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# < fi^ i r^ t e
von
Frankfurt am ^ain
in gebrangter S)arfleIIung
oon
91 n t n p ^ t
Seigrer an ber @oud^a9«@d^ule.
Stoeite,
unter syiUtoirlung be^ ^toDtatf^inar^ Dr. i^«
umgearbeitete Auflage.
^tt ;^nftd|ten ber 3tabt au0 frül^eren ^a^rt^unberten
unb etnem ^iflorifc^en IDlan. ^-^ — ♦
/r .
^ankfurt a. ^.^ 1882.
»erlag tuin fSatl 3ftderi» %a(^f^ .
(9Rort4 Slbenbrotl^).
«V
901
H67.
168-2-
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t ®e6rübet Jtnauer in ^ranlfurt a. SR.
\\Co{
C^S/lMM-lio
IJ r to r t.
Selattttt ifl ba« SDBott t)Ott Salob ®rimm: „SBet feine
^eltnat liebt, ber mug fte aud^ t)erfte]^en loollen; loet fte
x)er{lel^en tmU, fiberall in i^te ©efd^id^te }u britogen fud^en".
^n^ 3o^. ^. SBö^mer mar ber älnftd^t, bag bie äSadet
barauf angewiefen feien, ,,t)on il^rer SBergangen^eit )U leben,
wie bie SBäume t)on il^rer 3Bur}er'. 9lun gibt eiS ober
nad^ S)öIlingeriS äluiSfprud^ ,,nid^t leidet eine beutfd^e @tabt,
bie mel^r geeignet wäre, Sinn unb Steigung ffir ®efd^id^te,
befonberi^ t)aterlänbifd^e ®efd^td^te, bei i^ren SSewo^nern }U
weden nnb }u n&^ren, als granifurt, bie Stabt ber Aaifer^
Irönung mit ü^rem Slömer nnb i^rem S)om". — Slnf«
forberungen genug, aud^ fd^on bie 3ugenb, bie ja bod^
}u äSerftänbnii^ unb Siebe ffir bie ipeimat er}ogen werben
fpU, in bie t)aterfläbtifd^e ©efd^id^te ein}uffi^ren. S)ie t)ielen
gefd^id^tlid^en S)entmaler unferer @tabt treten aud^ il^r
nal^e unb erregen il^re äSigbegierbe. SHefer barf bie 9e^
friebigung nid^t t)erf agt werben ; benn wer wollte behaupten,
bag bie gefd^id^tlid^en @d^ä|e, wie fte grantfurt bietet, ber
Sugenb t)orent^alten bleiben feilten?
VI Sßonoort.
9(ngeregt bur(i^ freunblid^e AoQegen, war eiS benn mein
Scilreben, ba«, wa« etnflgc gorfd&er au8 betn 6^afee ber
t)ater{läbtifd^en ©efd^id^te aitö Sid^t geförbett, unb xoa& fid^
in t)ielen nnb jnm 2;eil nmfangteid^en, teitoeife
gan; au^ bem Snd^^anbel t)etfd^n)nnbenen Sd^riften
}etilreut finbet, in fotgfältiger ^u^rooXjH unb in fd^Iid^ter
äSeife bet ^ugenb jugänglid^ }u ntad^en.
Soweit m^ bem SSormort jut erften 9(uflage.
äSenn id^ in bet t)orIiegenben j^meiten Suflage meines
93ud^eS baS ber erften gefledte 3ie(, ein Sefebud^ für ipeimats^
lunbe ju bieten, fiberfd^ritten ^abe unb nid^t me^r auS:'
fd^Iiefettd^ in ber Sugenb beffen SeferlreiS fud&e, fonbem
hinüber greifen mö^U in ben ftreis ber Srmad^f enen, beren
99eruf i^nen ein einge^enbereS @tubium ber tmter-
ft&btifd^en ®efd^id^te nid^t geflattet, fo gefd^a^ biefeS infolge
t)ielf ad^er, von bewäl^rter Seite mir erteilten äSinle unb
Sftatfd&lSge. 6inen befonberen SEBert für meine Slrbeit lege
id^ ber banlensmerten SRitl^ilfe beS Stabtard^it)arS, iperrn
Dr. §. ©rotefenb, bei, ber fld& in juoorlommenbfter
äSeife an ber Umarbeitung beteiligte unb mir bie Sftefultate
fämtlid^er neueren ^orfd^ungen auf bem ®ebiete ber ®e^
fd^id^te ^ranlfurtS juganglid^ mad^te. 2)urd^ SSermertung
berfelben, burd^ 3uf&0un0 ^^ f^t bem @rfd^einen ber erflen
9(uf(age eingetretenen SSeränberungen unb mid^tiger früherer
@teigniffe, foioie burd^ baS feitenS beS iperm äSerlegerS
bargebotene 9Rittel ber ^Uuftration, bfirfte boS 93ud^ bem
Sonoort. vn
l^öl^et geftedten 3^^^^^ einigermaßen nol^e gebrad^t werben
fein. SHe biSl^erige 9(nlage unb bie frfil^ere 3(uiSarbeitung
würben afö ®mnblage beibel^alten. @in neuer 9lbfd^nitt
über „berühmte ^ranlfurter'' foU nur bie unbebingt nötigen
3(nbeutungen über baiS Seben t)erbien{h)oUer unb ^ert)or'
ragenber granlfurter ber neuen 3^* bieten, iniJbefonbere
berjenigen, benen bie banfbare Slad^welt 2)en{mäler errid^tet
l^at — 2Cm ©d&luffe finb in furjer SCufjä^lung bie t)or-
nebmlid^ benu^ten DueQen unb iQilfjSmittel sufammengefteUt,
befonberi^ für biejenigen, weld^e etwa, angeregt burd^ t)or-
liegenbe S)arfteUung, eingel^enberem @tubium fld^ l^in}U'
geben wfinfd^en.
@o fibergebe id^ bai^ 9BerId^en ber ÖffentUd^Ieit mit
bem SBunfd&e, bafe bemfelben, wie bei feinem erflen ©r^
fd&einen, fo au^ bei biefer Umarbeitung, in SBerüdfid&tigung
ber ni(3^t geringen bamit t)erbunbenen Sd^mierigleiten, eine
nad^fld^tige ^Beurteilung ju teil werben möge.
granifurt a. 3)1., im augufl 1882.
S)er »erfaffer*
vm Vorwort.
3u ben SSBorten beiJ §entt aJerfaffetiJ ^abe IdJ nur
loenigeiS übet bie SSeranlaffung meiner 2:eilnal^me an ber
9teubearbeitung bei^ SSfid^leinS, foioie über bie 9(ui^bel^nung
meiner aRitoirhtng ^tn}U}uf&gen.
So n)enig id^ einerfeiti^ m^ bem heutigen @tanbe
ber ^orfd^ungen eine in aQen Seilen gleid^ quellenmäßig
bearbeitete ®efd^id^te granlfurtiS fd^on je^t ffir möglid^ l^alten
lonnte^ fo lebl^aft mußte id^ anbererfeiti^ ben $lan bei^ ^errn
aSerfaffer« begrüßen, burd& eine Umarbeitung feine« aSud^eg
ben 3^|tlebenben bie bisher gemonnenen 9lefultate ber l^eimi-
fd^en ®efd^id^t2forfd^ung in gebr&ngter S)arfteQung }ugäng-
lid^ }u mad^en. 9(uf bie älnorbnung be2 @toffei^ ^obe id^,
mit älu^na^me eine« ^unttei^, {einen (Sinfluß geübt, auf
bie äußere Raffung nur, fomeit bie von mir t)orgefd^lagenen
fad^Iid^en Snberungen ei t)erlangten. ^ fad^Ud^er ^infld^t
aber er{lred(te fld^ meine SRitmirfung bei meinen votne^m^
lid^ bem SRittelalter unb bem 16. ^a^r^unbert pgemanbten
@tubien in erfd^öpfenber SBeife nur auf bie queUenmäßige
Äontrottierung ber au« biefer 5ßeriobe gefd&ilberten aSerl^fitt^
niffe unb ©reigniffe, mäl^renb für ben übrigen %Al ber
Srbeit id^ mid^ auf bie S>urd^fld^t an ber ^anb ber gebrudtt
t)orliegenben ipilfSmittel befd^ränlen mußte. äSenn fomit
Vorwort IX
aud^ baS 93ud^ in feinet t)ot;Uegenben Raffung; mit ben
^uQeti ber ftritil gef e^en, t)ieUeid^t nod^ mand^eS beffetnben
iQanbfd^lageiS bebfirftig fein mag^ \o ^abe id^ bo(i^ bie Über«
ieugung, bag ei^ t)on ben ©efd^id^töforfd^etn {^tantfurtö
immerl^in al2 ein ad^tungi^mertet äRitftteiter begräbt n)erben
barf in bem gemeinfamen Aampfe gegen t)eraltete Übet«
liefetungen nnb eingewurzelte ^tttfiinet. äSenn ballet bie
beiben SerSner, voextn ^ird^ner, ja wenn felbfi Arieg{ aud^
bieiS unb jenes anberS berid^ten, wie ^ier gebrudt fte^t^ fo
bred^e man nid^t e^er ben @tab über baS Sfld^Iein, a(S
bis man quellenmäßig ben Irrtum beSfelben nad^}un)eifen
imflanbe war.
granifurt a. 3»., im Slugufi 1882.
Dr. ^. ©rotefenb,
Stabtavd^ioar.
3nbalt«s3?er5ei(^ni8.
@eite
I. Citlklnii ttl tltti|lif|cl SttHtm afmdfitt«.
1) 2)ie degenb um ^^roitffiirt 1
2) S)ie fitteften Scioo^er 6
3) ^nhOrnng S^oititfuctd 10
4) 6tabt<®ni)ftterunsni unb beten QefefHgusifim . 17
n. SerleffenttgeK im^ 8erfiMiieniK§ea im Swatn kr
etoM*
1) etraBen unb ^Sufer 38
2) 6on{Hge Süßere ^rtfc^ritte (^Suferbenennungen,
6tra^enbeleu4hmg, S^iebl^f e, SCnlogen) ... 47
3) SRoinufer unb 9rü(!en 51
IIL Mr^Ifa^ Sfatrii^tiragtii Mh BnWnbe«
1) fOIgemeine Überftd^t 64
2) itirc^Uc^e ^ebSube: a. <Det S)(mt 68
b. S)ie übrigen ütc^lid^en^e^
bSube 76
3) Serftnberungen butd^ bie Steformotum .... 83
IV. Spulen vtxih ^^tmanhit Snftaltm 93
V. Bommiüti*%vtntitvx unb BomUtt . . . . 108
VI. Sie gfranlfufter 9ltffeit unb ettliffti^WifMitn*
1) Seit, Ort unb $anbelSgegenfiänbe 121
2) aRit ben SReffen oerbunbene ®i:f($einungen (9Re|<
reifen, Oeleit, Vfeifergerid^t, aReifreil^eiten k.) . 131
Sn^altd'Serseic^nid. XI
Seite
VII. (SitttDitfeUtttg ber WYgerlti^ett gfretüeit«
1) SteUung bet Stabt ju ^aifer unb 9leid^ . . . 144
2) Snnere S^fiänbe: a. klaffen ber Setool^et . . 150
b. SSerfaflungS'Äämpfe . . . 155
c. a)ie guben 165
vm. @efemge9 SBefen*
1) SSereine 176
2) greubcn unb Seiben 181
IX. jtrieg^fiebYiittgiiiffe*
1) Kriege ber älteren Seit 192
2) Serben mit ben (enad^barten äflittem .... 197
3) Sfleformationgfriege 212
4) S)er brei^ißift^rige Ärieg 222
5) granffurtS Sebrängnif[e bur4 ^i^ ^ransofen.
»ttdf auf bie neuefte 3eit ...... . . 227
X. gftattlfnrtl geW^tlit^e Sebeututtg für Seutff^Ioitb . 249
XL f^t^mit gftanlfurter ber neueren 3eit«
@inton Wtotiii r>on ^etl^mann 257
Subn)ig Söme .258
^arl ^l^eobor von S)alberg . 259
(Boet^e 262
9(nton ^ird^ner 268
^ad $au§ äflot^fd^ilb 269
S)ie »rüber ©endenberg 271
(grUuternber Xejt 8U ben «nfidjten. ... 275
9leuere Sitteratur über bie ©efd^ic^te von
granffurt a. 2R 279
(^ ^•lx> T^^^^
L
1* Sie ®e0en^ um ^mntfutt
atö nod6 fein menfd^lid^er gujs ben ©oben unferer
Heimat betrat, ba jeiflte biefer im attflerneincn fd^on biefelbe
©eftatt wie l^eute. ©leid^mc bantate bie Sonne i^re reget
mäjsiflen Sogen am ^immel befd^rieb unb %aQ unb Slad^t,
Sommer unb SBinter bemirfte, fo erl^oben [id^ aud^ biefelben
®ebirge mie ^eutjutage über bie @bene empor, nämlid^ ber
2;aunu^ im Slorbmejien, ber SSogeteberg im SRorbofien, ber
Speffart im Dflen unb ber Dbenwalb im Sübojlen. S)ie
ganje ebene an 9Kain unb Sftl^ein „bie oberrl^einifd^e 2;ie^
ebene" war jebod^ nod^ lange ein grojser See, in meldten
fid^ Sft^ein, SRain, SRibba, SRedfar unb SRa^e*) erßoffen. S)ie
^ö^eren Stetten ragten gleid^fam atö ^^feln ober Ufer
barau8 empor, fo ber Sftöberberg, Sorn^eimer SSerg unb
SUlül^lberö. 5Rad^ unb nad^ jebod^ müpe M i>ft* SBaffer
einen Slbflujs jmifd^en 2;aunu8 unb §un8rüdf; eä entfianb
*) ^a nad^ neuerer Slnfid^t DieUeid^t aud^ bie Sal^n, freilid^ in
einem anbern als bem ie^igen 8ett.
1
2 (Sntflel^ng unb äBad^Stum.
ba8 SBltiflcr So(ä&, unb fo trat allmd^lid^ bie jefet fo frud^tbarc
ebene ju a^agc.*) 5Do(3^ war biefe nod^ lange 3eit fe^r
fumpfig unb überreid^ an ©affer. aWain, SR^ein unb SRedar
Poffen nod^ in t)ielen SKrmen unb teilweife ganj anberen
SBetten wie l^eute. ©n Slrm be^ 3Kaine8 flofe am gufee bei^
SSerger ^ö^enjuge^, beä Sorn^einter unb SRöberberge^ l^in,
bann burd^ bie jefeige @tabt in ber nod^ ganj beutlid^ roal^r^^
ne^tttbaren SSertiefung, bie Tid^ quer bur(| bie ^a^x^, SBorn^
Ärug-, SReugaffe unb neue Ärame jiel^t, naS) bem Hauptarm,
ben er unterl^alb ber Seon^arbsfird^e erreid^te. 3Son biefem
SRebenarme**) gingen ober^ unb unterl^alb granffurti^ roieber
Seitenarme ab, ber erfte nad^ bem Hauptarme linfö burd^
ba8 gifdöerfelb oberl^alb ber alten SSrüdte, ber anbere nad^
ber S'^iwerwiefe unb SRibba red^t». 6in anberer SRebenarm
flojs bid^t an Dberrab am aRü^tberg t)orbei in ber nod^ beut-
lid^en ©enfung ffiblid^ von ©ad^fenl^aufen (wo fid^ jefet ber
©ifenbal&nbamm beflnbet), bi8 er unterl^alb t)on SRieberrab,
am roten $amm, wieber mit bem ipauptftrom jufammen=
lam. 83ei Dffenbad^ jeigt man nod^ l^eute bai^ alte SUlainbett,
*) ®cl^en wir aber twc^ Söl^J^taufenbe jurüd, fo finben wir l^ier
einen SJleetbufen, ber fid^ mm mitteaänbifd^en äJleer big pr äBetterau
audbel^nte. hieraus erfläten ftd^ bie a)liIlionen Don äJlufd^eln, au§
benen ber ©adjfetil^äufer Serg bepelzt. S)antalg lag unfere ©egenb
no^ «ngefäl^r 300 m tiefer als je^t. 3ll§ fidj nun bie 2llpen erhoben,
würbe jeneiS äJleer pm @ee. ^dmäl^licl^ erl^ob fid^ bann aud^ biefer
Seeboben, unb fo erfolgte ber 2)urd^bru(^ bed Sil^eineS hti Singen.
S)o{l^ l&alfen bie aWenfd^en biefem 2)urd^brud^e bebeutenb nad^, fd^on
bie 9U5mer, fpäter Äarl b. @r. unb bie SSefi^er jener r^einifd^en ©egenb
bis auf bie preu^ifdje Slegierung, foba^ bie ©tromfdJneUefür bie ©d^iff-
fal^rt immer ungefdl^rlid^er rourbe.
**) ®r filierte ben Flamen örudjbadj, auS bem fpäter baä un-
Derftänblid^e „^xauhai^" gen)orben ift.
(Sntfiel^ung unb äBad^Stum. 3
ba« 6cl J^o^em SBafferflatibc no($ jefet von einem aWalnarme
burd^Poffen wirb. Sei Slüffete^eim toanbte fi($ früher ber
aJlaitt linfe unb t)ereitttflte [x^ in ber Sfläl^e t)Ott ©rojsöerau
mit bem ^eäax, worauf jid^ beibe jufammett in ben SH^ein
erfloffen. Slu(§ bie 3flibba l^atte frül^er einen anbern Sauf
atö jefet. Sroifd^en gran!furt unb ^öd^ft bemerft man no(5
mel^rere Sftinnfale im ©oben, burd^ meldte jte ol^ne B^eifel
flojs. SRibba mie 3Kain l^aben i^re aRünbung nad^ red^t»
gerüdtt, bem Sauf beg §auptftrome§ entfpred^enb, ber 3fledfar
bagegen nad^ linfö; bod^ mürbe il^m biefer Sauf burd^ meufdö«
lid^e Äunjl aufgenötiflt. Äaifer aSalentinian I. (364—375
n. ®^r.) liefe nämlid^ ben nad^ rcd^t« ßeroenbeten 3fledtarann
bei ^eibelberg abgraben unb leitete ben ganjen glufe in bem
mol^l frül^er fd^on t)orl^anbenen linf cn Slrme bireft jum Sft^ein.
®ie genannten glufearme mürben befto Keiner, je tiefer ber
Sll^einfpiegel bei Singen fant ©nblid^ l^örten fie ganj auf
SU ftiefeen unb tjermanbclten [id^ in jle|enbe SBaffer unb
©fimpfe. ©0 entjlanb bei granffurt ber SHicberbrud^ (aud^
SWberbrud^ — Äönig^brud^ — jefet aRefegerbrud^), an ber
Simmermiefe ber SRüfier- ober SRoftenfee, unb bei
©ad^fenl^(jufen einige ©een, 2;eid^e unb Srüd^e. S)er bebem
tcnbfte berfclben mar ber lange Srud^, meldöer 1377 mit
einer SUlauer eingefaßt mürbe. 5Die aRül^lbrud^jirafee ^at von
biefen Srüd^en ben SRamen. ©in fünfilid^ angelegter SCeld^
jebod^ mar ber am ©ee^of. SRod^ ift ba§ aWauermerf ju feigen,
ba8 il^n einfd^lofe. SBa^rfd^einlid^ liefen i^n bie „bcutfd^en
ißerrn" anlegen, um barin ba^ bort quellenbe SBaffer für
i^re 3Kü^le, „bie ©eutfd^l^errnmü^le" anjufammeln. 3)er
Slüfter^ ober Sftoflenfce befanb fid^ an ben Äetten^öfen. ©rfi
1698 liefe i^n ein Bierbrauer auffüllen unb in eine SBiefe
t)ermanbeln. 3e^t befinbet fid^ bort ein eleganter, neuer
1*
C^taMteO, i« beffm ciiier Btta^, ber 9tfi^et^ra|e, ber
X«f br» oSwJl^tt^ abtroAunbcK Soben {nnf^eii 9tam
Wfb 91^ ttwmäß ftK gro^ SBoIb^ ber ff^oter mrter bem
1Hwm% J^ttitxi^'' nortommt 93o jett ftv^^tbore gdber,
fMIrfer mb 6tabtf, Soiib^a^ imb ßtf enbc^nen fU^ be^
fiiibeii, ba nntr bomolS oQed mit Salb bebedt, loorin nrilbe
tint, loie Siren, Sdlfr, Sttd^e, aneto^en, SStlbfd^iveme,
i^Tfd^ ttnb (Siaautt Ruften. Se^tere, mld^ and^ (SU^
tlbn (SiUktt geiumitt wxhen, ftnb eiste ^trfd^rt, bie fU^
je^t nur no^ feiten in Sitt^onen finbet 3m 12. 3a^r^
^nbert fanb man fie jebod^ nod^ i^ier, nnb ber Slfenbad^,
bet von bem Sontl^eimer f^Ibe l^erlam nnb f rfil^er in ben
Vet^mannfd^en 9Bei^er flo^, l^ot txm i^nen biefen 9lamen.
Se^t ifl bief et Sod^ txm ber Som^eimer Sanbflra^ an t)er'
fd^munben^ inbem er in ben neuen fianal geleitet nmrbe.
9ta(l^ i^m ifi bie neue (Sltenbai^ftra^e benannt fiarl b. @r.
fprid^t nod^ in einem (Srla^ t)on SBöIfen, wd^e bie ^ieftge
(Begenb unfid^er mad^ten, unb Sanbgraf $^iltpp t)on ^f[en
jlagte nod^ im 16. ^ai^tl^unbert SBftren in bem Obenmalb,
ber ^burd^ grauenwtte ginftemli^ ffird^terlid^" g^öttut mirb.
»ei granffurt waren nod^ Dor 400 galten bie SBölfe fo
^Auflg, ba^ man fte in ben @&rten unb gelbem in ben
„9Bolf Stauten'' fing. SSilbe Sd^meine gab eS nod^ bis in
bie neuefle Seit in ber Sld^e.*)
*) Sad o(te beutfd^e (Bebic^t ,,bad fflibelungenlieb" fpric^t fogar
nod^ t)on einem in unfrer Oegenb Dorgefomntenen S5n)en, ber
Jebod^ nur ein (Befd^öpf ber bid^ierifc^en $§aniafte gen)efen fein mag,
wenngleid^ früher in SRittel« unb Süb^^uropa Söroen gel^auft §aben.
Knod^enfunbe in ben $5^len ber „ftänüfd^en @(^n)eis", ^ 9. in ber
IXu08fnborfet unb OoiUnreutl^er i^ö^le, (efiftügen bied. tiefte von
®nt{iel^ung unb SBac^dtunt. 5
sns ber 93oben enttDftffert^ mit ^flanjen bebedt unb t)on
Vieren betDol^nt n)ar, ba trat aud^ ber 9Renf($ auf ben
@d^aupla^. @eine fd^affenbe ^anb Der&nberte balb ben
unn)irtltd^en S8ol^npIa|. S)ie Sßälber n)urben gelid^tet, bie
Sümpfe troÄen geleßt, bie glüffe au8 il&rem unöejügelten
Sauf in fefte Letten einfleengt, bie milben a;iere tjerminbert
ober gau} ausgerottet unb fo unfere ®egenb aQmä^Ii(3^ ju
einem lieblid^en SBo^nfife für ben SUlenfd^en umgefiä^affen.
S)od^ ging baS nid^t fo fd^neU t)on ftatten: Diele ^a^x^
l^unberte floffen bar über l^in!
3ur Seit ba granf fürt f(ä^on al8 @ t a b t beftanb, breitete
fid^ ringi^uml^er ein no($ faft gau} }ufammenl^cingenber Sßalb
au«. ®er Äönig8forfl „S)reieid^" reid^te nod^ bi8 jum SKain,
ja nod^ etn)a8 barüber ^inauS. - 9Ran robete an mand^en
©teilen ben SBalb au«, unb e» entftanben S)örfer unb ipöfe,
bie nod^ burd^ il^ren Flamen an ba« 3lu«roben be« 2Ba(be«
erinnern, fo Dber= unb SRieberrab, weld^e frül^er (wie aud^
iefet nodö im SRunbe be« 9Soße8) Ober- unb SRieber^Slob
l^iegen.
3n ber ®egenb ber ©trafen Dber^ unb Unterlinbau
befanb [x^ ber grofee SSalb „ßinbau". »i« 1522 breitete
fid^ jroifd^en Som^eim unb granffurt ba« „Soml^eimer
§olj" au«, moran nod^ bie ©tra^e „im SBalbfd^mibt"
(©c^miebe im SBalb) unb bie „©d^eibgmalbjirajse" erinnern,
©elbfl bie 5peter«fapeIIe an ©tette ber jefeigen 5ßeter8!ird5e
mar nod^ 1417 t)on ©ebüfd^ umgeben. ®er ©ad^fenl^&ufer
vorroeltlicl^en ©lefanten, bem fogenannten äJlammut, roerben no4
attiä^rlid^ in unferer ©egenb ju %aqt geförbert SCtn Seel^of fanb
man 1857 einen nod^ rool^Ierl^altenen gewaltigen Sto^ja^n, fon)ie viele
93ad(ensä]^ne eineg äRammui Sluc^ bei ben @rbarbeiten am Dpern«
^auä fanben M (1^77) fold^e.
6 ©ntfiel^ung unb SBad^dtum.
iBerg toar 6tö 1389 ttod^ gattj betDalbet; bann erft begann
man ben Sßalb andjuroben unb Steingärten bafelbfl anju-
legen. üRan nannte i^n nun ben neuen 93 erg. älber
nod^ 1409 fanb ft(| am aWfil^lbcrg §oljgeftrfippe, unb 1411
crjl mürben bie legten fnorrigen Stamme tjcrfauft. 6o ^at
ftd^ bie @egenb um unfere @tabt aSmä^lid^ geflaltet.
2« Sie älUfien Setool^nen
®ie dltejien befannten SBemol^ner unferer ©egenb marcn
bie Äeltcn (®allier). S)ai5 SUnbcnfen an bicfelben ^at fid^
in t)erfd^iebenen9lamen, in jal^Ireid^en Hügelgräbern
unb in il^ren riefigen SBergfeften, ben Sftin gm allen,
erl^alten. 2tl8 urfprfinglid^ feltifd^e SRamcn erfd^einen §. 93.
2;aunu8 (non dun = ^öl^e), a3ingen, Sopparb,
SWain j (vom ®otte Mogon) unb SRibba. S)ie Sftingmälle,
(meldte t)on ©inigen au(§ für 5ßtobufte einer fpäteren
^iftorifd^n 3^tt gel^alten merben), jinb riefige ©teinmätte
auf ^Berggipfeln, mie fi($ fold^e bcfonber» auf bem aitfönig
erhalten l^aben, Sie bienten ben Semol^nern ate ^uflud^tSs
flätten, befonberg für bie SRid^tfdmpfenben unb bie §abe;
man nennt fte fel^r bejeid^ncnb „Sauernfeflungen".
3)en Äelten folgten, von Dfien unb SRorboftcn (t)on
il^ren uralten ^eimfiätten an ber Dfifee) einmanbernb, bie
©ermanen, meldte bie Gelten t)ertrieben ober unter jodeten.
8ß8 bie erflen germanifd^en Stämme in unferer ©cgenb
werben bie ©neben*) unb aWarfomannen genannt.
*) «udj ^uti^^n, bie Utn^erfdjweifenbcn, ©efamtname für
eine gatije Slnjal^l üon ©tämmen, j. S3. hatten, ©l^eruäfer 2c. «udj
bie fpäter auftretenben Sllemannen ftnb ein fuebifd^eS äJ^ifd^DoI!, unb
l^oi ftd^ gerabe bei biefen nod^ in „^d^wahtn" ein $[n!lang an ben
urfprünglic^en Flamen erhalten.
©ntftel^ung unb äBad^dtutn. 7
bte um 72 t). ®^r. unter SCrioDift über ben SH^ein gingen,
bann, t)on ben SHömetn unter SuHuiJ Sdfar surüdgefd^lagen
(57 t). 6^r.)/ röttierfrcunbUd^ercn ©tanittien 5ßlafe mad^ten.
©5 treten nun red^t§ am aRitteU unb Unterrl^ein bie
Ubier auf. liefen gegen bie fie bebrängenben Äatten
beijufiel^en, jog ßäfar bi« jum Saläre 50 v. 6l^r. jroeimal
über ben Sll^ein, nial^tfd^einlid^ aber n)eit unterl^alb 3Jlain},
bai^ erflemal rool^l bei Xanten (Vetera castra), bag jiDeite^
mal bei SReuroieb. 3m Solare 39 v. ®^r. t)erfefete ber
römifd&e gelbl^err in ©affien, SSe^pafianuS Slgrippa, bie
Ubier mit il^rer ©inroilligung auf ba§ linfe Sft^einufer, mo
fie bie Colonia Agrippina (Äötn) grünbeten, 3n bie t)er-
laffencn SBo^nfi^e rüdten bie Äatten ein, bie in ber
Slad^barfd^aft ber Ubier aud^ bie Ufipeter genannt werben.
®egen bie Satten überfd^ritt S)rufu§ um 11 v. 6^r.
bei SDlainj ben Sft^ein. ®r unterwarf nid^t nur bie näd^ften
Stämme, fonbern unternal^m aud^ t)ier gelbjüge bi8 in ba8
ßerj 5Deutfd^lanb8, bi8 ber Sob (in SUlainj) feinen weitem
pänen ein 6nbe mad^te. ®ie ^auptmaffe ber Äatten jog
fid^ jurüdt, unb e8 treten in unferer ®egenb bie römer-
freunblid^crcn SKattiafer (mal^rfd^einlidö jurüdtgebliebene
unb ben SRömern l^ulbigenbe Äatten) auf. Qnm ©d^ufee
feiner ®roberungen ^atte 3)rufu8 am 2;aunu8 Sefejiigungen
angelegt, bie aber nad^ ber @d^(ad^t im ^eutoburger SBalbe
(9 n. 6l^r.) t)on ben ©eutfd^en mieber jerjiöct mürben.
3m 3a^re 15 n. 6^r. überfd^ritt ber Sftömer ®ermanifu8
ben Sft^ein unb erneuerte bie Sefefligungen am 2;aunu8.
3)od^ follcn biefe erjl unter §abrian um 122 n. 6l^r. jur
SSoQenbung gebrad^t morben fein, namentlid^ burd^ bie 9Cnlage
be8 5ßfa^Igraben8. ©iefer bejlanb au8 einem breiten
unb tiefen ©raben mit aufgeworfenem unb burd^ Pal^t
S €ntflel^ung unb SBod^dtutn.
cinrammungctt bcfcftigten SBaHe, ballet fein 5Rame- ®r
erflredte {t$ t)om StebengeMtge bis }ur 2)onau; bei ®ntg
überf($ritt er bie 2at)n unb {og ftd^ am 9lorbranbe beS
©ebirgc» bi^ jur SBetterau (bie er tu)(5 umfaßte) l^in. SJlod^
jittb beutlid^e ©puren bat)on erfi($tlid^, natttentli(3^ ba, wo
er burd^ SBälber fd^neibet, §. 83. am gelbberg unb in ber
9lä^e ber @aalburg. @r n)urbe burd^ eine Steil^e t)on
ÄajleEen unb 2;ürmen bel^errfd^t. Sefonberg erroäl^ncn»^
wert finb bie @aal= unb Äaperäburg. S)ie ©aalburg
am „fröl^tid^en SUlann" bei ^omburg ift unter atten ba^
am beften erforfd^te, war aud^ ba8 wid^tiflfte bief er ÄafteHe.
aWit bemfelben maren aud^ bürgerlid^e Slnftebelungen t)er-
bunben, mie bie ja^lreid^en älui^grabungen bemeifen. SSon
bem ^ßfa^Igraben entfernt liegenbe ÄaftcHe befanben ftd^
j. 93. an ben Sftömerftäbten bei SBieSbaben (am ^eiben^^
bergXbei^ebbernl^eim, griebbergunb „ÄafteT bei
SWainj. 83ei §ebbernl^eim, auf bem fogenannten ^eibenfelb
jmifd^en §ebbernl^eim unb 5ßraunl^eim, befanb fid^ mol^t bie
©tabt Artaunon beiJ ^tolemäu^. 3)er 5Rame Novus vicus
(„bag neue 3)orf")/ ber für biefe @tabt aud^ fejljie^t, galt
wol^l nur für eine fpätere ©rmeiterung. *)
Snnerl^alb beS ^fal^Igrabeni^ bii^ ju Sft^ein unb S)onau
mar baä „S^^^tlanb" ; baju gel^örten bie Civitas Taunen-
sium (ba8 Sanb ber §öl^enbemol^ner mit ben SRieberlaffungen
bei ber ©aalburg unb bei ^ebbernl^eim) unb bie Civitas
*) 2)ie SRufeen in SBieSbaben unb granffurt beft^en bie be«
beutenbften Ausgrabungen, ^od^ immer werben bort Überrefte aus
ber 3lömerjeit ausgegraben; fo §at man im grül^ial^r 1881 bafelbft
neben einer aWenge oon Urnen unb 3Rünsen audj eine ©rabfd^rift auf
einen ©olbaten „gelij", fowie einen großen, fd^önen ©teinfarg mit
bem wol^Ierl^altenen ©felett eines SRanneS ju Xage geförbert.
@nt{iel^ung unb SBac^Stum. 9
Mattiacorum. Qn bicfer Sanbfi^aft woJ^ntctt bic Mattier
ober Mattiaker. ®er 5Ratne für ben §auptort tfi tiad^
3aIob ©ritnnt au^ ben bciben beutfd^cn SBörtcrn SWatte
(®iefe) unb 21 d^ (SBaffcr) gebilbet, entfptftd^e alfo ganj
bem l^euttgen äßtei^baben.*) ^ier loaren bie f($on t)on
5ßltttiu8 (t 79 t). ßj^r.) crwäl^ntctt Aquae Mattiacae,
•
„beten SBaffer brei Xa^e lang bie ^i^e bel^Slt unb am
9lanbe ©inter abfcfet." — Um bai^ S^^^tt^wb no(ä& ßd^erer
in il^re @malt ju belommen, legten bie Sftömer innerhalb
bei^felben bie ,,Sanbn)e]^ren" an, benen bie im aWittelalter
gegen bie SHaubritter entjianbencn nad^gebilbet finb.**)
äBdl^renb bie Sftömer juerjl nod^ t)erfd^iebene ©treiftüge
in§ 3ttnete ®eutfd^Ianb8 untemal^men, j. 83. 54 n. ^x.,
mußten fte um 70 n. ®^r. wiebet über ben Sl^ein jurücf.
3a, bie ©ermanen überfc^ritten in biefem Saläre felbft ben
Sftl^ein unb überfielen unb plünberten SUlainj. 3)od^ balb
ftellten 2;rajan unb igabrian bie römifd^e ^errfd^aft mieber
^er. 5Der Äaifer Aurelius Probus (276—282) ging fogar
nod^ mit bem 5ßlane um, ganj ©ermanien in eine römifd^e
5Prot)inj }u tjermanbeln. 83ig 250 muffen iebenfaE» bie
Sftömer im Sefife unf erer ®egenb gemefen fein ; fomeit reid^en
nämlid^ bie bei ^ebbernl^eim unb 9lieb gefunbenen Snfd^riften.
Um 212 tritt in biefer ©egenb ber aSölferbunb ber
SKlemannen auf, um 253 ber a5unb ber granf en (bem
audj bie Äatten angehören). Um 271 burd^bredöen fie mit
ben Sllemannen bie SSefeftigungen bei^ 3^^iiltanbe8 unb fe^en
*) !flad^ anbern i{i aud^ ber 9lame Mattiacum feltifd^en Ui:fprung§
unb TDon bem Eigennamen Matto abgeleitet.
**) 2)ic befannteften Sanbroel^ren finb bie ringS um tjtanifurt
fü^renbe (@. 28) unb bie ben 9fll^eingau auf ber Sanbfeite einfd^UeBenbe,
weld^ leitete nod^ burc^ ben ^amen ,,@ebü(I" im Slnbenfen etl^alten ifi
10 @ntflel^ung tntb Sßad^dtum.
Über ben St^ctn. Um 356 fanb Äatfer Qulian auf beiben
Seiten beg aJlaiti8 nur SKentannen. gu biefen gehören bte
SBuccinobanten, berenÄömgajlafrianSTl t)om Äatfer
Safentinian I. im aRattiafer Sabe aufflel^obett werben fottte.
89alb (374) mujsten bie SHömer jeboiä^ mit bemfelben bei
Castellum Mattiacorum (Äajlel bei 9Wainj) ^rieben
fd^liejsen: bieg bai^ le^te 3KaU bafe Sftömer im
a;aunui^lanbe ermäl^nt werben. 3ltö enblid^ ©ti-
li d^ o um 400 wegen ber Einfalle ber SSeflgoten in ^taKeti
bie römifd^en igeere t)om Sft^eine jurüdjiel^en mujste, er^
folgten um 406 bie großen SBanberungen ber ©ermanen
nad^ Pallien.
S)od^ nun entbrannten unter ben S)eutf$en felbft gro§c
Äämpfe, bie mit Unterwerfung ber Sdemannen burd^ bie
granfen enbigten. Se^tere nal^men nad^ einer für fie flegs
reid^en ©d^Iad^t*) aud^ bie ganje 3Raingegenb, t)on ber
Ouelle bii^ }ur 3Rünbung beS SRaini^, in 93efi| unb nannten
biefen 2;eil il^re^ weiten Jfteid^e^ Dftfranfen. S)er 3;eil
t)om SR^ein big jum ©peffart würbe mand^mal aud^ 9l^ein=:
franfen genannt. 9lod^ l^eute ^ei^t bai^ gan}e baperifd^e
©ebiet jwifd^en ©peffart unb gid^telgebirg „granfen."
3. Sie ®tftii^itn0 ^tanffmt».
S)er SRame ber @tabt giebt un8 über i^re ©rünbung
bie fid^erjle Sluäfunft. grantfurt würbe gegrünbet burd^
bie granfen an bergurt burd^ ben 3Rain. Qm Sitter
fielet granffurt alfo fel^r Dielen benad^barten Orten nad^.
*) ©eroö^i* wirb fie al§ bie ©d^lad^t bei Slolbiaf (Sülpid^)
bejeid^net (496 n. ®§r.). S)oclJ §at fie nad^ ben neueren gorfdjungcn
am Dberr^ein ftattgefunben.
(Sntflel^ung unb SBad^dtum. 11 '^
wie aWainj, SBieäbabcn, ^ebbernl^eini, SRieb*) tc, bte jum
Seil fd^ott von ben filtejlcn ©inwol^ttertt bicfer ©egcnb,
ben Äclten, gcgtünbct, utib beten ©jiftenj butd^ bie Slömer -
beglaubigt wirb. 3)er fumpfige ©oben um grauffutt war
eben nid^t einlabenb ; bod^ ntag l^ier fd^on eine alte ^lieber»
laffung gewefen fein, wie bie ^ügelßräber am Sanbl^of
t)orau§fefeen laffen. SBie bie Äelten, fo bauten bie 3lömer
il^re Orte unb ©trafen am liebften an ober auf SUn^ö^en.
Sd^on lange waren barum bie Slb^änge be8 akxunu« be^
TOO^nt, el^e man fid^ in bie fumpfige ®bene wagte. Unter
allen Orten ber 3Kainebene (oberhalb ber SRibbamünbung),
meldte bid^t am gluffe liegen, entftanb jebod^ granffurt
fidler juetjl. §ier traten nämlid^ auf beiben Seiten ^ö^en
an ben glufe ^eran, fobafe bie fumpflge ©teile bajroifd^en
nid^t aßju breit mar. §ier rerfud^te man e& barum juerft,
ben 3Kain ju übcrfd^reiten ; unb glüdCtid^er SBeif e mar ber
in t)iele SKrme jerteilte glujs feid^t unb fogar an mehreren
©teilen jU burdjfal^ren ober mo^l gar ju burd^roaten — lurj
e§ entftanb l^ier bie beliebtejie gurt am unteren aWain, bie,
meil pe fid^ im Sanbe ber granfen befanb, fc^led^tl^in ben
SRamen gran!enfurt befam. ©d^on bie ©age fü^rt bie
entfte^ung 8ran!furt§ auf biefe gurt jurüdt.**)
*) 2)er Drt Sflieb an ber SKünbmiö ber Slibba ^atte ft^on jur
SRömerjeit ben Sflamen Nid.
**) 2Rit ber eigentlichen SSolfgfage finb bie fogenannten „(SeUJ^rten*
fagen" b. 1^. t)on befangenen ©elel^rten ber »origen Sal^rl^unberte
gemad^te, nid^t ^u Derroed^feln. ©erabeju ISd^erlid^ ftnb le|tere in
Sejug auf granffurtS Urfprung. S)ie eine bringt granffurt mit ber
^aiferin Helena (SRutter ^onftantinS bed ®ro|en) in SSerbinbung unb
roei^ aud^ gleidj einen paffenben Flamen, nömlidj Helenopolis; bie
anbere fül^rt granifurt auf baö Artaunum ber 3Wmer jurüÄ; eine britte
fd^reibt fogar bie ©rünbung granffurts au!^en)anberten Xroianem ju.
13 iSntße^ng unb tQa4itum-
SHe Mannte^ ifl bie von bem Wl6a^ 3:^etinat von
anerfebutß im SSeflinne bftS 11. 3af|t^ttnbett8 benotete,
nonad^ jtarl b. @r., tun ben Sad^fen oerfolgt, [)ier in
bet giö^eit SibtdngniiS eine gurt entbedt unb an beifelben
eine €tabl gegrünbet ffoit.*) gmntfurt oeibanK alEeibingd
feinen Ursprung unb 9lamen bet ^ier auf gefunbenen, butc^ eine
^elfenbanl gebilbeten Su>^ bei bet Seon^arbSfiidde, A^nli^
mie weitet oben am Stain Sltennfuit, £engfutt,
O^fenfuit, S^ioeinfutt unb ^agfutt. 5Denn efl
niat ni^tö natatli^er, als bog an jebet bebeutenbm gutt
§fiuf et entflanben gut SBeroittung obet jur SBequemlic^tett
ber äiotflbeiqie^enben unb gut grleic^teiung beä llfietgangeS.
3lut toav biefe gurt fc^on lange not Äart b. ®t. in ®e=
btaut^, unb ifl et felbfl fdgon bei beginn feines jttiegee mit
ben Sac^fen 772 mit feinem §eete non ^otmS auS (lü^ft
waMi^Binli^ M^i^ ^^ ben ^ain gegangen, um in baS
Sanb ber 6ai$fen }U tommen. @eit ber ^eit, ba bie Raulen
biefe ®egenb ben ällemannen abgenommen Ratten, mögen
fie fd^on immer bie $uit gefannt unb benugt Idaben. @o
entftonb dOimiiß^ ein ffiorf, »ietleid&t aud& mit einer be=
fepigtvn Snlage jur SBenw^ng ber gutt — hitj bet Ott
an bet gtanlenfutt, ben man bann futiroeg grantett=
fürt nannte.**) —
3ur ajetgtöfeetnng biefeiS Dite» an bei i5t<»nt«t=
*) S>te &aq,t ifl oon Sopi\i^ poetif^ ft^Sn Uaxbtütt in bem
@elii[^t „^tantfuit am SRain".
**) Sß bo(^ in bet aUetncueften 3<tt auf fiEinlic^e SQeile bee
DitSingeibrüd bti Bingen fntftanben. 2)ief» 9tam« tarn au(^
nft nur bet Stüde ju. lu ent^nbm mm auf bet anbeten Seite
biT 9ta^e mf^me $tlufei, bif fidi raf<^ ju einem neuen Dtt oetmebtteit.
bem man bann fc^Ie^tmeg ben Stamen bet SJiüd« ^ab.
©ntftel^uttg unb äBad^gtum. 13
furt trug n)efentli($ bet Äanitnctl^of bet frättllf($ett
Aönige Bei, ber ftd^ ttad^ frfil^erer älnnaJ^me in bet 3l&i)e
bcr jcfeigen gifdjcrfelbjltafec, auf bcm foflenanntett gifd&er^^
felb bcfuttbett l^aben fott, bcffen Sage bort aber fel^r äu-
ge jroeifelt werben mu^ Slud& ber SHieber^? unb Sliebl^of
waren fold&e löniglidje igöfe. , Qm anfange war fogar »aJ^r^
fd^einlid^ baiS gan}e ben älleniannen abgenommene Sanb
töniglid^eiS Eigentum. S)ie frSn!if($en Jtönige erl^oben !eine
Steuern, fonbern lebten t)on bem ©rtrag il^rer aßeierl^dfe,
bie fie auf eigene Sftedjnung bemirtfd^aften liefeeU; mie jeber
anbere freie 3Rann. Gelaunt i% meldte genaue SSorfd^riften
Äarl b. @r. über biefe aWeierl^öfc gab, SBorfd&riften, bie fid^
felbft bi8 auf bie Senufeung unb SBermertung ber ®ler er^
jlredten. S)ie SSebauer fold&er SUleierl^öfe waren Seib*
eigene, bie t)on föniglid^en SSeamten regiert mürben.
9lad^ unb nad^ entflanben bei biefen 3Jleier^öfen, fei e& burd^
bie SBol^nungen ber Seibeigenen, fei ed burd^ l^er}ugemanberte
greie, ganje Drte, meldte mel^rfad^ ben Sflamen Äönig^l^ofen
annahmen, §. SB. ÄönigiS^ofen ,;im ©rabfelb" im ©ebiet ber
fränfifd^en @aale in SBapern, ^önigdl^ofen an ber Slauber
in $aben, ^önigd^ofen bei Stra^urg, aud^ tiieSeid^t AönigS^
l^ofen, ein ©örfd^en im 2;aunu8. SSerbanfte nun granffurt
bem föniglid^en ^of aQein unb nid^t vor aQem ber ^rt
ben Urfprung, fo mürbe es je^t aud^ tiieUeid^t ben Ütamen
AönigiSl^ofen führen, fo ober biente ber AönigSH t^ur
ju feiner SSergröfeerung.
Aartö ^riegSjüge nad^ @ad^fen mad^ten feinen aufentl^alt
l^ier notmenbig, mar ja l^ier ein ©ammelpunft feine«
§eere«; ber lönigüd^e Äammerl^of e r l e i dj t e r t e benfelben,
unb baS S^gboergnügen in bem S)reieid^er SReid^S-
forfle mod^te i^n angenehm; mos äBunber^ bag Sari
t
14 (Stitflel^ung unb SBad^dtum.
befdplog, {t$ l^ier einen SBol^nfl^ }U bauen! @r erbaute um
790 an ber ©teile ber jefeiöen SeonJ^arbSlird&e, wie oet^
mutet mirb^ ein $alattum^ tierbeutfd^t eine foiferlid^e
*falj.*) S)ie Slnlage bet 5PfaI§ ifi eine britte unb
f^l^r n)i (ästige Urfad^e be3 frifd^en ©mporblfl^enS bei5
DrteS an ber granlenfurt. ®enn nun l^ielt fid^ Äarl längere
Seit ^ier auf, fo j. SB. ben SBinter von 793 auf 94 unb
ben n&^^^n Sommer ; um il^n t)erfammclten fid& bie ©rofeen
be8 Sleid^eg ; ja im 3a^re 794 (3uU) t)ereini9te Äarl ^ier
bie 83if d&öf e t)ider Sänber §u einer Äiri^en^erfammlung,
unb bei biefer ©elegenl^eit mirb juerft ber 5Rame granf o*
nofurb in ©eutfd^lanb wie in anbern Säubern befannt.
@in 6<i^en!ung^brief für baiS filofier @t. @mmeran }u
9legen«burg au8 biefem Sal^r 794 (22. gebruar) ifi ba8
ältefie un^ übriggebliebene ©d^rif tftfidE , worin ber g ( e d e n
granfonofurb, ein Ort am ÜRainfluffe, genannt
wirb. 3^ bem Serid^te über bie Äird^entjerfammlung wirb
übrigeniS granffurt fd^on bamatö ein belebter, oft be-
fud^ter Ort (locus celeber) genannt, n)orau8 l^ertjorgel^t,
ba§ e8 nid&t fur§ jutjor entftanben war. Qu Urlunben
werben fd^on 22 Drte in ber SRal^e früher atö granifurt
genannt, j. 93. Sieber im Saläre 766 Sftumpenl^eim unb
efd&born 770, efd^bad^ unb ©in^eim 772, Vilbel 774,
^Preungeg^eim 778, »odfen^eim 784, SRöbel^eim 788, §öd&ft
790. 3n grantfurt finb in ben Seiten ber Karolinger feit
794 16 aSerfammlungen gel^alten worben, in feinem ber
*) 9leuerbing$ neigt fid^ bie ^nfid^t ber tJorfd^er bal^in, ba^ ba§
$alatium ^axli au6) auf ber Stelle be§ @aal^ofeiS fid^ befanb, unb bie
Seonl^arbSürdJe ber BReierl^of war. — SSorl^er fd^on befag Äarl in
gronfen eine fold^e $falj, bie „©aljburg" (audj ©alj ober ©eis) bei
9{euftabt an ber frät^ifd^en ©aale.
^ntftel^ung unb äBad^dhtm. 15
anbem rcd^törl^einifd^en Orte mc^r ate 6 — lauter aitjeldjett,
bafe granffurt fd&on lange beftanben, TDenißjlenS fd&on lange
vox bcn ö^tiahnten gal^ren. granifurt erfdjeint im 9. ^al^rl^.
fdjon al« ^auptort im red^tSrl^einifd^en ober Dft'granlen. *)
S)urd^ ^arl ben ®togen n)urbe wal^rfd^einlid^ aud^
©ad^fcn^aufen gegtttnbet. Qn ben Salären 783, 794
unb 804 nal^m Äarl oiele SUlannet, ja tjiele Xaufenbe
t)on gamilien au8 ©ad^fen meg unb lie§ fie fi(§ in
I5ranlen unb a;^ftringen anftebeln. häufig jog er fie in
bie 3t&f)e ber AönigiS^öfe unb fo entftanb €ad^fenl^eim
bei Äönig^l^of en (an ber f ränlif (§en ©aale), ©ad&fenflur
bei AönigjSl^ofen an ber S^auber unb mol^l aud^ © a d^ f e n ^
1^ a u f c n bei grantfurt. **) (3lud& gel^ört mM^t ber Ort
SSilbfad^fen bei @ppftein im S^aunuS ^ierl^er, fomie
©rofefö^f^W/ iQOc^fad&fenunbSüfeelfad&fen
(Äleinfad&fen) an ber SSergfirafee.) — ©o ift Äarl ber jmeite
©rünber granifurts geworben, unb mit Sfted&t fielet alfo fein
ji^öne^ ©tanbbilb auf ber ^rüde }n)ifd^en bem t)on il^m
gegrttnbeten ©ad^fenl^aufen unb bem von il^m fo fel^r
erl^obenen granifurt. Ob aber granifurt fd^on unter Äarl
jur eigentlid^en © t a b t erl^oben morben \% meig man nid^t.
S)a8 ältefle ©d^riftfiüdE, in weld&em granffurt bireft (A^
^©tabt" bejcid^net wirb, ifi ber ©d&enfungiSbrief, burd& ben
Äaifer griebrid^ II. 1219 eine ,,i0offtätte" (unter weld&er
man bie ©teile beS verfallenen erften faiferlid^en ^lafleS
t)ermutet l^at), ber ©tabt jum 99aue einer Aird^e fd^enfte.
S)od& wirb granf fürt fd&on in einem Boßpnoileg t)om Qal^re
1180 unter ben ©täbten be^ Sfteid&e» aufgeführt.
*) Unter Subwig bem SJeutfd^en wirb (876) granffutt wirflidj
fo genannt.
**) ®ine Sage, au^ b. 11. ^af^xf^. überliefert, nimmt bieö alSgeroi^ an.
16 (Sntflel^ng unb Sßad^tum.
Unter ben Ütad^folgem ^atli, ben Aarolingem^ tourbe
^antfurt immer mel^r gel^oben. Aarle @ol^n, Subtoig ber
fromme, l^ielt itd& gerne l^ier auf unb grünbete 822 ein
neue«, fd^önere« ^Palatium*) an ber ©teile be« jefeigen
©aall^ofe*, weld&er SRamen nod& an bie alte ißfalj —
®ala genannt — erinnert. Slud& beffen &di)n, Subroig ber
©eutfd^e, l^atte granffurt fel^r lieb unb vnmxltt fajl ftänbig
l^ier. @S werben 26 i^al^re angegeben, in benen Subnng
in granifurt mol^nte. auf biefe SBeife lamen bie SBor^
nel^men beg Sleid^eg, felbfl frembe ©efanbtfd^aften, öfter«
l^ierl^er unb trugen ju immer größerem ©mporlommen granfc
fürt» bei. **) Subroig f oll aud^ fd&on 868 angefangen laben,
^ran!furt mit 3Jlauem unb ®räben ju umgeben; jebod^
eyiftirt barüber feine urlunblid^e SRad^rid&t. Unter il^m er^
l^ielt n)a^rfd^einlid& bie Stabt il^ren erfien Slbfd^lufe.
SDBie weit reid&t nun biefe» ältefie granffurt?
9Bir l^aben fd^on gel^ört, bag baS S)orf ^ranfonofurb
an ber gurt über ben 3Kain lag. SBon biefer gurt au«
würbe nun am 3Jlain immer weiter angebaut. @o entftanb
bafelbft fd^on frül^e ber ©aal^of, ba« gifd^ermertel, ba« alte
3ubenquartier unb ber S)om (bie ©atoatorfird^e). S)ie
bamalige ipauptfira^e mar bie ^a^rgaffe. @ie ging t)on
bem aKain bi« etwa jum jeftigen SBfirttemberger igof. S)urd^
fie jog fidj aller SSerlel^r nad& 5Rorbcn, nad^ bem ieeffen^
unb ©ad&fenlanbe. ©d^on bie SRamen ^Ja^rgaffe unb ga^r-
tl^or finb 3^wgniffe frühen SSerfel^r«. SRörblid^ t)on ber ©ala
*) ^em äBortlaute beS Serid^teS nad^ braud^t man nid^t gerabe
an einen SReubau an einer anbetn ©teile ju benfen, ein Umbau
ift ebenfo gut benfbat.
**) S)amal8 feierte m S)id^ter granffurt al8 „Urbs regalis,
sedes regni principalis^.
@ntftel^ung unb äBad^iStum. 17
breiteten fid^ grofee ?Bläfec auS: S)er Äommarlt unb bet
©amätagberg (Sftömcrbetg). S)ie ältefie ©tabt reid^te etma
btöiSBoIlgr ab en,S)ominiIaner8affe,jttr aRitte bet
SBorn^ Äruö* unb SReugaffe, SDBebelgaffc, über bie
$auls^ unb Sd^flppen^affe l^inaus unb umfaßt nod^
einen Seil be^ großen ^irfd^grabeng, ber SBelfe*
frauenfirage unb ben größten 3;eil ber alten 3Rain}er«
ftrafec.
5Diefe ältefie ©tabt lag auf einer 3nfel unb war atfo
t)on natürlid&en ©d^uftgräben umgeben. 3m ^a^xt 994 wirb
fie i\m erften SRale Aaflell genannt, fie mujs alfo bamatS
fd^on befejligt gewefen fein. S)ie ©roben im SRorben ber alten
©tabt n)aren nur eine 9Sert)oIlftänbigung ber natfirlid^en
®infen{ung, bie wir als 3Rainarm bereits lennen gelernt
l^aben. Überrefle ber alten ©tabtmauer fanb man no$
1817 am S)ompf arrl^auS, unb nod^ bi« in bie neuefte S^xt
fa^ man fold^e an ber äBeigfrauenfd^ule. 9luS ber filteften
3eit ^rantfurts rül^ren aud^ bie ®runbmauem ber ©aall^of^
fapeSe l^er.
SBSenn aud^ granffurt oon ben nä#en 9la($folgem
ber Äarolinger nid^t mel^r fo befonbers begünfiigt mürbe,
fo ful^r bie ©tabt bod^ in il^rem SSJad^Stum jletig fort,
Salb genfigte ber Slaum ber ältejlen ©tabt nid^t mel^r,
um i^re SSemo^ner ju faffen. Sin ben Sanbjirafeen, bie
fid^ ftra^lenartig tjon ber ©tabt in nörblid^er Slid&tung
jogen, entftanben juerft einjelne igaufer; bann mürben
aud^ bie S^\\^enx&vime na(^ unb nad^ bebaut, unb um
biefe äußeren einbauten in ben bamaligen unfid^eren 3^ten
2
18 d^ntfiel^ung unb SBod^^m.
gegen r&uberifd^e Überfälle ju fd^fi^en, fd^lo^ mati fte enbtid^
auäi bur($ SRauem unb (St&ben ein, man }og fte jur 6tabt.
SHe frfil^eren €tabt^@rn)eitetungen gingen wol^l gerobe fo
DOt fU^, wie n)ir bie €tabt )e|t nod^ tdglid^ mad^f en feigen.
9Btr fönnen beoba($ten, nne, ber @ntflcl^ung eines Spinnen^
ne|e8 glei($, ISngi^ ber {iral^Ienattig t)on ber @tabt auS:'
gel^enben Sanbfiragen ipaufet etn)a(i^fen, bie ftd^ ju @tra^en^
seilen {ufammenrei^en. Sangfam füllen fid^ bie 3^if<$^'
r&nme aud: ti bilben fid^ {mifd^en jenen ^auptflra^Ien
fteinere, nnb biefe nierben bnrd^ Qnetflra^en t)etbnnben.
X)ie an^rl^alb ber 3Jlanetn entftel^enben ^änfer n)ntben
aber nid^t gleid^ )nr @tabt gered^net. X)ied gefd^al^ erfi,
nad^bem man aud^ fie mit 3Ranem unb ®rftben nm^ogen
l^atte. Stifofem n)ar baiS SSad^Stnm ^ranlfutti^ nid^t fletig
fortlaufenb, fonbern burdj bcftimmte ©ntroidflungsftufen —
bie ©tabtermeitetungen — bebingt.
S)ie etfte iQauptetn)eitetung fanb mol^l im
12. 3al^rl^unbeTt ftatt;*) bie brei nörblid^ jiel^enben Strafen
unb ^Pläfee mürben einfad^ fortgefe^t. @o entftanben 1) ber
mittlere %dl ber g a 1^ r g a f f e al8 gortf e^ung be« ältefien
Seile» berf elben unb ber SKainbrüde, 2) bie n e u e Ä r ä m e
unb ber Siebfrauenberg ate gortfefeung ber Uber^
f al^rt unb beS SHömerberge» unb 3) ber S o r n m a r { t atö
gortfefeung be8 freien ^lafec». S)ie Stabt erfiredte fid^
ttad& S^iiß'&utig unb Ummauerung biefer neuentftanbenen
3:eile bis }u ben Strafen, bie jje^t nod^ burd^ il^ren
Flamen an ben @tabtgraben erinnern: nämlid^ SBolU
graben, ber aud^ nod^ innerl^alb ber S^bengaffe fid^ fort^
"*) @S ift bieS begroegen al§ stemlid^ ftd^er anjunel^men, toeU
fd^on im Slnfange beiS 13. gal^rl^unberts bie ^lottoenbigfeit einer
neuen ^ird^e fid^ ^ixfßax mad^te.
©ntflel^uiig unb äBad^dtum. 18
fe^te unb beStoegen i\xm %e\l au^ ^ubengtaben f)\t%
©änfegraben Qe|t 93augraben unb $oI}grabenX
Heiner unb groget j^itf($graben. 3Ran fielet, bie (Smei?
terung ging nur na($ 9lorben t)or fid^, im Oflen b(ieb
ber äBoQgraben, im äBeflen ber @($neibn)aD bie ®rense.
^ragt man nad^ bem ®runbe, fo lann man anffil^ren, ba^
bamal^ mol^l nod^ {eine Sanbftra^en na($ Oflen ober Sßefien
ffil^rten, moran fid^ bie Käufer l^dtten anlel^nen lönnen,
fonbem nur bie SBafferjlra^e be« 3Kain8. S)er ißauptfirafeen:?
}ug, ber bamals ganj neu entftanb, würbe gebilbet bur($
bie ®d^ nur gaffe unb bereu gortfefeungen, bie ©anb*
unb SSei^ablergaffe. S)ie @($nurgaffe voax hai, voai
l^eutjutage bie 3^t( ifl, nämlid^ bie fd^önfle, wenn ni($t
aud^ bie belebtefle Strafe. @ie voax urfprflnglid^ Diel breiter
a(S je^t unb reid^te im 9lorben bis an bie fie ringS um^
gebenben, gefd^loffenen ißöfe, j. S3. 8lug8burger, a;rierifd5er
ißof. 6ie ijl um bie ganje Sänge ber Xrierifd^en ®affe
fd^mäler geworben. 3^ i^r l&atte bie oomel^mjle gunft
il^re 5Rieberlaffung, bie ber SGBottenmeber, t)on bereu fd^narren«
ben SBebflü^Ien bie @tra^e aud^ ben Flamen @d^narr^
ober ©d^nurrgaffe erl^ielt.*) 3"^ anfange be* 13. gal^r^
l^unberts l^atten bie SKntontter il^r Alofter an ber &u{3erflen
nörblid^en ©renje gebaut ; bie babei entftel^enbe Strafe er«
l^ielt ben 5Ramen Slntonitergaffe, morauÄ a;önge8gaffe
(nidjt ,,S)önge«gaffe") entfianb. S)ie Strafen ber ©rmei«
terung jeid^nen fid^ von benen ber älteflen Stabt burd^
*) S)er ättefte SRame ift SQßeb et gaffe (vicus textorum); bonn
entjlanb ber 9lame ©d^nartgaffe, nun ©d^nurrgaffe, gule^t
Sd^nurgaffe. ^a^ biefeS Sßort falfd^e @d^reibn)eife ift, gel^t einfad^
batauS l^eroor, ba^ bort n)eber mit ©d^nut gel^anbelt n)urbe, nod^
aud^ bie @tra^e fd^nurgerabe roax.
2*
20 ®ntflel^ung unb äBad^dtum.
größere »teite au« ; bie f o f el^t engen ©trafen ber leiteten
laffen fid^ nur bur($ ben im SSerl^ltni« jur a5et)ölferun8
aQiu befd^r&nlt gen)orbenen 9laum erHaren.
S)ie 93efeftigung be8 neuen €tabtteUeiS beflanb in einet
3Rauer fammt Xürmen unb @räben. SBon il^r l^aben füi^
nod^ t)iele @puren erl^alten. S)ie el^emaligen ©raben n)etben
no$ je|t burd^ bie tierfd^iebenen Strafen mit bem @nbn)ort
„®raben" außebeutet. SHe SRauer innerl^alb be« ©rabeng
finbet fid^ jlellenweife nod^ in grofeen SJlaffen, nämlid^ an
ber Inneren ©renge ber 3wben9affe, mit ber fie aber in
unferen ^gen baS €d^i(ifal ber 3^^{^^^it^0 t^^t. Sßa^renb
ber erfle ©raben aber ein anfel^nU($eS^ flie^enbed Sßaf[er
entl^ie(t, n)urbe ber neue ©raben in nad^maliger 3^it fafl
g&nili($ troden gelegt. ^ eingelnen Xeilen beSfelben be^
fanben fid^ fpater ©d&iefeftdnbe ; ber „©anfegrabcn" (©au^
graben*) biente afe ©anfemeibe, fpäter ju ©d&anbbegräb-
niffen j. 83. für Selbfimörber ; im §irf eingraben **) mürben
feit 1400 igirfd^e gehalten.
X)ie iQaupttl^ore ber neuen @rmeiterung maren bie
Sornl^eimer 5ßforte, aud^ ^reungeSl^eimer Pforte, am
frül^eren äluSgang ber ^al^rgaffe, füblid^ ber 83ornl^eimer
Strafe, bie SBodenl^eimer oberSftöbell^eimer 5ßforte,
ba, mo jefet ber Straßenname „an ber Äatl^arinenpforte" an
baS el^emalige X^or erinnert, unb eine Pforte in ber 9lä^e
bed am SluiSgang ber Sd^fippengaffe geftanbenen ©ulben^:
türm es. 2)aß bie 93o(Ienl^eimer Pforte, mie biefed eigentlid^
bie Siegel mar, aus jmei 2;^oren, einem inneren unb einem
äußeren befianb, jmifd^en benen ber ©raben mit ber gwg-
brüde lag, ba» bemeifen bie fpäter an il^re ©teile tretenben
*) Seit 1872 ift 5icr ber aJlarft unb feit 1879 bie aRarft^atte.
**) ^viXf^tt l^ie^ et )Burggra0en (b. 1^. fd^led^tweg @tabtgra0en).
(Sntftel^ung unb SBad^dtum. l21
2;ürme ber Hu^txen unb intteren ÄatJ^atittenpfotte mit bcm
bapifd^en j^infül^renben ipolsgraben.
S)er frfil^ere^ farolingifd^e @tabtgraben tourbe eingeengt
unb ttbem)ötbt unb biente nun als ^antaud^e'', b. l^. jum
Slufnel^men unb f^ottfd^affen be8 Unrats.
S)ie jweite ©rweiterung (im 14. Sal^rl^unbert)
war ml bebeutenber ate bie erjle. S)ie Sanbflrafeen m^
3Wainj, Sodenl^eim, ©fd^er^l^eim, griebberg
unb iQanau bilbeten bie fünf @tral^Ien, an meldten bie
fünf §auptjirafeen ber 5Reufiabt : ©alflengaffe (ie|t ®attu«-
ftra^e), SBodenl^eimer^ , @fd&enl)eimer:j, griebberger ^^ unb
SlHerl^eiligcnllrafee entpanben. Bw^if^ä&^n biefen befanben jid^
nod& lange Seit ©arten, ja fetbp gelb, ginben mit ja bo$
iefet nod^ jmifd^en biefen ©trafen unbebaute 5piä$e: SBleidJ*
garten unb Älapperfelb jmifd^en Sltterl^eiUgen:: unb
griebbergerftrafee, 5Peterj5fird^l^of unb ©tiftj^garten
jmifd^en griebberger- unb ©fd^enl^eimerjlrafee unb bis t)or
menigen S^l^ren meiter meflüd^ benSRal^ml&of, 2;aubens
^of, roten ißof, Sungl^of, 9Rol^rengarten unb
meinen ipirfd^. @oetl^e er}äl^lt, mie er als Anabe t)on
ben oberen genflern feinei^ SSaterl^aufeS fel^nfüd^tig na($ ben
©arten in ber SRäl^e gefe^en. @8 erinnern jene §öfe nod^
an bie tjielen ^ofgüter, bie fidj fd^on oor ber eigentlidjen
©tabtermeiterung in ber SReuftabt befanben. ©erabe um
biefe igöfe unb ©arten vox Überfall ju fd^üfeen, gemattete
Submig ber Saper 1333, fie burdj Slnlage einer neuen
3Rauer jur @tabt ju }iel^en. @o mögen au($ bie je^t nod^
bejle^enben Me: Äetten^öf e, ©utleut^of , SRieber^
l&öfe, §oljl^aufen'f(ä^e Öbe, ©ünt^ersburg,
©rüneburg, Slpotl^eferlöof, Sliebl^of unb Sanb^^
1^ f f päter, ium %exl gan j balb, in ba8 innere ber ©tabt fallen.
22 ©ntftel^ung unb SBad^Sium.
©icfe @meitetutt9 be« 14. gal^rl^uttbctt« teilte fafl
bis iu ben ledigen ^oren. 9Benn man ben großen Umfang
etwSgt, ben bie 6tabt nun bcfam (bag SSicrfad^e ber
alten ©tabt !), f o begreift man leidet bie großen Äoften, bic
ber $au ber 3Jlauer unb bed ®rabens tierurfad^te. S)arum
gab SubtDig ber SSaper bem 9{at aud^ bie Erlaubnis pxx
©rl^ebung befonberer älbgaben, von benen niemanb aui»^
genommen fein foQte. ^^rül^er maren n&mlid^ bie geiflKd^en
©fiter jleuerfrei. 3Kan begreift ferner, bafe e« fo lange
mil^rte, bi8 bie 5Reuflab't — fo nannte man ben nm
l^injugelommenen Seil im ©egenfafe jur Sllt jlabt — au**
gebaut mürbe. 9Bar e* ja bod^ nid^t fomol^l Übert)öl!erung,
als melmel^r ber notmenbige ©d^ufe für iQöfe unb ©arten,
ma* biefe ©rmeiterung t)eranla{3te. S)ie 9leuftabt l^iejs mit*
unter, befonber» teilmeife im SRorbojlen, bie ©arten, unb
bie ©Srtnerjunft nnir es, meldte bie erfle jufammenl^ängenbe
Strafte bafelbfl grfinbete, nämlid^ bie Sit egaf f e, ber biefer
SRame alfo mit Sfted^t gebührt. S)a nun fd^on t)or ®r*
bauung ber 3Jlauer ©ebäube in ber Sleuflabt berauben,
unb biefe erft nad^ längerer S^t t^oQflanbig ausgebaut
mürbe, fo !ann man eigentlid^ nid^t fagen, baft Submig bie
©tabt erweitert ober gar bie SReufiabt gegrönbet l^abe. SHefe
beflanb gemiffermaften bereits, als Submig geftattete, fie ;tt
befeftigen.*)
Um 1378 umfaßte bie SRcujlabt nod^ ädfer,unb felbft
nod& um 1519 lonnte man im ©tabtbering faen unb ernten.
Sie mürbe nod^ lange gegen bie älltftabt burd^ bie t)or*
*) SBenn aber in 8attottn§ örtUdJer SBefd^reibung fiefoQt roirb,
ba^ ein SSermäd^tniS t)om Sa^re 1322 fd^on üon ber ^leujlabt fpred^e,
fo beruht bieS ouf einem 3rrtum. S)ie von i§m angeführte ©teUe
flammt au8 einer Urlunbe von 1367.
®ntftel^ung unb SDad^Stutm ^3
l^anbenen 3Wawcrtt, ©räben unb Xl^ore abgefd&Ioffen. 3m
ga^rc 1355 baten bie ©ärtttcr ben Slat, bafe man ü^tten
bcj5 SRad^t^ bie 2;i&orc öffnen möd^tc, wenn ein ©terbenbet
nad^ einem ©eijiüd^en vtxlmqltt. SRodJ 1450 aber l^atte
bie ältftabt ©tdben, SKauetn nnb %S)oxe, meldte be* 3la($t8
abgefd^loffen mürben ; nnb nm biefe geit erfudjte ber Slot
ben $ap^ eine 5ßfarrel in ber SRenfiabt ju enidjten, bamit
ben Äranfen nnb ©terbenben ber ö^i^id^e Sirofl nidjt
manßele. — S)ie iganptÖuerftrafee; meldte fid& gfirtelartiö
um bie älltftabt legte unb bie anbern igauptftrajsen aQe
oerbanb, mar bie 3^ iL S^^^P ^^^ P^ F^od& wi^^^ ^i«
müfter freier $la|, ate eine Strafe. 68 fd&eint, bafe in ber
SWeuftabt bie §dufer erfl in ber 9läl^e ber neuen 2;i^ore
entftanben; bamit bie inneren geflungStoerfe, bie \a nod^
lange erhalten blieben, il^ren 3*^^*/ «dmüd^ bie geinbe,
aud^ menn fie fid^ fd^on ber äußeren @tabt bemdd^tigt l^aben
fottten, nid^t unmittelbar bi8 an bie innere ©tabt t)orbrin8en
§u laffen, erfüllen lönnten, lie§ man ringg um biefelben
nod^ einen großen 9laum unbebaut, ©o entfianben bie
großen Päfee: 3eil,9lofemarft, ©d^iller^^, ©oetl^e-
unb Xl^eaterplafe, bie granffurt jur größten 3*^^^^
gereid^en. 5Der 3lame 3^^^/ gleid^bebeutenb mit Sleil^e^
meift fd^on barauf l^in, ba^i^ <^nf<^n9^ n^i^ ^tne Steige
ißduf er befafe, unb mirflid^ gab e8 fap jwei S^^^rl^unberte
nur auf i^rer Sflorbf eite §dufer ; bie atterditeften entftanben
jwifd^en griebberger:^ unb ©d^dfergaffe, unb biefer a;eit l&ie§
benn aud^ juerft bie 3eil. 93et)or auf i^rer ©übfeite i^dufer
gebaut werben lonnten, mußten erft bie 3Kauern ber f rül^eren
Sefefiigung niebergeriffen unb bie ©rdben au8gefüllt werben.
©0 entjlanben enblid^ 1583 bie erfien §dufer auf ber ©üb«
feite. S«od^ im Sa^re 1611 biente bie 3eil al8 Sßie^marlt
24 (^ntflel^ung utib 9Bad^3tum.
uttb toar att fold^er auf ben ©eiten mit l^öljctnen @<5tatt!cn
eingefaßt. 3^ ioirfd^ßrabcn tourbcn ttod& big 1561
iptrfd^e gel^alten, toeld^e }tt bem $irf($effen t)etn)enbet
Tüurbctt, baä \&^xl\^ jur ©ommerjcit t)ott S^ürflcrtneiflcr,
©d&öffen unb Sftat im greien abgehalten mürbe. 3in
gal^re 1583 erfd^einen au^ l^ier bie erflen igäufer; 1752
murbc ber dufeere Zuxm ber Äatl^arinenpforte abgeriffen^
1765 bie »orn^eimer Pforte unb um 1790 bie innere
jtatl^arinenpforte.
S)utd^ biefe ©rmeitetung erl^ielt bie ©tabt für faji fflnf
Sal^rl^unberte i^ren älbfd^lug, }umal je^t aud^ @a($fenl^aufen
}ur @tabt ge}08en mürbe. @o fonnte fid^ benn um bie
9leuflabt ein t)oIIftänbige8 SSerteibigung^friflem auiSbilben,
baS im 9lad^folgenben bargefleQt merben folL
A. Urfprünglid^e S3efejii9un9en ber SReujiabt.
S)ie ajlauer um bie SReufiabt mürbe 1343 begonnen
unb fott in etma 80 ^al^ren t)ottenbet morben fein. Slefle
l^aben fid^ erl^alten am filapperfelb, nämlid^ am äluiS'
gange nad^ ber ©eilerftrafee, mo jefet ein 5ßferbejiaII, fetner
am3Wol^rengarten*) (^otel bu SRorb) unb am SReuen
SB all in Sad^f enl^auf en. @ie mar fo breit, bafe §mei ^ßer^
fönen einanber bequem barauf au^meid^en tonnten, ^n^m
mar fle gröfetenteifö mit ©pl^eu bemad&fen, mie nod& jefet
ber ©fd^en^eimer S^urm. 2lud^ jeigt biefer auf feiner füb:?
lid^en Seite nod^ eine bebedtte ©atterie, mie fie frfil^er auf
ber ganjen ©tabtmauer leerlief. SBeil ber ®p]^eu ben geinben
ba8 ©rpeigen ber SRauer erleid^tern fonnte, fo mürbe er
*) Seit bem ©tra^enburd^brud^ t)on 1875 fmb leitete nid^t mcl^r
fid^tbav.
©ntjle^ung unb 9Bad^§tum. 25
1502 wcflgeriffen. Suf unb an ber 3Jlauer bcfanbcn jid^
eine Slttja^l SBefcfttöungMürme unb ®tfcr. ©iegfeitg be8
aWaittg jährte man (1552) über 40, jenfeit» 15 %üxme,
von betten jidj einige bet oberen erl^alten l^aben. 3lud^ am
@(ä^anmaintl^ore fmb nod^ bie SRefte eine^ berül^mten Slurme^,
bcg fogcnannten „Ulrici^fteineS" jn feigen. Sluf ber granl-
furter Seite befleißen ion ber großen gal^l ber 2;ilrme nur
nod& ber ©fd&enl^eimer- unb Siententurnt. ©rfierer
würbe bei ©d^leifung ber gepungättierfe megen feiner ©röfee
unb ©d^öttl^eit t)erfd^ont. *)
3n ben 5IKauern befanben jtd^ Xl^ore, bie §u Äriegg:?
jeiten gänjlid^, im grieben wS^renb ber SRad^t gefd^loffen
würben. Sefetere» gefd^a^ nod^ bi8 31. S)ejember 1835.
3m ^a^xt 1864 würben aud^ bie legten eigentUd^en %\)ox^
gebäube niebergeriff en , nämlid^ am ßfd^enl^eimertl^or unb
am ©allu^t^or. Sffiie bie alten 3;^ore befd^affen waren,
bai^ lann nn^ nod^ je^t ber S)urd^Iag unter bem @fd^en-
l^eimer 2;urm t)eranfd&aulid^en. ®enft man jid^ bafelbft ein
eifeme» 2:i^or angebrad^t, aufeerl^alb eine gugbrüdfe über ben
jefet tjerfd&wunbenen ©raben, unb weiter aufeen ein bem
inneren gleid^eiS %^ox, wie man eis nod^ bi^ 1864 gerabe
bort fal^, fo l^at man ein S3Ub ber alten %f)oxe. $ei mand^en
gab e8 nod& ein gaUgatter, audj ,,Sd5ofepforte" (gd^ie^:?
Pforte) genannt, weil man fie plöfelid^ l^erunter fd^iefeen laffen
lonnte ; nod^ f ann man an ber Slufeenf eite bei^ ®f d^enl^eimer
2:i^orturme8 bie ©teinfaljen feigen, in benen ba8 gaUgatter
lief. SBon ben alten 2;§oren finb alfo l^eute faf^ nur nod^
bie 9latnen erl^alten unb felbfl biefe nid^t alle, grül^er
*) Um feine ©rl^altung §aben ficIJ bamalä ber frattjöftfd^e ©efanbte
^^bouoiUe unb fpäter in ben Dier^iger galten ber preu^ifd^e (S^efanbte
t). 9labon)i^ SSerbienfte ern)or6en.
26 (Entfle^ng mtb fBad^tum.
toerben no$ emSl^nt hie Subenpforte'O fflbH$ vom
aderl^etKgentl^or, hie neue Sornl^etmerpf orte }imfd^en
älQerl^ettigen' unb ^riebbergettl^or^ bie Aa|enpforte
imifd^en ^terS- unb (Sfd^enl^eimertl^or. QxoA ;ugemauerte
S^l^ore n)aten bi^ t)or einigen Salären nod^ beutlid^ )u feigen :
S)a8 bem 15. ^al^rl^unbett angel^oriße aWül^lpförtc^en
in ber l^ol^en 3Rauer neben ber neuen äluToge am Untere
tnaintl^or unb bad auiS bem 17. 3<^l^r^unbert flammenbe
alte Slderl^eiligentl^ot im^aufe be8 f aufmftnnifd^en
aSereiniS. **) Sefetere» mad&t un8 mit einet ©igentfimlid^f eit
ber alten X^ore befannt, bie fd^on im 3Wittelalter l^ie unb
ba angewanbt, burd^ bie fpatere $efeftigungi^{un{i fafi jur
Siegel erl^oben würbe. S)ie a;^ore lagen nid&t, wie bie jefeigen,
am älui^gangSpunfte einer Strafe, fonbem etmaiS feitmört^,
bamit ber geinb, felbfl menn er ba« X^or erftürmt l^attc,
no($ nid^t fogleid^ in bie igauptflrage einbringen ober fd^iegen
lonnte. Salier ijl nad& ber gepungSanlage be« 17. Sa^r*
l^unbertS wol^l }u unterfd^eiben }n)ifd^en bem alten unb
unb neuen älllerl^eiligen^ 99odEenl^etmer' unb @algentl^or
((Slalludtl^or). Se^tereS liegt von ber zugehörigen @aIlujSgap
ganj entfernt; ba« a;aunu«tl&or ifl er^ 1849 burd^gebrod^en.
SBi» jur ©d&leifung ber gefiunggmerfe Slnfang» unfere»
3al^rl^unbert8 befanb fid& in ber ©allu^gaffe, an ber Stelle
beS ledigen iQotel bu 9torb, baS alte innere @algentl^or.
*) Sie lommt audj unter bem Silamen Sd^ie^i) forte t)or unb
foU biefen Flamen nad^ bem Scl^ie^pla^ ber „Stal^lfd^ü^en", ber ftd^ in
ber 9läl^e befanb, erl^alten l^aben.
**) S)aS aRül^tpförtciJen ift burd^ bie groje ^re|)?)enanlage am
Untermaintl^or Derbetft worben; unb ba§ S^au^ beS faufmännifd^en
SSereinS lä|t feit bem Umbau boiS ehemalige ^l^or aud^ nid^t m^x
beutlid^ erfennen.
©ntflel^ung utib Sßad^dtum. 27
S)a8 jeliße gricbbctöettl^or, eine Stnlage be* 17, Qal^t^
l^uttbertS, l^iePaä as i l b e l c t :? ober 3teutf)ox,\m ©egenf a|
}u bcm alten gricbbcrflettl^orc, ba* fid^ in bctSRäl&e bc*
^etetStl^oted am älui^gange ber alten @affe Befanb. SBon
bort au^ jog jtd^ aud^ t)ormalS bie ^riebbetger Sanb^
jlrafee an ber ©teile ber jefeigen ©denl^eimer nad&
Sflorben, big fie fld^ an ber „@ifernen iganb" teilte. S)ort
n)ar n)ir!lid^ eine eiferneipanbals äBegweif er angebrad^t.
©agailer^eiligent^or^iefelmaWittelalterSftleber
5ßforte, von ben SRieberl^öfen, früher fd^led^tweg SHiebem
genannt; bem l^entigen „®aUuit\)oi*' nnb ,,®allni^gaffe" ent*
fprad^en frül^er „©algent^or" unb ,,®algengaffe." SRur ber
SRame ,,@algenfelb" ijl nnoeränbert geblieben. 5Dort ftanb
big 1806 ber ®algen. S)er franjöpf^^ gelbl^err Slugereau
lie^ i^n im genannten S^^re abreißen, weil er jur geier
be» SRapoleon^tageg (15. 3[ngnjl) bort ein ^Jeuermerl ab«
brennen laffen wollte, ©eitbem mnrbe ber @algen nid&t
mel^r aufgerid^tet^ unb man erfe^te au$ bai^ nnl^eimlid^e
Sffiort burd^ ben $erfonent)ornamen ,,®allu8." S)en Sflamen
affent^or motten SJland^e t)on ,,3lt)et]^or" ableiten, nad^
einer in ber 3fläl^e gelegenen Äapette, mo man ba^ Ave Maria
betete. ®urd^ bie Slu^fprad^e be^ SSolfeä fei ber je|ige
9lame entftanben. S)od^ fprid^t fd^on bie SBalbemar'fd^e
Siopograpl^ie t)on 1350 tjom „Slffint^or," md^renb erft 1470
eine ©tiftung i\xm Bwed be« „at)eldutenj5/' bet)or ba^ X^or
geöffnet mürbe, wriommt. 5Der SRame mirb am fid^erjlen
t)on bem ^aufe ffium Slffen/' ba8 fid^ bort befanb, l^er«
geleitet. *)
*) 3w Slnfaitge unferS Sö^i^^ww^ertS, unter ber Äegietung bcS
f^Süii'ten ^rimaS/' ^axl von XalUxq, nannte man bad Slffentl^or
ifilfd^ffenhtrgettllor/' bag Siaerl^eiUgentllot ,,$anauettl^r/' bad ©fd^
28 (MfUfjtm^ tmb Sßad^m.
9ltngS um bie SRauern ber Sanbfeite tbutbe gleich nad^
i^rer ©rbauung ein tiefer ®ra6en angelegt, in meldten
fid^ jwei Sädje: ber ^©Ifenbad^" unb ber ^^Sö^erbad^" (Seer^
bad^) ergoffen. ®r n^ar alfo jientlid^ n^afferreid^ unb entl^ielt
t)iele gifd^e.
Um felbfl im Innern ber ©tabt ben S3eft^ ber einjclncn
©trafen bem eingebrungenen geinbe aufi^ äu^erfle ftreitig
ju madjen, tonnten bie ^auptflrafeen mit ©perrfetten
gegen bie SRebenjlra^en abgefperrt werben. ©tetiS gcfd^al^
biefei^ Slbfperren bei 2;ruppenburd^märfd5en (j. SB. 1504,
1566, 1599, 1632), oft aud^ nur ber äufeerilen SBorftd^t
n)egen, ba man bie burd^^iel^enben Gruppen meifl ol^ne
weitere Serü^rung ber inneren ©tabt über bie Srüdtc
linein unb burd^ bie nal^e liegenbe ^fd^erfelbpforte gleid^
wieber ^inauiS leitete. S)od5 würben bie ©perrfetten aud^
bei geueri56rün|len angewenbet, foroie bei feierlid^en ©in^
jfigen, lurj überaß, wo man ben 3wfammenbrang großer
SBolfömengen befürd^tete.
B. S)ie Sanbme^r.
3u gleid^er 3^tt mit ben Sefejligunngen ber SReujlabt
wuibe aud& in weiterem flreife um bie ©tabt bie Sanb^
we^r errid^tet, eine SRad^a^mung römifd^er Sefefligunggs
lunfl. S)en!t man fid^ bie je^t nod& befte^enben SB arten
burd^ ©räben üerbunben, fo ergiebt fid^ im SSlßgemeinen
ber Sauf ber Sanbwel^r. ©ie würbe jwifd^en 1370 unb
1427 lergefleßt. S)ie ältefie fd&Iofe SBorn^eim au8; 1406
l^eimer %f)ox „^arlöt^or," unb baö öoc!en§eimer X^ox „ajlainjert^or".
^ie ie^igen ^^orgebäube entftanben aQe nad^ @ci^leif ung ber ^^eftungS^
n)er!e feit 1804. ^ur ba§ ^aunuStl^oc unb ba§ ^etecStl^or würben
fpäter, 1849 unb 1862 J^ergefteQt, le^tereS iebod^ ol^ne ^l^orgebäube.
©ntftel^ung unb SBad^gtum. 29
jebod^ würbe au^ SBom^eim lercinaegogen. ^^t Smcd
war, ben gcinb mit feinen ©efc^offen nid^t ju na^e an bie
©tabt fommen ju laffen, bann aber aud^ ber, baiS ber ©tabt
ße^öriße gelb vox Überfatt jn fd^öfeen. @2 tarn nämlid^
t)or, bafe man Sente aui5 ben gelbern meßfd^leppte, um ein
Söfegelb ju erpreffen, wie e8 j. 33. 1433 bem ©d^öffen
©lanbnrß erging.
9)ie Sanbmel^r beflanb an^ pei breiten unb tiefen
©räben unb einem (grbmaH bajroifd^en, ber mit bid^tem,
f ajl unburd^bringlid^em ®ebüfd&, @ e b ü dt genannt, bemad&f en
war. 3« ^^^ Flamen ®ebM liegt fd^on angebeutet, auf
weld^e SBeife man eS fo unburd^bringlid^ mad^te. SBaren
nämlid^ bie gepflan^ten ©traniger unb SBäumd^en ange«
wad^fen, fo fd^nitt man bie ©pi^en ab unb büdf te bie ßroeige
wieber in ben ©oben, woburd^ biefe neue SBäutjeln trieben.
©0 bilbeten biefe ©ebüfd^e gleid^f am ©d^lingen für ©in:?
bringlinge. 91m beutlid^ften l^aben fid^ bie Sanbwe|rgräben
jwifd^en ber ©oetJ^erul^e unb Dberrab erl^alten. S^fet fi«i>
leiber bie alten fnorrigen Saume abge^oljt, benen man
gan; beutlid^ anfal^, ba^ man fie ju unnatfirlid^em 9Bud^2
genötigt |atte. 2ln ben Sftieberl^öfen, fowie jwifd&en 93om-
l^eim unb ©edEbad^, ifl ber ©raben nod^ fid^tbar. älud^ ber
Srtame Sanbwebrweg am SRöberberg unb im ©ad^fen^äufer
gelb erinnert baran. S)le Übergänge über bie Sanbwe^r
würben burd^ SB arten ober burd^ fogenannte eiferne
©daläge befefligt. S)em SRamen nad^ l^at ftd^ nod^ ber
eiferne ©d^lag an ber ©renje ber granffurter ©emarlung
an ber (Sfd&eri^löeimer Sanbflra^e erhalten; ber Jftieb^^
fd^lag an bem Siegell^üttenweg jeigt aud^ nod^ einen 2;eil
beg SDlauermerfö. S)ie SBäarten würben gleld^^eitig mit ber
Sanbwe^r erbaut, bie ©algenwarte 1396, bie Sodfenl^eimer
30 (Stttflel^unfi unb SBki^Stum.
1406, bie jcftiße Sad^fen^äufcr 1470, blc gricbberger 1476.
S)ie SSodenl^eimer galt befonberS ben 9lau6rittetn im XaunttS.
SHefe begrüßten ben S9au ber SBarten unb ber Sanbioe^r
fd^Icd^t. aBcrner t)on gallenjicitt, flurffirfl unb (&^*
bifci^of t)on Xrier, lieg fogar ben 99au um @ad^fen^aufen
wieber^olt pörcn, ja 1416 bie bamalige SBarte nieberreigen.
ein gleid^ei^ ©d^idfal brol(ite ber 1470 roieber erbauten SBartc,
bod^ änberte noä) ber Äaifer feinen ^efel^l, bie äBarte ju jer^
flören. 9lad^ langen S9emfil(iungen erlangte bie @tabt von
Äaifer griebrid^ III. (1476) bie beftimmte grlaubni«, ia
ben 99efel^l; granlfurt unb @ad^fenl^aufen mit Sanbwel^ren,
äBarten unb ©dalägen aUentl^alben }u Dermaleren. Sba
}og benn im 3uli beSfelben ^cdjxe^ bie ganje Sflrgerfd^aft
famt bem 9lat bewaffnet aui^ unb errid^tete bie Sanbmel^t
bei ©ad^fenl^aufen. @2 l> fld^ von ben bürgern fagen,
maS t)on ben alten S^ben bei SSieberaufbau ber )erfl5rten
SJlauem Seruf alem« erjä^lt mirb : in ber einen §anb l^atten
pe bie SRauerfelle, in ber anbem ba« ©d&mert.*) — S)er
SRame ©arten beutet auf ^^SBad^en" l&in. auf biefen 2;firmett
mugte Skig unb 9lad^t äBad^e gel^alten merben. S3eim jßeron^
naiven von f^einben mußten bie SGBäd^ter burd^ @d^iegen fowie
burd^ ausgehängte ^örbe bie 99ürger marnen, bamit bie auf
bem f^elbe arbeitenben fid^ mit il^rem äSiel^ in bie mit fefien
SRauem unb ^^oren umfdgloffenen ißöf e ftttd^teten. SRand^mal
l&atten e« bie Sftäuber nämlid^ auf biefe im gelbe arbeiten*
ben unb i^r SSiel^ abgefe^en. S)a8 SBie^ fonnten fie vtr^
werten, unb für bie SReufd^en erpregten fie ein Söfegelb.
*) 2We§rere SBarten finb nid^t me§r Dotl^onbcn. 3)ie öorn«
Oeimer äBacte an ber Strafe 5n)ifci^en SSornl^eim unb ©edfbad^
n)urbe feit 1504 nid^t mel^r genannt 2)ie9flteberäBarte t>erfd^n)anb
e^enfaKd unb würbe burd^ bie befeftigten 9iieber^dfe erfe|t
©ntfiel^imd unb äBocJ^Stum. 31
60 bienten alfo bie Sparten 6efonber8 aud^ ium @d^u^ ber
©etnarfutig *). SPUt aSctüoßf ommtiutiö ber @d&ic§maffcti, in8-
bcfonbere ber groben ®ef(ä&fi^e, verlor ble Satibroel^r iJ^ren
Sßert unb ging Qllntä|lid^ gan; ein. konnten ja bie 9Barten
burci^ wenige @#ffe fo jngeri$tet werben, ba^ fte ben
Uebergang über ben Sanbwe^rgraben nid^t ntel^r }u l^inbem
t)ernio(i^ten. ®er lefete S)ienft, ben bie Sanbroe^r leiftete,
war ber, ba§ fie 1546 ben laiferlid^en gelbl^erm, ®raf
t). 8üren« abhielt, fid^ ber @tabt }u nähern.
3m Sa^re 1354 wnrbe ber erjle generfd^ü^ im aRainji«
fd&en erwähnt ©d^on 1368 befa§ granifurt jwei S)onner^
büd&fen; 1373 nal^m bie ©tabt einen eigenen Süd^fenmeifter
(©tüdfgiefeer) in Siienji, nämlid^ flonrab §ein^berger von
SlodEborn; 1377 i)erfprad& ein S3üd^fenmei|ler SBaltl^er Suben-
finb ber ©tabt eine Süd^fe ju fertigen, bie einen ©tein von
100 5ßfb. 300 ©d^ritt weit fd^ie^en fottte. <E)a e8 i^m nid^t
gelang, fo wnrbe er eingefperrt unb mufete bei feiner &iU
laffung „Urfe^be" fd^riftlid^ auiSfießen, b. |. er mu^te vets
fpred^en, weber surüdfjufommen, nod^ ftd^ ju räd^en. 99ereit8
um 1386 mar bie ©tabt mit ©efd^ü^ fo mol^l üerfel^en,
bag fie foId^eS lei^meife an anbere ©täbte abgeben tonnte.
99ei ber Belagerung be^ ©d^loffei^ jgattflein im ^aunui^
(1393) befafe bie ©tabt »üd^fen, bie flugein t)on 7-8
©entnern gefd^offen l^oben follen. S)ie ^aubgemel^re famen
erfl fpdter (in ben §uffitenfriegen) in ®ebraud&; t)orerfi
mar bie armbrujl, 5ßfeil unb Sogen, afe gemmaffe be^^
*) si^nlid^ TOic bie SBarten toatcn auc§ bie einzelnen §öfe Be«
feftigt. !Rur waren biefe nod^ mit SBafferötäben umgebett/ wie mon
e3 nod^ l^eute am @anb§of bei S^lieberrab, am ©tral^lenberöet §of
bei Dberrab, am Äü^lJoniS^of in ber ^^t beö griebl^ofeg unb on
ben äiieber $öfen feigen !ann.
32 ©ntftel^und unb SBad^dium.
lannt. S^ren SSotrat an @(|iegn)affen vexxoa\)Tte bie 6tabt
im ^l^ben^auf e, bem ^aufe, tDorin f(]^on t)or (Scftnbung
ber geucrbfid&fcn bic ftabtifd^en SBurfgcfd^offc, Slpbcn ober
3)aIIifiett, aufbeiDa^rt tourbett. @2 befanb ftd^ an ber
3)letben{lra^e, bie nod^ bat)on ben 9lamen trägt; fpäter
würbe bie flonjlabIer=5BJa(ä^e jum Seugl&au» beilimmt; 1667
n)urbe ba8 ^auptjeug^auS am Sta^ml^of erbaut* ^rül^er
befaB bie Stabt aud^ eine eigene ^uloermfi^Ie n)efili4
Dor ber @tabt. @i^ mirb von jmei großen (S^plofionen
berfelben berid^tet, namlid^ in ben 3a^ren 1557 unb 1612.
@päter mürbe ba^ ^ulper im 9lattenl^äu2d^en auf ber
©rüde aufbemal^rt.
C. granffurt aU Sejlung.
S)ie neue art ber ftriegfü^rung mad^te neue S3efeflit
gungen nötig, unb fo mürbe aud^ granifurt von 1625 an
jur eigentlid^en ^eflung umgefd^affen. S)ie ^auptbauten
mürben t)on 1628— 1634 au^gefü^rt, in ben gefa^rUd^ften
Seiten be« SOjäl^rigen Äriege^. ^m Äranje ber Sefeftigungcn
folgten t)on innen nad^ au^en:
1) bie ©tabtmauer be« 14. ^al^rl^unbert« mit ben inneren
2;^oren ;
2) bie (Srbmerfe ber neuen Saftionen unb ©urtinen, aud^
@d&anjen, S3ottmer!e unb Söäße genannt, meldte bie
aJlauern ben feinblid^en ©efd^offen entjogen;
3) bie ©tabtgräben mit ben ^n^xMm;
4) ber gebedfte ®ang (Contreescarpe) ber äußeren aSall^
abbad^ung (Glacis) unb bie äußeren 2^ore.
S)iefe Slufeinanberfofge ift nod^ je^t beutlid^ ju bemerfcn.
9luf bie nod^ i)or^anbenen 3Rauerrepe, j. SB. am fliapperfelb,
folgen bie fogenannten „SBattftra^en", bereu 3wfö»w»ictt«
@ntflel^ung unb ißad^Stum. 33
treffen ben Ort cineiS el(iemattöen Sottwerte bejeid^net, bann
ber @tabtgraben, niODon nod^ ber 9ted^neigraben
[x(S) erl^alten l^at^ bann bie älnlagen^ beren je^t t)eralteter
Plante Glacis an i|re el^emalige @igenfd^aft atö 93aII«
obbad^ung erinnert. S)er 93oIIn)erIe ober 6d^anien gab ed
folßenbe elf: bai^ gifd&erfclbbollroer!, ba8 SSttterl^eiligenbotts
roer! (au$ S^benfd^anje), ber SBreitenroatt (bie Q^roehm^
fd^anje), baiS ^Peftilenjbottroerf, bai^ griebberger unb ©fd^en-
leimer Sottmerf, bie S3auernf(36anje, bai5 Sodenl^einier SBott^
werf, ber Sungroatt, ba^ ©algenboHmer! unb ba« SDlainjer
Soßroerf. @o folflten fie von Dilen nad^ SBepen unb gaben
ber @tabt bie elfjadige ©eftalt, weld^e nod^ ber je^ige
@tabtplan jeigt. SKuf bemfelben lann man fid^ aud^ leicht
bie Sage ber elf SBoßmerle auffud^en. 3Jlan wirb bemerfen,
ba§ ber SBreitetüall ber Sreitegaffe, ber ^ung*
wall ber Sttng^ofjlrafee gegenüber lag, unb bafe bai^
^eflilenjbollroer! fid^ in ber Mf)e be2 bamaligen
^Peftilenj^aufe« unb unweit be^ Set^mann'fd^en SDBeil&eri^
befanb. ®ie SRamen Säuern-, ©d&njeben- unb 3uben-
fd^ange befagen fd^on, burd^ wen fie errid^tet würben.*)
Sebenft man, bafe biefe gemaltigen gefiungiSbauten größten-
teitö innerl^alb 6 ga^ren auägefü^rt mürben, fo finbet
man ei begreiflid^, ma2 bie S^ronil t)on ben faft ftanbigen
grol^narbeiten ber SBürgerfd^aft erjä^lt.
