Skip to main content

Full text of "Geschichte von Schlosshof: Cultur-historische Skizze des K. U. K ..."

See other formats


This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project 
to make the world's books discoverable online. 

It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject 
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books 
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that 's often difficult to discover. 

Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the 
publisher to a library and finally to you. 

Usage guidelines 

Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the 
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to 
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying. 

We also ask that you: 

+ Make non-commercial use of the file s We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for 
personal, non-commercial purposes. 

+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machine 
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the 
use of public domain materials for these purposes and may be able to help. 

+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find 
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it. 

+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just 
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other 
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can't off er guidance on whether any specific use of 
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner 
any where in the world. Copyright infringement liability can be quite severe. 

About Google Book Search 

Google's mission is to organize the world's Information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers 
discover the world's books white helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll text of this book on the web 



at |http : //books . google . com/ 




über dieses Buch 

Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im 
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde. 

Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch, 
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann 
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles 
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist. 

Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin- 
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat. 

Nutzungsrichtlinien 

Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse 
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese 
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch 
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen. 

Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien: 

+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese 
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden. 

+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen 
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen 
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen 
unter Umständen helfen. 

+ Beibehaltung von Google -Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über 
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht. 

+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein, 
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA 
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist 
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig 
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der 
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben. 

Über Google Buchsuche 

Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google 
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen. 



Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter http : //books . google . com durchsuchen. 




<h~ 3/ 



^ 1 



o< -6 J 



rrr 



r^* 't ■'.' 7^ ^' ■.*.«^-,>^ 



Rriegurüi.i V..2 M 



Geschichte von Schloßhof. 



Cultur-historische Skizze 
des k. u. k. Lustschlosses Schloßhof a. d. March 



von 



Oberstlieutenant Max Haller, 

Commandant des k. u. k. Militär-Reit- und Fahrlehrer-Instituts in Schloßhof. 



Mit 4 Vollbildern und 32 Text -Illustrationen. 

P 



'^M^^ 
^ A "" 



)r.'*i^^ 



Wien, 1903. 

Verlag der Buchhandlung Carl v. Hölzl. 



T^ 3/a §3 



UNIVERSITT 
Vn 4 1965 



5"tc7rY~ 



DWßk VW Rndftlf M. Rphwr in ^rünn. 



Vorrede. 



Die Anregung zur Zusammenstellung der vorliegenden 
culturgeschichtlichen Skizze ergab sich aus der Absicht des Ver- 
fassers, ein Tagebuch des im October 1899 in Schloßhof neu 
etablierten k. u. k. Militär-Reit- und Fahrlehrer- Institutes anzu- 
legen, welches Tagebuch seinerzeit die Grundlage einer Geschichte 
dieses Institutes bilden soll. Es stellt demnach diese Skizze den 
historischen Theil, sozusagen die Einleitung dar zur künftigen 
Instituts-Geschichte. 

Die bei der Verfassung benützten Quellen erscheinen im 
Texte angeführt. 

Der Verfasser. 



Geschichte von Schloßhof. 



Um zu einer chronologisch aufgebauten Geschichte von 
Schloßhof zu gelangen, erscheint es nothwendig, zunächst 
nur im Gerippe die Entstehung des Schlosses zu schildern 
und die einzelnen Besitzer der Herrschaft aufzuzählen. Da aber 
das Schloß von einem Besitzer der Herrschaft Hof an der 
March, dem gegenwärtigen Markthof, gegründet worden ist, 
müssen wir vorerst den historischen Spuren dieser letzteren Ge- 
meinde folgen. 

Gerade der südöstliche Theil des Marchfeldes, nämlich der 
am Einflüsse der March in die Donau gelegene und Marichort 
(Marchort) benannte, ist ein uralter, historischer Boden. 

Als das den Ungarn abgenommene Gebiet der Ostmark, 
zwischen den Flüssen Donau, March und Thaya, vom Kaiser 
Heinrich IV. an verschiedene Herren als Lehen verschenkt wurde, 
erhielt auf dem Reichstage zu Regensburg am 6. März 1067 der 
Bischof Altmann von Passau „ein Dorf Disinfurth, das Recht der 
Überfuhr über die March, und unterhalb, die Ortschaften Poun- 
garten, Stoutpharrich, Modzidala, welches ein Eigen des Mark- 
grafen Ernst ist, und 50 königliche Hüben im Gau Ostricha in 
der Mark des Markgrafen Ernst". 

Das „Poungarten" dieser Schenkung ist „Baumgarten an 
der March", „Stoutpharrich (Stutenpferch) das heutige Stopfen- 
reith", „Modzidala" ist das ehemalige „Matzneusiedel" bei Probs- 
dorf; der gegenwärtig in dieser Gegend nicht mehr vorkommende 
Ort „Disinfurth" ist nach den Forschungen M. A. v. Beckers 
an der Stelle des heutigen „Hof an der March" zu suchen. 

1 



— 2 — 

Es wird angenommen, daß dieses „Disinfurth" sich bis un- 
mittelbar an die March ausgedehnt habe, durch Überschwem- 
mungen aber zugrunde gegangen ist; ein „Hof** auf dem etwas 
höher gelegenen Gebiete des Ortes dürfte von der Zerstörung be- 
wahrt worden sein und der dort entstandenen Feste „Hoff an 
der March" und dem späteren Dorfe den Namen gegeben haben. 

Diese Vertheidigungsfeste, gegen die Einfälle der Ungarn 
erbaut, wird bereits nach der Mitte des XII. Jahrhunderts genannt 
und gehörte sammt dem Dorfe — nach den Forschungen von 
Wolf gang Laz — der Familie des adeligen Geschlechtes „von 
Eckartsau" (Eckehertsawe), welcher das heutige Eckartsau als 
Stammschloß diente. Diese Feste gewann nebst ihrer Lage an 
der Landesgrenze auch noch dadurch an Bedeutung, weil durch 
sie ein wichtiger, vielfach benutzter Übergang über die March 
geschützt wurde : die Fürth, das „Urfahr", ein uraltes Privilegium, 
das bis zu der Errichtung der ersten Brücke über die March 
zwischen Schloßhof und Neudorf im Jahre 1771 ausgeübt wurde.^ 

Die Eckartsauer verblieben im Besitze von Hoff an der 
March bis zum Jahre 1507, wo dieses Geschlecht mit Wilhelm 
von Eckartsau im Mannesstamme erlosch. Durch die Ver- 
ehelichung der Tochter dieses letzten Eckartsauers, Anna, gelangte 
der Besitz an die Familie derer von Pollheim, welche ihn 
wiederum in den fünfziger Jahren des XVI. Jahrhunderts an die 
steierische Familie der Pranckh zu Rickerstorf verkauften. 

Unter dem zweiten Herrn dieses Geschlechtes, Friedrich 
von Pranckh (gestorben 1627), wurde anstatt der halbverfallenen 
und wenig geräumigen Feste in Hoff an der March das 
„Schloß Hoff" erbaut, allerdings noch nicht in jener Form und 
Größe, wie wir es heute kennen. 

Außer den soeben erwähnten Ursachen dürften die all- 
zuhäufigen und großen Überschwemmungen, denen die alte Feste 
ausgesetzt war, der Grund gewesen sein, warum sie keinen sehr 
verlockenden Aufenthaltsort für einen Herrschaftsbesitzer abgegeben 
haben mochte. Da die Baumaterialien für das neue Kastell von 



^ Das alte „Urfahr" = Überfuhr, befand sich an jener Stelle oberhalb 
von Markthof, wo heute noch die Statue des hl. Johannes von Nepomuk steht: 
die gegenwärtige Überfuhr liegt mehr flußaufwärts bei Neudorf, bei der zerstörten 
Marchbrücke. 



— 3 — 

der aufgegebenen, alten Feste genommen wurden, ist es erklär- 
lich, daß von letzterer heute nur mehr sehr spärliche Überreste 
existieren. 

Der genannte Friedrich von Pranckh vermachte bei 
seinem Tode die Herrschaft „Markt und Schloß Hoff" seiner 
Tochter Elisabeth, durch welche dieses Besitzthum im Wege der 
Ehe an die Familie der Freiherren von Gienger überging 
und bis zum Jahre 1640 verblieb. Hans, Jakob von Gienger 
verkaufte die Herrschaft an den Grafen Johann, Ehrenreich 
Concin von Penna, dessen Familie schon längere Zeit früher 
Niederweiden und Engelhartstetten besessen hatte. 

Graf von Concin verkaufte „Markt und Schloß Hoff 
an der March* im Jahre 1656 an Jakob, Grafen von Brandis; 
nach dessen bald darauf erfolgtem Tode wurde die Herrschaft 1659 
von Hans, Freiherrn von Lamberg von Orteneck und 
Ottenstein gekauft. Derselbe behielt sie nur zwei Jahre; 1661 
wechselte sie abermals ihren Besitzer, den wir in dem Grafen 
Adam, Maximilian von Saint-Julien finden, welcher zugleich 
Herr in Stopfe nreith war. 

Die Familie der Grafen von Saint-Julien behielt Markt 
und Schloß Hoff bis zum Jahre 1725, wo Prinz Eugen von 
Savoyen die Herrschaft kaufte. 

Mit der Übernahme der Herrschaft durch den Prinzen Eugen 
von Savoyen, welcher nebst bedeutender Geldsummen auch seine 
hohen, künstlerischen Bestrebungen auf den Ausbau des Schlosses, 
des Parkes und der ganzen Umgebung verwendete, trat Schloß- 
hof, dessen Area durch den Ankauf der Herrschaft Niederweiden 
vergrößert wurde, in eine neue,glänzendePeriode der Entwickelung. 

Der kunstsinnige Prinz konnte sich indeß nicht lange seines 
mit reicher Erfahrung und verschwenderischer Hand ausgestatteten 
Besitzes erfreuen; er starb am 21. April 1736 in seinem Wiener 
Palais eines plötzlichen Todes. 

Es entstand ein Streit um seine großartige Erbschaft; sie 
fiel einer Nichte Eugens, der Prinzessin Maria, Anna, Viktoria, 
der Tochter des Grafen Ludwig, Thomas von Soissons zu. 

Dieselbe vermählte sich 1738 mit dem Prinzen Friedrich 
Wilhelm von Sachsen-Hildburghausen und schenkte die 



— 4 — 

Herrschaften Schloßhof, Markthof und Engelhartstetten ihrem 
Gemahl. 

Die Kaiserin Maria Theresia besuchte mit ihrem Gatten, 
Kaiser Franz L, 1754 Schloßhof und gewann an dem herrlichen 
Besitz ein derartiges Gefallen, daß sie die genannten Herr- 
schaften vom Prinzen von Sachsen-Hildburghausen ankaufte 
und sie ihrem kaiserlichen Gemahl zum Geschenk machte. 

Vorübergehend war noch der jüngste Sohn der großen 
Kaiserin, Erzherzog Maximilian, Besitzer von Schloßhof, dem 
es die Kaiserin nach dem Tode des Kaisers Franz I. schenkte; 
seit jener Zeit aber verblieben die mehrgenannten Herrschaften 
Schloßhof, Niederweiden und Eckartsau neben der Herr- 
schaft Orth an der Donau im Besitze des österreichischen 
Herrscherhauses. 

Auf Grund dieser chronologisch zusammengestellten Daten 
über die Besitzer und die damit im Zusammenhang stehende 
bauliche und kulturelle Entwickelung von Schloßhof, wollen wir 
die nachstehende Skizze in fünf Perioden eintheilen und darnach 
behandeln. 

I. Periode. Schloßhof bis zur Übernahme durch den Prinzen 
Eugen von Savoyen (etwa 1605—1725). 

IL Periode. Schloßhof im Besitze des Prinzen Eugen von 
Savoyen und des Prinzen von Sachsen-Hildburghausen (1725— 1755). 

III. Periode. Schloßhof unter Maria Theresia (1755— 1780). 

IV. Periode. Schloßhof nach dem Tode Maria Theresias 
(1780) bis zum Jahre 1898, d. h. bis zur Übernahme durch die 
Heeresverwaltung. 

V. Periode. Schloßhof im Jahre 1898 und 1899. 



I. Periode. 

Schloßhof bis zur Übernahme durch den Prinzen Eugen von 
Savoyen (etwa 1605—1725). 

" Wie bereits erwähnt, wurde das Schloß „Hoff an der 
March" in den ersten Jahren des XVII. Jahrhunderts erbaut, als 
die Herrschaft „Hoff an der March" im Besitze der freiherrlichen 



— 5 — 

Familie Pranckh von Rickerstorf sich befand. Als Erbauer des 
Schlosses ist Friedrich von Pranckh zu betrachten, welcher 
m niederösterreichischen „Gültenbuche" als Besitzer der genannten 
Herrschaft im Jahre 1572 nominiert erscheint. 

Dieser Friedrich von Pranckh war mit Rosina, geb. 
Dörrin von Deutsch-Altenburg vermählt, welche am 10. Mai 
1598 starb; bei diesem Anlasse ließ Friedrich von Pranckh für 
seine Gattin und für sich selbst ein Grabdenkmal aus rothem Marmor 
anfertigen, welches sein und seiner Gattin Wappen, über demselben 
die Grabinschrift für Friedrich von Pranckh, unterhalb aber jene 
für die Gattin enthielt Dieses Grabdenkmal ist heute noch in 
der Pfarrkirche zu Markthof an der Nordwand der Kapelle der 
vierzehn Nothhelfer zu sehen. ^ 

Es ist für uns nothwendig, dieses Grabdenkmal, namentlich 
aber dessen Wappen als das der Familie von Pranckh zu 
constatieren, weil es genau mit jenem Wappensteine überein- 
stimmt, welcher — gleichfalls aus Marmor — im ebenerdigen 
Bogengänge an der Ostseite des inneren Burghofes in Schloßhof 
in die Mauer eingelassen ist. 

Drei Forscher, Schweigkhardt, Arneth und Keiblinger 
sehen dieses in Schloßhof befindliche Wappen für jenes der Frei- 
herrn von Gienger an, und leiten auf Grund desselben und 
auf Grund des Umstandes, daß dieses Schloß im Volksmunde 
lange Zeit hindurch das „Gienger-Schlößchen" hieß, die An- 
sicht ab, Schloßhof sei erst später von einem Freiherrn von 
Gienger erbaut worden, dessen Familie in der Zeit von 1627 — 1640 
im Besitze der Herrschaft Hoff an der March sich befand. 



* Diese Grabinschrift lautet: ,Hie legt begraben der edl und gestreng 
Herr Friedrich von Pranckh zum Hoff an der March, welcher in Gott seliglichen 

entschlaffen ist den im 1 . . Jaer, deme und uns allen Gott 

durch Christum ein fröhliche Auferstehung verieihen wolle. Amen." (Folgen zwei 
Wappenschilde.) 

,Hie ligt begraben die edl vill ehr- und tugendreiche Frau Rosina von 
Pranckh geborne Dörrin vom Deutschen Altenburg, Herrn Friedrichen von Pranckh 
zum Hoff an der March eheliche Gemahel, welche in Gott entschlaffen ist den 
10, Dag May des 1598 Jares. Gott der allmächtig wolle Ihr und uns allen gnedig 
und barmherzig seyen und eine fröhliche Auferstehung verleihen wollen. Amen." 

Bis in die dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts befand sich 
dieser Grabstein beiläufig mitten in der Kirche. 



— 6 — 

Es steht jedoch außer jedem Zweifel, daß nicht ein Frei- 
herr von Gienger, sondern daß Friedrich von Pranckh als 
der Erbauer von Schloßhof zu betrachten ist; nicht nur stimmt 
das erwähnte Wappen im Schlosse mit jenem am Grabdenkmale 
Friedrichs von Pranckh in der Markthofer Kirche völlig überein, 
sondern auch in dem Urbarium^ vom Jahre 1639, welches 
sich im Archive zu Schloßhof befand, ist diese Thatsache zu er- 
sehen; es heißt nämlich darin wörtlich: „das Schloß Hoff an der 
March, so von Weyl. Herren Friedrichen von Pranckh seel, 
samt dem dabey liegenden Mayrhoff, Stall, Städl, Gärten und 
Teuchteln erst zugericht und erbaut worden ......" 

Auf Grund dieser Thatsachen müssen wir somit als den 
Erbauer von Schloßhof Friedrich von Pranckh ansehen, und 
da derselbe im Jahre 1627 starb, annehmen, daß das Schloß in 
den ersten Jahren des XVII. Jahrhunderts erbaut worden ist. 

Wir haben bereits darauf hingewiesen, daß als die veran- 
lassende Ursache des Baues wohl der baufällige Zustand des 
bisherigen Herrschaftssitzes, der alten Feste in Markthof, dann 
die dort so häufig auftretenden Überschwempiungen zu betrachten 
sein dürften, welche früher wohl noch schädlicher und lästiger 
gewesen sein möchten. Der „Hofer Berg" bot für den neu zu 
erbauenden Herrensitz infolge seiner vor den Fluten der Donau 
und der March gesicherten Lage, durch die gesündere und freund- 
lichere Gegend und die hübsche Fernsicht einen besonders ge- 
eigneten Punkt. Außerdem war beim Schlosse die Jagd ergiebiger, 
während in der Niederung das Wild sehr häufig vom Hochwasser 
verscheucht und vernichtet wurde. 

Über die Lage von Schloßhof lesen wir in M. A. v. Beckers 
„Topographie" IL Band, nachstehend: 

„Nördlich der Marchmündung, an der rechtsseitigen Thalsohle 
des Flusses, erhebt sich in Gestalt eines schiefliegenden, gleich- 

^ Dieses .Urbarium" ist ein Pergamentdocument, enthaltend auf 43 Folio- 
seiten die bisherigen Besitzer der Herrschaft Hoff an der March und ein deut- 
liches Bild des gesammten Besitzes „mit allen derenselben Herrlichkeiten, Obrig- 
keiten, Land-Gerichten, Freyheiten, Mannschafften, Gülten, Dienst-Märkten und 
Marckts-Freyheiten, Dörfern, Mayrhöffen, Weingärten, Wein- und Getraidt- wie 
auch gross- und kleinen Zehendt, Gejaiden, Auen, Wüdt-Bahn, Wisen, Wiess- 
diensten, Weyden, Höltzern, Mauth, Urfahr, Brait-Aecker, Fischweyden und andere 
belehends und unbelehents, ihr jedes mit seinen Nutzungen, ein- und zugehörungen/ 



— 7 — 



schenkeligen Dreieckes, dessen Scheitelpunkt nach Südost gekehrt 
ist, eine Bank uralt angeschwemmten Bodens, circa 33 Meter 
über der Thalsohle (Spiegel der March 137 Meter, höchster Punkt 
der Bank 171 Meter) östlich steil ansteigend, westlich sanft ver- 
laufend. Sie mag etwa 18 Quadratkilometer Flächeninhalt ent- 
halten und ist theils mit kurzem Gehölz, zumeist mit Acker besetzt 
und zeigt an verschiedenen Stellen, namentlich gegen Süden hin, 



Hoff an^D£kMarch" 



k:m^^ 




Schloßhof im XVffl. Jahrhundert. 

(Aus Vischers Topographie vom Jahre 1672.) 

unverkennbare Spuren von Befestigungen zu Kriegszwecken aus 
älterer und neuerer Zeit." 

Die damalige, ursprüngliche Gestalt des Schlosses ist uns 
erhalten in einer Abbildung von Georg Matthäus Vischer 
aus dem Jahre 1672.^ 

Das alte Castell bildet heute noch den Kern des Schloß- 



^ „Topographia Archiducatus Austriae inferioris modernae, seu Conterfei 
und Beschreibung aller Statt, Klöster und Schlösser wie sie anjetzo stehen in 
dem Ertzhertzogtumb Unter-Oesterreich. Hervorgebracht im Jahre 1672 durch 
mühsamen Fleiss Georgii Matthäi Vischer, Geogr.* 



— 8 — 

gebäudes und umfaßte mit seinen vier Fronten den heutigen 
inneren Burghof.- Die beiden, gegenwärtigen Flügel des Schlosses 
wurden erst unter Prinz Eugen angebaut. Das ganze Gebäude 
war einstöckig, ringsumher lief eine Schanzmauer, die sich an 
den Hügel anlehnte; sie war mit Schießscharten versehen, wie 
denn das Schlößchen überhaupt — analog, wie die aufgelassene 
Feste in Markthof — für Vertheidigungszwecke erbaut worden 
war, wofür heute noch die Reste des Wallgrabens an der West- 
seite des Schlosses und die bastionartigen Ecken auf der ersten 
Parkterrasse sprechen. Das Volk will überdies von unterirdischen 
Rettungsgängen wissen, welche vom Schloß bis nach Niederweiden 
geführt haben sollen. Ein unterirdischer Gang ist übrigens heute 
noch constatierbar; unter den Freitreppen der dritten Parkterrasse 
beginnend, unterläuft er augenscheinlich das Schloß, führt dann 
unter der gegenwärtigen Sommerreitschule, mit einem Eingang 
unter der Brücke am Westausgange des Schlosses, und endigt 
am Ende der hier weiterführenden Allee. Derselbe ist zum größten 
Theile eingestürzt und verschüttet. 

Auf dem Dache der Westfront des einstöckigen Schlosses, 
wo sich jetzt die Uhr befindet, bemerken wir auf der Abbildung 
Vischers ein Thürmchen. Innerhalb der Schanzmauer steht noch 
ein kleines Nebengebäude, außerhalb derselben zwei kleine Häuser. 
Auf der Abdachung des Hofer Berges befinden sich an Stelle des 
heutigen Parkes und der Fasanerie Weingärten. 

Dies also war das Bild von Schloßhof, wie es in den ersten 
Jahren des XVII. Jahrhunderts von Friedrich von Pranckh 
erbaut worden ist. Diese Gestalt behielt nun Schloßhof durch 
mehr als ein Jahrhundert (bis 1725), wo die Herrschaft „Hoff 
an der March" durch den Prinzen Eugen von Savoyen angekauft 
wurde. 

Zu bemerken wäre noch, daß am Ende des XVII. Jahr- 
hunderts, als Schloßhof dem Grafen von St. Julien gehörte, im 
Schlosse eine Kapelle eingerichtet wurde, welche Graf Johann, 
Alb recht von St. Julien consecrieren ließ, ferner daß an der 
Westfront eine Uhr angebracht worden ist, dieselbe, welche sich 
heute noch daselbst befindet, und auf welcher das Jahr 1686 zu 
lesen ist. 

Bevor wir zu der epochalen Prinz Eugen-Periode von Schloß- 



— 9 — 

hof, der Periode seiner hervorragenden Verschönerung und Aus- 
gestaltung schreiten, dürfte es nicht ohne Interesse sein, einen 
Blick auf die geschichtlichen und culturellen Verhältnisse 
jener Zeit zu werfen, insoweit sie mit unserem Schlosse in 
Wechselbeziehung stehen. — 

Als das geschichtlich früheste, bedeutendere Ereignis in 
dieser Gegend ist die Schlacht von Groißenbrunn (Chressin- 
prunnen), 12. Juli 1260 zu erwähnen.^ 

Unter Böla IV. König von Ungarn (1235—1270) hatten 
die Steierer das ungarische Joch abgeworfen, weshalb die Ungarn 
in die Steiermark und Österreich einfielen und daselbst heillos 
wirtschafteten. Der böhmische König Ottokar IL zog den Ungarn 
entgegen, und dann standen 200*000 Mann an den beiden Ufern 
der March einander gegenüber. Der rechte Flügel der Böhmen 
lehnte sich an Hof an der March an, die Front der weiteren 
Aufstellung ging über Groißenbrunn, Marchegg, welches 
damals „Maehrle"* hieß, bis Zwerndorf, wo die Mährer unter 
Führung des Olmützer Bischofs Bruno standen. König Böla 
ließ seine Truppen an der alten Markthofer Fürth der March 
überschreiten und die Böhmen, welche sich auf die Höhen von 
Groißenbrunn zurückgezogen hatten, angreifen; er selbst verblieb 
am linken Marchufen Die Schlacht endete mit einem Siege für 
Ottokar, die Ungarn flohen, sie verfehlten indessen auf die Flucht 
die Fürth des Flusses, so daß in den Wellen der March 
14.000 Mann ihr Grab fanden, und — wie König Ottokar in 
seinem Briefe an den Papst Alexander IV. schrieb — „die 
March nicht nur gleich dem Rothen Meere von ungarischem Blute 
gefärbt, sondern so mit Leichen angefüllt war, daß dieselben den 
Siegern als Brücke dienten zur Überschreitung des Flusses." 

Mit B^las IV. Nachfolger, Stefan V. kamen neue Drangsale 
für das Marchfeld. Die alten Einfälle der Ungarn in Österreich 

* Die Weltgeschichte nennt sie die Schlacht im Marchfelde; ebenso wird 
aber auch die Schlacht i. J. 1278 bezeichnet, welche in der Gegend von Stillfried 
zwischen Rudolf von Habsburg und dem König Ottokar II. von Böhmen ge- 
schlagen wurde, wobei letzterer den Tod fand. 

2 Die Stadt- und Grenzfeste Marchegg wurde an Stelle des alten Ortes 
„Mährle** von Ottokar II. i. J. 1268 gegründet; die Einwohner wurden vom 
Könige aus Velehrad in Böhmen dahin berufen. 



— 10 — 

und der Böhmen in Ungarn wiederholten sich. Ottokar IL eroberte 
Preßburg zweimal; im Jahre 1273 überbrückte er die Donau bei 
Rottenstein, am rechten Donauufer, gegenüber von Markthof, um 
den Krieg am rechten Ufer weiter zu führen. An derselben Stelle 
überschritt im Jahre 1278 Rudolf von Habsburg die Donau, 
zog längs der March hinauf bis Marchegg und Stillfried, wo 
es am 26. August zur blutigen Schlacht zwischen dem genannten 







t'^'i' 







Marchegg. 
(Aus Vischers Topographie vom Jahre 1672.) 

Fürsten und König Ottokar II. von Böhmen kam; hier fiel Ottokar, 
sein Leichnam wurde nach Marchegg gebracht. 

Das folgende Jahrhundert, als für unsere Gegend nicht von 
Bedeutung, übergehend, wollen wir mit einigen Worten des Raub- 
ritterwesens erwähnen, unter welchem im XV. Jahrhundert auch 
das Marchfeld schwer zu leiden hatte. 

Nach dem Tode Kaiser Albrechts IL (1439) brachten die 
Grenzfehden zwischen Mähren und Österreich Brandschatzungen 
aller Art für das Marchfeld mit sich, in denen sich Janns von 
Leuchtenberg zu Vöttau, der plündernd bis an die Donau 



— 11 — 

vordrang, besonders hervorthat; seinem Beispiele folgten andere 
österreichische Standesherren, so Ritter Kyenbeiger, Leonhard 
Arberger, die Herren von Jedenspeigen, Tobias der Rorer 
und der ungarische Räuber Pankraz von St. Miklös. Die 
schlimme Sache wurde noch ärger, als im Jahre 1446 die Ungarn 
unter Johann Hunyädy in Österreich einbrachen, denn da gründete 
Pankraz von St. Miklös, der sich unterdessen im Schlosse 




Das Schloß in Marchegg. 
(Aus Vischers Topographie vom Jahre 1672.) 

Skalitz festgesetzt hatte, mit seinen Genossen im Marchfelde 
einen förmlichen Räuberstaat, der sich längere Zeit erhielt. Die 
Räuber überfielen das kaiserliche Schloß Orth an der Donau, 
eroberten es nach tapferer Gegenwehr der Besatzung unter 
Mittendorfer und dem Herrn von Aspern und zerstörten 
es (1452). 

Aber auch in der unmittelbaren Nähe des späteren Schloß- 
hof war ein berüchtigter Räubersitz; in der Burg Grafenweiden,^ 

1 Das k. und k. Jagdschloß Niederweiden, wie wir es kennen, 
wurde im Jahre 1685 von Ernst Rüdiger Graf Starhemberg erbaut und 



— 12 - 

deren Ruinen heute noch im Fasangarten von Niederweiden, 
etwa fünf Minuten vom Jagdschlosse, zu sehen sind, hatte sich 
der bereits erwähnte Raubritter Leonhard Freiherr von 
Arberg, kurz der Arberger genannt, festgesetzt, nachdem er 
diese Burg den Eckartsauern mit Gewalt weggenommen. Mit 
der zügellosen Gertrud von Ror verheiratet, plünderte und 
mordete er von hier aus die ganze Umgebung; als die nieder- 




Schloß Orth an der Donau. 
(Aus Vischers Topographie vom Jahre 1672.) 

österreichischen Stände daran gingen, den Arberger zu vertreiben, 
flüchtete er, während seine Gattin Gertrud die Burg vertheidigte, 
aber capitulieren mußte; neuerdings von dem Raubritter über- 
fallen und erobert, wurde die Burg im Jahre 1450 von den 
ständischen Truppen zurückerobert und dem Landeshauptmann 

später (nach 1725) vom Prinzen Eugen von Savoyen verschönert. (Siehe 
Seite 66.) Die Ruinen der alten Burg Grafenweiden lassen noch einiger- 
maßen den alten Bau erkennen, obwohl der mehrere Meter hohe Steinhaufen 
mit Gesträuch und Bäumen bewachsen ist. Der Wassergraben und die Wälle 
sind noch zu unterscheiden und auch ein Theil des Kellers ist noch vorhanden. 
Diese Burg Grafenweiden, neben welcher auch eine Kirche gestanden sein soll, 
dürfte im Jahre 1529, im ersten Türkeneinfall, zerstört worden sein. 



— 13 - 

Ulrich von Cilly zur Verwaltung übergeben. Leonhard Arberger 
wurde in Wien enthauptet; sein Porträt wurde noch in den letzten 
Jahren im Stiegenhause von Schloßhof gezeigt. 

Die folgenden zwei Jahrhunderte, das XVI. und XVII., brachten 
für das Marchfeld nichts historisch Bemerkenswertes mit sich; 
sowohl die Türkenkriege, als auch der dreißigjährige Krieg 
berührten das Marchfeld nicht. 

Daß unser Schloßhof in den ersten Jahren des XVII. Jahr- 
hunderts gegründet und erbaut worden ist, wurde bereits dar- 
gestellt. 

Die ersten Jahre des XVIII. Jahrhunderts brachten indessen 
neuerdings Kriegszeiten für unsere Gegend, gelegentlich des 
Aufstandes Franz IL Räkoczy, durch die Einfälle der Kurutzen. 

Im Jahre 1703 fiel Graf Käroly in Niederösterreich mit 
300 Insurgenten ein, indem er bei Markthof über die March 
ging. Die ihm hier von den Landständen entgegengeworfene 
Grenzbewachung, theils Militär, theils Bewohner des Marchfeldes, 
wurde im Kampfe überwältigt, die gefangenen Bauern in das 
Käroly *sche Schloß nach Stampfen gebracht, dort ausgeplündert 
und dann entlassen. Die gefangenen Soldaten aber, fünfzig an 
der Zahl, mit ihren Officieren Böringer, Posch mit Sohn, 
Balman, Graf Opperstorff und der Verwalter — oder wie er 
damals hieß der „Pfleger" — von Schloßhof, namens Matthäus 
Leopold Fitsch, wurden als Gefangene nach Tyrnau trans- 
portiert. Die Sieger plünderten die ganze Gegend; Markthof 
wurde gebrandschatzt und dann angezündet, so daß nur die 
Kirche und sieben anstoßende Häuser verschont blieben. Die 
Kirche selbst wurde erbrochen, doch hatte man alles Wertvolle 
vorher nach Wien in Sicherheit gebracht. In Schloßhof wurden 
die unteren Räume arg hergerichtet, das Schloß geplündert und 
der Verwalter, wie bereits erwähnt, als Gefangener weggeführt. 
Groißenbrunn wurde ebenfalls geplündert, auch hier wurde die 
Kirche erbrochen und die Häuser verwüstet. 

Das folgende Jahr 1704 brachte nichts Besseres; 3000 Rebellen 
unter Oezkay fielen in Österreich ein; bei Zwerndorf wurden 
100 Schnitter, 13 Bauern, 2 Soldaten und 2 Knechte erschlagen 
und die Orte Baumgarten, Breitensee und Oberweiden 
geplündert. 



— 14 — 

Am 25, November 1704 wurden in Schloßhof der Zimmer- 
mann Simon Mairer und der Gerichtsdiener Leopold Janik von 
den Rebellen erschlagen. Am selben Tage plünderten die Kurutzen 
aufs neue Groißenbrunn, Niederweiden und Schloßhof, 
welches nun auch größtentheils durch Feuer zerstört wurde, nach- 
dem es schon viermal ausgeplündert worden war. 

Im Jahre 1706 wiederholten sich diese Gräuel; die Bewohner 
von Markthof und Groißenbrunn waren im Jahre 1705 — 1709 
ihrer Heimat ferne und lebten zerstreut, theils in den Donau- 
auen, theils in benachbarten Orten, wie die Totenregister von 
Hainburg, Marchegg und Eckartsau es nachweisen. 

Die Regierung war auf die Invasionen der Kurutzen vor- 
bereitet gewesen, hatte aber nur ungenügende Maßregeln getroffen. 
Im December 1703 zog Graf Otto von Traun an die March, 
und beabsichtigte besonders „derarten Linien ziehen zu lassen, 
und solche Veranstaltungen an denen ungarischen Granitzen zu 
verordnen, damit auf allen Fällen das Land wider die Anfälle 
des rebellischen Räubergesindels verwahret und durch den in 
Eile aufgebotenen Landmann herzhaften Widerstand antreffen 
sollten."^ Auf diese Weise entstanden die an der March befind- 
lichen, heute noch gut erkennbaren Schanzen, welche, bei Still- 
fried beginnend, über Marchegg an der Schloßhofer Brücke vorbei 
bis Theben führten. Stellenweise mußten sie im Laufe der Zeit 
den Wellen des Flusses oder dem Pfluge des Landmannes weichen; 
so ist diese Schanze in der Fortsetzung von Theben bis Stopfen- 
reith nunmehr verschwunden, am anderen Donauufer aber bei 
Deutsch-Altenburg beginnt sie wieder und führt über Rohrau 
bis an den Neusiedler See. Überall finden wir an derselben 
eingetheilte Flächen, Redouten und Sternschanzen, 

Die Kurutzenkämpfe äußerten sich auch später in ihren 
Consequenzen, indem 1710 in Groißenbrunn und Markthof die 
Pest ausbrach. Auch von einer früheren Pest, im Jahre 1655, 
spricht das Pfarrgedenkbuch von Groißenbrunn. An der Grenze 
wurden die strengsten Maßregeln gegen die * Einschleppung 
getroffen; so wurde beispielsweise der Hofmeister des Grafen 
Kolonitsch, Oratio Turi, wegen Übertretung des „Contagions- 



^ Aus „Mercurius Viennensis". 



— 15 — 

Patentes" durch vier Wochen in Schloßhof in Arrest und Contumaz 
gehalten. 

Aber auch die Sicherheit des Landes litt in der Folge durch 
die vorhergegangenen Kurutzenkämpfe; eine Unzahl von Vaga- 
bunden und schlimmer Gesellen durchzog das Marchfeld; es 
wurde im Jahre 1721 eine «Verfolgung und Ausrottung als auf 
dem Lande sich mehrenden Diebs-, Räubers- und anderen 
gemeinschädlichen Gesindels" angeordnet. Dies geschah, indem 
von der March aus eine Truppenmacht von 1063 Mann Cavallerie 
und 315 Mann Fußtruppen nebst 1690 bewaffneten Landes- 
bewohnern das Marchfeld durchstreiften, denen Beichtväter und 
Henker mitgegeben worden sind, um besonders gefährliche Indi- 
viduen gleich an Ort und Stelle hinrichten zu lassen. 

Somit wären wir in historischer Richtung zu jenem Jahre 
angelangt, in welchem der Prinz Eugen von Savoyen die 
Herrschaft Schloß- und Markthof übernahm (1725). 

Wir wollen nur noch einen Blick werfen auf die damaligen 
culturellen Verhältnisse der Gegend, nämlich auf das 
Verhältnis der Unterthanen zur Herrschaft und auf das 
Gerichtswesen jener Zeit. 

In dem bereits erwähnten „Urbarium vom Jahre 1639" wird 
das. Verhältnis zwischen der Schloßhofer Herrschaft und ihren 
Unterthanen nachstehend geschildert: „Zu obgedachtem Schloß 
Hoff gehört der Markt Hoff, das Dorff Leomannsdorff, Stopfen- 
reich, Höflein (am rechten Donau-Ufer), wie auch die Purg Rotten- 
burg mit allen Freyheiten, Obrigkeiten, Robathen und Markts- 
Freyheiten, auch mit Stock- und galgen und allen Malefiz- und 
Landgerichts -Versehen, sambt dem Fischwasser auf der March 
und den Seen. Item Wissmathem, Aeckern und dgl., mit allen 
kleinen Zehendt und zweien drittl des Getreydt-Zehendts da- 
selbsten." 

An den Staat wurde beispielsweise in Markthof für 24 Häuser 
je zwei Gulden und zwei Schilling gezahlt, die ins Landhaus 
getragen werden mußten. Außerdem hatten die sogenannten 
„gestifteten" Häuser jährlich ins Schloß sechs Gulden, sechs 
Schilling und neun Pfennige zu zahlen und Hühner und Eier 
zu geben, wie „landbräuchig". Hierzu kam nebst dem erwähnten 
Zehent noch: „Gehorsam, Robath und andere der Herrschaft 



— 16 — 

zufallende Arbeit zu Hause und zu Feld mit „Verrichtung der 
Hand-Robath, Tbungführen, als auch Ackern, Schneiden, Tretten, 
Mähen und Einführung des Getreydts, Hey, Kraut und Rüeben 
und was sonsten einer Herrschaft des Jahr durch fürfallet und 
nothwendig ist." 

Dafür erhielten die Unterthanen alle Wiesen um einen 
„leidentlichen" Zins. 

Das „Urfahr" und die Mauth wurden einer „vertrauthen 
Person" übergeben; wöchentlich mußte ins Schloß Rechnung 
gelegt werden. 

