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Full text of "Goethe über seine Dichtungen: Versuch einer Sammlung aller Äusserungen des Dichters über seine ..."

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GOETHE 

UEBER SEINE DICHTUNGEN. 

VERSUCH EINER SAMMLUNG ALLER 

AEUSSERUNGEN DES DICHTERS 

UEBER SEINE PÜETISCHEK 

WERKE 

VON 

DR. HANS GERHARD GRAF. 

ZWEITER THEIL: 
DIE DRAMATISCHEN DICHTUNGEN. 

ERSTER BAND. 

{Oyä QAMZE.V WERKES DBITTEB BAND.) 




FRANKFURT '/M. 
Literarische Anstalt 

ROTTEN k LOENING 

1903. 



THE NEW YORK 

PUBLIC LIBRARY 

21 ft 



54012 



A D 



'•TILDEN FOU i^AilJNS 
n 1931 L 



Der Nachdruck einzelner Abschnitte dieses Werkes 
ist auBdrüekllch untersagt. 






« 






•• • 
♦ • . • , 









Drack ▼on KeinhoM Mahl au, 
Fa. Mahlau k \Valdäo1iuii«\t, Frankfurt a. M. 



Meinem Freunde 



Paul von Zezschwitz 



GEWIDMET. 



»JL/enken die Himmlischen 
Einem der Erdgebomen 
Viele Verwirrungen zu. 
Und bereiten sie ihm 
Von der Freude zu Schmerzen 
Und von Schmerzen zur Freude 
Tief-erschütternden Uebergang, 
Dann erziehen sie ihm 
In der Nähe der Stadt, 
Oder am fernen Gestade, 
Dass in Stunden der Xoth 
Auch die Hülfe bereit sei. 
Einen ruhigen Freund." 

(Jphigenie auf Tauris* 4, 1.) 



Inhalts-Verzeichniss. 



L Vorwort VII— xn 

II. Veizeicbnisa der Quelleo uod HUlfsmittel . XIII— XXI 

III. ErkläruDg einiger Zelcliea und AbbUrzuDgen . XXII 
IV. Goethe« AeusueruDgeD Über; 

1. Amine, Nr. 1— 2 b 1—3 

2. Aufgeregten (Die), Nr. 3—70 . . 4 — 49 
[Befreiung des Prometlieus s. Prometlieus.] 

3. Belsazar. Nr. 71-76 50-54 

[Brutus s. Caetiar.l 

4. BUrgergeneral (Der). Nr. 76 a— 109 . 55 — 70 
6. Caesar, Nr. 110—124 71—83 

6. Cantate kuid Reformations- Jubiläum 1817, 

Nr. 125-134 84 — 96 

7. Claudlne von VlUa Bella, Nr. 136— 260 a . 87 — 157 

8. CtaTlgo. Nr. 261-340 158 — 188 

9. Conoerto draniatloo. Nr. 341— 343 d 189—192 

10. Danalden (Die). Nr. 344—348 . . . 193 - IM 

11. Bgmont, Nr. 348 a— 525 1915-279 

12. BIpenor, Nr. 526-673 280-205 

[Epiloge B. unter: Tlieaterreden.] 

13. Epimenldes Erwachen (Des), Nr. 574—740 . 296-408 

14. Erwin unil Elmlre. Nr. 741— 797 c 409-423 
16. Falke (Der), Nr. 798-802 .... 424. 426 
16. Fastnachtsplol vom Pater Brey, Nr, 802 a— 

849 426-443 

(Die Tabellen und Register befinden sich 
am ScblusB des Zweiten Thelles.) 



^ie iJi'UudKützt^. uach deiien die Bpisoheo Dii-htungeo. als 
Erster Tbtil deei Werkes, bearbeitet wurden, babeo rieb in 
allem WeseDtllebea bewätan; Indem icb auf Ihre Darlegung 
Im Vorwoi-t zu Bund 1 rerwelae, möchte ich bler nur ein paar 
Eluzelubeiten hei vorbeben, durch die der Zweite Tbeil alcb In 
der Behandlung vom ersten unterscheidet. 

1. Der an sich selbstverständliche Unindsatz: Jede Aeua- 
Berang untc- diejenige Dichtung zu stellen, auf welche ele 
Bleh bezieht, ist im Ersten Thell, meiner Uebereeiigung nach, 
zu stn-ng durchgeführt Insofern, als Stellen, an denen Goetlie 
einzelne HrunDen oder ganze Reihen von 
Dichtung cu, überblickend, bespricht, auch solche, wo dless 
in schönem Zusammenbange nnd mit künstlerischer Absicht 
geschiebt. Jenem starren Princip zu Liebe (mit wenigen Aus- 
nahmen) In Ihre einzelnen Bestandtbeile aufgelöst worden sind. 
Zwar geben Verweisimgen nach vorwHrta und rückwärts In 
Bolcben F&Uen den Zusammenbang In die Hand, doch ist die 
ruhige Betrachtung durch die MUbe des Nachscblagens beein- 
trächtigt. 

Dieser Uebelstaud Ist Jetzt beseitigt datlurcb, daas so- 
wohl die hier In Betracht kommendeu Stellen aus .Dichtung 
DDd Wahrheit', aus den .Tag- und Jahres- Heften" und anderen 
Schriften. aU anch die nackten chronologischen üeberslchten, 
die Entwürfe zur Einthellung der Gesammtansgaben u. s. w., 
von pinz vereinzelten Fallen at^esehen. stets unter diejenige 
Dichtung eingeordnet sind, die nach dem Alphabet die erste 
Stelle einnimmt, mit Verweisungen auf aie t>ei allen Übrigen 
Dichtungen unter dem betreffenden Datum. So Ist überall der 
Zusnmmenhang gewahrt der Ueberbllck nirgends gestört. 

2. Anfänglich erschien es ratbsam, von den Aeusse- 
ruRiren Goethes über die Drucklegung der 
filiif Snniiitliiugen seiner Schriften und Werke 



VIII VORWORT. . 



uud von dem daran sieb Anschliesseaden dasjenige, was sich 
nictit auf einen einzelnen Band, sondern auf die Ausgat>en als 
Ganzes und auf einzelne Gruppen und Lieferungen von Bün- 
den bezieht. In einem Anhang zu vereinigen, als eine Ivleiue Ge- 
schichte der Gc6ammtau8gal)en in Goethes Aeustjei-uugen. Im 
Verlauf der Arbeit stellte sich jedoch mehr und mehr das Un- 
thunliche dieser Absicht heraus. Besonders im Hinblick da- 
rauf: dass, weil eine Aeusserung über eine Gruppe von Bänden 
sieh ja doch stets mit auf jede einzelne in diesen Bänden ent- 
haltene Dichtung bezieht, die Geschichte dieser Dichtung un- 
voUcrtändig bleibt, wenn unter ihr jene allgemeine Aeusserung 
nicht mit eingereiht wird. Der frühere Plan wurde daher auf- 
gegeben, die auf die Gesammtausgaben als Ganzes bezüg- 
lichen, aussei'ordentlieh zahlreichen Aeusserungen ganz bei 
Seite gelegt, und die Aeusserungen über einzelne Gruppen und 
Lieferungen v^on Bänden stets unter diejenige Dichtung einge« 
ordnet die nach dem Alphabet die erste Stelle einnimmt, mit 
Verweisungen auf sie bei allen übrigen Dichtungen unter dem 
betreffenden Datum.^ 

3. Die von vornherein nicht zu ahnende, geschweige zu 
überblickende Fülle des Stoffes uud der ganz imervvartet grosse 
Umfang, den das Werk durch sie gewinnen musste, macht für 
alle erläuternden Beigaben knappste Be- 
schränkung zur Pflicht. Ijelder musste dieser Nothwen- 
dlgkeit manches zum Opfer fallen, was von vielen Seiten als 
besonders willkommen begrüsst worden ist: so zum grossen 
Thell die Briefe und Antworten von Goethes Correspondenten, 
femer Besprechungen und Aehnllches, worauf Goethe sich 
Id seinen Aeusserungen bezieht F ebersichten und Anderes 
mehr; statt dessen findet man jetzt meist nur bibliographische 
Hinwelse oder kurze Andeutungen des Inhalts. 

Die gleiche Nothwendigkeit hatte zur Folge: 1. dass über 
Personen, auch über wenig bekannte, meist nicht an Ort 
und Stelle Auskunft gegeben, sondern für sie ein für allemal 
auf das Personen-Register verwiesen wird; 2. dass die in den 
Dramatischen Dichtungen enthaltenen Lyrlka nicht, wie bei 
den Epischen Dichtungen geschehen, mitbehandelt, sondern 
nur in so weit berücksichtigt sind, als Goethe Ihrer mit Be- 
zug auf die betreffende dramatische Dichtung gedenkt: alle 



*) Dif^tei Verfahren Ut schon bei Band S des Ersten TheUs versuchs- 
weise eingeführt worden; das in Band 1 des Ersten Thells Fehlende wird 
naohgetrajre» werden in einer sammtliche Nachträge vnd Berichtigungen 
enthaltenden Abtheilung am Schluss des ganzen Werkes. 



amlel'u Aeui^iii'ruugen filx^r siv bli-il>eu tWiu Ili'ltlL'U 'l'iielli* rui'- 
bfhulttii; d. iliies bei deu U e b«- r si c li t «■ n der I) rucke, 
soweit <liese iiiU iindereu Uli-liiuiiKen iu einem Bande rerelutgt 
ersclii'iueu. il vnv Diclituuici'u uk-üt luelir untji'geben sind, sou- 
dem für sie ein für allemal aur l'alx^Ue :> laiu äclilttc^ von 
Theil 21 verwleseu wlrtl, die eine Uebersiilil der Verlheiluug 
der nniHüitim-lieu iUfhtwngen In den .Sfln-ifleu", , Neuen Schrif- 
ten' und .Werken' enthält. 

Zu den Im \"or«-.)r[ de» liisten Theils S. \'lll diirgelefleu 
Grundsiitzen über die cbroiiolugiKclie Anordnung, BD denen 
aueb fernerhin ttti'eng feaigelialU!u wird.' kommt nocli eine 
kleine ICrgünzuus (i^le gUt »chou für Theil I): die bei dea 
Tagebuch- Vermerken von mir eingeführten Unteniebelduugen 
von: Früh, Morgcnti. Vormittage, Vor Alittag künneu auf den 
ersten Blick [tedantlacb erHclieinen. Man wolle Jedoch beden- 
ken, dass <ioetlie ein FrüLanf»teber war, daas für Ihn der Tag, 
das heissi: die Arbelt Sommeia um vier T'lir, Winters um fünf 
Uhr begann (er dlctine oft svibou vom Bett au«), und dase er 
um zwei Uhr zu si>elaen pHegie: die stehende Bezeichnung 
„Morgens" oder „VormlttagB" wiive somit zwar bequem, aber 
ziemlich unbestimmt gewesen. So sind. In dem Streben nach 
möglk-hst geuauei Zellangaiie. annühemugs weise die Unter- 
scheidungen versucht worden; 

Früh = -i^a )5-8| Vhi-. i Mittags = 2S Uhr. 
MorgouB — S-10 Uhr. Nachmittags = 3—5 (3—6) Uhr. 

Vormltiags — !()— 12 l'hr. ' Abends — 5—8 (6— S) Uhr. 
Vor Mittag = 12—2 Uhr. I Nachts = 8—11 Uhr. 

Noch elue Einzel bemerk ung sei hier angeschlossen. In 
erhöhtem Masse stellte sich bei den Vorarbeiten für Theil II 
die Noth wendigkeit heraus: den Text der .Gespräche' durchweg 
einer sorgfältigen Verglelchimg mit den Orlgiuald rucken zu 
unterziehen und ihn mit diesen in genauere U eberein stimm ung 
zu bringen, riiesc Bemerkung soll keineswegs einen Tadel ent- 
halten gegen das unschätzbare Werk, mit dem Woldemar Frel- 

') l>*iii Wiiiische om-h rioeli nielir Verweiäuiin-n von ilfnjeDiBOn 
Stallen, >af die gen-lgae npilte AensKerungen sidli b«iie1ien. nach den StalltD 
hin, wo dieie Amsserungpn clrnnologiiich eiiigeordnet werdeo inuutPD, in 
lo weit Ihunlicb nscbKekniKinnii ; doch Undec die MÖKllchlieil solilirr Ver- 

wird 1UUI «n der H«nd de» RegirterB (dm gerade mit Küi-hhiohl «of »oklie 
novenneidllche Litokon in den VfrueUnngeu bi« in'j Eiiu.i'linle gegliedert 
worden isli »llei ZiisainmeiigflhSrLite lelehl linden kOnnen. 



X VORWORT. 



herr von Bieder iiiiiun uns beschenkt hat;* es wird hier nur 
nochmals (vgl. Epos 1, XVI unter »Gespräche*) ausdrücklich 
herA'orgehoben» um die nicht seltenen Abweichungen unsres 
Textes von dem der »Gespräche' zu begründen. Diese durch- 
gehende Nachprüfung bezieht sich nicht nur auf die seltenen, 
durch W. V. Biedermann zum Thell überhaupt zum ersten Male 
wieder an's Licht gezogenen Quellen-Drucke» sondern erstreckt 
sich gleichennassen auf die Haupt quellen. Für Eckermanns 
»Gespräche mit Goethe* erschien es, nach eingehender Prü- 
fung» Pflicht: durchAveg auf den Text der ersten Original- Aus- 
gabe zurückzugehen. 



Von Theil II wurden folgende Dichtungen» obgleich sie 
dramatische Form haben, ausgeschlossen. 

1. Anekdote zu den Freuden des Jungen Weithers, 

sie ist bereits im Zusammenhang mit .Werther* behandelt wor- 
den (8. das Register Epos 2, 1143 Sp. 2 unter 2). 

2. Erste Erzeugnisse der Stottemheimer Saline» 

3. Erste Walpurgisnacht, 

4. Idylle, 

5. Rinaldo, 

n. Zelters siebzigster Geburtstag. 

Diese Dichtungen werden, da Goethe sie unter die Lyiika 
eingeordnet hat, in Theil III behandelt, und zwar 2 und 6 
unter den Gedichten an Personen, 3 unter den Balladen. 4 und 
5 in der Gruppe .Cantaten*. 

Die Bearbeitung des Zweiten Theils bot mancherlei be- 
sondere Schwierigkeiten» welche durch die ausserordentlich 
grosse Zahl .ler dramatischen Dichtungen (nahe an 100, gegen 
23 epische) noch erhöht wurden. 

Für den umfangreichsten und schwierigsten Abschnitt 
freilich, für .Faust*» war Ich, und das möchte ich dankbar be- 
tonen, in einer verhältnissmftssig glücklichen Lage. „Yorgän- 



Kin Tlieil der Abweichanircn wenigstem mag auf Omndsätzen be- 
mhen» die v. BiedermsDn bei der Redaotion der „Oesprftehe** glanbte befolgen 
zu mUssen; miujvhe Uugenanigkeiten» Auslmwuigen a. a. m. sied offenbar 
durch jene „Beschleunigung der Herausgabe* verschuldet» deren der ehr^ 
wflrdige Greis selbst in seinem »Vorgreifenden Nachwort* lu Band 7 (g. VIL) 
mit Bedauern gedacht hat Möchte der Verlag der ,Oespraohe' recht bald 
von diesem einsigartigen, monnnientaleu und» nichst dem, was Ooethc selbst 
geschrieben hat» wichtigsten Werke der Ooethe-Litteratur eine nene Auflage 
Teranstalten. die uns den Text in durchaus gereinigter Oestalt darbietet und 
alles das am gehörigen Ort eingereiht enthUt, was seither theils noch tob 
W. V. Biedennann selbst, theils von Anderen nachgetragen worden ist, soVie 
möglichst vollständig das» was sonüt noch nachxutragen wäre. 



VORWOET. SI 

g«r gebabt zu Iiabeu ist loiuii-r Toittieilbaft", sagt Gix^tlie,' 
„AVlr Hellen nufiuerksaiuer, weun voa uus gefuitlert wird zu 
sehen, was Jene geeelien habeu, uiid e» int Immer achon genug, 
wenn «invr siebt, was der audere sab, ob er es gleieti vlelleicbt 
anders siebt Was das Denken uud Meinen ht^trifTt, so Ist über 
solche Gegeusiünde oliuehln keine Uebereluatiiumuug zu er- 
warten". Die Wahrbelt dieses, uuf Geologlseb-MioeraluglscbeB 
bezüglichen, Wortes dui^te Ich erproben an Jenem ..Berge", 
als welcben Goethe den .Faustus* gelegen tlk-h bezeichnet Im 
Vergleicb zu dem .Hilgel- .TBsao" ilT&'i Fibru.iv 1«, m. 124. 10). 
I>en ti-effllcheu Arbeiten, die frUherhln diesem höchsten Schatze 
doutst-Uer Dk-htuug von zahlreicLeu ausgczeichneteii For- 
schem gewidmet worden sind, haben sich In Jüngster Zeit 
zwei Werke gesellt, denen das voi liegende In hohem Grade 
verpflichtet ist; Otto Pnlowers Buch ,Goeihc8 Faust Zeugnisse 
oad Blcurse zu Keiner EDtfUehnugsKe schichte' 11H90(, un<1 das 
groa.'^e (hoffentlich nur vorerst zweibändige) Werk Jacob Mi- 
nors .Goethes Faust Entsteh ungsgescbicbte und Erklärung' 
(1901). An der HAUd der „Zeugnisse" des erstgenannten Wer- 
kes (über dessen \'env and tschaft mit dem vorliegenden und 
seine Verwliledenheit voa Ihm auf das Itu Vorwort ztim Ersten 
Tbell S. Vll Gesagte zu verweisen ist) konnten meine Sajum- 
lungen nur ihre V>>lli;tüudlgkeit hin gi'prUft, konnten aus Ihm 
ergünzt oder berichtigt werdeu. seine ,.Escurse" ergaben man- 
chen Gewiun im Einzelnen, wovon die den ,Fan8f eotbalrenden 
Bogen Zeugnisa ablegen. Zu leichterer l.'ebersleht für die Be- 
nutzer beider Werke Ist am Sehluss Jeder Nuiutuer uacli der 
Quellenangabe auch die entsprechende Nummer oder Seiip von 
Puioweru Werk an^-cführt; fehlt dieser Hinweis, so hat Pnlo- 
wer die betrefTende Stelle nicht aufgenommen. 

In Folge der ausscrordentllcheu Fülle des Stoffes luiissien 
die fUr den Zweiten Thell vorgesehenen beiden Bände In Je 
zwei Abthellungen zerlegt werden. Da Jedoch aus der BezIEe- 
niDg der Band-Unterabtheilnngen für dna Citiren Unbequem- 
lichkeiten erwachaen, nnd well es sich als nicht praktisch er- 
wiesen bat, die Seitenzahlen durch zwei »inrke Bände durch- 
laufen zu lassen, xo werden die vier Abt he Ihm gen nicht mit 
1 (1). 1 (2), 2 (1), 2 |2) bezeichnet, sondern als Band 1—1: die 
Nummern laufen durch, während die Seitenzühlung mit Jedem 
Bande neu beginnt 

Wie bei den früheren Bünden, so durfte tch mich auch 

') In dem Ad/MIi ,D«r Kkimtiarbcrg bai Egcr* (SU. W. 9. 7T. t— 10). 



XII VORWORT. 



weiterhin werth voller Uuterstützung vou vitleu Seiten er- 
freuen, so vor allem dureli die Ürei Haupt-Institute für die 
Goethe-Forschung: das Goethe-National-Museiim, das Goethe- 
und Schiller- Arc*hiv und die (i rossherzogliche Bibliothek zu 
Weimar; es i^t mir ein lebhaftes Bedürfnisse dafür auch an 
dieser Stelle den Hen-eu Geheimen Hofräthen Paul von B o - 
J a n o w 8 k i , Carl R u 1 a n d und Bernhard S u p h a n meinen 
ergebenen Dank auszusprechen. Der Director des Grossher- 
zoglichen Staats- Archivs in Weimar, Herr Geheimer Hofrath 
Dr. Burkhardt verpflichtete mich zu besonderem Danke 
dadurch, dass er mir gestattete, die Nachträge im Handexem- 
plar seines ^^'erke8 ,Das Repertoire des Weimarischen Theaters 
unter Goethes I^itung*, sowie die, zu einem mehrbändigen 
Cori>ws vereinig^te, Sammlung seiner auf Goetlie und Goethes 
Zeit bezügliciien Veröffentlichungen zu benutzen. Mannich- 
faclie schiiizeu^-werthe Mittheiluugeu verdanke ich den Herren 
Professoren unil Doctoreu Max Christlieb (Freistett in 
Baden). Henuaun C o 1 1 i t z (Bryn Alawr bei Philadelphia), 
Max F r i e d 1 a e n d.e r (Berlin). A. Gerbe r (Richmond, In- 
diana), Otto Heuer (Frankfuit am Main), Albert Leltz- 
m a n n (Jena), Carl Schtiddekopf (Weimar), Julius 
Wähle (Weimar). Johannes W a 1 1 h e r (Jena). 

Und so sei auch dieser zweite Tlieil der uachsielitigen Be- 
urtlieilung der (ielehrten, wie dem Wohlwollen und der Neig- 
ung aller Goethe- Vei^hrer freundlich empfohlen. 

Weimar, am 22. März 19()3. 

Dr. Hans Gerhard Grftf. 




Verzeichniss 

WICHTIGSTEN QUELLEN UND HÜLFSMITTEL. 



Alt = ForachatiKen zur npuer«n Litlenl<irg«schiohlc. Hs;. lon Dr. Fram 
HDDcker, . . V. Sladieii lurEoUiehangSE^erhichle vanOaelbeaDiditDDg: 
nDd Wahrbelt. Von Dr. Carl AU. . . MiinchsD ISW. Carl HBnslwIter, 
Vtrla^bDchhandl nng. 

AtoMt f. Ii. = Archiv (Or Litteninrgeicliichle . . Baod 1 Ag, Leipilg 
1870 Hg. 

Bericht* dPDH. = B«riehtc de« Freirn Deutschen Hochiliflei in Franh- 
fiirt ■. Main. Rsg. rom Akad.-miMhen Oeaaml-Aaeschiit«. Nene Folge. 
Band 1 «g. Jahrgarg 1*85 Hg. Frankfurt am Mnln. Druck von 



Btedamuim OF. = Goethe-Forgchujigen von Woldemar Freiherr von 
Biedennana. 
|I.| Frankfurt »lii. Lltenu-Jtehe Ausialt Rüttea 4 Loening 187». 
(11.1 Neue Folge. . . Leipiig, F. W. t. Biedermann, me. 
(in.l Auderweite FoIk« . . Leipzig F. W. v Bivdermann 189*. 
Biedermann: a. 'Dresden = Uuelhe nud Dresden. Von Waldemar Frei- 
herrn von Biedfrni«nn. Berlin, Ougtav Hempel 187i. 
Bledarmaiui : (T.-Leit]ilg= Ooeihe und Leipzig. . . . Von WoIdemarFrel- 
herrn von Biedermiinn. Thcil 1. I . . Leipzig: F. A. BrOk^hhana. IBRü. 
' BleleohOvralEir — Roethe Sein Leben and Beine Werke Ton Dr. Albert 
BlelschawBk; 1a iwai Banden Band 1 . . Dritte durchgejabene Auflage 
Udnchen tVii C. H. Beek'eche Terlagsbachhandlnng Oakar Beck. 
BAttlser = Lilerariiehe Znntlnde and Zeltgeaoisen. lu Schlldcmagen am 
Karl Aug. BSIliger'i handichrifllichem Nkehlaase. Big. van R. W. 
Bulliger, . . BÜndcheu i. 1. Leipzig: F. A. Brookhnus, 1838. 

= Bulpiz Boisier«e. Band 1. 1. Stuttgart. CoCla'gclier Verlag 
— Band I enlhlli den Briefwechiel mit Ooeihe. 
i Won und Bedenlung in Goethes Sprache Von Ewald A. Boucke , , 
Berlin Verlag von Emil Felber iflOl (Aach unter dem Titel: Litterar- 
hiflaritebe Forschungen hsg. von Dr. Josef Schick . . und Dr. M. Frh. 
». WaldlHtrg . . XX, Heft . .}. 
= Soathes Briefe Band 1-38 .. Weimar Hermann Btthlaa lltei-I«81. 
(Aa-h unter dam Titel: Goathea Werke Ssg. Im Anflrage d;r Orose- 
benogin Sophie von Sacbien IV, Abtheilnng Band 1-18 . . .) 



XIV VERZKICHNISS DER QUELLEN. 



= Ooetlie im Urtheile seiner Zeitgeooifien. Zeitanf^kritiken, Berichte, 
Notizen, Goethe und seine Werke betreffend, aus den Jahren [I.] 177S — 
17^6 ([IL] 1787—1801. [III.] 1802-181:!;, ffeaamnielt und hsg. von Julius 
W. Braun. Eine Ergnnzung^ zu allen AuS}$^aben von Goethes Werken. 
Berlin. Verlag: von Friedrich Luckhardt. ]8.-i3— 1k85. (Auch unter dem 
Titel: Schiller und Goethe im Urtheile ihrer Zeitgrenossen. . . . Zweite 
Abtheilung: Goethe. Band 1-3 . . .) 
BrlefSe BS. = Göthe's Briefe, worunter riele bisher ungedruckte. Mit ge- 
schichtlichen Einleitungen und Erläuterungen. . . . Band 1-3. Berlin. 
Allgemeine Deutsche Verlags-Anstalt. O J. [1856 - 65.] — Band 3 in 
zwei Abtheilungen. 

Briefe D. = Goethe^s Briefe in den Jahren 1768 bis 1832 Hsg. von Dr. 
Heinrich Döring. . . Leipzig, Julius Wundor's Verlagsmagacin. 1887. 

Briefe St. = Goethe-Briefe Mit Einleitungen und Erläuterungen Hsg. von 
Philipp Stein Band 1—3 . . Berlin 1902 Verlag von Otto Eisner. 

Briefe vdH. = Goethes Briefe Ausgewählt und in chronologischer Folge 
mit Anmerkungen hng. von Eduard von der Hellen Band 1. 2. Stutt- 
gart J. G. Corta^sche Buchhandlung Nachfolger G. m. b. H. O. J. 11901 f.] 

Briefe an Friedrich ▼. Stein = Briefe von Goethe und dessen Mutter 
an Friedrich Freiherrn von Stein. . . Hsg. von Dr. J. J. H. Ebers und 
Dr. August Kahlert. Leipzig, Weidmann*sche Bnchhandlung. 1846. 

Briefe an Leipziger Freunde = Goethe's Briefe an Leipziger Freunde. 
Hsg. von Otto Jahn. Zweite vermehrte Auflage. . . Leipzig, Druck und 
Verlag von Breitkopf und Härtel. 1867. 

Briefe und Aufbätae Briefe und Auftiätze von Goethe ans den Jahren 
1766 bis 1786. Zum erstenmal hsg. durch A. Scholl. Zweite Ausgabe. 
Weimar, Landes-Industrie-Comptoir. 1857 

Briefe von und an Ooethe = Briefe von und an Goethe. Desgleichen 
Aphorismen und Brocardica. Hsg. von Dr. Friedrich Wilhelm Riemer, . . 
Leipzig, Weidmännische Buchhandlung 1846. 

Bnrkhardt I = Das Repertoire des Weimarischen Theaters unter Goethes 
Leitung 1791-1817. Bearbeitet und hsg. von Dr. C. A. H. Barkhardt . 
Hamburg und Leipzig Verlag von Leopold Voss 1891. (Auch unter 
dem Titel: Theatergeschichtliche Forschungen. Hsg. von Berthold 
Litzmann . . I.) 

Bnrkhardt n = Beilage zum XIV. Bande der ,Chronik des Wiener Goethe- 
Vereins', Nr. 7-8. C A. H. Bnrkhardt : Znr Kenntniss der Goethe- 
Handschril\en. IL Chronologisches Verzeichnis! der Dictat-Arbeiten 
und Reinschriften. Wien, 1899. Druck der k. k. Graphischen Lehr- 
und Versuchsanstalt . . 

Caroline — Caroline. Briefe an ihre Geschwister, ihre Tochter Auguste, 
die Familie Gotter, . . nebat Briefen von A. W. und Fr. Schlegel u. a. 
Hsg. von G. Waltz. Band Lt.... Leipzig Verlag vonS. Hirzel. 1871. 

Charlotte Schiller = Charlotte von Schiller und ihre Freunde. Band 
1-3. . . . Stuttgart J. G. Cotta'scber Verlag. 1860—1865. 

CharL Sohlller-Knebel = Briefe von BchiUer's Cktttin an einen vertrauten 
Freund. Hsg. ron Heinrich Dflntzer. Leipzig: F. A. Brockhaus. 18.56. 

Chronik dWOV. - Chronik des Wiener Goethe-Vereins. Band 1 flg. 
Wien 1886 flg. Verlag des Wiener Goethe-Vereins. 4«. 

Collin Goethes Faust in seiner ältesten Gestalt. Untersuchungen von J. 
Collin. Frankfort a. M. Literarische Anstalt Ratten & Loening 1696. 

Creisienach = Die Bahnengeschichte des Goethe'schen Faust Von Wilhelm 
Cretzenach. Frankfurt a'M. Literarische Anstalt Rtttten k Loening. 1881. 



VBRZRICHNieS DER QL'KI.T.EN. 

Dantsar; Abbsn< 
von Heinriob 

Hopp«) 1885. 
DäQtaer; Charlalle t. Stein = Chviotlc tod Stein, Goslhe'a Freundin. 

Bin I^beniblld . . van Heinrit^b DBnCier. Band 1. t. Btutl^nrl. Verlig 

der J. O, CotU'schen Buubhaudluntc. l»ll. 

ungen — ErlSuteruDK^n m ilen Deutsch« n Klassikern. 

Ente Ablhellune: Eritnteruugen lu Goeibee Werken. 6 lOJiiz v. B., 

C. Aufl. 19041. I (Egmant, t. Aafl. 1H93|. i (Clavisv u. Stelli. 1. Aufl. 

1M7S). in (TasRO. i. AoH. 1B»8). II (l^ihigviile, t. AnS, in»»). II ['.] (Naldr- 

Hehe Toebter, 2. Aufl. 1871). la (Kaum I, « AuH. 1899). is.'i* (Faust 11, 

B. Aufl. 1900). II (Prometbatu □. Pandora. 1371i. 19— fl. 21 |!|. iiiifi. 

■U. tiii6 |!|. da-SO (Lyriache Oedicble. S. AuH., It)»« - 1 SUS), 31 -Si! (Dieb- 

luDK u. Wahrheit, isStV Leipiig. FA. Wattijc's Verla« Ernst Hoppe. 

r = FranenbilUer aug (loethe's Jug^ndieil. . . Van 

H. DHiilier. . , Stuttgart n. Tttbingan. J. Q. Ck>lia'8<:her Verlag. 195a. 
DAntsBr: Frennrtesbilder = Freund e^biUler aus Oaeihe'» Leben. Hiudieo 

tarn Lebeil de» Dichtars. Von H. Dilnlier. . . . I/eipzig, Dyk'icba 

Bucbbiudlung. 1S53. 
Däntaer: Freuudeakreia ^ Auf Ooetbe's yrniindeslirviae. Daralellungen 

■ua dem Leben dea Dichten. Van Heinrich Dunizer. Hrnuaactiweig. 

Druck und Verlag Ton Friedriib Vieweg und Sohn. IBilä. 
D&ntXMr: Ooelhea Laban = Qoetbea Leben van Heinrich Uilnlxer. . . 

Zweite durchgesehen«, . . Auflage. Leipzig, ruea's ^'erlag (R. Beialand) 

DOntaar; Goethe und Karl August = Goethe und Karl August. Sludiau 
lu Goethea Leben von Beinrioh Dfintzar. Znaite nenb«arbeiteie und 
TOllandete Auflage. Drei Tbeile In einem Bande. Leipilg \'erl*); der 
Dyk'schen BuchliandluuK. 1838. 
DäntBBr; MaskeosUge = Ooeibea MiukenxUge. In Ihrem Zuiamnieu- 
hnnge dargeatellt und erläulsrl von Heinrich Dünlxer. Leipzig, Ed. 
WartigK VerlHg (l^nal Hoppe). IHXi;, 
Ddntaer: Neue Htudien -= Nene Ooelbestadien. Von Henrich DUntier. 
Nürnberg. Bauer nnd Haspe. (Julius Merz.) t»il. 

ind Goethe = Schiller undQoelbe Uebersii'blen und 
im Uriefweeheel iwiarben »eUiller nud Goethe. Von 
. älu1li;arl. J. Q. Coita'scher Verlag. ib5». 
leforachung = Zur Goetheforschung. Neue Beitrüge 
ntier, Deutsche V.'rlags- An.'tali. Stnttjcaft, Leipzig, 
I, Wien. 1891. 

8ludian = Zu Oaelhe's Jubelfeier. Studien lU (loelhes Werk«i 
n lleinriob Dflntiar. . . . Elberfeldund Iserlohn. Julius Itjdeker. iti49. 
1 = tieeprüche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebena. 
Von Johann Peter l->:keruiann. Sechste Auflage. Mit uinleliender Ab- 
handlung und Anmerkungen von Heinrich Itiintzer. . . . Thril 1-3. 
Laipiig: F. A. Brockbaui. ISS&. — In Theil i bat FArkannann (.liiatbes 
Ueapräobe mit Boret eingefügt 

in einem Bande, . . l^lpiig. Hai Hesse'a Verlag. O. J. |l»)9.l 
Hpo« Theil 1 des gegenwärtigen Werke*. 
F*11M Ift — Goethes Faust in ursiJrttngliehur (iestnlt nach der «ochhausen- 

si'hen Abschrift hsg. von Kritii Nchinidt. Fünfter Abdruck. Weimar 

Hermann BWilaus Kaihlolger l.iui. 



XVI VERZEICHNISS DER QUELLEN. 



Taust Ib = Deatscbe Litteraturdenkniale des 18. Jahrhnnderts in Neadmcken 
hsg. von Bernhard Seuffert 5 Faast ein Fragnnent von Goethe Heil- 
bronn Verlaip von Gebr. Henniii(per 1882. 

Faust-D ^ Gnethe'8 Fangt. Erster und zweiter Theil. Zum erstenmal voll- 
ständig erläutert von Heinrich Dtintser. . . . Zweite, vermehrte and 
verbesserte Auflage. Leipzig, Dyk'sche Buchhandlung. 1857. 

Faost-I« = Faust. Eine Tragödie von Goethe. Mit Einleitung und erklären- 
den Anmerkungen von G. von Loeper. Zweite Bearbeitung. Theil 1.2. 
Berlin, 1879. Verlag von Gustav Hempel. (Bernstein und Frank.) 

Faust-S =^ Faust von Goethe. Mit Einleitung und fortlaufender Erklärung^ 
hsg. von K. J. Schröer. Theil 1 Vierte, Theil i Dritte, durchaus revi- 
dierte Auflage. Leipzig, O. R. Reiiland. 1898. 1896. 

Fischer — Goethes Faust. Von Kuuo Fischer. Vierte, durchgesehene und ver- 
mehrte Auflage. Band t. Entstehung, Idee und Composition des goethe- 
seben Faust. Heidelberg. Carl Winter's Universitätsbuchhandlnng. O. J. 
[1902.] (Goethe-So hriften von Kudo Fischer. 7.) 

Förster = Kunst und Leben. Aus Friedrich Förster's Nachlaas. Hsg. von 
Hermann Kletke. Berlin. Verlag von Gebrüder PaeteL 1873. 

Frau Rath = Frau Rath. Briefwechsel von Katharina Elisabeth Goethe. 
Nach den Originalen mltgetheilt von Robert Keil. . . . Leipzig: F. A. 
Brockhaus. 187 t. 

Frau Rath- Anna Amalla — Briefe von Goethes Mutter an die Henogin 
Anna Amalia. Neu hsg. und erläutert von K. Heinemann. . . Leipsig^ 
1889. Verlag des Litterarischen Jahresberichts Artur Seemann. 

O. -Bettina = Goethes Briefwechsel mit einem Kinde. Seinem Denkmal 
Theil 1. 2. . . . Berlin, bei Ferdinand Dttmmler. 1835. 

G.-Brentano = Goethes Briefwechsel mit Antonie Brentano 1814-1821. Hsg. 
von Rudolf Jung. Weimar Hermann Böhlans Nachfolger. 1898. (Auch 
unter dem Titel: Schriften des Freien Deutscheu Hochstift^s in Frank- 
ftirt a. M. VII. . . .) 

G.-Carlyle — Goetbe's und Carlyle's Briefwechsel. Berlin. Verlag von 
Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). 1887. 

G.-Carus = GÖthe. Zu dessen näherem Verständniss von C. G. Garns. Bei- 
gegeben ist eine Reihe [19] bisher ungedmckter Briefe Cldthe's an den 
Herausgeber. Leipzig, 184ö. August Weichardt. 

G.-Conta = Goethe*s Unterhaltungen mit Carl Friedrich Anton von Conta. . . 
mitgetheilt von Bernhard Snphan. (Sonderabdruck aus der , Deutschen 
Rundschau*, Jahrg. 2S Heft 2 8. 227 243, November 1901.) 

G.-Bichst&dt = Goethes Briefe an Eichstädt. Mit Erläuterongen hsg. von 
Woldemar Freiherrn von Biedermann. Berlin Gustav HempeL 1872. 

G.-Fahlmer = Briefe von Goethe an Johanna Fahimer. Hsg. v. L. Urlichs 
. . Leipzig Verlag von 8. Hirzel. 1876. 

G.-Frommann = Das Frommannsche Haus und seine Freunde. Von F. J. 
Froromann. Zweite vermehrte Auflage. Jena, Druck und Verlag von 
Fr. Frommann. 1872. 

G.-Göttllnff — Briefwechsel zwischen Goethe und K. Gdttling in den Jahren 
18^4-1831. Heg. und mit einem Vorwort begleitet von Knno Fischer. 
München. Verlagsbuchhandlung von Fr. Bassermann. 1880. — (Die 
zweite Ausgabe, 1^89, ist nur Titelanflage.) 

G.-Grüner = Briefwechsel und mflndlicher Verkehr zwischen Goethe und 
dem Rathe Grflner. Leipzig, Verlag von Gustav Mayer. 1853. 

G.-Hnmboldt = Goethe*s Briefwechsel mit den Gebrttdem von Humboldt. 
(1795— 18S2.) Im Auftrage der von Goethe'sohen Familie hsg. von F. Th. 
Bratranek. Leipzig : F. A. Brockhans. 1876. (Auch unter dem Titel : 
Neue Miltheilungen aus Johann Wolfgang von Goethe's handschrift- 
lichem Nachlasse. Theil 8. . . .; 



VBBZBICHNI88 OEB QUELLEN. 



a.-Jnoobl = BrieriTBchBel iwisebeo Ooeihe und F. H. Jacobi lUK- ^0° Uu 

jHobL Lefpii^, Wetdntana'sche BoohlundlaDS. ISU. 
O.-Kati-Angam ~ Brierwechsel des Orauhenoga C«ri Augiul Ton SMbMD- 

Weianu-- EiuDicb mil Oaeihe in d«D Jahren von iI7fi bis ISIS. Neue 

Ausgabe. B*nd I. 1. . . . Wieo 18TS. Wilhelm BrumdUar . . 
Q.-E&Tsar = Goethe und d« Komponiit Ph. Chr. K»ysec. Von a A. H. 

Burkh»fdt. . . Leipzig. Vertat "OU Fr. Wim. Oronow. 187». 
O.-Eestnar — Gh>eihe und Werther. Briefe Qoethe'«, meialeD* noB ^Hiner 

Jusendieit, mil erlüulerndeD Ooeumenlen. Hig. von A. Kenner, . . 

Siuitgan nad TilbigK.tn. J. Q. UotU'Bcher TerUg. IBM. 
a-Knabal = Briefwechsel loiaeheo Goethe und Knebel. (1IT4-1SS^) 

Theil I. i. Leipii^: F. A. Broohhaug. ISS'. 
a.-La-Rocha = Briefe Oaethe's ao Sophie voD La Rooha nod Balttaa 

Brentano nebel iliohleri9<.-lien Beilagen big. toH O. tou Loeper. Berlin. 

Verlag von Wilhelm HertL (Heuersche Bachhandlung.) 181», 
O.-KarlA Paulownft = Zum H. Juni 1888. Goethe DDd Maria Paolowii* 

UrkDDden hag. im Aoftrag-e dfS Erbgroishanog* Wilhelm Emal von 

Sachsen Weimar HermaDD Bäblaua Nachfolger 1S98. 
O.-Kayer — Frenndsctuiflliche llriefu von Qoethe und seiner Frau an Nleolaoa 

Ueyer. Ans den Jahren ISOD— igai. Leipilg, Hemumn Uanaag. IKU. 
0.-B«illll*nt = Briefwechsel zwischen floetbe und Reinhard in den Jahren 

ISUT bis Itidf. Slutlgan and Tübingen. J. O. Colta'scher Verlag. 1860. 
O.-RoohlltB = Goethes Briefwechsel mit Friedrich Rochlitz. Herausgeber: 

Woldemar Freiherr von Biedermann. . . . Lelpiig. F. W. v. Bieter« 

Q.-SoliabarUi == Briafe Qoetbe's an K. R Schubarlh. Mitgeiheill van 

Prof Hermann Hettner (in der .Deutachen Rundschau- Jahrg. t Ueft I 

8. S3—V], Oclober 1»76). 
a.-Schulti = Brlefwecheel zwischen Ooethe unr] Staaurath Schulti. Hig. 

und eingeleitet von B. Düntier. Neue «ahlreile Ausgabe. ■ . . Leipzig. 

DflCsche BuL:hhandlung. O. J. |18».] 
a.-B«abBiik = Erinnerungen an Moritz Seebecli . . Nebat einem Anhange; 

Ooeihe und Thomas Seebeck. Von Kuno Flacher. . . Heidelberg. Carl 

Wlnler'a Universiiätebnchhandlong. 188«. 
a.-8t«lii = Goethe* Briefe an Frau von Stein llsg. von Adolf SohSll 

Dritte umgearbeitete Audage besargt von Julius Wähle. Band I. i . . 

Frankfurt a. M. Uterarlaohe Anstalt Bütten & Loening. 18»^. I»0e. 
O..St«rDl>erBr = Ausgewählte Werke des Grafen Kaspar von Slaruberg. 

Erster Band. Briefwechsel iwiscben J. W. v. Goethe und Kaspar Graf 

V. Stemberg. (1810—1831.1 Hsg. von August Sauer, . . Prag l»Ot. 

J. Q. Calve-ache k. n. k. Rof- und UnlTenlUti - Buobbandlnng. (Josef 

Koch.) (Aach unter dem Titel; Bibliothek Deutscher Schriftsteller au 

Böhmen. . . Band 13.) 
O.-BtoIbarB = Ooethe's Briefe an die Grifin Anguste lu Sloiberg, ver< 

witwete Griflo von Bemetorff. Zweite Auflage, mit Einleitung und An- 
merkungen. Leipzig; F. A. Brockhaus. Iij8i. 
0.-WUlem«r =' Briefwechael zwischen Ooeihe und Marianne von Willemer 

(Suleika). Heg, mit LebeDinMhriehten und Erläntemngea von Th. 

Creizenach. Zweite, vermehrte Auflage. Stuttgart. Verlag der J. G. 

Cotta'achen BuchhandluDg. 1BT8. 
a.-Zaltar — Briefwechael zwischen Goethe und Zeller in den Jahren 17M 

bU 1891. Hag. von Dr. Friedrich Wilhelm Hiemer, . . Theil 1— >;, . . . 

Berlin. HSS. 1831. Verlag von Dnncker und Humblot. 

11 



XVIII VERZEICHXISS DER QUELLEN. 



Oedlohte OtIj. = Goethe'g Gediclite. Theil 1—8. Mit Einleitung und 
Anmerkangen von O. von Loeper. Berlin, 1 88t— 1884. Verlag tob 
OoBtavHempeL . . (Auch unter dem Titel: Goethe's Werke. Band 1-8. . . 
Zweite Ausgabe. . .) 

Oenaat = Aus dem Tagebuche eines alten Schauspielers. Von Eduard 
Genast. Theil 1-4. Leipzig, Voigt & Günther. 1862—66. (Theil 1 
und 2: Zweite Auflage.) - Theil 1 8. 75-187 enthält die Mittheilungen 
Anton Genasts. 

GesprAohe = Goethes Gespräche. Heransgeber: Woldemar Freiherr von 
Biedermann. Band 1—10: . . Leipzig. F. W. v. Biedermann. 188t— 9«$. 

GJ. = Goethe-Jahrbuch. Hsg. von Dr. Ludwig Geiger. Band 1 flg. Frank- 
Airt a/M. Literarische Anstalt Rfitten & Loening. 1880 flg. 

Goedeke = Gmndrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung aas den (Quellen 
von Karl Goedeke. Zweite ganz neu bearbeitete Auflage. Band 1 flg. . . . 
Dresden. Verlag von Ls. Ehlermann. M.DCCC.LXXXIV. flg. 

Goethes Taerabücher = Goethes Tagebücher der sechs ersten Weimarischen 
Jahre (1776-1782) in lesbarer Gestalt herausgegeben und sachlich er- 
läutert von Heinrich Düntzer. Leipzig. Verlag der Dyk*schen Buch- 
handlung. 1889. 

Grlnun = Gtoethe Vorlesungen gehalten an der Kgl. Universität zu Berlin 
von Herman Grimm. Vierte, . . Auflage. Berlin Verlag von Wilhelm 
Hertz (Bessersehe Buchhandlung.) 1887. 

Herders Nach lae e = Ans Herders Nachlass. Herausgegeben von Heinrich 
Du litzer und Ferdinand Gottfried von Herder. Band 1- 3. ... Frank- 
furt a. M. Meidinger Sohn und Comp. 1856. 1857. (Auch unter dem 
Titel: Aus Herders Nachlass. Ungedruckte Briefe von Herder und 
dessen Gattin, Goethe, Schiller« . . .) 

Herders Reise nach Italien = Herders Reise nach Italien. Herders 
Briefwechsel mit seiner Gattin, vom August 1788 bis Juli 1789. Hsg. 
von Heinrich Düntzer und Ferdinand GottfHed von Herder. Giessen, 
1859. J. Ricker'sche Buchhandlung. 

Hirael = Salomon Hirzels Verzeichniss einer Goethe-Bibliothek mit Nach- 
trägen und Fortsetzung hsg. von Ludwig HirzeL Leipzig Verlag von 
8. Hirzel 1884. 

Holte! — Vierzig Jahre von Karl von Holtet Band 1—6. . . . Zweite Auflage. 
Breslau, Verlag von Eduard Trewendt. 1869. 

Humboldt - Jaoobi = Briefe von Wilhelm von Humboldt an Friedrich 
Heinrich JacobL Hsg. und erläutert von Albert Leitzmann . . Halle a. d. 8. 
Max Niemeyer. 1898. 

Jahrbuch dFDH. — Jahrbneh des Freien Deutschen Hochstifts I90t f. 
Frankfurt am Main. Druck von Gebrüder Knaner. O. J. [1902 f.] 

Karl An^rnst - Knebel — Briefe des Hersogs Karl August von Sachsen- 
Weimar-Efsenach an Knebel und Herder. Hsg. von Heinrich Düntzer. 
Leipzig, Bd. Wartigs Verlag (Ernst Hoppe). 1883. 

Kell = Corona Schröter. Eine Lebensskisze mit Beitrügen zur Geschichte der 
Genie-Periode. Von Robert Keil. . . Leipzig Verlag von Veit & Comp. 
1875. (Auch unter dem Titel: Vor hundert Jahren. Mittheilungen Über 
Weimar, Goethe und Corona Schröter... . Zweiter Band. . .) 

Knebel-Henriette = Aus Karl Ludwig von Knebels Briefwechsel mit seiner 
Schwester Henriette (1774—1818). Ein Beitrag zur deutschen Hof- und 
Litteraturgesehichte. Hsg. von Heinrich Düntzer. Jena, Druck und 
Verlag von Friedrich Mauke. 1868. 



TBRZEICHNISB DER QUKI-LEN. 

KnobelB Haohlhu I = K. L. tod Knebel's lllerarluber Naohlait Dsd 

BrlefvecliML Hag. von R. A. Vuntakgen vod Edm nnd th. Mundt . . 

Buid 1— S. Zweite naTsrinderte Anigsbe. Leipzig, Oebräder Selchen- 

bnch. ISUi. 
BälVbel« HKObUw U = Znr deaUch^n Lltentar niid ßeiclilchU. IInge> 

drnekt« Bricre uia Knebel« Nmohlui. Hig. von Heinrich DUnUer. 

Btodotaen I. I. yarnberg. Bauer nnd Rupe. (Jalliu Uen.) ISM. 
Marck I = Briere au Jobann Heinrich Her<k von Goeihe, Herder. Wielaad 

nnd andern bedeutenden Zeltgenauen . . lue. von Dr. Karl Wa^er, 

. . Dannitadl, Verla« tdu Johann Philipp Dlehl. 18U. 
Mw«k n ^ Briefe an und von Johann Keinricb Herck. . . hV- von Dr. 

Karl Wa^er. . . . DanngtadI, Verlag von Johann Philipp DlehU 1S98. 
MarckIII= Briefe aua dem Freu ndeskre lue von Qoeihe, Herder, BSpTner nnl 

Uerek. . . bag. von Dr. Karl WagDer. . . . Lelpitg, Ernal Flel^ober. 1S4T. 
M«yar = Goetbe. Von Riebard H. HeTBr. . . Band l-S. . . Berün. SrnMl 

Hofniann A Co. 1B9S. (Anoh unter dem TiMl: Oeiateihelden. (Führende 

Oeialer.) Eine Sammlung von Blograpbleen. Hag. von Dr. Anton Bettel- 
helm. Band 13~lfi. . .) — Die SeitenialileD laufen durch Band t— 1. 
Miliar — Ooelhea Fanal. Rntalebnagageaehlcbte nnd Erklärung von J. Ulnor. . 

Banri 1.3., Stuttgart imi J. G. Cotta'scbe Buchhandlong NaFbtolger . . 
Monla = Ooelbe-StndieD von Max Uorria. Band 1. ». Zweite veränderte 

Aiülage. Berlin. Verlag von Conrad Skopnik. iwa. 
MflUar = Qoethea Unterhaltungen mit dem Kaniler Friedrich von UUIer, 

Hag. von C. A. H. Borkliardt. Ziti^lle ataA vermehrte Auflage. Btnttgarl 

lasa. Verlag der J. O. CotU'aehea ilnchfaandlong Nachfolger. 
Kkt. W. = Ooethea Natorwiaaenachaftllche Sohriftea Band 1— ^(I). fl— 1> . . . 

Weimar Hermann BSbUn 1890—1887. (Auch unter dem Titel: Soethai 

Werke Heranagsgebeti Im Aunraga der ßroaihenogin Bophle von 

Saekaan O. Ablheilnng Band 1— ft(l). 8~1S). 
MatOrW. OotTMapondaiw -= aoathe'e Nalarwieaenachaftlicbe Correspoudeni. 

(1811-1831.) Im AuftraK« der von Goethe'tchen Familie hag. von F. 

Tb. Bratranek. Band 1. S. I.eiiiilg^ F. A. Broekhaua. 1871. (Aaeh 

unter dem Titel : Kene MlttbeilunKen aus Johann Wolfgang von Ooethc'a 

handaehriftllobem Nacblaue. Theil I. a . . .) 
Hea« Schrlftan = Goethe'a neae Schriften. Band 1-7. Berlin. Bei Johann 

Friedrieh Unger. 1791—1800. 
Faaqnä - Ooelhe'a TheatArteitung In Weimar, In Eplaoden nnd Urkunden 

dargeatellt von Emat Paaqnä, Band I. t. Leipilg Verlagabocb bandlang 

von J. J. Weber. 1883. 
PnlOwvT = Ooethea Fangt Zengniaae und Eicnrae in seiner Eniaiebungage- 

sthiohie von Ollo Pniower . . . Berlin Weidmaunsche Buchhandlung 18W. 
S«lob«rdt - Joh. Friedrich Relcbardt. Sein Leben ntid seine Werke. 

Durgvslelll von U. H. Schletterer. Band 1. Augsburg. Verlag von J. A. 

Bohluiaer'a Buch- &. Kunathaudlung. 186S. — Enlhilll auch Reichardts 

Selbstbiographie. 

-- MllCbeilongen über Qoethe. Aus mandllchen aiid sehriftlicheu, ge- 
ilen and nngedmckten QaeUen. Von Dr. f>iedriob Wilhelm Riemer, 
land 1. t. Berlin, Verlag von Daucker und Hnmblot. I8tl, 

i = Aas dem Ooetbehauae. Rriefe Friedr. Wilb. 

Riemen an die Familie Frommann in Jena. (IHa3~18!4.) Nach den 

Originalen baic. von Ur. Ferdinand HellmdUer. . . . Stuttgart 189t. Ver- 

Ug der J. G. Cotla 'sehen Boehhandlung Kaghrolger. 



XX VERZEICHMSS DEU QUELLEN. 



Schaefer — HUtorisoUes und gystemaiisches Verzeichnis sämtlicher Ton- 
werke zu den Dramen Schillers, Goethes, Shakespeares, Kleists und 
Körners. . . . von Albert Schaefer. Leipzig. Verla? von Karl Merse- 
burger. 1886. 
•Scherer — Anftätze über Goethe von Wilhelm Scherer. Berlin Weidniann- 
sche Buchhandlang 1S86. 

SohlUer-Ootta = Briefwechsel zwischen Schiller and Cotta Hsg. von Wilhelm 
Vollmer . . . Stuttgart Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung 1876. 

Schiller- Humboldt = Briefwechsel zwischen Schiller und Wilhelm von 
Humboldt Dritte vermehrte Ausgabe mit Anmerkungen von Albert 
Leitzmann . . . Stuttgart 1900 J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger . . 

SchlUer-Kömer Briefwechsel zwischen Schiller und Körner. Von 17S4 
bis zum Tode Schillers. Mit Einleitung von Ludwig Geiger. Band 1 — i. 
(Band 4. Mit Anhang: Briefwechsel zwischen Schiller und Huber.J 
Stuttgart Verlag der J. G. Cotta'schen Ituchhandluiig Nachfolger. 
O. J. [I8P8]. 

Schillers Br. = Schillers Briefe. Hsg. und mit Anmerkungen versehen von 
Fritz Jonas. Kritische Gesamtausgabe. Band 1-7. Deutsche Verlags- 
Anstalt. Stuttgart, Leipzig, Berlin, Wien. O. J. [18'J2— 1897.] 

Schlllem W. = Schillers Werke. Hsg. von Ludwig Bellennann. Kritisch 
durchgesehene tmd erläuterte Ausgabe. Band 1--14. Leipzig und Wien. 
Bibliographisches Institut O. J. [1895—1897.] 

Schxnidt - Charakteristiken von Erich Schmidt. Reihe [1.] 2. Berlin Weid- 
mannsche Buchhandlung 1886. 190i. 

SchöU - Goethe in- HauptzUgen seines Lebens und Wirkens. Gesammelte 
Abhandlungen von Adolf Schult. Berlin Verlag von Wilhelm Herta 
(Bessersche Buchhandlung) 1882. 

Schriften = Goethe's Schriften. Band 1-8. Leipzig, bei Georg Joachim 
Göschen. 1787—1790. 

Sohubarth = Zur Beartheilung Goethe's, mit Beziehung auf verwandte 
Litteratur and Kunst Von Schnbarth. Band 1. 8. Zweite, vermehrte 
Audage. 18S0. Verlag von Joset Max in Breslau. Wien, bey Karl 
Gerold. 

SdOO. - Schriften der Goethe-Gesellschaft . . . Band 1 flg. Weimar. Ver- 
lag der Goethe-Gesellschaft 1885 flg. 

Soret s. Eckermann. 

Strehlke - Goethe's Briefe. Verzeichniss unter Angabe von Quelle, Ort, 
Datum und Anfangsworten. . . Hsg. von Fr. Strehlke. Theil 1 - it. . . 
Berlin, 1882—1884. Verlag von Gustav Hempel. (Bernstein und Frank.) 

Teichmann = Johann Valentin Teichmann's, . . literarischer Nachlass, hsg. 
von Franz Dingelstedt Stuttgart, Verlag der J. G. Cotta'schen Buch- 
handlung. 186:1. 

Tffh. -- Goethes TagebUcher Band 1—13 . . . Weimar Hermann BÖhlaa 
1867—1903. (Auch unter dem Titel: Goethes Werke Hsg. im Auftrage 
der Grossherzogin Sophie von Sachsen III. Abtheilung Band 1-lS . . .) 

VOffel - Goethe in amtlichen Verhältnissen. Aus den Acten, . . dargestellt 
von . . Dr. a Vogel, . . Jena. Vr, Frommann. Ib84. 

Von und an Herder - Von und an Herder. Ungedruckte Briefe aaa 
Herders Nachlass. Hsg. von Heinrich Düntier und Ferdinand Gottfried 
von Herder. Band 1-S. . . . Leipzig, Dyk'scbe Buchhandlung. 1861. 186S. 

VoBflbrlefe - Goethe und Schiller in Briefen von Heinrich Voss . . Brief- 
auszilge, in Tagebuchform zeitlich geordnet und mit ErUuterungen 
hsg. von Dr. Hans Gerhard Graf. . . . Leipzig. Druck und Verlag von 
Philipp Reclara jun. O. J. (189«. Universal- Bibliothek 3581. 358».] 



TBBZBICHNTSS DBB QrGLLKN. 



Band 1 Og. WciDU llennuui fiShIau Itm Hg. 

WeUs«tlfttla = UMIhe im Btunn und Vrang von Bkhard < 
Band L Halls. Max Süaaejtr. i«M. 

Wwk« 0«tt»' = Goethe-i Werke. Band t-lt. (u.J TilbiiigeD, in dar 
J. G. Uana'ichan Buahhaudliuic. l»oe-1Ma. (1810.) 

Warke OotU.' ^ Ooathe'B Werke. Baud 1-Iu. Stultgan und TBbumeu 
in der J. U. UuUa'icbeu BuL'hluuidlaos. iai&-iBiu. 

Wwke OotU' ^ eoathea Hark«. VullsaDdlse Auigabe lautet Haod. 
Band 1— 40. Unlar dea duriblaacLtignaa deatsohen Boiidiw uhüUeDden 
l^vilegisii, atatigart und TübiagaD, iu der J. Q. OoKa'ulieii Buch- 
bandlDOg. \»'t^ - 1830. (»ugenauaM .TaachaB-Auacat»".) 

W«Ae K. = Guetfae'a aachgelaiune Werke. (Hag. von Siemar und 
Eckeriauui] Band l-tO. ätnll^rtuad TUbiDgeii, Inder J. Q.ColU'edun 
Bucbbandlung. lM«-~ia42. (Auch uni«r dam TlMl: Qoelha'a Werke. 
VollsUUidiKe Amgabe leuter Uaud. Baud ll-BO. . . .J 

W*rka Q. = <I«etta«'a poetiai-'lie nud proaalacba Werke In Zwei Binden. 
|U*g. von Biemer und Ei^kennaun.] Band 1 (i. 1). 1 (i. IJ. aMttKarl 
uad Tilbincan. Verlag- dar J. G. Colta'aahea Buehhandiung. 193«. ISJT. 4" 

WH. - Ooalhe'a Warka. Mach den vanUglichilen Quelleu revidlrle Au^aüe. 
Thail 1—38. . . . Berlin. Ouitav HemiieL O. J. (IBail— IBItf.) 

WK. = Uoatliei Werke Theil 1- SG . . Berlin nnd aiuttgarl, Verlag von 
W. apemaan. O. J. [IBM Hg.l (Aach notsr dem Titel: DeuMche-Mational- 
Liltarator Uiilorieoh krilieche Auigabe. . . lieg, vun Joiepb Kttruluier 



apar ^ älndlen über fioelhe. Von J. Sl. Zauper. 
Heue doichgeaehena und vennehrte Anflsfe. [Bindchen t irXgt dieae 
Beieluhaung nicbt.) Wleo. Dmck nnd Verlag von Oarl Uerold. IMD. 
(Bändchen i ancb DoEer dem TIMJ ; Orundiilga xa einer deatachpii 
IbeOTMllch-praklisoban Poetik aoa Ooatbe'a Werken enlwlckell von J. 8«. 
Zanper. . , . ; Blndchen aauch unter dem Titel: Aphorismen iiioraliachen 
und isthetiaehen InkalU. meist in Beiug auf Goetbe. Aus meiueui 
Tagebucbe. Von J. SL Zauper. Kebal Briefen Goatbe'a an deu Ver- 



XXII ERKLÄRUNG DER ABKÜRZUNGEN. 



Erklärung 

EINIGER Zeichen und Abkürzungen. 



1 



. . ; . . . . = Zwei l'unote deuten an, dass ein oder mehrere Worte, 
drei, dass ein oder mehrere Sitee, vier, dass ein oder mehrere Absätze 
ausflfelaMen sind ; ttbertpringt der Text mehrere äeiteu, so ist das durch 
eine Zelle von Poncten anfi^edeutet. 
* = als erieditrt (^strichen (in Goethes Ag^enda). Das von der Weimarer 
tioethe-AoB^abe in den Listen der Postsendungen als Zeichen für 
l'ackete angewendete * ist, um Verwechselungen vorzubeugen, durch 
das Wort „Packet** ersettt 

( ) — Die runde Klammer findet sich im Text nur, wo auch die Quelle sie 
hat. In Zahlengruppen bei Citaten, wie: 2 (i), 78 u. s. w. beseichnet 
die in ( ) geschlossene Zahl die Unterabtheilung des betreffenden Baudee. 
][ ] =- Alle Zasatxe des Herausgebers innerhalb des Textes sind in eckige 
Klammern geschlossen, ebenso alle erg&nxten Dalirungen; eine naoh 
links offene Klammer vor der Monatsangabe bedeutet, dass auch das 
Jahr ergänzt ist 

[Nr. 77.—] ) _ Derartige Hinweise su Anfang und zu Ende des Textes zeigen 
'[— Nr. 640.] / ~ an: dass die betreffende Nr. unmittelbar vorhergeht oder 
unmittelbar sich ansohliesst. Sie sind der Kürze halber eingeführt und 
nur dann gesetzt, wenn es sieh aus irgend einem Grnnde empfiehlt, das 
unmittelbar Vorhergehende oder sich Anschliessende bei der Betrachtung 
heranzuziehen. 
? = Ein Fragezeichen vor dem Datum deutet an, dass die Beziehung der 
betreffenden Stelle auf die Dichtung zweifelhaft ist. (? ? ?] bedeutet. 
Monat, Tag und Ort sind unbekannt. 

= das astronomische Zeichen der Sonne ; von Goethe in seinem Tagebnch 
für den Namen der Frau von Stein benutzt. 

3 und C ~ ^M astronomische Zeichen des Mondes; von Ooethe in seiiirm 
Tagebuch für den Namen der Herzogin-Mutter Anna Amaiia benutzt. 

ü|. -^ das astronomische Zeichen des Planeten Jupiter; von Goethe in sein^ui 
Tagebuch für den Namen des Herzogs Karl August benutzt. 

CitrHiräruck -- ist angewendet, wo das Original lateinische Schrift hat. 

B. B. Bure Excellenz. 

8p. = Spalte. 

Q^D. ~ unter gleichem Datum. 

V. = Vers. 

Das Fonnat ist stets 8", wo nichts Anderes augegeben ist. 



Amine. 

Handichrißenz sliid nicht tM^kannt. 
Drucke: sind oicbt vorbanden. 

1767. 

i Mal 15, Leipaig. 1 

(jriisse die kleine Hunckel, und sage ihr, sie aollte 
]a meine ,Ämine' nicht lesen, wie ich nicht wollte, dass 
Brevillier sie hätte und spielte, weil gar nichts dran 
ist. Apropos, ich will Dir hier ein unvollendetes Schä- 
> ferspiel schicken, das lest, aber ich muss es wieder ha* 
ben, , ,' 

An B. Sohweatcr. - Br. 1, 90. 8-13. 



' Dlesex ..unvollendete Schüfereplel" Ist daBjeulge. welches 
Hpäter den Titel .Die Laune des Verliebten' erblelt Die Art, 
wie Goethe bler Ton Ihm aprlcbt, bei unmlttelbnr vorher- 
gehender Erwähnung seiner .AiniiW, gibt mir die Gewiss- 
heit, die durch Goethes Eraiihluug In , Dichtung und Wahi^ 
bell' Buch 7 (s. .Laune des Verliebten' 1811) besUUigt wird: 
(Ins» das Frankfurter Seh äf erspiel .Amine* 
II nd das Leipziger Schilferisplel zwei ganz 
verschiedene Dichtungen sind, die (so weit wir 
das beurthellen können, da .Amine' nicht erbalten ist) nur den 
Xamen Amine für die weibliche Hauptgestalt und den Cha- 
rakter des Schaf ersplels gemeinsam haben. Vgl. unter 
.Laune des Verliebten' Text und ErliLuterungen der Jahre 
1767 und 1768, sowie die flbetzeugende Darlegung von 

Grit, Goeihe über >. Divhningen T. n. B. 1. I 



AMINE. 1767 



October 12, Leipzig. 2 

Solltest I>u Brevillieren sehen, so sag ihm doch, er 

würde mir das grösste Vergnügen machen, wenn er mein 

Schäferspiel [,Amine*] in's Feuer schmisse, oder es Dir 

gäbe, da Du denn das Nemliche damit machen kannst, 6 

er sollte auch dafür, sobald mein itziges [>I>ie Laune 

des Verliebten*] fertig wäre, eine recht schöne Abschrift 

davon bekommen, das könnte er hernach spielen, wie 

er wollte. Einer von den klügsten Streichen, den ich 

gemacht ha.be, war, dass ich so viel als mpglich von lo 

meinen Dingen^ die mich jetzt prostituiren würden. 

mit aus Frankfurt genommen habej^ Und doch ist 

nicht alles weg, die ,Amine' und die ,Höllenfahrt*' sind 

zurückgeblieben und haben mir schon manchen Aerger 

gemacht. Die eine spielen die guten Leute und machen 15 

sich und mich lächerlich, die andre drucken sie mir in 

eine vermaledeite Wochenschrift, und noch dazu mit 

dem J. W. G. Ich hätte mögen toll darüber werden.* 
An 8. Sehweeter. — Br. 1, 114, 5—21. 

Hubert Roetteken (Vierteljahrschrift für Litteraturge- 90 
schichte [1890] 3, 184—186); diesem tritt Richard Weissen- 
fels bei (8. Weiseenfels 1, 417 Erl. 9), während Eduard von 
der Hellen (Briefe vdH. 1, 40 Erl. 5) sich der von Lud- 
wig Geiger (GJ. 7. 149) und Jakob Minor (Zeitschrift für All- 
gemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte a» 
[188C] 3, 666) ausgesprochenen Meinung anBchlieset, dasB 
die , Laune des Verliebten' nur eine Umar- 
beitung der , Amine' sei; ebenso Bielschowsky, der 
in Goethes obiger Ausdnicksweise ein „Versteckspielen" sieht, 
„das Jeder Junge Autor, insbesondere aber der Junge Goethe ao 
liebte" (Bielschowsky 1, 498 zu S. 82); auch Briefe St. 1, 63. 

* Vgl. Nr. 74. — Z. 3-7 spricht für die Richtigkeit vou 1. 19—21. 

' ,PoetiBche Gedanken über die Höllenfahrt Jesu Christi. Auf 
Verlangen entworfen von J. W. G.*, gedruckt 1766 (W. 37. 
4-9). 35 

' Die „grosse Verachtung des Schreibsais von Hause", von 
der Goethe 63, 16 f. spricht, bezieht sich zwar auch auf 
fAmlne', doch stehen Nr. 76. 76 richtiger unter .Belsazar*. 



1809. 

HXach October 10. ?] - 8. Nr. TR. 





Die Aufgeregten. 

on Bremenfeld'; .DI 
der Zeit'.) 



Handtäirifttn: i- Aufzug 1. 2 und 4, vod Schrei l>erliand, mit 

Coirecturen Riemers. Aufzog 3, so weit Qoetlie lliD ana- & 
gefUbrt bat, das heisst: der Anfang des ersten Auftritts 
(GesprBcb zwiacben Gräfin und Hofrath) findet sieb in 
.\ufzug 4 Auftritt 7 (elngesoboben nacb W. 18, 68. 11). 
Aufzug 5 feblt 

2, AufEug 1—4, von der Hand zweier Scbrelber, von lo 
Goetlie eigenli&ndlg durchcorrlglrt. Aufzug S felill. Nacb 
dieser Handschrift wurde die nli.'ht bebannte Vorlage fUr 
den ersten Druck liergestcält — Vgl. GJ. 17, 280. 

Eraier Drwik: 1817. Werke Cotta' 10, 317-3M unter den) Titel: 

,Dle Aufgeregten. FollUscbea Drama In fUnf Acten'. )& 
Diente als Druckvoriage fflr die Ausgabe letzter Hand. 

ZvieiUr Druck: 1«I7, im erslpu KrgÜnzuupslmnde der. 13 Bände 
umfssseuden. Ausgabe der Wei^e Cotta'. mit der Be- 
zclcbnung: Band 14 Erste Ausgabe, S, 225-303; Titel wie 
Im ersten Druck. Voraufgeben: .Wa« wir bringen. Fort- a> 
Setzung', Tbesterreden 1—6. 10—12. MaakenzOge 2—8. 11. 
12. Karlsbader Gedl<^te. .Des Eplmenldes Erwncben'. 
.Das Neueste ans Plundersweilem'. .Satyros", .Epilog zu 
SchlUere Glocke': es folgen: .Pandora' und .Die guten 
Weiber'. Vgl. Xr. 16. ss 

DritUr Druck: 1828. Werte Cotta' 15. 1-77; Titel wie Im 
ersten und zweiten Dm<*. 

Weimarer Ausgabe : 189ß. W. 18. 1-76 und 392— »08. Titel wie 
Im ersten bis dritten Druck. Am Anfang des Bandes; es 



1791 DIK AÜFGERKGTBN. S 

fffalmmr Auigkbe.J 

folgen: ,DaB Mädehea von Ob«rkIrcb', .Unterttaltungen 

deutsclier Ausgewanderten', ,Dle guten Weiber', .Novelle', 

,Der Uauabair, .Reise der Sühne Megaprazon«'. 

G Nenerdinga Ist eine Ergansaug des Bruchstückes ersohle- 

Ben unter dem Titel; ,Ooetbe. Dte AofgeregtetL FolfUBcbes 

Drama in fUnf Akten. Ergänzende Bearlieltung von Felix von 

Stenglln. Berlin. Verlag von Alexander Duncker. . . 1S07'. 

1791. 

10 ?Uärz 20, Weimar. 3 

Ich gehe sehr piano zu Werke,' vielleicht kommt 
doch fiir's Publicum und für mich etwas heraus. We- 
nigstens wird mir's Pflicht, diesen Theil näher zu stu- 
diren, alle Jahre ein Paar spielbare Stücke zu schreiben. 

IS Das Uebrige mag sich finden.* 

An P. H. Jacobl. — Br. 9, 263. 18—23. 
}Mai 30, Weimar. 4 

Ich werde selbst einige Stücke achreiben, mich da- 
rinne einige rmassen dem Geschmack des Augenblicks 
» nähern und sehen, ob man sie [die Schauspieler] nach 
und nach an ein gebundenes, kunstreicheres Spiel ge- 
wöhnen kann.' 

An J. F. Relcbardt — Br. 9. 263, 23-264, 1. 

?JnU 4. Weimar. 5 

u Ich . . werde mehr Veranlassung finden für das Thea- 

ter zu arbeiten als bisher.* 

An Göschen. — Br. fl, 2T6, 22—24. 

' Bei der Gründung und Einrichtung des HofiheateiH zu Wei- 
mar, das am 7. Mal 1791 eröffnet wurde. 

30 ' Bei den ., spielbaren Stücken" (man muss. Im illubllck auf 
Z. 18. 25 und 6, 3 doch wohl lesen „ein paar" statt „ein 
Paar") Ist zu denken an die .Aufgeregten', den .BUrgergene- 
ral' und den .Gross-Cophta', nicht aber an das .MUdclien von 
Oberklrcb'. 

3» ' Vgl. Nr. 3 nebst Erl. 



6 DIE AUFGBREGTBN. 1792 

1793. 

Juli 29, Weimar. 6 

Ich schreibe jetzt wieder ein paar Stüd^e^ die sie 
nicht aufführen werden/ es hat aber nichts zu sagen, 
ich erreiche doch meinen Zweck durch den Druck, in- t 
dem ich gewiss bin, mich auf diesem Wege mit dem den- 
kenden Theil meiner Nation zu unterhalten, der doch 

auch nicht klein ist. 

An J. F. Reichardt. - Br. 9, 323, 27— 324, 4. 

1802. 10 

] [Januar 18? Jena.] 7 

[Zu 1784—1802. — Schema.]* 
Uebemahme des Weimarischen Theaters [1791]. 

Die politischen Begebenheiten, von der Halsbandge- tt 

schichte an, sich bei mir dramatisch ausbildend 
[1784—1802].» 



^ Vgl. die unmittelbar vorhergehende Aeussenii^ ,Gros6- 
Cophta* ugD.; wegen der in Frage kommenden Stücke vgl. 
5, 30-34. 9» 

— Die NiederBchrlft der »Aufgeregten* erfolgte nach 16, 23. 
26, 22 erst im Jahre 1793, aus dem keine Zeugnisse über ihre 
Entstehungsseit vorliegen. Sachlich gehören in diese Zeit 
und sind hier zu vgl. die Nummern 29. 30. 35. 37. 

' Das Schema, dem das Folgende entnommen ist. wird in tt 
W. 40, 402 f. als ein Paralipomenon zu dem Aufsatze ,Wei- 
niarisches Hoftheater. Februar 1802* (datlrt vom 15. Februar 
1802) mitgetheilt; doch scheint es mir weit weniger diesem 
zu Grunde zu liegen, als etwa den entsprechenden Stellen in 
den ,Tag- und Jahres-Heften* oder der ,Campagne in Frank- ao 
reich', wie wir denn auch über die in obigem Schema ge- 
nannten Dichtungen in Jenem Aufsatze nichts gesagt finden. 
Vgl. das Sctiema zur ,Campagne* (Nr. 29). 

' Ausser dem .Gross-Cophta', den Goethe selbst nennt und 
den , Aufgeregten* kommen hier noch in Frage: .Bürger- m 
general*, .Mädchen von Oberkirch* und »Natürliche Tochtei-* 
(vgl. Nr. 9). 

Den von uns auf das «Mädchen von Oberkirch' bezogenen 
Tagebuchvermerk 1806 Februar 24 (Tgb. 3, 119, 28) bezieht 
Düntzer (Zur Goetheforschung S. 148*) auf die .Aufgeregten', «o 



1802 DIE AUFOEKGGTBN. 7 

](JiDiurlS7 JeiiL] |7) 

Grosse Vorliebe für die Fonn der Italienischen Oper. 
Vorzüge dieser Form. 

Frühere Bearbeitung der ,Claudine von Villa Bella' 
. und ,Elmire', in dieser Form [1787], 

Der ,Gross-Cophta' als Oper [1791], 
Die ,Ungleichen Hausgenossen' [1789], 
.Scherz, List und Rache', früher [1784], 

1 W. 40. 402, 1. 5-403. 3. 

1809. 

September 30 und October 1, Jena. 8. 9 

(September 30.) Xach Tische ein neues Trauerspiel 
[,Dai( Mädchen von Oberkirch'], durchgesprochen, das 
i Goethe in Petto hat'' 

{October 1.) Die Stücke: ,Cophta', der ,Bürgergene- 
ral', daa unvollendete im Manuscript (,Die Aufgereg- 
ten'), die jN'atürliche Tochter' und diess letzte in Petto 
machen eine Suite, die einen innem Bezug auf sich 
(dar heisst unter einander) und auf Goethes Bildung 
haben, auf das, was ihn in der Zeit interessirte und 
beschäftigte, und würden zusammen ein eigenes Ganze 
machen. 

Mit Riemer. — Blemers Tagebuch (DeutBche Bevoe 
b 12 (1), 282). 

ISIS. 

November 12, Jena. 10 

'[In dem briefilich mitgetheilten Entwurf zur Verthei- 

' Der Ausdruck „ein oeues Trauerspiel" ist zweideutig: neu 
entatanden? vgl. das unter .MILdchen von Oberkirch' Über 
die wabrecbelnllche Zelt der Entetebung Gesagte, oder neu 
fnr Biemer? 

~ Im ältesten Uogniph lachen Schema, das Ende 1809 ent- 
stand, werden die .Aufgeregten' nicht angeführt 
it ' Wegen der Anordnung der Werke Cotta* hommeu fUr uns In 
Betracht: 



8 DIE AUFGEREGTEN. 1812 

[November 12, Jena.] [10] 

lung der Werke in der zweiten Cottasehen Gesammt- 
ansgabe heieat es unter:]. 
Band 4. Die Laune des Verliebten. 

Die Miteehuldigen. 5 

Die Geschwister. 
Mahomet. 
Tancred. 

Elpenor. Fragment. 
(B 1814: Festspiele: lo 

Epimenides Erwachen. 
Pandora [vgl. Z. 22]. 
Vorspiel 1807. 
Paläophron.) 
Band 5. Götz von Berlichingen. w 

Egmont. 
Stella. 
Clavigo. 
Band 6. Iphigenia auf Tauris. 

Torquato Tasso. ao 
Die natürliche Tochter. 
Pandora. (B. 1814: durchgestrichen 
[vgl. Z. 12].) 

A. eine Inlialtsübersicht (Coiioepl) aus dem Jahre 1812, von 
der eine Abschrift 1812 November 12 an Cotta abglngr: » 

B. Aenderungen und Zusfitze. die Goethe in A spater, 1814 
und zum Theil wohl auch schon 1813 (vgl. Nr. 11), 
eigenhändig angebracht hat; 

C. die endgültige Inhaltsübersicht die 1815 Februar 20 an 
Cotta abging (Br. 25, 200—202) und dann in der ,Ankfln- so 
digung einer neuen Ausgabe von Goethes Werken' im 
lutelligenzblatt zum Morgenblatt 1816 Nr. 1 veri>ff ent- 
licht wurde (W. 41 (1), 83-«). 

In unserer Nr. 10 wird A mitgetheilt und, zu leichterer 
Uebersicht, an den betreffenden Stellen die Aenderungen und S6 
Zusätze von B, in runden Klammern mit der Bezeichnung 
B 1814, vermerkt Die Uebersicht C s. Nr. 15. 



iS12 DIB AÜFGBBBOTEN. & 

November 13, Jena.] [lo] 

Band 7. Claadüie von VUk Bella. 
Erwin und Elmire. 
Jery und Bätely. 
Lila. 

Die FlBcherin. 
Scherz, List und Rache. 
Der Zauherflöte zweiter Theil. 
(B 1814; Was wir bringen. 

„ „ „ Fortsetzung.) 
Band 8. Faust. 

Puppenspiel. Jahrmarkt von Plunders wei- 

lem. 
Das Neueste von Plnndersreilem. [Neu.]* 
Fastnachtsspiel. 
Satyroe, oder der vergötterte Waldteufel. 

[Neu.] 
Bahrdt. 
Parabeln. 
Legende. 
Liliß Park. 
Hans Sachs. 
Künstlers Erde wallen. 
(B 1814: Karlsbader Gedichte. 
Ilmenau. 
Johanna Sebti'?.) 
Epilog zu Schülers Clocke [= Tiicater- 

reden !>], 
Die Geheimnisse. ' 

' Der Zusatz [Neu.] bedeutet, dum diu betrefTende Zelle In 
der Druck-Vorlage roth unterstrich cn iit, zum Zeichen, dasa 
die genannte Dicbtung zum er»<teumal In die .Werke auf- 
genemmMi tat: uacti Br. 23, 4G5 f. rührt die Unteratrelcliung 
„wohl" Ton Cotta her (warum nicht von Goethe Reibst? der 
sieb schon bei den Werken Cotta' diese« Kennzeichens be- 
dient hatte. «. EpoB 1. 176, Äl). 



10 DIB AUFGEREGTEN. 1812 



[November 19, Jena.] [lO] 

Band 9. Der Grose-Cophta. 

Der Triumph der Empfindsamkeit. 
Die Vögel. 

Der Bürgergeneral. s 

Gelegenheitsgedichte. Vennehrt.^ (B 1814: 
durchgestrichen und dafür am Rande ein- 
gesetzt: 

Breme von Bremenfeld [= Die Aufge- 
regten] 10 
Fragment.)* 

Hier entsteht nun die Frage, ob . . . 

Femer ob man die völlige Umarbeitung des 

,Götz* und ,Romeo und Julie* [Neu] 15 

für das Theater. Ob man 
mehrere angefangene und unvollendete Stücke 
[Neu],» 
von denen die Biographie Rechenschaft geben wird, 
gleichfalls aufnehmen wolle? 90 

Eh möchten diese zusammen auch noch vier Bände 
geben, so dass im Ganzen diese Ausgabe aus einund- 
zwanzig Bänden bestünde. Alles dieses vorschlagsweise 
zu weiterer einsichtiger Prüfung hingelegt. 

An Cotta. — Br. 23, 133, 9- 134, 28. 135, 20. 136, 1—10. » 
4(56, und W. 41 (1). 438, 12 f. 22 f. 29 f. 439, 3 f. 



» [Neu.] 

' Da das Wort „Fragmenr* hier in einer Zeile für sich steht, 
so bezieht es sich wohl nicht auf die «Aufgeregten* (die ja 
auch in keinem Druck als Fragment bezeichnet sind), son- so 
dem auf das »Mädchen von Oberkireh*; bezöge ee sich auf 
die , Auf geregten*, so würde es, wie bei ,Eli)enor* geschehen 
(a 8, 9), unmittelbar angeschlossen sein (vgl. 23, 25 f.). 

* Bei dieeen Stücken Ist in erster Linie zu denken an die 
, Auf geregten*, vielleicht auch an das .Müdchen von Oberkirch' s» 
und .Xausikoa*. 



1813 DIB AUFGEREGTEN. 11 

ISIS. 

Mätx 10. Weimar. 11 

[Moi;gea8}. Äuseondenuig der neuen poetischen 
Sachen, welche in die Werke kommen sollen.'' Anderea 
I dahin Gehörige berichtigt. 
Tgb. 5. 22, 28-23, 2. 

Jnli 17. WVlmar. 12 

[Moi^ne] ,Breme von Bremenfeld' Revision.' 
> Tgb. 5. 119. 4 f. 

ISIS. 

] [Januar 7. Weimar.] 13 

Eine neue Ausgabe meiner Schritten [Cotta'] be- 
echiiftigt mich, in welche ich manches Mittheilbare, Un- 
t gedruckte aufnehmen möchte; . .* 

An G. H. L. NlcoloTluB. - Br. 25, 134, 9—12. 
Januar 18, Weimar. 14 

Eine frische Ausgabe meiner Werke [Cotta'], die ich 
so eben vorbereite, wird manches Neue bringen.* 
An Sebelllng. — Br. 2S, 159. 18 f. 

Febninr 20, Weimar. 15 

"In halt«- Verze ichni bb 

der zwanzig Bände Goethiacher Werke. 

Band 1—4 

ft Band ö. Laune des Verliebten. 

Die Mitschuldigen. 

* AoMer den 9, 14. 17. 10, 6. 15. 18 als „neu" beselchneten und 
von Goetbe blnsugefagten Dichtungen kommen 1d Frage: 
MasketuUge 2. 5. 11. 12 und Theaterreden 10-12. ,Epl- 

» men-ldes Erwachen' Kommt bler nicbt in Betracht, da seine 
BntsteliUDg spater fällt 

* FOr den ersten Druck. 

' Üngedruekt war von den dramatiBohen Dichtungen, ausser 
den .Aufgeregten', nur .Satyroa'. 
u • Vgl. Z. 88 f. 

* Vgl. 8, 29-88. 



12 DIE AUFGEREGTEN. 1815 



[Febraar 80, Weimar.) [15] 

[Band 5 ForUetsnng.] 

Die Geschwister. 
Mahomet. 

Tancred. 5 

Theatralische Qelegenheits-Qedichte.* 
Band 6. Götz von Berlichingen. 
Egmont. 
Stella. 
Clavigo. 10 

Band 7. Iphigenie auf Tauris. 

Torquato Tasso. 

Die natürliche Tochter. 

Elpenor. 
Band 8. Claudine von Villa Bella. u 

Erwin und Elmire. 

Jery und Bätely. 

Lola. 

Die Fißcherin. 

Scherz, List und Bache. lo 

Der Zauberflöte 2. Theil. 

Maskenzüge [2. 4—9. 11. 12]. 

Karlsbader Gedichte. 

Des Epimenides Erwachen. 

Band 9. Eaust. % 

Puppenspiel. 
Fastnachtsspiel. 

Das Neueste von Plundersweilem. 
Pater Brey. 

Satyros. so 

Bahrdt. 
Parabeln. 
Legende. 

* «Palttophton und Neoterpe*, »Vompiel 1807*. .Was wir brin- 
gen*, Theaterreden 1—6. 10—12. ss 



DIS AnFQBBBOTEN. 



[Band ) FortHtiUDg.l 

Hans Sachs. 
Mieding. 
i KünstlerB Erdewallen. 

Künstlers Apotheose. 
Epilog zu Schillers Glocke [= Tlieater- 

reden 9]. 
IMe Geheimnisse. 
3 Band 10. Der Gross-Cophta.' 

Der Triumph der Kmpfinclsandieit. 
Die Vögel. Der Bürge i^eneral. 
Die Zeichen der Zeit [= Die ,Aufgeregten']. 
Band 11. Keineke Fuchs. 
5 Hermann und Dorothea. 

ÄehiUeis, 
Pandora.' 

Band 12—20 

An Coita- — Br. 25, 200, 1—3. 22-202, 13. - Uod ,An- 

ü kUadlgTinj; einer neuen Ausgabe von (juetbea Werken'. — 

W. 41 (1), 83, 22-85, 14. 

December ti, Weimar. 16 

■Nun benutzte man den 14. [Band], welcher in der 

neuen Aui=gabe diesen Bomau enthält, um datijenige 



' Trat Im Druck an die ihm sachllcb zukommende Stelle, vor 
den .Bürgergeoerat*. 

' In der Haudsrhrift. nju'li <\ff dli?. Cur Cotta bestimmte. Reia- 
sehrift Kefenitit Ist. Iludei sieb nneli „Pandora" ein Frage- 
zeichen, das H]>ftter wieder )^>HllielIen woi-den Ist, ein Be- 
weis. dasR die Pünoiiliiunu: dieiier Dichtung fortgesetzt 
Schwierigkelten milchte (vgl, 8, 12. 22). 

' Goethe fand Cottns Absicht ..sehr billig, dasa man den Be- 
sitzern der ersteu Ausgabe tWerUe Cotta'] dieselbe nach dir 
neuen au comiilettii-en erleichtere" (Br. 26. 175, 10 f. t, und 
tbat Vorschlüge für die Einrichtung der Ergünzuuicsbilndo. 
Zn den zwölf Bünden der Werke Cottii' waren 1810 .iN Band 
13 die .Wahl verwand tnchaften* gekommen. 



14 DIE AUFGEREGTEN. 1815 



[Dacember 6, Weimar.] [1S| 

nachzubringen^ was in die vorhergehenden Bände einge- 
schaltet worden. Es gäbe zwar nur ein schwaches Band- 
chen^ aber die Zahl würde doch erfüllt.^ Ich würde für 
eine schickliche Bedaction sorgen, wodurch etwas Ge- » 
falliges entstünde; . . 

An Cotta. — Br. 26. 177, 1»~25. 

1816. 

Mal 2. Weimar. 17 

[Morgens] Der zehnte Theil meiner Werke [Cotta*, lo 
redigirt]. 

Tgb. 5. 227, 15 f. 

Mal 3, Weimar. 18 

[Vormittags] Den zehnten Band meiner Werke 
[Cotta*] redigirt. . . . [Nachmittags] Am zehnten u 
Band fortgefahren. 

Tgb. 5. 227. 23. 25. 
][Mai zwischen 7 und 9, Weimar.] 19 

*(Hier findet sich eine Lücke, welche wir durch Krzäli- 
lung ausfüllen. . . . Vielleicht bedauert man, dass der «i 
Verfasser die Schwierigkeiten einer solchen Scene nicht 
zur rechten Zeit zu überwinden bemüht war.) 

,Die Aufgeregten' Aufzug 3 Auftritt 1. — W. 18, 47, 
13 f. 49, 7—9. 



^ Band 14 ist mit seinen 393 Selten von fast gleicher Stärke tt 
wie die übrigen Bände, Ja stärker als einige derselben; seinen 
Inhalt a 4, 19—25. — Von den Binsehaltungen der neuen 
Ausgabe fehlt in diesem Ergänzungsbande nur das «A'orspiel, 
1807*. 

' In der Zeit vom 7. Mai bis 23. Juni, während der Vorbe- ao 
reituug für den ersten Druck, eutstandeu, so dürfen wir als 
gewiss annehmen, die kurzen Angaben über den Inhalt der 
unausgeführten Theile: in Aufzug 2 zu Anfang von Auftritt 
4, sowie in Aufzug 3 und 5. Für uns kommt nur die im 
Obigen mitget hellte Bemerkung am Schluss von Aufzug 3 in 16 
Betracht. 



1816 DIB AÜFOBRBOTBN. 15 

Mal 7, «Vininr. 2« 

[Früh]. Die .Aufgeregten', Lastspiel, durcharbeitet.' 
Tgb. 5. 228. 22. 

Mal 8, Weimar. 21 
; [Vonnittage] An den .Aufgeregten'. 
'l'Kb. S, 229, 5. 

Hai 0, Weimar. * 22 
[Vormittags], Die .Aufgeregten' nochmals durchge- 



I Tdtb. 5, 22», 10 f. 

Mal 31, Weimar. S 

[Vormittags] Schlusa der ,Aufgeregten' eomgirt. 
Tgb. 5, 237, 9. 
Juni 10, Weimar. : 

5 *Funfter Act .Aufgeregte', 



•.Aufgeregten' Abschnft. 
•An Riemer. 
Ageoda 181» JudI 10. - 'J'gb. 5. 314. T-0. 
so Juni 23, Weimar. 25 

[Früh] Schluws der .Aufgeregten'. 
Tgb. &, 244, 28. 
Juli 4, Weimar. 26 

[Vormittag.sJ Interpunction dee zehnten Bandes 
16 meiner Werke [Cotta*]. 
Tgb. 6. 249. 12 f. 
Juli S, Weluinr. 27 

[Morgens] Nebenstehende Sendung an Cotta bewerk- 
stelligt. An Cotta Paquet zehnter Btuid meiner 
K Werke [Cotta*]. inliegend , . 
Tgb. 5, 250, 17—19. 

1S19. 

MSra [Anrang], Weimar. 28 

[In dem chronologischen Verzeichniss der Werke, 
36 das, zwischen dem 6. Februar und 5. März 1819 entstan- 
■ Vgl. 14. 30 f. 



16 DIE AUFGEREGTEN. 1819 



[M&rz [Anfang], Weimar.] (SBJ 

den, mit dem Datum „Weimar. März 1819" am Schluss 
von Band 20 der Werke Cotta* erschien (die kleinen 
Ungenauigkeiten desselben werden bei den einzelnen 
Dichtungen berichtigt), heisst es unter dem Jahre]. » 

1769: Die ,Laune des Verliebten'; die ,Mit8chuldi- 
gen^ 

1769 bis 1775: . .; ,Götz von Berlichingen'; ,Clavigo*'; 
,Stella'; ,Erwin und Elmire'; ,Claudine von Villa 
Bella'; ,Fau8t'; die Puppenspiele; ,Prolog zu lo 
Bahrdt'; . . 

1775 bis 1780: .Lila'; die ,Gesch^viste^'; ,Iphigenia'; 
jProserpina'; ,Triumph der Empfindsanikeit'; . .; 
,Jery und Bätely'. 

1780 bis 1786: ,Elpenor'; die , Vögel'; ,Scherz, List m 
und Rache'; . . 

1787 und 1788: . .; ,Iphigenia', ,Egmont', ,Tasso' um- 
gearbeitet und abgeschlossen; ,Claudine von 
Villa Bella', ,Erwin und Elmire' in reinere 
Opemform gebracht. ao 

1789: Der ,Gro8S-Cophta'; die ,Ungleichen Hausge- 
nossen', unvollendet; . . 

1793: . .; der »Bürgergeneral'; die , Auf geregten'; . . 

1799: . .; Plan zur ,Natürlichen Tochter'. 

1800: ,Paläophron und Neoterpe'; . . a» 

1802: ,Wa8 wir bringen', Vorspiel. 

1803: Der ,Natürlichen Tochter' erster Theil abge- 
schlossen, Entwurf der beiden andern; . . 

1804: . .; ,Götz von Berlichingen' für's Theater; . . 

1808: ,Pandora', erster Theil; . . so 

1810: Die »Komantische Poesie', Ma^ikenzug, ausge- 
legt in Stanzen; russischer Völkerzug, begleitet 
von Liedern; . . 

1813: . .; Epilog zum ,E6sex'; . . 

1814: . .; Vorspiel für Halle, Todtenopfer für Beil » 
f= ,Was wir bringen. Fortsetzung'].; ,Epimeni- 
des Erwachen'; . . 



181» DIB AÜFGBHEGTEK. 17 

[Uän lAjiliog]. Weimar,; |3S| 

1818: . ., der Abdruck . . der Festgedichte bei An- 
wesenheit Ihro der Kaiserin Mutter Majestät in 
Weimar . . venieht sich bis in's Jabr 1819. 
i Snmninrisclie Jabreefolge Ooetbescber Scbrlften. — 

WH. 29, 323-328. 

1822. 

][Man 13, Weimar; oder scliOD 1820?] 2g 

Schema.' 

[Zn 1789—1803.] 

WeiraariHches Theater, 
Tbeilnahnie daran. 
Coüversationston. 

5 Iffland und Kotzebne. 

Andere Schriftsteller. 

Eigene Arbeiten brauchbarer Art wünschenswerth. 
Noch Räume genug zwischen oben genannten Auto- 
ren. 

Meine ersten Stücke, der Weltgeschichte gewidmet 
[jGötz', ^gmont'], gingen ru sehr in's Breite. 