®ie ge|lung8mer!e bejlanben big jum anfange unfereU
Sal^r^unberti^. SRad^bem bie ©tabt 1803 für „neutral" erllärt
morben mar, fafete ber Sftat 1804 ben Sefd^lufe, biefelben
ju fdjleif en, ,,bamit Sid^t unb Suf t nid^t femer abgel^alten
*) S^ufect bicfctt öefefkigungcn um bie (Stabt gab cö tiod^ flcinc
^eftungen in ber ©tabt, nämlic§ eine Slnjal^l befeftigter Säufer
darunter aud^ bie ^I5fter) unb ^ürrne.
34 Cmtfie^ung imb Sod^stum.
toftrben." S)a8 nmrbe benn au^ bid 1813, befonberS im
3a|re 1808 auSgeffll^rt, ttnb fo enlftonbeti an il^rer SteOe
bie fd^önen äBoOflra^en unb bie prad^tiK)Qen Xntogen, bie
ber aRoire (Suiollett burd^ ben Stobtgartner ätin; an?
legen lie^. 9Rit Siedet finbet ft(i^ barum aud^ bort ®uioEett8
2)enlmat (am Sodenl^einter £^or) nnb fein ®ra6 (am
Sted^neigraben). S)ie 6d^leifung ber ^efhmgi^ioerte'O i^^tte
für ^anffurt befonbeti^ ben großen SSert, bag bie @tabt
nunmel^r erfl ftd^ über ben feit 1333 i^r angelegten 9ting
l^inanS ausbel^nen tonnte, f^anffurt ifl feitbem nnb bleibt
wol^l and^ in S^fwnft eine offene ©tabt.**)
SHe britte $anptern)eiternng ber @tabt begann
mit ber gefd^ilberten Sflieberreifeung ber gejlungSmerfe (1804)
unb mürbe t)orne^mlid5 in ben 20er S^l&ren bemeriflettigt.
Wtan Ue^ aber ben@tabtgraben^ f reilid^ etmaS eingeengt,
bejlel^en, nnb fo entjlanben bnrd^ biefe britte ©rmeitemng
Strafen innerl^alb mie an^erl^ialb beSfelben. SHe
erjleren finb bie je^igen fd^önen SBaUjirafeeu: Sänge«,
©eiler^, SBleid^-, §od6^ unb 9fleue 3Jlainjer-©trafee. ®iefe
mürben gleid^ iur Snnenjiabt gered^net; bie äußeren
©trafen bagegen bilbeten bie 9lu^en{labt, bi$ fie am
1.3Jlail864 jur inneren ©tabt gejogen mürben. SDlan fönnte
biefe B^S^^'^iu^S barum an^ atö t)ierte @rmeiterung
*) Kud^ ben 9Barten unb türmen btol^te hamald (S^efa^. ^od^
ftegte fd^Uellid^ bad (Seffi^l fttv i^re altertümliche ©d^önl^eit unb be«
roa^rte fie Dot ber 3^(9<^(und.
**) S)er le|te IQerfud^, g^nffurt mit ^d^on^en ju umgürten,
fanb in bem jhriege t)on 1866 ftatt. 2)o(l^ ftanb auf bad bitten ber
@tabt ber ^ü^rer bed 8. BunbedarmeeforpS baDon ab. ©noä^nt feien
no(l^ bie im t)origen Sa^r^unbert von ^^oranc unb ^ftine angelegten
paffageren (votüberge^enb angelegten) Sd^anscn.
^ntftel^ung unb äßad^dtum. 36
be^eid^nen. @ett biefer 3^^ T^^^ ou<^ i>i^ eifetnen ^oxe
t)erf(i^n)ttnbett, bie jcbodj f^on feil bem 1. Januar 1836
nid^t mc^r ßefd^loffcn loorbctt waren. S)icfe vxexte ertod«
terung reid^te bii^ ju ben ®ren}en ber @tabtgemarfung.
S)aS grogartigfle SBad^Stum ber @tabt ging nad^ bem
für ©eutfd^lanb fiegreid^ beenbigten ftriege (1870—71) gegen
granheid^ y>ox ftd&. S)ttrd^ maffenl^aften 3ujug vtm Slufeen
entjianb eine gro^e Sßol^nungiSnot, fo ba§ &rmere %amU
lien l^ie unb ba in bie traurige 9lotn)enbigIeit t>erfe^t
würben, ftd^ ^ütten im freien aufjufd^lagen. älQein in bem
einen 3a^re 1872 entfianben 10 neue ©trafen, unter i^nen
aud^ bie Jtaiferflra^e unb ^riebenSftra^e.
6ine SReben-ermeiterung befielet in ber Sujie|ung
be«gifd^erfelbeg jurStabt. ©erSRamebiefer SSorflabt
beutet auf ben t^if^ä^f^ug l^iu- 3« ^^^ töniglid&en Siedeten
gel^örte nämlid^ aud^ ber f^ifd^fang im SRain. @i^ mar a(fo
fel(ir natfirlid^, bafe bie igütten ber leibeigenen gifd^er fid&
in ber SRäl^e beg 9Rain8 befanben. 3^t ©emerbe betrieben
fie aud^ fpäter nod^ bort. @8 befanben fid^ menigftenS nod^
lange 3eit ^fd^teid^e bafelbjl. »ud^ bie SBBei^gerber mflffen
bier ibr ©efd^ft betrieben b^ben, ba ba8 gifd^erfelb mand^:^
mal ba8 ^elb ber äSei^gerber genannt mirb. SSor bem
gabre 1400 befanb fid^ f)xex eine Steige nad^ ©ad^fenbaufen
gefebrter igaufer. ®od^ fd^on furje ^ext barauf mürbe
biefe ©trafee jerftört, mabrfd^einlid^ in ben iguffitenunruben
gmifd^en 1420 unb 1428. grji nad^ 1793 mürbe ber $la^
mieber bebaut unb für; nad^b^i^ i^^ ®tabt gebogen. Ur-
fprfingttd^ mar ber S3oben bort febr fumpfig, meSb^Ib man
ibn nid^t frfiber bebaute.
äflad^ ber jmeiten großen ©tabtermeiterung mürbe aud^
ba8 ebemalige ^orf ©ad^fenbaufen }u f^ranffurt ge^:
3*
36 ®ntftel^uitg unb SBad^Stum.
iogen unb mit SRauern umgeben. *) S)er 9laum iitnerl^alb
besfelben n)ar balb fo bid^t bebaut, ba^ ed nStig »urbe,
Raufet t)or bie ^^ore }u bauen. 60 entflanben aUmdl^tid^
an ben Sanbflragen nad^ Oppenl(ieim unb S)armjiabt jmei
äSotflftbte; biefe mußten bei ber S3elagerung t)on 1552
niebergeriffen merben, unb fo t)erIor Sad^fenl^aufen
an Umfang. 6rji mit SRieberreifeung ber geftungjJwerfe
(nad^ 1804) fing ei »ieber an ju wad^fen, aber nur nad^
}n)ei 9iid^tungen, nad^ @fiben unb SSefien. ^m Ofien blieb
es f aft gau} un^eränbert ; l^ier fielet man nod^ alte 2;itrme,
einen ^eil ber @tabtmauern unb fogar Ueberrefie ber
99a{lionen, ba n)o fid^ bii^ auf n)eitere8 nod^ baS {l&btifd^e
$oI}magaiin befinbet. f^ragen n)ir nad^ bem ®runbe, fo
i^ offenbar, bafe fidj ©ad^fenl^aufen bei feinem 2lu8bau ber
©eflalt grontfurti^ anbequemen mufete. **) ^m Dfien reid^te
@ad&fen|aufen über fjranffurt ^inaui^, bi8 gegen Slnfang
unfere» Sa^r^unberti^ bai^ ^fd^erfelb bebaut mürbe, gm
aSejien bagegen mar 6ad^fen^aufen meit gegen ^antfurt
}urfid(geblieben, unb fo ifi ba2 fd^neQe älnmad^fen nad^
biefer Slid^tung ganj natürlid^. @i^ fle^t ju ermarten, ba^
@ad^fenl^aufen nad^ bem 93au bei^ eifemen 6tege8, ber
Untermainbrfidfe, be8 neuen SSal^n^ofe^ unb be$ 9t^ein«
9Rain'Aana(e2 immer me^r nac^ Sßeflen mad^fen merbe.
@ad^fen^aufen ifl fd§on je^t gegen früher laum nod^ er-
fennbar. S)le neuen Uferbauten i)erlangen ganjUd^e ^lieber::
reifeung ber alten 6trafeen am SWain, unb nun wirb aud^
*) ^oä^ 1444 wirb icbod^ ©ad^fcnl^aufcn offijiett ein S)otf
genannt; eüenfo wirb 1498 t)on ben „^lad^havn ju ©ad^fenljaufen"
gefprod^en.
**) 2)iefe Silotroenbiöfeit mad^te fid^ frül^cr fd^on auS praftifdjen
(Slcünben ber ^tobtoerteibigung geltenb.
©ntfte^ung unb 2Bad^8tum. 37
ben öfiüd^en alten ©trafen Sad&fenl^aufeng burd^ bie neuen,
in ber Stid^tung ber neuen 8cüde am Obermaintl^ore an^
gelegten ©tragen ber ®arau^ gemad^t.
S)ie neuejle ©tabterroeiterung befielt in ber am
1. 3^nuar 1877 DoHjogenen ^Bereinigung SBornl^eimi^ mit
ber ©tabt. ©d^on feit 1866 war eine tettroeife Bereinigung
in ber Slrt l^ergefleUt niorben, bag SSornl^eim jum fd^Iai^t^
unb mal^lfteuerpflid^tigen ©tabtbering gered^net würbe. S)ur($
ben auf ber frül^eren SBornl^eimer §eibe feitbem entjianbenen
nevim ©tabtteil i|l SBornl^eim aud^ an biefer ©teile mit
granffurt t)ößig t)ern)a(ä^fen.
granifurt jaulte bei ber SBoIteja^lung :
üom 3. S^ejmbct 1867 .... 78 277 ^etfoncn,
„ 1. „ 1871 .... 91040
,, 1. ,, 1875 .... 103 132
dnbe 1880 mit »orn^eim ... 136 831
©eit 1802, m bie ©tabt ungefähr 40 000 einmo^ner
jaulte, i|i bie S9ei)ötterung alfo über bag ©reifad^e geftiegen.
3m 3a^re 1387 jä^Ue bie ©tabt 2742 männlid^e ^ßerfonen
über 1 2 3a^re, mai^ etwa einer aSolföja^I von 10 000 giu::
mo^nern entfpred^en mürbe, granffurt ift bemnad^ in ben
legten fünf S^^tldunbertett über ba8 breijel^nfad^e feiner
bamaligen SSeDöHerung^jiffer ^inaui^ angemad^fen.
•Kt^-
°^)k^
II.
ittt ^nnettt bet ^iabi.
SRel^r no^, aU hai gebeil^lici^e Sßad^Stum ber €tabt, ttiug
m^ bie S3etrad^tung il^rer aQmä^Hd^en SSerbeffemngen unb
aScrfd^önerungcn mit greubc crffiDe«. @tjl bie innere fd^öne
©inrid^tung eines ^aufeS mad^t e8 unS ja ju einem erfreu^
lid^en äluf enthalt! boS l^eutige granffnrt erfreut ftd^ beS
9lufeS, eine freunblid&e, reinli($e @tabt ju fein. S)a8 fonnte
man bem alten f^ranffurt nid^t nad^rftl^men. SSielmel^r
maren Strafen unb jQäufer früher }um 2>il fe^r un^^
freunblid^.bie erfleren mand^mal Dor 6d^mu^ faum ju paffteren.
S)iefe Unreinlid^leit ber ©trafen l^atte jmei ^auptgrünbe,
erfleni^ ben 9RangeI jeglid^en $f laflerS unb }n)eiten8 bie
S3efd^äftigung eine^ Teiles ber S3en)o^ner mit äSieJ^jud^t
unb Sa nb bau. gaffen mir junäd^jl biefen ^Punft in» atuge.
®ie Selbmirtfd^aft im früheren granffurt gUd^ üoflfommett
ber ber Sanbbet)öllerung. S3efonberg jiarf würbe ber 9Seiiu
bau getrieben; felbft im flad^en gelbe mürben SBeingdtten
angelegt. S)a gab e» äBetngärten im ®algenfelb^ bei Sodkiw
^eim^ ^lieberrab, @d^manl^eim unb bei jQornau (fd^n \m.^
Serferifnrungm uiib Scif^nmingfit. 39
9. SeaEtr^unbeit). @in Xeil beiB $rntngfeB{)flmei gelbeä ^eigt
no^l „im äBeinbeig" unb ein t^lbwes bafelbfl „SÖingertioeg.''
33er ganne 3tübei6erg roac mit ^tUn Bepflangt, tooian no^
bie „aBinßertftia^e" erinnert. 3m3oI|te 1500 fa^ Tt* foßar
bet ©tabtrat wranlafet, bas anlegen neuer SBeinberge gu
verbieten, roeii ber niicgtigere @etreibeE>au barüBer txma^
läffigt niurbe. ^enn man noi$ b<^u bebentt, bog banmU
bie 3Siein(efe viel ft&^ei als je|t flattfanb,*) fo begreift man
taum, wie ein foldder Sfflein trinfBar mar. Su man iebo^
bamate in Ermangelung guten Sieree faß ausfd^liegliiil
auf ben äSein angemiefen war, fo fanb auc^ ber ft^led&trjte
SSein feine älbnetimer. äKan ortete bamalS überhaupt meEii
auf bie Menge ai& auf bie ®fite. 3)o$ f^itt man ^renge
gegen $älf jungen ein (fte^e älBfc^nitt Yl). S)ai$ SSier
würbe nor bem aSei^apfen manchmal eifl auf bem 9led^neia
amt geprobt.
SHe mit ber ^elbratrtfc^aft oerbunbene SBiefiguc^t Der-
urfad^le gar manche Sßerunreinignng ber €tabt. Sßoi; allen
mürben bie fc^mugigßen unferer Haustiere, bie @<$weine,
in großer 3<i^I ^>er gehalten, befonbers von ben iOfi^m-
Sie „SSdeifd^eine" liefen frei in ber 6tabt um|er unb
roft^Iten ben ©d^mug ber ungepflaflerten €tTagen immer
me^r auf, bis biefer Unfug im 3a^re 1421 verboten würbe,
„bamit fte bie Sube nit irftentten" (b. ^. ba^ fie bie Seute
nic^t burc^ il)ren (üe^nf umbrächten). SSo jegt auf ben
Strafen bie jierlid^ften @c^aul(iben fii!^ befinben, fonnte
man bamaU Scbweineflälle felien. Xiiefe würben jeboi$ feit
*i Xioi4 iil 1)0^ nic^t i" ongefien, ba^ b« alte (iulianiftipe)
Stolttibtt fltflOi btn ^ule a*I'«ib«« Bceflonniif^w i" *>" Sä^unfl
ber Xage :tuiU(f max, fo bafi |. 8. tm 16. ^a^tiunbftt bn; bamaüst
15. OEtDbfE nw^ ^attiga: 3& n 35. gnotten vAct.
40 ^erbefferungen unb Serfc^dnerunfien.
1481 tttd^t mel^r auf bcr ©trafeenfcite gebulbet. jtas fidtDctt'
plä^d^en an ber ^al^rgaffe nannte man ,,auf ber Sd^toeine
aWift" unb ben freien Pa^ vor ber heutigen SJBirtfd&aft
„jum a;aunttiS" an ber Sodenl^eimer^ Strafe bie ©äu^:
a U e e. 9lod^ je^t erinnern t)erf d^iebene SSenennungen an bie
@(]^n)einejtt(5t, j. SB. obere wnb untere ^^Sd^weiniHege" im
granffurter SBalbe. granffurt ^atte nämlid^ boS Sfted^t,
feine SBiel(|l^erben im ^d(S)iv)aüt ju n)eiben; beSmegen
mußten bie ©ad^fenl^aufer Wirten, um biefeg Siedet gellenb
iu mad^eU/ jeben 6ommer menigftenS sroeimal hai fßitf)
bis in bie ©emartungen t)on Sangen unb (SgeUbad^
treiben. Sluf ben „©d^roeinftiegen" mürben bann bie ©d^meine
be2 ä^ad^tg in großen ©tauen untergebrad^t^ m&^renb fie
bei ^age fid^ 8aumfrfid^te: (Sid^eln^ ^ud^edfem ic fud^ten.
@elegentlid^ fei bemerft^ ba^ ber benad^barte Drt ©d^man^eim
frül^er ©d^meinl^eim l&ie§. — Slud^ bie ©d^afjud^t mar
fo bebeutenb, ba§ man bie ©d^afe nur nad^ ^unberten jäl^lte.
©in großer Seil beg Sanbeä um granlfurt mufete beiJ^alb
ate SBeibelanb liegen bleiben. §Rod& erinnert l^ieran bie
ff^fingftmeibe", auf ber fid^ je^t ber joologifd^e ©arten
befinbet. SRe^rere ©trafeennamen in ber ©tabt beuten
ebenfalls auf SSie^ jud^t l^in. S)ie © dj ä f e r g a f f e unb
igammeUgaffe l^aben il^re Flamen t)on ben ©d^afen,
bie auf biefem SBege jum 3Jlarft (auf ber 3^0 getrieben
mürben, ©o erinnert aud^ bie flu ^ gaffe an frühere Stinber^
jud^t aud^ bie 2;aubenjud^t mar früher in granffurt fo
bebeutenb, ba§ ein eigenei^ a;aubenamt gur Äontrottierung
ber ,,felbflüd5tigen" 2;auben eingefe^t mar, bai5 au« 3 — 4
aiauben^errn beftanb. SBie fe^r bie SSie^jud^t im alten
granffurt blül^te, gel^t aud^ no(^ barau« |eroor, bafe felbfl
bie l^errlid^ften je|igen ©trafen unb freien 5ßläfee ben
SJerbefferungcn unb SJcrfd^önetunöen. 41
barauf abgel^altenen SBiel^märfteti *) i^te entftel^utiö vtx^
banfctt. 3)ic 3^^! «^^^ ^8 1611 nod& SBic^matlt, mit
l^öljcrnen €d&ran!cn eitiflcfa^t. S)er SRo^tnarft erinnert
ou(% burd^ feinen Flamen an bie fd^on in alter Seit auf
il^m abgehaltenen grogartigen $ferbem&r!te, n)eld^e }u ben
bebentenbften in S)eutf(36lanb gel^örten. 9lnf bemfelben befanb
fid^ eine ^Pfetbefd^roemme, toeld&e erfl 1710 au^gefüDt njurbe.
S)er Slebfrauenberg ^ie§ früher SRofebü^el (b. \). SRog^flgel),
toeil l^ier frül&er biefe SUlarfte ftattfanben; aud^ ^ier be:?
fanb fid^ big 1763 eine ^ßferbefd^roemme, „SRogpfu^l" ge^
nannt. €o gab ei^ nod^ mehrere ^Pfnl^le ober SB e eben,
bie jtt SSiel^fd^wemmen bienten, aber aud^ SBaffertJorrat
gegen geueri^gefal^r enthielten, j. SB. aud^ am SBeftenbe ber
geil ben „©d^ibepful^r' (gd^eibepfu^l). S)amal8 lannte man
nod6 feine SEBafferleitungen, feine geuerfral^nen,
nid^t einmal 5ßumpcn. Um 1 596 nod^ gab eis nur 3'^^-
brunnen, b. \). gegrabene Brunnen, aug benen ba2 SBaffer
mittete Äette unb @imer l^erau^gejogen mürbe. SRod^ je^t
finben pd^ auf ben Dörfern l^in unb mieber fold^e ^xtf):
brunnen ; aud^ bie SBeeben (SBieben) l^aben fid^ ba erhalten ;
in ©edfbad^ }. 35. lann man foldje nod& fe^en. S)ie nad&ft=^
folgenbe Slrt t)on Srunnen maren bie fpringenben, j. 39.
auf bem SRömerberge unb bem Siebfrauenberge. **) Um bie
*) S(u§ einem Toirüi^en ^ornmacfte abec ging bie gleid^namige
Strafe l^etDor. ©in ^eil beS äßainquaiS l^atte nad^ feiner Seftimmung
ben ^amm 9Beinmar!t.
**) 3)iefe Seitung beflanb nod^ 1770; bamaB würben fkatt ber
^ör^ernen Stöl^ren gujeiferne gelegt. 2)ie Seitung vom fogenannten
Änoblaud^öfelb, an bie nod^ bie ©teinp^ramiben im gelbe an ber grieb«
berger Sanbftra^e erinnern, entftanb im erften 2)rittel unferS Sal^r*
l^unbertS.
42 * Ser(efferun(|en unb Serfc^önerungett.
9Ritte be8 18. 3a()rl^unbert8 lamm bie pumpen in @es
braud^, jule^t (1858) lieferte bie Seitung wn ber 6ees
j^of^quede am aßfll^Iberg boS Gaffer bis in bie ^nfer
ber 6tabt
Unterirbifd^e Aan&le mit @inl&ufen von Strafen unb
ißäufern fannte man im alten f^ranlfurt nid^t. 2>amal8 gab
es nur einen offenen Aanal^ namli^ bie älntaud^e an
ber ©teDe be« alten 6tabtflraben» (@. Seite 17). gn
biefe 9lntaud^e floffen brei Säd^e, n&mltd^ ber SDle^erbru^
ober Aönigsbrud^; ber ©Itenbad^, ber oon Soml^eim ber«
fommt unb {td^ je^t in ben jiabtifd^en Aanal ergießt, unb
ber Son)erbad^; b. ^. So^er^ ober ©erberbad^ (fi^nlid^ mie
ffSö^ergaffe'O/ na^e ber je^igen Seerbad&ßra^e. S)a aber biefe
brei S9äd^e im Sommer nid^t genug äSaffer }um äluSfpüten
ber älntaud^e^ in meldte aller Sd^mu^ gemorfen mürbe,
ent^ielten^ fo t)erfud^te man^ SRainmaffer l^ineiniuleiten.
3m ^a^xt 1468 fd^on ging man mit biefem ®eban!en um,
unb 1519 mürbe 3Rat^eS ^pperfdgmibt von ^Iba }ur
auSfül^rung berufen; jebod^ erfl 1558 !am eS ju berfelbeu.
9lod^ je^t fann man an ben 9lieber^öfen beutlid^ ben Kraben
fe^eU; btttd^ meldten SDlainmaffer t)on Dffenbad^ l^er in ben
SRe^getbrud^ unb bamit in bie älntaud^e geleitet mürbe.
Sei niebrigem SBBafferftanbe be« SWainS aber ftieg ba« ffiaffcc
nid^t bis in bief en ©raben ; bei i)o^em äSaff erflanb l^ingegen
latte man fd^on genug äBaffer in ben brei SBäd^en, unb
fo mürbe biefeS Untemel(imen als ^erfep mieber aufgegeben.
1468 mürbe bie SSlntaud^e gebielt, 1558 ausgemauert unb
„geböbemt", fp&ter enblid^ übermölbt. Sflod^ im Anfang unf ereä
3a]^rl^unbertS mar fie §roifd^en bem 5ßrebigerItojier unb beut
JtompofteU offen. äSeld^ bflrftige 3itf^&tti)^ gegenfiber benen
unferer Xage, nad^bem bie jtanalifation ber ganzen
Setbefferungen unb Serfd^önetungen. 43
Stabt unb bieäSaffetleitung aus bemSSogeU^
berg ins Scben getreten jtnb!*)
XuS ben beiben genannten Umflänben (Siel^u^t unb
äRangel an Jtanälen) erllärt eS fx^, bag bie Strafen
im alten granffurt in einem fd^led^ten Suftanbe waren,
ißinju fommt nod&, bafe penid^t gepflaftert waren, ^m
Saläre 1399 erft würbe mit $flaftern begonnen unb jwar
mit ber Sltterl^eingenpraBe. 1416 lam ber Siebfrauenberg
an bie Slei^e; bie je^lge §auplftra6e ber 6tabt, bie 3«W/
aber nod^ lange nid^t. 9lls bie erfte Jtaifertrönung in
granffurt fiattfinben fottte OBajimitian IL 1562), erfudjte
ber Äaifer Dorl^er ben SRat ber 6tabt, ben 9Beg t)or bem
iefeigen ©armfiabter i&of (frfll^er ÄlauS SSremmen §ofX wo
er wohnen wollte, pflaftem }u laffen, weil berfelbe „etwas
böfe unb im SEßinter fe^r tief fein fotte." ®^e baS 5ßfiaftern
auflam, belegte man bie Söege mit Keinen Steinen, foge^
nannten Ärippeipeinen, ober mit ^oljweHen, ober gar mit
©trol^. S)ie mit Steinen beftreuten ©trafen nannte man
„Steinwege/' weld^e SSejeid^nung jtdj nod^ in „Steinweg/'
„Steingaffe" erl^alten l^at.
SRod^ eine anbere Urfad^e wirfte ju bem fd^Ummen
3uftanb ber Strafen mit. 3Kan warf nftmlid^ allen Unrat
ungel^inbert bort^in. S)ieS würbe 1413 verboten; allein
nod^ 1490 mufete biefeS SSerbot wieber^olt werben. $Rur
*) 9la(i^ mel^äl^gen SSoratbeitcn gelang ed im @q)teml6er 1873,
bad SSogeliSberget Duetttsaffet in bad ^od^teferooir an ber ^ebberget
äßarte ^u leiten. Unter großem Subel ber ^nwefenben mad^ten bie
©läfer, gefüllt mit bem ^uerft angelommenen äßaffer, bie 9Htnbe. ^m
22. ^floDember fanb bie feierlid^e ©inwei^ung ber S5ogelS6erger SBaffer«
leitung am »etl^mann'fcl|en SBeil^er ftatt, wobei ber Springbrunnen
bafelbft sum erften SRale in ^^ti^eit n)ar.
44 SSerbefferungen unb Serfd^bnerungeit
tDä^tenb bet SReffc l^ictt man ouf größere aieinlid^feit. Sor
bem SBcginne bctfelben rourbc „hex ©red" au8 ber Stobt
gefd^afft unb bie ©trafen tDurben mit 6ttol^ bcflreut. 2)a8
©tro^pftajler burftc im ©ommer 8, im SBBintcr 14 Zaqe
lieflen bleiben, biiJ e8 burd^ frifd^eiJ erfe|t tourbe. aSkgett
ber ßtofeen Unteinlid^feit mufete 1388 eiti eigetteiJ „^leä^
meiftetamt" eingefefet merbett. ®a8 SlegeniDaffer würbe in
bie aSinfel jroifd^en bie Käufer ober auf bie offene ©tro^e
geleitet; 1507 entjlanb bie erjie BiP^^i^^ iwi Sraunfcte.
Bie arg ber ©d^mufe ber ©trafen war, ba8 gel^t befonberä
aug einer 1318 gefd^Ioffenen Übereinfunft ber ©eijllid^en
beS SSartl^oIomäuS' unb Seonl^arb-StifteS ^ert)or. S)arin
l^eigt ed, ba^ bie ©tiftdgeijlUd^en oon €t Seonl^arb nur
bann auf SWaria ßid^tmefe (2. gebr.) im S)om erfd^eincn
foQten, „roenn ha^ 3Better unb ber ©d^mu| ber ©trafen eS
gefiatten." ^ein 98unber, ba^ man allgemein JQol}fd^ul^e
trug, felbjl bie ©eijttid^en in ber Äird^e unb bie SlatSl^errcn.
liefen mürbe 1441 geboten, mä^renb ber Slatsf-Sifeungcn
i^re $oI}fd^u^e megen beS ftörenben ©ettapperd abzulegen,
ä^nlid^eg mar ben ©eijllid^en fd^on 1327 geboten morben.
@S gab fogar ein eigenes ^olifd^u^er-iQanbmerf, baS jur
©d^miebejunft }ä]^Ite.
SBie bie ©trafen, fo aud^ bie ißäuf er baran! SBenn
man bie ©trafen fogar mit $oI} unb ©tro^ pflafterte, fo
fann man fid^ fd&on benfen, bafe bie §äufer erft red^t au8
biefen beiben feuergefäl^rlid^en ©toffen erbaut maren. ^olj
bitbete ba8 ©erippe berfelben, mit ©tro^ unb Sel^m mürben
bie 9Bänbe aufgefüllt, unb bad ^a^ mürbe gan} mit ©trol^
ober ^öljernen ©d^inbetn gebedtt. 9Bie ber SRame ,,©teinmeg'',
fo l^at fid^ aud^ bie Benennung „fteinerneS ißauiJ" (am
alten 3Kar!t) erl^atten unb galt biefe SBenennung, bie je^t
SSetbefferunöen unb S^erfd^önmmöen. 45
faft aQen Käufern }uIomtnt, bantals atö @tgenttatne. 9Bie
afe SIKerfiDütbtgfeit wirb wnS ßenau berid^tet, bafe eS 1464
}u bauen angefangen n)urbe. ^0^ fd^on in ben }n)ei vox^
l^erßel^enben Qia^r^unbetten werben einzelne fleinetne ißäufer
erwähnt. ©^ enlftanben aHntä^Iid^ immer me^r fold&er
ißäufer, fobafe biiJ 1464 bereu 21 genannt werben.
S)ie ©trol^- unb ©d^inbelbäd&er mußten fajl mit
©emalt entfernt werben. 3m 3a^re 1386 »erfu^te ber 9lat
fie ju befeitigen, unb follte bie ©tabtfaffe felbft ein drittel
ber Äofien jaulen; aber felbft biefeö anerbieten l^alf nid^t
Diel. ©eiJ^alb erliefe er 1439 baS beftimmte SSerbot, neue
ißäuf er mit ©tro^ ju beden ; ba^f elbe mufete aber wegen
ber Übertretungen 1466 erneuert werben; 1474 würbe
biefeg Verbot aud& auf bie ©d^inbetn auggebel^nt, unb 1485
würbe beftimmt, 3^bermann fotte nur ©d^iefer ober Qk^d
bei Sieubauten anwenben. SBlifeableiter *) gegen ßebenS^ unb
geuerögefa^r famen erft ®nbe beg vorigen 3a^r^unbert^
auf; 1781 entftanb ber erfte auf granf furter ®ebiet, nämlid^
auf ber neuen Sornl^eimer Äird&e, nad^bem bie alte 1776
burd^ ben a3ti| jerftört worben war.
@in großer SIKifeftanb bei ben alten ißäufern waren bie
Uberl^änge; weld^e man nod^ je^t in mand^en ©trafen
fe^en f ann. 3cbe§ neue ©todtwerf würbe weiter ^inauiJgerfidEt,
um Slaum im g^nern ju gewinnen. S)aburd& traten in
ben o^nel^in engen ©trafen bie Käufer in ben oberen ©todf-
werfen bebenflid^ na^e jufammen. Slbgefel^en t)on ber größeren
geuerggefal^r, würbe Dornel^mlid^ £ i d^ t unb Suft ein gar
ju befd^ränfter S^flö^Ö gelaffen. S)urd^ SSerorbnungen von
1418 unb 1455 würben beä^alb biefe Übergänge etwa^
*) ©ie roaren 1752 burd^ gvanfUn erfunben worben.
- i. . :.. i
44 SSerbefferungen unb Serfd^bnerungeit
tDäl^tenb bcr SReffe l^iett man auf gtöfeerc SHeinlid^feit. 93or
bcm SBegititie bctfclben tourbe „ber ©red" au8 ber Stobt
ßefd^afft unb bie ©trafen würben mit 6trol^ bcflrcut. S)a8
©tro^pflafter burftc im ©ommcr 8, im SBBinter 14 %aQe
liegen bleiben, bii^ eS bur($ frifd^ei^ erfe|t würbe. SSkgen
ber großen Unreinlid^feit mufete 1388 ein eigene« „^teä^
meifteramt" eingefefet werben. ®a8 Sftegenmaffer würbe in
bie aSinfel jwifd^en bie Käufer ober auf bie offene ©tra^c
geleitet; 1507 entjianb bie erjie äiP^^^e im Sraunfcte.
Bie arg ber ©d^mufe ber ©trafen war, ba« gel^t befonberä
au« einer 1318 gefd^toffenen Übereinfunft ber ©eijUid^en
be« 93art]^oIomäu«' unb Seon]^arb-©tifte8 ^ert)or. ^axin
f)tx%t es, ba^ bie ©tiftSgeijllid^en oon ©t Seonl^arb nur
bann auf SWariä ßid^tmefe (2. gebr.) im S)om erfd^eincn
foQten, „wenn ba« 3Better unb ber ©d^mu^ ber ©trafen eS
geftatten." Äein SEBunber, bafe man allgemein ißoljfd^ul^e
trug, felbft bie ©eiftlid^en in ber Äird^e unb bie Slatsi^errcn.
liefen würbe 1441 geboten, wa^renb ber 9latsf-©i6un9en
i^re ^ol}fd^u^e wegen be« ftörenben ©ettapperS abzulegen.
SK^nlid^e« war ben ©eiftlid^en fd^on 1327 geboten worben.
@« gab fogar ein eigene« ^olsfd^u^er-JQanbwert ba« jur
©d^miebejunft jäl^lte.
SBie bie ©trafen, fo aud^ bie Käufer baran! SBenn
man bie ©trafen fogar mit §otj unb ©tro^ pflafterte, fo
fann man fid^ fd&on beulen, baß bie Käufer erft red^t au8
biefen beiben feuergefa^rlid^en ©toffen erbaut waren, ißol}
bitbete ba« ©erippe berfelben, mit ©tro^ unb Sel^m würben
bie 9Bänbe ausgefüllt, unb baS 5{)ad^ würbe ganj mit ©trol^
ober ^ötjernen ©d^inbeln gebedCt. SEBie ber SRame „©teinweg'',
fo ^at fid^ aud^ bie SSenennung „{ieinerne« igau«" (am
alten 3Kar!t) erl^alten unb galt biefe SBenennung, bie je^t
SSerbefferunöen unb SSerfd^önerungen. 45
faft allen Käufern plonttnt, bamalS als ©tgenttatne. 9Bie
ate SWetfroütbtßfeit tüirb wtiS genau betid^tet, bafe es 1464
ju bauen angefangen würbe. S)od& fd^on in ben jroei vox^
^ergel^enben Qia^rl^unberten werben einjelne fteinerne ißäufer
erwähnt. @S entflanben aüntäl^Hd^ immer me^r foI($er
ißäufer, fobafe bis 1464 bereu 21 genannt werben.
S)ie ©trol^^ unb ©d^inbelbäd^er mußten fajl mit
©ewalt entfernt werben. S^t 3a^re 1386 üerfud&te ber 9lat
fte ju befeitigen, unb foffte bie ©tabtfaffe felbfi ein drittel
ber Äoften jal^len; aber felbft biefeS anerbieten l^alf nid^t
ml ©eS^alb erliefe er 1439 baS beftimmte SSerbot, neue
ißäuf er mit Strol^ ju beden ; baSf elbe mufete aber wegen
ber Übertretungen 1466 erneuert werben; 1474 würbe
biefeS Verbot aud^ auf bie ©d^inbeln auSgebe^nt, unb 1485
würbe beftimmt, ^^i^ßtwtann foffe nur ©d&iefer ober 3ißgrf
bei Sieubauten an wenben. Slifeableiter *) gegen SebenS^? unb
geuerSgefa^r famen erft ®nbe beS vorigen 3a^r^unbertS
auf; 1781 entftanb ber erfte auf gr auf furter ©ebiet, narnlid^
auf ber neuen Sornl^eimer Äird&e, nad^bem bie alte 1776
burd^ ben Stil jerjlört worben war.
@in großer SIKifeftanb bei ben alten ißäufern waren bie
Uberl^änge^ weld^e man nod^ je|t in mand^en @trafeen
fe^en fann. 3^*^^^ «^we ©todfwerf würbe weiter l^inauSgerfidEt,
um Sftaum im 3«tiern ju gewinnen. S)aburd& traten in
ben o^nel^in engen Straßen bie Käufer in ben oberen ©todf-
werf en bebenflid^ nal^e jufammen. Slbgefel^en oon ber größeren
geuerSgefal^r, würbe oornel^mlid^ £ i d& t unb Suft ein gar
ju befd^ränfter S^gang gelaffen. S)urd^ SSerorbnungen oon
1418 unb 1455 würben beS^alb biefe Überlange etwas
*) @ie tvaren 1752 burd^ SvanlUn erfunben toorben.
46 9}eYbefferungen unb Ißerfd^önentngen.
befd^rfttttt; ei tourbe fefigefe|t, ba^ in engen 6tra^ gar
(eine nteJ^r, in weiten aber nur an jebent ^ufe sn)ei geflattet
werben foQten, ber untere 1, ber obere Vi @f^ breit. SHi
nad6 bcm großen „ej^riftenbranbe" (1719) eine erl^eNi<|e
älnja^l JQäufer neu erbaut werben tnugteU; benu|te ber Slot
bte ©etegenl^eit; biefe unfd^önen Überl^änge no^ mel^r ju
befd^r&n{en. @S würbe nur ein Übergang gefiattet, in ben
breiten ©trafen 1, in engen Va Sufe breit.*) 3e|t bürfen
gar leine mel^r angelegt werben. JHe älteften Straften,
weld^e gar feine Überl^ange {eigen, ftnb bte 3Rainjlraften,
bie Straften auf bent el^emaligen gifd^erfelb unb bie SSkill«
jlraften. 3n atten anbem Straften ber S^nenpabt, fetbfl
auf ber 3^41/ ^nitn fie fid^ nod& tjor, mit SluSnai^me ber
erfl fp&ter mittels 9)urd^brud^eS entfianbenen, j. S9. Sungl^of^
unb SiebfrauenPrafte (1855 t)ollenbet), unb ber ganj nm
angelegten SSiertel.
äB&^renb bie Überl^änge ben 93ewo^nern Sid^t unb Suft
entjogen, fiörten bie fogenannten „Sd^oppen" unb ^95 ot-
Iräme" vox ben i&äufem ben Serlel^r auf ben Straften
felbft. ©eSl^alb würben fd^on 1547 bei 3leubauten biefe
SSorbaue unterfagt. S3ei ben alten Rufern aber blieben
fte bepel^eU; unb fo tonnte man nod^ t)or einigen S^^l^ren
einen foldjen Sd^oppen oor einer Sd&miebe auf ber grieb^
berger Strafte fe^en. **) — Slm fd^Iimmften fal^ e8 mit bem
Suftanbe ber Käufer im 14. unb 15. Sal^rl^unbert au8.
S)amalS waren mand^e ^ufer ganj verfallen, anbere fogar
*) 3^^^^ ^<^^ ^it ixotx Ubevl^öngen ift alfo tdox 1719 erbaut
toorben.
**) Unerwähnt bürfen ^ier bie uon (Soct^e in „SBal^rlJcit unb
3)i(i^tunö" befd^riebenen l^öljemen ©itterwerfe neben ben ^auSt^üren,
bie bantaliS a(^ „©eräl^m^'' be^eid^net n)urben, nid^t gelaffen n^erben.
Sevbefferungen unb ^erfd^önerungeit. 47
jnfamtnettacflürjt, tiamcntlid^ t)lelc ben ÄWjtem unb Stiften
öc^öriflc ißäufer. <J)a befahl Äaifer gricbrid^ III. (1470),
fie binnen ^ftl^reiJfriji J^etpfletten, fonjl foUten fie bcr ©tabt
t)erfatten fein.
^äufernuntntetn; @tta^enbeleu($tung;
fjriebl^öfe unb anlaßen.
^ebeS ^auS l^atte in fcfll^etet S^xt feinen eigenen
SR amen, ©iefe SRamen l^aben fid^ bei ben aBirtgl&auferu
unb aud^ nod^ bei Dielen anbeten erl^alten. €o giebt cS
ein ißauiJ jum ©olbjiein, jum SEBolf, jum fjalfen, jur SBage,
}um 5Patabie8 ac .§ier in granffutt famen bie Flamen
Dieler Släble (SRütnberg, SluflSburfl, aBürjbutg, grieb-
berg, SIKünd^en, Äaffel) afe ^auSnamen vov. <J)iefe beuten
auf bie §er|iamniunß entweber ber etflen SSefifeet ober ber
SRameußeber, wie ba8 Sefttere j. S. bei bem SRürnberßer
unb außSburfler i&of ber gall ifi, wo bie Äaufleute auS
SRfitnberß unb älußSburß il^re reßelmä^ige @inle^r l^ielten.
^er bem neuen igau^ einmal ßeßebene 9lame ßiuß nun
ßen)ö()nli($ auf bie neuen @rn)erber fiber^ unb fo n)urbe oft
ber §au«name Familienname.*) SWan nannte bie Seute
gen)0]^nlid^ mit SSor- unb ^au^namtn, g. 93. ,,$ein)e
(ißeinrid^) in bem ©aale." ©o änberte ber 3Kann, ber
fein iQauS oerfaufte unb ein anbereS ermarb^ oft ^iernad^
feinen Flamen. 3Ban finbet Säter unb ©ö^ne, ja felbft
93rfiber mit t)erfd^iebenen Zunamen. S)ag biefe 99eieid^nunß
ber ^ufer burd^ SRamen oftmals Verwirrung l^eroorrufen
*) 2)al^et faßt man wol^l je^t ttod^ ftatt gamiUens ober
3unamc aud^ !o<^u^n<^t)t^*
48 SSevbefferunfien unb 93etfd^5netungnu
tnugte, ift flar; erfl mit @inffil^rttttg berigauSnumtnern
fiel biefer 9Ri§{iattb. 9lte bie ^ran^ofen im ftdenj&^eit
Äriege granffurt bcfe|t J^ieltcn, führten biefcttcn (1760)
tuegen ber bequemeren Unterbringung unb befferen BontxoU
lierung ber @oIbaten bie iQäufer6e)ei($nung mit Sud^flaben
unb Slummern ein. pr ben @in^eimifd&en mar }. 9. ba8
$au8 „}ur SEBaße" teid&t ju finben, nld&t aber für ben grcm^?
ben. S)ie jefeige ^Numerierung ber ^ufer in granffurt folgt
einem feften $rin}ipe. ©^ befinben fid^ nämlid^ in ben
oft^iüefilid^ jiel^enben ©trafen nur rote, in ben norb^üblid^
(aufenben nur blaue @d^ilbd^en an ben ig&ufern. 99ei jenen
fängt man im Djlen, bei biefen am 3Rain ju jaulen an,
unb jmar l^at man immer bie geraben stummem red^tS, bie
ungeraben linfö }u fud^en. — ®ie 1 760 außer ben SRummetn
ben iQäufern t)erUe]^enen S3ud^ftaben bejeid^nen bad betreffenbe
ber 14 Quartiere, in meld&eiJ ba8 ißau^ nad^ ber Einteilung
von 1014 fiel (in granffurt 12, in ©ad&fen^aufen 2)*).
ßur} nad^l;er mürben aud^ bie Flamen ber ©tragen unb
Päfee an ben @dCen auf ©d&ilbern angegeben.
3u berfelben 3eit (1. San. 1762) mürbe auf betreiben
beg franjöfifd&en S3efel^l8l^aber8 a;^oranc**) aud^ regelmäßige
©trafeenbeleuc^tung eingefül^rt. 9Ber frül^er bei
nötigen abenblid^en @ängen nid^t im ^infiem manbeln
moHte, ber mußte fid^ mit einer Saterne t)erfel^en. 3jn
unrul^igen Seiten jünbete man mol^l audj an ben ©traßen-
edCen ^ed^pfannen an. 3tt><^^ ^^^^ gemelbet, baß fd^on 1344,
*) 2)iefe 3(tt ber SBe^eid^nung mit SSud^ftaben unb 9flutnmem f^at
fid^ nod^ in ben ^atafterbüd^etn ber ^t^nenftabt erl^alten, roäl^renb
bie Käufer ber Slufienftabt nad^ ben „Gewannen" ber el^emaligen
Seibeinteilung bejeid^net werben.
**) @o utio nic^t X^orane ift bie urfunblic^e @d^reibn)eife.
^evbeffmtngen unb ^erfd^önerungen. 49
al8 Diel „faifctUd&c8 ÄrlcflSDoH" in granifurt lag, jeber
SSfirger vox feinem ^uf e bei^ 3la^ti beleud^ten mu^te ;
bod^ ber eigentlid^e Anfang einer regelmäßigen €traßen^
belend&tnng fSttt erjl in« vorige ^al^rl^unbert. S)en 7. gebr.
1707 mürbe ber Sftömerberg Derfud&gmeife mit 15 ßampen
beleud&tet; 1711 (20. SIKarj) brannten brei Saternen am
aiömer nnb pei an jebem SBad^t^an»; 1724 fud&te ber
Sftat, burd^ eine faiferlid^e @rma^nung bewogen, eine ftänbige
a3elend^tnng einjnfül^ren, aber bie Äojlen maren für bie
SWlrger jn groß. ®rft 1762 fam, mie oben gefagt, bie &a^e
pr ausffi^rung. S)er Sftat fd&ajfte atte» SRötige an, unb bie
Bürger mußten, nad^ i^ren SBo^nungen in 8 Älaffen geteilt,
ein iä^rlid^e« Saternengelb oon 1—10 ©ulben jaulen. S)ie
ßaternen mürben felbftoerfiänblid^ mit Dl gefpeift, benn
1828 mürbe ja erft bie gr auf furter ®a«fabrif errid&tet.
S)od^ erft feit bem 18. Df tober 1845 finbet regelmäßige
©aöbeleud^tung ber Straßen ftatt, nad^bem bie foge^?
nannte (Snglifd^e ®a«fabrif 1844 in« ßeben getreten mar.
fflie mit ber ©inrid^tung einer größern SReinlid&feit ber
©traßen bie fielen peftartigen ©eud^en frül^erer 3^it ^^^^
fd^manben, fo mit ber ©inrid^tung ber ©traßenbeleud^tung
eine SDlenge Singriffe auf ßeben unb ®ut ber SIKenfd^en,
benn mer Üble« tl^ut, l^ajfet ba« ßid^t.
©in großer gortfd^ritt giebt fid^ in ^infid&t ber g r i e b ^
l^öfe funb. grül^er fanben bie SBeerbigungen in unb um
bie Äird^en ftatt, mol^er ja ber SRame Äird^^of ftatt griebl^of.
3n ber gieformation«jeit (1519 unb 1530) bef^loß ber
^at, baß bie a;oten au« ®efunb^eit«rüdCftd&ten fortan nur auf
bem 1452 angelegten 5ßeter«fird^l^of, ber bamal« nod^
ganj im greien lag, beftattet merben fofften. SHe frommen
4
50 Serbefferun^en unb Serfd^dnenmgeit.
Stifter biefcS ^cbl^ofciJ toaten Somneni», gelber
(beibe Sludto&rtige) unb 3a tob ipeller. SHe (BeifUtd^teit
erl^ob anfangs gegen bie SBerlegung ber Srieb|5fe Sinn^finbe,
unb erft 1508 fonnten ble beiben grieb^öfe, bei ber $eteri^
ttr($e unb bei ber ®Iifabetl^entapeOe in Sad^fenl^aufen, ein^
geroeil^t werben. S)ie Slnorbnung beg SlatS von 1530 nmrbe
nid^t firenge beoba($tet. 2)ie Aatl^oliten benu^ten ndd^ mt
t)or bis 1809 bie 5lird^en unb Äird^l^öfe ju ©eerbigungen,
unb aud^ bei ben ^roteftanten tarnen no(b 99eife|ungen in
ben ftird^en t)or. 2)ie lefete gefd^al^ 1811 in ber äSeigfrauen::
lird^e. Site im anfange unfereS Sa^r^unbertS ber ^ßeterS«
tird^l^of ni$t mel^r auSreid^te, ging man in ben ^al^ren
1811 unb 12 mit bem $Iane um, einen attgemeinen d^rijU
lid^en griebl^of auf ber $fingftmeibe (mo jeftt ber }OoIoglf(§e
©arten) anzulegen ; bo($ fd^eiterte bief er $Ian an bem <Sin^
f prud^ ber Sefifter ber anftofeenben ©runbftüdte. So blieb ber
ißeterSfird^l^of in ©ebraud^, bis 1828 ber neue griebl^of
t)or ber Stabt errid^tet würbe, ber burd^ feine Sleinlid^feit,
unb bie ©d^önl^eit feiner ©rabmäler eine malere 3i^^be
granffurts geworben ift. S)er alte griebl^of in ©ad^fen-
l&aufen mürbe 1810 in einen bem beutfd5en Drben gel^örigen
SBeingarten »erlegt, ber neue mürbe 1869 eröffnet. S)er alte
ifraelitifd^e g^iebl^of l^inter ber Swbenmauer mürbe neben
ben neuen d^riftlid^en »erlegt unb mit biefem 1828 eröffnet.
2Bie ber griebl^of am S)om fd^on feit 1574 jum freien
5piafe*) umgefd^affen morben ift, fo bilbet jefet aud^ ber
5PeterS!ird^^of einen fd^önen öffentlid^en 5ßarf.
*) 2)er 2)otnpIa4 l^iej „am ^fatreifen" uon bem frül^er an beffen
©ingängen am SBoben (iegenben eifertten SRofte gum ^bl^alten beS
SSielJeS, baS biefen SRoft nic^t überfd^teiten fonnte.
SBerbcffmingett utib SSetfd^öncrungen. 51
S)ie Sl n I a 9 e tt (^Promenaben), bie eitle wef entUd^e 3i^tbe
be8 je^iflen granffurtö bilben, ftnb erft in neuer 3eit (1 806 bi«
1813) entftanbeti/ juetfl bie aSodettl^eimer Anlage. Unfere
aSoreltern l^atten jutn ©pajierengel^en toeniger Sebütfni« —
unb fe^en tüir l^inju — audj einen rolleren ©efd^mad, ber
e^er nad^ toQen Suftbarleiten trad^tete, al8 batnadg, bai^
ßcben finnig ju t)erfd^önen. @tfil712 entftanb bieStabt*
affee auf beut ©oet^epla^; um 1760 würben bie ^PaHifaben
um bie gejiung abgefc^afft unb SBaumgruppen auf bem
®laci8 angepflanjt. S)ie neuefien Stnlagen finb bie am
Untermaintl^or, auf bem 5peter8fird^^of unb @d^itterpla| cnt^
ftanbenen. S)anf ben Seftrebungen be« SSerein^ jur görberung
beg öffenllid^en aSerfel^räleben^ (SSerfd^önerungStjerein) fe^en
u)ir täglid^ neue SSerbefferungen unb Serfd^önerungen ent:=
ftel^en, wie j. 83. bie ,,SIBetterl^äu«d5en", bie transparente
U^r am ©d^itterpla^, bie SluSfid^tStürme auf bem Slöberberg
unb an ber ©oet^erui^e unb bie Ul^r am SSodenl^eimer %\)ov*
älbgefe^en von ben fd^on oben erwähnten 9lebenarmen
beg Wlaxn^, l^atte biefer frül^er eine bebeutenb größere Sreite,
atfo geringere a;iefe. SRur fo ift eS erüärlid^, ba§ man an
ben {gurten, }. S3. am Seonl^arbstl^or, wenn aud^ nur bei
nieberem SBafferftanb, löwburd^gel^en, weiten unb ^fal^ren
fonnte. ©ein SSett ifi auf ber @ad&fen^äufer Seite erft in
ber neuejlen 3^it/ ^wf ^^^ granffurter bagegen fd^on feit
lange um DieleS eingeengt worben. 3n früherer Seit reid&te
ei^ bis bid^t an ben Stententurm^ ben ©aal^of unb bie
ßeon^arb8fird&e. SRod^ bi8 1859 reid&te ber SUlain bi8 an
bie ^o^e 3Kauer am Untermaint^or. 3n bem Slrme, ber
jroifd^en ber bort befinblid^en Snfel unb biefer 3Kauer ffofe,
4*
52 Setbefferungen unb SBerfd^önerungen.
loaren niel^rere 6d^iffmü](|Ien angebrad^t; baS h\i vor fursem
ftd^tbare zugemauerte äRfil^lpförtd^en in ber SRauet fiatte
batoon feinen Flamen. @p&Ux n)urbe l^ier ein äSHnterfiafen
angelegt. 3in 3<^i^re 1859 jebod^ n)urbe ber neue SBSuiter-
^afen am ®rinbbrunnen gebaut, ber alte bagegen sugemorfen,
fo bafe bie !3nfel mit bem Ufer berbunben murbc. §icrburd&
mar ber 9Rain um ein großes @tfi(i jurüdgebrangt. Sluf
bem gemonnenen $oben marb bie fc^öne neue älnlage, boi^
granf furter „SRijja", gefd^affen.*) S)urd& baiJ fortgefe|tc Sim
engen bed 9)lainbettei^ mürbe baS ga^rmaffer für bie €d^iffe
immer me^r vertieft, unb fo l^aben bie frül^eren gurten il^ren
e^arofter ganj verloren. S)aS SKainufer mar bü5 1517 nie-
briger unb ungepfCafiert; eingerammte pä^le foQten meitereS
äSegfpfilen beS Uferd t)erl^fiten. @inen eigentlid^ 9Beg
gab e«, abgefel^en t)om alten Seinpfab für bie ©d&iffal^rt, an
beiben Ufern nid^t. Unterl^alb ber SIKainbrüde fonnte man
mo^I am Ufer ge^en; megen ber l^eraui^ragenben Päl^le
mar aber fd^on ba^ Gleiten bafelbfl fe^r gefä^rlid^. äßa^renb
ie|t bie ftattlid^ften ißaufer am redeten Ufer fid^ ergeben,
befanb fid^ bx^ jum 15. ^al^rl^unbert aufeer bem ©aal^of,
ber ßeon^arbäfird^e unb bem ^eitiggeiftfpital fein Qau&
unmittelbar an ber SUlainmauer. ®rft ju biefer 3^it fing
man an, Käufer an unb auf ber ©tabtmauer ju bauen.
3ugleid^ mürbe aud^ geftattet, au8nal^m8meife genjler in
bie ©tabtmauer bafelbft ju bred^en, aber feine Xl^üren.
<J)iefe8 mürbe erft in neuefter 3eit erlaubt, »ig 1866
mürben fogar fämmttid^e Swgänge nad^ bem igafen von
Dfien, SBeften unb SRorben beiJ SKbenbS burd^ eiferne %i^oxe
gefd^loffen, fobafe ber $afen atebann ganj abgefperrt mar.
*) ^ud^ am Obermaintl^ot entftanben äJ^nUd^e, aber üeinere
klagen.
Serbeffetungen unb SSerfd^önerungen. 53
S)a tDO jc^t bic „Sd&öne Stui^fld^t" fu5 befinbet, gab e8
flar lange nod^ fein $au«; l^ier breitete pd^ ba0 fjifd&er*
felb au^. äStud^ am Untermainquai gab ei nod^ {eine ißäufer.
®er SDlain felbjl mar mit fd&mimmenben ^du^c^en
bebedt, nämüd^ mit ©d^iffmül^len, mie man jle nod^ auf
bem Sft^ein bei SDlainj (jefet weit oberl^alb ber Stabt) feigen
fann. SBie jemanb l^eut }u 2;age ein ©tüd Sanbe^ jid^
mieten ober faufen fann, fo lonnten in früherer geit aud&
gemiffe a;eile be« SUlainfpiegetö bem SReid^e abgekauft merben.
@ine fold^e ^iSitf^e, worauf fidj eine @$iffmü^Ie befanb,
nannte man ein SIKül^lenmaffer. SBie jal^lteid^ biefe
SKü^len maren, gel^t }. 33. barau8 f^exvox, bai 1306 eine
gamilie fünf SKül^lenmaffer befai unb bafe ber Sftat 1410
einem a3ürger jmei fold^er STOü^lenmaffer abfaufte, um ben
©d&iffiJmeg erweitern ju fönnen.
Srüden.
Unter biefen fielet bie alte „STOainbrflde", aud^ ^@ad^fen=
l^äufer 33rüde" genannt, obenan, ©oetl^e nennt fie baS einjige
bebeutenbe Saumerf au8 granffurtg SSorjeit. UnjuDertftfftge
SRad^rid&ten be« 17. Qa^rl^unbertS ermäl^nen einer l^öljemen
SBrüde vom Saläre 1035. <J)ie alteren gorfd&er auf bem
©ebiete ber üaterflabtifd^en ©efd&id^te, SBattonn unb ^Jid^arb^
möd^ten bie Erbauung einer SDlainbrüde fd^on in bie farolim
gifd^e ^txt verlegen unb bie SBegrfinbung ©ad&fen^aufen»
t)on ber ©yiftenj einer Srüde abl&angig mad^en. S)a0 le^tere
ijl burd6au8 nid^t notmenbig. S)ie annähme, bafe in frül^ejier
Seit bie gurt an ber Seonl^arb^firdöe bie beliebtere mar,
unb an i^r ba« ältejle granffurt entftanb, mal^renb fpäter,
ate Äarl ber ©rofee bie ©ad^fen anfiebelte, bie weiter ober-
l^alb von ber ga^rgaffe fd^räg aufwärts nad^ ber ^rabiei^^
54 Set6ffferungen unb Serfd^Snerungen.
gaffe fä^tenbe gebtSud^lid^ tmtrbe mib an fte God^fenl^aufen
[x6) anlel^ntc, genügt jur ©rflfirnng ber Srt unb SEBeife bcr
Anlegung beiber Orte. (Sine fefie 8rflde fiber ben äRotn
lann jur faroUngifd&en 3^t nod^ nidjt beftenben J^oBcn*)/
ja felbft im 3a^re 1139 nod^ nid^t, ba in biefem 3al^re
bie Überfa^rt'®ered^tiglett einer pSpfittd^en Sefl&tigung nod^
für mit etad^tet rouxbt, n)ad bei ber @^flens einer Srflde
rDo\)l nid^t ber ^ad geioef en voaxt ; bagegen tonnen nnr au8
bent gänjüd^en @d^n)eigen ber ÜueOen ber fp&teren 3^^
über biefe gd^r--®ered&tigfeit fd&Iiefeen, bafe bie »rüde balb
nad& 1139 erbaut TOurbe. ttrfunblid^ wirb fic jucrfl
1222 genannt.
S)ie ©^ronifen berid^ten von üerfd^iebenen ©nfWi^ett ber
93rfid(e in golge groger f^Iuten. ®mSf)nli^ aber flttrste
nur ein 3;eil nieber, ber bann U^ jum t)ölligen 9teu6att
mit $oIj notbürftig ^ergefleHt mürbe.
a?om aJlai 1235 mirb unö ber erfle teilmeife ©nfturj ber
8rüdfe gemelbet. Äönig ißeinrid^ (ber ©ol^n griebrid^S II.)
gab bamaU ber @tabt bie ©rlaubnii^, iQoI} im 9teid^SmaIb }tt
i^rer 98ieberl^erftetlung f dalagen ju bfirfen; ferner überlieg
er ber €tabt jum SBrüdtcnbau einen Si^eil beS ©rtraged ber
^ieftgen löniglid^en SRünge. Sd^on 1276 mürbe bie mieber-
l^ergcfteQte S^rüde abermals teilmeife meggeriffen. @d^red(ltd^
maren bie Jf olgcn bci^ j^odDmaff erd im ^a^r 1 306. 9lm SJDbenb
be« I. f?obrurtv« blofo«^ ;)|abve« riß bie glut ben größten
Hell ber <<rftcfe famt ben »vücfentürmen nieber. S)abei
foüen mebrere ö««bevl fflieufdbe«, blc fidb bag ißod^maffcr
von ber 4U'ft(fo ww uufaljen« ben "lob gofunben l^aben.
^) Tik tllr rrtiotiuitiliO ilvt)iUti;uc iHDciu^vücT^ M Watns, bie als
SSctbefferungen unb SBerfd^önetunöen. 55
3)ie toicbet^etgcfietttc SBrflde beftanb laum 40 ^al^re.
äSä^renb bie Überfd^toetnmungen be^ 3Staxnt^, in ^olge
beten bie SBtüÄ c fo oft jetfiört würbe, gewö^nlid^ im SRadJ-
TOinter unb gcü^ja^r ftattfanben, ereipete fid^ bie ßtöfete
unb üerberblid^fie berfelben, nämlic^ bie be« ^^l^te« 1342,
mitten im Sommer, ma^rfd^einlid^ infolge t)on SBoßenbrüd^en.
am 20. 3uli trat ber Sölain aug ; am 22. (aRaßbalenentag)
erreid^te er ben l^ö duften @tanb, meldten man 6id t)or
etma 10 ^jal^ren außen am ©ad^fenbäufer „gärd&er^Sugd^en"
bejeid^net fa^. (3)iefe8 befanb fid& am füblid^cn ©nbe beS
eifernen Stegen unb mürbe in golge ber neuen Ufer-
bauten entfernt. S)ie §ö^en ber fpateren Uberfd^memmungen
mürben am 9lententurm bejeid^net, in neuefter ^ext am
eifernen Steg.) 3n ber $Ra^t vom 25. auf ben 26. 3uli
jiürjte bie SrüdCe auf ber ©ad&fenl^äufer Seite ein. ©auj
Sac^fen^aufen unb ber größte a;eil granffurtS ftanb bamafö
unter SBaffer. ®ie Sad^fen^äufer flüd^teten auf ben SUlü^l-
berg, bie granffurter gröfetenteitö auf ben Sftöberberg, mo^
felbft fie in l^öljernen ^ütten ba8 @nbe ber Überfdjmemmung
abwarteten, ^nm Slnbenfen an biefeS Ereignis fanb bi8
in^ 16. Qia^r^unbert iä^rlid^ am SDlagbalenentag bie große
Säufeprojeffion nad& ber SBeißfrauenfird^e jiatt. Sluf bie
erfte biefer 5Projeffionen bejie^t fidj bie lateinifd^e Snfdjrift
außen an biefer Äirdje.
9lunfiie^r mürbe nad^ unb nad^ bie nod^ jje^t beftel^enbe
Srüdfe erbaut. 3m ^al^re 1419 mürben bie legten Pfeiler
t)ottenbet. ©inige ^a^xt vox^zx (1415) mar ber S3au be«
^PfanturmS begonnen morben. SRad^ ber Sage fei bamate
ein SEBettftreit jmifd^en ben beiben SBaumeiftcrn ejntjianben,
ber fogar mit ißitfe beS S^eufete gefül^rt morben fein foH.
Seber mottte fein SBerf juerft t)ollenbet ^aben. ©aß ber
56 IBerbefferungen unb SSerfd^nerungen.
Srfidenbaumeifler ben Sieg bat)on trug, toar na$ betn fafi
60jä^rigen SBorfprung, ben ber aMidenbau t)or bem Surm^
bau ^atte, flat feine §ejerei. äud^ waren bie jtoci fafi
in ber aJlitte ber Srüde — an ber anfiele — beftnbUdjen
nur mit ^altm gebedten ©teilen fein Xeufeteroerf,*) fonbem
weife Sered&nung. 3^ Ärieggjeiten fonnte man, wenn
JJeinbe t)on ©ad&fenl^aufen l^er einbringen wollten, burd^
SBegna^me ber halfen bie Srfide ben geinben leidet ungang^
bar mad&en. S)ie^ gefd&al^ julefet 1813 burd^ bie granjofen
bei i^rem SRüdjug nad& ber ©d^lad^t bei §anau. 1840
würben aud^ biefe beiben Sogen ausgemauert. (Urfprfinglid^
gab ei$ wo^I nur fteinerne ^feiler, wä^renb ber gan}e
Oberbau von ^olj war). — SKud^ biefer nad^ 1342 er«
bauten Srfide bro^te wieber^olt @efal^r burd^ ^od^waff^r.
»ei bem l^o^en SDBafferjianbe von 1374 unb 1375 Ue^
ber Sftat eine gewaltige geweifte SEBad^iSferje, „ebenlang''
genannt, auf ber S3rüde auffießen, bamit baburd^ bie ©e«
fal^r abgewenbet tWirbe; aud& liefe er ju Ijlefem gwcdte
40 ajlejfen lefen. Slnbere grofee Überfd&wemmungen fanbcn
1573 unb 1583 ftatt. »ei ber lefeteren fifd&te ber »rüdEcn--
mütter ein lebenbeS Äinb auf, bag er, felbfl finberlo», gerne
bel^alten wollte; jebod^ waren bie @ltern bamit nid^t ein-
uerftanben.
*) S)ie eben berührte Sage erjä^lt, ber Xeufel ^ab^em a3au»
meifter bie Srücfe in einer 3la6)t Dottenbet, n)ogegen baS erfte lebenbe
aOßefen, welc^eö bie Srücfe paffieren würbe, i§m gehören fottte. 2)et
lifkige SWeifter ^ahe nun ein mageret §äl^nc§en barüber gejagt, unb
ber Xeufel in feinem Qotn fc^nell bie jwei ©teilen wieber aufgeriffcn.
S)aS Heine quabratförmige SBrettd^en, baö man auf bem SJrottoir
üor bem Äreuje gelaffen l^at, fott bie Erinnerung an biefe Sage rom
93rücfenbau, foroie an bie nur mit ^oljroer! belegte ©teile in ber
äJlitte ber ^rücfe lebenbig erl^alten.
SBerbcfferurtöcn unb SSerfd^önerungen. 57
3»m 3Äi^tc 1594 lotittte man bi^ an ben Slöbcrberg
unb bic ©edbad^cr Sffiicfcn mit Sd^iffen falzten, «ud^ 1595,
J651 unb 1682 waren grofec Ubcrfd^wcmmungctt, leitete
fajl fo gro^ wie bic von 1342. ©er Sßaffcrjianb t)ott 1682
ifl ber ^öd^fle ber am Stententurm bejeid^neten.
3m ^a^xe 1739 jlfirjle ber „Äreujbogen" ganj, bie
beiben anfto^enben jum 2:eil jufammen. S)arauf mürbe
bie 83rü(Ie burd^ ben Saumeijler X^erbp jur größten Q^
frieben^eit be^ SiateS grfinblid^ ^ergefleHt. 3)amalS mürbe
aud^ eine bogenförmige Srfiflung auf beiben Seiten angelegt,
moDon nur nod^ jmei Sogen gegenüber ber WX^e t)or^anben
finb. Stuf bem einen befinbet fxü^ eine l^öd^jl gelungene
fomifd&e S)arjieIIung ber granifurter S3ttrgerme^r, auf bem
anbern ber SWaingott Moenus,
3n unferem Sal^r^unbert erreid^te ber SDlain bie größte
§ö^e im anSrj 1845, bod^ ftanb bie SDBaffer^ö^e vom
20. gebniar 1876*) jener nur menig nad&. —
S)ie ie|ig*'83rfi(Ie jd^It 14 unglei$e 5ßfeiler unb 15
aud^ fe^r t)erfd^iebene 99ogen. Shtrd^ bie @inengung be^
©tromeg finb auf beiben Seiten ^Pfeiler uerfd&munben. S)ie
Sänge ber Srüde ijl gleid^ ber größten »reite**)
be^ Snainei^ auf feinem ganjen Saufe, nSmlid^
ca. 260 m ober 374 ©d^rilte, i^re Sreite beträgt leiber nur
ca. 7 m. ®g brangt fid^ bie grage auf: SEBarum mürbe
mo^I bie 93rfide gerabe an biefer breiteften Stelle erbaut?
*) 8u biefer 3«it traten in golge gewaltiger Slegengüffe bei faft
fämtlid^en mitteleuropäifc^en glüffen grofie Überfd^roemmungen ein.
damals ereignete fid^ aud^ ber 99ergfturj bei (SA\ib.
**) S)iefe breite fott je^t bei ben neuen Uferbauten bebeutenb
rerminbert werben, inbem bie oberfte SRaininfel faft ganj entfernt,
ber äujerfte (lin!e) 3Wainarm aber ausgefüllt werben fott.
58 Sevbeffeninfien unb Serfd^nenuideii.
Offenbar, loeil bie fleinett S^tfeln bafelbfl bett
Sau erleid^terten. Sroax matten fte ben 9Rain felbfl
am breiteflen, ben Hauptarm jebod^ am f d^malßen.
auf unb an ber äRainbrflde befinben ftd^ fd^on feit langen
Saluten mehrere @ebäube unb S>enfm&Iet. XuS frfil^er
3eit finb nur eine Srfidenmfi^le unb baS Uru^ifij:
auf uns gefommen. Unter ben bei ^ranffurt norlomntenben
t)erfd&iebenen SRü^lenanlagen ber frfil^eren 3^^ entflanben
bie betben Sriidenmfi^len *) }ule^t; bie öfllid^e »urbe 1410
bis 1412 t)on einem SReifter auS Speyer erbaut, bie n>e{ir
lid^e t)iel fp&ter. Unter aQen älteren SJtü^lenanlagen ^at
fid^ bie ältefle Srfldenmfl^le allein erl^alten, aber nid^t in
i^rer urfprfinglid^en ©eflalt. @ie n)ar früher quer ilber bie
Srfide gebaut, unb ein S)urd&gang ffi^rte barunter l^er. 6ie
brannte fd^on 1414 einmal ab, unb biefeS ©d^idtfal ereilte
fie öfters, }ule^t am 31. Oftober 1813 nad^ ber @d^lad^t
bei ^anau.
2)aS ftrujifi; mit bem t)ergolbeteniQal^n fle^t
auf bem fogenannten ^reu}bogen. Unter il^m war bis in
bie neuefte 3^^ ^^^ ^^^^ ^a^rwaffer, unb fo beutete ber
weithin blinfenbe ^a^n ben ©d^iffem ben Sogen an, nad^
bem fte }u fleuem l^atten. ^t^t i)at fid^ baS ^^rwaffer
unter ben Sogen nad^ red^ts oerlegt. äln baS ftrujifi;
htfipfen fid^ oerfd^iebene @agen, einmal bie fd^on oben 6e-
rfil^rte, bann bie oon bem fd^webifd^en ©olbaten, ber (1635)
in rol^er 9But nad^ bem ^reuj gefd^offen l^abe, t)on ber
*) Xtt vielen Sd^iffmü^len ifl bereits oben gebadet. Xu^erbem
gab es in ber 9lä^e ber Stabt SBinbrnü^Ien, j. 8. an ber ^eb»
berger Sanbflra^e unb am Untermaintl^or, in beffen Slä^e eine Strafe
„IBinbmü^lenftra^e'' ^ei^t 99ei jtelflerbacl^ ift l^eutigen ^aged noc^
eine im betrieb.
^erBeffetungen unb 3$etf45nerun(|en. 69
}urüdpraaenben ^ugel aber getötet iDorben fei. 9(IS SeiDeiS
bafür jeigt man bie aSettiefung, bie alletbing» fuflelförmige
©eftalt ^at. Äreuj unb ^a^n litten wieber^olt 3tot, fo ba§
fie erneuert werben mußten. — SEBeld^e» ijl nun ober bie
wirflid^e ©ebeutung bei5 8rüden!reuje8 ? 6i5 erinnert an
eine 3«it/ ba nod^ unmenfd^lid^e, oft mit erfinberifd^er ©rau^
fam!eit auögefud^te ©trafen ben SSerbred^er enoarteten, an
eine 3^it, ba man nod& nid&t t)on bem menfd^Iid^en ®e^
bauten burd^brungen mar, ben SSerbred^er burd^ bie i^m
juerlannte Strafe ju bef f ern, }u einem braud^baren WtxU
gliebe ber menfd^lid^en ©efettfd^aft ju belehren; an eine
3eit, ba oft für geringe Sßerge^en bie 3;obei^firafe uerl^dngt
mürbe, j. 83. für falfd^eg Spielen unb mutmillige» SBefd^fi-
bigen von Säumen.*) 6ine ber §inrid^tung8arten mar
baS @rtran!en in bem SRain, unb bie Stätte, mo biefe
Strafe üoIIftredEt mürbe, befanb fid& ba, mo ber 3Rain bie
fiärffie Strömung ^atte, am Ärujifif. S)iefe^ mar offenbar
baju aufgerid&tet, bafe fid& ber ÜJliffet^äter bei feinem ^nblidt
}um %oh vorbereiten foUte; ber ^a^n foQte il^n an bie
aSerleugnung unb Sufee be8 SIpoftetö 5|Jetru8 erinnern, an
igänben unb %iX^m gebunben, marb ber SSerurteilte fobann
in ben 3Wain gefiürjt. S)ie lefete SKnmenbung biefer ZobtS^
jlrafe fanb 1613 jiatt.**)
*) %u^ ben SSerl^anblungen beS ©eridjts ber „^o^en 3Wat!" {am
^elbberg) erfal^ren n>ir, ba^ mattd^mal bem 9aumfret)ler ber Seib
aufgefd^li^t n)urbe.
**) @ä ift nid^t ju leugnen, baf; ein gewiffer 8«Ö ^o« ®t?au*
famfeit burd^ bie frül^eren ga^r^unberte gel^t. 9Bie nod^ iti^i ro^e
SHenfd^en nid^tS lieber erjdl^len, aliS UnglüddfäUe unb @d^reäendnad^«
tid^ten, fo er^äi^lt uniS bie (^§roni! fel^r urnftönblid^, n)o, burd^ »eld^e
3ünfte, 3u nield^em $reig, unb unter w^ld^en ^effclid^Ieiten (!)
60 9erM[min9cn vnb ^fHd^Snfmii^ni.
3tt früherer Seit befanhfn fi* nod^ auf ber »rflcf e bie
beibett erfidentflrme un bot enben), eine ftapelle unb
baS fogenannte 9lQttenHu^d^en. SHe Zfinne bienten
jur ©ewadjuttg be« Übergänge«. 6ie fianben, wie bie frül^eren
aJlü^ten, quer auf ber »rflcf e, unb e» führten ^Burd^gfinfle,
wie am ©fd^en^eimer Xurni, barunter ^er. 3tt bem S)urdjs
ßauße bieÄfeit» befanb fid^ ein itrujiftf unb — ein gemeine«
©pottbilb auf bie^uben (f.abfd6n.VII\unter bem jenfeitigcn
ein aWarienbilb unb ein Dpferftod fflr freiwittige Oaben.
auf bem bieöfeitigen Xurme waren bie Äöpfe t)on Dier
nad^ bem gettmitd^'fd^en aufjlanbe(l616) ^ingerid^teten —
fJettmiW^, ©d^opp, ©emgrofe unb ebel — aufgefiedtt. $RodJ
®oet^e fal^ ben einen ©djfibel, meld^cr fid&, trofe ber Unbilben
ber aDBitterung 185 gal^re erhalten ^atte, bi« er 1801
famt bem Xurm entfernt mürbe. S)er ffiblid^e Xurm
war fd^on 1705 uerfd^munben. — Um 1338 mürbe bie
Äat^arinenfapelle auf bem füblid^ilen Srüdtenpfeiler
bid^t bei Sad^fen^aufen aufgeffll^rt. Sie beflanb nur einige
Sa^re; benn nad^ i^rer S^^öning burd^ bie grofee glut
t)on 1 342 mürbe fie nid^t miebererbaut. hieran anhtüpf enb
fei bemerft, ba^ ber 99rfid(enbau in alten Seiten al« ein
ein neuer ©algen für bie ^^^ürgerfd^aft" errid^tet würbe. SejüglidJ
bed ©algenbaueS muf; iebod^ zugefügt werben, ba^ eS für ben ®tn«
seinen als entel^renb galt, an bem 93au beS ©algenS mitpwirlen.
2)arum übertrug benn audj ber fHat ben ganjen Sünften ben
93au. @o muftte im 3^^^^^ l^^l bei ©meuerung beö ®algen§ jeber
8immermeifter einen 3flagel einf dalagen. — 3« ^«»« 15. So^^^^u^^crt
fanben in ^Jranlfurt 317 §inrid^tungen ftatt, in bem einen Sa^re 1386
allein neunjel^n. 2)amale( roucbe bie SJobeäftrafe felbft über ^iere
Derl^ängt; gefd^a^ ed bod^, bag 1553 ein 6d^n)ein, weld^eS ein jlinb
getötet unb gefreffen ^atte, öffentlidj burd| ben ©d^arfrid^teröbiener, ben
&t'6dit, ^ingerid^tet würbe.
^erbeffentngen unb ^erfd^önerungen. 61
religiöfeS äSet! galt, gerabe wie ber ftird^enbau, toeil Srfiden
bic SSerbrcitung bc8 ©Dangelium«, fowic bic ffiattfa^ttcn,
j. 89. nad^ SRom, ^^tufalem unb ©an S^ßo beförbettcn.
Reifet bod^ bcr lateinifd^c Sftamc für bcn 5ßabjl, Pontifex
maximus, cißctttüd^ „ber größte ©rfidenbauct." *) ©o
erflärt fid^ aud^ bie betnerfen^ioerte Zf^at^a^e, ba| im
3a^rc 1300 mfd&icbcnc italienifd^c »ifd^öfe, um
®elb für ben granffurter 83rüdenbau l^erbcijufd^affcu, einen
SKblag auSfd^rieben.
2)ai$ fogenannte ,,9iatten^äu^d^en" befanb ftd^ auf ber
n)e{ind^en @ette ber ^rüde, na^e bei @ad^fenl^aufen. SlIS
gegen @nbe bei$ 15. ^a^r^unbertö bie Statten fe^r überl^anb
genommen l^atten, fe^te man auf baS SBertilgen berfelben
— wie jefet auf bai5 ber 3Bat!äfer — eine ©elo^nung
au«. SSon 1498 6tö nad^ 1557 war ba» ^äugd^en taglid^
eine ©tunbe geöffnet, gür jebe eingelieferte Statte ^atte
ber Sluf feiger „Slattenmeffer" einen fetter ju jal^len; ben
©d^manj bel^ielt er aU Quittung jurüd, ben ftörper n)arf
er in ben SDlain. 3^ biefem Slattenlrieg üertoenbete man
bie ©trafgelber, meldte bie Swben wegen Übertretung ber
über fie üerl^ängten Slnorbnungen jaulen mufeten; 1553
jtoang man fogar einen Suben, ben S)ienfi im glattem
^äu^d^en ju Derfe^en. S)a«felbe würbe 1569 ben Sürgern,
weld^e mit $ult)er Baubeiten, }ur Slufbewal^rung i^re« feuer^^
gef&^rlid^en SRaterialS überlaffen.
®anj neuen UrfprungiS ftnb ba8 ©enfmal ÄarU
beS ©rofeen, 1843 jum Slnbenf en an ben tauf enbjdl^rigen
*) 2)od^ barf l^ier nid^t unerwähnt bleiben, ba^' aud^ fd^on bei
l^eibnifd^en Golfern ber 8rüd^enbau l^od^gel^alten n)urbe, unb ber 9lame
^JSontifeE fogar früher altrömifd^en ^rieftem, fobann alä (g^ren*
titet l^ol^en SQßürbenträgem, ia ben römifd^en ^aifem felbft $u!am.
»eflasb bcS eigestfU^m beitfilM 9teid^, te» 6tS 843
mit gfnrairei^ unb Stalin |« eisen 9teid^ vereint loat,
errid^ — unb boA SrtdenpvmpioeTt, 1858 erbaut,
«m StoiniiMiff er in bie Sirtnereien am 6ee|of tu pumpen,
}um (Srfat fflr bo» ben @&rtnem entjOfiene unb }tt Xrint
loafter ffir bie 6tabt benu^te SM^lein. —
ffia^renb mete ^o^^r^unberte eine einjige Sr&de bem
Serte^t genfigte, entflanben in ben legten Sauren (feit
1848) fed^d neue Srfiden, benen gegenfiber bie atte
Srfide QU ein plumper, unrege(ma|iger San erfd^eint. @^
ftnb bieiK:
1) 2)ie eifenba^nbrfide ber aRain ^Stedar^Sol^n,
1848 twUenbet. Sie l^atte fräßet am ffiblid^en 6nbe eine
nid^t ausgemauerte SteOe, xodi^e )um S>urd^Ia{fen ber
Sd^iffe, el^e biefe nod^ i^re SRafien }um 9liebertegen ein-
sendetet l^atten, burd^ eine S)re^fd^eibe geöffnet merben
fonnte. 99et)or le^tere l^ergefiellt toar, flflr}te eine l^eran-
lommenbe Sofomotipe an biefer offenen Stelle in ben 3Rain.
2) 3)er »eifern e ©teg" für gufegänger tourbe 1868
bis 1869 burd^ eine ©efeUfd&aft granffurter Sürger erbaut.
9I(S $rtt)ateisentum ifl er bis je^t ber ganjlid^ freien 93e«
nu^ung nod^ nid^t übergeben.
3) ®ie ga^rbrüde an ber 5Reuen SWainjer^
jlra^e, am 1. Slugujl 1874, unb
4) 5£)ie neue ga^rbrüde am Dbermaintl&ore,
am 13. gfuli 1878 eröffnet. Selbe Srüden, tote aud^ ber
eifeme @teg, mürben in je ungefähr jwei 3<^l^ren nad^
^Plänen be8 gngenieurS ©d&mid erbaut.
5) unb 6) ®ie beiben neuen ©ifenbal^nbrüdEen
am @utleutl^of, bie }u bem ptojeftierten @entralba^nl^of
führen, 1881 unb 1882 erbaut
SSerbefferuttgen unb SBerfd^önerungen. 03
Sei au^^lung biefer Sauten ber legten 3a^te bflrfen
aber aud^ bie großartigen Uferbauten ni^t unenoA^nt get
laffen loerben. 2)urd^ fie gewinnt ber 9Rain nld^t nur
ein ganj anbereS 9lnfel^en, al9 früher, fonbern er »irb
baburd^ aud^ für bie 6(^iffa^rt nu^barer.
SBenn l^eute ein t)or nur fünf}ig 3a^ren verftorbener
grantfurter wieber auferfUinbe, er loflrbe fein ÜAe», alM
grontfurt taum nrieber ertennen, fo fel^r l^at fi^ feitbem
aUe^, unb jwar }ur Serfd^dnerung ber 6tabt, ge&nbert!
^z^^
''^J
III.
Uttfcre SSorfal^ren, bie allen ©ermatten, waten Reiben.
Sie t)erel^rten t)iele @ötter, unter benen fie eigentlid^ bie
gto^artigen Srfd^einungen ber 9latur t)er{lanben. @ie bauten
feine Tempel, fonbern t)erel^rlett i^re ©ottl^eitett in ber freien
5Ratur, befonber» in l^eiligen Rainen.
%a {amen bie Slömer in unfere @egenb, gleid^faüd
Reiben, nur ba| fie i^re @ötter mel^r als bie ®ermanen
t)ermenf(i^lid^ten. @ie fteQten il^re ®ottl^eiten in menf(i^lid^en
©eftalten bar unb t)erel^rten fie in Tempeln. SReufd^enopfer
}u @^ren ber @ötter {amen früher, wie bei ben Stömern
unb befonberS bei ben ©attiern (im je^igen granfreid^)
fo aud^ bei ben ®ermanen, t)or:
.... am ^Itar
gloft 3Wenf(§ettblut bem aOßoban. (Berber.)
SBon ber @otte8t)erel^run9 ber alten ©eutfd^en ^aben fid^
feine äußeren ©puren erl^alten, wo^l aber t)on bem ©ötter^
bienft ber SRömer. Slud& in unferer ©egenb (bei SUlainj/
iffiiegbaben, ^ebbernl^eim unb ber ©aalburg) würben fd^on
mand^e ©ötterbilber aud ben untergegangetten römifd^en
SRieberlaffungen ausgegraben.
I .
III.
Uttfere SSorfal^ren, bic alten ©ermatten, roaten Reiben.
Sie t)erel^rten mit @ötter, unter benen {te eigentUd^ bie
großartigen Srfd^einungen ber 9latur t)erflanben. Sie bauten
feine 2;empel, fonbem t)erel^rten il^re ©ott^eiten in ber freien
5Ratur, befonberiS in l^eiligen Rainen.
S)a famen bie Sftömer in unfere ©egenb, gleid^fall«
Reiben, nur ba| fie il^re ©ötter me^r ate bie ©ermanen
uermenfd^üd^ten. Sie jleßten il^re ©ott^eiten in menf(i^lid&en
©eftalten bar unb Derel^rten fie in Tempeln. SRenfd&enopfer
ju e^ren ber ©ötter famen früher, mie bei ben Sftömern
unb befonberg bei ben ©alliern (im je^igen granfreid&)
fo an^ bei ben ©ermanen, t)or:
.... am ^Itar
glo^ äTlenfd^enBIut bem SQßoban. (Berber.)
SSon ber ©otteSDerel^rung ber altett ©eutfd^en l&aben fld^
feine äußeren ©puren erl^alten, mol^l aber von bem ©ötter^
bienft ber Slömer. Slud^ in unferer ©egenb (bei SDlainj/
iffiiegbaben, ^ebbernl^eim unb ber ©aalburg) mürben fd^on
mand&e ©ötterbilber aug ben untergegangetten römifd^en
SRieberlaffungen ausgegraben.
üerlag wn Sari Rogers nodjfolger. (882.
Sinfid^t 6er ^ai
ju JJome, tSefdjtdjte pon ^ronffurl a. ÜI,
S)e mit Utngc6ung
^rrfäi
8 - DipifiriirCiia-Krftin.
1'- Jr*nJ<n H Ai^gämÜm ■
Mt ben älömern tarn aber aud^ baS S^riflentum in
unfere ®egenb, wie ebenfalls äluSgrobungen befl&tigen. S)od^
waren baS nur Aeime, bie ol^ne forgfame Pflege burd^ be^
fonbere ®Iaubendboten nid^t aufgegangen wären. S)iefe
fanten befonberS aus ©nglanb. S)en größten @rfoIg er}ielte
SEBinfrieb (t 755), genannt SonifatiuS, b. 1^. SBBol^Irebner, ber
Verebte.*) S)iefer grünbete aud^ baS SiStum ÜJlainj, beffen
erfier Sifd^of er war. 3Son l&ier aus würbe bie d^rift^
lid^e Sieligion in ber ganjen Umgegenb t)erbreitet, fo bafe
fd^on ju ÄarlS b. ®r. 3eit (768—814) unfere ©egenb, wie
baS ganje granlenreid^, d^riftlid^ war**), wä^rettb bie ©ad^fen
nod^ im ^eibentum Derl^arrten. S)urd^ Äarl ben ®r. würbe
nun aber ein großer 3;eil ©uropaS unterworfen unb teils frei-
willig, teils gejwungen, bem ß^riftentum jugefül^rt. Überall
erhoben pd^ jefet Äird^en unb Älöjier, bie erfteren für ben
öffentlid^en ®otteSbienft, bie anberen l^auptfäd^lid^ jur ^eran-
bilbung Don ©eifllid^en aus bem SSolle. 9(uS ben JUlöfiern
gingen bann wieber neue SRiffionare l^ert)or. S)od^ l^atten fie
aud^ birett auf baS Seben beS Golfes ben wopl^ätigßen ©in::
flufe. ©elbji bie SBobenfultur würbe t)on ii^nen Derbreitet.***)
*) Srti^er ctKärte man biefeS SBort olä ,,SBßo§lt§ätet", roaS ber
©d^reibwcife „BonifaciuS" entiprid^t.
**) ^lobtoiö (481 — 511) mar ber erpe dJrifUidJe ^önig ber granlen.
***) 3Äit gfle^t f agt ber 2)ic^ter :
aOßeffen §anb
§at biefen f^elS burd^brod^en, biefen äßalb
©elid^tet, ienen feud^efd^wangern $ful^t
Umbämmt unb auSgel^adSt bie äßurseünoten
2)er ew'gen ®id^en? SBer l^at biefeö SWoor
3um ©arten umgefd^affen? : SBßar eä nid^t
©ottielger SRönd^e emfig §arte §anb ?
Unb wie ben »oben, fo burd^pffügeten
©ie roilbre 5Wenfd^enfeeUn! (Berber.)
5
66 Ititd^Iid^e (Einrichtungen.
9Bo^I fd^on bei bent Sau ber ^fal) ftarCiS bcS (großen
xoax in granffutt bad er{le ürd^Iid^e 8aun)et! entflanben.
S)ie S)eutf(i^en n)utben fo treue älnl^&nger bed S^riftentumd
unb zeigten \i^ gegen i^re geiftlid^en Seigrer fo bantbar^
ba^ fte i^nen tDiUig t)iele @malt au^ in toeltlid^en
S)ingen überliefen unb i^re älnftalten mit ®ütem aller 8(ct
bebad^ten. 9(ber gerabe u)egen biefer @malt unb biefer
®fiter erhoben ftd^ aud^ in unf erer @tabt mand^e aRigJ^eDig-
feiten jmifd^en SSoM unb ®eiiilid^!eit.*) 80 enblidö unter
ber ©eiplid&feit felbji ©treitigleiten wegen ber d^riplid^
Seigre entftanben^ fpaltete ftd^ bie Aird^e im 16. ga^rl^unbert
in bie {atl^oUfd^e unb ex)angelifd^e. ^ranffurtS @iniool^ner
traten fafl alle jur le^teren fiber. äSie in gau} Z)eutfd^Ianb^
fo ging baS au(^ in §rantfurt nid^t o^ne lange unb bittere
^mpfe ab. Selbft unter ben äln^ängem ber eoangelifd^en
Äird^e mar lein bauember triebe. 3^ Sranffurt ^errfd^te
bad lutl^erifd^e S3e!enntnii^. SUs nun burd^ @inmanberung
befonber» au8 ben SRieberlanben, aud^ Sleformicrte l^ierl^ers
fameU/ mürben biefe mel^r als }mei 3<il^r^unberte lang
fel^r gebrüdft. 3a eS mürbe i^nen erft 1787 bejlimmt ge*
flattet, SBet^äufer in gran!furt }u bauen.
©0 bilbeten ftd^ im Saufe ber 3ßit i>tri gtofee d^rijMid^e
©emeinben in granlfurt, bie lat^olifd^e, bie lut^erifd^e
unb bie reformierte; lefetere teilte fid^ mieber in bie
beutfd^s unb bie fran§öfifd&=reformierte®emeinbe.
S)ie aHitglieber ber lut^erifd^en unb ber beiben reformierten
©emeinben merben aud^ mit bem gemeinfd^aftlid^en SRamen
*) 3m 14. unb 15. galjrl^unbcrt j. 8. waren bie ©djenfungen
an bie ^ird^e fo Pufig, bag bie ^aifer ^arl IV. unb griebric^ HF.,
ja felbft ber $apft gefe^lidje »orfdjriften erliegen, bamit bie Stabt
nid^t ^ot (eibe.
Jtird^Ud^e ©ittrid^tutigett. 67
@t)angelifd^::$rote{lantif(i^e bejeid^net. @ie bilben bei n)eitem
ble STOe^Tja^l, n&mli^ 84000 (60 Vo) unter ben etwa
136000 einioo^nem.*) <Die 3a^l ber Äat^üctt beträgt
38000 (27 Vo). S)a8 frühere »er^ältni« ber brei d&rifilid&en
Aonfefftonen in f^ranlfurt n)urbe burd^ bie fprid^roörtlid^e
älebenSart beiteid^net : bie Aat^oliten ^aben bie ^rd^en^ bie
2tttl^eraner bie SWad^t unb bie Sfteformierten ha» ®elb. —
9Rit ben Slötnem xoaxm ober anSf l^ie unb ba Suben
nad^ ©eutfd^Ianb gelommen; fel^t alt iji j. 89. bie Suben*
gemeinbe }u SBorntS. Später überall f el^r Derf olgt, f anben
fte }u ^rantfurt Der^<nidtna^ig ben meiflen @d^u| in
S)eutfd^Ianb, nnb fo bilbete ftd^ benn aud^ ^ier eine be-
beutenbe i^raelitifd&e ©emeinbe, jjefet mit 14000 Seelen
(llVo). — ©onad^ ergeben fid^ in granffurt ©otte^^äufer
für mele religiöfe S3e!enntniffe. äBie fel^r biefe aud^ von
einanbet abn)eid^en mögen, fo leben unb oerfe^ren bod^ je|t
atte »efenntniffe in ^rieben mit einanber, wai^ unferer
@tabt )ur l^ol^en ®^re gereid^t. Unb fönnte eS äud^ anbeti^
fein? Spred^en bod^ bie Dielen gen iQimmel ragenben Stürme
ber oerfd^iebenen ©ottedl^dufer nur biefe eine @prad^e:
(gj^ gibt nur einen ©ott, nnb alle SWenfd^en finb feine
Äinber! — l?el^rreid& unb mit unferer 3^it t)erfö^nenb ifi
e^, bie foeben nur flfid^tig überblidtten religiöfen SSerl^<niffe
etmaS einge^enber ju betrad^ten.
*) .^u\e So^ltn ftnb abc^entnbet. (S^enou bet legten ^olf^Bö^lung
entfprid^t folgenbe XobeUe:
fiMM^ttif^t ! SM^tiU»
a». ffi. 5R. ffi
^ftM^ttU
5R. SB,
SR. as. vt.
39147!44659ll7814|l9964!69i4'6942i543!514
176
^nfammeu
an. 9B.
158,64594 72237
83806 37778 , 13856 j 1057 . 334 136831
5*
68 Itird^Ud^e (Sinrid^tungen.
a) S)er S)om.
<Dic dltcflctt fird&Iid&cn ©cbäubc granffurt» fmb xA^t
mc^r ctl^alten. Sic ftanbcn aber jtd^erlid^ mit bcn beiben
laifctUd^en ^faljcn in Sctbittbung. Sd^on mit bcr ctftcn
^faljanlage StaxVi bc8 ©rofecti fd^cint eine Äapettc t)etr
buttben gcwcfcn ju fein. SSon ben brei Sttfd&riftcn bet ^
fd^lüffe bcr granffurter Äird^enüerfammlung (794) wncbe
nSmlidö bic eine „in bie Äapette beS ^alajle«" niebergelegt .*)
@S muB alfo bod^ fd^on bamatö eine AapeQe t)orl^nben
geiDefen fein. äSenn Med aud^ nid^t fo gan) befUmmt an^
gegeben n)äre, fo liege ed ftd^ bod^ nad^ ber frommen Sitte
ber 3^it ald gemig annel^men^ bag aud^ mit biefem $alafl
eine Kapelle oerbunben mar. 93ei bem ^alaflbau Submig*d
bed f^rommen fte^t biefeS fefl. 93on ber an ber Stelle beS
ledigen S)omd beflnblid^en erften ftird^e erfal^ren mir^ bag fie
t)on Submig bem S)eutfd^en gebaut unb bem ipeilanb (Sal-
vator) ju ß^ren ©atoatorfird^e genannt morben fei. ®ie8
mug für; nad^ 873 gefd^e^en fein^ benn auS biefem Sa^re
mirb eine merlmürbige ®efd^id^te, bie }ur ®rünbnng ber
ftird^e ben älnfiog gegeben ^aben mirb, er}&^It. SubmigS bei
S)entfd^en ©o^n, Äarl ber ©idJe, fei oon bem a;eufel jur Sfuf^
le^nung miber feinen SSater t)erfud&t morben. %a fei er in
bie an feine äBo^nung anflogenbe Aird^e (bie ^lofllapeDe)
gef[fid^tet ; bennod^ i)abe if)n ber Teufel in feine ©emalt be-
fommen. S)od^ auf eine feierlid^e 9Jleffe unb ©ebete l^in l^abe
er mieber oon i^m meid^en mfiffen. ©omo^l bie ®rflnbung
ate aud^ bie SBal^l beg 5ßatron8 ber Äird^e mirb auf biefeä
ereignig jurüdfjufßl^ren fein.
*) steuere gorfdjungen faffen bicfe ©teile fo auf, baj jene ^U
fd^tift in bail Sleid^d'Sltd^io nieberoelegt tporben fei.
jtird^lid^e Sinrid^tuttgen. 69
2>er ®rfinber ber fiird^e errid^tete baran ein AoQegiatfUft
Don }to5If ®eifUi(i^en^ watibte il^m rrid^Iid^e S^enlungen )tt
imb bcfidtiflte bie fllei^jeitig (874) von einer frftnfifd^en
(Sbelftan f,9httlinb" bem SRarienaltar ber Aird^e gemad^te
6d^enlnng. Seine Söl^ne Subtoig III. unb Raxl ber ^de
befiatigten 880 nnb 882 biefe Stiftungen.
S)iefe8 Stift, fpäter SartJ^olomau^ilift genannt,
befanb fld^ )uer{i im e^ronl^of, von bem nod^ bie f^ron^
l^offlra^e il^ren tarnen fül^rt. S)er 9lame i^ronl^of bebeutet
iQerret^of unb fd^eint an}ubeuten, bag er frfil^er töniglid^ei^
Eigentum nmr. S)er SSorflel^er ^ie^ W)ai (Sbt), fpdter
$rop{l. SHefer befa^ groge Tta^t m^ in n)eItHd^en 5Dingen.
(Sr l^atte ). S3. faft bie t)oIIe iperrfd^aft fiber bie S3en)ol^ner
ber S)drfer f^ed^enl^eim unb Sd^n)einl^eim (@d^n)anl^eim).
5Die S&nbereien berfelben gel^Srten n&mlid^ bem Stift, unb
bie S3en)o]§ner waren barum Stifti^untertl^anen. ^m i^ronl^of
war bei^l^alb ein weltUd^ed ©erid^t, beflel^enb aus einem
Sd^ultl^ei^en, ben ber $rop{l ernannte, unb merjel^n
Sd^dffen. 3lv^ in ber 9Ritte beS vorigen Sa^rl^unbertS ^ielt
ber aRainjifd^e älmtmann in Aönigflein als Beauftragter beS
5ßropfleS l^ier im gronl^ofe ein „^tAQtxxd^t" Die ®eijt
lid^en felbft waren feinem weltlid^en ©erid^t unterworfen, ja
bie 99&rger ber Stabt flanben in gewiffen f^SQen unter bem
geifUid^en ®erid^t ®rft 1329 würben fte t)on biefer ©erid^tS^
barfeit befreit. — 3lu§er ben eigenen ©ßtern l^atte baS
Stift nod^ t)iele anbere @inna]§mequellen. Jlarl ber @ro^
l^tte in feinen Sanben ben S^^^^ten eingeführt, b. 1^.
non bem @rtrag aQer ©fiter mu^te ber sel^nte 3;eil an
bie geiftlid^e ober weltUd^e 93e^5rbe abgegeben werben. Jtarl
ber SHdte wies ben 3^^^ten in unferer ®egenb bem l^ie^^
flgen Stifte ju, als er bie Sd^enlung SubwigS beS S)eutf(^en
70 Itird^Iid^e (Sinrid^hmgen.
beftätigte.*) 3m Saläre 994 erhielt e8 bm „grcttag»^
fifd&fang" b. ]§. alle gifd&e, bie am fjrcitofl unb bie 3ta^t
t)orl^cr im SRain gcfanßen touiben, mußten bem Stifte
ju ben Don ber Aitd^e t)or8ef(i^tie6enen gaflenfpeifen abge-
liefert Toetben. @i5 erl^ielt freiem ißolj aus bem löicfigen
Sfteiti^i^toalbe (©reieid^), enblid^ foßar ha^ atteinige Sted^t,
bie „trodenen 9)lafegeräte" für bie ganje ©tabt liefern }u
bürfen. 3)urd^ immer neue ©d^enlungen frommer Sürger
mürbe bad aSermögen bei$ ©tifteS beflSnbig t)erme^rt. Unb
t)on aW biefem SSermögen brandete cd feine 3(6gaben )u }al^Ien!