Die Fischerei muß damals sehr ergiebig gewesen sein; 
sie war um 40 Gulden verpachtet, und die Fischer mußten das 
Schloß alle Freitage mit „einem guten Essen Fisch, sowol auf 
des Herrn- als gesündt-Tisch versehen," oder einen Gulden 
zahlen. Fiengen sie einen „Haupt-" oder sonst einen guten Fisch, 
so mußten sie ihn zuerst der Herrschaft „andeuten und anfeilen". 
Allerdings müssen damals noch mehr Fischwässer vorhanden 
gewesen sein, als heute; denn es werden angeführt: die March, 
der große See, die Königsrunsen, der See hinter dem Dorf (eine 
Ausweitung des Stempfeibaches, heute noch „See" genannt), 
Kirchgrueb, Mühlgrueb und der Hallasee. 

Auf allen Gründen hatte die Herrschaft „alle Wildt-Baahn, 
Roth- und Schwartz-Wild sambt dem Feder-Gejaidt." Auch 
in dieser Richtung wurde Robot geleistet; so mußten beispiels- 
weise im Jahre 1715 Eckartsau, Witzeisdorf, Stopfenreit und Hof 
die Hälfte ihrer Leute hergeben um „Aichl zu glauben" für das 
Schwarzwild; jeder mußte sich auf drei Tage mit Brot versehen. 

In der Schäferei befanden sich 700 Stück Schafe, für welche 
der Schäfer jährlich 525 Gulden Bestandgeld zahlte und außer- 
dem ins Schloß jährlich „14 Lämmer, 14 Kappen und anderthalb 
Käse" zu liefern hatte. 

Der Weingarten um das Schloß, an der Stelle des jetzigen 
Parkes und der Fasanerie, lieferte 80—100 Eimer Wein; dasselbe 
Quantum ergaben die im Thebener Weingebirge gelegenen, 
gleichfalls nach Schloßhof gehörenden fünf Weingärten. 

Die Fleischbank in Markthof hatte die Herrschaft einem 
Fleischhauer überlassen; dieser mußte für das Schloß das Pfund 
Rindfleisch um 10 Pfennige, das Kalbfleisch um 14 Pfennige, 



17 - 



ein „kälbemer Pauscher oder einen Kopf, oder eine gute Ochsen* 
zunge um einen Schilling liefern. Außerdem gab er einen halben 
Centner „ausgelassenes, gutes Rindenes Inslet" um Michaeli ins 
Schloß. 

Was das Gerichtswesen jener Zeit anbelangt,, so erhielt 
bereits Jörg von Eckartsau (1443 — 1492) vom König Ladislaus 
auf seinen Gütern, also auch in Hof, die höhere Gerichtsbarkeit, 
ein Landgericht, so daß er über Leben und Tod richten durfte. 




Schloß Eckartsau. 
(Aus Vischers Topographie vom Jahre 1672.) 

Bis dahin bestand in Markthof nur ein Dorfgericht, oder eine 
Hofmarktgerichtsbarkeit, ein niederes Gericht, denn über Leben 
und Tod wurde in Marchegg gerichtet. Dieses Landgericht, welches 
insbesonders über Mord, Diebstahl, Nothzucht und Brandlegung 
zu entscheiden hatte, verblieb fortan bei den Besitzern der 
Herrschaft Hof. Als die Herrschaft dem Grafen Hans Jakob 
Brandis gehörte, wurden im Jahre 1656 — wie aus einem auf 
uns überkommenen «Landgerichts-Protokolle de anno 1656, der 
Herrschaft Hoff an der March" zu entnehmen ist — die Hoch- 
gerichte in Markthof auf dem sogenannten Kröndl neben der 

2 



— 18 — 

Landstraße außerhalb des Marktes, dann das Hochgericht und 
„Stockh" zu Stopf enreith, endlich der Galgen in Leomannsdorf 
neu errichtet. Auch in Schloßhof ist heute noch eine Richtsäule, 
am Feldweg zur Marchegger Straße, gegenüber dem Meierhofe 
vorhanden. Die Landgerichte waren übrigens nicht gerade stark 
in Anspruch genommen, besonders nicht mit Urtheilen über Leben 
und Tod. Wir erfahren in dem genannten Landgerichts-Protokolle 
vom Jahre 1656 von wenigen in Hof vollstreckten Justificierungen. 
Einige seien hier verzeichnet. 

Im Jahre 1624 ist ein Markthofer, namens Döller, „in das 
Schloß allhier für einen Hexen eingezogen und in den Keller 
imPreuhauss eingelegt worden"; derselbe erhenkte sich in diesem 
Gewahrsam und sein Körper wurde hierauf am Hochgericht 
geköpft, gevierteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. 

Zur Zeit, als Niclas von Gienger Besitzer von Hof . war, 
sind vier Ehefrauen aus Markthof, deren Männer Peter Rugger, 
Wolf Pindter, Matthias Heißen und Matthias Priggl hießen, wegen 
Hexerei „durch ein unparteiisch Recht vom Leben zum Todt durch 
das Schwerth und Feier condamniert worden, welcher Actus 
ingleichen auf ermelten Kröndl bei Hoff an der March geschehen." 

Unter der Herrschaft des Herrn von Pranckh wurde in 
Schloßhof ein junger Ungar gehenkt, welcher seinen Herrn in 
Ungarn bestohlen und die Zeugin seiner That, ein kleines Mädchen, 
mit einer Mistgabel am Halse schwer verwundet hat. Derselbe 
war in Loimersdorf, wo er sich als Knecht verdingen ließ, ver- 
haftet worden. 

Bis vor zwei Jahren wurde in Schloßhof ein langes, breites 
Schwert aufbewahrt, welches als Richtschwert in Verwendung ge- 
standen sein soll. 

Im Jahre 1690 wurde — um noch ein letztes Beispiel an- 
zuführen — dem Pfleger und Landgerichtsverwalter in Schloßhof, 
Johann Franz Krehan, eine Magd vorgeführt, welche ihr Kind 
getötet hatte, indem sie demselben Stroh in den Mund steckte, 
bis es erstickte. Das Gericht bestand aus dem Vorsitzenden und 
acht Beisitzern. Das Urteil lautete: „Auf Abhör — und sattsamber 
Vernembung die auf heuntigen Rechts-Tag fürgestellte Müss- 
handlerin Magdalena Schen-Eckerin, zu Khohnitzberg des Landts 
ob der Enns gebürtig, begangene Müsshandlung und Ermordung 



— 19 — 

Ihrer aigen Leibsfrucht, wie die Äussag ausführlicher vermag, 
Erkhennt und verurtheilt diss ersötzt unpartheyische Gericht ueber 
diese Deliquentin, dass sie mit dem Schwerth vom Leben zum 
Tod hingerichtet werden solle. Dessen zu Urkhund haben wir 
dises mit unseren gewöhnlichen Förthigungen und eigenen Handt- 
unterschriften bekhrefftiget Geschehen: Schloss Hoff an derMarch 
den 28. Januarii 1690 — dabei ist noch angemerkt: den ersten 
Februar ist die Execution vollzogen worden." 
Wir gelangen zur 

IL Periode. 

Schloßhof Im Besitze des Prinzen Eugen von Savoyen und 
des Prinzen von Sachsen-Hlldburghausen (1725— 1755). 

Als Prinz von Savoyen die Herrschaft Hof an der March 
vom Grafen Albrecht von St. Julien-Wallsee im Jahre 1725 kaufte, 
fand er in Schloßhof, wie wir gesehen haben, ein kleines ein- 
stöckiges Gasten vor, im Quadrat gebaut, mit je einem Dutzend 
Fenster an jeder der vier Seiten, umgeben von Schanze und 
Graben, an den sich an den Abdachungen des Hügels, also an 
Stelle des späteren Parkes und der Fasanerie, Weingärten 
anschlössen. Eine Kapelle befand sich bereits im alten Schlosse, 
doch war sie sehr klein, niedrig und höchst einfach. 

Der Prinz ließ den Grafen von St. Julien alle Mobilien und 
Bilder mitnehmen und faßte den Entschluß, ein Schloß in großem 
Stile, ein Muster eines Herrenlandsitzes zu schaffen. 

Ihn, der als blutjunger, gänzlich mittelloser Volontär im 
Reitergefecht bei Petronell am 7. Juli 1683 sich die Sporen ver- 
dient, mag es wohl gereizt haben, einen Herrschaftsbesitz zu 
schaffen, der gegenüber von Petronell, dem Schauplatze seiner 
ersten Attaque, und zugleich an der Grenze jenes Ungarn gelegen 
ist, das in seiner ganzen Ausdehnung der Prinz den Türken ab- 
genommen hatte. Nach dreißig gelungenen Feldzügen^ bedeckt 
mit Narben von Pfeilgeschoß, Musketenkugel und blanker Waffe, 
gekrönt vom Schlachtenruhm, der ihn einem Julius Caesar und 
einem Napoleon an die Seite stellt, war der Eroberer von Ungarn, 
dank der Freigebigkeit dreier Monarchen, zu einem für jene 

2* 



— 20 — 

Zeiten riesigen Vermögen gelangt, das nach seinem Tode, wie 
wir sehen werden, amtlich auf fast zwei Millionen geschätzt wurde. 
Unverheiratet und ohne directe Erben, machte der kunstsinnige 
Prinz von seinem Vermögen den vortrefflichsten Gebrauch, indem 
er nach begonnener Anlage des Schlosses Belvedere, seines 
Palais in der Himmelpfortgasse (heutiges Finanzministerium) 
und seines Sommerpalais in der Gumpendorferstraße (in 
dem sogenannten Eszterhäzygarten) das neuerworbene Schloßhof 
zu einem Edelsitze vornehmster Art ausgestalten ließ. 

Von Wien aus mit flinken Rossen und Pferdewechsel in 
kaum einem halben Tage auf ebener Straße erreichbar, war 
Schloßhof zu einem buen retiro für den fast 62jährigen, müden 
Kriegshelden, der nunmehr eigentlich als ausgezeichneter Staats- 
mann wirkte, wie geschaffen. Der Prinz sparte darum auch nicht, 
das erworbene, halb verfallene Schloßhof bei seinem Wiederauf- 
bau in reizendem Barockstil mit besonderem Luxus auszustatten. 

Die Acten über die Bauthätigkeit des Prinzen sind leider 
nicht erhalten, so daß man nicht mit Sicherheit den Künstler 
nennen kann, welcher als Architekt der ganzen Anlage fungiert 
und vor allem die Pläne des Baues verfertigt hat. Sachverständige 
nehmen aber übereinstimmend an, daß es Meister Hildebrand 
war, ein Schüler Fischers von Erlach, welch letzterer im 
Jahre 1723 in Wien gestorben war. Dieser hatte nebst anderen 
herrlichen Werken vorher schon dem Prinzen das Wiener Bel- 
vedere erbaut, dessen Garten mit dem Schloßhofer-Park 
so viel Ähnlichkeit aufweist. Die unvergleichliche Eigenart 
dieses Künstlers finden kundige Augen in jedem Detail des 
Schlosses, des Parkes und in der Zeichnung der berühmten 
schmiedeeisernen Gitterthore heraus, mit denen Eugen den Park 
schmücken ließ. Nach Hildebrands Entwürfen ist offenbar nicht 
nur das Schloß in seiner inneren Ausgestaltung und Pracht ent- 
standen, sondern auch der großartig in fünf Terrassen sich auf- 
bauende Garten. 

An der Fagade des Schlosses ließ sich wohl nicht viel machen, 
wenn man sie mit jener des alten Castells in Harmonie bringen 
wollte, umso verschwenderischer aber wurde das Innere des 
Schlosses ausgestattet. 

Wie Schloßhof, dieses Meisterwerk österreichischer Barock- 



— 21 — 

kunst, in der Eugen'schen Zeit- aüsgeseheri^^h^^^ siöht man an 
vier Bildern des berühmteii Ganalettoi* welcher sie während 
seines Aufenthaltes in Wien über Auftrag der Kaiserin Maria 
Theresia gemalt hat. Diese Gemälden befinden sich im Wiener 
kunsthistorischen Museum, unter jenen, welche das alte Wien 
aus den Zeiten der großen Kaiserin darstellen. 

Wenn man, wie gesagt, als die Seele des Baues, als den Ent- 
werfer und Baudirector den Meister Hildebrand mit ziemlicher 
Sicherheit annehmen kann, so sind anderseits viele Namen der 
beim Schloß- und Parkbaue verwendeten Baumeister, Künstler 
und Handwerker historisch nachgewiesen. Insbesondere enthalten 
die pfarrämtlichen Bücher von Groißenbrunn, wohin damals 
Markt und Schloß Hof eingepfarrt waren, nachstehende Namen: 
Anton Zimmer, Garteningenieur und Ludwig Seibb, Feld- 
ingenieur, welche, sowie Christian Willhammer, die günstigen 
Terrainverhältnisse zur Anlage des Parkes ausnützten, ferner 
Thomas Hiskhi, Steinmetzmeister, welcher die prächtigen Balu- 
straden und Freitreppen, die Statuen, Vasen und Embleme im 
Parke und an den Einfahrtsthoren schuf; endlich Christian 
Krem er, Schlossermeister, welcher die Schmiedeeisenarbeiten 
ausführen ließ, die vielleicht nirgends ihresgleichen hatten. Ein 
Baumeister hieß Johann Georg Windpässinger, dessen Unter- 
schrift auf einem Plane des Schlosses verzeichnet ist, ^welcher 
im Schloßarchiv von Orth aufbewahrt wird. 

Ein Heer von Arbeitern jeglicher Profession war beim Baue 
beschäftigt; nachdem der Schloßbau und die Gärten in ihren 
Hauptarbeiten schon nahezu fertiggestellt waren, beschäftigte der 
Prinz noch immer mehr als 800 Personen, wie aus einem Schreiben 
des damaligen Schloßverwalters Sebastian Fux zu ersehen ist, 
womit dieser beim Passauer Consistorium um die Erneuerung der 
Meßlicenz, welche mit dem Wechsel des Besitzers erloschen war, 
einschritt, damit in der neuerbauten Schloßkapelle an Werktagen 
für die hier „beschäftigten 800 Persohnen von Handwerksleuth 



• Bernardo Beiotto, genannt Canaletto, (nach seinem Meister und 
Oheim Antonio Canale) geb. 1724 in Venedig, gest. 1780 in Warschau, hat 
diese in Zeichnung und Farbe gleich ausgezeichneten Gemälde in den Jahren 
1758—1760 gemalt, somit bald darauf, als die Kaiserin Maria Theresia Schloß- 
hof vom Herzog von Sachsen-Hildburghausen gekauft hatte. 



— 22 — 



a 




n 




B 




n 
















(t* 




? 


ö 


nr 


^ 


s 


M 


O 


CO* 


n 


n> 


5 


p 


SK 




*■• 


rt 


§• 


§• 


q 


tr 


I 


n 
S- 


^ 




S 


2 




o 


3* 


CD 


r 


^ 


c 


21 




o 


Ä* 


CD 




3* 




o 


g 




Ol 




^ 


^ 


S^ 


[^ 


§ 


J^- 


s' 


rt 



n 

? 




— 23 — 




a 

B 

i 

9 



S M 



9 

52- 


1 


«*^ 




O 




JB 


JkC 


<a 




o 


a 


^4 




j: 


^ 


Ji 


B 


<a 


_ 


o 


§* 


2 


J5 


1 


i 


u 


ZL 


a> 


•o 


1 


1 


^ 


O 






1 


1 


CA 


ä{ 


eo 


o 


Q 


? 



— 24; — 

und Taglöhn^rn" die hl. -Messe gelesen werden dürfte, was auch 
bewilligt wurde. 

Auf diese Weise entstand unter Aufbietung des Kunstsinnes 
des ritterlichen Prinzen und ganz enormer Geldsummen das 
Schloß Hof im allgemeinen in jener Form, wie es bis auf uns 
überkommen ist. 

Das Schloß wurde von Grund auf umgebaut und stellte ein 
einstöckiges,^ rechteckig angelegtes Gebäude im Spätrenaissance- 
stil dar, mit einem hohen, doppelgiebeligen Dache, mit Hohl- 
ziegeln gedeckt. Die Front steht nach Osten gegen den Park 
zu, an der Westseite sind zwei mächtige Flügel vorgebaut* 
Den Haupteingang ziert das große Wappen, der Giebel trägt eine 
Uhr.* Dahinter befindet sich ein kleiner Thurm mit zwei Glocken, 
die zur Messe rufen und auf denen die Uhr schlägt. Alle Fenster 
des Schlosses trugen Jalousien; in der südöstlichen Ecke war 
das Dach bis zur Höhe eines zweiten Stockwerkes erhöht, und 
enthielt dieser Raum schon damals die hoch gewölbte Kapelle 
und den Festsaal des Schlosses. 

Die Ostfront ist in der Mitte mit Lisenen geziert, die Fenster 
sind mit Kriegstrophäen, die an die Türkenkriege des Prinzen 
erinnern, geschmückt, die Fagade wird von einem Frontispice ge- 
krönt. Von der Schloßterrasse bietet sich eine liebliche Fernsicht 
dar. Zu Füßen des Beschauers liegt der Schloßpark; weiterhin 
schweift das Auge über fruchtbare Felder und Wiesen, von der 
March getheilt in österreichisches und ungarisches Land. Jenseits 
des Grenzflusses sieht man einige Orte Ungarns bis Malaczka, 

* Auf den bereits erwähnten Gemälden von Canaletto welche in den 
Jahren 1758—1760 gemalt wurden, erscheint Schloßhof einstöckig, das heutige 
zweite Stockwerk wurde nach dieser Zeit unter der Kaiserin Maria Theresia 
aufgeführt, da das Schloß für die große Suite, mit welcher die Kaiserin wieder- 
holt in Schloßhof erschien, keine Räume hatte. 

2 Von den vier Bildern über Schloßhof von Canaletto ist das erste von 
H. Fischer als Radierung reproduciert worden. (Gesellschaft für vervielfältigende 
Kunst in Wien). 

Die Beschreibung dieser Gemälde, d. h. eine Abschrift aus dem großen 
Katalog der kais. Gemäldegallerie von Eduard Ritter v. Engerth I. Band (Wien 1882) 
zeigt die Beilage 2. 

' Die Uhr ist dieselbe, welche heute noch besteht und im Jahre 1686 
verfertigt worden ist» ein altehrwürdiges, sehr interessantes Werk. 



— 25 




— 26 — 

dann im Bogen die bewaldeten kleinen Karpathen; ganz nahe 
am linken Marchufer liegt der erste Höhenpunkt der Karpathen, 
der Thebener Kogel; zu seinen Füßen bezeichnet die Ruine 
von Theben und die hohe, seit 1896 stehende Milleniums- 
Arpadsäule den Einfluß der March in die Donau. Nach Süd- 
osten zu begrenzen die Höhen des Leithagebirgesbei Wolfs- 
thal und Hainburg den Horizont, letzteres lieblich eingebettet 
inmitten grüner Berge, überragt von der alten Hainburger 
Schloßruine. Weiter nach Süden überblickt man einen großen 
Theil des Marchfeldes, die Auen der Donau, Deutsch-Alten- 
bürg mit seiner schönen, uralten, gothischen Kapelle unter dem 
Türkenhügel, den Hundsheimer Kogel, die Höhen des 
Wienerwaldes, und erst der zeitweilig klar sichtbare Schnee- 
berg setzt dem Ausblicke eine Grenze. 

Bevor wir zur Schilderung der Innenräume des Schlosses 
schreiten, wollen wir die Außenbauten einer Beschreibung 
unterziehen. — 

Die alten Umfassungsmauern des alten, von Friedrich von 
Pranckh erbauten und zu Vertheidigungszwecken eingerichteten 
Castells wurden beim Umbau durch den Prinzen Eugen von 
Savoyen beibehalten und kennzeichnen sich heute noch. Am 
Westausgang mit dem Wallgraben beginnend, bilden sie nach 
Süden und Norden die seinerzeitige fortificatorische Begrenzung 
des Schloßgebietes, während gegen Osten die bastionartig vor- 
springenden Mauern der obersten Parkterrasse den Abschluß bilden. 

Von Westen her überschritt die von Niederweiden führende 
herrliche Lindenallee auf einer Brücke den Wallgraben; dieser 
Eingang ist als die seinerzeitige Hauptzufahrt zum Schlosse 
zu betrachten. Kam man ja doch zu jener Zeit nicht von Marchegg 
her nach Schloßhof, sondern von Wien aus über Groß-Enzers- 
dorf, Orth, Engelhartstetten und Niederweiden. Diese 
Haupteinfahrt war denn auch demgemäß wahrhaft imposant her- 
gestellt. Dieseits des Wallgrabens standen rechts und links von 
der Brücke zwei Thorwärterhäuschen; die Brücke selbst war mit 
einem schmiedeeisernen Thore jener herrlichen Künstlerarbeit 
abgesperrt, welcher wir auch weiterhin in Schloßhof noch begegnen 
werden, und die von einer so außerordentlichen Schönheit und , 



— 27 — 



einem Reichthum der Formen ist, daß selbst die ähnlichen Schmiede- 
eisenarbeiten im Wiener Belvedere zurücktreten. Zwischen zwei im- 
posanten, gemauerten Pfeilern, welche mit kriegerischen Trophäen, 
an Eugens Siege erinnernd, und mit den mytholigischen Figuren der 
Pallas und des Mars auf den Voluten der Pfeiler in schöner Stein- 
metzarbeit geschmückt waren, befand sich das schmiedeeiserne Thor* 
Die beiden Thorflügel waren von einem gleichfalls schmiede- 
eisernen giebelförmigen Aufsatz in Barockform überragt, welcher 







\ 




1 


i^T^ 




*^9l' ^1 1 K 


fT 


^^9j^m 


i^ffl^^'l 


^^-i 1 








^ 'tf^ 


W 


^jB 


ShS-^ 


Mttn^ 


■L^^i^^ff 


^3 


^HJ 


uu 


Bl 



Das Westthor in Schloßhof. 
(Nach einer photographischen Aufnahme von Josef Wlha.) 

nebst einem außerordentlich luftigen Gitterwerk in seiner Mitte 
das Savoysche Kreuz^ oben die Herzogskrone trug. Die Füllungen 
der ThorflügeUwaren mit kühn geschwungenen Formen, getriebenen 
Masken, Früchtenkränzen, Blumen und .Blüten, Blättern und mit 
reichen Ornamenten verziert Auch die Initialen des Prinzen, aus 
Zweigen und Blüten gebildet, erschienen angebracht. Kunstkenner 
erkennen in der kühnen Zeichnung dieser Ornamentik die Künstler- 
hand Meister Hildebrands. Man könnte kaum glauben, daß 



— 28: — 

den Veriertigetn der Schloßhofer Gitterthore nur das starre Eisen 
als Stoff zum Bilden vorgelegen ist. 

Dieses Westthor, sowie die noch weiter zu erwähnenden 
schmiedeeisernen Thore im Parke wogen ca. 260 Metercentner und 
erregtenauf der Weltausstellung in Antwerpen im Jahre 1895, 
wo sie vom k. u. k. Hofärar ausgestellt, den Ein- und Ausgang 
den österreichischen Abtheilung bildeten, die allgemeine Auf- 
merksamkeit, und Kenner behaupten, sie würden damals um 
50.000 Franken viele Käufer gefunden haben. 

Die Niederweidener-AUee fand im Inneren des Schloßgebietes 
ihre Fortsetzung, indem eine vierfache Reihe von Linden — 
welche sich glücklicherweise größtentheils noch auf der gegen- 
wärtigen Sommerreitbahn erhalten haben — gegen das Schloß 
zu führte. Auf zwei Rampen gelangte man, wie auf dem Canaletto- 
schen Bilde (Seite 22) zu sehen ist, zum äußeren Schloß- 
platze; die Ecken der Rampen waren mit sehr gut gearbeiteten 
Steinfiguren im Barockstil geschmückt; zwischen den beiden 
Rampen befand sich ein hervorragend schöner, monumentaler 
Springbrunnen mit Neptun, auf einem Delphine stehend. Die 
Rampen selbst trugen Steinbalustraden und Löwenfiguren. 

Den übrigen Raum der heutigen Sommerreitbahn füllten 
Rasenplätze aus; beiderseits standen damals schon die nach ein- 
heitlichem Plane erbauten Stallungen mit sehr soliden und 
geschmackvollen Bogenwölbungen. Das südliche Stallgebäude trug 
noch nicht das Stockwerk; dieses wurde erst später unter Maria 
Theresia aufgeführt. 

Die Schloßeinfahrten von Norden, nämlich vom Meierhofe 
aus und von Süden, von der heutigen Fasanerie aus, waren, gleich 
dem Westeingange seinerzeit mit schmiedeeisernen Thoren abge- 
schlossen; von dem Vorhandensein dieser Gitterthore zeugten noch 
im Jahre 1899 die daselbst befindlichen künstlerischen Thorangeln. 

Im Süden wurde das Schloß an Stelle der gegenwärtigen 
Fasanerie von Weingärten begrenzt, welche an Markthofer 
Bauern verpachtet waren. Den heutigen Schloßweingarten hat 
aber Prinz Eugen selbst angelegt, indem er ihn mit den edelsten 
Burgunderreben bepflanzte, die sich noch bis auf uns erhalten 
haben. In diesem Weingarten stand an der Stelle des heutigen 
Glashauses eine Schießstätte. 



— 29 — 

Auf der Süd-Terrasse, welche Eugen mit]vielen edlen Aprikosen - 
bäumen bepflanzen ließ,, befand sich noch bis in die sechziger 
Jahre des vergangenen Jahrhunderts ein kleines, freistehendes 
Schloßtheater. 

Analog wie die Süd-Terrasse, wurde auch die nördliche Terrasse 




Schmiedeeisernes Thor auf der nördlichen Terrasse. 
(Nach einer photographischen Aufnahme von J. Wlha.) 

ZU einem Obstgarten — hier mit Apfel- und Birnbäumen — um- 
gestaltet. 

Die Zugänge zu diesen beiden Terrassen vom Hofe aus 
waren ursprünglich durch hölzerne Thore abgesperrt (siehe Ab- 
bildung Seite 22), später wurden diese durch Drahtgitterthore ein- 



— 30 — 

fachet Art ersetzt, welche sich bis auf uns erhalten haben; auch 
diese Thore waren mit Aufsätzen von Schmiedeeisen reich 
verziert 

Von Norden aus führte noch eine zweite Einfahrt direct in 
den inneren Burghof; die Rampe war mit einem schmiedeeisernen 
Gitter geschmückt und beiderseits durch ein zwar einfach aber 
künstlerisch schön gearbeitetes Thor aus Schmiedeeisen abgesperrt. 

Außerhalb des Schloßgebietes, an der Nordseite, stand schon 
damals der herrschaftliche Meierhof, der zum Theile bereits 
von Friedrich von Pranckh „sambt Stall, Stadt, Gärten und Teuch- 
teln zugericht und erbauet wurde". (Schloßhof er Urbarium ex 1639). 
Auch hier legte Prinz Eugen seine schaffende und verschönernde 
Hand an, und heute noch ist die reiche, luxuriöse Ausstattung 
der Stallungen und der sonstigen Gebäude im Meierhofe zu 
constatieren. 

Die längs der Nordseite zur Neudorfer Überfuhr führende, 
900 Klafter lange Kunststraße, gegen die häufigen Über- 
schwemmungen dammartig gebaut, hat gleichfalls Prinz Eugen 
herstellen lassen.^ — 

Bei der Anlage des Schloßparkes hatte Prinz Eugen Gelegen- 
heit, die ganze Schönheit der französischen Gartenkunst sich 
entfalten zu lassen. Der Garten ist terrassenförmig angelegt. 

Die ganze Anlage weist eine auffallende Ähnlichkeit mit 
dem Wiener Belvederegarten auf; hat doch letzteres Palais 
Fischer von Erlach, Schloßhof aber sein genialer Schüler 
Hildebrand entworfen. Im allgemeinen ist uns der Schloßpark 
seiner ursprünglichen Anlage nach erhalten geblieben, wenn auch 
eine lebhafte Phantasie und eine intensive Freude am Historischen 
nothwendig ist, um sich aus den dürftigen Resten ein Bild zu 
formen von der alten, bestandenen Pracht und Herrlichkeit, wie 
sie uns die Canaletto'schen Bilder darstellen. 

Unmittelbar an der Ostseite des Schlosses führt eine Platt- 
form, von welcher man auf drei Treppen zur ersten Garten- 
terrasse herniedersteigt. Diese, ringsum mit Sandsteingeländern 
und Steinbalustraden von aneinandergereihten Vasen umgeben, 

^ Eine Brücke über die March wurde erst unter Maria Theresia 1771 
erbaut; sie wurde durch Hoch Wässer wiederholt zerstört, endgiltig im Jahre 1880 
durch den Eisstoß der Donau. Seither ist sie leider nicht mehr hergestellt worden. 



— 31 — 




•c 

o 



CO ^ 



'^ E 



CO 1 

1 i 

^ 1 

CO O 

CO e 

S2 \i 

«0 .* 



— 82 — 



welche vor dem Schloßausgange zwei mythologische Figuren 
zierten, besitzt in der Mitte ein schwungvoll angelegtes steinernes 
Bassin mit einer Najade, der ein mächtiger Wasserstrahl ent- 
sprang. Diese Terrasse läuft in Bastionen aus, welche ebenfalls 
mit Steinbalustraden geziert waren; Rosenbeete und Blumen- 
parterres schmückten die Terrasse, von welcher man auf zwei 
rampenartig gebauten Treppen, welche ein meisterhaftes, schmiede- 
eisernes Geländer trugen, zur „Brunnen-Grotte" gelan gt. 




Brunnen-Orotte. 
(Nach einer photographischen Aufnahme von J. Wlha.) 

Aus dem Maule eines Seeungeheuers plätschert Wasser über 
drei Muscheln in ein Steinbassin, rechts und links stehen in 
Nischen mit sehr stilvollen Deckenornamenten „Danubius" und 
die „March" in hervorragender Barockarbeit. Diesen lauschigen, 
kühlen Raum schloß gegen den weiteren Garten das bereits 
erwähnte, zweite Gitterthor ab. 

Dieses herrliche Schmiedeeisenthor, von massiven Pfeilern 
mit schönen Steinvasen getragen, zeigt in veränderter, entzückend 



— 38 — 

schöner Form dieselbe, über alles erhabene Arbeit, wie wir sie 
bei der Schloßeinfahrt im Westen bereits bewundert haben. Auch 
hier ist* der kühn aufgebaute Aufsatz mit der Herzogskrone 
geschmückt. Das Savoy'sche Kreuz, umrahmt von' einem Frucht- 
kranze, umgeben äußerst schön geschwungene Ornamente, von 




Gitterthor auf der zweiten Parkterrasse. 
(Nach einer photographischen Aufnahme von J. Wlha.) 

Hildebrands Meisterhand entworfen; die Thorflügel selbst weisen 
das zierlichste Gitterwerk auf, voll harmonisch komponierter, 
omamentaler Verzierungen. 

Die Bastionen dieser Terrasse waren und sind heute noch 
mit Obstspalieren verkleidet. 

Zur zweiten Terrasse stieg man auf drei Freitreppen hinab, 

3 



— 34 — 



von denen heute nurmehr die mittlere existiert; diese Treppen 
waren mit Vasen und mythologischen Figuren geziert von hohem, 
künstlerischem Werte. Die zweite Terrasse enthielt nebst einem 
Springbrunnen in der Mitte große Beete mit Teppichgärtnereien, 
an die sich je zwei Reihen von Orangebäumen anschlössen; den 
übrigen Raum nahmen Laubengänge (Berceaux) aus Schmiede- 
eisen ein, über welche sich ein dichtes Laubdach rankte und 
tiefschattige Promenadewege ergab. Hier standen auch vier hoch- 




Freitreppe im Parke. 

(Nach einer photographischen Aufnahme von J. Wlha.) 

gewölbte Lusthäuser, vergittert, aus Schmiedeeisenarbeit, über 
welche eine Rechnung existiert, wonach sie 8000 Dukaten ge- 
kostet hatten. Auch diese Terrasse war nach Osten zu mit 
steinernen Balustraden abgegrenzt, welche in der Mitte einen 
Aussichtspunkt bieten, flankiert von überlebensgroßen, meister- 
haft componierten, in Sandstein ausgeführten mythologischen 
Gruppen. Diese letzteren sind uns noch erhalten geblieben, im 
übrigen besitzt aber diese Terrasse heute nur noch zwei vier- 
reihige Alleen herrlicher alter Linden und Kastanien, ein Bassin 



— So- 
und Rasenplätze mit selten schönem Buxus begrenzt, innerhalb 
dessen Obstbäume stehen. 

Auf zwei imposanten Treppen, abermals mit Steinvasen und 
Kindergruppen aller Art verziert, gelangt man hinab auf die 
dritte Terrasse, die neuerdings mit Blumenparterres, Orangen- 




Amoretten- und Kindergruppe im Parke. 

(Nach einer photographischen Aufnahme von J. Wlha.) 

bäumen und spalierartig gestuzten Laubwänden ausgefüllt war. 
In allen Bosquets und den vielen lauschigen Plätzchen standen 
Steinvasen und Figuren, die Terrassenmauer in der Mitte war 
mit Steinplatten bedeckt, welche herrliche Haut-Relief bilde r 
aus der Mythologie trugen, zwischen denen das Wasser in vier- 
facher Cascade in ein Steinbassin herabstürzte. 

3* 



— 36 — 



Die letzte Terrasse endlich, zu welcher gleichfalls zwei 
Freitreppen hinabführten, enthielt ein mächtiges Bassin mit 
Marmoreinfassung und einer wasserspeienden Tritonengruppe, eine 
Wassercascade mit Drachenkopf und Vasen und war im übrigen 
mit schönen Baumalleen und einem Labyrinth gestutzter Hecken, 




Amoretten- und Kindergruppen im Parke. 

(Nach einer photographischen Aufnahme von J. Wlha.) 

Laubwänden und versteckten Pfaden ausgefüllt, welche jieuerdings 
mit Statuen, Stein bänken und Sitzen überall geschmückt waren. 
Den Abschluß des Parkes nach Osten hin bildete endlich 
das dritte der berühmten Schloßhofer Eisenthore. In ebenso 
schöner, jedoch wieder veränderter Form, wie die beiden bereits 
beschriebenen, bestand dieses Thor aus zwei mit Kriegsemblemen 



— 37 — 

gezierten Steinpfeilern mit Voluten und aus der ganz hervor- 
ragend gearbeiteten schmiedeeisernen Doppelthüre sammt Aufsatz. 
Namentlich der letztere weist Barockformen von reizender Com- 
position auf, während sich in den Füllungen der Thorflügel ein 
zartes Gitterwerk und äußerst feine Ornamente befinden. Auch 




Amoretten- und Kindergruppe im Parke. 
(Nach einer photographischen Aufnahme von J. Wlha.) 

dieses Thor war von der Herzogskrone geschmückt, während hier 
das Savoy'sche Kreuz fehlt. 

Die geschilderte Pracht und Ausstattung, welche uns heute 
noch auf den Canaletto'schen Bildern entzückt, macht es begreif- 
lich, daß der Prinz Eugen Riesensummen auf denselben ver- 
wenden mußte; aber ganz abgesehen von dem Kostenpunkte, 



— 38 — 

war eine so gewaltige Terrainbewegung von einem Privatmanne 
nnr zu jener Zeit ansfährt)ar, wo nocb Robot und Leibeigensdiaft 
die Riesenaibeit ennög^diten. 

Noch die Wasserfrage ist zu erörtern. Die vielen Bassins 
und Springtmmnen l)edurften einer großen Menge von Wasser; 




Letztes Parkthor. 

(Nach einer photog^aphischen Aufnahme von J. Wlha.) 

die Trinkwasserleitung, von welcher noch später die Rede 
sein wird, konnte zu diesem Zwecke selbstverständlich nicht heran- 
gezogen werden. Prinz Eugen verwendete hierzu vielmehr das 
Wasser aus den Groißenbrunner Teichen. Er ließ daselbst 
ein hölzernes Schöpfwerk erbauen, welches das Wasser aus 
den Teichen hinauf in das Wasserreservoir pumpte, dessen Dämme 



— 39 — 

sich heute noch auf dem Groißenbrunner Berge unversehrt er- 
halten haben, und welche als das „Öde Wasserreservoir" 
bezeichnet werden. 

Wenn dieses Reservoir eine Klafter hoch gefüllt war, faßte es 
231.552 Eimer. Von hieraus, also mit ziemlichem Hochdruck, wurden 
die Bassins und Springbrunnen im Schloßgarten mittelst einer Röhren- 
leitung gespeist. Das Schöpfwerk ging zu Ende des XVIII. Jahr- 
hunderts zugrunde, dem Parke wurde kein Wasser mehr zugeführt, 
die trocken liegenden Bassins wurden mit Erde ausgefüllt und als 
Blumenbeete benutzt. Daß infolge des Wassermangels aber auch 
der ganze Schloßpark nach und nach vertrocknete und verwilderte, 
ist einleuchtend. Erst unseren Tagen war es vorbehalten, dem alt- 
ehrwürdigen Parke mit theilweiser Benützung der aufgefundenen 
Eugen'schen Trinkwasserleitung wieder Wasser zuzuführen. — 

Bei der Beschreibung des SchLosses selbst muß voraus- 
geschickt werden, daß es dem Verfasser dieser Studie unmöglich 
war, die Widmung aller Räume zur Zeit des Prinzen Eugen 
von Savoyen in Erfahrung zu bringen; diese Daten haben sich 
nicht erhalten und es wurde auch die Bestimmung und Ver- 
wendung der einzelnen Säle und Zimmer im Laufe der Zeit 
abgeändert. Es wird sich demnach die vorliegende Studie in 
dieser Periode im allgemeinen auf die Aufzählung und Schilderung 
jener Kunstwerke beschränken müssen, welche vom Prinzen Eugen 
geschaffen, von Maria Theresia übernommen worden sind und 
sich — allerdings nur zum geringen Theile — bis auf unsere 
Tage erhalten haben. 

Von den kostbaren Schmiedeeisenarbeiten waren einige 
auch im Inneren des Schlosses angebracht. Mehrere kleinere Gitter, 
von denselben Meistern verfertigt, befanden sich bei den Stiegen- 
aufgängen, und zwar sowohl vor der Haupttreppe, als auch 
vor den beiden Seitenstiegen; auch die heute noch vorhandenen 
Ober lichten der an der Stirnseite der Schloßflügel befindlichen 
Hofthüren tragen geschmiedete Verzierungen mit dem Kreuze von 
Savoyen. Das Treppengitter im Stiegenhause ist, im Einklänge 
mit der Bescheidenheit der ganzen, in ziemlich engem Rahmen 
gehaltenen Stiegenanlage, sehr einfach construiert. 