Heine neuem, den innem Menschen darstellend 
[,Iphigenie', ,Torquato Tasso'], waren zu sehr in's 
4 Enge gezogen. 

Ich war zn einer mittlem Technik gelangt, mit der 
ich ganz gut umzugehen wusst«. 
Veloreifen im Stoff. 

Antheil an den nächsten Weltbegebenheiten, 
\o Halsbandsgeschichte in der zweit«n Hälfte von 1785. 

Gewaltsame Wirkung der ersten Nachrieht. 
Interesise [an]. Cagliostros wirklichen Zustanden. 
Manifestation der hohem Betrügerei mit der Hals- 
ban ä sgeschichte. 
it ' Vgl. das Scbema Nr. 7 und die AuBfUhraiig Nr. 30. 

Qrir, Qoelbe ab«r ■. DichtatiBen T. n, a 1. 1 



18 DIE AUFGEREGTEN. 1822 

][liärz 11, Weimar; oder schon 1820?] [t»] 

Verwandeln in's Drama. 

Und zwar als Oper. 

Mancherlei Wechsel des Versuches. 

Endlicher Entschluss als Schauspiel. » 

Misslingen der Wirkung. 

Ursache. 

Eigensinniges Beharren auf demselben Wege. 

Daa Vorausgesehene ward erfüllt. 

Die Königliche Autorität so gut als vernichtet. lo 

Heimliches Umherschleichen dergleichen Versuche in 
Deutschland. 

Verständige Menschen enthalten sich kaum den Bei- 
zen der Klapperschlange. 

Die AUerschlechtesten suchen dabei ihren Vortheil. m 

Trauriger Blick nach Mainz. 

Untergang einer der ersten und ältesten Städte von 
Deutschland vorauszusehen. 

Durch Individuen welcher Art verursacht. 

Conception des ,Bürgergenerals'. ao 

Veranlassung. 

Schauspieler Beck, den Schnaps in den ^Zwei Billets' 
trefflich spielend. 

Malcolmi im gleichen den Vater. 

Der ,Stammbaum* hervorgesucht.^ » 

So entstand der ,Bürgergeneral'. 

Vorstellung von der grössten Schönheit. 

Mantelsäckchen der p]migrirten. 

Im Ganzen grosse Sorgfalt und Wahrheit. 

Das Publicum verstummt wie vor dem ,Cophta^ so 

Gesinnung der Freunde. 

Wie man sich hilft. 

,Natürliche Tochter*. 

Schema zur »Gampagne in Frankreich' (letzter Ab- 
schnitt). — W. 33, 868, 17—369, 32. 35 

* B. 58. 3 f. 



1822 DIB AUFGEREGTEN. IB 

J[März zvlsclien 12 und 10, Weimar.] 30 

[Zu 1789—1803.]. Von solchen Studiea bildender 
KuDat' fühle ich mich denn doch gedrungen wieder zum 
Theater zurückzukehren und über mein eigenes Ver- 
bältniss an demi^elben einige Betrachtungen anzustel- 
len, welches ich erst zu vermeiden wünschte. Man sollte 
denken, es sei die beste Gelegenheit gewesen, für daa 
neue Theater" und zugleich für das deutsehe überhaupt, 
als Schriftsteller auch etwas von meiner Seite zu leisten: 

j denn genau besehen lag zwischen oben genannten Au- 
toren' und ihren Productionen noch mancher Baum, 
der gar wohl hiitte ausgefüllt' werden können; es gab 
zu natürlich einfacher Behandlung noch vielfältigen 
Stoff, den man nur hätte aufgreifen dürfen. 

s Um alicr ganz deutlich zu werden, gedenk' ich mei- 

ner ersten dramatischen Arteiten, welche, der Weltge- 
schichte angehörig, zu sehr in's Breite gingen, um büh- 
nenhaft zu sein [,Götz', ,Egmont'].; meine letzten, dem 

' WIp GoftliL' sie nach der Rilckkelii- aus der Cam[>ague Im 

io Winter 1792 auf 1793 mit Meyer betrieb. 

' rinn Hofthetiier In A\'einiar, eriiffnet am 7. Mal 1791. 
' „Ifflaud uu<l Kot/.ebue . . ihre Stücke, natürlich und tnas- 
Hill, die eineo gegeo ein bUrgerllcli rechtllcliea Behagen, die 
audt'iii gt-geu eine iocliepe Slttenfreliielt hingewendet; beide 

•i CitvlDnuugen waren dem 'l'uge geiuilss und erbleiten freudige 
Thellnahme: . . Sehrüder. Babo. Kiegler, glücklich eDergiscbe 
Talente, liefeneu bedentenUeu Beitrag; Bretzner und Jün- 
ger, ebenfalls glelchzelilg, gnlien auäpruebslo» einer 1>eque- 
men Fröhlichkeit Raum. Hagciiiaim und Hogeinelster, Ta- 

■M lente, die sich auf die Liitige nicht halten konnten, arbeiteten 
gleichfalls für den Tag und waren, wo nicht bewundert, doch 
als neu geschaut und willkommen. Diese lebendige, sich Im 
Clrkel benimtrelbende Masse suchte man mit Shakespeare. 
GozzI und SchUler geistiger z» erheben . . ." (W. 33. 251. 

ii 14—252. 2.) Hier kommen hauptsüchllch die beiden zuerst 
genannten (die auch schon Im Schema mit Namen aufgi'fülirt 
sind. B. 17, 15) In Betracht. 
' 89mmt11che Drucke haben „ausgeführt''. 



I 



20 DIE AUFGEREGTEN. 1822 

][MftnB zwiflchen 12 und 16, Weimar.] [SOJ 

tdefsten innem Sinn gewidmet [,IphigenieS »Torquato 
Tasso^]^ fanden bei ihrer Erscheinung wegen allzu 
grosser Gebundenheit wenig Eingang. Indessen hatte 
ich mir eine gewisse mittlere Technik eingeübt, die et- s 
was massig Erfreuliches dem Theater hätte verschaffen 
können; allein ich vergriff mich im Stoff, oder vielmehr 
ein Stoff überwältigte meine innere sittliche Natur, der 1 

allerwiderspenstigste, um dramatisch behandelt zu wer- 
den. lO 

Schon im Jahre 1785 erschreckte mich die Hals- 
bandsgeschichte wie das Haupt der Oorgone. Durch 
dieses unerhört frevelhafte Beginnen sah ich die Würde 
der Majestät untergraben, schon im voraus vernichtet, 
und alle Folgeschritte von dieser Zeit an bestätigten 15 
leider allzu sehr die furchtbaren Ahnungen. Ich trug 
sie mit mir nach Italien und brachte sie noch geschärf- 
ter wieder zurück. Glücklicherweise ward mein ,Tasso' 
noch abgeschlossen, aber alsdann nahm die weltge- 
schichtliche Gegenwart meinen Geist völlig ein. 2» 

Mit Verdruss hatte ich viele Jahre die Betrügereien 
kühner Phantasten und absichtlicher Schwärmer zu ver- 
wünschen Gelegenheit gehabt und mich über die unbe- 
greifliche Verblendung vorzüglicher Menschen bei sol- 
chen frechen Zudringlichkeiten mit Widerwillen ver- j^ 
wundert. Nun lagen die directen tmd indirecten Fol- 
gen solcher Narrheiten als Verbrechen und Halbver- 
brechen gegen die Majestät vor mir, alle zusammen 
; wirksam genug, um den schönsten Thron der Welt zu 
erschüttern. so 

Mir aber einigen Trost und Unterhaltung zu ver- 
schaffen, suchte ich diesem Ungeheuern eine heitere 
Seite abzugewinnen, und die Form der komischen Oper, 
die sich mir schon seit längerer Zeit als eine der vor- 
züglichsten dramatischen Darstellungsweisen empfoh- ss 
len hatte, schien auch ernstem Gegenständen nicht 



*S22 DIE ACFGERSKSTEN. 21 

liMän nriMben IJ uiul U, mTeimu.] [K] 

fremd, wie an , König Theodor zu sehen gewewn.' 
Und so wurde denn jener Gegeostand rhythmisch be- 
arixiitet [J)er Gross- Cophta', als Oper], die Compoaitioa 
mit Reichardt Terabredet, woTon denn die Anlagen eini- 
ger tüchtigen Bass-Arien bekannt geworden; andere 
Musikstücke, die ausser dem Content keine Bedeutung 
hatten, blieben zurück, und die Stelle, von der man sich 
die meiste Wirkung versprach, kam auch nicht zu 
) Stande. Das Geiatersehen in der Krystallkugel vor dem 
schlafend weissagenden Cophta sollte als blendendes 
Final vor allen glänzen. 

Aber da waltete kein froher Geist über dem Ganzen, 
es gerieth in Stocken, und um nicht alle Mühe zu verlie- 
s ren, achrieb ich ein prosaisches Stück, zu dcs^n Haupte 
figrireu sich wirklich analoge Gestalten in der neuen 
Schaospieler-Gese 11 Schaft vorfanden, die denn auch in 
der sorgfältigsten Aufführung daa Ihrige leisteten. 
Aber eben dcs^wegen, weil das Stück ganz trefflich 
» gespielt wurde, machte es einen um desto widerwärti- 
gem Effect. Ein furchtbarer und zugleich abgcHch (nack- 
ter Stoff, kühn und schonungslos behandelt, schreckte 
jedermann, kein Herz klang an; die fa^t gleichzeitige 
Nähe des Vorbildes hess den Eindruck noch greller 
äi empfinden; und weil geheime Verbindungen sich un- 
günstig behandeh; glaubten, so fühlte sich ein grosser 
respectabler Theil des Publicums entfremdet, so wie das 
weibliche Zartgefühl sich vor einem verwegenen Liebes- 
abenteuer entsetzte. 
30 Ich war immer gegen die unmittelbare Wirkung mei- 
ner Arbeiten gleiehgültig gewesen und sah auch dieas- 
mal ganz ruhig zu, dass diese letzte, an die ich so viel 

' Die Oper ,11 Be Teodoro in Venezla" von Giambattlata Ca«! 
gedichtet, von Giovanni PaeslelLo 1784 componlrt. hatte 
K Goethe 1785 kennen gelernt. 



22 DIE AUFGEREGTEN. 1822 

][kUin Ewischen 12 und 16, Weimar.] [SO) 

Jahre gewendet, keine Theilnahme fand; ja, ich ergötzte 
mich an einer heimlichen Schadenfreude, wenn gewisse 
Menschen, die ich dem Betrug oft genug ausgesetzt ge- 
sehen, kühnlich versicherten, so grob könne man nicht > 
betrogen werden. 

Aus diesem Ereigniss zog ich mir jedoch keine Lehre^ 
das, was mich innerlich beschäftigte, erschien mir im- 
merfort in dramatischer Gestalt, und wie die Halsbands- 
geschichte als düstre Vorbedeutung, so ergriff mich i«> 
nunmehr die B^volution selbst als die grässlichste Er- 
füllung; den Thron sah ich gestürzt und zersplittert, 
eine grosse Nation aus ihren Fugen gerückt und nach 
unserm unglücklichen Feldzug offenbar auch die Welt 
schon aus ihren Fugen. i* 

Indem mich nun diess Alles in Gedanken bedrängte, 
beängstigte, hatte ich leider zu bemerken, dass man im 
Vaterlande sich spielend mit Gesinnungen unterhielt, 
welche eben auch uns ähnliche Schicksale vorbereiteten. 
Ich kannte genug edle Gemüther, die sich gewissen Aus- so 
sichten und Hoffnungen, ohne weder sich noch die Sache 
zu begreifen, phantastisch hingaben; indessen ganz 
schlechte Subjecte bittem TJnmuth zu erregen, zu meh- 
ren und zu benutzen strebten. 

Als ein Zeugniss meines ärgerlich guten Humors liesB » 
ich den ,Bürgergeneral^ auftreten, wozu mich ein Schau- 
spieler verführte, Namens Beck, welcher den Schnaps 
in den ,Beiden Billets* nach Florian mit ganz individuel- 
ler Vortrefflichkeit spielte, indem selbst seine Fehler 
ihm dabei zu Statten kamen.^ Da ihm nun diese Maske m 
so gar wohl anstand, brachte man des gedachten kleinen, 
durchaus beliebten Xachspiels erste Fortsetzung, den 
,Stanmibaum' von Anton Wall, hervor, und als ich nun 
auf Proben, Ausstattung \md Vorstellung dieser Bllei- 

* Vgl. 67, 26. 67, 2-7. u 



1882 DIB AÜPGBBBOTEN. SS 

[Min iwiichcri 13 ninl 16. Weimar. 1 !3U1 

nigkeit ebenfalls die grosste AufmerkBamkeit wendete, 
80 konnte nicht fehlen, dass ich mich von diesem näni- 
scben Schnaps so durchdrungen fand, dass mich die 
Lust anwandelte, ihn nochmals zu produciren. Diess ge- 
schah auch mit Neigung und ÄusführUchkeit; wie denn 
das gehaltreiche Mantelsäckchen ein wirklich französi- 
Bchee war, das Paul auf jener Flucht eilig aufgerafEt 
hatte.' In der Hauptscene erwies sich Malcolm! als 
alter wohlhabender, wohlwollender Bauersmann, der sich 
eine gesteigerte Unverschämtheit als Spass auch einmal 
gefallen läast, unübertrefflich, und wetteiferte mit Beck 
in wahrer natürlicher Zweckmässigkeit. Aber verge- 
bens, das Stuck brachte die widerwärtigste Wirkung her- 
vor, selbst bei Freunden und Gönnern, die, um sich und 
mich zu retten, hartnackig behaupteten: ich sei der 
Verfasser nicht, habe nur aus Grille meinen Kamen und 
einige Federstriche einer sehr subalternen Production 
zugewendet,* 

Wie mich aber niemals irgend ein Aeusseres mir 
selbst entfremden konnte, mich vielmehr nur strenger 
in's Innere zurückwies, so blieben jene Nachbildungen 
des Zeitsinnes für mich eine Art von gemüthlich tröst- 
lichem Geschäft. Die ,TJnterhaltungen der Ausgewan- 
derten', fragmentarischer Versuch, das unvollendete 
Stück, ,die Aufgeregten',* sind eben so viel Bekenntnisse 

• Vgl. 68, 2S— 69. 7. 

■ Vgl. 00. 14—20. und dagegen 56, 30-34. 57, 9. 20. 58. 37 t. 59. 
24. 59. 34. Zum richtlgea VersttlDdals.s des Ansdrucbe ..wider- 
wärtigste Wirkung" (Z. 14) vgl. GJ. 19, 244. 

> Diese Stelle bietet besondere Schwlerifckelten. Den Aus- 
druck ..fragmentarischer Versuch" bekleben wir. mit 
DUntzer. nicht auf die .ünterbaltungen deutscher Ausgewan- 
derten', sondern auf die .Reise der Sühne Megaprazons' (vgl. 
Epos 1, 186, 27—37. wo Z. 10 nach ..StUcb" ein Komma ein- 
zusetzen Ist). Aber aucb die Worte ..das unvollendete Stück", 
die auffallender Weise von dem folgenden Titel 



24 DIE AUFGEREGTEN. 1822 



][Män iwischen 12 und 16, Weimar.] [SO] 

dessen^ was damals in meinem Busen vorging; wie au<äi 
späterhin ^Hermann und Dorothea^ noch aus derselbigen 
Quelle flössen, welche denn freilich zuletzt erstarrte. 
Der Dichter konnte der rollenden Weltgeschichte nicht s 
nacheilen und musste den Abschluss sich und andern 
schuldig bleiben, da er das ßäthsel auf eine so entschie- 
dene als unerwartete Weise gelöst sah. 

Campagne in Frankreich 1702. — W. 33, 260, 23—288, 4. 

März [Mitte?], Weimar. 81 w 

Oeuvres dramatiques de J. W. Goethe Tome II. Paris 

1822. [Verehrt:] Vom Herausgeber.* 

Bücher- Vermehrungsliste 1822. — Tgb. 8, 318. 



durch ein Komma getrennt sind, möchten wir, 
gerade mit Rücksicht hierauf und auf den Ausdruck „eben ift 
80 viel Bekenntnisse" nicht auf die. ,Aufgeregten' beziehen 
(zu denen sie scheinbar ebenso gehören, wie „fragmentari- 
scher Versuch" zu .Unterhaltungen der Au8gewanderten*)f 
sondern auf das Bruchstück das .Müdchen von Oberkircb* 
(vgl. 10, 11. 28-33). M 

* Von dem Werke .Oeuvres dramatiques de J. W. Goethe, 
traduites de Tallemand; pr^c^dges d'une notice biographique 
et litteraire sur Goethe' erschien zuerst: Paris, A. Bob6e, 
Miteur, M. DCCC. XXI. 
Tome 3: ,Goetz de Berlichlngen', » 

,Iphigenie en Tauride*. 

,ClaviJo*, 
«Les complices'; 
Goethe empfing ihn 1822 im Januar (s. Nr. 328); sodann: 
Paris. A. BoW^. Mlteur, M. DCCC. XXII. 30 

Tome 2: ,Le Tasse', 

.Egmont', 

.Stellas 

,Le8 r6volt68'; 
Goethe empfing ihn 1822 im März; dann: Paris. A. Bobte, u 
Miteur. M. DCCC XXIII. 
Tome 4: ,Fai]Bt', 

,La manie du sentiment'. 

,Le frdre et la soeur', 

,Le Citoyen g^n^ral' [!]. 40 

,Jery et Baetely*; 



1892 DIB AUFOERBUTEN. 25 

JoDi 10, Weimar. 32 

. . von auswärts ereignet sich mir Wimsehenawertlies; 

die Franzoac-Q übersetzcii meine dramatiechen Arbeiten,^ 

und ich muss eine Befreiung von Vonirtheil, eine Höhe 

s ihrer Ansichten bewundern. 

An K. F. V. Reinhard. — G.-Reinbard 8. 214. 

1S23. 

KM&rz 31, Weimar.] - s. .Natürliche Tochter' ugD. 33 

(.Bedenteode Fördernla» durch e. einziges gelstr. Wort'.) 



Goetbe empfing Ihn 1823 Im Februar (a. Nr. 101); endlich: 
Paris, A. Sautelet et Cle, libralrea-Mlteurs, AI. DCCC S.XV. 

Tome 1: .Notiee sur Ja Tie et les ourrages de Goethe', 
,Le Grand-Cophte', 
,La Alle naturelle'; 
Goethe empOng Ihn 1826 am 31. Juli (s. .Grosa-Cophta' ugD.). 
Alle Tier .Bände befinden sich noch beute In Goethes 
BIbliotheb. 

GlGlcbzeitlg mit Band 1 erschienen Band 2—4 In zweiter 
Auflag« (als solche aber auf dem Titel nicht IMzeichnet): 
Paria, A. Sautelet et Cle. llbrairea-edtteure. M. DCCC XXV)! 
das ganze Werk wurde 1826 von Ampere im .Globe' ange- 
zeigt, worauf dann Goethe seine Sllttheilungen In .Kunst und 
Altertbum' machte (vgl. 32, 2). 

Die weder auf deui Titel noch im Werke namhaft gemach- 
ten Cebersetzer sind Stapfer. Caragnac und Margu^rS (letz- 
tere beiden Namen nach Goedelie 4, 633); Stapfer unterzeich- 
net In Band 4 das .Avertlssement dn traducteur' mit: Albert 

B • • •, und In Band 1 die .Notice' mit: Albert S r. 

Er nennt im Avant-propos zu Band 1 die Uebersetzung der 
Dichtungen Schillers von de Barante, und sagt nodaan: „On 
Ta dlre qu'U est fftcbeuz ponr Goethe, que l'interpräte de son 
rtval Q'ait pas 6(6 le sien. L'autpur de la , Notice sur sa Tle 
et aes oimagea' sent mieux que i>ersonne combien. en effet, 
toute cotnparalson de notre traductlon avec Celle de Schiller 
Dous aeralt d4faTorable; aussi tlent-11 ft n'en prendre qne 
sa part lägltlme, en ne s'avouaut ici responsable que de trols 
pldces seulement: .Le Corote d'Egmont', .Goetz de Ber- 
llchtngen' et ,Le Docteur Faust'." 
' VgL Nr. 81. 



26 DIB AUFGEREGTEN. 1823 



April 18, Weimar. 34 

Zugleich denk* ich mich noch einer andern Schuld zu 

entledigen, und dem TJebereetzer meiner dramatischen 

Werke gleichfalls zu antworten, was ich schon längst 

versäumt hahe.^ s 

An K. F. V. Reinhard. — G.-Reinhard S. 228. 

][Juli 1? Eger?] 36 

[Zu 1789—1795.] Einem thätigen productiven Geiste, 
einem wahrhaft vaterländisch gesinnten, und einheimi- 
sche Litteratur befördernden Manne wird man es zu lo 
Gute halten, wenn ihn der Umsturz alles Vorhandenen 
schreckt, ohne dass die mindeste Ahnung zu ihm 
spräche, was denn Besseres, ja nur Anderes daraus er- 
folgen solle. Man wird ihm beistimnüen, wenn es ihn 
verdriesst, dass dergleichen Influenzen sich nach i5 
Deutschland erstrecken^ und verrückte, ja unwürdige 
Personen das Heft ergreifen. In diesem Sinne war , d e r 
Bürgergeneral* geschrieben, ingleichen , d i e 
Aufgeregten' entworfen, sodann die , U n t e r - 
haltungen der Ausgewanderten ^ Alles ao 
Productionen, die dem ersten Ursprung, ja sogar der 
Ausführung nach, meist in dieses und das folgende Jahr 

[1793 und 1794] gehören. [— Nr. 102.] 

Tag- und Jahrefr-Hefte, 1793. — W. 35, 24, 4—18. 

][Jali zwischen 19 und 22, Marienbad.] 36 

[Zu 1816.]. Der neunte und zehnte Band [der Werke 

Cotta*] ward revidirt;* . . 

Tag- und Jahres-Hefte, 1816. — W. 36, 107, 10 f. 



^ Band 4 der «Oeuvres dramatiques' war im Februar 1823 
an Goethe gelangt; seine Antwort erfolgte erst 1826 und 30 
1827, durch die beiden in .Kunst und Alterthuni* veröffent- 
lichten Aufsatze (vgl. Nr. 31 und 101). 

' Das heisst: druckfertig gemacht. 

— In der, 1823 im August für den ehemaligen König von 
Holland, Louis Bonaparte, entworfenen, tabellarischen üeber- 36 
sieht der ,Ouvrages po(^tiques de Goethe' (s. Nr. 243) 
fehlen, bezeichnender Weise, sowohl die , Aufgeregten', als 
auch der , Bürgergenera 1'. 



1824 DIB ADFGKREOTBX. ST 

Januar 4, Weimar. 37 

[Nachmittag.]. „In religiösen Dingen, in wissen- 
Bchaftlicbcn und politischen, überall machte es mir zu 
1 schaffen, dass ich nicht heuchelte, und dass ich den 
Muth hatte, mich auszusprechen, wie ich empfand." 

„Und nun gar in politischen Dingen! Was ich da 
für Noth und was ich da zu leiden gehabt, mag ich 

gar nicht sagen. Kennen Sie meine , Auf geregten'?" 
Erst gestern, erwiderte ich [Eckermann], habe ich 
wegen der neuen Ausgabe Ihrer Werke [Cotta*] das 
Stück gelesen und von Herzen bedauert, dass es unvoll- 
endet geblieben. Aber wie es auch ist, so wird sich 

b jeder Wohldenkende zu Ihrer Gesinnung bekennen. 

„Ich Bchrieb es zur Zeit der französischen Bevolu- 
tion", fuhr Goethe fort, „und man kann es gewisser- 
mas«en als mein politisches Glaubensbekenntniss jener 
Zeit ansehen. Als Repräsentanten des Adels hatte ich 

die Gräfin hingestellt und mit den Worten, die ich ihr in 
den Mund gelegt, ausigesp rochen, wie der Adel eigent- 
lich denken soll. Die Grafin kommt soeben aus Paris 
zurück, sie ist dort Zeuge der revolutionären Vor^nge 
gewesen und hat daraus für sich selbst keine schlechte 

8 Lehre gezogen. Sie hat sich überzeugt, dass das Volk 
wohl zu drücken, aber nicht zu unterdrücken ist, und 
das6 die revolutionären Aufstände der unteren Klassen 
eine Folge der Ungerechtigkeit der Grossen sind. Jede 
Handlung, die mir unbillig scheint, sagt sie, will ich 

o künftig streng vermeiden, auch werde ich über solche 
Handlungen Anderer in der Gesellschaft und bei Hofe 
meine Meinung laut sagen. Zu keiner Ungerechtig- 
keit will ich mehr schweigen, und wenn ich auch unter 
dem Namen einer Demokratin verschrieen werden 

« sollte!' 

' Vgl. dip fast glcichlantenden Wort^ In Aufzug 3 Auftritt 1 



28 DIB AUFGEREGTEN. 1824 

[Janaar 4, Weimar.] [ST] 

„Ich dächte", fuhr Goethe fort, „diese Gesinnung 
wäre durchaus respectabel. Sie war damals die meinige 
und ist es noch jetzt. Zum Lohne dafür aber belegte 
man mich mit allerlei Titeln, die ich nicht wieder- * 
holen mag." 

Man braucht nur den ,Egmont' zu lesen, versetzte 
ich, um zu erfahren, wie Sie denken. Ich kenne kein 
deutsches Stück, wo der Freiheit des Volkes mehr das 
Wort geredet würde als in diesem. lo 

„Man beliebt einmal", erwiderte Goethe, „mich nicht 
so sehen zu wollen wie ich bin, und wendet die Blicke 
von allem hinweg, was mich in meinem wahren Lichte 
zeigen könnte. Dagegen hat Schiller, der, unter uns, 
weit mehr ein Aristokrat war als ich, der aber weit is 
mehr bedachte, was er sagte, als ich, das merk- 
würdige Glück, als besonderer Freund des Volkes zu 
gelten. Ich gönne es ihm von Herzen und tröste 
mich damit, dass es anderen vor mir nicht besser ge- 
gangen, ao 

Hs ist wahr, ich konnte kein Freund der franzö- 
sischen Revolution sein, denn ihre Greuel standen mir 
zu nahe und empörten mich täglich und stündlich, 
während ihre wohlthätigen Folgen damals noch nicht 
zu ersehen waren. Auch konnte ich nicht gleichgültig u 
dabei sein, dass man in Deutschland künstlicher 
Weise ähnliche Scenen herbeizuführen trachtete, die 
in Frankreich Folge einer grossen Nothwendigkeit 
waren. 

Ebenso wenig aber war ich ein Freund herrischer ao 
Willkür. Auch war ich vollkommen überzeugt, dass ir- 
gend eine grosse Revolution nie Schuld des Volkes ist, 
sondern der Regierimg. Revolutionen sind ganz unmög- 

(W. 18, 45, 1»- 46, 9), und zu 27, 25 f. die Worte Egmonts su 
Alba (Aufzug 4): „Zu drücken sind sie; nicht zu unter- 3S 
drücken" (W. 8, 267, 17 f.). 



DIE AVFGKREÖTEN. 



lieh, Eobald die Regieriingen fortwährend gerecht und 
fortwährend wach sind, sodass sie ihnen durch zeitge- 
mäsjie Verbessern ngen entgegenkommen und sich nicht 

i so Jange strauben, bis das Nolhwendige von unten her 
erzwungen wird. 

Weil ich nun aber die Revolutionen faaeete, so nannte 
man mich einen Freund des Bestehenden. 
Das ist aber ein sehr zweideutiger Titel, den ich mir 

) verbitten möcht«. Wenn daa Bestehende alles vortreff- 
lich, gut und gerecht wäre, so hatte ich gar nichta da- 
wider. Da aber neben vielem Guten zugleich viel 
Schlechtes, Ungerechtes und Unvollkommenes besteht, 
90 heisst ein Freund des Bestehenden oft nicht viel 

k weniger als ein Freund des Veralteten und Schlechten." 
Mit Eckermann. — Gespräche S, 9— IS (Bckermanii 3, 
80-32). 

182S. 

Mal 29. Weimar. . 38 

) E. W. den neunten und zehnten Band [der Werke 

Cotta*] hiebei Übersendend . . . 

Mit . . angelegentlicher Bitte in dem begonnenen 
Geschäft mit gleicher Geneigtheit fortzufahren' , . 
An Göttling. - G.-GötUIng S. 7 f. 

ISiMt. 

Pebmar 1, Weimar. 3& 

[Aus der ,An zeige von Goethes sämmtlichen Werken, 
Vollständige Ausgabe letzter Hand.'] 
*Band 4: Gedichte, vierte Sammlung: 
I Festgedichte; . . Dramatisches; . , . 

' Güttllng sah. seit Ende Januar 182.5, Govthes Werke, för 
die .VoUständiKe Aufgabe letzter Hand', in grammatt scber 
und mctr!8<-lier Hinsicht durch und erhielt zu dlener Arbelt 
die Bände der letztes GesammtauBgabe (Cotta'), Je zwei uikI 
zwpI. von Qoetlie zugesehlckt 

Am 12. Juni sandte GSttllng beide BAnde durchgesehen 
xurflck. 
* Die Anordnung der Werke Cotta' hat wäbrend des Druok» 



30 DIE AUFGEREGTEN. 1S26 

(Febniar 1, Weimar.] [39] 

Band 6: AeltereTheaterstücke: Die Laune 
des Verliebten [7] ; Die Mitschxddigen [7] ; 

Die Greschwister [7] Vorspiele und 

dergleichen: Paläophron und Neoterpe [llj; • 
Vorspiel 1807 [11].; Was wir bringen, 
Lauchstädt [11]; Was wir bringen, Halle 
[11]; Theaterreden [11]. 

Band 7: GrössereneuereStücke: Götz von 

Berliehingen [8].; Egmont [8]; Stella [10]; lo 
Clavigo [10]. 

Band 8: Grössere ernste Stücke: Iphigenia 
in Tauris [9]; Torquato Tasso [9]; Die na- 
türliche Tochter [9].; Elpenor [10]. 

Band 9: Opern und Gelegenheitsgedich- i* 
t e : Claudino von Villa Bella [10].; Erwin 
und Elmirc [10]; Jery und Bätely [11]; 
Lila [11]; die Fischerin [11].; Scherz, List 
und Rache [11]; Der Zauberflöte zweiter 
Theil [11]; Maskenzüge [13]; Karlsbader 
Gedichte; Des Epimenides Erwachen [13]. 
Band 10: Symbolisch-humoristische Dar- 
stellungen: Faust [12]; Puppenspiel 
[13].; Fastnachtsspiel [13];* Bahrdt [13]; 
Parabeln; Legende; Hans Sachs; Mieding; 
Künstlers Erdewallen [13]; Künstlers Apo- 
theose [13]; Epilog zu Schillers Glocke [13]; 
die Geheimnisse. 

manche Aendeningen erfahren (Juli-September 1827), die aus 
einer Vergleichung des hier folgenden Verzeiclmisses mit » 
Tabelle 8 ersichtlich werden, zur Bequemlichkeit des Lesers 
aber auch hier durch Beifügung der endgültigen Bandxahl 
in [] unmittelbar nach dem betreffenden Titel angedeutet 
worden sind. 
* Den nicht angeführten »Satyros* begriff Goethe hier wohl «5 
mit unter »Fastnaohtsspler, wie er es schon in Band 9 der 
Werke Cotta* gethan hatte. 



18» DIB AUPOBSEGTEN. 31 

[r«brn*r 1. Weiiiur.l IS9I 

Band 11: Symbolisch - satiriaclio Thea- 
terstücke: Triumph der Empfiiidsam- 
■ keit [14]; Die Vögel [14]; Der G!■Oi^d-CoplHa 
5 [14],; Der Bürgergenera! [14]; Die Aufge- 

regten [15]: Unterhaltung der Ausgewan- 
derten. (Letzterem, ohgleich nicht eigentlich 
dramatisch, hat man hier angefügt, weil es 
im Sinne der drei vorhergehenden geschrie- 
ben iat und das grosse X'nheil unwürdiger 

Staatsumwalzuny in lebhaft4.'m Dialog vor 
die Seele bringt.) 
Band 12: E p i s c h e (j e d i e h t e u n d V e r w a n d - 
tes: Eeiueke Fuchs; Hermann und Doro- 
5 thea; Achilleis; Pandora [40]. 

Band 30 bis 33. (In diesen Bänden wechselt eine grosse 
Mannigfaltigkeit des Inhalts und der Fonn. 
, , . Die Keccnsionen in den (Frankfurter 
Anzeigen' vom Jahre 1772 geben Anlast;, die 
D frühen ernsteren und niuthwilligen Pro- 

duetioncn einzuleiten;' . . Vielleicht fände 
man liaum, frühere Studien, zum Beispiel 
zu ,Götz von Berlichingen', ,Iphigenia' und 
sonst,' zu belehrender Unterhaltung vorxu- 
i legen.) 

WH. 20. STjO-SI«. 

' So weit dies«? uU-bt !u:hou lu Bauil 10 im AuschluHs od .t'iiust' 
Platz BndeD sollten; also .Frometbeiis* und .Götter. Hi^lden 
und Wieland', die In Band il der Weike CüIUi' den .Rei-en- 
10 elonen' von 1TT2 folgen; wegen des .Katyros', den man aucb 
hierher setzeu kilnnte, vrI. 30. 35—37. 

■ Brf dem „und sonst" ist vor allem au die ersten Fassungeu 
von .Erwin und Elmlre' und .Claudine von Villa Bella' zu 
denken, die In die Sachgrlnsseneu Werke AufnnluLie fanden. 



82 DIE AUFGEREGTEN. 



][Mai 8? Weimar.]' 40 

Uebersetzung meines Theaters.^ 

Neuere Wirkungen meiner Arbeiten in Frankreicli. 
Yeranlaesung dazu. 

Siehe Le Olohe, Tom, III. No. 55. 1826^ h 

Offenbar sind es die Anti-Classiker^ denen meine 
ästhetischen Maximen und die danach gearbeiteten 
Werke als Beispiel sehr gelegen kommen. Sie gehen 
daher sehr verständig za Werke und behandeln glimpf- 
lich, waß ihnen nicht munden will. lo 

Einzelnheiten (zur französischen Litteratur). — WH. 
29, 665. 

Mai 12, Weimar. «l 

Eine Recension der Uebersetzung meiner dramati- 
schen Arbeiten^ hat mir auch viel Vergnügen gemacht, is 
Verhalt' ich mich doch selbst gegen meine Productio- 
nen ganz anders als zur Zeit, da ich sie concipirte. Nun 
bleibt es höchst merkwürdig, wie sie sich zu einer frem- 
den Nation verhalten und zwar so spät, bei ganz verän- 
derten Ansichten der Zeit. ao 
An K. F. V. Reinhard. — G.-Reinhard S. 270. 



^ Vielleicht später; jedenfalls nicht vor Anfang Mai 1826, denn 
Nr. 55 des ,Globe' war erst am 29. April 1826 erschienen; fflr 
Mai 8 spricht der Tagebucheintrag unter diesem Datum: 
,,Eiuiges dictirt über mein Verhältniss zu fremden Llttera- S5 
toren und Lltteraturen** (Tgb. 10, 189. 15—17), wozu gerade 
Nr. 55 des «Globe* sehr wohl die Veranlassung geben konnte. 

» Vgl. 24. 21- 26, 38. 

* Vom 29. April; hier und in Nr. 64 vom 20. Mai 1826 des 
Pariser Journals ,Le Globe' 3, 294 f. 341—343 besprach Am- so 
p^re, in seinem Aufsatz ,Histoire du th6fttre de Goethe*, die 
24, 21 genannte Uebersetzung. Von diesem Auf satze Amperes 
machte Goethe einen Auszug, den er, frei in's Deutsche über- 
tragen, in ,Kun8t und Alterthum* 5 (8), 131—145 und 6 (1), 
94-111 (1826 und 1827) veröffenüichte (s. Nr. 45 und vgL s& 
Nr. 59). 

* Vgl. Z. 5. 



IfidB DIB AUFGEREGTEN. 33 

.M:ii 25. Weimar. 42 

[Vorniittafs] Dr. aui]i\z Boiseer^e. l'eber einen Auf- 
satz im ,Giobe'. Auch fand sich in No. 64 der zweite 
Artikel der Recension der üebersetzimg meiner Thea- 
terstücke.' 

Tgth 10, 196, 4-7. 
Mal 26, Weimar. 43 

[AIorgen»i] Die Recension meiner Schauspiele im 
-Globe' No. 55 und 64.' 
I Tgb. 10, 196. IS f. 

Hai 29, Weimar. 44 

[Morgens] Dr. [Sulpiz] Boissei^ die Recension der 
TTebersetznng meiner dramatischen Werke im ,Globe'.' 
Tgb. 10, 197, 24—26. 
> ]IZwlBctieD Mal 31 nod Anguat 6, Weimar.) 45 

[In dem 32, 32 — 35 genannten Auszuge, nach einer 
längeren allgemeinen Betrachtung Amperes über Goe- 
thes dichterische Eigenart, fährt Goethe fort:] 

Hier betracht«t nun der vohlvoilende Beceusent das 
) körperliche und sittliche Missgeschick und die daraus 
entstandene Hypochondrie eines jungen Mannes, die 
sich hart und niedrig in den ,MitBchaldigen', 
edler und freier im ,WertheT', tiefer aber, bedeuten- 
der und ffeitauBgreifender im , Faust' manifestirt: 
fr „Die Unl>Uden, welche der ersten Liebe des Dichters folg- 
ten, hatten ihn in düstere Niedergeschlagenheit geworfen, 
welche noch durch eine epidemische Melancholie Ttmieiirt 
ward, damals unter der deatschen Jugend durch Verl>reltniig 
Shakespeares venuilasst Eine schwere Krankheit tmt noch 
zu dieser verdrlessltchen Sinnesart hinzu, woraus sie viel- 
leldit entstanden war. Der JÜDgliug Terbrachte mehrere 
JaAre In solchen Leiden, wie die ersten Feblrecbnungen des 
Lebens, die Schwankungen einer Seele, die sich selbst sucht, 
gar oft tiner glflfaenden Elablldnogskraft zu fUblen geben, 
i che sie für ihre Thfitlgkeit den Zweck gefunden hat. der Ihr 
gemMss Ist. Bald aufgeregt, bald entmuthlgt. vom Mystlcis- 

' Vgi. 32, 5. 29-36. 

Otit, Goitfa* flbtr a. »[chlaiiKtB T. II, B. 1. 1 



34 DIE AUFGEREGTEN. 1.S26 

][Zwi80hen Mai 31 und Augrust 6, Weimar.] [4»j 

müB sich zum Zweifel wendend, wandelbar in seinen Stu- 
dien, seine Neigungen selbst zerstörend» gereizt durch die 
Gesellschaft erdrückt durch die Einsamkeit, weder Ener- 
gie fühlend zu leben, noch zu sterben: so war er in eine & 
schwarze Traurigkeit gefallen, einen schmerzlichen Zustand, 
aus dem er sich erst durch die Darstellung des ,W e r t h e r * 
befreite, und der ihm den ersten Gedanken an , F a u s t * 
eingab. 

„Aber indessen das wirkliche Leben, wie es die gegen- lo 
wärtige Societät bestimmt und geordnet hat, ihn durch sein 
ganzes Gewicht erdrückte, freute sich seine EinbUdiinga- 
kraft, in jene Zeiten freier Thätigkeit zu flüchten, wo der 
Zweck des Daseins klar vorlag, das Leben stark und einfach. 
Es schien dem melancholischen, entmuthigteu Jüngling, dass u 
er bequemer unter dem Harnisch des Kriegsmannes gelebt 
hätte, besser in der festen Burg des Ritters; er träumte sich 
das alte Deutschland mit seinen eisernen Männern und rohen, 
freisinnigen, abenteuerlichen Sitten. Der Anblick gothischer 
Gebäude, besonders des Doms zu Strassburg, belebte nun M 
völlig für ihn Jenes Zeitalter, das er vermisste. Die Ge- 
schichte, welche der Herr von Berlichingen mit eigner Hand 
schrieb, bot ihm das Muster, das er suchte, und gewährte 
ihm den Grund seiner Dichtung. Und so entstand in seinem 
Kopfe das Werk, das Deutschland mit Entzücken aufnahm K 
und für ein Familienbild erkannte. 

„,Götz von Berlichingen* ist ein Gemälde oder 
vielmehr eine weitgreifende Skizze des sechzehnten Jahr- 
hunderts; denn der Dichter, welcher erst die Absicht hatte, 
es auszubilden und in Verse zu bringen, entschied sich, sol- ao 
ches in dem Zustand, wie wir es besitzen, herauszugeben.* 
Aber jeder Zug ist so richtig und fest. Alles ist mit so 
grosser Sicherheit und Kühnheit angedeutet, dass man glaubt, 
einen der Entwürfe des Michel Angelo zu sehen, wo einige 
Meisselhiebe dem Künstler zureichten, um seinen ganzen Oe- as 
danken auszudrücken. Denn wer genau hinsehen will, findet. 



^ Es muss auffallen, dass Goethe die irrige Angabe über einen 
,.ln Versen" geplanten ,Götz* nicht gestrichen hat. Dor 
eigentliche „Skizzo*' erschien erst nach Goethes Tode, 1883. 
sechzig Jahre nach der Buchausgabe, die der Uebersetzung 40 
in den .Oeuvres dramatiques' zu Grunde liegt. 



das« ÜB ,G" :i- k-i * f *f_ ij.- i. i.: ir-i-, a_— » rr-ir 
anf die H*ii':-m jri-^i^ ,.~, a::^-* -h^:^ ±ix^ ■^_ i^ rr..*«. 
(ie«Ull -i— >- -rf .->-^— ,v- V — -a -.-. n :> ^.-^ :-Tü -.■; 

wanderii. It-n l-.ir^a.»: -:>■ »!->• *, i->.-^ -ji,; t !»-.>-•- 
um] da/-jr nt.-ri-~,-_rT e-il. ■*■ i- :-t- )« -.-ii.-^. t-j r -^ ^^^ 

t!ieidi„t si'-l. d-:r._L i^,i-t Aic_ ^:L--rt.-T- c:») *-^r^< e ;i 
Ihm." 

jSiella" t'^^T^i-T La:."- r-- ">y-T er r- ■ivr E;->.-i», vo 
der Diiiht-r. ia ii- UVi, i;:'- O-rsCJ-ji: e:::;re:c2i, eirie 
Zeit lang Ti-..n a.i-r P.-^--::_i;f(a iifg^r.aiicn. ia e::iem je- 
wis«n mitüem LeKreaLz^zuitaa-i tei-irr:;!, iro ge~^ll:- 
gfu rmgang die cufrert !la:ie;t j^irer Ju^-^::.i v^rliTTn 
und sich ucDewu-;t zu eiaer zweiten \)a.Ti\-:'.'.:iii^-'Kviie 



' ..II faut ar»u<rr. tja'oti lOfObc de bi<v baut ea pAäsiDi de 
eet ^toDfiaiii oarngM (.G-itJ*] aiu draue$ tworgt^is de 
liofibe teJs qoe ,(.Tai-i;it- et J-t.-l[a\ .riarijo- fui k' f-'uil 
iVna |iari aiuioet dona^rvDt lien W ni^ui-^ires de Beaumar- 
<-hais; il reDferuie dn* «'■fnes ßl4es avec Doe graode baW- 
lct#: rimentivn de Ooetie parait avoir 6l* Burtoat d- raei- 
tre Kous la forme dramaüqoe an drame qai l'arait forteiueui 
frnpi#. n il fam conriiDir Qu'iJ l'a fall avee talent. ivrir 
, Stella'. Ia coneei'tioo en est rtvoliaote. et od anrait l>e.iu 
Jeu pour traiter tont ri>uvra^e arei- s^v^rii^: il me seiuLde 
piu9 ourietix d'ohserver dans et-t ecan ni^me Ia nainre du 
B^nie de Goetbe, tODjofirs ourert ft riiiipre«8ioii de ce qul 
Tealoure. li ^tait devenu Tidole du public alleniaDd. et U 
■emble avoir voulu serrir le public heloo aoa KoQL nu lien 
de eiiercher & Batisfaire le sieu. Celle faiWesse atieste 
Ia facillte et. si I'od peut dire Bin.«). Ia eouipLiisauce de son 
taleut. Et peut-^tre. iraur que ee poele. 8pi>el$ d presque 
lout repPCMlulre, eflt aecDmpli le eerele de sa destioee. ^tait-ll 
o^eeaeatre qu'il eOt une foi« le triste mfrite d'excelier ilnn* 
UD d^testabte genre" i.l* r.lolie' 3. AI.")». 



36 DIE AUFGEREGTEN. ISX 

[Zwischen Mai 31 and Angust 6, Weimar.] [tf ) 

vorbereitet, welche der wohlwollende Referent mit eben 
80 viel Ausführlichkeit als Geneigtheit in der Folge be- 
handelt. 

„Eine Reise nach Italien konnte kein gleichgültiges Ereljs- » 
niss in dem Leben des Dichters bleiben. Aus einer Atmo- 
sphäre, die schwer und trüb ge Wissermassen auf ihm lastete, 
wie sie einen kleinen deutschen Cirkel umwölken mag, unter 
den glücklichen Himmel von Rom, Neapel, Palermo versetzt, 
empfand er die ganze poetische Energie seiner ersten Jahre, lo 
Den Stürmen entronnen, die seine Seele yerwirrten, ent- 
wichen dem Kreis, der sie zu verengen strebte, fühlte er sich 
zum ersten Mal im Besitz aller seiner Kräfte und hatte seit- 
dem an Ausdehnung und Heiterkeit nichts mehr zu gewin- 
nen. Von dem Augenblicke an ist er nicht bloss entwerfend, i& 
und wollte man auch seine Gonceptionen nicht alle in gleichem 
Grade glücklich nennen, so wird doch die Ausführung, wo- 
nach man vielleicht in der Poesie wie in der Malerei den 
Künstler am sichersten misst, stets für vollkommen zu hal- 
ten sein. 20 

„Nach dem Bekenntnis» aller Deutschen findet sich diese« 
Verdienst im höchsten Grade in zwei Stücken, w^che sich 
unmittelbar auf diese Epoche seiner Laufbahn beziehen, in 
, T a s 8 o * nemlich und ,Iphigenien'. Diese beiden 
Stücke sind das Resultat einer Vereinigung des Gefühls der ss 
äussern Schönheit, wie man sie in der mittägigen Natur ond 
den Denkmalen des Alterthums findet, von einer Seite, und 
von der andern des Zartesten und Allerfeinsten, was in dem 
Geiste des deutschen Dichters sieh entwickeln mochte. So 
wird tm , T a s s o ' ein geistreicher Dialog angewendet. In » 
Schattimngen, wie Plato und Euripides pflegen, eine Reihe 
von Ideen und Gefühlen auszudrücken, die vielleicht unaenn 
Dichter allein angehören. Die Charaktere der Personen, ihre 
ideelle Beziehung, der Typus, den eine jede daratellt — man 
fühlt, dass er diese nicht allein in der Geschichte von as 
Ferrara gefunden hat; man ei^ennt die Erinnerungen, die 
er von Hause mitbrachte, um sie in den ix)etischen Zeiten 
des Mittelalters und unter dem sanften Himmel von Italien 
zu verschönem. Mir scheint die Rolle des Tasso gänzlich 
bestimmt zu einer bewundernswürdigen Nachbildung der «o 
^'erwimmgen einer Einbildungskraft, die, sich selbst zum 



DIE AUFGEREGTEN. 



ItZwlächBll Mbi 31 ni,.! AiiffJJ« «, Wpi,„if (51 

Ranbe g^ftebeo, sd eJaem Worte sieb entfl^uiDt, eatmuthi^ 
venwelfelt, sd eiiter Erlnnenuig festhält, sieb für cineii 
Traum futzückt, eine Bet;«t>eiüieU aus Jeder Aufn-gung 

i macbt. mue Marter aus Jeder üorube; g«nag, welche loiilet, 
gentesst, lebt 1d einer fremden, unwlrklicben W^t. die aber 
auch ibre Stürme hat, ihre Freuden und Traurlgheiien. Elieu- 
sa neigt flieh Jean Jaü-Ques in seinen .Reverieu'. und so hatte 
der Dichter Hieb lange gefunden; und mir sehelDt. er selbst 

spricht aus dem Monde des Tasso, und durch die«- lianaonl- 
scbe Poesie bttrt man den ,Werther' dnivh.' 

„.Ipblgenle' Ist die Scbnester des ,Tasao'; diese 
Beiden haben eine Famllienilbnllchkelt, die sieb leicht er- 
klärt, wenn man weiss, dass sie beide lu gleicher Zelt ge- 

i schrieben sind, und zwar nnier dem BlnSuss des Italienischen 
Himmels. Da er aber In .Ipblgenlen', statt der Stflnue elD«s 
kleinen Ht^es, die maJestS tischen Erinnerungen der Familie 
des TantalUB so scbildeni hatte und. sustatt der Qualen des 
Waiinslnas der Einbildungskraft, das Schicksal und die Fu- . 

» Tlen, hat er sich zu einer grossem poetischen Höbe erhoben. 
In diesem Werk, welches die Deutschen und der Autor selbst 
fttr das Ttdlendetst« seiner dramatischen Composltioueu hal- 
ten, TerhUllen sich ohne Widerrede die Gefühle einer TöUlg 
chrlBtlloben Zartheit und einer ganz modernen Foitblldung 

3 imter Formen, dem Alterthuni entnommen; aber ea wBre 
unmöglich, diese rerschledenen Elemente tiarmonlscher zu 
rerbluden. Ks sind nicht nur die Hussem Formen der grie- 
chischen Tragödie mit Kunst nachgeahmt; der Geist der an- 
tiken Bildkunst. In durchaus gleichem Leben, beseelt und 

o begleitet mit ruhiger Schönheit die Voretellungeii des Dich- 
ters. Diese Conceptlonen gehören Ihm und ulcht dem 
Sophokles, das bekenne Ich; aber Ich könnte Ihn nicht emat- 
haft darüber tadeln, dass er sich treu geblieben. Und was 
haben denn Fenflou und Bacine gethan? Wohl ist der Cha- 

6 rakter des Alterthums in Ihren Werken genugnam einge- 
druckt; aber hat auch der Eine dort die Eifersucht der 
PhUdra gefundcu. der Andere die evangelische Moral, welche 
durch den ganzen .Telemacb' durchgeht? T'nser Dich- 



' Im Original; „ . . II me semble que c'est lul qui parle par 
b boucbe du Tasse; et dnns cette po^le sl hnmionieuse. sl 
d^llcnte. II y a du Wenber>' (,Le Globe' 8. 342). 



38 DIE AUFGEREGTEN. 1826 



] [Zwischen Mai 31 und Aninut ^i Weimar.} [4&] 

ter nun hat wie Bie gehandelt; es war keineswegs in seinei 
Art, sich völlig in der Nachahmung eines Modells zu Ter> 
gessen; er hat von der antiken Muse sich eindringliche Ac^ 
cente zugeeignet; aber um den Grundsiun seiner Gesänge lliin & 
einzutlössen, waren zwei lebendige Musen unentbehrllcli: 
seine Seele und seine Zeit. 

„ , E g m o n t ' scheint mir der Gipfel der theatraliscben 
I^ufbahn unsers Dichters; es ist nicht mehr das hlsiorisclie 
Drama wie , G ö t z S es ist nicht mehr die antike Tragödie lo 
wie , I p h i g e n 1 e ', es ist die wahrhaft neuere Tragödie, 
ein Gemälde der Lebenssceneu, das mit der Wahrheit des 
erstem das Einfach-Grandiose der zweiten verbindet. In 
diesem Werke, geschrieben in der Kraft der Jahre und der 
Fülle des Talents, hat er vielleicht mehr als irgendwo das ^^ 
Ideal des menschlichen Lebens dargestellt, wie ihm solches 
aufzufassen gefallen hat. Egmont, glücklich, heiter, verliebt 
ohne entschiedene Leidenschaft, der Süssigkeit des l>aseins 
edel geniessend, mit Lebenslust dem Tode entgegengehend — 
diess ist Egmont, der Held des Dichters. » 

„Nun Rlbt es aber ein Werk uii.sies Dichters, nicht nur 
keinem sonst vorhandenen vergleichbar, sondern auch abge- 
sondert von seineu eigenen zu betrachten. Es ist der 
, F a u s t *, die seltsame tiefe Schöpfung, das wunderliche 
Drama, In welchem die Wesen Jedes Ranges vortreten: vom » 
Gott des Himmels bis zu den Geistern der Flnstemiss, von 
dem Menschen bis zum Tliiere und tiefer bis zu jenen unge- 
stalteten (Tcschöpfen, welche, wie Shakespeares Caliban, nur 
der Einbildungskraft des Dichters ihr scheussliches Dasein 
verdanken konnten. T'eber dieses sonderbare Werk wäre gar a» 
sehr viel zu sagen; man findet der Reihe nach Musterstttcke 
Jetler Schreibart: von dem derbsten Possenspiel bis zur er- 
habensten lyrischen Dichtung; man findet die Schilderungen 
aller menschlichen Gefühle, von den widerwärtigsten b's zu 
den zärtlichsten, von den düstei-sten bis zu den allei-süsse- » 
sten. Indem ich mich txber von dem historischen Standpunct, 
auf welchen ich mich beschränke, nicht entfernen darf und 
nur die Person des Dichters in seinen Werken suchen mag. 
so begnüge ich mich, den , F a u s t ' als den vollkommen- 
sten Ausdruck anzusehen, welchen der Dichter von sich selbst 40 
gegeben hat. Ja, dieser , F a u s t *, den er in seiner Jugend 
erfasste, im reifen Alter vollbrachte, dessen Vorstellung er 



1828 DIB AUTGERSiaTKS. 38 

][ZlliKh«D Mai n ODd Am^ui C Wfioiu'.; .U' 

mit sk'h durch alle die Aii(fvpiDp:'n «fLdt? Lt-tvc-i iruf. «;e 
CamoeDS sein Gedit-bi durv-h die Wogen mi\ roh (ühne. ilii^ 
ser , F a o S l ' enlhält Iho gani. I>ie Lr^lenö.'ha/t des 'n'ls- 

t eeD8 »Dd die Marter de* Zwi'ifeU, hanro sie ni-.-lii seine 
Jungen Jabre geängstigt': Wober kam ibm der liiManke. siota 
1d ein übematürlicbes Reicb in düvhieo. aa utc^ivbiture 
Uäcbte sich zu benitfn. die ihn eine Zeil UiDg in die TrSuuie 
der lUuminaten stiimen und die ihn H'g^r eine Reltjzlon 

erfiiMletl machten? Diese Ironie dva lIej.'htiitopbele!i, der mit 
der Schwäche nnd den Begit-nli-n des ilensi.hi.u ein so frev- 
le« Si»lel treibt, ist diesa nlt-hl die v.railiteuile. «|iotteude 
Seite dea Dicbtergeiirtes. ein Hang zum Venlriesslii-Useiu, der 
atob bis In die Trübe^ten Jahre seines Lebens nufspQreu 

,5 lässt. ein herber Sauenei);. tflr Immer in eine starte Seele 
diu'ch frübEeltigen Velierdruss geworfeu'; Die Person des 
Faust besonders, des »uunes. dessen brenuenles. uneriuiide- 
tes Herz weder des UlUc-ts enuaugelu noch soli'bes geule&sea 
liann. der sieb unt>fdingt hingibt und sieh mit MiEsTmueu be- 

10 obaehtet. der Kntbuaiiismus der Leidenst-Iiiifl und die Mulb- 
loslgkeit der VerzwelSung verblödet, Ist diess nicht eine be- 
redte Offenbarung des geheimsten und erregtesten Theilea 
der Seele de» Dichters? Und nun. das Bild seiues Innern Le- 
bens SU vollenden, hat er die allerllebAie Flt;ur Mni^nrethenB 

n hinKu^estellt. ein erhiihies Andenken eines Jungen Mitdi'bens. 
vou der er mit vierzehn Jahren geliebt zu sein glUHl>ie. deren 
Bild ihn immer umschwebte und Jeder seiner Heldinnen 
einige Züge luHgelheilt hat. Diess hlnimllst'be Hingeben 
eine» naiven, rromnien und zärtlichen Herzeim eouirtisiiil be- 

M wunderaswUrdig mit der sinnlichen uud dUstern AuCaiiannung 
des Liebhabers, den in der Mitte seiner Liebest rJliime die 
Phantome seliter ElnblldungBlirBfl und der L'eberdniBS seiner 
Gedanken verfolgen, mit diesen Leiden einer Seele, die eer- 
knlrscht aber nicht ausgelöscht wird, die gepeinigt Ist von 

ii dem unliezwinglicben BedilrfiilsH des Glücks und dem Utteru 
Gefühl, wie schwer es sei, [es?) lu empfnngen uud bu ver- 
leihen. 

..Da. der Dichter niemals etwas schrieb, ohne dass man 
gewlssermnssen den Anlnss dazu In Irgend einem Capltel 

40 Keines Lebens finden fcünntp, ho treffen wir überall auf Spuren 
der Elnwlrbung gleichzeitiger Begebenheiten oder auch Kr- 
Inneningen derselben. Zu Palermo ergreift Ihn dn» gehelro- 
nissvolle Schicksal des Cnglloatro, und seine ElnWldungs- 



40 DIE AUFGEREGTEN. ItC» 



J (Zwischen Mai 81 und Ausrast 6, Weimar.] 146] 

kraft, von lebhafter Neugierde getricbeu, Itanii diesen won- 
derbaiien Mann nicht loslassen, bis er ihn dramatisch gestal- 
tet, um sich selbst gleichsam ein Schauspiel zu geben. So 
entstand der ,Gros8-Cophta\ welchem das berüchtig^te ^ 
Abenteuer des Halsbandes zu Grunde liegt. Bei'm Lesen die- 
ser übrigens sehr unterhaltenden Komödie erinneil man sidu 
dass der Dichter einige Zeit zu ähnlichem Wahn hinneigte, 
wie der ist, den er entwickelt; wir sehen einen enttäuschten 
Adepten, der die gläubige Exaltation der Schüler sowie die m 
geschickte Marktschreierei des Meisters darstellt, und zwar 
wie ein Mann, der die eine getheilt und die andere nahe ge- 
sehen hat. Man muss geglaubt haben, um so treffend ül>er das 
zu si)otten, woran man nicht mehr glaubt. 

„In den kleinen Komödien bei Gelegenheit der franzö- u 
sischen Revolution [,Der Bürgergener&l', ,Die 
Aufgeregten'] wird man keine übersichtliche Würdig- 
ung dieses grossen Ereignisses erwarten, vielmehr nur einen 
Beleg, wie sich die augenblicklichen Einflüsse desselben in 
des Dichters Gesichtskreis lächerlich und widerwärtig dar- » 
stellten. Diesen Eindruck hat er auf eine sehr lieitere Weise 
im .Bürgergeneral' festgehalten. 

„,Jery und Bätel3'*, anmutliige Skizze einer Alpen- 
landschaft, ist als eine Erinnerung einer Schweizerwandrung 
anzusehen. Nun aber betrachten wir den , Triumph der » 
Empfindsamkeit', ein Possenspiel in Aristophanischer 
Manier, als einen Ausfall des Dichters gegen eine Dichtart 
die er selbst in Gang gebracht hatte. Dieses Stück ist eins 
von denen, welche zu der, nach meiner Denkweise wenig* 
stens. sehr übertriebenen Meinung der Frau von Sta§l An- so 
lass gegeben, dieser trefflichen Frau, welche sonst ttl>er un- 
sem Dichter einige bewundernswürdig geistreiche Seiten ge- 
schrieben hat, und die ihn zuerst [V] in Frankreich durch 
einige freie Tebersetzungen voll Leben und Bewegung be- 
kannt machte. Fi-au von Staöl sieht in ihm einen Zauberer. 15 
dem es Vergnügen macht, seine eigenen Gaukeleien zu ler- 
stören. genug, einen mystiflcirenden Dichter, der irgend ein- 
mal ein System festsetzt und, nachdem er es geltend gemacht 
auf einmal aufgibt um die Bewundening des Publicum» irre 
zu machen und die Gefälligkeit desselben auf die Probe su 40 
stellen. Ich aber glaube nicht, dass mit einem so leicht- 
sinnig hinterhaltigen Gedanken solche Werke wären hervor- 
zubringen gewesen. Dergleichen (irlllen können höchstens 



DIB AUFGBREGTKN. 



UeiatesBplele und Skizzen des Taleats veiunlaasen, mebr 
Oller weniger auffaUeod; aber leb wUrd« »ebr verwundert 
sein, wenn aus einer solcben Quelle etwas atark Erfasstes 
oder tief UeFUbltea bervorglnge. Solche Bulensplegeleien ge- 
Kiemen dem Genie nlcfat Im Oegentbell glaube leb gezeigt 
EU baben, dass der DIcbter In Allem, woa er berrorbrachte, 
seiner Innern lU^gung gefolgt sei, wie In Allem, was er malte, 
er daa nachbildete, wag er gesehea oder empfunden batte. 
Mit sebr Terachicdenen Fllblgkelteu begabt, aiusete er In 
einem langen Leben durch die entgegengesetzieuteu ZubtBnde 
bindnrcbgehen und üle uatUrlleh in sehr von einander unter- 
schiedenen Werken auBdrlicketi. 

„Auch will Ich, wenn man e« verlangt, wohl zugeben, daas. 
Indem er den .Triumph der Empfindsamkeit' n&ch dem 
.Werlher', die .Ipblgenle* nach dem ,Gütz' schrieb, er webl 
Hebeln konnte, wenn er an diese Verletzung auascbliess- 
lldier Theorien dachte, an die Bestürzung, lu welche er Jene 
Menschen werfen würde, die in Deutachland gewölinllcher 
sind als anderwürts und immer eine Theoi-ie fertig haben, 
um sie an ein Meisterwerk anzuheften. Aber k-h wiederhole: 
ein solches Vergnügen kann wohl Heine Werke t>eglelte(, aber 
Dicht veranlagt baben; die Quelle war lu ihm, die Verschie- 
denheit gehörte den UniHtiinden und der Zelt. 

„Um nun die dramatlK<'lie Laufbahn unsers Dichters su 
bescblieesen, haben wir von ,Eugeulen, der natür- 
lichen Tochter", zu reden, wovon die erste AlJthellung 
allein erschienen ist. Hier gehören die Personen keinem 
Land an, keiner Zeit; sie helssen König. Herzog. Tochter, 
Hofmeisterin. Die Sprache übertrifTt Alle», was der Dichter 
Vollkommnes in dieser Art (Eeleistet list. -Aber" es scheint, 



' Nach diesem „Aber" hat Qoethe folgende Stelle de« Ori- 
ginals ausgelassen; .. . . mals, comnie dit M. Albert »tapfer, 
auteur ile la spirituelle ootice qui prfe^le cette trajlucilon. 
II n'y faut chercher nl lnt?rCt dramallque. nt nioeurs, nl 
caracteres veritables; c'est ud simiile Jen d'imaglnutluii saus 
l>nt et Sans iSgle fixe, tme sorte de ))i-omenade fanl.-istique 
dauH des r^gtons inconuues. parml des creatnres d'une autre 
Stoffe que nouB. Pent-etre que les habltants de Saturne sen- 
tent et H'exprlmeut alnsi: le coniraire au molns u'i'hI jias 
prouve. 
11 semble, . ." (,!« Globe' 3, 343.k 



42 DIB AUFGEREGTEN. 1826 



llZwUchen Mai 31 and AuguBt 6, Weimar.] [45] 

wenn man die »natürliche Tochter* liest, dass der 
Dichter kein Bedtirfniss mehr empfinde, sieh mitzuilieilen, 
und im Gefühl, dass er Alles gesagt habe, nunmehr aufgibt, 
seine Gefühle zu malen, um sich in Erdachtem zu ergehen, ft 
Man möchte sagen, dass er, müde, das menschliche Leben 
ferner zu betrachten, nun In einer imaginären Welt leben 
möchte, wo keine Wirklichkeit ihn beschränkte und die er 
nach Belieben zurechte rücken könnte. 

„Also zurückschauend finden wir, dass der Dichter seine lo 
dramatische Laufbahn mit Nachahmung des Wirklichen im 
.(»ötz von Berlichingen' anfängt, durch eine falsclie Dichtart. 
ohne sich viel aufzuhalten, durchgeht — wir meinen das 
bürgerliche Drama, wo das Herkömmliche ohne Hochsinn 
dargestellt wird; nun erhebt er sich in ,Iphigenien' und ,Eg- u 
mont' zu einer Tragödie, welche, ideeller ala seine ersten 
Versuche, noch auf der Erde fusst, die er endlich aus den 
Augen Terliert und sich in das Reich der Phantasien begibt. 
Es ist wunderbar, dieser Einbildungskraft zuzusehen, die 
sich erst so lebhaft mit dem Schauspiel der Welt abgibt, 20 
sodann sich nach und nach davon entfernt Es scheint dass 
die Freude an der Kunst mit der Zelt selbst über das Ge- 
fühl dichterischer Nachahuuing gesiegt habe, dass der Dich- 
ter zuletzt sich mehr in der Vollkommenheit der Form ge- 
fiel, als in dem Reichthum einer lebendigen Darstellung. Und » 
genau besehen, ist die Form im ,Götz* noch nicht entwickelt« 
sie herrscht schon in ,Iphigeuien', und in der ,natürlichen 
Tochter' ist sie Alles. 

„Diess ist die Geschichte des Theaters unsers Dichters, und 
studirte man seinen Geist in andern Dichtarten, die er ver^ so 
sucht hat. würde man leicht auf den verschiedenen T^inien 
die Puncte finden, welche denen, die wir auf der unsem an- 
gedeutet haben, entsprechen; man würde ,Werther* ,Götz* 
gegenüber, , Hermann und Dorothea* zur Seite von «Iphige- 
nien* finden, und die ,Wahlverwandtschaften* würden sehr » 
gut als Gegenstück zur .natürlichen Tochter* gelten. 

„Stimmt man uns bei, betrachtet man Goethes litterari- 
schen Lebensgang als Reflex seines innem sittlichen Lebens, 
so wird man einsehen, dass zu dessen Verstlindniss nicht eine 
T^ebersetzung einzelner Stücke erforderlich gewesen, sondern «o 
das Ganze seiner theatralischen Arbeiten; man wird fühlen, 
welches Licht dadurch Ober diesen Theil seiner Bemühungen 



DIE ACFGEREGTfiN. 



uQd si'iner Übrigen Werke rallen mU^s*. Diese ist der Zwec!;. 
den Herr Stapfer aat eine merkwürdige Welse errelcbt; er 
hat in einer geiatrelchen und auaführllchen Nolii mit Fülle 
und Wab] die TOraügllehateu Ereignisse des Lebens uuxert-s 
IHcbiers genBramelt und znsammengereihi, in Fragmenten 
aus Beinen Memoiren und la einer Auialil UeberseUuu^en 
seiner lileinen Gedichte; diese Mittel erbellen und vervoll- 
ständigen sich wechselswelse. Ihm Ist man In dieser SamM- 
lung die UeberBCtzung des .Götz'. .Egmonf und .Faust* 
scbuldig. drei Stücke des Dichters, welche am sihwersten 
in unaere Sprache zu übertragen sind; Herr Stapfer hat 
steh Jedoch talentvoll in diesem Falle bewiesen; denn Indem 
er «wischen die Nothwendiglieit. etwas fremd zu schelueu, 
und die Gefahr, inenact zu sein, sich gestellt fand, so imt er 
muTliig das Erste vorgesogen; aber dieser Fehler, wenn es 
einer ist. sichert uns die Genauigkeit, «ek-be alle Die beruiil- 
gen muss, die vor allen Dingen vom Uebersetzer fordern, 
die Physiognomie und den' Charakter des Autora überliefert 
, sn sehen Die übrigen TLelle der Debersettung sind nach 
denselben Principlen durchgeführt, und der Platz In unsem 
Bibliotheken Ist diesem Werke angewiesen Ewis..hen dem 
Shakespeare des Herrn Gulzot uud dem Schiller d<-H Herrn 
Barante." 
j WH. 20. 683-681. 

46 

Mal 31, Weimar. 

[Morgens] Aus dem ,Globe' einen Theil -ItT Rocen- 
sioii meiner dramatischen Werke übersetzt.' 
Tgb. 10. 199. 20-22. 
Juni 2, Wfimar. ' 

Früh ... an der Uebcrsotzung aus dem .Globe'.' 
Tgb. 10. 199, 15 1. 
Juni 3, Weimar, *^ 

[Früh] Dictirt an der üebersetznng aus dem ,Globe'.' 
^ Tgb. 10, 16», 28. 

' ..den" fehlt In den Drucken, wohl unabsichtlich Ulas Ori- 
ginal hat ... . transmettre la physlonomle et le caractire de 
son anteur"). 

■ Vgl. 32. 5. 29-36. 



44 DIB AUFGEREGTEN. li>'^i 

Juiil 1. Weimar. 4U 

[Früh] Einleitung zu dem übersetzten Auszug der 

Kecension des «Globe* Nr. 55 und 64.^ 
Tgb. 10. 200, 12 f. 

Juni 10. Weimar. 50 » 

Abends Prof. Riemer. Die französische Kecension 

meiner dramatischen Werke durchgegangen.' 

TfiTb. 10, 203, 2-4. 
Juni 16, Weimar. 51 

Atends Prof. Riemer. Uebersetzung der französi- lo 
sehen Recension.' 

Tgb. 10, 205, 12-14. 

^. 

Juli 5, Weimar. 51 

[Früh] Die Recension aus dem »Globe^ durchgesehen, 
das Mundum angefangen.' is 

Tgb. 10, 212, 23 f. 

j[Juli 18. 19. Weimar.] 58 

Die dem ersten Theile jener Uebersetzung meiner 

dramatischen Werke vorgesetzte Notiz, meine Lebens- 

ereignisse und schriftstellerische Laufbahn betreffend,' w 
durfte ich bei dieser Gelegenheit auch nicht ausser Acht 
lassen. 

Jene Recension, deren Auszug wir oben [Kunst und 
Alterthum 5 (3), 131 — 145; s. Nr. 45] mitzutheilen an- ss 
gefangen, . . Recension und Notiz sind übereinstim- 
mend, nicht gleichlautend, und für mich gerade in dem 
Augenblick höchst bedeutend, da es mir zur Pflicht ge- 
worden, mich mit mir selbst, meinem Geleisteten und 
Vollbrachten, wie dem Verfehlten und dem Versäumten so 

zu beschäftigen. 
Kunst und Alterthum 5 (3), 171. 174. - WH. 20, 692 f. 



* Vgl. 82, 5. 2ö-«6. Vielleicht betrlflft auch der Tagebuch- 
vermerk vom 5. Juni die selbe Arbelt: „[Früh] Verschiedene 
einleitende Vorworte zu einzelnen Artikeln von Kunst und j^ 
Alterthum" (Tgb. 10, 200. 24 f.). 

• Vgl. 32. 5. 2^-36 und 25. 12. 



DIB AUFOERBOTBN. 

.luH IS, Wpiuiar, 54 

[Früh] Jfotiz über meia Leben und Schriften von 
Stapfer vor der üebersetzung meiner dramatischen Ar- 
beiten. . . . [Nachmittags] Vorarbeit auf morgen früh, 
i Die Xotiz über mein Leben Ton Stapfer vor der Üeber- 
setzung.' 

Tgb. 10. 218, 22-24. 219. 3—5. 
JuU 19, Weimar. M> 

[Früh] Stapfera Notiz geendigt. Ueberlegung, waa 
) darauf zu sagen.' 

Tgh. 10, 219, 7 1. 
Augnst 1. Weimar. 5» 

Mittag für nns. Las den Schluss der französischen 
Iteceneion übersetzt.* 
s Tgb. 10, 224. 7 f. 

August 6, Weimar. B7 

[Abends?] Completining der französischen UebeJ^ 
^et^ung meiner theatralischen Werke.* 
Tgb. 10. 227. 2 f. 

1837. 

Februar 20. Weimar. B8 

[Früh] Den elften Band voi^enommen und absol- 
virt.» 

Tgb. 11, 23, 20. 

1 Mal 3, Weimar. 59 

Die höchst gelungene Üebersetzung der dramatischen 
Werke Goethes von Stapfer hat in dem zu Paris erschei- 
nenden ,Globe' des vorigen Jahres durch Herrn J. J- 

■ Vgl. 25. 12. 32. 5. 20-36 und Xr. 53. 
Kl * Vgl. 25, 12 und Nr. 58. 

• Vgl. 32. 20-36. 42, 20-43, 24, 

• Vielmehr wohl des Auszuge aus seiner deutscheu üeberwtE- 
ung von Anipöres Besprechung der ,Oeuvri'S dramatlijue«'. 
vgl. 32. 20-36 und Nr. 45. 

IS ' Die Dnickvorlage für Bnud 11 der Werke Cottn', denw-'n In- 
halt 8. 31, 2—7. 



46 DIE AUFGEREGTEN. 182T 



[Mai 3, Weimar.] [99] 

Ampere eine Beurtheilung gefunden, die nicht wenig^er 
vortreflQich ist, und die Goethen so angenehm berührte, 
daÄS er sehr oft darauf zurückkam und sich sehr oft mit 
grosser Anerkennung darüber auslieäs.^ s 

„Der Standpunct des Herrn Ampere", sagte er, ,4^st 
ein sehr hoher. Wenn deutsche Reeensenten bei ähn- 
lichen Anläi^sen gern von der Philosophie ausgehen und 
bei Betrachtung und Besprechung eines dichterischen 
Erzeugnisses auf eine ^eise verfahren, dass dasjenige, lo 
was sie zu dessen Aufklärung beibringen, nur Philo- 
sophen ihrer eigenen Schule zugänglich, für andere 
Leute aber weit dunkler ist als das Werk, das sie er- 
läutern wollen, selber, so benimmt sich dagegen Herr 
Ampere durchaus praktisch und menschlich. Als einer, i* 
der das Metier aus dem Grunde kennt, zeigt er die 
Verwandtschaft des Erzeugten mit dem Erzeuger und 
beurtheilt die verschiedenen poetischen Productionen als 
verschiedene Früchte verschiedener Lebensepochen des 
Dichters. ao 

„Er hat den abwechselnden Gang meiner irdischen 
Laufbahn und meiner Seelenzustände im Tiefsten stu- 
dirt und sogar die Fähigkeit gehabt, das zu sehen, was 
ich nicht ausgesprochen und was, so zu sagen, nur zwi- 
schen den Zeilen zu lesen war." s» 
Mit Eckormann. — Gespräche 6, 118 f. (Eckemiaun 3, 
109 f.). 

Juni 0, Weimar (Gartenhäuschen). 00 

[Früh] Die dritte Sendung meiner Werke aus der 
Stadt holen lassen." » 

Tgb. 11, 67, 12 f. 



* Vgl. 24. 21 u. Nr. 45. Stapfer und Ampere waren zur Zeit 

dieses Gespräches in Weimar. 
' Band 10—14 der Werke Cotta*, die als Druekvorlage dienen 

sollten für Band 11—16 (■= Lieferung 3) der Werke Cotta*, ss 

gemäss dem für dieselben ursprünglich geplanten Inhalt, 

wie er 31. 2—15 nachzusehen. 



182T DIE AUFGEREGTEN. IT 

Jüiil ao. Weimar. 81 

[t'rUIiJ Die Correctur der dritten Sendung meiner 
Werke weiter gefördert und einigen Nachtrag zu der 
zweiten gefördert.^ 
e Tgb. 11. 78. :-3. 

Juli 3, Weimar. G2 

[Früh] An der Correctur der niiohsl folgenden Bände 
meiner Werke,' sowie an der l'eberaicht des Ganzen 
gearbeitet. 
10 Tgb. II. 7», 8—10. 

September 17, Weimar. C3 

[Früh] Abeendungen iiauh Stuttgart und Augsburg 
vorbereitet in Bezug auf die Herausgabe meiner Schrif- 
ten [s, Nr. 64. 65]. 
16 Tgb. 11, 111, 14— in. 

Septenibi^i- IS, Weimar. (14 

Anbei sende die £^theilung der verschiedenen poe- 
tischen Arbeiten in die fünf Bände der dritten Liefe- 
nmg [Band 11 — 15 der Werke Cotta']; das Meiste ist 
30 nun schon in Ihren Händen, das Original zum 14, und 
15. Bande folgt nächstens. Die beiden ungedruckten 

" Wegen Lieferung 3 s. *}, 34—37; den ursiirüugllch geplaateu 
I nhal t von Lieferung 2; Band 5—9 der Werke Cotta". die 
als Dnickvorlage für Band (>— 10 der Werke Cotta" dieneu 
le soUten. e. 30. 2-28. 

' Die 4«, »4—37 augespl)enen Bände. 

— In dfu foleenden Wochen und Monaten volboft niijh 

die ITmordnuug des Inhalts mehrorKr Bünde der Werke Cutta". 

deren Brgebnlse die In [J beigefügteu Bandzablen In Nr. 39 

M deutlich nmehpii. Folgrude Taj-'i'buch vermerke kommen hier 

In Betracht iTph. 11. 84. 1-3. fif. 88, 3 f.): 

Juli 12; „[Brief an) Hn Relehel nach Augsburg. Eutbal- 
tend die Zustimmung zu der verüiiderten Bände- 
ELatheiluQg." 
1» Juli 13: ..BeBcliärilguDK niit der abgeiinderten Klnthellung 

meiner Werke." 
Jah 21: „ . . Aber die neue Ordnung der Werke nachge- 
dacht.'- 



48 DIE AUFGEREGTEN. 1827 

[September 18, Weimar.] )M] 

Anfügungen zum 12. und 15. Bond sende spater.^ . . . 
Ilaben Sie bei der von mir intentionirten Eintheiluiig 
noch irgend etwas zu erinnern, so bemerken Sie solches 
gefällig. » 

An Reiehel. — GJ. 2, 30*. 
Sepb^snber 21, Weimar. 6& 

[Prüb?] Nebenstehendes: . . . [Brief xmd Sendung 
an] Hn Factor Seichel, Packet enthaltend die letcten 
Bände [14 imd 15] der dritten Lieferung [der Weike lo 
Cotta«].« 

Tgl>. 11, 113, 8—5. 

Juni 28, Weimar. * 06 

[Morgens?] Der Buchbinder brachte die dritte liefe- u 
rung [Band 11 — 15 der Werke Cotta*] eingebunden. 

Tgb. 11, 237, 18 f. 

October 20, Weimar. «7 

[Abends? Sendung an] Hn Prof. Oöttling die dritte 

Lieferung [Band 11 — 15] meiner Werke [Cotta*], » 

Jena.* 

Tgb. 11, 283, 13 f. 



* Wegen der neuen Eintheilung TgL Nr. 39 und 47, 27--88. Die 
ungedruckten Anfügungen waren für Band 12 V. 4613-'4MM 
von ,Faucit', das heisst: vom zweiten Tbeil die ersten Scenen » 
des eraten Acts, bis zu den Worten: 

„Wle*8 oft geschieht, mir widerlichst missfällt" 
in der Scene »Lustgarten*; für Band 16 die ,NoTelle'. 

' Band 16 Jedoch Torerst noch ohne die ,NoTelle' (s. Epos 1, 
237, 21). Am 18. März 1828 schrieb Reiehel an Goethe wegen ao 
vorgenommener Verbesserung einiger üngenauigkeiten in der 
DmckTorlage der , Auf geregten* für Band 16 (s. W. 18, 398 f.); 
dieser wurde Ostern 1828 in Lieferung 3 der Werke Ootta" 
ausgegeben. 

' Diese Sendung muss liegen geblieben sein, denn Band 11 » 
ging, nach Tgb. 11, 296, 7 f., erst am 26. October, Band 12- 
15, wie Nr. 68 beweist, erst am 8. November an Güttllng ab. 
uDd zwar zur Revision für den Druck der sogenannten 
,Octav-Ausgabe*. 



1828 DIK ArPOERBGTEN. 49 

Norember 8, Weiiuor. «8 

E. W. erhalten hiebei die übrigea vier Sändchen 

[12— 15J dsr dritten Ijefening [der Werke Cotta»], 

um sie nach Gelegeuheit gefällig zu beriiekdchtigeD; . .* 

An GJinllng. - G.-GÖttlIng 8. 82. 

1S39. 

Februar », Weimar. 68 

Sehr ungern ersuche E. W. die Revision der noch 
übrigen Bändchen [13 — 15] der vorigen [dritten] Lie- 
I ferung [der Werke Cotta'] zu fördern; der zwölfte Band 
der Octavausgabe ist schon abgedruckt, und die Setzer 
lechzen nach den folgenden. Eönnt' ich nur den drei- 
zehnten Band inde^iisen haben, so wäre jenes Bedürfnisa 
einigemiassen gestillt. 
s An Göttllng. — G.-Gotülng S. 73. 

März 8. Weimar. 70 

[Vor Mittag?] Nebenstehendes abgesendet: [an] 
Hn Factor Reichel nach Augsburg fünfzehnten Band 
[der Werke Cotta'] revidirt.' 
Tgb. 12, 34, 28- 35. 2. 

' Vgl. 48. 38 1. 

- Als Dnic-kvorlage für die .Octav-Ausgabe". 



Orir, Uoethe über i 



Belsazar. 



Hanibdiriften: Nur die Sl. 34 f. gcnaiiateii zwanzig Vene Id 
GoeUiea Brief an seine Schwester sind bekannt (tm 
Goetbe- und Schlller-ÄrclilT). 

ErsUr Drude: 1S86. In Goethe« Brief an Cornelia. GJ. T, 11 f. t 

Weimanr Ausgabe: 1887. Br. 1. 25, &~ 2fl, und 1896. unter dem 

Titel .Veraoch einer poetischen Ausarbeitung Belsaxars'. 

W. 87, «. 



October 30, I^lpzlg. 71 K 

Das beste Trauerspiel-Mädchen sah ich nicht mehr.' 
Wenn Ilir nicht noch vor Eurer Abreise erfahret, was 
tie von .Belsazar' denkt, so bleibt mein Schicksal un- 
entschieden. Ee fehlt sehr wenig, so ist der fünfte Auf- 
zug fertig. In fünffüssigen Jamben. ts 
IMe Versart, die dem Mädchen wohl gefiel, 
der ich allein, Freund, zu gefallen wünschte. 

' In Frankfurt Ende September, vor seiner Abreise nach L#lp- 
zlg. Unter dem Müdehen vermuthet DUntzer (Goethes £ieb«i 
8. 56) eine Schauspteterin und bHlt sie für die ..W.", deren «> 
Goethe In eelnem Briefe au Moors vom 1. October 1766 ver- 
Hchtllch gedenkt (Bf. 1. 01. 2); vgl. auch Schröer WK. 6. VIII, 
der unter ..Belanzar" <Z. 13) Goethe selbst versteht (Goethi- 
nenne Rieh hier Belsazar, ..wie er später In Wetzlar GOtz ge- 
naiutt wurde"). M 



17BS BELSAZAR. 

[Oetober M, Leipiic.] -j 

Die Versart, die der grosne SclUegel' selbst 
und meist die Kritiki-r fürs Trauerüpiol 
die schicklichsten und die bequemsten h^ltou. 
1 Die Versart, die den meisten nicht gefällt, 

Den meisten, deren Ohr sech^fü^sige 
Alexandriner noch gewohnt. Freuud, die, 
die ist's, die ich erwählt, mein Trauerspiel 
zu enden. Doch was schreib' ich viel davon. 
Die Ohren gellten dir gar manehesnml 
von meinen Versen wieder, drum, mein Freund, 
erzähl' ich dir was Angenehmere.«. 
An Kipw. — Br. 1. Hl. lü- 17. 11. 

December 7, Leipzig. 'i 

Ich schreibe jetzt von meinem ,Belsazer'. 
Fast ist der letzte Autzug auch so weit 
Als wie die andern sind.' Doch wiss' du das: 
In Versen, wie hier die, verfertigt' ich 
Die fünfte Handlung. Dieses, S*.'hwe3ter, ist 

) Das Versmass, das der Brite braucht, wenn er 

Auf dem Kothurn im Trauerspiele geht. 
Jetzt steh' ich still, und denk' den Fehlem nach, 
Den Fehlem, die so häufig sind, wie hier 
Studenten sind. Da denli' ich nach, und die 

i Verbessr' ich. Dir schick' ich vielleicht einmal 

Etwas davon,' wie auch von dem, was ich 
Sonst noch in Versen schrieb. . . . 



' Goethe denkt an Jobann Elina Schlegel, auf iteD das Gesagte 
aber weniger als auf dessen Bruder Johaun Heiurlch Scble- 
get passt (vgl. auch v. Loepera Bemerkuug WH. 21. 2rM). 

' Daa heiBfit: fast fertig (übereinslimnieud mit 50. 14 M. 

• Er erfüllte diese Zusage noch Im selben Briefe, ludern er 
der Schwester die ersten zwanzig Verse (Alexaudrlnpr) des 
Trauerspiels abschrieb, und zwar unter der .12, 2 f. niltgp- 
ttaeilten UeberschrifL Diese Ueberschritt Hier Ton llfgt In 



62 BELSAZAR. 1765 

[December 7, Leipsig.] [TS] 

Versuch einer poetischen Ausarbei- 
tung Belsazars. 

Erster Aufzug, Erster Auftritt. 
An seine Schwester. — Br. 1, 24, 14— 26. 25, 5 f. 

1767. 

Mai 11, Leipzig. 73 

Du bist begierig, etwas von meinen Trauerspielen zu 
wissen, und darauf muss ich Dir sagen, dass ich bisher lo 
auf nichts als auf die Plane* gedacht, weil ich die Aus- 
führung für meine noch zu schwachen Schultern un- 
möglich fülile. Mein ,Belsazer* ist zu Ende, aber ich 
muss von ihm sagen, was ich von allen meinen Biesen- 
Arbeiten sagen muss, die ich als ein ohnmächtiger » 
Zwerg unternommen habe. 

An seine Schwester. — Br. 1, 90. i)—H\. 



ihr doch wohl auf dem Worte „poetlst-hen") scheint mir zu 
beweisen, dass die vier Aufzüge, die Goethe, mehr oder weni- 
ger fertig, mit nach I^ipzig brachte, nicht poetisch ausge- » 
arbeitet, sondern in Prosa geschrieben waren. Wären sie In 
Alexandrinern abgefasst gewesen, so hätte es keinen Sinn, 
dass Goethe Comelien. der sie doch gewiss l>e]iannt waren. 
Jetzt 20 Verse abschreibt mit der ausdrücklichen Bemerkung 
„Versuch einer poetisclien Ausarbeitung". Letztere beschäf- » 
tlgt ihn zur Zeit; auf sie, nicht auf das neue Versmass der 
fttnffüssigen Jamben beziehe ich auch die Worte ol, 22—25. 
Dtintzers Beliauptung (Goethes Leben S. 56 n Aufzug 1—» 
seien ..abwechselnd in Alexandrinern und fünffüssigen Jam- 
ben geschrieben", die auf 51, 5—9 beruht, scheint mir » 
nach dem Gesagten unhaltbar; aber auch sont^t nimmt man, 
so viel ich seilen kann, keine erste Fassung in Prosa an 
(vgl. WH. 21. 255, WeUsenfels 8. 36). 
* .Per Thronfolger Pharaos* (von dem Qoethe im unmittelbar 
Folgenden spricht). Tlelleicht auch .Isabel*. .Selima* und ^ 
.Ruth*, biblische Dichtungen, über deren F<nii wir nichts 
wissen (vgl. 53, 2. 26 f.). 



54 BELSAZAR. 1812 

][März, April, WeimaTf Jena oder Mai, Jani, Karlsbad ] [Tt] 

schritte desto sicherer prüfen zu können; aber ich be- 
fand mich in dem schlimmen Falle, in den man ge- 
setzt ist, wenn eine vollkommene Sinnesänderung ver- 
langt wird, eine Entsagimg alles dessen, was man bis- » 
her geliebt und für gut befunden hat. Nach einiger 
Zeit und nach manchem Kampfe warf ich jedoch eine 
so grosse Verachtung auf meine begonnenen und ge- 
endigten Arbeiten, dass ich eines Tages Poesie und 
Prose, Plane, Skizzen und Entwürfe sämmtlich zugleich la 
auf dem Küchenherd verbrannte,^ und durch den das 
ganze Haus erfüllenden Rauchqualm unsere gute alte 

Wirthin in nicht geringe Furcht und Angst versetzte. 
Dichtung und Wahrheit Theil 2 Buch 6. — W. 27, 68. 
10-27. js 

^ Von dramatischen Dichtungen I^ommt hier, ausser den 53, 
2. 27 genannten „Jugendsünden", noch die in Frankfurt su- 
rüekgelaasene «Amine* in Betracht, auf die Qoethe gleich- 
falls eioe „grosse Verachtung** geworfen hatte (s. Nr. 2); 
sodann das Heldengedicht »Joseph*, s. Epos 1, 200—205. w 



■^(!> 





Der BQrgergeneral. 



ffattdithrifUit: Eine vollstilnOlge Reiasctirltt von Scbrelb«i> 

band (Tgl. G J. 16, 266 f.). 
Er$ter Drudt: 1703, anonym, unter dem Titel .Der BÜrger- 
a general. Ein Lusisplel in einem Aufzuge. Zweite Fort- 

setzung der beiden Blllets. Beriln. Bei Jobnoa Friedrich 
Cnger. 1793.' 
Zweiter Druck: 1808, Weike Cotta- 9, 247-316. Titel wie In 
Druck 1. 
10 Dritter Druck: 1817, Werlte Cotta" 10, 257-3ia Titel wie lo 
Dmck 1. 2. 
Vierter Druck: 1828, Werke Cotta' 14, 251-307. Titel wie In 

Dmck 1—8. 
Weiwtarer Awgäbe: 1S&4. W. 17. 251-308 und 31)5-398. Titel 
IB wie in Druck 1—4; Stellung wie In Druck 4 (vgl. Tabelle 3). 



Uebcrsicht der Aufführu 
Goethes Theaterleii 



iger 



un t e 



1. 1793 Uai 1 tn WeliDU. 


a. 


laoi Jnli ai In Laacliujldl, 


9. , . M iD Weimw. 




, Xaguu K In RiidollUdt. 






, Ootoher It In Weimar. 


4. , Angiin 14 in Erfurt. 


». 




ft. . Decemlwr tl In Welmu. 


11. 


, Oclober 14 In Weimtr. 


fi. 17M BeptcmlMr c ID Badatitadt. 


14, 


iwt Hai 1« in Weimu. 


1. l«00 Novembtr 11 in Woinuir. 




. Avgat 13 in LanchHüdt. 


8. I8D1 Novsmbw N in Weim«. 


1». 


I«05 Januar » in Weimar. 


17fi 


1. 




?Miirz 20. 1 






?Mal 30. l Weimar. - s. Xr. 


(-5. 


76a-< 


?Jiill 4. \ 







■ Nr. 3—5 kommen, obgleicb nicbt unmittelbar nur den ,BJ]r- 
ffM-general' besUgllch, hier doch In Betracht; denu, wenn 
aneti das Auftreten des Schau »plelere Beck als Schnaps die 
Veranlassung eur Niederschrift des StUclca gewesen let (vgl. 



66 



DER BURGERGENERAL. 



1793 



1798. 

»Mal 17. Frankfurt 77 

Nächstens erhältst Du wunderliche Dinge, ich bin sehr 

fleissig.' 

An F. H. Jacobl. — Br. 10, 50, 4 f. i 



Nr. 102), so ist doch zu bedenken, dass die beiden kleinen 
Lustspiele, welchen Goethe die Idee zu dem seinigen ver- 
dankt (Tgl. 57, 26. 58, 3 f .)* bereits vom Juli 1791 an wiedertiolt 
vom Weimarer Hoftheater aufgeführt worden waren. 
^ Die Dichtung entstand 17d3 innerhalb drei bis acht Tagen lo 
(vgl. 58, 19. 69, 23 f.), und zwar nach dem IG. April, wo Beck 
zum ersten Male in Weimar den Schnaps spielte, und vor dem 
27. April; denn an diesem Tage liquidirt der Schreiber schon 
„für Abschrift des ,BürgergeneraLs* für's Theater", ebenso 
am 30. April „für 14 Bogen und 12 Bogen «Bürgergeneral' ** 15 
(Burkhardt II S. 5). Schon am 2. Mai fand, in Goethes Gegen- 
wart (vgl. 59, 10 f.), die erste Aufführung Statt in folgender 
Besetzung (für 1793 nach Genast 1, 302): 




1809 
October 16. 



1803 
October 94. 



I 
Rose I Demmer. 



Oörge . . . . 
Märten . . . 
Der Edelmann 
Schnaps . . . 
Der Richter 



Vohs. 

Malcolm!. 

Becker. 

Beck. 

Weyrauch. 



Miller. 

Haide. 

Malcolmi. 

Cordemann. 

Becker. 

Spitceder. 



Maas. 

Unielmann. 

Maleolmi. 

Cordemann. 

Becker. 

Spitseder. 



10 



»5 



Goethes Name ist weder bei dieser ersten, noch bei den 
späteren Vorstellungen auf dem Theaterzettel genannt. 

Ueber die Aufführung vgl. 22, 33—23, 19. «8, 30-09, 7 u. 
Gemist 1, {Ki; Lude<»us erzählt als Augenzeuge, dass „dieses so 
kleine Lustspiel und besonders die Scenc, wo der Btirgergene- 
ral die Zubereitung einer fetten Milch Ijenut^t. um eine Er- 
klärung der französischen Revolution zu geben, jedesmal mit 
dem grössten Beifall aufgenommen wurde. Wenn aber ein 
paar Jahre darauf der .Bürgergeneral* wieder auf dem Thea- tt 
ter erschien und kein Glück mehr machte, so lag die Ursache 
daran, daKs es ein Gelegenheitsstück war. welches mit dem 
Verlauf der Zeit auch sein Interesse verloren hatte** (»Aus 
Goethes Leben. Wahrheit und keine Dichtung. Von einem 
Zeitgenossen (W. C.) Leipzig, Hermann Härtung. 1849* S. 51). 40 

Sachlich gehören hierher Nr. 102. 107. sowie 22, 2.5— 23. 19. 
• „fleissig** bezieht sich wohl auf die Vorbereitung für den 



1798 DER BtTKGBRr.ENBBAL. 57 

Mal 26, Kraukfurt. T8 

Ilierlx'i folgt ein Schauspiel, dem ich guten Kiiiiifaiig 
wünsche. 