S)aS 3ttf<iiwtti^i^lc6^ti ^^^ ®tifti5-®eifllid^en bauerte bis
ins 13. ga^r^unbert; nunmel^r blieb nur nod^ ber ^ßropjl
im ^ron^of mo^nen, bie anbem belogen eigene ip&ufer.
9[n ^efttagen pflegten fie aber nod^ jufammen )tt fpeifen
unb jmar in i^rem ^apitel^aufe^ an ber Stelle beS je^t
„bie aWe^lmage" genannten ^aufeS. SEBer eS ju einem
©tiftS^erm gebracht ^atte, ber mar für fein Seben gut
Derforgt ; bal^er bemühte man fid^ aud^ fe^r um eine fold^e
©tette. Sei großen ©tiftern l^aben ba^er meiflenS „eWe"
(abelige) bie ©tetten erlangt. 3m Saläre 1281 jebod^ mürbe
für baS 93artl^olom&uS{lift beflimmt auSgefprod^en^ ba^
feine Sll^nen jur aufnähme erforberlid^ feien. —
^al^ren mir nun in ber ©efd^td^te beS ©otteSl^aufeS
fort. S)ie ©aloatorfird^e mar um 1 238 bauf&Uig gemorben
unb mufete umgebaut werben. S^r iperbeifd^affung ber Äofien
fd^eb $apft ®regor IX. einen }mau}igtägigen älbla^ auS^
b. ^. ber Säeitrag jur Unterfififeung beS SleubaueS mürbe ber
älbbü^ung einer jmanjigtägigen ^ird^enftrafe gleid^ gead^tet.
3unad!)ft mürbe nur baS ©d^iff umgebaut. Sei ber neuen
*) 2)iefe Urlunbe t)om Sa^r 882 ift baä ältefte Sc^riftflütf, baS
im tjranffurter ©tabtard^iü üor^anbcn ift.
itird^Iid^e (Sinric^tungett. 71
(Sintoei^ung (1239) erhielt bie Ait(%e )u @^ren be8 älpoflel«
äSartl^oIotnäud, beffen iQtmfd^ale fd^on Dorl^er in ben Se{t|
ber Aird^e gefommen n)ar^ ben Flamen 93artl^oIomäu^!trd^e.
@eioö^nIid^ n)irb fte jebod^ S) o m genannt, (t)om lateinif d^en
Domus = bad igaui^, l^ier fo t)icl afe ba§ @otteiJ^auiS,
b. f). bie SItefte ober ^auptlitd^e). ©twa 100 Saläre fpater
(1315—1338) würbe ba§ üuerf d^iff unb ba^ß^or umgebaut.
S>a biefe beiben im SSer^ältnid jum ipauptfd^iff oiel ju
l^od^ gebaut würben, fo fd^eint man fd^on bamatö ben $(an
gel^abt )U f)cAm, fpSter aud^ ba§ ^auptfd^iff ju eri^ö^en.
91$ fo bie Aird^e felbfl nebfl ixod Seitentürmen l^erge«
fleUt war, trug ein UnfaQ ba}u bei, bag aud^ 9laum filr
einen JQauptturm frei würbe; 1349 würbe n&mlid^ baS
älat^auS an ber äSeflfeite ber Aird^e burd^ f^euer fel^r
befd^abigt. @S würbe nur nod^ lurje 3^it benu^t; bann
baute man an biefer ©tette t)on 1415—1514 „ben ^farr«
türm", womit ber Äird^enbau für mehrere 3ft^^^tttti>ftt^
feinen wridufigen «bfd^lufe erl^ielt .*) S)enn bie Sleligion«-
fheitigfeiten, bie bamatö, wie in gau) S)eutfd^Ianb, fo aud^
in ^antfurt auSbrad^en, waren tird^Iid^en S3auten nid^t
gfinfUg ; Dtelmel^r l^anbelte eS fld^ barum, weld^e ftonf effion
bie Dor^anbenen fird^lid^en ©ebaube befi^en foQte. älud^
ber S)om war lange 3^tt ein B^tilapfel jwifd^en JUat^olilen
unb ^roteflanten. Dft {am ed ju firgerlid^en Auftritten in
ber ^rd^e felbfl S)ad fßolt war fo fe^r gegen ben bamaligen
Sompfarrer eingenommen, ba^ e^ fogar ben ©ottedbienfl
Porte, ©ine 3eit lang würbe ber 3)om t)on beiben Äonf effionen
benu^t; nad^bem aber (1533) ber Sftat ben fat^olifd^n
©otteiSbienfl gan} unterfagt ^atte, {am ber ^m fßr fed^^
*) 2)er erfte SBethneifler war 3Wabem ©ertetter, bet g^tt^u
gefd^a^ nad^ bem $lane beil $and Don ^nd^l^einu
72 Itird^tid^e (Sintid^tungen.
Sa^re in bm »cfil ber eüangcllfd^en. Ski« 1548 ju
älugSburg abgef d^Ioff ene Dotläufige Übereinf ommen^ ^tttetim
genannt, Qab ben ßatl^oUfen 1 549 ben S)om n)ieber. S)od^
warb nod^ 1557 bei einer großen aSerfammlnng t)on garften
nnb ®ottedgeIe^rten einmal ptoteflantifd^et ©otteSbienfl
im ^ome gel^alten. Unb als im SOj&^rigen Stiege ber
fd^iDebifd^e Aan^Ier 0;enftjerna l^ier t>exvoe\lU, n)urbe ber
9)om mel^rere Saläre bem ex)angelifd^en ©ottedbienfle nneber
übergeben. 3^|t ifl er unter ^orbel^olt bed Sigentum^red^teiS
ber @tabt ber fat^olifd^en ®emeinbe jur S3enu|ung auf
ewige S^itm ttberlaffen. ®er a;urm, ber faft nur mit
fläbtifä^en SRitteln erbaut würbe, ifl famt feinem @elaute
ber ©tabt jur SSerffigung gejlcttt, bod^ barf ba8 Oeläute
f&r ben latl^oUfd^en ©ottedbienfi benu^t werben.
S)a ber Aird^l^of um ben 9)om m^ 1530 nid^t mel^r
§u Seerbigungen bienen foUte, fo würbe er 1572 jum
3:eil gepflaflert. Seiber foQte bie ^irä^e baburd^ nid^t ge^
winnen. S)er 9lat^ gemattete nämlid^ gegen eine ®elbabgabe
an bie @tabtfaffe bie älnlegung ber ^äglid^en, ben S)om
jum 3;eil jefet nod^ einf d^Iiefeenben Suben, beren enblid^e
©ntferung jum Qxoed ber greilegung be8 S)ome8 ie|t
gro^e Soften Derurfad^t
S)er 3)om l^at eine grofee gefd^id^tlid^e Sebeutung
für ganj Deutfd^lanb. ^ier im S)om fanb 941 bie beut
wfirbige SSerföl^nung Äaifer« Dtto I. mit feinem »ruber
ißeinridj jiatt. S)iefer ^atte wieberl^olt gegen feinen faiferttd^en
»ruber »errat gefponnen unb würbe beS^alb in SRain)
gefangen gehalten. SU« nun im genannten ga^re Otto jur
SEBei^nad^tSfeier in bie ©atoatorfird^e ging, erfd^ien plö0id^
fein »ruber im »uggewanbe unb fCel^te um ®nabe. Otto
t)ersie^ il^m großmütig.
Jhn^Iid^e (Sinrid^iuttgen. 73
3m Saläre 1146 preblgtc 8(bt Seml^atb von 6lain)eauy
im 2)om einen neuen Areu^jug jur Befreiung beiS l^eiligen
SanbeS t)on ber ^rrfd^aft ber SRul^amebaner, nnb fiönig
jbnrab III. trug il^n aud bem ©efa^r brol^enben SRenfd^en-
gebtftnge. 5Rur irrig wirb biefe Segebenl^eit t)on einigen
gorfd&em in ba8 ^af)x 1147 wnb m^ ©peier t)erlegt.
9Rit Siedet gibt man ber Sartl^olomaui^ftrd^e ben ©^ren-
namen „Äaiferbom". 3n il^m t)oHjog fid^ namli$ fd^on
feit ben ^o^enjianfen in ber Siegel bie formeHe Äaiferwal^l.
Slur bei abolf von Slaffau, ^inri(§ VII t)on Suyemburg
unb ©fintier t)on ©d^marjburg fanb bie SBal^l im S)omini-
fanerflojler flatt. Qn neuerer 3^^ Derfammelten fid^ bie
Äurförjien gewö^nlid^ jur SSorberatung im 9lömer (im
„SEBa^Ijimmer")/ jut eigentlid^en SBal^l aber in ber 3Bal^l--
lapette an ber ©übfeite beiS ©omd^ore^. Seit 1562 mürbe
ber S)om^ menn ed aud^ nid^t red^tlid^ auSgefprod^en mürbe,
bie Ärönungi^ürd^e ber Äaifer. SSorbem gogen bie=
felbeu nad^ {lattgefnnbener 98al^I jur Krönung nad^ älad^en.
SUlafimilian II. mar ber erfte Äaifer, ber im ®om gemault
nnb gefrönt mürbe. 6inem beutfd&en Äönige ijl ber
S)om aud^ }ur emigen Stul^eflatte gemorben, nämlid^ ©fintier
von ©d^marjburg, ber 1349 l^ier im Sol^anniterl^of (an ber
SteDe bed je^igen ©id^IoIaU) ftarb nnb im Sl^or beS S)omed
begraben mürbe, ©ein S)enfmal*) mürbe er|i 1743 be^
*) 2)ie auf bicfem 2)en!mal beflnblid^e Si^f^^ft IJat ben ©elcljrten
fd^on oiel ^opfserbred^enS Dentrfad^t. @ie lautet tDörtlid^:
galfd^ Untruwe fd^anbe ^^mt,
beS ftebe truioe Sd^aben n^mt.
Untrutoe nam ©etoinneä ^ort,
Utttruwe falf^ mit (Sifteä SBort.
^ad l^ei^t in ie^iger ©pcad^e:
74 Stit^li^t (Sinvid^tungm.
Slaumed »egen entfernt unb an ben (Singang }ur SSal^I^
fapette t)etfefet. Seit 1792 ^at ber Dom feinen @lanj al8
äBa^t unb ÄrönungStird^e Derloren. 2)amate fanb l^ier bie
lefete ftaifcrroa^l unb Äiönung flatt (granj II.), ju beten
@id^erl^eit ein Sager an ber Säerger SBarte aufgefd^Iagen
mar^ ba voo bie 2)entfäule }um ®ebäd^tniiS an biefed ©r-
eigni» fte^t. SRad^bem granifurt 1806 feine ©elbjlfinbig::
feit verloren l^atte unb bem gflrflen $rimad fibergeben n)ar,
mugte im 2)ome ber angeblid^e Geburtstag unfered Säe-
bränger«, 9lapoleon8 I., bi^ ju feinem gatte (1813) mit
grofeem 5ßompe gefeiert werben (15. jlugujl). — 81« nun
in ber Slad&t t)om 14. bi8 15. STugufi 1867 ber 5tom mit
bem 2:urm }um größten ä^eile ein 9ftaub ber flammen ge^
morben mar^ ba ermad^te mieber baS Snbenlen an feine
frfil^ere Sebeutung mit groger Sebl^aftigfeit. Sofort gab fx^
nur eine 6timme in grantfurt^ mie in ganj Deutfd^Ianb,
funb : ben el^rmfirbigen Aaiferbom fd^öner^ atö er gen>efen,
^alfc^er Untreu @(^anbe ^iemt,
S)eg ftete Xreu Schaben nimmt
Untreu fud^t @en>mne!§ $ort,
Untreu hnä^t gegebneiS ^ort
^aS äßort @ift ber St^id^^ft fd^eint Stielen auf Sl^giftung ^u
beuten, unb roirtlic^ ging allgemein bie @age, ©üntl^er fei von feinem
9(rjte ^i^eibant von ^geringen vergiftet worben. ^od^ ift baS 93a§rs
fc^einlic^ere, baf; er an ber bamalS ^errfc^enben $effc, „ber fd^warje
%o\)" genannt, ftarb. Unb felbft, wenn er n)ir!lidj oergiftet roorben
n)äre, fo ptten bie Sleic^Sminifterialen (Üfteid^gbeamte), bie il^m lur^
nac^ feinem 2;obe ba§ ^enlmal fe^en liefien, gen)i{; nid^t niagen
fönnen, ©üntl^erS ®egen!5nig, ^arl IV.^ aud^ nur leife, gefd^nieige
benn auf bem ©rabftcine, beS 9Rorbe§ ^u befc^ulbigen. 2)ad SBort
®ift ftamntt ja von geben, wie bad nod^ gebräuchliche „Silitgift" be«
weift, ^n (Srwögung biefer Umftänbe ift man gröBtenteiliS §u ber
äReinung gefommen, jener 6prud^ fei (Süntl^erd äBal^lfprud^.
IKr^Iid^e (Sinru^tungen. 75
meber att^ubaueit. 62 l^atte fU^ geffigt^ ba| 6e. SRaießfit ber
Aonig SSill^elm an feinen rauci^enben 2;rflmmem fianb.
6ogIeid) fleOte er }um SSieberaufbau \Sl^xI\^ 20000 fL auf
10 Solare jur SSerfügunfl. Sfud^ bem ©ombauoerein
flof[en w>n aOen @eiten fo reid^Iid^e WM }u, bag SRagifirat
unb @tabtt)erotbnete am 5. 9lot)em6et 1868 ben äSefd^Iug
faffen tonnten, S)om unb ^fatrlurm nid^t blofe l^erjujlellen,
fonbern aud^ frei}ulegen unb ben ä^unn nad^ bem utfprfing'
lid^en $Iane auSjubauen. 9lad^bem 2)ombaumei{ler 3)en}inger
bie nötigen Unterfud^ungen angefleQt unb ben auSffil^rungi^
plan entworfen l^atte, voonaü^ aud^ boi^ €d^iff b\2 }ur $öl^e
be« ei^org auggebaut werben fottte, befd^Ioffen 1870 bie
etabtt)erorbneten, anftatt ber ja^rlid^en 24000 fL auf 10
gal^re, je 40000 p. auf 6 ga^re ju bewittigen.
S)ie ind 9(uge gefaxten ^läne l^aben fid^ gSnjlid^ er-
fflttt. an 6tette ber plumpen Äuppel frönt jefet, ber ge-
fd^id^tlid^en Sebeutung beS S^ome^ entfprcd^enb, eine auf-
m&rt^flrebenbe Spi^e ben Sau, fo bag ber ganje ä^urm
bie iQöl^e t)on 95 m ecreid^t. 9Benige S^age t)or bem SSe^
fud&e, ben ber Äaifer ber 6tabt granffurt unb bei biefer
©elegenl^eit aud6 bem Dome abpattete (19. Dftober 1877)
mar ber gd^lufepein be« a;urmeg gefegt roorben. 3Möge feine
fd^lanfe 6pifte bi8 in bie femjle S^funft in bie blauen
Sfifte ragen ^@ott ;ur @l^re unb ben SReufd^en }um Zxo^t",
mit meldten SBorten 9legierungi^präflbent von 9Burmb bei
ber Sd^IuPeinfe^ung feine JQammerfd^lage begleitete. 3m
f^ebruar 1878 ertönten jum erften 3Male bie gemaltigen
Äl&nge ber neuen (Slodfen, }u benen ber Aaifer baS SRetall
im ftriege eroberter franjöfifd&er Äanonen gefpenbet l^atte.
am ^almfonntag (14. april) 1878 mürbe enblid^ ber Dom
bem ©otteSbienfie mieber übergeben, ^ung unb Sit o^ne
76 Stlx^li^t (Sinnd^tungen.
Unterfd^ieb ber Aonfeffion {Irömte in bie in nmetflanbener
Sd^önl^eit ptangenben ^Uen.
@o bflrfen voix benn aud^ bie iQoffnung liegen, bie un-
fd^önen 9(nl^ängfel unb Käufer um ben S>om balb Der-
fd^n)inben unb il^n freigefteQt }u feigen, als DoQtommene
3icrbe ber SSatetfiabt.
b) 2)ie übrigen fird^Iid^en ©ebäube.
Sd^on vox ber ©atoatorürd^e wax (um 822) bie 6a aU
l^oftapelle entftanben. @ie xoax jebod^ . {eine SSoUsKrd^e,
fonbern ^oftapeQe ; ein Xeil eines fpäteren Umbaues (etn)a
im 1 208) ift no(5 }u feigen. Sie biente t)ermutUd^ eine Qdt
lang jur Sttufberoal^rung ber Sfteid&Sfteinobien — ftrone,
gcepter, ©d^roert, SReid^Sapfel, SWantel ac-
9l(S jmeite eigentlid^e SSoItStird^e erfd^eint bie Seen-
l^arbstird^e, bie ebenfaÜS; xoxe bie ^uptfird^e^ mit einem
Stift üerbunben mürbe. 2)er 5piafe mürbe burd^ eine Ur-
funbe griebrid^S II. (1219) ^ber ©tabt" »um »au einer
Äapette ju Sl^ren beS 1^1. ©eorg unb ber Jungfrau aRaria
gefd^enft. S)aS Stift würbe 1317 gegrünbet, unb feit 1323
mürbe bie ßird^e Seonl^arbSfird^e genannt, meil bamalS ber
Sttrm beS I^L ßeonl^arb wn ffiien *) au8 in i^ren S3ejift Qt^
langte. ^i)x ganjeS Hugere jeigt, bag fte nad^ unb nad^ flfldC-
meife entftanben ift. 9tid^t einmal bie beiben ^aupttfirme
finb in gleid^er Hrt unb ®rö^e auSgefül^rt 2)er uörblid^e,
umfangreid^ere, jeigt eine Qiexbt, mie fie fonfl nie bei
einem Aird^turm voxtommt, nämlid^ ben 9leid^SabIer,
ebenfo baS Keine Xfirmd^en neben bem @ingange, baS frfil^er
ben S9albad^in einer nad^ bem freien gel^enben Äan}el bilbete,
*) 3t^t Vienne in granfrcidj, wie eä fogar in beS a)e<^antcn
Satomud ^^ronil fte^t.
tM)n 100 aus nid^t blog }ur Sommerszeit }u beu auf bem
fd^attigen Pa^e SSerfammetten geprebigt^ fonbetn aud^
mand^mal bie StabtprioUegien öffentlid^ oerlefeu mürben.
2)iefer 9fteid^SabIer foK ein S^^^^^ ^^ befonberen Sd^u^eS
fein, ben Aaifer Submig ber SSaper bem Stifte }u teil
werben liefe, meil bie ©tiftSl^erren in feinem Streite mit
bem $ap{ie auf feiner Seite {ianben. ^ ber erften ^älfte
beS 14. Sfal^rl^unbert« oerl^ängten nftmttd^ bie $apjle So*
l^ann XXII. unb Sencbift XII. über bie Subtoig treu
anl^&ngUd^en beutfd^en SanbeSteile auf lange 3^^ ^^^
Snterbift, b. f). baS SSerbot aOer öffentlid^en tird^Iid^en
^nblungen mit SluSnal^me ber S^aufe. Aeine ®lod(e burfte
geläutet, unb baS Slbenbmal^I nid^t einmal ben Sterbenben
gereid^t merben. ®ie S9eerbigungen mußten ol^ne tird^Iid^e
©ebraud^e in ungemeil^tem S9oben ooQjogen unb ber Aird^en^
fd^mudt oerl^üttt ober entfernt werben. ®er bamafe (1338)
in e^rantfurt abgel^altene Steid^Stag erttärte biefeS SSerbot
für ungültig, unb felbfl oiele @eiflUd^e, }. S9. bie beS
Seonl^arbSflifteS unb beS S3arfüfeert(o{lerS ad^teten nid^t
barauf.
Sn« britte ftird&e entpanb um bie SWitte be« 13. gal^r^
l^unbertS bie 9litoIaitird^e. Sie {lanb anfangs bem
aRaine, beffen Ufer ja nod^ nid^t eingebSmmt maren, n&l^er
unb mar beSmegen St. ^litolaus, ben man a(S Sefd^fi^er
gegen 9Bafferf[uten oerel^rte, gemeil^t. Sie ifl mol^I als
erweiterte ^oftird^e anfufel^en, ba aud^ fie als fönigUd^e
AapeQe bejeid^net wirb. Sp&ter mürbe jjebeSmal oor ben
Si|ungen beS SftatS in biefer Äird^e eine „SftatSmeffe" ge-
]^alten,unb nad^bem 1530 bie SftatSmeffen eingefiellt roorben,
eine eoangelifd^e Snbad^t. SSieberl^ott mar fle bann ;u melt^
lid^en Qvotdtn eingerid^tet. 3^i^ %urm, eine S^txhe beS
78 ^vc^li^e (Sinrid^htngen.
Slömetbetö«, erhielt 1843 burd^ bie in ©ifen flegoffene
Spi|c fritte Sßottenbung.
2)aiS »aren bie fiird^en ber älteflen 6tabt. ^ bem
neuen @tabt.tei(e (von ber nod^ fld^tbaren SSertiefung btö )u
ben üerf^iebenen ,,®raben") entftanb aU britte Sol!^^
tixä)t jbie Siebfrauenlitd^e mit Stift. Sie vtx^
banit i^ren Ursprung ber Stiftung beg ©d^öffen SBSeigel
t)on äBanebad^ unb feiner i^antilie. S)ie Aird^e mürbe 1322,
ba« ©tift 1326 errid^tet. 2)iefe« ©tift mar nad^ bem S)om^
ftift baS reid^fle. ^äl^rlid^ mußten an einem beflimmten
a;a8e 90 alte bürftige SDlänner in ber Äird&e gefpeijl werben.
SJtte unter Subtoig bem SSa^er 1333 bie ©tabt fo be::
beutenb ermeitert, aud^ tur} nad^l^er ©ad^fen^aufen jur
©tabt gebogen mürbe, mußten nod^ }n)ei Parrtird^en gebaut
werben, eine für bie 5Reuftabt, bie 5ßeter8lird&e, unb
eine für ©ad^f ankaufen, bie ® r e i I ö n i g 8 1 i r d& e. Se|tere,
fd^on 1340 t)ottenbet, mufete 1875 megen »aufättigfeit ab-
gebrod^en merben. 9leu aufgebaut, bilbet fie je^t eine ber
fd^önften Äird&en unferer ©tabt. Sie würbe am 8. SDlai 1881
eingeweiht. S)ie ^eterelird^e würbe 1417 an ber.©teHe
eine^ frül^er bort gelegenen AapeQd^end erbaut unb 1452
mit ber ©reilönig^Ürd^e jur 5ßfarr!ird&e erl^oben.
2)ie auger ben genannten Dorl^anbenen Aird^en leiten
il^ren Urfprung au8 Älöjiern ^er. Urfprfingtid^ waren
in ben ©täbten nur SBeltpriefier, bie Ätöjier ber alteren
Drben bagegen in einfamen ©egenBen; erft mit ©tiftung
ber Drben ber granji^laner unb ©ominilaner
würbe e« anber§. ®ie Älöfler entjlanben in granffurt fall
atte im 13. ^a^r^unbert. ®a8 altefte ifl bag um 1228
entftanbene Älofler ber weißen grauen, nad^ il^rer
a;rad^t fo genannt, fonft SR euer innen b. i. SBüfeerinnen.
ititd^lid^ (Sinnd^tungeii. 79
6el6ft eine AanigStod^ter beweinte in biefer 3uflu(i^t«ft&tte
ein unglfldtid^eiS geben. ®d war Wargareta, hie Slod^ter
f^riebrid^S II., ©ema^lin beS Sanbgtafen Sllbred^tö beS
entarteten t)on 2;^firingen. Um bie SRitte beiS 13. iga^r^
l^nnbertS brannte baS Alofler ab, würbe jebod^ balb wieber
aufgebaut, ^n ber SHeformationi^jeit t)erlie^en bie 9lonnen
nad^ unb nad^ bad jtlofier; ber älat fe|te ei hnx^, bag
ben SuStretenben eine 9(rt HuSfieuer mitgegeben würbe,
enbtid^ (1588) fiel nad^ bem 5i)be ber legten Snfaffin,
ber $riorin, ba9 ^(ofter ber @tabt )u, nad^bem I4jsi^rige
SSerl^anblungen wegen früherer Übergabe gefd^eitert waren.
Si^nlid^ war aud^ bad ^at^arinentlofier 1563 ber @tabt
}UgefaDen. Umfonfl Derfud^te gleid^ nad^ bem ^be ber
legten Oberin bai^ ^omftift, ba$ Vermögen bed A(o{ierd
an fld^ }U }iel^en. 2)er 9lat oerwanbelte ba^ fitofter, wie
aud^ bad Aatl^arinentlofler, in eine S^^f^ud^t^ftötte fär be:'
bfirftige, el^rbare eoangelifd^e grauen unb Jungfrauen, unb
fo wirb baS Alofteroermögen ^eut nod^ oerwanbt, nur leben
bie „AouDentualinnen" nid^t me^r }ufammen, fonbern be^
jie^en nur ein Ja^rge^alt. ©ine ^Ätofterjiette" erjler Älaffe
tragt jä^riid^ 900 SDlarl, eine jweiter ftlaffe 800 SKarf
ein. S>ie SEßeigfrauenfird^e biente eine 3eit lang ben eim
gewanberten Sieformierten, bann biiS 1 789 ben f ranjöfifdöen
Sutl^eranern }um @ottedbienfte. ^n ber 9lad^t vovx 1. bis
2. Oltober 1876 jum Xeil abgebrannt, fonnte fte balb
wieber bem ©ottei^bienfte fibergeben werben.
3n ber alten ©tabt entflanb um 1230 bai» »arf fifeer^:
{lofier. SHe SSarffigermönd^e, bie nad^ ber Siegel beS l^eiL
^ranci^tu^ t)on Slffifi lebten, waren bie erfien ©eiftlid^en
in granlfurt, bie ßutl^er jufielen. 3^r ©uarbian (SSorfie^er),
$eter ^^omberger, flbergab 1529 fein Alofter ber @tabt.
80 Stxx^Üdit ©inrid^tunden.
^n bem Aloflergebaube befanben ftd^ von ba ob boS ©pnt:'
naftum, bie SInfänge ber @tabtbibliot^eI, bet 9(lmofenfaflen
ttcbjl ©äderci unb bie ^fatnool^ttunflctt. 1786 toutbe blc
alte ßloftertird^e abgebtod^en unb bann mit langen^ burd^
bie gran}ofen!tiege t)eranlagten Unterbted^ungen nrteber
ml ßtöfecr aufgebaut. S)ie 1833 t)ottenbete Äird^ fü^rt
ben Flamen ^auUtitd^e unb ift ie|t bie (utl^erifd^e
^aupttird^e.
3n ber Sleuflabt entjlanb burd^ bie Stiftung t)on Sffieifet
grofd^ (1344) bag Äat^atinenllojlet für Stonnen
beutfd^en Drbeng, nebji ©pital. gn ber ftlojierürd^e l^ielt
(1522) ^artntann Sbad^ bie erfte et)angelifdje ^rebigt in
fjranffurt. S)ag fitofler rourbe, wie ba8 ©eifefrauenttojier,
in eine äBo^It^atigteit^anftalt umgefd^affen. 2)ie Aird^e^
t)on 1678—80 umgebaut, ift jefet bie jroeite lutl^erifd^
^auptlird^e. — S)a8 bebeutenbjle filofier entjlanb 1220 in
Sadgfenl^aufen, namlid^ baS ^eutfd^orbeni^l^auiS nebfl
Äird^e. 3« ßutl^er^ 3^^* '^«rbe ber Sleid^tum biefe« ißaufeS
einer ©raffd^aft gleid^gefd^a^t. 5Rod& bi8 1842 befafe ber
Drben ein SSiertel t)on SRieberrab. ®er beutfd^e Drben mar
eigenttid^ im i^eiligen ßanbe jur Säelämpfung ber Sarajenen
ober Ungläubigen unb ^Pflege ber beutfd^en 5ßilger entflattben.
3m 13. 3a^r^unbert mürbe er nad^ Djlpreufeen t)erpflanjt.
®r befielt/ nur in anberer @eflalt, nod^ fort. 2)aS ie|ige
©ebäube mürbe 1709 errid^tet; eg fiel mit feinen ®fltem
fpäter an Dfterreid^, t)on beffen ©rjl^erjögen immer einer
ben a;itel ©eutfd&orben^meijler ffll^rt. ©iefer Drben mad^te
bem Sftat ber ©tabt t)iel ju fd^affen. SBie all«, fo befa§
aud^ biefei^ ^aud ein aui^gebel^nted „Slf^lred^t'', b. ^. eS
burfte ieben glüd^tling, unb mar e^ aud^ ber gemeinfie
SBerbred^er, eine gemiffe 3^* aufnel^men. 5Die Verfolger,
jütd^lid^e Sintid^tungen. 81
bie ©etid^te, mußten t)ot ber SRauer $alt tnad^en unb beut
Übeltl^&ter 3eit }ur %lvi^t laffen. %tt fftat tonnte boS
nid^t fo ru^ig mit anfeilen unb f am beSmegen oft }. 89.
1527, 1533 unb 1593 in Streit mit ben Drben«^erren.
^ le^tgenannten ^a^xt lie^ ber 9lat einen SRörber mit
©emalt aM bem beutfd^en $aufe Idolen; bafttr mu^te et
ober ©träfe jal^len! 9lo(3^ fpäter t)erfld&ert ber Slat/Säan«
(erottierer nSl^men abfi(i^tli($ ®elb auf unb fd^leppten
e« in bie f^reijlatt. ms ber 9lat 1432 bie epiel^öQe im
„$ei|enflein" (auf bem Pa^e, ben je^t baS ®a^^m& )um
Sd^man einnimmt) aufgel^oben l^atte, ba fud^ten bie Spieler
il^r Unwefen auf bem ©anbl^of, ber bem Drben gel^örte, fort
}u treiben. 2)od^ ber 9lat achtete bie^mal baS Dermeintlid^e
aSorred^t be8 Drben» nid^t. — S)ie ftlöfler mußten übrißen»
i^r afplred^t big ju i^rer «ufl^ebung im 3a^re 1803 im
mef entlid^en }u bel^aupten. 3^|t i{l aßeS baS gan} anberd ;
t)or bem ®efe^e flnb aSe gleid^.
2)er reformierten Jtird^en ifl fd^on oben gebadet.
(Sie^e ®. 66.) ®rft 1787 gab ber Sftat ben Sfteformierten
bie @rlaubnid, S9et^Sufer o^ne ©loden unb 2:firme auf
eigene Äofien ju errid^ten. S)ie franjöfifd&n:eformierte Äird^e
mürbe 1792, bie beutfd^-reformierte 1793 eingemeil^t
SRod^ finben pd^ in ber ©tabt Setfftle in ben
©pitälern unb aSerforgungSanflalten, felbft einer in ber
neuen Äaferne. gerner flnb bie Slnbad^tSfale ber beutfd^^
fatl^olifd^en ©emeinbe (in ber el^emaligen äBaifeu:'
l^auS^AapeSe); ber ^etl^obiflen (©roger Aornmarft
gir. 4), ber »aptijien (galfengaffe §Rr. 3) unb ber
SWartin^gemeinbe (X^eobalbjlraie SRr. 23) nod^ ju
ermäl^nen.
9luger ben nod^ Doil^anbenen unb jur ©otteSoerel^tung
82 JHr^li^e ^itiri^tunsen.
befHmmten Aird^en gab e8 frfil^er mand^, Me ie|t )ttm
2:eil gan) t)et;fd^n)tt#en ftnb, }um Xeil meltlid^en ^i^edeii
bienett. ^m ^a^xe 1366 tmtrbe in ber 9leuflabt bitrd^ beit
jpatriaier ^atoh 5Rctt^au8 (f 1369) bie ailerl^elUfleii^
fird^e gegrünbet, au$ bie „nmt ßird^e an ber Stiebet
Pforte" genannt. ®ie flanb anf bem freien $(a|e an ber
äOIerl^eiligenfd^ule. 3nt Saläre 1747 war fte tritOig )er>
faßen; fd^tm 1721 war fte bem 9tot gan) baufäOig Aber«
geben worben^ unb eS würben ^ctl^t^e lang t)ergeblid^ $[&ne
in il^rer SSHeberl^erfleQung gemad^t 6ie ift alfo nid^t,
wie man fagt, 1760 abgebrannt. SSießeid^t mag ein auf
bem Pa|e errid^teteS $rit)atgeb&ttbe bamols nieber^
gebrannt fein.
Sud^ mit bem uralten iQeiliggeifl^6pital war
urf prflngtid^ eine jtird^e t)erbunben^ wie nod^ jeftt ein Set«
faaL 2)ie Aird^e würbe 1468 eingeweiht. 3m Solare 1839
würbe baS je|ige ^ofpitalgeb&ube in ber 2angeflra|e
t)oaenbet unb barauf 1840 baS alte (SebSube famt ber
Aird^e in ber ®aalgaf[e in ber fft&^e beS „(Setf^pfSrtd^enS"
abgebrod^en.
äSebentenbe Aird^engeb&ube finben fid^ nod^ in bem
ehemaligen Aarmeliterllofler an ber aRflnjgaffe (um
1260 gegrünbet, big vox lurgcm ftafeme), unb bem ^re«
biger flofler (aud^ 2)omini(anerIlojler) in ber ^Itlofier«
gaffe" (um 1238 gegrünbet, 1790 aufgehoben, fpdter eben«
fattg Äafeme). 3n biefem Älojier würben nid&t blo| «er*
fd^iebene Aönige gewählt, fonbern ed ftarben bafelbfi aud^
mehrere prjlen, u. S. 1486 bei ber SBJal^l SWaflmilian» I.
ber branbenburgifd^e SRarlgraf SUbred^t SU^xUti, beffen
jQer} unb @ingeweibe in bem @^or ber Aird^e. beigefe|t
würben.
SHe Itird^ bes Sol^annltetl^of eS am Sd bet %a^x*
unb Sii^nurgaffe (um 1293 gegtflnbet) »urbe 1842 dou
bet 6tabt angetauft itnb ifl jje^t loeggeriffen. ftatmeliter«
unb 5Domlni(anet{itd&e »erben ie|t als SBarenlager benn|t.
Aap eilen befonben ftd^ in folgenben ebenfaSS Itoflerartigen
(9eb&uben: im Sntoniterl^of (um 1236 gegrfinbet an
bet eteSe beS ^aufed 9lr. 16 in ber „ZöngeSgaffe''), im
SrnSburger $of*) uiä) im Rainer $ o f (bie AapeKe,
um 1147 gegrflnbet, ift uüH^ Dorl^nben, aber in neuerer
Seit als SBirtSlofal, ie|t atö 3:an}lotal benu|t). S)a« in
ber ^ebigerfira^e befinbli(i&e ^AompofteS" biente urfprftng«
lid^ befonberS ben nad^ 3<^go bi SompofteOa in 6panien
SBaßfal^rtenben als jQerberge. & n)urbe 1804 t>on ben
Suben angef auft unb erfl }ur Sd^ule, bann }um Slnbad^tS«
faal oermenbet.
9u|erbem gab es nod^ mele^ je^t fi&n)Hd^ oerfiJ^nmnbene
Aapeßen^ }. 8. auf ber SRainbrüdEe, bie Slifabet^enfapeUe
in Sad^enl^aufen^ bie affid^eliSlapeQe auf bem ^ebl^of
am S)om unb bie aRaternuSfapeße auf bem Sto^marft.
aSon ben Äird^en in granlfurt fmb bie brei ©tiftsfird^en
in ber S9enu|ung ber Aat^oHIen geblieben; bie gleid^faßS
fatl^oHfd^e S)eutfd^^auStir(3^e in @ad^fenl^aufen mürbe famt
bem beutfd&en $aufe 1881 tjon ber latl^oUfd^en ©emeinbe**)
*) 2)em Hlofter ^mSburg in bev äßetierau ge^iJrig. »iS 1876
befanb ftd^ bort bog (S^mnaftum, ieft bie „^mShtrget Sd^ule" unb
bad ,^aftenamt".
**) 3m Saljre 1872 wot ber »erlauf beS gansen ®ebdubeS m
bie @tabt bem ^bfc^luffe nal^e, n)urbe aber toieber rüdfgSngig.
6*
84 l^trd^lid^ (Smrid^tungen.
ongelauft S)te übrigen jtird^ lanteit loftl^reiib ber 9lefor«
tnation8)eit In ben S9e{t| ber ^oteflanten.
SBerf en vAx nnn einen 9l\ä anf bie Vorginge in gfrant
fürt n)&l^renb ber 9tefomtation8)eit Sßie f$on frft^ Qn;^
gebeutet, n)ar baS Serl^oltnü^ }nnfd^ Sfirgerfd^t unb
@eifHid^feit fd^on t)orl^er gefpannt. SHe gro^ Sintftnfte
ber Stifter unb Alöfier, babei bie ^eil^eit wa »eltli<$en
Slbgoben, baS Slfplre^t ber Alöfier, ba8 {war in jenen
unrul^igen 3^i^ ntand^em unfd^big SBerfoIgten, ober
t>{elfad^ au($ n)ir!li(i^en 935fen)id^ten ju ®ute lam: bieS
aßeS l^atte mand^e SRi^immung erjeugt @d^on 1393 }. S.
nmrbe ein StiftiS^eiftlid^er t)erl^aftet, »eil er in feinem
ipaufe SBein f($enfte, ol^ne bat)on 9(bgaben )u bejahten. 2He
Itlagen über berartige jQtntersiel^ung be8 ^äSeinumgelbeS"
gel^ören aud^ im 15. ^[al^r^unbert ni($t ju ben 6eltenl^eiten.
91& Sutl^er gegen bie eingerif[enen SRi^r&ud^e auftrat,
fiel il^m ber bei »eitern größte ZM ber S9ürgerfd^aft in
f^ranlfurt, n)ie in faft aSen 9tei(3^dfl&bten, freubig )tt. S(uf
feiner 2)ur(3^reife }um 9Bomtfer 9lei(3^dtag nnb jurüd (1521)
würbe er von ben angefel^enfien Wl&antxn, me jQantmann
von $oI}l^aufen unb ^^ilipp von prflenberg, ntit großer
äSerel^rung l^ier empfangen. @r mol^nte jebod^ nid^t, mie
bie Sage miß, in bem ^aufe am 2)ompIa|, an welü^em
fein S3ilb *) angcbrad^t ifi, f onbem im ißauf e lum Strauß
in ber S3u($gaffe 9lo. 15. 2)er ®rsbif($of von SRain}, }u
*) 2)er ©igentümev biefe§ ^aufeS lief; baS Sutl^erbUb nur bed^
anbringen, um bie ^atl^olilen unb befonbetg ben bamaligen ^ed^anten
9U ärgern, ^ie Snfd^rift an biefem Silbe: In silentio et spe erit
fortitudo vestra (b. 1^. im @d|n)eigen unb ©offen wirb eure @tSr!e
fein) beutet jeboc^ barauf l^in, baf; boburd^ bie $roteflanten von
$[ufru^r jurücfgel^alten roerben foHten.
JUvd^licl^e (Sinrid^tungen* 85
beffeti Stttum gtanffurt gcl^örte*). fwiä^te bem gortf (Stritte
bet 9ftefomtation butd^ aRilbe, ja felbft huxi^ ®eiDalt (Sin^ält
)u t^un. @o lieg er }. 93. 1522 tein ^ol} aus bem Speffart
m^ Sranffurt gelanget!. 2)0(3^ {iatt }urfi(l}ttl^alten, eiferten
berartige 3RitteI nod^ mel^r ju rafd^em ^anbeln unb ener-
gifd^er ^arteinal^me an. ^m SSerlaufe ber 9ftefomtation
fiel eben wie überaß^ fo aud^ in f$ran!furt tnand^ed t)or#
n)aiS n)ir in nnferer 3^^^ n)0 man aud6 bie Überjengnng
einei^ anbem ad^tet, nid^t bißigen mürben. Alagt bod^ fd^on
ein S^tß^^ff^ M^ ^<^^ (bamate) bie SEBal^rl^eit mit ber
^njl bemeife.'' ^rei mug man ie|t betennen^ bag bamate
von aßen Seiten ^el^ler begangen morben ftnb. S)er $f arrer
am 2)om, ^etruS SRe^er, l^iett beleibigenbe ^rebigten ; bafür
bebrol^te il^n baS SSoH mit bem ^be, unb nur burd^ eilige
glud&t nad^ SWainj fonnte er fid^ retten (1525). ©er ^Pfarrer
in Sad^fen^aufeU; S^t^^ob @el}er^ genannt e^ranl^ ben bad
Sott nid^t liebte, mürbe (1522) tjon SDlännem in grauen:'
fteibern am attare überfatten. Sm ffiei^nad&tsfejle (1531)
l^ielt ber lutl^erifd^e $rebiger ^DionpfiuS ^elanber mit feinen
3ul^örem ben 5Dom DoQflänbig befe^t, fo bag bie Aat^oliten
il^ren @otteSbien{l nid^t abi^alten {onnten. 2Bie früher ber
5ßapil unb bie »ifd^öfe, fo fprad^ 1533 biefer SWelanber
Aber ben $ap{i unb feine äln^änger ben Sann aud. 5Det
fatl^olifd^e ©otte^bienft mugte 1533 auf Sefel^l bei» 9lat8
in granffurt eingefteßt merben. ®S mürbe ben Aatl^olilen
nid^t einmal geflattet, ben ®ottedbienjl in ^öd^ft unb Sod(en«
l^eim )U befud^en. Aur}um, bie bamate ^errfd^enbe MigionS^
Partei in f^anffurt lieg ftd^ mirtlid^ ®emaltt^aten ju Sd^ttt^^
*) (Srft 1827 würbe bie latj^olifd^e ^emeinbe mit bem 1821 ge«
grünbeten 93i§tum Limburg Dereinigt.
86 Jtitd^lid^ (Sinrid^un^fn.
ben fommm; aber ha& fei jur @ntf$idbigmi0 gleid^ (emerlt,
an ®eioalt übet Me ©etoiffen »ar bie batnalige 3elt gewöhnt,
unb ©etool^itl^eiten fireift man ni($t mit einem SRole ob;
and^ mar bie 3Ra{Te beS Zolles bamals nod^ fo nng^lbet,
ba| fie fld^ bnrd^ jeben @if erer jn anSbrfid^ ber Seibenfd^
erregen Ue& €o mnrbe aud^ bie oom $ap{ie ®regor XIIJ.
im Saläre 1582 anSgeganijene Aalenben>er6effentng.^ nid^
anetfannt, unb als bie Aat^olifen jnm etflen SRale (1583)
baS SBei^nad^Mf ejl jel^n 2:age frfil^er feiern moQten, als nad^
bem alten Aalenber, brang baS aufgeflad^lte SSolf in bie
ftird^en ein nnb t)erfibte großen Unfug.*) atigliebige 9RM^
t)ertrieb man mit @emalt ; f o mürben bie gegen ben SBiDen
beS 9lat8 l^ier angeflebelten Aapu}iner 1629 aus bem
Slntoniterl^of geffi^rt unb in einem Sd^ffe fortgefd^fft
Sie Unbulbfam!eit ber bamatigen 3^t i^t f^ ^w
beutlid^jlen in ber SSerfotgung ber Steformierten. ^m
Solare 1554 manberten l^ier megen il^rer 9teligion in i^rer ,
jQeimat verfolgte 9Ueberlänber unb @ngl&nber ein. Sie ®ng^
länber jogen balb (1559) mieber jnrüdf, meil i^re Unter«
brfidCeriU/ bie Königin SRaria, geftotben mar. Wogegen
manberten immer mel^r 9lieberlanber ein (im (Statten etma
2000^ bie angefel^enflen auS älntmerpen, ober nod^ beutfd^
Sd^reibmeif e 9lntorf), meil fle non ben fat|olifd^ Spaniern
fel^r unterbrfidK mürben. 3m SInfange mürben fie freunblid^
aufgenommen^ unb es mürbe il^en bie aRitbenu|nng ber
ftird^en geflattet. S)en (SngtSnbem ilberlie| man bie Meu
l^eiligenfir^e^ ben 9liebertänbern bie SSei^frauentird^ Sei
il^rem 9l^uge gaben bie (SnglSnber bem State baS il^nen jur
*) @rft 1700 tourbe bet nmt Italenber i^ier eingefü^ utib fd^rieb
mm bamaliS fiatt beS 19. ^btuac ben 1. ÜRarj.
(Svnd^tung einer Sebetei fiberlaffene ^{ltten}l^au8 (nod^^er
tt^lViü^ef^ ^vA" genannt) am itlappetfelbe wieber jurttd
nnb fd^enften ber Stabt einen no<i^ erl^altenen Arebenjbed^er,
baS fog. ^@ngKfd^e aRonument". Sudg bie 9lieberlänber
nniren fel^r betriebfant/ namentlid^ oerflanben fte baS 93er«
fertigen t)on äSnrfat^ einer SIrt ^ier nnbefannten woSenen
@en)ebe8. S^^ ®rfinbe Jebod^ befUmmten ben älat balb^
fie )u verfolgen, erfleniS unb t)or aQen 3>ingen ber Umflanb,
ba| bie ^emben von ber lut^erif ($en Se^re abnHd^en^ xoaS
Ue ^ebiger )u befiftnbigem ^i^en t)eranlagte^ nnb )um
Sweiten bie ^urd^t, bie ^emben^ beren ©etoerbflei^ nnb
i^nbetetl^&tigleit ftd^ balb bemerfbar mad^te, ntöd^ten ben
gefammten JQanbel nnb bamit äBol^Iflanb nnb SRad^t an ftd^
reiben. @S tarn nod^ l^in}n ber 3Ri^mnt Ober ben 9lad^teil^
ben ber fpanifd^mieberlänbifd^e Arieg für ben ^anbel ber
@tabt mit ftd^ brad^te^ nnb Aber ben bis in nnfere ®egenb
ftd^ anSbel^nenben SBerbennfng. SRan fürd^tete felbfi, bie
^emben, benen man atö SnberSgl&nbigen mi^rante^ möd^
ten bie ®tabt i^ren ^einben in bie JQdnbe fpielen. S)a
nerbot benn ber 9tat ben 9leformierten juerfl (1561) bie
Stitbenulung ber Intl^erifd^en Aird^en^ bann^ aliS fte fld^
(1562) eine Sd^enne mieteten, ilber^anpt ben ©otteSbienft,
Ms fte ftd^ mit ben tnt^erifd^en ^ebigem t)erftänbigt ^tten.
®iefe8 Serbot mnrbe 1594 nnb 1596 mieber^olt 5Da§ man
fie von il^rem ©lanben abbringen moSte, gel^t bentttd^ baraus
^ttvox, ba| il^nen ber 9tat 1592 einen Intl^erifd^en ^rebiger
f e|en moQte. 9Hi fte ftd^ aber nid^t belel^ren liefen — fte
gaben oor, ben ^rebiger nid^t }n oerflel^en — fnd^te man
i^nen ben Snfent^alt nnertr&glid^ }u mad^en. SRan l^atte
i^nen fd^on um 1585 verboten, nmt älnfömmlinge au^n^
nehmen, iQdnf er nnb @ttter )u erwerben ; enblid^ verbot man
88 Jtird^Iid^e ©inrid^tungen.
il^nen fogat (1608) i^ren @otteSbienft augerl^alb ber 6tabt;
n&mlxi^ t)or bent Sodenl^eitner X^or ob^ul^altett^ »ofelbfl fte
ftd^ an SteOe \^xe& (1601) abgebrannten l^öl}emen SetJ^aufeS
ein f efteS fleinerneS bauen woSten. SStele lonnten biefe fort^
bauemben äSebrttdungen nid^t ertragen unb nmnberten nad^
Sodenl^eim, f^ranfentl^al unb $anau auS^ n)eld^
Drte baburd^ f el^r gel^oben »urben ; Diele aber blieben unb
befud^ten in SSodenl^eim ober Offenbad^ ben ©otteSbienfl.
aus Soml^eim würben fle o^ne Umflänbe verjagt (l 589).
Snnerl^alb eine^ SRonatd foUten fte mit i^ren Seigrem ben
Ort räumen. S)ie ^äminger mürben Diel mel^r gebrfidK^ als
bie SBattonen (franjöjifd^ rebenbe Slieberldnber), meil jene
beutfd^ prebigten unb beSmegen gar leidet jemanb auf il^re
@eite jiei^en {onnten.
®ag ber ©laubenSunterfd^ieb bie l^auptf&d^lid^fie Urfad^e
ber äSerfolgung ber Steformierten mar^ gel^t aud^ nod^ barauS
l^erDor, bafe man bie Don 1576—85 eingemanberten Intime«
rifd^en (maUonifd^en) 9lieberldnber gänjlid^ unbel^elligt lieg.
3lo^ bis 1789 benu^te biefe Heine franjöfifd^e ®emeinbe
bie SBeigfrauenlird^e. SSon ba an Derf^mol) biefe ®emeinbe
mit ber allgemeinen lutl^erifd^en^ unb befleißt nur nod^ als
9Bo^lt^atig{eitSan{ialt fort*); bod^ mürben bie 6i|ttngen
berfelben aud^ fpater nod^ regelmäßig mit @ebet eröffnet
unb gefd^loffen.
erfi al8 nad& jmei Sal^r^unberten ber S8erfolgung8eifer
fid^ gelegt unb bie Sefürd^tungen Derfd^munben maren^ ge^
{lattete man nad^ langen SSer^anblungen ben Sieformierten,
Set^dufer }u erbauen. S^bod^ bie eigentlid^e ©leid^fleUung
*) ^i« fogcnanntc „Sflicberlänbifd^e ©emeinbe'' in ber 6eUer«
ftra^e. ^ud^ bie ,,ObevIänbifd|e ©emeinbe" ift eine il^v nad^geHCbete
lut^erif^e äBo^It^ätigfeitSanftalt.
üitd^Ud^e ©intiditungen. 89
ber ftottfefftoncn fllng etil unter bcm prflcn optima« (1811)
vor rt<$ unb würbe bann bnrd^ bie @onfUtution8-'@rgän}nn0d«
afte im 3a^re 1816 bejl&tiflt.
9Bel($eS toaxen nun bie n)id^t{g{len folgen ber burd^ bie
8*eformation l^erbeigefü^rten religiöfen SSeränberungen für
granlf urt ?
S>ie aJlad^t ber ®eifllid^Ieit nal^m nad^ unb nad^ ab;
bie @<i^ulen n)urben me^r bürgerlid^e unb beutfd^e äCnßalten ;
Aldfler n)urben aufgel^ben, AapeQen gefd^Ioffen unb il^r SSer^
mögen )u mol^lt^ätigen S^^^^^ Derwanbt. SSor aUem mar
es ber allgemeine 9[lmofenfa{len, bem bie meiflen Aird^em
guter unb ©efäUe, meldte burd^ bie Stefocmation in ben
Seft^ ber 6tabt gefommen maren^ jugemief en mürben. S)affir
mu^te er neben ber äCrmenpflege anfangs aud^ bie SBefoI^
bungen ber ©eifUid^en^ fomie bie Jtofien ber etanbeSbud^^^
ffil^rung Beflreiten. SSiele SRönd^e unb 9lonnen l^atten M
ber neuen Se^re unb bem meltlid^en Staube jugemaubt,
meifl unter äCnnal^me einer vom State aus bem Alofler-
t)ermögen il^nen Derfd^afften 9[uSfteuer, fo bie 93arfä^er
unb bie 9lonnen beS ßatl^arinen^ unb SBei^f rauen^AIoßerS ;
1803 mürben bann aUe Alöftet ol^ne äCuSnal^me fälulariftrt,
b. ^. i^r Eigentum ber meltlid^en Sel^örbe übergeben. 3)urd^
bie über ein ^a^rl^unbert mä^renben retigiöfen Streitig^
leiten mürben leiber bie Sitten nid^t t)erf einert ; vox aQem
nal^m bie äSo^Itl^ätigfeit fo fel^r ab, ba^ ber Stat baS
Sammeln t)on 9D[mofen beim ©otteSbienfl burd^ ben „ßlingel^
Beuter' einfül^rte unb fein ^ament mel^r befi&tigte, in
bem nid^t bie milben Stiftungen bebad^t maren.
fernere folgen ber Steformation maren älbfd^affung ber
fogenannten ^53ruberfd&aftett'' (b. ^. ber SBereine ju befonberen
religidfen Übungen) unb Übermeifung i^reS Vermögens an
88 Jtird^Ii^e ©intid^tungen.
ll^nett fogar (1608) Ij^rcn ®ottc8bicn|l aufecrl^alb ber Stabt,
nämli^ t)or bem SBodenl^eitner ^ox ab)ul^attett, toofelbfl fte
fid& an ©tcUc i^re« (1601) abgebrannten ^öljemen ©etJ^aufe»
ein fefleS fleinerneS bauen n)oaten. äiiele tonnten biefe fort^
bauemben SBebrfldungen ni$t ertragen nnb n)anberten na^
SBoden^eim, f^i^^ttlent^al nnb $anau aui, n)eld^e
Drte baburd^ f e^r gehoben n)urben ; tnele aber blieben nnb
befud^ten in Sodenl^eim ober Dffenbad^ ben ©otteSbienfl.
S(n8 Som^eim würben fie o^ne Utnjlanbe tjerjagt (1589).
Snnerl^alb eines SRonatS foQten fte mit i^ren Se^rem ben
Drt räumen. S)ie i^äminger mürben Diel mel^r gebrfidt^ als
bie SEBaUonen (franjöfifd^ rebenbe SRieberlänber), weil jene
beutfd^ prebigten unb beSmegen gar leidet jjemanb auf il^re
Seite sielten fonnten.
S)a^ ber ©laubenSunterfd^ieb bie ^auptfä^lid^fle ttrfad^e
ber äierfolgung ber Sieformierten mar, gel^t aud^ nod^ baraus
l^erDor, bafe man bie Don 1576—85 eingemanberten lutl^e^
rifd^en (maUonifd^en) 9lieberlänber gänjUd^ unbe^eQigt lie^.
3lok bis 1789 benu^te biefe Heine fransöftf^e ©emeinbe
bie Sßei^frauenfird^e. äion ba an t)erfd^mol) biefe ®emeinbe
mit ber allgemeinen lutl^erifd^en, unb befleißt nur nod^ als
aBopl^ätigfeitSanfialt fort"^); bod^ mürben bie ®i|ungen
berfelben aud^ fpäter nod^ regelmäßig mit ®ebet eröffnet
unb gefd^loffen.
®rft als nad^ )mei ^al^r^unberten ber SBerfolgungSeifer
Rd^ gelegt unb bie SSefürd&tungen Derfd^nmnben waren, ge*
{lattete man nad^ langen SSer^anblungen ben Sieformierten,
SBet^aufer )u erbauen, ^ebod^ bie eigentlid^e ©leid^eUung
*) ^ie foßenannte „iRieberlänbifd^e ©emehtbe" in ber 6eUev«
ftra^e. ^ud^ bie „Dberlänbifd^e ©emeinbe" ifl eine il^r nad^gebilbete
lut^etif^e äBo§lt^(itig!eitiSanftaIt.
üitd^Ud^e ©intid^tungen. 89
ber ftottfefftonctt fling etil unter bcm prflcn optima« (1811)
vor ftd^ uttb lottrbe bann burd^ bie @on{titutü)n8-@rgän}ungS«
afte im 3a^re 1816 bejl&tiflt.
9Bel($e8 loaten nun bie n)id^tig{len folgen ber burd^ bie
9leformation l^er6eigeffl^rten religidfen SSeränberungen fflr
granlf urt ?
SHe aJlad^t ber ®ei{Uid^Ieit nal^m m^ unb nad^ ab;
bie @<i^ulen nmrben mel^r bürgerlid^e unb beutfd^e 9[n{lalten ;
AlSfler n)urben aufgel^ben, AapeQen gefd^Ioffen unb il^r SSer^
mögen )u mol^It^ätigen S^^^^ Derwanbt. SSor aSem mar
es ber aSgemeine Sllmofenfaflen^ bem bie meiften Aird^em
gflter unb ©efäUe, meldte burd^ bie Stefocmation in ben
Seft^ ber 6tabt gefommen maren, jugemief en mürben. S)affir
mu^te er neben ber äCrmenpflege anfangs aud^ bie SBefoI^
bungen ber ©eißlid^en, fomie bie Jtoflen ber StanbeSbud^^
fäl^rung Beflreiten. SSiele SRönd^e unb 9lonnen l^atten ftd^
ber neuen Seigre unb bem meltlid^en Staube jugemaubt,
meifi unter Slnnal^me einer vom State aus bem Alofler-
t)ermögen i^nen Derfd^afften 9[uSfieuer, fo bie SBarfä^er
unb bie 9lonnen beS ßat^arinen^ unb aBeiBfrauen^AIoflerS ;
1803 mürben bann aUe Alöftet ol^ne äCuSna^me fäfularifirt,
b. 1^. i^r Eigentum ber meltlid^en SBe^örbe fibergeben. 2)urd^
bie über ein ^al^r^unbert mä^renben reUgiüfen Streitige
feiten mürben leiber bie Sitten nid^t wrfeinert; vox attem
na^m bie äSo^It^ätigteit fo fe^r ai, ba^ ber Stat baS
Sammeln von 9(tmofen beim ©otteSbienfl burd^ ben „ßlingel^
beuter einffil^rte unb lein a;efiament mel^r beflätigte, in
bem nid^t bie milben Stiftungen bebad^t maren.
fernere folgen ber Steformation maren älbfd^affung ber
fogenannten ^53ruberfdjaftett'' (b. l^. ber SBereine ju befonberen
religidfen Übungen) unb Übermeifung il^reS Vermögens an
90 ftinllif^ SittridfttviHini.
ben SUmofenlaflen; 9Dbfd^Qffutt0 ber ^Ms^fu^cn, mU^
ftfl^ öfters bux^ bie 6tra^ ber 6tabt sogen*),
i. S3. auf ^ronleid^namStag unb aiagbalenentag (22. Suli)/
le^tere )ittn äCnbenlen an bie gro^ Überfd^n)emtnmig t)on
1342; älbfd^ffung vxdtS fonfiigen fin^Hd^ (Sepr&nge«
bei S^aufen, $od^}eiten nnb SBeerbigungen; gänilid^ ober
tetlmeife äCnmenbung ber beutfd^en Sprad^e bei Aird^en«
Hebern unb ®ebeten, unb ßinffll^mng regelm&ftiger Sonn«
tagSprebigten in ben Aird^en. SrU^er}. ^ ^atte ber Stobt«
Pfarrer nur bie ^id^t, dennol im So^re }u prebigen;
ie^t aber würbe nad^ proteßantifd^em SSorgange and^ in ben
Catl^olifd^en Aird^en jeben Sonn« unb f^ertag geprebigt. S)od^
bie lutl^erifd^en ^rebiger, {lott ftd^ über bie allgemeine Xuf«
na^e bes ^rebigenS )u freuen, beltagten fid^ fogar 1563
Über biefe Steuerung ber tat^olifd^en @ei{ilid^ beim State.
Sie beriefen ftd^ barauf, ba^ fold^e ^rebigteu, bie Aird^wei^
ausgenommen, nid^t einmal in aJlaiu} gefd^en. 9)od) {eigte
l^ierbei ber Stat grö^^e SBefonnenl^eit als bie unbnlbfamen
SSerIflnbiger oon ®otteS Stort: er nal^m auf beren Se»
fd^merbe leine Slfldtfid^.
3m ®egenfa^ ju bem frfl^eren ^geprftnge l^errfd^te
für bie nftd^fle 3eit in ben proteflantifd^en Aird^ eine fel^
flrenge @infad^l^eit. 9C(S S9egleiterin beS ®emeinbegefang9,
ber im beutfd^en Aird^enliebe feit ber Sieformation fo gro^
Sid^tigleit erhielt, biente mie in latHifd^en Reiten bie
DrgeL ©d^on im 14. ga^r^unbert war im 'S)om eine DrgeC
mit l^öljemen pfeifen aufgefleat. ©ne SSerjlftrlung ber
äBirtung ber Orgel burd^ eine AapeQe mürbe erfl 1650 in
*) Säl^rltd^ einmal (25. ^ptil) fogar nad^ Dbertab, tooM aSe
Seilnel^mer üreuje tntgen.
ItUd^lid^e (Simid^tiutden. 91
ben proteßantifd^en S&xäm geflattet. ^m Bfirgerlid^en
SeBcn fatnen bie öffmtlid^eTt, getäufd^t)oaen Suflbarleiten
mzffx unb mel^r ab. 60 warb einmal (1604) baS 2:an)en vex^
botm, unb bie aRuftlanten^ bie bennod^ auffpielten, iDurben
in ben %uxm geworfen. S)er Slbfd^nitt ftber f^reuben nnb
Seiben nnrb ntel^r l^ierfiber Bringen.
3m ganjen tann man Bei aU i^rer S)er6l^eit, bie gar
oft in 9to^eit anSartete, bod^ ben Beiben ber Sieformation
unmittelbar folgenben ^al^r^nnberten einen {Irengeren reli«
giöfen Sinn, eine größere ©emiffenl^aftigfeit in ^ejng auf
bie SrffiQung lird^lid^er ^flid^ten nid^t abfpred^en. Sßir
bfirfen aber wol^l BeibeS me^r filr einen äluiSflu^ ber größeren
religiöfen ^rd^t unb ber geifligen älBI^&ngigleit von ben
®eifllid^en anfe^en als für einen SBemeiS reinerer Siebe
^m @uten.
9leBen ben d^rifilid^en ®emeinben friflete bie jlfibifd^e ein
gebrfldtteS S)afein. S)ie Steformation l^atte {eine gfin^igere
Sßenbung in i^rem ®d^id(fal l^ert)orgeBrad^t. @rft in ber
aaemeueften 3eit (I8II, 1852 unb 1864) würben bie guben
als t)oQbered^tigte ©lieber ber ®tabtgemeinbe anertannt. 9lun
enitonben aud^ anflatt ber alten bilfieren „^nbrn^i^uW bie
fd^önen S^nagogengebäube. S)ie Synagoge ber iSraelitifd^en
9teligionS.'®efeafd^aft würbe 1852, bie ber iSraelitifd^en
9teligionS'@emeinbe, nad^ 9lieberrei^ung ber alten, t)on
1855—1860 errid^tet.*) SEBegen Bebeutenber SBergtö^erung
ber ®emeinbe mu^te 1881 jum S3au einer mmn Synagoge
am Subenmartt gefd^ritten werben, bie eine Qxtxbt jener
®egenb }u werben t)erfprid^t.
*) 2)0(1^ befle^n aud^ nod^ $rivat«9lnbaci^tSfäle, toie benn in
neuefler 3^it bie $tivat?@9nago(|e ber ,,9Beflenb?nnu)n" ervid^tet
tourbe.
3§ Ä wttnnMVWtm ^^wimiiT— i<t^|
Sei bief em frieblid^ Sufamntenlebeii fragen loir uni^,
loie eiiterfetti^ fo oftmate ber (SUtttbe auftoitd^ bnnte,
ine Suben lodteu S^riftentinber in i^re iQiufer, nm fte }u
töten nnb i^ Slut }n trinfen, wie aber m^ onberer-
f eiti^ nod^ 1 705 bie Sorfle^er ber Snbengemetnbe biejenigen
Cätem^ bie i^re Ainber von d^rifllid^en Se^rem im S)eutfd^en,
^at^öftfd^en tc- unterrid^ten liefen, mit bem Sänne be-
bro^en bmnten. SRit Xnf^ebnng ber flrengen Xbfd^lie^ng
ber (S^riflen unb Suben von einonber ifl oud^ ber finflere
®ei{l bei} Sli^traneniS oDm&^Iid^ t)erfd^nmnben unb mirb
n)ol^l^ fo ©Ott miD, niemals miebertel^ren.
IV.
^^uten ttttb vetvfanbU SinfiatUn.
®lei(]^eittg mit ben ^r$en entflanben in ^ranlfurt
aud^ bie erfien Sd^ulen. SRit ben Atrd^en toaren n&tnlid^
foflcttatittte „Stifter" t)crbttttben. fflie noift jeftt in bem
'ftt^jwcfl „Stift" genannten, t)on Sendenberg gegrünbeten
SBilrgerfpital bie Aranfen nnb baS SSerpfCegnngS-^erfonal
nad^ einer beflimmten ^auiSorbnung leben, nnb jmar t)on
ben )um Unterhalt geftifteten ©fitem, fo lebten früher in
gan) ä^nlid^er SBeife in ben geifllid^en Stiftern bie jnr
Seforgnng beS ©otteSbienfleS nötigen ®ei{llid^en. 3^ i^ten
äierpflid^tnngen gehörte aud^ bie, jnnge ®ei{Uid^e l^eranju;'
bilben. 3« biefem Svozät war mit jebem Stifte eine Stift««
fd^nle t)erbunben. Söldner Sd^nlen gab eS in ^ratrffurt
brei, nämlid^ am S3art^oIomfin«flift, am Siebfrauenflift nnb
am Seonl^arbäftift 3n biefe Stiftafd^nlen gingen felbfltjer«
ftänblid^ nnr Anaben nnb jmar bei meitem nid^t aQe, fonbem
in erfier Sinie biejenigen, bie fi^ ffir ben geifUid^en Stanb
t)orbereiten moDten, fobann and^ bie Söl^ne oermdgenber
Sente, bie anf SUbung etmaS hielten. 9lad^ nnb nod^ taU
ftanben aber ja^treid^e fromme Stiftungen ffir ärmere
Anaben, weld^e bann nid^t blo^ freien Unterrid^t genoffen,
fonbem aud^ nod^ bie SebenSbebftrfniffe erl^ielten. Sie l^ie^en
94 Sk^en unb oenoanbie ^nfialten.
^Srotfd^filer''*); auBerbent gab eS tio4 ^6$Iaffd^fitet^,
loeU^e fogar im 6tift übemad^tetett, befonbetS ju bem 3n>^/
ba^ fte ali S^or^ obet Ste^tnaben red^seitig bei ber $anb
loiren. €o tonnten nad^ nnb m^ immer mel^r ftnaben
bie äBo^lt^at einei^ georbneten Untenid^ts genießen, fo bag
im Sa^re 1482 an ben btei 6tiftSfd^ulen infammen 319
Gd^iÜer gejft^It nntrben. 3n biefem Salute mtifmea an einer
^i^effion 136 6d^filer wm Sartl^oIomftnSftift, 102 wm
£iebfranen{Uft nnb 81 vom Seonbarb9fUft X^eil SHe Unter«
rid^tSgegenß&nbe waren fafl nnr für bie tird^Ud^en QtDedt
beredinet. SRan betrieb t)ornebmIid| Satein, ab bie ftinben«
fpra(!be nnb ilber^npt in frfil^eren S^^ ^ Gprod^e ber
®elel|rten unb ®ebilbeten, nnb itird^engef ans, bamit bie
6d|üler jur Serberrlid^ung ber ftr^Ud^en ^e beitragen
lönnten, fomobi in als au^er ber Aird^e, bei $ro|effumen
nnb Seid^enbeg&ngniffen. S)al|er gab t& an Jebem 6tifte
anfangs and| nur jmei Seigrer, ben 6d|ola{ler (6d^
meifier) fttr baS Satein unb ben Aantor (S&nger) ffir
ben ©efang. SBeibe nal^men fp&ter, als ber 9teid^m ber
6tifter xovuSii, nod| ®el^ilfen an, bie bie Arbeit t)errid^
mußten, mä^renb bie aud| nod| fflnftigbin Sd^olafier unb
Aantor genannten ffoi^m 6tiftSgeifllid^ blo^ bie XuffU^
führten. Sie 6tiftSfd|ulen enthielten gemd^nlid^ smei fttaffen,
bamals 3^^*^ <^^^ Raufen genannt 3n ber Unterllaffe
n)urbe befonberS baS 3:rit)ium gelehrt, in ber oberen trat
baS £luabrit)ium l^itqu. Unter jenem oerfianb man
(Srammatit, Stl^etoril, S)ialeltil, unter biefem Xritl^metil,
*) ed^olafter ^rnolb, ber fßox^t^tt ber @tiftf4u(e am 2ieb<
frauenflifte, oerma^te s* 9* 1330 eine getoiffe SRenge üocn, um
iebe Sßod^e fieben Srote an arme ©d^üler ber Siebfrauenfd^ule ouS«
auteiUn.
^vkn ttnb oenoanbte ^n^ten. 95
Geometrie, aRufil unb aßtonomie. Sa8 tooren sufammen
„bie {tebeti freien Aanfte''. Sie obere Alaffe befud^ten
meiflenteite nur angel^enbe ®ei{lHd^. 3^ ber unteren bf«
fd^ränfte ftd^ ber gefamte ttnterrid^t ^auptf &d^Iid^ auf Satein
unb (Sefang. S)ad S)eutfd^e würbe nur fotoeit ^erangejogen/
a\i ed iur ßrlemung Ui Satein unbebingt nötig toax; ja
beim Umgang unb im Unterrid^t mu^te bei Strafe Iateinif$
gefprod^en merben."^) S)aS Sef en unb Sd^reiben \>zi Seutfd^eft
unb baS gemö^nlid^e Sfted^nen mürbe in ben Sd^ulen gar
nid^t beod^tet; mer bieS lernen moDte, mu^te eS burd^ ^dmU
unterrid&t ju erreidjen fudjen.**) — 68 l^errfd^ten bamate
fel^r raul^e 3ud^tmittel^ befonberS fpielten bie Stute unb
baS 6i^ auf einem ^öljemen @fel eine gro^e 9loQe. 3n
melen Stäbten 30g fogar bie ganje Sd^ule an einem %aqf
fefUid^ in ben 9BaIb, um Stuten }u Idolen. @ro^e Strenge
mar übrigen? notmenbig^ benn bamals jogen bie ^fol^renben
©d&filer" ober ©acd^anten (eigentlid^ „SBaganten" 00m latei«
nifdiien vagari = uml^erfd^meifen) in Seutfd^Ianb uml^er,
bettelnb unb gro^ Unfug treibenb. SRand^e gingen blo^
*) 3lo(i 1654 beftimmt ber Stat für baS l^ieftge ©pmnaflum,
„bieienige, fo anberg benn latine ober etwag nngebül^rlid^eg ober
(S^ottegläflerli^eg reben, fotten ie nad^ ^elegen^it ber Uebertrettung
(jebodj mit guter Sefd^eibenl^ett) gejüd^tigt werben." — 3" berfelben
^erorbnung wirb jebod^ eine beutfd^ gefd^riebene loteinifd^e (S^rammati!
eingefügt.
**) ®eftel^t bodj felbjl ber 1407 ©erflorbene SRarfgraf »il^lm
Don SKei^en offen ein, ba^ er nid^t fd^reiben unb lefen gelernt l^abe!
3a nod^ 1612 gab eS im 9late SRitglieber, weld^e weber lefen nod^
fd^reiben fonnten. Übrigeng mu^ bie Silbung unter ben Sürgem
oiel verbreiteter als unter ben ^bligen, ia ^rften gen>efen fein. ©§
finben fid^ im ©tobtard^io Sled^ngen, Unterfd^riften, Briefe von etn<
fad^en ^anbmerfem aud ber Seit oor ber 9leformation.
96 6d^u(m unb Dertoanbte SlnflaUen.
beStoegen in bie Sd^ule, um ein Siedet auf aimofen }u er«
langen. ®eftel eS i^nen in einem Octe ni^t mt^t, fo jogen
fte weiter. SMefeS Uml^er)iel^en, baS in bet ang^renen
aSanberlufl bed beutf^en SSoHeS feinen ®mnb l^atte^ artete
jebod^ fp&ter fo av&, bag fogar auf Aird^enoerfammlungen
SBefd^Ififjfe bagegen gefaxt werben mußten. aRi^oerfiftnblid^er
aBeife ^ielt beS^alb ein berfll^mter franjöflfd^er ®etel^rter
bie SSaganten für eine religiöfe 6elte.
Pr bie {Irenge SBel^anblung nmrben bie Sd^ilCer bux^
öftere Sd^ulfeße entfd^äbigt. Um Saßnad^t unb 9UIoIau«tag
burften fte Xage, ja Sßod^en lang in allerlei SBermummungen
burd^ bie Strafen }iel^en.*) 9[uS ben im frfll^eren SRittel«
alter aufgeffll^rten @d^ulfpielen entmidelten ftd^ unter immer
größerer 2:ei(na^me @rmad^fener bie öffentlid^en ^ffu)n8^
fpiele. So fül&rte im 3a^re 1468 ber SBicar be8 »art^o*
lomäusfiifts, So^anneS ^a^, mit 265 ^rfonen, wouon
*) 3ür 6eibe ^oge fyihm fid^ biefe ^ebrSud^ teilioeife ersten,
befonberg in Sad^fenl^aufeit, too am gaftnad^tgobenb vetüeibete ^aben
bei i^ren Umgängen folgenbe altertümlid^e SSetfe l^tleiem:
„^aroiU, l^awele lone,
^ie S<^ffcti<tc^t ig one (an).
2)ton)e uff bem iQinfel^atid
$öngt e Stotb ooU @ier l^au^.
3)ron)e uff ber Serfc^te (girfi)
^ange lange ^erfd^te (äBilrfte);
Sting met von be lange,
So( bie forse l^ange.
(S^lüd fc^lag ind $aug
Unb fol^r nit mel^r l^taug."
2)ie Sßotte „$awele l^an^ele lone" foUen auä ben SlnfongSworten
eines alten ^pmnud an bie l^eilige ^poUonia (bie fatl^olifd^e Xaqi^s
patronin beS 9. gebruar): „Ave Apollonia" entftanben fein.
@d^u(en unb venoonbte 9ln{ialten. 97
jebod^ tool^l bie SRel^rsal^l emad^fen war, baS iflngfle ®erid^t
auf, wobei f cÄfi ber antid^riH, bcr S^euf el, auftrat ; cbciif o
1492 baS Seiben S^rifli; 1498 {leQte ber SBicar Mmeffer
ootn Siebfrauenßifte mit 250 ^erfonen nod^malS baS Seiben
Sl^rifU in vitx ^gen auf bem Slötnerberg bar, wofür il^nen
bann ber Stat 20 ©olbgulben unb 2Va Ol^m guten äSeinS
t)erel^rte.
Stabtfd^ulen ober fiberl^aupt weltUd^e 6d^ulen
gab es in ^ranlfurt bis jur Steformation nur in geringem
ÜRa^e, au^ blieb wol^I bis bal^in unb nod^ fpäter ber grd^te
3:eil ber ÜRäbd^en ol^ne leben llnterrid^t.'*') S^^^ ^^tte
um 1452 Slnna, bie SEBitwe beS Sd&öffen ^einrid^ Slofen*
berg mit il^rem Vermögen bie „Slofenberger ©inung", eine
geifilid^e ©enoffenfd^aft oon pdlf Jungfrauen gegrflnbet/
weld^e in i^rem ilöfierlid^en Seben ftd^ aud^ mit bem Untere
rid^te ber äJläbd^en bef äffen f oQten ; bod^ lann bief er Unter^^
rid^t fid^ laum auf etwas anbereS als Steligion erßredtt
l^aben unb aud^ nur einem ^eil ber Stabttinber ju gut
getommen fein.
ÜRitber Äird^enreformation t)ottjog M in granfc
fürt aud^ eine ©d^ulreformation. 2)a ber bei weitem
größte 2;eil ber ^ürgerfd^aft jum nmm ©tauben ilbertrat,
fo {lanben balb bie Stiftsfd^ulen Deröbet, obgleid^ ber Stat
1547 wfinfd&te, „baJ3 bie 5ßfaffenfd&ulen (fo mmU man
nad^ bamaligem @prad^gebraud^ bie StiftSfd^uIen) in ®ang
blieben.'' 3wei gingen aber nad^ unb nad^ aus äJlangel an
6d&ülem ein, unb nur bie 6tiftSfd&ule am SJom beflanb fort
bis 1803, wo fle in eine weltlid^e ©d&ule, „bie ©omfd^ule"
*) Sc^on 1380 wirb inbeffen eine Sel^renn „@lfe, bie bie Äinbe
leret" txxo'df^nt
7
98 €kiftiilen unb oemxmbte S^nßalten.
umgetoanbelt nmrbe. 6d^on etwa itoanjlg Saläre vot^tt
fydte ber 6rs6tf$of t)on aRain), $riebtt$ tum @rtl^al, bte
2>omfd^uIe etioeitert; fo bag mit ber @lementar!Ia^e aud^
nod^ eine Stealllaffe t)er6nnben n)nrbe; and^ bilbete er
1 790 baS 5DominifanerIIojler jn bem lat^olifd^en Collegium
Fridericianum um, au8 bem bann 1814 bie ©elcftenfd^ule
atö ^ö^ere SBürgerfd^uIe l^erDorginfl. S)ie äJl&bd^enfd^nle ber
^9lofet^erger Sinnng'' befianb, abgefel^n von einer fut^en
ttnterbred^nng in ber SteformationSseit, befianbig fort.
äBdi^renb fte aber frül^er eine ^titHitfd^nle für bie »eiblid^e
3ugenb beS mol^t^abenberen %üli ber latl^olifd^en Sürger«
fd&aft gewefen mar, mürbe fie 1808 §ur öffentlichen SSolte-
fd^ule.*) 3m Sa^re 1749 Ratten jmei ^amm av& ber
religiöfen ©enoffenfd^aft ber „@nglifd^en ^äulein'' in %t(aii^
fürt eine Sd^nle für ärmere SRäbd^en errid^tet SHefe €<i^ule
mnrbe 1808 ber Stofenberger @inung {Ibergeben, m&^renb
bie d^glif d^en ^räulein bie frühere €<i^nle ber Stofenberger
©inung übernahmen. — 5DieÄ flnb bie vier l^eute nodj be^
flel^enben latl^olifd^en 6d^ulen, auf beren @ntmidelung bie
Steformation^eit jebod^ grojsen Hinflug ausübte. 6ie mürben
na(% unb nac^ aus lird^lid^en — meltlid^e, unb bie Anaben^"
fd^ulen ba}u aus blo^ lateinifd^en — beutfd^e 6d^ulen.
2)ie erfien ftäbtifd^en meltlid^en @<j^ulen entfianben mit
ber ©laubensdnberung in granifurt. 3m 3al^re 1519 fa^te
ber 9lat ben benfmürbigen SBefd^IujS/ „man foQ nad^ einem
reblid^en, gelehrten unb von mores (Sitten) gefd^idten ®ef
feSen trad^ten, ber bie jungen ^nber in ber Seigre anhalte,
*) ^otnfd^ule unb S^lof enbetger ©djule füllen il^te gcfdJidJtUdJ be«
red^tigten Flamen, aud^ nad^bem fte au§ ben fnil^eren büfleren Sofalen
(am S)om unb bem ^loftetgebäube in ber ^(oftergaffe) in bad 1863—64
erbaute Sd^ul^auS am $eteriS!ird^]|of verlegt worben, weiter fort.
€kiftu(en unb oenoatibte Slnßatten. 99
ntib bentfel6en beS Salutes fotiel Sefolbung a\i einem
6ölbner ^Am, bod^ baffir einen 6dlbner minber (meniget)
l^olten." 60 n)urbe benn ber t)on (EtaSmnS gnt ent:pfol^Iene
liefen oM Särota berufen, n)el$er alfo als bet ®rünbet
beS J^ieftfien ©^mnafinmS ju Bettoid^ten i%*) SHefeS
l^iefe erfl „SflefcnS e^uW, aud^ ^Sunfecfd^Ie", weil e»
befonberS t)on ben Söl^nen ber f^anlfurter $atriiter be^
fu$t würbe, fp&ter ,,93arffiB^f$uIe'', weil eS feit 1529 im
frfl^eren »arfü^erllofler feinen Si| iattt. 3m 3a^e 1839
mürbe eS in ben amdburger $of t)erlegt SHefe 6(inle
mar, mie bie Stiftsfd^ulen, mefentlid^ lateinif(i^e @ii^ttle
nnb B^medte igeranbilbung von @ele^rten; mie jene ber
tatl^olifd^en, fo biente biefes vor aQem ber neuen et)an0e«
lifd^en Seigre. ®» mar Bis in unfer Sal^rl^unbert bie einzige
{iäbtifd^e 6d^ule; benno$ erfreute es fld^ leiner aQ^uforg^
fältigen SBe^anblung. SHe Seigrer mürben juerfl, mie m^
bie ^rebiger, nur auf einjelne ^af)xe ange^eSt, aud^ erlief
man il^nen im älnfange nid^t einmal baS „jßflten, ^rd^en
unb äSad^en". @rft Bei ber SBerlegung in ben älmsBurger
jQof erhielt baS ©^mnaftum einen @pielpla^! S>er fd^on
l&ngfl gel^egte unb bringenb auSgefprod^ene äSunfd^, ba^ baS
@9mnaflum in ein mfirbigereS unb gefilnbereS (SeB&ube
t)erlegt merben möge, mürbe enblid^ 1876 erfflSt, inbem
man bemfelBen baS BiSl^erige @eB&ube ber SEBöl^ler«
fd^ule einräumte, mä^renb biefe nad^ twrülBergel^enbem
aufentl^alte in ber äCblerflpd^tfd^ule in baS großartige 6d^ul::
l^auS in ber ®uiolettfira|e t)erlegt mürbe.
*) ©c^ott 1496 ^ielt ftdj eine Seit long ein ,,¥oet" Ww ou^
bem ber 9lat für feine unterrid^tCid^e ^^(itigfeit swei Bulben vereide.
9(u(| !Refen war ald tr^oit" angenommen worben.
7*
100 ^d^ulen unb oenoanbte ^nflalien.
. S)ie erßen proteftantif d^en beutfd^en SSoIISf d^len in
granlfutt voaxm fftmtlid^ ixi )um Anfang mtfereS 3#^^
l^unberts $rit)Qtanflalten. 3Q8 ber erfte beutfd^e €<i^ulmei{iet
in ^ranifurt nad^ ber Stefortnotion ifl oninfe^en Sofob
aRebenbad^, ein frfil^erer @$nl^tnad^er, bem ber 9lat 1532
fleftattete, Sd^nle jn l^olten-*) ®iefe war eine 3^4 lang
in bem jgaufe jnr rotten SBabeffatbe (Sa^rgaffe). @ein
ttnternel^men l^atte @rfolg. 6d^on bolb l^atte er Aber {teb)ig
6d^nllinber. S)iefer @rfoIg reijte ;nr 9lad^al^mnng, nnb
fo entflanb eine flattlid^e älnjal^l proteftantifd^er beutfd^
©(i&nlen-**) Snd^ granen würbe gejtottet, ©ijulen jn er«
rid^ten^ in meldten mbtn ipanbarbeiten ber Jtated^muS
geleiert warb. Sod^ fanben M <^ud^ Anaben nnb SR&bd^
in mand^en Sd^ulen t)ereinigt S)er Sel^rerflanb nmrbe Balb
)n einer Srt gnnft (bie „tentfd^en ©d^nl^atter''). ©pftter
nal^m ftd^ ber Stat ber Sd^nlen etwas ntel^r an^ inbem er
bafilr f orgte, ba| in iebent ber merjel^n @tabtquartiere eine
6d^nle war. 9)od^ waren and^ biefe Dnartierfd^nlen nod^
$rit)atfd^ulen, nnr führte ber Stat bie Dberanfftd^t 2)ie
9latSbeputierten l^iegen „@d^frennbe'^ ,,€d^olard^en'' ober
,,@d^l^erren''. @S burften nur eine befUmmte 3(n)al^l
6d^nlen ej:i{lieren. S^x ©rfinbung ber aRuflerfd^ule mu^te
beS^alb bie Stabt erfl ein „©d&ulred^t" anfaufen. — SEBie
Bei ben frfil^eren Stiftöfd^ulen^ fo nannten ftd^ aud^ bie
äSorfte^er beS ©pmnaftutnS unb ber proteflantifd^en Sd^ulen
*) 6cl^on 1517. finben fid^ übrigens ©puren eines beutfdjen
Sd^ulmeifterS p ©ad^fenl^aufen. @in gewiffer Seigrer 3o^* S^olh,
genannt SCfd^enburger, bittet in biefem ^af^xt ben Sflat, il^nt ju feinem
^Sieblo^n" ju ©er^elfen.
**) 8alb barauf 3. 9. bittet ein Seigrer ^11 eins um ä^erleil^ung
ber Sd^ulflube im „Haften" (^Imofenfaften).
Gd^ulen unb^venoanbie 9ln{laUen. 101
ber 9[upl^rung t)on 6d^attfpielen m, fo nmrbe >. 9. burd^
ben beutfd^en ®d^ultnei{ier SRattl^iaS Steittet 1545 auf bem
9lömetberg bie ®efd^td^te von ber Sufanna aufgeffll^rt, toaS
x^m t)iel SBeifaQ unb eine Selo^ng eintrug. 9{od^ im
18. 3al^rl^unbert xo^xzn lateinif^e Sd^ulfpiele im ©pnu
naftum als ^fungSafte im Sd^wange.
S)urd^ bie eingen)anberten reformierten unb lutl^erifd^en
9flieberlänber würben aud^ reformierte unb lutl^erifd^e f ran^^
jöfifd^e Sd^ulen ^ier errid^tet; bod^ l^atten erfiere mand^e
Verfolgungen au^uflel^en. 9Bie fd^on erio&l^nt, mürbe ber
reformierte Seigrer au8 Sornl^eim mit ®emalt t)ertrieben. —
9lad^folgenb foQen bie nod^ nid^t genannten Sd^ulen
grantfurtd nad^ ber 3^t il^rer @ntflel^ung }ufammenge^
{leQt werben.
1803 — entfielet bie erftc „tSürgerfdJulc" in Sranffurt, burdj ©d^en»
hingen reid^er Sttrger, befonberd ber fetten v. Uff enbad^ unb
»etl^mann, feit 1804 fül^tt fte ben Flamen aRu^erfd^ule.
1804 — bag „$l^ilantl^ropin/' ie^t fUcaU unb S^olfgf^ule ber
igraelitifc^en ^emeinbe genannt; eiS ift feit 1845 im
neuen ^eböube.
1813 — bie Sßei^f taue nfd^ule, bie erfte ber Bffentlid^enproteflan«
tifd^en Qürgerfd^ulen, fte würbe 1824 umgef^altet
1824 — bie übrigen eoangelifd^^proteftantifii^en Sürgerfd^ulen, 9111er«
l^eiligen«, 2)rei!öniggs unb j^atl^arinenfd^ule
(bamald äRittelfd^ule).
1852 — bie l^ö^ere ©ewerbefdjule*), erridjtet ©on ber 1816
gegrünbeten ©efeUfd^aft sur Beförberung nü^lid^er üünfle
unb beren $ilfgn)iffenfd^aften; oon berfelben (S^efettfd^aft
würben errid^tet bie $anbe(dfd^ule (1862) unb bie
SBöl^lerfd^ttU (1870).
1853 — bie Unterric^tdanftalt ber igraelitifd^en ^teligionä«
(^efellfd^aft.
*) ^ie (Sewerbefd^ule ging fpäter in bie Ulingerfd^ule auf.
102 6<IM^ u^ oenoanMe SCnftoIten.
1857 — toirb Me l^5l^ere Bflrgerfd^ule (iti^i Seü^mamtfd^ule)
auf von @imon SRorit von Set^matm*) ber @tabt gefc^ettittem
(S^runb unb Sobcn erbaut
1861 •— aRittlere »ürgerfd^ule. @ie tourbc 1875 aufgelöfl
unb mit ber ie^idenOllenbfd^ule oerfc^moljen. Sni^etn
burd^ Umbau oergrd^erten $aufe befinbei m je^t bie
^eterdfd^ule (miUl\^uU fftr 3RSt>^tn).
93on nun an trat in bem granlfnrter 6($uln)efen^
namentli($ nad^ ber jiaatlid^en SBer&nberung im Sa^re 1866
bis na($ ber glorreid^en 3u^ft<I^^ifu^8 ^^ franjöflfd^en
AriegSgelfifle bur($ S>eutf($lanbS l^elbenmfitige ißeere, ein
I&ngerer @tiD{ianb ein. 9Bie jebod^ na($ ber Sßieber^er::
{leQung bei^ beutfd^en Steid^ei^ unb na($ bem in unferem
granffurt am 10. üRai 1871 erfolflten griebenSfd&Iui ba«
9Bad^Stum ber @tabt einen ungeal^nten äluffd^n^ung nal^m,
fo trat nun audg plöfelid^ ein foI($ei$ SebfirfniS nad^ 93er^
mel^rung ber l^ieftgen @d^ulen ein, ba^ jal^relang eine malere
Sd^ulnot l^enfd^te. SSiele Jtinber lonnten n^egen SRangel
an Staum in leine @d^ule aufgenommen n)erben, tro|bem
ber fd^onlängfl im fibrigen S>eutfd^Ianb befie^enbe e^uU
}n)ang ie^t aud^ bei unS }ur ©eltung gelangte. 9B&^renb
meniger Solare entftanben unter 9[ufn)enbung großer ®elb^
fummen bie }um S^eil prad^tDoQen @d^uI6auten, morin ftd^
ie|t bie Äat^arinenfd&ule (feit 1875), bie Dflenb::
fd&ule (feit 1875), bie ©oud&apfd&ule**) (fett 1876),
*) @. 3R' von 8etl^mann errid^tete eine Stiftung )ur Einrichtung
einer @d^ule für ben fogenannten ,,gegenfeitigen Unterrid^" noc^ ber
SeU'Sancafler'fd^en SRetl^obe. @eine @rben geflatteten iebod^» bie Summe
für l^ieftge ©d^ul^wedte überl^aupt pi oerwenben. (@ie^ bie ^ben!«
tofel in bem ©d^ulgebäube.)
**) benannt nad^ bem als ®efd^id^tSfd^reiber belamtten @d^5{fen
6oud^a9. 6ie wax n)enige Xage oor ber beabfid^tigten Eröffnung
burd^ eine g^uerdbrunft befd^öbigt »orben.
6<i^u(en unb oetwanbte SCnftottnu 108
bic aGBallfiäJule (fett l876Xblci&ttni6olbtf$ttle (feit
1876), bie ablerf Ipd&tf d&ule (feit 1876), bie 5Peter8«
f d^ule (feU 1876), bie Älinaerfi^ule (feit 1876) unb
bie eUfabet^enfd&ule (fett 1876) Jefinben. »nbere
©d&ulen erfuhren eine SSerlegung. So !am 1876 bas
©pntnafium in baS neue ®e6&ube ber SBöl^Ierfd^uIe,
nad^bem biefe in ben ji&btif($en 9efi^ fibergegangen wax.
S>ie 9leaI!Iaffen ber Sßöl^lerfd^ule n)urben promforifd^ in
bem großartigen @($ulbau in ber SCblerflpd^tjiraße nnterge«
brad^t. 9B&^renb ber ^a^xe bei^ 9RangelS an 6($ulen
roaxen bie SSorllaffen ber 9Ru{lerfd^uIe in boS
{läbtifd^e ipaui^ am äSodenl^eimer 2^or oerlegt, n)el$eS JgauS
feit §erbjl 1876, nad&bem bie eiifabetl&enfd^ule er:=
öffnet unb fomtt bie 9Rujierf($ule entlajiet n)ar, benSSor«
üaffen ber SBöl^lerfd&ule fiberwiefen würbe.*) Qn
berfelben Sett würben bie jläbtifd&cn au8^ilf8!Iaffen
in ben £ang'fd&en Käufern (Hanauer Sanbjlraße) er^^
öffnet, aM weld^en fid& fett grft^ja^r 1877 eine eigene ©d^ule,
bieU^lanbfi^uIe, entroideU ^at. ®leid&seitig(1877)ent:r
{lanb in ben eJ^ematigen Staunten beS ©pmnaflumS (WcnSs
burger ^of) eine SSoIISfd^uIe, bie9lrnSburger6d^ule.
Sßeitere äSoIlSfd^uIen entn)idelten fld^ in Sornl^eint,
bann bie 9[nnaf($ule in bem ®ebäube ber Stofenberget
@inung, mie benn aud^ eine 93firgerf($ule in bem alten
®eb&ube ber äRujierfd^uIe eingerid^tet merben foQ. S)ur($
Umbau mürben bie 9%&ume ffir bie Alingerfd^ule,
bie ^eterSfd^uIe unb @nglifd^e gr&uleinfd^ule
gemonnen. 3n bem frfi^eren ^aufe ber Aatl^rinenfd^ule
*) S^tt finb leitete mit ber $au)>tf(l$ule in bem neuen @4u(<
l^aufe an ber (S^uioUettftra^e, ba0 1881 ecdffnet »urbe, vereinig
104 Gd^ulen imb venoatibie SCnftolten.
entflanb bie Sie6ftauenf$ule. SHe jitlelt entflatu
betten 6($ulgeb&ube ftttb bie ffir bie beibett 9lealf($ulett
erfler Orbttuttg, aßujietfd^ule uttb 9B9^Ietfd^uIe, et::
tid^tetett. Sie SRuflerfd^ttle bqog ü^t ttetteS igattS ant
^mteStoeg ittt Oltober 1880, bie SBdl^Ietf$ttle boS übrige
iti bet ®uioIIett|lta§e Diierti 1881.**)
SlQe tieuetitjiattbetiett @d^ulett ftttb fogettattttte
JtontntuttaIf($uIett für &^üUx iebei^ teligiöfett S9e^
{ettttttttf[e8.
jgier ntögett bie SSeteitte (Slttflaltett) jut Pflege
von aSiffettfd^aft uttb Auttfl Srto&^ttuttg fittbett:
a) für SBiffenfdJafi
1808 — entfkanb bie SÄufeumS^Öefellfc^aft sur »etcmflaltuttö
loiffenfd^aftlid^er SSorträge unb muftlolifd^er ^uffül^rungen.
1817 — Sentfenbetgifc^e naturforfdjenbe ©efellfdjaft; 1820
(S^runbfteinlegung beiS 9)ihtfeumiS«®ebäubeiS.''')
1824 — ^^^filalifdjer «erein.
1836 — ©eograpl^ifd^er herein, barouS raarb 1854 ber Serein für
^eograpl^ie unb @tatifti!.
1837 — ^efeUfd^aft für ^atti^rtS (S^ef^id^e unb ^uv^
1856 — herein für ©efd^id^te unb ^Itertumdlunbe, mit
raeld^em bie vorige ©efeUfd^aft oerfd^moljen i{t
1858 — ber joologif d^e harten burd^ bie ^ologifd^e ^efettfd^aft
gegrünbei ^erfelbe (efanb ftd^ biiS 1874 an ber 8odEenl^eimer
£anb{h;a(e. ^ie @tabt überlief ber ©efeUfd^aft iura Swedt
einer (efferen @inrid^tung ber SCnflalt unentgeltlid^ bie
^flngfhoeibe auf 99 ga^re. 2lm 28. aRärj 1874 fanb bie
feierlid^e ©röffnung beS neuen joologifc^en (Startend flatt
1859 — baS gfreie beutfd^e ^od^flift in ^oetl^e'd.SSaterl^aufe.
*) 2)er Äfrifareifenbe Dr. fftüpptll, ein geborener gtanffurter,
befd^offte ben (S(runbftod( ber Sammlungen.
*) ^ie er^e Sd^mimmfd^ule mürbe 1811 von JtteeMott, bie
erfle ^urnanilaU 1838 oon 91. Slaoenftein gegrünbei
.^d^ulen unb oertoonbte SCnftalien. 105
1869 — bev ^almengarien burd^ bie ^mengarten>®efeaf(9aft
errid^tet. S)aS ©efeUfd^aftiSl^auS (vatmte in ber 9lad^t oom
10.— 11. Sluguft 1877 niebet; e§ würbe aber fogleidj utib
jtoar prdd^tiger aufgebaut unb fd^on im fflooember 1879
uneber eröffnet
b) für Äunft.
1816 — ©täberfdJeS Suflitut mit berüljmter ©emfilbefammlung
burdj ben »anüer ©täbel gelüftet 3lm 13. fflooember 1878
n)urbe baS neue )>rad^tt)oae ®ebäube am linlen SRainufer
eröffnet, nad^bem bie ©emälbe, inSbefonbere aud^ bad SBanb«
gemälbe, bie @infü^rung be§ ^l^riflentumS unb ber Jtünfle in
^eutfd^lanb barfteUenb, glüdtlid^ übergefül^rt n)orben voaxm.
1818 — j(unftt)erein mit permanenter ^emälbeauSfteUung.
1818 — (Säcilien»erein; 1828 Sieberlrana; 1838g»o8art*
ftiftung; 1860 aRufilfdjule. a)a3 »on bem 3flentier
Dr. ^od^ geftiftete ^onferoatorium für SRufi! trat
am 25. ©eptember 1878 ing Seben.
^IS n)id^tige Jlunftfammlungen finb nod^ 5u ermäl^nen:
baS ftäbtifc^e l^iftorifd^e äJlufeum im neuen ^rd^io^
gebäube (1878 oottenbet), in meld^em ftd^ bie el^emalige fläbtifd^e
^emölbefammlung mit einer reid^en Sammlung von ^Iter^
tümem vereinigt befinbet, beren fid^ ie^t ber herein für bad
l^iftorifd^e SRufeum annimmt; femer ber 5taif erf aal unb bie
t). Setl^mann'f d^e Sammlung (^riobne oon S)annedter).