Eine der größten Kostbarkeiten, welche Prinz Eugen auf 



— 40 — 

^ Schloßhof verwendete, sind die Kamine. Bei allen Stücken wird 
die Kaminöffnung von einer schön geschwungenen Marmor- 
Einfassung, roth, schwarz oder gelb, umrahmt; darauf ruht ein 
monumental ausgeführter Aufbau aus italienischer Marmorimitation, 
die als Umrahmung für ein Reliefbild dient, das in seiner Fein- 
heit, Grazie und Originalität seinesgleichen sucht. Der Vorwurf 
zu diesen Reliefbildern ist, wie dies auch bei dem statuarischen 
Schmuck des Parkes der Fall ist, der Mythologie der Griechen 
und Römer entnommen. Jeder Kamin ist anders, jeder ein Meister- 
werk und hat sehr viel Geld, einer, wie wir sehen werden, sogar 
20.000 Gulden gekostet. Zur Ausstattung dieser Kamine gehörte 
je ein „Feuerhund" auf meist messingenem Gestelle mit Figuren 
und Ornamenten, dann, nebst Feuerzange und Schaufel, ein 
Schrägen zum Aufschlichten des Brennholzes und ein paravent- 
artiger „Feuerschirm". 

y Außer den Kaminen gehören die Prinz Eugen'schen Plafonds 

aus Stuccaturarbeit zu den Specialitäten von Schloßhof. Sie haben 
durchwegs mythologische Darstellungen zum Vorwurfe und sind 
in der meisterhaften Ausnützung des Raumes, in ihrer künst- 
lerischen Ausführung und der reizenden Omamentalzeichnung 
einzig in ihrer Art. Besonders bemerkenswert ist die meisterhafte 
Darstellung der Wolken an allen diesen Plafonds, ein Vorwurf, 
der bei Haut-Reliefarbeiten große Schwierigkeiten bereitet. Von 
diesen herrlichen Plafonds sind uns bis auf jenen im Sommer- 
speisesaal des Prinzen, welcher ursprünglich offenbar viel reicher 
ausgestattet war, alle erhalten geblieben; von den Kaminen sind 
viele im Laufe der Zeit entfernt worden ; indessen sind uns noch 
immer fünf herrliche Kamine verblieben. 

Außer den erwähnten Kostbarkeiten schmückte der schön- 

y heitsliebende Prinz alle Wohn- und Repräsentationsräume mit 
großen venetianischen Spiegeln, von denen einzelne bis 
1000 Dukaten gekostet haben; dieser Preis erscheint erklärlich, 
weil vor 175 Jahren die Spiegelindustrie, namentlich bei so 
großen Stücken, noch bedeutenden Schwierigkeiten begegnete, 
und weil der Transport dieser Spiegel von Italien bis hierher ja 
per Achse geschah. 

Von den Parterreräumen des Schlosses wurden die meisten 
als Wirtschaftsräume, als Diener-, Jäger- und Schloß- 



^- 



— 41 — » 

gärtnerwohnungen benutzt; in letzter Zeit befanden sich im 
Südtrackte, neben der Garteneinfahrt, die Kanzleien der Guts- 
verwaltung Schloßhof. Indessen sind von diesen Parterre- 
räumen als interessant nur folgende zu erwähnen: die Schloß- 
kapelle, die beiden Speisesäle und die Küche sammt Zucker- 
bäckerei. 

•"^ Prinz Eugen fand, wie bereits erwähnt wurde, im alten 
„Gienger-Schlößchen" eine kleine Hauskapelle vor; wie er 
aber alles auf seiner Herrschaft verbesserte und verschönerte, so 
gestaltete er auch die Kapelle, die sich in der südöstlichen Ecke 
des Schlosses befindet, zu dem jetzt noch erhaltenen Pracht- 
raume. Sie wurde in den Jahren 1725 bis 1730 hergestellt. 

Die Kuppel derselben reicht bis über das zweite Stockwerk 
hinauf und ist mit Frescomalereien bedeckt, welche die Verherr- 
lichung der heiligen Dreifaltigkeit darstellen; in den vier Ecken 
enthält sie die Leidenswerkzeuge Christi, von Amoretten getragen, 
auf Goldgrund gemalt. Die Wände sind mit kostbarer Marmor- 
imitation weiß und roth- braun bedeckt und mit außerordentlich 
reich vergoldeten Barockstuccaturen geschmückt, welche der 
Veltiner Santino Bussi verfertigt hat. 

Der Altar, aus rothem Marmor, hervorragend künstlerisch 
gemeißelt, wird von einem Altarblatt gekrönt, die Kreuzabnahme 
darstellend; Jährend die einen das herrliche Gemälde eine — -= 
Copie nach Rubens nennen, dessen Originale Eugen in seinem 
Wiener Belvedere besaß, halten es andere für eine Copie der 
Kreuzesabnahme von Solimena in der Wiener Galerie. 

j* ^^Die Kapelle besitzt zwei vom ersten Stockwerke zugäng- y 
liehe Oratorien, deren Wände mit äußerst zart ausgeführten 
Reliefs geschmückt sind, in Medaillons die vier Cardinaltugenden 
darstellend. Den einen Plafond zieren in Stucco die Insignien 
der priesterlichen Würde, den anderen Musikinstrumente, von 
Engeln gehalten, wie sie zierlicher nicht bald wieder gefunden 
werden. ^Auch- 4te -Sacrtstei besitzt einen bemerkenswerten- 

^Plafond» Der Boden der Kapelle ist mit roten Marmorplatten 
gedeckt. Das aus Holz geschnitzte, reich vergoldete Tabernakel, 
mit gewundenen Säulenpaaren, Engeln und Engelsköpfen paßt 
harmonisch mit der ganzen Einrichtung des Altars zusammen. 
Während die bisher aufgezählten Kunstschätze der Schloßkapelle 



— 42 



uns erhalten geblieben sind, wurden die anderen Einrichtungs- 
stücke, meist aus der Zeit des Prinzen Eugen stammend, bei 
der Übergabe Schloßhofs an die Heeresverwaltung entfernt und 
nach anderen kaiserlichen Schlössern überführt In der Kapelle 
standen vier barock geschnitzte, aus neunerlei Holz eingelegte 







! 


J 4i 


1 


1 


:i>\-^J]M. :'* 


A 




^mm 



Der Altar in der Schloßkapelle. 
(Am ateuraulnahme.) 

Kirchenstühle, wahre Meisterwerke der Intarsienkunst, in der 
Sacristei befand sich ein prächtiger, geschnitzter Paramenten- 
kasten, dann kostbare Kirchen-Paramente und Meßgewänder, ein 
sehr wertvoller kupfergetriebener Kessel mit einem Engelskopfe 
als Verschluß, ein mit Eugens Wappen verziertes Meßbuch und 
mehrere Heiligenbilder. Die beiden Oratorien waren mit je neun 



— 43 — 



rothdamastenen, aus dunklem Holze geschnitzten Tabourets aus- 
gestattet. Von den Meßgewändern sind einige, aus der Zeit 
Maria Theresias stammende, handgestickte Stücke, dann eine alter- 
thümliche Orgel heute noch vorhanden. 

Die Schloßkapelle macht auf jeden Besucher einen erhebenden 
Eindruck, und wohl Manchen überkommt in dem prachtvollen, 
stilvoll schönen und lichtgedämpften Räume die Empfindung, 




Der kleine Speisesaal. 

(Nach einer photographischen Aufnahme von J. Wlha.) 

als umwehten ihn hier fromme Gebete fürstlicher Geschlechter 
aus .vergangenen Jahrhunderten. 

^^^er heute als Lehrsaal in Verwendung stehende Raum diente 
zur Zeit des Prinzen Eugen als Speisesaal für kleinere Gesell- 
schaften, während große Tafeln in dem großen Speisesaale^ im 

* Unter Maria Theresia diente der heutige Lehrsaal gleichfalls als Speise- 
saal, während der heutige Officiersspeisesaal als Empfangssaal für Deputationen etc. 
verwendet wurde. 



— 44 — 

ersten Stockwerke abgehalten wurden. Er liegt zwei Stufen unter 
dem Niveau des Hofes und besaß gegen den Obstgarten hin 
eine Thüre, die zum Schloßtheater führte. 

Die schöne Wölbung dieses Raumes ist mit herrlichen 
Ornamenten in Stucco bedeckt und trägt ein Hautreliefbild, 
Amoretten darstellend, welche mit Falken der Reiherbeize obliegen. 
Der Kampf der Falken mit den schönen Vögeln ist in dieser 
äußerst schwierigen Mache meisterhaft dargestellt. Längs der 
Wände tragen Säulen an ihren Capitälern Frauenbüsten en relief, 
mitten im zartesten Gitterwerk in Stucco. Der Kamin, aus 
schwarzem, weißgeädertem Marmor, besitzt einen kühn aufgebauten 
Aufsatz in weißem Stuck, ohne Vergoldung, mit einem Reliefbild 
in der Mitte, welches zwei Amoretten mit einem erbeuteten Reiher 
darstellt. Vor der Übergabe des Schlosses ans Kriegsärar 1899 
stand hier ein grüner, schöner Kachelofen, dem erwähnten Kamin 
gegenüber; die in den Obstgarten führende Thüre wurde ver- 
mauert, die Fenster — einem Lehrsaale entsprechend, vergrößert 
und eine Schulzimmereinrichtung hineingestellt. Tempora mutanturl 
Hier, wo einst der greise Prinz in trautem Freundeskreise nach 
eingenommenem Mahle seinem täglichen Spielchen obgelegen 
sein mochte, hier, wo später die große Kaiserin eine illustre Hof- 
gesellschaft um sich versammelte, wo unter hellem Gläserklang 
manch höfisch wohlgesetzte Rede gehalten worden sein dürfte, — 
heute wird hier vom Lehrtische aus jene graue Theorie gelehrt, 
die wohl mit Pferd und Reiten in Verbindung steht, mit der 
seinerzeitigen Lust und Freude dieses schönen Raumes aber 
Nichts mehr gemeinsam hat. V 

Der heutige Garte nsalonnatte zu Eugens Zeit, und auch 
später unter Maria Theresia, die Bestimmung als Sommer- 
speisesaal, als welcher er auch heute zeitweilig verwendet wird. 
Man nannte ihn Salla terrena; der Raum, welcher gleichfalls 
zwei Stufen unter dem Niveau des Hofes liegt, und aus welchem 
eine große Flügelthüre direct in den Schloßpark führt, muß jeden 
Beschauer entzücken, ebenso das an diesen Salon anschließende 
Cabinett. Dieses mochte wohl dazu gedient haben, um sich bei 
kälterem Wetter nach Tische hierher zurückzuziehen. Stuccaturen 
und Bildhauerwerke passen sich ganz den herrlich geschwungenen 
Bogen der Wölbungen an und das Licht aus dem Garten dringt 



— 45 — 



sommerlich, aber gedämpft durch die tiefen, reichgeschmückten 
Fensternischen herein. Im größeren Saale sind am Plafond auf 
Wolken fliegende Amoretten in Stucco dargestellt, die Wände 
sind durch Nischen und Säulen unterbrochen, in welchen Engel 
mit Fruchtstücken angebracht sind. 




Wandschmuck der Salla terrena. 
(Nach einer photographischen Aufnahme von J. Wlha.) 

Plafond und Wände haben hier übrigens stark gelitten; am 
Plafond sind nur wenige Amorettengruppen mehr vorhanden, die 
seinerzeit mit Marmorimitation belegten Säulen an den Wänden 
sind übertüncht. In dem erwähnten anstoßenden Cabinet, welches 
einen in Goldstuck reich verzierten Plafond mit zwei kleinen 
reizenden Reliefmedaillons besitzt, befindet sich eine überaus 



— 46 — 



schön componierte Wanddecoration; in vergoldeter, kühn ge- 
schwungener Ornamentstuccatur ist ein Medaillon eingelassen, 
welches ein Amorettenpaar, eine Blumenvase haltend, zum Gegen- 
stand hat. 

Von dem ursprünglichen Ameublement der Salla terrena 




Wandschmuck der Salla terrenna. 

(Nach einer photographischen Aufnahme von J. Wlha.) 

ist nichts bekannt, vor der Übergabe des Schlosses an die Heeres- 
verwaltung standen daselbst lediglich weiß lackierte Sessel mit 
Strohgeflecht. 

Die Schloßküche und Zuckerbäckerei sammt Speise- 
und Geschirrkammern waren im ganzen Parterre des nörd- 
lichen Schloßflügels untergebracht. Die Küche befand sich in 



— 47 — 



demselben Räume, wie die heutige Officiersküche, und besaß 
eine ganze Reihe von Backöfen und Kochherden. Die Zucker- 
bäckerei war in dem heutigen Motorraume und den an- 
schließenden Zimmern untergebracht; in dem ersteren Räume 
befand sich nebst vier Kochherden ein großer Backofen. Küche 




Wanddecoration im Cabinet neben der Salla terrena. 
(Nach einer photographischen Aufnahme von J. Wlha.) 

und Zuckerbäckerei des Prinzen Eugen war echt italienisch 
eingerichtet^ mit kupfernen Kesseln und Eimern, Kannen, Kasse- 
rolen, Wannen, Töpfen und Pfannen, die ein Gesammtgewicht 
von mehr als einer Tonne ausgemacht haben sollen, mit Zinn 
und Messing, das blank zu erhalten schon allein einen Diener- 
und Mägdetroß erforderte, und welches eine ganze Wagen- 



— 48 - 

coloiHie beanspruchte, als es im Jahre 1899 aus Schloßhof weg- 
geführt wurde. 

Die Räume des ersten Stockwerkes im Nord- und Ost- 
tracte waren vom Prinzen Eugen als Wohn- und Prunkräume 
für den Schloßherrn, jene des Osttractes als Bildergallerie, 



1 - - - 

] 

7 1 




/l 



Marmorkamin im Hofdamenzimmer. 

(Nach einer photographischen Aufnahme von J. Wlha.) 

«ndlich die Gemächer an den Enden der beiden Schloßflügel, 
der „Pavillons", für die häufigen Gäste des Prinzen bestimmt 
und demgemäß eingerichtet. Alle diese Zimmer waren mit hartem 
Holze parkettiert; im Ost- und Nordtracte sind diese alten 
Parketten zumeist heute noch erhalten, im Südtracte, wo sie 
von der intensiven Sonne am meisten gelitten haben mochten, 



— 49 — * 

wurde gelegentlich der Adaptierung des Sciilosses im Jahre 1899 
/"ein neuer Parkettboden gelegt. 
(^ Jf Die gegenwärtige Garderobe des Officierskasinos führte 
den Namen „HundesaaP, weil daselbst mehrere Gemälde mit 
Thierstücken angebracht waren, darunter ein riesiger Hund, neben 
welchem ein Knabe — Prinz Eugen als Kind — steht, ferner 
ein zweites Bild, einen späteren Lieblingshund des Prinzen dar- 
stellend; außerdem befanden sich hier mehrere Jagdstücke, dann 
Bibelbilder, wovon eines Salomons Urtheil behandelte. Diese Bilder 
wurden gelegentlich der Adaptierung in das kaiserliche Jagd- 
schloß Eckartsau geschafft; überdies wurde aus diesem Räume 
der schöne blaue Ofen entfernt, ebenso wie die kostbare Hänge- 
laterne mit geschnittenen Gläsern. ^ 
^ J^ Das anschließende Zimmer, der heutige Frühstücksraum, 
/ war mit geblümter Seide tapeziert und diente unter Maria Theresia 
/ als Zimmer für zwei Hofdamen. Es war mit zwei seidenen Himmel- 
betten, einem Tricktrackspieltisch, mit Kästen und weißlackierten 
Stühlen eingerichtet. Vom Plafond hing ein sechsarm iger, Vene- 
tianer Lustre. Die geschnitzte Holztäfelung am Sockel des ganzen 
Raumes, über und in den Fenstern und Thüren — weiß mit grau- 
braun — ist uns, ebenso wie der herrliche und kostbare Kamin 
erhalten geblieben. 

Dieser Kamin, sowie auch der Rahmen des Aufsatzes ist 
aus grauweißem, rothgeädertem Marmor gemeißelt, mit reich ver- 
goldeten stilvollen Ornamenten und Kränzen. Der Aufsatz endigt 
oben in ein barockgehaltenes Capital und trägt in der Mitte ein 
Reliefmedaillon, darstellend eine Göttin unter Palmen, welcher 
Ganymed Speisen serviert. J( 

Das heutige Billardzimmer war mit gelber Seide tapeziert, 
enthielt unter Maria Theresia zwei Himmelbetten mit ge- 
stickter gelber Seide und Atlas, zwei kostbare Tische mit Mosaik- 
marmorplatten, mehrere mit gelber Seide bezogene Sessel und 
Tabourets, einen Glaslustre, ein Gemälde des Kaisers Franz I. 
und den heute noch vorhandenen venetianischen Wandspiegel. 
Der Sockel der Wände, die Füllungen der Thüren und Fenster 
und die Aufsätze über denselben sind mit Holz vertäfelt, weiß 
mit hellgrau gehalten und mit stilvollen Holzschnitzereien ver- 
ziert. Der Kamin ist aus diesem Räume entfernt worden und nur 

4 



und 



— 50 — 

der Kaminaufsatz in weißem mit grau verziertem Stuck, ist uns 
geblieben; sein Medaillon stellt als Reliefbild wohl Mutius Scaev.ola 
dar, die Hand am Feuerherd verbrennend. Die Plafondstuccatur 
behandelt eine auf Wolken ruhende Göttin, von Amoretten um- 
geben, welcher Mercur Bericht erstattet. J^ 

Der weitere Raum im Nordtracte, das einfensterige Zimmer 
mit gehöhltem. Plafond diente als Dienerzimmer, das heutige 
Dienstzimmer des Commandanten als Fremdenzimmer 




Stuccplafond. 
(Nach einer photographischen Aufnahme von J. Wlha.) 

resp. als Zimmer einer Hofdame. Letzteres war mit grünlicher, 
geblümter Seide tapeziert und besaß an Meublement ein Himmel- 
bett aus strohgelbem Taffet mit Seidenborten, eine mit gleich- 
farbigem Damast bezogene Sitzgarnitur, Rococotische aus Roth- 
eibenholz und einem Eckkasten mit Marmorplatte. Der Plafond, 
einer der schönsten im Schlosse, stellt in Stuccatur im Mittel- 
felde zwei griechische Göttinnen dar, umgeben von Amoretten, 
auf Wolken dahinschwebend. 



— 51 — 

Dieses Reliefbild umgeben rings herum äußerst fein ge- 
schwungene Ornamente; der ganze Plafond ist aufgewölbt, über 
dem Gesimse stehend, mit schönen Rabatten in den vier Ecken. 

Das heutige Adjutantenzimmer war ebenso, wie das 
Schreiberzimmer, für die Dienerschaft bestimmt; beide Räume 
waren unter Maria Theresia durch einen hölzernen Zwischenboden 
in zwei über einander liegende Kammern getheilt, zu deren 
oberen je eine kleine Holztreppe führte. 

Das dazwischen liegende, einfensterige Zimmer, welches 
gegenwärtig der Verwaltungs-Commission zugewiesen ist, war 
ebenfalls ein Fremdenzimmer, und enthielt als bemerkenswerte 
Stücke ein Himmelbett aus grünem Damast, ein gleichfarbiges 
Sofa, Stühle und zwei Rococokästen; auch hier ist der Plafond 
sehr beachtenswert: er ist mit einem besonders zarten und schön 
componierten Ornament in Stucco geziert. 

Von den am Ende des Nordtractes, im sogenannten Pavillon 
befindlichen sechs Zimmern waren die beiden mittleren als 
Fremdenzimmer, die vier Eckzimmer für die Dienerschaft be- 
stimmt; diese letzteren waren durch Zwischenböden in zwei über- 
einander liegende Gelasse getheilt; zur oberen Abtheilung führte 
eine hölzerne Wendeltreppe. Das eine Fremdenzimmer — nach 
Süden ^ enthielt ein Himmelbett von blauem, das andere — 
nach Norden — ein solches von gelb und weiß geblümtem Damast. 

Vom heutigen Frühstückszimmer uns nach rechts wendend, 
betreten wir vorerst den dreifensterigen Speisesaal. Derselbe 
war unter Prinz Eugen, wie bereits erwähnt wurde, demselben 
Zwecke, gewidmet, als Speisesalon bei festlichen Anlässen, was ^ 
auch die bildhauerischen Darstellungen am Plafond und aip Kamin 
bekräftigen; unter Maria Theresia wurde dieser schöne Raum als 
Empfangssaal verwendet, wo wiederholt die Deputationen des 
Preßburger Reichstages empfangen worden sind. Zur Zeit der 
großen Kaiserin bestand die Einrichtung dieses Saales lediglich 
aus Stühlen und Tabourets von weißem und schwervergoldetem 
Schnitzwerk mit rothem Damast überzogen, aus zwei herrlichen 
Marmortischen mit gedrehten Füßen aus braunem Holz und zwei 
Glaslustern; an den Wänden waren mehrere große Spiegel in 
Barockgoldrahmen angebracht und an der einen Wand stand ein 
Thronhimmel mit einem reich geschnitzten Armsessel. Das, was 

4* 



— 52 



uns in diesem Zimmer erhalten geblieben, ist die die ganzen 
Wände bedeckende Holzverkleidung, weiß in Gold gehalten, mit 
schönen Stabformen und vergoldeten Bouquets, was dem Räume 
ein besonders vornehmes Gepräge gibt, dann der Plafond und 
der ganz hervorragend schöne Kamin. Der erstere weist in 



1 ' 




* 
.' 

1 


p 




4 


t~ -" 




'^1 




fl' 



Marmorkamin im großen Speisesaal. 
(Nach einer photographischen Aufnahme von J. Wlha.) 

Stuccaturarbeit eine Anzahl von Gruppen auf, bestehend aus je 
zwei trinkenden und trunkenen Faunen und Amoretten. 

Der Kamin, aus grau und weiß geflecktem, italienischem 
Marmor, trägt in seinem Aufsatze zwei Säulen, die oben in ein 
schön componiertes Gesimse auslaufen. Der ganze Aufbau ist 
überaus rejch in kühner Ornamentik vergoldet; das im Aufsatze 



— 53 - 

eingelassene Reliefbild behandelt in selten lebendiger Composition 
eine Scene trunkener und tanzender Faunen und Bacchanten. 

Die zunächst gelegenen zwei Räume, das heutige Musik- 
und das Lesezimmer, zählten bereits zu den Privatgemächern 
des Prinzen Eugen und später der Kaiserin Maria Theresia. 
Der erstere dieser Räume hieß „ehemaliges Arbeitszimmer 
Seiner Majestät" und war mit persischem Zitz ausgeschlagen, 
den Eugen den Türken im Lager von Zenta abgenommen hatte. 
An Meublement standen daselbst zwei kostbare Marmortische, 
ein Tischchen, welches Maria Theresia vom Kaiser von China 
zum Geschenke erhalten, mit eingelegter Perlmutterarbeit, ein 
Glaslustre, ein hoher, venetianischer Spiegel in weißem Rahmen, 
ein Ruhebett nebst mehreren gleichfalls mit Zitz bezogenen 
Stühlen. Auf uns ist bloß die in weiß und gold gehaltene Holz- 
verschalung am Sockel und an den Fenster- und Thürfüllungen 
überkommen, dann der in Stucco gearbeitete Plafond, endlich 
der Kamin, unzweifelhaft der schönste von allen noch vorhandenen. 
Der Plafond hat die Göttin der Musik zum Gegenstand, deren 
Gesänge Mars in Waffen lauscht, während Amoretten auf meister- 
haft dargestellten Wolken tanzen. Der herrliche Kamin, aus 
purpurrothem, weißgesprengeltem Marmor soll 20.000 fl. gekostet 
haben; in schönem Schwung umgibt das Marmorgesimse die 
Kaminöffnung, welche mit einer Eisenplatte, der einzigen bei 
allen noch vorhandenen Kaminen, abgeschlossen ist, auf der 
das savoysche Wappen dargestellt erscheint. Der Aufsatz des 
Kamins ist barock gehalten, altarmäßig aufgebaut und endigt in 
ein schön construiertes Gesimse. Er trägt köstliche, vergoldete 
Ornamente mit einem von Strahlen umgebenen Relief köpfe.' 
Das Medaillon, umgeben von vergoldeten Bändern, stellt drei 
Amoretten im Kriegsschmuck dar, mit Panzer, griechischem Helm 
und Fahne. Der Gesammteindruck dieses Kamins ist der eines 
hervorragenden Kunstwerkes und bildet ein wahres Cabinetstück 
des Schlosses. 

Das heutige Lesezimmer des Officierskasinos hieß 
„ehemaliges Schlafzimmer Ihrer Majestäten", war ebenso 
wie das vorhergehende mit persischem Zitz ausgeschlagen, und 
enthielt zwei Himmelbetten, mit Vorhängen aus geblümtem Zitz, 
einen Marmortisch, ein Sofa mit vier Sesseln und vier Tabourets 



— 54 — 

mit gleichem Gewebe, eine kostbare französische Stockuhr aus 
Ebenholz mit einer Brohcefigur und einen Wandspiegel in weißem, 
vergoldetem Rahmen. Hier stand ein wertvoller weiß mit Gold 
verzierter Kachelofen; seine Stelle wird heute noch durch zwei 
hohe goldbekränzte Marmorplatten bezeichnet, aus lichtem, gelb- 




Marmorkamin im »ehemaligen Arbeitszimmer Sr. Majestät*. 
(Nach einer photographischen Aufnahme von J. Wlha.)] 

geädertem Stein, welche in die Mauer eingelassen sind. Der 
Plafond dieses Zimmers hat zum Vorwurfe Minerva, welche 
Amoretten mit Zweigen als fliegende Boten entsendet. Im Übrigen 
ist der Raum am Sockel, an den Fenster- und Thürfüllungen 
weiß in Gold ausspaliert und mit stilvollen Holzschnitzereien geziert. 
Mit dem nun anstoßenden, in der nordöstlichen Ecke des 



— 55 — 

Schlosses gelegenen, vierfensterigen Salon beginnt die gegen 
Osten liegende Flucht von Appartements, welche heute die 
Wohnung des Instituts-Commandanten bilden, und auch 
seinerzeit durchwegs die Wohnräume der Herrschaft, des Prinzen 
Eugen und Maria Theresias darstellten. Die Fenster dieser Front 
und der dazugehörige Balcon vermitteln die liebliche Aussicht 
über den Park in die Berge. 

Dieses erste Zimmer, „das Sitzzimmer Ihrer Majestät" 
genannt, wurde zugleich als Spielzimmer verwendet. Es war mit 
grauer Seide, durchwirkt von großen Rosen, sogenannten Gros 
de Naple, tapeziert; zwei mit demselben Stoffe bezogene Ruhe- 
sessel, ein Divan und eine Anzahl von Stühlen mit Goldstuccatur, 
ein Damenbrett -Tisch und zwei Venetianer Spiegel bildeten das 
Ameublement dieses schönen, lichten Raumes, den Plafond zierte 
ein kostbarer, achtarmiger Lustre. Eine Fensterscheibe dieses Salons 
zeigte bis in die letzten Jahre eine eingeritzte Inschrift, offenbar 
eines Gastes des Prinzen: „Signora Marchesa Sardini, ma sovrana 
1731". Heute ist nur noch die mit vergoldeten, geschnitzten 
Kränzen gezierte, weiß in Gold gehaltene Vertäfelung des Sockels, 
der Fenster- und Thürfüllungen und der Aufsätze erhalten, der 
Plafond ist stilgerecht barock, aber einfach gehalten. 

Zwischen diesem Eckzimmer und dem dreifensterigen 
Balconzimmer befanden sich seinerzeit zwei Wohnräume und 
ein schmaler Treppenraum, dessen Stiege direct aus dem Park 
heraufführte. Der erste der Wohnräume diente als „Boudoir 
der Kaiserin" war mit grüner Atlastapete ausgestattet und mit 
einem Ruhebett, dann mit einem „Nachtzeugkasten" mit neun 
Schubladen möbliert. Er zeichnet sich durch einen besonders 
schönen in Haut-Relief gearbeiteten Plafond aus, wphl dem schön- 
sten im Schlosse; die über dem Gesimse auf gewölbte Decke 
ist mit äußerst schönen^ hochgearbeiteten Stuccaturomamenten 
geziert, das mittlere Oval trägt ein Reliefbild, vier Amoretten 
darstellend, welche auf Wolken ruhen und Tauben in die Welt 
entsenden, während zwei weitere Amoretten Blumen streuen. Im 
übrigen ist auch dieses reizende Boudoir mit weißem Sockel mit 
Goldleisten, dann vertäfelten Thür- und Fensterfüllungen aus- 
gestattet. 

Der zweite Raum diente als Domestikenzimmer und war 



\ 



— So- 



mit einem einfachen, großen Bett, dann mit zwei grün und weiß 
gestrichenen Kästen möbliert. 

Bei der Adaptierung des Schlosses durch die Heeresver- 
waltung im Jahre 1899, wurde der erwähnte Stiegen aufgang auf- 
gelassen, die Treppenmündung im ersten Stocke abgemauert und 
dadurch ein weiterer, kleiner Wohnraum geschaffen.^ 




Prinz Eugens Bett. 
(Nach einer photographischen Aufnahme von J. Wlha.) 

An der Rückwand dieser drei Räume führt ein schmaler 
Verbindungsgang, der zum Theile auch ursprünglich vorhanden 
war, und vom Eckzimmer durch eine Spalierthüre getrennt war. 



^ Vom Garten aus ist der noch übrig gebliebene, untere Theil dieser Treppe 
durch eine kleine Thüre abgesperrt. 



t 



— hl — 

Die Wände des anstoßenden, dreifensterigen Balkonzimmers, 
welches „Prinz Eugen'scher Salon" hieß, waren mit chine- 
sischen T2q)eten bekleidet; der Salon enthielt einen heute nicht 
mehr vorhandenen Kamin, einen großen Wandspiegel, femer eine 
Sitzgamitur von weißem Atlas mit Handstickereien und, nebst 
Consolen und einem Damenbrettspieltisch aus Rotheibenholz, zwei 
herrliche Marmortische. Heute sind noch die weiß-goldenen Ver- 
täfelungen am Sockel, dann an den Thur- und PensterfüUungen 
und Aufsätzen vorhanden, welche mit vergoldeten Holzschnit- 
zereien, Stabformen und Kränzen geziert sind. 

JfDev nun folgende Salon diente dem Prinzen Eugen als 
Schreibzimmer; er war mit persischem Zitz tapeziert und 
besaß ebenfalls einen kostbaren Kamin. Neben einem Marmortisch 
und einem mit rothgeblumtem Zitz bezogenen reichgeschnitzten 
Diyan, mehreren Lehnsesseln und einem großen geschweiften 
Spiegel, einem vergoldeten, englischen Eisen-Lustre, mit sechs 
Armen, enthielt dieser Raum noch den berühmten Schreibtisch 
des Prinzen, ein herrliches Rococostück von eingelegter Arbeit 
und einer Unzahl von Laden und Lädlein, für welchen ein Eng- 
länder 5000 Pfund Sterling geboten haben soll. Zur Zeit Maria 
Theresias wurde auch das Himmelbett des Prinzen in diesem 
Salon aufgestellt. Heute sind hier nur mehr sehr schöne Ver- 
täfelungen mit Thür- und Fensteraufsätzen vorhanden, die in 
weiß mit grün gehalten, holzgeschnitzte Verzierungen aufweisen. 

Die Küche der heutigen Commandantenwohnung war mit 
einer spanischen Tapete bezogen und diente als Nebenraum, 
welcher ein einfaches Bett mit geblümten, grünseidenen Vorhängen, 
dann einen weiß lackierten Garderobekasten enthielt. Anschließend 
daran befand sich noch ein kleiner Raum für Domestiken; hinter 
demselben mündet die aus dem inneren Burghofe heraufführende 
Wendeltreppe. r'\ , , . ; /i ^ . zf^ 

Wir übergehen die hier anschließende Kapelle, welche 
bereits einer näheren Beschreibung unterzogen wurde und wenden 
uns zur Südseite des Schlosses. 

ap.-^ Eingeleitet wird die hier befindliche Zimmerreihe durch den 
größten und schönsten Saal des ganzen Schlosses, den Fest- 
saal. Er wurde unter dem Prinzen Eugen und unter Maria 
Theresia als Spielsaal benutzt und war demgemäß eingerichtet; 



58 



übrigens wurde hier, trotz der Boden mit Steinfließen gedeckt 
war, in späterer Zeit auch hie und da getanzt. Der imposante 
Raum wurde 11 Klafter lang, 5 Klafter breit und 27 Schuh hoch 
gebaut und umfaßt beide Stockwerke. Die oberen Fenster sind 
oval, die romanischen Bogen der unteren Fenster sind mit Spiegeln 
ausgefällt. Die reich mit Stuckdecor versehenen Wände weisen 
bemerkenswerte Ornamente auf, pÄmentlich sehr fein ausgeführte 
Embleme der Jagd und Musik/Dieser herrliche Saal repräsentiert 




Festsaal in Schloßhof. 
(Nach einer photographischen Aufnahme von J. Wlha.) 

in seinem mächtigen Eindrucke das Bild der Spätrenaissance 
in ihrer schönsten, ursprünglichen Form und Ausschmük- 
kung. Auch die Farbenabtönung von weiß und gelblich muß 
als eine überaus glücklich gewählte bezeichnet werden. Der Plafond 
dieses Raumes, welcher dem Künstler mit der vorhandenen Riesen- 
fläche eine ganz colossale Schwierigkeit der Composition ent- 
gegenstellte, wird von einem groß erdachten Reliefbild in Stucco 
ausgefällt: Eos, die Rosenfingerige, entsteigt auf einem Wagen 
dem Meere und bringt der Welt das Licht. 



— 59 — 

Die Einrichtung dieses wahrhaft fürstlichen Saales büBstand 
aus zwei Billards, einem „Roulette-", einem runden „Molinarspiel- 
tisch", vier „Tricktracktischchen", einem „Hanselspieltisch" und 
einem Schachtisch. Außerdem standen daselbst vier große Marmor- 
tische mit grüngefärbten, vergoldeten Füßen und in den Fenster- 
nischen weißlackierte Stühle und Truhen. Vom Plafond hingen 
drei herrliche Venetianer Glaslustres herab, und an den Pfeilern 
waren zwölf kostbare Wandleuchter für je sieben Kerzen an- 
gebracht. An den beiden Stirnseiten stand je ein Kamin aus 
rothem Marmor, über demselben ein venetianischer Riesenspiegel 
im Werte von je 1000 Dukaten. Die gesammte Einrichtung wurde 
getegentlich der Adaptierung des Schlosses im Jahre 1899 fort- 
genommen und nur die marmornen Kamineinfassungen sind 
geblieben, vor welche in nicht gerade glücklicher Form zwei 
moderne Füllöfen aufgestellt wurden. Anstatt der Steinfließen 
wurde ein moderner Parkettboden gelegt. Wo seinerzeit die 
erlauchte Hofgesellschaft nach eingenommenem Mahle sich in 
luftigem Räume den die Verdauung befördernden Salonspielen 
hingab, wo seinerzeit die festlichen Empfänge der Gäste und 
Diplomaten stattfanden, wo ab und zu die in Seide gekleideten 
Herren mit dem Galanteriedegen an der Seite die hochfrisierten 
und weißgepuderten Damen tänzelnd zum zierlichen Menuet 
führten, da kreuzen sich heute die Klingen der fechtenden Offi- 
ciere, der Raum widerhallt von Klingenschlägen und Fechterlärm, 
der Festsaal ist zum Fechtsaal geworden. 

Aus diesem Saale betrat man eine Reihe von Zimmern, 
welche dem Prinzen Eugen, und später der großen Kaiserin, als 
Bildergallerie dienten, und heute die Wohnung des zweiten 
Stabsofficiers bilden. 

Der erste, dreifensterige Salon enthielt acht Schlachten- 
bilder, gemalt von J. v. Huchtenberg, die Siege Eugens von 
Savoyen darstellend; die Gemälde trugen Goldrahmen, überall 
war der Prinz auf einem Schimmel dargestellt. An Meublement 
war hier sehr wenig vorhanden: Sessel, aus grünen Wollbändern 
geflochten ein englischer sechsarmiger Glas-Lustre und ein licht- 
braun politierter Kasten, welcher, wenn aufgeschlagen, das Feld- 
bett des Prinzen Eugen bildete; die Bettvorhänge waren aus 
Seide mit orientalischem Muster, Vögel, Blumen und Drachen 



— 60 - 

darstellend. Die Wände sind durchwegs mit Holz vertafelt, weiß 
mit grau gehalten, mit sbhönen barocken Holzschnitzereien und 
Verzierungen, der Plafond stilgerecht aber einfach. Die Bilder in 
diesem, wie auch in den folgenden Zimmern, dann die Spiegel 
sind anläßlich der Adaptierüng des Schlosses im Jahre 1899 
zumeist in das kaiserliche Jagdschloß Eckartsau überführt worden, 
die betreffenden Füllungen an den Wänden wurden mit gobelin- 
artigen Teppichstoffen überzogen. 

Das folgende, weiß mit gold vollständig vertäfelte Zimmer 
enthielt vier Gemälde aus der Zeit Maria Theresias: Kaiser 
Josef mit seinen Schwestern Elisabeth und Marianne am 
Klavier, zwei weitere Bilder mit den Portraits der Erzherzogin 
Maria Christine und ihres Gemahls, des Prinzen Albert von 
Sachsen-Teschen, endlich ein Familienbild mit der Königin 
Maria Antoinette, deren Gemahl König Ludwig XVI. und 
ihrem jüngsten Bruder, Erzherzog Maximilian. Außer diesen 
Bildern enthielt der „weiße Salon" noch zwei Wandspiegel in 
weißem Rahmen, einen vergoldeten Metall-Lustre, einen Rococo- 
schreibtisch, eine spanische Wand in blauer Seide, einige weiß- 
lackierte Sessel und ein Sofa. 