' (lib das Lustspiel nicht aus der Haud.' 

An V. H. Jacobl. — Br. 10, tiO, 8 f. 11. 

Jnnl 6, Lager bei Marienbom. T9 

Ich freue mich, wenn der ,Biirgor-G«noral" f^ie unter- 
halten hat,* und wenn ich so glücklich gewesen bin, 
) in dieser ernsthaften Saclje leicht und anniuthig zu 
scherzen. Geben Kenner dem Stiickehcü Beifall und 
schreiben ihm einigen ästhetischen Werth zu, halten 
Wohlgesinnte es auch moraUsch und politisch nützlich, 
80 kann es mir desto angenehmer sein, wenn es zum 
5 Schiboleth dient, tiiörige oder tückische Unpatrioten in 
Deutschland zn entdecken. 

Ad Bertuch. — Br. 18, 48. 18— 49, i. 

Jnol 7, X-ager bei Marienbom. 80 

Der Beifall, den Du meinem , B ürge rge n e ra l' 

1 gibst,* ist mir Tiel werth. So ein alter Praktikii.s ich bin, 
weiss ich doch nicht immer, was ich mache, und dic^smal 
besonders war es ein gefährliches Unternehmen. Bei 
der Vorstellung nimmt sich das Stückchen sehr gut aus. 
Da Du die vorhergehenden Stücke nicht kennst, musa 

* ich Dir Auskunft geben. .Die beiden BilletB* 
sind ein Nachspiel nach dem Französischen, von einem, 
der sich Anton Wall nennt, ich weiss niciit, ob er so 

Druck, der uocli Im Mal l)ej,'aun (vkI. Br. 10. 370 zu 73, 8i, — 

oder auf ,KelDeke Fuclis'? 
' Dieselbe Absehrift. deivn Hoerlie .lli. 1.". wit^der KCdcnkt. 
• Wohl In der zwvhiai AnffiilinniK. am 211. Mai. 
' In .Tncobis nmpcdnii-kleiihi Brii'fe \<-in ."!. .Iiini ivl'I. ain'h 

5», 12). 



58 DER BÜRGERGENERAL. 17Ö8 



[Jani 7, La^er bei Marienbom.] [80) i 

heiest.^ Darin spielen Böse, Görge, Schnaps. 

Derselbe Autor schrieb eine Pori»etzung , D e r 1 

Stammbaum', in welcher zu genannten Personen 

der alte Martin hinzukommt. Da nun diese Stücke, » i 

besonders das erste, ziemlich beliebt sind und die Cha- 

raJctere schon bekannt, ich auch keine Exposition 

brauchte, so nahm ich die Figuren als Masken, und that 

noch den B i c h t e r und den Edelmann hinzu, 

hielt mich aber so, dass das Stück auch ohne die Torigen lo 

bestehen kann. 

An F. H. Jacobi. — Er. 10, 73, 4—22. 

Juni 7, Lager bei Marieuborn. 81 

*Dem ,Bürgergeneral' wünscht' und hofft' ich Boren 

Beifall, und ist mir um so lieber, dass Ihr es gut zuerst u 

habt spielen sehen. Die kleinen Productionen haben den 

Vortheil, dass sie fast eben so geschwind geschrieben als 

erfunden sind. Von dem Moment, in dem ich die erste 

Idee hatte, waren keine drei Tage verstrichen, so war 

' Goethe hielt sich in diesen Angaben an das, was das Titel- so 
blatt des. 1782 ei*8chieneneu, Stückes besagt: ,l)le beiden 
Billets. Nachspiel in Einem Aufzuge. Nach dem Französi- 
schen bearbeitet von Anton-Wall. Leipzig, üu Verlage der 
DyklFchen Buchhandlung. 1782'. Verfasst wurde das Lust- 
spiel .Les deiuc billets* 1779 von dem Franzosen Florian; » 
Christian Lebereeht Heyne, der sich des Pseudonyms Anton- 
Wall (nicht Anton Wall) bediente, übersetzte es und rer- 
fasste. im engen AnschlusA daran, selbst das Lustspiel ,Der 
Stammbaum*, das mit der Bezeichnung .Erste Fortsetzung 
der beiden Billets* 1791 in Leipzig erschien. So konnte Qoethe so 
sein Stück als .zweite Fortsetzung der beiden Billets* bezeich- 
nen (auch die erste si-enische Anweisung — W. 17, 253, 1 — 
nimmt noch auf diesen Zusammenhang Bezug). Vgl. 18, 20— 
a; und 22. 2fi-33. 

' Herders Frau schreibt am 2. Juni ausführlich an Groetbe s» 
über den Eindruck der Aufführung am 29. Mai, der sie mit 
ihrem Manne beigewohnt und die sie beide ,.aurs höchste 
erfreut und erbaut** hatte (GJ. 8, 28 f.). 



1708 DBIB BßHGEBGBNBBAL. &» 

IJuni T, IjgBr li^i M.rir..WH.| |6,j 

es fertig.' Ich hoffe, es soll mich weder ästhetisch noch 

politisch reuen, meiner Laune nachgegeben zu haben,' 

An Herder und deKsen Frau. — Br. 10, 75, 6—14. 

s Juli 7, Laser bei Marieaborn. 82 

Hier sende ich einen ,Bürgergener&l'. Das Stück thut, 

wie ich höre,* gute Wirkung. Es ist mir lieb, dass ich 

mich nicht verrechnet habe. 

10 Den .Bürgergeneral' habe ich vor meiner Abreise in 

Weimar spielen lassen, er nimmt sich eehr gut aus. Es 
freut mich, dass er bei Dir die Probe halt.* 
An F. H. Jacobl. — Hr. 10, 88, 1-3. Ol, 4—«. 
Juli lU. [Lager bei Marlenbom.] 83 

IS Schicke doch das Manuscript vom , Bürgergeneral' der 

Fürstin [Gallitzin],' Ihi erhaltet einen gedruckten von 
Frankfurt." 

An F. n. Jacobl. — Br. lO, 97, 9—11. 

■ Nach 69. 23—25 entstand das Stttck in Seht Tnjieu. 

to ' Aucb Meyer schrieb (atn 14.?): das StDck Lnbf „dw kk-iuea 
Zahl Menttclien von gutem Gescbmack Eum Enizückcn ge- 
fallen, autli bei dem groaseren Publicum Erfolg gehabt" (tij, 
«, 52). — Der Druck war luzwlHchen beendet, da» Bui-li er- 
BchEen etwa Mitte Juni. Goetlifs Mutler erliielt am 25. Jum 

■K, vom Verleger Bwitlf Exemplai-e zuguscblckt, verllfh d.ivou 
eins an Wlllemcr, behielt sechs bis znr Rückkehr des Solm^s 
an» dem Feldlager bei sich und sandte am 8. Juli die fünf 
Ubrigeu Exemplare durcb Bansa an Goethe iSJUG. 4, 19. 
J5-1& 21. 18—21. 23, 5—7). Dass dieser abei- sihon nm 7, 

so Juli das Buch In Hiiudcn lintte. beweist '/.. 6. 

• Vgl Z. 20-22 und 58. 35-38. 
' \g\. .J7, 20 f. 

' Vgl. 57, 2; die FUratln dankt für die Haiidschrift von 
Eutin aus, am 23. August; die Dichtung hnl>e „alleu hier 
» einen überaus vergnügten Abend gemacht", Slolberg wUn- 
Nche eine Abschrift nehmen zu dürfen (GJ. 3. 280). 

* Durcb Frau Ratb? Goethe hatte, wie er s<-helnt. vergiiwen. 
dass er selbst dem Freunde schon ein Exemplar geschickt 
hatte (vgl. Z. 6). 

M — .Vacb seiner Helmkehr, In der zweiipu Hillfte Augusts, 



60 DER BURGERGENERAL. 17Ö3 



[October oder November, Weimar.] 84 

December. 

(J 24 ^Uebereilung' und ,Bürgergeneral'.^ 
Tgb. 2, 32, 10. 

1 802. ft 

] [Januar 18? Jena.] — s. 6, 15—17. 35 f. 84a 

October 16, Weimar. 85 

Vielleicht mögen Sie, dass ich heute Abend nach der 
Komödie mit Ihnen nach Hause gehe, . .- 

An Schiller. — Br. 16, 126, 18 f. le 



verschickte Goethe noch mehrere Exemplare; so nach Zürich 
an Barbara Schul thess, die am 29. October dankt (s. GJ. 13, 
13), nach Gotha an Frau von Frankenberg, und an den Prin- 
zen August von Gotha^ der, in seiner ironisch spassenden 
Art, am 8. September dankt und die Vermuthung aufstellt, i» 
„dass kein Anderer, als Herr Professor Immanuel Kant, In 
Königsberg, dieses witzige Werk abgefasst haben kann" (GJ. 
6, 48 f.). Vielleicht ist auf diesen Brief des Prinzen Goethes 
irrige Erzählung von der Übeln Aufnahme seines Lustspiels, 
in der ,Campague in Frankreich* (s. 23, 14 f.), zurückzuführen ao 
(vgl. Suitlians Bemerkungen GJ. G, 50—53 und Düntzer in 
WK. 22. 188 Erl. 1 und 2). 

* Goethes Tagebuch des letzten Vierteljahrs 171)3 enthält eine 
Aufstellung des Theater-Spielplans für diese drei Monate, 
theihveise mit Kennzeichnung der Wochentage durch die 95 
entsprechenden aatronomischen Zeichen, wie hier das des 
Planeten Mars für Dienstag, den 24. December. Die Auf- 
führung fand erst am 31. December Statt: auch ging nicht 
Schrcklers Lustspiel ,Die Ueberellung* vorauf, sondern .Die 
Entführung* von Jünger. so 

— Nach sieben Jahren erst, 1800 November 12. wurde das 
Stück in Weimar wieder gespielt; der Schreiber liquidirt am 
28. November 1800 „für Rollen aus dem ,Bürg( rgeneral*. für 
das Theater** (Burkhardt II S. 7). 

* Es wurden .Die Brüder* von Terentlus, darauf der .Bürger- 35 
generar gegeben (Besetzung der Rollen s. 56, 21—26). Der Aus- 
druck „wieder** in Schillei-s Brief von 1805 (s. Ol. 30) und 
Goethes Erwiderung ..Ich dachte schon*' (s. 62, 2) legen die 
Vermuthung nahe, dass beide schon an diesem .\bend, nach 



DBS BtJRaERUENEIUt.. 61 

Dezember 2. \Vclu,ai-. 8u 

Nachdem ich Bein [Karl Unzelmanus] Talent hie 
iMiil da versucht hatte, kam ich auf den einfaclien Ge- 
danken, ihm den (iürge in den , Beiden Billets' 
s 7.\x geben, den soll er nun auch im .Stammbaum' 
und im , Bürgergeneral' machen, wobei mÄnches 
zu lernen ist.' 

An Friederike t'nzelmann. — Br. 1«, IM, 8-12. 

1S08. 

10 October 21, Weimar. 87 

[Abends] . . im Theater. .Bürge rgeneral'.^ 
TjEb. 3, 84. 22. 



*Den ,Bürgergeneral' will ich eh'stens vornehmen. Ich 

der VorsielliniB. über dfu lu den aiigeführten Briefen be- 
riilattn Pnnii yeHiiroeheu haben. 

' Der Sohn der Adressatin hatte am 2ü. November als Görge 
in den .Beiden Billeta' debütlrl; im .Kllrgergeneral' aideltc 
er den iiörc^ in «eimar znerst am 24. October 1803, wo 
Goetbe Ihn -«ih (vgl. Nr. 87). 

' Besetzung a. 56. 21—20 nnd vgl. Nr. 8ö. \'uiber ging das Lusl- 
s|)lel von SIevera .Die konilsche Ehe oder ele werden Ihre 
eigenen Nebenbuhler'. 

' Der Vorstellung am 16. Januar (der letzten unter Goethes 
TlH'Bterleltnug), hei der man vorher die .Mitschuldigen' gab, 
konnte (Joethe wecoD UnpäsHliehkelt nicht beiwohnen, war 
daher Schillern ttesoDders dankbar fUr dessen Anwesenheit 
(9. Br. 17, 242, 13 f.). Dieser schrieb Tags darauf: 

..Bei dem .BQrgergeneral' ist mir wieder [vgl. 60, 37] 
die Bemerknug gekommen, ilass es wohlgethan sein wdrde, 
die moralisi-hen Stellen, liesouders aus der Rolle des Edel- 
manns, weiEZulassen, so weit es möglich ist. Denn da das 
Interi'Hse des Zclimoments auffrehArt hat, so liegt es gleich- 
sam ausserhalb dea Stücks. 

Das kleine Stück verdient, dftsfi man es In der Gunst er- 
halte, die Ihm widerfährt und gebUhrt, und es wird alch 
recht sehr gut thun lassen, ihm einen rascheren Gang zn 
geben" (Schlllera Br. 7, 204). 



62 DER BÜRGERGENERAL. 1806 



IJftnatr 17, Weimtr.] [M] 

dachte schon die dogmatische Figur des Edelmanns ganz 

herauszuwerfen; allein da müsste man einen glücklichen 

Einfall haben, am Schluss die widerwärtigen Elemente 

durch eine Schnurre zu vereinigen, damit man den » 

Detis ex machina nicht nöthig hätte. Das müsste man 

denn gelegentlich bedenken.* 

An SchiUer. — Br. 17, 243, 7—13. 

Mai 1, Weimar. 89 

Unterzeichneter hat die Absicht, seine Schriften neu lo 
herauszugeben [Werke Cotta*], und zwar sollte von 
keiner vollendeten Prachtausgabe, vielmehr von einer 
säubern und geschmackvollen Handausgabe mit deut- 
schen Lettern die Rede sein. Ekithalten würde dieselbe 
alles, was von meinen ästhetischen Arbeiten einige Dauer w 
verdient. Manches Ungedruckte^ ist hinzugefügt. 

Zu vertheilen wären in zwölf Bände folgende Werke, 
nngefähr folgender Massen:' 
Band 1 — 3: . . . 

Band 4: DieLaunedes Verliebten. so 

Die Mitschuldigen. 
Die Geschwister. 
Mahomet. 
Tankred. 
Elpenor. Fragment. » 

* Wegen „Ich dachte schon" (Z. 2) vgl. 60. 38. Von einer 
Umarl)eitimg Goethes ist nichts beliannt. In Schillers Nach- 
lasK findet sich das, vielleicht aus dieser Zeit stammende, 
Schema eioeH zweiactlgen Lustspiels, dessen Hauptfigur 
Schoaps sein sollto (s. Schillers Werke 10, 2Ö2— 294. und vgl. ao 
Riemer 2, 619 f.). Ob sich 69, 19-21 etwa auf dieses Schema 
bezieht, ist ganz ungewiss. 

■ In der Handschrift ist es roth unterstrichen (vgl. 64, 6), 
im Folgenden durch Si)errdruck kenntlich gemacht. 

' Die später eingetretene Verschiebung der Bände 8—10 ist u 
durch Beifügung der endgültigen Bandzahl in [] bemerklich 
gemacht. 



1806 DER BÜRG EKG ENERAL. (53 

[M« I, WBi.n.r.l [8f] 

Band 5: Götz von Berlichingen. 

Egmont. 

Stella. 

Clavigo. 
Band 6: Iphigenia. 

Tasso. 

£ngenie [Die natürliche Tochter]. 
Band 7: Claudine. 

Erwin und Elmirc. 

Jery und Büteiy. 

Lila. 

Scherz, List und Rache. 

Zauberflöte. Zweiter Theil. 
Fragment.' 
Band 8 [9]: Cophta. 

Triumph der Empfindsamkeit, 

Vögel. 

Bürgergeneral.' 

Was wir bringen. 
Band 9 [10]: . . . 

Band 10 [S]: »Faust. Fragment, u m d ie Half t e 
vermehrt. 

Puppenspiel. Vennehrt. 

Andere analoge Gedieht«, ältore imd 
neuere. 

' Hierauf hat Goethe Im Contci't .FiscUfriii' eluf:es<'hnltt>t, 

di<' im Oniik nach .Lila' Ihre Stelle fatid. 
' Im Concept hat (loethe hieranf Hogresoh-nltet: ..Tlienter- 

reden. \'or9plele. MaskeD". 
• Von EDde September 1S05 bis Mal oder Juui ISMl wiir 

Goethe Willeus. dienen Band als den vlarten der ersten I.lefe- 

ruDg «liumordnou (vgl. .Funift' 1805 Seiileniber 30. an Cottn). 



e4 DER BÜRGERGENERAL. 1805 



ft 



[Mai 1, Weimar.] l«»I 

Band 11. 12: ... 

Wie die Lieferungen einzutheilen und was sonst noch 
weiter zu verabreden wäre, ist fernerer Ueberlegung an- 
heimgegeben. 

Das Neue ist roth unterstriehen. 
An Cotta. — Er. 19, 13, ia-15, 28. 

1806. 

Februar ^, Weimar. — s. Nr. 543. 89a 

October 24, Weimar. — s. 136, 30— 137, 3. 89b lo 

December 9, Weimar. — s. 140, 2. 89c 

1807. 

März 13. Weimar. 90 

[Morgens] Den neunten Band meiner Schriften 
[Werke Cotta^] eingesiegelt.^ i» 

Tgb. 3, 198, 8. 

Mal 7, Weimar. 91 

TJeberhaupt* habe ich bei Herausgabe meiner Werke 
[Cotta*] sehr lebhaft gefühlt, wie fremd mir diese 
Sachen geworden sind^ ja dass ich fast kein Interesse » 
mehr daran habe. Das geht soweit^ dass ich^ ohne 
freundliche treu fortgesetzte Beihülfe,' diese zwölf Bänd- 
chen gar nicht zusammengebracht hätte. Jetzt haben 
wir sie aber meist hinter uns und bis auf Einen [Band 
10] kommen sie diese Tage sämmtlich^' in Cottas Hände. » 



* Die Dnickvorlage für alles in Tabelle 3 unter Werke Cotta* 
Band 9 Angeführte, ausser «Triumph der Emptlndsamkeit* 
und ,Vöger (vgl. 138, 2-6). 

' Vgl. das unmittelbar Vorhergehende unter Nr. 565. 

* Durch Riemer (früher auch Heinrich Voss, vgl. Epos 1, lo 
173, 13-15). 

* Das heisst: Band 9, wie er seit Mlirz 18 bereit lag (Tgl. 
Nr. 90), sowie Band 11 und 12, die Goethe am 8. Mal Cottan 
persönlich einhändigte (vgl. W. 18, 415). 



OBR BÜHOKRGENBRAL. 



Da mag nun weiter aus uns werden, was will, eo wäre 
doch soviel gerettet.' 

An Zelter. - Br. 19, 323, 8-14. 

> ISOA. 

Au^Bt 7, Karisbad. ä2 

[JJachraittagE] Packet mit den zwei letzten Lieferun- 
gen meiner Werke [Cotta' Band 5 — 13]. 
Tsb. 3, 36», 19 f. 

• 1809. 

October 1, Jena. — s. T, 16 f. 93 

][Naeh Oktober 10, V] 94 

[Zu 1803. — Im ältesten biographischen Schema 
heiset es unter] 
i 1803: . . , .Bürgrgeneral'?^ 

W. 26, 3«2, 22. 

1819. 

November 12, Jena. — 8. 10, 5. 9(} 









ISIS. 


Februar 


20. Weimar. 


— a 


. 18, 12. 
1816. 


Hai 2. 3, 


Weimar. — s. 


Nr. 


17. 18. 


Juli 4. 8. 


Weimar. - b 


. Xr 


. 26. 27. 



96a. b 
96 c. d 

• In Krümerung der Gefahr, die Goethes Manuscrlpten Im Oc- 
tober 1806 gedrobt hatte (vgl. W. 35, 259. J6-18). 

* Wollte Goethe der (letzten von ihm besuchten?) AuSUbniug 
am 24. October 1803 (s. Nr. 87) gedenken und etwa Im Aq- 
schlusa daran von seiner, auf Schillers Veraolosming geplan- 
ten Umarbeltiing sprechen? und deutet das Fragezeichen vlel- 
lek'ht auf Goethi's üngtwlsslii'li, ob dieser Plan In das Jahr 
1803 oder si>ilter (ISO!;) zu setzen war? vgl. Xr. 85. 88. 



66 DER BÜRGERGENBRAL. 1815 



1819. 

März [Aufaiip]. Weimar. — s. lO, 23. U7 

1 822S. 

l[Marz 11, Weimar.] — [Zu 1793.] s. Nr. 29. 96 

l[März, zwischen 12 und 16, Weimar.] — [Zu 1793.] 99 » 

s. 18, 20-31. 

1823. 

] [Januar, zwischen 10 und 19, Weimar.] 100 

[Zu 1806.] Die projectirte neue Ausgabe meiner 
Werke [Cotte.^] nöthigte mich sie sämmtlicli wieder u 
durchzugehen^ und ich widmete jeder einzelnen Produc- 
tion die gehörige Aufmerksamkeit^ ob ich gleich bei 
meinem alten Vorsatze blieb nichts eigentlich umzu- 
schreiben oder auf einen hohen Grad zu verändern. 

Tag- und Jahres-Hefte 1806. — W. 35, 247, 15-20. li 

Februar [vor 17], Weimar. 101 

,Oeuvpes dramatiques de J. W. Goethe. Tome IT. 

Paris 1823. [Verehrt] Durch die Verlagshandlung.* 
Bficher-Vermehrungsliste 1828. — Tgb. 9, 824. 

][MänB 31, Weimar.] — s. .NatürUche Tochter* ugD. lOla «o 

(,Bedeutende Förderniss durch e. elnz. geistreiches W<Nrt'.) 

][Jull 1? Eger?] 102 

*[Zu 1793.] ,Der Bürgergeneral^ ward ge- 
gen Ende von 1793 in Weimar aufgeführt.* Ein im 
Fach der Schnäpse höchst gewandter Schauspieler, » 
Beck, war erst zu unserm Theater getreten, auf dessen 
Talent und Humor vertrauend ich eigentlich die Bolle 
schrieb.'* 

» 8. 24, 87-41. 

' Das unmittelbar Vorhergebende (Nr. 35) ist hier nachsu- so 

lesen. 
' Das war fOr Weimar aber schon die dritte Aufführung, 

vgl. 55. 22. 
* Vgl. 22, 25—31; im Fach der „Schnäpse", insofern Beck die 

Rolle des Dorfbarbiers Schnaps in den «Beiden Billets' und M 

deren Fortsetzungen von Heyne und €k>ethe spielte. 



DER BDROERÜEXERAL. 



ItJoll If Kffcrf? tiM) 

Er und der Schauspieler Malcolmi gaben ihre KoUeii 
auf's vollkommenste; das Stück ward wiederholt, aber 
die Urbilder dieser lustigen Gespenster waren zu fureht- 
i bar, als dass nicht selbst die Scheinbilder hätten be- 
ängstigen sollen. 

Tag- und Jahres-Hefre 1793. - W. 35. 24. 19—28. 
l[Jull zwischen 19 und 22. Marienbad.] 102a 

— IZn 1816.] s. Nr. 36." 



1S3S. 



MaJ 28. Welm 



1S36. 

I'ebruar 1, Weimar. — H. 31, 5. 

HMai 87 Weimar.] - b. Nr. 40, 
I Mal 12. a, 26. 29. Weimar, — b. Nr, 

JIZwiHcben Mai 31 u. August 6, Wein 

-Mai 31. . 

.Tun! 2-^. 10, IG, [wc-imar. - s. Nr. 

Juli ß. I 

, )[Jull 18. 19, Weimar.] — a. Nr B3, 

.ruU 18, 1», Weimar, - b. Nr, 54, 55, 

August 1, Weimar. — s. Nr. 5»J. 

.\uguet 6, Weimar. — s. Nr. 67. 



i P'elirunr 2ii. Weiiiinr 
Mai 3. 
.lunl 6. 30. 
Juli 3. 
S^ptemlier IT. 18, 21. 

) Juni 28. I 

0(1<>t>er 20. l tt'eim 
November 8, 



1827. 

1, Nr 58. 



' Für Anyurt 1823 vgl. 26. 34—38. 



68 DBR BÜRGERGENERAL. 1828 

December 16, Weimar. 107 

[Nach Tische.] Wir kamen sodann auf den ,Bürger- 
generalS wovon ich [Eckermann]. erzählte^ dass ich 
dieses heitere Stück in diesen Tagen mit einem Englän- 
der gelesen, und dass in uns beiden der lebhafte Wunsch * 
entstanden, es auf dem Theater zu sehen. Dem Geiste 
nach, sagte ich, ist darin nichts veraltet, und im Einzel- 
nen der dramatischen Entwickelung ist darin kein Zug, 
der nicht für die Bühne gedacht wäre. 

„Es war zu seiner Zeit ein sehr gutes Stück'', sagte lo 
Goethe, „und es hat uns manchen heiteren Abend ge- 
macht. Freilich, es war treflFlich besetzt und so vortreflf- 
lich einstudirt, dass der Dialog Schlag auf Schlag ging, 
im völligsten Leben. Malcolmi spielte den Märten^ man 
konnte nichts VoUkommneres sehen." u 

Die Rolle des Schnaps, sagte ich, erscheint mir nicht 
weniger glücklich; ich dächte, das Repertoire hätte nicht 
viele aufzuweisen, die dankbarer und besser wären. K> 
ist in dieser Figur wie im ganzen Stück eine Deutlich- 
keit, eine Gegenwart, wie sie das Theater nur wünschen 20 
kann. Die Scene, wo er mit dem Felleisen kommt und 
nach einander die Sachen hervorbringt, wo er Märten 
den Schnurrbart anklebt und sich selbst mit Preiheit*- 
mütze, Uniform und Degen bekleidet, gehört zu den vor- 
züglichsten. » 

„Diese Scene", sagte Goethe, „hat in früherer Zeit 
auf unscrm Theater immer viel Glück gemacht. Es kam 
dazu noch der Umstand, dass das Felleisen mit den 
Sachen ein wirklich historisches war. Ich fand es nem- 
lich zur Zeit der Revolution auf meiner Reise [Herbst ao 
1792] an der französischen Gränze, wo die Flucht der 
Emigrirten durchgegangen war, und wo es einer mochte 
verloren oder weggeworfen haben. Die Sachen, so wie 
sie im Stück vorkommen, waren alle darin; ich schrieb 
danach die Scene, und das Felleisen mit allem Zubehör n 
spielte nachher, zu nicht geringem Vergnügen unserer 



18!W DER Bl'RtJERGENERAL. 69 

[Dscember is, Weinuir.j HOT) 

Schauspieler, immer mit, so oft das Stück gegeben 

wurde." 

Die Frage, ob man den .Bürgei^eneral' noch jetzt mit 

6 Interesse und Nutzen sehen könne, machte noch eine 

Weile den Gegenstand unserer Unterhaltung. 

Mit Eckermann. — ResprSclie 6, 363 f. (Eckeruiana 2, 
32 f.) 

1839. 

10 Febniar 4, Weimar. lOS 

'[Mittags.], „Wenn Genasts hier bleiben, so schreibe 
ich Euch zwei Stücke, jedes in einem Act und in Prosa: 
das eine von der heitersten Art, mit einer Hochzeit 
endend, das andere grausam und erschütternd, so daas 

1» am Ende zwei Leichniune zurückbleiben. Das letztere 
rührt noch aus Schillers Zeit her, und er hat auf mein 
Antreiben .'^chon eine Scene davon geschrieben. Beide 
Sujets habe ich lange durchdacht, und sie sind mir so 
voltkommen gegenwärtig, dass ich jedes in acht Tagen 

so dictiren wollte, wie ich es mit meinem , Bürgergeneral' 
gethan habe."' 

Thun Sie es, sagte ich [Eckermann], schreiben Sie 
die beiden Stücke auf jeden Fall; es ist Ihnen nach den 
,Wanderjahren' eine Erfrischung und wirkt wie eine 

at kleine Reise. Und wie würde die Welt sich freuen, wenn 

' Das unmittelbar Vorhergehende s. .Ipblgenle auf T." ugD. 

' Vgl. dagegen 58, 18— 59. 2. — Obgleich dns gerade stattgeliabte 

'lHHtM|iiel Edunrd Genasta und »lelaer Trau zur lebenalUng- 

Ihrheu AuMteliuuR derselben in Weimnr führte, liat Goeibe 

30 kvlneH dt-r beidea Sttii/ke ausgeführt. Die Neuiiung des .BUr- 
gergeueral«' hat zu der Aniiahuie verleitet: unler dem hei- 
tern 8iU<'k ^] das von Sehiller M-Leniatisirte [.UHtnplel ge- 
meint i». 62, 32). und statt ..letztere" 7.. Ift m-i „erstepc" zu 
lesen: doch bleibe diese Vermulbung dabingeHtellt, ebenso 

SS wie die Deutung des tragiseheu Stückes auf das Bogenjiiiute 
.Trauerspiel !□ der Christenheit', vgl. Archiv f. L. in. 127 f. 
uud die Anmerkungen Eckeriiiiinn 2. 252 (dagegen) und 
F'-keruiann-G. S. 634 (dafür). 



70 DER BURGERGENBBAL. 182» 

[Febra4r 4, WeiBur.) [IMJ 

Sie dem Theater noch etwas zu Liebe thaten, was nie- 
mand mehr erwartet! 

„Wie gesagt," fuhr Goethe fort, „wenn Qenasta hier 
bleiben, so bin ich gar nicht sicher, dass ich Euch nicht i 
den SpasB mache. Aber ohne diese Aussicht wäre dara 
wenig Heiz, denn ein Stück auf dem Papiere ist gar 
nichts. Der Dichter muss die Mittel kennen, mit denen 
er wirken will, und er muss seine Kollea denen Figuren 
auf den Leib schreiben, die sie spielen sollen. Habe ich n 
also auf Genast und seine Frau zu rechnen, und nehme 
ich dazu La Roche, Herrn Winterberger und Madame 
Seidel, so weiss ich, was ich zu thun habe, und kann der 
Ausführung meiner Intentionen gewiss sein." 

Mit Bckermann. — GesprAcbe T. 6 f. (Eckeriuanu 2. 41.) i: 
Ki'bpuar Ö, Weimar. — 8. Nr. t». 108« 

l-'i'bruar 17. Weimar. 109 

[Vormittags] Krhiett von Göttling den vierzehnt.n 
IJand [Werke Cotta'] durchgesehen.' 

Tgb. 12, 26, Bf. g 

' l''Ur den i-ntsiirecbeiideii Band der Oi'tHT-.\usgabe. 




Caesar. 

r'; .CaeearB Tod'; 



HandtchfifUn : Nur ganz weutge Bruchäl ikke, aus der Zelt 

voQ cioetbes erster BeschürtlguDK mit dem Stoff, am 

h äcldut-R eines NotizeuhefteH, mit dem Titelblatt ,E|)he- 

inerldt-8. Was man treibt Heut diess tmd morgeo das. 

ITTO', das Goethe sk'h Im Januar 17T0 In Frankturt aji- 

^legt hatte und In Strassburg lu der ersten Hälfte (udor 

dem ersten Viertel?) des Jalire^ 1771 beendete; die Stel- 

10 li'U der , Ephemeridee', die Sc-Iiüll (Briefe uud Aufalitze 

S. 13« f.) gleichfalls auf .CüBar* beziehen möchte: W. 37, 

95. 26 r. 9C, 18-20. 98. 9-15 fallen noch iu die Zelt vor 

Goethes Abreise naeh Htrassbnrg, in den Jüirz 1770. 

Erster Druck: 184li. in der ersten Ausgabe der .Briefe und 

it, Aufsätze- S. 139 f. 

Weimarer Ausgabe: 1S9I!. W. 37, 113, 21-25. 1J4, 3-9. 11—19. 
an] Sthluas der .Eptaemerldes', uud selbstsiiiudlg W. 37, 
115 f. 
l'eber dl«" mutb massliche Gestalt des ersten Planes (1770 
jo -1771) und dessen spätere Wandeluogen vgl. Briefe nud Auf- 
sätze 8. 137—140; Biedermann GF. II, 1(H-174 und GF. III, 
5,T— .'>9; Eduard von der Hellen .Goethes Anteil nn I.i'-aters 
PhysioKiKimi sehen Fragmenten' (Frankfurt fl|M. Literarische 
Anstalt Rotten & Loening. 1888) S. 207-21T; W. 38. 257 f.; 
» weiterhin Scholl S. 56. Welssenfels S. 2.10 f., Meyer S. 384, 
BielBchowsbf 1, 248 f. 

177». 

TOctober 18. Frankfurt 110 

Ein Bchoner Deuer Plan hat sich in mpincr Seele aiif- 
3« gewickelt zu einem grossen Drama. Ich will nur erst 



72 CAESAR. 1773 

[rOctob«r IS, Frankftirt.] [lUq ' 

zusehen^ ob ich aus dem Lob und Tadel des Publieums^ 

was lernen kann. 

An Johanna Fablmer. — Br. 2, 111, 21—24. 

?] [November zwischen 10 und 18, Frankfurt.] 111 • 

Der Toms ist angelegt; nun nur noch I^lamme und 

Windstoss; aber das hängt von den Göttern ab.* 
An Bole. — Br. 2, 122, 1 f. 

?]December 25, [Frankfurt.] 112 

Ich bin auch Zeit her" fleissig gewest^ hab' viele lo 
kleine Sachen gearbeitet, und ein Lustspiel mit Ge- 
sängen [yErwin und Elmire^] ist bald fertig, auch einige 
ansehnlichere Stücke in Grund gelegt» und nim wird 
drüber studirt.* 

An J. C. Kestner. — Br. 2, 113, 19—22. ^ 



' Ueber ,GÖtz von Berliehlngen*, der vier Monate vorher er- 
schienen war. — Die Beziehung der Stelle ist fraglich. Dünt- 
zer (Goethes Leben S. 190) deutet sie auf ,Caesar*, fügt aber 
doch hinzu: „oder ,Egmont' '*; in G.-Fahimer 8. 31 und im 
Register Br. 7, 476 wird sie dagegen auf ,MahoinetS in GJ. fo 
17, 210 auf ,Faust' bezogen, während Schmidt II, 133 sie 
auf »Prometheus' deutet. 

* Diese nur in einem Schreiben Boies an Bürger erhaltene 
Stelle aus einem, wie es scheint, verlorenen Briefe deutet 
Daniel Jacoby (GJ. 12, 247) auf ,Caesar*, doch dürften dem tft 
die Worte „scheint sich zu bilden** (73, 3 f.) widersprechen; 
lieber möchte ich an ,Promethcus* denken, in dessen Kreis 
Bild und Ausdruck am besten passen würden (doch braucht 
Goethe den Vergleich gern, vgl. Epos 2. 725, 15. 726, S). Weio- 
hold (,Heinrich Christian Boie. Beitrag zur Geschichte der ao 
deutschen I^iteratur im achtzehnten Jahrhundert*. Halle 1868, 

S. 187) bezieht die AeuHserung auf «Stella*, Düntzer (Goethes 
I^ben S. 192) auf ,Egmont*; im Register Br. Band 7 ist sie, 
$io viel ich sehe, überhaupt nicht aufgenommen. 

* Seit er nicht an Kestners geschrieben, October 31. ^5 

* Nach Schmidt II, 133 hat Goethe hier „vornehmlich , Prome- 
theus* und »Faust* im Sinne**. Vielleicht auch schon .Egmont'? 



tTM CAESAR. 73 

1T7». 

]JuDi 1, IPrankfnrt] US 

Mein .Cäsar', der Huch Dicht' freuen winl, sclieint 
sich auch zu bilden.^ 
i Aa Schiiuborn. — Br. 2. 172. 15—17. 

Juni 28. zwincbea Fniiücfnrt und WiestMiden. 114 

[Morgens, während der Fahrt. Ooethe sprach:] Von 
seinem Julius Caesar', einem neuen weitläufigtii Drama. 
[Wiesbaden.]. Ass neben Goethe zu Mittiig. . . , 
I Ooethe sprach von einigen «einer Dramen. 

Mit Ijiratpr. - SdGG, Iß. 282. 8 t. 25. 2» (Laviiters Tgb.). 
Juni 29, zwifH-hen «cluvulbncli und Nassau. 116 

[Morgens, während der Fahrt, sprach:] Goethe von 
seinem ,Julius Caoi^ar' — 
i Mit I^vater. — SdG«. 10, 2)«, 4 il^vaier» Tgb.). 

1775. 

Februar 4, Fi-ankfuit. 116 

Er .sagte mir [dem Prinzen], dass er jetzt an zwei 



' Für das „nicht" der Handschrift hat die Welmarir Ausgabe 
„einat" eingesetzt mit dem Beuierken: „Unsere ECineodatloD 
Hegt graphisch und dem Sinne nncli nüber als ..rwlit" oder 
..anch". Düntzer setzt neuerdings {mit Scliiill iinU v. Bieder- 
mann) ..recht" ein (Zeltschritt für deutsche riiilologle 31, 
96 f.), während er früher das „nicht freuen" damit erklüit 
hatte, dnss ,Caesnr' ..kein vaterlftndlscher Stoff" war (Stu- 
dien S. 118, Erl. 2 zu S. 117>, s|iliter damit. dnsM Ooethe den 
(iegenstand ..nicht im Sinne der Frdbeltefretinde behandelt" 
(Goetbes Leben S. 2041. beides wohl unter der Annahme, das« 
Schönbom bei seinem Gespriicb mit Goethe Im October des 
Jahres den Plan In diesem Sinne gemissbillist habe (worüber 
St'hÖnboruH .AiifKeicIuiungeu lll»er erlebtes*, Kiel O. J. [1870] 
nichts enibalten). E. v. d. Hellen Tennuthet neuerdiii^is. 
fioeibe habe schreiben wollen „nicht wenig freuen" (BrU-fe 
vtlH. 1. 171 f.l. wahrend In Bielsrliowsk.v 1. 24» und .'>10 
das „tiicht" aufrecht «halten wird. 

' ..auch", wie neuerdings ,.eiiii;:c Plane zu grossen Dramiis" 
[.Fausf, B. diesen urD., .Mahomet'. .Prometbeus'], von denen 
hier deutlich ,C!isor' als ein Plan aus itlterer Zeit unler- 
Bcbteden wird. 



74 CAESAR. 1775 



[Februar 4, Frankfurt.] [HC] 

Stücken arbeite: ,Der Tod Julius Caesars^^ ein Trauer- 
spiel/ und eine Oper [,Erwin und Ehnire']. 

Mit dem Prinzen Karl August von Sachsen-MeiningefL 
— Gespräche 8, 241.* 



^ Nach den erhaltenen Bruchstücken ist anzunehmen, dass 
Goethe urspiünglich nicht nur die Katastrophe Caesars dar- 
stellen wollte, sondern, im Gegensatz zu Shakespeare, gerade 
auch die Entwicklung, das Herankommen des Helden. 
^ Aus den von Ludwig Bechstein heniusgegebenen ,Mittliel- to 
lungen aus dem Leben der Herzoge zu Sachsen-Meiningen 
und deren Beziehung zu Männern der Wissenschaft*, Halle 
1856, S. 83 f. (nicht verglichen, Titel nach GJ. 10, 142). 
— Bei seinem Aufenthalt in Zürich, im Juni und Anfang 
Juli 1775, besprach Goethe mit Lavater die Fortsetzung von is 
dessen ,Physiognomischen Fragmenten*, für die er dann in 
der zweiten Hälfte des Jahres 1775 (wahrscheinlich im Sep- 
tember) unter anderen Beiträgen auch die Auslegung der 
Tafeln 4—7 in Band 2, Brutus und Cäsar darstellend, 
verfasste (W. 37, 355—358). Diese beiden geistsprtthenden ao 
Auslegungen mussten, als nicht unmittelbar auf Goethes 
Dichtung bezüglich, von unserm Text ausgeschlossen blei- 
ben, sind aber wichtig für die Erkenntnis» der Gestalt, zu 
der Goethes Plan sich in dieser Epoche ausgebildet hatte 
(Vgl. die Ausführungen v. d. Hellens und v. Biedermanns an » 
den 71, 21 f. angeführten Orten, auch Br. 5, 87, 4—9). Auf die 
Brutus darstellende Tafel der ,Physiognomischen Fragmente* 
möchte Ich auch die Notiz Tgb. 1, 140, 2 l)oziehen (s. .Göti 
V. B.* 1782 Februar 2C), nicht, wie Düntzer ((Soethes Tage- 
bücher S. 23(») will, auf Herdei-s, 1774 ei-schieneiies. Drama » 
,Brutn8'. 

Db Goethe l)ei seinem Besuch in Zürich mit Bodmer über 
seinen Plan gesprochen hat, wissen wir nicht, doch ist es 
wahrscheinlich, da Cäsar Gegenstand eines ihrer Gespräche 
war; Bodmer 8<^'hreibt an Schinz 1775 Juni 15: S5 

., E r [Goethe] hat Brutus und Cassius für 
niederträchtig erklärt, weil sieden Cäsar 
ex insidiis, von hinten, um das Lehen ge- 
bracht haben. Ich sagte, dass Cäsar sein Leben 
durch nichts Anderes gethan, als die Republik, seine lO 
Mutter, getödtet, und die meist«» Zeit durdi falsche Wege" 
(GJ. 5. 1!»2). 



ythrn» 4. Fr*D l.fn«.| IIIS] 

— Das Gerüflii. (Joeilie arbeite an finem .Julius t'uesar' 
VI -rl .rettete sieb immer mebr; imd so bracbte der. vod 
Kt^icbard herausgpgebeue ,Theati'i-KjileD(]i.T aut da» Jabr 
1TT5' (Gotha. Ettinger) im , Verse ii'biiiss der Jetzt lebendeu, 
deiKseben T beater- Schriftsteller' S. IISI unter ..Goethe" die 
Bemerkung: „Soll an eiuem .1 loctor Faust' und einem 
Trauerspiel, .Julius Caesar', arbeiten"; gleichlautend im 
Jalin;ang ITIfi; von 1777 bis 178C lautet die Xoliz: „Ver- 
si'liledene uugednu'ble Schauspiele, .lioctor Fauat', .Julius 
Caesar", ..." 

Das. gleichfalls ron Relcbard herauägegebeui^. .Theater- 
Journal filr Deutscbland vom Jahre 1777' (Gotha, Ettinger) 
biiHlite in Stück 3 S. 13—21 „Swnen aus .Julius Cäsar, einem 
Si'hiiiisiiit'i von Mssr", das heisst: Meissner, mit der Be- 
iiierliung: ..(Tter Verfasser dieser Scenen war einst AVUlena, 
einen .CtUar* mit Benutzung des Shaliesiieares zu verfertigen. 
Die n'lcbti);e Nac-brkbt, dnss Goethe auf einen denke, 
schreckte Ihn ab. Hier sind nur einige Scenen davon. . . .)" 
llaviiufhlu schrieb Merck in seiner Anzeige dieses Jalii^ngs 
des .Tbeater-Joumals' (Im .Teutschen Merkur vom Jahr 1778' 
S, Üi t. des ersten Vierieljnhn.}; ,.Iieu Anfang macht eine 
Probe von einem 'Drama .Cäsar genannt, das Hr Meissner 
desswegen nicht fortsetzen will, well er ;.'ehiirt. dasa G. 
{Goethe] auch an einem .Ciisar arl>elie. Gerade al« wenn es 
nur Einen Weg nach Paris gebe, und Goetlics und Meissners 
.Cäsar' desswegen einander im Wege stünden. Ans der Probe 
crhcUft indessen, dass der ^'erfnsser eine wahiv Scllister- 
kenntnlss ttesitze". 

Au Schiller s<.'hrelbl Goeliie 1705 December 2H; ..Ein i)aar 
Froducte, wie die hierbei kommendt-u Si-brlften sind, dürfen 
Ihnen nicht unbehnnnt bleil>en. vielleicht »iud sie noch ulcbt 
zu Ihnen gelangt. Den Theater-Kalender bitte mir bald wie- 
der zurück" (Br. 10. 354. 12-lfi): Schiller antwortet Decem- 
lier 29: „Der TIieater-Kftleuder enthält gewaltig viel Na- 
men und blutwenig Sachen. leb filr mein Thell bin Ich Übri- 
gens gut weggekommen; aber iu welcher Gesellschaft er- 
blickt man sich du' ihnen wird ja ein ,Juliii» Catsat* gross- 
miitlilg zugeschrieben, den Sie dem Publicum wohl schuldig 
bieilien werden" (Scliillers Briefe i.. 375 f,)- Die Herausgeber 
der BHefe sagen beide, ebenso DUntzer iSchiller und Goethe 
8. «8 BU Brief 138): Relchurds Theater - Kalender sei ge- 



76 GABSAR. 1775 



[Februar 4, Frankfurt.] [Ut] 



meint; nun kann es aber der Reidiai'dsche von 1795 oder 
1796 nicht sein, denn nur bis 1786 wird in ihm Goethes 
«Caesar* genannt; anzunehmen: Goethe habe Schillern einen 
der alten Jahrgänge 1775—86 geschickt, ist auch nicht müg- & 
lieb» denn was sollte Schiller damit? Goethes Worte lassen 
auch entschieden darauf schliessen, dass es sich um littera- 
rische Nova handle, die zu Schiller „vielleicht noch nicht ge- 
langt" waren; es muss also ein andrer Kalender gemeint 
sein, als der Relchardsche (auf den auch Schillers Worte 75, i<* 
36 f. gar nicht passen wollen). Die 1795 und 1796 zu Wien und 
zu Maimheiui erschienenen Theater-Kniender waren mir lei- 
der nicht erreichbar. 

— 1803. am 1. und 8. October, verauntaltete Goethe in 
Weimar Aufführungen von Shakesi)eareH ,Jullus Caesar', zu ift 
denen er für die Rolle des Poeten Cinna „ein Dutzend ge- 
reimte Verse" gedichtet hatte, die bis jetzt nicht bekannt 
sind (Br. 16, 337, 15 f.), und, wie es scheint, einen Epilog 
geplant hatte, von dem wir nur zwei Zeilen kennen (W. 13 
(2), 240). Hier folge eine chronologische Zusammenstellung lo 
derjenigen Aeusserungen Goethes über Shakespeares Tra- 
gödie, die, möglicher Weise, etwas Licht werfen können auf 
die Art, wie er selbst den Gegenstand behandelt hallen würde 
(eingefügt sind gleichzeitig ein paar Aeusserungen über den 
geschichtlichen Cüsar, zu gleichem Zwecke): » 

[1771, vor October 14.] — Ich schiime mich oft vor 

Shakesi)earen, denn es kommt manchmal vor, dass ich bei*m 
ersten Blick denke, das hätt* ich andei-s gemacht! Hinten 
drein erkenn' ich, dass ich ein armer Sünder bin, dass aus 
Shakespearen die Natur weissagt, und dnss meine Mensehen 30 
Seifenblasen sind, von Romanengrillen aufgetrieben** (,Zum 
Shakespearestag', W. 37, 134. 9—15). 

[1771 zweite Hälfte oder 1772 Anfang.] — Was der 

Verfasser zur Vertheidigung von Shakespeares «Cai^sar* sagt, 
scheint uns auch nicht ganz richtig. Er glaubt, Shakespeare i^ 
habe Brutus zum Helden des Stücks machen wollen, dess- 
wegen sei CAsar zu stolz. Caesar ist wie er sein soll. Ein 
Mensch, der zehn Jahr lang Stetigkeit genug hat, auf einen 
einzigen Endzweck zu arl>eiten, und diesen Endzweck dahin 
nu8fühi*t, dnss er sich eine Krone durch die Freiheit und 40 
die Ruhe des Vaterlands und der Welt erkauft, der darf 



][<ui<>)i November T. Weiiuar. (mI.t spiiicv | 117 

Dem, ihn zwanzig Jahre spüter besuchenden Griiter 

erzählte Wieland, es sei nahrhaft bewundernswürdig 

G^erlnnui^eii Uuasern, die Stolz athmen; allein Grüsst dtT 
Setle wiRl miin nie In (ll«<em Gesoliöpr Sbakespeares ver- 
tenut-n, wer ele zii fühlen vemiügend lat" (Besprechung des 
Werkes .\>rsU(.'li über Shakespeares Genie und S(!hrlft«n. In 
Vergleich ung mit den DrajnatlHtlien Dichtern der Griechen 
und Franswaeü. Uebersetzt von Eschenburg. Leipzig 1771', 
In .Vr. 22 der .Frankfurter gelehrten Anzogen' vom 17. MUrz 
177-*: vermuthlicb von Goethe, W. 38, 338, 102—112). 

1B03 October 27. — „Ueberhaupt bin ich mit dem Stiicke 
[Shabesprares .Julius Caesar] noch Immer In einer Art von 
CoDQlct, der eich vielleicht nie lüseu kann. Bei der unend- 
lich zarten Zweckmässigkeit dieses Stücks, In die man sich 
so gern versenkt, scheint kein Wort entlx-hrlich, so wie man 
nichts vennisHt, was das Ganze fordeil, und doch wünscht 
man, zur äussern theatralischen Zweckmilsslgkelt, noch ble 
und da durch Nehmen und Geben nachnubeKeo. Doch liegt, 
wie bei Shake»ii)eare fltierhaupt. Alles schou in der Oniud- 
anlage des SioITh und der Behandlung. dasH. wie mau Irgend- 
wo zu rücken anfängt, gleich mehrere Kugeu zu knistern an- 
fnniren und don Giiuze den Ginsturz droht" (an A. W. Schle- 
gel. Br. Ifi. 337, 18—338. 1). 

[Zwischen 1805 uud 1800.] — ,. . . wie wenig seilet die 
Bes-seren [Rümer] liegriffen. was Regleren helsst, »leht man 
an der abgeschmack testen That, die Jeinnls begangen wor- 
den, an der Ermordung Caeaara" (Zur Farbenlehre, blstorl- 
soher Thell, Abtiiellung 2 Nachtrag, Nnt.-W. 3, 127, 25—28). 
[1813 Würz.] — ..Im .Caesar- bezieht sich Blies auf den 
Begriff, dass die Bessern den obersten Platz nicht wollen 
eingenommen aehen, well sie Inig wähnen, in Gesammthelt 
wirken zu können" {.Sliakei^iieare und kein Cndel' I, W. 41 
(1). 57. 9-12). 
[Zwischen 1815 und 1827.] 

..Und wenn mau auch den Tyrannen ersticht. 

Ist Immer noch viel zu verlieren. 

Sie gönnten Cäsam das Reich nicht 

Fnd wussten's nicht zu regieren." 
p (Zahme Xeulen IVt V. 042-945. W. 3, 205.) 



78 CAESAR. 1T75 



][nach November 7, Weimar, oder später.] [117j 

gewesen, wie Goethes Genie sich damals* bei jeder Ge- 
legenheit offenbart habe. Er habe nicht nur die schön- 
sten Gedichte, sondern ganze Dramen improviairt. Na- 
mentlich erinnere er sich, wie sie eines Tages davon ge- s 
sprochen, welch herrliches Stück , C ä s a r ' geben 
könne. Goethe habe sofort angefangen, die Personen 
zu charakterisiren, und eine Scene des Stücks nach der 
andern vom Anfange bis zu Ende des Dramas vorge- 
tragen. Wenn man die Stücke, die er so improviairt, lo 
hätte aufschreiben können, würde die Welt einige er- 
halten haben, die noch bewundernswürdiger wären, als 

seine bekannten.^ 

Mit Wieland. — Gespräche 10, 13.' 

[Zwiscben 1819 und 1822 beschäftigte Goethe sich einge- 15 
hend mit den Werken Mantegna3, dessen grossen »Triumph- 
zusj .Julius Cäsars' er schon 1803 bei der Inscenimng von 
Shalcespeares Tragödie benutzt hatte, doch enthält sein 1823 
in Kunst und Alterthum veröffentlichter Aufsatz über dieses 
Hauptwerk cU-s Künstlers keine hieher gehörige Bemerkung.] to 

1824 November 24. — „Die römische Geschichte**, sagte er 
[zu Eckennann], „ist für uns eigentlich nicht mehr an der 
Zeit. Wir slDd zu human geworden, als dass uns die Trium- 
phe des CHsar nicht widerstehen sollten*' (Gesprfiche 5. 109). 

1824 November 25. — „Diese Verschwörungsgesthichten 25 
alle, die den früheren Dichtern im Kragen staken, sind im 
Grunde nichts als revolutionilre Schwärmereien, gewöhnlich 
ist der Ermordete gerade der Beste oder Unentbehr- 
lichste" (Gespräche 5, 111: Müller S. 164». 

Vgl. auch die Worte Eriohthos am Eingang der .Classi- 30 
sehen Walpuiirisnacht*. jredichtet \^i) .lanunr (Faust II: V. 
7018—7024. W. 15. 110 f.). 
* Während der ersten Jahre in Weimar. 

» In Georg Müllers Reisetagebuch für seinen Fivund IIÄfely 
heisst es. während seines Besuches In Weimar. 1780 ss 
Ootober 13: ..Goethe soll an einem Werk über die zwölf er^ 
sten Caeaara arbeiten. (Diess hab* ich hier gehörtV* (.Aus 
dem Herder*8chen Hause. Aufzeichnungen von Johann Ge- 
or;r Müller. (1780-82.) Herausgegoben von Jakob Baeohtold. 
Berlin. Weldmannache Buchhandlung. 1881' S. 76>. 40 

■ Auch schon GesprÄche 8. 393 (beidemal mit kleinen Fnge- 



1806 CAESAR. 7» 

October 6, Weimar. 118 

' . . aof das Trauerspiel zurückkommead, sagte er 
[Napoleon].: „Das Trauerspiel sollte die Lehrschule 
i der Eonige und der Völker sein; das ist das Höchste, 
was der Dichter erreichen kann. Sie zum Beispiel soll- 
ten den Tod Cäßars auf eine vollwürdige Weise, grose- 
artiger als Voltaire, schreiben. Das könnte die schönste 
Aufgabe Ihres Lebens werden. Man müeste der Welt 
) zeigen, wie Cäsar sie beglückt haben würdo, wie alles 
ganz anders geworden wäre, wenn man ihm Zeit ge- 
lassen hätte, seine hochsinnigen Pläne aaszuführen. 
Xonunen Sie nach Paris! Ich fordere es durchaus von 
Ihnen. Dort gibt es grössere Weltanschauung, dort 
i werden Sie überreichen Stoff für Ihre Dichtungen An- 
den." 

Jedi-smal, wenn er über etwas sich ausgesprochen 
hatt«, setzte er hinzu: „Qu'en dit Monsieur Goet?"' 
Mit Napole<Mi. - Geepräche 2. 223. 

1 nauigkelteD); aus Grilters Papleiva im .Wi^liuar- Album. Blät- 
ter der ErlnneTung an Carl August und sciDt.<u Musenliof. 
Eine gescblchtllcbt^ Scblldening von August Ülezmanu. . . 
Leipzig, Voigt & QUntlier. 1860' S. S4 Krl. 
' Das GeBprücb fand nicht, wie man nach den .EiiiiDerunsen 

. aus den Krlegazelten von 1806—1818. Von Prtedrlcb von 
MOIler, . . [HerausgegebeD von Adolf SchßlL] Braunscbwelg. 
Dracb und Verlag von FrledrlcU Vleweg und Soliu, 1851*. 
denen S. 240 dns Folgende entnommen ist, glauben mttsate, 
am 2. October In Erfurt Statt, sondern In Wpiuinr am 6. Oc- 

) tober Abends nach eiuer Voralelluug von Voltaii-ew Tragödie 
.La mort de Cesar': Goetlies eigene .^ngnlM'u scIiwHUkPn, 8. 
82. 3 f. 12-16. 
• äIbo wird Napoleon aucb bler diese Frage gestellt haben, 
Goetbes Antwort aber Ist nicht t>ekannt: narh 83, 12 f. will 

s es scheinen, als habe er sich verptliohtet. Jene, nach des 
Kaisers Ansicht „schönste Aufgnlie" seines Lebeus zu lüsen; 



80 CAESAK. 1810 



1810. 

Juni 27. Karlsbad. 119 

Ob ich . ., da ich so viel andere Dinge vorhabe, nuch 
)¥ieder zu theatralischen Arbeiten, wobei weder Freude 
noch Genuss, noch Vortheil zu erwarten ist, wenden 
möchte, glaub' ich schwerlich. Mehrere Plane und Halb- 
ausarbeitungen bedeutender Stücke liegen da, und wer- 
den wohl immer liegen, wie die zwei letzten Theile der 
,natiirlichen Tochter^, und eine Tragödie aus der Zeit 



versucht hat (ioethe diese Lösung jedenfalls (s. 82, 16—18). lo 
doch kennen wir von diesen Versuchen bis jetzt nichts. 

Von Obigem nur wenig abweichend lauten Napoleons Worte 
in der Erzählung von Lewes (auf Müllers ,ErinneningeD* be- 
ruhend?): ,, After speaking magniloquently of tragedy, Na- 
poleon told him he ought to write a ,Death of Caesar % is 
but in a grander style than the tragedy of Voltaire. ,Ce 
travail pourrait devenir la prineipale tfiche de votre vie. 
Daus cette trag^die il faudrait niontrer au luonde, comuieut 
C^^sar aurait pu faire le bonheur de Thunianit^, si on lui 
avait laiKse le teuip» d*executer ses vastes plana* " (Gespräche to 
2, 225 f.. ,The Life and Works of Goethe: . . Second edition, . . 
By G. H. Lewes*. Leipzig: F. A. Brockhaus. 1858. 2, 319 f. 

Zur Herzogin Luise sagte Napoleon nach der Vorst^lungr 
von Voltaires Dichtung: .,Etrange pi^ce ce ,C^sar'! Piöce 
r^publicaine! JVsp^re que cela ne fera aucun effet IcÜ** m 
(SdGG. 6. 242.) 

Nach 81. 13. 82. 4. 16. 83, 4 sollte das von Napoleon gefor- 
derte Stück den Titel .Brutus' erhalten. 

Sachlich gehören hierher Nr. 120—124. 

Vgl. auch .Goethe und Nai)oleon. Eine Studie \ou Andn^an 30 
Fischer* (zweite Auflage. Frauenfeld. J. HulK»r. 1900) S. 109, 
wo eine SteHe in Goethes Brief vom 4. De<*euiber 1808 <ai 
M. V. Eybenberg. Br. 20, 234, 4—8). die ich je<loch glaiiln.* 
durchaus auf die Kunst und Art der franziislscbeo Schau- 
spieler beziehen zu müssen, auch mit auf den von Napoleon 35 
geforderten .Cilsar* gedeutet wird und auf Goethes ..Lust zu 
der grossen Aufgabe". 



Karls des Qrossen.' Sollte das Berliner Theater den ob- 
gemeldeten A'^orschlag, die dritt« Repräsentation zum 
Benefiz des Autors zu geben, eingehen,' so könnte man 
eher seine Masaregelu darnach nehmen und einen Theil 
seiner Zeit auf dramatische Arbeiten verwenden. Ab- 
gerissen kann man dergleichen nicht untemehmeD. Ich 
ziehe jetzt den Roman allem Andern vor, weil einen 
dabei alles begünstigt, was beim Theater dem Autor 
I nur zum Nachtheil gereicht,* Könnte man die unter- 
nommenen Arbeiten nach und nach vom Stapel lassen, 
so würde der, durch einen sehr hohen und bedeutenden 
Theaterkenner [Napoleon], mir aufgetragene, ^Brutus' 
wohl auch mit flott werden;* dagegen ich jetzt befürch- 
ten muss, daas alle diese Dinge bei mir, wie bisher, 
stocken und nicht zum Ende gelangen. 
.\D Klnna. - Br. 21. 335, 28—336, 22. 

XS2I. 

Februar 20, Weimar. l'M 

. |Zu 180H September Knde, Octoljcr Anfang.] Daa 

Gespräch kam von dem für morgen angekündeten Trau- 
erspiel jCäsara Tod' auf die Erfurter Periode im .Jahre 
1808, die Goethe sehr lebhaft schildern half.' 

Mit rr. T. Hllller u. Coudray. — Gespriicbe 4, SO t. 
<Mailer 8. 59.) 

' s. ,TragMle . .' Ausser d^m UenamKeu kommen etwa aoeb in 
Frage .Uas Uüdobea von Oberklreh' und .Nausikaa', scbwer- 
llcb .Mahomet' uud .Frometbeus'. 

• Vgl .Götz von BeilicbinRen' ugD, (an Klrms». 

I ' Uoelbe arbeitete zur Zeit an den .Wanderjabren' (vgl. Epos 
2, 910, »). 

• Vgl. 82, 3-Ö. 16 f. 

• Am 21. Febmar wurde In Weimar, „zuui «■rstt'u Mal" auf- 
SefUbrt: .Der Tod Cilsars, Trauerspiel In drei AufKÜi^en 

k aua dem Franzltslscben de« Voltaire' (Graff spielte (.'üHar, 
Durand Bmtua). 

Orir, Qoethe Ub«r >. Uivhtungren T. II, B. 1. • 



82 CAESAR. 1822 



1822. 

Juli 27 Abends, Eger. 12t 

[Zu 1808 October 6.] ,^8 Napoleon in Erfurt war, 
wünschte er^ ich möchte ein Trauerspiel ,Brutus* schrei- 
ben. Der Grosßherzog schickte desshalb eine Estalotte * 
an mich.* Der Gtegenßtand war mir zu heiklich, daher 

unterliess ich es." 

Mit Grüner. — G.-Grüner S. 86 (fehlt in den .Ges|»rä- 
chenO. 

] 828. 10 

] [Januar 24, oder 1825 Ende März, Weimar.] 122 

[Zu 1808 October 6.] Die zu Erfurt versammelten 
Monarchen kommen nach Weimar. Julius Cäaar^ von 
Voltaire, wird von französischen Schaufipielem aufge- 
führt, ich werde bei dieser Gelegenheit aufgefordert, is 
einen ,Brutus^ im anderen Sinne' zu schreiben. Na<^ 
einigen Vorstudien findet man Bedenken weiter zu ge- 
hen." 

Mit Napoleon. — Morris 1, 205. 



^ Offenbar von Grüner falsch verstandeu; die Estafette ao 
brachte die Einladung des Hensogs an Gk>etlie, nach Erfurt 
zu kommen, um den Vorstellungen der französischen Schau- 
spieler beizuwohnen; ferner vgl. Nr. 122. 

• Vgl. 79, 6-8. 

* Die ganze Stelle war ursprünglich für das Jahr 1806 der » 
,Tag- und Jahres-Hefte' bestimmt wurde dann ausgeschal- 
tet (in der Absicht, den Gegenstand .»später zu erwähn»Mi**> 
und fehlt demnach im Druck, wo es statt ihrer am Schlufiti 
des Abschnittes 1808 heisst: „Der im September erst in der 
Nfthe versammelte, dann bis zu uns heranrückende Gongress so 
zu Erfurt ist von so grosser Bedeutung, auch der Einflus« 
dieser Epoche auf meine Zustände so wichtig, dass eine be- 
sondere Darstellung dieser wenigen Tage wohl untemomnion 
werden sollte" iW. 36. 41. 28—42. 5). 

Zu „aufgefordert'* (Z. 15) hat Riemer am Rande bemerkt » 
„Napoleon zu nennen"; das Wort ,. Vorstudien" (Z. 17) ist ge- 
strichen und dafür am Rande von Riemer gesetzt ..Vorar- 
beiten" (8. Morris 1, 205-207). 



IH3«. 

][Februiir 15! Weimar.] 128 

'[Zu 180e October 6.] Gelegenheit zur AnffordiTung 
einen ,Brulus' zu schreiben. 
I BiDgrapbiBcli« EluzelDbeiten: ünterreduug mit Napo- 

leon. 1808. - W, 3«. 444. 

18S7. 

Angnat 30, Weimar. 124 

[Zu 1808 October 6.] [Mittags.] Ich [Kanzler Mül- 
I ler], regte Goethe sehr auf, über Napoleon selue Ideen 
niederzuBch reiben.* . . . Der Sohn erzählte, daae der Va- 
ter dem Kaiser habe versprechen müssen, einen besseren 
,Tod Cäsars' zu schreiben,' 

Mit Fr. V. MUHer U. Goethes Sobn. - Müller S. 206. 

i ' In Goetb4>R ,8kizz«' seiner Uaterrediing mit Napoleon heisst 
es unter dem 6. Octot>er lakonlech: „Abends .Tod des Ca- 
aars' " (W. 36, 275, 17). Zu dieser Stelle hat ein Butwurt 
der .Skizze' am Rande die rollende Bemerkuug. 
' VkL Epoa 2. 660, 29-6ßl. 24. 

9 • VgL 79, 34- 80, 11. 






sum Jabllft 



C an t a t e 

um der Reform atlo 



Sandtehriften: { 1- Brate Concepte von Schema 1 und Scbem« 2 
In den Coocepten der Briefe nn Zelter vom 14. Norem- 
ber und 10; December 1816; Ton ScbrelberiiaDd. mit > 
eigenhändigen Verbesserungen Goethes. 

2. Abacbrift ron Bcbemn 1, unter Z^tt^rs muslkaÜBcben 
Papieren (In Berlin?). 

8. Abschrift v<m Schema 2, mit ZuMtsen und Yer- 
beBseruDgeu, unter Zelten muBlkalUchen Papieren (in le 
Berlin?). 

4. AbBcbrlft der unter 3. aufrührten Abschrift Ton 
Schema 2, von Schreiberhand, mit eigenhändigen Verbes- 
serungen Qoethea (Tgl. 91, 7 f.). 

B. Drei kleine Brucbatacke In Verven (lugebürlg mu !• 
den 92, 18. 24. SS f. charakterislrten Tbellen), Concepi der 
Ausfuhrung, von Goetbea eigener Hand. 

Ertter Drude: 1833, Schema 1 G.-Zelter 2, 350 (doch Ist hier 
Irrtbamllcb die Beilage als selbststXndlger Brief behan- 
delt, der In Brief Kr. 273 genannte „Beillegende Entwurf" 20 
als Brief Nr. 274 beselcbnet); Schema 2 O.-Zdter 2. 



18M, die Brucbstflcke der Ausfabmng W. 16. S77 f. 

Wämanr Atugabt: 1894. W. 16, ST0-B78, nach den In Band 13 
der Werke Cotta' enthaltenen Dichtungen (b. Tabelle 3); i 
mit ,8clilllerB Todtenfeler' zu einem „Anbang" von elnslg 
boher Bedeutung Terelotgt, der aber hinter den kritischen 
Apporat der „Lesartan" Tersteckt Ist, 



ISlft. 

November S, Weimar. 1^ 

'[Vormittags] Luthers Monument. Zelters Cantate 
zu diesem Zwedc. Luthers Vorreden zu den biblischen 
Büehem.* 

T^b. B, 284, 22—24. 

' A"' 4. November scbrteb Zelter au Goethe über ein Lnther- 
MoDument, für das In Berlin eine gro mc Summe deponirt 
worden war; der Eingang dieses Briefes (gescbrieben am 2. 
oder 3. November) lantet: „Schon eine Welle trage U'b micb 
mit dem Gedanken: su dem bevoratebenden Belonuationa- 
fesie 131. October 1817] eine MubIIc sn machen, die alcb viel- 
leicht aua lauter Lutherischen Dieti* Eusammenaetzen Hesse. 
Da bist wohl BO gut mir hierüber Deine Gedanken wiesen 
SU lassen, wenn Du nicht gar der Mann blat, der allein ao 
etwas zu beschaffen unterrichtet und ausgestattet wäre. 

Wenn gleich schon an die Sache gedacht Ist und besprochen 
wird, so fttrchte Ich den alten Leichtsinn wie Oberall; und 
ganz zuletzt geht die Sache Mobs in'a Kritische, wo nicht gar 
in's Theatrallache ttber, wo alcb denn Herr von Kotzebue 
bereit findet, ein El auszubrttteo, das nicht rund und nicht 
eckigt Ist. . . . 

. . 4. November . . Staatsratta 8 c h u ] t e , den Ich mit dem 
Anfange dieses Briefes bekannt machte, hatte sein Wohlge- 
fallen au dem Gedanken" (G.-Zelter 2, 330-832). 
■ Hit IhDe» hatte Goethe sich, wie das Tagebuch 1816 zeigt, 
neuerdings wieder t>e8chafligt, Im Zusammenhang mit seinen 
orientalischen Studieoi: 

August 21: „Bibel. Bnch der Könige. . . . Psalmen, ^'er- 
glelchung mit neuerer Orientalischer Poe- 
sie." 
22: „Psalmen. Luthers Vorreden. VergL Neuere 
Orientalische Poesie. 

Luther. 
Ein Prophet wird genennet der seinen Ver- 
stand von Gott bat. ohne Mirtel." 
28: „Jcsalas". 
September 3: „Bibel. Esdra. Nehemla. Judith. Job." 
7: „Biu'h Samuplls" (Tgb. 5. ZRS. ai f, 26«. 3—7. 
10. 268. 18 f. 2Ö9. r.l. 7.n bfft.htpn hIihI ferner die V.-mi.Tke: 



86 CANTATB. 1816 



November 10. Weimar. 126 

[Früh] Allerlei Expeditionen. . . . Bezügliches auf 
Luther an Zelter.* 

Tgb. 5, 285, 7-0. 
November 11, Weimar. 127 § 

[NachmittagB], Zelter Notizen von Berlin [?].... 
[Abends] Luthers Denkmal. Jubiläum des Reforma- 
tionsfestes u. d. g. 

Tgb. 5. 286. 19. 22 f. 

November 14, Weimar. 128 lo 

Beiliegenden Entwurf sende im Concept. Er ist zwar 
sehr eilig, ja übereilt, allein zu Anbiss und Anregung 
genug. Setze Deine Gedanken und Forderungen gleich 
daneben und sende die Blätter zurück, so wird sich 
alles geschwind gestalten. w 

[Entwurf.] 

*Um die freundliche und aufregende Unterhaltung 
nicht stocken zu lassen, sag' ich ein Wort zu jenem 
Vorsatz, dem ReformationsrJubiläum eine Cantate zu lo 
widmen; im Sinne des Händeischen ,Me86ias', in wel- 



October 24: »»Reformationsfest von Tenzel und Cyprtau.** 
November 4: „Cyprlau und Tenzel über die Reformation.** 
5: „Tenzels Reformationa-Geschichte." 
„ 0: „Reformations-Geschictite'' (Tgb. 5» 280, 

13 f. 283, 2. 17 f. 284, 7; vgl. auch die Notiz vom 4. Novem- 
ber 1806: „Nachmittag Luthers Verherrlichung von Hummel 
mit Meyer durchgegangen, und anderes auf Luthere Leben 
und Charakter Bezügliches besprochen**, Tgb. 8, 178, 9—12). 
^ Wohl der Entwurf (Schema 1) nebst Erläuterung 86, 18— 88, 
86, den Goethe vermuthlich an diesem Tage, Luthers Gebiurts- 
tag, schon abschicken wollte, dann als „tibereilt" (Z. 12) 
zurückbehielt, am 14. November al)er doch abschickte (80, 
18—88, 86 wäre demnach vielleicht richtiger unter November 
10 gestellt worden). 
* Da» Folgende (bis 88, 35) vielleicht schon am 10. geschrieben, 
vgl. Z. 80—32. 



eben Du so wohl eingedrungen bist,* würde sich es 
wohl am l>csten schicken. 

Da der Hauptbegriff des Lutherthums sehr würdig 
begründet ist, so gibt er schönen Anlass sowohl zu 
dichterischer als musikalischer Behandlung. Dieser 
tinind nun beruht auf dem entschiedenen Gegensatz 
von Gesetz nnd Evangelium, sodann auf der 
Vennittelung solcher Extreme. Setzt man nuu, um auf 
einen höheren Standpunct zu gelangen, anstatt jener 
zwei Worte, die Ausdrücke: Nothwendigkeit und 
Freiheit, mit ihren Synonymen, mit ihrer Ent- 
fernung nnd Annähenmg, so siehst Du deutlich, dass 
in diesem Kreise alles enthalten ist, vae den Menschen 
interessiren kann. 

Und 80 erblickt denn Luther in dem alten und 
neuen Testament daa Symbol des grossen sich immer 
wiederholenden Weltwesens, Dort da« Gesetz, daa 
nach Liebe strebt, hier die Liebe, die gegen daa 
Gesetz zurückstrebt und es erfüllt, aber nicht aus 
eigener Macht und Gewalt, sondern durch den Glauben; 
und zwar durch den ausschliesslichen Glauben an den 
allverkündigten und alles bewirkenden Meseias. 

Aus diesem Wenigen überzeugt man sich, wie daa 
Luthertham mit dem Papetthum nie vereinigt werden 
kann, der reinen Vernunft aber nicht widerstrebt, so- 
bald diese sich entschliesst, die Bibel als Weltapiegel 
zu betrachten; welches ihr eigentlich nicht schwer fallen 
sollte. 

Diese Oonceptionen in einem singbareii Gedichte 
auszusprechen, würde ich mit dem Donner auf Sinai, 
mit dem; Du sollst! beginnen; mit Christi Aufer- 
stehung aber, und dem: Du wirst! schlieasen. 

Zu mehrerer Eriäntening meines Plans setze die 
Foigenreihe des fJanzen hieher. 
' Vgl. G.-Zelter 2, 302 f. 



88 GANTATE. 1816 

(NoTember 14,. Weimar.] [IW] 

[Schema 1.] 
Erster Theil. 

1. Die Oesotzgebung auf Sinai. 

2. Das kriegerische Hirtenleben^ wie es uns das Bach » 
der Richter^ Ruth u. s. w. darstellt. 

3. Die Hisweihung des Tempels Salomonis. 

4. Das Zerbplittem des Gottesdienstes^ der sich auf 
Berge und Höhen wirft. 

5. Die Zerstörung Jerusalems, und in Oefolg derselben lo 
die Gefangenschaft zu Babel. 

6. Propheten und Sibyllen, den Messias ankündigend. 

Zweiter Theil. 

1. Johannes in der Wüsten, die Verkündigung auf- 
nehmend, li 

2. Die Anerkennung durch die drei Könige. 

3. Christus erscheint als Lehrer und zieht die Menge 
an sich. Einzug in Jerusalem. 

4. Bei drohender Gefahr verliert sich die Menge; die 
Freunde schlafen ein; Leiden am Oelberg. so 

5. Auferstehung. 

Hält man die beiden Theile gegeneinander, so er- 
scheint der erste absichtlich länger, und hat eine ent- 
schiedene Mitte, woran es jedoch dem zweiten auch 
nicht fohlt » 

Im ersten Theile parallelisiren Nr. 1 und 5: Sinai 
und die Zerstörung, die Zeit der Richter und der Baals- 
dienst; Nr. 2 und 4: idyllisch enthusiastisch, die Ein- 
weihung des Tempels als höchster Gipfel u. s. w. 

Im zweiten Theile würde sich das Morgendliche, der so 
Sonnenaufgang in Nr. 1 und 5 steigend ausdrücken. 
Nr. 2 und 4 sind im Gegensatz. Nr. 3. Einzug in 
Jerusalem, möchte die freie, fromme Volksfreude, wie 
die Einweihung des Tempels die fürstlich priesterlicfae 
Begründung des Gottesdienstes ausdrücken. »6 



X8U CANTATB. 89 

[Sovcmbcr It, Weimar j IMj 

Tausend andere Verhältoiase werden Dir beim ersten 
Anblicke einfallen. Diese Dinge dürfen niciit liistorisch, 
sondern lyrisch verknüpft werden; jedennann kennt 
das Ganze und wird eich auf Flügeln der Dichtininst 
gem ans einer Begion in die andere versetzen lassen. 

Der Text bestünde aus biblischen Sprüchen, bekann- 
ten evangelischen Liedern, dazwischen Neugedichtetes, 
und was sich sonst noch finden würde. Eigene Worte 
I Luthers möchten kaum anzuwenden sein, da der tre£E- 
liche Mann durchaus dogmatisch-praktisch ist; so auch 
sein Enthusiasmus. Doch ist es Deine Sache, Dich in 
den Schriften selbst umzusehen. Vor allen Dingen lies 
die ganz unschätzbare Vorrede zu dem Psalter. Ferner 
die Torreden und Einleitungen in die übrigen bibli- 
schen Bücher. Wahrscheinlich triffst Du hier auf an- 
wendbare Stellen, zugleich durchdringst Du Dich vom 
Sinn der ganzen Lehre, deren Geschenk wir feiern 
wollen. 

Vielleicht ist's hier am Platze, zu dem Obgesagteo, 
den Katholicismus betreffend, ein Wort anzufügen. Bald 
nach ihrer Entstehung und Verbreitung litt die christ- 
liche Religion durch sinnige und unsinnige Ketzeruion, 
sie verlor ihr ursprüngliches Reine. Als sie aber gar 
rohe Völker und verderbte Gesittete' bändigen und be- 
herrschen sollte, waren derbe Mittel nöthig; nicht Leh- 
ren, sondern Dienst bedurfte man. Der einzige Mittler 
zwischen dem höchsten Gott des Himmels und den 
Erdemensohen war nicht genug u. a. w., was wir alle 
wissec; und so entstand eine Art von heidnischem 
Jodenthum, das noch bis auf den heutigen Tag lebt und 
webt. Das musste alles in den Gemüthem umgeworfen 
werden, denshalb bezieht sich das Luthertbum einzig 
auf die Bibel. Luthers Verfahren ist kein Geheimniss, 



' Wohl zu lesen: „gesittete" [Völker]. 



90 CA NT ATE. 1816 



[November 14, Weimar.] [ISf] 

und jetzt, da wir ihn feiern sollen^ thun wir es nur ate- 
dann im rechten Sinne, wenn wir sein Verdienst aner- 
kennen, darstellen, was er seiner Zeit und den Nach- 
kommen geleistet hat. Dieses Fest wäre so zu begehen, § 
dass es jeder wohldenkende Katholik mitfeierte. Doch 
davon ein andermal.^ 

Baue Dir, wenn mein Plan gefällt, selbst etwas auf, 
their es mit, und ich will eingreifen. Soviel, wo nicht 
zuviel für diessmal.' lo 

An Zelter. — G.-Zelter 2, 347—353. 



^ Vgl. den bald hierauf entstandenen Aufsatz Goethes, den 
Suphan GJ. 16, 3—12 veröffentlicht und, mit Einsohluss un- 
serer ,Cantate' und des Luther-Mouuiueuts, besprochen hat. 
* Zelter antwortet November 23; „Dein lieber Brief vom 14. i» 
macht mir grosse, grosse Freude. Der Entwurf hat mich 
ganz in Besitz genommen, gleich beim ersten I^sen. Nun 
habe ich ihn schon viele Male wieder nachgelesen und mein^* 
Phautasic stellt sich srbou der brennende Busch dar, den 
ich nach meiner Weise zu illuminiren gedächte. ^ 

Das Buch der Richter und das Buch Ruth ist wieder durch- 
gelesen, auf Verbindung und Absonderung gedacht, doch 
Bauen ohne Steine habe ich nicht gelernt. Du, mein Lieb- 
ster, musst mir nun die Materialien in Natura anweisen, da- 
mit nicht etwas Anderes entstelle, als wir wollen: kurz ich » 
muss in Bewegung kommen. 

Sei nun so gut und thue dessgleichen und sende mir so- 
gleich einen Anfang, damit ich an die Arbeit komme, zu 
der ich Lust habe. Vielleicht wäre es möglich, etwas zu 
Stande zu bringen, was nachher auch in Eure dortigen 30 
Kunstzwec'ke passte. 

Die A'orredc zum Psalter kenne ich noch gar nicht, werde 
sie aber sogleich herbeischaffen. Unter Lutherischen Dictis 
verstelle ich, ho wie Du. biblische Sprüche. Könnte man eins 
oder mehivre seiner Kirchenlieder gebrauchen, auch gut. Du tt 
hast vollkommene Freiheit, und ich werde mich nach Dir 
richten, so gut ich kann. 

Von dem Entwürfe schreibe ich die Theile auf die folgende 
Seite, da ich das Ganze zum Unterrichte behalten muss. 
Brauchst Du es jedoch ganz, so will ich*s in Abschrift nach- M 
senden" ((J.-Zelter 2. 353 f.). 



lae CASTATE. 91 

Deoeiob^r 6, «einiar 12!> 

[Jlorgeiin] Schema [2] der L'autate zum Kcforraa- 
tioDsfeste [s. Z. 29—94, 22]. 
Tgb. B. 292. 1 f. 
■ December 10, Weimar. 130 

HiiT sende . . das Sthema zur grossen Cantate weiter 
entwickelt, laas es auch in Dir femer aufblühen. Eine 
Abschrift hab' ich zurückbehalten. 

I Der Componist wird die Beziehungen aller Theile 

unt«r einander auf's genauste envagen, und sich von 
dem Donner auf Sinai imöier Steigerungen vorbehal- 
ten, welche durch Abwechselung zu erreichen sind. 
Ich habe, nach Anleitung des Händelischen Alc\au- 

1 der-Festes, statt des dortigen Enen Timotheus, mehrere 
Sprecher aufgeführt, welche theils bloss recitirend, 
thcils in Gesang übergehend, theils mit dem Chor wett- 
eifernd gedacht werden können, wie man eich im (jange 
der Beschäftigung überlegen wird. 

Die Sprechenden sind meist Männer, es lassen sich 

aber auch, wenn es nöthig wäre, Frauen substituiren. 
Vor allen Dingen wünscht' ich zu erfahren, wie etwa 
die Hauptftimmen zu vertlieilen sind und an welchen 
Stellen man eigentliche Arien einschaltete, zu welchen 

t man biblische und andere fromme Spruche alsdann um- 
bildete, damit sie noch kenntlich wären und zugleich 
rhythmisch bequemer, 

[Schema 2.] 
Erster Thcil. 

n Symphonie. 

Zum Schluss Donner auf Sinai. 
Zudringendes Halbchor. (Volk.) 

Es will in der Nähe sehen, was da vorficht. 
Abhaltendes Halbchor. (Leviten.) 

• Das Volk wird von Sinai zurückgedrängt und betet an. 



02 CANTATE. 1816 



[December 10, Weimar.] (l»q 

Sprecher (Aaron). 

Leitet das Ereigniss ein^ erwähnt des Abfalls zum 

goldnen Kalbe. 
Das Volk demüthigt sich und empfängt das Oesetz. i 
Sprecher (Josua). 
Zug durch die Wüste. 
Eroberung des Landes. 
Kriegerische Hirtenchöre, im Sinne derer meiner ,Paa- 

dara^ lo 

Sprecher (Samuel). 

Den schwAkenden Zustand zwischen Priesterthum 

und Königthum aussprechend. 
Beharren des Königs und des Volkes bei dem Begriil 

des einzigen National-Gottes. i» 

Salomons Begierungsantritt. 
Frauenchöre. 

Sulamith, die Qeliebteste in der Feme.^ 
Priesterchöre. 

Einweihung des Tempels. to 

Chöre aller Art. 
Sprecher (Elias). 

Die Abweichung gegen Baal vorbereitend. 
Dienst auf Höhen und im Freien.^ 
Chöre des Volks, das zur Heiterkeit früheren freiem is 

Himmelslebens zurückkehrt. 
Muntere Festlichkeit, minder religiös. 
Chöre der Priester Baals, pfaffenartig mit Härte und 

Rohheit imponirend.' 

* Diese und die folgende Zeile fehlen in der ersten Nieder- ao 
achrift von Scliema 2; das erste der erhaltenen Bnichstficke 
gehört hierher (V. 1—10). 

* Zu dieser und der folgenden Zeile gehört das zweite der er- 
haltenan Bmchstücke (V. 11—18). 

' Hierzu gehört das dritte der ertialtenen Bruchstttcke (V. 19^ » 
22). 



Sprecher (Jona^ ). 

Drohongen. 

Grosse FeindesmosseQ in der Feme weiseagenr!. 
Herandiingea des Feindes. 



Untergang des Belebe, gewaltsam. 
Gefangenschaft. lieblich lamentabel. 
Sprecher (Jesaias). 

Eettnng nnd künftiges Glück verkündend. 
Chöre, es dankbar anfnehmend, aber im irdischen Sinne. 
Propheten imd Sibyllenchöre, auf das Geietige und 

Ewige hindeutend. 
Schliesst glorios. 

Zweiter Theil. 
Symphonie. 

So nnen- Au f gan g. 
Das Lieblichste der Morgenluft. 
Ländlich, nicht hirtlich. 
Weite Einsamkeit. 

Sprecher (Johannes). 

Die Verheissung aufnehmend. 

Den Geburtsetem erblickend als Morgenstern. 

Die Annüherung der Könige vorbereitend. 

Zng der drei Könige. 
Es ist kein Widerspruch, wenn hier Janitscharen- 
Mnsik gebraucht wird; denn diese ist uns ja über 
den OiuB hergekommen. Besonders würde sie er- 
freulich sein bei Ankunft des dritten Königs, der 
immer als etwas wild vorgestellt wird. (Diese Scene 
müsste der Abwechslung wegen entschieden drama- 
tisch sein.) 

Abzug der Könige in die Feme. 

Sprecher (Christus). 
Tritt auf, lehrend. 



04 CANTATB. 1816 



[December 10, Weimar.] [iM| 

Chor aufmerksam^ aber schwankend. 

Gesteigerte Lehre. 

Andrang und Beifall des Volks, immer im irdiBcfaen 

Sinne. ^ 

Christus steigert seine Lehre in^s Geistige. 
Das Volk misßversteht ihn immer mehr. 
Einzug in Jerusalem. 
Sprecher (drei Apostel). 

Furcht vor Gefahr. lo 

Christus: tröstend, stärkend, ermahnend. 

Binsames Seelenleiden. 

Höchste Qual. , 

Sprecher (Evangelist). 

Kurze Erwähnung des physischen Leidens. u 

Tod. Auferstehung. 
Chor der Engel. 
Chor der erschreckten Wächter. 
Chor der Frauen. 
Chor der Jünger. so 

Das Irdische fällt alles ab, das Geistige steigert sich 

bis zur Himmelfahrt und zur Unsterblichkeit.* 
An Zelter. — O.-Zelter 2. 368-302. 

December 11, Weimar. 131 

[Brief] An Professor Zelter nach Berlin, s» 

zweites Schema der biblischen Cantate eingelegt [s. 

Nr. 130].» 

Tgb. 5, 203. lg-20. 



^ Brief und Schema gingen erst am 11. ab (vgl. Nr. 131). 

* Aus Zelters Antwort vom 15.: ,.Da8 Schema der Cantate 
ist ganz nach meinem &inne, Du brauchst Dich daher nicht 
zu geniren und kannst geben, was Dir flieset Arien, Chört;, 
Rccitative und dergleichen formiren sich selber, ja sie mfissen 
sieh selber formiren, wenn das Ganze verständlich ohne ^• 
mein werden soll. 

Die Ouvertüre war schon diaponirt, doch kann ich sie 
nicht schliesHen. bis ich den Anfang des Stücks habe. Der 



D(*t.>iii!>pr 2ri. Weimar, Kiii 

[Früh] Nebenstehendes, . . . Brief an Zelter 
(wegen der Cantate) [s. Sr. 133]. 
Tgb. 5, 297, 11 r. 
DecenibtT 26, Weimar, 133 

Deinen werthen, mit meinen Vorschlägen überein- 
BÜnimenden Brief habe erhalten, vorerst aber zu mei- 
nen übrigen Papieren gelegt; denn wie ich weiter ein- 
greifen kann, seh' ich nicht klar. Wären wir beisam- 
> men, dann würde e8 sich geschwinder ei^ben. Ntin 
aber lastet die Witterung zugleich mit einer Menge 
Einzelnheiten auf mir, da£s ich, wenn ich mir auch ein 
glücklicheres Jahr denke als das vorige, nicht weiss, 
wie ich fertig werden will, 
i Doch kommt zu solchen Dingen manchmal ein ganz 

onvermutheter Anstose, darauf wollen wir hoffen und 
vertrauen.* 

.\u Zellev. — G.-Zelter 2. 308. 

Sinn und Geist bet>tebt In den rou Dir selbst augegebe'ieu 

G^eneätzen: Dusollst: — Du wirst! . , , 

Aus dem Donner auf Sinai küuDte niaji Töne der sena Ge- 
bote Temehmen lassen, die sieb nacbber durch die Worte 
selber erklärten. Wären wir nur näher zusamineu. man kunu 
Ja nlcfat alles schreiben. . . . 

a Den Unterschied zwiscben Chor und Halbchor wUrde l;h 
lu vier elDKelne Stimmen gegen den ganzen Chor setzen, wvpu 
er als contrastlrend besteben soll. Ausserdem ist eine nviJv 
liebe Solopartie fast Dothwendlg, um eine ordentliche Sücg''- 
rin zu beschärtlgeo und allenfalls swel" (U. -Zelter 2. 3I'4 f.). 

w ' Dioser „AuRtosH" kam leider nicht. Weder Zelters MHtbei- 
lung und verhüllte Mahnung am 12. Januar 1817: „Die Lnt- 
lierschen \'(irre(lpn, besonders «um alten und neuen Testa- 
ment, habe mit grosser Erbauung wieder gelesen", noeL seine 
AnrtUKe am 11. februar: „Hast Du wohl si-hon etwas über 

M nnaem Latberus au^edacht? damit IHi einen Anfnuff 
hätte", noch auch seine Klage am 4, Miii-z, auf die Nacbrlcbt 
bin, dass Goetbe Kotzebues Schauspiel .Der Rcbutzgeist' für 
die Welmarlftche BUbne benrl>eite: ..Schade nur. dnss mein 
Luther dadurch um sein armes Leben kommt" <n. -Zelter 



96 CANTATE. 



1828. 

][Jull 19-22. MarlenlMd.] 134 

[Zu 1816.] . . ein Lied für das Berliner Eünstlerfest 
geschrieben^ wogegen eine beabsichtigte grosse Cantate 
zum Lutherfest, wegen Mangel an Zeit und Aufmunte- 
rung/ bald nach der Conception, aufgestelltem Schema 
und geringer Bearbeitung^ liegen blieb, und für die Aus- 
bildung verloren ging. 

Tag- und Jahres-Hefte, 1816. — W. 86, 107, 21—27. 



2, 377. 880. 390), vermochten, Goethe zur Weiterführung de« lo 
Planes su bringen. Wenn er auch 1817 immer die Beäem- 
timg des Jahres gegenwärtig behielt, wie manche Brief- und 
Tagebuch-Stellen beweisen (G.-Rochlitz S. 174, G.-Yoigt S. 374» 
Briefe von uiid an Goethe S. 112, G.-Knebel 2, 229, Tgb. €K, 
37, 12 f.), so gestalteten sich poetisch doch nur Kl^nlgkeiten» 15 
wie das Epigramm ,Dem 31. October 1817' (W. 3. 140). 

' Vgl. 96, 9-17. 

• Vgl. 84, 16. 





Claudine von Villa Bella. 



I. Er 



; Vi 



als Si'liH 



«plel. 



Handschriften: »Isd nicht btkauut — Im Vorwort öns Neu- 
drucks ,GOtbe's Slngspi^k' Claudio« v. Villa. Bella und 

I Ern'lti. In ibr^r ur8|>rUD (fliehen 4ieHinlt ht-niusgegi'ben 

von I»r. Heinrich Döring. ArnKlndt. lR+3. Druck und 
VerLiR der Fr. Faust'schpn HofbucliLundlung' sagt der 
Heniusgcher am Schluse: der .\bdnu-k wi ,. genau be- 
Horgt nach einer HandMchi-lfl vom Jalirc 1T7« aus dem 

) Naelilass eines Freunde» In Dariimtndl": auch diese 

llnndHClirifl Bchelnt vcrMcliolleii. 
Erster Druck: ITTii. unter dem Titel .Claudlue von Villa Bell» 
Ein Schausiilel mit Geaang von J. W. Uüthe. Berlin bej 
August Mylius 1776'. 

i Himburg nahm die Dichtung, noch Im selben Jahr, In 

Tliell 3 Keiner unrecht miisätgen Sammlung von .D. Goe- 
thens Sclirlfien' auf, wo ihr ein, von Berger nach Chodo- 
ivieckis Zeichnung gestochenes. Kupfer l>elgegebeD war 
(KU Pedros Worten „Quäle deine Hebe Seele nicht!" W. 

o 38, 171). 8). Goethe Bchlose die ei-ste FsBsung von »efnen 

Werken ans, plante aljer noch die Aufnahme in die Aun- 
unW letzter Hand (vgl. .11. 21-2.-.. 32-34). 
Zweiter Drucfc: 1X4^, Werke X. IT. 135-2iW. 
Weimarer Atitgabe: ISilT, W. 38, 107-1!H uml 478-480. am 

'S SchlnwM der „vorwei muri sehen Jugenildlchluiigen-, nach 

.('oneerto dramatleo*. .Giltter, Helden und Wieland', 
.Anekdote au Werthers Leiden', .Hanswursts Floeiizeit', 
.Ewige Jude', , Künstlers Vergöllenmg'. ,Envln und El- 
nilre' (erste Fassung). 

Oräf, »oeih« UliFr ■ DichlnnK<-n T. II. B. I. 7 



98 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1775 



II. Zweite Fassung: alsSinKspiel. 

Handachriflm: 1. eine in Italien, 1787 December und 1788 
Januar und Anfang Februar, entstandene Niederschrift 
des Ganzen, kleineren Theils erste Niederschrift, grösse- 
ren Thells Reinschrift, mit nachträglichen Verbesoerungen ft 
(die In den ersten Druck aufgenommen sind). 

2. eine Abschrift von der Hand eines unbekannten 
Schreibei^. in Italien genommen von der unter 1. genann- 
ten Handschrift, bevor In dieser eine Anzahl Verbesse- 
rungen angebracht waren, die In den ersten Druck Ober- lo 
gegangen sind; sie ging 1788 am 26. Januar (Aufzug 1. 2) 
und 9. Februar (Aufzug 3) von Rom aus nach Weimar 
ab. Die Vorlage für den ersten Druck, als welche diese 
Abschrift nicht gedient hat, ist unbekannt. 

Erster Druck: 1T88. Schriften 5, 199-324. Gleichzeitig gab is 
der Verleger den selben Druck (die Signatur der Bogen 
,Qoethe's W. 5. B.' Ist entfernt) als Einzelausgabe heraas 
unter dem Titel: .Glaudlne von VlUa Bella. Bin Sini^- 
spiel. Von Goethe. Ächte Ausgabe. Leipzig, bey Oeor^ 
Joachim Göschen, 1788*. (Wegen des Cartons in diesem » 
Druck vgl. Nr. 189 nebst Erl.) 

