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I
Geschichtsquellen
der
PROVINZ SACHSEN
lind
angrenzender Gebiete.
Herausgegeben
von der
Historischen Uommission der Provinz Sachsen.
FüNFÜNDDREISSIGSTER BAND.
Die Chronik Härtung Cammermeisters
von
Robert reiche.
HALLE,
Druck und Verlag von Otto Hendel.
1896.
Die Chronik
Härtung Cammermeisterfe.
Herausgegeben
von der
Historischen Coramission der Provinz Sachsen.
Bearbeitet
von
ROBERT REICHE,
Professor am Gyiunosium zu Königsberg Nm.
HALLE,
Druck und Verlag von Otto Hendel.
1896.
DO
N«.
113?^'''?-^^
xleute, wo «He Chronik Härtung Camnienneisters fast fertip: ge-
druckt vor mir liegt, ergreift mich einmal ein (lefühl des Bedauerns,
dass die Vollendung der Arbeit nicht ganz ohne meine Schuld länger
als nötig hinausgesch(»ben ist, dann aber in viel grösserem Masse deis
Gefühl der Dankbarkeit gegen alle diejenigen, welche mich bei meiner
Arbeit, der ich zeitweise mit grosser Hingabe obgelegen habe, freund-
lichst gefördert haben. Danken muss ich der Königlichen Bibliothek
zu Dresden, der Universitätsbibliothek zu Jena und dem Henn Oe-
heimen Oberregierungsrat Freiherr von Tettau zu Erfurt, weil sie
mir die Handschriften der Chronik bereitAvilligst zur Verfügung stellten.
Zu gleich grossem Danke fühle ich mich gegen die Hcmtcu Direktoren
der Staatsarchive zu Magdeburg, Weimar und Gotha verpflichtet,
welche mir die Benutzung der reichen Schätze der Archive gütigst
gestatteten, zu noch grösserem gegen die Beamten, welche mich bei
meiner Arbeit in liebevoller Weise mit ihrem Wissen unterstützten,
(ianz unvergessHch wird mir Herr Archivar Dr. Oeisheim am König-
lichen Staatsarchiv zu Magdeburg bleiben : mit Rat und That stand er
mir hilfreich zur Seite. Auch der Königlichen Bibliothek in Berlin
und der Universitätsbibliothek in Halle muss ich dankbar gedenken,
weil ihre Beamten mir bei meinem mehrfachen Aufenthalt in Berlin
und Halle die nötigen Werke zum Studium gar oft selbst besorgten
oder doch sobald wie möglich herbeiholen Hessen. Bei der Korrektur
VI Vorwort.
einor grossen Anzahl viin Druckbogen liat mieli mein Kollege, Herr
Olieileliier Ilucn, unterstützt: icli ilaiike ihm für seine (Üite von
Herzen.
Inileni icli der historischen Koniniis.<)ion der Provinz Hachsen die
Arbeit iiberreiolie , darf ich midi wnhl der Hoffnung hin-
i Vei-trHiien, welches sie mir geschenkt hat, iiioht enttäuscht
önigsherg (Nni.), Juni 1896.
Einleitung.
|ie Bedeutung der Chronik Härtung Cammermeisters , des
Bürgermeisters in Erfurt, ist schon früh erkannt worden.
Daher hat Meneken dieselbe seinem grossartigen Sammel-
werke sächsisch -thüringischer Geschichtsquellen einverleibt
unter dem Titel: Annales Erfurtenses Gerraanici ab anno MCCOCXXi
usque ad annum LXVII iussu Hartungi Kammermeisteri, consulis Erfurt,
collecti, sive continuatio Chronici Thuringici lohannis Rothii. Tom. III.
p. 1186 — 1238. Da er aber nur thüringisch - sächsische Ereignisse berichtete
und auch alles das, was nur ein speciell lokales Interesse erweckte,
fortliess, hat er kaum die Hälfte der Chronik veröffentlicht und nicht
nur sehr interessante Nachrichten über Erfurt, sondern auch die Berichte
über die Kriege zwischen Ludwig dem Reichen von Bayern und Albrecht
von. Brandenburg, zwischen Diether von Mainz und dem Pfalzgrafen
Friedrich, über den Mainzer Bistumsstreit, über die Bedrängnis des
Kaisers Friedrich HI. in Wien durch seinen Bruder Albrecht und manches
andere übergangen. Auch die Ergänzungen zur Rotheschen Chronik
fehlen. Nichtsdestoweniger ist Cammermeisters Bedeutung wegen seiner
klaren Darstellung des sächsischen Bruderkrieges, der schwarzburgischen
Fehde und der Vitzthumschen Irrungen, soweit man die kriegerischen
Ereignisse berücksichtigt, hinlänglich gewürdigt Meneken sagt in seiner
kurzen Einleitung mit vollem Recht: „non minori laude (als das Chronicon
Erfurtense Bampetrinum) dignos Annales exhibemus vemaculos, quorum
fides et auctoritas nobis admodum veneranda, etsi in rebus paulo recen-
tioribus" und diesem Urteile haben sich v. Falckenstein (Thüring. Chronik
L p. 46), Böttiger (Geschichte des Kurstaates und des Königreiches Sachsen,
Hamburg 1830. I. p. 327), Michelsen (Die Rathsverfassung von Erfurt im
Mittelalter, Jena 1865.p.l8), auch Droysen,der in seiner „Preussisch. Politik"
OMchlelitMi. d. Pr S. XXXV. B. X
U Einleitung.
mehrmals Cammermeister als Gewährsmann nennt, und vor allem Karl
Herrmann angeschlossen, der in seiner Bibliotheka Erfurtina mit grosser
Liebe und rühmlichem Eifer interessante Nachrichten über Cammermeisters
Leben und Chronik zusammengetragen hat. Bis dahin wusste man von
Härtung Cammermeister nicht viel mehr als das, was am Schlüsse der Chronik
über seinen Tod im Jahre 1467 und das Schicksal der Chronik gemeldet
wird. Der Name des Mannes, der für das Geleitsrecht in Thüringen
und für den Handel der Stadt Erfurt durch Veröffentlichung der Geleits-
tafel anno domini 1441 die ascensionis domini so wichtig geworden ist,
wird von Carl von Dalberg in seiner Abhandlung „Beitraege zur Geschichte
der Erfurter Handlung, Erfurt 1 780" nicht erwähnt, obwohl er die „Fürst-
lich-sächsische Geleitstafel von Jahr 1441 renovirt von Kuhnnaynz und
dem fürstlichen Hause Sachsen Anno 16G7" am Schlüsse derselben mit-
teilt i Erst fünfundsiebzig Jahre später (1855) gab Michelsen die unter
Härtung Cammermeisters Ägide im Jahre 1452 abgefasste Regiraents-
ordiiung heraus und betonte, dass er sich nicht nur als Geschichtschreiber,
sondern auch durch „die sorgfaltige Aufstellung der hergebrachten Regi-
mentsordnung um seine Vaterstadt wie auch um die thüringische Rechts-
geschichte unstreitig ein ganz besonderes Verdienst erworben" habe.
(Michelsen, die Rathsverfassung von Erfurt im Mittelalter, Jena 1855.
p. 18). Dem unermüdlichen Forscher erfurtischer Geschichte, Karl Herr-
mann, der nach allen Seiten hin litterarische Verbindungen anknüpfte,
blieb es vorbehalten einige Details über das Leben Härtung Cammer-
meisters herbeizubringen. Er behauptet, dass Härtung Cammermeister
der reich begüterten Erfurter Familie Härtung entsprossen sei und den
Namen Cammermeister „erst infolge einer amtlichen Stellung beim säch-
sischen Fürstenhofe angenommen" habe. Im Jahre 1427 habe er einen
1 V. Dalberg kannte wahrscheinlich nicht die ältere Abschrift aus dem Anfang
des 16. Jahrhunderts, welche sich jetzt im Magdeburger Staatsarchiv befindet.
(Erfurt, Stadt und Gebiet 1378.) Diese nimmt auf den dritten Nachfolger
Cammermeisters im Geleit Rücksicht und hätte C. v. Dalberg durch den Nach-
trag: „Auszcihuug vnd gebrechen, szo im geleyte zcu Erffurt mangelt, dsraufl'
der geleytzman berichtung begert" über manche Unklarheit und manche Frage,
die er aufwirft , Aufschluss geben können. Ebensowenig scheinen ihm die sechs
Abschriflen der Geleitstafel, resp. die Geleistafelemeuerungen aus dem 16. Jahr-
hundert im Staatearchiv zu Weimar Reg. Cc. 270* B. II 1— P bekannt und zu-
gänglich gewesen zu sein.
Einleitung. XU
ewigen Zins von einem Virding dem Augustinerkloster in Gotha ^ und
1434 eine Jahrrente an den Einkünften der Stadt Gotha dem Augustiner-
kloster in Erfurt vermacht. In das Jahr 1430 oder 1481 falle sein Um-
zug von Gotha nach Erfurt» denn im Jahre 1481 am Sonntag vor Elisa-
bethentag sei ihm gegen ein Darlehn von 150 Mark lötigen Silbers und
gegen eine jährliche Zahlung von 500 rheinischen Gulden das Geleit von
Erfurt vom Landgrafen Friedrich von Thüringen verpfändet und vier
Jahre später das Geleit von Buttelstedt gegen eine jährliche Zahlung von
150 rheinischen Gulden verliehen. Im Jahre 1441 habe er sein Verhältnis
mit dem sächsischen Fürstenhause gelöst und am Himmelfahrtstage 1441
die Geleitstafel veröflTentlicht Schon 1447 sei er „Obrister-Rathsmeister"
geworden; diese Stelle habe er bis zu seinem Tode innegehabt, so oft
der Ratstransitus, dem er angehörte, zur Regierung gekommen sei. Er
habe die Regimentsordnung abgefasst und eine in die städtischen Ver^
hältnisse tief eingreifende Wirksamkeit ausgeübt Das sind ungefähr die
Ergebnisse der Herrmannschen Studien. Infolge einer grösseren Zahl von
Urkunden, die ich in den Archiven von Magdeburg, Weimar und Erfurt
aufgefunden habe, bin ich so glücklich, die Angaben Herrmanns, der die
Urkunden wohl nicht selbst gelesen hat, in mehr als einer Beziehung
berichtigen und ergänzen zu können. Was zuerst den Namen dieses
Mannes betrifil , so ist mehr als wahrscheinlich , dass sein Familienname
Cammermeister, vielleicht auch Kämmerer war. Der Name Härtung ist
als Vorname sehr häufig in Erfurt sowohl wie in Gotha. Für die letztere
Stadt geht dies deutlich hervor aus der Abhandlung des Archivrates
Dr. J. H. Möller über die Klöster in Gotha, iSeitschrift des Vereins für
die thüringische G^eschichte, B. IV. (1861), z. B. p. 48anno 1285 scabini
Hartungus Wirsink, Hartungus von Tuteleibin ; p. 50 anno 1258 gothaische
Bürger Hartungus Hartwici, Hartungus Gerbotonis, conf. p. 54 anno 1280,
p.55 anno 1272, p. 60 anno 1284; p. 60 anno 1286 als Zeuge in Gotha
neben Härtung Wirsink Härtung von Nürnberg, conf. p. 62 anno 1291,
p. 62 anno 1293, p.64 anno 1295; p. 66 anno 1299 Härtung de Tutilstete,
conf. p. 67 anno 1301; p. 69 a. 1303 Hartungus genannt Hotermann und
Hartungus vor der Pforte; p. 82 a. 1349 Hartungus Willeber etc. Ver-
gleiche dazu die Aufzählung der Schöffen, Magistri consulum und Sena-
1 Zuerst erwähnt von Möller, Klöster in Gotha, Zeitschr. d. Vereins f. thür.
Gesch. B. IV. p. 290.
1*
lY Einleitung.
iores in Caep. Sagittarii historia Gothana, ad Tentzel p. 372 — 379. Nir-
gends findet sich der Name Cunmermeister, doch sehr oft der Vorname
Härtung, der ebenso oft in Erfurt vorkommt In der von A. Kirchhoff
(Erfurt im dreizehnten Jahrhundert, Berlin 1870, p. 149) mitgeteilten
Urkunde des Magdeburger Staatsarchivs aus dem Jahre 1268, in der die
regierenden Erfurter Greschlechter, die sogenannten G^runden, aufgeführt
werden , steht mehr als einmal der Vorname Hartungus, z. B. Hartungus
de Frinstete, Hartungus de Bunneborn, Hartungus Hotermanni, Hartungus
de Stalberc. Noch häufiger ist er in der späteren Zeit, vergleiche ein
Copiale des Erfurter Stadtarchivs, in welchem sich die obersten Rats-
meister und die beiden obersten Kämmerer vom Jahre 1336 — 1485 auf-
gezeichnet finden : Härtung von Gotha, 3. Ratsmeister 1344 und 1349,
1. Ratsmeister 1354; Härtung von Leichberg, 2. Ratsmeister 1397,
1402, 1407, 1412 ; Härtung Gernroda, 2. Kämmerer 1432 (Härtung Gerhardt,
I.Kämmerer 1437, ist wohl derselbe), Härtung Amelungen, 2. Kämmerer
1464, 1469, 1474; Härtung Molschleben, 4. Ratsmeister 1471, 1476,
1481, 1483. In einem anderen Verzeichnis im Erfurter Stadtarchiv werden
genannt Härtung de Drifordia a. 1294, 1297, Härtung de Pfessibeche,
1318, Härtung Goldechen 1325, 1335, Härtung de Smedestete und Här-
tung de Someringen, consules 1354. Zum Schluss sei noch Härtung
Gemod erwähnt, Cammermeisters Nachfolger im Erfurter Geleit, dessen
Gattin, wie die Cammermeisters, den Vornamen Else führte. Der Name
Härtung als Eigenname erscheint in Gotha unter den Ratsherren erst
1507, nämlich Johannes Härtung, der auch 1511 Magister consulum war
(Tentzel p. 375), in Erfurt allerdings früher. Ein Dietrich Härtung ist
2. Ratsmeiser 1383, 1388,1393, 1398, Gottschalk Hartung4. Ratsmeister 1428,
1433, 1 438, 1443 ; gegen Ende des 15. Jahrhunderts kommt häufig ein Heinrich
Härtung vor, 1477 als Consul, 1488 als einer der Vierherren, 1501 als 3. und
1506 als 1. Ratsmeister, 1505, 1507, 1508 und 1509 unter den Senioren,
In den folgenden Jahren erscheinen die Härtung nicht in dem Rat
Cammermeisters Siegel hat sich in zwej Ebcemplaren erhalten. Ein
kleineres Siegel befindet sich, allerdings etwas lädiert, unter einer Ur-
kunde des Magdeburger Archivs (Erf. XLIH A. 61) vom 13. Juni 1429.
Es zeigt einen Schild mit einer Rose, aus der sich ein Engelskopf erhebt,
und über dem Schild einen J^ngelskopf zwischen zwei Flügeln. Von dem
Namen ?<ind nur die Buchstaben: . . rtung cammer . . erhalten. Etwas anders
Einleitung. V
sieht ein Biege! aun, diu unter einer Urkunde in Erfurt (Archiv der
Michael iek i rche , Section Skt. Geurgii) aun dem Jahre 1464 erhalten ift.
In einer Zeichnung dieses Siegels — das Original war mir nicht /.ugäng-
liob — ist an der Stelle des Engelskopfe» im Schilde nur ein Knauf an-
gegeben. Ich halte das ernl« Siegel,
dae ich selbst mit der Lupe untersucht
habe, für das echte. Karl Herrmaun
bedauert mit Kecht, dass der Grabstein
Härtung Oammerme isters, der in der '
Augustinerkirche zu Erfurt beigeset/t
war, verschwunden ist; seine Hoffnung
aber, durch sein Wappen Aufschluss
über seine Familien Verbindungen zu
gewinnen, kann ich leider nicht teilen,
zumal uns die Wappen von einer nur geringen Anzahl Erfurter und
Oothaer Geschlechter, ereCere im sogenannten goldenen Buch im Erfurter
Rat«archiv, erhalten sind. Die Rose ist als Wappenzeicben sehr häufig
(conf. Siebmacher, Grosses und allg. Wappenbucb, und v. Mülverstedt,
Abgestorbene Geschlechter von Thüringen und Sachsen), z. B. bei
denen von Gattersleben UI., von Quedlinburg, von Hobnstedt I. in
der Grafschaft Mansfeld. Interessant ist es, dass die Kämmerer von
Vanre, die das Erbkämmereramt der Landschaft Thüringen Ivesa^sen, in
ihrem Schild über und unter einem schmalen Schrägrechlebalken je eine
Rose führten, doch kann die Vermutnng, dass die Rose in irgend einer
BeKiehung zu dem Amt eines Kämmerers gestanden habe, wohl nicht
aufgeworfen werden.
Karl Hemnani) sucht aus der Art, wie Härtung Cammermeister in
den Urkunden genannt wird, mit Unrecht Beweise für seine Ansicht.
Gewöhnlich wird derselbe mit seinem ganzen Namen und dem Epitheton
„eream" bezeichnet In dem Verkanffbrief vom J. 1427 heisst es „dem
ersamen manne," wo „mann" wohl ebensoviel bedeutet wie „er" in anderen
Urkunden, z. B. vom Jahre 1444 „dem ersamen ernH. C." Herrmann legt
zuviel Gewicht auf die Urkunde vom Jahre 1434, wo (Jammerm eiste r
von dem Landgrafen einfach genannt wird „der ersame Hartungk, diesz-
nials vnser geleitsman zcu Erfurd vnd lieber getruwer." Die Persönlich-
keit war durch den Zusatz hinlänglich bezeichnet, so dass der Fürst sich
VI Einleitung.
die vertraulicher klingende Benennung durch den Vornamen gestatten
konnte ; in anderen Urkunden, z. B. in einer aus dem Jahre 1431, nennt
er ihn im Eingang mit dem ganzen Namen, nachher Härtung. Cammer-
meister selbst nennt sich stets Härtung Cammermeister, ebenso bezeichnen
ihn gleichstehende Persönlichkeiten. Aus alledem geht hervor, dass
Cammermeister Hartungs Familienname ist; vielleicht haben seine Vor-
fahren sich früher „Camerarius" oder „Kamerer, Kemmerer** gefiannt Dieser
Name ist keinesweg selten. Berühmt ist das Geschlecht der Camerarii in
Mühlhausen, die in mehrere Linien sich trennten; noch berühmter die
Cammermeister oder Camerarii im Bistum Bamberg, deren Vorfahr nach
ihrer Geschlechtsüberlieferung aus Kärnten mit dem Kaiser Heinrich H.,
an dessen Hofe er das Kammermeisteramt bekleidete, nach Bamberg sich
begab und dem ganzen Geschlecht den ehrenvollen Beinamen verschafile. Im
Jahre 139(» siedelten zwei Kammermeister nach Nürnberg über, und um die-
selbe Zeit, wo unser Härtung Cammermeister eine Rolle zu spielen beginnt^
finden wir Stephan Cammermeister als Bürgermeister von Nürnberg; er
stirbt 1445. Die Vorfahren des so berühmten Erfurter Cammermeister,
die mit den Nürnberger Cammermeister, wie aus dem Wappen hervor-
geht, nicht verwandt sind, haben wohl ebenfalls von ihrer amtlichen
Besdiäftigung bei den Landgrafen von Thüringen den Namen Kämmerer
erhalten und ihren ursprünglichen Familiennamen abgelegt; später haben
sie sich Cammermeister genannt, als dies die gewöhnliche Bezeichnung
des Amtes wurde, das ihre Vorfahren bekleidet und auch sie vielleicht
noch ab und zu inne hatten.^ Im Laufe des 14. Jahrhunderts begegnet
uns eine Familie dieses Namens, und zwar mit Henricus Kamerer 1301
und Hartungus Kamerer 1318 im Rate von Gotha, conf. Tentzel p. 379,
und in einer Urkunde, die in Gotha im Jahre 1386 ausgestellt ist, erscheint
ein Hermann und ein Heinrich Kemmeren Von Gotha ist ein Zweig
dieser Familie nach Erfurt übergesiedelt, wohl erst im Laufe des 14. Jahr-
hunderts, denn in dem urkundlichen Verzeichnis der Erfurter Gefrunden
aus dem Jahre 1288 wird kein Kamerer, Kemmerer oder Camerarius
genannt. Im Jahre 1357 erscheint zum erstenmal ein Conrad Kemerere
^ Dass später noch der ursprüngliche Name Cämmerer hervortritt, geht aus
einer Sammlung von Ehestiftung- und Leibgedingsbriefen ritterschaftlicher Ge-
schlechter der Prov. Sachsen etc. von v.Mülverstedt, Magd. 1863. p. 127 hervor:
Hans Ernst Cammermeister, sonst v. Cämmerer genannt etc. 13. April 1628.
Einleitung. vil
im Rat, conf. Chronik von Seebach im Weimarer Archiv und Verzeichnis
der Coneules im Erfurter Stadtarchiv. Da in den Ratsverzeichnissen
und Urkunden nur selten alle Mitglieder des Rates, meist nur die vier
Ratsmeister und die zwei Kämmerer namentlich aufgeführt werden, so sind
wir nicht imstande, die Thätigkeit dieser Familie für Erfurt zu verfolgen.
Obwohl nun auch ihr Wappen uns nicht vorliegt* ist es dennoch nicht
unwahrscheinlich, dass der Gothaer Kammerer oder Cammermeister , der
nach Erfurt übersiedelte, der Stammvater unseres Cammermeister ist
Welchen Vornamen Härtung Cammerraeisters Vater führte, wbsen
wir nicht Im Jahre 1434 war er schon verstorben. Im Augustiner-
kloster zu Erfurt war er bestattet, und zwar im Chore „zcu mittel wege
uff dy lincken hant neben dem gestüle*' der Mönche. Aus diesem Um-
stände und noch mehr daraus, dass Härtung Cammermeisters Güter zu-
meist im Erfurter Stadtgebiet lagen und dass derselbe, nachdem er den
Fürstendienst quittiert hatte, seine ganze Kraft der Stadt Erfurt wid-
mete, ist wohl Erfurt als sein Geburtsort anzunehmen. Dass er zu
den Greschlechtern gehörte, geht aus den Urkunden hervor. Wann er
geboren ist, lässt sich nicht bestimmen; wahrscheinlich fiel seine Geburt
noch in das 14. Jahrhundert Ob er der einzige Sohn seiner Eltern ge-
wesen ist, laset sich gleichfalls nicht nachweisen. Doch glaube ich, dass
der Priester Ludwig Cammermeister, der in den libri dominorum 1434 —
1436 fol. 35 b. (Magd. Staatsarch. Erfurt.) als Inhaber einer H3rpothek von
40 Gulden an einem Erfurter Hof erwähnt wird, sein Bruder gewesen
ist^i und schliesse aus seinem intimen Verhältnis zu Johann von Alien-
blumen, dem Viztum von Erfurt, den er in der Urkunde vom Jahre 1431
zum eventuellen Vormund und Vertreter seiner Gattin einsetzt^ dass der-
selbe sein Schwager gewesen ist, Cammermeister also auch eine Schwester
gehabt habe. Seine Jugend verlebte Härtung Cammermeister in seiner
Vaterstadt und trat dann, vielleicht durch seine Gothaer Verwandten
veranlasst, in die Dienste des Landgrafen Friedrich von Thüringen. Im
Jahre 1427 ist er schon verheiratet; seine Gttttui Else ist eine Tochter
1 Man wird lebhaft an das Testament des reichen Eeinhard von Bülze er-
innert (conf. A. Kirchhoff, Erfurt im 13. Jahrhundert, Berlin 1870. p. 62 und 155),
der seinem Sohne, welcher Priester geworden war, auch nur die Jahrespacht
eines Hauses von 480 Pfennigen verschrieb, die man ihm geben solle, wenn er
darum nachsuche, zur Beschaffung von Kleidungsstücken.
vm Einleitung.
Daniels de Smira, der im Rate der Btadt Grotha eine einflussreiche Rolle
spielt. Soweit bis jetzt bekannt, erseheint der Schwiegervater Gammer*
meisters zum erstenmal mit seinem Bruder Hans von Schmira in einer
Urkunde des Jahres 1408 als Zeuge (Tentzel p. 263 f.) und als Mitglied
des Rates im Jahre 1427. Sein Bruder Hans von Schmira war Münz-
meister in Gotha (Weftnar. Archiv, U. p. 13.in. A.2). Wahrscheinlich ist
diese Familie mit der berühmten Familie von Schmira in Erfurt verwandt,
deren Glieder die höchsten Stellen im Rate während des 13. und 14.
Jahrhunderts bekleidet haben; vielleicht ist dieselbe auch von Erfurt
nach Gotha übergesiedelt, denn seit dem Jahre 1370 erscheint in den
mir bekannten Verzeichnissen der Erfurter Ratsmeister und Oberkämmerer
kein Mitglied dieser vornehmen Familie in den obersten Ratsstellen.
Am 13. Februar 1427 kaufte Härtung Cammermeister von seinem
Schwiegervater für 13 rh. Gulden einen ewigen Zins von einem Virding
(I/4 Mark) auf einem Backhause „uff dem Erfurter anger^' in Gotha und
erklärte mit seiner Gattin Else vor Gericht, dass sie denselben dem
Augustinerkloster in Grotha zu einem ewigen Gedächtnis, „und nemlich
zcn den zcwen lichten, die da hören, wann man gotis lichnam in
den messen uffhebt", übereignen wollten. Darüber stellte der Schult-
heiss und landgräfliche Richter in Gotha Hans Hunold ihm eine
Urkunde aus. Nicht unwahrscheinlich ist, dass Härtung Cammer-
meister sich in diesem Jahre erst verehlichte und, um Grott für sein
Glück zu danken, wie viele seiner Zeitgenossen, eine Stiftung machte.
Dass er den Zins erst erkaufen musste, zeigt klar und unwiderleglich,
dass er selbst in Gotha nicht begütert, also auch nicht geboren war.
Sein Schwiegervater bezeichnet ihn als „ersamen man**; ob er damit sein
Dienstverhältnis zum Landgrafen hat andeuten wollen, lasse ich dahin-
gestellt. Interessanter ist die Frage, ob er vorher seinen ständigen
Wohnsitz in Gotha gehabt habe, also Bürger dieser Stadt gewesen sei.
Nach Tentzel {Sagittarii historia Gothana, Jena 1713. 1, 1, p. 379) war er
im Jahre 1427 und 1429 Ratsherr in Gotha (Hartungus Kammermeister,
gener Danielis de Srayra, Uxor Elsa, 1427 und 1429). Nach der Ur-
kunde vom ö. Oktober 1428 war er aber schon Geleitsmann in Erfurt,
kann also 1429 nicht Ratsherr in Gotha gewesen sein, und dass an seinen
Vater zu denken ist, schliesst der Zusatz „gener Danielis de Smyra" aus.
Doch auch 1427 kann Cammermeister nicht Ratsherr gewesen sein, wenig-
Einleitung. IX
stens läset sich diese Behauptung angreifen. Wäre er nämlich im Jahre
1427 ein Mitglied des Gothaer Rates gewesen, so wäre in den beiden
erdten Urkunden vom Jivhre 1427 dessen Erwähnung gethan, zum min-
desten hätte man, wie bei Daniel de Smira, die Bezeichnung „burger
zcu Gotha'' erwarten können. Allerdings nennt ihn der Rat von Gotha
in der Urkunde vom 9. September 1484 seinen «,besondern frund*', aber
auch daraus kann man nicht schliessen , dass er Bürger und Ratsherr in
Gotha gewesen ist Das Wort „frund*' bezeichnet allerdings manchmal
die Zugehörigkeit zu den vornehmen Geschlechtem, die ratsfahig sind^
gewöhnlich aber deutet es nur die freundschaftlichen Beziehungen an.
Im ersten Sinne würde es ebensogut für Härtung Cammermeister passen,
wie im zweiten; denn durch seine Heirat mit der Gothaer Patriciertochter
war er den gothaischen Ratsgeschlechtern nahegetreten, ausserdem war er
mit dem Patriciergeschlecht der Kämmerer in Gk)tha höchst wahrschein-
lich verwandt und hatte freundschaftliche Beziehungen zu dem Rate in
Grotha infolge und während seines Dienstverhältnisses zum Landgrafen
von Thüringen angeknüpft. Dieser übertrug ihm sicherlich schon vor.
dem Jahre, in welchem er sich verheiratete, also vor 1427, das Geleit
von Erfurt, und zwar, wie aus den Worten der Urkunde vom 18. November
1431: „also das sie nach uszgehende ihrer jarczal, die sie noch bisz uff
Sanct Kilianstag nehst nach Datum dises brieves versitzin suUen, widder
antreten und sollich unser geleit zu Erfiurt furder innehabin etc'' her-
vorgeht, auf eine Reihe von Jahren. Wenn nämlich der Landgraf in
derselben Urkunde erklärt, dass er ihn „umb sines langen getruweii
dinstis willin in" seinen „sunderlichen schütz und verteiding gein ejme
iglichen genommen^ habe, so kann er unmöglich mit den langen und
getreuen Diensten eine drei- bis vierjährige Thätigkeit als Geleits-
mann gemeint haben , denn eine solche kann nimmer als eine langjährige
bezeichnet werden. Zwar hat nun K. Herrmann aus dem Namen Gammer-
meister geschlossen, dass derselbe die Stellung eines Kammermeisters
beim Landgrafen Friedrich von Thüringen innegehabt habe, aber da sich
darüber urkundlich ebensowenig nach weissen lässt, wie über andere
Dieuste beim Landgrafen vor seiner Stellung als Geleitsmann, so sind
wir nicht berechtigt, auf persönliche Dienste, welche ihn an den Hof des
Fürsten banden, zu schliessen, höchstens nur darauf, dass ersehen lange
vor 1427 Geleitsmann war.
X Einleitung.
Als Geleitsmann war Cammermeister , obwohl er ein Eriiirter Bürger
war, ein Beamter des Landgrafen und hatte mit den Greleitsmännem
von Eckartsberge, Eisenach, Buttelstedt, Herbsleben, Weiseensee, Tenne-
berg, Weimar, Gros»- oder Bischofsgottern , Sangerhausen, Tennstedt,
Warza und von Tambach die Geleitsrechte des Landgrafen wahrzu-
nehmen. Er ist in erster Beziehung Verwaltungsbeamter; der aber eine
bestimmte Gerichtsbarkeit ausübt, und hat mit seinen „Knechten** d.h.
Greleitsdienern die Geleitssätze in Greld oder in Waren von denjenigen,
welche geleitspflichtig waren , einzuziehen und den gesetzlich festgestellten
Strassenzwang aufrecht zu erhalten. Die Greriohtsbarkeit bestand in der
Bestrafung deijenigen, welche das Greleit umfuhren; dann hatte er die
Pflicht, jeden Raub und Moi*d, der auf den Landstrassen vorkam —
Landstrassenialle — zur Anzeige zu bringen, selbst oder in Gemein-
schaft mit dem nächsten fürstlichen Amtsvogt zu verfolgen und wirkte
wohl bei der Verurteilung des Frevlers mit Er übte auch in Bezug
auf Tote, die auf den Haupt- und Beistrassen gefunden wurden, das
Strassenrecht für den Landesherrn aus und Hess sie begraben. Auch
stand noch im 15. Jahrhundert ihm allein das Recht zu, verlorene
Gegenstände aufzuheben und im Interesse seiner Herren zu verwenden.
Vielleicht hatte der Geleitsmann, resp. seine Knechte, auch darauf zu
achten, dass die Fuhrleute die gebahnten Strassen nicht verliessen,. um
etwa tiefen Löchern, Pfützen, sandigen Stellen etc. auszuweichen, und
die anliegenden Saaten nicht schädigten, und die Strafe und den Ersatz
für den an der Saat angerichteten Schaden, wo er das Interesse seines
Herrn wahrzunehmen hatte, entweder selbst einzuziehen oder die Flur-
wächter bei der Einziehung der Strafen, resp. bei der Pfändung der Fuhr-
leute zu unterstützen. Seiner Stellung nach gehört der Greleitsmann zu
den höheren Beamten der Landgrafschaft, doch sind wir über seine Ein-
künfte nur mangelhaft unterrichtet. Die Einkünfte des Greleitsmannee
von Eckartsberge, der allerdings auch die übrigen Geschäfte des Amtes
verwaltete, giebt Menzel, Arch. für sächs. Gesch. B. 8. p. 361, an. Das
Erfurter Geleit, welches von allen thüringischen Geleiten und Zollstellen,
deren Gesamteinnahme sich um 1440 auf 1712 — 1848 Gulden belief, am
meisten, über 600 Gulden, einbrachte, war derageraäss das wichtigste.
Der Geleitsmanu von Erfurt war auch am angesehensten von allen, schon
dadurch, dass durch ihn allein die Hoheitsrechte, welche die Landgrafen
Einleitung. XI
von Thüringen an der thüringisch -mainziechen Stadt besassen, reprä-
sentiert wurden. An Einkünften wurden ihm , wie jedem andern Beamten
für seine Dienste, die mit dem Amte verbundenen Ehren, Nutzungen und
Privilegien übertragen. Worin die Nutzungen bestanden, läset sich aus der
Jahresrechnung des Geleitsschreibers Friedrich Hermann zu Erfurt 1517/18
(Weim. Arch. Reg. Gc. 6.271. B. II. Erf. ö) schliessen, nämlich aus einem
Anteil an den Bussen und den Geleitsabgabeu , welche nicht in Geld,
sondern in natura gegeben wurden, z. B. Nüsse (vom Rade ein Pfund),
Obst (vom Rade ein Schock), Käse (vom Rade ein Käse), Kastanien
(vom Rade 100) u. s. w., vor allem hölzerne und eiserne Gerätschaften,
Schaufeln, Barten, Schüsseln, Teller etc. (vergl. die Geleitstafel). Die
Einnahmen aus dem Geleit, „welches kein Geld giebt,'* die, wie in der
Jabresrechnung ausdrücklich erwähnt wird, in früheren Zeiten dem Ge-
leitsmann zu seinem Bescheid überlassen wurden, beliefen sich 1518 auf
80 — 90 Gulden, also auf ungefähr so viel, als dem Geleitsmanne von
1519 als Einkommen angewiesen ist Ob Oammermeister schon ein dem
Fürsten gehörender Hof als Amtslokal und Amtswohnung zur Verfügung
stand, könnte nach einem Aktenstück aus dem Jahre 1544 (Magdeburg
Prov. Arch.) zweifelhaft erscheinen. Da aber das Geleit sowohl vor als
auch nach Härtung Oammermeister, Härtung Gernod, Ourt Hoterraann,
Olaus Hildebrand manchem Manne, der nicht aus Erfurt gebürtig war
und nicht über ein eignes Wohnhaus mit grossem Hofraum und bedeutenden
Speichern verfügen konnte, übertragen wurde; da schon seit den ältesten
Zeiten das Geleit von Erfurt im Besitz der Landgrafen war und der
Hauptort der thüringischen Geleite blieb; da femer die Landgrafen von
Thüringen die Lehnsherrlichkeit über die Vogtei der Grafen von Gleichen
bis zum Jahre 1334 inne hatten: so haben sie sicherlich einen oder
mehrere Höfe in Erfurt besessen. Dazu kommt, dass in der Futtergasse,
in der schon im 13. und 14. Jahrhundert Adlige, „Gefrunden,'* wohnten,
die auf ihren ausgedehnten Gütern Haier bauten, auch aufkauften, um
neben der Versorgung des eignen Marstalles den Futterkasten zu füllen,
ausserdem sich etwa auf Waidbau und Waidhandel, die vornehmste
Nahrung Erfurts, legten (Kirchhoff, die ältesten Weisthümer der Stadt
Erfurt, Halle 1870, p, 207), also alle geräumige Höfe und grosse Speicher
hatten, in einem Copialbuch des Magd. Staatsarchivs, Stadt und Gebiet
Erfurt 8. 1873,fol. Cnib, unter den Biereigen neben „zcu dem grosszeu
xn Einleitung.
4
trencker, czu dem goldenen flegel, zcu dem wortzegraben, zcum elephanten"
auch „der aide geleytemann" aufgefi^hrt wird und in der schon erwähnten
Jahrrechnung von 1518, also vor dem Ankauf des schwarzburgischen
Hofes durch den Kurfürsten Johann Friedrich (1532—1647) (Magd. Prov-
Arch.) unter den kleinen Ausgaben „3 gülden 10 gr. für ein grosz Wappen
an den geleitshoff" aufgeführt werden. Existiert« ein solcher Hof als
Amtslokal und Wohngebäude für den Geleitsmann in Erfurt, worauf
auch ein Brief des Erfurter Rates vom 24. Okt 1436 hinweist, so hat
ihn Cammermeister innegehabt, und er, -der wie alle Gefrunden in Erfurt
im Mittelalter die Anschauung einer Unverträglichkeit des Gewerbes und
der persönlichen Arbeit mit dem Patriciat nicht teilte, hat sicherlich,
zumal ihm, der für sich und seine zwei Geleitsknechte Pferde halten
und die mit Beschlag belegten Pferde und Wagen unterbringen musste,
geräumige Ställe zur Verfügung standen , manchen Kaufmann und Fuhr-
mann mit seinen Pferden und Waren gegen Entgeld beherbergt, wie er
es auch nicht unter seiner Würde hielt, die Naturalabgaben von geleits-
pflichtigen Waren in kaufmännischer Weise zu vertreiben. 8o war das
Geleit sehr einträglich und wurde es in noch höherem Grade dadurch,
dass der Landgraf die Besorgung mannigfacher Einkäufe ihm anvertraute.
Oft hat er wohl den Fürsten aus seinem eignen Gaden bedient. Für
Härtung Gernod, der nach Cammermeister Greleitsroann war, lässt es
sich aus den Abrechnungen (Weim. Arch.) nachweisen. Noch günstiger
wurde Cammermeister im Jahre 1431 am 18. November gestellt. An diesem
Tage verpfändete der Landgraf ihm und seiner Gattin Else und, falls
er stürbe, als Vormündern seiner Frau Johann von Alienblumen dem
Jüngeren und Dietrich Langen, Dechant zu Gotha, oder wem er sonst
den Brief überlasse, für 150 Mark lötigen Silbers Erf. Zeichens Haupt-
geld und eine jährliche Rente von 500 guten rheinischen Gulden, in
vierteljährlichen Raten zahlbar, das Geleit von Erfurt „mit allen zuge-
horungen eren nutzen wirden friheiten und gewonheiten, als das von
alder gewest und herkomen ist," so lange, bis er ihm die 150 Mark
Kapital zurückgezahlt habe. Beide Parteien haben das Recht von dem
Vertrage zurückzutreten, sind jedoch zu einer vierteljährlichen Aufkün-
digung verpflichtet. Der Landgraf erbietet sich ferner, die Zahlung in
der Bomkammer zu Erfurt zu leisten, nimmt den Geleitsmann und seine
Diener, wie seine anderen Mannen und Amptleute, in seinen ganz be-
Einleitung. xm
sonderen Schutz und erklärt ^ niemand, von dem sie wegen Ül>e]:tretung des
Geleites Busse fordern und nehmen, gegen sie verteidigen zu wollen, voraus-
gesetzt, „das sie auch an soUichem geleite nymand widder recht besweren,
abimemen'' und dasselbe nicht erhoheten , sondern „bei allen gerechtikeiten
eren wirden friheiten gewonheiten und aldem herkomen nach allem yrem
vermögen getruwlichen beherten und behalden, so sie furderst kennen.''
Brache zwischen ihm und Erfurt Krieg aus oder eine andere grosse
Fehde im Lande, sodass das Geleit niederl&ge, so solle der Geleitsmann
an seinem Hauptgelde und der Verzinsung desselben keinen Schaden
nehmen; falls der Zins nicht eiugekommen sei, wolle er denselben nach
Erkenntnis seines ehrbaren Rates in Monatsfrist erstatten. Auch wolle
er keiner Stadt, keinem Marktflecken oder Dorf und keiner einzelnen
Person, weder einem Christen noch Juden, ohne Einwilligung oder Schad-
loshaltung seines Geleitsmannes Geleitsfreiheit gewahren. Würde einer
dieser Artikel nicht vollzogen, sodass jener seine Bürgen mahnen müsste,
so wolle er für seinen Schaden und seine Kosten an Botenlohn, Briefgeld,
Nachreisen und 2iehrung eintreten. Die Bürgen verpflichten sich bei
Übertretung der Bedingungen einen ehrlichen Knecht mit einem Knecht
und zwei Pferden zum Einlager in eine gemeine Herberge nach Erfurt
zu senden. Stürbe oder ziehe einer von ihnen aus dem Lande, so würden
sie einen anderen Bürgen in Monatsfrist an seine Stelle setzen; würden
sie säum ig in ihrer Pflicht, so dürfe der Geleitsmann sie, ihre Habe und
die Ihrigen aufhalten und „kumern'' (Weim. Arch. Reg. Aa. pag. 149. B. L a
Nr. 12»).
Gross muss die Geldnot des Landgrafen gewesen sein, dass er einen
so vorteilhaften Vertrag seinem Geleitsmanne gewährte. Die Beamten-
qual itat Härtung Cammenneisters hörte zwar nicht auf, aber sie brachte
nur ihm Vorteil : dem Fürsten gegenüber war er so gut wie unabhängig,
nur verpflichtet, die 500 Gulden pünktlich zu zahlen. Eine Abrechnung,
eine Einsicht in die Geleitseinnahmen konnte der Fürst nicht fordern.
Dass Cammermeister die Geleitsabgaben nicht erhöhete, verstand sich
von selbst, lag in seinem Interesse ; andererseits sorgten auch die Erfurter
dafür, die bei jedem Falle sich zu beschweren nicht säumig gewesen
wären. Cammermeister verstand es, sich das Vertrauen des Landgrafen
zu erhalten, und sorgte zugleich für das Interesse seiner Vaterstadt. Er
stellte dem Landgrafen vor, dass an d^n Geleitsgefallen zu Erfurt ein
XIV Eioleitang.
grosser Ausfall dadurch stattfinde, dass die Fuhrleute „die Strassen von
Bottilstete uff Erffurt infaren und das am meisten by nacht ader vor
tage geschee**. Die Folge davon war, dass der Landgraf ihm, seiner
Gattin Else und seinen Erben das Geleite von Buttelstedt am 1. Mai
1435 (Weimar. Arch. Cop. 1,F2 p. 71 (55) gegen eine jährliche Zahlung
von 130 rheinischen Gulden auf so lange übertrug, als sie das Geleit
von Erfurt inne haben würden, indem er sich verpflichtete, sie und ihre
Diener, die sie im Geleitsbezirke von Buttelstedt halten würden, zu
schützen, und die Amtleute und Bürger für die G^egenwart und die Zu-
kunft auffordert, den Geleitsmann oder seinen Stellvertreter in der
Ausübung seines Amtes zu unterstützen. Sollte Oammermeister Zahlungen
über 130 Gulden hinaus für ihn leisten (auch ab is sache wurde, das die
genanten vnsir gleitislute vns icht furder vszrichtunge tetin ubir den be-
sch^id als vorbenant), so solle er sich entweder an dem Erfurter oder
Buttelstedter Geleitsbescheid schadlos halten. Die Summe von 130
Gulden bestimmte er zum Ankauf der Fastenspeise und von Vieh, be*
sonders auf den Markten von Naumburg, „wann des noit ist vnd zcyt
sin wirdit". Der Zusatz „vnd sie sullen vns dorubir icheine rechenunge
tun** lässt deutlich erkennen, dass der Geleitsmann damit ein für allemal
beauftragt wurde und nur die jedesmaligen Bestellungen abzuwarten
hatte, also die 180 Gulden nicht bar ablieferte. Darnach ist auch die
mögliche „vszrichtunge ubir den bescheid^ nur so aufzufassen, dass der
Landgraf für etwaige Zahlungen, die Oammermeister in Naumburg und
an anderen Orten über 130 Gulden hinaus für die Bedürfnisse des Hofes
geleistet hatte, einstehen wolle.
Dass Härtung Oammermeister mit solchen Aufträgen betraut wurd^,
hat schon Karl Herrmann erwähnt; die Korrespondenz aber zwischen
Oammermeister und dem Landgrafen, die sich nach Herrmann im Gross-
herzoglich- und herzoglich -sächsischen Ernest. Hausarchiv zu Weimar
befinden soll, existiert nicht, wohl aber eine Korrespondenz zwischen
Herzog Wilhelm von Sachsen und seinem Oammermeister Nithard Ooder
einerseits und dem Greleitsmann Olaus Hildebrand in Erfurt andererseits
aus den Jahren 1459 — 1470 (Archiv, v. Weimar, Reg. Aa.pag. 436. XXVH.
9 A.) Diese Briefe, besonders die des Fürsten, atmen eine gewisse
Vertraulichkeit von Seiten des Herzogs dem Geleitsmann gegenüber und
zeigen eine Gemüts wärme und eine höfliche Foim, die man dem — aller'
Einleitung. XV
dinge in mehr als einer Beziehung mit Unrecht — übelbeleumdeten
Herzog nicht zagetraut hätte; vor allem lassen sie erkennen, wie oft er
die Dienste des Oeleitsmannes in Anspruch nahm und wie sehr man in
wirtschaftlicher Beziehung von Erfurt abhängig war. Wenn wir nun aus
den Jahrrechnungen der landgräüichen Kammer aus den Jahren 1432,
1435, 1436/37 (Weimar. Arch.) sehen, dass die mannigfachsten Gegen-
stände durch den Apotheker, die Kammerknechte, Fuhrleute^ Schneider
aus Erfurt geholt werden, so können wir wohl annehmen, dass der Ge-
leitemann stets bereit gewesen ist, die Boten seines Herren im Ankauf
der gewünschten Bedürfnisse treulich zu unteretützen. Für sein gutes
Verhältnis zu seinem Herren spricht besonders der Umstand, dass der
Landgraf es nicht unter seiner Würde gehalten hat, die Gastfreundschaft
seines Greleitsmannes in Ansprudi zu nehmen. Um uns aber nicht in
Hypothesen zu verlieren, wollen wir aus seiner geleitsamtlichen Thätig-
keit und seinen Erlebnissen von 1428 — 1441 nur dasjenige chronologisch
anführen, was sich urkundlich feststellen lässt, wobei allerdings der
Vollständigkeit wegen manches^ was schon besprochen ist, kurz wieder
berührt werden muss:
5. Oktober 1428 (am Duistage vergangen Michaelis): Härtung Cammer-
meister zahlte far den Landgrafen an den Rat von Erfurt 1400 rh.
Gulden auf eine Schuld von 2000 rh. Gulden'. (Magd. 8t- Arch,
liber domin. Erf. Copialb. 1400 p. 52 b.)
13. Juni 1429 (am Montag „nest vor Viti"): Ludwig, der Kammermeister des
Landgrafen Friedrich, und Härtung C^mmermeister quittierten dem
Rate von Erfurt die zweite Zahlung von 600 rh. Gulden — die erste
hatte derselbe an Jorge von Heytingisberg auf Befehl für den
Landgrafen geleistet — „uf solche sechs hundert marg lotigis
Silbers, „dy" sie „auch von de^ obgnanten'* ihres „gnedigen hern
wegen bar by su geleget unde gesatzt haben, als" sie „daz von**
ihrem „obgnanten gnedigen hern in beuelunge gehait han.** (Magd.
St-Arch., Erf. XLVHL A. 61).
1 Die Anleihe hatte der Landgraf a. 1427 gemacht; sie sollte in kurzer Zeit
auf Pfingsten 1428 zurückgezahlt werden. Dazu war der Landgraf nicht im
Stande und lies» sich a. 1428 mehrmab* mahnen. Über diese Angelegenheit
finden sich in den libri dorn. 1425—1428 sechs Briefe des Rates. Cop. CLXVI,
Fol. 10, 12, 33 b, 41, 47, 52 b.
XYl EUnleitung.
18. November 1431: Der Landgraf verpfändete an Härtung Cammer-
meister gegen 150 Mark Silber und eine jährliche Zahlung von 500
rhein. Gulden in vierteljährlichen Raten das Geleit von Erfurt.
(Weimar. Arch. Reg. Aa, p. 149. B. la N. 12»).
12. Juni 1432 (Donnergtag in der Pfingstwoche) : Der Greleitsmann von
Erfurt sandte dem Landgrafen einen Korb mit Schoten nach Gotha;
sein Eoiecht erhielt 6 Gr. Trinkgeld, (conf. Kämmereirechnung von
1432/33 Arch. V. Weimar.)
10. Juli 1432: H. Cammermeister besorgte einen halben Centner Wachs
nach Gotha (conf. Kämmereirechnung von 1432/33.)
20. Juli 1432 (am Sonntag Margarethae virginis): Der landgräfliche
Kammermeister holte vom Geleitsmann zu Erfurt das Halsband
seiner verstorbenen Herrin; er verzehrte dabei 12 Groschen. Dar-
auf brachte er es nach Rochlitz; hier musste er einen Tag stille
liegen, „d^ ^J ^ eyentlichen schazten.*' Höchst wahrscheinlich hatte
Härtung Cammermeister den kostibaren Schmuck in Erfurt aus-
gelöst» damit er anderswo für eine höhere Summe verpfändet werden
konnte. (Kämmereirechnung 1432/33).
17. Juli 1432 (am Donnerstage die Alexii): H. Cammermeister sandte
seinem Herrn einen Korb Kirschen als Präsent nach Weimar; der
überbringende Einecht erhielt ein Trinkgeld von 6 Groschen
(Kämmereirechnung 1432/33.)
17. August 1432: H. Cammermeister besorgte wahrscheinlich für den
kranken Landgrafen Konfekt, das Kratze nach Gk)tha brachte.
Zweifelhaft dagegen ist es » ob von Cammermeister in folgender Notiz
die Rede ist: 23. December 1432: XH gr. muste ich geben Johanse
Swfelde zcu czerung gein Erfurd nach dem centner wachs, den der
gleiczman von Hayn solde usrichte, vnd muzt ubir nacht da
bliben.
April 1433: Cammermeister erhielt 150 Seh. alte Groschen vom
Landgrafen (1 seh. gr. Fuchs boten gein Friberg am Donners-
tage nach Judica (2. April), bracht 1^2 C- ^^^' ald^s geldes vnd
lisz daz dem gleiczman zcu Erffurd); zu welchem Zwecke,
wird nicht gesagt. Höchst wahrscheinlich hatte Cammermeister
für den Fürsten bedeutende Summen ausgelegt Es ist ausser-
dem merkwürdig, dass in dieser Kammerrechnung keine Zahlung
Einleitung. XVn
des GeleitemaDnes an die Kammer erwähnt wird. Vielleicht
hatten der Oberschreiber Thomas und die anderen Gewaltigen
die 500 Gulden zu anderen Zwecken, z.B. zur Bezahlung von
Schulden und Zinsen bestimmt^ wie es sich für das Jahr 1439
nachweisen lässt,^ oder er verrechnete sie für Auslagen, wie sein
Nachfolger Härtung Gernod.
9. September 1434 (am Donnerstage Nativitatis beatae Mariae virginis):
Cammermeister kaufte vom Landgrafen für 80 rh. Gulden einen
jährlichen Zins von 5 rh. Gulden an den Jahrrenten der Stadt
Gotha und vermachte ihn den Augustinern in Erfurt zu
Wachslichtem für alle Messen, wogegen die Augustiner sich ver-
pflichten „alle iare vff die vier wychuasteh ye zcu der czyt
besundern vff den suntag vor der wychuasten nach der predigate
der egenanten ern Hartunges, ffrouwen Elszen, siner elichin wert-
tynne, alle yrer beider eildini, erbin vnd angeborner frunde seien,
die.vsz den geslechten vorscheiden weren, gedengken, got flelichen
vor sie beten vnd yre ierliche begengkenisse vorkundigen, ye in
der wychuasten wochen uff den montag zcu abind mit gauczir
gesungener vigilie, mit gesaczter bedackter bore, vier uffgestackten
lychten zcu mittelwege in vnserme köre uff dy lincken hant nebin
vnserme gestule vnd uff den dinstag dornach mit ganozer vnd
gesungener selemesse, auch gesaczter bore vnd uffgestackten vier
lychte erbarlichen vnd ewiglichin begehin sullen ete, und ihnen
eine Begräbnisstatte im Chore „zcu mittelwege uff die lincken hant*'
neben dem G^stühle einräumen und diese ihre Verpflichtung nicht
nur in die „selegerethis büchere geschrebin ,'' sondern auch in dem
Chor „obir der thoer, als man yngehet zcu der sacristie, in einen
steyn gehouwen." (ürk. K. Magd. Prov.-Arch. Erf. Nachr. 259 und
K. Arch. Magd. Erf. Cop. St. August CLIV. Nr. 6 u. 7.)
* Di^ zeigt der Schuldbrief, den Landgraf Friedrich von Thüringen so wie
Friedrich und Wilhelm von Sachsen Heinrichen von Wisserode, Hauptmann zu
Erfurt, über 200 Mark ausstellen, wofür das Geleit von Erfurt haften soll und
ihm jährlich 20 Mark Silbers, die Walpurgae (I.Mai) zahlbar, verschrieben
werden. Vergl. Rein, Ungedruckte Rog. in der Zeitschr. des Vereins für thür.
Gesch. V. 1863. S. 264 und Nene Mittheilung des thür.-sächs. Gesühichtarereins,
B.X1I. S.484.
QMcbiebttq. d. Pr. 8. XXXV. B. 2
XVin Einloitong.
Zu dieser grossaitigen Htiftung ist OamnienBeiwter wdil durdi den
Tod seines Vaters veranlasst worden, der im Angustineridoster begraben
ist Da in den erhaltenen Urkunden nidits davon steht, müssen wir
bedauern, dass uns die von Härtung Cammormeister selbst ausgestellte
8tiftungsurkunde verloren ist, sie hätte uns sicher Aufschloss gegeben.
30. April 1435 (am Sonnabend vigili« PhiKppi et Jaoobi): Härtung
Cammermeister sandte „hern Otten dem kammermeister^ in ein
„futter zcu Quenvirstedt^ 900 Seh. alte Ghrosoheii „wechsilgeldis in
eyn sacke vorpitschiüt^ ( Weinar. Jahrrechnising der Ktaamet 1486).
1. Mai 1435 (dominica Walpurgis): Der Landgraf nberliess Härtung
Cammermeister das Geleit von Buttelstedt för eine jahriiche Zahlung
von 150 rh. Gulden.
6. Februar 1436 (Montag Dorotheae virginis) : Der Landgraf ersuchte von
Weissensee aus den Rat von Erfurt, 100 Gulden, die Martini ver-
gangenen Jahres fallig waren, an seinen G^eitsmann Härtung.
Cammermeister zu berichtigen (va^. Kon. Arch. Magd. Erf. A
XLHI A. 64.)
6. Juni 1436: Cammermeister sandte seinem Herrn Schoten nach
Weimar, i
16. Juni 1436 (Sonnabend nach Viti): Cammermeister gab Thomas von
Buttelstedt 60 Seh. Grosdien seinem „bem scu heiligen blute zoerung
im XXXVL jare, als er danne da was mit den sinen, nemlich em
Busse, Heinrich von Husen marschalg, Jörgen Vitzthura vnd
Ludwig von Gruszen etc.**
17. August 1436 (Sonnabend nach unser lieben Frauen Abend) : Cammer-
meister sandte seinem Herrn „eyn par gutter hentschuw** nach
Tenneberg.
30. Oktober 1436 (am Dienstag nadi Simonis et Judae): Meister Sulkes
brachte 70 Groschen Wechselgeld vom Geleitsmann zu Erfurt nach
Gotha.
21. November 1436 (Mittwoch nach Elisabeth): Die farptlicbe Kammer
eriiielt abermals etwas Wechselgeld aus Erfürt vom G«leitamann.
27. December 1436: Weissensee: Ingenomen vom gleiczman czu Erftirt
1 Vergleiche für diese und die folg^iden Angaben die Kammerrechnung
1436/1437 uud 1437/1438 im Arch. zu Weimar.
tlinleitang. XiX
Wechselgeld, daz gyn »wehir Daniel Smyre heruBz sante bej Hat
boten, 150 seh. gr., am domstage die Johannis apostoli in wynaeht
heiligen tagen im XXXVI jare.
23. Februar 1487: Weimar: Ingenomen am Sonnabend vor Reminiseere
wechsilgeld von Erffurd, daz der gleiozmann herusz sante bey
*'Smydichen, L seh. gr. czu, czerunge myn hem gein Jehne, als da
gyn grosz tag waz hem, ritter, knechte und stete mit der erbhuldunge
im XXXVII jare.
10. Mai 1437: Am fritage nach asoensionis domini addir dem suntag
vocem iocunditatis habe ich eyn nuwe rechnunge adder register
angehaben ; so habe ich des ersten ingenomen L seh. gr., dy
Smydidien bracht von Erfurdt von dem gleiczman wechsilgeld,
daz denne Bofelde (ein Kammerknecht) inname, alz ich dy zeit
nicht heym was. Das Geld ist wahrscheinlich nach Eckartsberge
geschickt worden.
11. Juni 1437: Eckartsberga: dienstag nach Bonifacius: VI gr. trang-
gelder Zeoymichen, bracht myn hem eyn korb mit schoten; sante
im der gleiczman von Erffurt.
7. Juli 1437: L seh. groschen vom gleiczman czu Erffurt am suntag vor
Kyliani von Kefferaberg: ich hatte doruff lange vorgeborgt, als
hirnoch geschreben steht
29. Juli 1437: Am Montag nach Jacobi zog der Landgraf von Weimar
nach Gotha und speiste bei Härtung Cammermeister „in sym garten."
Das (jesinde desselben erhielt 30 Gr. Trinkgeld.
16. Februar 1488 (am Sonntage Julianae virginis): XII gr. dez gleicz-
maus knecht von Erffurd, sante myn hem Behemische kese; hiszen
die gewaldigen eodem die.
Aus den libri domin. 1434—1438 (8t.-Arch. Magd. Erfurt Stadt und
Geb. Nr. 1401 fol. 107 b u. 108 a) geht hervor, dass im Laufe des Jahres
1436 Härtung Cammermeister mit seinem Nachbar Hans Kaufmann einen
Streit über einen Wasserlauf hatte, der, wie es scheint, schon im Jahre
1435 begann. Es liegt uns über diese Angelegenheit nur ein Brief des
Rates an den Landgrafen vor, welchen Härtung Cammermeister in dieser
Streitsache angerufen hatte, sicherlich nicht, weil er als Privatmann sich
durch die Fürsprache dieses angesehenen Fürsten Vorteil verschaffen
wollte, sondern wohl nur, weil er als Inhaber des Geleitshofes verpflichtet
2*
XX Einleitung.
war, seines Herrn Rechte wahrzunehmen. Dazu kommt, dafis der Streit
wah reche! n lieh von Hans Kaufmann auegegangen ist (Vergleiche die
letzten Worte des Briefes ,,umbe eyne ayczucht, die derselbe Hans Kauf-
man in des obgenanten uwers geleytis mannes gang meynte zu haben".) Wäre
das Haus, in welchem Cammermeister 1486 wohnte, sein Vaterhaus gewesen,
so hätte er die Grenzverhältuisse aus seiner Jugend kennen müssen , und
bei seiner Bechtlichkeit, die überall hervortritt, hätte er sich nie in einen
Prozess eingelassen, der zu seinen Ungunsten ausfallen konnte. Da es
sich aber um des Fürsten Haus handelte, so war er gezwungen, selbst
bei zweifelhaftem Ausgange für den Vorteil des Fürsten einzutreten.
Welche Bedeutung dieser Wasserlauf für den Geleitshof gehabt hat, ist
schwer zu sagen; doch war die Sache wichtig genug, dass der Fürst
seinen Rat Busso Vitztum den Älteren, den Oberschreiber Thomas von
Buttelstedt und andere Herren zu Unterhandlungen nach Ikfurt sandte.
Aus dem einzigen uns über diese Angelegenheit erhaltenen Brief ist
folgendes zu entnehmen: Hans Kaufmann trat mit dem Anspruch auf,
dass ihm ein Wasserlauf in dem Gange zwischen seinem Grundstück
und dem Hofe des Geleitsmannes zustehe. Härtung Cammermeister be-
richtete an den Fürsten, und mit Zustimmung desselben war auch er,
wie Hans Kaufmann, bereit, die Entscheidung dem Rate zu überlassen.
Die Erkundigungen des Rates ergaben, „das der geczug gar redelich
zeugegangen unde von fromen luten vorkuntschafit unde irczuget sie."
Da nun beide Parteien erklärt hatten, sich der Entscheidung des Rates
fügen zu wollen, so that derselbe in Gegenwart der fürstlichen Räte
einen Spruch, der für Härtung Cammermeister oder vielmehr für den
Geleitshof ungünstig ausfiel, und liess denselben in das Stadtbuch ein-
tragen. Damit schien die Sache abgethan. Doch kurz nach dem Spruche
reinigte Hans Kaufmann seineu Hof, der mit Mist und Erde bedeckt
war, und siehe, es befand sich in der Mitte des Hofes ein Wasserlauf.
Dadurch hatten sich die Verhältnisse nach Cammermeisters Anschauung
derart geändert, dass er sich verpflichtet hielt, seinem Fürsten davon Mit-
teilung zu macheu. Er erklärte jetzt, da^s der Spruch de« Rates geschehen sei
„uff beduncken und ufF wahn." Infolge des Mistes und der Erde, womit
der Hof bedeckt war, habe „der ayczucht gemergke von den, die duczu-
male darbie geschicket weren, nymant irkenne mögen"; jetzt sei aber
festgestellt, „wie daz Hans Kaufmans hoefl' besaczt gctwest und nach sie
Einleitung. XXI
mit eteynen und habe yn der mittel des hoffes eynen alden besaczten
wassirlouft, der sieh gein de» . . . geleitismanns gange henge vnd an
dem gange Koufmans hofiz vnd vnder der swellen giner blichin in eyn
gefyert gesaezt wassirloch falle vnde sich daz waszer dar vnder verstricke
und verliesze." Der Landgraf nahm die Angelegenheit wieder auf und
schrieb an den Rat. Derselbe musste, um nicht unhöflich zu erscheinen,
auf die Sache wieder eingehen, konnte aber nicht umhin, seiner Un-
gehaltenheit^ die nicht berechtigt zu sein scheint, in dem Antwortschreiben
in harten Worten Genüge zu thun. Auf die von Härtung Cammer-
roeister angefiihrten Thateachen nahm er keine Rücksicht, hielt sich viel-
mehr an dessen Worte „uff beduncken und uf wahn" und den schein-
bar darin liegenden Vorwurf, dass er, der Rat, die Sache leichtfertig be-
handelt habe, und erklärte zuletzt unter vielen Loyalitatsversicherungen,
dass der Spruch nicht wohl zu ändern sei, indem er zugleich den Land-
grafen aufforderte seinen Geleitsmann zu unterweisen, dass er solchen Spruch
halte „vnde nu vort meher daryn nicht trüge noch löge.*' Sicherlich hat
sich der Landgraf ebensowenig wie Härtung Cammenueister für befriedigt
erklärt; leider ist mir bis jetzt weiteres urkundliche Material nicht in
die Hände gekommen.
Dass eine grössere Empfindlichkeit und Spannung zwischen dem Rat
und dem Geleitsmann in Erfurt eingetreten sei, braucht man trotz der harten
Ausdrücke „trügen und lügen** nicht anzunehmen. Man war eben derb
im Mittelalter und verstand teotzdem zu verkehren. Ebensowenig ge-
schah es im Jahre 1438 infolge einer Rauferei zwischen den Stadt- und
Geleitsknechten. In den Briefen des Rates an den Fürsten wird nicht
einmal der Geleitsmann, welcher wegen der unbeabsichtigten Verletzung
der fürstlichen Autorität von selten der Stadt Erfurt Anzeige machen
musste, namentlich erwähnt Über den Sachverhalt erfahren wir aus
drei Briefen des Rates in den libri dorainorum 1434—1438 (Magd. Arch).
fol. 188, 189a und 192b folgendes:
Am Donnerstag den 27. Februar hatte der Rat, als ein kleines
Turnier stattfand, um blutige Streitigkeiten zu verhindern, den Leuten
die grossen Messer durch die Stadtknechte wegnehmen lassen. Wie man
einem Geleitsknechte gegenüber, der den Stadtdienern unbekannt war,
ehi Gleiches versuchte, wehrte sich dersselbe \n\ Gefühl seines Rechts,
Waffen tragen zu dürfen, schlug einen Stadtknecht auf die Backe, und
Z.JH Einleitung.
alB er sein ihm durch die Übermacht entrissenes Schwert wieder
zu gewinnen versuchte, entstand eine grosse Prügelei, welche mit der
Verhaftung des Geleiteknechtee endete. Durch den (Jeleitsmann wurde
er aus der Haft befreit Aber die Erbitterung zwischen den Stadt-
knechten und Geleitsdienern war so gross, dass bald darauf ein neuer
Streit entstand. Natürlich musste Härtung Cammermeister berichten» und
der Fürst forderte wegen der Beleidigung seines Beamten, denn das war
auch der Crdeitsknecht, Genugthuung. In dem ersten Brief (1433 quarta
post Invocavit, 5. März) erklärte der Bat, dass die Stadtlmec^te in gutem
Glauben ohne böswillige Absicht gehandelt hätten; er sei bereit billige
Genugthuung zu geben und bitte um die fernere Gunst des Fürsten. In
dem zweiten Brief, der nach dem Tage von Weissensee geschrieben
wurde (quinta post Invocavit, 6. März), meldet der Rat^ dass der Geleits-
knecht, ohne Urfehde zu schwören, entlassen sei, und schlägt den Grafen
Heinrich von Schwarzburg zu Arnstadt und Sondershausen zum Ver-
mittler vor. Einen ähnlichen Inhalt hat der dritte Brief (secunda post
Cantate, 12. Mai). Wie die unbedeutende Sache beigelegt wurde, ist nicht
bekannt. Interessant ist es, dass der Geleitsmann selbst ganz in den
Hintergrund tritt Sicherlich hat Härtung Gammermeister, der, obwohl
er sich in den Urkunden dieser Zeit nie Geleitsmann und Bürger ge-
nannt hat, wie es Claus Hildebrand meistens thut,^ auch bürgerliche
Pflichten gegen Erfurt hatte, alles gethan, um den keineswegs tragischen
Konflikt beizulegen.
Aus dem Jahre 1439 liegt nur eine Urkunde vor. Am 10. Juni
(Mittwoch nach Bonifacius) bekennt der Ritter Busse von Vitztum 25 Seh.
16 Gr. als Zinsen für 200 Mark von den „gnedigen hern der herczogeu
wegen" von Härtung Cammermeister empfangen zu haben. 2
So sehen wir also den Geleitsmann Härtung Cammermeister in
innigen Wechselbeziehungen zu dem Landgrafen und seinem Hofstaate.
Erstere hörten natürlich mit dem Tode des Landgrafen auf. Im Jahre
1440 am Sonnabend früh in der sechsten Stunde in der Kreuzwoche
starb der erlauchte, fromme und friedliebende Fürst, Landgraf Friedrich
^ Vergl. z. B. Magd. Arch. Erf. Copiar. novi operis CLVII f . 1 b aus dem Jahre
1468 „ytzmid geleytzmann myns gnedigen hera Wilhelm vnd burger zcu Erfl\irt.'*
ü Wmiar. Arch, Reg. Aa. pag. I. A. Nr. 2 2.
EittleUung. xxiu
von Thüringen auf der Burg in Weisgensee und wurde den Bonntag
darnach iu Reinhardsbrunn begraben. Seine Erben waren die Herzöge
Friedrich und Wilhelm von Sachsen^ Sie ergriffen sogleich Besitz von
dem Lande „unde lieszen on alle graven herren manne stete lant unde
lewte hulden/' So wurde der Geleitsmann Härtung Cammermeister Be-
amter dieser beiden Fürsten. Sieherlich sind dieselben oder wenigstens
Wilhelm bei dieser Gelegenheit auch in Erfurt gewesen, mit welcher
Stadt sie ebenso, wie der Landgraf Ludwig von Hessen, schon am
16. Januar 1440 das Bündnis auf sechs Jahre erneuert hatten. Wilhelm
blieb in Thüringen und bemühte sich in einem so hohen Masse um die
Gunst und Geneigtheit der Erfurter, dass Dieter von Mainz bedenklich
wurde und den so lange aufgeschobenen Einzug in Erfurt — er war
seit dem 6. Juli 1434 Erzbischof von Mainz — endlich ins Werk setzte
und für einige 2ieit s^nen Aufenthalt in der Stadt nahm.i Wie be-
schaffen auch Wilhelms Pläne gewesen sein mögen, entbehren konnte er
dabei des Geleitsmannes in Erfurt nicht, denn dieser war sein Bankier.
Dass er und sein Bruder nicht in guten Finanzverhaltnissen sich be-
fanden, geht aus einer grossen Anzahl von Urkunden und aus vielen
Briefen der libri dominorum 1428 — 1430 hervor. Noch schlechter war
die Finanzlage Thüri&gens, wie aus der Aufzeichnung leicht ersichtlich
ist, die auf Befehl der Fürsten Friedrich und Wilhelm von Sachsen
Thomas von Buttelstedt nach den vorhandenen Registerbüchem über die
Einkünfte und Schulden der Landgrafschaft Thüringen ausgearbeitet und
am 6. Februar 1443 vollendet hat Nun aber besassen beide Fürsten
zusammen ein Territorium, welches eins der bedeutendsten in Deutsch-
land war, und sie versuchten eine demselben angemessene Machtstellung
einzunehmen. Klug berechnet war der Versuch, ihren Bruder Sigismund
ziuu Bischof von Würzburg zu machen. Er glückte ihnen im Jahre 1440
im Februar. Damit vergrösserten sie ihre Machtstellung südlich de.s
Thüringer Waldes im alten Herzogtum Franken. Leider zeigte sich
Sigismund unfähig, und Albrecht von Brandenburg konnte ihren Plänen
entgegenarbeiten, indem er unter einem triftigen Vorwande dem Kapitel
' Vergl. Georg. Fabriciu«, lib.VlI. Orig. Saxoo. cum timeret Dietericus, autistes
MogUDtinus, De (Wilhelm) auipliaudae ditioni» gratia contra se aliquid moliretur,
EHbrdiam locat domiciüum, nt actioues c propinquo anpiceret et non ignorarct
conailia suaque adolescentem praesentia et auctoritate cootioeret.
XXrv Einleitung.
zu Hülfe kam. Die .klägliche Haltung ihres Bruders konnten die
beiden Fürsten nicht voraussehen, und wenn Wilhelm um Ehfurt»
Gunst buhlte, so wollte er für eine eventuelle Nachfolge seines Bruders
im Erzbistum Mainz vorarbeiten. Vereint mit der mächtigen Stadt 'Et-
fürt, konnten die beiden Fürsten dem Erzbischof Dieter von Mainz die
Wahl ihres Bruders zum Provisor auf dem Eichsfeld und in Erfurt ab-
trotzen. Zu allen diesen Unternehmungen gehörte Geld, und das konnten
sie nur in Erfurt und besonders durch ihren Geleitsmann daselbst erhalten.
Härtung Cammermeister scheint aber nicht imstande gewesen zu sein,
so grosse Summen, als man von ihm verlangte, aufzubringen, oder er
war der Stellung, die eben durch die anhaltende Geldverlegenheit der
Fürsten unangenehm wurde, überdrüssig — eine persönliche Antipathie
hat er gegen den Herzog Wilhelm nie gehegt — : genug, er legte die
Stellung nieder, indem er wahrscheinlich den Fürsten auf seinen fak-
tischen Nachfolger im Geleit aufmerksam machte. Dass er die Geleits-
tafel anno domini 1441 die ascensionis (25. Mai) entwarf und vielleicht
veröffentlichte, ist kein Akt feindlicher Gesinnung gegen die Fürsten,
kein Zeichen der Unlust über den Verlust einer angesehenen und ein-
träglichen Stellung, keine absichtliche Bemühung, die Gunst der Erfurter,
in deren Stadt er die höchsten Ehrenstellen später bekleidete, zu ge-
winnen, sondern ohne Zweifel im Auftrage der Fürsten geschehen, die
als Erben des Landgrafen von Thüringen die alten Privilegien der
thüringischen Lande anzuerkennen und das alte Herkommen zu bewahren
sich verpflichtet hatten. Wäre letzteres nicht der Fall gewesen, so hätte
die Tafel nie die offizielle Anerkennung erlangt und Jahrhunderte hin-
durch behalten. Für die Stadt Erfurt war nichts wichtiger als das
Geleit, das die sächsischen Fürsten als Landgrafen in Thüringen über-
nahmen; ihr lag daran, das& die einzelnen Sätze nicht erhöhet wurden,
und die sächsischen Fürsten, die als Erben des schönen Landes niemand
verletzen wollten, die Bedeutung der Stadt Erfurt zu würdigen wussten und
sie eben jetzt ganz für sich gewinnen wollten, konnten ihre freundliche
Gesinnung nicht besser beweisen als dadurch, dass sie dem bisherigen
Geleitsmann den Auftrag gaben, bei seinem Rücktritt die Geleit^tafel
zu veröflTentlichen. Indem Härtung Cammermeister dem Wunsche der
Fürsten nachkam, erwiess er seinem Nachfolger im Geleit, der sich nun
leicht unterrichten konnte, einen grossen Dienst, ebenso auch den
Einleitung. XXV
Erfurtern, welche in der Geleitstafel ein gesetzliches Unterpfand gegen
willkürliche Erhöhungen erhielten. Dass diese Geleitstafel für lange
Zeit ein Palladium des Erfurter Handels werden sollte, hat Camraer-
meister bei der Abfassung wohl nicht geahnt, aber er hat es doch noch
erlebt, als die Erfurter der Erhöhung des Waidzolles durch Herzog Wil-
lielm entgegentraten.
Dass e8 vor allem finanzielle Gründe gewesen sind, welche die
Fürsten bewogen haben, Härtung Cammenneister des Geleitsamtes zu
entheben, geht aus den ungeheuren Summen hervor, die Härtung Gernod
teils sogleich teils später den Fürsten, besonders Herzog Wilhelm, vor-
schiesyt, und auch aus einer Urkunde vom 2. April 1448, in welcher der
Stadt Erfurt das Erfurter Geleit vom Herzog Wilhelm verpfändet wird.
Auch war Härtung Gernod dem Fürsten nicht unbekannt. In den libri
dominorum 1434 — 1438 wird er mehrfach in Briefen an den Landgrafen
Friedrich von Thüringen und an den Landgrafen lAidwig von Hessen
erwähnt 1434 f. 43b, f. 62b, f. 55a, f. 5«b., f. 59b., 1435 f. 60a, f. 61 b,
1436 f. 70b, 1437 f. 133 a, f. 144a, wo er Ratskumpan genannt wird, und
f. 154 b. Sein Bruder Hans Gernod, der anfänglich in hessischen Diensten
stand, ward dann Vogt von Schwjirzinwalde und zwar bis zum 27. De-
zember 1449.
Seiner dienstlichen Stellung enthoben, wurde Härtung Cammermeister
wohl schon im Jahre 1442 in den sitzenden Rat aufgenommen und er-
langte bald ein so grosses Ansehn und Vertrauen bei seinen Mitbürgern,
dass er 1447, als sein Jahrgang wieder zur Regierung kam, oberster
Bürgermeister wurde. Dieselbe Stelle bekleidete er in den Jahren 1452,
1456, 1461 und 1465. Zweimal ist er also durch das Vertrauen seiner
Mitbürger im Jahre 1456 und 1465 in den sitzenden Rat gewählt worden,
obwohl nach dem fünfjährigen Ratstransitus sein Jahrgang noch nicht
daran war, und jedesmal als oberster Ratsmeister. An w^e^^sen Stelle der
Jahrgänge 1451 und 1460 er getreten ist, kann bei der Dürftigkeit der
Quellen nicht nachgewiesen werden, noch weniger, ob er an Stelle eines
Verstorbenen oder an die Stelle eines, an dem ein „gbrechen erkanth"
war (vergl. Michelsen, Ratsverf. von Erfurt p. 29), gewählt wurde. Dass
unter solchen Umständen Cammermeisters Wirksamkeit in die städtischen
Angelegenheiten tief eingriff, ist schon von Michelsen und Karl Herrraann
behauptet worden. Zum Beweise dieser Behauptung hat man bis jetzt
XXVI EinleitoDg.
nur auf die im Jahre 1452 feetgeeetzte Regimenteordnuag hinweieea
können. £b ist allerdings sehr schwer, ein Bild seiner amtlichen Th«tig-
keit zu entwerfen und seine Verdienste zu ermitteln» weil man leicht
Gefahr läuft, ihn auf Kosten anderer zu erheben, und man auch daraus,
dass er in gewissen Jahren die höchste städtische Würde bekleidet, nicht
schliessen darf, dass er alle Verordnungen und Unternehmungen der
betreffenden 2^it veranlasst oder gut geheissen und befürwortet hat
Doch dürfen wir uns dieser Aufgabe, so schwer sie auch ist, nicht ent-
ziehen, und einen Anhalt dazu bietet in gewisser Weise Cammermeisters
Chronik und ferner das hochinteressante Copialbuch im Magdeburger
Archiv, libri dominorum (Erfurt.) 1448 — 1456.
Härtung Camroermeister war ein Eiferer für Ordnung und Gesetzlich-
keit; das alte Herkommen suchte er zu bewahren und zu erhalten. Er
war in jeder Beziehung konservativ, ein eifriger Verteidiger der ge-
wonnenen Rechte und Privilegien. Obwohl er zu den Grefrunden gehörte,
dachte er nicht daran, den Gewerken die Rechte zu entreissen, die sie
erworben hatten und die von den Patriziern beschworen waren. Aber sie
sollten sich mit dem, was sie hatten, begnügen und Achtung und Scheu
vor den Gewohnheiten zu Zeiten der Väter behalten. Die Bürger sollten
sich bewusst werden, dass sie als Glieder eines Gemeinwesens vor allem
zuerst für das Wohl der Gesamtheit einzustehen hätten und niemand
zum Schaden anderer seine Rechtssphäre überschreiten dürfe. Der Handel
und Verkehr in der Stadt sollte auf einer gesetzmässigen Basis beruhen.
Jeder sollte die Früchte seiner Arbeit geniessen, aber das gleiche Recht
auch seinen Mitbürgern einräumen. Wie sich die Stadt Erfurt dem Erz-
bischof gegenüber ihre Rechte und Privilegien sicherte, wie sich die
Gemeine von den Frunden Garantien geben liess, so sollte auch der
Konsument dem Producenten, vornehmlich dem Handwerker gegenüber,
geschützt sein, andererseits auch diesem bei redlicher Arbeit eine hin*
längliche Einnahme nicht mangeln. Der Rat, der Vertreter der Stadt,
in dem Männer, die allen menschlichen Thätigkeiten, dem Ackerbau, dem
Handel, dem Gewerbe, oblagen, in grosser Anzahl sassen, richtete dem-
zufolge mit Fug und Recht und pflichtgemäss seine Fürsorge auf alle
Bedürfnisse, gab die polizeilichen Verordnungen und Gesetze, die Statute
und Innungsordnungen für die einzelnen Gewerke und erledigte, wenn
es nicht wi^ 1906 und I&IO zur Revolution kam, alle Verfassungsfragen.
Einleitung. XXVIT
Der Rat sollte gleidisam das Herz der Stadt sein, und in ihm sollten
sich alle Triebe der auswärtigen und inneren Politik konzentrieren.
Da nun bei allen wichtigen Angelegenheiten, wenn es sich um ein-
greifende Verordnungen, um Statuta, um Vertrage und Finanzgeschäfte
handelte, nie der sitzende Rat allein die Entscheidung getroffen hat,
sondern auch die vier anderen Räte berufen wurden und der weitere
Rat, welcher, wenn er vollzählig war, aus 140 Personen bestand, in der
sogenannten Ratsdomtze, die geräumig genug war, soviele Personen zu
fassen, nicht ohne vorhergehende Debatte durch Abstimmung über die
vorliegenden Sachen endgiltig entschied, so ist es zwar nicht allzu gewagt
zu behaupten» dass Härtung Cammermeister bei allen Verordnungen
und Vertragen, mochten sie mittelbar oder unmittelbar die Stadt an-
geben, soweit sie in den Jahren, in denen er oberster R-atsmeister war,
stattfanden, einen entscheidenden Einfluss gehabt, möglicherweise die
betreffenden Anträge gestellt habe, doch sehr schwer, seine Thätigkeit
in den anderen Jahren, in welchen er zu dem weiteren Rate gehörte,
festzustellen, besonders weil ihm gar leicht Verdienste zugeschrieben
werden können, auf die er in Wirklichkeit vielleicht kein Anrecht hat.
In diesen Jahren ist sein Einfluss nur ein mittelbarer gewesen, doch
sehen wir ihn in den Jahren 1450, 1451, 1455 — für die spätere Zeit
fehlt es an Quellen — in wichtigen Verhandlungen thätig, teils „von
den eldestin um eyns ratis wegen darczu geschickt,'' teils von Fürsten,
z. Rvom Herzog Wilhelm von Sachsen, darum gebeten.
Versuchen wir nun, den chronologischen Faden festhaltend, zunächst
von seiner politischen Thätigkeit nach innen und aussen ein Bild zu
entwerfen, bevor wir ihn als Historiker betrachten und die Bedeutung
seiner Chronik kritisch beleuchten.
In seiner Chronik erzählt Härtung Cammermeister aus den Jahren
1441 — 1444, wenn wir von dem Bericht über den Münzschaden seit
1444 absehen, kein irgendwie für Erfurt wichtiges Ereignis, es sei
denn, dass die Vollendung des Glockenturmes der Augustiner im Jahre
1444 für ein solches gehalten werde. Bei Härtung Cammermeister, der
eine merkwürdige Vorliebe für die Augustiner hatte, erregte dieser Bau
ein grosses Interesse, und die glückliche Vollendung des Turmes, an
dem man seit dem Jahre 1435 gebaut hatte, hat ihn vielleicht zu einer
neuen Stiftung bewogen. Er kaufte in Frimar von Claus Brun und
XXvm Einleitung.
Günther Hildebrand „21 Schillinge phennige ierliches zcinses" für
21 Schock alter Meissner Groschen und vermachte sie am 19. Nov. 1444
den Augustinern zu Erfurt, und zwar 18 Schillinge zur Unterhaltung
eines ewigen Lichtes vor dem Bilde der Jungfrau Maria auf dem Mittel-
altare vor dem Chore „vnd besundern wan man von der hochgelobtin
jungfrowen Marian messe, vespere, das salve ader regina celi in den ostir
heiligin tagen phliet zcu singen" und drei Schillinge für den Küster,
„darvmb das er des lichtes sal vnd musz wartin, dat entpornen vnd
leschn vnd das alle jar in iglichemejardrymal lassen vernuwen, mit namen
einmal vff vnsir liebin frowen tage lichtewige, das andir mal vfTphingisten,
das drytte male vft* Michahel vnd zcu ichlichim mal von II pfunden
(Königl.MagdArch.Erf.Cop. St. Augustini CLIV fol. 78 und 79).
Interessanter sind die Nachrichten, die Cammermeister aus den Jahren
1445 und 144B überliefert. Er lässt seine Freude über die Pflasterung
des Fisehmarktes, die Verzierung des Brunnens (1448?) und die Schmückung
des Rathauses mit dem Martinsbild in seinen Berichten durchscheinen.
Eingehender behandelt er die thörichten Moden des Jahres 1445 und be-
rührt das Gesetz des Rates über die Länge der Kleider, mit dem er sich
einverstanden erklärt. Fast möchte man aus der Art, wie er, der sonst
mit seinem Urteil sehr zurückhält, über dasselbe sich auslässt, darauf
schliessen, dass er auf das Zustandekommen dieses Gesetzes hingewirkt
hat. Ist das der Fall, so hat er auch für die in demselben Jahre (1445,
als „SifTurt Zciegeler, er Curdt Milewitz, er Heinrich Cardinal vnd er
Jorge von der Sachsen ratiszmeistere waren",) gegebene Ordnung der
Goldschmiede eifrig gearbeitet und gestimmt, noch freudiger für das
Statut aus dem folgenden Jahre 1446, als „er Friderich Rosenczwigk vnd
er SiflTurt Zcigeler der iunger, er Martin Northusen vnd er Gt)tächalck
Ivcgate ratismeystere waren", „dasz man vort mehir zcu ersten messin,
hochzciten, inseyneten und kyntteuffen vnd ander derglichen nicht mehir
schencken nach geben solle an gelde ader geldes wert dan eynen orth
eyns gülden" bei Strafe einer Mark lötigen Silbers an den Rat. Es
entsprach ja dieses Statut seinem einfachen Wesen, das in jeder Lebens-
lage die rechte, Mitte innezuhalten suchte. Der ungefähr gleichzeitige
Verkauf der alten Stadtgräben an mehrere Personen in verschiedenen
Parzellen auf Lebenszeit, „also das die alle sullin dy bo}Tne zeugen",
geschah gleichfalls nach seinem Wunsche; das geht daraus hervor, dass
Einleitung. XXIX
61* sämtliche Käufer namentlich auffährt Für den Verkauf des wichtigen
und festen Schlosses Cappelndorf an Apel von Vitzthum auf Rossla auf
21 Jahre kann er seinem Charakter nach nicht eingetreten sein. Nach
seiner Meinung musste die Stadt ihre Schlösser selbst bewahren und
nii^t an Leute überlassen, die in der Lage waren, eigne politische In-
teressen zu verfolgen. Welche Mühe hatte er im Jahre 1452 das Eigen-
tum Erfurts in Cappelndorf zu sichern und aus der Vitzthumschen Beute
auszuschliessen oder zu reklamieren!
Im Jahre 1447 ist Härtung Cammermeister zum erstenmal oberster
Bürgermeister. Es war eine schwere Zeit, in der er diese Stellung ein-
nahm« Der sächsische Bruderkrieg war ausgebrochen. Der Teilung von
Halle (11. Dez. 1445) folgten unter Begünstigung des Herzogs Wilhelm
Verbindungen des Adels, durch die der Kurfürst Friedrich sich beein-
trächtigt fühlte. Trotzdem seine Einsprüche von Erfolg begleitet waren,
blieb bei ihm eine heftige Erbitterung gegen Wilhelms Räte zurück; er
zog vor Rossla. Es ward aber durch Albrecht von Brandenburg ein
Friede oder vielmehr ein Waffenstillstand veranlasst Der Angriff Wil-
helms auf den Bischof von Naumburg, der mit seinem Bruder Friedrich
verbündet war, erweckte dessen Groll, besonders gegen des Herzogs Wil-
helm Räte von neuem, und am 7. Dez. 1446 schloss Kurfürst Friedrich
mit dem Erzbischof von Magdeburg, den Bischöfen von Merseburg und
Naumburg und einer grossen Zahl von Grafen und Herren ein Bündnis
gegen Wilhelms Räte, Busse und Apel von Vitzthiun, Bernhard von Koch-
burg und Friedrich von Witzleben. (Magd. Arch. Mansfeld U. 6 * I). Die
Erfurter hatten sich noch nicht entschieden ; dies geschah erst im folgenden
Jahre. Aus Härtung Cammermeisters Chronik kann man über die Politik
der Erfurter im Anfang des Jahres 1447 ein klares Bild nicht gewinnen.
Er berichtet nur knapp und kurz die wichtigsten Thatsachen: es ist, als
ob ihn selbst noch in seinen späteren Lebensjahren die Erinnerung an
den Anschluss Erfurts an den Kurfürsten Friedrich, der den Erfurtern
im Jahre 1450 so teuer zu stehen kam, peinlich berührte. Viel ausführ-
licher ist Stolle über die Ereignisse der ersten Monate dieses Jahres.
Am Sonntag nach den heiligen drei Königen (8. Januar) fand ein Tag in
Erfurt statt Friedrich hatte den Grafen Ernst von Gleichen abgesandt,
er sollte Erfurt für ihn gewinnen. Aber auch Herzog Wilhelm erschien
mit den Vitzthum und verlangte zuletzt durch seine Räte, dass die
XXX Einleitung.
Erfurter j^wischen ihm und seinem Bruder richteten. ^ Eß war ein weiser
Entschlusß, dass die Erfurter die verhängnisvolle Vermittlerrolle in der
Weise, wie sie ihnen geboten wurde, nicht annahmen, und er wurde wohl
durch den bed&chtigen Oberstbürgermeister veranlasst Von den Branden-
burgischen Fürsten ward endlich in Naumburg am Sonntag Exurge 1447
(am 12. Februar) ein Stehen bis zum 4. Juni und ein neuer Tag für den
23. April verabredet Die Erftirter müssen bei den Stillstandsverhand-
lungen in Naumburg sich sehr thätig gezeigt haben; die Folge war der
verhängnisvolle, kostspielige Besuch des Kurfürsten Friedrich, des Erz-
bischofs von Magdeburg mit 18 Grafen und 800 Pferden in Erfurt am
18. Eebruar. Grosse Gunst wusste sich Friedrich durch seine Leutselig-
keit zu gewinnen (vergl. Stolle 8. 17), und mit der Neutralität der Stadt
Erfurt war es vorbei. Sie schloss sich am 24. April 1447 dem Bündnis
des Kurfürsten Friedrich von Sachsen, des Erzbisehofs von Magdeburg,
der Bischöfe von Meissen, Merseburg und Naumburg, der Grafen und
Herren zu Stolberg, Mansfeld, Beichlingen, Gleichen, Querfurt, Leissnig,
Meissen, Plauen, G^ra, Schönburg etc. und der Städte Leipzig, Meissen,
Dresden, Chemnitz, Zwickau gegen Herzog Wilhelm zur Herstellung und
Befestigung des Friedens, besonders in Thüringen, an und stürzte sich da-
durch in grosse Kosten und Verluste. Härtung Cammermeister, der im
Nekrolog von einem seiner Zeitgenossen ein Liebhaber des Friedens
genannt wird, ist sicher dagegen gewesen, dass Erfurt Partei ergriff; als
es aber geschehen war, sorgte er daför, dass die Stadt nicht wehrlos gegen
Herzog Wilhelm war. Mit Eifer liess er an der Neubefestigung der
Stadt arbeiten (vergl. d. Chronik 50, I— IV). Der Turm hinter den Car-
thäusern, die Mauer und der Turm zwischen dem Löwer- und Daberstedt-
schen Thor wurden fertig gestellt; das krumme Thor vor dem Johannis-
thor wurde angefangen, und der Graben vor dem Brühlerthor bis zum
Fulloch aufgeworfen. Am wichtigsten aber waren die Wasserbauten;
man brachte es dahin, dass man alle Gärten unter Wasser setzen konnte,
80 dass kein Feind sich der Stadt zu nähern im stände war. Ausserdem
wurde ein neues Arsenal beim Rathause angelegt, das zugleich als Ge-
' Vergl. Stolle S. 14. Das sy wol' vermochten, wanne sy is thun wolden uond
ab sy eyneii adir beyde Kern erczorten, des betten sy sich wol zcu entrichten etc.;
das sulde der junge herre uummer kegen on vergesse etc.
Kinteittmg. XXXI
ftngms fütr Studenten and Bürger diente. Eine gewaltige Kanone, der
Wert von Erfurt, wurde gegossen, und die Juden wurden iin Interesse
der Wehrhaftigkeit gebrandschatzt: vierhundert Mark Silber, fast 3000
Gulden, mussten sie zahlen mid von 18 Centnem Kupfer „ytel smjtz-
buchsen giessen lassend Als nun Herzog Wilhelm mit den Böhmen am
1. Juni auf seinem Zuge nach Soest an Erfurt vorbeizog, da Hess Här-
tung Cammermeister die Stadt gut bestellen, um gegen jeden Angriff ge-
sichert ZQ sein, und am 11. Juni, resp. am 12. nach Stolle, eine Waffen-
übung, ein Manöver in grossem Massstabe, in Neusesse bei Erfurt statt-
finden (vergl. Anm. Chron. 49, XXVI und Stolle p, 23, dass „eyne grosze
sage von disszer wainburg in vel landen etc. ward**). Bei der Rückkehr
der Böhmen, die sieh mit dem Herzog Wilhelm veruneinigt hatten, ver-
hinderten die Erfurter, unterstützt vom Kurfürsten Friederich, die Plünde-
rung des eigenen Landes sowie die der Stadt Weimar, auf welche sich
die Böhmen hatten werfen wollen. Den letzteren Umstand erzählt Här-
tung Cammermeister nicht, wohl aber Stolle S. 26 ff. Es ist merkwürdig,
dass Stolle alle Verdienste um die Sicherung der Stadt dem Vierherm
Heinrich Wisse und dem Ratsmeister Friedrich Rosenzweig zuschreibt;
von diesen sagt er S. 28: „dy lissen es on gar sur werde, das dy stad
also befredet war'' und nennt sie auch „anheber und meiste regirer" in
diesen Angelegenheiten. In betreff Friedrichs von Rosenzweig ist Stolle
im Irrtum; dieser war, wie aus dem Statut des Jahres 1446 hervorgeht,
im Jahre 144G Obrist- Ratsmeister. Für ihn hätte Stolle, da er von den
Ereignissen des Jahres 1447 spricht, Härtung Cammermeister setzen
müssen, und fiir Heinrich Wisse, der nachweislich 1451 wieder Vierherr
war und demgemäss wohl 1446 dieses Amt bekleidet hatte, gleichfalls
einen anderen. Die vorsichtige Politik des Erfurter Rates im Sommer
1447, die trotz des Bündnisses mit Friedrich von Sachsen vom 24. April
1447 noch immer handelten, als ob sie mit Herzog Wilhelm in Einung
sassen, und trotz der Erbitterung dieses Fürsten gegen Erfurt doch alles
unterliessen, was ihm direkten Schaden hätte zufügen können, die Wei-
mar vor den Böhmen — sy wolden Weimar inneme vor oren solt —
schützten, andererseits aber den Böhmen gegenüber sich nur auf die De-
fensive beschränkten — Stolle S. 27: so meynte der rath zu Erffort,
wanne sy dy Bemen slugen, so spreche der junge herre, vnnd were hir
noch uff dy stad Erffort gefallen vnnd sy bedränget etc. — entsprach
XXXn Einleitung.
dem Charakter Härtung Cammermeisters, und sie hatte für die Erfurtei*.
den Erfolg, dass der Herzog Wilhelm von ihrem guten Willen gegen
ihn überKeugt wurde — Stolle S. 27 das sagete her on hir noch grossen
dang, das sy sin laut also besehermen wolden in synem ab wesen — ,
für Härtung Cammermeister aber, dass er bei Herzog Wilhelm persona
grata wurde und in den Unterhandlungen der folgenden Jahre gar
manchen Vorteil seiner Vaterstadt verschaffen konnte. £r hat auch
noch die Freude gel^abt, dass in Erfurt vielleicht auf seiji und des Rates
eindringliches Zureden, endlich die Fehde am 25. September 1447 bei-
gelegt wurde. Fröhlichere Tage als im Februar verlebten die Erfurter,
im September, wenn ihnen auch die Anwesenheit vieler Fürsten und.
Herren und die Feste, die ihnen zu Ehren gegeiben wurden, viel Geld
kosteten.
Auch für die innere Politik, für die Verwaltung und Besserung der städ-'
tischen Verhältnisse, ist Cammermeisters Regiment von Wichtigkeit Mit der
Pflasterung in der Stadt wurde fortgefahren, vorerst wurde die Lehman ns-
brücke und die Strasse, welche über dieselbe führte, mit Steinen belegt^
War es eine Aufmerksamkeit gegen den verdienstvollen Bürgermeister,
der an derselben wohl mehrere Häuser besass, nach v. Falckejistein, Hist
V.Erfurt S. 332 wenigstens das C/ollegium zur Georgenbursa, welches 1465:
der Rat von ihm kaufte? Der hohen Schule, der Universität in Erfurt^
brachte Cammermeister ein grosses Interesse entgegen, und es ist sicher-
lich nicht zufallig, dass im Jahre 1447 die Statuta derselben veiöffent*
licht wurden. Seine Sympathie für die Universität und für die erworbenen
Rechte und Privilegien der litterarischen Grenosseuschaft verrät schon der
Bericht über den Bücherdiebstahl aus dem Jahre 1432 (vergl. Chronik 21),
infolge dessen der Rat die Privilegia der Universität und Studenten
schwer verletzt hatte, geht aber noch mehr aus dem Briefe hervor, welchen
der Rat iin Jahre 1452, als Cammermeister wiederum Oberst-Ratemeisten
war, im Interesse der Universität an den Erzbischof richtet^ (MagdErf..
libri dom. 1448—1455, 1402, fol. 225). Dass einzelne Punkte der Uni-
versitätsstatuten mit dem Rate vereinbart wurden, geschah deshalb, weil
es sich in denselben um Rechtsverhältnisse zwischen der Unive]:sitäts-
und der Stadtbehorde handelte. Die Veranlassung zu den Statuten
möchte man fast aus den Einleitungsworten derselben schliessen. Es
handelte sich vor allem um einen Modus vivendi, bei dem Universität
Einleitung. XXXIII
und Stadt am besten fortkommen. Alle Recbtszweifel, die für die Mora-
litat der Studenten und Bürger und für den Frieden der Stadt verderb-
lich waren, sollten schwinden. Nach dieser Richtung hin erstreckte sich
die Wirksamkeit Cammermeisters ; für sie hat er den damaligen Rektor
der Universität zu gewinnen gewusst^ und beide haben ihren ehrenwerten
Anschauungen in folgenden Worten der Einleitung Ausdruck gegeben:
Quia humana sensualitas ab adolescencia sua proclivis est ad malum,
propter quod eciara in eadem universitate vivencium quantumcumque
iuxta humanam possibilitatem bene regulata frequenter morum subversio
surripit et ideo necessarium est opportune determinacionis suflTragium,
quod ambigua tollat, lites auferat, obscura decidat et quasi providi cul-
toris sarculum extirpet, virtutes inserat, corrigat, excessus moresque refor-
met. Quwl attendentes prodecessores et precessores nostri deform atorum
reformacionibus prospicere cupientes, di versa diversis temporibus ediderunt
statuta, per que subditi eiusdem universitatis tarn inter se quam cum in-
colis dicti opidi Eriibrdiensis honeste viverent, unus alterum non lederet,
et firme pacis quiete potirentur etc.
Was die Statuta der Stadt Erfurt selbst betrifflt, soweit sie die Ver-
fassung und polizeiliche Vorschriften rücksichtlich der Sicherheit, Ord--
nung und Gesundheit der Stadt angehen, so sind uns zwar nicht Statuta
als in diesem Jahre verordnet überliefert, doch ist es nicht unmöglich,
dass die im Copialbuch des Magdeburger Provinzialarehivs, Stadt und
Gebiet Erfurt 1373, f. 55b — 57 a angeführten Statuta aus dem Jahre
1447 stammen, zumal sie mit solchen aus den Jahren 1445, 1446, 1450
und 1470 zusammenstehen. Mehrere Verordnungen passen ganz besonders
für die damaligen Zeitverhältuisne, finden allerdings noch auf das Jahr
1450 und eventuell auf alle Zeiten Anwendung.
Welche Dienste Härtung Cammernieister in den nächsten vier Jahren
seiner Vaterstadt geleistet hat, ist schwer zu sagen. Er berichtet aus
diesen Jahren die Fortsetzung der Befestigung der Stadt, die Erwerbung
des Geleits von Erfurt und Buttelstedt auf Wiederkauf, die Teilnahme
Erfurts an der schwarzburgischen Fehde und an dem Kriege, der mit
der Vertreibung der Herren von Vitzthum aus Thüringen endete. Dem
Herzog Wilhelm die bedeutende Summe von 1100 Mark Silbers zur
Verfügung zu stellen, dafür hat Härtung Cammermeister unzweifelhaft
gestimmt, wurden doch der Stadt die beiden wichtigen Geleite von
0«Mhlehtoq. d. Pr. 8. XXXV. B. 3
XXXIV Einleitung.
Erfurt und Buttelstedt verpfändet und ihr ein gewisses Mitbesetzungsrecht
der Geleitsbeamtenstelle für die Zeit der Verpfandung eingeräumt. Wie
unlieb dagegen ihm die noch dazu energielose Teilnahme Erfurts an der
m
schwarzburgischen Fehde war, geht aus seiner Chronik 57, XXXI ff.
hervor. Eine unglückseligere Politik konnten die Erfurter kaum ein-
schlagen. Sie schlössen sich nicht, wiewohl es die Lage Erfurts in-
mitten des Territoriums des Herzogs Wilhelm forderte, an diesen Fürsten
an, obgleich er ihnen viele Beweise seiner Geneigtheit gegeben und in der
schwarzburgischen Fehde sich auf die Seite des gekrankten Rechts
gestellt hatte, wodurch er allerdings die Pläne seines Bruders, der seine
Machtstellung in Thüringen zu erweitern bestrebt war, durchkreuzte. Sie
Hessen oft in den Briefen an die Fürsten erklären, dass sie „aus Liebe
und im Bündnis zu beiden" nicht dem einen gegen den andern helfen
dürften, aber obwohl sie in den Jahren 1448 und 1449 und im Anfang
1450, unterrichtet von den Ursachen der Fehden, auf mehreren Tagen
Frieden zu stiften gesucht und noch am 10. Juni dem Herzog Wilhelm,
der um Beistand gegen seinen Bruder gebeten hatte, und am 23. des-
selben Monats dem Kurfürsten Friedrich, der vom Rat ein Hülfscorps
nach Madela zum 24. Juni verlangt hatte, erklärt hatten , dass sie
neutral bleiben wollten und bereit seien, zur Aussöhnung zu vermitteln,
Hessen sie sich, anstatt strenge Neutralität zu üben, verleiten, dem Kur-
fürsten in sein Lager vor Um Proviant zuzuführen. Da die Erfurter so
offenbar Friedrich von Sachsen in seinem Kampfe gegen den Herzog
Wilhelm und seine Mannen unterstützten, hatten sie in Wahrheit keinen
Grund, sich über die Beschützung der kleinen Herren, mit denen die
Stadt damals gerade verfehdet war, von Seiten des Herzogs Wilhelm
und des Grafen Heinrich von Schwarzburg zu beklagen. Mit einer
solchen Politik konnte Wilhelm, trotzdem ihm die Erfurter nach Stolle
p. 39 „vele geldes vnnd Silbers zu geschencke" gaben und sich mit ihm
„mit trefflichen brieffen vnnd eyden" verbanden, „her solede dy oren
glich helffen bescherme vnnd vorteydinge als syne eygen manne," nimmer
einverstanden sein, zumal sie femer, obwohl sie ihr freundschaftliches
Verhältnis zu dem Grafen Heinrich von Schwarzburg, seinem Bundes-
genossen, nicht aufgehoben hatten, dennoch nach Kaufmannsart dem
Kurfürsten von Sachsen die Vei-proviantierung der widerrechtlich
besetzten Burg Schwarzburg am 2. Juli 1450 in grossem Massstabe er-
Einleitung. XXXV
möglichtem Wollten nun auch diese beiden Herren nicht ganz mit
Erfurt brechen, so sahen sie doch gern, dass ihre Bundesgenossen
Adolf und Sigmund von Gleichen, die Herren von Hohenstein und
mehrere kleinere Adlige, wie Lips von Herde, die „Krämer" tüchtig an-
fassten, und gewährten ihnen Schutz und Unterschlupf, so weit es der
Anstand irgend zuliese. Dies war um so leichter und ungefährlicher,
als die Frfurter den meisten Gegnern , besonders den Grafen von Gleichen
gegenüber, wie sehr sie sich auch über die Plackereien in ihren Briefen
an <len Herzog Wilhelm beklagten und beschwerten, nicht energisch
Front zu machen wagten. In ihrer Erbitterung und augenblicklichen
Erregung über weitere Beraubungen erneuerten sie am 4. Juli ihr Bündnis
vom Jahre 1447 mit Friedrich von Sachsen, der sich ihnen auf das
feierlichste verpflichtete, sich nicht ohne ihr Wissen und ihre Zustinmuing
mit seinen Feinden zu vergleichen, und drei Tage später sagten sie den
beiden Grafen von Gleichen ab. Schon am folgenden Tage zogen sie
aus der Stadt und verwüsteten mit Herzog Friedrich mehr als zwanzig
Gleichensche Dorfer. Als nun die Grafen Repressalien übten und mehrere
erfut tische Dorfer verbrannten, benutzte der Kurfürst den unangenehmen
Eindruck und die unausbleibliche Erregung, welche die Nachricht von
dem Schaden bei den Erfurtern hervorrufen musste, und versuchte am
10. Juli noch einmal, die Stadt Erfurt zu einer offenen Fehde gegen seinen
Bruder und den Grafen von Schwarzburg, den Herrn und den Bundes-
genossen der Schädiger, zu l)e8timmen. Vergebens, die fünf Räte und
die Gemeine „wolten des nicht thun." Diese Halbheit war höchst ver-
kehrt: nachdem die Erfurter einmal, wenn auch nur gegen einen Teil
der Feinde des Kurfürsten den Krieg erklärt, hatten sie auch mittelbar
mit Herzog Wilhelm gebrochen und konnten nur auf einen günstigen
Ausgang rechnen, wenn sie alle ihre Kraft daran setzten, einen voll-
ständigen Sieg des Kurfürsten herbeizuführen. Statt dessen aber, viel-
leicht weil ihnen klar wurde, dass die Früchte eines Sieges nur dem
Kurfürsten zufallen würden, waren sie lau: sie wollten es eben mit
keinem verderben und durch Lieferungen an beide Krieg führenden
Parteien gute Geschäfte machen. Weit entfernt mit ihren Truppen den
Kurfürsten zu unterstützen, wünschten sie mehr mit seien Streit-
kräften als mit den ihrigen ihre Feinde zu vernichten, und als ein voll-
ständiger Erfolg bei der ersten Expedition ausblieb, sahen sie sich ent-
3*
XXX\a Einleitung.
täuscht, gaben ihre Aktionepolitik auf, unterliesBen unter Hinweis auf
schwere Grefahren, die sie selbst bedrohten, und auf die vergeblichen
Hilfegesuche, die sie an ihre Bundesgenossen gerichtet, jede thatkräftige
Unterstützung des Kurfürsten, selbst gegen die Böhmen, trotz der Bitten
desselben ^, und gaben sich der Hoffnung hin, durch Herzog Wilhelm,
mit dem sie ja noch nicht in offene Fehde geraten waren, mit ihren
Gegnern befriedet zu werden. Eine seltsame Haltung und höchst
traurige Unentschlossenheit ! Es ist aber nicht schwer zu zeigen, wie ee
dazu kam. Ein grosser Teil des Rates hielt zu Herzog Wilhelm, der
in diesem Kriege das Recht auf seiner Seite hatte; er war ausserdem der
Herr Thüringens und stand so der Stadt Erfurt näher als Friedrich von
Sachsen. Nicht unbedeutende Vorteile hatte er der Stadt gewährt; fast
alle Bedürfnisse seines Hofes bezog er ferner aus Erfurt, und mit
manchem vornehmen Manne war er in finanzielle Beziehungen getreten,
die ein Erkleckliches abwarfen. Härtung Cammermeister gehörte sicher-
lich zu denen, die auch ohne persönliche Interessen eher für ihn als für
Friedrich sprachen. 2 Die Gemeinde dagegen, durch Friedrichs Liebens-
würdigkeiten und hochklingende Zusagen, durch seine erheuchelte
Sympathie getäuscht, betrachtete in gewisser Beziehung Friedrichs Sache
als die ihrige, zumal er wie gegen seinen Bruder, so auch gegen die
Grafen Adolf und Sigmund von Gleichen und die anderen Bedränger
der Stadt in eigner Sache Krieg führte und so scheinbar für die
Interessen der Erfurter eintrat. Die kleinen Plackereien von seiteu der
Grafen von Gleichen und Hohenstein, des Lips von Herde und seiner
Genossen, die nicht stark genug waren, eine so mächtige und wehrhafte
1 Vergl. die libri dorn. 1448— 1455, f. 103, Erfurt, feria secunda in die Matthaei
(21. Sept.) au den Kurfürsten Friedrich von Sachsen, Antwort auf sein Hilfegesuch
gegen die Böhmen. Die Erfuiter melden : 1) dass Herzog Wilhelm eine Meile weit
von ihrem Gericht im Felde liege, sich täglich stärke und sie mit Futterungen
belästige; man wisse nicht, wohin er sich wenden werde; 2) sie hätten Fehde
mit Adolf und Sigmund von Gleichen und keine Hilfe von irgend jemand;
3) Lips von Herde sei ihr Feind; ein Fiiede sei trotz der Vermittlung Ludwigs
von Hessen, der auf der Rückkehr von Hei-zog Friedrich in sein Land sich bei
ihnen aufgehalten habe, nicht zustande gekommen; Lips habe ihn verweigert,
daher könnten sie keine Hilfe senden.
* Vergl. die ehrenden Epitheta für Herzog Wilhelm „ein bedocht man" und
„ein frischer herre" mit dem harten Urteil über Friedrich von Sachsen (vergl.
d. Chron. 57, XXX und XXXHL
Einleitung. xxxvil
Stadt 'Wie Erfurt ernstlich zu bedrohen, reizten nur und erbitterten das
Volk und verstimmten es gegen den Herrn derselben, der ilirer mächtig
war und sie nicht hinderte, seine vielgetreue Bundesgenossin, die aller-
dings mehr zu seinem Bruder als zu ihm hielt, zu beschädigen. Die
Gemeine ist es gewesen, die den Rat wie im Jahre 1447 zum Anschluss
an den Kurfürsten zwang, während der Rat, welcher die Interessen der
Stadt besser kannte, der Mehrzahl nach den Herzog Wilhelm begünstigte
oder doch wenigstens für Neutralität stimmte. Durch diesen Zwiespalt
zwischen dem Rat und der Gemeine entstand die Halbheit Durch
energische Drohungen zur rechten Zeit hätte Herzog Wilhelm vielleicht
die Stadt auf seine Seite gezogen, zumal sie nach Abzug des Kurfürsten
aus Thüringen Mitte Juli ohne alle Hilfe blieb. i Erschrak der Rat
doch gar sehr, als Wilhelm die Forderung stellte, seinem Bruder keinen
Proviant zu liefern, und den Brief mit den Worten schloss: „wolden sy
des nicht thun , so fugeten sy ome den schaden zu , des wolde her sich
an on erhole," und beeilte sich, in seiner Antwort sich zu rechtfertigen,
wobei er unumwunden die charakterlose Krämerpolitik eingesteht: „sy
wolden denie alden hern nicht helffen wedder on noch ome wedder den
alden hern, sundern futter vnde brot woldy sy on beyden vorkoufTen,
was sy über sich betten , sundern sy betten gerne zu richtunge beyder
hern geroten " (libr. dom. 1448—1455). Indem der Rat andererseits
auch des Herzogs Wilhelm Leute und Unterthanen mit ihrer Habe in
die Stadt aufnahm und dem Grafen von Gleichen einen Waffenstill-
stand gewährte, wodurch es Wilhelm ermöglicht wurde, seinen Bruder
zum Aufbruch und Rückzuge zu zwingen, entfremdete er der Stadt
den Kurfürsten und brach in gewisser Beziehung den Vertrag vom
4. Juli 1450. Dass nicht nur der Waffenstillstand mit den Gleichen
„velen luten in der stad wedder was," dass mancher Erfurter mit einer
so unbeständigen, marklosen Politik, die ruhig der Zerstörung und
Verwüstung Thüringens zusah und nur den augenblicklichen Vorteilen
nachjagte, unzufrieden war, sagt nicht nur Stolle S. 37, sondern geht
auch aus den Briefen des Rates hervor, der, wo es nur möglich war.
* Vergl. libri dom. 1448—1455, f. 92 a den Brief an die Grafen von IVIans-
feld, an Hugo von Querfurt und den Bischof von Merseburg vom 15. Juli und
fol. 102 a den Brief an Friedrich von Sachsen vom 21. September.
XXXVIII Einleitung.
sich gegen Herzog Wilhelm gefallig erwies, besonders aus dem
folgenden Briefen an Herzog Wilhelm ,,quarta post nativitatis Marie"
(9. Sept), libr. dorn. 1448 — 1455, f. 9i)ö, worin er zuerst erklärt, dass er
den bis Michaelis von den Grafen von Gleichen verlängerten Waffen*
stillstand dem Herzog zu Liebe annehme, und dann schreibt: „wir haben
ouch Swagern vff eyne aide orffede uwern gnaden zcu liebe ledig vnde
loz gegeben, wie wol uns daz alliz gar swehir ist vnde daz geiu der
menge bey vns swerlich haben dorchbrocht etc." Warum, so könnte
man fragen, nahm der Herzog Wilhelm nicht der Stadt jeden 'Grund,
sich an den Kurfürsten Friedrich anzuschliessen , indem er seine
Mannen zum Frieden mit der Stadt zwang? Dazu war er einmal infolge
seiner Abhängigkeit von seinen Vasallen nicht imstande, andererseits
durch Kücksicht auf die Billigkeit nicht berechtigt. Dass nämlich das
Recht in der Gleichenschen Fehde nicht auf Seiten der Erfurter war,
geht aus dem Friedenschlusse im Jahre 1451 den 5. Mai hervor, der den
Erfurtern schwere Bedingungen auferlegte.
Die Politik des Rates während des Jahres 1450 verdient demgemäss
mit Recht schweren Tadel : er trieb eine Interessenpolitik, und eine grosse
Anzahl seiner Mitglieder — mochten sie für Wilhelm oder Friedrich sein
— zog den Nutzen der Ehre vor. Wenn man auch nicht sagen kann,
dass manche der Ratsherren von die^^em oder von jenem Fürsten Geld
genommen — die Fürsten waren ja in steter Geldkalamität — , so haben
doch gar viele sich durch ihre Privatverbindungen und durch ihre ge-
schäftlichen Beziehungen bestimmen lassen und sind auch gegen reale
Aufmerksamkeiten nicht unzugänglich gewesen. Haben sich doch viele
Väter der Stadt nicht gescheut, von den eigenen Mitbürgern Geschenke
zu heischen und das Recht zu beugen. Ein so hartes Urteil über den
moralischen Zustand des Rates rechtfertigt sich auch aus dem Statut
vom Jahre 1450. Als Friedrich Rosenzweig, Jorge von der Sachse, Heinrich
Cardinal und Johannes von Salfeld Ratsmeister waren, wurde der
Stadt zu Ehren, Nutz und Frommen „vmb eynes gemeynen guthen ge-
richtes und lunemundes willen" jedermann in den Räten — „er »eye hoch
ader nederigk gese?szen" — verboten, irgend ein Geschenk anzunehmen
von „icheynen partyen, es seint geste ader heymische, Christen adder
Judden, die sache vor eynera rathe zeu schicken habin betten". Ferner
sollte die Anstellung der Vögte und der anderen Btadtdiener nicht
EiDleitung. xxxix
,.vmbe ... gift ader gäbe" geschehu, sondern „in der Stadt beste nutze
vnd fromen". Freundschaftepräsente „myt wiltprate ader fyschen" von
solchen Personen, die kein Anliegen beim Rate hätten, seien damit nicht
untersagt Gleiches Recht für alle solle die Maxime sein; jeder solle
sich mit seinen „gebrechen" getrost an den Rat wenden können. Zuerst
solle der Rat versuchen die Streitigkeiten gütlich beizulegen, dann erst
an die „herren meister vnd vire" weisen. Diese sollten einmal, höchstens
zweimal teidingen; sei auch dies ohne Erfolg, „so sulde man dar vber
ane allen uffzcogk sprechen nach der Stadt gewonheit und recht". „Wer
solch geschencke, gifft ader gäbe in sachen, als vor gerurt ist, neme ader
gebe vnd desz eynem rath besagt worden alsz werlich, dasz ysz eyn rath
vft* seynen eydt gleube mochte, der ader die solden des raths ewiglichen
entprechen seyn; weren auch die, die solch geschencke, gift ader gäbe
geben der Stadt burger ader vnderthanen, die solden eynem rathe dasz
zcwefach vor busze, sye weren Christen adder ludden, vnd darzcu die
Stadt eyn iar reumen vff der rethe gnade". Es ist in der That ehren-
wert, dass der Rat einem Unfug so scharf entgegentrat, welcher für das
gute Verhältnis zwischen Rat und Gremeine hätte verderblich werden
können und dem Wohlstande und der politischen Bedeutung der Stadt
Erfurt eine schwere Wunde schlagen musste.
Hat nun Härtung Cammermeister im Jahre 1450 eine andere als die
thatsächlich von der Stadt befolgte Politik gewünscht? Hat er in irgend
einer Weise Einfluss gehabt und denselben geltend machen können ? Dass
er 1450, obwohl er nicht in dem regierenden Rate sass, nicht in den Hinter-
grund getreten ist, zeigt uns eine öffentliche Erklärung des Rates über den
Erfolg einer Teidung von Seiten einiger Ratspersonen in Sachen der Grafen
Ernst von Gleichen und Heinrich des Jüngeren von Gera einerseits und der
beiden Juden Moschen von Jena und Zacheus von Naumburg anderer-
seits. Diesen Verhandlungen hatte auch Härtung Cammermeister bei-
gewohnt, ein „frunde von den eldistin, von eyns ratis wegen darzcu ge-
schickt ".i Er hat also das Vertrauen des sitzenden Rates voll und ganz
besessen und ist wohl öfters als einmal als Deputierter der nicht sitzenden
Räte zu den Verhandlungen hinzugezogen oder geschickt. Dass er nun
Erfurts Anschluss an Friedrich von Sachsen nicht gebilligt, geht einmal
Vergl. Magd. Arch. Erf. libri dorn. 1448—52, p. 202.
XL Einleitung.
daraus hervor, dass er dessen Sache nicht als gerecht ansieht — er er-
klärt, dass derselbe Schwarzburg „widder redeliche und igliche gebot
geweldiglichen ynnehielt," (Chronik 57. V) — , dann aus dem harten Urteil,
welches er über Friedrich und sein Benehmen gegen Erfurt fallt
(Chronik 57, XXXI — XXXIII). Dass er endlich die Unentschlossenheit
und Halbheit der erfurtischen Politik gemissbilligt, lässt sich aus seinem
Bericht über die einzige grossartige Expedition der Erfurter im Verlauf
dieses Krieges schliessen. Wenn er über die traurige Politik der Erfurter
nicht spricht, so that er es wohl vor allem aus Rücksicht gegen seine
Vaterstadt und gegen seine damaligen Rat*<kumpane, von denen viele
zu der Zeit, wo er die CJhronik schrieb, noch lebten.
Im Jahre 1451 hatten die Erfurter Gelegenheit sich Herzog Wilhelms
ganze Gunst zu gewinnen. Erbittert über die sophistische Auslegung
der ihnen verbrieften Rechte an den fränkischen Landen, führten die
Herren von Vitzthum in ihrer Verblendung durch den Überfall der
burgundischen Gesandten bei Hassinhausen ihre Katastrophe herbei. Sie
durften den Groll Friedrichs gegen sie, trotzdem derselbe am 11. März
1451 der Verpfandung der fränkischen Schlösser an sie seine nachträg-
liche Genehmigung gegeben hatte, nicht verkennen. Mit Freude hatte
derselbe die Missstimmung zwischen ihnen und dem Herzog Wilhelm
wachsen sehen und geahnt und gehofft, dass alle Vermittlungsversuche
des Markgrafen Albrecht von Brandenburg und des Landgrafen Ludwig
von Hessen sich infolge der Ansprüche zerschlagen würden, welche die
von Vitzthum machten. Jetzt brachen sie den Waffenstillstand oder viel-
mehr den Frieden kurz vor dem Tage, welcher zu Lichtenfels von den
eben genannten beiden Fürsten auf den Sonntag nach Martini (14. Nov.)
anberaumt w^ar. Sie kränkten den Kurfürsten Friedrich in seinem Re-
nommee vor dem Herzog von Burgund, verhöhnten den Herzog Wilhelm,
indem sie sein Geleit nicht respektierten, und missachteten Erfurt, indem
sie von Capellendorf aus den freventlichen Überfall unternahmen und in
eben dieses Schloss einen Teil ihrer Gefangenen, unter d^nen sich
erfurtische Bürger befanden, und ihres Raubes bargen. Daher erklärten
auch die Erfurter auf Herzog Wilhelms Vorstellungen den verhassten
Herren von Vitzthum den Krieg, ebenso ihre adligen Söldner und Diener.