Auch das folgende, weiß in grau vertäfelte Zimmer diente 
als Bildersaal und waren hier vier große Familiengemälde 
in weiß und grau possierten Rahmen aufgestellt: Der Herzog 
von Parma mit Gemahlin und Kindern, die Familie des Königs 
von Neapel, die großherzogliche Familie von Mailand, nämlich 
Erzherzog Ferdinand, seine Gemahlin Beatrix und ihre Kinder, 
Prinzessin Ludovica und Erzherzog Ferdinand von Este, 
endlich der Großherzog Leopold IL von Toscana mit Gemahlin 
und einer Schar lieblicher Kinder. Alle diese Bilder waren über 
Auftrag der Kaiserin vom k. k. Kammermaler Josef Haünzinger 
gemalt worden. Ein Spiegel in weiß-grünem Rahmen, ein Glas- 
Lustre auf acht Kerzen, ein Tricktracktisch aus Eibenholz, eine 
rothdamastene Sitzgarnitur, ein Marmortisch und ein Rococotisch 
aus „türkischem Haselnußholz" vervollständigten das Interieur 
dieses Raumes. 

Das in der Flucht nächstfolgende Zimmer, welches sich 
heute nur noch durch eine weiß mit grau gezierte Vertäfelung 
am Sockel und an den Füllungen der Fenster und Thüren aus- 



_ 61 — 

zeichnet, war vom Prinzen Eugen als Fremdenziramer gedacht; 
später diente es dem Erzherzog Josef, dem nachmaligen Kaiset 
Josef IL, regelmäßig als Schlafzimmer und wurde auch das 
„Kronprinzenzimmer** genannt. Es war grün tapeziert, ent- 
hielt ein blumendurchwirktes Himmelbett aus persischem Zitz, 
einen geschnitzten Nachtkasten mit Marmorplatte, einen geschnitzten, 
runden Tisch und auf einer Wandconsole eine Repetierstockuhr 
in schwarzem Kasten, noch aus dem Besitze des Prinzen Eugen. 
Bemerkenswert war hier noch ein reizender, vierarmiger Lustre 
aus Metall mit hölzernen Glöckchen und ein Portrait des Kaisers 
Franz I. Eine Tapetenthür fährte in eine gewölbte Mauernische. 

Das anschließende einfensterige Zimmer diente als Neben^^. 
appartement, besaß einen Kamin und war mit einem großen 
Spiegel in vergoldetem Rahmen, einem einfachen, kirschroth- 
seidenen Himmelbett und einem politierten, vierflügeligen Kasten 
möbliert. 

Daran reihte sich ein Dienerzimmer mit einem Kochkamin 
und einem mit Theegeschirr eingerichteten Kasten. 

Während die Räume im Nordpavillon nur als Fremden- 
zimmer gedient haben, waren die correspondierenden Räume im 
südlichen Pavillon unter Maria Theresia als Wohnungs- 
gemächer Ihrer Majestät selbst in Venvendung, und ver- 
brachte die Kaiserin speciell in diesen Zimmern nach dem Tode 
ihres Gemahls, des Kaisers Franz L, ihre Trauerzeit. 

Die vier Eckräume waren für die Dienerschaft bestimmt, 
und analog, wie dieselben Räume im Nordpavillon, mit hölzernen 
Zwischenböden und Treppen versehen. Das mittlere, nach Süden 
gelegene Zimmer führte die Bezeichnung „Witwen -Zimmer 
der Kaiserin"; es war in gelber Seide tapeziert, dabei dunkel 
getäfelt und enthielt nebst einer Garnitur aus gelbem, gesticktem 
Atlas, einem geschnitzten Nachtkästchen und einem schönen, 
schwedischen Ofen ein wundervolles Himmelbett. 

Dieses, von Sachverständigen auf 10.000 Gulden geschätzt, 
war mit einer Decke aus schwerstem, gelbem Atlas bedeckt, die 
mit Blumen von Seidenstickerei von so hervorragender, künst- 
lerischer Arbeit geziert war, daß ihre Wirkung selbst der ge- 
schickteste Pinsel nicht erreichen konnte. Ebenso war die Atlas_- 
draperie mit Seidenstickerei bedeckt. 



— 62 — 

Das gegenüber liegende Gemach, mit der Aussicht nach 
Nord, hieß das „blaue Zimmer"; es besaß blaue Seidentapeten 
und enthielt eine blauatlassene Möbelgarnitur aus dunklem Holz 
mit hochlehnigen Sesseln und einen besonders wertvollen dunkel- 
blauen Ofen; später war hier noch ein Himmelbett mit blauem 
Damasthimmel und Couvertdecke aufgestellt. 

Der Verbindungstract der beiden Schloßflügel, die West- 
front des Schlosses ober der Einfahrt enthielt zur Zeit Maria 




.Witwenzimmer Ihrer Majestät". 

(Nach einer photographischen Aufnahme von J. Wlha.) 

Theresias drei Fremdenzimmer und ein Dienerzimmer. Dennoch 
finden wir in Kaltenbäcks Schilderung der Festivitäten in 
Schloßhof im Jahre 1754 ^ die Thatsache, daß^in diesen Zimmern 
Kaiser Franz I. gelegentlich seines zweiten Besuches im Sep- 
tember 1754 logiert, und aus den Fenstern dieser Zimmer einer 
auf dem Hofe producierten Bauernfestivität zugesehen hat. Später 

* Siehe Seite 75. 



— 63 — 

standen in diesen Zimmern einfachere Himmelbetten und Möbel- 
gamituren aus Wollstoff. 

Wenn wir endlich beifügen, daß in den Corridoren des Erd- 
geschosses und des ersten Stockwerkes sich Glaslaternen befanden, 
welche, in Blech gefaßt, eine vergoldete Krone trugen und von braun- 
gestrichenen Postamenten, die in die Wand eingelassen waren, ge- 
tragen wurden, daß im Stiegenhaus große dreieckige Laternen 
auf steinernen Postamenten mit vergoldeten Kronen und Leisten 




Das „blaue Zimmer". 
(Nach einer photographischen Aufnahme von J. Wlha.) 

angebracht waren, und daselbst überdies vom Plafond eine Glas- 
laterne herabhing, wenn wir endlich constatieren, daß alle Fenster 
mit kleinen Glasscheiben — analog wie gegenwärtig in den 
Gängen des inneren Burghofes — dann mit Fensterläden und 
Jalousien versehen waren, so glauben wir alles bemerkenswerte 
von den Räumen des Schlosses erwähnt zu haben. 

Im ersten Stockwerke — Kapelle und Festsaal nicht ge- 
rechnet — befinden sichr 42, im Parterre 41 bewohnbare Räume. 



— 64 - 

Das gesammte Erdgeschoß ist gewölbt, im ersten Stockwerke sind 
die Plafonds auf Dippelbäume aufgezogen. Jene Räume, wo sich 
keine Kamine befanden, wurden durch Öfen geheizt, deren Feuerung 
von den Corridoren aus geschah; meist besaßen je zwei Zimmer 
eine gemeinschaftliche Heizstelle. Eine Canalisierung bestand 
nicht, ebenso wenig Aborte; in den dicken Mauern (95 bis 110 cm) 
waren Nischen ausgemauert, in welchen Zimmerciosets unter- 
gebracht waren; so befanden sich im ersten Stocke 19 derlei 
secrete Räume, im Erdgeschoß nur einer. 

Zu erwähnen wäre noch die Wasserversorgung von Schloßhof. 
Über die für den Park bestimmte Wasserleitung, welche Prinz 
Eugen mit Zuhilfenahme eines hölzernen Schöpfwerkes und des 
Wasserreservoirs nächst Gröißenbrunn gebaut hat, wurde bereits 
berichtet. Außer diesem Nutzwasser ließ aber der Prinz auch 
Trinkwasser in das Schloß und den herrschaftlichen Meierhof 
leiten. Diese Wasserleitung besteht heute noch; am Nordausgang 
von Gröißenbrunn und seiner drei Teiche steht eine Brunn- 
stube, in welche fünf daselbst aufgefundene Quellen eingeleitet 
worden sind; ihr Wasser wird in Röhren längs der erwähnten 
Teiche, dann im Dorfe zwischen Kirche und Pfarrhaus, sodann 
längs des Abhanges der Groißenbrunner Hutweide geleitet. Die 
Wasserleitung übersetzt dann die Niederweidener Chaussee, führt 
im Hauptdurchschlag der Fasanerie weiter, biegt hierauf gegen 
das Schloß ab, durchschneidet den Weingarten und geht längs 
der bastionierten Mauer der zweiten Gartenterrasse in den Schloß- 
hofer Meierhof. Im Weingarten ist der Theilungsschacht für die 
Schloß- und die Meierhofwasserleitung. Außer dieser Leitung stand 
und steht heute noch ein Pumpbrunnen im inneren Burghofe 
und an der Rückseite des südlichen Stallgebäudes. 



Die gelieferte Schilderung von Schloßhof schließt, wie bereits 
eingangs erwähnt, den Vorwurf des stellenweisen Anachronismus 
nicht aus; und erhebt auch nicht den Anspruch auf Genauigkeit; 
wir haben uns, so weit die vorhandenen, ziemlich spärlich er- 
haltenen Quellen Auskunft geben oder Schlüsse zulassen, bestrebt, 
ein allgemeines Bild des Schlosses zu liefern, wie es unter seinem 



— 66 — 

Exbauer, dem Priilieii Eugen, dättn unter der Kaiserin Maria 
Theresia ausgesehen haben und benutzt worden sein mochte. 

Der Prinz hatte an seinem Schlöflhof auch eine solche 
Freudej daß er es in jedem Jahre mehrmals besuchte. Zu längeren 
Reisen nach seinen weit entfernten ungarischen Güternj Bellye 
und Raezkeve, hatte der in seinem Alter durch langjährigen 
Husten gequälte und durch schlaflose Nächte geschwächte, ein- 
silbig gewordene Prinz auch wohl weder Lust noch Muße. Aber 
auch die ihm vom Kaiser Karl VI. im Jahre 1725 „zu seiner 
beliebigen Excursion und Landtsdistraction" geschenkte Herrschaft 
Ober-Siebenbrunn^ besuchte Eugen, obwohl sie näher zu 
Wien gelegen war, viel seltener, als sein geliebtes Schloßhof, wo 
er seinen ganzen, feingebildeten Schönheitssinn und seine großen 
Erfahrungen auf allen Gebieten der Kunst in so epochaler Weise, 
ganz nach seiner eigenen intiutiven Eingebung bethätigte. 

;V Er kam gewöhnlich mit sehr großem Gefolge und mit zahl- 
reichen Gästen, die in dem weitläufigen Schlosse gut unter- 
^bracht wurden; schon lange bevor Schloßhof fertiggestellt war, 
übte der Prinz eine ausgedehnte Gastfreundschaft, und gerade 
dm Werden der Schönheiten und die rege Arbeit der verschiedenen 
aligestellten Künstler erweckten das Interesse kunstsinniger Gäste. 
Oberdies besaß er bei dem Schlosse Niederweiden einen sorg- 
fältig gehegten Fasangarten, die Auen der March und der 
Dpnau, wie auch die Gefilde der Herrschaft boten vielfach Gelegen- 
heit, dem Vergnügen der Jagd sich hinzugeben. Auch der Prinz 
nahm an der Jagdunterhaltung theil, ohne jedoch dabei ernstere 
Dinge zu vernachlässigen. 

In den pfarrämtlichen Büchern von Groißenbrunn finden 
wir die Aufzeichnung, daß von den vielen Arbeitern des Prinzen 
Eugen manche in den Jahren 1729 bis 1732, während des Baues 
von Schloßhof, von Krankheiten arg heimgesucht wurden. Es 



* Kaiser Karl VI. kaufte Ober-Siebenbrunn sammt den benachbarten 
-Dörfern Lassee und Oberweiden um 200.000 Gulden vom Wiener Erzbischofe 
Sigismund Graf Kpllonitsch; nach dem Tode des Prinzen Eugen kaufte 
dieser die Herrschaft wieder zurück. Dieselbe gelangte in neuester Zeit (1863), 
nach dem Tode des letzten Grafen KoUonitsch, testamentarisch neuerdings an 
das Wiener Erzbisthum. 

5 



^ m — 



starben von ihnen aii „Petechien^ und Ruht** so Viele, daß der 
Friedhof in Qroißenbrünn zweimal erweitert wei-den mußte. Viele 
der Kranken bekamen auch Lungensucht, Auszehrung und Wasser- 
suchtMän Vermuthete die Schuld daran in den dumpfen Wohnungen, 
in der Feuchtigkeit, in den vielen Winden und in der alten Ge- 
wohnheit^ alles mit Kiesstaub und Kalksand abzureiben. 

Der großmütbige Prinz ließ übrigens auch Groißenbrunn, 
obwohl dieses nicht zu seinem Besitze gehörte, an seiner Muni- 
ficenz participieren. Beim sogenannten „Brünndel" ließ er eine 




K. u. k. Jagdschloß Niederweiden. 
(Nach einer photographischen Aufnahme von J. Wlha.) 

Kapelle erbauen, worin ein wunderthätiges Muttergottesbild verehrt 
wurde, welches aus Schloßhof stammte, und welches hier ein 
Tartare im Jahre 1683 durch einen Stich verletzt hatte. Neben 
dieser Kapelle ließ er ein Wasserreservoir bauen, aus dem die 
Sprii^brunnen in Niederweiden gespeist wurden, wo er aus dem 
Walde neben dem Schloß einen „Spaziergarten" machen ließ. 
Die Kapelle ging im Jahre 1771 zugrunde und das Marienbild 



^ Petechien = kleine Blutungen in Form von braunroten Pünktchen unter 
der Haut, besonders bei Scorbut und Typhus. 



— 67 — 

sowie das vom Prinzen Eugen gespendete schmiedeeiserne Gitter 
gelangten in die Groißenbrunner Pfarrkirche.^ 

Prinz Eugen vergrößerte seinen Besitz im Jahre 1727 durch 
den Ankauf der Herrschaft Engelhartsstetten. Ernst Rüdiger 
Graf von Starhemberg hatte dieselbe im Jahre 1685 vom 
Grafen von Concin gekauft, um sich im Landleben von den 
Strapazen der Jahre 1683 und 1684 (Starhemberg hatte bei der 
mißglückten Belagerung Ofens die Artillerie commandiert) zu er- 
holen und an Stelle der zerstörten Burg Grafenweiden das 
jetzige reizende Jagdschloß Niederweiden erbaut. 

Prinz Eugen legte nun auch hier seine verschönernde Hand 
an. Er hat dafür 177.000 Gulden rheinisch gezahlt. 



Nicht lange, nur 11 Jahre, konnte sich Prinz Eugen seines 
mit reifer Erfahrung und verschwenderischer Pracht ausgestatteten 
Lieblingsbesitzes von Schloßhof erfreuen; am 21. April 1736 nachts 
starb er in seinem Palais in der Himmelpfortgasse; er war am 
Abend zuvor zwar stark hustend, aber im übrigen wohl zu Bette 
gegangen, am Morgen fand ihn seine Dienerschaft tot in seinem 
Zimmer auf. 

Er hinterließ prachtvolle Paläste, herrliche Schlösser, die 
schönsten Kupferstich-, Gemälde- und andere Sammlungen, darunter 
eine kostbare Bibliothek. Der Wert dieser Hinterlassenschaft betrug 
nach V. Ameths Forschungen 1,870.000 Gulden; auf 600.000 Gulden 
wurden seine beiden Güter im Marchfelde geschätzt (400.000 Gulden 
Schloßhof, 200.000 Gulden Ober-Siebenbrunn); zwei Paläste in 
Wien, jeder 100.000 Gulden, die Bibliothek 150.000 Gulden, das 
Silbergeschirr 170.000 Gulden, die Juwelen 100.000 Gulden, die 
Gemälde 100.000 Gulden und in der Bank im baren 206.000 Gulden. 

Drei Verwandte des Prinzen Eugen erhoben Anspruch auf 
sein Erbe. Als berechtigte, vom Kaiser selbst begünstigte Erbin 
ging aus diesen Rechtsstreitigkeiten Eugens Nichte, Maria, 



^ Die heutige kleine Kapelle beim .Brünndel* mit einer hölzernen Mutter- 
gottesstatue und dem Jesuskind wurde 1848 von der Gattin des Schloßhof er 
Verwalters Friedrich Stenzl gestiftet. Das Wasserreservoir besteht heute noch, 
und unterhalb der Statue strömt das — namentlich bei Augenleiden — als 
wunderthätig gepriesene Wasser aus einem Rohre hervor. 

5* 



- 68 - 

Anna, Viktoria, die Tochter des Grafen Ludwig Thoraas von 
Soissons hervor. 

Dieselbe, 1683 in Turin geboren, war eine größere Freundin 
des Geldes al? der Künste,^ für welche die Zeit in Schloßhof 
überhaupt vorüber war. Die Kunstwerkstätten in Schloßbof, deren 
Meister und bedeutendsten Werke wir kennen gelernt haben, und 
welche, so lange Prinz Eugen gelebt hat, ununterbrochen im 
Betriebe waren, wurden nun wieder aufgelassen. War aber die 
Zeit des Prinzen Eugen für Schloßhof die Zeit, seines Werdens 
und seiner verhältnismäßig stillen Ausgestaltung, so zog mit der 
neuen Besitzerin eine Periode des lauten Glanzes, rauschender 
Feste und lärmender Feierlichkeiten in Schloßhof ein. 

Sofort nach Eugens Tode wurde über die Herrschaft Hof 
ein Inventarium aufgenommen (am 30. April 1736) und alle 
Mobilien dem Schloßverwalter Jakob Hegenauer übergeben. 
Den Unterthanen wurde am 4. November 1737 ihr Besitzstand 
vergrößert, indem man Herrschaftswiesen von minderer Qualität 
zu Äckern machte und diese den Bauern — jedoch in der be- 
rechnenden Absicht — schenkte, dadurch die Abgaben im Baren 
zu steigern. 

Die mit einemmale so reich gewordene Prinzessin Victoria 
entschloß sich, trotz ihres vorgeschrittenen Alters (55 Jahre) zu 
heiraten; sie erwählte sich zum Gemahl den kaiserlichen Feld- 
zeugmeister und späteren Führer der Reichsarmee im sieben- 
jährigen Kriege (1756— 1763), Prinzen Josef Friedrich Wilhelm 
von Sachsen-Hildburghausen,* welcher sich ebenfalls schon 
in vorgerückten Jahren befand. 



^ An das Thor ihres Palais wurden nächtlicherweile die Spottverse an- 
geheftet: 

,Est-il possible, que du Prince Eugene la gloire 

Soit ternie par une si vilaine Victoire?* 
2 Derselbe ein Sohn des Herzogs Ernst und der Gräfin Sophie 
Henriette zu Wal deck, war Ritter des goldenen Vließes, 1735 Commaxidant 
in Komom, 1739 königl. ung. und kaiserl. Generalfeldmarschall, des hh röm; 
Reiches General-Feldzeugmeister und geheimer Rath. Er erhielt 1743 das Ober- 
dh'ectorium und Generalcommando in den innerösterreichischen Ländern, in den 
Warasdiner und Karlstädter Generalaten, wie auch von Licca, Corbaw und den 
Militär-Grenzen, welches er 1749 niederlegte. (Schumanns Europ. genealogisches 
Handbuch, Leipzig 1754.) 



— 69 — 

Die Vermählung fand auf der neuererbten Herrschaft Schlofi- 
hof am 17. April 1738 um 7 Uhr abends in der Schloßkapelle 
statt; die Trauung vollzog der Passauer Official in Wien, Graf 
von Attems, und wohnten derselben viele Repräsentanten des 
Hochadels, darunter zwei Herzöge von Lothringen bei. Schloß- 
hof war bei dieser Gelegenheit der Schauplatz glänzender Feste, 
über welche sich jedoch keine näheren Daten erhalten haben.^ 
Bei der Hochzeit schenkte die Prinzessin Victoria die Herrschaft 
Schloßhof und Engelhartstetten ihrem „jungen" Gatten, und 
drei Tage später — am 20. April 1738 — leisteten in Schloßhof 
die Unterthanen dem neuen Grundherrn den Huldigungseid. 

Während an den Baulichkeiten von Schloßhof und seiner 
inneren Einrichtung unter den neuen Besitzern nichts geändert 
wurde, ward die Parcellierung der Herrschaftsgründe behufs 
Steigerung der Geldeinnahmen fortgesetzt, wie denn ihr Bestreben 
überhaupt dahin gerichtet war, vorerst die Einnahmen der Herrschaft 
zu potencieren und sie dann später völlig zu Geld zu machen. 

Unter den Reformen, die der Prinz von Sachsen -Hild- 
burghausen auf seiner neuen Herrschaft schuf, ist wohl die 
interessanteste jene, daß er die heute noch namentlich in der 
Gegend von Loimersdorf ansässigen Kroaten aus Bosnien 
hierher verpflanzt haben soll, wie der Preßburger Senator Georg 
Gyurikovits (im Jahre 1833) nachgewiesen hat. Als der Prinz 
nämlich im Jahre 1737 von der Belagerung der Festung Ban- 
jaluka in Bosnien durch die Türken zum Rückzuge gezwungen 
wurde, flehte ihn ein Schwärm Uskoken, am bosnischen Ufer 
der Save, zwischen der Drina und der Verbas wohnend, um 
Schutz an, und wollte mit Hab und Gut nach Slavonien zum 
Anbau der dortigen Wüsteneien übergehen. Bei dieser Gelegen- 
heit hat der Prinz dieselben auf seine Herrschaften im iMarch- 
felde übersiedelt und so wären die Vorfahren der hiesigen Kroaten 
bosnische Uskoken, die römisch-katholisch waren, so wie ihre 
österreichischen Nachkommen es gleichfalls sind. 

Der Prinz von Sachsen- Hildburghausen war sehr gottes- 
fürchtig und ein Gönner der Kirche von Groißenbrunn, wohin 

* Die Ehe war nicht glücklich; die Gatten trennten sich und im Jahre 
1758 begab sich Prinzessin Victoria wieder nach Turin. 



^ i70 — 

Schlpßhof damals eingepfarrt war; er verrichtete da&elbst seine 
Andachisübungen^— so 1744, und 1745 in der Osterwoche — 
und spendete dieser Pfarrkirche viele kostbare Paramente, unter 
anderen ein Ornat im Werte von 1000 Gulden, ein Rauchfaß, 
einen Kelch, Opferkannen und Silberglöckchen* . Anläßlich der 
Grundsteinlegung der neuen Kirche verfertigte er, ein' sehr ge- 
schickter und passionierter Amateurdrechsler, ein kunstreiches 
Medaillon von Elfenbein und schenkte es dieser Kirche; es wird 
im Melker Stifte aufbewahrt.^ 

In Schloßhof übte er große Gastfreundschaft aus; unter 
den hohen Gästen, die er daselbst bewirtete, waren die erlauchtesten 
die Kaiserin Maria Theresiaund ihr Gemahl Kaiser jFranz. 
Mit ihrem Hofstaate waren sie am 1. October 1743 nach Schloß- 
hpf gekommen, wo sie „unter Lösung von Stück^ am Abend 
um 7 Uhr eintrafen. Die Prinzessin Viktoria war den Majestäten 
bis Niederweiden entgegengefahren. Alles war prächtig beleuchtet; 
die Bäume und das Schloß waren mit Tausenden von Lampen 
geschmückt und alle Wege mit Fackeln besetzt Um 8 Uhr abends 
speisten die Majestäten mit noch 24 Herrschaften im beleuchteten 
großen Saale öffentlich mit Tafelmusik bis 9 Uhr. Am nächsten 
Vormittage wurde eine Segenmesse gelesen, der Nachmittag wurde 
mit Spiel und Jagd zugebracht. Am 3. October wurde früh aber- 
mals eine Messe gelesen und nach d^m darauf folgenden Früh- 
mahl verließen der Kaiser und die Kaiserin wieder unter Kanonen- 
donner Schloßhof, um nach Schönbrunn zu fahren. 

Hatte der Prinz und die Prinzessin von Sachsen-Hildburg- 
hausen bei diesem ersten kaiserlichen Besuche alles aufgeboten, 
um die Majestäten würdig aufzunehmen, so entfalteten sie bei 
einer zweiten Gelegenheit, auf welche wir noch ausführlich zu 
sprechen kommen, einen Aufwand, der fast ans Unglaubliche 
streift, und bei dessen Schilderung uns heute unwillkürlich die 
Überzeugung befällt, daß dieses AufgebotvonPracht und rauschender 
Feste nur darauf angelegt war, um die Majestäten zum Ankaufe 
von Schloßhof zu beeinflußen und zu bewegen. 

.^ Schlofihof .besaß damals noch keinen Geistlichen; die Messe durfte 
nur an gewissen Tagen der Woche von Wanderpriestern gelesen, die Sacramente 
aber überhaupt iji(;ht erthejlt werden. » . 

2 Pfarrgedenkbuch in Groißenbrwnn^ ... ; , 



— 71 — 

Über die culturellen Verhältnisse jen^r Zeit iindei^siqh 
im Pfarrgedenkbueh in Groißenbmnn vielfache Daten. 

/Im Jahre 1740 herrschte in Österreich eine sehr große 
Theuerung, so daß wegen dieser und wegen, der versperrten Pässe 
nach Ungarn kirchlicherseits sogar die Dispens ertheilt wurde von 
der Enthaltung von Fleischspeisen, im Jahre 1743 kam eine 
andere Heimsuchung über die Herrschaft, indem am 13. Juli der 
untere Theil von Markthof binnen sieben Viertelstunden bi^ auf 
ein Haus niederbrannte. Das nächste Jahr brachte wieder ein 
anderes Unglück^ indem die Donau und. March so heftig aus- 
traten und. solch eine Menge von Eis mit sich führten, daß der 
Pfarrer von Groißenbmnn^ der sich: wegen einer kirchlichen Hand- 
lung gerade in Markthof aufhielt, mehrere Tage daselbst zu 
bleiben genöthigt war, und erst am vierten Tage mit einer großen 
Zille nach Schloßhof gebracht werden konnte. 

Am 4, April 1744 brannte fast ganz Groißenbrunn ab; der 
Prin? von Sachsen-Hildburghausen ließ deshalb am Ostersonntage 
80 Dukaten vertheilen und sorgte -auch für die beiin Brand Ver- 
wundeten* Im selben Jahre wüthete in unserer Gegend am 19^ Juli 
ein furchtbares Ungewitter, welches von 9 Uhr abends bis 4 Uhr 
morgens, dann am nächsten Tage von 9 Uhr vormittags bis 
9 Uhr abends anhielt, dreimal hatte der Blitz in Groißenbrunn 
und 23mal sonst eingeschlagen. Man hatte aber auch am 3; Jänner 
und am 22. Februar dieses Unglücksjahres einen Kometen gesehen. 

Das Jahr 1746 brachte neues Unglück, indem eine Seuche 
fast alles Vieh hinwegraffte; als diesfalls eine Wallfahrt nach 
Maria Thal in Ungarn unternommen wurde, war die March so 
seicht, daß 40 Paare dieselbe ohne weiteres durchwaten konnten. 

Das Jahr 1749 brachte eine neue Art von Unglück^ dessen 
authentische Schilderung uns interessant genug erscheint, um 
hier vollinhaltlich aufgenommen zu werden.^ 

„Es seynd den IL August 1749 gegen den Abend ohn- 
gefehr umb 6 Uhr gmz unvermuth von Wolfsthal über das Gebürg 
neben dem alten Thebener Schloss ein dergestalt grosse menge 
deren Heuschröcken aus Ungarn. augekommen, dass man an- 

* Entnommen' dem „Angederikbuch über Mörkwtirdigen Vorfallenheiten 
b6y der höclifürstl. Heirsehaft Hoff<im der March;" aus dem ehemaligen SchloÖ- 
h(>ferAfchiVi' .. -• ' •.,.;: f •,;,.;-•-•..•;- -c^ ;•• , ■ ,. .^ .-:..: 



— 72 — 

fäiigHch den Schwärm vor einen trüben Rauch einer Feuersbrunst 
angesehen, nachher aber erfahren müssen, dass es jenes Urithier 
seye, welches schon lang vorhin besorget worden. Solcher Schwärm 
hat sich also gegen 7 Uhr ohngeachtet dass man selben mit 
Schüssen und anderen Gewöhr begegnet auf dem Herrschaft 
Hoferischen Terrain, nemblich im sogenannten Grözl und dort 
herumbliegenden Wüsen, wie auch umb das Schloss auf deren 
Feldern und Gebüschen, besonders aber in dem grossen Herrschafts- 
garten und den daran stossenden Weingebürgel solchergestalten 
niedergelassen, dass man weder Erden noch Laub gesehen, massen 
sie einen guten Schuh hoch über einander gelegen und gehangen, 
welches bei Jedermann die Haare zu Berg stehen gemachet, 
waren also auch diesen Abendt nicht mehr weithers zu bringen. 
In der Nacht aber hat man die ganze Herrschaft mittelst einem 
Circular aufgeboten und mit anbrechenden Tag auf dieses Uur 
geziefer marschieret, gegen solche ohnaufhörlich mit kleinen 
Geschützen geschossen (weilen kein grosses vorhanden war) los- 
gefeuert, darein geschlagen und anderes Getös gemachet, bis 
sie sich endlich gegen 9 Uhr vormittag gehoben, und ihren Flug 
über Marchegg dem Wieselandt zu vortgesetzet; hierorths haben 
sie ausser das Rohr und Bümbsen wenig Grünes angegriffen, 
auch weitheres keinen Schaden gemacht, als dass viele Baumber, 
besonders in dem sogenannten Grözl vor der Meng und Schwere 
zertrucket worden. Dieses Thier ist eines kleinen Finger lang 
aber nicht so dick: hat vier Flügel, deren die unterste viel breiter 
und rundlichst, die oberen aber laglicht und schmall mit vielen 
characteres gleich einer griechischen oder hebräischen Schrifft, 
jedoch ist nichts hievon zu eruiren: theils seynd röthlich, theils 
grüne und theils grau, haben ein ungemein starkes Leben und 
zahn gleich einer Maus, jedoch respectu ihrer grosse, wodurch 
sie dann (zu sagen) in einem Augenblick Alles, was sie angegriffen, 
zernagen und auffressen." 

„Den 19. August ist abermahl eine erstaunliche Menge aus 
Hungarn über das Pressburger Gebürg herübergekommen, da- 
gegen man wiederumb alle Veranstaltung gemacht und ohngeachtet 
sie von den bei Neudorff auf dortigen Morästen geschlagenen 
Lager sich des anderen Tags, als den 20. August gegen 9 Uhr 
früh über die March herübergewendet, hat man sie gleichwoWen 



— 73 — 

vom hiesigen Terrain ohne verursachten Schaden abgetrieben und 
seynd nach Obersiedenbrunn zugeflogen." 

„Evdem hat sich auch ein Schwarmb, so ebenfalls von einer 
ungemeinen Grösse waren, von Wolfsthal an der Donau neben 
denen Auen heraufgezogen auch bei Stopfenreuth herüber auf 
Dasig- und Engelhartstetterischen Feldern gewendet, die man 
aber auch (Gott seis höchster Dank) wiederum weithers vertrieben.* 

Der Schlofihofer Verwalter war jedoch mit den herrschaft- 
lichen Unthertanen bei diesen Heuschreckenüberfällen nicht zu- 
frieden gewesen, und erließ ein . Tadelsschreiben mit genauen 
Vorschriften für die Zukunft bei ähnlichen Anlässen, welchem 
zufolge, „wann ins künftige bey Tag oder Nacht ein Aufbot oder 
Zusammenrufung beschichet, wenigstens von jedwedem Haus zwei 
ernsthaffte und starkhe Personen mit Glockhen, Schellen oder 
anderen getöshaften Instrumenten auf das accuratiste an Orth 
und Stelle wohin man sie verlanget, erscheinen sollen.** Un- 
gehorsamen würden zur Strafe ein Eisen an den Fuß gelegt und 
sie würden durch acht Tage zur öffentlichen Herrschaftsarbeit 
angehalten werden. 

Im Jahre 1854 fand in Schloßhof aus Anlaß der Anwesen- 
heit des kaiserlichen Hofes die bereits angedeutete, mehr- 
tägige Festlichkeit statt. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts 
hielt sich der kaiserliche Hof gerne auch zeitweilig in Holics 
auf. Wenige Sommer vergingen, ohne daß die Kaiserin Maria 
Theresia dieses Gut besucht hätte. Das that sie denn auch im 
Sommer 1754. Auf der Rückreise nach Wien folgte sie der Ein- 
ladung des Prinzen von Sachsen-Hildburghausen, wieder Schloß- 
hof zu besuchen, und langte daselbst am 23. September an. 

Während wir im nachstehenden die Festlichkeiten nur kurz 
erwähnen, liefern wir in der Beilage 1 die vollständige Abschrift 
des im Austria-Kalender 1844 erschienenen, nach einer gleich- 
zeitigen Handschrift verfaßten Aufsatzes von Kaltenbäck: „Die 
Festivitäten zu Schloßhof im Jahre 1754**; wir thun dies einer- 
seits des localen und unmittelbaren Interesses wegen, anderseits, 
um eine Probe zu liefern des damals herrschenden phrasenvollen> 
weitschweifigen und übertriebenen devoten Stiles. 

Mit dem Kaiserpaare kamen Erzherzog Karl und die 
Erzherzoginnen Maria Anna und Maria Christine, am darauf- 



— 74 — 

folgenden Tage kam auch noch der Kronprinz, Eifzherzog Josef, 
aus Wien an. Am 23. September speisten die - Herrschaf teti mit 
ihren Gastgebern und dem Gefolge an zwanzig Tafeln, auf denen 
noch das prächtige Silbergeschirr Eugens zu sehen war, das 
dessen Nichte bald darauf zu Geld machte^ Nach der Tafel begab 
man sich nach Niederweiden, bei dessen ganz in französischem 
Stile erbauten Schlosse, wie bereits erwähnt^ ein reizender Garten 
sich befand.. Eine Sehenswürdigkeit des Gartens war das Theater, 
aus Rasen und zugestutzten Baumspalieren, das man. erst ent- 
deckte, wenn man darin war. Hier wurde ei^ie Serenade von 
Metastasio von den Sängerinnen Vittofia Tesi und Therese 
Hennisch vorgetragen, zu der die Bauern und Bäuerinnen der 
Herrschaft den Chor in wälscher Sprache sangen. Im Schloß- 
theater in Schloßhof wurde dann abends noch die Oper „Isola 
disabitata* aufgeführt. 

Am darauffolgenden Tage fand am Ufer der March eine 
außerordentliche Jagd statt Man hatte am Thebener Kogel 
800 Hirsche zusammengetrieben, die von einigen hundert Bauern 
über den kahlen Berg heruntergejagt wurden. Über den Fluß 
war eine Brücke in Form eines Triumphbogens erbaut, durch 
welchen sich die Hirsche, welche auf die Brücke liefen, ins 
Wasser hinunterstürzen mußten. Der. Hof kam flußabwärts auf 
einem prächtigen Schiffe, das dem venetianischen Bucentauro 
nachgebildet war; auf anderen Schiffen waren fünfzig unaufhörlich 
aufspielende Musikanten. Die anwesenden Kavaliere hatten nun 
die , Hirsche im Wasser voii kleinen Kähnen aus mit Spießen err 
stechen sollen; die Kaiserin gab aber nicht zu, daß das bis zum 
Tod erschreckte, gehetzte Wild getötet werde^ sondern schenkte 
ihm die Freiheit, denn „dero mitleidiges Herz kann nicht zu- 
sehen^ dass einem armen Thiere wehe geschehe". 

Ein zweiter Theil dieser Jagd brachte eine noch größere 
Überraschung» In einem eigens erbauten Pavillon waren 1000 Hasen, 
130 Füchse und 60 Wildschweine eingesperrt worden, die.theils 
über die Treppen, theils an^ der äußeren Mauer herabliefen, und 
ßo zum Schusse kamen. Das Jagdpersonal war französisch, die 
Gondoliere venetianisch gekleidet^ es i waren aber alles Leute aus 
<ler Umgebung* Am darauffolgenden, dem dritten Tage^. wurde 
eine Hühnerjagd in den .Weingärten i abgehalten und eine. Nau- 



— 75 — 

machia, ein Wassergefecht, auf den Groiflenbmnner Teichen 
arrangiert. Zuletzt schwamm eine Insel mit einem exotischen 
Garten bis zu den Füßen der Kaiserin heran. In Atlas und Silber 
gekleidete Gärtner luden den Kaiser und die Kaiserin ein, die 
Insel zu besuchen und die Früchte daselbst zu kosten. An den 
Bäumen und Sträuchern hingen aber Zuckerwerk und Gefrorenes; 
Fischerinnen gaben der Kaiserin silberne Netze, mit welchen sie 
aus einem Bassin Forellen fing. Die Kaiserin lobte die Wasser- 
künste als „eine noch nie gesehene, particulär erdachte Invention." 

In Schlofihof war am Vorabend der Abreise große Illumina- 
tion; als Erzherzog Josef das Centrum einer Scheibe auf der 
Schießstätte traf, entzündete er dadurch ein Feuerwerk, das „Vivat 
Franciscus" in die Luft schrieb, und als hierauf der Hausherr 
abermals einen Schuß ins Schwarze abgab, entzündete sich die 
Flammenschrift: „ Vi vat. Maria Theresia!" Auch des Kronprinzen 
Namen und der seiner Schwestern wurde noch herausgeschossen. 

Als Abschiedsfeierlichkeit gab es ein großes Volksfest, an 
dem 350Unterthanen theilnahmen. Es war ein Bacchanal im wahrsten 
Sinne des Wortes. 

In der Voraussetzung, daß sich der freundliche Leser der 
allerdings nicht geringen Mühe unterzieht, die Originalbeschreibung 
dieser Festivitäten (Beilage 1) durchzulesen, wollen wir einige 
für die damalige Einrichtung des Schlosses Zeugenschaft ablegende 
Punkte erwähnen. Unsere Annahme, daß unter Eugens Zeit drei 
Speisesäle sich in Schloßhof befanden, und zwar der große Speise- 
saal (gegenwärtiges Officiersspeisezimmer),' der Sommerspeisesaal 
(salla terrena), und der kleine Speisesaal im Erdgeschoß (heutiger 
Lehrsaal), finden wir bestätigt. 