1780—1827 warb baS ©tabttl^eater anfangs unter IJeftigem
SBiberftanbe ber ȟrgerfd^aft erbaut. 21m 10. guti 1878
brannte e0 jum ^eil ab, wobei, tro^bem baS ^auS fd^on
befe^t mar, lein SRenfd^ t>erunglüd(te. S)aS neue großartig
angelegte Dpeml^aug, feit 1877 im Sau, mürbe am 20. 0!^
tober 1880 eröffnet. ®3 foftete bis ^u feiner gän^lid^en
^oVenbung faft 10 aRiUionen SRarf.
2)en größten @inf{u^ auf bie @ntn)i(lelung bet @d^ulen
l^atte bie iBu($btU(Ier{un{t. ^fi^er mu^te jebeS Sud^
abgefd^rieben tDetberu S)a^er tarn e& benn, ba^ nur bie
teid^eren Seute Mü^tx, ober melntel^t iQanbfd^riften befa^en*
106 64u{en unb oenoonUe ^n^tütau
^e S^nHerigfett ber Sef^affung Don Sel^rmitteln toar
tool^l ber jgauptgrunb ber Seltenheit ber S^nUn. ®rSgere
SiKigteit ber Se^rmittel mu^ bie Selegenl^eit jum Semen ent^
fpre$enb t)ermel^ren. @^re fei brum ®utenberg, ber nml440
bie ben)eglid^en Settern für leben Snd^flaben erfanb, »eU^e
blo^ einmal in gel^öriger f^olge nebeneinanber gefegt voexhen
mfif[en, um bat)on Siaufenbe t)on 93fi($em obsubruden.
3nfoIge be8 mit ber SBerbreitung ber Sud^brudertunfl
entfle^enben 9leid^tumS an Sfid^em bilbete |td^ na($ unb
na($ unfere Stabtbibliot^et 3m 3a^re 1484 tetma^tt
Submig }um ^arabieS ber Stabt feine Sfid^er unb tl^at
fomit ben erjlen Sd&ritt jur (Srünbung ber Stabtbibliotl^et*)
Sie gebrudten Sfid^er, befonberS bie erfien Bibeln, maren
anfangs nod^ fo tofibar, ba^ man fie an Letten legte, um
S)iebjial^I }u t)erl^fiten; fp&ter fteDte man fie l^inter eifeme
®itter. 3u bem erfien fd^n)ad^en äinfange fam bie gro^e
Sfbliot^el be8 1529 aufgehobenen iBarfü^ertlojierS unb im
3al^re 1 803 no<i^ bie Sibliotl^elen ber anberen auf gel^obenen
etifter unb Älöjler.
Sebeutenbe Stiftungen }u ©unflen ber Stabtbibliotl^el
mad&ten nod& bie granffurter Dr. »eper, von »ard-
l^aufen unb Srönner, foioie brei SSerel^rer ®oet^e's,
bieiQerren aßpliud, 9lfippetl unb @euff er^elb, bttr$
bie in ber SBor^aQe aufgehellte meijierl^afte @oet^eflatue.
SBie bie @tabtbibIiot^ef ^auptfäd^lid^ auS ber Sibliot^et
beS 99arffi|erfIojieri$ ^ert)orging, fo mürbe fie aud^ lange
3eit bort aufbemal^rt @r{i na($ ber 98ieberl^et{leQung ber
*) ©ie fam aber erft 1527 in ben »efi4 ber etabt. 3m go^re
1510 fd^enlte ber j^od^gebilbete 3<^^o( geller eine Seifleuer Don
50 Bulben, ^iefe MSflatSbüd^erei" n)urbe juerft im 9fömet aufbewa^,
erfl 1640 !am eine Bereinigung mit ber 8arfü(erbi(liotl^! )ufkii^
^ulen unb oertoanbte aCnflatten. 107
Scttflftttblgfcit hex Stabt (1815) nmrbe bct 5ßlatt gefaxt,
ein eigenes ®ebftube bafflt ju errid^ten. 60 entflanb benn
1820-1825 ble prdd&tiöe ,,StabtbibHot^e!" am Dbermaltu
tl^t mit ber Snfd^rift: Studiis libertati reddita civitas,
b. 1^. bie ber ^ei^eit »iebetgegebene @tabt (^at biefed ^uS)
ben Stubien (gemibmet). ^ gutem Satein mfi^te na($ bem
$^tlofop^en @d^open]^auer (ber lange 3^1 auf ber @(^önen
SluSftd^t in bem burd^ eine 2)enftafel beieid^neten ^aufe
mol&nte) bie Snfd&rift lauten: Litteris recuperata liber-
tate civitas.
9Bieber^ott ging man mit bem Pane um, in ^anlfurt
aud^ eine j^od^fd^ute ju errid^ten. 6d^on 1384 taud^te
wrübergel&enb ber 5pian auf, bie 5Parifer Unit)eriitdt l^ier^er
ju verlegen. Sobann fprad^ man abermals t)on @rrid^tung
einer iQod^fd^ute in ^ranlfurt }ur QAt ber 9leformation
(um 1540), femer 1812 unb 1867. 2lm 9.9floDember 1812
l^atte ber ^firfl $rimaS bereits eine mebijinifd^e galultSt
eröffnen laffen, bod^ ging biefe fogenannte JtarlSfd^uIe im
folgenben S^^l^re mieber ein, unb nur bie Se^rflfil^te ffir
Sotanil, 3ooto0^^f SRineratogie unb Slnatomie
am ®end(enbergifd^en @tift flnb nod^ fibrig geblieben. JtriegS«
unrul^en liefen bie Pdne t)on 1540 unb 1812 nid^t jur
@ntn)id(elung lommen.
S)urd^ biefe miffenf d^aftlid^en unb lünflterifd^en 9ln{latten
unb il^re reid^en Sammlungen ifl bem Streben nad^ geijiiger
gortbilbung reid^lid^ 9la^rung geboten, mie benn aud^ bie
t)ielen l^ier erfd^einenben 3^itungen, mie jur iBelanntmad^ung
ber 2;ageSereigniffe, fo aud^ jur SSerbreitung von ^Vflm^
fd^aft unb Aunji nid^t menig beitragen.
V.
3u aQen 3^ten ^at ed 9lot unb Seiben man($erlei äirt
gegeben, unb fo gab eS benn aud^ immer gute, mitleibige
Seelen, bie ft($ beflrebten, bie 9lot il^rer 9Ritmenf($en }u
linbem ober gau} }U lieben. ^ gebilbeter bie 9Renf($en
{tnb, bejb jidrler tritt biefed eble 6treben nad^ Sinberung
ber 5Rot ^exvox. 9Bie ha& S^riflentum nun fiberl^aupt bie
SRenfd^en auf eine t)iel l^öl^ere Stufe ber ®eftttung l^ob,
fo l^at es aud^ tnele SBol^Itl^ätigfeitS-älnflalten l^eroorgemfen,
gemäg bem Seifpiele feinei^ @tifteri^, ber fl^ ja gan^ be^
fonberi^ ber Slrmen unb 93erlaf[enen annahm. 3unci#
mürbe burd^ bie Aird^e bie aßilbtl^&tigleit ber @in}elnen
beförbert, inbem fie \>a& äHmofengeben }u ben oomel^mflen
guten SGBerlen i&^lU.*) ^ann aber maren bie Alöfler neben
ben Slnbad^tSfibungen aud^ gan} befonberS auf Sßerle ber
S9arml^er}igleit l^ingemiefen. S)aS reid^e 2)eutfd^orbenSl^au8
lie^ nod^ bis ium Sa^re 1609 i&^rlid^ mel^rere jgunbert
SRalter Aorn ju iBrot für bie Slrmen oerbadten. SiS 1428
mar bie äirmenpflege in f^ranffurt audfd^Iieglid^ eine Sln^
gelegenl^eit ber Aird^e. 9Bie nod^ je^t, fo mürben befonberS
*) @o entflanben viele Stiftungen, meifl augbrfldKid^ iwc ffUttm^
ber ©eele ber Stifter, al§ „Seelgerette".
aBol^ltl^Stifi!eit0«»nfUitten unb ffiop^Stet. 109
attd& frfil^er beim (Sottegbienfl in bcti Älr^cn Santttttungen
tum Scjlctt ber armen t)erattftaltet, au(5 an anbem Dcten^
j. 33. unter bem einen 33rü(Ienturm, Dpferjtöde aufgefiettt.
äSon 1428 an mürbe bie Slrmenpflege nad^ unb nad^ aud^
jiabtifd&e Slngelegen^eit. . S)enn in biefem Sa^re t)ermdd6te
ber Slrjt unb ®eijlUd&e*) Sol^ann SEBifebeber au8 Sbfiein
eine ©umme von ungefftl^r 3200 @ulben**) ju einem
emigen Sllmofen, mel^e @umme bur($ ein befonberei^
äOmofenamt jum 8e{len ber Slrmen t)ermattet merben foQte.
SHefe Stiftung mürbe jel&n Sal&re fpdter burd& Sodann
t)on JgoI}]^aufen anfe^nlidg vermehrt, unb fo entnridelte
ftd^ baraui^ ber nod^ beflel^enbe allgemeine SItmofen«
lajlen.***) 3m folgenben Sa^rl^unbert nmrbe, mie fd^on
bei ber @d^ilberung beS SinfluffeS ber 9leformation er-
m&^nt ifl, baS äSermögen bedfelben fe^r t)ergrS|ert, unb
bamafö (1530) fam aud^ ber ledige 9tame auf. 9teben
biefer aOgemeinen SBop^&tigteiti^-älnjialt entflanben im
Saufe ber 3^t ^^ ^^^ SUmofenfaflen ber einjelnen jton^
fefflonen, unb fo gibt eS ie^t nod^ bie SKmofen^älnftalten
ber fot^olifd^en (feit 1593, vom S>ed^anten an ber Sartl^o^
lomäuStird^e Sol^annei^ Steinme^, genannt Latomus, bem
*) ^ie är^te im SRittelaltet toattn, tote aud^ bie anbeten
n)if{enf(i^aftlid^ (S^ebilbeten, faft alle auiS bem geiffclid^en @tanbe f^tt-
vorgegangen, gol^ann Sßifebebet nannte fid^ „SReiffcer in ben fielen
freien fünften unb Seigrer ber Arznei".
**) damaliger SBert! ge^t n)ürbe eiS eine Ibei weitem größere,
minbefienS bie ^»ölffac^e Summe betragen.
***) Sfrül^ fagte man fur^ «bie Sllmofe" ober „bie ^Imofe p
@t. 9li!olauS", n)eil nämlic^ bie @penben in ber Slüolaüird^e verteilt
p n)erben pflegten. 3lo(i^ big 1570 n)urbe bort ba0 „^rmenbrot"
auggeteilt, (^elegentlid^e Sllmofen würben aud^ in faft allen anberen
^rd^en gefpenbei
110 IPttmitigTrHII TfiPnnfi mtßb WV ^rr
26rtT«n^ ^'^ ctpc» fjtcuurttnfr tt^toitu^ flcitiftcij, o^
bentfd^ ititb frat^fd^^efonmertfit (fett 1570), ber ntäier^
Unbifd^ (feU 1585), ber oberUiibtfd^ (fett 1753), ber
titt^fd^ (feit 1828) ntb ber iSradtttfd^ (Bemetnbe
(feU 1845).
Sbt^ biefen, be« aOgemetaeit 3n>edeit ber Sßo^Ul^glett
genribmeten Sn^^olteit gibt ts^ nun nod^ befonbere f&r ein«
lelne Seiben nnb Stdte. S)aS ftnb bie 6pitdler für
jtronte, bie SerforgnngiS^Snflalten f&r SDte nnb
ed^nNi^e, bie SSaifen^Snflalten/ bie Slinben::,
3:aub^ummen« unb grren^Snflalt. SHefe ftnb
SffentUd^ Snßalten; neben i^nen befle^ nod^ eine gro^e
3a^ iMm $rinatßiftungen, fobag ^ontfnrt in Sn«
betrod^ feiner SBoJ^tt^otigfeit f^r 1^ nnter ben beutfd^en
6t&bten bafle^t Setrad^ten nnr nun bie (Sntße^g unb
^tnridebtng ber genannten älnftotten etnxiS genauer.
Sn 6|ntaiem sal^lt ^anlfurt ie|t bai» ^iggeiflfpital,
(Sangeflra^), au($ ^embenfpital genannt, n)eit e8 befonberS
aud^ 9Ud^tbfirger aufnimmt, baS Sendenbergifd^e 6tift ober
Silrgerfpital, baS Stod^fpital in 6ad^fen^fen für ox^^
ftedenbe jtrant^eiten, ba§ S^rifi'fd^e Ainbertranlenl^auS in
ber 3:^eobaIb{lra^e unb baS i§raelitif($e Spital an ber
AönigSmatterftra^e. Sauge befa^ bie iSraelitifd^e @emeinbe
lein 6pital fflr @in^eimifd^e. Senebift @[iaS SRaaS grünbete
1738 eine auf gegenfeitige jgfilfe bered^nete Aranlenlaffe
für lebige aRftnuer, ber fld^ 1761 aud^ eine grauenhanfen*
foff^ }ugefeDte. S)od^ l^atte man fflr bie Aranfen nur ge«
mietete 9läumUd^Ieiten }ur SSerfflgung. @rfl 1829 entflanb
burd^ bie Sd^enfung ber Stot^fd^ilbf d^en f^amiUe baS Jtranlen«
l^auS an ber 9%e^neigraben{lra^e. 2)em bei ber großen
3una^me ber Seioöllerung immer ffll^lbareren SDtangel eines
mom^^^^^tiftalim utib »ol^il^fttet. 111
allgemeinen ftftbtifd^en Aranfen^anfeS fott ein ptoieltierter
grogartiger 9leul&an in @ad^fen^anfen — in Serbintmng
mit @rri($tnng eines neuen SlattemfpitalS — Sttl^filfe
geto&l^ren.
S>er 9lame beS ^iliggeiflfpitals fommt t)on bem Orben
^er, ben ein aßagifier ®uibo in SRontpettier }u @nbe beS
12. Sa^rl^unberti^ ffir bie Pflege armer Aranfen fUftete
nnb ju @^ren beS ^eiligen ©eifteisi benannt. S)aiS ^ant
fnrter Spital pxm l^eiligen ®ei{le n)irb jum erfien SRoIe
1267 txvoS^nt S)ag eS iebo($ fd^on lange t)or biefer 3^t^
beftanb, ifl als fidler anjunel^men; eS mirb n&mU$ f($on
lur} nad^l^er in einer Urtunbe baS alte Spital genannt;
2)ie erjien 6pit&Ier l^atten aber nid^t blog bie Aranlenpflege
}um 3^^^/ fonbern {te t)ertraten au($ bie iperbergen unb
®aft6äufer. 6o finben {td^ no($ in ber Sd^ioeis an ben
ällpenfibergängen ©afil^äufer^ bie ben 9lamen Spital ober
jgofpij ffil^ren, fo baS jgofpi} auf bem @t. ®ottl^arb, baS
„^fpitar am nörblid^en guge beSfelben, morauS ie|t boft
S)orf igofpentl^al geworben ifl^ baS ®rimf ell^ofpis , baS
ißofpij auf bem St. Seml^arb 2C*) SBie biefe l^eute nod^,
fo l^atten bie erflen ^ranffurter Spit&ter bamals au$ ben
Stoed, 9teifenbe, befonberS SBaQfal^rer, ju bel^erbergen, jebod^
nur je eine 9lad^L Später gab e8 inbeS mel^rere eigens
ffir piger befUmmte Spitftler, bie ben Flamen @Ienben^
l^erbergen**) führten.***) ©ag ba« ißeiliggeiflfpital ben
*) ÜHod^ ^eutsutage toetben in biefen ftof)>^ amie 9ieifenbe
unentgeltlid^ oerpffegi
**) ®lenb l^ei^t urfprüngli^ fomel als „in ber S^embe".
***) ^ierl^ev gel^ört jebenf aUS aud^ bad fogenannte jtompollell an ber
^rebigerfha^e. ^iefed biente l^öd^ll »ol^rfd^einlid^ jur 8el^er(ergung ber
$Uger, bie nad^ San Jago de Compostella in @|)anien raaUfa^eten.
112 So^tt^atH^itd-'^nflaUen unb SBo^tt^atec
9tamm ^embenffntol fül^rt^ beutet banntf ^in, bog aud^
biefei^ frü^ burd^reifenben ^emben oU ^berge gäiestt
ffobe. SS l^atte nimlid^ 1315 eine befonbece 6ttftttit0 jur
Beherbergung armer 9leifenber iugen)enbet betommen. SbtS
ber ]^erbur($ enoad^fenben SSerpfKd^tung )ur S&^o^ge für
S>urd^reifenbe entnndette fU^ bann nad^ ber Deformation,
im 0egei(fa^ ju bem für bie Sebürfniffe ber SxmtK^
Sürger forgenben allgemeinen SUmof enlaften, für baS ioeilig»
geiftfpital eine gleid^e SSerpflid^tung für ^embe, SKd^tDer-
bürgerte. Um 1452 mürbe bai^ nme (Etenbenfpital^ bie
9Rartl^a'iQerberge an ber 6telle ber ie|igen iton^ler^
Pad^e eingerid^tet äHi^ infolge ber Sieformation bie
$ilger}üge aufhörten, oerioanbelte man e8 (um 1545) in
ein S^fjf^auS, fpäter in eine äBad^e unb ®ef&ngni8. — SoS
ißeiliggeiftfpital befanb fid^ früher am SRain, ba mo boS
®ei{ipf5rtd^en unS nod^ feinen Flamen bemal^rt 3m ^^t
1813 oertaufte ber Sro^^erjog oon ^anlfurt, ber Surft
^maS, bem Spitale ba§ ^S>eutfd^e ^vä". S>od^ mn^t
er f^ranlfurt oerlaffen^ e^e bie ©ad^e mirKid^ luflanbe
lam. ^m ^a^xe 1839 nmrbe baS je^ige prad^tooQe ®e«
b&ube an ber Sangeftra^e ooQenbet 3u feiner befonberen
Sterbe gereid^en bie am Eingänge befinblid^en beiben 6tatuen,
bie ®efunbl^eit unb Aranl^eit barfteOenb. — 3n @ad^fen^
Raufen befanben fid^ in früherer Seit Spit&ler am 2)eutfd^
ißauS unb an ber S>reiianigS{ird^e. S)ad 6pttalgeb&ube beS
S)eutfd^en jgaufei^ befielt nod^ (red^tS neben ber Aird^e);
es mar aud^ jugleidg ^frfinbner^auS, in baS — mie aud^
beim ^eiliggciflfpital — loo^l^abenbe Seute fld& burd& SBer^
fd^reibung befiimmter Summen SSerpflegung für Sebjeiten
(eine ^Pfrünbe, oon praebenda -- baS ju ©emfil^renbe, l^er-
geleitet) erlauften. S>aS @pital an ber S)rei!önigS{ird^e
Sßol^ltl^ätidfeitö'^nftatten unb SBol^lt^ater. 113
tDiirbe 1452 nad^ über l^unbettid^rigem Seßanbe mit betn
jQeUiggeiflfpitat t)ereimgt. 3^ ertoäl^nen ifl ^ier tiod^, bag
au($ mit ber Aat^atinentird^e ein @pital unb ^ftfinbner^
^au^ t)erbunben war. — S)a8 „Stift" ober »^Sürgerfpital"
(meil e« ndmlid^ nur l^iefigc »ürfler aufnel^men follte)
rourbe erjl t)or einem 3al&r^unbert (1763) geftiftet unb 1 779
eingeweiht, ©ein ©tifter ijl ber Slrjt aso^ann ©l&riflian
©endenberg. @r beftimmte ni($t aDein fein gan}ei$ SBer^^
mögen }ur @rttnbung bed mebijinifd^en ^nftituteS
(in SBerbinbung mit bem botanifd^en ©arten, ber älnatomie
unb ber Sibtiot^e!) unb beS SflrgerfpitaU, fonbem
er l^atte aud^ felbft ein aufmertfamed Sluge barauf, ba^
aUt& red^t gut audgefü^rt n)urbe. Seiber fanb ber xoo^U
moQenbe SRann l^ierbei feinen 3::ob. @r üflr}te t)on einem
©erüfte l^erob unb ftarb 1772 an ben folgen ber aSerle|ung.
©ein ®rab befinbet fid^ im botanifd^en ©arten. S)ie ©tabt
eierte fein äinbenten burd^ bie am l^unbertjäl^rigen ©tiftungS-
tag (1863) erfolgte ©rrid^tung eine» S)en!mate in ber
@fd^enl^eimer Einlage unb baburd^, ba^ fie }mei ©trafen
nad^ feinem Flamen unb feiner ©tiftung benannte, n&mlid^
bie ©endfenbergjira^e unb bie ©tiftiSftra^e.*) — 2ßa8 er
ffir bie SBiffenfd^aft geplant unb begonnen, baS fe^te bie
nad^ il^m benannte ,,©end(enbergifd^e naturforfd^enbe ©e?
fellfd&aft" fort, unb fo entflanb unter i^rer Seitung 1820
aud^ baS naturl^ifiorifd^e 9Rufeum.
9BaS ]^eut}utage baS 9tod^u^fpitaI, bai^ mar im
SRittelalter bai^ iQofpital ber guten Seute, mooon
nod^ ber ©utleutl^of ben ^amen ffl^rt @S merben nod^
*) Sediere l^ieft frül^er „j^intet ber @d^Ummett*SKauet" nadj einem
3ft(xm 9lamenS ^d^limm, ber bort einen (Sarten befa(.
8
114 <|Bf y f yf T i ^ f» Tt«Mfn f ^* (t fif Mab TPiMHH^i
tioei dinier ber guten Sente^ an ber alte« 9Rttin}er' mib
Socfen^mer Strafe enod^nt SHefe gc^diten jebod^ nur
pi bem ^Bemtogen bed eigentlich epitab. 2>iefei( befanb
fu!^ non Snfong an anf ber SteOe bed je|tgen @ntlent^fed,
loQ a(fo ganj im %tneü, bamit bie anjtedung Dermieben
mfirbe. 3n bietet 6pital nntrben bie anftfätigen (mit einer
^M^ onfledenben ipanttrant^ Se^ftete) aufgenommen.
3nr SBerfd^affung i^red Sebendnnter^atted ertaubte man
i^nen, mal bad Sermögen bed Gpüaü nid^ audreid^te, }u
betteln. S^uxft bnrften n^ aDe jum Settel in bie 6t(ü)t
tommen mit Xndno^me ber SteBjeit 6p5ter gemattete man
biefei^ Setteln aber nur an ganj beftimmten Orten, bamit
jeber nm^e, mo i^m 9[udfä|ige begegnen fönnten. 2Hefe
Orte nniren ber Settelbrunnen bei 6ad^en^aufen an ber
Off enbad^er Sanbfha^e unb ber @rinbbmnnen, meld^ leben^:
faDd aud^ Don ben 9(ui$fä|tgen ben Flamen fyxt. 3m 3a^r 1477
nmrbe nod^ geflattet, ba§ fte auf Aarfreitag nier and i^rer
9Ritte auf bie 9Rainbrfi(!e }um äHmofenfammeln fd^idten.
@ie trugen SRai^Ien t)or bem ©efld^t, bamit ftd^ niemanb
bei i^rem 9(nbU(!e entfette, unb l^ielten ben Sorflberge^enben
an langen Stangen eine 99fid^f e ^in^ in bie man bai^ äHmofen
legte, ©eit bem 3al^rc 1531 l^örte bag ißofpital ber guten
Seute auf, weit ber Sftat ba« »etteln nid^t me^r litt, »i«
ba^in n)ar überhaupt baS betteln gan} unbefd^r&nlt be^
trieben tDorben. S)ie ^tler }ogen oft in ©d^aren in ber
©tabt um^er, fd^Iugen fid& fogar Sretterl&ütten auf bem
Siebfrauenberge auf. S)er Stat raupte fid& mand&mal nur
baburd^ ju l^clfen, bafe er bie Settlerfd^aren in bie Sd&üppen-
gaffe trieb, bie begroegen aud& ,,®eilergaffe" (Settlergaffe)
genannt würbe. 3)ag aSermögen beg ©pitafe fam in ben
Sefi^ be^ ällmof entaftend ; nur u)urbe baS ®ut oerlauft.
Sßx>l^lt^ätig!eitg''^n1laltm unb Sßol^lt^ev. 115
®& ging burd^ t)erfd^iebeite ^ätibe, bi^ ei^ }ule|t mm äSaifen^
f)au& erworben tourbe^ bent eS nod^ gel^ört. SSaJ^rUd^ gute
Seute muffen t» gen^efen fein, bie ftd^ biefer UnglfidUd^en,
mit benen fonjl niemanb t)erfel^rte, liebet)ott annal^men.*)
SHe älui^fa^franl^eit ifi bei uni^ aQmäl^Kd^ erlof($en, unb
für bie in unferer Qdt nod^ Dorlommenben anfiedenben
ipauttranf^eiten (flattern ac.) ift baS Slod^uSfpital
(gegrünbet 1844) bered^net. S)er SRame weift auf ©t. 3lod6u8
l^in, ber fid6 nad^ ber Segenbe ber Derlaffenften Äranfen
angenommen ^aben foQ. ^ttr ^efllranle beftanb in
früheren 3^^^^^ ^^^ ^z^xUnjfyau^, audg SBtatternl^auS ge^^
nannt, 1492 in ber M^e beS jjefeigen SCBaifenl&aufeS auf^
geführt. ÜRit bem SSerfd^minben ber 5Pejifranf^eit ^örte
aud^ bie Seftimmung bei^ betreffenben ^aufeS aU Spital
auf. — SGBie eS jefet allerlei Snflitute jur Äranf enpflege gibt
(barml^erjige ©d^meftern unb Srfiber, ©iafoniffen 2C.)/ fo
gab e« in früheren Sa^ri^unberten ju Diefem S^tdt bt^
fonberS bie 9ed(arben unb Seginen. @ie mol^nten in
ben fogenannten „®otted^äufern" aud^ „@inungen" genannt;
baS maren !(öfierUd^ eingerid^tete Käufer, bod^ o^ne jtird^e.
S)ie ^amen jiammen mal^rfd^einlid^ t)on bem nieberlänbifd^en
5ßriefter Lambertus de Begues, ber im Saläre 1180 ju
Sfittid^ eine fold^e äinftalt ins Seben rief. S>ie Seginen^
l^dufer waren nebenbei eine Slrt grauen=aSerforgung8^aufer.
3n einem berfelben würbe aud^ bie weiblid^e S^genb untere
rid^tet. S)iei$ war bie 9%ofenberger @inung, weld^e nod^
bem Flamen nad^ als SRäbd^enfd^ule fortbefie^t. @S gab in
granffurt attein 67 »eginen^dufer unb je eine» in Dberrab
*) ^0^ »etftanb man eißentlidj unter ben „guten Scuten" bie
»uiSfä^igen felbffc.
8*
11^
tfixti olM ^jt MXim tnga, n0 nter boR 9taiiini
^iKiai*e^ brfasst £tf gnmnffm 6aMcmi4>ftem (orten
bft bft ^BctbttüMMQ DfT flftonutsM btib 901 onf.
9« i(^«$u«K iNir im in gaat attea 3^ ^ ^
atmm Ittmbn: gnorgt."'« £te axvoi Satiatniber «mrben
etn im deiüggritt^imal smfcjffrra^: tndter baea fie lamr
mttr tötvetü^ (Sefnabe ober seiftig fe^ jtranfe — unter
Serfoec^. ^ 3^< ^^«^^ vnrbe niaUd^, inm Zeil mit
ben äRittfln, bie ein Srft Dr. ^aztnunm Srper*^) ^ge-
geben, eine SnMt gegrfinbet, in meU^ Saifen, Srme
nnb etrfiilinge aufgenommen nmrben, bie olf {ngleiii^
9Sai)tn^, Srmen^ unb Jtorreftioni&^and mar. & tarn an
bie 6teUe bed fc^n ermäßen $eflUen}^fed in teilmeife
tun gebaute 9lanme. grft 1810 UfU man biefe unnotfir-
ii^t ^Bereinigung ; ed entflaub )e|t bo^ Saifen^aud,
mit bem jebod^ uod^ bie äkrpflegung alter £eute t>erbnnben
blieb, bi^ bai» Serforgungd^aud***) entfknb. S)iefe^
nmrbe in bem iQungerja^re 1816 auf ftabtifd^ jtoften ein^
*) X^ loirb fc^on aus römifc^er 3^ htsti^Ut, ba| ^aifer
%va\an ein Saifen^ous für 5000 ^inber gegrünbet §abe.
**) 9(u(^ bet 6tabtf(^uCt^eiB So^tm Sc^iotnb, genannt von (Sber«
l^avb, unb ber Slec^ti^elel^rte Dr. Drtl^ machten (ebeutenbe gefonbert
SU t>ern>altenbe Stiftungen ju fünften bet SSaifen.
*♦*) 2)en 3n)etf ber SBaifen« unb SetfotgungSl^aufer fottten frü^
bie Älöfler unb ©pitäler etfütten. 3ttä etfle Stiftung jur Schaffung
einev 3uf[ucl^tgftätte für SCrme unb mit erf^eint bie 1522 burc^ ben
Xuc^^änbler gaf ob IpeUer gefd^e^ene. S)iefer für bie bamalige 3eit j^od^«
gebilbete 9Rann, ber 9. ». aud^ bie Stabtbibliotl^e! bebad^te, ftiftete bie
erfte äBärmeftube, nämlid^ ein $auS, baS oom !Rot)ember big in ben
Sebruar gel^eijt n)erben foUte, ,,bamit ftd^ bag arme S3ol! am ^age barin
mttrmen nUJge.'' (Srft neuerbingd ifi biefer ©ebattfe »ieber aufgelebt.
äBo^lt^tigfeitg^^nftalten unb fßo^It^äter. 117
gerid^tct unb 1817 bcjogen. ®er ic^ige ft^^öne Sau tourbe
im Saläre 1824, na#em ber eble Sttrger ^einriiä^ aKpItu»
45 000 ©ulbctt bafür mxmaä)t ^attc, erratet, ©ein bc^
bcutcttbeS aSermögctt Derbanft ba8 SScrforgungä^auS tefto^
mentarifd&en Suwcnbungen, in erftcr Sinie ber be8 grcil^errn
Subroig t)on SBicf cn^üttcn (über 800 000 aRarf betragenb).
2)a^ je^t no($ gatt} nal^e beifammen äSaifenl^auS^ SSerfor-
gungSl^auS unb 3w(3^t^au§ fi(ä^ befinben, ift atö golge ber
frttl^ercn SScretnigung anjufel^cn. 3laä) bcm Sranbc bci^ ^au
fcnl^aufcg (1865) ^ai man bic SBatfcnfinbcr na(ä^ au^en in
gamilienpflegc gegeben, befonberi^ naä) ßi($ in ber SBetterau.
— 3n neuerer S^it ift au(ä^ ein eigene^ ©pital für Äinber,
ba8 6l^riji'f(ä^e Äinberfranfen^^^ i^i^ß^ Sl^eobalb^
ftra^e entftanben. ®er Slrjt Dr. 3;^eobalb ß^riji gab teilweife
bie aJlittel baju. ^aä) feinem SSornamen mürbe bie Sl^eobalb^
ftrafee benannt. — 3n neuerer ^At l^at fi($ bie gti^tH^
t)on 9lot^f(ä^iIb burd^ mo^lt^ätige Stiftungen um granffurt
fe^r Derbient gema($t. 83efonber8 erwdl^nenämert finb: baä
6Iementinen::9Räb($enfpitaI am Sanbmel^rmeg bei
Som^eim, 1875 erbaut, bie@eorgine ©ara t)on Stotl^
fd^ilb'f(ä^e ©tiftung für erf raufte frembe Sfraeliten
am Sftöberbergmeg, 1877 DoHenbet, unb bie 1878 erfolgte
©tiftung t)onl25 000 gjlarf für n)eibli(3^e §ülf2bebürftige
(Freifrau ß^arlotte t), 9iotM<ä&ilt>'f<ä&e ©tiftung).
9(nftalten für SBIinbe unb ^aubftumme fannte man
frül^er ni(3^t. ®iefe armen Äinber mud&fen faft ol^ne Unter-
ri(3^t l^eran unb tonnten fpäter nur il^ren 9Jlitmenfd&en atö
©etiler jur Saft fallen. S)a erbarmte fi(ä^ ein SBol^ltl^ater,
Submig Äofel*) ber armen Slaubftummen unb grünbete im
*) 3la^ if^m ift bie ^ofelftta^e benannt.
118 Sol^attd!eU!S*«itflaItm unb Sottt^cc
3al^e 1827 bie Xaubfhtmmenanflalt ((Edenl^eimet Sattle
flra^e), in toeU^er biefe armen fttnber nid^t nur in ollem
untertid^tet metben, fonbem fogar fpred^en lernen. 9>urd^
bie beiben ^antfurter WtylxM unb Senfferl^elb entfionb
ber SSerein für ben Sau einei^ neuen ^oufei^ nnb ben Sn^
!auf eine« @arteni^. @eit 1861 ifl bie Xoubffatmmenanflalt in
flSbtifd^e SSern)aItung fibergegangen. — SHe Slinbenanflalt
ift eine Sd^öpfung ber ^ier im 3a^re 1816 gegrflnbeten
polpted^nifd^en ©efeüfd^aft. S)od^ |at Aofel aud^ hierauf
eingemirft. @ie beflnbet ftd^ ]e|t in bem fcl^önen nemn
iQaufe in ber Slblerflpd^tflra^. 9)ie S^glinge lernen nid^t
nur mie anbere Äinber lefen, fd^reiben ic, fonbem aud^
befonberä SRuflf unb Iflnftlidje ^nbarbeiten. — gttr bie (gr«
jiel^ung t)ern)al^rlofter ^nber befielet feit 1846 ber $eflalo}si^
SSerein. — ^ier^er gel^ören aud& nod^ bie ÄleinRnberf d^len :
bie in ©ad^fen^aufen (feit 1832), bie an ber ^eterUfird^e
(feit 1833) unb bie 3KptiuSfd^ule (feit 1846), ferner bie
grauender einiSfd^ule, metd&e 1815 jur ©rjie^ng armer
9R&bd^en gegrfinbet mürbe. S)er ^auenverein felbfi ent^^
{tanb 1813 jur SRilberung beiS @lenbej$, bai^ ber ftrieg
gegen f$ranlrei($ im ®efo(ge l^atte.
©d^liefelid^ ift nod^ beiJ Srren^aufe« ju gebenlen,
wo bie ®eifte2franfen mol^I üermal^rt, t)erpftegt unb menn
möglid^ mieber l^ergefteOt merben. ®egen biefe Slrmen
mürbe frft^er mel geffinbtgt. Salb erllfirte man fie als
vom 3;euf el 83ef effene, balb al8 aSerbred^er.*) 3n atten gdtten
*) 1498 befd^Iofi ber 3flat, einen geifteSlranten ^tdaier, ben
©d^öffen ^acoh ©eud^, ^u feiner Teilung in ein auiln)ärHged Itlofter
gu bringen, ober ftatt beffen »on bort einen ^riefter lommcn ju laffen,
n)elcl^er ben Uranien untetfud^en unb ftd^ barüber oudfpred^en foUte,
ob beffen S^Pönb oon einem böfen ©eifte IJerrülJre. SKit ben 6pitftlem
Bo^lt§ätigleit0»9ln{lalten unb äBo^ltl^ätev. 119
tourben flc tnifel^attbelt unb eingefperrt. Später (um 1649)
f amen fie in bag Äajlen|ofpital, ba8 eine Qzxt lang „%o%:
l^auS" l^iefe, wie aud^ bie ©trafee „a;oIl9affe". ^uxä) rQi($s
liiä^e Seiträge, befonber» bie ©(ä^enlung t)on 100 000 ©ulben
buriä^ greil^errn Subwig von SBiefen^ütten (beffen 2)enfmal
t)or bem ©aHu^t^ore) unb 46 000 ©ulben freiwillige JBei^
trage feiten» ber SBürger würbe enblid^ ber Sau be8 neuen
Srrenl^aufei^ am Slffenftein ermögli(ä^t. 2)ie ©runbjieinlegung
fanb 1861, bie ®röffnung 1863 jiatt.
Slufeer ben genannten beflnben fi(3^ l^ier noä) Diele mol^t
t^ätige Slnftalten: bie ^ied'^^t Stiftung (gegrünbet 1816),
bie Dr. Saper^e Stiftung (^o^rafee 15), bie v. ©uaita^
Stiftung (5fteue SRainjerftrafee), ba8 f(3^6ne 2)ia!oniffenl^au8
an ber 6f(ä^er2l^eimer ßanbftra^e (feit 1875) mit bem
Sd^mibborn'fd&en unb Slüder'fd&en Sie($enlöaufe, bai^ ^au8
ber barml^erjigen Srüber an bem unteren Sl^emer, ba8
^au8 ber barml^erjigen S(3^n)ejiern (SRittelmeg 16), ba8
S(ä&n)eftern^au8 Set^anien (SKittelmeg 30), ba8 Äranfen-
pflegerinnen^Snftitut (Äönigöroarterlirafee 16). ©anfbare
@rn)ä^nung ^erbienen aud^ no($ eine bebeutenbe älnja^l
wn l^iefigen Slrjten errid&tete ^ßriuatl^eUanftalten, in benen
airme unentgeltli(ä6 bel^anbelt werben, j. 83. bie Slrmenflinil
(SReifengaffe), bie Slugen^eilanftalt (Sltteri^eiligenftrafee), bie
Dr. Steffan'fd&e unb bie Dr. Sarrf($e Älinif für Slugen::
Iranfe unb bie grofee Dr. a3o(Jenl^eimer*f(ä&e (3^irurgif(3^e
Älinif an ber ©u^forojirafee. ®ie SBo^lt^ätigfeit behüte
waren gewöl^nlicl^ „(Sefängniffe" für (Seifte§Iran!e t)erbunben, joeld^e
oon ben 3lngel^örigen biefcr Firmen gemietet werben lonnten. ©r*
fd^üttemb ftnb bie ©d^ilberungen über ben S^P^*"^ ^^ mittelalters
lid^en ©efängniffe iJranJfurtä.
130 Ss^blitigfrhMbtWseB m£b W ^ *^ "
fi4 fo0tr cobS bie Ziere ani, mb fo befte^ fett 1841
ber fo etfris imb erfolgreid^ viifesbe Serem paa €<i^u|e
ber 23ere.
9Ser nul^ an ,,äie6e imb 3:reiie' nxter ben Stenfd^
glaubt, ber ge^ ^ imb belroil^ n4 bie in neuerer
3^t entflanbenen groBartigen unb jnedentfpred^enben
6|ntale unb 6tiftungSgebänbe. Sie {dunen i^u uieSeid^t
belegen.
VL
$infiatUn.
SBa^retib granffurt fl(ä^ jc|t mit ©tolj eine ^anbeU^
ft a b t nennt, galt in f rfil^eren 3^ten ber ^anbel als ettDaS
Unelrenl^aftei^ ; ber etfte Aleinl^anbel n)utbe burcl^ Seib«
eigene betrieben, bie ©elbgefd^dfte, t)otnel^mli(3^ ba8 ©elblei!^«
gef d^äf t burd^ bie f ogenannten 6:on)ertfd^en (aus @a|or8
in granlreid^), burd^ Sombarben unb burd^ Suben.
9tur ben ©rogl^anbel, }unä($ft mit i|ren eigenen SanbeS^^
erjeugniffen, wußten fi^ bie üomel^men Stttbürger ju be^
xocäftm. 2)od^ anberte fld^ bie Sage beS ©elb^anbelS balb
fo, ba^ ;. SB. baS SBed^felgefd^äft ben f^remben verboten
unb nur burc^ Bürger betrieben würbe. S)ie Sebentung
bes f^rantfurter ^nbels xou^& fel^r fd^neU, fobajs iQanS
©ad&8 granffurt „bie SRutter aller Äaufmannägewerb"
nennt, ©d^on im 15. ga^r^unbert nennt 8lenea2 ©pfoiu»
(fpdter ^apft pu^ IL) granffurt M» ^i be» aSerle^r«
jwifd^en Ober* unb SRieberbentfd^lanb", unb Ä8nig gtanj I.
t)on granfreid^ (1519) ,,bie berü^mtefte iganbefepabt fajl
ber ganjen SBBelt." S)iefe feine frühere unb jefeige SBebeu«
tung üerbanft granffurt, aufeer feiner gün|iigen Sage,
1 22 Steffen unb Setfe^«9n^alieiu
l^auptfäd^It^ feinen beiben äReffen.*) 5E)iefe gel^drten }U
ben ^ttptm&rtten in Suro^Kt S)er 9lame äReffe bejetd^net
urfprfinglid^ bie l^auptfäd^Iid^fle ^rm ber latl^olifd^en @otteiS^
Derel^rung. (Sine biefer tird^Iid^en äReffen ^atte eine gans
befonbere Sebentung. gebe Aird^e vouxhe ndmlid^ ju IS^ren
einei^ Eiligen geniei^t nnb nad^ i^m benannt, fo bie Sortl^o-
lom&u^, 3lxtolai^, jtatl^arinen-, ^terS::, Seonl^arb^tird^e. ^
burd^ entfianben jiDei jäl^cßd^e %^e. S)et Sa^tei^tag ber
@inn)eil^ung n)urbe als bie ^i^wd^e, ftird^meffe, ftimteg
(Äerb) gefeiert unb baneben wnrbe ber bem betreffenben
^eiligen im ftalenber }ugeteilte ®ebdd^tnistag l^od^fefUid^
begangen. 3^ ^^^f^ ^e^en f amen bie ©laubigen tK)n aSen
Seiten l^erbeigefttömt, meil bie ^pße gewö^nlid^ ben SSe^
fttd^ern „Slbläffe" jufid&erten.**) SEBurben nun Äird^en au8
befUmmten SlfidEftd^ten ganj befonberi^ mit Sblaffen bebad^t,
fo flrömten aud^ bie Seute jal^Ireid^er bort^in. @o entflanben
bie äBallfai^rten, mie man fte nod^ je^t l^ier in ber
SUd^tung nad^ ,,38aabttrn\ ffiböftUd^ von äRiltenberg, jäl^r^
lid^ beobad^ten tann. %üx bie Dielen pfammenftrömenben
aRenfd^en mu^te mit @peifen, ©etränien 2C. geforgt merben.
SBiele SBaüfal^rer moDten audg gern i^ren Slngel^örigen ein
SInbenten mitbringen; bal^er entflanben an fold^en Orten
Suben, in benen foniol^l bie nötigen 9tal^rung8mittel, aü
aud^ ©ebetbttd^er, ^eiHgenbilber 2C verlauft mürben. 5E)ann
fanben fid^ balb {(uge Aöpfe, bie ben SSefud^ern allerlei
gerabe nid^t ju bem ^efte in SSe^iel^ung fte^enbe Sßaren
*) SCudJ Äarl V. legte granifurt loegen feiner SWeffen unb feiner
Sage befonbere äBid^tigleit bei.
**) 8iö in unfcr gal^rl^unbert l^incin würbe auf öartlJoIomSuS»
ia^ (24. 3luöufk) bie ^imfc^ale biefeS fpeiligen (fte^e Seite 71) gezeigt
unb öffentlid^ verel^rt.
Steffen unb S$et!il^d«iCnflalien. 123
uotf liierten, um il^re Äatifluft ju rcijen. auf bicfeSEBeife
ettoud^fen bic ieattbeU::a)leffen in ^tut^^lanh,
b. 1^. bie großen Wl&xHte, bie {td^ an bie l^ol^en titd^lid^en
„ aReff ctt" attf(3^Ioffett unb barutn aud^ t>on il^ttcn ben SRatnen
erhielten. 9BaS ein länblid^eS ^itd^n)ei^fefl mit feinen S3uben
im Jtleinen, ha» mar bie ftäbtifd^e SRefTe im ®ro^en. ällS
im Saläre 1239 bie liefige ©atoatorfird^^ (©omfird^O uwt^
gebaut morben mar, mürbe fie t)on neuem gemeil^t unb ju
gieren beS SlpofielS Sartl^olom&ui» benannt. 9lfö ©ebäd^tniS^
tag ber f^ranffurter Aird^meil^e mürbe bama(S ber Sonntag
t)or 3Waria Himmelfahrt (15. auguji) feftgefe^t SJon U^
terem 3;age an bi8 SRariä ®eburt (8. September) fanb
benn aud^ lange 3^it bie SReffe fiatt. 9ln biefen 2:agen
mürbe aud^ bie SReffe ein^ unb ausgeläutet, f^flr biefeS
Sauten l^at man jene %age beibel^alteU; obgleid^ bie älnfangS::
jeit ber 3Reffe eine anbere iji. SHe iperbjimeffe nimmt nun«
mel^r am äRittmod^ nad^ Sartl^olomäuStag i^ren Snfang.
®er befonbere 6d&ufe ber Äaifer trug vxA jum rafd^en
©mporfommen ber l^iepgen SRcffe bei. ©d^on im 3a|re 1240
fanbte Äaifer g^iebrid^ II. t)on SEBelfd^lanb au8 ber Stabt
einen ®unPrief, morin er aUen, meldte bie ^ieflge 9Reffe
befud^ten, feinen befonberen Sd^u^ ver^ie^. SHe aReffe
erfreute fld^ benn aud^ balb eines fo ftarfen SBefud^e«, bafe
es mflnfd^enSmert fd^ien, nod^ eine jmeite einjurid^ten. @S
gemattete ba^er neunjig Qa^re fpdter (1330) Äaifer Submig
ber SBaper ber ©tabt, eine jmeite SReffe um Djiem abju«
l^alten, ganj mit benfelben Siedeten mie bie iperbfimeffe.
®icfe jmeite SReffe l^ie§ juerft g^ftenmeffe, meil fie ganj
in bie gaftenjeit t)or Djiem fiel, aud^ mo^l im ©egenfa^
jur alten ^erbftmeffe bie neue SReff e ; je^t |ei§t fie, meil fie
fo liegt, bafe Djiem gerabe in bie SRitte fättt, Djlermef f e.
124 9Reffen unb 8er!el^8>9n{ialten.
S)er Ort, too bie ^Reffen abgel^alten würben, voax il^rem
Urfprung entfpred^enb bte ®egenb um ben S)om. 3^^
14. Sa^rl^unbcrt würbe {ebod^ burd^ bie $apfle t)erboten,
ben Sompla^, ber audg afö ^rieb^of biente, baju ju Der^^
wenben. ®r^ feit etwas über l^unbert 3a|ren barf ber
S)ompla^ wieber als ä^ertaufSpIa^ benu^t werben. Ser
^auptort ber 3)leffe fam alfo an ben ^ain, wo er bis
l^eute geblieben. S)er 9lömerberg würbe im SRittelalter
nid&t baju uerwanbt, biefer war für ben reflelmfifeigen
äSerf auf t)on @($u^waren unb gefallenen ^fd^en beftim ntt
erft 1546 werben bie erjien üJlefebuben bort aufgefd^^gen.
S)er Siebfrauenberg biente jum ^JJferbel^anbel unb ^ie§ beS«
wegen aud^ Sftoffebül^el ; fpäter würbe ber je|ige 9lo§marft
baju eingerichtet; wä^renb auf beut Siebfrauenberg aud^ 3Rt^
buben entftanben. 2)ie Strafe „unter ben neuen Är&men"
l^at oon ben iw 1 6. Qal&r^unbert bort eingerichteten „Ärdmen"
i^ren SRamen. Slufeer biefen freien ^ßla^en unb ben bo«
}wif(ä^en Uegenben ©trafeen würben aud^ mel^rere ©ebfiube
iu SRe^iweden benu^t, näntlid^ ber @aal^of, baS Seinwanb^
^auS (frai^er aud^ baS neue Aaufl^auS genannt), bie @tabt^
wage (an beren ©tette je^t baS Slrd^i^gebäube fid^ befinbet)
unb bie SRel^Iwage, ber aSraunfetö unb feit bem 15. Sa^r«
l^unbert aud^ ber Slömer. —
SHe ^auptfad^Iid^ften JpanbelSgegenft&nbe ber
granffurter SWeffen waren wollenes a;ud^, Seinwanb, 5ßf erbe,
®elb, aBein unb nad^ ©rfinbung ber SBud^brudterfunji (1440)
JBüd^er. darüber nod^ einiges SWäl^ere!
a; u d^. 2)ie SBoHenweber bilbeten frftl^er bie oome|mfle
3unft unferer ©tabt. ©ie bewol^nten aud^ bie fd^önfte
©trajse, bie 3^1 beS alten g^anffurts, nämlid^ bie ©d^ nur«
gaffe, wfld^e von bem ©d^nurren (©(^narren) ber SBeb-
Steffen unb 8etfel^3«9lnftalien. 125.
ftü^Ie i^ren gflamen erhielt. (Sielte oben in Slbf(]&nitt II.)
2lu($ in bcn SRanien SBoUgraben unb Sftal^ml^of*)
(t)on bcn fficberra^men) liegt ein SnHang an biefe 3unft.
©pdter l^anbelte g^Ätitfurt t)iel mit englifii^em Sludge. S)ie
fogenannten cnflßf(3^en „Slbenteurer" fu($ten il&ren ipanbel
mit Umfle^ung beS ^anfabunbeS birelt mit granlfurt ju
unterl^alten. 2)a roanbte fld^ bie §anfa (ber grofee norbs
beutf($e @täbtebunb }um ungefiörten ^anbeli^betrieb) flagenb
an ben Äaifer unb biefer fd^titt (1581) baflegen ein.
Seinmanb. SRod^ erinnert an ben frfi^er fo bebeu-
tenben iganbel mit Seinroanb ba8 „Seinmanbl^auS" (fübliiä^
beS 2)ome8), in meli^em frül^er ba8 Seinen jum SSerlaufe
aufgelegt mürbe.**) Qn gleid^er SBeife biente jeitmeilig bem
3Refei)erfel^r mit Xud^en ein %exl beä ©aall^ofeS, mel(i^er
2;eil beSmegen au($ baS ;,@emantl^ui^" (@emanbl^auiS) ge-
nannt mürbe. 2)er meffentUd^e Seinen- unb Slud&^anbel
^at [xä) bal^er felbft bii^ auf ben l^eutigen 3:ag nal^e bei
ber @aalgaffe unb bem äSedmarft gel^alten.
5ßferbe. 2)er granf furter ^ßferbe^anbel be8 SKitteU
alters fott ber ftärf jle in S)eulf(ä^lanb gemefen fein. Bpattt
famen bie $ferbemärfte ganj ab, erft 1862 mürben fie
mieber eingerichtet unb gehören ie^t ju ben bebeutenbften
unfereS SSaterlanbeä.
SB e i n. 2)er SBein f pielte früher eine bebeutenb größere
9io(le als je^t, mo i^n bai^ $ier Dielfad^ t)erbrangt ^at.
@r mürbe frfi^er meit ftärter angebaut, bod^ mürbe meniger
auf bie ®fite al2 auf bie SRenge beS ©emadgfenen SBert
gelegt. @elbft in ganj eben liegenben ©emartungen um
*) @o ^ie^ ein feit 1622 ftäbafd^eS ^ebftube in ber ©egenb ber
jetzigen neuen Sörfe.
**) 2)a3 Seinn)anb^au§ ift ie^t ©i^ ber Xffifenocrl^anblunden.
126 Steffen unb Set!e^rd>9Cnftalten.
grantfurt baute man SBBein. (Sic^c oben Seite 38 nnb 39).
S)er SEBein^anbel ber f^antfurter 9Ref[e bejog ftd^ aber
befonber^ auf r^einifd^e äSeine, bie in Sd^iffen ontamen.
Sd^on um 1331 tDurben eiferne Arabnen jum äBeinauiS'
(aben am SRain aufgefteOt.*) @d mürbe fe^t auf @d^t^eit
bed SBeined geJ^alten; mujste bod^ fogar oft ber Setföufer
mit einem Sd^mur bie Unoerfälfd^t^eit befr&ftigen. Stummen
(Derfälfd^ten) SBein lie^ man auf bed 9lati^ Sefe^I auf
ber Strafe aui^piejsen.**) SBeld^e Sebeutuufl ber SSSein in
f^ranlfurt ^atte, gebt aud Der früher fpridgmörtlid^en 9lebeni^'
art b^toor: 3n f^ranlfurt ift me^r SBBein in ben AeOem,
als SBaffer in ben aSrunnen.
®elb. Sranffurtd SSebeutung aU ®elb{iabt ifl fd^on
febr alt. Sd^on 1246 fott ^apfl Snnocenj IV. einen
aeSed^fel im aSetrage oon 25 000 ajlarl Silber» auf granfc
furter ftaufleute auSgefleOt ^oben, jablbar an ^nrid^
9{a»pe, ben ©egentönig oon ^riebridg II. B^i^&^^fl mugten
in ber SKeffe bie 3ablungen für abgefc^loffene ®efd^dfte
audgeglid^ merben. 9Bie nod^ jum 3:eil )e|t, fo mar
befonberi^ früher bie 9Reffe allgemeiner S^^^^^^ß^^^^^in.
9lud^ bie nod^ übli^tn SRe^gefd^ente ftnb ein SInbenlen
baran. ^rfi^er maren fte viel allgemeiner; erhielten bod^
felbft bie Beamten oon ber Stabt aWefegefd^enle. — Qax
*) Xaf)tx ber 3'lame „SBeinmarlt" für jene ®egenb.
**) 3Äit t)oHem Sfled^te t)erful^r man in früherer 3^* f^^r ftrenge
gegen bie gen)iffenIofen äJlenfd^en, n)elcl^e nm beS fd^nbben (9en)inned
n)illen bie ©efunbl^eit unb ha^ Se6en i^rer Si^itmenfci^en aufd @pie(
festen, inbem fie bie fiebeniSmittel fölfc^ten. (gtnem fß'ddtt %. 8., ber
(1571) gemaldlene ©teine in fein Brot gebaden ^atte, um mit geringeren
jbften baS oorgefd^riebene (^ttoi^i p erzielen, (ie| man ein IKalter
feines gefälfd^ten ä^el^IeiS in 8rot bacfen unb in feinem (SefftngniS
M ©peife oorfe^en, „n)orauf er nid^t me^r lange gelebt ^at."
Steffen unb Set^el^rd»9Cn{laUen. 127
SBBid&tiglcit für gtanffurt, eigene aJlfittjgerec^tigfeit ju be^
flfeen. S)ai^ aRtinjrc(i^t gel^örte ttrfprttn8Ud& betn Äaifer.
©0 bcfanb fid& au(i^ fiä^on fe^r frü^e (1194) ^ier eine
faiferlid^ß 3Wünjc. 1235 tourbe ei« Seil be« ©rtrage« bcr
^iefigctt faifexlid^en SRünje bet Stabt jur Unterftüfeung
bei^ 9Bieberbaue^ bet hamaU jetfiörten SRainbtfide gefd^entt.
9Bie Diele anbete Siedete, fo fibetlie^en abet bie Aaifet aud^
bad anfinited^t na($ unb nad^ gan) bet ®tabt.
©d^on 1340 et^ielt bet Sftat ba« 3led^t Meine ©ittet^
mfinjen (gellet) unb 1428 baS unbefc^tfinfte Sfted^t, ©ilbet::
mfinjen jebet 9ltt füt eigene 9led^nung fd^lagen ju laffen.
©olbrnfinjen bagegen n)Utben feilend bet @tabt nut w&l^tenb
bet futjen 3^t ^^n 1429—1431 in bet l&ieflgen SRünje
geptagt fonft roat biefe im Slufttage beS Aönigi^ tl^ätig,
feit 1431 abet Detpfdnbet unb jroat an bie fetten von
SBeini^betg, nadg beten äludfietben an i^te IStben, bie iQetten
uon ©ppjiein, ©rafen Don Äönigfiein. Qm Raffte 1 555 et^ielt
bie ©tabt bai^ 9lcd^t, ©olb:: unb ©ilbetmünjen iebet Stt ju
ptägen, bod& ettid^tete nod^ 1569 bet ®taf Subwig von
Stolbetg ju Aönigftein ^iet eine 9Rün}e, weld^e bid ju
feinem 2i)be (1574) in a;^ätig!eit wat unb befonbet«
Keine 9Rttnjen (Pfennige unb l&albe Sa^en), aber aud^
3;^alet unb ©olbgulben etjeugte.
aSie bie Äölnifd^en Senate im 12. unb 13. Sal^t^unbett,
fo waten gegen bai^ ®nbe beS 3)litteIaltetS unb fpatet bie
gtanffuttet Xutnofen weit unb bteit bad beliebtere ®elb.
2)o($ TOUtben l&iet ju SRejsseiten bie uctfd^iebenften ®elb^
fotten, aud^ melfad^ f($Ied^te, eingef($Ieppt unb von ben 3We^^
befud^etn in beten Heimat mitgenommen. SSielfad^e klagen
n)utben ^ietfibet laut, toie bie £ut|etS, meldtet i^ranffurt
128 Steffen unb S^et^eJ^^^nftoOen.
ein „Silber^ unb ©olblod^'' nennt, ^babutd^ aus ben Sanben
fleugt, wai nur quiOt unb wäd^fi, gemfin}t unb gefd^tagen
wirb." 2)ie immer nrieberlel^rcnben tibeljlänbe Deranla§ten
mel^rmals bie (Sntfenbung Don Unterfu(i^ungdfommifftonen,
). 99. 1571 einer faiferlid^en. 91m meiften Donnöten maxm
fol(3^c Äommiffionen in ben „Äipper^ unb aBipperjeiten",
ium legten Wlal in ber SRitte bed vorigen Sal^ri^unbertj^.
2)ie @tabt geriet beSmegen bamals fogar mit bem Aaifer
in emftß($en Streit, xotil fie ben SInorbnungen be8fel6en
nid^t golge leiften, fonbem fcttii i^r SRünjmefen fibcr«
mad^en wollte. ~ SCuf oielen Sleid^tagen mürbe t)ergeMid^
verfud^t, bie Sinl^eit im SRfinjmefen jufianbe ju bringen.
S)ie le^te aWfinjIonoention in S)eutfd^Ianb mürbe 1857 ab-
gefd^Ioffen, unb eine ber erjien mid^tigen ©rrungenfd^aften
be§ 1871 mieber ^ergefteUten beutfd^en Sfteid^e« ifl bie ®n=
ffi^rung einer glei($en äSa^rung (@oIbmal^rung) unb gleid^er
SRünjen in gan} ^eutfd^Ianb. ®ad granlfurter SRünsred^t
bauerte bis }um Sluf^ören ber ftäbtifd^en ®elbft&nbigleit
(1866); baS neue SRünjgebdube mürbe, mie baS alte Sörfen*
gebäube, 1840 erri($tet. — ®tne eigentümlid^e SIrt f leiner
granffurter SRfinjen maren früher bie „Soleten" ober
„Slpen", aud^ „83lepger" (meil auS S3lei gef dalagen), ©e
mürben ju „Slrinfgelbern" Dermanbt*) unb jeigten biefen
3medE fc^on burd& il^r ©epräge an. Sluf ber einen Seite
jeigten iie ben granffurter Slbler, auf ber anbem einen
Ärug mit ber Snfd^rift: Bibite cum laetitia! (Xrinfet
mit grö^lid^leit!) Sie mürben 1614 abgefd^afft.
Sel^r bebeutenb mar oon iel^er baS 5Bed^felgefd^4ft
in granffurt, befonberä jur SKefeeit. Urfprünglid^ war
*) 3ui^ä4f^ würben fte ben Sürgermeiftem sunt Serfd^et^en ül^er-
geben unb !amen fo ind Soll.
SReffen unb Serlelftrg^iCnftalten. 129
biefeS ein (logeS ©elbumtaufd^en, unb hai 9te($t ge|6rte,
toie fp&tet b<tö aRfinjred^t, nur ber @tabt 5E)er Stat fiber«
trug es mehreren Aaufleuten gegen ^o|e 9lbga6en. 9Bad
je^t bie ^anlfurter S3anl im ©rojsen, boS war frfi|er bie
fd^on 1402 erriiä^tete fläbtifd^e SBeiä^f elbauf im Äleinen.
S)amatö red^nete man ober nod^ nid^t nad^ 9RiQionen; be^
trug ho^ bie ®efamteinna|me ber @tabt im Sa^re 1409
nur 33000 ©ulben.*) S)od& uerftaub man frül^er unter
@ulben^ gemä^ ber älbflammung beS SBorteS t)on ,,®oIb'',
nur ®oIbgulben, bie einem SRünjiDert t)on ungefähr 7 9RarI
entfprad^en. Sludg |atte bamals bai^ ®elb nod^ einen bei
meitem l^ö^eren SBert atö je^t 2)er niebrigfte 2kigeIo|nfa^,
ber eine« §anblangerS beim Sau, belief ii(ä^ im 16. 3a^r^
l^unbert auf 24 fetter**) ober nad^ Äeid^amfilrung etma
20 ^Pfennig, ißeute beträgt er bur(3^fd^nittli(^ 2 aWarf, fo
bajs ber ©elbtoert jener 3^t etma jel^nmal pl^er ange^
nommen merben mu^ ali^ l^eutjutage. ®i^ ift bei bem ht^
fd^eibenen SSetriebe ber ©elbgefd^äfte unb bei bem niebrigeren
SQßert ber äBaren leidet erfid^tlid^, ba^ bamals ein ©elbmann
bei aller Setriebfamteit fld^ ni($t auf eine fold^e QSf)t beS
Steid^tumS emporfd^wingen lonnte, als ju unferer Qdt
iQat bod^ bie meltberfil^mte f^amilie 9tot|fd^ilb i^ren unge^^
l^euren 9{eid^tum in bem turjen 3^it^^u^ ^^^ nod^ ^i<$t
l^unbert- Salären erworben.***) S)od^ mar aud^ bamafe fd^on
^ranffurt eine ©elbftabt, benn bie Stabtfaffe jog i^re
*) 1521: 23569 Bulben, 1577: 80639 (Sulben, 1611: 113077
Bulben. 2)er ftöbtifd^e ^au^^ait für 1872 bagegen foftete ettoa
6 SWiUionen ®ulben, unb ber für 1881 erforberte 13 SWittionen 2Rar!.
**) 1 fettet = bem vitttm SJeil eines Ärei^erS, alfo etwas
toeniger ald 1 Pfennig.
***) SBeitereS über biefe gamilie fte§e in SCbfdJnitt XI.
9
130 Steffen unb fß^xU^xi^^nfUtüm.
pd^fte ©innal^me aus ben l^iex: auSgeffl|rten ®elbgef($&ften ;
bann folgten erfl bet Seinn)anb^ unb ^erbe^anbel.
aSud^l^anbel. @utenberg'S l^o^e Aunft tarn aui^ htm
naiven SDlainj, voo er biefelbe (um 1440) crfunben, fd^on
im 15. 3a^rl^unbert in einjelnen ©puren nad^ granffurt,
bod^ ein bauernber 99etrieb mod^te gerabe burd^ bie 9l&^e
t)on aWainj erf($n)ert werben. 6rft 1530 Iie§ pd^ ber SJuc^
brudCer S^riflian @genoIff auS ^abamar bauemb ^ier nieber,
meld^er biefe Äunji in großen glor brad^te.*) 3m Qo^re
1535 ging auS feiner ©rudterei bie erfte in granffurt ge^^
brudEte S3ibel l[)en)or. f^afi gleid^jeitig n)urbe in SonameiS
aud^ eine bebeutenbe ^piermfl^Ie angelegt. Aein äBunber
mar e^, ha% gar balb^ befonberd burd^ bie Dielfad^en Se^
jiel^ungen ©igmunb ^e^erabenb'S ber S3ud^|anbel t)on
gan} Seutfd^Ianb in ber @tabt ber großen aReffen feinen
JQauptfi^ nal^m^ fo ba^ man f$ran!furt mit 9led^t als
ba8 beutfd^e Stilen bejeid^nen burfte.**) 3n bem unteren
3;eil beS AornmartteS^ meld^r je^t S9ud^gaffe ^ei^^ mar
ber ^auptbfid^ermarft.
®S marb aber l^ier au($ mand^eS berSeiftlid^Ieit nnb
bem Aaifer unanangene^me S3ud^ gebrudCt. S)arum fftl^rte
ber Aaifer bie @enfur ein^ b. 1^. aUe SSfld^er mußten, el^e
fle }um SSerfauf aui^geboten mürben, burd^ einige 9R&nner
geprüft merben, ob fle nid^ti^ Unerlaubte^ enthielten. SbaS
im Saläre 1567 basier erfd^ienene Spottgebid^t auf Äaifer
*) Slm 26. 3uni 1881 tourbe an bem ipaufe @ro|er JtommarÜ
«Rr. 20, in weld^em er fein (Sefdjäft betrieb, eine ©ebenitafel gefegt-
@ein fd^önfted ^rudfraer! ift ber Selagerunggplan t>on 1552.
**) 2)aS im Saläre 1574 erfd^ienene S3u(S beö franjöfifci^en ©elel^rten
©tepl^anuS über bie granffurter SReffe fagt: äBie ^eUad in Stilen,
fo ift ^eutfd^laub in 3^an!furt gu finben.
SReffen unb SSerfc^rSsiCnfkatten. 131
3RayltniIiatt II. „bic SRaiä^tiflall" betitelt, bot bie gern er*
griffene ©elcgenl^eit jur ©infttl^ruttö. 2)ic Setifur tourbe
burd^ einen {aiferli($en 99et)oIIm&($tigten unb {mei StatS^
beputierte ausgeübt. 3« ben unruhigen S^^^^f ^^^ ^^^
30j[d|rigen Kriege vorausgingen, würbe bie Senfur immer
fd^ärfer, unb bie Dielfad^en Übergriffe in Siedete ber
©tabt unb ber fanatif($e ©laubenäeifer ber laiferlid^^
Äommiffare bereiteten ben fremben wie ben einl^eimifd^en
Sud^^dnblern gar viele Sd^wierigfeiten. infolge biefer
fortgelegten 99eläfUgungen jog fid^ ber SSud^l^anbel feit etwa
150 3a^ren aHmfil^lid^ an einen anbem Drt, ber aud^ grofee
9Reffen befa^, unb i^m freiere Bewegung geftattete, nämlid^
nad^ Seipjig. 3m J3a^re 1764 brad^en bie Seipjiger SBud^*
^dnbler jebe SSerbinbung mit ber g^anffurter SBttd^ermeffe
ob. — granffurt ift aud^ bie SEBiege ber erjien beutfd^en
3eitungen. Um 1590 entftanben, ben meffentlid6 l^erau«^
gegebenen a3ü($ert)erjei($niffen na($geal^mt, bie ebenfatti^ l^alb^
id^rlid^ erf d^einenben SKeferelationen, SBerid^te über bie
jwifd^en ben 9Jleffcn gefd^e^enen ©reigniffe. 3m 3öl&r 1615
gab ber SSud^^dnbler @genolff @mmel bie erfte wöd^entlid^
erfd^einenbe 3^ttwng l^erauS, au8 weld^er fpdter ba^ grant
furter 3oumal entjianb; fle ift neben ber ie^t nid^t mel^r
beiiel^enben DberpojiamtSjeitung, weld^e feit 1617 erfd^ien,
bie dltefte beutfd^e S^t^ng.
2. aRit ^en aReffen netl^un^ene &t^äfHnunaen.
®a8 (Seleit. S)iefei^ beftanb barin, ba§ bie Äaufleutc,
weld^e bie Steffen befud^ten, von ^Bewaffneten bid jum Side
il^rer 9leife geleitet würben. SHefeS ®eleit war wegen ber
Unfid^erl^eit ber Sanbftra^en anfangs ein SebfirfniS. SBerben
bod^ tro^ beS ©eleiteS im 14. 3al^r|unbert im 3^traum
9*
132 Sleffen unb S3etfel^*9l[nfialten.
t)on merjel^n Salären pölf Serau&ungen tu)n aße^fremben
auf i)ffentli($er iQeerflrage gemelbet. ®igent(i($ toar bie
®id^erung ber Sattbflra^en eine {aifetU($e $fli($t^ bie berfelbe
aber ben SanbeSl^erren, bur($ beten ®ebiet bie 9leifenben
Sogen^ gerne überlief. 2)iefe {leinen SanbeSl^erren liefen
fid^ ben gen)ä]^rten ®($u^ t)on ben Aaufleuten teuer be:"
Sal^len, unb fo tDurbe für fte baS ®eleit eine reid^e @in^
nal^mequeQe. @o matten fte allm&p($ aus ber ®eleitö^
pfli($t ein ®eleitöre($t, Ijäuftg nur }ur äluSbeutung ber
ftaufleute. 2)enn u)ie u)enig ®rnfl ed ilinen tnan^mal mit
ber ®i($erfteQung ber Aaufleute u)ar^ gel^t barauS ]^ert)or,
bag fte oft au($ 2)ieben unb Siäubern ftd^ereS ®eleit gaben,
fobag bie jtaufleute bo($ geplünbert würben. S)afür aber
tnad^te ber ßaif er bie ©eleitslierren t)erantn)ortli($. 60 mu^te
j. 83. 1184 ber ®rjbifd^of t)on Äöln auf Äaifer ipeim
ridj» VI. SBefel^l ben 2lug«burger Äaufleuten erfe^en, wa»
man il^nen in feinem ©eleitiSbejirl geraubt l^atte. — ©a
ei5 in grantfurt wft^renb ber SKeffe „vom 2ln^ bi8 ^v^=:
läuten t)iel Siebe gab", fo mürbe 1435 burd^ SReid^gbefd^lufe
ben ®eleitd^erren vexbottn, aud^ 2)ieben, 9läubem unb
SRörbcrn für ®elb fid^ercg ®eleit ju geben. S)ie mid^tigflen
au8martigen ©eleitsi^erren (jur ^antfurter üWeffe) waren
bie ©rjbifd^öfe t)on SRainj, Äöln unb Slrier, bie 5ßfalggrafen,
bie Sanbgrafen t)on Reffen, bie SRarlgrafen von 83aben,
enblid^ ber ^fd^of oon äBürjburg unb ber SRarlgraf von
SBranbenburg (jtulmbad^). Üfleben bem auSmärtigen gab eS
aud^ baS ft ä b t i f d^ e ®eleit. 3)ie auSmärtigen ®eleiti^^erren
brad^ten nämlid^ bie Äaufleute nid^t birelt bis )ur @tabt
unb l^olten fte fpäter bafelbft ab, fonbern ba8 ®eleit in
bie @tabt unb aus ber 6tabt mürbe burd^ bie ftäbtifd^en
©äihmt, mitunter aud^ burd^ einzelne 3Mte beforgt. Slud^
Ttt^m unb Set!e§r8>9(nfialien. 133
tDurbe basfelbe btötoeilen toeit über bie ©renjen beS Stabt«
gebieteS auSgebel^nt. ®o }og 1367 bie aRe^ger}unft gegen
Sintburg unb SRontabaur. SHe SBelol^nung ber ®eleitenben
beflanb anfangs nur in ®elb; fpSter gab man benf etben
au($ t)or ber 9lbreife unb m^ ber UMU^x ein feftßd^ed
@fyen^ gejiattete i^nen aud^ ein ©elage unterwegi^ auf
jtäbtifd^c 5lojlcn .*) Stuf bie Älagen ber ®eleit8§erren warb
im 16. Sal^rl^unbert ba8 jläbtif(5e ®eleit auf bie ®renjen
beS @tabtgebietej» befd^ränlt unb rei($te gemö^nlid^ bi$ an
bie SBarten ober ©daläge.**) ©ort mußten audj größerer
6i($erl^eit megen eine älnja^l ^Bauern aus ben f^ranffurtifd^en
©örfcrn roäl^renb ber SReffen SGBad^e l^alten. 2luf ber SSorn^
l^einter ^aibe fanben bie SRufterungen beS äluSfd^uffeS ber
©orffd&aften jlatt; 1656 jleaten fidj 250, 1707 600 SRann.
mit bem Sa^re 1802 l^örte ba8 ®eleitn)efen, ba8 julci^t
lebigli($ in eine ®elegen]^eit )um @d^maufen filr bie ,,®e«
teitöreiter" unb bie mit @inl^oIung ber ®eleite beauftragten
pabtifd^en Beamten ausgeartet mar, ganj auf. — au2 bem
über baS ®eleit ®efagten gel^t fd^on l^ertoor, bag nid^t jeber
Kaufmann aQein nad^ 99elieben jur SDteffe reifen {onnte;
bie jtaufleute jeber iQanbelSflabt reiften in einer Srt fiaro«
mane }ufammen, fliegen aud^ mit i^ren äBaren meifl in
einem ^aufe ab. S>iefeS betam bann gemöl^nlid^ barnad^
feinen 9flamen, j. 83. ber »ugSburger unb Slürnberger ipof*
*) S)iefe „©eleitgfd^mäufe" §aBen nod^ ie^t einen Slad^üang in
ben am ttftm Sle^tage auggegebenen „(S^eleitgbre^eln".
**) ^ie (Srenje beg SütftengeUitg bei 5(aifetltönungen ic würbe feit
1790 burc^ fogenannte ©eleitsfteine angeBeigi @o(($e befanben ftd^
5. 9. on bem Je^igen SUttergborfpla^ unb an bem großen Srunnen
an ber Dffettbac^er Sanbftra^e, ber frül^er unter bem Flamen „Bettel^
Brunnen" befannt n>ar, fon)ie ber @tein a(g „©eleitSfiein Dor ber
Jlül^raingpforte" (worauf fpäter „DuiriniSpforte" n)urbe).
134 SReffen unb S3er!el|r8>9(nfiaUen.
®S Derlol^nt {t4 ben Sßerlel^rSmitteln t)on 6on{l
unb 3^^t einige SSorte )u n)ibmen. 2)a^ unfere je^igen
SUlittel be8 Serlel^riS : @if enba^nen, ©ampffd^iffe unb a^Ie^
grapl^en etfl in neuerer S^it in» Seben getreten flnb, ifl
SU betannt^ um befonber» l^ert)orge]^oben su werben.
3m SUlittelalter reifte man ju fjufee, )u ^erbe, gu SfBagen
unb )u @($iffe. SBer eine größere 9leife su SBagen }u mad^en
gebadete, n)artete gewö^nlid^, bis fld^ eine 9leifegefeQfd^aft
jufammenfanb. @d^on im 15. 3<^l^r^unbert traten ftd^ in
biefer SBeife ®efeQfd^aften jufammen, um fid^ eines ^9loIU
n)agenS", eines gemeinfamen @efä^rteS etma nad^ älrt ber
l^eutigen Omnibuffe, ju bebienen. SRodJ im 16. ^al^rl^unbert
mar biefe Srt beS SieifenS fo gebräud^Iid^, ba^ fie eine
eigene Sitteratur an Unterl^aUungSleftfire (SftoQmogenbfid^er)
erjeugen fonnte. 2)en SDtain entlang vermittelten möd^entlid^
fa^renbe ©d^iffe (fogenannte SRarftfd^iffe) ben SSerfel^r mit
O^enbad^, ^anau unb 3Rain). 3)iefe 3RarItfd^iffe foQen
fd^on jur 3^^t ^^^ Erbauung ber faiferlid^en ^faljen ins
Seben getreten fein, um ben taiferlid^en $of mit bem fo
bebeutenben SDlainj in bequemer SSerbinbung )u galten,
barum ging aud^ fpäter baS Sted^t, baS SRainger älarft::
fd^iff )u l^alten, auf bie SBeft^er ber $fal} über. Über
biefeS SRarftfd^iff maßten fidj bie ©rjbifd^öfe von SWainj
baS 9luffld^tSred^t unb bie @erid^tsbarleit an, maS ju
mand^en @treitig{eiten filierte.
99 riefe Derfd^idte man im 3RittelaIter burd^ 99oten.
ipatte jemanb einen S9rief gefdjrieben, fo mußte er fid& einen
S9oten fud^en, ber ilim gegen gute Sejal^Iung ben 93rief an
ben Seftimmung^ort ju bringen oerfprad^. 3ebe größere
6tabt unb jeber gürfl Iiatte fpäter eigene Sriefboten, bie
aud^ nad^ Gelegenheit il^rer ©äuge $rioatbriefe beförberten.
Sleffen unb Set!e§rj5«9(nftalten. 135
(grfl 1&16 erri($tctc ber ®raf t)on Siiji» bie crfle gröfewc
5ßojlt)erbittbutt9 jmifd^ett SGBicn unb Srüffel. Unter Äaifer
Äarl V. würben bie ©rafen T)on %aic\8 förmlid^ ate Ober*
poPmeifter be« Sfteid&e» bejlaat (1543). SEBä^renb ba8 ^ßojl*
wefen frül^er reine ^ripatangelegenl^eit gen)efen n)ar, fteQte
Äaifer Sftubolf II. 1579 ben ©mnbfafe auf, bafe atte ^pojten
bem Äaifer gel^örten, unb fo verbot er benn }u ®un{ten
ber a;afi8'fd^en $ojl ba» ©täbtepoftwefen. S^ax fam bieg
Verbot nid^t fogIei($ }ur DoQen SuiSffi^rung ; bo($ würbe
bie ©tdbtepojl fe^r befd^ränft .*)
9lad^bem gegen @nbe beS 16. 3<^l^rl^unbertS f^reil^err
von %aTCx8 ntel^rmals t)erfu($t ^atte, eine $oft ballier }u
flrünben; Ue§ er fld^ 1604 ba8 ^ojlamt von Äaifer ^w:
bolf II. )u Selben geben, unb es gelang il^m balb barauf,
fämtli($e l^ier bejlel^enbe SBotenpoften unter feine SSerwaltung
ju bringen bi8 auf jene nad^ Äöln. ®rft im 3a^re 1749,
nad^bem ber ^firft von Xa^xi fid^ baS Calais auf ber
(Sfd^en^eimergaffe ^atte erbauen laffen, ging bie Äölnifd^e
$oii aus Mbtifd^en in feine ^anbe Ober. Unterbeffen ^atte
ber Sanbgraf von Reffen ein eigenes $o{tamt basier im
iQainerl^of errid^tet, unb feinem SBeifpiele folgten balb anbere
aieid^Sfürften j. 89. io^emCarmfiabt, Äurpfalj, ©ad^fem
SBeimar u. a., bis im 3a§re 1808 ber gttrft gSrimaS biefe
fämtlid^en ^oflanftalten aufl^ob unb ben Surften von ^a;is
2um ©rbgeneralpoflmeifler ernannte. Sßon ba ab blieb gfitft
2afiS im SHIeinbefi^ ber $ofl in grantfurt bis 1867, nadj
meld^em Saläre bie 5ßofi juerft in prenfeifd&e unb bann (1871)
in 9ieid&St)ern)altung fiberging.
*) eo toutbe 1597 feftgefe^t, baft bie ftabttfdjen „^oftreuter"
mit 9io( unb ällann Big p intern SefUntmungSott nid^i toed^feln
burften.
136 Steffen tntb Secfe^XnMteiu
itttflägeblieben. SHe XannitSbal^ ift bie itoeitaitefte (Stf eiu
bal^n in 2)entf($I(mb. Sie tmtrbe jtmf^ ^onl^rt itnb
§atter8^eim fd&on im ©eptembcr 1839 eröffnet-*) 1848
nmrben Me SRain^Üfleäarbal^n, Offenbad^ unb ipananer
»al&n, 1850 bie aRain--SBeferba^n, 1859 bie aSerbinbung»::
bal^n, 1860 bie iQombnrget, i863 bie Hfif<$e £nbnrtgiSbal^n
nad^ aRainj. 1876 bie granffnrfcaSebraet nnb 1877 bie
gratrffnrt^Simbnrger »al^n eröffnet. Sei festerer nmrbe
1881 bie Station „gal^rtl^or" errid^tet. Seit 1874 jtoeigt
fld^ von ber ißombwrger bie ßronberger 83a^n ob. — S)a8
erflc 3;elcflrapl&enburcatt tarn 1849 nad^ gronffnrt.
^^er n^aren mit ben @ifenba^nen optifd&e Zelegrapl^en
Derbunben. 2)od^ fd^on 1845 befam bie S^aunndbal^n einen
eleftronnaönctifdjena^elegrapl^en.ben jmeitfilteflen in ®eutfd^=r
lanb (ben erften ^atte bie 9l^einifd^e Sa^n bei Sad^en 1843).
— Su ermähnen jinb l^icr nod^ bie ©rofd^Ienanftalt, meldte
1838, bie ©ienflmdnneranflalt, weld^c 1862, bie Dmnibu»::
anftalt, weld^e 1863 unb bie an beren @teQe tretenbe $ferbe^
bal^n (a;rambal^n au8 bem engUfd^en „tramway^ vexbetbi),
weldje 1872 in« Seben trat.
^feifergerid^t. @in ^auptl^inbemis beS ipanbetö
in frül^eren S^ten waren aufeer ber Unfid^erl^eit ber ©trafen
unb bem SRangel an guten SSerlel^rSmitteln bie S^He.
*) 2)ie öltefte Sa^nftredCe in 2)eutf($lanb ifi bie von »ubioeiS in
Söl^men bis ©munben in Dber5flertei($ (feit 1828 fd^on in teilraeifem
Setrieb, iebod^ lange 3^t alS $fetbeBa§n); bie etfte burc^ ^ampf be«
triebene ©tretfe ift bie ron ^'lürnberg nac^ güttl^ (1835 angelegt). —
Sßec^felnbe @(l^i(ffale l^atte bie mit ber SaunuSeifenbal^n oerbunbene
©ebener Srocigbal^n; 1847 eröffnet unb bis 1859 in ©etrieb, würbe
fle bijS 1863 ganj eingefteUt, bann nur im Sommer, feit mehreren
Salären aber n)ieber ftänbig befal^ren.
Sleffen unb S3er!e§r8»9(nftaUen. 137
@$on 1157 gab ei 23 3oajl&tten am SRain, bie aber batnals
auf brei l^erabgefe^t tDurben: Üfleuftabt, 9(f($affenburg unb
fjranlfurt. Sn Ic^terem attcin tourbc bcr faifcrUdJe Sott
baiS gatije ^cd^x l^inburd^ erl^oben, toorauS fd^on bie bamalige
Sebeutung granffutt« ^ett^orgel^t Später in ber „faifer*
lofen, fd^redlid^en Seit" (1254—1373) würbe e8 mitben
Sottabgaben vxA fd^Ummer. Überatt fudjte man bem reifen-
ben Kaufmann etn)aS aus ber ^fd^e }u ^olen. 2)ie fiaifer
geftatteten mandjen ©täbten wenigjten» teilmeife Befreiung
Dom laiferlid&en S^tt. So mürbe 1180 grantfurt unb
SEBorm», 1280 granffurt unb ©tra^urg gegenfeitige Sott^
frei^eit gemalert, b. l^Pin 2Borm8 unb Strasburg mürbe
ben granffurtem, in granffurt ben SBormfern unb ©trafen
bürgern ber Sott erlaffen*) So mürbe nod^ melen größeren
^nbctöjläbten t)on ben Äaifern, bie fie gern ju greunben
l^aben mottten, Befreiung oon einem %dl bcr granlfurter
SKeffeabgaben gemährt, fd&on por 1163 j. ©. aud5 Slttrnberg
unb Bamberg. ®ie S3efud&er ber granffurter SDleffe auiJ biefen
©täbten maren aber nur t)om fogenannten „SJoppeljott" **)
befreit; unter atterlei Flamen mürbe il^nen nod^ genug ent-
riffen. S)a gab e8 abgaben unter ben Flamen Seifejott***),
*) a)iefer !aiferlic§c ©riaft Don 1180 ifl ber öltefte gratrffurt
DerUe^ene (S^unftbtief ($nt)i(eg). ©d^on 1074 loar Sßomtg allein biefe
®unfl geiDäl^rt loorben.
**) ^er ^ame S)oppe(3ott tommi ballet, toeil früher toäl^renb ber
aReffe ber gott boppelt, nämUd^ für ben 5(aifer unb für bie @tabt
erl^oben würbe. S)en einfad^en gott mußten alle ^al^len.
***) ®r war eine 2lbgabe für SÄeftlr&me, bie lange geit ben Ferren
von Sac^fenl^fen sufCo^ unb 1420 non ber @tabt enoorben n)urbe.
©ein frü^efier 9lame ift „Meiner 3ott". SRan barf ba§er ben fdjon
1418 baneBen auftretenben Flamen Sufe^oU n>ol^l als SaufeipU er«
flären. Sei^joU ift nur DerberBt
138 Steffen tmb S3er!el|r8>9l[nfla(tetu
Stcinftt^ *) ttttb ^ßflajlergclb, Srütfengclb, Äranm*, SBage*
unb Stentengebfil^r. @ine iQaupteinnal^me ber 6tabt bilbete
baS ,,UngeIb'', b. ^. bie älbgabe für ben äBeitiauSfd^ant
S>er S>oppeI}oa tourbe jebo($ ben angefüNen @täbten
nid^t ein für aQemal erlaffen ; SBonnS^ Üflfimbetg unb fdam^
berg mußten jebe^ ^a^x jur 3rtt ber ^erbflmeffe von neuem
um biefe Befreiung bei bem laif erüd^en ©d^ult^eifeen bitten,
ber i^nen bann aud^ in beS JtaiferS Flamen bie SSer-
gfinfiigung von ntmm gem&^rte. Um i^re Sitte }u unter^^
fluten, brad^ten fie @ef d^enle bar, bie regelmäßig in Pfeffer **),
^ölsernen fötalen, iQanbfd^ul^en, jtaflorl^üten, @k)lbgulben
unb 9läberalbuS (©elbfiade) beflan?en. S)ie 9(bgefanbten
biefer @tcibte erfd^ienen bann am beflimmten 2^ge auf bem
Slömer, n)o gerabe jebeiSmal ber @d^ult^eiß mit ben @d^öffen
gu ©erid^te fafe. @ie waren t)on SRufilanten (geifern)
begleitet, mie bamaliS fiberl^aupt laum ein emfier ober
fd^erjl^af ter 2luf jug o^ne 5ßf eif er ftalttfanb ; unb von biefer
regelmäßig bei bem ©d^öffengeridöt mit Pfeifern erfd^einen^
ben ©efanbtfdjaft l^at biefer SSorgang ben Slamen $f eifere
gerid^t betommen. 3%od^ )u ©oetl^e'i^ Anaben)eit fanb
bagfelbe flatt. Saffen mir ben ©id^ter felbfl reben:
„^en %aQ vox SDlaria @eburt marb ein öffentUd^er
®erid^t8tag angelünbigt. 3n bem großen Äaiferfaale, in
einem umfdjrfinften giaume, faßcn erl^ö^t bie Sdjöffen, unb
*) ^ie @teinfu§r tnu^te be^a^lt roerben für Sßaren, xotld^ Blo^
burc^ bie @tabt gingen, 3. 9. für äßein u. bg(.; ber 9lame erUftrt ftd^
böiger, ba( ber Gtabt (ei folc^en Transporten urfprünglic^ ein ^ber
@teine }U i^ren SSauten geliefert p werben pflegte.
**) 2)iefer galt überl^aupt al3 baS föftlid^fte ®en)ür), beffen man
fid^ gern Bei ®ef($en!en an ^oc^ftel^enbe $erfonen Bebiente; üBerreid^te
bod^ aud^ ber 9lat Si^an!furtg iöl^rlic^ bem $ropft beS SdartJ^olomäug-
ftifteS Vi ?f«nb Pfeffer unb Vi $funb ^netott in ft^lsemen ©djüffcln.
Sleffen unb Set!e^rJ8»9l[nfiaUett. 139
eine Stufe l^öl^et ber Sd^ultl^ei^ in il^ret SDtitte; bie von
ben Parteien bet)oQmä($tigten ^toturatoren bitten um 9lb«
fd^rift, appellieren, ober roa» jie fonjl ju t^un nötig finben.
äluf einmal melbet eine n)itnberli($e 9RuftI gleid^fam
bie Sfnfunft wriger Qa^rl^unberte. 68 finb brei Pfeifer,
beren einer eine alte Sd^almei, ber anbere einen 93ag, ber
britte einen $ommer ober iQoboe bl&fl @ie tragen blaue,
mit ®olb verbrämte SDtäntel, auf ben ärmeln bie flöten
befeftigt, unb l^aben baS ^aupt bebedt. @o maren fie aus
il^rem ®aftl)aufe, bie ©efanbten unb il^re ^Begleitung ^inter^^
brein, 5ßunft 3^^w auSgejogen, t)on @inl^eimif(5en unb grem-
ben angeftaunt, unb fo treten fte in ben 6aal. SHe @eri($t8«
Derl^anblungen Iialten inne, Reifer unb Segleitung bleiben
t)or ben ©d^ranten, ber Slbgefanbte tritt l^inein unb jtellt
fid^ bem @d^ult^eigen gegenüber. S)ie f^mbolifd^en @aben,
n)eld^e auf baS genauefle nad^ bem alten ^rfommen ge«
forbert n)urben, bejlanben gen)ö§nHd^ in fold^en SBaren,
momit bie barbringenbe @tabt t)or}figIid^ )u l^anbeln pflegte.
S>er Keffer galt gleid^fam für aQe äSaren, unb fo brad^te
oud^ l^ier ber älbgefanbte einen fd^ön gebred^felten l^ölsernen
$ofal mit ^feffjer angefaßt. Über bemfelben lagen ein
$aar iQanbfd^ul^e, n)unberfam gefd^li^t, mit Seibe befteppt
unb bequaflet, als 3^^ ^^ner geflatteten unb angenom^
menen SSergfinftigung, beffen fld^ aud^ mo^l ber Mfer felbfl
in gen)if[en fallen bebiente. S>aneben fa^ man ein meines
@täbd^en, meld^eS Dormate bei gefe|lid^en unb gerid^tlid^en
iQanblungen nid^t leidet f eitlen burfte. @S xoaxen nod^ einige
tleine @ilbermün}en l^injugeffigt, unb bie @tabt SSormS
brad^te einen alten f$il}l^ut, ben fte immer mieber einlöfle,
fo bafe berfelbe mele Saläre ein QtviQt biefer Zeremonien
gewefen.
140 Sleffen unb Set!e§rS>9(n1ialten.
9lQd^bem ber ©efanbte feine SInrebe gel^otten^ baS ©e^^
f($enf abgegeben, t)on bem Sd^ultl^ei^en bie Sßetftd^erung
fortbauember 93egünfligung empfangen, fo entfernte er fU^
aug bem gefd^Ioffenen Äreife; bie 5ßfeifer Miefen, ber gug
ging ab, mie er gelommen mar, baS ®erid^t oerfolgte feine
®efd^äfte, bis ber {loeite unb enbli($ ber britte ®efanbte
eingefülirt mürben; benn fte lamen erfl einige 3^it nad^
einanber, teite bamit ba^ SSergnfigen be$ ^ublifumiS länger
baure, teils aud^ meil eiS immer biefelben altertümlid^en
SSirtuofen maren, meldte Sflürnberg für pd^ unb feine üWit^
fldbte SU unterlialten unb jebeS gal^r an Ort unb SteQe
ju bringen übernommen l^atte."
S)a8 5ßfeifergerid5t, fanb mie ba» SUlefegeleit, gum legten
3Rale 1802 ftatt. älinlid^e Sluf)üge tamen aud^ in anberen
®täbten Dor : f o brad^te }. 93. in Üflfirnberg bie Stabt ^an!^
fürt aDjä^rlid^ bem Burggrafen fold^e ®efd^en{e bar, jebod^
o^ne 5ßfeifer. SludJ von einigen in granffurt begüterten
0öftern mürben bem @d^ultl^ei^en unb ben ®d^öffen iä^rlid^
©efd^enle gebrad^t, }. S9. ^anbfd^ul^e, @tiefel, 3:ud^, A&fe 2C.
®in}elne S^^^f roeltl^t f^ranlfurt er^ob, maren }u gan}
beftimmten Sieden t)om Äaifer geflattet @o mirb ber
6tabt 1357 bie Srl^ebung eines Srfldten}oQe8 geftattet gur
Unterhaltung ber SRainbrüdfe, beSgleidJen 1428 jur Untere?
l^altung ber Üflibbabrüdten. älQem ©renjioQ^^Unmefen mürbe
burd^ bie ©nid^tung be» beutfd^en goütjerein» (1833), bem
granlfurt 1836 beitrat, ein ®nbe gemad^t.
SDle^freil^eiten. ©old^e mürben geioftl^rt von ber
©tabtobrigleit felbfi, T)om Äaifer unb t)on ber Äird^e.
S)ie Äird^e gemattete mälirenb ber SKeffe felbfl ba» arbeiten
aud^ am Sonntag, ma$ iebod^ 1668 verboten mürbe; bie
im Mittelalter fo jlrengen fjajlen mürben für bie ÜWeffe
Steffen unb 93erfe§rd>9(nflalteii. 141
berart erleid^tert (1478), bafe au(ä^ an gafltagen 83ttttct,
A&fe unb ^er gegeffen werben burften; femer burfte
wa^renb unb merjel^n S^age vox unb nad^ ber SReffe in ben
jtir^en ®otteSbien{l gehalten werben^ roem etwa fonft
ate Äird&enftrafe ber ®otte8bienfl unterfagt war. — S)er
ftaifer erlaubte ber @tabt, wä^renb unb ad^t 3:age t)or
unb nadj ber SReffe innerl^att i^rer »annmeile*) fettft
®e&$tete ju bel^erbergen (1376), unb wiQ aud^ bie Untere
trauen ber mit iS)m im Jtriege lebenben Surften unbel^elligt
)ur äReffe sielten laffen. 9Beiter i{l baS Xragen langer
SBaff en erlaubt ; bie gedjtmeifler bürf en jefet ü^ren ©oftor-
grab fpenben ate „SUleifler beg langen Sd^werte«" **) —
2)er 9lat geflattete mand^e SSergnfigungen, bie er fonft
unterfagte. SBa^renb fonfi bie SBeinglod(e im @ommer um
neun, im SBinter um ad^t U^r ba$ 3^^^^^ i^^ 9lufbrud^
aus ben SSirtiSpufern gab, burfte man fid^ mä^renb ber
SDteffe etwas me^r erlauben. S>ie ^eierabenbflunbe war eben
wä^renb ber SUleffe abgefdjafft. — SludJ bie erften ©puren
t)on t^eatralifd^en Sluffü^rungen burd^ berufsmäßige @d^au^
fpieler ffil^ren in bie 9Reffe }urfid(. SInfangS probu)ierten
fld^ nur 9[uSlänber unb jwar in ben 9lad^mittagflunben
jwifd^en brei unb fed^S Ul^r; beutfd^e Aomöbianten traten
etfl in fpdteren Sauren mit immer junel^menber Sieget
*) ^anffurts ,,9anttmei(e" reichte big ^öd^fl, Sronberg, Ober«
urfel, $anau unb S)veiei(l^en§ain.
**) Sßie ber ritterlid^e SJilinnegefang fpäter jum Bücgetlic^en
SWeifiergefang, fo würben bie ritterlidjen SBaffenübungen — 2Jumiere
3u l^anbnerfiSmä^igen. (Sg bilbete fid^ eine ^ed^ter^Bunfi, bie „Wtodud^
brüber'' ober „^txfttx beS langen ^c^merteiS", bie über gonj ^eutfc^«
lanb verbreitet xoax unb in ^an!furt i^ren ällittelpunft Qatte. ©ine
an)eite 3unft n)ar bie ber ,,S^berfe($ter", beren ^auptfit $rag n)ar.
142 Steffen unb 9Ser!e§rd«9l[nfialten.
ntä^igteit auf. ®o n)urbe f^ranffurt bie pomel^mfie Stätte
ber äSetpügungen unb Sel^eniStoürbigteiten. Sßiele ^rembe
l^ielten {t($ bei^l^alb aud^ au^er ber ^effe l^iet auf.
2)er ^anbel ^at 8egeuu)&rtig burd^ bie neuen SSerlel^riS^
mittel eine gau) anbete ®e{lalt angenommen^ foba| ber
93efu($ ber SReffen jum 9(bf($luB t)on ipanbelSgefd^äften
ni($t mel^r unbebingt nötig ifl 60 i{l benn baS {letige
Sinfen ber 3Ref[en beutli($ }u beobad^ten. S)er einzige l^eute
nod^ mid^tige älrtitel ber ^an!furtet 9Reffen ift bai^ Seber,
beffen Sßerlauf betanntlid^ an beftimmten 9Re^tagen in ber
Seberl^aSe flaltfinbet. 3)em Sifidtgang ber SDteffen ent^
fpred^enb, mürbe fd^on feit 1850 bie ®auer ber SWeffen t)on
je mer auf brei äBod^en l^erabgefe^t. SHe glänjenb^e 3^it
ber grantfurter SReffen maren ba8 16. unb 17. gol^r?
I^unbert.*) 6d^on 1577 erflärte ber Sftat, bafe bie Stabt il^ren
^auptermerb in ben SUleffcn l^abe. 3to^ 1788 befuc^ten
bie SDleffe etma 40000 grembe, piel me^r, ate bie ©tabt
bamals 93emol^ner l^atte. jtein 3Bunber, ba^ f^ranffurt
megen beS 93e^^e$ ber 3Jleffen oft angefod^ten mürbe. @o
fud^ten ^tiebberg unb SDtaiu} mieberl^olt, bod^ vex^
geblid^, bie SDleffen an ftd& ju reiben. 8tt2 in unferem
Sal^rl^unbert Reffen mit ^cufeen einen 3oEoertrag abge=
fd^Ioffen ^atte, unb afö granffurt bem Sottoerein nod^ nid^t
beigetreten mar, tjerfud&te Reffen bie granffurter SRcffen
na$ Off enbad^ ju jiel^en, inbem eS bafelbfl SReffen genau
für S^tt unb ®auer ber granffurter einrid^tete. Site aber
granffurt baraufl^in 1836 bem SoIIt)erein beitrat, vex^
*) «Rod^ 1748 nannte ein beutfd^er ©ele^rter (SBaltl^er) gran!furt
feinet SD^effen wegen beS alten Xt^xvlS ®5enbilb unb ber fc^on erwähnte
^anjofe @tepl^anug fpric^t von ben Steffen wie Don t)oIlftänbtgen
„äßeltauiSftellungen". granffurt galt ald „ba§ ^aufl^aug ber ^eutfd^n''.
äJleffen unb Sßtdtfixd^%nftalttxu 143
fd^mattben bic Dffenbad^cr SDlcffeti.*) ©röteren 9fla(§tcil
^attÄi fd^ott in früheren SaJ^rl^unbcrten unfcter Stabt bic
SKcffen in gtanffurt a. b. D., Staunfd&wcig unb bcfonbet»
Seipjig gebra($t.