Im Weimarer Archiv befinden sich noch die Absagebriefe des Grafen
Heinrich von Gleichen, des Hauptmannes von Erfurt, des Ritters Her-
Einleitung. XLI
mann von Kulstete, Gustavs von Schauwenburg, Sanders von .Toppffen,
Gottsch Trottens, Albreoht« von Nottelauben, Ludwigs von Wyhe und
anderer an Apel von Vitzthum den älteren wegen ihrer Herren von Er-
furt, datiert vom 11. November. Mit einer gut gerüsteten Mannschaft
legten sie sieh vor die Wachsenburg und eroberten sie in nicht ganz
vier Wochen. Für die Wachsenburg erhielten sie ihr Schloss Capellen-
dorf, welches von Herzog Wilhelm erobert war. 80 ging das Jahr
ruhmvoll für Erfurt zu Ende: die entschlossene Politik, zu der die
Erfurter, da es sich nur um adlige Herren handelte und die Fürsten die
gleichen Interessen verfolgten, diesmal leicht zu bewegen waren, hatte
grosse Vorteile gebracht. Härtung Cammermeister handelt in seiner Chronik
rocht ausfuhrlich über die Vitzthumsche Fehde und hat selbst ein zeit-
genössisches Gedicht aufgenommen, das diese Begebenheiten, besonders die
Hülfe, welche die Städte den Fürsten geleistet hatten, in vielen Versen
feiert Daraus kann man schliessen, dass er mit der auswärtigen Politik
der Erfurter einverstanden gewesen sei, und er für seine Person hat wohl
die Wünsche des Herzogs, die derselbe nach Stolle bei seiner Anwesenheit
in Erfurt um Skt Barth olomaeustag 1451 den fünf Räten, den Canonici
der beiden Stifte und allen Doctores und Magistri vortrug, in jeder Weise
unterstützt und nicht nur die völlige Aussöhnung mit Herzog Wilhelm und
die Herstellung des alten Verhältnisses mit demselben durch den Vertrag
vom 13. Septl451, sondern auch den Vertrag vom 9. November desselben
Jahres zum gemeinsamen Vorgehen gegen die Herrn von Vitzthum eifrig
betrieben.
Im Jahre 1452 ist Härtung Cammermeister zum zweitenmal Oberst-
Ratsmeister, und er hat dies Jahr für Erfurt hinsichtlich der Verfassung
berühmt gemacht durch die „ordinung, wie der rath gewelet und die
ampt besteh werden sullen". Um zuerst auf die politischen Ereignisse
einzugehen, in denen er infolge seiner hohen Stellung im Rat mitgewirkt
hat, so hatte er im Namen des Rates die vertragswidrige Behandlung
Kerstans von Hain, des Befehlshabers der Wachsenburg, und seiner
Knechte, von der Stolle, nicht aber er selbst in seiner Chronik, berichtet,
in mehreren Briefen zu rechtfertigen. ^ Dem Herzog Wilhelm musste er
^ Vergl. libri dominoruni 1448-1455, fol 217. 227b, 229a, 2^1, 273b Der
erste Biief vom 8. Mai (seeunda inM Cantate) 1452 ist an Heinrich von Gera
XUl Einleitung. \
am 4. Februar (feria sexta poßt Blasii) mitteilen, dass der Rat nicht im-
stande sei, ihm 4000 ungarische Gulden zu leihen, und am folgenden
Tage (eabbato post purificationem Mariae) stellte er für ihn und sein
Gefolge einen Geleitsbrief zu einem in Erfurt abzuhaltenden Turnier aus
(libri dominorum 1448 — 1455, p. 218). Wenige Tage später musste er,
und zwar am 18. Februar (sexta post Julian ae), darüber Beschwerde führen,
dass von den Amtleuten des Herzogs Vorrat und Hausgerät, welches der
Stadt Erfurt gehörte und derselben nach dem Vertrag vom 9. November
1451 verbleiben sollte, aus Capellendorf fortgeführt sei (libri dominorum
1448 — 1455, f. 220). Wie warm er die Rechte der Universität und die
Hebung derselben im Namen des Rat^s wahrgenommen, zeigt der Brief
an den Erzbischof von Mainz vom 22. März (libr. dom. 1448 — 55, p. 295 a).
Daes er das Herkommen beobachtete und, wie oben schon gesagt, ein
echt konservativer Mann war, beweisen zwei andere Briefe, nämlich an
den Grafen Heinrich von Schwarzburg und den Herzog Wilhelm, obwohl
bei diesen Ereignissen in einem Falle das Herkommen verletzt wurde. Als
nämlich der Graf Heinrich von Schwarzburg für seine Söhne , die er auf
die hohe Schule in. Erfurt schicken wollte, und deren Diener ein „sicher
vnd vngeverlich geleite, dacz sich Walpurg schirst komenden (1. Mai)
vnd furdere daz gancze jare usz weren sull (bis 1. Mai 1453)", erbat,
schrieb er zwischen dem 5. und 14. April: thun wir uch wisszen, daz
von unszrer gewonheit nicht ist, das ein rad, der iczunt ist, siezet, vor
einen andern zukunlftigen rate pflegit zu gleiten, y doch uwern gnaden
zu willen, so habin vns des nuczumal gemechtiget und willin uwern
gerichtet. Die Erfurter, heisst es dann, hätten mit vollem Recht Kerstan von
Hain und seine Knechte festgesetzt. „Do hedten sie (ihre Hauptleute, die die
Wachsenburg belagerten und zur Kapitulation zwangen,) Kerstan vom Hayne,
der duczumale daruil sin houbtman were, mit andern geseUin funden vnde Sicher-
heit on zcugesaid des abindes mit oren pherdin unde was or were enweg zcu
ryten vnde darüber keiucrley gud ader liabe, das der Viczthum were, mite en-
weg zcu furin, das sie danne alle mit ufferagkten fingern zcu haldin zcu den
heiligen gesworn vnde nicht gehalden, sundern dorober der Viczthum golt, gelt,
gud, habe vnde briffe in ore isenhute, Steffeln vnde anders uf gefast habin, mit
sich enweg zcu brengen. Sollich golt, habe vnde gud dy obgenanten houbtlute
vnde ore knechte by on funden etc. Der oben zuletzt angeführte Brief stammt
aus dem folgenden Jahre (1453) und ist an den Bischof von Würzburg gerichtet,
der sich eines „Authonius von der Thannc" angenommen hatte.
Einleitung. XLIII
sonen etc." dae erbetene Geleit auf die berührte Zeit gewähren. Was
den zweiten Fall betrifft, so hatte Herzog Wilhelm, welcher in Geld-
verlegenheit war, sich an den Rat von Erfurt gewandt und, um die Er-
füllung seines Wunsches um so sicherer zu erreichen, an Martin von
Nordhausen, Härtung Cammermeister und Heinrich Wisse persönlich ge-
schrieben. Der Rat übersandte ihm durch den Überbringer des Briefes
sogleich fünfzig Gulden mit der Bitte, der Herzog möge damit für das
erste vorlieb nehmen und „dy sache anstehin" lassen, bis dass er „wider
zu lande kome*'. Über kleinere Summen konnte der sitzende Rat ver-
fugen, bei grösseren mussten auch die anderen vier Räte, resp. deren
Vertrauenspersonen befragt werden. Darauf beziehen sich die Worte des
Briefes vom 9. Dez. 1452, mit denen der Rat die Sendung der geringen
Summe entschuldigt: »,vnd thun uch zu wiszin, das wir unser frunde, die
darczu gehorin, iczunt bie uns nicht gehabe mögen". In den libri domi-
norum findet sich aus dem Jahre 1452 noch ein Brief des Rates an den
Landgrafen von Hessen, und wer berücksichtigt, mit welchem Interesse
Cammermeister in seiner Chronik die Münzveränderungen registriert, mit
welchem Kummer er über die zunehmende Verschlechterung klagt und mit
welcher Entrüstung er meldet, dass eine Anzahl Fürsten und; Herren sich
nicht entblödeten, Münzen geringeren Gehalts unter sächsischem Zeichen
schlagen zu lassen und in Thüringen und Sachsen, besonders in Erfurt,
einzufuhren, der wird nicht fehlgehen, wenn er ihn als Urheber des
obigen Briefes ansieht, in dem der Rat bei dem Landgrafen Vorstellungen
über seine minderwerte Münze erhebt. Ebenso unzweifelhaft ist es, dass
er, als alle Vorstellungen nichts nützten, im Jahre 1454 für die Sperre
der hessischen Münzen aufs eifrigste gewirkt hat (Lib. dorn. 1448— 1455,
f. 340 und 387 b).
Am wichtigsten ist die unter Cammermeisters Ägide im 1452 erfolgte
Abfassung der Regimentsordnung, „wie der rath gewelet und die ampt
besteh werden sullen." Dass in derselben keine Neuerung zu sehen ist,
geht schon daraus hervor, dass sie „noch altherkomender gewonheit"
abgefasst ist, „allen den nochkomenden zu hülff, sich darnoch zu
richten.** Es handelte sich nicht darum , die Rechte der Vierherren,
des Rates, der Vormünder etc. zu fixieren und ihren Geschäftskreis ab-
zugrenzen, was ja schon durch die Statuten und der Stadt Willkür, die
Walch und etwas ausführlicher Heinemann herausgegeben haben, ge-
XUV Einleitung.
Hchehen war: die Regiinenteordnuiig war vielmehr eine Instruktion der
Vierherren, der Bürgermeister und Ratsherren für ihre Geschäfte bei der
Wahl und Einsetzung des Regiments. Sie hat in gewisser Beziehung
für alle dieselbe Bedeutung, wie wohl die Schrift gehabt hat, welche sich
Pompeius, als er Consul wurde, von Varro abfassen liess, um sich in
den zu beobachtenden Förmlichkeiten zu unterrichten, und sie erinnert
in den förmlichen, stets wiederkehrenden Ansprachen bei den einzelnen
Amtshandlungen an die Zunftgebräuche bei den Ansprachen der Gesellen
und Meister, die zuerst von Frisius, Der vornehmsten Künstler und
Handwerker Ceremonial-Politika, Leipzig 170H, später von Th. L. Stock,
Grundzüge des Gesellen Wesens, 1844, gesammelt wurden. Für uns
erscheint der fixierte und zu erlernende Wortlaut und Formelkram
lästig und geisttötend; beides war aber im Mittelalter bei der mangel-
haften Schulbildung und der geringen Versatilität des Geistes und der
Zunge notwendig. Die politische Bedeutung der Regimentsordnung ist
insofern gering, als die Amts- und Machtsphäre der einzelnen Ratsmit-
glieder und der Vierherren, der Gefrunden, der Zünfte und der Viertel
als bekannt und selbstverständlich vorausgesetzt wird, gross aber ist ihr
Wert für die Geschichte des thüringischen Recht«, wenigstens für die
ceremonielle Seite d^r praktischen Anwendung desselben. Abgesehen
von den Vorschriften über die Steuer- und Brauquotisierung erfahren
wir, zu welchen Zeiten , in welchen Lokalitäten des Rathauses und
unter welchen Förmlichkeiten die Ladungen, Vorberatungen und Wahlen
der Vierherren, des Rates und der Vormünder der Viertel und Hand-
werke, die Vereidigung und Huldigung, Rechenschaftsablegung und
Ämterverteilungen vor sich gingen und in Zukunft vor sich gehen sollten
und unter welchen Ceremonien die Ämter angetreten und niedergelegt
wurden und wie die Abrechung zwischen den ab- und antretenden
Magistraten erfolgte. Besonders der letzte Punkt, bei dem es sich um
der Stadt Geld und Einkommen handelte und in betreff dessen schon
in den früheren Statuten und in der Willkür Anordnungen getroffen
waren, wird mehrfach berücksichtigt. Der Schluss handelt von der
jährlichen Neubestallung und Vereidigung des Hauptmannes, der Diener
und des Gesindes, der Knechte der Stadt, wobei ab und zu die Pflichten
derselben berührt werden, von der „Bestellung der Stadt wan sie belegen
wurde etc." und von der offiziellen Beteiligung der Bürgerschaft, „so
Einleitung. XLV
man die biachoff umtreget," Diese Prozeesion, die alle sieben Jahre am
Trinitatissonntag stattfand, erschien Härtung Cammenneister so wichtig,
dass durch seinen Einfluss im Jahre 1465, als er wieder oberster Rats-
meister war, die Art der Teilnahme des Rates und der Stadt noch aus-
fuhrlicher bestimmt und mit peinlicher Sorgfalt alle Einzelheiten des
Zuges angeordnet wurden. So bildet die Regimentsordnung den Schluss-
stein der Rats Verfassung der Stadt Erfurt Dass Cammermeister ihre
Abfassung ganz besonders betrieben, ist unzweifelhaft, und zwar that er
es nicht nur, um für alle später im Regiment sitzenden einen Anhalt
zu schaffen, sondern auch aus psychologisch - politischen Gründen. Da
er wusste, dass wie in jeder Stellung so auch in den höchsten Stadt-
ämtern die Persönlichkeit, sei es im Guten sei es im Bösen, sich
geltend macht, so wollte er durch formelmässige Behandlung der Ge-
schäfte, durch die stete Berücksichtigung der hergebrachten jedes-
maligen Gewohnheiten und Eigenheiten bei Erledigung derselben einmal
jegliche Übereilung und Überstürzung verhüten, dann, da die Bekannt-
schaft der gegenseitigen Verpflichtung und Ehrerweisung der Regieren-
den unter einander und gegen die Gefrunden, die Viertel und Zünfte
allen ermöglicht und sogar zur Pflicht gemacht war, einer gewaltigen
Persönlichkeit erschweren, sich in irgend einem Amt, sei es nur zur
Erhöhung der Befugnisse desselben, sei es zur Erreichung persönlicher
Zwecke, über Gebühr und Herkommen hinwegzusetzen. So hoff^ er,
Regierende und Regierte in den gesetzlich gesteckten Schranken und in
»
der Achtung der verbrieften Rechte festzuhalten und durch das konser-
vative Element der Macht der Gewohnheit einerseits die demokratischen
Regungen des Volkes andererseits die Bestrebungen des Rates zu unter-
drücken, die etwa darauf ausgingen, die Alleinherrschaft wiederzuge-
winnen und von neuem einen Patriciat d. h. allein regierende und allein
regierungsfähige Familien zu begründen.
Eine grosse Freude wurde noch in demselben Jahr der Stadt Erfurt
durch den Besuch des Barfüssermönches Job. v. Capistrano bereitet. Wie
überall, so sorgte auch in Erfurt der Magistrat für eine ehrenvolle Auf-
nahme, und Härtung Cammermeister, der mit unverkennbarer Freude
über die grossartige Thätigkeit dieses Mannes berichtet, gehörte wohl
einen Tag um den anderen, wenn nicht sogar alle Tage, zu den zwei
Ratsmeistern , die ihn während seiner vierwöchentlichen Anwesenheit zu
XLVI Einleitong.
seiner Predigt aus dem Barfusserkloster abholten und zurückgeleiteten.
Bei seinem Abzüge wurde Capistrano in feierlicher Prozession aus der
Stadt geführt. Ob an diesem Tage die prachtige Prozesaionsfahne, die
sogenannte Ratsfahne, deren Anfertigung nach Beyer, Kurze Geschichte
der Stiftskirche B. M. Virg. Erf. 1873. p. 202 (conf. Mittheil, des Vereins f.
d. Geschichte und Alterth. von Erfurt I, p. 69) dem Einflüsse unseres
Cammermeister zugeschrieben wird, zum ersteumale entfaltet wurde,
lasse ich billigerweise dahingestellt: liegt doch auch meines Wissens
kein Zeugnis aus jenen Zeiten vor, aus dem unwiderleglich hervorgeht,
dass die Fahne im Jahre 1452 angeschafft wurde. Dass Cammermeister
einen würdigen Prunk liebte und eine prächtige Vertretung der Stadt
bei allen kirchlichen Festen und Feierlichkeiten billigte, erhellt aus
seinen Berichten über die Anwesenheit des Cardinais de (\isa und
Capistranos im Jahre 1451 und 1452, noch mehr aus dem kurz vorher
erwähnten Statut aus dem Jahre 14G5 über die Beteiligung des Regi-
ments der Stadt beim Umtragen der Bischöfe Eobanus und Adolarius.
Spärlicher iliessen die Nachrichten über Camriiermeisters Thätigkeit
in den folgenden Jahren. Urkundlich lässt sich nur wenig nachweisen.
Aus den libri dominorum 1448-1456, p. 306a, erfahren wir, dass er im
Jahre 1454 in eine Fehde mit Apel Vitzthum von Tannroda verwickelt
war. Nach dem Schreiben des Rates der Stadt Erfurt an den Ritter
Apel Vitzthum hatte Cammermeister Forderungen an denselben, deren
Erfüllung — vnuerczogeliche usrichtunge — er auf mehreren Tagen
vergeblich gefordert hatte. Er suchte deshalb sich mit Gewalt sein
Recht zu verschaffen, erklärte sich aber, als Apel Vitzthum Beschwerde
beim Rate erhob, auf Bitten des Rates zu einem Waffenstillstand vom
26. November bis zum heiligen Christtage (1464) bereit. Dass das Recht
auf seiner Seite war, wird wenigstens vom Rate in dem oben angeführten
Briefe behauptet und zugestanden. Wie die Angelegenheit beigelegt
wurde, ist unbekannt. Im folgenden Jahr (1465) war Härtung Cammer-
meister in Gefahr, in einen Konflikt mit Hans von Beichlingen zu
geraten. Es handelte sich um Geldforderungen Cammermeisters , welche
nicht befriedigt wurden. Seine Vorstellungen beim Herzog Wilhelm von
Sachsen waren nicht von Erfolg begleitet, und deshalb sieht sich auf
seine und Heinrich Wisses Bitten der Rat genötigt, den Herzog um
Beschleunigung und Erledigung der Angelegenheiten zu Gunsten des
Einleitung. XI.VII
Petenten zu ersuchen (libr. dorn. 1448 — 1455, f. 306 a). Auch derAuBgang
dieses Streites ist unbekannt. Von Diensten, die Cammermeister im
Jahre 1455 seiner Vaterstadt geleistet hat, lässt sich nur seine Teil-
nahme an den Verhandlungen der Städte Thüringens mit Herzog Wilhelm
über den neuen Waidzoll als wahrscheinlich nachweisen. Im Jahre
145<> ist C Jammermeister zum drittenmal oberster Ratsmeister. Über
seine politische Thätigkeit während dieses Jahres wissen wir wenig;
es lässt sich nur aus seiner C'hronik 101 — so greif sich der rad an
trefflichen umbe eines gemeinen nutzes willen etc. — und aus zwei
Briefen an den Herzog Wilhelm von Sachsen und den Grafen Heinrich
von Gera (libri dom. fol. 396 und 400) sowie aus der Mahnung des
Kaisers Friedrich vom 20. December 1456 schliessen, dass er eifrig für
die Vertreibung der Juden aus Erfurt gearbeitet hat. Ein schweizer
Schlag aber traf ihn in diesem Jahre. Am 14. August starb seine (lattin
Else; sie ward bei den Augustinern zur ewigen Ruhe bestatteti Für
die folgenden Jahre werden die urkundlichen Nachrichten immer spär-
licher, Cammermeisters Chronik aber bietet für seine Lebensgeschichte
einigen Anhalt In den böhmisch -sächsischen Wirren stand er wie seine
Vaterstadt auf Seiten der sächsischen Fürsten. Wie sehr ihn diese Ver-
wicklungen , in die auch noch die Vitzthumsche Fehde hinemspielte,
interessierten, geht aus der Akribie hervor, mit der er darüber berichtet.
Vielleicht wohnte er als Gesandter und Abgeordneter Erfurts einem
oder mehreren Tagen bei, die in dieser Angelegenheit abgehalten wurden.
Im Jahre 1461 wurde er nach dem Transitus, in den er 1456 eingetreten
war, zum viertenmal Obrist - Ratsmeister. Er Hess die Judenschule
(Synagoge) in ein Arsenal verwandeln (Chronik 109) und veranlasste
den Umbau des „langen Hauses" und dabei die Anlage einer neuen
Strasse. Er interessierte sich für den Kirchenbau der Augustiner und
hat ihrem von ihm so hoch geschätzten Kloster wohl eine neue Schen-
kung gemacht und vielleicht auch den Rat zu einer Beihilfe bewogen.
* Der Grabstein der (iattin Cammermeisters soll nach einer Note in Herr-
manns H»ndexemplar der Bibliotheka Erfurtina noch vor einer Reihe von Jahren
in Erfurt in einem Hause am Anger sich l)efunden hab<»n. Jetzt ist er vcr-
Kchwunden, ich habe vergelien» nacli demselben geforscht. Herrnmnn entzifferte
ni^Kjh folgende Inschrift: Anno dni MCCCCLVI in vigilia Assumptionin Marie
Eliscbet Em Härtung Cammermeist . . .
XLVTII Einleitung.
Aber trotz seiner Frömmigkeit und Ergebenheit gegen die Kirche ver-
anlasste er die zurückhaltende und bei aller Devotion gegen den Papst
antipäpstliche Politik der Stadt im Mainzer Bistumsstreit Das lebhafte
Interesse, welches Cammermeister für das Constanzer und Baseler Konzil
und für die Reformation der Klöster gezeigt, lässt uns vermuten, dass
er für die grossen Fragen der sechziger Jahre nicht unempfänglich
gewesen sei. Wie eine Zeitlang die wichtigsten Fürsten des Reiches
infolge der Unfähigkeit des Kaisers, die Regierungsgeschäfte mit Ge-
schick und Kraft zu handhaben, daran dachten, ein ständiges Retchs-
regiment, bei welchem dem Kaiser trotz des Vorsitzes nur ein geringer
Einfluss gestattet werden sollte, und ein oberstes Reichgericht mit un-
abhängigen und ständigen Richtern einzurichten und zur Bestreitung
der Kosten dieser neuen Einrichtungen eine allgemeine Reichssteuer zu
erheben, so versuchten sie auch unter dem Vortritt des Erzbischofs
Diether von Mainz, dem die Curie für seine Bestätigung die härtesten
Forderungen gestellt hatte, den Übergriffen der Curie, der Übertretung
der Constanzer und Baseler Dekrete, der drückenden Last der Indulgenzen
und Annaten, der Erhebung der Zehnten etc. entgegenzutreten und
machten den letzten geräuschvollen Versuch, die deutsche Kirche auf
Grundlage der Hierarchie und der bestehenden Lehre zu reformieren. i
Aber die Einigkeit der Fürsten, die sich noch im Februar und März
1461 auf dem Kurfürstentage zu Nürnberg gezeigt hatte, wurde durch
den Kaiser und den Papst gesprengt, und auf dem Tage von Mainz
(Juni 1461) stand Diether schon fast allein dem Kaiser und Papst gegen-
über und musste seine Appellation an ein Konzil zurücknehmen. Doch
da die Curie fürchtete, dass Diether unter günstigen Umstanden seine
Opposition wieder aufnehmen würde, so versuchte sie „den Wortführer
der Opposition" niederzuschlagen. Am 21. August 1461 wurde er vom
Papste seines Amtes entsetzt, und kraft päpstlicher Provision Adolph
von Nassau zu seinem Nachfolger ernannt. Bei der Wichtigkeit, die
Erfurt für das Erzstift Mainz hatte, erliess Pius 11 noch an demselben
Tage eine Bulle an die Stadt Erfurt, worin er sie von ihren Pflichten
gegen Diether lossprach und an Adolf von Nassau wies (Magd, Archiv,
1 Menzel, Diether von Isenburg, Erzbischof von Mainz 1459—1463, Er-
langen 1868, p. 1.
Einleitung. XLIX
Erfurt A. Vn, 46). Die Erfurter aber, die diesen Brief erst Ende
September oder Anfang Oktober erhielten und wohl gleichzeitig von dem,
was Adolph von Nassau gegen Diether in Mainz gewagt hatte, imter-
richtet wurden, waren keineswegs sogleich bereit, von dem anerkannten
Erzbischof abzufallen ; für sie kam es nicht auf eine Personenfrage an,
— beide Rivalen hatten, der eine früher, der andere spater, in Erfurt
gelebt und unter anderem das einflussreiche Provisoramt auf dem Eichs^
feld und in Erfurt innegehabt und waren, wie es scheint, gleich beliebt
— sondern darauf, dass die Interessen der Stadt keinen Schaden er-
litten. Der Kat in Erfurt wusste, dass der energische Diether nicht
ohne Kampf dem Befehle des Papstes weichen würde, und wenn man
nicht klug handelte, so war ein Burgerkrieg in Erfurt unausbleiblich,
zumal die Anhänger Diethers unter der Führung des Provisors Johann
von Alienblumen nicht gesonnen waren, den Gegnern das Feld zu
räumen. Nicht wenige zwang das persönliche Interesse zu einer solchen
Haltung. Dann war bei den Bürgern jener 2ieit der Lehnseid in seiner
Bedeutung noch nicht so gesunken, wie bei dem Adel und der Oeist-
lichkeit; jener hatte sich schon längst daran gewöhnt, sein Verhalten
von dem augenblicklichen Vorteil abhängig zu machen, diese empfing
fast ohne Widerspruch die Richtschnur ihrer Handlungen aus Rom.
Wie die Zünfte in Mainz, so hielten auch die in Erfurt anfänglich zu
Diether; doch stand in dieser Stadt auch der Rat, wenn auch nicht
ganz, so doch der Mehrzahl seiner Mitglieder nach, auf Seiten des aner-
kannten Herren. Ausserdem war Diether, wenigstens noch im Jahre 1461,
im Besitz der Macht und hatte seit dem 19. November dieses Jahres
einen mächtigen Bundesgenossen, während Adolph von Nassau nur von
der kaiserlichen Partei, die soeben besiegt war, Hilfe erwarten konnte.
Zwar waren die Erfurter von dem Vertrage vom 11. November 1461,
nach dem Diether sich bereit erklärt hatte abzutreten, durch Adolph
unterrichtet, doch sie erfuhren bald von Diethers veränderter Gesinnung,
und die Nachrichten aus Mainz, die sie von Adolph am 2.December
1461 erhielten, konnten sie zum Abfall von Diether nicht ermutigen.
Daher benahmen sie sich zurückhaltend, und noch mehr wurden sie dazu
bewogen, als sie sahen, wie Adolph, um Bundesgenossen zu erhalten,
Teile des Eichsfeldes gegen unbedeutende Summen an den Landgrafen
von Hessen und den Herzog von Sachsen überliess, damit sie für ihn
Oetchlolitaq. d. Pr. S. XXXV. B. 4
L fimleitong.
wirkten. Die Rücksicht auf den letzteren Fürsten zwang die Erfurter
immer mehr und mehr zur Neutralitat, die ihnen nur nützen konnte.
Während aber die Btädte des Eichsfeldes, Heiligenstadt und Duderstadt
samt den Schlössern Rustenberg und Gieboldeshausen, sich am 4. Juli 1462
genötigt sahen, sich während des Streites zwischen Diether von Isenburg
und Adolph von Nassau gegen eine jährliche Zahlung von 1200 Gulden in
den Schutz des Herzogs Wilhelm von Sachsen und des Landgrafen Wilhelm
von Hessen zunächst auf drei Jahre zu begeben i, und damit, wenn auch
nicht gegen Adolph von Nassau, so doch gegen seine Bundesgenossen,
ihre Unterwerfung aussprachen, so wusste die Klugheit und Entschiedenheit
des Erfurter Rates einen ähnlichen Ausgang für die mainzischen Besitzungen
in und um Erfurt zu verhindern. Indem er sich mit einem gewissen Recht
auf das alte Herkommen stützte, nahm er dem Grafen Adolph von Nassau
jeglichen Grund und Vorwand, gewaltthätig einzuschreiten, und während
er seinen Wünschen scheinbar bereitwillig entgegenkam, brachte er den
Mainzer Hof in Erfurt mit den Besitzungen desselben in seine Gewalt,
indem er in aller Billigkeit des Mainzer Provisors in Erfurt gerechte
Geldforderungen anerkannte und honorierte. Er nahm in Erfurt rück-
sichtlich der stiftischen Rechte und Güter eine ähnliche Stellung ein,
wie die obengenannten Fürsten von Sachsen und Hessen auf dem Eichs-
felde, und indem er die Verwaltung des Mainzer Hofes in Erfurt über-
nahm, sorgte er dem Scheine nach nur für das Erzstift, da er ja die
Entfremdung irgend einer Pertinenz verhinderte, in der That aber für
die eignen Interessen. Er hielt sich nicht nur durch seine neutrale
Haltung die Entscheidung offen, sondern verhütete auch, dass die main-
zischen Besitzungen in Erfurt in thüringisch -sächsische Pfandschaft und
Hand und die einzigen Herrenrechte, welche über Erfurt noch ausgeübt
werden konnten, in den Besitz eines mächtigen unmittelbaren Nachbarn
gelangten, der einem Geschlecht angehörte, das bisher ziemlich konse-
quent nach Vergrösserung seines Territoriums gestrebt hatte. Sollte des
Erzstiftes Macht in dem Kampfe zu Grunde gehen oder zerstückelt
werden, wie es den Anschein hatte, so wollten die Erfurter — dazu
fühlten sie sich mächtig genug — ebenso wie die Fürsten Vorteile daraus
ziehen. Sie betrachteten ihre Stadt immer als eine halbreichsfreie: war
» Arch. Weimar. Reg. Er. pag. 404- TV, E. No. 23.
Einleitung. LI
es denn unmöglich, dass sie durch kluge Benutzung der Verhältnisse,
durch zurückhaltendes, selbstbewusstes und doch gefälliges Benehmen
gegen Papst und Kaiser ihren Zweck erreichten? Es ist nicht nach-
zuweisen, wie weit Cammermeister diese Politik beeinflusst hat, aber sein
ausfuhrlicher Bericht lässt uns vermuten, dass er sie voll und ganz
gebilligt, ja sogar als oberster Bürgermeister des Jahres 1461 veranlasst
hat. Die Erfurter gingen, abgesehen von einigen Geldkosten, welche
die Gesandtschaften nach Rom und vielleicht auch an den Kaiser verur-
sachten, ohne Schaden aus dem Kampfe hervor, während die Mainzer zum
Teil durch eigne Schuld in entsetzliches Elend und Unglück gerieten.
Ja, die Erfurter wurden sogar, so weit es durch die Bulle eines Papstes
geschehen konnte, gegen die eigennützigen Bestrebungen der Wettiner
Fürsten sicher gestellt und gewannen durch den Vertrag mit Adolph
von Mainz über die Schenkstätten in den umliegenden Dörfern (vom
21. Januar 1463) materielle Vorteile.
Wenn so der Rat und mit ihm Cammermeister den Wünschen des
sächsischen Fürstenhauses zielbewusst entgegentraten, so vermied man
bei anderen Gelegenheiten, besonders in der Münzfrage, in geschickter
Weise unter Cammermeisters Regiment Konflikte und suchte des Herzogs
Wilhelm Gunst durch Aufmerksamkeiten aller Art, z.B. bei seiner Fahrt
ins heilige Land, sich zu gewinnen und zu erhalten. Als nämlich die
Münzverschlechterung immer mehr zunahm und der Schaden, den die
Erfurter durch die Ausfuhr der guten Münzen , der Judenköpfe und der
Landesberger Groschen und Pfennige, erlitten, immer empfindlicher
wurde, da beschloss der Rat einen Aufschlag der alten Münze und
zwar des Groschens um 8 Pfennige. Wie aber „der furste des landis
einen frombden satz siner muntze in sime lande nicht gestatin wulde'',
wurde von der Stadt wegen eine Wechselbank aufgestellt, und die alte
gute Münze aufgekauft, so dass die Bürger vor grösserem Schaden und
vor Irrungen mit dem Herzog von Sachsen und seinen Unterthanen
bewahrt wurden. War ja doch schon das Jahr 1461 für die Erfurter
in hohem Grade traurig! Die Weinernte, welche für viele Bürger
damals eine Lebensfrage war, missriet in dem Masse, dass Cammermeister
einen ausführlichen Bericht in seine Chronik aufnahm.
Aus den letzten Lebensjahren Cammermeisters existiert noch eine
Urkunde, die mir nicht zugänglich gewesen ist; sie soll eich in Erfurt
4*
Ln Einleitung.
im Archiv der Michaeliskirche, Sect. St. Georgii , befinden. In derselben
„bekräftigt" er im Jahre 1464, dem Pestjahr, am Sonntag nach Aller-
heiligen das Testament der Frau „Eyla," der Witwe des Rudolph
Soyke. Im übrigen können wir aus seiner Chronik entnehmen, dass er
1463 und 1464 für die Vollendung, reap. Weiterführung der Neu-
befestigung der Stadt eingetreten ist und 1465, als er zum letztenmal
oberster Ratsmeister war, die neuen Massregeln rücksichtlich der Münze
und den Bau des Komhauses veranlasst hat. Im Jahre 1464 wohnte er
wohl von Rats wegen dem Tage in Weissensee bei, der unter dem Vor-
sitz des Herzogs Wilhelm inbetreff Hans Hailsbergs abgehalten wurde.
Dieser angesehene Bürger Erfurts, der 1457 und 1462 Bürgermeister
war, war widerrechtlich von dem Grafen Ernst von Gleichen gefangen
genommen worden. Dass Cammermeister im folgenden Jahre an einem
Tage in Weissensee am Dienstag und Mittwoch nach Divisionis apostolorum
(16. u. 17. Juli), auf welchem der Herzog Wilhelm den in der Cammer-
meisterschen Chronik berichteten Streit zwischen der Stadt Nordhausen
und dem Grafen von Stolberg schlichten wollte, teilgenommen habe,
berichten Schöttgen und Kreysig, Diplomat et Act p. 547, ausdrücklich
und nennen auch seine beiden Begleiter, Heinrich und Mattheus Weise.
In demselben Jahre war es ihm noch vergönnt, den Herzog Wilhelm und
seine Gemahlin, als sie auf einer Reise Erfurt berührten, im Namen der
Stadt zu begrüssen und mehrmals in dem Rathause festlich zu bewirten.
Am 15. März 1467, am Sonntage Judica, starb Härtung Cammer-
meister und ward bei den Augustinern begraben, wo schon sein Vater
und seine Gattin ruhten. Ob er Kinder hinterlassen hat, ist fraglich,
fast unwahrscheinlich; in keiner Urkunde findet sich eine Erwähnung
weder eines Sohnes noch einer Tochter, und in den Verzeichnissen der
Ratsmitglieder, die allerdings sehr unvollständig sind, erscheint sein
Name nicht mehr.
Obwohl Härtung Gammermeister für die Geschichte Erfurts und
Thüringens eine politisch bedeutende Persönlichkeit gewesen ist, so ist
doch sein Name zunächst nur durch seine Chronik der Nachwelt bekannt
geworden. Aus einem Nachtrag zu seiner Chronik, der seinen Tod
meldet, erfahren wir ein wenig über die Art seiner schriftstellerischen
Thätigkeit. Er habe, so heisst es darin, die Chronik schreiben lassen
und auch selbst viel geschrieben. In der That ist die Cammermeistersche
Einleitung. LIII
Chronik nur eine Fortsetzung der Rotheschen Chronik ; diese hat Cammer-
meister abschreiben Jassen, ergänzt und bis zu seinem Tode fortgesetzt.
Nach Fedor Bech , der das Akrostichon der Rotheschen Chronik entdeckt
hat, will Rothe seine Chronik am 21. Mai 1421 vollendet haben: dann
reichte sie höchstens bis v. Liliencron 758, schloss also, in gewisser
Beziehung angemessen , mit dem Bericht über die Vermählung des Land-
grafen Friedrich von Thüringen mit Anna von Schwarzburg, der Rothe
das erste Exemplar seiner Chronik widmete. Später setzte er seine
Arbeit fort und Hess auch ein Manuscript „deme gestrengin Brunen von
Tuteleibin, amchtmane öf Wartburg" überreichen. Da Rothe aber am
5. Mai 1434 starb, so kann er als letztes Kapitel nur v. Liliencron 794
geschrieben haben ; denn in dem folgenden Kapitel ist schon von dem
Reichstag zu Regensburg (August 1434) und von der Rückkehr des
Kaisers Sigismund nach Ungarn (Oktober 1434) die Rede. Vielleicht
schrieb er auch eine Clironik in lateinischer Sprache. Die historia de
landgraviis Thuringiis (163 Kap.) in Pistorii Script, rer. Germ. p. 1296—1365,
welche mit dem Jahre 1426 abschliesst und von v. Liliencron als Quelle
Rothes bezeichnet wird , halte ich für eine Rothesche Arbeit Mindestens
ist sie in Eisenach entstanden.^ Wenn sie ausführlicher ist und eine
Reihe von Kapiteln enthält, die in der deutschen Rothechronik mcht
stehen,^ so kommt es daher, dass sie später entstanden und erst nach
oder in dem Jahre 1426 abgeschlossen wurde. Da es in der ältesten
Zeit höchstens nur zwei Exemplare der deutschen Rothechronik gab, so
kann Cammermeister nur durch recht intime Verbindungen mit Eisenach
oder durch seine Beziehungen zu Friedrich von Thüringen und zu
Wilhelm von Sachsen die Benutzung eines solchen erlangt haben.
1 Das lässt sich aus folgenden Kapiteln schHeseen : aus c. 141 : Anno domini
MCCCXCIX visae fuerunt tres caudae magnae ignitae cometarum prope Yse-
nach; aus c. 149, wo von einem grossen Sturm und Unwetter um Pfingsten d. J.
1403 die Rede ist, durch welches viele Bäume entwurzelt seien „et specialiter sub
Castro Wartpurg prope Jsenach"; aus c 154, wo der Tod des Dominus P. Nico-
laus Lubich Jsenacensis erwähnt wird; aus c 137, wo von einem grossen Wolken-
bruch in Eiisenach im Jahre 1407 und von der Pest in Eisenach und Nordhausen
berichtet wird.
^ Es sind folgende Kapitel: c. 147. a. 1401: magnae indulgentiae . . . in oppido
Wissensee etc.; Judaei per totam Thuringiam in civitatibus Landgravii Thurin-
giae capti et exactionati; Krieg zwischen Johann von Mainz und dem Land-
LIV Einleitubg.
Beziehungen zu Eisenach wurden ihm wohl durch seine Familienverbin-
dung in Gotha, durch ,,ern lohanii von Allenblumen, vicztum zu
Erffurt'^ und durch ,,ern Ditherichen Langen, techand zu Gota*' vermittelt;
dass sie stattgefunden haben, geht aus der Cammermeisterchrouik 72
hervor. Möglicherweise kam er in den Besitz des Botheschen Nachlasses.
In einer grösseren Abhandlung, die Cammermeister ohne Berück-
sichtigung der Chronologie nach Erzählungen aus dem Jahre 1440 ein-
schaltet, in der ,,historia 8igismundi," lässt sich die Autorschaft eines
Geistlichen nachweisen. Der Luxemburger 8igismund war das Königs-
ideal eines Priesters: hat er doch das 8chisma abgestellt, sich für die
Reformation der Kirche bemüht und die Ketzer in Böhmen mit Feuer
und Schwert zu vertilgen gesucht. Er galt demgemäss für einen
frommen Mann, und die wunderbaren Ereignisse in seinen Lebens-
schicksalen, indem er als König von Ungarn bald auf der Flucht und
im Gefängnis sich befand, bald in königlicher Machtvollkommenheit,
Rache und Vergeltung übend, Ungarn durchzog und zuletzt mit der
höchsten weltlichen Würde in der abendländischen Christenheit bekleidet
wurde« Hessen ihn als ein Werkzeug Gottes erscheinen. In der Geschichte
Sigismunds, die 46 Kapitel umfasst und mit König Albrechts Tod und
der Geburt Ladislaus' schliesst, werden in einer Breite, wie sie Cammer-
meister nicht eigentümlich ist, die wunderbaren Rettungen des Königs
aus grossen Gefahren erzählt, und zwar in einer sagenhaften Entstellung,
wie ich sie in keiner anderen Chronik gefunden habe. Nur för c. IV
findet sich ein Anklang in Hermanni Comeri Chronicon, Eocard. corp.
bist med. aevi II. p. 1168. In diesen 22 Kapiteln st^t kein Wort des
grafen von Hessen; Et clerus in diocesi Moguntinensi in Thuringia, in Hassia
etc. appellavit contra episcopum Moguntinensem propter indebitam exactioneni,
quam üs imposuit; c. 148. a. 1402 die Eroberung von Lychen auf dem Eächsfeld
und des Schlosses „Wigers in Buchonia;'^ c. 149. a. 1408 der Sturm in Eisenacb;
c. 150. a. 1404 Kampf zwischen dem Landgrafen von Thüringen und Eriurt; c. 151.
a. 1405 generalis exactio in Thuringia, „der Bere"; c. 152. a. 1406 wird noch er-
wähnt, dass die Pest in Thüringen bis* Weihnachten währete; c. 153. a. 1407
starker Sturm circa festum Sanct. Cathar., qui multas arboreß et domos evertit;
c. 154. a. 1408 de Gunthero comite de Schwarzburg; c. 155 de societate Tritarum,
id est Flegellanun; c. 15t>. a. 1412 quomodo domini de Mysna terram Thuringiae
atque fratruum suum iuverunt; c. 155. a. 1411 die Judenverfolgung in Thüringen
und Meissen.
Einleitimg. LV
Tadels gegen Bigismund, seibat die Gremahlin desselben, Maria, die ebenso
raohsüehtig, verschwenderisch und leichtsinnig war wie Bigismund,
erscheint als ein Engel des Friedens. Nachdem der Verfasser in
c. XXTTI die Wahl Sigismunds zum römischen König und die Verdienste
desselben angegeben, lenkt er mit den Worten „unde macht ouch unio-
nem der drier bebiste" auf die kirchlichen Verhaltnisse ein. Er spricht
von Innocenz VII., Gregor XII., dem Konzil von Pisa, Alexander V.,
Benedict XHL, dem Costnitzer Konzil, Johann XX UI., Martin V.,
Eugen IV. und dem Baseler Konzil. In c. XXXVI ist vom Zuge Sigis-
munds zur Kaiserkrönung die Rede; c. XXXVU — XXXIX handeln
von der Ketzerei in Böhmen und den Hussitenkriegen und c. XL von
den Türkenkriegen Bigismunds. Die in diesen Kapiteln erzählten Ereig-
nisse fallen sämtlich vor das Jahr 1434; die sechs letzten Kapitel
berichten B^ebenheiten der Jahre 1437~-*1440. Ich möchte nun be-
haupten, dass der Verfasser der ersten vierzig Kapitel ein Priester war,
höchst wahrscheinlich Rothe, der am 5. Mai 1434 starb. In den ersten
vierzig Kapiteln der Geschichte Bigismunds wird kein Ereignis erwähnt,
das nach der Zeit seines Lebens geschehen ist Die Worte „und starp
MCX^JCCXXXVn*' im c. XXIV, in dem die Königs wähl Bigismunds
erzählt wird, sind ein späterer Zusatz, fehlen auch in der Dresdener
Handschrift. Dagegen deuten die Worte: c. XXVI „und das Rome von
der geschichte wegen — Aufstand der Römer gegen Innocenz VIL —
das in XXX jaren nicht vorwunden hat** an, dass diese Kapitel im
Jahre 1434, also bei Lebzeiten Rothes, abgefasst sind. Zu der Ansicht
dass ein Priester der Verfasser ist, wird man bewogen erstens da*
durch, dass der Verfasser bei Angaben über die Luxemburger, um den
Tod Karls und die Regierungszeit seiner Erben zu bestimmen, auf den
Papst zurückgreift mit den Worten: dis geschach bie dem babiste Urbano
dem nuwisten (Urban VI. 1378— 1889), dann durch c. XXVIH, wo er
die Leiden derjenigen hessischen Greistlichen schildert, welche nicht wie
der Landesherr, Heinrich von Hessen, zum Papst Gregor XH. hielten.
Wohl könnte man daraus auf einen hessischen Greistlichen sehliessen,
der die Verfolgungen erlebt hat, doch mit ebensoviel Recht auf einen
Priester, einen Anhänger des Konzilpapstes, der in der Nachbarschaft
wohnte und durch Rat und That den flüchtigen Geistlichen Hilfe leistete.
Bo können wir wieder an Rothe denken, der in Eisenach lebte. Dazu
LVI Einleitung.
kommt noch, dass c. I, wenn es auch ausführlicher ist, den Inhalt
von v.Liliencron 729 wiedergiebt und dass die Ansichten des Verfassers
der historia Sigismundi rücksichtlich aller Verhältnisse mit denen Rothes
übereinstimmen. Ausserdem könnte man aus v.Liliencron 762: „do wart
königk Bigemunt von Ungiru, keissers Karls sson, von dem hievor
geschrebin stehit, von allen korfursten zu Frangfort zu romischene
konige gekoren*' auf eine ausführliche Geschichte des Königs von
Ungarn schliessen. Auf König Karl kann der Relativsatz sich kaum
beziehen, und auf die kurze Notiz v. Liliencron 739 „der andir
(sson) hiess Segemundt^ will wohl Rothe nicht hinweisen. Es mag
auch noch manch anderer Zusatz der Cammermeisterschen Chronik von
Rothe herstammen, vielleicht 4 u. 5, conf. bist. Anonym. Erphord.
in Script, de Landgr. Thur. Pistor. L p. 1361, c. 154—156; 10—14; der
Sehluss von 19, dessen Anfang auch v.Liliencron 779 giebt, und 25,
Dagegen sind die letzten Kapitel Rothes, ed. v. Liliencron 797 — 802,
wohl von Cammermeister geschrieben.
Inbetreff der Frage, wann Cammermeister seine Annalen verfasst hat,
können wir zu einem gewissen Resultat kommen. Aus einigen Kapiteln
Cammermeisters können wir angeben, vor welcher Zeit sie nicht ge-
schrieben sind. Daraus lässt sich, weil die einzelnen Kapitel sicherlich
in der Reihenfolge geschrieben sind, in der sie heute in der Handschrift
Buder stehen , die chronologische Darstellung von Anfang an beabsichtigt
war ^ und spätere Ergänzungen und Zusätze zu den geschriebenen Kapiteln
auszuschliessen sind, ein ziemlich sicherer 6chluss auf die Abfassungszeit
ziehen. So sind 2, 3, 24 und 26 nicht vor dem Jahre 1444 geschrieben,
17 und 18, in denen ein Überblick über die Schicksale der Kinder
Friedrichs des Streitbaren gegeben wird, nach dem Jahre 1447, resp. 1451
(es wird nämlich auf den sächsischen Bruderkrieg hingewiesen), doch vor dem
Jahre 1463, in dem Sigmund von Sachsen, ehemaliger Bischof von Würz-
burg, auf dem Schloss von Rochlitz an der Wassersucht im Alter von
57 Jahren starb; denn der Tod Sigismunds wird nicht erwähnt, auch
nicht dass er von Schloss Scharfenstein nach Rochlitz gebracht wurde.2
Von Bedeutung ist 23. Es wird in demselben ein knapper Über-
^ Vergl. Chronik Cammermeisters 3, 24 etc.
2 Wann Herzog Sigismund von der Burg Scharfeuetein nach Rochlitz gebracht
wurde, ist mir unbekannt.
Einleitung. Lvn
blick über die Naohkommen und die Greschichte Ludwigs von Hessen
in lateinischer Sprache gegeben und im zweiten Abschnitt die Erwerbung
der Grafschaft Ziegenhain berührt Letztere fiel 1450 nach dem Tode
des letzten Grafen Johann an Hessen, obwohl sie schon mit dem Willen
des Grafen seit 1445 unter hessischer Verwaltung stand.
Die Heirat Ludwigs von Hessen fand den 13. Sept. 1436 statt
Seine vier Söhne wurden ihm geboren Ludwig den 7. Sept 1438, Heinrich
den 15. Oktl441, Hermann 1442, Friedrich um 1447, seine zwei Töchter
Anna 1445, Elisabeth 1446. Von den vier Söhnen erreichte Friedrich
nicht die „perfecta aetas''; nach Rommel, Geschichte Hessens U. p. 346,
kommt er urkundlich noch 1460, doch nicht mehr 1462 vor. Die Ver-
mählung Ludwigs mit Mechtild von Wirtemberg fand im Jahre 1454 statt,
der Ehevertrag ist vom 12. Januar 1463. Heinrich wurde schon in seinem
fünften Lebensjahr am 2. Juli 1446 mit der damals einjährigen Tochter
des reichen Grafen Philipp des Älteren von Katzenellenbogen verlobt; die
Hochzeit wurde nach Kuchenbecker, Analekta HassiacaLp. 17, im Jahre
1452 gefeiert, nach anderen erst 1458 im August Philipp der Jüngere
von Katzenellenbogen starb den 30. Januar 1454, nach Kuchenbecker
1452 „den 4. für Matthiae" (23. Februar). Gerade dieses Kapitel zeigt,
dass Gammermeister erst in seinen letzten Lebensjahren seine Aiinalen
abfasste und ausarbeitete. Vielleicht ist er erst in den sechziger Jahren
des 15. Jahrhunderts darangegangen, das Wichtigste von dem, was er
erlebt hatte, die Ereignisse, deren Augenzeuge er gewesen und deren Be-*
deutung er bei seiner politischen Einsicht zu schätzen w^sste, sich und
der Nachwelt zum Nutzen niederzuschreiben. Darum werden wir uns
nicht wundern, wenn in Stücken und Berichten aus den fünfziger Jahren
auf Ereignisse aus den sechziger Jahren hingewiesen wird.
Auch die Frage, welche Quellen Cammermeister benutzt hat, so
schwierig sie anfangs erscheint, lässt sich erledigen. Einmal war er
Augenzeuge manches Ereignisses, dann schrieb er teils nach seinen treuen
Erinnerungen, teils benutzte er amtliche Schriftstücke, die ihm bei seiner
einflussreichen Stellung stets zu Gebote standen, so z.B. die Briefe Nürn-
bergs und Egersi und die zahlreichen Schreiben der Fürsten an Erfurt
* Aus Eger kamen in jener Zeit die wichtigsten Nachrichten über die Böhmen,
um die sich alle Fürsten und Städte, wenn auch oft mit Widerwillen und Unmut
LVm Einleitung.
Da er nun einen groseen Teil seiner Chronik nach seine.n Erinnerungen
und Aufzeichnungen schrieb, so musste ihm gerade in den Jahren, in
denen er oberster Bürgermeister war, das Material sozusagen von selbst
reichlicher zufliessen, und so berichtete er manches, über das er sonst
vielleicht hinweg gegangen wäre, weil es ihm auf amtlichem Wege ver-
traut und wichtig geworden war.
Dass er Erfurter Akten benutzt hat, lässt sich aus vielen Kapiteln
seiner Chronik vermuten; klar geht es hervor aus Kap. 32 über den Ein-
zug des Bischofs Dietrich in Erfurt im Jahre 1440 und aus dem Kap. 106,
dem ausfuhrlichen Bericht über die Verhandlungen in Eger im Jahre
1459. Es befindet sich nämlich im Königl. Archiv zu Magdeburg ein
inhaltreiches Copialbuch, Gebiet und Stadt Erfurt No. 1378, in dem unter
vielem anderen ein fast wörtlich mit Cammermeister übereinstimmender
Bericht über den Einzug steht und die reichen Geschenke aufgezahlt
werden, die sowohl der Erzbischof als auch die einzelnen Personen seines
Gefolges von seiten der Stadt Erfurt empfingen. Andererseits hat
V. Ledebur im „AUgem. Archiv für Geschichtskunde des preuss. Staates,
B. XV. 1834, S. 137 ff, eine Anzahl Briefe des Herzogs Wilhelm von
Sachsen an Sangerhausen abdrucken lassen, von denen No. 27, „gebin
zu Wymar vff Sunabind nach Andre apostoli Anno d. 1469" einen aus-
führlichen Bericht über den Tag von Eger enthält und zum Teil mit
Cammermeister 106 übereinstimmt Unzweifelhaft erhielt der Rat von
Erfurt einen ähnlich lautenden Brief, und dass Cammermeister denselben
benutzt hat, lassen die Worte 106, VI „dis mit mancherlei infurendin
Worten, des hie nicht noth is zu schreiben, hat hertzoge Wilhelm dem
konige geantwurt" deutlich erkennen. Was nun Cammermeisters Berichte
über Erfurter Angelegenheiten und über Ereignisse angeht, an denen
Erfurt in politischer Beziehung beteiligt war, bei denen also Cammer-
über die plötzliche Bedeutung dieser den Deutschen so verhassten Nation, zu ihrem
eignen Wohl bekümmern mussten. Vergl. Bachmann, Böhmen und seine Nachbar-
länder, Prag 1878, der die Reichhaltigkeit des Egerer Stadtarchivs hervorhebt. Über
Eger wahrscheinlich erhielt auch Cammermeister die Nachricht von dem Versuch
der polnischen Partei, bei Nacht am 29. Juli 1440 Prag zu überrumpeln, und
seinen Bericht, der mit einer von Palacky, Geschichte Böhmens IV. I. p. 35 u. 36
angeführten und zum Teil übersetzten Quelle — Stari letopisowe S. 120 — über-
einstimmt.
Einleitung. ux
meister mitriet und mithandelte, so ist es ungereimt und überflüssig , nach
Quellen zu suchen; Gammermeisters Chronik ist selbst eine Quelle, und
es ist nur nachzuweisen, ob seine Nachrichten mit anderen seiner Zeit
übereinstimmen oder nicht. Da«s diese im grossen und ganzen der Fall
ist und dass für die Richtigkeit derselben hin und wieder noch gleich-
zeitige Dokumente zeugen, lässt sich nachweisen. Hier ist nur der Beweis
zu liefern, dass Cammermeisters Berichte über auswärtige — d. h. nicht
erfurtisch -thüringisch -sächsische — Angelegenheiten auf den für ihn
denkbar besten Nachrichten beruhen. Als im Jahre 1449 der heftige
Krieg gegen Nürnberg entbrannte, an dem fast alle Fürsten Nord- und
Mitteldeutschlands teilnahmen, um die gewaltige Macht der Reichsstädte
durch die Niederwerfung der mächtigsten Stadt zu brechen, hat der Rat der
Btadt Nürnberg nichts unterlassen, um die Städte über die Bedeutung
des Eoieges aufzuklären und die Unterstützung und Hülfe derselben
herbeizuführen. In dem Nürnberger Brief buch 64 — 65 ßndet sich ein
Brief gewichtigen Inhalts über den Stand des Streites vom Juni 1449,
und wie der Rat über die Eroberung der Stadt und Burg „Heideck" an
Schürstab schrieb (vergl. Chronik der fränk. Städte, Schürstab. II. S.150),
so wird er auch an die Stadt Erfurt, die durch ihr Verhältnis zu den
sächsischen Fürsten abgehalten wurde, sich der Sache der Freiheit an-
zunehmen, Bericht erstattet haben. Der Briefwechsel zwischen Erfurt
und Nürnberg ist in den Jahren 1444 — 1453 ein recht lebhafter ge-
wesen. In der Stadtbibliothek zu Nürnberg befinden sich jetzt noch
91 Briefe des Rates der thüringischen Handelsstadt, welche mancherlei
Verhältnisse berühren. Nach der siegreichen Schlacht bei Pillenreut
haben die Nürnberger am 17. März wohl nicht nur an Augsburg und
Ulm geschrieben; ihren Triumph haben sie sicherlich auch der Stadt
Erfurt mitgeteilt, deren Universität sie am 8. Mai 1450 anriefen, für ihr
Recht einzutreten. Aber nicht nur Vermutungen zwingen uns zu der
Annahme, sondern vor allem der Bericht Cammermeisters, der im grossen
und ganzen über die Eroberung von Heideck und Lichtenhof und über
die Schlacht bei Pillenreut, natürlich kurz und knapp, dasselbe meldet,
was in den Briefen an Schürstab und an jene Städte zu lesen ist. Ebenso
fusst Cammermeisters Kapitel über den Kampf Nürnbergs gegen die
Herren von Waldinfels zur Herstellung der Sicherheit der Strassen auf
Nürnberger Briefen, vergl. Friedrich v. Weech, Der Zug nach Lichten-
LX Einleitnng.
berg 1444, Chronik der fränkischen Städte, Nürnberg B. IL Leipz. 1864.
8, 57 ff. Im Jahre 1460 entbrannte in Franken und Baiern der heftige
Krieg zwischen Albrecht von Brandenburg und Ludwig dem Reichen
von Baiern und ihren beiderseitigen Bundesgenossen. Hatte Albrecht
von Brandenburg schon durch seine vermittelnden Bemühungen in den
sächsischen Bruderwirren und seine kühne Tapferkeit die allgemeine
Aufmerksamkeit auf sich gezogen, so geschah es in einem noch höheren
Grade durch sein konsequentes Streben , trotz der Btädte und der Witteis-
bacher, zeitweise allerdings mit Hülfe des Kaisers und des Papstes, seinen
Einfluss und seine Hausraacht zu vermehren. Obwohl nur Herr eines
kleinen Territoriums, so war er doch die Seele der sogenannten kaiser-
lichen Partei, die den Wittelsbachem und dem Hussitenkönig Greorg ent-
gegentrat Der von entsetzlichen Verwüstungen begleitete Kampf, durch
den der Handel zwischen Nürnberg imd Ulm und Augsburg empfindlich
gestört wurde, beunruhigte auch Erfurt auf .das unangenehmste. Wir
wissen nicht, auf welcher Seite die Sympathieen der Erfurter waren; an
und für sich konnte ihnen der Ausgang des Kampfes gleich sein. Aber
gut kaiserlich und mainzisch, wie sie waren, und in steter Verbindung
mit den sächsischen Fürsten, die sich Albrecht von Brandenburg an-
geschlossen hatten, scheinen sie den Sieg Albrechte gewünscht zu haben.
In seiner Ungewissheit zog der Bat von Erfurt bei Nürnberg, das bei
der Nähe des Kriegschauplatzes am besten orientiert sein musste, Er-
kundigungen ein und erhielt wohl noch ausführlichere Nachrichten, als
wir bei Hassel boldt- Stockheim, Herzog Albrecht IV. und seine Zeit, Bei-
lagen 8. 150 u. 151, in den Briefen vom 1. und 31. Mai lesen. Den Inhalt
dieser beiden Briefe, nur ein wenig ausführlicher und wortreicher, bietet
Cammermeister in seiner Chronik. Nicht ohne Grund nennt er den Rother
Vertrag die Nürnberger Richtung. Er hat nicht wörtliche Abschriften
der einzelnen Verträge benutzen können, wie man aus seinen Worten
„wie die rieh tun ge lautet" sehliessen dürfte, sondern einen in Nürnberg,
wo die letzten Verabredungen über einzelne Streitpunkte erfolgten, an-
gefertigten Auszug sämtlicher Verträge, deji wohl der Nürnberger Rat
nach Erfurt gesandt hat. Dass er auf ähnliche Weise zu den Berichten
über den gleichzeitigen Krieg zwischen Pfalz und Mainz und zu der
Richtung, die am 18. Juli abgeschlossen wurde, und zu den trefflichen
Nachrichten über die Bedrängung des Kaisers in Wien und über den
Einleitung. LXI
Krieg zwischen Dietber von Mainz und Adolph von Nassau gekommen
ist, kann nicht bezweifelt werden.
Andere Nachrichten erhielt Cammerraeister durch die Handelsver-
bindungen seiner Vaterstadt Über Erfurt gingen die Warenzüge nach
Preussen und zurück nach Süddeutschland. So wurde er unterrichtet
über einzelne Vorgänge im Kampfe des deutschen Ordens gegen Polen.
Auf ihn, den Liebhaber des Friedens, machten die blutigen Exoesse und
nationalen und antinationalen Wirren in Danzig und Thom einen ge-
waltigen Eindruck, und er, der bei seinem deutschen Nationalgefuhl die
Polen ebenso hasste luid verabscheuete als die ketzerischen Hussiten, lässt
in seinen Berichten, so sehr er auch das Streben der Städte nach Selb-
ständigkeit billigte, deutlich erkennen,. dass seine Sympathien auf seiten
des Ordens waren, der auch das historische Recht für sich hatte. Der
Handel Erfurts weist nun andererseits nach Venedig hin: durch seine
Vermittlung erhielt Cammermeister den Bericht über die Schlacht bei Cara-
vaggio, über die versuchte Beraubung der Skt Marcus -Kirche und die
Befreiung des Doktors aus dem Geföngnis in Padua. Sein Staiuien über
die Vermessenheit der That und sein Abscheu gegen Ungesetzlichkeiten,
die eine unausbleibliche Folge der Fehden und kriegerischen Wirren sind,
bewogen ihn, diese seiner ursprünglichen Absicht so fem liegenden Er-
eignisse in seine Chronik aufzunehmen, gewissermassen als Warnruf für
seine Zeitgenossen. In seinem Bericht über die Schlacht bei Belgrad
spricht er von „bewerlichen luten", die über die grosse Beute Bericht
erstattet haben. Er hat wohl dieselben Gewährsmänner im Auge, welche
den Rat von Nürnberg unterrichtet haben. Dieser nämlich lässt sich in
Briefen an süddeutsche Städte vom 13. August 1456 (Fontes rerum
Austriac. B. 42. Wien 1879) über die Beute fast ebenso aus wie Cammer-
meister. Was * Cammermeister über die Schlacht von Varna und das
Schicksal des Polenkönigs mitteilt, klingt so, als ob er es zum Teil einem
Briefe an den römischen König Friedrich von Österreich entnommen
habe. Der etwas lückenhafte Bericht von dem wunderlichen Schicksal
eines Eisenachers verrät seine Quelle deutlich. Im übrigen hat unser
Chronist, der auch einige päpstliche Bullen und zwei Verordnungen in-
betreff des Kultus in deutscher Sprache mitteilt, sich rücksichtlich des
Kampfes der Türken gegen das oströmische Reich und gegen Constanti-
nopel und der Eroberung dieser Stadt begnügt, eine deutsche Übersetzung
LXn Einleitung.
der Threnodie des Cardinale Isidori und einen gefälschten, damals viel
verbreiteten Brief des Sultans an den Papst in seine Chronik auf-
zunehmen.
Ganz verschieden von Stolle, der in seiner Chronik mit seiner Person
und seinen persönlichen Anschauungen hervortritt, seinem glühenden
Hasse gegen die von Vitzthum überall Ausdruck giebt und die ungünstige
Beurteilung des Herzogs Wilhelm von Sachsen dem Kurfürsten Friedrich
gegenüber, der von ihm als ein trefflicher, ernster, weiser Herr gepriesen
wird, auf Jahrhunderte hin veranlasst hat, hält Cammermeister mit seiner
eignen Anschauung und Auffassung der Verhältnisse ganz zurück, und
•
nur selten erlaubt er sich ein Urteil über Personen und Einrichtungen.
Aber auch er ist als Historiker nicht ganz frei gewesen „ab odio, ami-
citia, ira atque misericordia," und gelegentliche Bemerkungen zeigen uns
seine Empfindungen und seine Denkweise. Dass er mehrmals seine
Vaterstadt Erfurt, die Thaten und Bauten seiner Mitbürger lobt, darf
man seinem Patriotimus zu gute halten; traf doch sein Lob keine
unwürdige Stadt^ Im allgemeinen begnügt er sich, einfach die nackten
Facta zu berichten, ohne ausfuhrlich auf die Ursachen der Verwick-
lungen, auf Schuld und Unschuld der beiderseitigen Parteien einzugehen.
Nur gelegentlich tritt durch Epitheta oder Segenswünsche oder Dankbar-
keitsformeln sein Urteil über historische Personen hervor, nur an zwei
Stellen mit Bitterkeit und einer gewissen Entrüstung. So nennt er das
Benehmen des Herzogs Wilhelm gegen Frau Hermann v. Harras
ungnädiglich ; so spricht er seinen Unwillen über den grossen Schaden
1 Ob CammenDeister die im Jahre 1554 durch den Druck verbreitete Schrift:
„Eyn manag d' christ^beit widd' die Durken'' benutzt hat, kann ich nicht sagen,
weil mir der Inhalt derselben unbekannt ist
2 So redet er 49, XXVIII über „suberUche schoste, 49, XXXI „schone
hovewerg" und „trefiich bielegir" der Erfurter. In 43 beisst es: „der
bom" ward „... mit gemeide schone gesmugt,'' in 109, wo von der Ein-
richtung der Judenscbule zum Zeughaus die Rede ist: „gute bodeme" wurden
„darein gemacht." Den Bericht über den Bau des langen Hauses und der
Strassenanlage am Wasser scliliesst Cammermeister mit den Worten: „do man
nun einen guten weg gewonnen hat" (HO). In 126 wird „der kostliche taufl-
stein zu Erfturt in Sanct Severskirchen" erwähnt. So zurückhaltend ist Cammer-
meister selbst seiner Vaterstadt Erfurt gegenüber, und er hätte doch bei den
zahlreichen Berichten über Erfurt Gelegenheit genug gefunden , lobende Epitheta
anzubringen.
Einleitung. LXm
aus, den die bohmlBchen Söldner des Herzogs den Erfurtern thaten, „so
als er mit yn uf die zceit in eynunge saszin und einander gewant woren'^
(Cam. 49, XXin.) ; doch an anderen Stellen heisst es bei dem mit dem
Lobe so kargen Ratsmeister „ hertzoge Wilhelm, ein bedocht man, 106, V
und „hertzoge Wilhelm ... was ein frischer herre** 74, IV. Ebenso denkt
er über Johannes Hunyadi, 53,1, „der was gar ein trefflich man,'' über
Capistrano, „dem god ewiglich wulle gnedig sie, 76, III, vergl. 61, I
über Nicolaus deCusa, den er 59.11 „einen trefflichen cardinalen'' nennt.
Albrecht von Brandenburg und Ludwig von Hessen werden mehrmals
als „treffliche mittlere'' gerühmt, und ihre Bemühungen, den Frieden
wiederherzustellen, werden gelobt. Ein hartes Urteil spricht er dagegen
über den Kurfürsten Friedrich von Sachsen aus. Die Erfurter hatten
ihm in der Schwarzburgischen Fehde Beistand geleistet, obgleich er
Schwarzburg „widder redeliche und igliche gebot geweldiglichin ynne
hielt" (57, V). Cammermeister erklärt es nun für Unrecht, dass er trotz
des Vertrages „lies sie stegke mit den von Glichen in der fehde, so als
sy 3rm treffich bielegir in den feldin vor Glichen unde Thunna uff ore
eygene koste unde ebinthure gethan hatten und ym ouch yrer stad uffe-
nunge, dorinne zw kouffeu, was ym in sime heer nod was, zcu gestattin
u. s. w." Er schliesst seihe Klage über den Kiurfürsten, der „liesz sin
eigene manne, die in der stad Gera von den Behmen gefangen wurddin
und weggefurt und in sweren gefengknisz lagen, besitze ungelediget," mit
den harten Worten : „Sulohen groszin schaden hat dy stad umbe hertzogen
Frederichs willen genommen, das doch gar wenig und zcu geringem dancke
wart ufgenomroen, do bie dy stad gegin den fursten sich zcu vorbinden ader
vortrachte mit yn in zcugehin furder basz besorgen und wol bewegen
magk (57, XXX— XXXIV) ". Ähnlichen Grimm und Groll atmet der
kurze Abschnitt über die Accise: „und wer dy zcyse erdochte und in das
lant brachte, deme vorgebe is got (31)". Nur durch ein Wunderwerk,
das er — leider! — nicht angeben wolle, sei sie beseitigt. Seine Liebe
zum Frieden läset er in seinen Klagen über die Verwüstungen, von
denen die Fehden begleitet waren , und über die Greuel gegen die Menschen
durchtonen und vor allen Dingen dadurch erkennen, dass er es für eine
Fügung Gottes ansieht, wenn mächtige Fürsten sich bemühen, die Strei-
tenden zu schlichten und zu versöhnen. Einfache Sitten und einfache
Kleidung wünscht er und vornehmlich Beständigkeit in der Münze.
LXrv Einleitung.
Schwerer Schade erwachse den Landen durch die Verschlechterung der
Landesmünze und durch die wiederholten Neuerungen derselben. Handel
und Wandel könne dabei nicht gedeihen. Den Einfluss der Mode in der
Kleidung, so widersinnig sie auch sei, und die Veränderlichkeit derselben
konstatiert er mit Betrübnis; alles währe zwar seine Zeit, aber als
praktischer Mann wisse er besser als die Jünglinge der vierziger Jahre,
welche Stiefeltracht angemessen und höfisch sei. Mit harten Ausdrücken
tadelt er die Mode der vierziger Jahre, die durch den „infloz des hymmels''
hervorgerufen sei, als „leppisch vnd eyslich" (58, XXV). Dass auch der
Sinn für das Gesetzliche infolge der ewigen Fehden und Kriege seinen
Zeitgenossen abhanden gekommen, erklärt und beklagt er 58, XXVI.
Bei der tiefen, ernsten und werkthätigen Frömmigkeit, mit der Cämmer-
meister Gott diente, darf man sich nicht wundern, dass er sich auch in
seiner Chronik als einen frommen und gottergebenen Mann zeigt, nicht
so sehr in Worten als darin, dass er in allen Ereignissen die Hand
Gottes erkennt Als rechtgläubiger Katholik überschritt er wie alle seine
Zeitgenossen in seinem Zorn gegen die Hussiten das rechte Mass. Da-
her nennt er auch den König Georg Podiebrad von Böhmen „eynen
slechtin herrin'* (98, I) und lässt seine Zustimmung zu dem Verhalten
der Breslauer erkennen, „sinte mal er (Gersyg) den unglouben, den die
Behmen halden, hant habete und sterckete und ouch den ketzerichen
phafßn, den Rogkenscan, vorteidingete, den unglouben zu behertin.^ Da-
gegen spricht er seine Freude aus über die Reformation des St. Peters-
und Augustinerklosters in Erfurt: „gote deme herren sie daz lobl" und
über die Frömmigkeit des wunderbar geretteten Eisenachers: „er was ein
herlich person, unde er dynete got mit vlisze" (50, VH und 72). Überall
erkennt er Gottes Wirken. Gottes Gnade giebt Fruchtbarkeit (87), und
wenn er in seiner Ungnade den Wein misraten lässt, so entschädigt er
doch wieder die Menschen durch eine bessere Getreideernte (116). Gott
der Allmächtige lässt in seiner Gnade die Pestilenz aufhören (130); er
gewährt Trost den Wallfahrern in den Stürmen des Meeres und lässt
sie im Unwetter durch „ein bornende licht*^ auf dem Mastbaum und der
Puppe des Schiffes von seiner Hilfe und gnadenreichen Gegenwart über-
zeugt werden (113,11 und III). Gott schafil den Frieden und giebt den
Christen den Sieg: „und ane alliu zcwivel ist god gewest mit den cristen,
des sine almeohtikeyt ewiglich sie^gelobit und gebeuedigeti amenl'' (76, IL)
Einleitung. Lxy
Gott bereitet die Niederlagen, wenn sie auch zu beklagen sind — „abir
dy cristen verloren leider das feld " (63, VI) — und offenbart eich dabei
noch durch Wunder, um die Christen wieder zu ermutigen und zu
starken (53). Gott schützt die Leichen seiner treuen Diener und sendet
seine Heiligen, auf dass sie ein christliches Begräbnis erlangen (25).
Er offenbart die Unschuld und belohnt und e-rhört die, welche sich
in kindlicher Demut und Frömmigkeit ihm nahen (19 und 125, VIII).
Gott allein ist allwissend, wie auch der Richter der Gedanken und Thaten,
vergl. 95 den Bericht über den Tod des Ladislaus Posthumus, der vergiftet
sein sollte: „wie is nu dorumbe ergangen ist, das ist god allirbest
wiszintlich.''
Mit Hecht müssen wir uns wundern, da^s Cammermeister in den
Berichten über mehrere wichtige Ereignisse die Tragweite derselben nicht
berührt. Er erzählt z. B., was schon Rothe gethan , den Justizmord des
jungen Kirchhof (19), statt aber auf die venlerbliche Fehde, die sich
daraus entspann und bis zum Jahre 1443 dauerte , hinzuweisen, erscheint
es ihm wichtiger zu melden, dass Gott durch ein Wunder die Unschuld
des Unglücklichen offenbart habe. Im Kap. 55 erzählt er den Krieg
der Fürsten gegen Nürnberg, ohne auch nur mit einem einzigen Worte
die Absichteji der Fürsten zu charakterisieren. Bekannt waren sie ihm,
hatten doch die Nürnberger in ihrem Briefe an den Erfurter Rat frei
und offen auf die Bestrebungen der Fürsten hingewiesen: „Wir ver-
merken ie lenger ie mer, das soUichs ein zugerichte sache sei, ie eine
»tat nach der andern unpillicher weise fürtzunemen, von freiheiten zu-
dringen, sie zu beswern und in gut und gelt abzunoten (Chrou. der fränk.
Städte, Nürnberg IL 372). Rücksichten auf die Herzöge von Sachsen
haben ihn sicher nicht abgehalten, die Unrechtmässigkeit der fürstlichen
Bestrebung zu brandmarken. Auch von der Bedeutung des Kampfes
zwischen Diether von Mainz imd Ruprecht von der Pfalz, zwischen Diether
und Adolph von Nassau, zwischen Albrecht von Brandenburg und den
Witteisbachern spricht er nicht; zum Teil ist sie allerdings aus den von
ihm mitgeteilten Urkunden ersichtlich. Um nur noch einen Fall an-
zuführen: gegen Ende seiner Chronik (136) berichtet er von einem Streit
zwischen der Stadt Nordhausen einerseits und den Grafen von Stolberg
und Schwarzburg andererseits. Es handelt sich nach Cammermeister
um einen toten Mann, den die Nordhäuser hatten begraben lassen.
OMdUcbtsq. d. Pr. S. XXXV. B. 5
Dieses an und fär sich unwesentliche Ereignis erzählt Canunenueistef
'richtig, ohne mit einem Worte anzudeuten, wie es der Ausgangspunkt
vieler Unterhandlungen und kriegerischer Verwicklungen werden konnte.
Es handelte sich nämlich um territoriale Rechte, die Nordhausen als
freie Reichsstadt zu besitzen behauptete, die Grafen aber für sich in
Anspruch nahmen. Durch das eigenmächtige Verfahren der Nordhäuser
inbetreff des Toten in der Lehmgrube war der kaum beigelegte Streit
wieder angefacht worden. Zu einer solchen, nach unseren Begriffen
mangelhaften, Darstellung hat ihn nicht Unkenntnis oder Scheu vor
irgend welchen geistlichen oder weltlichen Machthabem veranlasst,
sondern der Charakter seines Werkes. Er schreibt nicht eine pragmatische
Geschichte, sondern eine Chronik, d. h. eine Aufzeichnung der wichtigsten
£}reignisse. Da die gegenwärtigen historischen Verhältnisse bekannt
waren, hielt er es für unnötig, auf sie, das Resultat der einzelnen Fehden,
ausführlich einzugehen. Ebenso waren seinen Zeitgenossen die Bestre-
bungen der Fürsten , des Adels, der Geistlichkeit und der Städte bekannt
und gegenwärtig. Wir haben also in C-ammermeisters Werfe eine Samm-
lung von historischem Material vor uns, eine Chronik, die in Bezug auf
die Form nicht viel besser ist als andere Chroniken seiner Zeit. Eine
Kritik des Historikers Cammermeister hat sich also nur mit dem Material
zu beschäftigen; sein Verdienst und seine Bedeutung steht und fallt mit
dem Wert desselben, welcher in nichts weiter zu suchen ist als in der
historischen Zuverlässigkeit und Richtigkeit. Von vorneherein muss ich
erklären, das» sich Cammermeisters Berichte, abgesehen von Kap. I — XXII
der historia Sigismundi ihrem Hauptinhalte nach und zumeist auch in
den Einzelheiten mit anderen gleichzeitigen Berichten decken und dass
sie auch den kritischen Archivforschungen der heutigen Zeit gegenüber
nicht verlieren. Wo sie mit den historischen Ereignissen nicht ganz
übereinstimmen, da lässt sich nachweisen, dass Cammermeister in Treu
und Glauben Nachrichten, die dem Erfurter Rat oder ihm zugekommen,
in sein Werk aufgenommen hat. Dabei handelt es sich stets nur um
solche Ereignisse, die fem von Thüringen sich zugetragen haben. Über
thüringisch - sächsische Geschichte ist Cammermeisters Chronik trotz vieler
Mängel eine Quelle ersten Ranges. Einer derselben besteht darin, dass
eine Anzahl von Jahreszahlen und Daten falsch ist, ein anderer darin,
dass er, indem er beginnt: „In dem jhare u.s. w." , den Eintritt des folgen-
Einleitong. LXVII
den Jahres 'in erwähnen vergibst und dadurch den Glauben erweckt, dasB
der AbschlusB der Begebenheiten in dem zuerst genannten Jahre statt-
findet, wahrend er thatsächlich ein oder mehrere Jahre später eintritt
Ein solches Versehen lässt Cammermeister sich in 4 und 5 zu schulden
kommen. In der Abhandlung über den sächsischen Bruderkrieg- (49)
beginnt er c. I: „In dem seibin XLV.jar," erwähnt aber nicht den Ein-
tritt des Jahres 1446 und 1447. Erst c. XXIV fugt er, nachdem er
schon in mehreren Kapiteln über Ereignisse des Jahres 1447 berichtet,
zu dem Datum für den Auszug des Herzogs Wilhelm von Sachsen mit
den Böhmen aus Weimar nach Soest hinzu „aniioXLVII.", vorher aber
c. IX heisst es: „vmd dy genanten fursten und herrin hieldin dy vast-
nacht das selbe jar zw Erffurthe," wobei er den Aufenthalt Friedrichs
von Sachsen am 21. Februar 1447 im Auge hat. Ebenso gering ist die
Zahl der Daten in dem Abschnitt über die Fehde Nürnbergs mit den
Fürsten. Ausser dem Anfangsdatum für die Fehde (1449) giebt er
nur noch das Datum für die Schlacht bei Pillenreut ujid die Dauer des
Waffenstillstandes an, „von Michaelis nest komende ubir ein jar.'* Er
zählt dabei die einzelnen Ereignisse von Wichtigkeit der Reihe nach auf^
ohne des Jahres 1450 zu gedenken. Und doch wurde die Stadt Heidecke
am 17. Juli, das Schloss Heidecke acht Tage später, die Burg Lichten-
hof am 13. August 1449 genommen, während die Schlacht bei Pillenreut
am 11. März 1450 geschlagen wurde. Den Übergang zu dem letzten
Ereignis giebt er mit den wenig sagenden Worten : „und is fand sich
darnach.'* Noch übler sind wir in dieser Beziehung daran in der Ab-
handlung über die schwarzburgische Fehde. Im Jahre 1449 lässt er
Günther von Schwarzburg den Vertrag mit Friedrich von Sachsen
schliessen und gtebt dann nach der Eroberung Geras als einziges Datum
noch den St.-Urbanstag (^25. Mai) an, bis zu dem der verabredete
Waffenstillstand dauern sollte, ujid den Sonntag Reminiscere, an dem
die Veriiandlungen in Bamberg beginnen sollten. Dass der grösste Teil
der Ereignisse im Jahre 1450 stattfand, lässt er nur ahnen. Trotz alle-
dem ist seine Darstellung klar und durchsichtig, und bei seiner
geschickten Gruppierung der gleichzeitigen Ereignisse vermisst man die
Daten nicht allzusehr. Sehr reichhaltig an Daten dagegen ist der
Bericht über die Vitzthumsche Fehde. Von allen wichtigen Ereignissen
giebt Cammermeister die Zeit an, und diese gute Sitte hat er von nun
L^tVin Einleitang.
an in fast allen Kapiteln beibehalten , z. B., um nur die längeren Stücke
zu berücksichtigen, in den Berichten über den Aufenthalt des Gardinais
de Cusa und Capistranos in Erfurt (59 u. 61), über den Tag in Prag und
Breslau (74), über den Zug gegen Jühnde und Bramburg (106), über
Herzog Wilhelms von Sachsen Fahrt ins heilige Land (113) u.s. w. Nur
dreimal huldigt er nochmals der alten Grewohnheit, in der Erzählung von
der Belagerung Friedrichs III. in Wien, die aber nur den Zeitraum ein^
Jajires umfasst (125), in dem Bericht über die Vorgänge in Preussen (66)
und in dem Abschnitt über die 1461 von neuem ausgebrochene Fehde
zwischen Albrecht von Bran Jen bürg und Ludwig von Baiem (114), so
dass man die Niederlage Albrechts bei Giengen (1462) dem Cammer-
meisterschen Bericht nach im Jahre 1461 annehmen kann.
Was die falschen Jahreszahlen und Daten betrifft, so ward die Burg
Heldrungen (Cam. 9) nicht im Jahre 1414, sondern 1412 erobert. Falsch
sind ferner die Jahreszahlen in 10 — 14, vielleicht durch die Schuld
des Abschreibers, denn in der historia Sigismundi wird der grosse Zug
nach Prag richtig in das Jahr 1420 gesetzt. Markgraf Wilhelm von
Meissen starb. 1425, nicht 1424 (Cam. 15). Das Decretum des Baseler
Konzils „virginem Mariam . . . immunem semper fuisse ab omni originali
et actuali culpa etc." wurde 1439 den 15. Okt. nach Lünig, Spec. Eccles.
des Deutschen Reichs -Arch., Leipzig 1716, I. l.p. 745, CCKXIXVI, nicht
1435 erlassen (Cam. 27). Die Schlacht bei Ufterungen (Cam. 29) war 1437,
nicht 1436. Nicht im Juni 1437 starb Kaiser Sigismund, sondern am
9. December, er ward auch nicht 1414 „gekorn," sondern „gekronet" zu
Aachen (1414 am 8. November) (Cam. 33, XXIV). Nicht nach der Er-
wählung Martins V., sondern vor derselben wurden Huss und Hieronynms
(6. Juli 1415 und 30. Mai 1416) verbrannt (Cam. 33, *XXXIV). Die
Burg Hüne wurde nicht 1441, sondern nach Spaugenberg, Henneber-
gische Chronik, Meiningen 1755, I S. 455 ff, am 24. Januar 1442 erobert
(Cam. 39). Nicht 1445 war die Niederlage des Königs Wladislaw von
Polen bei Varna, sondern am 10. Nov. 1444 (Cam. 41), und die Hochzeit
Wilhelms von Sachsen mit Anna von Österreich (Cam. 42) wurde 1446,
nicht 1445 gefeiert. Der Zug gegen Schloss Lichtenberg (Cam. 48)
geschah 1444, nicht 1445; in diesem Jahre wurde aber die Fehde
zwischen den Nürnbergern und den Herren von Waldinfels durch Mark-
graf Johann von Brandenburg vorläufig beigelegt. Die Eroberung Prags
EinleitoDg. LXIX
durch Podiebrad (Cam. 51) ereignete sich nicht am 8. Sept, sondern in der
Nacht vom 2. zum 3. Sept. 1448. Der Turm der Predigerkirche (Cam. 52,1)
wurde nach einer Inschrift nicht 1448, sondern 1447 begonnen. Der Krieg
Hunyadis gegen die Türken begann im Jahre 1448 schon im September;
die entscheidende Schlacht bei Kossowa ward schon im Oktober (17. — 20.)
geschlagen , nicht erst im November (Cam. 53). Heinrich (XXIX., nach
anderen XXXIII.) von Schwarzburg zu Arnstadt und Sondershausen
starb 1444, nicht 1449 (Cam. 57, II), doch lässt sich aus den folgenden
Worten „etliche zceit" annehmen, dass Camraermeister MCCCCXLIV,
nicht MCCKXJXLIX geschrieben hat oder hat schreiben wollen. Die
Schlacht bei Oaure fand nicht am 24., sondern am 22. Juli 1453 statt
(Cam. 65). Was den Aufstand und das Blutbad in Thorn (Cam. 69)
betriffl, so wurde allerdings schon 1455 eine Erhebung der Bürgerschaft
zu Gunsten des Ordens blutig unterdrückt; Cammermeister meint aber
die Vorgänge des Jahres 1456, nicht 1454, wie er schreibt; sie fanden
nach Schütz und Heinel wie nach Cammermeister um Michaelis, nach
Voigt, Gesch. Preussen, B. VIII., vor Freitag nach Viti, d. i. vor dem
18. Juni, statt Wenn Cammermeister die Eroberung von Constantinopel
in das Jahr 145# verlegt, so ist dieses Versehen durch die Unterschrift
der Threnodie des Cardinais Isidor hervorgerufen. Die Schlacht bei
Belgrad, den Tod (^pistranos, die Ermordung des Grafen C^lly, das
Erdbeben in Neapel, der Tod Adolphs von Gleichen, die Vollendung
des Kreuzganges in der Liebfrauenkirche, Ereignisse, die samtlich 1456
statthaben, setzt Cammenneister in das Jahr 1455 (Cam. 76, 81, 82, 89,90).
Die Schlachten bei Giengen und Seckenheim wurden 1462, nicht 1461
geschlagen, und die Burg Plauen wurde im März 1466, nicht 1465 erobert
(Cam. 114, 123, 187.)
Trotz dieser Mängel — auf mehrere Einzelheiten anderer Art gehe
ich hier nicht ein — sind die einzelnen Stücke Cammermeisters von grossem
Wert Einmal werden in richtiger Reihenfolge, klar und übersichtlich
die Begebenheiten erzählt, dann erlangen wir durch ihn eine beträcht-
liche Anzahl voJi Nachrichten über Erfurt, besonders über Bauten und
Münzverhältnisse, und über einige andere Begebenheiten, die uns von
gleichzeitigen Schriftstellern nicht mitgeteilt werden und nur durch die
Vermittlung seiner Chronik in spätere Chroniken Erfurts und in Detail-
arbeiten übergegangen sind. Für thüringisch -sächsische Geschichte,
LXX ' Einleitung.
besonders für die Jahre 1445 — 1452, werden die Cammermeisterschen
Annalen neben der gleichfalls inbaltreichen, eigenartigen Chronik von
Stolle und dera kurzen, doch datenreichen Bericht de» Appendix Vers.
Gemian. Veter. Cellens. Chron., Mencken II, p. 423 — Ursinus ist für
diese Zeit ohne Wert — eine bleibende Bedeutung behalten und für
jede Abhandlung über den sächsischen Bruderkrieg und die sich daran
anschliessenden Fehden die sicherste Grundlage bilden. Da ich die Einzel-
heiten , die Widersprüche zwischen den einzelnen Berichten und das Ver-
hältnis der Nachrichten Cainmermeister zu den Ergebnissen der archivali-
schen Forschungen hier nicht behandeln kann, so begnüge ich mich zu
erwähnen, dass Cammernieister für die Zeit 1445 — 1452 ausführlicher als
andere über die Teilung der sächsisch -thüringischen Lande im Jahre 1445
berichtet, daes er die höchst interessante Übereinkunft des Herzogs Wilhelm
mit seinen Ständen und dera Erzbischof von Magdeburg, die weder mit der
Landordnung von Weissensee (9. Januar 1446) noch mit dem Kundbrief
der Grafen und Herren und deren Bündnis mit Herzog Wilhelm vom
14. Sept. und 19 Dec. 1445, worauf Stolle mit den Worten: „dy grafen
vorschreben sich , keyn den rittern , dy rittere keyn den Grafen u. s. w."
hinzuweisen scheint, zu verwechseln ist, von allen seinen Zeitgenossen
allein ihrem Wesen und Inhalt nach angiebt, dass er drittens über einige
Vorfragen beim Tage zu Mühlhausen eingehendeji Bericht erstattet.
Auch deutet Cammermeister die Ereignisse und besonders die Verhand-
lungen des Jahres 1449 über Schwarzburg einigerraassen an, während
sie von den anderen Chronisten garnicht berücksichtigt werden. Ebenso
wichtig ist Cammermeister für die Geschichte der sächsischen Wirren von
1453 — 1459. Wenn er auf die Ereignisse des Jahres 1453 nicht eingeht,
so ist er insofern im Recht, als erst im Jahre 1454, auf dem Tage zu
Laun, die böhmischen Forderungen in ihrem ganzen Umfange im Namen
Ladislaus* erhoben wurden. Zu feindlichen Bewegungen kam es im
Jahre 1454 nichts die Angaben Cammermeisters sind vielleicht eine Ver-
wechselung mit den Grenzkämpfen im Februar und April 1453. Den
Tag von Laun und den von Regensburg im Januar und Juni 1454
deutet er nur an, während er ausführlich über den Tag in Prag und
den in Breslau berichtet. Zwar erfahren wir über den Fortgang der
Unterbandlungen nach dem 25. Mai 1455 während der drei folgenden
Jahre nicht«* und von den kriegerischen Ereignissen nur die Eroberung
Ebleitun^. Itxt
von Örüx, doch den Austrag der Streitigkeiten auf dem Tage von Eger
(1459) giebt Cammernieister ausführlich und richtig. Die Bedeutung seiner
Nachrichten über diese Verwicklungen ist auch dadurch, dass die Vertrags-
urkunden von Müller, Lünig und anderen veröffentlicht sind, nicht
geschmälert, im Gegenteil gehoben. Merkwürdig ist nur, dass Camraer-
meister der sächsischen Ansprüche auf die Krone Böhmens nicht Erwäh-
nung thut
Auch über den grossen Fürstenkrieg im Jahre 14G0, in welchem die
beiden Parteien des Reiches, die des Kaisers und die des Pfalzgrafen,
ihre Kräfte massen, erstattet Cammermeister Bericht. Was die Kriegs-
begebenheiten des Jahres 1460 betrifft, so hat er sowohl die Ereignisse
in Franken, wo Ludwig voji Baiern dem Markgrafen Albrecht von
Brandenburg und seinen Verbündeten, dem Herzoge Wilhelm von Sachsen
und anderen Fürsten, entgegentrat und die kaiserliche Partei zu Boden
warf, als auch die Kämpfe am Rhein, wo der Pfalzgraf den Erzbischof
Diether von Mainz, den Grafen Ludwig von Veldenz, den Grafen Ulrich
von Wirtemberg, die Grafen von I^einingen, nachdem er manche Burg
erobert, in der Schlacht bei Pfeddersheim am 4. Juli so nachdrücklich
schlug, dass sie schon am 8. Juli Frieden schlössen und auf alle Errun-
genschaften ihrer vorjährigen Politik verzichteten, wie immer richtig an-
gegeben, doch sich weder über die Ursachen dieser Kriege noch über die
Tragweite und Bedeutung der grossen Zwietracht zwischen Albrecht von
Brandenburg und Ludwig von Baiern ausgelassen noch auf den Zu-
sammenhang des Krieges am Rhein und in Franken hingewiesen. Dafür
entschädigt er uns dadurch , dass er uns die Richtung von Roth und
den Vertrag, welcher zwischen dem Kurfürsten von der Pfalz und dem
von Mainz am 8. Juli 14(>0 in der Neuen -Hütte bei Worms abgeschlossen
wurde, mitteilt, letzteren fast wörtlich, erstere in einem Auszug aus den
Verträgen Albrechts mit Ludwig von Baiern und den Bischöfen von
Bamberg und Würzburg. So ermöglicht er dem Leser, sich daraus über
die Ursachen und die Veranlassungen der Fehden einigermassen zu
unterrichten. Wäre Cammermeisters Chronik in einem vollständigen
Exemplare dem Verfasser des Reichstagstheatrum zugänglich gewesen,
hätte er nicht zu klagen brauchen: „Li was vor terminis aber der Friede
geschlossen, ist weder in den vorangezogenen scriptoribus rerum Ger-
nianicarum noch in obinserirtem Schreiben anzutreffen. Jedoch liegt in
LXXlf fiinleitung.
denen sothaner Irrungen halber ergangenen Akten eine BOgenante
Richtung u. s. w." (Reichstagth. I c. XXVI und XXX, 8.778).
Über den Mainzer Bietumsstreit, der mit der Absetzung des Erz-
bischofs Diether durch den Papst Pius IL am 21. August 1461 begann,
erst durch den Vertrag von Zeilsheim bei Hochheim am 5. Oktober 1463
beendet wurde und nicht nur die Gegenden am Rhein, besonders Mainz,
sondern auch das Eichsfeld und Erfurt aufs tiefste berührte, handelt
Cammermeister in den Abschnitten 119, 122 und 123, und zwar spricht
er ausführlicher nur über die Verhältnisse auf dem Eichsfelde (119, II — III),
über die Eroberung der Btadt Mainz (122), die Schlacht von Seckenheim
(123) und über das Verhalten der Erfurter in diesem so wichtigen Streit
(119, IV — XII). Über die Eroberung der Stadt Mainz und die Schlacht
bei Seckenheim existiert eine grosse Anzahl von Berichten, die von
Augenzeugen herstammen, ausserdem noch mehrere Briefe. Es bieten
also beide Berichte Cammermeisters, welche einfach und richtig die Er-
eignisse erzählen, jetzt zwar nichts Neues mehr, abgesehen davon, dass
er zwei Beutestücke, welche die Anhänger Adolpha von Nassau in der
Herberge des Kurfürsten Diether und des Grafen von Katzeuellenbogen
gewannen, namentlich erwähnt und besonders hervorhebt, doch darf man
nicht vergessen, dass Cammermeisters Bericht über die Eroberung der
Stadt Mainz dadurch an Wert gewinnt, dass er, abgesehen von den
fürstlichen Briefen, wohl der älteste ist.^ Seine Berichte aber über die
Verhältnisse auf dem Eichsfeld und in Erfurt sind wichtig und inso-
fern, als diese Verhältnisse in den specißsch mainzischen Quellen mit
wenigen Zeilen abgethan werden (Mainzer Chronik, H. S. 26/27 und 41),
durch ihre Ausführlichkeit von grosser Bedeutung. Das Privilegium
Pius* IL für Erfurt inbetreff des Mainzer Hofes in Erfurt vom 27. August
1462 und die Urkunde vom 21. Januar 1463 waren den späteren Schrift-
stellern wohl bekannt; die Motive der Erfurter aber und ihr Verhalten
gegen Diether hat z. B. Gudenus nicht ganz richtig beurteilt. Indem er
die Furcht der Erfurter ,,ne corrivalium alter extremo desperationis ausu
civitatem Saxonibus venderet (p. 140)" nicht verkennt, lässt er sie sich,
um dies zu verhindern, aus eignem Antrieb an den Papst wenden (huic
1 Vergleiche die Einleitung Hegels über die Chronik von Mainz, B. II.
I^ipzig 1882 (Chronik der deutschen Städte, B. XVIII).
Einleitung. LXxni
liceutiae repaguluiu quaemverunt) und giebt aie Inhalt ihrer Bittschrift
an: illud praecipue timendum, ne Ditherus Adolpho impar desperato
coneilio urbem vicinie aut oppigiioret aut vendat, id <|Uod sine irreparabili
Sedie et Urbis detrimento fieri non posäit Rogare se pontificero, cum
ligaudi vim & numine habeat, urbeni Sedi indiäeolubiliter necteret Nicht
von Diether hatten die Erfurter eine Verpfandung, resp. einen Vericauf
des Mainzer Hofes in Erfurt mit den Mainzer Hoheitsrechten über Erfurt
zu furchten, sondern von Adolph, der unter anderen schon das Eichs-
feld in dieser Weise behandelt hatte. Die wahre Absicht der Erfnrter,
deren Politik auch den Zeitumständen angemessen war, erfahren wir aus
Cammermeisters Chronik, und dass sein Bericht historisch treu ist, geht
aus zahlreichen Urkunden hervor (vergl. die Anm. zu 119, IV).
Über die Streitigkeiten des Kaisers Friedrich mit seiner 8tadt Wien
und mit seinem Bruder Albrecht während des Jahres 1462 existieren
zwar vergl. Palacky, Geschichte Böhmens, IV, 2. Abt, Prag 1860,
S. 267) eine Reihe von gleichzeitigen Nachrichten, nichts desto weniger
ist Cammermeisters Bericht noch wertvoll. Abgesehen von den einzelnen
Ereignissen, berichtet er in Kürze über die Verhandlungen des Kaisers
mit den Wienern vor seinem Einreiten in Wien vom 22.-25. August, und
»war allein von den mir bekannten gleichzeitigen Chronisten die Ein-
mischung der adligen Herren. Ebenso berührt Cammermeister c. HI
allein den Waffenstillstand zwischen Albrecht und Friedrich, welcher
noch vor dem 24. Sept abgeschlossen wurde. Femer giebt er den Vertrag
vom 2. December zuerst 125, XI im Auszuge, dann 125, XFV in den
Hauptpunkten beinahe wörtlich. Von den gleichzeitigen (lironisten teilt
ihn nur noch Eberndorff* mit Interesnant ist es, dass Cammermeister
allein einige der bitteren, unwilligen Worte l>eriehtet, die Kaiser Friedrich,
als er am 4. December aus der Burg und der Stadt ritt über die trotzige
Haltung und die Missachtung seiner Unterthanen gegen ihn zu seiner
Begleitung aussprach, und dass er ausser Michel Beheim, Buch von den
Wienern , die einzige Quelle ist für die niedliche Hühnergeschichte, resp.
für die wunderbare Erfüllung des herzig- kindlichen Wunsches des
Prinzen Maximilian. Es ist merkwürdig, wie Cammermeister so ausführ-
liche Nachrichten erhalten konnte. Über die Not des Kaisers mag er
manches aus dem Hilfeschrei desselben an das Reich, aus den Erlassen
des Papstes und durch die Beziehung der Stadt Erfurt zu Kurfürst
LXXIV Einleitung.
Friedrich von Sachsen erfahren haben, manches ist aber so eigentüm-
licher Art, dass er die Kunde davon nur aus der unmittelbaren Um-
gebung des Kaisers erhalten konnte. Hatten etwa im Jahre 1462 die
Erfurter zur Rechtfertigung ihres Verhaltens im Mainzer Bistumsstreit,
wie an den Papst, so sieh auch an den Kaiser gewandt, und Erfurter
Gesandte die Stürme im Oktober bis December 1462 in Wien miterlebt?
War vielleicht Cammermeister selbst in Wien?
Wer den Wert der Cammermeisterschen Chronik richtig beurteilen
und wer so recht erkennen will, dass Cammermeister es als seine Pflicht
ansah, worüber er auch berichtete, nach einer gewissenhaften Prüfung
der Nachrichten stets nur das mitzuteilen, was er für historisch hielte
und dass er sich andererseits bemühte zwar knapp und kurz, doch
inhaltreich zu schreiben, der vergleiche seinen Bericht über die Eroberung
der Stadt Mainz und über die Bedrängnis des Kaisers in Wien mit
den Berichten Burkard Zinks (Chronik der schwäbischen Städte, Augs-
burg IL 1866, S. 287 f. u. 290 ff.), welcher gleichfalls den besten Willen hatte,
historisch treu zu schreiben, gleichfalls wie Cammermeister in einem
Handelscentrum lebte, wohin durch Kaufleute und Reisende Nachrichten
aus aller Herren Länder kamen, und wie man aus seinen Raisonnemente
über einzelne Ereignisse schliessen darf, ein ehrlicher, wahrheitsliebender
Mann war.
Die Chronik des
Hartling Cammermeister.
Handschriften der Chronik.
über die Handschriften der Chronik Härtung Cammermeisters hat
schon Karl Herrmann Bericht erstattet. Ausser dem Menckenschen Druck
zahlt er vier Handschriften auf und bespricht das Äussere derselben.
Das Manuscript der Dresdener Bibliothek , welches Mencken benutzt hat,
liegt uns nicht mehr vor; sicherlich war es nicht älter als die Buder-
sche Handschrift. Es ist auch nicht unmöglich, dass er nur einen Aus-
zug der Cammermeisterschen Chronik vor sich hatte, denn er hat nicht
nur die Berichte Cammermeisters über Erfurt fortgelassen, sondern auch
solche, die ganz Thüringen und Sachsen betreffen, und solche, die ein
allgemeines Interesse haben, wie aus der Übersicht leicht zu ersehen ist
Am wichtigsten ist die Budersche Handschrift in der Universitäts-
bibliothek zu Jena, Msa Bud. fol. 145. Sie ist schon mehrfach beschrieben;
von Dr. L. F. Hesse in der „Zeitschrift für deutsche Alterthümer von
M. Haupt«, B. VHL Leipz. 1851. S. 466-476, von A. Michelsen in der
„Zeitschrift des Vereins für thüringische Geschichte u. s. w.", B. I.Jena
1854, und von Karl Herrmann in seiner „Bibliotheca Erfurtina S. 72 ff."
Die äussere Ausstattung der Handschrift ist in hohem Grade würdig; der
Deckel ist ftguren reich gepresst und war mit messingenen Spangen ver-
sehen. Das Papier ist pergameutähnlich; das Fabrikzeichen ist bald ein
Ochsenkopf, bald ein Schwert, bald ein Rad. Viele Blätter sind jetzt
herausgeschnitten, besonders am Ende fehlt eine grosse Anzahl derselben.
Der Inhalt dieser Handschrift ist folgender:
1) Wassermeistere amptsordnuuge, wie die in vbunge her bracht ist,
mit iren additions artikeln, vertrage, auch contrakte vnd eynigunge
etlicher waszem, mit flisziger vszforschuuge der alden anwiesunge zu-
sammen gelesene, wie hiernach folgt, vom ihare 1483, 1468 am sunn-
abende nach Mauricii, 1342 am sante Prisce obende. Bl. 1 — 20.
2) Stadtbuch zcuw Arnnstadt. B1.24b~33a.
3) Erfurtische Statuten v.J. 1306, 68 Artikel, von denen allerdings
die ersten 9 Artikel fehlen, da die betreffenden zwei Blätter heraus-
geschnitten sind. Bl. 45 — 54.
GMotalelitMi. Bd. Pr. S. XXXV.. a
2 HandHchrifton clor Chronik.
4) Meinczi?<ch vortraoht de anno 1483. Bl. 74— 83 a, <1. i. der Vertrag,
den Erfurt im Jahre 1483 mit dem Kurfürsten von Mainz, Albert I.
von Sachsen, abschloBS.
5) Fürstlich vortracht de anno 1483. Bl. 83b— 90, d.i. der Vertrag
der Stadt mit den Herzögen von Sachsen.
6) Thüringigche Oironik Bl. 98 -827 b.
Wie man sieht, befinden sich zwischen den einzelnen Btdcken leere
Blätter, von denen einige im 16. Jahrhundert zU Aufzeichnungen benutzt
sind, so zu einem kurzen Brief „Eobanus Hessus Rex (Vriaco Hilgnero
Arohitriclino suo salutem'^ mit vier angehängten Distichen uml zu einem
Auszug aus Johann Agricolas deutschen Sprichwortern (Bl. 98 und 94),
die erst im Jahre 1528, resp. 1584 veröffentlicht sind.
Alle oben angegebenen Stücke sind zwar nicht von einer Hand, doch
ohne Zweifel im 15. Jahrhundert geschl*ieben ; för 1, 8 und 5 ergiebt sich
der terminus post von selbst. Das „Stadtbuoh zcuw Amnstftdt" ist wohl
um dieselbe Zeit« d. h. kurz nach 1483, geschrieben, die thüringische
Chronik dagegen am frühsten. Das geht schon daraus hervor, dass si^
die besten, deutlichsten Schriftzüge aufWeist, und zwar ist die zweite
Hälfte der Chronik noch besser geschrieben als die erste. Die Schrift
entspricht in Hinsicht der Deutlichkeit und Sorgfalt fast der der Ur-
kunden aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Der erste Schreiber hat die
Rothesche Chronik bis zum Jahre 1342 abgeschrieben; er bricht mitten
in dem Kap. (Rothe ed. Liliencron) 673 ab. Der anderen Hand ver*
danken wir die Fortsetzung und die Cammermeisterschen Annalen bis
zum Jahre 1459; der Rest der letzteren bis zum Jahre 1467, resp. 1468
ist durch eine ruchlose Hand herausgeschnitten. Die Chronik beginnt
mit den Worten: „In den gezciten alsz vnser herrc Jhesus acht vnd
zcwencig ior alt was etc. ",vergl. Rothe — v. Liliencron 188*: „Wie die Sacfafsen
zu erst yn diefse lant qwomen'*; sie beginnt also mit der Geschichte der
Sachsen und Thüringer. Es fehlen ausser dem Widmungsgedicht die
ersten 132 Kapitel der Rotheschen Clironik, welche in der Liliencronschen
Ausgabe 93 Seiten kleinen Druckes von S. 11— 104 umfassen.
Mencken hat zu der von ihm besorgten Ausgabe der Cammermeisterschen
Annalen eine Handschrift des Dresdener Archivs benutzt, die er in seiner
Vorrede mit folgenden Worten charakterisiert: utrum vero noster codex,
quem ex Tabulario regio obtinuimus, autographus sit an apogräpbus,
Handschriften und Chronik. 3
nunc non dispicimus; vetustus certe est et incorruptus nobisque hoc
minus neg]igendu8, quod Ohronicon Thuringiae Rothianum, quodTomoII.
dedimuB, continuare videtur: er lässt es also dahingestellt, ob er die
Urschrift oder eine schon früh angefertigte Abschrift vor sich gehabt
hat. Das erstere ist nicht wahrscheinlich; denn einerseits lässt sich aus
dem Codex Bud. und zugleich auch aus der noch vorhandenen Dresdener
Handschrift der Menckensche Text wesentlich berichtigen, andererseits
müsste man doch annehmen, dass Mencken, wenn er seine Handschrift
für einen codex autographus gehalten hätte, bei seiner Hochachtung
gegen den Autor sie vollständig mitgeteilt haben würde. Er benutzte
höchst wahrscheinlich einen Auszug, der nicht viel umfangreicher war
als die Tettauische Handschrift. Es zeigt sich auch B. (Cod. Buder) in
der Orthographie regelmässiger und den Urkunden der Mitte des 15. Jahr-
hunderts ähnlicher als das Manuscript, welches Mencken benutzt hat^
vorausgesetzt, dass es ihm auf Genauigkeit angekommen ist. Da nun
von allen Seiten, vergl. besonders Michelsen, Zeitschrift des Vereins f.
thür. Gresch., B. 1. 8. 76., behauptet wird, dass die thüringische Chronik in
der Buderschen Handschrift „ohne Zweifel in den letzten Decennien des
15. Jahrhunderts geschrieben" sei, so liegt die Frage nahe, ob diese
nicht die Urschrift sei. Prüfen wir die Gründe, die sich dafür anfuhren
lassen.
Es ist in der Einleitung nachgewiesen, dass Cammermeister erst
in den letzten Jahren seines Lebens seine Chronik geschrieben hat.
Cammermeister ist im Jahre 1467 gestorben, also kurz vor den Jahren,
die man die letzten Decennien nennen kann. Die oben angeführte
Behauptung über die Zeit der Niederschrift der thüringischen Chronik
im Cod. Bud. hat wohl Michelsen vor allem deshalb aufgestellt, weil auf
den ersten hundert Seiten Verordnungen und Verträge stehen, die erst
im Jahre 1483 veranlasst oder abgeschlossen sind. Er ging von der
Ansicht aus, dass der betreffende Schreiber die Anfertigung des Manu-
scripts a principio libri begonnen und zuerst das aufgezeichnet habe,
was sein Interesse erregt habe oder das desjenigen Mannes, der ihm die
Arbeit aufgetragen. Er nimmt also an, dass das Manuscript dem
Schreiber so, wie es uns heute vorliegt, und zwar eingebunden, zur Ver-
ftigung gestanden habe. Ist diese Annahme aber durchaus notwendig
und sicher? Wären nicht in jenem mit einem Prachteinband versehenen
«*
4 Handschriften der (^hronik.
Biuth sogleich die ereten Seiten beschrieben worden? Würde nicht, der
Abschreiber bei dem hohen Preise des Papiers in jener Zeit dazu ange-
halten sein, jegliche Verschwendung zu vermeiden? Und doch finden
wir bis Blatt 98 nicht unerhebliche Lücken, die in Manuscripteu zweiter
Hand gewöhnlich vermieden sind, und zwar zwischen der Amtsordnung
der Wassermeister und dem Stadtbuch von Arnstadt mehr als 3 Blätter,
d.h. 7 Folioseiten, zwischen dem letzteren und den Erfurtischen Statuten
mehr als 11 Blätter, d. h. 23 Folioseiten, zwischen diesen und dem
Mainzer Vertrag 20 Blätter, d. h. 40 Folioseiten , und dann nach Blatt 90
ursprünglich 8 freie Blätter, von denen einige erst im 16, Jahrhundert
beschrieben sind, während von Blatt 98 an sich keine Lücke, keine
Papierverschwendung findet. Kann das von vorneherein beabsichtigt
sein? Ist nicht vielmehr anzunehmen, dass Stück 1 — 5 erst später als
die thüringische Chronik in das vorliegende Buch eingetragen sind, um
die grosse Lücke bis Blatt 98 auszufüllen und zugleich das Papier zu
benutzen ?
In Kap. 146 der Cammermeisterschen Clironik heisst es: „der selbe
er Härtung hatte diese kronicken schreiben laszen und ouch seibist viel
geschriben." Mit diesen Worten soll nicht gesagt werden, dass er irgend
einem Schriftkundigen den Auftrag gegeben habe, eine Chronik zu ver-
fassen, auch nicht, dass er den Inhalt einem Schreiber in die Feder
diktiert; es soll vielmehr darauf hingewiesen werden, dass er die
Rothesche Chronik, so weit sie thüringisch -sächsische Geschichte behan-
delte, zum Teil habe abschreiben lassen, zum Teil selbst abgeschrieben
und bis in seine Zeit fortgesetzt habe. Ist es nun nicht aufiallig, dass
wir in dem Buderschen Manuscript der thüringischen Chronik zwei Hand-
schriften finden , von denen die letzte sehr viel Ähnlichkeit hat mit der
officiellen Urkundenschrift der Mitte des IB. Jahrhunderts ? Die Geschichte
der Jahre 1343 — 1459 ist von derselben Hand geschrieben, und wenn man
sich auch ungern der Annahme erschliesst, dass in jener wenig schreib-
lustigen Zeit ein viel beschäftigter Mann 118 Kapitel aus der Rotheschen
Chronik abgeschrieben habe, so darf man doch die Möglichkeit, zumal bei
einem so mit der Feder gewandten Herrn, wie der ehemalige Geleitsmann
und mehrmalige Bürgermeister, der Herausgeber der Geleitstafel und Regi*
mentsordnung war, nicht abweisen. Berücksichtigt man ferner, dass die-
jenige Chronik, welche Rothe am 21. Mai 1421 für die Landgräfin Anna
Handschriften der Chronik. 5
vollendete mit R.-Lil. c. 758 abschloss und dass die Fortsetzung seinoe
Werkes, wie ich aus der Historia Erphorfordensis anonymi scriptoris de
Landgraviis Thuringiae in Pistorii Scripta rer. Germ., I. p. 1 296—1 365, zu
schliessen wage, nur bis zum Jahre 1426, also bis R.-Lil c. 770 reichte, so
ist die Zahl der Kapitel, die Cammermeister selbst aus Rothes Werk
abgeschrieben hat, keineswegs so gross; um so bedeutender wäre die
selbständige Arbeit Cammermeisters, falls er die Kapitel 771 — 802
verfasst hat. Allerdings darf man nicht vergessen, dass Rothe, der am
5. Mai 1434 starb, die Ereignisse, welche die Kapitel bis 794 incl,
enthalten, noch erlebt hat. Es ist nun in der Einleitung nachgewiesen,
dass Cammermeister erst in hohem Alter den Plan gefasst hat, die
Rothesche Chronik bis in seine Zeit fortzusetzen, resp. eine Chronik
seiner Zeit abzufassen. Ist es unter solchen Umstanden so unglaublich,
dass er in Rücksicht auf sein hohes Alter nicht die ganze Chronik
abschreiben Hess, sondern fürs erste den Anfang derselben, der
mit der deutschen Geschichte nichts zu thun hatte, absonderte und,
falls er dem Schreiber sogleich ein eingebundenes Exemplar zur Verfü-
gung stellte, soviel Platz, als die ersten 132 Kapitel Rothes ungefiihr
erforderten, freizulassen befahl, damit dieselben später eventuell nach-
getragen werden könnten? Es ist allerdings wahrscheinlicher, dass er
die einzelnen Teile seines Werkes erst zusammenheften und einbinden
Hess, als er in seinem Testamente über dasselbe veriugte; denn da das
Werk in dem Chor der Skt Georgenkirche jedem zur Einsicht freistehen
sollte, so musste es gebunden sein. Vielleicht hat er erst jetzt soviel
Papier, als seiner Berechnung nach für den Abschnitt der Rotheschen
Chronik, welcher von der Erschaflung der Welt bis zum Jahre 28 n. Ch.G.
handelt, notig war, vorheften lassen und die Verfügung getroffen oder
die Bitte ausgesprochen, dass man das Werk vervollständige, auf dass
es eine Weltchronik für Thüringen und Sachsen werde. Die Pfarrleute
von Skt. Georg aber fürchteten, dass durch den häufigen Besuch ihr
Chor leiden würde, und waren mit dem kostbaren Vermächtnis nicht
recht zufrieden. Es war ihnen eine Last, und „durch gemein rathe der
pharlute" ward die Handschrift dem Rate „ingethan", d. h. zur Verfügung
gestellt und übergeben. Der Rat übernahm die Clironik und liess ein-
tragen , wie er in Besitz des Buches gekommen sei. Diesem Unistande
verdanken wif eine Nachricht; über den Urheber des Werkes; es ist die
6 Handschriften der Chronik.
einzige, die eich in der Chronik findet. Zugleich fügte man einen
Bericht über die merkwürdige Witterung der Jahre 1467 und 1468 hinzu
Daraus läset sich als sicher annehmen, dass die Besitzübertragung im
Jahre 1468 stattfand.
Ich möchte nun behaupten, dass in der Buderschen Handschrift uns
der Urtext vorliege, zumal das Papier derselben die gleichen Fabrik-
zeichen aufweist, wie das in den libri doniinorum der Jahre 1428 — 1455
des Erfurter Rates im Magdeburger Provinzial - Archiv. Auf die leeren
ersten 100 Blätter hat man uicht den Anfang der Rotheschea Chronik
geschrieben, vielmehr anderthalb Jahrzehnte später Statuta, die für
Erfurt wichtig waren, und man ehrte damit den Urheber der Chronik,
der für die Statuta und Gerechtsame seiner Vaterstadt sich aufs hödiste
interessierte, mehr, als wenn man den Anfang der Rotheschen Chronik
hinzugefügt hätte. Das Interesse, welches die Zeitgenossen Cammer-
meisters dem Werke widmeten, ist ohne Zweifel sehr gross gewesen,
sicherlich jedoch nicht so gross, dass man bald nach dem Jahre 1468
eine neue Abschrift veranlasste, die nicht ohne bedeutende Kosten
hergestellt werden konnte. Die Zahl der Schreibkundigen war noch klein
und wenn auch die Erfurter auf ihre Vergangenheit stolz waren, so
lebten sie doch mehr der Gegenwart, und die Geschichte der letzten
Decennien hatte für sie besonders insofern Wert, als es sich um Privi-
legien, Statuta und Gerechtsame handelte. Hätte sich aber ein reicher
Patricier eine Abschrift in einem so schön eingebundenen Buche
anfertigen lassen, so wäre sie auch vollendet demselben übergeben
worden. Vollendet ist die thüringische Chronik der Buderschen Hand*
Schrift dem Äusseren nach nicht. Die Anfange der einzelnen Abschnitte
hat der Schreiber durch grosse Buchstaben in roter Farbe zieren wollen;
er hat die ersten Buchstaben deshalb fürs erste fortgelassen. Sie fehlen
besonders in demjenigen Teil, den nach unserer Meinung Cammer-
meister selbst geschrieben hat. Durch seinen Tod ist er behindert worden,
dieselben in roter Farbe hinzuzufügen. Eine ähnliche Behauptung
lässt sich für die Kapiteleinteilung und für die Überschriften auf-
stellen. Am Rande der Handschrift Bud. finden sich zu einigen Kapiteln
Überschriften in roter Tinte in Schriftzeichen, welche zwar etwas kleiner
sind als die in der Chronik, aber doch dieselbe Hand verraten. Diese
Marginalnoten sind entstanden, bevor die Handschrift eingebunden war.
Handscbrifteu der Chronik. 7
Durch die Beschneidung sind nämlich einige Worte oder Silben oder
Buchetaben weggefallen. Obwohl "^ie Marginalnoten gegen den Schluss
der Handächrift seltener werden, kann dennoch aus dem unfertigen
Zustande der Handschrift geschlossen werden, dass der Inhalt aller
Kapitel entweder in der Urschrift angegel)9n war oder doch, falls B,
die Urschrift ist, angegeben werden sollte. Daher glaubte ich mich
berechtigt, eine Kapiteleinteilung einzuführen und als Überschriften die
Marginalnoten Buders, resp. der anderen Handschriften zu benutzen oder
solche zu ergänzen, wie für einige Kapitel geschehen ist.
Wie dieses Buch aus dem Ratsarchiv gekommen, ist schwer zu
sagen. Sollte nicht das tolle Jahr, wie für viele andere Urkunden der
Stadt Erfurt, so auch für dieses Mauuscript verhängnisvoll gewesen sein ?
In der Mitte des 16. Jahrhunderts befand sich B. wohl schon in Jena,
und aus ihm und einer Bothehandschrift hat Job. Bartholomeus höchst
wabrscheinlicIT die jetzige Dresdener (*aromermeisterhandsohrift abge-
abrieben.
Was den Inhalt der Buderschen Handschrift betrifft, so enthält sie
keineswegs alle Kapitel der Rotheschen Chronik ed. v. Liüencron i von
Kap. 133* an, sondern nur die, welche deutsche Geschichte behandeln.
Es sind meistens solche Kapitel, die in BL. gross gedruckt sind, und
zwar: 133»; 133«»; 133«; 134; 152; 156; 159—168; 185; 192—194; 198
von den Worten an : „In dem iare alszo man zahlte noch Cristus gebort
745, do wart sente Bonifacius etc."; 199; 224 von König Heinrich I. da»
Grossgedruckte, doch fehlen die letzten Worte „wenn her wolde"; 228;
231; 240—242; 245; 275; 276; 279; 287; 329; 330-337; 369; 370;
389 — 343, doch fehlen von 343 die letzten Worte „unde tet om grosze
hülfe etc."; 344—352; 372-379; 383—385; 388-393; 403—407; 409 414;
416—425; 429—434»; 437-440; 445—446; 448—450; 469; 471-472;
474—480; 488—490; 497—501; 504—605; 516; 518—521; 529—530;
532— 543; 545—546; 549-557; 563—573; 583 das Grossgedruckte;
585__586; 688—589; 593-696; 601—609; 611; 613—614; 616—630;
632; 634—640; 642—644; 647—649; 651-653; 662—664; 666—687,
692 — 723. An RL. 723 schliesst sich die erste Nachricht, die Caramer-
' Dafür wird von jetzt ab stets gesetzt RL., für ChkIcx Buder B., ffir die
Preedener Handschrift D. , für die v. Tettau T.
8 Handschriften der Chronik.
meister hinzufügt, über das Feuer in der Fingerlingaspe von Erfurt
i. J. 1375. Von hier ab finden sich in B. sämtliche Kapitel von RL. bis
802 ausser RL. 763 a: „Wie grofs hunger yn Doryngen wart", 767,
wo in zwei Zeilen von der Einnahme der Stadt „ Kommetaw" durch die
Hussiten i.J. 1421 die Rede ist, und 797 Schluss (6 Zeilen).
Die Orthographie der Handschrift Buder ist im ganzen noch korrekt,
wenn man von der unnützen Verdoppelung der Konsonanten absieht.
