November 1809 wurde es aufgelöst, wobei
es das Zeugniss ganz vorzüglicher Dienstleistung und Disciplin erhielt. Es mar-
schirte über Ozakathurn, Gross-Kanischa nach Agram, und Langer liess sich durch
die inzwischen auf seinem Gute, wo seine Gattin allein zurückgeblieben war, herr-
schende französische Wirthschaft nicht abhalten, seine Dienstgeschäfte pflichtmässig
zu ordnen. Im Spätwinter 1809/10 kehrte er endlich nach Hause zurück, allein
seine Gesundheit war untergraben: er starb am 5. August 1811, und zwei Monato
später folgte ihm die Gattin im Tode nach. In Anerkennung des aUerhöchstenorts
zur Kenntniss genommenen patriotischen Wirkons des Verewigten wurde später sein
Sohn Fr. Heinrich Langer^ kaiserlicher Rath und Kreiscommissär , der in seiner
Thätigkeit als Beamter und Patriot sich ebenfalls Verdienste gesammelt, in den
Adelsstand erhoben.
1 Mitth. 1851.
280
bezeichnete der General die Gemeinden Adelsberg, Planina, Loitsch
und S. Oswald und schloss mit den Worten : ,L' Humanite vous dicte
votre devoir/
Die Regentschaft erwiderte, sie befinde sich in Verlegenheit,
etwas zur Unterdrückung der Unruhen zu thun, es stehe ihr keine
bewaffnete Macht zur Verfügung, die Gerichte genössen weder Macht
noch Ansehen mehr, doch wolle sie ein Circulare an die Gemeinden
erlassen. Sollte es ihr gelingen, einen Schuldigen festzunehmen, so
werde sie selbst den General bitten, ihn so zu strafen, dass es zur
Einschüchterung hinreiche. Die Regentschaft erlies auch in der Tfaat
am 26. Juni ein abmahnendes Schreiben an die Gemeinden, während
ihr General Guetard am nemlichen Tage anzeigte, er werde auf die-
jenigen, welche ,sich zusammenrotten, um beim Allarmiren der fran-
zösischen Truppen ihre Sympathien für die Rückkehr der öster-
reichischen Armee durch Geberde oder auf andere Art kundzugeben',
feuern lassen!
Noch im Juli 1809, nachdem der Waffenstillstand bereits ab-
geschlossen war, wurden die Strassen in Oberkrain von Baueminsur-
genten unsicher gemacht. '
U. Bückblick auf die Zulturzusiände von 1792 bis 1809.
In dem Momente, in welchem der kurze unglückliche, aber ruhm-
volle Kampf Oesterreichs um seine Machtstellung durch den, neue
Zustände vorbereitenden Waffenstillstand beendigt wird, erscheint es
angemessen, einen Rückblick auf die Kulturverhältnisse unseres Vater-
landes zu werfen, wie sie sich seit Kaiser Franz' I. Regierungsantritte
gestaltet haben.
Unter dem fast ununterbrochenen Waffengeräusch, welches die
vorliegende Epoche erfüllt, ist in unserem Vaterlande das bekannte
Sprichwort des Römers nicht zur Geltung gekommen, die Musen wurden
nicht zum Stillschweigen verurtheilt. Es regte sich frisches Leben auf
den Gebieten der Kunst und Wissenschaft, unsere vaterländischen An-
nalen verzeichnen manchen Namen von dauernder Geltung im In- und
Auslande. Einen müssen wir aber als den vordersten nennen, weil sein
Träger nicht nur selbst in gediegener Weise wissenschaftlich thätig
war, sondern nach allen Seiten anregend, alles Gute, Schöne und Edle
fördernd wirkte. Es ist dies der bereits als Förderer der slovenischen
Landessprache genannte Freiherr Sigmund von Zois.^
lieber die Familie Zois siehe oben S. 226, Anm. 3.
281
Zois' Lieblingsstudien waren seit den Jugendjahren Mineralogie,
Chemie, Berg- und Hüttenwesen. Diese Richtung war ihm nahe gelegt
durch die Aufgabe, welche ihm als dem Repräsentanten der ersten
industriellen Firma des Landes zufiel, in deren Händen sich der nam-
hafte Eisenhandel concentrirte. Als in den Jahren 1775 — 1777 die
Concurrenz der Russen und Schweden die heimische Industrie bedrohte,
zeigte sich Zois der veränderten Lage gewachsen; er war bestrebt,
durch Hebung der Production der fremden Concurrenz entgegen-
zuwirken, er bereiste die Schweiz, Deutschland, Holland, Frankreich,
Italien, um überall die fremden Erfahrungen und Fortschritte kennen
zu lernen und Ideen zur Hebung der vaterländischen Industrie zu
sammehi. Er besuchte die grössten Eisenwerke, leitete mit berühm-
ten Naturforschern und Chemikern unterrichtenden Briefwechsel ein
und erlangte eine so gründliche Bildung in der Chemie und Minera-
logie, dass ihn viele gelehrte Gesellschaften zum Mitgliede wählten.
Mit den ,naturforschenden Freunden' in Berlin blieb er in steter Corre-
spondenz und wissenschaftlichem Ideenaustausch, die Akademie ,Leo-
poldino-Caroüna Naturae curiosorum' machte ihn zu dem Ihrigen ,non
solum ob^ variam istam, multiplicem et amplam eruditionem, sed im-
primis ob insigne istud Studium, quod coUigendis et asservandis rebus
naturalibus liberaUssime impendis.' Die von Zois mit grossen Kosten
gesammelte und gegenwärtig im Landesmuseum aufbewahrte Mineralien-
sammlung ist ein Ergebniss unermüdeten, kenntnissvollen Sammeleifers
und wissenschaftlichen Austausches. Wenige Naturforscher sind durch
Krain gereist, ohne diese Sammlung zu besichtigen. Viele brachten
Seltenes und empfingen solches oder doch willkommene Winke und
Aufklärungen. Zois zu Ehren stellte Professor Klapproth in Berlin den
,Zoisit' auf. Die von Zois namentlich in den Wocheiner Alpen ent-
deckten Versteinerungen bieten dem Geognosten einen erwünschten
Schlüssel zur Lösung mancher schwierigen Fragen über die Structur-
verhältnisse unserer Alpen. Das Interesse an der Naturforschung theilte
auch Sigmunds Bruder Karl, dessen Verdienste um die krainische
Flora die Campanula und Viola Zoisii, beide ,Bürgerinnen' der Juli-
schen Alpen, stets in frischem Andenken erhalten werden.^
Sigmund Zois hob nicht nur den krainischen Bergbau auf eine
hohe Stufe und belebte die Erwerbsthätigkeit der Bevölkerung, er
war auch stets uneigennützig thätig, vaterländische Talente zu unter-
stützen, literarische Bestrebungen für die Volksbildung zu fördern,
1 Musealheft 1856 S. 9.
282
wie im Verkehr mit Vodnik, an dessen Werken er durch Rath und
That sich betheiligte, da er selbst ein vorzüglicher Kenner und
Freund der Volkssprache war. Laibach verdankt seinem menschen-
freundlichen Geiste den ersten öffentlichen Belustigungsort. Er brachte
den südlichen Theil der Stadtmauern sammt Graben an sich, liess
jene niederreissen, diesen verschütten und legte so einen botanischen
Gärten an, welcher gewöhnlich die Zois'sche Allee genannt wurde. Man
konnte hier im Freien Erfrischungen nehmen, auch eine Sommerreit-
bahn stand bereit. Der menschenfreundliche Schöpfer dieses Laibacher
Augartens, auch ein ,Schätzer aller Menschen*, hatte darauf 3O,O00 fl.
verwendet. Die Vorstädte Tirnau und Krakau erhielten durch die
Niederreissung der Stadtmauern einen geraden und bequemen. Zugang
zur Stadt.
In den Kriegsdrangsalen bewährte der edle Mann stets patrio-
tische Aufopferung. Als im Jahre 1805 bei dem schleunigen Rückzüge
der österreichischen Armee aus Italien 300 Kranke zurückgelassen
werden mussten, erhielten sie von dem edlen Baron durch fünf Wochen
den täglichen Bedarf an Rindfleisch und Wein unentgeltlich.
So ausgezeichnete Verdienste, so edle, gemeinnützige Bestrebun-
gen blieben auch an höchster Stelle nicht unbemerkt. Am 30. April 1809
schmückte Kaiser Franz die Brust des ehrwürdigen Greises mit dem
Commandeurkreuz des Leopoldordens.
Leider waren die Lebensjahre des edlen Zois durch eine Krank-
heit getrübt, welche ihn seit dem Jahre 1797 an sein Zimmer fesselte.
Seine übrige Lebenszeit brachte er theils im Bette, theils (da er den
Gebrauch seiner Füsse verloren hatte) in einem nach seiner eigenen
Angabe construiiten, mit einer Vorrichtung zum Lesen und Schreiben
versehenen Rollstuhl zu, mit echt philosophischer Ruhe die Prüfung
tragend, seinen Geist durch Verkehr mit den Celebritäten der Wissen-
schaft, der Gesellschaft und des Cabinets (Erzherzog Johann, Metter-
nich) und durch Studium erheiternd. Seine ausserordentlichen Kennt-
nisse, sein Conversationstalent in den meisten europäischen Kultur-
sprachen, seine ausgebreiteten Verbindungen und Erfahrungen machten
ihn jedem Besucher unvergesslich.^
Die Bewegung auf dem Gebiete der slovenischen Literatur war
seit Kaiser Josefs Zeiten in gedeihlicher Zunahme begriffen. Wir zählen
eine Reihe verdienter Männer auf diesem Gebiete. Japds und Kumer-
* Richter, Sigmund Zois, Laibach 1820; MuseaUieffc 1856 S. 9; Safarik 1. c.
I. 32, 33.
28a
dey's Thätigkeit reicht auch in diese Epoche hinein. Ersterer gab
1802 die Uebersetzung des Alten Testaments heraus (Laibach 1791
bis 1802, in 9 Theilen), eine gründliche, sorgfältige Arbeit, bei welcher
neben Kumerdey die Pfarrer Josef Rihar, Josef Skrinar,^ Modest Schrei,
Anton Trauu und Matthäus Wolf mitwirkten.^ Eine slavische Sprach-
lehre, für den Gebrauch aller slavischen Hauptstämme eingerichtet,
mit einem Wörterverzeichnisse und zwei grossen Tabellen zur Ver-
gleichung der Hauptdialekte hinterliess Japel im Manuscript ganz druck-
fertig, als er (11. Oktober 1807) als Domherr, Diöcesan-Schuloberauf-
seher und Schulreferent in Klagenfurt starb, in demselben Momente,
als er die Nachricht erhielt, dass er zum Bischof von Triest ausersehen
sei.^ Auch Kumerdey^ dessen Thätigkeit im Schulfache bereits ge-
würdigt wurde und der im Jahre 1793 Kreis-Schulencommissär in Lai-
bach wurde, hinterliess eine Grammatik im Manuscripte und druck-
fertig, in vergleichendem Systeme abgefasst, doch nach Kopitars Ur-
theile manchmal mehr durch Raisonnement als durch getreue Analyse
der Facta bestimmt.^ Auch Fragmente eines krainischen Lexikons haben
sich in Japels handschriftlichem Nachlass erhalten.* Das Bedeutendste
leistete aber auf dem Gebiete der Grammatik der später zu so hohem
Ruf gelangte Bartelmä Kopitar^ geboren als Bauernsohn in Repnje
23. August 1780, gestorben in Wien 11. August 1844 als erster Gustos
der Hofbibliothek. Ln zehnten Jahre in die Schule nach Laibach
geschickt, ersetzte er den Zeitverlust durch sein natürliches Talent.
Im Jahre 1799 kam er als Hauslehrer eines Neffen des Baron Sigmund
Zois in dessen Familie, was auf sein weiteres Schicksal den grössten
Einfluss hatte, denn auch nachdem der Zögling seine Studien in Lai-
bach vollendet hatte, blieb Kopitar durch acht Jahre, die er in seiner
Selbstbiographie zu den angenehmsten seines Lebens zählte, im Hause
seines edlen Gönners als dessen Secretär, Bibliothekar und Gustos.
Hier füllte er durch Studium die Lücken seiner Schulbildung aus.
Anfangs 1808 ging Kopitar nach Wien, widmete sich durch zwei Jahre
dem juridischen Studium, wurde sodann slavischer und griechischer
Censor und bald darauf Bibliotheksbeamter. ^ Im Jahre 1808 erschien
seine ,Grammatik der slavischen Sprache in Krain, Kärnten uud Steier-
mark. Laibach bei Wilhelm Korn 1808. 8°,' welche in der slovenischen
1 Safarikl. c. 27, 109; Wurzbach, biogr. Lex. X. 92-94.
« Wurzbach 1. c; Safafik 1. c. S. 57.
a Safafik 1. c. S. 56-57.
* Safafik 1. c. S. 69.
ö Mitth. 1857 S. 141; Bl. a. Krain 1857 S. 59; Wurzbach, biogr. Lex. XII. 437
284
Literatur Epoche machte, indem sie die theils auf Systemliebe, theils
auf Vorurtheile gegründeten Irrthümer mit Kraft bekämpfte. Sie ent-
hält die gründlichsten Untersuchungen, voll gesunder Kritik und ge-
läuterten Geschmacks, und bringt zugleich Nachrichten über die Werke
der Reformationsliteratur. ^
Vodniks Gesichtskreis erweiterte sich, seit er als Gaplan in Ko-
privnik in der Wochein mit Baron Zois in Berührung kam. Er gab über
dessen und Linharts Anregung einen Bauemkalender (Velika Pratika)
in den Jahren 1795 — 1797 in Laibach bei Eger heraus, welcher öko-
nomische Anleitung und Landeskunde vereinigen und so für Verbreitung
der Volksbildung wirken sollte.* Derselben Absicht entsprang auch die
Herausgabe der ersten politischen Zeitung der Slovenen: ,Lüblanske
nouice od vsih krajov zeUga svejta (skusi Valentina Vodnikay (1797 — 1800).
In den ersten zwei Jahren erschien sie zweimal, in den beiden letzten
nur mehr einmal wöchentlich. Liebe zum Heimatboden und zu Oester-
reich beseelt diese Blätter, in welchen die hohle Eroberungssucht der
Neufranken in verdienter Weise gegeisselt und der patriarchalisch-
milden altösterreichischen Regierung als ein abschreckender Contrast
eutgegengesteUt wird. Das Blatt brachte ausserdem manches zur Landes-
kunde, statistische Daten, gemeinnützige Belehrungen, wie über Kuh-
pockenimpfuug, Landbau u. dgl. Mangel an materieller und geistiger
Unterstützung verursachte das Eingehen des Blattes, welches ohnehin
über die Grenzen Krains nicht zu dringen vermocht hatte.'
Im Jahre 1798 war Vodnik als Professor der Poetik am Laibacher
Gymnasium angestellt worden. Nach Thanhausers Tode war er Gym-
nasialpräfect vom 21. Juli 1806 bis 7. April 1807, wo Hladnik an seine
Stelle trat. In der neuen Stellung konnte Vodnik manche Frucht ein-
samen Schaffens leichter zur Reife bringen. Im Jahre 1806 liess er
die erste Sammlung seiner Gedichte unter dem bescheidenen Titel
^Pesmi m pokuSno^ (,Lieder zum Verkosten') in Druck erscheinen,
Laibach bei Johann Retzer, nur 46 Seiten umfassend. Als Illustration
ist dem Büchlein der allerdings sehr rohe Umriss der ,Savica', des
Ursprungs der Wocheiner Save, des castalischen Quells volksthüralicher
Dichtung, beigegeben. Die grossartige Natur des vaterländischen Hoch-
gebirges, ihre himmelanragenden Berge, ihre gleich Silberfäden durch
das verwitterte Gestein sich schlingenden Wasserfälle, ihr bunter
' Safajfik 1. c. S. 36, 58.
> Safafik I.e. S. 29— 32; 93.
8 Vodnik-Album S. 31 f. ; Safahk 1. c. S. 87.
285
Blumenteppich wurden zum erstenmal in ungekünstelt wahrem Volks-
ton besungen. Auch manches Lied zum Lobe des Weins ist dem
heiteren Sänger gelungen, die bereits erwähnten Landwehrlieder des
Jahres 1809 athmen patriotischen Schwung, und in Wahrheit konnte
der Dichter von sich sagen:
Ne höere ne sina
Po meni ne bo,
Dovolj je spomina
Me pesmi pojo.
Früh beschäftigte sich Vodnik auch mit der Idee eines sloveni-
sehen Wörterbuchs. Schon im Jahre 1802 erwähnte dieser Arbeit das
Brünner Tagblatt (Nr. 63, 11. August) und im Jahre 1806 brachte das
,Laibacher Wochenblatt' Nr. XXV/XXVI eine .Vorläufige Nachricht'
von diesem patriotischen Unternehmen, welches sie als der Vollendung
nahe bezeichnete und Proben daraus mittheilte. Vodnik sammelte den
Sprachschatz aus dem Munde des Volks, und nur wo kein Ausdruck
in demselben sich fand, griff er zur nächsten Quelle, den übrigen slavi-
schen Dialekten. Er benützte, von Baron Zois auch auf diesem Felde
unterstützt, dessen reiche slavische Bibliothek und suchte Germanismen
möglichst zu beseitigen. Wir werden das Schicksal dieser verdienst-
lichen Arbeit noch in der Epoche der französischen Occupation ver-
folgen.
Nach dem im Jahre 1806 beabsichtigten neuen Schulplane sollte
der Unterricht in der Geschichte mit der Geschichte des Vaterlandes
beginnen. Vodnik erbot sich im September 1806, ein Lehrbuch der
heimischen Geschichte zu schreiben. Am 28. Oktober legte er den
Entwurf vor, erhielt ihn aber zurück mit dem Auftrage, ihn durch
Berücksichtigung von Görz und Triest zu vervollständigen. Der Landes-
ausschuss bewilligte ihm die Benützung des Landesarchivs, und am
24. September 1808 legte Hladnik das neue Manuscript der Regierung
vor, es als eine kernige Arbeit empfehlend. Es wurde als Schulbuch
für Krain und Kärnten, Görz und Triest genehmigt, und Vodnik er-
hielt eine Remuneration von 300 fl. Im Jahre 1808 übernahm Vodnik,
bisher Professor der Poetik, den Unterricht in der Geschichte und
Geographie.^ Ihm bleibt das Verdienst, die vaterländische Geschichte
der Erste in zusammenfassender Uebersicht in die Schule eingeführt
zu haben. Sein Werk (die erste Ausgabe unter dem Titel: .Geschichte
^ Prof.Pleterdnik: Vodnik, im Programm des Laibacher Obergymnasiums 1875
S. 25-27.
286
des Herzogthums Krain,,des Gebietes von Triest und der Grafschaft Görz\
58 S., erschien 1809 im Schulbücherverlage in Wien) enthält am Rande,
doch ohne Beziehung im Text, die Quellenangaben und ist für den
damaligen Stand der Localgeschichte und in Anbetracht seines Zweckes
schätzenswerth.
Die Reihe der Slavisten Krains schliesst in dieser Epoche mit
Johann Nepomuk Primiz^ geboren zu Zalog in Unterkrain um 1790,
gestorben 1818. Seine Wirksamkeit fällt infolge der französischen
Occupation Krains ausser dessen Grenzen. Er bildete in Steiermark
1810 eine Privatgesellschaft slo venischer Theologen (societas slovenica)
zu grammatikalischen Studien, übersetzte mit derselben die sonn-
und festtäglichen Evangelien ins Slovenische. Im Jahre 1812 erhielt
er die neu errichtete Lehrkanzel der slovenischen Sprache in Graz.
Er hinterliess ein deutsch-slovenisches Lesebuch (Nemöko-slovenske branja)
und zwei Abcdarien für Slovenen.^
Um die vaterländische Literatur und die Landeskunde überhaupt
machte sich auch Professor J. A, Supantschitsch verdient, der das
Volkslied vom Ritter Lamberger und seinen Zweikampf mit Pegam
getreu ins Deutsche übertrug und im ,Laibacher Wochenblatte' von
1806 ausserdem ^Fragmente über die krainer'sche Poesie' und eine ,ffe-
schichte der Gesellschaften der Operosen und des Ackerbaues'' veröffentlichte.
Auf dem Gebiete der Natur mssenschaften wirkte ausser den
Brüdern Zois seit 1803 Franz de Paula Hladnik, geboren 29. März
1773 in Idria als Sohn eines Grubenhutmannes. Baron Sigmund Zois
war sein Wohlthäter; bei ihm brachte er seine Ferien zu und fand
er die beste Gelegenheit zur Fortbildung in den Naturwissenschaften,
zu denen er sich von Jugend auf hingezogen fühlte. Er wurde Theolog,
war im Jahre 1795 Scriptor an der Lycealbibliothek , trat dann zum
Lehrfache über und widmete sich seit 1803 seinem Lieblingsstudium,
der Botanik, in eifrigem wissenschaftlichen Verkehre mit Wulfen und
anderen Naturforschern. Zu bescheiden, um als Schriftsteller glänzen
zu wollen, beschränkte er sich auf Förderung aller gelehrten Bestre-
bungen auf diesem Gebiete,^ auf welchem, wie bereits erwähnt, auch
Baron Karl Zois thätig war. Hacquet^ obwohl nicht mehr Krain an-
gehörig, veröffentlichte (1804 — 1808) die »Beschreibung der südwestlichen
und östlichen Wenden, Illyrier und Slaven, 5 Hefte, Leipzig*, eines der
besten ethnographischen Werke. ^
1 Mitth. 1861 ; Wurzbach, biogr. Lex. XXIIl, 309; S. Safafik 1. c. I. 87, 50.
* Mitth. 1849; Musealheft 1856 S. 10; Wurzbach IX. 60.
3 Musealheft 1856 S. 8.
287
Als Physiker wird Anton von Ämbschd genannt, der, 10. Dezember
1749 in Zirkniz geboren, in den Jesuitenorden trat, Professor der
Physik am Lyceum von Laibach, sodann Professor der Experimental-
physik und Mechanik an der k. k. Universität in Wien ward und als
Domherr am Domcapitel in Pressburg und infulirter Abt in Csuth
14. Juli 1821 starb. Er schrieb: Anfangsgründe der allgemeinen Natur-
lehre, 6 Abtheilungen, Wien 1791 — 1792, m. Kpfr. ; Elementa Physicae,
ebend. 1807, m. Kpfr., und Elementa Matheseos, 2 Theile, ebend. 1807,
m. Kpfr.^
Unser berühmter Landsmann Freiherr von Vega fuhr fort, als
Schriftsteller auf dem Gebiete der Mathematik und verwandter Dis-
ciplinen zu wirken. Er veröffentlichte im Jahre 1794 seine ,Vollstän-
dige Sammlung grösserer logarithmisch -trigonometrischer Tafeln*, 1801 die
, Anleitung zur Zeitkunde*; sein ,Natürliches Mass-, Grewichts- und Münz-
system* gab Kreil 1803 heraus. Am 26. September 1802 verunglückte
Vega in der Donau, und nach vielen Jahren soll es an den Tag
gekommen sein, dass ihn ein Müller ermordet und in die Donau
geworfen.*
Auch im ärdlichen Fache hatte Krain gute Namen aufzuweisen.
Der kaiserliche Leibchirurg Kern^ zugleich Professor der Chirurgie
in Laibach, machte sich verdient um die Einführung der Impfung
(1797). Er verfasste eine von den Ständen in 1500 Exemplaren ver-
breitete Schrift: ,Aufruf zur allgemeinen Annahme der Kuhpockenimpfung,'
welche Vodnik ins Slovenische tibersetzte und welche den ^LManske
Novice^ des Jahres 1798 beigegeben wurde. Dr. Kern impfte 61 Kinder,
von denen keines an den Blattern starb. ^ Doch hatte die Impfung
noch lange mit Vorurtheilen zu kämpfen. Im Jahre 1806 rief noch Pro-
fessor Supantschitsch die Poesie zu Hilfe, um der Einsicht zum Sieg
zu verhelfen. Im ,Wochenblatt' dieses Jahres lesen^ wir von ihm : ,Die
Kuhpockenimpfung. Ein Gedicht an die Herzen der Mütter'. Eine
gedeihliche Wirksamkeit entfaltete der am 20. August 1763 in Budolfs-
weith geborne Dr. Bernhard Kogel als glücklicher und beliebter Prak-
tiker wie als Lehrer. Im Jahre 1790 ward er Leiter des Garnisons-
spitals und Lehrer der Thierarzneikunde in Laibach, 1807 Protomedicus,
1809 Hofarzt in Wien. In den Jahren 1816 — 1820 war er wieder
* National-Encyklopädie I. 75 ; Wurzbach, biogr. Lex. XX- 463.
« Hirtenfeld 1. c. S. 470, 471. .
» Vodnik-Album S. 34.
288
Protomedicus in Laibach und starb 14. März 1839.^ Dr. Natalis Paglia-
rucci erwarb sich als Arzt wie als Staatsbürger durch patriotisches
Verhalten zur Zeit der französischen Einfälle (1797 und 1805), femer
durch seine industrielle Unternehmung einer Siebboden -Manufactur
in Krainburg solche Verdienste, dass er in den erbländischen Ritter-
stand mit dem Prädicate von Kieselstein erhoben wurde.*
An der Spitze des Studienwesens stand im Jahre 1806 als Vor-
sitzender der Studienhofcommission ein Mann, welchen Krain mit
Stolz zu den Seinigen zählt. Sigismund Anton Graf von Hohentoart^
geboren zu Gerlachstein 2. Mai 1730, Mitglied des Jesuitenordens
seit 1746, als Novize in Wien ein Freund des Dichter Denis, 1752
bis 1754 Lehrer in Triest und Laibach, 1761 Präfect des Theresianums
und später Lehrer der Universalgeschichte daselbst, 1778 in Florenz
Lehrer der Söhne des Grossherzogs, ein hochgebildeter, mit Herder
und anderen berühmten Männern in brieflichem Verkehr stehender
Mann, ward im Jahre 1792 Bischof von Triest, 1794 von S. Polten,
1804 Erzbischof in Wien, wo er am 30. Juni 1820 starb.* Der bereits
genannte Dr. Josef SjpcndoM verfasste im Jahre 1807, als die Volks-
schule den bischöflichen Consistorien und unter deren Oberleitung den
Dechanten als Schuldistrictsaufsehern anvertraut wurde, als Schul-
oberaufseher und Mitglied der Studienhofcommission, unter Mitwirkung
des damaligen Regierungsrathes und Schulreferenten, späteren Bisehofs
von Laibach (1815 — 1824) und Fürsterzbischofs von Salzburg, Augu-
stin Gruber ^ einen Schukodex^ der unter dem Titel: »Politische Ver-
fassung der deutschen Schule. Wien 1806*, gedruckt erschien und alle
Schulgesetze enthielt. Er gründete auch ein Witweninstitut für Schul-
lehrer in Wien.* Kumerdey's Wirken im Schulfache hat bereits Er-
wähnung gefunden.* Ausser Krain sammelte sich ein Laibacher, der
Gillier Bannrichter Nikolaus Ignaz lAppich, geboren 6. November 1746,
gestorben in Marburg 11. November 1817, grosse Verdienste um das
Schulwesen. Die Gründung des Gymnasiums in Cilli (1808) ist sein
Werk, indem er, im Lande herumreisend, in uneigennützigster Weise
in kurzer Zeit mehr als 150,000 fl. sammelte.^
» lUyr. Bl. 1839 S. 77.
* Worzbach, biogr. Lexikon XXI. 174.
« Wurzbach, biogr. Lex. IX. 208.
* Oesterr. National-Encyldopädie V. 98.
6 S. oben S. 167 f.
« Wurzbach, biogr. Lex. XV. 232,
28d
Zwei hervorragende Juristen hat Krain unter Kaiser Franz auf-
zuweisen in Dr. Thomas DoUiner, dem berühmten Kirchenrechtslehrer,
geboren 12. Dezember 1760 zu Dörfern in der Pfarre Altlack, 1788
Lehrer an der Orientalischen Akademie, 1797 Professor der Reichs-
geschichte, des Lehenrechts und des deutschen Staatsrechts, 1805
Professor des Kirchenrechts an der Wiener Universität, Historiker
(Codex Epistölaris Primislai OUocari Böhemias regis^ Wien 1803)^
betheiligt bei der Legislative (Theilnahme an der Abfassung des allge-
meinen bürgerlichen Gesetzbuchs 1811 und der Hofcommission in
Justizsachen), Verfasser mehrerer geschätzter juridischer Werke, ins-
besondere über das Eherecht \^ und Anton Pfleger Bitter von Wertenau^
geboren 24. März 1748 zu Eisnern; gestorben 27. Mai 1820 als wirk-
licher Geheimer Rath, Staats- und Conferenzrath und Kanzler des
Ordens vom goldenen Vliess, für seine Verdienste im Lehr- und prak-
tischen Justizfache am 12. Dezember 1806 in den Ritterstand erhoben
und von Kaiser Franz, dessen vollstes Vertrauen er genoss, mit den
wichtigsten Staatsgeschäften betraut.* Erwähnung verdienen auch F. X.
JeUenz, geboren in Selzach 26. November 1749, gestorben in Inns-
bruck als Appellationsrath und Director der juristischen Facultat,
schriftstellerisch thätig als Mitarbeiter an Posselts Archiv und anderen
Journalen,* und Josef Edler von Pototschnig^ geboren zu Kropp 6. Fe-
bruar 1753, gestorben in S. Martin 7. oder 8. August 1808, Advocat,
Stadtsyndicus , Bürgermeister in Laibach, dann Appellationsrath in
Klagenfurt, für seine Verdienste bei Stillung einer Partfeiaufregung in
dem Österreichischen Theil von Schwaben und an den Grenzen von
W^älschtirol als Hofcommissär in den erbländischen Adelsstand er-
hoben, eine Zierde des österreichischen Ritterstandes, dem er zuletzt
als Hof rath bei dem Handelsgerichte in Triest angehprte.*
Auf dem Gebiete der Kunst zählt Krain in dieser Epoche einige
begabte Adepten. Als Maler werden die Gebrüder Janscha und Leyer
und Josef Pototschnik genannt. Lorenz Janscha^ geboren zu Rodein
in Oberkrain 1744, gestorben in Wien 1. April 1812, bildete sicherst
im späteren Alter unter Weirotter und Job. Chr. Brand, erhielt im
Jahre 1771 drei Preise, wurde im Jahre 1790 kaiserlicher Pensionär
der Akademie der bildenden Künste in Wien und 1796 Adjunct des
1 Wurzbacli, biogr. Lex. III. 350—352; Mitth. 1852 S. 17.
* Wurzbach, 1. c. XXII. 199; Mitth. 1867 S. 27.
» Wurzbach, 1. c X. 152-153.
* Wurzbach, 1. c XXIII. 175.
5 19
f
"
290
Lehrers der Erzverschneidungs- und Manufacturistenscbule an der-
selben. Da Prof. Brand leidend war, leitete Janscba fast ausschliesslich
den Unterricht im Landschaftzeichnen und erhielt nach Brands Tode
dessen Stelle. Janscba war Landschafter. Ein Panorama Wiens von
seiner Hand bat seinerzeit viel Beifall gefunden. Sein Bruder Valentin^
g:eboren 1743, gestorben IL August 1818 in Wien, bildete sich an
der Wiener Akademie zum Künstler, an welcher er seit 1801 als
Adjunct des Lehrers der historischen Zeichnung thätig war.^ Leopold
Leyer^ geboren in Krainburg 21. Novembec 1752, gestorben 12. April
1828, hatte sich ebenfalls in Wien in der Malerei ausgebildet; von
ihm lernte die Kunst sein Bruder Valentin, geboren 6. Februar 1763,
gestorben 5. Juli 1810. Beider Werke sind in Oberkrain häufig zu
finden. Die Kirchen in Krain enthalten beachtenswerthe Altarbilder
von ihrer Hand, so das heilige Abendmahl in der Hauptkirche, der
gekreuzigte Christus auf der Friedhofskapelle von Krainburg.* Josef
Fototschnik, geboren in Kropp 20. Juni 1752, gestorben 1835, an der
Wiener Akademie gebildet, malte Porträts und Kirchengemälde. Von
Kaiser Nikolaus erhielt er bei dem Congresse 1821 den Auftrag, ein
Altarbild für des Kaisers Privatkapelle zu malen. ^
Die Laibdcher Bühne sah im Jahre 1803 die zweite nationale
Vorstellung, Kotzebue's ,iraÄwenscWajf' unter A%mT\iQ\,Tincekpetdincek^
mit Gesang, durch eine Kindergesellschaft aufgeführt.* Die deutsche
Bühne blieb ihrer Aufgabe würdig. Vom 1. September 1800 bis 14. Fe-
bruar 1801 spielte die Gesellschaft von Wilhelm Frasd. Sie zählte
manch gutes Mitglied, so den später berühmt gewordenen Wenzel
Scholz, Am 6. Oktober 1800 führte sie zum erstenmal ein Schiller'sches
Stück, die ,Rätiber\ auf; es folgten Shakespeare's Hamid, Bezähmte
Widerbellerin, Macbeth und eine Travestie Hamids. Sonst beherrschte
Iffland das Repertoire, später auch SchiJcaneder. Am 1. Dezember 1801
gab man die ,Zauherflöte\ die von Beethoven am höchsten gestellte
Oper Mozarts. Der Theaterzettel brachte die Worte : ,Diese grosse Oper
bedarf keiner Empfehlung, da der Name Mozart Empfehlung genug ist/
Reprisen folgten am 2. und 13. Dezember. Am 7. Oktober 1802 eröffnete
Lessings ,Emilia Galotti^ die Saison; in der Saison 1803/4 kam auch
seine ,Minna 'von Barnhdm^ auf die Sceue. Ausser dem Schauspid,
» Wurzbach, biogr. Lex. X. 90; lUyr. Bl. 1839 S. 117.
« Wurzbach, 1. c. XV. 57.
8 Wurzbach, 1. c. XXIII. 173.
* Laibacher Wochenblatt 1806 Nr. XXXIIIXXXIV.
V 291
welches die besten Stücke Lessings und Schillers brachte, hatte das
Laibacher Publicum mitunter gute Opernaufführungen^ selbst zeit-
weise ein itcdienisches Bauet und stets einen guten Komiker. Scholz
war schon 1800/1 hier aufgetreten, und 1804 — 1806 finden wir ihn
wieder als Komiker und Schauspieldirector. Wurde eine Benefice-
vorstellung gegeben, so brachte der Theaterzettel immer eine beweg-
liche Ansprache des Beneficianten ,an die hohen Gönner'. Am 14. Ja-
nuar 1805 schloss z. B. Scholz als Beneficiant eine solche Ansprache
an das Publicum mit den Worten : ,Kommen Sie nur alle gewiss, und
Sie werden sehen, dass ich als Frauenzimmer gar nicht schlecht aus-
sehe. Mein Solo, was ich tanze, ist der Seltenheit wegen gar nicht
zu bezahlen. Meine Füsse werden in keine kleine Verlegenheit kommen,
u. s. w. In der Saison 1806 speculirte Scholz bei seinem Benefice :
,Spitzkopfs Abenteuer', auf die nationale Empfänglichkeit durch krai-
nische Uebersetzung des Titels und eine krainische Apostrophe auf
dem Theaterzettel.^
Der fruchtbare Volksdichter und Parodist Karl Mdsl. dessen
erstes Stück 1802 erschien und der die Glanzrollen für Schuster,
Raimund, Korntheuer, Scholz, Carl und selbst noch für Nestroy schrieb,
war ein Laibacher Kind (geb. 30. Juni 1775, starb er in Wien 8. Ok-
tober 1853).«
Die phißiarmonische Gesellschaft hatte ihr Wiederaufleben im
Jahre 1794 dem Laibacher Bürger Karl Moos und dem bereits ge-
nannten Br, Kogd zu danken. Tüchtige Dilettanten, bildeten sie mit
Baudirectionskassier JeHemüzhy und Kasseoffizier Flikschuh ein Quar-
tett, welches der Anziehungspunkt für viele Musikfreunde wurde und
zur Regenerirung der philharmonischen Gesellschaft führte. Moos
wurde ihr Director. Neue Statuten wurden veröffentlicht (1796). Die
Mitglieder bewährten ihre Opferwilligkeit, indem sie abwechselnd die
Kosten der Akademien trugen und Namhaftes zur Beischaffung von
Instrumenten beisteuerten. Das Kriegsjahr 1797, in welchem die Ge-
sellschaft durch eine zum Besten der Verwundeten gegebene Akademie
ein Erträgniss von 453 Gulden erzielte, brachte eine lange Pause in
ihr Wirken; im Jahre 1799 starb ihr verdienstvoller Director Moos.
Die Gesellschaft ehrte sein Andenken, indem sie das Begräbniss durch
freiwillige Beiträge bestritt und der Witwe 100 Gulden übergab.
Nach Moos folgte Dr. Kogel in der Direction. Die Gesellschaft ver-
1 Bl. a. Erain 1865 : »Hundert Jahre der Laibacher Bühne (1765—1865)/
« Wurzbach, 1. c. XVII. 284.
19*
292
einigte alle Musikfreunde ohne Unterschied des Standes und der Na-
tionalität. Domherren spielten im Orchester oder sangen im Chor,
der Volksdichter Vodnik war dem Vereine schon 1796 beigetreten.
Berühmte Künstler spielten in den Concerten des Vereins, wie Hummel
(5. Februar 1796), und der unsterbliche Haydn ehrte den Verein
durch die Annahme der Ehrenmitgliedschaft. Die verwitwete Kur-
fürstin von der Pfalz interessirte sich bei ihrer Anwesenheit in Lai-
bach lebhaft für die Gesellschaft, besuchte jedes Fest, jede Akademie
und bereicherte die Musikaliensammlung in wahrhaft fürstlicher Weise.
Als Ndson (1800) mit Lady Hamilton in Laibach weilte, gab die Ge-
sellschaft dem Seehelden zu Ehren eine Akademie mit einer Schlacht-
symphonie und dem Vortrag der Arie ,La virtü britanna'. Die Mit-
gliederzabl war in fortwährender Zunahme begri£fen, sie vereinigte
die Elite der Bewohner Laibachs, Ansehen und Geltung der Gesell-
schaft wuchs auch nach aussen, sie wirkte überall im Lande zur
Hebung der Musik, sie war an der Gründung der noch heute be-
stehenden öffentlichen Musikschule betheiligt. Das Kriegsjahr 1805
unterbrach ihre Wirksamkeit nur auf kurze Zeit, allein das opfer-
volle und unglückliche Jahr 1809 brachte mit dem Eintritt der fran-
zösischen Herrschaft einen völligen Stillstand.*
Nächst der philharmonischen Gesellschaft bildete fortan die ftwr-
gerliche Schiesstätte einen geselligen Vereinigungspunkt. Im Jahre 1804
begann der Neubau des Schützenhauses, zu welchem Freiherr Sigiiiund
Zois 2000 Gulden beisteuerte. Professor Herrlein malte die äussere
FaQade des Gebäudes. Als Erzherzog Johann im Juni 1807 in Laibacb
verweilte, betheiligte er sich an einem glänzenden Festschiessen in
der Schiesstätte, wobei seine Schussdevise das Hauptbest gewann.
Am 4. Oktober wurde sein Bildniss in feierlicher Weise im Schtitzen-
saale aufgestellt. Die im Anschlüsse an die Schiesstätte gebildeten
Bürgercorps bestanden fort ; sie übernahmen im Kriegsfalle die Wachen
und die Erhaltung der öffentlichen Sicherheit. Im Jahre 1793 weist
die Rangliste der Bürgerdivision 116 Mann mit 2 Hauptleuten, 2 Ober-
und 2 Unterlieutenants, 1 Fähnrich, 2 Feldwebeln, 2 Führern, 15 Cor-
poralen und 6 Stabsparteien auf; das Schützencorps unter dem Com-
mando eines Barons Codelli zählte im Jahre 1793 zwei Compagnien
mit dem Effectivstande von 160 Mann.*
* Bl. a. Krain 1862: Dr. Keesbacher, Geschichte der philhann. Gesellschaft^
^ Bl. a. Erain 1862 : Badics, Geschichte der Laibacher Schützengesellschaft.
293
Fünftes Kapitel.
Die französische Herrschaft in Illyrien
(1809 bis 1813).*
1. Vom Waffenstillstand bis zum Frledensschluss. Die erste Organisation der Finanz-
und Militärverwaltung. Die Eriegscontribution. Der Oktoberaufstand.
Der Abschluss des Waffenstillstands bezeichnete eine Epoche
des unruhigen Schwankens -zwischen Krieg und Frieden, ausgebeutet
von den feindlichen Mächten zu ihrer Stärkung oder zu Pressionen
auf den Gegner zur Erlangung besserer Friedensbedingungen. Die
Franzosen organisirten sich in der offen ausgesprochenen Absicht,
aus den besetzten Provinzen so viel auszupressen, als die Kürze der
Zeit erlauben möchte, während in den durch österreichische Beamte
verwalteten Laudestheilen die Hoffnung auf den Wiederausbruch des
Krieges wacherhalten und das bedrückte Volk zu tumultuarischem
Widerstand gestachelt wurde.
Die zu Znaim verabredete Demarcationslinie der beiderseitigen
Armeen begriff* von den südösterreichischen Provinzen Krain und Istrien
bis Fiume in sich; unser Vaterland musste in diesem Augenblicke
eine hervorragende Wichtigkeit behaupten als die Pforte Italiens und
wegen der Verbindung mit Tirol, und so schritten denn die Franzosen
sofort nach Abschluss des Waffenstillstands zur militärischen und finan-
ziellen Organisation der Behörden für die besezten Provinzen im
Süden Oesterreichs. Graf Baraguay d'Hilliers^ General-Oberst (Co-
lonel-General) der Dragoner, wurde Obercommandant der Provinzen
Kärnten, Krain, Istrien und der Territorien von Fiume und Triest,
mit dem Sitze in Laibach und dem Titel eines Generalgouverneurs.
Commandant der die Provinz Krain occupirenden Division der ita-
Uenischen Armee ward General Severoli^ des Adelsberger Kreises
General Bertoletti^ des Neustädtler Kreises Tarducci. Zum Ge-
neralintendanten ward Graf Daru ernannt, unter welchem als In-
tendanten die Staatsrathsauditore Graf Fargues für Krain, Cochelet
für Triest und Arnauld für Görz fungirten. Kriegscommissär (Com-
missaire-Ordonnateur) war Mr. Siauve; Contributions-Einnehmer für
* Die Quellen, auf welchen die folgende Darstellung beruht, werden in dem
am Schlüsse dieses Werkes beigefügten Verzeichnisse mit Genauigkeit aufgeführt.