Die in dem Berichte als so überaus herrlich und appart 
geschilderten Confituren- und Zuckerbäckereien entstammten der 
von uns bereits als besonders wohl assortiert geschilderten Prinz 
Eugen'schen italienischen Zuckerbäckerei -Einrichtung im 
Schlosse. 

; Der Bericht enthält eine Beschreibung des auf der südlichen 
Gartenterrasse bestandenen Schloßtheaters; namentlich daß es 
.„mit sonderbarem Gusto zugerichtet und mit Gemälden und anderen 
Auszierungen artig ins Auge fiel; das Parterre. war dergestalt ge- 
macht^, dass es. da§ Ansehen hat,, als wenn es mit einer Qallerie 



— 76 — 

und einer Menge auf dieser sich befindlichen, in allerhand Masken 
verkleideten Zuschauern garniert wäre.* 

Wir finden in der Beschreibung ferner bestätigt^ daß der 
Südabhang des Schloßberges an Stelle der heutigen Fasanerie 
* damals noch mit Weingärten bepflanzt war. 

Die von uns bereits erwähnte Schießstätte — an Stelle des 
heutigen Glashauses — findet auch in diesem Document ihren 
Existenznachweis. 

Wir finden weiters darin die Beschreibung des Abschlusses 
der heutigen Sommerreitschule gegen den äußeren Hof des 
Schlosses, des von uns bereits an gehöriger Stelle erwähnten hier 
befindlichen Monumentalbrunnens und der mit Steinbalustraden 
gezierten Rampen ; endlich finden wir die interessante Thatsache, 
daß der kaiserliche Hofstaat der Abschiedsfeierlichkeit am Hofe 
aus den Fenstern des Mitteltractes, der heutigen Reitlehrer- 
wohnung, zugesehen hat, und daß diese Räume damals vom Kaiser 
Franz bewohnt wafen. 

Dieser kaiserliche Besuch war für Schloßhof von großen, 
bis auf unsere Tage sich ausdehnenden Folgen begleitet; die 
Wirkung der großartigen, sozusagen märchenhaften Gastfreund- 
schaft des Prinzen von Sachsen-Hildburghausen und seiner Ge- 
mahlin, der Prinzessin Victoria, einer Gastfreundschaft, welche 
mit den sie begleitenden rauschenden Festen rundweg eine 
tendentiöse genannt werden muß, blieb nicht aus. Der heißeste 
Wunsch der geldgierigen Prinzessin ging in Erfüllung. Schloß- 
hof wurde von der Kaiserin Maria Theresia gekauft. 

III. Periode. 

Schlofihof unter Maria Theresia 1755—1780. 

Die Kaiserin kaufte Schloßhof für ihren Gemahl, Kaiser 
Franz L, um 400.000 Gulden. 

Der Verwalter der Herrschaft, J. J. Maluska, wurde in 
kaiserliche Dienste übernommen und erhielt den Befehl: „der- 
selbe hat ganz in der Stille noch vor der Uebergäbe, die den 
1. April erfolgen wird, zu berichten und zu sehen, dass nichts 
von dem Fundus instructus hinwegkomme, wozu auch der Winter- 



^ 77 — 

anbau gehört, z. B. Möblen, Schlosseinrichtung etc. etc* Seiner 
Durchlaucht dem Prinzen von Sachsen-Hildburghausen ist vermög 
geschlossenjen Coqtract nichts resecviert. worden, als seine Ge- 
wehre, , Equip^gje, , Bücher, Qrexlerei und was jüngsthin zur Be- 
dienung des höchsten, Hofes Ihrer Majestäten des Kaisers und"-^ 
der Kaiserin ist beygeschaffet worden. Auch die Ausstände der 
Unterthanen und die Cautionsgelder sind genau anzugeben, damit 
man. sehen könne, ob etwas daran abgehe, w^s dann von dem 
Kaufschilling ebenfalls zu decortiren seye.* 

Schloßhof wurde somit an die kaiserliche Familie übergeben, 
wie es lag und stand, und wurde bis zum Jahre 1797 als eigene 
kaiserliche Herrschaft von einem in Schloßhof stationierten Ver- 
walter besorgt. Nach dem genannten J. J. Maluska waren Verwalter 
in Schloßhof: Paul Süssenbeck 1763, Franz Josef Donat 1772, 
Völkhl 1784, Franz Weissenbacher 1788, Wischkozill 1795. Seit 
dem Jahre 1797 erscheint die k. u. k. Familiengüter-Direction 
mit Schloßhof — als zur kaiserlichen Herrschaft Orth gehörig — 
im ständischen Gültenbuche. . . 

Schloßhof wurde nun von der kaiserlichen Familie sehr 
häufig besucht und bildete — wie Kaiblinger (Melk II) sagt — 
»den Sitz tausenfältiger Freuden und den Lieblingspalast des 
Hofes, und war daher auch im Sommer von dem Adel aus 
Preßburg sehr besucht." 

Noch im Jahre des Ankaufes besuchte der Kaiser und die 
Kaiserin mit einem Hofstaate von fast anderthalb hundert Personen 
ihren neuen, rasch liebgewonnenen Besitz und verweilten hier 
vom. 8. bis zum 22. Juli (1755). Es dürfte nicht uninteressant 
sein, das Gefolge der Majestäten anläßlich dieser Anwesenheit 
in Schloßhof aufzuzählen, wie es in einem Document des Archivs 
der Gutsyerwaltung Orth angeführt erscheint. 

. „Beilage VI Anmerkung über bey Allerhöchster Anwesen- 
heit J. Key. Kön. May. Anwesenheit zu Schloßhof mitgewesenen 
Hof- und Hofstaatspersonale vom 8. — 22. Juli 1755. 

Hofpersonale. 
Ihro May. der Kays. etc. etc. . 

Bei Allerhöchst , deroselben Kammerdiener . 2 

Leib-Loquayen . , . 16 



— 78 — 

Ihro May. die Kays. etc. etc. 

Bey Allerhöchst deroselben 

Gammerfrau 1 

Cammermensch . 1 

Cammerdienerin 2 

Untermenscher .......;. 4 

Cammerheizer Stackl . 1 

sein Bedienter 1 



Nro. 1«°- 

Hofcavalier mit ihrer Suite: 

J. Excell. Obristhofmeisterin Gräfin v. Bar 1 

Cammerjungfrau 1 

Bediente 2 

Hausknecht 1 

J. Durchlaucht Fürst v. Auersperg sammt dero Frauen Gemahlin 2 

Cammerdiener 1 

Cammerjungfrau 1 

Heyducken 2 

Loqueyen 4 

Läufer 1 

J. Excell. Graf Logi sammt dero Frauen Gemahlin .... 2 

Cammerjungfrau 1 

Stubenmensch 1 

Heyducken 2 

Loqueyen 4 

J. Excell. Feldmarschall Graf von Dann sammt dero Frauen 

Gemahlin 2 

Cammerdiener 

Cammerjungfer 

J. Gn. Hr. Baron von Toussaint 

Bedienter . . ' 

Kay. Bibliothekarius 

Leibmedicus Nro. 2^^- 

Bedienter 

Hofcontralor . . . .• 

Bedienter 



— 79 - 

Nro. 3 Ober-Officiere. 

Hofmedicus 1 

Leibchirurgus . . . . ... . . . . ... . . . . . . 1 

Bediente . 2 

Couriers 3 

Contralor Amtsschreiber 1 

Küchen-Inspector 1 

Sumelier 1 

Silber-Diener ..:... 1 

Erster Zuckerbäcker 1 

Tafeidecker 1 

Erster Tafelaufwärter 1 

Bratenmeister 1 

Bachmeister 1 

Sattlknecht 1 

Nro. 4 Unter-Officiere. 

Contralorschreiber 1 

Trabant . 1 

Apothekersgehilf 1 

Tapeziergehilf . 1 

Büchsenspanner . 1 

Zuckerbäckergehilf 1 

Kellerdiener 1 

Kellerbinder 1 

Meisterkoch 1 

Bratenmeistergehilf 1 

Bachmeistergehilf 1 

Nro, 5. 

Silberjung 1 

Sumelierjung 1 

Ziergarten] ung , . . . . 1 

Küchljung 12 

Bratenwender 2 

Kesselreiber 1 

Büchsenspann erjung ; - • 1 



— 80 — 

Stahlmeisters Stab: 

Heubinder . ^ . . 1 

Schmied . 1 

Leibpostillon . 1 

Futtermeister . . . . . . ..... . . .1 

Postillons' . . V . > 4 

Summar Hofpersonalis - . .129 
Hiezu kommen noch: 

Reitknecht ., . ..... . .. . 25 

Pferde: 

Reitpferde 25 

Postpferde - - . • 28 

Pirutschpferde ^ •. • • • • • - • • ^ 

Staphetpferde • . • •• • • r. 2 

Landgutscherpferde . . . ... . . . ... . . . ■ . ■ 62 

125 
Im Jahre 1757 im Frühjahr weilten die beiden Majestäten 
neuerdings durch längere Zeit in Schloßhof. Bei diesem Anlasse 
fand am 19. Mai in Markthof eine militärische Feierlich- 
keit statt. Für das neuerrichtete Husarenregiment', welches auf 
der Haide zwischen Markthof und Schloßhof campierte, wurde 
an diesem Tage eine neue Fahne geweiht. Die Feierlichkeit sollte 
im Freien abgehalten werden, ein heftiger Regen verhinderte aber 
dieselbe; die Fahne, von der Kaiserin dem' Regimente gespendet, 
war „von sonderbarer Schönheit und Zierde". Das neue Regiment 
wurde auf der genannten Haide vom Kaiser in Begleitung von 
elf Generalen mit Officieren besichtigt. Mittags fand in Schloßhof 
große kaiserliche Tafel statt, zu welcher eine Anzahl von Offi- 
cieren des neuen Regiments geladen war. 

Im Jahre 1760 jagte Kaiser Franz in Schloßhof; der Ver- 
walter Süßenbeck erhielt die Weisung, „daß Seine Majestät am 
15. und 16. Dezember in Schloßhof jagen wolle, gleich beim 
Scheidewege solle gewartet werden, da tlie Jagd alsbald nach 
der Ankunft 2u beginnen hätte; es sollen in den kleinen Remisen 
und Gebüschen" vorzüglich Schweine gejagt werden, welche durch 

^ Pirutsche oder Barutsche vom ital. ,biroccio" oder „baroccio*: in 
Italien zweirädriger Karren, während zu jener Zeit in Wien eine zweirädrige 
Halbchaise' so genannt wurde. 



81 



Schutt des Futters angelockt werden müssen. Fürst Auersperg 
und vier Kämmerer werden den Kaiser begleiten, für welchen 
die kleine Wohnung z\x heizen wäre**.^ 

Am 2. bis 4. Juli 1761 kam Kaiser Fran2 neuerdings nach 
Schloßhof und im August desselben Jahres waren beide Majestäten 
mit großem Hofstaate anwesend. Im März dieses Jahres wurden 
in den Weingärten an der Südseite des Schlosses 400 Maulbeer- 
bäume gesetzt, sechs Schuh von einander entfernt, um eine 
Allee zum Spazierengehen dadurch zu schaffen; dies war der 



c 


ib 


^i^ 


g^ 


"ii 






-|d 





11 fl*^ II a sr* a' nDd 


IW 


V 


^■A*! 

^^K 


1 


1 " B " ^^wM 


C 


g 


ii 

1 


^^Hl 



Schloßhof (Westseite) nach dem Jahre 1760. 
(Nach einer photographischen Aufnahme von J. Wlha.) 

erste Schritt zur Cassierung dieser Weingärten; mehrere Jahre 
später ließ die Kaiserin an Stelle der Weingärten eine Fasanerie 
anlegen, wie sie sich bis auf uns erhalten hat. Da diese Wein- 
gärten aber seit der Ameliorierung durch den Prinzen von Sachsen - 
Hildburghausen zumeist Eigenthum der Unterthanen waren, so ging 
die Kaiserin mit denselben einen Tausch ein, indem dieselben 
die Au an der March, im sogenannten „Steinort", für die ab- 

* Unter der „kleinen Wohnung" ist aller Wahrscheinlichkeit nach die 
gegenwärtige Reitlehrerwohnung im I. Stock des Mitteltractes zu verstehen, 
welche Kaider Franz bereits während der Festivitäten im Jahre 1754 bewohnt hatte. 

6 



— 82 



getretenen Weingärten erhielten. Etliche kleine Remisen — nament- 
lich die heutige „Wirtshausremise" — erhielt bei dieser Gelegen- 
heit gleichfalls die Herrschaft, um den Fasanen Standplätze zu 
schaffen. Die aufgelassenen Weingärten ergaben übrigens nur 
eine mindere Fechsung; so wurden im Jahre 1760 in Schloßhof 
zwar 42 Eimer Wein geerntet, jedoch von so minderer Qualität, 
daß er nur auf 1 fl. und 30 kr. geschätzt wurde, der Händler 
aber nicht einmal ein Angebot machte. Es wurde dieser Wein daher 




Schloßhof (Ostseite) nach dem Jahre 1760. 
(Nach einer photographischen Aufnahme von J. Wlha.) 

auf ein Lager von Bösinger Wein gegeben, von dem man in den 
Schloßhofer Kellern 524 Eimer liegen hatte. 

In die Zeit nach dem Jahre 1760 fällt ein bedeutungsvoller 
Umbau in Schloßhof, indem auf das bisher einstöckige Schloß- 
gebäude ein zweites Stockwerk aufgesetzt wurde. Jedenfalls 
erwies sich das Schloß zur Unterbringung des vielen Gefolges 
und der Dienerschaft anläßlich der häufigen Besuche des Hofes 
als zu wenig geräumig. Das zweite Stockwerk wurde aus leichtem 
Mauerwerk — mit Ausnahme der weiter ausgebauten Feuermauem 
— gebaut, die einzelnen Räume, deren es 57 gibt und deren 



— 83 — 

nahezu jeder einen eigenen Eingang besitzt, — wurden zum 
größten Theile durch einfache Holz- oder Riegelwände getrennt. 
Das bisher sehr hohe, giebelförmig geformte Dach, welches dem 
einstöckigen Schlosse einen specifisch barocken Charakter ver- 
liehen hatte, erhielt eine einfache, nüchterne Form, welche nur 
an den Stirnseiten der beiden Flügel noch eine Giebelform auf- 
weist, wo sich je zwei Mansarden befinden, die zu Wirtschafts- 
zwecken gedient haben. An der Ostseite wurde ein auf massiven 
Säulen stehender Balkon angebaut. 

Zur Unterbringung der zahlreichen Dienerschaft ließ die 
Kaiserin auch auf das südliche Stallgebäude ein Stockwerk 
mit vielen, kleinen Wohnräumen aufführen. 

Die mehrerwähnten drei Gemälde von Canaletto im kunst- 
historischen Museum in Wien, wurden erwiesenermaßen in den 
Jahren. 1758—1760 gemalt; sie stellen das Schloß noch einstöckig 
dar, sodaß der Aufbau des zweiten Stockwerkes nach dem 
Jahre 1760 erfolgt sein mußte. Historische Quellen ließen sich 
diesfalls nicht auffinden. 

Am 20. September 1762 war der kaiserliche Hof abermals 
— „mit kleinem Gefolge** — in Schloßhof und im nächsten 
Jahre, 1763, wurde zweimal, und zwar im Juli und anfangs 
September hier der Sejour gehalten. In diesem Jahre (28. Juni 1763) 
kam in Schloßhof ein Erdbeben vor, gerade zu einer Zeit, wo 
im Schlosse Reparaturen und Renovierungen der Dachstühle, dann 
der Malereien und Vergoldungen vorgenommen wurden.^ 

* Über dieses Erdbeben schreibt ein gleichzeitiger Bericht: „Anheunt, 
den 28. Juny 1763 frühmorgens um V2^ ^^r praecise wurde allhier im Kay. 
Schloß und übrigen Wirths- und Bräuhaus, dann Mayerhofsgebäuden ein heftiges 
Erdbiben von mehristen Inwohnern beobachtet, welches die anwesenden Wiener: 
Mahler, Vergolder Stuccatorer und Tagwerksleuth in solche Verwirrung gesetzt, 
daß die auf den Gerüsten gestanden und unterhalb geweste einer vorgehabten 
Stürtzung beschuldiget und theils mit Lamentieren über das Geprassel deren 
Dachstühlen von ihrer Arbeit gelauffen, theils Leuthe aus denen Bethen auf- 
gesprungen. Ich Verwalter und mein unten mitgefertigter Schreiber hatten es 
auch wohl wahrgenommen. Bey der Pfarrkirch zu Groißenbrunn, welche actu ob 
der zu seicht gelegten Grundfeste untermauert wird, ist auch eine Erschütterung 
beschehen, daß die Mauerer und Tagwerksleuth mit Erstaunung von der Arbeit 
gesprungen. ProtocoUiert zum Andenken, Schloß Hof an der March. Paul Wenzel 
Süßenbeck. Sebastian Fröhlich. Außer diesem Naturereignis wird berichtet, daß 
in demselben Jahre 1763 am 15. Juli ein entsetzlicher Sturmwind haustey der 

6* 



— Si- 
lin April 1765 kam Kaiser Franz mit seinem Bruder 
Carl und einer Anzahl von Cavalieren aus Preßburg nach 
Schloßhofi 

. Im October 1765 kam Prinz Albrecht von Sachsen und 
der Herzog von Zweibrücken mit einem größeren Gefolge nach 
Schloßhof, um zu jagen; bei diesen Jagden wurde das gesammte 
Schwarzwild abgeschossen und 200 Fasanen ausgesetzt. 

Die Anwesenheit des Kaisers Franz in Schloßhof im Früh- 
jahre 1765 war seine letzte; denn am 18. August desselben Jahres 
starb derselbe unverhofft in der Innsbrucker Burg. 

Der Tod des Kaisers machte eine Verschiebung der Hoch- 
zeit der Erzherzogin Maria Christine, der Lieblingstochter der 
Kaiserin mit dem Prinzen Albert von Sachsen-Teschen noth- 
wendig; derselbe war bereits als erklärter Bräutigam im October 
1765 in Schloßhof gewesen, und es hatte die Vermählung noch 
in jenem Jahre stattfinden sollen. Nach der Beisetzung des Kaisers 
zog sich Maria Theresia in tiefster Trauer nach Schloß- 
hof zurück, welches ihr Gemahl so lieb gewonnen hatte, und 
verbrachte hier in vollster Zurückgezogenheit ihre Trauerzeit. 
In diese Zeit fällt auch eine interessante Aufzeichnung der trauern- 
den Kaiserin; A. Wolf berichtet in seinem großen Werke „Maria 
Christina, Wien 1863 I. Band«, daß sich in dem Gebetbuche, 
welches die Kaiserin in Schloßhof in Gebrauch hatte, und welches 
nach ihrem Tode auf den Befehl ihres Sohnes, Kaiser Josefs durch 
„einen kayserlichen Hausknecht" in die Cabinetskanzlei über- 
bracht worden war, um der Erzherzogin Maria Christine als 
Andenken übergeben zu werden, ein Zettel befand, auf welchem 
die Kaiserin eigenhändig geschrieben hatte: „Kayser Franciscus 
mein Gemahl hat gelebt 56 Jahr 8 Monat 10 Tage, ist den 
18. Augusti 1765 gestorben halb 10 Uhr Abends. Also gelebet 
monate 680, wochen 2958, tage 20778, stunden 496992; mein 
glücklicher ehstand war 29 jähr, 6 monat, 6 tage um die näm- 



aber den eben anwesenden Kaiser Franz nicht hinderte, in Niederweiden eine 
Hirschjj^d abzuhalten. Femer wird berichtet, daß am 15. August ein furchtbares 
Gewitter herrschte, wobei der Blitz in den Thurm von Grolßenbrunn einschlugt 
den Glockenstuhl zerschmetterte, und die „Wetterläuter« zu Boden warf. „Dem 
Blasi List wurde der Rücken versengt, sein Häubl und Leibl zerrissen«*, dem 
anderen Läuter schlug der Blitz ein Loch in den Hut. 



— 86 — 

liehe Stunde, als ihm die Hand gegeben, auch an einem sonntag, 
ist er mir plötzlich entrissen worden, macht also jähr 29, monat 335, 
tage 10781, stunden 258744;meineregierungsjahre,28 jahr,2 monate, 
12 tage, also monat 354, wochen 1471, tage 1030Ö0, stunden 
247200. So viele pater nostre, ave, requiem, gloria patri zn beten . 
oder so viel Almosen zu geben ''. 

Nach Ablauf der Trauerzeit verließ die Kaiserin Maria 
Theresia Schloßhof, und kehrte in die Hofburg zurück, um den 
Kronprinzen Josef als Kaiser Josef IL als Mitregenten anzunehmen, 
dem sie übrigens nur das Kriegswesen überließ» und um die Ver- 
mählung ihrer unsagbar geliebten Tochter Maria Christine ins 
Werk zu setzen,* Die Heirat war durchaus keine Convenienzsache, 
sondern wurde von beiden Seiten aus spontaner, inniger Neigung 
geschlossen, und demgemäß war die Ehe bis zum Tode des 
Prinzen Albert (IK Feber 1822) eine überaus glückliche. 

Die Kaiserin ernannte den Prinzen am 26. December 1765 
zum Feldmarschall, Qeneralcapitain und Statthalter von Ungarn. 
In der Wiener Burg bestimmte sie ihre eigene Wohnung für 
das künftige Ehepaar, in Laxenburg wurde ein eigenes Haus 
und in Prefiburg das Schloß für dasselbe hergerichtet Am 
2. April 1766 wurde die officielle Veriobung gefeiert.* 

* Prinz Albert von Sachsen, geboren am 11. Juli 1738 somit als 
Bräutigam 27 Jahre, Erzherzogin Maria Christine 23 Jahre— war mit seinem 
Bruder Clemens in die österreichische Armee eingetreten und hatte den Feld- 
zttg gegen Preufien mitgemacht. Qemens war krank geworden, trat aus den 
Reihen der Armee und wurde OeisUicher; 1763 wurde er Bischof von Freisingen 
und Regensburg, 1764 Coadjutor von Augsburg und 1768 Erzbischof von Trier. 
Prinz Albert blieb Officier, erhielt 1760 ein Kürassierregiment und machte die 
Feldzüge 1761 und 1762 als Feldmarschall-Lieutenant mit. ' Am Wiener Hofe 
lernte er die Erzherzogin Marie Christine kennen. Er hatte sich um die Würde 
des Großmeisters des deutschen Ordens beworben, die Kaiserin verweigerte dies, 
indem sie ihm zugleich noch mehr gab: die Hand ihrer Lieblingstochter. 

* Die Erzherzogin erhielt außer den 100.000 fl, die als Heiratsgut für 
jede Prinzessin bestimmt waren, noch vier Millionen Gulden theils in Gütern, 
theils in Geld. Das Herzogthum Teschen, welches aus der Verlassenschait Franz I. 
an Kaiser Josef tibergegangen, wurde an Christine und ihre Decendenz über- 
tragen; sie und ihr Gemahl sollten davon Titel und Wappen führen. Christine 
erhielt ferner die Herrschaften Altenburg und Mannersdorf und, um die 
4 Millionen zu ergänzen, 666.821 fl. in Bankobligationen. Für Mannersdorf und 
das Geld wurden ihr einige Monate später die — seinerzeit Eugen'schen Herr- 
schaften Bellye und Raczkeve Überlassen. 



— 86 — 



In der Absicht, das Hochzeitsfest in ländlicher Eirisamkeit 
2u begehen j bestimmte die Kaiserin hiefür Schloßhof, das nun 
wieder der Schauplatz herrlicher Festlichkeiten wurde. 

Am 7i April fuhr die Kaiserin mit der Erzherzogin Maria 
Anna voraus nach Schloßhof; am Nachmittag desselben Tages 
kam Kaiser Josef mit seiner Gemahlin und der Braut, Erz- 
herzogin Marie Christine, am 8^ April folgten der Bräutigam, 
Herzog Albert und sein Bruder Clemens, der Bischof. Ein 
großes Gefolge begleitete ihn: Fürst Carl Dietrichstein, Fürst 




K. u. k. Jagdschloß Eckartsau. 
(Nach einer photographischen Aufnahme von J. Wlha.) 

Carl Pälffy, die Gräfinen Losi, Berchthold, Linden, Vasquez, 
Salmour, Goös, Wallis und Sztaray. Am 9. April kamen 
Fürst und Fürstin Batthyany, Fürst Kaunitz, der Judex curiae, 
Leopold Graf Pälffy, der ungarische Kanzler Eszterhäzyj Graf 
Grassalkovich und die Gräfin Bethlen. Die Kaiserin selbst 
hatte sich diese vornehme Gesellschaft auserwählt. Die Herren 
trugen die Hofuniform in Trauer, grau und schwarz, die Damen 
Taffet mit schwarzen Bändern, nur die Braut allein hatte kein 
Zeichen der Trauer; sie trug ein weißes, mit Silberblumen ge- 
sticktes Musselinkleid mit vielen Edelsteinen. 



— 87 — 

Am 8t April abends um 6 Uhr vollzog in der Schloßhofer 
Kapelle der Bruder des Bräutigams, Bischof Clemens, die Tr auung 
des Brautpaares. 

Vom 9. bis 13. April wurden nun in Schloßhof prachtvolle 
Feste gefeiert, welche denen glichen, die der Prinz von Sachsen- 
Hildburghausen zu Ehren des Kaisers Franz und der Kaiserin 
Maria Theresia im Jahre 1754 gegeben hatte; es wechselten ein 
Garoussell und eine Bauernhochzeit mit Tanz und Musik. Auch 
das Schloß Niederweiden mit seinem prächtigen Garten wurde 
wieder besucht. 

Maria Theresia ging dann nach Preßburg, um den Empfang 
des neuen Statthalters in Ungarn vorzubereiten; das neuvermählte 
Paar folgte ihr am 13. April nach. Ungarische Magnaten erwar- 
teten sie an der March, und begleiteten sie in das Preßburger 
Schloß. Auch Kaiser Josef kam auf einen Tag nach Preßburg 
und reiste dann mit Maria Theresia nach Wien zurück. 

Herzog Albert von Sachsen und Marie Christine kamen 
auch später mit ihrem Hofstaate wiederholt nach Schloßhof; es 
finden sich darüber Aufzeichnungen in den Jahren 1768, 1771, 
1773 u. s. w. 

Zur Erinnerung an die Trauung Marie Christinens ließ die 
Kaiserin in der Schloßhofer Kapelle an der rechten Wand die 
heute noch vorhandene Gedenktafel aus schwarzem Marmor 
mit folgender Inschrift anbringen; 

„Maria Christina, archidux Austriae, Albertus dux Saxoniae, 
regius princess Poloniae, serenissimi sponsi, in hoc sacello uniti 
ecclesiae ritum peragente demente, duce Saxoniae, regio principe 
Poloniae, episcopo Frisingensi, die VIII aprilis MDCCLXVI". 

Die Kaiserin Maria Theresia kam auch nach der Vermählung 
ihrer Tochter öfters nach Schloßhof und hatte ihre besondere 
Freude am Fahren mit Schiffen auf der Donau und der 
March. So hat sie im Jahre 1770 drei, im Jahre 1776 ein viertes 
Lustschiff in Eckartsau bauen lassen; zwei dieser Schiffe waren 
für die Jagd bestimmt, zwei nach türkischer Art gebaut, zu Ver- 
gnügungsfahrten ; sie waren mit Stangen, Fahnen und Wimpeln, 
Vorhängen und Polstern ausgestattet und mit je acht Ruderplätzen 
eingerichtet. Die Schiffe wurden auf der Donau hinab in die 
March geführt und während des Winters in Theben aufbewahrt. 



~ 88 — 

Eine wichtige, den allgemeinen Verkehr über die ungarische 
Grenze unmittelbar berührende Mafiregel traf die Kaiserin im 
Jahre 1771, indem sie die erste Brücke über die March bei 
Schloßhof errichten ließ. Bisher war als Übergang nur das Ur- 
fahr bei Markthof benutzt worden. Die Brücke war 210 Klafter 
lang. Zur Erinnerung an diesen Bau wurde auf dem Neudorfer 
Brückendamme, am Beginne der Briicke, eine Tafel von rothem Mar- 
mor mit folgender Gedenkschrift versetzt: »Mar. Theres. Aug. ob 
Austriam publici commeatus causa Hungariae ponte junctam 
MDCCLXXP. Diese Brücke hatte aber infolge der Hochwässer 
vielfache Schicksale zu bestehen.^ 

Die Kaiserin hat auch für die Versehung des Gottes- 
dienstes in der Schloßhofer Kapelle ausreichend gesorgt; 
nicht nur daß sie diese mit Kirchenparamenteii und kostbaren 
Meßgewändern beschenkte, von welch letzteren heute noch 
mehrere herrlich gestickte, wertvolle Stücke in der Sacristei auf- 
bewahrt werden, sie schuf auch, für Schloßhof die Stelle eines 
Schloßkaplans. Die betreffende Licenz wurde im Jahre 1755 
ertheilt; während bisher nur an Werktagen die Messe gelesen 
werden durfte, wurde dies mit dieser Licenz auch für Sonn- und 
Feiertage erlaubt Der Schloßkaplan hatte anfangs zwei-, später 
drei-, ja vierhundert Gulden Gehalt nebst freiem Quartier und 
Holzdeputat; dafür mußte er „täglich die hl. Messe in der Schloß- 

^ Zu Ende des Winters und bei sonstigen Hochwassern wird die March 
durch die nahe Donau zurückgestaut, und selbst der Eisstoß, der an die Felsen 
der Ruine Theben anprallt, wird noch in das Bett der March hinein und darin 
stromaufwärts getrieben. So war es auch am 29. Januar 1809. Die Eismassen der 
Donau erfüllten das Bett der March, rissen die Brücke weg und trugen sie nach 
aufwärts bis Hochstetten. Die zerstörte Brücke lag darnieder bis 1813-, im 
Sommer dieses Jahres stellte der ungarische Reichskanzler, Fürst Carl Pälffy, 
als Besitzer der Herrschaft Theben, wohin die Hälfte der Marchbrücke gehörte, 
binnen sechs Wochen eine sehr feste, 150 Klafter lange Brücke mit einem Kosten- 
auf wände von 102.000 fl. her, worauf die Herrschaft Hof den ihr zukommenden 
Theil der Brücke baute. Auch diese neue Brücke wurde wiederholt durch die 
Hochwässer und den Eisstoß schwer beschädigt, jedoch immer wieder aus- 
gebessert, bis sie im Jahre 1880 durch den Donaueisstoß neuerdings weggerissen 
und stromaufwärts getragen worden ist. Die Brücke ist seither bis heute nicht 
mehr hergestellt worden und Niemand empfindet diesen Mangel mehr, als 
die heutigen Insassen von Schloßhof, denen der directe Verkehr mit dem so 
nahen Preßburg bedeutend erschwert, sehr häufig aber ganz unmöglich gemacht 
wird, wenn die primitive Überfuhrplätte nicht functioniert. 



— 89 — 

kapeile zu einer denen Beamten und Arbeitsleuthen bequemen 
Stunde lesen* und drei davon auf die Intention des Kaisers 
aufopfern,^ 

Auch der Pfarrkirche in Markthof wandte Maria Theresia 
ihre Munificenz zu. Sie ließ die Kirche zum größten Theile um^ 
bauen * und spendete 1759 diesem Gotteshause zwei neue Seiten- 
altäre, die im nächstfolgenden Jahre mit zwei neuen Altarblättern, 
den hl. Leonhard und Mariahilf darstellend, geschmückt wurden. 
1766 wurde die neuhergestellte Kirche vom Passauer Bischof 
Leopold Grafen Firmiaa consecriert, welcher Weihe damals 
(10. October) die Kaiserin, Kaiser Josef, Prinz Albert von Sachsen- 
Teschen, seine Gemahlin Marie Christine und viele Herrschaften 
beiwohnten. Der Kapellmeister von St. Stephan in Wien dirigierte 
die aus Preßburg hierher berufene Hofmusik. 

Auch die Pfarrkirche in Groißenbrunn besuchte Maria 
Theresia gerne und ließ sich, um ungestört der Predigt und dem 
Gottesdienste beiwohnen zu können, ein Oratorium bauen. Sie 
sowohl, wie auch der Herzog Albert von Sachsen-Teschen be- 

* Der erste Schloßkaplan von Schloßhof war Josef Richter, sein Nach- 
folger 1756 Ignaz Rechberger, 1762 Bernhard Kroner, 1782 Johann 
B. Kerschner, 1783 der mit seinem Titel und Gehalt nach Schloflhof versetzte 
Wiener Hofkaplan Josef Mayer; da er doppelten Gehalt hatte, lebte er „auf 
honettem Fuß" und unterstützte die Armen, baute einigen Unterthanen neue 
Scheunen etc. Im Jahre 1798 folgte ihm auf seinen Posten Franz Wiesinger, 
diesem 1803 Georg Wtirzinger. Da er französisch sprach, leistete er dem 
Verwalteramte, als in Schloflhof im Jahre 1805 der französische Generalstab 
lagi gute Dienste. Sein Nachfolger war 1808 Arnold von Emmersdorf, ein 
niederländischer Franciscaner, 1818 Johann ßo"- Stiebar, 1824 Leopold 
Gartier, bis dahin Pfarrer in Witzeisdorf, welcher diese Pfarre wegen Brand- 
schadens und Weigerung der Gemeinde, die Zulagen an Geld und Naturalien 
zu leisten, verlassen hatte. Hochbetagt starb er als Jubelpriester 1852 in Schlofl- 
hof. Ihm folgte Friedrich Wittmann, welcher seit 1842 Regimentskaplan ge- 
wesen und als solcher die Feldztige in Italien mitgemacht hatte; wegen Augen- 
schwäche pensioniert, war er durch acht Monate Schloßkaplan in Schloßhof, wurde 
dann reactiviert und neuerdings Regimentskaplan beim Regiment „Prinz Eugen»*. 
Er war der letzte Schloßkaplan in Schloßhof. Eine wöchentliche Stiftungsmesse 
wurde dann vom jeweiligen Groißenbrunner Pfarrer, später, bis auf unsere Tage, 
vom Pfarrer von Markthof gelesen. 

' Das Presbyterium zeigt ältere Formen, die noch darauf hinweisen, daß 
es dereinst in gothischem Baustil errichtet war. Das Kirchenschiff aber und die 
links angebaute Kapelle sind ohne Zweifel einer jüngeren Ära angehörig. 



~ 90 — 

sehenkten diese Kirche mit wertvollen Gegenständen, die noch 
heute theilweise vorhanden sind*^ 

Was Schloßhof selbst anbelangt, so traf die streng con- 
servative Kaiserin hier im allgemeinen keine Veränderungen, 
sondern beließ im großen ganzen Alles so, wie es Prinz Eugen 
errichtet und sie es käuflich erworben hatte; eine Ausnahme macht 
.nur der bereits erwähnte Aufbau des zweiten Stockwerkes und 
die Umgestaltung der Weingärten in die gegenwärtige Fasanerie. 
Sie sorgte aber auch in pietätvoller Weise für die Erhaltung der 
Schloßhofe'r Kunstschätze durch Berufung einschlägiger Künstler 
und Handwerker, Stuccaturer, Vergolder und Steinmetze. Die 
Bildersäle ließ sie durch Gemälde der Familienmitglieder des 
Kaiserhauses schmücken, der Park wurde sorgfältig gepflegt und 
brachte erstclassiges Obst und herrliche Blumen für die kaiser- 
liche Tafel. Die Gemächer des Schlosses ließ die Kaiserin nach 
ihrem Wunsche möblieren^ was sich namentlich auf die Auf- 
stellung der erwähnten herrlichen Himmelbetten bezieht; trotz- 
dem wurden aber die historischen Stücke aus des Prinzen Eugens 
Zeit nicht entfernt. Auch die Widmung der einzelnen Säle 
und Gemächer wurde dem nunmehrigen Bedürfnisse angepasst, 
was wir bereits in der Schilderung des Schlosses berücksichtigt 
haben. 

Einige Jahre nach des Kaisers Franz Tode schenkte Maria 
Theresia Schloßhof ihrem jüngsten Sohne, dem Erzherzog Maxi- 
milian;* dies bezeugte eine ehemals auf der Ostseite des Schlosses 
befindliche Inschrift: „Eugenius Pr. Sabaudiae extruxit, Imp. Caes. 

^ Die Kirche von Groißenbrunn ist geräumig und freundlich und erhielt 
ihre heutige innere Gestalt im Jahre 1774. Der Hochaltar trägt das Bildnis des 
hl. Aegidius, die beiden Seitenaltäre jenes des hl. Franz v. Assisi und der 
hl. Theresia, der Patrone des Kaiserpaares. Auf dem Hochaltar befindet sich auch 
das 1771 dorthin übertragene Muttergottesbild (siehe Seite 65), das ehemals in 
der Brünnlkapelle sich befand. Im Jahre 1775 wurde es vom Maler Karl Kolo- 
nitsch restauriert Die Wände sind mit zwei großen Gemälden,, den hl. Augustin 
und den hl. Nikolaus darstellend geschmückt. Außer dem schon erwähnten Eisen- 
gitter sind aus der Prinz Eugenschen Zeit noch zwei Leuchter von künstlerischer 
Schmiedearbeit vorhanden. 

2 Derselbe war 1756 geboren; 1769 wurde er zum Coadjutor des deut- 
schen Ordens gewählt, 1780 wurde er Hoch- und Großmeister dieses Ordens, 
1784 Erzbischof zu Köln und Bischof zu Münster. 



— 91 — 

Franciscüs delegit, levando imperii curis animo, M. Theresia Aug. 
dedit filio Maximil., ut herois et patris exempla imitetur". An der 
Ostfront des Schlosses sieht man am Giebel unter einer von zwei 
Genien gehaltenen Vase eine Steinplatte^ worauf sich jene In- 
schrift aus Metallbuchstaben befand, welche vor einigen 20 Jahren 
herabgenommen wurde, weil sie schadhaft geworden war. 

Zu erwähnen wäre in dem Zeitabschnitte „Maria Theresia* 
noch das Schulwesen in Schloßhof. Bis zum Jahre 1770 waren 
die Schloßhof er Kinder von einem Kanzelisten unterrichtet worden; 
nun wurde nach dem Normalschulgesetze auch in Schloßhof eine 
Schule errichtet und der erste Schulmeister, Bartolomäus Parg- 
frieder (27. November 1771) angestellt; er bezog 200 fl. und 
ein Holzdeputat. Auch die Kinder von Niederweiden besuchten 
die Schloßhof er Schule. Diese Normalschule wurde im Jahre 1855 
geschlossen und 1867 als Volksschule wieder neu errichtet. 