ZweiUr Druck: 1808, Werke Cotta* 7, 1-^86. 

Dritter Druck : 1816, Werke Cotta" 8. 1—86. 

Vierter Druck: 1827, Werke Cotta» 10, 197—285. 

Weimarer Ausgabe : 1892, W. 11, 197-283 und 417-423. Vor- » 
hergehen ,BlpenorS ,ClaylgoS «Stella*; es folgen .Erwin 
und Elmire', , Befreiung des Prometheus*, Bruchstücke 
einer Tragödie [aus der Zeit Karls des Grossen], Aue 
fremden Sprachen (Dramatische BruchBtücke). 



Unter Goethes Theaterleltung fand nur Eine Aufführung lo 
des Singspiels Statt: 1796 Mai 30 in Weimar. 

1775. 

] [April, etwa 10., Frankfurt.] 13Ö 

Ein gut Wort findt eine gute Statt. Bin doch gleich 

nach Haus gangen, hab' ^Glaudinen^ ausgegraben.^ m 

Das zur Nachricht, . . 

An Johanna Fahimer. — Br. 2. 254, 7—9. 



^ Auf ein „gut Wort*', eine Aufforderung der Adressatin hin? 
Der Ausdruck „ausgegraben*' beweist, dass die Dichtung, 



J 



CLAritlNE VON VILLA BELLA. 



April 14, FrankCun. 13Ö 

Ich habe allerlei gethan, und doch weDig', Hab' ein 
Schauspiel bald fertig, . . .' 

Au Knebel. — Br. 2. 255, 3 f. 
, ?]tUal erste Hälfte, Frankfurt.l 137 

Von meiner Fresco-Malerei wiret eh'ateus Beben, wo 
Du Dieb ärgern wirst, gut gefühlte Natur neben scheuss- 
licbem Locus communis zu sehen.' 
An Herder. — Br. 2. 263. 1—3. 
I Juni 4, EiomcadiD^en. 138 

'Hier schick' ich, lieber Knebel, .C'laudinen': lesen 



vor längerer Zelt (schon 1T74) begonnen, eine ganze Weilt* ge- 
mbt hatte; so weisen auf 1T74 auch die Angaben 143, IT f. 
' Wird von Strehlke (WH. 8. 44), Urllcha (G.-FaUmer S. 78), 
DQntzer (Goetbes Leben S. 23G| u. a. auf .Claudine' belo- 
gen, aur .Stelln' dagegen Im Begläter Br. 7. 477 und Briete 
TdH. 1, 200; lieldes ist möglich. Jedenfalls aber betrifft der 
Ausdruck „allerlei gethan", wie Nr. 135 beweist, aucb mit 
.Claudlne*. 
■ l>le von Dlltttzer (Goethe« Leben S. 240) behauptete Beiie- 

hnng erscheint sehr zweifelhaft. 
' Nach Düntzers Vermutbuug (Fre<indcBbUdi*r S. 424) schickte 
Goetlie eine Abschrift der ,Claudine' Im Mai oder schon 
April an seine kranke Schwester nacb Emmendingen. Jetzt 
war er, Mltle Mai Frankfurt verlassend, in Karlsruhe mit 
Knebel zusammengetroffen: mit diesem mag Goethe Ober 
die Dichtung gesprochen und Knebel sich tn seinem ..Brief- 
lein" (Br. 2. 2fS6. 2 f.) die Handscbrift für kurxe '/M\t auege- 
beten haben, um sie dem, RlefcbfallB In Karlsnihe wHIenden 
Herzog (richtiger Krl>prinzeni Karl Augiisl vorzulesen. 

Wlimnnns dagegen uimmt an: Goethe habe die Handschrift 
bei seiner Abreise mltgenommeri. nni sie „den Freunden, die 
er unterwegs besuchte, mltzuthellen. Merck in Dannstadt, 
seiner Schwester In Enimendlogen". und scheint sogar 
anKonebmen. dnss Mercks Wort „Dein Bestreben, deine un- 
ablenkbare Rlchiung ist. dem Wirklichen eine poetische Ge- 
stalt zu geben" (Dichtung und Wahrheit Buch 18) durch eine 
Voriesnng der ,Claudlne' veranlasst worden sei. (Im neuen 
Belch (1878) 1. 481. 499). 

Beide Annahmen sind möglich; bei der von Wilmanns 
bliebe sehr auffflllend. daea Goethe bei Beiner Anwesenheit 



540721 A 



100 OLAUDINB VON VILLA BELLA. 1776 

[Juni 4, Emmendingen.] [IM] 

Sie's unserm Herzog zur freien Stunde, und dann bitte 

ich sie wieder zurück an meine Schwester hieher mit 

dem Postwagen zu senden. Nicht abgeschrieben! Ich 

bitte gar schän. 5 

An Knebel. — Br. 2, 265, 24— 266, 2. 

August 1, Frankfurt 139 

Schicken Sie mir ,Claudinen* zurück!* 
An Knebel. — Br. 2, 272, 14 f. 

1776. 

Mai 12, Weimar. 140 lo 

Je vous envoie nia ,Claudine%^ puisse-t-elle vous faire 

In Karlsruhe Knebeln die Handschrift nicht gleich dagelas- 
sen hat 

* Vgl. Nr. 138. — Wie sehr mau während der ersten Monate 
nach Goethes Ankunft zu Weimar in der Claudinen-Sphäre i& 
lebte, zeigt folgende Stelle aus Goethes Brief an den Uei-zog 
Karl August, Waldeck December 25: .,l>er Aliend gestern 
ward mit Würfeln und Karten vervagabundet. . . . [Decem- 
ber 26.] So auch der ganze heutige Tag! . . . Nach Tisch ram* 
melten sieh Rugantino [Auffallend erscheint hier schon die. 20 
erst in der zweiten Fassung eingeführie Nainensform, statt 
der ursprünglichen: Cnigantino.] und Baske, nachdem wir 
vorher unsre Imagination spazieren geritten hatten, wie's sein 
möchte, wenn wir Spitzbuben und Vagabunden wären, und 
um das natürlich vorzustellen, die Kleider gewechselt hatten. 2& 
Kraus war auch gekommen und sah in Bertuchs weissen 
Tressen-Rocke und einer alten Perrucke des Wildmeisters wie 
ein verdorbener Landschreiber, Einsiedel in meinem Frack 
mit blauem Krägelchen wie ein verspielt Bttrschchen, und 
l<'h in Kalb« blauem Rock mit gelben Knöpfen, rotbem so 
Kragen und vertrotteltem Kreuz und Schnurrbart wie ein 
Capital-Spitzbube niis" (Br. 3, 11, 11—14. 12. 1—12). 

— Während floi Besuches der Brüder Stolberg in Weimar 
(Ende November bis Anfang December 177r>) liat Goethe, wie 
es scheint, mit ihnen auch über ,Claudine' gesprochen; we- 35 
nlgstena erkundigt Lieutenant von Byei*n sich bei Knebel 
1776 Februar 18: ., Aureus nous bientöt .Claudine*, le ,Comte 
Egmont' ou le .Do^eur Faust*, comme les Stolbergs m*ont 
dit qne Goethe y travaille?" (Knebels Nachlass II 1, 53.> 

* Den ersten, eben erschienenen. Dnick. 40 



mii CLAÜDINE VON VILLA BELLA. IUI 

[lUi II. Weim«-.] [l«01 

passer an moment agr^able! Dann ma vie d'auteur 
(hors celn un triste metier) j'ai Hi asscz heureuz poui 
rencoDtrer et appr^cier beaucoup d'hoanetes gens, beau- 
coup de bellee ämes panni lesquelles j'aime i vou3 clad- 
Ber. Pour cellee-lä particuli^remeDt j'aime k d^crire ce 
qui me va le plus ä Teaprit et au coeur.' 

An II. L. V. Oberkirch, geb. v. Waldner. — Br. 3, 58, 1—7. 
Mal 12. Weimar. 141 

( A>)ends ,t'lan(Unen' gc-lfsen." 

Tgb. 1. 12, 20. 

1779. 

Septeaiber 7, AVelmar. 142 

Weil doch jeder auf sieh zurückkehrt, so hoff' ich, er 
i [Kammerherr von Wedel] soll künftig den Crugantino 
spielen, so haben wir die ganze ,Glaudine' bt'^etzt.' 
An Ch. V. Stein. — Br. 4. 58. 20—22. 

1789. 

Dec«oiber 23. Weimar. — b. .Seberz. List und Rache' 143 

ngD. (an KafBsr.) 

I7H«. 

■Tnouar 23. Weimer. 144 

\'on .Clandinen' bliebe auch* nur, was an der Fabel 
artig und intereBsant ist. Dem Vater würde ich mehr 
A dumpfen Glauben an das Geister- und Goldmacher- 
Wesen gehen, wie er in unsem Zeiten herrschend ist. 

' Vgl. 114. 6 r. IIB, 2-6. 

' DSB lielBM doch wohl: rorgelesec (der Frau v. Stein?). 

* t>An deutet auf eine (etwa für Etiersburg geplante) AuffUh- 

1 niDg. TOD der 90D«t nichts bekannt ist. Eine der ersten BHb- 
nen. die das Scbausplel gaben, war dan Hofburfctheater zu 
Wien 1780 Juni 1,1 (vgl. Chronik dWGV. 16. 2). nl« Singspiel 
mit der Musik tou Ignaz von Beeeke (nach Schaeter S. HO). 

' Vgl, das unmittelbar Vorberpehende unter .Em'ln und Bl- 
14 mite' (Nr. 766). 



102 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1786 



[Januar 23, Weimar.] [IM] 

Den Basko zu einem klugen mystischen Marktschreier 
und Betrüger machen. Crugantino behielte seinen Cha- 
rakter, eben so Claudine und Pedro. Die Nichten wür- 
den charakteristischer und stufenweise subordinirt, auch * 
in die Intrigue mehr eingeflochten. Die Vagabunden, 
die man durch Nachahmung so ekelhaft gemacht hat,^ 
würde ich durch eine neue Wendung aufstutzen, sie 
machten das männliche Chor, ein weibliches wollte ich 
auch noch anbringen pp. Wenn Sie Zeit und Lust ha- lo 
ben, lesen Sie doch das Stück, sagen Sie mir, was Ihnen 
bezüglich auf Musik darinnen gefällt und missfällt, vier 
Augen sehen mehr wie zweie. Auch ist mir drum zu 
thun, dass ich in beiden Stücken [,C1.* und »Erwin und 
Elmire^] nichts wegwerfe, was Ihnen lieb ist. In ,Clau- is 
dine' würde ich den Sebastian wegwerfen, den Pedro 
thätiger machen, und wir haben immer noch Leute ge- 
nug.* 

Da ist denn allerlei zum Nachdenken und auf Jahre 

hinaus Arbeit." ao 

An Kayser. — Br. 7. 168, 12—169. 5. 

][Juni 28. Weimar.] 145 

Ihnen sind die Ursachen bekannt, welche mich end- 
lich nöthigen, eine Sammlung meiner sämmtlichen 
Schriften, sowohl der schon gedruckten, als auch der 15 
noch ungedruckten, herauszugeben. 

Von der einen Seite droht wieder eine neue Auflage, 
welche, wie die vorigen, ohne mein Wissen und Willen 
veranstaltet zu werden scheint^* und jenen wohl an 

^ „Dass (Goethe hier auch Schillers .Räuber* im Sinne hat. » 

darf man vermuthen" (Br. 7, 321 zu 108, 21). 
■ Zu diesen Aenderungsplänen vgl. 114, 5—7. 115, 2—14. 118. 

33—36. und Biedermann GF. I S. 33. 

• Vgl. auch das unmittelbar Folgende, unter »Scherz. List und 
Rache*. 86 

* Von 1775 an waren bis Jetzt erschienen: drei Auflagen von 
.Goethens Schriften* in Berlin (bei Himburg). femer Je eine 



17»«i CLAUniNK VON VILLA HELLA. 103 

][Jiinl 18, Weimar.) |1W| 

Druckfehlern und andern Mängeln und Unschicklich- 
keiten ähnlich werden möchte; von der andern Seite 
fängt man an, naeine ungedruckten Schriften, wovon ich 
s Freunden manchmal eine Copie mittheilte, stückweise 
in's Publicum zu bringen.' 

Da ich nicht viel geben kann, habe ith immer ge- 
wtiQScht, doB Wenige gut zu geben, ineine schon bekann- 
ten Werke des Beifalls, den sie erhalten, würdiger zu 
3 machen, an diejenigen, welche geendigt im Manuacripte 
daliegen, hei mehrerer Freiheit und Müsse den letzten 
Fleiss zu wenden, und in glücklicher Stimmung die un- 
TOllendetcn zu vollenden. Allein diess scheinen in mei- 
ner Lage fromme Wünsche zu bleiben; ein Jahr nach 
i dem andern ist hingegangen, und selbst jetzt hat mich 
BOT eine unangenehme Ilfoth wendigkeit zu dem Ekt- 
schlnss bestimmen können, den ich dem Pubtico bekannt 
gemacht wünschte. 

Sie erhalten in dieser Absicht eine Vertheilung mei- 
ner sämmtlichen Arbeiten in acht Bänden." 
Band 1: . . . 

Band 8; (iötz von Berlichingen. 
Die Mitschuldigen. 

In Karlsrulie, Frankfurt {und Leipzig) und Reutlingen; Jetzt 
b wurde für 1787 wieder eine In Karlsruhe vorberellet 

' Von dramatischen DlcbtuDgeo kommen liier nur Jphlgenle 
auf TaurlB' and .ProoietheuB* In Betracht, von denen Tlielle 
1786 ohne Ooetbes Wiseen Terltir«itllcbt worden waren (vgl. 
unter den betr. Dichtungen). 
lo ■ Wegen der später geänderten Vertheilung, dereo Mögllehbeit 
Ooethe andeutet (104. 25), und die Im Folgenden durch B<-l- 
fOgnng der endgültigen Bandzahl In [] kenntlich gemacht Ist, 
TgL Tabelle 8. Auflgeeehleden wurden nachträglich ,Blp^ 
nor' und .Flscberin', dagegen neu aufgenommen ,KÜD8tlerfl 
» Brdewallen'. .Künstlers Apotheose". .Prolog zu den neneateD 
Offenbarungen Goethes' und , Scherz, List und Rache'. 



104 CLAÜDIXE VON VILLA BELLA. 17SH 



][JvLDi 28, Weimar.] fl4^] 

Band 3: Iphig^enie [auf Tauris]. 

Clavigo. 

Die Geschwister. 
Band 4: Stella. j 

Der Triumph der Empfindsamkeit. 

Die Vögel. 
Band 6: Claudine. 

Erwin und Elmire. 

lila [6]. 10 

Jery und Bätely [7]. 

Die Fischerin [ausgeschieden]. 
Band 6: Egmont^ unvollendet [5]. 

Elpenor, zwei Acte [ausgeschieden]. 
Band 7: Tasso, zwei Acte [6]. u 

Faust, ein Fragment 

Moralisch politisches Puppenspiel [8]. 
Band 8: . . . 

Von den vier ersten Bänden kann ich mit Gewisaheit 
sagen^ dass sie die angezeigten Stücke enthalten wer- » 
den; wie sehr wünsche ich mir aber noch so viel Raum 
und Ruhe^ um die angefangnen Arbeiten, die dem 
sechsten und siebenten Bande zugetheilt sind, wo nicht 
sämmtlich, doch zum Theil vollendet zu liefern, in wel- 
chem Falle die vier letzten Bände eine andere Gestalt » 
gewinnen würden. Das Uebrige werden Sie nach Ihrer 

gefälligen Zusage gütigst besorgen. 

Ankündigung der .Schriften' für Bertuch und GtöacheiL 
- Br. 7. 234. 10-236. 10. 

Juli 6, Weimar. 146 ao 

Wieland geht die Sachen auch* fleissig durch, und so 
wird es mir sehr leicht, wenigstens die vier ersten Bände 
[der Schriften] in Ordnung zu bringen, die vier letz- 
ten [s. Z. 8 — 18] werden mehr Mühe machen.' 

An Ch. V. Stein. — Br. 7, 237, 6—8. 15—18. 35 



* Gleich Herdem, vgl. Epos 2, 561. 25—27. 

* Am 24. Juli verliees Goethe Weimar und traf in Karlabad 



178« CLAUDINB VON VILLA BKLI.A. 105 

8ellt(^UllH•^ 2, Karlshntl 1 c 

Die vier ersten Bände [der Schriften] sint) endlicli in 
Ordnung, Herder hat mir unRrmüdlich treu beigestan- 
den:' zu den vier letzten [s. 104, 8— 18j bedarf ich Müsse 
' und Stimmung, ich habe die Sache zu leicht genommen 
und Pehe jetzt erst, was zu thun ist, wenn ea keine Su- 
delei werden eoll. Dies^es Alles und noch viele zusam- 
mentreffende Umstände dringen und zwingen mich in 
Gegenden der Welt mich zu verlieren, wo ich ganz un- 

> bekannt bin, ich . . hoffe voa dieser etwas aondurltar 
scheinenden Unternehmung daa Best«. 

An den Herzog Karl August. — Br. 8. 12, 15—25. 
September 2, Karlsbad. 148 

Da ich noch eine kleine Heise vorhabe' und niclil be- 

> stimmt weiss, wann ich nach Hause zurückkehre, so habe 
ich den Kammer-Calculator Seidel in Weimar, . . unter- 
richtet und ihm . , die nöthigcn Aufträge gegeben. Es 
hat derselbe den ersten und zweiten Band [der Schrif- 
ten] in zugesiegeltea Packeteo schon in Händen, and 

wird Ihnen selbigen gegen Erlegung des vierten Thcila 
des honorarii aiLshündigen. . . .' 

Die zwei folgenden Bände [3. 4] können um Michae- 
lis, wenigstens bald nach Michaelis abgeliefert werden, 
und Sie möchten solche alsdcun vielleicht noch nicht 

* einmal brauchen. Wegen der vier letztem [5 — 8] haben 
wir bis Ostern Zeit, und es wird sich davon reden lassen. 
Gegen Neujahr werd' ich schon sagen können, wie es 

am 27. Juli ein; eachllcli gehört hierher und lu den August 
dte Erzählung am Setalnss des ersten Abschnitts der .Italie- 
» niKchen Reise' (WH. 24. 15: hier unter .Iphlgenle auf TaniH' 
1814 [April 10]). 

' Htrder war gleichzeitig mit (Joctlie in Karlsbad. 

' TagB darauf reiste Goethe nach Italien ab. 

■ Man erwartet: ..selbige". — Oöschen an Bertuch. Oetober 

> 2: „Empfanges Sie van Seideln gegen Bezahlimg der 50U 
ThHier das Manusi-rlpt [von Band 1. 2]" IC.J. 2, 309 f.). 



106 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 17» 



[Beptember 2, Karlsbad.] [liq 

damit werden kann. Ich habe keine sonderliche Lost, 
die Stücke wie sie angezeigt sind, unvollendet hinzuge- 
ben, weil man denn doch am Ende wenig Dank davon za 
erwarten hat. Genug, was an mir liegt, um auch die 5 
vier letzten Bände interessant zu machen, soll gewiss 
nicht fehlen. 

An Göschen. — Br. 8. 14, 18-15, 1. 6-17. 
December 12, Rom. 149 

Nun^ soll es über die andern Sachen, endlich aiudi lo 
über ,Faust' hergehn. Da ich mir vornahm, meine Frag- 
mente drucken zu lassen, hielt ich mich für todt; wie 
froh will ich sein, wenn ich mich durch Vollendung des 

Angefangnen wieder als lebendig legitimiren kann.' 

An d. Herzog Karl Augrust. — Br. 8, 83, 5—10. » 

December 16, Rom. 160 

Setzest Du nun dazu, dass ich gezwungen bin, an 
meine übrigen Schriften' zu denken, und zu sinnen, wie 
ich sie enden und stellen will, und da^s ich dadurch ge- 
nöthigt werde, in tausend vergangne Situationen meines w 
Lebens zurückzukehren, und dass das alles in wenigen 
Tagen auf mich zudringt in der merkwürdigsten Stadt 
der Welt, die allein hinreicht, einen Ankömmling ver- 
wirrt zu machen, so wirst Du denken können, in wel- 
cher Lage ich mich befinde. Ich denke nun auch nicht » 
auf die nächste Stunde, ich will so hingehn, das Noth- 
wendige thim und tragen, was ich muss, und abwarten, 

wie sich das alles entwickelt. 

An Ch. V. Stein. — Br. 8, 94, 17—28. 



* Nach der nahe bevorstehenden VoUendung der «Iphlgenle so 
auf Taurls*. 

* Ausser den in der Ankündigung (8. Nr. 145) ausdrOckllcb 
alB ..Fragmente" bezeichneten Dichtungen kommen hier auch 
die in Betmcht, für die eine I'marbeitung geplant war, wie 
.riaudine* und .Erwin*. w 

* Band 3 (ausser .Iphigenie auf Tnuris*) und 4— S der .Schrif- 
ten*. 



1787 CI-AUDIKB VON VILLA BELLA. in; 

17S7. 

][JanDar 13, Rom.] — s. Nr. 383. lÖOa 

Januar 13. Rom. 151 

Nun geh' ich an die vier letzten Bände [5 — 8 der 
i Schriften], um, waa ich als Stückwerk versprochen, we- 
nigetens als anscheinendes Ganze zu liefern. Ich brauche 
dazu viel Geduld und Zusammennehtnens, in einer frem- 
den Welt, wo mich alles aus mir herauszieht und mich 
an sich lockt. 
) An Knjser. — Br. 8, 129, 3—8. 

Februar 2, Rom. , IS2 

Man unternimmt nur zu viel! und ich darf an meine 
vier letzten Theile [Band 5 — 8 der Schriften] nicht 
im Ganzen denken, so möchte mirs schwindlich werden. 
s Ich musB sie einzeln angreifen und so wird's gehn.' 
An Ch. V. Stein. — Br. 8, 159. 18—18. 
Februar 6, Rom. 153 

Die vier letzten Bände [5 — 8 der Schriften] werden 
mir noch manche Sorge machen, doch ich arbeite sie 
s gerne aus, und jetzt' mit freierem Gemiith. Ich holfe, 
man boU künftig meinen Sachen das Ultramontane an- 
sehen.* 

An Kaiser. — Br. 8. 176, 20-176. 2. 
llFebmar, vor 16., Rom.] 154 

s *Goethes Schriften. Erster bis vierter Theil. 

Schon z» der Zeit, da ich den Entschluss fauste, meine 
sämmtlichen Schriften dem Publico vorzulegen, wiinsch- 

' Wenig Terilndert In die .ItallenEscbe Reise' aufgenonimeD, 
B. 142, 7—10. 
■ Nach Vollendung der .Ipblgenle auf Tauris', v«]. djisi-lhst 
vgD. das unmittelbar Vorbergebende. 
* Vjtl. .Ii>liig<ni<> In Delphi' 1786 October 18 (TrUi. 
' Uie folgende Erklärung an rtns. Publicum «iuR am 24. Fe- 
bruar nacb Weimar ab (s Nr. 290) und wurde hi den 
3 Scbrirten Band 4 vorgedruckt mit der Bemerkung ..nicsea 
Blatt wird bti'm Binden weggeschnitten" {vgl. W. 40, 4371. 



108 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1787 



[Februar, vor 16, Rom.J [IM] 

te ich den vier letzten Bänden eine andre als die ange- 
zeigte Gestalt geben zu können.^ 

Die Möglichkeit, diesen Wunsch auszuführen, hat sich 
über mein Erwarten gezeigt, und ich darf jetzt hoffen, » 
dass ich wenigstens keine ungeendigten Stücke, 
keine Fragmente dem Publico werde mittheilen 
dürfen. 

Ich werde die Müsse, die mir gegönnt ist, zum Dien- 
ste derer anwenden, die an meinen Arbeiten einiges Ge- lo 
fallen haben können, und bitte nur dagegen um eine 
verlängerte Frist, deren Dauer ich zwar nicht bestlm- 
men, wohl aber versichern kann, dass ich jeden freien 
Augenblick nutzen werde, um den fünften und sechsten 
Band aufs baldigste in die Hände des Publicums zu lie- is 

fem. von Goethe.* 

W. 40. 191. 

Februar 20, Rom. 155 

Die vier ersten Bände [der Schriften] sind nun bei 
Ihnen,' und ich wünsche zu dem Unteniehmen Glück, ao 
Wie ich >lphigenien^ umgeschrieben habe, um sie einer 
guten Aufnahme würdiger zu machen, so bin ich nun 
beschäftigt, auch den vier letzten Bänden [5 — 8]. eine 
andre Gestalt zu geben. Herr General-Superintendent 
Herder wird Ihnen ein Blättchen [s. Nr. 154] schicken, ts 
wodurch Sie das Publicum von meinem Vorsatze benach- 
richtigen können. Gegenwärtig arbeite ich an ,Tasso*, 
dann soll ,Egmont* folgen. Wenn ich es nur irgend 



* Vgl. 104. 21-26. 

» Sachlich gehört unter Februar 16: Xr. 231. ao 

• Gr>schen an Bertuch Januar 21: „Gestern erhalte Ich von 
Seidel das Manuscript zu Goethe, 4. Band, mit dem Bedeu- 
ten, der 3. Band würde an Sie abgeliefert werden, sobald 
die ,Iphigenie' vollendet wäre. Innerhalb 14 Tagen wird das 
geschehen . ."; Mars 18: ,,Das Manuscript zu Goethes 3. as 
Band ist richtig eingegangen- (GJ. 2, 401 f.). 



1W7 CUACPINE VON VILLA BELLA. 10« 

iFrliomf K. R.my.| [1») 

zwingen kann, sollen Sie auf Michael wieder zwei Bände 
[5. Oj haben. Das Publicum wird gerne warten. Wenig- 
stens habe ich von allen Enden her Zuruf, dass ich die 
Stücke endigen soll. 

Meine Heise gibt mir neuen, und, wenn ich mein Le- 
ben und meine Lebensart betrachte, unendlichen Stoif, 
mit dessen Verarbeitung ich auch nicht säumen werde. 
So scheint es mir gleich jetzt, dasa wir statt 8 Bänden 
10 haben werden, doch davon lässt sich noch nichts sa- 
gen und man schweigt besser davon. 

Haben Sie die Güte von denen mir zukommenden 
Exemplaren 

6 an meine Mutter Frau ßath Goethe in Frank- 
furt am Main, 
Ein schön gebundnes'' und fünf rohe, 
1 an Herrn Bath und Archivarius Kestner in Han- 
nover, 
3 nach Eom an Herrn Tischbein incontro al Pa- 
lazzo Rondanini zu spediren. 
St. 10. 

Doch bitte ich wegen der letzten soviel wie möglich 
Sorge zu tragen, das.*! die Fracht nicht so hoch 
komme. . . . 

. . . Den Eest der mir zukommenden Exemplare 

schicken Sie unter meiner Adresse nach Weimar, 

An GöHcben. — Br. 8, 198, 2— 19», 10. 16 f. 

Ual 12»,] Neapel.' 156 

Anfang". September bin ich hoffentlich in Frankfiirt; 

) kann ich al.-dann einige Zeit bei meiner Mutter bleiben, 

um meine vier letzten Bände [5 — 8 der Schriften] in 

■ Der Einband Bei JedocL nicht ao schön ans. wie Bpilierliln 
für Band ß, bet dem, wie Coetben Mutter an l'Dzeluiann 
schreibt, „Herr GöselieD sich milchtig nufregrlefcn" (Krflu 
s Bnth S, 284). 

' Wecen des DatiUDS vgl. E|iob 2, 737, 27—30. 



110 CLAUDINE AON VILLA BELLA. 1787 



[Mai [29,] Neapel.] (1 

Ordnung zu bringen, meine Reisebeobachtungen besser 

auszuführen, vielleicht an ,Wilhelm' und einigen neuem 

Ideen zu arbeiten, so werde ich mich sehr erleichtert 

ßnden, denn einmal müssen diese Arbeiten doch hinter • 

mich. 

An den Herzog Karl August. — Br. 8, 225. 3—10. 

Juni 8, Rom. 157 

Ich musB nun mit Gewalt an die vier letzten Bände 
[5 — 8 der Schriften], und wie ich Dir schon schrieb, lo 
müssen sie in Ordnung sein, eh' ich zu Euch zurück- 
kehre, auch haben sich neue Sujets zugedrängt,* die ich 

ausführen muBs, denn das Leben ist kurz; . . 
An Ch. V. Stein. — Br. 8, 231, 18-22. 

August 11, Rom. 158 19 

Noch eine andre Epoche denke ich mit Ostern zu 
schliessen:* meine erste (oder eigentlich meine zweite) 
Sehriftßteller-Epoche. ,E^mont' ist fertig, und ich hoffe 
bis Neujahr den ,Tas8o^, bis Ostern ,Faust' ausgearbeitet 
zu haben, welches mir nur in dieser Abgeschiedenheit » 
möglich wird. Zugleich, hoffe ich, sollen die kleinen 
Sachen, welche den fünften, sechston und siebenten 
Band [der Schriften] füllen, fertig werden und mir bei 
meiner Rückkehr in*s Vaterland nichts übrig bleiben, 
als den achten zu sammeln und zu ordnen. Somit werde » 
ich auch dieser Verbindlichkeit los und kann an etwas 
Neues, . . gehn, . . 

Dass ich meine älteren Sachen fertig arbeite, dient 
mir erstaunend. Es ist eine Recapitulation meines Le- 
bens imd meiner Kunst, und indem ich gezwungen bin, » 
mich und meine jetzige Denkart, meine neuere Manier, 

» Jphigenie In Delphi' und .Nausikaa*. 

■ Vorher hat Goethe erzählt von den Bemühungen, sein ..eig- 
nes kleines Zeichentalentchen auszubilden": „Bis Ostern 
werde ich es so weit gebracht haben, um alsdann für mich 36 
weiter gehen zu können" (Br. 8. 240. 10. 241. 1 f.). 



. ;., -i] «iU idj »eken, 

<"•• bruibBung nm iniUi«n Band« ■■> fvbftl- 

ii'i' f Safte Bund •tfr'^AJtf«ii kU uuehti ich 
llrter.- »0 BerHK* iW. l Mft-«« 



112 CLAÜDINE VON VILLA BELLA. 17S7 



[AogruBt 15, Rom.] [Iftt] 

die Exemplare für Rom' werden abgegangen sein, wo 

nichts so bitte ich sie auf's geschwindeste zu spediren. 
An GöBchen, — Br. 8, 246, 12—247, 10. 18 f. 22—24. 

] August 18, Rom. — s. Nr. 399. 100 5 

September 6, Rom. — s. Nr. 402 (letzter Satz). 100a 

]September 8. [Rom.] 161 

[Brief an] Frau Schulthess um ,Claudine*.^ 
Brieftabelle 1787. — Br. 8, 420. 25. 

September 11, Rom. 162 lo 

Bringen Sie die Partitur [von ,Scherz, List und 
Hache'] mit . . Auch allenfalls die Bücher, um die ich 
die Schulthess bat, nur ,Claudine' wünschf ich schnel- 
ler.« 

An Kayaer. — Br. 8, 256, 24—26. is 

September 22, Rom. — s. 168, 26 f. 163 

October 1. Frascati. 164 

Die zwei Sommermonate durfte man kaum aus dem 

Hause; ich habe indess an meinen Schriften gearbeitet;* 

vier Bände [1 — 4] werden ihre Aufwartung gemacht » 

haben, die übrigen [5 — 8]. sollen folgen. 
An Schnauss. — Br. 8, 264, 22—265, 1. 

Octolx»r 5, Albano.» 165 

Meine Schriften [Band 1 — 4]. mögen nun gehen, ich 

will treulich fortfahren. Die vier Kupfer zu den letz- » 

ten Bänden [5 — 8] sollen hier werden. 

Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (unter 
obigem Datum). — WH. 24, 414. 



' Vgl. 109, 19 f. 

' Der Brief ist unbekannt. Handelt es sich um eine Ilaud- w 
Schrift oder um den Druck von 1776 (etwa mit Randbemer- 
kungen Kayser», die dieser In Folge von Goethes Aufforde- 
rung 102. 10—13 gemacht haben könnte)? 

• A'gl. Nr. 161 und 169. 

• Vgl. Nr. 419. S5 
' Wogen der chronoIogiBchen Einordnung von Stellen aus 

(Joethe« .Italienischer Reise*, so weit sie den Abschnitten über 
Neapel, Sicilien und den zweiten Aufenthalt in Rom ange- 
hören, vgl. das Epos 2, 557, 29—558. 29 Gesagte. 



I 



ITOT CLAÜDINB VON VILLA BELLA. 118 

October 24, Rom, 166 

Meine Werke [Band 1 — 4]. werden ihre Aufwartong 

gemocht haben, die übrigen Bände [5~8] Bollen folgen, 

wie sie nach und nach herauskommen. 

An J. C. Kestner. — Br. 8. 276, 10—12. 

ItOctober 27, Rom.] - 167 

B. Nr. 406 und .Scben. T.ist u. Rache' aiiD. (an Kayaer). 
Octotier 27. Rom. 168 

Der Beat des fünften Bandes [der Schriften: ,Clau- 
) dine' und ,Erwin und Elmire'] mit der Kupferplatte soll 
durch Deine Hände gehen,' und Du gibst Um nicht als 
gegen baare Bezahlung aus. Der Gontract besagt's, und 
num musa keine Complimente machen. 
An Seld^. ~ Br. 8. 283. &-B. 
i October 27, Born. 160 

Ich habe doch schon geschrieben, dasa Kajser her- 
kommt? Ich erwarte ihn in einigen Tagen mit der nun 
vollendeten Partitur unserer Scapinereien [.Schere, Liet 
und Bache']. Du° kannst denken, was das für ein Fest 
• sein wirdi Sogleich wird Hand an eine neue Oper ge- 
legt [jGrof^s-Cophta'], und ,Claudine' mit (Er- 
win' in seiner Gegenwart, mit seinem Beirath verbe«- 
eert.' 

ItnltenlEflie Betse, Zweiter römischer Aarentbalt (unter 
a obigem Datum). — WH. 24, 420. 

Norember 3, Rom.* 170 

Leider mnss ich jetzt die bildende Kunst ganz zuriick- 

■ wnhrpnil .Rkhioui', das HauptstUcK tod Band 5. an Herder 
abgegangen war. Wegen der Platte vgl. Nr. 406. 
w • Wabnchelnltcb Herder. 

' Kayser traf, nach Burkbardtn Meinung (G.-Kayser S. 40 
Er). 3.), am 2». oder 30. Otrtolner In Rom ein. wo er fast ein 
halbes Jahr mit Goethe zusammen wni- (vgl. 114, 27—30). 

* Die Brieftabelle In Goetbes WiTiiisclipni XoriKbncb verzelch- 
li net Briefe unter November zuerst am 10.. nicht am 3.; dar- 
nach wfire die „Woche", von der Goethe Im Eingang seines, 
In der .TtaHenl sehen Reise' den November eröffnenden, Brle- 

erif, Ootibt Aber t. nkhtiins«n- T n, B. I. » 



114 CLAUDINE A'ON VILLA BELLA. 1787 

[Kovember S, Rom.] [170] 

setzen; denn sonst werde ich mit meinen dramatischen 

Sachen nicht fertig, die auch eine eigene Sammlung und 

ruhige Bearbeitung fordern^ wenn etwa« daraus werden 

soll. ,Claudine* ist nun in der Arbeit, wird, so zu • 

sagen, ganz neu ausgeführt und die alte Spreu meiner 

Existenz herausgeschwungen.^ 

Italienische Reiae, Zweiter römischer Aufenthalt (unter 
obigem Datum). — WH. 24, 434. 

November 24. Rom. 171 ^o 

Kaysers Ankunft, und bis wir uns ein wenig mit ihm 

in häusliche Ordnung setzten,* hatte mich einigermassen 

zurückgebracht; meine Arbeiten stockten. Jetzt geht 

es wieder, und meine Opern [,Claudine^ und ,Erwin und 

Elmire'] sind nahe, fertig zu sein. i» 

Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (unter 
obigem Datum). — WH. 24. 436. 
] [November, Rom?]' 172 

, Erwin und Elmire^ sowie , C 1 a u d i n e 
von Villa Bella' sollten nun auch nach Deutsch- «o 
land abgesendet werden; ich hatte mich aber durch die 
Bearbeitung ,Egmontp* in meinen Forderuncron jre- 
gen mich selbst dergestalt gesteigert, dass ich nielit übt*r 
mich gewinnen konnte, sie in ihrer ersten Fonn daliin 

fes spricht („Kayser ist angekommen, und ich habe drüber » 
die ganze Woche nicht geschrieben"), die Zeit vom 4. bis 10. 
November, und Kaysers Ankunft wäre etwa in den ersten 
Tagen des Monats erfolgt, was auch mit den An^ben in 
Nr. 171 und WH. 24. 434 (unter 10. November) mehr über- 
einstimmen will. 30 

* Vgl. Nr. 144 und 115. 2^-6. 

■ „Kayser ist nun da. . . . Tischbein kommt von Neapel zurück, 
und da muss Beider Quartier und alles verändert werden; 
doch bei unsem guten Naturen wird alles in acht Tagen wie- 
der im Gleis sein** (Ital. Reise 1787 Nov. 10. WH. 24. 434K 3ö 

• Wegen der Datirung vgl. Ep«« 2. .V>7. 29— 558. 21». Dns Fol- 
gende stammt sicher aus den Jahren 1815. 181« oder gar 
erst 1829. 



IT8T CLAUDIXE VOX \nLl.A REI.I.A. tl6 

Ko'cainher. Rom> 11T»| 

ZU geben.' Gar manches Lyrische, das sie enthalten, 
war mir lieb mid werth; es zeugte von vielen, zwar thö- 
tig, aber doch glücklich verlebten Stunden, wie von 
Schmerz und Kummer, welchen die Jugend in ihrer un- 
berathenen Lebhaftigkeit ausgesetzt bleibt.' Der pro- 
i^aiscbe Dialog dagegen erinnert« zu sehr an jene fran- 
zösischen Operetten, denen wir zwar ein freundliches 
Andenken zu gönnen haben, indem sie zuerst ein hei- 
teres singbaree Wesen auf unser Theater herüberbrach- 
ten,' die mir aber jetzt nicht mehr genügen wollten, 
als einem eingebürgerten Italiener, der den melodischen 
Gesang durch einen recitirenden und declamatorischen 
wenigstens wollte verknüpft sehen. 

In diesem Sinne wird man nunmehr beide Opern be- 
arbeitet finden; ihre Compositionen' haben hie und da 
Freude gemacht, and so sind sie auf dem dramatisclien 
Strom auch zu ihrer Zeit mit vorübergeschw'ommcn. 

Gewöhnlieh schilt man auf die italienischen Teste, 
und das zwar in solchen Phrasen, wie Einer dem An- 
dern nachsagen kann, ohne was dabei zu denken; sie 
sind freilich leicht und heiter, aber sie machen nicht 
mehr Forderungen an den Componistcn und an den 
Säuger, als inwieweit Beide sich hinzugeben Lust haben. 
Ohne hierüber weiÜiiufig zu sein. criiDicrc ich an den 
Text der .heimlichen Hcirath'; man könnt den 

' .E|!niont' wird hier g^nnnnt. well mit Ibm die beiden Klug- 
!'li)pi>' Bnnil -'V iIiT Schriften i>ilden sollten: In seluen ..Forde- 
mngen gegen sloh »clbst" hatte (loethe sich s<-hoD itnd vor 
allem durpü die ümarbeittiDK der .Iphicenle auf Taurl:*" ..ge- 
Htelgert". 

' Dleeex Lyrische aber, das grosHenthells beibehalten wurde, 
gehörte vor allem zu dem. wa» Goethe als ..alte Spreu SPiner 
Existenz berauezuBchwIngen" beabsichtigte, vgl. 114. dt. 

■ Vgl. Dichtung und Wahrheit Buch 17 (W. 2(1. 42. 21-44. 3) 
und V, Loepers Anmerkungen In WH. 23, 158—101. 

* Von Reichardt. 



116 CLAUDINB VON VILLA BELLA. 1787 



] (November, Born?] I17fl| 

Verfasser nichts aber es war einer der GeBchidcteeten, 
die in diesem Fache gearbeitet haben, wer er auch mag 
gewesen sein.^ In diesem Sinne zu handeln, in glei- 
cher Freiheit nach bestimmten Zwecken zu wirken, war » 
meine Absicht, und ich wüsste selbst nicht zu sagen^ in- 
wiefern ich mich meinem Ziel genähert habe. 

Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (Be- 
richt, November). — WH. 24, 4S8 f. 

December 8, Rom. 17S is 

,Claudine' und ,Erwin' halten mich länger auf, als ich 
dachte, ich will sie nun gut machen in ihrer Art, beson- 
ders, da es die ersten Singspiele sind, die in meiner 

neuen Ausgabe [Band 5 der Schriften] vorkommen. 

An den Herzog Karl August. — Er. 8, 306, 11—14. i% 

][ December 8. Rom.] 174 

Ich bin üeissig. ,Claudine* und ,Erwin* kommen bald.* 
An Seidel. — Br. 8, 307. 10 f. 

1788. 

Januar 10, Rom. 175 20 

, Erwin und Elmire* kommt mit diesem Brief; 
möge Dir [Herder] das Stückehen auch Vergnügen ma- 
chen! Doch kann eine Operette, wenn sie gut ist, nie- 
mals im Lesen genugthun; es muss die Musik erst da- 



> .11 matrimonio segreto'. Text von Bertati. Muaik von Gimm- <^ 
rosa (in Weimar zuerst 1776 September 16 auf dem Lieb- 
habertlieater aufgeführt). 

* Zwei Briefe Goethes an Frau v. Stein, vom 8. und 15. De- 
cember. sind nicht bekannt; dass er ihr in einem derselben 
aus ,Claudlne* die Verse 379-^2 (W. 11, 216) geschickt hat, » 
zeigt ein Brief der Empfängerin an Charlotte ▼. Lengefeld 
Tom 28. December, in dem es heisst: .,Im letzten Brief 
schickte er mir aus seiner umge^chmolzenen .Claudine' einen 
Vers; hier ist er: 

Liebe schwärmt auf allen Wegen, s» 



*< 



(Charlotte Schiller 2, 260.) 



IT88 CLAUDINE VON VIH.A BBL.LA. 117 

Iinur 10, Rom,; ll'^l 

zukommen, um den ganzen Begriff auszudriickea, den 
der Dichter sich vorstellte. ,Claudine' kommt bald 
nach. Beide Stücke sind mehr gearbeitet, als man ihnen 
ansieht, weil ich erat recht mit Kayseni die Qeetalt des 
Singspiels studirt habe. 

Wenn es mit Fertigung meiner Schriften unter glei- 
chen Constellationen fortgeht, so muss Ich mich im 
Laufe dieses Jahres in eine Prinzessin verlieben, um den 
,Tasso', ich muas mich dem Teufel ergeben, um den 
, F a u B t ' schreiben zu können, ob ich mir gleich zu 
Beidem wenig Lust fühle. Denn bisher ist's so gegan- 
gen: um mir seihst meinen ,Egmont' interessant 
zu machen, fing der römische Kaiser mit den Braban- 
tem Händel an,' und um meinen Opern einen Grad von 
Vollkommeulieit zu geben, kam der Züricher bLayser 
naoli Rom. Das heissi doch ein vornehmer Rö- 
mer, wie Herder sagt, und ich finde es recht lustig, 
eine Endursache der Handlungen und Begebenheiten zu 
werden, welche gar nicht auf mich gerichtet sind. Das 
darf man Glück nennen! Also die Prinzessin und den 
Teufel wollen wir in Geduld abwarten! 



Hier kommt aus Born abermals ein Pröbchen deut- 
scher Art und Kunst, , Erwin und Elmire'. Es 
ward eher fertig als ,CIaudine',: doch wünsch' ich 
nicht, dass es zuerst gedruckt werde.' 

Du wirst bald sehfn, dass Alles auf's BedÜrfniss der 
lyrischen Bühne gerechnet ist, das ich erst hier zu stu- 
diren Gelegenheit halte: alle Personen in einer gewis- 
sen Folge, in einem gewissen Mass zu beschiiftigen, das« 



• Vgl. 148. 2—6 und Nr. 389. 

■ Du belsat: die angesetzte Beibenfolge iu Bauil S der Schrif- 
ten: .ERinonI'. .Claudlno'. .Erwin und Elnilre' sollte dunbae- 
fahit werden. 



118 CLAÜDINE VON VILLA BELLA. 1788 



[Januar 10, Rom.] [175] 

jeder Sänger Ruhpuncte genug habe ete. Es sind hun- 
dert Dinge zu beobachten, welchen der Italiener allen 
Sinn des Gedichts aufopfert; ich wünsche, daes es mir 
gelungen sein möge, jene musikalisch theatralischen Er- • 
fordemisse durch ein Stückchen zu befriedigen, da8 
nicht ganz unsinnig ist. Ich hatte noch die Rücksicht, 
dass sich beide Operetten doch auch müssen lesen las- 
sen, dass sie ihrem Nachbar , E g m o n t ' keine Schande 
machten. Ein italienisch Opembüchelchen liest kein lo 
Mensch, als am Abend der Vorstellung, und es in e i n e n 
Band mit einem Trauerspiel zu bringen, würde hier zu 
Lande für ebenso unmöglich gehalten werden, als dass 

man Deutsch singen könne. 

Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (unter u 
obigem Datum). — WH. 24. 462 f. 

Januar 19, Rom. 17t> 

Die beiden ersten Acte ,Claudinen6^ sind heute auch 

fertig geworden. Ich lasse sie nun abschreiben, und 

nächsten Sohnabend, den 26., sollen sie abgehen. Sie » 

können also^ wenn alles in der Ordnung auf der Post 

geht^ den 11. Februar bei Euch sein. Sage das Herdem, 

damit er seine Massregeln darnach nehme. Der dritte 

Act soll sobald als möglich folgen. 

Es ist schwer, so ein Werkchen, nach erkannten Ge- « 

setzen, mit Einsicht und Verstand und zugleich mit 

Leichtigkeit imd Laune zu machen. Es geht viel Zeit 

darüber hin. 

Der dritte Act von .Claudinen* wird ganz kurz wer- 90 

den, es ist schon, wie Ihr sehen werdet, eine so grosse 

Masse Musik in den beiden ersten, dass man im letzten 

haushältisch zu Werke gehen muss. Leider habe ich 

vielen poetischen StoflE wegwerfen und der Möglichkeit 

des Gesanges aufopfern müssen. a& 

An Ch. ▼. Stein. ~ Br. 8, 322, 1—11. 324. 12—17. 



CLAVDINB VOK VlLLA BELLA. 

Januar Z'i. Roiu. !77 

Damit' bra<'hte ich November und Deeeiiiber hin und 
schrieb indeBsen .Erwin und Elmire*, auch die Hülfte 
von ,CIaudinen'. , . . 

Ich habe die Summe, welche ich Ihrer tiüte . . danke, 
. . nach Abzug dessen, was mir meine fortgehende Wirth- 
schaft kostet, auf die Reise verwendet, dabei noch tau- 
sfnd Thaler, welche mir die vier ersten Bände meiner 
» ' Schriften eintrugen, veraehrt. . , . Daü Osterquartal und 
den Betrag des fünften Bandes hatte ich zu meiner 
Kückreij-e bestimmt . . Auch will ich gern, wenn Sie 
mir Ihre Güte continuiren, was mir dieses Jaiir von 
meinen Schriften einkoinmt, fernerhin anwenden . . 

'Dann hoffte ich auch, meine Schriften [Band 6 — 8] 
mit mehr Silusse und Ruhe zu endigen, als in einem 
Lande, wo alles einen ausser sich ruft. 

An d. Herzog Karl August. — Br. 8, 329, 9-11. 332, 6— 
1 13. 23-25. 27-333. 1. 334. 14—16. 

Januar 26, [Rom.] 178 

Diese ganze Woche ist auf ,Claudinen' gewendet wor- 
den, und heute bin ich herzlich müde und habe das 
Schreiben satt. Geniesse die beiden Acte mit Herders* 
' und lass sie Dir statt des heutigen Briefes sein. Schreibt 
mir bald, wie es Euch gefällt, auch nie ,Envin' gefallen 
hiit. Ihr niü&st immer denken, dass diese Stücke gespielt 
und gesungen werden müssen, zum Ijcsen, auch zum 
bloi^sen Aufführen hätte man sie viel besser machen 
a können und müssen. 

Ad Cl). V. SrelD. — Br. 8. 330, 13-22, 

■ Studium der Antlben und 7>flcboen nai'h aotlbi'u Köiifpii. 

■ ..Ii'h wiederliiilc nochiiiHls: dass. wenn Sie , . mich nlSthlg 
dndeo sollten, tcb auf jeden Wink zu koranien bereit bin. 

^ Gar uinncki^ luaclil mir den RUekweg naeta Hause relziuJ. 
. . .- (Br. 8. 334. 2-5». 
• Vgl. Nr. 17». 



120 CLAUDINE VON VILLA BELLA. ITA 



Januar 27, Rom. 179 

NB. den 27. [Januar]^ die zwei Acte [1 und 2J von 
^Claudinen^ an Herder. Ein Einflchlusfi an Frau von 
Stein [8. Nr. 178], . . 

Brieftabelle 1788. — Br. 8. 421. s 

Februar 2, Rom. 180 

So viel, als möglich war, habe ich meine Studien fort- 
gesetzt; auch ist ^Olaudine^ gerückt, und wenn 
nicht alle Oenii ihre Hülfe versagen, so geht heute über 
acht Tage der dritte Act an Herdem ab, und so wäre lo | 

ich den fünften Band [der Schriften] los. 

Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (unter 
obigem Datum). — WH. 24, 471. 

Februar 9, Rom. XSl 

Hier ist der dritte Act ,Claudinen6*; ich wün- u 
sehe, dass er Dir [Herder] nur die Hälfte so wohl ge- 
fallen möge, als ich vergnügt bin, ihn geendigt zu ha- 
ben. Da ich nun die Bedürfnisse des lyrischen Theaters 
genauer kenne, habe ich gesucht, durch manche Auf- 
opferungen dem Componisten und Acteur entgegen zu ao 
arbeiten. Das Zeug, worauf gestickt werden soll, musß 
weite Fäden haben, und zu einer komischen Oper muss 
es absolut wie Marli gewoben sein.' Doch habe ich bei 
dieser, wie bei , E r w i n S auch f ür's Lesen gesorgt. 
Genug, ich habe gethan, was ich konnte. 2a 

. . . Ich habe nichts Näheres nun, als meine drei letz- 
ten Theile [Schriften Band 6—8] zu endigen. 

Italienische Reise, Zweiter römischer Aufo&thalt (unt« 
obigem Datum). — WH. 24. 472. 
Februar 9. Rom. lö » 

. . auf heute musste ich den Schluss meines fünften 
Bandes' völlig in Ordnung setzen, er geht mit diesem 

* Nach: 27. l)erichtlgt die Weimarer Ausgabe: [26.1. wohl mit 
Rücksicht auf 118. 20. 

• Aus Zwirn oder Leinengarn gewebter Stoff mit welter qua- 35 
dratlscher Gltterong (genannt nach dem franiösischen Ort, 
wo er zuerst hergestellt wurde). 

■ Der Ausdruck .»SchhMs" darf nicht Irre führpn: t-s handelt 
sich nur um Aufzug 3 von .riaudine\ 



CLAUDINE VON VILLA BELLA. 



Dm.] [Ul] 

Briefe ab. Ich wünsche ihm, wenn er Ostern erscheint, 
anch Ihren Beifall. 

An C. G. Voigt. — Br, 8, S*0, 16—20. 

> Februar II, Rom. ISS 

Auf kein Festin (so nennen sie die Redout«n) bin ich 

gekommen; ich bin fleiseig, was nur mein Kopf halten 

will. Da der fünfte Band [der Schriften] abeolvirt ist, 

will ich nur einige Kunststudien durcharbeiten, dann 

I gleich an den sechsten gehn.' 

Iialieulsche Reine. Zweiter riimlRober Aiiftuthalt (unter 
obigem Datum). — WH. 24. 472. 
Februar B, Rom. 1S4 

Ee ist mir angenehm, dass Sie wegen der verachie- 

> denen Mängel unserer Ausgabe [der Schriften]* einige 
Auäkunft geben. Ich glaube gern, dass Ihnen manches 
selbst Missvergnügen gemacht hat, und weiss recht gut, 
dass bei einem solchen Untemelunen sich manche Hin- 
dernisse in den W^ legen. 

I Ich halte mir ein Exemplar [von Band 1 — i], in wel- 

ches ich, wie die Zeit erlaabt, bineinR^liaue, um alle 
Druckfehler, Auslas-sungen, und was mir sonst vor- 
kommt, za corrigiren und zu notiren. Es iät dieses 
eine gute Vorarbeit zu einer künftigen Ausgabe." 

' Heute geht der letzte Act ,Claudinens' an Herrn Her- 

der ab. Leider kann ich nur, und das knai>p genug, den 
fünften Band zur Ostennesse bringen. Als ich, nach 
geendigtem ,Egraont', die beiden Singspiele , Erwin' und 
.Claudine' durchsah, um mit kleinen Correcturen nach- 

) zuhelfen, sah ich gar bald, dass ohne völlige Umarbei- 
tung aus beiden Stücken nichts werden könne. Ich eut- 

' Des Liedes „Cupido, loser, ei^ceuiiluaiger Knabe" gednokt 
Goetbe Im glelebeo Abscbnltt. dwb ulclit mit Bezug auf 
.Claudine' (wie in Nr. 2S7 und 25S>. 
5 ■ Vgl. 169, 16-30. 

■ Vgl. dagegen 13S, 1&— 25. 



122 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1788 



[Februar 9, Rom.] [tM] 

schloss mich dazu und werde erst in dera Augenblicke 
fertig. Daß Publicum wird, hoffe ich, zufrieden sein, in 
diesem Bande nicht allein ,Egmont' als ein Ganzes, :?on- 
dem noch dabei zwei neue Singispiele zu finden. Von » 
den Skizzen der ersten Ausgabe ist nur der Xame und 
einigse Liedchen übriggeblieben. 

Der folgende [6.] Band wird wahrscheinlich ,Ta88o', 
,Lila^, ,Jery und Bätely^ und die ,t^scherin* enthalten. 
Mit diesen Stücken geht es mir nicht besser als mit ob- » 
genannten Operetten. Ich mu^ sie ganz neu arbeiten, 
wenn sie in Gesellschaft der vorigen Bände sich 
nicht schämen sollen. So wird man aus einem in's 
andre geführt. Die schwerste Arbeit, die mir bevor- 
steht, ist ,Faust^ Doch eins nach dem andern. i& 

Die ,Vermischten Gedichte^ zum letzten Bande habe 
ich auch schon gesammelt und meist zusanmiengeschrie- 
ben; doch will auch dieser achte Band wohl ausgedacht 
und ausgeziert sein. 

Die Kupfer zu den drei folgenden Bänden [6 — 8J so 
hoffe ich auch hier stechen zu lassen. Wenn's möglich 
ist, so lasB^ ich sie bald und alle nach einander machen, 
denn Herr Lips hat einen Huf nach Florenz erhalten. 
Pur die beiden Platten zimi dritten und fünften Bande 
erhält Herr Lips acht Carolin oder französische Louis- «* 
d'or. Wollen Sie wegen der zwei Vignetten zur ,Iphi- 
genie' noch etwas zulegen, so wird es ihn freuen. Künf- 
tig will ich auch für die Titel-Vignetten hier sorgen las- 
sen, damit alles mehr Einheit habe. 

Wollen Sie das Geld für Herrn Lips zugleich mit dem » 
Betrag des fünften Bandes an den Kammercalculator 
Seidel auszahlen, so kann ich Herrn lips hier befriedi- 
gen. 

Ich sehne mich recht nach der Vollendung unserer » 
Ausgabe der acht Bände^ um alsdann an neue Arbeiten 
zu gehen. 



I7SS CI-AUDrXE VON VILLA BELLA. 128 

IFebnuir 9. Rom.] [IM] 

Allt-m Iirthum auszuweichen notire ich nochmals: 
Der fünfte Band, 
wozu das Tit«]-Kupfer schon in Herrn Heniers Händen 
iit, entbrn-. 

,Egmont', 

.Claudine von Villa Be!la% 
,Erwin und Elmire'. 
An a.iHthen. — Br. 8. 341. 10—342. 24. 343. 1-15. 23— 
I 2fl. 344, 5-11. 
Februar fi, Rom. 1S5 

Mit der heutigen Post geht an Herrn Herder der 
dritte Act ,Claudinen8' ab. Der ganze fünfte Band [der 
Schriften] iet nun in seinen Händen. Mache nun Deine 
Sache mit tiöechen und sorge, dass Du das Geld gegen 
den letzten Theü des Manuscript« gleich erhaltest. Gib 
es nicht eher ans der Hand, Da brauchst Dich nur auf 
Deinen Auftrag zu beziehen. 

' Du wirst von Göschen auch noch, ausser dem stipn- 

lirten Gelde für den fünften Band, eine Summe für die 
Kupferstiche erhalten.' . . . Wenn das Geld Ostern hier 
ist, Eo ist es gut. 

Au Seidel. - Br. 8, 344. 13-19. 346. *-fi. 9 f. 

i ' VgL 122. 24—32. Seidel erblelt Goetbes Brief am 2a. Febmar, 
scliickte nn «liesciii Tage die bt-lden ereleu AiifKll);e von .Clan- 
diue* an (jiiwLen ab ddiI <>mpfabl besondere Aufmerkuam- 
belt tKlm Satz dieser Dlt-btung. ., damit Vene. Arleu und 
HauUvngen wohl nuterscbleden werden"; nicht ohne glelcfa- 

a zeiüg in bemerken: „Gewiss werden Sie Sich mit mir Über 
die neuen niedlichen Sachen frenen, die der Herr Gebelmerath 
In die .Clandlne' gebracht hat. Aach glaube Ich. man sieht 
PH dem Stlk'ke an. dass es In der Gesellschaft eines Musikerg 
umgearbeitet Ist, Ton densen Tatenten wir noch sehr viel er- 

( warten künnen" IGJ. 10. 14ßf.i; vgl. auch Gös.hens Brief 
an Bennch Tom 27. Februar, der den eben ei-folgien Empfang 
TOD Goethes Brief (s. Nr. 184) und von .Claudlne' Aufzug 1 
und 2 meldrt iGJ. 2. 40G). 



124 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 



Februar 9. [Rom.] 186 

[Brief an] Herder mit dem dritten Act ,Claudiae^ 
[s. Nr. 181].^ 

Brieftabelle 1788. — Br. 8. 421. 

] Februar 16, Rom. 187 i 

Ich habe zeither fleissig an meinen Operibus fort ge- 
bosselt und getüftelt. ,Erwin*, ,ClaudineS ,Lila% yJery* 
ist alles in bester Ordnung. Auch meine kleinen Ge- 
dichte so ziemlich. Nun steht mir fast nichts als der 
Hügel ,Ta8so' und der Berg ^Faustus' vor der Nase. Ich n 
werde weder Tag noch Nacht ruhen, bis beide fertig 
sind. Ich habe zu beiden eine sonderbare Neigung und 
neuerdings wunderbare Aussichten und Hoffnungen. 
Alle diese Becapitulationen alter Ideen, diese Bearbei- 
tungen solcher Gegenstände, von denen ich auf immer u 
getrennt zu sein glaubte, zu denen ich fast mit keiner 
Ahndung hinreichte, machen mir grosse Freude. Dieses 
Summa Summarum meines Lebens gibt mir Muth und 
Freude, wieder ein neues Blatt zu eröffnen. 

... So viel weiss ich, dass ich subito, wenn die acht »> 
Bände [der Schriften] absolvirt sind, den ,Wilhelm' aus- 
schreibe . . 

An den Herzog Karl August — Br. 8, 347, 1&— 348. 5. 
8—10. 

][Män 15. Rom.l 188 » 

Was ,Claudinen* betrifft, so fehlen Dir einige Data,* 
das Stück ganz richtig zu beurtheilen. Habe ich eine 
fette Oper gemacht, so ist mein Zweck erreicht. 
Du bist eben ein prosaischer Deutseher und meinst, ein 
Kunstwerk miisise sich verschlingen lassen wie eine Au- so 
ster. Weil Du die Verse nicht zu lesen verstehst, denkst 
Du, es solle niemand in Versen schreiben. 



' Vogel llquidirt für Abschrift von .Claadine yotl Villa Bella* 
Aufsug 1. 2 am 18. Februar, Aufzug 3 am 20. Man (s. Burk- 
hardt II S. 5). ^ 

• Vgl. 120, 18-23. 



1788 CLÄDDINE VOX VILLA BELLA. 125 

IlMin 16, RoiB-i [,g,, 

Wäre dieee ,Ckadine' componirt und Torg«Btellt, wie 
sie geschrieben ist, so solltest Dd andere reden. Was 
Mtuikns, Äctenr, Decorateur dazu Umn müssen, und 
was es iiberhaapt heisst: ein solches Qanze von seiner 
Seite anzulegen, dase die übrigen mitarbeiten und 
mitwirken können, kann der L e e e r nicht hinsathnn 
nnd glaubt doeh immer, er müfse es können, weil es ge- 
schrieben oder gedruckt ist. 
1 An Seidel. — Br. 6, SM. 20-8S6, 10. 

Min 21, Rom. 180 

Bei der Benennung der Pereonen zu ,Claudinen' ist 
edn Irrthum vorgefallen. Statt: 

Pedro Ton Castellvecchio, unter dem Namen 
t Sebastian von Kovero, soll es heimsen: 

Pedro Ton Castellvecchio, unter dem Namen 
Pedro von Rovero. 

W^re es zu spät, das Blatt Umdrucken zu lassen, so 
wünschte ich, dass eine kleine Note, am Ende des Bau- 
> des [5], das Publicum davon unterrichtete, weil dieser 
Irrthum Einäuss auf das Stück hat.' 

Da ich übrigens nach Deutgcbland wieder zurück- 
kehre, 80 wird sich wegen der übrigen Bände [6 — 8] 
in der Nähe besser verhandeln lassen, 
j An GüBchcn. — Br. 8. 36S. 1-14. 

Apra S, BoBi. ISO 

Wenn 6er Druck des fünften Bandes [der ,Schriften'] 
geendigt sein wird, ersuche ich Sie sogleich: 
Ein Exemplar desselben in roth Saffian gebunden, 
o wie die vier ersten waren, sodann 

Tier brochirt« Exemplare an Herrn Hofrath ReifEen- 

' Das scbcMi gedruckte Blatt (auf dem Dberdiess feblerbaft: 
Bobero stand) konnte nocb nmgedmckt werden; In Fol^e 
desaen findet sieb In Band S der Schriften, wie aucb In der 
» Elnzdan^abe (vgl. 98, 17) an dieser Stelle ein Carton (vgl. 
Epoa 1. 238. 28). 



126 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1788 



[April 5, Rom.J [ItOl 

stein mit der fahrenden Post zu senden^ wohlgepackt 
und mit Wachstuch umgeben. 

Ich bitte zu sorgen, dass alle fünf Exemplare mit » 

guten Kupfern versehen seien.* 

An Göschen. — Br. 18, 27, 15-21. 28. 5 f. 

Juli 15, Weimar. 191 

Ich habe auf die Ankunft der sämmtlichen Exem- 
plare [der Schriften Band 5] gewartet, um Ihnen zu lo 
schreiben. Sie sind nun endlich, leider sehr spat, ange- 
kommen. Auch haben sich verschiedne Irrthüraer in 
Absicht auf die Qualität der Exemplare gefunden, wel- I 

che ich nicht weitläuftig auseinander setzen, sondern 
nur so viel sagen will, dass ich gegen vier gebundne und w | 
drei auf holländisch Papier gedruckte rohe Exemplare, 
welche ich entweder Herrn Legations-Rath Bertuch ein- 
händigen oder Ihnen gerade zurück schicken kann, sieben 
rohe Exemplare auf ordinär Schreibpapier sobald als 

möglich zu erhalten wünschte. » 

An Göschen. — Br. 9, 1, 17—2. 7 ( nebst den Bf^rich- 
tigungen Br. 18. 110). 

Juli 21, Weimar. 192 

. . ich habe nun die beste rnterhaltung mit meinen 
entfernten Freunden, da ich meine Schriften ausarbeite. » 



^ Durch Reiffenstein wurden dann die Exemplare an die 
Freunde in Rom veitheilt; so dankt Angelica Kauffmann am 
13. August. Bury schreibt am 5. September: „Ihren lieben 
,Egmont* benebst denen Opern habe Ich in der [Sixtinisehtfi] 
Capelle gelesen; Rugantlno und die Farfarellen haben mir ao 
viel Vergn(igc»n gemacht" (SdGG. 5, 52. 54 f.); die „Farfarel- 
len" beziehen »ich nicht, wie SdGG. 5, 230 zu Brief 24 ver- 
muthet wird, auf die Vagabunden, sondern auf Bfls<x>s Warte 
zu Rugantlno (V. 469 fr.): 

„Du bist besessen. Farfarellen sind 35 

Dir in den Leib gefahren! Was? Du willst 
Ein Mildchen rauben? . ." 



1188 CLAÜDIXE VON VILLA BKI.LA. 127 

[JoU 31, Weimu-t 11»! 

. . äobald ich die acht Bände vom Stapel habe, soll .Wil- 
helm' dran, , . 

An F. H. Jaoobl. — Br. 9. 4, 11 f. 14 f. 4. 10-15. 
> September 1, Weimar. — s. .Fasioactit spiel' ugD. 193 

(as Göschen.) 

178». 

April (i, Weimar. 194 

Reichardt schreibt mir: er werde mich eh'steus be- 
j suchen uod seine Composition der ,CIaudine* mitbrin- 
gen. Wenn er mich nur dae Vergnügen, das icli dabei 
empfinden kann, nicht allzii theucr bezahlen lässt.' 
An den Herzog Karl Auguet. — Br. 9, 102. 1— (. 
Juni 15. Weimar. 196 

5 Für Ihren Besuch wie für Ihre Briefe danke ich Urnen 

später,' aber nicht minder aus gutem Herzen und wün- 
sche zur bevorstehenden Aufführung .Claudinens' das 
beste Glück. Dass Sie meine Jamben vor der prosaischen 
Fäulniss verwahrt haben,' ist mir sehr angeneiun. Ich 

o • Dlesea öble Vorurtbell fand Goethe nicht bestätigt, als er 
Reinhardt Eude des Alouats in Weimar persönlich kennen 
lernte ivgL dagegen Schillere Briefe 2, 2S3. 285!). Voui 23. 
April bi« ö. Mai war RHchardt in Weimar und wohnte bei 
Goethe; Caroline Herder schreibt uu ihren Maun Mal 1: 

ti ..Den Beiciiardt. lii-r es von Ihm MJiieihel verlnngt, hat er 
XU sich in's Haua genommen. Er componirt die .Claudine*. 
die Ich in Gesellschaft bei ihm gehört habe, worunter nur 
einiges gut Ist, Goethe aber alles hübsch Bndet". und Mal 4: 
..Den Nachmittag hörten wir nbermjils .('Inudiue'; morgen 

U geht Reicliardt foil. lloethi> hu( Ihn über £i-ivarten gu< auf- 
genommen, doch aber nicht« Anders als Mualk mit ihm ab- 
gehandelt" (Herders Reise nach Italien S. 34T. 355); vgl Nr. 
197, und DüntKer: Aus Goethes Freundeskreise 8. 177 f. 

* Statt „später" möchte man „spät" lesen (wie Reichardt 1. 
Js 531 auch gesetzt ist), oder annebmen, dass die Worte ..als 

Ich wUnscbte" oder dgl. ansgefatlen sind. 

• Also worden die Jamben gesproclieu? und nicht In Prosa auf- 
gelöst wie 17l»5 In Weimar Is, 131. 1-t— 17i imd 17!)9 in Beilin 
irgL Reichardt 1, 620). 



128 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1789 



[Jani 15, Weimar.] [1«] 

möchte wissen, wie sich diese Art Knnatverstaiiidige die 
Kunst vorstellen. Empfehlen Sie den Dialog desto mehr 
den Acteurs, besondere den Actricen. Sie sollen so arüg 
sein^ imd besonders in der ersten Scene und in der 5 
Scene mit ßugantino recht sich angreifen. Wenn Sie 
es am Platz finden, so geben Sie Claudinen in meinem 
Namen einen recht schönen Kranz von künstlichen Blu- 
men, den sie in der ersten Scene aufsetzt und Lucinden 
ein recht Junkermässiges Porte^p^ von breitem Band, 10 
wie es zu ihrer Kleidung im letzten Acte passt; so eine 
Kleinigkeit thut manchmal wohl und vermehrt den gu- 
ten Willen. Ich will Ihnen gern die Auslage ersetzen, 
oder sonst wieder dienstlich sein. 

Bath Kraus' führt die Gerüste nach meinen Entwür- 19 
fen aus, ich hoffe sie noch diese Woche abzuschicken. 
Wenn nur der Decorateur sie schicklich zu placiren 
weiss. Sonst habe ich abwesend nichts zu erinnern. Be- 
sonders da Sie auf die Kleidungen schon aufmerksam 
sind. Nur aber und abermal empfehle ich Ihnen die ao 

Jamben.* 

An J. F. Reichardt — Br. 9, 128. 28- 129, 22. 

Juni 29, Weimar. 196 

Glück zu ,Claudinen'. Die Arie ist zu dem Endzweck 

recht gut, ich getraue mir nicht, da die Worte sehr be- 25 

deutend sind, andre unterzulegen.^ Das ist der Vortheil 

des metrischen Dialogs, dass der Componist leicht eine 

harmonische Stelle herausheben und sich zueignen kann. 

Arbeiten Sie die ,Claudine' recht zusammen, dass es ein 



^ Sind hier die Worte „wie möglich*' ausgefallen? ^ 

• Goethe schreibt hier, wie öfters: Krause. 

' Die nicht bekannten Briefe Goethes an Reichardt youi 22. 
und 25. Juni (Br. 9. 388) betrafen gewiss, zum Theil wenig- 
stens, die Com Position von ,Claudine'. 

* Die von Relcliardt zweimal compoiiirten Verse 908—919 » 
(„Liebliches Kind!")? 



I^LAÜDINB VON VILLA BBILLA. 



braves Ganze werde. . . und lassen bald wieder von Sich 
hören, "i 

An J. F. Relctiordt. — Br. 9. 130, 10—17. 
s October 18. Weimar. 197 

Zu Anfange dea Jahrs . . trug [R«ichajdt] mir den 
gröbsten Thei! der componirten .Claudine' vor.' Eh'stens 
schicke ich einiges davon an Frau Schulthess.^ 
An KayHcr. — Br. 9, 158. 14—17. 

lo 1790. 

October 25, Weimar. 198 

Ich danke Ihnen, dasü Sie Sich meiner emancipirten 

Kinder annehmen, ich denke nicht mehr an sie. Machea 

Sie damit, was Ihnen gut diiucht, es wird mir lieb und 

15 recht sein.* 



> Auch der zweimal get>raucl)te Ausdruck „Vagabund" In der 
Nachschritt des Briefes (Br. 9, 136, 20. 137, 1) spielt auf ,Clau- 
dlne' ao. 

Reit-liardts Briefe über die AufTtihrung fehlen; sie fand 
Statt am 2"J. Juli bei Hot und am 3. Aurubi Im Theater, 
,.nilt grossem Belfalle'' (Sctiubarts .Vaterliiudschronlk von 
1789' Nr. LXII vom 4. August S. 511): vgl. aucb Rekbardt 
1. 618-620 und ScbBfer S. 90. 

' Vgl. 127. 22—29. 

' Das geschah wohl schon Tags darauf ivgl. Bi'. 9. 38!) unter 
October 19t, 

Ueber eine Aufführung In Weimar, unter Bellomo, In der 
ersten BSlfte Deccmliers 1789 finde Ich nichts, doch scheint 
eine solche geplant gewesen zu sein, denn Schiller schreibt an 
Charlotte v. I.engefeld und Ihre Schwester. December 8: 
..Wenn auf den SoDunbetul [12.] .Clniidtnc von Villa Bella' 
Regeben wird, so wilr's möglich, dass ich den Abend hin- 
käme. . . . Verfresst nur nicht, mich wissen au lassen, wann 
die .ClBudine' gegeben wird" (Schillers Briefe 2. 400). Hängt 
mit dieser geplanten Aufführung etwa Reichardts Besuch In 
Weimar Ende Novemlwr zusammen? (Vgl. Br, 9. Iß4. 19—21.) 

• Ob Goethe bei seinen ,, emancipirten Kindern" nur an die 
..Singspiele" dachte, wie Br. 9, 369 auBcnommcn wird, bleibe 
(irifr. (JoFIhe über f. I>i.-htungen. T. U. B, 1. 9 



130 CLAUDINB VON VILLA BELLA. 1790 



[October a6, Weimar.] [19^ 

Auf ,Jery und Bätely' verlange ich sehr, wie auch 

auf die andern Sachen. 

An J. F. Reicbardt. — Br. 9, 234, 22— 23ö, 3. 9 f. 

1791. ft 

März 10, Weimar. 199 

Um die Partitur des Te Deum, ingleichen ^Claudine^ 

und ,Erwin* und ,Jery', wenn das letzte Stück compo- 

nirt ist, ersuche ich Sie und zugleich um Nachricht, wa« 

ich Ihnen für die Abschriften schuldig werde. Schicken lo 

Sie mir so bald als möglich die vier Stücke.*- 
An J. F. Relchardt — Br. 9, 247, 9—13. 

Mai 30, Weimar. — s. ,ErwiQ und Elmire' ugD. 200 

(an Reichardt.) 

Juli 4, Weimar. 201 i» 

Meine ersteren [die ,Schriften'] habe ich nicht ausser 

Augen gelassen und corrigire ein Exemplar,* wie es mir 

dahin gestellt Wahrscheinlich hatte Reichardt ihm ttber 
seinen grossen Plan geschrieben: alle seine Compositionen 
zu Dichtungen Goethes in. einer, auf 6 Theile berechnet«!, ^ 
Ausgabe unter dem Titel ,Mu8ik zu Goethes Werken* zu yer- 
öfTentlichen; es sollten enthalten (nach Reichardt 1. 617 f. I 

Theil 1: Lit'der im Volkston und höhere Gesänge; 

Theil 2: ,Erwin und Elmire*, Clavierauszug; 

Theil 3: ,Claudlne von Villa Bella*, Clavierauszug; 2S 

Theil 4: ,Lila* und ,Jery und Bätely*, Clavierauszug; 

Theil 5: Musik zu ,Iphigenle auf Tauris*, «Torquato TassoS 
,Cr()tz von Berlichingen*. ,Clavlgo', ,Egmont\ Clavierauszug; 

TheU 6: Musik zu ,'^rriumph der EmpflndsamkeitS »Vögel* 
und „zum grossen ,Fau8t'.** ao 

Der Plan verwirklichte sich nicht; es erschienen unter dem 
Titel ,Mu8lk zu Goethes Werken* nur drei Blinde (1. «Erwin 
und Elmlre*, 2. Lyrische Gedichte, 3. ,Jery und Bätely*). 

* Goethe plante ihre Aufführung an dem zur Zeit im Ent- 
stehen begriffenen Hoftheater zu Weimar; vgl. ,Erwin und S5 
Elniire* 1791 Mai 30 (an Reichardt). 

• I>ieHe9 Exemplar ist Goethen, wie 133. Öf. beweist, einige 
Jahre später abhanden gekommen. 



CLAÜDIN'E VON VILLA BELLA. 



IJbU i, Welnuu- ] (aoi] 

die Zeit erlaubt, um von meiner Seite bereit zu sein, 
weaa eine neue Ausgabe für nöthig oder räthlich ge- 
halten würde. 
; An GöscUeQ. — Br. 9. 277, 12—16. 

1792. 

Juil 20, WelDiar. - s. ,«rotiB-Cophta' ngD. 202 

lan Reicliardt.) 

179S. 

D Mal lU, Weimar. 203 

Die nächsten vierzehn Tage halten mich die Proben 
von jClaudine' fest.' 

Ab Schüler. — Br. 10, 259, 9 f. 

■ FQr diese, am 30. Mai Statt ftiideiide Aufführung hatte Vul- 
i plus Ende ITIM, ^le die TfaeaterrechnuDgeu erwelaen, seit- 
samer Weise „den Diaiog der .Claudlne' aus Vereeu lu Prosa 
umgeiiuderf (Vierteljahrschrift fllr Litieraturgesclilchte 
(ISIKP) 3. 478). 
Schiller schrieb an Goethe Mai 21: „Ich llesa Sie durch 
H> Herrn Geming blttrai, mich deu Tag wiesen zu lassen, wo 
, Claudlne' gespielt wird" <Sch1l1en< Briefe 4, 177), lioiinte dann 
aber, wegen Krankheit seiner Frau, nicht nach Weimar kom- 
meu. Nach Düntzer (Schiller und Goethe S. 71) lieas Goethe 
„am 27. durch Meyer Hufeland und die Seinigen, so wie 

29 desst'Q musikalische Freunde und Loder nelmt Frau zu dieser 
Vorstellung . . einladen". 

Nach dem Theaterzettel, auf dem das Stilfk als „Oper" 
bezeichnet, sowie Goethe als Verfa».ser und Relchardt als 
Coniponlst genannt sind, war die Besetzung folgende; 

30 Alnnio Haloulmi. 

Claudloe MalUek. 

linclndA WeyraucK. 

Podra vDD CMtellvsechio Bendii. 

Culon Tng CaMellvecchla IRngantlno) . . WajTUioh. 

U Buu> GiMo. 

Ein KiDd Oatto, 

Der Zettel bemerkt auch: ..Die gedruckten OcsHnge dieser 
Oper sind hu der Casse für 1 Groschen zu haben." — Wegen 
der AuimiirunR vgl. Nr. 201. 205; zu Goethes Urthell über die 
M Musik 155. 6—15. 



132 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 17» 



Juni 2. Weimar. 204 

^Auf Goethes Frage an Latrobe: „Nun, wie hat es 
Ihnen denn gefallen?" und Latrobes Antwort: Ihr Or- 
chester ist äusserst brav, erwiderte Goethe: ,,Ja, sehen 
Sie, es ist gewiss im Einzelnen recht schlecht gegangen; 5 
denn niemand war in der Rolle; indessen geben sie uns 
doch hier das Aeusserste, was sie haben, und wenn man 
das sieht, hat man immer Vergnügen. Ganz yerhnnzen 
können sie es nicht, und mich hat der fünfte^ Act sehr 
überrascht; ich habe gar nicht geglaubt, daas er so lo 
viel Zusammenhang und so viel Theatralisches hat; und 

Benda (der in Berlin war) singt doch wenigstens."* 
Mit Latrobe. — Gespräche 1, 170 f. 

December 21, Weimar. 206 

,Claudine' ist aufgeführt,** und ich habe mit Vergnü- is 
gen Ihre Arbeit bei den Proben und der Aufführung 
wieder genossen, leider trafen so viele Umstände zusam- 
men, dass das Publicum über diese Production zweifel- 
haft blieb, und ich eine günstigere Constellation abwar- 
ten muss, um das Stück wiedergeben zu können.* lo 
An J. F. Reichardt. — Br. 10, 351, 4—0. 



* ,Aus dem Nachlass Varnhagen's von Ense. Briefwechsel 
zwischen Rahol und David Veit. Erster Theil. Leipzig: F. A. 
Brockhaus. 1S61*, S. 144 heisst es in einem Briefe Veits vom 

4. Juni 1705: „Die ,CUiudine' ist, bis auf das (wie es heisst) 25 
äusserst gute Orchester, und bis auf die Gmppirungen, die 
eingesetzt werden, äusserst miserabel gelungen und gespielt 
worden. Der Rugantino singt wie ich, uud spielt vollkommen 
die Rolle wie ein liederilcher Barbiergeselle. Goethe [viel- 
mehr Vulpius, vgl. 131. 14—171 hat das Stück in Prosa gesetzt S3 
und verkürzt; dabei ist aber gar nichts Merkwürdiges. Die 
Stelle „Wer dichtet nicht, dem dicst» Sonne" u. s. w. [V. 888 ff.l 
ist geblieben, und unser Rugantino hat sie mit einer Art von 
dummem Hohngolächter. mit Spass vermischt, hergeplärrt" 
(hieran schllcsst sich unmittelbar das Obige). 35 

' Irrig für: dritte. 

• Vgl. Nr. 205. 

* Vgl. Xr. 203 und 204. 

• Diese „Constellation" ereignete sich nicht. 



^. LLAUDIX E VOS VILLA BKLLA. l;« 

17»7. 

August 21, Frankfurt. 20G 

Man gibt sonst den Autoren SchiiW, äms sie eigene 
Schriften am liebateu lesen, und was werden Sie sagen, 
- wenn ich Sie ersuche, mir in der Forsterschen Auction 
die zwei S.unmlungen meiner Schriften, sowohl die ältere 
als die neuere, zu kaufen? Eb vereteht sich, daes sie 
um emen leidliehen Preis weggehen und die 10 Bände 
nicht über 8 Gulden kommen. Ich habe schon seit meh- 
reren Jahren kein Exemplar meiner Schriften im Hause, 
und ich habe jetzt besondere L'rsache, sie wieder ein- 
mal von neuem durchzusehen. . . . Meine Mutter 
wird die Auslage mit Dank ersetzen." 

An S;>nmiering. - Br. 12, 251, 1—10. Ut. 

• L'eb^relustliumeDd veiinerkt das Bilefverzeichnlss von 1797 
unter Äuguat 21: ..[Nach] Mainz [anj Hofrath Sömmerlng, 
WfgKU Ei-st^liimg meiner altern und neuem Schriften in 
Forsiers Auc-ilon" (B.-. 12, «MJ|. Bei der Versteigerung wur- 
den für ö von den 10 BUnden 9 Gulden 30 Kreuzer geboten. 
so dass. Goethes Auftrag gemäss (Z. 8 f.). Sömmerlng sie nicht 
erstehen konnte; doch erwarb er die 2 ttbrigen; er schreibt 
an Goethes Mutter September l(i: „ . . ich habe für Ihren 
Wolf die bekleu Bünde seiner Schritten für 2 Gulden 21 
Kreuzer au« Forst.-rs Bflcher-Sammiiiüg gesteigert, die Sie 
gestern diniiis Marktachiir erhalten haben werden" (Brief 
Im Goethe- und Seh liier- Archiv). Diese beiden Bände (sie 
iMmen wohl mit dein Weih nachtspack et dpr Mutter, s. SdGG. 
4. 144, 22 f. 146. 11 f., in Goethes Hände) sind Band 4 niid 5 
aus der Titelauflage, die Göschen 1790, beim Erscheinen von 
Band 6 und 7 der .Schriften', von den früher erschienenen 
KJlnden 1-5 und 8 veranstaltete; beide Bände befinden sich 
noch heute in Goethes Handbibliothek, sie sind erkennbar 
1. an ihrem genau übereinstimmenden Einband, der von den 
andern In Goethes Bibliothek vorhandenen Ausgnlien sich 
unterscheidet, und 2. dun-U die noch darin befindliclien. ein- 
geklebten Nummerzettel, mit denen bei Auctloneii die BQilier 
versehen zu werden pflegen: In Band 5 Ist der Zelte] ganz 
erhalten und trägt die Katnlog-Xummer 24, in Bund 4 (dem 
das Titelblatt fehlt) ist er. bis auf einen unverkennlmren Rest. 
lierauagerissen (der mir nicht zugängliche Katalog der For- 



134 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 18«2 



] [Januar 18? Jena.] — s. 7, 2—5. 207 

1S05. 

Mai 1, Weimar. — s. 63, 18. 208 

1806. i 

Februar 24, Weimar. — s. Nr. 543. 208a 

Juni 20, Jena. 20D 

Wenn ich von Karlsbad glücklich wieder zurück- 
komme^ . . sollen alsdann die nächsten vier Bünde [4 — 7 
Werke Cotta^] bald nach einander im Manuscripte ab- lo 
gehen.* 

An Cotta. — Br. 19, 140, 23—141, 2. 

?Jull 17, Karlsbad. 210 

[Morgens] . . mich mit meinen Schriften beschäf- 
tigt, . . ' 15 
Tgrb. 3, 141, 4 f. 

?Jull 29, KariBbad. 211 

[Früh] Weder getrunken, noch gebadet, also mit Cor- 
rectur der Schriften* den Morgen zugebracht. 

Tgb. 3, 148, 23 f. 20 



sterschen Auctlon wird für diesen Band wohl die Nummer 
23 haben). 

Welche Ausgabe der ,Schrlften* und wie viele Bände der 
,Neuen Schriften' jene 8 Goethen entgangenen Auctionsbände 
enthalten haben, bleibt yorerst unbestimmbar (vgl. Seufferts t& 
Annahme W. 19, 345). 

Die ganze Brief st eile war hier einzureihen, da Band 5 ,CIau- 
dlne' enthält (wegen des sonstigen Inhalts beider Bände s. 
Tabelle 3). 

* Wegen dee zu Lieferung 2 gehörigen Bandes 8 s. 64. 28--30. so 
» Und zwar (wie in Nr. 211. 212) für Band 4—7 der Werke 

Cotta*; wegen Band 8 vgl. 64, 28 f., wegen der von Goethe 
den meisten Bänden der Werke Cotta' zu Grunde gelegten 
(iöschen«chen Ausgabe in vier Bünden vgl. 138. 19—35. 

• Vgl. Z. 31 f. t» 



IWJii CLAi;i>lNE VON VILLA HELLA. 135 

?jHli 31. Knrlsbnü. 212 

[Vomiittags] Einige BeBchäftigimg mit Revision mei- 
ner Schriften.' 

Tgb. 3, 149. 26 f. 
. Anpist IS, Jena. 213 

Es liegt auch in dem Packete ein Verzeichnias' der 
Stücke, welche in die vier Bände [5 — 8] der zweiten 
Liefening [der Werke Cotta'] kommen. Der vierte 
[Band 8], worin ,FauBt' befindlich, ist schon in Ihren 
I Händen. Die drei ersten [Band 5 — 7] erhalten Sie hof- 
fentlich noch vor Michael, so d&f£, wenn Sie ee rätblich 
finden, die acht Bande hinter einander fortgednickt wer- 
den können. 

i Die glückliche Ankunft des Packet» wünsche bald zu 

erfahren, . . 

An CotU. — Br. 19, 175. 22—176. 3. IBf. 
August 1», Jena. 214 

Die zwei ersten Lieferungen [der Werke Cotta'] ent- 
tt halten, wie folgt: 

Erste Lieferung. 

Band 1 — 3: früher abgeschickt,* 

Band 4: Laime des Verliebten. 
Mitschuldigen. 



gegenwärtig 
abgeschickt. 



Geschwister. 

Mahomet. 

Tancred. 

Elpenor, folgt bald. 

■ VgL 134. ai f. 

■ B. Nr. 214. 

' Die bler recbts Htehenden Beuierkungen Bind von Goetbe 
eigenhändig belgeschrlebeu (Im Original Bteben sie linkt von 
d^r Uebetslcbt). 



136 



CLAUDINE VON VILLA BELLA. 



1SII6 



[Augrust 19, Jena.] 

Zweite Lieferung. 
Band 5: Götz von Berlichingen. 

Egmont. 

Stella. 

Clavigo. 
Band 6: Iphigenie. 

Tasso. 

Eugenie [Natürliche Tochter]. 
Band 7: Claudine. 

Erwin und Elmire. 

Jery und Bätely. 

LUa.^ 

Scherz, List und Rache. 

Zauberflöte, zweiter Theil 
[s. Anhang II]. 
Band 8'. Faust. 

Puppenspiel. 



m«! 



vor Michael 
' hoffentlich 
abzufichieken.io 



ift 



pp. 



Herrn Cotta in Weimar 
übergeben. 



90 



216 



Laufzettel an Cotta. — Br. 19, 505 f. 
?6eptember 2, Weimar. 

[Vormittags?] An meinen Schriften corrigirt.* 
Tgb. 3, 168, 4 f. 

October 24, Weimar. 216 

Mit der montägigen [27. October] fahrenden Post .*5 

geht nicht allein ,Elpenor* an Sie ab, sondern es folgt 

auch der 5., 6. u. 7. Theil meiner Werke [Cotta*]. Der 

8. ist schon in Ihren Händen. Sie können desswegen, 

wenn es Ihre Convenienz ist, mit dem Druck sogleich 

fortfahren, ja ich denke, in weniger Zeit das Uebrige* .10 

* Die im Druck von Band 7 auf ,LUa* folgende ,Fi8elierin* 
fehlt hier noch. 

* Für Band 5—7 der Werke Cotta*, vielleicht kommt auch .Bl- 
penor* in Betracht. 

* Für die dramatischen Dichtungen kommt nur noch der In- 35 
halt von Band 9 in Betracht 



J 



CLAUUINE VON VILLA BELLA. 



(October 21, Weimar.| |1U| 

dergestalt bereit zu halten, das8 weiter kein Aufenthalt 
eiiuret«!! Süll. 

i ... Mit der montägigen Abendpost berichte ich noch- 

mals den Abgang des oben gemeldeten Packet« und bitt« 
mir nach dessen Ankunft, zu meiner Benüiigung, bal- 
dige Antwort ans.' 

An Cotta. — Br. 19. 21S. 12-1». 219, 12-16. 
OetoLer 26, Weimar. 217 

"Hierbei folgen [Werke Cotta']: 
Rest der eret«n Lieferung: 
jElpenor'. Ein Fragment, 
zum vierten Bande gehörig, 
i Zur zweiten Lieferung: 

Jiand 5: Götz von Berlii-hingHU. 
Egmout. 
Stella. 
Clavigo. 
» Band 6: Iphigenie. 

Taeso. 

Eugenie [Natürliche Tochter]. 
Band 7: Ciamüne. 

Erwin und Elniire. 
«.* Jery und Bätely. 

Lila. 

Die Fischerin. 
Stiierz, Liät und Itache. 
ZauberflÜte. 
^ Band 8: ,Faust' und Zubehör. 

Ist schon in Herrn Cottas Händen. 
' riopthe berichtete zwar am 27. ..uwlimals" (s. Nr. 21S), Latte 
aut-b am 26. eohon einen Laufzettel al)gcfas»t (a. Nr. 217); 
(In das Packet aber erat am 8. December abging, so wurde 
'* di'r Brief 'Nr. 2181 gar nicht abgeachlcbt, sottdern ein neuer 
geschrieben (Nr. 222). und der Laufzettel (Nr. 217) mit der 
Inzwischen nilthlg gewordenen Aenderung abgeaandt. 
' Erst am fl. December abgeBchickt. »gl. Z. 32-37 u. 139. 2.">. 34. 



138 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1806 



[October 26, Weimar.] [tiT] 

Da man die vier Qöechenschen Bände nicht zerreisaen 
wollte, so folgen auch schon durchgesehen für die dritte 
Lieferung: 

[Band 9:] Triumph der Empfindsamkeit. 
Die VögeL 



LaufBCttel an Cotta. — Br. 19, 512 f. 

October 27, Weimar. 218 

Aus der Beilage [Nr. 217] werden Sie, mein werthe- lo 
ster Herr Cotta, ersehen, was heute früh mit der fahren- 
den Poßt abgegangen ist.^ Ich wün&che, dass diese 
Sendung glücklich in Ihre Hände gelangen möge, und 
erbitte mir baldige Nachricht desshalb. 

Da wir uns von dem ersten Schrecken erholt,' fährt i» 
jedes in seiner gewohnten Arbeit fort, und ich will es 
von meiner Seite nicht fehlen lassen. Sie hören bald 
mehreres von mir. 



^ Goethe benutzte als Druckvorlage für die Mehreahl der 
Bände seiner Werke Cotta^ nicht die Originalausgabe seiner so 
.Schriften' (obgleich er ein Exemplar derselben für künftige 
Herausgabe schon 1788 zu verbessern angefangen hatte, 
vgl. 121, 20—24), sondern den als „Geringere Ausgabe" ron Q5- 
sehen 1787 und 1791 in vier Bänden veranstalteten Nach- 
druck; dieser enthielt von draniatisc^hen Dichtungen in 35 
Band 1: «Götz'; 

Band 2: «Mitschuldigen*, ,Iphigenie% ,Clavigo\ «Geschwi- 
ster', ,StellaS »Triumph der Bmpflndsamkeit*. 
.Vögel'; 
Band 3: ,Egmont'. .Claudine', .Erwin und Elmire*, ,Tas8o'. lO 

.Lila'; 
Band 4: ,Faust', ,Jery und Bätely', ,Schen, List und 
Rache', «Neueröffnetes Puppenspiel', «Prolog zu 
Bahrdt'« «Künstlers Erdewallen' und «Künstlers 
Apotheose'. 3» 

(Vgl. GJ. 16, 261 und W. 17, 356. 19, 344 f.) 
* VgL dagegen 137, 32-37. 
■ Am 14. October S<*hlaeht bei Jona. 



140 CLAUDINE VON VILLA BELLA. ISÜS 



(December 9, Weimar.] 

ten.^ Das Uebrige wird nun auch besorgt.' Wenn das 

Packet ankommt, bitte ich um gefällige Nachricht. 
An Cotta. — Br. 19. 243, UV-*J2. 

1807. & 

Januar 23, Weimar. 223 

Haben Sie doch ja die Gefälligkeit, mir anzuzeigen, 
wann die von mir den 8. December abgesandte zweite 
Lieferung angekommen." Ich bin gewisse rmassen un- 
ruhig, davon in Ihrem letzten Briefe nichts zu lesen, i« 
Ich entschliesse mich daher, einen Laufzettel nachzu- 
schicken, damit die Sache in Gang komme. 

Indem ich Ihren vorletzten Brief nochmals durch- 
sehe, so kann ich doch vermuthen, dass das Packet in 
Ihren Händen ist. Doch bitte ich um ausdrückliche i> 

Nachricht. 

An Cotta. — Br. 19, 266, 10-18. 

August 30. Karlsbad. 224 

Ich wünsche bei meiner Rückkunft* bald . . zu ver- 
nehmen, wie es mit der zweiten Lieferung meiner Werke ^^ 
[Cotta^ Band 5 — 8] steht, und wann Sie solche auszu- 
geben gedenken. 

An Cotta. — Br. 19. 405. 19-22. 