Dieselbe erleidet vor allem n, auch d, t, f, s, m, am Ende sowohl wie
in der Mitte, ebenso p, z. B. in „Sopphien." Dass die Media und Tenues
b und p, d und t, c und g und k, gk und ck, ferner v (u) und f ohne
Unterschied stehen , braucht nur angedeutet zu werden. Für z tritt meist
zc oder cz ein, welches auch oft tz gelesen werden kann. Inbetreö*
der Vokale tritt y oft für i ein, o oft für u und umgekehrt^ ebenso o
für a; u wird bald durch u bald durch v und w bezeichnet. In den
Endsilben findet sich noch häufig i für e. Die gebrochenen Vokale ö
und ü zeigen sich nie; ab und zu, doch sehr selten, erscheinen zwar
über u zwei Pünktchen, doch sollen sie nur u von n unterscheiden. Für
die Diphthongen stehen oft die einfachen Vokale. In dem Text ist
ohne Bedenken die Verdoppelung des n, f, t am Ende meist nicht
berücksichtigt, ebenso nicht in der Mitte in „und, unser, tusent, u.a.",
für ssz in „Sachsszen, Mysszen u.a.," besonders nach langem Vokal und
nach Konsonanten, meist sz geschrieben. Femer ist v im Anfang vor
Konsonanten immer durch u (also „und" nicht „vnd"), u vor Vokal
durch V, das konsonantische i durch j, das vokalische stets durch
i gegeben. InbetrefT der Berechtigung zu dieser Änderung kann man
sich zur Not stets für die einzelnen Fälle auf die Dresdener Handschrift
berufen. Am Anfange der Kapitel sind stets grosse Anfangsbuchstaben
gebraucht, sonst treten sie nur selten auf, und dann ohne eine bestimmte
Absicht von Seiten des Schreibers; selbst die Eigennamen sind meistens
klein geschrieben.
Nicht -minder wichtig ist die Dresdener Papierhandschrift K 71;
sie ist Folioformat, in Leder gebunden und umfasst 456 Blätter. Die
ersten 20 Blätter sind leer gelassen; auf Blatt 21 — die Numerierung der
Blätter stammt aus neuerer Zeit — ist folgende Angabe: „Härtung
Cammermeister ein Raths- Meister zu ErfTurt, so anno 1467 gestorben,
ha(t) diese Chronik schreiben lafsen. Vide fol. penult. Mencke hat T. II
Handschriften der Chronik. 9
die Thüringen angehenden Historien unter Joh. Rothenp Nahmen vnd T.III
ßcriptt Rerum Saxon., die Cammermeisterßche Fortsetzung herausgegeben.
Merkwürdigkeiten T. ni." Am Schlüsse der Handschrift stehen die
Worte: „LAV8 DEO A®. 1572 den 27 Septembris durch mich Johan
Bartholomeus geschrieben." Die Arbeit selbst fand wahrscheinlich in
Jena statt; dies lässt sich aus einer Marginalnote p. 864b schliessen
Es heisst daselbst: „Nota. Als man diesse Cronicka aufs new vmb-
geschrieben Anno dni 1572 hat ein malder weytzen 21 fl, der gemanck
20 fl, die gersteu 15 fl, der haffer 8 fl, alles bar geld gegoltten zu Jhena
vnd allenthalben."
Diese Handschrift enthält die Rothesche Clironik und die Fortsetzung
derselben, die Cammermeistersche ; für die Edition der letzteren* ist sie
besonders dadurch wichtig, dass sie allein sämtliche Berichte Cammer-
meisters vom Jahre 1459 — 1466, resp. 1467 enthält. Das Rothesche
Gedicht findet sich in der Handschrift nicht; sie beginnt mit RL. c. 1:
„Von dem sontage tzum ersten." „In dem an beginne schuff Gott etc."
Die Chronik ist in deutschen Ijettern gesehrieben; für diese lasse ich aus
Rückeicht auf die ältere Buderhandschrift auch in denjenigen Kapiteln,
für welche sie die einzige Quelle ist, die lateinischen eintreten Auf
die Orthographie ist die Schreibweise der Zeit des Abschreibers nicht
ohne Einfluss geblieben. Grosse Buchstaben am Anfang der Wörter
treten häufig auf, ohne dass der Abschreiber irgend einer festen Regel
folgt. Dieselben Wörter sind bald gross, bald klein geschrieben ; bei den
Eigennamen findet meistens das erstere »statt. Die Verdoppelung des n
am Ende der Wörter ist seltener geworden , dafür häufiger die Verdoppe-
lung des f und t. Statt des einfachen t oder d erscheint dt, statt g am
Ende der Wörter häufig gk. Das i in den Endungen ist verschwunden,
dafür regelmässig e, der Umlaut ist im grossen und ganzen durchgeführt.
Nicht selten tritt h als Dehnungszeichen auf, z. B. „Rohma." Im
übrigen zeigen sich die Eigentümlichkeiten des thüringisch -sächsischen
Dialekts.
In der Abschrift der Rotheschen Chronik hat Johann Bartholo-
meus die Kapiteleinteilung beibehalt-en; er zählt bis 810= RL. 800. Doch
ist er bei der Zählung ziemlich nachlässig gewesen ; daraus könnte man
schliessen, dass er sie bei seiner Abschrift erst gemacht hat. Die- Über-
Schriften für die Kapitel von RL. stimmen meistens mit B. überein.
10 Himdschrifte« der Cbrojiik.
Die von RL. nicht aufgenommenen Kapitel, welche der Zeit nach noch
Rothe abgefasst haben kann, haben gleichfalls Überschriften; bei den-
jenigen Stücken, die unzweifelhaft von Cammermeister herrühren, sind
sie selten; etwas zahlreicher sind die Marginalnoteu , welche jedoch viele
Blätter hindurch ganz fehlen. Was den Inhalt dieser Handschrift
angeht, so fehlt das Widmungsgedicht; im übrigen enthält die Hand-
schrift RL. 1 — 137 (Seite 110, Z 13;; 14^ Anfang, die ersten vier Zeilen;
146—148; 152-164, Z 1-13; 172—181; 184- 222; 224— 236; 238— 280;
282—320; 322—420; 422—424; 425—650; 655-^688; 690—723, worauf
die erste von Cammermeister eingeschaltete Nachricht folgt. Von den
übrigen RL -Kapiteln 724—803 fehlen in D. nur 763,767 (etwas mrfir als
zwei Zeilen), 771, 773 die letzten vier Zeilen „Es qwam — yn der
Tunawe, 784, 797 ungefähr die letzten sechs Zeilen von „des seibin jarea
uf die wich faste u. s. w." an.
Karl Herrmann erwähnt in seiner Bibl. Erf. noch eine zweite Dres-
dener Handschrift; eine solche existiert aber nach einer Mitteilung des
Oberbibtiothekars in Dresden nicht Es bleibt demgemäss nur noch die
Handschrift des Ober -Regierungsrates Freiherrn v. Tettau in Erfurt zu
berücksichtigen. Diese Handschrift stammt aus dem Ende des 16. Jabr^
hundert« und enthält:
Bl. 1 — 11 eine Aufzeichnung einer Anzahl Kriminalfalle aus den
Jahren 1543-1548, in denen ohne Einspruch und Verhinderung der
mainzischen Beamten die Abnahme der Leibzeichen und die Beerdi*
gungen durch die städtischen Beamten geschehen sind;
Bl. 18— 51 die Erfurter Wasserordnung;
Bl. 53 — 169 eine thüringische Chronik, welche mit den Worten
beginnt: „Als mahnn schrieb nach Christi geburt 326 Jhar, da
begunden die Böhmer mit Ihrer gewalt sehr abzunehmen u. s. w.**
Die Chronik, in welcher eine Anzahl Blätter fehlen, ist in deutscher
Schrift geschrieben. Sprache und Orthographie sind die des 16, Jahr-
hunderts. In der Orthographie ist der Abschreiber in hohem Grada
inkorrekt und inkonsequent. Jedes auslautende n ist doppelt geschrieben
9
fast ebenso oft t, f, seltener 1. Auch in der Mitte findet sich die
Verdoppelung von n, m, t, d, g, p, f, auch nach langen und Doppel-
vokalen, z.B. „greiffen, Brieffe." Statt ph schreibt er pph, statt g gk
und schiebt dieses g auch nach r ein, z. B. „Margbiu*gk". Statt d am Eode
HandBcfarifton der Chronik. 11
findet Bich stete dt. Der grösste Überflues an Buchstabea zeigt sich in
„vnndt**. Aach th tritt häufig auf, z. B . „ vorbiethen ". Ebenso ist h als
Dehnungszeichen gebraucht, z.B. „verlohrenn, wahrenn, ehr = er**, ab und
zu auch e, z.B. „entphael." V wird bald u, bald v, bald f geschrieben.
Das i im Auelaut ist verschwunden. Statt ä, äu schreibt T. e, eu, z.B.
„Cartheuser ", statt i y, statt au ou. Ö und u zeigt sich nicht. In dem
Worte ,jahr** wird das h vorgeschlagen, also,jhar". Zu Anfang der Wörter
gebraucht der Abschreiber bald grosse, bald kleine Anfangsbuchstaben,
ohne jede feste Regel. Dazu hat er an vielen Stellen Worte ausgelassen
und dadurch den Sinn oft entstellt. Welche Handschrift der Schreiber
benutzt hat, lässt sich nicht feststellen ; oft lehnt er er sich an B. an,
mehrfach auch an die Dr.-Rothehandschrift. Für die Rothesche Chronik
hat T. nur einen geringen Wert; sie hat nur 19 Kapitel ganz und aus
33 Kapiteln einzelne Abschnitte herausgenommen, die oft nur wenige
Zeilen umfassen. Vielfach ist das Datum und die Jahreszahl falsch.
Nur einen einzigen kurzen Bericht weist sie auf, der sich in RL., in B.
und D. nicht findet: T. f. 79b „Nach Christi geburt 1309 jhar wardt das
Lawentbor vermauret, das mann nante der vonn Gleichenthor". Auch
fiir Cammermeisters Chronik tritt diese Handschrift gegen B. u. D. ganz
in den Hintergrund; nur ein Kapitel (21) bietet sie allein. Die Ortho-
graphie ist auch in diesem Stücke nach den Grundsätzen für B. und D.
behandelt
£& dürfte nun angemessen erscheinen, von RL. 723 an, wo in K
die erste Nachricht hinzugefügt wird, für die folgenden RL-Kapitel alle
wesentlichen Textveranderungen aus den drei Handschriften aufzuführen,
weil man von diesem Kapitel an eine Redaktion Cammermeisters an-
nehmen konnte. Dies aber würde zu weit führen, wenn auch dadurch
der von mir oben angedeutete Zusammenhang zwischen B. u. D. deutlicher
hervorträte.^ Nur auf einige ganz frappante Fälle, die auch eine wesent-
liche Verbesserung von RL. bieten, will ich hinweisen.
1 Darauf, dass gewisse Zusätze, die für den Sinn unwesentlich Hind, in
B. u. D. bald vorkommen , bald fehlen , im umgekehrten Verhältnis zu RL., lege
ich kein Grewicht. D. lehnt sich unstreitig an B. oder an die gemeinsame Quello
an, obgleich er das in B. so häufige „und** zur Verbindung der Prädikate oft
weglfisst und ab und zu die Wortstellung ändert. Dazu ist B. vollständiger als
D. ; D. bat kein einziges Kapitel , welches in B., soweit B. reicht, nicht steht.
12 Handschriften der Chronik.
1) Statt RL. 727, Z8: „pobir den gretin die houfestat u. s. w." geben
B. u. D. : „Damach älno man schreib nach Christus gebort MCCCXCVII
jar, do kouffen sie an deme berge pobir on den garten unde die
hofestat", und am Schlüsse des Kapitels: „Ore kirche wart do vollin
bracht nach Cristus gehurt MCCCC jar." Nach B. u. D. kommen die
Karthäuser schon 1377 nach Eisenach.
2) Der Schluss von RL. 758 lautet in B. D. T.: „do musten die fur-
lewte ander mel zu Isenach holen" statt RL: „an der raoel zu Isenache **
3) Zu RL. 777 schreibt v. Liliencron in der Anmerkung: Statt
„herzöge Hans 2000 gülden" (soll heissen „8000 gülden") liest Dr:
„der margraue von Brandinburg dingete vor syn lant zcu Frankin vor
nuen tusent gülden". B. und D. geben beide Nachrichten, sprechen aber
nicht von „2200 guldin", welche die Einwohner den Hussiten für die
Verschonung ihres Gebietes zahlten, sondern von „ sobenczenhundert
gülden." Diese Angaben in B. u. D. sind historisch richtig, vergl. Palacky,
Gesch. v. Böhmen , III, 2. p. 495 f., und Droysen, (Jesch. d. Preuss. Polit,
I. p. 360.
4) Statt RL. 781 Schluss: „do nemit uwirn verrethir, der dis slofs
gewonnen hat" lesen B., D. u. T.: „da nemet uwer verreter, der disz slosz
verraten hadt". Nur letzteres ist der Fall gewesen; das Schloss Hüne
wiuxle im Jahi*e 1431 von dem Landgrafen von Thüringen nicht erobert.
5) Seltsam ist in RL. 782 die Erwähnung eines Herzogs von Baiern
in dem lothringischen Erbfolgestreit. Dass Rothe von Renatus von Bar
gesprochen, geht aus Dr. (Rothe), wo „Bor" stehen soll, noch deutlicher
aus B.u.D. hervor, wo „Bor", resp. „Barr" gelesen wird; beide sprechen
auch stets von „fuszventen" statt von „fusslewten".
6) Für den Ausbruch des Zwistes zwischen der Stadt Magdeburg
und ihrem Erzbischof geben B. u. D., sowie Dr. (Rothe\ richtig das Jahr
1431 an statt RL. 7H7 1433; vergl. Aschbach , Gesch. des Kaisers Sigis-
mund, IV. p. 207.
7) B. u. D., sowie Dr. (Rothe), lesen: „zcouch do dannen vorder zcu
dem hertzoge von Meylan unde berichte (Dr R. vorchte) den mit den
Venediern" statt RL. S. 675Z.22: „zouch dodanne vordir zu Venedien".
8) Von grosser Bedeutung sind die Berichtigungen für RL. 795, wo
der V. Liliencron gegebene Text historische Irrtümer enthält. Die Stelle
lautet nach B.u.D.: „In deme vorgeschrebin jare, also i^^n schreib nfich
Handschi'iften der Chronik.
13
Oristus geburt MCCiJCXXXIII jar, wurdden die cardinale gemeinlich
gesant in das cohcilium gein ßasile. Oueh muste der babiste von Rome
vlien, unde der keiszer heile om gerne mit ome gein Basile bracht. Von
8tuut also der keiser von Rome quam, do wart dem bobiste vil vede von
dem principe und dem hertzogen von Meylan, bis das er kume selbander
von Rome quam bis gein Pisa, Da holten on dy von Florentz mit
groszen eren und bilden on da eyne zceit und besorgeten sich doch vor
dem hertzogen von Meylan, der sien vient was, wanne er om alle sine
slos unde stete angewunnen hatte.^
Die beiden RL.- Kapitel 801 und 803 sind höchst wahrscheinlich
von Caramermeister geschrieben und finden mit vollem Recht eine Stätte
in der Cammermeisterschen Chronik, zumal da c. 801 so zu sagen den
Schluss der historia Sigismundi bildet
Zur Charakterisierung der drei Handschriften erscheint eine
übersichtliche Inhaltsangabe der Clironik Cammernieisters nicht unan-
gemessen: aus derselben kann man sowohl ersehn, in welchen Hand-
schriften die einzelnen Abschnitte sich finden, als auch erkennen, wie
sich die neue Ausgabe an Umfang und Inhalt zum Menckenschen Druck
verhält
Uberaebrift der lUpft«!.
1. Von eyme brande in der Vingerlin gasz.
(a. 1375).
2. Von grosze gesmncke in Doringen u. 8. w.
(a. 1403).
3. Von der cleidiiuge mit zcuhawen loden
in Doringen.
4. Wie die Busftzen georloibet worden u.s. w*
(n. 1407).
5. Wie dy fursten voreint widder alle yre
foite huldin lissin.
6. Von eyner nuwen muntze in Doringen.
7. Die nuwe muntze beder bern zou Friberg
und berre in Doringen.
Ö. Wie ein burger von Erfurt in Mentze
ermort wart.
9. Wie Heide rungen zcnm andrin male ge-
wonnen wart und der von Heiderunge
ertlagen wart (a. 1417).
Bud.
Dr.
T«tt.
236b
C.725 fin.
248 a
249 a
97 a u. b
2f)0'a ff.
C.7GÜ
250» b
c.7t)0
2.jO- b
251b
c. 764
25! b ff
C.765
253b
C.768
M«nek. UT.
14
Handschfiften der Chronik.
Ü benehr Ift der Kapitel.
10. Wie ein sscog yor Präge wart (a. 1418).
11. Wie dy furstcn dem kouige nachzeogen.
12. Wie dy ketzerye in Hhemen ubirhent nam.
13 Wie dy fursten Brux und Ausis innomen
U.S.W, (a. 1419).
14. Von dem zcoge vor Ansig (a. 1420).
1.'). Wen margrafT Wilhelm gestorben (a. 1424)
10. Wie hertzog Friedrich, der newechurfurst,
starb.
17. Wie hertzog Friedrich kurfurste wart.
c.I-lII.
c. IV.
18. Wie er Sigcmant der fursten bruder
wart hisohof zcu Wirtzburg usw.
19. Wie die von Northusen unib unerlicher
diebe willen einen irer ratiszfreunde
beuge ten, deme man unrecht that.
20. Wie ein borger czu Erffort ein viennan
wasz, gnant Henne Waldinradt, wart
umme hasszis willen schölten u. s. w
(a. 1431).
21. Wie die Collegaten in der Himmel pf orten
zu Erfurt viele ihrer guten Bücher ver-
loren (a. 1432).
22. Wy schliff hertzog Friderich von Sach-
szen by.
23. Hassiaca.
24. Von eyner nuwen muntze.
2'». Eyne seltene gcschiehte von eynem monohe
(a. 1433).
2€k Der tonn zcu den Austinem zcu Erffurte
wart gebuet (a. 1435).
27. Wie wardt uszgerodt . . . von des conci-
lii . . . doctores der errethum von der
entphengnusz Marie (a. 1435).
28. Wie ein grosz winter wart (a. 1435).
29. Wie Borghart, bischof czu Halberstat, eyn
strit vorloisz gen den von Honsteyn und
Swartzburgk (a. 143C).
30. Wie dy tursten Hetstet gewunnen (a. 1439).
31. Wie hertzog Friedrich von Sachszen dy
zcysze in Miszen nam (a. 1439).
Bad.
254a
254a
254 a
2.54b
254b
255b
2.57 a
257 a f.
258 a
2r»fta
202b ff.;
d. Anfang
Rothe
c 779
Dr.
c. 760
c. 769
c. 770
c. 772
c. 775
C.77GU.778
Tett.
26(}a
267 a
207b f.
2G8a f.
209b f.
271a
272 b
272 b
273 a
273a
C. 4 < r
C.789
C.790
c. 799
e.801
0.809
p.SOCa
366a
Menck. III.
p. 94— 96 a
97 a
27da aaob
Ilandscbriften und Chronik.
15
Überaebrlft der Kaptt«!.
32. Wie bischoff Ditterich von Ertbach in
reidt zcu Erffurt (a. 1440).
33. Von konig SigeuiunUe c. I— XLVI. (c.
XLV findet »ich in RL. e.801).
Bud. Dr.
273 b
274a-285b3r.6b.378a,
doch fehlen
In Dr.
0. XXX bis
XXZVII.
XLIll
n.XUV.
c4. Wie die Armagnacs grossen Sehaden
anrickieten (a. 1444).
35. Wi« viel Brandkom wuchs (a. 1440).
36. Wie mancherley nuwe eleydunge in die
lande quam (a. 1445).
37. Wie Untgrave Prederich atarp sn I>o-
lyngen uff der burgk Wissensee (a. 1440)
(yergl. RL. c. 802).
38. Wie der Bürgerraeister von Prag die Stadt
verraten wollte (a. 1440).
39. Wie der von Henneberg borg Hüne ge-
wann (a. 1441).
40. Die forsten von Sachszen »Iahen ncwe
muntze (a. 1444).
41. Wie der konig von Polen uf den heyd-
nischen keyser »n Torkie zcouch u, s. w.
(a. 1445).
42. Wilhelm, hertzog czu Sachken, leit bei
(a. 1445).
43. Von dem Fischmarkt und dem RathauSe
zu Erfurt (a. 1445-1448).
44. Fridericus, ein graf von Beiehlingen, wird
ertzbiBchoff zu Magdeburg (a. 1445).
45. Wie ein blinder mit 6 reysigen pferden
und knechten kegen Erfford kam u. s. w.
(a. 1445).
40. Wie der Rat zu Erfurt die Stadtgräben
verkaufte (a. 1445).
47. Wie £e Erfurter ihr Schloß» Cappellen-
dorf versetzten (a. 1445).
48. Wie die von Noremberg uf die Waldin-
fela zoDgin (a. 1445).
49. Der sächsische Bruderkrieg (a 1445—1447)
(31 Kap.).
t.
— -1,-
Tett. Menck. lil.
285b
28«ia
286 a
286 a
286a ff.
287 a
287 a f.
378 a
379a f.
378 b
378 b
379 a
287 b
288a
288a
288a
288a
288 b
289a
289a
280a-296^
79 b
380a
380b
380b
380b
381a
381b
38t b
381b
382a-392a
97
1 85
1185
na") f.
1186-1187
1187
99
100—120,
doch fehlt
Blatt 105,
117 u. 119.
1187
1187-1198
16
Haudschriftcu der Chronik.
Uberacbrift der Kapitel.
TjO. WaK in Erfurt geschah im Jahre 1447
(10 Kap.).
51. Eroberung Prags durch Pixiiebrad (a. 1448).
52. Was in Erfurt im Jahre 1448 geschah
(3 Kap.).
53. Hunyadis Niederlage bei Kossova (a. 1448).
iA. Krieg zwischen Mailand und Venedig
(a 1448).
55. Marcgrave Albrecht von Brandinburg
wird der von Noremberg fyent (a. 1449).
50. Befestigungsbauten in Erfurt im Jahre 1449.
.57. Die schwarf.burgische Fehde (a. 1449 —
1450) (33 Kap.).
58. Die Vitzthumsehe Fehde (a. 1451— 1452)
(25 Kap.).
59. Von dem goMenen Jahr und dem Cardi-
nal Nicolaus von Cusa (a. 1451) (11 Kap.).
tiO. Die Joden zw ErffVirthe müssen alle gelbe
ringe zum zeichen tragen (n. 1452).
Öl. Wie Johannes de Capistrano gein Erffurte
qwani (a. 14.52) (7 Kap.).
(J2. Von XV Ellen Hanftuch, die an einem
Tage angefertigt wurden (a. 1452).
63. Von einem Diebstahl in der St. Marcus-
kirche zu Venedig (a. 1462).
tu. Wie ein Doct«r von Padua aus dem Ge-
fängnis in Venedig befreit wird (a.l452).
65. Wie der Herzog von Burgund und die
Stadt Gent Feind werden (a. 1453).
66. WMe die Städte in Preussen mit dem
Deutscheu Orden sich veruneinigten
(a. 1454).
67. Wie viele Ketzer in Thüringen verbrannt
wurden (a 1454).
68. Von Unser Liebfrauenkirche zu Erfurt
(a. 1454).
Bad.
296b f.
Dr.
In D.
392a f. nur
I, 11, VIII
bis X.
297 a
297 b
297 b f.
298 b
298b f.
299b
299b-304a
S04a-.310b
310b-312b
92b400a
400a-409a
312 b
312b-313b
313b
314a
409au.b
hat nur
c. VI und
VII.
409b
ITett.
120f., es
fehlt VII.
121, doch
fehlt 111.
121b— 132
132-143 b,
doch fehl.
c.II,XXU
-XXV.
314 a
409b
314a f.
410b
314 b
410 b
314 b
411a
314 b
411a
411a
143 b
143 b— 147
Menek. HI
1196 hat
nur VII u.
IX.
1198 hat
nur I und
III.
1198 f.
1199-1207
1207-1214,
doch fehl.
c.n,
XXIIl,
XXV.
1214-15 hat
nur III —
VII.
1215
1215-1217
1217
1217
148
Handschriften der Chronik.
11
70.
1.
70
"3.
74.
(
5.
76.
77.
78.
79.
80.
81.
82.
83.
84.
85.
86.
87.
88.
89.
90.
Ijbcncbrift der Kapitel.
Von dem Kriege in Preussen (a. 1454)
(2 Kap.).
Was ein merglich bi.schof von groszem
wuU und iamnier der stad Constanti-
nopel geschrebin hat.
Von dem Briefe des grossen Machmet an
den heiligen Vater, Papst Nicolaus V.
Von dem Diener des Cardlnals Isidor.
Von dem Krummen Thor in Erfurt
(a. 1454).
Konig Laszla spricht hertzogc Frederich
an umb LXUII schlösse und stete
(a. 1454) (5 Kap.).
Grafi* Heinrich von Honstein hat wirt-
scliaffl.
Wie der Sultan Belgrad angriff.
Von dem grossen brande der stad Naum-
burgk (a. 1455).
Cnncz von Koflfnngen wird H. Friedrichs
feindt (a. 1455).
Von dem Gewölbe der Liebfrauenkirche
zu Erfurt (a. 1455).
Constitutio de sacris hostiis abscondendis.
Wie Hunjadi den Grafen von Cilly er-
mordete.
Von einem Erdbeben in dem Königreich
Neapel.
Praeco indnlgentiarum non sanae mentis
captivuB.
Wie die Behmen das slos Isenberj? und
die stad Brux nomen (a. 1455>.
Von einem bösen Ereignis in Erfurt,
(a. 1455).
Von dem Ablas» des Papstes Oalixtus
(a. 1455).
Von einem Kometen und einer Missemte
in Franken etc. (a. 1455).
Neu geleit von hertzog Wilhelm auf-
gi'satzt. (a. 1455).
Von der neuen Kapelle in dem Kreuz-
gange in Unser LiebfVauenkirche und
von einem Turme zu Erfurt (a. 1455).
Herr Adolff von Glichen ist gestorben
i^a. 1455).
OetcUehtaq. d. Pr. S. XXZV. B.
Bufl.
315a
315a-318a
31Ba-319a
319b
319b
319b-320b
3-20 b
32C)b-:t21 b
321b
321 b f.
322a
3-22 a f.
322 b
322b
Dr.
411b
412a
Tett.
322 b f.
417 a
323a
417 b
3-23 b
418 a
3-2:^ b
324 a
418 b
324 a
419a
412b-414a
414a
4Ub-415a
415b
415 b f.
41(5b
410b
4l7a
417 a
324 b
324 b
419b
419b
148
149
Menek. III
152 flf.
153b
1218—19
1219
1219
1*220
1221
1-221
1222
12-22
1222
1222
18
HandRchriften der Chrüiiik.
riberaehrUt der lUpltol.
Uud.
Dr.
Tett
Menck. III.
91. Wie der Rat zu Erfurt die äussersten
Mauern bauete fa. 145«).
324 b
410 b
149b.l50a
92. New muntze (a. 1457) (S Kap.).
324 b f.
419 b f.
1-223
93. Wie König*TÄdislaw Hunyadi hinrichten
Hess (a. 1457).
325 b
420 b
94. Wie ein pfaff ein weip gewest (a. 14.)7j
325b
420b
1-224
95. Von König Udislaws Tod (a. 1457).
325 b
96. Ludewig, landgrafe tzw Hessen, stirbet
(a. 1458).
325 b
421«
1224
97. Von drei Sonnen (a. 1458).
326a
421a
98. Wie die Böhmen und die Ungarn sich
neue Könige wählten (a. 1458). .
326a
90. Graf Ernst von Gleichen starb (a. 1458).
326a
421 a
1224
100. Ilerczog Wilhelm zeucht vor das 8chlo(f.s
June und vor die Bramburg (a. 14.>8).
326 a f.
421 b f.
150 f.
1224
101. Juden werden von Erflfurt vertrieben
(a. 1458).
327a
422b
154b f
1226
102. Von dem Tode des Papstes Calixtus III.
(a. 1458).
327b
103. Graff Günther von Swartzburg und grafl'
Volrad von Mansfeld liegen bey (a. 1458).
327 b
423 a
1226
104. Marggr. Albrecht von Brandenburg ehe-
licht herzog Friederichs von Sachsen
tochter (a. 1458).
327 b
423 b
1227
105. Der Erzbischoft von Mencz starb (a. 1459)
327 b
1227
10<>. Tag zu Egra wegen der Behemischen
327 b,
5423 b f.
1227 f.
belehnunge (a. 14.50) (0 Kap.).
doch nur
noch die
ersten
Zeilen.
107. Kriegseni|>orung zwi.schen marggrafi*
Albrechten von Brandenburg und her-
czoge Ludewigen von Beyern (a. 14(10)
1229 f..
((} Kap.)
426a f.
doch fehlt
c.VI.
108. Krieg zwischen Dietrich von Mainz und
Friedrich von der Pfahs (a. 14<i0) (2 Kap.).
429a f.
109. Wie der rad zu Krfford die judenschull
an sich brochte (a. 14H1).
433a
156 b
110. Von dem Langenhaus in Erfurt (a. 14<»1).
4,33 a
111. Von der monze; wie der guido aber
hoher gestiegen (a. lAVA).
4,33 a
1231
112. Von den Augustinern zu Erfurt (a. 1461).
433a
HandschrifteD der ChroDik.
19
ÜUnehrift d«r Kapitel.
Bu<i.
Dr.
Tett.
Menck. lil.
113. Wie hertzogk Wylhelm von Hachssen
aber meer zum heyligen grobe zoch
(a. 1461).
43:ia f.
12:^1 f.
114. Wie markgraff Albrecht und derhertzog
von Beyern mit einander wieder feind
worden (a. 1461).
4:m b f.
115. W ie das jhar viel raupen gewest (a. 1461).
4a5a
116. Wie der wein erfroren und in allen
landen vortorben (a. 14<>1).
4a'>a f.
117. Von der montz. Newe muntz steiget
(a. 1461).
4:i5b ff.
155 ff.
123.3
118. Ein Bruchstück.
437 a
119. Wie bischoff Dither zu Mentz graffen
Adolffs von Naaaaw feindt wardt (a. 1461)
(12 Kap.).
4.37 a ff.
120. Wie sich der Bat zu Erfurt mit dem
Bischof Adolf über die Hchenkstätte
zu Daberstadt vertrug (a. 1463).
441a
l.')8
121. Hertzog Wilhelm nimpt das ander weib,
eine von Brandenstein n (a. lAil^).
441b
1-2:^4
1*22. Wie Mentz die stad gewonnen wirdt
ohn« wehre (a. 1402).
441b f.
121 Wie er Ulrich von Wirttembergk , der
bischoff von Metz und der marggraff
von Baden gefangen wurden.
443a
124. Alhier starb fraw Anna, landgreffin zu
Hessen (a. 1462).
443 b
125. Wie keysser Friedrich uneins ist mit
•
seiner Stadt Wien (a. 14(>2) (14 Kap.).
443b ff.
126. Von dem Taufstein in der St. Severs-
kirche (a. 1463).
447 b
159
1*27. Von Herzog Albrechts Tod (a. 1463).
447 b
128. Wie die Cartheuscr zu Erffort den
graben y so sie von dem rathe zu ver-
fertigen angenohmen , wiedergoben
(i. 1463).
447 b
150
129. Von dem Mauerbau der Stadt Erfurt
(a. 1463).
447b f.
IW
1.30. Von der Pest in Thüringen (a. 14G1).
448 a
131. Von grossem Schnee (a. 1464).
448a
KiO
132. Wie Ernst von Gleichen einen Bürger von
Erfurt gefangen nahm (a. 1464) (7 Kap.).
448b ff.
161 ff.
12:« f.
133. Wie der Papst Pius Hülfe wider die
TarUren begehrte (a. 1461) (2Kap.i.
450a 1
b*
20
HandRclirif^cn der Chronik.
i:j4.
135.
13G.
137.
138.
139.
140.
141.
142.
143.
144.
145.
146.
147.
148.
149.
Überachrifl der KapiteL
Bad.
Dr.
Teil.
Menck. Ilf.
Churfurst Friedrich Yon Sachnzen starb
(a. 14(M).
450b
1236
Derbischoff von Meideburg starb (a. 1404).
450 b
1236
Alhier wurden der graffe von ÖchwartÄ-
burg und der von Stolbergk mitt den
von NorthauHsen uneins (a.l4ß5) (3 Kap.).
450b f.
Wie der Wert der Gulden abermals
stieg (a. 14r>l u. 1405).
1236
Von der Eroberung Plauens (a, 1405).
451b
Herzog Wilhelm nimmet Apel Vitz-
thumb seine gutter (a. 1465).
451b
166a
1236
Von einem Hoffeste zu Marburg (a.l465).
452 a
166 b
Die fursten von Sachszen schlagen newe
monczc (a. 14(>j).
452 b f.
163b ff.
1-236
Von dem Komhaus vor St. Moritz-Thore
zu Erfurt (a. 1465).
163b
Wie der wein a. 65 vertorben frost halben.
453b
Wie hcrtzogk Wylhelm den von Norm-
berg die strasze nieder leget wegen
ihres burgers einen u. s. w. (a. 1466).
454a
167 b
1-237
Von dem Winter a. 1467.
454b
W^er diese eronica hat schreiben lassen
u s. w. (a. 14<)7).
455a f.
168
1238
Von vielen Hamstern und Mäusen
(a. 14^)7).
4.55 b
168
Warumb der hertzog von Burgundien
die Stadt Luttich gewonnen (a. 1467).
455b
Wie ein bescheyden guter winter was
(a. 1468).
456a
Härtung Cammermeisters Chronik.
1. Von eyme brande in der Vingerlin gasz. (B. B.) *
Item uff die selbe zceit (a. 1375) an des heiligen crutzes abint in dem
herbiBte erhup sich ein grosz fuer zu Erfforte in der Vingerlin gassze.
S» Von grosze gesmucke in Doriugen von silber und wie dasz noch
dem etwas vorging. (B.)
Es was in dem lande zu Doringen etliche vorgangen jare biszher
unde vordir wegis vil mer jare hernoch, bisz da.^ man schreib tusent
vierhundert XXX jar, szo oberswenglich grosze kostlikeit^ an gesmucke
der fursten, graven, herren, rittcrn, knechten, burger unde yren frowen,
eone und tochter mit vele ^tilbers, das sie an sich leyten, als mit groszen
faszungen, grossze glocke darane, etliche von X marken, etliche von
zcwolffen, von XV, von XVIII addir von XX marken addir mer. auch
etzliche trugen rinische ketin von IUI adir VI margken, ouch sust k<»st-
liche halszbande unde grosze silberne gortclc unde mancherley spangcn.
Abir hirnoch in dem jare, also nuiii schreib MCCCX'XLIIII jar, da
worden alle montze in dem lande zu Doringen nidder geslagen , unde is
ging eyne ytele niuve muntze usz; wie die gethan was, das findet man
klerlich in deme seibin jare hirncjch eygentlichen bcschribcn. die selbe
nuwe muntze wart wol bestcntlich angehabcn, abir sie bcstunt mit den
uszgegangen körne nicht lenge unde nam von jare zu jare abe . noch
dem als ein marg silbers in dem lande uff dise zceit nicht mer gelt wan
VII schog ader VII gülden, fant sichs hernoch in dem falle der montze.
1 Vergl, Seebach, Erfurt. Fcuerchron., Er f. 1736. Es brannte die Strasse
nieder bis an den Sckwunnng bei Allalieüigen ^ „alle Becherer und Heringer, alle
SaltzhÖcken und alle B<)ttner auf dem Rul)enmarckte" bis an die Sertatius-
kirdte.
2 Vergl. v. Falckenstein , Ilist. ix>n Er f., S. 301, und die Statuta des Er f. Rates
des Jahres 1420, welche die Pracht und Verschtoefidung bei Hochzeiten, Ijoichcn-
begängnissen und in der Kleidung beschrankten. Über den Schellenschmuck reigl.
Förstemanny Kl. Schrißen zur Oesch. der St. No^dhausen, 1855, 1, p. 158,
22 Hartuug Cammermeisters Chronik.
das eine marg Silbers gelt von uffetitzunge der guldin [unde]* wart
X Villi schog*' gelden, als man das hernach au sinen enden beschriben
wirt finden. 1 Unde is stunden auch uff mancherley muntze in dem lande
zu Doringen, zu Miesszen, zu Hesszen unde uf dem Eiszfelde [ufiTj,* die
sich an meisten alle Silbers unde pagemendes in Erfforte unde ym lande
alumbe erholte, davon nu solche kostlikeit, als hievor berurt ist wurddin,
sere abenam, wan die muntzemeister das alentzeln in die muntze uff-
koufftin, auch vil gutes gefeszis von silbern koppfen, schalen, spangen
unde von allerley silberwergke, das in die muntze bracht unde vorkouffl
wart, davone solche grosze kostlikeit underging, so das des silbers yra
lande wenig bleib unde ouch vorder wenig vorerbeit ader getragen wart
3. Von der cleidimge mit den zeuhawen loden in Doringen. (B. T.)^
Es was auch in den seibin jaren, das mane und frowen grosze
cleidunge von kostliche gewande mit gar vil zuhawen loden darane
trugen, so das manche vrowen, ouch jungfrawen unde manne, zu eyme
lodechtin rogke XV, XVI addir XVIII eile gutis gewandes lieszin snide.
die edeln uude die rieche frawe, jungfrowen und auch dy manne lieszin
VI eilen gutis gewandes snyten zu eyner lodiehtin kogiln. sotane lodin
wurden danne vm alder zu nichte mer nutze.
Es was auch in den seibin geziten gantz loufftig,' das die jungen
manne, vrowen unde jungfrawen, ouch dinstknechte zu festin, hochczeiten
unde ouch gemeinlich alle heilige tage rote schu von loeschfellin trugen
unde etliche spitzige snebelle darane unde die hovelute unde sust junge
gesellen an iren steffiin unde kostliche gezcuge uff yren pherdin. dis
und alle dy kostlikeit, hievor berurt, wert eine zceit der jare unde vor-
ging weddir zu siner zceit, unde is quam alle wege eine nuwerunge, als
sich das den noch alle nachfolgende jare alle zeyt begebit unde uff-
stehit in den landen, als sich den das hirnoch in dis buch ye zu
schreibin nicht vorhaldin mag werdin.
» „unde" * „uff" sind zu tagen. »> soU toohl heissen „XiF". "^ T. fOgt
hinzu „und gemeine.**
1 Vergl Cam. 111, 117 u. 137,
2 Vergl. v. Falck., Hist.von Er f., p.301. Die kurzen, unanständigen Kleider
waren schon 13fi4 in Erfurt verboten wurden, s. r. Falck., p. 263,
HartuDg Cammermeisters Chronik. 23
Es trugen auch die manne uff diesze zceit kortze cleider, so das sie
eren Schemen kome bedackten, sundern sie hatten zcwene lange ermele:
der hingen sie eynen hinden unde den andim forne nedder, damete sy
sich bedacktin. unde die vrouwin unde jungfrawen tnigen enge"" rocke
mit groszin soynien umme den are, und umbe den hals weren sie bloz,
das sie yre brüste nummer*» bedackten, unde die mansgeslechte trugen
kleine kogilchin.
4. Wie die Busszen georloibet sind worden und wie sy sich vor wan-
tid und mancherley vorworenisz und ander unlost in Doringen ufstunt. (B. D) ^
In dem seibin jare (1407), als landgrafle Frederich ,2 herre in Do-
ringen, bielag unde wertschafft hatte mit graven Günthers von Swartz-
purg tochter, herre zu Bundirszhusen , als hievor berurt ist, uf die seibin
zeit woren sine rethe er Bussze Vitzthum unde er Apil Vitzthum, sien
bruder, die dutzumol beide wonhafflig woren zu Roszla.3 die seibin
zcwene Yitzthume wurdden in kortz darnach georlobit aus dem hove in
etlichem widderwillen, unde grave Günther von ßwartzpurg nam sich an
des hoves regirunge und Tile von Sebech, dutzumol wonhaftig zu
Opprechtiszhuszen ,^ mit ym vor einen hovemeister. Des wurdden marg-
graffe Frederich unde marggraffe Wilhelm, sin bruder, von Miesszen,
langgraffen Frederichs vettim, umme die ergangin friate sere unwillig
unde ouch, das der gnante von Swartzpurg sich sines hofes und siner
lande regirunge so mechtig underczoge und anneme und yn losze und
unmechtig bilde, darumme so czogen die gnanten zcwene fursten von
Miesszen die vorgnanten zcwene Vitzthurame, die usz sime hoffe geor-
loibet waren, bie sich zu rethiu, mit name marggraffe Frederich ern
Apeln und marggraffe Wilhelm ern Buszen, die danne ein sulehis usz-
" B. „ende." " 2\ „kaum."
* Vergl. BöUiger, GescJi. Sttchs., I. p. 263, u, die Historia de Ixindgr. Thur., her-
ausg. V. Pistorius Nidanus , Frank f. 15S3. p. 908. Die wn Cammerm. berichteten
Ereignisse geschaJien 1407 — 14JZ
2 Friedrich txm Thüringen ^ Balthasars Sohn, regiert rmi 1406— 1440.
8 U. jetzt Nieder- liossla im Justizamt Apolda (S.- Weimar), ^/^ M. W von
Apolda.
* 0. jetzt Opperhausen f Kr Ijangensnhti. '* s -^f '^' f^>n Mühlhansen und 1'';^ M.
WNW von Langensalza.
24 Härtung Cammermeisters Chronik.
retin und zubrochtin, das etliche graven, ritter und knechte, lantgraffen
Frederich manne, mit namen graven Heinrich von Honstein, herre zu
Kelbra,^ burggraffe Albrecht von Kirchberg, herre zu Kranchfelt,^ er
Ditterich von Witzleubin , er Otte von Vaner und Caspar, sin bruder, er
Apil von Stuternheym, aide Fritzsche von Wangenheym, er Jacoff und
Apel, sine sone, Lutze von Wangenheym, sin bruder, Heinrich von
Erffa, Rudiger von Hayn und Kerstan, sin bruder, Hermann von Hei-
lingen, Hans von Farnrode und ander mer gesiechte sich worffen an
die gnanten zcwene marggraffen unde vorbunden sich zu den hinder
yrem rechtin herrin und nomen eine geselleschaft mit yn zu tragen uff,
unde das woren lauwen, unde taten das in der meynunge, den von
Swartzpurg usz yres vettern hoff und regiment zu dringen , unde wurddin
des mit oren mannen und mit den, die usz dem lande zu Doringen sich
an sie hieldin, die dy lauwen der geselleschaft mit yn trugen, eines
czoges ein , in das land zu Doringen zu zeihen. Ein sulchis wart land-
graffen Frederichon vormeldet, der selbe Hess dogegin flegiln^ vor eyne
geselleschaft uszgehin, die er und sine graven und ritterschafft, die is
mit om noch bilden, und ouch bischoff Günther^ von Meideburg, sin
swagir, gegin die lewner trugen , und in dem als die marggraffe zu dem
lande zu Doringen sich nehetin, so bnide und ano sumen hatte lantgraffe
Frederich sinen stetin alumme botschafft gethan unde den ernstlichin
vorbotin bie sinen hulden, sinen vettirn nicht inzAilazin an sine loube.
als fugete sichs, das die zcwene fursten j>orsonlich5 mit den jhenen etc.
qwomen vor die stad Weyniar und hieschin yn, do worin die tore best alt,
und die burger hieldin das gebot ihres herrin unde wulden yr nicht
ynlasze. alzo zcogen sie vorder vor die Stadt Wissensze; do erging is
on auch alzo. do rugkten sie vordir gein Wangenheym uf das sloz
1 Kelbra (Kr. Sangerhuuseii) N roin Kyfjhättseigebinje in <fei' GoMeneii A%»e
2 Kranichftld an der Ihn, jetzt ein halb meiningisdtes y halb iceimarisch^a
Städtchen, 2V4M. SW v<m Weimar.
* Vergl. Fistorius Nidanus p. 953: „«. 1411 im^ejnt sucietas Tritarnm, id est
Hegellnrum.^*
^ Günther von Magdeburg ist Erzbischof tvm 1403 (26. Juni) bis 1445
(23. März).
5 iSToc/t der Historia Anonymi Erford. Hi^kt das sächsische Heer „Friderico de
Wangenheym duce*' zunächst etn in Wangenheim „sexta a. fest. Mar. Magddenae'*
(15. Juli) 1412.
Härtung Cammermeisters Chronik. 26
unde login aldo etliche tage stille, ubir kurtze tage darnach retin die
beide fursten vor die stad Gotha unde hieschin do yn. die wurddin uff
das mol auch nicht ingelaszeu. alzo retiu sie widderumbe gein Wangen-
heim und qwomen dornach anderweit vor die stad Gotha mit phiffern
unde posunern unde mutten eich abir inzwlasszen; sie wuldin ane schadin
darinne sein uiide woldin or gelt czerin. als warff der thurhutter einer ^
dy kettln abe ane wisszen imde ane gehei^szen des ratis. alzo quomen
sie ingerethin uf den margkt zu Gotlia und sprachin zu den ratismeistern :
sie werin dar kommen irem vettirn zu gute und nymande zu schaden;
sie wuldin or gelt zcere; unde zcogen in die herberge unde beharretin
dor umbe etliche tage unde todin bot^chafft landgraffen Frederichen,
}Tem vettirn, gein Sangerhuszen , do er dutzumol hoff hielt und botin
den, gein sie zu tagen zu komen. Is fugete sich yn kortz, das dy dry
fursten ire rethe zu eyme fruntlichen tage gein Erffurtt^ schigten. die
seibin aldo ore sache und gebrechin handelten und in der handehinge
zu den fursten retin umbe erholungc willen und widder umb zu dem
tage, bisz so lange das aldo zu Ei'flbi'te durch die rethe ein fruntlich
tag gegen Gotha vorramet wart, dohene die forsten alle drie persönlich
Bulden komen, ire sachin in yrem biewisin gutlich zu handeln unde in
hoffenunge sich mit einander gutlich zu voreynen. Also quam landgraffe
Frederich auch kein Gotha uf den vorrameten tag unde brachte mit om
dar bischoff Günther von Meydeburg, sinen ^wager, unde also hattin dy
drie fursten etliche tage aldo durch ire rete vaste handeis, bis so lange
das got fugete, das die fursten mit einander fruntlich voreynt worden
unde zu sanmiene gingen.
5. Wie dy fursten voreint wieder alle vre foite huldin liesszin. (^B. D ^
Also nu die forsten voreynt worin, do satzten die vorgenanten zcwene
fursten, dy V(m Miesszen, yrem vettern, lan<lgraffen Frederiche, >int^n
hoff nn<l andere rethe, die sines hoHes und regimeiites ptlegin suldin,
mit namen graven Frederichen von Hichelingen,* burggraffen Albrechten
von Kirch bergk ** und ern Ditheriehen v<»n AVitzleul>in zum AVendesteine,-
» 1), „Gleichen" »» B, „Kerchburg*'
^ Nachdem Anonymus rückt Herzog Wilhelm ron Kr fürt heran ^ „inirare tentn' it
et iniravit; propia tnanu catenam portae aperaiiJ^
2 Wendelstein an der Unstrut ztvischen Bossleben und MemM)en.
26 Härtung Cammermeisters ChroDik.
wanue grave Günther von Swartzpurg und Tile von Sebech vor dem
tage von sich selbit«, ungeorlobt, heyra worin gerethin. sie «atzten auch
alle voite ym lande zu Doringen abe unde andere an die stete, die
selbin danne den beiden fursten von Miesezen auch mui^ten gelobe, das
sie sich nicht wuldin lazin entsetzin, is were danne, das die jhenen, die
an yre stete gesatzt wurddin, sulche gelobede,* als sie gethan hettin, tettin.
desglichen sulden die zcwene forsten von Miesszen mit oren voiten land-
grafTen Frederiche in oren landen widderumbe ouch also zu halde, ande
echiden sich also gutlichin von einandir.
©• Von eyner nuwen muntze in Doringen. (B.)
Also nu marggraffe Wilhelm mit dem eynen äugen ^ gestorben was,
do gefielen sine lande uff marggraffen Frederichen und marggraffen
Wilhelm, sine vettirn, die helffte unde die ander helffle uff landgraffen
Baltisars, sines bruders, sone, er Frederichin. die seibin jungen herren
wandeltin ire muntze unde liesszin nuwe grosze groschen slaen, der
y einer der alden drie sulde gelden und XX einen rinischen , und LXXX
solden gehe uff eyne gewegen marg, und dy fyne marg VIII lod silbeiiB
yn sich balde, die danne vor in den vorgeslagen montzen IX lod bilden,
unde lieszin ein lod an der nuwen muntzen fallen, in der meynunge,
das der rinische gulde in synen vollin bestünde, als er bestehin solde.
nu bie den seibin groszin nuwen groschin der nuwen montze soldin die
vorgeslagin kleine groschin biegehe, drie vor der groszin einen, sie
liesszin ouch nuwe phennige slae mit landeszberger zeichen, der XXXVII
uff ein lod «uldin gehe und IX '^ vor einen nuwen groschen und drie
vor der dein eyn , alzo das or danne vor einen rinischen gülden III schog
quenien. Die selbe montze was wol togelich unde blebin vel jare genge,
wanne die forstin krottin sich der montze nicht vorder denn umme yren
siegen schätz, sundirn sie nomen redeliche vorschribunge von den muntz-
meistern, das körn zu haldin bie der straffunge siner gebor.
» B. „glodde" ^' B, „XIX"
* WUMm der Einäugige f am 7. Noc 1407 kinderlos. Der Streit um das
Erbe steigerte die in c. 4 berührte Erbittei'ung dei' Wettinischen Fursten, Erst 1410
am 31. Juli einigte man sich über das Erbe im Naumburger Uecess,
Härtung Cammermeisters Chronik. 27
y. Die nuwe muntze beder hem zcu Friberg und herre in Doringen. (B. D.)
In dem seibin jare, als die hochgebornne Fürstin , margrave Wilhelm
mit dem eynen äugen, herre in Miesszen, unde lantgrave Baltisar, sin
bruder, herre in Doringen, noch lebetin, do hattin beide fursten eynen
muntzmeister und lieszin beide einerleie groschin slaen zw Friberg, unde
die seibin hielden IX lod an der gewegin marg, und ein groschen gelt
Vni phennige. die seibin phennige dutzumol slugen die stete im lande
zu Doringen, mit namen Isenach, Gotha, VViesszensee , Salvelt und
Biene mit gui^t und loube des landiszfursten. Item so lies marggrave
Wilhelm egnant in dem lande zu Miesszen heller slae und nicht phennige;
der selben heller FV einen groschen gülden. Item so liez landgraffe
Baltisar besundern groschen slaen zu Bangerhusen, glichwerdig den zu
Fribergk, wan uff die zeit das bergwerg uff den Wintenberger genge unde
gud was.
8. Wie ein burger von Erffurt in Montze ermort wart. (B.D.)
In deme seibin jare, also man schreib nach der gehurt Cristi MCCCOXIII
jar, geschach ein geschieht mit eyme burger zu Erfforte, gnant Ulman von
Horbeszleuben,! der pflag mit weytte an den Ryn unde mit andir kouff-
manschatz uszzuzcihen. der lag einsmals zu Mentze, und der ging offte
uff die trinkestoben doselbis und spelte mit den riechen luten, die man
aide nennet die aldin. Is geschach eines moles, das Ulman eyme an
gewan, gnant der Fryol, geseszin „Zum Kukil," meher danne tusennt
gülden, do sprach Friol, das er mit om ginge; er wulde on bezalin
mit phanden und mit gelde. das wart Ulman fro und ging mit om yn
ein husz, gnant „Zu dem Kukil," das uff das mol wüste stunt. Als ging
der Ulman in dem husze von einer louben uff die andirn, und ein
knecht ging om vor unde luchte yme. nu als Ulman die treppin nidder-
ging dem knechte noch , do warff Fryol yme den mantel ubir das houbet
unde ermorte on jemmerlichin und zcoch yn alszo mit dem knechte vor
ein gemach, do woldin sie on inwerffen. nu was das fenster zu enge,
das sie on doryn nicht mochten breiigen; do hiewen sie onie eyn boin
^ Die lamüie rmi Herhsleben toftr in Erfurt reich begütert uni geliörte schon
128S zu den Gefrunden, rergl. Kirchhoff, Erfurt im 13. Jahrh., Berlin 187 0^ die
Urkunde des Batstransitus.
2S Härtung Caramerroeisters Chronik,
abe neben dem hinderteile und stiessziu on yn dae loch, do behing er
an eyme arme; do hiewen sie ome den arm ouch abe und liesBzin yn in
das gemach fallen und gingen darnach enweg und toten glich, also sie
davone nicht wüsten. Do nu zcwene ader dry tage ergingen, do begunde
man Ulmans zu miesszen in der herberge, gnand „Zu dem guldin frosche".
do vragetin sine gesellen, die andirn koufflute, sere noch yme, wo er
were, bis das der geste einer zu dem Fryol sprach: „Sage mir, wo ist
der Ulmaji hene komen, sint dem mole , das er mit dir spelitit? ich
habe on sint der zceit niclit gesehin . bettet ir on gefangen urame das
angewunnen gelt und liest uns das wisszen, szo wuldin wir gedenckin, das
wir yn losten." do hatte Fryol zeorniglichen gesprochen unde wart
vastc bloych: „Suche ihm „Zcu dem Kukil*' in dem schiszhusze!" des
schieden sich die zcwene selben ane vile rede. Nu ging der selbe kouff-
man zu dem burgermeister, der selbe was der koufflute gute frunt, und
clagete dem die geschieht, der burgermeister nam zu om ein teil sine
kumppan und gingen, Ulman zu suchen, „Zu dem Kukil" und als sie quomen
uff die treppin in dem huse, do funden sie die treppin blutig, dem
blote vülgetin sie nach bisz an das gemach, do lieszin sie on inne suchen
und funden zu haut ein bein, darnach ein arm unde den gantzen leib,
die zcogin sie usz und lieszin dasz reyne waschen und vor die trinke-
stoben tragen und lieszin in stehin uff einer bor unde entprantf»n vil
kertzin umbe yn unde gingen zu rathe, wie sie is mit dem toden haldin
wuldin. Frvol unde svn knecht, die morder, entlieffen unde bette man
sie begriffen, man bette on ir recht gethan. der rat liesz den tuten in
dem crutzegange begraben zu dem thume.
9. Wie Heldenuigeu ' zcum andrin male gowonnen wart und der von
Helderuuge erslagen wart. (Ji. D.)
In deme sei bin jare,'** do man schreib nach CVistus geburt MCCCCXVII
jar, do geschach es, das grafl'e Heinrich von H(»nsteyn, die marggratfen
von Miesszen ober den von Heiderungen clageten . unde davon so wart
J Heldrungen (Kr. EcJcartsberga) im UnstnMial am Fiisse der Schmücke gelegen.
2 N(ich E. L. c. 76 J ivurde HcUlrungen im J. 1410 eroitert, fiach Schöttgen,
Itivent. diplomat. hist. S(ix. Beg.y utid Ornmlig u. Klotschy Sammlung vermischter
Nachr. zur SncJis. Gesch., Chemnitz , 1717 p. 281 f. erst Ende Octot)€r 1412 und dem
Grafen von Hohcnstein gegen Kelbra u andere Orte ah Lehn überlassen, Trotzd^vi muss
Härtung Cammeriiieisters Chronik. 29
ein groezer czog vor Helderuiigen , unde das selbe slos wart von den
marggraffen von Miesszen unde dem landgraffen Frederichen von
Doringen gewannen. In deme seibin jare do wart der von Heiderungen
erslagen von eyme koler uff dem Hartze.
10« Wie ein zcog vor Präge wart. (B.D.)
Noch CristuB gebart MCCCCXVIII jar^ wart ein groszer zcog vor
Präge, uf daz selbe mol wart grave Heinrich von Swartzborg uff dem
Tabirberge gar sere geslagin unde den berg ingewarffen, das man one
mit dem lebin kume davone brachte, do denn uf den tag geinwertig
woren Sigemund, der romische konig, der hertzoge Albrecht von Oster
reich, em Friederich unde ern Wilhelm gebrudere, raarcgraven zu
Miesszen, unde lantgraven Frederichs von Doringen treffliche rethe, mit
namen grave Frederich von Bichelingen, der aide, grave Heinrich von
Swartzpurg vorgnant, unde andere fursten, graven unde herren unde
andere cristgloubigen menschen.
11. Wie dy fursten dem konige nachzcogen. (B. D.)
In dem seibin jare ubirqwam konig Sigemundt mit dem gnanten
dren fursten , das sie ym in dem winter usz uff ein halb jar zu dinste
Widder die Behmen XVC reisige pherdde noch fürten zu der Numborg,»
das gein Merhem wart lyt, und ouch zu Uszig und zu Brux. 2 umme
* D. »und andere orther mehr."
das Schloss wieder in den Besitz des Herrn von Heldrungen gekommen sein; denn
nach Hom, Leben Friedr. des Streitbaren, p.784, ^^ersöhnte iMtidgruf MWielm
den Grafen von Hohenstein und den Herrn von Heldrungen zu Sangtrhausen am
9, April 1413, Ut)er die zweite Erober uf ig erzählen andere Chrmiiken nichts.
* Der erste Zug Sigismunds geschah im Jahre 1420. Der Sturm der Meissner
und Thüringer auf den Witkoberg — später Ziskaberg, Cam. Taltorberg — fand am
14. Juli statt. Ver gl. Aschbach, Gesch. Sigismmids, Hamb. 1841.1 II.p. 75 f, u. Palacky,
Gesch. Böhmens, III, 2. p. 131 f.
2 Die Verpfändung von Nimburg , Commotau, Attssig iind BruT geschah am
30.Dec.l420, vielleicht in Brur, rcrgl. Asdibachlll.p. S2u.437 u.Palacky IIL
2 p. 145. Anm. Kine Wiederholung derselben gesdmh wohl 1422, rcrgl. Jiitrn, Jjdteyi
Friedr icliS des Streitbaren, Vrkuwlen p.HGl, und am 15. April ti23 in Barifeld,
Über die Verträge Sigismunds mit Alltrecht roti Ost erreich rergl Aschlmch lll.p.lSlff.
Brüx und Aussig an der Bila zwischen dem Erzgdrirge urul dem Mittelgebirge.
30 Härtung Camnoermeisters Chronik.
solchin dinst tad der konig den guanten dren fursten erplichin yn Bnix
und Uszig, doch mit vorsehribunge , die seibin slossze und stete mit
drisszig tusent bemschen schogken durch die krönen zu Behmen widder
abzukouflfin.
IS. Wie dy ketzcerye in Bhemen ubirhent nam. (Bj
In dem seibin jare wuchs die ketzerie in Behmen alzo gros,^ das
sie in der fasten und in kortzer zceydt hiernoch XLV slosze unde stete
gewunnen unde die in der ketzerie brochten mit macht und die closter
verstoreten unde gar vil prister tod slugen.
13« Wie dy fursten Brux und Ausis innomen und von dem stiite vor
Brux. (B.D.)
Man schreip zu den gezeiten nach Cristus geburt MCCCCXIX jar,
als die fursten Uszg unde Brux von dem konige vorschrebin unde in-
genohmen hatten , do czogen die Behmen noch phingesten vor Brux unde
satzten deme slosze mit storme gar hartte zu , also das is gewunnen were
wurddin, hattin dy forsten das nicht gerett. sundem sie schickten em
Apil Vitzthum, der dutzumol marggrafien Frederich rath unde gar
mechtig bey ome was, mit groszeme volke uf die stad Brux, sulden bas
spiesen unde bemannen. Alzo wuldin die Behmen das werin unde qwomen
darüber zu streite, alzo gab god der almechtige der fursten volke den
sig,^ da« sie den streit gewunnen und slugen der Behmen vele tod, unde
die wile man an eyme ende streit, glichewol stormeten die Behmen an
dem andern ende heffliglichen die borg, aber do sie den streit vorlorin,
brochin die Behmen alle in der nacht heimelichen uff unde zcogen
fluchtig von dannen.
14. Von dem zcoge vor Ausig. (B.)
Es geschach, also man schreib nach Cristus geburt MCC(X*XX jar,
umbe Sante Bartholomeus tag wart aber von nuwens der groste zcog,'
* Über die Erfolge der Hussiien nach Sigismunds Abzug nach Mahren im
Jahre 1421 vergl. Palacky , Gesch. Böhmens^ III. 2. p. 202 ff.
2 über den Sieg der Meissner bei Brucr am 5. A^ig. 1421 vergl. Aschbach III. p. 119,
Palacky III 2. p. 246 ff, Bezo'd, Kimig Sigismtmd, München 1872, u. Höfer, husst-
tische Geschichtsquellen, I p. 48.
•* Cammerm. meint den zweiten gemeinsamen Zug der Deutschen nach Böhmen 14Ü2,
Härtung Cammermeistera Chronik. 31
der in der ketzerie y gewest was, von allen korfursten, der vi! in eigener
person, die andirn mit macht, ouch andere fursten als Osterreich, von
Beyern, von Doringen, von Miesszen, von Hessen unde gar andere vil
fursten, geistliche unde wertliche, vil richstete und susszunt mancherley
volgk von Hollant, von Prapant, Sehelant und ausz viel anderen landen
vor Uszig und Belyn ^ und anten leider wenig andirs, dann das man
grosze unnutze kost ted, sundern das sie ein teil dorfTere und uffene
flecke vorbranten.
Reisen begunden aber die herren von Miesszen in Behmerlandt in
deme jare, alzo man schreib nach Cristus geburt MCXJ(XJXXI jar.
15. Wen margraff Wilhelm gestorben. (D.B.)
In dem seibin jare (1424)2 starpp marggrave Wilhelm, hertzogin
Frederichs brudir, und wart begraben zu Aldinburg.
16. Wie hertzog Friederich, der newe churfurst, starb. (D.B.)
In dem seibin jare (1427 B., 1428 D.^) starpp hertzoge Frederich,
der korfurste, und wart begrabin zu Miesszen an Sante Amppolonien
tage.
IV« Wie hertzog Friederich kurfurHtc wart. (B,D.)
I. Noch CYistus geburt MCOCCXXVIII jar, als der hochgebornne
furste, hertzog Frederich, gestorben was, der liesz hinder ym drie sone.
Der erste, gnant Frederich, der wart noch yme korfurste, unde derselbe
nam zu der e hertzogin Frederichs tochter* von Osterreich, der hirnoch
romischer konig wart, und gewan bie der selben vaste kindere.
^ Büm <m der Bila von Brüx.
^ Wilhdm von Meissen f 1425 am 30 März und ward in dem von iihm in Alttn"
bürg gegründeten St. Georgsatift begraben.
3 Friedrich der Streitbare f 4.Jan. 1428. Ob er am S. Appotlonia- oder ApcH-
loniugtage (9, Fdyi'. oder 19. März) beigesetzt ist , kann ich nicht entscheiden. Vergl.
Böttiger, Gesch, Sachsens, I p, 317.
* Die Gattin des Kurfürsten Friedrich IL wm Sachsen, Margarethe von Östa-
reich, fear die Tochtei' Ernst rfe» Eisernen, also die Schwester des Kaisers Friedrich III.
Sie tourde Mutter von 10 Kindern %md starb gegen 70 Jahre aU am 12. Febnuir 1486.
3*2 Härtung Cammcrmeisters Chronik.
II.i Der ander hi es Regem und, 2 der wart eines wunderlichrn synnes,
so das er alle sine herschafft, die yni noch sines vatir tode zuteile wart,
unde lande unde lute sine brudirn williglichin ufgap und vorzceich sich
der ewiglichen, sundirn alleine Rochlitz,^ Aldinborg unde Wida, die
zcoch er usz und behielt ym die alleine zu, syme liebe zuvolgen. und er
nam sich an, prister zu werddin und der phaflieit zuvolgen, als er denne
tad, und hette er disz von gnade wegin gethan, so were is lobelich
gewest; man sagte abir in den landin einen gemeynen lumunt yme zu,
das er das tete umbe einer uszgelauffen closterjungfrawen willen, die
on dorczu hette gesprochin und yn in boszir liebe hette betrogen, nu
als er so sine lande unde lute hatte begebin und die irer huldunge quyt,
ledig und loz gesaget, do czouch er uff* sine slos egnaiit und hilt sich
zcu moszin phefflich. Machte sichs ettliche zceite hirnoch, das yme sine
brudere ettlich gelt, das sie om noch gelobit hettin jerlichin zugebin,
nicht gebin unde vorczog damitte machtin. dorumbe so wart er uneyn
und machte einen anslag mit dem von Piauwe, der denne ufl^ die zceit
ouch nicht ein was mit den seibin sinen brudern , das er deme das sloz
Wyda wulde ingebin sinen brudirn zu schadin. Also erfuren dis sine
bruder unde fugetin is in sulche wiesze, szo das sie bie iren brudir
Sigemunden qwomen unde sien mechtig wurdden unde ouch der borg
Wyda, die sie danne bestaltin, unde schickten iren bruder Sigemunden
uf daz slos Friborg, das ubir der Unnstrud lyt, unde bestalten bie den
sechs erbar mannen, die stetlichiu tag unde nacht uf yn warttin, das
er davone nicht komen muchte, unde liesszin sin sust mit spiesze und
trencke und andirn sachin herlich in warttin. des also ettliche zceit werete.
III. Nu der dritte bruder, der hies Wilhelm,* der was der jungeste,
«
der besasz etliche jare mit sime bruder hertzogen Frederiche mit sampt
1 Vergl. MüUer, Rekhstagstheatrum ^ I.Vorst. c. XIV p. 189 \ Fabricius, Origines
ScLronmCy lib.T.p. 104; Kommel, Gesch. Hessens, II. p. 19 ff; Frese, WärzburgiscJie
Chronik in S. P. Ludivig , Geschichtschreiber von Würzb.p. 693; Spangenbergy Henne-
bergische Chronik p. 148 und Liber monasterii tS, Fttri in Erfordia, herz. Bibl, in
Gotlha A, 159.
-2 Sigismuml, gebortH^iH.Fei/r. 141(>, rcijierte geineinschufllich roti 14^8 bis 1436;
1437 trat er in den geistlicJien Stmui,
3 Bochliiz, Städtchen an dei^ Xirickaner Mühle , Kimigr. Stiehsen. Aldinintrg-=
Altenbnrg; W'vidu, neiin, StwUehen, nicht weit von der Ktster, 1^1^ M, SwnGera.
* Wilhelm, geboreti 1425, regiert 1428 — 1482,
llartung Cammermeisters Ctironik. 3ä
die herschaft und lande ungeteilt, bisz dae man gehreib noch Cristi geburt
tusent vierhundert XLV jar. do wurddin sie zu rate, das sie sich teylen
wuldin, als nu des denne himoch, wie sie ubir der teilunge veste erre
und unwillig wurddin und vaste lauge und hertte teidinge zwuschen yn
und ettlichin iren rethin vorlieffin, eigentlichen beschriben stehit.
IV» (fehlt in D.) Nu ouch zcuvormeldin , wie das der vor genante
hertzoge Frederich mit der genanten siner gemaheln zcwu tochtere gewan.
die eyne hies Anne^ und wart dem hochgebomen fursten, marggrave
Frederiche von Brandinburg, der ouch korfurste was des riches, zcu dere
gegebin. die ander hies frouw Anne unde nam den hochgebornen fursten,
hem Lodewigen, lantgraffen zcu Hessen, zu der e. und die gewunnen
auch alle vorder kinder mit einander.
IS. Wie er Sigmunt, der fursten bruder, bischof wart zcu Wirtzburg
und es nicht lange hilt. (B,D.)
Nu vordir umbe er Sigemund zu gedencken , wie sich die obgenanten
zcwene sine bruder sere beerbeitiu, ap sie yn zcu vordir erlichkeit muchten
brengen, und erworbin ome das bischtum zu Wirtzburg, 2 das duczumol
ledig wurddin waz, so das er aldo ein herre und bischoff wart bestetiget
unde er lies sich erstmols wol an, so das sine regirunge deme capittel,
siner manschafft und itetin gar wol gefiel, unde sie hattin gute hoffenunge
zu yme, er sulde dem stifite nutze und ftx)mlich sien unde weiddin, darzu
yme denne sine brudere behulfflich, beraUn unde bistendig sin wurddin.
Es werete nicht lange, er nam is unendlichen vor, so das er von dem
capittel und den sinen gantz ungeacht wart, imde hieldin yme an sine
ufhebunge, dy er zcu siner erlichkeit, wenne ers redelieh gehaldin hette,
sulde gebrucht habe, bisz so lange daz mit yme ubirteidingt wart,^ daz
1 Die Qemahlin Friedrichs IL v. Brandenburg hiesa Katharina, gdxtren 14U1.
Der Ehevertrag vom ^. Juni 1439 bei Riedel ^ Cod, dipl. Die Vermählung ward am
IL Juni in Wittenberg gefeiert. Anna v. Sachsen, gd>. 1420, heiratete Ludwig von
Hessen 1436, nicht 1433.
s Zttm Bischof von Würzburg wurde Sigismund im Anfang Februar 1440
geweiht; noch in demselben Jahr geriet er mit dem Kapital in Konflikt.
* Der Spruch erfolgte in Frankfurt am 14. August 1442. 8ig. erhielt nur ein
JahrgehaU von 2000 Oulden. Er starb nach Juncker, Chur.- u. fürsth-sächs.
Gesehichtskal, u. Fabricius, Orig. Saxon., 1457, nach ScMfer, Irrungen etc. zw.
Friedrich II, u. C. v. Kaufungen, 1463 in BochUtz.
GtoMUehtiq. d. Pr. S. XZZ V. B. C
34 Härtung Cammermeisters Chronik.
er sulde abetretin. und daz capittel und lautdchafil suldln yme zcu sime
libe ydea jares langen funffczehen tusent gülden. Also nam on berUoge
Frederich, sin brudir, zcu sich unde salzte yn uf das sloz Scharffinsteyn J
und bestalte sein zu warten mit buttern in maszen als vor.
19. Wie die von Northusen umb uneriicher diebe willen einen irer
ratiazfreunde hengeten , deme man unrecht that. (B. 2>. Bothe c. 779.)
Also man schreib nach CVistus geburt MOCXXXXX jar, hatten die
von Northusen ein teil silbern gefeszes unde geldis von orem rathusze
vorlom^ unde künden langewile nicht gewysszen, wer on den schaden
getan bette, nu quam es etzliche zeit darnach, das yn einer der vor-
mals or stat geschriber gewest was, besait wart, das der sulde die dube
gethan habe, unde fingen den unde worgeten den gar sere in dem
gefengnissze, das er bekante, das er unde einer, gnant junge Kerchoff,
der des rates was, sulde sulche dube mit om gethan habe, nu derselbe
KirchoflT hatte gar einen alden bidderman zcu eyme vatere, der lange
wile der Stadt ratkumpan unde ratiszmeister gewest was und pich alle
zeit in redelichkeit unde in eren gehaldin unde herbracht hatte unde starp
ouch unvorlumunt dem selben waren etzliche in den reten widder und
gehasz, als man meynte, und störten zu, wie sie mochten, das der junge
KirchoflT wart begrifien unde ingesatzt, unde marterden den so sere, das
er sprach : er bette es gethan unde die silberin schalen gein Erffbrte eyme
goltsmed bracht. Unde uff daz bekentnissze worden sie fro unde woldeil
on nicht lange lasszen sitzen , dorumbe das er on nicht abegebetin wurde,
unde fürten on usz als ein dip unde brachten yn vor gerichte. do bat
er umb einen man, der sin wort spreche, das wulde man ym nicht
gunnen. der rechte schulteysze wulde ouch obir yn nicht richten , sundim
er reit weg unde nam ym ein gescheffnis vor. do satzten sich zcwen
manne usz dem rathe an gerichte unde vororteilten Kirchoffin zu dem
^ Scharfenstem (Kön, Sachsen) an der Zschopau 2^;^M. SO von ChemnUz,
* Vergl. Lesser, Histor. Nachr. von Nordhausen, umgearbeitet von Förstemann,
Nordh 1860, p, 299 ff. Der Diebatahi fand 1428 am 8. Dec. staU, die Hinrichtung
Kirchhofs Mitte September 1430. Der durch diesen Justizmord veranlasate Krieg,
der Berchtenkrieg , wurde erat am 4, Aug, 1433 durch Heinrich von Schxjoarzbu/rg
zu Arnstadt und Sondershausen beigelegt. Die Famüie Kirchhof erhielt fast alle ihre
Crüter zurück.
ttartung Cammermeisters Ctironik. 36
tode. der seihe Kirchoff schrey dicke unde vil zcetir ubir gewalt unde
unrecht unde ba<l ahir umbe vorsprochin; den wulde man om ouch nich
lyen. und alsz man on uszfurte, do weynde manig man unde wip. er
wart gehangen an zcwo yserynne kettin. sin vatir unde muttir waren
vol leides unde betrubete lute unde sine gesehwisterde umbe yren son.
Nu hatte er noch drie brudere, die worin uf die zeit nicht inheymisch,
sundern als die das vornohmen , quam der jungiste bruder mit etlichen
«inen frunden bie nacht unde snetin dem gehangen bruder den köpf mit
einer sicheln abe von der ketin. als sie vm nu das houbt abe hattin
gesnettin, do stiesszin sie das houbt in eynen sag; do blutte is noch
sere, als is noch hette gelebit, unde fürten das houbt also blutene in
das holtz unde beschorrin das. des andern tages gruben sies usz und
erworbin ym den kirchoff zu dem enelende. do hattin sie es begrabin.
unde die sage ging, er sulde nicht habe gestunken, wan alleine undir
den armen werin ym ein teil madin wurdden , sust hett is gar frisch
geblott. meinten die lute, is wer ein zceichen eines unschuldigen todes.
iiO« Wie ein borger czu Erffort ein vierman wasz , gnant Henne Waldin-
radt, wart umme hasszis willen schelten und bestant (?) nich g.. . (?) (B.)
In deme seibin jare (1431) was ein burger zu Erfforte, gnant Henne
Waldingrod,! der was ein vierman unde vaete gewaldig in den rethin.
der von Hennen Waldinrode was schulteyszen , sere hadderhafdg unde
vol kriges. szo als sin zceit quam, das ym gebort hette, ym rathe zu
sitzene, als lies man yn ungeheischet zum rate sitzen, dorumbe hatte
er vor drisz gein dem rathe unde wart raarggraven Wilhelms hofgesinde.
do beharrete er nicht lange, sunder der herre tad eyne schriffl vor yn
an den radt. als quam er widder gein Erfforte, unde ubir etliche zceit
wart er des bischoves von Mentze schulteysz unde hielt sich in etlicher
masze szo homutig, das er sich dem provisori unde dem vitzthum gremte,
alzo das der selbe provisor unde der vitzthum den genanten schulteyszen
in cleiden vorbrochten vor dem bischoff von Mentze in vil grobin sachin
1 Ober Henne ton Waldenrode befinden sich Urkunden und Notariatsinstrwnenie
im Königl Arch, m Magddmrg, dazu in den Libri dorn. 1420-1430, 1434—1438, 1445
—1446 Briefe des Bates von Erfurt an l^üraten und Herren. Der Streit mit Erfurt,
an dem nach 1437 sich auch seine Söhne Hans und Albrecht beteiligten ^ wurde 1454
beigelegi, der mit Mainz war im Februar 1455 noch ntdit entschieden.
c*
36 fiartung Cammermeisters Chronik.
et cet., so das der bischof den schulteyssen vor sich hiesch, darzcu den
vitzthum, den provisor unde ouch die von Erfibrte unde vorhorete or
alle clage und salzte den schulteyszen zw hant abe.
J81« Wie die Collegaten in der Himmelpforten zu £rfurt viele ihrer
guten Bücher verloren. (T.)
Im jhar 1432 verlohren die collegaten in der himmelpforten zu
Erffordt viel ihr guten bücher, die meister Amplonius seliger darein
gegeben undt auch dasselbe collegium uifbracht hatte, dieselbe verlust
der bücher darumb so wart ein studente, der dabey wohnunge hatte,
fast verdacht, ehr solte das gethan haben, derselbe studente vornahm,
das mahn die verlust uf ihn mormelte, undt bot sich des in dem rechten
zu entschuldigen, der meister Amplonius hatte daran nicht gnüge undt
klagte dem rathe zu Erfordt über den Studenten, der dann genant war
Simon von Straszburgk ; der rath entphael ihren knechten , den Studenten
zugreifen und in der Stadt zucht bringen, des andern tages darnach
lies derselb Amplonius einen andern meister, gnant meister Johan
Frangfordia, auch greiffen, als ehr zu der lection ging, die andern seine
gesellen, die bey ihm wahren, baten die knecbt-e sehre, dasz sie ihn so
offeubarlich nicht fürten ; sie wolten vor ihm gehen uff das rathausz undt
ihn dem rathe antworten, das wolten die knechte nicht tliun undt
sprachen, es wehre ihn also nicht bevohlen. doch so hatten ihme seine
gesellen gevolget nach utf das rathhaus, daruffe dan der rector uni-
versitatis und andere gemeine meistere undt Studenten gesamlet wahren,
zu thedingen umb den ersten Studenten, das ihme der ledig mochte
werden, indes so bringen die knechte meister Johannen Frangfordien,
der dann auch eiugesatzt wardt umb die selbige sach. des wardt eine
grosse sanmienunge uff dem rathhause von meistern undt Studenten
gemeinlichen undt wolten dem rathe seine briefe wiedergeben über die
freiheit, die ihn die stadt vor altersz gegeben hatte undt sprachen, das
sie ihre briefe wiedemehmen, die sie dem studio vor jharen gegeben
hatten, sintemal sie ihnn die nicht halten wolten; sie wolten aus der
Stadt ziehen undt die gefangen lassen sitzen, doch so worden sie mit dem
rathe thedinge, da^ nie ihnn meister Johann Frangfordien losz gaben, aber
ehr muste dem rathe uhrleide geloben , sie noch niemand t von ihren twegen
vordenken oder rechen solte. do muste der rector universitatis undt die
Härtung Cammermeisters Chronik. 37
obersten meistere undt das gantze Studium fürgeloben, aber den pfafien,
der sie hierzu bracht hat^ deji wulten :^ie iiieht urpheeden, sondern sie
meinten ein recht abe zu ermahnen, darzu lien der rector und das gantze
.Studium den pfaifen arrestiren undt alle seine gut vorbiethen; das that
auch der bischof von Maintz. Darnach worden die bücher funden zu
Collen ; die hatte der diep darbracht undt vorkauft, der selbe dieb kam
wieder gehen Erübrdt undt bleib aldo, bisz das die bücher funden worden,
do entlief er mit hulf etlichen andern meistern, und der dieb was genant
Sifridus von Bremis. Der pfaffe wardt geschuldiget vor dem concilio zu
Basel um den hohemut und sehende, den er ihnn zugefügt hatte, do
muste der pfaffe wandel umbthun und dem studio bussen, das ehr gegen
dem rectori meineidigk was worden undt dem nicht eher clagte seinen
schaden dan dem rathe. darumb ehr eine ewige lectur dem studio muste
machen zu Erffordt, die vierczigk oder funfczigk gülden solte haben.
S/t« Wy schliff hertzog Friderich von Sachszen by. (B. D.)
In dem seibin jare (1431) am montage noch des heiligen lichnams
tage (4. Juni) hatte der hochgebornne furste hertzog Frederich von
Sachszen unde marcgrave zu Miesszen hochzceit mit hertzogen Frederichj<
von Osterreich tochter.
In dem seibin jare gebrudirten sich die hertzogen von Sachsen unde
der landgraffe zu Hesszen zu sammene,^ ut patet immediate postea.
2S. Hassiaca. (B,)
Wem dominus Lodewicus habuit cum eadem domina duce Illlor
filios et unam ßliam, quorum tres venerunt ad perfectani eUitem,2 et
primus filius I^dewicus aocepit filiam eomiti?« de Wirtinber^, et alter
1 Xu Weüsenfels am 18. Sept. 1431,
2 Ludtüigf geboren wohl erst 1438 (liommel), rer mahlte sich 1454 mit Mechtild
ton Wirtcmberg. Er residierte in Kassel seit 1458 und starb am 8. Noi\ 1471.
Heinrich, geb. 1440, wurde 1440 mit Anna, der Tochter Philipps wn Katzenellenlfogen,
/geb. 1443) verlobt, heiratete 1458 und starb 1483, Her Jahre nachdetn er das reiche
Erbe seiner Gattin erluUten hatte. Hermann , geh. 1442, trat in den geistliclien
SUmd; 1460 wtirde er Ki'zbischof rim Köln, 1489 noch Bischof lym Füdd^barn.
Erstarb 1508.
38 HartuDg Cammermeisters ChroDik.
filius HenricuB accepit filiam unicam comitis de Katzinellebogin, qui
protun c Bon habuit alios heredes, de quo successit idem dominus Hassie.
hereditas, qui fuit multum habundans.
II. Der selbe herre Lodewig von Hesszen brachte an sich die grave-
schaül von Gzeginhayn ^ mit sinen slosszin unde stetin, darczu gehorinde,
deme lande zu Hesszen ewiglich zuvolgen noch tode des letzten herrin
von Czegenhayn.
584. Von eyner nawen muntze. (B. D.)
In dem selbin jare (1431) imd zcu hant dornoch, als dissze frunt-
schafft ergangin was zcwischen den hertzogin von Sachsen unde land-
graffen Lodewige von Hesszen, do liesz der selbe Lodewig usz gehin
ein nuwe groschen, eine muntze, die an körne unde auch an stucken
glich der hertzogen von Bachszen unde landgraffen Frederichs in Doringen
muntze was, sundirn die mit eyme deinen gemercke nahe der hertzogin
ect. underscheidin woren. Sulchir ader andir muntze usz Hessen ym
lande zu Doringen zu gehin gedochte von den, die dutzumol lebetin,
nymant mer gesehen, des gunsten oni dutzumoU die gnanten sine swegere
und weigerthin yme des nicht bie ettlichen jaren. unde alzo brach dy
nuwe muntze so tief yn, das der unmoszin vil wart ym lande zu Sachsen»
und im lande zu Doringen. und er erholte sich des silbers und page-
mundis mit wechsile am meisten zu Erffurtte und ym lande zu Doringen,
davon denne das selbir sere steig und thure wart. Das begunden nu
die gnanten fursten zu mercken, das yn das an yrem wechsil und muntze
vaste sehadin brochte und betten ym das nu gerne abetan und gewert
und mochten sich doch mit ome nicht gezcweyen und liszen ome das so
hene gehin, bis so lange das lantgrave Frederich starp unde das man
schreib hernoch in dem XLIIH jar. do taden die hertzogen dissze und
„ym 1 — Sachsen" f. in B.
* Nach KucJienbecker, Anal Ha$8.Lp.l7, übertrug Johann von Ziegenhain
schon 1445 sein Land dem Landgrafen; er starb 1450, Der Lehnsbrief des Abtes
von Fulda über Ziegenhain tmd Nidda für Ludwig txm Hessen datiert vom 13. Nov,1450
(Arch. Weimar Reg. C. Ä 155),
Härtung Cammermeiters Chronik. 39
alle andim uszwerdige muntze abe, an allelne gute bemische groschen
bliben midte gehiD, als das danue in dem XLIIII jare hernoch wol
clerlich berurt wirt
$t5. Eyne selcene geschichte von eynem monche. (B.D.)
In deme seibin jare (1433) geschach is, das eyn monch zcu Paulini
Celle sere kräng lag. is geschach, das dy knechte, die sien wartten suldin,
von yra were gegangen und lieszin yn alleine legin. der moncb stand
iiff in siner groszin krangkheit unde ging usz dem closter, das des
nymant ynne wart, und ging mane gleich nagkt* in den walt. do nu
dy knechte, die sin wartten sulden, vor das bette gehin und wuldin yn
trösten, do was er weg. als liesz yn der apt suchin unde liesz sine
tiche abe, ab er dorin nicht gefallin were. Is geschach an dem zcehin
tage domoch, das ein vrouwe sulde gehin über den walt unde gedochte,
wie sie vormals in dem walde an einer stad gute epphele hatte funden
unde geszin . do wulde sie hen gehin unde der epphele leszin unde quam
sie Widder zu dem wege, den sie vor gegangen hatte. Do were zu ir
kommen ein alt menchin unde hatte hart an yr herre gegangen unde
sprach nicht, die vrouwe was sere erschrogken unde siet sich umbe, abe
ymant mere by ir were. do sach sie nymandes. do sach sie sich noch
eyns umbe, wo das aide menchin hene kommen were, do was is vor-
swunden. Damach nicht lang do kommet ein frauwe unde nemmit sie
by yren mantel. des erschrag sie abir sere. doch so volgete ir die vrowe
und sprach nicht, bis sie quomin undir eyne fiechtin. da sach dy erste
vrouwe den monch lege uff syme rugke, unde hatte sine hende vor sin
hertze geleit unde lag mit syme houbte an dem boume unde was tod.
do erschrag die frouwe abere sere unde w^art doch fro, wan sie erkante
den monch. als balde vorswant dy vrouwe, die sie dargefurt hatte und
yr uf dem walde zuquam. Als uffinbartte dy frouwe dis dem apte unde
saite om, wo der monch lege, als hatte er or einen gülden geben und
lies den monch holen unde erbarlichen bestaten. Man meyote, das die
vrouwe, dy do vorswant, sie gewest Sante Paulune, dy yren diner dy
thir nicht had wolt lasze fresszen.
* „und — nagket'* f. in D.
i JHulincellaj berühmtes Kloster, 1\2^' ^^ ^^wi Schwär i^rg.
•iO Härtung Cammermdsters Chronik.
S6. Der torm czu den Austinem zcu Erffiirtte wart gebuet. (B, T.)^
In deme jare, also man schreib nach Cristus geburt MCXXJCXXXV
jar, do wart der glogkentomi zu den Austinern zu Erfflirtte an gehaben
unde hemoch in deme XLIIII jar vol bracht.
{jy. Wie ward uszgerodt' . . . von des conciiü . . . doctores der erreUuim
von des entphengnusz Marie. (B.)^
In dem seibin jar (1435) wart in dem concilio zcu Banil, ain unibe
den errethum, der sind Cristgebort undir den doctoribus der cristenheit
in zcwyvel was umbe das stugke, als ettliche wulden, das Maria, die
libe jungfraw, sulde in erspunden enphangen sie, ettliche wulden de**
nicht der errethum und zcwivel wart in diesszim heiligen concilio zu
Basil, da denne unsir heiligister vater, bobist Eugenius,^ trefflich zu-
geschickt hatte, is woren ouch dabie vil bischove, epte und vil doctores,
die manigfeldiglichin das tractirten und tieff bekummernisz hattin, alszo
das sie daruff eintrechtiglich concordirten , das Maria, dy liebe jungfrawe,
an alle sunde, is worin erpsunde, todsunde ader tegeliche sunde, en-
phangen sie, und bestetigetin das. und is wart alda hertlichin gebotin^
das man den tag yr^ entphengnis alle jar ewiglichen in der heiligen
cristenheit sulde vyre und alle die jhenen , die den tag yres entphengnis
vierttin und dy liebin jungfrowe eretin und uff yren abint zcu des
vespere quemen, hundert tage applas, zu der messze, hundert tage, zu
der ander vesper, hundert tage, und zu der predigate, andere hundert
tage applas habe, das das concilium darzu gegebin had.
{88. Wie ein grosz winter wart. (B.D,)
Des seibin jares (1435) hup sich ouch ein groszer wintert an Sente
Katherinen tag (25.Nov.), unde vil ein sne, der lag dritzen wochen. unde die lute
* Einige Worte imlesbar.
' Vergl v. Tettau, Erfurt in seiner Gegenwart und Vergangenheit, p. 55.
2 Vergl. Lünig, Specileg, Eccles. des Teutschen Beichs- Archivs , Leipzig 1716,
I. p, 745 (CCCCXVI): Decretum des Concilii zu Basel de anno 1439 decimo quinto
Kalendas OcUMs.
8 EugeniusIV, 1431 März 3, — 1447 Februar 23.
* Vergl. Appendix Versionis Germ. Vetero-Ceüensis thron., MenckenILp,419,
Der Matter Korn kostete 12 Schock Groschen und die nächsten vier bis fünf Jahre noch
6 Schock: Der Bat zu Erfurt mt^sste täglich 5-6 Gebäcke machen lassen, weü die
Bäcker „nicht zu kom komen mochten,**
Härtung Cammennelsten Chronik. 41
konden ubile uf dem felde zusamme kouie, wan der 6ue was so groz,
das keine bau nicht was. Davon stund armen luten gro^z kutnnier unde
Jammer uff von des wegin, das sie nicht zu erbeit konden komen. die
Carthuser zcu Erffurtte hatten armen luten grosze almosen gegebin und
gespiszet, und als der radt chiselbist nodtturft an dem armen luten er-
kantc, do lies er phenge geben in unsir liebin vrouwen kirchen und in
IV clostern, allis uf eine stunde, unde sie vorgal)in (»ffte XVEadder XVIII
schog groschen den, die in den kirchin saszen etc. Als nu der grosze
sne zwging, da wart grosz gewesszir, das alle grabin umb Erffurtte vol
wurddin, davon die keller den luten vel unde gemynlich ouch voll
wasszirs wurddin.
/SO. Wie Borghart, bischof czu HalbersUit, eyu strit vorloisz gen den
von Honsteyn und SSwartzburgk. (B. DJ >
In deine jare, als man schreib noch Gristus geburt MCCCCXXXVI
jar, muste er Borgkart, bischoff zu Halberstad, in syme erstin ankommen
mit der manschafft unde steten, ehir sie ym huldunge thun wulden, mit
yn zeihen uff die herrin von Honsteyn in daz gerichte zu Lare,'"^ do sie
denne ein wenig branten unde nicht vil roubeten mit IXC pherden.
Also wurddin die herren von Honstein und der junge grave Heinrich
von Swartzburgk mit den iren und mit der stad Stalberg nochjagin unde
streten mit den bie Uffterungen s unde gewunnen den vienden an V hun-
dert gesattelde pherde unde vingen so vil gefangen, das der bisehoff
egenant^ sin lant unde stete muste loszen die vor zcwenzcig thusent giddenx
80« Wie dy fursten Hetstet gewunnen. (B.D.J^
Item also man schreib nach der geburt Christi MCCCCXXXIX jar,
do zcogen die hertzogin von Sachszin und der lantgraffe in Doringen
i Vergl. Spangenberg, Mcmsfeld, Chr., 1572, p. 376h, und (Jasper Abel, Samnüung
van Chroniken, p. 563. Burkhard III. r. Warberg, Bischof ron Halberstadt 1436— 1458.
2 Die Chraf Schaft Lare (Lohra) umfasste den SW-Teil des Kreises Nordhausen
uhd den grössten Teil des Kreises Worbis. Näheres bei K. Meyer, Chronik der
Grafschaft Hohnstein-Clettenberg-Lohra, Nord hausen 1875. Burg Ixfhra, jetzt Amt
Lohra, 2M. SW ixm Nord hausen.
3 Die Schlacht bei Ufterungen im StoUbergsdten Gebiet tcard am 20. Aor. 143G
auf dem sogenannten Totenwege ztcischen Urbach und Rottleberode geschUigen.
* Vergl. Abel, Alte (Ascan.) Chronik, p.560, Walther, Singul, Magd. IV, p. 158,
Lünig, Specil. Eccles. Cont Lp. S04. HeUstedt (Kreis Mansfeld) IMNOv. Mansfeld.
42 Härtung Oammermeisters Chronik.
unde der landgraife von Hessen vor Hetstet mit XIIIIC pherden undc
gewannen die stat unde vordingeten Halberstat, Quedlinburg unde
Aschersleben vor XXXHI tusent gülden.
31. Wie hertzog Fridrich von Sachszen dy zcysze in Miezen nam. (B, D,)
In dem seibin jare (1439) nara hertzoge Frederich von Sachszen eyue
bethe in synie lande zu Mieözeu, die man nante die zcyse,! davone.
grosze schade uff stund.
In denie selben jare wart in hertzogen Frederichs von Sachszen
hoffe ufbraeht eine niuve schatzunge der lute, daz man nante dy zcisze,
des vor in dem lande glichen ny mer erfaren was. die selbe zcyse in
dem lande nicht mer* wenn zwei jar sulde gehalden werddin. die zcyse
was also gethan: wilch uszlendische man in dem lande was koufile ader
vorkouflle, der musste von y XXX *> gülden eyn geben dem herrin zu
zcyse; szo musten dy inheymischen adir inwoner den XV. gülden zu
zcyse gebin von allerley kouffen ader vorkouffen: brot, hier, vleisch;
gewant, wachs, leddir adir welcherley das were. Sulche zcyse endte eich
durch etlich wunderwerg, das sich eroygete, des ich hie nicht schribe,
unde wer die zcysze erstmol erdochte unde in das laut brachte, deme
vorgebe is god.
; * „mer" f in 2). u. B. ^ D. „40 fl."
gehörte zum Bistum Halberstadt. Sdum 1435 brachten die Herzöge von Sachsen
berechtigte Klagen gegen Halberstadt vor. Nach erfolglosen Verhandlungen begannen
sie 1439 den Krieg. Hettstedt ward am 23. Juli erobert, geplündert tmd, unbeschadet
der StiflsJioheit, an Volrat r. Mansfeld für 5000 Gulden als sächsiches Lehn gegeben.
Nach ^f>angenberg, Mansf. Chron., mussten Halberstadt, Quedlinburg und Äschers-
leben 38000 Gulden in drei Terminen zahlen. Die Irrungen wurden am 6. Aug.,
resp. 23. Sept. 1439 beigelegt,
1 Über die Äceise, welclie nach Weisse, Gesch. der churs. Staaten, Leipzig 1803.
p. 264, auf dein Landtage zu Leipzig im Jahre 1438 zur Tilgxmg der Schulden auf
2 Jahre bewilligt wurde, veigl. die kurze Nachricht des Appendix , Mencken II
p. 420, fvm Jahre 1439. Nach Weisse handelt es sich um die Abgabe des 30. Pfennigs
bei jedem Verkauf. Atmh sei sie nach Ablauf der Zeit wegen der mit der Land-
schaft Thüringen ererbteti Schulden weiter bereinigt und auf Industrietvaren und
Bier ausgedehnt wordeti. Urkundliches Material ist mir nicht bekannt.
Härtung Cainmeniiei8ter& Chronik. 43
3/t. Wie bischof Ditterich von Ertpach in reidt zcu Erffurt. (B.)^
AIb man nu schreib MOCCCXL jar, als er Ditrich von Ertbach
hievor in deme XXXIIII. jare bischoff zu Mentz erweit und bestetiget
wardt und nu erstmals in dieszeme jare in sine Stadt Erffurthe auch
wulde komen, so fugete er sich in syme zurithen uff' Heiligestat, dohene
denne der radt zu Erfforte sine frunde schickte, aldo mit sinen gnadin
eine vorrede und vortragunge umbe yre privilegia, friheit, gerechtigkeit
und altherkoraen gewonheit zu halden, und das er yn das sulde zcusage,
des ouch globde und vorschribunge thun, ah das sine vorfarin alle zceit
hettin gethan unde also das vor aldir gewest und herkonien were. Und
als dis nu also endlich ergangen was, so volreit der bischoff' vort in eyn
dorff* na bie Erffurt, gnant Elssirszhoven.^ unde daseibist quam der rate
zu sinen gnadin, yn erlich zu enphaen, und noch volzcihunge der sagunge,
globde unde vorschribunge syne gnade vor yren herrin, einen ertzbischoff
zu Mentz, ufnomen und yn mit alle den sinen, do gein wertig, herlich in
in dy stad Erffurthe brochtin unde toden sinen gnaden erliche geschengke.
33* Von konig Sigemunde. (B. D.)^
L Also keiser Karl seliclichen unde mechtiglichen geregniret hatte
wol dry unde drisszig jar, do lies er om nach dry sone unde herren.
der eyne was Wenczlaus gnant, der konig zw Bemen, der eildiste son;
der wart zw eyme Romischen konige erweit nach syns vater tode, also
vor berurt is.* der ander son bis Sigiszmundus. den schuflT sin vater zu
dinste dem konige zu Ungern,^ der zu der zceit mechtig unde grosz was
* Vergl. v. Falckenstein, Historie von Erffurth, und CopiaUmch (Königl. St.-
Archiv in Magdeburg), Gebiet u. St. Erfurt 1373, p. CXXVl a ff., eine Copie einer 1440
von Eatswegen aufgestellten Bechnung. Nach dem Bericht über das Einreiten des
Bischofs, den Cam. tcörtlich in seine Chronik aufgenotnmen hat, werden die Ge-
schenke an Geld, Brot, Bier, Bindern, tischen, Wein etc. mit Angabe der einzelnen
Persopien, die sie erhalten,' ebenso die Kosten für den Tanz auf dem Rathaus (13. Oct.)
aufgeführt. Die Unkosten beliefen sich auf 3155 Seh. 6gr. 24.
2 llversgehofen ^/^ M. N von Erfurt.
8 Vergl. Lindtier, Geschichte des deutscfien Reiches untei' Wenzel, Aschlntch,
Gesdiichte Sigismunds, Palacky, Gesch, Böhmens ^ 111,
* Vergh Bothe, tw» Liliencron, c. 739.
* Ludwig, König von Ungarn und B^en, 1342 (1370) — 1382 Sept. lt.
44 Härtung Cammermeisters Chronik.
unde der heydenischen lande vil uiider sich gebrocht hatte und seligliehen
den cristenglouben alle zceit nterckte unde lip hatte, der dritte son hies
hertzog Hans von Görlitz, unde die t^elbin öone hatten einen vettern, der
hien niarggraffe Jost, zu Merern ein herre. die waren also alle vor-
porget von keyner Karle mit furnend)8ten furs<tenthunien unde landen
unde luten. din gescliach hie dem babi.^te Urbano dem nuwisten. *
II. Nu hebt sieh an die historie von keiser Sigemunde, der do vil
ebenthurliehe werg gethan hadt. nu er Sigemund der dinte hart, fliszig-
lichen unde getruweliehen nere dem konige zu Ungern unde erwarp ym
abe sine sehone tochter,*^ Maria gnant, in jungfrawelichen wesen, die ym
vortruwit wart czu einem elichen gemalen, unde besas nach sines herren
und ßwers tode das konigrich zu Ungern, zu Dalmacien, Croacien und
ander konigriche worczlant, dy Walchie, Zcigeler, Sobinborgen, ein teil
der Sirvie unde Ruczenlandt, unde greif mechtiglich umbe sich unde
stunt nach groszen eren und rieh turnen, als der konig zu Ungern vor-
lassen hatte, bis in die Torkie unde heidenschafil.
III. Das haste der grosze grave zu Ungern unde vorgunst ym das
unde durch siner groszen macht unde richtumb willen tyrannide mit
vorkarten synnen widder got vorgeszlichen unde ungetruwelichen mit
etlichen landtherren unde beslosten luten, die hieran sine helffere waren,
wanne er gedacht hatte, selber konig zu werden nach des koniges tode
zu Ungern unde noch zcu der krön zu komen, darumbe daz der konig
J Urban VI. 1378--1389.
2 Dte VermäMung Sigismunds mit Maria, der Erbin von Ungarn und Foien,
war schall 1372 ins Auge gefasst worden. Im Jahre 1382 iHiertrug Ludwig seinem
14 Jahre alten zukünftigen ScJiwiegersoJtfie die Verwaltung Utigams. Am 17. Sept. 1382
wurde Maria nach dem Tode ilires Vatei's zum „rer Ungaria&* gekrönt. Sigismunds
Versticht seiner Braut die Krone von Tillen zu verschaffen, war vergeblich. Da die
Königin-Mutter und deren Günstling, der Palatin Nichts rjn Gara — ,,dcr grosse
grave** — , ihn von der Mitregieitmg fernhielt, begab er sich Ettde 1384 über Böhmen
nach Brandenburg und Hickte Äugtet 13S'} mit Hee^-esmadU, rofi seinen Brüdern
und Vettern unterstützt, in Ungarn ein. Einige militäriscJie Erfolge und die
Landung Karls des Kleinen (petit) roti Neapel am S. Sejttember 1385, tcelcJier von
einer dritten PaHei gerufen war, vettitdasstcn KlisaMh utid Maria, sich ihm zu
nähern. Anfang Octcbei' feierte er in Ofen seine Vermählung mit Mai-ia. DocJt
Ixild musste er flüchtig Ungarti rak^ssen; am U.Nor, ist er selwn in Prag, um
ein grösseres Heer gegen Karl zu werben.
Härtung Cammermeisters Chronik. 45
ane liebes lehuis erbe abe gegangen were unde trug eine verreterie unde
boBsheit an, wie er konig Sigemund vom lebin brengin ader verterben
mochte unde selber konig zu werden.
IV. Unde zu einer zceit durch des tuffels radt mit groser macht
unde vorreterie bie nacht unde nebil ersteig er in die vesten borge
zu der Blindenburge, an der Tunaw gelegen, also konig Sigemund unde
sin gemahel by einander lagen unde slifien. ^ do erwachte dy konig-
ynne unde vormelte daz irem herrin, es wurde ome sin leben gelden.
der rat was korcz. alle lylachen, bettezcihen, die veddern uszgeschot,
eleyder, decke, das wart alles zu stucken in dy lenge gesnettin, unde
ein seil damsz gemachet unde in den phosten gein felde, das an die
Tunawe ging, gebunden;' doran lisz sich der edele furste unde konig in
gottis gewalt ennydder. do das seyl wante unde gebruch wart,** da vil
er hoch en ap uf die Tunaw, unde unser her god was bie ym unde friste
on mit gnaden, das er swam unde floisz zu einer mol, die an ketiu hing
uff der Tunaw, unde ging darin, unde also der niuller nicht inheymisch
waz, kroch er in sine cleidere unde boszes gehesz,*^ das er da vant^
unde ging in eins armen reders gehesz, ruch holtz in unde behalfi' sich,
wie er mochte, unde wanderte alzo lange usz^ der Strasse, das on doch
der hunger czuwege brachte, do quam er ein koch an uf der strasze
unde gesellete sich zu deme und trug om sinen sagk mit kellen unde
lefieln unde ein teil sins gewandes in groszer demut unde armut unde
quam also mit gotes hulfie usz dem konigriche czu Ungarn unde ge-
torste nymancz getruwen sins lebens.
„gebunden^' f. in B. u.D, ^ D. „gebrochen war." ^ D, „gesesse/*
** 2>. „auff."
^ Die romanHsche Schilderung der Iflucht aus der Blindenburg ander Donau —
Wischegrad — findet sich meines Wissens Ui anderen Chronisten nicht Nur
Laurentius de Monacis, der Marias Leben in ihrem Auftrage besungen hat, deutet
bei der Flucht Sigismunds Od,, Nov. 1365 grosse Gefahren an: „Insidias speculatus
ab omni Barte Sigismundus deserta conjuge fugit,'' und ein anderer Zeitgenosse,
Eermannus Comerus, Eccard Corp. hist. Med, aeri, IL p. 155, schliesst sich etwas
näher an Cammerm. an, doch spricht er ton einem Ereignisse des Jahres 1367 und
stimmt nur in sofern mit ihm iiberein, als Sigismund bei Nacht aus dem Schlosse
und zwar aus dem Schlafgemache seiner Gemahlin sich flüchtet und dieser seine
BeUung verdankt.
46 Hartnng Cainniermeisters Chronik.
V. Es wart Sigemund mit dem koche ein, das sie wandertten gegen
Merern ezu Brunne, do hatte der kooh in marggraffen .Tost hofe unde
piner koehen vor gedinet unde sieh sidder vorsucht unde wolde über da
dinen, mochte es ome widderfaren; er were ouch da hekant. Sigemund
sprach: „Jch hoffe, ich wolle din genisszen, das ich ouch zu hofe kome,
wanne ich mich in dy molen geben will." Also komen sie beide gewandert
in marggraffen Jost hoffe oder borg, der koch hilt sich von stund in dy
kochen ; er was bekant unde wart von den kochen entpfangen. dem marg-
graffen Joste komen geste ; es worden die koche alle anmuszig mit erbeit.
der koch, der dar komen waz, unde Sigemund griffen beide zw unde
hulffen ; konig ftigemund sas in eynes buffen wieze und brit und wante
den spisz.
VI. In deme also der huszman bliez unde die geste quamen, ging
der marggraffe Jost vor sine kochenfenster nach siner gewonheit, als er
pflag, mit den kochen unde den sinen zu realen, unde wulde ding wisszen
nach siner groszen derautikeit und vorsieh tikeit unde wirt gewar des
breters unde sach nach syme antlicze, unde des wuchs im in sin hercze
ingedancken uf sinen vettern,» den konig zu Ungern, Sigemunden, das
er von im lange ny botschafft gehat bette, wie es om geen mochte, unde
fragete, wer die zcwene frorade weren. der koch, Bigemundes geselle, hatte
on vormelt, sie weren von. Ungern uff komen.
VII. Do das marggraffe Jost vomam, daz sie von Ungern komen
weren, von stunt fragete er noch nuwe meren unde sprach dem breter
Sigemunde zu unde sach im under sin ougen unde margkte die enleudikeit*»
Sigemundes unde sprach: „Geselle, sage mir nuwe mere." konig Sige-
mund konde das nicht lenger vorhalden ; als er sinen munt uff tet,
kante on marggraffe Jost an syner stymme und antlicze und sprach:
„Willekom, lieber gast, du edeles blut, du! wye komestu so her von
dyner konigriche zu Ungern?" unde czogte on uff unde koste an syne
Wangen mit umbgeben armen und riff alle den sinen, das sie ome ere
erbotin unde on von stund badeten, reynigeten unde anczogen mit dem
besten, das er bereit hatte, noch zeemlichen eren unde vorkundigete das
konige Wenczlao zu Behmen, syme brudere, unde hertzogen Hanszen
zu Gorlicz unde der ganczen Slesien, allen fursten unde herren des
*■ D. „und wirdt in seinem hensen eingedenck uff.." ^ D. ,,elendi^eit<'
Härtung Cammei-meisters ChroDik. 47
Römischen rieh», allen herczogen von Osten'eiche die hoszheit, untruwe
unde das grosz unrecht, das konige Sigeniunde zu Ungern widderfaren
were und gesehen unde an sin er genialen Marien, der edeln konigj^nnen.
VIII. Es lies onie der grosze graffe an der boszheit nicht gnugen;
er getruwete da nicht konig zu werden, wanne ouch vil lantherren widder
in waren, die dy groszen boszheit des grafieu besonnen, unde etliche, die
sich ouch von im kartten. do schufT er unde brachte ein vorbannen konig
von Synapels und Sicilie,! eyn gebornWalch, der von dem babiste alzo
ein ty ranne, ein ketzer und schalkhafftiger man, bey namen genant
Karlpatis, vortreben was, vorbannet unde vorechtiget: den warff' der grosze
grave uff vor eynen konig zcu Ungern unde legete ome dy frome koni-
gynne bie widder iren groszen Unwillen unde herczlichen leides.
IX. Es fugete der almechtige god, das ein Styber von gutem ge-
blechte mit sin brudern in kortzer frißt reten in den pallas, also konig
Karlpatis ober tissche saz mit Marien der koniginnen. dy traten abe
und wägeten das, das der eine von stunt von scheiden zcouch unde
hip den konig Kai^lpatis mit sime groszen Un gerischen messer ein mort-
liche grosze wunde durch sinen köpf unde sein antlicze von oben nedir
bis uff die wangen unde kenebracken usz, das der konig Karlpatis von
dem hartten hawe under den tisch vil unde darlag unde domach ubir
etzliche vorlauffende zceit von der wunden starpp.
X. Der ßtyber in groszem rumore unde ufflouffte brachte das leben
darvon mit sinen brudern unde die Marien , die konigj'nnen mit sich von
dannen unde worden ingelaszen uf der obirsten bürg Blindenburg, die
man des lendes kröne nennet, des konigriches zw Ungern , unde sterckten
sich unde namen groszen fromen und regnirten uf den groszen graven
und gewunnen ym vele an unde fürten Marien, dy konigynne, alle wege
' Karl von Neapel fiäherte sich Anfang December der Stadt Ofen. Die beiden
Königinnen zogen ihm ohne Heer entgegen, indem sie scheinbar seinen Worten
glaubten f dass er, um Ungarn zu beruhigen, gekommen sei. Es begann ein
Intriguenspiel ohnegleichen, in dem die 16jährige Maria eine passive BoHe spidte,
Karl legte sich zunächst den Titel „Gubernator des Reiches^* bei, doch u^urde er
schon am 31. Dee. 1385 in Stuhlweisserümrg gekrönt. Am 7. Februar 1386 wurde
er in dem Zimmer der Königin Elisabeth auf Beirieb derselben von Nicolaus von
Gara und Blasius von Forgacz überfallen und schwer verwundet. Verlassen von seinen
Italienern, die sich flüchteten, starb er am 24. lebrttar 1366 im Gefängnis; man
erdrosselte ihn, weil er zu genesen schien.
48 Hartling Camtnermeisters Chronik.
mit ym zu felde, unde sie sehreip sich „Maria, konig zu Ungern" unde
fürte swert unde kocher uf irer siten und emiante und marckte, das
sie got erlost hatte.
XI. 1 Indes wart bereit konig Sigemund mit grozser macht unde
groszer hercraffl unde ezoueh in das laut mit hulffe sines bruders
Wenczlay unde herezogen Hanszis von Gorlicz unde vil mechtiger fursten
unde oberzeouch den groszen graffen und ving den unde manche sine
helffere der boszheit unde snoden tadt unde liez ober sie ein gemeyne
fürstlich unde königlich gerichte siezen nach rechte unde gewonheit des
Komischen riches keyserliches rechtes unde jewonheit des konigriches. die
worden alda alle vortonnet zcum tode, unde ore houbtere abe geslagen.
XII. Konig Bigemund liz dornoch die stete, dy widder yn waren
gewest von gezcwanges wegen des groszen graven, die er mit grosszen
noten auch ein teil muste widder gevrynnen, den lis er ore stat muren
unde torme alle dornider legen, also das nu alle gasszen zu felde usz-
gehin unde keyne zcingeln noch muren nicht haben, daiumbe das er or
gancz mochte mechtig gesyn ane widderspenikeit, unde nemlichen Vetzprie,
Vascey, Gran, Orot, Nunkirchen, Nuwestat, Wardin etc.
XIII. Inder des starpp Carolus patis, der snode konig; den lies
Maria, die Ungerische konigynne, backen unde bereiten darczu, da» sin
1 In diesem und den folgenden Kapiteln ist mancher Irrtum enthalten. Nach dem
lode Karls war Elisabeth nicht geneigt, ihrem Schwiegersof^ne die Herrschaft zu
aberlassen. Doch als Wenzel im Aprü mit Heeresmacht in Ungarn einrOckte,
gaben die Königinnen nach und unterwarfen sich am 12, Mai im Lager eu Baab
dem Schiedsspruch Wenzds, der aus Neid gegen Sigismund die Beehte dessdben
nicht kräftig genug UHMhmahm , und wenn nicht Elisabeth und Maria auf emer
Beise in Syrmien am 25. Juli desselben Jahres txm der neapolitanischen Partei
überfallen und nach Niedermetzlung des Balatinus Nicolaus roti Gara und des
Obermundsc?ienken Blasius Forgacz nnd ihrer Begleiter gefangen nach Krupa in
Kroatien fortgefi^ftrt wären , so hätte Sigismund schwerlich so schnell eine kömgliche
Machtstellung errungen. Denn erst der Kampf um die Befreiimg seiner Gemahlin und
der Königin 'Mutter Elisabeth — die letztere wurde in Novigrad An fang Januar 1387
erdrosselt, tmd ihr Leichnam den Stürmenden entgegengeworfen — und die Furcht
der Magnaten , bei dem etwaigen Tode der Königin Maria in die Botmässigkeit des
wilden und energischen Wladislaw^Jagidlo zu kommen , verschafften ihm die Krone,
Er ward am 31. März 1387 im Dome zu Stuhlweissenburg gekrönt. Am 4, Juni
wurde seine Gemahlin mit Hilfe der Venetianer aus der Gefangenschaft befreit^ und
f)m 4, Juli fand die Wiederrereinigung der schwergeprüften Königin mit ihrem Ge-
mahl in Agram statt.
Härtung CHiiiinermei8tei*8 Chronik. 49
korper geweren mochte bi» so lange, bis das or herre und koiiig czu
lande durch gutes hulfie mochte komen und den beseen, der sint were,
durch den sie not geleden hette. der selbe konig Patis wart sichticlichen
geleit in eyne capellen czu 8ente Andres, das ein stifft ist Sancte Benedict!
Ordens under den Blindenbergen , unde lag da XXII jar oifentliehen in
eyme sarcke, do bie ober ym uf eyme rucke sine underjope von roten
sammite unde sin scharlachen gewant unde cleit, das was mit eyme
ganczen angesneten kragen gemacht, das er an hatte gehad, darinne er
vorwunt unde gehawen wart, also vorgeschreben stet, unde die worme
taten syme fleische nicht, unde die matten dy engunsten synes gewands
nicht; also man meinte, das es darumb also were, das er vorbannen und
vorechtiget und darinne verstorben were mit andern sinen schalckhaftigen
sunden.
XIV. Ouch also umbe Marien, der Ungerischen konigynnen, wie
wol das sie das grosz erfrawet wart, das or liber konig unde herr zu
lande mit eren unde groszer macht komen waz unde sine viende hatte
oberwunden, y doch so schemete sie sich so grosz, das sie sich fromde
unde wyt hilt von orme herren szo lange, das er zu or schickte bischofle
unde ritter vil in groszen, zcemlichen eren, die sy yn brengen solden,
als er hitzige grosze begierde zu or hatte.
XV. Also nun die erlichen unde trefflichen boten ir geworp unde
begerlicheit irs herren, des koniges, Marien, der konigin, hatten vorgeleit
unde sulden sie ome mit groszen eren unde freuden brengen, antwortte
sie darzu mit weynigen ougen unde gerungen henden: sie were geergert
unde darzcu worden, das sie dem edeln, erluehten, hochgeborn konig
unde hern nicht gud genug were, unde sy mochte darumbe alle or tage
nymmer frolich gewerde, unde sie were froide anig, das sie das yrem
libesten herren widder sageten unde yn das beste wenten , das er or kein
Ungnade tete.
XVI. Die reten widder umbe unde brachten die mere an konig
Sigemunden: sy betten ir in keyner wisze uffT)rengen, unde das were or
antwurtte, also vor berurt ist. do das konig Sigemund erhörte, sprach
er: „Wir wollen unsire liben gemalen selber suchen unde sie deste ge-
ringer nymmer gehalden. wir wissen, das or volwort an dem obele ny
gewest ist. es sie gote alzo leit, also es ir und uns ist!" unde quam
selber zcu siner konigyn. unde als er sie anesach, ging er or ent-
0«BcldohtMi. Bd. Pr S. XXXV. ^
50 Hurtuug Oaiiitnermeisters Chronik.
kegen mit frolicheni aiitlicze unde mit uszgehreitten anueu, nie erbarlich
zu gruszen. sie erschrag do vor im unde gedachte an or vorsmaheit
unde geschieht unde vil ome zu fusze. er ruckte sie fruntlichen uf zu
ome unde umbe fing sie mit sinen armen unde druckte sie an sjne brüst
unde kuste sie an oren munt unde enschuldigete sie selber uf das groste,
das sie tat noch volwort nicht an den vorlauten Sachen hette, unde sie
solde om darumbe nicht geringer sie, sundern lieber umbe des lidens
willen, das sie mit im unde von sintwegen geleden hette. god solde sy er-
frawen in eyme grossem , der sy doch uff daz letzte nicht vorlaszen hette
an beiden teilen, wenne sie hette or viende oberwunden, des sy gote ye
unde ewiglichen dancken solden. Unde also bieben sie bie einander
unde bilden sich in groszer libe unde ere.
XVU. Abir Maria, dy konigynne, was von der geschieh te wegen so
ernst, so demutig unde sir geistlich, das sy darnach nymer lachte alle
or tage unde trug nicht anders von cleydunge danne swarcz unde graw
unde lebete nicbt vil jare unde starpp. ^ Unde als die gestorben was
und der konig Sigeraund alleyne ane eliches leben regnirt hatte noch
Marien tode unde vorsach sich keyns obels unde er meynte, er^ were
gancz wol daran mit allem syme volcke, der ganczen krön zu Ungern,
da jagete er zu geziten swach, mit wenig luten, unde sparte dy sinen,
und Zeiten reit er zu den groszen clostern unde kirchen ouch mit wenig
luten in demut nach applas unde gnade willen nach siner gelust unde
underwilen spacziren mit wenig dienern. Das wart geraarckt durch
ettliche heymeliche siner viende unde des groszen graffen gebornne frund,
die den alden has unde zcorn noch in oren herczen trugen zu orem konige
unde ruchunge widder on gedachten als lange, bis da« uff eyne zceit
konig Sigemund uff eyner wiltban unde jayt was noch siner lost unde
korczwile, in dem Schilde gnant, gar eyn lutter fyner walt,2 in dem da
> Maria starb 1392 am 17. Mai und ward in Gross- Wardein heigesetzt.
2 Nicht in einem Walde, sondern im Audienzsaal zu Ofen u^Arde Sigismund
am 26. April 1401 von seinen Prälaten , Beichfbaronen und Herren gefangen ge-
nommen. (Es liegt offenbar eine Verwechselung mit Wenzel wr.) Selbst seine G^&-
treuen gingen zu den Verschwcmen über, in der Hoffnung, dadurch dem Könige
nützen zu können. Er wurde zunächst nach Wischegrad geführt, dann aber dem
Nicolaus Gara zw Bewachung auf dem festen Schlosse Siclos übergeben, weil er,
wie sein Vater, ein Gegner Sigismunds war. Boss die neapolitanische Bariei ihr
Haupt erheb, rettete den König, Nicolaus Oara sah sich gezwungene, sieh dem
Hartling Oainitiermeisters Chronik. 61
vil wildes eteet unde phleget zu steejie, mit wenig luten, wart eine
vorreterie angetragen ober on, des er sich nicht vorsach unde dy alden
Sache vorgesszen hatte, unde wart durch einen landherren, der des
grosszen graffen swertmag unde frunt was, gemacht.* der oberrant on
unde was vel stercker zu felde danne er. der konig Sigeraund sach, das
er grosz obermennigt was , unde betrachte die untruwekeit der Ungerischen
herren unde den has unde nyt, den etliche der Ungerischen herren zu
ome hatten, unde gap sich uff' die flucht zu der Tunaw zcu, ab er ein
schiff begriffen mochte adir die stat Waczen, dy om nae gelegen was,
das er mochte sich schützen ader in schirm körnen siner getruwen mannen,
also wart er erilt, wie wol er gereten wa» an der Tunawe unde dem
uffer, als er zu eyme schiffe ader nachen ylte, unde mit groszer mennige
siner viende, die doch sine gesworne, gehulte manne waren, unde meinten
on zu ertrencken unde des ein wurddin , dem alszo zu thune, unde des ein
groszen sag, des sie sich in eyme dorffe dabie nahe erholt hatten, den sie
zu bilden durch ettliche rittere und ettliche die on angriffen unde uff
hüben, in den sag zu stusszen unde in der Tunaw zu ertrencken, wanne
sie forchten sine grosze wiszheit unde list, die er an ome hatte, das er
on ane sag entgehin mochte ader durch gefengnissze ledig mochte werde.
XVIII. In den geberden unde orbeitten, als sie mit konige Sige-
munde so umb gingen, reidt ein edeler Ungerischer herre von ungesehicht
uff der Strasse her mit vele luten. jhene hatten eyn grosz gedumere. do
fragete der herre, was das geschickede were, unde vornam durch ettliche,
die im under ougen stisszen, es ginge ober den konig Sigemunden. der
üngerische herre hatte gancze truwe zu syme konige unde herren unde
rante zw mit groszer ylen unde sach sinen herren da handeln unde mit
om gebaren zu ertrencken. unde der selbe üngerische herre was zcu
guter masze wol daran mit dem Ungerischen vorreter, der den konig
ertrencken wolde, unde riff den an unde sine dienere, das sie ore hende
von orme konige unde herren abezcogen unde abelegeten bie dem ge-
strengen orteil unsers herren Jhesu Cristi, bie oren leben unde libe, unde
• „gemacht** f. in B, u. D.