Für ihre Unterthanen in Schloßhof war die Kaiserin stets 
von Mitleid und Fürsorge beseelt. So wollte sie den Bewohnern 
von Markthof, die so viel von den Überschwemmungen durch 
die March und die Donau zu leiden hatten, dadurch helfen, in- 
dem sie ihnen in Schloßhof einen Platz anbot, wo sie sich hätten 
ansiedeln können, und wo sie von aller Wassergefahr verschont 
geblieben wären; Die Markthofer blieben aber ihren alten, wenn 
auch oft bedrohten Penaten treu, angeblich, weil sie sonst einen 
zu weiten Weg auf ihre Äcker zu machen gehabt hätten. 

Am 29. November 1780 starb die große Kaiserin in der 
Wiener Hofburg, die Begründerin des österreichischen Gesammt- 
staates, welcher unter ihr den Übergang vom mittelalterlichen 
zum modernen Staate vollzog. 

IV. Periode. 

Schlofihof nach dem Tode Maria Theresias (1780) bis zum 

Jahre 1899. 

Mit dem Tode Maria Theresias war auch für Schloßhof die 
Zeit des Glanzes und des in seinen fürstlichen Räumen herr- 
schenden Lebens vorübeu 

Die Schilderung dieses Abschnittes der „Geschichte von 



— 92 — 

Schloßhof" wird trotz des gewaltigen Zeitraumes von n^beau 
110 Jahren dem Verfasser dieser Studie leicjit gemacht infolge 
der Dürftigkeit der inzwischen gefallenen Vorkommnisse, 

Josef IL in dessen Besitz Schloßhof übergegangen war, wo 
er als Kronprinz so häufig und so gerne geweilt, daß der von 
ihm immer bewohnte Raum eigens den Namen „das Kronprinzen- 
zimmer** führte, kam als Kaiser nicht mehr heraus nach Schloß- 
hof. Seine überaus angestrengte Thätigkeit, seine alle Gebiete des 
Staatswesens umfassenden Reformen brachten es mit sich, daß 
er seine gesammte Arbeitskraft den Regierungsgeschäften widmete, 
und in seinem Schaffensdrange keine Zeit fand, an Erholung und 
Ruhe zu denken. 

Nichts destoweniger machte dieser freiheitlich denkende, 
große Geist, auch auf der Herrschaft Hof den Versuch, die Herr- 
schaftsrobot — wenigstens zum großen Theile — abzuschaffen.* 
Er überließ im Schloßhofer Rayon 66% Joch herrschaftlicher 
Äcker, welche bisher von den Hofer Bauern robotweise bearbeitet 
werden mußten, den „Ganzlehnem und Hofstattlem* in Markthof 
so zu sagen in Pacht, für welche nun im Ganzen 642 fl. an die 
Gutsverwaltung in zwei Jahresraten zu zahlen waren ; die Abgabe 
des Zehents blieb aber aufrecht. Auch mit den anderen Unterthanen 
schloß die Herrschaft ähnliche Contracte ab, so in Engelharts- 
stetten, Groißenbrunn, Stopfenreith, Loimersdorf, und Witzeisdorf. 

Femer verringerte der für das Wohl aller Menschen so sehr 
bedachte Kaiser Josef noch in seinem letzten Lebensjahre die 
Urbarialgiebigkeiten von 9874 fl. 27^ kr. auf 1552 fl. 36% kr. 

Die Gerichtsprotokolle jener Zeit erzählen von mancher- 
lei Vergehen der herrschaftlichen Unterthanen, so von Holzdieb- 
stahl, Liedlohnverkürzungen, von Anschießen bei Jagden, Gewalt- 
thätigkeiten, Schulden und Raufereien; das Urtheil der Herrschaft 
war gewöhnlich nicht gar streng, ausgenommen gewisse Ver- 
gehen; so z. B. fanden bei der Überschwemmung im Februar 
1789 elf Unterthanen zwei Hirsche im Eis, wie angenommen 
wurde, lebend. Da sie das Fleisch derselben gegessen hatten, so 



* „Robot-Abolitions und Herrschaft. Grundpachtkontrakt auf der k. k. 
Familienherrschaft Hof an der March". (Originaf mit des Kaisers Unterschrift Im 
Archiv zu Orth a/D). 



— aa — 

muBteti sie 300 Pfund ä 3 kn bezahlen und. kämen auf eine 
Woche in den Arrest. 

Die Herrschaft hatte unter Kaiser Josef wiederholt unter 
Hochwasserschäden zu leiden. Im Jahre 1785 trat zweimal 
Hochwasser ein; das erstemal vom 21. bis 27. April, bei welcher 
Gelegenheit die Überschwemmten Mehl, Brot und Viehfutter in 
SchloShof erhielten. Eine Gräfin Batthyäny brachte ihnen aus 
Hainburg Brot und sonstige Eßwaren. Am 21. Juni wurde Markt- 
hof neuerdings derart überschwemmt, daß der dortige Localkaplan 
Martin Brosenics seinen Bestimmungsort nur zu Schiff erreichen 
konnte. Das gesammte Vieh von Markthof wurde nach Schloßhof 
gerettet; die Brücke und der Straßendamm wurden, obgleich mit 
Steinen und Sandsäcken beschwert, arg mitgenommen. Am 20. Juli 
1786 ertrank der herrschaftliche Revierjäger Franz Fritz beim 
Nachhausereiten aus der Au infolge Austretens der March. Die 
ärgste Überschwemmung fand im November 1787 statt; zwei 
Joche der Brücke wurden weggerissen und das Wasser floß fünf 
Schuh hoch über den Straßendamm. Es erlitt damals die Herr- 
schaft Hof einen Schaden von mehr als 10.000 fl. 

Auch von einem anderen Unglück war damals unsere Gegend 
heimgesucht; im Herbste 1786 raffte eine Viehseuche fast den 
gesammten Viehstand hin, so in Engelhartstetten allein 230 Stück. 

In Schloßhof selbst wurden unter Kaiser Josef II. nicht 
nur keine verbessernden Neuerungen in baulicher oder cultureller 
Richtung vorgenommen, sondern die Erhaltungskosten wurden 
— im Einklänge mit den durch die theilweise Aufhebung der 
Robot restringierten Renten — sogar verringert. 

Als Sejour des Hofes wurde Schloßhof nach dem Tode der 
Kaiserin Maria Theresia überhaupt nicht mehr in Combination 
gezogen; dies erhellt am allerdeutlichsten aus der Verfügung 
Kaiser Josefs II. im Jahre 1788, mit welcher die Schloßhofer herr- 
schaftlichen Stallungen dem Beschäl-Departement von Nieder- 
österreich dauernd eingeräumt wurden. Die Hengste bezogen 
auch sofort die Schloßhofer Stallungen, ein Theil wurde in das 
Schloß Eckartsau verlegt. Das Beschäldepartement — anfangs 
unter dem Gommando eines Rittmeisters Benings — verblieb nun 
mit kurzen Unterbrechungen während der französischen Kriege, 
wo es nach Ungarn verlegt wurde, und im Jahre 1848, wo es 



— 94 — 

vorübergehend in Mistelbach stationiert war— durch volle 69 Jahre 
in den Schloßhof er Stallungen; im Jahre 1857 wurden die Schloß- 
hof er Staatshengste nach Stadl-Lambach in Oberösterreich 
gebracht, wo sich heute noch das Staatshengstendepot für Nieder- 
und Oberösterreich befindet.^ 

Dem gesegneten, durch Reformen aller Art erfüllten Leben 
des Kaisers Josef IL machte der Tod nach nicht ganz zehnjähriger 
Regierungszeit ein allzu frühes Ende; er starb am 20. Februar 
1790, kaum 49 Jahre alt. 

Sein Bruder bestieg als Kaiser Leopold IL den Thron 
und übernahm auch zugleich die Herrschaft SchloßhoL Während 
seiner nur zweijährigen Regierungszeit besuchte Kaiser Leopold 
seinen Landsitz am 13. October 1790 mit kleinem Hofstaate und 
verweilte hier drei Tage, in denen er sich dem Vergnügen der 
Jagd hinab; die Auslagen dieses kurzen Aufenthaltes wurden 
genau verzeichnet, sie betrugen 5786 fl. 12 kr. 2 Pfennige. 

Am 1. März 1792 starb Kaiser Leopold II, in noch jüngeren 
Jahren als sein kaiserlicher Bruder, 45 Jahre alt; sein ältester 

^ Aus der dem Verfasser von Seite des „Inspectorats der k, u. k. Pferde- 
zuchtsanstalten " gelieferten Daten aus der Geschichte des Staatshengstendepots 
Stadl-Lambach wäre noch hervorzuheben, daß anläßlich der Anwesenheit des 
russischen Kaisers in Wien im Jahre 1815, und ebenso im Jahre 1818, 30 der 
schönsten Schloßhofer Hengste nach Wien einrücken mußten, um nicht nur zu 
Besichtigungen, sondern zu förmlichen Reitproductionen vor den Allerhöchsten 
Herrschaften zu dienen. Im Jahre 1825 wurde der Schloßhofer Hengstendepot- 
posten vom Kaiser Franz und unmittelbar darauf vom Erzherzog Ferdinand be- 
sichtigt und das Hengstenmaterial sehr gelobt. 

Im Jahre 1834 wurden die bisher mit Holz gedielten Pferdestände in den 
Schloßhofer Stallungen in „gestampfte Lehmstände" umgewandelt. 

Im Jahre 1848 verblieb nur nur kleines Depot von Hengsten in Schloß- 
hof, wo ein Marodehaus etabliert wurde; Lieutenant Leöbner war Commandant 
von beiden genannten Anstalten. 

• Vom Jahre 1851 bis 1857 befand sich auch der Stab des Beschäldeparte- 
ments in Schloßhof; ob die betreffenden Gestütsofficiere im Schlosse selbst unter- 
gebracht waren, konnte der Verfasser nicht in Erfahrung bringen. 

Im Jahre 1857 endlich wurden alle Hengste für Nieder- und Oberösterreich 
nach Stadl-Lambach gebracht und in ein Hengstendepot vereinigt. Seither 
standen die Schloßhofer Stallungen leer; zwar waren in den 80er Jahren einzelne 
Kreise, namentlich die VI. Section der landwirtschaftlichen Gesellschaft in Wien 
eifrig bemüht, die niederösterreichische Hengstenabtheilung von der oberöster- 
reichischen zu trennen, und von Stadl wieder nach Schloßhof zu verlegen, doch 
sie drangen nicht durch. 



— 95 — 

Sohn, Franz, übernahm als 24 jähriger Mann den habsburgischen 
Thron als Kaiser Franz II. 

Schon im nächsten Jahre, 1793 besuchte der junge Kaiser 
Schloßhöf und kam in der Folge mehreremal im Herbste zu den 
Jagden hierher und zu kurzem Aufenthalte bei Reisen nach Ungarn,, 
welche besonders zur Zeit der Reichstage in Preßburg stattfanden. 
Gewöhnlich wurden hierbei die Magnaten auf einige Stunden nach 
Schloßhof eingeladen und begleiteten dann den Kaiser nach 
Preßburg. Auch auf der Rückreise wurde derselbe bis nach Schloß- 
höf von den Ungarn begleitet Für derartige Empfänge war der 
Festsaal als Thronsaal hergerichtet 

Im übrigen geschah für Schloßhof nichts, außer was dessen 
Erhaltung in gutem Bauzustande nothwendig machte. So wurden 
im Jahre 1796 die Blitzableiter des Schlosses durch den Schlosser 
Matema aus Stockerau um den Betrag von 121 ft 46 kr. repa- 
jiert. Man hatte früher die Unvorsichtigkeit begangen, die Leitung 
durch die Dachböden zu führen. Der Park fand indessen keine 
besondere Berücksichtigung mehr, das Eugensche hölzerne Wasser- 
schöpfwerk, zunächst der Groißenbrunner Teiche, war im Laufe 
der Zeit zugrunde gegangen, und wurde nicht mehr in Stand 
gesetzt, der Park erhielt kein Wasser mehr und ging in seiner 
Cultur demgemäß zurück. 

Die französischen Kriege zogen auch Schloßhof in Mit- 
leidenschaft; während der ununterbrochenen Kriegsrüstungen war 
in Schloßhof ein Vorrathsmagazin errichtet und eine Bäckerei 
etabliert; das Beschäldepartement mußte vorübergehend Platz 
machen und wurde nach Szentes im Csongroder Comitat verlegt 

Im Jahre 1805 war der französische Generalstab durch 
mehrere Wochen in Schloßhof einquartiert; der damalige Local- 
kaplan von Markthof, Johann Georg Bohn machte sich um 
seine Gemeinde und um Schloßhof sehr verdient, indem er, als 
gebürtiger Elsässer der französischen Sprache mächtig, von der 
Herrschaft so viel Übel abwendete, als nur möglich war. Was 
ihm während dar dreimonatlichen Besatzung von Markthof durch 
das fünfte französische Dragonerregiment gelungen war, glückte 
ihm aber 1809 unter dem französischen General Valentin nicht 
mehr. Markthof wurde zum Theile geplündert, der Verwalter von 
Schloßhof wurde von den Feinden mißhandelt; der größte Theil. 



— 96 — 

der Burg Theben wurde mit Pulver gesprengt, damit die Donau 
durch diesen festen Punkt nicht gesperrt werden könnte. Seit 
jener Zeit liegt die Thebener Burg vollends in Schutt. 

Der französische General Durette requirierte Pferde, Hafer, 
Heu und Stroh namentlich aus Schloßhof, das mit „Militärpferden 
wie gepflastert war*. Endlich zog der Feind über die Märch- 
schiffbrücke ab. 

Im Jahre 1825 brannte Engelhartstetten ganz nieder und 
erlitt einen Schaden von 17.000 fl. ; die Herrschaft leistete Unter- 
stützungen und Vorschüsse, und lieferte auch Baumaterialien. 

Im Jahre 1825 besuchte Kaiser Franz und bald darauf 
Erzherzog Ferdinand Schloßhof um die hier eingestellten, 
neu angekauften Staatshengste zu besichtigen; die Rückreise 
wurde am selben Tage noch zurückgelegt. 

Im Jahre 1831 war in Ungarn die Cholera ausgebrochen; 
die Grenze wurde abgesperrt und bei Schloßhof Contumaz-Hütten 
errichtet. Viele wollten gewaltsam durchbrechen, sie wurden stand- 
rechtlich erschossen, was bei Schloßhof einem Tabak-Schwärzer 
geschah. Das Vieh' mußte über die Grenze durch die March ge- 
schwemmt werden, um die Verschleppung der Krankheit zu ver- 
hüten. Diese Contumaz-Anstalten standen hier unter der Leitung 
des Obersten Gf. Cecopieri, dessen - Regiment am Marchuf er 
campierte. Die Contumäz wurde am 18. October 1831 aufgehoben, 
da sie nunmehr zwecklos war; die Cholera wüthete bereits in 
Niederösterreich und namentlich in Wien. In Markthof und 
Schloßhof fiel in diesem Jahre kein einziger Cholera- 
fall vor, obgleich die Krankheit im ganzen Umkreise grassierte; 
dafür brach sie im Jahre 1832 auch in Markthof aus, wo 20 Men- 
schen daran erkrankten, aber nur 6 starben. 

Im Jahre 1833 (23. October) wurde der neue, noch heute 
bestehende Friedhof außerhalb von Markthof eingeweiht, bisher 
befand sich der Friedhof im Markte selbst, rings um die Kirche. 

Aus der Regierungszeit des Kaisers Franz ist nur noch die 
überaus große Überschwemmung im Jahre 1830 zu erwähnen, 
welche im ganzen Marchfelde bedeutenden Schaden anrichtete. 
Überhaupt waren die damaligen Hochwässer böser und weit 
schädlicher als heute, weil in Ermangelung des gegenwärtigen 
Donauschutzdammes, damals das Wasser — namentlich zur Zeit 



- 97 — 

des Eisstoßes — „über Land" kam, sobald die Donau schon 
weiter aufwärts bei Orth oder Groß-Enzersdorf aus ihrem Bett 
brach und das Marchfeld verwüstete. Heute ist es wenigstens 
kein wühlendes und alles niederreißendes Wasser mehr, unter 
welchem unsere Gegend zu leiden hat, da das Gebiet nur meist 
vom Rückstauwasser der March, von der angeschwollenen Donau 
zurückgedrängt, heimgesucht wird; allerdings treten diese Über- 
schwemmungen heute häufiger auf, als seinerzeit. Gelegentlich 
der erwähnten Überschwemmung im Jahre 1830 befand sich die 
Landungsstelle der Überfuhrplätte an der Schloßhofer Parkmauer, 
wie dies die Marken an der nordöstlichen Ecke diese Mauer 
heute noch zeigen. 

Unter Kaiser Ferdinand L, der nach dem Tode des Kaisers 
Franz IL im Jahre 1835 die Regierung antrat, wurde die durch 
freiwillige Concurrenz erbaute Commercialstraße von Florids- 
dorf über Schloßhof nach Preßburg vollendet. 

Das Jahr 1848 warf auch seine Wellen in unsere Gegend; 
in Schloßhof und Markthof wurden Nationalgarden errichtet. 

Die ungarischen Feldzüge 1848 und 1849 berührtenSchloß- 
hof nur insoferne, als das zweite Stockwerk des Schlosses, 
sowie auch Eckartsau als Militärspital eingerichtet wurden. 
Die Hengste aus Schloßhof wurden nach Mistelbach dirigiert und 
in Schloßhof ein Verpflegs-Filialmagazin errichtet. Die im Schloß- 
hofer „Marodenhaus* damals verstorbenen Soldaten wurden 
bei Schloßhof auf einem eigenen Friedhofe beerdigt, den heute 
noch ein hölzernes Kreuz auf der kleinen Hutweide vor der West- 
seite des Schlosses, an der Groißenbrunner Straße, kennzeichnet. 

Der kaiserliche Hof kam unter Kaiser Ferdinand nicht 
mehr nach Schloßhof; nur gelegentlich der Herbst-Hofjagden be- 
suchten es ab und zu ganz vorübergehend einzelne Mitglieder 
des Kaiserhauses. Im verlassenen Schloßhof machte sich natur- 
gemäß der Zahn der Zeit sehr geltend; der verwilderte, wasser- 
lose Park konnte nicht mehr in seiner ursprünglich köstlich 
schönen Anlage erhalten werden. Die überflüssig und zwecklos 
gewordenen Fontainen und Wassercascaden auf der dritten und 
vierten Park -Terrasse, sowie die Steineinfassung des Bassins auf 
der letzten Terrasse, dann die meisten Gitterthore und Treppen 
wurden entfernt und in andere kaiserliche Lustschlösser über- 

7 



— 98 — 

führt?, dasselbe Schicksal traf auch den schönen Monumental- 
brunnen am äußeren Schloßplätze, ebenso wie die kostbaren Relief- 
platten auf der dritten Park -Terrasse, dann die eisernen Lauben- 
gänge und Lusthäuser im Parke. Daß die Blumenbeete und 
Teppichgärtnereien, die spalierartig beschnittenen Alleen, ' die 
Labyrinth-Hecken und Orangerien zugrunde gingen oder auf- 
gelassen wurden, erscheint nach dem Gesagten selbstverständlich. 

Über den Dornröschenschlummer Schloß hofs schreibt 
Adam Wolf („Maria Christine«, Wien, 1863) im Jahre 1859: 
„Die Zeiten von Schloßhof sind vorüber, wo die glänzenden 
Hofgesellschaften sich vergnügten; damals kamen die Couriere 
gesprengt, die Wachen zogen mit klingendem Spiele und flatternder 
Fahne auf, die Hofherren und Damen gingen in seidenen Kleidern 
durch den Garten, die Bäume warfen tiefe Schatten über die 
Wege, die Musik klang durch die Nacht und die Freude rauschte 
durch alle Räume. Nun ist die Wirtschaft verfallen, das Schloss 
verödet, der Garten schlecht gepflegt, die Wasserwerke zerstört, 
die Statuen Ruinen. Hier steht ein Amor mit gebrochenem Arme 
unter einem dürren Apfelbaum, dort eine bemoste Amphitrite in 
einem versumpften Bassin. Ein prachtvolles Eisengitter am unteren 
Thor zeugt noch von der alten Herrlichkeit; das Savoysche Kreuz 
erinnert noch an den edlen Helden, der hier Burgunderwein und 
edle Obstarten gepflanzt." 

Die Ursache der Vernachlässigung von Schloßhof ist un- 
zweifelhaft darauf zurückzuführen, daß der kaiserliche Hof die 
näher an Wien gelegenen und bequemer erreichbaren Lustschlösser 
Schönbrunn und Laxenburg dem entlegenen Schloßhof vorzog, 
und daß auch für einen Sejour im Hochsommer die durch die 
Bahnen nun leicht zugänglichen Alpenländer ungleich mehr 
Reiz und Erquickung boten. . 

Schloßhof blieb verlassen und träumte umso stiller dahin, 
als, wie bereits erwähnt, im Jahre 1857 das Beschäldepartement 
aus Schloßhof nach Stadl-Lambach verlegt wurde. 

Das Jahr 1866 brachte bekanntlich den Kriegslärm in die 
Gegend von Schloßhof, indem noch unmittelbar vor dem Ab- 
schlüsse des Waffenstillstandes, dem der Friedensschluß folgte, 
am 22. Juli, das Treffen bei Blumenau geliefert wurde. Im 
Rahmen der vorliegenden Skizzen bleibend, ist diesfalls nur ,zu 



erwähnen, daß vom Armee -Obercommando am 17. Juli der zur 
Deckung Preßburgs bestimmten Brigade Mendel telegraphisch 
befohlen worden ist, die Eisenbahnbrücke von Marchegg und 
die Jochbrücke zwischen Schloßhof und Neudorf zu zerstören. 
Die Vorbereitungen zum Sprengen waren am 18. Juli morgens 
vollendet. Mit Rücksicht auf den Wert der Brücken und das fort- 
währende Fallen des Wasserstandes, wodurch zahlreiche, für alle 
Waffen brauchbare Furten entstanden, wäre die Sprengung viel- 




An der Schloßhofer March-Fähre. 
(Nach einer Amateur-Aufnahme.) 

leicht nicht nöthig gewesen; über erneuerten Befehl aber wurde 
sie am 18. Juli nachmittags durchgeführt. Das rechte Marchuf er 
war von österreichischen Truppen nicht besetzt und auch der 
Feind zog nur in einer Nebenkolonne von circa 300 Mann über 
Marchegg-Schloßhof nach Markthof, wo diese Seitenhut am 22. Juli 
nächtigte, indess schon am nächsten Tage hinter die festgesetzte 
Deraarcationslinie „Marchegg Eisenbahnbrücke - Bisternitz " , auf 
Grund des geschlossenen Waffenstillstandes, abmarschieren mußte.* 

* Österr. Oeneralstabswerk: .Österreichische Kämpfe 1866* (Wien 1869, 
IV. Band). 7* 



— 100 — 

Pfarrer Josef Maurer behauptete in seiner „Schloßhofer 
Geschichte* (Wien 1889), daß sich Bismarck in Schloßhof auf- 
gehalten habe, was sich aber historisch nicht nachweisen läßt 
und umsomehr zu bezweifeln ist, als das preußische Haupt- 
quartier sich seit dem 18. Juli in Nikolsburg befand und der 
damalige Graf Bismarck beim Hauptquartier des Obercommandos 
eingeteilt war. 

Die gesprengten Brücken wurden noch im selben Jahre 
wiederhergestellt; die Schloßhof-Neudorfer Brücke existierte 
sodann bis zum Jahre 1880, wo sie — wie bereits erwähnt — vom 
Donau-Eisstoße zerstört wurde, indem zwei Dritttheile derselben 
weggerissen und stromaufwärts getragen worden sind. Seither 
ist die Brücke nicht mehr hergestellt worden und leider ist auch 
gegenwärtig wenig Aussicht vorhanden, daß dieses gerade für 
Schloßhof so überaus wünschenswerte Object vor durchgeführter 
Marchregulierung erbaut werden dürfte. 

Im Jahre 1882 brannten in Markthof während des sonn- 
täglichen Gottesdienstes die Kirche, das Pfarrhaus, zwölf Wohn- 
häuser und fünf Scheunen ab. 

Die Ökonomie in der Schloßhofer Herrschaft wurde bereits 
seit Jahren nicht mehr in eigener Regie betrieben, sondern war 
verpachtet, das Schloß selbst wurde von der Gutsverwaltung von 
Orth aus verwaltet, stand leer und vernachlässigt da und fristete 
infolge Zuweisung von unzureichenden Erhaltungsmitteln ein 
kümmerliches Dasein. Ein Zimmerwärter hauste allein im Schlosse, 
dem seit einigen Jahren der hierher exponierte Gendarmerieposten 
Gesellschaft leistete. Die Räume ober dem südlichen Stallgebäude 
wurden von pensionierten Hofbediensteten und deren Witwen 
bewohnt. 

V. Periode. 

Schloßhof im Jahre 1898 und 1899. 

Die General-Direction der Allerhöchsten Privat- und Familien- 
fonde hatte bereits seit mehreren Jahren mit Allerhöchster Ge- 
nehmigung den Entschluß gefaßt, Schloßhof bei passender 
Gelegenheit der Heeresverwaltung behufs Unterbringung einer 
Heeresanstalt pachtweise zu überlassen, da die Erhaltungskosten 



— 101 — 

dieses ja seit einem Jahrhundert zwecklos dastehenden Lust- 
schlosses erspart werden könnten, und eine in Bälde nothwendig 
werdende gründliche Restaurierung bedeutende Summen be- 
ansprucht hätte. Die Kriegs-Verwaltung, welche die Pachtung zu 
acceptieren bereit war, trug sich bis zum Jahre 1897 mit ver- 
schiedenen Plänen bezüglich Unterbringung einer geeigneten 
Heeresanstalt in Schloßhof. So war anfangs die Verlegung einer 
Cadettenschule aus Wien in Aussicht genommen, welches Project 
aber wegen der für diesen Zweck allzu beschränkten Räume 
fallen gelassen wurde; auch die Verlegung des Invalidenhauses 
und der Militär-Irrenanstalt aus Tyrnau wurde in Combination 
gezogen, doch wurde auch dieser Plan aufgegeben, weil die für 
nervöse Kranke nicht zuträglichen heftigen Luftströmungen von 
Schloßhof dagegen sprachen. 

Im Jahre 1898 nahm aber das Project, Schloßhof Armee- 
zwecken zu widmen, eine greifbare Form an. 

Von Seite des k. und k. General-Artillerie-Inspectors, 
Feldmarschall-Lieutenant Alfred Ritter von Kropatschek, 
wurde dem Reichs-Kriegsministerium der Antrag unterbreitet, für 
die Artillerie- und Traintruppe ein eigenes Reitlehrer-Institut 
zu schaffen und dieser neuen Anstalt Schloßhof einzuräumen. 
Als die wichtigsten Beweggründe zur Aufstellung eines neuen, 
eigenen Reitlehrer-Institutes für die Artillerie wurden namhaft ge- 
macht: der dringende Bedarf an tüchtigen, methodisch aus- 
gebildeten Reitern für die Artillerie einerseits, und die Unmög- 
lichkeit einer Erhöhung des Erequentanten-Standes im Wiener 
Reitlehrer-Institute anderseits, was durch die beschränkten Räume 
des alten Hauses und durch den Umstand begründet erschien, daß 
die dortigen einzelnen Reitabtheilungen quantitativ ihr Maximum 
bereits erreicht hatten und eine Vermehrung der Reiter in denselben 
der Übersicht und der Detailausbildung geradezu schädigend ent- 
gegenstehen würde. Femer wurde die größere Betonung des 
Fahrunterrichtes angeführt, als dies im Wiener Hause möglich 
war. In der betreffenden Eingabe wurde endlich der Stand des 
beantragten neuen Institutes, für welches der Titel „Artillerie- 
Central-Equitations-Institut" in Vorschlag war, anOfficieren, Mann- 
schaften und Pferden antragweise angegeben, und zwar im All-^ 
gemeinen in jenen Ziffern, wie sie später bei der Creierung der 



— 102 — 

neuen Anstalt auch acceptiert worden sind. Als Standort wurde 
Totis, Salzburg und Schlofihof in Combination gezogen, dabei 
aber Schloßhof der Vorzug gegeben, wofür hauptsächlich der 
Umstand sprach, daß dieser Besitz dem Reichs-Kriegsminlsterium 
bereits zur Verfügung gestellt worden ist, und daß die Baukosten 
infolge der schon bestehenden Wohnungs- und Stallräume wesent- 
lich vermindert würden, im Vergleiche zum Aufbau eines com- 
pletten Etablissements in Totis, wo allerdings die Verhältnisse 
in Bezug auf den Reitboden und die Nähe vieler Pferdezüchter 
und Gestüte günstiger liegen würden. 

Der k. und k. Reichs-Kriegsminister General der Ca- 
vallerie Edmund Freiherr von Krieghammer ging auf diese 
großangelegten, bahnbrechenden und organisatorisch bedeutsamen 
Vorschläge des k.und k.GeneraI-Artillerie-Inspectors ein; dasReichs- 
Kriegsministerium unterbreitete in einem allerunterthänigsten 
Vorschlag die pachtungsweise Überlassung von Schloßhof mit 
der Widmung zur Aufstellung eines neuen,- für die Artillerie und 
die Traintruppe bestimmten Reitlehrer-Institutes an Seine Majestät, 
Allerhöchst welcher mit der Entschließung vom 6. August 1898 
in munificenter und für die Armee fürsorglicher Weise die Aller- 
höchste Genehmigung zur Überlassung von Schloßhof für den 
genannten Zweck zu ertheilen geruhte. 

Die Durchführung der Idee folgte der Allerhöchsten Ge- 
nehmigung auf dem Fuße; da es sich darum handelte, die neue 
Anstalt so bald wie nur möglich ins Leben zu rufen, ordnete 
das Reichs-Kriegsministerium die sofortige Inangriffnahme der 
Adaptierungen in Schloßhof an. 

Noch im selben Jahre, 1898, mußten die Neubauten 
fertiggestellt werden, während das Frühjahr und der Sommer 1899 
zur Durchführung der sonstigen baulichen Adaptierungen in Be- 
tracht gezogen und zugleich festgesetzt wurde, daß die neue 
Anstalt im Herbste desselben Jahres ihre Thätigkeit zu beginnen 
haben werde. 

Diesem Plane gemäß wurde mit den nöthigen Neubauten 
sogleich begonnen. 

An den Stirnseiten der alten Stallungen wurden zwei voll- 

, kommen egale Winterreitschulen von 80 Schritten Länge und 

35 Schritten Breite derart angebaut, daß sie mit den Stallungen 



— 103 — 

durch einen Gang verbunden sind, so daß die Pferde aus dem 
Stall direct in die Reitbahnen gebracht werden können. 

Ferner wurden an der Nord- und Südseite an die alten 
Stallgebäude je eine Stallung zu 20 Pferdeständen sammt Futter- 
boden, Sattel- und Haferkammem angebaut, femer Fuhrwerks- 
schupfen mit Geschützremisen und besonders praktisch angelegten 
Düngerablagerungsstätten. 

An weiteren Neubauten wurde noch an der Südseite, in der 
Fasanerie, ein Pferde-Marode- und ein Contumaz-Stall mit 
Boden und den nöthigen Nebenräumen, endlich an der Nordseite 
eine modern ausgestattete Beschlagschmiede mit einer ge- 
räumigen Beschlagbrücke, zwei Werkstätten und zwei Neben- 
räumen errichtete 

Mit dem Baue dieses Objectes nach den vom Obersten 
Rudolf Gall, Militär-Bau-Direktor des 2. Corps, verfertigten 
Plänen wurde die Preßburger Firma Soos & Haerlin betraut. 

Neben diesen Neuherstellungen wurde in Schloßhof eine 
Anzahl von Demolierungen durchgeführt. 

Die oft erwähnten schmiedeeisernen Gitterthore — eines an 
der Westeinfahrt und zwei im Parke — wurden von Seite des 
k. und k. Hofärars entfernt und nach Schönbrunn, respective in 
das Wiener Belvedere gebracht. Die beiderseits der Brücke am 
Westeingang zum Schlosse befindlichen Thorwärterhäuschen wurden 
demoliert. Am äußeren Schloßplatze wurde zwischen den beiden 
Rampen eine Terrasse erbaut, wodurch der Raum für die 
Sommer-Reitschule bedeutend vergrößert wurde. 

Aus dem Schlosse selbst wurde alles Transportable entfernt, 
die im II. Abschnitt dieser Studie erwähnten manigfaltigen Kunst- 
gegenstände, das ehrwürdige Mobiliar, wurden zum größten Theil 
nach Schönbrunn, Eckartsau und ins Wiener Belvedere gebracht. 
So wurden außer den Möbeln, Spiegeln, Lustres der Küchen- 
und Zuckerbäckereieinrichtung, den Vorräthen an Wäsche und 
Service auch die kostbaren Kapellengegenstände fortgeführt. An 
Objecten von künstlerischem oder historischem Werte verblieben 
im ganzen Schlosse nur solche, welche nach dem Ausspruche 
der Sachverständigen überhaupt nicht entfernbar waren: jene 
Stuckplafonds, einige der schönen Eugen'schen Kamine, das 
Altarbild, die Frescomalereien und Vergoldungen in der Kapelle 



— 104 — 

nebst dem schönen Tabernakel und mehreren alten, kostbaren 
Meßgewändern. Diese wenigen zurückgelassenen an den seiner-, 
zeitigen Glanz von Schloßhof mahnenden Kunstreliquien wurden 
bereits (im IL Abschnitt) aufgezählt und geschildert. Das Schloß 
stand somit leer und harrte nun der weiteren Adaptierungen. 

Aber auch an den altehrwürdigen, wenn auch verfallenen 
und ganz und gar vernachlässigten Schloßpark wurde sichtend 
Hand angelegt. Erscheint die Entfernung des Mobilars aus dem 
Schlosse mit Rücksicht auf dessen nunmehrige Bestimmung, 
Officierswohnräume zu bilden, vollkommen gerechtfertigt, so muß 
die Entfernung nahezu des gesammten ehrwürdigen künstlerischen 
Schmuckes im Parke tief bedauert werden. Abgesehen von den 
Gitterthoren, die in Ansehung ihres hohen künstlerischen und 
effectiven Wertes eine andere, ebenso richtige Verwendung fanden, 
wie in Schloßhof, wurden aber nicht nur nahezu alle Schöpfungen 
der Bildhauerkunst, welche in Form von Kriegstrophäen, Statuen, 
Vasen und Brunnenschmuck den Garten zierten, sondern auch 
beinahe alle vorhandenen steinernen Balustraden aus dem Parke 
entfernt und in endlosen Wagencolonnen nach Schönbrunn über- 
führt. Es ist begreiflich, daß diese nahe zwei Jahrhunderte alten, 
aus weichem und verwittertem Sandstein gemeißelten Stücke kaum 
eine Ortsveränderung, geschweige denn einen 50 Kilometer weiten 
Wagentransport vertrugen; und so dürften denn auch diese histo- 
rischen Überbleibsel als zerfallene Trümmer an ihrem Bestimmungs- 
ort angelangt sein. Der geplünderte Schloßpark wurde in sehr 
nüchternem Stile hergestellt; dort wo die herrlichen Gitterthore 
gestanden, wurden kahle Mauern und hölzerne Lattenthüren an- 
gebracht, die Stellen, wo Statuen und Trophäen sich befanden, 
wurden vermauert und übertüncht, an Stelle der schönen, so 
stilgerechten Steinbalustraden wurden Drahtgitter einfachster Art 
gesetzt, welche dem schönen Park seinen historischen Eindruck 
benahmen. Das Wenige, was an Schöpfungen der Bildhauerkunst 
noch durch die persönliche Intervention des k. und k. General- 
Artillerie-Inspectors gerettet wurde, ist bereits an früherer Stelle 
erwähnt und beschrieben worden; außerdem finden sich nur noch 
einige kunstlose Figuren im Schloßparke vor, die lediglich ein 
historisches Interesse bieten. 

Und doch wenden heute die gegenwärtigen Bewohner von 



— 105 — 

Schlofihof in warmem Dankbewußtsein zu Seiner Majestät, 
Allerhöchst dessen Munificenz den alten kaiserlichen 
Besitz der Armee widmete, den wenigen Überbleibseln im 
Schloß und Park die liebevollste Obsorge und eine Pietät zu, 
die auch viel besserer und wertvollerer Objede würdig wäre. 

Im nächsten Jahre, 1899, wurde der „Bestandvertrag" 
zwischen der General-D irection der Allerhöchsten Familien- 
fonde und zwischen der Heeresverwaltung abgeschlossen. 
Dieser Bestandvertrag setzt die Dauer der Verpachtung von 
Schloßhof an das Kriegsärar auf 90 Jahre fest, gegen einen jähr- 
lichen Zins von 10 Dukaten und eine alle zehn Jahre zu 
bestimmende Summe an Stelle des bisherigen Ertrages von 
Schloßhof, gegenwärtig 1000 Gulden jährlich; der Vertrag setzt 
femer die Grenzen der verpachteten Area fest, regelt den Wasser- 
bezug aus der Groißenbrunner Wasserleitung, überweiset die 
Stiftungsmesse an das Kriegsärar, ebenso die auf Schloßhof 
lastenden Steuern, verpflichtet die Heeresverwaltung für die Er- 
haltung der Baulichkeiten in gutem Zustande, dann für die 
richtige Bewirtschaftung der Remisen, Gärten und sonstigen 
Culturen, und regelt endlich das beiderseitige Rechtsverhältnis. 
Dieser „Bestandvertrag" wird noch durch ein am 5. Juni 1899 
aufgenommenes ProtocoU ergänzt, in welchem insbesondere jene 
Gegenstände im Schlosse von künstlerischem Werte angeführt 
sind, welche der Heeresverwaltung eigens übergeben wurden, 
und für deren sorgsame Conservierung und eventuelle kunst- 
gemäße Reparatur dieselbe vertragsmäßig verpflichtet ist; dies 
sind die Kamine, Plafonds und die Kapelle sammt Einrichtung. 
Unterdessen wurden die Adaptierungsarbeiten fortgesetzt und 
umsomehr beschleunigt, als das Kriegsministerium die Eröffnung 
des neuen Institutes bereits für den Herbst des Jahres 1899 an- 
geordnet hatte. 