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Kr&in Mr. Deguer, für Triest Mr. Besson, für Görz Mr. de Fres. Ge-
neraldirector im Zollwesen wurde Joh. Bapt. Lacoste, im Salzwesen
Staatsrathauditor Finot. Die durch diese Organisation nicht unmit-
telbar berührten österreichischen Behörden blieben in ihrer Wirksam-
keit. Am 4. August traf Gouverneur Graf Brandis, der durch die
Scharmützel mit Du Montet verscheucht worden war, mit dem Kreis-
hauptmann und den übrigen Gliedern der Regierung wieder in Laibach
ein. Intendant Graf Fargues kam am 28. Juli, General Baraguay
d' Hilliers am folgenden Tage in unserer Landeshauptstadt an, wo der
Waflfenstillstand erst am 27. abends bekannt geworden war. Da die
Strassen in Oberkrain noch immer durch Bauerninsurgenten unsicher
gemacht wurden, hatte Graf Fargues von Cilli aus durch eine Militär-
escorte bis zu den Vorposten geleitet werden müssen.
Der Intendant ging mit Energie an seine Aufgabe, die Finanzen
zu organisiren. Er forderte von dem Vicepräsidenten der Regierung
eine Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben des Landes und ihrer
Verwaltung und verständigte die öJBFentlichen Kassen, dass sie von
der französischen Regierung ermächtigt seien, in ihren Amtsverrich-
tungen fortzufahren, dass sie aber nur auf ausdrücklichen Befehl des
Intendanten über ihre Gelder verfügen dürften. Es gelang dem Inten-
danten, eine von der österreichischen Regierung bei mehreren Banquiers
deponirte Summe von 35,000 Gulden aus den Einnahmen von Tabak,
Stempel und G'ebühren ausfindig zu machen und einen Theil davon
einzubringen. Bei ihrem Abzüge hatte die Regierung Tabak zurück-
gelassen, der von fünf Handelsleuten in Laibach angekauft wurde,
welche hierüber Tratten an die Regierung austeilten. Graf Fargues
liess diese Handelsleute kommen, erklärte ihnen, dass er ihre Schuld
an die österreichische Regierung zum Vortheile der französischen
Armee confiscire und dass ihnen kein anderer Ausweg bleibe, als zu
zahlen oder ins Gefängniss zu wandern. Auf ihre Bitten wurde ihnen
die Frist bis 14. August bewilligt. Sie zahlten bis auf Herrn Kandutsch,
dem infolge dessen fünf Garnisaires ins Haus geschickt wurden und
der sodann in zwei Raten ebenfalls seine Tangente von 14,015 Gulden
erlegte.
Die nächstwichtige Sorge des Intendanten war die Einbringung
der Kriegscontribution^ welche Kaiser Napoleon schon am 7. Juli aus
dem Lager zu Wolkersdorf für die eroberten Provinzen ausgeschrieben
hatte und von welcher auf Krain 15.260,000 Francs entfielen. Sie
sollte unverzüglich eingetrieben werden, und der Kaiser ertheilte allen
französischen Behörden die bestimmtesten Befehle, alle in ihrer Macht
295
stehenden Mittel zu ergreifen, um seinen Willen ohne Verzug zur
Ausführung zu bringen. Die nach dem kaiserlichen Erlass requirirten
Lieferungen sollten jedoch in Anrechnung kommen. Der Intendant
forderte demnach von der Regierung die Zahlung einer Summe von
zwei Millionen spätestens bis 18. August, u^nter Androhung strenger
Massregeln; doch wurde dieser Termin später bis 25. und 30. August
erstreckt, und der Intendant machte den Vicepräsidenten für die Ein-
haltung desselben persönlich verantwortlich. Da jedoch die Regierung
fortwährend Schwierigkeiten erhob, offenbar nur um Zeit zu gewinnen,
während der Generalintendant einen Courier an Graf Fargues mit
der Mittheilung abschickte, es sei der Wille des Kaisers, dass Krain
bis 1 . September zwei Millionen zahle, so traf der Intendant Anstalten,
seine Drohungen zu verwirklichen. Am 26. August forderte er vom
Laibacher Magistrat die Mittheilung einer Liste von zwölf der ange-
sehensten Personen der Bürgerschaft der Stadt und des Kreises Laibach,
davon acht aus ersterer, 4 aus letzterem. Die Hälfte sollte den Höchst-
besteuerten angehören. Da bis 30. August erst 72,488 Gulden auf
Rechnung der Contribution eingezahlt waren, so wendete sich der
Intendant am 3 L August an den Generalgouverneur mit dem Ersuchen,
die Verhaftung nachbenannter Personen zu verfügen: Im Kreise
Laibach: Generalvicar Georg GoUmayer^ Joh. Nep. Freiherr v. Taufferer,
Domherr am Laibacher Domcapitel und Mitglied der Regierung ; Graf
Brandis^ Gouverneur der Provinz; Alois von Canal^ Mitglied der Re-
gierung; die Handelsleute Franz X. Hamian und Nikolaus Recher \
die Gutsbesitzer Franz Freiherr von Hallerstein und Fran^ Freiherr
von Wdkensperg\ im Kreise Neustadtl: die Gutsbesitzer Grai Blagay^
Alexander Graf Äuersperg^ Graf Lichtenberg^ Graf Barbo^ Herr von
Moräax^ Freiherr Ludwig von Lamrini von Zobelsberg, v. Fichtethau;
im Kreise Adelsberg: die Gutsbesitzer Graf Lanthieri^ Baron La^arini
von Jablanitz, Baron Beymond^ Graf Thurn, Graf Brigido. Sämmtliche
Laibach ängehörige Personen, mit Ausnahme des Freiherrn von Hal-
lerstein, wurden in der Nacht vom 31. August auf den L September
aufgehoben, auf das Castell gebracht und am folgenden Tage um
5 Uhr nachmittags in die Festung Palmanuöva abgeführt, um dort
als Geissein bis zur Bezahlung der auf die Provinz gelegten Contri- ^
bution festgehalten zu werden. Am 3. September wurden von Unter-
krain Baron Lazarini, Fichtenau und die Handelsleute Skrem und
Jakomini durch Laibach nach Palmanuöva geführt. Graf Blagay hatte
sich der Verhaftung durch Flucht auf das benachbarte Schloss Zobels-
, berg entzogen. Am 5. kamen Hallerstein und Mordax nach. Gral
296
Alexander von Anersperg wurde zwar verhaftet, aber wegen Krank-
heit in Neustadtl belassen. Graf Thurn befand sich nicht in Krain
und Graf Barbo hatte sich geflüchtet; beide wurden verfolgt. Die Inner-
krainer Geissein wurden direct nach Palmanuova abgeführt. Ge^en
einige dieser Personen, sagte Graf Fargues in einem Schreiben vom
4. September an den Intendanten, lag nichts Ungünstiges vor, da sie
aber wegen ihres Vermögens grosses Ansehen im Lande besassen, so
zog Graf Fargues daraus den Schluss, dass ihre Festnehmung ebenso
nothwendig sei, wie die der andern, um so besser ,auf die öffenüicha
Meinung zu wirkend Es scheint also, dass die Festnehmung der Geissein
nicht allein wegen ihres Widerstandes gegen die Gontribution, sondern
auch wegen der gut österreichischen Gesinnung derselben erfolge,
welche die französische Regierung für ihre Stellung besorgt machte.
Die Gewaltmassregel der Franzosen hatte für den Moment aller-
dings die von Graf Fargues erwartete Wirkung: der Kreis Laibach
hatte am 5. September das erste Achtel der Gontribution fast ganz
eingezahlt ; am schlechtesten ging es in Adelsberg, wo am 8. die Ein-
zahlungen erst 17,000 Gulden betrugen. Am 5, September wurde die
Zahlung des zweiten Achtels der Gontribution mit zwei Millionen aus-
geschrieben und die Frist für den Kreis Laibach auf den 12., für jene
von Neustadtl und Adelsberg, wo man noch Qiit dem ersten Achtel
im Rückstande war, auf den 15. September festgestellt. Der Papier-
gulden wurde hiebei im Verhältniss zum Silber mit 297 zu 100 Silber-
gulden angenommen, welche einen Werth von 258 Francs 50 Cent,
repräsentirten. Obwohl die Franzosen zur Militärexecution griffen^
wollte es mit den Zahlungen doch nicht vorwärts gehen. Verfuhr
aber auch der Intendant, man möchte sagen mit pflichtmässiger Härte,
so werden doch andererseits Beispiele von Edelmuth einzelner fran-
zösischer Offiziere erzählt, welche für exequirte Parteien die schuldige
Gontribution erlegten.
Am 25. September wurde das dritte und vierte Viertel der Gon-
tribution mit je 4 Millionen Francs zur Zahlung ausgeschrieben und
als letzter Termin der 12. Oktober bestimmt. Demungeachtet betrug
am 20. Oktober die ganze bis dahin, eingezahlte Summe 898,600 Gulden
österreichischer Währung. Neben der Gontribution wurde aber am
9. Oktober noch ein Zwangsanlehen zu 6 Percent für alle Grund-
obrigkeiten, Kapitalisten u. s. w. ausgeschrieben und dafür die Frist
bis 1. November gegeben. Zudem sollte für jede Person, vom fünf-
zehnten Lebensjahre angefangen, eine Kopfsteuer von 30 Kreuzer ent-
richtet "werden.
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Wurde der Druck der französischen Gelderpressungen schon in
der Hauptstadt schwer empfunden, um wie viel grösser musste die
Wirkung in den Landstädten und bei der Bauerschaft sein, welche
sich der letzten Hilfsquellen entäussern sollten, um die Forderungen
der Sieger zu befriedigen. Ohnehin herrschte in Krain allgemein die
Ansicht, dass der Krieg in Kürze wieder ausbrechen und das Land
durch denselben von der Contribution befreit werden würde, indem
man überzeugt war, dass sich zu wenig französische Truppen im
Lande befänden, um dasselbe vertheidigen zu können. Da kamen die
Siegesnachrichten aus dem treuen Tirol, das Mitte August zum jdritten
male den Feind. aus dem Lande gejagt hatte, und nun pflanzte sich
die Bewegung wie ein elektrischer Funke durch Oberkärnten in das
unter harten Erpressungen schmachtende Krain fort. Hier wurden
jedoch nicht die Alpenthäler der Schauplatz eines Volkskrieges, der
von Erfolg hätte sein können, sondern der alte Schauplatz der Bauern-
kriege: Unterkrain und Innerkrain war es, auf dessen historischem
Boden sich ein tumultuarischer und planloser Aufstand entwickelte,
welcher Brand und Plünderung über die armen Bethörten herauf-
beschwor.
Wie immer waren die OoUscheer die ersten, welche losschlugen.
Um den 10. September hatten sich bereits 600 Bauern in Gottschee
zusammengerottet und verweigerten die Bezahlung der Kriegscon-
tribution. General Baraguay d'Hilliers schickte den General Souchy
mit einem Bataillon zur Dämpfung des Aufstandes ab. Bei seiner An-
näherung zerstreuten sich die Aufständischen, der Rest des Monats
verfloss in Ruhe. Aber in der Nacht des 8. Oktober brach der Auf-
stand wie auf Verabredung in den Bezirken Gottschee und Möttling
aus. Die Pöllander waren die ersten, welche die in den Häusern
zerstreuten Soldaten überfielen, entwaffneten und tödteten. Mit fran-
zösischen Gewehren, Hacken u. ,dgl. wohl bewaffnet, kam ein Haufe
dann in die Ortschaft Tanzberg und forderte die Insassen auf, sich
ihnen anzuschliessen und die Franzosen in den Pfarren Weiniz,
Semitsch und Möttling zu überfallen und niederzumachen ; allein die
Tanzberger weigerten sich, ein Theil flüchtete sich in die Wälder,
andere begaben sich nach Tschernembl, um den Bezirkscommissär zu
fragen, ob sie sich den PöUandern anschliessen dürften! Indessen
kam der Plan der Pöllander auch ohne die Mitwirkung der Tanz-
berger zur Ausführung: die Besatzungen von Möttling und Gottschee
wurden überfallen, mehrere Soldaten getödtet, eine Abtheilung von
15 Mann italienischer Infanterie gefangen genommen und nach Fiume
298
abgeführt. Von den gefangenen Offizieren wurde der eine später
von Fiume zurückgeschickt, der andere mit seiner Truppe dort fest-
gehalten. Die Pöllander überfielen einen französischen, von Neustadtl
kommenden Geldtransport, nahmen denselben weg und tödteten den
Führer der Escorte, Hauptmann Chambelli, und seinen Lieutenant.
In Eostel- nahmen die Bauern, wie es scheint, durch das an der Grenze
liegende österreichische Militär dazu aufgemuntert, die Executions-
mannschaft gefangen und führten sie über die Kulpa ins österreichische
Lager. Ueberhaupt spielten die Pöllander und die Kostler bei diesen
Vorgängen die HauptroUe. Sobald General Baraguay d'Hilliers von
diesen Vorfällen unterrichtet worden war, gab er dem General Souchy
Befehl, sich an Ort und Stelle zu begeben und mit Strenge gegen
die Schuldigen zu verfahren. PöUand und Kostel wurden zum ab-
schreckenden Beispiel den Flammen übergeben. General Baraguay
d'Hilliers erliess (16. Oktober) eine Proclamation, in welcher er sagte:
,Die Verbrennung von Pölland und Kostel, der Tod aller Rebellen,
welche mit den Waffen in der Hand gefangen werden, können den
Bewohnern Krains das Los lehren, das die Ruchlosen erwartet, welche,
durch englisches Gold bestochen oder durch einige Räuber irregeführt,
gewagt haben, die Fahne des Aufruhrs gegen den Kaiser Napoleon
zu erheben und seine Soldaten auf eine so grausame als niederträch-
tige Weise zu ermorden. Sie haben Feuer und Schwert über ihre
Wohnsitze gerufen und Vertilgung ist ihren Schritten gefolgt. Sie
wird auch noch alle diejenigen erreichen, welche versucht sein soUten,
ihrem Beispiele zu folgen oder seinen Gesetzen ungehorsam zu sein.'
Auch die Landesregierung hatte am 13. Oktober eine , Warnung' vor
der Theilnahme am Aufstande erlassen und der Bischof Anton Kau-
tschitsch seinen Klerus durch ein Rundschreiben aufgefordert, wie es
Dienern des Friedens gezieme, durch eingreifende Vorstellungen das
Landvolk von aufrührerischen Handluiigen zurückzuhalten. Doch blieben
alle diese Schritte vorläufig erfolglos. Im Zeiträume einer Woche
seit dem ersten Ausbruche griff der Aufstand in ganz Unterkrain und
Innerkrain um sich. Die Situation war kritisch. Es waren nicht mehr
als 2800 Mann französische Truppen im Lande, und es verlautete, dass
der grössere Theil Befehl erhalten habe, nach Tirol zu marschiren.
Die Franzosen behaupteten, der Aufstand werde durch österreichische
Beamte, insbesondere durch den Kreiscommissär von Adelsberg, einen
Grafen von Auersperg, angeschürt und durch englisches Gold, das
ein in Fiume gelandeter Emissär im Lande ausstreue, unterhalten
und verfolge die Tendenz, sich über Oberkärnten mit den Tirolern
299
in Verbindung zu setzen. In der That war es den im ganzen Lande
zerstreuten und an Zahl geringen Besatzungen nicht möglich, den
Wuthausbrüchen des durch die militärischen Erpressungen gereizten
Volkes sogleich ein Ziel zu setzen. Bei Tschernembl fand am 12. Ok-
tober ein hartnäckiges Gefecht statt, infolge dessen sich die Truppen
nach Gradaz zurückzogen. In Gottschee wurden die französischen
Besatzungen überfallen und grösstentheils niedergemacht. Der Kreis-
commissär Gasperini, der zur Stillung der Unruhen nach Gottschee
abgeordnet wurde, verfiel einem schrecklichen Schicksale, Er soll das
Volk durch seine Strenge bei Eintreibung der Kriegscontribution ge-
reizt haben. Ein Haufe Pöllander vereinigte sich mit den Gottscheer
Insurgenten, überfiel das Schloss, schleppte den ihnen verhassten
Beamten unter vielen Misshandlungen durch die Strassen und warf
seinen furchtbar zerfleischten Leichnam zu Lienfeld in einen Graben.
Am 16. Oktober wagten die durch ihre Erfolge ermuthigten In-
surgenten bereits einen Angriff auf Neustadtl. Hier lag ein italieni-
sches Regiment unter General Zucchi mit einer Batterie. Infolge der
Unruhen in Gottschee war diese Garnison bis auf zwei Corapagnien
mit zwei Feldgeschützen dahin abgezogen. Die Soldaten waren in den
Häusern einquartiert. Auf diese günstigen Umstände . bauten die Auf-
ständischen ihren Plan. Um 9 Uhr vormittags rückte von der Strasse
von Bersehlin her ein in den Bezirken Seisenberg, Ainöd und Treffen
aufgebotener Bauernhaufe in der Stärke von 40Ö Mann, schlecht be-
waffnet, theils mit Gewehren, theils mit eisernen Spitzen und Haken
auf hohen Stangen, von einigen Gottscheem geführt und die Beamten
von- Seisenberg, Ainöd und Treffen mit sich schleppend, doch ohne
irgend eine militärische Leitung, in die Stadt. Bei den ersten Häusern
fielen ihnen einige französische Soldaten in die Hände, welche später
als Gefangene auf die Herrschaft Hopfenbach gebracht und gut be-
handelt wurden.
Die Ueberrumplung der Hauptstadt Unterkrains wäre vielleicht
gelungen, wenn die Bauern nicht kostbare Zeit mit dem Versuche
verloren hätten, den Kreishauptnaann und seine Beamten zu bewegen,
sich an ihre Spitze zu stellen. Das Kreisamtsgebäude war geschlos-
sen. Die Aufrührer brachen das Thor ein und forderten den Kreis-
hauptmann und seine Beamten vergeblich zur Theilnahme auf. Die
Beamten wurden schliesslich mit den Bauern handgemein, und es
gelang dem Kreishauptmann, dem Kassier und dem Kreisboten, das
Thor zu gewinnen und zu sperren. Inzwischen hatte die Garnison
Zeit, sich zu sammeln. Die beiden auf dem Platze vor dem Fich-
300
tenau'schen Hause aufgeführten Geschütze zersprengten mit einigen
KartätschenladuDgen den führerlosen Haufen. Gegen Mittag hörte
das Feuer auf, und nur einzelne Schüsse fielen noch, wenn ein Bauer
aus seinem Versteck hervorkam und sich retten wollte. Ein Theil
der Bauern hatte das Schloss der Capitelherrschaft überfallen, die
Wohnung des Generals Zucchi geplündert und seinen Kammerdiener
misshandelt. Sie wurden hier von den Franzosen überrascht, fest-
genommen und, wie es hiess, im Schlosshofe sämmtlich erschossen.
Von der französischen Garnison waren nur 3 Mann todt geblieben,
5 verwundet, 11 gefangen; von den Bauern blieben 35 bis 40, deren
Leichen in die Gurk geworfen wurden. In der Mitternacht des 16. Ok-
tober kam General Zucchi mit Infanterie und Cavallerie von Gottschee
zurück und liess die Mannschaft auf dem Platze bivouakiren. Als die
Franzosen durch das Dorf Berschlin marschirten, fiel aus einem Hause
ein Schuss auf General Zucchi. Diese Handlung der Feindseligkeit
und wohl auch die Betheiligung an den erzählten Begebenheiten ver-
anlassten den General zu d^ Befehle, die Dörfer Berschlin und
Pretschna zu plündern und in Brand zu stecken, was auch geschah.
Nur das Haus des als Geissei nach Palmanuova abgeführten Herrn
von Fichtenau trotzte durch seine Festigkeit den Flammen, dagegen
wurde die Meierei der Capitelherrschaft auf dem sogenannten Capitel-
berge bis zum Boden niedergebrannt. Die Verbrennung von S. Michael
hinderte nur die Fürbitte des Kreishauptmanns und einiger Frauen in
der Stadt, jene von Treffen die Verwendung des damaligen Dechants
Michael Muschitsch. Am 20. Oktober brach das ganze französische
Militär nach Laibach auf. Die Bewachung der Stadt wurde den Bürgern
anvertraut, bald aber rückte eine Colonne Jäger und Grenadiere des
71. und 82. Regiments in Neustadtl ein, und es wurde ihre Verpflegung
auf Landeskosten angeordnet.
In Gottschee hatten die Racheacte der Bauern schlimmere Folgen
für die dabei uilbetheiligten Stadtbewohner. Die Stadt sollte den
Flammen preisgegeben werden, da kam ein Abgesandter des fran-
zösischen Befehlshabers Ton Tschernembl mit der Nachricht, die
Gottscheer seien unschuldig an den Blutscenen, ja es habe der Pfarrer
von Tschermoschniz, der bekannte Bienenzüchter Jonke, den Franzosen
viel Gutes erwiesen, indem er eine bedeutende Anzahl gefangener
Franzosen vor dem sicheren Tode rettete. Es möge also die Stadt
verschont werden. Die Fürbitte wurde erhört , insofeme Gottschee
dem Schicksale der völligen Zerstörung entging, aber jenes der Plün-
derung blieb ihm nicht erspart. Sie soll in der Stadt und Umgebung
301
durch drei Tage (vom 16. bis 18. Oktober) gedauert und einen Schaden
von 80,000 Gulden verursacht haben.
Ausser ünterkrain gab es nur vereinzelte Aufruhrscenen von
geringer Bedeutung. Die Herrschaft Haasberg wurde in der Nacht
vom 11. auf den 12. Oktober von 300 Bauern überfallen, welche drohten,
das Thor zu erbrechen. Der Administrator Salier öffnete, ein mit Flinten,
Mistgabeln und Knitteln bewaffneter Haufe drang herein und forderte
die Auslieferung des Beamten Laurin, der die Executionsgelder in
Zirkniz einkassirte. Man durchsuchte alles, ohne ihn zu finden; dann
forderten die Bauern die Rückzahlung ihres ,Blutgeldes', wie sie es
nannten, das ist der französischen Kriegscontribution im Betrage von
9000 Gulden. Der Administrator, der von den Mordscenen in Gottschee
gehört hatte, lieferte den Bauern das Geld aus, ,weil die Pflicht jedes
Menschen, in Gefahren auf seine Selbsterhaltung zu denken, die erste
und wichtigste ist', wie er in seinem diesfälligen Berichte an das Kreis-
amt sagte. Bei diesem Vorfalle Hessen sich die Bauern vernehmen, dass
sie nur auf die Gottscheer und Oblaker warteten, um dann, mehrere
tausend Mann stark, auf Adelsberg, Laibach und Triest zu ziehen und
die Franzosen zu verjagen, was mit Rücksicht auf die kurze, seit dem
Ausbruche in Gottschee (8./9. Oktober) verstrichene Zeit allerdings
auf ein planmässiges Vorgehen der Bündler hindeutet. In Freudenthal
zwangen die Unterthanen ebenfalls den Verwalter zur Herausgabe
der eingehobenen Contributionsgelder.
Laibach wurde von der Bewegung nicht ergriffen, obwohl die
Bauern am 15. Oktober 8000 Mann stark bis Pesendorf streiften, den
Postwagen visitirten, einen französischen Offizier gefangennahnaen
und die Postverbindung mit Laibach absperrten. Aus der Umgebung
Laibachs fiel ein einziges Opfer : Johann Sanuschkar, ein aus Rudnig
gebürtiger 23jähriger Bauer, wurde mit den Waffen in der Hand er-
griffen, vor das Kriegsgericht gestellt und am 12. Oktober nachmit-
tags 5 Uhr in Laibach an der Mauer der Hauptwache erschossen.
In, Idria wurde der französische Bergadministrator Toulon in
der Nacht des 16. Oktober von 800 bewaffneten Bauern überfallen,
geplündert und eingesperrt; er brachte 26 Stunden im Arreste zu,
doch gelang es ihm in wunderbarer Weise, sich aus den Händen der
Bauern zu befreien. Die Bergarbeiter hatten sich an dieser Gewalt-
scene nicht betheiligt, ungeachtet sie durch Vorenthaltung ihres Lohnes
und der für sie bestimmten Lebensmitteivorräthe durch die in steter
Geldverlegenheit schwebende und überall nach Geld haschende fran-
zösische Regierung empfindlich litten.
302
Mit der Plünderung von Gottschee war dem Unterkrainer Auf-
stände ein Ende gemacht; allerdings Hess aber die in der Bevölkerung
herrschende Erbitterung fortwährend einen Wiederausbruch befiirchten.
Die in Laibach noch immer neben dem französischen Generalgouvemeur
tagende provisorische Landesregierung wendete sich daher an den
Bischof, um ihn zu bitten, sich in die aufständischen Gegenden zu
begeben und das aufgeregte Volk mit dem Gewicht seines Namens
und seiner Ueberzeugung zu beruhigen. Indem -die Regierung (19ten
Oktober) den commandirenden ^General um einen Pass für den Bischof
ersuchte und ihr Bedauern über das Vorgefallene ausdrückte, ergriff
sie zugleich den Anlass, denselben um Amnestie für die schuldige
Landbevölkerung zu bitten, in welcher sie das einzige Mittel erblicke,
„das Land vom Abgrunde zu retten und dem Kaiser Napoleon das Le-
ben seiner braven Soldaten zu ersparen, welches die Unterdrückung
dieser Unruhen durch Gewalt noch kosten könnte/^ General Baraguay
d'Hilliers erwiderte, ,au nom de Thumanite et pour celebrer dig-
nement le retour de la paix publique' nehme er den Antrag hinsicht-
lich des Bischofs an und verspreche den zum Gehorsam Rückkehrenden
volle Verzeihung, vorbehaltlich der Genehmigung des Vicekönigs, die
er selbst ansuchen wolle. In der That war die Mission des Bischofs
vom besten Erfolge begleitet.
Am 30. Oktober war das Land vollständig beruhigt. An diesem
Tage ersuchte der Intendant den Generalgouverneur, von "den nach
Palmanuova internirten Geissdn die Handelsleute Damian und Recher
freizulassen, da sie ,einer Klasse angehören, welche sich immer wohl-
gesinnt bezeigt'. Auch für den Grafen Hallerstein verwendete er sich
wegen seiner geschwächten Gesundheit und da seine ,Grundsätze'
nach den eingeholten Informationen ,nicht so schlimm' seien, wie die
des übrigen Adels der Provinz. Es möge ihm ein Pass ausgestellt wer-
den mit der Weisung, Laibach zu bewohnen, wo er ein Haus besitze.
Am 4. November ersuchte Graf Fargues den General Zucchi, allen
Geissein in Palmanuova Pässe zur Rückkehr nach Laibach ausfertigen
zu lassen, und verständigte davon den Baron Hallerstein gleichzeitig
zu seiner und der übrigen Geissein Kenntniss. Am 8. November wurden
dieselben freigelassen und trafen am 11. November in Laibach ein,
wo sie unter Polizeiaufsicht gestellt wurden.
Während Krain unter den Folgen eines rühmlichen, aber schlecht
geleiteten und daher erfolglosen Versuchs zur Abschüttlung der Fremd-
herrschaft litt, war in Wien über sein Schicksal entschieden worden. Im
Frieden von Schönbrunn (14. Oktober 1809) wurden Oberkärnten, Krain,
803
Görz und Gradisca, Triest und Oesterreichisch-Istrien, das ungarische
Littorale, Civil- und Militärkroatien bis zur Save an Frankreich ab-
getreten, welches diese Länder mit dem von Italien abgetrennten ve-
netianischen Istrien, Dalmatien und Ragusa unter dem Namen der
,Illyrischen Provinzen' vereinigte. Aus diesem Anlasse wurde auch die
krainische Grenze gegen Steiermark regulirt, indem der Markt Möttnig
der leichteren Ueberwachung wegen zu Krain geschlagen, dagegen
der ganze, wenig fruchtbare Jaselnikberg an Steiermark abgetreten
wurde. Gleichzeitig ernannte Kaiser Napoleon den Marschall Marmont^
Herzog von Bagusa, zum Generalgouverneur und den Staatsrath Grafen
Dauchy zum Generalintendanten der Illyrischen Provinzen. Am 21sten
Oktober verüess General Baraguay d'Hilliers Krain, um mit seinem
Corps nach Tirol zu marschieren; an seiner Stelle übernahm das Com-
mando General ClauzeL Am 22. Oktober verkündete Kanonendonner
vom Castell und Geläute aller Glocken den Laibachern die feierliche
Kundmachung des Friedensschlusses. Mit welchen Gefühlen musste
diese Kunde ein Land erfüllen, das seit Jahrhunderten unter dem
milden Scepter Habsburg -Lothringens in unwandelbarer Treue und
Loyalität Freud' und Leid mit dem Reiche getheilt und jetzt durch
die Hand eines Eroberers von dem Herzen der Monarchie losgerissen
wurde, um einer ungewissen Zukunft entgegenzugehen!
Am 3. November kam der französische Generalintendant Dauchy
in Laibach an und stieg im Bischof hofe ab, der von nun an französisches
,Regierungspalais' ward. Er stellte im Namen des Kaisers und des
Vicekönigs baldige Erleichterung der Lasten des Krieges in Aussicht.
Die Einhebung der Kriegscontribution wurde eingestellt, nur die für
die Subsistenz der Militärtransporte nothwendigen Requisitionen sollten
fortdauern. Die Truppendurchmärsche zur Räumung des österreichi-
schen Gebiets hatten schon am 26. Oktober begonnen und sollten
bis in den Januar fortdauern, da nach einem am 27. Oktober von
Marschall Berthier in Wien getroffenen Abkommen die Franzosen das
österreichische Gebiet bis 4. Januar 1810 zu räumen hatten.
Am 5. November rückte die erste Abtheilung des Armeecorps
des Marschalls Marmont in Laibach ein, wo sie Rasttag hielt. Ein
Theil dieses Corps war zur Besetzung Krains bestimmt. Das Land
litt unter den starken Requisitionen, aber die französischen Truppen
beobachteten auf dem Durchmarsche eine vorzügliche Disciplin. Auch
auf dem Lande* wurde die Verpflegung willig geleistet, nur in Adels-
berg machten Fälle von Widersetzlichkeit die Absendung von zwei
Compagnien nothwendig.
304
Am 11. November befahl der Intendant Graf Fargaes in einem
Schreiben an den Vicepräsidenten der Regierung, Franz X. Freiherm
von Lichtenberg, am folgenden Tage (12. November) überall die öster-
reichischen Wappen zu entfernen und die französische Fahne auf
dem Regierungsgebäude aufzuhissen. In der That wurde am 12. No-
vember der seit Karl VI. an der Fronte des Rathhauses prangende
österreichische Adler abgenommen. Dasselbe geschah an diesem Tage
an allen ö£fentlichen und Privatgebäuden. Am 13. wurde auch der
kleinere österreichische Adler von der Thurmspitze des Rathhauses
entfernt Das alte ruhmgekrönte Wappenthier mit den Farben des
Reichs musste überall dem siegestrunkenen neufränkischen Aar wei-
chen , dem Feldzeichen der Legionen, welche ausgezogen waren , nm
ein neues Weltreich zu gründen und die Freiheit der Völker in
Fesseln zu schlagen.
•
2. Xanchall Marmont als der erste GeBeralgonvemenr der ZUyriBchen Provinzen
(November 1809 bis Febnur 1811). Die ersten Xassregeln in Handels- nnd
Fbumisachen.
Schon während der dem Friedensschluss vorangegangenen Unter-
handlungen hatte Kaiser Napoleon den erst vor kurzem zum. Marschall
ernannten Herzog von Ragusa oft über die Provinzen zu Rathe gezogen,
welche er von Oesterreich als den Preis des Friedens zu begehren be-
absichtigte. Marschall Marmont hatte dieselben in längerem Aufenthalte
kennen gelernt und wies dem Kaiser alle Vortheile nach, welche aus
den eroberten Ländern zu ziehen wären. Der Kaiser betrachtete diese
Provinzen als einen zur Deckung Italiens und Frankreichs vorge-
schobenen Vorposten, als eine militärisch zu regierende und zu ver-
waltende Grenzmark, ähnlich den Marken der Karolinger, und sagte
lachend zu Marmont: ,XJnd Sie werden Markgraf.'^ Als Napoleon
nach geschlossenem Frieden nach Fontainebleau zurückkehrte, begab
sich Marmont wiederholt dahin, um des Kaisers Ansichten über die
Illyrischen Provinzen kennen zu lernen und seine Instructionen in
Empfang zu nehmen. Es wurde eine provisorische Organisation be-
schlossen, welche Marmont mit dem Titel eines Generalgouverneurs
alle Gewalt eines Vicekönigs einräumte. Es wurde ihm in der Person
* ,Illyrien ist eine an die Thore Wiens vorgeschobene Schildwache ; ich werde
es später gegen Galizien zurückgeben.* Worte Napoleons, citirt in den »Napoleoni-
schen Ideen* vom Prinzen Napoleon Louis Bonaparte. Deutsche üebersetzung,
Wien 1865, S. 74.
305
des Staatsraths Dauchy ein Generalintendant an die Seite gegeben,
welcher die ganze Verwaltung mit Ausnahme der Justiz leiten sollte.
Diese letztere sollte unter Baron Coffinhal als General-Justizcommissär
stehen, der schon am 23. Mai 1809 in Laibach angekommen war und
den Sitticherhof bezogen hatte. Marmont sollte mit einem einzigen
Minister in Paris, dem der Finanzen, hinsichtlich sämmtlicher Ange-
legenheiten Illyriens und mit dem des Kriegs in Armeesachen corr«-
spondiren. * BeimAbschied gab ihm der Kaiser als Generalinstruction
die Weisung, ,das Beste zu thun'. Am 4. November reiste der Marschall
von Paris ab und kam nach kurzem Aufenthalte in Mailand, wo er
mit dem Vicekönig Eugen inbetrefF der Abtretung Dalmatiens und
Istriens an Frankreich verkehrte, in der Nacht des 17. November in
Laibach an, das zur Residenz des Gouverneurs wegen der Nähe der
österreichischen Grenze und der vortheilhaften Lage als Beobachtungs-
posten gewählt worden war. Zum Gouvernementspalais wurde der
Bischof hof bestimmt; der Bischof musste sich in das Seminarsgebäude
zurückziehen.
Die provisorische Organisation der Illyrischen Provinzen liess die
österreichischen Behörden, soweit sie nicht durch das Generalgouvemf-
ment und die ihm beigegebenen Beamten ersetzt waren, fortbestehen.
Durch einen Erlass des Vicekönigs vom 2. November 1809 waren die
Beamten der von Frankreich erworbenen Länder mit Beibehaltung
ihres Charakters und ihrer Besoldung in ihren Stellen bestätigt worden.
Am 1. Dezember 1809 sollten sie nach der Messe bei dem Magistrat
oder der Ortsobrigkeit dem Kaiser Napoleon den Eid der Treue und
des Gehorsams schwören. Eine Abschrift des bezüglichen Protokolls
sollte dem Chef des Generalstabs vorgelegt werden. Am 3. Dezember
1809 legten die öffentlichen Beamten Laibachs im Regierungsgebäude
dem neuen Regenten den geforderten Eid ab. Die neuen Herren
hatten das Arrangement der unerlässlichen l^estlichkeiten und der
byzantinischen Hofpoesie übernommen, welche sich in dem kaum erst
republikanischen Frankreich sehr schnell wieder eingebürgert hatte.
Im ständischen Schauspielhause war ,auf Veranstaltung der Einwohner
Laibachs' Freitheater und darauf ,Freiball' für die ,gemeine, militä-
rische und Civilklasse.' Die Bühne zeigte das Bildniss Napoleons de-
corirt und mit folgender Inschrift:
,De tes nouveaux sujets daigne acceuillir rhommage,
üs te jurent tendresse, amour, fid^lit^.
Et maintenant soumis ä ton nohle courage
U ne manqae plus rien ä. leur f^licitö.' ,
20
306
Für die Honoratioren der Stadt und sämmtliche Offiziere war
im Saale der Schiesstätte glänzendes Souper und Freiball, dem der
Marschall mit der ganzen Generalität beiwohnte. Wie das officielle
Blatt schreibt, ward der Marschall ,unter dem Kanonendonner mit
hohem Jubel empfangen und verbreitete durch seinen anspruchslosen,
durch Fröhlichkeit und Heiterkeit gemilderten Ernst überall Freude
und Vergnügen'. Von den Civilautoritäten waren Generalintendant
Dauchy und Intendant Fargues zugegen. Mehrere Toaste auf das
Wohl des Kaisers und der Kaiserin wurden ausgebracht; das Fest
dauerte bis sechs Uhr morgens und die Stadt war die ganze Nacht
hindurch, vielleicht* auch mit Rücksicht auf die Sicherheit der neuen
Herrschaft in einem so bedeutungsvollen Momente, erleuchtet.
Der Mann, in dessen Händen nun das Schicksal niyriens und
mit ihm unseres Vaterlandes lag, war einer der ehrenhaftesten Cha-
raktere der französischen Armee. Geboren 20. Juli 1774 zur Chätillon-
sur-Seine, trat er schon mit 15 Jahren in den Kriegsdienst, kämpfte
am Rhein (1795), in Italien (1796), begleitete den Obergeneral nach
Egypten, erhielt nach der Schlacht von Marengo den Titel eines Di-
visionsgenerals und wirkte bei der Einnahme Ulms im Feldzuge von
1805 mit. Er war von seinem Jugendfreund Bonaparte, als dieser
das Directorium gestürzt hatte, in den Staatsrath berufen worden
und dankte der glücklichen, Festigkeit mit Milde und Gerechtigkeit
vereinigenden Verwaltung Dalmatiens den Herzogstitel von Ragusa.
Die Marschallswürde war ihm nach dem Treffen bei Znaim, das er
gewann, auf dem Schlachtfelde zutheil geworden. Er war seinem
Kaiser treu ergeben, voll Begeisterung für dessen Ruhm, aber kein
kriecherischer Höfling und kein roher Satrap, sondern ein Mann, der
die Künste des Friedens nicht minder schätzte als das aufregende
Glücksspiel des Krieges, in welchem doch seihe ganze Jugend ver-
flossen war.
Als Marschall Marmont die Regierung lUyriens antrat, war die
Lage der Provinz in mehr als einer Beziehung eine schwierige. Dal-
matien, wo General Knesevich einen Aufstand gegen die französische
Herrschaft erregt hatte, musste pacificirt werden. Es geschah schnell
und mit Energie. Die Türken, welche die kroatische Grenze beun-
ruhigt hatten, wurden durch das erste entschlossene Einschreiten
des Marschalls so eingeschüchtert, dass der Name Marmonts in diesen
Gegenden lange gleichbedeutend mit Knecht Ruprecht blieb. Nicht
so leicht Hessen sich die finanziellen Verhältnisse ordnen. Die Bedürf-
S07
nisse der französischen Truppen sollten durch die Einnahmen der
Provinz gedeckt werden. Sie waren ausdrücklich durch den Kaiser
darauf hingewiesen, welcher seinen Grundsatz, dass der Krieg den
Krieg ernähren müsse, auch auf den Frieden angewendet wissen wollte,
wenn man überhaupt in dieser kriegerischen Weltmonarchie von Frie-
den reden konnte, während Jn Spanien der Volkskrieg forttobte und
immer neue Opfer forderte. Der Generalintendant Dauchy war nicht
der Mann, den gebieterischen Anforderungen des Marschalls zu ge-
nügen, welche schwer zu befriedigen, wenn auch vielleicht durch die
Nothwendigkeit gerechtfertigt waren. Der Marschall gerieth hier in
einen innern Widerspruch. Er war ein wohlwollender und gerechter
Mann, aber er war zugleich Soldat und kannte als solcher keinen
Widerstand gegen seine Befehle. Der Civilbeamte kannte besser die
Lage des Volks und die Schwierigkeiten, welche durch die erbarmungs-
lose Eintreibung der Requisitionen in diesem durch wiederholte Feld-
züge heimgesuchten Lande entstehen mussten. Wenn wir lesen, dass der
Marschall dem Generalintendanten einerseits Unfähigkeit undAnmassung
vorwarf und ihn dann wieder beschuldigte, die neuen Unterthanen
gegen den Kaiser und die Armee aufzuhetzen, so müssen wir glauben,
dass der Intendant in wohlerwogener Rücksicht auf das Wohl der
Administrirten deren Partei gegen die oft schonungslosen Anforderun-
gen des Militärs ergriffen habe. In dieser Anschauung bestärken uns
auch die Berichte des Intendanten von Krain, Grafen Fargues, über
die Stimmung der Bevölkerung. Diese zeigte nach dem Ausdrucke
des Intendanten wenig Neigung (affection) für das neue Gouvernement.
Nachdem die durch Napoleons Vermälung mit der Erzherzogin Maria
Louise genährte Hoffnung, unter den Scepter der alten Dynastie zurück-
zukehren, getäuscht worden, hatte die Gewissheit, unter der französi-
schen Herrschaft verbleiben zu müssen, eine allgemeine Entmuthigung
hervorgerufen. Die Landbevölkerung, durch alle Arten von Requisi-
tionen ausgesogen, zum Militärtransport gezwungen und ihres eiÄzigen
Reichthums, des Viehes beraubt, sah sich bis zur Ernte aller Subsistenz-
mittel entblösst; sie klagte, dass sie wie ein erobertes Volk behandelt
werde, und der Intendant selbst musste zugestehen, dass ihre Klagen
,nicht ohne Grund' seien. Die Bürger verhielten sich resignirt, der
Adel aber gab sich keine Mühe, seine der neuen Ordnung feindseligen
Gefühle zu verbergen, sondern gab ihnen vielmehr offenen Ausdruck.
Auch der Klerus, der nach der Meinung des Intendanten der Volks-
meinung eine beliebige Richtung geben konnte, schien nicht geneigt,
im französischen Sinne auf dieselbe einzuwirken.
20*
308
Die zunächst durch die Leiden des Krieges und der ihm folgen*
den bewaifneten Occupation verursachte allgemeine Noth musste durch
die fortschreitende Enttcerthung des österreichischen Papiergeldes^ dessen
Umlauf durch die fortwährenden Kriege auf 1060 Millionen ange-
wachsen war, gesteigert werden. Schon im Dezember 1809 setzte die
französische Regierung den Cours der österreichischen Banknoten für
alle Zahlungen an öifentlichen Kassen auf 25 Prozent fest (die einzige
Lotterie ausgenommen, welche provisorisch die Bancozettel im vollen
Werthe annahm und auszahlte). Am 10. Januar 1810 setzte ein Befehl
des Generalintendanten die Wiener Bancozettel auf den sechsten Theil
ihres Nennwerthes herab. Die französische Regierung ist also dem
durch ausserordentliche Verhältnisse unausweichlich gewordenen öster-
reichischen Finanzpatent von 1811 lange zuvorgekonunen.