Freunden SigUmunds und ihm selbst zu nähern, zumal auch Wenzel in Ungarn
einrikkte. Der König wurde, nachdem er 18 Wochen m ^enroUer Haft gewesen
war, freigelassen und erliess auf dem Landtage zu Papa (27. Od. 1401) eine un-
gemeine Amnestie und beschwer von neuem die Privilegien der ungarischen Stände.
d*
52 Härtung CHininPrineistei's Chronik.
trat abe zu fusze unde sprach: „Hir gehört gut radt bie zcu wiBsen, was
man tut" unde zcoueh den boszhaflfligen , Ungerischen vorkorten herren
uff ein ort unde sprach zu om dieszer worte gleich: „Sehistu und weistu,
was du tust? ich forchte, du sist blint, unde der tuffel hat dich hiruff
gefurt, das du an dyme konige unde naturlichen erbherren erlosz, truwe-
losz unde manslechtig wilt werdden, unde des mustu an eren, sele unde
lip unde gute vorterben."
XIX. Es wolde der rat nicht helffen zcum ersten, das er on wolde
los geben ; konig Sigemund solde y sterben ader ertrenckt werden von
ym , und wolde dy alden Sachen rechen an om unde ouch sin quid werden,
unde gap om do den rat uf das beste, so er y wolle konig Sigemund
gesterbet unde vorterbet habe, das er on lisze antwurtten den jungen
groszen graffen, die wereu so nydisch unde so zcornig uff on, das sie on
am leben nicht lisszen. daran dethe er den groszen graffen gnug und vor-
dintte gegen on groszen dang unde willen, unde dy liszen on doch y
nicht lebendig bliben. so erginge doch sin wille unde vorsacz, unde das
geschrey und lumund synes todes werde des groszen graffen und sin
nicht
XX. Durch den rat wart konig Sigemund gefrist uff das mal unde
nicht ertrengt unde wart von stunt ylende bracht unde zcu gefurt den
groszen graffen. die worden des gros fro unde waren in hiczigem zcom
uff on unde meynten, on zu toden, und rat slageten, welchen tod sie om
wolden anlegen, der eyne fant das, ein ander ein anders. In dem bösen
ratslagen unde handelunge vornam der groszen jungen graffen mutter^
unde ilte zu iren sonen und vil on zcu fusze unde sprach diszer wortte
gliche: „Ir lieben sone, ich ermane uch durch god, von dem wir komen
sin unde lip unde leben haben, das ir wiesze syt unde keins gedengt zu
thune Widder iuren naturlichen herren unde konig. wanne ir ome anders
tetent denne ere unde gut, das muste uwer ewige vorterben sin." die
jungen grosszen graffen sprachen: „Mutter, er had uns unsem vatervom
^ Wenn die Mutter des Ihlatinus, Heletia, zur Befreiung Sigisfnunds beigetragen
hat, 80 hat sie andere Gründe verbringen müssen als die, welche Camm. und mit
ihm Ihrowsz^ Windtckj Dugloss und, von anderen abgesehen, H.Mutius, De Crer-
manorum prima origine, abgedruckt in Pistarii Nidam Germanicorum Script., ed,
tercia curante Struvio 1726, II, p 94, aufführen; diese konnte sie auch nicht vor-
bringen, weil sie historische Unwahrheiten enihaUen.
Härtung Cammermeisten» Chronik. 53
leben zum tode bracht; er musz auch darumbe sterben, wir wollen das
an ome rechen, solden wir darumbe vorterben unde nodt lyden."
XXI. Eyn grosze disputatio was mit reden unde widderreden zcwuschen
der mutter unde iren sonen, eer sie sich uffrichten unde ufistehin mochte
unde wolde von der erden, uff das leczte wart geantwurt durch die
mutter: was konig Sigemund, or gnediger lieber herre, getan bette widder
iren vater, das hette er mit gerichte unde gerechte gethan; das recht
hette iren vater getot unde nicht der konig, unde hette das leider an
syme konige unde der konigynne vol volworcht darumbe so hetten sie
keine schult an irme rechten herren unde konige, unde teten sie anders,
das worde or ewige schände unde allen oren nachkomenden von gesiechte
zcu gesiechten, danne es were also gnug an dem unrechten, das or vater
begangea hette, daß sie des nicht mehir uff sich hufften. Unde mit
wisen reteu unde vorgeben erlöste die grosze graffynnen iren konig unde
herren von den banden irer kindcre unde brachte das mit or wiszheit
czu durch hulffe des almechtigen gotes unde syns heiligen geistes, das
zwuschen orme konige Sigemund und iren sonen, den grosszen graffen,
ein ewiger steter frede, gnade und alles gut gewirgkt wart, unde wart
in dem frede vorteidingt, das konig Bigemund die köre habe solde,! des
grosszen mechtigen graflen von Zeilen tochter eyne under zcwen haben
solde zu der ee, welche er der eyne begerte. Also kouöz er zw jungfrawen
Barbara unde wilt* dy. dy was dy schönste unde gerediste. die ander
tochter schilte etwaz, die wart gefriet graffen Nicolaus von Grabaten,
der ouch eyn groszer mechtiger herre was.
XXII. Also befrundte pich konig Sigemund mit den groszen graven
unde mit dem graven von Grabaten; die waren alle umbe seeszen dem
konigriehe zu Ungern unde hulffen unde sterckten om, das er darnach
groszer unde mechtiger wart unde wuchs unde steig unde nam zcu an
siner macht witter unde groszer, wanne vil konige zu Ungern y vor ym
gethan hatten.
■ D. „behield."
* Um die Familien Gara und Cilly ganz für sich zu gewinnen, verlobte sich
Sigismund mit der neunjährigen Barbara von Cilly. Von einer j,kore^^ zwischen
den Töchtei'n Hermanns von öiUy konnte nicht die Hede sein, denn die atulere
Tochter war schon an Nicolaus u, Gara vermählt
64 Härtung Cammermeisters Chronik.
XXIII. Wenczeslaus, sin bruder, darnach nicht sere lang starpp;!
da vii an .konig 8igeniundeii das konigrich zu Bemen, unde darnach
siarpp Jost, der marggraße zcu Merern, sin vetter, unde herczoge Hans
von Gorlicz, sin bruder. Also vileu die furstentume unde konigriche
alle an konig Sigemunden unde wuchs und herschete seliglichen widder
die keczerie zw Behmen, die sich bie Wenczelszlao , dem konige, sym
bruder, geworizelt unde hart begriffen hatten unde by siner beniischen
konigynnen.* dy wan eine von Beyern geborn von irem vater unde muter
unde worme (?) des herzogtumes von Meilen, die eyne beschirnierynne
was der keczerie, die konig Bigemund mit groszer wieszheit umbequam
unde zcu sich logte, das sie alles, das sie zu Behmen . hatte , über gap
unde zcouch om nach, dy brachte er gegen Breszborg in Ungern, Bosenum
gnant, unde demutigete die, das sie mit vier jungfrawen gnuge muste
haben, unde wart so bestalt, das sie usz dem lande nicht komen konde,
unde starp da.
XXIV. Wie konig Sigemund zcu Romischen konige gekorn wart
Derselbe Sigemund, Römischer konig unde zu Ungern, Bemen, Dalma-
cien, Croacien ect konig, marggrafTe zcu Merern unde herre zu Lutzel-
burg, wart gekorn zu eynie Romischen konige, ^ also man schreib nach
Cristus geburt MCaCXXXUII jar, und er starp MCCXXIXXXVII jare
in dem monde juny, und er regnirte seliglichen, unde er waz geneigt uff*
reformaciones unde besserunge der cristenheit geistlicher unde wertlicher
lute unde uff* lantfrede zu machen, roubslossere unde roubere zu stillen
^ Wenzel f 1419 Äug. 16., Jobst von Mähren 1411 Januar 17., Johann von
Görlitz plötzlich im Kloster Nettzdle 1396 März 1.
2 Ober die Königin Sophie ^ die Tochter Johanns von Baiern, dessen Brüder
und Sohn Ernst tnailändische Prinzessinnen geheiratet Jiatten, urteilt Cam. ^)enso
ungünstig, wie seine rechtgläubigen Zeitgenossen. Sie hat Sigismunds Interessen in
Böhmen tvahrzutiehmen gesucht und begleitete ihn 1421 nach Znaim in Mähren,
dann 1422 nach Ungarn. Absichtlich hat Sigismund, der 1429 zu Gunsten ihrer
beiden Brüder Ernst und Wilhelm den I'J^bstreü zwischen den drei bairischen
Linien um das Straubinger Ixtnd entschied, sie nicht Mangel leiden lassen. Im
März 1429 verschrieb er ihr 25000 Ducaten und eim Rente von 6000 Duc. (Üfda,
Script, rer, Bohem., IL p. 210.) Sie starb 1429, wohl im Mai.
3 Sigismund ward am 20, Sept. 1410 zum Römisdicn König gewählt, am 8, Nov.
1414 gekrönet. Die Kaiserkrone erhielt er am 31. Mai 1433 und starb am 9. Dec.
1437.
Härtung Caminernieiätcrh Chronik. 55
unde zcu stören unde uff eynikeit der bebiste unde tet syme liebe unde
gute we unde zcouch gein Fraiigrich unde Engellant. zcwuschen den
zcwen konigen vorsunete er ore krige, die sie vil jar und lange zceit
hatten widder ein ander gehat, unde macht ouch unionem der drier
bebiste, Gregory, Johannis unde Benedicti.
XXV. Wie ein grosz zcweitracht zcu Roma wasz. Item davor nicht
sere lang bie dem babiste Innocencio wuchszen die Römer nach Boni-
facius tode ober die Römischen kirchen unde vorvolgeten Innbcencium, i
den babist, unde die Carthusani unde phafilieit grosz zu Rome. das
räch unde straffte Lixlewicus/^ den babistes Innocency vetter, unde ober-
rante die senatores unde regirer der etat Rome der XIII pflege zu syne,
die das regiment haben, und slug die alle to<i mit syn helffern und lis
der ein teil, die jene syt der Tyberbrucken saszen, binden also wunt
unde blute uff dele unde worffen sie uff die Tybere unde santen sie also
heym Iren wibern unde kindern.
XXVI. Wie dy Homere geechtiget unde gebannen worden. Also
flouch der babist Innocencius von Roma^ mit sinen cardinalen allen uff
einen halben tag unde lisszen grosszen schätz, cleynote unde buchere
hinder on, das sie nicht von dannen so korcz brengen mochten, darober
machten dy Romere saginenner (?) und namen das alles, unde die
buferie unde das gemeyne volg erkreig grosz gud, cleidere, habe, husz-
gerette, wyn, körn unde mancherley gut unde werth. unde wart ein
jemerlicher mort, uffloufft unde rumor, unde der koufflute und wechseler
von Synapels worden vil erslagen unde gefangen durch des willen, das
Innocencius, der babist, unde sein vetter usz dem lande unde konigriche
Synapolis gebom woren ; des musten sie entgelden. unde fingen ouch
etzliche Dutzsche bischoffe unde auditores des stuls zu Rome, die sie
1 Innocem VII, 1404 Od. 17. — 1406 Nov. 6.; Bonifacius IX. 1389 Nai\ 2. —
1404 Oct.t
* Ludteig Migliarati , der Neffe des Papstes, suchte die 1404 netigegrüttdete
Republik niederzuwerfen, doch Hess er nicht 13, sondern 11 vornehme Uömer er-
tnorden.
3 Die Flucht des Papstes nach Viterbo Äug, 1405 tvurde durch einen neuen
Aufstand der Homer herbeigeführt; Ladislaus von Neapel, der je nach seinem
Vorteil bald den Papst bald die Römer unterstutzte , hatte ihn i^eranlasst. Als die
Römer sahen, dctss Ladislaus nur nach der llarschit/t über Rom trachtete, erhoben
sie sich und schlugen seine Truppen zurück.
5ß HartuDg Cammenneisters ChroDik.
schaezten, da8 sie alle or gelt unde gut Inu^^ten geben, das sie zu Rome
hattet) in oren kisten unde in den wechszelbencken unde darzcu heym
gein Duczsdien landen schriben unde schicken nach gelde, damete sie
sich losten von gefengknissze der Romere. darumbe worden die Romere
gebannen und geechtiget, unde das sie des hoffes zu Rome mere danne
achzcen jar ny wol erfrawet woren i und das Rome von der geschieh te
wegen das in XXX jaren nicht vorwunden hat.
XXVII. Wie Innocencius starb und Gregorius bobist wart. Wie
ein concilium zcu Pisa ward. Darnach starpp Innocencius der babist,
unde darnach wart Gregorius 2 zu babiste gekom unde von Venedige
geborn. bie dem wart ein concilium gemacht czu Pisa in Welsschen
landen, das des keiserthums ist unde gehöret zu dem Romischen riche
in eine kammern, an dem mere gelegen, und ist ein pforte des meres.
Als der der heiligen Romischen kirchen lande unde lute mechtig wart,
der vorwandelte sich unde stunt das fremde unde seltzam vor mit der
kirchen gute unde tet etlichen cardinalen, die der kirchen bestes retten
unde im inhilden unde insageten , groeszen vordrisz und vorvolgunge. er
liez etliche cardinale vahen unde legen in thorme unde incarceriren unde
pinigen, darvon quam grosz errethum, das die meiste menige der cardinal
flohen unde zcogen von Gregorio, dem babiste, in das concilium zw Pisa
vorgenant. Gregorius hiesch sie uz dem concilio zu sich bie dem banne
unde bie vorliszunge alle ore lihen unde or werdikeiten. davon appollirten
sie alßzo, das die appellaoio in hell, unde bette gerne das concilium
gehindert unde vorstoret. Unde also brachte die cardinale widder Gre-
gorium zu sich in das concilium konig Lodewigen, czu Sjnapolis unde
Cecilien konig. der lag in dem seibin concilio lange zit bis an das ende
unde vil den cardinalen allen zu unde halff on widder Gregorium.
XXVIII. Das concilum wuchs gros unde nam zcu also, das vil
cristliche konige, korfursten unde fursten ire mechtige, grosze köstliche
botschaft darschigkten, bischofle, vele epte, doctores unde prelaten unde
' Innocenz ward durch die neu eingesetzte Dreimännerbehorde im Februar 1406
nach Born zurückgerufen. Die nachfolgenden Päpste terueihn nur kurze Zeit
vorübergehend in Bom, Gregor XII.1407, Johann XXI IL Uli März 31. bis 1413
Juni; Martin V. erschien zum erstenmal Ende September 1420 in Born.
a Gregor XI L wird 1406 Not. 30. Ihpst, wird abgesetzt 1409 Juni 5. zu Pisa;
er entsagt 1416 JuU 4. ufid stirbt 1419.
Härtung Caminermeiäters Chronik. 57
ouch von Behmen, Frangriche, Engellant, Schotten, Catholonien und
ander konigriche ambasiatores in groszen eren. die waren da so lange,
das sie unde das concilium Gregorium, den babist, da entsatzten unde
koren einen andern an sine Stadt, der Alexander i geheiszen wart; deme
adherirten sie, unde wart gehalden durch das gantze Römische riech
unde Welsche laut unde alle Dutzsche landt unde durch die meiste menige
der cristenheit vor eyn babist. alleine die Venedier unde Heinrich, 2
landgrafie czu Hesszen, dy bilden sich an Gregorium etzliche zceit
das gewan sin ende unde werde nicht lange zeit , also himach geschreben
stet, unde der landgraffe czu Hesszen der zcwang sine phafTheit darzcu;
welcher es mit Gregorio nichten hilt, der muste ora entloffen unde
enzcihen, unde den nam er sin gud unde habe und leich sine lehin
andern luten, die sich mit om bilden an Gregorium. das nam ouch ein
swach, kräng ende.
XXIX. Also wart der ersal groszer, also das zcu den gezithen dr}'
bebiste weren. das was Alexander eyner zcu Pisa gekorn, Gregorius der
ander von dem concilio entaatzt unde bleip glich wol unde machte andere
cardinale an der stat, die von im getreten unde widder on waren ; der
dritte babist der hies Benedictus der XIH., der was zu Aumone^ unde
hatte ouch ettliche cardinale, die er im selber gemacht hatte, der hatte
cleyne macht unde wenig landes, das on vor ein babist hilt.
XXX. Wy dem erweltin bobist vorgebin wart und ein ander ge-
korn wart.* Also nu Alexander gekoren was, den man heilig hilt, unde
gar eyns geistlichen lebens was, des sich die cristenheit grosz frowete,
unde in sin besten tagen was, wart im, eer das jar uszging, vorgeben,-*
unde das also ein limunt was. an des stat wardt gekoren der cardinal
Baltisar Coeea gnant zu eym babiste in des babistes Alexandri stat. der
selbe babist wart geheisszen Johannes der XHI.^ Glichwol bilden die
c. XXX -XXXVII. f. in D.
' Alexander V. 1409 Juni 26, - UIO Mai S,
2 Hermann von Hessen 1377—1413.
3 Atfignon an der Efume.
* Alexander f erst 1410.
ö Johannes XXHL 1410 Mai 17,- 1416 Mai 29., abgesetzt in Constam, f 1419
68 Härtung Caimiu'nneibtt'rK Chronik.
zcweiie bebiste, Gregoriue zu Veuedie untle Benedictue czu Aumon, veste,
unde or kein woldc HbelasBzen also lange, das unibe der eynunge unde
beseerunge der heiligen cristenheit nam sich der aller cristlichste kunig
Sigemund, zu Ungern, zu Behmen ect konig , der hirnochmals keiser
wart, des hertlichen, ernstlichen mit groszer erbeit an unde tet syme
liebe unde gute we mit grosser kost unde arbeit, das ein concilium wart
gemacht zu CoHtenitz iiiDutzschen landen, unde brachte dahin gemein liehen
alle korfursten unde vil cristener fursten, scr erbarlichen fursten, hern
Friderichen, hertzogen zu Hachszen, landgraÜen in Doringen unde marc-
graffe zu Miesszen, etliche vel hertzoge von Beyern, hertzoge Ludewig,
hertzoge Heinrich, hertzoge Hans, hertzoge Wilhelm, abir (?) hertzoge
Lodewig von Beyern, hern zu Heidelberg unde phaltzgrave am Byne.
in dem concilio brachte konig Sigemund oueh vorgenant das czu, das
alle der werlde unde der gantzen cristenheit konige und fursten or
ambasiatores unde macht darschickten, unde das werte lange unde
etliche jar.
XXXI. Wie keiser ßigemund dy bebiste drye abbrochte. Darunder reit
konig Sigemund zcwuschen dem konige von Frangkrich unde Engellant,^
die lange mortliche kriege mit einander hatten vil jare gehat unde sich
unde ore lande sere unde grosz vorterbet hatten , die brachte er zu frede
mit sines selbes übe unde nam darczu got unde das concilium zu hulffe
unde nam da den konig zu Frangkrich unde den konig zu Engellant unde
den konig Cathilorae^ czu hulffe unde erbeitte das, daz der babist Benedictus
sin babistum ufgap unde das abetrat, unde brachte des ettliche bischoffe
unde doctores von im in das concilium mit gantzer vollerraacht, die dy
renunciacien unde abetretunge sines bebischliehen ammecht taten unde
das uffgaben, unde brachte das ouch czu durch die Venediger unde die
fursten Welscher unde Italier lande , das Gregorius ouch von syme ampte
apostolatus unde bischtume lis unde sich des obergap, unde brachte
ouch Johannem den babist liplichen mit groszer erbeit unde kost gein
Costenitz in das concilium. Unde also man ratslaite in dem concilio unde
begunste zu reden, wie man ander köre griffen solde, eynen babist usz
den dren ader einen andern gemeinen zu erwelen, uszgeslosszen den
1 Karl VI. tvn Frankreich 1380-1422, Heinrich V. ton England UlS-- 1422.
2 Ferdinand der Gerechte vQti Äragonien 1412—1416.
Härtung Caininermeisterti Chronik. 59
dren. do dae habist Johannes vornam unde nicht getruwen mochte, das
er babist mochte bliben, do dachte er uff* syue flucht unde brachte das
durch hertzogen Frederich au der Eisch czu mit vil goldee unde groszen
geschencke, das er durch ein landt mochte ungehindert zeihen unde
durchgelasezen werde, unde do im das versichert wart, begunste babist
Johannes ufl* eine zceit heymlichen zu fiien unde sich enweg zu stelen.
unde der Romische konig, der wiser grosszer liste was, marckete darufi*
unde wirt also inne babist Johann is flucht unde das er enwegk was, unde
da vil er uff unde zcouch im snellichen nach unde begreift* om unde
brachte in widder in das concilium zu Costenitz unde brachte das durch,
das er willicÜchen unde fro wart, das Johannes von syme ampte aposto-
lato lies.
XXXII. Wie noch entsetzunge des babist ein bobist Martinus
gekorn und bestetiget wart. Also wart einhelliglichen daselbist ein houpt
unde ein babist der cristenheit gekorn unde erwelet, Martinus gnant,*
an Sante Mertinstage nach Cristus geburt MCCCCXVII jar. aber Jo-
hannes wart umbe sine flucht, das er also betrogelich unde ungetruwelich
wolde an der cristenheit unde deme concilio getan habe unde durch sine
grosszen list die heilige kirche, den Romischen konig unde das gantze
concilium in groszer errethum bracht habe, unde wart besonnen sine
listikeit unde hertikeit, wer er darvone komen, so weren vil schedeliche
und arge ding erstanden unde worden durch synn wolkunnen (?) : da-
rombe wart er hertzoge Lodewige^ bevollen, der in lenger hilt den ein
jar in gefengknissze. dadurch er gekastiget unde gebusszet wart unde doch
dornach widder zu gnaden quam, also das er cardinal bleip bis an sine
ende, unde zeu ruwe unde leide quam unde sin testamente gar herlichen
bestalte unde starp nicht lang darnach in dem andern jare nach diszer
geschieht. 3
XXXni. Wie hertzog Friderich gestrafft wart. Also wart hertzoge
Frederich an der Etsch an dem Welschen gebirge, der den babist
Johannem wolde uffgenommen habe an der flucht unde on durch sine
lande gelasszen unde weg gehulflTen habe, darumbe wol gestrafft, alzo
i MarHn F. 1417 Nov. 11, - 1431 Febr. 20.
2 Ludwig Ill.y der Bärtige, twi der Pfalz 1410—1436,
3 Johann XXIIL f 1419.
60 HurtuDg Caininerineisters Chronik.
der R«ini«*che konig Sigemund ober ezoueh on von stunt nach der flucht
Johann is luide gewan ome vele guter slosz unde bürge unde merckte an,
uude er muBte im darzeu man ig tusent gülden geben zu busze unde
wandelunge.
XXXIV. Wie Husz und Jeronimus von Bhemen gebrant worden. Noch
der köre in kortzer zceit, also Martinus gekorn was, worden gebrant
der ketzermeister des lands zu Behmen, nemlichen Hu8z,i unde Jero-
nimus. da wart die ketzerie grosz danne vor.
XXXV. In deme jare, also man schreib nach Cristus geburt
MCCCCXX jar, geschach der grossze zcogk vor Präge.
XXXVI. Also Martinus der babist gestarp ^ wart von stunt Eugenius
der vierde gekorn, von Venedie geborn, also man schreib nach Cristus
geburt MCCX'OXXXI jar. bie demselbin babiste Eugenio^ wart ein
Goncilium zu Basil beruffen unde gemacht In der zeit, also das con-
cilium weilte, zcouch der Romische konig in dem jare nach gotes geburt
MCCXXJXXXIV jar^ kegen Meylan in Welsche land unde wart da mit
der keiserlichen stolen krönen gecronet mit groszen eren, wenne der
hertzog von Meylan der tat om grosze ere unde gap ome grosze gäbe
unde geschencke, das ungloublich zu sagen unde zu schreiben were
abir er quam ny zcu om, das or eyn den andern geseen mochte, unde
zcouch vort gein Pavia unde kegen Rome mit wenig luten, unde doch
mit groszen wieszheiten unde listen brachte er das aller meyst czu unde
mit demut, also das er stete in kirchen unde in straszen , wo er ging,
lies er sich zcwuschen zcwen herren leitten unde strackte sine hende
von sich unde gap die allen luten unde gruszte allewege man, frowen,
kinder, rieh und arm, das sich sere umbe on drang, unde sprach
susziglichen den luten zcu, das tet dem volcke samffte, unde hatten des
1 Hu88 und Hieronymus wurden vor der WaM Martins V. verbrannt, dieser
30. Mai 1416, jener 6. Juli 1415.
2 Eugen IV. 1431 März 3. — 1447 Fetyruar23., abgesetzt in Basel 1439 Juni 29,
3 Sigismund traf schon am 21. Nov. 1431 in Mailand ein und empfing am
25. Nov. die eiserne Krone. Dass Herzog Philipp Maria Visconti jeder persönlichen
Zusammenkunft mit ihm auswich^ erzählen auch andere Chronisten. Von Mailand
zog Sigismund über Piacenza , Parma, Lucca, Siena, Viterbo nach ^m und ward
am 31. Mai 1433 von Eugen zum römischen Kaiser gekrönt. In Basel kam er
am 11. Oct. 1433 an und kehrte erst am 15. odei' 16. Oct. ixm Begenäburg nach
Ungarn zurück.
Härtung Cainmertneisters Chronik. 61
ny glich mer gesehen, unde das was on von eyme solchen forsten sere
fremde, unde worffen sich alle an in unde hilden on heilig unde gerecht
unde libeten on hertzlichen unde erten on grosz. also quam er fürt gein
Rome aber mit groszen eren, der glich ymant ye erfaren hat, unde
wart da von Eugenio, dem babiste vorgenant, gecronet unde slug da
gar vel rittere unde zcouch also mit grosszen eren von den in groszer
<lemut Widder gein Dutzschen landen unde brachte vil geldes erusz unde
vel groszer kostlicher cleynote unde geschencke unde quam dornoch in
korcz Widder gein Basel unde hilt das uff, das der babist Eugenius nicht
entsatzt wart, also sie des tages mochten gethan habe, hette unser herre,
der keiser, das nicht erilt unde were er des eins tages ussze bliben. unde
also nu das concilium nach werte zu Basile.
XXXVII. Unde davor geschach der erste zcog unde herfart, das
man sich vor Präge leite in dem XX. jare, unde noch den zcoge unde
derselben groszen herfart vor Präge, was des Romischen koniges Sige-
mundes, der korfursten unde mancher fursten das doch wenig halff,
wuchs die ketzerie zu Behmen also sere grosz, unde wurden freidiger
unde stercker denne vor, so das sie alle umbe gelegen fursten unde herren
unde stete angriffen und machten aller werlde zu schicken, so das vil
mere groszer herfartte uff sie in das konigriche zu Bemen gemacht
worden unde sie allewege den luten groszen schaden mit oren wayn-
burgen taten unde von den vil lute unde hem, edel unde gemeyne lute,
erslagen unde gefangen worden, unde der ketzere waren drey secte: die
von dem Tabor, die Weisszin, die Wicleiffin.
XXXVIII. Die ketzerie bestunt unde werete von dem concilio zu
Costenitz bis uff das concilium zu Basil. in dem concilio czu Costenitz
wurden gebrandt die ketzermeister, also vor berurt ist. das rächen die
ketzere sere unde grosz an der cristenheyt. sie wurden auch gros uber-
zcogen, unde or wart manig tusent widderumbe erslagen unde vorbrandt
sie treben ouch groszen ungefug in orem eygen konigriche. sie brauten
sie selbis or gotishusere usz unde namen alle messegewant — usz den
allen machten sie hemde unde badekappen — unde siden unde sammit
unde gülden tucher und geczirde der kirehen unde meszgewande —
machten sie undeijoppen, rogke, mentile unde cleidere — kelche, mon-
strancien unde alle silberwercke — usz den kilchen machten sie silberynne
gortele unde lisszen ore taschen unde kochere beslan unde vorkaufiten
02 Hai-tiing Cauimerineiäters ChroDik.
das obrige ect. alle taffein unde bilde zcuelugen sie; die gemalten bilden
unde roarter ungers herren in allen enden zuhiwen sie an den wenden
unde an den wegescheiden , wo die stunden, unde waren alle geschaber-
naekt unde zwslagen. alle glocken worfien sie von den tormen unde
brachen die unde gosszen bucbszen darusz unde huszgerete unde morser
ect sie namen von oren ketzerlichen phaffen teglichen unde wochlichen
ungebicht die ofelaten in der wise des sacraraentos , unde jung unde alt
namen das sacrament, als sie es hisszen, under beider gestalt, des
brotes unde wyns, unde gaben das ouch soygenden kindem. die buffelin,
die uff der gasszen spelten, liffen von dem spelleiche in dy kirehen ;
ungebicht in der vorberurten wiese under beider gestalt namen sie das
sacrament unde liffen widder also balde uff den spelleich unde speleten
unde buffeten alszo vor.
XXXIX« Darumbe wuchs die ketzerie also gros, das alle werlt
forohte, das sie oberhant neme, wanne alle bufferie usz allen landen, die
sich daheym vorschalgt hatten, unde alle vortreben lute, die da gud
Widder got haben weiten, die liffen zu on. alzo \iart das crutze ober sie
gegeben in dem jare nach gotes geburt MCCCCXXI jar bie dem babiste
Martino in syme virden jare, das hirnoch ouch beschriben wert under
des als konig Sigemund selber personlich , der babist unde das concilium
ire soldenere, der bischoff von Köln, der bischoffvon Lutich, der bisehoff
von Wortzeburg, der eardinal mit der Romischen banyr, den stossel,
unde ein kostlich banyr mit der marter unsers herren, der marggraffe
von Brandeburg, dy fursten von Mieszen, Doringen, von Beyern funff
hertzogen, die hertzogen usz der Slesie, die alle personlichen, unde
mange andere fursten mit groszer macht uff dy ketzere zcogen. noch
bieben sie unbezcwungen. abir got fugete das unde konig Sigemund mit
dem concilio vorgenant uff das letzte, das die Behmen in das concilium
quamen mit geleitte, unde wurden da also vel underwist, das sie entzeln
abelieszen, unde wurden mit on gegen Behmen doctores unde bischoffe
geschigt, die sie or igliehe uff rechte wege des cristenglouben brachten,
aber ein teil bieben also vor. Also wart das gestillt, das die buferie
zcu zcouch, da die lantherren abelissin, die sie fürten.
XL. Das wart der heydenische keyser zcu Torken gewar, wie das
der konig in noten was unde geschicke, also hirvor geschriben ist der
besammete sich mit groser macht unde meinte, konig Sigemunde in sin
Härtung Caminermeisters Chronik. <>3
kouigrich zu Uugern zu fallen, das werte der dispate, hertzoge Stepphaii, ^
der Bieh danne mit konige 8igemunde vorbrudert hatte, unde was doch
dem heydenischen keyser zw »wach die lenge. also muste keiser Sige-
mund selber mit groser macht dem dispoten zu hultf e komen , anders were
der dispat unde das gantze konigriche zu Ungern vorterbt unde vorloren
worden, also zcouch konig Sigemund uff den heydenischen keiser mit
dem dispate in sin lant unde treben on widder zurucke mechtiglichen
unde lag uff die beiden zu felde. also starp darunder der di^pote unde
vorliesz yme alle sin landt und furstenthum , die konig Sigemund ynnam
unde bestalte unde besasz.
XLI. In dem vorgangin concilio zu Basil wart Eugen ius entsatzt
unde der hertzoge von Soffygen, der alde^ wart zu babiste gekorn unde
wart Felix geheisszin.^
XLII. Domoch als man schreib tusent vierhundirt XXXVII jar,
starp keiser Sigemund in der stad zu Zcenre^ in Merern unde wart
gefurt in sin konigriche zu Ungern gein Wardyn in dy stad in grosszer
snellikeit unde vörborgin usz dutzschin landen bracht, wenne sie wuldin
yn selbis by yn habe zu Wardyn by dem konige Wadiszlao unde Stephano,
dy geheiliget sindt. do ist er erlichen unde kostlich bestat, unde sin
grap ist mit kostlichen gezcinle gezciret.
XLIII. (f. in D.) Dornoch wart hertzoge Albrecht, herre zu Osterreich
ect, zu eyme Romischen konige erweit einhelliehin zcu Frangfordt durch
die korfursten. der lebete nicht vil lenger denne ein jar. undirdes dy
' Vergl. Zinkeissen, Qesch. d. Osm. ÜeicJies, /.,p. 577, Engel , Gesch. \xm
Serbien, 369 ff., und seine Gesch. des Ungarischen Beiches, II., 316 ff, und Aschbach,
Uly p, 269 ff, u. IV., p. 268, Stephan Lazaremtsch von Serbien bat im Sept. 1426
Sigismund um Hilfe gegen Anerkennung der Oberlehnshöheit und andre Dienste.
Nach zwei glücklichen Feldzügen zur Unterstützung der Walachen gegen die Türken
wandte sich Sigismund 1427 nach Serbien, wo Stephan im Juni 1427 gestorben war.
Als er April 142S Galambotz, das in die Hände der Türken gefallen war, mit
grossem Heeie belagerte , eilte Murad herbei und besiegte ihn. Georg voti Serbien
wandte sich erst 1437 wieder an Sigismund, und die Ungarn unter Hunyad schlugen
Juli 1437 die Türken aufs Haupt und retteten den Despoten und die Feste
Smederevo.
2 Felix V. Gegenpapst 1439 Notember 17.— f 1449 April 7.; er entsagt kurz vor
seinem Tode.
* Znaim in Mähren.
<>4 Härtung CauiinennelHters Cbrouik.
wile das couciliuin zu Basil werete, machten dy korfursten eine neu-
tralitaSy^ also das sie ein gebot lieszin uszgehin, nemlichen dy geistlichen
korfursten unde bischoffe durch alle ire bischturae, unde besundern der
bischoff von Mentze allir meist unde hertir das behaldin had, so das
man widder des bobistes Eugeny noch Felicen, des bobistes, noch des
concily brive keins nemen noch vorkundigen muste.
XLIV. (f. in D.) In dem seibin jare was hertzoge Frederich von
Bachszen konig Albrechte , syme swagir, gedynt mit vil luten widder die
ketzer an das geraergke gein Merhem und als er widder heym zeihen
wolde, quomen yn unde die synen die ketzer an in deme lande zu
Behmen bie Brux^ unvorsehelich unde wuldin sin neddirslaen unde
quomen einander hefitiglich zu strite. unde got der halff om, hertzoge
Frederichy mit den sinen ^ceichintlichin, das sy der ketzer vel tod slugen,
80 das sy fluchtig wurddin. unde der hertzoge gewan den streit unde
behieldin das feit, unde uff das selbe mol wart hertzoge Frederich ritter
unde mit yme vil siner graven, herrin unde manne.
XLV. (RL. 801) In dem jare, als man schreib tusent CXJCXJ und in
dem XXXIX jare umbe Bante Jacoffs tag (25. Juli) quome die Torken
in das laut zcu Ungern, unde uff die selbe zceit wart konig Albrecht
von den Ungerischen herren uberret, daz er sich hin ab gein Czendrey
zu synem slossze wulde fugen unde aldo sin legir haben, szo wuldin sie
yme hundirt und LXXX tusent manne adir mehir usz Ungern brengin
unde ouch selbir by on komen. daruff fugete er sich henabe unde furtte
mit om uff der Tonaw LXXX schiffe mit spiesze unde andirm gezcuge,
als stritwaynne, buchsenwayne mit vil buchsen, unde zcouch also mit
den Ungern uff ore gute wortte henabe. Nu was der sommer ettwas heisz,
dorre unde^trugken, also das in den landen das wasser, gnant dy Moser,
gar vortrucknet was, unde an dy seibin stete die Ungern den konig hen
zulegen mit Behmen unde Dutzschin , dy er sich bey om hatte, ubirrettln.
' Auf Veranlassung der Doctores Johann v. Sysura und Gregor von Hetmimrg.
Das Protestationsinstrument in Müller, Beichtagstheater Fried. F., Jena 1731, p. 31,
und bei Binterim VII, S. 166,
2 Die Schlacht fand statt am 23. Sept. 1438. Veigl, Höfer, Hussit. G eachichU
quellen, I. p. 50, und den Brief des Herzogs Wilhelm von Sachsen an Kaiser Fried'
rieh III. inbetreff des Wortlautes (Droysen, Gesch. der Preuss. Pol., I. p. 445). Am
ausführlichsten ist der ungedruckte Bericht im Liber monasterii montis S. Petri in
Erffordia (Herz, Bibl. in Gotha A, 159) p, 196.
Hartnng Cammermeifiters Chronik. 65
und doch wol besszir legirstete gewest werin , danne aldo von ungesuntheit
wegen der weide das vihe zu gezcieten fluxum sanguinis gewann, also
quam der selbe suche den konig an unde andere me sines hofegesindes
Tel, die vaste dar ane storbin. doch so obirwandt der konig dy suche,
danne er was sere swach wurddin unde hatte an dem lybe abe genommen,
und als sich nu dy Toreken nehetin und dem konige entgegin zcogen
mit groser macht, do vorstolen sich die Ungerischen zu Anytzien von
ym, 80 das die helfte kume hie ime blebin. Also nu der konig vornam,
das sich dy Ungerischen heymelichen von ym verstollen hatten unde
sich die Torken kre^iglich umbe das sloz Zendraw, do er uffe lag an
nomen zu gewynnen , alzo zcoch der konig do danne zu rucke gein
Gran unde nach rathe siner rethe, ertzte meinte er furder gein Wihen
in Osterreich, und so er uif sinen wayn gesatz, do gab om eyn Unge-
rischer herre in gotis namen zu trincken, unde er trang mit ome unde
fuer also vier mile wegis von dannen bis zcu Langendorff. alda starj)
er an Sante ßyraonis et Jude tage (28. October) Iruwe in der achtin
stunde, unde davor, ehir er starp, hatte er uf dem wege den trunck,
den er mit dem Ungerischen herren getruncken hatte in gotis namen,
ofte geclait unde zu syme cappelane, der mit om für, dicke gesprochen :
„Ouwe des gotisnamen, den ich mit dem Ungerischen herren getruncken
habe! der wirt mich toten." der selbe konig Albrecht wulde auch dy
heiligen sacrament an seyme ende nicht n^men ; wie wol er das von vier
Ungerischen bischoffen unde von etlichen dutzschen prelaten veterlich
vormant wart, so entwurte er alle zeit daruff, also ap er sich unde sine
sele mit dem heiligen sacramente solde vorwarlosze. doch szo wart er
an dem letztin ubirredt unde so vil underwieszt, das er alle sacramente
mit groszer andacht entphing. und als ym der prister das heilige
sacrament v^orhilt, do sprach er mit gefaldin henden ynniglichen: „Du
bist der wäre got, myn unde alle creaturen herre unde scheppher. bis
mir gnedig, mir armen sundere, unde vorgib mir myne sunde! unde Ich
getruwe ouch diner barmherzcikeit wol , du wirdest mich an dieszin boszen
Ungern, die an myne tode schuldig sien, rechin." unde er starp also,
als er nu gestorbin was, du wuldin den toten licham sine rethe gegin
Wihne füren lasszen; des wuldin die Ungern nicht gestatiii und nomen
den licham mit gewalt unde begrubin den zcu Weysinburg in eyme
siechten geraurten grabe noch Ungerischin setin.
OMchlehtwi. d. Pr. S. ZXX V. B. e
6^ Härtung Cammermeisters Chronik.
XLVI. Ale konig Albrecht, Romischer konig, vorstarp, do lies er
eynen son, gnant Wadislaus,' den ettliche Ungern hilden vor ihren
Ungerischen konig, unde ettliche Beniische herrn hatten on vorlasszin.
dasselbe königliche kint wart zcu Wyhen uf gezcogen an sines vater
Stadt, konig Albrechten.
34* Wie die Armagnaken grossen Schaden anrichteten. (B. D,)
Als man nu schreib MCCOC in dem XL jare, wart hertzoge Frederich
von Osterreich zu Romischen konige gekoren, der selbe konig 2 brachte
in dem XLIIII jare die bösen segte, die man nante Annejagken, von
Frangkrich uf in Swaben in daz landt unde zcu voran uf die Swytzer,
uf die von Straszborg unde vor Basil. die seibin Armejagken toden groszen
schaden unde wul vor den stetin, sunderlichin mit morde an vrouwen,
den sie die brüste abesnettin, unde nomen yn die kindere von den armen
unde slugen sie in die zcunstegkin unde stochin sie in geinwertikeit der
mutere tod, das klegelich unde alzcu gros Jammer was.
35. Wie viel Brandkom wuchs. (B. D. T.)
In dem seibin jare (1440) wuchs das jar und ouch vaste jare hirnoch
vil brantkorns undir dem wysze. sulchis komes gedachte dutzumol nymant,
der do lebete, der sulch kom gewachsin mehir bette gesehin.
36. Wie mancherley nuwe cleydunge in die lande quam. (B.)
In dem XLV jar der mynner zcal quam mancherley nuwe cleidunge
in die land. so als man fyndet hievorne in dem capittele MC(X!CIII jar,
wie kostlich is in den landen uff die zeit was an smugke von silber
* f. in B, u. D.
^ König Albrecht stoHt am 27. Od, 14S9, LadHa\*8 wurde zu Komom am
22. Februar 1440 gebaren.
2 FriedricJh wdlte im Bunde mit Zimch den Aargau tüiedergetcinnen. Als
Zürich 1444 hart bedrängt yy^irdt, rief er 40000 Armagnaken, um die er Karl VII,
von Frankreich nchon August 1443 gebeten hatte, in seinen Sold. Merktaürdig ist,
dass Cam. niclU die Schlacht bei S. Jacob (26 Aug. 1444) erwähnt. Im Appendix,
Mencken II. p. 422 y wo ungefähr dasselbe erzählt wird, geschieht es awA nicht.
Hartang Cammermeisters Chronik. 67
wergke unde an kiejdunge, had sich» nu gleich gewandelt, das is als
gar nehirlich ist wurdden, das ein roenlich persone so kurtze rocke
unde mentele tragen und das ore underjoppin in der mytte des liebis
wendin, das sie yren Schemen nicht mögen bedecken, das nu vor tagint-
lichen fromen frawen unde Junkfrawen eyne grosz missestehin ist das
nam nu ein erbar rath zu Erfiurt zu synne unde tatten ein gebot alle
den iren und satzten ein entzel der lenge der cleydunge, wie die sie
Bulden. unde wer der iren also das nicht bilde unde mit den kortzin
cleidem zu tantzen, zcu straszin addir zu kirchen ginge unde dem rathe
besayt wurdde, den buszte der rath umbe ein gülden, von den jhenen,
die nu die buszen gobin, wart dem rathe vaste busze. is werete aber
nicht sere lange; is begunste vaste widder an zu gehin.
3T. Wie lantgrave Frederich starp zu Doryogen uff der burgk Wissen-
see. (RIj. B. P. M.)
In deme jare, als man schreib nach der geburt Christi MCICX^GXL
jar, starp der fredesamer furste lantgrave Frederich, der lantgrave in
Doringen, am sonuabinde in der crutzenwoche (7; Mai) in Doringen uff
der borg Wisszinsehe unde wart uff den suntag Exaudi (8. Mai) gein
Reinherszborn bracht unde alda begraben.
88. Wie der Bürgermeister von Prag die Stadt verraten wollte. (B D.)
In dem selben jare (1440) geschach is zu Präge, ^ das ein burgermeister
die stat vorrathin wulde. unde is ging also zcu, das der ratsmeister mit
ettüchen drabanten einen anslag hattin vorgenommen, wie das dem
burgermeister sechs knechte in butten fische uff einen morgen fru, als sie
zcu martte in brengin wulddin, sulden uff eine gestackte zeit das thun,
1 VergL Pahtcky , GescK r. Böhmen, IV, J,p. 35 f., der den Versud^ der pol-
nischen Ihrteij Prag am 29.Juli z^i Gunsten des Königs Wladislatcs hei Nadit
2u üherrumpeln, ausführlich erzählt. In einer Anmerkung giebt er eine Übersetzung
seiner Quelle Stari letapisowe, die im ganzen mit dem Bericht Cammermeisters
übei'einsümmt. Auch Stolle (ed. Hesse, Stuttg, 1854, p. 1.) berichtet eingehend über
diesen Vorgang. Er lässt den Anschlag von den Taboriten ausgehen und religiöse
Motive in den Vordergrund treten, während Com. ihn, in Übereinstimmung mit
den bölimisd^en Quellen, als einen politischen ansieht^ der gegen die Deutschen ge-
richtet war. Die ZaJd der Enthaupteten giebt Stolle nicht an.
e*
68 Härtung Cammenneiflters Chronik.
80 wulde er das bestellen, das sie in wurden gelaszin. wan man den dy
thor uff getan hette, so sulden dy hofelute unde drabanten zu loufTen
und rieten und die thor inneraen und in der stad ober die Dutzschin
louffen unde tod slaen. des doch got nicht wolde vorhengen. dan als der
burgermeister den knechten mit den fischin uf eine sunderliche stunde
hatte bescheiden zu komen, ging er des obindes zu dem torwartten und
sprach zu ym: ,, Torwarte, mir suldin heben* sechs knechte mit vische
komen. sie! die komen langsam, is das sie fruwe werdde komen, szo las
sie yn ! i(jh sulde dy vische vorder notlich weg sende." Des morgens gar
fru qwomen die knechte mit den vischen unde rieffen dem torwartten
unde sprachin: „Fische! fische! las uns yn!" das erhörte der torwartte
unde sprach zu siner huszfrawen: „Stand uf unde lasz sie yn! is sien
dy knechte, dy die fische brengin, dy dem burgermeister sullen." die
frouwe wolde nicht uff stehin. so hatte der man des obindes sere ge-
truncken , das er müde was, doch so stund der man ufF unde wulde die
in lassze. als stet die frauwe ouch uf unde wulde sehin, wer sie werin.
da wart sie nicht veme von der stad gewar vil weppener unde lute.
do rieff dy vrouwe yrem manne widder und sprach: „Kom balde widder
heruf! is ist allis vorraten." der man hatte gereitte zcwey tor geufient
unde was an das dritte thor komen , daz zcu uffen ; abir do er horte der
frawin ruffen, do lief er widder uff das thor unde rieff den andern
wechtern. also wart das geschrey also groz, das dy lute in der stad uf
quamen zu der were. do warin dy weppener unde drabanten alle weg
also wart der selbe burgermeister gefangen, unde man fandt ouch in
syme huse vil lute heymelich vorstagkt, die allis die Dutzschin sulde
erslagin habe, unde ym wart sein recht gethan. darnach hattin die
Dutzschen zcwei unde funffzcig manne laszen enthoubten.
39. Wie der von Henneberg borg Hüne gewan. (B,D.M.)^
In dem jare, als man schreib MCK^CCXLI jare, grave Wilhelm
von Henneberg gewan Reynharde von Hüne sine borg Hüne an mit
» D. „bind"
' Vergl. Oyriacus Spangenberg , Henneberg. Chronik, Meinigen 1755, p, ^5 ff.
Heinrich ron Hüne aus den Buchen hatte 144 J dem Grafen Wilhelm IV., der
1426 seiiiem Vuiei' gefolgt war, durch Raub und Brand grossen Schadeti zugefügt.
HartnDg Cammermeisters Chronik. 69
rechtem storme, und sy filen zu ym yn ubir dy muren unde funden in
den etogken vil gefangen , des von Henneberg arme lute. sie fingen auch
Reinharten selber unde sinen son unde zewene knechte mete. die seibin
knechte hingen sie vor das slos,* abir Reinhardin unde sinen son die
fürten sie gein Smalkaldin unde bestaltin das sloz Hüne, unde sie fürten
vil geretis mit on von dannen. dornach starp Reynhart von Hüne in
dem torme zcu Slusingen.
40. Die fursten von Bachszen slahen oewe muntze (a. 1444). (M, B. D.J^
In dem XLIIII jare vorsingen dy forsten von Sachszen alle
uszwirdige unde fromde montze in alle oren landen, an aileyne Behmische
groschen blebin vol genge,*» unde die fursten rugkten uf eyne ytel nuwe
muntze, die geschickt was, also hirnoch bezceichent stedt.
Czu dem erstin lieszin sie slae« grosze groschen , dy waren gezceichent
mit eyme jodinkopphe, unde nannten sie gemeinlich jodekopphe, der
galt einer IX phenge unde unde XX * einen Rinischen gülden, unde
gingen 80 «uff eine gewegin^ marg unde behilden VHI lodt
Sie lieszin ouch deine groschen slaen, der galt einer IQ ^ unde
ein^ schog einen Rinischen gülden, die seibin groschin hattin ein schildichin
noch dem wopen Landisberg, und yr gingen hundert uf dy gewegin
marg unde behildin UI lot
Sie lieszin auch phennige slaen, die woren auch mit dem Schilde
Landiszperg gezceichnit unde guldin UI schog einen Rinischen guldin,
unde yr gingen XXXVII uf ein lot.
» 2>. „holcz." b M. „volgende." ' M. „slie." ^ M. ,pCC." « M. „LXXI."
' D. 14. M, „gewogin." * D, u. B, „III schog."
Am 21. Januar 1442 eog der Graf mit 2000 Mann %md 230 Wagen tcr Hüne
(Ober- und ünterhauny heu. Kr, Fulda). Die Unterhandlungen zerschlugen sich. Die
Burg wurde am 24. Jan., besonders durch die Tapferkeit der Schmaikaidener, er-
obert. Wann K r. Hüne starb, giebt dp. nü^t an, wohl aber, dass dessen damals
neunjähriger Sohn Philipp 10 Jahre im Gefängnis sitzen musste. W. r. Henneberg
f 6. Jan, 1444 infolge der Wunden , die er auf einer Jagd txm einer Sau erliUen
hatte.
> Vergl. Müller, Beichstagstheati'.j I. jj. 144-145, Chur fürst Friedrichs II. zu
Sachsen und seines Bi'udei'S, Herzoff WiUielms, Müntz- Ordnung a. 1444, und
Appendir, Menck II. p. 423, der auf die Einführung der Judenköpfe hintoeist
und den Schadeti der Leute beklagt.
70 Härtung Cammermeisters Chronik.
Sie lieszin auch heller slaen, der giBgen XVIII vor einen joden-
köppf unde VI vor einen kleinen groschen und behilden fünf lot uf die
gewegen margk.
Sulche vorslanuge* der aldiu muntze unde der anegang^ der nuwen
montze brachte an der vorwandelunge groBzen errethum in den landen
an koufen und vorkoufen. und die nonien daran groszen schaden, wann
ein iglicher muste der aldin were, die sie eine zceit*^ bie gehin lieszin, y
sechs stugke vor V stugke der nuwen were gebin , unde also nani man
an iden XII schockin grosohen der aldin were, umbe die nuwen were
zcu wechseln addir in bezcalunge zu vorgliechin, Ilschog schaden, das
danue brochte an hundert schogkeu XX schog vorlust. dis brochte den
landen groszin schaden, wenn^ ab eyn mechtig beer die lande
obir zcogen hette. Auch steig der Rinische gulde , das he uif dy zceit
ein phunt galt, der vor® mit eyme schogke wart bezalt. merckit, welche
schade den landen muntze halbin ubirgangin had uf das moll!
46. Wie der konig von Polen uf den heydnischen keyser zu Torkie
zcouch und wie der heydnische keysser des konlgs von Polen houpt mit
golde beschlagen Hess. (B. D.)^
Noch Cristus geburt MCCCXJXLV jar zcouch der konig von Polen
und Krakow usz Ungern mit groszer macht uf den heydenischen keyser
zu Torkie vil tieffer unde weiter in die heydenschafilt, denne konig Sige-
mund, der Romischer keiser, vorgetan hatte, unde quam mit den beiden
* D. „verschlagunge,* M. „vorsJage/* »» I>. „eingangk." *^ 1>. „muste
den andern geweren, die seine jseit." ** D. „gleich." ® M. „vorhin."
1 Vergl. Zinkeisen, Gesch. d, osman. Beiches, GotJui 185 iy I. p, 686 ff. Wladis-
lauSf Kmig von Jhlen und Ungarn, hatte trotz des Szegediner FViedens, wddiefi
er im Juni 1444 mit dem SuUan Murctd abgeschlossen hatte, den Krieg gegen die
Türken Ende September 1444 von neuem begonnen. Die Sdtlacht bei Warna fand
am 10. Nov. 1444 sUxtt Ober das Schicksal des königlichen Kopfes, welchen der
Stütan nach Brussa, in die erste Hauptstadt seines Beiches, schickte, berichtet er
p,702 nach Seadeddin. Interessant ist der kurze Bericht im Chron. terrae Mis-
nensis, Mencken IL p. 358, aus dem wir erkennen, dass die Nachrichten über die
Behandlung des königlichen Leichnams über Venedig nafHh Deutschland gedrungen
ssnd: „Nam caput regia occisi circumductum est {)er terras Tu rcorumin dedocus
Christianae religionis, quod quidem traditameutum Veneti noii ignorabant/' Vergl.
Änm. zu Cam. 53,
Härtung CammermeiBterB Chronik. 71
zu Btriie unde vorloiBz den streit unde bleib ouch selber in dem strite
lud. unde dy Heidin behilden das feit, abir der Heidin wart manig tusent
mer erslageii dan der eristen. unde ein teil trefflicher rittere wurddin
fry unde ledig gegeben 3rre8 gefengknis unde darzcu gros begäbet, das
sie under den toten eristen den keiser zu erkennen gaben und vormeltin,
was von Herrin unde namhaffUgen luten der eristen tod werin bieben.
Als wart dies koniges von Polen unde Krakow lieham funden unde
erkant, und das wart dem heydenischen keiser vormeldit der selbe
keiser liez das Houbt von dem corper des konigis von Polen nemen und
das kostlioh mit golde beslaen unde zciren mit edeln gesteynen, nach
dem als es gebackin unde darzcu bereit wart und gebalsamt, unde sante
das dem beidenischen groszin fursten, dem soldano, zcu einer groszin ere.
der daz mit ireiden unde mit groszer dangnemikeit Hatte enphangin und
oppHerte das MacHmet, syme aptgote, bie dem das königliche Houbt des
koniges von Polen unde Crakow sted unde gesatzt ist, als man das dem
Romischen konige Frederiche gescHrebin und verkündiget Hat
42. Wilhelm, hertzog tzu Sachszen, leit bei (a. 1445). {M. B. D.) »
In dem jare, als man schreib tusent IIIIC in dem XLV jar, do
lag der bochgeborne furste, hertzoge Wilhelm von Sachszen, bie mit der
hochgebome konigynnen, konig Wadiszlan* swester, in der stad Jhene.
43* Von dem Fischmarkt und dem Rathause zu Erfurt. (B.D.)
In dem seibin jare wart der vischmart zcu Erfiurt oberal mit steinen
besatzt,^ unde hernoch in dem XLYIII jare der born mit koppher
gedagt und mit gemeide schone gesmugt, und in dem seibin jare wart
* M. „Wadislau."
1 Die Hocfizeil fand am 'M.Juni 1446 statt, vergl. Appendix, Mencken IL
p. 4Ü3, und die ausführliche Beschreibung der Hochzeit van Joh, Joachim MtUler,
Efntdecktes Staats- Cabinet, IV. ^ Jena 1716. Ober die politische Bedeutung tergl,
Täiacky, Gesch. v. Böhm., IV. 1. p. 78, 79 u. 221.
s In Augsburg Jmtte man schon 1415 antfefangen , die Strassen zu pflastern,
vergl Steffen, Gesch. Augsburgs, I. p. 145. l>ie Unkosten für das Martintbild
beliefen sich auf 13 Talente, vergl. Härtung, Häuserchromk von Erfurt, p. 299.
72 Härtung Cammermeisters Chronik.
ouch der Merlin ubir der Cor an dem rathusze mit der tzyrunge darubir
gemacht
44« FridericuH, ein graf von Beichlingen, wird ertzbischoff tzu Magde-
burg. (M.B.D.J
In dem XLV jare du wart der edele grave Frederieh von Siehe-.
llngen,i der, ein wertiich' man, des obgegangen blschoff Gunters mar-
Bchalg etliche zeit geweet was, von dem capittel zcu Mejdeburg eyn-
trechtiglichen zcu eynem ertzbischofie doselbis gekorn und erweit umbe
sines getruwen dinstes willen unde fromekeit, dy er bie yrem herrin
seligen^ gethan und bewieszit hatte, und er in dem seibin jare von dem
concilio zcu Basil bestetigit und uf Saute Lorencieu tag (10. August) in
gefurt unde gekronet wart
45. Wie ein blinder mit 6 reyssigen pherden und knechten k^en Erf-
ford kam und sich vor einen artzt ausgab; wie der blinde artzt von seinen
eygen knechten gebraut wird. (D. B, T.)
In dem seibin jare (1445) quam ein blinde gein Erfiurtbe mit sechs
reiszigen pherden und mit redelichin reysigin knechtin, wolgezcugit mit
kleidern und andern Sachen, und gap sich usz vor einen artzt allir
suchen zu buszen. er ubete ouch dy swartzin kunst unde nam sich an,
daz er vorborgene schetze konde vormelde unde uüßnbare, das sich doch
allis in warheit nich erfant der selbe lag ettliche zceit in der stat unde
tuschete vil luten yr gelt abe unde lebete daruff' gar kostlich, des wart
der rat inne und lies om sin geleite uff* sagen unde wuldin sin in der
stad nicht lenger habe, also quam er gein Kongissehe ,2 do selbis er
denne ouch die bürgere tuschte unde vaste umbe or gelt brachte, czu
letzst lis on grave Günther, herre do seibist, den blinden grieffen und
in einen tonn legin umb einer sunderlichen sache willen, damidte er
den herren ouch wulde betrogin habe, des er ym nicht vorsihen«' wulde.
* D. „weltlich." ** M, „solange." ^ 1). „vorsehen,"
1 Graf Friedrich von BeichUngen ward 1445 April 19. zum Erzbi^iof von
Magdeburg gewäJdt und f 1464 Nov. 11. an der Fest.
2 Kötiigsee (Schw.-Buddlstadt) fast 5 M. 8 von Erfmt,
Härtung Cammermeitars Chronik. 73
unde ]is sine knechte zu um ouch fahen und in^etzin uiide lies den
blinden versuchen, der danne vaste schalkeit hatte bekant. so sprachin
sine knechte: sy wüsten von siner schalkeit nicht; er hette sie is ouch
nicht lasszen wisszen. unde hirumbe quam is darzcu, so das den knechten
genade geschach von dem herrin, also das sy yren herrin, den blinden,
seibin musten bomen, unde wurdin da mete also yres gefengknis los
und ledig.
46. Wie der Rat zu Erfurt die Stadtgräben verkaufte. (B,D.)^
In dem seibin jare, als man schreib MOCCCXLV jar, do vor-
kouÜle der rath zu Erffurthe ein teil der stadgraben, die in den ring-
muren ynne wendig gelegin sien, zcum ersten vor Bruler thor, als man
usz der stad gehit uf die rechtin band an zcu hebin unde so hinder
Sante Petersberge weg bis an Sante Andrens thor zcu dren üben, mit
namen Hennen von Allinblumen ,2 Wilhelm, syme sone, und Jutten, siner
huszfrowen. auch der seibin grabin ein teil vorkoufft er ern Frederiche
Rosenzcwige , Elszin, siner huszfrowen, und Günther Bogke, syme eydem,
zcu iren Üben , mit namen den grabin vor Bruler thor uff die lincken
hant an zu hebin bis an das closter zu dem Nuwenwercke zu
gehin. auch vorkaufil er ein teil grabe den Zcigelern, mit namen ern
Siferte zu dem hersze, Otten, sinem brudere, und Curde, ouch sinem
brudere, den graben anzuhebin an Krampffi tor bis ans Austins thor hene
gelaszin, also das die alle sullin dy boyme daruff zeugen, unde wen
sie von disszer werkle gescheiden sin, so sullen dy graben alle der stad
Widder heym gehin.
' Die genannten Personen sind sämtlich angesehene Leute in Erfurt mid
werden mehrfach in Urkundeti eticnhnt. Die von Altenblumen spielen 1451 und
1463 eine Bolle in der thar.-mainz. Geschichte. Fiied. v. Bosensiceig war 1427,
1432, 1437, 1440, 1445 erster^ resp. zweiter Batsnieister und wurde in der Prediger-
kirche am Altar begraben, über Günther Bogke vergl. Gudenus, Bist. Erf, p. 139.
Nach Urkunden ist er 1461—1465 Vicedominus. Über die Ziegeler vergl. Härtung,
Häuserchroniek, p. 247 ff , und Martini ^ Kurzgefasste tmd gründl. Nachricht ...
der,,. Hauptstadt Erfurt, p. 216, Siegfried ist 1428, 1433, 1438, 1443, 1448 Kämmerer
nnd 1451, 1454, 1459, 1462 Obrist-Batsmeister; er starb 1464. Er begründete die
Ingerslebcnsche Linie, Otto, der 1447 zum heiligen Grabe wallfahrte, die zum
Bebenstock, und Curt (f 1455) die Fastische.
74 Härtung Cammermeisters Chronik.
4'?. Wie die Erfurter ihr Schlosä KappelJendorf versetzten. (B,l).)^
In denieelben jhare (1445) vorsatzten die von Erffbrd ihr schlos
Oappellendorff er Apel Vitzthuinb vor 600 marck uif' einen wiederkaufi*.
4tH* Wie die von Noremberg uf die Waldinfeis zcogin. (B.M.D.)^
In dem seibin jare (1445) zcogin die von Noremberg* uf die von Waldin-
feis vor das sloz Lichtenfels mit groszer heriszkraft unde lagen ettlich tage
davor unde stormten vaste darzcu unde taden davor grosze kost und
mochten des sloszes doch nicht gewynnen. sundern sie zcogen widder
abe unde qwamen mit yn zu rieh tun ge mit irem groszen schaden.
49. Der sächsische Bruderkrieg. (M. B. D, T.)^
Alhier hebet sich an die geschieht und theylung der zweyer fursten
von Sachsen gebrudere.**
I. In dem sei bin XLV jar wurden die hochgebornen fursten,
hertzoge Frederich unde hertzoge Wilhelm, gebrudere von Sachszln, des
zu rathe, das sie sich us iren landen, die ihnen von yrem vatir seligen
uf erstorben worin und die noch bis her semptlich gehat, teyleu wulden,
* M. „Wremberg." ^ diese WorU fefUen in B„ Jtf. w. T,
^ Die Verpfändung von Kappellendorf (S - Weimar, 11 Kiiow. östlich von Wei-
mar) fand im Februar 1447 statt. Vergl. die darüber ausgestellten Urkunden vom
2.U.3. Fd)ruar 1447 im Archiv zu M'^eimar und Stolle p. 6,
- Vergl. v. Weech „Der Zug nach Lichtenburg (berg/* in „Die Chroniken der fränk,
Städte, Nürnberg '% B.IL p. 57-69. Wartenfds liegt 1^ s M- nördL von Kulm-
buch, Lichtenberg (Cam. Lichtenfels) im Hölletiihal unweit des Einflusses der Selbitz
in die Saale. Am 26. Fdjmar zogen die Nürnberger ins Feld. Wartenfds ward
leicht erobert, auch die Stadt lAclUenberg; das Schloss aber hielt sich. Anfang
April tratefi die Nürnberga' den Rückzug an. Der Zvoist ward erst 1454 durcJi
Albrecht ivn Brandenburg beigelegt.
* Vergl, Böttiger , Gesch. des Kurstaates ... Sachseti, Hamburg 1830, Fabri-
eins, th-igines Sajconum, tmd besonders das Ueichstagstheat. tan Müllerei, p. 545 ff.
Von gleichzeitigen Aufzeichnungen ist vnclitig Stolle, Thür. Chronik, der Appendix,
JUenckenll. p.433; Ursinus, Mencken IlL 1330 ff., ist ohne Bedeutung,
Härtung CammenneisierB Chronik. 75
und sie begunsteu voste tage^ darunibe zu leisten unde muehte eich'^
docli des bie ettlichcr 'wile nicht vortrugen , sunderu sie vorwillekorten
sich eynander, daz hertzoge Wilhelm, der juugiste bnider, sulde theilen
und hertzoge Frederidi, der aildiste, solde kiszeu. Über socher teilunge
und köre, dy.zcwuschen on beiden also erging, wurden sie gantz uneyn
und wulden deme nicht noch gehin. und yr ein trug dem audirn vaste
gebrechnis yn, so dass sie ubir der sache sere unwillig wurden einander
und hieldin vaste ^ grosse tage darubir, darzcu dan ofte alle yre lant-
schaffle hieschin unde vorbotün und die drie bischove Merseburg, Num-
borg und Miesszen^ und ouch ire epte. die gnaiiten dry bischove
gingen und rethin zwuschin yn und erbeiten sich sere und mochten doch
den gebrechen nicht undirnemen noch geeynen.*^ sundirn die herrin
wurden ymer^ unwilliger und zoweytrechtiger eynander, das man denne
den rethin ui' beiden Seiten sere schuldig gap, und man besorgete sere,
das sie mit einander zu groszem kriege qwemen, wen sie in der zwei-
tracht vaste sich begunsten zu werbin umbe hulfle in auswirdigen landen.
Dorumbe unde ouch zw vormiedin groszin vorterblichin schaden, der
von sulchem errethum der herschafil, landen und luten muehte ent-
stehin, unde durch das wurddin die vorgnanten drie bischove mit der
lantschaiU in dem lande zu Miesszen und ein teil in dem Osterlande
des eyn luide vorbunden^ sich zusamen*' mit gunst, wiesszin unde
wollen^ hertzogin Frederichs, yres herrin, der uf das moi sin wesen unde
* M, „oKXÜite sie." *> D. „etliche." ^ M. „winen." ^ M, „inmier."
« f. in B. u. M. ' D. u. M. „ willen.'*
' Stüüe spricht ron einem 2'age zu Meisten. Am 10. Sept. ist die Altetiburger
Teilung , dann folgen nach dem Append., Mcncken II. p. 412, die Tage zu „Naum-
burg, zu Zeicz und auch zu Halte.
2 Johannes IL Böse, Bischof twi Merseburg 1431 Ajtril 4.---1463 Odober 3,;
Peter von Haugwitz, Bischof ron Naumburg 1435 — 1463(kt.l.; Johannes IV.
Hoff mann, Bischof von Meissen 1427—1451 März 26.
^ Der Landstände Vergleich wegen der fürstUcficn Teilung wurde von Fried-
rich am 17, Nov. 1445 zu Leipzig bestätigt ; der Vergleich der Landstände über die
Teilung geschah zu Leipzig den 29. Nov.; rergL, Hönn, Coburg Hist., II.p. 104 u,109,
und Scthottgen, Intentarium I)ijA. hist. Saxon., der einen Rundbrief der Grafen
und Herren gegen Wilhelm rom 14. Sept. und ein Bündnis derselben cotn 19. Oct.
erwälmt (conf. Mencken, I. 566),
76 Härtung Cammertneisters ChroDik.
Htetikeyt in den selben landen hatte, eine zeit by einander zu blieben,
und ab dy beide brudere, vre herriu, y zcu kriege unde furder Unwillen
quonien unde vruldin ire sache, sehelunge und gebrechin by or beider
lantschafH nicht bliben noch gehorchen, sundirn eigenwillig sein und
sich y undir einander vorterbiu, domete sie denne ouch vorterben musten.
unde hirumbe so betten sie sich zwsaropne getan, das sie deste bas in
wesin muchten bliben , und wilcher irer herren einer den andirn wulde
vorunrechte und sinen landen und luten nicht wulde gehorchen yres
getruwin rates, do wuldin sie dem andirn yren herrin bistendig
sein mit allir macht, den by rechte zw halden, so sie vordirst umroer
muchten und gegin eyme bruder thun glich dem andirn, iind hattin
sich so einander eine zeit der jare» vorschriben.
IL Nu noch getruwer underwiesiung der herrin, reüie und lant-
schafft erkanten die obguanten zcwene iiirsten, das sulch Unwille und
errethum zcwuschen yn nicht gut were, und vorrameten einen tag gein
Halle, dar zcu sie danne botin die hochgebornen fursten, hern Pride-
riehen, marcgrafen zu Brandinborg, und hern Lodewigen, lantgrafien
zu Hesszen, yre swegir, darczu den erwerdigen in god vater ern Fride-
richen, ertzbischofF zw Meydeburg, und die bischove von Merseburg,
Miesszen und Numborg und ir beyder lantschafile und ouch alle ore
epte und die stete Noremberg, Erffurthe und Molhusen, die denn uf die
selbe zeit mit beidin fursten in eynunge saszin.^
III. Nu uff dem seibin tage zw Halle ^ geschan schulde unde ant-
wurt von beiden partien in geinwertikeit der gnanten fursten etc.,
die do bey gebetin woren. unde dis geschach in dem closter zu den
« M, schidjt „rate" ein. ^ f, in M.
J Die Verhandlungen in Halle begannen am 30, November und sdilossen mit
dei' Teilung ivm 11. December Cam. ist von allen Chronisten am besten unter-
richtet. Vergl die Urkunde Lünig, B. VIII, Part, spec., Oont. II, Th. I. p. 225. Die
Bestimmtingen über die Schulden der einzelnen Länder, die Oesamtschulden, die
Münze y die gegenseitige Verteidigung gegen fremde Ansprüche, das „ Seelgerethe"
ihres Vaters, den Aufenthalt und die Versorgung des Herzogs Sigismund, die Be-
schreitungen des Eechtsireges bei etwaigen Klagen gegen die beiderseitigen Mannen
ül)eigeltt Cammermeister. Stolle erwähnt aus dem Vertrage nur, dass Wilhelm
Thüringen erhielt.
Härtung CammermeiRters Cbronik 77
barfuBSzen.i unde noch schulden und antwortten und noch vil undir-
redin wart die dache der teilunge von den beiden partien mechtiglich uf
gegeben unde uf die hochgebomen fursten, er Frederichen, ertzbischoff
zw Meydeburg, hern Frederichen, marcgraven zw Brandeburg, und ern
Liodewigen , lantgraven zu Hesszen ; wie sie dy entschiedin in fruntschaft
ader in rechte, also wuldin sie entschidin sie.
IV. Also undirezogen und annomen sich die gnanten furste nu der
gebrechin der obgnanten zcweier gebrudere und hattin darüber gros
bekoramernisz und erbeit ettliche tage alda zw Halle unde entscheidin
die brudere gutlichin mit einander, was ir yglichen zcu syme teile
werdin solle unde folgin, als dan das hemoch eigintlich geluttirt* wirt.
unde dy brudere sulden daruf gutlichin gerichtent sin und alle Unwille
unde vordechtnis zcwuschen yn und allen den jhenen, dy in der sache
vordacht werin, gutlichin abe unde beygethan sie.
V. In der teilunge der lande ist also uszgesprochen , das hertzoge
Frederich sal*> zw vor an volge das lant zu Sachsin, dorumbe das er
ein korfurste ist, und das gantze land zu Miesszin, usz geslossin die stad
und sloz Friberg; die sullen beyde fursten ungeteilt mit einander be-
haldin. so sal ome auch ein teil in dem Osterlande volgeu, als Lieptzig
Aldinburg, Torgaw, Delsch mit andern bis an Wisszenfels und darzw
Zwickow, Kempnitz, 8chellinbergk mit andirn *'^ slosszin unde stetin
umbe legin und besundim Wyda halb ader vor dy helffle des seibin
XII tusent gülden abe zw legen, und darzcu Borgow, bie flhene ge-
legin ,<^ mit siner zugehorunge, unde das umbe des wins willen, wenn die
vorgnanten lande wenig woinwachs habin.
VI. So sal hertzoge Wilhelm volgin unde werdin das land zu Do-
ringen mit alle siner herschaft und zwgehorunge und ein teil in dem
Ostirlande, als Wisszinfels, Friborg, Muchilde, Jhene, Salvelt, Orlemunde,
Arnszhow,** Nuwestat, Kole, Luchtinberg, Ramys, Posznig,® Treptis etc.
M. „geburen." ^ f, in M. * M. „Torgow die Ihme gelegen."
d M. „Amstat." « Jtf. für „Ramya u. Poasnig" „Thambspnick."
^ In der Urkunde heisst es: „im closter zam Neuenwerk vor der 8t:idt Halle;"
rergl. aitch Eiedd, cod, dtpl. IL, ß,IV. p.SrtS,
2 Die geographische Lage der nachstehenden Orte ist im Index angegeben.
78 Härtung Cammormcist^rA Chronik.
unde besundern Wyda halp adir Xn tusent guldin davor abzculegin
und dorzcu in dem lande zu Francken Koburg,* KongiBzberg, Hilppurg,
Hilpurgehusen , Esefelt und andir slosze etc. dorzu gehorinde. und ir
igl icher sayte des andern teil lande unde lute derhuldunge, dy on^ von
beyden theilen gesehen was, ledig und los, uszgeslosszin die erbhuldunge,
behielt ir iglicher zw des andern teile, ap sich das von todes wegin vor-
fiele, unde zeogin also ir yglicher in sien theil.
Vn. Also nu die zcwene fursten gebrudere fruntlichin entschichtigit
woren und ir iglicher in sinen theil geczogen was und mechtiglich ynue
hatte, czu hant domoch und in dem seibin jare fugete is sich, das von ett-
lichin rethin angetragin wart,^ das die*' graven, herrin, ritter unde knechte
des landes zw Doringen mit wiszin, volbort und vorhengnis hertzogen
Wilhelms, des landis furstin und herre, und der erwirdige in got vatir
her Frederich, ertzbischoff zu Meydeburg, sich zu ewigen gecziten zw
sammen vorbunden unde eine ordenunge allir handelunge , koufiWns unde
vorkoufens, gesindelon, tagelon und wie man is mit den gerichten halde
sulde und sinszund** gar mancherley stugken, artikelen unde uszsetzin
hattin uszgegebin in iren landin zcu haldin und sich domete sere be-
kommert, tieif bewogin und wyet betracht und mit groszer erbeji; zcu-
bracht und des heymeliche und vorsigelte brive undir einander gegebin,
und ouch sulche uszsetze by hertin globden zw halden von den furslen
geboten wart
VIII. Nu vomam dis hertzoge Frederich ,2 wie daz eines bnidere
lande unde lute eyne heymeliche eynunge mit sinem wiszin und volbort
zu ewigen gezithen hettin gemacht und sich zw sammen vorbunden, in
-^ M. „Kobergk." ^ „on" f. in 3f. c M.u,B. „sie." •» D. „sonsten/'
1 Dieser Verh'og, wdcJier mit Wilhelvis trefflicher Jjandesordnung txwn 9, Jan,
1446 nicht zu vereinigen ist, ist nur ixm Cammermeister angedeutet. Urkundliches
Material habe ich bisher noch nicht gefuvAen. Die Erwähnung bei Müller, Ent-
decktes Staaiskdbinet, IV., Jena 1716, stützt sich wohl auf Cam. Nach modernen
Begriffen sehen wir in dieser Einigung, weHct^e Apel von Vitzthum mit veranlasst
hat , einen grossen Fortschrittt , zumal da sie durch allerlei Bestimmungen und durch
eine Art HandeUvertrag den Verkehr zwischen zwei grossen Territorien Ite forderte,
2 Der Widerspruch des Kurfikrsten auf Grund dieses Artikels, durch den
eine segensreiche Massregel auch bei einem erent. Erbfall erhalten bleiben soUte,
lässt ihn als einen engherzigen Fürsten ei-scheinen, der nur an die Bewahrung
Härtung Cammcrmeisters Chronik. 79
Rulchir ejnunge ein ordenunge velir sachin gemacht, dorumbe* etliche
artikele ingefurt, die widder yn und sine erbin» mit namen einer also
also luten was: auch ap is sache wurdde, das hertzoge Wilhelm, sin
bruder, dutzumoll herre des lands zw Doringen^ abeginge von todis
wegen, das sie denne ichenen herrin anders^ zu dem lande suldin laze
kome, derselbe wulde denne mit yn ingehin und haldin die vorgenomen
vorsehribunge und uszgesatzte ordenunge etc. unde der vorgnante hertzoge
Frederich nam sich des an mit ernste unde sprach doryn, wie das ein
sulch artikel wider yn und sine erbin were, so als hertzoge Wilhelm,
sin bruder, und er die erbhuldunge der lande in der teylunge vor sie
beide werin behaldin unde der lande noch lute ny los gesait noch vor-
zcegin bettin, als das ir beyder laudin und luten wol kuntlich were,
und man wulde<^ yn und sine erbin also von den landen ryszen, des er
nicht lyden wulde, unde begunde hertlichin darumbe zw teidingen und
sich des hart anzunehmen, bis so lange das sulche eynunges brive in
geheyme undirgingen und getilgit wurdin. Und usz solchen vornemen
wart hertzoge Frederich uf ettliche hertzogin Wilhelms rethe, mit namen
uff ern. Apeln Vitzthum, geseszin zu Boszla, ern Busszen Vitzthum, sinen
brudir, zu Domborg *^ geseszin, ern Bernhard von Kochberg, zu der
Wiszinburg geseszin, und ern Frederichen von Witzleuben , zw dem Wendil-
steyne geseszin, die dutzumole hertzogen Wilhelms rethe woren, gar
unwillig, wan er yn dy sache und andirs meri gantz schuld gap, und
er wulde sie by syme brudere am regimente nicht habin und wart in
1). „darinne." ^ „ichenen-anders" f. in M., im Text Lücke; am Bande:
deest in codice nomen successoris. * f, in M., in B. „wulde unnde",
in D. „wulde unter." ^ M, „Dornaberg."
seiner verbrießen Bechte dachte und in seinem Fürstenstoh stich seihst gegen heil-
same Beschlüsse der Ixtndstände eines andeien Territoriums auf Grund der ge-
leisteten Erbhuldigung erklärte. PersMich war er allerdings etwas verletzt irorden,
insfßfem als die Verhandlungen heimlich gescJiahen.
' Nach einem Briefe des Herzogs Wilhelm an den Bischof von Halberstadt
(Abel, Samml. alt. Chron., p. 572) vom Christabend 1445 dachte Kurf. Friedrich
scJion gleich nach dem Spruch in Halle an Feindseligkeiten gegen seinen Bruder
und bettarb sich um Hilfe gegen ihn. Die Beschuldigutigen Friedrichs gegeti Wil-
helms Bäte sitid am ausführlichsten bei Müller, Beicfistagstheatrum.
BO Härtung Cammcrmewters Chronik.
kortz hirnoch ir viendt unde czouch mit groj»zir* heriscraflfl, mit buchszin
unde gezcuge vor Roszla^ uf em Apeln Vitzthum in gantzer meynunge,
das sloz zu weidigen unde zcu stormen. Also fand Bichs, das hertzoge
Wilhelm und marggrave Albrecht von Brandinburg so balde gein Jhene
quomen. unde der gnante marcgrave Albrecht hielt einen fruntlichen tag
zcwischen Jhene und dem here mit hertzogen Frederichs rethin und er-
langetin eyn gutlieh stehin,^ eyne zeit zw haldin. unde hertzoge Frede-
rich brach mit syme beere widder uff unde zcoch widder heym, das er
nicht scha^lin ted.
IX. Sulch*» fruntlich stehin wart von beiden furaten und den
yren ubele gehaldin, wann hertzoge Wilhelm wart in kortz dar-
nach bischoff »Peters zw Numburg vient, der den in das gutliche stehen
ouch gezcogen was , unde er leite den von Numborg dy strasze nidder.
Is geschach hienoch , das die beide bruder zw Unwillen quomen , dorumbe
das hertzoge Wilhelm ern Apiln Vitzthum und dy andirn usz syme regi-
raente nicht laszin wulde, sundirn er sprach: er were or mechtig zu
rechte; doruber'' wulde er ihr keinen* in keine wysz lasze adir wulde
ehir mit yn aus dem lande gehin. als den nu dy gnanten Vitzthum,
sine rethe, hertzoge Wilhelm y nicht laszin wulde, wart hertzoge Frede-
rich, sin bruder, ein 8 mit er Frederiche, ertzbischove zw Meideburg,
bischove Johan von Merseburg und bischoff Peter von Numburg, grave
Bote® zw Stalberg, grave Günther von Bichelingen und gi'ave Hans, sin
" D. „kurtzer." '^ M. „Wulch." ^ i)^„darumb." * f in B,u. M.
•" M. „Otte."
' Am 9. Od, 1446 schrieb Friedrich aus Grimma an den Bat von Sänger-
hausen : er wolle die vier Bäte Wilhelms bestrafen ; am 13. wolle er in Naumburg
mit Grafen, Herren und Stadien die Angelegenheiten verhandeln, Er zieht dann
(vergl. Stolle, der nur den Anfang dei' Expedition erzählt, während Cktm, nur das
Ende hericJitet) vor C^mburg, welches B. r. Vitzthum gehörte, und wütete mit Ba%dt
und Brand fünf Tage, Darauf marschierte er über Naumburg nach Bossh^ aufdass
er die Dörfer verderbe und die Kirchen beraube.
2 Der Waffetistillstafid ist nicht vor Mitte November 1446 abgeschlossen, nach
Stolle durch Albrecht von Brandenburg und den Erzbiwhof i^on Magdelntrg, nach
dem Appendix Itei dem Dorfe Osterberg durch den Landgrafen von Hessen imd die
Erfurter.
^ Das Bündnis wurde am 7. Decemlter 1446 gesclihsseti (Urk, Ma//d. Prov.-Arck.)
tlartutig Cammermetsters Chronik. dl
bruder, gl-ave Volrath unde grave Günther von Manszfelt, grave Ernst
und grave Lodewig von Glichen* und er Brun, herre zw Quemfurdt,
und ettliche hertzogen Wilhelms manne,* mit namen den schenckin von
Tuten berg, er Herman von Harraz, Kerstan von Witzeleubin zcum
Wendilsteine und ander mer, unde die von Erffurthe^ und verbunden
sieh ettliche zeit zu sammene dem lande zu gute, das daz in frede unde
in wesin mochte hüben und bestehin, wenne die Vitzthurae** etc. den
gnanten herrin und stete trefliche ansetze zcufugetin und gedochten,
wie sie bey dem regimente y wulden bliben. Und dy gnanten fursten
und herrin hielden dy vastnacht das selbe jar (1447 am 21. Februar) zw
Erffurthe, und ettliche stach in mit den borgern unde tantzten die dry
abinde mit den frawen uf dem rathusze und waren gantz frolich. und
der rath tad yn an wyne und fischen und futter erlich geschencke.
X. No und hirnoch in sulchen Unwillen 3 so wart Kerstane von
Witzleuben sin teil an dem Wendilsteyne von hertzogen Wilhelm an-
gewunnen,»^ und doruife vil an körne und mancherley genomen, auch
* M, „Glauche." '' M, 1191 „die Irrtumbe Aufsecze zufugeten.^'
•^ M. „angenohmeu."
1 Diese That war so tmgetPöhnlich , duss sie sich in Schriften zu rechtfeiiigen
suchten. Jhre^n Ilenn (fegenüber gelang es ihnen nichts riehneJir wandte er sich
am 27. Jan. 1447, zu einer Zeit, ivo er in gi-osser Not trar, in öffetitHcften Schriften
an die benacitbarten Bischöfe, Fürsten ^ Grafen und seine eignen (JntertJtanen und
stellte ihnen vor, wie unrecht jene gehandelt, dass sie sich ron ihm gesondert und
seiner Bäte Land und Leute verderbeten; zugleich bat er um Beistand. (Vergl.
Bonn, Sachs. Coburg. Uistor., 1700, 2. p. 111).
2 Erfurt Uitt erst am 29. April 1447 dem erneuerten Bündnis bei. (Urk.
Prov.'Arch. Magd.).
3 Der Krieg, »tm dem Cam. nur einen kleinen Teil erzählt, begann schon um
Weihnachten 1446 imd suchte Thimngen h's zum 3, Februar, d. h. bis zu den Ver-
handlu^igen in Leipzig, oder bis zum 7. Fdn'uar, bis zum Beginn des Tages in
Naumburg, schwer heim. Fi' wurde begonnen durch Peter ron Naumburg und Bu-
dolf r. Bünau, Friedrich sagte seinem Bruder nicht irtr dem 6., resp. 8. Jan. 1447
ab (vergl die Fehden/riefe der Adeligen Herzog FriedricIiS wegen, Weimar. Archiv).
Der Kriegschauplats ist ein drei facher : Länder Unstiiit — Wielie, Neimt, Wendil-
stein (resp. Stein) — , 2. an der Saale Naumlmrg bis aufwärts ül)er Ijobeda hin^
aus — , 3. in Meissen Freiberg und lAchtenwalde. Stolle berichtet am ausßhr-
lichsten, Cammerm. recht übersichtlich in Xu.XIlI Schluss die Fr folge Willtelmsf
in XI^XIIl Mülheims utid seiner Bundesgenossen Verluste.
GMoblchtM]. d. Pr. S. XXXV. B. f
82 Härtung Cammenneisters Chronik.
so wart ern Hennan von Harras sin sloz Aszmenstet^ von hertzoge Wil-
helm angewunnen, sine huszfraw* ungnediglieh herabe gewieszit, und in
kortz darnach daz selbe slos usz gebrant, an alleine die schune, die vol
getreidichs was, bleib stehin. die lies man usz dreschin.
XI. Auch so wart in deme seibin Unwillen hertzogen Wilhelm sin
teil an Friberg stad und sloz in dem lande zw Miesszen von hertzogen
Frederiche, syme bruder, angewunnen. er gewan ouch das sloz Lichtin-
walde,2 das ouch ym lande zw Miesszin ist gelegin, ern Apel Vitzthum
an unde gap das yn ern Herman von Harraz vor sin schadin.
XII. Auch so gewunnen dy herrin von Bichelingen und er Herman
von Harraz Wyhe,^ slos unde stat, ern Apeln Vitzthum an, und das
sloz und stat mit siner zwgehorunge kouffte hernoch grave Heinrich von
Swartzburg erblichen umbe achte tusent gülden.
Xni. Auch so gewunnen bischoff Frederich von Meydeburg in dem
seibin kryge und mit ym grave Günther von Manszfelt unde her Brun
von Quernfurdt Nebir,*» sloz und stad, ern Apil Vitzthum, zu Tanrode
gesesszin, an und bestaltin daz und suszunt*^ gar vil dorffere in den
pflegin Roszia, Dornberg und in der pflege Wyszinfels. und ouch in
beiden stifflen Merseburg und Numborg und uf alle syeten grosz schade
an brande geschach.
XIV. Es fugete god , das die Fürsten ,-* marcgrave Frederich , er Hans
und er Albrecht, gebrudere von Brandinburg, und er Lodewig, lantgrave
zw Hesszen, die sachin unde schaden zcu hertzin nomen und beerbeiten
sich mit gantzem vlissze sere, szo das dy fursten von Sachszen yn
* D. „hoffung." ^ D. „Nebra." " 3f. „fünf mit," Z>. „sonst."
1 Ossmamistedt , S,- Weimar, l^j^M, NO van Weimar.
2 Lichtenwalde (Königr. Sachs.^ ErB. Zwickau, Ahpt. Chemnitz, ^;2M,SWS
van Frankenberg) gehörte samt dem Darf bis 1452 der Familie Harras; es fiel als
eröffnetes Lehn an das Kurhatu zurück.
8 Wiche, im ünstrutthal oberhalb Nebras, wwrde durch den Erfurter Vertrag
Apel V. Vitzthum zurückgegeben; er verkaufte es am 12. April 1448 an Heinrich
van Schwarzburg, zu Arnstadt wnd Sondershausen; 1452 kam es als schwarzbwrgisches
Lehn an Friedrich tsm Werthem.
^ Friedrich von Sachsen weilte wohl sction seit Ende Januar in Leipzig; hier
suchen ihn am 3, Februar die Markgrafen i'on Brandenburg und Ludivig von Hessen
zu Verhandlungen in Naumburg zu bewegen , welche am 6, Februar beginnet^ sollen.
HartuDg Cammermeisters Chronik. 8ä
volgetin, eines fruntlichin tages zu warten, und der tag wart geleit in
dy stad Numborg, und voranlaszten den tag undir yren sigillen, alszo
daz der tag freidelich gehalden sulde werdde, und ein iglicher sulde ge-
leite habe zu dem tage unde widdir in synen bewarsam.
XV. Also quam der gnante hertzoge Frederich von Sachszen zu
dem vorramten tage gein Numborg und die gnanten fursten von Brandin-
burg und von Hesszen und darczu die egenanten bischofle und die von
Erffurthe und beyder fursten von Sachszen lantschafllt. So quam hertzoge
Wilhelm gein Friborg in syn sloz, na by Numburg gelegin, unde sie
leitin yren teiding in Sente Jörgen kirchen vor Numburg, do dan dye
fursten beide henquomen und doch nicht zu sampne gingen, sundirn die
gnanten fursten von Brandinburg und von Heszen . yre sweger und
ohemen, hatten treffliche handelunge als gute mittelere zcwischen den
brudern vaste tage^ an einander und muchten sie doch der sachin uf
die zeit nicht gerichten, das doch alle zeit sich darane sties, das
die Vitzthume den hof hertzogen Wilhelmis und das regiment nicht
wuldin rumen, die hertzoge Frederich ie darusz habin wulde. Als
machten die obgnanten herrn zwischen den brudern ein vordir gutlich
stehin bis uf Santc Jörgen tag allir* nest komende (23. April) und vor-
anlaszten den abir noch abescheide des gehaldin tages.
XVI, Nu zcwischen dem vorgangen tage^ und dem vordirn ufgenommen
tage reidt er Apil Vitzthum mit ettlichin andirn gein Behmen, nemlich
zu dem von Sternberg, dem von Donyn unde andern Behemischen und
Merherschin herrin, unde vortrug sich mit den von hertzogen Wilhelms
wegin, deme mit einer groszin macht zcu volgin ein virtel jares umbe
einen gnanten sold, der denn trefflich und gros» was. uf solche volge,
als man nu hinder sich wüste, wart sich uf die sieten sere vorlazin.
» f. in M. D.
' Der li'aumimrger Tag dauerte vom T.ß. bis 14. Felwutir. Er ivar nur in-
sofern von Erfolg, als ein Waffenstillstand bis 8 Tage nach Pfingsten utul ein
neuer Tag auf S. Georgstag (23, April) im St. Georgskloster vor Naumburg fest-
gesetzt wurde. (Urkunde im Arch. zu IKetwMir, Heg. d. pag. 349. Nr. 7 b.) Erst nfich
den Verhandlungen zog Friedrich von Sachsen nach Eif'urt ^md feierte doH Eastnaeht
am 21. Februar, Vergl. Stolle , der interessante Einzelheiten angiebt.
2 VergL Palacky, Gesch, v. Böhmen, IV. 1.17H, und das reiclte Material in
Fontes rerum A'ustriacarum, B. XL 11.
84 ilartung Oammenneisters Chronik.
XVII. Als iß nu quam zu dem tage, der uff Sante Jörgen tag sin
sulde, hatte hertzoge Wilhelm der angenommen Bemen vaete bescheidin
und in sinen sloszin Wyda, Wyszinfels und andirswo mer hengeleit als
nu die megnanten Fürsten uff alle sieten zu dem tage gein Numborg
quomen und hertzoge Wilhelm mit* den sinen gegin Priburg komen was,
schigten dy vele gnanten Fürsten von Brandinburg und von Hesszin, die
dy sachin gerne hettin gut gesehin, zeu beiden brudirn von Saehszen.
und die^ wurden des so zu rathe, das ir beider rethe und lantschaft des
andim tages undir dy lynden zu Sente Jörgen sulden komen bie dy
fursten und aldo ire gebrechin , schulde und antwurt und ouch der rethe
uf beide sitin solden vorhorin. unde also quomen beide partien do hyne
undir dy lynden, und ir iglicher« hatte einen treflichen reder. die seibin
zcwene tadin in keinwertikeit der fursten und ouch in bywesin des
bischoves von Mentze rethe, dy ouch do by woren, unde ouch der bischove,
der gravin, herrin, ritter und knechte, der von Erffurthe und allir lant-
schafft grosze, treffliche und mancherley ernste vorzcelunge gein einander,
und dy fursten beerbeitten sich sere darundir unde muchten doch keine
gantze rieh tun ge zcwischen den beiden brudern unde beidir rethin uf
das mol abir in keine weis^ gemachen, sundirn die bruder wurden y
hitziger uf einandir.
XVin. Und dy Bemen,i dy zu Wisszinfels login, brantin al** dy wiele
vil dorffere in den stifften Merseburg und Nuniburg. so brante grave
Lodewig von Glichen und andere^ ettliche dorffere umnie Wymar. auch
so brauten grave Lodewig von Gliechin und er Apil Vitzthum zu Tanrode
* M, „kegen." ^ M, „sie." « M, „Jeder." ^ D. i*. 2. ,,nia8."
« „al" f.inD, ^ D, „unter andern."
^ Iki88 Herzog Wilhelm schon iw der Werbung eines grösseren Haufens böhmische
und mährische Ki-ieger in seinen Dienst genommen , betont Falacky (lV.l.p.l78).
Nach Stolle p. 15 wurde das Städtehen Jannroda von Apel von Tannroda ror dem
ersten Tage su I^aumb^trg niedergebrannt (um den 2. F€bruar)y am 4. Februar
verbrannte er Kranichfeld. Femer berichtet er, dass die Vitzthume den Naumburger
Waffenstillstand mm 14, Februar nicht gehalten hätten, ohne Thatsachen dafür
anzuführen, während er von Ludicig itm Gleichen erzählt, dass er am 30. März
einen Angriff auf Leutenberg machte. Cam. scheint die Brandschatsungen der
Grafen in der Umgegend von Weimar als Repressalien für die Veru^üstungen der
Böhmen anzusehen.
Härtung Cammermeisters Chronik. 85
das stettichiii und irer beider dorfiere einaudir abe uiide schonten nicht
des fruntlichen tages, des man wartte.
XIX. Es vorlieff sich uf dem seibin tage daz, das er Rudolff von
Bunaw und er Frederich von Witzleuben mit iren dinem sich uf dem seibin
tage midt einandir vorhandeltin,^ szo das er Rudolff ern Frederichin
durch einen arm schoz und ym ouch eynen knecht tod schoz. darubir
geschah manchirley vorhandelunge. und der tag wertte vierzcehin tage,
und dy Fürsten mochten dy bruder noch nicht geeynen ,» das sich aber
daran stiez, daz hertzoge Frederich em Apeln Vitzthum und die andern
by syme brudere an dem regiment nicht habin wulde; szo wulde sie
hertzoge Wilhelm nicht lasszin.
XX. Nu als hertzoge Wilhelm vomam, das sich die sachin mit
synem brudere nicht zu rechtunge wuldin finde, hatte er uszgeschigt und
bestalt noch den Behmen heymelichin, die er angenomen hatte, daz die
ane sumen komen suldin bie yn in sin land. die seibin Behmen waren
gereite*» uf den beynen^ unde zcogin tegelich zu/ Daz* erfur hertzoge
Frederich unde tad sine botschaft von stund an in dy Slesie, in die
Margke, in Behmen, in Saehszin ect., die danne ouch in bereitschaft
sasszin, wenn er yn botschafft tede. die seibin quomen ouch uf unde
zcogen zu mit groszer macht
XXI. Nu von solchem groszen zcuzcoge vromder lute werin die
lande zu groszem, vorterplichem schaden komen, als fugete is god der
herre , als sie von dem tage zcu dem Numburg ane ende unde in gantzin
Unwillen abeschidin, das sie noch, als öie zu felde quomen, widder zu
M, „gewinnen.** ^ M. „gerute.** ^ f.inM. ^ M. „Indes."
^ Die Verhandlungen endeten damit, das» Httdolf und Heinrich txm Bünau
einerseits und Friedrich von Witzleben und Bartholomaeus tx>n Bibra andererseits^
die unter dem Vorsitz sämtlidur Fürsten mit einander verhandelt hatten ^ zu Naum-
burg am 12, Mai 1447 erklären, dass sie sich dem im September zu MuhXhausen
erfolgenden Spruclie der Fürsten fügen würden (Urkunde im Arch, zu Weimar^ Reg, D.
jHig.349, Nr.?"").
^ Die Böhmen waren schon um Anfang Mai aufgebrochen, am 23. Mai sind
sie in Berka an der lim, am 24. in Weimar, Über den Zug nach Soest vergh
Palacky, Gesch, v. Böhmen, IV. 1, p. 179 f, und Fontes rerum Austriacarum, B, 42,
besonders No.23, woraus hervorgeht, wie entsetzlich die Böhmen gehaust Jiatten.
86 Härtung Cammermeisters Chronik.
samne retin.i uiide is wart aldo zcwuKchin den beiden brudirn evne
gottliche* richtunge troffen, also daz alle Unwille, den sie einandir hettin
gehat, ßulden gentzlich by gethan unde abe sy. un de gabin de« yre hende
zu sampne in fruntlicher bewieszunge^ unde gobin -ouch aldo alle ore
gebrechin unde schelunge, die sie undir yn selbis von*^ ettlicher slosze
mide lehin wege hattin, den vil gnanten dren brudem von Brandinburg
unde deme landgraven von Hesszen sich des zu entecheiden gantze
macht, und die sache zcwischen hertzogen Frederich, ern Apil Vitzthum
unde den audirn rethin wart ouch aldo ufgenomen ein gutlich stehin bis
uf den suntag noch Egydy (3. September) nest körnende gein Molhusen.
XXIL Uff den gnanten suntag sullen dy dicke^ gnanten fursten
und die zcwene brudere von Sachszin uff einen tag gein Molhusen komen
und alda ein gerichte sitzen über die vier vorgnantin reüie, darzcu
iglicher der herrin von Sachszin, einer usz des andim lantschalll, zcehin
manne sulde kiszen. die seibin zcwentzig manne suldin mit den vor-
gnauten vier fursten und yren rethin in dem seibin gerichte also schipphin
sitzin und noch rechte richten/' dis wart alda vor Numborg zu felde
also ufgenommen und voranlaszt, das die beide brudere von Sachszen
globten und swuren das zcu den heiligen also zu volgen. und sunderlichen
in solchem globde zcouch hertzoge Frederich usz' die, dy mit yme in
eynunge waren, mit uamen bischoff Frederichin von Meydeburg, den
bischoff von Numburg,«? den bischoff von Merseburg und die graven
M. „gutliche," D. „gütige." ^ M. Gewissunge." *^ M. „vnn."
^ B. „viel." -^ M. „n.r. richte riühteu." ' M. „und." « f.inM,
1 Vergl, Stolle „mn zweier fursten twfe/' der iuteresscinte Ein^eüteiten angiebt.
Dii^cli eiyie merstmidige Unten-edung der beiden Biiidei' ward die Va'söhnung an-
gdjahnt Die Richtung vom 12. Mai zwisclien Friedrich und Wilhelm von SacJisen
ist abgedruckt in J.A. von Schultes, Histor. Schriften und Sammlungen, Hüdburg-
hduseti 1798, p.251. Nach einer Urkunde (Arch. zu Weimar, Heg. F. fd, 269,
Nr. 11. 1.d.) legten die Markgrafen Friedrich, Johann, Alb^echt und der Landgraf
rmi Hessen am 12. Mai auch die Irrungen zwischen Herzog Wilhelm von Sachsen
und seinen Grafen, Heiren und Rittein bei. In einer andern Urkunde {Weimar,
Reg. D. pag. 349. 7. d.) machten die vier I^irsten von Bi'afidenbtirg und Hessen
bekannt, dass sie die von ihnen zwischen Friedrich und Wilhelm von Sachsen ab-
geschlossene Richtung aufrecht einhalten würden; würde sie gebrochen, so würden
sie dem Herzog Friedrich, falls er sie anrufe, Hufe leisten.
UartoDg Cammermeisters Chronik. 87
vorgnant und dy von ErfFurthe; der wulde er nicht abetretin und
protestirte darubir, das er des den fursten keyne macht gebe, darubir
zu sprechin, sundirn er wulde in der eynunge blebe. unde also schiedin
die fursten dutzumol von einander.
XXIII. Nu noch dem abescheide der fursten fand sichs, das dy
Behmen, die denne er Apil Vitzthum vor dem vorgangen tage, als vor
berurt ist, von hertzogen Wilhelms wegin hatte besprochin, gereitte uf
den beynen woren unde hertzogen Wilhelms lande so nahen komen, das
sie nicht wulden umbe kerin, sundirn volrietin addir wolden yren vollen
globden solt gantz* bezcalt und uszgericht habe, also muste hertzoge
Wilhelm die uffnemen, futtern und beköstigen in sinen sloszin und wo
er sie mochte behaldin. unde also wart ir eine grosze zcal in der von
Erffurthe gerichte unde pflege zu Tunttorfi geleit, die nu ettliche tage
dor umbe^ logen unde den luten vaste schaden taden. sie fischten die
tiche usz; des doch dy von Erfforte von hertzogen Wilhelm unbesorget
woren, so als er mit yn uf die zceit in eynunge saszin und einander
gewant woren. Das nu ettliche tage wertte, bis das er Apil Vitzthum,
der zu dem bischoife von Kolne ylende gerethin was, sich von hertzogen
Wilhelm is wegen zcu vortragin umbe eynen groszin solt, yme widder die
von Czost, der vient der bischof was, zu helffin unde yme dy gehorsam
zu machen.
XXrV. Als nu er Apil in kurtz widder quam, schickte sich hertzoge
Wilhelm zu einer herfardt und volgete dem bischove von Kolne unde
nam mit sich die Behmen, die er vor und noch bie sich brecht hatte,
die danne an der zcal hattin IX tusent manne zu pherde unde mit
drabanten. und er brachte darzcu usz syme lande und mit hulfie siner
herrin unde frunde so vil, das er XVI tusent manne zu pherde und zcu
fusze hatte, und zcouch usz Wymar am dornstage^ noch phingsten anno
XLVII^ (I.Juni) eine halbe mile nahe vor Erffurthe ubir und hatte das
erste futter in dem dorffe Stuszferte* an der Unstrudt
'•" f.inM. ^ B, „dürinne." «^ D. „dinstage." ^ M. „Stusfelt,**
2>. „Strausfart/*
1 Die Pfletfe Imndaif liegt auf dem linken Ufer der Um zwischen Kranichfeld
und Berka; Ibnndorf selbst liegt 2 M, SO van Erfurt.
88 Hurtuug Cammermeisters Chronik.
XXV. Uff den seibin dornstag» hattin dy von Erffurtheyre tarrasze
alumbe dy stad*' mit vil eteynen buchszen, mit mancheme weppener,
die dan mit^ vil hantbuchszen und andirs gezeugis dy menge hattin,
bestalt "^ und alle dy wile solch heer volg noch in der nehede worin,
lieszin sie alle nachte wachin an den tarraszin und ouch vor^ den thoren
bewerlichin bestellen. Und uf den fritag (2. Juni) dornoch zcoch hertzoge
Wilhelm mit syme beere von Stuszfert vorder gein Graba bie Molhußin
und uff den sonnabint (3. Juni) darnach uff das Eyszfelt unde also
vorder weg.
XXVL Als nu hertzoge Wilhelm ettliche tagereysze mit syme here
wege gezcogin was, do wuldin die von Erffurt sich uf die widderfart
unbestalt unde ungeschigt nicht laze finden, wenn sie den Behmen nicht
gantz gloubeten, unde bestaltin,i das or lantfolg mit yrem harnasche
unde were und mit yren waynen uf den suntag nest noch des heiligen
Lichams tage (11. Juni) in yre stad Erffurthe quomen, unde brochtin
ouch in der stad uff yre burger mit yrem harnasche, armbrosten und
buchszen zcu waynen und graven Heinrichen von Gliecbin, yren houbt-
raan, mit den dienern und rüstigen borgern wol gezeuget mit einer
groszin zcal zu pherde zu der stad usz uf die weszin zu^ Nusesze^ unde
slugen alda ein wainburg. doruff so rante der houbtman mit den
reyszigen gezcuge, szo wertin sich die weppener in der wainburg unde
hattin also zcwene suberliche schoste ,« doch nicht mit dem ernste, sundirn
das sich die lute ubetin und sich deste bas zu den sachin wüsten zu
schigken, ab is darzcu qweme, und ouch das der rath besehe, wie es umbe
iren hamasch , buchsen und andir were mit yn gestalt were. und dornoch
zcouch ein iglicher widder, do he hene gehortte.
* D. „dinstag." »> f. in M. c ergänzt. ** M. „an/* • f.inB,
' M, „ensesse." ^ M. stosse. D. „schosne.**
^ Nach Stolle finden die Obrntgeti statt ,yby den Kotenbei'g uff' die wesen fiart
by Nuse88e uf den montag nach Corporis Christi, das was an Sente Bonifacius
tag.i* Das Datum ist unmöglich, detm das Fest Corpor. CJiristi fiel 1447 auf den
8. Juni, der Botüfaciustag ist der 5. Juni, Ein späterer 2^isatz kann „das was an
Sente Bomfainustag*' nicht scipi. Nach Cum. finden die UüufUfen am 11. Jnni statt,
ein wenig zu spät für den beabsichtigten Zweck. Der Wideispi'ucfi zwisclien St. u. C.
hd}t sicli, wenn wir bei beiden statt „fuicfi des frohen Lichams tage^'' .yVor** lesen;
dann ist auch das Datum bei Stolle richtig.
Härtung Cammermeisters Chronik. 89
XXVn. Als nu dy vorgnanten fureten alle uf den tag uf den suntag
noch Egydy (3. September) gein Molhusen i mit yren rethin quomen,
deme noch zu gen, als das vor der Numburg ufgenomen und gelobit
wardt, brochtin dy selben beide fursten von Sachszin gebrudere mit
sich zu dem tage dy vornemetin doctores und dy trefflichsten redere, die
sie in vil landen mochten uszgerichten. Und uf den montag (4. Sept.)
wart bestalt ein gerichte uf dem steinen husze zcu Molhusen, do sie
sich denne in gerichte satzten, die hochgebornen fursten, her Frederich
und er Albrecht von Brandinburg, herre Lodewig, der lantgraffe zcu
Hesszin, mit iren rethin und darzcu die XX manne, der iglicher herre
von Sachszen X usz des andern sines brudirs lantschafll hatte gekorn
also schepphin. Alda nu vor gerichte vorlieszin von beider bruder vor-
sprochin , mit namin uf hertzogen Frederich sietin her Heinrich von Gera,
herre zcu Slowitz,* und uf hertzogen Wilhelms sietin ein trefflich doctor,
gnant doctor Knorre, vil ernstliche unde treffliche schulde anlangende
graven Ernsten von Gliechin und ern Apeln Vitzthume zcu Roszla
widdir einandir. und uf den seibin tag wart kein orteil uszgesprochin,
sundim sie slugen daz gerichte uf bis uf den andern tag.
XXVIII. Nu uf den dinstag (5. September) dornoch quomen sie
Widder an die seibin stete, und die schepphin satzten sich nidder in die
gerichtis bang, do begunden der beider fursten vorsprochin abir sich vaste
mit vil wortten zu üben, bis so lange das der von Gera satzte an
doctorem Knorren unde fragete nach eyme orteil, sindtemal das doctor
Knorre ein geistlich man were und geistliche lehin bette, ap er denn in
rechte an wertlichem gerichte vorsprochen mochte gesie addir was do-
rumbe recht were. und allegirten vaste capitele usz dem Sachszin spigele
unde andern bewerten recht buchern. do hattin die schepphin rath der
doctoribuB ubir und erkanten: er muchte es mit rechte nicht gesie. und
also wart doctor Knorre vorleit und vorworfl^en. Nu meynte doctor
» M. „Tlowitz."
' VergL Stolle p.:iS, da' nur weiwf über den Tmj von Mühlfuuisen berichtet
und erklärt: y^cnnd nymand konde er/'are, was sy teiditujlen,** doch giebt er, uiihrend
Cum. die Thätigkeit Albrechts van Brandenburg ha'corhebt y danselben schuld, dass
die Richtung nicht in MühUiausen zu 9tatuie kam.
90 HartuDg Camixienneisters Chronik.
Knorre den von Gera widder umbe abe zcu werffin, und der tad ouch eine
vrage, sinttemal der von Gera eyn ritter were, ab er denn ein vorsproche
muchte gesin in rechte addir was dorumbe recht were. doruff wart von
den schepphin ettliche undirrede, abir der von Gera bleib stehin un-
vorworffen. unde doctor Knorre muste vordir an denie gerichte nicht nier
rede, unde gar zcu hant ging hertzoge Wilhelm weg von dem gerichte in
sine herberge, unde also stunden die schepphin uf von gerichte, und
iglicher ging weg in sine herberge.
XXIX. Nu uff dy mitwochen (H. September) dornoch beerbeitten
sich dye marcgraven von Brandin bürg unde der lantgraie von Hesszen
vaste zcwuschen den brudern, bis sie des ubirqwomen, das das gerichte
bleib anstehin, unde grieffen uf fruntliche teydinge, zcu vorsuch in , ah
man sulchen errethuni noch muchte undirstehin. hirubir der tag zu Mol-
husen dry wochin werete in mancherley vorgäbe und handel, und is
wart alda zcu Molhuszen eine richtunge begriefhn und doch alda nicht
wart besloszin, sundirn is schiet sich an ende umbe ettlicher puncte
willen, darane sichs stiesz.
XXX. Also reid hertzoge Frederich von dannen und vort gein
Erffurthe.i des andern tages (25. September) quam marcgrave Albrecht
und hertzoge Wilhelms rethe mit yme ym noch gerethin gein Erffurdt
unde begunden widder on zu teidingen unde voreynten sich alda umbe
die puncte, darane sichs zu Molhusen hatte gestoszin, und bestetigetin
die richtunge mit iren briven und insegiln, die sy darubir machten, und
schieden von einander in guter fruntschafft.
XXXI. Also nu hertzoge Wilhelm mit syme beere vor Soest ettliche
tage mit dem bischove von Kolne hatte gelegin , dy stat gestormet und groszin
schadin an luten genommen, also begunden sich dy Behmen in dem
uffbruche2 mit hertzogen Wilhelm zu errin, so das ir funfthusent nicht
1 Nach Stolle zog Friedrich von Saclisen schon am 22. Sepieniber nucti Erfurt;
am 23. folgte AUrreclU von Brafwlenbmg ncicli; hier weüte er drei Tage und führte
die Bichturuf herbei. Die Erfurter Richtung vom 25. Sept. 1447 ist bis jetzt nicht
gedruckt und tcar wohl auch nicht bekannt Eine Abschrift findet sidi im Archiv
zu Weimar.
2 Die Böhmen hachen Mitte Juli von Soest auf Der Herzog WiUielm verliess
sie in der Nnlie von Eisenach. A n Erfurt marschierten sie nuch Stolle am 1. August
vorüber.
Härtung Cammermeisters Chronik. 91
mer woldin volgin, sundirn sie zcogin von ym widder iimbe uf Molhusen
den ßelbiii weg, als sie upzgezcogen waren. Als daz nu der rath zu
Erffurthe vornam, das dy Bemen widdir qwonien, schigten sie zu stunt
noch hüveluten zcu hertzogin Fredrich von Sachszen , mit dem sie dotzuiual
in eynunge sasszin. der sante yn graven Ernsten von Glichen, sinen
hofemeister, den von Plawa, den von Schonberg, ern Herman von
Harraz und andir ritter unde knechte by vierhundert, pherdin, wol
gezeuget lute und rüstig, so qwomen yn ouch dy graven von Bichelingen
von Manszfelt, von Glichin, von Quernturdt, dy denn ouch in eynunge *
waren, der stad zcu hulffe, so das der rath mit disszen graven und
herrin mit orem houbtmann und ore eygen hoveluten ein schone hove-
werg bey einandir hattin, und hieschen darzcu uft* ore bürgere usz der
stad und das lant folg mit yren waynen, harnasch unde were unde
brochten in einer nacht uff mer wan XII schog wayne, alle mit weppener
und redelichin mannen wol geladin, darzcu vaste steinbuchszen, unde sie
lieszin dy hovelute in der nacht rugken gein slosz Vippech^, do die
Bemen vorubir zeihen musten. uff den morgin zcogen die waine mit den
weppenern und mit den buchszen usz der stad in das dorfl* Udenstet^
unde slugen aldo eine grosze wainburg und hattin is also bestalt, ab die
Behmen icheynen schadin in dem widderzcoge thun wurddiuj das wulde
man yn habe gewert und sie be^tretin habe. Also zcogen die Behmen
durch unde tatten nymanden icheinen schadin. do liesz man sie ouch
zeihe ane schaden.*
50. Was in Erfurt genchah im Jahre 1447.
I. (B,D,T,) In deme jare, als man schreib tusent vierhundert in
XLVII jare, du wart der torm hinder den Carthusern mit andirme ge-
buwede darane unde das murchen mit dem tormichen uf dem graben
zcwuschin dem Taberstethin und Louwer toren gebuwet
D. „ mit frieden."
1 Das Bündtm Erfurts mit den genannten Fürsten, Bisehöfen uud Grafen war
am i. Jnli (Somwbetid vigilia Vmtatianis Mariae) erneuert icordcn. Die Urkmide
befindet sicJh im Maffdeburger Archiv (Erfuii A. XII. 92),
a Vifpach (SrWeim.) 2^l4 M. NW von Weinmr.
3 Udestedt, ehemaligem Dwf der Erfurter im Amte Asmannsdwfj jetzt neimarisch,
l\2M,NOoonErft$rt.
92 Härtung Cammermeisters Chronik.
II. (B, D, T,) In dem seibin jare wart angehabin das Krumme tor
vor Sante Johansthor, der waezir grabe dorumb, die gewelbete brücke
darubir unde Sente Johans bilde daraue und wart in dem XLVIII iare
darnach voll inbracht
IIL (B. T.) In deme seibin jare wart der grabe vom Brulerthor
nebin dem spetal unde vort hen uf an das Fulloch angehabin unde das
selbe jare vaste uszgebracht
IV. (B, T,) Auch so wart die swellunge vor deme gerynne nebin
der Carthuser tzwerchgrabin bis an dy stad muren gemacht, die selbe
swellunge, wenn das nodt wurdde, eyn geflute gebit ubir al dy garten,
das denne vor gewesszir nyman uf dem orte der stad zcu schadin bie
komen kan.
V. (B, T.) In dem seibin jare liszen die von Erffiirdt die Lemans-
brucken und die gantzen gassze al usz mit steinen besetze.
VI. (B/r.) In deme seibin jare gobin dy yoden zu Erffurthe dem
rathe zcu yreni gebuwede zcu sture vierhundert marg silbers unde lieszin
yn darzcu von achzcehin centenern kupphers ytel smytzbuchszen giszen
und entwurtten die evme rathe der stadt zcu hulfl^e und nutze,
VII. (B.AfJ In dem sclbin jare hüben die zcwey closter,! das zu
Sante Peter und die Austiner zcu Erfliurthe, die reformacien an zcu
halden. gote deme herren sie daz lob!
VIII. (7i. />. T.J In dem seibin jare wart eine rath eine kunst gelart
von yrem bürgere, Heinrich Mullir genannt, der was ein rotgiszer. der
satzte yn die groszin und kleinen phannen, das ein iglicher, der do
bruwete, mit halbin holtze zcu quam, do er vor noch szo vil holtzis
habin muste. das man vor nicht wüste, unde is ist bestentlich.
IX. (B, AI, D, T.J In dem seibin jare liesz der rath zu Erfl\ulhe eine
grosze buchszen gisze, die hat am gewichte hundirt unde virzcig zcenttener
kupphers. die nennt man den wert zcu Erffurtlie.
' Vergl. Jounnis Bruschii CafioMci ÜegtHaris, dereformatiime Monastfriorwn etc.,
in Scripicrwm Brannsticensia illustrantium IL, cura Leibnitii, Hanoverae 1710,
I.p,944: Cardinalia a latere D. Nicolai^ de Ousa Thwringiam ingresrntH (1451)
fruit in Erfordiiim, ubi duo im^nit monasteria reformatn, tndelicet ad Sanctum
Petrain Ordinis S, Benedicti et Aitffusti penes Ereniitas. Inrenit eüam ibi octo
Monasteria, qtiattwr rironim et qmUmjr mvnidium , fum refarmata etc. Vergl. femer
Chron. Ecdes. yiwlai de Stegen, ed. von Wegde, Jena 1855, p.429,43iiff.
llarttUig Cattltnenneisters Chronik. Öä
X. (B. D, T,) In dem selbin jare brochte ein rath zu Erffurdt den
thorro in dem ratishove, den vorgezcieten Frydel der yode gebuwet und
ynne hatte und gehorte zcu dem husze nahe da bie, zcu sich und
machte dorinne* unden uf der erden eine zeucht unde ein behelteniez
unde nanten das das Paradisz. unde das geschach in der meynunge, das
man ehrliche** person addir Studentin adir andir burger, dy man umbe
lichte Sache zcuchtigen wulde, liesze ingehin. und dy andirn gemach
dorinne'' man buchsen, amibroste, ysenhute ect. lies behaldin.
51. Eroberung Prags durch Podiebrad. '
In deme jare, als man zcalte tusent vierhundert und in dem XL VIII
jare, umbe unsir liebin Frawen tag letzern (8. September) hatten
ettliche Bemische herrin unde mit yn, als man sie nante dy Taboni,
zcwey grosze beer ym lande zu Behmen legin, eins jhene siet
Präge, das andir uff der wesin bie Lune.2 und die zcwey beer wordn
eyns uszsatzes eyn, so das daz beer, das«* jhene sit Präge leginde was,
seh igten an den rath und an dy mechtigisten unde von dem mutende,
das man sie wulde laze durch riethe. das wart on geweigert, und also vor-
drugten die Behmen mit yrem here geweldiglichin yn und gewunnen
beyde stete ,3 dy nuwen und dy aldin stat, und fingen dorinne ern
Meinharden von dem Nuwenhofe unde vordirten an yme dy kröne ^ zu
Bemen, dy on denne uff das mol nicht wart, sie tadin sust in der stad
nymandis nicht, sundern alleine den yoden. den lieffin dy bürgere durch
" 2>. „Thome." »> so T., B. „ettliche." « B.u.D. „dorumbe."
** ergänzt.
» Vergl Falackyl V.l. p. 19^—199.
2 Laun an der lujery 7 M. NW von pTttg.
3 Prag (die Ali- u. Nett^tadtj umrde in der Nacht lYWt 2, zum 3. Sept, eroltert.
Der alte Meinhard rati Neuhaits tcurde wich Ihdiebrad in Geirahrsam gebracht,
um an dem nächsten Simonishindtage rar ein öffentliches Gericht gestellt zt4 wei'den.
Er starb am 4. Februar 1449,
* Die Heiren des Podiehradschen Bmides — die czcchisch - nationale Partei —
rerUmfftetiy dass M. r. Neulmus auf das l^cufer Oberstbiirggrafentum und damit
auf die Bm'g Karlstein und die Betcahrmig der Landeskleinodien verzichte. Da er
letztere gegen das Herkommen auf sein Familienscfdoss Welkariic liatte bringen
lassen, so beschuldigte man ihn, einige jener Kleinodien rerthan zu fuxben.
^4 Härtung Camtnetmeisters Chronik.
yre husere unde nomen yn grosz gud. Hie ist zu mergken, das sulch
ansatz sich der Behmeu here und zcuzeog ytel anwieszin der burger yn
Präge nicht wol mag ergangen und zcu koraen sie.
5S. VV^as in Erfurt im Jahre 1448 geschah.
I. (B,T.) In dem seibin jare (1448)1 hüben dy prediger mönche*
zcu Erffurthe an, zu buwen yren glogktorm.
II. (B, M. T.) Item in dem jare, als man schreib noch Cristi geburt
tusent vierhundert und XL VIII , do vorkouff'te hertzoge Wilhelm von
Sachszen dem rathe zu Erffurthe das geleite zu Erffurthe und zu^
Bottilstet uff eyn widderkouff umbc XIC marg silbers houbtgeldes
und IIIIC (?)2 guldin jerlichs zcinszes daruff und tad dem rathe des
gnugiiche bestalt und vorschribunge zcu halden. und er satzte glichewol
sinen eigen geleitzman, der das geleitsgeld uf hub und in nam. den
seibin geleitzsman wieszete er dann mit den zcinszen an den rath, die
jerlichin zu langen , und der selbe gleitzman muste dem rathe besundirn
bestalt und vorschribunge thu zcu halden. dasselbe gleite loste der
hertzoge widder in dem LXVI jare.