Es gab sehr viel zu leisten. . Die Winterreitbahnen wurden 
besandet, die Kobel eingerichtet 

Die Stallungen, die schön gewölbt und luftig noch aus 
der Eugen'schen Zeit stammen, wurden zum Belage von 168 Pferden 
hergerichtet; die Anbringung der Sattelhalter und der Zaumnägel 
muß als eine besonders praktische anerkannt werden, wie denn 
überhaupt diese alten Stallräume wirklich tadellose Stallungen 



— 106 — 

repräsentieren. Sie enthalten sammt den beiden neuen Zubauten 
208 Pferdestände, Innerhalb der Stallungen wurden Sattel-, Ge- 
schirr- und Haferkammem praktisch und modern eingerichtet. 

Die Sommer-Reitschule, auf welcher glücklicherweise die 
meisten der alten Lindenbäume belassen worden sind, wurde 
beschottert und mit einer Holzbarriere umgeben. 

Die Herrichtung der für die Mannschaft bestimmten 
Kasernräume im Stockwerke ober den Südstallungen beschränkte 
sich auf die Einrichtung der Küche, der Waschräume und der 
Aborte. Im allgemeinen wurde die vorgefundene Eintheilung der 
Räume beibehalten, welche in ihrer Anlage zwar viele und kleine, 
aber gesunde und freundliche Mannschafts- und Unterofficiers- 
Zimmer, dann ein ärztliches Ordinations- und ein Maroden- 
zimmer ergeben. 

Die Adaptierungen im Schlosse selbst waren im großen 
ganzen keine besonders bedeutenden. Die Räume wurden zu 
Wohnungen des Commandanten, der Lehrer und der Frequen- 
tauten adaptiert, was hauptsächlich die Anbringung von Meißner 
und Meidinger Öfen, die Tapezierung, respective das Ausmalen 
und stellenweise die neue Parkettierung umfaßte. Wo nöthig, 
wurden Zwischenwände aufgeführt oder entfernt, Thüren angebracht 
oder vermauert, in den Corridoren Windfänge in Form von Glas- 
thüren aufgestellt; die Fenster wurden durchwegs neu erzeugt, die 
Jalousieen entfernt und dafür Jalousie-Roulleaux angebracht. 

Ferner wurden für die Kanzleien des Instituts die am besten 
entsprechenden Zimmer hergerichtet und die nachstehenden 
wichtigeren Adaptierungen durchgeführt. 

Im Parterre: Die Herrichtung des Motorraumes und die 
Aufstellung des Wassergasmotors, die Etablierung der Officiers- 
küche und die Vermauerung der aus dem Garten in die 
Commandantenwohnung führenden Treppe; im ersten Stockwerke: 
das Durchbrechen der Fenster .an den Stirn-Fronten der beiden 
Flügel und die Schaffung eines Zimmers in der Wohnung des 
Instituts-Commandanten an Stelle der oberwähnten Gartenstiege. 

Ein ganz besonderes Augenmerk wurde einer ebenso aus- 
reichenden, praktischen und geschmackvollen Möblierung der 
Diensträume, sowie der Wohnungen der Frequen tauten zugewendet; 
mit besonderer Sorgfalt wurde das Officierskasino, und zwar 



— 107 — 

sowohl was die Möblierung der Räume als auch die Ausstattung 
der Küche anbelangt, bedacht Seine Excellenz der Herr Feld- 
marschall-Lieutenant Ritter von Kropatschek hat mit wahr- 
haft väterlicher Fürsorge jedes einzelne Möbelstück der Frequen- 
tantenwohnungen und des Officierskasinos, den Bilderschmuck, 
jeden Gegenstand des Speiseservices und der Officiersküche per- 
sönlich fürgewählt und hierbei sowohl die Bedürfnisse des Einzelnen 
als auch das Interesse des Ganzen so fürsorglich berücksichtigt, 
daß es ein Gebot der Dankverpflichtung ist, Seiner Excellenz 
auch an dieser Stelle den wärmsten Dank im Namen Aller aus- 
zusprechen, welche sich an dieser mit vieler Mühe und reicher 
Erfahrung verbundenen Schöpfung Seiner Excellenz heute und 
in Hinkunft erfreuen und sich in den so geschaffenen Privat- 
und Kameradschafts-Räumen wohl und behaglich fühlen. 

Das Spielzimmer der Officiersmenage wurde mit einem vor- 
trefflichen Billard und einer Anzahl von Spieltischen ausgestattet, 
das vornehme Speisezimmer erhielt ein geschmackvolles Speise- 
service, das gemüthliche Musikzimmer ein vorzügliches Ciavier 
nebst sehr gefälligem Meublement, das Lesezimmer endlich 
Bibliotheks-Kästen. Das ganze Officierskasino bietet in seiner 
fünfzimmerigen Flucht einen äußerst vornehmen Eindruck, und 
es dürfte kaum ein zweites Officierskorps über derart schöne, 
stilgerechte, überdies vom Nimbus der Geschichte umwehte Räume 
verfügen. 

Die Officiersküche wurde mit zwei Kochherden ausgestattet, 
in das Officierskasino wurde ein Speisenaufzug hergestellt 

Für den Sommer -Speisesaal wurden Speisetische und Cre- 
denzen beschafft, der Lehrsaal wurde mit Schultischen und Vitrinen 
ausgestattet 

Weitere Räume wurden als Fechtsaal, als Post- und Tele- 
graphenlocale, als Officierswannenbad, Douchebad, 
Waschküche, Rollkammer, Vorrathsräume der Menagever- 
waltung, ein Zimmer für den Friseur und als Mannschafts- 
can t ine gewidmet 

An Wohnungen wurden adaptiert: 

Eine Wohnung der VI. Diätenclasse, eine Wohnung für den 
zweiten Stabsofficier, fünf Hauptmanns-, zwei Subaltem-Officiers- 
.wohnungen, 34 Frequentanten-Zimmer mit zehn gemeinschaftlichen 



— 108 — 

Diener-Zimmern, mehrere Fremdenzimmer, endlich vier Wohnungen 
für verheiratete Unteroffiziere. 

Alle Wohnräume sind zweckentsprechend und vornehm aus- 
gestattet. 

Mit der Adaptierung des Schlosses wurde der Preßburger 
Baumeister Franz Huber betraut, welcher seine Aufgabe sehr 
gewissenhaft löste. 

Außerdem wurde eine Anzahl von Arbeiten, so der Mauer- 
verputz an den Umgebungsmauern des Schloßgebietes, das Aus- 
malen des Stiegenhauses und der Corridore, das Zimmern und 
Aufstellen der Umfassungsbarriere der Sommerreitschule, einem 
eigenen Arbeits-Detachement unter Leitung des Oberlieutenants 
Eduard Bergmann übertragen. Nach seinen Plänen und unter 
seiner Anleitung wurde auch die geschmackvoll ausgeführte, wenn 
auch in etwas zu großen Dimensionen gehaltene Kegelbahn 
erbaut. 

Es erübrigt nur noch, die Ciosetanlagen, dann die Anlagen 
für die Wasserversorgung, die Beleuchtung und die Canalisation 
zu besprechen. 

Wie bereits früher erwähnt, besaß Schloßhof wie alle alten 
Schlösser keine Aborte. Um solche herzustellen, wurden vier An- 
baue, davon zwei im äußeren und zwei im inneren Schloßhofe 
erbaut, welche Closets für das Parterre und die beiden Stock- 
werke enthalten; sie sind nach dem Torfmull-System mit geruch- 
losem ölabschluß eingerichtet Die Installierung besorgte die 
Wiener Firma Kastl & Wentzke. 

Zur Wasserversorgung wurde die alte Eugen'sche, im 
Jahre 1843 restaurierte Wasserleitung herangezogen, welche aus 
der Brunnstube zunächst der Groißenbrunner Teiche ein vortreff- 
liches Trinkwasser nach Schloßhof leitet. 

Die Leitung wurde vom Theilungsschacht im Weingarten in 
zwei Stränge getheilt, wovon jeder die Hälfte des immer sehr 
reichlich zuströmenden Wassers faßt, und einerseits den kaiser- 
lichen Meierhof, anderseits das Schloß mit Wasser versorgt. Der 
für das Schloß bestimmte Strang leitet das Wasser über die süd- 
liche Auffahrtsrampe in ein am äußeren Schloßplatz vor dem 
Motorraume angebrachtes unterirdisches Reservoir von 20 Cubik^ 
meter Fassungsraum; dasselbe besteht aus einer Vorkammer, 



— 109 — 

wo sich die mitgeführten Theile absetzen, und aus einer Haupt- 
kammer, wo das so gereinigte Wasser angesammelt wird. Von 
hier pumpt es ein zweipferdiger Gasmotor hinauf unter das Dach 
des Nordflügels, wo es in zwei eisernen, außen mit Holz ver- 
kleideten Reservoirs von 8500 Liter Inhalt gesammelt wird. Von 
diesen Hochreservoirs wird nun das Wasser in Leitungsröhren 
sowohl im Schloß als auch in den Stallgebäuden zu den Auslauf- 
hähnen geleitet. Auf diese Weise sind die Bewohner von Schloß- 
hof nicht nur mit sehr bequem erlangbarem und reichlichem, 
sondern auch mit vortrefflichem Trinkwasser versehen. Auch der 
Dampfkessel des Officiersbades und die Douchen werden von 
dem Dachreservoir aus gespeist. Ferner versorgt dieses Dach- 
reservoir mit seinem Hochdruck noch eine Anzahl von Hydranten 
und zwar je einen am Dachboden der beiden Stallgebäude, je 
zwei an deren Außenseite zum Besprengen der Sommerreitschule, 
je einen in den beiden Winterreitbahnen, einen Hydranten mit 
Straßenkasten am äußeren Schloßplatz und endlich einen am 
Wasserbassin auf der obersten Parkterrasse. lAußer der durch den 
Motor betriebenen Kraftpumpe kann das Wasser aus dem Tief- 
reservoir auch durch eine Schachtpumpe mit Handbetrieb sowohl 
in das Dachreservoir hinaufgepumpt, als auch am Hof einfach 
brunnenartig gewonnen werden. Neben dieser erwähnten Wasser- 
anlage befindet sich im inneren Burghof und hinter dem süd- 
lichen Stallgebäude noch ein Pumpenbrunnen. Die verfallene 
Wasserleitung im Parke, welche die Bassins des Gartens seiner- 
zeit gespeist hat, wurde durch Aufgrabungen aufgefunden, deren 
Herstellung aber einem späteren Zeitpunkte vorbehalten. 

Was die Beleuchtung anbelangt, so entschloß sich die 
Heeresverwaltung von der veralteten Petroleumbeleuchtung ab- 
zusehen und für das Institut eine eigene Wassergas-Anlage zu 
etablieren. Dieselbe wurde nach dem System des Dr. Hugo 
Strache von der Wiener Firma Kurz, Rietschel & Henneberg aus- 
geführt. Zu diesem Zwecke wurde an der Südseite des Schlosses, 
in der Fasanerie, ein eigenes Gaswerksgebäude mit einer Kohlen- 
kammer und dem Gasbehälter erbaut, von wo das Wassergas 
vorerst in die Hauptleitung zu einer Schieberkammer vor der 
Rampe am äußeren Schloßplatz geleitet wird. Daselbst theilt sich 
die Leitung in jene für das Schloß, dann in jene für die Stallungen 



— 110 — 

und die Reitschulen. Mit diesem hell und dabei sparsam brennen* 
dem Gas werden nun alle Räume des Institutes beleuchtet, mit 
Ausnahme der Zimmer der Frequentanten und ihrer Diener. 

Die Canalisation des Institutes, gleichfalls von der Wiener 
Firma Kastei & Wentzke ausgeführt, hat die Bestimmung, das 
Abfallwasser aus allen Muscheln der Wasserleitung, der Ausgüsse, 
der Bäder und der Dachrinnen aufzunehmen. Sie besteht aus 
Steinzeugröhren, welche in die Erde versenkt sind und behufs 
Reinigung zahlreiche Schächte nach aufwärts mit eisernen Deckel- 
verschlüssen besitzen. Das Hauptcanalrohr führt aus dem Schlosse 
unter der südlichen Rampe in eine Sickergrube, welche am Be- 
ginne der Fasanerie angelegt ist und eine Berieselung der letzteren 
vermittelt. 



Der Verfasser der „Geschichte von Schloßhof" hat hiermit 
seine Aufgabe beendigt. 

Dank der großherzigenMunificenz unseres Allergnädigsten 
Herrn und Kaisers, dank der Vorsorge und Opferwilligkeit 
des k. u. k. Reichs-Kriegsministeriums um die hippische 
Wohlfahrt der Artillerie und Traintruppe, dank der Initiative und 
der wahrhaft väterlichen Obsorge, welche der k. u. k. General- 
Artillerie-Inspector seiner Waffe entgegenbringt, ist aus dem 
alten Schloßhof eine Anstalt erwachsen, bei welcher alle Bedin- 
gungen gegeben sind, um der Reit- und Fahrkunst eine wahre, 
neue Pflegestätte zu bieten. 

Und so mag diese bescheidene Skizze mit den Worten von 
Karl L. Kurz geschlossen werden, welche im Jänner 1900 in einem 
Feuilleton der „Reichswehr" erschienen sind: 

„So ist Neu-Schloßhof aus dem fast ein Jahrhundert lang 
in Vergessenheit und Verlassenheit versunkenen Alt-Schloßhof 
als eine wichtige, für unsere Feldartillerie und die Traintruppe 
äußerst wertvolle, modernste Heeresanstalt erstanden. Aus dem 
ganzen Reiche sammeln sich die schneidigsten Reiter, welche die 
zwei Jahre des Curses hier in dem Schlosse verbringen und die 
Räume endlich wieder bevölkern, in welchen der unvergleichliche, 
alternde Kriegsheld gewohnt hat, während hippische Feste jene 
weltabgeschiedene Einsamkeit unterbrechen werden, welche seit 
den Festtagen Maria Theresias in Schloßhof und Umgebung eiur 



— 111 — 

gezogen ist. Es gibt Stimmen, welche es beklagen, daß Schloßhof, 
dieses Muster- und Musealstück des Barockstiles, seiner Bestimmung 
entzogen, zu einem Profanbau einer Heeresanstalt umgewandelt 
wurde; nun, wir können es dagegen nur aus vollster Überzeugung 
begrüßen, daß aus einem dem Verfalle geweihten Schlosse, 
mit seinen halbvermoderten, schlecht schließenden Fenstern, 
den gesprungenen Wandspalieren und Parketten, noch ein 
lebensvolles, nützliches Institut der Armee entstanden ist, daß 
die Mumie, zu welcher das Gebäude in seiner Verlassenheit ver- 
witterte, nach Entfernung der kostbaren, zu conservierenden Re- 
liquienstücke aus einem nutztosen, gänzlich vergessenen Dasein 
dem Leben und der Nützlichkeit wiedergegeben wird. Es dient 
dies doch nur zum Besten unserer Armee und zum Segen jenes 
mit dem Schloßgebäude zugleich eingeschlummerten, halbver- 
gessenen und in seinem Verkehre vernachlässigten Landes, das 
zwischen der Donau und March die Grenze gegen Ungarn bildet. 
Die Antiquare und Liebhaber alter Schlösser mögen darum nur 
klagen; die Welt gehört gottlob doch nicht ihnen, sondern dem 
Leben; darum: Alt - Schloßhof ist tot; es lebe Neu- 
Schloßhof, das neue Reitlehrer-Institut!" 



Beilage U 



Die Festivitäten zu Schloßhof im Jahre 1754.^ 

(Nach einer gleichzeitigen Handschrift.)] 
(Aus dem österreichischen Universal-Kalender „Austria" für das Schaltjahr 1844.) 



Der tägliche Verlauf derselben bestand in Folgendem: Montags, 
den 23. September 1754, zur Mittagszeit trafen beide kaiserliche 
und königliche Majestäten, sammt dem Erzherzoge Karl und den 
Erzherzoginnen Maria Anna und Maria Christina, von Holitsch 
aus, ein. — Allerhöchst dieselben wurden von dem Prinzen bei 
dem Absteigen aus den Kutschen empfangen, und gerade in das 
für Ihre Majestäten zugerichtete Parade-Apartement hinaufgeführt, 
die allergnädigsten jungen Herrschaften aber in die für dieselben 
bestimmten Zimmer geführt. Nachdem die sämmtlichen allerhöchsten 
Herrschaften nur ein wenig allda sich verweilet hatten, geruheten 
sie sich in den großen Saal, allwo eine Tafel auf 32 Personen 
für allerhöchst dieselben und dero Gefolge zubereitet war, zu 
begeben. Außer dieser waren zur Bewirthung noch mehrerer 
Fremden in der magnifiquen Sala terrena noch eine andere Tafel 
auf 40 Couverts und endlich noch eine dritte zugerichtet. Sämt- 
1 ich diese, wie nicht minder noch 17 andere für den kaiserlichen 
Hofstaat gewidmete Tafeln wurden recht sumtuos und mit aller- 
hand fremden Weinen bedient. 

Das kostbare Dessert auf der kaiserlichen Tafel stellte dieses 
Mal die 12 Monate mit einer jedem beigegebenen Zubehörde 
vor, welches, da Alles von purem, ausgestreuetem Zucker, wie das 
schönste Gemälde verfertigt war, einen ungemeinen Beifall fand. 

Nach aufgehobener Tafel verfügten sichsämmtliche allerhöchste 
Herrschaften mit dero ganzem Gefolge in das eine Viertelstunde 

* Gehörte damals dem Herzog Joseph Friedrich zu Sachsen-Hildburghausen 

8 



— 114 — 

von Hof bei dem fürstlichen Schlosse zu Niederweiden gelegene, 
sogenannte Wäldl. Dieses ist ein mit lauter großen Bäumen der- 
gestalt bewachsenes Terrain, daß man in der allerwärmsten Mittags- 
zeit im heißen Sommer allda spazieren gehen und unausgesetzt 
den schönsten Schatten haben kann. Sothaner Wald ist mit Alleen, 
die mit Spalieren besetzt sind, fast wie ein Irrgarten, durch- 
schnitten, und gleichwie der Anleger dieses ansehnlichen Wald- 
gartens von aller Gelegenheit, wo etwa ein Gang aus einem 
großen Baume zutrifft, profitieret, und selbige mit einem bald 
erhöhten, bald vertieften Rasen-Werk in allerhand Formen, um- 
geben, auch sonsten das ganze Wäldel mit allerhand Cabinetten 
von Bäumen und Rasen garnieret hat, so ist auch erst kürzlich 
ein ganzes, aus buchenen Spalieren und Rasen bestehendes, über- 
aus artiges Theatrum allda, jedoch mit einer solchen Finesse an- 
geleget worden, daß man das ganze Wäldel ausgehen, ja dicht 
bei erwähntem Theatro vorbei passieren, und gleichwohl das- 
selbe nicht ehender vermerken kann, bis man wirklich den Platz 
der Zuschauer betreten hat. Auf diesem Schauplatze war eine 
überaus herzrührende, aus der künstlichen Feder des sinnreichen 
und weltberühmten Hofpoäten, Herrn Abbe Metastasio herge- 
flossene, Omaggio betitulte, und eine durchaus auf die Allerhöchste 
Anwesenheit beider k. k. Majestäten alludierende Serenade ver- 
anstaltet. 

Gleichwie nun obenerwähntermaßen dieses Theatrum ganz 
verborgen ist; so geschähe es auch, daß gedachte Allergnädigste 
Herrschaften mittlerweile, da sie mit dem Prinzen im besten 
Discours verknüpft waren, im währenden Spazierengehen sich 
mitten in dem Schauplatze befanden, ehe dieselben nur vermerkt 
hätten, daß sie sich einem Theatro näherten. Bei dero erstem 
Anblick aber wurde sogleich mit der Ouvertüre der Anfang ge- 
macht, folglich das ganze Singspiel durch die berühmte Madame 
Victoria Tesi und Mademoiselle Theresia Hennisch auf das An- 
nehmlichste producieret. 

Waren nun die Allerhöchsten Herrschaften sowohl, als die 

n dero Gefolge sich befindenden Dames und Cavaliers durch 

die oberwähnte Erblickung eines allda niemalen vermutheten 

Theatri suprenieret, so war dero Verwunderung noch weit größer^ 

als in dem letzten Duetto die agierenden Nymphen durch die 



— 115 — 

Worte: Selvaggi abitatoril Selvaggi abitatrici! venite! gleichsam 
alle Einwohner der Wälder zur Ablegung ihrer Huldigungspflicht 
einladeten, die Ohren dieser allerhöchst und hohen Zuschauer, 
mittelst vier in der Weite sich hören lassender Echo von Wald- 
hörnern, Trompeten und Hautbois auf einmal entzückt wurden; 
jedoch auch hiermit hatte es noch kein Ende, sondern dasjenige, 
was jedermann in eine rechte Stimmung setzte, war dieses, daß, 
ohnerachtet man vorhero in durchwanderung des Waldes nicht 
einen einzigen Menschen, außer jene von dem Gefolge der aller- 
gnädigsten Herrschaften, erblickt hatte, in einem Augenblicke 
alle Büsche und Alleen mit Bauern, Bäuerinnen und Kindern 
ganz unvermerkt und ohne den mindesten Tumult angefüllt, alle 
diese populace aber abgerichtet waren, die letzten Worte: Tutti 
in omaggio il cuor, mit zusingen und solchergestalten nicht allein 
hren Wunsch für die beständige Erhaltung und Prosperität der 
allerhöchsten Monarchen und des Allerdurchlauchtigsten Erzhauses 
mit dem durch den Mund der singenden Nymphen aufgeopferten 
inbrünstigen Voto ihres Grundherrn zu vereinbaren, sondern auch 
jene durchdringenden Ausdrückungen, mittelst welcher der Prinz 
sein dem Hause Österreich von zarter Jugend an gewidmetes 
treu devotes Herz beiden k. k. Majestäten durch eben diese an- 
muthigen Stimmen nochmals zu Füßen zu legen, und als ein 
wahres Opfer darbieten wollen, mit ihrem einstimmigem Chore 
beitraten, und gleichsam als ewige Zeugen zu bestätigen. Es 
haben auch dieselben nicht allein in der Musik, der Intonierung 
vollkommen mit dem Orchester und den Actricen ohne das Tempo 
zu verlieren, oder sonsten die mindeste Dissonanz oder Fehler 
merken zu lassen, eingetroffen, sondern auch oberwähnte Worte 
in wälscher Sprache so klar und deutlich, als geborene Italiener, 
ausgesprochen, wobei denn sonderlich der Eifer, mit welchem 
auch die kleinsten Kinder von 7 und 8 Jahren sothane Expres- 
sionen mit vollem Halse herausschrieen über alle Maßen zärtlich 
anzuhören und allen Umstehenden andurch das Herz gerühret 
war, umsomehr, als man die aufrichtige Gesinnungsart des 
Prinzen bei dieser Gelegenheit recht offenbar in seinen Augen 
las. Während sothaner Cantate kam der allerdurchlauchtigste 
Krön- und Erbprinz Erz-Herzog von Wien, gegen 5 Uhr Abends, 
allda an, und nach abgestattetem Handkuße bei Ihro Majestäten 

8* 



— 116 — 

wurden in ebendiesem Garten die köstlichsten Erfrischungen 
ausgetheilet. Nach geendigter Musick erhoben sich allerhöchst 
dieselben zurück in das Schloß, und kurz darauf in das auf ganz 
sonderbarem Gusto zugerichtete und sowohl an Gemälden als 
anderen Auszierungen, artig in das Auge fallende Theatrum, in 
welchem unter anderem das Parterra dergestalt gemacht ist, daß 
es das Ansehen hat, als wenn es mit einer Gallerie und einer 
Menge auf solcher sich befindenden, in allerhand Masken ver- 
kleideten Zuschauern garniert wäre. 

Auf diesem Theatro wurde von schon erwähnten beiden 
Virtuosen, als nämlich Madame Tesi und Madamoiselle Hen- 
nisch, auch dem Herrn Frübart, Tenoristen, eine ebenmäßige 
von dem Herrn Abbe Matastasio verfertigte, und gleich wie obiges, 
von dem kaiserlichen Hof-Compositore Herrn Bonno in die Musik 
gesetzte Opera unter dem Titel La Isola dishabitata aufgeführet, 
welche nicht nur allein von beiden k. k. Majestäten, sondern 
auch von allen Zuschauern über alle Maßen gelobet wurde. 

Nach solcher beliebten die allerhöchsten Herrschaften die 
Abendmahlzeit einzunehmen, bei welcher sie hauptsächlich über 
die kostbare und sehenswerthe Erfindung deren Glorie des Aller- 
durchlauchtigsten Erz-Hauses Österreich in vielen durchschimmern- 
den Sinn-Gemälden, mit Inschriften vorstellenden Confecturen, dero 
Allergnädigstes Vergnügen bezeugten. Hiemit wurde denn der 
erste Tag derer alldasigen Lustbarkeiten beschlossen. 

Dienstag, den 24. September beschäftigten sich Ihro Majästeten 
Vormittags mit ein und anderen Landes-Angelegenheiten. Der 
Nachmittag hingegen war bestimmt, die allerhöchsten Herrschaften 
mit einer hier Landes noch nie gesehenen, ganz besonderen 
Jagd zu belustigen. 

Die Jagd wurde an dem Ufer der March, welche allda über 
100 Klafter breit ist, gehalten, und gleich wie gegen Sonnenauf- 
gang jenseits des Flusses ein hoher Berg, einem Grafen gehörig 
(so da Kobel genannt wird) sich befindet, sothaner Berg aber zu 
Anstellung eines magnifiquen Jagd-Spectaculs recht, als wenn er 
mit Fleiß dazu geschaffen wäre, situiret, Gestalten derselbe auf 
der Höhe dick mit Bäumen und Holz bewachsen und ä proportion, 
daß er sich dem Fluße nähert, ganz von Buschen entblöst ist: 
so haben Ihro Durchlaucht der Prinz sothanen Ort zu ersagter 



— 117 — 

Recreation auserkiesen, als nach erhaltener Bewilligung des Eigen- 
thums-Herrn, eine Menge von 800 Stück Hirschen und Wildpret 
aus dero herwärts liegenden Auen, mittelst des hohen Jagdzeugs 
oder Blasen hinübertreiben lassen. Unten am Fuße des erwähnten 
Berges war auf einer Distanz von 14 Klaftern in den Fluß hinein 
ein 36 Klafter in der Breite und 16 Klafter in der Höhe habendes, 
prächtiges und auf das zierlichste gemachtes Gebäude in Form 
einer Triumpfpforte errichtet. Dieses hatte 9 Triumpf-Bogen, in 
dem ersten und dritten derselben in dem zweiten Stocke die 
Statua der Diana auf einem Piedestal in den Neben-Arcaden aber 
ein Chor Trompeten und Pauken postieret war. Zumal nun das 
Wasser vor der Facciade des Gebäudes eine Tiefe von zwei 
Klaftern hatte, so ist leicht zu erachten, mit welcher Mühe das- 
selbe, gestalten es (wie nachher folgen wird) eine Last von einigen 
100 Stücken Rothwildbrets zu tragen destiniret war und auf lauter 
Pilotagen stund, umso mehr, als von sothaner Facciade an bis 
an Felsen des Berges eine Brücke, zu der alleine 2000 Doppel- 
Pfosten verbraucht worden sind, geleget war. An dem dieseitigen 
Ufer der March war der Schieß-Schirm der Gloriette von grünem 
Laubwerk zierlich zugerichtet, und die obere Etage zur Bedienung 
der allergnädigsten Herrschaften und dero Gefolges von Dames 
und Cavaliers, das unterste Parterra aber für andere Zuschauer 
gewidmet. Und gleichwie die gnädigsten Herrschaften zu Wasser 
ankommen sollten so hatte man eine Brücke so weit in die 
March hinein verfertigen lassen, als nötig war, mit dem großen 
Schiff bequem anlegen zu können. Gegen Sonnenuntergang war 
nun abermal ein anderes, wohlgemachtes Gebäude in Gestalt 
eines Gartenpallastes, 36 Klaftern in der Breite und 1 1 Klaftern in 
der Höhe, aufgerichtet. Demnach stund der Kaiserliche Schieß- 
schirm in der Mitte, das eine Gebäude über dem Wasser, und 
jenes auf dem dieseitigen Territorio im Prospekte habend. 

Nach aufgehobenem Mittagsmahl begaben sich die alier- 
gnädigsten Herrschaften mit dem ganzen Gefolge an das dem 
fürstlichen Schloßgarten gerade gegenüber in der Nähe liegende 
•Ufer der March. Allda stunden nicht allein für die Bedienung 
derselben ein großes auf Art eines Venetianischen Buccentauri 
zugerichtetes, mit vergold- und versilberten Auszierungen und 
einem Reif mit silbernen Fransen ringsumher an den Bord bis 



~ tl8 — 

an das Wasser hinabhangendem Teppich so artig, als prächtig 
versehenes Schiff, — sondern auch zwei andere von der näm- 
lichen Größe, davon ein jedes auf unterschiedene Art, mit grünem 
Laub auf das Zierlichste gedeckt, und das erste mit einem Chor 
von etlichen und 50 musikalischen Virtuosen nebst vielen habilen 
Sing-Stimmen besetzt, das dritte aber zur Bedienung des Kaiser- 
lichen Hofstaates gewidmet war. Wie denn auch endlich sechs 
kleinere, ebenmäßige, mit rothen bis zum Wasser hinabhängenden 
Teppichen bedeckte Schiffe, wovon ein Jedes mit einem Steuer- 
mann und vier Ruderknechten versehen war, das Ansehen der 
Flotille vermehrten. Die Schiffer auf dem kaiserlichen und jene 
auf den letzterwähnten sechs kleineren Fahrzeugen waren ins- 
gesammt, jedoch mit einiger Distinktion, in roth und gelben, auch 
mit Silber verbrämten venetianischen Barcarol-Kleidem angelegt, 
und führten auf ihren Hauben schöne Federbüsche. Die anderen 
Schiffer hatten ungallonierte Kleider, die sämmtlichen Musici aber 
rothe und gelbe Masken-Habits, auch mit schönen Federn auf 
den Köpfen und die Singstimmen waren als Nymphen gekleidet 

Sobald die kaiserlichen Majestäten dero Schiff betraten, 
fing die Musik an sich hören zu lassen um Allerhöchst dieselben 
mittelst Absingen expresse hiezu kombinierter und dero Voll- 
kommenheiten vorstellender Chöre zu bewillkommen. Hierauf 
wendete sich dieses musikalische Schiff auf die Seite, wo die 
Jagd angestellt war. Das kaiserliche folgte demselben nach und 
wurde, um die Majestäten durch die Bewegung der Ruder nicht 
zu inkommodieren und das Anhören der Musik nicht zu behindern 
durch die erwähnten sechs kleinen Schiffe gezogen, und das 
große, für den Hofstaat bestimmte Schiff machte den Beschluß. 

Auf diese Art langte man also unter beständigem Schall 
derer abwechselnden Trompeten und Pauken und anderer In- 
strumenten und dazwischen abgesungenen Chöre bis zu dem 
Auflösen des über die ganze March gestellten hohen Jagdzeuges 
an, und dieser wurde mittelst Umdrehung eines Flosses der- 
gestallten ä tempo geöffnet, daß die Flotille ohne den mindesten 
Aufenthalt auf den zum Abschließen gewidmeten Platz bis an 
die Brücke des Kaiserlichen Schieß-Schirms hineinfahren konnte. 
Es ist nicht zu beschreiben, was die Einfahrt dieser Schiffe für 
ein süperbes Coup d'oeil gegeben hat. 



Die anmuthige Bekleidung der grünen Schiffe, die Mägni- 
ficenz des Kaiserlichen, welches, da die Sonne mittelst ihres 
Glanzes jenen der silbernen Festons schillern machte, über die 
Maßen prächtig, ja nicht anders zu sehen war, als wenn gleich- 
sam dieses Schiff wegen der Ehre, die es hatte, solche große 
und unvergleichliche Monarchen zu fahren, recht stolz und über- 
müthigeinhergienge; der Anblick der allergnädigsten Herrschaften 
selbst, mit deren Gefolge von Dames und Cavaliers, die vielerlei 
wohldisponierten Farben der verkleideten Musikanten, Barcarolen 
und Schiffleute, der Prospekt beider oben angeführten, prächtigen 
Gebäude, die angenehme Situation, die ungemein dieseits und 
jenseits des Wassers sich ausgetheilten Zuschauer, von denen 
sonderlich das dem Kaiserlichen Schießhaus gegenüber liegende 
Gebirge recht bedeckt war: alles dieses zusammen hatte in Wahr- 
heit ein solch prächtiges und schönes Ansehen gegeben, welches 
unmöglich zu beschreiben ist. 

Sobald nun oft genannte allergnädigste Herrschaften in den 
erwähnten Schieß-Schirm eingetreten und sich auf das Stockwerk 
begeben hatten, wurde von dem Prinzen das Zeichen, daß die 
Jägerei zu Holtze ziehen sollte, ertheilt. Hierauf hörte man nicht 
allein Hifft- und Waldhörner nebst dem Waldgeschrei der Jägerei 
erschallen, sondern sähe auch das Blendtuch heben, und etliche 
Hundert durchaus roth und gelb gekleidete Bauern, die rothe und 
weiße, das österreichische Wappen vorstellende Fahnen in Händen 
hatten, mit zahlreichen Jägern in schönster Ordnung aus dem 
Gebüsche heraustreten und eine ungemeine Menge Hirsche und 
Wildpret den Berg herunterjagen. War der Anblick der Herein- 
fahrt der Flotille schön und prächtig gewesen, so stellte dieses 
nun erwähnte Spectacel denen Zuschauern wiederum ein ganz 
neues, besonderes Objektum dar. Denn gleichwie Anfangs er- 
wähnter Maßen der Berg obenher bewachsen und ä proportion, 
daß er sich dem Wasser nähert, von Büschen ganz entblößt ist; 
so sähe man erstlich von weitem in den oberen Gebüsche das 
Wildpret halb verdeckt, gleich hernach aber dasselbe in vollem 
Lauf insgesammt über den kahlen Berg herab springen und die 
Jäger mit den Treibern demselben in bester Ordnung folgen. 
Das Absehen war nun dahin gerichtet, und alle Veranstaltungen 
getroffen, daß dieses Wildpret über die erwähnte von dem Berg 



— 120 — 

an bis an die Facciade des Gebäudes errichtete, mit Wasser be- 
deckte und durchaus mit Bäumen umsteckte Brücke hinunter- 
gesprengt, und also gezwungen werden sollte, sich durch die 
Arcaden in das Wasser hinab zu stürtzen. Allein die gegenüber 
stehenden Gebäude, Leute und Tumult verursachten, daß im 
ersten Anfange dieses Wild nicht hervorkam, sondern durch die 
Jagdleute zurückbrechen wollte; anstatt aber daß dieser Umstand 
etwas an dem Spasse verdorben hätte, wurde andurch denen 
Zuschauern eine Veränderung gemacht, maßen es unvergleichlich 
schön und gleichsam, als wenn die Cavallerie die Infanterie 
attaquirte, anzuschauen war, als die Hirsche gegen die mit 
ihren fliegenden Fahnen in Uniform dastehenden Jagdleute an- 
prellend, mit Gewalt durchbrechen, diese sie aber nicht durch- 
lassen wollten, und daher mit den Fahnen sich bestens wehrten. 
Es gelang ihnen auch, die Hirsche wieder herfür zu treiben; 
und gleichwie von der habilen Jägerei des Prinzen dieser Um- 
stand schon vorhergesehen, und dahero ein Quertuch an einem 
Graben mit Reisern verdeckt war, mithin ernannte Jägerei nur 
suchte, das Wild einmal über solches herein zu bringen, dieses 
auch derselben gelungen; so sähe man in dem Augenblicke, da 
die Hirsche herüber waren, sothanes Quertuch in die Höhe 
heben und stellen. Und siehe, denn kaum rückten die Jagdleute 
abermals in voriger Ordnung an, so kamen die Hirsche und 
Wildpret in großer Menge und völligem Lauf über den Rest des 
Berges herunter über die Brücke hinab gesprengt, und stürzten 
sich durch die Arcaden von einer zweiklafterigen Höhe in die 
March, schwammen alle einige Zeit in ersagtem Fluße herum, 
stiegen ans Land, liefen- bei dem Schießhause vorbei, legten sich 
wieder ins Wasser und stellten sich auf diese Art alternative, 
bald zu Wasser, bald zu Lande, den Augen des Zuschauers vor. 
Es war zwar die Intention des Fürsten, daß die anwesenden 
Cavaliers sich auf die eigen dazu bestimmten und mit vielen 
obenher mit Federbüschen garnierten Darts versehenen kleinen 
Schiffe begeben, und die Hirsche und Wildpret in währendem 
Schwimmen auf der March, dardieren sollten, allein Ihro Majestät 
die Kaiserin, dero mitleidiges Herz nicht einmal, daß einem 
Thiere wehe geschehe, zusehen kann, haben nicht allein ersagtes 
Dardieren nicht zugegeben, sondern auch weder selbsten auf das 



— 121 — 

hohe Wild schießen, noch Anderen solches zu thun, erlauben 
und vielmehr haben wollen, daß man ihnen die Freiheit schenken 
solle; mithin ist nicht allein dieses Wild durch die auf Aller- 
höchsten Befehl geöffneten Jagdtücher hinaus gelassen, sondern 
auch der zweite Theil, in welchem noch über 600 Stück Wildpret 
waren, um so vielmehr suspendiert worden, als es schon anfieng, 
spät zu werden und auch ein anderer Actus der Jagd zu- 
rücke war. 