®ie Scbcutung ber SUlcffen ijl ba^in, gtanffurt« Se^
beutung als ipanbelsftabt aber nid^t. SBenn au$ ber iQanbel
mit eigenen Stseugniffen ein befd^ränltet ift (t)ome^mli($
a3iet, bejTen 5ßrobu!tion von Sal^r ju ^af)x im gunel^men
begriffen i% unb d^emif($e $robu(te, baneben bie @peciali^
täten granffurt»: SBratrourfl unb äpfelroein), fo ifl ber
3n)if($en^anbel^ befonberS in Suj^uS- unb lunftgemerblid^en
®egenflänben, red^t bebeutenb, unb immer nod^ i{l ^ant»
fürt ber SRittelpunft ber ©elbgef d^äfte für ©üb::
beutfd^lanb. ®in neues monumentales SBörfengebäube,
bos 1878 eröffnet mürbe, ijl baS ©pmbol t)on granffurts
SSebeutung als ®elb{labt.
*) S^ gleicher ^di Decfc^toonben aud^ bie ©c^logböurne, )u benen
man nod^ bie ©inrid^tung an ben äBarten fe^en !ann. SBorübergel^enb
war ber freie SSerlel^r mit ber @tabt in ber geit 1866 bi§ 1875
burd^ bie ^ebefteUen ber Q^la^U unb üRal^lfteuer abermals geftöri
^1^
vn.
SBir n)iffen fd^on, ba^ ftd^ frfi^e an ber %iixt am
Seonl^arb^tl^or ein 3)otf gebilbet l^atte, xoel^t^ ftd^ burd^
bie ®unft JtarlS be^ @rogen unb feiner 9lad^foIger (ber
Karolinger) balb }ur ®tabt erl^ob. äSann ed @tabtred^t
erhielt, ift nid^t genau anzugeben. ®r{l 1219 voitb %xaxiU
fürt jum crften SUlale ©tabt Qtnamt, bod& fdjon 1180
erfd^elnt e^ unter einer Sleil^e Don ©tdbten^ bei ber Äird^en^
perfamntlung t)on 794 j|cbo(5 nur ateSSilla granlono«
furb. ®afe aber granlfurt fdjon lange vov 1180 ©tabt^
red^t befag, i{t )n)eifeIIoS. X)ie @tabtred^te finb unS teiln^eife
vom Sa^re 1297 fd&riftlid^ überliefert roorben. ai8 ndmlidj
^ißeilburg fld^ bamalS an ben 9lat n)anbte^ um bie Stabt-
redete ^rantfurtiS ju erfal^ren, n)urbe i^m eine fd^riftlid^e
älntwort, bie nod^ Dorl^anben ift. SSiele @täbte ber !Rad^^
barfd^aft erl^ielten fpater @tabtred^te nad^ bem äRufler ber
f^anffurter; bod^ n)urbe {einer @tabt ber 9lad^barfd^aft
eine SReffe gerofil^rt.
ainfang» war granffurt eine ioof^ ober 9lefibenj=r
{labt ber larolingifd^en ji!önige. @o lange biefe l^ier im
@aall)of il^ren @i^ l^atten, ging bie Slegierung ber Stabt
unmittelbar oon ilinen auiS. @ie fa^en bann fogar jeben
(Snitoicfelung ber hikqtxli^m grei^eit 145
Samstag unter freiem iQimmel ju ®erid^t^ n&mli^ auf bem
Stömerberg^ beffen öfUi($er %t\l beSl^alb SamStagSberg l^ei^t
als bie jtaifer ntd^t me^r l^ier reftbierten, ging bie SBer^
n)altung ber IaiferU($en Siedete unb ®üter in bie j^nbe
ber abeligen 93eamten fiber^ ja fpäter erwarben fte bie @fiter
felbft als Eigentum. S>ie ^öd^jien taiferlid^en 99eamten maren
ber SSogt unb ber ®($ult^eig. 2)er SBogt*) ^te in
beS ftaiferS Flamen )u befehlen unb bie laiferlid^en (Sfiter m
vexwaltm. ®er S^ult^eife **) l^atte in beS Äaif er* SRamen
9le($t SU fpred^en, unb baS ni($t blog bei bem l^ieflgen
©erid^t^ fonbern au($ bei bem „3Jlaigebing" ('IRaigerid^t) in
ber S)reieid^, fomie bei bem ®erid^t ber aus neunsel^n 2)ör«
fem bejielöenben ®raffd&aft beS „Somlöeimer ©ergeS".*^
SHefe Dörfer mürben im S^^re 1484 }mif(§en ipanau
unb f$ran{furt geteilt^ mobei le^tereS Sornl^eim, Raufen
unb Oberrab als Steid^Sle^en erhielt Um bei ^ffitä^ti^
flreitigfeiten baS rid&tige Urteil ju finben (fd^Spfen),
^atte ber 6(i^ult^ei^ na($ alter beutfd^er 6itte St&te )ur
Seite, bie man Stoffen nannte unb meldte, mie er,
)uer{l abeligen UrfprungS maren. @S gab il^rer entmeber
fteben ober t)ier}e^n, in f^rantfurt oon älnfang an vitxit^ru
SHe ®tabtt)ogtei mürbe um 1219 burd^ f^riebrid^ IL ob^
gefd^afft, meil bamals fd^on bie toiferlid^en ®fiter nad^ unb
*) SSogt flammt von advocatus = ber (t)om Äaifer jur Setwals
tung) ^etgerufene. ®r ifi toefentUd^ Serioalter, loft^tenb ber
ed^uli^eift Slid^ter ift.
**) @($u(t^eiB ifl toörtlic^ berienige» welcher bie Sc^ulben
(ed^ttlbi^eiten ober $f[i(i^ten) tl^un ^eiftt. S)ie Flamen ber €($u(t«
^ei(en ftnb feit 1189 erhalten.
***) S)ie öffentUd^en (S^erid^tSoer^anblungen fonben im %t^m ftatt;
had ^oc^gend^t, b. 1^. bie SU^tft&tte, befonb ftdft in ber Sltt^e bed
früheren 9(ccife§aufe§ an ber Sedbac^er Strafe.
10
VIL
SBir n)iffen f(ä&on, bafe jid^ frftl^c an bcr fjurt am
Seonl^arb^t^or ein 3)orf gebilbet l^atte, toeld^e^ ftd^ burd^
bie ®unft jtarte be^ ©to^en unb feiner 9lad^foIger (ber
Karolinger) balb }ur @tabt erl^ob. 9Bann e^ @tabtred^t
erhielt, ifl nid^t genau anjugeben. ®rft 1219 wirb granfc
fürt jum erften SRale ©tabt genannt, bodj fci^on 1180
crfd^eint e^ unter einer Steige dou ©täbten, bei ber Äird^en-
t)erfantntlun9 t)on 794 j|ebo(5 nur ateSSilla f^ranlono^
furb. S)afe aber granffurt fdjon lange Dor 1180 ©tabt^
red&t befafe, ifi jmeifellog. ®ie ©tabtred^te finb un8 teitoeife
vom ^ai)xe 1297 fd^riftlid^ überliefert roorben. Sll8 ndmlidj
^ißeilburg fid^ bamatö an ben 9lat roanhU, um bie ©tabt-
redete f^ranffurtiS ju erfal^ren, n)urbe il^m eine fd^riftlid^e
9[ntn)ort, bie nod^ votijanhtn ift. SSiele ©täbte ber 3ta^^
barfd^aft erl^ielten fp&ter ©tabtred^te nad^ bem SDtufler ber
f^ranffurter ; bod^ n)urbe {einer ©tabt ber 9lad^barfd^aft
eine SDlcffe öewdl^rt.
ainfang» war grantfurt eine ioof^ ober 9lefibenj=
{labt ber larolingifd^en Jtönige. ©o lange biefe l^ier im
©aalljof il^ren ©i^ l^atten, ging bie Siegierung ber ©tabt
unmittelbar von i^nen auiS. ©ie fa^en bann fogar jeben
(Snttoicfelung ber ^ürgerUd^m ^reil^eit. 145
Samstag unter freiem iQimmet }u ®eri($t, n&mH($ auf bem
Stömerberg, beffen aflUd^er ^eit beiS^oIb ©ami^tagSberg l^ei^t»
911s bie Aaifer nid^t me^r ^ier refibierten, ging bie S3er«>
n)altung ber faiferlid^en Siedete unb ®fiter in bie i^nbe
ber abeligen ^Beamten fiber, ja fpäter ern)arben fie bie @üter
felbfl als Eigentum. S)te l^öd^ften faiferlid^en ^Beamten xoaxm
ber SSogt unb ber @d^ult^ei§. Ser SSogt*) ^atte in
bei AaiferS 9lamen ju befel^len unb bie taifertid^en ®üter ju
üenoalten, S)er ©d^uU^eife**) l^atte in be« Äaif erS SRamen
ffttüft px fpred^en, unb bad nid^t blo§ bei bem liieflgen
©erid^t, fonbern aud& bei bem „ÜRaigebing" (üRaigerid^t) in
ber S>reieid^, fon)ie bei bem ©erid^t ber auS neunsel^n 2)ör«
fem befle^enben ®raffd&aft beS „SJom^eimer SJerge»".*'^
S)iefe ©örfer würben im ^af)xe 1484 jwifd^en io^wau
unb granlfurt geteilt, wobei lefetere» SJom^eim, ipÄUfen
unb Oberrab als 9leid^8le^en erhielt Um bei ^Sted^tS«
jireitigleiten baS rid&tige Urteil ju finben (fd^öpfen),
^atte ber @d^ult^ei§ nad^ alter beutfd^er @itte 9l&te }ur
Seite, bie man @d^öffen nannte unb weld^e, wie er,
juerfi abeligen UrfprungS waren. @S gab il^rer entweber
{leben ober t)ier}e^n, in f^ranffurt t)on Anfang an vktitf)ru
SHe @tabtt)ogtei würbe um 1219 burd^ f^riebrid^ IL ob^^
gefd^afft, weil bamalS fd^on bie taiferlid^en ®üter nad^ unb
*) SSogt flammt von advocatus = ber (t)om jlaifer jur SJerwals
itmg) hergerufene. (Sr i^ iDefentlid^ 93 erto alter, loäl^renb ber
e^ult^eit Sli^ter ift.
**) @(l^ult§eiB x^ toörtlid^ berienige« loeld^er bie @d^ulben
(@d^ulbis!eiten ober ^flid^ten) t§un ^ei^t. ^ie Flamen ber €d^ult>
Reiften ftnb feit 1189 erhalten.
***) S)ie öffentlidjen ÖeridJtgDer^attblunöenfanbenimgreienftatt;
l>ag iQoc^fierid^t, b. f^. bie 9Ud»tftätte, U^ax(t> fid^ in ber 3l^t beg
früheren S(ccife§aufeg an ber @e(f6ad^er. Strafe.
10
146 ^ntn)i(fe(ung bev lUlrgerlid^ SreilMt-
mi^ t)erf($en(t ober t)erlauft iDorben loaren, eS alfo aud^
{eine ntel^t ;u t)ern)alten gab. SCn bie @pi|e ber Stobt:
Denooltung traten nnnme^r neben 6<$ultl^eig nnb Sd^öffen
bie feit 1266 em)&^nten 9latmannen unb bie ben &^ulU
l^^en gan} aus ber SSenoaltung t)erbrängenben93ürger'
meifler» (SS gab il^rer immer itoei jugleid^, beren erfter
aus ben 6(|öffen gen)ä^lt mürbe, mäl^renb ber jmeite ben
Statmannen angehörte. @ie mürben jebeS 3al^r unb jmar
in ber Sfleget um ben 1. 9Rai unter großen f$e{lli($teiten
um gemä^lt .*) SaS nod^ t)or^anbenene Sfirgermeifler^
Serseid^niS beginnt mit bem Saläre 1311.
S)ie fianbt)ogtei fiber bie ganje äBetterau**^), n)0)u
au($ f^rantfurt nebfl bem ganjen fianbflri$ }mifd^en äRain,
gi^eitt unb Sa^n gehörte, beflanb nod& tange***), unb ber
!Banbt)ogt ber äBetterau ^atte alfo aud^.in ^antfurt nod^
melen @influ|. @inen bebeutenben, leiber f($&blid^en, auf-
flad^elnben @influ§ flbte j. 93. ber Sanbt)ogt Ulrid^ t)on iganau
mä^renb ber 3ßwfteunru§en (1355—67) aus.
S>aS @d^ult^ei|enamt blieb mit bem ®eri($te be^
flehen, ja baS frft^ere älnfe^en ber 6tabtt)ögte ging auf
bie Sd^ultl^ei^en über. S)er 6d^ultl^ei^ mürbe iebeSmal
t)om Aaifer auS ritterli(|en ®ef($led^tern ernannt. @r mar
ber lefete ^SDlinifleriale" (faiferlid&e ©eamte) in granlfurt.
2)a ber @tabt aber fel^r mel baran liegen mu^te, au($
biefeS oberfte ä9[mt an ben ®eeignetften il^rer 93ürger }U
vergeben, fo fd^eute fte feine SRü^e, ftd^ biefeS SHed^t vom
*) @eit 1729 fanb bie SBa^l im 3)e8em5er, ber 3lmtSantntt am
1. ganuar ftatt
: **) 2)fe JBetterau umfaßte eine gaiije ^njal^l früherer (^ane, fo
aud^ ben 924ebgau, |u toeld^em ^an!furt sunftd^il geted^net »itvbe.
***) ^0^ 1417 wirb ©rjb. Sol^ann ». SRainj jum SanbDogt etnamii
(Sntmtfeluttg bet iMIrgetlid^ 9tei(eit. 147
Aaifer ju ertoerben. ©etabe bie ^^eien beS oben ge^
nannten ipettn IXlrid^ von i^nau, ber bamots sngteid^ ba9
Sd^Itl^eijsenQmt in $fanbfd^aft l^atte^ veranlagen ben
6{egfrieb t)on WtaxhuxQ, genannt na$ feinem i^nfe
}ttm ^arabiefe, feinen bebeutenben @influ§ geltenb }tt
tttad^en, um ber @tabt ba^ 6d^nltl^ei|enamt }n erwerben. Ott
war ber perfönlid&e greunb be8 Äaifer» Äarl« IV., bet
i^n felbft ^feinen lieben SBirt" nannte, nnb fo erlangte er
n)ir!lid^/ ba| biefer Aaifer ber Stabt baS ermfinfd^te Sted^t
famt einem Steile bed großen 9lei$8n)albe8 (Sreiei^)
1372 ,,t)erfanfte". SHi» Kaufpreis mnrbe bie @nmme von
8800 ®olbgulben feflgefe^t älu^er bem @($ultl^ei^enamt
mnrben aber nod^ für bief e @umme mitt)erfanft baS f^orflamt
unb ber ganje bamate t)on bem grojsen 83annforfl „S)reiei($''
bem Aaifer nod^ übrig gebliebene 3Balb, ber ben Flamen
^AönigSforfl'' ober aud^ Sreieid^ im engeren @inne fü|irte,
alfo ber je^ige @tabtn)alb. 3^ bemfelben gel^drte aud^ ber
©ad&fenl^ättfer S3erg. 3m Saläre 1376 erlaubte ber Äaifer bem
9lat, ben Serg jur ä9[nlegnng oon äßeinbergen }u pat^eQiiren
unb }u oerlaufen. Ser Aaifer ^atte ftd^ 1372 nämlid^ baS
SflfldlaufSred^t oorbel^alten, oon bem jebod^ {ein Sebrand^ ge$
mad^t mürbe.
©eitbem 1329 Äaifer Submig ber SJaper ber Stabt
erlaubt ^atte, bie oerpfänbejten taiferlid^en Sfled^te unb @im
nahmen einjulöfen, mar ber ©tabt ber 9Beg jur f^rei^eit
eröffnet; f eitbem ein »ürger ber ©tabt, S^lob An ob«
laud^, burd^ bie f^reunbfd^aft beSfelben fiaiferS 1338 in
ben 93efi^ beS le|ten faiferlid^en @igentum8, bei» ©aal^
§ofe8*) nämlid^, gelommen mar, brandete bie ©tabt nid^t
*) @r erhielt bamold aud^ in ^fanbfd^aft bad m>d^ §eute nad^
feinem tarnen fo ^mamXt „Jhto^laud^iSfelb'', toofel^ft aud^ nod^ ber
10*
.^, LliTi-M^
146 iMxoiä^Um^ bev lUlrgerlid^ SreilMt
ttod^ t)erf$en(t ober t)erlattft toorben nniren, eS alfo ait$
(dne ntel^t ;u vmoaltm gab. 9Cn bie @pi|e ber 6tabt^
Denooltung traten nuntnel^r neben 6<$ult^eig nnb @d^öffen
bie feit 1266 tm&^ntm Statmannen nnb bie ben &$nlt^
l^^en ganj aus ber S3em)attung Derbrangenben Sfirg er -
meifleri^ (SS gab il^rer immer stoei jugleid^^ beren erfler
aus ben Sd^öffen gemdl^lt mürbe, mäl^renb ber }meite ben
Statmannen angehörte. @ie mürben jebeS 3a^r nnb jmar
in ber Sflegel um ben 1. SJlai unter großen f^efllid^teiten
nm gem&l^tt*) Sas nod^ t)orl^anbenene Sfirgermeifler^
Serjieid^niS beginnt mit bem 3<^re 1311.
SHe fianbt)ogtei fiber bie ganje äBetterau'^^O/ ^0)u
au^ f^rantfurt nebfl bem ganjen Sanbflri$ {mifd^en äRain,
Stl^ein unb Sa^n gel^örte, beflanb nod^ lange***), unb ber
!2anbt)ogt ber äBetterau l^atte alfo au($.in ^antfurt nod^
tnelen @influ& @inen bebeutenben, leiber f($&blid^en, anf^
fla^elnben @influ§ flbte }. SB. ber Sanbt)ogt IXlrid^ t)on jQanau
mä^renb ber Sftttft^wnrnl^en (1355—67) an».
S>aS @d^uU^ei|enamt blieb mit bem ®eri($te be^
flehen, ja baS frft^ere äJ^nfel^en ber 6tabtt)ögte ging auf
bie 6d^ult]^ei|en fiber. S>er Sd^ultl^eijs mürbe iebeSmal
t)om Aaifer aus ritterli(|en ®ef($led^tern ernannt @r mar
ber leite ^aRinifieriale" (faiferlid&e SBeamte) in granlfurt.
S)a ber @tabt aber fel^r Diel baran liegen mu^te, anüf
biefeS oberfte ^rat an ben ®eeignetflen i^rer 93ürger }u
vergeben, fo fd^eute fie feine SRfi^e, fx^ biefeS SHed^t mm
*) @€it 1729 fanb bie SBa^l im S^ejember, ber SCmtSantritt am
1. ganuar ftatt.
: **) 3)ie SBetterau umfaßte eine ganje ^njol^l früherer ®aue, fo
aud^ ben 92iebgau, |u meld^em ^an!fuvt junftci^il gered^net »urbe.
***) ^0^ 1417 wirb ©rj^. gol^ann ». SRainj jum Sanbuogt ernannt.
(Snttoitfelutts bet IMIrgetUd^ 9>petl)di 147
jtaifer ju erwerben, ©erabe bie ^^eien beS oben Qt*
nannten iperrn UIri($ von iganau, ber bamots }nglei($ boS
Sd^Itl^eijsenamt in $fanbfd^aft l^atte^ veranlagen ben
Giegfrieb t)on 9Rarbnrg, genannt na$ feinem i^fe
}ttm ^arabiefe, feinen bebeutenben @influ§ geltenb }n
tttad^en, um ber Stabt baS Sd^ultl^ei^enamt }u ermerben. Ott
mar ber perfönlid&e greunb be8 Äaifer« Äarte IV., bet
i^n felbfl „feinen lieben äBirt^' nannte, unb fo erlangte et
mirflid^, ba| biefer Aaifer ber @tabt baS ermfinfd^te fSteü^t
famt einem Steile beS großen 9lei(i^malbe8 (Sreiei^)
1372 „t)erlaufte". SUS Aaufpreid mürbe bie Summe von
8800 ®olbgulben feflgefe^t. äJ^u^er bem Sd^ult^ei^enamt
mürben aber no($ für biefe Summe mitvertauft baS f^orflamt
unb ber ganje bamats von bem großen a3annforfl „S>reiei($'^
bem Aaifer nod^ fibrig gebliebene 3Balb, ber ben Flamen
„AönigSforfl'' ober aud^ S)reiei($ im engeren Sinne ffil^rte,
alfo ber je^ige Stabtmalb. 3^ bemfelben gel^drte aud^ ber
©ad&fen^aufer S3erg. SmSa^re 1376 erlaubte ber Äaifer bem
9lat, ben Serg jur Anlegung oon äBeinbergen }u parjeQiiren
unb }u oerlaufen. S)er Aaifer l^atte fid^ 1372 n&mlid^ ba&
SlfldlaufSred^t vorbehalten, von bem iebo($ {ein Sebraud^ ge«
mad^t mürbe.
Seltbem 1329 ftaifer Submig ber »aper ber Stabt
erlaubt ^atte, bie t)erpf&nbe]ten faiferlid^en Siedete unb @in^
nal^men einjulöfen, mar ber Stabt ber 9Beg }ur f^rei^eit
eröffnet; feitbem ein »ürger ber ©tabt, S^lob An ob«
laud&, burd& bie greunbfd&aft beSfelben Äaifer» 1338 in
ben 89efl^ beS le|ten taiferlid^en Eigentums, beS 6aal^
l^ofeS*) nSmlid^, gelommen mar, brandete bie Stabt nid^t
*) @r erl^ielt bamalS aud^ in ^fanbfd^aft bad nod^ l^euie nad^
feinem Flamen fo genannte „Jhto^laud^dfelb", toofel^ft aud^ nod^ ber
10*
148 ^hoitfelung bec (ürgerlid^en Sfveü^eU.
mel^r }tt fflrd^ten, ba^ fi$ ein unrttl^iget Stitter bort fefl^
fe^te unb bie @tabt {td^ ttnteriDarf; feitbem nun aud^
bie Stabt ft$ i^ten Sd^ultl^ei^en felbfl loä^Ien tonnte, n)ar
f^rantfnrt t)oIIIommen felbflänbige Stabt, bie nur, xoxe lebet
anbete Staat, bem Jtaifet, bem bentfd^en 9ftei($e unb feinen
®efe|en untetn)otfen roar, unb beSioegen gel^ötte fle nun )u
ben 9leid^8fläbten. SSeU^ glan}enbe Sttungenfd^aft bieS
voax, geigt M befonbetd, n)enn man einen Smani bettad^tet,
bet no($ t)ot etmad ntel^t atö einem 3al^tl^unbett Dot^et
auf f^tanffutt laflete. SKejS mat bet iQeitatS)n)ang.
äBenn nämlid^ ein l^ol^et taifetlid^et beamtet bie S^od^tet
eines SfitgetS gut @l^e moQte, fo mußten Sltetn unb jtinb
batauf eingel^en, gleid^mel ob getn obet ungetn.*) 2>et
@<%äff^ 3o^. ®olbflein, beffen 34)d^tet aud^ fo begel^tt motben
toax, menbete fid^ an ben ^ifet um älbfd^affung bief eS 9Ri^
btau($e& äBittlid^ l^ob f^tiebtid^S II. @o^n, ftönig ^einti^
1232 ben ißeitatdjtoang füt f^tantfutt unb bie anbetn
tniereffante SHefi einer SßafferBurg: ber Stnoiblau^^^o^, ^^omdffof
hxd ^eute Dor^anben ift. 9Rit bem @aaI§ofe toar aud^ ber Sefi^ bed
^onfd^iffeiS (aRarftfd^iffeiS) unb eined ^ad^'S b. 1^. einer sum 3^0^^^
bed ^fd^fangeS a^gebftmmten @teKe im äRain oerBunben. 2)er freie
^ifd^fang im offenen STlaine !am burd^ ^rimleg t)om ^aX^xt 1483 an
bie @tabt.
*) @in $erolb trat vox bad ipauS ber Jungfrau unb tl^at in
alten 9leimen im 9lamen beS JlönigS fein Sege^ren htnb, bie einKi
folgenben SSerfen entfpred^en foHen:
iQört 5U, i^r Ferren überaK,
äBaS gebeut ber jlönig unb äRarfd^aK:
äBag er gebeut, baS mug fein!
ipier ruf id^ auiS ben % mit ber %
^tuie 5ur ©l^en, morgen jum Selben,
Über ein 3^^ S^ einem $aar.
<Snttoi(felung ber^ürgerlid^en ^v^U. 149
tüetterauifd^en 6t&bte auf, {ebo$ bel^iett et ft$ böS Siedet
bcr „prblttc" t)or.
SRan tnad^te erfl einen Unterf^ieb }n)if$en freien
6t&bten (bif d^öflid^en jReftbenifläbten) unb Sfleid^i^fl&bten. 2)ie
9fleid^Sfl&bte, ju benen f^ranlfurt sS^lte, Ratten eine Steid^S^
fieuet iu sollten, bie freien Stäbte, ;. 9. SRain}, nid^t
S)od& fpra(i^ man fpäter (feit 1495) aud& t)on freien
Sfleid^Sfl&bten« Sßegen ber Sfleid^Sflener n^aren bie Sfleid^S^
fläbte einer grojsen ®efal^r ausgefegt, n&mlid^ vom Aaifer
Derpfänbet gu werben. SBieberl^olt (j. 83. 1254) würbe
^ranlfurt t)erfprod^en, ba§ eS nic^t t)erpfänbet werben foQte,
bod^ ^atte bie @tabt beSwegen oft Sorge, f^ranlfurt würbe
erfl 1803 butd^ ben Sfleid^SbeputationS^^iQauptfd^lu^ fflr
reid^Sunmittetbar erüärt unb ei$ würbe ü)m nebjl
ben au^er i^m nod^ befle^enben ffinf Sfleid^Sftäbten (^m^
bürg/ 93remen, Sflbed, 9Rflmberg unb älugdburg) utibe::
bingte 9leutralit&t jugefid^ert. äUS bai» beutfdg« Sfleid^
jerfiel, inbem 1806 granj II. bie beutfd&e Äaifer!rone
wegen beS äCbfaÜiS ber Sll^einbunbsfürflen nieberlegte, verlor
f^ran!furt feine biSl^erige @elbflSnbig!eit ; eS würbe nunmel^r
(big 1813) bem prjlen 5ßrima8, Äarl v. ©alberg, über«
geben. S)od^ ging bief e unglfidKid^e 3^t t)orüber ; f^rantfurt
würbe 1813 burd^ bie beutfd&en ©iege t)on feiner äSerbinbung
mit bem ©ro^l^erjogtum f^ranifurt gelöfi unb einfhoeilen
feiner lommunalen SSerwaltung }urfid(gegeben. *) 9ClS
*) S)ieDuartien)orfte§et unb iniSbefonbere i^r ©pred^er Dr. %tt)tx»
lein Umvttm burd^ toieber^olte SorfteHungen Beim ^aifer ^anj (Der
ftd^ nebil ben anbetn oerbünbeten äRonard^en nad^ ber @d^lad^t (ei
Seipsig einige IBod^en ^ier aufl^eli) bie äBieber^etfteKung ber ftftbtifd^en
@el6pänbiö!eit. ge^etlein felbft ftarb in golge einer ©rföltung, bie er
fid^ bei ber legten ^ubienj B^fi^ogen l^atte.
150 (Sttttoitfelung ber (ütgerlid^en ^eil^
bann 1815 boS beutfd^e Stetd^ ol^ne Aaifer, nftmlid^
ber beutfd^e Sunb, errid^tet n)urbe, n)arb f^rantfntt mit
feinem ©ebiete*): SBornl^eim, Raufen, Dbertab, SRieberrab^
9liebet:s@rlenbad^, S)orteln)eil, 93onameS unb ^alb 9Keberurf el,
ein Keiner f^reifiaat (Stepublif). 2)ie Stegietungj^gemaU
ging auf ben @enat aber, an beffen @pi|e ber er{ie
SSflrgermeifier fianb. 9)ie @(i&ulti^ei|enn)firbe, beren le^ter
3nl^aber ber eble xk ©ttnberobe (t 1824) mar, blieb nur
nod^ für für je geit befleißen, ^m Sal^r 1866 mürbe bief er Heine
grelflaat in ^reufeen einverleibt. — gaffen mir bie je^ige
äußere Stellung ber @tabt ins 9luge, fo ergibt fid^ : f^rantfurt
gel^ört jum bentfd^en Sfleid^, barin jum fiönigrei($ $reu^,
$rot)ini $effen-9laffau, 9legierungiSbe}tr! SBieSbaben, ftreis
granffurt. S)a8 SBJappen granlf urt8 ift ber einföpfige 8leM^=
abier unb jmar, um nad^ mittelalterlichem l^eralbifd^en &ts
brauche bie 9Rinberung anjubeuten, ge!tdnt, in ben fr&ntifd^en
garben : SBeife in Sftot, bargeflcllt- aiö färben führte bie 6tabt
jebod^ ni(|t Sßei^Slot, mie ed nad^ bem SBappen )u er::
märten märe, fonbern fletd bad 9lot oben, alfo Stot-äBeijs^
A. S)ie Älaffen ber SJemol^ner.
Snra erften SRale merben »emol^ner fjranffurt« 1215
frn)cil^nt. @S traten bamate einige ate S^i^^ <^uf/ ^^
jmar finb fie in ber Urfunbe mit aSor^^ unb 3^*^^*"^^
genannt, xoai infofern mer!n)ürbig ift, als bamalS bie 3u^
*) ^ie Sanbgemeinben toatm nadf unb nad^ teiliS burd^ I^J^etuS«
Derbanb, teils burd^ ^auf unb ^erpfänbung an ^anffurt gefomnten.
S)er Sranffurter 3lnteil t)on ©uljbadj unb ©oben war 1803 gegen
Überladung ber ^löfter in ber @tabt an 92affau abgetreten »orbetu
(Snin)i(!eluttg bev HtogerCid^en ^h^^« 151
namen etft allm&p$ auflatnett; Dotier nmrben bto§ bie
a;aufttamett gcbraud^.*) S)ie in ienet Urfunbc flenanntm
Sunamctt fornmcn ic|t nlc^t m^t in granffutt cor. —
Über ben Suflanb ber älteften SBetDo^et I&§t fl($ fofl nur
bie eine 2;^Qtfa$e mit ©eioi^eit angeben, ba^ fie fofi
famtU$ unfrei ober gar flreng leibeigen n^aren. S>er
®runb unb 99oben, auf bem ^ranffurt entftanb, gel^örte
als ben ällentannen abgen)onneneS Sanb ben ft&nfifdM
Königen. 2)iefe liejsen baS £anb von einseinen 9Reier^öfen
aus bebauen unb jioar inxi^ leibeigene ibmtm. Seibeigene
^nhxoextet Ratten bie notn)enbigen ®eräte unb fonfügen
93ebürfniffe }u bef(]^aff en, unb ^albfreie Beamte nern)alteten
baS ®an}e. ^aü^ iBetieben fonnte ber flönig bie Seibeigenen
(JtönigSleute) auf anbere ®fiter nerfe|en, Derfd^Ien, vtt^
taufen ober il^nen ani^ bie f^eil^eit geben«
^ie ^Beamten n^aren Stitter, bie fld^ in beS JtönigS
SHenfl begeben Ratten, be8n)egen l^ie^en fle aud^ SRinißerialen
(SHenftleute).**) 3lad& unb nad& ging nun ®runb unb »oben
in Selben unb $fanbf($aft unb bann in ben n^irfliii^en
»efift biefer aSerwoIter ober anberer greien über, bie bem
Äönige bafür eine id^rlid6e Abgabe jol^lten.***) »u» biefen
9lbgaben l^at fld^ bie Steid^Sfleuer entmidett, bie xxm bem
*) @r{l gegen @nbe beS 14. gct^t^^unbettd nol^men bie ßunamen
über^anb. ^uö einem ©d^loffct §einncl^ würbe ein §einridj „genannt
©d^Ioffer", enblidj ein „©cinricl^ ©djloffer", fo aud^ auS einem m^
ipanau eingewanberten Subn)ig ein „Subn)ig t>on ^anou" unb enblid^
i^Subwig Hanauer" ober „Subn)ig $anau" ic
**3 ^djon 823 würben in einer granifurt Betreffenben Urlunbe
ald fold^e 9lantcariuS unb (S^l^eroIbuiS genannt
***) 6o würbe 1090 ber 5lieber§of unb 1193 ber 3*iebH t>ergeBen,
bod^ mu6 e8 fd^on Diel früher freie »eftfter gegeben IJaben. (©ie§e bie
@d^!ung ber eblen 9luilinbe 874.)
152 (SnhDuKelung Ux ^ürgetlid^n ^ei^
gefamten weUHd^en ^efife in f^rantfurt an ben Aaifer
geldflct werben mul^te. — S)le »ebauer ber $ofßüter unb
bie babei wo^nenben l^of^örtgen ^anbnietter blieben aber
no$ lange leibeigen, {te lamtn nur aus bei ASnigd ^nb
in anbere iQ&nbe. 2)ie 93auem blieben unfrei h\& in bie
neuere 3eit, b. 1^. jte befafeen ben SJoben, ben fie bearbeiteten
unb t)on beffen @rtrag fte lebten, nid^t als Sigentum, fon«
bern gel^örten gleid^fam famt bem SBoben einem befUmmten
ißerm, n&mlid^ bem 3late ber ©tobt, ©rji 1810 würben
fte in ben f$ran!furter Sanbgemeinben frei erllärt; bod^
mußten fie noü^ Ui 1847 ben JQofbeft^n unentgeltli^
SHenjie, fogenannte gronbienjie leiften. S)ie übrigen Se«
wo^ner t)erfd^afften [xü^, fo weit fie nid^t als f^reie eingewanbert
waren, fd^n t)iel frül^er bie f^reil^eit. SHe JQanbwerter,
urfprftnglid^ ©öl^ne leibeigener »auern, Ratten ben ißof^erren
i^re Äunftfertigfeit jur Verfügung ju fletten. 3^r ®efd&äft
bannte fie aber nid^t wie bie 93auem an bie ißöfe/ fonbem
wies fie mel^r auf bie @tabt l^in. @S gelang i^nen benn
aud^ frft§, freilid^ juerft nur gegen beflimmte S)len^leijiungen
ober 9lbgaben an i^re frfil^eren JQerren, i^re äBol^nfite in
bie @tabt }U t)ertegen, bie il^rem ^ei^e ein reid^ereS f^elb
bot. @o würbe baS SSeri^ältniS ber JQanbwerter }u ben
!önigtid^en JQöfen immer lodixtx, unb als biefe aHmä^lid^
in ben Sepl i^rer früheren Dbert)erwalter fibergegangen
waren, fönnen bie iQanbwerler !aum mel^r als unfrei gebadet
werben. SHeS mu| wo^l bann ber f^all gewefen fein, als
ber föttiglid^e Dbert)erwalter, ber 3Sogt, weil nid&tS mel^r
}U verwalten war, abgefd^afft würbe. S)aS gefd^al^ um 1219.
©d&ott früher ^atte bie 5Rot, in bie ©einrid^ IV. (1056-1106)
in feinem Streit mit 5ßapft unb ©egenfönig geraten war,
bie $anbwer!er aus il^rer t)erad^teten Stellung etwas erl^oben*
C^nttbitfelung ber büvgetUd^en S^eil^ii 153
Ittn feinen @egnem getdad^fen ju fein, betüaffnete er bie
iQanbn)et!et ber tl^einifd^en 6t&bte in feinem SMenfle. 9htn
galt aber gerabe baS 9Baffentragen als ha& Aenn}eid^en
beS freien SRanneS ! 9Bie baS äBaffentragen ber erfte 6d^rttt
)u il^rer f^rei^fit xoax, fo ntad^ten fpäter bie ipanbioerter
t)on biefent Sterte ben auSgiebigflen ©ebraud^. @S mu^te
fogar, inbem einer ben anbem ju überbieten fud^te, bie
@rd§e, xod^t bie 9Baffen nid^t überfd^reiten bnrften, bnrd^
bie Dbrißfeit feflgefefet werben.
9Beil bie freigeworbenen ^anbwerter t)on ben frül^eren
f^reien bod^ nod^ nid^t atö gleid^bered^tigt anerlannt würben,
fo traten fle fid^ }u @d^u$ unb %xuli in SSerbinbungen
Sufantmen, bie man 3 Stifte nannte. @S gab aber aud^
vitle, befonberi» {leine ßaufleute, meldte fid^ feiner S^^f^
anfd^Ioffen, unb biefe bejeid^nete man mit bem 9lamen
® e m e i n b e (@emeine). 2)en bem Stange nad^ ]§ert)orragenb::
ften 2;eil bilbeten bie in bie Stabt eingemanberten fjreien.
hinter ben @tabtmanern fud^ten fie in ben nnml^igen
3eiten €d^u^ Sluf bem iönigUd^en S3oben ber Stabt tonnten
fle aber nid^t ganj frei bleiben; fie mußten oielmel^r von
il^rem S9efi| abgaben jal^len, ftd^ aud^ }u fonftigen Sienften
t)erpf(id^ten. ältö biefe 9(b^&ngig{eit fid^ vtxlox, maS fdgon
frßl^e gefd&a^, ^ie^en fie „Bürger" (SSurgarier, SJurgenfen,
b. 1^. Seute, bie in einer 83urg — xoai frül&er aud& eine
befejligte ©tabt bebeutete — mol^nten). Später erhielten
fie ben etmaS fonberbaren Flamen „©efd^Ied^ter", unb nod^
fpäter mürben fie „5Patrijier" genannt.*) ®ie mürben bem
nieberen älbel gleid^gered^net unb fpielten, atö bie lönigUd^en
*) S^re %^m^dt befd^ränlte M auf ben (S^ro^l^anbel unb ^ud--
nut^ung il^reiS immer mel^r antoad^fenben ©runbbefiteS.
154 QMmiäü»m% ber bfirgeilUteii gcfiiett.
atbtifleriatfit (9titter) fU^ nad^ mib nad^ fafl oOe aus
ber @tabt auf i^re umlitgenben (Bfiter*) surfid gqogen
l^teit, bie ^awftxt&e in ber fiabtifd^ SertDattmig. Sttf
i^nen nmtben auSfc^Iie^U^ bie Schöffen geiod^It. Gd^ulti^g
mb 6c^en l^atten aber anfangd nÜ^t blojs. bie rid^terlid^,
fonbem aud^ bie attdfibenbe Setoott. 6{riUer famen }u
biefer Senmiltung nod^ bie ,,9lattnamieit'', mib biefe
0efammte £)6rig!eit l^ie^ tut) ber 9lat. SHod^ unb nad^
aber erioarben ftd^ bie 3&tifte burd^ i^re S^l unb i^e
Serbinbuns eine fold^e 9Rad^t, bo^ fte and^ Xeil am SUäsi^
regiment t)erlangten unb erhielten (juerfl 1359). 5DqS ging
iebod^ nid^t f o glatt ob ; im ®egenteil fe^te eS l^rte fiftmpfe,
bie man gen)öl^nlid^ oH ben Jtampf ber ©efd^Ied^ter
unb S^^H^ (benen ftd^ bie ®emeinbe in biefem Jtampfe
anfd^Iojs) bejeid^net. 9)ie @efd^Ied^ter l^atten ftd^ n&mlid^
aud^ }u SSerbinbungen }uf ammengetl^an ; bie mfid^ttgfle mar
bie ®efellfd^aft beS igaufeS ^Simburg". Son biefen fiftmpfen
auSgefd^Ioffen maren erflenS bie ®eifllid^en, meil fte
gau} unabl^&ngig t)om ^aU maren unb nad^ il^ren eigenen
®efe^ lebten, fomie bie 3uben, meld^ ebenfaSS eine
SluSnal^meflellung einnal^men, jebod^ im ®egenfa| jn ber
®ei{ttui^{eit fo, bajs fte gar {ein SBort mitjufpredM l^atten,
fonbem l^ö#enS gebulbet mürben. @ie maren mit Seib
unb ®ut bis in bie neuefle 3^ ^^ taiferlid^eS, bann
fl&btifd^eS @igentum.
@d^on frül^ gab eS au^er biefen 8emol^er?ß(affen no<|
bie „^Pfa^ürger" unb bie „«uSbürger". S)ie ^a^Ibürger
maren älui^märtige, bie fid^ blo| beS @d^u^ejS megen baS
*) %viä) bie ©d^ultl^i^en n)o§nten im äRitteloltet geiodtnli<j^ auf
i^ren S'litterpften in ber Umöegenb.
^niioi(feluttg ber (ürgetUd^en ^eil^eit 155
fi&bttf^e ^rgerred^t erlauft l^atten (ba^et tool^I ber 9lame
^al^Mrger, b. I^. ^o^t, bie [xü^ l^inter ben ^fOl^lett ber
6tabt nur @(]^u^ fugten). @te mußten tmn SRartini
(11. SRot)ember) bi8 ^eterStaß (22, gebruar) in ber 6tabt
TOOl^nen. 2Beil fld& bie prflen, il^re frül^eren Ferren,
borflber besagten, fo fd^affte {te Jtaifer Subn)ig ber Saper
(1333) ai. SSiele jogen je^t gan} in bie @tabt unb n)urben
n)irnic^e 93firger. 2)ie SCuiSbürger n)aren meifl nur 9litter
ber Umgegenb unb benachbarte ^löfler. älu^erbem beflanb
no$ bai$ S3urgre(]^t, b. 1^. baS Siedet, bei Jtrieg unb
©efal^r l^inter ben SRauern ber ©tabt S(5ufe gu fud&en,*)
SoV!^e& 93urgred^t l^atten eine 9Renge Orte ber 9la#ar«
fd&aft (über ^unbert). Sie mußten jä^rlid^ auf ®ertrubi8*
tag (17. üRdrj) um Erneuerung biefe» Sfteti^teg einfommen
unb eine Keine ©ebfll^r entrid^ten. 9(ud^ l^atten fle bie
Wi(l^i, bie Stabtgräben aufsur&umen unb im @tanb gu
erl^alten.
B, aSerfaffung«ldmpfe.
3m 14. Sa^r^unbert ffi^lten ftd^ bie 3finfte fdM
fo mächtig, bafe fie (1355—1367) einen offenen Äamitf
mit bem bamatö auS äHtbiirgern (93urgenfen) beftel^ben
9tat anfingen, um aud^ SCnteil an ber SSermaltung ber
@tabt SU erlangen. S)amalS me^te überhaupt ein ^ei^eitd«
brang burd^ ganj 2)eutfd^lanb, ber jid^ in ben kämpfen
ber 3fittfte gegen bie fle brfidtenben 9lltbiirger, n)ie oud^
in benen ber @t&bte gegen bie feinbfeligen Stitter offenbarte
S>er Sftat mu^te fid^ juerfi fügen unb nal^m »irtlid^ mit
*) „S)ic S'leicigftäbtc waten überhaupt in jenen Seiten, wo faft
ba8 ganje Sol! aud „§erten unb Änedjten^ beftanb, ber ^b, Don
roeld^em aug fxd^ bie büröerlid^e greil^eit entwiÄelte." (l^riegl.)
156 (Shtttoitfelung ber bürgerlid^ Steiteit.
®ene]^mt0ttng beS MferS 3 Sftnftige unb 3 SRitglieber
ber ®emeine als neue StatSgliebet auf. 9lun ober iDoOteit
bie 3flnfte aaü^ bie @inna^tnen unb SluSgaben ber Gtabt
beaufftd^tigen. S)er Sflat n)ar bei bem 83oUe n&ntlid^ in
{torten S3erba($t gefommen. S>a^ Sd^öffengerU^t, baS früher
in l^ol^em Slnfel^en ftanb, brol^te in SSerberb }tt geraten.
2)ie @d^öffen Ratten hai ffte^t, fl($ burd^ eigene SSal^I
immer auf bie S^¥' ^^ P ergänjen. 9lun aber lie^
biefe mand^ntal etlebigte @d^öffen{iellen unbefe|t unb ner^;
teilten unter fid^ bie Sintünfte. Sann tam xaan fogor
flberein, ba| bie einzelnen 6($öffen abwed^felnb bie erlebigten
@d^öffenfte(Ien befe^en foQten. @o n)aren benn bie 6d^dffen^
fteQen nur ein paar f^amitien jugeteilt!
. Aein äBunber, ba§ man mi^trauifd^ gegen ben 9lat
geworben n)ar unb glaubte, er möge xoo^ bie @in{&nfte
ber @tabt unreblid^ t)ern)atten. Z)ie S^^nfte liegen .fid^
jebod^ burd^ einige älnfül^rer „JQein}e (iQeinrid^) in bem
Säle" unb „$enne ($einrid&) SEBirbel" ju (Seroalttl&aten
l^inreigen. Einmal n)urbe fogar ber tfl(|tige Sd^tl^eig
©iegfrieb v. SDlarburg, bem granffurt fo ml t)erbanft*),
in feiner SQSol^nung überfallen unb bebrol^t. @r flfid^tete
}tt feiner @id^erl^eit nad^ $rag, xoo ber Jtaifer fU^ bamalS
aufl^ielt. SSegen fotd^er iQanblungen mußten bie SSrn^e
tro^ il^rer geredeten 89efd^n)erben unterliegen; fogar bie
6 neu aufgenommenen 93firgerlid^en unb 3&t^ftigen im 9lat,
meldte befonberS aud^ bie S3ern)enbung ber Selber beauf^:
fld&tigen follten, würben ganj au8 bem Slate entfernt. —
3ebod^ nur für für je Seit ! SRad& ber unglfldflid&en ©d^lod^t
bei fironberg 1389 (fie^e abf d&nitt tX.), al8 e« galt, bie
*) IBö^mer nennt il^ gerabeau ben größten SRonn in StottiCf uvtd
politifd^er (S^efd^id^te.
(Snhi)i(feluiig ber Mlrgettid^en gveil^Ht. 157
@efQtt(ienen auS)uIöfen unb bie 6tabt aus i^ren 6$ulben
}U reiben, t)erftSttte fid^ ber fftat um 20 Sfirger, foba§
bie 341 ber 9lat8glieber von 43 auf 63 flieg. Sd^on
1408 jebod^, nai^bem bie SSertegenl^eit befeitigt loar, lourbe
bie frfil^ere S^^ meber l^ergefiellt^ aber fo^ ba^ au^ ipanb^
Werfer (juerfl 15, nac^ bem gettmild^'fc^en SCufllanb nur 14)
im 9lat blieben. Unb fo beflanb ber Stot bis in bie neuefte
Seit (1806) au8 43 ©Hebern (,,gflat8freunbe''), nämlid&
bem @d^uU^ei§en, 14 SRitgliebern ber @#ffenbant 14 ber
Sweiten ober ®emeinbebant unb 14 ber britten ober ipanb::
n)erIerbanL @8 maren im 9tati$}immer xoxxtLx^ brei t)er«
fd^iebene Sänte angebrad^t, bal^er biefe Sejeid^nung.
Stufig oerflo^ bas 15. ^al^rl^unbert; im 16. jebod^
!am }u ben religiüfen @treitigleiten unb impfen auify nod^
bet mit bem „SBauernfneg'' jufammenl^ängenbeSBürgerattfflanb
Don 1525. am Djiermotttag (17. »priO entflanb auf bem
^eterSfird^l^of ber äCufrul^r. @d mürben 46 älrtitel aufgefegt,
morin ber Sflat befonberS um Strenge gegen bie @eiftli(${eit
unb Suben angegangen mürbe.*) S)ie AeQer ber ®eifUid^en
pifinberte man bereits, unb ben Sttben {lanb bie ^Ifinberung
bet)or. S)er 9lat mu^te auf bie f^orberungen eingel^en;
jeboii^ f(]^on am 28. ^nx, nad^bem ber Sauemaufftanb in
3)eutfd^anb, befonbers in ber @($lad^t bei aRfil^l^aufen unb
^anten^aufen, niebergemorfen mar, jog ber l^ieftge 9lat
*) @ine f el^r ^e^^d^^enbe l^orbetung bed f ogenatmten ,,9(rtt!e(5nefed"
oerlatigt, bat bie ^ermftd^tniffe frommer unb milbtl^ötiger SSorfo^en
nid^t mel^r ju einem prunfenben (S^ottedbienil unb für unwürbige
^eiillici^e, fonbem pr Sefolbung von »irflicl^ frommen unb aufrid^tigen
Se^rem beS göttlid^en äBorieiS, fon)ie jur @mäl^rung beiS armen SRanned
oenoanbt werben foUten. 2)iefe fjorberung führte ^ur Umbilbung bed
allgemeinen 9(lmofen!aftend. (@ie§e @eite 109.)
«tf Viibrtitgftt ber jhirfftrftai iNm Ztier wA Vf^ f owk
bei etott^Iteri bei S^fM SRon«, bie soBA^ttoi 8a>
0ftti{ligttti0eit stttfid. 2^ Slot ^atte ft4 »d^teRb ber Ibmt^
fo ft]t0 itstb fefl g^eigt, bo^ fein eint fb^r «4 bbie
f(^iDereit Seftrafimgeit ner^diigt }» loetben bnnuJ^ten, ob^^
gteU^ bie (Sdrtner uub Gd^^od^, unter benen bef onberS
^iQani mm 6iesm^ ali ^anpt ber Smpfinnig fienimnt
wirb, fid^ tnand^ gegen ben 9lat in Sd^nlben fontmen Uelen.
Siel fd^immer gefalteten fid^ bie S>inge im folgenben
Sa^r^unbert. (U war ein gro^ Serberbnü in ber 6tabt$
nenoaltnng eingeriffen. S)er 9tat )ed^e anf Jtoflen ber
6tabt, bie Sintftnfte nmrben Derfi^tenbert, ber GtobtfdMff
genannt bai ^Noli me tangere^ (rfi^r ntid^ ntd^ an),
oerfd^n^anb ftmtloS. 5Die ®efd^Ied^er l^atten aSit SRod^ in
i^nben. 60 nniren unter ben 43 SHotigliebem aSein 25
aui ber abeligen (StefeDfd^aft ber fiimbnrger. S)asu fam
ber ^od^mut biefer ®efd^(ed^ter> «eli^e bie freien Sftrger
ati i^re Untertl^anen betrad^teten unb bel^nbelten. (Snblid^
glaubte bai Sott, ba^ bie ^uben vom 9lat auf itoften ber
Sfitger SU fe^r begünftigt «würben. Sine uuiufriebeneO&l^mng
l^rfd^te fd^on lange in ber 6tabt. SHi nun 1612 ber
ftaifer aRattl^iaS in ^rantfurt Qtvo&m unb getrdnt nmrbe,
ba brol^te biefer bei aQenfaQi t)orfommenber Unfld^l^
unb Unorbnung ber @tabt mit bem Serluji ber ^Srintte^^
b. I(|. ber laifetlid^en @unftbriefe. 2)a ertlSrte nun bie
Sürgerfd^aft, fie lenne bie $(it)Uegien gar nid^t, unb mfinfd^te,
ha% fie öffenttid^ t)erlefen würben, wie ei frfil(ier wn einer
au^en an ber Seonl^arbilird^e angebrad^en Jtanjel l^ab
Seitweilig gefdgel^en fei. S)er 9lat l^ielt biefelben jebod^ im
{{eftungiturm an ber Seonl^arbitird^e t)erborgen unb n)oKte
er{l lange nid^t auf bai beriefen eingel^en. S>ie Sftrger
ober gaben nid^t nad^: ja {xe gingen, je I&nget ber 9tat
Sögerte, i^re S3itten ju geiD&l^ren, in il^ren Sorbentngen
immer meitet. 60 mu^te fid^ benn ber 9lat bequemen,
iur SBieberl^etftellung ber 9lu^e (im Dejember 1612) ben
„Sürgeroertrag" absufd^He^en, nad^ meld^em bie S3ürger bie
$rit)ilegien erf al^ren follten, unb in meld^em aud^ t)erfd^iebene
%orfi$rtften gegen ben SBud^er ber Suben unb gegen t)or«
gefommene ^iPr&ud^e in ber @tabtt)ern)attung enthalten
maren. Der 9lat mürbe burd^ 18 aud ber SSürgerfdgaft
SU m&^Ienbe aniitglieber t)erftärft 9lud^ mürbe feflgefe^t,
ba^ Iflnftig feine naiven SSermanbten im 9lat ft^ foQten,
fomie nid^t mel^r aU 14 Mitbürger aM ber abligen ®efelb
fd^aft ber fiimburger; 9 S3ürger foQten i&l^rlid^ bie Stobt«
9led^nungdbüd^er prüfen. — @o meit maren bie S^^^^
im Siedet 9lun aber maren einige unrul(|ige itöpfe in ber
@tabt, ,,friebl^äf{tge SRänner", bie @efallen am 2)urd^einanber
gefunben l^atten. 9ln ber Spi^e flanben ber Sebtftd^ler
„SSinjen} ^ettmild^'', ber 6d^neiber „jtonrab Sd^opp'' unb
ber 6d^reiner „Aonrab (Semgro^". SRit i^en Sln^&ngem,
unter benen befonberd bie 6ad^fenl^&ufer unb 9leformierten
eifrig maren, brangen fte mieberl^olt in ben 9lömer, be«
fd^impften ben 9tat, fd^toffen il(in fogar einige 3kige lang
(t)om 5.-9. gjlai 1614) dn unb nötigten il&n jur ab*
banlung. SSergebend fud^ten befreunbete St&bte, nergebenS
bie faiferlid^e jtommiffion, meldte von bem IBanbgrafen von
iQeffen^S)arm{tabt unb bem @r)bifd^of non SRains gebilbet
mürbe, ju t)ermitteln. @nbtid^ mürbe am 22.9ugufl 1614
eined ber SSorl^aben, bie ^ünberung ber 2^engaffe, axOs
gefül^rt, unb jmar t)or)ügIid^ unter ^itmirtung ber $anb*
merti^burfd^en. S(m folgenben %aQ mürben bie 3uben su
@d^iffe gebrad^t unb mainauf- unb abmactd t)on ber 6tabt
160 j(SitiiDi(Ie(uti0 ber bfirgeclu^ gret^
entfernt 9htn griff ber flaifer mit Strenge ein. Sm
28. September umrben f^mild^ unb feine ^anptan^ger
in bie ,,9lei^^d(u$t'' erfl&rt. 9)a erfd^rat bie Sikrgerfd^ft unb
tarn mieber jur Seftnnung. gettmild^, bec nad^ unb nad^
aOen f riebliebenben bürgern Sd^reden eingeflS^ §atte, »urbe
burd^ ben energifd^ »3^0^^^^^" ^9aur n. Spfenedf (ber
fidb burd^ fein {rfiftigeS SSirfen aud^ fon^ fe^r oerbient
um ^rontfurt madbte) in einer S^irtfd^ in ber Sdn^iufer^
gaife .junt großen Sbriftop^" ner^aftet unb mit (Semalt
auf ben ¥hombeimer Zurm gebrod^t UntermegS tief er
feinen Snb&ngcm mit lauter Stimme ju, „man foSe i^n
nidbt fteden latfcn" ; Diefdben entftrmten bem and^ fein
@ef&ngnift unti führten ibn im Sriump^ in fein ^^oui».
;2teft t^erbarrifatiierte er iMi^felbe unb bco^te, y^boi ^So^enben
jitt erfdKekn. ?odb ba rftdFtm bie StabiffiQmer not boS
$^m^, unb ibm Hieb nidbti anberel ibrig, att fidft pi
cn8<^cn 1,27. 5icix»her 16U\ iSit ibm woben feine
^ouplmitidbirbigen ctrongm unb noA uerfdKebenes Orten
alKKnkbTt. äon^ Muote bie Uuterfad^uBg, mdd^ mm
bm vicnonntai Axtamiinnus s^rmbrt muri». 6nbß4 (am
2n fvd«Tuar tt^i6^) mtzdr boi Uxteü auf bem 9lo^mar&
ne4BhtA. ^t^tmüdb mix 6 dorn« noMi eut^u p iet, *)
i^ auMre buidi bei ivubr a»l ber Statt ge^itf d^ nb
äS cisfoi wriMontt. fiecmildil ^iobI in i«t guygaaifc;
m M wr cisipca ^Uttxa ba# %!!inKiU||U|d^ wmäit
mktXT g cTiffqi sub fise SAßMit^täli n bc^ SMt 9efc|t
ftp bcnriibni hrxoiibcu vib pw ^dbrzrtei, etae hieiai|d|(;
«tfb ciae branöK. ^wc lamm:
#ka^i»i| and' ^he;. iniciin: mf ^nc iiiie3i£iitocB
(Sntioidelung bev Sürgerlid^en ^rei^eit. 161
Xa^ biefev $Ia^ bleibt öbt unb loüft,
a)ran SBinsen^ gettmild^ fdjultig x%
äSeld^er biefi @tatt bre^ ganzer Sal^r
©ebrad^t l^at in mand^ gro( ^efa^r,
Neffen er enblid^ l^att baroon
©ettagen biefen böfen So^n,
S)afi er erftlid^ an ber Sflid^tftatt
©ein sioeen i^inger oerlol^ren f^at,
^ernad^ ben Stoiß% geoiertl^eilt brauff,
Unb bie ^iertl^eil gel^endet auff
Sin bie »ier ©troffen biefer ©tabt,
S)en JSopff man auffgeftedet f)at
9lm 99rü(Ien«X^um: aud^ SBeib unb ^inbt
®n)ig beg SanbtS oenoiefen fmb,
^a§ $au( gefd^Ie^fft: ^e^ id^ oUl^ier
3u treroer SÖamunö ftel^e bir.
S)icfe ©äule würbe bei bem fog. großen ©J^riftenbranbe
(1719) burdj eine nieberftürjenbe SUlauer jerjiört irnb nid&t
wieber aufgerid&tet. S)ie milbere ©timmung ber 5Reujeit i^dt
ben über jenen $Ia$ loerl^ängten ^ud^ aufgel^oben unb
benfelben roieber bebaut (1878).
Sllle ber iBürgerfd^aft wä^renb beS 9(ufftanbS gemad^ten
3ugeftdnbniffe würben wiberrufen, Dbgleid^ bie grofee
SRenge ben laiferlid^en Urteitefprud^ l^art unb ungeredgt
fanb unb bie ^ingerid^teten gleid&f am ate SIRfirtprer*)
betradgtete, fo l^atten bod^ biefe jal^relangen ©treitigfeiten
9lat wie SSürgerfd^aft bie 9Sol(|Itl^aten ber ®intrad^t red^t
fd^ä^en gelehrt. 9lud^ n)ar man burd^ bie l^o^en ©traf^
gelber, meldte bie ©tabt bamald }al(|Ien mu^te^ fel^r
*) SCud^ ©oetl^e bebauert bie unglüdtlid^en 9Renfd^en, raeld^e man
mol^l als Opfer, bie einer beff eren lünftigen SSerfaffung gebrad^t werben,
anf e^en bürf e, weil bod^ voriger mand^eS Unoerantwortlid^e im ©d^wange
gewefen. ©ie waren wirflid^ bie einzigen, bie jjemalg in ^ratt^
fürt wegen politifd^er Unrul^en l^ingerid^tet würben.
11
162 (SnttoicKelung bev bürgerUd^fit gfre^eit
eingefd^üd^tett. Snblid^ l(iatte man audg Me Sufl am
^tünbern unb SSertreiben ber Suben t>erIoren, ba man
gefeiten, ba^ fle wteber surüdgefü^rt nnb in i^re ®üter
eingefefet roorbcn waren.*)
@o tarn ei, bag tro^ ber Un}nfrieben^eit bei^ äSoIIed
bie 9lu^e faft ein ganjed 3<^l^rl^unbert ungeftört blieb.
5E)a aber erreid^te bie Unünfriebenl^eit ber ©ürger über
bie im 9late eingeriffenen SKiPräud^e mieber einen bebend
lid^en @rab. 9Ran n)enbete fid^ iebodg nur an ben Aaifer
unb lie^ fld^ nid^t ju gen)alttl(i&tiger @igenl(|ilfe i^inrei^en.
5E)ie SSer^anblungen bauerten jroar lange geit (1705—1 732),
bodg erreid^ten bie ^Bürger fd^Iieglid^ il^ren S^^* ^^
iQauptfadge nad^ n)urbe je^t burd^ bie fogenannten laifer^
lid^en ,,9tefoIutionen'' baiS gen)äl^rt, wca ba& SBoß bunib
ben Slufilanb von 1612—14 erjlrebt l^atte, unb biefe
@rrungenfd^aft loerblieb ber @tabt bii^ }ur SKufUfung he&.
Sleid&eS (1806). (g« mürben mand^e aJHfejianbe befeitigt,
namentlid^ foQten nid^t mel^r nal^e SSermanbte jugleid^ im
9late fein. S)ie SBal^Ien ber StatSglieber mürben flrenger
gel^anb^abt. @i§ mußten nun immer je brei t)orgefd^Iagen
merben, jmifd^en benen bann bie „Augelung" fiattfanb.
9Ran legte namlid^ brei l^ö[}erne Angeln, }mei nerfllbert
unb eine t)ergolbet, in eine Urne, gür men nun (mit
bid(em ^anbfd^u^) bie golbene Angel gesogen mürbe, ber
mar Sieger. 3^^ 3Ba^rung bed @tabtt)ermögeniS mürbe
baS bürgerlid^e Aotteg ber ;,6inunbffinfjiger" gegrfinbet
3Bieberum nal^m man im 9(nf ange unf erd 3al(irl^unbertS
aSeränberungen in ber SSerfaffung t)or, bod^ mit frol^em
*) Übev ben f^ettmild^'fd^en Slufftanb ^at <pert Kr^ivar Dr. jhieg!
oottftänbige queUenmä^ige äJhtteilungen gegeben in ferner (S^efc^^te
^anffurtS in auSgewäl^lten ^avfteUungen.
(Snttoitfelung bev MlrgecUdftm S^rei^i 163
i&crjeti unb in gtlebcn, nftmUd^ nad^bem granlfurt (1815)
toieber feine 6elbft£nbig{eit erlangt l^atte. 9(n bie Stelle
be« alten StateiS trat je^t ber erft aud 42, fpäter aud 21 miU
gliebem beftel^enbe 6enat, baiS Sinunbffinf^tget JtoQeg
blieb befleißen, nnb neu entjlanb ber auiS 85 ^itgliebem
beflel^enbe gefe^gebenbe jtörper, n)eld^er in ©emein^
f($aft mit bent Senat bie @efe|e ju Qtien l^atte. 2)ie ®e^
fd^led^ter ber Simburger unb f^auen{leiner t)erloren i^xt
früi^eren aSorred^te. Sm 18. Dftober 1816 warb bie neue
aSerfaffung befd&rooren, unb tourbe biefer Sag U^ 1848
feplid^ gefeiert.*) »ei ber ®nt)erleibung in ^reufeen (1 866)
nmrben aQe bie genannten Jtörperfd^aften oufgelöfl. 9ln
bie ©teile bei^ @enatd trat je^t bie löniglid^e ^Regierung;
unter il^r ftel^t ber 9Ra giftrat, ber unter 9Ritn)irtung
ber57@tabtt)erorbnetenbie {iäbifd^en älngelegenl^eiten
beforgt. 2)er 9Ragi{trat befleißt a\x^ ben beiben aSürgemieiflem,
5 befolbeten unb 7 nid^t befolbeten @tabträten. 9ln{iatt ber
frül^cren 14 Üuartiere gibt eg jeftt 9 5ßolijeireniere. 5E)er
^uptfi^ ber 6tabtt)ern)altung ift fd^on feit 3al(irl^unberten
*) ^ie ,,i^et6fttage" bebeuteten ben von bev Sel^rbe beftimmten
Anfang ber SBeinlefe unb ri^teten fid^ alfo noc^ bev 3^t ber Trauben*
reife. S^onffurt trieb bamolg, wie oben (@eite 39) gezeigt lourbe, viel
äßeinbau. Sobolb bie Trauben p reifen begannen, würben bie SBein«
berge für jieberntann »gefd^loffen", wie eg nod^ je^t in SBeingegenben
ber %qXI ift. ^iefe ^bfd^lie^ung ber SBeinberge bauerte immer bid ^u
ben „fterbfltagen". S)iefe fielen nun aber öfter in bie 8^t beS
18. CItoberd, bed ^ageg ber »efreiunggfd^Iad^t bei Seip^ig unb ber 8e«
f^wörung ber neuen ©tabtoerfaffung. S)a burd^ bag gewaltige ^reuben«
fd^ie^en an biefen ^agen mand^eg Unglüdt gefd^ol^ — würbe bod^
1848 burd^ bag unbefonnene Spielen mit $ult>er ein $aud in ber
Ileinen ^c^enl^eimer (S^affe ^5rt — fo würbe bamalg biefe Unfitte
abgefd^afft.
11*
164 ®ntmdtluxi% bev bürgetUd^en ^freil^eü
,,ber ^ümex"*), ber, nad^bem baS alte 9tatl^aui$ an ber
©teile beg jeftigett 5ßfarrturtttS 1 349 abflebrannt war, 1406
ate Siat^aud angefauft tourbe. ®in f($öner (Srttnbfag ber
ftäbtifd^en SSertDattung ift in bent am Eingänge tum Statd^:
{immer beftnblid^en @prud^e t)om ^al^re 1442 au8gebrfldt :
(Sineg äRanneg äflebe ift ^olbe äflebe,
aRan fott fie Bittig »crl^ren »«ibc ! **)
Slbgeorbnete von ^agiftrat unb ®tabtt)erorbneten bilben
unter ^^ii^^^^S einiger SSertreter ber Sanbgemeinben )eit::
n)eilig ben ^ r e ii^ t a g ; ber ganje Areid wäl^lt jur SSertretung
im preugifd^en San b tag ixoex, }um beutfd^enäleid^dtag
einen älbgeorbneten. 2)ie frül^eren jtlaffen ber Sen)ol^ner
l^aben fid^ faft ganj t)ern)ifd^t. @efd^le($ter unb 3ftnfte lennt
man nur nod^ bem S^lamen nad^. 93or bem ®efe|e ftnb
je^t alle ®t&nbe gleid^. 9(ud^ bie jtluft jtoifd^en bürgern
unb 9^id^tbärgern ift nad^ bem @efe^e über t^reijügigleit
unb Unterftü^ung^mol^nfi^ überbrüdt. S)ie ©eminnnng be&
S9ürgerred^ti^ ift nur mit ber B^^^^^^S ^^^^ geringen @in^
Sug^gelbed t)erbunben. S3ü^ 1866 mar e& nid^t fo leidet
in Sranffurt Särger }u merben. 9^ur SSürgerdtinber erbten
*) 2)er 3llame „9flömer" f)at fd^on bie oerfd^iebntarttgften ®r»
Ilörungen gefunben. Dr. ^vieg! neigt %\x bev älnfid^t, M$ ber 9tame
auf einen ber ältejien Seft^er beg $aufeg ^urütf^ufü^ren fei, ber enttoeber
aud ffiom geftammt obev baf el6ft längere 3^it gelebt unb bedmegen ben
Beinamen „ber ^iömer" befomnten l^abe. SBivflid^ ftnbet fid^ urlunblid^
fd^on 1222 in unferer ©tobt ein t$riebrid^ von @e(igenflabt ,,genamit
gHömer"; 1322 befaft eine gamilie „grofd^" bag bamolö fd^on „S'lömet*'
genannte ©ebäube. Um 1350 !aufte bie Familie ,^lne¥" bad $aud
unb nal^m baoon ben Planten „pm 9l5ntet" an. S)a bie fallen §ur SRe^«
seit für ipanbeliSsniedte vermietet n)urben, fo (ommt ber 9l5mer auc^
unter bem Flamen ,,baS ^aufl^aug" vor.
**) „©^nS manö rebbe ein IJalbe rebbe,
man fal fle biUid^ oerl^oren bebe."
®ntn)i(Ke(ung ber bürgerlid^en greil^eii. 165
gleid^fatit bad SBürgerted^t; f^embe tonnten ed blo^ burd^
äSerl^eiratung mit l^ier SSetbürgetten ober burd^ eine l^ol^e
Summe erwerben. 3ltte anberen Rieften Seifaffen unb ^er-
mif fioniften (b. \). fold^e, bie nur auf ®runb einer befonberen
poIi}eiIid^en Erlaubnis gegen eine befonbere älbgabe ^ier
wol^nen burften).
3ur Unterl^altung ber fläbtifd^en ®inrid^tungen flnb
gro^e Summen @elbe8 erforberlid^. S)iefe fliegen teitd auS
bem flabtifd^en SSermögen, teifö burd^ 9(bgaben ber Sürger
jufammen. SSon alten 3^iten an bii^ vor n)enigen Salären
(1. Sanuar 1875) bilbeten bie Steuern auf Seben^mittel
bie ^aupteinna^me ber ©tabt. ©d^on 1333 gemattet Äaifer
Subn)ig b. Saper ber ©tabt bie @rl^ebung einer allgemeinen
©teuer t)on ben Seben^mitteln }um 9ludbau ber ©tabt.
eben fold^e Steuern werben auc^ 1449 feftgefeftt; 1576
würbe bie „jä^rlid^e ©d^aftung" eingefül^rt, wown nur ber
©d^arf rid&ter befreit war. Sorl^er würben nur bei befonberen
SBebfirfniffen abgaben unter bem Flamen „95eebe" erl^oben.
©rofeen aWi^mut l^atte jlctÄ bie ©teuerfreil^eit ber ©eip«
lid^en unb ber geiftlid^en ©fiter erregt, ^il^t flnb aud^ l^ierin
älUe loor bem ®efe$e gleid^.
©d^liefelid^ ift nod^ ber mit 1. Januar 1868 in« ßeben
getretenen älbfd^offung ber ©d^ulb^aft ju gebenfen. Sig
ba^in fonnte ein ©d^ulbner im ftäbtifd^en ©d^ulbgefängniffe
(„SKel^lwage" in ber ga^rgaffe) in igaft gel^alten werben.
3n frfil^eren ^a^rl^unberten biente baS Seinwanbl^auS afö
©d^ulbgefangniS.
C. ©ie 3uben.
aSBann bie erjlen Suben nad^ granffurt famen, ift
ungewife; wir wiffen nur, bafe eiS fd^on 1240 i^ier eine
Subengemeinbe gab, wiewohl ber StuSbrudt „©emeinbe" erfi
166 (Sntioitfeluttg bet bürgerlid^ ^^ei^
1288 bei bcr grantfuttct Subcnfd^aft Dotfemmt. 311 ber
llttterlÖciTtlfd&ctt ©cflenb toareti flc fd^on t)tel frül^er.*) gafl
bie etfte @rn)ä^nung ber ^ubett in bett Sll^einlanben ifl bie
©Tjdl^Iung einer aSecfoIgnnö. ®in böf e8 Dmen ! ©0 ifl bie
@ef d^id^te ber l^nben b\i in bie 9leu}eit f aft nur eine ®efd^id^te
ii^rer n)ir!lid&en ober anöebidöteten aSergelden unb il^rer SSer^
folflungen ! S)amate (um 1095), x>ot Seginn ber Äreujjüße
mad^te ein gewiffergmid^own Seiningen mit 1 2000 6trcitem
bie SRl^ein^ unb 9Raingegenb unfid^er unb glaubte ben ^eiligen
jtrieg nid^t beffer anfangen }u lönnen, atö mit @rmatbung
ber Suben. ©afe bie Verfolgungen aber in granffurt nod&
nid^t bie fdglimmflen xoaxtn, gel^t au8 ber mell^unbertjdl^rigen
Vorliebe ber ^uben für ^ranffurt ]^ert)or. 3m Salute 1498
fiebelte fogar bie ganje S^i^^i^O^^^itii)^ ^^^ ^türnberg nad^
^ranlfurt Aber. S)ai» Verhältnis ber 3uben jur d^rifilid^n
Sürgerfd^aft n)ar anfangi^ ein frieblid^eiS. 6ie wogten
mitten unter ben bürgern, menn audg jiemlid^ beieinanber,
fttblid^ unb öfllid& be« ®om8. @ie ^ie^en „faiferlid^e Äammer-
Ined^te", b. fj. fle waren Eigentum ber Äaifer. SHefe Seib*
eigenfd&aft äußerte fid^ nid&t in perfönlid^er SHenjipflid&t,
fonbern nur in abgaben. S)affir genoffen fie be« Äaifer« be^
fonberen ©d^ufe, unb mal^rfd^einlid^ l^aben fie eiJ biefem Um«
ftanbe ju t)erbanlen, ba^ fie nid^t ganj t)ertrieben ober auS^:
gerottet mürben, 5E)cnn fei ed religiöfer ®ifer, fei e« Stoffen;:
abneigung, ober bie Verbred^en, bereu fid^ bie S^ben fd^ulbig
gemad^t ^aben follten, ober enblid^ il^r Vermögen, ober
mirlten, mad am ma^tfd^einlid^flen ift, biefe Urfad^en aQe
}ufammen : fo vid fie^t f eft, bag baiS eigentlid&e Volt jeber jeit
ju i^rer Verfolgung bereit war. SSBir feigen juerfl nur bie
*) »ergleid^e Seite 67.
®nttoi(KeIun0 ber bttrgerlid^en fSfreÜ^eit. 167
jtaif et atnb f|)ater aud^ ben 9tat ber @tabt atö il^ren Sefd^ü^
auftretett.*0 Stt« am 24. 3Kai 1241 bei einem Auflauf
auÄ jiemlid& unbefannten ©rünben**) 1 80 ^ubeti erf dalagen
Toorben (erjie foBenannte „^Vihen^(iila^t"\ laflete be8 Äaifer^
Sottt fed^iS Saläre lang anf gtanffurt. Site »eifpiel, nrie
ber 9iat fid^ i^rer annahm, mag nnr ertod^nt fein, ba^,
ate 1292 ber Äaifer 3lbolf jur Seftreitung feiner SOSa^t
unb Arönungdlofien il^nen eine l^ol^e Steuer auflegte, ber
@d&ult^eij5 biefe ^lünberung t)er^inberte. 3118 1603 bie
3uben l^ier eine „9lationalt)erfammlung" abgel^alten, be*
trad&tete man bieS von Seiten ber gttrjicn als §od^t)errat —
im ©runbe aber nur ate eine ermünfd^te ©elegenl^eit, an
i^r äSermögen }u fommen. 9lud^ bamate na^m ber 9tat mit
@rfolg i^re Partei. S)ag aber ba8 SSoR jebe @elegenl^eit
benu^te, um {te ju fd^abigen unb ^u belaftigen, jeigt fid^ bei
allen in früherer S^it W^ Dorgelommenen Slufftänben unb
Unrul^en. @emöl^nlid& t)erlangte bann ba8 93ol!Unterbrüd(ung
ber Subcn ober führte fie gar felbfl, gemö^nlid^ mit 5ßlünbe-
rung loerbunben, au8, j. 83. 1349, 1525, 1614. SHe ^aupt^
ffid&lid^ften SSer folgungen begannen mit bem Sal^r 1349.
S)amate mutete in ©eutfd^lanb eine ^ßeft, ber fd^marje
%oh genannt. S)em ©eifte ber S^it gemäfe ^ielt man bie8
*) ©elbft ein ?5apft (Snnocetis IV.) muft sufleben (1247), baj bie
SSerauButtg unb SSerfoIgung ber guben ein SBer! ber Habgier oon geift«
Itd^en unb weltlid^en Ferren fei. ^ud^ 8eml^arb Don (Elairvaus fd^reibt
an bie @peterer, ba( viele (E^riften bie Suben an SBud^er überträfen,
^od^ fei l^ier gerne erioä^nt, ba^ in einem ©d^reiben von ©d^ultl^ei^,
©d^öffen unb 9flat oon granffurt (1287) bie lanbläufigen ed^auber*
gefd^id^ten von iübifd^en SSerbred^en alg unnial^r bejeid^net n)urben.
**) aRan giebt alä Urfad^e an, baj ein junger gube, ber pm
(El^riftentum übertreten n)oQte, burd^ feine ^ngel^drigen gel^inbert
n)orben fei. 3tuv 24 retteten burd^ älnnai^me ber Xaufe il^r Seben.
168 (Snttoidtelung ber büvgetlid^en fjfcei^
für ein befonbetei» €trafgeri<]^t ®ottei» unb fud^e burd^
99u^übungen ben ^immel ju t)erföl^nen.
60 entftanb bie @elte ber ^^Sei^ler", iDeld^e, fU^ gei^elnb
unb SBu^Heber flngenb, in S)eutfd^lanb uml^erjogen. SHefei^
Uml^er}iel(ien brad^te ober balb foldgen Unfug ^ert)or, bog
felb^ ^pft unb ^fd^öfe bagegen auftraten. XuS ben
auf Snglid^en S3ü^em n)urben nad^ unb nad^ raub» unb
morbgierige älbenteurer. SItö fold^e tauten fie nad^ ^antfurt
unb fud^ten bie S3et)öUerung burdg bie bamolS allt>et6reitete
Sage, bie ^uben feien @d^ulb an ber $e{i, fle ^£tten bie
iBrunnen t)ergiftet, aufjuftad^eln. 2)a il^nen bieS nid^t nod^
äSunfd^ gelang, jfinbeten {le einige ^ufer an unb rannten
mit ©el^eul burd^ bie 6tra6en, rufenb, bie Suben l^&tten
bie ®tabt angejünbet. S)ad n)irfte! SHe ge&ngfUgten, non
glammen umringten SBürger gerieten in SEBut unb fielen
fiber bie ^uben ^er, bie teils burd^ bie SBaffen il^rer ^nbe,
teils burd^ bie Rammen il^ren %o\> fanben* Die ©eitler
aber l(iatten @elegen^eit pix Pflnberung! S)ieS bie * jmeite
^^ubenfd^lad^t". @S blieben nur wenige 3uben verfd^ont
§Rod^ im 3^^^^ 141 6 werben nur brei Subenf amilien l^ier
ermähnt, 1417 fed^S, 1429 fed^je^n, 1439 elf, 1495 ncun^
}el(in. 3)od^ mögen aud^ mand^e Suben 1349 nid^t getStet
morben, fonbern nur aus granifurt geftüd^tet fein. — ©ie
}unel^menbe älbneigung gegen bie 3uben jeigte ftd^ aud^ in
ber äSertreibung aus il^ren frfil^eren SQSo^nungen in ber
Släl^e bes 2)omS. 9luf anbringen ber ©eifUid^feit, bie
vorgab, ber @otteSbien{t merbe burd^ baS ©efd^rei unb ®e^
fpötte ber 3uben gejlört, gebot fd^on 1442 Äaifer fjriebrid^ III.
i^re Entfernung unb mieberl^olte biefeS ®ebot 1458. gefet
liefe ber 9lat, für i^ren ©ebraud^ eine SReil^e Käufer aa^^
f^alb ber alten @tabtmauem unb beS @tabtgrabenS (ber in
(Shihottfelung betr bürgetlid^en Sh^eil^t. 169
jener ®egenb äSoQgraben l^e^) erbauen unb {toor auf
bent S9oben unb jum %dl mit beut ®elb ber @tabt, ba
man il^nen ja il^r frül^erej^ Quartier einfa$ meggenommen
l^atte. 2)al^er xoxxh nod^ ie^t @runb unb SSoben ber Subengaffe
als päbtifd&eg ©gentum betrad^tet *) ©a ble eine Läufer-
reihe für bie S^'^^^ ^^^ Suben balb nicl^t mel^r auSreid^te,
fo geflattete man nad^ unb nad^ bad 3un)erfen eine^ %dl^
bed @rabend unb ia^ 93ebauen bei^f elben mit ^än^etn, moburdj^
erft aud ber ^uferrei^e eine @tra^e entflanb, ber man
ben Flamen Subengaff e **) beilegte. 5E)ie ®affe l^atte brei
2:^ore, nämlid^ jmei an il^ren @nben unb eines in ber SRitte,
mo nod^ je^t ein @äj3d^en, baS fogenannte ,,3ubenbrüdEd^en'',
an bad über ben SQSoQgraben fül^renbe S^i^or erinnert. 3^-
erft reid^te bie ®af[e nur t)on ber f^al^rgaffe unb smar
t)on ber SBorn^eimer 5ßforte ab bis etmaS über bie Synagoge
l^inauS. 9Rit ber Steuftabt ftanb fie nur burd^ bie beiben
3$ore am äinfange unb am @nbe, mit ber älltfiabt burdg
baS mittlere in SSerbinbung. @onfi mar fie burd^ bie l^ol^e
@tabtmauer von ber Slltftabt unb eine niebrigere, nm am
gelegte Stauer t)on ber Sfleufiabt gefd^ieben. ^t%f)Oxe mürben
bei SRad^t, foroie an Sonn- unb gefttagen unb bei Äaifer«
frönungen unb 2;urnieren gefd^Ioffen, um bie 3^en bann
t)on allem SSerfe^r mit ben Si^rijlen abjufd^Iie^en. S)ied
bauerte, bis ber SBranb von 1796 ben nörblid5en Seil famt
%f)ox in älfd^e legte. S)ie anbern beiben S^l^ore mürben
erft am 22. Dftober 1808 entfernt, unb von 1811 an
burf ten fid^ bie 3uben il^re SQSol^nungen beliebig in ber Stabt
*) Äud^ lommcn bie ^u\>m unter bem 9lamen „öittterfoffen" t)or.
**) ^efen Flamen filierte big bal^in bie ie^ige (9affe „hinter ber
Subenmauet" na4 bem bort befinblid^en Subenfriebl^of.
1 70 (Sittioiifelung ber Mirgerlid^ ^irei^
toffl^Ien.*) — SHe Rubelt xpevbeten anfangs aOed an, nm nid^t
in bie t)erl^a^te (Skt^e jiel^en ju muffen : fte n)oDten fi$ iebeiS
S&tntd in ber 9läl^e bed S)omS enthalten, fogar il^r bortigeiS
Z^ot gatQ Tietmauetn laffen ; fle fleSten bent 9tat vor, nrie f e^t
fle auf bent SBege na($ i^ter abgelegenen 6tra^ aOen Ver-
folgungen ausgefegt feien. SnieS umfonfl! fie mu^en 1462
in il^r „9leuägppten" (voie fte bie ©offe nannten) eingießen.
93ei bem 1525 auiSgebrod^enen Stufftanb ftellte man bad Stn^
finnen an ben 9lat, bie Suben su unterbrfiden. Sma (SH&d
mürben bie gorberungen ber Stufrü^rer balb befeitigt.
©d^timmer foQte ei^ ben l^uben 1614 bei bem ^ttmild^'fd^
Stufftanb ergeben. S)a bie Partei ber Unorbnung bamali^
lange ^üt bie Dberl^anb bel^ielt, fo fonnte fte il^ren $lan,
bie l^uben su plünbern unb ju loertreiben (am 22. unb
23. auguil 1614) au«fül&ren. ©rfl nad^ »eenbigung be«
aufru^r« (1616) mürben pe auf »efe^l ber gürfleu ju--
rfldgeffi^rt unb i^re @tra^e, mie ein 9lnfd^lag (9leid^jktbler
mit 3nfd&rift) an jebem ber brei S^^ore befagte, unter he&
Aaiferi» unb he^ Steid^ed 6d^u| gefleQt. 2)ie ^ubengaffe
brannte 1711 ganj ab. äS^eid^nenb für bie bamate nod^
^errfd^enben SSorurteile gegen bie 3uben ifl ber ®laube über
bie @nt{ie^ung biefed S9ranbei». 2)er 9labbiner 9lapl|t^ali
^abe nämlid^ mit feinen @d^filern S3efd^mörungen twrge::
nommen, aber aui^ 93erfel(ien bie f^euergeifier flatt ber SBdffer«
geifier citiert. 3laä) biefem fogenannten ^Subenbranbe"
mürbe bie 6tra^e 6 ^u^ breiter aufgebaut. SBie enge mag
fle alfo früher gemefen fein! gel^n Sa^re fpäter brannte
bie ißälf te nieber, 1 744 mel^rere ipäuf er, unb 1 796, al8 ber
fran}öfifd^e ®eneral jtleber bie @tabt befd^og, brannten aber^^
*) 3n ben ^anffurter Sanbgemeinben burf ten 6ig auf bie neuefle
3eit leine guben lool^nen.
(SntiDttfelung ber bürgerlichen ^frei^ 171
ntate 150 SSo^nungen nieber. ipier wutbe nun eine an«
pänbige Strafe, bie „Sornl^eimerftta^e", angelegt.*)
3m Saufe ber geit l^atten bie Suben il^ren §erm ge^
n)ed^feU. @ie xoaxtn {urs tM)r ber jtoeiten Subenfd^lad^t,
ndmlii]^ im 3uni 1349 hnx^ Äarl IV. ber Stabt wrpfdns
bet n)orben unb {war für bie Summe non 15200 $funb
ipetter (mai^ jeftt etwa einer Summe t)on IVa SWittionen
3KarI entfpric^t). S)lefe ^Pfanbfumme mürbe ber Stabt nie
iurflderfiattet, melmel^r mürbe bie Sßerpfänbung 1354 be?
ft&tigt, unb 1372 mirb fogar ber fpftter eingemanberte 2WI
ber Quben ber Stabt um weitere 600 @ulben „vettau^.'*
^0^ x^x Sd^idfal mar bahnx^ nur wenig beffer geworben.
9Benn oben ber 9lat aU ber 93efd^ü|er ber guben bejeid^»
net \% fo l(iulbigte er bo4 bem frü^ler allgemeinen (8runb:r
fa^e, wonach man ben Suben nid^t gleid^e SReufdgenred^te
mit ben Sl^riften juerlannte. S)al(ier bie t)ielen brüdenben
aWa^regeln, bie fd^impflid^ilen aSorfd^riften. 5Rur ba« Seben
unb Eigentum ber 3uben ad^tete ber 9lat, nid^t aber i^re
@l^re. S)ie 3uben mußten bad 9ted^t, l^ier ju wol^nen, um
eine abgäbe erlaufen, i^re fiebenSweife, felbjl 9lal^rung,
^leibung unb SQSo^nung war i^nen burd^ bie fogenannte
„Stättigleit", welche jebe« Sal^r bei Slnwefenl^eit atter 3uben
in ber ^ubenfd^ule t)orgelefen werben mu^te, genau 9orge«
*) SIm 1. aRdtj 1872 ftütjten in ber Subengaffe gwei Käufer ein,
Don benen bag eine bewol^nt war, baS anbere, ber Gtobt gel^örige, leer
ftanb. ®g würben 31 aRenfd^en oerfd^üttet, von benen 13 tot l^aug«
gegraben würben. @ine Srau würbe nod^ 27 @tunben nod^ gefunb
j^eraudgefd^afft. S)er (9runb biefer ^ataftrop^e war, ba^ bie wejili^e/
ie^t ganj oerfd^wunbene ^äuferreil^e ftar! gelid^tet war unb fo bie bei«
ben Käufer il^ren ^alt verloren l^atten. S)ie 6tabt fud^t nad^ imb
nad^ aUe bortigen Käufer an^ttfaufen, um eine gan^ ntne Strafe an*
legen p !önnen.
172 (Snhoicfclutio bet büroerlid^ ^h^ei^
fd^eben. S)arin iDat Üdnen j. S9. befolgten, a^d^ett
an ben Jtleibetn }u tragen, bantit fte !enntIU^ feien. SHe
9R&nner mußten mt^t als t^alergto^e gelbe klinge auf ben
DbetHeibem, bte grauen blaue Streifen am Soleier tragen,
ftein 3ube burfte fxä) auf bent S)ompla^, bent 9l5merberg,
beut Slo^marft, ber StabtaSee, ben anlagen feigen laffen,
am menigflen bei einem f^eft.*) S)ie nid^t ^nbel trieben,
fönten gans in if^xtt @affe bleiben. Stuf ben 6tra^en
foQten ni($t mel^r atö sioei bei einanber fielen. 3n ben
9lömer mußten fle burd^ eine iQintert^ilre ge^en. (SA nuir
il^nen fogar il(ir SSenel^men in x^xtx Sd^ule tM)rgefd^ben.
®i^ foUten 3. 99. nid^t alle jufammen auf einmal fpred^en;
3änter mußten nod^ befonbere älbjeid^en tragen, tlnb um
bie Srneuerung biefer @tattigfeit mußten bie S^ben (von
1480 bi« 1616) atte 3 ga^re bemtttig bitten, »uf tteber--
tretung biefer SSorfd^riften waren Isolde ©trafen gefe|t. 60
mu^te einer, ber bei einem S^umier in SSerKeibung ben
SRömerberg betreten l^atte, jur Strafe einen S^eil feinet SBer»
mögen« ^ergeben. SU« jmei ^uben (1506) bei einem gefie
ben 9lo^mar!t betraten, mürben fie l^alb tot gefd^logen.
äSon ben ^ubenftrafgelbem mürbe ilber ein l^albed 3al^r«
l^unbert l^ier in ^ranffurt ein großer Stattenfrieg untere
l^alten (fiel(ie oben unter „SKainbrfide''). ©ogar eigene be*
fd^impfenbe S^obeSarten ^atte man für bie 3uben auSgebad^t
9Ran l^ängte bie SSerurteilten mand^mal mit ben ^ü^ unb
jmifd^en §unbe an ben ©algen!**) S)er SRat liefe eigend
*) @rft 1806 louvbe il^nen untev bent Surften $rintag gefloitet,
in ben Anlagen fpo^ieren su gelten, ^ag $olI verlangte iebocl^ but(^
ben guruf: „mai^ Sßoreg!'' bai ber 3ube bemütig grüben ntüffe.
**) 3. 85. 1444 unb 1588. gm erfteren So^re »urben bie Subcti
@alomon unb 3ofepl^ ^iebftal^lg I^al6er fo l^ingerid^tet.
(ShthoidCeluitg bev MlvgerUd^en S^ei^eii 173
jur SBcfd&itnpfuttö bcr Suben im 15. Sal^rl^uttbert unter
ben 9)urd^gang bei^ nörblid^en SSrfidentutntd ein Sd^nbbilb
auf bie 3uben malen. ®8 fteOte 3uben bar, bie Teufeln
unb ©d^meinen jum Spielbatt bienten.*) Sflod^ 1709 Ile^
ed ber SRat erneuern. 99ei bem 99au t)on neuen 99ef eftigungen
ber @tabt mußten bie 3uben mitfrönen; bag fte ba6ei
burd^ einen SSogt mit einer ^eitfd^e jur arbeit angel^alten
mürben, i{l eine unermiefene fp&tere 9lui^fd(imfidung. S^'fyU
reid^e @d^m&l^fd(iriften forgten jebod^ ungefd^eut für ftete
äSad^^altung bed ^uben^affeiS. 9)ie ftSrlfle fd^rieb ber 9lbt)otat
©äfar im 3a^re 1606, ben „Subenfpiegel" unb „S)er Suben
Sabfiub". «te bie Suben 1616 nad^ bem f^ttmild&'fd^en
Slufflanbe mieber surfidC geführt mürben, foS ber taiferlid^e
^Beamte felbft erfiärt ^aben: S)a bring' id^ bie ®d^elme
mieber! 2Bie ftrenge anbererfeitö bie SSotfd^riften gegen
bie 3uben ge^anb^abt mürben, ge^t baraui^ ^en)or, bag
man felbjl auf Sitten ber Äaiferin (1492) nid^t geflattete,
ba^ ein reid^er 3ube auger^alb ber S^bengaffe mol^nte.
9)ie Sage ber 3uben mar alfo Sa^rl^unberte lang eine
^öd^ft traurige. 3^ ^ttem ®effi^l ber @id(ier^eit ffir Seben
unb ®üter lamen fie nid^t.**) Äein SCBunber, bafe fie i^rer«
feit^ nid^t fe^r m&l^lerifdd mit ben 9Ritteln ium @rmerb
maren! 9lm ftlteflen flnb bie jtlagen fiber i^ren SBud^er.
*) darüber n)ar ein Don guben gemarterte^ 5tinb bargeftettt, eine
Slnfpielung auf bie ben guben ^ur Safi gelegten Serbred^en, indbefonbere
auf @inu)n t)on Skribent, ber 1475 ald fed^diö^riged itinb von 3uben
SU Xobe gemartert n)orben fein foll.
***) ©ine gemiff ermaßen ä^nli^e 8e^anblung n)ie bie guben erfüllen
bie S^^'^«'^/ ^ie im 15. Sa^r^., äuS JJnbien einwonbemb, in unfere
^egenb lamen. 1571 fprad^ ber 9lat einen SRann aud Urfel, ber einen
Bigeuner totgefd^lagen, Don atter Strafe frei
174 (SnttDidelung bev lUlrgetlid^ 9veil^.
6ie beforgten im SCnfange alle ©elbgef^fte, f^ter we^
nigfteni» bie 2)arleil^en, ba ed na<i^ (itd^Hd^em ®efe|e beit
Cl^tiften nidgt geflattet toar, S'^f^ }u nehmen. X)ie Rubelt
nol^men befto l^d^ere. 9Biebetl^o(t tmtrben i^nen SiM^i%e
geflettt^ bie nid^t fiberfd^ritten tDerben foEten^ itnb biefe
nHiren nid^t niebrig^ }. 9. unter SubtDig b. Säapem 32 ^ßrocent
bei SWtgern unb gar 40 bei ^emben, tod^enb bei& ^fett^
mild^'fd^en SlufftanbeS 8 ^ocent 6o tarn eS benn, ha%
Diele S^riflen, unb felbft dürften unb j^en, bei ben Suben
in groge Sd^ulben gerieten. äBenn biefe )u 1^ fUegen,
fo nmrben mand^mal burd^ einen taiferlid^en Srla^, }. 8.
unter Äaifer 2Benjel (1389), alle gubenfd&ulben gefhid^en,
unb ber arme 3ube ^atte bann mieber t)on t)om an)ufangen.
^p mar i^r Raubet fel^r befd^r&ntt morben. ^ie butften
nid^t mie anbere auf offener Strafe feil^alten^ fonbem fafl
nur im 1. ©todf ber ^a^rgaffc. ferner l^atten fie l^o|e
9(bgaben )u jal^len: an ben Jlaifer'*'), an ben (Srjbifd^
t)on SRaiu} unb an bie Stabt. Selbft an bie jünber
mu^en fie bei Steinigung eines Brunnens **^ einen l^alben
®ulben für Semmeln jaulen, um fid^ bei etmaigem Sorüber^
gelten bereu Spott ju erf paren. Sd&on um 1 750 Hagen pe, bafe
fte auf ben Strafen mi^^anbett mürben unb smor nid^t
blo^ burd^ 93uben^ fonbem aud^ burd^ @rmad^fene. SHe
einjige Sid^tfeite bieten bie „^ubenSrite", bie in l^ol^em
*) 9locl^ 1734 erpreßte ber ^oifer ^avl VI. oon il^nen ein fe^
**) ®in Silad^llang an bie alten örunnenfal^tten, bie gemeitifamen
Sttfammenlünfte ber ««ad^bam jur 3leinigung ber öffenttid^en Srunnen,
l^at ft4 in ^ac^fen^aufen erl^alten, n)o am 1. 9Rittn)o4 im Xtigttfl
(nad^ ber frül^er aud^ ^ier gefeierten Rxx^wtif^t) bie 8runnen gefd^müdK
n)erben, n)ofür bie Knaben fid^ Srinlgelber fammeln.
(SnttDidelung ber bürgevlid^en ^ei^eit. 175
anfe^ctt ftanben. ®er Sftat jlettte fcttfl (1398) bcn Subcn^
arjt 3faaf mit 20 ®olbgulben iä^rlid^en ®e^alted unter
ben @tabt&r}ten an.
©tfl ber neueften 3^^ n)ar ed t)orbel^alten, ben 3uben
l^ier DoSe 9Renfd(ienred(|te }u gen)a^ren. 9lQd(|beni fie fddon
feit 1796 aud^ unter ben S^riften wohnen g^i^Mtft, würbe
i^nen 1811 DoQe ftaati^bürgerlid^e ©leid^bered^tigung mit
ber d^riittid&en Sürgerfddaft gewährt. Seit 1809 verbreiteten
fidd bie 3uben, na($bem fte alle aud^ ^^namen angenommen,
in ber ganzen @tabt. SBa^renb i^nen, im ©egenfa^e }u ber
im früheren SRittelalter fiblid^en milberen Suffaffung, bie
aud^ il^nen ben S3firgertitel jutommen lie^, im ^ai)xe 1480
audbrädßd^ verboten morben xoax, fx^ ^Bürger )u nennen,
erl^ielten je^t aDe bad S3firgerred^t. 9)iefed SHed^t erfuhr nad^^r
^er (1 816) mieber einige ©infd^rdnfungen, ba bie SBürger*
fd^aft nad^ SBieber^erfleKung ber ftäbtifdden f^rei^eit bie
3uben von ber ftabtifd^en SSermaltung gän}lid^ aui&fd(ilo^;
ja ei^ }eigte fid^ nod^ 1817 ^ier, mie in gau} S>eutfd(ilanb,
fiufl ju einer ^tubenverfolgung. 9Ran fd^eute fid^ von einigen
Seiten nid^t, auf frühere brfldCenbe SSorfd^riften surfid^u«
tommen, inbem man vorfd^lug, bie 3uben foQten auf ben
9taum }mifd^en SUIer^eiligenflra^e, f^a^rgaffe, 3Raxn^ unb
Sangeftra^e, i^re 3<t^l <^uf ^öddfteni^ 500 f^amilien unb i^r
ipanbel nur auf bie dfllid^e ißälfte ber Sd^nur^ unb ^ngei^^
gaffe befd^rdnlt werben. — ffiod^ mürben im ®egenfa|e ju
biefen S3eftrebungen burdd @efe^^&nbemngen aud ben
Sauren 1853 unb 1864 bie i^nen 1811 gemährten gicd&te
mieber ^ergefteUt.
vin.