December 16, Jena. 225 

'^Endlich dachte ich auch die zweite Sendung meiner 25 
Werke an Sie abgehen zu lassen; sie ist aber bei mir 
selbst noch nicht angekommen, nicht einmal in voll- 
ständigen Aushängebogen, sonst hätte ich die einst^ 

weilen geschickt, insofern sie etwas Neues enthalten. 
An Zelter. — Br. 19, 475, 3—7. 30 



» Vgl. 138. 2-6. 

■ Das heisst: von dramatischen Dichtungen das für Band 9 
Bestimmte (ausser dem 138, 5 f. Genannten). 

• Den luhalt der Sendung s. 137, 16—29. 

• Nach Weimar; sie erfolgte am 11. September. 35 

• Goethe führt daa Folgende an als e'nen weiteren Grund 
seines Innuren Sohweijxens. das er Im unmittelbar Vorherge» 
henden schon zu beurilnden vei*sucht. 



•: VON VlLl.A BELLA. 



Angiwt 7, KarlBbed. ~ s. Nr. 92. 22rM» 

1813. 

][Mal zweite oder JunJ erste Hälfte? KarlabaO'/J — T2a 

[Zu 1773-1775.] b. 173, 22 f. 
NoTpmber 12, Jena. — b. B, 2. 227 

lAia. 

llAprU 10, Weimar, oder Mal 14. Berka.] — 227a 

6. .Iplilgenle auf Tauils' ugD. (Ital. Reise.) 
> ][Mal 24, Berka.] 228 

Auf die an mich, mein werthester Herr Mueikdirec- 
tor, gerichtete Frage veriehle nicht zu erwidern, dass, 
indem ich den Dialog von ,Claudine' rhythmisch be- 
handelte, allerdings meine Absicht gewesen, dem Com- 
i ponisten Gelegenheit zu geben, nach italienischer Weise 
recitativisch zu verfahren. Vielleicht möchte jedoch, 
wenn dieses Ihre Absicht ist, der Dialog hie und da zu 
verkürzen und nur das bei zubehalten sein, was zum Ver- 
ständniss der Handlung nöthig ist und zugleich der 
1 Musik Vortheile bietet; welches ein einsichtiger Com- 
ponist am besten beurtheilen kann. Ich wünsche tiliick 
zu Hirem Unternehmen und hoffe, mich in der Folge 
selbst daran zu vergnügen.' 

An Polzelll. - Br. 24, 288. I— IS. 
5 Mai 24, Berka. 229 

[Brief] An Mtisikdirector PolzelH nach Wien wegen 
,(;laudine' \s. Xr. 228]. 
Tgb. 5. 109. 4—6. 

181S. 

IT 'Febmar 20, Weimar. — a. 12. 15. 230 

llAiirli, oder 1816 Juli Mitte, Weimar.] 231 

[Zu 1787 Februar 16, Rom.] Hier folgt das Verzeich- 

nisB, wie die Exemplare [von Band 1 — i der Schriften], 

' l'eber diese Compositlon. die Sehaefer nicht anführt, sthelnt 

<i eoDst nlcbta bekannt. 

' Wprcd eines vielleicht 1815 Anfang Februar slattgebabien 
Gesprächs mit Eberwein vgl. 144. 9. 29—32. 



140 CLArOINE VON VILLA BKLLA. l^m^ 

(December 9. Weimar.] 

teiL^ Das Uebrige wird nun auch besorgt.' Wenn iL 

Packet ankommt, bitte ich um gefällige Xachrirht. 
An Cotta. — Br. 1«. 'MX \i\~J2. 

IH07. 

Januar 23. Weimar. 223 

Ha^M^n Sie d(K>h ja die Gefälligkeit, mir anzuziMgen» 
wann <lie von mir den 8. December abgr^a:5iiic zweite 
Lieferung angekommen.' Ich bin ge«risi>erma8den im* 
ruhig, davon in Ihrem letzten Briefe nichtig zu Icmü. i 
Ich ent^'hliebse mich daher, einen I^ufzt^ttel nachiu- 
Bchicken, damit die Sache in (Sang komme. 

Indem ich Ihren vorletzten Brief nochmals ilurch- 

^4'he, so kann ich doch vrrmuthm. dass «i2W Ph« k >t m 

Ihren IläntN'u ist. Doih bitte ich um auftdnicklioh^ -' 

Nachricht. 

An Cotta, - Br. 19. 2Ö6, lO- IS. 

AugUKt :)0. KarlHliatt 224 

Ich wünsche bei meiner Bückkunft* bald . . 7u Ter» 
n<*hmcn, wie es mit der zweiten Lieferung mrin«»r Werke > 
[Cotta* Band 5 — ^| steht, und wann Sie soll !ie ausxu- 

gi'lK»u gi*denken. 

An Cotta. - Br. 19. 405. 19- 22, 

De<^*uiber Kt. J<»na. 22S 

•Endlich dachte ich auch die zweit*» S»ndun>: miMu^r .•• 

Werke an Sie abp»hon zu laÄ«»en: sie ist aber bei mir 

84*n>>t noch nicht anp-kotninen, nicht einmal in \<>ll. 

Stil ml i «Ten Au«»haniri*l>op»n, souftt hatte ich die einst» 

weilen jrcM hickt, inso^-rn Me etwas Neues enthalten. 
An '/A^lwr. Br. 19. 4T.\ 3 7. > 

» Viel. las. 2 «. 

* I>iii« h«>{«M.(: v<Hi clniiiiHtiiM-|i4*D IMcliMiiiffeu iln« fUr Bami 9 
Bestitniiit«» inu*u«i*r dein i:iH. 5 f. ftenaiititf^tn. 

* hell liiliiill iler S4*U<luii|r «, 137. lA- -21*. 

• Snvh Weimar, nie •»rfi»lj!te niii 11. 84*pleml»T. u 

• <:<MHh** fUlirt tiaa Kol|:eiule nn al« e n«-n %»en«*n't» <:iiinil 
wiiti^^ l.iie!«'ti S«'h%%tM;;«-ii**. ila« er Im tiuinlttrltinr V«»rb«Tf^ 
h<'ii(leii »«Imii 711 )M«::niii<|en vi*r«iieht. 



J [ ilal sweiti- oder 

IZn 1773-1775,J * 
November 12, Jena. 3 



UAprtl 10, \V(. 

*. .Iphifc'ciii.. mit TaJ 
W HMal 24. BiTliii.! 

Auf die an niicli, __ 
tor, gerichtete Frage '. _ 
indem icli den Dialog ._ 
h&ndelte, allerdings meine l^ 
» ponistea (julogenheit zu gebm 
recitativiscl, zu verfahrL_. 
wenn dieses Ihre Absicht ist, ., 
Terkäizen und nur das beizubelL— 
ständniss der Handlung nöthig^ 
» ifoflik Vortheile bietet; welches 
poniet am besten beurtheilen JcaJ^ß- 
zu Ihrem Unternehmen und hoffe- 
selbst daran zu vergnügen.' 
■An Polzein, — Br. 24. 2*.. 
» Mal a#, Herta. 

[Brief] An Musikdirector PoJ^eJJ^ 
jt'Iaudine' fs. Xr. 2i;8]. 
Tgb. 5, 109, 4-6. 

^ 1815. 

» Tebniar 20, Weimar. - s. 12, 15 

lUpril. odei- 1816 Juli .MitlerWeiffiar-J 



tZu^irSJ Februar IC," Iioni.*rHier ^""i^^^ischri 



das Vä 

,. "^"""ii ju, iioni. I nie* '""^ 

niSB, wie d ie Exemplare fvon Band 1' i 

l'eber dleBP Composition. rtle Sc'lmcfer D»«^*'* 
ion«t nichts bekannt. 

Wegen eines vielleicht 1815 Anfang F«*^»'^'*^ ' 
Gesprtchg mit Ebemeln vgl. 144, 8. 29—3^- 



142 CLAIJDINE VON VILLA BELLA. 1815 

][April, oder 1816 Juli Mitte, WeimAr.] [tti; 

die ich von Göschen zu erwarten habe, unter die Freunde 
vertheilt werden sollen;' denn ob es mir gleich ganz 
gleichgültig ist, wie das Publicum diese Sachen betrach- 
tet^ so wünscht' ich doch dadurch meinen Freunden eini- ^ 
ge Freude bereitet zu haben. 

Man unternimmt nur zu viel. Denke ich an meine vier 
letzten Bände [5 — 8] im Ganzen, so möchte mir schwin- 
delnd werden; ich muss sie einzeln angreifen, und so 
wird es gehen.^ lo 

Hätte ich nicht besser gethan, nach meinem ersten 
Entschluss diese Dinge fragmentarisch in die Welt za 
schicken, und neue Gegenstände, an denen ich frischem 
Antheil nehme, mit frischem Muth und Kräften zu un- 
ternehmen? 1» 

Italienische Reise, Rom (Rom, 16. Februar [1787]). >- 
WH. 24. 160. 

1816. 

][? ? ?1» 232 

I. 

[Zu 1774. 1775.] Abenteuer mit lili . . . Offenbach. » 
Operette nach dem Französischen. Marchand. Hand- 
werks-Sujets. ,Milchinädchen^ ,Boettcher*. Andre in 
Offenbach. ,Claudine^ ,Erwin und Elmire*. 



» Vgl. Nr. 166, 22. 3^- 167, 30. 

■ Fast wörtlich aus dem Briefe vom 2. Februar an Cb. v. s» 
Stein (8. Nr. 152). 

* Im Fol^nden sind drei, zu Buch 17—19 von ,Dichtuiig und 
Wahrheit* gehörende Schemata vereinigt, da Ihre sichere Da- 
tlninp doch nicht möglich ist; I gehört wohl noch in die Zeit 
vor 1816, II 1816 (oder 1830), III 1830 (oder 1825). jo 

Vgl. die Ausführungen in ,Dichtuug und Wahrheit* (W. 29, 
42, 21— 44, 3) und v. IxK*pers Anmerkungen WH. 23. 158—161, 
sowie unter .Erwin und Elmire* 1830; zu dieser Dichtung ge- 
hört das unter II mitgetheilte Schema ausschliesslich, ist 
al>er zu bequemerer Vergleichung mit I und III hier eingeord- » 
net. 



CI.Alil»l.\E VON VIM.A BKI.I- 



n. 

[Zu 1774. 1775.] . . . Daa Lied: ,,Ihr verblühet, süsse 
Rosen" gehört hier her. Nach der ersten' Ausgabe hatte 
dieser Zustand nicht wenig Einfluss. Die herrliche llo- 
manze von Goldsmith, welche in ,ErwiD und Elmire' dra- 
roatisirt worden, hatte uns früher herzlich gerührt. 
Aber sanft, weil sie befriedigend endigte. Spater, wo 
wir eine Auflösung der Verhältnisse befürchten mussten, 
waren es schmerzliche Töne zu Begleitung meines ge- 
fürchteteo Schicksals. 

III. 
[Zu 1774. 1775.] ... Das Lied Erwin»;: „Ihr ver- 
blühet, süsse Rosen" gehört hierher, wie über- 
haupt .Erwin und Elmire' ganz nach 'der ersten Ausgabe. 
Auf das Sauer-Süsse von ,S t e 1 1 a" hatte diener Zu- 
stand nicht wenig Einfluss. ,Claudine von Villa Bella' 
war früher fertig geworden,' als ich, im Gegensatz von 
den Hand Werks- Opern, romantische Gegenständi' zu be- 
arbeiten trachtete und die Verknüpfung edler Gesin- 
nungen mit vagabundisehen Handlungen als ein glück- 
lichem Motiv für die Bühne betrachtete, das zwar in spa- 
nischen Gedichten nicht selten ist, aber uns neu war zu 
jener Zeit, jetzt aber oft gebraucht, ja verbraucht wor- 
den. Andr4 componirt ,Erwin und Elmire'. „I h r t e r - 
blühet, süsse Rosen" entlockte Lili manche 
Thräne. Die herrliche Romanze von Goldsmith, welche 
hier drsmatisirt worden, hatte uns gerührt, aber sanft, 
weil sie befriedigend endigte. Jetzt aber sehen wir nun 
eine völlige Auflösung des Verhältnisses vor uns. 

Schemata zu .Dicbtung und Wahrheit' Buch 17—19. — 
W. 2». 200. 10-13. 213, .^0-36. 21«. 2-17. 

' pnntzer verbessert wohl richtitr: ..Auf die erste" (V,'K. 20, 

l.")« KU Z. 151. v!Cl. auch Z. 15. 
' Vgl. !W. 3fl- 09. 13. 



144 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1816 



Februar 13, Weimar. — s. 180, 29. 232 

Februar 23, Weimar. 

[Früh] Nebenstehende Briefe und Expeditionen: 
. . Brief an Concertmeister Eberwein nach Rudolstadt 
[8. Nr. 234], Paqnet retönr.^ 5 

Tgb. 5. 209, 12. 15 f. 
Februar 24, Weimar. 234 

Nach dem Wenigen, was Sie mir, mein werthester 
Herr Concertmeister, bei unserer Unterredung* mitge- 
theilt, wie Sie bei Composition der ,Claudine^ zu Werke 10 
gegangen, musste mir der Wunsch entstehen, mit Ihnen 
und Ihrer Arbeit näher bekannt zu werden. 

Leider hat sich indessen der Fall ereignet, dass bei 
der AuflEührung des ,Epimenide8* durch ungeschickte 
Ui-tluMlfi und misswollendes Betragen so viel Verdriesß- i* 
lichkeit entstanden,* dass ich ein Gelübde gethan, keine 
neue Composition auf einen meiner Texte hier sobald 
auHühren zu lassen, damit nicht etwa abermals die 
Gastfreundschaft gegen einen fremden Componisten, 
so wie der mir schuldige Respect verletzt werde. Es 2^ 
thut mir sehr leid, dass ich durch diesen Umstand ver- 
hindert bin, durch Theilnahme an Ihrer Arbeit meinen 
guten Willen, so wie die günstige Meinung zu bethäti- 

gen, die ich von Ihren Talenten hege.* 

An Traiig. Max. Eberwein. — Br. 26, 270, 4—20. 5^ 



» Der Brief ist vom 24. datirt (die Notiz Tgb. 5. 209, 25: „Bx- 
l^edieuda und Briefe" wird sieh deinuaob wohl mit auf obige 
Sendung beziehen). 

■ Fand dieses Gespriich etwa 1815 zwist-heu 3. und 6. Februar 
Statt, wo Eberwein vemiuthlioh (Goethes Tgb. nennt Ihn so 
nicht) zur Aufführung von seines Bruders Musik zu ,Proeer- 
pina* nach Weimar gekommen sein wird? 

• Vgl. Nr. 726. 

* Wie aus Z. 5 zu schliessen. sandte Goethe mit diesem 
Briefe die Tartitur zurück. Aufgeführt wurde das Stück mit sä 
Eberweins Musik zum erstenmal am 25. September 1816, un- 
ter Leitung des Componisten, Im fürstlichen Hoftheater su 
Rudolstadt (vgl. Sohaefer S. 100). 



CLAOUINE VON VILLA BKI.LA- 



Hftn 11, Weimar. ia5 

Indem E. W. vermelde, dass heute der 7. und 8. 

Band meiner Werke [Cotta^] mit der fahrenden Fost 

at^ht, wodurch also die 2. Sendung* geschloBsen iet, 

schicke zugleich einiges für's Morgenblatt . , . 

Gefällige baldige Nachricht der Ankunft des Packeta 
mir erbittend. 

An Cotta. - Br. 26, 287. 6—9. 13 f. 
H&R 11. Weimar. 'J3ä 

> [Früh] Briefe und Expeditionen. Sendung a n 

Cotta nach Stuttgart: den siebenten und achten Band 
meiner Werke, Avisbrief [a. Nr. 235]. 
Tgb, 6, 214, 8-C. 
M&iz 25. Weimar, 237 

E. W. danke Terbindlichst, dass Sie mir die Ankunft 
des Packetes sogleich melden wollen.' 
An Cotla. — Br, 26, 307, 21—28. 
Ociober IB, Weimar. 238 

[Vonnittags] Ankunft der zweiten Lieferung meiner 
) Werke [Cotta' Band 5—8], 
Tgb. B. 278, 18. 
November 14. Weimar. 239 

[Abends] Für mich. Meiner Werke [Cotta'] zweite 
Lieferung [Band 5 — 8] darchgesehen. 
i Tgb. B. 286, 11 f. 

December 6. Weimar. 240 

[Vormittags] Anmeldung des Pressburger Capell- 
meisttrs Herrn Kienlen. Compositeur der ,Claudine'.' 
Tgb. 5. 291, 22 f. 



' Die Druckvorlage für Band B— S Jer Weikp Cotrav 

' Daa belsst: „haben melden wolleu"; wegen des Packets s. 

Nr. 235. 238. 
' December 7; „[Vormittags] <'a|)e!lmelster Kienlen ans 
Presaburg" (Tgb. 5, 292. 15 f.). Die Handscbrin de« Tgb. 
hat, wie die Weimarer Auegabe auch belbehült. beidemal die 
falsche Namensform: KUhnlen (wohl Hörfehler des Schrei- 
bers). Johann Christoph Kienlen war (nach F^tls .Blogra- 

Grir üotthe üher I. Dl<iitDrKen. T. II, B. 1. 10 



14ß CLAÜDINB VON VILLA BBLLA. 181» 



1819. 

][ Februar 14. Weimar.] 241 

Von 1769 bis 17 7 5. 

Fernere Einsicht in^s Leben. Ereigniss, Leidenschaft, 
Genuas und Pein. Man fühlt die Nothwendigkeit einer » 
freiem Form und schlägt sich auf die englische Seite.* 
So entstehen ,Werther', ,Götz von Berlichin- 
gen^ ,Egniont^ Bei einfacheren Gegenständen 
wendet man sich wieder zur beschränkteren Weise: 
,ClavigoS ,StellaS , Erwin und Elmire*, lo 
^Claudine von Villa Bella', beide letztere 
prosaischer Versuch mit Gesängen durchwebt. Hieher 
gehören die Lieder an Belinden und L i 1 i , deren 
manche, so wie verschiedene Gelegenheitsstücke, Epi- 
steln und sonstige gesellige Scherze verloren gegangen.* la 

Inzwischen geschehen kühnere Griffe in die tiefere 
Menschheit; es entsteht ein leidenschaftlicher Wider- 
wille gegen raissleitende, beschränkte Theorien; man 
widersetzt sich dem Anpreisen falscher Muster. Alles 
dieses und was daraus folgt, war tief und wahr empfun- » 



phie universelle des musiciens . . Deuxidme Edition' 5, 27) 1806 
Capellmeister In Pressburg gewesen, hatte dann in Berlin. 
Paris, Wien (1815) und Posen, hier als Leiter der fürstlich 
Radziwil Ischen Capelle, gewirkt und war zur Zeit Musik- 
dlrector am Theater zu Augsburg, für das er ,Glaudine' com- 25 
IK>nlrt hatte. Gewiss wurde in der I'nterhaltung mit Goethe 
auch von diesem Werke gesprochen. 

Nach Schäfer S. 100 wurde das StOck mit Kienlens Musik 
zuerst im königlichen Schauspielhaus zu Potsdam 181S April 
30 aufgeführt; In Berlin fanden (nach GJ. 9, 287) 1818 vier s*^ 
Aufführungen Statt (vgl. das Textbüchlein .Arien und Gre- 
sänge des Singspiels: Claudine von Villa- Bella, in drei Ak- 
ten: von Göthe. Musik vom Kapellmeister Kienlen. Berlin. 
1818*, sowie Teichmann S. 126). 

* Im Gegensatz zur ..französisi'hen". während der Epo<*he ss 
1764—1769, B. ,Laune des Verliel>ten* ugD. (Tag- u. Jahres- 
Hefte.) 

• Vgl. ,SIe kommt nicht!* und .(yoncerto dramatico*. 



1S10 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 14T 

{{Febniv 1«, Weimar.] 1^41 1 

den, oft aber einseitig und ungerecht ausgesprotlien. 
Nachstehende Productioiiea: .Faust', die Puppen- 
spiele, , Prolog zu Bahrdt' sind in diesem 

> Sinne zu beurtheilen ;' sie liegen jedermann vor Augen. 
Dagegen waren die Fragmente des .ewigen Juden' 
und , Hanswursts Hochzeit' nicht mitzutbei- 
len. letzteres erschien darum heiter genug, weil die 
Bämmtlichen deutseben Schimpfnamen in ihren Cha- 

3 rakteren porsönlich auftraten, Mehreres dieser frechen 
Art ist verloren gegangen;* , Götter, Helden und 
W i e I a n d ' erhalten. 

Bis 17 80. 

5 An alk-i) vorgnmeldetcn, nach Weimar mitgebrachten, 

unvollendeten Arbeiten konnte man nicht fortfahren; 
denn da der Dichter tlurch Anticipation die Welt vor- 
weg nimmt, so ist ihm die auf ihn losd ringende, wirk- 
liche Welt unbequem und störend; sie will ihm geben, 

o waa er schon hat, aber anders, das er sich zum zweiten- 
maie zueignen muss. 

1787 bis 178 8. 
[Zu 1786—1790.1 Die vier letzten Bände [5—8 der 
s Schriften] sollten . . nur meistens angelegte und un- 
vollendete Arbeiten enthalten; auf Herders Anregung 
jedoch wir*] deren fernere Bearbeitung unternommen: 
Von Ausführung des Einzelnen findet sich viel in den 
zwei Bänden' der , Italienischen Reise'. ,Iphigenie' 
t» ward ahfrc^ifhlosson noch vor der sicilianischen Fahrt. 

' Ancb .Pronietlieus' ud<1 .Satyros' gptii'iven hierher. 
' Vgl. .Unglück der Jacobis'. 

■ 1816 und 1817 erscliieueu; der dritte. Bleirlifulln viel ...Vus- 
tUbruug des EiDzelnpn" entlialtende Bnud .Zweiter riimlsib.'r 
IS Anrentlmlt' kniii eint 1820 liernus. 



148 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1819 



][Febniar 14, WeimAr.] [1411 

Als ich, bei meiner Rückkehr nach Born, , E g m o n t ' 
bearbeitete, fiel mir auf, in den Zeitungen lesen zu mm- 
Ben, dass in Brüssel die Scenen, die ich geschildert, sich 
fast wörtlich erneuerten,^ so dass auch hier die poetische » 
Anticipation wieder^ in Betracht kam. In die eigentlidie 
italienische Opemform imd ihre Vortheile hatte ich 
mich, bei meinem Aufenthalte in dem musikalischen 
Lande, recht eingedacht und eingeübt; desshalb unter- 
nahm ich mit Vergnügen, ,Claudine von Villa i« 
B e 1 1 a ^ metrisch zu bearbeiten, ingleichen , E r w i n 
und Elmire^, und sie dem Componisten zu freudi- 
ger Behandlung entgegen zu führen. Nach der Bück- 
kehr aus Italien im Jahre 1788 wurde ,T a s s o' erat ab- 
geschlossen, aber die Ausgabe bei Göschen dem Publi- i^^ 
cum vollständig überliefert. 

Tag- und ^ahres-Hefte, Von 1769 bis 1775. 1787 bis 
1788. — W. 3Ö. 4. 12- 5, 13. 24— 6, 5. 10. 1— 22. 

März [Anfang], Weimar. — s. 16, 18-20. 242 

1 828. » 

] [Januar, zwischen 10 und 19, Weimar.] — s. Nr. 100. 242h 

August zwischen 11 und 21, Marienbad. 243 

[In der, für den ehemaligen König von Holland Loui£ 
Bonaparte entworfenen, tabellarischen üebersicht der 
,Ouvrages po^tiques de Goethe' heisst es unter] t5 

1769: ,rAfnant capricieux% pastorale en un acte; 
,Im 0amplic$8*, com6die en trois actes; 
tous les deux en vers alexandrins. 



* Vgl. 117. 14^16 und Nr. 389. Die Stadt - BeTollmächtigten 
Brüssels schrieben auch damals an die Stände: „sie würden » 
sich erinnern, dass die Abreise ^largarethens von Parma un- 
ter Philipp II. in fihnUchem Falle die Ursache des Verder- 
bens dieser Lande gewesen" sei (WH. 24. 832 zu S. 366). 

• Wie Torher 147. 17—21 und KfKm 2. 938. 12—939. 9. 



20 



Selon }•*? T^*^«?^. 



1S23 CLAUDINE VON V11J_\ KEi-i-A »^ 

[AifMt nrü^en 11 nnd xl. XarieBbftd.^ Jit 

1769—1775: . . . 

,Götz de Berlichingen\ tra^ecn^ Iiot^ »f-- ^^ - 
fClavigo^ trag6difc, 
5 ySUlWj trag^die, 

ßlaudine^y Opera; 
yErvin et Elmir^y Opera: 
yFaust\ Tableau hasarde du nio::^? « £•» 
moenrs^ en forme dramatiquo: 
10 Mainte petite production comique et satyrique.* 

1775 — 1780: ^Elpenor^, tragedie, fragment; 

Jjes OiseatLzf^ pik^ satyriqne, dans le seil« 

d'Aiigtophaiie; 

yLiW, Opera; 
15 yFrire ä Soeur, zxi^jf: 5e::tin*r^i> ttz t:i uir^- 

Jphigenie fn Tzvr-^ir, Xr\^y.jit ^ .:i.; t»-^ 
ttmt-i-fait sel-c?»* isj r*z:--»«: 



.V? — 1.^^: 

^ ^ ^ 

.'^•* «.*» .-^^-^ 



-^ -« it 
r-fxa.iar. 



150 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1«23 



[Angnüt zwischen 11 und 21, Marienbad.] tM<S] 

[1800—1805 Forteetzung.] 

Plusieurs petites pi^ces.^ 

yLa fille naturelle^ trag^die en cinq actes; & 

,Pandore^y drame mythologique-all^goriqTie. 
1810. 1811: Plusieurs po^sies d'occasion.* 

IC 

1814: ,Le Reveil d^Epimenide^, grande pi^ce alle- 
gorique.* 

1819: 

Plusieurs po^sies' pour de grandes f^tes don- is 
n^es peudant la pr^seuce de S. M. Tim- 
p4ratrice m^re de t. 1. E. 

GJ. 15. 17-19. 

1825. 20 

Mai 7. Weimar. 244 

E. W. die Bände 7 und 8 [der Werke Cotta*] hiebei, 
mit wiederholtem Dank für die bisherigen Bemühun- 
gen, übersendend, . . * 

An Göttllng. — G.-Göttling S, 7. a^ 

Mai 7, Weimar. 245 

[Früh?] Nebenstehendes expedirt: [Brief an] Hn 
Prof. Dr. (röttling nach Jena [s. Nr. 244], mit sieben- 
tem und achtem Band meiner Werke [Cotta*]. 

Tgb. 10. 52, 14—16. 30 

^ VgL Tabelle 1 unter diesem Zeitraum. 

* GJ. 15, 18 gehört die vor ,Le Reveil . .* stehende Jahreszahl 
1813 eine Zeile hfther, vor „Plusieures Ballades**. 

' Darunter Maakenzug 14. der aber noch io das Jahr 1818 
fällt 35 

* Vgl. 29, 81-86. 



162 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1«C27 



April 4. Weimar. 252 

[Früh.?] Nebenstehendes: An Hn von Cotta die fünf 

Bände der zweiten Lieferung.^ 
Tgb. 11, 41, 23 f. 

August 8, Weimar. 25S 5 

[Abends? An] Hn Bector Müller nach Friedberg, die 

^Claudine' abgesendet.^ 

Tgb. 11, 95, 13 f. 
October 24, Weimar. 254 

[Vormittags] Kam die Completining der zweiten Lie- lo 
ferung von Augsburg an,* auch der erste Band voll- 
ständig. 

Tgb. 11, 128, 8—10. 

October 26, Weimar. 266 

[Vormittags] Dem Buchbinder [Bauer] die zweite u 
Lieferung meiner Werke [Cotta' Band 6 — 10], . . über- 
geben.* 

Tgb. 11. 128, 14—16. 



' s. 151, 28 f. 

* Ueber diese Angelegenheit scheint sonst nichts l^ekannt; ein ao 
Goncept von Goethes Brief (falls ein solcher die Sendung be- 
gleitet hat) ist im Goethe- und Schiller- Archiv nicht vortian- 
den. 

* Die Aushängebogen von Band 6. 8 und 10 der Werke Cotta*; 
Band 7 und 9 war schon am 15. August eingetroffen (s. unter S5 
diesem Datum die .Geschwister*). 

* Angeschlossen seien hier folgende Erwähnungen dieser Bände 
6-10; 

1827, December 4: „Die Exemplare der zweiten Lieferung 

ausgepackt und an die verschiedenen Interessen- so 
ten Tertheilt. Auch Bauern vierzehn Exemplare 
zum Heften gegeben" (Tgb. 11, 144, 13—16); 
„ December 81: „Die zweite Lieferung an Ihro König- 
liche Hoheiten mit kleinen Gedichten" (Tgb. 11. 
156, 8-10); u 

1828. Januar 11: „Zweite Sendung meiner Werke verthei- 

lend" (Tgb. 11, 163, 6 f.); 
Januar 25: „Nebenstehendes abgesendet: [Brief an] 
Hn Grafen Stemberg mit der zweiten Lieferung, 
Prag" (Tgb. 11, 169, 28- 170. 1). «o 



»t 



CLACiiisc r«ja vaj_& 1 



AivuM IS^ I 

Tgb, IL X2. »-Ä 



April 5. Weimar. 

ans luli&ti ein Lied f%::Lji^3. ii^ ^r iir at.^-~ w/liJ 
Er bat miofa, -^-ii ^12 pLi^^s >- -' . ~ ".^-. n r^ i-:i, dM 
mir gefenü-K-r t^f -irTn. F-l^Zc "-l^. I.i ^b -^ iim, 
es «aren ätir.^ Briefe t~.i la^i-en: *r :-:i>- ■£*= Ge- 
dicht tmd Ue: 

..<!iliiiJo. lo^«r ei2-^o».tiE;z^r IL=a!.>r: 
I'ii batäi miib oni tj-iarTier «uf »■■ ■■ ,:- r^- -i^i-ü. 
Wi>- viele T»g" nud Säoi!» büt da s^bLHyrol 
VdiI liiÄt Don hemst'b ul«1 M*:ä*t :!i. Ha::.-^ ymofl^n: 

Von iii<-in^Di br>;itPo Ij::^r b.o l'-b renrinißrü'. 

Nun iiitz' loh an der Ert*. Näcbi»- p^joil-t; 

DeiD MuthwlU' sobär^t Flamoi' s-;f Flumae il«^ H<^r4e«. 

VfrlHvnoet df-n Vorraitj <1«-* W;Dter5 und «eng« mif-b Anii<^n- 

Dn hasi mir nn-jo «i-'tü'tw T-r-riellt tmd rtrscbfibeti: 
Ich SQcL'. DDd bin wi»- Mii»] oDd irre geworden. 
Da länuBt so angeschickt, tch fürcbte, du Seelcbea 
Kniüieht, am dir m eotfliebn. ond rinmet die Hüiifc" 

Ich freute mich sthr über die™ Gedicht, das mir 
vollkonunen neu erschien. ,^ kann Dmen nicht fremd 
sein," sagte Goethe, „denn es steht in der .Claudioe 
von Villa Bella', wo es der Ru^ntino singt.' Ith 

' Nai-h ..gelesen" fol^t-n in der nn:)>l><lirifi des Tgb. zwei 

leere Seiten. 
' In der .ItaUealscben Reise' finden wir das J.ied Dicht in eiueiu 

Briefe, aondem zu Anfang de» ..BerichDi" über den Januar 

1T8S («. WH. 24, 4(B). 
' AnTv.ae 2 VeiB (Kft— UTA «12—11«.".. «7^— »181. 



154 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1829 



[ApriJ 5, Weimar.] [»7) 

habe es jedoch dort zerstückelt, so dase man darüber 

hinanslieset und niemand merkt, was es heissen will. 

Ich dächte aber, es wäre gut! Es drückt den Zustand 

artig aus und bleibt hübsch im Qleichniss; es ist in ^ 

Art der Anakreontischen. Eigentlich hätten wir dieses 

Läed, und ähnliche andere aufi meinen Opern, unter 

den ,Gedichten^ wieder sollen abdrucken lassen, damit 

der Componist doch die Lieder beisammen hätte/^ Ich 

fand dieses gut und vernünftig, und merkte es mir für lo 

die Folge. ^ 

Goethe hatte das Gedicht sehr schön gelesen; ich 

brachte es nicht wieder aus dem Sinne, und auch ihm 

schien es femer im Kopfe zu liegen. Die letzten 

Verse: i* 

„Du lärmst so ungeschickt, ich fürchte, das Seelehen 
Entflieht, um dir zu entfliehn, und räumet die Hütte*' 

sprach er noch mitunter wie im Traume vor sich hin. 
Mit Bckermann. — Gespräche 7, 49 f. (Bckermann 2, 09 f.) 

April 8, Weimar. 258 30 

Gestern Abend . . habe ich [Eckermann] die ,Claudini' 
von Villa Bella^ gelesen und mich sehr daran erbauet. 
Es ist so gründlich in der Anlage, und so verwegen, 
locker, frech und froh in der Erscheinung, dass ich den 
lebhaften Wunsch fühle, es auf dem Theater zu sehen. » 
„Wenn es gut gespielt wird", sagte Goethe, „macht es 
sich gar nicht schlecht." Ich habe schon in Gedanken 
das Stück besetzt, sagte ich, und die Rollen vertheilt. 
Herr Genast müsste den Bugantino machen, er ist für 
die Rolle wie geschaffen; Herr Franke den Don Pedro, so 
denn er ist von einem ähnlichen Wuchs, und es ist gut, 
wenn zwei Brüder sich ein wenig gleich sind; Herr Lii 
Roche den Basco, der dieser Rolle durch treffliche Maske 
und Kunst den wilden Anstrich geben würde, dessen sie 

» VgL Nr. 259. 35 



1823 CLADDINB VON VILLA BBLLA. 155 

lAprilB, W»iiiiiir.| (25S| 

bedarf, „Madame Eberwein", fuhr Goethe fort, „dächte 
ich, wäre eine sehr gute Lueinde, und Demoiselle 
Schmidt machte die Claudine." Zxaa Alonzo, sagte ich, 
müseten wir eine stattliche Figur haben, mehr einen gu- 
ten Schauspieler als Sänger, und ich dächte, Herr Oels 
oder Herr Graff würden da am Platte sein. Von wem ist 
denn die Oper componirt, und wie ist die Mußik? „Von 
Keichardt", antwortete Goethe, „und zwar ist die Musik 

I vortrefflich. Kur ist die Instrumentinmg, dem Ge- 
schmack der froheren Zeit getua^e, ein wenig schwach. 
Man müsste jetzt in dieser Hinsicht etwas nachhelfen 
und die Instrumentirung ein wenig stärker und voller 
machen. UnBerLied: Cupido, loser eigensinniger Knabe 

I etc. ist dem Componisten ganz besonders gelungen.'" 
Ee ist eigen an diesem Liede, sagte ich, dass es in eine 
Art behaglich träumerische Stimmung versetzt, wenn 
man es sich recitirt. „Es ist aus einer solchen Stimmung 
hervorgegangen", sagte Goethe, „und da ist denn auch 

> mit Recht die Wirkung eine solche." 

Mit Eckenoann. — Gespräche 7, 67— «0 lEckermann 2, 
81 f.). 

1880. 

Decwnber 17. Weimar. 259 

> Mittag Dr. Eckermann, welcher die Sammlung der aus 
den Opom ausgezogenen und ausrangirt^n Lieder 
brachte'.^ 

Tgb. 12. 345. 11-13. 

' Goethe nennt doa Lied ..uusei". da er mit Eckermann schon 
) UD 5. April (b. Nr. 257) und am A. über dni^elbe gesprocben 
bktte. 
' EckermaaoB OeBprScbe enthalten Ober diese Unteihaltnng 
nichts. Die Sammlung der Lieder (vgl. 154. 8—111 wurde In 
Band 7 der .Nachgelassenen Werke' aufeenommen unter dem 
i Titel .Lieder für Liebende', mit der j-ewltw mwli von Goethe 
HclbKt herrilhrenilpn Bemerkim;;: .,F(1r ilii' Zwecke de» Com- 



156 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1831 



1881. 

Jud4 7, Weimar. 260 

. . ich finde mich in dem Falle, . . mancherlei poeti- 



ponisten imd Sängers neu zusaiuiuengestellt" (W. 5 (1), 3|; 
es sind, alphabethiscli naeli den Dichtungen und den Lied- & 
Anfängen geordnet, folgende Lieder: 

I. ,Claudine von Villa Bella\ 

1. „Cupido, loser eigensinniger Knabe!*' (Aufzug 2.) 

2. ,,E8 erhebt sich eine Stimme'* (Aufzug 1). 

3. „In dem stillen Mondenscheine'* (Aufzug 2). lo 

4. „Lebet wc^l, geliebte Bäume!*' (Aufzug 2.) 
"5. „Mit Mädchen sich vertragen" (Aufzug 1). 

II. «Erwin und E 1 m i r e'. 

6. „Bin Schauspiel für Götter" (Aufzug 1 Auftr. 1). 

7. „Höret alle mich, ihr Götter" (Aufzug 1 Auftr. 2). 15 

8. „Hörst du, er hat geschworen" (Aufzug 1 Auftr. 2). 

9. „Ihr yerblühet, süsse Rosen" (Aufzug 2 Auftr. 1). 

10. „Mit vollen Athemzügen" (Aufzug 2 Auftritt 6). 

11. „Nein, nein, ich glaube nicht" (Aufzug 1 Auftr. 1). 

12. „Sie liebt mich!" (Aufzug 2 Auftritt 8.) » 

13. „Sieh mich, HelFger, wie ich bin" (Aufzug 2 Auf- 

tritt 8). 

14. „Welch ein Lispeln, welch ein Schauer** (Aufzug 

2 Auftritt 1). 

15. „Wie schön und wie herrlich, nun sicher einmal'* » 

(Aufzug 1 Auftritt 1). 
III. , J e r y und B ä t e 1 y*. 

16. „Endlich! endlich darf ich hotfen!" (W. 12, 28.) 

17. „Es rauschet das Wasser" (W. 12. 7). 

18. „Es war ein fauler Schäfer" (W. 12, 12). » 

19. „Nicht so eilig, liebes Kind!" (W. 12, 16 f.) 
IV. ,Llla'. 

20. „Auf. aus der Ruh! auf, aus der Ruh!" (Aufkug 4.) 

21. „Feiger Gedanken" (Aufzug 2). 

V. .Scherz, ListundRache'. » 

22. „Gern in stillen Melancholien'* (Aufzug 2). 

23. „Nacht, o holde! halbes Leben!" (Aufzug 4.) 
VL .Der Zauberflöte zweiter TheiT. 

24. „An der Seite der Geliebten" (W. 12, 213). 

25. ..Schauen kann der Mann und wählen!'* 40 

(W. 12. 20o.> 



Un OLAimiKE VON VILLA BELLA, IBT 

(Juni 1, Weim«r.l l2eo\ 

sehe, litterarische, naturhistorifiche Schriften als Sup- 
plement zu meinen bisher herausgegehenen Werken 
[Cotta'] zu arrangiren.^ 

An Marianne Willemer. — G.-WiJlemer S. 306. 
September 16, Weimar. — a. Nr. S4S. 260 a 

Die Worte „auagezogenen undausraaglrten" (155, 26) 
bedeuten wohl: dass E^ckermann bereits ans den sämmtUcben. 
den Singspielen eatnommenen Liedera eine Auswahl dea Ihm 

> passend Scbelueaden zu einer Gruppe yerelnigt, .AnBraDgtrt" 
hatte. Thatsäcbllch enthalt die Gruppe .Lieder fBr Liebende' 
nur einen Thcll der In den Singspielen beündllchen Lieder. 
* Die 20 Bände des Nacblassee. die sich wllhrend des ersten 
Jahtzebüts nach Goetbea Abscheiden, unmlttellMr an die 40 

' Bände der Werke Cotta' anschlössen, brachten, zum Tbeil 
noch auf Goetbes eigene Anordnung, In Band 1. 2 und 17 
(Werke Cotta' Band 41. 42. 57) von dramatlscben Dlcbtuugea, 
darunter auch blosse Schemata und BruchBtUcke. folgende 
(die Zahlen in geben Band und Seite der Werke N. an): 

I 1. Claudine t. VUla Bella (erste Fassung, IT, 143—218); 

2. Erwin und Elmlre (eiste Fnesung, 17. 101—141); 

3. Faust, Eweiter Tbell (Band 1); 

4. Faust, Parallpomena (17. 2M— 282): 

5. Gescbicbte Gottfrledens von Berllcblngen (2, 1—231); 

• 6. Gütz von Berlichingeii (ffir die Bühne bearbeitet, 2, 



T. Hanswursts Hochzelt (17, 257-263); 

8. Iphlgenle auf Tauris (In Prosa. 17, 25-99); 

9. Nattlrllche Tochter (17. 29.^-304): 

10. Nauaikaa (17. 309-320); 

11. Neueröffnetes Puppenspiel (2 ältere Bcenen aus dem 

.JahrmarktBfest'. 17, 253— 2.')6): 

12. PandOTa (17, 305—308); 

13. Tragödie aus der Zelt Karls des Orossen (17. 283-294): 

14. Ungleichen Hausgenossen (17. 219-252); 
16. Wette (17, 1-23). 




C 1 a V i g 0. 



SandschrifUn: sliid nicht bekannt. 

Eriter Druck: 1774. unicr dem Titel .ClavlRO. Uln Trauetspl«! 
TOD GSthe. [Hobischnltt-Vignett«: zwei Deckte KMbcben 
(noch W. 11, 397 einA «a „Eogel", dann aber Jedenfalls 
flUgellosF) edtzen Im Gespräche unter einem Palmbanm, 
Ton dem das eine Früchte pflUckt; Im Hlntergnind eine 
GnmuluB wölke.] Leipzig, In der Wey^nndschen Badi- 
haDdliing. 1774'. 

Eh Klht aecha unter elnaiuler rerschiedene Drucke, i 
vgl. Bemays S. 45— OS. 

Zweiter Drude: 1787, SchrWten 3. 137-248. 

Dritter Druck: 1807. Weriie Cotta' 5, 3^—461. 

VierUr Druck: 1Ö16, Werke Cotta" 6, 381— 4M. 

Fünfter Dr%iek: 1827, Werke Cotta' 10, 4»— 124. i 

Weimarer Äuig^Oe. 1«Ö2. W. 11. 47-124 und S97-«8: wegen 
der Stellung Tgl. »8, 2&-29. 



Ueberslc-tat der 


Auffuhrungen 


I. unter Bello 


molu Weimar: 


I ITBft Febrnar 1 


*. 1T87 NDVtmber 19. 


S. , MPirT 8, 


E. lim Uin ML 


1. ITM FehniM ». 


<. im Febnuir T. 


ii. unterOoethesI-pfiunc: 


17« Jknoar J in V,\i,„u. 


S. 1801 .lunniir 11 in M'einur. 


UOS . 91 in Weimar. 


7. 1806 MüiT 1 in W.tm»r. 


, April U in WBimw. 


s. 1808 . M in Welm«r. 


, ADcut U in I«DcliMttdt. 


». 1809 . 8 in Weimir. 


» in Riid,>i«.rtl. 


liaiT April »a, - Tgl Mr. n\] 



'1774. 

Hai 28, Frankfurt. 201 

Sobald einige Dinge' von mir, die fertig liegen, ge- 
druckt sind, schick' ich sie Ihu^n, oder meld' es wenig- 
stens, . . 

An Klopstock. — Br. 2. 162. 20-22. 

]JunJ 1, [Frankfurt.] 262 

Dann' hab' ich ein Trauerspiel gearbeitet ,C 1 a v i - 
g.o', moderne Anekdote dramatisirt mit möglichster 
' Simplicität und Herzenswahrheit; mein Held ein unbe- 
stimmter, halb gross, halb kleiner Mensch, der Pendant 
zum Weisungen im ,Götz', vielmehr Wfislingen 
selbst in der ganzen Rundheit einer Hauptperson; auch 
finden sich hier Scenen, die ich im ,Götz', um das Haupt- 
5 Interesse nicht zu schwächen, nur andeuten konnte.* 
An Schönbom. - Br. 2, 171, 25-172. 5. 

Juni 22. [Frankfurt.] 263 

Was ich drucken lasse ist: ,Die Leiden des 

jungen Werthers', Geschichte, und , C I a v i g o ', 

I, ein Trauerspiel. Das sind zwar nur Titels, ist unterdess 

zur Nachfrage, 

An Boie. - Br. 2. 170. 3-6. 
?Junl 28. Wiesbnden. — s. 73, 10. 2«4 

' IMi* Im Beelnt^r Br. 7, 470 (mit einem ?> auf .Clavlgo' be- 
s acigeue Stelle aus Goetües Brief an Kestner vom 15. ReptPm- 
b^r 1773 s. Anhang I; sie kann Kleb, wfe Nr. 311 beweist, un- 
DiüKlich auf .Clavlgo' beKlelien (ebenso wenig kann, wie Im 
Register geacbehen. Br. 2. 162. IK und 171. 16 auf das Stück 
bezogen werde ii>. 
«1 Sachlich gehören in den Mal 1774 .Nr. 308. 303. 311. 330. 

335. 3.16. 338. 
' .Werther' (vgl. Epos 2. 5(14. 28) und von den drsTiiat lachen 

Dichtungen Jedenfalls .Clavlfio', Tgl. Z. 8 f. 
' Nach den .I.eldeu des JimcPii Werthers'. 
« ' B^^ondcrs die Darstplliiug des Si'hineraps der vprlfissenen 
Geliebten. 



160 CLAVIGO. 1774 



JuU 16, Ems. 265 

^[Abends.] . . ass mit Goethe auf meinem Zimmer zu 
Nacht. ^Clavigo^^ der Hanptfiache nach, ohne den Tod, 
eine wahre Geschichte; und sogar die Namen der Per- 
sonen wahre Namen — j 

Mit Lavater. — SdGG. 16, 301, 80-^ (Lavaters Reise- 
Tagebuch). 

] [August] 14, [Frankfurt.] 266 

Schick doch Jung einen ,Clayigo^^ 
An F. H. JacobL — Br. 2, 183. 15 f. lu 

?] [August Mitte, Frankfurt.] 267 

Schick^ mir mit Messgelegenheit all meine Schreibe- 
reien zurück.' 

An Lavater. — SdGG. 16, 36. 3 f. 

] [August 20? Frankfurt.] 268 u 

Hat Hohenfeld einen ,Clavigo*? 

An Sophie v. lA-Roche. — Br. 2, 185, 16 f. 



^ Den Tag über hatte Lavater, mit dreimaliger Unterbrechung. 
ÖBB Stück gelesen (s. SdGG. 16, 300, 30-32. 35), und zwar in 
der Handschrift, der Druck erschien erst einige Wochen spÄ- w 
ter; vgl. Z. 22-33 und Nr. 267. 

' Am 13. war Goethe von seiner Rheinreise zurflckgekehrt, 
auf der er Jacobi kennen gelernt hatte. „Da in diesem Briefe 
sonst einer Sendung der Exemplare des ,Clayigo' nidit Er- 
wähnung geschieht, auch nicht anzunehmen ist, dass Goethe 2& 
solche bereits nach Düsseldorf mitgebracht, wo ja sein Freund 
Jung nicht leer ausgegangen, auch eine briefliche Erörterung 
Aber das Stück [vgl. Nr. 260] durch mündlichen Aostauseb 
der Ansichten ersetzt worden sein würde, so muss er zu Ems 
wenigstens einen Theil der Freiexemplare oder die Nachricht so 
von der Ankunft derselben erhalten, und von hier aus sofort 
einige Exemplare an Jacobi gesandt oder die Uebersendung 
derselben durch seine Eltern veranlasst haben*' (Dflntzer: 
Freundesbilder S. 137 f.). 

Jacobi folgte wohl Goethes Aufforderung; jedenfalls hatte s& 
Jung das Stück bereits gelesen, als Jacobi Goethen antwor- 
tete« wie aus dessen Erwiderung 162, 11 f. herrorgeht. 

' Nach Funck war unter diesen vielleicht auch die Z. 18—20 
genannte Hnndschrift des .Clavigc (vgl. SdG<;. 16, 300 zu 
36, 4). 40 



ITM CLAVIOO. «n 

]AnKuat 21. [FrankfuTt] 280 

Dass mich nun die Memoires dee Beauioarchais, de eet 
avanturier frangoia, freuten, romantische Jugendkraft 
in mir weckten, sich sein Charakter, seine Tb«t mit 
Charakteren und Thaten in nur amalgamirten, und so 
mein .Clarigo' ward,' das ist Glück, denn ich hab' Freude 
gehabt drüber, und wa£ mehr ist, ich fordre das kri- 
tischste Messer auf, die bloss übersetzten Stellen* abzu- 



' In dem Gwtlie sic-h selbst nicht nnr In Clavlgo darstellte, 
eoDdem ancb in Carlos und BeanmarcbaJa. wie er t>s frdbcr 
in WelBllogen und Götz, später In Paust und Meplitsto- 
pbeles. In Taaao und Antonio getban bat. 

' Aus der vierten der Denkschrirten, die Beaumarchais in der 
ersten Hälfte Februars 1TT4 verilffentllcht hatte ntiler dem 
Titel: .Quatrldme memoire & cousulter pour Pierre- AugtuUn 
Caron de Beaumarchais. Bcuyet, ConseUler-Secrötalre du 
Rol, Lleutenant-Gfn^ral des Chasses &c. Accns^ de corrup- 
tlcHi de Juge, contre M. Goesman, Jnge, accusä de anbrnna- 
tlon et de faux; Mme GDezman, et te sieur Bertraod, accu- 
s^: los sleurs Marin, gazetier; d'Arnaud-Bnculard. coDS<>Itler 
d'ambassade: et eonsorts' (nach WH. 6, 120, mit Verbesee- 
ning^n nach Band 3 S. 323 der .Oeuvres corapl^leH-. Paria 
1809). Eine Uebersetzuni: des. hier allein ia Frage kommen- 
den. Abschnitts dieser vierten Denkschritt, der den Titel filbtt 
.Ann^ 1764. Fragmrat de mon Voyage d'Espagne'.' gaben: 

1. Friedrich Heinrich Jacobi im .Teutschen Merkur* 7 i2>, 
163—213. vom August 1774, unterzeichnet: W. S. 3.. ohne In 
seinem Vorbericht Goethes Dichtung zu nennen; 

2. ein Anonymus in dem selbsisiündigen Büchlein .Die 
walire Genchichte des ClaviKo, Aus dem Französischen der 
Hetooiren de» Herrn von Beaumarchais übersetzt Hamburg. 
In der Heroldincben Buchhandlung. 1774'; in der Vorre<1i>. 
die den Beifall hervorhebt, dessen Uoethi>s Dichtung sich er- 
freue, helBst e« 8. 5: „Ueberdem wird man hieraus das Ver- 
dienst des Herrn Goethe um sein Stück nilhcr bestimmen 
kOmten, da Ich, wo er bloss Hbersetzt hat. seine Woi-te ganz 
l>elbehalten habe" (da« Ist Jedoch nicht genau durdigeftihn). 

Die Übersetzten Stellen in Act 2 n. 4 (W. 11. 63—78. 113. 24-^ 
114, 5) Bind in WK. 8, 369-37» namhaft Rcinflcht. - Vgl. 
auch 176. 20-22. 187, 17-21. 
Grif. Goelbe Über t. Dlchtnngen. T. II, B. l. 11 



102 OLAVIGO. 1774 



[Aaiput 91, [Frankftirt.] [Mt] 

tpenuen vom Ganzen^ ohn' es zu zerfleischen, ohne tödtr 
liehe Wunde (nicht zu sagen der Historie) sondern der 
Structur, Lebensorganisation des Stücks zu versetaeii! 
Ako — Was red* ich über meine Kinder, wenn sie leben, 5 
so werden sie fortkrabeln unter diesem weiten Himmel. 
Aber wer auch für's Publicum Elinder machte! Damit 
er hörte^ qtie ce cvX est tire enpartiedu Huran de Mr. 
de Voltaire,^ . . . 

• • • • • • • • • • • «^ 

Jung* ist nicht der erste, der zweifelt, ob das Stück 
von mir ist? Immer zu. Ich hoffe auf gute Tage wieder 
eins zu machen, und wieder so ohne Bücksicht, ob*s 
schaden möge meinem Ruhm oder aufhelfen pp. 
An F. H. Jacobi, — Br. 2, 187, 8—22. 188, 17—20. 

] [August Ende, Frankfurt.] 270 

Hier den Franzosen auf den Deutschen. Heut oder 
morgen gibt's noch ,C 1 a v i g o s^' 

An Johanna Fahimer. — Br. 2, 193. 21—23. 

1775. so 

März 21. [Frankfurt] 271 

An Cannabich ist ,Clavigo' fort.* 
An F. H. Jacobl. — Br. 2. 247. 7 f. 



^ In dessen satirischer Erzählung .L*Ing<^nu*. 

* Vgl. Nr. 266. * 2s 

* Das heisst: Exemplare zum Vertheilen; ein Exemplar de« 
„Deutschen" (Goethes .Clavlgo*) hatte sie schon; hiermit 
sondte er ihr den „Fransosen", worunter doch wohl das 161. 
16 genannte französische Original zu verstehen ist, oder, wie 
ürlichs (G.-Fahlmer S. 57 Erl. 3) vermuthet, die Febersets- si> 
ung Jaoobia (s. 161, 26 f.). 

* Goethes Brief o an Gannabich in Mannhelm sind nicht be^ 
kannt Jacobl, der ihn während seines Aufenthaltes In Mann- 
heim (Febmar 1775) gesehen haben wird, hatte venuuthllch. 
bei seiner Rflckreise Ober Frankfurt, Ende Februar oder An- ^6 
fang M&FE mit Goethe von dieser Angelegenheit gesprochen. 



177». 

December 22 und 23, Uannüeim. 27*^ 

Den 21. [December] kamen Goethe und der Herzog 

von Weimar hier [in Mannheim] an. ... Den 22. war 

s Goethe zu Ehren freier Eingang für jedermann, und 
,CIavigo'. Er liess um 4 Uhr vor der Komödie mich 
[Iffland] zu sich bitten. „Liegt Ihnen etwas daran", 
sagte er, „so versichere ich Ihnen meine ganze Bewun- 
derung. Mit so viel Wahrheit und Delicatesee sah ich 

J seit Ekbof nicht spielen.' Folgen Sie meinem Rath: 
spielen Sie entweder, oder: immer das AeuBserstf, das 
niedrigst Komische und höchste Tragische. ... ich wun- 
dere mich, dass Sie so jung sind und Resignation genug 
haben, Alte zu spielen. Wenn ich vierzehn Tage da- 

i bliebe, so wollte ich Ihretwegen den .Cid' von Corneille 
umarbeiten, po gefallen Sie mir. Adieu. Ich empfehle 
Ihnen den Carlos." Ich sprach ihn den Tag nach ,Cla- 
vigo' [23.] bei Herrn von Dalherg, und er war mit mei- 
nem Carlos sehr zufrieden. Ein bisschen zn geschwinde 

w^re ich gewesen, meinte er. 

Mit Ifriand. — Geapraehe 1. 61." 

1781. 

VJanuar 25, [Weimar] 2T3 

Der schönen Gräfin hab' ich das Trauerspiel ge- 
il schickt.* 

An d. Herzog Kari Aupunt. - Br. n. 41). 14 f. 

' Ooettie hatte am 13. Jamuir 1778. bei der AuffUhniiiK vnu 
Cumberlands .Westlndler', die 1d Welmnr bei Hofe veran- 
staltet wurde, neben Ekltof niltßewlrkt (vgl. Riemer 2. ö-jf.i. 
10 Bei der ersten Aumihrung des .Oavlgo- in Gotha, nro K. Miirz 
1776, spielte Ekhof den Salut fSeorfw; Goethe Hi-helnl dieser 
Vorstellung nicht belgOHohnt zu haben, während die Her- 
zogin Louise von Weimar anwesend war (vgl. auch Schwei- 
tzers Briet G.T. 2, 386 f. und den Gothaer .Theater- Kalender 
u atif das Jahr 1778' S, 4. Schlues des Aufsatzes ..Keine Rolle 
l»t klein"). 
' Aus Iffinnds Brief an se iken Bruder vom 2Ö. Decemb.T 177». 
Weetermanna Deutsche Monatshefte lSi-pteml>er IStlft) 2«. ri!t2. 
■Gräfin Louise v. Wertheru - Neuulieilinjreu, Nach dem Ri-- 



164 CLAVIGO. 1782 

1782. 

März 2, [Weimar.] 274 

Hier schick' ich das französische deut43che Theater. 

Voiis y trouveres uns tragedie d'un Mr, Ooetke, qui »*&</ 

acquis une grande renommee par ses ecrits . .^ » 

An Gh. T. Stein. — Br. 5, 274, 5—8. 

1785. 

März 4. [Weimar.] 275 

Heute Abend bringt mich die leidige Ptobe des ,Cla- 

vigo^ um ein paar gute Stunden mit Dir.^ lo 

An Ch, V. Stein. — Br. 7, 20. 14 f. 

1786. 

•][Junl 28, Weimar.] — s. 104, 3. 276 



gister Br. 7, 470 ist die Beziehung sieher; E. v. d. Hellen be> 
merkt mit Recht unter Hinweis auf Br. 5, 210, 8 f., es is 
brauche „tLein Drama Goethes gewesen zu sein, das der Her- 
zog für seine Freundin erl)eten zu haben scheint** (Briefe 
vdH. 2, 47 Erl. 2). 
' «Nouveau th^tre allemand. [Auf dem Sehutztitel f<^gt hier 
noch der Zusatz: ,ou recueil des pi^ces Qui ont paru avec 20 
succds sur les Th^fttres des Capitales de l*Allemagne*.] Par 
M. Friede!, Profeseeur en survivance des Pages de la grande 
Eeurie du Roi. Paris. M. DCC. LXXXII*; in Band 1 folgt 
auf eine Histoire abregne du th^dtre allemand und Leasings 
.Emilia Galotti* Goethes .Clavijo*; Band 3 (nicht 2) rathält » 
Weisses ,Atree et Thyeste*, Wezeis .Le voilä pris! le voUA 
pris!* und Goethes «Stella, dranie iiour les Ames atmantes*. 
Der Ausdruck „une tragedie** (Z. 4) lässt vermnthen, dass 
Goethe nur Band 1 oder 1 und 2. nicht auch Band 8 schickte. 
' Vgl. 158. 21 (Aufführung 2). m 
* Nur ganz entfernt bezieht sich auf .Clavlgo* Cvoethes Brief 
an Ch. V. Stein 1786 Januar 26, au» Gotha: ..Der Theater- 
Kalender, den ich gelesen, hat mich fast znr Venweiflung ge- 
bracht; Du kannst Dir das Elend denken. Seckeo- 

dorffs Prolog des Improvisatore, Vulpius Lob-Gedichte auf 3s 
Herrn Kunst [Goethe schreibt irrthümlich: Kun] . . machen 
die Gedichte aus*» (Br. 7. 170, 17 f. 171, 20—24): Reichardts 
Kalender auf 1786 enthält S. 13 f. einige Verse von Goethes 
fvpäterem Schwager ,An Herrn C. F. K. Kunst als Clavlgo. 
Weimar 17av. 4ö 



Juli 6. Weimar. — 8. Nr. 1«. 876« 

AiiKost 27, [KulBbad.] 277 

Mehr [von Zi-ichnungen] soll folgen und noch mehr, 

sobald ich meine vier Sande [1 — 1 der Schriften] ein- 

s gesiegelt habe. . . . 

Ich bleibe noch acht Tage und so lang hab' ich noch 
zu thiin; Herder hilft mir trenlich,^ noch wird &a ,lphi- 
genien' viel gethan. Es mauht sieh, und icli hoffe, es soll 
leidlich werden, 
M ... Eh' ich von hier weg gehe, schreib' ich Dir noch 

und hoffentlich mit freier Seele, dase alles abgethao ist.' 
An Ch. T. Stein. — Br. 8. 8, 15 f. 21—9, 3. »-11. 
lAuguM 30, [KariBbad.] 27S 

Sonst sind wir äeissig, Herder hilft treulich, und bis 
IS den Sonnabend [2. September] ist alles [Schriften Band 
1 — 1] fertig; mir wird recht w<^ sein, wenn ich im 
Wagen sitze.' Zuletzt ward's zu toll, das Pensum war zu 
gross. 

An Cb. T. Stein. — Br. 8, 9. 24— 10, 4. 
M September 1. [Karisbod.] 279 

IHe vier ersten Bände [der Schriften] recht auszu- 
putzen hat noch viele Mühe gemacht; sogar ,Iphigenien' 
nehm' ich noch auf die Heise mit. Herder hat sehr 
treulich geholfen, . . 
u An Ch. V. Stein. — Br. 8. 11, 9—11. 

September 2. Karlsbad. — B. lOG. 2—*. 279 a 

September 2. Karlsbad. — a. lOS, 22-26. 280 

][8eiitember 2, Karlsbad.] 281 

3. Bringt Dir Vogel 4 versiegelte Packete mit, worin 

M die vier ersten Bande meiner Schriften bis auf einige 

' Vgl. 106. S. 82. 

' Als Vorlage fflr den zweiten Dnx^i benutzte tioetlie nlclit 
die Orlglnalauagabe, sondern den feblettiaftea Hlmbunc- 
scbea Nachdruck In Thell 2 von .D. Goetheiui Schririea' fBt^r- 
U lln 1775). 

* Auf der Reise nacb Italien. ykI. IOTi. 33. 



166 CLAVIGO. 1786 



][8eptember 2, KarUbad.] [381] 

Ausnahmen^ enthalten sind, die zwei ersten Bände gibst 

Du an Göschen, sobald er sie verlangt, gegen die ersten 

100 Louisd'or hin, . .' 

An Seidel. — Br. 8, 17, 5—9. » 

September 2, Karlsbad.' 282 

Ich bin auch sehr fleissig gewesen, und die vier ersten 

Bände meiner Schriften sind in Ordnung. 
An Fr. V. SteiD. — Br. 8. 21, 17—10. 

1787. 10 

JaDuar 13, Rooi. — 283 

s. ,Iphigenie auf Tauris* ugD. (au Kayser.) 

Januar 25, Rom. 284 

. . habe die Güte, nun die letzte Hand an meine Werk- 
lein zu legen,^ . . 15 
An Herder. — Br. 8, 151, 24—152, 1. 

Februar 6, Rom. — 28.'S 

a ,Iphigenie auf Tauris* ugD. (an Kayser.) 
Februar 17, Rom. — 2S6 

8. Jphigenie auf Tauris* ugD. (an Ch. v. Stein.) ^ 

]Februar 17, [Rom.] 287 

Mit der nächsten Post schicke ich ein Verzeiehniss, 

wie die Exemplare meiner Werke [Schriften Band 1^ — 4] 

ausgetheilt werden sollen, die mir Qöschen zu geben 

hat.* Deine Frau mit Frau von Stein wird sich der IHä- «5 

tribution annehmen. 

An Herder. — Br. 8, 188, 25-28. 



^ Zu Band 1 die «Zueignung an's deutsche Publicum* (vgl. 
EpOB 1, 57 Nr. 129. 130); zu Band 3 Jphigenie auf Tauris*. 

' Diesen, auf ein besonderes (lediglich die »Schriften* betreffen- m 
des) Blatt geschriebenen Bemerkungen fügte Goethe, gleich- 
falls am 2. September, einen Brief an Seidel bei, in dem es, 
übereinstimmend mit 165. 29 f., heisst: 

.,NB. Die vier ersten Bünde meiner Schriften 
bringt auch Vogel mit" (Br. 8, 19, 3 f.). a» 

■ Zur Datirung vgl. Br. 8, 390 zu Nr. 2505. 

* Durchsicht der Drude vorlagen und Ueben^achung des 
Drucks der Schriften Band 1-A (thell weise schon geschehen). 

' Dieses Verzeichniss, abgesandt am 24. /vgl. Nr. 290). wird im 



1W7 CLAVIGO. Iffi 

Pebniar 20. Bom. — s. 106. 19 f. lOB. 12—26. 28S 

Fetenar 30, Rom. 289 

Frau Ton Stein und Frau Herder werden bestimnien, 

wie die ankommenden Exemplare meiner Schriften 

. [Band 1 — 1] au^etheilt werden sollen.' Iabs Bie nach 

ihrer Anweisung durch S u t o r n herumtragen, überall 

mit einer Empfehlung. 

An Seidel. — Br. 8. 201. 12—1». 
IFebmar 24. [Rom.] 290 

) [Brief an] Prau von Stein, eingeschlossen au Her- 

dera die Erklärung an's Publicum [s. Nr. 154], inglei- 
chen wie die Exemplare [der Schriften Band 1 — 1] au^- 
getheilt werden sollen.^ . 

Brieftabelle 1787. - Br. 8, 419. 10-12. 



Weaentitchen übereingestimmt haben mit folgender leiste, die 
sieb ID einem Notlzbeft Goethes aus dieser Zeit flodet: 
„ W em Exemplare bestimmt sin d." 



11 .| HenoB [Kul Aasn«]. 
12.) UenoKlDi Betrlerende (Lulie). 
IL) HcTtorin Hotler (ADD* AiD»IUl. 
[t-l Priiu CoiuWolln. 



(14.) 3 Seidel 
[li.l Hofntta Voirt. 
|1«-) BcrtDch. 
{1I.| Fna V. BchATdL 
IIB.) Oüchliaasen [FrL t.] 
.) Die Kinder (Herden) | (!■— 11.] die l Hordimeu [Fru t 



Wedel, FrL t. Waldner. 
[«.j Friti \-y. aiflln). | Frl. t. Bladsul). 

(•.) Wieland. ' |13.| Scbröter [Ceronm]. 

[M.] En«bel. I [K.] t Hntt«. 

|It] T. Friucb. ' (34.) 1 Kenner, HanooTcr. 

(IXJ ScbDinei (Chriu. Fri«dr.]. [ft.] S Rom. 

(11.) Schmidt IJob. CfarlMopli). | 

Krieh Scbmldt fttgt blnza: „1788 wurdeu In Rom be- 
eebeDkt; .^ngellca (ein Exemplar in mthem Saffian wie be 
kanot [vgl. Nr. 299)), BeiflMisteln, Hacken, „des Herrn Sena- 
tors Excellene" (PriDclpe Abondio Rezzonloo). Llpe. .\iiBser 
den Genannten <<tDd nocb Folgende bedacht; JILsa Gore. Fmu 
Schutthess. Frau B<*1. Fran v. Stall, Frau v. Lichten Ihtb, 
Frau V. Imhoft. Goetbe verfügte ttber 40 Freiexemplare. Eiu 
Exemplar auf bolländlscbem Papier In Saffian . . erhii'lt 
Herder, ausser einem Exemplar auf Schreibpapier, „aus Kr- 
kenntUcUceit" tou Göschen" <SdOG. 2, 443 f. zu 848, 9). 

• Vgl. Z. 17-30 und 106. Mi f. 

• Vgl. Z. 17-30. 



168 CtiAVIGO. 1787 

Mai 25, Neapel. 291 

Mich verlangt von der Ausgabe der vier ersfceo Theile 
[Band 1 — 4 der Schriften] zu hören.* 

An Ch. V. SteiDL — Br. 8, 218, 9 f. 

Juli 14. Rom. 2B2 » 

Sagen Sie mir ein Wort über meine Schriften [Band 
1 — 4]. Ee freut mich gar aehr, in der Feme einen Wi- 
derklang zu hörea.' 

An Kayser. — Br. 8, 238, 7—9. 

August 11. Rom. — s. Nr. 158. 29fia !• 

August 15, Rom. — & 111, 14—16. 29B 

September 11. Rom. 294 

Bringen Sie doch auch ein Paar Etzemplare von mei- 
nen Werken [Schriften Band 1 — 4] mit.* 

An Kayser. — Br. 8, 257, 8 f. i» 

September 22, Rom.* 296 

Heute war mir ein sehr merkwürdiger Tag. Briefe 
von vielen Freunden, von der Herzogin Mutter, Nach- 
richt von meinem gefeierten Geburtsfeste und endlich 
meine Schriften [Band 1 — 4], 20 

Es ist mir wirklich sonderbar zu Muthe, dass diese vier 
zarten Bändchen, die Resultate eines halben Lebens, 
mich in Rom aufsuchen. Ich kann wohl sagen: es ist 
kein Buchstabe drin, der nicht gelebt, empfunden, ge- 
nossen, gelitten, gedacht wäre, und sie sprechen mich 25 
nun alle desto lebhafter an. Meine Sorge und Hoffnung 
ist, dass die vier folgenden nicht hinter diesen bleiben. 
Ich danke Buch* für Alles, was Ihr an diesen Blättern 



» GöBcben an Bertuch Juni 20: „Seidel soll künftige Woche 
Goethena Freiexemplare haben" (GJ. 2, 408). » 

» Diese BriefsteUe wird Er. 8, 309 als „unmlttrfbarer Eiuachnb** 
beseichnet. 

• VgL 113, 31- 114, 80. 

• Wegen der Datirung vgl. Epos 2, 557, 20— 558. 29. 

• Herdem. an den der Brief uraprQnglidi gerichtet war, der ss 
»ich Jetat an die Weimarer Freunde insgemmmt wendet. 



[Septanber ti, Hom.] [tat] 

gethan habt, und wünsche £uch aacfa Freude bringea zu 
können. Sorgt auch für die folgenden mit treuen Her- 
zen! 
< ItallMtlache Betoe, Zwdter romlscb» Aufentbalt jua- 

ter Dblsem Datum). — WH. 24, 3W. 
September 2S. PraacatL 206 

Haben Sie doch die Güte, Miss Gore ein Elsemplar 
meiner Schriften [Band 1— -i] zu schicken. 
) An den Heraog Karl Auguat. — Br. 8. 2(12. 16 f. 

October 1. FrMcati. — h. 112, 20. 2U6 a 

October 5, Albano. - s. Sr. IfiS. 296 b 

Octotter 24, Rom. — s. Nr. ltH>. 296 c 

] [October 27, Rom.] 297 

• Ich kann nicht sagen, dasB der Anblick der drei Exem- 

plare meiner Schriften [Band 1 — l], welche zur rechten 
Zeit' In Bom anlangten, mir grosses Vergnügen verur- 
sacht hätte. Das Papier scheint eher gutes Druckpapier 
als Schreibpapier, das Format schwindet bei'm Beschnei* 
I den gar sehr zusammen, die Ijjttern scheinen stumpf, 
die Farbe ist wie das l'apier ungleich, so dass diese 
Bände eher einer ephemeren Zeitschrift als einem Buche 
ähnlich sehen, da.^ doch einige Zeil dauern sollte. Von 
ohn^fähr war ein Exem])lar der Hiuiburgischeu Auf- 
gabe hier, welches gegen jene wie einem Dedicationa- 
Esemplare älinlich sah.' Diess ist nun aber geschehen 
und nicht zu redressiren. Auch finde ich in einigen 
Stücken, die ich durchlaufen, Druckfehler und Auslas- 
sungen, kann aber nicht entscheiden, ob es am llauu- 
scripte oder am Corrector liege. 

• VgL 168, 16-20. 

• Von HImburga dritter Sammlung ht-lsst es bei Bemajs S. 
23 r. Aniu. 22 mit Recbt: „Die Auasiattang muss man im 
nnnzen eine scbiclclicfae nennen; sie hHtte bei mnnchen der 
8|iiiipren recbtmBaslgen Ausgaben cum Torbild dienen dür- 
fen". 



170 CLAVIGO. 17OT 



J[October t7, Rom.] [801] 

Sie haben nach dem Contracte das Hecht, zugleich 
mit dieser Ausgabe eine bessere auf holländisch Papier 
zu machen; Sie sehreiben mir, dass Sie nun die 4 ersten 
Bände noch einmal setzen lassen und nach und nach » 
mehrere Exemplare wollen abdrucken lassen. Ich sehe 
dieses als jene bedungne Ausgabe an imd erwarte die 
stipulirten Exemplare. Zugleich auch die Zahl der über- 
haupt abgedruckten und abzudruckenden Exemplare. Ich 
gedenke Sie, da hierüber nichts bedungen ist, nicht ein- k» 
zuschränken, es ist dagegen aber auch billig, dass diese 
Auflage sich nicht in's Unbestimmte erweitre.* 

Richten Sie es doch, bei dem neuen Abdruck der vier 

ersten Bände, so ein, dass die Liste der Pränumeranten i» 

vor den vierten Band kommt,^ und lassen die Excom- 

munication des Nachdruckers weg, die mir vor der ,Zu- 

eignung' sehr unerwartet aufgefallen ist. 

An Göschen, — Br. 8, 277, 9 —24. 278, 7—18. 280, 24— 2a 

Oetober 27, Rom. 296 3o 

Lass die sechs Exemplare [Schriften Band 1 — 4] nur 
liegen, ich habe keinem auswärtigen Freunde eines ge- 
geben. Wie viele müsste ich da austheilen! 
An Seidel. — Br. 8, 282, 18-20. 

Oetober [29?], Rom:' 299 a» 

Das Saffianexemplar [der Schriften Band 1 — 4] ist 
angelangt; ich hab' es der Angelica [KautfmanuJ ge- 
geben. 

Italienische Reise, Zweiter römischer Aufentbalt (Oe- 
tober, Correspondenz, unter Oetober 27). — WH. 24. 421. » 



' Zu diesem Ab^ts vgl. die Briefe von Bertneh an Ctösdiefi 

November 19, Seidel an Göschen December 17 (Br. 8. 409 f.). 

und Göschen an Bertuch November 22 und 28 (GJ. 2, 404~ 

406). 
' Statt vor Band 1, wo Jetzt das „Verzeichnlse der Subscri- » 

beuten" stand. 
' Wegen der Datining vgl. WH. 24. 870. 



1788. 

Jaanar 2S, Rom. — b. 119, 9. 
Februar 9. Rom. — s. 121, 20-24. 

1789. 

I 'Juni 22, Weimar. — 

e. .Torquato Tasso' ogD. (An GöBcbeu.) 

1791. 

■Jnll 4, Weünar. — 8. Nr. 201. 



10 Mal 1, Weimar. — & 63, 5. 

180«. 

Febniar 24, Weimar. — b. Nr. S43. 

Jtinl 20, Jena. — b. Nr. »». 

?JuII 17. 29. 31, Karlsbad. — b. Nr. 210-212. 
IG AnguBt IS, Jena. — a Nr. 213. 

.\a;ust 19, Jena. — s. 136, 6. 

^'Sepiember 2. Weimar. — s. Nr. 215. 

October 24, Weimar. — a Nr. 216. 

October 26, Weimar. — b, 137, 19. 
M Ortob« 27. 28. 

December 8. S. t 



Welninr. - s. Nr. 218-222. :«ßa--e 

1807. 

Januar 23, Weimar. — b. Nr. 223. SOS f 

.August 30. Karisbad. — b. Nr. 224. 305k 

u Devember 1«. Jena. — b. Nr. 225. 305 b 



' Wegen der Gesprilche «wiBt-hcn Goetlie, Moritz und Herdera 
Pr»n Im Wloter 1788 auf 89 a. 224, 25-225, 30. 

■ Am 7. Februar 1791 splelie Heinrieb Beck aus Maniilii-lm 
als GaBt In Weimar den Cailoe (vgl. Br. 9, 239. 2«-28). 

— Die Notli 1804 Juli 2«: ..[Brief an] Ton Mejer, Frauk- 
tnrt: Antikritik" (Tgb. 3, 106. 26 f.) bat wobl nichts zu thun 
mit der glänzenden AaffilliruD^ In Frankfurt am 14. Jult, 
aber die Goethes Mutter eui 20. Juli dem Sobne entbuslnstlscb 

berlcbtet: ein elnsilnilgeB ablautlren und bravo rufen 

entstnnd zum Esfiupel wie Beauuiarschala die neue untreue 
»on CalTlgo erfährt . . . Herr von Meyer Ist gantz entzückt 
dasB das Pnppllcum Geacbmack am grossen und sehönen ge- 
windt" (SdGG. 4, 262, 2ft-263, 2. 5-T). 



172 



CLAVIGO. 



1S08. 

Mürz 16, Weimar. 306 

Abends Hofrath Meyer. Im Theater ,Clavigo\^ 

Tgb. 3. 323. 8 f 
August 7, Karlsbad. — s. Nr. 02.- a06a 

1S09. 

März 8. Weimar. 307 

Abends ,Clavigo^* 

Tgb. 4, 15, 13. 

][Mai zweite oder Juni erste Hälfte? Karlsbad?]* 306 

[Zu 1765 — 1775.]. . . Bei meinem I^eipziger Aufent- 

* Mit folgender Besetzung der Rollen (diejenigen der ersten 
Aufführung unter Goethes Theaterleitung, bei der dei Dich- 
ter gewiss anwesend war, und der in Nr. 307 enii^ähnteu i>iiid l» 
beigefügt): 



Personen. 


17M 

Januar 7. 


1808 
Mira 16. 


18M 
Min S. 


Clavigo 

Carlos 

Beaumarchais . 
Marie B. .... 
Sophie Ouilbert . 
Guilbert . . . . 

Bnenco 

Saint George . . 
Bedienter .... 


Liner. 

Krflger, 

Domaratius. 

Mattstedt. 

Gatto. 

MalcolmL 

Becker. 

Benda. 

Amor. 


Wolff. 
Becker. 
Haide. 
Silie. 
Wolff. 
Malcohni. 
Deny. 
Unselmann. 
? 


Wolff. 
Becker. 
Haide. 
Wolff. 
Engels. 
MaleotaBi (?). 
Denj ^?). 
Unselmann (T). 



In der Theaterzettel-Sammlung der Groesherzoglicheo Bi- 
bliothek zu Weimar fehlen die Zettel vom 7. Januar 1792 und 
8. März 1809; unter letzterem Datum ist ein zweites Exemplar so 
dc^ Zettels vom 16. März 1808 eingeklebt, auf dem das fal- 
sche Datum mit Tinte berichtigt ist; dass Jedoch auch die 
Besetzung thellweis eine andre war, ergibt sich aus Genast 1. 
801 (wo aber unter 1809 die Namen der Darsteller des CSuil- 
bert, Bnenco und Saint George fehlen; es waren wohl die sei- so 
ben wie 1808). 

* Die sachlich zu 1806 October 2 gehörigen Zeugnisse ülter 
Goethes Gespräch mit Napoleon s. unter Nr. 331. 

* Die Besetzung der Rollen s. Z. 1J>— 27; vpl. auch Knebel-Hen- 
riette S. 350. 40 

* Vielleicht schon im November 1810 ges<»hrieben (vgl. Alt S. 



1«12 CLAVIGO. 173 

JIHai »ralte od» Janl tnu Hilft«? KuiibadT] IMW] 

halt lernt« ich das Bedeutende des Stoffs und da^ Con- 
cise der Behandlung immer mehr schätzen. . . . Die 
.Laune des Verliebten' und die ,Mitechuldigeii' gcbon 

> einen Begriff, wie ich mir in dem knappen Alexandriner 
gefiel und wie ich auf das Zimmerwerk der französischen 
Theaterstücke aufmerksam gewesen. 

Tendenz nach dem Wahren der Begebenheit, der Em- 
pfindung, der Reflexion und Forderung einer Unmittel- 

J barkeit. . . . Diese Aufmerksamkeit auf's Bedeutende in 
einer gröeaem Welt- und Erfahrungsbreite i-etzte mich 
in den Stand, nach einigen Jahren mannichfaltigen Le- 
bens, die grossem Arbeiten aufzustellen, in welchen alle 
Tfaeile interessant waren, und wo das Qanze, ungeachtet 

b Beiner anscheinenden Willkürlichkeit, noch immer in 
einer faselichen Einheit erschien, indem ich mich aua 
der uiedem, mechanischen, einengenden Technik zur 
höheren emporgearbeitet hatte. In diesem Sinne ent- 
standen .Werther*, ,Götz von Berlichingen' und 

I) ,£gmont'. 

Syatole zu kleineren faselichen Froductionen beson- 
ders für's Theater. ,Clavigo', , Stella'. Tendenz zur 
Oper, jClaudine' und ,Elmire'. 

Zu DI<^btnDg und Wahrheit Tbelt 2 Buch T. — W. 27, 

s 395. 2-^. fi-U. 15— 2C. 

JIZwlBchen 1812 October niu] J813 Mal.] 309 

[Zu Herbst 1771 bis Mai 17T4.] . . zu der Zeit, als 

der Schmerz über Priederikens Lage mich ^ängstigte, 

suchte ich, nach meiner alten Art, abermals Hülfe bei 

<o der Dichttanst. Ich setzte die hergebrachte' poetische 
Beichte wieder fort, um durch diese selbstquälerische 

."ȧ). ~ Diese batb sctiematlKcben. halb ausgefU Inten Aufzeli-h- 
Duagen schfinen eiimter Im zweiten und driticD AhHchnitt 
der ,Tag- und Jahres-Hefte' benutzt worden zu Bein (vgl. 
15 Nr. 241 und nnter .Laune des Verliebten' 1819 Februar 14). 
' Vgl. bfsnnders , Laune des Verliebten" (unter 1811). 



174 CLAVIGO. 1812 



[Zwischen 1812 October und 1813 Mai.] [] 

Büseimg einer iimem Absolution würdig zu werden. Die 
beiden Marien in ^Götz von Berlichingen' und ^CI*vigo% 
und die beiden schlechten Figuren, die ihre LdeUiaber 
spielen^ möchten wohl Resultate solcher reuigen Be- & 

trachtungen gewesen sein.^ 

Dichtung und Wahrheit Theil 3 But-h 12. — W. 28, 
120, ^-18. 
November 12, Jena. — s. 8, 18. 310 

1813. 10 

][ September zwischen 7 und 23. Weimar.] 311 

[Zu 1774, Januar bis Mai.] -Weil nun bei 

' Vgl. »Götz T. Berlicbüigen' 1773 October (an Salzmann). 

' Im unmittelbar Vorhergehenden erzählt Goethe, daas in 
einer »«Gesellschaft von Jungen Männern und Franenzim- t^ 
mern", an deren heiteren, Jeden Freitag Abend stattfinden* 
den Zusammenkünften er gern TheU nahm. Rath Krespel, 
der humoristische Gesetzgeber dieses frohen Kruses, be- 
stimmt habe: bei Jeder Zusammenkunft solle den Damen, 
durch das Loos, für den Abend ein Herr zugewiesen werden, lo 
und zwar nicht wie bisher als Liebhaber, sondern als Gatte, 
damit man bei Zeiten lerne, wie Eheleute sich gegenseitig 
zu betragen haben. „Hier**, fährt Goethe in seiner Erzählung 
fort, „traf es sich nun wunderbar genug, dass mir das Loos 
gleich Ton Anfang eben dasselbe Frauenzimmer [Anna Si- t^ 
bylla Münch] zweimal bestimmte, ein sehr gutes Wesen, ge- 
rade von der Art, die man sich als Frau gerne denken mag. 
Ihre Gestalt war schön und regelmässig, ihr Gesicht ange- 
nehm, und In ihrem Betragen waltete eine Ruhe, die von der 
Gei«undhelt Ihres Körpers und Ihres Geistes zeugte. . . . Wie » 
uns nun aber das Loos zum dritten Male zusammenbrachte, 
so erklärte der neckische Gesetzgeber feierlichst: der Himmel 
habe gesprochen, und wir könnten nunmehr nicht geschieden 
werden. Wir Hessen es uns beiderseits gefallen, und fügten 
uns welchsels weise so hübsch in die offenbaren Ehestands- » 
pflichten, dass wir wirklich für ein Muster gelten konnten. 
Da nun, nach der allgemeinen Verfassung, die sämmtllohen für 
den Abend vereinten Paare sich auf die wenigen Stunden mit 
Du anreden mussten. so waren wir dieser traulichen Anrede 



1818 CLAVIGO. ITÖ 

HSeptemtier jiriwlisi. 1 und 33. Weimar.l [311] 

jeder unserer geselligeQ ZusanmieQkünft« etwa« 
Neues vorgeleaen werden luuBste, so brachte ich 
eines Äbeudfi, als ganz frisclie Neuigkeit, das Me- 
moire des Beaumarchais gegen Olavigo im Original 
mit^ Ee erwarb sich sehr vielen Beifall; die Bemer- 
kungen, zu denen es auiTordert, blieben nicht aus, und 
nachdem man viel darüber hin und wider gesprochen 
hatte, sagte mein lieber Partner: Wenn ich deine Ge- 

I bieterin und nicht deine Frau wäre, so würde ich dict 
ersuchen, dieses Memoire in ein Schauspiel zu verwan- 
deln, es scheint mir ganz dazu geeignet zu sein, — Da- 
mit du siehst, meine Liebe, ajitwortete ich, da^ Gebie- 
terin und Frau auch in Einer Person vereinigt sein kön- 
nen, rio verspreche ich, heut über acht Tage den Gegen- 
stand dieses Heftes als Theaterstück vorzulesen, wie es 
jetzt mit diesen Blättern geschehen. Man verwunderte 
sich über ein so kühnes Versprechen, und ich säumte 
nicht es zu erfüllen. Denn wa« man in solchen Fällen 

I Erfindung nennt, war bei mir äugen bhcklich; und gleich, 
aU ich meine Titular- Gattin nach Hause führte, war ich 
Btill; sie fragte, was mir sei? — Ich sinne, versetzte 
ich, schon das Stück aus und bin mitten drin; ich wün- 
sche dir zu zeigen, das:- ich dir gerne etwas zu Liebe thne. 
Sie drückte mir die Hand, und als ich sie dagegen eifrig 
küsBte, sagte sie: du mnsst nicht aus der Bolle fallen! 

dnrcb eine Reibe von Wocheo sn gewolmt. ilnss aiiob In der 
ZwischenEelt. wenn wir »ms Ix'in'gueten. das Du geiutlthllch 
hervoreprong. Die fiewolinhpli Isrt aber ein wunderliches 
DIdk: wir beide faudeu nacb und uacb nichts naiürllrher 
als dieses Verhältniss; sie ward mir immer wertber, iiud Ihre 
Art mit mir ku sein sengte von einem schJiuen mhl^en Ver- 
trauen. 80 daas wir uns wohl gelegen t lieh, weno ein Priester 
angegen gewesen wftre. ohne vieles Bedenken auf der Stelle 
hätten xiiHft mmensM ben Inssen" IW. 29. S4!j. s^!.".. 24- ^4(1. 1R). 
' VrI. Ifil, IS. 



176 CLAVIGO. 1S13 



][8eptemb«r zwischen 7 und 28, Weimar.] [Sil] 

Zärtlich zu sein, meinen die Leute, schicke ßich nicht 
für Ehegatten. — Lese sie meinen, versetzte ich, wir 
wollen es auf unsere Weise halten. 

Ehe ich, freilich durch einen grossen Umweg, nach & 
Hause kam, war das Stück schon ziemlich herangedacht; 
damit diess aber nicht gar zu grosssprecherisch scheine, 
so will ich gestehen, dass schon bei'm ersten und zwei- 
ten Lesen der Gegenstand mir dramatisch, ja theatralisch 
vorgiekomraen,* aber ohne eine solche Anregung wäre lo 
das Stück, wie so viele andere, auch bloss unter den mög- 
lichen Geburten geblieben. Wie ich dabei verfahren, isi 
bekannt genug. Der Bösewichter müde, die aus iüu^he, 
Hass oder kleinlichen Absichten sich einer edlen Natur 
entgegensetzen und sie zu Grunde richten, wollt' ich in is 
Carlos den reinen Weltverstand mit wahrer Freund- 
schaft gegen Leidenschaft, Neigung und äussere Be- 
drängniss wirken lassen, um auch einmal auf diese Weise 
eine Tragödie zu motiviren. Berechtigt durch unsem 
Altvater Shakespeare, nahm ich nicht einen Augenblick » 
Anstand, die Hauptscene und die eigentlich theatrali- 
sche Darstellung wörtlich zu übersetzen.* Um zuletzt 
abzuschliessen, entlehnt' ich den Schluss einer englischen 
Ballade,* und so war ich immer noch eher fertig, als der 

* Daa heisst doch wohl: seine Phantasie hatte sieh, aofort 2i 
nach der ersten I^ctüre (vleHeicht also schon Ende Februar) 
des Stoffes, als eines durch und durch drama tischen, be- 
mächtiget; das Trauerspiel lag seither in seinem Geiste bereit, 
es bedurfte nur des äusseren AuHtosseA, um die Elemente lu- 
sammenschiessen zu lassen. Dieser Anstoss erfolgte Ihm (Je- 3o 
legenheit des Maria ge-Spiels, wie. wenige Monate vorher, für 
den zweiten Theil des ,Werther* durch den Bericht über Je- 
rusalems Selbstmord. 

« Vgl. 161, 7— 1Ö2, 4. 187. 17—21; wegen Shakespeare vgl. IST. 
la— 15. » 

' Mag nun Goethe hier wirklieh an die englische Ballade .Lui.v 
and CoUin' von Tlckel gedacht haben, die (nach Düutxer WK. 
i;». 328 s<hou 1773 in einer Bearl)eitung von Eschenburjt er- 



j(Be)>leialer iwiicUeii 1 und 1:3, n>imar.] {Sil] 

Freitag herankam.' Die gute Wirkung, die ich bei'm 

schleoen) Herder oacbmala unter dem Titel .Köscben mid 
Kolln' In seine VolkBliederiammluDg auloabm, oder aber an 
i das deutsche ,Lled vom Herren und der Magd', da« Ooethe 
selbst Im Elsasa aufgesiek'linet uaä Herdem lui Jlaniiscript 
mltgethellt Latte (vgl. W. 38, 241-243. Herdei-s Naclilass I, 
151) nnd UUntzer: ErlüuteniDgeu 8, 24 f.1. — kelnenfalls hat 
Goethe aus einem der beiden Gedichte deu ganzen „ScbluHB" 
) entlehnt (wie man nacb Obigem detüieu aoUte), sondern nur 
das. beiden Liedern g-emelnsame. Hauptmo- 
tiv: der treulose Verlobte be^eiinet dem I^eicbenzug der 
verlassenen Gellebten und stirbt an ihrem Sarge: während 
in der eDgllBCben Ballade der tlochzeitzug des Inzwischen 
i wieder verlobten Ungetreuen dem Sarge begegnet, imd der 
Bräutigam durch die Wucht seiner Beue, Verzweiflung und 
tlewlBsensangat auf der Stelle getjidtet wird, stirbt im deut- 
schen VolksUede der Treulose, indem er sich seihst mit elwni 
Messer ersticht; Clavlgo dagegen vertheldlgt sich am Sarge 
) Marien» gegen deu Angriff Ihres Bruders und wird von die- 
sem tödtUch verwundet. Kern <!ebot Clavlgos nu die Träger 
..Haltet!" nnd dem Abwerfen de« l-elchpiituches eotspiicht 
Im deutschen Llede die Strophe: 

..Halt sUlL halt still, )hr Todtentrilher, 
s Lasst mich die Lelch' beschauen. 

Er bub den Ladendeckel auf. 
Und schaut' Ihr unter die Augen". 
' Hiernach hat Qoethe an mehreren Tagen der fraglichen 
Woche an der Dichtung gearbeitet (vgl. 183. 14 f. 186. 18 f.); 
wäre sie an Blnem Tage zu Papier gebracht, so wttrde Goethe 
das vermnthllch hier erzählt tiabea Auf welche „Tragödie von 
5 Acten" aber, wenn nicht auf .Clavlgo', kann sich folgende 
Stelle aus Frau v. Steins Brief an Knebel vom Iß. October 
1818 beziehen? „Vom Goethe wurde mir gestern (15. Oc- 
A tober] ein tour de force erzShlt. das beinahe unglaublich Ist, 
leb weiss aber nicht, In welchem Jahr. Er halie sich elD 
paar mal Ober die SUme gefahren, die Hände gerleben, In der 
Stube auf und ab g^angen. und so von 4 tlhr Nachmittags 
bla Abends um 10 Uhr eine ganze Tragödie von 5 Acten sel- 
10 Dem Schreiber aus dem Kopf fertig dictirt. es sei ober Dur 
einmal gegeben worden [?]; was fUr ein Stück, soll Ich no<'b 

Orür. Ooethe ttb^r a. Dkbtnngtn. T, II, B. I. la 



178 CLAVIGO. 1S13 



[September swischen 7 and 28, Weimar.] [Sil] 

Vorlesen erreichte, wird man mir leicht zugestehen.^ 
Meine gebietende (Gattin erfreute sich nicht wenig da- 
ran, und es war, als wenn unser Verhältniss, wie durch 
eine geistige Nachkommenschaft, durch diese Produe- s 
tion sich enger zusammenzöge und befestigte. 

Mephistopheles Merck aber that mir zum ersten Mal 
hier einen grossen Schaden. Denn als ich ihm das Stück 
mittheilte, erwiderte er: Solch einen Quark musst du 
mir künftig nicht mehr schreiben; das können die An- lo 
dem auch.* Und doch hatt' er hierin Unrecht. Muss 



erfahren" (Kneb^s Nacblass II 2, 177). Da (voetlie am 15. Oc- 
tober nicht in Weimar war, mnss daa „Vom Goethe" (177, 84) 
bedeuten ,,über Groethe", nicht etwa „von ihm selbst enählt". 

^ Da SS die Vorlesung Freitag den 20. Mal 1774 Statt gefunden, i& 
Goethe also sein Versprechen der Freundin am 13. Mai ge- 
geben habe, ist von Düntzer (Frauenbilder S. 227) sehr wahr- 
scheinlich gemacht worden. Unter den Zuhörern befanden 
sich, ausser Goethes „Gattin", vermuthlieh deren Schwester 
Susanne Mflnch, Krespel und dessen Schwestern, einige Töch- 90 
ter des Kaufmanns Gerock, Hom, Riese. Passavant, Kayser 
und Andere (vgl. WH. 22. 464—467; Düutzer: Frauenbilder 
S. 208—229 und dessen Erläuterungen 8, 3 f.). 

' Geschah diese Erwiderung mündlich, so kann das Gesprftoh 
nicht yor Mitte Juni 1774 Statt gefunden haben, zu welcher » 
Zeit Merck erst aus der Schweiz zurückkehrte. 