III. (B,) In dem seibin jare hub der rath zcu Erffurthe an , zu
buwen den tonn uff den wehir vor Sante Moricien thore.
53* Hunyadis Niederlage bei Kossova 1448. (B.)
I. In dem selbeii jare am mitwoche noch Martini (^13. Nov.) -^ czogen
die cristen unde Ungern widder den konig zu Torkie und die beiden,
^f,in B, *> die Worte „das geleite zu Erffurthe" shul ergänzt.
'^ Am sogenannten Tauftwnn der Predigerkirche steht nach ^«a/te, Die Prerliger-
kirche zu Erfurt, p. 126: A. Domini MCCCCXLVII incepta est structura per mrim
(magisirum) Laurentium. Vergl, v. lettau, Erfurt tw seiner Vergatigenheit utid
Gegenwart , Erf 1868, p. 50.
2 Es muss lieissen 600 Gulden , vergl. die Urkunde vom 2. April 1448 (Montag
nach CantateJ im Archiv zu Weimar (Beg. Aa. pag.87. A.I) Zur Zahlung der
Zinsen an den Bat wurde der damalige Geleitsmann Hartwng Gernod angewiesen.
Zxufleich versprach der Herzog, in Zuhunß die Geleitdteamtenstelle nur mit Wissen
ufid Willen seiner Gläubiger zu besetzen. Der Bückkauf des Geleites gescluih erst
1466 für 7700 Gulden, r^gl. v. Falckenstein , Historie von Erffurth, p. 334.
^ Der Bericht Cammermeisters ist unhistmisch. Seim Nachrichten verdankt
er vielleicht den Kreuzpredigten der Sendboten des Papstes Nicolaus V. Die Schlacht
tIartuDg Cammermeisters Chronik. 95
und der engten houbtnian warHumiens, der was gar ein trefflich man. der
hatte sobinzcig tusent manne, dy dan mit ome alle hattin gebicht unde
goUis liehnam entphangen.
IL Do hatte der konig von Torkie und die heiden zu saropne CK ICC
tusent und sechsundfunffzcig tusent man zeu pherde unde zcu fusze, die
alle rote hüte uff hattin unde wisze eleider an. darundir waren seehstusent
Ven edier.
III. Nu der cristen und Ungern houbtnian, der Humiens, zeoeh mit
simem voleke gegen dy heiden und dy Torken und streit mit on von der
mitwochen an, als vorgerurt ist, bis uff den fritag zu nacht und in
dem strite blebin tod vier unde virzcig tusent cristen man; so bleib der
Torken sechs unde achzcig tusent tod^ Und als nu solch streit was
ergangen und so vil lute widder siet was tod blebin, stalte der konig
von Torkie an der cristen houbtman Humanii unde lies yn bietin, solt
widder zu geben unde ein unersprechlich gud, das er nicht mir mit
ym strietin wulde; so wulde er ym globen, das er ouch bie syme lebin
nicht w^lde zeihen uf die cristen. daruff antwerte der Humiens, der cristen
houbtmann: er und die sinen werin uszkomen, yr blut zcu vorgyszin
umbe gotis und des cristenglouben willen.
IV. Also wuldin die Torken, dy heiden, mit yrem gezeuge usz yrem
legir ufbrechin. das wart dem Humiano zu wiszen, und er zcouch mit
syme reiszigen gezeuge uf der Torken und der heidin legir und gewan
yn an yre wainburg und slug zu tode alles, die dorinne waren.
V. Also gabin die Torken und heidin die flucht, und Humiens, der
cristen houbtman, zcouch yn noch mer denn funffzcig myle wegis und
gewann undii wegin dry slosze und stete und slug abir dorinne tod alle
manne, wybe und kindere und leyte sich dorin mit syme voleke und
rugete. Also quam dem sei bin Humiensze bot^chaft, wy der kon ig
von Torkie were geflogen uf ein sloz. do zcouch Humiens vor und
leite sich mit siner wainburg neddir in meynunge: der konig sulde
yme nicht entgehin.
bei KoHsora auf dem Amselfeld fntid am IS.^20. Octoher 144S stuit. Auch Aetmis
Sylmuft, dtr die Niederlage dem Hochmut und dem alhMjroHnen Selbstvertrauen
Hunyadis zur Last legt, berichtet ron Friedettsnntei'lMndlnngen und (frfmen Vei-
aprechufigen des Sidtans (vergL Zinkeisen, Gesch. der Osmanen , /. p. 724).
ÖG Wartung Cammörmeist^irs Chronik.
VI. Der konig schreib umbe volg unde bot groszin sold zu gebin
und besaromete sich gar starg unde zcoueh widder den Humiensin unde
viele ym in sine >vainburg, und sie entphfingen uf beiden Seiten groszen
schaden. Abir dy cristen vorlorin leider das feit, und der Humiens
quam in der nacht darvon mit wenig volckis. unde dy Toreken meinten
nicht anders, er were erslagin. unde also wart der Humiens glichewol
von dem dispoten ^ gefangen, und torste yn nicht widder loszgebin von
vorchte wegen der Toreken.
VII. Vor des ehir der Humiens, der houbtman, dem konige von
der Torkie in der flucht noch zcoueh, reit er uff die wolstat, do der
erste streit was ergangen, do logen die toten cristen uf yren rocken und
hattin rot blut, und die toden beiden logen uff' yren buchen und hattin
swartz blut, unde die ledigin pherdde liefin in dem blute bis obir die
hufe. do liez Humiens die cristen alle begrabin unde meynt«, eyne
kirchen do zcu buwen, mit eyner ewigen messze zu bestellen.
54. Kiieg zwischen Mailand und Venedig. {B.J'^
In dem seibin jare stretin die von Meylan und die Venedier mit
einander, und der Venedier bleib XXIHI tusent tod, und die von
Meylan behilden das feylt. und der kunt Franzciszko was der von
Meylan houbtman, und die Venedier haben sich mit ym vortragen und
zcu sich gezcogen unde gobin ym uf das erste eyne grosze summe
geldis vor die iiand und hennoch eine mergliche summe aller wochen
zcu solde.
' Der Dispute ist Georg van Serbien, Er wird in einem Diploma des
Papstes Nicolaus V. y,Bassiae despotes et Albaniae dominus*' genannt. Er war
der ei'bittertste Feind Hunyadis, Tivtz seiner Vorsicht wurde derselbe, wie nach
der Schlacht ron Vama von DrahU »vn der Widacliei, so jetzt van Georg ran
Serbien gefangen und in Semendria in strenger Haß gehalten. Erst gegen Ende
des Jahren intrde er unter haiien Be^ifig^tmfen freigelassen, doch erklärte der
J\ipst Nicolaus V. auf seine Vorstellungen und Bitten den Vertrag für nichtig
(am J2. April 1450).
^ Francesco Sforza siegt 1448 Itei Caravaggiit iilter die Venetianer , naclidem er
sie vorher aus liacenza rertri^ßcn und ihre Flotte entscJteidend auf dem Ih geschlagen
Juttte. Durch deti Argwohn der Mailänder erbittei*t, scldoss er einen Btmd mit den
Venetianern , indem ei' sich gegen Truppen und Geldunterstützungen fvrpftichtete,
Mailand für sie zu erobern.
ttnrtung Oamtnermeisters Chronik. 97
5S« Marcgrave Albrecht von Brandinburg wird der von Noremberg
fyent (a. 1449). (M, B.) ^
I. In dem jare, als man schreib tusent CCCC in dem XLIX jare,
du wart marcgrave Albrecht von Brandinburg fyent der von Noremberg
und andir vil richstete in Swobin unde des von Heidecke.'- und er
gewan zu yme disse noch benanten fursten zu helffern, mit namen hern
Frederichen, den eldirn,-^ herrn Hanszen und* herrn Frederichin, den
jungirn, sine bruder, alle marcgraven zu Brandenburg und borcgraven
zu Noremberg, her Erigk, herre Wratislaf ,*• herre Barnym, alle hertzogen
zcu Stetyn unde zcu Bummern und fursten zu Rügen, herre Heinrich,
der eider, hertzoge zu Mekilnborg unde fürst zuWendin,« her Heinrich,
der eldir, von Brunszwig und Lüneburg, hertzog Wilhelm, hertzoge*^ zu
Sachsin, lantgrave in Doringen, und her Anthonius, bischof! zu Bobin-
l)€rg,« her Lodewig, lantgraffe zu Hesszen, und her Otte, hertzoge zu
Beyern , der was alleyne vient des von Heydecke und nicht der stete.^
n. Dissze gnanten fursten zcogin alle usz zcu band noch Johann in
baptiste unde sammeten sich in Franckin, so das sie XH tusent manne
zu pherde und zu fusze hatten, und den von Nornberg yre hove und
dorffer brauten unde todin on dy alle abe unde zcogin da vor das
stetichin Heydecke'» unde logen ettliche tage davor mit yrer macht unde
begonden den, dy dorumbe login, sere zu drauwen. als woren ettliche
^ „hern Fi*ederichen, d. e., b. Hanszen und" f.inB, ^ M. „Ravotislaf."
•^ M. „Werden." d /. in M. « M, „Robinberg."
* Vergl. die Clironiken der fränkischen Städte, Nürnberg, IT., 1S64, p,95ff.
* Konrad ron Heideck, der in niirnbergische Dienste getreten war, hatte auf
eignem f ringsum ron markgrüflichem Gebiete umscJüossenem Boden in Leibstctdty
südl. ron Heideck, ein Bergwerk angelegt tmd beschäftigte eine Anzahl Nürnberger
in seinen Grulten. DariUßer luitte AUtrecht hei Helen Fürsten Klage geführt (Alt-
liandlutig ron Weech, p.356)*
^ Die Feifide Nürnbei'gs zählt (hm., wohl nicht ganz zufällig , anfangs in der-
selten Beihenfolge auf, wie sie im Verzeichnis der Clironiken der fränk, Städte, Nürn-
berg, IL, p, 143 ff. stehn.
* Der Pfalzgraf Otto i^on Mosbach und Neumarkt hat }mch der Chron. d.
fränk. Städte , Nürnberg, IL, p. 440 auch den Städten abgesafft.
^ Vergl, die Chroniken der fränk Städte, Nürnberg, II., p, 151.
QeMhIchtoq. d. Pr. S. XXXV. Bd. g
98 Härtung Cammermeistors Chronik.
geste dorinne, die von sulchir drauwe vasie weich wurddin uiide blöde
davor, denne dy burger unde geste rata wurden, da« sie eich* lieszin
seylige, und gobin das stetichin , do dann vaste geschutzis unde guti^
ynne funden wart, und dy forsten** zcogen ?o balde vor daz slos Hey-
decke, da sie denne ouch ettliche tage vorlagin, und, die uff der bor^
worin, gobin das sloz ungestormit.**
HL Dornoch zcogin die fursten vor ein sloz, gen and t Lichtennouwe,*
das was eine^ borgers zu Noremberg, gnant der Ramiel.- do logen sie
vaste tage vor, und als deme slossze mit ernste begunden zcu zcu treten,
do goben sie daz slos ouch ungestormet
IV. Unde is fand sich darnach , das niarcgrave Albrecht von Brandin-
burg mit funff hundirt^ pherdin in dem Noremberger walde bie Billerrute-'
einen tiech fischen wulde. des wurden die von Noremberg ynne unde
schigten yren houbtman, den Royszin von Groitz, unde ander yre
soldener und yre burger mit einer wainburg an den gnanten marcgraven
unde sine helffere unde drungen ym abe in vigilia sancti Gregorii
(11. März) XCIIII edele manne, dy sie fingen, unde erslugen ym ouch
Lim edel manne, unde marcgrave Albre<^ht entreit mit nod gein 8wabach,
unde die von Noremberg gewunnen yme sine rynnbanir^ und ouch sine
rechte banyr an unde hertzogen Otten von Beyern ouch sine banyr an.*
sie gewunnen auch den seibin an XLIIII reiszige pherde, vil pantzer,
armbroste unde swerte, und hirnoch login sie ouch ettliche tage in marc-
graven Albrech tis lande unde vorbranten sine dorflfere uff alle sietin.
* „unde gutis — forsten" /. in M. '' 3f . ,Jnge8tonnet." ' M. „5000/*
d M. „Rinkamir."
' Vmfl, d. Chron, der fränk. Stfidte , Nürniterff, II., p, J55.
■^ In der Chronik, Nt»ifiberg, II., p. 479 irird er Franz Rummel ffenannt. Er
ward in liom ron Siffisminid zum liiUei' (jeschhigen und tcar, ohne MiUfh'ed defs
Baten zu sein oder ein Amt zu rerwalien, einer der einflussi'eichsten Bimfer Kürn-
Itergn. Wie sein Bn*der Ijorenz, war er ein entschiedener Verfechter der Bechte der
Beidisstadt, unihi'etid seifte beiden Brüder IHricJi und Hans auf Seifen der I^'ursten
sUtnden.
" Das Nonnenkloster Pittenreut und der See liegen südlich mm Ixtrenzer BeicJts-
Wald, X\y M. mn Niirvherg und dtensmceit von Schtcabach.
^ Vergl. Chronik, Nürnberg, IL, p. 346. „ Von l>eheltnüsse der panir." Erst 1453
am 1. Nov. umrdeti die Bannei- aus Bücksicht auf Markgraf Albrecht aus der
Liebfrauenkapelle entfernt.
Härtung Cairmiermeisters Chronik. 99
V. Im letzstin do marcgrave Albrecht wenig dorffer noch hatte und
der bischoif von Bobinberg, marcgrave Hans und der bischoff von Ege-
stete unde vaste andere groszin schadiu an iren dorffirn gnommen hatten,
begunden sie mit den von Noremberg und den andirn richstetin zu
tevdingen. und alzo wart zcwischen yn ein frede ^ gemacht, sich so
halde an zcu hebin unde zu bestehin* von Michaelis nestkomende ubir
ein jar. und daniff zu reidt das volg.
5ö. Befesiigungs bauten in Erfui-t im Jahre 1449. (B.)
In dem seibin jare machte man den grabin by dem gerynne, das
das wasszer usz der ('arthuser graben louffet, und hüben ouch das stugke
dornns daran zcu machin mit allem gebuwede dorumbe, und hernoch in
dem LVI jare erst vollinbracht.
57. Die Bchwarzburgische Fehde (a. 1449 - 1450). (M. B. 1). T.) -
I. In dem jare, als man schreib MCOCX-XLIX jare, hatten davor
grave Heinrieh von Swartzburg, herre zu Arnstete und Sundirshusen,
nnde grave Günther von Swartzburg, herre doselbis, sich zu sampne
gevvorffen* mit ettüchin yren slosszin, mit namen Swiirtzpurg unde
** M. „l>eschin/*
' Cfim. mehU die Bamitetujcr Bichtiiiuj mm 22. Jtili 14rtO, deren Ifmiptfrunkte
Weech (Nürnberg^ IL, p, 406 f.) atif/ieht. Die defmitire Bctjehnuj des Verhnlttmses
attischen Albrecht von Bratidenburff und Nimibcrfß wurde ei'st nm 17. Api'il 14.^t:i
di$rch den Herzog lAidvng wn Bayern herbeigeführt.
' Au4isei' den 49^ I schon gemmnten Wd'leti ist l)esoiulers iHchtig Schöttgen
inul Kreysig, JHphnnataria et scripta hist. Geim. med. aen'f Altentnirg ITr^l, I,
(Chron. Schwnrzb.)
■• Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts gab es drei re{fierende schwär zburgische
Fürsten f in Sch.'Schwarzburg, in Seh.- Amstadt-Sondei'hausen , in Sch.-Ijeutenberg,
Heinrich (29.) ron Ar)istadt schloss mit Günther von Schivarzbiirg um 141 fi eine Krbver-
IfTüderutuß, die am 6. August 1420 erneuert wurde, inde^n er Blankenburg, Flaue und
Kimitz gegen Schwarzburg, Königsee uiui Ilmenau einsetzte. Im Johre 143 i laufte
er mit Zmtimmutu) der Leutenl)ergisch€n Linie ScJdoss und Stadt Um und rer-
schiedenr Zölle für 1440 Mark Silber. Am 7. August 1436 wurde zwischen den
drei Häusei'n Schwarzburg eine Erbveibrüdcrung geschlossen, icobei Haus
ArtiAtadt gegen Leutefiberg Budolstudt einsetzte und dem Hause Leutenberg einen
Erbanteil an Schwarzburg zusagte. Im Jahre 1444 folgte in Arnstadt-Sonderslmusen
Heinrich (31. )^ geboren 1418, seinem Vater in der Bef/ierung, Die Erbrerlnüderung
mit Haus Schtcarzburg wurde erneuert und am 19. Juli 1445 r<nn Kaiser Ipestätigt,
lOO Wartung Caininormcistcrs Clironik.
Blangkinburg unde yrer zugehorunge: abzo wilcher ehir abe ginge von
todes wegin ane libes lehin? erben,* fo Piilde das ander sloz mit piner
zeu geborunge an den, der an dem lebin blebe, komen und gefallen,
und sie hattin sieb des mit einander vorBcbriben und mit gb)bden , (hu*
also zu balden , vorbunden.
^ D. „ohne leybeserben."
Nichts desto weniger schloss Heinrieh mit Hersag Wilhelm ran Stich sen am 25. Mai 1440
einen Vertrag, worin dieser ihm versprach, ihn in seiiien Hechten an SchuHirdnmj
geffeyi Günther i'on Schwarzbnrg und jedermann zu schützen. Am 35. Nor. oder
"nach Lünig, part. spec. cont. 11. 1 V. 2, am 3. Dec. 1446 wurde dieser Schntzrertratf
erneuert, resjt. erläutert, (rünther von Schwarzbtt^'g hatte keiften Sohn, nur drei
Tochter: Magarethe, mit Otto von Leimiig, Ursula, in zweiter IJhe {seit 1442) mit
Ludwig twi Gleichen, Mechtild, mit Heinrich rmi Gera zu Lobetistein vermählt.
Er hatte also von der Erbrerbrüdei-ung keinen Vorteil wid bereuete, sie erneuert zu
luiben. Seine Finanzen waren schlecht, weil er fn'lliei' sehr rerschwendet^sch (fcleht
luttte. Die rerlieissene MiUfift hatte er den Schmegersöhtien iwch nicht gezahlt.
Daher fing er an, allerlei Forderungen, die durch den Erbtertrag nicht befpiaulet
waren, an Seh rÄrnstadt' Sonder sJuitisen zu stellen; es handelte sidi für Um um ein
(ieldgeschäft. Da seilte Schwiegersöh'ne ihren Vorteil im Äuge hatten, reizten sie
ihn, die Krbrerbrüderung für aufgeltobefi zu eiklären. Heinrich van Arnstadt wies
die Vorwürfe Günthers als ungerechtfertigt ztmick und rerlan^/te, d<iss ihre beider-
seitigen Mannen entsprechend der abgeschlossen^} Erbverbrüderutig übei' ihre Irrungen
erkennten und richten sollten. Nur ungern willigte Günifier in Unter Juindluttgen
Am 3. Od. 1447 kam es zu dem Komprotniss, dass Bote von Stolberg uivd Ei-nst von
Gleichen^Blankenhain, die beide, wie Günther von Schwarzl/urg, in Friedrichs vott
SacJisen Diensten standen, deti Streit schlichten sollten. Doch Günther sdirieb die
Tage zu Erfurt am 6. und 20. Nov. utwt später deti zu Saalfeld ah. Deshalb ver-
anlasste Heifiridi von Arnstadt seinen Vetter Heinrich von Leutenberg 1448 zu,
einem Angriff auf die Dorfer um Paulineella. Günthei' van Sdiwarzburg watidte
sich seinerseits an den Erzbisdtof van Magdeburg utui den Kurfürsten van Sacftsen,
die im Ju/ni 1446 einen Tag zu Halle festsetzten. Anfang Juli sandte Heinridt
BescJiwerdeschriflen an die Fürsten, Bischöfe und Städte der NaclibarschufX , am
13. Juli antwortete Günther mit ähnlichen Schriften. Da veianlasste Herzog Wilhelm
einen Tag zu Zeitz und erzwang einen Waffenstillstand. Als derselbe t\>n
Heinrich iw» Gera gebrochen wurde, ergiifj auch Heinrich von Armtadt die Waffen.
Zu schwach, um beiden Vettern widerstehen zu können, verkaufte Güntlier An-
fang August seine Lande — die Beiclislehen Schtvarzlnrg mit Königsee und die Vogtei
über das Kloster Paulincella — detn Kurfürsten Friedrich, der sie sogleicli in
Besitz tMhm Dem Kaiser aber meldet Günther diesen Vorgang erst am 22. Nov. 144S
aus Altenburg und bittet, dem Kurfürsten die JjeJten aufzuhissen. (Weim,Arch.,
Beg. B. fol. 299. Nr. I. a.)
Härtung Cammermeisters Chrouik. 101
IL Nu noch ettlichin jaren, mit namen in dem XLIX» jare der
niynnern zcal, starb der vorgnante grave Heinrich unde lieez eynen son,
der hiesz ouch grave Heinrich, der selbe sasz mit dem egnanten graven
Gunthere ettliche zceit noch sines vaters tode in der egerurten vor-
schribunge an yntrag gutlich dranc, bis i?olange daz sich also fandt, das
grave Günther ettl icher massze gebruch leit und er muchte hulffe ader
zulegunge von graven Heinriche begere unde yn dorumbe durch ettliche
sine manne laze besuche und an brengen. daruf ym dann hulfle addir
rath nicht muchte gedyen, als er klayte.
in. Nu hernoch fandt sichs, das derselbe grave Günther reidt vor
den hochgebornen fursten, hertzogen Frederichin von Sachszin, des
Romischen richis marschalgk, unde claite deme sine nodt, wie das er an
graven Heinriche, sime vettirn, icheine hulffe addir rath erlangen muchte,
und dorumbe so muchte er y nicht hende noch fusze gese,** sundern er
muste gedengke, wie er ym tede,*' unde vertrug eich mit hertzogen
Frederich egenandt in bie weszin und volbort siner drier eydem, mit
namen graven Lodewiges von Gliechin, herrin zu Blanckinhain , hern
Heinrichs von Gera unde herrin von Lyszenig,* also das grave Günther
sin slos Swartzburg mit siner zcugehorunge mechtiglich in tad hertzogen
Frederiche, szo tad ym hertzoge Frederiche widder dorumbe yn sin sloz
den Tharand, ym lande Miesszin gelegin, mit siner zcugehorunge und darzcu
Dippoldiszwalde , das stetichin ect, die ynne zcu habin und zcu gebruchen,
als dy wiele er lebete, auch so satzte sich hertzoge Frederich in, nun tusent fl.,
die er den obgenanten eydemen zcu stund muste globden, vorschribin
und vorwisszen ,•* yn uszzcurichten , so das die ire metegiffl, die grave
Günther yn mit sinen tochtern midt globit hatte, erhieldin'* und das die
seibin an Swartzburg abezcicht toden.
IV. Nu als grave Günther sich mit hertzogen Frederiche vortragin
und ym das slos Swartzburg mit siner zugehorunge unde ouch Kongis-
szehe, das stetichin, innegeantwurt hatte unde ouch das grave Günther
* M „XL" »> ]), n. M, „gessen." T. „geessen." « M. „tode.**
*^ M. „vorbiüzen.** ^ ergänzt.
' Günthers Schwiegersohn , Otto v. L., ivar schon um 1447 tjestorben; tjemein
ist der Enkel, Bargtjraf Georrf ivn Leisnhj,
102 Härtung Cammermeisters Chronik.
den Taraiid\ ingenam, vorliefin öich va«te schriffle-' von graven Heinriche
von Swailzpurg an liertzogen Frederichin darumbe, das er Swartzburg
ingenomnien hatte ym zu eclmden, als er mit graven Gunthere uninie
das gnante slosz in vorschribunge seeze. und i« wurdden dorumbe vil
tage gehaldiii, und grave Heinrich bot das uf rechtis usztragunge; in
muchte yme abir nicht widderfaren.
V. Also quomen uf das erste grave Heinrich von Swartzpurg und
dy herrin von Gera mit einandir zcu krige/* und der junge von Gera
lag ettliche zceit uf der borg Swartzpurg unde tad graven Heinriche von
Swartzpurg unibe Kudoffelad groszin schadin. de» glichen tad der von
Swartzburg und grave Heinrich von Lutenberg unde ire helffer den von
Gera widderumbe groszin schaden , bis das grave Heinrich von Swartz-
burg, grave Bote von Stalberg, sien swager, und andere ect. wurden
fient hertzogin Frederich von Sachszen allis unibe des sloszes Swartzburg
willen, das er widder redeliche und iglichc* gebot geweldiglichin ynne
hielt. Des tad nu hertzoge Wilhelm,^ liertzogen Frederichs bruder, der
dutzumol eyn furste des landis zu Doringen was, denie von Swartzburg
mit sincn mannen vaste brcgunge. disszer krieg werete ettliche zeit,
unde is wart ein gutlich stehin ufgenommen ,'» und in des vaste tage'*
und teidinge geleistet und worin doch gantz unvorfenglich.
VI. Nu dy vehede ging widder an zcwuschen den gnanten herren^ unde
M, „ibliche," D.u.T, „gleiche."
' In Tliarand (PI^M.SW von Dresden) starb Günther' Ende Jannur 1450.
"^ Vergl. ScIwiUjcn, Chrott, Schw., jj, 507 , der mehrere solcher Schriften inhaltlich
angidjt.
^ ScJu/n im August brach die Fehde aus (Schottgen, p. 507),
^ Herzog WilJtelm erneuerte sein Bündnis mit HeinricJi von Sdac-Arnstadt
und Ucinrich wn SchwrLcutenberg am 10. August und sagte Gütdhei' von ScJuc-
Schwarzburg die Fehde an.
^ Ein Waffenstülstatid tourd am ^2. Octobei' 1448 smsdiai Günther von Mansfehl
uiul Adolf von Gleichen , /wf* die abrufen am 27. Oct. 1448 zu Naumburg abgescMossen
und wiederluAt verlängert bis Juni 1450.
** Nach dem AbsdUuss des Waffenstillstandes wurden Tage abgehalten zu
ErfuH 5. Nov. 1448, zu Witzldfcn 19. März 1449 und in der schwär zburgischen
AtujdegenJieit tviederludt zu Naumburg (Nov. 1448^ 30. Januar, 30. März, 10. Nov. 1449).
' Friedrich vou Sachsen hatte zwar schon im Dccembei' an Erfurt geschrieben :
er Werde auf Mittel und Wege sinnen, Heinrichs von Sch.-Ärnstiult MiUwilleti zu
HartuDg Cammermeisters Clirouik. 103
werete» vaste wyle. is fandt «ich«, daz die Bchmeii mit heriszorafil zcogiu
in da« landt zu Miesözeu ^ uff hertzogeu Frederiche yni unbesorgit uude
beguudeii vaöte schaden zu thune mit brande, als tad hertzog Friderich
uff bot in einen landen unde brochte grosze macht uff, und fugeten sich
gein der Behmen here zu felde und logirten sich uf die Kaisers wesin^
abü gnant. und alzo die zcwey here also gcin einander logen, wurden
tage zcwischen yn gehakien und ein gutlich stehin eine gerume zeit troffen,
:*o das die Behmen uff brechen unde zcogen widder heym.
VII. Also nu die Behmen weg waren, wulde- hertzog Frederich mit
syme beer ouch uff breche ^ und das laze zu riete, als balde quomen ym
tedis brive usz dem lande zu Doringen in daz beer, die wyle das noch
bey einaiulir was, von graven Adolffe von Gliechin, graven Sigemunde
von Gliechin, Jörgen von Hopphegarten unde ern Bernharde* Vitzthum,
dy sine viende wurden umbe graven Heinrichs von Swartzburg willen,
also wart hertzoge Fredericli mit sinen rethen und mannen des eyn,
sintemol das er gereite ein stargkes beer bey einander bette, so wulde
er in das land zu Doringen zeihen unde sine viende straffen.
VIII. So balde zcouch hertzoge Frederich mit syme beere in das
laut zu Doringen unde logirte sich uff das erste bie Meldingen ^ uff ern
* M. „berete." ^ D. „ Key ssers wessen." '* M, „brechen, laszen
fiten." '' M. „Burgharde", D. „Gerharden.*'
besbaf'en, ducti zojf a' erst im Juni 1450 nach Thüringen. Im Jahre 1440 wurde
tler Waffenstillstand nur ab uml zu ydürodicn.
' Von einem solchen Ztuje dei' Böhmen nach Meissen erwähnt Valacky nidits.
Es handelt sich nur um einen Anfjriff auf Brüx, reryl. Friedriclis von ^Sadisen Brief
aus Grimma mm 11. Mai uml an den Pfalzgrafen Otto vom 25, Mai (FofUes rer.
Austr.yXJAL, No.42 und Vulacky, IV. 1. p.235).
• Friedrich hatte schon Anfang Juni mit Krieg gedroht, wie aus einem Briefe
des Bates zu Fi' fürt an Herzog Wilhelm, der um Hülfe gebeten hatte, hervorgefit
(10. Juni 1450, Libr. dom. p. 81). Ende Juni brach er mit einem Heere auf, am 23. Jtmi
stelU er an der lYorte (Appendix, Menck. 11), Am 28. Juni satfte ihm der Kurfürst
von Bramlenbmy ab, utul Friedrich selbst ei'st am 4. Juli Apil v. Vitzthum,
Dass er an der vaheerenden Fehde schuld hat, ist unzweifelJui/t.
^ Nach dem Appetuiix , Mcncken IL, p. 425, zog Friedrich am 24. Juni imch
Wicka'stedt, weim. Dorf an der Hm, 2^ ,. M. S W von der l^orte, dann die Hm auf-
wärts nach Mellingen, 2\^M. SW von Wickerstedt, IM. SO von Weimar.
104 Hartling Cammermeisters Chronik.
Bernhardin Vitzthume, pinen viend, unde vorbrante ynie Madela,* Mel-
dingen, Dobritzschin,'^ Gottindorf " und ander sine dorffere in der geginnete
unde zcogin do denn vort mit dem here vor das stetichin Ylmen ^ uf graven
Heinrich von Bwartzpurg unde schosszin mit buehszen vaste doryn. nu
woren po vil trefflicher lute dorinne, die da« weretin, das sie mußten
abe zeihen , abir ein teil dorfter wurden von yn dorumbe gebraut.
IX. Donioch zcogin sie mit dem here und all mit bestalter* wain-
burg, die denn XIV gasze hatte, furdir vor Maroldiszhusen ^ unde logirten
sich da nidder. das selbe Maroldishusen gehört gein Kefflrnberg, das
dutzumol grave Heinrich von Swartzburg in phandeschafft inne hatte ^*
vor eine summe geldis, und is was hertzogen Wilhelms erbe, das beer
lag alda ettliche tage stille unde todiu doch in dem selbin gerichtc mit
brande keinen schaden. Er brach abir uff mit syme beere unde ruckte
bie Molsztdorf^ unde logirte sich da abir^ unde lag abir ettliche tage
stille, das selbe Molstdorff hatte er Heinrich von Witzleuben vnne, der
danne hertzogen Wilhelms man was. dovor taden sie keinen schaden,
anders dan was man geszin muchte unde an futterunge.
X. Als nu hertzoge Friderich mit syme beere abir uf brach vor
Molstdorff unde zcouch uff graven Sigemunden von Gleichen mide logerte
sich vor Wechmar^ unde brauten in dem legir umbe sich die dorffere
Wechmar,*' Ingerszleibin ,^ Swabehusen, Ordorff, Gunnerszleubiu ect sie
M. „gestalter." ^ f. in M. '^ in M. f, „von brauten — Wechmar."
* M(%gd<üa "'^ M. SO von MeUinijen.
' Döbritsclien V , M. NO if>n Magdida.
•' Köttendorf '/,M. WSW ron MeUingen, \\M. SSO von M'emar.
* Stadt Um 4 M, SW twi Köitendor/: Er Magert es drei läge (30. Juni— 2. Juli),
^ Marlichsliausen, {SchwrSondersh., Arnstadt) kaum IM, NW von Stadt lim.
^ Käferidntrg (\oM. O ron Arnstadt) samt „Zugehörungen,** ausgenommen
geistliche und ritterlicfie Lehen, hatte Herzog WiUielm ihm am 1, Mai für 10000 rh.
Gi4lden verpfändet.
' Molsdorf, got/i. Dorf, V ., M, NNW twh Mariichshausen.
« Wechmar, S.-Gotlia, an der Apfelstedt, P , M. WSW von Molsdwf
^ Von Wechmar, dem Hauptquartier des Kurfvsten, aus liegt Ingersleben 1-%M.
ONO. Schwabhausen ' , M. W, Ohrdruf (Stadt) P , M. SSW, Güntherslehen \, M,
NNW; Apfelstedt IM, W, Hohhausen 1\M. SO, Haarhau^en P , M OSO, die
beiden letzten am Flösse der Wachsenburg , alle im Herzogtum Gotha.
Härtung Cammermeisters Chronik. 106
brauten ouch sobalde Apphel^tete, Holtzhusen iiiide Harhii.sen. dy «elbiu
drie dorffere gehorin gein WaHsiiiburg; die sei bin borg hatte er Bussze
Vitztbuiu ynne in pbantschaftl vor eine sunnne gcldip, und is was yni
von hertzogen Wilhelms von Bachszen vorsatzt, des erbe is was.
XI. Als nu hertzoge Frederich vor Wechmar wulde uf breche, (juonien
zu om dy von Erffurthe * mit eynie schonen volcke rüstig mit gutem
gezcuge an buchszen ect. und lagertin sich bie yn in das feit vor Wechniar,
wenn sie yni uf!' die zceit so gewant waren und mit ym in vorschribunge
sazin, dorumbe sie ym volge, hulffe und bysümdt schuldig waren zu
thune.
XII. Kurtzlichin darnach, als dy von Erffurthe bie yn qu<mien,*
brach hertzoge Frederich uf vor Wechniar mit syme beer und zcouch uff
graven Adolflfin von Glichen vor Tunna'^ und todin sobalde dai$ dorff
vor der borg abe und ettliche siner dorffer nier.
XIII. Als nu hertzoge Frederich unde die von Ei*ffurthe die zcwene
vorgnanten graven von Glichen nahe vorterbit hatten bis uff die slosze
Glichen unde Thunna, in des hatte hertzoge Wilhelm, sin bruder, und
grave Heinrich von Swartzburg ufgeboten alle den iren und dorzcu von
gestin bie sich beworben, mit namen marcgrave Albrechtin von Brandin-
burg und andere, so das sie ein starckes beer gewunnen, unde karten
sich domete gein hertzogen Frederichs lande, rachunge* zu thun.
» T>, „sprach hcrtzogk Friederich: „Ich will alhier aufbrechen vor
Wechmar und auff graffeu Adloffen von (jleichen niitt nieyueni
beere zeihen vor Thunna, thaten so balde u s.w." ^ M. „ rechnunge."
' Die Erfurter hatten noch am 33. Juni dem Kurfürsten ein HiIfscorj)s i-er-
Sil fit (IJltri dorn, 144S 55); dies verhindert sie nicht, demselben FroHant in das Ldffa'
ror Ihn zn liefern. Infolge ihrer Verunetnigiing mit den Chrafen Adolf mid Sige-
mnnd von Gleichen wurden sie bald ffeneigt, auf Gi'und ihrer friüteren Verträffe
dem Kurfürsten gegen, den gemeimamen Feind zu Hilfe zu ziehen, nacMem dieser
ihnen im Lager zu Molsdorf urkundlich zugesichert liatte, nicht ohne ihr Wissen
und ihreth Witten Tfiüringen mit seinem Heere zu verlassen, es sei denn, dass seine
und „des rates zu Erfurt sache" „uf ganczc, gute, richtige ende und wege"
gebracht sei (Urk. im Mag. Arch., Erf. XIII. 96). Am Dienstag nach St. IJlridi (7. Juli)
sagen sie den Grafen ab, und am Mittwoch Kiliani (8. Juli) ziehen sie mit Heeres-
nuicht zum „alten" Herrn.
' Der Zug geht nach N(/iden ins Unstruf gebiet. Burg Tonna (goth.) fast 3 M. N
von Wechmar, 2 M. N von Gotha. Gruefetitonnfi (goth) \.,M. nördlicher. Nach
Schöttgen lag Friedrich vor Tonna in der Margarethenwoche {12. Juli).
106 Härtung Camraenneisters Chronik.
XIV. AIhü wart bertzoge Frederich des in yniie und brach uff mit
.syiue beere vor Tbumui und zcoucb heyni ^ in ineynungc, zu bewarin den
scbadin, den sin bruder und ander uf vn und s^in laut nievnten zu
thune, wie wohl er des doch von ynie unbesorgit were gewest.
XV. Nu abir hertzoge Wilhelm- volzcouch* in das land zu Miesszen
und erstinol.s vor Aldinburg und vorherete dy durffcre dorumbc unde
ou(;b umbe die Nund)org unde brante die vorstiid vor Zcity. unde ouch
die dorffere daruinbe und ruckte vor Gera und lag erstniols ettliche tage
davor unde tad die doiÜer ouch dorumb abe.
XVI. Hcrtzog« Wilhelm zcoucb utt* das niol vvidder abe von Gera*
und abir'' weddir in das laut zu Miesszen vor Rochlitz, Kempnitz,
Lichtenwaldc unde tad dovor groszin schadiu mit brande, und indes als
bertzoge Wilhelm dieszen schaden beging in sines bruders lande, so lag
die wiele hertz(»ge Frederich bie Lieptzg mit synic beere stille und was
sinein bruder zu swacb.
XVII. Als denn nu bertzoge Wilhelm synen nmtvvillen und räche
an sines bruders lande und andirswo nier wol geubet hatte, du zcoucb
er mit syme beere widder in das lant zu Doringen unde logerte sich vor
Porgaw,'*^ das dutzumol hertzogen Frederiche zustunt, und gewan das
* M. „fortzoch." ^ f. in M. «- M „Torgow."
' Die HückxtiffsUnic Friedrichs a' fahren mr ans dein Ai^ßendim; und uns Stolle ;
es war die natürliche iitjer Gtbesee, tSchallenljeiy , Eckartsberge , Naumburg, Dabei
eerniislete er am Tage Aller zivvlf Boten (lö.Jidi) 60 Dörfer.
' Mülheim brach tcohl Anfaiuj Juli auf, Altenburg ^ „ A/. W von Naumbtirgy
Zeitz 3* ^ M. iSO von Naumburg, Gei'a an dei' Elster fast 3 M. beinahe S von Zeitz,
Vor Gera hg WiViehn um den 20. Juli. Ueber die Belagerung, ivelcJtc er auf
Bitten der Frauen Geras aufhob, cergl. den Appendix.
^ Über diesen Zug und den liückzng nach Thimtujen rergl. Wilhelms Brief
(Bnrgau vom 10. A tujust) an Adolf ran GleicJien: Von Gera sei er die Elster hiimb-
gezogen auf Zeitz, Pegau (2M,N0 von Zeitz, 3 M, SSW von Leipzig) bis auf eine
halbe Meile fx>n Leipzig. DoH hätten sicfi Teidingsleute gefutideti; als aber die Verlmnd-
lutig erfolglos gewesen, sei er auf Geithutn, Rochlitz, Rossberg und Waidenburg gerückt,
Sie hätten viele Städte, Höfe und Märkte verdingt, die Döifer des Hermann von
Harros ufid des Cuntz von Kaufungcfi atisgebrannt. Über Gera sei er »wc/*
Burgau gezot/en. Schöttgen, Schw. Chron.
• Bnrgau an der Saale '/.. M. S von Jena, Lobdaburg auf einem steilen Bergabliang
bei Loljeda, y^M, OSO von Burgau; AUenberga W von der Saale, i'/^ M.SW von
Lobdaburg; Stiult Remda 3\M.SW von Altenberga, in der Nähe ton Remda lag
das Gleicliensche Schloss Ehrenstein; Blankenluiin (jetzt Stadt) 1\^M.N0 von Remda,
Hartuug Cammerincisters Chronik. 107
und liesz dag sloe zu gründe ueddir brechin und die dorfter darzcu ge-
horiiide alle unzbornen, und er nani ouch ho balde yn Lodeburg unde
gab das ern Apil Vitzthuni und zcoucli vordir vor den Aldinberg uf
graven ErnsteJi von Glichen und gewan und zubraeh das ouch unde
braute die dorffere darzcu gehorinde abe.
XVIII. Der selbe hertzoge Wilhelm ruckte mit sinie beere vordir*
uff graven Ernsten egenant vor Remde und gewan das ouch und liez
ettliche tonne brechin unde braute dy doi'fiere dorzcu gehorinde alle abe.
XIX. Als er nu dis alles geandt hatte, do zcouch er vor Blanckin-
hain uf graven Ernsten und graven Ijodewigen, synen bruiler, von
Glichen, wen dy seibin zcwene graffen hieldin es uli'dy zceit mit hertzogen
Frederiche, nu der egenante hertzoge Wilhelm lag ettliche tage davor
und muchte is nicht gewynne.
XX. Es fugete sich, das hertzoge Frederich, sin brudir, sich hatte
gestercket * unde quam jnit syme here widder in das laut zw Doringen
erst ufl* Eckerszberge - unde braute das stetichen usz unde zcouch vordir
utt* Butstet und vor dv zcwev Nehuszen, Manstete und ander dorffer
mehre dorumbe und Bottilstete^ das sloz, das die Gotefirte etwas widder
gebuwet hatten, und das vorwerg dar undir und, was dy Gotefurte*^
dorumbe hattin, brauten sie alle abe.
XXI. Derselbe hertzoge Frederi<!h braute ouch abe vaste dorffer
umbe den Wendilsteyn' uf er Frederichin von Witzleubin unde gewan
Wihe, slosz unde stad, grave Heinrich von 8wartzburg an und vordingete
^ M, „wider." ^ M. „Gottilstele." " M, „Geresirten."
' FinedHch von SacJisen Juitte, iveil er atich in der Lausitz (/ajen Friedrich
rirti Brandcnhtirtj kävipf'en musste und (fetjeti seinen Bruder zu schwach war, „ufl'
ozweeue orte" drei Woclien bei Leipzig yeletfeti (Stöile^p.Si), Ei' brach wohl um
dett 10. August auf. Übet' diesen Zug nach ITtüHngen vcrgl. Stolle, p. 35, der aus-
füttrlicher ist.
' Eckart^bcrga S\^M. S^V von Leipzig; ButtsUidt (S.'Weim.) 1\.,M. W von
Eckartsberga ; Gross- und Klein- Neuhamen g&jen 1\M. WNW von Butlstädt;
Mannstiidt (JS.-Weiviar) [^M.NWvon ButtsUUlt; ButtclsUdt fS.-Weim.) I M, S\V
von Butlstädt, Pj^ M, N voth Weimar.
^ Friedi'ich wendet sich nach Norden ins UnslrtUgebiet. Wctulilstein kaum
\M, SO roti liossleben; Stadt Wiehe ' ., M. SSW von Bossleben; Stadt Kölleda
(Kr, Eckartsbeigu) i* „ M.SWron Wiehe; IjCiUnngen ' ^ — IM. WNW von Kölletlu;
Vogdsberg (S.- Weimar) '^I^M. S vofi Kolleda; „in dem AVaw/e" vielleicht gleich
Stolle „hl der Ouve und in denie virteil landcs."
108 Härtung Cammerraei8tei*8 Chronik.
Voilszburg,* Kollede'' und Leybingeii und andir dorffer niehir unde tad
in dem Kränge groszin schadin.
XXII. Indes liertzoge Frederich so regnirte yni lande zu Doringen
Wymar utt* zcwen niile na, rugkte hertzoge Wilhelm abe von Blangkin-
hain ' mit symc here und logirt« sich mit syme heere bie dem wenigen
Ettirszberg bie Wymar obin uff die hoe, und er und margrave Albrecht
von Brandinburg retin usz deme heere gegin Wymar in dy stüdt, wann
yn daz fügsam unde ebin was, und widder in das beer, unde die zcwene
bruder logen also mit iren beider heren widder einander.
XXTII. Nu uff dy selbe zceit hatte hertzoge Wilhelm etliche
Behmen ,- mit den er dutzumol in vorstentnisz saz und ir tegelichen
=* B, „Volszbruck." ^' M. „Koldc."
^ Herzog Wilhelm niuvd vor liUwkcHhuin tioch am JS, AiUf.: am Jl). brach er
nach Weimar auf, Veipl. Wilhehns Brief an Sangeihauseti j^ffcben yleinlc in dem
felde /w J?/.," r. J^dtbur, AJhßm. Ardiir, B. XV, 1834 BHef 20
'■ Den Biiekzxtg Friedrichs, der bei Buttstädt sein Ijager hatte ^ veranhisst nach
Stolle llerzoff WilMm durch „sein ffrosses Volk/* nicht die Böhmen; dersellte findet
über Nebra mich Naumburg vor dem 29. Aug. statt. Dass nicht Heizoij Wilhelm
und Albrecht von Brandenburg den Einfall dei' Böhmen in Meissen veianldsst
haben f mwht Balacky, IV, 1 p.245, noclizmreisen. Beidr hütten sogar Gesandte zu
Podiebrad (d.Sept,) geschickt, um ihn mit seinem Heere aufzuJialten und friedlidie
Unter Juindlungen einzuleiten. Er betont, dass beide Fürsten den Einfall der
Böhmen in Friedrichs Ixind nur zu ihrem Vorteil bettutzten. Damit steht der
Brief Wil/ielms an Podieltrad (Font, rer Anstr., B XLIJ, No. 48, Blankenhain, den 19.
Sept.), worin er ihn ersucht, sich nicht einseitig mit seinem Bruder zu vertragen, und
seinerseits dasselbe rerheisst, nicht im Wider sjyruch. Der Feldzug der Böhmen
lässt sich nach Ihlacky , IV. 1. p. 244 ff, und einigen Briefen in den Fontes rer,
Austi'., B, XLTl , der Zeit nach genau bestimmen. Am 4. Sept. war Podiebrad aus
Prag aufgebrochen und über Brüx, wo die Böhmen (F. r. Aust., No. 45) eine kleine
Schlappe erleiden , gegen Dux und Osseg marschiert , tvelche Städte beide am 8. Sept.
genommen werden. Am 11. überschreiten sie den Wald in der Bichtung gegen
Gottleibe, Pirna und Dresden, dann tcandt^n sie sich nach Westen, nahmen Dobdin,
Mittweida (28. Sept.) Kohren, J^Vokburg, Altenburg, Borna und rücken am 2. Oct. gegen
Burg und Stadt Pegau. Pegau bestürmten sie vergebens 8 Tage. Am 5. oder 6, October
stiess WilJielm, dei' die Weingärten tnr Naumburg Juitte ablesen lassen, mit
800 Pferden und 4 Schock Wageti zu ihnen. Dann zogen sie über Greiz die
Elster hinauf (Font. r. Austr., B. XLIL No. 52). Am 15. Oct. wurde Gera erstürmt.
Zwei Fragen beanttv^n-tet uns Cam. nicht: 1. Was thut Herzog Wilhelm von Ende
August bis zum 5. Octobei'^ 2. Was thut Kurfürst Friedrich nach seinem Bückzuge
atis Wilhelms Territorium (Ende August) bis zur Eroberung ixm Gera? Aus
tiartung Cammermeisters Chronik. 109
tvartende was, bie yn zu komen bescheidin. die seibin danne gar schire
konien, und in yreni zeuzcoge, ehir sie zu hertcoge Wilhelm quomen,
taten sie hertzogen Frederiehe und dem bischoffe von Numburg abir
groszin schaden; mit namen so brauten sie die Mitteweide un<l Borne,
dv zcwu stet«.
m
XXIV. Also nu hertzoge Frederich daz vomam, <ly zukunfft der
Behmen, du zcouch er aber hinder sich heym, und als das nu hertzoge
Wilhelm erfuer, das sin bmdermit sime here weg wa« und das dy Bemen
komen woren , do vorbotte er dy by sich in das feylt vor Pegow unde
meynte dy selbige stad zu notigen und erbeitteji sich ettwas davor mit
gezcuge, und sy mochten der stad nicht angehabe, wenn sie was mit
trefflichen luten und gutem gezcuge wol bestalt und besorgit. alszo
zcouch hertzoge Wilhelm mit den Behmen widder abe von Pegow und
rugkten widder vor dy stad Gera und bestalleten das.
XXV. Also nu hertzoge Wilhelm und dy Behmen ettliche tage
vaste schermuszel vor der stad Gera hielden und daz dv Behmen den
Storni harte unde ernstlichen begunden zu zutrethen unde das den jhenen
in der stad geschutzes mochte feylen, also gewunnen sie dy stad mit
macht unde fingen dorinne hern Heinriche von Gera, den junger, der
hirnoch in der Behmen gefengknis starp, und ouch einen graven von
Orlamunde, einen borcgraven von Kirch berg und vil ander guter lute,
und sie slugen in der stad vil manne, vrouwin unde kinder tod gar
jemmerlichin unde clegelichin und beroubeten dy kirchen unde dy gotis
husere und allis, das sv in der stad funden, daz luden sie uff vre wayne
Stolle, dein Appendir und Briefen liisst sich über Herzog Williehn Folgetides fest-
fttellen. Um den J29.Augmt zog Wilhelm rar Bemda (Stolle). Am 11. Sept. steht
er im Felde oberhalb O^jer- Kranich feld (Riedel, Cod. Dipl., IL 4. p. 438—440). Am
IT.Sept, weilt er in Berka; denn dorthin wollen die Erfurter zu einem Tage
kommen (Libri dorn. 1446 1456, p. 101 a). Vom 18. — 26. September liegt er vor
Blankenhain (Libri dorn,, p, 101 a u. p. 101 b, und Fontes rer. Austr.j D. XLIl, Ko. 40).
Er zivingt hudwig und Ernst von Gleichen, sicli mit den Schlössern Blankenlmin
und Ehrenstein ihm zu unterwerfen. Am 27. zieht «• vor Nel»ra und erobert die
Stadt; das Scldoss belagert er (Font, rer. Anstr.j B. XLII, No. 49). Anfang Oct. zieht
er über Naumburg nach Pegau. Von Friedrich mssen icir nur, dass er am 28, u,
30. September bei Meissen stand, am 12. Oct. bei Chemnitz tmd sich den Böhmen
miheiit wollte (Font. rer. Austr., B.XLII, No.52u 53 ^ u. Inventarium Dipl. histor.
Saxon. von Schöttgen). Nach demAppendiv, Meneken II.,p. 426. und Stolle, p..38,
lagert er um den 14. Oct. I»ei Gern.
Ho Hartttng CainmermeisterR Chronik.
und ouch vil glogkin und andirs gotis geretes mer, das sie sussunt ym
lande zu Miesszen in ireni zcuzcoge alumbe vorhen gnommen hattin,
des dann gar vil was, und furtin das alles an ymands der ande^ hinder-
nisz, dy mit davor woren, fry mit yn weg gein Bemen, und dy andern
konden darzeu nicht gethun. als broehin dy Behmen der stad mureii
neddir und branten dy gantz usz und zcogin alszo weg.
XXVI. Nu der schade rauchte vil grosszir ergangen sie, sundirn ij»
fugete god der almechtige, das des Romischen konigs rethe und ouch
des bischoves von Mentze rethe (juamen und werin yne gute mitteler ge-
west, dy sachin fnintlichin by zcu legin, sulch grosz Jammer und schadin
zu vormyden.
XXVII. Nu woren dy zcwene bruder von Sachszen szo hesszig* uff
einandir wurddin , und dy macht der Bemen was so groz, das uff hertzoge
Wilhelms siten ane vorhengnisz der Bemen is zcu sune nicht brengen
rauchten, ydoch als den Bemen zcu gegeben ^ und gestat wart, das sulche
gefangin und gudt, als sie uf geladin hattin , fr\' weg rauchten füren,
so wart ein frede zcwischen den beiden brudern von Sachszen und den
Behmen verteidingt, der uff alle sietin und mit allin den jhenen, dy den
partien gewant werin, suhlen gutlichin ansten bis uf 8ente Urbans^ tag
nehist kommende (25. Mai), und alle gefangen solden dy zceit tag habin
uf globde und borgen, unde dy beide fursten solden donimbe in des gein
Bobinberg kommen uf einen tag, mit namen uff dem suntag Reminiscere
(21. März 1451), yre sachin und gebrechin alda zu vonlerme usztrage
kommen.
XXVIII. Nu in dem ufgenommen frede wart von ettlichen groz
fliez gethan, so das sich daz ergap, das die zcwene fursten von Sachszin
gebrudere eines fruntlichen tages vor dem gnant^n tage zu Bobinberg
mit einandir warten sulden, zcuvorsuchin, ab man sulchen Unwillen bie
gethun rauchte. Sulch tag wart geleit in dy stad Numborg.- dohene
cjuani hertzog Frederich von Sachszen, marcgrave Albrecht von Brandin-
• M. .,heiaig." '• M. „.Torgenstag^^ (2.S. April).
• Der WnffefViiülsfand tnvrde im Ixiger hei Crimmit^hau am 22. OcL 1450
al)ge8chh>88eH ; i^fh Ffäacky, GeacJi. Böfim., IV. l.p,246 f.,Sfolle, p.38, Fontes rei'.
Austr.y B. XX. (JSGO), Nn, J3, u. B. XIJl, No. öß. u. 60.
■^ Der Tag in Naunümrg dauerte i^m 6.bi8znm27. Jan. 1451.
Härtung Cammcrmeistorfi Chronik. 111
bürg und her Lodewig, landgrave zu Hesszen. so bleib bertzoge Wilhelm
zu Friburg uf syrae slossze, na da bie Numborg gelegin, und marcgrave
Frederich usz der Marcke, sin swager, bie ym do selbip zu Friburg.
XXIX. Nu uft' dem seibin tage zcu der Numburg beerbeitten sieb
dy egenanten dry fursten, marcgrave Fredericb von Brandinburg, er
Albrecht, sin bruder, und er Lodewig, lantgrave zu Hesszen, und retin
zcwischen yn, den beiden fursten und gebrudirn, und sie todin groszen
vleisz in t«idingen ettliche tage, bis god alzo fugete, das eine erpliche
richtunge* zcwischen den beiden brudirn von Sachszin troffen wart, und
sie wurden fruntlich voreynet midt einander, das bertzoge Wilhelm
hertzogen Fredericben, synen brudir, bad, bie ym zu Wisszinfels über
nacht zu bliben, also er heym rieten wolde, und tad dem seibin sijne
brudere gar gutliche, und worin frolicb mit einander.
XXX. Xu in der gnanten richtunge wart vorteidingt, das bertzoge
Frederich von Sacbszen marcgraven Frederiche von Brandenburg sine
herrin und manne, die er in der vehde, als sie hievor mit einander
fyent woren wurden, abgefangin hatte, mit namen- die Gans von
Pottelitz, ein herre, den von Torgaw, eynen schenckin von Flecbtinberg,
ern Busszen von der Bcbulenborg, vyre von Brandow,* zcwene von
Luderitz, er Joban von Suwer,'' ein Johanniter, Friederich von Altern,
('lauss von /cithen,*^ Ditterich von Holtzindorf!*, Arnolt von Krommese,
Lut^lff von Arn und Werner von Alszleiben — die selbin gefangen
betten eyne grosze schatzunge must habin gegeben — die gap er le<lig
und loßz und liesz sin eigene manne, die in der stad Gera von den
Bebmen gefangen wurddin und weg gefurt und in sweren gefengknisz
lagen,** besitze ungelediget^
> M. „Braudolb." »» M, „Siilber." '' M. „Zeichen." ^ M, n. B. „laszen."
/>. „ungelediget lagen, sytzen/*
' Die Veriräye sind in Bieilcl j Cal. diplom. Brand. ^ JI,4.p.44r}/],, (dtpednickf.
Für die thimngischen Verhältnisse ist die Urkunde MDCC XXIII p. 4rf7 f, irichtiif.
Der InJifdt ist scJion in Schidtgen, Diphmiataria et scripta hist. Germ. med. (ieri,
Altenhurff 1753, I. p. 521 excopiert. Die end(fftUi{fe Entscheidung über die Graf-
scluift Schwarzhurg erfolgte eist im J(dire 1453. Friedrich ron Saclisen irrzichtete
auf dieselbe nach Bückzahhmg der 9000 Gulden , irelche er an die Schinegersöhne
Giinthei's gezaJüt hatte.
'^ Vergl. das Verzeichnis der Brandenburger, die 1450 in Gefarnjenschaft ge-
rieten, l)ei Biedel ^ Cod. dipl, Suppl. 66,
lli llartung Cammcrmcisters Chronik.
XXXI. Auch 80 wurden dy von Erffurthe, dy umbe hertzogen
Frederichß willen der von Gliechin fyent woren wurden, in der seibin
riehtunge ubil besorgit nach vorschribunge und zusage, dy yn gesehen
was, wenn er lies sie stegke mit den von Glichen in der fehde, so als
sy ym trefiich bielegir in den feldin vor Glichen unde Thunna uff ore
eygene koste und ebinthure gethan hatten »nd ym ouch yrer stad uffe-
nunge,* dorinne zu kouffen, was ym in sime beer jiod was, zcu gestattin,
sundern dy von Erffortte mussten sich mit den graven von Glichen^ mit
yrem groszin schadin selber richten an alle sin zcuthun, nemlichen also:
dy von Erffortte toten graven Adolffe yr slos Varila yn mit siner zcu-
gehorunge, zcwelf jar ynne zu habin in amptis wiesze und ydes jares
virhundert gülden darzcu zcu reichen, sie gobin ouch graven 8igemunde
ouch zcwelf jar noch einander ydes jares sechshundert gülden und gabin
yn beidin erstmols vor dy haut achzcehin hundert gülden an barschafft
und frietin sie und ire menre sulcher zcvnsze, als sie dutzumol in dv
stad Erffurte ydes jares schuldig worin zugeben, die na uff hundert
marg lieffin iglichis jares,* vier gantze jare noch eynander volgeue, der
zcu entpern.
XXXII. Die stad Erffurthe nam ouch darüber an brande an oren
eigen dorffern groszen schaden; mit namen Notteleibin ,*- Ermstete,
Frynstete, Rettebech, Tieffingruben ,*^ Nore, Ulla, Kranchborn und andir
mer dorffer und dorzcu dy gute warte zu Ufhusen wurden alle vorbrant ane
andere vorwustunge yrer zcinsze, die ettliche yre burger hattin in der
hen*en von Bichelingen dorffirn, die ouch in der beider furstin von
Sachszen kriege abgebrant wurden.
XXXIII. Obir alle dissen benanten schaden so hatten dy von
Erfforte grosze koste in yrer stad und uff yren sloszin und dorffern nnt
* „schuldig worin — jares" f, in M. ^ M. „Treflengrube."
' 2>ef Friede mit den Grafefi mn GleicJien wurde erst am 5. Mai 1451 alt-
(jescldossetu
'' NoUleben 1% M. W von l'Wfwri; Ermstedt 1\^M,W von ErfiMi; Frimstedt
1 M, WSW von Erfurt; Klein- u. Gross- üettebacJi (8,-Gßtha) 1\^ u. 7='/* M.SW von
Erfurt; Tiefengmhen (Ä- Wdm.) 2 \, M. SO twi Erfurt; Nohra (S.- Weim.) 1 V^ M.
ixm ErfuH; Ulkt (S.- Weim.) 2\ , M. von Erfurt; Kraniddtorn (5.- Weim.) \ « M. WN W
twi Schhss-Vippachy 2\ ^ M, NNO von Erfui't; Uf hausen ist neUeicht Hau^sm an der
Nesse (S.-Gotha) 3';^ M. WNW von Erfurt.
tfartung Cammenneisters Chronik. 113
soldenern, drabanten ect., das danne uft' eine grosze summe lieff. Sulchen
großzin schaden hat dy stad umbe hertzogen Frederichs willen genommen,
das doch gar wenig und zcu geringem daneke wart ufgenommen, do bie
dy stad, gegin den fursten sieh* zcu vorbinden ader vortrachte mit yn
in zcugehin, furder basz besorgen und wol bewegen magk.
58. l>ie Vitzthumsche Fehde. (M. B. D, T,y
I. Nu er Apil Vitzthum <ler was by dem tage zu Numburg nicht,
sundirn er reit, alsbalde'' als der schade vor Gera ergangin was, weg
gein Rome, zcu gebruchin der Romischen gnade des gülden jares. und
dy meinunge sines wegrietens liez er also erschallen, abir der grund
sines wegrietens brach usz alzo, so als er zcweitrechtig wurdden were
mit hertzogen Wilhelm in dem legir vor Gera- und in dem uffbruche
vor (iera in hertzogen Wilhelms hoff nicht wulde wider rietin, sundirn
er reit gein Rome.
II. Als man nu schreib M('C>CCL jar, in dem seibin jare zcu Rome
was vorgebunge pyns und schuldt, das der babis Nicolaus quintus*^ ge-
gegebin hat, und is hub erst an uft* circumcisionis diem (I.Jan.), und is
(juam uff' dy zceit gar grosze werlt umbe der groszen gna<le willen gein
Rome, wenn is was das gülden jar uf die zceit
III. Als man nu shreib tusent vierhundert ein und funfzcig jar, do
<|uam der egenante er Apil V^itzthura weddir von Rome gein Koburg
und (|uam nicht widder in hertzogen Wilhelms hoff, nu kortzlichen
hirnoch fordirte- hertzogc Wilhelm ern Apel Vitzthum umbe sein sloz
=« f, in M. n. ß. ^ /. in 3/. *^ M. B. J). T. „secundus."
* Vergl, Stolle ^ p. 42 ff, — den* Appendir, utui Ursinus Mngen nur kurze
Nachrichten — und r. Schuttes , I1i«tar, Schriften, Hildlnirghamen ISOIy 2. Abtheit,,
p. 241 ff.
• Der ApptndiXy Mencken,!!, p,427, behauptet ^ dass die genieimame Fast-
nachtsfeier der Iteiden süehsiftclien Brüder in Leipzig für mancJien undan von umin-
genehmen Folgen gewesen sei. So recht er damit Jtatj so wenig passt dazu die
kurfürstliche Bestätigung der Verpfändung der Sdilosser, Städte und Ätnter Koburg,
Hildburg, König^jerg u s, w, an Apel v. Vitzthum , tcelche in Leipzig am Donnerstag
nach Estomihi (11. März) erfolgte. Wann Herzog Wilhelm die Forderung an
Apd gesidlt hat, ihm das Land Koburg zurüchmgeben , ist unbekannt: es geschah
vir dem 16. Juli; denn an diesem Tage setzte Albrecht von Brandetdnirg zu Wei^la
zur Schlichtung des Streites einen Tag in Saatfeld auf den 4. Dec. 1451 an,
OeKhlchtM]. d. Pr. S. XXXV. B. h
114 hartung CamraermeisterR Chronik.
und stad Koburg mit andirn sliieii sloszin unde stetin und iren zu-
gehorungen des landes zu Francken, noch dem als er yme das in einer
forme eines wechsils umbe Koszla mit syner zugehorunge in der un-
eynikeit, als er dutzumol mit hertzogen Frederiche, syme bruder, was, in
gutem gloube hette ingetan , widder abe zutretin und sich zu syme slosze
Roszla mit siner zcugehorunge widder haldiii sulde. Als sprach er Apil :
Koburg sloz unde stad und andere slossze und stete in dem lande zcu
Francken die werin sien, unde er hette des von hertzogen Wilhelm erpliche
vorschribunge^ und er meynte der nymande abe zu tretin , und er begonste
dy bürg Koburg sere zu befestin und zu spiszen und sich bewerben widder
hertzogen Wilhelm, sinen herrin, sich gein ym uif zu halden.
IV. Nu der gnante hertzoge Wilhelm vorbotte^ sine lantechaftt^
graven, man und stete, bie sich uff einen tag unde claite den ubir Apil
Vitzthum, wne gar ungetruwelich er is mit syme slosze Koburg und
syme lande zu Francken vorneme, das selbe in deme errethum, als er
mit syme bruder dutzumol was, uf groszen glouben in wechszils wiesze
als umbe Koszla hette in getan, doch ungeverlich, ym die widdir zcu
siner zceit zcu abetretin, und uiF sulchen starckin glouben, als er zcu
ern Apil hatte, so hatte er ym ettliche vorschribunge getan und die
vor eine'» gestalt gein s\Tne brudere, als sie dutzumol gremisch und
heszig einander woren, doch das sulche vorschribunge nicht hafte sulde,
sundern vor einen schyn gein syme bruder luth habin sulde. sulchis
groszin getruwen und glouben entphiele ym nu er Apil und meynte,
ym sien lant zu Francken mechtiglich unde erplich vor zu halden, und
er bad dy seibin sine graven, herre, manne und stete, ym darinne
geratin zu sihen. die seibin ym denn getruwen rath, als ein man
syme herrin pflichtig ist zu thune, toden unde ym hulffen und biestant
zu thune, lip und gut by yn setzen zusayten.
V. Der selbe hertzoge Wilhelm suchte ouch vordirn rath an hertzogen
Frederiche, syme brudere, die dan nu mit einandir gütlich einworin
und erplich gericht und gesnnet woren. er brochte is ouch an lantgraffen
M, „eme."
* ^ac7* dem Appendix zu Weissetisee am BartJwlomaettsUig (24» Aug,); nach
Stolle, p. 43, klagte um diese Zeit dei' Herzog rar dem Bat J«* Stadt Erfwi, welcher
einen Tag zu Koburg veranlassen wollte.
tlai*tung Cammeraielsters Chronik. Il6
Lodewigen, sinen swagir zu Hesszen, szo das yme geratin wart, das er
mit ettlichir macht hovewergks sich persönlich in das lant zu Franckin
fugete und tete vorderunge an den stetin und an pflegin ymrae lande,
sich an yn zu halden , sintemol er Apil ym das vorhilde, so er ym das
ufl* tniwin und glouben hette ingeantwurt, zcu siner zceit desym* widder
abe zutretin, und ym des nu so ungetruwelich entphiele und yn sulchen
gutem glouben ym sin lant meynte zu entwenden und mit macht vor-
zeuhaldin. Also taden** ym alle stete und^ pflege in dem lande zu
Francken huldunge^ und hielden sich widder an yn, sundem*^ alleine
Koburg und Kongiszberg und Hilppurg, und er satzte so balde ern
Hanszen schencken zu eyme lantvoytte do selbis.
VI. Uff* die seibin zceit- und dornoch beerbeite sich marcgrave
Albrecht von Brandinburg dazcwischen, so das ein fruntlich tag wart
ufgenommen mit hertzogen Wilhelme und ern Apil Vitzthmne und den
gein Lichtinfels vorramet, des aldo zcuwartten uf den suntag noch
Martini (H.November) in dem LI jare der mynner zcal und aldo yre
schelunge und gebrechin in rechte uszzcutragen , unde das indes alle
Sachen zcwischen yn gutlichen blieben an steh in bis zu dem tage und
widder von dem tage eynem iglichen in synem bewarsam, und is wart
alszo zcu halden voranlaszt ect.
VII. Nu in solchem gutlichen stehin ergap sichs, das hertzoge
Frederich von Sachszen syne treffliche botschafl\, mit namen graven
Ernsten von Glichen, sinen hofemeister, Jörgen von Bemberg, synen
marsch alg, und den wirdigen doctoi-en ern Johan von AUenblumen,
dutzumol vitzthum zu Erflurthe, czu dem hochgebornen und irluchten
Fürsten, dem hertzogen von Burgundien, in werbunge schickte, des seibin
hertzoge sone unde hertzogen Frederichs von Sachszen tochter sich zu
" ]). „ihmo darvon." *» M. „theden." * f. in M.
* Vergl Hihm, IL p. 113.
"^ Am 29. Sept 1451 zu Kolmrg. Nach dtn beiden Urkunden mrd rorläufitj
die FeMe — daraus gelit henx)r, dass sich Apel der Besitzergi'eifimp seines Jjandes
durch den ErbJurrn mit Waffengeu'alt widersetzte — beigelegt und die ettdgiiUige
Sühnutig dem Markgi'afen Albrecht und dem Jjandgrafen Ludwig ixm Hessen auf
einem Tage zu Lichten fels (1, Nor.) übertragen. Dieser Tag unrd dann mm Mark-
grafen Albrecht (Cadolzbwrg, den 14. Oct.) auf den 14. Nor reisclioben.
h*
Il6 llartiing Cammormoist^^rs Chronik.
befrunden in gotlichin, elichin sachin.* <lie seibin sendeboten wurden
gar fruntl ichin enphangen, und ire werbunge wart gehört und ufgenommen,
unde der hertzoge von Burgundien schickte einen trefflichen apt und ein
wolredin* man mit andirn ßinen rethin mer zu hertzogen Frederiche von
Hachszen, sine tochter zu besehin.
VIII. Als nu die seibin Burgundiechen rethe durch alle lande ver-
üclichen'' und an alle not und hindernis gein Mentze quomen, alda
schieden von yn dy gnanten hovemeisler und marschalg eines andern
landis usz in gewerbe ires herrin, also das er Johan von AUinblumen,
der doctor, dutzumol alleine bey vn bleib unde wandert« vordir mit den
gesten bis gein Erffurdt, alda ^le denne acht tage stille lagen unde rugetin.
und nu uff aller heiligen abint (30. Octol>er) * erhüben sie sich widder von
Erffurthe in meynunge, den tag gein Numborg zu wandern und dornoch
forder zcu hertzogen Frederiche von Sachszen sich zu fugen.
IX. Also hattin er Apil Vitzthum und syne brudere die seibin er-
liche botschafft in der stad Erffurthe laze vorspehin und uff dem Stal-
berge ^ bie dem dorffe Haszinhuszen -' vorsetziklichin ** und besundirn Ern
Bernhart mit andern uff sie gehaldin und wurflen dy geste alle und ern
Johan von Allinblumen und Wilhelm, sinen son , die mit bio yn uf
dem feilde woren , unvorsorgeter dinge in hertzogen Wilhelms geleite
niddir und fingen und slugen die unde nomen yn kostliche kleynote, die
den von deme hertzogen von Burgundigen hertzogen Frederichs von
Sachszen tochter enpholen woren zu brengen, und nomen yn ouch do-
rober alle ore pherde, gelt, kostliche cleyder und, was sie bey yn funden,
und toden dys alles in hertzogen Wilhelms geleite und in eyme gut-
Üchin stehin, da« marcgrave Albrecht von Brandinburg zcwischen beiden
brudern von 6achszin und den Vitzthumen hatte vorteidinget und vor-
anlaszt wurden was.
X. Die seibin drie Vitzthumme gebruder woren uf die seibin zceit
hertzogen Wilhelmes erbmanne unde unabegesaite rethe unde toden
diszen hoen, schabirnag und schadin unerclaiter« dinge und unbesorgit
^ D. „redenden.** '' M. „vorliclichen", D. „schnellichen." ^ D. „Sa«l-
berge." ** M. „ versecziglichenn." « M, „unerteider."
' Nach dem Appendir am 1. Nor. (am Aller Jieiligentafj),
* Jlassenha^tsen , Kr. Naumbwg, \f^ M. WS W von Kiisefi.
Härtung Cainmermeisters Chronik. 117
an yrein rechtiii herren und grieffin so in sin geleite,* daz denne hertzogen
Wilhelm, als er das ei'fuer, vaste sere zcu hertzin ging, und er bestalte
von stund an den walt an allis suinen von Wyda* an bis gein Jorgen-
thal/^ uf das sie abir walt mit den gefangen, y als er hoffte, nicht
sulden weg kome. y doch brochten sie dy gefangen uff das slozCappiln-
dorf alle in der nacht und sundirn in der seibin nacht^ den apt und
ern Johan von Allinblumen alleine usz den andern und fürten dy gein
Luchtinburg * und lieszin dy andini zu Cappilndorf in gefengnis besitze.
XL Nu hertzoge Wilhelm sparte des nicht lange, sundirn er vor-
lH)tte*' so balde bie sich die von Erffurthe gein Wyniar und vorclaite
sich des gein yn sulcher unmugelichir geschickte, die ym von den
Vitzthumen weddir faren vvere und in und usz Cappilndorff, yrem erbe,
sulde gesehen sie, und begerte mit vlissze von yn, das sie sulchin hon
und schabernag, desglichen der herschaft in Doringen ny mer ufgestanden
were, nicht duldeten.** unde er bat sie, das sie ein sulchis mit yme wuldin
laze zu hertzin gehin; ap wol Cappilndorff in phandtschaift ern Apil
Vitzthum stunde uff widderkouf, so were is doch yr erbe, und er mante
sie der vorschribunge, dorinne sie mit yme seszin und ym hulffen und
beystant zcu thune, sulche untad an den Vitzthumen zcu rechin.'^
XII. Nu die beide brudere von stund sumeten domete nicht; sie
lieszin der Vitzthume borge in dem lande zcu Doringen mit Cappilndorf,
das dutzumol ern Apil Vitzthum phandes stund, dorczu Dornburg,
Luehtinbei-g, Ischerstete '» und Madela und Heynichin^* so balde berynnen
* M. „noch.*' b „nicht duldeten" f. in M.B.D, « M, „richten",
IJ, „rechnen." ^ M, „Heineckin."
' Das Geleit tcurde dazu noch tlMtsädüich durch dsn Vogt con Gotha, Nawena
Daniel j ffetcährt (Stolle, p. 44).
' Weida (S.-WeinMr) an der Weida, einem Nebenflusse der toeissen Elster,
ist der östliche Punkt. Es liefjt 1' ^ M. SSW von Gera.
» Georgenthal (S. - Gotha), der westliche Funkt , fast 13 M, W von Weida,
liegt zwischen Friedrichroda ut\d Ohrdruf, 2 M. SSW von Gotlui.
* LeucJUenbu^'g (S.-Alierdnwg) \^M. von Kahla an der Saale,
'* Das Abkommen in betreff der Wiedereroberung der Wachsenburg und Kappetlen-
durfs wurde am 9. Nov. gesc/dossen.
" Isser stedt (S.- Weimar) ^,\ M. NW con Jena.
• Hainichen (S.- Weimar) W von der Saale, ^^M. WSW von Dornburg.
118 Härtung Cammermeisters Chronik.
und beetallin und derselbin ein theil als Tscherstet und Madela und oiich
ettliche vre hove und vorwerg, als Meldingen, Dobrischin, Kottindorf,
Komburg und anders an alle nodt zcu stunt in nemen unde lieszin
Jpcherstet und Madela so balde zu brechen und darnach Glieszberg,* das
vil und lange jare wüste hatte gestanden und uff dissze zceit die Vitz-
thume unde er Frederich von "Witzleuben widder insanipt gebuwet hattin,
belegin, das zu stormen und zcu gewynnen. und so sie das nu hatten
gewunnen, do lieszin sie* den torni zu Gliszberg so balde neddir brechin,
und sie schickten vor dy andern belegen'' borge buchszen und gezcugs
gnug und notigeten dy sere, bis das sie dy alle gewonnen und inge-
nohmen, als hiernoch das uff ire zceite, als die gewunnen sin wurden,
klerlich beschreben stehit.
XTII. So balde wurden ouch die von Erffurthe vyent* der drier
Vitzthumme umbe der hochgebornen fursten willen, hertzogen Frederichs
unde hertzogen Wilhelms von Sachszen, und ouch das dy Vitzthumme
ern Johann von Allinblumen, des bischoves von Mentze amptman, und
Wilhelmen, sinen son, yren burger, gefangen hielden an alle vorwarunge,
und sie santen yre vehdis brive ubir unde thaten den Vitzthummen
gnugliche bewarunge.
XrV. Nu als die von Erfurthe sich an den Vitzthummen hattin
bewart, zcogen sie szo balde vor daz slos Wassinburg mit buchszen und
mit anderm gezcuge und bestalten das unde logirten sich in das dorf
Harhusen am montage nach Martini (15. November) MCCCCLL'^ das
» „das nu - liessen sie" f. in il/. ^ M. „gelegen." « b, M. D. T. „ 1452,"
„statt 1451".
^ Der Gleissberg mit der Kunitzburg (S, - Weimar) von der Suule, ^/^ 31. NO
vott Jena.
' Vom 11. Nor. 1451 ist der Fehddmef Heinrichs von Gleichen , des Haupt-
mannes zu Erfurt, und anderer Adligen ihrei' Herren von Erfurt wegen an die
Vitzthame. Am 12, Nov. sagt ihneti Ludwig von, Hessen ab. Ausserdem existieren
im Archiv zu Weimar noch viele Fehdebriefe adliger Uerreti ivm 13. Nov.; am
18. Nov. sagten gegen 50 fränkische Bitter ah, am 19. unter andern der Marhfruf
Johann von Brandenburg, andere am 20. Nov. Die Stadt Nordhausen Hess sich
erst wiederJiolentlich vom Herzoge auffordern und sagte am 24. Nor. a6. Daraufliin
verantwortete sicJi Apel am 3. Dec. 1451 in einer öffentlicJien Schri/t , von der ein
Stück erhalten und schon voti v. Schuttes mitgeteilt ist. Man kann nicht sagen,
duss sein Mut gebroclien war; er fühlte sich in seinan Becht und wies mandlie
BeschuMiguftg mit Hohn and Stolz zurück.
Härtung Cammermeisters Chronik. 119
selbe slos Wassinburg was hertzogen Wilhelms erbe und stundt ern
Bu-^szeii Vitzthuiu phands. Nu die seibin von Erffurtlie schickten ore
buchßzen an fünf ende umbe das sloz unde schoszin an und^rlaz tag
und nacht daryn. sie hatten ouch bestalt vierzeig bergknechte, die zcu
dem slosze gruben, dy seibin knechte toden grosze erbeit, so das ynne
wenig dren wochen einen groszen gang under der erdin bis under die
innerste brücken nahe dem keller hatten gegraben.
XV. Als nu dy won ErfFurtte das sloz sere hattin zuschössen und
ein grosz stucke der muren neddir geleit hattin und vier wochin mynner
drier tage davor hattin gelegin, fandt sichs, das sie uf den fritag nach
C\)ncepcionis Marie (10. December) das sloz gewunnen und stackten
daruffe yr banyr usz unde phiffen unde posunten dy gantze nacht sy
finge ouch daruffe den houbtman, genant Kerstan vomme Hayne, der
ern Busszen Vitzthurames swester hatte, unde drisszig andir person mit
yme, der ein theil erbar waren unde furtten dy gein Erffurthe in ore
tenditzen und schätzten ir ein theil, sunder Kerstan vom Hain, den
houbtman, und ettliche andere, die hieldin sy vaste lange gefangen.^
der selbe gnante houbtman was ein beslozt rieche man und ouch ein
imabgesagit rath hertzogen Wilhelms und sin* beerbete mann zcu der
zceit, du dy Vitzthumme rengnirten, und wart als arm, das er stetlichiu
und sin wip und kinder groszin kummer und armut ledin, wenn
hertzogc Wilhelm sin sloz Guttern und andir sine gute hatte ingenohmen.
XVI. Als das sloz Wassinburg gewunnen waz von den von Erffurthe,
fant man vaste geldis daruffe an Ungerischem und an Rynischem golde
und ouch an groschen und ouch an buchszen und anderm gezcuge, ouch
an getreydich, wyne, vleisch, pottern, kese, wollen, hamasch und pherde,
darusz denn eine grosze bute wart den jhenen, dy das sloz hatten
gewunnen.
* M. „ 8ie/*
* Stolle berichtet auaführlicliei' über den Vertragsbnwh Kerstiins von Hain,
Eine Anzahl von Briefeti tn den Libri dominorum zeigt, dass über diesen Gegen^
stand noch tätige verhandelt tourde. In defi Briefen (p.217 ,a27^,229^,231a.s.w.)
recJU fertigt der Erfurter Bat die schlechte Behandlung der gefangenen Besatzung
der Wachsenburg. Der erste Brief ist Anfang Februar 1452 geschrieben, der letzte
(mir bekannte) ist an den Bischof vmi Würzburg gerichtet.
120 Härtung Camiuermeisier« Chronik.
XVII. Nu Ditterich Schveiistet, ul* t]y zceit ein houbtnmnn uf der
borg Cappilndorf, die er Apil Vitzthunnue yra iiigeantwert hatte unde
bevolen, der selbe hatte zcwene des hertzogeii von Burgujidigen rethe
mit ettlichen andern gefangen noch in dem torme sitzen unde Wilhelmen
von Allinblumen der selbe Sehynstet wulde der borg nicht abetrete unde
wulde ouch dy gefangin nicht los gebin. als lieszin die beide fursten
von Sachszin durch yre manne dy borg berynne unde bestalletin die
und notigeten die vaste mit oren groszen buchszen, das doch die, so uff
der borg woren, wenig achten, sundirn uff Sante Niclaus tag (6. December)
in dem LI* jare der raynner zcal, als das beer vor der borg lag,
fugete sichs, das Ditterich Sehynstet den trefflichsten gefangen von
Burguiidien uszwenig liesz heftin ^ an den zcynnen der muren gein dem
beere wart, in der meynunge, das die in dem beere des ritters sulden
vorschonen unde deste mynner zu der borg sulden schieszen, des denn
etlicher masze geschont muchte werden.
XVIII. Nu uff den seibin tag lieszin sie Wilhelmen von Allinblumen
uf die uszern ^ brücken hervorgehin , den sie denn mit eyme strigke hattin
umbegebin und eyme knechte den bevolen in hüte zcu habin. als gap
god der almechtige dem gnanten jungen person das in sinen syn, das
er sich erwug° libes und lebins und sprang von der brücken in den
borg graben; und in dem sprung** entrugte er dem knechte, der yn
gebunden hielt , den strigk , und dy jhenen , die uf der bruckiu und an
der muren stunden, worffin unde schoszen nach yme. und god der herre
halff dem jungen manne, das er mit gesundem übe ritterlichen davone
quam in der frunde beer, die yn gar rischlichen erkanten und ufnomen.
und der selbe junge man ging so balde zcu Unser Liebin Frouwin zu
dem Zcegenhain «' 2 unde brochte dohene sin opfer unde liesz den strig
alda, domete er gebunden gewest was, und danckte gote und Marien,
siner mutter, das sie yn also zceichintlichin behutt hattin.
* 3f. B. D. T. „ LH." * P. „eusserste." <^ J), „ erwoget." * A/. „ spränge."
• M, „Zogenhair," D. „Ziegenhain."
' Davon berichtet Siolk nicht, aber der Aj^pemlLc, Mencken, IL p. ^-^7, nach
dem der Graf von Bargund in einem Korbe haaus gehäntft wurde , „da uiau aller-
meist mit den buchsen schoss."
* Ziegenhain {S.- Weimar) '^j^M, O von Jena.
Härtung Cainmermeihters Chrouik. 121
XIX. Am doriietage nach des heilige» Criöttuge (30. Deceniber) in dem
Felbiu jare, als sie vor der borg mer wen acht wochen gelegin und zu
der borg gcschoszin hattiu und der doch nicht mochten angehabe, wart
vorteidingt, das Ditterich Schynstet die borg graven Adolffe von Glichen,
der ein houbtman hertzogen Wilhelmis in dem here was, sulde in ent-
wurte, virzcehin tage iune zu habin also: wurde is sache, das er Apil
Vitzthum sich mit hertzoge Wilhelm in des nicht vortrüge unibe yre
schelunge und gebrechin, so sulde grave Adolfi* dy borg Cappilndorfi'
hertzogen Wilhelme inantwurten unde volgen laze. doruf so gab er die
Burgundischen, die er^ noch in gcfengknis sitzen hattin, alle ledig
und los.
XX. Nu er Apil Vitzthum vortrug sich mit hertzogen Wilhelm in
der benanten zceit nicht, dorumbe so nam der hertzoge dy bürg yn
unde lis Ditterich Schynstetin und dy andirn, dy uf der borg gewest
worin, mit irer habe frylichin* abezcihen, doch also, das sie hertzogen
Frederichen und hertzogen Wilhelm und yre lande und lute musten vor-
swerin, wider die nicht zu thune, sundern recht sich gein yn sulden
halten.
XXI. Nu an der mitwoche nach Lucie (15. December) des seibin
jares fant sichs, das hertzoge Wilhelm personlich reit vor das sloz
Luchtinborg, das er Bernhart Vitzthum ynne hatte, unde begunde mit
dem zcu teidingen. und begab sich, das uf den dornstage (16. December)
ein teiding troffen wart, also das er Bernhart Vitzthum hertzogen
Wilhelme das sloz ingap und entwurtte ym so balde den Burgundischen
apt und ern Johan von AUinblumen, die er uf dem slosze noch ge-
fangen sitzen hatte, ledig und los und, was er Bemhait schult brive von
hertzogen Wilhelme hatte, dy stalte er uf syne gnade. lUid der hertzoge
tad ome dutzumol gnade, so das er sine und sines wibes cleydere und
gerete erloybete** herab zufuren, und tad yn dy gunst, das er und sin wip
mit yrem gerethe muchtin zcihin uif den hoff der von Kochberg, <^ derunder
dem efossze Rudolffstat ^ leit, und das sie sich alda eine kurtze zceit muchten
enthaldin und das sie indes besorgit werin uf eyne herburge* uszwenig
* M. „seiliglichen", D. „fryhig." ^ 3f. „erleibetc.** c 3/, ^^der
vor dem Koch berge." <* M. „herbrige."
' Ihr Stamnmtz der Herren von Kocläjcrij lietjt '/4 ^l- ^ von Hiuldstiult,
122 Härtung Cammermeisters Chronik.
des laucles zu Doriiigen, tlo sie sich meyiiten iiider zuslaen und zu be-
harren, und hertzoge Wilhelm bestalte das sluz noch siner bequeinlikeit.
XXII. Nu zcu haut hirnoch zcogen beider fursten manne und die
drje stete mit, Erffurthe, Molhusen, Northuszcn, vor das sloz Dornburg ^
und lagen ettliche tag davor ujid hatten das vaste sere genotiget und
sere zuschosszen. nu die jhenen, die darutfe woren, mit namen Apel
Ebeleiben, ern Bust^zeu stifson, Baltisar von Wange nheym, imde CVistofil
von Muchelde fuelten, daz sie das sloz nich lengir muchten erhalden,
do gobin sy sich an gnade hertzogen Wilhelm und entwurten yme das
sloz yn. als liesz hertzoge Wilhelm dy gnanten drie in gefengknus
legin und die gemeynen knechte^ dy sust uf dem slosze mit gewest
woren, und ouch ern Buszen wip, die ouch uf der seibin borg mit sechs
kindern betretin wart, herabgehin. die sell>e ern Busszen wip muste
bey eyme gefengnis geloben, das sie l>y ore bruder gein Appolde wulde
gehin und alda bliben der sache zu eynem ende, sie mnste ouch gelobe
ein gefengknis vor ore kindere, bis das die zu iren jaren quemen, und
das sie die .bie yr sulde behalde und, wann sie mundig wurden, das sie
den dy seibin globde selbir thun suldin. daruf er yr alle or gerethe
volgen liez.*-'
' Vetf/L den unklaren Betidii bei Stolle, Vüser leinst den alten Herrn mit den
Städten Kr/nrt, NtndJutmen mul MUhlluAUHen lantje ohne Kr folg Domburg belagei'n^
donn den Ihr zog Wilhelm, der mit ei mm Teil seinem Heeren von Kaitpellendorf
herbeieilt, noch drei Wochen; darauf heisst es p. 49 ., uniid also dy von Erflbrthe
do hene konien nn*t orem volke, do gobon sie dy atad von stunt" Die Be-
zeichnuttg „von stuut" delmt er auf etliche Tage aus.
2 IJei' Apf)€ndix schlicsst seinen kurzen Bericht mit der Aufzählung der
'ei'oberten Burgen, Vorweike, Höfe tt.s iv. und weist auf das Unglück der Vitz-
thumc hin. Auch fudje Wilhelm den gefangenen Gcsandteti ihren Verlust ersetzt,
sie liejrlieh in Jetui gelmlten und sie nicht etitgelten lassen, dass ihr Herzog ihm
Luxemburg entiissett habe. Die Städte Kobwrg, Königsberg, Hildburg scheinen
erst M52 gewonnen zu sein; erst mit der Stadt Koburg vourde Ernst von Gleichen
frei (Hönn, p. 113). Die t/bergabe ging , wie aus der einzigen mir bekannten Ur-
kunde (Ar eh. zu Weinuir, Reg, A. fol.Ü^ Nr. 16. 106) hei^'orgeht, friedlich tw sidi.
Der Hei'zo(j Wilhelm empfing sein Schloss Koburg am 31, Mai 1452 für eine
Sumnui con 0000 rh. Gulden zurück, die er bis künftige Ostei'n (1. April 1453) in
drei Fristen an Ajwl Vitzthum des Älteren Witwe und Kinder zu zahlen ver-
sprach. Über den weiteren Verlauf der Vitzthum sehen Angelegetiheiten rergl. r.
Schultes, Histor. Schäften, Hildburgh. 1798). Sie wurden erst am 2. Nw\ 1479
geordnet.
Härtung Cammermeisters Chronik.
128
XXni. Liedt, wie di ErflurdterWaszenburgk gewonnen. (B, D,J In
diszen louften was so balde in der »tad ErflTurthe ein fromder persofant^
ein Sprecher, der uiaehte so balde ein getichte von den berurten ge-
schichten und mit nanicn, das die von Erftuilhe Wai*zinburg gewunnen
hatten, das getichte lutet also:
O hoer God,
»chigke mir rath,
da» ich tichtende sie
eynem fursten frip,
wie man yn habe wolt vortriebin
man suchte eyn fund,
der wart do kund
als usz Borgund
mit grofizem fromen
den vil edelen leuwen.*
Gott» wulde sin nicht,
er hat geschieht
eyn nulchs laze zu ninckin ; '
edilir, din zu vorsieht
des saltu uu gedonckin.
In dynem hoff
des sage ym lob
und thu daz mit zcnchten!
und behalt das »wert in der band,
nicht losze die band:
PO bcheldcstu hilft,
o furste landgraff,
60 mnsz man dich iininier'' furchten.
firave zu Landiszberg,
l)ehalt diue sterg
dem adel mit
und die stete:
so machestu pfaltzgrave blibe.
In Doringen land,
furste hoch gnaut,
die ritterschaft
halt in haft!
die stete laszen dich nicht vortrieben.
Der stete gunst
brengit gute brunst,
sie hellTen schände brechin.
sie stifflen zcwar
kevne ubiltad
und sin denn frede" sprechin,
und wer yn gehorcht,
der darfT keine forcht
nummermer besitzen,
so were in allir werlt
fry zcugestellit,
beide, arm und rieh,
nertiu sich glich,
und wurde kein man vorletzt.
Ir edeln stete
und ouch rethe,
ich sage uch dang
in nieyuem gesang,
gros ere,
sint das ich rure;
man sagit isz uch ummer
dang fromen.
Es ging ouch iu^
der sinen syn,
und gunst sich tad gobin.
ir todet ym
iuwer hulff schin,*
die zeucht was wol zu lobin,
Vorgezst ir das,
fürst von Sachszeu,
des sal ich uch nicht getruwen.
sie sulden bedencken basz,
beide von Sachs:
•^ D „lewen." »» Hattpt „or", B. „ot". D. „Gott." "" H. „stucken*S
D. „senken." d d. „ihemer." « B „frae" o(Ur „freie." ^ H. „an."
^ D. „schon."
124
HartUDg Caramermeisters Chronik,
uwir willekeit
was vn bereit,
ich hoffe, is solle uch nicht ruwen.
Ir edeler fürst,
mich dornoch durst:
der stete frede
du hald in stede.
nicht laz sie beladin
nf nwer strasxe,
nicht Jaszit bedsiszc*»
ettliche knaben,
die her draben.
sie komen dicke zu schaden
Ir fui-stcn und herrin,
das sollet ir wenn,
die undir uch sin geseszin,
dy stete y eren
und beschirmen,
yren dinst y nicht vorgeszin
Der eren truwe,
o furste, nuwe''
mercke nu;
dine hulff'e thu
nicht myden ; ^
stand in den uotcn by,
80 bistu frey.
ja tustu das,
so wirt dir baz,
sie loszen dich nicht vortriben.
Die stete habin niud,
domit das gut
und ouch dy stcrg,
und y dy werg
können sie wol gesteilin.
zcu eyme storm
svnt sie vorn
durch yre gewalt.
fui*8te hochgestalt,
hielf yn dy knabeu feliin!
Die yn thun,
dy brenge zu sun
und das laster letzin!
zwischen herrin uude stetin
mache frede,
so mugen wir ergetzin,
rietin zu hoff
durch unsir dorff
mit stechin unde brechin.
do sehiu wir dy froweliu zcart
von hoer art.
ein mundelin rod
gehit usz nod,**
sulde ich mich au ir rechiu.
Ja Waszinburg
das wart zustort
durch mechtige stett
und ouch yre rethe,
als ich das kan bewiesze
yren buchszen schal
hoi*te man ubir p^
vm lande wvt,
davon man syet,
hirumbe« sint sy zu prieszen.
sie*^ stunden boy
dem fursten fry.
o furste, du daz erkennen!
Es woran ettliche stett,
drey,*»' sie hulffen dir'* laster schcudiu,
das dir geschach
vor manchen tag,
das hulffen sie dir' brechin.
mau sach yr banyr also schon
al vor dem plan,
manchen buchszen schos
den man do schos:
sie wuldin is selbir brechin.
In Doringen lantgraff,
der stete lob
D „rawe.
n
'^ f. in I>.
'' D. „hieriune."
' Il&ate „uetlir."
^ Hesse „nyder."
^ B. „so/* ^ B, „dy y."
^ D. „tod/*
h D. „der.''
ttartung Canuiiermeisters Chrouik.
125
gantz stete halt,
hirst hoch gestalt!
sted in* bie in noten!
ja keinen zcoru,
füret hochgeborn,
keinen mutwillen stiffle
und laz sie nicht vorechroten!
Sie han gethan als be*lflirl»e** hite
an ireui landisherren.
sie stunden yme bie als mit der hnt;
da« is wol zcu meren.
la das nicht vorgisz,
niargrave von Mieszen,
laz dir sie gedenckin,
ab sie diner bedorflen sin <•
ihn huUl'e yn schin
den stetin gnt!
das macht gud bind,
so wirdost du nicht vorkrenckit.
Erffurt ein krön
in Doringen schon,
dorynne du bist das rys,
din lob do durch zu prys,
Molhuszen, da bey
Northuszen fry,
sy han sich geverf*
al durch das swert.
wie mucht« ich das vol priesen!
Ein silbern rad ym roten feylt
had sich zu stormc gegebin,
MolUusen ich do selbir melt,
yr banyr sach man swebin.
der adeler hoch,
Erffurt hielt den druch,
als ich das han vornommen.
Northuszen daran tast,
sie hieldin vast.
der fursten ganst
was yn brunst,
man sait, is yn sicher fromen.
O Wilhelm, in schütz
l)ewar din witzt,
in diner gunst
sie yn zu dinst!
darff dich nicht ruwen.
ja du, din land
stund in fromder band,
do stunden sie dir bie,
die stete drie,
gentzlichen in iren trnwen
Durch die Vitzthum was din laut
vorhert
nnde zcu groszen schaden komen,
Dornborg were noch unvorst4>rt,
und Waszinburg were nicht ge-
wunnen.
noch daran, fürst, gedenck,
furste, nicht enweng
und laz sie nicht vordringen
und halt an die. du uszirkorn,
furste h<Kjhgeborn,
dyne lande in fre<le stan,""
manch arm man
mag nu frolich singen.
Ir furst^n und rethe,
nn haldit jo den stetin ^ gantz
spelit glicher schantz!
is mag nch nicht geschaden
in der fnreten stad
gar wol der stete hulfte; abir ubir
laden
werit mit einchir last!
sie halden fast,
ir muget dar uff hoffin ;
wurdit ir mit schaden an getast,
sie hulffen unrecht straften.
Ja Erffurtes stergke
vor Waszinbui-g
hat sich wol erswungen
mit manchem cdelen dabey.
» Hesse „ste dir." " D. „betrübte." « D.
»
sie.
(<
Hesse „genert.'*
« B. „stann", Hesse „stamm." ^ Henne „stetirn."
120 ttartimg Cammermoisters Chronik.
o Btad so fry,
du hast voretoret,
unrecht gevert,
heymeliche dugke vordniiigen.
Dis getichte han ich geticht
• den fursten gros,
graven geooz,
rittem unde knechtin die«zer iant
und den stetin «pat nnde fru.
gotUche crafflb
sie din haft,
und laz sie nicht schendin
und schigke uns y domete unsir sunde zcu erkennen!
O mater gracie,
vor uns bete!
thu uns dine hulffe senden,
tevle uns mete din hemmelrich
und du uns nicht vorterbin!
o edele rose von Jericho,
mache uns fro,
in gotUchern werg,
spricht Rosenberg,
und laz uns nicht in Sunden sterbin !
XXr\\ In dem LI.* jare der mynnern zcahl stund eine seltzene
wysze uf deme lande zu Doringen und ouch in etlichin unibelegendin
landen, so das das junge volg, die menlichen personen, is weren fursten,
graven, herrin, ritter, knecht«, bürgere und gebuere, gemeinigliche zu
pberde yre stefiln, die doch am leddir*» das bein gantx uzgemacht woren,
nicht pflogin uf zcubiiiden, sundem dy belffle wider umbe nedirslugen
unde also hange lieszin, ettlicbe zu balbir waden , etlicbe bis uff dy sporn
und retin unde gingen also leppisch unde eyslicb. unde wan is reinte, so
vil yn das waszir in dy steffil; dannocb battin sy dor>'nne ein wolgefallin,
und ducbte sie gar wol stehin. und icb meyne gentzlicbin, sie mugen
sieb birnoch selbir vormerckin und erkennen, das is unhoflicb stet und
manchem jungen manne sinen geraden lieb unde beyne volstellit und
vor schonen frouwen unde jungfrawen unde zu allen bofelieben gescbefden
eine grosze miszestalt ist. Die selbe wiese vordunckte dy aldin, bie der
gezcietin ein iglicber mannes persone, edel unde unedel, zu pberde sich
^ f.iyiM. b M. „leidir."
tiartung Cainniermeisters Chronik. l2lf
reyniglichin unde hofelich sich selbir und yre pherde zcirten, so das dy
jungen gesellin zu pherde hofelich geschickt woren, dogegin* yn diesze
nuwe wiesze eyne miszestalt war,*" und hielden das davor, das dis von
inflosze des hemroils rauchte zu kome, wenn der infloz des hvmmels in
jungen luten lichtiglichen werckit
XXV. (B,D,) Es war ouch in den vorberurten der zeweier fursten
von Sachszin kriegin und wilden loiften, als is allewege ist, daz schelcke
bas gehaldin sin den<^ in der zceit des fredis. als was is ouch nu, das
einer, gnant diep Kleibschin ,^ eyn reiszig knecht, der was ein behender
diep und stal in dem lande zu Doringen, in Francken und ouch andirszwo
usz den gewelbin, usz gewantgadem und'* an vil endin. und die seibin
dube, die er stael von cleynoten, dy hielt er nicht heymelich, sundern
er rumete sichs ufßnbar und vorschengkte dy ettlichin, die danne sin
geschencke ufnohmen und yn huseten und heymeten und vorteydingeten.
und er wart umbe siner schalckeit willen uf und neddir in dem lande
geleit an denselbin hat godt vorhengit, das sie (die?) grobe strafTunge
sin ist ubir gangen.
59. VoD dem go'deneu Jahr und dem Cardinal Nicolaiis de Cusa.
I. (li.) Als man nu schreib MCC'CCL jar, in dem seibin jare was
das guldin jar zcu Rome, vorgebunge von *^ pyn und schult, und die
gnmle ging erst an ufF circumcisionis diem (I.Jan.), und aldo hene gein
Rome quomen alczu grosze werlt umbe der groszen gnade willen, sich
der theilhaftVig zu machin , und dy selbe gnade stund alda das gantze
jar ufF, und disze gnade gab babist Niclaus quintus.
II. (U,) Noch uszgehin des funffzcigsten jares der romfart zu Roma
erlengetc derselbe babist Niclaus dieselbin gnade, vorgebunge von^ pyn
und schult das neste jar volginde, mit namen das LI jar der mynner
zcal, in allir masze als das vordir jar mit allin gnaden und applas allin
den jhenen zu tröste, dy gein Rome nicht komen mochten addir nicht
komen waren, und er sante des usz einen trefflichen cardinalen, genant
Nicolaus de Kusa,^ in alle konigriche, bischthum, furstenthum und in
" M, „do gingen." ^ M. u. B. „were." c B. „wogen." ^ D. „Kiewsehe."
« „usz gew . . - und" f, in Ih\ ^ f. in B.
* NicoUtus iwi Ciüta, geb. 1401 zu Cu^s an der Mosel y wurde erst 1430 Geist-
Hcher, 1448 Cardinal und starb am 11, Äug. 1464,
126 Härtung CammortneiRters Chronik,
grosze stete in der heiligen cristenheyt und enphael dem sin crutze und
vollenmcht, die gnade an allin endin uffinborlichin zcuvorkundigen, also
<las alle die jehnen, die des begerinde werin adder dorumbe betin, niildig-
licbin gewerin und das ufF solche busze als fasten, betin, almoszen zu
gebin und kerchgenge thun, als das denne klerlieh vorluttirdt wirt.
III. (B. M.) Nu der selbe eardinal quam tmch gein Erffurthe am
sonnabinde noeh Oant«te (2i). Mai) anno dni MCC('(TIjI. als bestalte der
rath, das ir houbtman, grave Heinrieh von Glichen, ein teil der raths
diner, frunde und bürgere yme entgegin rethin und entphingen. sie hattin
ouch bestalt, das die monche usz den clostern * und ouch die universitas
mit den Studenten in processione in dem usszirsten thore gein Tabirstete
uf sine zukunft zu warten, und nomen yn uf und geleitten yn erbarlichin
bis uf die zcolbrucken. und uf derselbin brücken warten sin dv thum-
herrin von beiden stifften, und do selbis trad der eardinal abe von syme
phenle und volgete den thumherren nach in der proceszien zu fusze bis
in dv kirche zu Unsir Liebin Prouwen; dorinne und ouch zu Sante Bever
hatten sie erliche gesenge in den koren und uf den orgeln, dornoch
sasz der eardinal widder uf sin pherd und reit uf 8ante Petei'sberg. als
fjuomen yni dy herren zu Sente Peter mit orem heilthum entgegin; zu
den trad er abe an den greiten ^ stuffen v(m sinem pherde und gap den
herren alle den kusz des fredis und volgete yn noch in der proceszien
zcu fusze bis in das closter. unde die ym entkegin gerethin woren, vol-
getin ym stetis nach bis uf den raszen/ uiul darnach reydt yderman
widder hevm.
IV. (li, M.) Nu uf den suntag'* Vocem jocunditatis (30. Mai) tad
der selbe eardinal gar eine schone und eine gute predigete uf dem rasen
zu Sante Peter, do danne gar grosze werlt zu quam, und tat dem volcke
vorkundigunge, wie und in wilchir masze unsir heiligir vater, der bobist
egenant,® yn bette usz gesandt, und machte das namhaftYig vor allin
luten.
V. (B, yf.) Nu uf unsers herrin hymmelfart tag (3. Juni) prediate abir
der eardinal uf dem steyn^n predigenstule an der kaffaten, darzcu danne
abir grosz volg quam, wenn die lute horten yn gerne.
* M, „dem closter." '' M, „griteu." ^ M. „nach uf den rossen."
d M. „mittag." «^ f. in M.
HartuDg Cammermeisters Chronik. 129
VI. (Ä M,) Domoch uf den suntag Exaudy (6. Juni) predigete der
cardinal abir uf dem raszen zu 8ante Petir, und uf das mol quomen von
dem lande gar vil lute in dy stad, dy eine predigate wolden hören, und
is wart so gros gedrang von den luten, das etzliche menschen erdrungen
wurden und vil lute wurden ammechtig. und man achte, das mol mer
wenn zwei tusent mensche gein wertig werin.*
Vn. (B, M,) Nu uff den seibin suntag krönte der selbe cardinal eine
nuwen gekoren apt zu Sente Peter, genant Nicolaus, mit groezir erlikeit
in bey weszin vil lute , und die usz den rethin dinten ym bie der kronunge,
80 das sie dy brot, die phlaschin mit den wyne, die kopphe, die amppiln
ect. hieldin , und der cardinal ^ begabete das closter mit erlichem applaz.
Vin. (B,) Nu eigentlichen zuvornemen, so gap der cardinal dis
noch folginde applaz allen den jhenen, dy zcu Rome in dem vorgangen
gülden jar nicht gewest werin addir dohene nicht habin mucht komen —
sie werin geistlich adder wertlich addir welchis wesins das sie werin,
riech addir arm — , also das sie ruwe und leide hettin umbe yre sunde
unde die bichten und das die jhene, die is vormuchten, suldin in eyne
kisten, die danne gesatzt wart in des heiligen blutes cappellin in Unsir
Liebin Vrouwen kirchen zu Erffurthe opphern die helfte, als sie gein
Rome hettin must vorzcerin und das ein iglicher sich des uf sin eygene
cousciencien sulde achte, aber die jhenen, dy wenig addir nicht habin,
suUen glich wol des applas und gnadin teilbar sin, so das sie ruwe und
leidde sullen habe umbe ire sunde und das sie die bichten und das, als
hienoch berurt wirt, haldin.
IX. (B.) Nu vornemit dy busze : Ein iglich mensche sal fasten sobiu
fritage zu festilspisze, sobin mitwoche nicht vleizch esse, und alle in woner
der stad Erffurthe suUin gehin XXIV tage, wen sie das in dem jare
gethun mugen, zu sobin kirchen in der stad, dy denn der cardinal usz-
satzte, mit namen dy kirchen zu Unser Liebin Vrouwen , zcu Sente Peter,
zcu den Austinern, zcu den Schotten, czu den Regelem und zcu dem
groszin spetal vor Kramphin tor unde zu dem Nuwen wergke. diesze be-
nanten sobin kirchen sulde ein iglich mensche besuchin XXIV tage und
nemlich die inwoner der stad , und dy seibin sullen iglichis tags sprechin
vierzeig pater noster, wenn is der mensche gethun mag, also das isyin
» M, „woren." ^ M, „Babist."
hiehtiq. Bd. Pr. 8. XXXV.
1^0 Härtung Cammermelsters Chronik
dem seibin jare gesehen schal, als hievor berurt ist. auch ab das
mensche des morgens in siner pharre, wenne is wulde umbe gehin, gantz
spreche, das muchte is ouch thun, ab is wulde, addir sal das 7 thun
in den sobin kirchen des umbegangis sprechin , so das sie alle uf XXIV
tage iglichen tagis y gesprochin werddin; so had is den tag vol than.
uff sulche meynunge und andacht sullen die XL pater noster gesprochen
werdde, wann man umbegehit, nemlich die ersten X pater noster sullen
gesprochen werdde vor unsir geistlichir vater, den bobist, die andern X
vor den Romischen konig, vor den bischoff von Mentze und für den
Fürsten des landis, dy dritten X pater noster vor alle gloubige sele, die
vierden X pater noster vor dy sunde. Abir die usz wendigen uf dem
lande in der stad Erffurte gerichten sullen noch gethanir bichte drie
tage umbe gehin zcu den obgnanten sobin kirchen und eines iglichen
tages X pater noster spreche*, VlI fritage faste, VII mitwochen nicht
vleisch esse, und wenn sie denn widder heym komeh, so sullen sie
zcwolff tage hennoch igliches tages sprechen vierzeig pater noster in
yrer pharre den vier teilen, als berurt ist vor, zcu tröste, unde wilche,
dy is vormugen, sullen yn dy kästen opphem dy helffte der zcerunge,
das sie gein Kome suldin vorzcert habe; dy andern, dy wenig ader nichts
haben, die sullen ruwe adder leide haben umbe yre sunde und sullen
bichten und busszen und fasten , als vorgeschrebin sted. so sullen sie der
gnade glichewol teilbar werdde.
X. (B.) Auch so hatte der cardinal erweit unde gesatzt XTT
treffliche bichtiger, dy dy lute bichte boren sullen, das denn redeliche
doctores, licenciaten und prelaten woren, und undir den gab er VI dy
macht über dy grobin stucke, dy an bebistlichen macht geboren, zcu
absolviren; den andern sechszin gab er alle andere sunde zu absolviren,
und was stucke an die queme, die bebistliche gewalt anrurten, sulden
sie vorder wieszin an die ersten sechsze zu absolviren.
XI. (B,) Nu als unser heiliger vater, der bobist, dy hie vorgerurten
gnade in dy stad Erffurthe geleit hatte, ein gantz jar aldo bestehene,
das der ein iglichir in der stad und in der stad gerichten muchten
gebruchen , und als nu dy gegeben zceit der gnade umbe und uszgegangin
was, als leite der cardinal die seibin gnade an zwou stete vordir, mit
^ f.inB.
HartUDg Cammermeisters Chronik. 131
namen gein Friszlar und Aschuffinberg uff Purificacionis Marie (2. Februar)
auno dni MC(XCLII an zcugehin und alda bestehin bis uff Quasimodo-
geniti (16. April).
00* Die Joden zu Erffurthe mussen alle gelbe ringe zum zeichen
tragen (a. 1452). (M, B. T,)
In dem seibin jare gebot bisehof Ditterich von Mentz von bestellunge
wegin des ersten cardinales allin yodin in der stad Erffurte, das sie gele
ringe ^ an yren kleidern vor yren brüsten suldin tragen , so das man
eynen yoden vor eyme eristen eigentlichen muchte erkennen.
Ol, Wie Johannes de Capistrano gein E<rffurtte quam (a. 1452). (M. B. T, ;
D. hiU nur VI u. VIL)
I. Als man schreib MCCOCLII, quam ein Barffuszin bruder gein
Erfiurte, gnant Johannes de Capistrano /^^ der liez sich nenne der an-
dechtige vater; und er gebruchte Sante Bernhardinis heilthum, domete
er die lute bekreisz, und er was gar ein andechtiger, geistlicher man
und fürte ein gotlichs lebin unde hatte stetelichin vier Barfuszen bruder
zu pherde unde etliche mer brudere zu wayne mit yme, und der selbige
andechtige vater zcoch also in vil landen umbe. Als quam er ouch gein
Erffurthe an Sente Augustins tage (28. August) dieszis geginwertigen jares.
dem liez der rath entgegin riethe und brochten jn erlichin in dy stad
und in das closter zu den Barfuszen, do ym denn sin gemach und her-
berge bestalt waz. so liez er yr pherde in den marstal füren und bestaltin,
dy mit futtere zcu besorgen.
II. Der rath hatte ym besundem ein hus ufrichten lazin vor* dem
mittel sweboum undir der kafiat und doryn einen alter von holtze
machin laze, darubir er alle tage fruwe selbir messze las. und noch ge-
sehener messze trad er uf gein dem volcke und predigete zu latin, wen
* M. „under."
' Vergl, die BuOe des Papstes Nicolaus V. (Rom, 1. März llöl) bei Beinaldi
AnnaUs Eccl, IX. p, 671.
* Ähnliche Berichte liefern fast dUe Chroniken jener Zeit. Joh. von CapistranOy
geb, 24, J%mil386 zu Capistrano im Königreich Neapel^ wurde am 4. Oct. 1416
Mönch und starb cun 11. Aug. 1466.
i*
132 Härtung Cammermeisters Chronik.
er konde nicht dutsch, Bundirn er predigete den doctoribus und der
phafheit erstmols. den seibin gelarten was vor yme an der erden gebengt
noch notturft und wan er sine predigete zu latin also hatte gethan,
dornoch so trad ein trefflich doctor so balde uff und leite des andechtigen
vaters prediate ym dutzschin usz den leyen unde tad bey straffunge
anrurende geistliche und wertliche personen und alle wesin der lute.
III. Nu vordir und eigentlichen zu mercken die wiese, die der
andechtige vater fürte, die wile er zu Erffurte was. Des morgens fruwe
warten uf yn zcwene ratiszmeistere und zcwene virmanne* usz den rethin,
darczu or stadschriber und ouch doctores mete in dem köre zu den Bar-
fuszin und geleitten yn vor das husz, das ym gemacht was vor den
grietin. vor des so sammenten sich das volg vor den grieten in grosser
mennige der zcal, und die gelarten sungen die czwu sequencien „Ave,
preclara!" und „Veni, sancte Spiritus!" doruff so sungen die manne und
vrouwin dy dutschen leyson gar andechtiglichin so lange, bis der herre
quam und sich angetet zu der messze. das volg was undir scheiden, also
das die manne mit yrer schar stunden uf die rechtin sietin in sunderheit
und die vrouwen uf der lincken sietin in sunderheit geschigt, und ein
grosz seyl was zcwuschen yn gezcogin, domete sy undirscheyden waren,
die vrouwen undir yr schar hatten gar vil hörnender lichte gote zcu
eyme lobe und die undir der messze lieszin bornen. als hub nu der
andechtige vater die messze an zu leszin mit groszer innekeyt, und
dor noch uszgehin der messe hub er an zcu predigen, als vorberurt ist,
und wan dis allis gesehen was, szo geleitten yn dy vorgnanten herren
widir in sin kloster.
IV. Darnach uf den suntag nach Egidy (3. September) predigete
aber der andechtige vater; du was grosz volgk inkomen, das der grosze
plan vor den grietin und von ünsir Liebin Vrouwen kirchen bis an die
swede vol volckes stunden und saszin, so was ouch sussunt stetlichen
alle tage grosze menninge des volckis von vil landen geinwertig, die
sine messze und prediate gerne hortten.
V. Nu der selbe andechtige vater hatte disze sunderliche wisze
an yme. in welche stad er quam, do er ynne predigete, so bad er alle
zeit umbe dy bretspel und umbe dy wurffeie, das man ym die gebe,
' M. „vornehme."
Härtung Cammermeisters Chronik. 133
waß der in der stad were, der ym dann in der stad Erffurthe gor ein
groszer hufe an bretspelen und ouch an tischen, do bredspele uffe standen,
unde ein groz hufe an worffein gegeben wart, dornoch bat er die
VTOuwin, das sie ym dy groszin zcopphe gebin wuldin und den homut
umbe gotes willen abe thun und ym die ouch gebin, do danne manche
tÄgintliche frouwe yre zcopphe absnetin und in rechter demutikeyt ime
dy antwurten.
VI. Als nu der andechtige vater dry wochen addir lengir zu
Erffurthe hatte geharret und alle tage messze gehaldin und geprediget,
fugete 18 sich, das er nu vorder wegis meinte zu wandern, und uf den
suntag noch» Mathei (24. September) noch gehaldener mesze und getaner
prediate wulde*» er vordir wegis. als hatte das lantfolg vornomen, das er
weg wulde, unde is quam alzo grosze werlt in die Stadt von uszlendischen
Yolcke uf den gnanten suntag, also das man achte das volg uf hundirt
tusent mensche, die in siner predigete dutzumol geinwertig woren. und
er wieszete noch der prediate ettliche stucke heilthums Sente Bemhardin,
und als dicke er eyn stugke wysete, so hyesz er dy lute, das sie gemein-
lich musten ruffen „Jhesus" und „misericordia." und so dis erging, so
hatte er ein geroste losze machen und das ufgericht nebin dem zcolhus
vor den grieten, doryn er die bretspel, dy ym gegebin worin, gar einen
groszen hufen, und darzcu vil tische, kartin spei und wurffeie und ouch
vil frauwen zcophe liez er in und umbe das geroste legin und hengin
und das mit füre ansteckin und liez das gesnorre allis und allis zu
aschen vorbornnen. szo nu dis alles gesehen was, do ging er wider in
sin kloster und asz.
VII. Als er nu geszin hatte, gleitte man yn wider erlichin zu der
stad usz, und er wulde gein Wymar, do yn hertzoge Wilhelm, des landes
furste, bie on hen zu komen hatte loze betin. Der selbe hertzoge Wil-
helm liesz noch des andechtigin vaters abescheit zcwey Barfuszen closter
sines,*^ des andechtigin vaters, orden buwe, die dy reformacien sulde
habe, eyns zu Saltza, das andir zu W3rmar.
f, in B. M. D. T., in allen „Mathie^^ (24. Febr.), es musa beissen
y, MaUhaeitag'' (21. Sept.). *» M. „wurd*^." "" D. fügt hinzu„nach."
134 Härtung Cammermeisters Chronik.
6S« Von 15 Ellen Hanftuch, die an einem Tage angefertigt wurden,
(a 1452; (B. M, D.)
In dem selbin jare du schickte lantgrave Lodewig von Hesszen
sine mergliche botschaffl gein Erffurthe zcu ern Ernharde von Sachsin,
Byrne wirthe dutzumol, und liez den gar hochlich bete, das er ym
bestellin wuUe IX eile henffistucher von dem hanfie, der noch stunde
uf dem felde und wüchse, so das der hanfffruwe, wanne man noch kume
eynen phennig erkenne muchte, werde gerouflft, domoch geroszit, gebrechet
gehechilt, gespunnen, geworcht und das allis in dem eynigen tage zcu
tuche gemacht und das die erbeit von unbeflegtin menschin sulde ge-
schee. dis geschach also in gantzer Wahrheit, das XV eile henfyntuchis
wurdden gemacht* also in eyme tage und dem gnanten fursten heym
gesant und die gemeyne rede in der stad Erffurthe lutte, wie* der herre
das tuch in der kunst der alcheraye wurdde bederve.
63. Von einem Diebstahl in der St Marcuskirche zu Venedig. (B.DJ
In dem seibin jare (1452) in dem sommere hatte ein gloubhafiliger burger
zcu Venedie in Sancte Marcus kirchen , die da seibist die wirdigste kirche
ist, dy muren an dem gewelbe, do der grosze schätz ynne behaldin was,
durchbrochin in sulcher masze. die mure was von gebrauten steyne usz-
gefurt und ynnewenig und uszwenig mit marmolsteyn taffiln becleit und
bedacht der taffein hatte er eyne abe gelost, also das er dy mucht abeneme,
wenne er wulde, und hinder der tafeln brach er durch dy muren in der
nacht und liesz sich in der kirchen beslisze und suberte dy stad reyne,
do er gebrochen hatte, das man des morgens keinen kalg noch steine
vormergken muchte, bis so lange das er durch dy muren gehin muchte.
do brochte er dovon den grosszen schätz an golde, an kleinoten und
edilme gesteyne und ouch des hertzogen von Venedie hut, den man an
ein gantz land achte und ist gestalt, als des Toreken hut gemalt, und
er muste in dem gewelbe laszin eyn einhom von golde und mit« edilme
gesteine beleit und gezciret^ das er von swerde halben alleine nicht muchte
von dannen brengin, und wulde ym doch nicht gn ugen laszen und suchte
hülfe bie eynem syner fruude, dem er disze ding ufßnbartte, und be-
gerte hulffe von yme, das einhom von stetin zcu brengin. derselbe, do
» D. „geschach." ^ M. „wo." c /; ,>» ß ^^ j)^
HartoDg Cammermeisters Chronik. 135
er vornam dissze ding, ging er vor dy herschafft und uffinbarte yn, was
er voraonunen hatte, do stalten sie noch dem, der den schätz abhendig
gemacht hatte, und liesszin yn fahen und insetzen und gewunnen den
genommen schätz widder und lieszin den diep virteilen unde an vier
endin umbe die stad Venedie an das mer* an den galgin hengin, ein
teil gein Dutschen lande, do man uff das meiste fert ect
64. Wie ein Doctor von Padua aus dem Grefangnis io Venedig befreit
wird. (B.D.)