2Bie ^eutjutage bie 9Renfd^en ju SSereinen unb 0efelt
fd^aften }ufainmentreten, fo xoax ed aud^ in ftül^ecen ^a^x^
^unberten gebräuddlid^. SBä^renb aber unfere ie|igen SSereine
burd^ ^ftuftgei^ SluS- unb @intreten t)on SRitgliebem in il^rem
99e{lanbe n)ed^feln^ bauerte bie 3u0e^drigteit fräßet bad
0Qn}e Seben ^inburd^. 3a eS beburfte nid^t einmal immer
einei^ förmlid^en @intrittei^^ ba ber einzelne in melen %SXien
fd^on von ©ebutt an auf einen äSerein beftimmt angemiefen
n)ar ; er roax gleid^fam geborene^ aRitgUeb. Sold^e SSereine
fanben ftdd bamali^ in allen StSnben. 9)er geifUid^en Seteine
in ^löftern unb Stiftern ift f d^on oben gebadet worben. SHe
S3firger bilbeten geiDö^nlid^ zweierlei SSereine, nftmlid^ mett^
lid^e unb geiftUdde. S)ief e n)aren bie fogenannten äSruber^
fd^aften, n)eldde befonberd gemeinfame anbad^tdflbungen,
aber aud^ gegenfeitige ipilfe in ber 9lot he^xotdtm. Gie
xoaxzn alfo aud& bad, xoa^ )e|t bie SBittmen^ bie Aranten-
unb @terbefaffen finb. S)er ipaupt}n)ed( beflanb jlebodd in
älnbad^t^fibungen. S)ie SStuberfd^aften Ratten gen)Sldnttdd
einen gan} eigenen ©otteiSbienft, bei bem jebei^ äRitgUeb bei
©träfe an ®elb, äBad^d 2c. ann)o^nen mu^te. 9luf einer in
^efeSigeS SBefen. 177
ber Aitd^e befinblid^eit 3:afel l^atte jebeS äRitglieb beim @itu
tritt in bie Jlitd^e felbft butdd ein beftimmtei} 3^i$^ f^nen
Flamen an)umerten. 2Ber alfo nid^t aufgejeid^net n)ar, ber
fehlte, unb wenn er fidd nid&t triftig entfd^ulbißen tonnte,
fo nmrbe er beflraft @o tann man eS nod^ ^eute in gan)
latl^olifd^en Sänbem feigen.
Sflrgerlid^e SSereine grünbeten bie Dome^men
älltbfirger foiDO^I atö aud^ bie gemdl^nlid^en SSflrger. S)ie
erjleren bilbeten bie fogenannten „©tubengefettfö^aften" ober
lurj ,,@tuben", bie le|teren bie „Sßwfte". ©tubengefeit
fd^aften gab ed folgenbe ffinf : Simburg, Saberan, SötDenftein,
grauenfiein unb bie Aramerftube. 9)ie erflen mer Ratten
i^ren Flamen t)on ben Serfammlungi^^aufem, bie Ie|te nad^
bem ©ewerbe. 3Sn il^r waren nämlid^ bie ftrdmer*) b. i. ftlein^
Stavi^tuU, frfil^er „®abenleute'' genannt nad^ ben ®aben,
ben ßaben, wo fle il^re SEBaren feil l^ielten, mo^er nod^ ber
w^ud^gaben" (an ben ©d^irnen) feinen 5Ramen l^at. SHe
®abenleute ftanben anfangt auf @eite ber ®efd^Ied^ter unb
beö ^a% fpäter traten fie auf bie Seite ber Sünfte, ate
fid^ ber Sftat unb bie Sßwfte (um 1355) ju beldmpfen
begannen, ißiermit ift fd^on angebeutet, ba^ bie @tuben^
gefeOfd^aften unb bie Sünftt {td^ meiftend feinblid^ gegen^
flberflanben; ja fle mürben beibe ^auptf&ddlid^ gegrflnbet,
um 9Rad^t im @tabtregiment ju erreidden ober ju bel^alten.
@d mürbe ja oben fd^on erm&^nt, ba^ bie mad^tigfle ®tuben^
gefeüfddaft ber „Simburger" eine gro^e Susal^t SRati^glieber
au^ i^rer 9Ritte ernannte. 9)ie übrigen ©efeQfd^aften maren
fpater entftanben, meift um ber bebrol^lid^en äßad^t ber
*) @ie Ratten il^ven Sit ^^ bem $aufe sunt Ulner b. ^. ^pfer,
ballet l^ie^ i^ve @tul&e au4 oft luv) „ber lUner''.
12
vin.
9Bie ^eutjutage bie SRetifd^en ju SSereinen unb 0efelt
f($aften pfammentreten, fo toar ed aud^ in ftül^ecen Sal^t:;
^unberten gebräud^lid^. äBä^renb aber unfete ie|igen SSereine
burd^ l^ftuftgei^ Slud^ unb Eintreten von SRitgliebem in il^rem
S9e{lanbe n)e($feln, bauette bie S^S^^i^i^S'^^t fräßet bad
ganje Seben ^inburd^. 3a ed beburfte nid^t einmal immer
eineiS f9rmlid(ien @intritteiS^ ba ber einjelne in t)ielen ^llen
fd^on t)on ©eburt an auf einen SSerein beflimmt angemiefen
n)ar ; et roav gleid^fam geborenei^ SRitgUeb. Sold^e Sßereine
fanben {td^ bamatö in allen StAnben. S)er geifUidden Sereine
in Alöftern unb Stiftern ift fd^on oben gebadet toorben. 2)ie
Särger bilbeten genjöl^nlidd jtoeierlei SSereine^ ndmlid^ mett^
lid^e unb geiftlid^e. S)ief e xoaxen bie fogenannten 99rttber^
fd^afteU/ n)eld(ie befonberS gemeinf ame anbad^tdflbungen^
aber aud^ gegenfeitige ipilfe in ber 9h)t beixoeStm. Sie
n)aren alfo aud^ bad, xoa^ je^t bie SBittmen^^ bie Aranlen-
unb Sterbefaffen finb. S)er ^aupt}n)ed( beflanb jebod^ in
älnbad^t^fibungen. S)te SStuberfd^aften l^atten gewSl^nlid^
einen gan} eigenen ©ottei^bienft, bei bem jebe^ 9Ritglieb bei
@trafe an ®elb, SBad^d ic. aniDo^nen mu^te. 9luf einer in
©efeSigeS SBefen. 177
ber Aitd^e befinblid^eit 3:afel ^atte jebeS äRitglieb beim @im
tritt in bie Aird^e felbft burdd ein befUmntteS Sd^ett feinen
Flamen anjunterlen. 2Ber alfo nid^t aufge^eid^net n)ar^ ber
fel^Ite, unb roem er fid^ nid^t triftig entfd^ulbigen lonnte,
fo nmrbe er beflraft So tann man eS nod^ ^eute in gan)
lat^olifd^en Sänbem fe^en.
iBfirgerlid^e SSereine grünbeten bie t)omel^men
äUtbürger fomo^l ald aud^ bie gemö^nlid^en a3ürger. SHe
erfleren bilbeten bie fogenannten „©tubengefettfd^aften" ober
lurj „Stuben", bie legieren bie „SWe". Stubengefeit
fd^aften gab ei^ folgenbe ffinf : Simburg, Saberan, Sömenftein,
grauenfiein unb bie Arämerftube. SHe erfien mer Ratten
i^ren Flamen t)on ben Serfammlung^i^äufem, bie Ie|te nad^
bem ©ewcrbe. 3« i'&t waren n&mlid^ bie fträmer*) b. i. Älein-
jlauf[eute, frfil^er ^®abenleute'' genannt nad^ ben ®aben,
ben Säben, n)o fie il^re SBßaren feil l^ielten, n)ol^er nodd ber
,,%ud^gaben'' (an ben Sd^irnen) feinen Flamen l^at. SHe
©abenleute ftanben anfangt auf Seite ber ®efd^led^ter unb
be» SRat«, fpater traten fie auf bie Seite ber Söwfte, ate
fid& ber Sftat unb bie günfte (um 1355) ju belSmpfen
begannen, ipiermit ift fd^on angebeutet, ba^ bie Stuben^^
gefcUfd^aften unb bie Sßwfte fld^ meiftenä feinblid^ gegen«
fiberftanben; ja fie mürben beibe l^auptfad^Ud^ gegrflnbet,
um 9Rad^t im Stabtregiment ju erreid^en ober ju behalten.
@i^ mürbe \a oben fd^on ermdl^nt, ba^ bie maddtigfte Stuben«
gefeQfd^aft ber „Simburger" eine gro^e älnjal^t 9tatSglieber
au& i^rer SRitte ernannte. 2)ie übrigen ®efeQfd^aften maren
fpäter entftanben, meift um ber bebrol^Iid^en äßad^t ber
*) @ie Rotten il^en @i| in bem $aufe pxm Ulner b. 1^ Xdpfer,
ba^er ^ie^ il^re @tube au4 oft luv) ,,ber Ulner''.
12
178 ^kfefli9«S SBcfcn.
3finfte nttgegenjamirffiL Iliitfr aOm SetttiAimgni nNtren
re^tlu^ bif 3fi^f^^ i^^ ^eroorragmbfteit, iDei(^aI6 biefe
^ ettoai^ einge^enher befprod^en loerben foD».
SHe iganbioertet loaren frfi^er leibeigen. €cfioit not
1 265 erf d^nen aber iriele aU @ntnbbefi|er, nxi^ auf einen
gAnjlt^ freien @tanb fd^lie^en I&Bt. Salb gritnbeten fte jnr
@r^ltun0 i^rer ^rei^eit, nrie aud^ }nr Sid^emng ibre^
^tmttbi, bie ald „^^inf^^" betannten Senoffenf^aften. 3ebe
3ttnft iß ald eine e r n) e i t e r t e ^ntilie }u betrad^ten. 3n
ben ftfi^eren 3^ten^ wo ber einjelne nid^t, nne je|t, burd^
bie ®efe^ t)o(Ien @dEiu$ genog, nnir @elb^fe nötig. 5{>iefe
tonnte ftd^ aber nur eine größere SIn}a^( tren {nfammen-
^altenber SKenfd&en Derfd^affen. 9flur fo tonnten fie ftd^ in
aden fiebendDer^ältniffen, in @lfidE unb UngIfidE, f^reub nnb
Seib^ bei fefllidden äSeranftaltungen, Unruhen in bet Stobt,
jtriegdnöten, Arant^eiten, ^^eueri^gefa^r 2c. nrirtfam beiflel^en.
SHe SjiiXi!iii erttären ei^ felbft n)ieber^olt, f,ba^ fte Sieb unb
Seib mit einanber leiben nioQten.'' @d xocct barum ganj
natfirlid^, bat fi^ befonberi^ bie, n)eld^e einerlei ipanbnierf
betrieben, }u B^i^f^^^ }ufamnient^aten; bod^ ftnben ftd^ in
einer 3w^ft ^wd^ oft üerfd^icbene ^anbwerte, fo (1406)
Sattler, @d^ilbmaler, SKaler, ®lafer, Aummetntad^et unb
S9arbiere. 9lad^ bem ^anbioert ber SKe^rja^l tx\j\t\X bie
3unft i^ren 5Ramen. 6« gab 1355 folgenbe 14 3finfte:
©eioanbtnad^er (Sßottenwcbcr), SDle^eler (aWeftger),
Ä u r f e n e r (Äürf d^ner b. 1^. ^ßeljarbeitcr), SSadfer, ©d^ud^
rourten (©d^u^mad^er), So wer (Sö^er b. ^. ©erber),
e^ifd^er, ©d^nciber, ©d^iffleute, ©tcinbedfer,
3immerleutc, @teinmc|cn, Scnber (Äfifcr) unb
@ärtner. S)araud tann man nun nid^t f daliegen, ba^
^% fonji feine ^anbroerter, j. 39. ©d^miebe, gegeben l^abe;
(S^efeHigeS Sßefen. 179
bicfc toarctt eben in einer biefer SSietjel^n, nur bilbeten fle
nid^t bie 3Jte^r}a^l barin. Später entftanben nun immer me^r
fünfte, inbem jie ftc^ ftrenger nad^ bem ^anbmerl teilten,
unb 2ule|t gab t^ bi^ in nnfere 3^^^ f^^i^l B^^f^^ ^^^
ipanbn)erfe. 2)q^ im älnfange mand^erlei $anbmer!e in
einer 3wnft maren, mag fid^ barauiS erüären, ba§ bie 83e=
mo^ner berfelben Strafe aud^ gern in einer ß^nft fein
moQten. 9lun meinten jmar mand^e ^anbmerte in einer
@tra^e beifammen, moburd^ biefe aud^ ben Flamen erhielt,
j. 8. gifd^er^, Senber-, 3Jle|ger^, ©ddmertfeger^, Äannen^
giefeer- unb Sö^ergaff e ; *) bod^ mo^nten jmifdöen il^nen nod^
anbere Seute, bie man bcnn aud^ in bie Sunft aufnal^m. **)
3m 9[nfange Ratten bie B^^f^^ ^auptf&d^lidd treuem
Sufammen^alten, mie ©lieber einer f^amilie, jum ßmedf.
9[uf ber B^^f^i^u^^ tamen fie benn bed Slbenbd unb an
@onn- unb gefttagen }ufammen, um fid^ ju erholen unb
ju beraten. @ie gingen gemeinf am jum ©ottei^bienft (mand^e
3ünfte bilbeten aud^ geiftlid^e SBruberfd^aften), jogen mitein^?
anber in ben Ärieg auö, menn ber Sftat eg gebot, ja fie
l^atten bann eine eigene ^a^ne unb einen eigenen älnffi^rer ;
fie vereinigten fid& fd^lie^lid^ aud^ über il^ren ©emerbe:
betrieb. S)ief er $unft trat aümäl^lid^ gan) in ben SSorber^"
grunb, unb fo mürben enblid^ bie Bfi^ft^ ^^^/ me^megen man
fie fpäter ^a^U unb 1864 ganj aufhob, namlid^ SSer^
einigungen jum @d^u^ gegen bie Jtonfurren) unb }ur
@id^erung be^ @infommen^. @iS burfte ie|t nur nod^ ber
*) Slu^cr biefm nod^ je^t t)ot!ommenben Flamen gab eä frül^er nod^
eine 3liemenfcl^neibers, ©d^Ubers, Äiftner^ SBeiBgerbers, 2)tecl^§ler*, ^olj«
fd&ul^s, Seintoebers, ®Ia(er*, Ulners (Töpfer j, ©d^ufter* unb Sädergaffe.
**) äRand^e JQanbmetler liefen ftd^ im (S^egenfa^e l^ierju einfad^ ^ur
,,®emeinbe'' ved^nen unb traten gar leiner B^^ft '^^i*
12*
180 defeStg^ fBffen.
ein ®en)erb betreiben, ber burd^ bie B^nft cii Se^rling
aufgenommen, bann nad^ Slblouf ber Sel^r^ inm ®ef etten
beforbert unb enblid^ aUS SReißer anerlannt nmrbe 9bm
beooi^ugte maxi aber bei ber SCufna^me bie 6S^e ber
SRitglieber, anbere lonnte man leidet auSfd^liegen. @d würbe
fogar genau Dorgefd^rieben, mie t)iel Se^rlinge unb @ef eEen
ein 9Rei{ler l^alten bflrf e. @benfo mad^te jebe 3unft aud^ eif er-
ffid^tig, ba^ !eine 3unft ttxoca fertigte, mai^ il^r nid^t nad^
ben Sunftprit)Uegien juf am. 2Ber j. SB. frfil^er einen iperb
ober Ofen auffegen laffen mollte, burfte bie Sad^e nid^t
burd^ einen 9Rann beforgen laffen, fonbem mn^te baju
SRaurer, ^fner unb SBei^inber l^erbei^olen. 60 fteUten
fU^ in unf erer fortgefd^rittenen 3^t gar mandde SRiBfi&nbe
bei ben B^^f t^ i^eraui^, fo ba^ ed oon ber SeDöOerung afö
eine groge SBol^U^at anerfannt »urbe, a\S ber @enat unb
ber gefelgebenbe Äörper mit bem 1. SKai 1864 bie günfte
aufhoben unb bie ©emcrbefreil^eit einfül^rttn. — 5Die
bebeutenbfte Spur ber alten B^iiftJ^t ^^^ ^^ ^^ i>^ Sd^imen
ber 9Re^ger erhalten. S)odd entflel^en audd in ben übrigen
@tabtteilen immer me^r neue 9Re|gerl&ben, unb {leiten fd^n
jefet üiele ©d^imen leer.
9lad(i bem fd^on ©efagten i{l bie ®emerbefrei|eit eigent-
lidd niddtd 9teueiS. 2)enn urfprfinglid^ maren ja t)erfddiebene
^anbmerfe in einer ^w^^ft/ ^w SSemei^, bafe bie günfte
freie ^Bereinigungen waren. 3n ber älteflen graut
fürter gunftorbnung von 1 352 (ber ber ©d^neibet^unft) ifi t)on
Sunftjtoang leine SRebc; 1355 verlangen nur fteben 3öwfte
eine Srt Sit^^ftjw'^^wg. Sie münfd^ten namlid^, mer ein §anbs
merl betreibe, foQe aud^ in bie betreffenbe 3unft eintreten.
6eit 1377 bilbete fid^ attma^lid^ ber Sunftjmang au8, weld&er
fpater bem ^ublitum fo brüdEenb mürbe. 9)urdd ben S&rger-
(S^efeHigeS SOßefen. 181
»ertrag von 1612 tourbc beflitnmt, ba§ 3ebcr in eine
©efcttfd^aft eintreten mfiffe. yia^ ber Sefieaung beö atuf«
flanbeö (1616) wnrben bagegen atte feitl^eriflen S^iift^/
foroie bie @tubenöefettf(]^aften mit Sluänal^me ber „Sinu
bürget^', „granenfteiner" unb bem fogenannten „©rabuirten-
ftotteg" (3)o!toren ber ^e^U unb 3Jlebijin) aufgehoben. S)ie
fünfte würben bamate ate blo^e ®eroerbet)ereine geftattet,
bie i^re genauen SSorfd^riften vom Sftat empfingen; fle
maren alfo leine freien SSereinigungen mel^r.
2. Qveu^cn un^ Seiten.
SBenn man ba^ SSolföleben frül^erer Qext fennen lernen
miß, bann mu§ man vot atten S)ingen bem gefettigen Seben
unb SCreiben in ben ^it^ftftuben, überl^aupt bem gefettigen
Seben, ba^ fid& bei ben einjelnen ^ö^ften entmidelte, jufel^en.
3la($ tjottenbetem 3;agemer! ober an Sonn- unb gefttagen
^errfd&te ein ftö^lic^eiS, buntem Seben in ben ^unftftuben*).
S)a mürbe unterl^alten, gela(|t, gefd^erjt, gefpielt unb ge^
trunfen, mie mir eö uniS l^eute faum mel^r benfen fönnen.
Uberl^aupt mar man frfil^er mitunter fo au^gelaffen in
aSergnügen unb SuParf eiten **), ba§ ber SRat burd^ mele
aSerorbnungen gegen baS übermäßige @ffen unb 3;rinlen,
Spielen, SCanjen 2c. einfd^reiten mußte. ®g mürbe unter
*) Unter ben SunftftuBen l^at fid^ eine bem ^lamtn nadj ersten,
ia fogar einer Strafe ben Flamen gei^eben, bie „@cl^mibtffcube''. ^ie
,,3Jle^getjhtbe" ift nod^ im ©d^Iad^tl^aufe Dorl^anben.
**) ©elbft in ben „SabeftuBen", beten eS im alten granifurt
eine oerl^ältniSmä^ig gro^e S<4^ 9<t^# unb beren man fid^ allgemein
bebiente, n)urben ^eftlid^leiten abgegolten.
182 ^efettigeS Söefen.
attbcrm f eflgcf e|t, wie t)lcle ©ftftc bei iöod^jeiten, Saufen 2c.*)
eingelaben tDerbett^ fetner me lange {te bauern butften.
^a ei$ tDurbe fogar beilimmt, wann baS Xtinlen )u beginnen
unb }U enbtgen l^abe. S)ie f^eierabenbglode, aud^ wegen
beS langen Säutend „lange @\oät" genannt^ weld^e bed
Sommer« um 9, bed 2Binter« um 8 U^r ertönte, foHte
bem Srinfen ein @nbe mad^en, weiS^alb fle aud^ im Sd^er^e
bie „SBeinglodte" genannt würbe, ©egen ben &upji& in
Äleibern würben jlrenge Äleiberorbnungen eingeffil^tt. SBie
fd^arf biefe gel^anbl^abt würben, gel^t befonberi^ barau«
\)zxvox, bafe ber SRat einem ^patrijier, S^^ann t)on Sftfldfingen,
ber 1487 eine SBattfa^rt nad^ ^alailina gemad^t unb pd^
ben S:itel unb bie ®l^ren}eid^en eine« 9litter« jum I^L ®rab
t)erf($afft l^atte, ni($t geflattete biefelben ju tragen, fonbem
benfelben gefänglid^ einjie^en lie^, bi« er gelobte, ftd^ in
bie Äleiberorbnung ju fügen.
3ebe 3unft l^atte i^re eigenen befonberen geftlid^Ieiten
unb auf jüge. S)ie ^auptfejllid^feiten fanben, wie nod^ ie|t,
um ^pfinflften jlatt. S)a gab e« j. 99. ben öffentlid&en
SSädtertanj, wel($er auf ber 5ßfingflweibe unter ben großen
Sinben am ^ftngflmontag unb ben beiben folgenben 2ktgen
abgehalten würbe. S)ie beiben erflen Sage }ogen bie 93ftd(er'
gefetten in großem ^pufee, ben britten in i^rer ©ddfertteibung
in einer Slrt ^Projeffion burd^ bie ©tabt auf bie 5ßfingflweibe.
Sil biefem gefte luben fle bie SKild^mabd^en au« ben be^^
nad^barten Orten ein. S)er 31 e i f t a n j ber Senber (Äüf er)
fanb ebenfalls auf ber ^ßfingilweibe jiatt. ffier 3Re|gertan}
*) @ogar bie Seetbigungen gaben SSeranlaffungen pi $runl unb
©d^mauferei. @pracl^ man bod^ MS iiig vorige ^ci^vl^unbert, nament-
lid^ in <Sacl^fen§aufen, nova ,,SBertansen" ber in iugenbUd^em fÜUt
aSerftorbenen.
öefettigcS SBcfen. 183
tourbe bagegen auf $fingftintttn)0(]^ am JtönigSbrünnd^en ahs
gehalten. 9Ran er}ä]^It an^ t)on ü^m unter beut Flamen
„jlu^tau}'', TDeld^er t)ieDei($t bai^tDar^ n)a^ j|e|t bet „SBälbd^eS^
tag". ®r tnurbe iebo(]^ jucrfl nid^t im SEBalb, fottbcm unter
ja^lreic^er Beteiligung be8 SBolIeö auf ber (Srinbbrunnenmiefe
abgel^alten, mo man fid^ in ba^ ®xai lagerte unb Dergnfigte.*)
@iner ber ^auptfdd&li(|ften gejipläfee mar bie 5Pfingilmeibe,
^ier mürben m^ am (^Pfingfimittmod^) bie Sffiaifenlinber
mit 9ftei^brei unb jlalbdbraten gefpeifi
2BeiI jene Xirtie l^äuftg mit @(]^Iagereien enbeten, bie
um fo gefa^rlid^er maren, meil bie ißanbmerler bamafö nod^
bei fefllidöen ©elegen^eiten ffiegen trugen, fo »erbot fie
ber SRat (1686). (gin eigene^ geft ber ^fd^er mar bag
©anferupfen. @g fanb im Slnfd^luffe an bie ©aiä^feu::
l^äufer Äird^meil^e ftatt, nad^bem bie fjifd^er vox^n jroei
^age lang am ©d^aumaint^or i^ren öffentlidden ^U} ab^
gehalten l^atten. @iS beftanb barin, bag ®änfe unter bem
^reu}bogen ber Säräde aufgel^ängt mürben, bie mau' t)om
9tad^en au^ mä^renb ber S)ur($fal^rt burd^ einen tfil^nen
Sprung }u erl^afd^en fud^te. SKand^er fielbabeiaud bem9lad^en
ini^ SBaffer, aber ba^ mar gerabe ber ißauptfpa^ für bie
*) Um ^fingflen 'tourbe baS SSie^ jum erftenmale auf bie 3öeibe
(getrieben, ballet ber Üdame „^nf^iani"; aucl| Bei ^odenl^eim gibt ed
neben bem ,,^fingPom" ben „Stn'^xoaVt)", Über ben Äul^tanj berid^tet
§err Dr. gr. 91. Singer au§ bem SÄunbe glaubwürbiger ^erfonen:
„"^m ^fingftbiendtag mürbe am (S^rinbbrunnen ein gepu^ter Dd^fe
Dorgefül^t; ^urfd^e unb aRdbd^en, mit Säubern gefd^mütft, tankten.
2)aun ful^r mau über unb ging in ben äßalb. @päter, alg ber ^uJ^tau)
ab{am, ging mau eben blo^ in ben äBalb." — ^^ l^eut^utage pflegen
bie aRe^ger l^ier u>ie anbenoärtg einen ^fingftod^feu ^u pn^in, n)ot)on
ftd^ bie aud^ in unferer (S^egenb gebräud^lid^e Siebengart „gepult n)ie
ein ^fingftod^fe" ^erfd^eibt.
184 Oefettiged SBefen.
3ufd^auer. 2)odg ntögen otui mand^e Unglflddfftlle bobei
t)orgeIomnten fein ; benn ber 9lat fal^ ftd^ 1675 oeranla^t,
biefed ^f^etfefl^ me flbetl^aupt bie @a$fenl^äufet jtird^eil^e
)u t)erbieten. S)od^ mu^te biefed SSerbot nod^ öfter imd^l^It
tDerben. S)ie @d^iffer feierten ja^rlid^ aud^ bei @elegenl^eit
ber @ad(ifenl^äufer ^ir$n)eil^e baS fogenannte 6d^iffer«
ft e (| e n / ba^ barin beflanb^ ba^ ntan {t$ mit ben 9htbem
aui^ bem 9lad^en ind äBaffer )u flogen fu^te. (SA fanb im
^a\)x 1741 auf SSeranlaffung bed franjöflfd^en ®efanbten
99eQii^Ie, unb ixoax )ur ^^eier beiS 9lameniSfefted beS fran^
)d{tf(]^en Aönigd, noc^ einmal {latt — ein 8en)eid, meU^
@inf[ug bamald bie ^ran}ofen, mie flberaQ in JDeutfd^lanb,
fo aud^ l^ier in ^ranlfurt l^atten. @in feltened ^ft ber
Senber mar jur f^aftnad^t bad S9inben eined %a^e»
auf bem zugefrorenen aJlain. S)er 9lat t)erel^rte i^en
bann ^erfömmlid^er SBeife eine Keine @umme ®eIbeS unb
ein beftimmte^ Üuantum 2Bein, momit {te fld^ einen toer-
gnflgten XaQ bereiteten. 9)iefe^ SSergnfigen fanb jum legten
aßal 1838, am 26. gebruar, bem Xaqe t)or ^jinad^t*)
ilatt. — 2Bie fd^on ju ben Sitten ber alten S)eutfd^cn Me
^fi^Stt^d^ ben ®efed^te unb kämpfe DorfleDenben ed^wett^
tan; aufführten, fo mirb aud^ nod^ in fpätem Briten wn
@d^merttänien berid^tet, meldte bie ,,@d^u^Ined^te^ auf bem
Sftömerberö probucierten. — SBefonber^ beliebt waren reit?
giöfe @d^aufpiele, meldte burd^ bie ®d^ulj|ugenb unb
burd^ bie ^anbmerfi^gefeQen aufgeffil^irt mürben. SSon ben
Ie|teren mirb }. 99. berid^tet, mie bie @d^ttl^Ined^te in SSer«
*) SRan fd^eint bamold bad SBort ^afhtac^t t)on „^a^" abgeleitet
5U l^aben unb nid^t Don ben {ivd^Iid^en „S<^ften", batum n>ui^ baS
%ai gen)öl^nlicl^ auf ^aftnod^t auf bem äRain gebunben. S)o(l^ ift boS
eigentlid^e @tammn)ort „fafen'' = fahren, uml^ei1d^n>eifen (fafeln).
(SkfeQigetf SBefen. 185
binbung mit ben SSud^brudem 1549 bie ®efd^id^te t)om
wriorcttctt ©ol^n batftcQteti. *) — S)ie SBomcl^tnett ftanbcn
in ^Hd^feiten unb @d^ioeIgereien ben Sänften ntd^t nad^,
nur ging bei il^nen bie @ad^e mel^r in bet StiUe nnb in
tteinerem Greife ob. Sit lefen t)on @d^maufereien unb
@elagen ber Mitbürger, bie n)od^enlang fottgefe^t n)utben.
@elbft ber 9lat ntad^te leine SCudnal^me. 9(nf angi^ 9Rai, nad^
t)oU}ogener Sfirgetmeifterwal^I, fanb badSfltgermeiftet^
gelag ftatt baS oft 14 ^age lang n)A^rte, fpäter im 6ommer
ha^ ißirfd^effen, wobei fibrigen^ ber $irfd^ 9tebenfad^e
n)ar; melmel^r n)urbe bann auf Soften ber 99firgerfd^aft
n)eiblid^ gejed^t. 3a bie ^Bürger fül^ren neben anberm
aud^ (um 1612) bie Sefd&werbe gegen ben Sftat, ba^ felbft
auf ben Smtern baS @d^maufen unb 3^4^^ <^n ^^
3:ageSo)cbnung fei unb iwax auf Jtoflen ber @tabtlaffe.
S)od^ bad Printen ift einmal ein altl^ergebrad^tei^ Safler ber
S)eutfd^en; mu^te bod^ fd^on Jlarl ber ®ro^e bie SSerorb«
nung etlaffen, ba^ lein 9lid^ter betrunten am ®erid^t er^^
fd^einen fottte. — Sine fel^r gefal^rUd&e Unterl^altung bilbete
aud^ fd^on in frül^eren SAUn bad 6piel mit jtarten,
SBfirfeln ac. @S artete balb fo auS, bag ber 9lat baS
Aartenfpielen ganj t)erbot. 9lur in ber Familie foQte ed
jum 3citt)ertreib erlaubt fein. Su^befonbere fd^ritt ber Sftat
fel^r firenge gegen f^alfd^fpieler ein. Sie mürben mit jtarten
*) (^n eifientUd^eg fiabtifd^eg ^^eater tourbe erfi im gol^re 1782
^ier eröffnet Sorget l|atten bie Untemel^mer 8uben aufgefd^Iagen ober
ben Sunfl^of^eaal (in ber !Ra§e bed @aalbaug) benüti €i4on gleid^
nad^ (^bauung würbe bad neue ^^eater beinahe ein fficoib ber
flammen. $ttü nämUd^ 1785 ein 8ranb barin auSbrad^, weigerte fid^
bad 93olf lange, bad „^euf elg^aud" px IBfd^en, bid ed burd^ ben ffioiSs
^erm Nestor enblid^ ba^u oernuK^t würbe.
186 (^efeQigeiB »efen.
bel^angen in benSRain gefUlrst.*) ®an) unbegreiflich erfd^nt
e« ba^er, bafe ber Sftat lange 3eit (1379—1432) eine
eigentUd^e 6piell^öne (loie fte bii^ 1873 in ^mburg,
SBiedbaben unb @m^ beflanb) bulben tonnte. Z)iei^ nnir
bie Spielbanf im ,,§ei6eniiein".**) Sie trug ber ©tabt wo^I
eine fd^öne Summe ®elbe^ ein, bod^ tamen fo tnele Un^
glfidi^fcUIe t)or, bag fle ber 9lat aufl^eben mu^e.
®roge f$eftlid^!eiten brad^ten bie fiaifermal^len unb
Krönungen mit fid^, fomie bie öfteren Sefud^ t)omel^mer
ffirfUid^er $erfonen. 2)ie gl&njenbflen maren, ou^er ben
ArönungiSfefUid^!eiten felbft, bie furniere. Sie fanben
auf bem SRömerberg (ba^ erfie 1351) ober SRofemarft jlatt
unb mürben meifl t)on fremben Stittern aui^gefod^ten, inbeS
bie f^ranffurter sufd^auten, bod^ !am e& aud^ r>ox, ha% %iant?
furter älltbürger mit!ampften. So mirb erjal^lt, Jba^ ber
Mitbürger $eter SJlarburg irxm ^arobiei^ auf bem 2:ttmier,
meld^eS 1471 auf bem 9lömerberg flattfanb, ftd^ fo l^emortl^at,
ba^ ber barfiber aufgebrad^te $fal}graf fragte: 2Ber ifl
ber Sump, ber fo mandften S)attf (5ßreü^) bat)ontr> ? Statt
ftd^ bar&ber beleibigt }u }eigen, ffigte unfer maderer ^mpe
biefen Sd^impfnamen ald @^rennamen feinem Flamen bei
unb nannte fld& fortan $eter ajlarburg, genannt „Sump".***)
2)a^ glansenbfle furnier, bad in f$ran!furt flattfanb, mar
*)
^) ©0 8- 93. 1438, 1508 unb 1515 ; 1444 unb 1447 rourben foldjen
bie Äugen auägetloci^en ; 1585, 1588 unb 1596 würben ^fdjfpiclet
fle^ngi
**) ©ie^e oben ©eite 81. «on 1410-1432 würbe pc in boä
iSettifd^e ^and (Slo^marft 1) verlegt, weld^eS ipaud man bamold
beiSl^lb ben „bleuen ^ei^enfiein'' nannte.
***) So bie ©age ; in SBirllid^f eit führte bie gttmUic fdjon lange
vorder biefen 93einamen.
(Sefettiged äBefen. 187
ba^ )u ®^ren SRo^ntiliani^ I. 1489 abgel^alteite. ®e]^t
beliebt n)aren in früherer 3^^ ^^^ ^^^ ®d^fi|enf efte ; baS
erjle biefer ,,greif(5iefeen" wirb 1367 erwal^ttt. @« beftanbcn
mit ©d^ülengefeUf^aften in gtanlfurt, bie i^re Übungen
meijl im alten ©tabtgraben, (§itfd^graben, Saugroben)
abl^ielten. — ^ ©tmangelung t)on a^anjfalen l^ielt man
früher bie öffentli(§en SSolf^tänje auf freien $ia^en in
ber ©tabt ab, j. S3. am meftli(§en ®nbe ber SHeri^eiligen^
ftra^e, meldte« bal^er aud^ „2;anjplan" l^iefe.
S)ie Dielen ^efllid^leiten mürben nur unterbrochen burd^
Saläre ber $ungeri8not unb anjledenber, bösartiger Äranfc
l^eiten. 3)ann mürbe baS 2;anjen ©erboten j. S. 1604. 3n
golge ber Unreinlid^leit, ber 2luSf d^meifungen *) unb ber
Unmiffenl^eit riffen foldfte ^ejllranf^eiten gar ^äuftg ein.
3;aufenbe iiarben bann in hirjer Qtxt o^ne atte §filfe**)
unb mürben nid^t einmal el^rlid^ begraben, fonbem in gro^e
©ruben gemorfen .***) ^n golge ber mangell^aften SSerfel^riJ«
mittel brad^ benn aud^ mand^mal in bem einen Sanbftrid^
*) 2)a6, roic unS ber ^attijier Slol^rbaci^ Berid^tct, felbfi bei ben
^ornel^men tood^ettlattg gefd^mauft unb getattjt iDurbe, ift nod^ bei
roeitem nid^t baS (Sd^limmfte. ©att^e @tabtt)iertel, ). S3. bag „9iofens
tl^al'', roaren iDegen Sieberlid^feit betüd^tigt.
**) 2)ie erften Slrjte toaren ©eiftlid^e. S)iefe l^ieltcn aber t)iel
tnel^r von geiftlid^en SRitteln. 3Ran t)eranftaltete pr 3^it t)on ©pi^
bemien häufig ^toceffiotten, woburd^ aber in golge beö S^^ammen»
ftrömenS »on 3Jlenfd^en bie 3lnpedung nod^ e^er begünftigt würbe. —
3mm fd^rieb früher befonberS frommen ©eifiUd^en bie Äraft ju, Jlranfe
1^ eilen 9u !önnen. @o foU 3. 9. ber ^eilige i3ern^arb i^ier einen f(^n)cr
@t!rQn!ten gel^eilt l^aben, beggleid^en 1454 ber ^an)iS!aner@api{iranuS.
2)ie erfte Slpotl^efe in unferem ©inne rourbe 1461 eingerid^tet.
***) ©old^eS wirb »on bem „^eftilenjloc^e" berid^tet. ®S roar ein
tiefeä ©umpfroaffer, baä fid^ neben bem ^oöfpital für ?ep!ran!e, bem
„^cftileng^Qufe", in ber ^läl^e beS el^emaligen äBaifenl^aufed (ber
188 MdOirt Sd».
gfimottiwl axa, mbefffn eht anbereft SoBb Öberilitg ^ottt.*)
6eit ber Serben tntitg ber Serfe^mittel, inilbef onbere feit
(tou^tttitg ber Sifenba^nen ttnb ber Sami^d^tf <t^ foitit je$t
bei tmS eine i^nger^not ni^t leidet me^r eintreten, no^I
ober w^ Xenentng. 9tan fie^, ed nxtr man^ fd^Iimmer
in ber twn me(en fo gepriefenen ^gnten ottm S/^t" ate
)e|t. SBirfticl^ Auttur tann ja nnmoglid^ bie 9Bdt tier-
fd^timmem.
iHi^m PUtmerfc^uie) befanb. 2)iefer @ttini>f tta^ aSed SBoffer unb
atten 8(^mu4 aud ienem ftranlen^aufe auf. 9(uf Sr^tl«^ (Siitfii^veiteii
loutbe biefed Eod^ in ben ^afyctn 1804 unb 1805 sugenorfeti.
*) 2)ie fd^ümmfte Hungersnot in ber (Segenb oon ^imnffurt loar
bie oon 1635---37. 9Ran nerfaufte bamalS für einige 2a\b Srot ganse
d^ätten unb stäer. Siele ^Renfd^ f ollen ^ungerS geworben fein;
e0 n>itb fogar er^äl^lt, ba( bamolS ^inber gegeffen n)orben feien. aRond^
^ötfer ftarben gati) auS, j. S3. PönigiS^ofen im ^unud, too bie fpSteren
^tnfiebler in einem $aufe einen ^irfd^baum fanben, ber jum Sd^om«
ftein l^inaudgemac^fen mar. — ^ie le^te ipungerSnot in tmferer (Segenb
mar im Sa^re 1816—1817.
""^.k^
/
IX.
U^othcmtttnna übet ^tanffutt» ^Oit^M^.
@d etf(9^eint angetneffen, biefem älbfd^nitt ein SBort
über f^ranlfurtd SBel^tflanb Dorau^sufd^iden. Urfprflnglid^
erfd^einen bie S9firger nid^t nur al^ bie ^troo^nex, fonbem
m^ als bie SSetteibiger ber 6tabt. Stö fold&e erfd^einen fie gc*
m&i einent SBefd^lnffe beg tl^einifd&en ©täbtebnnbe« (1256)
unb tDurben fie gegen jttiegdfd^aben butd^ eine Urfunbe
aus bem gal^re 1 268 fidler gepettt. S)aiJ je^t gebräud&Ud^e
SBort ©olbaten jlamnit l^er t)on 6olb, b. f). So^n, unb
bejeid^nete urfprüngUd^ bie freiwillig unb gegen Sejal^lung
ÄriegSbienft SBenid^tenben. 3)er eigentlid&e ÄriegSbienft war
bis in neuere ^dt ein ^nbroerf, woiu fid^ bie €ölbner
anmerben liefen. @ine aQgenteine äBel^rpflid^t, voie le|t,
n)ar in gen)ö^nlid^en 3^^^^ unbelannt. @o n)ar eS aud^
im alten granffurt. aiS pänbige Sd&u^mad&t erfd&einen
bie Sölbner. 3)iefe mußten frei geboren, b. 1^. nid&t leib«
eigen, unter 40 gal^ren unb toel^rl^aft fein, ^wt Se^
lleibung lieferte i^nen bie 6tabt befonbereS a;ud^. (SBon
berartigen Sieferungen l^at aud^ baS 9Bort Sit)ree — eigent^?
Üd^ Sieferei — feinen Urfprung.) SKand^e bienten blofe
um ein @tfid( %vi^ als jä^rlid^en Sol^n. 6o erhielt ein
gen)iffer @bellned^t um 1406 ja^rlid^ 6 @llen 2;ud^ als 6olb.
*190 itriegdbetnr&nfimffe.
@tn nur ffir fU^ bienenber berittener 6ölbner ^ieg ,,(Stn'
fpänniger", bie f^u^tned^te ^laufenbe ©efeDen". 3)ie ^upt^
leute nmren getoö^nlidg 9titter aui^ ber 9lad^barfd^ft, einmal
f ogar einer aud betn altabeligen ®ef d^Ied^t ber 9 i d e n b a d^.
Unter ^©tefener" ober ^®lener" üerflanb man namentli4
bie t)ornel^mtn @ölbner. @m fold^er l^ielt einige Sleiter unD
gughied^te unb bilbete mit biefen eine fogenannte f^^lene"
ober „(älevt**.
3flur in Seiten befonberer 9lot mußten f&mtli^e Sfirger
gur Sierteibigung bereit fein. 9Ber einigermaßen SermSgen
befaß, mußte fogar nod^ jtned^te ruften. 3)ie ^er befl|enben
jtlöfter mußten $ferbe unb äiüftmagen fteOen. 98er 30 ^ßfunb
ißetter (etma fo oiel ate ©olbguloen) — im Stittelolter ! —
atö SSermögen befaß, mußte ftd& einen fogenannten gangen
ober DoIlen ^arnif d^, b. \). Slfiflung, befle^enb in eifemer
Aopfbebedung, $anjer, SSeingemanb, äirmleber, Sd^mert unb
ipanbfd^u^en, anfd^affen; bie ärmeren fd^afften ftd^ einen
tleinen ^arnifd^, b. 1^. eine unooQfommenere Stfiffamg
an. $unt genug mag biefei^ S9ürger^eer au^gefel^en l^oben;
aud^ mad^ten fie ni^t leidet bebeutenbe SRdrfd^e, fonbem
fie fuhren oft an Drt unb ©tette. Sud^ fd^eint feine fonber^
Ud^e 9Jlann^}ud^t gel^errfd^t gu ^aben ; mürbe bod^ ber ttn^
ge^orfam mit ®elb beflraft. 2)agegen f^eig^eit nmrbe
mit einem ga^r SSerbannung, ber 6trafe ber SKörber, bt^
bro^t. ^er @d^ult^eiß mit bem Sfteid^iSbanner filierte bie
Sfteiter; ber erfte Sürgermeijler mit bem einen Sanner
führte bie Dberjläbter, ber jroeite Sürgermeifier mit
bem anbcrn Sanner bie Unterjläbter. (S)ie ®renje bilbeten
bie bleuen Äräme.) Der Dberflrid&ter führte bie 6ad6f en^
Käufer, unb ^auptleute führten bie 5Reuftfibter, meUJe
bie iQaupttruppe gebilbet ^aben foQen. äluf boS Signal
itriegd^ebrängniffe. 191
mit beai „©ctnperleln" (Stumifllodc auf bem Dom) mufete
ftdg ieber sum @ammelpla| t)erffl8en. @oI($e Sammelpl&^e
maren am „%aVten^An" (^^rflaffe 1 8) für bie Ober jiabt,
bcr ©amötag^bcrg für bie Unterjiabt, ber Sicbfrauenberfl
für bie Sleiftgcn, bie ©lifabetl^enftrafee für bie Sad^fen^ftufer,
bie S3ornl^eimer ?ßforte unb bie ÄatJ^arinenpforte für bie
SReuflabt. S)er oberfie 9lid&ter mufete bie gel^bebriefc über-
bringen ; f elbft bie Stati^glieber mußten mit aui^iel^en. 3ur
SSemad^ung ber ^oxt blieben nur bie Sd^m&d^eren gurüd.
S)a bie ^i^nfte 8en)ö^nlid^ in benfelben Strafen bei einanber
mo^nten, fo tamen fte aud^ bei Ariegj^ügen }u einanber.
3ebe 3uiift ^atte bann il^re eigene ^a^ne, i^re eigenen
^ül^rer. 9luf ein 3^^^^^ ^^t ber eturmglode mu^te jeber
auf bie betreffenbe 3unf tflube eilen, mofelbft pe in unrul^igen
3eiten oft a^ag unb SRad^t jufammen bleiben mußten. 3"
ÄriegÄjeiten erl^ielten aud& biefe ?3ürgerfolbaten @olb.*)
2S&^renb in aQen umliegenben Staaten fd^on feit
längerer 3^it allgemeine 9Be^rpf[id^t l^errfd^te, befianb in
?5ran!furt ba« ©ölbnermefen bi« in bie neuefle 3^it- 5Rur
für ben %QXi, ba^ nid^t genug @ö(bner aufsutreiben maren,
mugte fid^ aud^ bie Sugenb grantfurti^ bai^ 3uiiei^en )um
SRilitfir gefatten laffen. 3nbeffen fanben fid& immer ©ölbner
*) S(u(^ bie SeiDol^iter ber Sanbgemeinben tourben gur SBel^re
^etangesogett. S(uf ber Soml^eimer ^eibe fanben bie 9Rufterungen bed
„«ugfdJuffeS ber 3)orffdJaf ten" patt. 3m äaljre 1656 jlettten ftc^ 250,
1706 aber 600 äRann. @ie mußten pr Seit ber SReffe an ben äBarten
unb Sanbroei^ren SBad^e Italien. 3um äBel^rftanb ftnb au4 bie ,*,®elettiSs
reiter'' p rechnen, toelc^e bag ftd^ere ©eleit ber 9Re|fremben audsu^
filieren l^atten, auc^ ^o^en !ßerfonen baS ©^rengeleit gaben, ©ro^ürft
Äonftantin wollte aber bei feinem (Sinjug (6. 9flot)ember 1813) nid^tS
öon il^nen toiflen, fonbem trieb fle mit einem fräftigen „fürt!" (fort)
audeinanber.
JMeei&ebifinsnifTb 191
mit bnn „©emperlein" (StumtDlode auf bm SMm) ntufite
ftd^ jeber pm @ainmelpl[a| oerfilgen. @oI$e SammelpIAte
inaien am „gfollenilein" (^^taalTe 18) für bie Dbetftabt,
bet ©ttmälaflÄberg fftt bie Unterjitabt, ber Öiebfcauenberft
für bie SReifißen, bie eiifabet^enfttofee ffit bie 6o(!&fen^äHfer,
f>ie ©orn^einter ipfotte unb bie Äot((arittenpforte für bie
3ie«fiobt. 5Der obeipe 9liiä&ter mu^te bie ge^bebriefe Über-
^lingm; felbß bie 9lat!3gUebet mußten mit ausgießen. 3ui
Sewad^unfl ber ^ott blieben nur bie ec^mäejjeten jurflcf.
3>a bie fünfte getoö^nli^ in benfelben €tiaEien bei einanbet
mo&nten, fo lomen fte aud6 bei JttiegäjflBen gu einaitber.
3ebe 3unft ^atte bann i^te eigene ga^ne, i^te eigenen
[ ein ^etd&en mit bet ©turmflloijfe mufete jebet
^be 3«nfiftube eilen, »ofelbfi fie in unruhigen
j unb 3tQc^t jufammen bleiben mufeten. 3n
|[|ielten Quc6 biefe 58firgerfotbatcn ©olb.*}
allen umliegenben Staaten fdion feit
l aßgenieine äS^^ivfiic^t tienfc^te, beflanb in
ä ©ölbnerroefen biiS in bie neuefle 3*'*' ^""^
I nidit a^nug ©ölbnet aufjutceiben waten,
) bie ^ugenb ^lanlfutts baS Qniit^m jum
|Iaffen. ^nbeffen fanben jt$ immet 6ölbtter
[ bei: Sanbg«nrint)cn muibnt gut SDe^rc
u^eimet &tibe fanbfti bie SRuflnungni btS
Iften" flQtt. 3in tjo^ 1656 (leEfni M 2^0,
ifetcn juc grit ber 3Be((e an ben SSorten
galten, gum SSe^T^anb Tinb auc^ bie ,',läeIriU<
I (ic^i-ve ®(teit bet SHefefremben auÖBiK
^ ^o^en ^crfoneti baS e^rengeteit floben. Srofeftlvli
IfoHte oBet bei (einem einjug (6- Slooembet 1813) nii^tä
, jonbctti Ivieb fie mit riiwm ttüjtifltn „furi!" (fort)
192 itviegSbehtftngniffe.
genug, unt ba^ ^Bataillon, ha& ^antfurt ju fteHen ^aüe,
t)oII)ä^lig erl^alten )u tonnen.
@r{l feit a9efi|ergreifung ber 9lepublil gtaidfurt tmt^
beugen (1866) n)urbe aud^ ^ier bie allgemeine SBBe^r-
pflid^t eingeführt.
2)a fid^ feit nte^r ali^ }n)ei S^^rtaufenben bie Sdtter
um ben $efi$ ber r^einifd^en @egenben ftritten, fo tana
man fd^on barau^ fd^liegen, ba^ bie ®egenb t)on ^ranffurt
t)on mand^en ^riegiSereigniffen l^eimgefud^t nmrbe. jgiet
fliegen fd^on bie t)on Ofien ^errfldenben @ermanen mit
ben Gelten jufammen. 2)iefe mußten bem UngefUim ber
®ermanen meid^en unb fid^ über ben St^ein iurfldf}iel^en.
S)er Jtämpfe gmifd^en ben alten 3)eutfd^en unb Sftdmem
ifl fd^on im erften älbfd^nitt gebadet. 93om 9t^ein au«
brangen bie granf en unter Äarl bem ©ro^en (768—814)
erobemb nad^ @ad^fen t)or. Unter ^rlS @o^n, Submig
bem f^rommen, entbrannten groge ^mpfe im ^i^^ni beS
xoeiUn ^rantenreid^eS. 3)effen @ ö ^ n e firitten nftmlid^ mit
i^rem SSater unb bann unter einanber um bai& t)dterlüi^e
@rbe. @d^on 838 bro^te l^ier bei ^rantfurt eine Sd^lod^t
jmifd^en ben beeren Subwigi^ be« frommen unb SubmigS
be« S)eutfd^en ju entbrennen. 2)ie Gruppen bei^ le^teren
mürben untreu, unb fo mu^te er {td^ lurfidjiel^en. 9to<$
einmal mugte Submig ber 2)eutfd^e t)or ben Gruppen feistes
SBaterS }urfid(n)eid^en. Später, nad^bem Submig ber ^mme
auf einer Sft^eininfel bei Sngell^eim geflorben mar, trafen
l^ier bie ^eere Submigd bed S)eutfd^en unb Sotl^arS auf::
einanber. ^od^ fam eS bamatö ju einem äBaffenfUUftanb
unb enblid^ }ur S9eenbigung biefer Kriege burd^ ben Vertrag
Pviegdbebrängniffe. 193
t)on SBcrbmi (843). — SBon fltofeer Scbewtuttg für granlfurt
xoax ber unfelige RntQ, ber in 2)eutfd^lanb giDifd^en ben
an^dttflcrtt bcÄ ÄaifcriJ ioeintid& IV. (1056—1106) unb
benen bed ^apfiei^ gefül^rt nmrbe. iQeinriii^ gefiattete .batnals
ben ^anbtDertern ber rl^einifd^en StSbte, bie i^m f^l^r an-
l^anglid^ toaren, äBaffen in feinem 3)ienfte sn tragen, n)oburd^
biefe ben erflen ©d^ritt aM ber Seibeigenfd^aft jnr grei^eit
traten. Später nötigte biefeS fiaiferS unnatürlid^er @ol^n
^nrid^ Y. bie 99ilrger gronffnrti^, il^m bie beiben WladU
fd^iffe }um Ariege gegen feinen eigenen SBater gn teilten;
aud^ mußten i^n bie gefibteflen Sogenfd^fi^en begleiten.*)
äl^nlid^er älrt n)ar ber jtrieg, ber ftd^ ilber ein 3<^rl^unbert
fpater }n)ifd^en ben Slnl^ängeTn bei^ fiaiferi^ ^ebrid^ II« unb
benen feines @egentönig$f ißeinrid^ Stai^pe, Sanbgrafen t)on
Reffen unb 2;^firingen, entfpann. 3)amald, afö bie ®egner
beiS fiaiferS in granffurt einen %ai abmatten n)oIIten, unt
ha^ älnfe^en beS @egentönigi$ }tt befefligen, tarn t^ am
5. äluguft 1246 in unmittelbarer 9l&^e t)on grantfurt jur
@d^lad^t, in ml^ex ber ®egentönig über fionrob lY., ben
@o^n beiS fiaif eri^, ben @ieg bat)on trug. 2)er Sieger gog
triump^ierenb in granffurt ein unb na^m l^ier 25000 SRarf
Silber in Empfang, bie i^m vom $apfle gur SluiSrilfiung
feineij ipeereiJ jugefd^idft waren, unb jioar — fo l^eiftt e^ —
in 9Bed^feln auf ^^tantfurter fiaufleute.
So gro^ aud^ bie @^re filr grantfurt xoax, aü SBal^l^
flabt ber beutfd^en Jtönige )u gelten, fo brad^te biefe SEBfirbe
bod^ mand^mal, namentlid^ bei flreitigen 9Bal^len, triegerifd^e
»ebrangniffe mit fid^. afe j. SB. Äaifer ipeinrid^ YII. plö^lid^
unb jtoar, wie man glaubte, an ®ift gefiorben mar, lonnten
*) Sdad^ SerSner^ä ©§rotti!.
13
192 itnc0tt^MUi0iüff&
getmg, um boj» Sotailbm, boj» ^antfurt ju fiOim ^aüt,
twl^lig erl^alten gu tönneiu
Srfi feit Seft^ergreifung ber Stepublit ^antfurt imi^
^eu^ (1866) nmrbe au^ ^ier bie allgemeine SBe^r^r
pflid^t eingefügt.
t Atiege »er äUttm 3eii.
2>a fld^ feit me^r ate gtoei ^a^ufenben bie Sdtter
um ben Sefl$ bet rl^einifd^en Segenben fhitten, fo lann
man fd^on bataud fd^iegen, ba^ bie @egenb t)on granffurt
Don mand^en JtriegSereipiffen ^eimgefud^t nmrbe. ißier
fUe^ fd^on bie vtm Dflen l^ertfidenben @ermanen mit
ben jtetten gufammen. S>iefe mußten bem Ungertfim ber
(Sermonen meid^en unb fU^ über ben St^ein )ttrüdf)iel^en.
2)er itampfe tmifd^en ben alten S)eutfd^en unb 9Umem
ifl fd^on im erfien Sbfd^nitt gebadet. 93om St^ein aui»
brangen bie grauten unter Äarl bem ®ro^en (768—814)
erobemb nad^ Sad^fen not. Unter ^x\& @o^, Submig
bem frommen, entbrannten gro^e ^mpfe im Si^nem bei^
meiten ^antenreid^ei^. 2)eff en 6 5 1^ n e {iritten n&mlid^ mit
i^rem SSater unb bann unter einonber um bai& naterlid^e
erbe. 6d^on 838 brol^te l^ier bei f^antfurt eine 6d^lad^t
)n)ifd^en ben JQeeren Subn)igiS bed ^mmen unb Submigd
be^ 2)eutfd^en gu entbrennen. SHe Gruppen bei^ leftteren
nmrben untreu, unb fo mugte er fld^ gurild^iel^en. 9{od^
einmal mu^te £ubn)ig ber S>eutfd^e nor ben %tnppm feined
äSateri^' gurfldmeid^en. @pdter, nad^bem Submig ber ^mme
auf einer Stl^eininfel bei S^^ell^eim geflorben mar, trafen
^ bie $eere SubmigS beiS S)eutfd^en unb Sotl^arS auf^
einanber. S)od^ tam e& bamatö gn einem 9Baffen{K0flanb
unb enblidg gur SBeenbigung biefer Kriege burd^ ben SSertrag
Jlriefigbebrängniffe. 193
wn SScrbtttt (843). — SBon grofeer aebentung für granlfurt
voat ber unf elige Rmß, ber in 3)eutfd^lanb jioif d^en ben
an^ftttflcrn bciJ Äaifcr« ioeitttid& IV. (1056—1106) unb
benm be^ $apfieS gefül^rt lourbe. ^einrid^ geflattete .bamatö
ben ipanbmertern bet rl^einifd^en @täbte, bie il^m f^l^r an^
l&nglid^ it)aren^ äBaffen in feinem S)ienfte jn tragen, n)oburd^
biefe ben erflen @d^ritt and ber Seibeigenfd^aft jur grei^eit
traten. 6päter nötigte biefeS AaiferS nnnatürlid^er @ol^n
iQeinrid^ V. bie 99ürger ^rantfnrti^, i^m bie beiben SRartt^
fd^ffe sunt firiege gegen feinen eigenen SSater )U teilten;
aud^ mußten i^n bie gefibteften Sogenfd^fi^en begleiten.*)
Sll^nlid^er äirt n)ar ber jtrieg, ber ftd^ über ein S^l^r^nnbert
fpSter giDifd^en ben 9ln^ängern beS fiaiferd ^ebrid^ II« unb
benen feinet ®egen!önig$f ißeinrid^ 9tadpe, Sanbgrafen von
^ffen unb ^^firingen, entfpann. 2)amald, atö bie ©egner
beS fiaiferd in f^ranffurt einen 2;ag abgalten n)oIIten, um
boS älnfe^en beiS ®egen!önigd }u befeftigen, tam eS am
5. «uguft 1246 in unmittelbarer SRfi^e t)on granffurt jur
Sd^lad&t, in weld^er ber ©egenfönig über Äonrab IV., ben
©o^n be8 ÄaiferiJ, ben Sieg bat)on trug. S)er Sieger jog
triunip^ierenb in granffurt ein unb na^m ^ier 25000 SRarf
Silber in (Smpfang, bie i^m t)om $apfte jur älnSrüfiung
feine» ipeere« jugef^idft waren, unb jioar — fo l^eifet ed —
in SBBed^feln auf ^^tanffurter fiaufleute.
@o gro^ aud^ bie @^re für grantfurt n)ar, atö SBal^l^
flabt ber beutfd^en jtönige jn gelten, fo brad^te biefe SEBürbe
bod^ mand^mal, namentlid^ bei flreitigen 9Bal^len, triegerifd^e
»ebrfingniffe mit fid^. afe j. 8. Äaifer ipeinrid^ VII. plö^lid^
unb jtoar, n)ie man glaubte, an @ift gefiorben mar, tonnten
*) Sdad^ SerSner^ä ©^ronü.
13
194 ltne0$6ä>t5iH)mffe.
fid^^bie jtnrfürflen itid^t über ben neuen ftdnig einigen.
3n)ei 89en)erber nKiren aufgetreten : ber ^gog ^ebrid^ t)on
Ofletreid^, genannt ber €d^öne, unb ^erjog Subniig von
Sapem. ^be tarnen mit i^ren 9n^ängem nad^ ^anf fürt
gqogen. SHe Partei Subn)ig9 bemSd^tigte ftd^ be& SSol^lfelbeiS
bei ber 6tabt, bie anbere befe^te bad offene Sad^fenl^aufen.
am 19; Dftober 1314 mürbe in bem einen Sager griebrid^,
am 20. in bem anbem Submig )um Aönig ani^eruf en. Se^terem
l^ing ber größte %dl ber JÜurffirflen unb bei} SSoIfed an,
bie Bürger granlfurti} 8ff neten i^m bie Si^ore unb fil^rten
i^n jubelnb in ben 2)om. f^riebrid^ nertrieb balb ber junger,
ba ber (Sr)bifd^of non 9tain) feinem $eere bie 3ufu^r non
Sebendmitteln abgefd^nitten ^otte.*) 9Sie bie SBal^Iflabt
f^rantfurt, fo lieg bie firSnung^flabt Sad^ nur Submig
ein, ber nun, befonberi^ nad^bem er feinen @egner in ber
6d^Mt bei SRA^Iborf (28. September 1322) beftegt ^atte,
aOgemein al^ JlSnig anerfannt nmrbe. 3^m t>erbantt
^rantfurt fel^r mel; benn bie Sn^nglid^teit ber 6tabt
belol^nte er mit Dielen ©unflb^eigungen. (6ie|e Sbfd^itt I.,4
unb VII.)
Xte nad^ ber SSerbrennung dou ^% (141 5 }u Aonflan})
beffen Snl^änger in So^men, bie fogenannten ^uffiten,
mit ^er unb Sd^mert gegen bie 5!)eutfd^en ^emorbrad^en,
nmrbe oud^ f^ranffurt burd^ ben aOgemeinen 9teid^!rieg
in Stitleibenfd^aft gejogen. @^ mugte mieber^ott 65(bner
gum 9leid^l^eer nod^ „^^eim" fd^idten; bod^ enbeten bie
beiben Ariegi^fige gegen bie ^ufftten mit fd^ma^Iid^er, blutiger
9Kä^rIage ber S>eutfd^en. 91^ nun gar bie ^ffiten bie
*) ^ie fri^ere Xngabe einer Belogenmg SftanffurtS burd^
Snebri^ ifi ol^ irrig enoiefen.
^riegSbebrängniff e. 1 95
6etta#artm beutfcä&cn Sänbcr fibctfluteten unb 1430 SRütn^
berg bebro^ten, ba cntjiattb in granffurt feine geringe
gurd^t t)or einem gleid^en 6d^i(Ifal. S)arum n)ttrbe aUeiS
aufgeboten, bie Stabt ju bef efligen. Die granf furter Suben^?
fd^aft, bie fd&on 1429 freiwillig 100 @olbgulben beigetragen,
jal^lte im folgenben Saläre fogar 530, mä^renb bie S3firger
Sini^ Dom Xaufenb il^red SSermögend gaben, moburd^ 650 @oIb::
gulben einfamen. 6o fonnten bie SEBfiUe unb fonftigen S3e^
fefligungen in guten 6tanb gefegt merben; unb glildüd^er
SBeife brangen bie ^ufjtten nid^t bis granffurt t)or. So
gro^ mar jebod^ bie ^urd^t t)or ben S95^men, ba^ etma
16 3al^re fpäter, ate ber Äurffirji t)on Äöln bö^mifd&e
Sötbner au« feinem 3)ienfte entliefe, ber 3lat ber Stabt fidft
mit bem fiurffirften t)on SRain} unb ben metterauifd^en
@täbten Derbfinbete, um biefe Sölbnerl^aufen meber burd^
bie Stabt nod^ burd^ bie 9Betterau nad^ ^aufe sieben }U laffen,
meiS^alb biefe einen meiten Ummeg na(^ Sflorben einfd^Iagen
mußten. — 5Die unglttdlid^en ißuffltenfriege brad&ten mit
ber Sd^mad^ung beS faiferlid^en älnfel^enS aud^ eine grofee
Unfidöerl^eit ber aSerfel^rSmege l^erwr.*) S)a ber ?ßapft ben
Äftmpfern flegen bie ^uffitcn bie Sled&te t)on ,,Äreujfa^rem"
jttfprad^, fo fanben fid^ balb eine fold&e SRenge biefer neuen
Äreujfal^rerinber SBetterau ein, bafe fle nid^t t)iel weniger
läjlig mürben, mie bie ißuffiten felbfl, menigjlenS raubten
unb plilnberten fte mie biefe.
Um biefelbe 3eit (1439) ^atte ber »ifd^of t)on Strafen
bürg unb bann (1444) ber fd^mad^e Äaifer griebrid^ III.
*) Um bicfc 3eit (1417) crfd^ienen aud^ bie ctften Sigewncr
in uttferer ©egenb, toaS gerabe nid^t ^ur ©id^erl^eit ber ©trafen beitruc^.
ßerSner füljrt pc juerfi 1434 untcc ber Benennung ber „2eute »on
^g9pten" an.
13*
196
pnr wnuftpfinig oft ^cpvKtK^ tU9 iMnii jmng vom ßtomxtux^
40000 €80mec fd^e« btfjfai, hkU^, ränal im S)eittf(i^
fanb, midH md^er ^ani «wOtoi, fosbecm Me t^einifd^
Scgeab imr^ Staub ^etmfH^tfS. Som etnem t^tet Inffi^er
«Stwagmc' «ante man fte arnagnacd; bad SoK mad^
boranS armegedai, XmiejadeiL^) So« £)6err^eiii flfid^den
iiide SoM^ner na4 g r amtfMt 9Ü brr laft^rer, ber
5Daitp^ vcm ^nnifreid^, bü @ff asbtem bcS fiatf ecJS, bie i^
imi f oU^ Sreuflt^fii abna^iai f oltai, irit €patt imb
^0^ ahoteS, vari^ brr SReU^trieg geges fte befd^Ioffen.
gnmffsrt foOte btqn 500 gton 68Ibier, ferser Ue Xmi^
bni^ itHb SU^esf d^fiten vnb 5 JEoioKfii f d^idoi — t^
VlUdtt jAoüf tax 40 Ketter, bem mit etxem Srid)rid^ III.
fieg fUi ^anbeb! 9tad^ bmgem 3^9^^ rnnibe bitxdi bie
ih itffti^ mm ASbi imb %xxtt gUURi^er Seife ber ^ri^
nermittdt S)ie ^cemben fogeit ani S>etttf ^bmb (A, i^cen
9UU^ ober bc|eid^eteK rand^eibe Zrfimmec
Jfai^ 3^ muj^ (1^1) mir 2>ift^ mm Sfenbitrg,
Sr^d^ mm SRoini, mit ^ßaim ^ßiud II. in Streit ge^
roten nnb vnri^ mm bief em feiner Sirbe entf e^, mft
meld^ Stttf Xbo(f m)n Stoffon beQeibet morbi XM^
Hntenoorf fid^ jänit bem |)S|y^idM €t»md^ nid^, fmd)em
nerbonb ftd^ mit gridirid^ bem Sieghaften mm ber-$fali
inm SSiber^önb. Xü aber ber fiatf er Ue $artä beS nenen
Sr^dbofS ergriff, fo mürbe SReidftärieg gegen bieSBerbinbeten
befd^en, an mdd^ fid^ and^ ^ranlfnrt beteiligen mngte.
SHe etabt SRain) ^tte fidb für S)irt^ entfd^dm nnb
i^ Z^ore gef(i^Ioffen. Xod^ ba fd^id^ }mei Berniter
ans ber €tabt in bo^ feinbli^ Sager nnb erboten fUi, bie
*) ^t^a^ßolHtt \^ ba $me ^Bdi^xä^n' (ecorchenrs), bot
Belagerer in bie @tabt }u ffll^rett. IXnb toirfUd^ gelang
bcr SSnbenjlrcid^. 2luf einmal l^örten bie frieblidjen Sürger
in ber Sftad^t ba8 ©el^eul ber geinbe in ben ©trafen; fie
{teilen ftd^ il^nen mutig entgegen^ bod^ biefe }finben bie
^ufer an unb rid^ten unter ben nun entmutigten 93firgern
ein fd^redlid^e» »lutSab an (28. Dftober 1462). infolge
biefer üRorbnad^t jogen mele 3Rain}er nad^ ^ranffurt
unb er^ö^ten baburd^ beffen gamitien-SBo^tflanb. S)od^
lie^ bie Stauer um bad Sd^idfal ber 9lad^bat{labt unb bie
3(ng{i vox einem äl^n(id^en ÜberfaD feine greube barflber
in granffutt auffommen. S)er einjige ©ebanfe war, bie
@tabt beffer }u befefligen unb fotgfaltig }u hmaü^tn. @elb{t
auf bie Sürme mürben Aanoncn aufgepflan}t. Unb balb
foDte biefe SBad^famfeit ber @tabt jur 9lettung gereid^en.
©iegftieb t)on ^o^enmeifeet, etjürnt barüber, bafe bie Sötbner
ber ©tabt il^m mäl^renb biefe» Äriege» jmei Sftitter unb
fünf Äned^te gefangen, ^atte fid^ in ber SRä^e wn ©ad^fen-
^aufen mit feiner ©d^ar in einen ipinter^alt gelegt, um bem
©tabt^auptmann SB a l b t m a n n aufzulauern. @S entf pann
|id& nun ein Steffen bid&t vox ©ad^fenl^aufen, in^
folge beffen bie überlegenen ^einbe beinal^e in bie ©tabt ein-
gebrungen maren. X)a aber bie mad^famen S3flrger fogleid^
in SWenge bei ber ipanb maren, jogen bie ^Jeinbe ab. „Su
bifen giten flanb e» milb!" fo befagte ein ©rabftein au»
biefer Seit/ ber fid^ in ber Äat^arinenfird&e befanb.*J
2« gfel^^en mit ^m henaäfhatUn 9Hiictn.
@leid^ bei bem erflen äluftreten ber @ermanen in ber
©efd^id^te, bei il^ren f einblid^en 93egegnungen mit ben 9lömem,
bie un» bie erfle fidlere Äunbe von ben ®inrid^tungen
*) ©in Sd^toanaufd^ed ^abbenlmal auS bem ^a^x 1462.
198
mb br» 6tttai mf errr Sorfa^te« ibmnttdtoi, fc^ vir
mS btt srolm Skiige bcd freiem Softe Mt flef^Ic^er
^enwrmgrK, Ue fiKtr be» 6ti»be «o^ mi^t gt^i^HAai
veibex HÖH ben ftbrigen ^^teiex, btres Srnf e^ex i^io^ Mb
öffestli^ 6hif[H§ einer red^i^^ 64eibHng «a^^ slci^^
foiHvt fOU tiberttef enragm, bie ben nrfinmiig Mef er eb(em
0efd^UJ^ bü» p ben edttem isridleitetei^ ^(ten boi»
Xnf e^ bief er geborenen ^errf ^ unb ^rer. S>te Sofftr-
nNtnbemns, ber fUU 3ttNnb bei^ Storni v&^rmb bief ed
So^r^nnberte langen 3^annici», ffi^e bei bcn fftr nnfere
bentfd^ Ser^altniff e ma^ebenbcn Sol&ßonnnen (noment?
lid^ ben granten) eine Snbemng in ber ®nqx|nemns
bcd Sötte infof em ^erbei, aü boi^ Xnf e^ ber 6tammd^
ffir^ fid^ einf eitig f)A, bagegen ber 9be( im filteren 6tnn
bei» fiorte oBind^lid^ {nrfidtrot S)eni otteren Sorbilbe
ber (Sefolgf duften gem&g, in benen ftd^ an ben Glantmei^
ffir^ bie junge SRannfd^ bed €tamnied burd^ ein be^
fd^nwrene^ Sonb perfönlid^ 3:rette unb Eingebung eng
anfd^tol, bilbete ftd^ bei ben ganten ein neuer, re^Iid^
be9or}ugter Staub oou Sbelu ^erau^^ bie in fpedeOeut SHen^-
oerbaube be^ ftöuigS fte^euben Seamten unb @etreuen
CSafaOen) beSfelben umf äff eub. S)er Xbel bed SRittelatteri»,
ber iroax balb ftd^ ben römifd^ S^rentitel ber eqaites
(Gleiter, Glittet) }u eigen mad^te, enturidelte ftd^ f o aud
einer aBmfi^Iid^ Serfd^uie^ung ber alten Sbelfreien nub
ber tSuiglid^en SHenfileute ; baS £e§ndn)efen nmr ed,
uxid fte einte. Sud beut jtriege ^erDorgegangen, UHir bec
Stitterftanb aud^ doi jug$n)eif e bem Ariege gewibuiet 5Durd^ bie
Serfinberungen bed ftrieg^wefend, bad Dome^mHd^ }u Sleiter^
Iduipfen fid^ neigte^ nmrbe ber perfönlid^e jtriegj^bienfi ber
Keineren freien eutbei^tlid^ unb biefer Umflaub befSrberte
ÄriegSBebtängniffe. 199
ben ungfinftigen 93et(auf bed AampfeS berfe(6en gegen bie
Übergriffe bc8 Slbefö, fo bafe in unferen ©egenben balb bie
SanbbetDO^ner su Unfreien, von bem benachbarten älbel
älbl^ängigen ^erabgefunfen n)aren. S)ie @täbte, inSbefonbere
bie 9%eid^Sftäbte, beren ^eiool^ner e^ bnxä) föniglid^e ®nabe
ttttb eigene Setriebfamfeit §n t)otter perfönlid^er greil^eit
unb l^ol^em 9Bol^Iftanbe gebrad^t l^atten, waxtn ber ein}ige
©ort ber grei^eit im äJlittelatter, nnb e8 war felbftt)eijlänb5
lid^/ ba^ ber ®egenfa^ ber ftetS flreitluftigen, feiten aber
reid^ begfiterten 9litterfd^aft }n ber friebliebenben, voo\)U
^abenben @tabtbet)öl!ernng ft(^ gerabe bort am fd^ärffien
{eigen mn^te, wo beibe ®egenf S^e> bie SSebflrf tigfeit ber 9litter
unb ber äieid^tum ber @tabter fid^ in fo greOm Sid^te
jeigte, mie eiJ in granffurt unb beffen Umgebung ber gatt
uKir. SHe {teilen ^&i)m am ^aunuS maren ber älnlage
xn>n Surgen befonberiS günftig, bie geringe älu^beute i^rer
93e{t^tfimer in lanbioirtfd^afttid^er ©infid^t mied aber bie
99emol^ner berfelben gerabe^u auf bie eintröglid^eren Sanb^
{trafen unb bie nal^eliegenbe reid^e @tabt l^in. @o bilbeten
bie Xaunudburgen Aronberg, Aönigftein, galtenftein
@ppflein, Sleifenberg, ißattflein unb Sommerd^rim, eine
gefä^rlid&e SRad^barfd^aft für granffurt.
S)er Äaifer, ate ißort beiJ grieben» unb ber ©ered^tig^
teit, l^atte baiS mfi^et)oae 9[mt, biefe 9laubritter im 3<^u)ne
{Uralten. S)al^er fam ed benn, ba^ bie fiaifer unb @tdbte,
aU Siebl^aber ber Orbnung, natfirlid^e SSerbfinbete maren.
Seiber mar bie 9Rad^t ber fiaifer oft )u gering, um bem
Slaubabel fräftig genug entgegenjutreten. S)er Aaifer mieiS
ba^er bie @tdbte oft auf fid^ felbfi an; er geflattete, bie
Surgen ber Sftaubritter ju jerftören. So erlaubte 1336
Submig ber Sa^er ber 6tabt granffurt, bad @d^to| ^ör^::
200 jeticfidbebrängntffe.
I^eitn am Stain a6}ubred^en; betfelbe Aaifer l^atte fd^n
1322 ^anffutt baS ^mleg (baS befonbere ^t^i) gegeben,
ba^ innerl^alb 5 üRetlen um ^ranffurt fein burglid^et 99au
tnel^r angelegt werben foUte. Spater (1333) wmbe von
bemfelben Aaifer nod^ genauer befUmmt, ba^ von Seligen^
ftabt bid 3Ratns, fon)ie t)ier @tunben t)om SRatnufer, teine
neueaurg gebaut werben fottte. — »te von 1256 bi8 1 273
bie Aaiferwflrbe fo ^erabgefunfen war, ba^ {ein f^fltft in
2)eutfd^Ianb fte begehrte, fonbern Sludl&nber, ber Spanier
äKpl^onS von Saflitten unb ber @nglfinber Stid^arb tx>n
SomwaHiS blo^ ben leeren Aatfertitel führten, ba fonnte ft^
bad Sftaubrittertum ju feiner 99Iflte entwideln. @S nmr ,,bie
faiferlofe, bie fd^redtid^e 3^^"« Stubolf von ^ab^burg ntad^te
fid^ befonberd baburd^ vetWnt, ba^ er bie Surgen Mefer
Stoubgef eQen überaQ brad^. S)od^ in ben f olgenben SttJ^r^un-
berten, namentlid^ unter beut fd^wad^en Jlaifer ^ebrid^ III.
(1440—93) erhoben fte wieber mäd^tig i^r ^pt. ®leid^-
fam mit i^ren $ferben t)ermad^fen, maci^ten fte 9Beg unb
6teg unftd^er, be^eid^neten fte \a felbft i^re SebenSmeife
mit ^vom Sattel leben", ober „avi& bem Stegreif (Steigbügel)
leben". Sd^riftfleOer beS 16. ^[abr^unbertiS nennen ^e Ken-
tauren, b. i. älo^menfd^en. @inen f ebr bejeid^nenben 9lamen
erhielten bie SUtter von 9{ed(arfleinad^, bereu Sd^lo^ nod^
Dorbonben unb als bai^ an ben ^Ifen b&ugenbe ,,Sd^nmlben?
nefl" befannt ifl SBegen beS großen Sd^end, ben {te burd^
ibre^bi>^unb9tdubereien ilber bie®egenb brad^ten, nannte
man fte einfad^ f^Sanbfd^aben", meldten 9tamen fte in i^rer
tUiDerfd^mtbeit afö ^inamen, ber Sitte ber 3^ gemd^,
felbfi annabmen. 3(ud^ f^ranffurt f^aüe über fte )U Sagen;
fo mugte fid^ bie Stabt 141 2 um ^illfe an ben ^a^afen
menben, bod^ obne 6rf olg ! SHe Staubritter betrad^eten bai^
JMedSbebvttitgttiffe. 201
^l^beteben gleid^fatn als i^r SSorted^t. @in bamaliget Starte
graf wn Säratibetiburg fprad^ baS be^eid^nenbe SBc^tt : ^9Ber
einer 6tabt toel^e tl^un toiQ, mag il^t nur einen entfd^loffenen
@)eCniann auf ben jpats ^e^en''. 9(n S3om)änben ju
r&ttberifd^en angriffen unb ge^en gegen bie Gtäbte fel^tte
ei ni<$t leidet : fo befel^bet Subroig v. igutten 1431 bie Stobt
granffurt, „weil il^n ein fjranlfurter Stofetäufd^er (^ßferbe^
^dnbler) mit SBorten bebrdut". S>ie firiegSer{(drung an
bie Gtdbte gefd^al^ in ^orm eines ,,f$el^bebriefeS''/ ber in
^anlfurt sur aSamung ber S3flrger meifl am Slömer
angefd^lagen mürbe. 9lod^ finben ftd^ im Stabtard^io
l^unberte von fje^bebriefen. — SEBerfen mir nun einen Stidt
auf bie eit^elnen 93urgen am SRain, am Pannus unb
in ber SEBetterau, um bereu fd^dblid^e ©nflüffe auf gtanfc
furts @ntmidtelung ttnnen ju lernen.
A. 93urgen am 3Rain.
^afelad^ bei 9lfif[elS^eim gehörte ben 93rfibern ^uno
unb ^ß^ilipp von gaßenflein. Äuno mar früher 5ßrobfl be«
»artl^olomduajlif te» in granffurt unb mürbe f pdter ®r jbifd&of
Don Xrier unb SSermefer ber ©r^bistflmer SRainj unb Aö(n.
Seine Parteinahme fflr Submig ben SSapern t)ermidEeIte i^n
in uiele ^e^ben, md^renb meld^er ^afelad^ ber @d^redten ber
t)orfi6erfal^renben @d^iffe mürbe. S)a lie^ ber Srjbifd^of 93at
buin von Xrier 1352 bie 93urg JQafelad^ fd^leifen. 9llS aber
bie Srflber fte mieber aufbauten unb baS 9iaubmefen fort^
trieben^ mürbe bie 93urg von ben ^ran!furtern^ benen MeS
baran gelegen mar, bie @d^iffal^rt frei }u mad^en, 1355
erobert unb il^re 99ef eftigungen abgebrod^en. 9lun t)erf prad^
Anno feierlid^ 99efferung; er moHte bie S3urg gar nid^t
ntel^r befefUgen. 3)od^ tonnte grantfurt unb bie mit i^m t)er^
202 Ktiegdb(bräsi0mf|e.
bfinbeten toetterauifd^en @tftbte bie S9e{t|ita^me ^elod^'S
burd^ Srsbifd^of @erl^aTb Don SRaiit) nid^t t>er§mbent.
2to|bem aber toatb unb blieb Auno ein lattgjld^tiger
^eunb bei @tabt f^ranlfutt^ toeld^er er gegen anbere
Staubritter träftig betflanb. SHd j. 9. 1371 bie iperren
xx>n Sßieb unb 3fenburg SRe^frembe in feinem @eleiti^
bejirt beraubt ^atten^ befhrafte er bie 9läuber unb fd^idte
bie @flter jurfid.
^öd^fl $ier unb bei bem naiven Aelfierbod^ litten
bie ^rffirfien t)on 9Rain}, ol^ne bie (SinnriOigung beS fiaiferi^,
^oDfiatten errid^tet, n)obttrd& bie ed^iffal^rt fe^r beldfUgt
würbe. S>er Aaifer erlaubte nun ^ranffurt unb ben lott-
bfinbeten @täbten, biefe BoDftatten ntit Gewalt a^ut^un.
SHe fironberger Stitter ffi^rten ungerufen beiS Mferd unb
ber @tabte 9Bunfd& oM, n)etl t^ babei ungeflraft etn^ai^ ju
rauben gab. @ie flberfielen^ plfinberten unb t)erbrannten
1396 bie »urg ju ioöd^jt. ©od^ wufete granffurt t)iel baran
gelegen fein^ mit ben mad^tigen @rsbifd^öfen t)on äRainj
auf gutem gu^e }u leben, unb fo ^atte bie @tabt nid^tS
bagegen, als bie ^öd^fler Surg mieber erbaut n)urbe. Sud
btefem S3eifpiel erftel^t man, ba^ bie geißlid^en gflrften ftd^
mand^mal menig von ben 9littem unterfd^ieben. 6oQ bod^
felbjl (1331) ein ®rjbifd&of von Mn bem SSermalter einer
SSurg, ate biefer na($ feinem Unterl^olt fragte, bie ßanb^
{trafen ge}eigt ^aben. ©emö^nlid^ maren fogar bie ^itter^^
gefd^led^ter in S3eft^ ber ^öd^flen geifUidden 3Bflrben, fo aud^
bie ©ppfteiner unb gaUenfteiner. S)er erjbifd^öflid&e ©tul^l
wnStRainj toar Aber ein 3a^r^unbert (1201—1305), aud^
fd^on t)on 1060 an 24 ga^re im Sefi^ ber ®ppfleincr.
^nf ©rjbifd^öfe entfprofeten biefcm ®ef d^lei^te, bereu jmeiter
(©iegfrieb II.) felbjl ^ßatriard^ von Serufalem mürbe,
^egdbebrän^iffe. 203
bereu tefeter (©erl^orb) fid^ fogar rühmte, „bie Äatfer in
feiner Za^ä)e )u l^aben". 2lm Dbermain (afd^affenburß)
mie am Untemtain (bis iQö#) lag SRainjer ®ebiet.
So beflreif en fid^ bie Dielen ©treitigteiten, weld^e gtanff urt
mit ben Srjbif d^öf en von 3Rain} ^atte. 3)iefe matten
fU^ baS ^o^eitSred^t über ben 9Rainf(u^ an. @ie t)erlangten
35tte t)on ben ©(Riffen unb abgaben t)on ber gif d^erei ;
ein @T)bifd^of n)ollte eS fogar ni(^t leiben, bag granffutt
bie SRainbrüde 1427 auiJ gurddt vox einem Überfatt ber
^ufftten fperrte. S)er gifd^fang im 3Rain ^ab bie Urfad^e
}u mand^em @treit al^.*) Sturer 3Rain} t)ertangten fogar
fpdter bie Ferren t)on ©ppjlein einen %Ai (ein drittel)
famttid^er jmifd^en granff urt unb äRains gefangenen i^fd^e.
B. Bürgen am Pannus.
S)ie a:aunu8buröen waren für gronffurt bie gefä^r-
Rd^jlf n, mell fie fo nal^e unb babei fo fd^mer bejmingbar waren.
Sommerg^eim ifl bie einjige, beren S^^Pörung ben
granffurtem (1397) gelang. Salb waren biefe a;ounu8-
ritter mit granffurt gegen anbere geinbe, batb untereinanber
gegen bie Stabt t)erbünbet. Sie fd^lugen fid^ immer auf
bie Seite, mo e» am meiften ju t)erbienen, mitunter aud^
blo§ ju rauben gab. — Um 1365 ^atte granlfurt im
auftrage be» Äaifer» bem fd^on genannten ?ßl&ilipp von
g a 1 1 e n P e i n bie gelobe erflärt. »uf ber Seite granffurlS
flanben bie metterauifd^en Stdbte, fomie Ulrid^, ®raf von
iQanau, unb ?ß^ilippg eigener »ruber, ber fd^on genannte
.fhtno. $^ilipp bagegen l^atte fafl ben ganjen abel ber
*) a)et ©rjbifd^of »erlanötc j. S. 1575 bie Sluäliefcrung eineä
im aRain gefangenen 2>t&xi.
204 ihEtesdbeMnsmffe.
SBetterau auf feiner 6eite; barum loimte et tro| ber
faiferlid^en Sld^t^rnitung traftigen aBiberfbnb leiften,
unb ^onffurt errang nnr ben einen Sorteil, ba^ e& ftdd
bnrd^ gütlid^ Ubereinfommen in $^ili|)p einen ^ennb
emnirb, nrie frfi^er in Jhtno. S)od^ fd^n non 1377
nnrb gemelbet, ba^ bie goICmfleiner 9litter, mit benen
non Jtnmberg nereinigt, einige ber 6tabt g^orige Sie^
gerben n)egttie6en. Unb 1389, no^ ber €4Iad^t bei ftron-
berg, lieg ftd^ $^ilipp ffir feine Sermittebtng Don ^onffnrt
eine §ol^ Summe la^Ien ! Sin befifinbiger ^nb ber 6tabt
mar SBerner 9on ^oltenftein, ber Ie|te feined 6tammeS.
Son ben Ferren von $agen (3>reieid6en^ain) Ratten bie
golfen^einer bai^ SM^t bed „Sißibanned'' in bem gro^
Steid^forfl fflblid^ non ^anlfnrt geerirt Unter biefem 9Ud^t
mar nrfinrfinglid^ nnr ha» 3<#^^ nerßonben. Semer
aber glaubte, bag er felbfi bie äbilage ber Sanbm^^r
fflblid^ mm 6a(ifenl^attfen ni^ }u leiben brandete, mett
ber 6a^en^fer Serg frfi^r mit Salb baoa^f en mar.
Überhaupt mar ben Slittem jeglid^ Sefe^igung ber 6tabt
ein Sern im Xuge; man fonnte fte ja ni^ m^ fo leidet
fiberfaSen. 6r lieg alfo 141 1 bie neuangelegte Sonbmd^r
(ftc^ 6eite 28) lei^ren^ unb ald bie 6tabt nad^ brei
Sauren fie mieber }u erriii^en Derfud^e, trat er abermals
^inbemb entgegen. 81^ ftd^ nun bie 6tabt fiagenb an ben
fiaifer manbte, lieg er gar (1416) ben €adHen^fiufer Sort^
türm ttieberreigen. !Rad^ mid)er^lten nergebli^lien Serf ud^
ber 6tabt, bie Sanbmd^r jur Sui^fö^rung {u bringen — benn
aQe ätitter in ber 9lad^barfd^ ^mten fid^ bagegen, fobag
felbfk ber Jlotfer ed ber 6tabt ba& erlaube, balb nerbot —
gab enblid^ 1476 ^liebrid^ IIL ben befktmrnten »efe^,
^ranlfnrt unb Gad^en^aufen mit Gräben, 3;^oren unb
^riegSbebrängniffe. 205
Sanbmel^tett ju t)etfe^en, utn fie gegen bie l^äufigen äingttffe
i^rer geinbe ju Jd^üfeen (fiel^e @. 30 utttcr „^Sefeftlgungen")«
3)ie meiflen Selben bereiteten granffurt bie Slitter
pon fttonberg, bie fid^ fr filier aud^ nad^ i^ten Sefilungen
in Sfd^born benannten. Obgleid^ fie n)iebeT^olt 93ünbniffe
mit bet ©tabt abfd^loffen — fo j. 39. 1340 einen S3nnb ju
gegenfeitigem ©d^u^ (unb jroar ol^ne ©ejal^lnng !), ferner
1380 einen SSertrag, worin fie t)erfpra(^en, gegen einen
iä^rlidden ©olb i^r ©d&to§ ber ©tabt unb i^ren ©ölbnern
jeberjeit )U öffnen unb beren geinbe ju befriegen — fo
rfldhe bod^ bie ©tabt balb mit aQer SRad^t gegen fie )U gelb.
3u biefer Qtxt mar nämlid^ ber ©roll jmif d^en ben beutfd&en
©tabten einerfeitS unb ben Sftittem anbrerfeitd aufs ^öd^fie
geftiegen. 9Cuf beiben ©eiten entflanben bebeutenbe Sflnbniffe.
©d^on fe^r frü^e unb fpäter mieber^ott (1340 unb 1366)
Ratten fid^ bie viex „metterauifd^en ©täbte" granffurt,
f^riebberg, ©einkaufen unb 9Be$Iar als „@ibge-
noffen" ju gegenfeitiger §ülfe tjerbünbet. ©o entjlanb aud^
in ©übbeutfd&tanb ber »unb ber fd^mobifd^en ©täb.te.
^od^ bie äiitter al^mten biefeS 93eifpiel nad^ unb fd^loffen
fogenannte SlbeU^^Sünbniffe ober =®efeUfd&aften.
©old^e maren bie „Sömengefettfd^aft"*) (nad^ einem Sömepbilb
auf bem Slrmel atfo genannt), „bie ©delegier", „ber ©terner^
bunb". SHefe »ünbe, benen felbft »ifd^öfe, j. ». von »afel
unb ©trafeburg; beitraten, erftredften M balb über ganj
SDeutfd^tanb. »tö nun 1380 ber gömenbunb fjrqnffurt
bebro^te, um ber ©tabt einige ©efangene ab}utro^en, ba
beeilte ftd^ bie ©tabt nad^ bem 3(b}ug ber geinbe, fid^ ju
größerer ©id^er^eit mit ben r^einifd^en ©tdbten
*) ^ud^ bie ,,grimmtgen 2'6vDm" genannt.
206 MegdbebrOngniffe.
9Rain), SBormd, Speyer, StraPurg, jg^^genau unb SBeiBett-
bürg )u Derbflnben. @elbft bie @Tafen Don Staffau traten
biefem Sunbe bei. SWatnj unb Strafeburg nntlten je 100,
granffurt unb Sffiorm« je 50 ®lene (Re^e Seite 190) fleDen.
3unad^{t liegen bie Stäbte i^ren ©roQ gegen bie VbeW
bflnbniffe an ber ©eißlid^feit aud, bie man bed f&xnim^
{l&nbnifleS mit ben l^unf etn befd^ulbigte, befonberS in SRainj
unb 9Borm& 9la#em bereite 1 381 bie n^etterauifd^en unb
r^einifd^en @t&bte ftd^ mit ben fd^mfibifd^ Derbunben,
ftanben rt<$ bie Stdbte unb Sftitter in ganj 6fibn)eft^2>eutfd^
(anb gegenfiber, unb ^ beburfte nur einei^ Reinen Slnlaffe^,
ben Itrieg p entnünben. S^soax ^atte jtönig Sßenjcl in
ipeibelberg 1384 einen %unb t)on dürften unb 6tSbten
TOtxanla^t, bet ftd^ oerpflid^tete, ben Sanbfrieben bi9 1388
}u erl^atten, bod^ gab er felbfi ben anflog jum offenen
Ariege, inbem er ben fd^mdbifd^en Stfibtebunb gegen ben
iQentog von Sägern aufrief. & entflanb ber fogenannte
St&btefrieg, ber leiber unglüdtUd^ für bie@tdbte aui^
fiel. 3)ie fd&mäbifd&en Stdbte würben 1388 bei 3»ffingen*),
bie r^einifd^n in bemfelben ^ffxe bei Oppen^m beilegt
9Iad^ beiben Orten ^atte ^rantfurt ^ülfdtruppen gefd^idtt.
9>ie Stitter t)on jtronberg unb Steifenberg tünbigten nun
(8. ganuar 1389) granffurt bie ge^be an. gtüdjjt^
linge aud ben r^einifd^en Stdbten er^i|ten bie S&rger
von f^rantfurt berart, bog fte fogteid^ sum angriff gegen
i^re geinbe fd^ritten- Segen Witte be« 3Roi 1389**)
jogen 2000 sarger, an i^rer 6pi|e ber 6d^u(t^g ffiinter
*) SRon oerglet^e bad ©ebid^t „@ber^arb ber äüaufc^bort" von
U^lanb.
**) SRand^e nehmen ben 14. SRai ald ben einstgen Xag beiS S^Ib«
Siigd an.
Kriegdbebvftn^iffe* 207
wtt SGBafum (aud^ SSBafcn), aM, t)ern)fiftcten btc ben Äron^
bergern geJ^örigcn 3)örfcr, gelber unb ffialbet; nahmen
t)lefe ben Stittern flel^öriae ßeute gefauöen unb waren
tbm im SSegriffe bie Sefle fironberg burd^ il^re ®efd^fi^e
SU jerflören, als bie 9lad^rid^t {am, ba^ ber ^faljgraf
unb ber igerr tmn ^anau gegen fte im älnjug feien.
S)a mußten fte an ben 9lüd}ug beuten, bamit i^nen bie
f^einbe nid^t in ben 9iilden fielen* S)od^ ju fpät! SSor
ftd^ l^atten fte bie Aronberger 9litter, bie {td^ in ®ile burd^
ll^e Sflad&bam t)erjiarft Ratten unb bie granffufter am
14. SRai nid^t meit von jtronberg miltenb angriffen. S>od^
litten jene in i^er 3Rinberial^l nid^td auSrid^ten lönnen,
wenn nid^t im entfd^eibenben Slugenblidte ber 5ßfaljgraf
mit 200 aieitem unb ber ^err von §anau il^nen jur
ißfllfe gefommen mären. 3)iefe mußten fo gefd^idtt }u
manöDrieren, ba^ bie f^ranlfurter burd^ bie @onne geblenbet
mürben. Um bad Unglfidt berfelben nod^ }u erl^ö^en, be^
freiten fid^ bie @efangenen unb griffen bie Silrger im
fftMm an. 3)a mar il^re 9lieberlage entfd^ieben; fiber
100 Bürger fielen, 621 mürben gefangen, barunter ber
@d^ult^ei^ äBaffen unb Slfiflmagen, aUeS fiel in bie ^nbe
ber Äronberger. Unb nun famen bie Sflad&me^en ! ^er 9*ot
Der^iärfte fi(§ fogleid^ um 20 Sflrger jur Drbnung ber t)er-
midtelten äSer^ältniffe. Sluf älnfud^en bei^ StatS Dermittelte
ber fd^on genannte ^ßl^ilipp t)on galfenftein ben griebeti
— aber nur gegen eine l^ol^e ©elol^nung. gür ben griebeu
unb bie f^rei^eit ber gefangenen äRitbflrger mugte bie Stabt
73 000 ©olbgulben jagten. S^^^ brad^te fle biefe Summe
fd^on t)or Ablauf ber feflgefe^ten 5 ga^re auf; aber über
100 3a^re mußten jur Abtragung ber ©d^ulbeu brfidfenbe
älbgaben erhoben merben! allgemein befd^ulbigte man.
208 Itnegdbcbrängnifff.
\Ao^ geni^ ungerechter SBeife, beii Sd^t^igen aSinter
oon äBafum beS SerrotS. Xia^er {Sserte man mit feiner
aiudUfung unb ent^ i^n feines SmteS. 3^m Sto^folger
mnrbe 9luboIf oon 6ad^f en^onfen, ber le^e feines 6tammeS,
ernannt, meU^r ber 6tabt in biefer 6d)ringten Qüt bie
n)i4tisRen SHenfle leiflete. Sor aBem ging fein 8e{irden
ba§in, mit allen atfid^tigen ber Stad^rfd^ Sfinbniffe
itt f^lielen, menn eS aud^ 0dbopfer er^d^ follte.
6old^ efinbniffe tarnen befonberS 1394 ^ Gtonbe. 6elb{i
^rtmnt non Jtronberg trat in ber 6tabt S>tett^ unb
Dttrbe Smtmann tu SonomeS.
S)e^ ^roiger nerfn^ bie 6tabt mit bcn Sreolem,
bi^ 0^ aud^ nur bie S^be erfl&rt ^ ^aben, raubten
unb vl&nberten. 5Der Slat lie^ m^rere bei 9lad^ gAnnben
in benSUiin merfen. SefonberS mn^ aber ein Stitter,
Sed^tram neu Silbet, bie Siad^ ber SranQnrter ffir
MTflbten Zreubmd^ nnb 9UUibereien erfahren (1420).
Sr botte mid>er^ im 6o(be ber 6tabt gePttsben. S>od^
nnbeftfinbia nxb nNUiMm&tia mo&te er bom widiet mit
^^^^% vl^ %^W^^^^^^ ^^%^k ^^^%^w^P^ jJi^^^W^^^ÄW^Ä^^^^f ^^^^i^^Ä^^^ ^^^^^^^p ^^^^^^^» vfvVvvw
}Kt ^^eraxtmortsng gefbrbert, etfd^ er im bestfd^em ^ufc^
im fidb in ted^tfertigou €d^ auf bem äUdhoeg nad^
{toOienfteui« feinem iSobnfite, nng et jebod^ einai Jtanf^
^S^mSbAt". Im nU^ Zog nA er fitem auf
l«R $<imritte mm 5Cttneidbai^atn , bem 8 «tIfnH |a f e
ibn aber ^ie ettbtffiOmer oxf riifdber %Bt ftn nmrbe
(t «tar faltarmm j^eidb am fotanibes Zog mt bem 8odkn^
kämet $tet onboniAit. 6(in äad^nom mntbe etft in bet
Aüteiincidiidbe befuttct; bt ote bie SeqUid^ etfi&tte.
5hiegi8bebrängiiiffe. 209
ba§ er, weil im Äird^enbann t)ctjtorbett, tiid&t in geioei^ter
®rbe ru^cu bürfe, fo würbe er bort ausgegraben unb mä)
bamaliger Sitte auf bem ®änfegraben eingefd^arrt.
3U>^ ein anbered S3eifpiel von ber Strenge beiS Statd
ben Släubern gegenüber. Site 1494 ein geroiffer Sojl
greunb bie ©tabt befe^bet, fengt, brennt unb morbet,
lä^t ber 9lat feinen igelf erSl^elf er igand t)onSol^enberg
t)erbrennen unb fe|t einen $reiS auf bed älnbern ftopf.