„Die starken Worte erklären sich aus den anderwärt» nnd 
höher gerichteten Erwartungen Mercks und der elgentbflm- 
liehen Erziehungsmethode, die er gegenüber seinem Jungen 
Freunde anwandte. ... Er erwartete einen ,Fau8t\ «Prome- ») 
theus*, .Caesar*, und statt dessen kam ihm der Dichter mit 
einem ,Clavigo*. Er musste befürchten, dass, wenn er die- 
sem Producte Beifall schenkte, Goethe bei der Lust und 
Leichtigkeit seines Schaffens und den zahllosen Motiven, die 
sich ihm aufdrängten, eine Schaar ähnlicher kleinerer Stücke ss 
folgen lassen und die Ausführung der grossen in*s Fnab- 
sehbare yerta^^t würde. . . . Einigermassen mag aber auch 
Freund Merck sein Oonterfei, das er in Carlos unmöglich Ter- 
kennen konnte, yerdrossen haben" (Bielschowsky 1. 242): Tgl. 
auch Meyer S. 113 f.. Schmidt 1. 106 und WH. 22. 468. WK. 40 
19, 828. 



iai3 CLAVtGO. IT» 

IIHaplembar iwbcken 7 lud Sl, Wcimw.J {111} 

ja doch nicht alles über alle BegrifFe hinausgeheii, die 
man nun einmal gefasst hat; es ist auch gut, weon 
manches sich an den gewöhnlichen Sinn anfchliesst.' 
6 Hätte ich damals ein Dutzend Stücke der Art geschrie- 
ben, welches mir bei einiger Aufmunterung ein Leichtes 
gewesen wäre, so hätten sich vielleicht drei oder vier da- 
von auf dem Theater erhalten. Jede Krection, die ihr 
Kepertorium zu schätzen weiss, kann sogen, was das 
10 für ein Vortheil wäre.' 

Durch solche und andere geistreiche Scherze ward 
unaer wunderliches Mariage-Spiel wo nicht zum Stadt-, 
doch zum Familien-Mährchen, im den Küttem unaerer 
Schönen gar nicht unangenehm in die Ohren klang. 
15 Auch meiner Mutter war ein solcher Zufall nicht zu- 
wider: . , . 

Dichtung Q. Wahrhell Thcil 3 Buch 15. — W. 2S. 3«, 
17—34». 8. 

1814. 
n ][Apt11 10. Weimar, oder Mal 14. Berka.] — 312 

[Zu 1786 Ende Juli, August] s. .Iphlgenle auf Tauria' ugD. 
(ItaL Reise.) 

181S. 

Februar 20, Weimar. — s. 12, 10. 313 

3j 1 [April, oder 1816, Juli Mitte. Weimar.] 313 a 

— [Zu 1787 Februar 16.] p. 141. 32— H2. 6. 

November 27. Weimar. 314 

Cotta: 

X 'Sechster Band.' 

Agenda 1815. — Tgb. .^, 307, 9. 18. 

' Vgl. die Belworfe 182. 3. 

■ Vgl. isr>. 24-2«. 
a ' Als DruL-kTorlnge fttr Bnod 6 der Weiice Cotta' dlcnlo Bund 5 
der Werke Cotta* (dieser Jedoch nicht [n der ersten, sondern 
iD der «welteu Auflsge dieser Ausgabe, vgl. W. 13 (2). 114); 
die SenduDg ({Ing erst 1S16 Jnnuitr 8 ab. vgl. Nr. 317-^19. 



180 GLAVIGO. 1815 



December 25, Weimar. 81& 

Gotta : 
,Wa8 wir bringen^ [Fortsetzung]. 
Sechster Band.^ 

Agenda 1815. — Tgh. 5. 308. 15. 19-21. » 

1816. 

Jannar 5, Weimar. 316 

[Vormittags] ^Clavigo' durchgesehen [für Band 6 der 
Werke Cotta^]. 

Tgb. 5. 190. 3 f. 10 

Januar 8. Weimar. 317 

[Abends ?] Paquet an C o 1 1 a , Meiner Werke sechs- 
ten Band:^ . . ,Was wir bringen' [Fortsetzung]. 

Tgb. 5, 190, 26. 

Januar 8. W^eimar. 318 i» 

[An] Cotta^ Stuttgart (Meiner Werke sechsten Band:' 

. , ,Was wir bringen' [Fortsetzung]). 
Tagebuehnotizen 1816. — Br. 26, 487. 

Januar 10, Weimar. 319 

E. W. erhalten durch, den Postwagen den sechsten a> 
Band meiner Werke.* Hinzugefügt ist: ,Wa8 wir 
bringen' [Fortsetzung] in reinlicher corrigirter Ab- 
schrift, zum fünften Band [der Werke Cotta'] gehörig.* 

An Cotta. — Br. 26, 215, 13—17. 

Februar 13, Weimar. 320 25 

E. W. Brief vom 22. Januar meldet nichts von der 

Ankunft meiner Sendung vom 8. ej., welche ausser dem 

6. Band meiner Werke noch einiges Andere enthielt* 

Der Rest der Sendung* liegt bereit. Ich will nur noch 

» Vgl. 179, 85-38. 90 

* Vgl. 179, 36 flg. 

' Auf diesen Brief bezieht sich die Notiz des Tagebuchs Ja- 
nuar 10: „An Cotta Nachricht des Paquets, . /* (Tgb. 5, 
200, 8 f.). 

* Vgl. Nr. 317 und Bpos 2, 985, 14 f. ss 

* Das heisst: der zweiten Lieferung der Werke Cotta', nem- 
lich die DruckTorlage für Band 7. 8. 



1«16 CLATIOO. 181 

(Febrnv IS, Woimu.] [»»1 

den ,E p i m e n i d e s', wie er hier gespielt worden, 
hinzufügen. 

An CotU. — Br. 28, 2fi3, 8—13. 

s l'^ebrnar 22, Weimar. 321 

[Abends ?] Laufzettel nach Stuttgart wegen dem 
sechsten Band meiner Werke.' 
TKb. ö. 209, 8-10. 
Febrnar 22, Weimar. 322 

[An] Cotta, Stuttgart (Laufzettel wegen dem sech- 

sten Band meiner Werke.' 

Tagebuchnotlzen 1S16. — Br. 26, 438. 
Februar 26. Weimar. 323 

Da ich noch keine Nachricht erhalten, ob das unter'm 
.i 8. Januar von hier abgegangene Packet, den 6. Band 
meiner Werke und einiges für den Damencalender ent- 
haltend,* bei Ihnen angekommen, so hab' ich einen 
Laufzettel' fortgeschickt, um von dieeer Ungewissheit 
befreit zn werden, , . 
»1 An Cotta. — Br. 26. 271, 11— 1«. 

Ai)ril 14. Weimar. 324 

'"Fahre ja fort mit Deirifu Theater - Rccensionen. 

' Vgl. Nr. 319. 

' Vgl. Nr. 317 und EpOB 2. 935. 14 t. 

« ' VgV Nr. 321. 322. 

' Z^ter an Goethe. April 4: ..Eben komme Ich au» .C 1 a v i g o". 
KIn frem<ler Schauspieler, Julias, von Bre:<laD hat sich 
ileu B^aumarchalH zugeeignet, doch nicht bezwungen. Bin 
Better. Rtlcher muss eine kllngeade Stimme haben. Daa 

% Ktfk-k ging (Iberbaupt weder recht auBelnander noch recht 
suaaiDmen, und ist doch ein glattes StUck. was sich leicht 
weRXpieleD sollte. Doch l<>ta fürchte, es fehlt an Aufsicht bei 
den Proben, Ja mir füllt eWn nicht einmal einer ein. der sie 
fahren sollte. . . . Erst Jetzt fällt mir"» ein rtarillicr nnebzu- 

3i «lenken: was dem Trauerspiel .Clavlgo' die gefillllge Hai- 
lang gibt UDd steh Bespect verschafTt. ohne vielf l'iustiinde. 
I<-h kann'» einmal nicht ausstehen, dnss Menscbcn-Rlut Ter- 



182 CLAVIGO. 1815 



[April 14, Weimar.] [394] 

Ee msLg freilich bei Euch wxinderlich aussehen, wenn 
man über ein so nacktes und herkömmliches Stück, 
wie ,Clavigo*, nicht Herr werden kann.^ Femer ist es 
eine rechte deutsche Art, zu einem Gedicht oder sonsti- 5 
gen Werke den Eingang überaU, nur nicht durch die 
Thüre zu suchen. Ich habe Zeit meines Lebens Ge- 
legienheit genug gehabt, mich zu verwundem, dass voll- 
kommen gebildete Personen ästhetische oder höhere sitt- 
liche Zwecke durchaus nicht anzuerkennen wissen. Idi 10 
möchte keinen Vers geschrieben haben, wenn nicht tau- 
send und aber tausend Menschen die Productionen läsen 

und sich etwas dabei, dazu, heraus oder hinein dächten. 
An Zelter. — Br. 26, 338, 10-22. 

October 15, Weimar. — s. Nr. 238. 324 a 1» 

November 14, Weimar. — s. Nr. 239. 324 b 

1817. 

Februar 13, Weimar. 325 

[Früh] Rollen des ,Clavigo* vertheilt.' 
Tgb. 6, 12, 23. w 



gössen werde, weiui's nicht was Grosses gilt, und daher war 
mir das bürgerliche Trauerspiel verdächtig. Diese Handlung 
ist so k(H'k. ganz ruhig neben der allgemeinen Geschichte vor- 
bei zu gehn und für sich allein etwas vorzustellen. Ein ver- 
unglückter Liebeehandel bringt zwei Hauptpersonen um's » 
Leben, deren Charakter sonst nicht zu retten wäre. Die übii- 
gen Personen leben, weil eine solche Ehre zu gross wäre für 
sie, und es würde ein Fehler sein, wenn noch ein Hund 
umkommen müsste'* (G.-Zelter 2, 231—233). 

^ Im Jahre 1807 hatte von Conta sich auch über eine schlechte jo 
Clavigo- Vorstellung (in Wien) brieflich gegen Goethe beklagt 
(s. G.T. 22, 21). 

Wegen der Ausdrücke „nackt** und „horkörauillch" vgl. 
170, 3 f. 

* Zwei Monate später, am 13. April, trat Goethe von der I>el- » 
tung des Hoftheaters zurück; immerhin wird die Besetzung 



mix lAi 



> Januar !1^;. Wäaiar. 



Oi'.iWr U. Weimer. S:*i 

[Abends.] Er s^-rt-.b. äi-rr irr st;-ii:i^LI*. nar *^"r.r:i2i^ 
IS BearbtitTing des .lIat-jo*. . .' 

llil Kr. Tva MiJifi-. — •Jwprirf* 4. a*« ■ MiL-r S. ll-:-. 



[Zn IftCS, Octobrra. Napoleon ^fie:] Ihr haw Trau- 
Tsjiiele* gtschriebeo. 



(ler Rollen bei der lonicbA folgenden VomeUnD«. ai 
AprlL dte Jiocb roa Goetbe aogf^rdiiet« gewesen wiu: 





Afril n. 


SoTHBb«- •. 1 






g(}drbaaDD. 

OfU. 






Marie Bsaamarchaif . . 
Sopbi. Gailb.rt 


. . LaruiD«. 






daialSearse 

Bedl»nter driOlavlno . . 
Bcdisnlcr de* Carlo* . , 


. . Durand. 
. . Achcola. 



Wegen der Voratellnng Im Jabrc 1880 s. Nr. 340. 
' Vjtl. 24. 21—2». 

• Vgl. 176. 24— 177. 2. 28 f. 18«. 18 1. 

• Wegen der DaUniag vgl. Epos 2. 660. 2&-e«l. 24. 

' DUntzer bemertct blerau (WK. 2r>. 300): ..Napoleon imU» 



184 CLAVIOO. 1S24 

?][FebniAr 15, Weimar.] [m] 

Ich antwortete das Noth wendigste/ 

Hier nahm Dam das Wort, der, um den Deutßdien, 
denen er so wehe thun musste, einigermassen zu schmei- 
ehehi, von deutscher Litteratur Notiz genommen; . . h 

Er sprach von mir wie etwa meine Gönner in Berlin 

mochten gesprochen haben, wenigsteuB erkannt' ich da- 

ran ihre Denkweise und ihre Gesinnung. 

Mit Napoleon. — Biographlsehe Einzelnbeiten: Unter- 
re<limg mit Napoleon. 1808. — W. 36, 272, 2—11. lo 

1825. 

April 23. Weimar. 332 

. . . Ich erbitte mir in der Folge einmal üre Gegen- 
wart, um Band für Band abzuschliessen. Fünfter und 

sechÄter folgen hierbei.^ w 

An Göttling. — G.-Göttliog S. «. 

1826. 

Februar 1, Weimar. — s. 30, 11.' 333 



Ton geiner ,Iphigenie* gehört", obgleich gerade diese kein 
„Trauersiiiel" ist; es dürfte eher an .Clavigo* und «Stella* 20 
zu denken sein, die beide schon 1782 französisch erschienen 
waren (vgl. Nr. 274). 
^ Ob Goethe hierbei einzelne Dichtungen genannt hat, und 
welche, ist nicht bekannt. 

Kanzler Müller erzählt in seinen «Erinnerungen* auch nur: S5 
„ . . [Napoleon] ging alsbald zu der Frage nach Goethes 
Trauerspielen über, wobei Daru Gelegenheit nahm, sich näher 
über sie auszulassen und überhaupt («oethes dichterische 
Werke zu rühmen, namentlich auch seine Uebersetzuug des 
,Mahomet* von Voltaire" (GesprHche 2. 221). 30 

• VgL 29, 31-36. 

* A p r 1 1 5: „In den sechsten Band meiner Werke eingeschaut*' 
(Tgb. 10, 180. 26 f.) ist kaum auf Werke Cotta' zu beziehen, 
sondern (wegen Tgb. 10. 180 22 f.: „Revision des Dlvans") 
auf die Ausgabe letzter Hand. si 

A p r 1 1 1 3: „Tlecks , Dramaturgische BlHtter' 2. Bftndchen*' 
(Tgb. 10. 183. 2 f.): hier ist vermuthlich gemeint: zwei Band- 



Weimar. - 



I Weimai-. — a. Nr. 54. Ki. 334 l. k 



lIMai S. «'ei 
Mal 13, I 
Mal 20, I 

Mal 2». ) 

][Mal Sl—Augnist 6, Weimnr.] — b. 33. 13. 21-2Ö. 334 

Mai 31. I 
.lunl 2. 
Juni 3. I 
' Jonl 4. { Weliimr. — b. Nr. 41!— ri2. 334 a-g 

Juni 10, I 
Jnnl 16, 
JaU S, I 

KJnli 18. 19. Weimar.] — b. Nr. 53. 334 h 

i .lull 18. I 
.lull l!i. I 

Juli 2ti. Weimar. 335 

[Abende.] ,Jüi den neunziger Jahren", fuhr tioethe 

fort, „war die eigentliche Zeit meines Theater- Intercraea 

schon ToröbcT, und ich schrieb nichts mehr für die 

Bühne, ich wollte mich ganz zum Epischen wenden. 

SdiiUer erweckte das schon erloschene Interesse, und 

ihm und S4>inen Sachen zu Liebe nahm ich am Theater 

wieder Äntheil. In der Zeit meines ,C!avigo' wäre es mir 

■6 ein Leichtes gewesen, ein Ihitzend Theaterstücke zu 

«■hreiben; an Gegenständen fehlte es nicht, und die 

Productioa ward mir leicht; ich hätte immer in acht 

Tagen ein Stück machen können, und es ärgert mich 

noch, das6 ich es nicht gethan habe.'" 

o Mit Rfkermaan. — ErtK-rmann 1. lT(i. 

i-ben. nlcbt: Bweltea: das Werk war eben erseblenea (Bres- 
lau. Im Yeriage von JoHef Max uud Komp. 1S2II>. Goethe er- 
hii'lt «8 vielleicht durch Opn Verleger im Aiiflnige des Ver- 
fnKM'i-s (ein daranf beitliülk-her Brltf Tlecks o<l«>r HoetlioH ist 

a nlcbt bräunt, die Bflcber-Venuehrunsallste für IS'M lii-icht 
lei<ler mit Anfang April ab). JedenruIlH sind beide Küiiili'lien. 
mit GoeibcB Ex-Ilbrls vemeben. In »eliiT BIbllotbek vorlinn- 
den. Band 1 enthält 8. 177— 18S eine l>edeuteDde Bespreeh- 
ung des .Clavlgo' und einer DitrstellimK denselben nni Hof- 

10 theoter tu Preaden. 

' Vgl. 17«, 5—10. — niew Stelle iso wie der ganase Abschnitt 



186 CLAVIGO. 



August 1, ^T^j„^^^ __ g ^,p 5g 5- 335 a. b 

August 6. 



1827. 

Januar 27, 

Februar 17, 

Februar 18, 

Febniar 19, 

März 12, 

April 4, 

Mai 3, Weimar. — s. Nr. 59. 335 i lo 

October 24, 



> Weimar. ~ s. Nr. 247—252. 335 e— b 



■h- 



^ . w «ir . A>imar. — s. Nr. 254. 255. 335 k. 1 

October 25, 



1828. 

März 11. Weimar. 

^^Ich hatte in meinem Leben eine Zeit^ wo ich tag- » 

lieh einen gedruckten Bogen von mir fordern konnte, 

und es gelang mir mit Leichtigkeit. Meine yOeschwiBter 

habe ich in drei Tagen geschrieben,* meinen ,Clavigo', 

wie Sie wissen, in acht."^ 

Mit Eckermann. — Gespräche 6, 281 (Eckermann 3, 161). » 

October 9, Weimar. 337 

x^bends Tiecks Vorlesung und Abendessen bei mei- 
ner Tochter.* 

Tgb. 11, 289, 1-3. 

1829. » 

April 10, Weimar. 388 

„Ich habe . . das neue Epos von Egon Bbert* gelesen. 
. . Das ist nun wirklich ein recht erfreuliches Talent, 
aber diesem neuen Gedicht mangelt die eigentliche poe- 

Tom 26. Juli bei Eckermann) feblt seltsamer Weise in t. lo 

Biedermanns Sammlung der .(Tespräcbe*. 
» Vgl. .Geschwister* 1776 October 26—29 (Tgb.). 
* Vgl. 176, 24- 177, 2. 28 f. 188, 14 f. 
' Goethe war bei beidem nicht anwesend; T\eck las .Claylgo* 

(Tgl. die ausführliche Schilderung bei Eckermann 2. 20 f.). zb 
^ ,Wlasta. Böhmisch-nationales Heldengedicht in drei Büchern*. 

Pmj?. 1821), Calve (Titel nach Kaysers Bücher-Lexikon). 



tische Grundlage, die Grundlage des Realen. Landschaf- 
ten, Sonnen-Auf- und Untergänge, Stellen, wo die äus- 
sere Welt die seinige war, sind voUkommen gut und 
nicht besser zu machen. Das Uebrige aber, was in ver- 
gangenen Jahrhunderten hinauslag, was der Sage ange- 
hörte, ist nicht in der gehörigen Wahrheit erschienen, 
und es mangelt diesem der eigentliche Kern. . . - 

. . Ebert . . hätte sich sollen an die Ueberlieferung 
der Chronilc halten, da hatte aus seinem Gedicht etwas 
werden können. Wenn ich bedenke, wie Schiller die 
TTeberliefenmg stndirte, was er sich für Uühe mit der 
Schweiz gab, als er seinen ,Tell' schrieb, und wie Shake- 
speare die Chroniken benutzte und ganze Stellen daraus 
wörtlich in seine Stücke aufgenommen bat,' so könnte 
man einem jetzigen jungen Dichter auch wohl derglei- 
chen znmuthen. In meinem ,Clavigo' habe ich aus den 
Memoiren des Beaumarchais ganze Stellen.'"' Es ist 
aber so verarbeitet, sagte ich [EIckermann], dass man 

I es nicht merkt,' es ist nicht stoffartig geblieben. „So ist 
68 recht," sagte Goethe, „wenn es so ist." 

Goethe erzählte mir sodann einige Züge von Beau- 
marchais. 

Mit Eckermami. — Genpräche 7, 76 f. (Eckermann 2. 88 f.) 
November 8. Weimar. 33» 

[Mittags] . . Riemer zn Tische. Wir gingen die Dra- 
mas von 1773 UBc! 1774* durch und hatten sonst noch 
angenehme litterarische Unterhaltungen. Blieben bis 
spät zusammen. 

I Tgb. 12, IM, 2ft-lBl, 2. 

' Tgl. 176, 19-22. 

■ Vgl. IM. 7- 162, 4. 176, 20-22. 

• Vgl. 161, 7—162, *. 

* Vgl. unter dleseD Jnhren Tabelle I; von deo dort g^nsnoten 
I draniatlHoben Di<>htung<>n kommen hier wotil hftuptHiuhTIcta 

In Betracbt ,PrometlieitH' und .GStter, Helden und Wletand'. 
deren Aufnahme In die Werte Cotta' beBproohen worden sein 



188 CLAVIGO. 1830 

1A80. 

?Januar 31, Weimar. — 339 a 

s. »Oötz T. Berlichingen' ugD. (mit Soret.) 

November 8, Weimar. 3iO 

[Vormittags] Der Schauspieler Seydelmanii voa 

Stuttgart^ welcher Oastrollen hier zu geben gekommsa 

war, besuchte mich auf Anmeldung Prof. Riemers.* 

Tgb. 12, 328, 17—19. 



^ Die erste Rolle, in der Seydelmaim gastirte, war Carlos im 
,Clavigo* (vgl. 183, 26 und Genast 2. 289 f.), am 9. Xovem- lo 
ber; auf Goethes Trauerspiel folgte an diesem Abend noch 
die ein-actige Posse ,Der Ehrgeiz in der Küche* nacli dem 
Französischen. In einem andern Stücke Goethes trat Seydel> 
mann bei diesem Gastspiel nicht auf. 





Concerto dramatico. 



BandtchrifUin Eine Relnacbrift vuu Goethee e1gn«i' Hand, aus 
d«ni Nachlas« F. H. Jacobla; gegenwärtig Im Besltt von 
Alexander Meyer Colin tu Berlin. Diese Handscbrift 

B ward», nach WH. B, 241, In einem Fac^uille bekannt ge- 

mocht (wann?); q)ater wurde nach ihr die DIchtnng ge- 
drn<^t In dem Werk: .Aus F. H. Jacobl's Nachlais. . . . 
Herausgegeben von Rudolf Zoeppritz. Zweiter Band. Leip- 
zig, 186Ö' S. 267-272. ■ 

10 Erster Druck: 1772 I>etenjb«r oder 17T3 Januar (?), unter dem 
Titel: ,a>iuxrto dramatico eompösto dal Sigr. Doüore 
Flawminio äelto Panurgo Mconäo' (Tgl. Nr. 342). Von die- 
sem Druck Ist kein Exemplar bekannt- 
WeimartT Ausgabe: 1S97. W. 38. 3-9 und 42fl. Wegen der 

is Stellung vgl. 97, 24—29. 



177». 

][l>ecember Ende? Frankfurt?]' Ml 

Aufzuführen in <ler Darmstüdter Gemeinscbftft der 
Heiligen.' 
I Vorbemerkung. — W. 38. 3. 

' Die EntetehnngBzelt der Dichtung ist nach W. 38, 425 ..spii- 
testena Mnrz 1773". nach WH. 5, 241 der Winter 1772 auf 73, 
Dach Wilhelm Scherer (.Aua Ooetbes FrUhzelt'. Straaabui^ 
1879, S. 15) Febniar 1773; obige Zellbeetlmmiing Ist mit Rilck- 
. Sicht anf Nr. 342 gewählt. 

■ Zn der „Gemeinschaft der Heiligen" In Darmstadt, deren Mlt- 
telpunct Merck war, gehörten ausser Goethe vor allem Her- 
ders Braut Caroline Flacbalsnd (unter dem Namen „Psyche"), 
FrilulciD v.m HouRHllInn („Urania'*) und Fi^ulein von Ziegler 



190 CONCERTO DRAMATICO. 1773 

1778. 

V] [Januar 8. Frankfurt.] 342 

Da ist ein Impressum komikum.^ Ein Exemplar Kiel- 

mannseggen . . das andere etwa Schneidern. 

An J. C. Kestner. — Br. 2, 53, 9—11. 5 

1818. 

] [April, Weimar, Mai, Juni, Teplitz.] MS 

[Zu 1772 — 1775.] . . mehr als alle Zerstreuungen des 
Tags hielt den Verfasser von Bearbeitung und Vollen- 
dung grösserer Werke die Lust ab, die über jene Gesell- 1 
Schaft gekommen,* alles was im Leben einigermassen 
Bedeutendes vorging, zu dramaüsiren. Was dieses 
Kunstwort, (denn ein solches war es, in jener produc- 

(,.LIla"); weitere MitgUeder s. WH. 22, 29ft-2ll9, vgl. auch Nr. 
343. Das »Concerto* ist, wie aus dessen ersten Versen bervor- i» 
geht, eine lustige Antwort Goeth'es auf einen gemeiusani gt~ 
8chriebenen Brief der Damistädter. 
^ Wenn hierunter das ,ConcerTo* zu verstehen ist (wie iu der 
Weimarer Ausgabe Br. 7, 470 bestimmt angenommen wird, 
während ebenda W. 38, 425 der Druck von 1869 als „erster* fc 
bezeichnet ist), so werden wir als den ersten Druck diesrs 
„Impressum" anzusehen haben, das Goethe vermuthlich sti 
Neujahr 1773 oder Sylvester 1772 veranstaltete. 

— Seherer bezieht (an dem 189, 23 f. angeführten Ort) fol- 
gende Stelle aus Goethes Brief an Kestner vom 11. Februar s:> 
1773 auf das ,Concerto*: „Eh'ster Tage schick* ich Euch wie- 
der ein ganz abenteuerlieh novum*' (Br. 2, 64, 5 f.), die aber 
wohl mit Br. 7, 470 auf den «Brief des Pastors zu *** an 
den neuen Pastor zu * * *. Aus dem Französischen* gedeotet 
werilen muss; „wieder" mag (jk)ethe hier im Hinblldc auf daa jo 
vier Wochen früher gesandte ,Concerto* geschrieben haben. 
* In den ersten Drucken von «Dichtung und Wahrheit* steht: 
„gekommen war", doch ist das „war" in der Ausgabe letzter 
Hand aus Gründen des Wohlklangs (..war. alles was") gestri- 
chen worden; die Wiedereinsetzung: des Wortes in der Wel- » 
marer Ausgabe erscheint unberechtigt 

Unter der „Gesellschaft" sind sowohl die Darmstädter „Ge- 
meinschaft der Heiligen" als auch die Frankfurter Freunde 
zu verstehen. 



181» roNCKRTO nilAMATIfU, IUI 

){April, Weimar, Mai, Juni. Tepllli.] (MS] 

Uvea Gesellschaft) eigentlich bedeutete, ibt hier ausein* 
ander zu setzen. Durch ein geistreicheH ZusamineuBeia 
an den heitersten Tagen aufgeregt, gewöhnte nuin sich, 

> in augenblicklichen kurzen Daratellungen allcB dasjenige 
zu zersplitteru, waa man Bonsl zusammengehalten hatte, 
am grosBere Compositionen daraus zu erbauen. Ein 
einzelner einfacher Vorfall, ein glücklich uaives, ja ein 
albernes Wort, ein Missverstand, eine Paradozie, eine 

a geistreiche Bemerkung, persönliche Eigenheiten oder 
Angewohoheiten, ja eine t>edeuteDde Uiene, und was 
nur immer in einem bunten rauschenden Leben vor- 
kommen ma^ alles ward in Form des Dialogs, der Ka- 
techisation, einer bewegten Handlung, eines Schauspiels 

s dargestellt, manchmal in Prosa, öfters in Versen. 

An diefler genialisch -leidenschaftlich durchgesetzten 
l'ebung bestätigte dch' jene eigentlich poetische Denk- 
weise. Man Hess nemlich Gegenstande, Begebenheiten, 
Personen an und für sich, so wie in allen Verhältnissen 

!0 bestehen, man suchte sie nur deutlich zu fassen und 
lebhaft abzubilden. Alles Urtheil, billigend oder miss- 
billigend, sollte sich vor den Augen des Beschauers in 
lebendigen Formen bewegen. Man könnte diese Produc- 
tionen belebte Sinngedichte nennen, die ohue Schärfe 

a und Spitzen, mit treffenden und entacheidenden Zügen 
reichlich ausgestattet waren. Das .Jahrmarkts fest' ist 
ein solches, oder vielmehr eine Sammlung solcher Epi- 
gramme. Fnter allen dort auitreteuden Masken sind 
wirkliche, in jener Societat lebende Glieder, oder ihr we- 

w nigstcns verbundene nnd einigennassen bekannte Per- 
sonen gemeint; aber der Sinn des Bäthsels blieb den 
meisten verborgen, alle lachten, und wenige wnssten, 
daaa ihnen ihre eigensten Eigenheiten zum Scherze dien- 
ten. Der jProlog zu Bahrdts neuesten Offenbarungen' 

)i ' Das faelsst nicht: erwies sieb, offeuliarte hIcIi. xontliTo: be- 
atArkte sieb, erstarkte lur Dauer (wurde ..Btetlft"). 



192 CONCERTO DRAMATICO. 1813 



] [April, WeimAT, Mai, Juni, Teplits.) [M3] 

gilt für einen Beleg anderer Art; die kleinsten finden 
sich imter den gemischten Gedichten,^ sehr viele aind 
zerstoben und verloren gegangen^ manche noch übrige 
lassen sich nicht wohl mittheüen. Was hiervon im Druck s 
erschienen, vermehrte nur die Bewegung im Publicum, 
und die Neugierde auf den Verfasser; was handschrift- 
lich mitgetheilt wurde, belebte den nächsten Kreis, der 
sich immer ei'weiterte. Doctor Bahrdt, damals in Gies- 
sen, besuchte mich, scheinbar höflich und zutraulich; er i« 
scherzte über den ,Prolog', und wünschte ein freundli- 
ches Yerhältniss. Wir jungen Leute aber fuhren fort 
kein geselliges Fest zu begehen, ohne mit stiller Schaden- 
freude uns der Eigenheiten zu erfreuen, die wir an an- 
dern bemerkt und glücklich dargestellt hatten.^ u 

Dichtung u. Wahrheit Thell 3 Buch 13. — W. 28. 235, 
8—237, 7. 

1816. 

][l>i'cemlKu- 20? Weimar.] — s. Nr. 844. 343 a 



1819. 

][Febniar 14, Weimar.] — s. 146. 14 f. 343 b 

1881. 

September 16, Weimar. — s. Nr. 848. 348 c 

][nach September 16, Weimar.] — s, Xr, 849. 343 d 



jo 



' In den Abtheilungen ,KunstS , Parabolisch' und .Bpigram- ^ 
ma tisch*. 

' Ausser den beiden Dichtungen, die Goethe mit Namen an- 
führt (191, 26. 34), kommt von Dramatischem für das hier 
Gesagte in Betracht: 

1. Anekdote zu den Freuden des Jungen Werthers, ^ 

2. Concerto dramatico, 

3. Fastnachtspiel vom Pater Brey, 

4. Hanswursts Hochzeit, 

5. Satyros, 

6. Unglück der Jacobis. ^^ 




Die Danalden. 



Ba»idKihnftm: sind nicht bekannt 
.Drucke; sind nicbt vorbaudeu. 

17Ä7. 

i 'Mal 20, Jena. 344 

[Früh] Die ,FIeheiiden' des Aeschylas.' 
Tgb. 2. 68, 21. 
Mal 21, Jena. 34S 

Nähere Betrachtung der .Flebendea" und Ueberle- 
D gung eines zweiten Stückes. 
Tgb. 2, 68, 25—27. 

1800. 

][Juli oder August, Weimer oder Jena.] 346 

*Ton musikaliBchen Dramen, an deren Ausführung 
& * Goethe war neuerdings durcb Wilhelm t. Humboldt zar Be- 
KhGftlgnng mit den TragOdlen des Aeschytus angeregt wor- 
den (vgL Tgb. 2, «2, 11. 24. 68. 6. 11. 66, 7; Q-Humboldt S. 28 
und DJ. 9, 78-80). 

• „Abends bei Schiller, Fortsetzung des Gesprächs über des 
o Aristoteles .Dichtkunst" und die Tragödie dberbaupt" (Tgb. 

2. 68, 22—24): am 10. Naebmlttags war Goethe nach Jena 
gekommen und hatte Abends S<-hltlem besucht. 

• Vgl. Nr. 344. 

• Zelter an Goethe, 1800 Januar 30: Man sagte hier vor 

la einiger ISelt. dass Dieselben [E. Hocbw.] eine ernsthafte 

moslkaJIsche Oper gedichtet häitea Vielleicht bin Ich falsch 
berichtet, allein wie wollte leb mich freuen, wenn ich Sie eu 
einem so Terdlenstl leben Werke vermSgen kfiunte! Und welch 
eine angenehme Arbeil würde die Coiuposltlou einer solchen 

Orlf. Ooeihe Ober •. DichtUPKeti. T. 11, B. 1. 13 



194 DIE DANAIDEN. IWiO 



][Jali oder AngroBt, Weimar oder Jena.] (Mi] 

ich noch denken möchte, liegen nur zwei Anfänge unter 

meinen Papieren.^ Zu einem komisch heroischen, der 

zweite Theil der ^Zauberflöte^^ zu einem tragischen, die 

^Danaiden^; doch würde ich kaum Lust und Muth eins » 

oder das andere auszuführen finden, wenn ich nicht einer 

Composition und Aufführung versichert und mit dem 

Theater, auf welchem sie zuerst aufgeführt werden 

sollten, in unmittelbarer Verbindung stünde, um den 

ersten Eintritt durch Benutzung aller individuellen und lo 

localen [Verhältnisse*] recht brillant zu machen. 
An Zelter. — Br. 15, 337 f. 

1801. 

Mai 29. Weimar. 347 

In einem frühem Briefe, auf den ich Ihnen leider is 
die Antwort schuldig geblieben,* fragen Sie an, ob 
nicht etwas, das einer Oper ähnlich sieht, sich unter 
meinen Papieren befinde? 

Von einem zweiten Theil der ,Zauberflöte' wer- 
den Sie die ersten Scenen in dem nächsten Wilmaimi- » 
sehen Taschenbuche finden, zu einem ernsthaften Sing- 
stücke, die ,D a n a i d e n*, worin, nach Art der älteren 
griechischen Tragödie, der Chor als Hauptgegenstand 
erscheinen sollte, hatte ich vor einigen Jahren den Ent- 
wurf^ gemacht; aber keins von beiden Stücken werde » 
ich wohl jemals ausführen. Man müsste mit dem Com- 

Oper für micti sein! . . .'* (G.-Zelter 1, 12.) Hierauf erwiderte 
Goethe das Obige, schickte Jedoch den Brief nicht ab, son* 
dern antwortete erst fast ein Jahr später (s. Xr. 347), nach- 
dem Zelter ihm am 15. April 1801 abermals geschrieben hatte 30 
(übrigens ohne des Opern-Planes nochmals zu gedenken). 

* Demnach war der „Entwurf* (Z. 24 f.) niedergeschrie- 
ben; 1800 erinnerte Goethe sich desselben nicht mehr oder 
Riemers Angabe 195, 13 f. ist unrichtig. 

' Man könnte auch ergänzen „Vortheile** oder ..ITmstände". ss 

* Vgl 193, 24. 

* „Nichts im Naehlass und auch sonst keine Spur" (Br. 15, 
352 zu 232, 15); vgl. Z. 2 f. 



J80J DIE DANAIDEN. 195 

[M^ n, TTcU.*'-! (»Ml 

ponidteii zuKdmmenleben und für ein bestimmtem Then- 
*er arbeiten, sonst kann nicht leicht aus einer solchen 
UiiternehmuDg; etwas werden. 
: An Zelter. — Br. 15. 232, 6—20. 

ISO«. 

AufTUBt 29, Jena.' 348 

[Vor Mittag.] Bei Goethe. Aus Schlegels Vorlesun- 
gen vorgelesen. Was A. W. Schlegel am Aeschylus ta- 
) delte, dass sein Chor meist die Hauptperson ist, findet 
Goethe ebenso zu loben und als da« Rechte. Zu den 
,SuppUces' hat er früher das dritte Stück der Trilogie 
erfunden und im Kopfe ausgeführt, aber nichts aufge- 
schrieben.' 
i „Das ist eben das VortrelTliche, dass aus der Masse 

des Chors (den Dana'iden), der überein gesinnt ist, eine, 
die Hermione, als der Gegensatz, heraustritt."* 

Mit Rftimer. — Uespräcbe 2, 2T6 (Riemers Tagebucb, 
D«ntache Revue 12 (1), 280). 



' Der TagebuctaTeruierk unter August 29: „Einige Vorlesungtin 
TOD Scblegel" (Tgb. 4, ST, 8 f.) beweist, dass die DatiruDg 
August 20 b«>l Riemer 2, 621 und 638 irrig Ist. 

■ Vgl. dagegen 194, 2 f. 24 f. 

■ Der in Frage Ifommende Tadel Srblegels Qndet slt-li lu der 
rierteu Wleuer Vorlesung (1808). b. .August Wilhelm und 
Friedrich Scblegel In Auswahl herausKegeben vod Dr. Oskar 
V. Walzel- (Stuttgart O. J.) S. 1.^ Z, 36 bia S. 16 Z. 26. Dasa 
Schlegel TOU Goethes Plan wunste. darauf duutet folgende 
Stelle Im Schema seiner Berliner ,Vorle«ungen über schöne 
LIttenitiir imd Kunnt': „H^etida rermuthlich das mittelste 
[Stack] einer Trllc^e: Das 1. in Eg^pten. — Das 3. die ,Da- 
nalden'. (Goethes Unternehmung. Seine Meinung Über die 
Trlloglen.)" (Deutsche Lltt^raturdenkmale des 18. und 19. 
Jahrhunderts 18. 339, 22—24.1 



E g m n t. 



Handtehrifieit: 1. t^luo Alisihrirt vod Goethes eigner Hand; 
Im Besitz der KünlKllcheD Bibliothek zu Herllo. (Bin Pac- 
Btmlle der gaozen Handschrift Im Goethe- u. Schlllfr- 
Archlv BU Weimar; eine verkleinerte NachlilldatiK des » 
Titels, des Personen- VerzelohnlsBes und der ersten S^ite 
s. WK. 8, 412 und 422.) 

2. Eine RelDftchrirt von Schrelberhand, mit Verb<-ss<'- 
rungen Herders; Im Goethe- und SohlUer-ArchW; sie llejit 
dem ernten Drnck zu Grunde, fUr den Jedocb aticb die ;j 
anter 1, genannte Handschrift zu Rathe gezogen wonli-n 
Ist. 

Ertttr Druck: 17^8. Sthriften ö. 1—108. Beide, den Band 
»chni Uckende. Kupfer bestehen sich auf .Egmont': 1. <la!< 
Titel-Kupfer, tiacIi einer Zeichnung Angelicn K&nffmftDDe a 
gestochen von Llps In Rom: Cläreben vor Egmont knle- 
end (Aufzug 3 SchlusB): 2. die Kupfer Vignette atif detu 
Titelblatt, gestochen von Geyser nach einer Zetctanung 
Oeser«: Egmont liegt träumend auf dem Ruhebett, ClSr- 
cben, als GenluB über Ihm schwebend, senkt den Krau k 
Ober sein Haupt herab (Aufzug 5 Schlnssl, 

Der gleiche Druck erschien auch 8el1>st8tändlg, obne 
die Bogennortn „Goethe's W. 5. Bd."', unter dem Titel 
.Egmont. Ein Trauerspiel in fllnf AufzU^a. Von Goethe. 
Ächte Ausgabe. I.ieipzlg. t>el Georg Joacblm GOBchep. k 



Göschen selbst veranstaltete mehrere unrecht masslee 
Nachdrucke, von denen bier nur der ITfll In Band 3 der 
vlerMtndlgen Aufgabe Ton .Goethes Schriften' ers^lenene 
In Betracht kommt, well Goethe Ihn dem Dnick In der s 
ernten CottBHcbeii Ausgal>e der Werke zu Grunde lecte. 



Zuattr Druck: ISOT. Werke CotW B. 1(1S)-30G. 
ZhiUtr Dmek: 1816. Werke Cotta' 6, 1S9-30S. 
Timer Druck: 1827, Werke Cotta" 8, 167-300. 
Weimartr Autgabe: 188», W. 8, 171-305 und 340-364; vorher 
gebt ,OÖtz . . Ein ScbaDspter. 

Uebersicht der Aufführungen 



IT91 Hün 31. 


II. nnter Goe 


tbes Lellunic: 


1. nsa April U in WelDwr. 


12. ISIO K«bn«r 7 in WeimM. 


1. 18« H«i 11 in Weimar. 




■. , JnU IT lu LandutSdl. 


H. , Oclober 31 in Wtimu. 


i, 1B07 JoU 10 in Lini'lulädl. 


li. ISll AuBiut » in Halle. 


G. „ AiiKiul 11 Id liCipiig. 


ie. ISIS Jnol 17 lu Halle. 


e. , Anput It in Leipiig. 




7. . OnobBT M iu Weinur. 


IS. 181( Janur W in Weimar. 




1». . jBDi 31 in Halle. 


». IMW Jtoau IS in Weimar. 




0. . M>i 10 iD WeiBi«r. 




1. , Owober « in Waimw. 





177S. 

'?October 18. Frankfurt. — a. Nr. 110. 348 s 

?]lSoveuiber zwlsi-hen 10 und 18. Frankfurt.] - 348b 

B. Nr. 111. 
as ?]Deceniber 2.1. [Frankfurt.) — s. Nr. 112, 349 

177*. 

?]Junl 1, [Frankfurt.] — b. ,FauBf ugD. (an Schöuborn.) 8» 

' Die Beilehung der Km. 348a-351 auf .Egmont' lat ganz frag- 
lich; sie sind bier nur der VollstHndlgkelt wegen aufgeführt, 

30 und weil sie von einigen Forschem fUr ,Egmont' In Anspruch 
genommen werden (vgl. die zugehörigen Erläuterungen). Dau 
die innere Gestaltung des Siotfea schon lange vor dem 
Herbet 177B, schon 1773 begonnen hat, wird bezeugt durch 
die Stelle In .Dichtung und Wahrheit' Buch 17: „Man wuaate, 

3i dass Ich noch andere Puncte Jener Zeitgeschichte [15. und 
16. Jahrhundert] mir In den Sinn genommen hatte . ." {W. 28, 
72, 23 f.); die eigentliche Arbelt und der Anfang der Nieder- 
schrift fällt nach Nr. 485. 512 und 524 in den Herbst 1775, 
woran iigeud zu zweifeln kein ausrelcliender Grund vorliegt. 



1Ö8 EGMONT. 1774 

?December 23, Frankfurt 351 

Ich zeichne mehr^ als ich sonst was thue^ liedere auch 

viel. Doch bereit' ich alles, um mit Eintritt der Sonne 

in den Widder^ eine neue Production zu beginnen, die 

auch ihren eignen Ton haben soll/ v 

An Boie. — Br. 2, 220, 11—15. 

1775. 

?][October 18, Frankfurt.] 352 

Ich hab' allerlei geschrieben, das Dir eine gute Stunde 
machen soll — Sind aber doch allzumal Sünder und lo 
mangeln des Ruhms, den wir vor unsrer Mutter Natur 
haben sollten. 

An Bürger. — Br. 2, 302, 24—27. 

1776. 

] [Januar 29? Weimar.] 353 i& 

Wir* haben heute viel Guts gehandelt über der Ver- 
gangenheit und Zulcimft — Geht mir auch wie Margre- 
then von Parma: ich sehe viel voraus, das ich nicht 

ändern kann.* 

An Ch. V. Stein. — Br. 3, 22, 4—7. » 



' Das heisst: 1775 im letzten Drittel des März, zur Zeit der 
FrühlingSrTag- und Nacht-Gleiche, die Ooethen stets h^igr 
war (vgl. eins seiner letzten Worte, am 22. März 1832, Ge- 
spräche 8, 162). 

' Die Stelle wird im Register der Weimarer Ausgabe gar nicht » 
berttcksichtigt, von Düntzer (Erläuterungen 7, 2 und Goetbes 
Leben S. 224) auf ,Egmont* bezogen; nach Briefe vdH. 1. 188, 
29 „Besiehung unbekannt". 

' Goethe und der Herzog Karl August. 

* Aufzug 1 (Scene: Palast der Regentin), Machiavell: so 

Hab' ich nicht alles voraus gesehen?'' Regentin: „Ich sehe 
auch viel voraus, ohne es ändern zu können" (W. 8, 186, &— 9). 
Goethes Bemerkung lässt doch wohl darauf schlienBen, dmsa 
Frau V. Stein die Seeue schon kannte. Jedenfalls wird Goethe 
die bis dahin niedergeschriebenen Scenen (vgl. 279. 17 f.) der 3» 
Freundin und auch bei Hofe vorgelesen haben, so daas die 
Nachricht von ihrem Vorhandensein in weitere Kreise drang. 



1178 EQMONT. 



1778. 

April 12. Weimar. 35i 

jEgmont' war mir wieder in Sinn gekommen. 
Tgb. 1, «4, 21. 
i ?l[Hal 14,] WDrlitz. 356 

^Uad nun bald in der Pracht der königlichen Städte, 
im Lärm der Welt und der Kriegsriistungen. Mit den 
Menschen haV ich, wie ich spüre, weit weniger Verkehr 
als sonst. Und ich scheine dem Ziele dramatischen We- 
10 sens^ immer näher zu kommen, da mich'a nun immer 
näher angeht, wie die Grossen mit den Menschen, und 
die Götter mit den Grossen spielen. 
An Cb. T. Stein. - Br. 3, 223. 12-19. 
tDeceinbpr, vor 5, Weimar.] 356 

IS Schrieb einige Scenen' an ,Egmont'. 

Tgb. 1. 72. 9. 
Deceaiber 5, Weimar. 357 

[Morgens] Alba und Sohn.* 
Tgb. 1. 72, 11. 
ao December 13, Weimar. 358 

Früh Monolog Albas.' 
TgU 1, 73. 12. 

Relcbarda .Theater-KaleDder' führt demzufolge In den Jahr^ 
^Dgea 1777—81 unter Goethes „ungedniebten Scbnuaplelen" 
ii auf: ,Dle Vogelwiese', und beblilt dleeen Titel aucb In den 
JahrgüDKen 1782—86 bei, die daneben nocb ein StUi-k .t^raf 
Egiuonf verzeichnen (vgl. GJ. 15. 262 f.). Vgl. auch 100. 36-39. 

■ Vom 10. Mal bis I. Juni begleitete Goethe den Hpi-zoc Kail 
August auf einer Reise mich Leli>zlg. Würlllz. Potwliiin UDd 

ta Berlin. 

* Vgl. KiKw 2. 710. 17 f. 711. 23. 30 f. 

■ Wie nacb Nr. 357 und 358 zu verniutben dl? eisicu Se<'ueD 
von Aufzag 4: 1. Sti-asse (Jrtter. Elmmermelster. Soest. Van- 
spn). 2. Per CulenburRisrhe Palast (Silva. Gomez, Fi'idlijand, 

U Albfll. W. 8. 244— 2.-.7. 19. 

* In Aufzug 4. vor Albas Monolog. 

* Im 4. Aufzug. 



aOO BOMONT. 1779 

1779. 

Mal 26, [Weimar.] 339 

Mein ,Egiiioiit* rückt doch, ob ich gleich den 1. Juni 
nicht fertig werde.^ 

An Ob. V. Stein. — Br. 4, 3», 4 f. » 

Juni 15, Weimar. 300 

[NaehmittagB] . . an ^Egmont' geschrieben. 

Tgb. 1, 87. 2. 
Juni 24, [Weimar.] 361 

Gestern Abend hab' ich noch eine Scene in ,£gmont^ m 
geschrieben, die ich Icamn wieder dechiffriren Icann.^ 
An Oh. V. Stein. — Br. 4. 43, 8—10. 

September 7, Weimar. 3H2 

Ich schicke Ihnen, was von ,£gnu>nt' fertig ist, und 

alle meine andre Sachen, heben Sie mir sie auf.' u 

An Ob. V. Stein. — Br. 4, 58, 4 f. 

November 9, Leukerbad. 363 

Bei Zeiten aus Sidei-s mit % allein, nach dem Lenker 
iJad; schöne Aussicht in's Wallis, beschwerlicher Weg; 
schrieb eine Scene am ,Egmont^ Besonders trefflicher so 
Anblick nach Inden hinein; böser Felsgang. . . . das 
Bad " — Gang gegen die Gemmi. Zurück. . Essen, Ge- 
spräch, geschrieben pp.**' 
Tgb. 1, 102. 12-17. 



^ Nacb Auffübrung der Jpbigenie' (April 6) »»sagte Croetbe Frau xs 
T. Stein die Vollendung des »Bgmonf bis zum 1. Juni su**; 
worauf diese Behauptung Düntzers (Erläuterungen 7, 6) sieb 
gründet, weiss leb nicht G.-Stein 1» 533 Erl. 1 zu S. 165 
belBSt ee zu obiger Stelle: „Er batte wohl früher gehofft, bis 
zur Zeit von Mereks Ankunft [Ende Mai] damit zu Ende sn so 
kommen'*. 

• Am 13. Juli reiste Merck wieder ab (vgl. Tgb. 1, 87, 20—88, 
2!); Goethe wird mit ihm über ,Egmont* gesprochen haben. 
Am 26. Juli schreibt Frl. v. Göchhausen an Merck, von Et- 
tersburg aus: „Den Tag Ihrer Abreise trauerte selbst die ss 
Natur; die Herzogin war still, und ich blieb allein bei ihr. 
Goethe hatte mir seinen .Egmont* und die .Vögel' zum Vor- 
lesen da gelassen, aber's wollt's nicht thun" (Merck 1, 168K 

" Während der Reise in die Schweiz, die Goethe am 12. antrat. 

* Düntzer vermuthet, „in der schmalen und niedrigen Stube «o 



17S0. 

Hän 16. Weimar (Garteahätucbea). 364 

[Vonnittags] . . spazieren, an ,Egmont' geschrieben.' 

Tgb. 1. 111, 10 f. 

s April 3, Weimar. 3SB 

Von Dramas and Romanen ist auch Verschiedenes in 

Bewegung-' 

An Merck. - Br. 4. 202. H f. 

Mal 14. [Weimar.] S-» 

'o Meine Schriftstellerei aubordinirt sich dem Leben, 

doch erlaub' ich mir, nach dem Beispie! des grossen 

Königs, der täglich einige Stunden auf die Flöte wandte, 

auch manchmal eine Uebung in dem Talente, das mir 

eigen ist. Geschrieben liegt noch viel,' fast noch ein- 

1» mal so viel, als gedruckt, Plane hab~ ich auch genug, 

zur Ausführung aber fehlt mir Sammlung und lange 



des lüelaeD Bretterbausfs \u Leukerbad bal)e ihn die Aus- 
fttbrang der ernten Gefängnis»- Scenc angezogen, die er scboa 
auf dem bösen Felsgang nach luden überdacht babe" (Goetbes 
Tagebücher S. ITC); damit zusammen bangt Düntz<-i-s weitere 
Vunnathung, dass dlp obige Bemerkung an falBcbem Orte 
stehe und zwischen die Worte ..das Bad" und ..Gang gegen 
die Gemml" gehöre, dass also Goethe die Sceue Jedenfalls 
erst In Leukerbad schrieb, nicht, wie ea nach Tgb. scheint, 
auf dem „besehwerl leben Weg". Allerdings Ist In dem Reloe- 
brlefe .Leukerbad, den neunten, am Fuss des Gemmiberges', 
In dem Goeihe den „treinicbpn Anblick nach luden bloelu" 
genau beschreibt (s. W. IS. 267, 22— 208, T), ebensowenig wie 
im Tgb. die Rede von einer Einkehr, wiihrend welcher Goethe 
die Scene hätte niederschreiben können; die erste und ein- 
slge längere Bast anlscben Slders und Leukerbad fand, wie 
es scheint, in luden sUtt (vgl. W. 10. 268. 18—22). 

' Düntzer vermuihet: an Aufzug r. (Goethes Tagebücher S. 187). 

* ,EgmoDt' and .Torquato Tasso', wegen der Romane rgl. 
Epos 1. 286, 29 f. 

> Von dramatischen Dlchttmgen kommen hier und bei den 
..Planen" (Z. 16) vor allem In Betracht: .Eguiont*. .Faust', 
.Gesell wlster'. .Iphlgenio'. .ToifU'ato Tnfwo'. 



202 EGMONT. 1780 

[Mai 14, [Weimar.]] (IM] 

Weile. Verschiedlies hab' ich für's hiesige Liebhaber- 
Theater, freilich meist conventionsmäsBig ausgemünzt.' 
An J. C. Ke»tner. — Br. 4, 221, 1^-28. 

1781. » 

Deeember 12, Wilhelmstlial. 367 

. . es geht mir wohl, ich mag die Menschen leiden, 

und sie mich, ich bekümmre mich um nidit« und 

schreibe Dramas. Mein ,Egmant^ ist bald fertig, und 

wenn der fatale vierte Act nicht wäre, den ich hasse lo 

und nothwendig umschreiben muss, würde ich mit diesem 

Jahr auch dieses lang vertrödelte Stück beschliesaen.' 
An Ch. V. Stein. — Br. 5, 239, 12—17. 

?December 17, [Weimar.] 368 

Schick mir, was ich bei Dir habe.' i» 

An Ch. V. Stein. — Br. 5, 241, 12. 

1782. 

MMrz 16, Dornburg. 369 

Xun will ich über den ,Egmont^ und hofP ihn end- 
lich zu zwingen. so 
An Ch. V. Stein. — Br. 5, 280, 23 f. 

][M«rz 17,1 Doi-nburg. 370 

Ich bin ganz leise fleiesig, ich möchte nun ,Egmont' 

so gar gerne endigen, und seh' es möglich. 

An Ch. V. Stein. — Br. 5, 282, 3—5. » 

Mäi-z 20, [Weimar.] 3n 

[Früh.] Mein ,Egmont^ ist die einzige frohe Aussicht 

auf die acht Tage,* das Einzige, was ich zwischen mein 

^ ,Jery und Bätely*, ,Lila', «Triumph der Empfindsamkeit*. 
.Vögel*. 90 

* Seit dem 6. war Goethe Ton Weimar abwesend. Er schrieb 
zur Zeit wahrscheinlich am 5. Aufzug. Im Mal schon hatte 
Tobler an I^yater gemeldet: „Seine ,Befreiung yon Holland* 
bis an den letzten Act fertig — politisch voll herrlicher Ge- 
danken" (SdGO. ir,. .3.56, 30—32). 35 

* Vgl. Nr. 362. 

* Goethe war seit dem 14. März in Recriitiningsgeschäften 



1782 EGMONT. 3« 

(Hin 10. |tVelm>r.|] l^'l) 

ViTlangen zu Dir einschioben kann, da«6 es mir uinht 
schmerzlich wird. 

An Ch. T. Stein. - Br. 5. 283, 7-10. 
IMiirz 20, BnttHtädt. 372 

[Nachmittags.] Xun will ich mich hiusetzen und 
einen alt«n Geßchicbtsch reiber' dnrehlüsen, damit ,Eg- 
niont' endlich lebendig werde, oder auch, wenn Ihi willst, 
dase er zu Grabe komme. , , .' 
Abende, Ich habe gelesen, ausgezogen und geschrie- 

ben. Den ersten Tag, dass ich von Dir weg bin, will es 
nie recht gehn, . . . 

Zum jEgmont' habe ich Hoffnung, doch wird's lang- 
samer gehn, aJs ich dachte. Ee ist ein wunderbares 
s Stück. Wenn ich 's noch zu schreiben hätte, schrieb' ich 
es anders, und vielleicht gar nicht. Da es nun aber 
da steht, so mag es stehen, ich will nur das AllKuauf- 



verreiat gewesen, am 1». Abends nach Weimar gekuiumen, 
reiste Jetat, am 20. Morgens, zu gleichem Zweck wieder ab, 
kehrte aber schon nach fOnf Tagren znrlick, und iH'gab sich 
am 29. März abermals auf die Reise. 
> Zwei der. von Goethe ffir seine Dichtuntc beiiutzteii. Quellen- 
werte sind die folgenden: 

1. ,Famlanl Stradse romnui « aotletnle Jesv de bfllo U-Igico 
decade^i dna" .\li extfssv rnroll V. Imp. iisq; ad Inltlum Prie- 
fecturse Ale.iandii FarnpKii Parmie Placentlsque Ducis III. 
ad anuTui 1078 continvnlae . . M. DC. I.I. Francüfvrtl ad 
Uoenvm. Sumptlbns Johnnnis Beyer!', 4°. 

2. .Ejgentik-be vnd vollkommeue hlBtorJHche Beschreibung 
deas Nlderländlschen Kriegs: . . Durch Eiiiunuel von Meteren 
Erstlich in Nideiliindi scher Spraach beschrieben, nun aber 
In Hochteiilach vbei'setzt. . . In Kwej- Theil . . Ambsferdam 
fledructt bey Jolian Jausons. Anno M. DC. XXVII*. 2*. 

Wie aus Nr. 373 in »chllessen, Ist liier das Werk Stmdae 
gemeint, daa Goethe nach Br. 18, 99 zu 2208 n in d<'iii Mainzer 
Druct von 1651 benutEte. 
• Das hier Ausgplnssene Ist Epos 2. 711 unter Nr. IH« nachzu- 



204 EGMONT. J 782 



][MärE 20, Buttstädt.] [m] 

geknöpfte^ Studentenhafte der Manier zu tilgen suchen, 

das der Würde des Gegenstands widerspricht. 

An Ch. V. Stein. — Br. 5. 284, 14—17. 23-26. 285, S-«. 

März 22, Kalbsried. 373 i 

Im S t r a d a , der den alten Niederländischen Krieg 

geschrieben hat,* finden sich gar treffliche Schilderungen 

von Personen, die ich Dir übersetzen will. 
An Ch. V. Stein. — Br. 5, 287, 13—15. 

April 6 Morgens, Gerstun^eu. 374 lo 

Am ,Egmont^ ist nichts geschrieben^ die Zerstreuung 

lässt's nicht zu. 

An Ch. V. Stein. — Br. 5, 297, 21 f. 

] [April] 6 Abends, Tiefenort. 375 

^Noch ein Wort vom ,PilatußM Wenn unser einer u 
seine Eigenheiten und Albernheiten einem Helden auf- 
flickt und nennt ihn Werther, Egmont, Tasse, wie Du 
willst, gibt es aber am Ende für nichts, als was es ist, 
so geht's hin und das Publicum nimmt insofern An- 
theil dran, als die Existenz des Verfassers reich oder lo 
arm, merkwürdig oder schal ist, und das Mährchen 
bleibt auf sich beruhen. Nun findet Hans Kaspar diese 
Methode des Dramatisirens (wie sie's nennen) allerliebst 
und flickt seinem Christus auch so einen Küttel zu- 
sammen und knüpft aller Menschen Greburt und Grab, ss 
A und 0, und Heil und Seligkeit dran, da wird's ab- 
geschmackt, dünkt mich, und unerträglich.' 
An Ch. V. Stein. — Br. 5, 299, 12—24. 



» Vgl. 203, 24. 

• Vgl. die Erläuterung Epos 2, 542, 28—38. m 

• Am 12. war Goethe in Moiulngen, von wo er Frau v. Stein 
mittheilt, er wohne daselbAt bei Herrn v. Blbra; dieser beglei- 
tete ihn zwei Tage später nach Barchfeld (Br. .^, 306, 24. 310, 
20 f.). Ob bei dieser Gelegenheit von , Egmont' die Rede ge- 
wesen ist, imd in welcher Welse, bleibt dahingestellt. Jeden- tt 
falls k a n n .Egmont' .ironio'nt sein (vielleicht auch .Torquato 



Hai 5, Weimar. 376 

Sie erhalten hier einen VerBnch, den ich tot einigen 
Jahren gemacht habe, ohne dass ich seit der Zeit so viel 
Müsse gefunden hätte, um daa Stück so zu bearbeiten, 
i wie es wohl sein sollte.' Legen Sie es, wie et ist, Ihrem 
Herrn Vater vor, und dann bitte ich Sie, recht auf- 
richtig und ausführlich zu sein und mir umständlich zu 
melden, was er darüber sagt. Mir ist eben so wohl um 
Bein Lob, als um seinen Tadel zu thun. Ich wünsche zu 
j wissen, von welcher Seite er ee ansieht. 

Ich füge nur eine Bitte hinzu, dass Sie die Abschiift 
nicht aus den HändcD geben mögen, und erwarte sie bald 
wieder zurück.* 

Ab Jenny v. Voigts. - Br, 5, 321, J-I3. 

1 TasBo' oder .Blpenor'). wenn Schiller ein Jahr BpBter, 1783 
Jnni 15, von Bauerbach aus an Reinwald schFeibt: „Geetern 
habe leb Herrn von BIbra (ich meine den Oberhofmeister) 
kennen gelerni. ... Er hat . . mich ernstlich zu sich ge- 
beten, wo er mir auch Goethes Trauerspiel lesen wird" (Schil- 

a lere Br. 1, 133 und 479). 

' ,Bginont', nach DHatzers Vermuthung (Erhtuterungea 7, 8), 
die, gegründet auf Justoe Mosers, des Vaters der Adressa- 
tüi, Urthell über ,Götz' (vgl. diesen Erl. zm 1781 Juni 21), 
sehr viel Wahrscheinlichkeit hat; nach Strehlke 2, 861 war 

& es eine Abschrift der ,Iphlgenle'; unbestiiumbar ist die Be- 
stehiint' dtr stelle nach dem Register der Weimarer Ausgabe, 
während Minor (, Entstehungsgeschichte und Stil des Egmont' 
In den ,Grenzboten' 1883 42 (1). 361—370) sie gleichfalls auf 
.Egmont' bezieht, 

' Schon am 4. Mftrz hatte Goethe geschrieben: „Ihrem Herrn 
Vater schick" ich eh'atens von meinen Sachen. Bin Ver- 
zelcbnlsa davon bin ich selbst nicht wohl im Stande zu fer- 
tigen, es sind so viele Kleinigkeiten" <Br. 5. 276, 17-20); 
hiernach scheint Goethe ursprünglich die Absloht gehabt tu 

& haben, nur feieinere Dichtungen j:u schicken. 

— Wenn Ludecus über Goeihe an Knebel schreibt. 1782 No- 
vember 20; „Br hat die Heraogln [Anna Amaila] mit dem 
ersten Heft seiner uBgednickten Sachen zu Ihrem Geburts- 
tag [October 24] beschenltf' (Knebels Nnfbliiss II 1. 115), 



206 EGMONT. ITST* 



1785. 

*December 6. Weimar. 377 

Schon vor einigen Jahren habe ich das Werk Famiani 
Stradae de hello belgico^ von der TJniverBitäts-Bibliothek 
zu Jena entlelmt^ dessen erste Dekas mir von Händen i 
gekommen. Ich schicke also hier die zweite Dekas und 
die erste von einer andern Edition^ mit Bitte solche eins- 
weilen hinzustellen^ bis ich mich im Stand finden werde, 
das Exemplar gehörig zu completiren, oder ein comple- 
tes^ gegen Austauschung des gegenwärtigen, der Aka- lo 

demischen Bibliothek zu überreichen. 

An Joh. Gottfr. Müller. — Br. 18, 25, 4-12. 

1786. 

Januar 23. Weimar. 378 

Hast Du etwa meinen ,Egraont', die »Vögel^ oder sonst w 
etwas von meinen dramatischen Schriften? Die be- 
nannten Sachen fehlen mir und noch mehr.' 
An Ch. V. Stein. — Br. 7. 1G2, 14—17. 



80 bleibt dahingestellt, ob sich Seenen aus ,Egmont* darun- 
ter befunden haben (wegen der sonst in Frage kommenden to 
dramatischen Dichtungen ygl. Tabelle I). 

• Goethe an Ch. v. Stein, 1785 März 3: ,J c b ha bc es of t 
gesagt und werde es noch oft wiederholen: 
d i e Causa finalis der Welt und Menschenhändel 
Ist die dramatische Dichtkunst [ygl. E|)08 2, 710, ss 
40— 711, 23]. Denn das Zeug ist sonst absolut m 
nichts zu brauchen. Die Gonferenz [mit dem 
Herzog Karl August] von gestern Abend Ist mir 
wieder eine der besten Seenen werth" (Br. 7, 
19, 18— 20, 1). Wenn die Stelle sich auch schwerlich auf so 
,Egrmont' bezieht, so Ist sie doch wegen 221. 13—27 hier zu 
beachten (die Conferenz bezog sich wahrscheinlich auf diplo- 
matische Verhandlungen wegen des ..Fürstenbundes", TgL 
G.-Stein 2. 555 Eri. 2 zu S. 144 und Briefe vdH. 2. 188, 25). 

• Vgl. 203, 24. » 

• Goethe wünschte die Dichtungen wohl zurück, um sie zum 
Vorlesen mit nach Gotha zu nehmen, wohin er am 24. reiste 
(vgl. G.-Steln 2, 197). 



zufrieden, .... 

. . , Ich lese uua meine Si^Lr:! hi-ir T-:r :^i kü:-.* 
mich von Herzen, in-^-rn: nün se '»r^'.iiii-r:, --zl i^ri 
nnrgegvn den Prinzen [Au^n^-] mei-e Hr.-:-z-r_e:- .i^j 
sagen, .... 

Ich koQiiiie wrthl erit i-ttmiag ['•J'] A">ri. ii.; ■Iä uii^h 
der General-Su[feriaten-3ent [Kopj-e] io g-i:;^L^ *n* 
I hört, tlenn er ist alie Miiug und Ä't-end da, « ni:i~ ich 
anch so hüäich gein ond ihn hörvn. 

An Ch. T. Siein. — Br. 7. 172. 1— t 1"-1-1. 

][Junl 28. Weiniar.l — n. l'l. IX :!l-2f.. :>0 

Juli ß. Weimar. — ». Nr. 14*;. ;?s...« 

> September 2, Enrlfibad. — s. Nr. 147. 3>iO b 

September 2, Kartsb«!. — b. 105. 25— lOä, 7. 390 c 

[>ecember 12. Bow. — b. Nr. Uli. »SO d 

Decembcr 13, Koiu. — 3S1 

8. .Ipliicenie anf Taurts- ug[i. lan d. Familie Htnier.) 

Deeember 14, Rom. — s. Nr. ir.". S^ 

1787. 

1 [Januar 13, Rom.] 383 

Nnn geht's an ,Egniout' und die andern Sachen,* ich 
will nichts in Stücken geben. 
» An Seidel. — Br. 8, 125. 25 f. 

Januar 13, Rom. — s. Nr. 151. 383 a 

Januar [13,J Rom. 3S4 

. , nun' werd' ich gleich den ,P'ginont' endigen, dnss 
er wenigstens ein scheinbares Ganze mache. 
30 An den Herzog Karl August. — Br. 8. I3tl. 23 f. 



* Was (joeibp bei Hofe vorlas. kauD nur nach Nr. ; 

mulhel wertleu. 
' Die für Band 5—8 der .Behrirten' bestimmt waren, vgl. 
■ NuA Voltendung der .Iiihlgenle auf Taurls'. 



208 EGMONT. 17S7 



Januar 20» Rom. 385 

Ich habe Hoffnung ,Egmont', ,Taßso^, »Faust^ zu endi- 
gen, . . 

An Ch. V. Stein. — Br. 8. 143, 19 f. 

Januar 25. Rom. 386 » 

Nun wird an ,Egniont^ bald gearbeitet werden, sobald 
ich nur erst eine rechte Bresche in die Römische Ge- 
schichte gearbeitet habe. 

An Herder. — Br. 8, 162, 14—16. 

Februar 2, Rom. — s. Nr. 152. 386 a lo 

Februar 6, Rom. — s. Nr. 153. 886 b 

] [Februar vor 16, Rom.] — s. Nr. 154. 386 c 

Februar 20, Rom. — g. 108, 23— 100, 5. 887 

Mai [29,] Neapel. — s. Nr. 156. 387 a 

Juni 8. Rom. — s. Nr. 167. 387 b i» 

JuU 6. Rom.^ 388 

,E g m o n t^ ist in der Arbeit, und ich hoffe, er wird 
gerathen. Wenigstens haV ich immer unter dem Machen 
Symptome gehabt, die mich nicht betrogen haben. Ee 
ist recht sonderbar, dass ich so oft bin abgehalten wor- so 
den, das Stück zu endigen, und daas es nun in Born fer- 
tig werden soll. Der erste Act ist in's Beine und zur 
Beife; es sind ganze Scenen im Stücke, an die ich nicht 

zu rühren brauche. 

Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (Juli, 2s 
Correspondenz, unter obigem Datum). — WH. 24, 868. 

Juli 9, Rom. 889 

Ich bin fleissig, mein ,E g m o n t* rückt sehr vor. Son- 
derbar ist's, dass sie eben jetzt in Brüssel die Scene spie- 
len, wie ich sie vor zwölf Jahren aufschrieb; man wird » 

Vieles jetzt für Pasquill halten.* 

Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (Juli, 
Correspondenz, unter obigem Datum). ~ WH. 24, 80S. 



» Wegen der Datirung vgl. Epos 2, 557, 29— 558, 29. — Nr. 394 

wird von Düntzer in den Anfang Juli gesetzt, vgl. 210. 29-31. sö 
» Vgl. 117, 14—16. 148, 2-«. 271. 4—9. 



BOMONT, 



Jnll 14, Boni. 390 

Ich arbeite an ,EgmoDt', ich hoffe, auch Ilini'ii zur 
Freude. 

An Kayaer. - Br. 8, 238. 4 f. 

JdU 17, Rom. 391 

,K g 111 o n t' ißt schon bis in den vierten Act getiiehen; 

ich hoffe, er soll Euch' Freude ma<Jien. In drei Wochen 

denke ich fertig zu sein, und ich echicke ihn gleich an 

Herdem ab. 

• ItalieDisctie Reise. Zweiler rtimlsclier Aafentlialt (Juli, 
CorrespoDdenz, unter obigem Datum). — WH. 24. .^I. 

JnU 80, Rom. 398 

*Montag den 30. Juli blieb ich den ganzen Tag zu 

.Hause und war fleisaig. ,E g m o n t' rückt zum Ende, 

• der vierte Act ist so gut wie fertig. Sobald er abge- 
schiieben ist, schick' ich ihn mit der reitenden Post. 
Welche Freude wird mir's sein, von Euch zu hören, dasa 
Ihr dieser Production einigen Beifall gebtl Ich fühle 
mich recht jung wieder, da ich das Stück schreibe; 

> möchte es auch auf den Leser einen frischen Eindruck 
machen I 

Italienlecbe Reise, Zweiter riSmlscber Aufentbalt (Juli, 
Correepondenz, unter obigem Datum). — WH. 24, 370. 
Aogtiet 1, Rom. 306 

5 Der vierte Act von ,E g m o n t' ist fertig; im nächsten 

Brief hoff ich Dir" den Schiusa des Stückes anzukündi- 
gen. 

Italienische Reise, Zweiter rümiscber Aufentbalt (August, 
CoiTEspondenz, unter obigem Datum). — WH. 24, 380. 
l[Augu»t 4? Rom.l' 394 

Gestern, nach Sonnenuntergang . . war ich in der 



' Den Freunden In Weimar. 

' Nach Dtlntzer sind das Folgende „Offenbar Tagebnehbemer- 
kungen, die aber an Frau t. Sfeln gesandt wurden" (WH, 
24, 835 Erl. BS). 

' Frau T. Stein? 

' „Das Datum hier aus der Notiz über ,Egmont' und der Brief- 
tabelle vermuthet Frau t. Stein Ist als Adresaatln wabr- 

Or«r, Qoelhe über ■ Dlchlun^n T. II, B. 1. II 



210 EGMONT. 17S7 



][Aagiut 4? Rom.] [SHJ 

ViUa Borghese. . . . Auf eben dem Spaziergange machte 

ich Anstalten, ,Eigmont' zu endigen. Wenn ich dran 

komme^ geht es geschwind. 

An Ch. V. Stein (?). — Br. 8, 239, 13-15. 19—21. s 

Au^TUftt 11, Rom. 395 

yBgmont' ist fertig imd wird zu Ende dieses Mo- 
nats abgehen können. Alsdann erwarte ich mit Schmer- 
zen Euer Urtheil. 

Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (August, lo 
Correspondenz, unter obigem Datum). — WH. 24, 381. 

August 11, Rom. — s. Nr. 158. 396 

August 14, Rom. 397 

Nun unterdess, bis wir uns sprechen,* bis wir an die 
neue Oper [,Gross-Cophta*] gehn und überhaupt ge- is 
meinsam weiter sehreiten, will ich Ihnen etwas zusen- 
den, womit Sie sich vielleicht beschäftigen. Ich meine 
den ,Egmont^ im Manuscripte. Er kann auf dem 
Wege nach Deutschland bei Ihnen durchgehn. Wollten 
Sie alsdann etwa die Symphonie, die Zwischenacte, die ao 
Lieder und einige Stellen des fünften Acts, die Musik 
verlangen, componiren,^ so könnte man es gleich mit der 
Ausgabe anzeigen, man gewöhnte sich, Ihren Namen 
mit dem meinigen zu sehen, und es gab' ims vielleicht 



scheiulicher als Herder** (Br. 8, 406 zu Nr. 25Ö9). Die Stelle » 
ist von Goethe nicht in den »Zweiten römischen Aufent- 
halt' aufgenommen worden; Riemer hat sie daselbst erst 
1837 in den Werken Q. 2 (2), 391, mit der Bezeichnung ..Ohne 
Datum'*, zwischen August 1 und 11 eingefügt Düntzer (Bi^ 
lä Uterungen 7, 9) setzt den Brief einen Monat früher an, 9o 
Anfang Juli 1787. 

» Vgl. 113. 31. 114. 27. 

• Nach Nr. 412 hatte Kayser s<*hon 1784 die Komposition l>e- 
gonnen. Statt «.Symphonie** (Z. 20 und 216. 26. 221, 9) ist uns 
heute die Bezeichnung „Ouvertüre** geläufiger (vgl. .Auf Mle- ss 
dlngs Tod* V. 74: ..Es ward gepocht [Zeichen des Beginns 
der Vorstellung], die Symphonie fiel ein**); vgl. 91 3(>. «3. It». 



1787 HüMÜNT. 211 

^DglUI lt. Rnl»! IIB'I 

für du- Oper eine Einleitung. Ka kommt alles darauf 
an, wonn Sie das Stück sehen werden. Damit hätten 
Sie eine Weile etwas Bestimmtes zu thmi, das Ihnen auf 
5 ein oder die andre Weise fruchten mü.^«te. Und es 
würde die Frage sein, wie bald Sic eo eine Arbeit zu lie- 
fern getrauten? und ob man sie gleich mit dem fünften 
Bande [der Schriften] in's Publicum schicken könnte? 
das8 Ihre Composition gleich auf allen Theatern Fuss 
fasste, denn ich glaube, ,Hgmonf wird gleich gespielt 
werden. Wenigstens hie und da. 

Ich hoffe, in 14 Tagen kann das Stück von hier nb- 
gehn und also halb Septemljer bei Ihnen sein. 
An Kayaer. — Br. 8, 244, 1—23. 
i August 15, Rom. — s. 111. lli. 31—35. 3itS 

JAuKUSt 18. Rom. 399 

Ich bin sehr Heirriir. ,K{riiioiit" ist fertig! was noch 
in den fünften Band [der Schriften] kommt, wird auch 
zuj;e richtet. 
N> An Seidel. - Br. 8, 254. 11 f. 

September 1. Rom. 400 

Heute, kann ich sagen, ist ,Egmont' fertig gewor- 
den;' ich habe diese Zeit her immer noch hie und da 
daran gearbeitet. Ich schicke ihn über Zürich; .lenn ich 
B wünsche, dass Kaj'ser Zwischenacte da^u, und was sonst 
von Musik nöthig ist, componiren möge.' Dann wünsch' 
ich Euch Freude daran. 

Italleniscbe Reise, Zweiter riiiiiisclii'r Aufenthalt ISep- 
(«niber. CorreBponrtenz. unter obiKt'in Patuni). — WH. 24, 
M 393. 

September 5. Rom. 401 

Ich hiiiss an einem Morgen !-ehn'il>en, der ein fest- 
licher Moi^n für mich wird. Denn heute ist ,Eg- 
mont' eigentlich recht völlig fertig geworden. Der 

U ' Vgl. dagegen Z. 33 t. 
■ Vgl. Nr. 397. 



212 BGMONT. 178T 



[September 5, Rom.] [401] 

Titel und die Personen sind gesciirieben und einige 

Lücken, die ich gelassen hatte, ausgefüllt worden; nun 

freue ich mich schon zum voraus auf die Stunde, in 

welcher Ihr ihn erhalten und lesen werdet. - » 

Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (Sep- 
tember, Correspondenz, unter obigem Datum). — WH. 24, 
894. 

September 6, Rom. 402 

,E g m n t' geht mit diesem Brief ab,* wird aber lo 

später kommen, weil ich ihn auf die fahrende Post gebe. 

Kecht neugierig und verlangend bin ich, wa« Ihr dazu 

sagen werdet. Vielleicht wäre gut, mit dem Druck bald 

anzufangen. Ee würde mich freuen, wenn das Stück so 

frisch in's Publicum käme. Seht, wie Ihr das einrichtet; is 

ich will mit dem Rest des Bandes* nicht zurückbleiben . 
Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (Sep- 
tember, Correspondenz, unter obigem Datum). — WH. 24, 
395. 
September 11, Rom. 403 so 

Ich schicke nun ,Egmont' nicht über Zürich.' Eine 

Abschrift hab' ich hier. 

An Kayser. — Br. 8, 257, (>— 8. 

] September 15. [Rom.J 404 

[Sendung] An Herder ,Egmont' . .* » 

Br1efta])elle 1787. — Br. 8, 420, 28. 



* Die Absendimg ei-folgte jeiioch, wie Nr. 404 beweist, erst 
am 15. September (trotz dieses unzweideutigen Zi^ugnlsaes 
und obgleich aus Nr. 403 zu schliessen ist, dass .Egmont* am 
11. noch nicht abgeschickt war, wird W. 8, 344 und in so 
Düntzers Erläuterungen 7, 11 behauptet: das Manuscrlpt sei 
am (». abgegangen). 

* Band 5 der »Schriften, .riaudine von Villa Bella* und .Erwin 
und Elniire'. 

* Vgl. 210, 18 f. 211, 12 f. ,^ 

* Das Manuscript war, nach Minor, Goethes eigenhändige 196, 
2 angeführte Niederschrift („Eine Copie l)ehlelt er indessen 
in Händen; es ist vielleicht dieselbe, welche später Angelica 



Otiober 1, Fmiicail. — s. Nr, im. 404 a 

October 3, FrascatL 405 

Die heissea Monate hab' icli der atillen Betrachtung, 
der Arbeit zu Hause uod dem ,Egniont' gewidmet, der 
e jetzt wohl bei Herdeni angekommen sein wird. Jlich 
verlangt Eure Meinung darüber zu hören. 
An Knebel. — Br. 8. 2<i7, 13-17. 
October 5. Albano. — s. Xr. 165. 405 a 

Oetober 24, Rom. — s. Nr. im. 4(© b 

10 ] [October 27, Bom.] 406 

jEgmont' ist schon in Deutschland, vielleicht schon in 
Ihren Händen. ,Claudine' und ,Erwiii' sollen bald folgen. 
Den sechsten Band [der Schriften] kann ich auch ver- 
sprechen, melden Sie mir nur den letzten Tennin, wenn 
ift Sic das Manuscript haben müssen, um auf Ostern mit 
dem Druck fertig zu sein. 

Madame Angelica [KaufEmann] hat mich mit einer 
gar schönen Zeichnung zum fünften Bande begünstigt.' 

ao Herr Lipa hat sie auch bereits gestochen und schon im 
l'rolicdnick verdient seine Arbeit allen Beifall. Sobald 
er fertig ist, werde ich ihn befriedigen imd meine Aus- 
lage anzeigen. Die Platte soll mit ,Claudinen' ankom- 
men.' 

» An GÖBcben. — Br. 8, 278, 1—6. 279. 15—21. 



Kauffmann besase", Minor W, 8, 344); nacU Püutzer (Erläu- 
terungen 7, 11 f.) behielt Goetbe die eigene Hnndschrlft bei 
sk-ü, sandte eine „relnlkhe Al>8chrlff davon nncli Wiluiar. 
und schenkte eine weitere Abschrift an \. KnulTintinD (vgl. 
219, 21 f.). 

Herder Hess von dem übersandten MnuuHcript die 19B. 8 f. 
genannte AIjschrift dnvch Vogel anfertigen, der am 12 De- 
c-ember 1787 für diese Arbeit (..Inchislve 2 Bncli I'uuier fl 
3 Groschen"'» 2 Tlialer 18 Gfoschen eiiipting (s. Vogels Qult- 
taug W. 8, 346). 

■ Das hier Ausgelassene Ist unter .Schere. I.Ist uud Rache' 
nachzulesen. 

' Vgl. 10«i, 15-17. 

■ Die Plntte ging schon früher ab (s. Nr. 418). Vgl. iiiicU Gö- 
schen an Bertuch November 28 un<l December 22 GJ. 2. 405 1. 



214 EGMONT. 1787 



October 27, Rom. 407 

,Egmont* wird nun angelangt sein, er ist an Herrn 
Herdem abgegangen.^ 

An Seidel. — Br. 8, 283, 3-5. 
October 27. 29 (?), Rom. 406 t 

Ich erwarte mit Verlangen Nachricht, dass ,Egniont' 
angelangt und wie Ihr ihn aufgenommen. . . . 

[October 29?]^ Die Ankunft ,Egmonts* erfreut und 

beruhigt mich, und ich verlange auf ein Wort darüber, lo 

das nun wohl unterwegs ist. 

Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (Octo- 
ber, Correspondenz, unter October 27). — WH. 24, 420 f. 

November 3, Rom. 400 

Die Aufnahme meines ,E g m o n t^ macht mich glück- i& 
lieh, und ich hoffe, er soll bei'm Wiederlesen nicht ver- 
lieren; denn ich weiss, was ich hineingearbeitet habe. 
und dass sich das nicht auf einmal herauslesen lässt. 
Das, was Ihr daran lobt, habe ich machen wollen; wenn 
Ihr sagt, dass es gemacht ist, so habe ich meinen End- *o 
zweck erreicht. Es war eine unsäglich schwere Aufgabe, 
die ich ohne eine ungemessene Freiheit des Lebens und 
des Gemüths nie zu Stande gebracht hätte. Man denke, 
waß das sagen will, ein "Werk vornehmen, was zwölf 
Jahre früher geschrieben ist,' es vollenden, ohne es um- » 
zuschreiben. Die besondern Umstände der Zeit haben 
mir die Arbeit erschwert und erleichtert. . . . 



• In der ersten Hälfte Octobers wird die Handschrift bei Her- 
der angekommen sein; Frau v. Stein au Sophie v. Sehardt, 
October 19: ,,Sage Herders, Ich bat' mir den ^Bgmont* lu » 
schicken" (,Zwel Bekehrte. Zticharia« Werner und Sophie von 
Schardt. Von Heinrich Dtintzer. Leipzig Hahn'sche Verlags- 
buchhandlung. 1873* S. 341); Frau v. Stein verlieh dann die 
Handschrift weiter an Charlotte v. Lengefeld, an die sie No- 
vember 4 schrieb: „Ich bitte um den ,Egmont* zurück" (Char- » 
lotte Schiller 2, 260). 

• Wegen der Datining vgl. WH. 24, 870. 

• Vgl. 257. 14 f. 



17ST EG MO NT. 215 

IMoTcmber 3, Born.) [IMl 

Was £hi' Yon Clärchen s&gst, verätehe ich uit-ht ganz, 
nud erwarte Deinen nächsten Brief. Ich sehe woht, 
(lasri Dir eine Nuance zwischen der Dirne und der Got- 

b Ün zu fehlen scheint. Da ich aber ihr Verhaltniss zu 
f^^oiit so ausschliesslich gehalten habe; da ich ihre 
Liebe mehr in den Begriff der Vollkommenheit des Ge- 
liebten, ihr Entzücken mehr in den Genuss des Unbe- 
greiflichen, dass dieser Mann ihr gehört, als in die 

Sinnlichkeit setie; da ich sie als Heldin auftreten laste; 
da Kio im innigsten Gefühl der Ewigkeit der Liebe ihrem 
Geliebten nachgeht und endlich vor seiner Seele durch 
einen verklärenden Traum verherrlicht wird: so weiss 
ich nicht, wo ich die Zwischennüance hinsetzen soll, ob 

Ä ich gleich gestehe, dass aus Nothdiirft des dramatischen 
Pappen- und Lattenwerks die Schattirungen, die ich 
oben hererzähle, vielleicht zu abgesetzt und unverbun- 
den oder vielmehr durch zu leise Andeutungen verbun- 
den sind; vielleicht hilft ein zweites Lt'sen, vielleicht 

o sagt mir Dein folgender Brief etwas Näheres.' 

ÄDgelica bat ein Titelkupfer zum ,E g m o n t' ge- 
zeichnet,' Lips gestochen, da* wenigstens in Deutech- 
land nicht gezeichnet, nicht gestochen worden wäre. 
ItnlienlfiC'be Reise, Zweiter römincber Aufenthalt (No- 

!j veiiilMT. Convs|jondenz. UDter olilgem Dnluni). — WH. 24, 
433 r. 

November 10, Rom. 410 

Daws mein ,Egmont' Beifall erhält, freut mich 

herzlich. Kein Stück hab' ich mit mehr Freiheit des 

w Gemüths und mit mehr Gewissenhaftigkeit vollbracht 

als dieses; doch fällt es schwer, wenn man schon Ande- 



■ Herder? (an Ihn ist nach DÜntwr WH. 24. 878 der Brief 
gerichtet.) 

■ Vgl, Nr. 417. 

' Vgl. 19fl, 15—17. 218. 181. 



216 EGMONT. 1787 



[November 10, Rom.] [410) 

res gemacht hat, dem Leser genugzuthiin; er verlangt 

immer etwas, wie das Vorige war.* 

Italienische Reise, Zweiter römischer AufeDthalt (No- 
vember, Correspondenz, unter obigem Datum). — WH. 24, s 
435. 

November 17, Rom. 411 

,Egmont* ist nun in Weimar. Ich habe grosse Freude 
an der Art, wie ihn die Freunde, aufgenommen haben. 
Auch Ihnen und Ihresgleichen darf er sich, hoffe ich, lo 
präsentiren, denn ich möchte nun nichts mehr schrei- 
ben, was nicht Menschen, die ein gross(is und bewegtes 
Leben führen und geführt haben, nicht auch lesen dürf- 
ten und möchten. 

An d. Herzog Karl August. — Er. 8, 2Ö2, 1^-25. u 

] [November? Rom?]^ 412 

[Kayser] . . hatte schon vor Jahren [1784], indem er 
jScherz, List und Rache^ zu componiren unter- 
nahm, auch eine zu ,E g m o n t' passende Musik zu lie- 
fern begonnen.* Ich hatte ihm von Rom aus gemeldet, 20 
das Stück sei abgegangen und eine Copie in meinen 
Händen geblieben.* Statt weitläufiger Correspondenz 
darüber ward räthlich gefunden, er solle selbst unver- 
züglich herankommen, da er denn auch . . sehr bald bei 
uns eintraf . , . .^ « 

Die Symphonie zu ,E g m o n t* brachte er mit, und so 
belebte sich von dieser Seite mein ferneres Bestreben, 

^ Die gleiche Erfahrung hatte Goethe zehn Jahre früher mit 
,Clavigo' gemacht, und sollte sie zehn Jahre später mit .Wil- 
helm Meisters Lehrjahren* abermals machen (vgl, Eiios 2, » 
780, 37-40. 1051, 25 f.). 

- Die Abfassung dieser Stelle fällt wohl sicher ganz in das 
Jahr 1828 oder 29 (ebenso Nr. 417). 

• Nach Nr. 397 scheint es, als ob Kaj'ser erst 1787 von 
Goethe zur Compositlon aufgefordert worden sei. » 

* Vgl. Nr. 403. 

» Vjrl. 113, 31. 114. 27 f. 



weldn;.-; gegenwärtig mehr als jemals aus Nothwtndig- 
keit und Liebhaberei gegen äaa musikalitidie Tlieater 

gerichtet war. 

Italleuisflie Keiee, Zweiter i'üiuliH.-tier Aufeuihali (Be- 
richt, November). - WH. 24, 437 f. 
December 8, Rom. 418 

Wenn Sie wit'tifr zu Hanne smii, bitte ich einen Abend 
I am Caniin meinem .Kgmont' zu widmen; kiiont« er Sie 
wieder in einer Tannröder Stimmung, welche meinem 
(Wilhelm' so günstig war.' antreffen, so würde ich mich 
recht glücklich fühlen. Es ist gar tröstlich für den 
Dichter, der sich's denn doch sauer werden lässt, wenn 
SD eine Arbeit gleich das erste Mal ihre Wirkung nicht 
verfehlt. Ich hoffe, er soll Ihnen neu sein und zugleich 
alte Erinnerungen anrauthig anschlagen. 

.... Kayser . . . componirt altes, was an Musik zum 
jEgmont' nöthif,' ist, und seine Studien darüber sind mir 
) sehr unterrichtend.' 

.Aud. Heraog Karl An;:nst. — Br. 8. 305, 1—10. 28—308.2. 

|[De(.-eui1>ei' H. Koiu.] 414 

Die gute Meinung, die man von meinern Gehirne in 

Weimar hat,* hotfe ich auf die Art zu widerlegen, nie 

. Sophokles eine ähnliche Anklage' ablehnte: er schrieb 

seinen ,Oedipus auf Eolonus', und ob ich gleich meinen 

,Egmont' nicht mit jenem Meisterstücke vergleichen 

will, so wird doch schon dieses Stück hinreichend sein, 

das Publicum zu überzeugen, dass ich noch bei Sinnen 

) bin. 

An Seidel. — Br. 8. 30S. 7-14. 

' Das hier .^usgelusiieiie Ist 114. I!i— II.".. 2 naehzuleheii. 
■ VgL Epos 2. T35. 20-22. 35 f. 
' Vfrl. Nr. 412. 
I ' Vgl. DÜDtzers bedenkliche Veniiuthunß WEI. 24. 81Ni .\mu. 4. 
* Etaae er vor Alter blndlseh geworden sei und uiclit niebr Im 

Stande, sein Vermögen zu verwalten, vgl. d.iH 105. 15 (. autce- 

führte Werk S. 21 Z. ;t2-36. 



218 EGMONT. 1781 



December 8, Rom. 4ir> 

Wie sehr es mich ergötzt, dass Dir mein Liedchen' 

gefallen hat, glaubst Du nicht, wie sehr es mich freut, 

einen Laut hervorzubringen, der in Deine Stimmung 

trifft. Eben das wünscht' ich ,E g m o n t e n*, von dem s 

Du so wenig sagst, und eher, dass Dir daran etwas weh 

als wohl thut. 0, wir wissen genug, dass wir eine so 

grosse Composition schwer ganz rein stimmen können; 

es hat doch im Grunde niemand einen rechten Begriff 

von der Schwierigkeit der Kunst, als der Künstler selbst, lo 

Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (De- 
cember, Correspondenz, unter obigem Datum). — WH. 24, 
447. 

][December 29, Rom.] 416 

Hier das Titelkupfer zum fünften Band [der ,Sohrif- is 
ten^].* 

An C. G. Voigt. — Br. 8. 319, 13. 
][December? Rom?]* 417 

Schon die ersten Briefe aus Weimar über ,E g m o n t* 
enthielten einige Ausstellungen über dieses und jenes;* ao 
hiebei erneute sich die alte Bemerkung, dass der unpoe- 
tische, in seinem bürgerlichen Behagen bequeme Kunst- 
freund gewöhnlich da einen Anstoss nimmt, wo der 
Dichter ein Problem aufzulösen, zu beschönigen oder 
zu verstecken gesucht hat. Alles soll, so will es der be- «5 
hagliche Leser, im natürlichen Gange fortgehen; aber 
auch das ungewöhnliche kann natürlich S(»in, scheint 
es aber demjenigen nicht, der auf seinen eigenen An- 
sichten verharrt. Ein Brief dieses Inhalts war ange- 
kommen; ich nahm ihn und ging in die Villa Borghese: so 
da musst^ ich denn lesen, dass einige Scenen für zu lang 
gehalten würden. Ich dachte nach, hätte sie aber auch 



' Wahrseheinlich das Lied „Cupido. loser eigensinniger Knabe!'* 

• Vgl. 196. 15—17. 213. 18 f. 215. 21—23. 

• Vgl. 216. 32 f. » 

• Vgl. Nr. 409. 



1«71 



jetzt nicht zu verkiinen gewuest, indem so wichtige Mo- 
tive zu entwickeln waren. Was aber am meisten den 
Freundinnen' tadelnswertli schien, war das lakonische 
Vennächtniss, womit Egmont sein Clürchen au Ferdi- 
nand empfiehlt. 

Ein Auszug aus meinem damaligen Antwortschrei- 
ben wird über meine GeBinnungen und Zustände den 
besten Aufschlußs geben. 
ti Wie sehr wünscht' ich nun, aucli Euern Wunsch er- 

füllen, und dem Vermächtniss Egmonts einige Slodl- 
fication geben zu können! Ich eilte an einem herrlichen 
Morgen mit Euerm Briefe gleich in die Villa Borghese, 
dachte zwei Stunden den Uang des Stücks, die Charak- 
15 tere, die Verhältnisse durch und konnte nichts finden, 
was ich abzukürzen hatte. Wie gerne möcht' ich Eneb 
aUe meine Ueberlegungcn, mein pro und contra schrei- 
ben! Sie würden ein Buch Papier füllen, und eine Dis- 
sertation über die Oekonomie meines Stücks enthalten. 
M Sonntags kam ich zu Angelica, und legte ihr die Frage 
vor. Sie hat das Stück stodirt und besitzt eine Ab- 
schrift davon. Möchtest Du doch gegenwärtig gewesen 
sein, wie weiblich zart sie Allee aus einander legte, und 
ea darauf hinausging, dass das, was Ihr noch mündlich 
■5 von dem Helden erklärt wünschtet, in der Erscheinung 
impUciie enthalten sei. Angelica sagte; da die Erschei- 
nung nur vorstelle, was in dem Gemüthe des schlafenden 
Helden vorgehe, so könne er mit keinen Worten stärker 
ausdrucken, wie selir er sie liebe und schätze, als es 
30 dieser Traum thue, der das liebenswürdige Geschöpf 
nicht zu ihm herauf, sondern über ihn hinauf hebe. Ja, 
es wolle ihr wohl gefallen, dass der, welcher durch sein 

' nau V Stein. Charlotte v. Lengefeld und Caroline Herfler 
<?); auf erstenj bezieht sich JeUenfail« das später folgende 
,. „Du" (Z. 221. 