Endlich vervielfältigte der Qerichtsstiüstand und die Menge der
im Lande herumstreifenden österreichischen Deserteure die straflosen
Räubereien und Verbrechen und machte die Lage der Besitzenden
vollends unerträglich. Alle diese Misstände so viel als möglich zu
heben, Ordnung und Sicherheit herzusteUen und die Hilfsquellen der
Provinz zu entwickeln, war nun das eifrigste Bestreben des Marschalls,
und die Geschichte muss ihm die Gerechtigkeit widerfahren lassen,
dass es ihm grossentheils gelungen ist, seine Aufgabe zu lösen.
Nachdem der Marschall einen Theil des Winters von 1809 dazu
verwendet hatte, von der Verwaltung der eroberten Provinzen KenntnLss
zu nehmen und ihre ersten Bedürfnisse zu decken, beschäftigte ihn
ein dringendes Werk : der neue Zolltarif. Als Grundsätze für denselben
wurden festgesetzt: Einfuhrzölle, die stark genug seien, um den
grösstmöglichen Ertrag zu geben, und doch nicht so hoch, um die
Contrebande zu ermuthigen; Begünstigung der eigenen Industrie der
Illyrischen Provinzen, selbst vor jener Frankreichs und Italiens; Tran-
sitzölle für die aus oder nach Oesterreich gehenden Waren, welche
den Preis der Waren nicht zu solcher Höhe treiben sollten, imi den
Durchfuhrhandel in eine andere Richtung zu drängen; endlich Er-
höhung des Transitzolls für österreichische Manufacturwaren , mit
Rücksicht auf die Nachbarschaft lUyriens. Der nach diesen Grund-
sätzen entworfene Tarif wurde an den französischen Consul in Triest,
Maurice Seguier, gesendet, welcher ihn mit den angesehensten Gross-
händlern berieth, und so gelang es, diese schwierige Arbeit bald und
mit gutem Erfolge ins Werk zu setzen. Marmont leitete ^en Trans-
port der Baumwolle aus dem Orient über lUyrien; von 60,000 stieg die
Zahl der versendeten Ballen auf 200,000. Ein kaiserliches Decret
809
befahl, die Cottons der Levante nur über lUyrien und Italien nach
Frankreich einführen zu lassen. Das Cordinentdlsystem , diese ,fixe
Idee des Kaisers', welche er, wie Marmont sagt, gegen den Wunsch
und das Bedürfaiss von ganz Europa durchführen wollte und welches
durch die Licenzen — Ausnahmen zum Vortheil des Kaisers — ,zu einer
elenden Finanzspeculation wurde' (Marmonts eigene Worte), verdammte
der Marschall vollständig, und als Napoleon, Ende Juli 1810, die
Umfrage stellte, ob die Zulassung von Colonialwaren mit erhöhten
Abgaben nicht mehr werth sei, als die Zurückweisung und Gonfis-
cation derselben, bejahte sie der Generalgouvemeur. Leider fiel die
Entscheidung nicht in seinem Sinne aus; der ausgeprägteste Zug im
Charakter Napoleons, sein Stolz, Hess ihn vergessen, dass, wie der
Marschall treffend sagt. Jede Macht, um Dauer zu haben, auf die
Vernunft gegründet sein und ihre Aeusserung durch Mässigung und
Gerechtigkeit geregelt sein müsse'. Das starrsinnige Festhalten am
Continentalsystem , der Einfluss derjenigen, welche der herrschenden
Leidenschaft des Imperators huldigten, machte die Katastrophe unaus-
weichlich.
Das österreichische Papiergeld konnte nicht plötzlich ausser Cours
gesetzt werden, weil das Silber selten und als Tauschmittel unzu-
reichend war. Um den Abfluss des Papiergeldes zu beschleunigen,
setzte Marmont den Cours herab, was ermöglichte, dass dasselbe schon
im März 1810 ganz ausser Cours gesetzt werden konnte. Ein Erlass
des Generalgouvemeurs vom 16. November 1810 verbot die Einfuhr
der Bancozettel in die Illyrischen Provinzen; kein Contract durfte
mehr auf diese Valuta lauten, kein Geschäftsmann in seinen Büchern
oder seiner Correspondenz sich derselben bedienen, bei Strafe der Un-
giltigkeit der Acte oder Geschäfte, Confiscation des Papiers, Erlag des
Dreifachen seines Werthes und Arrest von acht Tagen bis drei Monaten ;
im Falle der Wiederholung Schliessung des Comptoirs oder Verkaufs-
iocales, Einstellung der Functionen des Notars oder sonstigen öffent-
lichen Functionärs, der ein Geschäft auf Bancozettel abgeschlossen.
Die Negociirung dieses Papiers auf der Börse und dem Platze wurde
mit I.Januar 1811 eingestellt, ebenso jeder Geschäftsabschluss in
demselben. Bis zu diesem Termine mussten die vei^pönten Geldzeichen
aus dem Lande gebracht sein, die noch weiter vorgefundenen sollten
confiscirt. Nachsuchungen zur Durchführung dieser Massregel gepflogen
werden. Uebrigens hatten die Illyrischen Provinzen sich zu dieser
Zeit bereits ihres Papiergeldes entledigt, indem sie dasselbe in Wien
gegen Silber umtauschten. Jedenfalls litten sie unter dieser Calamität
weniger, als die österreichischen Nachbarn.
810
In der Besteuerung trat für das Jahr 1810 nach dem ausdrück-
lichen Befehle Napoleons keine Aenderung ein; mit I.Januar 1811
wurden die neuen Steuern eingeführt und erhoben, welche in einer
Grundsteuer nach dem Masstabe der Josefinischen Regulirung und
einer Personalsteuer nach den erhobenen Einkünften der Besteuerten
bestanden (Real-. und Personal-Steuerpatent vom 16. Juli 1810). Das
Pulver- und Salpetermonopol wurde mit Erlass vom 17. Dezember
1810 eingeführt. Das Zahlenlotto wurde in officiösen Artikeln ange-
priesen und auf gewonnene Ternos aufmerksam gemacht.
Das Budget der Illyrischen Provinzen konnte für das Jahr 1810,
da dieselben durch Armeerequisitionen und die Entwerthung des
Papiergeldes stark gelitten hatten und der Kaiser eine Vermehrung
der Steuern für dieses Jahr nicht zulassen wollte, nicht anders als
passiv sein; Marmont veranschlagte den Bedarf für die Verwaltung,
den Unterhalt von 24 Bataillonen, den Generalstab und die festen
Plätze, endlich für den Sold der Grenzregimenter auf 18 bis 19 Mil-
lionen, den Reinertrag der Steuern aber auf nicht mehr als fünf
Millionen. Seit 1. November 1809 hatten die Truppen keinen Sold
erhalten und waren daher lediglich auf Naturalrequisitionen ange-
wiesen; nicht besser ging es den* Grenzregimentern ; eine in Triest
gemachte Anleihe von 1.500,000 Francs deckte die dringendsten Be-
dürfnisse. Für das Jahr 1811, in welchem bereits die französischen
Gesetze in Kraft treten sollten, wurden die Einnahmen der Ill)Tischen
Provinzen auf 10.043,000 (darunter die Grundsteuer mit 4.500,000),
die Ausgaben auf 6.600,000 Francs festgesetzt; der Ueberschuss sollte
für die Ausgaben des Krieges und der Kriegsverwaltung verwendet
werden. Obwohl demnach ' die finanziellen Verhältnisse der Illyrischen
Provinzen eben nicht die glänzendsten waren, obwohl der General-
gouverneur sehr häufig durch die Sorge für die augenblicklichen und
dringendsten Bedürfnisse in Anspruch genommen war, so verfloss doch
die Epoche seiner Administration nicht resultatlos, wie aus nach-
folgender Darstellung entnommen werden dürfte.
3. Die Organisation der Militär- und Civilverwaltung:
Intendantenemennungen. TöUgraphe of&ciel. Post. Polizei nnd Gtonsdannerie.
Impfung. Forstverwältang. Geistliche Angelegenheiten. Pie Juden. Handel und
(Hwerbe. Landwirthschaft.
Die französische Invasion riss Krains tapfere Söhne von dem alten
ruhmvollen Banner los, das ihnen in hundert Schlachten vorangeleuchtet,
um ihr Los an die neufränkischen Adler zu knüpfen. Das vaterlän-
311
dische Regiment Baron Simbschen Nr. 43 wurde am 19. Februar 1810
in Steiermark aufgelöst. Die Illyrischen Provinzen wurden bereits im
Jahre der Besitzergreifung militärisch organisirt. Es wurden zwei Mili-
tärdivisionen gebildet. Die erste umfasste den Villacher Kreis, Krain,
Görz, Triest, Istrien, das kroatische Littorale von Zengg an und mit
Einschluss dieses Orts, die quarnerischen Inseln mit Ausnahme von
Pago und Arbe, das Civilgebiet von Kroatien und jenes der vier Grenz-
regimenter des Banats (Banat, Sluin, Ogulin); die zweite das Gebiet
der beiden Grenzregimenter Licca und Ottoschaz, das kroatische Litto-
rale von Zengg an ohne dieses ; die Inseln Pago und Arbe, Dalmatien,
die östlichen Inseln, Ragusa, die Bocche di Cattaro. Die erste Division
theilte sich in fünf Bezirke, deren Hauptorte Villach, Laibach, Triest,
Fiume, Karlstadt waren; die zweite zerfiel in drei Bezirke mit den
Hauptorten Zara, Gospich, Ragusa. Cattaro gehörte zum letzten Be-
zirke. Jede Division ward von einem Divisions- und jeder Bezirk von
einem Brigadegeneral oder Stabsoffizier befehligt. Nach dem Friedenß-
abschluss waren die Bewohner der an Frankreich abgetretenen öster-
reichischen Provinzen zur Auswanderung binnen sechs Jahren berechtigt.
Da dieser Friedensartikel jedoch benützt worden zu sein scheint, um
sich der Conscription zu entziehen, so erliess der Generalgouverneur
am 31, Dezember 1810 die Erläuterung, dass die gedachte Begünsti-
gung nur den Familienhäuptern, nicht aber den im conscriptionspflich-
tigen Alter befindlichen Familiengliedern zustehe. Am 9. Februar 1811
ordnete ein Decret des Generalgouverneurs die Errichtung eines
,Illyrischen Regiments' (,Chasseurs Illyriens') von 4000 Mann ^ an, ab-
gesehen von Nebenbranchen und Extracorps, für welche lUyrien eben-
falls seine Mannschaft zu stellen hatte. Die Ausgehobenen wurden
nach Italien geschickt und folgten später den französischen Adlern auf
die Eisfelder Russlands.
Der Marschall sorgte übrigens in grossherziger Weise für invalid
gewordene österreichische Offiziere und für die Witwen der im letzten
Feldzuge gebliebenen österreichischen Offiziere. Er liess ihre Pensionen
nach dem österreichischen Gesetze reguliren. Ueber die an kroatische
Soldaten verliehenen österreichischen Tapferkeitsmedaillen liess der
Marschall Erkundigung einziehen und betrieb ihren Austausch gegen
das Kreuz der Ehrenlegion. Er sagt hierüber: ,Es war politisch, die
* Davon entfielen auf Krain 2784 Mann (Krois Adelsberg 375, Laibach 1695,
Neuatadtl 714).
812
österreichischen Auszeichnungen verschwinden zu lassen, aber auch
billig, tapferen Soldaten ein mit ihrem Blute verdientes Ehrenzeichen
zurückzugeben. Der Muth, der sich in der Erfüllung der Pflicht be-
merklich macht, muss geehrt werden, mag er ntm zu unserem Vortheil
oder nicht angewendet worden sein, und der neue Herrscher ehrt sich
selbst und übt einen Act hoher Gerechtigkeit, indem er mit Gunst
und Wohlwollen die ehemaligen Vertheidiger des erworbenen Landes
behandelt/
An der Spitze der inneren Verwaltung mit Ausnahme der Justiz,
welche Baron Coffinhal als General- Justizcommissär leitete, standen,
wie wir bereits erwähnt haben, die Intendanten. Der erste General-
intendant lUyriens, Graf Dauchy, wurde, wohl infolge der geschilderten
Differenzen mit Marschall Marmont, in den Staatsrath rückberufen und
durch Baron BeUeviUe ersetzt. Mit Decret vom 28. August 1810 er-
folgten die Ernennungen der neuen Intendanten für Erain. Graf
Fargues wurde durch Mr. Baselii^ ,ex-conseiller de la B^gence^ (Mit-
glied der durch das Generalgouvernement aufgelösten provisorischen
Regierung), ersetzt, erhielt eine Mission nach Agram, trat als Auditeur
in den Staatsrath zurück und soll später Maire von Lyon gewesen
sein. Mr. Baselli erhielt jedoch nur den Laibacher Kreis (Haute Car-
niole) zugewiesen; sein Generalsecretär wurde der frühere Secretär
des Grafen Fargues, Mr. Paris, Der frühere Kreiscommissär (oder Kreis-
hauptmann, ,ex-capitaine du cercle de Laybach^ nennt ihn das Decret)
Wucher wurde zum Intendanten von Unterkrain mit dem Sitze in
Neustadtl ernannt, an Stelle des Mr. Breteuü, der in den Staatsrath
berufen wurde. Am 1. Jänner 1811 wurde Wucher als Intendant nach
Oberkämten versetzt, machte sich später österreichischer Gesinnung
verdächtig und wurde von den Franzosen gefänglich abgeführt. Zum
Generalsecretär der Neustadtler Intendanz wurde Mr. Geoffroy, Ex-
beamter der Generalintendanz, ernannt. An die Spitze der Intendanz
von Innerkrain mit dem Sitze in Adelsberg kam Qodefroi Adrian de
Varburg^ früher Mitglied der Görzer Regierung, an die Stelle des
Auditeurs Petit de Beauverger^ der wieder in den Staatsrath eintrat.
Generalsecretär dieser Intendanz wurde Luycks de Begipont^ welcher
bereits Secretär des Herrn de Beauverger gewesen war. Leopold
Lichtenberg fils, so nennt ihn das Decret vom 6. September, wurde
zum Intendanten von Görz an Stelle des in den Staatsrath berufenen
Mr. Cochelet ernannt, und der Ex-Polizeicommissär|von Görz, Tournal,
zu dessen Generalsecretär; endlich der Expräfect von Istrien, Cälafati,
zum Intendanten von Istrien.
813
Das Bedürfniss, auf die öffentliche Meinung der neuen Unterthanen
Frankreichs einzuwirken, führte zur Schaffung eines Begierungsorgans,
des ^Telegraphe offidel des Provinces lUyriennes^ Der Name ,Telegraphe'
sollte die für jene Zeit telegraphenähnliche Schnelligkeit andeuten,
mit welcher dem Publicum die politischen Nachrichten zukommen sollten.
Der Generalgouverneur, unter dessen Auspicien der ,Telegraphe^ das
Licht der Welt erblickte, wollte demselben die ihm täglich durch
Stafette aus Paris zukommenden, nicht mehr als acht Tage alten Neuig-
keiten mittheilen. Die Pränumerationsankündigung erschien am ersten
September 1810 in französischer, italienischer, deutscher und illyrischer
Sprache. Darnach sollte das neue Blatt, zweimal wöchentlich (Mittwoch
und Samstag mittags) erscheinend, zum Preise von 20 Frs. jährlich die
öffentlichen Acte des Kaiserreichs und des illyrischen Gouvernements,
sowie andere, welche ,auf den Geist des Lesers und die Interessen des
Handels von Einfluss sein können^ (,ainsi que les autres, qui pourront
influer sur l'esprit du lecteur et sur les interßts du commerce'), in
einem Supplement aber die Civilacte und gesetzlichen Bekanntmachun-
gen der Gerichtstribunale, sowie auch Privatankündigungen bringen.
Drucker und Verleger war Josef Sardi, welchen der Marschall zum
Typographen und Director der kaiserlichen Begierungsdruckerei in
Laibach ernannt hatte. Die erste Nummer erschien am 3. Oktober 1810
in kl. Folio.
In der Einleitung ,Aux Abonnäs' heisst es unter anderm, dass das
Blatt durch die Mehrsprachigkeit der Ausgabe in dem Umfange be-
schränkt Sei und daher nicht alle Gegenstände, die es wünschte, be-
handeln könne. (Quant ä Tesprit du Töl^graphe illyrien, les bomes dans les-
quelles il est forc6 de se renfermer, par la multiplicitä des ^ditions que Ton en
fait en plasieurs langlies, ne lui permettent pas de se livrer enti^rement ä
tout celui qui ranime et qu'il d^ireroit de propager avec Energie parmi les
peuples nouvellement soumis au plus grand, au plus puissant des Souverains.)
Aber die Massregeln einer wohlthätigen (bienfaisant) und väter-
lichen Begierung, von denen das Blatt Bechenschaft geben wird, werden
von selbst sprechen (parleront d'elles memes), und die verschiedenen, die
illyrischen Provinzen bildenden Völker werden leicht empfinden, wie
die Interessen ihrer Heimat (de leurs patries respectives) mit dem all-
gemeinen Interesse des grossen (vaste) Kaiserreichs des Occidents
(Empire de TOccident) verknüpft sind.
Der Aufruf schliesst:
,Des principes incontestables, qui tiennent ^galement ä la sagesse, au
bon ordre, et ä ces memes int^r^ts respectifs, doivent Temporter sur cet
814
esprit d*affectioD, qui ne seroit blamable, qu'autant qa*il seroit exclosif ; car il
est jnste de convenir d'ailleurs, que la simple affection ne sauroit ne pas exi-
ster, ^tant Teffet n^cessaire d'une habitade enracin^e depnis plasienrs si^cles.
II est cependant bien sür, que la gen^ration qui croit et s^avance,
trouvera ais^ment son compte dans les grands ^v^nemens qoi sont arriv^s,
et qa*il n'j aura plus pour eile d*obstacle qui Tempeche de reconnoitre et
de sentir, combien les innovations ötoient demandees et commandees par les
intärdts mdmes de rhumanit^.
Le grand oeuvre n*est pas encore accompli et ne le sera meme qu'au-
tant qa*on pourra le concilier avec les passions et les habitndes. On aura
toujours infinement gagn^, si, en r^glant mieux les unes, on aura chang^ et
am^lior6 les autres, moyennant T^ducation, les connaissances, les 6tablissemens
et les lois soutenues d'un grand pouvoir.^
Vom 1. Januar 1811 an wurde der ,TSlegraphe' mit der ,Laibacher
Zeitung' vereinigt, deren Redacteur Professor Pesenegger war. Von
da an erschien das Regierungsblatt deutsch, französisch und illyrisch.
Die Redaction des auf Deutschland bezüglichen Theils übernahm
Pesenegger. Die italienischen Nachrichten redigirte Vitali. Beaumes
war ,Directeur' des ,Telegraphe/*
Das Postwesen wurde vorläufig auf österreichischem Fuss be-
lassen, nur hatte der Intendant mittelst Schreibens vom 29. November
1809 an den Postdirector Kermel angeordnet, dass die Briefträger und
Postillone die französischen Farben und eine Kupferplatte mit der
Aufschrift ,Briefpostdienst (Pferdepostdienst) der Illyrischen Provinzen'
in der Landessprache tragen sollten. Ein Erlass des Generalintendanten
vom 20. Dezember 1809 regelte vom 1. Januar 1810 angefangen die
Postgebühren. Als Porto für einen einfachen Brief wurden vier Kreuzer
in gutem Gelde für das Inland, Dalmatien ausgenommen, und acht
Kreuzer für das Ausland festgesetzt.
Ein regelmässiger Dienst für die ganze Ausdehnung der Provinz
wurde eingerichtet. Zweimal wöchentlich empfing der Ma-rschall Nach-
richt von den entferntesten Punkten.
* Die Laibacher Studienbibliothek besitzt ein wohlerhaltenes Exemplar, wohl
ein ünicum, dieses Blattes. Es enthält die Pränumerationseinladung , dann Nr. 1
französisch-italienisch, Nr. 2 französisch, Nr. 3 französisch-italienisch, Nr. 4 franzö-
sisch, 6—10 italienisch, 11—26 französisch. Dann folgt der Jahrgang 1811 Nr. 1
bis 64 französisch (65 fehlt); 66—104 (28. Dezember); 1812: Nr. 1-64, 65 (doppelt,
abweichenden Inhalts), 66—105; 1813: Nr. 1—68 französisch, 69—71 dreispaltig
(deutschTfranzösisch-italienisch), 72— -75 französisch. Die letzte Nummer ist 75, vom
22. September 1813.
315
Die Geschäfte der Polizei besorgte im Beginne der französischen
Herrschaft die Militärbehörde. Der jeweiUge Platzcommandant fungirte
als Polizeicommissär. Am 15. Januar 1810 wurde ein Herr Toussaint
vom Herzog von Ragusa zum Commissaire General de Police ernannt.
Der Intendant Graf Fargues setzte sich mit demselben in Verbindung
und forderte ihn auf, ihm aÜe drei Tage über alle Vorfälle und die
öflFentUche Stimmung (esprit public) einen Rapport abzustatten und
über alle wichtigeren Vorfälle binnen 24 Stunden zu berichtön. Der
Generalcommissär der Polizei leitete unmittelbar alle, selbst die nie-
deren Polizeianstalten, welche letztere übrigens, insoferne sie den
Detaildienst jeder Gemeinde betrafen, von den Gemeindevorstehungen,
und zwar in Gemeinden von mehr als 5000 Seelen durch einen eigenen
Polizeicommissär, in den übrigen aber durch ein Mitglied des Municipal-
rathes ausgeübt wurden. Der Verkehr war noch im Jahre 1810 durch
die sogenannten Passirzettel (Laissez passer) beschränkt, welche jeder
Einwohner, selbst um im heimischen Bezirke seinen Geschäften nach-
gehen zu können, bei den damals noch bestandenen Bezirkscommis-
sariaten lösen musste, wofür eine unbedeutende Gebühr entrichtet
und an den General-Polizeicommissär abgeführt wurde. Die Massregeln
zur Aufrechthaltung der Innern und äussern Ruhe und Sicherheit wur-
den durch das französische Gouvernement nicht vernachlässigt. Das
Zusammenwirken der Civil- und Militärautoritäten, der Polizei nem-
lich und der Gensdarmerie, als der militärisch organisirten executiven
Staatspolizeimacht, hatte den besten Erfolg. Die zahlreichen Räuber-
banden, welche, eine Erbschaft der früheren Verwaltung, die Strassen
vorzüglich in Istrien, auf dem Küstenlande, aber auch in Krain bis
vor die Thore von Laibach unsicher machten, wurden durch das kräf-
tige Eingreifen des Gouvernements, durch das standrechtliche Ver-
fahren und die mit demselben verknüpfte Anordnung, die Todesurtheile
in der Heimat und vor dem Familienhause der Verbrecher vollziehen
*
und letztere dort auch am Galgen vermodern zu lassen, insbesondere
aber durch die von Marschall Marmont selbst im Jahre 1810 verfügte
Massregel, die Gemeinden für die in ihren Bezirken verübten Raub-
anfälle verantwortUch zu machen, nach und nach ganz ausgerottet.
Am 30. Januar 1810 sah Laibach das Todesurtheil eines Special-Kriegs-
gerichts unter dem Vorsitze des Barons von Rouselle, Oberst des fünften
Linienregiments und MitgUed der Ehrenlegion^ an fünf Bauern aus der
Gegend von S. Oswald vor der Mauer des Friedhofes von S. Christoph
vollziehen. Die Verurtheilten gehörten zu einer Bande, welche unter
Mitwirkung von zwei Schulmeistern und des Pfarrers von S. Oswald
816
den Capitän Boissac, Generaladjutanten, und den Herrn Vemazz, Secre-
tär und Dolmetsch des Marschalls Marmont, sowie mehrere andere
französische Offiziere und Militärpersonen ermordet hatte, eine ver-
dammenswerthe That, in welcher wir aber wohl nur einen verspäteten
und sicher nicht mehr zeitgemässen Ausläufer der verunglückten Ok-
toberinsurrection zu sehen haben. Die Verurtheilung erfolgte auf Grrund
der Artikel I, II, IV und VI des Gesetzes vom 29. Nivose des Jahres VI
der Bepublik, und das Kriegsgericht verordnete den Druck, öffentlichen
Anschlag und die Vertheilung von 600 Exemplaren des Urtheils in
französischer, deutscher und slovenischer Sprache, ein weiterer Beweis
für die Wichtigkeit, welche diesem Fall beigelegt vmrde. Die Bauern-
schaft zeigte sich übrigens den grössten Theil des Jahres 1810 hin-
durch noch sehr aufgeregt durch die Eintreibung der Kriegscontribu-
tion und gab sich daher leicht zum Werkzeug gewissenloser Aufwiegler
her. So wurde im Juni 1810 ein gewisser Eeubd^ österreichischer
Exfourier und Bediensteter der Tabakregie, verhaftet, weil er den
Bauern vorgespiegelt hatte, die grundherrlichen Abgaben wären auf-
gehoben, infolge dessen dieselben auch die Zahlung der Eriegscon-
tribution verweigerten.
In Bezug auf Ld>emmittdvers(>rgung traf das französische Gou-
vernement zweckmässige Anstalten und wachte mit Strenge über ihre
Durchführung. So wurden am 17. Juni 1810 die Fleischhauer Martin
Gregoranz und Johann Urbas verhaftet, als verdächtig, ^absichtlich
Schwierigkeiten in der Approvisionirung verursacht zu haben'; die
Laibacher Fleischhauer wurden ihres Privilegiums verlustig erklärt
und die Fleischausschrotung zu 12 Kreuzer das Wiener Pfund (livre)
einem Mr. Layoux übertragen. Anfänglich waren die Lebensbedürfnisse
allgemein tarifirt, später wurde der Tarif nur für die nothwendigsten
Artikel von den Gemeindevorstehungen unter Aufsicht der Intendanzen
festgestellt. Die von der französischen Regierung proclamirte Gewerbe-
freiheit erzielte übrigens eine grössere Concurrenz der Verkäufer und
damit auch billigere Preise.
Auch das gute Verhältniss Marmonts zu den österreichischen
Nachbarbehörden und das Entgegenkommen der letzteren trug wesent-
lich zur Linderung der Noth bei, welche infolge des Krieges durch
den Mangel an Schlachtvieh sich einstellte. Die österreichische Re-
gierung bewilligte die freie Einfuhr von 12,000 ungarischen Ochsen und
unbeschränkte Einfuhr von Getreide.
Die Aufhebung der Spielbanken in Laibach, Görz und Fiume,
welche im Jahre 1810 erfolgte, macht dem französischen Gouvernement
817
Ehre ; freilich waren dieselben zunächst eben durch die Truppenanhäu-
fung in diesen Gegenden herbeigezogen worden, und es wurde in eini-
gem Gegensatze mit dieser Massregel die Zahlenlotterie als Einkommens-
quelle zur Demoralisirung der unteren Yolksklassen beibehalten und
sogar, wie wir gesehen haben, officiös angepriesen.
In Bezug auf die Presse sah sich die Regierung zu einer, frei-
lich durch die aussergewöhnlichen Verhältnisse beim Beginne ihrer
Wirksamkeit einigermassen gerechtfertigten, Präventivmassregel ver-
anlasst. Am 27. Juli 1810 wurde eine GeneralcenstMr (Censure Generale)
der Illyrischen Provinzen in Laibach errichtet, für Bücher und periodi-
sche Schriften. Die Triester Zeitungen mussten vor ihrer VeröflFent-
lichung zur Genehmigung nach Laibach geschickt werden.
In sanüätischer Beziehung geschah viel für die Impfung: Am
26. Oktober 1810 erliess der Generalgouverneur eine diesfällige In-
struction in deutscher, französischer, italienischer und slovenischer
Sprache. Die Intendanten wurden beauftragt, dieselbe an alle Sanitäts-
offiziere, Civilfunctionäre, Bischöfe, Seelsorger und überhaupt an die
einflussreichsten Personen ihres Arrondissements zu vertheilen. Eine
öffentliche Kundmachung erging an die Bevölkerung. Es wurde für
das Jahr 1811 eine Prämie von 3 Frs. für jedes glücklich vaccinirte
Individuum ausgesetzt, die Aufnahme in Lyceen oäer andere öffent-
liche Staatsanstalten von der Nachweisung der Impfung abhängig ge-
macht, und diese directe und indirecte Aufmunterung war von augen-
blicklichem Erfolge. Laibach und seine Umgebung, der Adelsberger
und Neustädtler Kreis, Civil- und Militärkroatien zeichneten sich durch
die Menge der geimpften Kinder aus. Im Neustadtler Kreise allein
belief sich ihre Zahl auf mehr als 9000. Da jedoch die Begierung
ihre Versprechungen nicht einhielt, nicht allein die Prämien nicht zahlte,
sondern nicht einmal die geleisteten Vorschüsse und Auslagen ver-
gütete, so erkaltete der Eifer, und es scheiterten demnach die besten
Absichten an dem unzulänglichen Budget der Illyrischen Provinzen.
Für die ForstverwaUung ^ Jagd und Fischerei wurden drei Ad-
ministrationen unter dem Titel ,Conservationen der Gewässer und
Wälder' errichtet; die erste für Krain, Kärnten und Istrien mit dem
Sitze in Laibach, die zweite für Civilkroatien, Fiume und die quarneri-
schen Inseln in Karlstadt, die dritte für Dalmatien und Bagusa in
Fiume. Dem Conservateur war ein ansehnliches Personale von In-
spectoren, Unterinspectoren, Forstmeistern, Förstern und Forstmessern
beigegeben. Conservateur und Generalinspector in Laibach war im
Dezember 1810 Ladevese^ Inspector Bonniot. Das System war gut,
318
aber seine Ausführung mangelhaft. Die Conservateurs waren keine
Fachmänner, bereisten ihre Bezirke selten und Hessen dadurch den
übrigen Oberbeamten freien Spielraum zu Erpressungen jeder Art.
Dass die Waldungen nicht gänzlich devastirt wurden, verhütete Hur
die Treue der eingebornen Forstmeister und der wegen vollkommener
Sperrung des Seehandels ungemein niedrige Holzpreis. Auf die Ge-
meindewaldungen übten die Conservateure keine Aufsicht, wenn sie
auch gesetzlicli geboten war; sie wurden nach Willkür ausgebeutet.
Das Jagdwesen lag zur Zeit der französischen Herrschaft in Krain sehr
darnieder und der WUdstand verminderte sich bedeutend.*
In geistlichen AngdegenheHen liess sich die Regierung des Mar-
schalls Marmont nur durch öffentliche Rücksichten bestimmen, ohne
besondere Bedachtnahme auf religiöse Bedürfnisse oder humane Zwecke.
Die Güter des Deutschen und des Malteser-Ritterordens wurden im
Dezember 1809 sequestrirt. Das Kapuzinerkloster in Laibach wurde
(14. Juni 1810) aufgehoben und seine Insassen nach Lack gewiesen,
ungeachtet die Vertreter (deputes) der Stadt Laibach und ihrer Um-
gebung eine Bittschrift um ihre Belassung an den Generalgouverneur
richteten, in welcher sie sich auf seine Grossmuth beriefen, von welcher
die religiösen Orden lUyriens bereits vorzügliche Beweise erhalten
hätten. Kloster und Kirche der Kapuziner wurden in ein Artillerie-
depositorium umgewandelt. Empfindlicher war -für Stadt und Land das
Eingehen des Barmherzigen-Convents nach 25jähr. wohlthätiger Wirk-
samkeit (1785 — 1811). Noch am 13. August richtete Prior Faustus eine
Bittschrift an General Baraguay d'Hilliers um -^Zahlung eines rück-
ständigen Staatsbeitrags, indem er sich mit Recht darauf berief, dass
dieses von Kaiser Josef gegründete Institut die Armen ohne Unter-
schied der Religion und des Standes unentgeltlich aufnehme und auch
während des letzten Krieges viele kranke und verwundete französische
Soldaten aufgenommen habe. Die Zuflüsse des Ordens versiegten all-
mälig, da die französische Regierung die Obligationsinteressen nicht
zahlte und überhaupt die Humanitätsanstalten als Sache der Gemein-
den erklärte, und am 8. März 1811 mussten die barmherzigen Brüder
die Stätte ihres menschenfreundlichen Wirkens verlassen. Am 17ten
Dezember 1810 ward das CoUegiatcapitel in Neustadtl aufgehoben und
an der S. Nicolaikirche ein Pfarrer mit 1000 Frs. Gehalt angestellt.
Die Dotirung eines Kaplans und die übrigen Kirchenerfordernisse über-
I
^ Beiläufig sei hier 'erwähnt , dass Maxschall Marmont ein Viergespann von
Hirschen hielt, deren einer den wildreichen Forsten von Zobelsperg entstammte.
319
liess die Regierung der Sorge der Gemeinde. Die geistlichen Semi-
narien hörten beim Eintritt der französischen Herrschaft auf, da ihre
Einkünfte aus Stiftungskapitalien, deren Interessen die Regierung nicht
zahlte, und aus dem Religionsfonde versiegten. Zu Anfang 18il wurden
jedoch für 30 Alumnen 3600 fl. bewilligt. Da sich die Regierung in der
Absicht einer strengeren Handhabung der Conscriptionsgesetze vor-,
behielt, die Zahl der jähriich auszuweihenden Alumnen zu bestimmen,
so machte sich bald ein Mangel an Seelsorgern umsoinehr fühlbar, als
viele schon wirklich dienende Priester aus Dlyrien emigrirten.
Für die Bedürfnisse des Verkehrs wurde von Marschall Marmont
in einsichtsvoller Weise Sorge getragen. An die Spitze des ßhaussee-
und Brückencorps\ gebildet aus den besten Civilingenieuren Krains,
wurde der aus Frankreich berufene geschickte Ingenieur Blanchard
gestellt. Dem Handelsstand gegenüber zeigte sich die Regierung den
Privilegien nicht günstig. Sie begünstigte die -Niederlassung fremder
Kauf leute, insbesondere zur Hebung des Commissionshandels, trotz des
Einspruches der Laibacher Handelsleute und der Municipalität. Nach
drei Jahrhunderten mittelalterlicher Intoleranz machte sich der erste
Jude unter französischem Schutze in Laibach ansässig. Abraham
Reimann^ von Memelsdorf in Baiern, war als Lieferant mit der fran-
zösischen Armee von Toulon nach Wien gekommen, und als Laibach
die Hauptstadt der illyrischen Provinzen geworden und die alten
Pergamente unschädlich gemacht waren, liess sich Heimann mit seinem
Neifen Simon in Laibach nieder und eröffnete ein Manufacturwaren-
Geschäft. Als die österreichischen Bancozettel ausser Cours gesetzt
wurden, machte Heimann dem" Intendanten Grafen Fargues den Vor-
schlag, ein Bureau de change zur Einlösung und Ausserlandschaffung
dieses Papiers zu errichten, was auch angenommen wurde. Der jüdische
Eindringling kam den Laibacher Kauf leuten natürlich sehr ungelegen,
hatte aber an den französischen Machthabern stets eine kräftige
Stütze. Auf Heimanns Beschwerde, dass er kein Gewölbe zur Miethe
erhalten könne, gab der Intendant kurzweg dem Maire von Laibach
den Auftrag, den Eigenthümer des in der Spitalgasse Nr. 268 leer
gestandenen Gewölbes zu verhalten, es dem Heimann zu vermiethen,
was auch geschah. Abraham Heimann associirte sich sohin mit Moses
Heimann unter der Firma Gebrüder Heimann. Dem Letzteren wider-
fuhr im Jahre 1811 bei einer nach Klagenfurt zur Auswechslung
von Bancozetteln unternommenen Reise die Unannehmlichkeit, durch
Namensverwechslung von der österreichischen Behörde arretirt und
ungeachtet der energischesten Reclamationen Marmonts drei Wochen
820
festgehalten zu werden, wodurch er wegen des inzwischen gesunkenen
Kurses einen Verlust von 12,000 Gulden erlitt Kurze Zeit darauf
veranlassten die Gebrüder Heimann die Entdeckung eines Banknoten-
fälschers in Krainburg und verzichteten in patriotischem Gefühle auf
die ihnen nach österreichischem Gesetz gebührende Belohnung.
Einer ausgiebigen Wirksamkeit auf dem Gebiete der Landunrth-
schaft waren die Zeitverhältnisse nicht günstig. Die krainische Land-
wirthschaftsgesellschaft hatte ihre Thätigkeit eingestellt. Marschall
Marmont that, was unter diesen Umständen von Regierungs wegen
möglich war, er liess 200 Pferde von der Artillerie und Cavallerie
an vermögliche Landwirthe gegen Rückstellung unter Garantie ver-
theilen.
^ 1 Organisation des öffentlichen Unterrichts:
Eröfhnng der Oentralsohole in Laibaoh. Vodnik In seiner Wirksamkeit als Lehrer und
Sireotor. WaUaad, Batmioher, Hladnllr, Erriohtimg des iMtanisohen (Wartens.
Der wichtigste von allen Zweigen des öflfentlichen Dienstes in
Bezug auf die Wohlfahrt und Entwicklung der Völker, das Untere
richtswesen^ erhielt ohne Zweifel durch die Initiative des wohlwollenden
und aufgeklärten Marschalls die erste umfassende Organisation durch
eine Arrßte des Generalgouvemeurs vom 4. Juli 1810. Die Schulen
zerfielen darnach in ^Ecoles centrales^, ßymnases'' und ^Lycees*-. In
jeder Gemeinde sollte eine Primärschule für Knaben, in jedem Cantons-
(Bezirks-) Hauptort eine solche für Mädchen bestehen. Zwei Schulen für
Kuv,st und Gewerbe (in Zara und Laibach) sollten den neuen Plan
der öflfentlichen Erziehung vollenden. Gymnasien sollte es 25 geben,
in Laibach, Krainburg, Neustadtl, Adelsberg, Idria, Villach, Gmünd,
Görz, Triest, Monfalcone, Capo d'Istria, Rovigno, Fiume, Zengg,
Karlstadt, Scardona, Trau, Sebenico, Spalato, Veglia, Zara, Lesina,
Macarsca, Ragusa und Cattaro; Lyceen in Laibach, Triest, Görz,
Villach, Capo d'Istria, Fiume, Karlstadt, Zara, Ragusa; die Lyceen
von Laibach und Zara wurden als Centralschulen organisirt, in welchen
die Schüler der Gymnasien und Lyceen der anderen Provinzen ihre
Bildung vollenden sollten. Bei jeder Centralschule sollte eine Biblio-
thek, ein physikalisches und chemisches Cabinet und ein botanischer
Garten errichtet werden. Unterrichtssprache in den Primärschulen
die Landessprache (la langue du pays) ; in den Lyceen und Central-
schulen das Französische oder Italienische mit Vorbehalt des Latei-
nischen, wo es nöthig sein sollte. Gegenstände in den Primärschulen:
321
Lesen und Schreiben in der Landessprache, Elemente der Arithmetik
und Katechismus, dieser nach Approbation des Generalgouverneurs;
in den Gymnasien die Elemente des Französischen, Italienischen und
Lateinischen, Arithmetik, Mass- und Gewichtssystem, Katechismus;
Unterrichtssprache die Landessprache; in den Lyceen: Grammatik und
Rhetorik des Französischen und Italienischen, Latein insoweit, dass
die Schüler die Classiker expliciren können, Elemente der Geschichte
und Geographie, Mathematik, Logik, Moral und Physik, im Laibacher
Lyceum auch Kirchengeschichte, dogmatische und Moraltheologie; in
den Centralschulen : französische, italienische und lateinische Beredt-
samkeit, Metaphysik, Naturrecht und Moral, Universalgeschichte, Code
Napoleon, Griminalrecht, Zeichnen, Architektur, Mathematik, Mechanik,
Hydraulik, Experimentalphysik, allgemeine und pharmaceutische Chemie,
Naturgeschichte und Botanik, Anatomie und Physiologie, Pathologie,
Klinik, Heilmittellehre, Staatsmedicin , Chirurgie und Geburtshilfe.
Die Eleven des Gymnasiums, der Lyceen und Centralschulen sollten
wöchentlich einmal dem von einem Offizier abzuhaltenden militärischen
Unterrichte beiwohnen. Die ZögUnge der Centralschulen behielt sich
der Generalgouverneur vor, über Bericht des Generalinspectors des
öflfentlichen Unterrichts zur Ausübung der Medicin, Chirurgie, Phar-
macie, Feldmesskunst, dann als Ingenieure, Architekten und ßechts-
gelehrte (hommes de loi) zuzulassen. Die Leitung des öffentlichen
Unterrichts sollte ein Generalinspector führen, welchem es oblag, den
Lehrplan zu bestimmen; die Aufsicht über die Primärschulen wurde
dem Gymnasialdirector, jene über die Gymnasien dem Regenten des
Lyceums zugewiesen. Diese sollten zweimal deä Jahres an dea Ge-
neralinspector einen detaillirten Bericht erstatten, und dieser den
Generalrapport im Wege des Intendanten dem Marschall vorlegen.
Die Ernennung der Lehrer an den Primärschulen sollte den
Ortsautoritäten vorbehaltlich der Genehmigung des Generalgouver-
neurs zustehen, dieser die übrigen Professoren über Vorschlag des
Generalintendanten ernennen.
Inbetreflf der Einführung der französischen Sprache sagte die amt-
liche Zeitung: ,Da das Französische die Sprache des Gouvernements
und der Armee geworden ist, so sind Massregeln getroffen worden,
dass alle Bewohner der illyrischen Städte in den Stand gesetzt wer-
den, dieselbe zu erlernen. Zu diesem Ende sind in allen illyrischen
höheren Lehranstalten Lehrstühle für die französische Sprache errichtet
und sämmtliche Studirende, welche noch femer des Vortheils ihrer
Stipendien gemessen wollen, müssen sich dieselbe eigen machen/
21
322
Zum Generalinspedor des öifentlicben Unterrichts war bereits
im April 1810 Abbate Raphael Zeüi ernannt worden, mit einem Ge-
halt von 18,000 Fi*s. und freier Wohnung im Schulgebäude. In Viterbo
geboren, war Zelli vordem Paulanermönch in Rom; nach Aufhebung
der Klöster wanderte er nach den österreichischen Staaten aus, wurde
in Zara vom Gouverneur Grafen Goes als Professor der Philosophie
angestellt, und als die Franzosen 1806 Zara erhielten, wusste sich
Zelli durch seine Kenntnisse in der Chemie dem Herzog von Ragusa
bemerkbar zu machen, der ihn zu seinem Privatlehrer machte und
dessen Gunst ihm nun eine so einflussreiche Stellung verschaffte.