Nach wiederum gemachtem Jagen aber ist dieser vorge- 
nommen, und die kleine Jagd auf besondere Art producieret 
worden. Man hat anfänglich erwähnet, daß auf der Landseite 
gegen Sonnen-Untergang ein großer wohlgemachter Gartenpalast 
erbauet war; dieser war uun solcher Gestalt zugerichtet, daß 
mehr als 1000 Hasen, 100 und etliche 30 Füchse und über 
60 wilde Schweine allda ihre Rolle spielen mußten. Solche kamen 
erstlich auf dem höchsten Dachstuhle, da aber auf italienische 
Art wie ein Estrich gemacht war, nach und nach hervor, liefen 
durch die eigen dazu eingerichtete Stiege in den mittleren Stock 
hinab, kamen allda wieder durch die Fenster und Thüren heraus 
auf die Gallerie, liefen abermal von dannen weiter herunter in 
den unteren, von wannen sie alsdann ebenmäßig durch die 
Fenster hinabsprangen, und so fort über breite sichtbare Stiegen 
in dem Jagdlauf herunter liefen. Viele von diesen Thieren haben 
solche ihre so bequemlich zugerichtete Straße observieret, sehr 
viele aber und vornehmlich die ersteren, sind gerade von oben 
herunter gesprungen, und haben sich immediate todt gestürzet. 

Nachdem nun die allergnädigste junge Herrschaft mit ganz 
besonderer Geschicklichkeit ein und andere Stücken von diesem 
Wilde sowohl mit Pürschstutzen als Flinten im vollen Laufe 
erleget, und sich hiermit diese herrliche Jagdergötzung — (während 
welcher zugleich sämmtliche allerhöchst und hohe Anwesende 
mit denen köstlichsten Erfrischungen bedienet wurden) — ge- 
endigt hatte, fuhren dieselbe zu Land wieder zurück nach dem 
Schlosse, und geruhten allda der zweiten italienischen, ebenfalls 
von dem Herrn Abbe Metastasio verfertigten und von dem 
fürstlichen Kapellmeister Herrn Glück in Musik gesetzten Opera 
,Le Cinese" betitult, beizuwohnen. 

Bei dem Anblicke der Schaubühne erblickte man ein 



chinesisches Cabinet von so künstlicher und hie Landes noch 
nicht gesehener theatralischer Erfindung, daß kein Zuschauer 
so leicht begreifen konnte, auf welch eigentliche Art diese Vor- 
stellung zusammengesetzt war, dieweilen solche aus einer un- 
gemeinen artigen Architektur von Säulen und dazwischen an- 
gebrachten chinesischen Figuren bestand, annebst aber durchaus 
mit dicht aneinander gehefteten Glasröhrlein in köstlicher Ordnung 
beleget war, welches mittelst des allerseitigen Wiederscheines 
derer zwischen den Scenen sich befundenen häufigen Wachs- 
lichter so prächtig in die Augen fiel, daß es insonderheit von 
allen inniglich bewundert, und nach geendigter Opera von denen 
Allerhöchsten Herrschaften, (welche dessentwegen sogar auf das 
Theatrum sich zu verfügen geruhten) in der Nähe angesehen 
und dem Angeber, Herren Angelo Pompeati, die allerhöchste 
Genehmhaltung allergnädigst zu erkennen gegeben wurde. Man 
kann sowohl den Herrn Compositoren, als sämmtlichen Acteurs 
und Actricen das Lob nicht benehmen, daß die Ersten in Setzung 
einer harmonieusen und ungemein wohl in die Ohren klingenden 
Musik das Äußerste gethan und sich selbsten recht übertroffen, 
die Anderen aber sowohl in Action und Repräsentierung als 
auch der Geschicklichkeit des Gesanges, über alle Maßen und 
dergestalten sich signalisieret haben, daß beide kaiserl. Majestäten 
ihnen Lobsprüche zu erheben sich gleichsam nicht ersättigen 
konnten, und zu Bezeigung Ihrer sonderbaren Zufriedenheit, alle 
insgesammt reichlich beschenkten, und der Madame Victoria ein 
Präsent von 300 Stück Dukaten Werths, dem Herrn Frübart eine 
goldene Uhr, denen Mademoiselles Hennisch, Statzerin, jeder 
50 Dukaten in Gold, nebst einer schönen Nippe, dann jedem 
Meister eine goldene Tabatifere verehret haben. Nach solch 
chinesischer Opera verfügten sich die Allerhöchsten Herrschaften 
in einen mit sehr vielen Spiegeln und krystallenen Wandleuchtem 
auf das herrlichste ausgezierten und ungemein prächtig be- 
leuchteten Saal, in welchem dieselben sich einige Stunden mit 
Tanzen unterhielten; nach dem Ball und abermaligen Souper 
aber sich zur Ruhe begaben. 

Mittwoch, den 25. ergötzten sich Vormittags Se. Majestät 
der Kaiser außerhalb des Schlosses in denen dasigen Weingärten 
mit Hasen-, Fasan- und Feldhühner-Schießen. Die durchlauch- 



— 183 — 

tigste jungen Herrschaften aber in dem Schloßgarten mit gleich- 
mäßiger Jagd. — Zu Mittag machte den Schluß des herrlichsten 
Traktaments ein abermalig ungemein kostbar und zierliches 
Desert, welches die ganze obbeschriebene Jagd des vorigen 
Tages vorstellte. Nachmittags fuhren die Allerhöchsten Herr- 
schaften und alles übrige Gefolge von Schloßhof nach dem 
Dorfe Großen Baum, zu dem allda in »einer ganz besonderen 
angenehmen Gegend liegenden Teich. 

Dieser Teich war ringsherum mit grünen Laubbogen, und 
unter diesen für die Menge der Zuschauer mit angeordneten 
Sitzbänken umgeben. An der Seite gegen Mittemacht war ein 
überaus sauberes gleichfalls mit Laubwerk gedecktes Lusthaus 
in einer- kleinen Insel zu Ende des Teiches erbauet, auf beiden 
Seiten aber giengen wohlbefestigte und ebenmäßig mit grünen 
Bogen und Laubwerk bekleidete Brücken hinein. Gegenüber 
diesem Lusthaus an der Mittagseite zeigte sich ein gemachter 
Prospekt, von Cypreßbäumen, zu dessen Füßen abermal ein 
Amphi-Theatrum (welches über den ganzen Teich reichte und 
mehr als 500 Personen auf solchem saßen) errichtet war. In der 
Mitte des Teiches aber erhob sich ein aus neun hohen Schwib- 
bogen bestandenes Gebäude, welches von dem einen Ufer dieses 
Teichs bis an das andere reichte. Auf dessen Mitte sähe man 
eine Gallerie, darauf allerhand roth und gelb gekleidete und 
hohe Federbüsche auf den Hüten habende musikalische Virtuosen 
nebst zwei Chören Trompeten und Pauken unaussetzlich sich 
hören ließen. Mitten aus dem Teiche vor der Brücke ragten in 
zweien Reihen 6 Felsen-Gipfel hervoj. Auf diesen zeigten sich 
2 große Uhu als Arlequins, 2 Bären als Policinellen, und Geiß- 
böcke als Pantalons, mit bei sich zur Seite habenden zweien 
Füchsen als Hanswürsten und zwei Wölfen als Doctoren gekleidet, 
welches umso mehr ein sehr artiges und lustiges Ansehen machte, 
weil diese Thiere sich immer bewegten und, um los zu werden, 
allerhand närrische Posituren vorstelleten, sonderlich aber die 
Bären, deren wunderliche Gestus mit ihrem schönen Gesänge 
immerhin begleiteten. Dieses Fest stellete vor eine Nachahmung 
der bei den Römern und Griechen in Brauch gewesenen Nau- 
machie, welche aber das Auge der Zuschauer zu belustigen auf 
komische und lächerliche Art in ein Wasser-Caroussel reducieret 



— 124 — 

war. Zwei Quadrillen, jede von 4 Schiffen waren diejenigen, so 
mit einander certieren mußten und sowohl deren Ritter als Ruder- 
knechte (welche in den Masken, Scaßin, Pierot, Pantalons, Dottori, 
Arlequins, Brighelle, Scaramozzi, Pollicinelles verkleidet waren) 
bestanden in lauter Bauern. 

Auf ein gegebenes Zeichen mit den Trompeten rückten 
denn allezeit 2 und 2; das ist von jeder Quadrille, ein Schiff 
hervor. Diese fuhren unter denen Schwibbogen hindurch und 
nachdem sie eine Menge Wendungen rechts und links, ja 
ordentliche Volten, wie sie nur immer ein Ritter zu Pferd exe- 
quiren kann, gemacht hatten, wurde von den Rittern anstatt nach 
Ring und Köpfen zu rennen, nur auf die Felsen geschlagen, und 
augenblicklich fuhren aus solchen bald Füchse, Hasen, Wölfe, 
Frischlinge, Gänse und Enten heraus, wovon die einen davon- 
flogen, die anderen aber auf dem Wasser herum schwammen 
und solchergestalt wurde mit dem Caroussel so lange continuieret, 
bis alle Schiffe der Quadrillen ihre Tour machten. 

Als man aber vermuthete, daß es nunmehr ein Ende hätte, 
gieng der Spaß erst von Neuem an, denn nicht allein die ganzen 
Quadrillen rückten insgesammt in der besten Ordnung mit allen 
Schiffen zugleich hervor und machten die schönsten und künst- 
lichsten Wendungen, sondern nachdem den Rittern im durch- 
fahren unter den Schwibbogen unvermerkt Lanzen ausgetheilt 
wurden, hielten sie eine ordentliche Art eines Seetreffens, indem 
sie theils in gerader Linie, theils im Vorbeifahren einander auf 
, verschiedene Art attaquirten, sich auf der Stelle umwandten und 
wieder von Neuem auf einander trafen, und zumalen alle die 
Lanzen als wie Spritzen zugericht waren und der Teich genüg- 
same Munition zu dieser Art Chargierung darreichte, einander 
rechtschaffen mit Wasser spritzten, und also ein Gelächter ver- 
ursachten. 

Allein auch dieses war noch nicht das beste, sondern jenes, 
was alle Zuschauer in eine rechte Verwunderung setzte, war das 
prächtige Finale, welches eine von sich selbst anhero schwimmende 
Insel machte. Kaum hatten die oberwähnten Quadrillen-Schiffe 
ihre Volten und Attaquen angefangen, so sah man in der Mitte 
des obgemeldeten Prospekts eine magnifique Insel nach und 
nach hervorkommen, und ohne daß man einiges Rudern oder 



— 126 — 

was sonst zur Schiffahrt erforderlich ist, ja nur die Bewegung 
eines Menschen wahrnehmen können, dieselbe bis unter den 
großen mittleren Schwibbogen hervorrücken, und sich dorten so 
lang verweilen, bis die Quadrillenschiffe ihren Cours völlig ge- 
endet und sich gleichsam zur Begleitung dieser Insel zurück 
begeben hatten. 

Diese stellte nun einen anmuthigen Garten vor, in dessen 
Parterre Se* Majestät der Kaiserin hohe Namen in verzogenen 
Chiffern von Buchsbaumlaub formieret, mit farbigem Sand aus- 
gestreuet, ringsherum mit Blumen eingefasset und oben her mit 
der kaiserlichen Krone gekrönet war; auf beiden Seiten wurden 
vermittelst zweier Reihen Orangebäume, die mit Trillagen künstlich 
zusammengehängt waren gleichsam eingeschlossen und am Ende 
sähe man einen 18 Schuh hohen Felsen, welcher eine Cascade 
von 5 Muscheln, von denen die untersten 10 Schuhe breit, und 
ein schönes Bassin vorwärts bedeckte... Oben auf der Spitze dieses 
Felsens präsentierte sich dementia und Justitia, als das Sym- 
bolum unserer allergnädigsten Monarchen, in Colossal- Größe. 
Die dementia hatte die Justize völlig entwaffnet, womit dann 
angezeigt werden sollte, daß Ihro Majestäten alle Bedienung in 
Schloßhof mit nichten nach Justiz abwägen, sondern nach der 
demenz mit indulgenter Großmuth ansehen möchten. Besser 
abwärts lagen beide, die Schloßhofer Herrschaft bewässernden 
Flüße, Donau und March, welche aus ihren Armen einen Strom 
Wassers auf die Cascade gössen. Am Fuße des Felsens etwas 
abwärts dem Bassin sähe man auf der einen Seite den Gott 
Mars, welcher den Neid unter die Füße trat und von der Fama 
gekrönt, auf der anderen Seite hingegen Herculem den Zorn und. 
das Laster calpestrieren, der von der Pallas gekrönet wurde. 
Beide diese Statuen warfen ein Ils d'eau bis auf die oberste 
Muschel der Cascade hinauf und solcher gestalten würden mittelst 
jenen aus den Armen der Flüsse heraus schießenden Ströme, 
jetzt zweien Ils d'eau ein so häufiges Wasser auf die Cascade 
geführt, daß dieselbe vollkommen damit angefüllet und sonderlich, 
wenn die Sonnenstrahlen hinein leuchteten recht schön anzu- 
sehen war. Die Orangenbäume hatte der Prinz durchaus zwischen 
ihren natürlichen Früchten mit Gefrornen behängen lassen, gleich 
wie auch im übrigen die schöne Insel mit einer Menge Zucker- 



^ 126 ~ 

Sachen, Gefrornen und allerlei kostbaren Erfrischungen in zier- 
licher Eintheilung an allen Orten und Enden, in reichem Uiber- 
fluß gleichsam besäet war. 

Die berührte schwimmende Insel, der man den Namen 
einer Isola incantata beilegen dürfte, rückte nun endlich vor dem 
mittleren Schwibbogen hervor, und schwamm unter Begleitung 
aller Quadrillenschiffe in einer ununterbrochenen Bewegung bis 
in das grüne Lusthaus, wo sich die allerhöchsten Herrschaften 
befanden; allda öffnneten sich alsbald zwei Wände, und nachdem 
der Prinz (unerachtet die Insel vollkommen sicher war — ) den- 
noch zum Uiberfluß der für die gnädigsten Herrschaften tragenden 
Vorsorge, bei ihrer Ankunft nicht allein vornen an das Fundament 
des Lusthauses angehängt, sondern auch rückwärts, auf jeder 
Seite ein Pfeiler bis an den Grund des Teiches hinabgelassen, 
in solchergestalten die Insel vorne und hinten auf festen Grund 
gesetzet wurde, traten 5 prächtige in Atlas und Silber gekleidete 
Gärtner aus der Orangerie hervor und luden die allerhöchsten 
Herrschaften ein, ihren so künstlich angelegten Garten mit der 
hohen Gegenwart zu begnadigen. Allerhöchst dieselben wurden 
auch sodann durch Se. Durchlaucht den Prinzen selbsten hinein- 
geführet und mit Herablangung einiger obbesagten an den Bäumen 
hangenden gefrorenen Früchte allerhöchst denenselben aufge- 
wartet, wie auch die Dames und Cavaliers durch erwähnte 
Gärtner mit allerhand Erfrischungen bedienet. Hiemächst auch, 
als sich die allergnädigsten jungen Herrschaften dem Bassin 
näherten, kamen 2 als Fischer und 2 als Fischerinnen in Atlas 
und Silber mit umhängenden silbernen Fischnetzen bekleidete 
Knaben und Mägdlein hervor, welche Netze sie den allerhöchsten 
Herrschaften darreichten, und womit denn auch dieselben aus 
dem obberührten, mit einer Menge der schönsten Fische ange- 
füllten Bassin, Karpfen, Forellen und allerhand Fische heraus 
fischten. 

Ihro kaiserliche Majestäten geruhten auf dieser schönen 
Insul sich eine geraume Zeit aufzuhalten und sowohl über die 
zierliche Anordnung als auch insonderheit über die Kunst, das 
natürliche Wasser in einer solchen Menge unaufhörlich nicht 
allein über die Cascade herabfallend, sondern auch von unten 
hinauf bis 3 Klaftern hoch aus denen Maulern der Statuen 



^<M7 ^ 

springen zu machen, als eine noch nie gesehene, particulär 
erdachte Invention, dero ausnehmendes Wohlgefallen zu bezeugen, 
wie auch dem kaiserlichen Hauptmanne Herrn Baron Mengen 
(dem des Prinzen Durchlaucht die Ausführung sothaner dero 
vortrefflichen Erfindungen aufgetragen hatte) solches mit denen 
allergnädigsten Ausdrückungen zu erkennen zu geben. 

Sobald die allerhöchsten Herrschaften sothanes kleine Paradies 
verlassen hatten wurde allen übrigen Anwesenden der freie Ein- 
tritt dahin verstattet, und zugleich die darauf noch vorhanden 
gewesenen Erfrischungen und Confecturen, nebst Blumen Preis 
gegeben. Ihro Majestäten kehrten indessen nebst dem übrigen 
hohen Adel nach Schloßhof zurücke. 

Nach 7 Uhr Abends wurde die nächst dem Schloß ange- 
legte Schießstatt mit lauter zwischen dem grünen Gebüsch ver- 
borgenen Lampen dergestalt künstlich beleuchtet, daß man von 
allen diesfälligen etlichen 1000 Lichtern nicht die mindeste 
Flammen sähe, und dennoch der gantze Platz gleichsam wie bei 
hellem Tage, mit dem angenehmsten Schein erfüllet war. Sämmt- 
liche allerhöchsten Herrschaften geruheten allda auf die Scheibe 
zu schießen. Bei dieser Ergötzung war der Allerdurchlauchtigste 
Erb- und Kronprinz, Erzherzog Joseph der erste, welcher das 
schwarze Centrum träfe, womit er zugleich ein auf jedwedes 
schwarz treffende hinter der Scheibe zubereitetes Kunstfeuer 
anzündete, dabei man die Worte: „Vivat Franciscusl* in schönen, 
weißen lebendigen Feuer brennen sähe. Auf gleiche Weise 
zündete eben Se. Durchlaucht durch einen abermaligen Kreis- 
schuß die Worte: „Vivat Theresia 1", sohin aber Ihro Durchlaucht 
die Erzherzogin Maria Anna die Worte: „Vivat Josephus**, dann 
Se. Kaiserliche Majestät die Worte: „Vivat Maria Christina** an, 
und während der Zeit, daß nach einem sothanen Treffer die 
Maschinen zu einem abermaligen Schuß gestellet wurden, war 
die Luft von einem unausgesetzten Feuerwerke, von Raketen, 
Girandolen, Luft- und Regenkugeln, Feuerrädern, Schwärmer- 
fässern und dergleichen unaufhörlich beleuchtet. 

Hierauf folgte das Souper, wobei wiederum die Confecturen 
besonders sehenswürdig waren; die allerhöchsten Herrschaften 
aber begaben sich hierauf nach einem kleinen Spiele zur Ruhe. 

Donnerstag, den 26. war der bestimmte Tag, allwo Ihro 



— 128 — 

Kaiserlichen Majestäten das angenehme Schloßhof verlassen und 
sich wiederum zurück in dero Residenz zu begeben entschlossen 
waren. Allein Ihro Durchlaucht der Prinz von Sachsen-Hildburg- 
hausen, wollten dieselben keines Weges von dannen aufbrechen 
lassen, ohne Ihnen zuvor noch einigen Zeitvertreib zu machen. 
Und gleich wie dieser Herr den Anfang aller Festivitäten mit 
deme gemacht hat, daß er oberwähnter Maßen die sämmtliche 
Unterthanen gleichsam mit ihme intressieren wollen, um ihre an 
dessen, mittelst der in dem Lustwäldl zu Niederweiden gehaltenen 
Kantate, exprimierten treuherzigen Wunsche und aufrichtigen 
Devotions-Erklärungen genommenen Antheil durch einhellige Bei- 
stimmung zu manifestieren und in einer so angenehmen Be- 
gebenheit recht causam communem mit ihm zu haben, so hat 
er auch zum Beschluße dieser Feste erwähnten seinen Unter- 
thanen an jener unaussprechlichen Freude, welche die hohe 
Gegenwart der allergnädigsten Herrschaften und dero untersten 
Bedienung bezeugte allermildeste Zufriedenheit in ihm erwecket 
hat, ihren Antheil und vorzüglich die Gelegenheit geben wollen, 
sich dieser angenehmen Tage fernerhin öfters zu erinnern. 

Zu diesem Ende war ein vollkommenes Bachantenfest an- 
gestellt, welches sich mit Preisgebung einer Menge Victualien 
und einiger Eimer Wein geendigt hat, wie folgt. 

Gegen 10 Uhr in der Früh wurden die Allergnädigsten 
Herrschaften gebeten, sich in seiner Majestät des Kaisers Retirade 
an die Fenster zu begeben; sogleich hernach sah man in der 
großen Allee zwischen den Ställen eine in 2 Quadrillen abge- 
theilte Bachanten-Gesellschaft in folgender Ordnung anrücken: 

Zur rechten Hand: Zur linken Hand: 



1 Herold ^ 

1 Pauker \ zu Pferd. 

4 Trompeter J 

8 Waffenträger zu Fuß. 

4 Ritter zu Pferd. 

1 Bachuswagen mit 5 Satyren, 
die den Dudelsack, Schal- 
mayen und Fagot bliesen 
und Bachus auf dem Fasse. 



1 Herold \ 
1 Pauker i zu Pferd. 
4 Trompeter j 
8 Waffenträger zu Fuß. 
4 Ritter zu Pferd. 
8 dergleichen mit dem Sileno 
auf dem Fasse. 



— 129 — 

Diese wurden jeder von 4 neben einander gespannten 
schönen weißen, mit grünem Laub und vergoldeten Hörnern 
zierlich aufgeführten Ochsen gezogen. Neben jedem dieser 
2 Wagen giengen 8 Nymphen mit Kränzen und hinterher folgten 
4 paare Nymphen und Bachanten, welche unaufhörlich tanzten. 
Hinter allen diesen aber käme in der Mitte ein ungemein hoher 
und breiter, ein prächtiges Schiff mit vielen Masten vorstellend, 
zierlich gemachter Triumphwagen; dieser wurde von 8 eben so 
schön wie die obigen geputzten Ochsen gezogen, inwendig war 
derselbe mit einem Chor wohlgekleideter Musikanten besetzt, 
rings umher aber, wie auch von einem Mastbaum zum anderen, 
mit einer unzähligen Menge Federvieh, Gänsen, Enten, Indianischen 
und anderen Hühnern, ganzen Hirschen, ganzen Wildschweinen, 
Hasen, Fasanen und Feldhühnern, sodann gantzen Speck, Salame, 
Würsten, Käsen, Brod und dergleichen Victualien nicht sowohl 
behangen, als vielmehr überdeckt, von vierthalb Hundert Bauern 
begleitet, welche insgesammt in jenen, bei allen denen vorher- 
gegangenen Ergötzlichkeiten emplojierten, theils reichen mit 
Silber verbrämten, theils anderen Masquen verkleidet waren. Die 
Ritter und Waffenträger, wie auch die Herolde, Pauker und 
Trompeter waren mit leibfarber Leinwand angezogen und auf 
Bachantenart um den Kopf und Leib mit Kräntzen von Laub- 
werk umgeben; die Mädchen waren als Nymphen, und die 
Musikanten auf denen Bachuswagen als Satyren, Bachus und 
Silenus aber auf die Art, wie es ihrer Person gehöret, angeleget. 
Solchergestalten dann ginge der Zug in erwähnter Ordnung 
durch die Allee hindurch. Als er nun zu dem Bassin (wo der 
Neptun auf der Delphine steht und der Weg in zwei mit 
steinernen Balustraden eingeschlossenen Rampen sich theilt) 
einträfe, giengen die Quadrillen auseinander, und nahm eine 
ihren Weg rechter, die andere hingegen linker Hand, hielten 
ihren Einzug auf den Hofplatz unter jenem Fenster, wo die 
allergnädigsten Herrschaften zusahen, vorbei, machte einige 
Wendungen, wo sie bald einander begegneten; bald neben- 
einander marschierten, und sich zugleich separierten, und nach 
gehaltenem Einzug stellte sich dann eine jede Partie auf den 
ihr angewiesenen Platz; mittlerweile der Anfangs mentionierte 
und mit Victualien bedeckte Triumphwagen oben über dem 

9 



— 130 — 

Bassin mit aller seiner Begleitung stehen blieb, und nach dem 
Spectacle ein recht süperbes Ansehen gemacht wurde. 

Der ganze Hof war mit einer mit grünem Laub bedeckten 
Barriere eingeschlossen, an deren rechter und linker Seite sah 
man einen Satyr auf dem Ast eines Baumes liegen; inwendig 
in dem Hofe waren vier Statuen des Bachus auf Fässern, die 
auf Satyrs Füßen ruheten, aufgesetzt. Gleichwie nun dieses 
Bachanale mit einem Caroussel comique seinen Anfang nehmen 
sollte, ialso verfügten sich auf gegebenes Zeichen mit der Trompete, 
allezeit 2 und 2 Ritter, nebst ihren Waffenträgern auf ihren zum 
Caroussel gehörigen Platz, und machten, sobald mit Trompeten 
und Pauken der Marsch angestimmt wurde, ihren Cours. Da gab 
es nun abermals genug zu lachen; anstatt die Ritter nach Köpfen 
(wie bei serieusen Carousselen) rennen zu sehen, so erblickte 
man allerhand Begebenheiten. Jene Satyrs-Statuen, so auf den 
angehauenen Stöcken standen, boten den Rittern einen Kranz, 
in welchen ein Ritter placieret war, dar. Denjenigen, so das 
Glück hatten, sothanen Ring sauber und reinlich hinweg zu 
nehmen, widerfuhr kein Abentheuer, jene aber, die nur ein wenig 
den Kranz berührten, bekamen einen derben Streich, welchen 
ihnen der Satyr, der sich auf der Stelle umdrehete, nachdrücklich 
auf den Buckel gab. Mit denjenigen auf dem Ast des Baumes 
hatte es eine fast eben gleiche Bewandniß, angesehen, dieser 
eine Schalle Wasser in Händen hatte, welche er umkehrte und 
dem ungeschickten Ritter, so einen unten angemachten Ring 
verfehlte, brav mit Wasser begoß. Nach diesem Cours gaben die 
Ritter im währenden Lauf die Lanzen hinweg und empfierigen 
dagegen von ihren Waffenträgern lange, mit Laub umwundene 
Bachantenstäbe, sonsten Tirsi genannt; mit diesen mußten die- 
selben nach denen in der Mitte des Rennplatzes stehenden 
Bachus-Statuen, und auf eine, hinter dem Rücken sothaner 
Bilder befindliche Muschel theils schlagen, theils stoßen- Gleich- 
wie nun die Fässer, worauf erwähnte Statuen saßen, nicht allein 
inwendig mit allerhand verkleideten Thieren angefüllet, sondern 
auch dergestalten künstlich zugerichtet waren, daß, wenn die 
obgedachten Muscheln getroffen wurden, sich dieselben öffneten 
und die Thiere herausfielen; so sah man gar bald den gantzen 
Hof mit Wölfen, Füchsen, Markasinen, Hasen, Indianischen und 



^ :i31 — 

aijderen Hühnern, auch anderen dergleichen (welche alle lächerlich, 
iheils mit vollkommenen Habits, theils mit Schlittenzeüg und 
Schellen equippieret, und mit ihren Reitern von allerhand Figuren 
versehen waren) angefüUet. Nachdem nun alle Ritter ihren Cours 
vollendet, und den Zuschauern genugsam Occasion zum Lachen 
gegeben, ließen sich die Satyren auf denen Bachuswägen mit 
Dutelsäcken und anderen Instrumenten hören und alsbald sähe 
man, dass alle in Bachantenhäbit angelegte Bauern mit denen 
Jbei den Wägen befindlichen Nymphen einen figurierten und 
.wohl concertierten Tanz anfiengen ; da hätte nun Jedermahil 
vermeinen sollen, es würde auf einen guten Bauern-Tanz heraus- 
kommen; allein es war, etwas ganz anderes zu sehen, maßen 
die sonst so ungeschickten Leute dergestalt gut abgerichtet 
waren, daß sie die schönsten Figuren auf dem Theatro produ- 
cieren können, formieret, die Anfangsbuchstaben der hohen 
Namen der beiden kaiserlichen Majestäten recht sauber vorge- 
stellt, und zuletzt mit Niedersenkung derer in Händen habenden 
Tirsen und Laubbogen in einem Tempo- die kniebeugende 
Reverentz vor allerhöchst besagten kaiserlichen, königlichen Ma- 
jestäten so gut und vollkommen gemacht haben, als wenn sie 
ihr Lebtage in einem beständigen Exercitio desfalls gewesen 
wären. 

Der Prinz hat also manifeste dargezeiget, daß man nicht allein 
politte und habile, sondern auch ungeschickte Leute (wenn man 
nur damit umzugehen weiß) zu allem abrichten kann, maßen er 
aus seinen Bauern in einer Zeit von 3 Monaten italienische 
Sänger, künstliche Engländer, Matrosen und adroits französische 
Tänzer gemacht hat. . 

Nach Endigung dessen, zogen die Quadrillen in der nämlichen 
Ordnung, wie sie eingezogen waren, wieder ab, während deme 
stiegen die Musikanten von den Triumphwägen herunter und es 
wurde die von denenselben innen gehabten Plätze mit mehreren 
frischen Flügel- und anderen Eßwaaren angefüUet, dann rückte 
dieser Wagen in Begleitung des sämmtlichen Volks, besser 
hervor unter die Fenster, an denen die Allerhöchsten Herrschaften 
sich befanden, und allda wurde selbiger, nach gegebenem Zeichen, 
von dem in unzählbarer Menge dabei sich eingefundenen Bauern- 
volk geplündert, und gleichwie die Fässer auf den Wägen, wo 



— 182 — 

Bachus und Silenus saBen, mit weiflem und rothem Wein ange- 
fället waren, solche ebenfalls preis gegeben, schleich die Gesundheit 
beider Majestäten, von Grund des Herzens unter vielem Vivat- 
Geschrey getrunken. 

Ihro kaiserliche und königliche und durchlauchtigste Herr- 
schaften begaben sich sammt dem hohen Adel zur Mittagstafel 
wobei, wie mehrraalen, das letzte Desert den sehenswürdigen 
Schluß machte, da nemlich selbiges gleichsam eine gantze 
Armee und Feldlager von kleinen, sich bewegenden und ordentlich 
zu- und abmarschierenden Figuren bei einer belagerten Festung 
vorstellten, welche Festung nach einiger Weile augenblicklich in 
einen Friedenstempel sich verwandelte, auch die Soldaten ver- 
schwanden und in ihren Laufgraben natürliches Wasser herum 
zu fließen anfieng. 

Nach aufgehobener Tafel geschah der Aufbruch, und die 
allerhöchsten Herrschaften reisten, nachdeme sie nicht allein 
oberwähntermaßen, die Virtuosen und Capellmeister, sondern 
auch alle übrige Sr. Durchlaucht dem Prinzen angehörige Haus- 
officiers, Jägerei und Bedienten reichlich beschenket hatten, nach 
3 Uhr von dannen ab und kamen Abends glücklich nach Schön- 
brunn zurück. 

Ihro kaiserliche Majestäten und alle andere hohe Anwesende 
bezeugten über alle diese, so prächtige als seltsame und sinn- 
reiche Erfindungen und genossene ungemeine artige Ergötzungen 
nebst denen darbei observierten guten Anstalten und Ordnungen, 
vornehmlich aber daß bei so großen und vielfältigen Dispositionen, 
und Unternehmungen alles in dero Hofstat so still und ohne 
mindesten Embarras, als wenn gleichsam nichts zu thun wäre, 
zugegangen, und endlich über den allerseitigen Uiberfluß, ein 
ganz besonderes Vergnügen und konnten nicht ermüden, bei 
dero Zurückkunft mit denen Anwesenden sich immerhin davon 
zu unterhalten. 



benage 3. 



Beschreibung^ 



der vier Gemälde über Schlofihof von Canaletto im Wiener k, u. k. kunst- 
historischen Museum 1758—1760. 

(B«niardo BelotU, gtomiiit Ctaalet^ geb. Ventdlg nm 1720; geat Wafscbaa 17. Odober ITSOi) 



„llT.DaskaiserlicheLustschloB Schlofihof (Hofseite). 

Man sieht hier die der Straße zugewendete Seite des in 
Niederösterreich am rechten Ufer der March in der Nähe ihrer 
Mündung in die Donau gelegenen Schlosses: einen Bau mit zwei 
Seitentracten, die den Hof bilden. Ober dem Haupteingange das 
kaiserliche Wappen, im Giebel eine Uhr. Vor dem Schlosse ein 
Springbrunnen und eine Neptunstatue und eine Rampe, mit 
Figuren und Löwen geziert. Auf der Steineinfassung des Bassins 
sitzt ein Bauer, eine Carosse fährt in den Hof. Verschiedene 
Leute stehen gruppenweise herum. Im Vordergrunde steht ein 
Herr mit zwei Damen; letztere tragen grüne Hüte, die eine ein 
gelbes, die andere ein rothes Kleid, ein kleiner Hund liegt neben 
ihnen. Rechts im Hintergrunde Aussicht auf die March und 
Ruinen der Burg Theben. 

Leinwand;hochl38Centimeterbreit,257Centi!neter,36 Figuren, 
groß 27 Centimeter. 

Die Nachrichten über das interessante Schloß reichen bis 
zum Jahre 1572 zurück, zu welcher Zeit ein Herr von Prank an 
derselben Stelle ein Schloß: „Hof an der March" besaß. Im 
Jahre 1640 übernahm Hans Jakob Freiherr von Gienger den 
Besitz und erbaute »Schloßhof am Berge". 1727 erwarb dieses 
Prinz Eugen von Savoyen, von welchem es zu einem reizenden 

*) Abschrift aus dem grofien Katalog der kaiserlichen Oemälde-Galerie von 
Eduard Ritter v. Bngerth. I. Band. Wien 18S2. 



— 134 — 

SominersGiilosse umgestaltet wurde. Im Jahre 1755 endlich kam 

„Schloßhof" durch Kauf in den Besitz der Kaiserin Maria Theresia. 

Radierung von H. Fischer, hoch 21*8 Centimeter, breit 

42*3 Centimeter (Gesellschaft für vervielfältigende Kunst in Wien). 

118. Dasselbe Schloß (Gartenseite). 

Der Beschauer steht am untersten Ende des Gartens und 
sieht über den aufsteigendeti Terrassenbau zum hochstehenden 
Schlosse hinauf. Ein großes g^chteckiges Bassin mit Steingruppen 
uÄd Wasserstrahl auf! einejn runden, grün umpflanzten ' rtatze 
nimmt den Vordergrund ein. Eine Mittelallee führt zu einer 
anderen Wasserkunst. Über dieser auf der nächsten Teirasöe ein 
Blumenparterre; zur Seite Orangerien und geschnittene Hecken, 
in der Mitte der abschließenden Rampe ein Wasserfall und an 
d^r : BassSipjeinfassung Steinfigure^; Darüber die SteiObalustrade 
einer dritten Terrasse, die in ähnlicher Weise bepflanzt ist. Oben 
das. Schloß. E3 hat auf dieser Seite nur fünfzehn Fenster in der 
Front; und zwei niedere Flügelbauten, außerdem sieht man einen 
kleinen Theil der weitläufigen Nebengebäude. Einige; Herren und 
Damen lustwandeln im Schloßgarten; Arbeiter sind mit dem Rein- 
halten der Wege beschäftigt. 

Leinwand; hoch 136 Centimeter, breit 239 Centimeter, 
63 Figuren, groß 14 Centimeter. 

119. Dasselbe Schloß (Seitenansicht). 

Die Seitenansicht zeigt die Niveauunterschiede des Gartens 
und die Art, wie sie zu dem prächtigen Terrassenbau benützt 
wurden. Oben steht das Schloß, die schmale Front dem Garten und 
der March zukehrend. Drei Treppen führen auf die nächste große 
Terrasse. Die Rampenmauer ist aus Ziegeln gebaut, mit Stein- 
balustraden umgeben, vielfach gekantet und mit drei bogenförmigen 
Ausbauchungen versehen, in der Mitte ein Bassin mit Spring- 
brunnen. Drei breite Steintreppen führen zur nächsten Terrasse, 
die ebenfalls von großer Ausdehnung ist. In der Mitte derselben 
ein Blumenparterre; zu beiden Seiten laubige Gänge und Lust- 
häuschen. Der unterste Theil des Gartens ist durch den Baum- 
schmuck dieser Terrasse zum Theil gedeckt. Einzelne Paare lust- 
wandeln auf den Wegen. Über den Garten hinaus sieht man die 
March und auf deren anderem Ufer die Ruinen von Theben. Im 



— 135 - 

Vordergrunde fährt eine halb offene Equipage mit vier Pferden 
zum Schlosse hinan; eine Frau treibt Gänse, Hirten lagern bei 
ihrem Vieh, ein Mann in rothem Rocke reitet einen Schimmel. 
Leinwand; hoch 136 Centimeter, breit 238 Centimeter, 
48 Figuren, groß 12 Centimeter. 

120. Die Ruinen von Theben. 

Die alte befestigte Burg Theben in Ungarn, an der öster- 
reichischen Grenze, am Einflüsse derMarch in die Donau gelegen. 
Den linken Vordergrund bildet das linke Ufer der March, zu 
einem Hügel ansteigend, mit den Resten des alten Schlosses, 
Der große Thurm, dessen Mauerwerk damals noch stand, jetzt 
zum größten Theile zerfallen ist, wird von geborstenen Mauer- 
fronten umgeben, welche sich, mit Schießscharten versehen, den 
Hügel herab zum Flußufer hinziehen. Im unteren Theile dieser 
Mauer zeigt sich eine kleine Herde und ein Mann in rothem 
Rocke reitet auf einem Schimmel dem Thore zu. In der Mitte 
des Vordergrundes wendet sich die Straße, große Steinblöcke 
liegen am Wege, aus niederem Strauchwerk ragt ein Baumstamm 
empor, und an diesem ist die zerrissene Leinwandplache eines 
Zeltes befestigt, das hier eine ungarische Zigeunerfamilie auf- 
geschlagen hat. Die Frau gibt dem Kinde die Brust, der Mann 
steht neben ihr; ein Zigeunermädchen nähert sich einem sitzenden 
Hirten, auf dem Hügel werden Kühe und Schafe von einem 
Mädchen gehütet, ihr zur Seite ein Hund. Der Abend beginnt 
zu dämmern, der Vordergrund liegt im Schatten. Rechts im 
Hintergrunde sieht man über der March, von einem letzten 
Sonnenblicke beleuchtet, das kaiserliche Lustschloß „Schloßhof", 

Leinwand; hoch 137 Centimeter, breit 216 Centimeter. 
10 Figuren, groß 30 Centimeter. Radierung von A. Peisker, 
hoch 26*5 Centimeter, breit 41 Centimeter." 



i 



■^