220 EGMONT. 17M 



J[Docember? Kom?] («T] 

ganzes Leben gleichsam wachend geträumt, Leben und 
Liebe mehr als geschätzt, oder vielmehr nur durch den 
Oenuss geschätzt, dass dieser zuletzt noch gleichsam 
träumend wache, und uns still gesagt werde, wie tief i 
die Geliebte in seinem Herzen wohne, imd welche vor- 
nehme und hohe Stelle sie darin einnehme. Es kamen 
noch mehr Betrachtungen dazu: dass in der Scene mit 
Ferdinand Clärchens nur auf eine subordinirte Weise 
gedacht werden konnte, um das Interesse des Abechieds :. 
von dem jungen Freunde nicht zu schmälern, der ohne- 
hin in diesem Augenblicke nichts zu hören noch zu er- 
kennen im Stande war." 

Italieuische Reise, Zweiter röiuischer Aufenthalt (Be- 
rlclit, Decvmber). — Wll. 24, 457 f. u 

17H». 
Januar 10, Rom. — s. 117, 14—16. 118, 7—14. 417 a 

Januar 12. |Koin.] 418 

[Sendung an] Herder mit »Erwin und Ehnire* und 
der Kupferplatte zu ,Egmont'. 

Brieftabelle 1788. — Br. 8. 421, 21 f. 

Januar 25, Roiu. 419 

. . mit Hackert, . . war ich vierzehn Tage in Tivoli, 

dann sperrte mich die Hitze zwei Monate in das Haus, 

ich machte ,Egmont' fertig . .^ 2? 

An (1. Herzog Karl August. — Br. 8, 328, 21—24. 

Februar 9, Rom. — s. Nr. 182. 419 a 

Februar 9. Rom. — s. 121, 8. 419 b 

Febniar <J, Rom. 420 

Kayser geht auch- als ein wackerer Künstler zu :■■ 

Werke. Seine Musik zu ,E g m o n t* avancirt stark. 

Noch habe ich nicht alles gehört; mir scheint jedes dem 

Endzweck sehr angemessen. ^ 

Italienische Reise, Zweiter römiRoher Aufentlialt (Fe- 
bniar, Corivspondenz. imtor obicrem Da tum). —AVH. 24,473, 3S 

' Hierau die im seilten Briefe enthaltene. ol)en 119. 10—12 wie- 
dergegebene Aeusserung. 
* Wie Angellen Kauflfniaiin als Malerin. 



IFebrnar 16, Rom. r21 

Dtis Kupfer zu ,Egmont' ist von Angelina gezeichurl, 
von lÄps gestochen. Es freut mich, wenn es Ihnen ge- 
fällt. Ich kann die Stunde nicht erwarten, bis Sie ,Kg- 
monf gelesen haben, und ich Ihre Meinung drüluT 
veriiehme.' 

An d. Herzog Kari August. — Br. 8, 34». 23—27. 
Februar 16, Rom. 422 

Herr Kayser componirt die Symphonie, die Lieder 
I und Zwischenspiele zu ,Egniont'. 

An Friedrich t. Stein. - Br. 8, 351, 28—352, 1. 
Milrz 28, Rom. iZi 

■Ihr Brief, mein bester Fürst und Herr, in weichten 
Sie mir Ihre Gedanken über ,Eginont' eröffnen, hat d»s 
Verlangen nur vermehrt, mich mit Ihnen über solche 
und andre Gegenstände mündlich zu unterhalten. Be- 
merkungen wie die, welche Sie mir schreiben, sind zwar 
für den Autor nicht sehr tröstlich, bleiben aber doch 
dem Menschen äusserst wichtig, und wer beide in sich 
nie getrennt hat, weiss solche Erinnerungen zu achätaen 
und KU nutzen. Einiges, was Ihnen nicht behagte, liegt 
in der Form und Constitution des Stücks und war nicht 
zu ändern, ohne es aufzuheben. Andres, zum Beispiel 
die Bearbeitung des ersten Act«, hätte mit Zeit und 
Müsse' wohl nach Ihren WünBchen geschehen können. 
Noch andres, wie zum Beispiel die Aeusserung Machia- 
vellens, war mit einem Federstrich ausgelöscht.* Es war 

' Vgl. Nr. 423. 

' Knebels Tagebuch Mära 10: ..Al«'uda aufs Herzogs Zimmer. 
.EgmoDt* gelesen" (O.-Steln 2, (M)7 Anni. 5 zu Seite 30m. 

' VgL dagegen 214, 21—23. 

* Be<leutet das: „Ist ausgeljlscht worden" oder ..wiire auspe- 
löscht t auszulöschen] gewesen"7 Erstere AiilTnsi^iin); !«■- 
grilndet V. d. Hellen (Briefe vdH. 2. 323. 1): „Dn Machln- 
I Teil In der einzigen kuraen Soene lAurzug 3], die er auKser 
iliTJenlgen im ersten Acte bat. Dtc'hts sagt, woran der tler- 
7,<tg Anatoss nehmen konnte. Ist nnxuiM-hmen, dans Goethe auf 



222 EGMONT. 17n.s 



[Man 28, Rom.J [i 

ein schweres Untemehmen, ich hätte nie geglaubt, es 

zu vollenden^ nun steht das Stück da, mehr, wie es sein 

konnte, als wie es sein sollte. 

Gewiss auch konnte kein gefährlicherer Leser für das i 

Stück sein als Sie. Wer selbst auf dem Puncte der 

Existenz steht, um welchen der Dichter sich spielend 

dreht, dem können die Gaukeleien der Poesie, welche 

aus dem Gebiet der Wahrheit in^s Gebiet der Lüge 

schwankt, weder genug thun, weil er es besser weis6, u 

noch können sie ihn ergötzen, weil er zu nah steht und 

es vor seinem Auge kein Ganzes wird. Doch alles s<m 

auf die guten Stunden aufgespart, die ich mir neben 

Ihnen verspreche. 

An d. Herzog Karl Au^st — Br. 8, 365. 9—966, 12. r 

April 5, Rom. - s. Nr. 190. 423 a 

Mai 24. Mailand. 424 

Ich höre von fem und kann es ohne das vermuthen, 

dass mein ,Eginont' in alle Welt ausgangen ist. Ich 

wünsche, dass er auch gedruckt meinen Freunden Freude '^ 

des Hei'zogs Wuiis<*li eine Aeustierunj? Maeliiavell.«« im ersten 
oder dritten Acte wirklich gestrichen hat", füjirt aber doeli 
hinzu: „Eh niüsste denn sein, dnss der Herzog; eine auf ihn 
zielende Spitze in Maehiavells Worten [Aufzug 11 sah: , . . 
wenn ihr auch immer mit meinen Diensten zufrieden wart, ^' 
habt ihr do<'h selten meinem Ratti folgen möj^en' ** (unter 
Hinwels auf 206, 27-29 und Br. 5. 23«, 13—24. 7, 85. 4-21). 
DajjeKen ist zu bemerlien, dass. wenn (toethe eine Aeusserunn^ 
Machiavells nachträKlioh wirklieh gestrichen hätte, entweder 
dieser St Hell sich in den Handschriften (<Mler in einer der- i 
selben) vorfinden mUsste, oder doch wenigstens eine Bemer- 
kung Goethes in einem Briefe an Herder, Bertuch mler Gro- 
schen, durch die die Weglassung der Worte im l>ruck an>;e^ 
ordnet wuixie. l>er Druck des .Egmout* übrigens war um 
dies*» Zeit Jedenfalls schon so weit vorgeschritten, dass ohne i" 
einen (\irton, der sich nicht vorfindet, kaum wUre lu helfen 
gewissen. (Schon am 25. Februar hatte Seidel bei Göachon 
angefragt, „wie weit es mit dem Dnicke des ,Egmont8* ipe- 
kommen ist, und wie viel Bogen er gegeben hat** GJ. 10. 147. i 
Vgl. auch WH. 24, 947 Anm. 3. 4 • 



[Hai ». Hail>Dd.| [tu] 

mache, die ihm, da er aU Manuscript k&m, eine gute 
Aufnahme gönnten. 

An Kuebel. — Br. 8, 37C, 22-26. 
i Juli IS. W^mar. - a. Nr. 191. 424 a 

Juli 21. Welniav. 41'a 

Mich freut sehr, dasj- Dir an .Kgniont' manches ge- 
fäUt, . .^ 

Aq Fr. H. Jacobl. — Br. », 4. lü r. 
J September I, Weimaj. — 425 a 

B. .Fastoacbupier ugD. (an GÜHi-hen.) 
][iiach September 2U, WeImnrV] 42Ö 

^Meine [Schillere] Becenaion von .Egniont' hat viel 
Lärm in Jena und Weimar gemacht, und von der Expedi- 
5 tion der .Allgemeinen Litte ratur- Zeitung' sind sehr 
schöne Anerbietungen an mich darauf erfolgt. Goetlie 
hat mit sehr viel Achtung und Zufriedenheit davon ge- 
sprochen.* 

Mit ? — Geapräche 1. 105 (Scblllers Br. 2, 132). 

' Itatt unmittelbar Koli.'i>udc Ist unter Nr. 1&3 uachzuleüvii. 
Jacobls Atfusserungen eUid nicht bekannt: ein paar Stimmen 
der römisCfaen Preuude, wie sie In Briefen während der 
nBcbst«n Monate an Goettie gelangten, s. I2<>, 28—30 uud 
SdGG. 5. 52. 72. 

i ' Scblller au Kümer 1T8S Mal 7; „leb babe nun zwanzig Stik-k 
Recenseuda aus Jeuu [fUr die duaell>st erscUelaeude , Allge- 
meine Lltteratur-Zeliung'] erhalten, worunter auch Goetbea 
.Egmont' alcli befindet"; das war wobi der gleichzeitig er- 
w-hieneue Einzeldruck (vgL 196, 22—26), denn am 15. schreibt 

« Schiller, gleichfalls an KSmer: „Goethes fünften Ttieil [der 
Rc-hrlfwn] hatie Ich vor einer Stunde unter anderen Recen- 
sendiB aus Jena erhalten. Ich freue mich auf die Reeenalon 
di's .EfimoDt'; JelKt hat)e ich nur eineu Blick hineinwerfen 
können uud schon viel Vortreffliches entdeckt", und meldet 

IS ihm am I. October, die Receuslon stehe In der .Allgemeinen 
Litteratur-Zeltung- (SchUlera Br. 2. 60. «3. 122 f.); und zwar 
evHcbien sie hier als AnKel^te von Goethes Schriften Bnnd 5, 
anonym. In den Nummern 227 s und 227 b vom 20. September, 
Bnnd 3 Spalte 769— 77& 

10 ' So Schiller an Kömer Octotier 20, trotzdem erkundigt er sich 



224 KGMONT. 1788 



October 1, Weimar. 

In der ,Litteratiir-ZeitTing^ steht eine Recension mei- 
nes ,Egmont8', welche den sittlichen Theil des Stücks 
gar gilt zergliedert. Was den poetischen Theil betrifft, 
möchte Recensent andern noch etwas zurückgela^^sen s 

haben.^ 

An d. Herzog Karl August. — Br. 9, 37, 7—11. 

October 9, Weimar. — 428 

9. «Fastnachtspier ngD. (an Göscben.) 

] [November 16, Jena.] 429 i^ 

Es freut mich, dass Dir ,Egmont* zum zweiten Male 

gefällt. Daß Stück ist so oft durchgedacht, dase man es 

auch wohl öfters wird lesen können.* 

An Friedrich v. Stein. — Br. 9, 59, 18—20. 



am 22. brieflich bei Bertneh: „Schreiben Sie mir doch mit 15 
ein paar Worten, wie Goethe die Recension des ,Egmont* in 
der A. L. Z. aufgenommen hat, wenn Sie etwas davon ge- 
hört haben" (Schillers Br. 2, 135). — Wegen Goethes „Zu- 
friedenheit" mit der Besprechung vgl. Nr. 427. 
^ Vgl. 223, 25—39 und das Urtheil von Herders Frau Z. 23f. 20 
' — Caroline Herder an ihren Mann, November 23: „Die Llt- 
teratur-Zeitungen habe ich . . durchgeblättert und darin eine 
Recension über Goethes ,Egmont* gefunden, die zur Hftlfte 
gut, zur Hälfte aber schief ist" (Herders Reise nach Italien 
S. 181), vgl. dazu Nr. 427; ferner berichtet sie an Herder, 25 
December 25, tit)er den Verliehr mit Karl Philipp Morits« 
der sich während des Winters 1788 auf 89 zwei Monate In 
Weimar aufhielt (vgl. Epos 2, 5(55): „ . . wir kamen auf 
Goethes Werlie; da sagte er mir, wie er durch das Stu- 
dium der Perspective darauf gelcommen sei, den Mittelpunct 30 
in einem Stticlc aufzusuchen; den müsse man nuu nicht am 
Ende des Stüclvs, sondern in der Mitte suchen, so wie alle 
Radien vom Mittelpunct ausgehen und sich in den Anfang 
und Ende verlieren. So ist in .E g m o n t' der Mittelpunct die 
Scene, da Clärchen vor Egmont kniet und fragt: „Bist du 35 
der Egmont pp.", und er antwortet: „Nein, der Egmcnt 
bin ich nicht pp.. dein Egmont bin ich", und Clärchen: .«So 
lass mich sterben! Die Welt hat keine Freuden auf diese.'* 
Hier sei der höchste Punct des Stücks. Erund Clärchen. 



1789. 

AnHl 17. Weiuiai-. 430 

Was Sie über meinen jEgniont' sagen, ist ganx richtig, 
und unterschreibe ich in Allem Ihren Auespriic-h.' 
An A. V. Klein. — Br. 18, 37, 6-8. 

Politik ist ihm nichts gegen dieses VerhUltniEs; au dieser 
Scene hängt nun sein Tod und Cl&rcbens (reiwllllger Tod. . . . 
Mich dankt, es sei eine gute nnd Leichte Art, die Sache, wo- 
rauf es ankommt, zu suchen. Er sel1>8t Iiat tiier nur erst d^i 
glücklichen Fund durch das Studium der Perapective gethan, 
und Ist selbst darüber in seiner gehaiteneu GemUtlisart sehr 
zufrieden, well Goethe Ihm Recht gibt. . . . In ,Clavlgo* 
Ist der MIttelpunct die Sceue. da Clarlgo sagt: „Bricb der 
Pflanze die Krone pp." lAct 4, Carlos zu Glavlgo: ., . . 
bricli du einer Ptlauze das Herz ans, . .", W, 11, 96, 27 f.; 
rgl. dazu Sehmidt 2. 112 Anm. 1.] CoIükIoii der polltlschea 
<;ri'.ss<> uud der Wi'l<'iihi>it den Herzeus Ist iler (ie^eusland 
des STlicks. I)en Montag [Deeember 22J war nun wieder 
die Itvde davon, und wir fruffeu nacb dem Mlltelpuui't In 
.(ilitz von Ber 1 ich i n geu-; den sollteu «Ir aber seitist 
nufsut-beu. sagte er; er hüite Ihn auch gefunden, und es 
Goethe gesagt; da hHtten sie zusammen sehr gelacht" (Ge- 
aprilche 1, 113 und Herdera Reise nach Italien S. 203 f., vgl. 
auch daselbst S. 228). 

Diese Mittheliungen werden bestätigt und ergänzt durch 
das, was Klischnig in dem Epos 2. 1)65. 30-33 angeführten 
Werk ftber jenen Suchen nach dem Lebenspunct der nieh- 
tungea sagt, wo es zum Schluas ausdrückllcb helsst: „Er 
(Moritz] tbeille seine Gedanken dem Herrn Yon Goethe 
mit, dieser ermunterte ihn, darüber etwas auszuarbeiten". 
Schiller mlssbilllgte diese Art der Betrachtung sehr entschie- 
den, vgl. seinen Brief an Oaroline t. Beulwitz, 1789 Januar 3, 
In dem es auch heliwt: „ . . Moritz rechnet den .E g m o n t' 
Bogar unter diese Tollendeten Producte, welchen Goethe 
selbst hoffentlich nicht für vollkommen hillt" (Schillers Br. 
2, 200). 
' Die Echtheil des Briefes, an der schon der Bau des ol)1gen 
Satzes zweifeln liisst. steht nicht fest: „Bernhard Snptian, 
dem Michael Bemays beistimmt, denkt an sellwistHndlge 
Conclplmng durch Philipp Seidel in Goethes Auftrag" (Br. 
18. 100 zu 2743 a). 

nrSr. Goeihe Über f. UiihluiiRtn T. II, B. t. IS 



226 EGMONT. 175Ä# 



Juni 22, Weimar. — 431 

s. »Torquato Tasso* ugD. (an Göschen.) 

1791. 

Juli 4, Weimar. — s. Xr. 201. 432 

179^. 5 

[September zwischen 14 und 20, Weimar.] 433 

Er hat mich [Schiller] gebeten, seinen ,Egmont' für 

das Weimarische Theater zu corrigiren, weil er es selbst 

nicht wagt, und ich werde es auch thun. 

Mit Schiller. — Gespriiche 1, 153 (Schillers Br. 4. 19 f.: lo 
an Charl. Schiller, September 20). 

1796. 

[März, vor 28, Weimar.] 434 

Vor Beginn des [Ifflandschen] Gastspiels war eine 
Leseprobe des ,Egmont', welche fünf Stunden dauerte u 
und die Goethe mit einer Anrede eröffnete, die dem 
Sinne nach Folgendes sagte: „Es wird bald ein Meister^ 
unter uns stehen, den ich hauptsächlich berufen habe, 
um Euch durch ihn zu beweisen, wie gut Kunst und 
Xatur sich vereinen lassen. Lauscht seiner Darstellung 20 
mit aller AufmerksamJieit; aber seid nicht schüchtern 
als Mitwirkende, zeigt ihm, dass unser Streben 
ebenfalls ein hohes, edles ist, und seine Zufriedenheit 
wird uns nicht fehlen". Nun las er jedem Schauspieler 
einige Stellen der darzustellenden Rolle vor,* um durch 25 
Ton und Haltung den Charakter anzudeuten, wie er ihn 

* Vgl. 163. 8—10. 

» Die Darsteller s. 229, 24-40. Noch am 2. April stand die 
Besetzung der Rollen nicht endgültig fest, imd auch nach dem 
4. scheinen noch Verschiebungen stattgefunden zu haben, so 
Tgl. die drei Schreiben Ifflands in den .Briefen an Schiller. 
Herausgegeben von L. Urlichs. Stuttgart. Verlag der J, G. 
Cotta'sohen Buchhandlung. 1877* S. 256—258, und die ur- 
sprünglich geplante Besetzung (220. 26). nach der Iffland 
den Alba spielen sollte. ss 



aufgefasst wünsche. DIl- JJec-ker-.\uumaDn und Vohs al3 
Clärchen und Brackeaburg trafen schon im I^sen das 
lÜehtige und waren in dtr DaratelUing selbst ausgezeich- 
i net. Bock als Vansen war treffÜch. Goethe las den Eg- 
mout, timl abgesehen davon, dass sein Vortrag etwas zu 
markirt war, habe ich [Anton Genast] nie den Kgmoiit 
so darstellen i^ehen, wie er ihn 1 a s ; Iffland stand 
weit hinter der Auffassung Goethes zurüek." \och am 
, nächsten verkörperte in si.äU-i-er Zeit Oels Goethes 
Intention. 

Mit den DarstpIliTii des .Kginout'. - tienjisl 1. dtit. 

(fehlt lo den .(Jesi.riielieir.) 

Müra 30, Weimar. ^, 

■-Mit dem grfi^sten \-ergniLgen sehe ic-h . . der Bear- 

b,-'itung uiul Aufführung ,l-:gmonts' entgegen. Es isi 

das Eigen.-;te, was mir Imtte begegnen können, dass ein 

^tüi-k. aiif das ich in mehr als einer Hintticht langst Ver- 

■ Vgl. dazu SeLlllers Urtlieile über IBfiand als Se La i. spiel er ia 
1 BriefeD nn UoeiLe 17SIS April 24 uud Mai 4 (ScUillers Br 5 
369 r. 377t. ' ' 

• imauds Gasi«|,[el 1d Weimar begann am 28. März umi schloss 
(mit .Kxm..üt) am 25. April; am 30. Mürz, also sebon in Wel- 
JüNT. si-lirieb Iffland an Goethe: „Ich freue wlcb kindlich auf 
. EKiiLom. „i.sc-hon Ich mieb flirebte. neben dem Ideal eiutacher 
Grii«sp zu aiPheu, »las Sie ges,-baffen balK-iL Naehsicbt ist 
«He Kieeubeit eines grossen Mnunes. Darauf baue ieb so wie 
auf meinen vollen Willen. Ihnen Vergniigen zu nmcben" 
(SdtHi. li, UMi. Hieiauf erwi.lerte (Joetlie am glei.hen Tage 
■ das (.bis... Merkwürdiger Weise ist dies<-i Hn.f (.oeliies we- 
der in der Weimarer Brlef-Auspitie ali„(^nKkt potb In 
Srn.ldkes Verzelehuiss angefahrt, aueh tiuda -(icb au oeideu 
Stellen keine Beuierkuug über etwaige Tne.htb.it des Origi- 
nal», das iwie Diezmann S. 4 des 2Ä 4 f. giuannun Werkes 
angibt) sieh ..In dem Welmarschen Tb.atnarebiv Iwfindet. 
Nach Dlezmanna Druck Ist der Brief mltgelbellt iu der bei 
Henipel erschienenen Ausgabe von Sehillei-s T\eiken 16 412 f., 
elH-nso In der .Iiemsehen Nnlional-Mtteritur 124 244 (J 
Si-liillPFH AVerke Bamr 7. 244i. 



228 EGMONT. 1796 



[März 30, Weimar.] {«»] 

zieht gethan habe/ mir durch Schillern und Sie so un- 
erwartet wiedergeschenkt wird. 

An Iffland. — ,Goethe's Egmont für die Bühne bearbei- 
tet von Schüler. Stuttgart nnd Augsburg. J. G. Cotta'scber 5 
Verlag. 1857* S. 5. 

April 18, Weimar. 436 

Er [IflOand] wird noch eine Woche bleiben und zu- 
letzt jEgmont* aufführen. Schiller, der auch schon diese 
Zeit hier ist^ hat das Stück dergestalt bearbeitet, dass lo 

die Vorstellung möglich wird.^ 

An H. Meyer. — Br. 11, 54, 5—8. 

April 21, Weimar. 437 

Auch liegt die Anzeige* zu ,Egmont* bei, wozu ich, 

^ In Hinsieht sowohl auf die AuffUhrbarkeit, als auf den ein- i& 
stimmigen Beifall der Freunde. 

* Schiller war am 23. März gekouimeu, wohnte bei (xoetlie 
und fuhr am 20. April nach Jeua zurück, kam aber am 2^, 
zur Aufführung herüber. Seine Bearbeitung wird Anfang 
April der Hauptsache nach bewendet gewesen sein (Da<*h 2^ 
Düntzers Erläuterungen 7, 156 am 3.); wegen der von ihm 
vorgenommenen Streichungen, Sceuenverschiebungen, Aen- 
derungeu und Zusätze vgl. die Eiuleitung August D'.ezmanns 
in dem Z. 4^—6 angeführten Druck, sowie die Di-ucke in 
den wichtigsten Ausgaben von Schillers Werken (es bl**ibt «*» 
zu beklagen und schwer zu verstehen, dass in der von Lud- 
wig Bellermann herausgegebenen, zur Zeit wohl vollständig- 
sten und besten Ausgabe von .Schillers Werken* die Bear- 
beitung ,Egmonts' nicht zu finden ist); femer vgl. auch die 
eingehende Darstellung in .Schiller als Dramaturg. Beiträge ro 
zur deutschen Litteraturgeschichte des achtzehnten Jahrhun- 
derts von Albert Küster. Berlin. Verlag von Wilhelm Hertz. 
(Bessersche Buchhandlung.) 1891* S. 2—10. 

Ooethes wirkliche Ansicht über Schillera Bearlieitung er- 
kennt man deutlich aus Nr. 441; vgl. ferner Xr. 432. 453. 405. ih 
511. 513. 519. 521. — Die Bearbeitung für die Mannheimer 
Bühne von 1804 kommt für uns hier nicht in Betracht. 

■ Das heisst: die Handschrift des Theaterzettels für die Auf- 
fülirung am 25. April; ursprünglich waren zwei Aufführungen 
geplant, und zwar für den 20. und 21., wie aus Schillers Brief 40 
an Körner vom 10. hervorgeht (Schillei-s Br. 4, 440). 



229 



(AprU St. Weimar.] [U7] 

naoli Staades Gebühr, die Titulaturen zn setzen bitte. 
Ich wünsche das Blatt durch den Boten wieder zurück 
zu erhaJten. 

Die guten Wirkungen unserer Tierwöchent liehen 
Abenteuer werden wir erst nach einiger Zeit der Ruhe 
und Sammlung empfinden. 

Leben Sie recht wohl und haben Sie nochmale Dank 
für den treuen Beistand.' 
( An Schiller. — Br. 11. 57, 18-2tl. 

April 25. Weimar. 438 

[Abends im Theater] ,Egmont'.= 
Tgb. 2, 43, 1. 



der 



> Schiller antwortete am gleichen Tage: „Das Penwnen-Ver- 
zeiohnlss von .EgmiHit' folgt hier speclflcirt uad tltullrt zu- 
rück. 

. . . Montag [25.] Abends, nocli roll und trutikoa 
Rt^liraesentation des .Egmont'. sehen wir uds wieder" (Schil- 
lers Br. 4, 443). also nicht scbon n-ilhrend der Zwlschenacte? 
Tgl. 262. 17—29. 

' Die In [] voran gestellten Namen zeigen die ursprünglich von 
Goetbe geplante Besetzung (nach S. 6 f. des 228. 4—6 ange- 
führten Werkest: 



1 „ 

"""""'■ 




17M AprU ». 


Egmont 


[Volii.1 

|M*1calml.] 

(Iflluid.) 

[Becker.] 

lH«de.] 

[«of.J 

IVellbeim.] 

(LeiMria».] 

(8.-1I.U-1 

lEiknildn] 

|We}r.«eh.} 

IBend..] 

[Beck.] 

|G«n-.t.l 

|G.no.] 

1 1 I 

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Iffland, >]■ Out. 

Hklcolmi. 

Ong. 

Leiierlne. 

Veliheim. 

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Eilenitein. 

Hilde. 
Weyrnocb. 

Ben du. 

Beck. 


Brftckenburg 

1 Sicb>r.t 

;;:":■: ::::::: 

' ttayam 

Jelter 

Seiftnaieder 

CUrchen 

Ihr» Malier 



Ueber die AufTührung vgl. K. A. Böttlgers .Entwlikelung 



^ « 



230 EGMONT. ITI»" 

JlApril 2»;. Weimar.] -k*::* 

'Von Ihri*m lit*rzlichen An t heil an »lor gt-striir^n Au*"- 
!iihnin«r war ich überzeugt und ich freule mich, >.•» 
;:i'ir»'nwiirtig zu wissen. Warum kann man dcnh niv ht 
uft solche ernbt hafte Versuche machen? und wie wt-lt 
würde man durch Wiederholung, Uebung, In heil uii'i 
Kmptinduug gelcii«'t werden! 

Wie irern trüge ich manchmal etwat^ von meinen fr.i- 
licren Werken >or, wie gern etwa^ von dem, waä im« h *:•-- 
gen wärt i^ l>e>cliäftigt, denn waj? bildet s<hn»'ller, i 
itiiiiilerl reiner und lehhalter auf, als? fnuimiM ha::.:. :.e 
'rheilnahine, und dass es nicht ges<-hah, nicht ge?* :i:t : t, 
.sollte die rr>ache bloss in einer trülxn Vor>icllui:g%an 

iWn IfTlaiuli sehen Spiels In vier7.«>Iin I>an<telliint:eu auf tUin 
Wi*iiuar;s4*lieu Hoftlieater iiii Aprillinoiiath ITUtV . . . l^^i\tnic. 

ui ij. j. (;ös<heii. I7;itp s. :c»2 - :«7ii uiazii Wähle s.i«;<;. »V 

l<i6f.L Auf dem Theuterzvttel, vnn dem mau ein l'a« ^iin.lf 
iu S<*hllleni Werken iB4*rlio u. Stuttmirt, V«'rhii: v.»ii W 
SiK*iiiaiiii O. Jj 7. 2-ltt timlet, ixt weder < •(Mythen inM-h S« h.l- 
lern Name p^nanut. es heiBHt da: ,*Mit hneh^ter Krlnut>ii:<^« S" 
wird . . auf dem Hof -Theater iu Weimar aufj:«-fnhr»M Ks- 
mout. Kin Trauenpiel io dri*i Aufzügen"; aueh ÜImt d« u \ «t 
faM«4*r 4h*r Mus^ik, und eine {«dehe w rd Hehw«>rli« h K*'f**^it 
hab«>n, verlautet auf dem Zettel uiehts; war en die Ka\^^r* 
hehe? v»;I. Nr. 412; Üljer Ihn'U VerWt»ili \\n\n* Wh uu in«» :o z* 
Krfahnim: hrinp>n k«*iiOeu; die von Keieliardt. e«»ii |M>uirt 
17!M, uunle iimeh Keiehanlt 1. »Um zuerst iu B«*Tlln \^*\ auf- 
IfefOhrt. 

IU'\ deu hpäten^n Aiifftilinmfri'n i>t die IMehtuu»; auf tWm 
TIi«fiter-Xettel metM aN ..Tniuen«piel'*. blHWeÜeu au« b aU «. 
..S<*ltau<piep* b(*iA*iehuet, immer aUT wird die Zahl der Aof- 
züire mit ..fünf" aiifret;«'lM*n «nirht wie hier mit ».tln»i**i. 

TeluT «lie Fniire, oh t;m*the der Vorntellunir l»»*!in"Wnhnt 
habe oder Dicht, vi^l. 2il2. 2-4. 17-2!). 
' rimrhitte v. Kalb hntt«» Mrh am Kh*iehen Tag**. hn«*(1 eh. &% 
enihuHlaftti«Mh ÜInt die Vorntellunic aoairef*pro<*ben nod dt-o 
WunjM-h j:HUiii««'rt: die IMehtutiK einmal Ton ttoeth«* ror- 
lejw'U zu h»'»n»n «»«. ilä. LT .V»f.i. 



1T96 EGMOXT. 2K1 

:[ApfiI »» WeiBiar.I [439S 

über jre wisse Verhältnisse lies^en? . . . hackra Sie tausend 

CT \„ 

Dank für Dir freundliehes Wort.* 

An ChaiL t. Kalb. — Br. 11. 58. 1— la. 1>> f. 

* 17S7. 

August 21, Frankfiirt. — sl Nr. 20a 430 a 

Deeember 15. Jena. 440 

'An Madame Unzelmann, Berlin, Xgmoni* 
lo ülxjrsendet. 

Tgb. 2, 314, 23 f. 



' In der Antwort der Adressatin. die unmittelbar oder knix 
darauf erfolgte, heisst es unter anderm: „Ich babe Iffland 
gesagt, wie Sie ibn lobten, wie einzig Sie ihn erkennen und 

15 lieben — das wusste er so noch nicht — glauben Sie mir. 
Ober die besten Menschen muss immer ein Dritter den an- 
dern die Augen offnen — und er wurde sehend — und seine 
Seele wurde es, heiter, und er dankte mir. wie er mir noch 
nie gedankt hatte'* (GJ. 13. 58). 

20 — Eine Aeuasemng Goethes über ,Egmont* iwohl über die 
Weimarer Aufführung) aus den folgenden Monaten seheint 
uns verloren, sie stand in einem Briefe an Marianne t. £3'- 
benberg, wie aus deren Schreiben an Goethe vom 3. August 
1796 hervorgeht: „ . . Sie wollen mir öljer den «Egmont* et- 

SS waa schreiboi tmd das näcdistens, wie Sie in Ihrem letzten 

Briefe reraprechen" (GJ. 14, 30 f.). 

• Zo 1798: Wegen der von manchen Forschem auf Christiane 

Beckers theatralische Rollen bezogenen (also auch auf ihre 

Darstellung des Clfirchen im .Egmont*, der Marianne in den 

so .Geschwistern' und der Nichte im ,Gross-Cophta* zu beziehen- 
den) Verse 99 f. in der Elegie .Euphrosyne* vgl. Theaterreden 
3 unter [1798, Juni 12. 13, Jena]. 
' Friederike Unzelmann in Berlin hatte Goethen am 11. No- 
vember 1800 brieflich um die Schillersche Bühnen-Bearbeitung 

35 gebeten, da sie bei ihrer nächsten Benefiz-Vorstellung das 
Cl&rehen spielen wolle; Goethes zusagende Antwort vom 22. 
November (vgl, Tgb. 2, 314, 7) ist nicht bekannt; auf sie 
folgte am 3. Deeember ein Dankschreiben der Künstlerin (vgl. 
SdGG. 6, 124 f., GJ. 12, 284 und Br. 15, 336 zu 4330). 



232 EGMONT. 1800 



Deeember 16, Jena. 441 

Sie erhalten, . ., mit vielem Dank für Ihren- zweiten 
gefälligen Brief/ das Exemplar ^E g m o n t 8', wie er, 
durch Herrn Ifflands Gregenwart, bei uns möglich ge- 
worden.* s 

Ich habe einen Augenblick hineingesehen, um zu über- 
legen, was man etwa zu Gunsten einer Vorstellung noch 
daran thun könnte; allein ich erschrak über die Arbeit, 
die man unternehmen müsste, um etwas daraus zu 
machen, wofür man allenfalls stehen dürfte. i« 

Xehmen Sie ihn also freundlich auf, wie er ist, und 

machen Sie daraus das, was der Autor, zu seiner Zeit, 

nur andeuten konnte. . . haben Sie die Güte, mir das 

!Manuscript gelegentlich zurückzuschicken.* 

An Friederike Unzelmann. — Br. 15, 1($0, 1—14. n 

1805. 

Mai 1. Weimar. — s. 63, 3. 442 

180«. 

Februar 24, Weimar. — s. Nr. 543. 443 

Mai 27, Weimar. 444 ao 

[Vormittags?] Auf dorn Theater wegen ,Egmont*. 
Tgb. 3. 129, 10. 

][Mai 29V Weimar.]* 445 

Ein ander Mal sollte ,Egmont*, nach Schillers Ein- 
richtung für die Bühne, gegeben werden. Der Meister » 

' Vgl. 231, 38. 

* Vgl. Nr. 435-438 und 440. 

* Es ging am 28. April 1801 naeli Weimar zurück, vgl. den 
ScbluBs von A. W. Schlegels Brief an Goethe von diesem Tage 
(SdGG. 13, 106). Die Aufführung, bei der Iffland nicht Eg> to 
mont sondern Oranien spielte, fand, mit Reichardts Musik, 
am 25. Februar 1801 Statt, vgl. SdGG. «. 125. 13, 103 uind 
888 zu Brief 63), sowie Teichmnun S. 67 und Genast 1, 127. 

* Der Tag ist mit Rücksicht auf Nr. 446 angesetzt Auch das 
Jalir ist nicht ganz gewiss; unter 1796 die Stelle einzureihen, ss 
wie in den Gesprächen 8, 167 geschehen, ist unstatthaft, da 
der (234, 3 genannte) Schauspieler Oels erst 1803 nach Wei- 
mar kam; überdiess wird Goethe 1796 bei den ersten Pro> 
ben (vgl. 238, 2) schwerlich gefehlt haben, oder, falls er nicht 
anwesend war, so haben Jedenfalls Schiller und IfTlnnd die w 



1IM»J tat WeEnwr] |1U) 

war behindert, den erst*'n Proben davon l)i'(;:mvn(iiii>n. 
Dem Regisseur Genast blieb die Ijeitiiii;: ■'■ - '\ • ■ i- 
lasGen. Die Schauspieler beklagten sii li - 

> ßie noch nicht wüssten, wie pie die Volks^ene. wudurch 
die Tragödie eingeleitet wird, im Sinne des Üieliters 
darstellen sollten. Endlich erseheint Goethe in der 
Probe. Als er da« Gewirre sah, worin die Schauspieler 
sieh nothdürftig bewegten, rief er; „Halt!"' ging auf 

> die Bühne und ordnete die Stellung der zuniiehst Be- 
schäftigten. Damit die Scene an Abwechselung ge- 
winne, tiess er den Seifensieder von der linken Seite 
her auftreten und sich an einen Tisch setzen, der be- 
sonders für ihn servirt wurde. Vansen hingegen er- 

j hielt die Weisung aua dem Hintergründe aufzutreten. 
Da merkte man es deutlich, wie durch diese kunst- 
gemäase Gnippirung den Schauspielern das Verständ- 
nisB aufging und nun Sicherheit in ihre Leistungen kam. 
erste \'olksscene BOglelcli augeordneL Gegen das von mir 

o verniuihete Jabr ISW Bpricht allerdings zuDüclist aucb der 
Name Oels, da dieser KUusller erst von 1807 an den Eginont 
dardtellie. IHOfi wurde die Titelrolle von Halde gegeben, wäh- 
rend Oels den Brackenburg spielte. Auf 1807 aber passi wie- 
derum nicht die UnBieherlieit der Darsteller über Uwthes 

a Absichten bei der erateu Volksscene, wUbi'ead dieser Um- 
stand sehr rUr 1806 spiicltt. wo. nachdem das Slllck in Jahre 
lang nicht gegeben worden, die fraglichen Rollen fast durch- 
weg neu besetzt wiin'u ilSüT dage^eu waren die Darsteller 
der Bürger, mit Einer Ausunlinie. die gleichen wie 1806); 

femer spricht gegen 1807: dnss Uoetbe während der Pro- 
ben Im Juli in Karlsbnd war und über die Proben Im Oc- 
tober Goethe.s Tgb. schweigt, dagegen spriclit für 1806: 
sowohl Xr. 444 und 44G. als auch (iiiethes Abwesenheit wäh- 
rend der ersten Proben (Z. 2). die man zwischen Mal IG 

I» und 20 setzen möchte, wo (Im'the in Jena war. 

Karl tiberwein li;it seine I-: rinne rangen an Goethe als Then- 
terdirector im hohen Alter verölTenl lieht, und wenn er dal>ei: 
(»eis geschrieben haben sollte, statt: Hiiide. so würe dieser 
Irrtbum um so begreiflicher, als Oels von 1807 an dauernd der 

10 Darsteller Egmonts blieb, wübrend Ilnlde die Rolle nur zwei- 
mal ges|ilplt hatte im Jahre 1806. zu einer Zell, wo Eberwelu 
noch nicht 20 Jabre alt war. 



236 EGMONT. ISiMi 

December 8, • 

Deceml)er 8 ' Weimar. — s. Nr. 220—222. 452 a^e 

December 9. I 

[December 24, Weimar.]' 453 

Zugleich bedauerte er, dads es nicht möglich gewesen » 
sei, mich [Schmidt] während meines Aufenthalte sei- 
nen ,Egmont^ sehen zu lassen. Ich hätte dabei abneh- 
men können, auf welche sinn- und eflfectvolle Art Clär- 
chens Erscheinung am Schlüsse, die er nim beschrieb, 
plastisch bewirkt würde.^ Ich fragte ihn hierauf, ob lo 
das Stück noch mit den Abänderungen in Weimar ge- 
geben würde, wie sie mir von Ifflands Gastspiel her, der 
1796 den Egmont als Gast gab, erinnerlich waren. Goethe 
fragte, worin sie bestanden hätten. Ich erwähnte nur 
die eine, dass nemlich bei der Unterredung E^gmonte mit is 
Ferdinand im Kerker, im fünften Act, auch Alba im 
weiten schwarzen Gewände mit der Capuze über den 
Kopf herabgezogen und dem Henkerschwert an der 
Seite gegenwärtig gewesen sei, und dass dann Egmont 
bei einem Ausbruch seines Unmuths (es war bei der 20 
liede: „Und ich falle ein Opfer seines (Albas) niedrigen 
Hasses, seines kleinlichen Neides. Ja, ich weiss es und 
darf es sagen, der Sterbende, der tödtlich Verwundete 
kann es sagen, mich hat der Eingebildete beneidet, mich 
wegzutilgen hat er lange gesonnen und gedacht") noch » 
die Worte hinzugefügt habe: „Ja, ich darf es sagen, 
und wenn Herzog Alba selbst es hören sollte", womit er 
Alba die Capuze vom Gesicht herabriss und dieser in 
seines Nichts durchbohrendem Gefühle dastand. „Ja.'* 
erwiderte Goethe, „ich erinnere mich, dass es damals » 

» Tgb. 3. 183, 21 vom 24. December: „[Vormittags] Schmidt 
von Wien in Theaterangelegenheiten." 

■ Diese Kreeheinung war bei der AuffUhi'ung von 1796 den 
Zusohauem nicht „plastisch*' sichtbar gt*macht, sondern von 
IflTland nur pantomimisch angeileutet worden, vgl. das 229. 3& 
42 f. gcuniiute Work S. 3(M?— 373. sowie 2i;i. 1(J f . 2<U>. 30 f. u. 
Nr. 452. 



IDeccmber !:. Weimar.] |4a3| 

SO arrangirt war luid zwar von Schiller selbst.' In 



' Diese Ei-znliliiug Ktimut übeivln mit dem, wa» BüitiiKr als 
Augenzeuge alsbald nach der AufTUhruiig berlcbtet taai: „Miin 
köuni» vielleicht ztvelfelu, ob die Mumiiierel. In welcher uncli 
einer Unijimlening de» Stücks, wie es hier aufRi'nihrt wurde, 
Alba selbst mit der Waobe In'a OefiingnlwB eintritt, und dann 
aui Endt' l't} Ton dem auf Ibn eindrlngendeii Eifuiont durcb 
Wcgi-elssuiig des schwarzen Cammet» entlarvt wli'd. ob die- 
ser ganxe Theaterstrelch Im stolzen Charakier des uubin.s- 
sanien Alba gedacht sei. Viele fanden Ihn unwahrNCbelnllcb. 
Doch dem sei. wie Ihm wolle. Der Schauspieler liatte uur 
die Ihm gegebene Vor8<'hi1ft [also doch die ^'orschrlCt Schil- 
lers!] zu befolgen, und so will- die Alt. wie Iffland den 
schwarz verkappten Alba mit verwuudeoder Rede angriff und 
mit Jeden) Worte einen Dolch lu die Brust stiess, voll male- 
rischer Wirkung. . .■' (8. 3ia— 3iH! des 2:!9. 42 f. genannten 
Buches.) 

Ein anderpr Augenzeuge. Anton Genast, berichtet: „ . . das 
an und für sieb schon Grelle wünschte er [Schiller] fifters 
noch greller hervorgehoben. Dass Alba Im .Egmonf Im fünf- 
ten .Act als Henker mit grossem rotben Mantel und tief In's 
ReSicht gedrücktem Hut erscheinen musste, geschah auf seine 
Anordnung", wozu Eduard Genast bemerkt: ..Emil Palleske, 
. . Ist falsch berichtet worden, wenn er , . anführt, dieser 
Theiierconii stamme von Goethe oder Iffland; tbalsilchllcb 
ist er von Schiller: und unser Vi'teran (iraff, der der erste 
Darsteller des Alba war und ihn noch In den dreissiger Jah- 
ren spielte, Hess sich diesen Theatercoup weder von der In- 
tendanz, noch von der Regle nehmen und erwiderte stets: 
.Schiller hat es so gewollt!' Goethe war damit einverstanden 
und beide wussten recht gut. was sie thatcn" (Oenast 1, 
112 f.). 

nie Angaben des älteren Genast stehen, was den „rotben'* 
Mantel und den „Hut" betrllTt. mit den Emüblungen Schmidts 
and Böttigers in Wlderspmch und beruhen In diesen Punc- 
ten wohl auf Irrthum oder Tngenaulgkclt des Erzählers: da- 
gegen bestätigen sie die Berichte Böttlgers und Schmidts. 
ebenso Goethe» Worte zu Fouque (s. 201, 26—23) In dein, wo- 
rauf es hier ankommt lund wir Tiiilssrn es als nicht bestreit- 
bare Thatsacbe, die uns fR.'il1ch wie eine unbegreifliche Ge- 



238 EGMOXT. IN«: 



[December 24, Weimar.] [4SS^ 

Schillersche Stücke hält' es auch wohl gepa>st; alleiu 



schmacksverirrung erscheint, liiuiielimeii) : Alba-lJiaff ist als 
Veniiummter im Gefängniss ei'schienen, Egmout-lffland liat 
ihm mit eigener Hand die Verhüllung vom Angesicht geris- > 
sen. Möglich bleibt immer, dass Schiller sich zu dieser An- 
ordnung (die, was Albas Erscheinen im Kerker betrifft, in 
Nr. 513 durch Goethe ausdiücklich bestätigt w^ird) erst durch 
Iffland hat bereden lassen, denn in Schillers Bearbei- 
tung steht von alle dem kein Wort. In der Büh- i. 
nenanw-eisung vor der Gefängniss-Scene (sie folgt bei Schiller 
immittelbar Egraonts erstem Monolog und Einschlafen, wesj>- 
halb die auf den Schlaf Egmonts bezüglichen Vorschriften 
gestrichen sind) hat Schiller nach „begleitet von Gewaffne- 
ten." hinzugefügt: „Ein Vermummter im Hintergründe"; so- i . 
daim nach Egmonts Worten: „Bringst du den Henker audi 
mit es zu vollziehen?** schreibt Scliiller vor: ..(Er sieht den 
Vermummten an, der nälier tritt.)**; aucli in den nädistfolgen- 
den Worten Egmonts bringt Sclnller eine Voi-schr.ft an, zu- 
gleich ist ein kleiner Satz gestriclieu: „So ziemt es euch und ?» 
euerm schändlichen Beginnen! In Nacht geblutet und in Nacht 
vollführt. (Auf den Vermummten die Augen heftend.) — Tritt 
kühn hervor, der du das Schwert verhüllt unter dem Man- 
tel trägst; hier ist mein Haupt, . .** Welter geschieht des Ver- 
mummten keinerlei P^i-wälmuug; am Schluss des Auftritts *5 
heisst es, genau wie im Original: „Silva mit dem (»efolge 
geht ab. Es bleibt Ferdinand und zwei Fackeln**, so dass 
bei den 236, 21—25 von Schmidt angeführten Worten Eg- 
monts zu Ferdinand der Vermummte gar nicht mehr auf der 
Bühne ist (man muss also annehmen, dass l>ei der Auffüh- »o 
rung entweder der Vermummte nicht mit Silva abging, son- 
dern blieb, oder dass Egmonts Worte vor Silvas Abgang ver- 
legt wurden). Wir sehen: das Erscheinen eines Vermumm- 
ten oder doch einer Gestalt mit verhülltem Schwerte war 
schon von Goethe angenommen, wenn auch nicht In der S5 
Bühnenanweisung aufgeführt; Schiller fügte nur scenische 
Vorschriften über diese stumme Person hinzu. „Wie man 
sieht, findet sich durchaus keine Andeutung, dass dieser 
Vermummte, den Schiller eingeftihrt hat [vgl. aber Z. ^— 
36] und der nur den Henker Vorstellen kann, AUki selbst 40 
sein sollte. . . . Wohl m<igllch. dass Iffland diese Seltsjimkeit 



|l)<>wmbpr 31, Weiiiiur.i {tb3\ 

das ißt mein Genre nicht." Diess ganz seine eigenen 

Worte. 

Mit H. BiliinUU, — <iesi>raiiip 2. 1^-1 f. (,Eriimenmgi'U 
eines neloiarlHclien Veltn'anen iiua dem geselligen, llterai'i- 
Bcben und Theater-Leben. . . . Von Heinvlcb SL-bmidt. Leiii- 
zig: F. A. Blockhaus. 1856- S. KiOf.) 

1H07. 

[Janunr 2, Weimar.]' 4-'i4 

I Bei'm Abschied von Weimar drang ich [Schmidt] 

mit der wiederholten Bitte in Goethe . ., in diesem Soju- 
mer nach Wien zu kommen, , , Er sagte die Erfüllung 
der Bitte halb zu, sowie er auch versprach, einige seiner 
Stücke^ für Wien bearbeitet zu sohieken. 

Mit H. Schmidt. — In dem Z. 4-7 nngeführten Werte 
S, HS (fehlt lu den .Gespriichen'). 
Januar 23. H>imar. — s. Nr. 223. -IMa 

erdachte, tun „Effect zu maclieii" und Schiller nie Got-Ihe 
ihm nachgaben, so viel n-enIgHleus ist gewies, daes bei lU'u 

I na <-h folgenden AufCilhruDgen deni Vermummten das Casiinet 
nicht abgerlHseu wurde, .sein Gesicht also immer bedeckt 
Wieb" (Diezmann S. 116 Anm. 1 des 228. 4— fi genannten 
Druckes). Der Auflebt, üaaa lITlaiid Schuld sei. sind unter 
iindorn aiii-li IMlntzer (Erläuterungen 7, 161) und Schröcr 

s (WK. S. Tias»; vßl. auch die bei Hemjiel eiiichfenene Ausgjilie 
von Schillers Werken Iti, 41T t. 
' I>atlrt nach Tgb. 3, 185, 5 vom 2. Januar: „War der junge 
Schmidt von Wien ku Tische-; da Scliiiiidt. im Tgb. weiler- 
liin nicht genannt, angibt, er sei „nur sechs Tage" In Wei- 

mar geblJel)en (an dem Z. 4—7 genannten Oii s. iriii; dnss 
die Angabe nicht ganz genau Ist. beweist Tgb. S. 18:!. 21. 
ISO, 5), so wird die Datirung woh! richtig sein. 
' l»er Ausdruck „die verlangten Stücke" 240. 2 liisst bei- 
nahe vermuthen. dass Goethes mündliches Versprechen am 

b 2. Januar nur allgemein gehalten war und veratiredet wnrde: 
Schmidt solle von Wien aus die dort gewünschten Stücke 
nennen, was dann geschehen sein wird; doch mag, im An- 
S'hluBB an das Gespräch über .Egmont' (s. Nr. 4f>3) dieser so- 
gleich schon in Aussicht genommeu worden sein; vgl. Xr. 45fi. 



240 EGMONT. 1807 



März 27, Weimar. 465 

Die verlangten Stücke^ lasse ich abschreiben und 

werde mir ein Vergnügen machen, damit zu dienen. 
An H. Schmidt. — Br. 19, 290, 5 f. 

April 3, Weimar. — 455 a b 

s. ,Götz V. Berlichingen' ugD. (an H. Schmidt.) 

Mai 3, Weimar. 456 

Sie erhalten, werthester Herr Schmidt, durch Herrn 

Haide, den ich Ihnen nicht zu empfehlen brauche, drei 

Stücke: ,Egmont^, ,Stella* und ,Das Eäthsel'. Ich lo 

wünsche, dasö etwas davon brauchbar sein möge.' 
An H. Schmidt, — Br. 19, 320, 1-4. 

Mai 4, Weimar. 457 

Drei Theaterstücke: ,Egmont*, ,Stella', ,ßäthsel' an 

Herrn Heinrich Schmidt nach Wien abgeschickt durch i* 

Herrn Haide.* 

Tgb. 3, 207. 19-21. 
Mai 4, Weimar. 458 

[Brief und Sendung an] Schmidt, [nach] Wien: Thea- 
terstücke [s. Nr. 456], 20 
Tagebuehnotizen 1807. — Br. 19, 544. 

August 28, Karlsbad. 459 

Indem ich Ihnen, mein werthester Herr Müller, 

Ihre Vorlesungen zurückschicke,* möchte ich diese Hefte 



^ A'gl. Z. 10, ausser den dort genannten drei Stücken noch ss 
,(fötz von Berlichiugen*, Tgl. diesen unter 1807 April 3 (an 
II. Schmidt). 

* Vgl. Nr. 455. »Das RäthseP, Lustspiel in einem Aufzug Ton 
Karl Wilhelm Coutessa. 

* Vgl. Nr. 456. 3»^ 

* Goethe hatte sie handschriftlich vier Wochen vorher in Karls- 
bad erhalten, seit dem 29. Juli sieh mit ihnen beschäftigt 
(Tgb. 3, 249, 27) und am 10. August über sie an Frau t. 
Stein geschrieben : „Auch habe ich . . mehrere der Müller- 
schen Vorlesungen erhalten, worin manche zwar sonderbare, js 
aber doch immer heitere und freie Ansicht zu finden Ist" 
(Br. 19, 386. 18—21); sie erschienen gedruckt in ,Adam Mül- 
lers vermischten Schriften über Staat, Philosophie und Kunst. 



ISN 

lAagan 38, Weimar.) |^ 

gern mit etwae FreundJichem und etwas Bedeutendem 
begleiten. Das erste wird mir leicht, das zweite im 
gegenwärtigen Augenblicke schwer; doch können Sie 
i ja selbst wiesen, was ich Ihnen auf beide Weisu zu 
sagen hätte. Der Schauspieler fühlt nicht lebhafter, 
dass er eines wohlwollenden Zuschauers bedarf, als 
wenn er eben abtreten will, der Dichter, wenn das 
Stück zu Ende geht; und so will ich gern bekennen, 
dass es mich sehr freut, an Ihnen einen wohlwollend 
Theilnehm enden zu wissen und zu hinterlassen. Die 
Welt thut ihr Möglichstes, uns gegen Lob und Tadel 
gleichgültig zu machen; aber es gelingt ihr denn doch 
nicht, und wir kehren, wenn wir günstige und zu.- 
5 gleich im Ganzen mit ungern Ueberzeugungen zusam- 
mentrelTende TJrtheilc vemehmea, immer gar zu gern 
aus Hnsorcr Resignation zum Genuss zurück. 
An Adam Müller. ~ Br. 19, 401, 16—402, 9. 
AD^Bt 30. Karlsbad. — s. Nr. 224. 459 a 

September 21, Weimar. 460 

'Die gute Aufnahme meiner Stücke hat mir eine 
Zweiter Tbeil. Wien 1812. in der Camesiua'sclien Buchband- 
Inng' S. 1—260 unter dem Tttel ,Ueber dramatiscbe Kunst. 
(VorleBnngen geb. zu Dresden 1806.)'; bier ist S. 26—31. 1491. 
s 16Sf. von .Egmont*. 8. 164 von .ProserpIna' die Rede. Dls 
.Vorlesungen über die dentscbe Wlssenscbaft tind Literatur, 
Ton Adam H. Müller' batte Ooetbe scbon 1806 kenneu ge- 
lernt {Tgl. Tgb. 3, 126, 12 f., SdGG. 14. 327 t.. G. -Stein 2, 635 
Anm. 4 zu S. 387); aucb diese beacbäftiiieu sieb mit .EKinont' 
o (Zweite Auflage, Dresden 1807, S. 182-1851. ferner mit .FauBt' 
(8. 168. 170) und .Torquato Tasso' <S. IßiJ. 178-182). 
' Bei dem Gastspiel dpr W ei ma tische ti Hof acbau Spieler in 
Leipzig 1807 Mal 24— Juli 5 und Augusi 4— Sl wurden von 
Ooetbee dramattscben DIcbtungen gespielt: 

It 1. Effmont [Aagatt II. IS); 1 6. I.mane d«B V. (Ad^iuI !•); 

t. 06U (Joai SO); «. Mitschuldig:«!! (Ukl 3S, An«. M)i 

3. IpMBCDls (H*l 19, Jnni M, I 1. NUUriich« Tochter IAd«. %)-, 

Xagaa 11); I B. aiclla (JddI 13, Aug. H); 

t. Jtry a. WLlelj (Angnil 18) ; ' ». Torqiulo Tum (Jaul 1, Aag. 4). 

10 Das Peblen des ,ClaTlgo' kann auffallen, ea war aber wotil 
veranlasst durcb Rocblltzens brieOicbe Aeusserung au Klrma 

flrV, Gailhe über •. DUhtniiKeD T. II, B. 1. 1« 



242 EGMONT. lSf»4 



[September 21, Weimar.] [i 

besonders angenehme Empfindung gemacht. Ich dachte 
wohl, dass sie auch einmal Epoche haben könnten, aber 
nach der Lage des deutschen Theaters glaubte ich'a 
nicht zu erleben. Artig ist es, dass sogar da& kleine » 
Schäferspiel [,LAune des Verliebten*], das ich 1768 in 
Leipzig schrieb, auch noch auftauchen musste und gut 
empfangen ward. 

An Rochlltz. — Br. 19, 413, 19—25. 
September 21, Weimar. 461 lo 

[Morgens?] Nebenstehende Briefe abgesendet. An 
Hn RathRochlitz nach I^ipzig (wegen der Thea- 
tersache). . . . [s. Nr. 460.] 
Tgb. 8, 277, 18-20. 

September 29, Weimar. 462 is 

Morgens Wolff wegen einiger Theaterangelegenheiten, 
welcher die Beurtheilung der Weimarischen Hofschau- 
spieler in I^cks ,Bibliothek der redenden und bilden- 
den Künste' 4. Bandes 1. Stück mitbrachte.^ 

Tgb. 8, 280. 8—12. » 



(etwa von Anfang Mai): „Durch Goethes und Schillers Werke 
würde Ihre Gesellschaft vorzüglich Glück machen; die ersten 
hat man, den «ClaTigo* ausgenommen, gar nicht, . . auffüh- 
ren sehen" (SdGG. 6. 288 f.). 

Rochlitz berichtet über das Gastspiel ausführlich an Goethe n 
in Briefen Mai 80, Juli 4 (Goethes Antwort auf diesen a. 
,Götz V. Borlichingen* unter 1807 Juli 27) und August 30; 
in letzterem Briefe, auf den Obiges die Antwort, werden die 
beiden Vorstellungen des »Egmont* eingehend besprochen ^s. 
G.-Rochlitz S. 59—62). Vgl. auch Nr. 4(52; die Besetzung der so 
Rollen 8. 234. 29-45. 
* Die genannte, in der Dyckschen Buchhandlung zu I^ipsig 
erscheinende, Zeitschrift brachte in 3 (2), 403—442 ein ano- 
nymes »Schreiben an Herrn Prof. M. in Br. lieber einige Vor- 
stellungen der Weimarischen Hofschauspieler zu Leipzig', u 
sodann in 4 (1), 46—100, ebenfalls anonym, ein »Zweites Schrei- 
ben über einige Vorstellungen der Weimarischen Hofscbau- 
spieler*. Der Anonymus bewundert Wolff (Brackenburg) als 



18M EGMO.XT. 243 

October 28, Weimar. 408 

Abends ,t^inoiif.' 
Tgb. 3. 290. 4 f. 
Dewuiber 16, Jena. — s. Nr. 225. 463 a 

August 7, Kaxlsbad. — s. Nr. 92. 4C3 b 

0<?tober 16, Weimar. 464 

Herrn Schmidt danke in meinem Namen für die ge- 
fällige Aufnahme im Theater. Biete ihm die Manu- 
) Scripte von ,Götz', ,Egmont', .Stella' an, sie hätt«n sie 
laugst gern gehabt.' 

An ChriBtinno. - Br. 20, 183. 19-22. 

„einzig auf allen deutacben Tbeat^m". erkennt auch Frau 
Woirf (Clärclient an, doch sei sie, was das Aeussere betreffe, 

i nii-lit mit Christiane Becker zu vergleichen, Ihre Scenen mit 
Brackenburg seien erschütternd gewesen; Ocla (Egmoui) 
spiele ..ganz in dem Sinne des Dichters", Halde habe .,a la 
Schiller'. ..heldenmSaaiger" gespielt (Egmont 1806]. Oela 
spiele ..a la Goethe"; Malcolml (Oranien) sei viel zn alt für 

) die Rolle, habe einen „viel zu welchen und bürgerlichen Ton"; 
Qraff (Alba) „ein wenig gar zu pathetisch". „orgelmHssiges 
Betonen der Silben" (d. h. Fredlgerton); Lortzlng (Ferdinand) 
wird gelobt (Tgl. auch OJ. 23, 132j, die Volksscenen werden 
bewundert. Der Recensent schlit^rt vor: das Stück nicht .Eg- 

s mont' zu betiteln, sondern , Albas Ankunft In den .Vlederlan- 
den'. da Egmonta Charakter nicht die Handhmg des Stücks 
bewirke. Ueber das (lastspiel vgl. Xr. 480, die Besetzung 
der Rollen s. 234, 29—45. 
' Goethe scheint der Vorstellung nicht lieiKCWohnt zu hnbeu 

) nni Tcb. foljren die WoMe: ,.War Ich mit Hofrath Meyer zn 
Hause"). Die Rollen waren besetzt wie am 11. August, s. 234. 
29 — 45. mit Ausnahme von Richard (StromeyerV Soest (Heasi 
und Jetter (Strobe). 
' Ooetbes Prau befand sich zur Zelt In Frankfurt, um den 

i Nachlass seiner, am 13. September entschlafenen. Mutter zu 
ordnen. Schmidt war ein Mitj;lied des aus sieben Personen 
bentebenden Dlrectoriums des Frankfurter Natlonalthenter» 
(VRl. SdGG. 4, 383 zn 168. 14). 



244 



EGMONT. 



1809 



1809. 

Januar 18, Weimar. 465 

Abends ,Eginoiit^* 
Tgb. 4. 5. 28 f. 

Mal 5, Jena. MM » 

Mittwoch könnte allenfalls ,Egmont' gegeben werden; 

sie waren ja schon darauf vorbereitet.' 
An Christiane. — Br. 20, 326, 7—9. 

] [nach October 10, ?] 467 

[Zu 1773—1778.] lo 

8. 



Eigner Verlag. Druck desselben. 
Klo])stock. lAvater. 



,Berlichingen*. 
»Werther*. 
Bekannt, gesucht i» 
werden. 

10. Rückkehr [aus 
der Schweiz], 
jEgmont'. .Stella'. 20 



11, 



,Lila^ jTriumph der [Empfind- Stoffartige Wir- 

samkeit*]. ,Mit8chuldigen^ kung. 

Schema au .Dichtung und Wahrheit*. — W. 29, 251. » 
5-7. 13. 252, 7. 

^ Die Beaetzung der Rollen s. 234. 29-— 15. Die Aufführung war 
Rohon für Ende December geplant gewesen (vgl. Riemer- 
Frommann S. 137). 

* Es, geschah so; In der Vorstellung am Mittwoi^h 10. Mai so 
Äpielte Unzelmann zum erstenmal den Vnnseu (Bocker war 
Ostera 1809 abgegangen), der neu angestellte Moltke den Go- 
mez; sonst blieb die Besetzung der Rollen wie am 18. Januar 
(s. 234. 29-45). Goethe war zur Zeit noch In Jena. Nach Zacha- 
rla» Werners Brief an Goethe vom 22. August dieses Jahre« » 
(SdGG. 14. 39 f.) möchte man als sicher annehmen, dass 
Werner einer der Vorstellungen, am 10. Mai oder 18. Januar, 
iH'lgewohnt hal)e. sein Tagebuch enthfilt nichts darüber. 



October 26. Weimar. 4i(3 

Abends Vorstellung von ,Eginont'.' 
Tgb. 1 73, 8f. 

ISIO. 

> ][Mal Ende. Karlsbad, oder aus späterer Zelt.] WS 

[Zu 1775.] Dämonisches, ,Egniont'. . . . 

. . . (.'oncoption des Dämonischen. Conception ,Eg- 
monU'. . . . 

Scliemata zu .Dichtung und Wahrheit' Bupli 20. — \V. 
1 29, 247. 
October 31, Wermar. 470 

Abends Vorstellung von ,Egmont'.' Nach derselWu 
zu Fmu von Berg. 
Tgb. 4, 163, 25 f. 
J(November 1. Weimar, oder spitier?] 471 

*Im ,Egmont' sei die Partie des grieclii^-ulien Chors 



' Die Besetzung der Rollen wie Mal 10 (vgl. 244. 30—34). 

* Die Besetzung der Rollen wie 180& Mal 10 (vgl. 244, 30—34). 
nur wurde der Zimmernianii niclit von Röpke, sondern vou 
Frey gespielt. 

* Riemer erzülilt Über ,£gmont': „Das Stliik wieder in seiner 
er9t«>n Gestalt, mit geilnger Aeuderuug auf die Bübne zu brin- 
gen, machte ich mit meinem Freunde Plus Alexander Wolff 
einen Entwurf, der Goetben keineswegs missflel; er blieb aber 
liegen durch die Gewalt der Zeltumstände di>s Krieges, und 
den .^bgaug des Freundes zur Berliner Btihne. Nur eins sei 
erlaubt hinzuzufügen aus Goethes Betrachtungen über den 
Clior" fRlemer 2. .'iSl), hierauf folgt das Obige. 

Da WolD und Riemer, naheeu gleichzeitig, im Spiltsommer 
and Herbst 1803 nach Weimar gekommen sind, so bildet diese 
Zelt bei der Datlrung die Grenze nach rllckwärts. wie Wolffa 
Weggang von Weimar. 1816 Ende MUrz, die Grenze nach vor- 
wärts. 1810 NoTember 1 ist mit RUckslcht auf 246. 30 f. an- 
genommen, vgl. aber 2.'i4. 31—36. Nr. WH und Riemers Angnbe 
..oder später" (246. 31); (Iberdifss ist zu sagen: das NiichslliB- 
gende wHre die Annahme, der Gedanke einer neuen schonen- 
deren Bllhnen-Bearbeltuug sei beiden Mfinnem gekommen 



246 EGMONT. 1810 



] [November 1, Weimar, oder später?] [471] 

unter die zwei Liebenden, unter C'lärehen und Albas 
Sohn vertheilt. Diese stellten denselben vor; das eigent- 
liche Volk sei, wie gewöhnlich, ohne Theilnahme.* 

Mit Riemer (und P. A. Wolff?). — Gespriiehe 8, 188 (RIe- » 
mer 2, 552). 

November 1, Weimar. 472 

Bei Tische Ueberlegung [mit Riemer], ob man ,ESg- 

mont' nicht ganz spielen solle.* 

Tgb. 4, 164, 2 f. K 

1811. 

][Juni 25. Karlsbad.] 473 

'Die mir zugedachte Musik zu ,Egmont* werde ich 

unmittelbar oder bald nach dem Eindruck der ersten Auf- 
führung, die sie erlebten, das heisst 1806 Mai 31; danach und ih 
mit Rücksicht auf die „Gewalt der Zeitumstilnde" (245. 25). 
wobei an die Katastrophe vom 14. October 180(5 zu denken 
wäre, möchte Goethes Aeusserung 1806 zwischen Juni und 
Anfang October anzusetzen sein. 
^ In Schillers Bearbeitung hatte das Volk als Chor eine so 
Bereicherung an typischen, wenn auch stummen. Gestalten 
erfahren, indem Schiller den vorhandenen Figuren des Krä- 
mers Soest, des Schneiders Jetter, des Zimmermeisters und des 
Seifensieders noch hinzufügte: „Fabrikant, Bäcker, Barbier. 
Metzger, Lastträger, drei Fischweiber**, mit der Bemerkung: es 
„sprechen nur im Chor und machen den Auflauf** (S. 7 des 
228, 4—6 genannten Druckes). 

* Das heisst: nicht in Schillers abkürzender Bearbeitung. Rie- 
mer berichtet unter gleichen» Datum: „Bei Tisch Ueberleg- 
ung, ob man ,Egmont' nicht unabgekürzt geben sollte? Ich so 
habe um die Zeit oder später einen Entwurf gemacht, wie 
die Soenen folgen sollten, und die Herzogin von Parma blieb 
wie im ersten Original" (Riemer 2, 715). Vgl. Nr. 471 und 
Nr. 496. 504. 521. 

• Beethoven schrieb 1811 Februar 10 an Bettina Brentano: » 
.. . . ich bin eben im Begriff, ihm [Goethe] selbst zu schrei- 
ben wegen ,Egmont*, wozu ich die Musik gesetzt, und zwar 
bloss aus Liebe zu seinen Dichtungen, die mich glücklich 
machen, . ." (GJ. 1, 374), dann zwei Monate später, April 
12, an Goethe: „Sie werden nächstens die Musik zu .Eg- 40 



3£U KQMOMT. 247 

llJoul 2$, Kvlibwl.l [^^t] 

wohl finden, wenn luh nach Hause komme, und bin 
:fC'liou im voraus Uaukbar: denn ich habe derselben 
bcTeite von mehrem rühmhth erwähnen hören; und 

s gedenke sie auf uiisiTiii Tlieater zu Begleitung des 
gedachten Stückes diesen Winter geben zu können, wo- 
durch ich sowohl mir selbst, als Ihren zahlreichen 
Verehrern in unserer Gegend einen gri>s^'n Oenuss zu 
bereiten hoffe.' 

An Beelboveo. — Br. 22. llö, 10—18. 

uiunt' ruu Leipzig durch Breilkopf und Miirtel erhalten, ilie- 
Hen herrlk-ben .Egmont', deu Ich, Indem Ich ihn eben so warm 
als Ich ibo gelesen, wieder durch Sie [B. schreibt durchweg: 
sie] gedacht, gerUhlt und in MuHlk gegeben habe — Ich wUu- 

s sehe sehr Ihr Unheil darüber zu wlsscu. auch der Tadel wird 
mir für mich und meine Kunst erspriesslleb aeln und so peru 
wie daw groBate Lob aufjrenommeu werden — ■■ (.Neue Becthu- 
vynlana von Dr. Theodor Frimmel. Neue Ausgabe mit zwei 
migedruckten Briefen Beethovens an (ioethe, . . Wien, 

o C. Gerolds Sohn ISIW S. 350(, Diesen Brief, auf den Nr. 473 
die Antwoit ist, liess Beetlioveus Freund v. t)llva dem Dich- 
ter am '2. Mai ISll Ubei^elien. als er sieb bei ihm in Weimar 
zum BcHUch anmeldete (vgl. Tgb. 4, 202, T f. 3!>4i: zehn Tage 
«ipäter. Mal 12. trat Goethe seine Belse nach Karlsbad an. 

5 ' Ob Goethe bei seiner Rtickkehr nach Weimar (Juli 27) Beet- 
boveuH Musik, wie der Verleger sie Ihm Im Auftrag des Com- 
l>on1aten schicken sollte, vorgefunden hat, wteiit dahin. Goe- 
thes Tagebuch gedenkt Ihrer erst 1812 Januar 23 (a. Nr, 474). 
ob dieses aber die In Rede stehende Sendung des Verlegers 

« \*t. bleibt mlndeslena zweifelhaft, denn Beethoven schreibt 
an Bicitkopf und Härtel 1812 Januar 28: .... bitte ich . . 
mit dem Briefe an Goethe zugleich den .Egmont' (Partitur) 
zD schicken" (S. 353 f. des Z. 17—20 genannten Buchos). wcizu 
Frimmel bemerkt: dieser Auftrag köane sich „auf eine Ab- 

itt schrlfl der iranzen Partitur Itcüiehen oder (wah[Hclielnliclit-il 
auf die gei^tochene AusKal>e der Ouvertüre allein, da die 
Gesilnge und die Entrencte daninls noch nicht gesttM'lien w(i- 
ren". tn Goethes Sammlungen ändet sich nichta mehr von 
diewn Notenheften. — Zu den „mehrem" rZ. 4| vgl. S(l"!<;. 

10 17. 165. 20-2ß. lOÖ. 20-2», — Die ernte Vorst.iluug In Wi-Imi.r 
mit Beethovens Mnsilc fand, wie e« »chi-lnt. erst 1KI4 Janiinr 
29 StalT (Tgl. Nr. 491). 



248 EGMONT. IM 2 



1812. 

Januar 23, Weimar. 474 

[Abends] van Beethovens Musik zu ,FLgniont*.* 

Tgb. 4. 255, 6. 

Februar 13, Weimar. 475 * 

^Sehr grossen Dank bin ich Ihnen zunächst für daa 

Fragment aus dem Werke der Frau von Stael schuldig. 

Ich hatte davon gehört, es war uns auch versprochen; 

aber ohne Ihre freundliche Sendung würde ich es bis 

jetzt noch nicht gesehen haben. Da ich mich selbst ic» 

ziemlich zu kennen glaube, so finde ich einige recht 

gute Apergüs darin, und ich kann es um so mehr 

nutzen, als sie mir das Alles, und zwar noch derber und 

lebhafter, in's Gesicht gesagt hat.' 

An K. F. V. Reinhard. — Br. 22, 268, 15-23. i> 

Februar 20, Weimar. 476 

[Vormittags] Herr von Boyneburg.* Vortrag der 

* Vgl. 247, 25-^1. 

* 1811 Deceraber 15 notirt Goethe: „Brief von Reinhard mit 

. . Fragrmeiit von Frau von Stahls Werls über die deutsche z-.» 
Litteiatiir" (Tgb. 4, 246, 27—247. 1). In ihrem Buche ,De 
TAlleiuagne', das gedruckt erst Ende 1813 erschien, bespricht 
Fi-au V. Stael von den dramatischen Dichtungen: ,Egmont% 
,FauKt', ,Götz*, »Iphigenie*, ,Natürliche Tochter* und »Tor- 
quato Tasso*. Welche Theile davon das hier in Rede stehende si 
handschriftliche „Fragment** enthalten hat (Relnliards Brief 
ffihrt im Einzelnen nur die „kleinern Gedichte'* an, s. G.- 
Reinhard S. 121), weiss ich nicht; aus Goethes Worten (oben 
Z. 13 f.) möchte man schliessen, dass die Besprecimng ,Bg- 
monts* (an dem besonders der Schluss getadelt wird) und »: 
der .Nattirliclien Tochter* dabei gewesen sei (vgl. Nr, 492, 
auch Br. 23, 221, 7—16 und Epos 2, 921), 23— 930, 32). 
■ Bei ihrem Aufenthalt In Weimar 1804. 

* Wohl der selbe, über den der Herzog Karl August 1805 Jali 
27, von Wilhelmsthal aus, an Goethe schrieb: „Gestern Hess » 
sich ein Landsklnd, ein Junger von Boyneburg von Stedt- 
feld auf dem Clavler zur grossen Freude der Grossfürstin 
hören. Der MeoBch gehört gewiss unter die Classe der Mei- 
ster dieser Kunst** (G.-Karl August 1, 308). 



250 ECiMONT. I.si2 



[Mars 6? Weimar.] |477^ 

ungefähr sali und ungemein damit zufrieden war, be- 
merkte unverabredet: que c'etait hors de la convenance.^ 
Mit Falk. — Gespräche 8, 313. 

Mai 13, Karlsbad. 47S % 

[Früh] Nebenstehende Briefe ajustirt. ... an Au- 
gust von Goethe, Auftrag an Hof kammerratii 
Kinns wegen der Theatermanuscripte.^ 

Tgb. 4, 284. 5. 9-11. 
Mai 14, Karlsbad. 479 lo 

Was die Exemplare von ,Götz von Berlichingen* so 
wie von ,Egmont* für München betrifft, so überlafise ich 
das Arrangement desshalb^ ganz Ilfrer Beurtheilung, da 

' Falk setzt hinzu: ,,Eine jede Kritik muss einem so liebenden 
zai*ten Gemülh wie das von Naeke nicht besser vorkommen i^ 
als den Bluinun ein Nachtfrost. Suchen Sie es ihm nur 
beizubringen, das» diese Bemerkungen von Männern berrüb- 
reu, die sein schönes Bestreben mit Liebe zu umfassen aufs 
allerbeste geneigt sind und die sieh nie ein öffentliches lieb- 
loses Wort gegen ihn erlauben würden** (an dem 249, 30 ge- » 
nannten Ort 1, 276 f.; ebenda wird gesagt, dass Falk die Er- 
läuterungen zu den in der , Urania* erschienenen Abbildungen 
zu Goethes Werken verfasst habe, was in der Bibliographie 
bei Goedeke 5, 549 f. nachzutragen ist). 

Naekes Zeichnungeu zu ,Egmonf erschienen in der ,Ura- » 
nia* erst 1815, und zwar sind folgende Scenen dargestellt: 

1. (Gestochen von Jury.) Aufzug 3: Egmont wirft den Man- 
tel ab, Clärcheu staunt vor der „siyanischen" Tracht. 

2. (Gestochen von Schwerdgeburth.) Aufzug 3: Egmont, 
sitzend, umfängt mit der (kaum sichtbaren) Rechten Clar- j^ 
chen, die auf einem Schemel kniet und sich mit dem linken 
Arm auf die Armlehne des Stuhles stützt, indess ihre Rechte 
In der Linken Egmonts ruht. Der naive Besc^hauer kann au 
der Lage der Hand uniur)glich Aergemiss nehmen. 

3. (Gestochen von Jurj'.) Aufzug 5: Clärchen, auf Wolken 35 
thronend, erscheint dem schlafenden Egmont, In der Rechten 
den Kranz, in der Linken den Stab mit dem Freiheiti^hute. 

» Von .Egmont* und .Götz*, vgl. Nr. 479 und 482. 

■ Statt der. von Goethe selbst eingesetzten Worte: „ich das 

Arrangement desshalb** hat das ("oncvpt ursprünglich: „die o 

Fordening für selbige". 



1812 BOMONT, 251 

lUsI 14, Karlibad] [l'B] 

Ihnen die vorwalU'iiden Verhältnisse am besten bekauiH 
sind. Ich werde die gefällig übemoniruene Bemühung 
jederzeit mit aufrichtigem Uank erliennen. 

Herr Hofltammerrath Kirm» übernimmt gerüliig den 
Auftrag, die Exemplare von jGüU" und ,Kgmont' bereit 
zu halten.' 

Ad Iffland. - Br. 23, 18, G— 11. 11), 5-7. 
i Mal 14, KarUbad. 480 

[Vomiitiags Brief] An Herni Grn.Tiddiroutor Ifltliind 
iiath Berlin wegen der Ahschriiti'n von ,Berlichingi>n' 
und ,Kgtuont' [s. Nr. 47!»]. 
TgU 4, 284. 20-23. 
5 JIMiii zwi-ile Oller Juni erste HiilfteV KarlslindV] -»Sl 

— 8. 173, 8-20. 
Juni 22. Karlsbad. 482 

Was meine Stücke betritl't, so hat Herr (lenei'aldirec- 
U>r Klland das Cesehiift gefüllig übernommen, sülehc den 
n Theatern, welche sie wünschen, zukommen zu lassen.' 
Da er mit allen Bühnen in Connexion stellt, so wird die 
Sache dadurch sehr erleichtert. KnteehnJdigen Sie mich 
also bestens, dass ich durch diese getrotl'ene Verpflich- 
tung nihil au der niiniittenMiren l'lrrüllnng jener Wüii- 
s sehe gehindert sehe.' 

■ An Sani v. Clroithuss. — Br. 23. 35. 2S— 3*1. 7. 
November 12, Jena. — s. 8, 1«. 483 

[Tor Deceniber 8, Weimar.] 484 

An die Schau Spielerin AmaUe Woltl", geh. Jlalcolini. 
10 Zum 10. December 181-^.* 

Erlaubt sei dir, in mancherlei Ciestaltcn 
JtaK junge Volk und die ehrwünl'gen Alten 
Zum Besten, wie es dir beliebt, zu halten: 

' Znr Sache Tgl. Nr. 482. 
ts • Vgl. Nr. 479. 

• Der von Goethe hiermit beantwortete Briet der Adreasiitln 
seheint nicht bekannt (trI. GJ. 14, 1231. 

* Zum GeburtHtiig der Künatlerin (nach t. I-oeper verfassle 
(ioelhe dnH GeilU-ht Im Nnmeu seines Sohnes und Cnrollue 

,0 Tlrlclis. Tgl. WH. 3, 331 • • •). 



252 EGMONT. 1812 



[vor December 9, Weimar.] [4S4 

Und Phädra, wütheüd, leidenschaftlich gros©, 
Elisabeth^ so lieb- als schonungslos; 
Messinas Fürstin, fest, wenn das Geschick bricht, 
Jungfrau, gestählt, nur gegen Liebesblick nicht; : 

Clärchen zuletzt,^ die jeden so verführt, 
Dass er den Kopf, wie Belgiens Held, verliert. 
Der Wechsel bilde dein beglücktes Reich, 
lileibst du nur uns, den Freunden, immer gleich. 
W. 4, 242. 1- 

1813. 

] [April 4, Weimar, und später.l 4S5 

[Zu 1775 Herbst, bis Ende Octol^er.] 

Man hat im Verlaufe dieses biographischen Vortrags 
umständlich gesehen, wie das Kind, der Knabe, der 
Jüngliug sich auf verschiedenen Wegen dem rebersinn- n 
liehen zu nähern gesucht, . . . 

Er glaubte in der Natur, der belebtycn und unbeleb- 
ten, der beseelten und unbeseelten, etwas zu entdecken, 
das sich nur in Widersprüchen manifestirte und dess- 
halb unter keinen Begriff, noch viel weniger unter ein » 
Wort gefasst werden könnte. Es war nicht göttlich, denn 
es schien unvernünftig; nicht menschlich, denn es hatte 
keinen Verstand; nicht teuflisch, denn es war wohlthä- 
tig; nicht englisch, denn es liess oft Schadenfreude mer- 
ken. Es glich dem Zufall, denn es bewies keine Folge: » 
es ähnelte der Vorsehung, denn es deutete auf Zusam- 
menhang. Alles, was uns begränzt, schien für dasselbe 
durchdringbar; es schien mit den nothwendigen Ele- 
menten unsres Daseins willkürlich zu schalten; es zog 
die Zeit zusammen und dehnte den Raum aus. Nur im so 
l'nmöglichen schien es sich zu gefallen und das Mö^z- 
liche mit Verachtung von sich zu sto^sen. 

« A. Wolff gab das Clärchen zum erstemnalG 180<5 Mal 31. 
dieser Rolle waren die genannten aus Sc^hlUersoheu Dramen 
siiinnitUch vorangegangen. S3 



!JApr[l «, Weimar, aod tpäter.] ,^^. 

Dieses Wesen, das zwischen alle übrigen liineinzutre- 
ii-n, sie zu sondern, sie zu verbinden sehien, nannte ich 
dämonisch, nach dem Beispiel der Alten und derer, die 
etwas Aehuliehcs gewahrt hatten. Ich suchte mich vor 
diesem furchtbaren Wesen zu retten, indem ich mich 
nach meiner Gewohnheit hinter ein Bild Hüthtete." 

Unter die einzelnen Theile der Welt^'cächichte, die 
ich sorgfältiger studirte, gehörten auch die Ereignisse, 
welche die nachher vereinigten Niederlande so herühmt 
gemacht. Ich hatte die Quellen fleissig erforschtl und 
mich möglichst unmittelbar zu unterrichten und mir 
alles lebendig zu Tergegenwärtigen gebucht. Höchst dra- 
matisch waren mir die Situationen erschienen und als 
Hauptfigur, um welche sich die übrigen am glücklich- 
sten versammeln liessen, war mir Graf Egmont auf- 
gefallen, dessen menschlich ritteriiche Gross« mir am 
meisten behagte. 

Allfin zu meinem Gebrauche musste ich ihn in einen 
I Oharakler iimwandeln, der solche Kigenschaften besass, 
die einen Jiincriing besser zieren als einen Mann in 
Jahren, einen Unbeweibten be^f'er als einen Hauevater, 
einen Unabhängigen mehr als einen, der, noch so frei 
gesinnt, durch mancherlei Verhältnis^ begranzt ist' 

Als ich ihn nun so in meinen Gedanken verjüngt und 
von allen Bedingungen losgebunden hatte, gab ich ihm 
die ungemessene Lebenslust, das gronzenlose Zutrauen 
zu sieh selbst, die Gabe, alle Menschen an sich zu ziehen 
(at t rattiva )* und so die Gunst des Volks, die stille Neig- 

; ' Zu dem bler und im Folgenden flher das „DHmon Ische" Ge- 
wipten vgl. beeonders Goethes aesiirüche mil Eckerraunn 
1828 Mitra 11. October 23. 1P20 Man; 24. December 6. i>-3l 
Ffi>nifir 2S. Milrz 2. 8. 18. 30; vgl. nxuh WH. 23, Zi-^ t 
' Vgl. 203. 7. 24—36. 
s ' Vgl. .\'r, 517, ailcli dagegen 271. 2 T, 
' Von dem „humor Ist Ischen Hellljwn" Philipp Nerl erzählt 



254 EGMf)XT. 1813 



][April 4, Weimar, und später.] [48ft] 

ung einer Fürstin, die ausgesprochene eines Xaturmäd- 
chens, die Theilnahme eines Staatsklugen zu gewinnen, 
ja selbst den Sohn seines grössten Widersachers für sich 
einzunehmen. s 

Die persönliche Tapferkeit, die den Helden auszeich- 
net, ist die Base, auf der sein ganzes Wesen ruht, der 
Grund und Boden, aus dem es hen'orsprosst. Er kennt 
keine Gefahr, und verblendet sich über die gröeste, die 
sich ihm nähert. Durch Feinde, die uns umzingeln, lo 
schlagen wir uns allenfalls durch; die Netze der Staatfi- 
klugheit sind schwerer zu durchbrechen. Das Dämoni- 
sche, was von beiden Seiten im Spiel ist, in welchem 
Conflict da« Liebenswürdige untergeht und das Grehasste 
triumphirt, sodann die Aussicht, dass hieraus ein Drittes i5 
hervorgehe, das dem Wunsch aller Mensehen entsprechen 
werde, dieses ist es wohl, was dem Stücke, freilich nicht 
gleich bei seiner Erscheinung, aber doch später und zur 
rechten Zeit^ die Gunst verschafft hat, deren es noch 
jetzt geniesst. Und so will ich denn auch hier, um lo 
mancher geliebten Leser Willen, mir selbst vorgreifen, 
und weil ich nicht weiss, ob ich so bald wieder zur Rede 
gelange, etwas aussprechen, wovon ich mich erst viel 
später überzeugte.* 

Goethe in der .Italienischen Reise*: „Auch ward ihm eine a* 
entschiedene Anziehungsgabe, welche auszudrücken die Ita- 
liener sich des schönen Wortes attrcUUva bedienen, kräftig 
verliehen, die sich nicht allein auf Menschen erstreckt, son- 
dern auch auf Thiere" (WH. 24, 336); vgl. auch Goethes 
Aeuasening iWyer I^ord Byron Gesprüche 8. 42. lo 

* Zur ersten Aufnalime vgl. Nr. 409 — Hl. 417. 423: unter der 
„rechten Zeit" möchte ich nicht 1706 und Schillers Tlieilnahme 
verstehen, sondern die Zelt vor den PYeiheitskriegen, als 
Beethovens ebenbürtige Musik sich der Dichtung gesellte 
und man Anstalten machte, diese in ihrer ursprünglichen » 
Gestalt auf die Bühne zu bringen (vgl. 245, 21—35). 

* Dieser letzte Satz, so auch das Folgende bis 256. 11. 
scheint aus ganz späten Tagen zu stammen, aus der Zeit 



ISIS 

IjAprtl *. Weimiir. und ■pjii.r.) I4M| 

Obgleich jenes Dämonische sich in allein Körperlichen 
und Unkörperlichen manifestiren kann, ja hei den Thie- 
ren sich auf's merkwürdigste audsprieht, so st<'ht es vor- 

5 zügUch mit dem Menschen im wunderbarsu-n Zusam- 
menbang und bildet eine der moralischen Weltordiiung, 
wo nicht entgegengesetzte, doch sie durchkreuzende 
Macht, so dass man die eine für den Zettel, ilie aiidt-re 
für den Einsehlag könnte gelten lassen. 

» Für die Phänomene, welche hierdurch bervoigeb rächt 

werden, gibt es unzahlige Namen: denn alle Philosophien, 
und Religionen haben prosaisch und poetisch dieses 
Bäthsel zu lösen und die Sache scblivsslich abzuthun ge- 
sucht, welches ihnen noch fernerhin unbenommen 

5 bleibe. 

Am furchtbarsten aber erscheint dieses Dämonische, 
wenn es in irgend einem Menschen überwiegend hervor- 
tritt. Während meines Lebensganges habe ich mehrere 
tbeils in der Nähe, theils in der Ferne beobachten kön- 

) nen." Es sind nicht immer die vorzüglichsten Menschen, 
weder an Geist noch an Talenten, selten durch Herzens- 
gute sich empfehlend; aber eine uiigi^heuro Kraft geht 
von ihnen aus, und sie üben eine unglaubliche Gewalt 
über alle Geschöpfe, ja sogar über die Elemente, und wer 

5 kann sagen, wie weit sich eine solche Wirkung erstrecken 
wird? Alle vereinten sittlichen Krüfte vermögen nichts 
gegen sie; vergebens, dass der hellere Theil der Men- 
schen sie als Betrogene oder als Betrüger verdilchtig 
machen will, die Masse wird von ihnen ange;fOiri>n. Sel- 

o der (Je3i>riichi' mit Eckeimann über ilas immoiiisclie miil ülier 

Napoleon, etwa Wnn 1831. 
* Unter den „mehreren" (womit 7.. 2Ö— 2.VI. 2 In Wideisinmh 

Btebt) sind «u verstehen: Nniioleoii. Fi-iedrli-h der (irosse. 

Grosaherzo? K.iri AuEHst, Lord Bjron. und In wyitt'rem Al)- 
\i stand: Cnstliostro. I.avater. Merck. 



256 EGMONT. 1813 



][April 4, Weimar, and später.] (48»} 

ten oder nie finden sich Gleichzeitige ihres Gleichen/ 
und sie sind durch nichts zu überwinden, als durch das 
Universum selbst, mit dem sie den Kampf begonnen; 
und aus solchen Bemerkungen mag wohl jener sonder- s 
bare, aber ungeheure Spruch entstanden sein: Nemo 
contra detim nisi deus ipse.^ 

Von diesen höheren Betrachtungen kehre ich wieder 
in mein kleines Leben zurück, dem aber doch auch selt- 
same Ereignisse, wenigstens mit einem dämonischen lo 
Schein bekleidet, bevorstanden.^ 

• ••••>•>■*•• 
. . . Ein in Karlsruhe zurückgebliebener Cavalier [Kam- 
mer Junker von Kalb], welcher einen in Strassburg ver- 
fertigten Landauer Wagen erwarte, werde an einem be- is 
stimmten Tage in Frankfurt eintreffen, ich solle mich 
bereit halten, mit ihm nach Weimar sogleich abzureisen. 
. . . nachdem ich überall Abschied genommen und den 
Tag meiner Abreise verkündet, sodann aber eilig ein- 



* Diese Worte (die dem 255, 18—20 Gesagten geradezu wider- 20 
sprechen) beweisen, dass Goethe von Zeitgenossen hier eigent- 
Uch nur Napoleon im Sinne hat. 

* Goethe benutzt dieses Wort als Vorspruch für Thell 4 von 
,Dichtung und Wahrheit* (vgl. Riemer 1, 396 f. und WH. 
23, 131). 25 

* Bei den „seltsamen Ereignissen** denkt Goethe hier zunächst 
an sein Verhältniss zu Lill Schönemann und dessen Lösung 
im selben Aiij?enblick, da. scheinbar ganz zufällig, sich das 
Verhältnis« zum Weimarischen Hof knüpfte; und dass hier 
mehr als ein blosser „dämonischer Schein*' zu beobachten 30 
sei, zeigt Goetht^ Aeiissenmg zu Soret 1830 März 5 (Gespräche 

7, 236). 

— Im unmittelbar Folgenden erzählt Goethe: wie seine 
Lage in Frankfurt, nachdem der Versuch, sich von LUI zu 
trennen fehlgeschlagen, immer schmerzlich-peinlicher wurde, « 
wie ihm daher die Einladung des Jungen Herzogs Karl Au- 
gust nach Weimar doppelt willkommen gewesen; Folgendes 
sei mit ihm verabredet worden. 



tBÜ BOUONT. 



gepackt und dabei meiner uDgtdnickten S*.hrifteu' 
nicht vei^ösen, erwartete ii-h die Stunde, die den ge- 
dachten Freund im neuen Wagen herbeiführen und niich 

» in eine neue Gegend, in neue Verhältnisse bringen sollte. 
Die Stunde verging, dvr Tag auch, und da ich, um nicht 
zv'eimal Abschied zu nehmen und überhaupt, um nicht 
durch Zulauf und Besuch überhäuft zu sein, mich seit 
dem besagten Morgen a!= abwesend angegeben h^tte, 

D so mu£ste ich mich im Hau^e, ja in meinem Zimmer still 

halten und befand mich daher in einer sonderbaren Lage. 

Weil aber die Einsamkeit und Enge jederzeit für mich 

etwafl sehr Günstiges hatte, indem ich solche Stunden 

zu nutzen gedrangt war, so schrieb ich an meinem ,Eg- 

t mont' fort und brachte ihn beinahe zu Stande." Ich las 
ihn meinem Vater vor, der eine ganz eigne Neigung zu 
diesem Stück gewann, und nichts mehr wünschte, als es 
fertig und gedruckt zu sehen, weil er hoffte, diiss der 
gute Ruf seines Sohnes dadurch sollte veniiehn werden. 

Eine solche Beruhigung und neue Zufriedenheit war ihm 
aber auch nöthig: denn er machte über das Aussenblei- 
hen des Wagens die bedenklichsten Glossen. Er hielt 
das Ganze . . nur für eine Erfindung, . , 

Ich seihst hielt zwar anfangs am Glauben fest, freute 

6 mich über die eingezogenen Stunden, die mir weder von 
Freunden noch Fremden, noch sonst einer geselligen 
Zerstreuung verkümmert wurden, und schrieb, wenn 
auch nicht ohne innere Agitation, am ,Egniont' rüstig 
fort. Und diese Gemüt hsstimmung mochte wohl dem 

«J Stück seihet zu Gute kommen, das, von so viel Leiden- 
schaften bewegt, nicht wohl von einem ganz Leiden- 
schaftalosen hatte geschrieben werden können. 

So vergingen acht Tage und ich weiss nicht, wie viel 
drüber, und diese völlige Einkerkerung fing an mir be- 



' Vgl. Tabelle 1. 
• Vgl. 279, a. 