Die Eröffnung der CentrcUschtUe in Laibach erfolgte am 15. No-
vember 1810 im grossen Saale der öffentUchen Schulen in Gegen-
wart des Marschalls, der höchsten Civil-, Militär- und geistlichen Auto-
ritäten und einer grossen Zahl von Schülern und Zuschauern. Es
wurden zwei Eröffnungsreden gehalten, eine französische durch den
Generalinspector und eine lateinische durch den Regenten der Central-
schule, Canonicus Josef Wailand.^ Nach der Ankündigung der Direc-
tionskanzlei umfasste der Curs an dieser Schule ausser Philosophie
und Theologie, wie am Lyceum, Medicin, Chirurgie, Chemie, Rechts-
wissenschaft, Architektur und Feldmesskunst (arpentage), und es sollten
den Schülern dieser Anstalt auch die akademischen Grade verliehen
werden können. Kanzler der Centralschule (chancelier) war Matthäus
Bavnikar^ geboren in Waatsch 20. September 1776, gestorben in Triest
20. November 1845 als Bischof dieser Diözese.*
Die Laibacher Centralschule erhielt (Decret vom 8. November
1810) einen später berühmt gewordenen Naturforscher zum Professor
der Naturgeschichte und Botanik. Franz de Paula Hladnik^ geboren
29. März 1773 in Idria, gestorben in Laibach 25. November 1844,
war im Jahre 1802 Director der Normalschule, 1807 Präfect des
Gymnasiums. Marschall Marmont, der zu "der bestandenen chirurgi-
schen auch eine medicinische Schule hinzugefügt hatte, begründete
1810 einen botanischen Garten^ indem er dem Professor Hladnik
nächst der Karlstädter Strasse ein Plätzchen von etwa 900 Quadrat-
^ Josef Walland, geboren 28. Januar 1763 zu Neudorf bei Radmannsdorf,
Priestor 15. November 1789, vollendete die höheren theologischen Studien in Wien,
ward Katechet, Professor der Moral und Pastoral, 1805 Domherr, Schuloberaufseher,
kam nach der Reoccupation Illyriens 1815 als Gubernialrath nach Triest, wurde
2. Oktober 1818 Bischof, 3. August 1830 Erzbischof in Görz und starb 11. Mai 1834.
« Wurzbach, biogr. Lex. XXV. 43.
vJ
323
klafter anwies, welches später die krainische Landwirthschaftsgesell-
schaft ansehnlich vergrösserte.
Marschall Marmont behielt die Lehrkräfte des früheren Lyceums
in der neuen ,Centralschule* bei; er bezeichnet sie ausdrücklich als
,ausgezeichnet befähigte Leute'.
Als ein Beleg für die Fortschritte der Zöglinge an der Laibacher
Centralschule erschien 1811 ein ,Plan de ville de Laybach, pris par les
Kleves de la classe de mathematique et de dessin aux ^coles centrales de
Laybach. Dessine par Jean Scherrer.^
Das Laibacher Gymnasium wurde durch das neue Studiensystem
auf drei Klassen eingeschränkt, in welchen Geschichte in Verbindung
mit Erdbeschreibung, Latein, Französisch, Mathematik, Mass- und
Gewichtssystem und als unobligat Italienisch gelehrt wurde. Der
Gymnasialdirector war zugleich Inspector der Primärschulen seines
Bezirkes. Diese Stelle erhielt Vodnik^ und zugleich wurde er Director
der Kunst- und Gewerbeschule (,^cole d'arts et metiers*), welche in
drei Klassen getheilt war: Bau-, Tischler- und Schlosserschule. Jede
-Klasse hatte ihren Lehrer ; Religion und Zeichnen lernten die Schüler
in der städtischen Primärschule. Mit 12. November 1810 begann am
Gymnasium der Unterricht nach dem neuen System. Vodnik lehrte
Geschichte und Erdbeschreibung. Seine CoUegen waren : M, Stupper^
Lehrer des Französischen und des Mass - und Gewichtsystemes ;
Gregor DoUer für Latein und Arithmetik; KaUister für Französisch
und Geometrie; Eisler für lateinische Grammatik und Arithmetik;
Franz Chaurag (schön im Jahre 1796 Sprachlehrer am Gymnasium)*
für französische Literatur; Pesenegger für lateinische Literatur. Die
Lehrer erhielten nur die allgemeine Weisung, ihre Gegenstände zu
lehren und die Jugend so viel als möglich schon von der ersten Klasse
an im Französischen zu üben. Einen detaiUirten Lehrplan gab es
nicht, dieser war Sache der Lehrerschaft. Grösstentheils mussten die
früheren Lehrbücher beibehalten werden. Es mögen alle Gegenstände
gelehrt worden sein, aber die Classification findet sich nur über Ge-
schichte und Erdbeschreibung, Latein und Französisch. Unterrichts-
sprache war anfänglich das Deutsche und Slovenische, später das
Französische. Das Laibacher Gymnasium zählte im Schuljahre 1810:
352, 1811: 343 Schüler, Zahlen, die nicht unter dem Durchschnitte der
^ Im Musealarchiv, vide Musealheft 1856 S. 61.
- Das Französische war auch unter der österreichischen Regierung obligater
Gegenstand.
21*
324
östeireicfaischen Herrschaft stehen. Das Gjmnasiam in NeustadU be-
stand im Jahre 1811 ohne Abtheilung in zwei Semester blos aus der
ersten und zweiten Klasse. Die französische Sprache war auch hier
obligater G^enstand.
Die tiefgreifendste Veränderung vollzog sich an der Voücssehuk
(der französischen ,Primärschule'). Den bischöflichen Consistörien
wurde ihre Leitung entzogen, die Diöcesan - Schuloberauf seherstelle
erlosch. Nach dem französischen Schulplane wurden die Katecheten-
stellen tiberflüssig, denn es genügte, den vorgeschriebenen, mehr die
Pflichten des Staatsbürgers als jene des Katholiken betonenden ,Ca-
techisme de TEmpire fran^oise' memoriren zu lassen. Infolge dessen
wurde auch der bisherige Normalschulkatechet Andreas Wruss auf
die Pfarre Soderschiz befördert. An der Laibacher Hauptschule wurden
zwei Klassen errichtet, in denen nach dem neuen Lehrplane die An-
fangsgegenstände in der Landessprache gelehrt werden mussten. Schüler
mit gutem Fortgange sollten aus dieser Schule in die erste lateinische
Klasse übertreten. Ausser diesen beiden Klassen gab es noch eine
dritte höhere für solche, welche nicht weiter studiren wollten. In
dieser liess der Marschall das Deutsche unter der Bedingung zu, dass
gleichzeitig das Französische gelehrt werde. Diese Klasse hiess auch
die französisch-deutsche Elementarschule. Ausser Religion und den
Sprachen wurde da Schönsehreiben, Zeichnen, Erdbeschreibung, Arith-
metik, Geometrie und Mechanik gelehrt. Als Lehrer fungirten: Josef
Golob^ Josef Winscheg^ Friedrich Strohmayer^ Andreas Kopüar, Vincenz
Dorfmeister (Zeichnen) und als Repetent und Supplent Matthäus
Klander. Der Gehalt war auf die wirklich bettelhafte Summe von
400 Francs festgesetzt, neben welcher alle sechs Lehrer' noch ein
Quartiergeld von 1200 Francs bezogen. Es wurde in den Primär-
schulen ein Schulgeld mit monatlich ein Franc eingeführt, dessen
Ertrag für die Lehrerbesoldungen bestimmt war; das Abgängige musste
die Gemeinde herbeischaflfen.
Die österreichischen Schulmänner zeigten sich mit der Neu-
gestaltung der Volksschule nicht zufrieden. Den bisherigen Normal-
schuldirector in Laibach, Johann Eggenherger^ bestimmte die Absicht
der französischen Regierung, das Deutsche aus der Volksschule zu
verbannen und damit deutsche Kultur und Sitte zu vernichten, auf
seine Stelle zu resigniren, weil er, wie er selbst sagt, unter solchen
Umständen seinem Vaterlande Krain nicht mehr nützlich sein könne.
Vodnik übernahm die Direction der Laibacher Primärschulen unent-
geltlich, dagegen erhielt er für die Direction der Gewerbeschule
325
600 Frs. Diese Schule war von 5 Maurer-, 7 Tischler- und 8 Schlosser-
lehrlingen besucht. Sie kostete 1327 Francs und die Lehrer hatten
400 bis 500 Francs Gehalt.
Während' das Gymnasium unter französischer Herrschaft seinen
Rang behauptete und die Schülerzahl constant blieb, sank der Besuch
an der Laibacher Normalschule von 500 auf 250. Es mag dazu theils
die allgemeine Militärpflicht, theils der missglückte Versuch, das Slo-
venische an die Stelle des Deutschen zu setzen, beigetragen haben.
6. Sociales Leben (Vereine, Theater). OffLcielle Feste. Die Hnldignngsdepntation.
Karmont verlässt Ulyrien. Sein Verhältniss war eroberten Provinz.
Es ist begreiflich, dass das gesellige Leben der Landeshaupt-
stadt durch die Kriegswirren und die damit verbundenen Verluste
und Umwälzungen gelitten hatte, aber bei der Erhebung Laibachs
zur Hauptstadt einer von lAenz bis Ragusa sich ausdehnenden, durch
günstige Lage und die Intelligenz ihrer Bewohner entwicklungsfähigen
Provinz, und bei dem durch den Zusammenfluss von Beamten und
Fremden gesteigerten Verkehr konnte es ^ an Versuchen nicht fehlen,
die Tage früheren lebensfrohen Genusses wieder heraufzubeschwören.
Aus dem sogenannten Casino, das im Jahre 1800 ein gewisser Ca-
stagna im Theatergebäude errichtete und welches eigentlich nur in
zwei abgesonderten Zimmern für Honoratioren mit Billard und Zei-
tungen bestand, entwickelte sich unter der Herrschaft der lebens-
lustigen französischen Nation durch die Bemühungen des Kaufmanns
Franz GaMe eine förmliche Casinogesdlschaft. Die Statuten wurden
in einer Versammlung im Theatercasino am 25. Februar 1810 ange-
nommen und sofort durch den General-Polizeicommissär Toussaint,
der als ein ,für das Wohl der Stadt unermüdet thätiger Herr' gepriesen
wird, dem Generalgouverneur zur Bestätigung vorgelegt, die am
30. März 1810 mit dem Beisatze erfolgte, der Marschall sehe die
Errichtung dieser Gesellschaft mit Vergnügen, dieselbe könne für
den Handel wie für die wechselseitige Annäherung der Bewohner
Laibachs nicht- anders als vortheilhaft sein, und die Grundsätze, auf
denen sie beruhe, seien ganz dazu geeignet, ihr die Huld und Ge-
wogenheit Sr. Excellenz zu erwerben. Am 22. April wurde das neue
Casino am Hauptplatze im ersten Stock des Hauses Nr. 8 eröffnet.
Zweck der Gesellschaft war nach den Statuten: ,Beförderung des
vaterländischen Handels überhaupt, Beförderung richtiger Einsicht in
die Bildung und den Geschmack unseres Zeitalters, Beförderung einer
826
für die gebildete Klasse anständigen gesellschaftlichen UnterhaltuD^,
mit gänzlicher Beseitigung alles dessen, was in irgend eine, der öffent-
lichen Staatsverwaltung nachtheilige Beziehung gesetzt werden könntet
Das Laibacher Wochenblatt (Nr. XX vom 18. Mai 1810) begrtisste das
Casino als eine Anstalt, von welcher sich ,mit Recht die glttcklichsten
Folgen für den Handel, für das gesellige Leben, für die Büdung und
für die seit längerer Zeit immer mehr verscheuchte Annäherung der
Mitbürger an einander erwarten lassend Dass das Casino dieser Er-
wartung entsprochen habe, ergibt sich schon aus der steigenden Mit-
gliederzahl, welche noch im Jahre 1813 sich auf 178 belief.
Wenn so ein neuer und bis auf den heutigen Tag wirksamer
Mittelpunkt des geselligen Vergnügens, zugleich eine Börse für den
Handelsstand, geschaffen wurde, erlitt die Geselligkeit andererseits
einen grossen Verlust durch den gänzlichen Stillstand des ältesten
Vereins: am 31. März 1809 hielt die philharmonische Gesellschaft ihre
letzte Akademie in ihrem Saale, den bald darauf das Militär in Beschlag
nahm. Die Gesellschaft sistirte sich selbst, die Beitragsleistungen
hörten auf, die Direction führte aber die Geschäfte weiter. Das Kasse-
buch eröffnete der Kassier 1810 mit der lakonischen Bemerkung:
,1810, französische Regierung. Gänzlicher Stillstand des gesellschaft-
lichen Vergnügens'. Ein einziges Lebenszeichen der Gesellschaft ver-
zeichnen ihre Annalen unter französischer Herrschaft am 8. Januar
1811, indem ihre Mitglieder an diesem Tage bei einer Akademie zum
Besten der Waisenkinder mitwirkten, welcher auch der General-
gouverneur beiwohnte.
Die Laibacher Schützengesellschaft erlitt im Beginne der Fran-
zosenherrschaft einen herben Verlust: am 26. November 1809 starb
im Alter von 42 Jahren ihr patriotischer und verdienstvoller Vorstand,
Oberschützenmeister 'Valentin Dreo. Marschall Marmont eröffnete am
10. Dezember ein grosses Freischiessen auf der Schiesstätte und trug
seinen Namen in das Schützenalbum ein. Die folgenden Jahre brachten
an jedem Napoleonsfeste (15. August) ein Freischiessen. Bei dem des
Jahres 1810 betheiligte sich der Generalgouverneur ebenfalls; das
erste Best (12 Louisd'or) gewann ein Tiroler, Herr Fux, das zweite
der Laibacher Glockengiesser Herr Vincenz Samassa.
Die Laibacher Bühne konnte unter dem neuen Regime keine
Anziehungskraft für das deutsche Schauspiel haben, welches dem Ge-
schmacke der Sieger nicht entsprach. Es wurde durch die italienische
Oper ersetzt: Am 1. Mai 1810 ertheilte der Intendant einer italie-
nischen Operngesellschaft (opera buffa) die Bewilligung zu zehn Vor-
327
Stellungen, nachdem er ihre Ankündigung gesehen und genehmigt.
Der ,TeIegraphe' schrieb in seiner Lpcalrubrik am 6. Oktober 1810:
, Jusqu'ä präsent Ton ne parle et Ton ne chante sur le th^ätre de cette ville,
qu'en allemand, le mieux que Ton sait. Ce soir on j parlera et chantera
en fran9ais, le mieux que Ton saura. Ensuite Ton aura, dit-on, ä la saison
avancee des paroles et du chant italien par des gosiers italiens.
II est au reste bien difficile qu'on puisse r^unir beaucoup de monde '
au spectacle dans un pays ou les spectateurs sont partages, comme ici, en
difFerens langages. On peut dire, il est vrai, que le chant est une langue
universelle; mais pour celui, qui n'entend pas les paroles, ce chant devient
son, et n'est plus que de la musique instrumentale sur un instrument assez
souvent mauvais ou mal joue, d'autautplus ä decouvert, que Tauditeur n'est
pas distrait ou compense par une espece de plaisir ou d'occupation qu'il
trouverait dans les paroles.*
Wir finden von italienischen Opernvorstellungen • verzeichnet :
1810, 30. November: La scaltra Locandiera (L'Hötesse rusee) von
Farinelli; 11. Dezember: ,L'avis au Jaloux' von Pavesi; 28. Dezember:
,Les convenances theätrales' von Guglielmi. Signora Angolini als
Primadonna.
Die officiellen Feste trugen einiges zur Belebung der Gesellig-
keit bei. Am Napoleonstage gab es öffentliche Spiele, Illumination,
Feuerwerk; am 4. Dezember 1810 wurde in Laibach die Erinnerung
an die Dreikaiserschlacht (Austerlitz) und die Krönung mit besonderer
Feierlichkeit begangen. Es fanden öffentliche Gebete in der Landes-
sprache (langue du pays) statt , zur Danksagung für die glückliche
Schwangerschaft der Kaiserin. Abends war die Stadt illuminirt, es
gab ,Transparents ingeniaux* an den von Autoritäten bewohnten Ge-
bäuden. Am Thore des Gouvernementspalais (Bischof hof) ein Tableau
mit Goldlettern: ,Vive Napoleon*, darüber eine Krone von der nem-
lichen Farbe, umgeben von Lorbeer- und Olivenzweigen. ,C'^toit la
maniere la plus simple d'exprimer les voeux unanimes des peuples pour la
personne de TEmpereur*, wie der ,Telegraphe' sagte. Abends war grosses
Diner beim Generalgouverneur, dem ein glänzender Ball folgte. Die
erste Quadrille eröffnete der Generalgouverneur mit seiner Gemalin,
dann der Fürst Dietrichstein ^ und General Graf Lauriston, Adjutant
des Kaisers.
^ Fürst Dietrichstein befand sich damals in Laibach in der Angelegenheit
der Loiiisenstrasse (von Earlstadt nach Fiume), für welche er bei Marmont. eine
besonders günstige Concession erwirkte.
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Die Ständisch-Verordnetenstelle in Laibach hatte schon am 16ten
Januar 1810 an die Landesregierung die Bitte gerichtet, die Liebe und
unerschütterliche Anhänglichkeit der Stände und der Provinz Krain
zu ihrem Jeweiligen^ Monarchen auch dem ^unüberwindlichen Eroberer,
Sr. Majestät dem grossen Napoleon^ durch eine Deputation ,zu Füssen
legen zu dürfen^ es hatte aber die Generalintendanz diese Bitte ab-
gelehnt, weil Krain für sich allein keine Deputation absenden, sondern
diess nur im Namen aller Illyrischen Provinzen geschehen könne,
dazu übrigens die Bewilligung Sr. Majestät erforderlich sei, auch
den höheren Behörden vorbehalten bleiben müsse, die Glieder der
Deputation zu bestimmen. Anfangs Januar 1811 ordnete aber Mar-
schall Marmont die Absendung einer Huldigungsdeputation der Illyri-
schen Provinzen nach Paris an. ^Ein Widerschein von dem Glanee
des Kaiserthrons und von Paris sölUe die netten ünterthanen blenden^
die nur eine verworrene Idee von unserer Grösse hatten,^ Die Städte
Laibach, Villach, Görz, Kagusa, Fiume, Zara, Cattaro und Karlstadt
stellten ihre Deputirten; jedes der sechs kroatischen Regimenter sandte
einen Offizier, unter Anführung des Obersten Slivarich. Laibach ver-
traten der Weihbischof Ricci und der Maire Baron Lichtenberg. Beide
erhielten aus diesem Anlasse den Orden der Ehrenlegion und der letztere
überdies den Titel eines Barons des Kaiserreichs (,Baron de l'Empire').
Am I.Januar 1811 Hess der Marschall aus Anlass des am kaiser-
lichen Hofe erwarteten freudigen Familienereignisses Spenden in Geld
und Lebensmitteln an bedürftige Familien aller illyrischen Städte aus-
theilen. Am 26. dieses Monats verliess er Laibach, um den Carneval
in Triest zuzubringen; am 26. Februar begab er sich mit einmonat-
lichem Urlaub nach Paris und übertrug das Commando der Truppen
in Illyrien einstweilen dem General Delzons. In Paris angelangt, be-
richtete er dem Kaiser über die Bedürfnisse der Illyrischen Provinzen
und die Nothwendigkeit, ihre Organisation zu vollenden. Wirklich
wurde zu diesem Behufe eine Commission ernannt, welche sich streng
an Marmonts Ideen hielt. Unter anderem erwickte er noch für die
Dlyrischen Provinzen die Betheiligung an dem ihnen bisher versagten
Küstenverkehr mit Italien. Der traurige Zustand der Armee von
Spanien bestimmte eben damals den Kaiser, Massena von dort ab-
zuberufen. Er schlug dem Marschall vor, den Oberbefehl zu über-
nehmen, und eröffnete seinem Ehrgeize die Aussicht auf ein Vice-
königreich. Am 26. April 1811 reiste Marmont nach Spanien ab, und
hiemit war seine Wirksamkeit als Generalgouverueur von Illyrien defi-
nitiv abgeschlossen.
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Der Marschall war an der Spitze einer siegreichen Armee in
das Land gekommen, welches unter den Kriegswirren so viel gelitten
hatte ; er war durch die Bedürfnisse der Armee, welche zu befriedigen
die erste Pflicht seiner militärischen Stellung war, zu erhöhten An-
forderungen an die Leistungsfähigkeit der neuen Provinz gezwungen,
welche zu schonen und zu erhalten ihm andererseits als Haupt der
Civiladministration oblag. Wie er diese Doppelstellung zu vereinigen
gewusst, was er in der Verwaltung seiner Provinz angestrebt und
erreicht, ist auf Grund authentischer Originalquellen und Berichte
geschildert worden. Der Marschall zeigte sich als administratives
Talent, als ehrenhafter, ritterlicher und loyaler Charakter, als ein
Mann, dem es nicht genügte, durch die Grewalt der Bajonette zu
heiTSchen, sondern der auch bestrebt war, die neuen Unterthanen
Frankreichs mit ihrem Lose zu versöhnen, sie durch seine persön-
liche Liebenswürdigkeit, durch Festigkeit und Gerechtigkeit zu ge-
winnen. Er sucht die Bedürfnisse des Landes kennen zu lernen, zeigt
viel Verständniss für dieselben und weiss sie mit Entschiedenheit
gegen den autokratischen Willen des Kaisers zu vertheidigen. Er
besucht die Minen von Idria, interessirt sich für alle Details der
Quecksilbergewinnung ; er bewundert die Adelsbef ger Grotte und den
Zirknizer See und gibt eine Erklärung seines Erscheinens und Ver-
schwindens, welche mit jener Arago's übereinstimmt. Er erkennt die
,erbliche und entschiedene Zuneigung' an, ^welche die Bewohner Illy-
riens ,mit Recht' für Oesterreich hegen, und wenn er sagt, dass er
bei ihnen die ehrenhaftesten Erinnerungen zurückgelassen , so steht
diese Aeusserung berechtigten Selbstgefühls in keinem Widerspruche
mit den Berichten der Zeitgenossen und der Tradition in unserem
Vaterlande.
6, Feuersbrünste in Nenmarlctl und Krainburg. Gkbnrtsfeier des Zönigs von Born.
Der neue Generalgouvemeor Gh?af Bertrand kommt in Laibaoh an (29. Jnni 1811).
Of&oielle Feste und Lustbarkeiten.
Während des auf Marschall Marmonts Abreise folgenden Inter-
regnums wurden zwei blühende Städte Oberkrains von einem schreck-
lichen Unglück getroffen: Am 30. März 1811 brach in NeumarM ein
furchtbarer Brand aus, der 151 Häuser, über 100 Werkstätten und
andere Gebäude verzehrte und welchem 75 Menschenleben zum Opfer
fielen. Am 18. Mai 1811 brach in Krainburg im Hause Nr. 16 Feuer
aus. Bei dem starken Winde breiteten sich die Flammen in zwei Stun-
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den über Stadt und Umgebung aus. Von 263 Häusern, welche die
Stadt sammt Vorstädten zählte, wurden 184 in Asche gelegt, 11 Scheunen
mit Getreide und Futtervorräthen verbrannten, ein Weib kam in den
Flammen um. Die Pfarre und das Schloss Kieselstein (,La seigneurie')
blieben verschont. Man schätzte den Schaden auf 300,000 Frs. Der
Bürgermeister (sindic) Scaria und der Brigadier der Gensdarmerie
retteten Kasse und Register des Steuereinnehmers. Der General-Polizei-
commissär Toussaint brachte die Nachricht nach Laibach. Er begab
sich sogleich zum Generalintendanten und zum Comraandanten en Chef,
General Delzons, und nachdem er ihre Weisungen empfangen, reiste
er nach Krainburg ab, in Begleitung von 250 Mann Cavallerie unter
Commando des Escadronschefs Brunn. Sie blieben die ganze Nacht
auf der Brandstätte und steuerten dem Umsichgreifen des Feuers.
Unter den Bewohnern Krainburgs zeichnete sich ausser dem schon
genannten Bürgermeister der Besitzer des Schlosses Kieselstein, Natale
Pagliarucci, durch besonderen Eifer aus. Die französische Regierung
leitete sogleich Sammlungen im ganzen Umfange der Illyrischen Pro-
vinzen ein, welche für Neumarktl 14,786, für Krainburg 6952 Frs. er-
gaben, und steuerte selbst für letztere Stadt 6000 Fi*s. bei. Mit kaiser-
lichem Decret vom 25. Juli wurden ferner für Neumarktl 70,000 Frs.,
für Krainburg 30,000 Frs. bewilligt. Der Bürgermeister von Neumarktl
richtete aus diesem Anlasse eine Danksagungsschrift in deutscher und
französischer Sprache an Kaiser Napoleon.
Die Geburt des Königs von Rom (20. März 1811), in welcher
Napoleon seine letzten Wünsche erfüllt, die Herrschaft seiner Dynastie
befestigt sah, der Vorbote eines neuen romanischen Kaiserthums, weckte
den freudigsten Widerhall in den Illyrischen Provinzen. War es doch
das Kind einer österreichischen Prinzessin, knüpfte man doch an die
innigere Annäherung der beiden Dynastien die nie ganz aufgegebene
Hoffnung,' dem alten Mutterlande wiedergegeben zu werden. Die Feier
des freudigen Ereignisses war in Laibach nicht minder glänzend, als
in allen übrigen Provinzen des weiten Reiches.
Am 28. März langte die Nachricht in Laibach an und wurde mit
101 Kanonenschüssen und dem Geläute aller Glocken begrüsst.
Am 31. März 10 Uhr vormittags begaben sich der Generalinten-
dant Maitre des requötes, Baron Belleville, und alle Civil- und Militär-
autoritäten in grosser Galla in die Kathedrale zu dem vom Bischof
celebrirten Hochamt und dem von ausgezeichneten Künstlern (artistes
distinguös) ausgeführten Tedeum. Der Intendant von Oberkrain gab
den Rekruten ein Diner. Der General-Polizeicommissär liess im Namen
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der Regierung Wein an die Soldaten und Spenden an die Dürftigen
vertheilen, ja er wusste sogar einen Augenblick die peinliche Lage
(penible position) der Sträflinge durch eine doppelte Ration (double distri-
bution) zu versüssen (adoucir).
Der Generalintendant gab ein Diner, dem der Bischof von Lai-
bach und sein Weihbischof und die Autoritäten beiwohnten.
Um 8 Uhr abends Illumination, in der Redoute Bankett der Be-
hörden und der angesehensten Einwohner, auf Subscription, während
auf Kosten der Gesellschaft ein Ball für die übrigen Einwohner in
der ,salle du spectacle* abgehalten wurde. Der Tanz dauerte bis
Tagesanbruch.
Mr. BeUoc^ Director des Enregistrement und der Domänen in
Laibach, verfasste folgende Inschriften für die festliche Illumination:
In auspicatissima
Begis Bomae
Natalitia
Inscriptiones temporariae.
Napoleonem Augustum
Principe suavissimo
Inclitae Napoleonidum Propaginis
Ac Imperii aeternitatis
Sponsore auctum
Illyrici voti compotes
Gratulantur
Fauste feliciter
Mariae Aloisiae Augustae
Matri Sobolis Augustae
Natae
Ad populorum securitatem
Imperii Firmamentum.
Der Professor des Zeichnens und der Architektur an den Central-
schulen in Laibach, M. Hyazinth Maina^ Hess eine allegorische Zeich-
nung erscheinen, die er selbst in Kupfer stach, mit Virgils prophetischen
Worten :
,Jam nova progenies coelo demittitur afto,
nie Deum vitam accipiet, Divisque videbit
Permistos heroas et ip9e videbitur illis:
Pacatumque reget patriis virtutibus orbem.'
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Gonte Ägapito, ein Istrianer, Professor der Beredtsamkeit und
Universalgeschichte und Bibliothekar an den Centralschulen in Lai-
bach, dichtete zu obiger Zeichnung ein italienisches Sonett.
Auch der 9. Juni, als der Tag der Taufe des Königs von Rom,
wurde festlich begangen. Um 11 Uhr Hochamt in Gegenwart des
Generalintendanten Baron Belleville, des Generals Baron Delzons, des
General' Justizcommissärs Baron Coffinhal; Tedeum, Kanonenschüsse,
Geläute aller Glocken. Die französischen und kroatischen Truppen
standen unter den Waffen. Um halb 6 Uhr war Bankett beim General-
intendanten, abends Illumination. Mr. Agapito dichtete ein zweites
Sonett :
AI fulminar del genio tuo guerriero
Cadde il mondo a' tnoi pi^, vetasta Borna
Chi a te si oppose stoltamente fiero
Appena appena si rammenta e noma.
Tu gia vedesti sovra il Tebro altere
La barbarie natia depesta e doma
Yenir sommessi al tuo pessente impere
I Be cattivi cen la rasa chioma.
Le tue belliche glorie estinte al fine
Tu vedesti di pace ai di tranquilli
Sacre e onorate ancor le tue ruine.
Ma nel figlio del Grande un di vedrai
Quel che ne* Seipj tuoi, ne^ tuoi Camilli
E negli Augusti non vedesti mai.
Am 29. Juni 1811 kam der Nachfolger Marschall Marmonts im
Gouvernement der Illyrischen Provinzen, General Graf Bertrand^ in
Laibach an. Die Stadt Triest hatte zu seiner Begrüssung eine De-
putation entsendet. Am folgenden Tage empfing er das Offiziercorps,
den Klerus und die Civilautoritäten. Dann stieg er zu Pferde und liess
eine Viertelstunde ausser der Stadt das 8. leichte Infanterieregiment,
zwei Bataillone des 5. und 6. Regiments illyrischer Chasseurs und die
französische und kroatische Artillerie Revue passiren. Am 30. Juli
reiste er nach Triest ab, um dort einige Tage zuzubringen; gegen
Ende August machte er eine Tour durch Istrien. Anfang September
besuchte er Civil- und Militärkroatien, und zu Ende dieses Monats
das illyrische Küstenland von Fiume bis an die Grenze von Türkisch-
Albanien.
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Graf Bertrand war es ohne Zweifel, welcher die kaiserlichen
Spenden für die unglücklichen Städte Krainburg und Neumarktl aus-
gewirkt hatte; er liess überdies aus seiner eigenen Kasse 500 Frs. an
die Krainburger vertheilen. Ein Mann von dem edlen und wohlwollen-
den Charakter Bertrands war ganz geeignet, das von Marschall Mar-
mont mit Mässigung und Festigkeit begonnene Werk der Befriedung
Ulyriens fortzusetzen. Neben ernsten Gesetzgebungsarbeiten gab es
,Panem et Circenses' für das Volk und gesellige Feste für die höhere
Gesellschaft. Zu beiden boten den besten Anlass die officiellen Jahres-
feste. So lesen wir, wie der Napolepnstag (15. August) des Jahres 1811
gefeiert wurde. Am Vorabend ertönten Artilleriesalven. Am folgenden
Tage wurde nach stattgehabtem Hochamt und Tedeum eine grosse
Revue abgehalten. Die Schützengesellschaft Laibachs (soci^t^ des Arque-
busiers), deren Mitglied der Generalgouverneur war, veranstaltete ein
Festschiessen, das vier Tage dauerte. Unter den Bedingungen der von
,Sigismond de Gandin, Chef des Arquebusiers', und Thomas Dreo, Sous-
Chef , erlassenen Einladung heisst es : ,8. L'arquebuse de Son Excellence
sera placke en tete de tout les autres.' Abends war die Stadt illuminirt.
Der Generalgouvemeur veranstaltete ein Bankett, an welches sich ein
Festball anschloss; um 1 Uhr morgens fand das Souper statt. Ausser-
dem gab es Weinvertheilung an die Soldaten, öflFentlichen Gratisball
in der ,salle de spectacle' (Redoute) und ,abondantes distributions de pain'
an die Armen. Der 25. August, der Jahrestag (föte) der Kaiserin wurde
durch ein Volksfest in der Umgebung Laibachs ,dans une des prairies
voisines*, mit Kletterbäumen und Sackrennen in Eimern und zu Fuss,
in der Stadt durch Diner und Ball beim Generalgouverneur und durch
die unumgängliche Illumination gefeieil;. Das Napoleonsfest des Jahres
1812 war durch ein Festschiessen, dem Schützen aus allen Theilen
Ulyriens und aus Tirol beiwohnten, ausgezeichnet ; das Municipium von
Laibach stattete zwei Bräute aus. Das alte beliebte Vergnügen der
Wasserfahrten auf der Laibach lebte wieder auf. Wir lesen von einer
Fahrt, welche die Bewohner Laibachs am 28. Mai 1812 unter Theil-
nahme des Generalgouverneurs und seiner Familie veranstalteten. Um
4 Uhr nachmittags setzte sich die Flottille eleganter Barken vom Zois-
schen Hause am Rann aus in Bewegung, voraus ein Schiff mit der
Musik. Junge Mädchen und Kinder, ,pr^sentant des fleursS empfingen die
Gesellschaft am Orte des Rendezvous, wo ,geschmackvolle' Tafeln be-
reitstanden. Es gab da enthusiastische Toaste auf die Majestäten und
den König von Rom. Es wurde ein ,Vers' recitirt zu Ehren der Rück-
kehr des Generalgouverneurs (er hatte den Winter in Triest zugebracht,
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von wo er am 6. Mai nach Laibach zurückkehrte). Dem Diner folgten
^ländliche Tänze' bis zum Sonnenuntergang, und dann stachen die
illuminirten Schiffe vom Ufer ab, welches beiderseits mit Lampen-
pyramiden erleuchtet war. Aufsteigen eines Ballons, Feuerwerk und
Ball im Gouvernementsgebäude endigten die Feier, ,cette charmante feto,
qui constamment offert le touchant spectacle du calme et du bonheur, dont
jouissent les habitans de ces Provinces sous le gouvernement patemel de Sa
MajesteS wie das officielle Blatt sagte. Wohl mochte man damals noch
Feste befriedigten Stolzes feiern, denn das Kaiserreich stand auf der
Höhe seiner Macht, aber unersättliche Herrschsucht trieb den Be-
herrscher Europa's, den Nachfolger der Cäsaren, immer weiter seinem
Yerhängniss entgegen. In dem Flammenmeere von Moskau ging sein
Glücksstern unter. Noch feierte man in Laibach (18. Oktober 1812)
durch Tedeum, Bankett und Illumination die französischen ,Siege^ in
Russland und den Einzug in den Kreml, als der verhängnissvolle Rück-
zug begann, der von einer Armee von 610,000 Mann nur 58,000 rettete.
Auch manchen tapferen Krainer deckte das grosse Leichentuch der
russischen Schneefelder, wenige kehrten zurück, um von den gross-
artigen Kämpfen und Leiden, von Moskau und der Beresina zu er-,
zählen. Am 3. Dezember verkündete da& berühmte 29. Bulletin den
athemlos harrenden Völkern, dass der Kaiser gesund, die grosse Armee
vernichtet sei. Ungebeugt und schonungslos die letzten Hilfsquellen
seines kolossalen Machtgebietes ausbeutend, schritt der Kaiser zu neuen
Rüstungen. Jn Laibach feierte man in gewohnter Weise am 7. Dezember
1812 den Jahrestag der Krönung Napoleons und der Schlacht von
Austerlitz. Der Canpnicus Pinhak hielt die Festrede. In Triest apo-
strophirte Canonicus Rado die illyrischen Rekruten, welche das Macht-
gebot von der Seine zu neuen Kämpfen rief. Am Wendepunkt der
Geschicke lUyriens angelangt, wollen wir unseren Blick seinen inneren
Zuständen, der Kulturarbeit, zuwenden, welche der rastlose französi-
sche Geist mit unleugbarem Geschick und staunenswerther Ausdauer,
unbeirrt durch die Kämpfe am Tajo und an der Moskwa, in unserem
Vaterlande vollzogen hat.
7. Das kaiserliche Organisationsdecret für Ulyrien.
Administrative Eintheilong. Intendanten. Finanzwesen. Polizei. Post. Bau- und
Sanitätswesen. Hunicipaleinrichtungen. Justiz. lIEilitär. Geistliche Angelegenheiten.
Ein kaiserliches Decret, gegeben im Palaste der Tuilerien löten
April 1811 und veröffentlicht im Gesetzregister (Bulletin des Lois),
Nr. 369 bis, setzte die neue Organisation der Illyrischen Provinzen
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fest. An die Spitze derselben wurde wie bisher ein Oenerälgouverneur
mit einem Generalsecretär ^ einem Generalintendanten der Finanzen
und einem Justizcommissär gestellt. Dem Generalintendanten wurden
ein Generaleinnehmer (Eeceveur general) und ein Schatzmeister (Tre-
sorier) zu- und untergeordnet.
Nach der vom Generalgouverneur am 13. Oktober 1811 geneh-
migten Eintheilung zerfiel Krain in drei Districte: Laibach, Neustadtl,
Adelsberg, diese wieder in Cantone^ die Cantone in Ärrondissements^
wie aus nachstehender Uebersicht hervorgeht:
District Laifoach.
J. Ganton Laibach (intra muros): Arrondissement Laibach.
II. Canton Laibach (extra muros): Arrondissements : 1. Stroblhof,
2. Tschernutsch, 3. S. Veit, 4. Zwischenwassem, 5. Salloch, 6. Dobruine,
- 7. Wrest, 8. Schelimle.
HL Ganton Stein-, Arrondissements: 1. Stein, 2. S. Martin, 8. Mött-
nig, 4. Kreuz, 5. Kaplavas, 6. Mannsburg.
IV, Canton Krainhurg: Arrondissements: 1. Krainburg, 2. Naklas,
3. Flödnig, 4. S. Geoii^en, 5. Vodiz, 6. Zirklach, 7. Höflein, 8. Neumarktl,
9. Loka.
F. Canton Radmannsdorf: Arrondissements: 1. Kadmannsdorf,
2. Kropp, 3. Vigaun, 4. Auriz, 5. Feistriz, 6. Kronau, 7. Assling.
VI. Canton Lack: An*ondissements: 1. Lack, 2. Altenlack, 3. Pöl-
land, 4. Trata, 5. Altossliz^ 6. Sairach, 7. Zarz,, 8. Eisnern, 9. Selzach.
VII. Canton GaUenberg : Arrondissements: l.Lukowiz, 2. S. Oswald,
3. Sagor, 4. Ponovitsch, 5. Kandersch, 6. Moräutsch, 7. S. Helena, 8. Kreuzberg.
District Neustadtl.
VIIL Canton Neustadt (Neustadtl): Arrondissements: 1. Neustadtl,
2. Stoppitsch, 3. Töpliz, 4. Hönigstein, 5. S. Pierre, 6. Wrusniz
IX. Canton Landstrass: Arrondissements: l.S.Bartelmä, 2.Landstrass,
3. Tschatesch, 4. Zirkle, 5. Gurkfeld, 6. Arch, 7. Bründl.
X. Canton Nassenf uss: Arrondissements: 1. S. Kantian, 2. S. Mar-
guerite, 3. Neudegg, 4. Nassenf uss, 5. S. Euprecht, 6. Savenstein, 7. ßatschach.
^ XJ. Canton Littai: Arrondissements: 1. Maria Thal, 2. Hl. Kreuz,
3. Littai, 4. Preschgain.
XII. Canton Weixdburg: Arrondissements: 1. S. Martin, 2. Weichsel-
burg, 3. Gutenfeld, 4. Auersperg, 5. Laschiz, 6. Sittich, 7. Grossgaber.
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XIIL Canton Seisenberg : Arrondissements: I.Treffen, 2. Dobemig,
3. Hinnachy 4. Seisenberg, 5. Gurk. !
XIV. Canton GoUsehee: Arrondissements: l.Oblak, 2. Laaserbach, tj
3. Soderschiz, 4. Beifniz, 5. Niederdorf, 6. Malgem, 7. Gottschee, 8. Ober-
grass, 9. Bieg, 10. Mosel, 11. Nesselthal, 12. Kostel.
XV, Canton Möttting : Arrondissements: 1. PöUand, 2. Tschermosch-
niz, 3. Tschemerobl, 4. Oberch, 5. Schweinberg, 6. Freithum, 7. Gradaz,
8. Semitsch, 9. Mottling, 10. Batschitsch (?).
District Adelsberg.
XVL Canton Addsb^g: Arrondissements: 1. Adelsberg, 2. Präwald,
3. ünterkoschana.
XVII, Canton Idria: Arrondissements: 1. Idria (Idria Stadt, Unter-
Idria), 2. Jelitschenyerh, 8. Tschekounik, 4. Unter-, Mitter- Eanomla, 5. Kar-
nize, 6. Oberkanomla, 7. Yoiska.
XVIII, Canton Loitsch: Arrondissements: 1. Loitsch, 2. Nen-Ober-
laibach, 3. Franzdorf, 4. Pillichgraz, 5. Suite de P.
XIX. Canton Senosetsch: Arrondissements: 1. Senosetsch, 2. Dolina,
3. Prem, 4. Dornegg, 5. Lippa, 6. Materia, 7. Castelnnovo.
XX. Canton Laas: Arrondissement Laas.
XXi. Canton Zirkniz: Arrondissements: 1. Zirkniz, 2. Planina.
Aenderungen in der Gantonseintheilung erfolgten mit Beschluss
des ,Petit Conseil d'IUyrie' in der Sitzung vom 7. Januar 1812 unter
Vorsitz des Generalgouvemeurs, im Beisein des Generalintendanten,
des Generaljustizcommissärs, des ersten Präsidenten des Appellhofs,
Spalatini^ des zweiten Präsidenten, M. Pepeu, und des Generalsecretärs.
Anlass gab die durch Art. 76 und 184 des Decrets vom 15. April
1811 festgesetzte Zahl der Friedensrichter (21), welche für Krain un-
zureichend befunden wurde, wodurch sich die Nothwendigkeit heraus-
stellte, auch die Zahl der Cantone zu erhöhen. Es wurde beschlossen,
die Zahl der Friedensrichter auf 23 zu vermehren, und nachstehende
Abänderungen in der Gantonseintheilung zu treffen : Aus dem Canton
Gottschee wurde ein neuer Canton: Beifniz\ ebenso aus Möttting:
Tschern,embl; aus Senosetsch: F(ßis^n> ausgeschieden; der Canton Ikws
sollte mit Zirkniz künftig vereinigt den Canton Zirkniz bilden; der
Canton Gallenberg sollte OaUenberg-MorätUsch heissen ; der Hauptort
des Cantons Loitsch Oberlaibach sein.