In dem selbigen jare (1452) wart ein doctor in der artzthie von Padua
gein Venedie in dy presun gefurdt, dorumbe das er falschin gezcug**
sulde gefurt habe, des seibin doctores brudir, ouch ein doctor in dem
rechtin, der von Padua gewichin was, dorumbe das er vordechtig was,
der fuer in eynem kleinem schiffichin an einem mittage mit ettlichin
sinen gesellin zu Venedie yn , und luidir dem esszen ging er in den pallas
des hertzogen, da sin bruder in gefengknisse lag, und hiesz sich an der
tor des gefengknis inlazen. der selbe, <^ der die gefangen in hüte hatte,
der tad ym uff. do fyel er so balde an yn und warff yn zu der erdin
unde bekrefftigete yn und nam ym dy sluszel zu der preszun und langete
synen brudir usz dem gefengknis und satzte on^ in das cleyne Schiffchen
und brachte on mit hulffe siner gesellin davon. Also balde das nichtig
wart, schickten die Venediger also balde ym noch uf dem mere, aber
sie muchten yn nicht erylen, wann er in des marcgraven von Ferrer
land gefarin was, das er in eynem halbin tage und ehir uff deme ^aszer
erlangen buchte, und das gefengknis ist hartte an dem mere, so das er
kume usz dem pallas bis an das mer acht schrete hatte.
65, Wie der Herzog von Burgund und die Stadt Gent Feind werden. (B. D.J
In dem jare, als man schreib nach Cristy geburt MCCCCLIU jar,
do wurden der hertzoge von Burgundien und die stat Gynt fyndt zu
sampne, und fugete sichs in dem seibin jare, das sie mit einander zcu
hefftigem stricte ^ quomen an Santo Jacoffes abint (24. Juli), also das uff
f.inl). »> D. „gezeug." « D.u.B. „denselbin." •* f.inB.;D.
fi
Sassen.''
* Vergl. de BararUe, Eist, des dtics de Bourgogne de In maismt de Valois, Paris
1837, tome VIL, 1.7. p. 44- 142. Die Schlacht bei Oaure fand am 22, Juli sUUt.
136 Härtung Cammermeisters Chronik.
des hertzogen siet in XII tusent mensche tod blebin und uff der von
Gynt V tusent mensche tod blebin.
66, Wie die Städte in Preussen mit dem Deutschen Orden sich ver-
uneinigten. (B. D.)
In dem jare, als man schreib tusent CCCCLIIII jar, do wurden dy
stete in dem lande zu Pruszen mit iren herrin des Dutzschin ordens uneyn
unde quomen mit einander zu groszem herteu kriege, und die stete hatten
den konig von Polen unde andir mechtige zu hulfie und hattin uf das
erste, ehir sich dy Dutschen herrin des kriegis mit yn vorsohin, die
phorten am lande ingenommen und bestalt, das den Dutschin herrin
hulfie ader retunge ohne grosze macht* nicht muchten bey kome. und
in deme szo zcogen die stete in dem lande umbe und umbe und nomen
das laut mit sinen sloszin und stetin, die der dutzschin herrin woren,
nahe alle yn bis uff Marienburgk alleine, uff dy seibin borg quomen die
Dutzschen herrin unde bemanneten und spieseten is gar wol undemeynten,
das y so lange zcu behaldin, das ym retunge muchte kome.
67. Wie viele Ketzer in Thüringen verbrannt wurden. (B, M. DJ ^
In dem seibin jare (1454) du wurden von hertzogen Wilhelm von
Bachszin, von graven Heinriche von Swartzburg, graven Boten von
Stalberg, graven Heinriche von Honsteyn zcu Lare vil ketzer in yren
stetin Sangerhusen, Wisszensehe, Sundirszhusen, Stolberg unde Heringen
gefangen und gebrant die seibin ketzere hiewen sich mit pitzchin unde
gloubeten nicht an die heiligen sacrament, als an die touffe, an das
wichwaszer und das die pristir sunde mochten vorgebin, sundem sie
gloubeten sterglichen an einen gnant Curd*» Smed. die selbige segte vor
„ohne - macht" f. in B, ^ D. „Conrad."
Die Genter y welche 45000 Mann stark atMgerückt waren, verloren fast ^0000 Mann,
Am folgenden Tage rückte der Herzog vor die Stadt j am 25, begannen die Fcr-
handlungen , und am 31, Juli unterwarf sich die stolze Stadt.
* Vergl ürsinus, Chr. Thur., Mencken, III. p. 1332, der die Ketzer den Teufel,
welcher in Gestalt einer Hummel sie umflog, anbeten und zoidernatürliche geschlechtliche
Sünden begehen lässt. „Diese ketzerey offenbarte ein Schmidt dem von Schwartz-
burgk, das es der herre selbst sehe."
Hartang Cammenneisters Chronik. 137
ettlichin jaren an den seibin endin ouch uf ging, und uf die zceit wurden
ir ouch vil gebraut, davone denn der some noch ein theil blebin ist.
68. Von Unser Liebfrauenkirche zu Erfurt. (B. D. T,)
In dem seibin jare (1454) wart der höchste torm ^ uf Unser Lieben
Vrouwen kirchen zu Erffurt volbracht, da man ettliche vorgange jare
hatte ane gebuwet, und ouch dy andern zcwene nederige torme bie dem
hochin so balde uf bracht.
69« Von dem Kriege in Preussen. (B. D.)
I. In dem jare, als man schreib nach Cristus geburdt MCCCXIXiIIII
jar, geschach is, das in dem lande zcu Pruszen in eyner stad, gnant
Tome^, an 8ente Michils abinde mit bieweszin der von Danczig ettliche
koufSeute mit namen LXXII mannen von der gemeyne lieszin koppfen
und ettliche ertrencke. und als balde die von Dantzg widder heym
quomen, do fieng dy gemeyne den rath und machten usz der gemeyne
einen nuwen rath; die huldeten uf ein nuwes dem konige von Polen, und
der eydt, den sy toden, was nicht als hart, als der, den der rath vor
gethan hatte.
U. Als nu der Dutzschin herrin krig ettwas lange gewert hatte,
fugete is sich, das den Dutzsehen herrin gebruch wart** an gelde, so
das dy seidener von yn rietin woldin und sie wulden vorlazin. als
vortrugen sie sich mit den soldenem^ also, das sie ettliche yre slosze
mit yren zugehorungen yn ingobin und ouch ettliche vorschribunge darczu
■ D. „gemach."
* Vergl. Beyer, Kurzgef, Gesch. der StifUlirche Beatae Mariae Virginis zu
Erfurt, Erf. 1873, p. 146. Die drei Türme warm am 10. Nov. 1416 niedergebramU.
* Vergl, Heind, Gesch. des Preussischen Staates, I., p. 740 ff. Schon 1455 war
ein Anschlag ru Gunsten des Deutschen Ordens in Thom gemacht; dasselbe bezweckte
der zweite aus dem Jahre 1456, den Cam. bis auf die Jahreszahl richtig erzählt. In
dasselbe Jahr fällt auch der Aufstand in Danzig. Nachdem er auch hier mit
Hülfe der FÖlen unterdrückt war, erschien Casimir xmd Hess sich huldigen, vergl.
Voigt, Gesch. Preussens, VIIL, p. 435, p. 504 f.
^ Die Verschreibimg der Marienburg etc. an die Soldner geschah 1454 Oct. 9.
(am Tage Dionysii), der Verkauf an die Polen 1456 Aug. 15., der Einzug der Teilen
in die Eauptburg des Ordens 1457 Juni 6. Nicolaus von Wolfersdorf stammte aiM
Meissen, Nach Palacky ist er ein Battenmeister Ulrich Cerwenkas.
138 Härtung Caininenneisters ChroDik
tadin, alles vor oren solt also fugete sichs, das sie mit ern Nigkel
von WoIfBrsdorff, yrem houbtmann des krigis, und euch mit andim
ubir quomen, daz die bie yn beharretin, und gobin den seibin yr sloz
Marien bürg yn und entpholen yn, daz zu beschützen und zcu erhalden
eine b.enante zeeit, unde bestalten das sloz mit spisze und futter wol.
Also bilden die seibin das sloz ynne die zceit ubir, als die herrin des
mit ubir kommen woren, und noch uszgehin der zceit der vorschribunge
geschach den soldenern keine uszrichtunge yres Ion es, als yn das zu-
gesagt ist, wie wol dy seibin soldener vaste ser raanten, und als die zceit
und vorlouffunge der egenanten zcusage vaste ubir was, das sie is
nicht muchten erhertin noch uf gehaldin. nu der egenante houbtman
unde dy andirn hattin sich beteidingt mit dem konige von Polen, das
yn der eine summe geldis gap; davor antwortten sie ym das sloz Marienburg
yn und erholten sich an dem golde jre solden noch, als sie meynte, das
sie das noch inhalt yrer vorschribunge mit eren bilche muchten thun,
und retin also davon.
70. Was ein merglich bischof von groszem wull und Jammer der stad
Constantinopel geschrebin hat. (B,)^
In dem seibin jare zcouch der Torcke keyser Machmet mit alzu
grosszer sammenunge der Toreken, Tartern und heyden vor die groszen
und mechtigen stad Constantinopil unde gewan die unde ante dorinne
groszin wull und Jammer, als hirnoch ein merglich bischoff, der bie der
geschieht gewest waz unde das von sich in die land geschriben hat, also
lutende:
* Der russische Cardinal Isidor (f 1463), war wenige Monat rar Ereberung
van Constantinopel als päpstlicher Legat in der Stadt angekommen, um die auf
dem Concü zu Florenz am 16. Juli 1439 beschlossene Vereinigung der römischen und
griechischen Kirche zu bewerkstelligen. Grossmütig und tapfer stellte er seine Börse
und seinen Arm der durch die decretierte Vereinigung der Kirchen entzweiten Stadt
zur Verfügung und übernahm am Tage des Sturmes die Verteidigung der Mauer
an der äussersten SpUze der Hafenseite, Gefangen wurde er als Sklave nach Galata
verkauft, doch gelang es ihm bald , auf einem Schiffe zu entfliehen und nach Born
zurückzukehren. Hier schrieb er im Jahre 1454 die erhaltene Threnodie; daher
der Irrtum Cam's, der die Eroberung Constantinopels in dieses Jahr verlegt. Diese
ist ganz abgedruckt im Tertium Volumen Domini Antonini Archiepiscopi Florentini,
titul.XXIJ, cXIV §14; Bainaldus, Annales eccles.,IX p.613, teilt nur Bruch-
stücke mit. Vergleiche Hammer, II, p. 411,
Hartnng Cammermeisters Chronik. 189
I. Friderich, von gotlicher erbannunge unde der heiligen Romischen
kirchen bischoff Babinensis,^ cardinal Rusche gnant, schribet aller men-
lichin und iddermanne, besunderen Cnsti gloubigen unsers herrin Jhesu
Christi.
IL Alle herrin sollen hören dissze ding, alle, die do wonen uff
erdin , vordtehit und höret mit uwern oren I" spricht David in dem psalme.
Ich Wil aber dy worte der prophecien ein wenig wandeln und also
vorgenn.
IIL Nu horit alle materien, dy do wonen uff dem ertbodem, Cristi
gloubigen, ir konige, fursten, graven, herrin, ritter unde knechte, burger
unde gebur, und alle kirchen vorweszer und alle lute des heiligen cristen-
gloubin und allis, das Cristum erit! Ir sullet in uwern cristenglouben
gerne mit wortten und wergken opphern dem almechtigen gote, wann ein
yder menlich das not is.
IIL Nu tud is uch not, ir fursten und herrin ect., besundim vor
allin andim , wann ir alle ander siet, das ir gote vollinkomlich glich siet
geheiligt und von diesszir werlde gescheidin siet mit engelischin kleidern
eynes ordinlichin klosterlichin lebins und besundirn gekleidet, das ir
alle zeitlich gut habet, allis ubir gehit durch gotis willen, und sehit an
die zukunfitigen ewigen guter des hymmels.
V. Höret, clagit, bittet und vormanet umbe gotliche hulffe! Höret
ouch, alle herrin unde getruwe cristen, das is nehit eyme vorlouMn des
endecristes und ein furste der Toreken und ein herre, des namen ist
Machmet, der ein böser erbe ist und untogintlicher denn der erste
Machmet und tud, waz er wil, mit gewalt und had vil mer ketzerie
undir dy ungloubigen gesewit wenn der erste, der abir ytzund ist der
vil groszir schalgk wenn der erste Machmet der erste bezcwang mit
trogelichem mute und logenhaffbigen wortten unvorstendigen und un-
wiesziu menschin, zu glouben widder god und yre sele, abir disszer groszer
Torcke mit siner groszin macht und gewalt und groszen pynen tötet
unde ersleet die cristen, und von stund kerit er sich umbe von yme in
* Von Et*gen I V. ward Isidor zum Bisch jf de Sabine ernannt — racant par
le decrez du Cardinal Ämedee de Savoye — Catn. nennt ihn fcdsdüich Bischof
Babinensis — , und später erhielt er noch von Tius IL den Titel eines Patriarchen
von Constantinopel, Vergl Äuberg, Histoi/re generale des cardinaux, IL p, 183, und
Wetzer u. Weite, Kirchenlexicon, VL 1889.
140 Härtung Cainmermeisters Chronik.
groszem gestangke, gleich als er critzig were unde stungke von criBtlichem
gloube. und is noch ny ersehenen , der widder cristlichen glouben so sere
und so feste gewest is, als der ungetruwe Torcke, wann dy allir feste
stad, nu die allir snodiste unde unseligiste, Constantinopel , die stad ist
nu bestretin und zcustoret, das eyne sunderliche pyne ist der gantzin
cristenheyt widder dy ungloubigen ketzer von dem ufgange der sunnen.
Wer kan nicht weynen mit milder uszgiszunge von sulchem grossen
blutvorgiszen , die do gesehen ist, und mit groszen afiUrkoszen der
cristenheit, wann sie sulch unrecht und gewalt hören? und ab ich wol
bin manchirleie trubsal und leidunge, y doch so wil ich uch allin vor-
kundigen, was der bosze Machmet had gethan und noch tud mit groszem
Jammer und smertzen widder unsem glouben, den uns god behalde.
VI. Zu dem erstin von gotis vorhengnis, du die stad Constantinopel
gewunnen was, do totte er die lute und band sie mit den henden und
fuszen zu sammene und warff sie obir die muren. ettliche nam er bey
den helszin und liesz sie füren usz der stad, edele und unedele, clostir-
jungfrawe, monche und siechte lute. unde die togintlichen , wol geadeltin
frawin die liesz er usz zeihen und beschemete sie und unerete sie und
vorsmehete sie mit groszin schandin und unrechte, glich als sie huren werin
usz dem gemeynen husze. ettliche liez er houwen swerlichin unde vor-
smelichen und unerlichin. an alle mitlidunge, schände und schemde leite
er yn an, glich als sie kuwe werin und unvornunfilbige thyre.
VIL Wer mag geschriben* ane schäm, wie er dy jungen kinder,
menchin unde jungfrowelin, von yren eldirn*» liz teilen und liez sie vor-
koufien. etliche unschuldige kinder und meidelin liez er toten vor yren
eldirn. dy mutere musten zu sehin, wie sie yre kindere zu stochin und
zcu hiwen. also wurdden euch jemmerlichen die sone von yren muttem,
dy brudere von yren brudem , dy firouwen von yren mannen mit weynen
und clagen zcu riszen und abe gescheiden, und zumol vil wart or vor-
koufil gein dem ufgange der sunnen durch gantz Europa.^
VIIL Wer mag usz gesagin , wie groz Jammer und nodt und zcere
vorgosszin wurdden, da die veter yre kinder vorlieszen musten, dy allir
schönsten tochter von yren swestern mit umbefahen und kusszen gescheiden
* B. „geschrien." ^ B. „ediln." ^ Beinaldus u. AnUmifvus „in
diversas regiones."
Hartnng Cammermeisters Chronik. 141
wurdden? do sprach eins zu dem andern in eyme klegeliehin enelende:
„We uns, wenn wir gesehen uns nu nimmer me und wann komen wir
ummer me zu sampne zu sprechinI''
IX. Die davor in kurtzer zeeyt edele und herrin woren, worden*
erger denn dy knechte und als die vorsmetin tyr. etliche jungen und
aide, wiese und cluge lute wurdden gezcwungen, anzubetin die aptgote,
und musten vorloycken den heiligen cristenglouben. als sere zcwang sie
der grosze Torcke , und is ist vor ny mer gescheen das sulch gros unrecht
und gewalt were gesehen widder den heiligen gotistempil, — das mergkit! —
beeundem den heiligen gotestempel der allen eren riehen jungfrawin
Marien, widder yr bilde und andir heilthum und widder die heiligen
gebot und widder das liden unsirs lieben herrin JhesuGristi, unsprechliche
schentlikeit unde Scheltwort widder die heiligen evangelia und widder
die buchere der heiligen und widder die zcyrunge des tempels unde die
heiligen altaria, Lateinisch und Krygisch, und widder das heilige crutze,
und was erlichs waz von cristelicher zcyrunge, das habin sie alle geunert
Wer mag ummer an hertzin clage und groz weynen unde hende zcettem
geschribe sulch clage und groz jammer, wenn der salm des prophetin ist
vollinbracht: „Deus, venerunt gentes. Sehit, is kommen die beiden in
dem tempil**? Sie haben vorunreynigit den tempel, wann got erbarme
sich der groszin, erlichin stad Constantinopel, die Constantinus, der keyser,
buwete widder dy ungloubigen, die nu is wurdden ein roubgrube der
schalckhaffltigen beiden, alda was eine Zuflucht allir kouflute, nu ist sie
eine stinkende stad wurdden. etwanne wonten dorynne dy gutigen und
die demutigen und frome, andechtige lute usz allin landen, nu abir die
ubeltetigin, die beiden dorinne wonen, so is da vorstorunge allir cristen.
Und als die gnante stad gewunnen wart, da liefin dy beiden in den tempil
8ente Sopphien und traten dy allir schönsten bilde undir yre fusze, und
heiltburo trugen sie enweg mit fluchin und mit scheidin und mit stinckenden
wortten, und dy schonen tucher machten sie zu floygern und Sprüngen
ufl* die eitere und schregin luter stymme: „Machmet!" den lebeten sie,
mit gesange und* jumbiliren erhoetin sie yn ubir alle heiligen und
ereten ya ubir alle prophetin, und er wer ein vorstorer allir cristen, und
vorkundigeten yn alle yren volcke.
* f.m B.
142 Härtung Cammermeisters Chronik.
X. Domoch von stunt stegin dy boszhaflUgen uff in die hoe de«
alters des seibin bochin tempels Bente Soppbien und brochin abe das
heilige erutze, das uff dy spitzen gesatzt was, und zu wurffin das und
nomen domaeh dy heiligen corpore und zu risszen sie und wurffin sie vor
dy hunde , und vil andim schaden und schände dy sie trebin. besundem
vil schönes gemeldis der heiligen und kostliche bilde der jungfrawen
Marien, der mutter Cristi, gehouwen und gesinczet^ zu brochin sie^ und
Spelten domete unde vorspottin alle unsere heiligen, und den kelchen
erboten sie gros unere und volbrochten vil andere, vil mer unerliche
wergke, dy ich nicht geschriben mag. doch wann die zceit kommet, szo
wil ich, ab god wil, uch sage, was sie ubils haben gethan in klostem,
den Lattinschen und Krigischen, unde an schonen, groszin spittaln und
an gebuweden, und was gruszames dings sie taten, das kan nymant
vorschribin, und noch des menschin schepphunge kein groszir noöh
boszir vorstorunge werddit gleich einer sulchen wirdigen stad. sie liszen
ouch keinen inwoner in der stad, Latinsch noch Krigisch, noch von
aldin adder von jungen , sundirn von fruwe bis zu mittage plundirten sie
die erliche Stadt und lieszin sie bloz und übel gehandelt werddin.
XL Dissze jemmerliche clage und herczeleyt habe ich selbir mit
meyne ougen gesehin und geliden mit vil mennern von Constantinopel,
abir god had mich erlost von den henden der beiden, als god loste
Jonam , den prophetin , usz dem walfische. abir is ist sere zu clagen , daz
die sehende der stad gantz beroubet ist, des keisers hus zu schosszen und
zu brechen ect und die stadmuren neddir gebrochen uf die erden.
XIL Nu habt mit mir clage von vorspottunge des heiligen lieh-
nammes, des schone crutze, das uf dem hochen torme was mit der hochin
spitzen; dy wurffen sie hemedder. also haben sie die gantzen zcyrunge
der stad vornichtigit und zustortt ein furste wart ouch dorin gesatzt, der
hiesz Taurum,*» vor einen richter; der machte nuwe zcolle und manche
beswerunge des gantzen landes ubir arm und riebe , deine und gros unde
sante nuwe botin usz in alle land an dem mere, das sie gebe sulden
zcins, fruchte und nutz nach syme uszsatze.
XIII. Die cristen brochte^ er in sin gewalt, die musten ym dienen,
• f. in B, ^ Änt, „iudicem et principem Turckum conatituenUs,
^ B. „brochtenn er sie in/'
Härtung Cammermeisters Chronik. 143
wo hene er die schickte, widder ander cristen stete zu striten und zu
volgen. daz ubil had er widder dy cristen gethan; was er aber wil thun
und gedengkit zu thune widder diecristenheit, wer mag das uszgesagen?
XIV. Er hatte in sime heere drihundert mol tusent* man und
hundirt und sobenzcig schiff, darzu koken , und groz mechtig volg zeichet
3rm alle tage noch von dem uszgange der sunnen, und er wil ym alle
merstete underthenig mache.
XV. Er schickte sich mit unmeszige groszem volcke uff widder die
groszin, mechtigin stete und meynt die zcu gewynnen und zcu stören und
wyter uhir mer zcu zeihen, dan man meynt, wirt ym anders mit macht
nicht wirdderstanden. die erste stad heiszit Perstem, die andere Sandarodis ,^
die dritte heiszit Bellagradum. und also meynte er durch gantze Ungern
zu zeihen und das zuvorstoren und zuvortelgen, wenn er nymandis had
hinder ym, der yn mach gehindern.
XVI. Ouch wil er in kurtz in Wallant, als er dem babiste selbir
had geschriben, und er lieszit bereite sine grosze und kleyne galeyen
drie hundirt und der groszin naffen und koken zcwenzcig und mer. er
had ouch vosz volckis und ritter mer wan zu drie hundert mol tusent<^
und had vil boszes gesinds, dorumbe fliehet allis cristenvolg vor yme.
ouch nymt er boszes volckes uft*, als bosze cristen, die den cristen
glouben vorloykent haben , und er meynt in gantzem grymme alle cristen
zcuvorfolgin und zu bestrietin.
XVIL Betit die liebe des almechtigen gotis, das er zu hulffe kome
der heiligen cristenheit, wenn sie stehit in grosszin noten, und habet zu
dem, cristen, selber frede! legit von uch den groszin hasz und nytt,
den ir fursten und stete under einander habet, und werdit eintrechtig,
das wir den bösen beiden und ketzern widder stehin mugen , und bereitet
uch, menlichin zu strietin widder die ungloubigen beiden, das wir die
überwinde mugen, und ab man wol mag habe gebort, das er vil lute unde
schiffe habe, so nemit god zu hulffe, so mugit ir wole widderstehin.
XVIII. Der Toreken kunst, yv strietin imd ubunge ist nicht widder
uwre manheit, die denne in den wopen tagelicher und besten tl icher ist
^ Ant. „cum infinito exercitu," Bam. „centum milia et eo ampliua"
b Ant. „unam , quam vicum Periston nuncupamus , aliam ForobiunL**
® AfU, ,|Ultra centum milia.*'
144 Härtung Cammermeistera Chronik.
over den ungloubigen beiden, das mag god allis thu durch grosszin vor-
dinst der heiligen cristenheit, und ich bite uch, das ir den andern
kundiget und sie sterckit in yrem gemute , und mit gotis schickunge wil
ich , ap god wil , selbir persönlich kome zu uch und wil uch sage vil
ander ding, die uch bequemlich sjmt, und werdden yn widder stebin.
XIX. Ich getruwe gote, ir werdit uch flisziglicb noch dem, als ir
gebort had, getruwelich beerbeitten, als ir wuUet das ewige Ion nehmen,
lazet uns gliecb betin, das uns god vor den bösen beiden wolle erloszen.
XX. Datum in dem huse unsir wonunge undir unsirme sigil, das
wir stettlichin gebruchen, anno domini MCCCCLIIII an dem achten tage
July und der bebistlichin gewalt unsirs aller beiligesten vatirs Nicolai,
von gotlicher vorsieh tikeit des funfiten bobistes, in dem sebinden jare.
71* Von dem Briefe des grossen Machmet an den heiligen Vater, Papst
NicolaasV. (B.)
Diszer brieff^ ist genant wurdden dem heiligin vater, bobist Nicoiao
secundo (quinto), von dem groszin Machmete, und sin titulus hebit an,
als himoch geschriben stehit:
I. — ennepoy naboszlanus heboy yesoy mit alle sinen brudem, Zerboy
Inschalaich, keiser der werlt, ein beschermer der Torken, Tartarien,
Moren und des Orientes, teilt dem groszin Romischen prister eyneu grus
bey unser werdikeit. Nu nehist ist an uns weszin komen und ouch an
unsim ordern (?); die in Welschen landen, die gantze cristenbeit, habe
dich angerueffin, und du die seibin hinwedder und hast in der cristenbeit
umme und umme geschickt und lazin uszrufen: „Wer da swert, spisze
unde wopen nemen will und nyinpt widder unsir allmechtikeit und des
gantzin Machmetis glouben, dy seibin in disszer werlt sullen vorgebunge
' Vergl. Barant, Histoire des ducs de Bowrgogne, VIL p. 149—152, der a%nch
einen inhcdtlich mit Cam. übereinstimmenden Brief müteilt. In einer Anmerkung
toeist er auf Dudercq hin, der den Brief wörtlich abgedruckt Jiaben soU. Ich habe
drei Ausgaben (CollecHon universelle ä Londres et ä Paris 1785, IX, Collection com-
plete des memoires par M. Fetitot, Paris 1820, XI^ NouveUe CoUection des memoires
pour servir ä Thistoire par Michaud et Poujoulat ä Paris 1827, III) nachgesehen,
ohne ihn zu finden. InhaltUch ähnlich ist der Brief Capia ddla lettera mandata
dal gran turcho cd papa nichölo quinto tradutto d'arabicho ad CO g^^cho in latino
e di latino in volghare^ auf den Steinschneider, Abhandlungen für die Kunde des
Margenlandes, VL 3„ p. 239, 9,, aufmerksam macht. Auch Engelhusen, dessen Chronik
bis 1497 reicht, kannte einen solchen Brief, (Mencken,lII,p.21J
Härtung Oammermeisters Chronik. 145
allir siuide habe." du gelobist oueh den seibin noch yrem tode das ewige
lebin; wie du das gethun machst in dieszer werlt, das wundirt unsir
gnaden sere.
n. Der laszen wir dich wisszen, das nicht lang ist, das die phaffin,
dy die crutze tragen, hie zugezcogen sint und bie unsir keyserliche
gnade gewest und habin uns wol undirwieszit, was du thun machst und
wie der cristenliche gloube eyne ordenunge habe und doch wie dem
allin, wann du eyme iglichin menschin in dieszer werlt muchtest vor-
gebin die sunde und noch syme tode das ewige lebin, dannoch suldest
du Widder unsir allmechtikeit und gnade nicht thun, danne umbe daz,
das der Torkische poupel nicht schult had an dem tode noch an der
schände uwers gotis, den ir Jhesum nennet die stad und dy land, do
er gemartert ist, wurddin von unsirn almechtigin herschafften nicht
gesehen, sundern die yoden herschin do selbis, und die selbe unsir
gnade die alle wege vor viende gehaldin habin und habin vor vient, als
wir denn in unsem buchern vinden beschriben, wie das mit vorrethnissze
und durch haz und nyt den selbigen uwirn Cristum zu Jherusalem sulden
getot habe, das zcu der seibin zeit der Romir herschafft undertenig was
III. Dorumbe unser keiserliche gewalt und gnade sich sere wundert |*J
und zcuvor usz welsehin landen und alle yre macht, das sie suUen
nemen woffen widdir uns, wan das Welsche land und alle ere mechtikeyt
von allin unsirn eildiru gebuwet ist wurddin und von den von Troya
kommen sint, der name ist Anthenor, Ena und Priamus, von den
alle Welsche land komen sint und ouch dy keiserliche gnade. Und is
sal dich nicht wundern , ap wir uns rechin wullen an den Krigischen
heirin, wann uns von rechte dy selbe herrschafft zugehoret, und wir
wollen ouch rechin Troya und das blut, das unsir eildirn vorgosszen
habin widder alle recht, wisze ouch, das unsir keiserliche gewalt wil
weddir habin, das die Krichin unredelichin ynne habin, das ist das
gantze Krigische land mit sambt der inseln Candia, die danne dy Venedier
ynne habin. dorumbe betin wir dich, du wuUist die cristenheyt nicht
ubir unsir keiserliche gnade leiten, sundirn unsirn gnade den krieg lazin
volfuren mit den Kriechin.
* B. eine Lücke; Barante, VIL, p. 149: „D'autre part, il nou8 deplait qf4e
les Italiens nous fassetU guerre, eiw qui viennetU de nous avec Umte
leur gloire et puissance, c'est ä dire, qui descendent d'Antenor/*
QMchfohteq. d. Pr. S. XXXV. Bd. k
146 Härtung Cammermeisters Chronik.
IV. Unde ap ir crlsten Crißtuni vor uwem god haldet, donimbe ist
unßir gnade noch den crlsten landen nicht deste gremer, danne vor ge-
zcietin habin wir on ouch vor eynen prophetin gehaldin. danne unsir
meynunge ist, was uns unrecht zulanget und vor gehaldin wirt, das uns
von unsim eldirn an geborit, mit gewalt widder zu habin, das man uns
mit gute nicht wil lazin widderfaren. dorumbe betin wir dich, das du
ein sulchis nicht wullest widderwendin.
V. Ob unsir almechtikeit und gnade dorubir von dir addir von den
cristen vormergt wurddin, szo tud dir unsir almechtikeyt wisszin, dap
wir einen bund gemacht haben mit den groszen Tartarien und mit unserm
liebin bruder, dem soldan, mit vil konnigen, hertzogen und andirn furston
ubir die Romischen zcu zeihen, darnach ubir Krabaten, Ungern unde
ouch Dutzsche landt, Frangkrich und Engelandt und Hispanien zu einer
vorstorunge uwir aller midt ein andir zu rossze und zu fusze, mit kok in,
galleien und andirme gezcuge, der unmugelich zu begrieffin ist und zu
schriben.
Anno Machmet 1(^38.
Anchelong cadey caldoch.
Vä, Von dem Diener des Cardinais Isidor. (B.D.)
Nu disszer vorgeschribin geschickt, zu Constantinopil ist dissze noch
geschrebin ebenthure ouch ergangin, das ein ingeborner mensche der
stad Ysennache, der des cardinalis Isidori diner was uf die zceit, als
der schade zu Constantinopil erging, unde ouch gefangen wart und vil
mol vorkoufft und an des Torkin hoff, mit andern jungen knaben, mit
namen* XXIV an der summe, und mit zwen jungen monchen von Con-
stantinopel und mit andirm ehrlichem^ geschencke von gülden stugken,
sammytte, siden wergke, buntwergke und andir vil seltzener ere, das
lunffzcehin kamel trugen, vor dir (?) den heydenischen soldan durch grosz
geacht siner rethe mit hundirt reysigen pherden me wanne zcwen monden
ubir landt durch Kriechin-Torkie geretin gein Alkye vor eine ere unde
zu bewiesunge siner uberwindige gesandt ist.
Der selbe soldan hat die seibin knappen gar vor eine grosze ere
ufgenommen und die ubir ettliche tage XXIII tage reyse über ytel
wustenunge in die heydinschafilt zu der hoen schole goin Almeg gesant,
* /: m B. ^ B. „ ettlichem.'*
Härtung Cammermeisters Chroniic. 147
da Machmet begrabin wart. Dem seibin person, von leenache burtig,
half god der almechtige, das er losz wart^ und widderumbe her scu lande
quam, und wart ein monch und zeouch in das closter zcu den Barfiuszen
zcu Isenache, und er was ein herlieh person, unde er dynete god mit
vlißze dorinne.
78. Von dem Krummen Thor in Erfurt (a. 1454). (B,)
In dem seibin jare, LIVjare, da wart das krumme thor vor Santo
Andrens tore angehaben zu buwen, unde in dem seibin jare das bilde
Sante Andrens an das tor in die muren gehafft unde wart gantz vollin-
bracht
74« König Laszla spricht hertzoge Frederich in\ uuib LXllII schlösse
und stedte (a. 1454;. (M, B. D.)
I. In deme seibin jare (1454) sprach konig Laszla/ konig zu
Bemen , hertzogen Frederichen von ßachszin an umme LXIV slosze unde
stete, dy er inne hatte und zu der krön zu Böhmen gehortin, und vor-
dirte die von yme uf ettlichin tagin, und wie wol hertzoge Frederich
gliche, bilche unde redeliche geböte gnuglich tadt, die danne von konig
Laszlan unvorfenglich woren und gantz vorslagin, und die sache gein
yme zcu usztrage^ nicht wulde lasze komen. und der gnante konig wart
vihent hertzogen Frederichs von Sachszin und sines landes zu Miesszen
und meynte yn midt grosszir macht zcu ubir zeihen unde zcu beschedigen.
» „demselbin — wart" /*. in D. ^ f\ in M.
' König Ladislaus hatte, ah et* 1453 Böhmen betrat, den Eid geleistet ^ dass
er die Böhmen entfremdeten Gebiete icieder zum Beiclie bringen werde. Ea handelte
sich um die Lausitz ^ um Burgund und eine Anzahl Grenzschlösser ^ die Sachsen in
Besitz Jtatte. Der Hass der Böhmen gegen den Kurfürsten wn Sachsen war alt
und wurde besonders ix>n Ibdid/rad, der seit 1453 allseitig anerkcmnter Eeichs-
Verweser tror, geschart. Bei ihm hatte auch Apelron Vitzthum Zuflucht gefunden;
dieser suchte Ladislaus nicht nur gegen deti Kurfürsten, sondern auch gegen seinen
Schwager Wilhelm aufzuregen, indem er Hin von der schlechten Behandlung seiner
Schwester unterrichtete (vergl. den Brief der Landgräfm vom 17. Januar 1454).
Schon im Jahre 1453 war es zwischeti Böhmen und Kursachsen zwn Kriege ge-
kommen, der ton Zeit zu Zeit durch Waffenstillstände unterbrochen wurde. Am
25. Januar 1454 wurde in Laun verhandelt , wo zum erstenmal ein genaues Ver-
zeichnis der Schlösser, welche Böhmen forderte, vorgelegt wurde. Der Tcuj war,
trotzdem Herzog Wilhelm von Brüx herljeieilte , resultatlos, doch wurde der Waffen-
stillstand verlängert.
k*
148 Härtung Cammcrmeistcrs Chronik.
IL Indes die fede nu also bestund, szo* beerbeitte pich der hoch-
geborne furste, hertzoge Ix)de\vig von Beyern, ^ in der ^ache gein konige
Laszlaen, nynie vettern, und hertzogen Frederiche von Sachszin, pynie
swehir. derselbe von Beyern erlangete ein gutlich ntehin, eine zceit an
zu stehin, und is wart so balde ein fruntlich tag'' vorramet und gein
Präge in dy stad geleit
III. Nu zeu dem seibin tage gein Präge fugete sich der hochgeborne
furste, hertzoge Wilhelm von Sachszin, des obgnanten hertzogen Frederichs
bruder. der selbe was nicht viendt konniges Laszlaen und reit personlich zcu
dem gnanten tage mit tusent pherdin und hatte mit sich den erwirdigen
in got vatir und herrin herrin^ Frideriche, ertzbischoff zu Meydeburg,
unde den bischoff* von Miesszen und die hochgebornen fursten , hertzogen
Heinrichen von Brunszwig, lantgraven Lodewigen von Hesszin und die
edelen graven, Heinrichen von Swartzburgk, graven Günthern von
Manszfeldt, graven Wilhelm von Hennen berg, graven Heinrichen von
Stalbergk , graven Hansen von Bicheüjigen , graven Ernsten von Glichen,
graven Jörgen von Anhalt, hern Heinrichin von Gera und herm Brunen
von Quernfurdt und vaste andere herrin mer, darzcu ritter und knechte
vil, des fursten manne, und sine rethe usz sinen stetin unde ouch darzu
die drie stete Erfturt, Molhusen unde Korthusen und zcogin yn die stiid
Präge vigilia Bancte Matthei apostoli (20. 8ept.) anno LIIII ut supra.
Der konig Laszla** hatte bestalt, das den fursten und herrin gar her-
lichin wart entgegin gerethin und wurden mit groszer pracht in dy stad
bracht und logen dorinne vierzcehin tage unde teidingeten stetlich mit
konig Laszlan und sinen rethin, und die sachen wulden sich zu richtunge
y" nicht begebin.
IV. Nu uf da« letzste wart ein teiding begriffen,- das die saohin
zcwischen konig Laszlan und hertzogen Frederiche, als umbe dy anspräche
* /: m M. '• M. „alsobaldt eine zeit." ' '^ ^ f. in M.
* Ludwig der Meiche von Batern , der Schtviegersohn des Kurfürsten von Sadisen,
war besonders thitig als Vermittler auf dem Tage in Uegensburg Anfang Juni 1454,
auf dem der Waffenstillstand rerlängeit und der Drager Tag auf den 20, September
festgesetzt untrde,
^ Der Irager Tag etidete am 2. October, der Mnvhts])rttch ist ahgedrtwkt M
Lichnoivsky, S. CCXXIII.
Hartuug Canimerineistors Chrouik. 149
der slo8ze und stete, wart inechtiglich gestalt uff den konig von Polen,
konig Laszlan, uf hertzogen Lodewigen von Beyern und uff raarcgraven
Albrechten von Brandenburg in rechte zu entscheiden, und zu Bulchem
usztrage und uszspruche des rechtin wart so balde alda zu Präge ein
tag vorramet und in die stad Breszla geleit uff den tag Sancti Nicolai
(6. Decemb.) schirst darnach körnende , des aldo uff alle sieten zu warttin,
und dis also zu haldin wart festiglich* voranlaszt, vorsegilt, vorbrivet,
und hiruff wart die fehde ho balde widersiet*» von beiden partien gentz-
lich abegethan. und hertzoge Wilhelm stach alda zu Präge mit der gleven
und mit dem spere und was ein frischer herre. als nu hertzoge Wilhelme
mit den fursten, graven und herrin ect. wider usz Präge zcouch, du ge-
leitte sy konig Laszla selbir mit vil luten gar herlichen zu der stad usz
imd schieden sich in guttlicher bewieszunge.
V. Nu uf dem vorrameten tag gegin Breszla do qwam hene konig
Laszla unde hertzoge Lodewig von Beyern alleine ^ mit den yren, und
der konig von Polen und hertzoge Wilhelm dy quomen nicht,
sundirn hertzoge Wilhelm schigkte sine treffliche rethe und sines bruder
rethe aldar, unde alda wart nichtes geteidinget, wenn ein furder gutlich
stehin von der zcyt bis uf phingsten (25. Mai), und der anlasz, der vor
zcu*^ Präge geteidingt was, wart gentzlich abegestalt. und also bleib dy
Sache unbesloszen , und der konig Laszla wulde uf die zceit nicht wider
gein Präge, sundirn er zcouch gein Osterreich.
yS. Graff Heinrich von Honstein hat wirt«chaff\. (M.li.D.)
In dem seibin jare hatte grave Heinrich von Honsteyn, herre zu
Lare, hochzceit mit graven Volratis von Manszfelt wetwen und lag bie
zu Elrich, und uf die seibin zceit stochin grave Ernst von Honsteyn
und her Brun von Quernfurt mit einandir mit sperin. und der selbe von
» M. „stetiglich." »' B n. M. „was der siet." ' f. in M.
' Aussir Liidtcüj roti Baiein (rfichien von deutschen Fürsten noch Otto von
Baiern und Friedrich imd ÄlbrecfU von lirandenbnrtj. Der König xxni Polefi war
durch die preiissischen Angehifenhi iten , besonders durch die Niederloffe bei Konitz,
abgeftaiten worden. Vcrgl. üinr die liresluuer Verliandhinyen die Fontes rcrum
Austriac, B, XLII, p. 59 ff.
150 HartuBg Cammermeisters Chronik.
Quernfurt stach graveii Ernsten, das er in kurtz darnach starp, und
domach starp grave Heinrich, der brutegam, uff sienem bette, der ette-
liche tage gesuchelt hatte.
76. Wie der Sultan Belgrad angriff. (B. D.)
I. In dem jare, als man schreib tusent virhundert funff unde funff-
zcig jar,i fugete sichs, das der Toreken keiszer mit gar vil tusent mannen,
ubir swenglichem groszin gezcuge ruckte vor das sloz Krygischen Wiszin-
burg, gelegin in Ungern, der selbe keyszer und alle sine edele manne
swuren aldo zu sammene durch Machmetin, vren abgodt, das sie wuldin
das lebin ehir vorlieszen, sie wulden das sloz gewynnen und erhaldin. des
geschach usz dem beer eyne heymeliche warnunge von zcwen cristen
mannen dem Humiens, des konigis von Ungern gubernatori, wie das
der egerurte keiser von Torkie mit syme volcke uf die mitwechin 8ante
Marien Magdalenen tag (21. Juli) wulde rucken vor das sloz Krygischen
Wiszinburg, in meynunge, das zu notigen und zu gewynnen.
n. Des schickte der gnante gubernator in der seibin nacht virczig
tusent manne zcu fusze über dy Tonawe und bie tuszenden reysziges
gezcuges heimelichin hen ubir. so wulde er yn an sumen noch volgen,
als er danne tad. nu ergap sichs, das dy freysammen Toreken die jhenen,
die von des koniges von Ungirn wegin uf dem slossze woren, ubirfallen
hatten und begunsten mit den zu strieten , unde got der almechtige fugete
is, das die Torken neddir logen mit einer grosszen sammenunge volckis.
Nu der gubernator volgete den Toreken noch acht myle wegis und totte
den Torken in der flucht die andirn mann , der zcal man * in dem ylen
nicht konde ubir achte, sundern der Torken keiser vorloisz alle sine
edele manne und ouch sinen stathelder.* und den Torken wart uf daz
mal angewunnen XII grosze steinbuchszeji ,'^ der ein theil woren von
B. „an der zcal."
* Vergh Zinkeisen, Gesch. des osm. Beiches,!!., p.85 ff. Die Kämpfe fandeft
im Jahre 1456 statt: die wichtige Wasserschlacht tw» 14. Juli, welche Hwiyadi
ermöglichte, sich in Belgrad zu werfen, ertvähnt Com. nicht.
* Karadscha- Buscha, Beglerbeg vofi Bumdien, der BefehlsiMber dts Betagenrngs-
Corps.
^ In betreff des Wartlautes und Inhalts vergl, den Brief der Nürnberger an
NOi'diingen etc. (Fontes rer, Austr.,B.XLII.)
Härtung Caiumermeisters Chronik. 151
XXXII spajinen in die lenge und VII spannen in die wiette, als dis
von bewerlichen luten ist bericht wurdden. sie gewannen oueh zcwei
hundirt hufenwergkis buchszen und suszunt vil wayne und kostlikeit
doruffe. und ane allin zcwivel ist god gewest mit den cristen; des sine
almechtikeyt ewiglich sie gelobit und gebenediget! amen!
in. In dem seibin beere* was oueh der andechtige vater Johannes de
Capistrano, davon hievor etlichir mosze ist berurt wurddin, geinwertig. der
trad u£ an eyne spitzen uszwenig des sloszis und ruckte uf das crutze
der marter Gristi und rieff mit weyningen ougen und mit luten schrien:
„O myn god! o Jhesu, wo sint die aldin dine barmherzcikeit? O kum'
zu hulffe und nicht ensume,^ das sie nicht sprechen: „Wo ist or god?"
Und als abir der stritte hatte gewert vil stunde unde das sie hattin ge-
macht drie harte galmen, unde gotis hulffe was nu merglich do mit yn,
den cristen, also das dy ungloubigen Toreken die flucht gobin und neddir
geslagen wurden mer wenn hundert tusent Torgken. Kurtzlichin noch
disszer geschieht starp * der andechtige vater Johannes de Capistrano und
wart begrabin in eyner stad, genant Wollag, gelegin in Ungern, dem god
ewiglich wulle gnedig sie!
T7. Von dem grossen brande der stad Nuniburgk a"* 1455. (JJ. M, B.)
In dem seibin jare (1455)*^ am dornstage noch Bartholomey (28. Aug.)
erhub sich ein fuer in der achten stunde uf den abint in der stad Num-
borg ujid qwam usz in der badestobin , als man usz der stad uff die
friheit wil gehin. unde is braute stetlich sechs stunden an ein ander, also
das das dritte theil der stad, darzu das rathusz unde woghus abe brauten
unde die kirche zu Saute Wenczlaw stehinde bleib, is erstickten oueh vil
lute, und is geschach der stad groz schade an briven, an buchsin, an
pulver und oueh an geldc.
* D. „kom, kom.*' ^ D, „verseiihme."
* Caprislrano starb am 23, Ott. in lUoc an der Donau, ivo ihn auf seitvem
Sterbelager der junge König Ladishuv zweimal besuchte.
' Über die verheeretuie Feueisbrunst in Naumburg ist mir nur noch der Bericht
des Adam Ursinm, Chron. Thnr., MencJc, HL, p. 1334, bekannt. Ursinus, welcher
mancJtes falsche Datum Itat, setzt sie in das Jahr 1457.
152 Härtung Cammermeisters Chronik.
78. Cuncz von Koffungen wird H. Friederichs feindt (a. 1456). (M. B D.T)'
In dem seibin jare (1455) was ein erbar man, genant Cuntze von
Kouffungen, ein belehnt man hertzogen Frederichs von Sachszen. der
selbe Cuntze was zu der zceit mit den gnanten fursten uneyn, also das
er sich des landis zu Miesszen muste uszere und torste siner gutere nicht
gebrauchen, als wante er sich in das land zu Behmen und koufft^^
das slos, genant der Isenberg, unde wart davone* vient des gnanten
Frederich von Sachszen. Nu in der fehde fugete sichs, das C\intze von
Kouffungen einen anslag ane fyeng mit synen helffern und Stegen in
das sloz Aldinburg an dem montage nach Udalrici (7. Juli) in dem sei bin
jare in der nacht, nu uf dem seibin slossze woren so balde die zcwene
junge fursten, hertzogen Frederichs sone, mit namen hertzoge Ernst und
hertzoge Albrecht gebrudere, unde ire muter mit yrem hofegesinde, unde
die vorgnanten viende quomen in die borg mit hulffe yrer vorreter, dy
sie undir dem gesinde uff der bürg hattin , unde sie brochten die jungen
fursten beyde enweg ane were der, die uf der borg worin, und so balde
quam das geschreye usz in dem lande, und den luten wart so balde uf-
gebotin alumbe zu volgin, die jungen fursten zcu suchin, ob man die
ankomen mochte. Nu fugete is god , das die volgere ein teil Cuntzen
von Kouffungen anqwomen, der denne hertzogen Albrechten bie yni
hatte, den nomen sie ym und viengen Cuntzen von Kouffungen und vier
knechte mit yme und brochten den jungen fursten und die gefangen
midte des andern tages widder umb gein Aldinburg heim, so die andern
Cimtzen helffer, mit namen Wilhelm von Moszen ect., die hertzogen
Ernste einen andir weg uszbrocht hattin, das wart ouch vormelt, so
das die volgere den seibin herrin mit den jhenen, die yn gefangin hattin,
ouch anquomen unde brochten den ledig und los, un vorletzt syme vater
widder heym. Nu nicht lang hernoch wart Cuntzen von Kouffungen sin
* M. „danne."
* Vergi Schäfer, Irrungen und Rechtsstreit zwischen Kurfürst Friedrich IL
und Cofirad von Kaufungen, Dresden 1855, und J. Gersdorf, Actenstücke zwr Ge-
schichte des sächsischen Prinzenraubes, Altenburg 1855. Auch Cam., der wohl das
Bundschreiben des Kurfürsten Friedrich II, benutzte, berichtet nichts roft der Bet-
tung AWrecfhts durch den Köhler.
Härtung Cainmerineisters Chronik. 163
houpt uf dem margkte vor dem rathusz in» Friberg*» abeelagin und wart
begrabin uf den kirchove zu Baute Peter, und nicht vil tage dornoch
gebot hertzoge Frederich, den widder U8zzcugrabin und uff das feit zu
legin.
TO, Von dem Gewölbe der Liebfrauenkirche zu Erfurt (a.l455j. (B.D.T.)
In dem selbin jare (1455) brochin die thumbherrcn zu Unsir Liebin
Vrouwen zu Erffurte da« alte gewelbe ^ abe in yrer kirchen und machten
das hochir und ouch dy kirchen weitter, danne sie vor waz, und buweten
darubir ettliche zceit hernoch, eher der gereite <^ wart, lange wyle.
80. Coustitutio de »acris hostiis abscondendiö. (M. B. D.)
In dem Beibin jare und ettliche vil jar davor** was in allin cristen
landen louftig und gar gemeyne wurden uf den thumen , in den pharren,
in clostern und dorffirn, das man das heilige sacrament, den waren
licham Cristi in der gestalt der oblaten, in monstraneien vorsatzt in
eyn glaz und das also uffinbar und sich tigl ich uf allin hochin festin,
aplaszin und kirraesszin umbe trugen in den proceszien, und noch der
processien so lies man die monstrancien vil endin uf den eltirn stehin
einen gantzen tag ujid ettlichen enden ane lichte dovor zu bornen ge-
suroet wart dovon is dennc den luten als gemeine was wurdden, das is
sulche andacht nicht brochte noch in solchen eren nicht gehaldiu wart,
als wanne is vorborgen und seidin •" ansichtig wurdde gehaldin, sundim
alleine in den heiligen messzen, do is tegelicb uf den eitern in der
prister henden gehandilt wirt, gnug were. Dis nam der heilige vater
» /: in M. B, D. »> B „ Friburg/» '■ D. „bereit." ^ D. „darnach."
e M. „suldin.*-
^ Gi*demfs, Histor. ErfiM'd., Duderstadii 1675, p. 138, der allein den Emstwrz
des Gewölbes im Jahre 1452 bezeugt, setzt den NevJbau in das Jahr 1456; (Jammer-
meisters Angabe mrd aber durch die Inschrift: „Anno Domini MCCCCLV in die
Pantaleonds (28. Juli) incepta est hec structura** bestätigt. Auch das Datum,
welches Gudenus für den Einsturz angießt, erscheint mir unrichtig; detxn es ist
kaum glaublich y dass der Neubau so hinge hinausgesclwiten sei. Intcie/em (Jam.'s
Xachricht geeignet ist, übe)' die Einrichtung des alten romanischen Baues Auf-
klärung zu gebebt, siehe Beyer, Kurzgefasste Gesch. der Stiftskirche Beatae Mariae
virginis zu Erfurt, Erfurt 1673, p, 199.
154 llai*tuug CuiiimermeJHtcrs Qbrouik.
babist Calixtus* quintus zu synne iiiul liez ein gebott^ uszgebiii in alle
lande ^ der heiligen Cristenheit, das man da« heilige sacrament, den
waren licham Jhesu Cristi, unsirs liebin herrin, so ufilnbar in den
luonBtrancien vorder nicht tragen eulde, sundirn in buchszen ader in
monstrajicien, dorinne er vordagt addir vorworcht were, und nicht andir»,
Bundirn alleine in die corporis Cristi und die acht tage alumbe.
81. Wie Hunyadi den (irafeu von Cilly ermordete. (B. D.)
In dem seibin jarc(1455) geschach eine geschieht, daz der Huuiiens,^^
der ein gubernator was konig Laszlan, des koniges zw Ungern, deu
graven von Zcyl ufT dem slosze Krigischin Wisziuburg ermortte.
88. Von einem Erdbeben in dem Königreich Neapel. (B, D,)
In dem seibin jare (1455) an Sancti Niclaus tage (G.Dezember)
geschach grosz Jammer von einer ertbebunge** in dem konigreiche Neapolis,
also das vil slosze, stete und castelle undir gingen unde ettliche fursten,
graven unde mannig tuszent mensche vortorben. is woren ouch in ett-
lichin stetin gefangen gewest, die in stogkin saszin, die dutzumol un-
vortorbin blebin und ledig wurdden.
8B. Praeco indulgentiarum non sunae menti.s captivus. (M. B. D, Tj
In dem seibin jare*' (1455) quam abir ein legale^ von Rome gein
Erfturtte und wiszete grosze bollen von unsirme heiligen vater, dem
I>. „Honifacius"; es muss heitwen: ,. Calixtus tertius" (1455 — 1458).
b /: in B. M. V, <^ T. „1458."
^ Nach den Statuta aynodalia d<;s hWzsiittes Muifdel/artj (Albrechts IV. 14S9)
(Detitsclies JReichsarchir, Cont. IV, Specil. Eccl., p. 200) hat schon ürban VI. (1378 bis
1389) eine ähnliche Vei'M'dnunff gegeben.
'^ Dei' berühmte Hnnyadi, wtkhei' am l.Aiig.l455 mit dem Grafen von Cilly
einen Freundschaftsvertrag geschlossen und seinen Sohn Ladislaw mit der Tochter
desselben verlobt hatte, starb am 11, Atig, 1456 in Belgrad an der Best. Am 9. Nor.
desselben Jahres ward CHüy in der Bwrg der Stadt Belgrad von Ladislaw, Humfodis
Sohn, der sich in seinem Gemache mit ihm unterredete, ermordet. Vergl, lUlacJcy,
Gesch. r. Böhmen, IV. 1., p. 384 u, 401 ff.
3 Nadi dem Bericht des Erzbischofs Antoninus von Iloretus, welcher 1459 starb,
(Atisgabe Nürnberg 1484, tom. III, tit. XXII. c. XIIII, fd. CLXXXIIII) fand das
Erdbeheti 1456 statt, t^ergl. die Compilatio Chronologica in Pistorii rerum Germanicarum
scriptores, Strurio ct4^ante editio tertia, Batisbonae 1726, p. 1111,
* Vergl. Theodor Engelhusen, Mencken, III.,p.21.
Hartuug Caminenneisters Chronik. 155
bobiste Nicoiao dem funfflen, inhaldene grosze gnade, der selbe legate
gab brive von sieb den jhenen, die des aplas gebrucbten, und er sam-
mete groz gelt in der stad und uf dem lande in Doringen, Miesszen
und ym Osterlande und treib das redeliehin an eine zceit alumbe. am
letzstin quam er widder umbe gein Erffurte und liez etliche torliche
Worte von sich fare und begunste sin gar wunderlich seltzam, als lange
das» die executores des bischoves von Mentze mit andren doctoribus zu
Erffortte mit ym bcgunsten tractate zu haldin und muchten an ym
nicht anders vormergkin, wann das er fantansirte, unde er wulde sich
davone nicht lasze wieszin. also hielt sich der provisor zu ym und lies
yn erstmols geh in in die cappellen in des bische ves hove von Mentze
und dorynne beslieszin und etliche lange wiele an einer feszirn gehin,
unde er bleib stetis in syme ei*stin synne. zculetzst lies der provisor yn
in das hundhus setze, dorynne er abir gar lange sasz und hatte stetlichen
vil rede und torliches gesangis glich eyme ujisynnigen menschen bis uff den
fritag noch osteni anno LVIII (7. April), du liesz er yn an den Ryn füren,
und der bischoff liez in widdir in gefengnis setze. Wie nu sin gefengnis
ende nam, das konde maji nu czu mole Jiicht geschribe, und wo das
gelt, das er gesammet hatte, hene qweme, da schribin die lerere nicht von.
84. Wie die Behmen das sloz Isenberg und die stad Brox nomen. (B.M.JÜ.)
In deme seibin jare (1455) zcouch der Gersig, konig Laszlan guber-
nator, mit andirn Behmen vor daz sloz Isenberg,! das Cuntzen von
Kouffungen waz, und das hatten die seibin Cuntzen kindere noch
ynne, und sie gewunnen das slos vil lichte, den kindern zu gute, als
die gemeine rede ging. Und als sie nu von dem slosze wider heym
zcogen vor der stad Brux ubir, do ging dy stad von eygejiem füre uf
und braute usz, das das dritte theil kume bestunt, und als dis also zcu
ging, do hielden die Behmen noch in dem felde uud sohen den schaden
ergehin und gedachten^ uf daz mol der stad nichtes zu thune, wie die
* f, in M. ^ M. „und ehr gedachte/*
• Vergl, Palacky, Gesch. r. Böhmen, IV, 1.. p. 393 ff. Der Waftenstühtafui
zwisd^en Km'sacJ^en und Böhmen ginfj am 24. Aug. 1455 zu Ende. Am 6. Sept.
nahm Podiebrad die Stadt Brüx ein, doch blieb das Brüxer Scfdoss La^tdeswart in
deth Händen der Sachsen. Danach to\t/rde Eisenberg (am Sü'Iabhang des Erz-
getnrgeSf 1^,^M. WSW von Brüx) Anfang Sept. erobert.
156 Härtung CHnimermeiHters Chrouik.
selbe Htad und ouch das sIoö hertzoge Frederieh von Sachszen noch
zustunden und einander fyent woren. Nu hernoch über etliche tage, als
die hantwergkis lute und audir burger vaste hirusz gezcogen woren , sich
andirswo zu behelffin, davonne danne die stad unbestalt stund unde
nicht vil lute noch gezcugis dorinne was, also quomen die Behmen
Widder umbe und nonien dy stad Brux yn unde bestaltin die. Nu
kurzlich hernoch^ wart das slos Brux eni Hasen,* dem Bemischin herrin,
in cyne vorteidinge*^ von hertzogen Frideriche yn geantwurt, das ynne
zu habin von der Behmen wegin bis zu eyme ueztrage yrer beidir
gcbrechin.
85« Von einem bü.sen Ereignis in Erfurt (a. 1455). (B. JJ.)
In dem seibin jare (1455)<^ geschach eine böse geschieht in der stad
Erffurtte an Sante Barbarum abint (3. Decemb.), das zcwene jungen
gesellin von dem gesiechte der gefruntten, bie namen Baltisar von der
Sachsze unde Curt Brun, die denne rechte geschwisterde kint woren, die
mit andir geselschafft den tag vaste bey einander woren gewest unde des
welsch in wyns zu vele gebrucht, wie sichs fant, das die gnanten zcwene
uf die seibin nacht spaciren gingen in der stad uff den gasszin und
ouch** ettliche ander borgers kindere mit yn in gutter geselschafft, und
wie nu der bosze geist hatte zu gestört, so das yr knechte einer einen
errethumb erhub von lichter sache, da sich die egenanten zcwene frunde
mete inmengeten und quomen zu wortten und dornoch zu messzern und
begunsten sich vaste erglich zu meynen und bedachten das nicht, das
sie nahe frunde mit einander woren, und is ergap sich leider, als sie
von den grosszin messzern quomen, die yn entphallen woren, das Curd
Brun ein brotmeszir uszrugkte unde lieff uff Baltisarn gechlich<^ unde
erstach ym, das er zeu haut nedder vil unde starp so balde.
» M. „Hansen." ^ M. „ vortheidigung/* «^ D. „1458." ^ /*. in I),
"" D, „gehehch."
^ Am 19. Sept 1455 kam es zu einem Muffenstillstandf der am HG. Fd/r. 1456
bis zum 23. April 1457 veiiätufert tvurde, unter dei' Bedingung, dass am 29. Sept.
in Wien getagt werde. Doch schon am 11. März 1456 kündigte der Gubei'nator den
Waffenstillstand y weil der Kurfürst deti Handel widei' Gel/ühr belästigt Juthe, er-
negierte ihn aber am 7. April 1456, nacMem er das Brüxer Schloss erobert hatte. Wie
der Kurfürst diese Vorgänge beurteilte j geht aus seinen Briefen u^ful Instructionen
hervor, vergl. Fontes rerum Austr., B. XLII, N. ISO. 131. 141.
Härtung Cammeniielsters Clironik. 157
86, Von dem Abläse des Papstes Calixtus (a. 1455). (B.)
In dem seibin jare (1455), als denne der grosze Torcke die heiligin
cristenheit von ('Onstantinopil sere hatte genotiget und aldo grosszin
wul hatte begangen und sie hernoch stetlichin betrubeten, als das hievor
berurt ist wurdden, als bewug das unsir heiligister vater, bobist Calixtus,^
und is ging ym so sere zu hertzen, so vil, das er usz sante sine am-
baszatores in alle lande der heiligen cristenheit und liesz usz kundigen
groz ablas allen gloubigen cristen menschen, das die mit andacht, ruwe
und leide umbe yre sunde ein gantz jar alumbe in iglichen monden an
dem ersten suntage mit der processzien von einer kirchen zu der andirn
gehin sulden, messze unde prediate bore und god inniglichen betin, das
er der cristenheit wulde zu hulffe kpme widder die ungloubigen Tartaren
unde die beiden, er gebot ouch, das man in allin pharren und klostern
eine glockin sulde lutea alle tage, ehir das man vesper lutte, und das
denne eyn iglich cristen mensche sulde anruffe god den almechtigen und
Mariam, sine liebe muttter, das sie Jhesum Cristum, ir liebis kint, wulle
bete vor dy heiligen cristenheyt, das sine gnade der wulle hulffe er-
schynen widdir die ungloubigen beiden, und gap dorzcu ouch sunderlich
applas. er gebot ouch, das ein iglich prist(T in siner messze, die er
sunge addir lesze, ein gantz jar alumbe und vordir in sinen bischthummen
zcwu eollectin, als dy hie geinwertiglichin beschriben stehin und also lut^in:
Omnipotens, sempiterne deus, in cuius manu sint omnis potestas et
omnia iura regnorum, respice propicius ad auxilium (Vistianorum, ut
gentes paganorun, que de sua virtute confidunt, dextera tue potencie
conterantur! per eundem ect. disze eollectin sal man lesze vor der
episteln. die andirn eollectin sal man lese noch der communien, doch
unvorhindert andere eollectin de festis vel de tempore, und lutet alszo:
Protector noster, aspice, deus, et per propugnatores nostros a paganorum
defende periculis, ut ab omnibus tribulacionibus semoti liberis tibi
mentibus deserviamus. per eundem ect.
' Trotz seiner 77 Jahre begeisterte sich Calixtus 111.(8. April 1455 — S. Aug. 1458)
meJtr als seine Vorgänger für den Kampf gegen die Türken ( Voigt , Enea Silvio
de IHcol., Berlin 1862, 11., p. 159). Die Gnaden - und Indulgenzetibulle für die
Teilnehmer am Türkenkriege vom 15. Mai 1455 ist gedruckt in Beynaldti,% 1455 Nr. 19.
In betreff der Verordmmgen rergl. Sanudo ap. Muratori Scriptores, XXll, p. I16:i,
u. Antoninus, Chron., II L, t. XXIlc.l4.y ferner Chron. Slesvicense , Mencken, 111. p.
522, u. Trithemitis, Chron. Hirsaug., p. 428.
168 tiartuug Cainincrmeisters Chronik.
Slf* Von einem Kometen und einer Missernte in Franken etc. (M.B,D.)
In dem seibin jare (1455) erschein ein cometa* in dem lande zu
Doringen und in andirn landen, dornoch begunste das körn uf zu stigen ;
wie well das selbe jar dy fruchte in dem lande zu Doringen von gotes
gnadin uff dem felde schone ersehenen worin, y doch szo hattin die
umbe leginden ettliche zceyte an körne groszin gebrechin,* so das dy lute
usz Francken, Hesszin, Westvalen und derVoiteland gar vil brotes und
kornes usz der Stadt Erffurthe und usz yren gerichten weg fürten, y doch
so fugete is god der alraechtige gar snelle, das das körn vor dem nuwen
Widder umbe glich» kouffs ward, als is vorgewest was, und in dem zu
kunfftigen jare noch bas feyle wart, so das man schone körn eyn maldir
koufft umme Uli* schogk gr.
88. Neu geleit von hertzog Wilhelm aufgesatzt (a. 1455), (M. B, D, T.)
In dem seibin jare (1455)'» hatte hertzoge Wilhelm von Sachszin bie
keiser Frederiche erworben, das ym ein iglich wayn mit bereitten weite,
der usz dem lande zu Doringen in andere lande faren wolde zu martte,
er were von Erffurtte, Molhuseu, North usen addir der graven, manne
addir stete, einen Rinischen gülden zu geleitte geben sulden, und be-
stalte das in allin sinen pÜegin zcu vordem, als sie uszfuren, und
meynte das alszo allewege lazen nemen, wiewol vor aldir^ bis doher
gleitte uf die wayne mit weytegesatzt was, so das man von eynem wayne
in rechte^ gtvpX groschin. das selbe aide gleite man y« glichewol ouch
muste gebin. sulche nuwe uffsatz was den luten sere swer.
Also fugetin sich die von Erffurte bey dem fursten unde vortrugen
^ D. „3\, schogk." '' T. „1458." ^ M. „altirs." '^ M, „imrechte."
« f. in M. u, D.
' Vergl. EngdhfAsen, Mencken , HJ., p. 22, der ihn 1456 erscheinen lässt (ultra
mensetn duravit). Böhmische Chronisten erwähnen zwei Kometen, einen grösseren
und einen kleineren, die im Nov. 1457 sich am Himmel zeigten utidheidem Könige
Ladislaw trübe Ähnungen liervorriefen.
^ Dass man auch in Thüringen zu klagen hatte, zeigt der Erlass des Herzogs
Wilhelm (Weimar, 6, Oct. 1455): es soUe keine Gerste aus dem Lande geführt werden,
bis alle sich „ein redlich notdorfil gekauft" (v. Ledebur, Allg. Archiv für preuss.
Gesdi., X V. (1834), p. 137 f.)
Härtung Cammcrmeisters Chronik. 159
sich mit yme,* also das er sulche nuwe beswerunge iles gleites geiii yn
uud den yren ewiglich abetat und tad yn und den yren des gnuglichen
vorschribunge , das er adder sine erbin das nuinmerme an zuheischin
ader vordem solde. dorumbe schangte yme der rath zu Erffurthe vier-
hundirt guldin und gobin den schribern funff unde zowenzcig gülden vor
die brive.
89. Von der neuen Kapelle in dem Kreuzgang in Unser T.iehfrauenkirchc
und einem Turme zu Erfurt (a. 1455).
(M. B, DJ In dem seibin jare (1455) wart die nuwe capellen
in dem crutzegange zu Unsir Liebin Frouwen zu Erfford» voUinbracht,
von bestellunge wegin des wirdigen herrin Heinrichs Gerbstetin,^ dereyn
thuraprobist was der seibin kirchen, gebuwet und bestalt, das sechs pristere
tegelichen die zceite von Unsir Lieben Vrouwin und alle tage eyne
messze dorinne singen und halde sullen.
(B. D.J In dem seibin jare wart der torm vor der phorten bie dem
gerynne zu Erffurte angehaben und mit dem steinwergke vollinbrocht.
" „zu Erf." f. in ^f. u, B.
' Nach den Libri dorn, 1448. 55, fd, 430 b, erklä/i't der Bat ron Erfurt am
16. Juni 1455, den Brief Herzog Wilhelms „von des weytkauffes wegen und eyne
copien unsers gnedigsten herren, konig Laszlawes," empfangen zu haben und seitie
Abgesatidteti (fmnde) zu Unterhandlungen schicken zu wollen. Am 20. Juni erhebt
er Klage darüber j dass etliche Wagen mit Waid „von des gülden und des nuwen
weytczolles wegen'* in Eckartsberga angehalten seien, und bittet, dieselben frei zu
(jeben und Ort und Zeit für die Unterhandlufigen gmidigst bestimmen zu wollen.
Die Unterliandlungen , an denen sich auch Noi^dJiausen und MühViausen beteiligten,
fanden in Weimar statt. Am ll.Sept 1455 verzichtete der Herzog zu Gunsten
Erfurts, Mühlhausens und NordJtausens auf den }teuen Waidzoll (Ürk. im Magd.
St.'Arch., Erf. XXX VI. 7.) Von der Entschüdutungssumme, tcelclie die drei Städte zu
zahlen hatten, spricht die Urkunde nicht. Nach Müllers Annales, p.Sl, hob dei'
Herzog am 25. Jan 1456 (Mittwochs [f^] Conrersionis BoLuli) aus „gewissen erheblichen
UrsacJien*' den neuen Zoll ganz auf. Welche i^umme seine Unterthanen dafür
zahlten , ist unbekannt. Des Herzogs Geldnot war damals sehr gross (vergl. FotUes. rer.
Austr.y B. XLIL, Nr. 134). Die twi Karl Herrman , Bibl. Erfurt., p. 326 Nr. 54,
erwähnte Schrift von Dr. J.R Hoffmatm, ist ohne Wert.
* Dci* Domprobst Heinrich von Gerbstedt ist durch die Stiftung der Juristen-
schvde in Erfurt im Jahre 1448 nocli berühmter geworden. Vergl. v. Tettau, Erfurt
in seiner Gegenwart u.s.w., p. 69, u. GudentiSy Hist. Erf., p. 135.
160 Hartuug Camtnenneisters Chronik.
90, Herr Adolf von Glichen ist gestorben (a. 1455). (M. B. D,)
In dem seibin jare starb grave Adolf von Glichen ,i herre zu Thunna,
und wart begraben in dem lande zu Pruszen.
91« Wie der Rath zu Erfurt die äussersten Mauern bauete (a. 1457).
(B. D. T.)
In dem jare, als man schreib tusent vierhundert und in dem sobin
und funffzcigisten jare, do begunste der rath zu Erffurtte, dy uszirsten
muren mit den tormen vor Baute Moricien tore an den swebogin an zu
heben unde vorder an Sante Johannis tore* zu rugken.
92. New muntze (a. 1457). (M. B, D,)
In dem seibin jare (1457) du wart die ytel nuwe muntze, die vor
driczen jaren erst uszging, als das hievor ist berurt wurden, davon danne
groszir, unvorwintlicher schade uffstund den landen, und nu ytzunt in
dieszem jare wider gantz neddir geslagen wurden, und wart ein andere
muntze in vorwandelunge der erstin von den fursten uszgericht in einer
nuwen forme der stalt, glich vor in Doringen addir in Miesszen nymant
mer gedachte addir gesehen hatte, und is wart alle der fursten undir-
tanen heffliglichen bey den eyden vorstrigket unde geboten zu haldin. is
wurdden ouch sunderliche amptlut« in des fursten stetin usz den rethin
darubir gesatzt, die dy jhenen, die das nicht einbilden, mit einer swerin
penen sulden straffen.
IL Nu derselben nuwen montze schickunge und gestalt was alsust
getan, mit namen die groschen waren cleyne unde geformet als die
^ JJ. „tage."
* Adolf von Gleichen, der Sohn des Grafen Ernst VIII., Herr ron Tanna, hat wohl
schon die Schlacht bei Konitz (18. Sept. 1454) mitgemacht. Im Jahre 1455 nimmt
er nach Heinel , Gesch. des preuss. Stcuites, p. 742, als Söldnerführer in Königsberg
an den Kämpfen gegen die Bürger des Stadtteils Kneiphof teil. Am 25. Nov. 1455
Idde er noch, vergl. das Zeugnis des Hochmeisters, dass er sich ritterlich benommen
(Hellbach, Archiv f. d. Gesch. der Graf seh. Gleichen, 1805, p. 41). Heinel setzt
seinen Tod in das Jahr 1455, Hellbach in das JaJir 1456. Nach einer in Voigt,
Gesch. Preussens, VIII, p. 473, angeführte^i Urkwide hat er Weihnachten 1456 nocfi
gelebt. Seine Soldfordermigen an den deutschen Orden fxw Nativitatis Mariae 1454
(Sept. 8.) bis Sonntag tmch Weihnachten 1456 (26. Dec.) beliefen sich auf 15578
ungarische Gulden.
Härtung Cammermeistcrs Chronik. 161
tornos * am Ryne und 8ulclen XX groschen einen Rinisehen gülden gelde,
und die sulden in sich habe II lot fines silhers. und die phennige und
heller woren auch kleyne und nlecht, als die phennige in dem lande zu
Francken gestalt sien. der j»elbin phenge suhlen III schog einen Rini-
sehen gülden gelde und sulden oueh in sich habe II lot fynes silhers.
III. Sulche benante nuwe montze was wol bestenlich, abir sie hatte
nicht lange were, sundirn sie wart urabe yre gute willen ufgekouift und
in dy montzen widder brocht, davon sie widder under gehen musten.
Dorumbe so gefylen die fursten uff den syn und hüben die nesten gestalte
montze, die vor der seibin nuwen montze ging, in der ersten gestalt und
forme, als vor alle zceit gewest ist, widder an also zu «laen, und also
nu in mancherleie vorwandelunge der montze, szo bleib der Rinische
gulde, das er noch galt ein schog und XXIV gr. der Landiszberger
muntze. und dis was am meisten die sache, das viel vromder muntze
mit Jiamen des bischoves von Mentze, der' zcu* Heiligenstadt liez
muntze der fursten körne glich, — ^ ouch so liez der lantgrave von
Hesszen muntze zu Casla und Smalkaldin, item die hertzogen von
Brunszwig zu dem Grobinhayn, darzcu der von Hennenberg und der von
Manszfeldt ect., die alle mit der fursten von Sachszin muntze glich ge-
raengit gingen, davon die muntzen alle nicht beszer, sundirn y lengir y
ergir wurden und nomen so sere an dem körne abe, das der gulde in
kurtz ufsteig, das er in dem LIX und LX jare der mynner zcal galt
I schog und XXX gr. der Landisberger gr. und eyne marg silbers noch
anczal des geldis galt an muntze des seibin geldis eilfllehalb schog. <^
93« Wie König Ladislaw Hunyadi hinrichten Hess. (B. B.)
In dem seibin jare (1457) lisz konig Laszla, konig zu Behmen und
Ungern, den Humiens, synen gubematorem, der den von Czila* uff der
Rrigischin Wiszinburg ermortte, das houbt abeslaen,^ ouch umbe
etlichir grobir sache willen, die der selbe konig zu ym hatte.
* M, „darczu." ^ zu ergänzen t „mit der fursten von Sachsin muntze
glich gemengit gingen." ^ „der Landisberger — schog" f, in M,
^ D. „Myla."
* Cam, ist hier^ wie 98, II, in dem Irrtum, dass Ladislaw den Sieger von
Belgrad habe hinrichten lassen. Über den Vorgang rergl, Palacky, IV. J, p. 404 ff.
Die Hinrichtung erfolgte am 16. März 14ö>7 in Ofen.
Q«Mhlehtoq. d. Pr. S. ZXXV. B. \
162 Härtung Camniormeistors Chronik.
94. Wie ein pfaff ein weip gewest. (T>, M. B.)
In dem selbiii jare (1457) qwam in das land zu Doringen einer
gesehorn als ein phaffe, der was L jar alt, und qwani erstraols gein
WiHzinsehe und enthielt .sich ahlo eine zoeit und hielt offte messze in
der pharreki rohen, dorumbe so toden yni die Dutzschen herrin und die
bürgere dasell)i8 vil gutes, denne is wart vormeldit , er were ein wip und
nicht ein mann, und er hette bey eyme Dutzschen herrin geslaffen ; der
selbe sulde mit ome zu schicken habe gehat. das selbe* qwam vor die
amptlute in des bischoffes von Mentze hoff, und er wart in den hoff
vor die amptlute bracht, und der Dutzsche herre, der yn sulde beslaffin
habe, midte, unde wart von den amptluten ettlichir mosze besehin, wie
er geschickt were. der Uutzsche herre wart ouch vorhort. der hatte
bekant: er hette bie ym gelegin und mit ym zuschicken gehat, und er
hette ny gemargt, das die sache anders denne mit eyme andirn wibe
erginge, und also wart der selbe pfaffe usz geborgit, uff eynen ter-
minum wider in zukomen , und er bleib uj«ze, und nymant erfuer, wo
er hene quam.
95. Von König Ladislaws Tod. (B.)
In dem seibin jare starp konig Laszla,^ konig zu Bemen ect, als
er Widder umbe gein Präge komen waz, und wart alda begrabin. unde
die gemeyne rede ging also in den landen : die Behmen sulden yme
habe vorgebin. wie is nu dorumbe ergangin ist, dan ist god allirbest
wiszintlich.
96. Ludewig, laudgrafc tzw Hessen, stirbet. (M. B. U.)
In dem jare, als man schreib M('C('(*LyilI jar, starp lantgrave
Lodewjg von Hesszen, der der hertzogen von Sachszin swester hatte, in
dem monde Februarii. ^
* B. „solches."
' Ladislaw war am 29, September 1457 in Pra4j eifigeritten. Am 10. October
Ijrach die böhmische Gesandtschaft aus Piag auf, welche für ihn um die Tochter
Karls VII, von Frankreich werben sollte. Am 30. November erkrankte Ijadislaw
plötzlich an der Beulenpad und sturb am 23.Norembei' kurz i^or Sf/mienuntetgamf
(Palacky, IV. i, p. 414 f.)
^ Als Todestag des Fürsten, der 1450 von Nicolaus V. den Titel „prineeps pacis"
erhalten hatte, wird sonst der 17. Januar angegeben. Nach Aeneas Silviui, De statu
Härtung Cammernieisters Chronik. l6ä
97. VoD drei Sonnen. (B. B,)
In dem selbin jare* (1458) an Unsir Lieben Frouwen tage lichte wie
(2. Februar), als die lute noch mittage von der prediate gingen, do sach
man an dem hymmele eine gestalt, als ap is dry sunnen ^ werin, und
einen halben ryng, geferwit als ein regenboum, und die stunden nicht
leiige, sundirn sie vorgingen kurtzlich widder.
98. Wie die Böhmen und die T'^ngarn sich neue Könige wählten. (B.)
L In dem seibin jare (1458) rügten - die Bemen einen andern konig
uff, mit namen den Gersyg, eynen slechtin herrin, der selbe vor ein
gul)ernator konig Laszian seligen, die wiele er lebete, was. und die
lantschaft in Behmen die hulten ym so balde, sundern dy uszwirdigen
stete, Breszla, Görlitz ect., die doch ouch zw der krön zu Bemen gehören,
dv wulden vme uff die zceit noch nicht hulden, sinte mal er den
unglouben, den die Behmen halden, haut habete und sterckte und ouch
den ketzerischen jdiaffin , den Kogkenszcan , vorteidingete, den unghmben
zu behertin.
II. In dem sei bin jare, als konig Laszla vorgnante vorstorbin waz,
rügten die Ungern ouch einen nuwen konig uff, mit namen der
Humiens,-^ des vater konig Laszla liez das houbt abeslaen, dorumbe
IX „Lichtmes gemeltes jhars."
Europ., p. ?5f venenum inter edendnm sumpsisse creditus est, nach GersUnhei'g, Man.
Hassiaca, II, p.543: „Abir etzliche sprechin, nachdem er plag die Alchemie, so
habe er davonne die vergiffl emphangen.'^
* Vergl. die Compilatio Chrmi^log,, Berum Geiern, Script. (Struvio airunte),
Batisbomie 1736; der Verfasser derselben lügst der Symmetrie wegen in der Nacht
eine ähMcIte Mondei'scheinung eintreten: „similiter in noctu tres lunae apparu-
erunt."
* Die Wahl Podiebrads zum König fand am 2, März in Prag statt, die Krönung
am 7. Mai. Herzog Wilhelm van Sachsen, der des Erbes seiner Gemahlin Anna
beratUtt war, protestierte gegen die Wahl am 11. März und sandte, wie sein Bruder,
Klageschriften an den Papst, den Kaiser und die Fürsten (Palacky, IV. 2, c. 1).
^ Matthias, dei' Bruder des hingerichteten Ladislaw, war am Todestage des
Königs luodislaw auf Befehl desselben als Gefangener fiach Prag gdtracht toorden.
Podiebrad nahm ithn bei so verändeiten Umständen nicht als Gefangenen, sondern
als Gast in sein Haus und verlobte ihn im Anfang December mit seiner Tochter
Katharina Kunigund/t. Als er am 24, Januar 1458 zum König von Ungarn gewählt
toar, liess er ihn voti seinem Sohne Victorin mit stattlichem Gefolge nach Ungarn
geleiten.
1G4 Härtung Cammermeistors Chronik.
(las er yn wulde vorgeben habe, als die gemeyne rede in den landen
ging, were is nicht gemelt wurdden.
III. Nu der selbe nuwe uf gerucke konig zu Ungern und der nuwe
ufl' gerucke konig zu Beinen gefrunten sich zusammene als balde, so
das der gnante konig zw Ungern gap sine tochter des nuwen koniges
ßoji zcu Bemen.
99. Wie Graf Ernst von Gleichen starb. (M. B. D.)
In dem seibin jare (1458) starp grave Ernst von Gliechin, graven
Lodewiges bruder, herrin zu Blangkinhayn , und starp zu Noremberg
unde wart alda begrabin.
100, Herczog Wilhelm zeucht vor das schloss June und vor die Bram-
burg, * (M, B, D.)
I. In dem seibin jare (1458) am montag noch visitationis Marie (3. Juli)
zcoch hertzoge Wilhelm von Bachszin und mit yrae grave Heinrich von
Swartzburg, grave Heinrich von Stalberg und andere sine graven, manne
und stete ect, dorzcu der edele grave Adolf!* von Nasszaw, dutzumol
des bischoves von Mentze provisor zw Erffurte, mit dem Eyszfelde und ouch
dy drie stete Erffurte, Molhusen unde North usen mit groszer macht -
und mit vil geczugis erstraols vor das slos June,* das er Johann von
Jhune* ynne hatte, und nomen •* das vn an alle nod und lieszin is szo
balde ein teil brechin. *'
II. Dornoch zcogen sie vor die Bramborg * und bestalleten das. da.«?
selbe sloz was wol bemannet und gespiszet und mit buchszen und
* /*. in M. ^ M. „einbrechen." D. „zu brechen."
* Jühnde 1 ^/^ M. SW ton Götiingen, 1 Y^ M. W von Stockhansen. Branibwrg
auf einer dei' höcihsten Höhen des Bramwaldes, 3^ M. WSW von Göttingen.
Vergl. Schmidt, Der Zt^g des Landgrafen Wüheltn wn Thüringen gegen Jühnde
1*. s. IV. a. 1458, Göttingen 1864 ( Gymnasial -Frofframm).
■ Das Heer war gegen liHMX) Mann stark.
^ Nachdem die braunschweigitfch-göttingiscJien Fürsten und die Stadt Götthtgen
am 5. Juli zu IJeiiigenstadt erfolglos mif Herzog Wilhelm unterhandelt, tcird die
Burg Jühtide am 6. Juli genommen und am 7. u. 8. Juli gebroclien.
* Am 9., resp. 10. Juli,
Härtung Cammermeisters Chronik. 165
andirme • gezcuge wol besorgit. die selbigen uf dem gnanten elossze
battin sich unimegraben und vortaurist,'' das sie vor hertzoge Wilhelm
das sloz wol meynten zu behalden. Es fand sich, das hertzoge Wilhelm
mit etlichen sinen graven und mannen, dorzcu der gnante provisor und
etliche usz den dren steten Erffurt, Molhusen unde Northusen mit einer
zcal' usz dem here sich dem slosze nehetin und buchszen und korbe bie
hrochten uff einen berg, do bey gelegin, so nahe, das die jhenen hirusze
der jhenen, die uff dem slosze an der were stunden, eigintlichen sohen
alle yr begyn , und der buchsin meister einer der, die hieusze woren,
schoz - zcu dem slosze in die were mit einer steinbuchszen und dem vor-
nemsten eyme undir yn dy beyne abe, das er zcu hant starp, und so
balde wart ouch noch einer tod geschosszin. dovon so wurden die usz
der were fluchtig und lieffin in dy borg, und ettliche qwomen ufl^ den
torm und bestalten sich zu der were. Also volgete hertzoge Wilhelme
und die andirn, die mit yme hieusze login, eines louftes noch zw
dem slosze und schosszin so sere zu den uÖ* dem torme und die jhenen
Widder herabe und hatten also harttes thuns drie addir vier stunde
Widder ein ander, bis das dissze hieusze das tor an dem slosze ufge-
schoszen und lieffin mit gewalt henyn. Also toden sich die uf dem
slossze von allir were und gobin • sich hertzogen Wilhelme an gnade,
unde sie fungen darinne '^ LIII*' werhafftigc manne, der vaste erbar
woren, den er ein theil so balde tag gab uff ein insteilen unde liesz
ettliche - so balde hengen.
III. Der herre und hcmptmann des slosszis was gnant Lamprecht
von Btogkuszen, und etliche sine bruder woren mit yme unde ouch
ettliche sine vettirn. die seibin roubetin und beschedigetin das laut zw
Doringen und das Eyszfelt und nomeu is, wo sie is betraten, und vor-
terbetin unde*' crworgetin manchin man widder got, ere und recht, die
muchte der furste nicht lengir gedulden, sundern er machte eine eynunge •
* M. „andirer" ^ Z).^,vort<>iTast." *^ I>. „darauf," B, „darumbe."
•* M „LIV" •• „vorterbetin unde" f. in I).
' Am IL Juli wurde die Burg genommen, ausgeplündert und angezündet.
■ Der Göttinger Bericht (Schmidt^ P-l^) ^dssi mir einen Mann gehängt ireidm.
Das Bündnis war sclion am 27. l)€ceinl>er 1457 geschlossen ivai'den, die
nähmen Verabredungen wurden spätei' m Langensalza getroffen.
.1
166 Härtung Cainraermeisters Chronik.
mit den vorberurteji. die vorgnanten von Stogkuseii hatten drie menner
uf der borg Bramburg in den stogken «itzen, der was einer hertzogen
Wilhelms man, der ander der von Erfurtte man, der dritte was fremde,
die selbin gefangen wurden mit der borg gewunnen, geledigit und
frolich raete heymbrocht.
IV. In dem seibin jare'* am dinstage Donatio wart uf eyme tage
zcu Gotha eyne ewige richtunge zwinchon dem bisehove von Mentze,
hertzogen Wilhelm von Sachszin, graven Heinriche von Swartzburg,
graven Heinriche von Stalberg, graven Ernsten von Honsteyn unde den
dren stetin Erflurte, Molhuszen und Northuszen uf eyne siet und allin
von Htogkusen, also das Lamprecht von Stogkuszen, darzcu alle sine
brudere und vettirn semptlich dy vorgnanten fursten, graven und stete
und yre helffer musten vor orfede vorlobe und vorswerin zcu ewigen
gezcieteu, nummerme widder sie zu thune, und das wart mit vil vordirn
artikeln wol besorgit und vorbrivet. und daruff so wart Lampprecht
von Stogkusen sius gefengnis und alle dy andirn gefangen ledig und
los gegebin.
101. Juden werden von Erffurt vortrieben n. (M, B. 1). T.) •
In dem jare, als man schreib MCCCC und LVHI, du ubir qwam
der rath zw ErfFurtte mit yrem herrin, deme bisehove von Mentze,
genant Ditterich, einer von Ertbach, als umbe dy yodescheit, wonende
in der stad EHfurtte, die ym den zw stunden und yme und eyme igli-
chin syme vorfarin iglichiB jares hundert marg silbers gobin, die ym
der rath phlag in zusammen von den yoden und vordir zu reichen, er
hatte ouch mer in der stad in zcunemen an ettlichen stuckin by den
yoden ect. Nu das die seibin yoden der stad burger, rieh und arm, mit
yrem wucher so sere vorterbeten, so greif sieh der rad an trefflichen
' es mtiss heissen: „Im jare 1459."
' Der ^Streit wurde am 7. Aiigust 1459 beigelegt; die Bedifigut^en, welche den
Herren ron Stockhansen gestellt wurden^ giebt Schmidt an.
- Vergl Jaraczewski, Die Geschichte der Judtn in Erfurt ^ Ei' f. 1868, Kirch-
/toff, Weisthümer dei' Stadt Erfurt, p. 303 ff. f,Die Juden,** und die Libri dominorum
1448 — 1456 (Magd. Archiv), in denen sidi eine Beihe vofi Briefen, die Juden
Erfurts betreffend, befinden.
Härtung Cammermeisters Chronik. 167
uiube eincB gemeines nutzes willen und gap dem bischove eine mergliehe
summe geldis, das da lief!' na uf VII tusent gülden,* und uff die zceit
gald der gulde in dem lande zu Doringen ein phunt der lant were,
dutzu mole genge , das den uf die zceit machte an gr. VIII tusent schog
LXV^ schog XX gr., dorurabe das er der yoden icheine •* mer in der
stad Erffurt habin sulde noch vorderlich zu ewigen gezcietin doriniie
nicht mer wonen noch weszen haben sulden in ichine wh.^ er sulde
ouch der C margke silbers und allir andir phlichte von der yodeschit^
die sine vorfarin und er bisher an yn gehadt hattin, uude vordir alle
sine nochkomelinge nummerme zw heischen noch zw vordem haben noch
nymant von yrentwegin an zulangen. Und er und das cappitel czu
Mentze toden dem rate das also zcu haldin gnugliche vorschribunge.
10!2« Von dem Tode des Papstes Calixtus. (B.)
In dem seibin jare (1458) sturp der babist Calixtus ^ quintus, und
is wart so balde ein andir bobist gekorn, genant Pyus.
lOB. Gratl' Günther von Sohwartzburg und Graft' Volrad von Mansfeld
liegen bey. (M. B. D.) •
In dem seibin jai*e (1458) hattin wirtschatft grave Günther von
8chwartzburg mit graven Wilhelms tochtir von Hennenberg und grave
Volrat von Manszfelt mit graven Günthers von Swartzburg swestir, und
die beide graven logen bie uff den suntag zcu abint vor Martini (5. Xov.)
uf der borg zu Arn stete.
* D. „6500 tt." ^ M. ,,uehmer mehr." '^ D. „noch wesentlichen
solten sein."
' Calixtus II I. starb um 8. August 1458; Tius IL ward am 19* August gewählt
und am 3. SeptenU}er geweiht.
■ Diese Doppelhochzeit sollte durcli giossartige Turniac verherrlicht werden;
deshalb bat der Vater, Heinrich von Schwarzburg :u Arnstadt und Sondei'shausen^
am 1. November den Rat von Nordhausen , ihm dos graue Pferd , welcJies er ihm
roi'mids gelicl^enj eventuell nach beigelegtem Masse ein anderes, das zum Sj>eere
gut sei, zu leiheu und durch den Boten zu senden. Vergl. FörstemanUf Kl.
Schriften zur Gesch. der Stadt Nordhauseti, /, p. 119,
168 Härtung Cammermeisters Chronik.
104« Marggr. Albrecht von Brandenburg ehelicht herzog Friederichs vonu
Sachsen tochter (M. B. D.)
In dem seibin jare (1458) lag marcgrave Albrecht von Braudinburg
bie zcu Anspach mit hertzogen Frederichs von Sachszen tochter ^ anti
öuntage noch Martini (12. Nov.).
105« Der ErzbJHchufl' von Mencz starb. 1459. (M, B.)
In dem jare, als man schreib thusend vir hundirt nun und funffzcig
jar, do ßtarp der ertzbischoff zw» Mentze, Ditterich von Ertbach gnaudt,
und uf den suntag Exaudi (6. Mai) aldo zw Mentze wart begrabin. *
106, Tag zu Egra wegen der Beheniischou belehuuuge. (M. B. D.)
I. In dem »eibin jare (1459) an dem suntage Misericordiae (8. April) do-
mini wart durch marcgraven Albrechten von Brandenburg ein fruntlich
tag vorramet^ und gemach't gein Eger und gehalden geiu dem konige zu
Bemen *^ Gersicke, den man in Dutzschen zungen nennet Jorge, uf ein
theil ujid hertzogc Frederich und hertzoge Wilhelm, gebrudern von
Sachssen, am andern theile der vorderunge halben etlicher slos und
stete, die da beide bnider von Sachszen inne haben sulden, die krönen
zu Behmen angehörende, als das hievor berurt ist wurden, darum be
etliche tage zu Präge und anders wo gehaldin sindt wurden und unvor-
fenglich alles an enden woren geschieden.
* M, „von.** ^' hia' schliesst B,; vmi jetzt ab D. die wichtigste Haftdschrift,
* Anna ron Sucltsen, geb. 7. März 1436, gest. 31. Ociober 1512. Der Heirats-
vertrag wurde am 8. Februar 1458 abgeschlossen ^ die Heirat erfolgte am 12. November
in Ansbach. Die Urkunden bei Riedel, Cod. Diplom. Br.y 2. Hauptt., B, V.
^ Es miisste heissen : „starp . . . uf den suntag Exaudi (6. Mai) und wart aldo
zw Mentze begrabin." Der 6. Mai 1459 ist d^ Todestag des ErzbiscJtofes.
^ Auf dem Tage zu Bamberg um Neujahr 1459 erschien auch Herzog Wiüidm
ron Sachsen, um vom Reich Hufe gegen Böhmen zu erbitten. Die Uneinigkeit der
Fürsten, vor allem der drohende Krieg mit Ludwig txm Baiem und dem Pfalz-
grafen, beimf AUnecht von Brandenburg, dem Herzog Wilhelm offen zu erklären,
dass „seine Ansprüche auf die böhmische Krone nun nicht mehr durchzuführen
seien" ; es sei „dagegen sehr envünscht, wenn ei' sich mit dem gewählten Könige
aussöhnen und ihn für sich geunnnen wollte^*; er biete sich als Vermittler an. So
wurden Verhandlungen angeknüpft. Es folgte der Tag zu Wunsiedel vom 3,-13. Fe-
Itruar 1459 und zu Eger ropi 10,~ 25, April, über den Capi. trefflich belichtet.
Hartling Cammermeisters Chronik. 169
II. Nu der eelbe marggrafe Albrecht beerbeitet sich als ein guter
mitteler zwischen dem konige ehe genant und den beiden brudern von
Saehszen uf etliche usrichtunge unde redeliche wege unde erlangte an
ihn eine ewige und grundliche richtunge und einunge,^ gemacht uf
solche nachfolgene form , also das der anspräche der LXIIII schlosze
und ßtedte von dem konige vorgenant genczliche abetretunge und ewige
vorczicht geschach vor sich, alle sine erben und nach kommene konige
czu Behmen, keine anspräche oder forderunge nimmer me zu haben,
uszgenohmen Brux, schlos unde stad, unde darczu Resinburg,'- das schlos,
mit ihrer zugehorunge, ihenseit des woldis gelegen, sussunt alle andere
bIob und ßtedte, die disseyt des woldes in der beider bruder von
Sachsen erblande gelegen, sust wie die an ire eldirn um! vorfaryn
eeligen oder au sie kommen sijid, die hat herczoge Albrecht, ^ herczogen
Friederichg von 8achssen jüngste son, zu lehn von dem obgenanten
konige zu Behemen entphangen als eiji marggraffe zu Meissen. Solchis
allis hat der konig mit den Behmischen herrin vorschrieben, vorsiegelt
unde vorsprochin zu halden, das doch vor bie icheynie konige nie
]uuchte gescheen noch also vorsichert werden.
III. Diessir richtunge zu einer sterke und bestendlicher befestunge
ist gescheen, so das die ehe genanten bruder von vSachssen alle sambt
mit iren kindern sich mit dem viel genanten konige und sinen kindern
haben gefnuit unde die zusamene gelobit, nemlichen und also, das der
konig Zedena,* sine tochter, herczogen Albrecht, herczogeJi Friederichs
jüngsten söhne, und hertzogen Wilhelms jüngste tochter Katherina*' des
' Der Vertrag wurde am 25. April ahtjesMossen. iJie Bedinf/ungcn bei /'t/ /«(/.//,
/ V, 2j p. 91 ff., die Urkunde beiLünig ; vcrgl. Fontes rerum Austr., B. XLIljp. 27 i— 21 U,
und Adolf Bachmann, Böhmen und seine Nebenldndcr unier Georg Vodiebra^i,
Prag 1S78.
^ Riesenhurg oder Osseg \., M. NW von Du^v, uelchea zum Sc/doss Biese nbiirg
(ffhihie, 1 '/, M. fast WSW von TepUtz.
^ Albrecht, der Stifter der Albertinischen Linie, geb. 27. Juli 1443, gest.
12. September 1500. Vergl. JPulacky, IV. 2, p. 116, u. F. A. r. Latigen, Herzog AUnechi
der Beherzte, Leipzig 1838, j).40.
* Zedena odei' Sidonie von Böhmen stirbt 15J0 in Iharandt..
'" Katharina von Sachsen war danuds sechs Jahre, Prinz Heynek, der jüngste
Sohn des Königs, sieben Jahre alt. Ihre VermiUdung wurde 1471 zur Faschings-
zeit in Prag gefeiert, Vergl. Talacky, IV, 2, p. 659,
170 Härtung CamiiK^rmeistcrs Chronik.
ohgeiiaiiteii koiiiges .söhn, Heiricke genau t, vertrubet zu der heiligen
ehe. und der selbe hertzoge Wilhelm hat der genantin siner tochtir zu
metegifft und ehesture gegeben sine gerechtigkeit an dem konigriche zu
Behmen, in der Sleeie und andir zu gehörenden landen, die er von
siner gemahlin wegen von angefeile ihres bruders, konig Laslaen seligen,
darane meinte zu haben.
IV. In dem seibin jare qvam hertzoge Wilhelm mit giner tochter
Katherinen gein Eger uf Sente Mertinstage, die zu entwurten, und ouch
hertzog Albrecht, sines bruders son, der des konigs tochter haben gulde,
so balde mit einandir ingeretin und mit inen der bischof Frederich von
Meideburgk unde marggraf Albrecht von Brandinburgk und mit in
grafin, herrin, rittern unde knechten und ouch mit viel Bchenen frouwen
und jungfroweu unde mit dren tusent })herden in die Stadt Eger
geczogen und mit viel wagen Ho kam der konig (lersig von Behmen
mit siner tochter ouch aldo hene mit viel Behemischen herrin und mit
viel schonen frowen und jungfrowen. die selbe des koniges tochter
ward aldo zu Eger hertzogen Albrechten von Sachssen vorgenant zu
der heiligen* ehe bie geleit, der den noch der hochzeit die seibin sine
brudt so balde mit im heimfurte. und der konig von Behmen fürte
ouch so balde hertzogen Wilhelms tochter, die dan ^ bie sechs jhai-en alt
was, so balde mit ihme gein Behmen heim.
V. Als nun die hochczeit ergangen was und ehir sich lüe fursten
von dem tage schieden, todej» der konig von Behmen und marggraf
Albrecht von Brandinburgk ein anbringen on hertzogen Wilhelme von
Sachssen und woren an im mutene, das er vorsuchunge liede wulde in
der Sache der Vitzthume, die in gutligkeit zu handeln, ob man ichts »^
muchte vorgenehmen mit bieder theile wissen oder ** rechtlichs ustrages
mit volbort überkommen. Als hatte hertzoge Wilhelm vor den konig
getretin unde die vorwirkunge, an inie und den sinen gescheen von den
V^itzthumen, gnuglich vol])rocht und nichtes dohindene gelassin und wie
er,*' wie nu die Vitzthume vor dem konige und viel andern herrin in
irer entwurt gar honlich gestanden hatten, abfal unde unlimpfs* vaste
gewunnen, und hertzog Wilhelm erbot sich das: muchten ihn dic^
^ /: in D. ^ M. „das." <= D. „ihe." ^ M, „der." "" „wie er"
f. in JJ.fin M. „viel" ^ D. „ungeliuipf.s." ^ B. „des"; „ihn des" f. in 31.
Härtung Cammermeisters Chronik. 171
Vitzthume nicht aiie rede gelasse, wen er denne von in gtfunkrt wurde
als ein furste des riches vor den keiner, der t^iii geordeuter ricliter were,
60 wulde er denne alß ein furste des riche« gerecht werde, wie recht ist;
uud wurde is danne not im, ouch recht von in zu habin, das wulde er
von dem konige zu Behmen nehmen, ein sulchis hattin die Vitzthume
vorachtit. Dornoch so * wardt von dem konige an hertzogen Wilhelme
gesunnen, das er die sache mit den Vitzthumen uf in und uf marg-
graffen Albrechten von ßrandinburg wulde stellen iji rechte oder in der
gute oder das ere ihnen * wedergeben, daruf verhiez ^' nun hertzoge
Wilhelm, e'm^ bedocht man, eine antwurt dem konige vor den weinacht
heiligen tagen wider zu schreiben, unde schieden also von dem tage
zu Eger. ^
VI. Als nu hertzoge Wilhelm wider heim quam, hatte er rath und
handel umbe diese sache mit siner landschafft und was begerende an in,
irae dorin beraten zu sin, was ime geburlich dorinne zu thune were.
die seibin rethin ime einen rath, das er selber mete erkante und gut
gedunckte sey, als das noch vorloutfunge der Sachen angesehin, so
muge er ichenes richtere und anders vor willekor und ouch siner ehren
und gewissen halben, denn das er durch rechtlichen ustrag als ein
furste des riches vor dem keiser, sirae geordenten richter, die sache
zurinne lasse, so als er des vor den Vitztumen urbotig** were gewest
und uf diesse zevt* noch sie also, wen er wurde als ein furste des riches
gefordert, wie recht ist, und ihme sulde an dem ende das recht wol
und wehe thu. dis '^ mit mancherlei in furendyn Worten, des hie nicht
noth ist zu schreiben, hat hertzoge Wilhelm dem konige geantwurt.
Actum so post Luciae anno ut supra.
lOy, Krigsemporuug zwischen marggrail* All>rwhteu von Brandenburg
und herezoge Ludewigen von Beyern. (M. D.)
I. In dem jare, als man schreib MC(*CCLX jar, entstandt eine
grosse zwitracht -^ zwischen marggrafe Albrechten von Brandenburg und
* /: in M. ^ f. in M. u. 1). ^ M. ., einen/* d D. ,. uberbotig.*'
' Zii V. V a.VI vcrrfL Fontes verum Auslr.y B. XLIly p. 197 /f., und r. Leilehn-,
AUijem, Arch. für die Gesch. rfe.s preuss. iSlanlrs, Ji.XVy 183 iy Brief 27,
' Vergl Weim, Archiv. Betj. A, fol2a Nr. 7. fol 60.
' Vergl. Droysen, Ge^ch. d. preuss. Politik, II. 2, p. Iö3 ff., Kluckhohn, Lndwifj der
Beiche, Herzog in Bayein (1665), v. HasselMdt- Stockheim, Herzog Albrecht IV ,
172 Härtung Cammermcislers Chronik.
hertzogen Lodewigen von Beiern, den man duUumal naute der riche
hcrtzoge, darumb daniie von den beiden fursten mit beiwesin irer herrin
und fruende vil tage gehalden und geleistet wurden, so viel, das uf das
letzte ein tagk zu Norembergk ward gehalden und eine richtunge alda
ward troffen und vorbriefet.
IL In dem selben jare wurden die beide furzten von Brandinburg
unde von Beiern wyderumbe schelhafft einander, so das hertzoge
Ludewig der richtunge, nehist zu Norembeig gescheen, nicht wulde
halden, und quomen dessen mit ein ander zu grossem, trefflichem kriege,
deji selben krieg hertzoge Ludewig gar bezoite im jhare anhup, als
futters gebruchunge in den leiden noch keinis was, und mit einic
grossen herc sich zu fehle leite und uberzcog ei*stmols den bischoff zu
Eistet, ^ der is den hielt mit marggrafen Albrechten von Brandinburg,
unde logirte sich mit sime here vor die stat Eistet, dorin dan der
bischoff personlich was, mit trefflichen hoveluten. Der selbe marggraffe
Albrecht ein teil lute dem bischoffe zu hulffe hinnein ^ hatte geschickt,
und die viende ^ notigeten die stadt so sere mit stormc , also das ^' der
a M. „heim." ^ „die viende" /. in 31. u. 1>. c /. in M.
cofi Batern u. s. Zeit, (ISO 5). Ludwiif der Reiche vopi Baiei'n, gdt. ^1. Fcbriuir
1417 y regiert über Baiern- Landshut vom 29. Juli 1450 — IS.Junmir 1479. Sein
Verhältnis zu Albrecht von Brandenburrf war bis 1455 ein denkbar (futes. Die
darauf be/ßinnenden Streitiffkeit^n übei' das Nürnberger Landciericht ect. (siehe den
Vertrag von Roth-Nürnberg) wurden zeitweise ohne kriegei'ische Vei'tcicklungen Im-
gelegt. So war um den 25. August 145S ein Tag in Nürnhog. Im Ocktöbei' 145H
nahm Ludwig durch einen Hatidstreich die Reichsstadt Donauwörth. Dann scJiärfle
sich der politische Gegensatz zwischen den Wittelstpochern und den Anhänget^ des
Markffra/en von Brandetiburg und des Erzbischofs von Main: , besondti's auf dem
Tage zu Bamberg (Januar 1459) und auf der Konferenz in Im/oistadt (März 1459).
Der Reich skneg , mit dem die sogenannte kaiserliche Partei Ludmg von Baiern
drohte, wurde im Juli 1459 auf dem Tage zu Nürnberg dadurch lÜMjewandt ^ dass
Ludwig in manchen Dingen nachgab. Näheres Kluckhohn, p. 108 ff. Docli da er
sich getäuscht sah , nahm er seine Zugestündnisse zu Nürnberg am 14. Septemlnn'
zurück und protestierte mit den pfälzischen Gesandten gegen die Übergabe der
„blinden" Sprüche. So erschien der Krieg u)uiusbleiblich, und Jjudtcig von Baiern
icar, nachdem ei' die Irrungen mit Böhmen beigelegt^ nach Albrechts Erklärungen
in Egei' am 10. November 1059 (Kluckhohn, p. 129) und in Mantuu (Janiuir 1460)
dazu gezwungen.
' Ludwig erklärte dem Bischof am 5. April den Krieg.
Haiiung CamiDermeisters Chronik. 173
bischoff, die hofelute und ouch die burger dorinne zwivelten, das sie
die Stadt nicht muchten irhaldin, wen nie von marggrafen Albrechten
oder andirn sinen helffern icheimen * troftt oder rettunge uf die zeit
nicht hettin, und dorumbe so gaben ^ sie die stad in hertzoge Lodewige
von Beiern, und der selbe hertzoge liesz die hovelute, die darinne worin,
ahne not und unvorhindert davone riethe, und der bischoff muste mit
sinen mannen, landen und luten dem hertzoge hulden, geloben'' und
swerin , eich an das hus zu Beyern ^ zu haldin.
III. Indes so hatte marggrafe Albrecht sich ouch beworbin und
machte ein feilt gein hertzogen Ludewiges beer, und ime quam so balde
zu hulffe hertzoge Wilhelm von Sachssen mit sines selbis liebe und mit
ihme sine graven , ritter unde knechte, burger und gebure mit einer
grossen sammenunge - und mit gutem geczuge an buchssen , und er
leite sich mit sime here by marggrafen Albrechte zw fehle und machten
zwi here ^ von guten hoveluten. Und als nu hertzoge Lodewig ^ von
Eistet geczogen was und sich mit sime here nahe by das stetichen
Rothe jenseit der Regenitz hatte gelogert, also fugete^ sich marggraf
Albrecht und hertzog Wilhelm von Sachssen mit iren beeren auf
einen berg hie disseit des selben wassers gein hertzogen Tx>dewig8
beer und vorgruben und vortarrasten sich unmassen sehre und feste
und lagen so nahe gegin eyn ander, dasz sie mit grossen stein-
buchssen und mit bliebuchssen us eime here in das andere schössen und
wieder umbe. «
IV, Ouch so santen in kurtz diese nachbenanten furst^n, mit namen
der bischoff von Meideburgk, hertzoge Frederich von Sachssen und
marggraffe Frederich von Brandinburgk us der Marke, sien bruder.
D. „nicht einigen." ^ M, „gloubin." ^ M. „Behrin." d m, „hem."
* Am 13, April.
* Herzog Wühdm kam Ende April oder Anfang Mai mit ,, einigen tausend
Mann'' (Kluckhohn, p. 144),
' Ludwig war schon Mitte April in markffräfliches Gelnet gednmgen und liatte
die Schlösser Stauf, Sc/nhiberg, Ixindeck und am 1. Mai die Stadt Roth (an der
JiednitZy 1 \'^ M, SSO ron Schioabach) gefiommen.
* Am 5. Mai.
174 Hai-funsr Caniniermeiaters Chronik.
^
und andir furnton und herrin ' viel treffliche hovelute nmrggrafen
Albrechte zu hulfte, und so woren ouch etliche richstete, nahe umbe
ihm gelegen, die ihm sere burgetin* unde ihme in Pin beer us ihren
stedten ^ begnügten '^ zuczufuren. Auch (juomen hertzoge Lodewige so
balde zu hulfie die zwene bischoffe von Bamberg und von Wurczberg,
die iient woren wurden und)e sine willen marggrave Albrechten, rait
einer gro^sin mennige volckis, und darczu quomen ouch viel Behraen
und Switzere und andere, so das hertzoge Ludewig gar ubirswenglich
viel mehr lute 2 hatte wen marggraffe Albrecht, und sie hattin zu^
handt grosse schermussele gein einander, davone und ouch von <len
buchssen schossin an hiten und pherden grosz schade geschach.
V. Also fugete is got, der almechtige, das etliche gute mitteler
<]Uomen,-^ die sich der Sachen underczogen und annahmen und zwischen
<lrn f'nrsten begunsten zu theidingen unde mit allem vlisse sich so sehre
diuuiider beerbeiten , das mit der hulfie des almechtigen gotes sie uf
Sanle Johannis deti Teuffers abindt eine gantze richtunge erlangeten.
VI. Nun wie die richtunge lautet, das stehet zu band hiebev
cygcnt liehen geschrieben. (7^.)
I)is ist die richtunge, die zu Norembergk ' noch dem ausbruche aus-
gesprochen und volczogen ward, als hirnoch geschrieben stehet.
* J). „hrygeten/^ *' 1). „trenkstHin." *^ D. „gimsten". <> 3f, „iine.**
' Jh'e genannten Fürsten haben zwar zum Teil an Liulwig ixm Baiem Absage-
britfe , Hülfstruj)j)en aber nicht rechtzeitig gesandt; ettenso wenig die Beichsatiidie.
Ein Ihines Uülfskm^is tvar ans \Virteml)ei'g gekommen.
' /nh'tzt war Lndirig 30000 Mann st^rk. Der Markgraf liutte nur 10000, resp,
JOOOO Mann, rergl. die Amjatt^n bei r. Ifasselboldt-Siockheim, j>. ÄS.
' Die Vei'handlungenltegannen am 15. Juni (v. Hasselboldt'Stocklieim, jh 100 ß\).
* Nachdem am 24. u. 25, Juni die Uaivptrtrtrlige ausgefertigt waren^ begäbest
«ich die Fürsten auf vierzehn Tage nach Nürnberg, um hier das Friedenswerk zu
rollenden. (Jam. giebt in einem wohl an den Erfurter Bat von Nürnberg gesandten
Auszug die Jlauptjnmkte der Bichtungen Albrechts mit lAidung tw* Baiem, Würz-
barg und Bamberg. $^1—3, ^4 zur Hälfte, j^ 5 stammen aus dem Vertrage mit
Baiern, fj 7 — 14 aus der }Vürzburger und fi 15 — 17 aus der Bambergm' Biehtung. j^G
findet sich in den Urknndefi nicht, rergl, Kluckhohn, p. 149 Anm. Stockheim be-
Imuptet, das der frühere Aufbruch des Markijrafen vertragsmüssig verlangt sei.
Eine derartige Bestimmung ist wohl nur desfudb nicht in die Bichtung aufgenommen,
weil sie am 24. Juni sclion erfüllt war.
Härtung Cammermeistei's Chronik. 175
§1. Zu dem ersten ward ausgesprochen, das niargraff Albreeht
kegen dem haus zu Beyern das landgericht solte abethun und eins
solchen zu ewigen tagen darin nicht gebrauchen noch geuben werde.^
S 2. Iten) das margraff' Albrecht soll wiedergebe alle die briette,
wie sich der bischoft* von Egested einiutiglich mit ihme vorschrieben
hat, und den selben bischoff hinfort bev dem husse zu Beyern blieben
lassen.
§3. Item das margraft* Albrecht herausgeben sohl die richtunge,'-
*lie nechßt zwischen herzog Ludwigen von Beyern und ihme gemacht
und vorschrieben ward, der numer zugebrauchen.
§4. Item das margraft* Albrecht soll bestellen, herauszugeben lüe
blinden Spruche,-' die hievor zu Nonnbergk gegeben wurden zwischen
<lem pfalczgraflen auff* eine und dem bischoff' von Mentz, dem heimzogen
von Feltenitz und dem von Wirtenbergk, einem iglichen als ein beson-
dren partheyen, an ein ander theyle. "Wollen sich aber die selben
solcher spruche wiedeisetzen herauszugeben, das <lan margraffe Albrecht
ir iglichem nicht ferner hulft'e sohl thun, den mit einer anzahl noch
laut der richtunge, damit die lande in ruhe bleiben mögen.
S 5. Item was hertzogk Ludwig schlos und stedte * gewonnen oder
mit der erbholdunge zu seinen banden bracht hat, desgleichen und)
die mishandlunge,'' die ihme margraff Albrecht zu Normbergk auft*
dem radhaus gethan hat, auch der kost halben und scheden, die
hertzog Ludwig der saohen halben habe gelitten: der selben dreyer
stucke soll der konig von Behemen erkentnus thun, wie es damit
gehalten sohl werden, das mag man in jhare und tage enden, und
liertzogk Ludwig soll darauf die selben stedte und guter bis zu austrage
inne behalten.
§ <J. Item so soll der margraft* Albrecht mit allen seinen heifern drey
tage vor hertzogk Ludwige aus dem felde weichen und autt'brechen und
die gefangenen einen umb den andern Ludwig lassen.
* Vergl KluckJwhn, p.59 /f.
7 und i y^^^j Kluckhohn, p.96f[. Die ztceitc IläljXe ron ^4 findet sich in
dem fyAussprtich zicischen Meint:, Veldenntz, Würtemheni und dem pfaJczgi'afen*%
rergl. c. Hasselboldt' Stockheim , Beilagen p. 197.
* Stau ff Schmiberg, Landeck, Roth.
^ Vergl. v. Hasselbolt- Stockheim, p. 92 f. und Beilagen,
17(5 tlartiing Canrniormeistcrs Chronik.
§ 7. Item (las margraff* Albreclit poll hinfodder Jon kaufman allent-
halben durch sein land beleytten, welcher strafisen er begeret, und ihm
dos nieinor gowogorn noch den kauffman nicht auf sondern Strassen
zu<lringen.
Jj 8. Item das margrafl* Albrecht das landgericht nicht ferner üben
sohl dan gen Berger autt* dem Steyg ' kegen dem stiffte zu Wurczburgk,
und das soll woren die weyll der bischotf doselbsten und der margraff'
bev dem leben seind.
§9. Item umb die closter,'-* wiltban und gleytte und ander schme-
lichen Sachen soll man komen zu rechte ufT den bischoff* von Mentz.
s^ 10. Es sohl auch margraff Albrecht alle privilegia und freyheit,
die ihme unsser heyliger vater, der bapst, gegeben hat,** dem bischofte
wiedergeben und abothun; doch die beichtbrieffe mag der margrafl*
behalten, wen er der bedarff zu notturft't. (ITnd das ist so balde
geschehen , und die insiegel seind von sedchen brieffen alle abe ge-
sell neten.)
ij 11. Item so soll der bischoff von Wurczburgk zubrengen vor*
hertzog Ludwigen von Beyern und hertzog Wilhelm von Sachssen, ab
Anspach und ander stuck mer^ von des margrafien eitern vom stiffle zu
lohen empfangen weren worden, und wen das geschehen ist, und wie
den die selben fursten erkennen, das der margraffe die selben stucke zu
lohen empfahen sohl, als soll es domitt gehandeld werden. (Das ist
nun so balde vollenbracht und crkand, das der margraffe die selbe
lohen zwischen hier und S. Michaels tage empfahen soll.)
* D. „von." ^ /. in D.
^ Berget, ein kleiner Heckefi, 3^;^M. NO ivm Iiothenbi*rg. Der Bergzug
zwischen Bothenburg und Bergel führt bei dew ersteren Orte den Namen Hohe
Leite, bei dem letzteren Hohe Steig. Die Aisch fliesst 7? -W. N tw» Bergel in der
Richtung nach NO in die Begnitz,
'^ Es handelt sich um die KUister Münchaurach, D'auenaurach , Sieinadi,
Birkenfeld, Drauenthal, um die Wildbahn bei üffenheim und das Geleit rcn
Kitzingen, Ikelsheim und Gelchsheim.
' In Born und Mantuu hatte Albrecht »idt von Pius IL Privikgia zum Schaden
der Jurisdiction und der Macht des Würzburger Stiftes geben lassen. So t€ar das
Stift in Ansbach dei' bisclußflichen Jurisdictiofi entzogen y und die Propstei und einige
Chorheirenft'ünden icaren marhjräfliche Lehen gexcorden. Die in §10 u}id § 11 ein-
geklammerten Worte hohen erst nach den Verlumdlungen in Nürnberg hinzugefügt
werden können.
HartuBg Camtuemieisters Chronik. 177
§ 12. Item margraflr Albrecht soll die von Kytzingen • der erbhol-
duuge ledig eageii und sie heyssen, dem bischoif von Wurtzburgk ihre
holdunge thun.
§ 13. Item m argraff Albrecht soll sein vorbot abethun des sendis *
halben und den thumherrn zu Wurtzburg geetaten, das sie gesucht
werden, als von alters herkomeo ist.
§ 14. Item den zoll zu Prychssenstad ^ soll margraft* Albrechts
gerechtigkeit verhöret werden; brenget er aber keime kundschafft, so
soll er den selben zohl abethun.
Jii 15. Item margrafi* Albrecht soll kome mit dem bischoffe zu Bobin-
bergk zu rechte seiner forderunge halben, es treffe an wyltban, zohl,
geleit oder andres. [ob| ouch der bisehoff zu Egested will sich der nicht
annehmen, [so sollen die] uff den bischoff von Wurczburgk desgleichen
[gestellet werden].*
§10. Item das landgericht, des soll sich margraff Albrecht zu
ewigen tagen kegen dem stiffte zu Bobinbergk ^* abethun.
^M. So .<oll auch margraff Albrecht sich hirinnen forder des von
Hotijihanen ' ussere und die bey dem stiffte zu Bobinbergk bleiben
lassen.
108. Krieg zwincheu Dietrich von Mainz und Friedrich von der
Pfak. fU)'
I. In diessem jhare (1400) wurden auch bischoff Ditterich zu Mentz
und hertzog Friederich, pfaltzgraffe beim Rein, einander feind; und die
' Das Eingeklammerte ist hinzugefüyt. Der Taragi'aph icillmytn: Wenn
der Bischof ran Eichstädt sich der Sachen nicht annehmen tritt, so
sott der BiscJtof ivfi Würzburif darum (lebeien werden. ** D. „ Würzbiirg."
' Kitzingefi, jetzt bair. Stadt in Unterfranken am Main oberhalb H'ürsln^'ys.
' Über Send' Sendgericht (SynodusJ—, (feist lic/ie Gtrichtsttarkeit, r^rgl, Kirchen-
lediixni von Wetzer und Weitet X, 1853.
' Pridisenstadt , Imr. Hecken in Unter franken, 4 M, O von Würzburg.
* Vergl. Kneschke, Ädelsleccican.
^' Vergl. Mone, QueUensammkmg , IL SpeyeriscJie Chronik, p. 439 /*., Kremer,
Kurfürst Friedrich I, von der Pfalz, Droysen, Gesch, der preuss. Pol., lLl,p.250ff,,
Kluckhohn, Ladung der Beiche, v. Hasselboldt-Stocklteim , Albrecht IV. von Baiem,
bes. die Beilagen, Menzel, Diether von Isenburg^ Er tätigen 1808.
a«wblehtMi. d. Ft. H. XXXV. B. ^
178 Härtung Carnmerineisters Chronik.
fehede hub sich gar zeitlichen * an vor fastnacht (26. Februar) und
werete bis auff Jacobi (26. Juli) und forder. und in der zeyt so that
einer dem andern grossen schaden mit morde und mit brande, und der
pfaltzgraffe gewan dem bischoffe erstmols gar zeitlich ein schlos an,
pjenant Schau wenburgk , '-* und dornach -^ so nam der selbe pfaltzgraffe aber
einen grossen fromen an gefangenen, mit namen einen von Nassaw,
einen von Hennenbergk und andere mehr Rinische herrn, darzu viel
ritter und knechte und auch ein theil burger von Erfford, als er Johan
von Tenstedte und Hans Hotterman, faste andere ihre soldener und
diener. So gewan der bischotf auch etliche gefangen, und es geschähe
mancherley schaden, bis das gott der almechtige es fugete, das die
fehede zu richtunge kam. Und wie die richtunge ^ nun ergangen ist
und von wem die geschehen ist, das stehet hernoch eygentlich
gezeichnet, und in welcher masse die vortheydinget , vorbrieffet und vor-
siegeld ist wurden.