SHud^ bie Sftitter von §attftein unb Sfteifenberg
bereiteten fjronffurt t)iele Sorge. SSon 1404 wirb berid^tet,
ba^ ein igattfieiner, 9lumlanb genannt, ben äRe^gem
ber Stabt SSiel^ geraubt. Sd^on früher, um 1395, war ba»
9%aubne{i igattfiein belagert worben, jebod^ t)ergeblid^, obgleid^
fogar bis bal^in unerl^ört fd^ioereS ©efd^fi^ in älnmenbung
fam. Spdter (1432) jebod^ würbe eS ron granffurt in ®e^
meinfd^aft mit bem ßrjbifd^of oon SWainj, bem ®rafen oon
Sfenburg*) 2C. erobert unb in gemeinfd^aftlid^e SSerwaltung
genommen. Sftad^ einer räuberifd^en 3^ftöt:ung burd^ SBoltl^er
von Steif enberg (1467) erfianb e» mieber neu, blijb ober
fortan SBerfen beS griebenS gewibmet.
C. SBetterauifd^e Surgen.
Entgegen bem taif erlid^en ®ebot, ba^ binnen vxex Sßeg^
flunben oom 3Rain {eine neue 93urg angelegt werben foQte,
wottten bie Ferren wn SSilbel 1397 bei i^rer Surg eine
bef efiigte 3oDftätte anlegen, äluf bie brol^enbe Haltung §ran{^
fürt» jebod^ würbe eS unterlaffen. — S)er 1389 ju ®ger
abgefd^loffene allgemeine Sanbfrieben würbe 1395 erneuert.
*) 9Ran bettle babei ttid^t att bag ie^ige 9leu'3f^'^uti). S)te
©rafett t>ott Sf^^^^rg l^attett ü^t Sd^loB itt Dffettbad^.
14
210 ibriegSbebt&nftmffe.
Xitftreteitbe 3n>ifl^0'(^tt^i^ foQten auf einem (Serid^tstafl in
^rantfurt bncd^ ben Sanboogt bei äBetterau nnb einige
Seiftet, nwrunter and^ äiitter, beigelegt n^etben; jebod^
Derle^ten bie Stid^ter felbfl mitunter ben ^eben, nnb
muibe biefer fomit leiber nid^t }ur DoQen SßirKid^teit. Sba
ergriff Äönig Shipred&t (1400—1410) flrenge äRaferegeln.
Slod^bem fd^on früher fein eigener 6o^n mit f^rontfurt
nnb ben r^einifd^en 6t&bten gegen bie 9tau6ritter am 9l§ein
}u gelbe gqogen, {ieDte er ftd^ je|t (1404) felbfl an bie
6pi^ eines 3^9^ gegen bie Staubburgen in b^r
aSetterau. gronffurt fleOte €5(bner nnb lieferte ben
Unterst für ben größten Xeil ber anberen Xruppen. 93ie
flart biefe Sieferungen gemefen fein mögen, ge^t baraud ^er-
nor, bag bie 6tabt bem itönige mSd^tlid^ allein 21 gubet
9Bein fd^idte. @d ging nun }uer{t gegen St&dCingen, wo
bamold ber .SRarftfd^ifffd^inber''*) Raufte, bann nod^ iß 5 d& fi,
fiarben, SRembriS, ^üttengefäg, SBafferloS,
^auenflein. 9(le biefe Surgrn nmrben {erftört usb fo
bie Sßetterau gereinigt
Über nod^ in grS^e Sntfemungen nutzten bie
Bürger unb 65lbner granlfurts gegen bie Slfinber tu gdbe
jie^, fo 1359 nad^ Hilmar an bet Sa^n, baS non
bem metterauif d^ Sunbe megen SanbfriebenSbmd^ belagert
mürbe. S^abei ging eS ben granffurtem übeL 3n un^
mfi^iger greube über einen Seinen errungenen Sorteil
gaben fte fid^ auSgelaffenem Zrunfe §tn wä^ mürben in
biefem 3^!^^^^ überfallen unb in gro^ 3^1 meber-
geme|€lt. — Su^r ben genannten mürben nod^ fblgenbe
*) 5Dtefm ^^ntitcl fyittt ftd^ bei 9htter haxd^ feine cm bem
^fiitbid ]imf 4^ IBi^h granffurt, Cjf enba^ »ib ^mm Mde^cenben
9Udetfd^i^ wröbtm dUtubccnen enoocben.
ÄriegSBebrängniffe. 211
Surgen t)on ben fjrantfurtcm belagert unb jum 3^eil jer^
flört: SolniÄ (1384) unb ©d^otten in ber SSetterau
(1381); Xannenberg (1399) unbg3idenbadö(1463),
beibe an ber ©etßilro^e. S)ie größte Unfid^er^eit ^enfd^te
unter Äaifer grtebri(i6 III. (1440—1493), ben man ja
fpottmeife aud^ bte fatferlid^e ©d^lafntfi^e nannte. 2)amatö
(1446) würbe fogar ein Äorbinal, ber von ber Äird&en«
t)erfammlung ju a3afel nad& granlfurt reifie, unterioeg«
au«geplünbert. S« biefer Seit (1459) ^atte granffurt
aud^ eine fjel^be mit bem ©rafen von Sftiened. S)ie fjrant
furter mürben bei $anau gefd^tagen unb t)erloren 7 Wlann
an 3i)ten, meit größer jebod^ mar bie ga^l ber SSermunbeten
unb (gefangenen. — 3)urd^ bie ®rfinbung beiJ Sd^iefe^
pufoeriJ (um 1340) mar bem Sftaubrittermefen eigentUd^
fd^on ber 3^bei$ftog t)erfe^t. S>ie 9ieid^dftdbte mad^ten aud^
fel^r balb von biefem 3RitteI gegen bie tro^igen SBurgen
@ebraud&. Sud^ granffurt errid^tete fd^on frül^e (fie^e
oben 2lbfd6n. II) eine ^ßulrermül^le unb eine Stüdtgiefeerei.
enblid^ fd^affte Äaifer SWajimilian I. (1495) ba« fjaujfc
red^t gau} ah unb fe^te jur @d^Iid^tung t)on Streitigfeiten
btt« 9leidji5lammergerid^t ein, baiJ juerft in fjranffurt
(im ©raunfeig), fpäter(l497)inSBormi5, bann in ©pcper
ünb }u(e^t in SBe^Iar feinen @i^ ^atte.
SlliJ Heine Sflad&fpiele ju ben Äriegen mit ben Sftittern
erfd^einen nod^ jmei SSermidtelungen, in meldte f^ranffurt
lurj nad^ bem auftreten Sutl^er^ geriet. — Sranj t)on
@id(ingen marf fld^ sum „SUdd^er aUeiS Unred^tiS'' auf. 93ei
ber älu^ilbung biefed SSergeltungdamteS gegen bie @tabt
SSBormö mürbe er jebod^ in bie 9leid^8ad^t erftärt. granffurt
§atte 6ö(bner pm äleid^Sfriege gegen il^n gefteUt, aud^ einen
feiner Jtned^te ^inrid^ten laffen. 3)aiS ^rt^olomäudftift
14*
212 ^riegdbebrändniffe.
I^atte einen feiner f^reunbe beleibigt, unb f o erKarte Sidingen
1517 ber ©tabt unb bem Stifte bie ge^be. SHe ©tobt
tarn in eine fd^limme Sage^ ba felbfi ber ©tabt^auptmann,
3aIob t)on ftronberg, fld& weigerte, gegen ©idingen ju
fed^ten. S)iefer tl^at ber ©tabt empfinbli^en ©d^aben, inbem
er in ber ^erbjlmeffe jieben grad^troagen Dor bem ©algen-
t^or n)egnel^men lie^. SKuf ^nfud^en ber ©tabt t)ermittelte
ber ftomtl^ur bei^ beutfd^en ^aufeiS, SSaltl^er von ftronberg,
unb ber ©d^uU^eife ajlartin t)on ^eufenftamm ben grieben,
für ben ©idtingen 4000 ©olbgulben von ber ©tobt erl^ielt.
©d^on 1519 geriet bie ©tabt mit i^m in eine neue SSer-
midtelung. ®r verlangte namlid^ für feine 600 gicijilgen
t)orübergel^enbe Verberge ober bod^ menigflenS freien S)urd^'
}ug burd^ bie ©tabt. S)ie ©tabt Dertoeigerte jebod^ beibed
unb befefUgte fld^ gegen aUenfaUflge @enHilt, unb fo blieb
e8 bei ben S)ro^ungen. — S^^ jmeiten bro^te wieber
einmal ein Aronberger Slitter. 9ltö namlid^ ber 9lat
beg erften eDangelifd^en ^rebiget^, ^artmann 3^ad^, nid^t
energifd^ genug fid& (innal^m, liefen einige bro^enbe Sriefe
t)on Slittern ein. 9)er m i d^ t i g ft e war ber, ben ^artmutl^
t)on Aronberg an ben ©tra^eneden anfd^Iagen lieg. @r
fanb fold^en SHnllang bei ber Sürgerfd^aft, bafe er in ben
3unftftuben beriefen unb aufbewahrt würbe. @i^ entfianb
infolge biefeg anfeuernben ©riefet fogar ein äuflauf be8
^olfei^ gegen bie ®eiftlid(|teit.
S)ie religiöfen ©treitigleiten führten balb ju wirflid^en
ftriegcn, boppclt traurig, weil bie SHeligton, bie bod^ eigent^
lid^ bie ^Jlenfd^en in brüberlid^er Siebe t)erbinben foQte, bie
Jttiedd6^iindnif[e. 213
ntfad^e abgeben ntugte. 3uitS<$fl glaubte baS SSod, ftd^
je^t QU^ t)on feinen n)eltlid^en ^etm frei ntad^en }u foQen
unb }n fönnen^ n)ie eiS fld^ bur(i^ bie Se^re Sut^erS geiflig
befreit ffil&Ite. ©^ entpanb ber „Sauemfrieg", beffen
aSirfungen fld& au<ä& bis in'S innere ber ©tdbte erPredten.
So braiJ^ in granffurt auf Dflermontag 1525 ein rafd^
gebämpfter Solföaufiianb aug. (Sie^e Seite 157.)
Äurje 3rit nad&l^er (1531) entfianb ju ©d&mallalben
ein S3ünbnii5 protefiantifd^er beutfd^er gfirpen jur gegen-
feitigen Untcrilfi|ung gegen bie 3leligionSbebrfl(fungen be«
Äaifer». S)ie8 war baS fogenannte „d^rifllid^e aSerftdubniS",
gewö^nlid^ ber fd^maltalbifd^e $unb genannt. SBieber-
^olt jur a;eilnal^me gebrangt, trat granifurt 1536 in
benfelben ein. 5Rad& t)ergebli<J^em ©emfi^en, auf 3leid^i5-
tagen ju f$ran!furt unb SlegeniSburg, fon)ie burd^ ba^ @onci(
JU a;ribent, bie ©nigfeit in S)eutfd&lanb roieberl^erjufieUen,
lam eiJ 1546 jum offenen ftampfe. a;ro| eine^ abma^nenben
©d&reibeniJ beiJ Äaifer« fieUte granffurt ju ben SftfiPungen
be« 93unbe« 700 Sanbghied&te unb 100 3leifige, lieferte
aud^ grofee (Selbbeiträge, bie bur<ä& ©teuem, ja burd& ein^^
münjung ber ®olb= unb ©ilbergerate unb felbjl ber
Äird&engefäfee aufgebracht würben. 3lud& bie fatl^ottfd&en
©tifter würben ju l^ol^en Seiträgen ^erangejogen, unb ba
fie nid^t bie geroünfd^te ©umme aufbrachten, mußten oud&
fle i^re ftird^engefdfee jum a;eil l^ergeben. SHe geworbenen
2;ruppen blieben iebod& in ber ©tabt, weil fle ju beren
©ddufe nötig fd^ienen. Slud& ba§ ^aupt^eer unter beut
ÄurfürPen Sodann griebrid^ t)on ©ad^fen unb bem Sanb^
grafen ^pi^ilipp t)on Reffen fammelte fid^ in ber 5Rd^e. S)a
fiel plöfelid^ ber ^jog SWorife t)on ©ad^fen, bem ber Äur-
ffirjl atö feinem ndd^ften aSerroanbten fein t)oUjle^ Vertrauen
214 itncgiSbdnrSngiitffe.
gefd^enlt ^otte, t)etrfiterifd^ SBBeif e in bei» Aurffir^en £anb
eilt SHefer jog {td^ aud ^orgnid f&r fein £anb ba^in
itttftd, uiib mm 15^ ftd^ ba& Sitnbei»^ in e&bbaafd^
lottb auf. 2>ie Xeibid^mer fudftten füi^ auf bie sKinpfliddfle
Xtt wtt bem 3oni bei( jtaiferd ^ befreten; fotner gd>ad^
bed anbent €o benahmen {id^ on^ bie obengenannten
^^&nptet bei( Snnbrd, att fie in gfmn^rt oenoeilten, nid^t
fonberii^ sn>|mfttig gegen bie ^abt. Sbn £aid)graf
gab bem 9tat^ w^i^a \fyx bot, bie Stobt in ber 3Sot
nU^ yt nedaffen, bte loenig trS^B^e Xntnort: ,Sin ]d)er
^nd^ neiM^tt feinen ^!' da boi Sefolge be^ Anr^
fii^ eqpctlte in gntnlfnit 40000 Solbgnlben. Co
c<9ib nA benn bk mkfldie 6tflM am 29. 2)e|eiiiber 1546
^dn iatfeitidbcn (SeBfcal» Simten non fSnnXv nad|keni fie
i^ wctar imft i^nm Sibenbinb fnc nmy^nng bec
€lnM soril^ ^itte. gtam n eihonnle bnawü onSäb^e
lie bct eilte sr^Ms» Ctte ISonfrl, Sn^M^ nnb
6üau IM HinoR @ndHSai in Me 6tait vav^ er
M«i|jicr fciai^d^ jn^m l«r GoM n^ bie f fe fgid Wt »
i^i^ CimntnimijL ^ewraiQ no Ißat ^ß 9iH^ if^o^
jtent ov her liel«iiiisi«m Stidft. vHnngna i^tnlU tarn
9ti|ir «•!» Imt Mbnu M ^d ibmci $■& «icier p
in iior Sftilftte M iEiki%n$ IrkgA ^mk;
i^biiA in ^nttitod» ifto^Mt SAt«
«n ftm ^iiw itrSMIt «r tiioiadciaiiiA
jiasMb; Hkv «iftr hat jsi&%ir €crm cia^ lir3<|bav
XBT Hit ^JTT Htf ^muL^uit ^häi ^ tffM y^ i i i fi\ » i
228,931 ®ulben. S«^ ©ctfung tnitfetc fogar bas Noli ine
tangere*) attgcgriffcn werben. — aber tiod^ anbere fd^ttmtne
gotgctt! ©ine grofee ®itteiw)crberbniiJ rife ein; Sd^ulenunb
Äird&en jlanbett t)eröbet; gatije gamilictt loaren burd^
bie ^ejl bal^ingerafft. 3lud^ bie aJlcffe bro^te granffurt
}tt entgelten; loenigfteni^ tourbe bie^mal bie ^erbftmeffe
in aotain; gel^alten^ taum 10 Suben iDaren ^ier auf bem
Sftömerberg. ®egen SSorfd^ufe beS 6olbeg (104 926 @olbr
gulben) an bie ©olbaten, würbe bie 6tabt nod^ im felbcn
3al^re (1547) bie fremben a;ruppcn loi5. S)er lefete än-
fü^rer, ®eorg t)on §ott, fd^ieb afö greunb ber SBürger.
aiuiJ^ erl^ielt bie 6tabt 1549—1550 ben oorgefd^offenen
@olb jurfid.
Snbeffen war granlfurt fo eingefd^üd^tert, bafe ei5 nid^t
wagte, ben gürflen be^ frül^eren fd^malfalbifd^en SBunbei^,
on beren ©pifee ie|t ber il&nen Dormatö fo feinbfelige ^erjog
SMorife t)on ©ad^fen getreten war, fid^ anjufd^liefeen, afö
biefe im Saläre 1552, bieiJmal fogar im a3unbe
mit granfreidö, fid^ wieber gegen ben Äaifer erl^oben.
Dbgleid^ bie Stabt bem ftaifer im Saläre wxi)ex eine 2ln-
lei^e abgefd^lagen, fo ertidrte fie bod^ ie|t }u S3onamei^
ben franjöfifd^, l^efjifd^en unb fdd&fifdöen 93ct)ottmäd^tigten,
baB fie jum ftaifer hielte, benn, l^eigt ei^ im ©d^reiben
beS SlateS, ,,fle fei bem ftaifer unb Sfteid^ mit ®ib unb
$f[id^t t)erbunben; fie l^ätte aud^ bii^ je^t an ber Sieligion
feinen S^ang erfal&ren; man möge fie bal^cr mit '^vl-
mutungen t)erfd^onen, bie gegen ®^re unb ©ewiffen laufen."
Sluf bie ©ro^ungen ber SSerbünbeten liefe man am 28. Suni
*) 3). 5. ber Bd^a% ber nie berül^rt töerbcn fottte, unb bet beS«
wegen biefen iRamen filierte, (©iel^e ©. 158.)
216 Itrtcgdbänräsi^ne.
ben faiferUd^ Dberft iMm ^anßein, ber fU^ mit feinen
S^ruppen auf ber Som^mer $etbe gdogert ^te, in bie
6tabt einrfid en, um bief e gegen i^te nunmehrigen @egner
iu oerteibigen. SHefe faumten nid^t, Sranffurt {u
belagern. %ad^bem fie am 17. 3uli Sergen genommen
unb boi^ Sd^Uui^tnie^ ber @tabt unter bereu Stauern meg«
getrieben, b^ogen fte ein Sager mefttid^ unb nörUid^ non
^ranffurt unb ffiblid^ non Sad^fen^aufen. ^ier lagerte
ber SRarfgraf Slbred^t DonSranbenburg-SuIm-
bad^, bortber JturffirfläRorit Don6ad^fen. Sbet
Sanbmel^rgraben biente )u Stauungen ffir i^re ^^be. Son
9lorben fftt ^aben bie 6ad^f en ^antfurt getrübt, baber
bie 6tra^namen ,,im Zru| granffurt" unb ,,im 6ad^fen^
tager/ 5Die ^nbe fud^ten ber 6tabt lunäd^ft bod Xrin!^
maff er abgugraben, mad^ten aud^ anbere genxiUf ame, mie güt^
lid^ Serfud^, bie 6tabt )u befommen. 2)od^ bief e miber^nb
ben SodEungen, mie ben Stürmen; vereinigt fömpften Sölbner
unb Surger mit benfiaif erlid^ ju unermäblid^ Serteibigung.
2>ie nbctt Seite ber SrfidEe mürbe mit Zud^em bef pannt, um
ben Seinben bie Semegungen' ber Solbaten auf berf elben p
nerbergen; bie SrfidEenmü^Ien, bie je^t ffir ben Bebend^
nnter^lt fo nStig maren, mürben {um Sd^ gegen bie
feinblid^ Angeln mit äSirilfäden bÄedtt. & mnri>en aOe
9la|regeln gegen gener^mnli getrotfen. S)amit aOe Signale
gut ge^rt mfirben, namentlid^ bie SturmgtodEe, boi^ fo^
genannte ,,@empedein', xmilU bie größte StiOe in ber
Stabt l(K^d^ Z)d^megen mürben bie Strafen mit Stro^
unb SRift bebed^ bie (Siodm fetten auf {u Unten, bie
U^ren }u fd^lagen. SHe 1^1^ S^trme be£ Sodenl^eimer
nnb griebberger 2^rei^ mürben niebergdegt, bamit fie nid^t
im Stni^ ben @raben ausfällten.
Äriegöbebränpiffe. 217
Stuf ber @a<J^fenl^Sufer Seite entbrannte ber l^eftigfte
Aampf. 93alb mu^te ber SRarlgraf t)on Sranbenburg^^
Sulntbad^ bie @rfal^mng ntadgen, ba^ er feine S)ro^un<)
„iäi werbe ben 6ouflalI nel^men ni^t mit ©d^iefeen, fonbern
mitspielen!" nid&t ouiSffil^ren fönne; beö^alb liefe er am
20. gnli 6ad&fenl&aufen fo Parf befd^iefeen, bafe bie ein-
mol^ner in größter SKngfi nad^ f^an!fnrt flfld^teten. S)od^
brad^ten aud^ bie Angeln ber SSerteibiger bem f^einbe großen
©d^aben. 6in granlfnrter Bürger rid^tete vom Subenedf
(nnmeit beiJ Dbermaintl^ori5) ans eine fo gefd^idtt gejielte
jtugel anf bie f^einbe bei ©ad^fenl^aufen, bafe biefen ein
©efd^fil gefprengt wnrbe, bnrd^ beffen a;rümmer ber iperjog
t)on SRedlenburg ;u 3:obe t)ern)unbet ninrbe. Sin biefem
3:age ging ei» l^eife ^er ! 9Rel^r atö 50 Kanonen befd^offen
bie ©tabt o^ne Unterlaß. 9IIS am älbenb ha& %iuex nod^
bnrd^ mel^rere ®efd^fi^e t)eTflärtt mürbe, bie grofee ©tein-
fugeln nad^ ©ad^fenl^anfen warfen, verfiel ber faifcrlid&e
Hauptmann Seiner auf eine Sift. 3n ©ad&fenl^aufen befanb
fld^ in einer unbemol^nten ©egenb ein alteS leerjlel^enbei»
@ebaube mit feßen ©teinmauem. S)ort liefe bief er igaupt^
mann l^inter ben SRauern Sid^ter aufhängen unb fle burd^
©eile l^in^ unb l^erbemegen. SKud^ mürbe eine meifee
f^al^ne angebrad^t, bie, von ben £id^tern befd^ienen, meitl^in
fld^tbar mar. S)ie geinbe glaubten nun, man arbeite bort
an einer neuen SBel^r unb befd^offen unabläffig ha^ alte
®emäuer. S)ort fanb man am anbern 3irge über 200 ihu
geln, bie auf biefe SSieife unfd^äblid^ gemad^t morben
maren. Slud^ in ben folgenben ä^agen fe|ten bie ^einbe
oon beiben ©eiten baiJ SBefd^iefeen fort. 6ine 3 Sentner
fd^mere ©teinfugel fiel in baiS beutfd^e ^u^, eine äl^nlid^e
m&l^renb ber gtfil^prebigt in ben S)om. ^a eS gelang ben
218 jtriegdbdwfingmne.
f^ben, am Sfd^enl^eimer Z^or eine Stefd^ in ben 9BaQ
)u f^ie^, meld^ jebod^ xxm ben 8firgem mit 6<|utt nnb
^rfittd^ rafd^ «riebet andgeffillt nmrbe. 5Die SSerteibiger
mad^en mehrere fül^ne Sbti^falle, fo ). S. am 27. ^uK mn
6ad^en^fen nnb am 29. vom (SoiQtnt^x axi&, »obd bie
6d^fi|en ben €ad^f en niel 6d^aben beibrachten. SM^ Einbette
bai^ nid^ bad aQmd^id^ 9td^erniden ber ^einbe, nnb
genril nwre bai^ ^anptnn^ er^ nod^ fiber bie 6tabt ge^
fommen, menn nid^t am 2. angnfl bie ^nebendnod^d^t
ottd $affan eingrtroffen ndre.
Sbn fiaifer ^atte am 31. 3uli mit ben ptoteflantifd^
gür^ einen Sertrag gef d^Ioff en, nnb jogen ie|t bie fod^fd^
nnb ^effifd^ 6S(bner ab. S)od^ f o nngem folgten biefe, bag
man fte bmd^ äleitet ^nrttreiben laffen mn|te. 6ie^eneben
gac fx gerne bie reid^ 6tabt gepl&nbert 2>ie Oberflen
wm Sleifenberg nnb mm ^eibedt bef ertierten fogar mit
i^ren Stegimentem, fiberfd^ritten bei JDffenbod^ mitteb €d^1f^
bridb ben SRain nnb fd^ffen fi^ bem Startgrafen mm
Sronbenbnrg an, meU^ ben abgefd^offenen gridien nidj^t
anc r tomte nnb fortfn^r, Sod^en^anf en {n bebtgem. 6dbfl
bie olfie^ettben ^r^ fd^ienen gerne gefe^ {n ^oben,
ba| ^rottlfnrt bod^ nod^ in bie ^finbe hti gtar^r o fe n
geriet ^Der Sanbgraf von S^en, ^otte am Sntfeat^ ad^
bo^ Säger gebend^ merben foOtem. 9tan Ut% fie ober
eisige Zioge bort Gegen, «eil man mir^atte, wiAn iber
ben 9hmi pi fommen nnb bie 6tttbt and| mm biefer €eite
midm eii^ifd^ßelen. ^ Ge^ am 4. Ingn^ ber bitf erlid^
Ober^ ^onftein einen SdbeinanSfaO cM SodMen^anfen
mod^ nm nnbeU^t bie feiitbGdbem Sefd^i(e am flntlents
\fßf b^bn p SnMiL Ibtt ^on sdong mirtrcfflidb-
jhieggbebtängnifte. 219
?lu§er beu ©efd^fi^en fonb man nod^ fflnfjig 3;onnen $ult)er
unb t)iele Äugeln. — S)cr SWatfaraf l^ielt e& cnblid^ für
geraten, in ber grü^e beS 9. augujl bie Sclaflernng auf-
iui|e6en unb nad^ Wainj ab}u;ie(;en ; am nämlid^en älbenb
hörten bie Silrger jum erften 3Ra(e nad^ 24td8iger Se^
lagerung ben frieblid^en Älang ber Slbenbglode. Sd^redlid^
fal^ ei^ jebod^ in unb au^er ber @tabt auiS. @ine @eud^e
^atte ^unberte t)on @inmo^nern baiiingerafft, eine SRenge
Käufer, namentUd^ in ©ad^fen^aufen, waren jerflört, unb
t)or ben %^oren fa^ man bie entfe^Iid^fle SSertofifiung.
$äume, SBeinftöde unb gelbfrfid^te, aUeS n)ar t)erfd^n)unben,
nur Seid^en t)on SRenfd^en unb $ferben bebedCten ben 93oben.
^ie unglfidtid^en Sanbben)ol^ner, benen bie @oIbaten aQei^
geraubt, fanb man im perlaffenen Sager ber f^einbe, nad^
SebeniSmitteln fud^enb, um il^ren junger }U ftiQen. S)er
abjie^enbe ÜRarfgrof liefe feinen ä^rn befonberiJ an ben
umüegenben Orten aus. Dber^ unb 5Rieberrab, ber
©eel^of, 3liebl^of unb ©anb^of mürben verbrannt
aiudf; über ben ÜJlain festen bie 3Jlorbbrenner unb plünberten
unb jerfiörten bie }u grantfurt gehörigen 3)örfer ©uljbad^
unb © b e n. 3lvix ber @tttleut^of mürbe burd^ bie ©d^ü^en
gerettet ©d^limm märe baiJ ©d^idtfal granffurtiJ gemefen,
menn eiJ ben gürflen in bie §dnbe gefatten märe! ©elBjl
iljmn befreunbete ©tabte mürben erbarmungSloi^ geplünbert;
namentlid^ l^aufle ber 3Rar!graf in SRain; unb in ber
rl^einifd^en ®egenb fo furd^tbar, bafe er in bie Sleid^iSad^t
etflärt mürbe. Rxoax ^atte >$ran!furt aud^ mand^ei^ burd^
bie Äaiferlid^en auiS}u{iel^en , bod^ maren biefe Übel im
3Sergleid6 mit ben t)on ber anberen ©eite bro^enben gering ;
)ubem }ogen bie Äaiferlid^en fd^onim ©eptember ab t)or
3Re^, baS in biefem Kriege für S)eutfd^Ianb t)erIoren ging.
21 8 Jhiedd&ebtängniff e.
f^einben, am (Sfd^enl^einter 3$or eine S9refd^e in ben 9BaQ
ju fd^ie^en, n)eld^e jebod^ t)on ben Sfirgem mit 6<j^utt nnb
@traud^em rafd^ mieber auSgeffiOt mürbe. SHe SSetteibiger
mad^ten meistere ffil^ne älui^faQe, fo }. 93. am 27. 2^U t)on
6ad^fenl^aufen unb am 29. t)om ^algentl^or aui^, mobei bie
6d^fi|en ben @ad^f en t)iel @d^aben beibrad^ten. ^od^ l^inberte
bai^ nid^ bai^ aQm&I^Ud^e 9{äl^ertfid(en ber geinbe, unb
gemi^ märe ba^ igauptunl^eil erft nod^ über bie ©tobt ge-
fommen, menn nid^t am 2. älugufl bie ^riebeni^nad^rid^t
aud $ äff au eingetroffen märe.
S)er Aaifer ^atte am 31. 3uli mit ben proteftantifd^en
prjlen einen Vertrag gefd^loffen, unb jogen ie|t bie fäd&ftfd&en
unb l^effifd^en ©ölbner ob. S)od^ fo ungern folgten biefe, bafe
man fle burd^ Sleiter forttreiben laffen mufete. ©ie l^ätten eben
gar }u gerne bie reid^e ©tabt gepifinbert. SHe Oberften
oon Sfteifenberg unb t)on igeibedt befertierten fogar mit
il&ren 3legimentern, überfd^ritten bei Dffenbad^ mittete ©d^iff^
brfide ben äJtain unb fd^Ioffen fld^ bem 3Jlar!grafen t)on
SSranbenburg an, meld^er ben abgefd^Ioffenen ^rieben nid^t
anertannte unb fortful^r, ©ad^fen^aufen }U belagern, ©elbfl
bie ab}iel^enben dürften fd^ienen gerne gefeiten }u l^aben,
ba^ ^ranffurt bod^ nod^ in bie ^änbe beiS SRarlgrafen
geriet. S)er Sanbgraf von ipeffen l^atte am (Sutleut^of ad^t
fd^mere ®efd^fi^e }urfid(gela^en, meldte über ben SRain in
ba^ Sager gebrad^t merben foQten. 3Jlan lie^ fle aber
einige 3;age bort liegen, meil man mx^attt, mieber über
ben 3Jlain ju !ommen unb bie ©tabt aud^ t)on biefer ©eite
mieber einjufd^liefeen. S)a liefe am 4. 3luguil ber laif erlid&e
Oberfl ^anflein einen ©d^einaui^faU aus ©ad^fenl^aufen
mad^en, um unbeläfligt bie feinblid^en ®efd^fi|e am ©utleut^
l^of ^olen ju Knnen. S)er 5pian gelang t)ortrefflid&.
5ttieggbebtängmf[e. 219
?lu6er beit ®efd^fi|en fonb man nod^ ffinfjig 3;onnen $ult)er
unb t)iele Äugeln. — S)cr ÜRatfaraf l^irit c^. cnblid^ für
geraten, in ber grü^e beS 9. angnjl bie SSelaflernng auf-
}ui|e6en unb nad^ Wain) abjujiel^en ; am nämlid^en älbenb
hörten bie S3firger }um erften SRale nad^ 24tagiger Se^
lagentng ben frieblid^en Älang ber Slbenbglode. ©tj^icdüä)
fa^ e^ jebod^ in unb au^er ber @tabt auiS. @ine @eud^e
()atte iQunberte t)on @inmo^nern bal^ingerafft, eine 9Renge.
Käufer, namentlid^ in @ad^fen^aufen, maren jerfiört, unb
üor ben 3;^oren fa^ man bie entfefelid^jle aSermüjiunß.
$äume, SBeinflöde unb f$elbfrfi($te, aOei^ n)ar t)erfd^n)unben,
nur Seid^en t)on 3Jlenfd^en unb $ferben bebedten ben 93oben.
^ie unglfidUdden Sanb6en)ol^ner, benen bie 6oIbaten aUed
geraubt, fanb man im oerlaffenen Sager ber geinbe, nad&
SebenÄmilteln fud^enb, um i^ren junger ju füllen. 3)er
abjiel^enbe ?!Rarfgraf liefe feinen gorn befonberiJ an ben
umliegenben Orten aug. Dber^ unb Slieberrab, ber
@ee]^of, Stiebl^of unb ©anbl^of mürben t)erbrannt
9lud; über ben 9Rain festen bie ^ocbbrenner unb plünberten
unb jerfiörten bie ju f^ranffurt gel^örigen 3)örfer @ulibad^
unb @ b e n. 3lvix ber (Sutleutl^of mürbe burd^ bie @d^ü|en
gerettet, ©d^limm märe baiJ Sd^idfal granffurt^ gemefen,
loenn e^ ben gürfien in bie ^dnbe gefallen märe! @elb{i
i^mn befreunbete @täbte mürben erbarmungi^Ioi^ geplünbert;
namentlid^ l^aufie ber 3Rar!graf in SRain; unb in ber
rl^einifdgen ®egenb fo furd^tbar, bafe er in bie 9leid^iSad^t
erflärt mürbe. S^ax ^atte granffurt aud^ mand^eiS burd^
bie Äaiferlid^en aui^iufiel^en , bod^ maren biefe Übel im
3Sergleid6 mit ben t)on ber anberen Seite brol^enben gering ;
jubem )ogen bie Äaiferlid^en fd^on im September ob t»)r
3Re^, bad in biefem Kriege für S)eutfd^lanb t)erloren ging.
220 5triegdbebtSnpi{fe.
^ranffurt loar fiber (Srtoarten glimpflid^ aud biefer bro^en^
bcn @cfal^r J^eiDorgegangen. *)
SHefe ftriege l^atten übrigetti^ nod^ ntand^e ^ta^xoe^m
für fjranffurt. SSor allcm litten ipanbcl «nb SBanbel;
nad^ ber S3elagerung fonnte bie 3Reffe nod^ nid^t }ur fefiges
festen 3ßit obgcl^alten, fottbetn tnnfetc biö aWartini (11. SRot).)
t)erfd^oben loerben. SSon aQen Seiten fud^te man fer-
ner nnter mand^erlei S3orn)änben t)on ber reid^en @tabt
(Selb }u erpreffen. 3u^^<$f^ t)erlangte ber Sanbgraf non
Reffen Dom 9late B^^^ung für älrmeelieferungen an igan-
flein. S)er Slat fd&idte iebod& ben ©tabtfd^reiber Urban
}um ftaifer, n)eld^er anc^ bie @tabt t)on biefer S^^'^itns
freifprad^. 3Jlit einer jroeiten ©elbforbemng an granlfnrt
trat 1 554 iger jog ^einrid^ von Sraunfd&rocig anf. ®r war
t)orntal^ t)om fd^maltalbifd^en Sunbe befel^bet unb t)on bem
Sanbgrafen t)on Reffen beftegt nnb gefangen n)orben. 9tad^
ber Sprengung bei^ S3unbei^ t)etlangte er @ntfd^&bigung
t)on ben Sleid^Sfläbten, bie ju bem Sunbe gel^ört l^atten,
mitl^in aud^ t)on granffurt. S)a er mit Belagerung brol^te,
fo fe^te jtd^ bie @tabt in SSerteibigungi^fianb ; allein ed
jeigte ftd^ großer SRangel an ©efd^fi^en. 9)ie Bürger
brad^ten i^re jtupf ergef ä^e }um (Siegen ber Aanonen l^erbei ;
bie entbel^rlid^en ®lod(en mürben jebod^ t)on ben geifUid^en
Stiftern nid^t l^ergegeben. Sd^lieglid^ UqfxtmU fid^ bie
6tabt ium SSergleic^ unb marb um 8000 Sfteid^gtl^olec
biefen Bebranger loÄ. Qn bemfelben Saläre mugte granffurt
weitere 6000 ©ulben opfern, um gerbinanb, ben Bruber
bes ftaiferi^ ju t)erföl&nen. SRid&t blofe ber Äaifer, fonbern
*) S)ie Belagerung gab SSeranlaff ung ju bem ©tabtplane, beffen ^oljs
ftötfe nodj ieftt in ftäbtifdjcm »eftft finb. 2)ie beigegebene «nft(^t
Don 1550 ift Don bemfelben ^olBfd^neiber gefd^nitten n)ie iene $l&ne.
ItriegSbetefttigniffe. 221
oitd^ ber rSmifdge A5nig unb nad^tnotige Aaifer tooQte
nämlid^ fftr bie 3;eUnal^nte ber 6tabt am fd^maltalbifd^en
»unbe Detfö^nt fein*).
aSkiS bie (Stoßen mit ^orbetungen erlangten, bai^ f ud^ten
bie ftleinen bnr<ä& 9lanb ju erreid&en. S)ie mit granifurt
nerbfinbeten ©tdbte moUten 1556 il^ren gemeinfamen
6<|a^ von 9{ümberg nadg f^rantfurt bringen laffen. ^ehoä)
bü jti^ingen mürben fte fiberfaOen unb beraubt. Qmax
fud^te bie @tabt burd^ iginrid^tung einiger äBegelagerer
biefem ®e{tnbel ^urd^t einpflö^en, benno($ aber nal^m bie
Unftd^er^eit immer tu, ^aupl^&^li^ megen ber Kriege
inf^ranfreid^ unb ben9lieberlanben. SBenn aud^
5E)eutfd&lanb burd^ ben 1555 abgefd&toffenen fflugSburger
SteligionSfriebenauf reßgiöfemmie poUtifd^em (Sebiete
eine S^t ber Slul^e erlangt l^atte, fo Panben in ben mefis
lidgen 9{ad^barfiaaten ftd^ Aat^olÜen unb ^rotefianten feinb^
lid^er atö je gegenüber unb beibe ^rteien fud^ten in S)eutfc^s
lanb ©ölbner ju werben. 6o jog jid^ maffenroelf e baS Oejinbel
nad^ bem mefitid^en 9)eutf^lanb, um ftd^ anwerben ju
laffen. 3)afe biefe Sanbshied&te — fo nannte man bie
6ölbner — nid^t fonberlid^e 3ld&tung nor bem ®igentum
an ben 3:ag legten, ifl leidet begreiftid^. S)er äßerbeunfug
mürbe fo arg, bafe beSmegen fogar in granffurt unb Speier
(1569 unb 1570) 3leid^«age gel^alten mürben. S)a er nid&t
aufl^örte, fo einigten fid^ bie ©täbte im oberrl^einifd^en Äreife,
JU bem aud^ granffurt gel&örte, bal^in, fräftig einjufd^reiten.
6o lie^ im Saläre 1 572 ber Sftat granffurts 9 Sanbflreid^er
*) ^er 9iat griff, um bie @tabt aug ben ®elbt)erlegenl^eiten ju
retten, auf ben 9iat bed jtlaug 8romm, iu einer @pe!uIation in 8erg«
werfen (1558), bem fogenannten „Äupfer* ober Seigerl^anbel", weldjer
ber @tabt aber nur 6((aben unb 93erUgenl^en bereitete.
222 Jttifgdbfbtftngniffe.
auf einmat l^ängen. ältö nun aber um biefe 3^t ein
$f<tliStaf mehrere 3:Qufenbe franjöflfd^e €ö(bner auf eimnat
entließ, wu^te ftd^ ^rantfurt nur burd^ @d^(ie|ung ber S^^re
gegen {te )U fd^fi^en. Unbegreiftid^ bleibt ei^ bo^er, wie
1 590 ber Stat Sran!f urtö bem $f aljgraf en geflatten tonnte^
§eintlid^ für ben (bamafö nod^ protefiantifd^en) fiSnig ^n-
rid^ IV. t)on fjronlreid^ ju werben, j|a bemfclben fogor
(1591) 5000 ©otbgulben jur Sßetbung beulfd&er ^ilfiJnötter
ffir benfelben jtönig jaulte, ^n äRain; bogegen würbe
für bie !at^Ufd^en (Segner ^nx\ä^&, bie fogenannte Ligue,
geworben. ®i^ lä|t fld^ nur au^ bent junel^menben religidfen
^^ ber Aonfefftonen erHaren, ba^ beutfci^e @t&bte biefen
SSerbungen, bie bod^ bie ganje @egenb unfldger ntad^ten,
Sorfd^ub leifien fonnten, biefelben €täbte, bie nod^ 1583
in ^eilbronn einen @tabtetag wegen ber tlnftd^er^eit ab^^
gehalten ! 3a büs in bie Stobt granifurt war bie aOgenteine
nnfid^er^eit gebrungen; man mißtraute beu 9leformierten
namlid^ fo fe^r, ba| ber 9tat 1583 ben Sefd^lu^ fa^te,
bie @tabtfd^lfif[el nur beutf d^en unb ehrbaren äRännem
anjunertrauen, aber {einem !Rieberlanber ober fB&U
fd&en — aus gurd&t, biefe tonnten bie ©tabt irgenb
einem €ö(bneri|aufen in bie ^nbe fpiden. S)aiS waren
bie Erboten bei^ batb ^ereinbred^enben 30|a^rigen itriegeS.
4* Set »teiftifliJUMge SMc^.
f^rantfnrt er^elt oon allem tlnglfidt, bad biefer traurigfie
a&er Kriege für 2)eutfd^Ianb mit fld^ brad^te, feinen reid^
lidgen SlnteiL ^m anfange {lanben {td^ ber 93unb ber
protcflantifd^en dürften, bie Union, unb ber tatl^olifd()e
Sunb/ bie Siga, im fübUd^en 9)eutfd^(anb gegenüber.
S>od^ je länger, je mel^r fieOte ed ftd^ l^raud, ba| bie 9lettgion
ilvie({§&ebr(htgni{fe. 223
}tt biefem ftriege nur ben Flamen l^ergeben tnu^te; flatiben
bod^ auf jeber Seite $rotefianten loie ftatl^oliteti. 9)er ftanipf
TOHybe ^auptfd<i&Hdö t)Ott granfreid^ ßefd&ftrt Qm 3al&re 1 620
fd^on fud^ten bie beibetf eitigen igeete bie (Segenb von %ianU
fürt l^eim, ba^ $ecr ber Union unter bem ©rafen von
@olmj$ unb bem 9Rartgrafen t)on 3ln^ba^, bie fiaiferlid^n
unter bem Spanier @pinola. ^rol^enber geflaltete fld^ bie
@ad^e, atö 1622 ber ißerjog Sl^riftian von 93raunfd^n)eig in
bie 9la^e !am. (SrbarmungStoiS brannte er am 19. ^uni
eine Wxio^l umtiegenber 2)örfer nieber, barunter @fd^born,
@ u t }b a d^, D b e^: u r f e l, 91 i ^ i>« 3)o^ fd&on am folgenben
2iige ereilte i^n bie ©träfe. S)er gelb^err ber Siga,
a;iU9, befiegte i^n üottpänbig bei Qö^% SBeil nun
ba& proteftantifdde f$ran!furt ben Sieger nid^t begrüßte,
weil ciJ befonber» il^m feine ©efd^enfe barbrad^te, baju
aud^ mitleibig fld^ ber t)ern)unbeten S3raunfd^n)etger annahm,
fo }og fid^ bie Stabt ben DoQen 3orn %x\ir)^ ju. S)od)
mutbe biefer burd^ nad^träglid^e 3ufenbung non ©efd^nten,
morunter 6 Dddfen, befanftigt. Site in ben folgenben Sauren
ber laiferlid^e Dberft Solalto in bie 3fla^e fam, nmr bie
@tabt aufmer!famer. Sie fd^idte il^m £ebeniSmittel unb
©efd^enfe in fein Sager nad^ ©rie^l^eim. 3n ber erflen
3eit bei^ ^riegei^ tarn ^anffurt fiberl^aupt mit Lieferungen
an @elb unb Sebeni^mitteln ffir bie ^eere bat)on. So n)urben
(1624) bem „©eneraUSftumormeijler" %\Uy) 100 X^aler
vmtixt, aud& feiner ärmee (1625) für 1000 a;^aler Siefe::
rungen gemad^t. 3n bemfelben Saläre famen bie geffird^teten
9BaQenfteiner^ bie nad^ bem ©runbfag l^auften^ bag ber
Ärieg ben ftrieg ernähren mfiffe. Sie erjroangen ben S)urd&-
}ug burd^ bie Stabt unb bebeutenbe Lieferungen. 9)Ut ber
Seit würben biefe immer jiärfer. »1^ (1629) ßolalto
224 ltnegd6ä>¥jhtpiffe.
TOteber in bie ®egenb {am, unb bie 6tQbt fid^ loeigette,
bie t)ertan8ten 21 000 ®olbguIben unb $romant ju tiefem,
fd^Io^ er bie Stobt folange ein, bis fte i^n 6efTiebi9t l^latte.
^m 3a^te 1630 lourbe fogar bei* bem l^ier wol^nenben
Kaufmann 3o^ann von SBobed t)om ftaifer gerbinanb II.
ein3t^<^ngi^anlel^en t)on 1 7000 Sleid^ittM^nt et^obett.
Wt bem@iege beS gd^iDebenfömgi» ©uftat) Slbolf
bei a3reitenfelb am 7. Sept. 1631 gcPaltete M fftt granlfurt
bie @ac^e gfinfliger. S)ie Sd^meben rildten nun l^eran, unb
}ogen, i^ren gefeierten ^elbenfönig an ber Spi^e, am 31. 9tot).
in f^rantfurt ein. 9)er 5tönig flieg im 8raunfetö ob. Dod^
nal^m i^n bie Stabt fel^r ungern, ja nur geswungen, in
i^re SRauern auf. S)er 9iat l^atte i^m eine ®efanbtfd^ft
nad^ Offenbad^ entgegengefd^idCt, bie il^n bat, nid^t in bie
Stabt einjujiel^en, ba fle neutral ju bleiben mfinf^e; man
rnoUe feinem ^eere ben nötigen ^ot)iant liefern, mie bieS
aud^ bei ben frfll^er t)orüber}ie^enben beeren gefd^el^en fei.
SlQein @uflat) älbolf befianb fefl auf feinem SBor^aben
unb bro^te mit ©etoalt. ^a mu^te ftd^ bie @tabt ffigen,
bod^ }ogen nur 600 SRann in Sad^fenl^aufen ein. 9)ie
SSfirger leifieten bem jtönige ben @ib ber 3:reue unb waren
balb gan} t)on il^m eingenommen. @in ^rantfnrter 93firger ber
bamaligen 3^^^ ftai^par Aitf4 wei^ beS Sd^mebentönigS
@inf ac^^eit^ Seutf eligf eit unb f^römmigteit nid^t genug }tt
rül^men. 9)em ASnige anberfeiti^ gefiel e^ l^ier fo gut, bag
er öfter, aud^ mit feiner ®emal^lin, in ber Stabt t)enDeilte.
9lac$ feinem ai)be bei Süfeen am 16. 5Rot)ember 1632 er*
fd^ien ber fd^mebifd^e Äanjler Dyenftierna in ^anffurt unb
nal^m bie ^reigebigfeit ber @tabt in l^ol^em ®rabe in Sin*
fprud^. 3)ie folgenbcn Qa^re gejialteten fld& fttr graut
fürt am fd^limm^en. ^a^ ber Sd^lad^t bei 9lörblingen
Itnegd^ettftttgniffe. 225
(1634) fammcltc it(5 bog gcfd^lagene fd^mcbifd^c i&ecr unter
bem iQerjog t)Ott aBBcimar twr fjranffurt. S)ie ©tabt mufete
ben murrenbeti 2;ntppen ben rfid^änbigen 6olb b^al^len,
bic ärmccbcbürfttiffc liefern unb ein fd^mebifd^eS Sftegiment
in ®arnifon nel^men. S>ie Aaiferlid^en folgten ben 6d^n)eben
iebod^ auf bem ^ufee. ®ie Äroaten l&atten bereits bie grieb^
berger Sßarte abgebrannt, unb eS brol^ten ber @tabt aber^^
malS bie Qü^tedm einer Belagerung. S)a }ogen am
1. S^nuar 1635 bie 6d&n)eben unb i^re SSerbflnbeten ab,
unb nur ber fd&mebifd&eDberjiaSifetl^um blieb mit einer
S9efa|ung in ©ad^fenl^aufen. %xoii ber S9itten ber 6tabt,
bie bem Präger ^rieben mit bem Aaifer beigetreten mar,
»erliefe er ©ad^fenl^aufen nid^t. ^ er mad^te SWiene, granf^
fürt }u plflnbem. Slm 5. 9lugu{l gerieten bie ©darneben
mit ben »ürgern in offenen Äampf, ber pd^ ]^auptfäd&lid&
um ben Sepfe ber Srüde brel^te. SHe ©darneben befd^offen
von @ad^fenl^aufen av^ bie @tabt S)a fd^idte bie @tabt
}u bem faiferlid^en ©eneral ©allaS nm ^ilfe. SHefer fanbte
bie Dberjlen Sambop unb Äel^rau» mit 5000 3Kann nad&
fjranffurt, meldte ©ad^fenl^aufen am 8. auguft 1635 be*
fd^offen unb jum Seil ftürmten. Sei biefem Äampfe brannten
bie SBrüdfenmü^len unb nod^ 26 ^ufer ab. (9flod& bis
1875 befanb fid^ an einem §aufe ber Söl^ergaffe, gegen-
über ber alten S)reifönig8!ird^e, eine lateinifd^e S^fd&nft,
meldte auf beutfd^ lautete: „^ golge friegerifd6er ©reigniffe
burd^ geuerSbrunfl jerjiört am 9. äugufl 1635, mieber
^ergejieat auf »efe^l beS löblid^en Slat» 1646.") S)a SSife--
tl^um längeren SBiberjlanb t)ergeblid& fanb, fo gab er ben
inftfinbigen Sitten ber unglttdlid^en ©ad^fenl^äufer Sfirger
©el^ör unb fd^lofe am 10. auguft einen Sergleid^ mit ben
Äaiferlid^en. 6r t)erliefe ©ad^f enl^auf en ; feine Slruppen
15
226 5hnegd6ebr&nfinifre.
traten in be8 Äaifer» SHcnfl — red^t bejeld^nenb für ba»
^anbtoertSma^ige betreiben beS JtriegSbienfleS in jienet
3eit-*) äud^ nad& bcm Sttjug ber ©c^^mcben lonntc granfe
fürt nod^ nid^t frol^ n)erben. S)nrd^ bie S3em)fl{htn8 hei
AriegeS ^ert)orgemfen, traten in ben folgenben }n)ei Sauren
^ungeri^not unb ©eud^en in ber 6tabt nnb Umgegenb auf.
®ie ©terblid^feit war bamalä bie größte, bie je in grant-
fürt t)orfle!ommcn. 3^ bem einen Saläre 1 635 ftarbcn attetn
9643 ?Proteftanten, von ben Äat^olüen nnb ^nhm ftnb
!eine S^W^ erl^alten.
3n ben legten Salären bei& Jtriege^ traten benn aud^
nod^ bie granjofen mit Selbforbemngen an f^ranlfurt
^eran.**) a)a mad^te enblid^ ber wejlfälifd^ griebe (1648
}u SRflnfter unb D^nabrfid abgefd^Ioffen) ben ®reueln
ein @nbe. €o traurig aud^ bie SriebenSbd)ingttngen
für S)eutfd^[anb waren, bai& bamate faft baS ganje fd^5ne
@lfa^ unb bie lot^ringifd^en a3ü$tfimer ^ul, äRe^ unb
Serbun an f^ranfreid^, ^mntem an Sd^weben abtreten
ntu^te unb im Innern fo fel^r ben 3ufammenl^alt verlor, ba^
bie SHeid^ein^eit faft ani bem äSemu^tf ein fd^nmnb : fo freute
*) fLn ben 9ufeitt§alt ber Sd^toeben in unferer Oegenb erinnert
bie nixt ivmli^ erhaltene „Sd^benf^onse" bei itelfierba^.
**) 2)te Vertreibung ber Schweben aud 6a4fen§aufen n>urbe ber
6tabt von 6eiten ^anfreic^d fo fe^ verargt, ba| ber bontolä )u
feiner %udM[bung in S^onfrei^ «Kilenbe 6o§n bed Sd^tl^eiBen
^inric^ Stephan von ^ronftetten 20 SRonote in flrenger befangen:
fc^aft geilten raurbe, aud weiter er nur burd^ bie unermäblid^ Be«
mü^ungen f eineiS Segleiterd, beiS eblen ^onrab 6tein, feine Befreiung
erlangte, ^iefeg fonnte berfelbe übrigeniS nur baburd^ erreich
ba| er ben ^erjog Bem^rb von Skimar oeranlalte, ftc^ ben iungen
SRann loi^subitten, „inbent er i^n su einem ^rieg^juge na^ ^Deutfc^Ianb
notig l^e."
jrrifgdbeteSiigmffe. 227
man ftd^ bo$ in ^ronlfurt wie fiberaU in S)eutf(i^(Qnb
fiber bie langerfel^nte ^ebenSbotfd^ft. SS n)urbe l^ier
ein groged S)anffeft gefeiert, toobei unter anbent f^ftlid^-
feiten SRuftt t)Otti 9li{olaiturnt berab fpielte nnb ein ^euben^
fener auf bem 9Rain anaejfinbet n)urbe. 3Benn aud& bie
6tabt )u ben Jtriegi^toften I06800@ulben beitragen mugte,
fo würben i^r hodi burd^ ben Rieben aUe ibre frfiberen
9led^te fiaifer nnb äleid^ gegenüber befidtigt.
Sleue Sebr&ngniffe brad^ten grantfurt balb bie Sr-
oberungiStriege SubnngS XIY. S)ie gran^ofen ^atte ber
®en)inn bei} Slfaffe^ nnb ber lot^ringifd^en Sü^tflmer, ben
il^nen ber SOjäbrige Ärieg gebrad^t, nur ju weiterer ©r-
oberung ermuntert. @ie fud^ten je^t au($ bie beutfd^en
SanbeSteile, bie mit @lfa^ unb Sot^ringen jemaU in ^tx^
banb geflanben, non S)eutfd&tanb lo^jureigen unb nannten
bemgemäg biefe ®ematttl^aten Reunions b. i. 9Biebert)er^
einigungen. Seiber glfldte bai& fd^Snblid^e Untetnebmen.
3ule|t nal^men fie mitten im ^rieben bie @tabt @traPurg
burd^ aSerrat weg (1681). D^ne Äriege ging nun biefer
S&nberraub freiUd^ nid^t ab ; unb fo f amen benn bie gran^
jofen fd^on 1673 unter 3;u renne in bie Sfld^e t)on graut
fürt. 5flur bie gurd^t, bie fonfl fo gcbulbigen S)eutfd&en
enblid^ ftu|ig unb burd^ bie ®efabr mieber einig }u
mad^en, l^ielt bie graujofen ab, bie ©tabt granffurt
wegjunebmen. S)od^ t)erlangten fie bebeutenbe Sieferungen.
S)er Sflat fd^lug pe jebod6 ab, unb ba8 3lnrüdten ber
Äaifeclid^en t)ertrieb bie gefäbrlid^en (Säfle au8 ber 3liii)e. —
^m tam bie Steige an bie ^fali^auf bie fie aud^ älnfprfid^e
15*
228 ^riegd^ebtängniffe.
crl&obeti. Um vox bem franjöfifd^cn Slamen Äefpcft cingu-
flö^en unb eine unfiberfd^reitbare Stenge gmfd^en Seutfd^^
lanb unb ^ranfreid^ gu gießen, t)ern)üfteten bie frangöftfd^en
iQeere 1 689 bie gef eflnete Sl^einpf alg in ber flrauen^aftejien
SEBeife. atö jÜHe Beugen biefer agermüflungen ragen nod^
bie 3Rauern beS bamate gerflörten JQeibelberger Sd^IoffeS
empor. @8 fiberfleigt mirftid^ allen ©tauben^ meldte ®reue(-
fcenen iie in ^eibetterg unter Melac (1689)*) unb be-
fonber» unter de Lorge (1693)**) aui^f ül&rten ! SKainj
u)ar fd^on 1688 in i^re ^nbe gefallen^ unb von l^ier
aus bro^ten fte f^rantfurt gu befud^en, menn bie @tabt
nidgt frangöftfd^e Sefa^ung aufnel^men unb Kontribution
leiften mfirbe. S)od^ §atte fid^ bie 6tabt in guter SSoraud^
ftd^t auf fold^e ®S{ie gerfifiet. SRel^rere SerteibigungiSmerte
maren entjlanben, wogu bie SBürger 1 ^ßrogent i^re» SBer-
mdgenS beigefleuert, unb nun fa^te ber 9iat ben 99efd^lu§,
treu gu Aaifer unb 9leid^ gu l^alten unb bie
^orberungen ber ^rangofen runbmeg abgu^^
[dalagen, ^er 9%at lie§ fd^neU nodj) bie Suft§&ufer unb
Saume um bie 6tabt nieberlegen, bamit fte bem f^einbe
{einen @d^u^ gemalerten. S3alb gogen beutfd^e 2:ruppen
in bie 9la^e, unb fo blieb ben f^rangofen nid^tS übrig, aü
t)or ber mo^lbefeftigten @tabt abgugie^en. Slu^ Sflad^e oer^
brannten fte jebod^ ben 9%ieb^of, bie 3^^6^l^&tte,
*) äßie ba§ äßort „Bnltan" auS $ag gegen bie 2;ür!en jum
^unbenamen getoorben, jo erging eS bem Flamen Melac, na^ welkem
in £übn)e1t<^eutf(I^Ianb viele $unbe genannt werben.
**) SfladJ bief er SWorbbrennerei lie| ber ftc^ mit bem Sflamen „ber
aaerc^riftlic^fte ^önig'' f^müdtenbe Subroig XiY, sur Ser^errlid^ung
ber 3^i^ftörung ^eibelbergS fogar eine S)en!mün)e f^lagen mit ber
SnWrift: Heidelberga deleta! b. §• baS jerftörte ^ibelberg.
Ilvieg«0ebrftitgniffe. 229
fomlc bie JDörfcr Ober* unb SRiebcrrab. — Äaum
20 Saläre fpdtcr (1707) fernen im SSetlaufe be8 fpanifd&en
etbfolflcIricgcS bie graitjofen wieber in bie SRä^c. 3^r
^^rer ä^itlarS t)erlangte von ipeibetbetfl au9 eine 3RiIIion
Sranfen. S)od^ bie 6tabt, burd^ l^efftfd^e unb pfa(}ifd^e
93efQ|ung t)et{lar{t, fd^tug eS abermals ab.
Sin falbes S^^tl^unbert fpater fam f^ranffurt nid^t
fo leidet bat)on. @d mar jur S^t beS fiebeniä^rigen
firiegeS^ in meld^em $reu§en unter ^riebrid^ bem ®ro^en
gegen l^alb @uropa : Öfterreid^; baS beutfd^e Sfleid^, f^ranf reid^
unb Stu^tanb^ fämpfte. ^rantfurts SebrSnger maren ba^^
malS mieber bie f^ranjofen. 9(18 fte in bie 9lSl^e tamen,
geflattete il^nen ber Sflat auf il^r S3egel^ren^ ba fte ja als
äJerbflnbete beS fiaiferS famen^ ben Surd^jug burd^ bie
etabt. 6o foHte aud^ am 2. Januar 1759 mieber eine
igeereSabteilung burd^geleitet merben. 3Ran traute i^nen
aber bieSmal ju vUl @tatt^ mie t)erabrebet^ bie 3;ruppen
bataiUonSmeife burd^}ulaffen, liefen bie f^ran}t)fen eine
größere Slbteilung beifammen. Unb l^inter biefer l^atte fid^
nod^ eine gro^e Abteilung mit }ufammengeroSten ^al^nen
t)erborgen^ bie ftd^ aud^ ben (Eintritt in bie 6tabt er}mang.
6ie erfal^en il^ren SSorteiU 9lad^bem fte @ad^fenl^aufen,
bie Srildte unb f^al^rgaffe pafftert, flbermgltigten fie plö^lid)
bie fte fitl^renben6tabtfolbaten, befe|ten bie fionflabler SBad^e,
bann bie igauptmad^e unb öffneten ben übrigen bie 3:^ore.
6o mar ^ranlfurt burd^ franjöfifd^en 3:reubrud^ in ber
f^remben ©emalt. S^ax rfldCten fd^on balb beutfd^e 3;ruppen
unter bem iper^oge von 99raunfd^meig ^eran; bod^ gelang
es i^nen nid^t^ bie f^ran^ofen ju t)ertreiben. @S fam
}mar bei 99ergen am Karfreitage bem 13. Slpril,
}ut 6d^lad^t, iebod^ bie granjofen errangen
230 JMegdbebtänoniffe.
bctt ©icg.*) S)te S)cutfd^cti jogeti fid& jutfid/unb bic
granjofctt bel^aupteten bic 6tabt no^ faft 4 3al&rc, ttfiinK(i&
bi§ }um S)c}embcr 1 762. 6o fel^r aud^ bcr Stiiägang bcr
@d^Iad^t bei 99ergen t)om beutfd^en Stanbpuntte aui& ju
beflaöen ijl, fo gcreid&te er jebod^ uttfercr ©tabt ju aitgen-
blidlid^cm Vorteil. S)er wä^rcnb bcr franjöfifd^en 8cfe|utt9
eingeführten SSerbeff erungen : S^umeriernng ber §Sufer nnb
©inftt^rung ber ©trafeenbelentä&tung, ift fd^on früher gebadet
worben. SBelt^e» aber wären bie folgen gewefen, wenn
bie S)eutfd^en bei Sergen geftegt l^ätten? §ören wir ben
„Äönig^Ueutenant", ben franjöjtfd^en ®rafen S^oranc, ber
in @öt^eiS Später ^au$ wol^nte. @r tarn m^ ber Bäila^t
©öf^eS aSater frö^lid^ entgegen mit ber äufeerung: ^3l^r
werbet und unb eud^ ®lfid wünfd^en, ba^ biefe geffi^rttd^e
©ad^e fo glüdHd^ abgelaufen ijl!" S)iefer aber, ein leibem
fd^aftlid^er SSerel^rer beg großen griebrid^, fonnte feinen
©rimm nid^t bel^errfd^en, fonbern rief: „^ wollte, fie
l^ätten eud^ }um S^eufel gejagt, unb wenn id^ l^ätte mitfal^ren
foHen !" 3n biefem S^f^fe^ M^Ö* f^on bie @ef al^r angebeutet,
weld^e ber ©ieg ber S)eutfd^en für granffurt mit fid^ ge=
brad^t l^ätte. ^er genannte ®raf fprid^t ed beutli(% auS:
„Ratten wir bie ©d^Iad^t oerloren, wa« würbe ba» ©tä&idt^^
fal ber ©tabt fein? SBir fd^lagen und bi» vor bie X^ore,
wir fperren bie ©tabt, wir l^alten, wir t)erteibigen und,
um unfere Sftetirabe über bie Srüdfe ju bedfen. ®laubt
il^r, bafe ber geinb bie ipänbe in ben ©d^o| gelegt ^ätte?
®r wirft ©ranaten unb wa8 er fonft bei ber $anb ^at,
unb fie jünben, wo jte fönnen." ©o ^atte bamal» bie ©tabt
t)on iwei Übeln wirflid^ bad geringfte betroffen.
*) 5^00^ fielet man gto^e Äugeln in bem SSerget ^orturm. 2)ic
in einer 3Äauer am „^eiligenPod" befinblid^e Äugel ^ammt üon 1792.
^negd^ebrängniffe. 231
S)te bis ie^t er}ä§(ten SSebtängniffe f^tanffurts burd^
bie ^ran}ofen xoaxtn aber nur ein SSorfpiel )u ben ©d^reden,
bie fie fpater über granlfurt brad^ten. — 3m 3a§re 1789
brad^ bie gro^e fran^öfifd^e 9flet)olution ani. S>ie
nteiften europäifd^en f^firften befflrd^teten von bem ungel^in-
bertenfjortgange ber 9let)olution ®efa{)r aud^ für il^re S^rone,
unb fo begannen $reu^en unb Dflerreid^ freubig ben von
ber Sftcpublif erllfirten Ärieg. 6ie rüdtten I792ingranfc
reid^ ein, n)urben aber balb jum 9%fidt}uge genötigt unb
mußten fogar baS linfe 9l^einufer ben f^ranjofen überlaffen.
2)iefe tüdtten fiegberaufd^t immer n)eiter in 2)eutfd^tanb ein
unb famen aud^ bis ^ranlfurt. 3^r Slnfül^rer 9leuu)inger
erflärte, „ba§ er bem State einen ©rief Dom ©eneral
Suftine }u übergeben l^abe^ aber nur in bemSlömer'^
9I(S bie abgefanbten 9latSl^enen Sebenfen }eigten^ Ue^ er
fogleid^ bie Aanonen auf Sad^fenl^aufen tid^ten. ^iefe
6prad^e war beutlid^! 2)a liefen benn bie 9%atS^erren,
n)eit bie @tabt gänjlid^ }ur SSerteibigung unt)orbereitet n)ar,
bie 3ugbrüdte nieber, unb bie granjofen jogen mit Äingen^:
bem Spiele in bie ©tabt ein (22. Dftober 1792). @(^on
am folgenben ^ge mürbe ber @tabt eine ^ntribution
Don 2 aRiUionen ©ulben auferlegt ©eneral ßuftine, ber am
27. Oftober nad^folgte^ lie^ fogleidg fteben ber angefel^enflen
SBürger ergreifen, bie al8 ©eifeln bi» nad^ erfolgter 3<^'^lw"8
feftgel^alten werben foUten. @d^on am 31. Oftober Ratten
bie ^Bürger eine 3RiUion jufammengebrad^t, morauf man
bie @eifeln mieber freiließ, ^a man geflattete ber @tabt
großmütig gegen eine SSerfd^reibung no^ smei f^riften oou
6 unb 10 aWonaten jur S^l^lung ber jmeiten SRittion.
S)iefe 3^it benu|te bie @tabt, um burd^ smei nad^ $arii^
abgefanbte Bürger ben 9tad^la^ ber jtmeiten SRiQion j)n er^^
232 Jlnegglbebtänpiffe.
ftreben. ate bic ctjle ©eputation u^tS ctreid^tc, fanbte
man nod^ eine smeite; t)ergeblid^, benn bie älnl^anger ber
granjofen in SJlainj, bie foöenannten ©lubbijten, an beten
©pifee ©eorg gorfter ftanb, l^atten granffntt attjufel^r an^
flef d^roärjt ; ja fie l^atten f ettft ber ©tabt t)etleumberifd^r
SBeife nad^gefagt, ba§ fte falfd^e«, ftanaöfifd^^* ^Papiergelb
fettige; Unb bod^ wnrbe fjranf fnrt bie Sö'&lwnö ber jweiten
SRiUion erfpart. 2)enn fd^on balb rfidten pren^ifd^e
nnb ^eff if d^e Smppen l^eran. Slm 28. gftot). fd^idte ®eneral
®taf AaUreut^ von Sergen aus einen ©tabSoffisier nad^
granffurt unb forberte von ben granjofen bie Übergabe ber
©tabt. ©ie würbe t)erTOeigert Slber bie SRa^e ber beutfd^en
3;rttppen entflammte ben 3orn ber gebriidften Sürger ju offe-
nem ^iBiberflanbe gegen ben f ranjöflfd^en ©eneral t)an gelben,
als biefer baS jidbtifd^e ©efd^fi^ mit ©emalt auS bem Sla^m^^
l^of ^olen laffen moQte. ®8 entflanb ein fo bebrol^lid^er
äluflauf, ba^ t)an ipelben nad^geben mu^te. 91m 2. S)eiember
(1. Slbt)ent8fonntag) fd^ritten bie ip^ffen unter änfü^rung
be» 5ßrinjen von $effen=5ß^ilipp8t^al jum ©türm auf baiS
fjriebberger S;^or. S8olf8l&aufen, in8befonbere ipanbmerf»-
burfd^en^ entmaffneten, nad^bem ber Aampf fd^on länger
al8 eine ©tunbe gemährt unb baS ^euer ber Aanonen ber
©tabt fd^on mand^en ©d^aben getl^an ^atte, bie franjöfifd^e
a3efa|ung be8 gtiebberger S^ore» unb öffneten baSfelbe
ben ©eutfd^en. 3^|t enbete ber SDBiberflanb ber granjofen
in fiäglid^er ^ud^t. SHe SBürger nal^men fid^ mitleibig
ber glttd^tigen an, um fie bem 3orn ber ©ieger ju entreißen.
S)enn biefe l^atten fd^mere SSerlufle gel^abt. 200 ajlann
nebft il^rem gü^rer waren gefatten! 3^nen ju eieren liefe
ber Äönig griebrid^ SBil^elm 11. t)on 5ßreufeen im
folgenben Saläre ein S)enfmal ertid^ten, ba8 ip^ff^i^*
ÄriegSöebränöttiffe. 233
tnottument. äu^ bcr „S^enmcö" crtitncrt an blcfen
^ampf. S^uflitte fud^te ben S3er(u{l f^canffurts baburd^
bei ber bamaligen ftanaöftfd^en Sflegierung ju entfd^ulbigen,
bafe er bie ©d^ulb auf bie gran!furtcr Sürgcr warf. 6r
fd^idte ein großes äReff er nad^ ^axxi ; bied f odte eins von
ben 10000 fein, womit fid^ bie ȟrgerfd^aft meud^IittfliS
auf bie f^ranjofen geftflr}t ^abe. ^ie SRainjer Slubbiften
lannten in ii&rem Sotne auf granlfurt feine ©renjen.
3^re „9flationat3^tii'tö" pofaunte in bie SBelt l^inau»,
ber 1. SlbDentfonntag fei ein ©eßenftüd }u ber ^arifer
Slttt^od^jeit („Sartl^otomäugnad^t" 1572, in wetd^er bie
^oteftanten maffenweife erntorbet worben waren) unb }ur
„pcilianifd^en SSeäper", (bem attgeweinen Slutbab, baS
1282 in Sicitien unter ben ba« Sanb bebrüdfenben gran-
jofen angerid^tet würbe). S)er 9lat fefete 1000 Soui8bor
99e(o]^nung aus ffir ben, ber beweifen tonne, ba^ mit fold^en
SWeffern gegen bie granjofen t)orgegangen worben fei. 5Rie^
manb metbete fid^, pe ju t)erbienen ; bod^ blieb bie SBürger-
fd^aft bei ben f^ran^ofen in großer Ungnabe.
S)a8 fönte bie @tabt balb erfahren! ^reu^en fd^(o§
1795 in »afel mit granfreid^ griebe, unb fo
flanben bie Öflerreid^er allein ben ^ran^ofen
gegenüber. S^beffen im preu^ifd^en ipauptquartier }u
granffurt ein S)anffeft wegen be» grieben» gefeiert würbe,
flanben fid^ an ber SRibba fiaif erlid^e unb granjof en fdmpf enb
entgegen. 9lad^ 9lb}ug ber $reu^en befaßten bie fid^ jurüdt^
jiel^enben Djierreid&er unter ©eneral SBartenSleben
(3uni 1 796) bie ©tabt. S)od& f ogletd^ erfd&ienen aud& bie
Sranjofen unter fileber oor ber Stabt. Sd^on am 12. 3uli
begannen fte bie Sefd&iefeung; nad^bem biefelbe IVa ©tunben
gewfi^rt, würbe ben Öfterreid^ern ein 3:ag Sebenfjeit ge^
234 JltiegSlbebrängniffe.
geben. S)iefe fd^ienen jebod^ entfd^Ioffen bie @tabt ju galten,
unb fo ftttd&teten viele Sttrger in SSocauSfU^t ber !ommen-
ben fd^limmen @reigniffe na$ Offenbad^ nnb JQanau, vo&^
renb bie treu auiS^altenben aQe möglid^en SSorftd^tSma^regeln
ium @<]^u| ber S3en)o]^ner unb beS SigentumS trafen. ®S
n)urben £öf($anfta(ten in ben ipaufern getroffen unb bie
AeUer ju notbflrftigen äBol^nungen l^ergerid^tet. 9lod^ vox
SRittemad^t am 13. erneuerte fid^ baS €d^ie^n, baS mehrere
6tunben anbauerte. SlQentl^alben fd^Iug bie feurige Sof)t
in ber 6tabt auf. 9lm ftSrIfien wütete ber Sranb in ber
3ubengaffe, wo etwa 150 SEBol^nungen nieberbrannten.
@^ ifl bai^ ber 2;eil, n)etd^er nad^ bent Slufbau ben je^igen
5Ramen „Sornl^eimergaffe" erl^ielt. S)er angerid^tete Sd&aben
wirb auf 4 aWiUionen ®utben gered^net.*) S)a würbe benn
in Som^eim iroifd^en ben beiben Sefel^fel^abem eine Übers
einfunft abgefd^Ioffen. 2)ie Öflerreid^er sogen ob. ,,S3ermögen
unb ©id^erl^eit ber (Sintool^ner n^erben unter ben 6d^u|
ber fraujöflfd&en ©rofemut gefteUt", fo l^iefe e8 in ber Über-
einfunft. S)o<ä& biefe ©rofemut foßten bie SBürger balb
fennen lernen. Äaum waren bie granjofen am 16. guü
in bie ©tabt eingerüdt, fo mürbe berfelben eine Äontribution
oon 6 SKittionen gran!en in S5aar unb 2 aRittionen in Siefe-
rungen auferlegt, ©in drittel fottte in brei, bie beiben anbem
in )e }e]^n ^gen bejal^lt merben. Um il^rer f^orberung
Sßad^brud ju geben, mürben fleben SiatSglieber, barunter ber
mfirbige @d^ult^ei^ oon ©flnberobe, ber be8 3la^t& auS
feinem Sette meggef^leppt mürbe, ate ®eifeln abgeführt.
S)a metteiferten 9lat unb Sürgerfd^aft mit einanber, jur
Befreiung i^rer 3Kitbürger ba8 nötige (Selb l^erbeijufci&affen.
*) ®ine ^ugel in ber füblidjen 2Raucr am ^etctSfircftl^of mit
ber Snfcftrift 13. 3uU 1796 erinnert an biefe »efd^iejung.
^n«d$be))töngniffe. 235
@i& nmrben fogar JHrd^engef&ge einoefd^molien, unb fo brad^te
man benn aldbalb tnel^rere SRiDionen fiber bie erfte fftate
jufammcti, woburd^ bic ioöbgier ber gtanjofen jufricbett^
gcflettt toar. iQatte bic ©tabt etwa» me^r gejögctt, fo
wfirc fte Diel bittiger weggefornmen ; benn am 3. September
mürben bie f^ranjofen burd^ bie Ofierreid^er unter @rs^er}og
Äarl bei Slmberg (in ber Dberpfafj, öfilid^ uon 5Rürnberg)
tK)Q{lSnbig gefd^Iagen unb mußten infolge beffen am
8. ©eptember bie ©tabt rfiumen. 3n ber furjen 3ßit i^rer
älnmefenl^eit l^atten fie übrigens nod^ baS @efd^fi| aud bem
3eug^auS, bie ©loden ber S9arffi§erfird^e (ju Aanonen)
unb baS präd^tige 9lf tarbilb aud ber 2)eutf d^^auSlird^e geraubt.
Seim Slbjuge fc^leppten fle nod^ ben oerbienten SBürgermeifler
0. ©d^meijer mit, bod^ liefen fie i^n vox bem SBodenJ^eimer^
t^or mieber frei. 3lber erft am 22. S)ejember lamen bie
legten ®eifeln jurüd. — a3or il^rem äbjuge oerfud^ten bic
granjofen aud^ nod^ eine grofee Dd^fenl^erbe oom gifd^erfelbc
megjutreiben, woran fie jebodö burd& bic l^erbeieilenben aße^ger
oer^inbert würben. Um bie benad^barte geflung Äönigilein
nid^t in bic §anb ber Öjierreid&er fatten ju laffen, fprengten
fie biefelbe in bie Suft. — S)ie franjöflfd^e 9legierung, baS
,,S)ireftorium", erflarte nad^ gefd^e^ener Aufbringung ber
Kontribution unb B^i'^tung einer weiteren Summe in
einem geheimen SSertrage oom 2. ©ejember bie ©tabt ffic
neutral unb fomit aud^ frei oon weiteten Aontributionen.
S)od^ erl^oben bic granjof en , fpaterljin nod^ fo oft fold^e,
bafe fie fid^ im ganjen auf 11756 276 ©ulben belaufen,
bie Äojlen ber ungel^euren ©inquartierung unb bie ip^nbete-
fd^äben nid^t gered^net.
©d^on balb rfidten bie gran}ofen wieber oor, unb
am 22. april 1797 wdrc bie ©tabt oietteid&t wieber in
236 J^riegstEtebröngniffe.
franjtöfifd^e iQänbe gefallen, wenn nid^t ber Sflerreid^ifd^e
Lieutenant StjejinSlp vox ben bal^erfptengenben Steitem
fd^neS baS ^aügittet ant Sodenl^eimer Z^ox niebergelaffen
l^gtte. SBS^renb man ftd^ nSmlid^ in ber 6tabt bet einge^
troff enen griebensbotfd^aft*) freute, l^atte fid^ in näd^jler
Sfldl^e ein Sfteiterflefcd^t entfponnen. SHe Dfterreid^er goflen
ben fiiriem, fie jagten enblid^ in eiliger ^ud&t in bie 6tabt
unb bie f^ranjofen fpornftreid^iS il^nen nad^. ®r{t ate bad
^aUgitter bie Jtfimpfenben getrennt l^atte, erfüllten fte bie
fjriebenj^botfdjaft. — Hanta waren inbe§ bie Äaiferlid^en
(10. ©ejember 1797) aui& ber ©tabt gejogen, fo wollten
bie ^ranjofen einsiel^en; fle liefen fi(^ ]ebo($ burd^ eine
Summe abflnben. 9lad^ äBieberbeginn beS JtriegeiS mit
Öfierreid^ (1799) mar fjranlfurt roieber meliere 3al^re
nal^e am 6$au|)la|e friegerifd^er @reigniffe. S>ie Jtaiferlid&en
begnügten ftd^ mit ^rd^m&rfd^en; bie f^ranjofen iebod^ erl^oben
in gewohnter SBeife ftonttibutionen, fo 1799 — 600000 gr.,
1800 — 800 000 gr. S)ie Ic|te gorberung mürbe bejeid&net
als Snbemnifationdgebfil^r (@d^ablo8l^allung) , meil bie
@tabt ben S)urd^marfd^ ber Mferlid^en }ugelaffen. Site bie
6tabt ftd^ au^er ftanb erflfirte, biefe ®elbforberung auf^
iubringen, legte Slugereau einfad^ „@j:e{utioni^truppen'' in
bie. ®tabt SBaS blieb ba übrig, als ju ^al^len!^)
*) 2)er ^äliminatfrtebe von £eo0ei% bem bann ber ^ri^ von
^mpo ^rmio folgte.
**) SBie oben fie^eigt, begünfHöte ber Ärieg fletS baS Sloubers
Untoefen, unb fo entroQte ftd^ bcnn au4 ie^t ein Keines 9la4fpie( ber
Siaubritter^eit. SBad bie ^anjofcn im großen, baS t^at ber ly^d^inber-
^nned" (So^nn SBicfler) mit feiner 8anbe im Keinen, gl^r ^aupt-
neft ^e biefe Oanbe bei bem in einem einfamen SBalbtl^al liegenben
^orfe MEang^ecXe" (nic^t raeit von Limburg). 64inber^anneiS, geboren
^riegdlbebrängniffe. 237
SRad^ bcm grieben^fd^Iufe (l801)foatctt bie beutfd&en
agerl^aitniffe }u 9leflen8burfl ßcotbnet werben- 1803 fam
man bamit ju ©nbe- gtanffurt würbe nebft fünf anbern
8lei<]^8iiabtett: ^mburg, Sremen, Sübed, Slitfli^burg, 5Rfirtt-
berg, al8 freie 9leid^8ftabt, fowie für neutral erflärt.
Oeflen Slbtretung ber S)örfer ©uljba^ unb ©oben an 5Raffau
unb eine ©elbentfd^fibigung an ntel^rere Slbelige foQte bie
6tabt baS Vermögen fSmtlid^er Jtlöfler einjiel^en. 9lun
glaubte bie @tabt nid^tö ntel^r von ^riegiSleiben befürd^ten
ju muffen, unb befd^lo^ ba§er ber 9lat (1804), bie gejiunßSs
werfe ju fd^leifen, wa« benn aud^ in ben Salären 1805—1813
gefd^ai Sin Stelle ber bro^enben äBSQe, ®r&ben, Sod--
werfe ac entflanben bie reijenben Einlagen unt bie 6tabt.
S)od^ bie 3eit be* ^rieben« war bamit nod^ nid^t ge-
fommen! @S begann je^t eine 3^^^ t^^f^^ ®rniebrigung,
gu TtkUxi bei 9laftätten im XaunuiS, enbete im iugenblid^en SlCtet
von nod^ nid^t gan) 24 gal^ren iu Slains burd^ bie Guillotine. ^IS
fein Süäuberleben il^m ^umiber gemorben mar, l^atte er fid^ unter bem
Flamen Sol^ann @c^mei!arb burd^ einen $anbel mit aUer^anb ^ram«
maren su ernähren gefud^t Su biefem S^^^^ mottte er aud^ ben
Wtaxit )u äßolfertSl^aufen bei Limburg o. b. Sa^n besiegen, mürbe
aber megen unorbentlid^en ^affeS arretiert unb, meil er angab, bei ben
faiferlic^en Gruppen fic^anmerbenlaffen SU motten, t)on ben S^lunferfc^en
Beamten bem äBerbe-Sommanbo ^u Limburg übergeben; von §ier mürbe
er nac^ ^^ronffurt a. 91., ald bem (Sentralbepot, übergeführt. UntermegiS
aber l^atte ein ^ttangemorbener ^nbeutungen über beg angebUd^en
Sc^meüarb'd rid^tigen ^amm fallen gelaffen, megl^alb baS äßerbe-
commanbo i^n ^u ^^ranffurt ben orbentlid^en Gerid^ten übergab. $on
§ier aus mürbe berfelbe am 16. Sunt 1802 mit feinen ©omplicen, bie
teils l^ier, teilä ju Sergen üon bem 2lmtmann Ufener, SSater be8 fpäteren
Schöffen, gefangen genommen maren, na^ Slainj an bie kriminal«
Organe ber franjöfifd^en Slepubli! ausgeliefert/ auf beren Territorium
fte bie fd^merften ^erbred^en begangen Ratten.
238 IMegdbebvängniffe.
wie galt) 3)eutf(i^lQnbi$ im aUgemeinett, fo ^ranffurt^ im
befottbettt. 3lm 12. Sutt 1806 mar auf SRapoleonS »ctrieb
burd^ 16 fübr unb mittrtbeutfd^e Staaten in 5ßari8 ber
9lt)cin6unb gefd^Ioffen morben. S)em Äaifer granj II. Wieb
nid^tS übrig, ali bie Aaiferftone nieberjulegen (6. Sluguft).
S>em ald prft $rima^ an bie @pi|e bed 93unbed gefleOten
^aniler ^arl von S)alberg, @r}bifd^f unb ^rffirfl
t)on 3Rains, mürbe bie 6tabt ^ranlfurt mit il^rem @ebiete
ungeteilt unb mirHid^ am 9. September r>on bemfelben in
Säefift genommen, ßu biefem ©ebiet fam 1810 ein 3:eil
beS ^anau'fd^en unb gulba'fd^en, unb biefer neugefd^affene
Staat erhielt ben Flamen ©ro^^erjogtum ^rantfurt
mit ber gleid^amigen ^auptftabt. 9ladg bem ^be beS
gfirflen foQte bai^felbe an ben franjöfifd^en ^rinjen @ugen
unb fpater unter Umjiänben an granfreidj felbfl fatten. —
©d^Umme 3eiten !amen nun für fjranffurt, befonberS aud&
burd^ ben franjöfifd^-englif^en Arieg t^mufad^t.
SBegen i^rer ^anbelgt)erbinbungen mit @nglanb mu^te bie
©tabt fd^on 1806 bie Summe t)on 4 SKittionen graulen
Strafe jal^Ien. 9lad^ ber S3efiegung ^reu^eniS bei gena
erliefe 5RapoIeon von Serün au8 (1806) bie ^Äontinentot
fperre", b. ^. \>e& SSerbot jeglid^en ^anbeliS bed ^lanbeS
mit ®nglanb. S)ie englifd^en 98aren fanben aber bennod^
©ingang, aud& in granlfurt, ma« ber fflad^famleit ber
fraujöfifdöcn Spione nid^t entging. S)a erfd&ien plöftlid^ am
28. Dftober 1810 eine 2lbteilung franjöfifd&er Gruppen in
granlfurt. ^ie Aaufmagasine mürben gefd^Ioffen, burd^fud^t
unb fobann bie t)orgefunbenen „engUfd^en äSaren" oor
bad SodCenl^eimer %^ox gebrad^t unb teils Derbrannt, teils
öffentlid& t)erjieigert. S)aju mußten bie fd^mer gefd&äbigten
Aanfleute nod^ 1 3RiDion ^raufen Strafe sa^len. ^m ganjen
JMegdbebtftngniffe. 289
fotten We granjofcn bamal» 12 awittionen granfen wcgöc*
fd&leppt l^abcti. ä^nlid^eg roiebcr^olte fid& im folgcnbcn 3a§re.
»ie ©icfle über 5preu|cn (1806 «nb 1807) unb Dilcrrcid^
(1809) mu^te granffurt mitfeiettt!
S)a fam enblid&, nad^bem bie franjöfifd^eu ^eext in
©panicti unb bcfonbcr^ in Slufetanb gewaltig jufatnmcti-
gefd^moljctt waren, ba0 Sefreiungi^ja^r 1813. <E)ie asölfer-
f^Iad^t bei Seipjiö (16. bi« 19. Dßober) ^atte bie Befreiung
S)eutfd^Ianb8 vom franjöjtfd^en 3od^e entfd^ieben! S)ie Stum-
mer beS fran}öfifd^en ^eereS fud^ten in @ile ben 9l()ein }u
erreid^en. S)dc^ ba bto^te ^tantfutt nod^ eine Ie|te fd^redKd^e
@efal^r t)on ben ^ran;ofen. 3Ru^ten ja bod^ bie gefd^lagenen,
jud^tlofen SMaffen i^ren Slüdjug über granffurt nel&men.
S)abnrd& entspannen pd^ in unmittelbatfter 5Rä^e Ä&mpfe.
am 30. Df tober !am ei8 jroif d^en ben jurfidf jiel&enben grangof en
unb ben SBapern unb Öfterrei^etn, bie unter @eneral 9Brebe
bei ipanau ftanben um ben ^ran^ofen ben 9%fldtn)eg ab}U::
fd^neibeU; jur ©d^Iad^t, bei meldtet fid^ bie granjofen ben
S)urd^}ug ersmangen. €o famen fie benn am 31. Ottobet
un^erl^offt — man ^atte namlid^ l^ier wunberbater SBeife
nid&ti^ t)on einer ©d^lad^t bei iganau erfal&ren — auf fjranf futt
angeritdtt; gleid^jeitig befe^ten bie Sapem @ad^fen^aufen,
granffurt felbfi ben granjofen ftbertaffenb. SBeld^eö Sd&idEfal
bro^te nun unferer @tabt, wenn §ier nod^ einmal ein
fiampf entbrannte, ober aud^, wenn nur bie Derlommenen
Sd^aren ber ^ranjof en i^ren SBeg burd^ bie @t(ibt nal^men !
konnten fie aud^ auf i^rer eiligen ^ud^t nid^t allein mit:'
fd^leppen, fo fonnten fie bod^ bie reid^e ©tabt i^ren nad&-
fe^ben geinben baburd^ entjicl^en, bafe fi« biefelbe in
aStanb jledtten. 3n biefer ungel^euren ©efal^r mürbe bie
@tabt burd^ ben SRut unb bie 99efonnenl^eit einiger Sflrger
240 Megdbebrängitiffe.
gerettet. Sernl^arb Slubin, ObrifUieutenant be8 2.SataiI^
Ions ber ^rantfittterSfirgertDe^r, ritt 9lapoleon entgegen nnb
ffi^rte i^n auf feinen SBunfd^ nad^ bem Sanb^auS bei^
99anquieri^ @imon SRori^ t)on Set^mann, wofelbfi
er abfleigen woQte. 3)urd^ einen Keinen Umweg ffi^rte
er i^n an ben £a}arettbaraden auf ber $fingfln)eibe tmrbei.
9tapoleou fragte nad^ ber Sebeutung berfelben. Unb atö
i^m 9(u6in geantwortet, ba^ biefelben ffir Derwunbete ^ran^
{Ofen Don ber @tabt errid^tet werben, ntumtelte er: „^
bin euer Sd^ulbner." SRag eS ein SOt ber 9iadtftd^t auf
bie 6tabt gewefen fein, ober woSte er feine unsuoerl&fflgen
Xruppen fefl sufammen^alten: genug er gab fogleid^ ben
Sefe^I, ba^ bc^ $eer nid^t burd^ bie €tabt, fonbem um
biefelbe sieben foQte. Unbarml^ersig lie^ er vox ben er-
fd^öpften, ^albnadften unb ^al6t)er^ungerten 6oIbaten bie
Stabtt^ore fd^Iiegen. S^beffen entbrannte aQm&^Iid^ ein
©efd^fi^Iampf smifd^en ben Sran}ofen bie^eits unb ben
Sapetn jenfeits, moburd^ mehrere ^oufer, barunter bie
Srüdenmfi^le, in Sranb gerieten. Set^mann verlegt ftd^
aufs S9itten, unb fle^e, ber fonil unerbittlid^ abrann §eigt
bie frans5{tfd^ ®efd^fl6e fd^meigen: g^antfurt mar gerettet.
SBo^I Derbient teuer @^renmann, ber fU^ aud^ ber 6tabt
fd^n in Dielen anbem 5Dingen ald SBo^It^er ermiefen
l^te, bag i^m biefelbe ein banfbareS Xnbenlen bemo^rt, unb
biefe @^renfd^ulb ^at benn aud^ bie 6tabt burd^ Srrid^tung
eines Z)enfmalS auf bem oon i^m ber 6tabt gefd^enften
®etfinbe am Set^mann'fd^en SBeil^er (1868) abgetragen.*)
SHe ^ran}ofen jogen ab, bie Derbfinbeten Oflerreid^,
^reu^en unb 9htffen ein (oom 2. 9h)oember an> ^raidfurt
*) S^nt |u d^ren ft^telten aa^ bie „Bet^moimfil^'' unb „9et^
mannffara^" t^tf Flamen.
jlrieggbebrftngniffe. 241
erlangte wiebcr feine greil^eit*) unb würbe 1815 fout)eräner
greifiaat. SKn ben gclbjügen t)on 1814 unb 1815 jur
t)olIft5nbi9en SRieberroerfung be§ fjeinbei^ beteiligten jtd^ aud^
bie grciwittigen unb baiS SinienbataiHon fjranffurti^. S)iefe8
beftonb 1815 ein ftegreid^eg SIreffen bei ©elj im 6lfafe.
SBerfen wir nun nod^ einen fSlxd auf bie jüngfte
SSergangenl^eit! Sänge genofe granffurt wie ganj ©eutfd^-
lanb ber Sftul^e, nur unterbro(^en t)on Keinen Slufjlänben
in ben Sauren 1831 unb 1833. aife SRad^wirfung ber
franjöfifd^en unb ber polnifd^en 9tet)olution entftanben im
erfieren ^al^re in ben ,,i0erbfttagen'' Unrul^en wegen ber
X^orfperre. S)a fie ernjllid^ ju werben brol^ten, fo gebot
ber Senat, ba§ niemanb bei^ äbenbi^ auf ber Strafte ol^ne
Sateme erfd^einen folle. 9lun würben mit ben Saternen
ade möglid^en 3)emon{lrationen gemad^t; bamit fam bie
©ad^e in8 ßäd^erlid^e unb fanb fomit il^r @nbe. — Qn
lefeterem Saläre würbe bie ^auptwad^e unb bie Äonjlabler^
wad^e burd^ unjufriebene ©tubenten geftttrmt S)iei^ baS
fogenannte ,,gran{furter Attentat", aiud^ biefe Unruhen
waren balb gebämpft; inbeffen erl^ielt granffurt infolge
berfelben von 1833—1842 eine öjlerreid^ifd^e fBefafeung.
Slad^l^altiger waren bie Unrul^en be8 Sal^rei^ 1848,
SEBie bamafö in granfreid^, fo brad^en aud^ in faft atten
beutfd^en Staaten Empörungen au^. Q\xt §erftettung ge^
orbneter 3"Päw^^ ^^^ ©inrid^tung ber wünfd^eni^werten
aSerbefferungen in ©eutfd^lanb würbe ha^ erjle beutfdfte
^Parlament in unfere ©tabt einberufen.**) 2ltö bai5fel6e
am 16. ©eptember ben Sefd^luft faftte, ben t)on 5ßreuften mit
*) 3*^öbefonbere burd^ baS SBoJ^ItDoUen beS ÄaifctS ?Jranj, an
iDeld^cn meliere »ürgerbcputationcn ö^ft^^i^t würben (ftel^e @. 149J.
**) ©ie^e aud^ Seite 255.
16
242 jhiegdbänr&tgniffe.
2)dnemQrI gu aRoImö abgefd^Ioffenen SBaffenfiillflanb aud^
für 3)eutfd^(anb an}uettennen^ toiegelten SIbgeorbnete aud
ber babei unterlegenen f e^r bebeutenben 9Rtnorttdt, vereint
mit onberen ebenfo ouiSgefprod^enen ^einben ber bantaligen
beutfd^en Stegierungen^ ini^befonbere ber preu^ifd^en, burd^
eine auf ber ^fingflweibe abgehaltene SSolfiSDerfamntlung
boiS erl^i^te SSoU fo auf, bag ed am 18. 6eptember ju
einem Xufflanb gegen bai^ ^rlament tarn. (SA nniren
l^eimtid^ eine Xn}a^I 9iu^e{l5rer von au^en ^er in bie
@tabt gefommen. 5Da bai^ ^rlament i^rem S>r&ngen
ttid^t nad^gab, trielme^r bie Sd^reier iwn ben Xribfinen ber
^ßouteftrd^e mit ®en>alt entfernen lie^, aud^ fogar 9RUitär
aus ben benad^rten Stdbten (Dtaii^, 5Darmflabt) ^rbei^
sog, fo t)erbarrifabierten bie Unru^efUfter m&^renb ber
9{ad^t üom 17. )um 18. 6eptember mele 6tra^, um
bem atttit&r ben 9Beg }U fperren. S>ie $au|)tbarrUabe
befanb ftd^ am Eingänge sur SOIerl^igen^a^ an ber
SSmenapot^^. SHe preu^ifd^en unb ^ifd^en Gruppen
fibermanben aber in bem am 18. 6eptember eintretenben
Jtampf aQe ^inbemiff e unb fleDten unter beiberf eitigem Ser^
(ufl üon SDtenfd^Ieben bie Stu^e mieber l^er. 9)ie genannte
^uptbarrüabe mu^e burd^ jtanonen sufammengefd^offen
werben. S)er bei bem auf genriegelten SoQe befonberS Der«
^^te preu^fd^ Slbgeorbnete gfirfl Sid^nomdtp nnir mit
®eneral non Xuerdmalb an biefem Xage inS^reie ge^
ritten. 6ie nmrben erf annt unb non einer mfitenben SoQs«
menge verfolgt. StS fte in einem @arten^ufe an ber Sonu
Reimer $eibe €d^u( fud^ten, n)uri)en fie auS i^rem SSerfledE
hervorgeholt unb nad^ graufamen 9Ki^^nblungen ermorbet
Sluf bem grieb^f e erinnern ja^lreid^ @r&ber unb ein fernes
milit&rifd^ S)enhnal mit ben SruflbUbem ber beiben er^^
ihpiegSbebrttngniffe. 243
morbeten SIbgeorbneten an biefen blutigen Za^. Sba& $ar«
lammt ging ®nbe 9Rai 1849 refultatloi^ auSeinanber.
3)ie ^auliSÜrd^e aber n)urbe 1850 nod^ntald ber @d^aupla^
einer größeren SSerfammlung, bci^ „europäifd^cn griebcni^^
fottgrejfe«" ber ©efettfd^aft ber griebeni^freunbe. Säolb ba^
rauf begann ber 93unbe8tag im X^urn unb 2;a;id*fd^en
Calais in alter SSoU^ä^Iigteit toieber feine X^dtigleit^ weld^er
erjl ba8 Sa^r 1866 ein 3iel feftte.
S>ie me^r atö l^unbertjä^rige Siferfud^t sniifd^en ben
beiben größten bentfd^en SunbeiSjlaaten, ^ßreufeen unb Öjlers
rei($^ war bid gu einer folci^en ^ö^e geftiegen^ ba^ e^ fid^
enblid^ entfd^eiben mu^te, n)eld^er von beiben Staaten bie
gfi^rerfd^aft in 3)eutfd^lanb fibernel^men, unb rodä^ex avi&
bem a3unbei^t)erbanb fd^eiben fottte. S)er Äaifer t)on Öfierreid^
berief 1863 in bie üRauern unferer ©tabt einen gfirftentag,
burcft weld^en wefentlid^ ber alte S^P^^b befeftigt, Dfierreid^
jebod^ entf d&ieben an bie @pi^e gefteüt toerben foQte. ^reugen
aber, bai^ bei einer größeren beutfd^en 93et)öl{erung, afö fie
Dflerreid^ ^at, offenbar wel^r Siedet auf bie erjie 8lotte in
S>eutfd^lanb gu befi^en glaubte, beteiligte fid^ nid^t an jenem
Sflrftentongre^ Dbgleid^ nun im folgenben S^l^re im Kriege
gegen S)änemar{, bai^ bie beutfd^en Herzogtümer B^k^xoxQs
Mftein unb Sauenburg miberred^tlid^ be^anbelte, ^reu^en
unb Öflerreic^ einig neben einanber {ämpften. fo 5ot bo((
nadj erfod^tenem Siege bie Drbnung ber SSerl^ältniffe ber
Her)ogtfimer bie Urfad^e gu bem gdn^lid^en 3^^^^^fniff^
beiber ©ro^aaten. So entjlanb ber „beutfd^e Ärieg" von
1866, in weld^em bie f feineren norbbeutfd^en Staaten fid^
5ßreu§en, bagegen ißannooer, Äur^effen, SRaffau, Sad&fen
unb fämtlid^e fübbeutfd^e Staaten Öflerreid^ anfd^loffen.
3n ber Sunbei^tagSfi^uug vom 14. 3uni würbe gegen
16*
244 ^triegdbebrängniffe.