Gemäss kaiserlichen Decrets vom 10. Januar 1813 wurde ein
vierter District mit dem Hauptort Krainburg gebildet. Er begriff die
vier Cantone Krainburg, Lack, Stein, Radmannsdorf, welche aus dem
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Laibacher District ausgeschieden wurdeo. .Der District von Neustadtl
wurde auf sechs Cantone reducirt (Neustadtl, Landstrass, Nassenfuss,
Seisenberg, Gottschee, Möttling). Der District Laibach sollte künftig-
hin aus den Cantonen Laibach intra und extra muros, Gallenberg,
Littai und Grossgaber (Weixelburg) bestehen, welche beiden letzten
aus dem Neustadtler District ausgeschieden wurden.
Zum Intendanten von Krain wurde mit kaiserlichem Decret vom
28. Juni 1811 Mr. Moussaye, Auditor im Staatsrath, ernannt. Er trat
dieses Amt gegen Ende August an. Zu SubdeUgues der Intendanzen
in Krain wurden mit kaiserlichem Decret vom 30. August 1811 für
Neustadtl: Taufferer^ für Adelsberg: Luycks ernannt. Baron BeUeville
legte die schon unter Marmont bekleidete Stelle eines Generälinten-
danten aus Gesundheitsrücksichten nieder und kehrte am 1. Oktober
nach Frankreich zurück. Comte de Chahröl wurde mit kaiserlichem
Decret vom 16. August 1811 auf diesen Posten berufen, und langte
bereits am 24. September 1811 in Laibach an.
Von directen Steuern blieb die Grundsteuer^ deren Ordinarium
für ganz Illyrien definitiv mit 4.500,000 Frs. festgesetzt wurde, und
es wurde die Patentsteuer (für die Ausübung eines Gewerbes oder
Handelsbetriebes, für 1811: 200,000 Frs.) eingeführt. Von indirecten
Steuern wurden Stempel- (Patent vom 24. Juli 1811) und Einregistri-
rungs" (die in Oesterreich sogenannten ,unmittelbaren') Gebühren ein-
geführt. Den Ertrag der letzteren präliminirte Marschall Marmont auf
monatliche 150,000 Frs., in dem Budget von 1811 finden wir sie ver-
eint mit Stempel, Domänen und Waldungen auf die Jahressumme von
1.200,000 Frs. festgesetzt. Von Staatsmonopolen bestanden jene auf
Salz, Tabak, Lotto, Pulver und Salpeter. Im Jahre 1813 wurde der
Tabakbau für Krain und Civilkroatien bewilligt. Die kaiserlich fran-
zösische Lotterie bot Vortheile im Vergleiche mit der altösterreichi-
schen. So bestand z. B. der französische Terno in dem 5500fachen
des Einsatzes, während der altösterreichische den Einsatz nur 4800fach
wiedergab. Einen Quaterno gab es im österreichischen Lotto nicht,
wohl aber im französischen mit dem 75,000fachen des Einsatzes. Der
Einsatz war unbeschränkt, nur beim Quaterno war das Maximum des-
selben auf 3 Frs. normirt. Es gab im französischen System ausserdem
einen ,bestimmten' Ambo mit 5100fachem Einsatz, keine Zahl wurde
gesperrt u. s. w. Besondere Bekanntmachungen setzten dem Publicum
diese Vorzüge des französischen Systems auseinander, eine Specula-
tion auf niedrige Leidenschaften, unwürdig einer sonst gerechten und
wohlmeinenden Administration.
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Die VertodUung der Domänen und der damit vereinigten indirec-
ten Steuern stand unter einem Direäor in Laibach. Ihm unterstanden
die In^pedaren^ deren sich in jeder Intendanz oder Subdelegation
einer befand, mit einem Verificateur (Controls- oder Censursbeamten)
zur Seite. Beceveurs besorgten die Einhebung der Domänenerträge
und des Enregistrements gegen Perzente von der Brutto-Einnahme,
während die übrigen Beamten fixe Gehalte bezogen. Die ZoUdiredion
war in Triest etablirt. Sie hatte ihre Beamten, Aufsichtsbrigaden, In-
spectoren, Unterinspectoren als überwachende Organe. Die Verhand-
lung über Zollstraffälle wurde vor dem Friedensrichter oder nach Um-
ständen vor dem Tribunal erster Instanz mündlich gefühlt, wobei der
Vorsteher des Zoll-Oberamtes als Kläger erschien und in wichtigeren
Fällen den Eammerprocurator (Procureur Imperial) zur Seite hatte.
Die ZoUaufsichts-Mannschaft war militärisch organisirt in Brigaden, mit
Brigadiers, Lieutenants, Unterlieutenants und einem Controleur des
Brigades oder Lieutenant-Principal. Im Nothfalle musste diese Wache,
wie die Gensdarmerie, ins Feld ziehen. Das Salg- und Tabakgefäüe
war vom 1. Januar 1810 bis 1. Juli 1812 verpachtet; von letzterem
Zeitpunkte an wurden beide Gefälle in eigene Regie genommen und
ihre Verwaltung einem Generaldirector in Triest mit drei Administra-
toren, einem Generalsecretär und einem Kassier übertragen. In Lai-
bach bestand eine besondere Direction für Krain und Kärnten mit
einem Director an der Spitze. Straffalle wurden, wenn nicht die Ab-
lassung zustande kam, vor den Friedensrichter geleitet.
' Zur Regelung der Domesticcdschuld und der Staatspensionen
wurde infolge des Organisationsstatuts eine Commission niedergesetzt,
welche, aus Mr. de Las Cazes, Maitre des requßtes und kaiserüchen
Kammerherrn, und den Staatsrathsauditoren Balbe und Chambaudoin
bestehend, am 9. Juli 1811 in Laibach anlangte, um sogleich ihre
Arbeit zu beginnen. Zur Deckung der Domesticalschuld bestimmte
ein kaiserliches Decret vom 15. Januar 1812 ein Kapital \x)n fünf
Millionen Francs mit Verzinsung von 2Va Perzent, vom 1. März 1812
angefangen.
Die hohe Polizei stand unter der unmittelbaren Aufsicht des
Generalgouverneurs, welcher sich zur Durchführung seiner Anord-
nungen der Intendanten und Subdelegues, des Militärs und der Gens-
darmerie bediente. Das Institut der General-Polizeicommissäre ging
ein, doch fristete der General-Polizeicommissär in Laibach ein precäres
Dasein durch specielle, ihm zeitweilig vom Generalgouverneur ertheilte
Aufträge. Die wichtigste Stelle nahm fortan die Gensdarmerie ein.
889
welche von Amts wegen auf alles die innere Ruhe, Sicherheit, Auf-
rechthaltung der Verfassung und Beobachtung der Gesetze Betreffende
zu sehen hatte, welche selbst das Benehmen der öffentlichen Beamten
beaufsichtigte. Die correctionelle Polizei war durch die neue Organi-
sation den Friedensgerichten oder den Justijstribunalen erster Instana zu-
gewiesen. Schattenseiten der Polizeiverwaltung waren: Vernachlässi-
gung der Armen- Versorgungs- und andern nützlichen Anstalten öffent-
licher Wohlfahrt, deren Erhaltung die französische Regierung den
Gemeindekassen aufbürdete, schlechter Zustand der Gefängnisse, Dul-
dung fremden, besonders italienischen herren- und brodlosen Ge-
sindels, wodurch die öflFentliche Sicherheit gefährdet wurde, so dass
zu Ende des Jahres 1812 in der Residenz des Generalgouverneurs
nächtliche Diebereien und Einbrüche, ja selbst gewaltsame Angriffe
auf Personen in den Abendstunden auf öffentlicher Gasse zu den all-
täglichen Ereignissen gehörten. Im Jahre 1812 wurden sogenannte
Aufenthalts- oder Sicherheitskarten (Cartes de domicile) eingeführt und
auf Rechnung des General - Polizeicommissärs von den Gemeinde-
vorstehern gegen Erlag von 75 Centimes ausgetheilt. Auslandspässe
kosteten 5 , Inlandspässe 2 Frs. , nur jene für die Gottscheer ohne
Unterschied 1 Frc. Auslandspässe verabfolgten nur die Domänenrece-
veurs in den Hauptorten der Provinz, nachdem die Ausfertigung über
Certificate der Maires und Subdelegues von dem Intendanten geneh-
migt war, die Passformeln für das Inland wurden von den Steuerein-
nehmern in den Gemeinden ausgetheilt, von den Maires ausgefüllt und
von den Subdelegues unterzeichnet.
Als Oberaufseher in Bausachen war im Sitze des Gouvernements
ein Beamter aufgestellt, welcher nach dem Organisationsstatut den
Titel eines Inspecteur divisionnaire führen sollte, aber gewöhnlich
^Directeur' genannt wurde. Neben ihm stand in jeder Provinz ein
Provineingenieur , welchem die Distridsingenieure {Condudeurs) und
Bezirksaufseher untergeordnet waren. In den Hauptortschaften bestan-
den Baumeister für die der Aufsicht der Gemeinden zugewiesenen
Baulichkeiten, welche von den Gemeindekassen besoldet wurden.
Das Sanitätswesen wurde von der französischen Regierung als
Gemeindesache betrachtet und geringerer Fürsorge gewürdigt. Die
Gemeinden mussten 2 Perzent ihrer Einnahmen zur Verfügung der
Regierung für das Sanitätswesen überhaupt und 1 Perzent zur Ver-
breitung der Impfung abgeben und die in den D istricten aufgestellten
Aerzte und Wundärzte besolden. Erst mit Arrßte des Generalgouver-
neurs vom 6. April 1812 wurde ein Central-Sanitätsrath (»Copseil cen-
22*
340
tral de Santo*) eingesetzt. Er bestand unter dem Vorsitze des General-
intendanten aus dem ersten Armeearzt (m^decin en chef de Farmee)
Bagneris, dem ersten Armeechirurgen (Chirurgien major de Tarmee) Vial,
dem Intendanzarzt Dr. Jeuniker, welcher zugleich Spitalsarzt (medecin
de rhöpital g^n^ral) war, und dem Professor der Anatomie an der Lai-
bacher Centralschule, Anton Melzer. Erst mit Arrete vom 14. August
1813 wurden die Intendanzärzte ernannt und ihre Bezüge festgestellt,
und zwar für Dr. Jeuniker, da er zugleich Mitglied des Central-Sanitäts-
raths war, mit 1200, für die übrigen mit 800 Frs. Zur Verbreitung
der Impfung hatte der Generalgouverneur schon mit Erlass vom 26ten
August 1811 ein Centralcomite in Laibach eingesetzt. In diesem Jahre
wurden in Krain 5594 Kinder geimpft, davon im District Neustadtl
allein durch die Thätigkeit des Subdelegue TauflFerer bis Ende August
4276, (Dr. Laschan impfte hier 2056, der Chirurg Raunacher 1187, der
Chirurg Hafner 1033 Kinder). Im Jahre 1812 stieg die Gesanmitzabl
der Geimpften in Krain auf 7202.
Die Pferdepost wurde erst mit kaiserlichem Decret vom 17ten
September 1811 nach französischem Fuss organisirt; die- Briefpost er-
fuhr ihre Regelung durch Erlass des Generalgouverneurs vom 16ten
Dezember 1811. Der Postenlauf (Couriers) wurde vom I.Januar 1812
an derart festgesetzt, dass die Triester Post täglich, die deutsche
über Franz viermal, die Orientpost (Neustadtl, Karlstadt, Kostainiza,
Türkei) und jene von Fiume, Frankreich, Italien und Görz dreimal,
dagegen jene von Dalmatien und Oberkärnten (Villach, Baiern, Tirol,
Klagenfurt) zweimal wöchentlich in Laibach ankamen und abgingen.
Von Triest bis Laibach kostete ein Passagierplatz 20 Frs. 68 Cs., von
Laibach bis Franz 10 Frs. 34 Cs., von Laibach bis Kostainiza 36 Frs.
55 Cs. ; dazu kam die Gebühr für die Postillone pr. Station mit 26 Cs.
und ausserdem ,1a retribution convenable aux postillons.'
Das MunicipcUwesen war durch das Organisationsdecret nach
dem Muster des französischen Reichs geregelt, mit Maires und Ad-
juncten als öffentlichen Functionären (Fonctionnaires publics municipaux)
und Municipalräthen^ deren Zahl sich nach der Bevölkerung richtete.
Die Budgets der Gemeinden mit weniger als 10,000 Frs. Einkommen
wurden vom Generalgouverneur nach dem Antrage des Intendanten
festgesetzt, jene von höherem Einkonmien unterlagen der Geneh-
migung des Staatsrathes in Paris. Die Ernennungen der Maires von
Laibach, Triest, Zara, Ragusa, Karlstadt hatte sich der Kaiser vor-
behalten. Mittlerweile übertrug der Generalgouverneur Bertrand mit
Arrete de dato Triest 13. Januar 1812 die Gemeindeverwaltung Lai-
341
bachs provisorisch einer Commission, bestehend unter dem Vorsitze
des Baron Codelli (Le Sieur Codelli, ancien pr^sident du cercle) aus
nachbenannten Mitgliedern: Pagliarucci, Dr. ßuss, Kaufmann Primiz,
Dr. Rosmann, Kaufmann Jager, Frörenteich, Rudolf, Candutsch, Josef
Alborghetti, Nikolas Recher, Pessiak sen.. Lederwasch, Kuck, Dr. Pfandl,
Josef Wagner, Buchhändler Korn, Aichholzer, Mulle, ZhebuU, Wursch-
bauer, Malitsch, Savinscheg Vater, Valentin, Vogou. Vier dieser Mit-
glieder mit dem Präsidenten versahen die Amtshandlungen -des Maires
und seiner Adjuncten, die übrigen 20 bildeten den Ausschuss und
versammelten sich in besonderen, vom Mairiegesetz ihnen vorge-
zeichneten Fällen. Infolge kaiserlichen Decrets vom 24. März 1812,
gegeben im kaiserlichen Palaste des Elysee in Paris, erfolgte endlich
am 4. Mai 1812 die Installation der Mairie von Laibach, die aus dem
Freiherrn von Codelli als Maire, dann aus vier Adjuncten und 20 Mu-
nicipalräthen bestand. Adjuncten waren: Anton Rudolf, Handels-
mann; Sigmund von Pagliarucci, Besitzer; Dr. Johann Rosmann, Ad-
vocat; Georg Mulle, Handelsmann. Zu Municipalräthen wurden er-
nannt: Joh. Bapt. Jager, Leopold Frörenteich, Kaspar Candutsch,
Josef Alborghetti, Niklas Recher, Michael Pessiak, Niklas Lederwasch,
Michael Kuck, Dr. Jakob Pfandl, Apotheker Josef Wagner, Buchhändler
W. H. Korn, J. B. Aichholzer, Franz Zhebull, Josef Wurschbauer, An-
dreas Malitsch, Josef Savinscheg, Franz Valentin, Leonhard Vogou,
Fra^z Galle, Thomas Dreo. Die französische Verwaltung betraute die
Mairien mit einer neuen wichtigen Function, die Führung der Civü-
Standsregister (Geburten, Trauungen, Todesfälle) wurde ihnen über-
geben. ^ In Hinsicht auf Ehesachen wurde mit Erlass des bischöflichen
Ordinariats vom 1. Dezember 1811 kundgemacht, das österreichische
Ehepatent werde durch Einführung der französischen Gesetze in Uly-
rien vom 1. Januar 1812 an ausser Kraft gesetzt, und in Hinkunft
habe der Seelsorger nur jenen die kirchliche Einsegnung zu ertheilen,
welche erweisen könnten, dass sie ihren Ehevertrag vor dem Civil-
beamten geschlossen. Die Eheschliessung auf der Mairie wurde durch
Trommelschlag verlautbart, und die Eingehung des Civilcontractes
* Indessen verfugte das Gouvernement, dass dort, wo die Maires zur Führung
der Register nicht geeignet wären, die Pfarrer das Geschäft fortsetzen sollten. Erst
zu Ende August 1812 wurden alle Tauf-, Trau- und Storbebücher . der Pfarrämter
an die Mairien abgegeben. Das Ordinariat hatte übrigens der Curatgeistlichkeit
die Weisung ertheilt, ihrerseits fortan die Tauf-, Trau- und Sterbefälle vorzumerken,
was die Regierung geschehen liess.
342
überhob die Verehlichten, wenn es in ihrem Wunsche lag, jeder kirch-
lichen Ceremonie.
Als Geschäflssprache wurde in allen liairien das Französische
eingeführt, wie es überhaupt als VertcaUungssprache galt ; thatsächlicb
fand es bald überall Eingang, die Mairien der kleinsten Gebirgsdörfer
correspondirten mit den Behörden in dieser Weltsprache.
Die neue GericUsorganisation setzte als unterste Instanz Frie-
densrichter (juges de paix) ein, welche in Streitsachen bis 100 Frs.
Recht zu sprechen, auch darüber hinaus Vergleiche abzuschliessen
berechtigt waren, andernfalls aber die Streitsache im Wege des kaiser-
lichen Procuratoi*8 an den Gerichtshof erster Instanz zu leiten hatten.
Die Anzahl der Friedensrichter wurde in Uebereinstimmung mit der
Anzahl der Gantons auf 21 festgesetzt und später mit dieser auf
23 vermehrt. Im Jahre 1812 erschien in Laibach eine ,SamniluDg
der Formularien für Friedensrichter, deren Greffiers und Huissiers,
zusammengetragen aus den besten Commentaren der Civilprocedor^,
im Drucke. Gerichte erster Instanz (Tribunal de premiere instance)
wurden für die Städte Laibach, Neustadt], Lienz, Fiume, Karlstadt,
Görz, Zara, Spalato, Ragusa und Cattaro mit je einem Präsidenten, zwei
Käthen (Richtern), drei Supplenten (Substituten), einem kaiserlichen
Procurator und einem Actuar decretirt. In Neustadtl trat nie ein
Gericht erster Instanz ins Leben. Diesen Gerichten waren alle Civil-
rechtsfälle zugewiesen, welche nicht vor die Friedensrichter gehörten
und fand gegen ihre Beschlüsse kein Recurs statt, wenn es sich um
keinen höheren Betrag als 1000 Frs. Kapital oder 50 Frs. Rente
handelte- Die Gerichte erster Instanz entschieden auch im Berufungs-
wege über die Urtheile der Friedensrichter. Die Criminalgerichts-
barkeit stand ebenfalls den Gerichten erster Instanz zu, insoweit sie
nicht in den Wirkungskreis der Prevotalhöfe und Kriegsgerichte gehörte.
Erstere, für jede Provinz mit dem Sitze im Hauptorte derselben,
jedoch im Nothfalle auch mobil, bestanden aus einem Grand-Prevot,
aus dem Präsidenten und dem ältesten Richter des Gerichtshofes erster
Instanz und drei Beisitzern vom Militär, mindestens mit dem Capi-
tänsrange. Für Krain war ein Gensdarmerie-Oberst als Grand-Prevot
bestimmt, für die übrigen Prevotalhöfe Schwadrons - Chefs als Präsi-
denten. Beim Prevotalhöfe fungirte auch der kaiserliche Procurator
und der Greffier der ersten Instanz. Gegenstand dieser Gerichte
waren : Empörung mit bewaffneter Hand, Zusammenrottung, auch ohne
Waffen, Strassenraub , Münzfälschung, Mordthaten mit bewaffneter
Zusammenrottung oder auf der Landstrasse. Gegen die Urtheile der
343
Prevotalhöfe gab es keinen ßecurs. Die Kriegsgerichte erkannten
über Falschwerber und Kundschafter ohne Unterschied, Zusammen-
rottung, Frevel gegen die Sicherheit und Ruhe der Provinz, Ver-
führung zu Treubmch oder Widerspenstigkeit gegen die Regierung,
wenn diese Verbrechen von Ausländern verübt wurden. Appdlhöfe
stellte das Statut von 1811 in Laibach, Zara und Ragusa auf, und
zwar in Laibach mit einem Präsidenten, einem Vicepräsidenten, acht
Richtern, vier Supplenten, einem kaiserlichen Generalprocurator, einem
Substituten desselben und einem Greffier (Gerichtsvollzieher). Der Appell-
hof war in zwei Senate getheilt. Der Generalgouverneur, der General-
intendant und der General -Justizcommissär konnten den Vorsitz im
Appellhofe einnehmen. Als Berufungsinstanz fungirte auch der Meine
Bath (Petit conseil), aus dem Generalgouverneur, dem Generalinten-
danten, dem Justizcommissär und zwei Räthen des Appellhofes be-
stehend; an ihn ging die Beschwerde gegen die Urtheilssprüche der
Gerichte erster Instanz und der Handelsgerichte, dann gegen die
Beschlüsse der Appellhöfe in Civilsachen. Als Specialgerichte fungirten
noch Handelsgerichte in Laibach, Triest, Fiume, Ragusa mit je einem
Präsidenten, vier Richtern, zwei Supplenten und einem Actuar. Ihr
Wirkungskreis ging bis 1000 Frs., darüber hinaus hatte der Appell-
hof zu entscheiden. Zu Richtern des Handelsgerichtes wurden ß[auf-
leute, die mindestens fünf Jahre bereits selbständig Handelsgeschäfte
betrieben, ernannt. Als Gerichtssprache war die französische erklärt,
daneben jedoch auch die deutsche und die italienische mit dem Bei-
satze gestattet, dass die Parteien oder Advocaten stets eine, von
einem beeideten Dolmetscher verfasste französische Uebersetzung bei-
zubringen hatten. Als AmtsMeidung war dem Richter bei den Frie-
densgerichten und den Gerichtshöfen erster Instanz die schwarze,
beim Appellhofe die scharlachrothe Toga vorgeschrieben.
Advocaten waren für ganz Krain 21 bestellt, von denen 16 Ein-
geborne waren. Notare gab es nicht weniger als 54, und zwar je
23 für die Districte Laibach und Neustadtl und 8 für den District
Adelsberg. Die Notariatskammer für Krain (»Chambre des Notaires de
la Province de la Camiole'), welche in Laibach in einem mit dem
Bildniss des Kaisers Napoleon geschmückten Locale des ersten Stockes
des dem Notar Dr. Andreas Repeschitz gehörigen Hauses am Alten
Markt Nr. 16 ihren Sitz hatte, bestand aus einem Präsidenten, einem
Syndicus und einem Secretär.
Der französische Code penale wurde mit kaiserlichem Decret vom
1. November 1811 in ganz Illyrien mit Ausnahme von Miütärkroatien,
344
dessen alte Einrichtungen über Ratb des Marschalls Marmont sorg-
fältig geschont wurden, in Kraft gesetzt.
Die Ernennung der Mitglieder des Appellhofes in Laibach er-
folgte mit kaiserlichem Decret vom 14. September 1811. Es waren
dies folgende:
Erster Präsident: Spalatiniy früher Bath beim Appellhof in Dalmatien,
Präsident des Civil- und Griminaltribunals von Zara. Präsident : Pepeu, Ad-
vocat und Procureur, Fiscal beim Provinzial-Civiltribunal in Triest Richter:
1. Kupferschein, Bichter am Civil- und Criminaltribunal in Triest; 2. Giselon,
Advocat am Appellhof von Biom; 3. Celebrini^ Assessor am Handelsgericht
in Fiume; 4. Alborghetti, Bichter am Civil- und Criminaltribunal in Triest;
5. Repitsch, früher Civil- und Criminalrichter in Pisino; 6. Rupert, kaiser- (
lieber Procurator ,pres le tribunal des nobles' in Laibach; 7. Busan, erster
Bichter des zweiten Arrondissements von Civilkroatien ; 8. Seheuchenstuhl
(ScheickenstuU), Bath am Tribunal des nobles.
Suppleans: 1. Graf von Auersperg, fils d'un President du tribunal des
nobles; 2. Lusner, ancien Advocat in Laibach; 3. Hehkenschein, ehemaligeT
Kreishauptmann (capitaine du cercle) ; 4. Josef Kokail, Bürgermeister und Ex-
Präsident des Tribunals der ersten Instanz in Laibach.
Procureur g^neral: Pierre Bruno Desclaux, Advocat beim Cassations-
hofe, Generalsecretär des Justizcommissariats. Substitut desselben: Anton
Callan, Advocat.
Greffier: Sigmund Gandini, Secretär beim Tribunal des nobles.
Für das Tribunal in Laibaeh wurden ernannt:
Präsident: Anton Zenker y Bichter am Tribunal des nobles.
Riehter: Gogala, Laurin.
Suppleans: die Advocaten Josef Vogou, Lukas Rwss (Russ?) und
Wurzbach.
Kaiserlicher Procurator: Ernst Bosmann, Bannrichter von' Krain.
Greffier: J. Bapt. Pollak, Advocat.
Für das Handelsgericht in Laibach vollzog die Ernennungen
Generalgouverneur Bertrand am 29. November 1811, wie folgt:
Präsident: Anton Damian, Banquier und Kaufmann in Laibach.
Richter: 1. Jean Jager, 2. Leopold Frörenteich, 3. Anton Primiz,
4. Nikolaus Gaspazoti (Gasperotti ?), Kaufleute.
Suppleans: Simon Leposchitz, Franz Gallo, Kaufleute.
Greffier: Gagliardo fils, Beamter beim General- Justizcommissariat.
Mit kaiserlichem Decrete vom 14. Januar 1813 erfolgten folgende
Veränderungen :
345
L Am Appellhof in Laibach:
Präsident Pepeu zum President assesseur da Commissaire G^n^ral de
justice. Benoit d' Auersperg suppl. zum Eichter (juge) mit Nachsicht der
Verwandtschaft als beaufrere des Glreffier. Ant. Callan, Substitut des General-
procurators, zum Bichter (juge); Ernst Rosmann, kais. Procurator bei dem
Gerichtshof erster Instanz in Laibach, zum Eichter (juge) ; CriuelUa (?), Ad-
vocat im ,Petit conseil* als juge suppl. anstelle Auerspergs; Paglioni fils,
Advocat in Turin, zum Substitut des Generalprocurators, ,assesseur du Com-
missaire General de justice' ; Jean B. de Angelis, ehemals Eichter am Civil-
und Oriminaltribunal in Triest, zum Sustitute ordinaire des Generalprocu-
rators.
IL Am Tribunal erster Instana in Laibach. >
Josef VogoUy Advocat, juge suppl. dieses Tribunals, erhielt die Stelle
des Präsidenten (erledigt durch den Tod des Herrn Zenker) ; Mathieu Laehainer,
Eichter am Tribunal der ersten Instanz in Görz, zum Eichter (juge); Wenzel
Gandini, zum Eichter (juge) ; Jean Rosmann, Advocat, Adjunct des Maire von
Laibach, als suppl. Eichter an die Stelle Vogou's; Andre X. Repesehitz, Ad-
vocat , als juge suppleant an die Stelle Wurzbachs ; Max. Wurzbach , Ad-
vocat, suppl. Eichter des Tribunals, als kaiserl. Procurator an die Stelle
Eosmanns.
Zu Advocaten im Petit conseil des Gouverneurs wurden mit
Arrßte vom 6. Juni 1812 die Herren Russ, Vogou, Wurzbach, Crivellia
und Colugnati berufen.
Am 30. Dezember 1811 erfolgte die feierliche Installation des
Appellhofes in Laibach,
Sämmtliche neuernannte Glieder des Appellhofes versammelten
sich in dem Hauptsaal (principale salle) des Justizpalastes (palais de
justice), welcher für die Sitzungen des Hofes bestimmt war.
Baron Coffinhäl^ Ritter des Ordens der Ehrenlegion, Rath des
Cassationshofs , Generalcommissär der Justiz in Illyrien, begab sich
von seinem Hotel unter Begleitung eines Cavalleriedetachements in den
Justizpalast (Landhaus).
Im Palast angekommen, empfing ihn eine Deputation des Appell-
hofes, und er betrat den Saal unter Vortritt der dienstthuenden
Huissiers.
Die Sitzung wurde, nachdem Coffinhal auf dem für ihn bestimmten
Sitze Platz genommen, in Gegenwart des Generalintendanten Chabrol^
des Mr. Las Gases , Präsident, und der Glieder der Liquidationscom-
mission, des Intendanten de la Moussaye und der vorzüglichsten
Autoritäten der Stadt eröffnet. Dann gab der Generalcommissär
346
Befehl zur Verlesung des Decrets, betreffend die Ernennungen der
Mitglieder des Appelhofes.
Darauf wurden die bisher an der Barre aufgestellten Mitglieder
des Appellhofes nach der Reihe durch einen der Audienzhuissiers vor-
gerufen und zur Eidesleistung zugelassen ; jedes von den Mitgliedern,
das Parquet betretend, sagte mit lauter Stimme die Eidesformel her:
,Ich schwöre Gehoi-sam den Gesetzen des Kaiserreiches und Treue
dem Kaiser/ |
Der Generalcommissär gab der Reihe nach Jedem Act von seinem
Eid und liess ihn auf dem Richtersitz Platz nehmen.
Darauf hielt derselbe eine Ansprache, in welcher er den ehe-
maligen Unterthanen Karls des Grossen den Vortheil darlegte, unter
den Gesetzen des grossen Napoleon zu leben, des grössten seiner
Nachfolger, gleichzeitig hochherziger Triumphator, grosser Gesetz-
geber und Politiker, der allen seiner Regierung unterstehenden Län-
dern seine Macht durch grosse Wohlthaten gegen die Menschheit und
durch, seines unsterblichen Genies würdige Einrichtungen bewiesen
habe. Dann wendete er sich an die Magistrate, in deren Hut Leben,
Ehre und Eigenthum der Völker gestellt sind, und schloss, dass er
sich glücklich schätze, zu dem Glücke der Provinz haben beitragen
zu können, indem er als Glieder des Appellhofes Männer vorschlug,
welche in der öffentlichen Achtung durch ihre Einsicht, ihre Sitten,
ihre Unbestechlichkeit, ihre Intelligenz und ihre Erfahrung eine so
hohe Stufe einnehmen.
Der Präsident hielt sohin eine Dankrede, und! der Generalpro-
curator machte den Schluss, indem er auf die von dem Kaiser den
Illyrischen Provinzen erwiesenen Wohlthaten und die Vortheile der
neuen Organisation hinwies.
Hierauf erklärte der General-Justizcommissär den Appellhof als
installirt und hob die Sitzung auf.
Ueber den ganzen Vorgang wurde von Baron Coffinhal und
Secretär Fournier ein Protokoll aufgenommen.
Infolge der französischen Gerichtsorganisation sollte auch die
Landtafel aufgehoben werden. Der Inspector Franz Alborghetti er-
stattete aber einen eingehenden Bericht über diese alte und bewährte
Institution, infolge dessen dieselbe beibehalten wurde.
Das fürchterliche Todeswerkzeug der Revolution, die GuiUotine^
kam in unserem Vaterlande glücklicherweise nicht in Anwendung. Es
wurde zwar in Laibach (1812 oder 1813) in der Nähe der Schiess-
stätte behufs einer Execution aufgestellt, aber der arme Sünder starb
847
in der Nacht vor dem Hinrichtungstage. Ein abgeschmacktes Gerücht
erzählte, die Krainer hätten dem Delinquenten, ihrem Landsmann, Gift
beigebracht, um seine Person und das ganze Vaterland von dieser
Schmach zu retten.
Mit 1. Januar 1812 trat auch in lUyrien das französische Con-
scriptwnssystem in Wirksamkeit. Der Generalintendant ersuchte den
Bischof, dasselbe durch die Geistlichkeit möglichst unterstützen zu
lassen. Auf Krain entfiel ein Contingent von 1100 Mann. Indessen
war bereits im Jahre 1811 ein illyrisches Regiment in vier Bataillonen',
ungefähr 4000 Mann stark, unter dem Commando des Obersten Che-
. valier Schmitz, der am 31. März in Paris den Eid ablegte, abgestellt
und nach Italien geschickt worden. Am 12. März war bereits mehr
als die Hälfte gestellt. Die Conscribirten mehrerer Kreise, darunter
jener von Neustadtl, stellten die Bitte, ohne Gensdarmerie-Escorte mar-
schiren zu dürfen, und kein einziger desertirte; gegen widerspenstige
Conscribirte erkannten die Gerichte erster Instanz auf Geldstrafen'
von 500 Francs und ,besondere Züchtigung' durch die Militärbehörde,
worunter wir jedoch nicht die bei dem französischen Militär nicht
geltende Prügelstrafe zu verstehen haben. Die Zahl dieser Rekru-
tirungsflüchtlinge war nicht bedeutend, wir finden erst im Oktober
1812 44, und im Februar 1813 91 solche Refractaires verurtheilt.
In der geistlichen Verwaltung Krains trat durch die französische
Herrschaft in Bezug auf den Umfang der Diöcese insoferne eine Aende-
rung ein, als das Dekanat Weissenfeis mit den davon abhängigen
Pfarren zur Erzdiöcese Udine geschlagen, dagegen aber der Villacher
Kreis und die drei Tiroler Cantone (166 Pfarren mit 125,494 Seelen)
dem Laibacher Bisthum zugewiesen wurde, welches somit im Beginne
des Jahres 1813 im ganzen 410 Pfarreien mit 491,114" Seelen zählte.
In der zweiten Hälfte des Jahres 1811 trat dfe französische Verfassung
hinsichtlich der Seelsorgerdotirung ins Leben, es gab hiernach Pfarren
ersten, zweiten und dritten Ranges mit 1000, 900 und 700 Francs
Staatsbesoldung und unentgeltlichem Genuss eines Pfarrhauses und
Gartens, wofür die Gemeinde sorgen musste. Cooperatoren, Kapläne,
Hilfspriester, überhaupt alle Geistlichen niederen subordinirten Ranges
(Desservants) waren mit ihrem Unterhalte an die Gemeinden gewiesen.
Mit 1. Januar 1812 wurde der französische Kalender eingeführt, und
die katholischen Feiertage, ausser den Sonntagen, auf vier beschränkt.
Dies waren der Christtag, die Feste Christi und Maria Himmelfahrt,
zugleich Napoleons Geburtsfest, dann Allerheiligen. Der Neujahrstag
war als Civil- oder Nationalfest tolerirt. Obwohl nun an den abge-
348
schafften Feiertagen kein feiertäglicher Gottesdienst mehr abgehalten
wurde, besuchte doch das Volk auch an diesen Tagen die Kirchen
so fleissi^ wie vordem und enthielt sich von der Arbeit, selbst der
Handelsstand hielt an solchen Tagen seine Kaufläden gesperrt, und
niemand brachte etwas zu öffentlichem Verkaufe. Ein officieller Fest-,
tag war der Napoleonstag (15. August), der zugleich als Erinnerungs-
tag an die Wiederherstellung der Religion durch Napoleon gelten
sollte und deshalb auch kirchüch gefeiert werden musste.
Wir finden die Geistlichkeit von Krain während der Dauer der
französischen Herrschaft im besten Einvernehmen mit den weltlichen
Behörden. Bischof Kautschitsch, dem noch im Juni 1813 der Orden
der Ehrenlegion verliehen wurde, war ein eifriger Seelenhirt und er-
freute sich des Beistandes zweier tüchtigen Kräfte : des Notars Anton
Aloys Wolf, unseres späteren Fürstbischofs, und für die französischen
Geschäftsverhandlungen des Andreas Meschutar, der später als Sec-
tionschef im Ministerium für Cultus und Unterricht ehrenvoll wirkte
und im Jahre 1865, 15. Dezember, in Baden bei Wien starb.
8. Schule nnd Bibliothek. Vodnik nnd Ch. Nodier. Die slovenische Literatur und
die französische Fresse. Handel und Gewerbe. Beformen im Unterthansverhältniss.
Landwirthschaft. Freimaurer. Statistisches.
Mit dem Beginne des Schuljahres 1811/12 ergaben sich mehrere
Aenderungen im Schidwesen : Die Centralschule ward in eine jÄkade-
mk^ umgewandelt, mit einem theologischen, juridischen, medizinischen
und philosophischen Kurse; aus dem Gymnasium ward ein ^Lyceum^
mit zwei Grammatical- und zwei Humanitätsklassen. Der philosophi-
sche Jahrgang wurde mitunter zum Lyceum gezählt, insbesondere die
Rhetorik wurde als die höchste Klasse des Lyceums betrachtet. Die
Gymnasien in Neustadtl und Adelsberg wurden Cöllegien benannt; jenes
bestand in diesem Jahre aus einer Humanitäts- und der dritten Gram-
maticalklasse. Alle übrigen Schulen wurden in Primärschtden um-
gestaltet. Für Lyceum und Akademie in Laibach wurde ein Schulgeld
von 12 Frs., für die CoUegien von Neustadtl und Adelsberg mit 3 Frs.
eingeführt. Mit Decret des Generalgouverneurs vom 12. November
1811 wurde der Personalstand der höheren Unterrichtsanstalten in
Krain wie folgt festgesetzt: .
Laibaeh, Akademie:
Walland, Professor der Moral und Kirchengeschichte.
Raunieher^ Professor der Dogmatik und heiligen Schrift.
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Dolliner, Institutions civiles und Code Napoleon.
Melzer Anton, Anatomie und Physiologie.
Melzer Anton, Chirurgie und Geburtshilfe.
Schmidt (?) Pathologie und Klinik (mit Arret^ vom 29. Mai 1812 kam
an seine Stelle Sieur Jeuniker).
Kersnik, Physik und Chemie.
Hladrdky Naturgeschichte und Botanik.
Gunz, transcendentale Mathematik.
Kos, Philosophie.
Laibaeh, Lyceum.
Peesenegger, Latein und griechische Literatur. «^
Chawrag, französische Literatur und Greschichte.
^ Vodnik, zweites Jahr der Humanität.
Eisler^ erstes Jahr der Humanität.
Doller, zweites Jahr der Grammaük.
Dellak, erstes Jahr der Grammatik.
Kalister, Elementar-Mathematik.
Kunst- und Ge^verbeschule in Laibaeh.
Ein Instructeur menuisier.
Ein Instructeur serrurier. »
Gratification (von 200 Frs.) für die Professoren des Zeichnens und der
Architektur der Primärschulen.
CoUegium Neustadt (Neustadtl).
Mavermayer, (?) Director und Professor der Humanität und der fran-
zösischen Sprache.
KosehücMch^ (?) Professor der Grammatik und Mathematik.
Collegium Adelsberg.
Magaina, Director und Professor der Humanität und Mathematik.
Schutz, Professor der Grammatik und der französischen Sprache.
Vodnik war im Jahre 1811 nicht mehr Gymnasialdirector, son-
dern Lehrer der zweiten Humanitätsklasse, der Director der Akademie
(Proviseur) besorgte auch die Leitung des Lyceums. In diesem Jahre
verfasste Vodnik für die Elementarschulen, in denen nach dem Unter-
richtsstatut das Slovenische Unterrichtsspracjie sein sollte, seine ,Pis-
menost äli grammatika za perve äole*, für das Gymnasium aber, an welchem
das Slovenische als Unterrichtssprache nicht ausgeschlossen war, über-
setzte er ,L'Homonds Elemens de la Grammaire fran9aise' ins Slovenische
(,Po($etek grammatike, to je pismenosti francoske, gospoda Lhomonda*). Auch
850
den französischen Katechismus übertrug er ins Slovenische (.Kersansbi
nauk za Ilirske de2ele, vzet iz katekizma za vse cerkve francoskega cesarstva').
Die französische Regierung decretirte übrigens keine Unterrichtssprache
für die höheren Schulen. Sie betrachtete dieselbe als Mittel zum Zwecke
und überliess ihre Wahl den Lehranstalten. Am Gymnasium wurde
nur Grammatik und die biblische Geschichte den Schülern in slo veni-
scher Sprache vorgetragen,, die Vortragssprache in den übrigen Gegen-
ständen blieb die deutsche, welche es auch in den Humanitätsklassen
und am Lyceum war, mit Ausnahme der Physik, Eloquenz und Ge-
schichte, welche Gegenstände in französischer Sprache gelehrt wurden.
Aus der slovenischen Sprache wurde weder geprüft noch klassificirt.
Die Leitung der Primärschulen und der Gewerbeschule führte
Vodnik noch fort. Im Jahre 1812 wurde die städtische Primarschule^
wieder auf vier Klassen gebracht, und der Inspector ordnete an, dass
in der dritten und vierten Klasse auch das Slovenische neben dem
Französischen und Deutschen zu lehren sei. Vodniks Grammatik war
hier bereits als Schulbuch eingeführt und Vodnik schrieb in diesem
Jahre (1812) noch eine ,Abeceda ali Azbuka* für die Primärschule. Die
Gewerbeschule ging jedoch in diesem Jahre ein, vielleicht infolge der
unregelmässigen Gehaltszahlung, — Vodnik erhielt seine Gehaltsrate
für August und September 1811 erst am 17. März 1812.
Die allgemeine Einführung des Französischen als Geschäfts- und
Unterrichtssprache konnte nicht ohne allen Einfluss auf die heran-
wachsende Generation bleiben, welche sich mit dieser Weltsprache den
Weg zu allen Staatsämtern und Berufsarten eröifnet sah. Die fran-
zösische Regierung versäumte auch nicht, die Anfänge der Französi-
rung durch öffentliche Acte zu ermuthigen: Am 25. August 1812 wurde
mit der Feier des Jahrestages der Kaiserin die Preisvertheilung im
Lyceum verbunden, welche um 2 Uhr nachmittags im Beisein des
Generalgouverneurs und der Chefs der Civil- und Militärautoritäten
stattfand. Es wurden zwei Festreden gehalten, lateinisch und franzö-
sisch. Die lateinische handelte vom Einfluss der Wissenschaften, die
zweite, in französischer Sprache vom Generaünspector Zelli gesprochen,
erörterte die grossen Absichten des Kaisers in Bezug auf den Jugend-
unterricht, die er mitten unter dem Geräusche der WalBFen durch-
geführt und durch die Stiftung der kaiserlichen Universität für immer
befestigt habe. Darauf vertheilte der Generalgouverneur selbst unter
Begleitung von Fanfaren den Schülern die Preise, bestehend in den
besten französischen Klassikern, als ,Lohn der ersten Bemühungen in
dem Studium der neuen Sprache ihrer Heimat,^
851
Wenn die französische Regierung bei allem entschiedenen Fest-
halten an der Herrschaft ihrer Sprache andererseits die nationale
Empfindlichkeit der neuen Unterthanen klugerweise schonte, der
Landessprache zum ersten male einen Platz in der Volksschule an-
wies und sie auch am Gymnasium als Unterrichtssprache nicht aus-
schloss, so konnten wohl in dem Geiste desjenigen Mannes, dessen An-
regung ohne Zweifel die Regierung bei der Pflege der Landessprache
gefolgt war, stolze Träume künftiger Grösse des neuen Illyriens sich
regen. War ja doch Vodnik zugleich patriotischer Slovene, Geschichts-
schreiber und Poet. In einem Momente, wo der neue Beherrscher
Illyriens auf dem Zenith seines Ruhms stand, als Bundesgenosse Oester-
reichs, an der Seite einer österreichischen Prinzessin, des theuersten
Unterpfandes künftiger Freundschaft, stieg im Geiste des Dichters das
Bild Illyriens empor in seiner einstigen Grösse und in der gehoflften
glücklichen- Fortentwicklung unter dem Schutze des mächtigen Napoleon,
und er sang seine Hymne auf das ,wiedererweckte Illyrien', welche
er seiner slovenischen Grammatik für die Primärschulen (,Pismenost')
Vordrucken Hess.