* Der Erzbischof von Mainz, der Graf von Wirtemberg, Ludwig vopt Veldefiz
und Albrecht ron Brandenburg ßuUten sich scJwn im Juni 1459 zum (femeitimvieti
Vorgehn gegen den Pfalzgraf m Friedrich (1448—1476) rerbu^tden Nachdetn es
nicht gelungen war, ihn diplomatisch zu überlisten, sandte ihm Ludwig von Velden:
am 4, F(^)ruar seinen Fehdebrief, am 26. Ulrich von Wirtemberg und Diether von
Mainz am 17. März 1460. Der Friede mit Mainz wurde schon am 18. Juli abge-
schlossen; die Verhandltmgen zwischen Pfalz und Wirtemberg umrden am 25. Juli durdi
Graf Eberhard von Wirtemberg eingeleitet und führten zum Frieden wm 8. August.
* Schauenburg (an der Bergstrasse, ^ M. N von Heidellterg, \^ M. N ron
Dossenheim) wurde vom 16. bis 20. April belagert,
" NacMem Friedrich die Klöster St. Alban , St. Victor^ St. Jacob und neun
Dörfer um Mainz Ende Mai gebrandschatzt hatte, warf er sich Anfang Juli
auf Bockenheim (jetzt Kl. -Bockenheim , rhein.-pfälzischei' Ort an der Grenze von
Hessmh 'Darmstadt , 1,^ !^ M. WSW von Worms). Als Diether ron Maiiu den Chi
entsetzen wollte, kam es zur Schlacht bei Pfeddersheim fRheinhessen, \ M, W mn
Worms), die Cam. nicht eru^ähnt^ obwohl er die Gefcmgenen^ welche dei' Pfalzgraf
macht, angiebt. Über die Gefangenen vergl. Kremer, Beilagen, p. 202, tco die Erfhirter
nicht erwähfU werden.
* Der Friede zwischen Mainz und Pfalz wurde in der Neuen Bütte — jetzt Rhetn-
dürkheimer Fahrt am Rhein, '/g ^' ^ '^^ Worms — abgeschlossen. Cam. teilt
die ürktmde fast wörtlich mit, doch hat «• den Schluss weggelassen, in wdehem
bestimmt wird, dass die Gefangenen, wenn die Briefe über Schauenburg dem Pfalz-
grafen nicht übergeben würden, in Haft bleiben sollten und dass die Gefangenen,
welche der Pfalzgraf im Kampfe gegen Ludwig ron Vddenz und seine Helfer
gemo/cht habe, in die Richtung nicht einbegriffen seien.
Härtung Cammermeisters Chronik. 179
IL Wir Hesse ^ von gott^s gnaden, landgraffe zu Liningen, graffe
zu Tagisbergk, bekennen und thun kund offenbor mit diesseni brieffe: AL«
der hoehwirdig furste in gott vater und herre, herre Dittrich, erweiter
und beetetigter bischof* zu Mentz, und der durchlauchtiger furste ujid
herr, herr Friederich, pfaltzgraff beim Rin, hertzogk in Beyern, des
he vi igen Romischen reichs ertztruchsesse und churfurst, beyde uneser
gnedigen, lieben herrn, zu uffen feheden, kriegen und feindschaül mit
einander komen sein und das bishero auff heute dato diesees brietfee
beharret hoben, das wir dem almechtigen gotte zu lobe, zu frombden**
blut vorgisßen und viel arges, darvon enstehen mochte, und zu fodde-
runge des gemeinen nutzes der lande zwischen den selbigen unssern
g. h. und mit ihr beyder gnaden guten wissen und willen bered und
betheydinget haben, als hemoch folget:
§ 1. In dem ersten so soll aller Unwille und fehede abe sey zwischen
den genanten bischoffen und dem pfaltzgraffen und auch unsers gnedigen
herrn , des bischoffs , marschalg Gotschalck von Buchenaw seligen und
etlichen andern ihren helffern und mit rietern, die in Sonderheit des
pfaltzgraffen feind wahren und bishero gewest, gentzlichen gericht und
geschlicht sein vor sie, ihre lande und leuthe, ihre helffer und helffers
helffer und alle, die damit vordacht oder gewand gewest sein, es sein
fursten, graffen, herrn, rittere und knecht, stedte oder andere, und was
sich zwischen ihnen allen denselben nechst gemelten und den ihren und
allen den, die domit vordacht sein oder gewand gewest sein, in solchen
obgemelten feheden und kriegen gemacht oder begeben hat, das alles
und igliches soll auch gentzlich abe sein, von keinem theil gegen dem
andern geeffert, geendert, gerochen oder gerechtfertiget, sondern gantz
und gar darauff vorziegen sein und werde ohne geferde und arge! ist in
allem und iglichem, so obgeschrieben ist, genzlichen ausgescheyden.
hir auif von den beyden theylen sollen alle gefangen, edlen und
unedlen, ledig und los sein.
§ 2. Item der bischoff von Mentz soll dem pfaltzgraffen ausrichte
und bezahlunge schaffen LEI M Rinische fl an solchen IX Mfl, die die
wirdigen techand und capittel des thumstiffles zu Mentz von des land-
f, in D. ^ Urk, „vormeyden."
* Hesse, ge fürsteter iMfidgra/ twi Ijeiningen und Dagsbiirg, regiert 1444—1467.
m*
180 Härtung Cammenneisfers Chronik.
gerichtfi wegen bey Lorch noch Inhalt der vorschreybung * ihm zu
geben pfliehtig seind, und die übrigen VI M fl mit Rampt den III Mfl
im darnoch in jhares Frist ausgericht und bezalet werde, und ab
seumens darinne geschehe, als den soll und magk der pfaltzgraffe der
gemelten vorschreybung über die selben IX M fl sagende und der
uiiterpfande, darinne bestimmet, halten und nochkommen.
§3. Auch als der pfalzgraffe das schlos Schauwenburgk in den
feheden zu seinen banden hat bracht und die dorffere Hentschenheim -
und Dassenheim und die leuthe darinne auch zu seinen banden
genohmen hat, sollen die selben borgstadel und doHfer mit leuthen,
gutern, wassern, felden, weyden, renten, guldin, aller herlichkeit,
voyteyen und ihrer zugehorung, nichtes ausgenohmen, dem pfaltzgraflen
bein Rein bleiben, die zu nutzen, geniessen und gebrauchen uoch alle
ihrem gefallen, als andere ihre lande und leute, ausgescheyden der
zehende und gefelle des techens und capittels des thumstiflles zu Mentz
zustehende, doch mit solchem unterschiede und gedinge, das der bisohoff
von Mentz und seine nochkommen solch borkstadel und dorfi'er mit
ihrer zugehorung nochmals, welche zeit in fuglich wird, wieder zu ihren
banden bringen und lossen mugen mit XX M fl in einer summe, als die
itzund genge und genehme seind, doruiber auch brieffe mit vorsicherung
des capittels des thumstitttes zu Mentz gevertiget und übergeben sollen
werden.
§4. Der bischoft* von Mentz soll auch dem pfaltzgrafl^en 12,000
Reinische fl, die auch genge und genehme seind, mit bewilliginig des
capittels abgenant noch notturffl vorsichern uff des stifftes zu Mentz
stetin oder schlössen, die ihme gelegen seind, sie zu allen seineu nothen
und gescheft'ten, ohne wieder den stift't zu Mentz und die seineu, unge-
verlichen gebrauchen, von den jherlich lediglich VI C fl goldes jherlicher
gulde heben und geniessen mag, so lange bis ihm oder seinen erben,
pfaltzgraffen bey Reine, solche XII Mfl ausgericht und bezahlet werden,
darüber auch brieffe noch gewonlicher und bequemer forme gemacht und
übergeben werden sollen.
' Vergl. Beilagen hei v. Hassetboldt- Stockheim, p. 101. Den ^^pruch ztdschen
Pfalz und Dietrich I fY>» Maitu luttte der Bischof von Speier gefällt.
* HandschucJisheim an der Bergsti'aase, '/^ M. iV von Heidelberg , ^/g M. N dticon
Dossenheim.
Härtung Cammermeisters Chronik. 181
§ 5. Iteiu der bieclioff von Mentz soll auch dem pfaltzgraffen den
Spruch, 1 von dera ertzherzogen von Osterreich und von dem biechoff von
Egestet in dem nechsten vorgangenen jhar zu Normberg geschehen von
der obgenanten IX M fl wegen, herausgeben und die zu seinen banden
gen Heydelbergk» antwortten. er noch seine uochkomen sollen des-
selben Spruches und der Ursache gegen dem pfaltzgraffen oder seinen
erben, pfaltzgraffen bey Rine, oder jheraand von seinetwegen nicht
gebrauchen und deshalben keinerley anspruche oder forderunge in
keiner weis an sie haben.
§6. Item der bischoff zu Mentz soll auch den pfaltzgraffen wieder
zu dem dritten theil und, wie er das vor dem fehede inne gehat hat,
an den schlossern und der gemeinschaftl mit sampt der zugehorunge zu
Kirchen,^ ßtauff^ und Tannenfels* komen lassen und* den borgfrede
desselben Schlosses und gemeinschafft mit ihme schweren, ihme des
brieffe geben noch notturffl und auch von ihme nehmen.
§7. Item alle, die in ihre leben des krieges halben aufgesaget
haben oder den ir gut oder gulde voi-sperret oder vorboten seind, den
selben der bischoff und der pfaltzgraffe ihre leben, wan sie die** erfor-
dern, wiederlihen, auch ihre guter und gulde zu stund folgen lassen.
§ 8. Item ab auch von einem theil dem andern arme leuthe von-
gedrungen luid zu gelobden und eyden bracht waren anders, dan vor
altherkomende gewonheit ist, diesse arme leuthe sollen allenthalben, in
welches ampt oder gebiet die gesessen sein, wiederkohmen und gehörig
sein an die ende, do sie vor dem fehede hingehöret haben, und des von
idem theil un vorhindert bleiben, und betten sie darwieder eyde oder
gelobde gethan, die sollen sie zustund ledig gesaget werden.
IHe Urkunde fiif/t hinzu: „hie zwuschen und l-nser Lieben Frauentag."
t> Urkumh: „hie zwuschen und Santt Michels tag schierst künftig."
* Den „blinden'' Spruch vom 9.JuUf resp. 11, SepUmber 1459, vergl v. Hasael-
boldt-Stockltcim , BeiUujen, p, 90. Der Mainzer Schuldbrief über 9000 fi „gein
der geschieht, so sich in dera dortf Hentschusshain verlaufTen hat," w//^ nichtig
sein.
- Kvrchheim-Bolanden . liheinpf'at, 5^/, M. WNW von Worms.
"" Stau/) Wteinpfah, 1 =*'^ 3/. SSW von Kirchheim.
* Dünnen felit, Rheinpfalz, 'l^M. SW von Kirchheim.
182 Härtung Cammermeistere Chronik.
§ 9. Item als der genante biechoff und der pfaltzgraffe in irthumb
Bein und gebrechen haben, als von des berckwergs wegen zu Deiuiboch,
sollen die beyde herrn zu rechte konien vor dem wolgebornen graffen
Phillips von Katzenellebogen und vier ihr beyder herrn rethen , der
iglicher zwene darzu geben und vormugen ßoll. und was dieselben rethe
und mehren theil unter ihnen im rechte erkennen noch vorhorunge und
vorbringen beyder theil, darbey soll es bleiben ohne wegerunge und
auszog. '^ und sie sollen darumb kurtze tage bescheyden, die saehe, als
obgemeld ist, rechtlich zuvollenden.
§ 10. Item der bischofif und der pfaltzgrafie sollen sich auch zu
stund einer gelegenen nialstad voreynigen und dohiu zusammen komen
oder ihre treffliche rethe von beyden theilen schicken und sich einer
freundlichen einigung^ vortragen, dieselbe eynigung 20 jhar lang zuweren,
darinne begriffen sein soll, das sie beide in den uechst bestimpten
j hären von in selbst oder jhemand anders wegen zu feheden oder aufT-
ruren nicht komen, sondern einander behülfflich sein und beystand thun,
und mit einer anzahl leuthe und macht wieder die jhenigen, die sie
wieder recht bekriegen wulten, eins gleichen austrages zu rechte der
gebrechen wegen, die*' nochmals in zeyt der eynigung zwischen ihme
und den ihren entstehen mögen, voreynigen mit geburlicher auffneh-
mung ihrem iglichen zu thun gebort, wie den solche eynigung zwischen
fursten, die einander getreulich meinen, ehren, fordern und zu einander
setzen wollen, gewonlich gemacht werde, darüber** auch eynigungsbrieff'e
in gewonlicher forme begrifien und von einem theil dem andern auch
übergeben werden sollen.
§ 11. Item als der stifll zu S.Victor, auswendig Mentz gelegen, von
dem pfaltzgraffen vor XV M fl gebrantschatz wurden ist, die selbe
summa geldes zum halben theil soll auch gefallen und in 14 tagen
bezahlet werden in massen und auff peen.
S 12. Item als der bischoff von Mentz und Horneck von Hornbergk
in besondern feheden kegen einander sein , so soll der bischoff* die
selben fehede vor sich und seine helflTers helflTer und die darmit gewan<l
" Urkuftder „hie zwuscheu und Sant Michelstiig schierst künftig."
^ Vrknnde: »,hie t/.wuscben und Unser Liel)en Frauentag egemelt."
c f, in D. ** 1). „domit."
Härtung Cammermeisters Chronik. 183
sein zu stund abethun. des gleichen der pfaltzgratfe mit Hornecken
scheffen oder doran sein soll, das er desgleichen auch thue. wan solche
fehede abe wird gethan von beyden theylen, so sollen der bischotf und
Hörn eck vor Sant Martinstage nechst kompfflig umb forderung, die ein
theil zu dem andern meind zu haben, einander gerecht werden vor des
bischoifes richter und rethen, der uugeferlich zu den sachen richten soll
in der gemelten zeyt, ausgescheyden , was sich in feheden gemacht und
begeben hat. doch soll der bischoff dem genanten Hornecken gerecht
werde in gemelter massen als von Harthen,i des Schlosses, wegen, es sey
Honiecken inne oder ausser der fehede geantword wurden.
§ 13. Es soll auff Unser Lieben Frauen tag Assumptionis Mariae
(15. August) alle gefangen, es sein graffen, ritter, kuecht und andere
von beyden theylen oder von ihren wegen bishero gefangen oder von
ihrem iglichem oder von ihren wegen vortaget wurden uff eine schlecht
urfede, die sie zuvor schweren sollen, ledig sein und gezolt werden
ohne alle andere schatzunge, und burgeschafft und Sicherung, darvor
geschehen, sollen abe sein und. forder nicht gegeben werden.
§14. Und dis zu wahrem Urkunde haben sie das bekant* und
gelobet bey ihren und trawe an eydes stad zu halten und mit ihren
insiegeln vorsiegeld.
109. Wie der rad zu Erfford die judenschull an sich brochte. (B. T.)
Anno dni 1461 do ward die judenschule zu Erfford gereuhmet, vom
rathe eingenohmen und die grossen fenster abgenohmen und gute
bodeme darein gemacht in der meynunge, das der rath seinen hämisch
und geechutze dorinne wolten behalten.
110. Von dem Langenhaus in Erfurt. (D,)
In dem selben jhare (1461) ward das Lange hauj* ^ kegen deji
Kesselern mit den viel geldheussern gebawet, und eine stras darvor her-
» f. in IJ,
' Übel' die Hartwck reitjl. Stalin, Würt. Geschichte, II J, j». 507, und Klmlihohn,
p. 83. Hm-then entweder' SchJoss Widdern bei Jatistluuisen (der Wald südlich iw*
Widdern heiast heute twch der Hault/uiusa' W(dd) (tder Hardheim im nordöst-
lichen Baden, 4*/. A/. AA'O iw* Widdern, 5'/^ M. NO von Mosbach.
' Es war ein Judenfmm, vergl. Kirchhoff, Weisiümei't p.291.
184 Härtung Cammermeisters Chronik.
gemacht, die vor da nicht wae; den dan alte haue ging heran an das
Wasser, das auff' die seyten niemant gegehen, gereytten oder gewandern
konthe, do man nun einen guten weg gewonnen hat.
111, Von der monze; wie der guldc aber hoher gestiegen (D. M)
In dem selben jare (1461) hatte aber der gulde geategin, das er dir
galt ein schock und LI gr und eine marg silbers XIII schock; als sere
viel die muntz von tage zu tage.
112. Von den Augustinern zu Erfurt. (D.)
In dem selben jare (1461) machten die Augustiner zu Erffbrd das
foriiyr über ihrem kohre und durch die gantze kirchen newe und liesscn
die kirchen so balde überall weysseii. Item so Hessen sie die borkirchen
kegen ihren chor und das gantze unterschied vor dem newe machen, als
man das noch teglich sihet, und ward in dem 63. jhare vollenbracht.
113« Wie hei-tzogk Wylhelm von Sachssen über meer zum lieyligen
grobe zoch. (D. M,)
I. In dem seibin jare (1461) reit hertzoge Wilhelm von Sachssen,
der landesfurste in Duringen, landgrafe und marggrafe zu Mieszen, us
siner stad Wimar, zu wollende über meer gein Jherusalem zu dem hei-
ligen grabe, und mit ime vaste sine grafen und manne und ouch etliche
andere mehr, mit namen graffe Günther von Schwartzburgk , herre zu
Arnßtete und Sundirshusen , graffe Heinrich von Stolbergk, grave
Lodewig von Glichen, grave Hans und grav Ernst von Hoenstein, graffe
Erwin von Glichen, burggrafe Albrecht von Kirchberg, er Heinrich
Russe von Plawe, er Veit* von Schonbergk, er Otto, schencke von
ßydow, er Hans und er Gorge, gebrudere, schencken zu Tuttenberg,
einer*» von Sensseim, er Jorge Vitzthumb zu Apolde, er Rudolff*, mar-
schalck zu Gossirstet, er Apel von Ebeleben, er Hans von Wangen-
heim, er W^erner von Hoenstein, er Thiele von Kesselringerocke, »^ er
Jorge von Sleinitz, er Caspar und er Ditterich von Schonbergk, er
Heinrich von Bunaw zu Drotzigk, er Heinrich von Bunaw zu Scolin, er
* M, „Eyd," auf devi JRande: „alibi vocatur Wittich." '' M. „alibi
dicitur Wolf." «= /: in D.
Hartuug Cammermeisters Chronik. 185
Bastian von Kochberg, er Melchior Vitzthum zu Tanrode, er Heinrich
von Witzleuben zu dem Steine, er Friederich Dune, er Heinrich von
Wolffißdorflf*, er Otto von dem Lichtenstein, er Jorge von Slatheim, er
Johan Knut,* er Christoflei von Rode, er Cunradt von Gemiar, erWolft
Koll , er Bode von Bodenhusen ^ und der doctor Hunold , thumbher zu
Unj»ir Lieben Frawen zw Erflurte. es woren auch mit*^ zwene burger
von Erflurte, mit nomen Hans Hottermann und Rudolf Zigeler. '
n. Der ehe genante furste und sine wallebruder mit im quomcn
über mehir in das heilige land an Sante Vitesabent (14. Juni) und be-
i«uchten aldo alle heilige st^dte, die gott uf erden gerurt hat. und in
der widerfart quomen sie alle von den gnaden gottes in gesunde heim,
doch mit ettelichem grossen ebenture, besundern uf dem raeere. nemlicli
ufl' den dinstag vor* Inventionis Steflani (28. Juli) quomen sie gein
Corflun, das der Venedier ist, und als sie nun fort von Corffun uf dem
mere uf Venedie schifllen, aldo stund in solche* ebinture undir äugen,
so das zwei grosse wetter mit blixen , donner und winde an sie komen
uf den sunn abend die Sti C^riaci (8. August) zu nacht, und das wetter
stund ^ über der galleien 4 gantze stunden unde ohne underlas stetis
gedonnert und geblitzt, und in dem grossen ungewetter, das so über in
stund, bezeigete gott sein wunderwerg und seine barmhertzigkeit, das ein
bornende licht uf den mastbaum quam und darnach von dem mastbaume
uf die poppe und braute, bis solch wetter gnediglich ubergingk.
III. Nu das ander wetter quam uf deji montag i ach Assumptionis
Mariae (17. August) an der mitternacht mit grossem tinsternusse, mit
^tornilichom donner und blixen, das der fursten und alle sine brudere
mit ihm sich ires lebens hatten erwegen, wen das weiter die halbe nacht
* 3/. „Kint," uuf dem liandv : ibiihiH „HansKint.'* ^ M. „Koller bode
von £." <" M. „hin mete/' ^ D. „noch," also 4. Awj. ** M. „sorg-
liche." ^ D. „bestand."
' Vergl. Stolle, Chronik, p.öOu.öJ, der nur die Teibiehmei' immluifl macht;
ürsinm, Mencken, II, j}.1.3:i5; Spanf/enberfß, Ma nsfeldische (hronik {1573), j).390b
n. 391 a, wo eine tvllstätidipe Reisei'oute Ins noch Jei'usalem nnd der Tag der IHick-
kehr mtch Italien (Petri-Paulitag) mul der Ankunß in \Veimar (7. Od.) angegeben
ist; Hellbach, Archiv, II, p. 182; Sagittuiius, (ieschichte der GrafscJiaft Gleichen,
P.34S, Müller, Des Harnes txm S(tchsen Antmles, p.34, und ror allem den Aufsatz
rofi Falcke, Archiv für säclm Gesch., IV. 1866, p. 283 if , dn itvei nngedrnckte
Golhaer Manmcripte bentU::ie.
186 Härtung CanimermeiBters Chronik.
und den tag doruoch bis zu vesperzeit, bis* ßie komen gein Sara, stetiß
werte und die schifflute, die vier und zwanczig jar uf dem merc gefaren
hatten, nie keinem groeeern stormwetters unib die zeit des jhares mehr
gedachten, und gott der herre hatte in aber das licht noch eine geschickt,
von <ler ferligkeit zu behutten und sie auch bey lengerm leben zu be-
halden. und got der herr half!' in allen, sondern ein burger von Nort-
husen bleib allein usze, die andern quonien in gesunde gein Venedie uff
Sante Bartholoineus tagk (24. August), do danne dem fursten von den
Venediorn erlickeit, wol erbieten und grosz geschenek geschach. Also
quonien sie von Venedie wider frelich heim zu lande. Got habe des lob
und ehre nue und immer mere, amen!
114. Wie markgraff Albrecht und der hertzog von Beyern mit einander
wieder feint wurden. (B.)
Anno dni 1461. Die vorgenante beyde fursten von Brandenburg
und von Beyern ^ hielten die richtunge, die nechst zu Normbergk in dem
forder jhare vortheydinget ward, aber nicht, sondern sie hüben ihre
fehede in diessem jhare wieder an und fugeten sich mit zwen grossen
heern kegen einander zu felde, also das margraff Albrecht '-* sich mit
seinem beer lagerte in das stedtichen wieder, das er vor gewonnen hatte;
so lagerte hertzog Ludwig sich mit seinem beer bey und in sein stetichen
Rothe. und die zwey lagen also auff ein meyle wegs nahe einander lange
weyle, thaten unter einander grossen schaden an brande der dortf'er,-* bis
* D. „dan."
* AWrecht von Brandenburtj war nicht mllens, die Hichtung auszu/ührm; in
wie weit es Lxulnng im Februar 1461 auf dem Kwfürstentwj zu Nürnherij rerhifyjte,
gid}t Kluckliohn, p.l75, an.
' Älbrecht führte den Krieg als Keichstuiuptmann , denn der Kaiser luUte am
1,3. Juli 1461 an Ludwig voti Baiern den Krieg erklärt. Der Kampf begann im
AugtMt 1461.
^ Cam fuit die Ereignisse van 1401 u. 1462 zusammettgewwfen. Der erste
Teil des Kapitels W« „an brande der dorffer" behandelt das Jahr 1461. In diesem
Jahr warf sich Ludwig im Septettiber mit überlegener Truppenmacht in das Qeüet
des Markgrafen. Am 19. Sept eroberte er Neustadt an der Aisch (5^/^ M. NW ton
SdiwabadO tmd verheerte das Gebiet des Markgrafen, der sich, weil die Reichs-
hilfe ausblieb, gezwungen sah, sich vier volle Wochen bei Schwabach (1^/^ M. von
Roth) in seiner Wagettburg verschanzt zu luäten (v Easselboldt- Stockheim. p. 188),
Nicht zu bestimmeti ist bei dieser Auffassung das Städtchen, welches Albrecht er-
Hartuug Cammermeisters Chronik. 187
aufi* den montag vor Mariae Magdalena tag (20. Juli) fugetesieh niargraff
Albrecht mit seinem heere vor das schlos Heleiiötein und vor das sted-
ticheu Heydensheim , die den hertzogen Ludwige waren, und er meinte
die zu notigen und zu stormen. Das vornahm hertzogk Ludwig und
brach so balde autf* mit seinem heere und zoch zu den feinden, wolte
schloß ujid stad ^ retten, und als des die feinde gewar wurden , do bra-
chen sie autf\ ruckten auff einen berg nahe dabey und lagerten sich alda
nieder. Als zog hertzog Ludwig zu der wagenburgk margrafien Albrechts
strack- zu und stormete die und gewan ihn die wagenburgk an. also
kam margraff Albrecht selb funtfte dorvon , und in der wagenburgk
wurden vil graflen, herrn, ritter und knecht, soldener, burger und bauer
gefangen und blieben der auch viel tod; in der flucht wurden ir viel er-
treden. sie funden auch in der wagenborgk grosser buchssen und kleiner
und anders gutes gezeuges viel.
115« Wie das jhar viel raupen gewest. (D.)
In dem selben jare (1461) wurden gar viel raupen in den landen,
so das sie die beume iji den gerten sehre schobernackten und das laup
darvon frassen, das sie gleich als die bessem ris, und an viel enden das
obes mit vorterbeten. und dornoch die beume* wieder ausschlugen und
ander laup gewonnen.
116« Wie der wein erfroren und in allen landen vorturbeii. (D.)
Auif die selbe zeit (1461) ereugeten gott der herr die Weingarten fro-
lichen mit viel drubeln an den stocken, und in der blute was das wetter
» f. in D.
erobert habeti solL Vielleicht hat Cam. Neuntadt im JSinne, welches der Mark-
graf während der voti König Georg von Böhmen anhe^'aumtcn J^YtedeHScerhund-
lungen am M. Nov. 1401 wiedereröberte. Der andere Teil ,Ms auff u. s. w." be-
handelt die Entscheidungsschlacht bei Giengen, das 13 M, von Roth entfertU ist.
Die Operationsbasis war an die Donau vei'legi worden, Rain am Lech war
Wochen lang das Hauptquartier Ludmgs.
• Heidenheim mit dem Schloss Hellenstein (jetzt nirtcmbergisch, an der Brenz,
1 7, M.NW von Giengen) hatte Ulrich von Wirtemberg im Anfang Mär: 1402 er-
obert. Am 7. JiUi ward Stadt und Schloss von Ludwig tviedergewoftnen.
' Am 19. Juli 1402. Albrecht zog sich bis nach Ulm zurück. Am 24. Aug.
1403 wurde der Friede zu l*rag geschlossen, der den Belegten günstiger war als
den Siegern.
188 Härtung Cammermeisters Chronik.
kühle, darnach umb Petri et Pauli (29. Juni) begunten die beer sehre zu
rissen, idoch bleib geecheffnus gnug an den stocken. Aber als man
schier lessen sollte, kam ein nebel umb Exaltationis crucis (14. Sept)
und zu band darnach ein hartte kelde, die werete drey oder vier tage an
einander, also das darvon der wein in dem lande zu Duringen , in Meyseen,
in Francken, an dem Riene und anderswohe alle umbher erfros und
gantz vortarb, so das etliche leuthe Hessen es ungelessen; etliche Hessen
aHes gefroren lessen. do wartt nichts entliches aus; darvon den leuthen
überschwenglich groszer schade, reichen und armen, auffstund. Aber
gott der herr that den leuthen wieder gnade, dormithe das er sonsten
allerley getreydich volle gnuge und gut woll het lassen gerathen.
117. Von der montz. (2>. M. T.)
I. In dem selben jare (1461) was aber der gulde gestegin, das er in
der Stadt Ertfurthe galt zwei schock minus III new gr. der mujitze, die
die fursten slugen, die dan stedlich geringer wurden, davone solch schade
uffstund und auch umbe der manchirlei satzunge* willen, die dorinne
vorgenohmen ward und kein bliebende bestand doruff^ ward, sundern ig
war gross erreins*^ under den luten. is brochte auch grossen schaden in
kaurten und vorkauffen und grossen uffschlag, wan allerleie, das man
kauft'tc, do muste man vor jedes stucke noch eins so viel umbe gebin,
als man vor bei der wirdigen unde bestendigen montze gethan hatte,
der gulde bleib glichwol in sinem wesen, als vormals was. Es fugete
sich auch uf die selbe zeit (AotU)^ das den guten montze, als die grossen
groschen, mit nahmen die Jodenkoppe, die vormals wurden geschlagen
und je einer der Landisberger phenge« IX galt, unde kleine groschen,
mit Landisberger Schilde gezceichnit, das je einer drei Landisberger
phennige gald, so gald der Landisberger phennige III schock einen Reini-
schen gülden, als man das hievor in dem XLIIII jare in diesem buche
eigintlichen berurt findet, da mag man das suche.' So findet man ouch
do selbis, wie eine andere montze uff ein ander gestalt und zeichnunge
ufgenickt ward in dem LVIIjhare hievor, und die beide montze toglich
und gut waren, dem Rinischen gulde gleich, aber sie wurden kortzlichen
•^ D. „schatzuDge." ^ 1). „daraus." c x>. „ergernus** ** /*. in M.
« M. „*"* der IX goltschilde gezceichnit." * „da — suche" f. %n D,
Härtung Cammermeisters Chronik. 189
wieder umbe ufgekouÖlt und in die montzen brocht und geringer körn
geschlagen, beide an groschen und an phennigen, und das von den
fursten der lande Doringen, Miessen, Hessen, uf dem Eidfelde zu
Heiligestadt von bischoff Dittrichs von Mentze wegen, die danne alle
uff ein iglieh* körn slugen mit ires iglichen besondem zeichen und ge-
niercke. ee ward uf die selbe'' zeit von dem von Hennenberg und den
von Mansfeld groecheji und phennige geschlagen. — die montzen alle
an mehrem theile us der stad Erffurthe lebirten, davon den grosz und
tegelich ufslagk an silber und an golde in der Stadt Erffurthe wart und
überall in Doringen uffstund, wenn die selben muntze alle nicht lange
bestunden, sunder je schwecher und geringer wurden ; so steig <^ der gulde
auch je darnoch.
II. Es ward ouch noch der guten** muntze von den muntzmeistern
und von den lewerern,« als die jodenkoppfe, die Landesberger gr. und
die Landisberger phennige, sere gestandin, uf gekouffl und an hufen
usz der Stadt Erffurthe weg gefurt, das es dem rathe und der gemeinde
groszen schaden fugete, so das der rath das zu sinne nam und machte
doruber einen satz in der stad und in iren gerichten, also dasz ein
jedermann die jodenkopphe, der vor einer zwolff^ Landisberger ph. gahl,
den sulde man nun forder nehme und gebe umbe XV «f phenge der ge-
ringen raontze; so sulde man den Landisberger gr., der vor III Landis-
berger phenge gald, nu umbe Illlph. der geringen montze gebe und
nehme und ouch III Landisberger phenge gebe und nehme vor viere der
geringen montze. Dieser satz ward von dem rathe dorumb also vor-
genohmen in meinunge, den lewern'' damete das ufwechsil zu werin,
und das sie' us der stad die montze, der denne noch bie den luten et-
lichen enthalden und blebin wurden, nicht wegbrengen sullen. als wei-
gerte das der furste des landis unde wulde einen frembden satz siner
muntze in sime lande nicht gestatin Vorgang zu habin. darvon die lantl-
lute und die uswerdigen, die da getreidig und andere wäre in die stadt
Erffurthe brachten, solche satzunge der groschen und phennige ehegenant
nicht angehin, die also vor ire wäre zu nehmen, sundern sie wulden
sulche muntze in den werdin, als die der furste in sime lande bette
" M. „gleich." ^ f, in M. c m, „sties," ** M. „genannten." ' M.
„Robirern." ^ Im Jahre „1444 IX ph." ^ »m«M Iteissen „XII ph";
rergl das Folgende. " M. „Robirern." ' f. in M. D. T.
190 llartuDg Camincrtneisters Chronik.
lassin usgebin und, also die genohmen und gegeben wurden, oucli nehme
und geben.* darvon nu das volck in der stadt sere erre und unwillig
ward, in beczalunge zu thune den inkommeuen vorkauflern, und dorumbe
luun der rath die wisse vor und liesz eine wechszelbancke^ setzen und
genge gelt uflegin und die Jodenkopphe und die Landisberger groschen
unde phenge selbst ufkauffen, darumbe das die lute des zu fride kernen
und gestillet wurden und oueh us dem gelde entschichtiget desto bas
mochten*^ werde.
118. (l>)' Als nun bievor berurt ist wurden, das er Dittricb von
Erdbacb, ertzbischott* zu Mentz, vorscbieden was von todes wegen . . .
IIS). Wie bischoft' Dither zu Mentz graffen Adolffs von Nasuaw feiiult
wardt. ' (D.)
I. Er Dyter, biseboff zu Mentz, ward feind er Adolffs von Nassaw, -
grafen Hansens, seines bruders, und des von Konigstein. und genante
graHe Hans von Nassaw hatte das Ringkaw noch inne in ampts wiesse,
das er da bef'estingte "' und beniante er Adloff, seinem bnider, zu gute;
daraus dan von den genanten berrn und ihren helffern biseboff Dyter,
seinen freundeji und dem stiffte grossen schaden geschähe und auch des
stifftes mannen und leuthen, die es hielten mit ihmc, desgleichen dem
von Nassaw, seinen freunden und helffern wiederumb, und also uff beydc
seyten gros schade geschähe an brande ihrer dorffer.
n. Nu er Adloff von Nassaw betheydingte sich auch umb forder
hulffe mit diessen noch geschriebenen fursten und berrn, als mitt dem
^ M. „habe.*' ^ Z>. „wechszolunge.'* ^ M. „machte."
' Ve^gh Mettzel, Bischof Diether; Bodmatm, Vollständüfe Nachricht u, 8. w. dei'
wegen deni Besitz des Erzstifts Mainz geführten Fehde im Bhein. Archir für (ie-
schichte u.JJtt,, B.IVu.V, Mainz 1811; Voigt, Enea Silv. de Piccd., JILp.^80 ff.
'^ Adolf von Nassau Erzbisclwf 1461 — 1475; Johann von Nassau- Hie^xiden
1426 1480. Graf Eherlutrd txm Königstein tvar Adolfs Schwager,
' Veigl, Mainzer (Vtronik, II, p. 24. Die HtMigum/ erfolgte einige Tage nach
MicJutelistag 1461.
Härtung Cammermeisters Chronik. 191
bipchoff von Trier ,^ dem bischoff zu Metz,» mitt margraff Carll von
Baden,*» landgraffen Ludwigen zu Hessen, hertzog Friedrichen von
Feldenitz und dem von Wirttenbergk , deji er den auch des stiffles zu
Mentz schlofi unde stedte feste hatte eingegeben, er vortrugk sich auch
mit hertzogk Wilhelm von Sachssen,'-* des landesfursten zu Duringen, so
das er dem vorschreib XIIIl M fl, und er solte des zu einem unterpfande
einnehme die schlos und stedte auff dem orthe des Eiszfeldes und das
inne habe, bis ihme solche summa geldes ausrichtunge geschehen were.
III. Als nun der genante hertzogk Wylhelm das Eissfeld solte ein-
nehme, do wohe graffe 8igemund von Glichen der schlos nicht abetreten,
und es wolten auch die stedte Heyligestad und Tuderstad sich an den
hertzogen nicht halte, wen sie betten bischoff Dyther vor geholdet und
»elobet, sie weren den der gelobde ledig gesaget. Darumb so ward
' M. „Mentz." ^ D. „Pandua."
' Johann II. ivn Baden, Erzbischof von Tuei' 1456 — 1503; Geonf tx>n Budm,
Bisc/tof von Metz 1459—1484; Carl von Baden regierte i'ot» 1453 — 1475.
Den Preis, für den Adolf t'on Nassan die Hülfe dieser weltlichen Herre}i (fe-
wann, (jidtt die Mainzer Chronik, ll,p.29, an. veiffi die Urkmiden vom 30. Sept. 1401
(Mefxzel, Dietlter, p. 159) und mtn 21.Dec.l4Gl (Stidiv , Würtembertj, Ge<H'h., III,
p. 530.)
• Herzog Wilhelm verband sich erst am 7. März 1462 mit Adolf rtm Nassau.
Nttclt Menzel (Diet/ier,p.221) lux t er sich nie am Kampfe beteäigt, weü ihm Ad(df
das tersjnrochene Geld nicht zahlen konnte und die Städte sich hartnäckig gegen
ihre Verpfändung wehrten. Dagegen sprechen mit (Jammermeist^r mehrere Ur-
kunden und Briefe: 1. Bulle des Papstes vom 30. Apr. 1402^ in der er Herzoff WH-
Mm für die dem Erzb. Adolf geleistete Hülfe da^kt (Müller, Beichst.-Th., VriedricJh K.,
4. VoTSt. c. 19, p. 85), 2. Brief Wilhelms an Adolf, dass er erst im Sept. im Felde
erscheinen kihme (Menzel, Diether, p. 179 u. ISO). 3. Urkunde wm 4. Juli 1462, nach
wdcher die Städte Heiligenstadt und Duderstadt mit den Schlössein Rustenberg und
Gieboldehausen sicfi während des Kneffes nm das Bistum Mainz auf drei Jahre in
den Schutz des Hei'zogs Wilhelm rmi Sachsen und des Landgrafen Ludteig von
Hessen begeben (Weim. Arch., Beg. Br. p. 404. IV 2. Nr. 23). 4. eine Quittufuj wn
Herzog Wilhelm 7'on Sachsen vom 16. Noi\ 1463 über 300 Gulden, die er als Halb'
jahresbetrag des Schutzgeldes %xm den Städten des Eichsfeldes empfangen fiat (Wolf,
Eichsfeld, Urk. Nr, 106). Die Erklärung Adolfs von Nassau (Magd. Arch., Erfurt A .
VII, 58) vor dem päpstlichen Nuntius (Ehrenfels, den 5. Juni 1462), die Städte auf
dem Eichsfeld bei den hergebrachten I^inlegien zu lassen, erleichterte den Städfrfi
die UfUerwerfung. Nichtsdestoweniger musste Waffengewalt angewendet werden,
rergl. Wilhelms Brief an den Befehlshaber der Truppetiy Heinrich f^m Schwarzburg,
(Schöttgen u, Kreysig, Diplomat et Script., I, p. 542).
192 Härtung Cammermeisters Chronik.
hertzog Wylhelm feste ungeduldig auff die, und es begab sich, das
landgratfe Ludwig von Hessen persönlich mit hulffe hertzogen Wilhelnii«
die vorgenanten stedte uberzoch und die faste beschedigte mit bran<le
ihrer dorflere. nun hatten die genanten stedte nicht hulffe und beriethen
pich des, das besser were, das sie sich mit den zweyen fursten vertrugen
und) ein stillsytzen in der fehede der zweyer bischoffe bis zu ihrem aus-
trage und schütz und vortheydiug von ihn mochten gehabe, und über-
kamen mit ihnen eines solchen Vortrages, das sie in sechs jharen igliche^
jhares XllCfl umb Schutzes wyllen solten geben, und die fursten thaten
ihnen des gnugliche vorschreybunge. Graffe Sigmund von Glichen hield
aber das schlos Rosteberg noch lauge weyle inne und bleib noch faste
zeyt noch bey bischoff Ditter sein hoffmeyster. das dan nun hertzog
Wilhelm gar ^ehre vordrislich ^ was, so als er sein graffe und man was,
und vordertte ihn heim von manschafft wegen, daran sich der genant^^
graffe etliche zeyt nicht karte; darumb und das er ihnen auch an dem
Eisfelde vorhinderte, das er dabey nicht mochte komen, hertzog Wilhelm*
faste unwillig auff ihnen ward, doch zu seiner versuenunge^ bearbeiten
.sich die andern graffen, seine freunde, und die drey stedte Erftbrd,
Molhaussen und Northaussen, das der Unwille bey gethan ward.
IV. Nun der ehe genantte er Adloff von Nassaw thad dem radt zu
Erfford viel gedrengnus darumb, das sie ihnen vor einen herrn und einen
ertzbischoff zu Mentz jhe solten bekennen und ihme die pflichte det^
hoffes lassen folgen, bestalte schwere proces über sie, die dan inne
hielten, das sie ern Johan von Allenblumen und die andern aus dem
hoffe solten weyssen und inwendig 18 tagen ihme, dem von Nassaw,
oder wem er das befhiele auffzunehmen folgen und, was des- hoffes
prticht eingenohmen were, wieder kerenn. und wie ein solches nicht ge-
schehe in den genanten tagen, so solte die pfaffheit und geistligkeit interdig
halten über all die stad.
''' „hertzog Wilhelm" f. in D. »> /. in J).
' Vergl. r. TettaUf Hegest. Sigmunds von Gleichen, in den Mittheü. des Vereins
für die Gesell, r. Erfw-i, 1867, p. JUi4ff\ Die Aussöhnung erfolgte am 6. Jan, 1462
unter der Vermittlung der Herzoge Ernst mui Atbrecht ron Sachsen. Kustenberg
bei Dorf Rüsten felde, 1\^M. \V von Heiligenstadt.
Härtung Camm^rmeisters Chronik. 193
V. Das selbe nun der rad zu sinne nam und bewug das mit vleis,
wie es ihnen darumb zu halten were, sintemall der provisor den hoff
nicht wolte reuhmen hinder seinem herm, bischoffe Dytter, der ihme den
hoff hatte befholen, und er hatte seinen gnaden darczu geschworen und
gelobet; das gelobde wolte er halten als ein biedennann. auch were ihme
etlich geld von bischoff Ditter und von dem capittel zu Mentz vor-
schrieben , als 1300 fi, und was er* in des hoffes nutz, als in die Wein-
garten, arbeit und an allerley andres, was er* in des hoffes sachen und
notturft dargeleit und ausgegeben hette,^ vor wehre gekart und bezahlet
wurden; sonst wolte er sich des hoffes nicht eussere.
VI. Als wolte der radt ihe einige gewald an dem hoffe oder an den
dorinne nicht thun, sondern er suchte die sache an dem provisori mit
gutlicher bitte, also das er des hoffes wolte abetreten und dem rathe
den hoff ein antwortten dem stiffte Mentz zu gute, das nicht irrungen
oder schade dem rathe und der gemeine auffstehen wurde, so wolte der
radt den ein nehmen dem stiffte zu gute und auch darumb, das der
}«elbe hoff mit den gerichten und zugehorungen nicht an frombde und
uuswerdische komen solte und dem stiffle entwand mochte werden, so
wolten sie den bestellen auff das allerbeste dem stiffle zu gute und
wolten ihme auch ausrichtung thun des geldes, das ihme von dem ca-
pittel vorschrieben were, als die 1300 fl, die er hertzog Wylhelm von
Sachssen des schutzgeldes und umb vortheidings wyllen des Eisfeldes,
bey bischoffs Dittrichs seligen leben geschehn, ausgericht und bezahlet
hette, und auch, was er darüber in des hoffes nutz und notturffl noch
kuntlich rechnung hette ausgegeben, und sonderlichen angesehen den
grossen schaden und vorterbnus des erbarn stifftes zu Mentze, der ge-
schehen were und noch teglich geschehn.
VII. Als der provisor das vernahm, das der rad begerend was, ihme
den hoff ein zu antwortten dem stiffte zu gutte und das sie ihme aus-
richtunge thuji wolten, do gab er sich darein mit gutem willeji und
* f. in D.
' Am 9. Mai 1462 hatte Johann txw Alienblumen mit Dieiher abgerechnet
(Menzel, Diether i\ Isenb., p. 177 Anm.), und an demselben Tage bekennt Dietfier
in Aschaffenburg , dass er t^m 20, Bec 1401 bis znm 9. Mai 1462 Johann von
AUenblumen 440 Guld. 24\.j Weisspf. schuldig geworden sei (Magd. Ärch., Er-
furt VII. 54),
aMdÜebUq. d. Pr. S. XXXV. Bd. n
194 Härtung CammenneiHterH Chronik.
antworte den hotf, die siegil, brieffe, buchere, register, schlüssele und
alles, das er von des ampts wegen zu thun hatte, dem rathe und sagte
den sigeler, den schultessen, den kuchemeyster und all ander gesinde
der gelobde, ihm von ampts wegen gethan, ledig und los, und er ging
des so balde heim in sein haus.
VIII. Als nun der radt den hoff empfangen und eingenohmen hatte,
du bestalte er den so balde mit einem des radt freunde, genant er
Martin von Northaussen, und satzten dem einen kuchemeister zu und
nam von dem gelobde, so das sie den hoff mit allen geschefflen von
des radts wegen dem stiffle zu Mentz zu gute getreulich wolten vorstehen,
darauff antwortte der rath* ihm brieffe, bucher, register und schlüssele
und enthielten sich mit den gerichten , geistlichen und weidlichen, der
wolten sie sich nicht kroden noch annehmen, und von deswegen wart
etliche lange zeyt nicht ein gericht, geistlich noch weidlich, raehe ge-
halten, sondern man warte des austrags der zweyer bisthumb und ge-
spenne, als sich die zu gutem ende fugen wurden.
IX. Als nun das also ergangen was und der hoff von dem provisori
er Johan Allenblumen auffgegeben was, schickete er Adloff aber schwere
proces, die den inhielten, das der rad in 18 tagen die pflicht des hoffes,
was des ingenohmen were, ihme oder wehme er das befhiele solten
antwortten; geschehe das nicht in den 18 tagen, das man den intenligt
solte halten.
X. Des wolte sich der rad nun auch nicht seuhmen und lies eine
supplication und eine protestation machen mit adhesien und zufeile der
beyder stiffte und aller pfaffheit, geistlich und weidlicher person, in der
stad Erfford an unssern heyligen vater, den bapst Pium secundum,* und
schickten die über vor vorlauffunge der 18 tage bey ihrem protonotario,
domino Hermann o öteinberge, doctori utriusque iuris, und einen notarium
publicum mitte, die den den genanten bapst gantzeii grund und gelegenhoit
• „der rath" f, in D.
' Vergl. die Urkmiden des Magdeburger Archivs: 1. Juni 1462 NotaiHats-
instrument über den Anschlag einer Appellation des Rates zu. Ih'furt an den I\ipst
an die Thüren des Domes wnd Notariatsinstrument , betreffend das VerlioMen der
Stadt in dem Streite zwischen Adolf und DietJier (Magd. Arch,, Er f. A. VII. 54;
/}. Aug, 1462 Notariatsinstrument über das Vei'fujdten Erfwts (Magd. Arch., Erf,
A. VII. 56); 6. Aug. 1462 Notariatsvnstrument ülter die Protestation des Bates gegen
Hartang Cammerineisters Chrouik. 195
der stad Erfford, die sache belangende, »ölten unterweyssen, wie es einem
rathe zu Erfford kegen einen newen bisehoffe, bestetiget zu Mentz, pflegen
zu halten noch alterkomenden gewonheit. wenn der gein Erffort meintt»
zu komen, das hett allezeit also zugegangen: weji ein bestetigter bischoff
der rechte possessien hette zu Mentz und dorn ach gen Erfford komen
wolte, so schickte erstmals der rad zu Erffurd seine freunde kegen s. g.
(seine gnaden) auff einen tagk gen Heyligestad oder an eine andere stad,
<lie ihnen gelegen was, und vortrugen sich vor mit s. g., so das er dem rad
und der stad ihre privilegi(a), freyheit, gerechtigkeit und alterkomenden
gewonheit vor bestetigte und die unvorruckt zu halten und sie auch
darbey blieben lassen, als sie bey seinen vorf baren bieben weren, und
wan ibnen dis von seinen g. so zugesaget, gelobet und vorbrieffet ward,
so erst nimpt der rad s. g. auff in dem dorffe genant Elffersgehoffen, nahe
l)ey der stad Erffort gelegen, vor einen g. h. und bringet ihnen ehrlichen
in die stad und thut ihme ein geschencke, als das von alter herkomen
und gewohnlich gewest ist Die selben sende bothen mochten an ujisserm
heiligen vater* nicht erlangen einig stille sitzen, sondern das man ern
Adloffen vor einen bischoff* solten halten und bekennen vor einen herrn;
so solte der radt und alle die jhenigen, die ihme zugethan weren, sie
wehren geistlich oder weltlich, gentzlichen und gründlichen absolvirot
sein, und er gab in des absolutien und etliche freyheit niete mit seiner
anhangenden bollin versiegeld, als den der radt die bey sich be-
halten hat.
XI. »Sintemahl nun der rad, der solchen vleis hatte gethan und die
Sache so hoch so gesucht und sich nicht änderst begeben wolte, so be-
sorgete der rad, wann man unserm heiligen vater, dem bapst, ungehorsan)
und auch dem keysser- widersetzig were und dis lenger vorhielten, das
den der rad und alle die jhenigen, die ihn gewand wehren, geistliche
petcisse den Rechten dei' Stadt nachteilige öffentliche AwichUige, welclie den Streit
zwischeth Diether und Adolf betreffen , und des SywJiais der Stadt Erfurt, Bertftold
Bobenseny Appeüationsinstrunient gegen die von Petrus FerriH, dem päpstlichen
Auditor y der Stadt Erfurt in öffentlichen Anschlägen geArohten Strafen xoegen deJi
eingenommenen Mainzer Hofes (Magd. Arch,, Er f. A. VII. 57 u, 58).
' Bulle votn 27. Aug. 1462, in der Papst I^usII. den Erfurtern auch zusicJtert,
dass der Mainzer Hof nie ver äussert werden solle, (rergl, Lünig, Ihrt.spec, Cont I V. 2. Th.)
^ Der Kaiser Itatte die Erfurter schon um 8. Aug. 1462 aufgefordert, Adolf zu
unterstützen (Orig. im Magd. Archiv).
1Ö6 Härtung Camtnertneisters Chronik.
und weidliche persohnen, zu schweren banne und in die achte mochten
bracht werden, darvon dan gros Unglücke und schaden auffstehen mochte,
und schickten die ihren trefflich bey er Adloffen von Nassaw gen Mentz,
do er hoff hield; dieselben mit seinen g. in etlichen vorreden handel
hatten, als umb ihre privilegia, freyheit, gerechtigkeit und ihre alter-
komende gewonheit zu lassen , das sich dan s. g. kegen ihnen gutlich
hatte erzeyget und zusagung gethan,^ den rad und die stad bey allen
ihren Privilegien, gerechtigkeiten und alter herkomener gewonheit wolte
lassen, sie auch beschütze und beschirme und ihr gnediger herr sein,
that ihnen des gnug vorschreibung. Darauff thaten sie seime g. hol-
dungen wegen des rathes und bekanten ihn von des rathes wegen vor
ihren gnedigen herrn bey vorlauffenheyt diesser sachen. so was der
wirdige orator Petrus de Verrila von unssers heyligen vaters des bapst
wegen kegen wertig hierbey.
XII. Als nun diesse sache also ergangen was, so balde wurden die
gerichte, geistlich und weidlich, wieder ganckhefftig und mit amptleuthen
von seinetwegen bestald; aber den hoff behield der rad noch etliche
zeyt inne,'- bis das s. g. seine rethe gen Erfford ward schicken.
ISO. Wie «sich der Rat zu Erfurt mit dem Bischöfe Adolf über die
Schenkstätten zu Daberstädt vertrug. (D. 2\)
In dem jhare, als man schrieb tausent vierhundert unde drey und
sechtzigk , vertrug sich der rad zu Erffurdt mit er Adolffe, ihrem bischoffe,
als umb die schenckstedte zu Toberstedte »^ der danne dutzumahl zehen
waren gebawet, der vor jharen nicht mehr wann eine alleine da was.
die genanten viel schenckstedte waren stetlichin mit Naumburgischem
hier bestalt, und jiun von solcher menninge* der tafernen so was sted lieh
D. „meynung."
' Am 21. Jan. 2463 (vergl. Lünig, BaH. spec., IV, 2, p. 466); an demselheft^ Tage
ninnrnt Petrus Ferricus die Excommtmicatton gegen die ErftirteT zurück (Mag. Arch.y
Erf. Ä. VII. 60).
'^ Die Abrechntmg wegen des Hofes und die Übergabe desselben gescfuth am
5. Juli 1463 (Mag. Arch,, Erf. A. VIL 61).
' Die Urkunde ist vom 21. Januar 1463. (Magd. Areh., Daberstädt 2 u. .3). Daber-
städt lag dicht ror dem Daberstädtschen Tlwre; Melcliendorf V» ^' ^^O ron Erfurt.
Dütelstedt \ M, con Erfurt, HochJieim % M. SSW von Erfurt.
Hai-tung Cammermeisters Chronik. 197
doselbsten in den taffernen die allergröste buberey von huren, buben,
grosz doppelspiell von allerley unendelichen leuthen, die von allen enden
.«ich dahin fanden, darvon dann alda grosz mordt offte geschach und
Zwietracht ubir jhar uff stund, wan das volck aus der stadt Erffurdt
:!<t€tlich dahin lieft*, das dan einer geraeine an ihrem getreneke zuvor-
kouften vielen schaden fugete, wiewol der rath in seinem keller stetlich
Naumburgisch hier schanckte; so hette niemand durfte gen Tabersted
lauff*en, alleine umb des doppelspiels und anders freien willens halben,
der ihn in der Stadt nicht vorbeuget wardt, den sie alda ubeten. Solche
buberey, doppelspiel, mord und Zwietracht ging dem rathe sehre zu
hertzen und kauftlen dem genanten ihrem bischoft*e die schenckstete zu
Toberstedte abe umbe zwey tausent gülden , uflT einen wiederkauff*, also
das al die weyle die zwey tausent gülden nicht wieder abe gekauffl und
bezahlet weren, so solden daselbst zu Taberstad, auch in den andern
seinen dorffern, als Melchindorff*, Tuttelstete, Hochheim, und allen an-
dern seihen umbliegenden dorffern keine schenckstedte mit weine oder
bier in keine weise halden. da« dan dem rathe, ihren nochkommen und
dör gantzen gemeine, also festiglichen zu halden, von dem genanten
ihrem* bischoffle gnugliche vorschreibunge geschach.
ISl* Hertzog Wilhelm nimpt das ander weib, eine von Brandensteinn.
(M. B.)
In dem jare MC(XJCLXni an der mitwochen die Margarethe (13. Juli)
lag hertzoge Wilhelm -von Sachszen ehelich bei zu Rosla mit frawen
Katharinen von Brandenstein. ^
ISS. Wie Mentz die stad gewonnen wirdt ohne wehre. (B,)''
Anno dni 1462 hiebevorn an dem donnerstage Simonis und Jude
(28. October) des morgens frühe in der 4. stunde begab sichs, das hertzog
* „gen. — ihrem" f, in B.
' Bie Hochzeit fand nach dem Appendix, Mencken, 11, p. 429, ufid Müller,
J'jntdecktes Cahitiet,IV, Jetuil716, p.260, am ß.Jfäi statt, tutch Weiss, Gesch. des
churs. Staates, II, am 13. Juli. Ber Leihgedingsbrief (Weim^Arch.) ist vom 18. Nov. 1463,
' Vergl, die Mainzer Chronik, II, p. 50 ff., und die von Hegei, p.89ff., angeführtefi
Berichte mvd die QueilemusammensteHnng bei Menzel, Biether v. Iset^urg, p. 194 Anm,
198 Härtung Cammermeisters Chronik.
Ludwig von Feldenitz, der von Konigstein und andere er Adloffs helffere
kamen vor die pforten an der stad Mentz, die man nennet die Gaw-
phorte, und hatten bey 5000^ mannen zu pferden und zu fusse und
Stegen in die stad Mentz unvormeldet imd namen die zwey thor ein bey
den wintmuhleii) und in wurden die schlusselle zu der Gaupforten gar
schire geantworttet» darmit sie die selbige autfschlossen , und kamen mit
grossem geschrey in die stad und hatten drey storme den tagk in der
stad von funff stunden auff* den morgen an bis zu 4 stunden autf den
abent und die genanten fursten hatten etliche bürgere gefreyhet leibes
und gutes; daraufi' sie herab von den tormen kamen auff ihren glauben,
das ward ihnen nicht also gehalten, den der von Nassaw, er Adlotf,
was noch nicht darbey, sondern er kam erst aufF den freytÄg (29. Oct)
dar. also muste der rad die zumpifle alle an dem sontage darnach
(31.0ctober)- auft* deji Diepmark vorbote. do hatte der von Nassaw, er
Adloff, gehalten mit alle seinem volcke und hatten einen kreis gemacht
und einen inganck. do hatten sie die burger alle ine getreben, als man
schaff in einen pferch treybet. do hatten sie umb die bürgere gewappent
gestanden mit viel geladen armborsten, do hatten die bürgere gemeint,
man wolte sie todten und in der ketzer gruben w^erffen. Als hatte er
Adloff von Nassaw angehoben zu reden in solchen Worten, wie das sie
unssem heyligen vater, den bapst, hetten vorschmehet und weren ihme
treulos wurden und hettt» ihme seines theyles gerauwet und entweldiget
so hatten die bürgere angehoben und gesprochen; „hertzog Ludwig und
der von Konigstein haben uns leibes und gutes gefreyet," und das man
ihnen das hielte, do hatte hertzog Ludwig geantworttet : er hette ihnen
freyheit zugesaget auff seines gnedigeji herrn, eni Adloffs, zukompß't und
anders nicht. Als musten die burger alle ihre hende gen hiemel halten
und rieffen umb gnade und hatten also jemerlich geschrey gehebet, das
gott mochte habe erbarmet. Also hatten sie die bürgere alle lassen aus-
* N(tch der Mahizer Chran , II, p. 62, 400 Schweizer ufid 600 Pferde , nach dei'
niederdeutschen Cftron. (Mainzer Chr,,n,p.96J 2600 Mann, nach der (Itron, rmt
Weiasenbttrg (Qttell. u. Erörternngefi zt*r bayrisdi u. de\Usch. Gesell., II, p» 196) 2026
Mann, doch fügt er hinzu, dass der Biscftof auch mit 1800 Bhmufauem er-
schienen sei.
' Nach der Mainzer Clwon,, II, p. 56, und dem Gedicht (Mainz. Ckron., II, p. 78)
fathd die Versammlung und Austreibung der Bürger am 30. Oct. statt.
Härtung Cammermeistcrs Chronik. 199
austreyben vor die stad, und ihr was an der samlung bey 900 ^ gewest,
and als sie waren körnen vor die Gawpforten , do hatten sie alle niust
ni den heyligen schweren, ihnen zuhalten auff aller manne fastnacht
(22. Februar 1463) gen Franckford, ab man sie nicht eher wurde mahnen,
do bette der von Nassaw, er Adloff, auch zu ihnen gesprochen : er muste
an dem bapste und an dem keisser lernen , wie er es mit ihnen halten
i«olte. also gingen die bürgere weg dohin, wo sie bleiben mochten. Hir-
noch zu band hatten sie die pfafien und ein theil Juden auch ausgetreeben
und genohmen, was sie hatten. Auch so hatten sie das radhaus ge-
plündert und faste gutes an borsehaft darauff funden. sie hatten auch
in des von Yssenberg und auch des von Katzenellebogen herberge, die
aulf* die selbe zeit in der stad Mentz waren gewest und einen tagk mit
einander hielten, die darvon komen waren und über die mauren ge-
fallen, geplündert* und funden alle ihre sylbern gefes und kleinot, be-
sondern einen kostlichen raantel, des von Katzenellebogen gewest, mit
perlen gesticket, und auch des von Yssenberg schwerd- und alle ihre
reiseige hengeste und pferde, die sie hinder sich liessen , als sie eylend
dar\'on lieffen. sie hatten auch viel edler und reyssiger knecht gefangen.
Es solten auch in den ersten stormen, als sie in die stad fielen, bey
3003 aufF beyden seyten seyn tod blieben.
i.9S» Wie er Ulrich von Wirttemhergk , der bischoff von Metz und der
uiargraff von Baden gefangen wurden. (D.)
Es hatte sich auch hiebevor in dem Bl.^jhare der minder zahl be-
geben, das graffe Ulrich von Wirttemhergk, der den auff die selbe zeit
feind was hertzog Friederichs, des pfaltzgraffen bey Rine, mit seines
selbst leibe und mit ihme er Gorge, bischoff zu Metz, und marckgrafTe
Caroll von Baden, seine helffer, auff die mitwochen vor<^ Visitationis
Mariae virginis mit heeres kraffl vor ein stedtichen nahe bey Heydelbergk,
/. m D. ^ mu88 heissen „62." ' D. „nach."
' Nach der Mainzer Chron.^ ll,p.5(}, wo »ich auch der Vergleich mit dem
Scluif pferch findet, und nach dem niederdeutschen Bericht, p. 97, waren es 800.
^ Diese beiden Beutestücke werden in den amhrn Belichten nicht hervor-
gehoben.
^ THe Zahl der Toten wird in den Berichten gar verschieden angegeben.
200 Härtung CaminermeiRters Chronik.
genant Segkluheiiu,i zogen und meineten, das zu notigen und zu gewinnen,
sie brauten auch »o balde die dorffere dorumbe. des kam der pfaltzgraffe
so balde auft* mit den sienen, und bischofFDitter kam von ungeschicht mit
einem redlichen reissigen gezeuge so balde zu hulffe, und es hatte sich
begeben , das die genanten fursten mit ihr beiden hauifen zusammen
troffen, und gott gab den sieg dem ehegenanten pfaltzgraffen und bischofi"
Ditter, das sie den streit gewonnen und fingen er Ulrichen von Wirtten-
bergk, bischoft' Gorgen von Metz und margrafien CaroU von Baden und
mit ihnen 100 grafl^en , herrn, rittern, edelleuthe und knechte, 280 reys-
sige knecht. es bieben 5 graffen und sonsten 50 von edlen und reissigen
knechten tod. und in des pfaltzgraff'en häuften bleib alleine er Wieprecht
von Helmstad tod, und auft' bischoft* Ditters seyten bleib von gottes
gnaden niemand tod, und sie behielten das feld.
1%4« Alhier starb fraw Anna, landgreflin zu Hesszen (D.)
Anno dni 1462 starb fraw Anna, landgreffin zu Hessen , die ein
Schwester was der zweyer bruder, hertzog Friedrichs und hertzogen Wyl-
helms von Sachssen.
1S5« Wie keysner Friedrich uneins ist mit seiner Stadt Wien, (D,)^
I. Anno dni 1462 waren er Friedrich, der Romische keysser, ein
gebomer von Osterreich, mit seiner stad Wien etliche zeit in irthumb,
zwiethracht und uneynigkeit gewest, das den nun in theidingen gericht
und bey gethan ward. Als fugete sichs darnach, das der genante Romische
keysser in seine stad Wien reyten wolte, und als er vor die stad kam,'^
do weiten ihn die gemein nicht einlassen komen, er wolte ihnen den
vor gereden und zu sagen, das er dem lande frede wolte Schäften und
alle newe auft^setze und bosse abethun und sie bey allen ihren freyheiten
^ Die Qiiellen über die Schlacht hei Secketüieim liat Stalin, Wirtemberg. Ge-
schichte, III, p.538, z\tsammengestellt , noch ausführlicher Menzel, p. 184 Anm.
^ Vergl Huber, Gesch. Österreichs, III, 1888, p, 164 ff,, Palacky, Gesch. Bolmetis,
IV. 2,p, 258 ff, ^ und die daselbst angeführten QueUen; ausse^-dem „Copeybuch der ge-
meinen 8tat Wienn" in den Fmtes rer. Austr., Abt. II B. VII, p. 298 ff.
' Am 22, Aug. mit 4000 Mann. Seine Gemahlin und sein Sohn befanden sich
auf der Burg.
Härtung Cammermeisters Chronik. 201
und gerechtigkeiten wolte lassen bleiben und die bestetigen und sich
auch mit seinen landherren berichten und einen inarschalg setzen und
mit richten! uiid knechten ein landrecht bestellen nach alt herkoraen
und vil andere mehr stucke ect.
n. Darauff besprach sich der keysser init allen seinen landherrn^ in
meynung, sich mit ihnen zurichten, und was sie wieder betten gethan,
das solte ihnen alles vorgeben sein, do hatte der von Lichtenstein ge-
sprochen: es mochte nicht gesein, sich mit ihnen zu richten; sie weren
mit hertzog Albrechten von Osterreich im vorbundnus. und die landherrn
hatten doch vorhin deji Wienern zugesaget: sie weren mit niemande ver-
bunden, alleine sie sahen, das Osterreich ihrer herm halben in vorterpnus
gantz keme; do wolten sie vor sie und mit nichte solche noth vorbas
lieden , und da sichs also nicht erfand, do wart die gemeine beweget auff
die herrn , und der keysser ward in die stad gelassen ,2 und er vorhiesch
den Wienern, sie bey allen ihren alten herkomen zu lassen^ und zoch
also in die stad Wien, lies ihme darauff schweren, und er leit den
Wienern grosse eyde auff, und keiner aus dem rathe solte in ihren rad
nicht sein, das gab der keisser alles zu und lies sein volck heim ziehen.
III. Hernach do der rad und die ampt alle noch der Wiener willen
bestald wurden,^ do begertten sie von dem keysser, das er seine soldener
aus dem lande schickete und gedechte, das sie frede betten, do begerte
der keysser von ihnen 6000 fl ; so wolte er alle seine soldener bezahlen,
do wolten ihme die Wiener keinen pfennig geben, und sie meinten: er
solte alle soldener wegk ziehen lassen und auch mit hertzog Albrecht
sich vortragen, das sie auch nicht schaden nehmen von den noldenern.
Als ward bered^ zwischen dem keysser und hertzog Albrechten, seinem
' Van allen gleichzeitigen Berichterstattern berichtet Cam. — soviel ich icciss —
allein übei' Verhandhingen, zu denen auch die Ijituhtände hinzugezogeti wurden.
' Am 25. August.
•^ Der von dem Kaiser eingesetzte Bürgermeister Ziegelhäuser ward von der
Bürgerschaß verworfen; sie wählte sich seihst einen solchen in der Person Wolf-
gang Holzers, eines lukhst verwegenen Mannes. Nach langen Unterhandln mjen he-
stätitfte ihn der Kaiser und Hess ihn am 23. Sept den Eid der Treue schwören.
' Dieser Vertrag wird von keinem Historiker erwähnt; nichts desto wenigei' ist
die Annahme eines solchen durchaus notwendig, damit die Enthtssung der Söldnn'
von seilen des Kaisas um >ii. !ieid. einigermassen motirieit wird, Dass die Söldner,
welche ihren Sold (24000 Pfund Jfen.) vergebens fwderten , am 29. Sept, dem Kaiser
und der Stadt absagten, übergeht Cammermeistei'.
•^2 Härtung Cammermoisters Chronik.
bruder. ein jhar in gute zu stehn, und was der hertzog Albrecht dem
keysKer, seinem bruder, angewonnen hette, das sollte er das jhar geniessen
mit allen nutzen.
IV. Ale nun der keysser einen frede mit hertzogen Albrechten,
seinem bruder, hatte, do wolte der keysser die vorberurten ßOOO fl von
den Wienern noch heben, do wolten sie ihme nichts geben. Nun hatte
der keysser einen soldener, der was der Wienern soldener vor auch ge-
west, genant Mattheus, der riet aus in dem beschlies des friedes und
brach der hertzogen soldener 4 pferd abe.^ den fiengen die Wienern und
wolten ihme das heupt lassen abeschlagen, darwieder wahren alle hofFe-
leuthe und besondern die zwene herrn, der Gravenecker und der Koinicker
herre.* do wolten sich die Wiener nicht ankeren und fürten den mit ge-
w^ald aus auff den marck. Darumb so nam ihnen der keysser den ban,
und dar von ward ein gros ruhmor in der stad und vorlieff mancherley
rede uff den keysser, wie er die stad wolte zwingen und eygen machen
und wolte dem lande niemer guts gethun, und ruckten alle andern Sachen
bevor und wie er geregiret hette, do er Vormunde was, und was er dem
lande gerette, das hielte er nicht und hette die Juden liep. darzu hulff
ihme er Ulrich Riedener und Gravenecker, seine rethe.
V. Die von Wien gingen zu rathe und wurden eins, also diis sie
dem keysser die eyde auffsagten bey 12 mannen aus der gemeine,- und
gaben den eine schrifft und bezeichnuge alle der stucke, des sie ihnen
" Es ist wohl CJeorg Kainacker gemeint.
' Ebei'ndorffer de Jlasselbach, thron. Austr. in Striptores rcr. Ämtr., Lei) »zi^f 17:^5,
II, p. 682, nefint ihn einen Lfitro violator imdicitiae cuiusihm Vientiefists feininae;
Beheim, B^ich von den Wienern, heransgeg. von Karajan^ Wien 1867 , sintfet:
„dy Wiener ainem leihten weib
gelaubteu sunder widertreib
in einem sweren dinge"
imd lässt ihn „in anderhalb jare** ledig werden.
^ Gohellinus, Conim. TU II. Pupae^ lib, II, p, 242, Idsst eitlen Herold iw die
Burg ziehen und mit lauter Stinifne dem Kaiser die Absage zt^rufen; nach Beheim,
p.77, mrd die Absage durch den „kramer hollerpeck" überbracht. Vielleicht er-
eigtieten sich die von Cam. erzählten Vorgänge bei ünterha^ndlwigen am 19. oder
20. October y auf die man aus einem Brief des Kaisers an die Zechmeister und
Zechleute der „lein bater zech" zu Wieti vom 18. Oct. schliessen kann.
Härtung CainmermeisterB Chronik. 203
ziegeii, darunib sie ihme den eyd aufsagten. Als hatte der keysser die
12 manne auff der borgk eine zeyt behalten, do kam eine sage in die
ötad, wie das der keysser den 12 mannen die heupt wolte lassen abe-
schlagen, den die von Wien hetten ihme zwene seiner rethe gefangen,
als den Gravenecker und er Ulrich Riedener, die sie in ihrem beheltnus
hetten. als begab sichs, das der Grafienecker ausgeborget ward und er
Ulrich bleib lange sytzeu, und es fugete sich, das er aus dem gefengnus
wegk kam. do gelobten und vorhicschen die Wiener, wer er Ulrichen
ihnen tod oder lebendig brechte, dem wolten sie 1000 fl geben, und also
was er Ulrich in die Newestad komen, da begab sichs, das er in einer
nacht gingk über die gasse, do hatten etliche auff ihnen gewartt und
schlugen ihnen jhemerlichen todt.
VI. Nun die 12 Manne von der gemeine hield also der keysser noch
bey sich auff der borgk. als kam aber eine sage in die stad, wie das sie
solten gekopfil sein wurden, und umb des geschreys willen kam yederman
in der sted auf und zogen zu der borgk und belagen den keysser darauff
und brachten schirmen und ajidere gezeug mer darvor. als hatte der
keysser so balde heraus lassen schiessen und that zu dem ersten grossen
schaden.
VII. Also lagen die Wiener etliche zeyt' vor der borgk, bis das
hertzogk Albrecht, des keyssers bruder, kam in die stad den Wienern
zu hulffe,- und belagen den keysser an vier orthen des Schlosses und
meinten, den zwinger umb zugraben und an newen enden ihnen zu er-
steygen. So fand sichs, das den auff dem schlösse speysse gebrach;
idoch so hatte der keysser viel guter freunde hieraussen, die ihme brot
und fleisch in den graben warffen, das ihnen die Wiener nicht mochten
geweren, und der keysser ward uf geschrieben pfylen von seinen guten
freunden dicke gewarnet.
Vni. Als es nun dem keysser am hertsten läge, do hatte der jujige
keysser von seiner mutter eins huneleins zu essen begeret.'^ do sprach die
mutter: „Kniehe nieder, liebes kind, und bethe, so wird dir gott ein
hunlein geben." so das kind nieder hatte gekniet, do was einer
' Vom 21. October bis :um 4. Vevenüjer.
• A ni a. Noreinber.
' Vergl. Beheim, jk 131.
204 Uartuug Cammeruielsters Chronik.
ungeferlichen kohmen und waiff 8 huner in den borgkgrabenJ doniit
hatten sie sich lange enthaldcn, und sie leden sonst grosse notturtflL.
IX. Es fugete sich, das der Gersig, konig zu Behmen, kam mit viel
volckes dem keysser zu hulffe- und lagerte sich mit andern des keyssers
leuthcn vor die stad Wichen, die sachc ward vortheydinget, das mit dein
ersten ward gebothen, das nmn schiessen mit den buchssen solle lassen
anstehn.
X. Also ward durch den keysser und den konig von Behmen ein
anefang in der theydinge berurt; das ein keisser sich solte was vor-
schriebe in dem gefengnus, das bunde nicht, und er hielte des auch nicht,
den es ward sonderlich also vortheydingt , das man den keysser heraus,
tVey, ledig lies mit allen den seinen, also zogen keysser und keysserinne
mit den ihren aus der stad betrüblich, und do sie vor die stad heraus-
kamen, do hatte sich der keysser umbgekart und gesprochen: „Lieben
herrn und freunde, habet ir jhe einen keysser in dem oder in andenn
ubelthaten also gesehen notigen, als ich genotiget bin wurden?"
XI. Hernach'^ theidingte der ehegenante konig von Behmen zwischen
den beyden partheyen eins solches, das hertzog Albrecht solte alle schloe
und stedte wieder zu des keyssers henden bringen und das die ihme
selten schweren, also das er des vorwart were; und wan das geschehen,
so solte der keysser mit wolbedachtem muthe und freyem willen hertzog
Albrechten, seinen bruder, das land 8 jar übergeben, ein regirter furste
zu sein, doch also, das er nicht€s darvon solte vorkauffen, und er solte
dem keysser ides jhars 4000 fl heraus geben, und das ward von beyden
partheyen zu halten vorbrieff'et.
XIL Als nun hertzogk Albrecht die stedte darzu solte brengen, das
sie dem keysser solten schweren, das wolte nicht geschehen, denn der
marschagk und andere, die die stedte inne hatten, wolten ihnen nicht
* Vergl. Beüieim , j*. 131,
* Sein Vortrab stand selten am 5, Noi\ unter seinem Sohne Victorin an der
Donau y ei' selbst ei'ScJiien in Kornneuburg am 14. Nm-. mit 7000 Mann, die sicJi
bald auf 22000 i^ermehrten. Am 16 2^oi\ begann er mit Albrecht zu unterhandeln,
am 2. Dec. erst wurde der Vertroff, den Cam. richtig angibt , dem Kaiser mgesandt^
damit er ihn unter siegele. Am 4. Dec. rerliess der Kaiser mit seiner Familie und
seinem Gefolge untei' den Schmähun/fen des Volkes die Burg,
* Cam. redet vofi dem Vertrage vom 2. December.
Härtung Camniermeisters Chronik. 205
vergönnen zu schweren ; sie hetten dan ihren sold. also ward dem keysser
nicht geschworen; so gab er das land auch nicht über und schied also
ohne ende abe.
Xni. Der konig von Behmen schied abe^ und zoch heim mit schaden,
der schade, den der konig von Behmen genohmen hatte, der ging also
zu, wie das der konig von Behemen und des keyssers leuthe stormeten-
die stad Wien und nahmen darüber grossen schaden an viel leuthen,
die erschlagen und gefangen wurden, und der storm hatte sich also be-
geben. Der keysser hatte botschaifl in das beer gethan, das die in dem
beer feur in die stad Wien selten brengen, und wan das feur autt' ginge,
so selten sie die vorstad kegen dem schlösse stormen. solche storm zu
thun, ward dem keysser aus dem beere zugeschrieben, den selben brieff
begriflen die von Wien und schickten sich darnach mit ihrem volcke und
gezeuge und machten in der stad selber ein feuer. also ward der storm
gethan, do Hessen die Wiener die einsteygen in die vorstad, soviel ihnen
eben was, und schlugen die nieder und thaten den mit buchssen grossen
schaden.
XIV. Es hat sich hernach ^ der konig Gersig von Behemen der sachen
wieder forder angenohmen und sich darinne so sehre gearbeitet, bis das
er zwischen den partheyen eine entliche richtunge erlanget hat, also das
(§ 1) Unwille und handel, so sich zu Uneinigkeit bishero verlauffen hat,
gantze abe und todt sein sollen und von idem theil in keine weis zu
ewigen gezeyten in arge oder in räche zukompfftiglichen kegen niemande
vorgenobmen werden soll wieder mit rechte noch unrechte, geistlich noch
weidlich, mit gewald noch in keiuerley wege, sondern wie und in welclier
massen sich die gemelten Zwietracht mit aller ihrer nachfolgunge gemacht
haben solten, alles vortylget und hen sey geutzlichen und ungeferliehen.
(§ 2) Auch soll in solchem , freundlichem vortrage und voreynigung
* Am 8, December 1462.
* Nouih GobelUniM am 9. Tage der Bdagerwig; nach Ebemdorffei' vei'suchten die
Böhmen den Angriff hei St. Ulrich^ nach de Styra am Schottenthor.
^ Vielleicht berührt Cam. die VerJiandlungeti , welche König Georg bei einer
persönlicJien Zusammenktmß Albrechis and Friedrichs in Kornnetiburg versuchte f
um eine ivirkliche Aussöhnung zu stände zu bringen. Der nachfolgetide Vertrag
ist auf der Grundlage des Vertrages rom 2. Dec. abgeschlosseti. Er ist abgedruckt
bei Kurz, Österreich urUer Friedrich IV., Th. II, p.2S3. Cam. teilt die Hauptpunkte
fast wörtlich mit.
206 Härtung Cammermeistcrs Chronik.
hertzog Albrecht alle der schlösse, stedte, landschafte und herschafft, so
er in dem furstenthum Osterreich mit allem und iglichera niederhalb der
Ens, des wassers also genant, in den vorgangenen kriegen und die
iczund gewonnen hatt, sich eussern und die herrn Friederichen, dem
Romischen keisser, lediglichen lassen volgen und zu seinen henden über-
antworten ohne alle irrungeu.
(§ 3) Darkegen soll der Romische keisser das furstenthum Osterreich
mit allen und iglichen herrn, rittern und knechten, stedten und schlossern
ect. und allen fürstlichen gerech tigkeiten und gewaltsam, auch allei
weldlieher und geistlicher lehenschefflen , allen reuten, nutzen, aller
und iglicher zugehorunge, die dem keysser vormals zugetheildt wunlen
sein und bisher inne gehabet hat, den genanten hertzog Albrecht* in
fürstlicher regierung wiesse von stund eingeben, mit aller herlichkeit
H jliar inne zu haben und gebrauchen als einem regirenden fürsten.
(§ 4) und hertzog Albrecht soll dem keysser die 8 jhar, igliches jhars
1000 fl llngerisch in die Newstad reichen auff 8. Nicolaus tagk, und
auff igliche tagezeit, wan er bezahlung gethue, soll ihme der keysser
(juitanzien geben.
(g 5) Wurde auch sache, das hertzog Albrecht in den benanten
8 jharen von todes wegen abginge, so solte das alles wieder umb an
den genanten keysser oder an seine erben gefallen, doch mit solchem
unterschiede, das die regierunge des landes durch die landleuthe des
fürstenthumb 8 manne aus der selben landschafH bevohlen solte werden,
die 8 jhar aus zuhalten, und nach ausgehen der 8 jhar dan gnuglichen
bestald und besorgunge vor abetretunge geschehen, das sie bey ihrem
alten herkomen und vorschriebunge von den fursten von Osterreich
gentzlichen zu bleiben und das ihnen auch alle ihre privilegia und
freyheit von dem keisser bestetiget und confirmiret werden. (§ ß) auch
soll allen den jhenigen, die von beyden theylen ihre lehen auffgesagot
weren, ihre lehen wieder gegeben werden.
ISO« Von dem Taufstein in der St. Severskirche. (D. T.)
Anno dni 1483 ward der kostliche tauffstein zu Erfturdt in Sanet
Severskirchen angehaben zu machen und hernacii in dem fünft* und
sechtzigsten jhare gantz voUenbracht.
■ D. „Ludwigen".
Härtung Camniermeisters Chronik. 207
lÄV, Von Hertzog Albrecht» Tod. (D.)
In dem selben jhare (146ii)i starb hertzogk Albrecht von Osterreich,
des keysser Friedrichs bruder.
ISS* Wie die Cartheuser zu Erffort den graben, so sie von dem rathe
zuverfertigen angenobmen, wiedergoben. {D, T.)
In dem selben jhare wurden die Cartheuser zu Erfford von dem
rathe faste sehre angelanget und gedrenget umb den graben bey ihn,
den ihnen der rath vormals^ gegeben hatte, so das sie die mauren l)ey
ihn, die der rath etlicher massen angehaben un<l ein theil gereit gebawet
hatte, selten volbrengen, als sie dem rathe sich des vormals hatten
vorheischen zu thune, das den nun den CWtheusern, als sie meinten,
gar schwere und ohne ihren grossen schaden, als es ihn dazu mall
gewand was, nicht vermochten zu thun. Und darumb so gaben sie dem
rathe solche brieffe, also sie vorschreibunge über den graben hatten,
wieder und vorziehen sich des gentzlichen und liessen den graben dem
rathe wie<lervolgen und wurden des gebawes ledig und entbroehen.
189. Von dem Mauerbau der Stadt Erfurt. (D. T.)
Item als nun hiebe vor, in dem sieben und funffzigsten jhare der
minnern zhall,"* der rad zu Erfford die eussersten stad mauren und
torme vor S. Mauricien thor angehaben hatten und dasselbe jhar vol-
hrachten bis an 8. Johannis thor, als hup der rad in dem drey undt
sechzigsten jhare dieselben mauren und thorme wieder an und ruckten
ein gros stucke kegen dem Crampffer thore vortward, und in dem vier
und sechzigsten jhare ward demselben stucke nachgefolget und gantz
vollenbracht bis an das ('rampffer thor.
* D, „Als sich nun hiebovor anno G3".
' Am 2. Dec. 1463,
^ Vergl. die Urkunden (Magd. Ärch., Er f. B. X. 115 — 117) vom Mittwoch muh
WalptM'g (2. Mai) 1431 : Der Bat von Erfurt eignet den neuen Zwercltgiaben von
dem äxASsersten Stadtgraben ins an die Ilirschlacfte fieben dem Karthnuserklosta-
dem KariJiäuserkloster zu, und zwar mit der Fiscfierei, unter der Bedingung, den
Graben auszumauern und in stand zu Juilten, auch auf Gutbefinden des Rittes
eine Brücke darüber bauen zu lassen.
208 llartung Cammeniieisters Chronik.
130* Von der Pest in Thüringen. (D.)
Anno dni 1464 stund aufF in dem laude zu Duringen^ und in allen
um hl legenden landen pestilentie überschwenglich gros zeitlichen im jhare,
also das aus des massen viel volcks starb auff den schlossern, in den
stedten, in clostern, in dorflern und in allem geistlichem und weidlichem
wessen, alte leuthe, mittelmessige und manich junk volck, an mannen,
frawen und jungfrawen und gar viel kinder. Und gott der almechtige
that seine gnade, also das die pestilentie zeytlich als umb Galli
(IG. October) in Duringen lande auft'horte, aber in Sachssen, an der sehe
und anders wohe, da es auff* die zeyt nicht gestorben hette, hup es do
an und überging gemeiniglich alle deutzsche und welsche landt.
131« Von grossem Schnee. (D. T.)
In dem selben jarc (1464) gefiel an der Unschuldigen Kindertage
(28. l)ec.) gar ein groszer sehne, und es schneiete von dem tage forder
viel tage teglichen her naher an underlas, also das der sehne so gros
ward, das ubern wald noch in den Strassen die leute in viel tagen nicht
konten gewandere noch zusamen komen und das etlichen enden die
leuthe mit wagen und pferden im sehne vorsuncken und vortorben,
wann der selbe sehne etlichen enden und in tiefl^en wegen über die
wagen* ging; dor umbe die leuthe manchen enden die wege must«n
schauffein, die waldleuthe konten auch in den wäldern bis in die fasten
keins vor sehne nicht gearbeiten , darvon so wurden die kohlen als teuer,
das ein stutz kohlen vier und zwantzigk groschen und mehr galt uff'
dem marcktc zu Erffbrt.
133* Wie Enist von Gleichen einen Bürger von Erfurt gefangen nahm
(M. 1). T.)
I. In dem LXIIII jare (1464) am sonnabinde in der pfingstwochen
(19. Mai) begab sichs, das grafe Ernst von Glichen, her zu Aldinberge,
* T. „wegenn".
' Vergl. Ghidenus, Bist. TW f., p. 148: Erfordiae solum viginti hominum milüt
Pestis absumpsit. In SüddetUschland begann die Ppst schon im Jahre 1462 ni
wiite^i und dauerte in Augsburg bis zu Emle des Jahres 1463. Niifieres in der
Chron. des Burkard Zink (Chron. der schivüh. Städte ^ Augsburg, IJ, p.293f,), der
auch die KrankJieit beschreibt
llartiniu CanmieriiKMstrrs Chronik. 20U
•e»
einen biir<^er von Krtiurtlie, genant Hans Haiischberg, der uf dem lioltze
hie Tunttortf' hetze reit, mit sinen kneeliteii anquam, mit deme er in
gnter kuntseliafft was', und reit mit dem genanten hurger eine wiele
noch hassen suche, und iler ehe genante burger vorsach sich keines
argen nicht, sundirn allis guten zu ihme. es* ])egab sich, das grave
Krnst, als er sine ziet ersah, viel den obgenanten burger an unvor-
sehenlich^' mit hultfe siner knechte und nam in gefangen und ouch sine
<lrie knechte, eines sulchen der mehr genante burger vor ime uid)esorgit
was, wen er keine fehede zu im hatte, sundern als grave Ernst den
burger fing uff' den sonnabent und in so bald weg fürte, ward dem
rathe zu Erffiirthe am dinstage dornach erst grave Ernstes vhedebrieff
zugeschickt, und er tat die geschieht also unvorwart siner ehre.
H. Er'' Apil Vitzthumb zu Tanroda, siner mutter bruder, ward
etwas beruchtiget,- das er mitwiszen der geschichten habin sulde, und
entsas sich vor dem rathe zu Erffuithe und schreib dem landisfursten,
herc/ogc Wilhelm, sime herreii, und ouch den» rathe zu Erfiurte: er
vorneme in landmans wisse von der geschieht, die grafte Ernst begangen
liette an Ileilsberge, das rede usging in der Stadt, wie das er ein
mctewiszcn der geschieht sulde habe; daran ime unrecht geschee. und
er badt sich des rathes, tates und wiszenschaft vor dem laiidesfursten
noch sime erkentnus zu entschuldigen.
HI. Also ward dar und>e von dem fursteu ein tag bescheiden ern
Apeln und ouch den von Ertfurthe gein Wiszinsehe, und alda von seinen
gnaden, sinen graven und sinen rethen erkant und usgesprochin , das er
Apil mit sines selbis band und mit ufgeragt^n fingern einen eyd sulde
thun , als'' im die von Erfurten wurden lasse lesen, der selbe eid lut
' /'. in M. '' M. fmjt hinzu „koi-czan". " M. „der*'. <* M. „als
die im den die v. Erf.**
' Vtrgl. Ursinus, Mtncken, 111, p. 133S, Nach ihm ist Ernst von Gleichen
bei deni Erfurter Bürger sogar Gast in hjrftirt gewesen und hat ihn zur Hasenjagd
eitige Jaden , doch setzt er dieses Ereignis in d<ts Jahr 1406.
• Dass die Erfurter Grund hatten , an die Vntei'Stütziing des Grafen Envst
ron Gleichen durch Apel Vitzthum zu Tanroda zu glattben , zeigt das BündniSy
icdches beide zur Bekämpfung Luduigs ron Gleichen zu Blunkenhain geschlossen
hatten (Weim. Arch.j Reg. F^e. Nr. 69), iJicsei' Streit wurde ton Wilhelm von Sachsen
zu Jeiva am 24. März 1463 geschlichtet.
GaKhichtiiq. <). Pr. S. XXXV. U. q
210 llartang Cammertneisters Chronik.
also, dasz er Apil, Hiiie soiie und ire knechte der geschieht vor-
gerurt rathi», tatis und wisischaft unschuldig werin, das im gut ko
helffe und alle heiligen. diesen eid that er Apil also vor dem
furnten, »inen grafen, rethin und ritterschafllen ufl* dem niushusze zu
Wißzensehe.
IV. Gräfe Ernst von Glichen fürte den elie genanten burger von
Erfurthe erstmols uf das slosz Plawe^ da selbis und ouch uf andere
slosze des von Plawe, da er gehaldin ward und am leczten gein
Wildenstein -^ gefurt an den enden er lange zeit gefangen was,* bis das
der furste des landes, herczoge Wilhelm, sich der sache au nahm, deme
denne die von Ertturthe von eynunge und Schutzes wegen so gewand
worin, das er in schuez und verteidung zu thun pflichtig^ was. Der
lies grafen Ernste alle sine guttere, die er in sime furstentlmme hatte,
in kummer legen und lies ihnen durch sinen hoferichter, er Burgkharden,
schencken von Tuttenburg, heische als einen seinen grafen, man und
landisseszin gein Weimar vor sin hofgerichte, ihme und den von
Erffurthe zu thun, wes er von ehren wegen pflichtig were.
V. Als begab sichs, das grave Ernst was betene herczogen Wilhelm,
das er im den kummer on sinen guttern wulde abestellen und wulde
ime und, wen er mit sich brechte, ein sicher lebene und ouch schriftlich
geleite zuschreiben.«^ solche geleite ime also von herczogen Wilhelm ge-
gebin und zugeschrebin ward, doruf quam grave Ernst uf den montag
Severi (22. Oktober), als er geheischt was, und sulde sine ehre vor-
antwurtteu.
VI. Also ward der rechtstag umb siner frunde willen ufgehalden,
und die sache ward in der gute gehandelt und also trotten, das grale
Ernst Heilsbergen, der von* Erifurthe burger, sulde ledig und losz gebe
ane entgeltnus mit sienen knechten und irer habe und sulde die fehde
gein den von Erffurthe abestelle, und so wulde der furste ime den
kummer, an sinen gutern gescheen, wider uffene, also das er die inne-
* 3f. „gewest was gefenglich*'. '' D. „schuldig"'. ^ M. in Klammem
„geben". * M, „der**.
* Plauen an der Elster.
• Wüdenstein vielleicht Wildenfels, P/^ M. 80 von Zwickau,
Härtung Camnienneisters Chrouik. 211
wendig zwen jaren 8ulde vorkoiiffeii * einie grafeii oder ritteruieszigen
mainie, die im zu luaiuie ouch bequeme werin.
VII. Deme grafe Ernste also gancz volgete und zusaite,* Heils-
hergin, der von Erffuithe burger, in n wennig zwen*» tagen gesund gegin
Wida zu ajitwurten; das er also that. und der furste schickte in da den*^
deme rathe zu Erfiurthe wider heim uff* ir rathus, des den und ouch
sines groszen vliszes, den der furste in dem, das er iren burger des ge-
fencknuH ledig schaffte, that'S gi'oszen danck sagetin, und sie wulden
das und^e sine gnade, wo sie ummer mochten, mit irem unterthenig
willigen dinste wiederumbe gerne vordienen.
133. Wie der Papst Plus Hülfe wider die Tartaren begehret« (Df
1. In dem selben jhare (1464) schickte unsser heyliger vater, der
bapst Pius, aber ein legaten mit boUen in handliuige grosser gnade in
die lande, besondern an die sehe und in Sachssen, und begerete hulfte
wieder die Tarttern, die den grossen schaden theten in den kegenotin
jhenerhalb des meers, und besorgete sehre, das sie überhand wurden
nehmen und die heylige Christenheit überziehen und beschedigen und in
nieynunge wehren, grossen willen zu treiben, und berurte in seinen
boUen: er wolte personlich mit ziehen, und alle die jhenigen, die auch
™ 1). „sagte". '• V. „10". «^ M. „dabeue". ^ f. in D.. M. u T.
' N(t€h Jlellbuch, Archtr für Gewjr.^ Gesch. unl Statistik der Grafschaft
Gleichen (1805), p. 138, ist der luxrte Sirruch Hei'zog Wilhelms auch durch pei'Sätiliche
Beleidufutufen veranlasst ivM'derij die sich Ernst von Gleidien hatte zu scliuldeti
kommen hissen. Nach Schlönbach . Tausewl Jahre Thür. Geschichte, Leipzig 1855,
wurde sein Verhältnis zu Wilfidm von Sachsen erst 1474 durch die Vermitthvtg
des Kaisers geordnet: Wilhelm liabe ihm seine Güter abgekauft, und der Giaf sei
nach Meissai gezogen. Doch luitte der Graf seinen Anteil am Blunkenhainer
Walde am 22. März 1465 für 1500 fl verkauft (Weim. Arch., Reg. Ee, Nr. 71.) und
seinen Anteil an Tonndorf an die Stadt Erfurt für 100 Gulden im Jahre 1466
(Falckenstein, Thür. Gesch., p. 334).
' Vergl, Voigt, Enea Silvio de Piccohtnini, Band HL c. 11 u. 12 Almliche
Berichte existieren in grosser Anzahl. Am meisten stimmen mit Cam. überein ein
Bericht der Koelhoffschen Chrotiik (die Chron. der niederrhein. Städte , Cöln , III,
Leipz. 1877, p 809) und die Berichte in den Chroniken der schwäb. Städte, Augs-
burg, I, p.330, und Augsburg, II, p.303.
212 Härtung Cammcrincibters Clironik.
personlich zogen oder ilinianden vor sich schicketen, also das die ein
jhar oder aiiff das minste 6 nionaten aussen beharren mochten und)
Hterkung willen des heyligen Christenglauben, auch alle die jhenigen,
die nicht ausgeziehen konthen, die sollen zu hulffe und steure konien
und geben soviel, als sie eine ^voche in ihrem hausse mochten vorzeren,
und sich des auff ihre eygene concientien prüften; denselben solt« pein
und schuld vorgeben werden, so das sie ihre sunde solten beichten und
es noch ihres beichtigers rathe halten.
IL Darauf!' so kamen gar grosse menige der leuthc von der sehe,
aus Rachssen und aus andern landen auff die fard bis gen Venedig, do
wolte man sie nicht auffnehmen noch hulffe thun, das sie mochten über
das meer komen. so hatten sie nicht alle gnugliche zehrung, das sie
sich mochten haben die vorgenanten zeyt ausgehalten, und musten
wieder umb iglicher heim zu lande ziehen und luden grossen komer und
wurden viel erschlagen, ehe sie wieder zu lande kamen.
134« Churfui-st Friederich von Suchszeu starb. (D. M.)
In dem selben jhare (1464)^ starb herczoge Frederich von Sachszen,
der churfurstc, und ward begraben zw Meiszen in dem thume,
135« Der bischüff von Meideburg starb. (1), M.)
In dem selben jhare (14G4)- starb der togentsame herre Friderich,
bischoff zu Meideburgk, der gebort der grafeschafft von Bichlingen.
130« Albier wurden der gratib von JSchwartzburg und der von 8tolbergk
uiitt den von Northausscu uneius. {l>.)^
I. Anno dni 1465 wurden graffe Ileinricli von Bchwartzburgk, gralle
Heinrich von Htolbergk und der rad zu Northaussen einander uneiiis
\x\\\h einen todten man, den die leimgrube hatte erschlagen in der
genanten graffen gerichte. denselben man die von Northaussen hatten
* Am 7. September 1464.
^ Am 11. November 1464.
^ Vergl. Fr. Chr. LesseTj Hütor. Kachrichten der Stadt Xordhausei^, umge-
arbeitet von Förstanann, Xojdh. 1860^ p. 310 ff, und Sclwttgen uml Kreysig,
Diplomat, et scripta, I, p.544f.
Härtung Cammermeisters Chronik. 213
anffgeboben, daii in ihre 8tad gefuret und begraben lassen unersuchter
.«ache gegen den graifen oder ihrem gerichte. dorurabe nu die graffen
die von ^orthaussen betheydingeten und anlangeten, ihnen wandel
(larunibe zuthune, das sich etliche tage vorzoch und das sie des nahe
czu harttem kriege weren komen.
IT. Als unterzog sich der sache hertzogk Wilhelm von Bachssen,
de« landes fursto, und vorrahmete zwischen den partheyen einen freuml-
lichen tagk kegon Weyssonsche ; doselbst gar viel rede und handel
geschähe den ersten tagk. des andern tage« begab sichs, das beyde
partheyen ihre gebrechen und schelunge in freundlichen dingen
mechtiglich stehen auff den fursten. der selbe alda in freun<llichen
dingen aussprach: die von Northaussen solten den todlen man, der
albereit tag und nacht begraben hatte gelegen, wieder an die stad
antwortt^n, do sie ihnen betten lassen auflnehme, und wen sie das
getheden, so solte ihnen die Strasse, die ihnen vorbothen und nieder-
geleit was, von den graflen wieder offen sey und alle anspräche und
wandel solten abe sein; sie und alle die jhenigen, die dorinne vordechtig
weren, solten der Sachen unangelanget bleiben ane geferde.
III. Als nun die sache (belangend die graffen von Schwartzburg
und Stolbergk mit den von Northaussen) umb den todten man bericht
ward, als ward die Ursache, die die graben zum theil und das weyde-
wergk vor der stad Northaussen gegeben,* bieben anstehen auff austrag
des rechten, das sie dan beyder seit gestald hatten auff hertzog Wilhelm
des landes fursten. das sich dan lange verczog und sich doch zum ende
nicht wolte finden. Am letzten unterzoch sich aber hertzog Wylhelm,
umb die sache freundlich zu reden, und es begab sich, das der furste
im theydinge einen kauff vornahm, so das die von Northaussen den
graffen erblich ihre gerechtigkeit abekauffen, was sie der umb ihre stad
betten, das ward durch den fursten also vortheydinget, das die von
Northau8!=en den graffen 4000 fl vor ihre gerechtigkeit gaben und
beleytten den flor, was des den von Northaussen sollte zustehen; die
beleytunge bereit der furste mite, darauff wart aller gebrechen und
schelungen genzlichen beygethan.
• f. in D.
214 Härtung Cammcrmcistcrs Chronik.
137. Wie der Wert der Gulden abermals stieg.
In dem LXIIII und LXV jhare was aber der gulde gestegin, das
er XL nuwe groschen golt Landisberger moncze, die denne zwei schock
groRchen machten, alle von dem falle der moncze.
138« Von der Erobenmg Plauens. (D,) *
Anno dni 1465 gewan hertzogk Ernst von Bachssen dem von Plawe
sein schloß und stad Plawe an.
139. Herzog Wilhelm nimmct Apel Vitzthumh seine gutter. (M, D. T.)-
In dem LXV jähre gewan herczoge Wilhelm von Bachssen er Apil
Vicztumb» Tanrode an und verkauffite das erblich grafen Lodewige von
Glichen umb Vltusent gülden. Und also quam er Apil und sine söhne
mit ihme alle us dem lande zu Doringen weg, wen der genante furste
nam Dornburg, dar sie gelt ane hatten, ouch in, so das sie in dem lande
zu Doringen nichts behielden.
140. Von einem Hoffeste zu Marburg. (D. T.)''
Li dem selben jhare (1465j ward ein h oft* zw Margpurgk, da dan
faste treffliche leuthe hinquamen und besundern der hoehgeborne fürst,
M. fügt „von" hinzu.
' Vmßl. Appendix Vers., Menchen , 77, p, 429, Fantes renim Atistr., B. XLII,
Nr. 278a u. bu, 279, amserdem F. A. r, jMngam , Ifeizog Albrecht der Beherzte,
Leipzig 1838, p. 47 f.
* Virgl. UrsintiS, Mencken, II J, p. 1338, Apel r. Tannrode hübe Katharina von
Brandenstein, des Herzogs Getnohlin, nicht gnädige I&au geheissen «w^ sonst noch
anderen Hohn dem tMrsten zugefügt. Dass dei- Zorn des Fürsten gegen Apel
von Tannrode gross gewesen ist, geht aus der ürkwnde (Arch. sn Weimar,
Reg, A. fol.2'' Nr. 16. 104) vom 25, Nov. 1405 hei\H)r. JDei' Fürst BernJiard
t^mi Anlialt mrspi^cht dem Herzog Wilhelm auf seine Bitte, Apel r. Tannrode weder
zu liegen noch zu schützen tioch zuzulassen, dass ihm Beistand und Vorschuh
geleistet werde.
^ Das Fest in Marburg fand nach Chron. Hassiac. Thur, Amoebeum ab
a^mo 477—1479, Senckenberg, Select. Iuris et Histai'., III, c. 122, im Jahre 1466
statt. Die beiden Söhne des Landgrafen Lttdwig ?wt Hessen (f 1458), Ludwig und
Heinrich, ixm denen 'jener nach Teilung der Lande in Kassel, diesem' in Marburg
regierte, toaren mit einander uneinig und traten sich in den grossen Fragen de)'
Härtung Cammermeisters Chronik. 215
hertzogk Wilhelm von Sachssen, und die hocherleuchte furstinne, frau
Catharina, sein gemahl, ihre graven mit ihren frawen, und ubeten alda
faste hoffligkeit* mit der gleven rennen, mit dem sperstechen, mit
tantzen und mit allerley froligkeit Und nach dem uffbruche doselbst
und in der heimfart kam herzogk Wilhelm, sein gemahl und seine
graven und ihre frawen mit ihn, an der zahl mit sechshundert pferden,
an dem sontage Invocavit (3. März) gehen Erfford und bieben aide zwo
nacht, und uff den genanten sontag zogen sie in die stadt mit groszeni
praste. da hatte der rath bestalt, das alle Junckern und jungfrawen aus
der Btad in ihrem geschmucke ihme entgegen rieten zu felde und ent-
]>fingen und sie herlichen in die Stadt vor ihre herberge geleiten, der
selbe furste und furstinne mit den ihren waren die zeit tag und nacht
mit den burgern und burgerssöhnen *» mit tantzen frolich etc. Auch
hatte der rath die wache in allen pfarren, auch an den thoren und uff
den tormen stark und wohl bestalt, darzu die ketten in der nacht
angelegt und schiltwache geriten und besondern uff den abend, wan
man tantzte zwey hundert zielschutzen. vor das rathaus in ihrem
hämische an zwo theil*' geschickt. Und uff den dinstag (5. März) , da
man gessen hatte und wegwolten, do schickte der rat in alle herbergen
und lieszen den fursten, die furstinne, die graven mit ihren frawen und
alle die jhenen gentzlichen loszen über das erste* geschenke, wein.
Naumburgisch hier, haffern, hew und suesze w^eine zu allen essen; auch
so schenkte der rath so balde der furstinne ein kostlich gülden span
und dem jungen frowichen von Sachszen ein sylberlich • span. ^
141« Die fiirsten von Sachszen schlagen newe moncze 1465. (M. D, T.)
In dem LXV jare in die Egidii (I.September), do liszin die hoch-
gebornen fursten, herre Ernst, herre Albrecht, gebrudere, und her
* „und— hoffligkeit" f, in T. ^ D, „ burgerschin ". « T. „zahU",
d /: in M. "^ r. „sonderlich".
sechziger Jahre feindlidi gegenüber. Ludwig, einst ein Anhänger Adolfs van Nassau
wollte Katharina von Brandensiein nicM als Fürstin anerkennen und beleidigte
dadurch Herzog Wilhelm. Deshalb war Heinrich um so entgegenkommefider , und
wie er der Hochzeit beigewohnt, so lud er um und seine Gemahlin nach Marburg ein.
* Die grossartige Aufnahme kostete die Stadt Erfurt 957 Seh. Groschen , t^ergl.
r. Falckenstein, p. 334.
21 G Härtung Cammermoisters Clironik.
Wilhelm , ir vetter, alle herezogen zu Sachszen , landgrafen in Doringen
und marggrafen zuMeisszen, abir UBzgehin eine nube nioneze und lieszin
die hertiglich und ernstlich gebieten in allen iren landen zunehmen und
also zu halden ,» als hernach berurt und vorclerit wird. Und erstniol
sie zu raercken, das diese noch benanten raoncze, mit nahmen Jodcn-
kopphe, die danne in sich behielden an der gewogen margk VIT! loth
und gingen LXXX stucke uf die margk, und dobie ouch pfennige
geslagen wunlen mit Landisbergir zeichen, der denne XXXVII gingen
uf ein loth , und der seibin pfennige gingen IX vor ein Jtulenkoph und
XX Jodenkopphe vor einen Rinischen gülden und der phenge III 8chok
vor ein gülden. Und was eine bestendliche'' gute monczc, aber sie
gingen in kurczen jaren wider undir, und is ward von den fursten eine
geringere moncze vorgenohmen. die groschen uf Landisberger zeichen
wurden geslagen und kleine phenge dobie, der achte halbin derseli)in
ein<^ groschen sulde gelden.** derselbin moncze usgang bette sich vor
eine wehre must vorgehin; wen es dorbie belebin were, so betten der-
selben groschen XX « einen Riniscrben gülden beczalt. Es begab sich
abir hirnnch, das dieselbe moncze v(»n jhare zu jhare schwechir ward
und so sere abenam, das sie in diesem LXV jhare der obgerurten
groschen man XI/ umbe einen RiniscluMi gülden mustc gebe, von deswegen
die lande groszen, unvorwintlichen scha<len entpfmgen. Sulchen merg-
li(?hen groszen« schaden der lande mancherlcie clage uf** über die moncze
ging, wie sere schedeli(;h und vorU»rblich dem gemeinen nucze da« were,
so das doch die fursten in das zu herczin liszin gehin und nahmen
aber eine anderung der moncze vor und lieszin grosze nube groschen
laen zu Freiberg in Meiszen erstmals, die woren also geschicket, das
die selben hatten einen schilt uf der einen sieten, dorinne stund Sachszin-
laiid un<l uf der andern sieten stund ein schilt mit Doringerlande und
suhlen je' zwenczig einen Rinischen gülden gelden, und slugen kleine
phenge dabie, der ir IX der groschen einen sulde gelde. und das man
umbe nube gelt vorder solte martc und vorkouffe,'^ und wo man des
„und — halden" f. in D. ^ 1>. „heHteiuHge". « /. in M,u.D.
•' f. in M. • 7>. „22". ^ 3/. „L". ^ „mergl- groszen" f.inD.
•' I>. „von rufl". ' D. „ir". ^ „und — vorkaufle" in M, an
einei' amiern Stelle,
irartiuig Ca mmermc isters Chronik. 217
ersten nubes geldes nicht gnug konde gehabe, so sulde man das mit
dem aide vorglichen , so das man der mit der aldin zwene einen nuwen
Nilde bezcalen, und die aide phenge suhlen von der scherffe sin, so das
man je einen nuwen phennig mit zwen alden sulde beczale, alle die
weile die werten, biß das die lande der nuben moneze erfüllet wurde.
(D, T.) Dis nam der rad zu Erfford und auch die von Molhausen
und Northausen zu sinne in besorgunge, (bis aber die moneze hernach
mo(thte fallen, als das vor offte ergangen und geschehen was, und das
chui auch die leberer, die die lanch» mit ihrem uft wechseln die noch
bliebendc alt<' groschen und pfcnninge, der dan noch faste bcy den
Icuten enthalten ist, aber uffkeuffen wurden un<l aus dem lande weg-
fureten, als das dem lande groszen schaden vorgcthan hatte, aber thun
wurden; nu vor das etwasz gedacht wurde, und haben bestalt, das ein
iglicher der alUMi vorgeschlagenen groschen nach ihren wirden geczeichnct
wurden, das die darnach ein jeglichen zu nehmen und zu geben weren.
14%. Von dem Kornhaus vor 8t. Moritz -Thore zu Erfurt. (T.)
Im jhar t^iusent vierhundert funff un<lt sechtzigk wardt dasz grosze
kornhaus vor Sanct Moritzen thore zw ErHurdt angehaben zu bauen
undt in dem sieben undt sechtzigisten jhare gantz bereit.
14«). Wie der wein a. 05 vertorben frost halben. (D.)^
In dem selben jhar ereugete sich der wien im lande zu Duringen,
in ander landeji nu'hr, gantz reichlichen, so «las <lie weinstocke voll
hatten geladen, und nahe an dem ende, als nmn lessen s(dlte, kam
ein frost, <larvon das holtz erfros, das es nicht reif werden konthe un«l
das die winbeer zu naturlicher krafft nicht konten kohmen, sondern
wins ward eine notturfl\. aber er ward also sauer, das ihnen niemand
gerne wolte trincken, und etliche liessen ihnen das jhar über h»gen un<l
auff* die zuktmipfftige wienernde durch die triester lauffen, das er etwas
besser ward dan vor zu trincken.
' Vei'cjl. nntei' awJei'ti die- Chronik des Burkhard Zink, (%ron. dei' arhiräh.
Städte f A uyshunj , //, p. 312.
218 Härtung Cammonneisters Chronik.
144. Wie herczog Wylhelm den von Normberg die strasze nieder leget
wegen ihres burgers einen. Wie die von Normberg mitt herczog Wylhelm
vertragen wurden. (D, M. T.) '
In dem jare, als man schreib MCCCCLXVI jar, do leytte herczoge
Wilhelm von ßachszin den von Noremberg die straszen alumbe in sineu
landen neder und lis in in allin sienen landen, wo sine anihtlute dio
anquomin, ihre guter uftriben unibe einen ires burgers willen, genant
Anthonius Baumgarte, mit dem der genante furste ein Wechsel* umhe
IX tuHcnd gülden oder mehr, im die zu V^enedie, als er zu dem heiligen
grabe reit, über zu antworten, der selbe burger dos fursten gelt hatte
eingenohmen und empfangen und tadt im nieh keine usrichtunge an den
enden, als er ime zugesait hatte und vorhinderte den fursten sines geldis,
das ime viel schaden bringen mochte ane zweifei. Und als nu der furste
wider zu lande quam, vorderte er sin gelt an dem Anthonio ehegenant.''
ime geschach aber ich eine uszrichtunge ; so teden im die von Noremberg
nicht hulffe über den genanten ihren burger, sondern er ward fluchtig,
unde dorumbe so langete der furste nu die von Noremberg an umbe
sien geld und bedrangete die so sere, das der rath zu Noremberg ire
treffliche werbunge schickten an den rat zu Erffurth und vortrugen sich
mit dem, also das der rath zu Erffurthe den von Noremberg zu hülfe
quam und machte dem genanten fursten willen, das die von Noremberg
und der iren habe, die gekommert und ufgetrebin waren, ledig und losz
wurden , und der unwille zwischen dem fursten und dem von Norembergk
ward gancz und gutlich biegethan.
" „Wechsel" f. in JD. ^ f. in D.
' Vertß. Joannis ab Indoffine, Wahre und Grund Juütende Beschreibung der Stfidt
Nünd)€rg, Erfurt 17 5(), p. 628. Für die Vermittlwig des Erfurter Bates ist
die Urkunde vom 18. Aug. 1466 (Magd. Arch., Erf. XU, B. 2) nicht umoidttig; es
ist eine Quittung des Herzoge Wilhelm an den Rat übei' 8811 rh. Gulden 12 Schul, und
10 llellei' in Gold. Im weimarischen Archiv (Reg. Aa, S. 126; A. 11. Nr. 42 2. l.j
findet sich ein Cessumsentwurf( Weimar, den 8. Mai 1466): Herzog Wilhelm ^ der sich
durch Habe Nürnbergischer Kaufleute für 8811 rh. Guld. 12 Seh. 10 Hellet' in
Gold, die ihm Baumgartener und andere schulden, bezahlt gemacht lutt, tritt seine
Forder img au die nürnbergischen Kaufleute Peter Uersd/yrffer, Vogt Wolkenstein,
Otten Stulmeistei' i0id andere ab.
Härtung Cammermeistors Chronik. 219
145. Von dem Winter a. 1467. (D.)
Anno dni 1467 do hup sich der winter gar bescheydentlich an,^
und es schnygete auf das erste vor hand ein wenig, und der sehnee ging
sobalde abe. Auf dem sonnabent noch newen jare zu nacht (3. Januar)
rtchneygete es einen starcken sehnee, der bleib etliche tage legen und
doch nicht lange, dan das weiter was gar gut, und die sonne schein zu
handt gar warm mitte, darvon das erdrich blos ward, und es was so gut
Wetter, das die leuthe etliche zeyt vor weinnachten ihre weingartten
tungeten , ihren acker gruben und die pflüge begunten fast auszugelien,
und es fros niehe so hard , das die Gera noch ander wasser ichten hart
gefroren. Es was auch den meren theil in der stad und auf dem lande
trocken wetter. aber der wind erhub sich nach dem 12. gar starck etliclie
tage und nacht und sonderlichen auf den sonnabent vigilia ('Onversionis'
Pauli (24. Januar); in der nacht wehete der wind so starck und so grus-
lich die ganze nacht und den tag Pauli, auf den sontage, noch viel
grauslicher, das desglichen das vorgangen jhar und viel andere jhar
mehr solche ungeheuer wetter von winden nicht ist ergangen, die sonne
blickte vor mittage, aber zu vesperzeit hup es sehre an zu regenen und
schneygete ein wenig mit, und auf den selben sontag Pauli (25. Januarj
zu nacht wehete aber der wind faste, und es regenete und schneygete
mit unter, auf den montag (26. Januar) dornach wehete der wind be-
scheydelich uf den tag, und die sonne schein gar seuberlich; auff die
nacht was es aber stille vor mitternacht, aber nach mitternacht erhup
sich der wind und wehete die nacht und den dinstag (27. Januar) den
tagk ganz aus gar sehre. an dem dinstage nach mittage ereugete sich
die sonne und schein eine weylle seuberlich , aber in der nacht und auf
die mitt Wochen (28. Januar) wehete der wind aber sterklich als vor,
sonderlich uf dieselbe mittwochen zu nacht viel ein eben sehnee. dar-
nach auf den donnerstag (29. Januar) wehete der wind bescheydeüch,
aber auf den donnerstag zu nacht fros es , das man empoher (?) ging,
und der wind hatte sich geleget, auf den freytag darnach (30, Januar)
was es wieder stille wetter, und die sonne schein den tag lustig, und
' VfVfjl. die CompiJalio Chrmwi. in den Bnnm Oerwan. Script. Pistm'ii fStriiHo
ctirante), editio terttUy üaiisbonae 1720 , Tom. I, p,1112.
220 Härtung Cnrnmermeisters Clironik.
der Schnee ging entzeln hinwegk , und also nun forder auf die mittwochen,
als den auf den tag der niond Martins» entstund, ward es niehe einen
tag stets Wetter: der wind der wehetc, die sonne schein, es reinte und
schneygete jhe zu handen.
146, Wer diesse cronica hat schreybeu lassen; neinlichen ein l)urge-
nieister zu Erflbrt mit namen Härtung C-animeyster. (1). M T)
Im selben jare (14G7) uf den snntag Jndica (15. Mär/) starb er
Härtung ( ■anunernieister, ein ehrlicher, frommer man und ein liebhaber
des frcdis, und ward zu den Augustinern begraben. der selbe er
Härtung hattr diese kronicken schreiben laszen und ouch seibist viel ge-
schriben. er hatte auch in seinem testanu>nt*i bestalt, das dis buch noch sie-
nem tode sohle in dem köre zu Saut Jörgen legen, aber die alterlute liszin
sich beduncken, es were unbetjueme und nuichte der kirchen darvon
ein schade gescheen, wan manchirleie lute doruber gingen. Uud dor-
umbe so ward is dem rathe zu Erffurthe ingethan durch gemein rathe
der pharlute. also ist dis buch an den rath kommen.
147. Von vielen Hamstern und Mäusen. (1). T.)
In dem somer darnach wurden in dem lande zu Duringen und an
etlichen enden mehr in den felden soviel hamster und meusse, <las kein
mensch desjrlechen nieujer vernohmen hatte, die selben thiere thaten an
den fruchten grossen schaden und aiu'h in den weingartt4*n an den
beeren, doch ward darvon keine theur zeit. Es ward auch im winter
darnach s(» wnrm, das es vor S. Appolonien tage (1>. Februar) nach wei-
nachten wenig fros und keinen schnee warti*, der über nacht läge.
14S. Warumb <ler hertzog von Burgundien die Stadt Luttich gewonnen (V.y
In dem selben jare ward die grosse, mechtige stadt Luttich, darinne
ein ehrlich bisthum ist, und andere stedte, die darzu geboren, von dem
hertzogen von Burgundien mit macht gewonnen. <las kam darvor. der
* etwa „Aprilis," der erste März fiel 1467 auf einen Somvtag.
^ Dieses J^'eignis zog nicht nur die Aufmerlsamkeit da' nädtstgelcffenen Städte^
irie Köln (Koelhoffsche Clironik, Chr. d. niedeirh. Stätlte, Köln, 111, p.SlO)^ somlern
auch andere^' Ueiclisstädie auf sich (Chronik der schwäf». Städte, Auifsburg, /, p. 331^
u. Augsburg^ 11^ p.311.
Härtung Cuinincrinoisters Chronik. 221
hertzok von Burguiidien hatte einen freund, denic ward durcli neine vor-
bitte von dem bapste das genante bisthujn gegeben, darnieder was dass
capittel und die «tadt und wolten des hertzogen freund nicht aufnehmen,
darumb Avurden sie von dem bapst vorbannet und umb den uiigehorsam
al.«o gestraffet.
H9. Wie ein bcBchcydcn guter winter was. CD.)
Anno dni 1468 geschahen viel kalter fro?»te in dem meyen, aber «las
schadete den Weingarten nicht», auch hatten die hamstere und meusse,
al« vorgeschrieben stehet, an der winter saath keinen schaden gethan ;
dilti was ein wunder, man sprach auch das in lOOjharen nyhe so schone
fruchte gewachsen weren. Der sommer ward kald und nas, das ein
pspete ernde ward, und darumb bleib viel korns, haffern und an<lere
fruchte in dem felde, die man vor dem nassen wetter nicht eijd)rengen
mochte. Es* begunte auch, auf die sontages nacht, als die gemeine
Woche (2. October) eintrad , zu regenen , und werete bis an den donner.s-
tagk, den man nennet S. Burkartsabent (13. Oet.). auf den dinstag in
der selben Wochen fyel ein schnee grosser, dan vor in dem winter jhe
gefallen was. darvon ward ein gros wasser, darvon vertorben viel fruclite
und harter. Alan meinte, es were wieder die natur und kerne von gottes
Zorn; kein mensche Imtte solches grossen ungewitters mehr vornohmen,
darumb so ging man an viel enden mit dem heyligen sacrament und
loblichen processien.
'' D. „er."
K V] U 1 8 T E U.
(Dir Zahlen wigtn die Soitrii an.)
A.
AhUnberg, Dorf Alt cnberga, S.-Altciilmrg,
Westkreis, last '„ M.NW von Kahla,
Schloss des Grafen Ernst viui Gleichen,
von Wilhelm von öachscn erol)ert nnd
zerstört 107; wohl wieder aufgebaut,
vergl. 208.
Aldinlmrg. Altenburg, Hauptstadt In
S.-Altenburg, Grabstätte Wilhelms von
Meisten 31 ; im Besitz Sigmunds von
Sachsen 82; Erbe des Kurftirsten Frie-
drich 77; Prinzenraub 152.