^reu^eti, n)etl ti in ia^ fettiger von 0{lerrei($ befehle
ißolficin feine 2;nippen jur TOitbefc^ung einrfiden liefe,
Ärieggbereitfd&aft bcf d^loffen, wobei ber Seoottmäd^tigte fjranfc
futtd fi($ }n)at für Wobilmad^ung aui^fprad^, für bie Stabt
aber ade n)eiteren Sntfd^Iiefeungen oorbe^ielt. SHe öffentliche
SReinungin berfelben ^atte pd^ aber fe^r entfd^ieben für Öjlcrr
reid^ funbgegeben. S)ai^ war bie Urfad^e, bafe g^^w^f^rt «^(5
bem @iege ^ceufeeni^ eine fe^r ^atte Sel^anblung erfuhr. Sei
Xudbru($ beS Ariegei^ n)urbe T^ranffnrt t)on fübbeutfd^en
Gruppen (SBürttembergern, Sabenfern unb ©arniftfibtem)
am 16. 3uni befefet. S)er Slnfü^rer, ?ßrinj| Stteyanber oon
jQeffen, legte bai^ Hauptquartier beiS 8. älrmeeforpiS nad^ Som=
beim, älld jebod^ bie preufeif^e 9lrmee fotoobl in 93dbmen
gegen bie Djlerreid^er unb ©ad^fen (3. ^uli ^auptfd^lad^t
bei Jtöniggräl) atö aud^ gegen bie iQannoDeraner unb bie
fübbeutfd^en Gruppen flegreid^ war, wollte ber $rinj t)on
Reffen ^ranffurt burd^ ©d^anjen befejligen laffen, wogegen
jebod^ bie Stabt in ber legten l^ier ftattge^abten Si^ung
ber 93unbei^t)erfammlung (11. 3uli) protejlierte. S)ie an
aßen ^auptlanbflrafeen angefangenen ©drangen blieben nun
unooQenbet, unb ber 99unbe^tag }og fid^, ba bie ^reufeen
ndl^er rüdften, am 14. gjuli jugleid^ mit ben ffibbeutfd^en
Gruppen aui^ ^ranffurt iuxM, um in SlugiSburg }U tagen,
©ie ©efed^te bei S)ermbad& (4. guli), bei Äiffingen
unb §ammelburg (10. guli), bei Saufad^ (14. guli) fielen
günfiig für ^reufeen aud, fobafe nunmel^r baiS offene unb
gänjüd^ unt)erteibigte granffurt ol^ne jeben ©d^wertftreid^
am 16. 3}uli befeftt werben fonnte. ©d^on am 15. erliefe
ber Senat eine ^roflamation an bie Sürgerfd^aft, worin
bie beoorfiel^enbe 99efe|ung angebeutet unb bie Bürger mit
^inweii^ barauf, bafe ^anlfurt eine offene unb unt)erteibigte
JMegdBebtSngniffe. 245
@tabt fei, berul^tgt tourben. S)er @enat ^ielt ei^ jebod^
ffir angejieigt, batin auSgufpred^en, ba^ er aud^ ferner treu
}u bem 93unbe flehen toerbe. 91m folgenben ZaQt, gugleid^
mit bem ©inrfiden ber ^reu^en, nmrbe nod^ eine ^oHa-
mation be8 Senate« tjerfttnbigt, in weM^er er ju freunb«
Ii($em Smpfang ber preufeifd^en Gruppen aufforberte, bercn
5Di2cipUn ja mufter^aft fei ©a» granffurter SRiHtär an
ben 3Sad^tpo{len leiflete benn aud^ ben einrfidenben ^reu^en
ben militSrifd^en ®ru^, unb bie 93et)öl{erung flanb maffen^
meife auf ben Strafen, um ben ©injug glei($ einem @d^au^
fpiele )u betrad^ten. 3)o$ jeigten bie näd^ften ^ge, ba^
bei ^preufeen eine grofee Sßerftimmung gegen unfere ©tabt
l^errfd^te. @d^on am folgenben 2:age erflärte ber Aomman-
baut ber SDlain-Strmee, SSogel t)on gaHenjlein, bie Stegie«
rung ber ©tabt auf feine $erfon fibergegangen, untere
brfidte fed^« granffurter S^twngen unb liefe bie Senatoren
Don SernuÄ unb Spel^ t)erl^aften, weil man il^nen be^
fonberi^ f einbf elige ©eflnnungen gegen 5Preu6en jufd^rieb. 3lm
18. 3}uli mürben t)on ber Stabt 300 Sleitpferbe unb eine
Sal^reglöl^nung ffir bie §JRain=9lrmee im Setrage t)on bei^
nal^e 6 SRiüionen ®ulben t)erlangt, meldte Summe fd^on
am folgenben 2;age burd^ bie granffurter Sani an ba«
Oberfommanbo ber älrmee auiSgegal^lt mürbe. @8 jeigte
pd^ balb, bafe 5ßreufeen entfd^loffen mar, bie Stabt einju^
t)erleiben. 3)ie feitl^erige 9legierung8be^örbe ber Stabt, ber
Senat, mürbe nid^t mel^r anerlannt; e^ mürben nur nod^
bie Senatoreng ellner unb SR filier ju 93et)oIlm&d^tigten
ffir bie Siegierung ber Stabt ernannt, t)on bereu älmtiSblatt
feit bem 19. ^uli ber Xitel „freie Stabt" t)erfd^manb.
Sin bemfelben 2:age mürbe ber Oberfommanbant SSogel von
gaUenftein abberufen unb burd^ ®eneral t)on SRanteuffel
246 Megdbebrttnpiffe.
erf e^t. S)ief er 9Bed^f el brad^te f ftr ^rantf urt nid^tö ®rf reulid^eiS.
S)er neue ^elbl^err t)erlangte fogleid^ einen Ariegdtoftenbei^
trag t)on 25 aRtSionen ®ulben, xod^t @umme binnen
24 6tunben ge^al^It nierben foQte, unb au^erbent nod^ Der^
fd^iebene Lieferungen für bie älmtee. SHe fläbtifd^en S3e^
körben er!(&rten fld^ au^er {lanbe, biefe ffir eine ®tabt
ungel^eure @untme aufjubringen. SBegen biefer Steigerung
tourbe ben Senatoren unb SRitgliebern bei^ gefe^gebenben
Aötperd jur ®trafe @inquartierung in bie JQäufer gelegt.
®i^ iDurben bie fd^Ummflen ®erfid^te t)on 6trafen, n)el^e
über bie 6tabt t)erl&ängt toerben folltcn, tjerbreitet unb ge^
glaubt. SRan fprad^ fogar von einer 99efd^ie^ung ober 3lvi^
^ungerung ber ©tabt unb beeilte fid^ mit fieberhafter ißaR,
SebeniSmittel, ini^befonbere ©alj, anzulaufen. S)er feit^erigc
erfie Sürgermeijler, Dr. gettner, geriet in fold^e 8ebrängnii^,
bafe er, um nid^t bei ben l^arten gorberungen ber aRititdr*
bel^örben mitmirlen ju mfiffen, ^anb an fein eigenes Seben
legte. SRan fanb i^n am SRorgen ht& 24. iguli tot in feinem
Simmer. — S)arauf würbe ber Sanbrat DonSRabai an
bie 6pi|e ber ftäbtifd^en ^ermaltung gefleUt, unb t)on
nun an nal^m allein eine frieblid^ere äSenbung. SSon ben
geforberten 25 SRiDionen n)urbe nid^t mel^r gefprod^en, ba
nunmel^r bie ©inoerleibung ber ©tabt in bie preufeifd&e
SRonard^ie feftftanb.
am 19. aiugujl würbe bie oberjle Seitung ber ©tabt
aud ben JQänben ber SRilitaroerwaltung genommen unb in
bie beS @it)iI=®out)erneuriS t)on ^atom gelegt. 9lad^bem
bie gefcfelid^en Formalitäten erfüllt waren, mürbe — wie
eö aud^ mit 3flaffau, §annot)er unb Äutl^effen gefd^a^ —
am 8. Oftober bie Sejtftergreifung granffurti^ wlljiogen.
S)a8 l^ierbei im Aaiferfaale auf bem Stömer Derlefene
JMeddbebrättgniffe. 247
Aönialtäe $atent beginnt mit ben äBorten: ,,9lad^bem in^
folge eined von Oflerreidg unb feinen 99unbei^genoffen be^
gonnenen, von Uni^ in geredeter älbwel^r fiegreid^ geffll^rten
Äriegeg bie freie ©tabt granlfnrt ron Uni^ befe^t worben
ijl, fo l^aben SBir befd^toffen, biefe mit Unferet 3Konard^ie
ju steinigen, unb ju biefem Sel^ufe mit S^ftittiMiung
beibet ^ufer bei8 Sanbtagi^ baiS @efeft t)om 20. September
crlaffen unb tjerffinbigt." 3n ber ebenfall« tjerlefenen Äönig=
lid&en 5ßroflamation an bie Serool^ner granffutti5, wirb bie
gefd^id^tlid^e 9lotn)enbig{eit als ^auptgrunb ber
@int)erleibung bejeid^net unb betont, ba^ nur 3)eutfd^Ianb
gewonnen l^abe, wai^ ^reugen erworben.
Später nad^ 9[ui^einanberfe|ung bed ftabtifd^en unb
{laatUd^en SSermpgeni^ würben ber Stabt aud^ bie 6 SJlillionen
}urfidEerftattet.
ain bem Äriege t)on 1870—71, beffen fd^önfle golge
bie SBJieberetftel^ung bei^ beutfd^en Sleid^e« war, beteiligten
fld^ aud^ bie Sö^ne granffurt« in nid^t weniger el&rent)oIIer
SBeife ate ba« übrige beutfd^e SSolf. SBie fo mand&er beutfd^e
Ärieger, fo jlarben aud& 42 granffurter ben %oh füri^ SSater-
lanb auf bem ©d^Iad^tfelbe ober infolge t)on SBunben
unb Strapazen. S^ i^rem 2lnbenlen würbe burd^ freiwillige
Seitrage bai^ Äriegerbenfmal auf bem ^ßeteri^fird^l^ofe er^
rid^tet, weld^e« von bem granlfurter Äfinfiler ©df^arb aui^«
geführt unb am 10. gjlai (bem griebenötage) 1878 ent^fittt
würbe. — Sn werltl^ätiger Zeilnal^me an bem ©d^idffale
ber SSerwunbeten liefe ed bie Seoöllerung granffurti^ nid^t
fel^lcn. ®S bilbete fid^ ^ier ein S^^W^^^^^ be8 großen
tjaterlanbifd^en »Jrauenoereini^ jur ^Pflege im gelbe vtx-
wunbeter unb erfranfter Ärieger. 3n ben SaradlensSajaretten
auf ber $fing{lweibe fanb eine grofee älnja^l {ranler
248 j^riegdbebrängniffe.
Ätieget, grattjofen wie ©eutfd^e, bie J^ittßebenbjle ^Pflege unb
mit i^re Teilung. S)od^ geigen aud^ bie Sieil^engräber auf
bem neuen @ad^fenl^&ufer ^riebl^ofe^ n)ie t)iele bamaliS i^ren
SBunben unb Äranf^eiten erlegen finb. 3n finniger SBeife
würbe iebei^mal, feitbem ber 2. September atö ©ebantag
fe|Hid6 begangen wirb, gerabe bort eine würbige geier vex^
anfialtet, wobei famtlid^e ©räber gefd^wüdt würben.*)
®in {riegerifd^ei^ @reignii^ im {leinen SJla^ftabe war ber
am 21. Slpril 1873 (am fog. Sßideld&ei^tage) inunferer
©tabt aui^gebrod&ene „Sierlrawatt." SBegen ©rl^ö^ung be^
SierpreifeS von 4 Äreujer (1 Sa^en) auf 4V2 Äreujer
erfolgten SufÄUimenrottungen unb fobann gewaltfamei^ ©in^
bringen in bie Sierlofale ber ^auptbrauereien, wofelbfl
aQed jerfd&Iagen würbe. Su($ würben einige Säben geplfin^
bert, j. 39. in ber S^^^gaffe. §ier mufete üRilitar einfd^reiten,
um bem 2;umult ein ®nbe ju mad^en. S)a bai^ aJlttitar
mit Steinen beworfen würbe, fo würbe fd^arf gefeuert,
woburd^ leiber mel^rere 3Jlenfd^en getötet ober t)erwunbet
würben. Qvlx gänjttd&en ^erjiellung ber Slul^e rfidte aJhlitar
au8 ben SRad^barfiäbten ein. SSiele bei ben Unrul^en SSeteiligte
(fog. „33a6enbiermad&er") würben ju fd^weren ©trofen
oerurteitt. —
Seiber mufete ia^ Äapitel über ÄriegiSbebrängniffe ba8
langftc bief eg aSud&eg werben. 3Wögen bie fünftigen ©efd^led^ter
fi(5 immer mel^r ber Segnungen beg grieben^ erfreuen!
*) 3m §erbjt 1881 crrid^tete bie franjöftfd^e Kolonie in unferer
Stabt il^ren auf bem ©ad^fenl^äufer ^riebl^ofe rul^enbcn SanbSleuten
ein 2)en!mal, bei beffen ©ntpilung aud^ beutfd^e Dffiaiete jugegen
waren. ®iner ber officiell anroefenben Generale tljat ben ben!«
roürbigen Sluäfprud^: „öleid^roie bicfe Ärieger, 2)eutfc§e unb ^xm^
jofen, frieblid^ neben einanber rul^en, fo mögen auc§ bie beiben Sollet
frieblid^ neben einanber wol^nen."
X.
^mttßfttHd ^ef^i^iti^e ^ebentnm i^^
©tt bcbcutenber fjranf f urtcr , ber fd^on erwäl^ttte
Dr. gcpericin, nennt granffnrt« größte« ©lud feine
geofltapl^ifd^e Sage.*) §ier Irenjten fid^ in ftül^erer Qät
bie ißauptt)etlel^r8ftra§en, wie je^t bie wid^tigften ©ifen^
bal^nen ©eutfd&lanbiS.**) SEBie nun granffutt fojufagen im'
§eTgen ©eutfd^Ianbg liegt, fo fnüpfen ft($ on unfere ®tabt
au^ bie n)id^tigflen pRomente ber beutfd^en ®efd^id^te.
S)iefe SSebeutung granffutt« beginnt fd^on mit feiner ®rün-
bung ald @tabt. ^ier t)ern)eilten Aatl ber ®ro^e unb feine
*) ^inftd^ilid^ beiS SSerlel^riS beseid^net ber berül^mte (S^eograpl^
®. t)on @9bon) (S3e§tn'S geogr. S^^'^'^' I^« ^^2) bie Sage »on ?Jran!furt
folgenberma^en: „Ttan !ann biefeS granffurter ^^dm einem (Sentrals
bal^nl^ofe Dergleid^en, tDeld^et bie Sd^ienentDege fammelt au8 Reffen,
aus granfen unb Sd^roaben, auS bem ®(fa^, ber HH^einpfata unb Sotl^»
ringen, vom Ober* unb Sdieberrl^ein ; eS ift ebenfo ber roid^tigfte ftrategifd^e
(Stü^punft für bie SSerteibigung ber beutfc^en SBeftgrenje, al8 ba3
üerlotfenbfte Siel für einen Singriff »on SBejten l^er."
**) ©0 behauptete benn aud^ granffurt an (Srö^e unb Anfeilen
einen l^ol^en 3lang unter ben beutfd^en ©täbten. 3m Saläre 1471
l^atte es unter ben 80 Hleid^Silöbten nur 6 über ftc^, wie eS noc^ gegen«
n)drtig ben 9. $la4 unter ^eutf^lanbS @tSbten einnimmt
250 ^efc^ic^ilic^e Sebeutung.
Slad^folger, bie Aarolinger, mit befonberer SSotliebe. ^ierl^er
berief Aatl ber ®ro^e 794 eine jtir($ent)etfamntlung,
^ierl^er 822 fein 6o^tt, Subroig ber gromme, ben erfien
großen Sieid^Stag. 9tad^bem 843 bad gro^e ^ranlenreid^
unter bie 6ö^ne SubmigiJ be8 grommen — Sot^ar, Äorl
ben Äa^len*) unb Submig ben ©eutfd^cn — geteilt wor^^
ben n)ar, n)urbe ^ranlfurt int t)oIIen @inne bie ^upt^
{labt beS beutf d^en f^rantenS : S)eutf($lanbjS. 5Die nad^^
folgenben {aroHngifd^en Könige brad^ten einen großen
Xei( beS ^aS)xt& in i^rem l^ieftgen 6aaIl^ofe }u. ^ier {larben
876 Submig ber ©eutfd^e unb 884 beffen ©o^n Subwig III.
Unter ben folgenben Aaifern l^örte ^ranlfurt auf^ eigentlid^e
JQofflabt }u fein; bod^ brad^ten aQe beutfd^en Aaifer mit
auSnal^me Sotl^ar« t)on ©ad^fen (1125—1137) filrjere
ober längere 3rit in f^ranlfurt ju. ©o jeidjnete fid^ benn
aud^ umgelel^rt ^ranlfurt {letS burd^ feine Streue gegen bie
red^tmä^ig gemd^lten Aaifer aui, fot)iel aud^ t)on miber«
fpenjligen wcltlid^en ober geiftlid^en prften gegen fie agitiert
werben mod^te. S)ief e Xreue erful^ren befonber» ^einrid^ IV.,
SlDolf t)on 9laffau, Submig ber ^aytx, ®flntl^er t)on ©d^n)ar}s
bürg, Äarl V., ja felbft SBJenjel ber ^gaule". Jlad^bem
ber ©aal^of jerfaßen njar, biegen bie Äaifer meiftens
im beutfd^en ^ufe ab. 3n ben alten Sl^ronUen ffi^rt
^ranlfurt ben Xitel: „sedes principalis regni Orientalis''
f^bie ^uptftabt bed öfllid^en ^ranlenreid^eS''. ©päter erl^ielt
granifurt ben ©l^rennamen „specialis domus imperii'',
„be8 gieid&e« ©onbergut" ober nadj anberer SReinung ^ein
befonberg aui5erf eigener @i| beg Äeid^eg''. Qm 8lange mürbe
eiS bei SRa^imiliand I. Krönung bem mächtigen 9lümberg
*) ^et l^ier im @aall^of geboren nmrbe.
Oef^ic^tlid^e Blutung. 261
t)oran8efleIIt. S)ie meiflen unb gl&itgenbfien SHeid^Stage
würben in altefter 3^^t ^ier abgesattelt^ unb fo ffigte e8
ft($ gans natfltlid^, ba^ man and^ bie Könige l^ier }u to&l^^
len begann. SSie bie Uranien unter ben beutfd^en 6t&mmen
bai^ S0${ie älnfel^en genoffen, fobag man lange 3^U baS
gange S)eutfd^lanb „Oflfranlen'' nannte, fo bilbete fid^ aud^
ber ©ebraud^, bie Aönige „auf fr&nlifd^er ®rbe'' }u toS^len.
Unb l^iergu eignete fid^ am beften ^rantfurt, fomo^l
burd^ feine Sebeutung als atte tarottngifd^e jQofftabt
atö aud^ burd^ feine gfinftige Sage. €d^on lange, bevor
burdj bie ,,golbene Suae" granffurt atö fejle SBal^Iilobt
ber Äaifer bejlimmt würbe (1356), fanben l^ier biefe
aSal^len mirllid^ fiatt; bie golbene SuOe felbft fogt „feit
unbenttid^en Seiten", ©d^on 855 fott Sot^ar II. in granfc
fürt }um Aönig aui^gerufen morben fein. S)ie erfte AönigiS-
mal^l gefd^al^ in granffurt 1147, ate ißeinrid^, ber So^n
Jtonrabe III., bet)or biefer ben Areu}iug begann, }u feinem
@tellt)ertreter unb 9tad^f olger gemd^tt würbe. 3)a aber Jtönig
JQeinrid^ fd^on vor feinem SSater ftarb, mithin nid^t
jur eigentlid^en Slegierung fam, fo iji griebrid^ Sarbaroffa
ber erjle Äaifer, weld^er (1152) l^ier gemd^tt mürbe.
@i^ mar fd^on ganj }ur ©emol^nl^eit geworben, bie Äaifer
l^ier ju wd^len, atö Äarl IV. biefe« ^erfommen 1356
2um @efe^ erl^ob. S)iefeS ®efe| war mit bem taiferlid^en, au^
einer golbenen Äapfel (buUa) bejiel^enben Siegel tjerfe^en,
wot)on baS ganje ®efe^ ben etwas fonberbaren Flamen
erhielt. S)urd& ben ©d^utt^eifeen ©iegfrieb t)on 3Äarburg
erlieft bie ©tabt 1366 eine foflbare aibfdjtift auf 43 ^pcr--
gamentbldttern, meldte nod^ l^ier im l^ifbrifd^en SRufeum
(im neuen ©ebdube be« ^btifd^en ^x^mi) aufbewal^rt
wirb. Slud^ eine beutfd^e Überfe^ung auf 35 99ldttern ifi
252 (S^efd^ic^tlid^e Säebeutung.
t)or^anben. 9Bie toid^tig ^ratitfurt fein Sted^t afö SBa^lftabt
erad^tete, gel^t baraud f)txvox, ba^ man nid^t gern biefe
wu^tige Urlunbe aud^ nur geigte, aus ^urd^t, fle {önne
verloren gelten. @elb{l ber t)enetianifd^e ®efanbte lonnte fle
1504 nid^t SU fe^en befontmen. 6eit @rla^ ber golbenen
93uIIe fanben nur nod^ audna^mSmeife fünf SBa^len au^er^?
^alb granffurt« ftatt. 60 würbe gerbinanb I. (1531)
in Mn qmSJ^lt ^ranlfurt fanbte iebod^, um an fein
alt^ergebrad^teS Siedet }u erinnern, Speifen unb ®eräte
nac^ Jtöln. 2)ie Kölner warfen biefelben aber pm genfter
^inaujS. @m Sd^meid^ler fud^te fogar bargut^un, ba^ Aaifer
Äarl IV. ba« ®efe|, „bie golbene Sutte", wiberrufen i^abe.
S)od^ glaubte e« x\)m niemanb ! — ® in granffurt fanben
nun bie äSal^Ien ftatt? ^öd^fl wa^rfd^einlid^ war ^erfl
ber Ort ber 3Sal^l ein freier ^la%, auf bem ber Ädnig
nad^ alter beutfd^er @itte burd^ S^fammeufd^lagen ber
aSaffen begrfi^t, auf ben @d^ilb gefegt unb untrer getragen
würbe. S)arunt fud^t man biefee erfte SBa^lfelb auf bem
je^igen „Jtlapperfelb'', wo^l aud^ auf ber „Alappergaffe"
in @ad^fenl^aufen. ^m 14. ^a^r^unbert Derfammelten fid^
bie fteben jturfütften }ur SSorberatung auf bem AönigSflul^l/
ber fid^ bei 9lenf e in ber 9l&^e von Aoblens befanb ; f pdter
fanb biefe SSorberatung im 9fUmer in bem „äSaJ^Igimmer"
ffaitt. S>ann ging bie ^auptwal^l gewö^nlid^ in ber „^a\)\f
laptUt" (red^tS nom &)ox bee S)omi^) t)or fld^. @o würbe
eS burd^ bie golbene SuIIe feftgefe^t. 9Bar bie SSal^t teine
einjlimmige, wie 1400 bei Äönig 9lupred6t, fo verlangte
bie @tabt, bag ber 9leugewa^lte 6 äSod^en unb 3 2ktge
Dor ber @tabt auf feinen @egner, ben abgefegten Aönig
SSßenjel l^arren foQte, e^e fie i^n einlief
9lad^ ber ^ier t)oUbrad^ten SBal^l }og ber 5tönig
(S^ef^ifl^tlic^e Sebeutung. 258
tut Jtcönung nad^ 91 a d^ e n. 3)od^ ging aud^ bie @^re ber
Ärönuttgi^ftabt 1S62 auf granifurt über. aRajimillon II.
roax ber erfte Aaifer, ber in ^ranlfurt sunt römifd^en Jtönige,
b. 1^. junt 9lad^foIger feines SSateri», gen)&^It unb ger,
Irönt n)urbe. SSon nun an xoutbt na($ gefd^e^ener
SBai^I t)or bem ^od^attar im S)om bie Arönung noDjogen.
Sott biefer Seit bi8 jur Sluflöfung be8 Seid^ (1806)
würben nur t)ier Äaifer aufeerl^alb granffurt« gefrönt. SHe
ftrönung war eine fird^Iid^e ^anblung^ unb würbe ge«
wö^nlid^ t)om Sr^bifd^of t)on SRain)^ als bem t)orne^milen
ber Jturffirfien, t)oII}ogen. Sie beflanb in Segnung unb
Salbung beS AaiferS unb Übergabe ber ^^fignien (ftrone,
Scepter, ©d^wert, SfteidöSapfeQ.
99ei ben Aaiferwa^len unb Krönungen fanben groge
gejle jiatt. ®ie fte bei ber SGBal^l unb Ärönung Sofep^S II.
(1764) fid6 abfpielten, ^at unS Ooet^e in „SBa^r^eit unb
ajid^tung", 5. aSudJ, au« eigener (grinnerung befd^rieben.
3um legten SRale fanben biefe ^eierlid^Ieiteit in ^rantfurt
am 5. 3uli 1792 bei ber SBal^I unb Ärönung granj II.
flatt.*) 3m Äaif erf aal, wo nad^ ber Ärönung ein fefllid^eS
aJlal^l ilattfanb, ^ot man je^t atte (52) Äaiferbilber in
SebenSgrö^e in ben Dor^anbenen 9lifd^en angebrad^t. SHe
neuen Äaiferbilber mürben an Stelle ber frfll^eren, in
»roncefarben ausgeführten »rnjlbilber non 1838—1853
burdg Derfd^iebene Jtfinfiler auf Sofien t)on dürften, St&bten
unb 5ßrit)aten gemalt, ©rabmdler, Siegel, alte überlieferte
Scfd^reibungen unb für bie Äaifer neuerer ^At erl^altene
*) 9Cn bie Dotierte SBal^l unb Tönung (1790) erinnert eine
^enffäule an ber Serger'äBarte, beren S^fc^^ift befagt, bat ^ier ber
Sanbgraf r>on Reffen 3ur ©id^erl^eit ber SBal^l unb JIrönung ein Sager
belogen l^atte.
264 «efc^id^tn^e »ebeutung.
$ortrait8 bienten a\A SSorbttb ; oft jebod^ mu^eit bei ben
mittelalterliii^en Aaifem bie ^^antafte ber ftflnftler nad^^
Reifen. 9leu tarnen bamatö bie {aroltngifd^en ftaifer
^m}U; unb gmar auf ber toeftlu^en SBanb be8 Aaifer«
faaied, loeld^e früher von einem großen ®emälbe, 6alo^
nton*j} n)eifen Utteildfpruii^ batftellenb, gan) eingenommen
n)ttrbe. SHefeS S9ilb n)urbe non @teinle basier neriKeinert
gemalt, unb fo mürbe notbfirftig $Ia6 ffir bie ^rolinger
gewonnen. @i^ ffigte ^^, ba^ bie im Saale f($on frfi^er
norl^anbenen 9lifd^en, fammt ber SBeftmanb, ffir fammtlid^e
beutfd^en ftaifer gerabe aniSreid^ten. SHe Aaifer beS Snter^
regnumiS, bie eigentlid^ nur 9tamen{aifer maren: SBil^elm
t)on ^oQaub, ällpl^oni^ oon ^afiilien unb 9ii($arb oon @om«
maUi^, mürben natflrlid^ meggelaff en ; aud^ mürbe bai^ 93Ub
^riebrid^i^ oon 93raunfd^meig, ber 1400 ^ier pm jlönig
gem&l^lt merben f oQte, aber auf feiner 9leif e ermorbet mürbe,
bnrd^ baiS 93ilb @flnt^er8 non @d^mar)6urg erfe^t S)er
jlaiferfaal felbft mürbe 1843 in feiner gegenmftrtigen ®es
{lalt l^ergefleat
Sebedt finb alle SB&nbe bis an ben legten Saum;
Stnn neuer ^ettfd^er fänbe lu feinem SilbniS 9laum!
SSßie ber S)id^ter nun betreffs ber @rfinbung granlfurtd
(fie^e @eite 12) fid^ nid^t {Irenge an bie SBa^r^eit ge^^
galten ^at, fo ift aud^ bie ed^IugfieOe bei^ ©ebid^teS:
^er etfle beutfc^e itaifer gab SHomen biefer @tabt,
^ie aud^ ben legten jlaifer in fid^ gefrönet l^at!
jur Unmai^r^eit gemorben. SP i^od^ ^^ ^8. Januar 1871
bie beutfd^c Äaifermürbe mieber erjlanben! —
audj mS^renb ber laiferlofen Seit non 1806—1871 §at
man ^ranlfurt als SRittelpunlt S)eutfd^lanbd ju fd^|en
(Sefd^id^ilid^e »ebeutung. 255
getott^t. jQiet lourbe am 5. 3lovtmbex 1816 ber beutfd^e
SunbeiStag eröffnet, ber mit einer Keinen Unterbted^ung
(Don 1848—1851) bi« jur Sluflöfung be« bentfd^en Sunbe«
(1866) ^ier im 2;ayi8'f^en 5ßala^ (auf ber grofeen ©fd^en--
lernet ©ttafee), in bem fogenannten ^83unbe8palai8" tagte.
Unb jur S^i* biefer Unterbred^ung mar granifurt eine
anbere l^o^e @^re }ugebad^t. $ier trat am 30. SRär} 1 848
ba8 Vorparlament, am 18. gjlai ba8 eigentlid^e ^Parlament
in ber 5ßautelird^e jufammen. Slm 12. guli §ielt ber am
29. 3uni gemd^lte Sfteid^iJoermefer, ®rjl)erjog Sodann t)on
Dperreid^, feinen ©injug in granlfurt. Slm 28. SDlfirj 1849
enblid^ mürbe ^ier Äönig ^riebrid^ asil^elm IV.
t)on$reugen inm beutfd^en jtaifer gemäl^Itunb
burd^ ©lodengeläute t)on allen jtird^en oerffinbigt. 3)od^
foQte bad jtaifertum bamalS nod^ nid^t ju ftanbe lommen,
ba ber Äönig bie SBal^I nid^t annahm. — 83ei faft atten
folgenben SSerfud^en bie @in^eit unb @röge 3)eutfd^Ianb^
^erjuftetten, mürbe granffurt afö 83eratung«ort au^erfel^en.
$ier fanben bie poUtifd^ea SSerfammlungen be8 9lational-
Derein^, mie beiS grogbeutfd^en SSerein^ flatt; l^ier mürbe
ba8 grofee beutfd^e SSerbrüberungiSfeft, baiS erpe beutfd^e
»unbe^fd^iefeen, 1862 gefeiert;*) ^ier trat am 17. Slug. 1863
ber beutfd^e gürftentag jum gwedte ber ®inigung ©eutfd^^
lanbg jufammen, unb liier enblid^ marb am 10. SDlai 1871,
*) §icr fei geleßentlid^ baS großartige fünfte beutfd^e ^umfeft er«
tD'ai)nt, baS t)om 25.-29. Suli 1880 auf betnfelben ^Jlafte wie baS
©d^ü^enfeft abgehalten würbe. iBeiber l^atte eS einen traurigen Slb-
fd^luß, ba bei bem auf bie ^reiiSverteilung folgenben ^weiten geuer-
wer! eine ©Eplopon ftattfanb, bei weld^er eine große göl^I »on 3«"
fd^auem (über 40 $erfonen, barunter fünf tötlid^) oenounbet würben.
256 Oefd^id^idd^e Bebeuiung.
im ©ajll^of ium S^roan, ber f^riebe mit granfeeid^ untere
)eid^net. ®^ entfprid^t DoQfommen ben Slnfd^auungen ber
Seoößetung f^rantfurtö mie ben SBfinfd^en ber gan}en
beutfd^en Station, bag ber beutfd^e jtriegerbunb bei feiner
l^ier abgehaltenen erflmaligen ^uptoerfammlung am jel^nten
Sa^reStage biefe» griebenSf d&luffe» , am 10. SDlai 1881,
bnrd^ bie Snt^flQung einer SrinnemngiStafel an bem ipanfe
}um Sd^man feine mol^I t)on gan} 3)entfd^Ianb geteilte
®enugtl^unng Aber ben — l^offentlid^ lange anbanemben -—
^rieben öffentli^ bet^atigte.
AWr-opo«a»i<^~~^ >'''^7S-*000>aAA^
c
XI.
3)ec l^etDorragenben SSerbienfte biefeS SRanne^ um bie
©tabt ijl fd^on mcl^rmate ßcbad^t roorbcn. ©einet Srcißebiß«
Icit oerbanft bic ©tabt bie fd^önen 5ßlafee, auf toeld^en bie
»et^mann»- unb bie 5ßeteri5fd^ule erbaut ftnb ({iel^e @. 102);
feiner Äluß^eit unb feiner gfirbilte banit fie i^re SRettunß
bei bem SRfidjuß ber granjofen im 3a^re 1813. 3flur
nod^ einiße SDlitteilunßen über bie gamilie Set^maun. ©ie
flammt auiS ben 5RieberIanben, t)on wo jie, relißiöfer S3e^
brfidunßen meßen, nad^ 9laffau an ber Sal^n aui^manberte.
©in reid^er ©anbete^err, Salob Slbami au& ^ranffurt,
na^m feine 1725 oerioaijlen Steffen Sodann 5ß^ilipp,
3o^ann SafoB unb ©imon aWorife »et^mann,
ba er f elbft tinberlo» war, ju jid^. alle brei »rüber würben
bebeutenbe SKänner. ©er lefetßenannte ßibt un8 ein ^err*
lid^e» »eifpiel, wie ber Sinn für SBo^Itl^un in ber gamilie
l^eimifd^ n)ar. ©iebenmal befd^enfte er baS 93ürßerfpital^
mit jufammen etwa 80000 ©ulben, aber fo geheim, bafe
man erft nad^ feinem ^obe ben Flamen beS eblen @eberS
erfttl^r. 3)er erjle ber ßenannten »rüber ifl ber SSaler
unfcre8 in ber Überfd^rift ßenannten ©imon SKorife, meld^er
17
258 »etü^te granffurtet.
baS $auS 99etl^mann ju feiner l^ol^en 99Iflte etl^oben l^at,
unb bem ^ranifurt fo ml Derbanft. @r nal^m regen atn»
teil an n)iffenfd^aftUcl^en Seftrebungen. S)ie bebeutenbften
aWfinner feiner S^it oetlel^rten wieber^olt unb gern in bem
gafllid&en SSetl^mann'fd^en ^aufe, fo }. 93. 9(Ie;anber t)on
^untbolbt unb ber @eograp^ Flitter, ben^otoeg, ein
@d^n)ager SSet^mann'S, als jungen SRann inta Seigrer
feiner ^inber gen)&l^lt l^atte. jtaifer ^an} erl^ob ä9etl^^
mann in ben Slbelfianb, unb jtaifer 9llej:anber }um ©eneral-
jtonfui unb Staatsrat. €o erfd^eint e& aud^ gan} natflr-
Kd^, bag 9lapoIeon fld^ bad 99etl^mann'fd^e $au8 t)or bem
griebberger S^or }um SIbfleigequartier mSl^lte. 9lad^bem
Setl^mann nod^ eine Steil^e frieblid^er Saläre erlebt, flarb
er 1826, tief betrauert t)on ber gef ammten 8et)ölferun9.
@ein von Sauni^ entiDorfeneS 9)enfmal mürbe an feinem
^unbertßen ©eburtstage, am 31. Dftober 1868, entJ&üIIt.
®eboren am 6. ajlai 1 786, flammt er au8 einer fübi^
fd^en f^amilie „^rud^". Sein ®ro^Dater mar ^nan}«
agent beS ßurfilrften t)on jtöln unb mol^nte in Sonn.
@r foQ fel^r ml bagu beigetragen l^aben, ba§ beim Xobe
beiS ßurfflrflen ein @ol^n ber 9Raria S^^erefla )U beffen 9lad^
folger ermäl^It mürbe, moffir i^m bie jtaiferin il^re @ttn{l
für i^n unb feine jtinber Derl^ei^en l^abe. Sdme'S äSater
}og nad^ granffurt unb mol^nte in ber Subengaffe in bem
burd& eine SDlarmortafel bejeid^neten ^aufe $Rr. 118. gn«
folge ber i^m, mie ber ganjen ^amilie eigenen Sn^ftng^
Hd^feit an bad öfierreid^ifd^e Jtaiferl^auS fud^te er feinen
€ol^n }u bemegen, fpdter in öflerreid^ifd^e S)ienfle }u
8etü§tnte S^anffurter. 259
treten. 9)iefer l^ulbigte jebod^ ju beS SSateri^ tiefer ^t^
trübnid anbem ©runbfä^en^ inbem er nid^t bie minbefle
Sttl^anfllid^feit an gfirjlen jeigte! — @r l^atte juerjl
in ®ie^en, bann in ^aUe aRebi}in ftnbiert^ n)anbte fid^
aber bann in ^eibelberg ber @taatStt)iffenfd^aft jn unb
nmrbe 1811 $oU}eia{tnar in granifurt. 9Qd er aber bei
äSieberl^etfieUnng ber ftäbtifd^en ^^rei^eit feine Stelle t)erIor^
weil 3ttben feine öffentlid^en ämter in ^rantfnrt be^
tteiben burften, legte er fld^ anf bie ©d^rif t jletterei ; 1817
trat er }ur eoangelifd^en ^rd^e über nnb änberte feinen
SRamen in „öörne". SSon 1819 an lebte er abtoed^felnb in
grantfnrt nnb SSaben, jule^t in 5Parii5, wo er 1837 jlarb. ®ine
@tcQe in öfterreid^ifd^en S)ienften l^atte er anSgefd^lagen^ um
nid^t feinen ®runbfä|en nntren ju werben. SSon SSere^rern
würbe i^m 1878 in ber ©odtenl^eimer Slnlage ein ©enfmal
au^ carrarifd^em SDlarmor errid^tet. ©eine ©d^riften finb
gröfetenteiU fd^arf freifinnißer, politifd^er 9lalnr. ©el^r be^
fannt ift feine begeifterte Sobrebe anf 3ean 5ßanl
Obgleid^ 3)alberg auf ben er{ien 93lid( als Unterbrfid(er
ber fifibtifd^en grei^eit erfd^eint, fo oerbient er bod^ wegen
feiner gefd^id^tlid&en a3ebeutung für grantfurt, fowie wegen
feiner bebeutenben perfönlid^en@igenfd^aften naiver getannt }tt
werben. @r flammt aus einem l^od^angefel^enen @efd^led^te.
S9ei Aaiferfrönungen pflegte nad^ 99eenbigung ber 3^^^-
monien ber faiferlid^e §erolb laut }u rufen: „3fl lein Stofc
berg ba?" SBar bie» ber %oSi, fo empfing berfelbe al8
erper oon bem mrxm Äaifer ben Slitterfd^lag. — Äarl
2:^eobor von S)alberg würbe 1744 auf bem ©tammfd^log
ber ^milie ju JQerrnS^eim bei äBormS geboren. S^n\t
17*
260 Setüljmte granffurtcr.
flubierte et in ©ötttngen unb ipeibelbetg 9ted^tStmffenfd^aft,
toanbte ftd^ aber bann auf äBunfd^ feines SSateti^ bem geifU
lid^en @tanbe ju. 93om 9)oml^erm ju 9Raii^ flieg et
taf(5 t)on Stufe ju Stufe, fd&on 1772 wutbe et ge-
l^eimet 9tat beS Aurffirflen, n)el$et il^n afö Statthattet
in baS bamatö pm Autffitflentum SRainj gel^ötige @e6iet
@rfurt fd^idte. $iet offenbatte et feine groge Siebe ju
jtunfl unb aSiffenfd^aft ; et ttat xn lebl^aften Setle^t mit
ben bamalS in bet Slad^batftabt äSeimat lebenben gto|en
beutfd^en Si^^tiftfleDetn ^etbet unb ®oetl^e, aud^ mit 993ie^
lanb. ^efonbeten Anteil bemeS et au$ bem bid^etifd^
S^affen Sd^iQetiS. SHefet Detemigte il^n in ben belannten
Stangen, mit meldtet et il^m 1804 feinen ^©ill&elm Zett"
mibmcte :
Wktin ro§e ^äfte feinblid^ ftd^ ent^ioeien etc.
SefonbetS bejeid^enb ifl bet Sd^Itt^oetd:
^u fentifl'S, benn aUed ®ro|e ift bein eigen!
au(5 mit bem menfci^enfreunblid^en Äaifet Sofep^ IL trat
©albetg t)on ©tfutt aus in btieflid^en SSetfe^r. S9eteitS 1787
t)etlie§ et Srfutt, ba et als etn)d^Itet 9{ad^foIget beS ftur-
fütjlen na(5 SRainj jutüdbetufen wutbe. 3m g^^te 1799
mutbe et ^fltflbifii^of t)on ftonfian} unb enblid^ 1802 (gr}^
bifd^of unb ßurfütfl t)on 9Rain), momit et bie ^ö<$fle geift^
lid^e 98ütbe in 2)eutfd^Ianb etreid^t l^atte. S)a abet feit
1801 boS ganje Hnfe 9l§einufet ftansoftfd^ gemotben nxtt,
fo befom et nut bie ted^tSt^einifd^ ^enfd^aften afd^ffen^
butg, SBe^Iat, @tfutt unb 9tegenSbutg. Seine bamalS ed^
beutfd^e @eflnnung bemieS et in ben ^^xm 1804 unb
1805. als 9lapoIeon auf feinem glfidlid^ Q^qt gegen
Öfletreid^ 1805 9tegenSburg betfil^ten moDte, erK&rte bet
jhtrfütft, bag et ben ^^ranaofen ben 5Dtttd^ug butd^
Scrü^mte Sranffutter. 261
fein ®ebiet nidgt geflatten, ja lieber bie dtegen^burget
9)onattbrü(Ie in bie Suft fptengen laffen n)ilrbe. 9lapoIeon
ntit^te mxllxü^ fein ipeer einen anbem Sßeg nel^men laffen.
gerner erliefe ©atterfl in feiner ©igenfd^aft ate Äurerj-
tan}Ier einen 9(ufruf an bie beutfd^en f^&rften^ n)orin er fle
inm innigen 9Cnfd^Iufe an bie @ad^e 3)eutf(i^lanbS ermal^nte.
Sttf feiner Sllüdtreife tiefe 5RapoIeon ben Änrfürjien nac^
aRflnd^en fommen nnb ffil^rte ein langet unb entfiel @efpr&d^
mit i^m, tDorin er il^m feiner greimfitigteit toegen fd^tDere
S3orn)flrfe ntad^te. 3)alberg fd^eint bamalS auf Sflapoleon
einen vorteilhaften Sinbrud gentad^t ju l^aben, benn
biefer begfinftigte il^n t)on ber S^xt an auffällig. Seiber
l^atte fld^ ber ßurffirft aber fo auf bie @eite 9lapoleonS
}iel^en laffen^ bafe er ben O^eim beS JtaiferS, ben jtarbinal
ge(5, ju feinem ^Rad^folger auf bem erjbifd^öflid^en ©tul^le
bejlimmte. ®r würbe 1806 afö SBeri^eug 9lapoleon8 jum
„5ßrimaiJ" be8 SRI^einbunbe» ernannt; le^terem würbe bamal8
aud^ unfer granlfurt jugeteilt, obgleid^ bie Stabt Slbgefanbte
nad^ ^ri^ gefd^id(t ^atte^ um i^re @elb{l&nbigfeit }tt bt^
wal^ren. 3)alberg mufete 1810 9legeni^burg an ^a^ern
abtreten, erl^ielt aber bafilr bie gfirflentfimer gulba unb
^anau nebft bem ^itel @tofe^erjog t)on granffurt. @r
repbierte meijl in Slfd^affenburg, in granffurt betool^nte
er baS 3:^urn unb £a;ii^fd^e Calais. Obgleid^ er ben
brfidfenben 2lrm ber granjofen nid^t x)on grantfurt abl^alten
{onnte, fo t^at er bod^ fein möglid^fie^ um bie @tabt }u
lieben. 6r t)erbefferte, befonberiS oon änton Äird^ner unter-
ftü^t, ba8 l^iefige ©d^ultoefen, führte bie armen ©aifen-
finber au« bem 3ud&tl^au« (fie^e Seite 116) in ein eigene»
^au8, bcförberte ba» frieblid^e 3J*f^wimenleben ber oer^
fd^iebenen SReligionen unb befreite namentlid^ bie Suben
262 Serü^mte ^anffurier.
t)on htm l^ergebrad^ten S>nt(I; baneben Derfd^affte er ber
6tQbt @rleid^tetungen bei ben geioaltigen ^rbentngen ber
Sran}ofen^ unb enblid^ lie^ er burd^ ben SRoire @ttioOett
unb ben ®drtner 9tin) bie l^errlid^en Snlagen um bie
@tQbt J^erfteOen. ^tte eiS in feiner SRod^t geflanben, er
n)flrbe granffurt ju neuer Sßol^Ifal^rt unb gu einer ^ol^
Stufe ber Silbung unb ®e{tttuns emporgel^oben ^aben. —
^bca 3al^r 1813 t>em)el^te i^n vm bem 6d^aupta| feiner
politifd^en SBtrtfamteit ; er reijle fd^on am 28. September
t)on Sfd^ffenburg na<i^ ftonfians unb furie 3^ nad^
l^r na($ Stegendburg, n)o er büs 2U feinem £e6enSenbe
(10. ^bruar 1817) nur feinen geifttid^en $f[id^ten oblag.
SBo^Ht rül^renbe SH^ ^^^ f^i^ VHÜt unb feiner
SSo^tt^tigteit merben un^ berid^tet. @r teilte mitunter
bud^flffiklid^ feine ffaffe, bie mfil^renb ber Sa^re bed friege::
rifc^n S)urd^nanber mand^mol fe^r fd^nmd^ befieOt mar,
mit Sebfirftigen. @r ent}og fid^ längere 3^ aOei», wai
nid^t unb^ingt )um Seben erforberlid^ mar, f o ). 8. in
ben 3<4ren ber ffontinentalfperre ben jtaffee unb Saitt,
legte aber jeben Xag bie (SrfpamiS ffir bie Srmen fur&dL
€o ifl i^m ha& Sob nid^t {u t^erfagen, ba§ er ein ^en»r»
rogenber, d>dgefinnter SRann mar, ber nur megen ber 3^
oerl^AUniffe nid^t ha& ffir S^anffnrt merben fonnte, mai^
gemi§ fein Streben mar.
3<^ami SßoCfgong (Soet^,*) ber berfi^mtefle %twa^
fnrter, an ben in feiner Sater^t au^ feinem ISktämA
auf bem ^0oet§epla('' nod^ eine gro^ 3^ i'm Vubm
unfcftt 6tQ^ ^fbcul^t ipcrbcn»
Scrü^mte granffurtet. 263
9Cnbenten erinnert^ ^at anbererfeit^ in ben aRitteilungen aus
feinem Scben, betitelt „aSal^tl^eit unb SJid^tung", burd^
feine unfibettrefftid^e Sd^ilbepung beS bamaligen f$can{furtS
feiner SSaterflabt ein unx)erg&ngIid^eS^ eJ^remooUeS S)en!mal
gefegt. SRit bem ®ef&^I banfbarer SSetel^mng befud^en
läl^rlid^ S^ufenbe ba^ ^@oet^el^auS'^ in ro^^^m er am
28. SCuöujl 1749 baS Sid^t ber SBelt erblidte, unb roeld^eS
ba8 „greie beutfd^e ^od&jlift" ben SJeutfd^en ate einen
teuren 9lationaIbeflg erworben ^at^ befid^tigen fein mit
5Darflettungen aus feinen aBerten gefd^mfidtteS ©tanbbilb,*)
t)on SttbiDig @d^n)ant^a(er mobeOiert unb am 22. Ot-
tober 1844 aufgeflettt, foioie fein x)on 3Jlard^ef i gefertigte»
3Rarmorbilb in ber ^aOe ber @tabtbibIiotl^ef^ unb enbltd^
ba8 ®rab feiner 1808 t)erftorbenen SKutter, ber „grau
SRat", auf bem 5ßeterSfird^^of. D&gleid^ nur feine 3ugenb-
^eit granffurt angel^örte, ba8 er nad^ feiner 1775 eu
folgten 93erufung an ben $of beS tunflflnnigen iQerjogS
Äart Slugujl oon aSeimar nur oorüberge^enb toieber befud^te,
ja aus beffen 99ürgert)erbanb er in aQer gorm Oebod^
nur aus gamilienrfidtfld^ten) auSfd^ieb, fo n^ar eS bod^
biefe @tabt^ bie ben fähigen Anaben burd^ ben auSge^
breiteten ^anbel, bie jä^rlid^en aWeffen, bie gefd^id^tUd^en
S)entmäler unb bie ®reigniffe^ toeld^e ber fiebenjä^rige
Ärieg unb bie Ätönung Sofep^S II.**) mit fid^ brauten,
aufs leb^aftefle unb nad^^altigfle anregte. S)em SSater
'^) ^oäf 3u ©oetl^ed Sebjeiten unb mit feinem äßiffen »erfolgte
man emfilid^ ben $lan, fein Stanbbilb burd^ ^anned^er fertigen tmb
bagfelbe auf ber früheren 9Raininfel, bem ©d^neibwaU gegenüber, auf-
fieUen p laffen.
**) S)er «ufentl^att X^orane'S in ©oetl^e'S SSater^aufe ifi ©. 230
erwähnt, bie Krönung @. 253.
1
264 Beruhte ^otti^tter.
genfigten bie bamattgen öffentlid^en Gd^ulen nt^t. <Sr
beforgte Dielme^r felbfl mit ber größten ®ennffen^aftig(eit
ben Untertid^t beS Anaben^ ber eS unter beS SoterS fieU
tung balb bal^in brad^te, fteben Sprad^en )u verfiel,
(beutf4 fran)öftfd^, englifd^^ italienifd^^ lateintfd^, gried^ifd^
unb l^ebrftifd^). %üt ^ebrftifd^, @ngHfd^, S^anjöftfd^ unb
9Ruftt, fotDie ffir ben SteligionSunterrid^t l^ielt ber Sater
)eitn)eife $rtt)atlel^rer. SRdd^tig ergriff ben Jhtaben bie
8ibel; Ü^r Derbantt er m^ feinen eigenen Sßorten fafl
feine ganje ftttlid^e Säilbung. Seinen poetifd^en Sinn, ben
er gleid^fam wn ber SDtutter geerbt l^atte, regte befonberS
jllopfiod an. 9lad^ beffen atufler bid^tete er fd^ iü&
Anabe geifllid^e Sieber unb fieDte bie ®efd^e Sofep^
unb feiner Srfiber poetifd^ bar. $im gal^re 1765 verlief
er baS Slteml^auS, um in Seip}ig bie Siedete }tt fhibieren.
3ta^ breijäl^rigem 9Cufentl^att in biefer 6tabt, ben er aber
meifl ber Aunfl nribmete, feierte er !rant inS Sltem^anS
iurfidf, wo er fafl jmei 3a^re {u feiner @enefung jnbrad^te.
3tadi feiner SSHeber^erfteOnng fhtbierte er nod^ iwei 3al^re
in 6tra^ttrg, ging bann pi feiner jurifUfd^ Sudbilbmtg
nod^ ein ^albei^ ^t an baS Steid^fammergerid^t nad^
aSk^lar unb teerte barauf )tt einem legten (fingeren Xufent^
^alt nad^ ^ranffnrt faxiä, um wn l^ier and feine erflen
bebeutenben äBerle ). S9. „®ö| r»n Serlid^ingen'' ^anS^
ingeben. S)ttrd^ biefelben mürbe fein 9{ame balb fo berfl^mt,
ba§ ber $er)og jtarl Sbtgnfl xwn äBeimar, ber bomalige
eUe ^rberer bentfd^ jhtnfl nnb 5Did^tung, i^ an
feinen ^f berief ; ^ier lebte er ate t^ertranter ^reimb bc0
gfirflen fafl gans ber ^efte. SRit biefem feinem 0fimiec
oenoeilte er im ^rbfl 1 779 bei Gelegenheit einer 6d^mft}er«
reife nod^ einige Zage in granlfnrt ^er^in f&^rten
^erül^mte ^cattiEfuttev. 265
il^n 110$ einmal bie fraiiiöftfd^en 9tet)oIutiondfnege, als er
nftmlld^ 1792 bem gelbjuge na^ granlreitj u«b 1793
ber Belagerung von aRain) beitool^nte, fobann feine britte
Sd^weijerreife im Sommer 1797, enblid^ feine Steifen an
ben allein, SDlain nnb 5Redar von 1814 unb 1815. (gr fanb
bamalS, ba^ {td^ Sran!furt tro| ber 3)rangfale beS JtriegeS
auf baS pr&d^tigfle unb l^eiterfie l^eroorgebaut l^abe, foba^
ein Srember, meld^er bie @tabt lange nid^t befud^t, er^
flaunen mflffe. 3)od^ berfll^rte aud^ il^n baS rafllofe, ge«
fd^äftlid^e S^reiben unangenel^m, ba eS eine geiflige Samm^^
lung unb Stimmung nid^t auf!ommen Hege.
9to(5 einige ©orte über feine ®ltem unb SSorfal^ren.
9)en Sinflug feiner ®Itern auf feine geiftige Sntmidtung
{leDt ©oetl^e in ben SSerfen bar:
SSom SSater l|ab id^ bie Statur,
2)e8 ScbenS emfteS ^ü^rcn;
SSon äRütterd^en bie g^ol^natur
Unb £u{i sunt SoBuIieren.
SuS biefen SBorten gel^t l^eruor, bag er als SMd^ter meit
mel^r ber 9Rutter als bem SSater }u uerbanten l^at unb
inniger an i^r l^ing. @ein SSater^ Sol^ann JtaSpar
©oet^e, mar geboren 1710 unb jlarb 1782. ®r ^atte
bie 9ted^te ftubiert^ bann eine 9leife nad^ Italien gemad^t
unb moQte ftd^ nun bem fl&btifd^en S)ienfle mibmen. äBeil
man il^m aber bie „Äugelung" (pel^e Seite 162) nid^t
erliefe, fo t)erfd^affte er fid^ in feinem SBerbruffe barfiber
ben Xitel eine» faiferlid^en 9late8, in meld&er ©gen:^
fd&aft er nid^t mel^r in fidbtifd^e ©ienfle treten lonnte, unb
lebte nad^ feiner Verheiratung mit ber um mU Saläre
jilngeren Xod^ter beS @tabtfd^ultl^eifeen 3^e;tor, jtatl^arina
@Hfabetl^, von feinem $rit)att)ermögen, nur ber @r}iel^ung
266 8erül|tnte ^ranlfutter.
fetner beiben Jtinber äSoIfgang unb Sotnelie ftd^
tDibmenb. ®r mtb a\A ein ernfler unb gerabet, aber ettoaS
eigenjinntger 9Kann ßefd^ilbert.*)
®an) als baS ©egenteil erfd^eint bie SRutttt beS
3)id^ter& 6ie ben)a^tte il^r ftö^Ii^eS 98efen bis inS l^o^e
Sitter, fo ba^ fte im 3lngeftd^te beS %obt8 nod^ f$er}en
fonnte. 60 fud^te fte aud^ il^ren Ainbern eine glfldlid^e
^ugenb ju bereiten unb geftattete i^nen beStoegen gerne
)ugenbli(i^en SRutwiUen unb unfd^ulbige ^euben, inSbefom
bere aud^ ben 93efud^ beS ^l^eaterS, xoa^ ber bid^terifd^
Slnlage beS jungen 3Bolfgang fel^r förberlid^ n)ar. 6|>dter
gen)ät)rte eS i^r baS größte SSergnügen, bie mannigfachen
unb oft red^t t)omel^men Sefud^e (man beute an iper^og
jtarl Sugufl unb bie ®rafen wn @tolberg) i^reS als
S)id^ter gefeierten @o^neS aufS befle }u ben)irten. @d§er}2
meife tDurbe fle t)on ber jungen SHd^tertDelt mit ^au
Aja**) tituliert. 5Rad^ bem Siobe il^rer Xod^ter unb il^reS
©emal^lS lebte fle ganj in il^rem @ol^ne, beffen 9lu^m {te
mit bem ebelflen SRutterftolie erf&Qte. @ie befudgte eifrig
baS ^eater, um bie S)ramen i^reS großen @ol^neS auf^
filieren su feigen unb fein Sob )u l^ören. ^n ein inniges
SSeri^SltniS trat fle ju ber €d^n)efter beS ebenfalls in ^anl^
fürt l^erangemad^fenen 3)id^terS Clemens 93rentano, Settina,
bie in tinblid^er äSerel^rung ffir ben großen ®oet^e unb
feine SRutter fd^marmte. ®inige S^age t)or il^rem ^nfd^ben
fagte bie ^f^rau Stat" ju ii^rer jugenblid^en f^reunbin: „9>u
bift fo red^t geeignet, mid^ in biefer SeibenS}eit aufredet )U
*) »ergleid^e ©cite 230.
**) Aja bebeutet im Stalienifd^en @rBiel^erm. S)aS SBort ijl
nod^ l^eute am öfierreid^ifd^en unb fpanifd^en ipofe für bie (Sr^iel^rinnen
ber $rin3ef[innen gebräud^lid^.
Berül^mte Sv(m!fuvter. 267
erl^alten; benn \^ ffll^Ie tDOl^I, ba^ e^ mit mir )u @nbe
ge^t". 3)ann gab fte berfelben nod^ äluftt&ge )u äSeil^«
nad^tSgefd^enten ffir i^re SnfeL äRan l^ielt i^re Arattf^eit
für unbebeutenb, unb fo lamen il^r nod^ in ben Ie|ten
SebenStagen (Sinlabungen ju; bei einer berfelben He^ fie
fid^ mit ben SBorten entfd^ulbigen, «bie grau SRat fönne
nid^t fommen, fie mfiffe atteweil jierben". @in Äonjert in
ber 9lal^e il^rer äBol^nung an ber ^aupttoad^e Deranla^te
fie SU ber l^offnungSreid^en SKugerung : „^un ro\\L id^ beim
®infd^Iafen anbie.3Rufi{ ben!en, bie mid^ balb im ^immel
empfangen wirb". 3^re finblid^e 6rgebenl&eit im Seiben
offenbarte fie mit folgenden 3Borten an eine greunbin:
n&^ii^^t bin id^ t)öllig unleiblid^ geiDefen unb l^abe mid^
miber ben lieben ®ott gen)e]^rt^ mie ein tteineS jtinb^ baS
nimmer meife, ma» e^ an ber SAt ijl. ©eftern aber lonnt'
id^ eis nid^t I&nger mit anfeilen ; ba l^ab* id^ mid^ f elbfl red^t
auSgefd^Iten unb ju mir gefagt: „®i fd^äme bid^, alte 9lätin!
^afl guter S^age genug gel^abt in ber 3BeIt unb ben
^olf gang ba)u ; mu^t^ wenn bie böf en jfommen^ nun aud^
fürlieb nel&men unb lein fo übel ©efid^t mad^en! 2c"
©eboren 1731, entfd^Iief fie in bem l^ol^en SHter oon
77 Salären am 13. September 1808. — Sie flammte au8
ber alten f^ranf furter gamilie ^e;tor, bereu $auS an
ber großen ^ebbergerflra^e lag. 3^r SBater^ ber bamalige
Stabtfd^ultl^ei^, foQ bie munberbare @abe befeffen l^aben,
3u!ünftige 99egebenbeiten ooraui^iufel^en ; fo ;. 99L feine @r«
mäl^Iung jum Sd^ult^ei^en.
®oetl^eS SBorfal^ren oäterlid^er SeitS flammen auS
airtem in 2:i^üringen. SSon bort roanberte fein ©rofeoater
griebrid^ ®eorg ol^ Sd^neibergef eQe nad^ granf furt^ l^eiratete
bie Dermitmete SBefigerin beS ®afll^ofS „jum SBeiben^of
268 Setü^mte Sranffurter.
(3eilr ie|t ipauS 9Ro}att), würbe ®a^altex itnb gelangte
}u großem ä^ermögen.
9Cuf beibe testeten b^iel^t fid^ bie ^ortfegung ht& oben
citierten ®ebtd^tei^:
Ural^nl^err loar bcv ©d^dnften l^lb,
S)ad fpu!t fo l^in unb hiebet;
Urol^nfrau liebte ©d^mutf unb ®oIb,
S)a§ 3U(It iDol^l burd^ bie ^lieber.
Unb fo f daliegt et benn mit ber befd^eibenen f^tage:
SBad ift benn an bem ganzen äBid^t
Original 3u nennen?
9lld ber @ol^n beS l^ieftgen Aaufmann^ @eorg $^ilipp
iRird^ner, befud^te er )uetft ba& ©^mnaftum unb {lubierte
bann in Erlangen 3:^eologie. 9lad^ SSoQenbung feiner
6tnbien nrntb er ipanilel^rer bei ber ^milie SRanSfopf,
bann Seigrer am SBaifenl^anS unb ^rebiger am ^rrenljani^
SBon 1804—1807 mirlte er ate Seigrer am ®9mna^nm,
fobann als $rebiger an ber ^rd^e beS ^fpitaliS tum
^eiligen ®ei{i (bamaliS nod^ am @eiflpförtd^en). 9>urd^
feine an}ie^enben $rebtgten nmrbe biefe ^rd^e eine ber
befud^teflen ber @tabt. SSom prflen $rimai$, ber i^n fe^r
^od^ fd^lte^ mnrbe er lum 3RitgIieb beS nenerrid^teten
Oberfd^uU unb @tubienrateiS ernannt, an ber bamals lanm
entftanbenen SDtnflerfd^ule mar er wrfibergel^enb le^renb
t^tig ; aud^ um bie @rflnbung ber Sßeigf rauenfd^ule mad^te
er fid^ oerbient 3»^ S^l&te 1815 erl^ielt er einen 3fluf
a\& ^fprebiger unb 9leifebegleiter beiS mflrttembergifd^en
^onprii^en, leiftete bemfelben jebod^ teine ^Ige. 1833 marb
er $rebiger an ber neuen ^uptürd^e ju @t. ^uL Sud
8erü^mte ^anffurter. 269
biefer el^rent)oIIen SteQe tief il^n jebod^ fd^on nad^ einem
Sa^re, am 1. Sanuar 1835, ber %ob ab.
@t tDat auf ben Derfd^iebenflen geiftigen ®ebieten ttiätig,
befonbetS beliebt xoat et a\A Sehtet unb jtanjeltebnet.
@ein Sßal^lfptud^ toat: ,,@eitbetn ®ott fptad^: @i$ toerbe Sid&t!
tDitb bie ^^infterniS {eine bauetnbe SRad^t mel^t gen)innen/
Sc ift bet etfle ©efd^id^tfd^teibet filr unf ete @tabt gen^ot^^
ben. 3Bd^tenb SetSner^ S^tonit nut Diele ungeotbnete ^ta^-
tid^ten fiberliefett^ tDu^te JHtd^net ein ®an}ei$ su fd^affen^
ba« in jmei Sfinbcn 1807 unb 1810 erfd^ien. Seibet
tonnte et bad 3Bet{ nid^t DoQenben, fo ba^ eS nut bis 1612
teid&l. Später (1818) etfd^ienen nod^ feine ^Slnfid^ten
bet ©labt ^anffutt", bie mel^t befd^reibenbet Ätt finb. —
98ie et in feinem ganjen Seben ein 93ilb bet ©infad^^eit
n)at, fo n)ilnfd^te et aud^ in bet @tiQe beetbigt gn toetben.
©ein ©entmal, burd^ fteiwittige 83eittftge etmöglid&t unb
Don bem f^ranf f uttet Afinfllet $ e 1 1 9 in IebenSt)oQet äl^m
Hd^teit ausgeführt, n)utbe an feinem l^unbettjl&^rigen ©e-
burtStage (14. 3uli 1879) ent^üttt.
3)ie äSerfi^mt^eit biefet ^amilie beginnt mitäRapet
«mfd^el SRot^fd^ilb. S)etfelbe mürbe 1743 in bem §auS
SRr. 148 in bet S^bengaffe geboten, ©ein SSatet ^atte i^n
anfangs füt baS ©tubium bet jfibifd^en 3:^eologie befiimmt
unb beSl^alb in bie ©d^ule nad^ f^fitt^ gebtad^t. S^bod^
beflimmte et il^n balb batauf ffit ben JQanbelSftanb unb
tl^at i^n nad^ beftanbenet Sel^tjeit in ein ^anf^auS nad^
$annot)et. 9lad^ f$tan{futt jutfidtgefe^tt, fing Wl. Slmfd^el
1771 ein eigenes @efd^aft an, baS et balb }ut 99Ifite btad^te.
©ein Snfel^en flieg fo fel^t, ba^ i^n bet Sanbgtaf t)on
.,^»» ll
270
^rnes^bnd, Sil^da IX^ 1801 p {eoKB ^0f^^
jBboi iitgtf ums bmuli' t nü) ^isoi^nEt enumtc SSkx Sttiib^
gm? nü) 1 fis ^SBtff bcittai viii& Ssttni^ bei wcboMtri'
ioni^ gifi^ehitnegei il776 — 1783), fnoie m ben
jfcziesitanscs, bie iaislge ber fxin^m^^
taäbmlfOLf iwfbfrbplt boi |i»j ^ fif >fcf i ff vkä/t Inf cslie ifyctt
lU 6dQMitai tqpnaga neriatft mab bafftr
SioBt GuautL bcfoaou ^feff^w i^t vor
bffifcilb bei Yosft gcosQi Suniifiaiäat is boi Sefit ciscft
Y^ fiTOBcm SmBö^oii gcka^ bd bms Sexm&Kas i^nt
fbtln^Qb svubise £ticsn< Ifivm. 2)«zasi nn, bafe ^
s^ce» mm Soibsrafcm iba nsscnratf JKiTuMni Bulbm
Usmäboi ä ^iofr g^äbTüAoL 3^ imfte sab fie pm
StIIßt borir ^bobne lAag im maoi oseaa Scfi^^fiÜc be^
n|em Xstu, ofion ni MI %(fau£e ffad^üwi bei 9bt^
td^iOndn Sermlg»^. 6<br «sf-iritct ift bie Wagßit, ba|
ter äox^iaf arm Hui (Selb kb» 17£^2 ün gA m, (ob^
di CT böm Soibnascm ber gfru^Ms ikr ba S^ds
btf ^mH crgrercx mx^e. Slns bouii |ittai js bie
^TfcqDHm j h amF i in bcieft Sü taue er iSSm am Wefcm
Dcx Hia €^ ix 6i&erbRt tda^ i>ie6a^ tn^ fUi
mämia in 1S06 jat aa6^ai bei i T i a|ifiW|-m gmW^e
§töti nisdntidbea «er xb2» ber äoo^siar tte^ feimec Sea?
TraTTTBT nm bea liaruliabni Srro^ma lar gte^t flodtigt
mmm. laä li X« 9«JHtbe, bBS dbcb^flb hai aaaei^
izamie S£t im Hsam Sixtea «fr^nbau ida rtjnmi 8db
rat der um )ai TÜoCioabni fcraqvi^ea holir taatem laffea,
mMt xAoi SxoJvD' p ^ua£:l kA ia xr ^abcagoff e
sndacf. mr el iäexiifijBC iicav ^icnn jhAl 3te baauili
irtiranTim, ^bs da tiaJk^rikii: aal aeciil, bea
8erü^mie gftanffudet. 271
f^rattjofen (bie bantatö unter augereatt ^antfttrt befe^t
l^atten unb 4 SRiEion fJrancS Äontribution forbertcti) ju
fagen^ ba^ bed Sanbgrafen fibel eriDorbened ®elb in älntfd^el
ätot^fd^ilbiS AeQetn liege. S)ort lag eiS in ätot^d^ilbiS äBein-
ffiffetn uerborgen." So uiel jie^t ober nnjweifell^aft feji,
bai SRot^fd^Ub bent prflen bad ®elb in biefer gefO^rlid^en
3eit gerettet unb biiS }ur 9Biebereinfe^ung bedfelben im
Saläre 1813 für beibe 3;eile uorteill^aft uerroaltet l^at. €el^r
einträglid^ war eiS indbef onbere, ba^ Stotl^fd^ilb in bem Ariege
ber ©nglftnber unb ©panier gegen 5Rapoleon (1808—1812)
eS untemel^nten fonnte, ben @nglänbetn bie nötigen um
gel^euren ®elbfuntmen nad^ Spanien }u fd^affen. äRaper
amfd&el jiarb 1812 nod^ vox ber fe^nlid&fl gewünfd^ten
aSBiebereinf eftung be^ Sanbgraf en. 6r ^interiie^ eine SEBitroe,
bie biiS ju i^rem am 7. SKai 1849 im alter t)on 96 Sauren
erfolgten ^obe i^re befd^eibene äSo^nung in ber ^ubengaffe
beibehielt, unb fünf Sö^ne, t)on xoA^m bie tner jüngeren
3«>^'ö9^f<§äfte in Sonbon, $ariiS, SEBien unb 5Reapel grün*
beten. 3ebod^ betrieben fie nad^ il^rei^ SSateri^ SBunfd^
äOe größeren ®efd^äftiSunternel^mungen gemeinfam; ber
britte €ol^n 9lat^an Wlayn, ber an ber @pi^e bed Sonboner
®efd^&fted flanb, xonxht afö ^aupt ber f^amilie angefel^en.
S)ie ganje fjamilie mürbe 1815 uom Äaifer t)on Dilerreid^
in ben abel- unb 1822 in ben gceil^errnfUinb erhoben.
Sie »tft^eif Qcnäcnheta.
S>ie i^milie @end(enberg flammt aM bem benad^barten
^riebberg. S)er 9lr}t S^^ann ißartmann @end(enberg lieg
fu$ in ^ranffurt nieber unb mol^nte in bem ^aufe >,ium
i&afen" in ber ipafengaffe.*) ©eine brei ©ö^ne $einrid&
6l^ri|lian, Sodann @l^ri|lian unb Sodann @rad^
Sevttl^mte Stanifutter. 273
gro^enteite nid^tiSfagenben SMngen anffiQte, (ann uniS (einen
l^dl^eren Segriff t)on il^m beibringen, mzxoo\)l fld^ anSf in
*biefen Slufjeid&nungen öftere feine eblc ©cfinnnng offen-
barte. 93ebeutenb n)Qr er aU 9laturalienf ammler ; biefer
Sieb^aberei (onnte er um fo e^er nad^^ängen, aU er t)on
ber erjlen feiner brei grauen ein bebcutenbei^ Vermögen
ererbt ^atte. ^od^berü^ntt xonxhe er burd^ ben ®ebraud&,
ben er fd^Iie^Iid^ t)on biefem SSerntögen ntad^te. älnt
18. auguji 1763 fefete er atö feine unwibermflid&e
:3BiQeniSmeinung fefl, ba^fein S9art)erntj)gen t)on me^r
*ate 100000 ©ulben nebft feinem §aufe unb feinen ©amm^
lungen jur ©rünbung eineiS 3'iüitutiS für Slatur^^ nnb
iQeiKunbe, foroie jur Unter jlfiftung armer Äranfer beftimmt
fein folle. ©iefer ©d^entung entflammen bie „©endfen^
bergifd&en ©tiftungen": bai^ Sürgerfpital, ber Se^tftu^l
für Slnatomie unb SRaturfeinbe (SUlebicinifd^eg Swftitut), ber
botanifd^e ©arten unb bie 93ibliotl^et ©eine erfte ©orge n)ar,
bai^ n)if[enfd^aftlid^e S^ftitut iniS Seben ju rufen, benn er
'^meinte mit Siedet, um baiS ßrantenl^auiS mürbe man ftd^ nad^
feinem 3i)be ol^ne^in me^r belümmern. ®rft 1772 tarn ber
JBau beg Äranfcnl^aufeiS an bie Steige. 3Rit regem ©ifer forgte
er für gute 2luäfü^rung be« SaueiS, inbem er perfönlid^
überatt nad^fa^. 2lm 15. 3Rot)ember 1772 tl^at er babei
einen ge^Itritt unb ftütjte aui^ bebeutenber ^ö^e ^erab.
©d^on nad^ menigen ©tunben flarb er, mürbe bann nad^
feinem SBunfd^e fejiert unb in bem botanifd^en ©arten
begi^aben. SereitiS 1767 l^atte er fid^ bie ®r(aubnid ba}u
erwirtt, aud^ felbfl feine ©rabfd^rift uerfafet, bie uon feiner
tief religiöfen ©efinnung unb feinem froren ©lauben an
ein beffere» SenfeitiS ein berebteg S^^gni» ablegt.
18
Oitfläten^ett Xesi au ^en 9infiaiUn.
3» ber Snfid^t ber ^anptxoa^e mit Umgebung
um 1740.
3n ber SRitte beS 8i(be8 (eflnbet fid^ bie ^aupttoad^e, an
eteUe eines ölteten »oued, im Sa^r 1730 ertid^tet unb oliS SRufler
ber bamaligen 8au!unft angefel^. S)er Sd^itterplol, 5iiS sur ©r^:
rid^tung besS ^enfmald ^rabepla^^ ge^ei^en, biente fd^on bamald
militärifd^en ^mtdtn. 9Bie aud^ bie meiften ber bamaligen ^rottoird
n)ar er burd^ ^öl^erne @d^ran!en t)on ber ^^a^rjlra^e gefd^ieben. gm
Sorbergrunbe ^eigt ftd^ ein S^^^^^unnen, n)ie fold^e Dormald ne^en
ben 9fi5§r(runnen ber alten Sßafferleitung im ®ebraud^ xoaxm unb
erft feit dinrid^tung ber ^umpenfäulen nad^ ber SRitte besS vorigen
Sa^rl^nbertsS biefen attmöl^lid^ n>eid^en mußten. @leid^ bal^intec fte^t
man ben j^l^emen ®fel mit 5led^ernem @attel, ber t)on {haffättigen
@olbaten unb aud^ t>on lieberlid^en ^erfonen befliegen n)erben xauiU,
n)ie ia eine äl^nlic^e @trafe in @(^ulen (id in unfer Sal^r^unbert hinein
fid^ erl^alten ^atte. ®leid^ baneben unter bem @eitengie(el ber 2Bad^
flanb ber @olbatengalgen, vor bem ©fei ein @tod( ober^ald«
eifen (oranger), beffen ^anbfc^eUen beiberfeitd l^erabpngen. S)aiS ^ud--
fleUen am oranger mar eine oftmals angemanbte @trafe. ®d gab
bal^er mel^rere fold^er ^aldeifen unb @töd(e in ber @tabt. ^ad §ais«
eifen oor bem SRömer mürbe 1711 bei ©elegenl^eit ber 5lrönung
Raxld VL entfernt, fo aud^ ber @d^anbpfal^l am ^ebberger X^oxt,
an welchem bie Flamen ber lanbflüd^tigen SSerbred^er angefd^lagen
mürben, 1793 bei ber ©rrid^tung besS ^effemSRonumentd. ©in 6tod(
für nid^t militärifd^e ^erfonen ftanb aud^ neben bem red^tsS auf bem
Silbe fid^tbaren runben ^äusSc^en, bem fog. Xrillerl^ änderen. (Sd
mar bieS ein um einen 3<tpf^ bre^barer großer ^äfig, in ben man
(Sh:nttrenber Sesi su ben 9(nfUl^ten. 276
Sfelbbtel^e, @töret ber nä^tlid^en Stulpe unb SetiKev äl^nli^er Sevgel^
einfpenie. 9Ran breite bann ben ^äfig fo lange um feine äCd^fe, (id
bev (S^ingefperrte taumelnb niebetfiel. 9h)(l^ 1765 er&aute man oon
neuem ein fold^ed ^äudd^en, fd^affte ieboc^ 1779 biefe Strafe aftnslid^
db. Xad oieretf ige ^äudd^en ne^en bem Xvillerl^äudc^en, bad fid^ nod^
zweimal auf bem 8ilbe »ieberl^'olt, ifl ein 3^^^ ^^ großen ^ebeutung
ber auf bem SRo^mavÜ abgel^altenen $ferbemftr!te. @g finb bie
^SuSd^en, inmeld^ »ilbe $fetbe beim 8ef (plagen angebunben »urben,
unb beuten bie beiben ^äuiSd^en im SSorbergntnbe unb hinter ben
parabievenben @olbaten aud^ bie babei befinblic^en ^uffd^mieben an;
ber SSorbau bee letteren @c^miebe ift beutlic^ su etfennen. ^ie iluf<
fiettung biefer Sorbaue unb bie SBotnal^me berartiger iirbeiten, »ie
^ufbefd^lagen, ^olsjerüeinem auf offener @tra^e, bereifen, ba^ ber
SSerfel^r mit 9Bagen (finster) unb fog. 6d^leifen (beren unfer SUb
aud^ eine aufmeift) nod^ nid^t fo gro^ mar, um ^inberung baburd^ ^u
erfal^en. S)ie ^eumage an ber ^tette bed 93ettifd^en $aufeiS (äflo^-
marft 9lr. 1) ift burc^ einen 9Bagen mit $eu genugfam gefem^eid^nei
@d^arfe äCugen merben ben SRed^aniiSmusS mal^mel^men lönnen, burc^
meldten mittelft eined oorftel^enben 93alfenS unb großer 5letten ber
SBagen auf einer 93al!enn)age gewogen mirb, ein primitives SSerfal^ren,
baS jjet^t ber 93rüd(encenteftmaln)age ^at meid^en muffen. SBon Xürmen
fielet man in ber SRitte bed SilbesS ben ^atl^arinenturm, baneben red^tiS
ben alten $f arrturm, oon bief em rec^td ben Xurm ber inneren ^at^a^^
rinenpforte, mäl^renb bie äußere j^atl^arinenpforte fid^ neben ber ^ird^e
)eigi (^atii red^tsS erfc^eint no($ bad Xürmd^en ber alten 93arfü^er^
nunmehrigen ^auliSürc^e. 2inU oon ber ^at^arinenürd^e fte^t ber
ie^t al^eriffene Xurm ber ^onftablermac^e ^eroor.
3u ber Snfid^t bei» 9lömerberg8
V. 3. 165a
tiefes 8ilb erflärt fi($ mittels ber eingebrutften ScSfim unb
IBud^fioben fafk gan) oon felbft C^d ift nur l^insupfügen, ba^ bie
einbauten an ber 9li!olai{ird^e pm Sßerfauf e oon @d^ul^maren bienten.
3m SSorbergrunbe feigen mir ben ^fd^marlt, unb erftaunen über bie
ungemeine ®rö$e ber bargefkeUten ^fc^e. Sieben bem ßi^^brunnen fe^
S9ir einen SRann, ber an einem fold^en Sifd^ oottauf p tragen 1^
18*
276 dxnftrenber %€it pi ben SbtfU^ten.
WUai mBge fU^ ^iec^ci ernmeni, bog 6t5re im SRam in früheren
3eitm tiid^ su bm @eltenl^eiten gel^&rten. 2)er Suflitiab^runnen
f9)etibete nur bei bm frühen ^dfethomingen (oon 1562 bis 1619)
mittels angebtad^tet 9io^en aui 9blerf4nftbe(n, £5menta(^en 2C. roten
imb meifien IBein. Sei ben folgenben Jtrönungen n>urbe, toeil bun^
boiS Ungefiüm bed fßoVttd ber ganje Brunnen in ^fol^ !am, immer
ein eigend für biefe ^er be^mmter ^ffBeinbrumten" improviftert
Snfofem greift ber 3^*^ unfered Silbed, ^dpar 3Rerian, ber
wirflic^ Kt^ungdfeier be§ ga^ed 1658 in ttwad dox, ba bei biefer
3um erflenmol ein eigener SBeinbrunnen in ber 9lä^ bed 3iel^bntnnend
errichtet würbe. •
3» ber anficht dou grantfurt a. 9R.
V. 3. 1550.
93ad und im Gegenfa^ p ber ie|igen Sefd^offen^eit befonbetiS
in bie SCugen fatten mu6, ftnb bie 3Renge ber Sefefiigungdtürme
an unb ouf ber bte gan^e SRainfeite einfd^lie^enben l^ol^en @tabt'
mauer, bie 9RÜI^(eneinri4tung Dor bem Sd^neibroaU, bie ^lac^^
l^bed SRainuferd, bie geringe 9udbel^nung^an!furtS nac^
Ofitn unb Sad^fenl^aufenS nad^ äBefien, bie fonberbare Sefefiigung
beS legieren Drte§ mit ^rbmaU unb ^aUifaben. — hinter ber l^oljen
6tabtmauer muffen bie anfiogenben unfc^einbaren $öufer faft oer^
fd^winben. 9lur für bie oberen Stochoerle mürbe eiS nad^ unb nad^
gefiattet, ^enfterbffnungen in bie SRauem ^u brechen, um Sic^t unb
Suft 3utritt ju Derfd^affen (©. Seite 52). gebeS ^oupttl^or ift mit
einem ftarfen Xurm befefügi gnSbefonbere imponieren und bie
Brütfentürme, ber Siententurm unb bie runben 2;ürme am SeonJ^arbS-
tl^or, am Sd^neibmaQ, an ber SRain^erpforte unb ber fog. „Ulric^ftein"
am @(^umaint§or; aud bem Snnem ber @tabt ragt ftol) ber Xurm
ber Boml^eimer Pforte l^erDor, ber ®fd^enl^eimer Xurm mirb bun^
bie @tabt oerbedft. äSon allen ift gegenmdrtig nur nod^ ber Sflenten-
türm unoerfel^rt erl^alten, oon bem 1635 jerfc^offenen Ulric^ftein ftel^t
nur no($ eine 9fluine. ^u^erl^alb beiS gal^rt^oreS, beS ^auptt^oreS
ber SRainfeite, fielet man eine burd^ ^attifaben gebilbete ^edtung beg
(Singangg; ebenfo fül^rt ein gebetfter ^attifabengang oon beräJle^ger-
Pforte 9ur ^fd^erpforte, bie i^rerfeitsS mieber burd^ eine ftarfe SRauer
©rflfttenber Sest ju ben ^nfUl^ten. 277
mit htm 3Äain oerBunbm wor. — a)ie Snfel am ©djneibioatt, ble
Bis oor einigen Sal^rjel^nten nod^ Dorl^anben mar unb auf ber fid^
nad^ 1628 ein »efeftigungdmer!, bie f^aRil^lfd^anse", Befanb, f^ieb
basS „SRü^lenmaffer" t)on bem eigentlid^en SOilain. 9la(^ ©ntfemting
ber SRü^len Befanb ft^ bort bis 1859 ber 9Binter§afen. S)ad 3Rain^
Ufer mürbe erft in ben brei^iger gal^ren unfereS SoJ^r^nbertsS um
Circo 4 55u6 erl^ö^t (»ergleit^e bie fog. „SWufdjel" am gal^rtl^or). Sluf
unferm Silbe erfc^eint eS fo flad^, ba^ fld^ bei ber 9Jle|gerpforte nod^
eine ^ferbefd^memnfe Befinben fonnte. ^ie beiben Ära§nen fennaeidjnen
ben ,,?Beinmar!t", wo bie SBeinfd^iffe anlegten; oerfdjiebene Sd^uppen
bienten bem 93er(abegefc^äft. — Dberl^alb ber SRainbrütfe feigen mir
bag fumpfige ^ifd^erfelb, nod^ gänslic^ unbebaut unb oon bem
äJletgerbrud^ burd^fc^nitten. %uf ber SRainbrütfe ftnb ba§ Se«
merfendmertefte: bie quer über bie 93rüd(e erbaute S3rüd(enmü§le, bie
beiben bic^t baneben beftnblic^en nid^t ausgemauerten, fonbem nur mit
8o^(enmer! belegten ©teilen (fiel^e @. 56) unb baS bereits @. 61 er-
mö^nte ,,9flattenpujSc^en". ^öd^jlmal^d^einlid^ ift bteS baS auf bem
britten Pfeiler t)om ^^ranlfurter Ufer aud ftd^tbare ^äuSd^en, obfd^on
Sattonn ben fd^malen Slnbau bic^t an ber SRil^le bafür ^Slt 8ei bem
^nblid^ beg bamaligen Sad^fenl^aufenS muffen mir unS, um feine gar
3u geringfc^ä^ige 3Reinung oon biefem Ort ^u befommen, boran erinnern,
bag eS ftd^ im ®egenfa| )u l^ranffurt jiemlid^ meit nad^ Often an^^
bel^nte. 9Bo fl($ ie|t ber fd^önfte Xeil @ad^fenl^aufend befinbet, nämlid^
meftlic^ oom @d^aumaint^or, feigen mir gelber unb äBeinberge; ein
„©d^mengelbrunnen" forgte für ba§ inm Segie^en nötige äBaffer.
9tcmtc SitUtatnt übet hU Oefdftiilftie
3um Sd^Iu^ möge l^ier nod^ eine Suf^^tn^^^f^^^u^d ^^ f^
bem Saläre 1840 erfd^ienenen ©d^riften über ^anffurtS (Skfd^id^te
^iaii ^nben.
äSon ben älteren ©efamtbarftettungen feien ald xox^ix^ er»
nj&l^nt: SerSnet, ©J^roni! 2 »be. gol. 1716. 1734.— Äirdjner,
(Skfdjidjte t)on Sranffurt 2 »be. 1807. 1810; mit Pfeiffer, »e«
pettorium baju. — gic^arlf, ©ntfte^ung oon Sronifurt. 1819. —
»irdjner, Slnfid^ten oon S^onffurt. 2 SBbe. 1818. — SRoritJ, ®in*
leitung in bie ©taatSoerfoffung oon granffuri 2 »be. 1785. 1786.
Son ben neueren äBerfen ftnb in ber 3ufammenftettung nad^
ben einseinen SCbfd^nitten biefesS Sud^eS folgenbe burd^ ^bfürsungen
bejeid^net.
Kr. Bzw. = jiriegf, gr. »ürgersroifle unb Suftänbe]
im 3RitteIalter. (1862.) ( . .
Kr. Bt. I. = Äriegl, a)eutfd^e8 »ürgertum im 3Rittel* l ^^x^,
arter. (1868.) /Äilr
Kr. Bt. n. = Ärieg!, a)eutfd^e3 »ürgcrtum im 3RitteI* i -^Sl
alter. Sfleue golge. (1871.) I ^^
Kr. G. =: Äriegf, ©efc^id^te von gr. a. 3». (1871.) J
A. F. = SlrdJiT) für granffurtg ©efdjid^te unb Äun^. 8 §efte.
(1839—58.)
N. F. = Slrd^io für granffiirt« 9efd&idjte unb 5hinft. Sfleue
golge. 10 öbe. (9 unb 10 im a)rutf. 1860—82.)
N. Bl. = 9leuia^rgblätter be§ SSereind für ©efd^id^te unb Filter«
tumSIunbe. (1859—1881.)
M. =1 SRitteilungen be§ SSereing für ©efd^id^te unb Xlter»
tumäfunbe. 6 öbe. (1860—1881.)
^Id c^ronologifd^e Überfic^ten ftnb p ttro^nm:
ging er, Dr. g. %., 3eittafel jur ©efd^id^te granffurtiS (Programm
ber mittleren ȟrgerfdjule 1857).
@tr idter, Dr., (Eulturgefd^id^tlid^e ^nnalen Don granffurt a. SR. in:
Seitfd^rift für beutfd^e (Eulturgefd^id^te. »b. n. (1857.)
steuere Sitterotuv. 279
Ärieg!, pl^^fifdj'öwgr. öcft^rci^ung ber Umgegenb. A,F.l. —
91(getneiTte Xopograpl^ie t)on ^anffuvt in: %v, a. ^. in feinen l^^giei^
nifdjen SJcrptniffm. (1881.) — Kr. G. 2.: Urseit unb »enennung
ber ®egenb um §r. - • Kr. G. 6 : grüljefte Segetation unb Tierwelt
ber aWainebene. — Kr. Bzw. 8: gr.'S nSd^fte Umgebung im aWittel*
alter. — »et! er, gut Urgefd^ic^te beS aRain» unb Sl^einlonbeS N. F. I.
itnb III. — ^ammeran, Urgefd^id^te von %x, unb ber XounuiSgegenb.
(geftfcirift ber XIII. SCntl^ropologensSerfammlung 1882) mit gunbfarte.
Kr. O. 4: @agen über bie ^ntflel^ung öon %x.; 5: 3eit ber
@nt{le$ung; 8: (9^ntfte§ung oon ©a^fen^aufen (ogl. ^rnolb, fr&n-
üfd^e Seit 277). — »attonn, örtlid^e öefdjreibung non gr. ÖD. L —
»albemar, »efdjreibung oon granifurt (1350). M. I. (»eilage).—
»on(S;ol^aufen,:5ur öef efligung gr.*ä im 3»itttelalter. N. F. IV. —
©djarf f, bie ©trogen ber gran!enfurt. N. F. m.
II. SJerbefferungen unb aSerfd&önerungcn.
. K Bzw. 9 : a)aö Snnere ber @tabt. — K. G. 31 : guftitia*
brunnen auf bem Sflömerberg. — Kr. Bt. II. 9 : löornamen unb 3«*
namen unb Kr. Bzw. 17 : ©c^ers unb @pott in ben $erfonennamen.
(5U @. 47). — Kr. G. 12 : SRainbrüde ; 27 : §al^n auf ber 3»ain*
brüde. — »ederunboonDoen: SBriWenfapette N. Bl, 1880. —
Kr. Bt. I. 11, 12: 5lriminaliufti8, Äriminalftrafen; Kr. Bt. IL 2:
©ef&ngniSwefen (gu @. 59).
III. Aird^U(i^e Sinrid^tungen,
Kr. G. 11 : ©aloatorfird^e. — SlömersSüd^ner, ©al^I- unb
Ärönungöfir(^e (1857). — »attonn, Äaiferbom (1867). — 3»üns
jenberger, Äreujgang am2)om (1876). oergl. M. V. 394, 502, 541.
— ^affaoant, $farrturmbau A. F. 3. — ©trider, ^aufö»
Krdje N. Bl. 1870. — So 4, SBaubenImdler im SRegierungg^öejir!
äBiedbaben @. 115.
IV. ©d&ttlen.
Kr. Bt. II. 4: ©c^ulwefen. — !&elfenftein, ©ntroidelung
bed ©d^ulwefenS (1858).^ (Bifelen, bag beutfdje ©d^ulwefen (Pro-
gramm 1881). — SRommfen, 3ut ^efd^ic^te beiS ©^mna^umiS
280 9leuet^ J^ttetaiui;,
(^Jrogramm 1869). — Wtün^tnhtxatx, ©ntwidelung beS ©d^ul*
wcfenS in ben legten lOgalJren (1880). — ®rotcfenb, ©ntftcljung
ber ©tobtbiMiot^el M. VI.
V. g5Bo^It5ätl9feitiS--attftaUcn.
Kr. G. 20: ©cmcinftttti ber SBürget. — Kr. Bt. L 3: Spitölct;
4: SSerforgungiS^Slnftalten; 5: 93(mbe, Xaubftumme ic; 6: Bettler-
töcfen; 8: ©lenbens^erBcrgm; 9: Armenpflege. — Kr. Bt. II. 3:
@eifleS!ran{e. — Sr^anffurt in feinen l^^gieinifd^en SSer^dltniffen unb
©inrid^tungen (1881).
VI. SDleffen unb 3Sertel^r8n)efen.
Kr. Bzw. 10: 3»effe im SRittelalter. — Äeldjner, ©ebic^te
über bie aReffe M. VL — Kr. Bt. IL Anlage 33 : ©eutfd^er !&anbel
im aJhttelalter. — Kr. G. 32: S^ol^ml^of. — Kr. Bt. I. 14: SBein»
bau. — ©uler, gr. ©olbmünjen unb aRünjwefen A. F. 4. —
Sofep^, a)ie gr. ©ulbenmünse N. F. vm. — Sofepl^, S)ie gr.
SWünsen M. VI. — Kr. Bzw. 11: (Selbgefc^öfte unb !&anbeläban!en
im 3»ittelalter. — ©rotefenb, ©^riftian ®äenolf N. Bl. 1881. —
Naumann, ©igmunb ge^erabenb N. F. VII. — Äeld^ner, Suc^s
^änblermeffe M. VI. — ging er, ®inl^olung beä 3»e6ge(eitö M. III.
— gaull^aber, ® efd^ic^te beä gr. ^oflraef enä N. F. X. (im S)rurf). —
(Drt§, «eic^Smeffen (1765) unb grieä, ^feifergerid^t (1752) finb
nod^ immer braud^bar.)
VII. ©ttttoideluttfl ber bürgerlid^en greil^eit.
Kr. G. 14: 3eit ber ^oljenflaufen. — ®uler, SSogt in gr.
A. F. 8 (rergl. M. I. 277). — ®uler, Über SSerfaffungägefdJic^te
beutfc^er etäbte A. F. 7; N. F. I. n. — ®uler, 3led^tägefd^i(^te
ber ©tabt gr. (geftfc^rift beä X. SuriftenlageS, 1872). — Xl^omaä,
DberH 8" %^' C^^V- — @*arf f, SRed^t ber S)reieid^ (1868). —
©djarff, S)a8 Sfled^t ber ^o^en aRar! N. F. m. — ©c^arff
©faffd^aft SBom^eimer Serg N. F. V. — gSerseidbniö ber öürger«
meifier unb ©d^uU^eifien Kr. Bt. I. «nl^ang. — Kr. Bzw. 1: ttn«
rul^en im 13. 3((§tl^*; ^' Semegungen 3ur S^it SubwigiS b. 9.; 3 : ^er
Slufflanb ber Sänfte; 4: a)er Äat ber 2)reiunbf ed^jig : 5: ©er Äampf
mit bem ÄleruS; 6: ©er Slufflanb von 1525. — Kr. G. 26: gett^
mild^lc^er «ufftanb. — Kr. G. 22 : SRömer. — Kr. Bzw. 15 : Suben
im 3RitteIalter. — Kr. G. 30: ©ie 3ubengaffe. — ©rotefenb,
Subenfd^ladjt oon 1241 M. VI.
VIII. ©efcUigeg SBcfen.
Kr. Bt. I. 10: »rüberf(^aften. — »ömer^SüdJner, 2öo^l:=
(eben ber ©efettfd^aft Limburg. S^it^^tift für beutfc^e (Eulturgefd^id^te
steuere Sitteratur. 281
1856. — Kr. Bzw. 13, 14: S)ie Sünfte unb ba§ ©efetten* unb Sel^r«
litHtdioefett. — Kr. Bt L 16: 3)ie geifltgen (Sctrönle; 17: Äirdjlicfte
gepe; 18: aRa^ljeiten; 19: SBergnügungen imb Suftbarleiten. —
Kr. Bzw. 12: ©pielbanf im 3»ittelalter.
IX. ÄricflÄbebrängniffc.
SBüldet, «rmafinafcnsug N. Bl. 1873. — SBülÄer, »e»
laßerung Don SHeu^ N. Bl. 1877. — Slotl^ Don ©c^redenfiein,
©efc^idjte ber 9lewftgritterfd>aft L »b. — Ufener, Slitterburgen in
bet Umgegenb oon gr. (1852). — Kr. G. 18: Äricg mit ben Äron«
bergem 1389. — Kr. G. 24 : gr. im ©c^moKalbifc^en Äriege ; 25 : 3>ie
3eit beS gnterimö- — (Saffian, SBelagening oon ^. 1552 (^ro*
gramm 1859). — Kr. G. 27 : gr. um bie 3Ritte beg 30 jährigen Äriegeö.
- ©oll^atbt, 2)ic ttbettumpclung ber ©tabt 1759 (1859). —
Ubcrfatt ber Slfleu^äftabt gr. 1759 (1859). — Slittioeger, ©ufUne
in gr. 1792 (1867).-— i&e^ner, gr. im 3a§re 1796 (1867). —
ginger, Xagebüc^er (1795—1818) N. F. VI.— Kr. G. 35: SBieber--
tierftettung ber grei^eit gr.'iS. — ©trief er, bleuere ©efc^ic^te t)on
gr. 4 §cfte. — Äanngiefier, @roberung von gr. 1866 (1877).
X. granffurtiS gcfd&id&tUd^e Sebeutung.
Kr. G. 1: »ebeutung ber ©tobt grat^rt.
XI. Scrül^mte gran!furter.
Serben, (Satterie berühmter granffurter (1861). — Kr. G. 34:
©. 3R. t)on SBet^mann. — 3"^ ©rinnerung an Söcne (1877). —
oon Seaulieu^aRarconna^, ^arl x>on S)alberg. 2 9be. (1879).
— ©tri der, ©oet^e unb gronffurt (1876). — »olger, (8oet^e*g
«aterl&auS (1863). — (Srotef enb, 3ur (Sefd^ic^te ber gamilie ®oet^e
M. VI. — ©teil, Erinnerungen an 3lnton Jlircftner (1879). —
Kr. G. 30: 3ubengaffe unb gamilie »otl^fcbilb. — ©aä !&aug SRot^«
fdJÜb, feine (Sefd^ic^te unb ©efc^äfte (1857). — Ärieg!, a)ie ®e*
brüber ©endenberg (1877).
Seite 9 3. 6 t). 0. lies ,,n. ©^." llatt „v. ©^r."
14 Slnmer!. 3» 2 d. 0. l. „an ber 6teHe ber SeonlJarb8!ir(^e"
ft „bie Seon^arbSütd^e".
43 3. 14 t). 0. l. „ber ©erjog Don SBagcm" il. ,,er".
57 3. 2 t). u. l. „entfernt ifl" ft. „entfernt".
103 3. 1 n. 0. l. „1872" ft. „1876".
104 bie 2. Slnmerfung Bejie^t fic^ ouf baS erfte 3^^^«
136 3. 2 D. 0. l. „brittältefke" ft. „sweitältefte." (»gt. etritfer
91. ®. @. 273.)
150 leite 3eile füge ju „an baS ©aloatorftift".
152 3. 9 0. 0. I. „1818^' ft. „1810".
252 3- 3 D. u. ergänje „l^ier" oor „ben".
252 3. 2. t>. u. füge ^insu: „%id ben Ort, xoo biefed Sager
auf gef (plagen n)urbe, be^eid^net man baS @ a ( g e n f e l b.
Uberl^aupt §atte ber Ort, xoo fi^ ber Balgen befanb,
als @innbilb ber l^ol^en ®eric^tiSbar!eit (beS ^lutbanneS),
ein ganj befonbereS ftnfel^en. ^n ^nbetrac^t biefer
Umft&nbe polten einige baS @algenfelb für baS eigent«
li($e Sßal^lfelb.
„ 261 3. 15. 0. 0. I. „gefdj" ft i^SedJ".
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