Das Regierungsblatt ,Telegraphe oflficiel' brachte in seiner Num-
mer 61 vom 3L Juli 1811 im localen Theile (,Provinces Illyriens*) fol-
gende Notiz:
,Le petit recueil de poesies camioliennes publik par M. TAbbe Vodnik,
Directeur du Gymnase de Laybach (Pesme sa poküshino, Laybach chez Jean
Eetzer, 1806. On peut en trouver des exemplaires chez Tauteur aux ecoles
publique»: Prix 50 Centimes) contient, an jugement de tons le gens de goüt
qui possedent la langue illyrique les meillenrs morceanx de po6sie, qui aient
6i6 compos^s dans le dialecte carniolen. L'Abbö Vodnik vient de faire paroitre
au devant d'une grammaire camiolienne k Tusage des öcoles primaires que
nous nous räservons d'annoncer aVec dötails (Pismenost ali Gramatikä sa Perve
sbole. Laybach chez Leop. Eger 1811.) une ode nouvelle on il peint rillyrie
renaissant ä la voix de FEmpereur Napoleon. Nous croyons faire plaisir k nos
lecteurs en inserant ici cette piece et la version litterale que Tauteur lui-
ni§me en a donnee en latin. Le style de la pi^ce originale est, au jugement
des epnoisseurs plein de mouvement et d'energie. La version latine laissera
juger au moins du m^rite de la composition. L*auteur nous semble avoir ha-
billement recueilli tout les faits, tontes les circonstances propres ä, relever
Teclat du nom-illyrien. ,VAmour de la patrie respire dans chacun de ses
vers et c*est un feu saer^ qui eehauffe, anime la pi^ce entiere,'
Wir lassen nun den Text des Gedichtes im slovenischen Original
und in der für die Regierung, man möchte sagen, in usum Delphini
352
angefertigten lateinischen Version wortgetreu nach dem Abdrucke des
,T616graphe' hier folgen:
Xlirieu o
Napoleon rezhe:
Iliria vstan !
Ystsja, isdiha:
Kdo klizhe na dan?
vites dobrotni
Kaj Ti me budish?
Dash roko mogozhno,
Me gori dershish!
Kaj bodem Ti dala? —
Pogledam okrog
Islozhit ne morem
Skor svojih otrök.
Edo najde Metülo
In Terpo moj grad?
Emona, Skardona
Sta kömaj posnat.
Nasaj spet junake
Edo bode mi dal,
Ei jih se Spartanski
Je vajvoda bal?
Od nekdaj sneshniki
So najina last
Od tod se je nasha
Raslögala zhast.
Je Galian hraber
Na Padu pred njim
Dorashen je trosel
y osi^ju se Bim.
She mozhen na moija
Ilirjan je bil,
E' se ladie tesat
Je Kimiz vazhil.
Pozhasi pa Bimiz,
Na vojsko ravnä
Se morja navaja
Preraaga obä.
Shiroko rasgraja
Per sedem sto let,
AI sprave sosednje
Ni hotel imet.
Od seveqa pride
Nad njega vihär,
Nevredne gospode
Is vishkiga vdar'.
33L i TT 1 e ZI a..
Sdaj Branzi in Gotje
la Nemzi slove
Ilir pa v' tamnize
Posablene gre.
Dva sedem sto sonzov
Sarasha ga mah,
Napoleon trobit
Vkashe mu prah.
Uirsko me klizhe
Latiniz in Grek»
Slovensko me pravio
Domazhi vsi prSk.
Dobrovzhan, Eotoran,
Primoriz, Gorenz,
Pokopjan po starim
Se sove Slov6nz.
Od perviga tukaj
Stanuje moj rod,
Zhe ve kdo sa drajga
Naj rezhe, odköd?
S Bilipam in Sandram
So jmeli terd boj
Latinze po mokrim
Strahval je njih roj.
Svelizhana bodem
Savupati smem,
Godl se eno zhudo
Naprej ga povem,-
Buh stopa v' Slovenze
Napoleonov,
En sarod poganja
Prerojen ves nov.
Operto eno roko
Na Galio imam,
Ta drugo pa Grekam
Priasno podam.
Na Grezie zhela
Eorinto stoji
Iliria v serzu
Europe leshi^
Eorintu so rekli:
Helensko oko
Iliria perstan
Europini bo.
353
Ill^TXisi reöLl-vl-va».
Napoleon dicit:
Ulyria surge!
Surgitat, snspirat:
Quis vocat in lucem?
heros benigne,
Num tu me excitas?
Porrigis manum potentem,
Me erectam sustines?
Quid tibi offeram?
Adspicio circum
Non possum discernere
Fere meas proles!
Quis invenit Metulum
Et Terpon meam arcem?
Emona, Scardona
Sunt vix agnoscendae.
Betro - iterum fortes
Quis mihi dabit
Quo8 Spartanus
Dux extimuit.
Ab antiquo Alpes
Sunt nostrum amborum peculium
Ab hinc nostra
Resonavit gloria.
Gallus est bello - strenuus
Ad Padum, prae illo
Adulta tremuit
In muris Boma.
Jam potens in mari
Illjrius fuit,
Quum naves asciare
Bomanus discerot.
Paulatim vero Bomanus
Bellum parat
Mari adsuescitat,
Vincit ambos.
Late grassatus
Circiter septem centum annos;
Ast concordiam vicinalem
Noluit habere.
Ab Aquilone venit
In eum turbo;
Indignos Caesares
Ab alto percutit
Jam Franci, Gothi
Et Germani, nominis
Fama - clarescunt ;
Ulyrius autem in tenebras
Oblivionis abit.
Bis Septem centum soles
Crescitat - super illo muscus.
Napoleon detergere
Jubet ei pulveres;
Illyriura eum vocat
Latinus et Graecus
Slovenos se dicunt
Indigenae onmes pcissim,
Bagusinus, Catarinus
Littoris accola, Carniolus-superior
Oolapianus more- antiquo
Se vocat Slovenum.
Ab origine hie
Colit ista gens ;
$ seit quis de alia
Dicat: unde?
Cum Philippe et Alexandre
IIIlb fuerunt dura bella
Latinos in udo metum-incutiens-
superabat
Ipsorum examen.
Magnificata ero
Gonfidere audeo ;
Fit quoddam miraculum,
Prae - illud - dico.
Spiritus intrat in Slovenos
Napoleonis ;
Progenies mihi pullulat
Begenerata tota tellus.
Unam manum innixam
In Galliam habeo;
Alteram vero Graecis
Amice porrigo
In Graeciae fronte
Corinthus sita est.
Illyria in corde
Europae jacet.
Corinthus fuit dicta
Graeciae oculus,
Illyria annulus
Europae fiel
23
354
Wie man sieht, unterscheidet sich der lateinische Text nicht» un-
wesentlich von dem Texte der Vodnikausgabe unserer ,Matica', aber
auch die Wiedergabe des slovenischen Textes ist eine nicht ganz ge-
treue. Man beachte vor allem die beiden in Cursivschrift gedruckten
Stellen: ^SlovensJco me pravio — Domazhi vsi prek' und im Latein:
^Slovenos se dicunt — Indigenae omnes passim/ Hier hat unser Vodnik
dem französischen Freunde einen kleinen Streich gespielt, für die
Landsleute blieb die nicht misszuverstehende Andeutung : ,Das ist unser
Land, Slovenien (Slovensko)S für den Franzosen musste es heissen:
,Wir heissen uns Slavenen.^ Das erstere konnte der französischen Re-
gierung nicht gleichgiltig sein, denn sie konnte nicht die Absicht hegen,
aus dem von Lienz bis Cattaro reichenden, deutsches, italienisches und
slavisches Blut (dieses letzte wieder in verschiedenen Schattirungen)
einigenden lUyrien ein Slovenenreich aufzubauen; dagegen hatte sie
nichts einzuwenden, wenn die slavischen Eingebornen Illyriens sich
Slovenen nennen wollten. Ohnehin war ja diese Behauptung weder
von Kroaten noch von Dalmatinern ratificirt. Aus dem allem ergibt
es sich aber auch bis zur Evidenz, dass Vodniks jedenfalls form-
vollendete, poetisch-schöne Hymne weniger eine Huldigung für Na-
poleon, als der schwärmerische Erguss nationalen Selbstgefühls, eine
,patriotische Phantasie' war, für welche man mit dem offenen, warm-
fühlenden, durch und durch edlen Poeten nicht ins Gericht gehen
kann. Wenn dieses vonseite der österreichischen Regierung nach dem
Abzüge der Franzosen geschehen ist und der arme Yodnik deshalb
in Zurücksetzung und Noth seine Tage endigen musste, so kann man
darin eben nur ein trauriges Symptom der auf die Befreiungskriege
gefolgten Reaction des Servilismus und der Demagogenriecherei er-
blicken, welche unser Dichter nach kurzem Begeisterungsrausche
vergeblich durch seine ,Illyria zveliöana' zu beschwören versuchte.
Die französische Presse der Illyrischen Provinzen, repräsentirt
durch ein einziges, noch dazu officielles Blatt, gewann an Bedeutung,
als ein Mann zur Redaction des ,Telegraphe' berufen wurde, dessen
Name in der linguistischen wie in der schönen Literatur gleich guten
Klang hat. Zu Besannen am 28. April 1780 geboren, hatte Charles
Nodier sich anfangs der romantischen Richtung zugewendet, war wegen
einer Ode gegen Napoleon als Royalist verfolgt, als Verbannter her-
umgeirrt, bis er im Januar 1813 von General Bertrand zum Biblio-
thekar in Laibach an Kallisters Stelle berufen und zugleich mit der
Redaction des ,Telegraphe' betraut wurde. Hier schrieb Nodier seinen
Roman ,Jean Sbogar' und bereicherte den bis dahin unbedeutenden
355
Illyrischen Moniteur mit interessanten Abhandlungen. Er zeigt sich
da z. B. als Feind des platten geistlosen Rationalismus, wenn er über
ein in Laibach unter officieller Aegide erschienenes Buch: ,Becueil
de droit et de preceptes de morale ä Tusage de la jeunesse des. Provinces
Ulyriennes, par N. A. Toumal (Ex-Polizeicommissär und Intendanzsecretär in
Görz) 1812 (Druckerei Sassenberg, 8**, XII. und 447 pp.) schreibt:-
Der Kritiker spricht sein Erstaunen aus, in einer so reichen Sammlung
von Grundsätzen der Moral keinen einzigen zu finden , der aus dem Eyan-
gelium entlehnt wäre. Auch der »Nachfolge Christi* hätte man nicht ver-
gessen sollen, eines Buches, von welchem der Philosoph Eontenelle sagte,
es sei das schönste Buch, das aus den Händen eines Menschen gekommen
seit dem Evangelium, das kein Menschenwerk ist. Hier sind wahre Schätze
von Moral, und einer einfachen Moral, einer Moral, die ftlr den Menschen
gemacht ist, die von allen Geistern begrifTen, von allen Herzen empfunden
wird, weil sie auf eine vollkommene Kenntniss unserer Mängel begründet
ist und nicht auf die stolzen Hypothesen menschlicher Philosophie. Welcher
Abstand von der göttlichen Weisheit, welche diese Werke inspirirt hat, bis
zum theatralischen Stoicismus, /u der pomphaften Selbstverleugnung (pom-
peuse abn^gation) eines Seneca, und vor allem zu der mürrischen Misan-
thropie, zu dem zänkischen und verächtlichen Ton (au ton hargneux et con-
tempteur) dieses traurigen La Eochefoucauld , der ein genialer Beobachter,
ein geistreicher Schriftsteller und vielleicht* ein praktischer Philosoph Avar,
der aber kein Moralist ist. Dagegen, meint der Kritiker, hätte Herr T.
nicht auf Confucius vergessen sollen, den einzigen Menschen, der eine Be-
ligion blos auf die Autorität der Vernunft gegründet hat; Plutarch, ' dessen
Stil jenen Charakter von Preimuth und Menschenfreundlichkeit (Güte, bon-
hommie) hat, der die Vernunft liebenswürdig macht; Epictet, den die Skla-
verei, die alles erniedrigt, nicht hindert, ein grosser Mensch zu sein, endlich
M. Aurel, der — noch ein grösseres Wunder (bien plus etonnant) — die
Weisheit auf den Thron setzt, den ein Tiber eingenommen. Wollte man
aber die modernen Schriftsteller benützen, so durfte man weder Montaigne
vernachlässigen, weit mehr originell als Seneca, selbst wenn er ihn zu
copiren scheint, noch Pascal, dessen Melancholie, aus dem tiefen Gefühl der
unglücklichen Lage des Menschen entspringend, den - caustischen Humor La
ßochefoucaulds soweit überragt, als das Genie den Geist ; noch la Bruyere,
der im Gegentheil mehr geneigt ist, sich an den Schwächen seiner Gattung
zu ergötzen, als über ihr Elend zu seufzen, glücklicher, wenn er auch nicht
weiser ist; noch Rousseau, den ein eigenthümliches Geschick mit den Irrthü-
mern der Sophisten verknüpfte, ohne ihn in ihre Projecte zu verwickeln,
und der alle Schwächen des Menschen hatte, um zu beweisen, was die Phi-
23*
356
losophen oin so grosses Interesse hatten, zu verbergen, das ist, dass sie
Menschen sind'.
Interessant ist auch die Parallele zwischen Frankreich und
Illyrien :
,Je ne crois pas qu*il seit un homnie qui, en quittant la France pour
rillyrie, n'ait cru revoir sa patrie, au moment oü il est entre dans les
Alpes Juliennes. II y a dans la physionomie, dans les moeurs, dans tout le
caractere national, je ne sais quelle conformite qui saisit le coeur; et si le
hazard la fait naitre au piod dos Alpes helv^tiques, cette conformite devient
plus frappante encore; eile s'etend aux sites, ati ciel, ä Tair mönie qu'il
respire, eile reproduit autour de lui toutes les harmonies de son berceaa.
II ne recontrera plus rien qui ne lui retrace une habitude, un sentiment,
une affection; et, si loin de la terre natale il croira retrouver ä chaque
pas cependant, sos bois, ses hameaux, ses compatriotes, ses freres/
Treffend werden die aus der Lage lUyriens hervorgehenden
Vortheile in Bezug auf Kultureinflüsse hervorgehoben:
,Un des grands avantages des Provinces Illyriennes, sous le rapport
de leur Situation et de leur figure geographique, c'est cette espece de com-
munaute qu'elles sont sur diff^rens points avec les plus helles literatures
du globe. Placees dans les temps anciens entre les deux terres classiques,
touchant d'un cöte au berceau d'Homere et de Tautre ä celui de Virgile,
elles jouissent d'une faculte unique dans les temps modernes. Leurs habitans
parlent la langue de Corneille, celle du Tasse et celle de Schiller et de
Wieland (!)/
Dieser denkwürdige Ausspruch findet sich im Feuilleton des ,Tele-
graphe officier Nr. 23 vom 21. Mai 1813, aus Anlass der Besprechung
eines italienischen Buches von Tantini, Pisa 1812, betreffend den
Stand der Wissenschaften in Deutschland.
Der ,Telegraphe* beschäftigte sich unter Nodiers Leitung mit
Vorliebe mit der Sprache und Geschichte der ihm sympathischen Süd-
slavenländer. Er fordert zu Beiträgen über die Statistik- lUyriens, zur
Fortsetzung der Arbeiten Scopoli's auf, er bringt Studien über illy-
rische, besonders morlakische Poesie, über das Studium der Landes-
geschichte, über Sprache und Bodenbeschaffenheit. Im Juni 1813
hatte Vodnik sein deutsch-slovenisch-lateinisches Wörterbuch der Voll-
endung nahe gebracht. In zwei Monaten sollte es erscheinen. Das
Regierungsblatt theilte im Feuilleton der Nummer 51 vom 27. Juni
den Prospect mit, dem eine Textprobe beigegeben war. Darnach
entstand das Werk aus 14,000 von Blas Kumerdey gesammelten Vo-
cabeln, dazu kamen durch Mithilfe der die Naturwissenschaft studi-
357
renden Schüler viele Namen von Fischen und Fossilien, 230 von Vögeln,
550 von Bäumen und andern Pflanzen; die andern waren aus ver-
schiedenen Quellen und aus dem Munde des Volkes gesammelt,
darunter 6000 technische Ausdrücke. Das patriotische Unternehmen
fand lebhaften Anklang, wir finden an der Spitze der Pränumeran-
tenliste- den Generalinspector Zelli und Charles Nodier. Aber es kam
der Krieg und mit ihm der trübste Schicksalswechsel für den streb-
samen Vodnik, und seine Arbeit blieb unvollendet und ungedruckt.
Im Gewerheivesen geschah durch die französische Regierung ein
wichtiger Schritt zur Hebung der Production unter dem Stachel der
Concurrenz. Die Zünfte wurden aufgehoben, volle Geiverbefreiheit
eingeführt. Dagegen litt der Handel fortan unter dem Continental-
system, am 11. Oktober 1812 wurden in Laibach confiscirte Waren
im Werthe von 45- bis 50,000 Frs. auf öffentlichem Platze in Ge-
genwart des Generalintendanten, der vorzüglichsten Civil- und Mili-
tärautoritäten und der Domänenbeamten unter grossem Zulaufe des
Volkes verbrannt.
Tiefgreifend und wohlthätig waren die Reformen auf dem Ge-
biete des ünterthanswesens. Der Unterthansverband wurde in Krain
gänzlich aufgehoben, die Urbarialleistungen unter die privatrechtlichen
Verpflichtungen eingereiht und alle Beschränkungen bezüglich der
Zerstückelung der unterthänigen Realitäten und der freien Verfügung
mit denselben hörten auf. Die blos persönlichen Roboten, wohin
namentlich die nach dem Robotpatente vom 16. August 1782 in jähr-
lich höchstens 12 Handtagen bestandene Robot der Innleute gehörte,
wurden ganz aufgehoben, alle übrigen Roboten aber durch das Orga-
nisationsstatut von lUyrien, Art. 252, als unbedingt ablösbar erklärt.
Durch die Einführung des französischen Civil- und Strafgesetzes und
infolge der Aenderungen im Staatsorganismus wurden die Dominien
jeder Jurisdiction enthoben, ihre ehemaligen Unterthanen erlangten
gleiche staatsbürgerliche Rechte mit ihren ehemaligen Herren, welchen
zur Einbringung grundherrlicher Forderungen nur der Civilrechtsweg
offen blieb. Zugleich mit der Einführung eines neuen, auf den josephi-
nischen Katastraldaten basirten Grundsteuerprovisoriums, nach welchem
der vormals unterthänige Grundbesitzer die auf sein Besitzthum ent-
fallende erhöhte Steuer ohne Rücksicht auf die darauf haftenden Gie-
bigkeiten zu leisten hatte, wurde die. früher bestandene 20percentige
Dominicalsteuer, welche von den Dominien für die rectificirten Bezüge
zu entrichten war, ganz aufgehoben, andererseits aber bezüglich aller
Urbarial- und Zehentschuldigkeiten der Fünftelnachlass angeordnet
858
(Arrfitä vom 16. Juli 1810), so dass die DomiDien fernerhin nur mehr
vier Fünftel der gedachten Schuldigkeiten zu fordern berechtigt blieben.
Auf dem Gebiete der Landtoirthschafi finden wir ein einziges
Beispiel patriotischer Thätigkeit, das von der um das Land so ver-
dienten Familie Zois ausgeht. Baron Karl Zois brachte im Jahre 1812
Merinoschafe aus den Schäfereien des Conte Dandolo von Varese
nach Krain.
Der einzige Verein zur Ausbildung reinen Menschenthums, ge-
ächtet und verfolgt in andern Staaten, fand eine Zufluchtsstätte in
lUyrien. Am 1. Februar 1812 wurde eine Freimaurerloge für lüyrien
in Laibach eröffnet, unter dem Titel: ,La R. D (Respectable löge)
Franco-IUyrienne, sous le titre distinctif des Amis du Roi de Borne et
de Napoleon^ Sie hatte ihren Versammlungsort im Bedoutengebäude,
dessen Fenster nach aussen bis auf eine kleine Oeflfnung zugemauert
wurden. Geistig begabte, in Wissenschaften und schönen Künsten
unterrichtete Männer waren am willkommensten, und es musste sich
jedes bemittelte Mitglied zu einer Aufnahmegebühr und zu jährlichen
Beiträgen verpflichten, aus welchen die Ausgaben der Gesellschaft
und die vielfachen Unterstützungen, die der Verein nach allen Seiten
spendete, bestritten wurden. Die Loge bezweckte, soweit es den
Brüdern bis zum zweiten Grade bekannt war, rein menschliche Vollen-
dung in Tugend und Geselligkeit anzustreben und damit kunst-
sinnige Weisheit zu verbinden, weshalb auch den Brüdern bei der
Aufnahme in die Loge zur Pflicht gemacht wurde, stets Männer von
Ehre und Bechtschaffenheit zu sein und brüderlich an einander zu
halten, wie verschieden sie auch sonst in Denkweise, Religion und
bürgerlicher Stellung sein möchten. Alle Discussion über Beligion und
Staatsverfassung war von ihren Versammlungen ausgeschlossen. Der
grosse Haufe machte sich freilich absonderliche Vorstellungen vom
Treiben der Freimaurer und liess es sich nicht nehmen, das plötzliche
geheimnissvolle Verschwinden des Advocaten Dr. Franz Repitsch aus
Laibach damit in Verbindung zu bringen, der in der Nacht vom
7. September 1812 mit Freunden im Wirthshause ,beim Haiducken'
ein Gläschen über den Durst geleert und dabei auf die Brüder ge-
schimpft haben sollte. Aber der Mairierapport der zweiten Februar-
hälfte 1813 lichtete das geheimnissvolle Dunkel, indem er die Nach-
richt von der Auffindung der Leiche des Vermissten im Laibachflusse
bei Salloch brachte.
Der historische Verein in Laibach bewahrt noch ein Formular
der Freimaurerdiplome, ausgestellt 6. März 1812 (Jahr 5812), und ein
359
141,679
unter alten Metallwaren aufgefundenes Logensiegel (über Thalergrösse)
mit der Umschrift: ,Pranco-Illyrienne S. L. T. D. des amis du Eoi de Rome
et de Napoleon (mit drei iu ein Viereck eingeschlossenen Punkten). Im Felde
ein Dreieck, in welchem sich ein mit Schein umgebener fünfkantiger
Stern mit dem Buchstab G befindet. Umschrift des Dreiecks: ,Ami-
citia — Caritas — 0.\ de.Laybach*.
Zur Bevölkerungsstatistik Krains während der französischen Herr-
schaft liegen uns nur vereinzelte Daten vor. Für das Jahr 1811 haben
wir nachstehende officielle Uebersicht des Generalintendanten:
I. Dißtrict Laibaeh:
Laibach intra muros 13,369
„ extra „ . . ' 18,246
Stein 14,716
Krainburg ........... 18,614
Eadmannsdorf 23,529
Lack 24,095
Gallenberg . , . 19,110
II. Distriet Neustadtl:
Neustadtl 17,069
Landstrass 20,790
Nassenfuss 27,882
Littai 10,711
Weixelburg 19,666
Seisenberg 13,531
Gottschee 29,682
Möttling 26,904
ni. Distriet Adelsberg:
Adelsberg 11,034
Idria 7061
Loitsch 14,843
Senosetsch 27,875
Laas 4453
Zirkniz 7060
Zusammen . . 370,31,40
Wippach bildete einen zum Görzer Distriet gehörigen Canton
mit den Arrondissements Wippach, Sturia, Schwarzenberg, S. Veit, mit
einer Bevölkerung von 10,734 Seelen,
dazu obige 370,340 „
gibt die Gesammtbevölkerung Krains mit .... 381,074 Seelen.
156,335
72,326
390
Für Laibach geben uns die Kirchenbudgets von 1813 folgende
Daten :
Pfarre S. Nikolaus 3000 Seelen
„ S. Jakob 2000 „
„ S. Joh. B. (Timau) 1447 „
„ S. Peter * 4276 „
„ Maria Yerkündiguug 3100 „
Zusammen . . 13823 Seelen.
Von Cajetan Palma erschien 1812 in Triest, in vier gestochenen
Blättern im Masstabe von ^/easooo • Carte 'des Provinces Illyriennes, com-
prenant la Bosnie , Herzogowine , le Montenero et quelques pajs adjacens.
(Geographische Karte mit dem Länderbestand und der Ein th eilung
der Civil- und Militäradministration unter dem französischen Kaiser-
reiche, mit Post- und Commercialstrassen , Häfen, Festungen und
festen Plätzen.) •
9. Das letzte Jahr der fraazösisohen Hemcliaft In Ülyrien. Die ^eneralgotivemenre
Junot und Fouchö. Subscription zur Ausrtistung eines kroatischen Husarenregiments.
Der Inselschatz von Veldes. Ueble Lage des Landes. Französische Siegesfeste.
Bauemaufwiegler. Der letzte Napoleonstag.
General Graf Bertrand wurde im März 1813 von seiner Stelle
als Generalgouverneur Illyriens abberufen, um seinem Kaiser als ge-
treuer Pylades in den traurigen Kampf gegen das seine Fesseln
brechende deutsche Volk zu folgen. Marschall Junot, Herzog von
Abrantes, ward zu Bertrands Nachfolger ernannt und kam am 23. März
in Laibach an. Das von Deutschland drohend emporsteigende Kriegs-
gewölk warf seine Schatten bereits unheilkündend in die fernste Grenz-
mark des französischen Reichs, die lUyiischen Provinzen. Kriegsvor-
bereitungen drängten die friedliche Arbeit des Organisirens, die An-
fänge hoffnungsvoller Entwicklung in den Hintergrund. Es begannen
die militärischen Contributionen, vorerst unter dem Titel der ,Erge-
benheitsbeweise'.
^ Hier der Beisatz: ,avec des villages des autres Mairies* (das wären also
wohl die nach S. Peter eingepfarrten Dörfer?).
2 Vgl. Valentinelli, Supplementi aJ saggio bibliografico dolla Dalraazia e del
Montenegro. Zagrabia 1862, S. 13, wo es erläuternd heisst: ,contiene la ripartizione
territoriale ed ü futuro compimento deUe provincie illiriche.*
d6i
Das dringendste Bedürfniss der Armeereorganisation nach der fast
vollständigen Vernichtung der französischen Streitmacht in Russland
war Cavallerie, deren Ersatz wegen der zeitraubenden Ausbildung
immer der schwierigste ist. Schon General Bertrand hatte den Ge-
danken gefasst, die Equipirung und Montirung eines kroatischen Hu-
sarenregiments, welches er in der Militärgrenze aushob, aus den
,frei willigen' Gaben zu bestreiten, zu welchen die Bewohner der Illy-
rischen Provinzen von den Intendanten im Wege der Maires ,aufge-
muntert' wurden. Die Kosten eines equipirten Reiters wurden dabei
ohne Pferd mit 500 und mit demselben auf 2000 Frs. angeschlagen.
Die Stadt Laibach, ,nacheifemd' — wie die Intendanz in einem Rund-
schreiben an die Maires des Laibacher Districts sagte — ,dem Bei-
spiele der französischen Capitale und aller anderen Städte und Ort-
schaften des Kaiserreichs', bot dem Kaiser sechs ausgerüstete und
equipirte Reiter an und hatte dafür die Summe von 12,000 Frs. am
20. Februar bereits in die Kasse des Gefteraleinnehmers eingezahlt ;
die Freimaurerloge stellte ein Pferd; die Beamten betheiligten sich
ausserdem mit bedeutenden Summen, so subscribirte der General-
intendant Graf Chabrol 20 Pferde, der Intendant von Krain M. Ronen
de Malet 1000 Frs. Die übrigen CantoneKrains subscribirten 65,000 Frs.,
und dies unter einer allgemeinen Stockung des Handels und der Eisen-
production, insbesondere verursacht durch das Verbot Oesterreichs,
Roheisen in lUyrien einzuführen.
Da die französische Regierung sich in fortwährender Geldver-
legenheit befand, indem die Steuern, insbesondere das drückende
Enregistrement, immer spärlicher flössen, so beschloss die General-
intendanz, die Schätze der Kirchen und Wallfahrtsorte für patriotische
Zwecke flüssig zu machen. Unter andern sollte dieses Schicksal auch
den Kirchenschatz des Veldeser InselKij;;chlems treffen. Der Händler
Jakob Klinar (Petran) brachte die Nachricht von diesem durch den
,Telegraphe' bereits veröffentlichten Beschlüsse nach Seebach, von wo
sich dieselbe mit Blitzesschnelle weiter verbreitete. Die Bauern wählten
den Jakob Klinar und den Jakob Kokail, ebenfalls Händler in See-
bach, zu Bevollmächtigten, um durch den Maire Ignaz Novak eine
Vorstellung höhemorts anzubringen. In dieser aus Auritz vom 19ten
März 1813 datirten Eingabe wurde nicht nur die von der Wallfahrt
abhängige Subsistenz der Umgegend, sondern auch di/e Eigenschaft
der Kirche als ,Amtskirche' für die Gemeinden Ufer und Seebach und
die Stimmung des Volkes zur Begründung der Bitte angeführt, die
Veräusserung zu verschieben und vorläufig eine Unterhandlung zu
,leidentlicher Ablösung* mit den Bittstelleni einzuleiten. Inzwischen
erschien jedoch der Domänenreceveur von Radmannsdorf zur Schätzung
und Hebung des Kirchenguts. Es wurde ihm die Bittschrift vorgewiesen,
worauf er sich schweigend entfernte und bald darauf in Begleitung
eines Silberarbeiters aus Laibach wieder zurückkehrte. Da erhoben
sich die Weiber und hinderten die Abfahrt zur Insel, indem sie zuerst
den Receveur umringten und mit Bitten bestürmten und dann die
Schiffe vom Ufer entfernten. Der Receveur liess infolge dessen den
Mairie-Adjuncten Anton Pototschnik verhaften, den er für den Urheber
des Widerstandes ansah. Dann requirirte er Gensdarmerie und die
Forstmannschaft unter Anführung des kaiserlichen Forstmeisters von
Veldes, welche, den Forstmeister zu Pferde an der Spitze, gegen
Seebach auszogen, um die Beischaffung eines Schiffes zu erzwingen.
Als jedoch der Receveur in Begleitung eines Forstknechtes einen Kahn
bestieg, nahm das Volk eine drohende Haltung an, die Sturmglocken
ertönten, und der Beamte sah sich genöthigt, den Rückweg auf das
Schloss Veldes zu nehmen. Dem zu seinem Schutze herbeieilenden
Forstmeister fiel die Badinhaberin Burjovka (Ursula Ferjan) aus Schal-
kendorf« in die Zügel und brachte sein Pferd zum Stehen. Der Forst-
meister feuerte sein Pistol ab, das jedoch nur das Kleid der kühnen
Angreiferin streifte. Die herbeieilenden Bauern wurden vom Maire
und seinem Adjuncten besänftigt, und der Receveur konnte sich unter
dem Schutze der bewaffneten Macht zurückziehen. Uebrigens wurde
vom Generalintendanten am 3. April 1813 die Weisung ertheilt, mit
dem Verkaufe des der Kirche gehörigen Silbergeräthes nicht vor-
zugehen, sondern dasselbe zu schätzen und an die Bezirksinsassen
gegen Erlag des baren Betrages oder Ausstellung einer Obligation zu
erfolgen, was auch geschah.
Der Befreiungskampf entwickelte sich bald auf sächsischem Boden,
dessen Fürsten Pflichten der Dankbarkeit an Napoleon banden, auf den
Feldern von Grossgörschen (Lützen) und Bautzen rollten die ehernen
Kriegswürfel (2. und 20. Mai 1813) und leuchtete des Kaisers Glücks-
stern noch einmal auf, aber die Trauer um den gefallenen treuen
Grossmarschall Duroc, den die Todeskugel an der Seite des Gebieters
ereilte (22. Mai auf der Verfolgung nach der Schlacht von Bautzen),
dämpfte die Siegesfreude, und der heldenmüthige Widerstand der jungen
deutschen Freiwilligen bewies dem Welteroberer, dass jetzt nicht mehr
allein die Heere der Fürsten, sondern die Völker selbst für die Be-
freiung des Heimatbodens kämpften. In Laibach feierte man die Siege in
Sachsen am 6. Juni durch Tedeum in der Domkirche und Illumination.
36S
Der Waffenstillstand belebte noch einmal in den hart heim-
gesuchten Bewohnern Illyriens die Hoffnung auf Frieden und Erlösung
von den drückenden Lasten des Krieges. Die Friedensverhandlungen
in Prag bildeten in der zweiten Julihälfte das Tagesgespräch in Lai-
bach, während die Zurüstungen der Franzosen immer deutlicher auf
den nahen Kriegsausbruch hinwiesen. Man baute bereits Speculationen
auf die Eventualität hin, dass Krain wieder einmal der Kampfplatz zwi-
schen Oesterreich und Frankreich würde. Ein gewisser Pascotini be-
absichtigte eine Spielbank in Laibach zu eröffnen, in der Voraus-
sicht, dass der Vicekönig sein Hauptquartier hier aufschlagen könnte,
die Polizei vereitelte jedoch die Ausführung dieses Vorhabens. Der
Friedenscongress von Prag verlief resultatlos, trotzig verweigerte Na-
poleon jede Abtretung eroberten Landes. Am 12. August erWärte ihm
Oesterreich den Krieg, und nun waren die Tage französischer Herr-
schaft in Illyrien gezählt. Zwar hielt die Regierung noch fest ihre
Hand über das eroberte Land. Im August' 1813 dämpfte sie einen
Bauernaufstand in Unterkrain durch Verhaftung der Rädelsführer, und
am 15. August feierte sie den letzten Napöleonstag mit reicherem Pro-
gramm als gewöhnlich.
Am Vorabend Artilleriesalven, die zweite Salve morgens, die
dritte mittags, im Augenblicke wo das Tedeum angestimmt wurde. Um
9 Uhr vormittags Vertheilung von Brod an die Armen. Versammlung
beim Generalgouverneur, um sich en grande cortöge in die Kirche
zu begeben. Solennes Hochamt und Tedeum. Krönung von zwei Rosen-
königinnen (rosi^res). Truppenrevue. Oeflfentliche Spiele, abends Dlumi-
nation, öffentlicher Ball im Theater.
Der Tag war regnerisch bis 1 Uhr mittags; demuügeachtet fand
die Feier nach dem Programme statt, um 1 Uhr di'e Krönung der
Rosenköniginnen. Der Rest der Feier war vom schönsten Wetter begün-
stigt. An dem Festdiner beim Generalgouverneur nahmen auch meh-
rere Deputirte der Illyrischen Provinzen theil. Der Generalgouvemeur
brachte den Toast auf den Kaiser und- den König von Rom aus mit
dem Beisatze: ,Puisse la paix couronner ses glorieux travaux!* (Man
wusste noch nichts von der Kriegserklärung, die erst am 12. August
erfolgt war). Der Festball beim Generalgouverneur dauerte bis 1 Uhr,
um welche Stunde der Gouverneur sich zurückzog.
Zu diesem Napoleonstage brachte der ,Telegraphe officiel' Nr. 65
vom 15. August nachstehendes Huldigungsgedicht von ,Martin Kuralt
Dlyr.'
864
Die XV. Augusti
Elatae ad coelos Mariae sacro,
Napoleonis Natall.
Sunt terras inter, sunt ot commercia coelos
Omnlaque aeterno foedere juncta vigent.
Ingerit humanis sua Zevs miracula rebus
Et rapere ot multum lux solet una dar«.
Iste dies, summam qui matrum vexit ad astra,
Summum etiam terris Napoleonta tulit.
Unsers Erdballs Verkehr reicht bis an die fernesten Sterne.
Und das Weltall besteht fest nur durch ewigen Bund.
Jupiter mischt oft göttliche Wunder in menschliche Dingo;
Viel nimmt manchmal und viel gibt auch der nemlicho Tag.
Dieser onttrug die grösste der Mütter zum Himmel, der Männer
Grössten, Napoleon, sandt' er der Erde zurück.
10. Xarscliall Jnnot verl&Bst Laibach. Der letzte G^eneralgouvernenr, Herzog Ton
Otranto, kommt in Laibaoh an. Vorrüoken der Oesterreioher nach Erain. Angriff anf
den Loibl. Rückzug des Generals Belotti. Erainbnrg von Oberst Faumgarten er-
stürmt. Sebrovich besetzt Weizelburg.
Marschall Junot war bald nach dem Antritte seiner Stelle als
Generalgouverneur in Wahnsinn verfallen. Er musste lUyrien verlassen,
und der Divisionsgeneral Comte Danthouard wurde zum Militärcom-
mandanten während der Abwesenheit des Generalgouverneurs ernannt
und kam am 27. Juli in Laibach an. Doch schon mit Decret vom
17. Juli hatte Napoleon in Dresden den berühmtesten Polizeimann
seiner Zeit, Fouche^ Herzog von Otranto, zum Nachfolger Junots er-
nannt, und dieser traf am 29. Juli in Begleitung des ihm beigegebenen
Staatsrathauditeurs M. de Chassenon in Laibach ein. Gleichzeitig wurde
Divisionsgeneral Fresia zum Mihtärcommando der Illyrischen Provinzen
berufen. Fouche bezog nicht das Gouvernementspalais, sondern stieg
im Baron Zois'schen Hause ab, während der Bischofhof zu seinem Em-
pfange hergerichtet werden sollte. Doch die Ereignisse drängten, der
neue Generalgouverneur kam nicht zu ruhigem Genüsse seiner Herr-
schaft. Krain wurde der letzte Schauplatz französischer Heere in Oester-
reich, Laibach der entscheidende Mittelpunkt ihrer Kämpfe, dessen
Wegnahme der Rückzug hinter den Isonzo folgen musste. Wenige,
aber tapfere und umsichtig geführte österreichische Truppen erfochten
hier glänzende Resultate über die zwar wacker sich haltenden, aber
meist schlecht geleiteten Franzosen.
365
Am 10. August hatte bereits die Bewegung der Armee des Vice-
königs gegen Krain und Kärnten begonnen, am 16. war sie beendet.
Sie deckte die grossen Zugangsstrassen nach Italien über Laibach und
Pontafel. Eine Brigade der Division Lechi unter General Belotti hielt
Laibach besetzt. Die Armee des Vicekönigs zählte 53,000 Mann, doch
wenig Cavallerie. Ihm gegenüber stand an der kärntnerischen Grenze,
mit dem Hauptquartier in Klagenfurt, unter Feldzeugmeister Hiller,
32 Bataillone und 40 Schwadronen in der Stärke von 32,000 Mann
zählend, die österreichische Armee. Die beiden Heere rückten schnell
einander entgegen, General Fölseis auf der Strasse von Gilli bis Egg ob
Podpetsch, der linke Flügel unter Feldmarschall-Lieutenant Radivojevich
besetzte bereits am 19. August Karlstadt, wo die Grenzer dem General
Janin den Gehorsam versagten und j4en österreichischen Fahnen zu-
eilten. Von da detachirte er den Oberst Milutinovich. mit einem Ba-
taillon Gradiskaner nach Neustadtl, der sich sofort durch ein von ßann
über die Save gekommenes Bataillon Broder Grenzer mit General
Fölseis in Verbindung setzte. Hiedurch war des Vicekönigs Plan, die
Savelinie zu gewinnen, vereitelt, er beschloss daher, um seinen Rücken
zu decken, sich des Loibls zu bemächtigen, auf welchem die Oester-
reicher zwischen S. Leonhard uud S. Anna Schanzen aufgeworfen hatten.
Während die französische Hauptcolonne die Stellungen der Gegner
zwischen Villach und Rosegg angriff und den Brückenkopf von Rosegg
erstürmte, erhielt General Belotti den Befehl, den Loibl zu nehmen.
Am 26. August trat er seinen Marsch an und am 29. griff er die Ver-
schanzungen an, welche eine einzige Compagnie Jäger, 92 Mann unter
Hauptmann Moll, muthvoU vertheidigte. Der Fall eines höheren Offiziers
am sogenannten ,Strutz', einer vorragenden Felsklippe auf der Höhe
der ersten grossen Strassenkrümmung ober der S. Annakirche, war für
die Franzosen das Signal zum Rückzuge. Bei dem Gefallenen fanden
die Jäger eine nähere Beschreibung des Loibls und der darüber führen-
den Strasse von dem damaligen Maire Neumarktls, welcher deshalb
nach dem Abzüge der Franzosen von den Oesterreichern zur Rechen-
schaft gezogen wurde. General Belotti setzte am folgenden Tage seinen
Rückzug, fort, wurde aber bei Neumarktl von den Jägern des Oberst-
lieutenants Gödüng erreicht und bis Krainburg verfolgt. Hier trafen
die Jäger mit Oberst Paumgarten zusammen, der mit einem Bataillon
Chasteler über den Kankerpass gekommen war. Belotti vertheidigte
sich zwar in Krainburg. mit Hartnäckigkeit, wurde aber gegen Abend
von den stürmenden Oesterreichern aus den Vorstädten geworfen,
räumte in der Nacht, aus Besorgniss abgeschnitten zu werden, die
366
Stadt und zog sich, nachdem er die Brücke hinter sich zerstört, bis
Zwischenwässem zurück.
Inzwischen war General Pino mit sieben Bataillons und zwei
Schwadronen aus Laibach nach Weixelburg marschirt und hatte daselbst
der Avantgarde des Feldmarschallieutenants Radivojevich, geführt von
General Rebrovich , gegenüber Stellung genommen. Auf die Nachricht
von General Belotti's Niederlage ging aber Pino auf Laibach zurück
und liess die Brücke von Tschernutsch durch General Belotti besetzen.
Infolge dessen besetzte General Rebrovich Weixelburg und schob
Abtheilungen bis S. Marein vor.
Der Generalgouvemeur hatte bereits am Abend des 25. August
Laibach verlassen, um sich nach Triest zu begeben, nachdem er die
Nachricht von dem Vorrücken des kühnen Parteigängers Graf Nugent
auf Fiume erbalten hatte; am 27. August kam er in Triest an, die
Stadt illuminirte ,freiwilligS die Stadtkapelle spielte unter den Fenstern
des Gouverneraentsgebäudes, wie in den schönsten Tagen französischer
Herrschaft. Die Herren lUyriens behaupteten ihre Stellung mit An-
stand bis zum letzten Augenblicke.