Aldinburg , preuss. Dorf Altenburg bei
Naumburg, Dörfer von Wilhelm von
Sachsen verheert 106.
Alkye 146.
AUinblumen von, Patricierfamilie in Erfurt-
— , Henne (Johann) von, Dr. n. Vitzthum
zu Erfurt 115; kauft einen Teil des
Erfurter Stadtgrabens 78 ; Gesandter des
Kurtürsten von Sachsen nach Burgund
115 f.; von den Herren v. Vitzthum
niedergeworfen 116; befreit 121: bleibt
dem Erzbitfchof Diether treu 192 ff. ;
überantwortet den Mainzer Hof in Er-
furt' dem Rat 193 f.
— ,Jutte von, seine Hausfrau 73.
— , Wilhelm von, Hennes Sohn, kauft
einen Teil des Erfurter Stadtffral>ens 73;
GefangenFcbaft bei den Herren von
Vitzthum 116 ; Flucht und Bettung 120.
Almeg, Mekka, die hohe Schule zu 146;
Grabstätte Mohammeds 147.
Alszleiben (Alvensleben),Werner von, vergl.
Riedel, Suppl. p. 66, Brandenburger in
kursäcbsiscber Gefangenschaft 111.
Altern, Friederich von, vergl. Riedel.Suppl.
p. 66, Brandenburger in kurs&chsischer
Gefangenschaft 111.
Amplonius, Magister nnd Priester in Er-
furt, verletzt die Privilegia der Uni-
versität 36 f.; bestraft 37.
Anhalt, Graf Jorge (Georg) von, 1405 bis
1477, Tag zu Prag 148 f.
Anytzicn, Stadt in Ungarn 65.
Anspach, Ansbach an der Mündung des
Onolzbachs in die Rezat, Kngr. Baiern,
K.-Bcz Mittel franken, Beilager de«
Markgrafen Albrecht \QH ; Lehnsverhält-
nis zu Wür/.burg 176.
Anthcnor 145.
Apolde, Jorge Vitzthumb zu, Wallfahrt
nach Jerusalem 184 ff.
Apphelstete, goth. Dorf Apfelsted t, 1 \ M.
SO von Gotha, von Friedrich von Sach-
sen verbrannt 105.
Armejagken, die Söldner des Grafen Ar-
magnac, ziehen gogen die Schweiz und
verwüsten Schwaben 66.
Arn , Lutolff von, vergl. Riedel, Suppl. p.
66, Ludike von Arnim, Brandenburger
in kursäcbsiscber Gefangenschaft 111.
Arnstete, Arnstadt in Schwarzburg -Son-
dershausen, 2 ', , M. SSW von Erfurt 99 ;
Doppelhochzeit zu 167.
Arnszhow, Schloss Arnshaugk, S.-Weimar,
Dorf bei Neustadt an der Orla, Erbe
Herzog Wilhelms 77.
Aschafiinberg , Aschaffen bürg am Main,
Kngr. Baiern, R.-Bez. Unterfranken, die
Gnaden des goldenen Jahres 131.
Aschersleben , Kr. -Stadt , R.-Bez. Magde-
burg, verdinget 42.
Aszmenstet , Schloss Ossmannsteilt , S.-
Weimar bei Weimar, erobert 82.
Aumone, Avignon an der Rhone, 57; 58.
B.
BabinensLB, Friderich, bischoff B , cardi-
nal Rusche gnant, der russische Car-
dinal Isidor, Threnodie 139 ff. ; Erlebnisse
seines Dieners 146 f.
Baden, Markgraf Carl von , 1453-1475,
unterstützt Adolf von Nassau 191 ; in
der Schlacht bei Seckenheim gefangen
199 f.
Basil, Stadt Basel in der Schweiz, be-
droht von den Armagnaken 66 ; Konzil
Register.
223
zu 40 ; straft den Magister Amploiiius
in Erfurt 37 ; Berufung des Konzils 60 ;
betlroht Eugenius mit Absetzung 61 ;
die Böhmen besuchen das Konzil 62;
Kugcnins abgesetzt, Felix gewählt 63;
Ncutralitas der deutschen Kurfürsten 64;
bestätigt den Erzbischof Friedrich von
Magdeburg 72.
Haumgarte^Anthonius, Nürnberger Bürger,
unredlich gegen Wilhelm von Hachsen
18.
Bclimon, Böhmen, Land u. Volk, Ketzerei
in B. 30 ; 54 ; Feldzüge gegen die Hus-
Hiten29; 30f; beschickt das Konzil zu
Pi^ia 57; 62; die Ketzermeister ver-
brannt 60; Ketzerei nimmt zu in 61 f;
Heerfahrten nach 61; 62; Niederlage
der B.bci Brüx 64; böhmische Groschen,
sicheMUnzc ; die B. unterstützen Albrecht
gegen die Türken 64; b. Herren in
Diensten des Herzogs Wilhelm von
Sachsen 8Bff. ; Botschaft des Herzogs
Friedrich von Sachsen 85 ; Zug der b.
Söldner gegen Soest 87 f. ; Rückzug der-
selben ^'ü f.; die b. Herren nehmen Prag
ein 93 f. ; Einfall der H. in Meissenl03;
ziehen Wilhelm von Sachsen zu Hilfe 108:
Verwüstungen derselben 109; Erobe-
rung Geras und Abzug 109 f ; Verwick-
lung mit Friedrich von Sachsen 147 ff.;
Tag zu Prag 148 f ; Tag zu Breslau 149 ;
Kunz v.Kaufungen nimmt seinen Aufent-
halt in 152; die B. besetzen Eisenberg
und Brüx 155 f.; sollen Ladislaus Post,
vergiftet haben 162 ; wählen Georg Podic-
brad zum König 163; der Streit mit
Sachsen beigelegt auf den Tagen zu
Eger 168ff. ; B. ziehen Ludwig von Bai-
em zu Hilfe 174.
— jWadislausoderLaszla.KaiscrAlbrcchts
Sohn, geb. 1440, gest. 1457, König von
Böhmen und Ungarn, Abkunft 66 ; seine
Schwester Gemahlin Wilhelms von Sach-
sen 71; fordert von Friedrich von
Sachsen 64 Schlösser und Städte 147 ;
Tag zu Prag 148 f. ; Tag zu Breslau
149; zieht nach Österreich 149; Hu-
nyadi sein Gubemator in Ungarn 154;
Gersig (Georg Podiebrad) Gubernator
in Böhmen 155, 163; Hinrichtung des
Ladislaw Hunyadi 161 ; stirbt in Prag
162 ; Erbe desselben 170.
Beyern, Baiem, Fürsten von ziehen gegen
die HussitenSl; fönf Herzöge von des-
gleichen 62 ; eine von B. — Sophie —
Königin von Böhmen 54 ; gedemütigt
von Sigi8mund54.
Beyern, Hans, Herzog von, Johaini von B.-
Straubing, 1 1425, Konzil zu Costnitz 58.
— , Heinrich, Herzog von, H. der Reiche
von B.-Landshut, 1393 - 1450, Konzil zu
Costnitz 58.
—, Wilhelm, Herzog von B.-Münchcn,
1397—1435, Konzil zu Costnitz 58.
— »Ivodewig, Herzog von, Pfalzgraf am
Uhei.., 1410-1436, Konzil zu Costnitz
58; hält Johannes XXIII. gefangen 59.
— ,Lodewig, Herzog von, L. der Beiihe
von B.-Landshut, 1450-1479, Schwa-
ger Friedrichs H. von Sachsen, Vetter
des Königs Ladislaus von Böhmen, ver-
anlasst den Tag zu Prag 148 f.; Tag
zu Breslau 149 ; Zwietracht mit Al-
brecht von Brandenburg 171 f.; Tag zu
Nürnberg 172; Krieg mit Albrecht von
Brandenburg imd dem Bischof von Eich-
8tädtl72f ; Eroberung Eichstadts 173;
Kämpfe bei lloth 173f.; Bichtung zu
Nürnberg 174 ff. ; neuer Krieg mit Al-
brecht von Branden biu-g 186 f; glän-
zender Sieg 187.
— »Ludwig, Herzog von, L.der Bärtige
von B.-Ingolstadt, 1413 - 1447, Konzil
zu Costnitz 58.
— , Otto, Herzog von. Pfalzgrat von Mos-
bach, Sohn des Königs Ruprecht, 1410
bis 1461, Feind Konrads von Heideck
97 : bei Pillenreut besiegt 98.
—, Friederich, pfaltzgrafle beim Rein,
1449-1476, der blinde Spruch 175;
Fehde mit Diether von Mainz 177 f.;
Richtung zwischen Pfalz und Mainz
1791!.; Sieg bei Seckenheim 199 f.
Belyn, Bilin an der Bila in Böhmen, Zug
von 31
BcUagradum, sonst Krigischen Wiszenburg,
Belgrad, von den Tiirken bedroht 143.
Bemberg, Jorge von, Marschall den Kur-
fürsten von Sachsen , geht als Gesandter
zum Herzog von Burgund 115 f.
Benedictus, Sanctus, Orden des 49.
Berger auf dem Steg, Bergel (Markt-
Bergel), bairischer Flecken, R,-Bez.
Mittelfranken, Grenze des burggräf-
lichen Landgerichts gegenWürzburg 176.
Bernhardinus,Sante B. heilthum 131 ; 133.
Bichelingen, Günther, Graf von, Bündnis
mit Friedrich von Sachsen 80; erobert
Wiehe 82; zieht Erfurt zu Hilfe 91.
— , Hans, Graf von, Günthers Bruder,
Bündnis mit Friedrich von Sachsen 80;
22^
Härtung CaniiiU'rnu'isters Cliroiiik.
erobert Wiche 82 ; zieht Krlurtzu Hilfe
91 ; Krfurtor Bürger haben Zinsen in
den Dörtcrn der Herron von 112; die
Dorfer verwüstet 112; Tag zu Praj; 148 f.
ßifheiingen, Friedrich, Graf von, Hofmeis-
ter Friedrichs von Thüringen 25; Zug
von Prag 29.
— , Friedrich, Graf von, Krzbischot von
Magdeburg, siehe Magdeburg.
liillerutc, Piilenreut, 1 \ , M. SO von Nurn-
l>erg, Schlacht am Teich von 98.
lilangkinburg, Blankenbiirg, Amtsstadt in
bchwarzburg-Kudoistadt, ' ^ M. SNV von
Kudoistadt, im Besitz Heinrichs von
8chwarzburg 100.
Bianckinhain , Ötadt Blankeuhaiii in S.-
Weimar, 1 % M. S von Weimar, gegen
Wilhelm von Sachsen glücklich ver-
teidigt 107; Abzug von 108.
Blindenburg, an der Tunaw gclegen,Wl8clie-
grad zwischen Gran und Waitzen, Flucht
Sigismunds aus 45 ; die oberste Burg,
des Landes Krone 47; Kapelle „czu
Sente Andres" 49.
Bobinberg, Bamberg, Tag zu Bamberg
verabredet 110.
— , Anthonius, Bischof von, Anton v Roten-
han, 1431—1459, Krieg mit Nürnberg 97.
— , der Bischof von, (Georg von 8chaum-
lMu:g, 1459 — 1475,) kommt Ludwig von
Baicni zu Hilfe 174 ; Hichtung zu Nürn-
berg 177.
Bodcnhusen, Bode von, Wallfahrt nach
Jerusalem 185 f.
Bogke, Guntlior, Erfurter Patricior, kauft
mit seinem 8(;hwiogervater einen Teil
des Erfurter Stadtgrabens 73.
Borgow, Burgau an der Saale, ', .j M. S
von Jena, Erbe des Kurfürsten Frie-
drich 77; von Herzog Wilhelm erobert
und zerstört 106 f.
Home, stat, St. Bonm, Kngr. Sachsen, Krh.
Leipzig, 3 V'.^M. SSO von l^eipzig, von
den Böhmen verbrannt 109.
Bosenum, Pressburg in Ungarn 54.
Bottilstet, Stadt Buttelstedt, S.- Weimar,
1 V 2 M. N von Weimar, Geleit von an
Erfurt versetzt 94 ; das Schloss und Vor-
werk von Friedrich von Sachsen ver-
brannt 107.
Bramlwrg, Schloss Bramburg, Provinz
Hannover, Landdr. Hildesheira, Kr. Göt-
tingen, erobert 1 64 f
Brandeburg, der Markgraf von, (Frie-
drich 1, 1415—1440,) zieht gegen die
Hussiten 62.
— , Albrecht, Markgraf von, geb. 1414,
bei der Erbteilung Herr und Erlie von
Ansbach, später auch von Baireuth,
1470 Kurfürst von Brandenburg, f 1486
Miirz IL, Mittler zwischen Friedrich
und Wilhelm von Sachsen auf dem
Tagezu Jena 80 : veranlasst einen W^alfon-
stillstand 82 ; Tag in Naumburg 83 f. ;
Tag zu Mühlhausen 89 f ; Tag zu Er-
furt 90; Krieg mit Nürnberg etc. 97 tf. ;
zieht Wilhelm von Sachsen zu Hillo
105 ff.; Lager bei Weimar 108; Tag
zu Naumburg 110 f.; Mittler zwischen
Wilholm von Sachsen und Apel von
Vitzthum 115; soll Schiedsrichter sein
zwischen Sachsen und Böhmen 149; Tag
zu Breslau 149 ; Hochzeit mit Anna
von Sachsen 168; Tage zu Kger 168 ff.;
Mittler zwischen Sachsen und Böhmen
168 f. und zwischen Herzog Wilhelm
und den Herren von Vitzthum 17üf. ;
Krieg mit Ludwig von Baiern 171 ff. ;
Richtung zu Nürnberg 172; unterstützt
den Bischof von Eichstädt 172 f.; Kämpfe
liei Roth 173 f.; Richtung zu NOmborg
114 ff.; neuer Krieg mit Ludwig von
Baiem 186 f.; schwere Niederlage 187.
— , Frederich (II.), Markgraf von, Kur-
fürst 1440 1470, Heirat 33 ; Tag zu
Halle 76 ff., vermittelt einen Waäcn-
stillstand zwischen Friedrich und Wil-
helm von Sachsen 82 ; Tag in Naum-
burg 83 f. ; Tag zu Mühlhausen 89 f. ;
Krieg mit Nürnl»erg 97 ff. ; Tag zu
Naumburg, Aufenthalt in Freiburg 111 ;
zieht seinem BruderAlbrechtzu Hilfe 178.
— , Friederich der Jüngere, Markgraf von,
1440 rcsp. 1447-1463, Krieg mit Nürn-
berg 97 ff.
— , Hans, Markgraf von, regiert in Bai-
reuth 1440—1464, veranlasst einen
Waffenstills'and zwischen Friedrich und
Wilhelm von Sachsen 82 ; Tag in Naum-
burg 83 f. ; Krieg mit Nürnberg 97 ff
Brandenstein, Katharina von, zweite Ge-
mahlin Wilhelms von Sachsen, Hochzeit
zu Rossla 197 ; Hoffest zu Marbiu'g,
Aufenthalt in Erfurt 215.
Brandow , (Bredow ?) vyre von , Branden-
biu'ger in kursächsischer Gefangenschaft
111. Riedel, Cod.,Suppl.p. 66, zählt auf:
„Hans von Bredow, der Hauptmann.
Luppold von Bredow. Zwene von Berge.**
Register.
225
brantkom, in Men^ 66.
BrcHzborg iii Ungarn, Pressburg, Königin
Sophie von Bölimen interniert in 54.
BreszU; Breslau in Schlesien, gehört zur
Ktone Böhmens 163; Tag zu 149; will
' Podiebrad nicht als Herrn anerkennen
163.
Brun, Curt, Erfurter Patrizier, ermordet
seinen Vetter 156.
Brunne, Brunn an der Schwarzawa, Haupt-
stadt der Markgrafschaft Mähren, Jobst
residiert in 46; Aufnahme Sigismunds
in 46 f.
Brunszwig, Braimschweig.
—, Heinrich der Ältere, Herzog von B
und Lüneburg, 1416 - 1473, Krieg mit
Nürnberg 97; Tag zu Prag 148 f.
— , die herczogen von B. zu dem Grobin-
hayn, Münzpolitik 161.
Briix, Brüx an der Büa in Böhmen, den
Markgrafen von Meissen verpfändet 29;
Schlacht bei 30; grosso Feuersbrunst
in 155; wird von den Böhmen einge-
nommen 156; einem böhmischen Herrn
anvertraut 156 ; soll bei Böhmen bleiben
169.
Buchenaw, Gottschaick von, Marschall
des Erzbischofs von Mainz 179.
Bummem, Pommern.
-»Barnim, \
1415 — 1451,1 „alle hertzogen zcuSte-
— •, Erigk, I tyn unde zcu B. unde
1389—1459, [ fursten zu Rügen", Krieg
— »Wratislaf, 1 gegen Nümterg 97.
1405-1457, J
Bunaw, Heinrich von zu Drotzigk, Wall-
fahrt nach Jerusalem 184 ff.
— , Heinrich von zu fcJcolin, Wallfahrt nach
Jerusalem 184 ff.
—, Rudolf von, verwundet Friedrich von
Witzleben 85.
Burgund, Herzog von (Philipp der Gute,
1404-1467), Ehewerbung des Kur-
fürsten von Sachsen beim 115; schickt
seine Gesandten zum Kurfürsten 116:
die bürg. Räte etc. von den Herren von
Viutum gefangen 116 ff.; harte Behand-
lung eines denselben in Kappellendorf
120; Befreiung 121; der Herzog be-
siegt die Stadt Gent 135 f.
— , der Herzog von (Karl der Kühne, 1467
bis 1477), erobert Lüttich 220 f.
Butstet, Stadt Buttatädt,S.-Weimar,2 '/,M.
Ocsch'cbtÄ^. J. Vr. S. XXXV. Ü.
NNO von Weimar, von Friedrich von
Sachsen verbrannt 107.
c.
Cammermeister , Härtung, Nachrichten
über 220.
Gandia, Kreta, im Besitz der Venediger
145.
Capistrano, Johannes de C., Bussprediger,
Aufenthalt in Erfurt 131 ff. ; in Weimar
133 ; Kämpfe bei Belgrad 151 ; Tod 151 .
Cappellendorff, Kappellendorf, S.-Weimar,
1\,M. von Weimar, von den Er-
furtern an Apel v. Vitzthum versetzt 74 ;
die burgundiscben Gesandten gefangen
gehalten in 117; Belagerung 120 f.:
Kapitulation 121.
Carthusani in Rom 55.
Casla, Kassel, Münzstätte des Landgrafen
von Ht'ssen 161.
Oatholonien, (cathilome), Knflr.Aragonien,
beschickt das Konzil zu Pisa 57 ; der
König (Ferdinand) giebt Benedict XIII.
auf, beschickt das Konzil zu Costnitz 58.
cleidunge, köstliche 66 f.
cometa, Komet, in Thüringen etc. 158.
Gonstantinopil , Stadt Gonst., Eroberung
138 ff.; 146; 157; Sophienkirche ge-
plündert 141 f.
Constantinus, der keyser, Goostantinus der
Grosse, f 337, erbaut Gonstantinopel
141.
Gorffun, das der Venedier ist, Insel Korfti,
185.
Gossa, Baltisar, Kardinal 57, siehe Päpste,
Johannes XXIII.
Costenitz, Konstanz am Bodensee, Konzil
zu 58 ff.
Gottindorf, j.KöttendorfySchlossgut bei Mel-
lingen. S.-Weimar, von Friedrich von
Sachsen verbrannt 104 ; Eigentum der
Herren von Vitzthum, von den Fürsten
von Sachsen besetzt 118.
Gristus 28 ff. oft beim Datum, siehe noch
Jhesus G.
Groacien, Königreich zu, 44; 54; bedroht
von den Türken 146.
Gzeginhayn , Gra&chaf t Ziegenhain, fällt
an Hessen 38.
Czendrey, Schloss in Ungarn 64; wohl
gleich Zendraw 65.
Gzost, Soest im R.-Bez. Arnsberg, West-
falen, Fehde gegen 87 f. ; 90.
226
Härtung Cammermeistere Chronik.
D.
Dalmaclen, Königreich zu 44; 54.
Danczig, Danzig in Westpreussen , Revo-
hition der Gemeine gegen den Rat und
abermalige Anerkennung der Oberhoheit
Polens 1§7.
Dassenheim, Dorf Dossenheim an der Berg-
strasse, Baden, Amt Heidelberg, von
Mainz an die Pfalz abgetreten 180.
David 139.
Deimboch, Bergwerk 182.
Delsch, Kreisstadt Delitzsch, R.-Bez.
Merseburg, Erbe des Kurfürsten Frie-
drich 77.
Dippoldiszwalde , das stetichen, Kngr.
Sachsen , 2 V, M. Sz.W von Dresden,
Günther von Schwarzburg eingeräumt
101.
Dispote, der (Georg von Serbien), nimmt
Hanyadi gefangen 96.
Donyn, der von, böhmischer Edelmann,
führt Herzog Wilhelm von Sachsen
Söldner zu 83,
Doringen, Thüringen, überschwenglicher
Schmuck 21; thörichte Kleidung 22 f.;
Feldzug der Markgrafen von Meissen
nach 23 ff.; Erbe Wilhehns von Sachsen
77; 123 ; Kriegin 80 ff.; 102 ff. ; Herrschaft
in 117; die Herren vonVitzthum ver-
bannt aus Thüringen 121 ff. ; item die
VitzthumzttTannroda214; item Ernst
von Gleichen 210 ; seltsame Tracht 126 f. ;
Strassenraub in 127 ; Ablasspriester in
155; Komet in 158; gute Ernte in
158; neues Geleit in 158; ein Weib als
Pfaff verkleidet in 162 ; beschädigt von
den Herrn von Stockhausen und von
Jühnde 165 ; schlechte Weinernte in 188 ;
217 ; Pest in 208 ; grosser Schnee in 208 ;
Hamnter- und Mäuseplage 220; Münze
in 21 f.; 26f.; 38f.; (69 f.) 160 f.; 1671;
188 ff.; 214; 215ff.
— Baltisar, Landgraf von, 1349—1406
Vater Friedrichs des Friedfertigen (Ein-
fältigen) 26; Münze 27.
—, Friedrich, Landgraf von, 1406-1440,
Sohn Balthasars, heiratet die Tochter
Günthers von Schwarzburg-Sondershau-
»en 23 ; entlässt seine Räte, Apel und
Bttbso v.Vitzthum 23; Zwist mit seinen
Vettern von Meissen 23 f.; Ritterbund
derFlegler24; Feldzug der Markgrafen
von Meissen nach Thüringen 24; Tage
zu Erfiirt und Gotha 25 ; Einigung mit
seinen Vettern 25 f. ; Erbe Wilhelms des
Einäugigen 26; neue Münze 26; Er-
oberung von Heldrungen 29; Zug gegen
die Hussiten 29 ; 31 ; 62; Feldzug gegen
Halberstadt etc. 41 f.; Tod in Weusen-
see ; Grabstätte in Reinhardsbrunn 67«
Dobritzschin, Dorf Döbritschen, S.-Weimmr
l'^^M. SO von Weimar, von Friedrich
von Sachsen verbrannt 104; Eigentum
der Herren von Vitzthum, beseüst 118.
Domborg, Schloss an der Saale, S.- Wei-
mar. Eigentum Busses v.Vitzthum 79;
Dörfer um verheert 82; belagert 117;
eingenommen 122 ; 125 ; Apel Vitzthum
von Tannroda verliert seinen Anteil an
214.
Drotzigk, Droyssig, Dorf u. Rittergut,
Provinz Sachsen, R-Bez. Merseburg, Kr.
Weissenföls, fast 1 »/. M. Wz.S von Zeite,
184.
Dune, er Friedrich, Wallfahrt nach Jemsa-
lem 185 f.
Dntschin, die, unterstützen Albrecht gegen
die Türken 64; Anschlag gegen die
Deutschen in Prag 67 f.
Dutsche bischoffe, in Rom gefangen und
geschätzt 55 f. ; von den Türken bedroht
146.
Dutsche lande 56; 57; 58; gen D. I. 135;
Pest in 208; Dutsche zunge 168.
Dutsche Orden, herrin des D. ordens, Krieg
mit den Städten in Preussen und dem
König von Polen 136; 137 f.; Vertust
der Marienburg 137 f.; ein Herr des
Ordens treibt Unzuchtin Weissensee 162.
E.
Ebeleiben, Apel von, verteidigt Schloss
Domburg, kapituliert, wird in Haft ge-
nonunen 122; Wallfahrt nach Jerusa-
lem 184 ff.
Eckerszberge, Stadt Eckartsberga, R.-Bez.
Merseburg, 2 7t M. Wz.S von Naum-
burg, von Friedrich von Sachsen ver-
brannt 107.
Eger, Stadt Eger im nordwestlichen
Böhmen; Tag zu 168 f.; Doppelhochzelt
in 170; Verhandlungen mit den Herren
von Vitztum in 170 f.
Egesteto, Eistet, Eichatädt an der Alt-
mühl, Kngr. Baiem, R.-Bez. Mittel-
franken, belagert und erobert 172 f.
— , der Bischof von (Johannes III., 1445
bis 1464), Krieg gegen Nürnberg 99;
Register.
227
Bandesgenosse Albrechts von Branden-
burg 172 f.; besiegt von Ludwig von
Baiern 173; huldigt dem Herzo|?173;
175; t^oll Schiedsrichter sein zwischen
Aibret ht und dem Bischof von Bam-
berg 177; hat den blinden Spruch ire-
milt 181.
Eyszfelt , Eichsfeld 88 ; nimmt am Kampfe
gegen Jahnde und Bramburg teil 164 ff. ;
hält zu Diether von Mainz 191 ff. ; Schutz-
vertrag mit Wilhelm von Sachsen 192;
Münze 22; 189 f.
Elrich, Stadt EUrich an der Zorge, B.-Bez.
Erfurt, Kr. Nordhausen , 1 7, M. NW
von Nordhausen, Beilager Heinrichs von
Hohnstein in 149.
Elssirszhoven, Dorf llversgehofen bei Er-
furt, Empfang des flrzbischofs von selten
des Erfurter Rates in 43; 195.
Ena, Aeneas 145.
Kngellant, England, Kaiser Sigismund in
55; 58; beschickt das Konzil zu Pisa
57; von den Türken bedroht 146.
Ens, Fluss, teilt das Herzogtum Oster-
reich 206.
Erffa, Heinrich von, unzufrieden mit
Friedrichs von Thüringen Regiment 24.
Erfforte. Erfurt, Stadt und Bürger.
T h re : Brühler Thor 73 ; 92 ; Andreas
Thor mit dem krummen Thor und
AndreasbUd73; 91; 147; 207; Moritz
Thor mit Vorturm 94; 160; 207; 217;
Johannis Thor mit BUd und krummen
Thor 73; 160; 207: Austins Thor 73;
Krämpfer Thor 73; 207; Daberstädter
Thor 91 ; 128 ; Löber Thor 91 ; die
Pforte 159; Strassen, Plätze,
Brücken: Fingerlingasse 2 1 ; Str. zu
den Kesselem 183; Fischmarkt mit
Brunnen 71 ; der grosse Plan vor den
Graden (grieton) 132; veri<l. 12S; 133;
der Rasen zu St. Feter 128 f. (Peters-
berg 128); Lemannsbrücke 92; Zoll-
brücke 128 ; Brücke vor dem St. Johan-
nis Thor 92 ; Häuser: Hof des Bischofs
von Mainz mit Kapelle 155; 162; Rat-
haus mit Martinsbild 71; Zeughaus u.
Paradies 93; Hundhaus 155; Univer-
sitas 36 ; 128 ; Himmelpforte 36 ; Zoll-
haus vor den Graden 133 ; Marstall 131 ;
Judenschule-Zeughaus 18'^ ; Lange Haus
183; Kornhaus 217; Bauten etc.:
Pflasterung der Lemannsbrücke 92 ; des
Fischmarktes 71; Strassenanlage 183;
B6fi8etigungsbauten9l f. ; 147 ; 159; 160;
207 ; Grabenbauten 92; 99 ; Pulloch 92 ;
Karthäu-or- und Zwcrchgraben 92 ; 99;
Kirchen und Klöster: Unserlieb-
frauenkirche (Dom) 41 ; 128; 129; 132;
Turmbau 137; (7ewöll)ebau 153; neue
Kapelle 159; die „Kaffaten" 128 ; 131;
steinerne Stuhl 123; StSeverskirche 128;
Taufstein 206; Chor zu „Sankt Jörgen*'
220; St. Peterskloster 129; Reforma-
tion in St. Peterskloster 92 ; Angustiner-
kloster 128; Bauten: Turm 40; Kirche
184; Grab Cammermeisters 220; Re-
formation 92; die Schotten-, Regler-,
Neuwerk-, grosse Spetalkirche vordem
Krärapferthor 129; Kloster zu dem
Neuwerk 73; Spetal neben dem Brüler-
thor92; Barf^serkloster 131 f.; Kar-
thäuserkloster 91 ; 207 ; Glockenturm der
Predigerroönche 94; Ereignisse:
Feuer in 21 ; Bücherdiebstahl in 36 ;
Goldschmidt in 34; Silberk&ufe in
22; 38; Almosen des Rats und der
Kartbäuser 44; Tag in 25; Kleider-
ordnung 67 ; Blinder ausgewiesen 72 f.;
Verkauf der Stadtgräben 73; Kappel-
lendorf versetzt 74; Ta^ zu Halle 76 f. ;
Friedrich von Sachsen m 81; Tag zu
Naumburg 83f.; böhmische Söldner in
den Pflegen 87; Vorkehrungen gegen
die Böhmen 88; 90 f.; Geschütze 92;
Erwerbung des Geleits 94; Teilnahme
an der schwarzburgischen Fehde 105;
112; von Friedrich von Sachsen im
Stich gelassen 112; Vertrag mit den
Grafen von Gleichen 112; die bnrgun-
dischen Gesandten in 116; Tag in Wei-
mar 117 ; Feinde der von Vitzthum
118 ; Eroberung der Wachsenburg 1 18 ff.;
123 ff.; Kampf vor Domburg 122; Nico-
laus de Cusa in 128 f. ; Gnaden in 129 f. ;
Schätzung und Verordnung gegen die
Juden 92; 131 ; Vertreibung der Juden
aus 166 f.; Capistrano in 131 ff.; Tag
zu Prag 148 f; Verhaftung eines Le-
gaten in 155 ; Mord in 156 ; Getreide-
ausfuhr aus 158; neues Geleit in Thü-
ringen 158; Wundererscheinungen am
Himmel 163; Zug gegen Jühnde etc.
164 ff.; Richtung zu Gotha mit den
Herren von Stockhausen 166; Münz-
politik 188 ff. ; vermitteln zwischen Her-
zog Wilhelm von Sachsen u. Sigmund
von Gleichen 192; Unterhandlung mit
Adolf von Nasf^au und Bericht an den
Papst über den Mainzer Hof 192 ff;;
Formal ititen bei der Anerkennung eines
Erzbischofe 195; huldigen Adolf von
NasHau 196; Ankauf der Schenkstitten
228
Härtung CammermeisterB Chronik.
in Daberstädt etc. 196 f; die Karthäuser
geben den Graben zurück an 207;
Eohlentouerung 208; Fehde mit Ernst
von Gleichen 208 ff ; Verhandlungen
mit ApelVitzthum zu Tannroda 209 ff. ;
festliche Aufnahme Wilhelms von Sach-
sen in 215; Münzpolitik 217; vermit-
teln zwischen Nürnberg und Wilhelm
von Sachsen 218; Witterung a. 1467
219; a. 1468 221; der Rat übernimmt
Cammermeisters Chronik 220.
Ermstete, Dorf der Stadt Erfurt, j.preuss.
Dorf Ermstedt, R.-Bez. u. Lkr. Erfurt,
verbrannt 112.
Ertbach, Ditrich von, siehe Mentz.
Esefelt, Eisfeld in S.-Meiningen, l'/* M.
von Hildburgbausen , Erbe Herzog
Wilhelms 78.
Etscb, hertzog Frederich an der, 1386
resp. 1406-1439, unterstützt Johannes
XXllI.59; bestraft 59 f.
Ettirszberg, der wenige, der Kleine Etters-
berg, NOvon Weimar, Lager Wilhelms
von Sachsen bei 108.
Europa 140.
F.
Famrode, Hans von, unzufrieden mit
Friedrichs von Thüringen Regiment 24.
Feltenitz, Veldenz, jetzt Dorf mit Burg-
ruine, Rheinprovinz, R-Bez. Trier, Kr.
Bernkastei, die Grafschaft V. zwischen
Nahe und Mosel.
— , Friedrich, Herzog von, (Pfalzgraf von
Simmern, 1459-1480), bringt Adolf
von Nassau Hilfe 191.
—, Ludwig, Herzog von, (Pfalzgraf von
Zweibrücken, 1459—1489) Bruder des
vorij^en, der blinde Spnich 175; erobert
Mainz 198.
Ferrer, der marcgraven von F. land, Fer-
rara in Oberitalien 135.
Flechtinberg , ein Schenke von, Riedel,
Cod., öuppl.p.66, „Her Rudolff Schenke,**
brandenburgischer Ritter in kurs&ch-
sischer Gefangenschaft 111.
Flegiln, Adelsbündnis in Thüringen 24.
Francken, Erbe Herzog Wilhelms 78 ; die
Gegner Nürnbergs sammeln sich in 97;
an Apel v. Vitzthum gegen Rossla ge-
geben, zurückgefordert 114 ; Huldigung
115; Strassenraub und Diebstahl in 127 ;
Missernte in 158; Münze in 161;
schlechte Weinernte in 188.
Frangfordt, Frankfurt am Main, Wahl
Albrechts in 63 ; die vertriebenen
Mainzer sollen sich event. stellen in 199.
Frangrich, Fr.^nkreich, Kaiser Sigismund
in 55; 58; bcscbickt das Konzil zu
Pisa 57 ; Armagnaken ziehen aus 66 ;
von den Türken bedroht 146.
Franzcisko, kunt (comes), Franceeco
Sforza, Hauptmann der Mailänder, Ver-
trag mit Venedig 96.
Friberg. Freiberg an der Mulde, Kngr.
Sachsen, Münze 27 ; 216 ; gemeinschait-
lieber Besitz Friedrichs und Wilhelms
von Sachsen 77; in alleinigem Besitz
Friedrichs 82; Kunz von Kaufungen
hingerichtet in 153; Kirchhof zu St.
Peter 153.
Friburg, Freiburg an der Unstrut, Kr.
Querfurt, R-Bez. Merseburg, Sigmund
von Sachsen gefangen gehalten auf dem
Schlosse 32 ; Erbe Wilhelms von Sachsen
77; Herzog Wühelm in 88 f; 111.
Frydel der yode, in Erfurt 93.
Frynstete, Dorf der Stadt Erfurt, j. prenss.
Dorf Frienstedt, R-Bez. u. Lkr. Erfurt,
verbrannt 112.
Fryol, Mainzer Bürger, wohnhaft .,Zum
KukirS Mörder 27 f.
Friszlar, SUd t Fritzkr an der Eder, R-Bez.
Kassel, die Gnaden des goldenen Jahres
131.
G.
Gera, Nebenfluss der Unstrut 219.
Gera, Hauptstadt des Fürstentums Reuss
j. L., an der Weissen Elster, belagert von
Herzog Wilhelm 106; Dörfer um ver-
brannt 106 ; erobert u. geplündert 109.
— , Herrschaft.
— , Heinrich von, Schwieg.^rsohn Günthers
von Scbwarzburg 101 ; Krieg mit Hein-
rich von Arnstadt 102 f.; Tag zu Prag
—, Heinrich, „der junge von," lagert in
Schwarzburg und brennt um Rudolstadt
102 ; von den Böhmen in Gera gefangen,
stirbt in Böhmen 109.
— , Heinrich von, Herr zu Schleiz, Sprecher
des Kurfürsten Friedrich von Sachsen 89.
Gerbstetin, Heinrich, Dom probst in Erfurt,
lässt eine neue Kapelle in der Lieb-
frauenkirche bauen etc. 159.
Grermar, Cunradt von, Wallfahrt nach
Jerusalem 185 f.
Register.
229
Gersig, Georg Podiebrad, König von Böh-
men, 1458— 1471, Gubemator des Königs
Ladislaus Post. 155; erobert Eisen berg
und Brüx 155 f.; zum König von Böh-
men erwählt 163; befreundet sich mit
Matthias CJorvinus 164; Taj^e zu Eger
168 flf. ; Mittler zwischen Wilhelm von
Sachsen und den Herren von Vitzthum
170 f.; soll Schiedsrichter sein zwischen
Albrecht vcn Brandenburg und Lud-
wig von Baiern 175; befreit Kaiser
Friedrich 204 f; Mittler zwischen Al-
brecht von Österreich und dem Kaiser
204 ; 205 ; Schaden bei dem Sturme auf
Wien 205; seine Kinder 169 f.
Glichen, Burg, jetzt die Ruine bei Wan-
dersieben, R.-Bez. und Lkr. Erfurt, die
nördlichste der sogenannten Drei Glei-
chen, 2 M. SW von Erfurt, 105.
Glichen, Grafechaft Gleichen.
—, Ernst, Graf von, t 1458, Herr zu
Blankenbain 164; Bundesgenosse Frie-
drichs von Sachsen 81 ; Tag zu Mtihl-
hausen 89; Hofmeister des Kurfürsten
von Sachsen, zieht den Erfurtern zu
Hilfe 91; Herr von Altenberga und
Remda 107 ; von Wilhelm von Sachsen
bekriegt 107 ; verteidigt Blankenbain
107; Gesandter des Kurfüsten nach
Burgund 115 f.; Tag zu Pra« 148 f.;
t in Nürnberg 164.
—, Ernst, Graf von, (Sohn des vorigen,
t 1492), Herr zu Altenberg, Neffe
Apels \. Vitzthum zu Tannroda 209 ;
nimmt Hans Heilsberg aus Erfurt ge-
fangen etc. 209 f; von Wilhelm von
Sachsen zur Verantwortung gezogen 210;
Beschlagnahme seiner Güter 210; der
Streit zu seinem Schaden geschlichtet
210 f.
- , Erwin, Graf von, (Bruder des vorigen,
1 1497), Wallfahrt nach Jerusalem 184 ff.
— , Lodewig, Graf von, f 1^7, Bruder
des älteren Ernst von Gl. 107; 164;
Herr zu Blankenbain 107 ; Bundesge-
nosse Friedrichs von Sachsen 81 ; ver-
brennt die Dörfer um Weimar etc. 84 ff.;
Fehde mit Apel Vitzthum zu Tann-
roda 84 f. ; zieht den Erfurtern zu Hilfe
91; SchwiegersohnGünthers vonSchwarz-
burg 101 ; genehmigt dessen Vertrag
mit Friedrich von Sachsen 101; von
Wilhelm von Sachsen bekriegt 107;
verteidigt Blankenbain 107 ; Wallfahrt
nach Jerusalem 184 ff. ; kauft Tannroda
214.
Glichen, Sigmund, Graf von, f 1494, Herr
der Burg Gleichen 105; Feind des Kur-
fürsten von Sachsen und der Erfurter
103 f.; 105; Verheerung seiner Dörfer
104 f.; Vertrag mit Erfurt 112; bleibt
Dietber von Mainz treu 191 ; Verhand-
lungen und Vertrag mit Wilhelm von
Sachsen 192.
—, Adolf, Graf von, f 1456, Herr von
Tonna 105; Feind des Kurfürsten von
Sachsen 108; Krieg mit demselben und
den Erfurtern 105; Vertrag mit Er-
furt 1 12; Vertrag über Kappellendorf 121;
t in Preussen 160.
—, Heinrich, Graf von, Hauptmann der
Stadt Erfurt, Übungen bei Erfurt 88;
Vorkehrungen zum Schutze Erfurts 91 ;
Empfang des Cardinals de Cusa 128.
Gynt, Stadt Gent an der Scheide, besiegt
vom Philipp dem Guten von Burgund
135 f.
Glieszberg , Schloss Gleissberg bei Jena,
S.- Weimar, wieder aufgebaut von den
Herren vonVitzthumen und Friedrich v.
Witzleben, erobert und gebrochen 118.
Gorlicz, Stadt Görlitz an der Lausitzer
Neisse, R.-Bez. Liegnitz, gehört zur
Krone Böhmen 163; weigert sich, Po-
diebrad als König anzuerkennen, 163.
— ,Hans von, Karls IV. Sohn, 1378
bis 1396, Abkunft 44; erhält Nachricht
über Sigismund 46; unterstützt Sigis-
mund 48 ; Tod 54.
Gossirstet, Rudolff, marschalck zu, Wall-
fahrt nach Jerusalem 184 ff.
Gotefurte (Hrte), dy, adlige Familie, haben
Butteisted t restauriert 107 ; vergl. Rein,
Ungedruckte Regesten, Zeitschrift des
Vereins für thtir. Altertumskunde, V,
1863, p. 262 u. 265.
Gotha, Aufnahme der Markgrafen von
Meissen 25 ; Tag in 25 ; Mtinzstätte 27 ;
Richtung zu 166
Graba hie Molhusin, Dorf Gross- u.Klein-
Grabe, fast 1 M. Oz.N von Mühlhausen,
R.-Bez. Erfurt, 88.
Grabaten (Croatien), Nicolaus, Graf von,
Schwager Kaiser Sigismunds 53.
Gran, Stadt in Ungarn an der Donau, von
Sigismund bestraf t48; Rückzug Albrechts
nach 65.
Gravcnecker, Rat des Kaisers Friedrich,
Gegner der Wiener 202 ; von den Wie-
nern ge&ngen und »^ausgeborget*' 203.
230
Härtung Cammermeisters Chronik.
Grobinhayn, Grubenhagen, jetzt Ruine
unweit Einbeck ; das Herzogtum Braun-
Bchweig-Orubeuhagen lag in der L4Uid-
drostei Hildesheim, die Herzöge von 161 ;
Münzpolitik 161.
GroitZy Stadt und Schloss Greiz an der
Weissen Elster, Fflrstent.Reuss &.L., 98.
— , derRoysze von, Heinrich der jüngere,
der Hauptmann der Nürnberger 98.
Gunnerszleubin, Günthersleben, goth. Dorf,
Vs M. SO von Gotha, von Friedrich von
Sachsen verbrannt 104.
Guttem,Schlo8S,Gro88engottem oderAlten-
gottem, R.-Bez. Erfurt, Kr. Langensalza
im Unstrutthal, Eigentum Kerstans von
Hayn, von Herzog WDhelm eingenom-
men 119.
H.
Hayn, Rudiger und Kerstan von, Brüder^
unzufrieden mit dem Regiment Frie-
drichs von Thüringen 24.
— , Kerstan von, Schwager Bussos von
Vitztbum, ein reicher Herr, Haupt-
mann auf der Wachsenburg , von den
Erfurtern gefangen 119.
Halberstad, Bistum, 41.
— »Borgkart, bischof zu, Burkhart III. v.
Warberg, 1436—1458, besiegt bei üf-
terungen 41.
Halberstat, Stadt, verdinget 42.
Halle an der Saale, Tag zu76flf.; Kloster
„zu den barfusszen" 77.
bamster, viel 220.
Harhusen , goth. Dorf Haarhausen in der
N&he der Wachsenburg , von Friedrich
von Sachsen verbrannt 105; Lager der
Erfurter in 118 f.
Harraz , Hermann von, Herzog Wilhelms
von Sachsen Vasall und Gegner 81 ;
verliert Ossmannstedt 82; durch das
Schloss Lichtenwalde entschädigt 82;
erobert Wiehe 82 ; zieht den Erfurtern
zu Hilfe 91 ; seine Hausfrau 82.
Hartheu, Schloss, Eigentum Homecks v.
Hornberg 183.
Hase, ein böhmischer Herr, die Stadt
Brüx wird ihm in Verwahrung gegeben
156.
HaRzinhuszen, Dorf Hassenhausen bei
Kö8en,R.-Bez.Merseburg, Kr.Naumburg,
116.
Heidecke , der von , Feind Albrechts von
Brandenburg 97 ff.
Heydecke, Städtchen und Schloss, 5 M. S
von Nürnberg, erobert 98.
Heidelberg, Hauptstadt des Pfalzgrafen
am Rhein, 58; 181; 199.
Heydensheim, Stadt Heidenheim an der
Brenz, Kngr. Wirtemberg , Jagstkreis,
4 V, M. NNO von Uhn , von Albrocht
von Brandenburg angegriffen 187.
heidenschaft 44; heyden 138 ; 141; 143;
157.
heilige Land , Palästina , Wallfahrt WU-
helms von Sachsen u. a. ins 184 ft.
Heilingen, Hermaim von, unzufrieden mit
Fri^richs von Thüringen Regiment 24.
Ueiligestat, Kreisstadt Heiligenstadt an
der Leine auf dem Eichsfelde, Ver-
handlungen zwischen dem firzbischof
von Mainz und Erfurt 4^ ; Münzstätte
des Ejrzbischofis von Mainz 161; 189;
bleibt Diether treu 191; Vertrag mit
Wilhelm von Sachsen 192; Vorhand-
lungen Erfurts mit dem jedesmaUgcn
neuen Erzbischof von Mainz in 43; 195.
Heilsberg, Haiischberg, Hans, Erfurter
Bürger, von Ernst von Gleichen auf
der Hasenjagd gefangen 209; duich
HerzogWilhelm von Sachsen befreit210 f.
Heynichin, Schloss, j. Hainichen, S.- Wei-
mar, bei Domburg, Eigentum der Her-
ren vonVitzthum, berannt 117.
Heiricke, Heynek, König Podiebrada Sohn,
versprochen und vermählt mit Katba-
rina, Wilhelms vonSachsen Tochter, 169 f.
Heiderungen, Heldrungen im unstrutthal,
Kr. Eckartsberga , ll.-Bez. Merseburg,
Schloss erobert 28 f.
— , der von, auf dem Harze erschlagen 29.
Helmstad, Wieprecht von, pfälzischer
Ritter, fällt bei Scckenheim 20O.
Helenstein, Schloss, j. Ruine Hellenstein
bei Heidenheim, Kn^. Wirtemberg,
Jagstkreis, 4 V« M. NNO von Ulm, an-
gegriffen von Albrecht von Brandenburg
187.
Hennenberg, Graf Wilhelm von, 1426 bis
1444, erobert die Burg Hüne 68 f.
— ,Graf Wilhehn von, 1444—1480, Tag
zu Prag 148 f; MünzpoUtik 161; 189;
Vermählung seiner Tochter mit Gün-
ther von Schwarzburg * Sondershausen
167.
— , einer (Ott) von, vom Pfalzgrafen ge-
fangen 178.
Register.
231
Hentscheiiheim , Dorf Handschuchsboim
an der Bergstrasse, Baden, Amt HoideL
berg, von Mainz an die Pfalz abge-
treten 180.
Heringen, Stadt an der Helme, R.-Bez.
Merseburg, Kr. Sangerhausen, 1 M. SO
V. Nordhausen, Ketzer Verbrennung in 186.
Hessen, siehe Landgrafen von H., Münze
22; 38 f.; 161; 189 f.; Missernte in
158.
—, Heinrich (Hermann). Landgraf von,
1377—1413, Anhänger Gregors Xn. 57.
—jLodewig, Landgraf von, 1413—1458,
Heirat 33 ; Kinder desselben 37 f. -, Er-
werbung der Grafschaft Ziegenhain 38 ;
Erbverbrüderung mit Sachsen 37 ; Münze
38; Ta« zu Halle 76ff. ; vermittelt
einen Waffenstillstand zwischen Frie-
drich und Wilhelm von Sachsen 82;
Tag in Naumburg 83 f. ; Tag zu Miihl-
hau8on89f.; Krieg mit Nürnberg 97 ff.;
Tag zu Naumburg 111; Rat desselben
an Wilhelm von Sachsen inbetreff Fran-
kens 115; lässt sich in Erfurt IX Ellen
Hanftuch an einem Tage anfertigen 134 ;
Tag zu Prag 148 f; Münzpolitik 161;
Tod 162.
— , Lodewicus, Landgraf von, Sohn Lud-
wigs, geb. 1438, reg. 1458—1471 in
Kassel , heiratet eine Gräfin von Wir-
temberg 37 ; Münze 189 ; Bündnis mit
Adolf von Nassau 191 ; Krieg auf dem
Eichsfeld 192
— , Henricus, Landgraf von, Sohn Ludwigs,
geb. 1440, reg. 1458-1483 in Marburg,
heiratet die Erbgräfin von Katzenellen-
bogen 38; Hoftest in Marburg 214.
lletstet, Hettstedt, Stadt im Gebirgskreis
Mansfeld, R.-Bez. Merseburg, erobert 42.
Hilppurg, Heldburg in S.-Meiningen, Erbe
Herzog Wilhelms 78; im Besitz Apels
v. Vitzthum 115
Hilpurgehusen , Hildburghausen an der
Werra, S.-Meiningen , Erbe Herzog
Wilhelms 78.
Hispanien . Spanien , bedroht von den
Türken 146.
Hochheim, Dorf bei Erfurt, Vertrag über
die Schenkstätten in zwischen Erfurt
und Adolf von Mainz 197.
Hoenstein, Grafächaft Hohnstein südlich
vom Harz.
—, Heinrich, Graf von, Herr zu Kelbra,
unzufrieden mit der Regierung Friedrichs
von Thüringen 24; Fehde mit dem
Herrn von Heldrungen 28 f.
Hoenstein, die Herren von , Fehde mit dem
Bischof von Halberstadt 41.
— , Heinrich, Graf von H. zu „Lare," Ket-
zerverbrennung 136 ; Hochzeit und Tod
149 f.
—, Ernst, Graf von, im Turnier ver-
wundet, stirbt 149 f.
—, Ernst, Graf von, Feldzug gegen
Jühnde etc. 164 ff.; Richtung zu Gotha
166; Wallfahrt nach Jerusalem 184 ffl
— , Hans, Graf von, I Wallfahrt nach
— , Werner, Graf von, ( Jerusalem 184 ff.
Hollant, Holland, „das volgk von," Hus-
sitenkrieg 31.
Holtzhusen, froth. Dorf Holzhausen am
Fusse der Wachsenburg, von Friedrich
von Sachsen verbrannt 105.
Holtzindorff, Ditterich von, vergl. Riedel,
Suppl. p. 66, Brandenburger in kursäch-
sischer Gefangenschaft 111.
Hopphegarten, Jorge von, sagt dem Kur-
fürnten Friedrich von Sachsen ab 103.
Horbeszleuben (Herbsleben), Ulmann von,
Erfurter Bürger, Waidhändler, in Mainz
ermordet 27 f.
Hornbergk, Homeck von, Fehde mit Mainz
soll beigelegt werden 182 f.
Hottermann, Hans, Erfurter Bürger, vom
Pfalzgrafen gefangen 178; Wallfithrtins
heilige Land 185 f.
Humiens, Ladislans Hunyadi, t 1456, Gu-
bernator Ungarns , Kämpfe mit den
Türken 94 ff.; bei Belgrad 150 f.
— ,Ladislaus Hunyadi, Sohn des vorigen,
ermordet den Grafen von Cilly 154;
hingerichtet 161; 163.
— , Matthias Corvinus, Bruder des vorigen,
zum König der Ungarn erwählt 163;
befreundet sich mit Podiebrad 164.
Ilune, jetzt Burghaun bei Hünfeld, Prov.
Hessen-Nassau, 2 7« M.1SN0 von Fulda,
erobert 68 f.
— , Reinhard von, gefangen, f i™ Turm
von Schleusingen 69; sein Sohn gefan-
gen nach Schmalkalden geführt 69.
Hunold, Dr., Domherr an der Liebfrauen-
kirche zu Erfurt , Wallfahrt nach Jeru-
salem 185 f.
Husz, verbrannt 60; 61.
232
Härtung Cammermeisters Chronik
(Vokal und Konsonant).
YJmen, Stadt lim, Schw.-RudoLstadt,
3';, M. WNW von Rudolstadt, von
Friedrich von Sachsen vergeblich be-
stürmt 104
Ingerszleibin , goth. Dorf Inffersleben,
2 Vb M. Oz.S von Gotha, von Friedrich
von Sachsen verbrannt 104.
Ischerstete , Schloes und Dorf Isserstedtt
S.- Weimar, 7^ M. NW von Jena, Eigen-
tum der Herren vonVitztbum; erobert
117 f.
Isenach, Stadt Eisenach 146 ; Münzst&tte
27 : Barftksserkloster zu 147 ; Aben-
teuer eines Eisenachers in der Türkei
146 f.
Isenberg, Schloss, Eisenberg in Böhmen,
am Südabhang des Erzgebirges, 1 Vg M.
WSW von Brüx, Eigentum des Ritters
K. von Kauffungen 152 ; von den Böh-
men besetzt 155.
Isidorus cardinalis, siehe Babinensis.
Yssenberg, siehe Mentz, Erzbischof Diether.
Italier lande 58.
Jericho, edele rose von 126.
Jeronimus, Hieronymus von Prag, ver-
brannt 60; 61.
Jhene, Jona an der Saale, S.-Weimar-
Sisenach, Hochzeit Herzog Wilhelms
in 71 ; Erbe Herzog Wilhelms 77 ; Münz-
st&tte 27.
Jherusalem 145; 184.
Jhesus Cristus 51 ; 139 ff. ; 145 ; 146 ; 151 ;
153 f.; 157.
Yoden, haben Christum getötet 145; in
Erfurt geben eine besondere Steuer 92 ;
Kleideredikt 131; Vertreibung aus Erfurt
166 f.; in Prag ausgeplündert 93 ; ebenso in
Mainz 199.
Jodinkoppfe, siehe Münze.
Johan Frangfordia, Magister in Erfurt,
des Bücherdiebstahls beschuldigt 36 f.
Jonas, der Prophet 142.
Jörgen thal , Dorf Georgen thal , S.-Gotha,
2M. SSW von Gotha, der thüringer
Wald besetzt bis 117.
June, Schloss Jühnde, Provinz Hannover,
Landdr. Hildesheim , Kr. Göttingen, er-
obert und zum Teil gebrochen 164.
— , Johann von, Raubritter 164.
K.
Kaiser, römische deutscher Nation:
KarllV., 1346- 1378 , Regierungsdauer
und Erben des 43.
Wenczlaus, König Wenzel, 1378- 1400,
t 1419, König von Böhmen 43 «erhält
Nachricht über Sigismund 46; Feldzug
nach Ungarn 48; Tod 54; Ketzerei in
Böhmen 54.
Sigiszroundus, 1410 - 1437,Königin Un-
garn, Sohn Karls IV. 43 ; König von
Ungarn etc. 44 ; sein Feind „der groeze
grave" 44 f. ; Flucht aus der Bhnden-
burg 45 f.; am Hofe des Markgrafen
Jobst von Mahren 46; Rachezug 48;
Wiedervereinigung mit Maria 49 f.;
Gefangennahme auf der Jngd 50 ; Todes-
gefahr 51 f ; Aussöhnung mit dem Hause
des grossen Grafen 52 f. ; heiratet Bar-
bara von Cilly 53; Erbe seiner Brüder
und seines Vetters 54 ; römischer König
54; beruft das Konzil zu Costnitz 58;
Reise nach Frankreich u. England 55 ;
58 ; Unterhandlung mit Aragonien 58 ;
zwingt Johannes XXII 1. zur Abdankung
59; bekriegt Friedrich von Österreich 60;
Römerzug und Kaiserkrönung 60; Zug
gegen die Hussiten 62 ; Krieg gegen die
Türken 63 ; 70 ; erbt Serbien 63 ; Tod 68.
Albrecht von Österreich , 1438—1439,
Wahl 63; unterstützt von Friedrich von
Hachsen 64 ; Zug gegen die Türken 64 f. ;
Tod 65; sein Sohn Wadislaus 66.
Frederich, hertzoge vonO8terreicb,1440
bis 1493, Wahl 66; nimmt dieArmag-
naken in Sold 66 ; erhält Nachricht über
die Schlacht von Warna 71 ; seine Räte
vermitteln zwischen Friedrich mid Wil-
helm von Sachsen HO; 10 Paternoster
für den König 130 : gewährt Wilhelm
von Sachsen ein neues Geleit 1 58 ; die
Erfurter fürchten seine Ungnade 195;
soll über die vertriebenen Mainzer ent-
scheiden 199; Streit mit Wien, seinem
Bruder Albrecht und seiner Landschaft
200 fi. ; Einlass in Wien verweigert 200 ;
eingelassen nach Bestätigung der Privi-
legien 201 ; Geldforderung 201 ; in seiner
Burgvon den Wienern etc. belagert 203 ;
von rodiebrad be'reit 204 f. ; Richtung
mit Albrecht 204 ; 205 f. ; Gottvertrauen
seiner Gemahlin und seines Sohnes
203 f.
Kaisers wesin , Ortschaft in Meissen , in
der Nähe der böhmischen Grenze 103.
Register.
233
Katzenellenbogen, Grafschaft, gelegen in
Hessen-Dannstadt und im ehemaligen
Hessen-Nassau, 182.
— , Philipp, Graf von, f 1^79, Schieds-
richter zwischen Mainz und Pfalz
182; Tag in Mainz 199; Flacht aus
Mainz und Plünderung seiner Hal»e 199.
— , Gräfin von (Anna) , heiratet Heinrich
von Hessen 37.
Keffirnberg, Käfernburg, Schloss. fast '/^ M.
SO von Arnstadt, Schw.-Sondershausen,
Erbe des Herzogs Wilhelm von Sachsen
104.
Kelbra , R.-Bez. Merseburg , Kr. Sanger-
hausen, Eigentum des Grafen von Hohn-
stein 24.
Kempnitz , Chemnitz im Knizr. Sachsen,
Erbedes Kurfürsten Friedrii h 77 ; I )örfer
um von Wilhelm von Sachsen verbrannt
106.
Kesselringerocke, Thiele von, Wallfahrt
nach Jerusalem 1843*.
Kirch berg, Albrecht von, ßiu-ggraf, Herr
zu Kranichfeld, unzufrieden mit dem
Regiment Friedrichs von Thüringen 24;
wird Hofmeister Friedrichs von Thürin-
gen 25.
— , ein Burggraf von, wird von den Böhmen
in Gera gefangen 109.
— , Albrecht von, Wallfahrt nach Jeru-
salem 184 fr.
Kirchen, Schloss, Kirchheim - Bolanden,
Rhein pfalz, unweit der hessischen Grenze,
gemeinschaftlicher Besitz von Mainz und
Pfalz 181.
Kirchoff, Bürger zu Nordhausen, des Dieb-
stahls beschuldigt und hingerichtet 34 f.
— , Vater des vorigen , lange Zeit Rats-
raeister in Nordhausen 34.
Kytz!ngcn,KitzingenamMain,Knpr.Baiern,
R.-Bez. Unterfranken, die von K sollen
dem Bischof von Würz bürg huldigen 177.
Kleibschin, eyn reiszig knecht, tirecher Dieb
127.
Kleidung, seltsame Kl. in Thüringen etc.
22 f.; 66; 126 f.
Knorre, Dr., Sprecher des Herzogs Wilhelm
von Sachsen 89.
Knut, er Johan, Wallfahrt nach Jerusalem
185 f.
Koburg an der Itz, S.-Koburg-Gotha, Erbe
Herzog Wilhelms 78, an Apel v. Vitz-
tbum mit dem Lande zu Franken gegen
Rossla überlassen ; zurückgefordert 114 f.;
von A. V. Vitzthum befestigt und besetzt
114; 116.
Kochberg, Bernhard von, Rat Herzog
Wilhelms von Sachsen 79 ; Konflikt mit
Friedrich von Sachsen 79 f.
— , Bastian von, Wallfahrt nach Jerusalem
185 f.
Kochberg, hoff der von, j. Grosskochberg,
S.-Meiningen, Kr. Saalfeld, 7-» M. N von
Rudolstadt, Aufenthaltsort Bernhards
v. Vitzthum 121.
Koinicker, derK. herre, Georg Kai fiacker,
Rat des Kaisers F'riedrich, Gegner der
Wiener 202.
Kole, Kahla an der Saale. S.-Altenburg,
Erbe Herzog Wilhelms 77.
KoU. er Wolff, Wallfahrt nach Jerusalem
185 f.
Kollede, Stadt Kölleda, R.-Bez. Merseburg,
Kr. Eckart8l>erga , von Friedrich \on
Sachsen gebrandschatzt 108.
Köln (Collen), Köln am Rhein, in Erfurt
gestohlene Bü her gefunden in 37.
— , der bischof von (Theoderich II. von Mors,
1414—1463) zieht gegen die Hussiton
62; Vertrag mit Herzog Wilhelm von
Sachsen ; Fehde gegen Soest 87 ; 90
Eomburg, Stadt Kamburg an der Saale,
S.-Meiningen, Kr. Saalfeld, Eigentum der
Herreu von Vitzthum, von den Fürsten
von Sachsen besetzt 118.
Kongiezberg in Francken, Königsl)erfr,
S.-Koburg-Ciotha, Euclave im Krci>
Unterfranken, Kngr. Baiern, nördlich
vom Main, Erbe Herzog Wilhelms 78 :
im Besitz Apels v. Vitzthum 115.
Kongis8ehe,Königsee,Städtchen in Schwarz-
burg-Rudolstadt , Schwarzkünstler ver-
brannt in 72 f.; dem Herzoj? Friedrii h
von Sachsen eingeräumt 101.
— ,grave Günther, Herr von 72.
Königsteiu, der von, Graf Eberhard von.
Feind des Erzbiscljofs Diether von Mainz
190; unterstützt Adolf von Nassau bei
der Eroberung von Mainz 198 f.
Kouffungen, Cunt/e von, Prinzenraub 152 ;
Hinrichtung 153.
Krabaten, siehe Croacien.
Krakow 70 f.
236
HartuDg Cammermeisters Chronik.
Gaupforte, Thore beiden Windmühlen,
Kotzergruben 198 f., Stift zu S.Victor
bei M. 182.
Mentze, Erzbistum Mainz.
— , bischof von M. (Conrad III., Wildgraf),
setzt Waldenrode ab 35; straft den
Magister Amplonius 37.
— , Dietrich von Ertbacb, Erzbischof von.
1434—1459, reitet ein in Erfurt 43 ; ver-
anlasst die Neutralitas der Kurfürsten
64; Tag zu Naumburg 84; seine Bäte
vermitteln zwischen Friedrich und Wil-
belm von Sachsen 110; 10 Paternoster
für den Bisch. 130 ; Verordnung über die
Kleidung der Juden 131 ; seine Exekutores
verhaften in Erfurt einen i>äp8tlichfn Le-
gaten 155; lässt nach sächsischem Korn
münzen 161 : Feldzug gegen Jühnde und
Bramburg 164 f.; Richtung zu Gotha 166;
gestattet die Vertreibung der Juden aus
Erfurt 166 f ; Tod 168 ; 190 ; Schutzgeld
für das Eichsfeld 193.
— , Ditterich (Diethervon Isenburp), Krz-
bisrhofvon, 1459-1461 (1475- 1482 ),der
blinde Spruch 175 ; Krieg mit Friedrich
von der Pfa'zl77f.; Richtung mit dem-
selben 179 ff.; Münze 189; Kriea: mit
Adolf von Nassau etc. 190 ff. ; das Eichs-
feld bleibt ihm treu 191 : ebenso der
Provisor von Erfurt 193 f. ; Tag in Mainz
199; Flucht aus Mainz und Plünderung
seiner Habe 199 ; Schlacht bei Secken-
heim 200.
— , Adolf von Nassau, siehe Nassau.
Merern, Markgrafschaft Mähren, zur Krone
Böhmen gehörend, 44; 54; 63; „das
gemergke gein M." 64 ; mährische Herren
im Dienste Wilhelms von Sachsen 83 ff.
— ,Jo8t, marggraffe zu, Neffe Karls IV.
44 ; A ufnahme Sigismunds in Brunn 46 f ;
Tod 54.
— , Sigemund, Sigismund, König von Un-
garn etc., wird Markgraf von 54.
Merseburg, Johann, Bischof von, 14^1 bis
1463, wohnt den Verhandlungen über
die Landesteilung Friedri( hs und Wil-
helms von Sachsen bei 75 ; Tag zu Halle
76 ff. ; Bündnis mit Friedrich von Sach-
sen 80 ; Verheerungen im Stiftsgebiet 82 ;
Tag in Naumburg 83 f. ; Verheerungen
der Böhmen 84.
Metz, bischoff zu, Georg von Baden 1459
bis 1484, unterstützt Adolf von Nassau
191 ; in der Schlacht bei Seckeuheim
gefangen 199 f.
meusse, viel 220.
Miesszen, Stadt an der Elbe, Kn^.
Sachsen, Krh. Dresden, Grabstätte der
Markgrafen etc. 31 ; 212.
— , Markgra&chaftMeissen,s. Markgrafen ;
Münze 22; 26; 27; (38); (69 f.); I60f.;
188 ff.; Landschaft 75; Erbteil Frie-
drichs 77 ; Einfall der Böhmen in 103 :
bedroht von Ladislaus Postumus 147;
Kunz von Kauffungen verlässt 152;
Ablasspriester in 155; schlechte Wein-
ernte in 188.
— , Wilhelm, Markgraf von, der Einäugige,
1349-1407. Tod 26; Münze 27.
-, Wilhelm, Markgraf von, 1411-142.5,
unwillig über Friedrich von Thüringen
23 ; zieht Busse v. Vitzthum an seinen
Hof 23 ; Bündnis mit thüring. Mannen
24 ; Feldzug nach Thüringen 24 f ; Tag
zu Erfurt und Gotha 25 ; Vertrag mit
Friedrich von Thfir. 25 f ; Erbe Wilhehns
des Einäugigen 26 ; neue Münze 26 ;
erobert Heldrungen 29 ; Zug vor Prag 29 ;
Vertrag mit Sigismund 29; Zug nach
Böhmen 31 ; Tod 31 ; Grab in Alten-
burg 31 ; Zug gegen die Hussiten 62
—»Friedrich, Markgraf von, 1381-1428,
unwillig über Friedrich von Thüringen 23:
zieht Apel v. Vitzthum an seinen Hof
23 ; Bündnis mit den Mannen Friedrichs
von Thür. 24 ; Feldzug nach Thüringen
24 f. ; Tagin Erfurt und Gotha 25 ; Ver-
trag mit Friedrich von Thür. 25 f. ; Erbe
Wilhelms des Einäugigen 26; neue Mtinze
26; erobert Heldrungen 29; Zug vor
Prag 29 ; Vertrafr mit Siglsmimd 29 ;
Zug nach Böhmen 31 ; Tod 81 ; Grab
in Mcissen 31 ; seine Nachkommen 31 ff. ;
besucht das Konzil zu Costnitz 58; Zug
gegen die Hussiten 62.
Miessen, Bischof von, wohnt den Verhand-
lungen über die Landesteilung Friedrichs
und Wilhelms von Sachsen bei 75 ; Tag
zu Halle 76 ff.; Tag zu Prag 148 f.
Mitteweida, stat, Mittweida,Kngr.Sachsen,
Krh. Leipzig, 2 Va M. Nx.O von Chemnitz,
von den Böhmen verbrannt 109.
Molhusen , freie Reichsstadt Mühlhausen
an der Unstrut, Tag zu Halle 76ff. ;
Tag zu 86 ; 89 f ; die böhmischen Söld-
ner ziehen von Soest an vorüber 91 ;
die M. belagern Domburg 122 ; Ta^ zu
Prag 148 f.; neues Geleit 158; beteiligt
sith am Kcldzug aegen Jühnde und
Bramburg 164 ff.; JUchtung zu Gotha
Register.
237
166; vermittelt zwischen Sigmund von
Gleichen und Wilhelm von Sachsen 192 ;
Münzpoliük 217.
Molstdorflf, Molsdorf, goth! Dorf, 2 ^ , M. SO
von Gotha, Friedrich von bachsen lagert
in 104.
Moren 144.
Moser, Fluss in Ungarn 64.
Moszen, Wilhelm von, Teilnahme am
Prinzenraub 152.
Muchelde, Cristofil von, bei der Einnahme
Domburgs von Herzog Wilhelm in Haft
gebracht 122.
Muchilde, Mücheln, Kr. Querl'urt, R.-Bez.
Merseburg, Erbe Herzog Wilhelms 77.
Mullir, Heinrich, Erfurter Bürger, Rot-
giesser 92.
Münze 21f.;38f.;69f.;160f;167; 184;
188 ff.; 214; 215 ff.
N.
Nassau, Adolf von, Erzbischof von Mainz,
1461—1475, vorher Provisor in Erfurt
und auf dem Eicbsfeld 164; Feldzug
gegen Jühndc imd Bramburg 164 ff.;
Erzbischof von Mainz UO; Kampf mit
Diether von Mainz 190 ff.; bewirbt sich
um Hilfe bei den deutschen Fürsten 191 ;
unterhandelt mit Erfurt 192 ff.; wirtl
von Erfurt als Erzbischof anerkannt 195;
verkauft die Schenkstätten zu Daber-
städt etc. an Erfurt 196; erobert Mainz
198 f.
— »Hans von N.-Wiesbaden, 1426—1480,
vom Pfalzgrafen gefangen 178 ; Bruder
Adolfe 190; hat de:\ Rheingau inne 190.
Neapolis, Königreich Neapel, vergl.Syna-
polis, Enlbebenin 154.
Nebir, Schloss und Stadt Nebra an der
Unstrut, Kr.Querfurt, R-Bez.Merseburg.
erobert 82.
Nehusen, dy zcwey N., Gross- und Klein-
Neuhausen, Dörtier inS.-Weimar, 2 '-^/^ M.
Nz.Wvon Weimar, von Friedrich von
Sachsen verbrannt 107.
Newestadtf Wiener-Neustadt, Nieder-
österreich, 7 M. Sz.W von Wien, Ulrich
Riedener ermordet in 203; Zablungs-
stelle für Herzog Albrecht 206.
Nicolaus, Abt des Klosters zu St. Peter in
Erfurt, gekrönt vom Cardinal de Cusa
129.
Nore, Dorf der Stadt Erfurt, j. Nohra,
S.-Weimar, 1 M. Wz.S von Weimar, ver-
brannt 112.
Noremberg, Nürnberg, Fehde mit den
Herren von Wartenfels 74 ; Tag zu Halle
76 ff ; Krieg mit Albrecht von Branden-
burg 97 ff. ; Todes- und Grabstätte des
Grafen Ernst von Gleichen 164 ; Rich-
tung zu 172; der blinde Spruch 175;
181; Richtung zu i74ff.; 186; Fehde
mit Herzog Wilhelm von Sachsen 218
Northuben, Nordhausen am Harz, freie
Reichsstadt, Silberdiebstahl 34; Justiz-
mord Kirchoffs 34 ff. ; belagern mit Wil-
helm von Sachsen die Dornburg 122;
im Liede gepriesen 125; Tag zu Prag
148 f. ; neues Geleit 158; Beteiligung am
Feldzug gegen Jühnde und Bramburg
lt54ff.; Richtung zu Gotha 166; ver-
mittelt zwischen Wilhelm von Sachsen
und Sigmund von Gleichen 192 ; Un-
einigkeit mit Heinrich von Öchwarzburg
und Heinrich von Stolberg212f.; Ver-
trag mit demselben 213; Münzpolitik
217; ein Bürger f auf der Wallfahrt
nach Jerusalem 186.
Northaussen, Martin von, Erfurter Bürger,
Mitglied des Rates, Verwalter des Main-
zer Hofes von Rats wegen 194 f.
Notteleibin, Dorf der Stadt Erfurt, j.preuss.
Dorf Nottlel)en, R.-Bez. u. Ldk. Erfurt,
verbrannt 112.
Numborg, das gein Merhem wart lyt, 29.
Numborg, Stadt Naumbiu*g an der Saale,
Tag in 83 f.: HO f.; die biu*gundischen
Gesandten wollen nach 116; Rathaus
Wagehaus, Badestuben, Freiheit, Weu-
zelskirche in 151; Brand in 151 ; St.
Georgskirche vor 83 f. ; Bier 196 f. ; 215 ;
Dörfer um verheert 84; 106.
— , Peter , Bischof von , wohnt den Ver-
handlungen über die Teilung zwischen
Friedricli u. Wilhelm von Sachsen bei 75 ;
Tag zu Halle 76fi. ; im Bündnis mit
Friedrich von Sachsen 80; Verluste im
Kriege 81; 82; 109; Tag in Naumburg
109.
Nunkirchen, Stadt in Ungarn, von Sigis-
mund bestraft 48.
Nusoszo, Neuenscsse, jetzt Dorf Nieder-
nissa, '/^ M. SO von Erfurt, Übungen der
Erfurter bei 88.
Nuwenhofe, Meinharden von dem, M. von
Neuhaus, Oberstburggraf in Böhmen,
gefangen 93.
238
Härtung CammenDeisters Chronik.
Nawestat , Neustadt an der Orla, S.-Wei-
mar, fast 6 M.SO von Weimar, Erbe
Wilhelms von Sachsen 77.
Nuwestat, Stadt in Ungarn, von Sigismund
bestraft 48.
0.
Ordorff, gotb. Stadt Ohrdruf, 2 V, M. Sz.O
von Gotha, von Friedrich von Sachsen
verbrannt 104.
Orlemunde, Orlamünde an der Saale, S.-
Altenburg, Erbe Herzog Wilhelms 77.
— , ein Graf von, bei der Eroberung Geras
gefangen 109.
Opprechtiszhuszen,Oppershausen, Kr. Lan-
gensalza, R.-Bez. Erfiu-t, Wohnsitz Tiles
von Seebach 23.
Orot, Stadt in Ungarn, von Sigismund be-
straft 48.
Osterland, das Land zwischen der mitt-
leren Saale und Mulde, Landschaft in
75; geteilt zwischen Friedrich und Wil-
helm von Sachsen 77 f. ; Ablasspriester
in 155.
Osterreich, alle hcrczoge von 47 ;
— Albrecht von, siehe Kaiser Albrecht.
— Friedrich von, siehe Kaiser Friedrich.
— Ladislaus, Laszla von, siehe Böhmen.
— Albrecht von, geb. 1418, reg. 1424 bis
1463, ^ohn Ernst des Eisernen von
Steiermark (f 1424), der blinde Spruch
181 ; Streit mit seinem Bruder, Kaiser
Friedrich, 201 flF.; Vertrag 202; neuer
Streit, hilft den Wienern bei der Be-
lagerung des Kaisers 203 ; Vertrag
durch Podiebrad vermittelt 204 f.; Tod
207.
P.
Padua, Stadt am Bacchiglione, Nebenfiuss
der Brenta, Venetien. ein Doktor der
Medicin aus P. aus dem Gefängnisse Ve-
nedigs befreit 135.
Päpste:
Urbanus (VI.), 1378—1389, 44.
Bonifacius IX., 1389—1404, Tod 54.
Benedictus XHL, 1394-1423, Papst
55 ; 58 ; Macht desselben 57 ; aufge-
geben 58.
Innocencius (VII.), 1404—1406, Zwist
mit den Römern 55 f. ; Tod 56.
Gregorius XU., 1406-1409, resp. 1415,
Papst 55 ; Wahl 56 ; Konzil zu Pisa
56; Absetzung 57.
AlexanderV., 1409—1410, auf dem Kon-
zil zu Pisa gewählt 57 ; vergiftet 57.
Johannes XJqil., 1410-1415, V/ahl 57 ;
Schisma 55; besucht das Konzil zu
Coetnitz 58 ; Flucht, Gefangenschaft,
Abdankung 59; Tod 59.
Martinus V., 1417-1431, Wahl 59; Tod
60.
EugeniusIV., 1431— 1447, aus Venedig
60 ; Wahl 60 ; Konzil zu Basel 60 ;
krönt Sigismund in Kom 61 ; mit Ab-
setzung vom Baseler Konzil bedroht
61; entsetzt 63; Dogma von dir
unbefleckten Empfängnis der Jung-
frau Maria 40.
Felix, Herzog von Savoyen, Papst 1439
bis 1449, 63.
Nicolaus V., 1447—1455, „das gülden
jar*', 113; 127; entsendet den Cardi-
nal de Cusa 127 f.; 10 Paternoster
mr den Papst 130; Threnodie Isidors
144 ; Brief Mohammeds II. an 144 ff. ;
sendet einen Legaten nach Erfurt
154.
Calixtus III., 1455—1458, constitutio
de sacris hostiis absondendis 153 f.;
Aufruf zum Kriege gegen die Türken
157 ; Tod 167.
Pyus (II.), Aeneas Sylvius, Papst 1458
bis 1464, Wahl 167 ; Appellation des
Erfurter Rates 194 ff,; Kreuzpredigten
gegen die Tartaren 211.
Paulinicelle,Paulincella, Kloster b.Schwarz-
burg, Schw.-Rudolstadt, seltsamer Tod
eines Mönches 39.
Paulune, Santo, Schatzheilige des Klosters
Paulincella 39.
Pavia, Sigismund in 60.
Pegow, stat, Pegau an der Weissen Elster,
Kngr.8achsen, Krh.Leipzig, 3»/, M. SSW
von Leipzig, von Wilhehm von Sachsen
vergeblich bestürmt 109.
Perstem, Stadt, Periston bei Antonini Ar-
chiepisc.Blorent.ütul. XXII.C. XIV, § 14,
wohl Prischtina auf dem Amselfeld, von
den Türken bedroht 143.
Pisa, Stadt des römischen Reiches 56;
Konzil zu 56 f.
Plawe, Schloss und Stadt, Plauen an der
Elster im Vogtlande , Kngr. Sachsen,
Kr. Zwickau, der Erfurter Ileilsberg
gefangen gehalten in 210; erobert von
Ernst von Sachsen 214.
Register.
239
Plawe, der von, unterstützt HerzogSigmund
von Sachsen gegen seine Brüder 32 ;
zieht Erfurt gegen die Böhmen zu Hilfe
91.
— , Heinrich , Russe von, Wallfahrt nach
Jerusalem 184 ff.; unterstützt Ernst
von Gleichen 210 ; verliert Schloss und
Stadt Plauen 214.
Polen 70 f.
— , konig von P. und Krakow (Wladis-
lauslll., 1434-1444), von den Türken
besiegt und getötet 70 f.
— , konig von (Kasimir (IV.), 1447-1492),
Krieg mit dem Deutschen Orden 136;
137 ; Blutbad in Tliorn und Danzig 137 ;
Besetzung der Marienburg 137 f. ; soll
Mittler sein zwischen Sachsen und Böh-
men 149; Tag zu Breslau 149.
Posznig, Stadt Pössneck, S. -Meiningen
2 V, M. ONO von Saalfeld , Erbe Her-
zog Wilhelms 77.
Pottelitz, Gans von, ein herre, vergl.
Riedel, Suppl. p. 66, Brandenburger, Ge-
fangener Friedrichs von Sachsen, frei-
geUissen 111.
Frage, Prag, Zug vor 29; Schlacht auf
dem Taborberg 29; erster Zug vor 60;
61 ; Verrat des Bürgermeisters 67 f. ; Er-
oberung Prags 93; die Neustadt und
die Altstadt 93; Tag zu 148 f.; 168;
Ladislaus Post, f in 162.
Prapant, Brabant, das „volgkvon'', zieht
gegen die Hiissiten 81.
Priamus 145.
Prychssenstad , Prichsenstad t, Kngr. Baier n ,
R.-Bez. Unterfranken, Zoll von 177.
Pruszen, das Ordensland Preussen 136;
137; 160.
Quedlinburg, im Harz an der Bode, R.-Bez.
Magdeburg, Kr. Aschersleben, verdinget
42.
Quemfiirdt, Herrschaft Querfurt, R.-Bez.
Merseburg.
— , Brun, Herr zu, Bundesgenosse Frie-
drichs von Sachsen 81; erobert Nebra
u. andere Orte 82 ; zieht den Erfurtern
zu Hilfe 91 ; Tag zu Prag 148 f.; ver-
wundet Ernst von Hohnstein 149.
R.
Ramiel, der, Büraer von Nürnberg, Herr
des Schlosses Lichtenau 98.
Ramys, Ranis, Stadt in Er. Ziegenrück,
R.-Bez. Erfurt, Erbe Herzog Wilhelms
77.
raupen, viel r. in den landen 187.
Regenitz, Fluss, 173; Cam. nennt den
QueMuss der Regnitz statt Rcdnitz
auch Regnitz.
Reinherszborn, Reinhardsbrunn, ehemalige
Benediktinerabtei, jetzt Lustscbloss in
S.-Koburg-Gotha, 2 7^ M. SW von Gotha
bei Friedrichroda, Grabstätte des Land-
grafen Friedrich 67.
Ryn, Fluss Rhein 27 ; ein verhafteter Le-
gat an den geführt 155; „tornos'^ am
161 ; rh. Gulden siehe Münze ; Pfalzgraf
bei 179flf. ; schlechte Weinernte 188.
Remde, j Stadt Remda in S.-Weimar,
3 */2 M, SSW von Weimar, Eigentum des
Grafen Ernst von Gleichen, von Wilhelm
von Sachsen erobert 107.
Resinburg , Riesen bürg oder Osseg , im
nördlichen Böhmen bei Uux, boU mit
Zubehör bei Böhmen bleiben 169.
•
Rettebech, Dorf der Stadt Erfurt, j. Dorf
Klein- und Gross-Rettbach , ersteres
preussisch, letzteres gothaisch, verbrannt
112.
Riedener, Ulrich, Rat des KaisersFriedrich,
Gegner derWiener 202 ; von den Wienern
gefangen 203; nach seiner Befreiung in
NeusUdt ermordet 203.
Ringkaw, Rheingau 190.
Rochlitz, Stadt an der Zwickauer Mulde,
K ngr. Sachsen, bleibt im Besitz Sigmunds
von Sachsen 32 ; Dörfer um von Wilhelm
von Sachsen verbrannt 106.
Rode, Christofel von, Wallfahrt nach Je-
rusüalem 185 f.
Rogkenszcan, Magister Johann Rokycana,
der erwählte einzige Erzbiscbof der ütra-
quisten, f 1471, ketzerischer PfaflF, unter-
stützt vonPodiebrad 163.
Roysze von Groitz, siehe Groitz.
Rome, Rom 55 ; Sigismund gekrönt in 60f ;
Apel V. Vitzthum in 113; das goldene
Jahr 113; 127; Legate aus 154 f.
Romer, Römer, Zwist mit Innocenz VII.
55 f; „der R herschaft'* 145.
Romisches banyr, der slossel 62.
Romische gnade 113.
Romische Idrche 55; 56.
Romischer priester, der grosse, Papst 144.
240
Härtung Cammermeisters Chronik.
Römisches rieh 47; 56; 57. Gewohnheit
des 48; Erztruchsoss des 179.
Rosenberg, vielleicht der Dichter des
Liedes von der Kinnahme der Wachsen-
burg, 126.
Rosenzcwig, Patricierfamiiie in Erfurt 73.
— »Friedrich, kauft einen Teil des Er-
furter Stadtgrabens 73.
— , Elsze, seine Hausfrau 73.
Roszia, Schloss, Niedcr-Rossla an der Uro,
S.- Weimar, Eigentum Apela v. Vitz-
thum 79 ; Verwüstung der Dörfer um 82 ;
an Herzog Wilhelm für das Land zu
Kranken überlassen 1 14 ; Beilager Wil-
helms von Sachsen 197.
Rosteberg, Schloss, j. Ruine Rustenberg
bei Dorf Rustenfelde, Provinz Sachsen,
R.-Bez. Erfurt , Kr. ileiligenstadt , be-
hauptet von Sigmund von Gleichen 192.
Rothe, Stadt Roth an der Rednitz — Cam.
lässtdie Regnitz xorüberfliessen — , Kn^r.
Raiern, R.-Bez. Mittelfranken, 5.M.Oz.Ö
von Ansbach, Kämpfe bei 173 f.; Lud-
wig von Baiem lagert in IH6.
Rotinhanen, der von, soll bei dem Stifte
Bamberg bleiben 177.
Rudoflfstad,Rudol8tadt an der Saale,Haupt-
stadt von Schwarzburg-Rudolstadt, Ver-
hoorungeu um 102; Schloss 121.
Rügen, Rügen 97.
Rusche, cardinal, der russische Cardinal
Isidor, Threnodie 138 ff.
Ru(zenlandt, Russland 44.
s.
Sachsin , siehe Herzöge und Kurfürsten von,
Krbloil Friedrichs 77 ; Botschaft des-
selben nach 85; Münze in 38 ; 69 f. ; 160 f.;
Pestilenz in 208 ; Legaten mit Kreuz-
bullen in 211; Kreuzmhrer aus 212.
— , Krederichdl ), korfurste, hertzogvon,
marggrave von Meiszen, landgrave von
Doringen, 1428-1464, Antritt der
Regierung 31 ; Beilager 31; 37 ; Streit
mit seinem Bruder Sigismund 82 f. ;
gemeinsame Regierung mit seinem Bru-
der Wilhelm 32 f. ; verschafft seinem
Bruder Sigmund das Bistum Würzburg
33; Erbverbrüderung mit Hessen 37;
Münzverhältnis zu Hessen 38 ; Zug vor
Hettätedt etc. 41 f. ; Accise 42 ; Sieg bei
Brüx 64; neue Münze 69 f. ; verhandelt
mit Herzog Wilhelm über die Landes-
teüung 74 f.; TeUung zu Halle 76 ff.;
Konflikt mit Herzog Wilhelm und seinen
Räten 78ff. ; Zug vor Roesla 80; Tag
zu Jena bO; Bündnis gegen Herzog
Wilhelm 80 f. ; Aufenthalt in Erfurt 81 ;
besetzt Freiberg und IJchtenwalde 82 ;
Waffenstillstand 82 f. ; Tage zu Naum-
burg 83 f.; bewirbt sich um Hilfe 85;
Tag zu Mühlhausen 86; 89 f.; Ver-
handlungen in Erfurt 90; sendet den
Erfurtern Hilfe gegen die Böhmen 91 :
kauft Schwarzburg etc. 101 ; schwarz-
burgische Fehde 102 ff.; Zug gegen die
Böhmen 103; Feldzug nach Thüringen
103 ff ; Heimkehr in sein Land 106 :
zweiter Feldzug nach Thüringen 107 ff". ;
erleidet Schaden durch die Böhmen 109 ;
Waffenstillstand und Versöhnung mit
Wilhelm von Sachsen HOL; Gast des
Bruders in Weissenfeis 111 ; Verbal tni.s
zu Erfurt 112 f.; soll Wilhelm inbc?treif
Frankens raten 114; burgundische
Gesandtschaft 115f.; Krieg gegen die
Vitzthume 117 ff.; Ladislaus Postumus
fordert 64 Schlösser und Städte 147;
Vermittlung Ludwigs von Baiern 148;
Tag zu Prag 148 f. ; Tag zu Breslau 149 ;
Irrungen mit Kunz von Katifungen.
Priiizcnraub 152 f.; verliert Brüx 156;
Vertrag über Brüx 156 ; vermählt seine
Tochter mit Albrecht von Branden-
burg 168; Tage zu Eger 168 ff,; zieht
Albrechten von Brandenburg nach Roth
zu Hilfe 173; Tod und Grabstätte in
Meissen 212.
Sachsin, Ernst, Herzog von, Kurfürst
1464-1486, Sohn Friedrichs IL, Prin-
zenraub 152; neue Münze 215 ff^
—, Albrecht, Herzog von, 1464—1500,
Sohn Friedrichs II., Prinzenraub 152;
Tag zu Eger 168 ff.; Vertrag mit Podie-
brad 109; Hochzeit zu Eger 170; neue
Münze 215 ff.
— , Anne (Katharina) von, Tochter des
Kurfürsten Friedrich von 8., Gemahlin
des Kurfürsten Friedrich II. von Bran-
denburg 33^
— , Anne von, Schwester der vorigen, Ge-
mahlin Ludwigs von Hessen 23 ; f l^^^
200.
—.Segemund, hertzog von, 1428 — 1486
f 1463, Sohn Friedrichs l.von Meissen
und Sachsen, verzichtet auf sein Erbe
32; Priester 82; Zwist mit seinen Brü-
dern 32 ; Gefangenschaft in Freiburg 32;
Bischof von Würzburg 33; abgesetzt 34;
Ge&ngenschaft auf Schloss Scharfensteiu
34.
Hegister.
241
Sachsen, Wilhelm, Herzog von, Land-
graf von Thüringen etc., 1428—1482,
Sohn Friedrichs I. von Meissen und S.
32 ; Geschwister 31 fif. ; gemeinschaftliche
Regierung 32 f.; verschafft seinem Bru-
der Sigmund das Bistum Wiirzburg 33 ;
nimmt Waldenrode in seinen Dienst 35 ;
Krbverbrüderung mit Hessen 37 ; Münz-
verhältnis zu Hessen 38; Zug vor Hett-
stedt etc. 41 f. ; neue Münze 69 f ; Hoch-
zeit 71 ; verhandelt mit Kurfürst Frie-
drich über die Landesteilung 74 f. ;
Teilung zu Halle 76 ff. ; Handelsvertrag
mit dem Erzbischof von Magdeburg 78 ;
Tag zu Jena 80 ; Fehde mit Peter von
Naumburg 80; schützt seine Rate 80;
Bündnis gegen ihn 81; Eroberung von
Wendelstein und Ossmanstedt 81 f.;
Verluste 82; Tag zu Naumburg 83;
Weri)ung böhmischer Söldner 83; Tag
zu Naumburg 84 f. ; zieht dem Erz-
bischof von Köln zu Hilfe gegen Soest
87 f: Tag zu Müblhausen 89 f.; Ver-
handlungen in Erfurt 90 ; Rückzug von
Soest 90 ; versetzt das Geleit von Er-
furt u. Butteisted t an Erfurt 94; Krieg
gegen Nürnberg 97; schwarzburgische
Fehde 102 ff. ; Zug insMeissencr Land
105 f.; Verwüstungen in Thüringen 106 f.;
Lager bei Weimar 108 ; Vereinigung
mit den Böhmen 108f ; vergebliche Be-
stürmung Pegaus 109 ; Eroberung Geras
109; Waffenstillstand 110; Friedens-
vertrag mit Friedrich von Sachsen 11.0 f.;
Bewirtung des Bruders in Weissenfeis
111; Zwist mit Apel v. Vitzthura 1 18 ;
Rückforderung des Landes Franken und
Verbandlungen mit Apel v. Vitzthimi
1 13 ff. ; Vermittlung Albrechts von Bran-
denburg, Tag zu Lichtenfels 115; Ver-
letzung seines Geleits durch die Vitz-
thum 116 ; Krieg gegen dieselben 1 17 ff.;
Aufnahme Capistranos und Gründung
zweier BarfÜsserklöster 133; Ketzer-
verbrennung 136; Tag zu Prag 148 f.;
Tag zu Breslau 149 ; neues Geleit 158;
erobert Jühnde und Bramburg 164ff. ;
Richtung zu Gotha 168; TagezuEger
1 68 ff ; Vermählung seiner Tech terKatha-
rina mit Podiebrads Sohn Heiricke 169 f. ;
Verzichtleistung auf seine Erbansprücbe
auf Böhmen 170; Verhandlung mit den
Herren vonVitzthum in Eger 170f. ; Be-
ratung mit seiner Landschaft über die
Vitzthumschen Angelegenheiten 171 ;
zieht Albrecht von Brandenburg zu
Hufe 178; Kämpfe bei Roth 173 f.;
Schiedsrichter derwfirzborgiscbenLehns-
0«iehlchtoq. d. Pr. S. nXY. B.
rechtansprüche auf Ansbach 176; Wall-
fahrt zum heiligen Lande 184 ff. ; Ver-
trag mit Adolf von Nassau 191; Ver-
handlungen mit dem Eichsfeld und Sig-
mund von Gleichen 191 f. ; Schutzgeld
für die Verteidigung des Eichsfeldes 193;
heiratet Katharina von Brandenstein
197; unterstützt Erfurt gegen Ernst
von Gleichen 209 f.; vertreibt die Vitz-
thume von Tannroda aus Thüringen 214 ;
Hoffest in Marburg 214; Gast in Eriurt
215; neue Münze 215 ff.; Fehde mit
Nürnberg 218.
Sachsen, Katherina von, Tochter Wilhelms,
vermählt mit Podiebrads Sohn 169 f.
Sachsin, Ernharde von, Patrider in Er-
furt, lässt an einem Tage 15 Ellen
Hanftuch anfertigen 134.
— , Baltisar von derSacbsze, ermordet 156.
Sachszinspigel 89.
Saltza, j. Stadt Langensabsa anderSalza,
unweit der Unstrut, R.-Bez. Erfurt,
Wilhelm von Sachsen gründet ein Bar-
füsserkloster in 133.
Salvelt, Saalfeld in S.-Meiningen, Münz-
stätte 27 ; Erbe Herzog WDhelms von
Sachsen 77.
Sandarodis, die Insel Rhodos 143.
Sangerhuszen , Sangerhausen, Kreisstadt,
R.-Boz.Merseburg.AufenthaltOiedricbs
von Thüringen 25; Münzstätte 27;
Ketzerverbrennung 136
Sara, Zara in Dalmatien, von Wilhelm
von Sachsen auf der Rückkehr von Je-
rusalem berührt 186.
Scharfßnsteyn , Scharfenstein an der
2^hopau, Kngr. Sachsen, Krh. Zwickau,
Sigmund v. ^hsen gefangen gehalten
in 34.
Schauwenburgk , Schloss, Schauenburg in
Baden, an der Bergstrasse, 7« ^IN von
Heidelberg, erobert vom Pfalzgrafen 178 ;
soll bei der Pfalz bleiben 180.
Schellinbergk, Schellenberg im Königreich
Sachsen, 1 7^ M. OSO von Chemnitz,
Erbe des Kurfürsten Friedrich 77.
Schenke, er Hansz, Landvogt in Franken
115; vergl. Chronik der fränkischen
Städte, Nürnberg II, p. 461: „Hanns
Schenk, ritter."
Schilde, Wildbahn in Ungarn an der Donau
bei „Waczen" 51.
q
242
Härtung Cammenneisters Chronik.
Schynstet, Ditterich, Hauptmann auf
Schlo«^s Kappellendorf 120 ; kapituliert
Schmuck, übermässiger inThüringen etc.2 f.
sehne, groszer 40 f. ; 208.
Schonberg, der von, zieht den Erfurtern
zu HUfe 91.
Schonbergk, Veit von, » ^^ „- , . .
-, Caspar ^on, ' Wallfahrt nach
—, Ditterich von,
I
Jerusalem 1^ ff.
Schotten, Schottland, beschicken das Kon-
zil zu Pisa 57.
Schulenburg, Bnssze von der, branden-
burgischer Ritter in kursächsischer Ge-
fangenschaft 111.
Scolin, Stadt und Rittergut SchkOlcn,
R.-Bez. Merseburg, Kr. Weiasenfels
IV4M. Svon Naumburg 184.
Sebech, Tue von, Hofmeister in Thüringen,
aus dem Regiment gedrängt 24 ff.
Seckluhelm, stedt leben nahe bey Heydel-
bergk, Seckenheim, Schlacht bei 199 f.
sehe, an der, Nordsee, Pest an der 208;
Krouzpredigten 21 1 ; Kreuzfahrer von
der 211.
Sehelant,volgkvon,Seeland,Hussitenzug3l.
Sensseim , einer von, Wallfahrt nach Je-
rusalem 184 ff.
Sicilie, Sicilien 47; 56.
Sydow, Otto, Schenke von, Wallfahrt nach
Jerusalem 184 ff.
Sifridus von Bremis, Büchordieb in Er-
furt 37.
Simon von Straszbnrgk, Student in Er-
furt,desBücherdiebstahls beschuldigt 86f.
Synapel, Neapel 47 ; Kaufleute von in Rom
erschlagen 55.
— , Lodewig, König von Neapel u. Sicilien,
Ludwig H. aus dem Hanse Ai\jou, Titu-
larkönig und Gegner Ladislaus von
Neapel, wirkt in Pisa gegen Gregor 56.
Sirvie, Serbien, ein Teil der 44.
— , Stepphan, der Dispate von, Krieg mit
den Türken 63; Tod 63.
Slatheim, Jorge von, Wallfahrt nach Je-
rusalem 185 f.
SIeinitz, Jorge von, Wallüüirt nach Jeru-
salem 184 ff.
Slosien, Schlesien 46; die Herzöge von
ziehen gegen die Hussiten 62; Gesuch
des Herzogs Friedrich von Sachsen bei85 ;
Wilhelm von Sachsen verzichtet auf
seine £rbansprüche auf 170.
Slowitz, Schleiz, Hauptstadt des Oberlandes
von Reuss jüngere Linie, 5 */^ M. SW
von Gera, 89.
Slusingen, Schlcusingen am Südabhang des
thüringer Waldes, Kreisstadt, R-Bez.
Erfurt, Thurm zu 69.
Smed, Gurt, Ketzerabgott 136.
Smalkaldin, Schmalkalden am Südabhang
des thüringer Waltles, Prov. Hessen-
Nassau, 69 ; Münzstätte des Landgrafen
von Hessen 161.
Sobinborgen, Siebenbürgen, 44.
Soffygen, Savoyen, 63.
Stalberg, 8tad,Stolberg amHarz,Kr. Sanger-
hausen, R.-Bez. Merseburg, Fehde mit
dem Bischof von Halberstadt 41 ; Ketzer-
verbrennung 136.
Stalberg, Stolberg, Bote Graf zu, Bündnis
mit Friedrich von Sachsen 80; Feind
Friedrichs von Sachsen 102 ff. ; Ketzer-
verbrennung 136.
— , Heinrich, Graf von, Tag zu Prag 148 f.;
beteiligt sich am Feldzug gegen Jühnde
und Bramburg 164 ff.; Richtung zuGotha
166; Wallfahrt nach Jerusalem 184 ff.;
Streit mit Nordhansen 211 f; Tag zu
Weissensee 212 ; Richtung durchWilhelm
von Sachsen herbeigeführt 212.
Stall)erg, Berg bei Hassenhausen,Kr Naum-
burg, R -B^. Merseburg, Gefangennahme
der burgundiscben Gesandten durch die
Herren von Vitzthum 116.
Stauff, Schloss, Stauf, Rheinpfiüz, gemein-
schaftlicher Besitz von Mainz und Pfalz
181.
Steyg, Hohe Steig,BergzugzwischenRotten-
burg und Bergel (Markt-Bergel), Kngr.
Baiem, R.-Bez. Mittelfranken, Grenze
des burggräflichen Landgerichts gegen
Würzburg 176.
Stein, j. Liebenstein, Eigentum Heinrichs
von Witzleben 185.
Steinberge. Hermannus, Dr.atriusque iuris,
Protonotarius Erfurts, überbringt die
AppeUation Erhirts Pius H. 194.
Stemberg, der von, böhmischer Magnat,
Söldnerführer 88.
Stetyn, Stettin, 97.
Styber, ein St. von gutem gesiechte , der
Obermundschenk Blasius von Forgacs,
verwundet den König Karl 47.
Regbter.
243
Stogküszen, Laniprecht von, Herr der
Hramburg, beschädigt mit seinen Brüdern
Thüring cn und das Eicbsfeld 1 65 ; besiegt
164 f.; Richtung zu Gotha 166.
Straszburg, von den Armagnaken bedroht
66.
Stuszferte, Dorf StraussfurtanderUnstrut,
Kr.Weissensee, R.-Bez. Erfurt, fast 3 M.
N. von Erfurt 87.
Htulernheym, Apil von, unzufrieden mit
Friedrichs von Thüringen Begiioent 24.
Sundir8hu8en,Sondershau8en,Schwarzburg-
Sond.,99; Ketzerverbrennung 136.
sunnen, dry 163.
Suwer, er Johann von, ein Johanniter, vergl.
Riedel, Suppl.p. 66: „Her Liborius von
Schlieben, Johanniter Ordens," Branden-
burger in kursächsischer Gefangenschaft
111.
Swabach, Schwabach, Stadt, 2 M. SSW von
Nürnberg 98.
^)waben, Schwaben, von den Armagnaken
verwüstet 66 ; Krieg der Reichsstädte
in Schwaben mit Albrecht von Branden-
burg 97 ff.
Swabehusen,goth.Dorf SchwabhausenJ g M.
S von Gotha, von Friedrich von Sachsen
verbrannt 104.
Swartzpurg, Schloss Schwarzburg an der
Schwarza, Schw.-Rudolstadt, vergl.Gra-
fcn von Schwarzburg, Kurfürst Friedrich
übergeben 101; Krieg um 102.
—.Günther von Seh w. -Sondershausen,
t 1416, Schwiegervater Friedrichs von
Thüringen 23; Regent desselben 23;
aus dem Regiment durch die Mark-
grafen von Meissen verdrängt 24 ff.
— ,(Anna), Tochter des Vorigen, 1 1^31,
Gemahlin Friedrichs von Thüringen 23.
— ,Guntlier von Seh w., Sohn des Vorigen,
Erzbischof von Magdeburg, siehe Meyde-
biu-g.
— , Heinrich von Schw.-Arnstadt-Sonders-
hausen, 1416 — 1444, auf dem Witkow-
berg geschlagen 29; ErbverbrUderung
mit 8chw.-öchwarzburg99f.; Tod lul.
— , Heinrich von Schw.-Amstadt-Sonders-
hausen, 1444—1488, „derjungegrave"
41 ; Sieg bei Utterungen 41 ; kauft
Wiche 82 ; bleibt l>ei der Erbverbrüde-
rung mit Schw.-Schwarzburg 101 ; ver-
weigert seinem Vetter Hilfe 101; ist
unwillig über die Entfremdung der
Schwarzburg 102; Verhandlungen mit
Friedrich von Sachsen 102; Kneg mit
den Herrn von Gera 102; schwarz-
burgi^che Fehde 102 ff.; Zug ins Land
Meissen 105 f.; verliert Schloss und
Stadt Wiche 107 ; Ketzerverbrennung
136 ; Tag zu Prag 148 f. ; Feldzug gegen
Jühnde und Bramburg 164ff ; Richtung
zu Gotha 166; vermählt seinen Sohn
mit einer Gräfin von Henneberg, seine
Tochter mit dem Grafen Volrat von
Mansfeld 167; Streit mit Nordhausen
211 f.; Vermittelung Wilhelms von Sach-
sen 212.
Swartzpurg, Günther von Schw.-Amstadt-
Sondershau.^en,Sohn des vorigen, heiratet
eine Gräfin von Hennel>erg 167; Wall-
Jahrt nach Jerusalem 184 ff.
— , Heinrich von Schw. -Leutenberg, 1438
bis 1463, Bundesgenosse von Heinrich
von Schw.-ArnKtadt-Sondershausen 102.
— , Günther von Schw.-Schwarzburg, 1395
bis 1450, Erbverbrüderung mit Schw.-
hondershausen 99 f.* Geldverlegenheit
101 ; verkauft seine Lande an Friedrich
von Sachsen 101 ; nimmtTharand ein 102.
Swytzer, Schweizer, von Kaiser Friedrich
bekriegt 66; ziehen als Söldner Lud-
wig von Baiem zu 174.
T.
Tabirberg bei Prag, Niederlage der Deut-
schen 29.
Tabirstete, ehemaliges Dorf Daberstädt
nahe bei Erfurt, Empfang des Cardi-
nais de Cusa 128 ; Vertrag Erfurts mit
Adolfvon Mainz über die Schenk statten
196 f.
Tabor, die von dem, Sekte der Hussiten
61 ; erobern Prag 93.
Tagi8bergk,Dagsburg(das ehemaligeSchloss
der Grafen von D. lag oberhalb des
Dorfes D. im W^asgenwald, Lothringen,
Kr. Saarburg), Grafschaft 179.
Tannenfels, Schloss, Dannenfels, Rhein-
pfalz , gemeinschaftlicher Besitz von
Mainz und Pfalz 181.
Tanrode, Schloss und Stadt, Tannroda an
der Ilm^ S.- Weimar, 2M.SSW von
Weimar, die Stadt verbrannt 85.
— , Apil, Vitzthum zu, verliert Nebra 82;
Kampf mit Ludwig von Gleichen 84 f.;
Mutterbruder von Ernst von Gleichen
209; rechtfertigt sich in Sache Heils-
244
Härtung Cammcrmeißters Chronik.
berg auf dem Tage zu Weissensee 209 ;
verliert Tanmoda etc., verläset mit den
Seinigen Thüringen 214.
Xanrode, Melchior, Vitzthum zu, Wall-
fahrt nach Jerusalem 185 ff.
Tartem, Tartaren, im Heeie der Sultane
138; 144; 157; Ereuzpred igten gegen
21U
Taurum, Statthalter in Constanstinopel 132.
Tenstedte. Johan von, Erfurter Bürger,
vom Pfalzgrafen gefangen 178.
Tbarand, ym lande Mies&zin gelegin , Tha-
randt, 1 7«^- ^^ ^^^ Dresden, konmit
durch Tausch an Günther von Schwarz-
burg 101 f.
Tybere, Tiberfluss 55; Brücken 55.
Tieffingruben, Dorf der Stadt Ei fürt, S.-
Weimar, V2 M. W von Berka an der lim,
verbrannt 112.
Toivaw, Torgau an der Elbe, Erbe des
Kurfürsten Friedrich 77.
Torgaw, der von (Riedel, Cod., Suppl. p.
66 : ».Her Hans von Turgaw'*), Branden-
burger. Gefangener Fri^richs von Sach-
sen, freigelassen 111.
Torkie , Türkei 44 ; „der keyser zu T."
(Murad) zieht gegen Sigismund 62 f;
Krieg mit Kaiser Albrecht 641; Krieg
mit Wladislaus von Polen 70 f ; Krieg
mit dem Ungamköniie Ladislaus Post.
(Hunyadi) 94 ff. ; „Torckenhut" 134;
EroberungConstantinopels 1 38ff.; Kriegs-
kunst derT. 1431; „derT. iwupeWhat
nicht schuld an Jesu Tod 145 ; „des
Toikin (Sultans) hoff'« 146; Kämpfe bei
Belgrad 150 1 ; Calixtus III. lässt gegen
die Türken predigen 157.
Tome, Thom an der Weichsel in West-
preussen, Blutbad in 137.
Treptis. Triptis an der Orla, S.- Weimar,
1 M. von Neustadt, Erbe Herzog Wil-
helms 77.
Trier, bischoff von, Jobann von Baden,
1456-1503, unterstützt Adolf vonNassau
191.
Troya 145.
Tuderstad, Stadt Duderstadt, Prov. Han-
nover, Landdr. Hildesheim, Kr.Osterodc,
hält zu Diether von Main?' 11»1.
Tunawe, Donau, 45; 51; 64; 150.
Tunna, Burg Tonna. j. gothaisch, 2 M. N
von Gotha, S vom Flecken Gräfentonna,
im Besitz Adolfs von Gleichen 105; 160 ;
die Dörfer um verbraimt 105.
Tunttorf, Tonndorf, S.- Weimar, »/4M.
Wz.S von Berka an der Um, Eigentum
der Stadt Erfurt, von den Böhmen ge-
plündert 87; Hasenjagd im Holze bei
209.
Tutenberg, der schenckin von, Herzog Wil-
helms von Sachsen Vasall und Feind 81.
— , Hans und Gorge, Brüder, Schenken zu,
Wallfahrt nach Jerusalem 184 fi.
—.Burgkhard, Schenke von „Tuttenbur^",
Hofrichter Wilhelms von Sachsen 210.
Tuttelstete, Dorf Dittclstcdt bei Erfurt,
Vertrag über die Schenkstätten in
zwischen Adolf von Mainz und Erfurt
197.
u.
Udenstet, Dorfüdestedt,S.-Weimar, 2V4M.
NW von Weimar 91.
Ufhusen, dy gute warte zu, Eigentum der
Stadt Erfurt, vielleicht Hausen ander
Nesse, S.-Gotha, verbrannt 112.
Uffterungcn, Dorf üftrungen, R.-Bez. Mer-
seburg, Kr .Sangerhausen, l Vs M. NWz.N
von Kclbrain der Goldenen Aue, Schlacht
bei 41.
Ulla. Dorf der SUdt Erfurt , j. Ulla , S -
Weimar, ^f^ M. von Weimar, verbrannt
112.
Ungern 43; 44; 45; 50; 68; 641; Zug
gegen die Türken 94ff. ; von Moham-
med II. bedroht 143; 146; 1501
— , Stephan der Heilige. König von, 998
bis 1038, Grabstätte 63.
— , Wadiszlaus der Heilige, König von,
1077—1095, Grabstätte 63.
— , konig zu , Ludwig von Ungarn und
Polen, 1342-1382, 43.
— , Sigismund von, siehe Kaiser.
— , Maria, Königin von, Tochter Ludwigs,
1382-1392, Gemablin Sigismunds 44;
47; hilft Sigismund bei der Flucht 45;
mit Köniir Karl vermählt 47; befreit
47; regiert als König 48; Behandlung
der Leiche Karls 48 f; Wiedervereini-
gung mit Sigismund 49; Tod 50.
— , Karl patis, Karl petit, König von Neapel
und Sicilien. König vonU.. 81. 12. 1385
bis 24. 2.1386, Wahl und Ermordung 47 ;
Behandlung beiner Leiche 481
Unnstrud, Fluss Unstrut 32 ; 87.
Uszig, Aussig an der Bila in Böhmen, an
die Markgrafen von Meissen verpfändet
29 ; Zug vor 30 1
Register.
245
V.
Vaner, Otto u. Casper von, GebrüdcT, Erb-
kämmerer in Thüringen, unzufried*. n mit
Friedrichs von Thüringen Regiment 24.
Varila, Schloss der Erlurter, j. Gn ss-Var-
gula , R-Bez. Et fürt , Kr. Langensalza,
an dcrUnstnit, auf 12 Jahre Adolf von
Gleichen überlassen 112.
Vascey, Stadt in Ungarn, der Mauern be-
raubt 48.
Venedig« Gregor XII. stammt aus 56 ;
hat seinen Sitz in 58 ; Geburtsort £u-
genius IV. 60; Diebstahl in d r St.
Marcuskirche 134; der Hut des Her-
zogs von 134; Befreiung eines Doktors
aus dem Gefängnis 135.
Vcnedier, halten zu Gregor XII. 57 ; geben
ihn auf 58; Kampf mit Mailand 96;
besitzen Candia 145; Korfu 185 ; Wall-
fahrt Wilhelms von Sachsen 185 f ;
unterstützen nicht die Kreuzfahrer 212 ;
Wechsel auf Vtncdiger Kaufleute 218.
Vcrrila,( Ferricus) P(jI rus de, ürator, l^gate
des Papstes Pius II. in Mainz 196.
Vetzprie, 8tadt in l'ngam, der Mauern
beraubt 48.
Vippech, Schloss Vippach, S.- Weimar,
2V4M.NWvon Weimar 91.
Vitzthum von, vornehme Familie in Thü-
ringen ; ihre Besitzungen im Jalire 1451
114 f; 117 f.
— , Apil von V. zu Rossla, Rat Friedrichs
des Einfaltigen von Thüringen 23 ; aus
dem Dienste entlassen 23; Rat Frie-
drichs von Meissen 23; veranlasst ein
Bündniss demselben mit thüringischen
Adligen imd den Ritterbund der,, lau-
wen" 23 ; Sieg bei Brüx 30
— , Busze von V. zu Rossla , Bruder des
Vorigen, Rat Friedrichs des Einfältigen
von Thüringen 23; aus dem Dienste
entlassen 23 ; Rat Wilhelms von Meisten
23 : veranlagst ein Bündnis desselben luit
thäringiächen Adligen und den Ritter-
bund der „lauwen'' 23.
— , Apil von V.zu Rosbla, erwirbt Kappcl-
lendort 74 ; Rat Wilhelms von^^achsen 79 ;
Konflikt mit Friedrich vonSach^en 791;
verliert Lichten walde , Wiehe etc. 82;
Tag zu Kaumhurg 83 f.; mietet böh-
mische Söldner 83 ; schInMit für Wil-
helm von Sachsen einen Vcrtrae mit
dem ErzMschof von Köln 87 t.; lag zu
Mühlhausen 89 f; urh^Ut Lobdaburg 107 ;
Zwist mit Wilhelm von Sachsen 113;
Wallfahrt nach Rom 113; Rückkehr
nach Koburg 113; Weigerung, Franken
an HerzogWilhelm zurückzugeben, 113 f ;
Verhandlungen 1 14 f. ; Vermittlung Al-
brechts von Brandenburg 115; Tag zu
Lichtenfels 115; Überfall der burgun-
dischen Gesandten 116 f ; Vitzthumscbe
Fehde; seine Burgen erobert 117 ff.;
Verhandlungen zu Eger 170 f.
Vitzthum, Bernhard von V. zu Leuchten-
burg, Bruder des Vorigen, sagt dem Kur-
fürsten Friedrich von Sachsen ab 103;
Gefangennahme der btirgumlischen Ge-
sandten 116; übergiebt vertrage vrcise
die Leuchtenburg und wird aus Thü-
ringen ausgewiesen 121 f; Verhandlungen
zu Eger 170 f.
— , Busze von V. zu Dornburg , Bruder
der beiden Vorigen, Rat Wilhelms von
Sachsen 79 ; Konflikt mit Friedrich von
Sachsen 79; Verluste im Kriege 82;
Tag zu Naumburg 83 f. ; hat die Wach-
senburg in Pfandschaft 105; 119; Vitz-
thumscbe Fehde 117 ff.; Kapitulation
der Dornburg; seine Frau mit ihren
secbsKindcrn nach Aptlda entlassen 122;
Verhandlungen zu Eger 170 f.
Voilszburg, Dorf Vogelslerg, S.-Weimar,
27, M. NNW von Weimar, von Frie-
drich von Sachsen gebrandschatzt 108.
Voiteland, Vogtland (der südw, Teil der
Sachs. Krh. Zwickau, die Ämter Wcida
und Ziegenrück von S.-Weimar, das
Gebiet der beiden Reuss , das Amt
Ronneburg von S.-Altenburg » die ehe-
malige Luidcshauptmannschaft Hof in
Baierii), Missernte in 158.
w.
Waczen, Stadt in Ungarn, wohl Waitzon
an der Donau, K. Sigismund sucht sich
zu retten nach 51.
Walch, Karl von Neapel „eyn goborn
Walch* (Walscher) 47.
Walchie, königreich, Wallachei 44.
wald, Erzgebirge 169 ; Thüringer Wald
117; 208.
Waldinfels, Wallenfels, Kngr. Baiern.
Oborfranken, 2 '.^M. N von Kulmbach,
die von in Fehde mit Nürnberg 74.
Waldinrode, Henne, Bürger zu Erfurt,
Viermann, Streit mit dem Rat 35;
Schultheiss des £rzbischo& von Mainz,
Streit mit demselben 35.
246
Härtung Cammermeisters Chronik.
Wallant, Welscbland, Italien, von Moham-
med II. bedroht 143.
Wangenheym» Schloss, Herzogtum Gotha,
1 * , M. NW von Gotha, Aufnahme der
Markgrafen von Meissen 25.
Wangenheym, Fritz und Lutz von, Brüder,
Mannen Friedrichs von Thüringen, un-
zufrieden mit Günthers von Schwarzburg
Regiment 24.
- , Jacob und Apel von, Fritzens Ööhne,
ebenfalls unzufrieden 24.
— , Baltisar von, in Dorn bürg von Herzog
Wilhelm gefangen 122.
— , Hans von, zieht mit Herzog Wilhelm
von Sachsen ins heilige Land 184 ff.
Wardin , Stadt in Ungarn , der Mauern
beraubt 48; Grabstätte Sigismunds und
anderer Könige 68.
Wassinburg, Schloss Wachsenburg, j.gotha-
isch, ^ . M. NO von Arnstadt, an Busse
v. Vitzthum verpfändet 105 ; drei dazu
gehörende Dörfer von Friedrich von
Sachsen verbrannt 105; von den Er-
furtern lx?lagert underol>ert 1 18 f.; 123 ff.
Wechmar, goth. Dorf, V« M. SW von Gotha,
von Friedrich von Sachsen verbrannt 104 ;
Abzug von 105.
wein, erfroren 187 ; schlechte Weinerte 217.
Weisszin, die,Wai8en.Sekte dernussiten61.
Weysinburg, Stadt in Ungarn, Grabstätte
Kaiser Albrechts 65.
Welsches land, Italien, 56; 57; 58; 60;
144; 145; Pest in 208; Wein in 156.
— gebirge, Alpen, 59.
Wendilsteine, Wendelstein an der ünstrut,
Kr. Querfurt, R.-Bez. Merseburg, Eigen-
tum derer von Witzleben 25; 79; von
Wilhelm von Sachsen besetzt 81 ; Dörfer
um von Friedrich von Sachsen verbrannt
107.
Wendin, fürst zu 97.
Westvalen, Missernte in 158.
Wicieiffin, die, Sekte der Ilussiten 61.
Wida, Weida, Stadt in S.- Weimar, bleibt
im Besitz Siumunds von Sachsen Ö2 ;
besetzt von Friedrich u. Wilhelm von
Sachsen 82 ; geteilt zwischen beiden 77 ;
Böhmische Söldner in 84 ; der thürin-
ger Wald besetzt bis 117; der Erfurter
Heilsberg ausgeliefert nach 211.
Wien, Stadt Wien an der Donau. Kaiser
Albrecbts Leiche soll nach Wien ge-
fuhrt werden 65 ; l4ulislaus Post, erzog en
in 46 ; Streit mit Kaiser Friedrich 200 ff.;
Bestätigung der Privilej>ien 201 ; neuer
Streit und Verhandlungen mit K. Frie-
drich 201 ff. ; die Wiener belagern den
Kaiser in der Barg 208 f. : Bestürmung
Wiens durch Podiebrad 205; Einigung
mit K. Friedrich 204.
Wyhe, Schloss und Stadt Wiehe, im ün-
strutthal, Kr. Eckartslierga , R.-Bez.
Mersebiirf:, Eigentum Apels v.Vitxthum
82 ; erobert und an Heinrich von Schwarz -
bürg verkauft 82; von Friedrich von
Sachiten erobert 107.
Wildenstein, Schloss des Herrn von Planen,
vielleicht Wildenfels, Kngr. Sachsen,
R.-Bez. Zwickau, bei Zwickau, der Er-
furterHeilsberg gefangen gehalten in210.
Wymar, Weimar, die Mark^afen von
Meissen begehren Einlass 24 ; Dörfer
verheert um 84; Auszug Wilhelms von
Sachsen ans 87; Friedrich lagert 2 M.
von 108; Lager Wilhelms bei 108; Tag
in 117; Capistrano in 188; Gründung
zweier Barfttsserklöster in 188; Auszug
Wilhelms von Sachsen zurWallftihrt 184 ;
Hofgericht in 210.
Wintenberger, Bergwerk auf dem W., bei
Sangerhausen 27.
Winter, schwerer Winter 40; 208; be-
scheidener W. 221.
Wirtinberg. Gräfin von (Mechtild), heiratet
Ludwig von Hessen 87.
—»Ulrich, Graf von, 1488-1486, unter-
stützt Adolf von Nassau 191 ; beiSecken-
heim besiegt und gefangen 199 f.; der
blinde Spruch 175.
Wiszenfels,Weissenfels an der Saale, Kreis-
stadt, R.-Bez. Merseburg, Erbe Herzog
Wilhelms 77 ; Dörfer um verheert 82 ;
Böhmische Söldner in 84.
Wissensze, Weissensee, Kreisstadt, R.-Bez.
Erfurt, verweigert die Öffnung 24;
Münzstätte 27 , Landgraf Friedrich stirbt
in 67 ; Ketzerverbrennung 186 ; ein Weib
giebt sich für einen Pfaffion aus, treibt
Unzucht 162; Tag zu 209 f ; das ,.mus-
husz" zu 210; Ta;? zu 218.
Wi8zinburg,KrygiFchen,sieheKrygischenW.
Wiszinburp, in Thüringen, Wohnsitz Bern-
hards von Kochberg 79.
WitterungKberichte 219; 221.
Witzleubin, Ditterich von, zu Wendelstein,
unzufrieden mitFri^ricbs vpnThürin^n