IL Srainburg wieder erobert. Der Vioekönig nimmt die Stellnng der Oesterreicher
bei Feistriz. Vollständige Niederlage des Generals Belotti bei Utik (8. September).
Xilatinovioli siegt bei S. Xarein (12. September) nnd Weizelborg (16. September).
Jonmalistisoher Seheidegrass an Xllyrien.
Die Wegnahme von Krainburg gefährdete die Savelinie und
trennte die Verbindung zwischen dem rechten und linken Flügel der
französischen Armee. Der Vicekönig befahl daher dem General Belotti,
Krainburg wieder zu nehmen, was demselben auch am 2. September
gelang. Ein leichtes Regiment besetzte diesen Uebergangspunkt der
Save. Der Vicekönig beschloss nun, um sich durch den Besitz des
Loibls zu sichern, die feste Stellung der Oesterreicher bei Feistriz zu
forciren. Zu diesem Ende wurde die Division Marcognet auf Neumarktl
und die Garde von Tarvis auf Assling dirigirt. Der Vicekönig brach
am frühen Morgen des 6. September mit zwei Bataillonen seiner Garde
von Assling auf, um, von einem der Gegend kundigen Bauer geführt,
über das Bärenthal Feistriz zu erreichen. Hier zeigte es sich, wie oft
das Schicksal des Krieges von einer einzigen Vedette abhängt. An
der Spitze der Colonne in dichtem Nebel gehend, sah der Vicekönig
plötzlich eine Gewehrmündung wenige Schritte entfernt auf sich ge-
richtet. Er gestand später selbst offenherzig, wie ihm das Blut in den
1
■
I
367
Adern erstarrt, bis er aus dem geringen deutschen Wortschatz, den
er den Lectionen seiner Gemalin, einer bairischen Prinzessin, ver-
dankte, das Wort ,Gut Freund' herausgebracht, auf welches die Schild-
wache das Gewehr aus dem Anschlag zog. Rasch packte nun Eugen
den Jäger am Halse, die nachrückenden Franzosen bewältigten die
Vedette, einen Rekruten vom 8. Jägef bataillon , und nachdem er in
Sicherheit gebracht war, legten sich die italienischen Gardejäger in
den Hinterhalt. Bald kam auch eine österreichische Patrouille, welche
sofort gefangen genommen wurde.* Der nächste feindliche Posten ward
nun angegriffen und nach Feistriz zurückgeworfen, die Verbindung
mit der von S. Jakob -heranrückenden Brigade Campi hergestellt,
Feistriz umgangen, aber erst nach tapferster Gegenwehr, wobei das
Schloss in Flammen aufging, mit grossem Verluste genommen. Haupt-
mann Moll behauptete sich aber noch lange im Besitze des Loibls.
Nachdem der Vicekönig durch die Zurückdrängung der Oester-
reicher auf das linke Drauufer seinen linken Flügel gesichert hatte,
traf er Anstalten, seinem nach den Meldungen der Untergenerale von
aüen Seiten mit Uebermacht angegriffenen rechten Flügel zu Hilfe zu
kommen. General Palombini erhielt den Befehl, mit der Brigade Rug-
gieri, von der drei Bataillone bereits in Loitsch standen, bis Adels-
berg vorzurücken; General Belotti sollte von Krainburg nach Tscher-
nutsch aufbrechen, die dortige Brücke besetzen und die Save bis
Salloch bewachen. Er brach auch am 8. September von Krainburg auf,
wählte aber zu seinem Marsche in unbegreiflicher Verblendung das
linJce Saveufer, wurde bei Utik von General Fölseis umringt, sein
Regiment vernichtet, er selbst verwundet und gefangen.
Die itaUenische Armee zog sich nun näher um Laibach zusam-
men. Am 10. September besetzte die Division Marcognet Laibach so-
wie den BrückenkQpf von Tschemutsch und dehnte sich rechts an der
Save bis Salloch, wo die Brücke zerstört worden war, und seitwärts
Kaltenbrunn aus. Am folgenden Tage kam der Vicekönig in Laibach
an, bezog das Schloss Leopoldsruhe und besichtigte sogleich die Be-
festigungen. ' Er beschloss die Division Palombini unter Pino gegen
Nugent vorrücken zu lassen und in eigener Person den Obersten
Milutinovich anzugreifen, der mit einem Bataillon Gradiskaner und zwei
Schwadronen Radetzky-Husaren die Stellung von S. Marein besetzt hielt.
^ So erzählt diesen Vorfall Foldzeugmeistcr Freiherr von Weiden aus dem
Munde des Vicekönigs selbst. (»Krieg der Oesterreicher in Italien 1813 und 1814*,
Graz 1855, S. 26-27.)
868
Als am 12. September um 7 Uhr morgens die Spitze der feindlichen
Colonne auf der Strasse von Laibach sichtbar wurde, concentrirte sich
Milutinovich, der zwei Compagnien Kreuzer als Verstärkung erhalten
hatte und dessen ganze Streitmacht daher aus acht Compagnien be-
stand, auf der Höhe von S. Marein mit sechs Compagnien, während
je eine Compagnie den linken Flügel in Weisskirchen und den rechten
in Lestje deckte. Um 8 Uhr entwickelte sich die ganze Streitmacht
des Vicekönigs unter seiner persönlichen Anführung, bestehend aus
einem Bataillon der Garde, einem Bataillon der Brigade Palombini, zwei
Schwadronen Dragoner und einer reitenden Batterie, in der Tiefe von
Geweihten Brunn. Ein Bataillon sollte die Stellung des Obereten Mi-
lutinovich umgehen. Dieser hoffte, dass dasselbe auf die Verstärkungen
stossen würde, die er sich von General Rebrovich erbeten hatte, aber
es war 4 Uhr Nachmittag,, und noch war keine Verstärkung da. Da
fasste Milutinovich den kühnen Entschluss, deni überlegenen Feinde
zuvorzukommen, und befahl dem Hauptmann Nikitsch, dem umgehenden
Bataillon entgegenzurücken und es aus dem Hinterhalte anzugreifen.
Die kühne That gelang, das Bataillon, ermüdet durch achtstündigen
Bergmarsch, löste sich in wilder Flucht auf. Der in Weisskirchen be-
fehligende Hauptmann Martini hatte den Auftrag, bei dem ersten
Feuer auf dem rechten Flügel gleichfalls zum Angriff zu schreiten,
pünkthch vollzogen. Hier sammelte sich indess der Feind in grösserer
Stärke, so dass Milutinovich nach und nach alle seine Compagnien
bis auf eine zur Verstärkung senden musste. Aber der AngriflF wurde
tapfer zurückgeschlagen und der* Feind bis zum Einbruch der Nacht
aufgehalten. Um 9 Uhr abends trat der Vicekönig mit der italienischen
Garde den Rückzug an. Er hatte einen Verlust von 2 Offizieren und
95 Mann an Gefangenen und 500 Todte und Verwundete, während
Milutinovich nur 47 Todte und Verwundete zählte und 28 Mann an
Gefangenen verlor. Seinen Heldenmuth lohnte das Ritterkreuz des ^
Maria - Tberesienordens und die Beförderung zum Generalmajor. In
diesem Gefecht hatte sich auch ein Nachkomme des altberühmten
Geschlechts der Starhemberge , Graf Anton Gundaker, Oberst der
Radetzky-Husaren, ausgezeichnet.
Der Vicekönig hielt das kühne Vorgehen des Obersten Miluti-
novich für einen Beweis der Stärke des österreichischen Corps. Ge-
neral Rebrovich aber, der sich inzwischen mit Oberst Milutinovich
vereinigt hatte, bescbloss in Voraussicht eines feindlichen Angriffes
mit Uebermacht, dem er mit seiner geringen Truppenzahl (ein Ba-
taillon Gradiskaner, vier Compagnien S. Georger und drei Compagnien
369
Broder Grenzer) nicht hätte standhalten können, den Rückzug bis zum
Bärenberg, wo er eine vortheilhafte Stellung nahm, während der Vice-
könig mit vier Gardebataillonen Weixelburg besetzte. Als General
Rebrovich durch ein Bataillon Erzherzog Franz-Karl-Infanterie, zwei
Schwadronen Radetzky-Husaren und eine halbe Batterie aus Karlstadt
verstärkt worden war, beschloss er am 15. September Weixelburg
durch einen kühnen Ueberfall zu nehmen. Oberst Milutinovich erhielt
den Auftrag, mit dem Bataillon Gradiskaner den Feind in der rechten
Flanke zu umgehen; er machte zu diesem Zwecke einen beschwer-
lichen Nachtmarsch und hatte, als der Morgen graute, das von den
Garden besetzte alte Schloss Weixelburg umgangen. Drei Compagnien
nahmen das Schloss im ersten Anlaufe, wurden aber von der Garde
wieder hinausgeworfen und nahmen es zum zweitenmale. Mit den drei^
anderen Compagnien griff der Oberst die rechte Flanke des feindlichen
Treffens, die sich an einen steilen Abhang lehnte, an und schlug sie
nach längerem Kampfe in die Flucht. Im Orte Weixelburg sammelten
sich die Franzosen wieder, wurden aber neuerdings geworfen. Ritt-
meister Graf Esterhazy sprengte mit seiner Husarenschwadron auf ein
zur Deckung des Rückzuges aufgestelltes französisches Bataillon mit
zwei Geschützen auf der Höhe von Grosslupp ein, hielt sein Feuer
aus, ritt es über den Haufen, eroberte die Geschütze und nahm die
Mannschaft fast ganz gefangen. Oberst Milutinovich ging bis S. Marein
vor, nahm es im ersten Anlaufe, und am Abend bezogen die Sieger
die vortheilhafte Position bei diesem Orte. Die Franzosen verloren
einen Oberst (Clement, von der Artillerie), 9 Offiziere und 900 Mann
an Gefangenen, hatten überdiess eine sehr bedeutende Anzahl Todte
und Verwundete und büssten 2 Kanonen und eine Fahne ein. Die
Oesterreicher verloren einen Offizier und 100 Mann. Der Vicekönig
sah sich durch die Entschlossenheit des Gegners genöthigt, die Di-
vision Marcognet gegen S. Marein abzuschicken, um die verlorenen
Positionen wieder zu gewinnen und den General Rebrovich zurück-
zuschlagen.
Die entschiedenen Erfolge des österreichischen Corps blieben
nicht ohne Nachwirkung: die Bauern griffen zu den Waffen, in der
Meinung, es gelte nur mehr, die Arbeit des Militärs zu vollenden und
den Feind aus dem Lande zu jagen. Bald waren sie über die Lage
enttäuscht, und am 15. September wurden mehrere mit den Waffen
in der Hand ergriffene Insurgenten in Laibach füsilirt.
Das officielle Blatt war dem Rückzuge des Generalgouverneurs
nach Triest gefolgt. Am 15. September brachte es seinen letzten
24
870
officiösen Premier an der Spitze der Nummer. Wir geben denselben
im Originaltexte wieder:
yNous noas empressons de publier les nonvelles snivaiiteSy extndtes da
Moniteur; elles donneront an d^inenti officiel ä toas les mensonges impndens
de la Gazette de Vienne. Les r^dactears de cette feaille reprochent aax hahi-
tans d'nijrie de moatrer, dans cette circonstance, des Benümena frangais. Ge
reproche est bien etraage I L'Empereur d'Autriche noas a fait Frangais saus
nous consalter, et sans doate parcequ*il ne poavait nous consenrer Autriehiens
et Ton nous fait an crime anjourd*htti d*§tre Frangais! Nous ne comprenoDs
rien ä cet esprit d*i^jastice et de contradiction. Gomment oso-t-on nous croire
capables de nous couvrir d'infamie? Notre fidelit^ envers TAutriche, lorsqne
nous en etions les sujets y pouvait-elle laisser quelque doute sur notre fidelite
ä la France, dont nous faisons parUe? Les Illyriens ont constamment fait
preuve des sentimens de courage, d'honneur et de bonsens ; on voudrait qa*ils
devinssent des läches, des traitres ou des insens^s/
,EhI dans quel tems nous propose-t-on de renoncer ä etre Frangais ;
au moment memo oü les arm^es frangaises viennent de cueillir de nouveaux
lauriers, ou leur Empereur, par des prodiges toujours plus etonnans, a yalncu,
mis en d^route les arm^es autrichiennes et menace d*enyahir les trois rojaumes
de leur monarchie!'
Um die historische Wahrheit gegen diesen officiösen Schmerzens-
schrei zu wahren, müssen wir constatiren, dass, wenn auch früher
Sympathien für die französische Herrschaft in Dlyrien bestanden, doch
mit dem Wechsel des Kriegsglücks und mit dem Wiedererwachen der
Hoffnung, unter den alterprobten Schirm der österreichischen Doppel-
adler zurückzukehren, wie mit einem Schlage die Lage sich änderte.
Illyriens Bewohner erleichterten durch ihre entgegenkommende Haltung
gegen die österreichischen Truppen und durch thätiges Mitwirken an
ihren Operationen wesentlich den Erfolg derselben, wie uns ein hoch-
geachteter Mitkämpfer jener Tage bezeugt.^
12. Laibaclm Bedr^gnisse unter den Zriegsvirren. Neuer Angriffliplan des Vice-
könlgs. Ueberfall Ton Weissldrclien. BtHokzug des Gknerals Bebrovich. Bio Fran-
zosen in OrosBlaschiz überfallen und zenpreng^t. Sieg bei Zirkniz. XilutinoTioli
▼ereinigt licb zu Gh^osslupp mit Bebrovich.
Seit dem Kriegsausbruche war Laibach von Truppen über-
schwemmt, am 25. August war bereits die Division des Generals Pino,
15,000 Mann stark, in der Stadt und Umgebung aufgestellt. Am
I
j
* Peldzeugmeister Ludwig Freiherr v. Weldon in seinem bereits citirten
Werke S. 11.
371
4. September liess der französische Commandant auf Befehl des Vice-
königs zur Feier des Sieges Napoleons bei Dresden (26. August) 50 Ka-
nonenschüsse vom Gastell lösen und ordnete eine Illumination an,
welche aber sehr sparsam ausfiel. Standen doch die Oesterreicher vor
den Thoren, und die Vorposten des Generals ßebrovich näherten sich
der Stadt auf der Unterkrainer Strasse bis auf eine halbe Stunde Ent-
fernung; es wurde an der Savebrticke und bei Zwischenwässern ge-
plänkelt. Am 7. September verkündete eine Proclamation des Vicekönigs
aus Krainburg einen angeblich von Kaiser Napoleon am 28. August
über die von ihren Monarchen persönlich geführten Heere der Oester-
reicher, Russen und Preussen erfochtenen , vollständigen' Sieg. Ob da-
mit das Vorgehen Napoleons mit den Garden bis Pirna, welches auf
den 28. August fällt, oder der für die Franzosen glückliche Anfang
der Kämpfe bei Kulm, welche aber mit der vollständigen Niederlage
Vandamme's endeten, gemeint war, ist nicht zu entnehmen.
Am. 11. September wurde Laibach das Hauptquartier des Vice-
königs, 16 Bataillone Infanterie und einige Schwadronen Cavallerie
lagerten grösstentheils in S.Veit imd Schischka, die Garde in Lai-
bach. In der Nacht des 13. September wurden 32 Wagen mit ver-
wundeten Franzosen von der Affaire bei S. Marein in die Stadt ge-
bracht. Am 16. September eilten drei Bataillone mit sechs Kanonen
und zwei Haubitzen von der Savebrücke, welche von General Fölseis
bedroht wurde,'nach der Unterkrainer Strasse, um die Retirade der
bei Weixelburg geschlagenen Franzosen zu decken; eine Menge ver-
wundeter, zum Theil durch die Attake der Husaren fürchterlich zu-
gerichteter Franzosen wurde nach Laibach gebracht. Noch am. folgen-
den Tage wurden die versprengten Franzosen bei der Karlstädter
Brücke gesammelt und auf das Gastell transportirt. Die Einquartierungs-
last, die Militärfuhren, die Arbeiten an der Savebrücke und dem Gastell,
zu denen die Einwohner Laibachs gezwungen wurden, die Gontribu-
tionen und Requisitionen aller Art machten die Bevölkerung fast er-
liegen, und die Desorganisation des französischen Militärs seit der
zweiten Septemberwoche, die zwangsw^eisen Requisitionen und Plünde-
rungen in den Vorstädten trieben sie zur Verzweiflung. Der Maire
richtete an den Intendanten die Bitte, beim Vicekönig zu interveniren,
damit dem Militär mit Strenge Achtung des Privateigenthums ein-
geschärft werde. Eine nachhaltige Wirkung konnte man sich jedoch
von dieser Bitte kaum versprechen, da die Regierung sich in solcher
Geldverlegenheit befand, dass sie seit August die Lieferungen nicht
mehr bezahlen konnte.
24*
372
Wir nehmen den Faden der Kriegsereignisse wieder auf: Um
seinen rechten Flügel frei zu machen und die Wegnahme von Triest
und Görz in seinem Rücken zu verhindern, beschloss der Vicekönig,
den General Rebrovich in der Fronte durch die Division Marcognet
von Laibach aus und in der Flanke durch die Division Palombini von
Adelsberg aus angreifen zu lassen. Am 19. September begann die
Vorrtickung gegen den linken Flügel des Generals Rebrovich, der von
Sonegg über Weisskirchen, S. Marein und längs der Laibach mit Ge-
neral Fölseis in Verbindung stand. Es gelang den Franzosen, drei
Compagnien von Erzherzog Franz Karl -Infanterie kurz vor Einbruch
der Nacht in Weisskirchen zu überfallen und zu zersprengen. Sie
sammelten sich zwar wieder und gingen zum Angriff vor, aber die
Franzosen behaupteten sich im Besitze des Orts. Da General Rebrovich
Nachricht hatte, dass die Division Palombini über Zirkniz gegen ihn
vorrücke, zog er sich am 20. September unter dem Schutze eines
starken Nebels, ohne von den Franzosen bemerkt zu werden, auf den
Bärenberg zurück. Am 22. September besetzte General Janin Weixel-
burg.
Um sich gegen die Division Palombini zu sichern, welche den
General Perreymont mit zwei Bataillons und einer Schwadron auf Ober-
gurk zur Herstellung der Verbindung mit General Janin geschickt
hatte, Hess General Rebrovich am 22. September die Obersten Graf
Starhemberg und Milutinovich mit einem Bataillon Gradiskaner, einem
Bataillon S. Georger und einer Husaren-Escadron auf Seisenberg vor-
rücken. Die Franzosen wichen infolge dessen am 23. bis Gutenfeld
zurück. Die tapfern Führer folgten dem zurückweichenden Feinde auf
dem Fusse und beschlossen, ihn in Grosslaschiz zu überfallen. Am
25. ging eine Abtheilung S. Georger über die Strasse von Reifniz dem
Feinde in den Rücken, eine zweite suchte von Ponikve aus dessen
rechte Flanke zu gewinnen, der Rest rückte auf der Strasse von
, Laibach zum Angriff vor. Die drei Colonnen trafen in Grosslaschiz
ein, als General Perreymont, sich vollständig sicher glaubend, bei der
Tafel sass. Der Ueberfall hatte alle Wirkung eines panischen Schreckens.
Der Feind wurde vollständig zersprengt, Oberst Starhemberg verfolgte,
denselben bis Kumpole und machte 300 Gefangene, die Oesterreicher
hatten einen einzigen Verwundeten. Mittlerweile hatte General Radi-
vojevich von Karlstadt die Brigade des Generals Csivich, ein Bataillon
Szluiner, drei Compagnien Oguliner und ein Zug Husaren, über Möttling
gegen die Division Palombini entsendet. Csivich war am 25. eben
in Reifniz angekommen und hatte sich am 27. mit den kühn vordrin-
373
genden Obersten Milutinovich und Starhemberg bei Oblak vereinigt.
Die Franzosen, über die Stärke des Feindes sich täuschend, nahmen
den Rückzug auf Zirkniz. Hinter diesem Orte stellten sie zwei leichte
Bataillons zur Deckung sehr vortheilhaft auf. Oberstlieutenant Pichler
griff sie mit fünf Compagnien Szluiner und einem Flügel Husaren an
und schlug sie in die Flucht; aber die Grenzer, den Feind mit zu
grosser Hitze verfolgend, fielen in einen Hinterhalt und wurden durch
eine mörderische Salve und einen darauf folgenden Bajonnetangriff
zum Weichen gebracht. In diesem entscheidenden Augenblicke gelang
es dem Obersten Milutinovich, drei seiner Compagnien zu sammeln
und dem Feinde entgegenzuführen, ihn mit dem Bajonnet zurück-
zuwerfen und seine Stellung auf einer Anhöhe so lange zu behaupten,
bis auch die übrigen Truppen sich wieder gesammelt und Stellung
genommen hatten. Die Franzosen zogen sich auf Mauniz und von da
noch an demselben Abend nach Adelsberg zurück. Sie verloren 400
Gefangene, darunter einen Oberst, zwei Stabs- und zehn Oberoffizie*re ;
die Oesterreicher hatten nur einen Offizier und 100 Mann an Todten,
Verwundeten und Gefangenen eingebüsst. Während General Csivich
dem Feinde folgte, marschirten die Obersten Milutinovich und Starhem-
berg über Grosslaschiz und Auersperg auf S. Marein und vereinigten
sich am 28. September bei Grosslupp mit der Brigade Rebrovich.
13. Vorrücken des Fel&zeugmeisters EiUer in Oberkrain. VergeWoher Angriff des
Generals Fölseis auf die Brücke vcn Tscliemiitsch. Der Vicekönig räumt Laibach.
General Fölseis rückt nacli und vereinigt sich in Laibach mit Bebrcvich. Die
Citadelle capitulirt nach fünftägiger Einschliessung. Beoccupation Zrains durch
Oesterreich.
ä
Während General Rebrovich einen Erfolg nach dem andern er-
rang, war auch Feldzeugmeister Hiller an der Nordgrenze Krains nicht
müssig geblieben. Er besetzte den Loibl und bemächtigte sich der
nach Assling und Neumarktl-Krainburg führenden Strassen; General
Frimont griff bei Assling am 23. September die Brigade des Generals
Campi an, warf sie zurück und breitete sich von Krainburg über Rad-
mannsdorf bis in das Thal der Wocheiner Save aus, indem er Streif-
parteien bis Tolmein und Caporetto am Isonzo schickte. Am 25ten
September versuchte auch General Fölseis die Brückenschanze von
Tschernutsch wegzunehmen; die Vertheidiger derselben, ein italieni-
sches und ein französisches Bataillon und eine Abtheilung Gardejäger
unter dem Befehle des Generals Fontana, hielten aber wiederholte
374
AngriiFe standhaft aus, und Generat Fölseis musste sich mit beträcht-
lichem Verluste zurückziehen.
Da der Vicekönig Laibach von allen Seiten bedroht sah und
zugleich das Vorrücken Hillei*s über Tirol nach Italien und somit die
Gefährdung seiner Rückzugslinie auf Görz besorgte, so entschloss er
sich am 28. September zur Räumung Illyriens. Die Kranken und Bles-
sirten wurden am Rann für Oberlaibach eingeschifft ; um 2 Uhr nach-
mittags brach der Vicekönig mit der berittenen Garde, nachdem er
noch die Forts besichtigt, nach Oberlaibach auf. In der folgenden Nacht
folgten die in Schischka und S. Veit liegenden Truitpen ; die Brigade
des Generals Pegot, welche in den Verschanzungen von Tschemutsch
stand, rückte als Arrieregarde nach ; der Festungscommandant zog sich
aufs Castell zurück. General Fölseis aber stellte die abgetragene Save-
brücke so schnell als möglich her und trat den Marsch auf Laibach an.
Um halb 1 Uhr nachmittags näherten sich die Österreicher auf
mehreren Seiten der Stadt, zur nemlichen Zeit eröffnete das Castell
ein Eartätschenfeuer ; demungeachtet zeigten sich um ^/^ auf 1 Uhr
die ersten österreichischen Uhlanen in der Stadt, die sich jedoch
sogleich wieder auf die Wiener Strasse zurückzogen. Bis 5 Uhr abends
waren aber bereits mehrere österreichische Piquets in den Vorstädten
aufgestellt, und an der Wiener Linie befanden sich bei 120 Infante-
risten und 100 Uhlanen; die Franzosen zogen sich hinter die Pallisaden
zurück. Um 1 1 Uhr nachts wurde von der Mairie der Stadt und den
Vorstädten der Befehl ertheilt, in aller Eile für 4 — 6000 Oesterreicher
zu kochen ; man kam demselben mit der grössten Bereitwilligkeit nach
und bewirthete die Truppen auf mehreren Punkten der Stadt zwischen
2 bis 3 Uhr nachts. Am 30. September morgens setzte sich der grösste
Theil der Truppen zur Verfolgung des Feindes 'gegen Oberlaibach in
Bewegung, nur die zur Blockirung des Castells erforderlichen blieben
zurück. Während der Nacht verhielten sich die Franzosen auf dem
Castell ganz ruhig, mit Tagesanbruch hörte man aber bereits ihr Klein-
gewehrfeuer, und um 7 Uhr war der Kanonendonner allgemein.
Um halb 9 Uhr kam ein österreichischer Parlamentär vor -die
Spitalbrücke, wo er aber mit Kleingewehrfeuer vom Castell empfangen
wurde; indessen gelang es ihm später bei S. Florian, zum Pallisaden-
thor zu gelangen und eine schriftliche Aufforderung zu übergeben, auf
welche er nach einer halben Stunde die schriftliche Antwort des Fe-
stungscommandanten erhielt. Es hiess, die Franzosen hätten bis 2 Uhr
nachmittags Bedenkzeit, bis zu welcher Zeit die Feindseligkeiten ein-
gestellt seien. Um 2 Uhr nachmittags fing jedoch das Kanonen- und
875
Kleingewehrfeuer wieder an. Die Oesterreicher hatten am Kohlberge
(Golovc) eine Batterie errichtet, von welcher sie das Castell beschossen.
Um 6 Uhr abends wurde das Feuer auf beiden Seiten eingestellt.
Die Oesterreicher hatten zwei französische Kanonen demöntirt und
einige Franzosen blessirt; das Castell hatte noch keinen Schaden
gelitten.
Am 1. Oktober war das beiderseitige Feuer von 2 bis 4 Uhr
nachmittags sehr lebhaft. Um 3 Uhr fiel eine Haubitzkugel auf das
Jager'sche Haus an der Schusterbrücke, durchbrach den Dachstuhl,
zerplatzte aber unter dem Dache, ohne weitem Schaden anzurichten.
Von 4 bis 5 Uhr war es wieder still; um 5 Uhr erneuerte sich das
Feuer mit grösserer Stärke, mehrere österreichische Kugeln flogen
über das Castell in die Stadt, ohne jedoch einen Schaden zu ver-
ursachen; desto unglücklicher war das letzte Haus in Hühnerdorf, in
welches eine französische Kanonenkugel fiel, den Hausherrn tödtete
und einer Dienstmagd aus der Stadt^ welche eben vom Golovc, wohin
sie Essen für die Oesterreicher trug, auf dem Rückwege war, eine
Hand zei-schmetterte. Um 5 Uhr ging die erste Post wieder von Laibach
nach allen Richtungen ab.
Am 2. Oktober fielen nur wenige Kanonenschüsse vom Castell,^
während das österreichische Blockadecorps mit dem Feuer innehielt;
auch der folgende Tag verging ziemlich ruhig ; es rückten 4 — 5000
Mann' österreichischer Truppen ein, welche theils in der Schischka
und in der S. Petersvorstadt einquartiert wurden, theils nach Oberlaibach
zur Verfolgung des Feindes aufbrachen. Um 5 Uhr abends hörten
die Bewohner Laibachs zum ersten male seit der Occupation von Krain
durch die Franzosen eine österreichische Musikbande vor dem Rath-
hause spielen, die versammelte Volksmenge brach zu wiederholten
malen in den Ruf aus: „Es lebe Kaiser Franz!''
Am 4. Oktober um 10 Uhr vormittags wurde das Namensfest
des Kaisers in der Kirche der Barmherzigen durch Hochamt und Te-
deum gefeiert, wobei das österreichische Militär, Infanterie und Ca-
vällerie, in Parade ausrückte. Eine unzählbare Volksmenge füllte die
Kirche und den Platz vor derselben und vereinigte sich nach ge-
endigter Messe mit dem Militär in begeisterten Hochrufen auf Kaiser
Franz. An diesem Vormittag geschah kein Schuss. Der Nachmittag
brachte unserer schwergeprüften Landeshauptstadt die letzten bangen
Stunden. Es wurde den Bewohnern der Stadt und der Vorstädte die
bevorstehende Beschiessung des Castells mit Haubitzen angesagt, ihnen
befohlen, nach 2 Uhr zu Hause zu bleiben und Vorkehrungen gegen
876
eine allfällige Feuersbrunst zu treffen. Es wurden daher Feuerspritzen
in Bereitschaft gestellt, in den Häusern alle leeren Geschirre mit
Wasser gefüllt und die Rauchfangkehrer auf dem Rathhause versam-
melt, um überall, wo es nöthig wäre, Hilfe zu leisten. Um 4 Uhr fing
der Kanonendonner au, der bis 8 Uhr abends dauerte; 13 Haubitzen-
kugelu kamen über das Castell in die Stadt geflogen^ welche zwar
mehrere Häuser beschädigten, aber glücklicherweise keinen Brand ver-
ursachten.
Inzwischen war die Lage der Besatzung eine sehr bedrängte ge-
worden, die Zahl der Kranken und Verwundeten mehrte sich täglich,
Ueberläufer erzählten, dass es nur noch 15 gesunde Kanoniere und
1 50 waffenfähige Infanteristen gebe ; dass das Brod zu Ende gehe, so
dass auf 10 Mann des Tages nur ein Laib« Brod entfalle, und dass die
Artilleristen nicht länger aushaiTen wollten, wenn der Commandant
nicht zu capituliren sich entschliesse. Alle diese Nachrichten bestätigte
auch die am 5. Oktober um 1 Uhr nachmittags erfolgte Capitulation,
welche um 6 Uhr abends durch 50 Kanonenschüsse verkündet wurde.
Die Besatzung, 250 Mann stark, wurde als kriegsgefangen nach Karl-
stadt transportirt. Auf die Kunde von der Capitulation strömte alles
aus den Häusern, in denen man bisher in banger Erwartung ver-
harrt, um sich von der frohen Nachricht zu überzeugen. Die Stadt
illuminirte, die ärmlichsten Vorstadtgässchen strahlten im hellsten
, Schimmer, eine fröhüche Menge füllte die Gassen und Plätze, alles
war ,Lebe}i und Freude', wie der Zeitgenosse schreibt, dem wir diese
interessanten Daten über die Belagerungszeit Laibachs danken.
Am 13. Oktober traf Feldzeugmeister Freiherr von Lattermann,
von Kaiser Franz zum Civil- und Militärgouverneur lUyriens ernannt,
in Laibach ein und stieg in der Burg ab, vor welcher er vor 46 Jahren
als Cadet des Infanterieregiments Marquis Botta Wache gestanden.^
In einer Proclamation vom 17. Oktober kündigte er an, dass die in
Besitz genommenen Provinzen bis zum Friedenschlusse als eroberte zu
behandeln seien, daher bis dahin alle Beamten in ihren Functionen
zu bleiben, doch den Eid in seine Hände zu leisten hätten. Alle fran-
zösischen Gesetze blieben vorläufig in Kraft, doch wurde am 26sten
November der österreichische Kalender und die frühere Kirchenord--
nung wieder- eingeführt. Eine andere .Verordnung erklärte die Ehen
für künftighin ungiltig, wenn sie blos vor dem Civilbeamten und nicht
auch vor dem Pfarrer eingegangen würden. Zufolge einer Verordnung
» Wurzbach, biogr. Lex, XIV. 187-188.
u.
n
377
vom 14. Juni 1814 wurden •die Civilstandsregister vom 1. Juli 1814
an wieder den Seelsorgern überwiesen. Der Verband zwischen den
Grundobrigkeiten und ihren Unterthanen wurde wieder hergestellt,
und zwar im wesentlichen nach jenen Grundlagen, welche unter der
Regierung Kaiser Josefs II. gegeben und bis zur Abtretung Krains an
Frankreich in Geltung waren (Gurrende des Generalgouvernements
vom 26. JuU 1814, Z. 9811). Die Patrimonialgerichtsbarkeit wurde je-
doch nicht wieder eingeführt und die Gerichts Verwaltung eigens ge-'
wählten grösseren Bezirksdominien ,ex delegatione principis' über-
tragen (Verordnung des Generalgouvernements vom. 23. Juni 1814
Z. 8174). Damit entfiel jeder persönliche Unterthansverband, der mit
allerhöchster EntSchliessung vom 28. September 1795 bestimmte Be-
griff der ünterthänigJceit erlosch von selbst, es blieb nur mehr ein
JReaZ-Unterthansverband. Auch die durch die französischen Gesetze auf-
gehobene Untheilbarkeit der Bauerngüter wurde nicht wieder ein-
geführt, wohl aber die Rechte der Dominien als Obereigenthümer der
unterthänigen Realitäten bezüglich deren Zerstückung entsprechend
gewahrt. Die Robot der Innleute blieb fortan aufgehoben.
Die weitere Reorganisirungsarbeit liegt ausser dem Plane dieses
Werkes.
Verzeichniss
der QuelU'u zur Geschichte der französischen Herr-
schaft in Illyrien (1809—1813).
Archiv des historischen Vereins für Krain in Laibach.
Archiv des Stadtmagistrates in Laibach.
Mittheilungen dos historischen Vereins für Erain, 1849 : Biographie dos Präf. Franz
de Paula Hladnik.
— 1851 : Chronologische Geschichte der k.k. Normalhauptschule in Laibach. — Bei-
träge zur Geschichte der französischen Zwischenrogierung in Dlyrien. von
H. C. (Dr. H. Costa). — Der Landsturm 1809, von Pf. Zalokar.
— 1853 S. 48: Die Freimaurerloge in Illyrien, von Dr. H. Costa — Aufzeichnungen
des Kaplans Magajna. — Die Dekanatspfarre Adelsberg, von Dechant Eoiz.
— 1856 a 70 : Markt Möttnig.
— 1856 S. 77: Landeschronik von Kitzinger; S. 101: Statistik des Laibacher Gym-
nasiums von Dir. NeÖasek.
— 1857 S. 20: Erwerbungen Nr. 41.
— 1859: Geschichte von Neumarktl
— 1860 (Nov.): Schilderung des Zustandes aller in das geistliche, überhaupt Bell-
gions- und kirchliche Fach einschlagenden Gegenstände in Illyrien während
der französischen Begierungsepoche (1809 — 1813), von A. Dimitz.
— 1861 {MärZ' April) : Beiträge zur Geschichte des Verwaltungswesens während der
französischen Zwischonregierung (1809 — 1813) von A. Dimitz. — Neöasek : Vor-
schrift über den üntorricht und die Disciplin der Gymnasien vom 10. August
1810. — (Mai) : Bau-, Strassen- und Brückenwesen in Illyrien, von A. Dimitz.
— (JiUi) : Zustand des Sanitätswesens unter der französischen Zwischenregie-
rung, von A. Dimitz. — {Dez.): Die Guillotine in Laibach zur Zeit der fran-
zösischen Occupation, von J. Navratil. Die Landtafel in Erain, von demselben.
— 1863 S. 19: Bittschrift des Prior Faustus der Barmherzigen Brüder und derEa-
puziner in Laibach, von A. Dimitz.
— 1864 S. 98 : Casino in Laibach.
— 1865 S. 44 : Landsturm 1809, von Dr. H. Costa.
— 1868: Die Corrospondenz des Intendanten Grafen Fargues (1809-1810). Von
August Dimitz, aus den Acten des Laibacher Ereisamtes nach der von KaroUne
Dimitz gelieferten Abschrift und Uebersetzwng.
379
Musealheft, Laibach 1856, S: 10.
Programm des Rudolfswerther Obergymnasiums, Laibach 1868 : Chronologische Dar-
stellung der wichtigeren, die Stadt Rudolfs werth betreffenden Daten etc.
Jahresbericht der k. k. Muster- und Lehrerbildungsschule zu Laibach ara Schlüsse
des Schuljahres 1869, Laibach: »Historische Notizen über die ^. k. Norraal-
hauptschule in Laibach 1810—1825.*
Gymnasialprogramm, Laibach 1875: Prof. Pleteränik: ,Vodnik'.
Bulletin des Lois, Gesetzregister Nr. 369 bis. (Französisch mit gegenüberstehender
deutscher, sehr schlechter und ungenauer üebersetzung.) Bibliothek der Juri-
stischen Gresellschaft in Laibach.
Correspondenz des Intendanten von Krain, Grafen Fargues, Manuscript (Abschrift).
Lokal- und Personalstand der Diözes von Laibach. Mit Anfang des Jahres 1813.
Laibach, gedruckt bei J. Sassenberg, Pächter der Edel v. Kleinmayr'schen
Buchdruckerey.
Lippich Dr., Topographie Laibachs, 1834.
Laibacher Zeitung 1809 (Bibliothek des Herrn Franz Victor Langer von Podgoro,
Reichsrathsabgeordneten etc., zu Poganiz).
Tclographe officiel (officielles Blatt der französischen Regierung in Ulyrien) 1810 bis
1813. (Laibacher Studienbibliothek.)
Denkwürdigkeiten des Marschalls Marmont, Herzogs von Ragusa, von 1792 bis 1841.
Nach dessen hinterlassonem Originalmanuscript. Aus dem Französischen von
Dr. E.Burckhardt. Vollständige Ausgabe. Halle 1857, 9 Bde. (IIL Band, 12. bis
14. Buch mit Actenstücken, betrifft zunächst die Illyrischon Provinzen.)
Tagebuch seit dem Anfange des österreichisch-französischen Krieges im Jahre 1813
bis zur Einnahme des Laybacher Castells durch die Oosterreicher. Das Land
Illyrien, vorzüglich aber die Umgebungen lUyriens Hauptstadt betreffend.
Laybach 1813. (Musealarchiv.)
Camiolia 1841 Nr. 6: Historisches Tagebuch^ 1842 Nr. 79: Historisches Tagebuch.
Die Juden in Krain. Kulturgeschichtliche Skizze von A. Dimitz. (Laibacher Zeitung
1866, Feuilleton.)
Dr. H. Costa, Sprachenfrage in Illyrien. (Triester Zeitang 1861, abgedruckt auch in
den Blättern aus Krain 1861 S. 67.)
— Justizverwaltung in Illyrien. (Mitth. der juristischen Gesollschaft in Laibach, II.
(1866), 241.
Dr. E. H. Costa, Vodnikalbum, Laibach 1859.
Vodnikove pesmi. Vredil Fr. Levstik. Izdala in zalo2ila ,Matica Slovenska*. V Ljub-
\jani 1869.
Letopis Matice 1874 S. 96.
Laibacher Schulzeitung 1875: ,Krain unter französischer Herrschaft'. (Geht von 1797
bis 1809.)
Dr. Keesbacher, Geschichte der philharmonischen Gesellschaft. (Blätter aus Krain
1862.).
Radics, P. von, Geschichte der Laibacher Schützengesellschaft. (Blätter aus Krain
1862.)
— Herbard von Auersperg, Wien 1862, S. 250 (Anmerkung) bis 255, nach einem
Manuscript des bist. Vereins für Krain.
380
Sporschil, Feldzug der Oesterroicher in lilyrien und Italien 1813 und 1814 Braun-
schweig 1842. Mit. Benützung officieller Quellen (auch Vaudoncourt's: »Histoire
des campagnes d'Italie en 1813 et 1814. London 1817').
Weiden Ludwig Freih. von , Foldzeugmeister. Der Krieg von 1809 zwischen Oestcr-
reich und Frankreich. Wien 1872.
— Der Krieg der Oesterroicher in Italien gegen die Franzosen in den Jahren 1813
und 1814. Zweite Ausgabe. Graz 1855.
Handbuch der Geschichte des Herzogthums Kumten, von Heinrich Hermann. lU. Bd.,
1. Heft, Klagenfurt 1857, S. 272 bis 287 u. Anm.
Löwenthal, Geschichte der Stadt Triest, 1857, II. Band, 4. Abschnitt. (Von der fran-
zösischen Zwischenregierang bis zum Jahr 1813.)
i
Inhaltsverzeichniss.
Achtes Buch:
Vom Begierungsantritte Leopolds I. (1657) bis auf das Ende der
französisohen Herrschaft in Illjnien (1813).
Erstes Kapitel:
Krain unter Leopold I. (1657—1705)
S. 3—34.
1. Die Kaiser wähl. Bio Huldigimg der
Krainer Stände 3—18.
2. Fürst Weichard Auersperg als erster
Minister und sein Sturz (1657 bis
1669) 18—24.
3. Bauernaufruhr in Gottschoe. Die
ungarische Verschwörung. Der Lan-
deshauptmann stirbt. Die Geburt
des Prinzen Josef. Die Krainer in
den Kämpfen mit Frankreich und
der Türkei 24—34.
Zweites Kapitel:
Yalyasors Kulturepoehe in Krain
S. 35—147.
1. Biographisches über Valvasor 35-45.
2 . Laibach zu Valväsors Zeit. Die Juden.
Die Landstädte und Märkte. Bäuer-
liche Industrie und Landeskultur
45-69.
3. Die Stände und ihre Verwaltung.
(Der Landtag. Die Verordneten.
Ständische Beamte. Justiz. Finanzen.
Sanitätswesen. Post. Strassen. Sta-
tistisches.) 69—81.
4. Der Adel. Ausgestorbene und blü-
hende Geschlechter und ihre Schlös-
ser, Sitte und Lebensart 81—96.
5. Die Bischöfe. Die Orden. Die Jesui-
ten in ihrer Wirksamkeit als Lehrer
und Schriftsteller. Die Bruderschaf-
ten 96—110.
6. Kunst und Wissenschaft 110—131.
7. Tracht und Sitte des Landvolkes.
Volksfeste und Volksglauben. Hexen-
prozesse und Geisterbeschwörungen
131-147.
Drittes Kapitel:
Ton Josef I. bis auf den Tod Josefs II.
S. 147—235.
1. Der span. Erbfolgekriog. Karls VI.
Türkenkriege. Die Friedensschlüsse
von Passarowitz uud Belgrad. Die
pragmatische Sanction. Kultur-
zustände Krains unter Josef I. und
Karl VI. 147 - 162.
2. Maria Theresia's Thronbesteigung.
Sie behauptet ihr Erbe und refor-
mirt die Verwaltung der Erblande.
Krain und seine tapferen Söhne im
siebenjährigen Kriege. Gründung
der neuen Volksschule und ihre
Gegner in Krain. Zwei Gutachton
zur AbschaflTung der Folter 162-175.
3. Labacensia: Zur Localchronik. Die
Juden und der Oommerzienconsess.
Die Humanitätsanstalton 176—178.
882
4. Handel, Indastrie and Gewerbe. Die
Strassen. Die Landstädte 178—181.
5. Landeskultur: Die Ackorbaugesell-
sehafb und ihr Wirkon. Der Land-
wirth Gerne. Der Bienenzüchter
Janscha. Moraste ntsumpfting. Stand
der Bergwerke im Jahre 1780
181 - 185.
6. Wissenschaft und Kunst. Drucke-
reien und Schriftsteller. Zeitungen
185-193.
7. Die Geistlichkeit. (Säcularfest der
Discalceaten. Wie ein Ordensgeneral
fetirt wird. Die Bruderschaften. Ein-
stellung der Charfreitagsprocession.
Aufhebung des Jesuitenordens und
Beform des Gymnasiums. Denk-
würdige Mitglieder dieses Ordens.
Der Humanist P. P. Glavar.) 193-202.
8. Statistisches. Fiume von Krain ge-
trennt und tu. Kroatien geschlagen
202-204.
9. Josef IL als Alleinherrscher. Seine
Beformen in der Verwaltung. Auf-
hebung der Landeshauptmannschaft
, und Errichtung des innerösterrei-
chischen Guberniums. Der Kaiser
in Laibach (1784 und 1788) 204-208.
10. Das Toleranzedict. Bischof Karl ,
Graf von Herberstein und sein Hir-
tenbrief. Pamphlete der Gegner. Die
Angelegenheit des Laibacher Erz-
bisthums. Des Bischofs Testament.
Die Klosteraufhebung 208—215.
11. Blüte der Volksschule. Umgestaltung
des Gymnasiums. Aufhebung der
philosophischen Facultät. Zwei
Krainer als verdiente Schulmänner
215-219.
12. Die Akademie der Operosen und
die Ackerbaugesellschaft. Aufblühen
der slovenischen Literatur. Vodniks
erste dichterische Versuche. Die
Bibelübersetzung. Deutsche Litera^
tur. Linhart. Drucker und Zeitungen.
Die Schaubühne 219—227.
13. Laibacher Annalen. Handel und In-
dustrie. Noch einmal die Juden-
frage. Schiesstätte und Bürger-
compagnie. Krainische Bauemtracht
im Jahre 1783, 227-232.
14. Der Türkenkrieg (1788-1789). Des
Kaisers Tod 232-235.
Viertes Kapitel:
Die Zelten Leopolds IL and Franz' I.
S. 235-292.
1. Reaction gegen die Josefinischen
Beformen. Denkschrift der Krainer
Stände an Leopold II. Verände-
rungen in der Verwaltung. Skizze
der Leopoldinischen Gesetzgebung
235 - 238.
2. Wiederholte Besuche Kaiser Leopolds
in Krain. Der Türkenkrief?. Kultur-
zustände. Statistisches 238—247.
3. Franz I. Der erste französische Be-
volutionskrieg (1792-1796) 247-250.
4. Erzherzog Karl in Laibach. Die erste
französische Invasion Krains (17teu
Februar bis 8. Mai 1797). Die Krainer
in den Kämpfen .von 1799 und 1800.
Der Friede von Luneville (9. Februar
1801) und die Säcularisirnng von
Lack (1803) 250-261.
5. Oesterreich ein Kaiserthum (lOten
August 1804). Die dritte Coalition.
Die Franzosen zum zweiten male in
Krain (1805-1806) 261-265.
6. Neue Kriegsvorbereitungen gegen
Frankreich. Die Organisirung der
Landwehr (1808-1809) 265-268.
7. Angriffsdisposition des Erzherzogs
Johann. Armeebefehl des Erzherzogs
Karl. Einmarsch in Italien. Un-
glückliche Wendung des Krieges.
Der Bückzug nach Krain (4. März
bis 15. Mai 1809) 268—271.
8. Gefechte bei Präwald, Podwelb und
Loitsch. (17. Mai). Bückzug der
Oesterroicher nach S. Marein. Prä-
wald capitulirt (20. Mai) 271—272.
sas
5*
/sc
9. Die Oesterreicher verlassen Laibach
(18. und 19. Mai). Einrücken der
Franzosen daselbst (20. Mai). Das
Castell capitulirt (22. Mai;. Mar-
schall Marmont rückt auf Laibach
272—274.
10. Die kroatische Insurrection streift
bis Wippach (20. bis 21 . Juni). Major
Du Montet überfällt Laibach (27ten
bis 28. Juni). Er schliesst neuer-
dings Laibach ein (11. bis 27 Juli).
Bauerninsurrection in Innerkrain
und Oberkrain (Juni bis Juli 1809;
274 -280.
11. Eückblick auf die Eulturzustände
von 1792—1809, 280—292.
Fünftes Kapitel:
Die französische Herrschaft in lUy-
rien (1809—1813) . . . . S. 293—377.
1. Vom Waffenstillstand bis zum Frie-
densschluss. Die erste Organisation
der Finanz- und Militärverwaltung
Die Kriegscontribution. Der Oktober-
aufstand 293—304.
2. Marschall Marmont als der erste
Generalgouverneur der Illyrischen
Provinzen (November 1809 bis Fe-
bruar 1811). Die ersten Massregeln
in Handels- und Finanzsachen 304
bis 310.
3. Die Organisation der Militär- und
Civilverwaltung: Intendantenernen-
nungen. T616graphe officiel. Post.
Polizei und Gensdarmerie. Impfung.
Forst Verwaltung. Geistliche Ange-
legenheiten. Die Juden. Handel und
Gewerbe. Landwirthschaft 310-320.
4. Organisation des öffentlichen Unter-
richts : Eröffnung der Centralschule
in Laibach. Vodnik in seiner Wirk-
samkeit als Lehrer und Director.
Walland, Raunicher, Hladnik. Er-
richtung des J)otanischen Gartens
320—325.
5. Sociales Leben (Vereine, Theater).
Officielle Feste. Die Huldigungs-
doputation. Marmont verlässt Hly-
rien. SeinVerhältniss zur eroberten
Provinz 325—329.
6. Feuersbrünste in Neumarktl und
Krainburg. Geburtsfeier des Königs
von Rom. Der neue GeneralgQuver-
neur Graf Bertrand kommt in Lai-
bach an (29. Juni 1811). Officielle
Feste und Lustbarkeiten 329—334.
7. Das kaiserliche Organisationsdocret
für Illyjien. Administrative Einthei-
lung. Intendanten. Finanzwesen.
Polizei. Post-, Bau- und Sanitäts-
wesen Municipaleinrichtungen Ju-
stiz. Militär. Geistliche Angelegen-
heiten 334—348.
8. Schule und Bibliothek. Vodnik und
Ch. Nodier. Die slo venische Litera-
tur und die französische Presse. Han-
del und Gewerbe. Reformen im
ünterthansverhältniss. Landwirth-
schaft. Freimaurer. Statistisches
348—360.
9. Das letzte Jahr der französischen
Herrschaft in Hlyrien. Die General-
gouverneure Junot und Pouche. Sub-
scription zur Ausrüstung eines kroa-
tischen Husarenregimonts. Der Insel-
schatz von Veldes. Ueble Tage des
Landes Französische Siegesfeste.
Bauernaufwiegler. Der letzte Napo-
leonstag 360—364.
10. Marschall Junot verlässt Laibach.
Der letzte Generalgouverneur, Her-
zog von Otranto, kommt in Laibach
an. Vorrücken der Oesterreicher nach
krain. Angriff auf den Loibl. Rück-
zug des Generals Belotti. Krainburg
von Oberst Paumgarten erstürmt.
Robrovich besetzt Weixelburg 364
bis 366.
11. Krainburg wieder erobert. DerVice-
könig nimmt die Stellung der Oester-
reicher bei Feistriz. Vollständige
Niederlage des Generals Belotti bei
ütik (8. September). Milutinovich
siegt bei S. Marein (12. September)
und Weixelburg (16. September).
384
Journalistischer Scheidogruss an
Dlyrion 366—370.
12. Laibachs Bedrängnisse unter den
Kriogswirren. Neuer Angriffsplan
des Vicekönigs. üeberfall von Weiss-
kirchen. Bückzug des Generals Ke-
brovich. Die Franzosen in Gross-
lascbiz überfallen und zersprengt.
Sieg bei Zirkniz Milutinovich ver-
einigt sich zu Grosslupp mit Re-
brovich 370—373.
13. Vorrücken des Peldzeugraoisters Hil-
ler in Oberkrain. Vergeblicher An-
griff des Generals Fölseis auf die
Brücke von Tscher nutsch. DerVice-
könig räumt Laibach. General Föls-
eis rückt nach und vereinigt sich
in Laibach mit Rebrovich. Die Cita-
delle capitulirt nach fünftägiger Ein-
schliessung. Reoccupation Erains
durch Oesterreich 373—377.
Verzeichniss der Subscribenteu.
Der k. k. Landesschulrath in Laibach bestellte infolge Ermächtigung
Sr. Excellenz des Herrn Ministers für Kultus und Unterricht, Dr. v. Stremayr,
25 Exemplare zur Betheilung der hierländigen Bezirkslehrerbibliotheken.
A.
Aha(3ic Dr. Karl, Advocat in Laibach.
Ambrosch F. X., Agent in Triest.
Ambro2iö Dr. Franz, Stadtarzt in Laibach.
Apfaltrem Otto Freiherr v., Gutsbesitzer in Kreuz.
Apfaltrern Eudolf Freiherr v., Gutsbesitzer in Grünhof.
Arko Joh., k. k. Notar in Laibach.
Arko jun.) Fleischhauer in Loitsch.
Ascher Franz X., Beamter der krainischen Industrie-Gesellschaft in Sava.
Ascher & Comp., Buchhandlung in Berlin.
Auer Georg, Bierbrauer in Laibach.
Auersperg Alfons Graf v., k. k. LinienschifFslieutenant, in Laibach.
Auersperg Anton Alexander Graf v.. Geh. ßath, Mitglied des Herrenhauses etc.,
in Graz.
Aäman Joh., Pfarrer in Lengenfeld.
B.
BaCnik Joh., Pfarrer in Precina.
Baer & Comp., Buchhandlung in Frankfurt a. M.
Bakes Wilhelm, k. k. Eegierungs-Concipist in Gurkfeld.
Bamberg Ludwig, Buchhandlung in Grdifswalde.
Beck'sche Universitäts-Buchhandlung in Wien, 3 Exemplare.
Beckh V. Wiedmannstetter Leopold, k. k. Oberlieutenant in Graz.
Beischlag Karl, Director der Laibacher Gasfabrik.
Bergdirection, k. k., in Idria.
Beseljak Paul, k. k. Notar in Adelsberg.
Be2ek Buprecht, Gjmnasialschüler in Laibach.
Bibliothek des k. k. 17. Infanterie-Begiments Baron Kuhn in Triest, 2 Exempl.
25
386
Bibliothek des fürstbischöflichen Seminars in Laibach.
Bißman Josef, Verwalter in Prassberg.
Bischöfliche Kanzlei in Triest, 2 Exemplare.
Blagay d'Ursini Ludwig Graf v., Herrschaftsbesitzer in Weissenstein.
Blaznik Jakob, Pfarrer in Hrenovice.
Bobik Stefan, k. k. Steueramts-Controlor in Sittich.
Böhm Ferdinand Dr., k. k. Bezirksarzt in Kudolfswerth.
Bononi Josef, Pfarrer in Eadmannsdorf.
Bradaska Franz, königl. Gymnasial-Director in Warasdin.
Braumüller Wilhelm & Sohn, k. k. Üniversitäts-Buchhandlung in Wien.
Bregar Franz, Gemeindevorstand in Weixelburg.
Brockhaus F. A., Sortiments-Buchhandlung in Leipzig.
Brolich Johann, k. k. Oberlandesgerichtsrath in Pension in Laibach.
Brolich Mathias, Dechant in S. Marein.
Buchhandlung Akademische in Göttingen.
Buchdandlung Akademische in TJpsala.
Buchholz & Diebel, Buchhandlung in Troppau.
Bürger Leopold, Handelsmann in Laibach.
C.
Calve's Üniversitäts-Buchhandlung in Prag.
Casino-Verein in Laibach.
Geh Mate, k. k. Forst- & Eent-Controlor in Idria.
Chorinsky Graf Rudolf, k. k. Regierungsrath . in Laibach:
Clarici, Güterinspector in Breitenau bei Eudolfswerth.
Codelli Anton Freiherr v. Fahnenfeld, Privatier in Laibach.
del Gott, k. k. Bezirksarzt in Rann.
Cucek Franz, k. k. Gerichtsadjunct in Laibach.
Cuden Jakob, k. k. Oberlieutenant im 9. Fest.-Art. -Bataillon in Franzensfeste,
Czörnig Karl Freiherr v., k. k. Finanzrath in Triest.
D.
Danner Hermann, Buchhandlung in Linz.
Dase Julius, Buchhandlung in Triest.
Deschmanu Karl, Reichs raths- Abgeordneter etc., in Laibach.
Dettela Otto, Gutsbesitzer in Ehrenau.
Deu Dr. Eduard, Advocat in Adelsberg.
Dieter Heinrich, Buchhandlung in Salzburg.
Direction des k. k. Strafhauses in Läibach.
Doberlet Franz, Möbelhändler in Laibach.
DoUenz Joh., k. k. LinienschifFsfähnrich in Fiume.
Dollhof Wilhelm, k. k. Bezirkshauptmann in Gottschee.
Domicelj Anton, Curat in Schwarzenberg bei Idria.
Dralka Jos., k. k. Regierungssecretär in Laibach.
Drexel Theophil, Buchhandlung in Cilli.
Dürr Julius, Handelsgärtner in Laibach.
387
E.
Ebenhöch Fr. Ign., Buchhandlung in Linz.
Ekel Jos., k. k. Bezirkshauptmann in ßudolfswerth.
Ehrfeld Franz, Eestaurateur in Laibach.
Eisl Dr. Adolf, k. k. Sanitätsrath in Laibach.
Eppich Johann, k. k. Bezirksschulinspector in Laibach.
Ersehen Ignaz, k. k. Steueramtsadjunct in Loitsch.
Er2en Dr. Ferdinand, k. k. Bezirksarzt in Littai. •
F.
Faesy & Frick, Buchhandlung in Wien.
Ferstl, Buchhandlung in Graz, 4 Exemplare.
Fischer Hugo, Comptoirist in Laibach.
Fladung August v., k. k. Bezirkshauptmann in Laibach.
Föderl jun., Bäckermeister in Laibach.
Formacher, ^dler auf Lilienberg, Friedrich v., k. k. Notar in Eudolfswerth.
Franceschi Joh. de, in Sturia bei Heidenschaft.
Franziskaner-Convent in Laibach.
Fritsche, Buchhandlung in Essegg.
Fürst Ernst, Apotheker in Graz.
Fux Dr. Franz, k. k. Sanitätsrath in Laibach.
G.
Galle Adolf, Gutsbesitzer in Laibach.
Galle Karl, Gutsbesitzer in Freudenthal.
Gall^ Fanny, Hausbesitzerin in Laibach.
Galle Victor, Fabrikant in Laibach.
Gariboldi Anton Bitter v., Landtagsabgeordneter in Laibach.
Gariboldi Franz Bitter v., k. k. Landesgerichtsrath in Laibach.
Gariboldi Leopold Bitter v., k. k. Professor in Laibach.
Gatsch Alois in Landstrass.
GerCar Andreas, Lehrer in Tschatesch.
Geröar Josef, Pfarrer in h. Dreifaltigkeit bei Nassenfuss.
Gerold & Comp., Buchhandlung in Wien, 5 Exemplare.
Gertscher Anton, k. k. Landesgerichtspräsident in Laibach.
Gewerkschaft am Savestrome in Sagor.
Globoönik Anton, k. k. Bezirkshauptmann in Adelsberg.
Globocnik Joh., Werksbesitzer in Eisnern.
Globoönik Franz, k. k. Kealschulprofessor in Laibach.
' Gele Jos. , Geschäftsleiter der Buchdruckerei des S. Hermagoras-Vereines in
Klagenfurt.
GoUi Andreas, k. k. Steueramtscontrolor in Landstrass.
GoUob Fr., Eealitätenbesitzer in Oberlaibach.
Goltsch Franz, Schuhmacher und Hausbesitzer in Laibach.
Götz Johann, k. k. Ingenieur in Laibach.
Govekar Franz, Lehrer in Brunndorf.
25*
l
388
Gozani Ferdinand v., Marquis de St. Georges, Gutsbesitzer in Wolfsbüchel.
Gregoriö Dr., k. Sanitätsrath, Spitaldirector in Pakrac bei Sissek.
Grimschitz Jobann Freiherr v., k. k. Statthaltereirath in Pension in Laibach.
Gross Jakob, Pfarrer in Sagor.
Grosse Friedrich, Buchhandlung in Olmütz.
Gruden Jakob, Pfarrer in Weisskirchen bei Budolfswerth.
Gutmannsthal Ludwig, Bitter v. Benveiiutti, Gutsbesitzer in Savenstein.
Gwaiz Franz, Stadtzimmermeister in Laibach.
Gjmnasial-Direction, k. k., in Laibach.
Gymnasial-Direction, k. k., in Gottschee.
Gymnasial-Direction, k. k., in Budolfswerth.
H.
Haas Johann, Buchhandlung in Wels.
Habit Gustav, Stationschef der Südbahn in Laibach.
Handels- und Gewerbekammer für Krain in Laibach.
Hanhai-t Julius, Handelsmann aus Alexandrien, in Neumarktl.
Hanss Franz, k. k. Oberingenieur in Laibach.
Hape Josef, Lehrer in Laibach.
Hartmann Joh. Alfred, Handelsmann in Laibach.
Hartmann Leopold, Buchhandlung in Agram, 2 Exemplare.
Hauffen Josef, Privatier in Laibach.
Heckenast Gustav, Buchhandlung in Pest.
Heinrich Anton, k. k. Gymnasial-Professor in Laibach.
Heinricher Bertha, Lehrerin in Graz.
Helf C, Antiquariats-Buchhandlung in »Wien, 2 Exemplare.
Helf C, Sortiments-Buchhandlung in Wien, 2 Exemplare.
Hesse August, Buchhandlung in Graz, 2 Exemplare.
Heyne Eduard, k. k. Steuereinnehmer in Laas. t
Hinterlechner Dr. Franz, k. k. Bezirkscommissär in Tschernembl.
Hlebec Gottfried, P. Guardian in Bann.
Hocevar Josef, Pfarrer in Igg.
Hoffer Dr. Eduard, Bealschulprofessor in Graz.
Höffern Leopold, Bitter v. Saalfeld, k. k. Begierungsrath in Laibach.
Hohn Gustav, Assecuranz-Beamter, in Laibach.
Hohn Hugo, k. k. Postofficial in Pola.
Holzer Ernst, Oberrealschüler in Laibach.
Honig Ignaz, k. k. Gymnasialprofessor in Laibach.
Hotschevar Johann, k. k. Begierungsrath in Laibach.
Hrovat Ladislaus P., Gymnasialprofessor in Budolfswerth.
Hrovath Blasius, Director der k. k. Lehrerbildungsanstalt in Laibach.
Huth Irma, Instituts- Vorsteherin in Laibach.
J.
Jabornegg Max, k. k. Bezirkssecretär in Gottschee.
Jagoditz Emanuel, k. k. Steuer-Oberinspector in Laibach.
Janusch Vincenz, k. k. Postmeister in Vir.
389
Iber Job., Haüdlungs-Commis in Laibach.
Jeran Lukas, päpstl. Kämmerer, Weltpriester in Laibach.
Jereb Matthäus, Pfarrer in Javorje (Oberkrain).
Jeretin Martin, k. k. Bezirkssecretär in Littai.
Jermann Josef, k. k. Bezirkscommissär in Pettau.
Jersan Anton in Mauniz.
Jeuniker Vincenz, . k. k. Kreisgerichts-Präsident in Eudolfswerth.
Jurmann Franz, Werksbeamte in Prevali.
K.
Kaltenegger Dr. Friedrich Ritter v., k. k. Hofrath, Landeshauptmann etc., in
Laibach.
Eappler Dr. Josef, k. k. Bezirksarzt in Laibach.
Xapretz Job., k. k. Oberlandesgerichtsrath in Laibach.
Kapus Fr. in Cilli.
Karabaczek Gustav, Südbahningenieur in Laibach.
Karun Franz, Pfarrer in Laibach.
Kauöiö Anton, Gutsverwalter in Gorica (Steiermark).
Kauöiß Jakob, k.k. Grundbuchsführer in Rann.
Kecel Johann, Bürgermeister in Stein.
Keesbacher Dr. Friedrich, Sanitätsrath in Laibach.
Keröon Josef, Pfarrer in Predoslje bei Krainburg.
Kermauner Valentin, k. k. Gymnasialprofessor in Laibach.
Kerne Johann, Lehrer in S.Veit bei Laibach.
Khem Karl, k. k. Oberünanzrath in Pension in Laibach.
Klan(^iö Stefan, k. k. Bezirkshauptmann in Stein.
EHauser Christian, k. k. Landesgerichtsadjunct in Laibach.
Kleinmayr Ferd. v., Buchhandlung in Klagenfurt.
Kiemen Anton, Pfarrer in Flödnig.
Klofutar Dr. Leonhard, Ehrendomherr und Mitglied des k. k. Landesschul-
raths in Laibach.
Kljun Karl, Domkaplan in Laibach.
Knappitsch Balthasar, k. k. Realschulprofessor in Laibach.
Kocuvan Andreas, Kaplan in S. Georgen bei Radkersburg.
Kogej Josef, Dechant in Idria.
Kokalj Franz, Lehrer in Laibach.
Kokole Franz, k. k. Steueramts-Controlor in Castelnuovo.
Konschegg Vincenz, k. k. Gymnasialprofessor in Laibach.
Koprziva Fr., Werkskassier in Sagor.
Koren Miroslav, k. k. Postmeister in Planina.
Korn Heinrich, Schieferdecker und Hausbesitzer in Laibach.
Kosler Johann, Fabriksbesitzer in Laibach.
Kosler Dr. Josef, Fabriksbesitzer in Laibach.
Kosler Peter, Landeshauptmann-Stellvertreter in Laibach.
Köstl Gustav, Pfarrer in Laibach.
Kottnik Franz, Realitätenbesitzer in Oberlaibach.
Kovaö Johann^ Buchdrucker in Laibach.
1
390
Kovaö Dr. Wilhelm, Stadtphysicus in- Laibach.
Kozina Georg, k. k. Oberrealschulprofessor in Laibach.
Krajec Job., Buchdruckerei-Factor in Laibach.
Kraschna Josef, k. k. Eechnungsrevident in Laibach.
Kraupp Moriz, Director der Baumwollspinnerei und Weberei in Laibach.
Kraus Dr. Albert, k. k. Gerichtsadjunct in Laibach.
Kreö Matthäus, landschaftlicher Secretär in Laibach.
Kremscher Leopold, Buchbinder in Laibach.
Krenner Max, Procuraführer der krainischen Baugesellschaft in Laibach.
Krenner Marie, Handelsmanns- Witwe in Laibach.
Krisper Valentin, Handelsmann in Laibach.
Kri^nar Friedrich, k. k. EealschuUehrer in Laibach.
Krob Laurenz, k. k. Gymnasialdirector in Krainburg.
Kronabethvogel Anton, k. k. Notar in Stein.
Kulavic Dr. Johann, k. k. Hofkaplan in Wien.
Kuralt J. A , k. k. Auscultant in Gurkfeld.
Kuscher Josef, Handelsmann in Laibach.
Küster Michael, k. k. Bezirksschulinspector in Krainburg.
Kymmel N., Buchhandlung in Eiga.
L.
Lang Alexander, Buchhandlung in Moskau.
Langer Franz Victor, Eitt. v. Podgoro, Gutsbesitzer in Poganiz bei Eudolfswerth.
Lanthieri Karl Fr. Eeichsgraf v., in Wippach.
Laschan Anton, k. k. Eegierungsrath in Pension, Bürgermeister der Landes-
hauptstadt Laibach.
Lauter Anton, Pfarrer in Heiligenkreuz bei Landstrass.
Lavrenöic Franz in Graz.
Lazar Michael, Eeligionslehrer an der k. k. Lehrerinenbildungsanstalt in Laibach.
Ledenig Julius, k. k. Bezirksrichter in Gottschee.
Lehmann Ernst v., k. k. Oberlandesgerichtsrath in Graz.
Lehrerbibliothek des Bezirkes Gurkfeld, 3 Exemplare.
Lehrerbibliothek des Bezirkes Laibach, 2 Exemplare.
Leinmüller Josef, k. k. Oberingenieur in Eudolfswerth.
Lenard Anton, Privatier in Laibach.
Leon J. F., Buchhandlung in Klagenfurt, 2 Exemplare.
Lercher Georg, Buchhandlung in Laibach, 5 Exemplare.
Leuschner & Lubensky, Buchhandlung in Graz, 8 Exemplare.
Levec Franz, Supplent der k. k. Oberrealschule in Laibach.
Levitschnigg Dr. Bartelmä, Dechant in Hermagor.
Levizhnik Franz, Pfarrer in Mariafeld bei Laibach.
Lichtenberg Leo Freiherr v., in Habbach.
Liegel Eduard, Buchhandlung in Klagenfurt, 3 Exemplare.
Linhart Wilhelm, k. k. Professor in Laibach.
Lippold M. Vincenz, k. k. Oberbergrath in Idria.
Löhner Moritz, Buchhandlung in Krems.
Luckmann Karl, Director der krain. Industriegesellschaft in Laibach.
391
Luckmann Josef, Handelsmann in Laibach.
Ludewig H., Buchhandlung in Graz, 3 Exemplare.
Lundar Franz, Lehrer in ßatschach.
Luschan Albert Bitter v., k. k. Finanz-Obercommissär und Fiuanzwachinspector
in Laibach.
Luschin Dr. Ritter v., k. k. Landesgerichts-Präsident in Pension in Wien.
M.
Mader Josef,' Dr. med. in Laibach.
Mahr Ferdinand, Director der Handelslehranstalt in Laibach.
Malinsek Franja in Tazen.
Mallitsch Andreas, Bealitätenbesitzer in Laibach.
Maliner Johann, Hotelbesitzer in Veldes.
Mally Dr. Ignaz, k. k. Bezirksarzt in'Krainburg.
Manz Gr. J., Buchhandlung in Wien.
Marcus, Buchhandlung in Bonn.
Margheri-Comandona Graf v., Herrschaftsbesitzer in Wördl.
Martin H., Buchhandlung in Wien.
Martinak Wilhelm, k. k. ßezirksgerichtsadjunct in Hlirisch-Feistriz.
Martine Kaspar, Pfarrer in Waltendorf (Unterkrain).
Matter H. Alfred, Apotheker in Möttling.
Meditz Josef, Eisenhändler in Wien.
Meltzer Karl, k. k. Gymnasialprofessor in Pension in Laibach.
Merk Josef, k. k. Bezirkscommissär in Adelsberg.
Merkel Matthäus, Canonicus in Laibach.
Mettemich-Winneburg Fürst Lothar, k. k. Hofrath in Linz.
Me2narec Anton, Dechant iu Krainburg.
Michitsch Josef, Handelsmann in Leitmeritz.
Mikusch Lorenz, Handelsmann in Laibach.
Minkowski J., Buchhandlung in Lemberg.
Millitz Rudolf, Buchdruckereibesitzer in Laibach.
Miliner Vincenz, k. k. Landeszahlamts-Official in Laibach.
Mitscher & ßöstel, Buchhandlung in Berlin.
Modic Johann, Werkskassier in Wocheiner-Feistriz.
Moos Nikolaus, k. k. Bezirksrichter in Loitsch.
Morawec Gustav, Musiklehrer in Laibach.
Mosche Dr. Alfons, Advocat in Laibach.
Mrhal Dr. Johann, k. k. Oberrealschuldirector und Schulrath in Laibach.
Müller Johann, Pfarrer in Neudegg.
Munda Dr. Franz, Advocat in Laibach.
Murnik Joh., Landesausschussbeisitzer und Handelskammer-Secrotär in Laibach.
N.
Napreth Richard, k. k. Postcontrolor in Laibach.
Nekermann Fr., k. k. Gerichtskanzlist in Gottschee.
Noest Ignaz, k. k. Postofficial in Klagenfurt.
Novak Josef, Dechant in Gottschee.
392
o.
Obresa Adolf in Zirkniz.
Obresa, Eealitätenbesitzer in Oborlaibach.
Ogrinz Anton, k. k. Bezirkshauptmann in Loitsch.
Opl Josef, k. k. Bealschuldirector in Klagenfurt.
Großen Ignaz, Domherr in Marburg.
P.
Face Anton Graf v., k. k. Begierungsconcipist in Budolfswerth.
Pajk Johann, k. k. Bezirkshauptmann in Pension in Laibach, 2 Exemplare.
Paller Franz, k. k. Statthaltereirath in Laibach.
Parapat Johann, Pfarradministrator in Vranjapeö bei Stein.
Pauer Jakob, Consistorialrath und Dechant in Mariazell.
Päuer Bartelmä, k. k. Bezirksvorsteher in Pension in Laibach.
Pauliö Dr. Ignaz, k. k. Bezirksarzt in Tschernembl.
Paulin Alexander in Birkendorf.
Paygler Josef, Ganonicus in Laibach.
Peharc Wenzel, Pfarrer in Zayer.
Perdan Johann, Handelsmann in Laibach.
Pestotnik Johann, Dr. med., Primarius im Givilspitale in Laibach.
Peterka Fanny in Laibach.
Peterlin Anton in S. Michael bei Budolfswerth.
Petemel Michael, k. k. pensionirter Bealschulprofessor in Laibach.
Pfaundler Karl, Buchhandlung in Innsbruck.
Pfeffer'sche Buchandlung in Halle a. d. S.
Pfefferer Dr. Anton, Advocat in Laibach.
Pfefferer Friedrich, k. k. Bezirkscommissär in Gottschee.
Pfeifer Jos., landschaftlicher Secretär in Laibach.
Pfeifer Wilhelm, Beichsrathsabgeordneter in Gurkfeld.
Pichler Josef, k. k. Gerichtssecretär in Tschernembl.
Pirker Eaimund, k. k. Landesschulinspector in Laibach.
Plautz Joh. jun., Handelsmann in Laibach.
Pleschko Karl, k. k. Bezirksrichter in Gberlaibach. \
Plhak Julius, Gberlehrer in Sagor. ,'
Podkrajäek Franz in Sagor.
Pogaöar Dr. Joh. Chrisost., Fürstbischof von Laibach. j
Pogaöar Martin, fürstbischöflicher Kanzler, in Laibach. ;
Pogaöar Simon, Verpflegsbeamter in Laibach.
Pogatschnigg Jul., Werksdirector in Sachsenfeld bei Cilli. !
Poklukar Dr. Josef, Landtagsabgeordneter in Laibach. . ^
PoUak Eduard, Dechant in Haselbach bei Gurkfeld. j
Ponitz Ambrosius, Lehrer in Beifenberg (Istrien), 2 Exemplare.
Polscher Victor, k. k. Feldwebel des 17. Infanterie-Begiments in Laibach.
Posch Karl, k. k. Steueramtsadjunct in Nassenfuss.
Possei Benjamin in Samobor (Kroatien).
Potoönik Franz, k. k. Baurath in Pension in Laibach.
PotoCnik Michael, Beichtvater des Ursulinerinnenconvents in Laibach.
B93
Praprotnik Andreas, Schuldirector in Laibach.
Pregl Michael, Verwalter der D.-R.-O.-Commenda in Laibach.
Prelesnik, landschaftlicher Beamter in Laibach.
Pressnitz Josef, Sparkassekassier in Laibach.
Pretnar Johann, Pfarradministrator in Golac bei Castelnuovo.
R.
Babic J. in Eanker.
Eaciö Dr. Josef, k. k. Pinanzprocuraturs-Concipist in Laibach.
Eakovec Lovro, pensionirter Marinekaplan u;id Curat in S. Canzian bei Divazza.
Eamor Franz, Verzehrungssteuerbeamter in Veldes.
Eastem Nikomed Freiherr v.. Erben, in Scherenbüchel.
Eaunicher Ludwig, k. k. Landesgerichtsrath in Laibach.
Eazlag Dr. Jakob, Advocat und Eeichsrathsabgeordneter, in Eann.
Eealschulbibliothek in Laibach.
Eecher Jeanette, Private in Laibach.
Eedange Josef v., jubilirter k. k. Landtafeldirector in Laibach.
Eehn Victorine, Institutsvorsteherin in Laibach.
Eemic Primus, Pfarrer in Bischoflack.
Eibitsch Dr., k. k. Notar in Laibach.
Eibnikar Franz in Lees.
Eibnikar Primus, Pfarrer in Sittich.
Eobiö Lukas, k. k. Steuer-Oberinspector in Pension in Laibach.
Eosman Joh., Cooperator in Laibach.
Eoth Josef, Eitter v. Eothenhorst, k. k. Hofrath in Laibach
Eoth Johann, k. k. Notar in Egg ob Podpetsch.
Eohschütz-Eothschütz, Baron, in Smerek bei Weixelburg.
Eozman Georg, Cooperator in Igg.
Euard Victor, Gutsbesitzer in Veldes.
Eudesch Franz, Erben, in Laibach.
Eudholzer Nikolaus, Uhrmacher in Laibach.
Eudholzer Wilhelm, Uhrmacher in Laibach.
Eudolf sehe Buchhandlung in Odessa.
Eüling Dr. Eeinhold v., k. k. Bezirkscommissär in Gurkfeld.
S.
Sajiz Dr. Josef, k. k. Oberfinanzrath in Laibach.
Sajovic Dr. Josef, Advocat in Laibach.
Sajovic Ferdinand, Handelsmann in Krainburg.
Sallmayer'sche Buchhandlung in Wien.
Salzer Johann, k. k. Forstrath und Landes-Forstinspector in Triest.
Samassa Albert, k. k. Hofglockengiesser in Laibäch.
Samassa Anton, Privatier in Laibach.
Samuda Anton, k. k. Finanzconcipist in Laibach.
Sandböck Fr., Buchhandlung in Steyer.
Sanein Josef, Seelsorger in Eicmanje (Post Dolina).
Savinschegg Dr. Josef Eitter v., Herrschaftsbesitzer in Möttling.
894
SchaflTer Dr. Adolf. Reichsrathsabgeordneter in Laibach.
Schaschel Felix, k. k. Bezirkscommissär in Laibach.
Schaumburg Karl, k. k. Oberbanrath in Wien.
Schaunig, Apotheker in Krainburg.
Schepitz Karl, k. k. Steuereinnehmer in Gonobiz.
Schettiua Johann, k. k. Staatsanwalts-Substitut in Laibach.
Scheyer Moritz, Forstmeister in Batschach.
Schiffer Franz, Dr. med., k. k. Professor und Sanitätarath in Laibach.
SchifTerer Dr., k. k. Oberarzt in Laibach.
Schimpff F. H., Buchhandlung in Triest, 5 Exemplare.
Schindler Dr. Albert, k. k. Landesthierarzt in Laibach.
Schlebier in Gonobiz.
Schlechter Karl, k. k. Bochnungsrath in Pension in Laibach.
Schlesinger Dr. Ludwig, Director der Oberrealschule in Leitmeritz.
Schmidt Ferdinand, Privatier in Laibach.
Schmidt W., Buchhandlung in Pola.
Schollmayer Franz, Forsttaxator in Laibach.
Schrey Dr. Robert v. Redlwerth, Advocat, Landtagsabgeordneter etc. in Laibach.
Seschun Lorenz, k. k. Steueramtscontrolor in Grosslaschiz.
Seschun Valentin, Pfarrer in Gutenfeld, pr. Videm bei Grosslaschiz.
Seunig Eduard, Privatier in Laibach.
Sijanec Fr., Lehrer in Allerheiligen bei Friedau.
Sima Joh., k. k. Bezirksschulinspector in Laibach.
Simmel & Comp., Buchhandlung in Leipzig.
Skodlar Heinrich, Privatier in Graz.
Skofic Lorenz, k. k. Landeszahlamts-Controlor in Laibach.
Skubic Anton, k. k. Gymnasialprofessor in Laibach.
Skvarza Johann, Pfarradministrator in Slavina bei Prestranek.
Slibar Martin, Dechant in Oberlaibach.
Smole Victor, Privatier in Laibach.
Smolej Adam, k. k. Steueramtscontrolor in Illirisch-Feistriz.
Smuk Margarethe, Realitätenbesitzerin in Vir.
Solar Johann, k. k. Landesschulinspector in Laibach.
Souvan Ferdinand, Handelsmann in Laibach.
Souvan Johann in Graz.
Sparkasse, krainische, in Laibach, 2 Exemplare.
Sparovic Heinrich, Pfarr-Cooperator in Kronau.
Steiner Dr., k. k. Notar in Krainburg.
Steklassa Johann, k. k. Gymnasialprofessor in Karlstadt.
Stern Philipp, Director der Oelfabrik Osterberg bei Salloch.
Stettner Julius, Handelsmann in Triest.
Strohal Franz, k. k. Evidenzhaltungs-Geometer in Laibach.
Strucelj Georg, k. k. Gerichtsadjunct in Rudolfs werth.
Strucelj Mathias, Dechant in Dornegg bei Illirisch-Feistriz.
Suchadobnik Ferdinand, k. k. Steueramtscontrolor in Gottschee.
Suklje Franz, k. k. Gymnasialprofessor in Laibach.
Suklje Julie, Uebungslehrerin- in Laibach.
395
Supanöiö, k. k. Gymnasialprofessor in Laibach.
Supantschitsch, k. k. Greometer in Laibach.
Supantschitsch Josef, k. k. Steuereinnehmer in Grosslaschiz.
Suppan Franz, Buchhandlung in Agram, 8 Exemplare.
Suppan Dr. Josef, Advocat in Laibach.
Suppanz Dr. Barth.^ k. k. Notar in Laibach.
Suschnik A. in Bischoflack.
Svetec Lukas, k. k. Notar in Littai.
Svetliöiö Franz, Pfarrer in Godovic bei Idria.
T.
Tandler Constantin, Buchhandlung in Rudolfswerth, 3 Exemplare.
Tansek Ivan, Eechtsconcipient in Rann.
Tautscher Karl, Bauunternehmer in Laibach.
Terpinz Josefine, Herrschafts- und Fabriksbesitzerin in Kaltenbrunn.
Terstenjak Martin, Pfarrer in Ponigl.
Thuma Johann, Lehrer in Mannsburg.
Thurn-Valesassina Gustav Graf in Eadmannsdorf.
Thurn-Valesassina Hyacinth Graf in Radmannsdorf.
Tomitz Franz, Bahnarzt in Laibach.
Tomsic Franz, Ingenieur der k. k. Generalinspection in Spalato.
Tormin Rudolf, k. k. pensionirter Oberstlieutenant in Laibach.
Trattnik Johann, k. k. Steuerinspector in Adelsberg.
Trauner Josef, Lehrer in. Laibach.
Treitz Dr., k. k. Bezirksarzt in Gottschee.
Treo Wilhelm, Baumeister in 'Laibach.
Treun Anton in Assling.
Trenn Mathias, Handelsmann in Laibach.
Triller Dr. Johann, k. k. Notar in Bischoflack.
Trnkoczy Victor v., Apotheker in Laibach.
Trojar Johann, Lehrer in Veldes.
Tusek Joh., k. k. Gymnasialprofessor in Laibach.
Twrdy Josef, k. k. Rechnungsofficial in Laibach.
U.
Ulcar Lorenz, k. k. Gerichtsadjunct in Laibach,
ürbantschitsch Ferdinand, k. k. Hilfsämterdirector in Laibach,
ürbas Anton, Domherr in Laibach.
Ursulinerinnen-Convent in Laibach.
V.
Vacano Benjamin, k. k. Mappen-Archivar in Laibach.
Valenta Dr. A. , Professor, Director der Landes -Wohlthätigkeitsanstalten,
k. k. Sanitätsrath in Laibach.
Valentic Anton in Oböina bei Triest.
Vencaiz Johann, k. k. Gerichtsadjunct in Gottschee.
Verderber Johann, k. k. Steuer-Oberinspector in Laibach.
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Yestonek Dr. Jalius Bitter v., k. k. Bezirkshauptmann in Littai^ 2 Exemplare.
Yoldiö P. Salesius, Franziskaner-Ordenspriester in Laibach.
Voss Leopold, Buchhandlung in Leipzig.
Youk P. Bernard, Gjmnasialprofessor in Eudolfswerth.
Wagnerische k. k. UniversitatsbucbhandluBg in Innsbruck. tj
Waldherr Alois, Institutsinhaber in Laibach. ^
Weise Julius, Buchhandlung in Stuttgart. i*
Wenedikter Dr., Advocat in öottschee.
Widmann Bohuslav Bitter v., k. k. Landespräsident in Krain.
Widmar Johann in S. Peter (Krain).
Widmer Dr. Bartholomäus, Fürstbischof, in Erainburg.
Wilfan Simon, Domprobst in Budolfswerth.
Windisch-Grätz Hugo Fürst, in Haasberg.
Winiker Karl, Buchhandlung in Brunn.
Witschel Franz, landschaftlicher Ingenieur in Laibach.
Wohlfarth B., Buchhandlung in Graz.
Wokulat Ferdinand, Buchhandlung in GOrz, 2 Exemplare.
Wolf Adam, k. k. Universitätsprofessor in Graz.
Wurmbrand Hellwig Graf v., k, k. Eittmeister a. D. in Laibach.
Wumer Michael, k. k. Gjmnasialprofessor in Laibach.
Wumik Joh., Bildhauer in Badmannsdorf.
Z.
Zabukovsek J. N. in Tuhelj bei Klaiyec.
Zakelj Friedrich, k. k. Gymnasialprofessor in Laibach.
Zamejic Andreas, Professor der Theologie in Laibach.
Zarnik Dr. Franz, Landesausschussbeisitzer in Laibach.
Zhuber v. Okrog Baimund, k. k. Landesgerichtsrath in Laibach.
Ziakowsky Emil, k. k. Bealschulprofessor in Laibach.
Zierheimb Zeno Baron, Cooperator in S.Veit.
Zirovnik Johann, Lehrer in Altenmarkt bei Laas.
Zitz Nikolaiis, k. k. Gamisonskaplan in Laibach.
Zöhrer Josef, Musiklehrer in Laibach.
Zois Michael, Freiherr v. Edelstein, Gutsbesitzer in Laibach.
Zormann Anton, Pfarrer in Kolovrat bei Trojana.
Zupan Thomas, k. k. Professor, Weltpriester in Krainbnrg.
2vanut Mathias in Triest, 2 Exemplare.
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