Oi«r, UoMhi Bb«r >. DkhIuDEen. T, II. I 



258 EGMONT. 1813 



] [April 4, Weimar, und später.] [im] 

schwerlich zu werden. Seit mehreren Jahren gewohnt, 
unter freiem Himmel zu leben, gesellt zu Freunden, mit 
denen ich in dem aufrichtigsten, geschäftigsten Wechsel- 
verhältnisee stand, in der Nähe einer Geliebten, von der s 
ich zwar mich zu trennen den Vorsatz gefasei, die mich 
aber doch, so lange noch die Möglichkeit war, mich ihr 
zu nähern, gewaltsam zu sich forderte, — alles Dieses 
fing an mich dergestalt zu beunruhigen, dass die An- 
ziehungskraft meiner Tragödie sich zu vermindern und lo 
die poetische Productionskraft durch Ungeduld aufge- 
hoben zu werden drohte. . . . 

Noch einige Tage verstrichen und die Hypothe^io 
meines Vaters gewann immer mehr Wahrscheinlichkeit, 
da auch nicht einmal ein Brief von Karlsruhe kam, wel- is 
eher die Ureachen der Verzögerung des Wagens angege- 
ben hätte. Meine Dichtung gerieth in's Stocken, und 
nun hatte mein Vater gutes Spiel bei der Unruhe, 
von der ich innerlich zerarbeitet war. Er stellte mir 
vor: die Sache sei nun einmal nicht zu ändern, mein so 
Koffer sei gepackt, er wolle mir Geld und Credit geben, 
nach Italien zu gehn, ich müsse mich aber gleich ent- 
schliessen aufzubrechen. In einer so wichtigen Sache 
zweifelnd und zaudernd, ging ich endlich darauf ein: 
dass, wenn zu einer bestimmten Stunde weder Wagen n 
noch Nachricht eingelaufen sei, ich abreisen, und zwar 
zuerst nach Heidelberg, von dannen aber . . durch Grau- 
bündten oder Tirol über die Alpen gehen wolle. 

. . . Der Wagen stand vor der Thür; aufgepackt war; so 
der Postillon liess das gewöhnliche Zeichen der Unge- 



^ Goethe reist nach Heidelberg; seine Erzählung verweilt bei 
der dort gepflegten Geselligkeit und den Planen, die De- 
moiselle Delph für seine Zukunft nährte. Da trifft die Nach- 
richt ein, dass der Kammerjunker von Kalb, verspätet in » 
Frankfurt angekommen, seiner warte, und Goethe bricht an- 
verweilt dahin auf. 



' Ai^imcntO der Oo^jciran aUi' nir, «o 
'i^ndchitfUioh und Iwpuwteft dia 



Gvi'i 



W;\: 






'iii' »iiT, vom äcUTW 

■ui jcM. Wet Wf«JM 

ä»^ .-,..1...... .-> c:..i .,>,■.. ..,.-.11.;. ...,i,<;i Br luiin,'" 

[•iOttui« und WKitrIteii TUcil -i Budi 30. - Vi. W, 

m. i2-ir. 'jrt- iTT. 11- im, i»* üa Kit a-ar i«, b- tu 
I, srr-i», w. IBS. --3V 

[Früh] Biu)rn|iiriwiluM. Connoptmu rti»« DiitionJiichKD 

Tgi». R oa 4 1. 

I Iwcrttf«^- ], iVoimnr - •- 'Mi), 4-11, «T 

wnilHY 1. Wrlumr iS8 



>l<Uli-r Wflinar. 4Ht' 

litriiiir l't. LVa>nib«rt tiuf tri* [1*01111144) 

tV«lH>lti>4l' luii iiiiu>-wiu: „ii)iai>1i>i»bvn'. 

"iil* WuUutiiiei, WarXe KbriouI» xtl «'(tioil) 
M I) 3. SPt Anm. TTK!. 
"oiti« •. JX1, AI — Ui: (;m)Uio mir iili-li) ntiMi^ 

.1 r [h-wuiHlTHr. E^B MBi'k Li'lH^Mvr' 
iL^iiDD ih- In }[u|ti,- FtMUimV IM'IIU. 
MiiiHrkio-. I^lli- ^, 9V— 9 lUlitnnK narli 
- ■ i-rnr/tiilvl wirnlwi, wii p» \ir\f»i 



260 BOMONT. 1813 



[December 8 und ipiter, Weimar.] [489] 

mit Goethe bei . . Johanna Schopenhauer zusammen, im 
heiter erlesnen Kreise zum Abendessen eingeladen. 
Tags vorher^ hatte ich einer Aufführung des ,Egmont' 
beigewohnt, ohne den Dichter dieses mir vorzüglich & 
theuem Meisterwerkes unter den Zuschauem zu er- 
blicken. Hatte er mir ja auch gleich am ersten Abend 
geäussert, er gedenke nicht hinzugehn, mir aber den 
Besuch sehr empfohlen, mit dem Beisatze: „Sie werden 
viel Gutes sehn, wenn ich auch die Aufführung nicht un- ic 
bedingt loben kann." 

. . . Bald kam das Gespräch auf die gestrige Aufführ- 
ung des ,Egmont^ Ich rühmte die Darstellung des Clär- 
chen durch Madame Wolff, in dem Sinne, wie ich es i* 
nachher durch ein in Weimar noch zurückgelassnes Ge- 
dicht also aussprach: 

Egmontfi Liebchen, Egmonts Clärchen, 
Wundersam gestaltet Kind, 

Leicht und rosig, wie ein Mährchen. 20 

Ach, und doch so tief gesinnt! 

Egmonts Heldin, Egmonts Fahne, 

Schürend heil'ge Freiheits-Gluth, 

Dann im Tonfall,* gleich dem Schwane, 

Sinkend in die dunkle Fluth! 25 



December 1: „ [Nachmittags] Geh. Reg. Rath t. MttUer, 

Hr T. La-Motte Fouqu6. [Abends] »Bgmont*. 
December 3: „[Abends] Bei Mad. Schopenhauer. La-Motte 

Fouqu6, Helnd^e". 
Fouqu6 berichtet (a. a. O. S. 24): ,,Als ich am Abende mei- so 
ner Ankunft su Goethe ging, fand ich Hn y. Müller bei ihm. 
den Jetzigen Kanzler"; es war vielmehr Nachmittags yor Be- 
ginn der Egmont-Auiführung, über die man sprach (s. Z. 26 tX 
^ Vielmehr zwei Tage vorher, am 1. (s. Z. 26 f.). Die Datimng 

in den .Gesprächen' 8, 108 und 110 ist zu berichtigen. 3& 

* Anspielung auf Beethovens Musik? (der Theater-Zettel nennt 
diese zum erstenmal 1814 Januar 29.) 



ll>eMmb«r 3 und iplMr, W«lm4r.] [tMJ 

Egmonts Qöttin, Egmonte Sonne! 
Ja, auch mir nach heisser Schlacht 
Ward zu Theil die Heldeuwonne, 
5 Dich zn schau'n in Deiner Pracht, 

Goethe hat sich späterhin über diese Verse sehr zu- 
frieden geäussert,' alB richtig die drei Phasen seines Clilr- 
chens bezeichnend, und erwiderte mir auch auf meine da- 
maligen Mittheilungen; allerdings könne jene Gestaltung 
> der Liebe, des Heroismus und der Verklärung nie schö- 
ner dargestellt werden, als durch die von mir mit bo 
vielem Recht bewunderte Künstlerin. 

Indem ich nun während des heitern Gespräches über 
,Egmont' vorzüglich auch die letzte Erscheinung Clär- 
chens als trostende Freiheit«- Göttin hervorgehoben 
hatte, sagte Goethe lächelnd: „Ja, und stellen Sie sich 
vor, just das wollte man mir früherhin abdisputiren, 
wenigstens für die theatralische Darstellung. Und so- 
gar mein lieber Schiller war mit dabei, und üeas als 
damaliger Lenker der hiesigen Schauspiele die Er- 
scheinung bei der Aufführung auch wirklich fort.'" 

Wie war denn das möglich? fragte ich staunend. 
Konnte er denn irgend Andres an die Stelle setzen? 
Denn so ganz im Hinabsinken erlöschen konnte doch 
nun einmal der Schluss nicht. 

„Ei nun," — entgegnete Goethe, — „er Hess den 
Alba während der Publication des Urtheils verlarvt zu- 
gegen sein. Egmont aber riss ihm die Larve ab, sagte 
ihm viele harte Dinge, und dann erst ging es zum Tode,'" 

Eure Excellenz konnte das unmöglich mit ansehu, 
sagte ich. 

' Gegen Jobaona Sobopeobauer? oder Fr. v. Mdller ib«>i dem 

Fouqu^ damals wobnre)? 
' Vgl. 235, 23-25. 236, T-10. 33-36. 265. 30-266. 3. 
■ Vgl. Nr. 453 oebat Erl. 



262 EGMONT. 1813 



[December 3 und später, Weimar.] [^ *1 

„Zufällig war ich damals just in Ilmenau," erwiderte 
er. „Aber Sie haben Recht, mitangesehn hüW ich es 

auf keine Weise."^ 

Mit de La-Motte Fouqu6 (und Fr. y. Müller oder Jo- t 
hanna Schopenhauer?). — Gespräche 3, 110—112. 

1814. 

Januar 28, Weimar. 490 

Morgen ist Mittagstafel, Abends Schauspiel, wahr- 
scheinlich jEgmont^* 10 
An J. F. H. Schlosser. — Br. 24. 126, 4 f. 

Januar 29, Weimar. 491 

[Abends] ,Egmont^* 
Tgb. 5, 94, 14. 

] [April 10. Weimar, oder Mai 14, Berka.] — 491a i* 

[Zu 1786.] s. ,Iphigenie auf Tauris* ugD. (Ital. Reise.) 



* Das beruht auf In-thum, oder — kam dem Dichter jene Ge- 
schmacklosigkeit, die ihn am 25. April 1796 sein Interesse 
für Ifflands Spiel und sein Verhältniss zu Schiller als un- 
veinneidliches Uebel gelassen hinnehmen Hess, Jetzt so onge- 20 
heuerlich vor, dass er, Augenzeuge von ihr gewesen zu sein, 
bewusst in humoristischer Anwandlung abläugnete? Zeug- 
nisse dafür, dass Goethe am 25. April 1796 in Ilmenau ge- 
wesen wäre, fehlen, so viel ich sehen kann, gänzlich; freilich 
fehlen auch alle urkundlichen Belege, dass er der Aufführung 25 
selbst beigewohnt hat; doch verbieten Innere Gründe, sowie 
Nr. 435, daran zu zweifeln, — oder sollten Schillers Worte 
220, 17 f. doch dafür zeugen, dass Goethe der Vorstellung 
fem blieb? (etwa auch 236, 13 f.?) 

* Zu Ehren der Anwesenheit der Kaiserin von Russland. 90 
■ Der Theater-Zettel kündigt an: ,Egmont. Trauerspiel in fünf 

Aufzügen von Goethe. Die Ouvertüre und die Musik zu den 
Zwischenacten von Beethoven*; die Besetzimg der Rollen wie 
1813 December 1 (s. 234, 29—45). 

Wenn Martersteig in WoliT S. 79 über diese Yorstellnng » 
schreibt: „es wurde .Egmont' in der oben [daselbst S. 75] 
erwähnten Bearbeitung von WoliT und Riemer aufgeführt", 
so erscheint das im Hinblick auf 245, 24—26 als Irrthum; 
Riemer würde auch schwerlich unterlassen haben, der Auf- 
führung zu gedenken. 40 



Mai 26. Berka. 492 

Seine Unzufriedenheit über der Frau von Stael Ur- 
theile über seine Werke brach lebhaft hervor. . . . Die 
Stael habe alle seine, Goethes, Productionen abgerissen 
> und isolirt betrachtet, ohne Ähnung ihres inneren Zu- 
sammenhangs, ihrer Genesie.' 

Mit Fr. V. MUller und Riemer. — Gespräctae 3. 129 
(Müller S. St.). 
December 23. Weimar. 193 

) Expedienda d. 23. December 1814. 

Beethoven ,Egniont'.* 
Agenda 1814. - Tgb. 5. 305, 1. 15 f. 
December 26. Weimar. 404 

s [Abends Vorstellung von] ,Eginont'.* 

Tgb. ö. 145, 15. 

1815. 

] [Februar, zwischen 3 und 21, Weimar.]' 405 

Die Gegenwart des vortrefflichen Iffland (1796) 
3 gab Gelegenheit zu Abkürzung ,Egmonts', wie das 
Stück noch bei uns und an einigen Orten gegeben wird. 
Das6 auch' Schiller bei seiner Rcdaction grausam ver- 
fahren, davon überzeugt man sieh bei Vergleichung 

' Vgl. Nr. 475 nebst Erl. 
i ' Nach „Beetlioren" ist daa Wort „Abdni[ck?]" gestrlohen. 
Dem Vermerk fehlt das Zeichen, mit dem Goethe das Er- 
ledigte In der Agenda zu versehea pQegt. 
■ Der Theater-Zettel nennt Beethovens Musik nicht, doch darf 
man wohl annehmen, das» sie seit 1814 Januar 29 t>et allen 
Torstellnngeu gespielt worden ist (auf dem Zettel vom 23. 
Juttl 1S14 ist Sie genannt). Die Besetzung der Rollen wie 
1813 December 1 (s. 234, 29—451, mit Ausnahme von Richard: 
Genest d. J., Soest: Uhllch und Seifensieder; Üschniann. 
• Goethes Vermeid 1813 Mai 17: ..Deutsches Theater sehe- 
i matisirt" (Tgb. 5, 46, 27) soll sich nach WK. 30, 755 auf den 
Aufsatz beziehen. Er erschien 1815 April 10. 11 Im .Morgcn- 
Watt für gebildete Stände' Nr. 85. 86. 
' Das ..auch" Ist sehr aufTailend. man erwartet eher „alur". 



264 BGMONT. 1815 

](Febrnar, swischen 3 und 21, Weimar.] [tM] 

nachjBtehender Scenenfolge mit dem gedruckten Stücke 
selbst. Die persönliche Gegenwart der Begentin zum 
Exempel vermißst unser Publicum ungern;^ und doch 
ist in Schillers Arbeit eine solche Consequenz^ dass maa 5 
nicht gewagt hat, sie wieder einzulegen, weil andre 
Missverhältnißse in die gegenwärtige Form sich ein- 
schleichen würden. 

E g m n t. 
Erster Aufzug. jo 

Auf einem freien Platz Armbrustschiessen. Bei 
Gelegenheit dass einer von Egmonts Leuten durch den 
besten Schuss sich zum Schützenkönige erhebt^ seine 
Gestmdheit so wie die Gesundheiten der Herrschaften 
getrunken werden, kommen die öffentlichen Angele- i^ 
genheiten zur Sprache, nebst den Charakteren der höch- 
sten und hohen Personen. Die Gesinnungen des Volks 
offenbaren sich. Andre Bürger treten auf; man wird 
von den entstandnen Unruhen imterrichtet. Zu ihnen 
geseilt sich ein Advocate, der die Privilegien des Volks ^ 
zur Sprache bringt; hieraus entstehen Zwiespalt und 
Händel; E g m o n t tritt auf, besänftigt die Männer und 
bedroht den Babulisten. Er zeigt sich als beliebter und 
geehrter Fürst. 

Zweiter Aufzug. ^ 

Egmont und sein Geheimschreiber, bei dessen Vorträ- 
gen die liberale, freie, kühne Denkart des Helden sich 
offenbart. Hierauf sucht r a n i e n seinem Freunde 
Vorsicht einzuflössen, aber vergebens, und, da man die 
Ankunft des Herzogs Alba vernimmt, ihn zur Flucht ^ 
zu bereden, abermals vergebens. 

Dritter Aufzug. 
Die B ü r g e r in Furcht des Bevorstehenden; der Ha- 
bulist weissagt Egmonts Schicksal, die spanische Wache 
tritt auf, das Volk stiebt aus einander. 35 



» Vgl. 246, 28-33. 269, 2-4. und Nr. 521. 



18U EG&IOXT. 260 

)[Februr. ixiicbP.D 3 uad Sl, Welmu.] |(U) 

In einem bürgerlichen Zimmer finden wir Cläreben 
mit ihrer Liebe zu Egmont beschäftigt. Sie sucht die 
Neigung ihres Liebhabers Brackenburg abzuleh- 
nen; fahrt fort in Freud' und Leid an ihr VerhäUniaa 
mit Egmont zu denken; dieser tritt ein, und nun ist 
nichts Anders als Liobe und Lust. 

Vierter Aufzug. 
Palast. Albas Charakter entwickelt sich in seinen 

> Maasregeln. Ferdinand, dessen natürlicher Sohn, 
den die Persönhchkeit Egmonts anzieht, wird, damit 
er sich an Grausamkeiten gewöhne, beordert, diesen ge- 
fangen zu nehmen. Egmont und Alba im Gcsprikch, 
jener offen, dieser zurückhaltend und zugleich anrei- 

5 zend. Egmont wird gefangen genommen. Brackenburg 
in der Dämmerung auf der Strasse; Clärchen will die 
Bürger zur Befreiung Egmonts aufregen, sie entfernen 
sich furchtsam; Brackenburg, mit Clilrchen allein, ver- 
sucht sie zu bemhigen, aber vergeblich. 

» FünfterAufzug. 

Clärchen in ihrem Zimmer allein. Brackenburg bringt 
die Nachricht von Vorbereitung zu Egmonts Hinrich- 
tung. Clärchen nimmt Gift, Brackenburg entfernt sich, 
die I^mpe verlischt, Clarehens Verscheiden andeutend. 

!5 Glefängnias. Egmont allein. Das Todcsurtheil wird 

ihm angekündigt. Scene mit Ferdinand, seinem jungen 
Freunde. Egmont allein, entschlaft. Erscheinung Clär- 
chenB im eröffneten Hintergrunde; Trommeln wecken 
ihn auf, er folgt der Wache, gleich:;am als Befehlshaber. 

» Wegen der letzten Erscheinung Clärchena sind die 

Meinungen getheilt; Schiller war dagegen,* der Autor 

' Bchon 1T8S hatte Schiller eich In den Selilussbemerkungen 
seiner Rpcendlon (vgl. Nr. 428) entschieden dagegen erklfin; 



266 EGMONT. 1815 

][Febraar, s wischen 3 und 21, Weimar.] [4M] 

dafür; nax^h dem Wunsche des hiesigen Publicnms darf 

sie nicht fehlen. 

Ueber daa deutsche Theater. — W. 40, 91, 8— 94, 2. 

Februar 20, Weimar. — s. 12. 8. 486 5 

] [April oder 1816 Juli Mitte, Weimar.] — 496 a 

[Zu 1787 Februar 16.] s. 142, 7—15. 

November 6, Weimar. 497 

*Ich läugne nicht, dass eine Schilderung jenes ge- 
selligen Vereins, von Palamedes Hand, mir sehr er- lo 
wünscht wäre, und wenn auch der Prinz von Gavre^ 
etwas parodirt werden müsste. Am Liebchen war nichts 

auszusetzen. 

An S. Boisseree. — Br. 26, 137, 22—138, 2. 

November 27, \ 15 

} Weimar. — s. Nr. 314. 315. 497 a. b 

December 25, i 



Clärebens Ei*scheinung sei zwar ein „sinnreicher BinfaU*% 
aber ein, die sinnliche Wahrheit des Stückes muthwiUig 
zerstörender „Saltomortale in eine Opemwelt". 

* S. Boisser6e an Goethe October 27: „ . . da Sie gerne etwas 20 
Ausführliches über Mannheim wissen woUen, muss ich Ihnen 
von Frau und Kindern erzählen, die um einen Entschlafenen 
trauern, vor allen von einer bedauerungswürdigen Mutter, 
die sich nicht zu fassen weiss und Jedem sagt: ,Ach, wenn 
Sie es nur gesehen hätten! da sass er, da sass sie; es war wie 25 
Egmont und Clärchen*. 

Diess Bild, ganz nach dem Leben, darf als ein Muster un- 
serer Zeit, in Ihrer Sammlung nicht fehlen. Von dem Töch- 
terchen und ihren Uebungen in allen Stellungen der Jung- 
frau Maria sage ich nichts, denn das hübsche Kind ist Ihnen 30 
gewiss noch vollkommen gegenwärtig" (Boisser^e 2, 69 f.). 

Goethe war am 30. September in Mannheim gewesen und 
hatte den Mittag bei der Familie v. Stryck zugebracht. Sollte 
das Obige und Goethes Antwort sich auf scherzhafte Er- 
lebnisse daselbst beziehen? 35 

• Die Regentin zu Machiavell (Aufzug 1): ..Graf Egmont freut 
Ihn sich nennen zu hören; . . Warum nennt er sich nicht Prinz 
von Gaure, wie es ihm zukommt?** (W. 8. 190, 11—15.) 



Deeember 2C: Wi-iiiinr. 

[VormittagB] ^gmont'.* 
Tgb. 6, 107, 14. 

9 Januar 8, 
JaDnar 8, 
Januar 10, 
Februar 13, 
Februar 22, 

10 Februar 22, 

Februar 26, 

October 15. i 

,. ,, Weimar. - s. Xr. 238. 239. 498 h. 1 

November 14, I 

181S. 

IS März 5, Weimar. 499 

Heate besuchte ich [MüUer] Goethen, der sehr genial 
Friesen [J. F. Fries], das Skelet eines Tigers nannte und 
seine Vorahndungen des Unheils aus der Wartburg- 
feier erzahlte. „Quiconque rassemble le peuple, l'emeut," 

M rief er nach Hetz mehrmals aus. Gegen Voigt habe 
ihm die Missbilligung der Erlaubniss zur Wartburgfeier 
schon auf den Lippen gesessen, er habe sie verschluckt, 
um mich nicht zu compromitliren ohne Erfolg. . . . 
„Ich habe im 22. Jahre* den ,Egmont' geschrieben und 

as bin. seitdem nicht stille gestanden, sondem diese An- 
sichten über Volksbewegung immer fort mit mir sich 
durchleben lassen. Xun weiss ich wohl, woran ich bin;' 
meint Ihr, der ,Egmont' sei nur ein ... . gewesen, der 
mir entschlüpft, oder man müsse mich erst trepaniren, 

so mn den Splitter aus dem Gehirn zu ziehen?" 

Mit Fr, TOD MÜUer. — Gespräche 3, 300 (Müller 8. 23). 

■ Durcbsicht für Band 6 der Werke CottaV 

* Das wäre 1771; solche Zeitangaben dürfen Jedocli oft genug 
nicht n-öHUeh genommen werden; vgl. 197, 31—38. (Auf 22 

K Jabre gibt Goethe sein Älter gelegenillcb auch für die Ent- 
stebangszelt ,Wertbers' an, s. Epos 2, ^M, 4.) 

• Vgl. G.-Zelter 2, 415 f. 



I 

\ 



268 EGMONT. 1819 

1819. 

] [Februar 14, Weimar.] — [Zu 1773—1788.] 500 

s. 146, 8. 148, 2-6. 

J [Februar 14. Weimar.] 501 

[Zu 1771 — 1782.] . . wurde^ manche Zeit und Mühe 5 

auf den Vorsatz, das Leben Herzog Bernhards 

zu schreiben, vergebens aufgewendet. . . . Für mich 

war diese Bemühung nicht unfruchtbar; denn wie das 

Studium zu ,Berlichingen' und ,Egmont' mir tiefere 

Einsicht in das fünfzehnte und sechzehnte Jahrhundert lo 

gewährte, so musste mir diessmal die Verworrenheit des 

siebzehnten sich, mehr als sonst vielleicht geschehen 

wäre, entwickeln. 

Tag- und Jahres-Hefte [1775] Bis 1780. — W. 35. ö, 
23-25. 7. 9-14. 1» 

März [Anfang], Weimar. — s. 16, 17.' 502 

März 27, Weimar. 503 

[Abends] Die Kinder aus ,Egmont^ Kanzler von 

Müller. Gräfin Lina von Egloffstein.* 

Tgb. 7, 30, 10 f. ao 

3[JuU 28, Weimar.] 504 

[Zu 1812?]'*' Jene genannten, immer thätigen Freunde 

[Wolff und Riemer] entwarfen gleichfalls"^ den Ver- 



» Während des Jahres 1780. 

* Es fällt auf, das8 ,Egmont* nur unter den Jahren 1787|88 » 
genannt wird, nicht 1775. 

* Dass die beiden Letztgenannten, ausser Goethes Sohn und 
Schwiegertochter, sich am Gespräch über die VorsteUung be- 
theiligten, beweist des Kanzlers Aufzeichnung unter gleichem 
Datum: „Mit lilne bei Goethe, deren Enthusiasmus für Eg- 30 
mont [.Egmont*?] recht liebenswürdig war" (Müller S. 37). 

Diese Aufführung war die erste, seitdem Goethe die Lei- 
tung des Theaters niedergelegt hatte; die Besetzung der Rol- 
len hatte mannlchfache Aenderungen erfahren, s. 234, 29—45. 

* Wegen des Jahres vgl. 245, 20- 246, 10. m 

* Wie sie auch den Plan zu einer Aufführung des «Paust* 
machten (s. diesen ugD.). 



Juli 1^ Wfim^.I (w*) 

such einer neuen Eedaction des .E^ont' mit Wieder- 
herstellung der Hereogin von Fanua, die sie nicht ent- 
behren wollten.' 

Tag- und Jahrea-Hefte, 1812. — W. 36, 75, Ü-S. 

1821. 

][? ? Weimar.] — s. ,Fauaf ugD. (mit Fr, Föi-ster.i 504 a 



][Mära 11, Weimar.] — s. 17, 21 f. 505 

10 ][Mürz awlecben 12 und 16, Weimar.] — s. 19, 15— IS. 506 

Mära IMitte?], Weimar. — s. -Nr. 31. 500a 

182S. 

] [Januar zwischen 10 und 19. Weimar.] — 506 b 

IZu 1806.1 e. Nr. 100. 
ij ] [Januar zwlstlien 10 und 10, Weimar.] 507 

[Zu 1806.] ,Götz von Berlichingen' kam wieder an 
die Reihe, nicht weniger ,Egniont'.' 

Tag- und JahreB-Hette. 1806. — W. 35, 2-1«, 11 f. 
August zwl?<'ben II und 21, Marleubad. — s. 149, 22. 508 

K n ■! 1 1 1 508 

[Zu 1814.] Auf dem Theater sah man die .Schul d' 
von M ü 1 1 n e r. . , . 

Die Lösung dioser Aufgaiie bewirkt« mehrere treff- 
liche Vorstellungen von ,R o ni e o und Julie', .E g - 
2i mont', jWallensteins Lager* und ,T o d'.*' Alle 

' Vgl. 264, 3 f., Nr. 521 und zu der ganzen Angelegeulielt Kr. 

471. 472 nebet Erl. 
' Eine AeuBBerung aus dem Jalire 1820, die Begleitung lu 

Olkrdieuft Lied „Die Trommel gei-Uliret'." betreffend, 3. In 
M Thell 3 (Die lyrischen Dichtungen). 

• Vgl. Nr. 447, und .Götz' unter 1806 Januar 25. 

* Die Vorstellungen von .Egmont' (Januar 29, s. Nr. 491) und 
von ,Bomeo und Julia' (Januar 22i gingen beide der Auf- 
führung von MUllners .Schuld" (Januar 31) voran; das Ge- 

31 sagte pasat also strenggenommen nur auf .Wallensteln' (, La- 
ger- Mllra 10, ,Tod' April 80). 



270 EGMOXT. 1823 

][???] [*•] 

Eollenverändenmgen, die in diesen Stücken vorfielen, 
wurden benutzt zu sorgfältigen Didaskalien, um geübte 
und ungeübte Schauspieler mit einander in Harmonie 
zu setzen. » 

Tag- und Jahres-Hef te, 1814. — W. 36, 87, 18 1 24— 88, 4. 

1824. 

Januar 4. Weimar. — s. 27, 25 f. 28, 7—14. 510 

][ ? ? ?]^ 511 

[Zu 1796.] Zum grössten Vortheil derselben [der lo 
Weimarischen Bühne] trat Iffland im März und April 
vierzehnmal auf. Ausser einem solchen belehrenden, 
hinreissenden^ unschätzbaren Beispiele wurden diese 
Vorstellungen bedeutender Stücke Grund eines dauer- 
haften Kepertoriums und ein Anlass, das Wünschens- u 
werthe naher zu kennen. Schiller, der an dem Vor- 
handenen immer fest hielt, redigirte zu diesem Zweck 
den jEgmont^ der zum Schluss der Ifflandischen 
Gastrollen gegeben ward, ungefähr wie er noch auf 
deutschen Bühnen vorgestellt wird.* lo 

Tag- und Jahres-Hefte, 179fj. — W. 35. 62, 25- 63. 8. 



1835. 

Januar 10, Weimar. 512 

Goethe fragte darauf Herrn H.,' was er von deut- 
scher Litteratur gelesen habe. Ich habe den ,Egmont' 35 
gelesen, antwortete dieser, und habe an dem Buche so 
viele Freude gehabt, dass ich dreimal zu ihm zurückge- 
kehrt bin. . . . 

Das Gespräch lenkte sich auf den ,EgmontS und 
Goethe sagte darüber Folgendes: „Ich schrieb den ,Eg- ao 

^ Vielleicht schon 1819 oder 1820 geschrieben. 

• Vgl. Nr. 433--*39. 453. 496. 

' Den von Bckermann nicht ausgeschriebenen Namen des 
englischen Ingenieur-Offlciers finden wir in Tgb. 10. 6, 2 
unter obigem Datum: „[Abends] Kam Eckermann mit u 
Capitain Hutton". 



180 EOMONT. 271 

(Jannar 10, Wcimu-.] [SU] 

mont' im Jahre 1775, also vor funfzig Jahren. Ich hielt 
mich sehr treu an die Geschichte' und strebte nach mög- 
lichster Wahrheit. Als ich darauf zehn Jahre später in 

B Born war, las ich in den Zeitungen, da^ die geschilder- 
ten revolutionären Sccnen in den Niederlanden sich 
huchstäblich wiederholten.* Ich sah daraus, dass die 
Welt immer dieselbjge bleibt, und dass meine Darstel- 
lung einiges Leben haben musste." 

D Mit Eckermana und Hution. — Geapiüebe 5, 125 f. (E>ck- 

ermanD 1, 127 f.) 

Januar 18. Weimar. 61B 

"„Schillers Talent war recht für's Tlieater geschaffen. 

Mit jedem Stück schritt er vor und ward er voUeadeter; 

a doch war es wunderlich, dass ihm noch von den , Räubern' 
her ein gewisser Sinn für das Grausame anklebte, der 
selbst iu seiner schönsten Zeit ihn nie ganz verlassen 
wollte. So erinnere ich mich noch recht wohl, dass er 
im ,E g m n t' in der Gefängnissscene, wo diesem das 

10 ürtheil vorgelesen wird, den Alba in einer Maske und in 
einen Mantel gehüllt im Hintergründe erjcheinen Hess, 
um sich an dem Effect zu weiden, den da.s Todes-Urtiieil 
auf Egmont haben würde. Hiedurch sollt« sich der Alba 
als unersättlich in Rache und Schadenfreude darstellen. 

13 Ich protestirte jedoch, und die Figur blieb weg."*' 

Mit Eckeriuann. — Gesprftcbe 5, 137 f. (EckennaDD 1, 137.) 
April 23. Weimar. — 8. Nr. 332. 513 a 

■ Id Bpzufc auf die politischen Vorgilnge; über die. Ton der 
Ueberiiefenin? abwelcheode. gana freit» Behandluu^ der Per- 

» Bönllchkeit BgmontB vgl. :S3. 19—254, 5. 273, 3—274. n. 

■ Vgl. .\r. 38», sowie 117. 14—1«. 148, 1-6. 

• Eine Im gleichen Oeeprflcli kurz vorliergebende Aeuswerung 
über , Egmont' Ist In Ibrem Zusammenhang belassen worden, 
e. .Paust* ugD. 
u • Ausgenommen bei der ersten Vorstellung 1796, vgl. Nr. 453. 



272 BGMONT. 



December 25, Weimar. 514 

„Man kann über Shakespeare gar nicht reden, es ist 

alles unzulänglich. . . . 

Er ist gar zu reich und zu gewaltig. Eine productive 

Natur darf alle Jahr nur ein Stück von ihm lesen, t 

wenn sie nicht an ihm zu Grunde gehen will. Ich that 

wohl, dass ich durch meinen ,6ötz von Berlichingen* 

und ,Egmont^ ihn mir vom Halse schaffte, . /^^ 

Mit Bckermonn. — Gespräche 5, 257 f. (Eckermann 
1. 159 f.) i- 

1826. 

Februar 1, Weimar. — s. 30, 10. 515 

][Mai 8? Weimar.] — s. Nr. 40. 515 a 

Mai 12. 25. 26. 29, Weimar. — s. Nr. 41-44. 515 b— e 

] [Zwisclien Mai 31 u. August 6, Weimar.] — s. 38, 8-20. 516 i» 

Mai 31, 

Weimar. — s. Nr. 46—52. 516 



Juni 2-4. 10. 16, 

Juli 5. 

][Juli 18. 19, Weimar.] — s. Nr. 53. 516 h 

Juli 18. 19, \ ^.^jj^^^ ___ g j^^r 54_57 5ie i^^, » 

August 1. 6, I 

1827. 

Januar 27, Weimar. — s. Nr. 247. 516 n 

Januar 31, Weimar. 517 

„Manzoni . . fehlt weiter nichts, als dass er selbst 2s 
nicht weiss^ welch' ein guter Poet er ist, und welche 
Rechte ihm als solchem zustehen. Er hat gar zu viel 
Hespect vor der (beschichte und fügt aus diesem Grunde 
seinen Stücken immer gern einige Auseinandersetzungen 

^ — Nebenbei sei bemerkt, dass Goethe 1825 in einem Gesprfich so 
mit Friedrich Förster gesagt haben soll: „ . . Negationen 
des Lel)en8 und ,der freundlichen Gewohnheit des Daseins*, 
um mich meiner eignen Worte zu bedienen" (Gespräche 5. 
262, Förster S. 185); der Zusatz klln^rt doch recht ungoe- 
lliiFch, wenn auch der Dichter Egmonts Worte: „Sttsses u 
Leben! schöne freundliche Gewohnheit des Daseins und Wir» 
kens!" (Aufzug 5) oft genug, als seiner eigenen Natur höchst 
gemtt^, im Gespräch angeführt haben mag. 



Juuu »1, Weini»r.| |alTj 

liiiuu, iu (Imiea er nactiweisi, wie treu er den Eiazela- 
heiten der Geschichte geblieben. Nim mögen seine Facta 
historisch sein, aber seine Charaktere siad es doch nicht, 
so wenig es mein Thoas und meine Iphigenia sind. Kein 
Dichter hat je die historiselien Charaktere gekannt, die 
er daj^tellte, hätte er sie aber gekannt, so hätte er sie 
schwerlieh so gebrauchen könaen. Der Dichter mufla 
wissen, welche Wirkungen er hervorbringea will und 
danach die N^atur seiner Charaktere einrichten. Hätte 
ich den Egmont so machen wollen, wie ihn die Ge- 
schichte meidet, als Vater von einem Dutaend Kindern, 
so würde sein leichteinniges Handeln sehr absurd er- 
schienen sein. Ich musste also einen andem Egmont 
haben, wie er besser mit seinen Handlungen und mei- 
nen dichterischen Abeichten in Harmonie stände; und 
diese ist, wie Clärchen sagt, mein Egmont.' 

„Und wozu wären denn die Poeten, wenn sie bloss 
die Geschichte eines Historikers wiederholen wollten! 
Der Dichter muss weiter gehen imd ims wo möglich 
etwas Höheres imd Besseres geben. Die Charaktere 
des Sophokles tragen alle etwas von der hohen Seele 
des grossen Dichters, so wie Charaktere des Shakespeare 
von der seinigen. Und so ist es rächt, und so soll man 
es machen. Ja Shakespeare geht noch weiter und macht 
seine Römer zu Engländern, und zwar wieder mit Recht, 
denn sonst hätte ihn seine Nation nicht verstanden. 



■ Vlelmebr Egmont sagt zu Clärchen (Aufzug 3, Schluss): „Dna 
Ist dein Egmont". Zur Saebu vgl. 253. 19— ZW, '.. 271. 2—* 
und die Ix'tivffendeu Stellen In Scbillers ßt>ci-nslon. Dieselbe 
Ueberxeuguug, die Goethe hier aUBSpricht, hatie Eckermaua 
BelbHt, Bobou vor dem persunllcben Bekauntwerdea uit Goe- 
the, nachdrücklich vertreten Id »eluer Sclirlfl .Beltrilj» zur 
Poesie mit besonderer Hinwelmiug auf Goeihe' (Stuttgard, 
in der Cottofachen Buchhandlung. 1824 S. 82-S7), die er. 
Im MhI 1823. Im Manuscrlpt an Goetlie gescbkkt hatte. 

er«r, Oo*lh« Ifaer *. Dichlnnrin. T. 11, a I. IR 



274 BGMONT. 1827 

(janiutr 31, Weimar.] [M7] 

„Darin," fuhr Goethe fort, „waren n\in wieder die 

Griechen so gross, dass sie weniger auf die Treue eines 

historischen Factums gingen, als darauf, wie ea der 

Dichter behandelte." 

Mit Eckermann. — Gespräche 6, 47 f. (Bekermann 1, 225 f.) 

Februar 17, 

Februar 18, 

Februar 19. l Weimar. — s. Nr. 248—252. 517 a- 

März 12, 10 

April 4. 

Mai 3. Weimar. — s. Nr. 50. 517 f 

October 24, i ___ . „ „_. „_^ ri^ - ». 

^ ^. \ Weimar. — s. Nr. 254. 25o. 617 g. h 

October 25, J 

December 29, Weimar. 518 is 

E. W. erhalten in beigehendem Packet das Dinen ge- 
widmete Exemplar der zweiten Lieferung [Werke Cotta' 
Band 6 — 10], die Ihnen wie die erste so vieles verdankt. 
Beigefügt sind in duplo [Baad] 7. 8. 9 . ., da Sie dann 
die Güte hätten, das zu Bemerkende aa die Seite zu be- ao 
merken, wodurch das Geöchäf t einigermaseen erleichtert 
würde.^ 

An Göttling. — G.-Göttling S. 22. 



] [Februar oder März, Weimar.] 519 «5 

Seine Pietät für Schiller war eine so innerlich tiefe, 
dajBS man davon wahrhaft ergriffen werden musste. Ich 
[Holtei] hatte, als über ,E^gmont* gesprochen wurde, 
einst die Bearbeitung, die Schiller für's Theater unter- 
nommen, zu tadeln gewagt und mein Erstaunen geäus> » 
Bert, dass sie noch immer auf der Weimarischen Bühne 
gelte. Den Blick des Alten werd' ich nie vergessen, mit 
dem er mich anblitzte und fast grimmig sagte: „Was 
wisst Ihr, Kinder! Das hat unser grosser Freund besser 

verstanden, als wir."' ss 

Mit K. V. Holtei. — Gespräche 6, 267 (Holtei 4, 75*). 



» Vgl. 49. 22 und Nr. 520. 

■ Vgl. aber Nr. 472. 495. 504. 521. Holtei las während dieser Zelt 



ülilrz 24. Welutar, '--'^ 

[Morgens] Die von Göttling corrigirte kleine Äna- 
gabe angesehen, weil sie fortzuschicken ist.' 
Tgb. 11. 196. 28- 197. 1. 

1S39. 

Februar 10. Weimar. 621 

Wir* sprachen . . viel über ,Egniont', der am Abend 

vorher, nach der Bearbeitung von Schiller, gegeben 

worden,' und es kamen die Nachtheile zur Erwähnung, 

I die das Stück durch diese Redaction zu leiden hat. 

Es ist in vielfacher Hinsicht nicht gut, sagte ich 
[Eckermann], dass die Regentin fehlt; sie ist vielmehr 
dem Stücke durchaus nothwendig. Denn nicht allein, 
dass das Ganze durch diese Fürstin einen höheren, vor- 
1 nehmeren Charakter erhält, sondern es treten aucli die 
politischen Verhältnisse, besonders in Bezug auf den 
spanischen Hof, durch ihre Dialoge mit Machiavell 
durchaus reiner und entschiedener hervor, 

„Ganz ohne Frage", sagte Goethe. „Und dann ge- 
> winnt auch Egmont an Bedeutung durch den Glanz, 
den die Neigung der Fürstin auf ihn wirft, so wie auch 
Clärchen gehohen erscheint, wenn wir sehen, das:? pie, 
selbst über Fürstinnen siegend, t^gmont« ganze Liebe 
allein besitzt. Dieses sind alles sehr delicate Wirkungen, 
b die man freilich ohne Gefahr für das Ganze nicht 
verletzen darf."* 

einmal In Jena .Egniont' vor ,.f(lr irgend einen wohlthUtitcen 
Zweck, vor grosser Versa m in Iting von n:iRieD. Professoren 
DDd StudeuteD" (Holte! 4. 52). 
u ' Werke Cotta' Band 1—9, als Dmckvorlage für die .Octav- 
AuB^be': vgl. Nr. 518. 
' Goetbe, sein Eoket Wolfgang (8^^ Jabre alt) und Eckerniann. 
' Die Beseöung der Rollen von Egmont. Oranii>n und Alba 
war dieselbe wie 1819 MHrz 27 (a. 234. 29—45); Durand spleKe 
.6 den Brackenburg, die viprzchni übrige (71 Caroline I^ortKlnf: 
da« Clärchen. Seidel den Vansen. 
• Tgl. Nr, 472. 495. 504. 517. 



276 EGMONT. 1S29 



[Februar 19, Weimar] [htl] 

Auch will mir scheinen, sagte ich, dass bei den vieler, 
bedeutenden MännerroUen eine einzige weibliche Figur, 
wie Clärchen, zu schwach und etwas gedrückt erscheint. 
Durch die Regentin aber erhält das ganze Gemälde mehf s 
Gleichgewicht. Dass von ihr im Stücke gesprochen wird, 
will nicht viel sagen; das persönliche Auftreten macht 
den Eindruck. 

„Sie empfinden das Verhältniss sehr richtig**, sagte 
Goethe. „Als ich das Stück schrieb, habe ich, wie Sie i: 
denken können, alles sehr wohl abgewogen,^ und es ist 
daher nicht zu verwundem, dass ein Ganzes sehr em- 
pfindlich leiden muss, wenn man eine Hauptfigur her- 
ausreisst, die in^s Ganze gedacht worden und wodurch 
das Ganze besteht. Aber Schiller hatte in seiner Natur is 
etwas Gewaltsames; er handelte oft zu sehr nach einer 
vorgefassten Idee, ohne hinlängliche Achtung vor dem 
Gegenstände, der zu behandeln war."* 

Man HKÖchte auf Sie schelten, sagte ich, dass Sie es 
gelitten und dass Sie in einem so* wichtigen Fall ihm s<i .v 
unbedingte Freiheit gegeben. 

„Man ist oft gleichgültiger als billig", antwortete 
Goethe. „Und dann war ich in jener Zeit mit anderen 
Dingen tief beschäftigt.'* Ich hatte so wenig ein Inte- 
resse für ,Egmont* wie für das Theater;*' ich Hess ihn 25 
gewähren. Jetzt ist es wenigstens ein Trosi tür mich, 
dass (las Stück gedruckt dasteht, imd dass es Bühnen 
gibt, die verständig genug sind, es treu imd ohne A'^er- 
kürzung ganz so aufzuführen, wie ich ee geschrieben."^ 

Mit Eckermann. — Gespräche 7, 22—24 (Eckermann 2, 50 
51—53). 



^ „Goetlie hat AUe« künstlerisch und weise abgewogen, nicht 
aber Schiller in der bekannten Receuslon", hatte Eckermann 
1823 in seiner 273, 33—35 angeführten Schrift (S. 83) gesagt. 

* Vgl. dagegen Nr. 519. ^ 
■ Arbeit an »Wilhelm Meisters Lehrjahren* und Uebersetzunj: 

i\ev ,Vitn di Benvenuto Cellini'. 

* Vgl. dagegen Nr. 435. 

' Hieran liatte Beethovens Musik nicht unwesentlich beige- 



182« EGMOXT. 277 

Februar 19, Weimar. S22 

Mittag Dr. Etkemianu und Wölfchen. . , . Mit beideD 
die gestrige Aufführung ,EgTiionts' betreffend [s. Nr, 
521]. 
i Tgb. 12, 26. 8 r. 11 (. 

November 16, Weimar. 623 

Abends Vorlesung des ,Egmont' bei meinen Kindern,' 
Tgb. 12, 154, If. 

1830. 

) '] [Zwischen November und 1831, März. Weimar.] S21 

[Zu 1773 bis 1775 October.] Nachdem ich im ,Gi>tz 

von Berlicliingen' das Symbol einer bedeutenden AYeii- 

trageu, da dieser das (.>r[g[aal zu (iruude Hegt, nlcbt Schil- 
lers Bearbeitung, in welcher die Scenenfolge und Actelnthei- 

i luug eine andre Ist. 

DUatzer tbellt zu diesem GeaiirScIte mit (Eckermaim 2, 
256 r. zu S. 52): „In Sorets Nachlass äudet sich der Ent- 
wurf eines Briefes an Goethe von demselben 10, Februar, 
worin es belsat, Soret tbelle Eckermaun» Unzufriedenheit mit 

I Schiller« Eiurlchtung des gcsteru gegebenen ,Egmont', wo- 
nach Eckermnnn schon früher diese Aeusaerung Über die 
Si'liLltersctae Bearlwltung getlian und Goethe darüber mit 
Soret gesprochen haben muaa. Eckermann hatte ,Egmont' 
schon einmal gesehen, Goethe aber seine Aeussemngen da- 
rüber nur zum Theil gebilllgL In Bezug darauf äusserte 
Sorei. Schlller.i .^endeniugen seien doch bedeutender, als 
Giietlie gemeint, nnnienilich könne man die Streichung der 
Reeentiu nicht billigen, die anf Albas Erscbeluen vorbereite; 
auch die Verlegung von Scenen u. a. schade dem VerstUnd- 
uitwe des Stückes". 
' Elue ausCiihrllcbe Sclilldemug dieses Abends, wo mit ver- 
the'ilten Rollen gelesen wurde, der Lesenden und der Zu- 
hiireuden gibt Eckermann, der unter den letztei-en war, Taga 
darauf in einem Briefe an Auguste Kladzlg. s. Chronik d- 
WGV. 11, 49 f. (1897); Goethe selbst wird von Eckermann 
nicht erwHbnt und war wohl auch nicht anwesend. (Im Da- 
tum von Eckermanus Brief muss es (Ibiigens. nach GoetheB 
Tagebuch, nicht Iti. heissen, sondern 17.) 
■ Bei einer Unterhaltung tiber njerkwllrdige Eigenschaften und 
(iewohuhellcD der Thiere, die nach Fürsiers Erzilhluns: 1830 



278 EGMONT. 1830 



] [Zwischen November und 18S1, März, Weimar.] [iU] 

epoche nach meiner Art abgespiegelt hatte, sah ich 
mich nach einem ähnlichen Wendepunct der Staatenge- 
schichte sorgfältig um. Der Aufstand der Niederlande 
gewann meine Aufmerksamkeit. In ^Oötz^ war es ein -. 
tüchtiger Mann, der untergeht in dem Wahn: zu Zeiten 
der Anarchie sei der wohlwollende Kräftige von einiger 
Bedeutung. Im ,Egmont^ waren es festgegründete Zu- 
stände, die sich vor strenger, gut berechneter Despotie 
nicht halten können. Meinen Vater hatte ich davon i^ 
auf das lebhafteste unterhalten, was zu thun sei, was 
ich thun wolle, dass ihm diess so unüberwindliches Ver- 
langen gab, dieses in meinem Kopf schon fertige Stück 
auf dem Papiere, es gedruckt, es bewundert zu sehen.^ 

Hatt^ ich in den frühem Zeiten, da ich noch hoffte, :j 
Lili mir zuzueignen, meine ganze Thätigkeit auf Einsicht 
und Ausübung bürgerlicher Geschäfte gewendet, so traf 
es gerade jetzt, dass ich die fürchterliche Lücke, die 
mich von ihr trennte, durch Geistreiches und Seelenvol- 
les auszufüllen hatte.^ Ich fing also wirklich ,Egmont' » 
zu schreiben an, und zwar nicht wie den ersten »Götz 
von Berlichingen* in Eeih' und Folge, sondern ich griff 
nach der ersten Einleitung gleich die Hauptscenen an, 
oline mich um die allenfallsigen Verbindungen zu be- 

(Mai oder Juni) in grösserer Gesollscliaft in Goethes Garten j5 
am Park Statt fand, war Goethe anwesend. „Von der Weis- 
heit des Elephanten wie Yon den Schelmereien und Listen 
Reinekes wurde manches mir [Förster] noch UDbekannte 
mitgetheilt und nicht unerwähnt gelassen, dass Egmont dem 
Herzog Alba bemerklich mache, wie es leicht sei, eine Herde so 
Schafe zu treiben, wie man aber dem edlen Ross seine Ge- 
danken ablernen müsse" (Förster S. 226 f.); ob das Letz- 
tere von Goethe selbst erwähnt wurde, oder ob er, falls es 
von einem Andern vorgebracht worden, etwas dazu aussäte, 
wird nicht gesagt 3^ 

' Vgl. 257. 15-23. 

* Vgl. 258, 5-8. 



i IZwiKhen Xuiemliu und tSSl. Min, Vrctaiw.] [iOt] 

küininem. Damit gelangte ich weit, indem ich bei raei- 
ner läaslidieD. Art zu arbeiten von meinem Tater, es 
ist nicht übertrieben, Tag und Xacht angespornt wurde, 
I da er das so leicht Entstehende auch leicht vollendet zu 
sehen glaubte.^ 

So fuhr ich denn am ,£^mont' zu arbeiten fort, und 
wenn dadurch in meinen leidenschaftlichen Znsiand 
einige Beschwichtigung eintrat, bo half mir auch die 
J Gegenwart eines wackern Künstlers [Kraus] über man- 
che böse Stunden hinweg, . . . 

Dichtung und Wahrheit TheU 4 Buch 19. 20. — W. 29, 
102, 6- 163, 7. 167, 1-5. 

1SS1. 

& ][Zni»theu März und October, Weimar.] — 525 

[Zu 1774. 1775.] — s. ,Götz* ugD. iDlchtung u. W. Buch 17.) 

1 Zu dem Ausdruck „gelangte leb weif (Z. 2) vgl. die Worte 
257, 15: ..bracbte ihn beinahe zu Siande". Dase unter der „ers- 
ten Einleitung'.' (278, 23) nicht uur die Volkssceoe des I. Auf- 

saga gemeint sei. sondern auch der, ihr folgende, Auftritt der 
Regcntln. Usst Nr. 353 Tennuthen. Stall „Hauptscenen" (278, 
23), wie in der Handschrift steht, haben die Drucke (Werke N. 
Band 8, von Eckermann und Riemer besoi^): „Hanptaeene"; 
dasa eratere Lesart richtig sei, dafür spricht deutlich auch der 

i AuBdrucl: „die allenfallslgeu Verbindungen", Tgl. Dtlntzera 

Erläuterungen 7. 6; WK. 20. 162, 13; WH. 23, 217; GJ. 12, 

249 nnd Jakob Minore Aufsatz .Entstehungsgeschichte und 

Sfll des Egmont' in den .Grenzboten' 1883, 42 (1), 361—370. 

Zu dem Ausdruck „lässUch" (2, 3), der hier keineswegs 

10 gleichbedeutend ist mit „nachlässig", vgl. Bouebe S. 115 f. 



E 1 p e n r. 



I. 



HcrndtiAnften: Abscbrtft beider Aufzüge von Schrelberhkiid 
(vg-L 285. 25—28). mit dem Titel: .Elpenor. Ein 
Schauspiel'. „Coirecturen vod Guetbes Hand finden » 
sich nicht"; dagegen hat Herder (waJirscbeliillcb 1786) 
„mit Tinte <>tnige wenige Con'ecturen und Umsteliungeii 
TorgeDommen" und „an mebreren Stellen durch perpen- 
dlculare Bielstlftstrlehe eine Blntheilong In Verse ange- 
deutet", auch Riemer bat (wahrscheinlich 1806) „einige ii> 
Aenderungen mit Bleistift notlrt. namentlich einige Worte 
mit Tinte [7] unteratrlchen und ein NB an den Rand ge- 
setzt" (Zamcke W. Jl, 368 f.). 

Die Prosa - Fassong Ist weder von Goethe selljst, noch 
von den durch Ihn beauftragten Herausgebern seine« ts 
Nachlasses verüfCentlicht worden, — Wegen der obigen 
Bezeichnung „Erste Fasanng" vgl. 284, 33— 3fl. 

Weimarer Ausgabe: 1892. W. 11. 3(t8— 396, als Pamllpomenon, 
noch den „Lesarten" der zweiten Fassung. 

II. Zweite Fassung : inVersen. so 

Sandaehriflen: Nii'<lerschrlft Riemers, mit dem Titel: .Blpe- 
nor. Bin Trauerspiel. Fragment'; mit Rie- 
mers Verbesserungen; letzlere sind bei der Drucklegung 
berücksichtigt worden. 

Die Druckvorlage, der Goeihe „eine elDgeheode Redac- m 
tloa" widmete, Ist nicht bekannt: Ihr ..lag zweifelsohne 
eine Abschrift der letzten Riemersehen Herstetlung sn 
Grunde" (Zamcke W. IJ. 363). Vgl. Nr. ,'Mfi und QJ. 
13, 265. 

Eratar Druck: 180ß. Werke Cotta' 4. 315—360. unter dem Titel n 
.EliH'nor. Ein Trauerspiel Fmgnient'. 



Zumter Druck: ISIIJ, Weite CiKta= 7, 371— 11(1; Titel wie Im 

ersten Druck. 
Dritter Druck: 1S27. Wertp Cotta" 10, 1—47; Titel wie la 
Druck 1 und 2. 
s Weimarer Ausgabt: 1»U2. W. 11. 1— W und 361—367. Den Übri- 
gen InttaJt des Bandes s. BS. 25—20. 
Neuerdings ist eine Ergänzung des Bruchstückes erscble- 
nen unter dem Titel: .Elpenor Trauerspiel Fragment tou 
Goetbe Fortaetzung III. bis V. Aufzug von Wolflemar Frhr. 
10 von Biedermann Leipzig F. W. v. Biederuiann 1900'. 

1780. 

?][JuIi Ende, Weimar.l 526. 

Gestern ging ich so zeitig weg, weil ich ein neu Drajna 
im Kopf hatte, davon ich den Plan zu^alm1leIl trieb.' 
IS An Ch. V. Stein. — Br. 7. 280, 6—8. 

1781. 

August IJ, Weimar. 527 

,Elpenor' angefaugen.- 
Tgb. 1, 130, 1. 
20 August 19. [Weimar.] 528 

Schon den ganzen ilorgen bin ich Dir nah, meine 
Beste, und hätte geschrieben und geschickt, wenn mich 
nicht die Geister an mein neue.s Stück geführt hätten. 
Die zweite Scene wird heute wohl fertig. Adieu, ich 
25 bleibe und wohne in Deiner Liebe, und es ist mir schon, 
da.as Deine Phantasie niiuh mit dem Oncle* zusaminen- 
Echmüzt. 

An Ch. T. Stein. — Br. 5. 1S3, 20— 184. 2. 

' Wie die I'atii'UDg diw Biiefcheus. dem diese Acusseruug an- 
30 gehört, so ist auch die »aehlielie Beziehung zweifelhaft. Von 
mehreren Forsehern auf .Toniuiilo Tnsao' gedeutet (vgl. die- 
sen, unter 1780), von anderen als vorerst unbestlnnubar er- 
klärt, wird die Stelle durch v. Bledetuinnn für ,El|ienor' In 
Anspruch genommen, und zwar niii l>i'«)ndrer Betonung des 
IB Ausdru-'ks „zuaauiuieu treiben- iBlederiuaun GF. III S. 
63-65). 
• IM-m widerspricht Nr. 526 (roninsgeMetzl dass dessen Be- 
ziehung auf ,Elpenor' richtig! nicht, denn «uter ..angefangen" 
Ist jedenfalls der Beginn der Niederschrift zu verstehen. 
« ■ ..Boziclinng unin'knnnt. sofern nchi dneh eine .Vnspiehing 



282 ELrPENOR. 1781 



August 19. Weimar. 529 

Früh an ,Elpenor^^ 
Tgb. 1, 181, 2. 

178S. 

][Noyember zweite Hälfte? Weimar.] 590 » 

. . ich krame meine alten Papiere durch, sondre und 

sehe, was zu thun ist. 

Des Menschen Wesen ist mühselig — 

doch überwiegt das Leben alles, 

wenn die Liebe in der Schale liegt.^ lo 

An Ch. V. Stein. — Br. 7. 289. 8-12. 



auf die der Adreasatin uocb nicht genau bekannte Handlung 
des »Elpenor* vorliegt" (Briefe vdH. 2, 75 zu Z. 13); vgl. da- 
gegen die G.-Stein 1, 590 Erl. 2 zu S. 344 angeführten Mög- 
lichkeiten, von denen die letzte, dass „Oncle" sich auf einen u 
Oheim der Frau v. Stein beziehe, die grösste Wahrschein- 
lichkeit hat, zu deren Verstärkung mir auch beizutragen 
scheint, dass Goethe Tags darauf, am 20. August, an Ch. v. 
Stein schreibt: „Heute früh hab* ich gehausvatert, wie Du 
mich haben wiUst" (Br. 5. 184, 5 f.). » 

» VgL 281. 24. 

— Zwischen August 30 und September Mitte schrieb der 
Schweizer Tobler von Weimar aus an Lavater: „Wir wären 
fort, wenn die Herzogin niedergekommen wäre. . . . Alle 
Stunden hofft man den Knall der Ganonen zu hören. Goethe s 
arbeitet in der Hoffnung eines Prinzen am neuen Stücke — 
und wenn das geschieht [d. h.: wenn das erwartete Kind ein 
Knabe und damit der Erbprinz sein sollte], so bleib' ich bis zur 
Aufführung hier; Knebel muss auch dabei sein. Sonst aber 
[d. h.: wenn das Kind ein Mädchen sein sollte] gehn wir so 
gleich nach der Niederkunft. . . . [Nach dem 10. September, 
wo die Geburt eines todten Mädchens erfolgt war:] Und nun 
ist all das Erwarten hier abermal getäuscht! Knebel wird*s 
gesagt haben und Goethes Stück mit in der Geburt erstickt 
— das mich in der That fast mehr reut, als die Princessin . .'* 95 
(SdGG. 16. 359, 3-10. 360, 8-11.) 

* Zur Datirung« bei der auch das Jahr nicht sicher ist. vgl. 
Br. 6, 96, 12—18. — Ob in der Sammlung «.ungedruckter 
Snch*»n". die Goethe zum 24. October 1782 der Herzogin-Mutter 



1783 ELPENOR. :iö3 

1788. 

?F«bniar T, [Weimar.] 531 

Mein Vorsatz, za Hause zu bleiben, wird wohl nicht 
aiiBgefükrt, denn schon verlangt mich. Dich zu sehen. 
Wenn ich es nur einen Äugenblick könnte, wollte ich 
gerne wieder an meine Arbeit gehn.' 
An Ch. T. StelD. — Br. 6. 127, 10-14. 
?rebruBr IT. Weimar. 532 

Du wirst Dich auch mit »ms über die Ankunft eines 
I gesunden und Wohlgestalten Prinzen . . gefreut haben.* 
. . . Wir haben uns in keine grosse und kostspielige Feier- 
lichkeiten ausgelassen, doch ist alles rege, besonders 
rühren sich alle poetische Adern und Quellen, gross und 
klein, lauter und unrein, wie Du Dich einmal, wenn Du 
k die Mutter besuchst, durch den Augeschein überzeugen 
kannst.* 

An Mercb. — Br. 6. 128, 13-16. 10-129, 2. 

geschenkt batte (vgl. 205. 37—39), auch .ElpcDor' enthalten 
war, weiss Ich nicht. Die hier von Goethe wörtlich angeführte 

3 Stelle (nur statt „In der" hat das Original „in seiner") tladet 
sich In Antlopes Rede am Schluss des ersten Aufzugs (W. 11, 
889, 22 f. und ehenda 8. 33 Vera 747 f.); sie beweist, die Rich- 
tigkeit obiger Datlrung vorauagf setzt, dass damals Aufzug 1 
schon geschileben war; das Citat mochte der Freundin schon 

i bekannt, vielleicht von Ihr und Ihm als geflügelteB Wort häu- 
fig unter einander gebiaacbt worden sein, — wo nicht, so 
könnte man aas ihm leicht auf eine erneute Arbeit an der 
Dichtung um diese Zeit schllessen. In der man abermals der 
Klederknnft der Herzogin entgegen sab. Am 2. Februar 1783 

wurde der Erbprinz geboreiL (Auffallend ist. dass Goethe 
dJ'n Sntz schon so in Verse ablhellt, wie er spUter In der 
zweiten Fassung erschelnL) 
* An welche? .Elpenor* Ist doch das Wahrscheinlichste; die 
Herausgeber nennen keine Beziehung (vgl. DUntzer: Goeth» 

« n. Kari .\ngust S. 188 das zum 1. Mürz Gesagte und Bieder- 
mann GF. III S. 66 t.). 
■ Tgl. 282, 25-34. 

' t'eber Wlelands und Herders Caulaten vgl. Br. 6. 132. 4— a 
20— 133, 4. Goethe batte „Den 15. Februar 178.'t, gegen Mor- 



284 ELrEXOR. 1783 



März 1, [Weimar.] 533 

Heut früh schrieb ich an meinem Stücke. 
An Ch. V. Stein. — Br. 6. 131. 8 f. 

März 2, [Weimar.] 534 

An meinem Stück hab' ich gearbeitet. Rs zieht sich » 

in'ß Weite, und kriegt mehr Körper. Ich werde aber auf 

keine Weise fertig.^ 

An Oh. V. Stein. — Br. 6, 131, 22- 132, 2. 

Mära 3, [Weimar.] 535 

Ich hatte gehofft, daa Stück, dessen Anfang Du lo 

kennfit, auch noch bis zum Ausgange der Herzogin* 

ieitig zu sehreiben, es ist aber unmöglich. Der alte 

Plan war felilerhaft,® und ich musste es von vorne an 

neu umarbeiten. Ich fahre sachte dran fort und ich 

denke, es wird ja nicht zu spät kommen. 15 

An Knebel. — Br. 6, 133, 5—10. 

März 5, [Weimar.] 536 

Mit Freuden meld' ich, dass meine zwei ersten Acte 

gen*' zur ,Feier der Geburtsstunde des Erbprinzen Carl Fried- 
ricli von Sachsen-Weimar* ein Gedicht von vier Strophen ge- 90 
sungen (W. 4, 222); doch ist bei Obigen auch an ,Eli)enor* zu 
denken. („Augeschein'* 283. 15 in Grimms Wörterbuch nicht 
angeführt) 

Goethes Mutter dani^t der Herzogin-Mutter am 24. März für 
die Uebersendung Jener Cantaten und schreibt: „Mich ver- » 
langt sehr auf meines Sohns Drama — Der Himmel gebe dein 
Gedeihen, das» auch Er, zur Verhen'üchung dieser frohen 
Zeit, etwas Leib und Seeio erfreuendos hervor bringen möge!** 
(Frau Rath - Anna Amalia S. 101; vgl. auch ebenda S. 99.) 

* Bis zum Kirchgang der Herzogin am 9., vgl. Z. 11 f. — Sach- 30 
lieh gehört in diese Zeit 287, 6 f. und Nr. 5(59. 

* Vgl. Z. 29: ..auch*\ wie Herders und Wielands Dichtungen, 
die rechtzeitig fertig waren< 

* Von diesem „alten**, dem ursprünglichen Plane haben wir 
bis lieutc Ivoiiierlei Keuntniss; doch darf als gewiss angeiMMii- S5 
men werden, dass in ihm die Dichtung auch als SchanspleL 
nicht als Trauerspiel gedacht und dass sie nicht in Versen, 
sondern in rhythmischer Prosa geschriel>en war. Diese „erste 
Fassung** ist bei der 280, 2 gewählten Bezeichnung ausser 
Aclit <r«'lassrD: vgl. auch Nr. 509 nebst Erl. 40 



ttrtig dintl, mich vt.r)jnig(, l>ir zu lesen, «as Du 

nicht gehört hast. 

An Ch. T. SteiD. — Bv. Ö, 135. 1—3. 
i 2Ai>rU20. [Weimar.] 

Adieii, Bfsto, ich will zu st-hreiben versuchen.' 
An Ch. T. Stein. — Br. li. 152. 19. 



1786. 




llJuul 28, Welmar.J - s. 104. U. 


538 


Juli 6, WeifBar. — s. Nr. 146. 


538ft 


September 2 j ^^^,^,^^ _ , ,^^ ,_- ^ ^^^ - . 

September 2, 1 


a^lS b. c 


Deeetnber Iß, 1 


53Stl. e 


1787. 




?l[Fel>niar. vor lö., Roui.] - s. Nr. IM. 


53Sr 



Jnni 24. Weiuipr. 539 

I>a k'h gar nichts bei mir hiil>e, Bondern alles iu Jeua 

) zurückgeblieben ist,* so niuKte ich mich in meine alten 
' VIellvichT an .Elpenor'. nach iler Vermuthuiig Dllnizera 
(Goethe u. Karl August S. l!»i; man kiinnte auch nn .Wil- 
helm MelKters Lehrjabre' dcnkcri. was Epos 2, 71T ausser 
Acht gelassen ist. 

i — Zum JaUre 1783 vgl. noch 204, 31— 205, 20. — Im Herbst 
1T84 (nach W. 11. 3(!8 Hmle Se|Hember, naeli Borkliardt II 
S. 4 Im Ootober) llquldlrt Vogel ..für Abschrirt von 18 Bugen 
•Elpenor'' (vgl. 2.S0, 3—13). Diese Abschrift wird am 
26. Oetober zur Stelle gewesen seiu. unter dem Knebels Tage- 

) buch vermerkt: „Mittags naeh TIefurt. Wieland. .BIpenor' 
von «oethe gelesen- (G.-Steln, zweite Auflage, 2, 593 Aum. 
rt XU S. 222: In der 3. Auflage ilieses Werkes Ist die Stelle wohl 
nur Irrthflmlieb auKgefnlleni: belsst das: von Goethe vor- 
gelesen, oder; Goethes , Elpenor* gelesen? Wurde etwa auch 

S Kcliou am l(t. Oetober .Elpenor* gelesen, unter dem Knebel In 
seinem Tagebneh tx>merkt: .. . . Iu die Kouiridle; von da zu 
«ioctlic. Herder, Fniu v. Stein da. Vorgelesen" (G.-Sleln 2, 
-■»47 Anm. 1 zu S. llSi. 
' Itiizu vgl. 280. 6-10. 287. 8. 

D ' Goethe war am Abend vorher, naeh drelwöcliisem Aufeut- 
balr In Jena, ftlr elnice Tage naeb Weimar zunlrkgekehrt. 



28<J ELPENOR. 171« 



{Juni 24, Weimar.] [iltj 

Papiere zurückziehen und habe allerlei gefunden, das 

wenigstens als Stoff uns zunächst noch dienen kann. 

Ich schicke die französische Romanze.^ ... In das 

andere beiliegende Manuscript mochte ich gar nicht hin- s 

einsehen, es mag ein Beispiel eines unglaublichen Ver- 

greifens im Stoffe, und weiss Grott für was noch anders 

ein warnendes Beispiel sein. Ich bin recht neugierig, 

was Sie diesem unglücklichen Product für eine Nativi- 

tat stellen.- lo 

An Schiller. — Br. 13, 194, 4-«. 12-17. 



^ Die Handschrift des Gedichts „En manteau, manteau saus 
chemise", das Goethe, am 16. Juni in Jena, als Ballade ,Der 
Müllerin Verrath* nach seiner Weise frei in's Deutsche über- 
tragen hatte. 15 
* Das heisst: Goethe (der annahm, Schiller wisse, dass er der 
Verfasser, vgl. 287, 2 f.) wünschte vor allem zu ei-fahren: in 
welche Epoche seines Lebens (natlvltus lat. = Geburt, Ge- 
burtstunde, Stand der Gestirne zur Zeit der Geburt) Schiller 
die Entstehung des Bruchstückes setzen würde, vielleicht ao 
auch: was Schiller etwa über dessen zukünftiges Schicksal, 
Fortsetzung oder Umgestaltung des Stoffes, dächte. 

Schiller erwidert Juni 25: „ . . das Drama folgt zurück, 
ich habe es gleich gelesen und bin in der That geneigt, gün- 
stiger davon zu denken, als Sie zu denken seheinen. Es er- 25 
innert an eine gute Schule, ob es gleich nur ein dilettantLsohes 
Product ist, und kein KunsturtheU zulUsst. Es zeugt von 
einer sittlich gebildeten Seele, einem schönen und gemässigten 
Sinn und von einer Vertrautheit mit guten Mustern. Wenn 
es nicht von weiblicher Hnnd ist, so erinnert es doch an eine so 
gewisse Weiblichkeit der Empfindung, auch insofern ein 
Mann diese haben kann. Wenn es von vielen Longueurs und 
Abschweifungen, auch von einigen, zum Theil schon ange- 
strichenen, gesuchten Redensarten befreit sein wird, und wenn 
besonders der letzte Monolog, der einen unnatürlichen Sprung S5 
enthält, verbessert sein wird, so lässt es sich gewiss mit In- 
teresse lesen. 

Wenn ich den Autor wissen darf, so wünsche ich, Sie nenn- 
ten mir ihn" (Schillers Br. 5, 391 f.). 

Auffallend bleibt, dass Schiller, dem Goethes Jphigenie* 40 
und .Torquato Tasso* vertraut waren, hier Goethen als den 



lEJuni 28. WVlmor.) 540 

Zufälliger Weise, oder vielmehr weil ich vorauBsetzte, 
Sie wüseten, dass ,ElpeDor' von mir sei, sagte ich es 
nicht ausdrücklich im Briefe, nun ist es mir um so 
viel lieber, da dieses Product ganz rein auf Sie gewirkt 
hat. Es können ohngefähr 16 Jahre sein, dass ich diese 
beiden Act« schrieb, nahm sie aber bald in Aversion tind 
habe sie seit 10 Jahren gewiss nicht wieder angesehen.' 
Ich freue mich über Ihre Klarheit und Gerechtigkeit, 
wie so oft schon, also auch in diesem Falle. Sie be- 
schreiben recht eigentlich den Zustand, in dem ich mich 



Verfasser nicht ertenat, aucli nlcbt elniuai aus dem Znaam- 
menbaug von Goetbes Brief errfith: dass die Blpenor-HaDd- 
schrift eben lU dem „allerlei" (286. 2) gehört, das GoetHe Jetzt 
In seinen „alten Papieren" gefundt'D uud das. nacb Goetbes 
Melnunt;. Urnen t>eiden ..wenigstens als Stoft ::iinachsi uocb 
dienen" k&nne (vgl. auch 286, 5: „mochte nicht hlnelDseheo''!) 

Sicher scbelni nach Schillers Brief, dass bei dem unter 
,Fau9t* 1794 (September etwa 1« oder 17, Weimar] mitge- 
th^lten Gespräch keiaenfallfl aui/h an ,Elpeuor' gedacht wer- 
den darf (was nach Goethes Worten vom 28. Juui. otwn Z. 2 f., 
sehr wobl nÖgUcb scheinen kOnnte). 

Zu Schiller» rrthell vgl. J. Minors BeiinTliuugen in der 
Chronik dWGV. (JS98) 12. 41. 

In der Handschrift, die Schiller gelesen bat. waren einzelne 
„gesuchte RedenRarten" angestrichen (vgl. 28G. 34); da 
nnn von den Iwiden uns l>elunnten Haudschrirten die Rie- 
meracbe der Zeit nacb tiberhaupt nicht In Frage kommen 
kann (vgl. 290, 28—34), In der Al>Bchrirt von 1TÄ4 »b^r weder 
die Striche Riemers, aus den gleicben Gritndeu. In Betracht 
kommen, noch Überhaupt sich in ihr Striche bei „gi-suchten 
Redensarten" vorfinden, so muss Schiller die Dlclitung (falls 
Jene Striche nicht später entfernt worden sind) aus einer 
nicht erhaltenen oder bis heute unbekannten Handsicbiift ken- 
nen gelernt haben. Vielleicht hat Goethe 1805 al>ermnla die 
gleiche Handachrift Schillern gegeben (vgl. 28S. 26— 3fil. und 
sie let. nach dessen bald darauf erfolgtem Tode nicht wieder 
an Goethe zurilck gelangt, verloren gegangen. 
* Zuletzt In den Jahren 1786— 1T88. wiibrend der Arbeiten für 
die Ausgabe der .Schriften'; vgl. auch 280. 5— S. 



288 ELPENOR. 1798 



](Juni 28, WeimAr.] [MO] 

befinden mochte, und die Ursache, warum das Product 

mir zuwider war, lässt sich nun auch denkt-n.^ 
An SchlUer. — Br. 13, 195, 22— 19C, 10. 

1805. » 

Mai 1, Weimar. — s. 62, 25. 541 

Septemlxn- 30. Weimar. — 542 

s. ,Fau8t* ugD. (an Cotta), erste Zeile. 

1806. 

'^Februar 24, Weimar. 543 lo 

Den Inhalt der künftigen Bände [2 — 12 der Werke 

Cotta^] durchgesehen und berechnet. Kevolutions-Stück 

[,Mädchen von Oberkirch*], ,Elpenor^. 
Tgb. 3, 119. 27 f. 



» VgL 293. 7—13. — SehiUer erwidert Juni 28: „Die Nach- 15 
i'iclit, dass der .Elpenor* von Ihnen sei, hat mich wirklich 
überrascht, ich weias nicht, wie es kam, dass Sie mir gar 
nicht dabei einfielen. Aber eben well ich unter bekannten 
und wahlfähigen Namen keinen dazu wusste, so war ich sehr 
neugierig auf den Verfasser, denn es gehört zu denen Wer- 20 
ken, wo man, über den Gegenstand hinweg, unmittelbar zu 
dem Gemüth des Hervorbringenden geführt und getrieben 
wird. Uebrigens ist es für die Geschichte Ihres Geistes und 
seiner Perioden ein schätzbares Document, das Sie Ja in 
Ehren halten müssen'' (Schillers Br. 5, 398 f.). 21 

— Noch einmal, im drittletzten seiner auf uns gekommenen 
Briefe, gedenkt Schiller der Dlehtimg, indem er sein Sdixei- 
ben an Goethe vom 24. April 1805 mit der Bitte schlieast: 
„Vergessen Sie nicht, mir den .Elpenor* zu schicken'* (Schü- 
lers Br. 7, 238). Hieraus geht hervor, dass beide kurz vorher so 
Ober die Dichtung gef<proc*hen hatten; in welchem Sinne und 
wann diess ^reschah. wisnen wir nicht, eben so wenig, ob Goe- 
the, als er Tags darauf Schillern besuchte (vgl. Schillers Br. 7. 
240, an Körner April 25), ihm die Handschrift mitbrachte oder 
ob zwischen beiden am 25. April die Rede von .Elpenor* ge- 35 
wesen ist. Vgl. Kettner in den .Preussischen Jahrbüchern* 
(1891) 67, 15« f. und Schlösser im ,Buphorion' (1895) 2, 601 f. 

" Tgb. 3, 117. 21—23 vom 6. Februar scheint »Ich nur auf un- 
gedruckte L y r i k a zu beziehen. 



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290 ELPENOR. 1806 

August 18. Jena. 546 

Mit der fahrenden Post geht der vierte Band meiner 

Werke [Cotta^] an Sie ab. Eß fehlt daran nur noch 

,Elpenor^, ein Fragment, welches ich mit der reitenden 

bald nachschicke. [ — Nr. 213.] » 

An Cotta. ~ Br. 19, 175, 19—22. 

Auguflt 19, Jena. — s. 135, 28. 547 

August 19, Jena. 54S 

[Morgens] Wurden abgesandt: . . [Brief] A n C o t - 

ta, wegen Abeendung des vierten Bandes [s. Nr. 546]. lo 

. . . Einige Revision, den vierten Theil meiner Schriften 

[Werke Cotta^] betreffend. 

Tgb. 3, 160, 16—18. 161, 1 f. 

August 19, Jena. 549 

[Brief an^ Cotta, [nach] Tübingen: wegen Absen- 15 

düng des vierten Bandes [der Werke Cotta% s. Nr. 546]. 
Tagebuchnotizen 1806. — Br. 19, 542. 

August 27, Jena. 550 

[Morgens] ,Elpenor' Anfang.^ 
Tgb. 3, 165, 4. 30 

August 28, Jena. 651 

Früh am ,Elpenor' fortgefahren.* 

Tgb. 3, 165, 23. 
?September 2, Weimar. — s. Nr. 215. 551 a 

September 30, Jena. 552 » 

Da ich noch einige Zeit hier bleibe, so wünsche ich, 
Sie schickten mir die beiden Exemplare von ,E 1 p e - 



* Vorbereitung für den ersten Druck. Entweder lag Riemers 
Bearbeitung schon vor, und Goethe begann Jetzt deren Durch* 
Sicht, oder Goethe fing an, die Prosa-Fassung durchzusehen, so 
hatte jedoch „fast kein Interesse mehr daran" (s. 289, 12). 
überlless desshalb jetzt Riemern die Bearbeitung, die dieser 
dann bis Ende September liefeite. Für Letzteres scheint mir 
Nr. 552 entschieden zu sprechen; die Durchsicht der Riemer* 
sehen Redaction begann Goethe dann Anfang October (s. » 
Nr. 553) und führte sie, unterbrochen durch die Kriegsun- 
ruhen, erst Ende dieses Monats zum Absohluss (s. Nr. 558>. 



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' ii llxiulKhrinrn; (Init v>in Itlfiuci ufva aal ■•- 
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• -VkL Swr, 3(-aT. 

• Vf). Wli. 36 f. «id Nr. cm. 

• W..r-Ti fnft.T- rn a» «— «; dte .Flu-Iwriu' wiinli- nir 

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292 ELPENOR. 1806 

December 26, Weimar. 561 

In den schlimmsten Stunden^ wo wir um alles besorgt 

sein muflsten, war mir die Furcht, meine Papiere zu 

verlieren, die peinlichste, und von der Zeit an schick' 

ich zum Drucke fort, was nur gehn will.^ 5 

An Zelter. — Br. 19, 254, 1—4. 

1807. 

Januar 28, Weimar. 562 

Die Aushängebogen [der Bände 1 — 4 Werke Cotta^] 
sind bei mir nach und nach angelangt. Den ersten, lo 
dritten und vierten Theil habe ich vollständig, . . . 

Diese Bände ganz ernstlich durchzusehen hat sich noch 
keine Zeit gefunden; beim flüchtigen Durchblick zeigte 
sich manches, das aber hingehen mag. 

An Cotta. — Br. 19, 266, 24—26. 267, 1-3. is 

?Februar 26, Weimar. 063 

Mittags über Tisch von unvollendeten und projec- 
tirten Gedichten und Dramen Qoethes. 

Mit Riemer (und Goethes' Sohn?). — Riemers Tagebuch 
(Deutsche Revue 11 (1), 61 f.). ao 

Mftrz 16, Weimar. 564 

[Nachmittags?] Kam die erste Lieferung meiner 

Schriften [Cotta^ Band 1- — 4] von Tübingen an; . .* 
Tgb. 13, 199, 1 f. 



^ So das in Nr. 217 uod 559 Angeführte. 26 

' Wegen der Versendung der Freiexemplare, die hier in Goethes 
brieflichen Aeusserungen nicht näher verfolgt werden kann, 
und wegen einiger andrer die erste Lieferung betreffender 
Bemerkungen vgL Br. 19, 285, 2-5. 288, 1—7. S09, 2—6. 345, 
8. 430, 3—6. 446, 3. 480, 12 ( ?). Das Tagebuch vermeÄt (Tgb. so 
8, 201. 23 f. 206, 18-21): 
Mlirz 28: „Meiner Werke erste Sendung an Zelter. . . durch 

Hn Geh. Regierungs-Rath Müller." 
April 17: „Zwei Bxemplare der ersten Lieferung meiner 

Schriften, auf Schreibpapier, an Mme Schlosser S5 
und Mme Stock nach Frankfurt." 



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294 ELPENOR. 1-*K» 



1816. 

Februar 13, Weimar. — s. 180. 2J». >m a 

Milns 3. Weimar. >>i 

[Möllns] ,Elpenor*.* 
Tgb. 5. 211. 19. » 

März 11. 25. 

October 15. Weimar. — j«. Nr. 23«>-2rtt». .V>a 

November 14, 

1819. 

][ Februar 14, Weimar.] Ti'i« w 

[Zu 1T83.] Die zwei Acte von ,K 1 p e n o r %\u:':«:i 

1783 geechrieben.* 

Tag- und Jahres-Uefte, [17M»] Bl« 17NJ. - W. .Ti !♦. 24. 

März [AnfauK]. Weimar. — h. lt$, 15. TiTo 

1 838. :» 

] [Januar, zwlscben 10 und 19. Weimar. J - h, Nr. im». 7*'**^ 

AuK"t^ zwiwben 11 und 21. Marienltad. — h. 14!». 11.* .".71 

1 825. 

•*"! • 1 Weimar. - h. Nr. 244. 245. r.Tl a b 

Mai 7. I 10 

1896. 

Febniar 1, Weimar. — ». 30. 14. 572 

1897. 

Januar 27. 



Februar 17. IH. 
Mirs 12, 

April 4, 
Ortc»lwr 24. 25. 



W«*iinar. -- .'.72 a c 

n. Nr. 247 241». 2ril. 252. 2.%4. 2.V». 



» lMireli««l(ht für den I>nu>k In Band 7 d«T Worke i*ott.t 

• Viel. Nr. 533- 53«; Goethe IiImhI In»I dU»»MT AutfaU* un<*i n.tlmt. 
daMi die ArlM*lt von 17H3 nur eine I*niarlM*l(unK und ri»ririlh- 
mnf de« acboo 1781 Begi>nnenen war. 

• >«imU der Jabruibl 17N0 war d<Mh w«bl 17K5 Unil>^i« httiri «da* 
••n«fe Jahrt4>bnt In Weimar; na«'h 1775 wÄnp [Herli»t| m 
erfTÜnsi^D gewmen. ebenno l«!. K 12 und 149. 2>. 



1 



17. .^^> H. 



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Sein . - ^Eui*enuT sietl*: jl^il t.tt :rir: 

tigt: ein -Äiiü^mci: ntsni*^ I»-» ullj^t-iz.: 

5 Goethe zu den IToneL: . -n - r ij:_ l^ •- -EHr* ^«Tl^-Jt 

für dieseg Fragmenw fiui l . *: r ^r il Y^-^^, i^ti-l ^21. ^rr^- 

fahren soIieiL, weui liiL öet Z^em^-^ii^^L ^il Zlix-aaz-^ 

schenken voiken- Aber itmt ü^ Vtt^r^ii. irem -^t rtij 

anfängt und so Weiig» xallifiiLüf- '^- 
10 Mit A. Ten Mfilntz. — Güfgirii'iiftt € ^U9 



* Ana dem Auffniz .£liiu|!«- Miuui^ai mr «-»m«*iiif' 
Maltltz. in öer Jk.l««Dd-ZfrriixiE an! ckBi> Jljit 1*^*i* 3»' 
23. September, Sju 1S::1, Jitiirgimg -£4 Bbik: L li^jci^r «- ä«r 
SclilusseatE von Goetbes Wan«ii iit d*»L .«>eKiiT»'tb»»i:" fUMet- 
u lassen, ancli der Tii*^ d** Atzfs&tsef- -ein«n*ili: Bii^p^*'i«esL. 




294 ELPENOR. 1816 



1816. 

Februar 13, Weimar. — s. 180, 29. 567 a 

März 3, Weimar. 568 

[Morgens] ,Elpenor^^ 
Tgb. 5, 211, 19. s 

März 11. 25, 

October 15, Weimar. — s. Nr. 236—239. r>t58 a-0 

November 14, 

1819. 

] [Februar 14, Weimar.] Tm» lo 

[Zu 1783.] Die zwei Acte von ,Elpenor* wurden 

1783 geschrieben.* 

Tag- und Jahres-Hefte, [1780] Bis 178<J. — W. a"). 9. 24. 

Mäi-z [Anfang], Weimar. — s. 16, 15. 570 

1823. » 

] [Januar, zwischen 10 und 19, Weimar.] — s. Nr. 100. 570 a 

August zwischen 11 und 21, Marienbad. — s. 149, 11." 571 



1825. 

Mai 7, \ 

7 ^^'* 



,, , _ . ./elmar. — s. Nr. 244. 245. 571 a. b 

Mai 



1826. 

Februar 1, Weimar. — s. 30, 14. 572 

1827. 

Januar 27, \ 



Februar 17. 18, 
Mfirz 12, 
April 4, 
October 24. 25, 



Weimar. — 572 a— g 

8. Nr. 247—249. 251. 252. 254. 255. 



* Durchsicht für den Druck in Band 7 der Werke Cotta-. 

* Vgl. Nr. 533—536; Goethe lässt bei dieser Angabe unerwähnt, 30 
dass die Arbeit von 1783 nur eine Umarbeitung und Fortfüh- 
rung des schon 1781 Begonnenen war. 

* Statt der Jahrzahl 1780 war doch wohl 1785 beabsichtigt (das 
erste Jahrzehnt in Weimar; nach 1775 wäre [Herlwt] zu 
ergänzen gewesen, ebenso 16, 8. 12 und 149. 2). » 



18S6 ELPEIS« IR. 20e 

][? ? Weimar.) 678 

Sein . . jEIpenor' hatte mich . . vor kurzem beschäf- 
tigt; ein Außdruck meiner Bewunderung veranlasste 
Goethe zu den Worten: „Auch ich habe eine Vorliebe 
für dieses Fragment, auf diesem Wege hätte ich fort- 
fahren sollen, wenn ich den Deutschen ein Theater hatte 
schenken wollen. Aber wie der Menech denn so Vieles 
anfangt und so Weniges vollendet!"' 

Mit A. Ton Maltltz. - OefiprSohe 6, 369. 

' Ana dem Aufnntz .Einige Minuli'U mit Goethe' von Ä. t. 
Mflltltz. In der ,Al>eDd-ZeltuDg aiir das Jahr 1840', Nr. 229 rom 
23. September. 8p. IS31, JHlii');aDg 24 BaDd 3. Leider ist der 
Sehlnsesatz von Goethes Worten In den .Gesiiritclien' ausge- 
tasseo. auch der Titel des Aufsatzes entstellt aDge>gebea. 




Epimenides Erwachen. 



SoMcbchrl/tm: 1' Abscbrift de» ersten, von Goetbe oacb Berlin 
geeandten (Jetzt verBcholleDen) MBnuscrlpW, roo uobe- 
kaant«T Hand; In der Biblloihek des KöuJglicben Tbea- 
tera za Berlin unter der Aufscbrirt .Epimenides. Dlriglr- ft 
buch Nr. 1.' 

2. Handscbrlft der Partitur In 2 Bünden; In der Biblio- 
thek des Könlgllcben Theaters zu Berlin <auF (loethea 
Wunoch Im November 1815 nach Weimar geschickt. vgL 
Nr. 606 r.). 10 

3. Handschrift des zur Partitur (2.) gehörigen Textes; 
In der Bibliothek des Königlichen Theaiers zu Berlin un- 
ter der Aufschrirt .Des Epimenides Erwachen. Festspiel 
in Einem Act von Herrn von Götbe. Soufleurstlmme'. 

4. Vereinzeltes: 19 

B. Die ausgeschriebenen Rollen der Muse und der 
Einigkeit; Im Besitz des Königlichen Theaters zu Berlin. 

b. V. 210—217 und neun Verse, an deren Stelle spa- 
ter V. 843—854 traten, von Caroline Ulrichs Hand (TgL 
W. 16, 647 f.). » 

c. V. 220— 2ST in der fUr die AufrUbrung In Weimar 
bestimmten Fassung, von Goethes Sobn geschrieben. 

d. Abschrift der Zelterschen Composltlon des Chor« 
„Vorwärts!": nach W. 16, SSO „In Goethes Notensamm- 
lun«" (?)■ SS 

Ertter Dntek: 1815, unter dem Titel ,Des Epimenides Erwa- 
chen. Ein Festspiel von Gfithe. Berlin, bei Dnncker und 
Humblot. UDCCCXV.' Dem Titelblatt gegenüber, auf 
der naoliBelte des Scbutstltels steht: „Die Musik sn die- 
sem F('RtH|ilel Ist vom Herrn Capellmetster Bernhard lo 



irlrLI bitiuiillr-li (iMrau ut. 
Im« 'n«il1>tnii Ur nlcla mit 
i'ipUr QDdM •Cih doT leut- 
ijtid «war uitJtt nmi. «nu- 



Eine Wi«i.TB»K* lU» i-raiun nrai-ki» ilmliH nun IB 
WH II II'. Ifl*-»». 
XiMitir Urutt If«l'> ^Vrtit■ Vni\a- N. Ul-^Til. In dtv für ille 
AuITDtirtntg In M'finior lle^v*^«l•lllvn l-Vmi nml l?lutbut- 

InM ti) in--i Aiirtti-, iiiir ,1.71 trnt-T -ir, TIM Di )(«<!> tic4t- 

I. IVJülilMiU-VFCMillÜ»- 

' l'-"!. Il) lll'U. BBl- 

I ntiil Nauimi -If-r 



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HariliK du », Nif« ])u. 

iMlMfivB tiiutcitMiirti Aiiealv ^1;). >; 7i*<. 
I/fhruur Jtnu tt-iuij.iiilu-*!- n. A- WeWr In 

ANnUtiniDiI vliuT MuMlci liul tliiaer 4J«Jl?«Mf 



2Ö8 EPIMENIDES ERWACHEN. 1814 

durch Goethe ist sonst nichts bekannt, und die kurzen 
Angaben des Inhalts, die, an Stelle der in diesem Druck 
ausgelassenen Theile der Dichtung, eingeschoben sind 
(übersichtlich wiedergegeben bei Biedermann: Goethe und 
r^ipzig 2, 194—196), machen keineswegs den Bindmck, » 
als ob sie wirklich Ton Goethe selbst herrflhrten. 
Dritter Druck: 1828, Werke Cotta* 13, 2«1— 31«: wie im zwei- 
ten Druck. 
Weimarer Ausgabe : 1804, W. 1«, 331—381 und 493—554; wie 
im zweiten und dritten Druck. lo 

— Einzelnes, zum Teil schon vor dem ersten Druck 
erschienen: 

1. 1814 das Chor-Lied „Biiider, auf! die Welt zu befreien!" 
(V. 773—820) in der Sammlung .Das erwachte Europa', Berlin, 
bei Achenwall und Compagnle 1814, 2 (5), 8*5 f., und im ,Mor- w 
genblatt* Nr. 275 vom 17. Noveml)er. 

2. 1815 die in Goethes Aufsatz angeführten Stellen, s. Nr. 662. 
3. 1816 der „Schluss-Chor* auf der Rückseite der Weimarer 
Theater-Zettel (vgl. 401, 26—31). 

Ueberslcht der Aufführungen unter » 

Goethes Theaterleitung. 

1. 1816 Februar 7 in Weimar. 

2, f, «10 in Weimar. 
S. . October 19 in Weimar. 



181^. » 

Mai 17, Berka. 574 

^„Der Antrag ist ehrenvoll; allein die Zeit scheint mir 

* Iffland an Kirms Mai (>, von Berlin aus: „S. M. der König 
[Friedrich Wilhelm 111.] wird, wie man glaubt, in vier Wo- 
chen, vielleicht früher, vielleicht später, in Begleitung des » 
Kaisers Alexander hierher kommen. Ich wünsche 
sehr, dass etwas, der Zeit und des Gegenstandes würdig, als 
Einleitung gegeben weixien möchte. Nichts ist natür- 
licher, als dass der Gedanke mich zuerst dahin führt, durch 
Ihre gütige Verwendung zu erforschen und zu erfragen: ob » 
Herr von Goethe sich entschliessen würde, sein Genie für 
diese Sache wirken zu lassen. Die Art und Weise, wie er 
dless geschehen lassen wollte, müsste natürlich seiner Phan- 
tasie ganz und gar überlassen bleiben. Die Gegenwart 
des Kaisers und die Feier dieser seltnen« 
Freundschaft würde allerdings die Ausführung sehr 



18H EPIMEMDES ERWACHEN. 2!» 

{tut IT, Bork«.) [1^14 1 

za kniz zu sein, um denselben ehreavoU aii-sführen za 
können, besonders da ich hier in dem kleinen Land- 
städtehen über die Kräfte einzelner Mitglieder des Ber- 
i liner Theaters keine Aneicht haben kann; ich will es 
indessen überlegen, in zwei Tagen sollen Sie meine- 
Entscbliesaung hören". 

Mit Klrms. — WH. 11 (1), 10» f. (ans clueiu Briefe von 

Klrms an ISland? -~ Fehlt in den .GesprHcben'.) 

D Mal 17, Berka. - 575 

[Naehmittags] Hofkammerrath Kirms. Antrag Iff- 

lands [s. Nr. 574]. 

Tgb. 5. 107, 22 f. 

Mal 18, Berha. 576 

■> K. W. kann ich nicht verbergen, dass der freundliche 

und ehre-nvolle Antrag des Herrn Generaldirector Ift- 

land mich in eine peinliche I^ge versetzt. Wie gern ich 

(jelegenheitsgedichte bearbeite, habe ich oft gestanden, 

und wie geschwind ich mich zu einem solchen Untemeh- 

men entechliesse, davon mag zeugen, dass ich mich so 

eben mit einem kleinen Vorspiel [,WaB wir bringen. 

Fortt'etzung'] beschäftige, nach dem Wunsch der Bade- 

erlelcbtem. Da es jedoch nicht positiv gewiss nuxuui'bmen 
ist. ob rtor Kaiser mitkommt, und (In der Kaiser Franz 

'i In dieser Sache so gi'ossen Ausschlag Re);fben bat. so ist ea 
altci-din);s uotbwcndfg. seiner auf deutsche Weisp zu 
geilenken uuil des Kron|irlnzen vou Schweden zu 
erwähnen. Doch, was sage leb diess IVin. der es so gut wie 
Irgend Jemand Übersicht: die Art und Weise, wie dies« Stili-k 

w Bi-fObrt sein soll, wird uns lieilig und werth sein, wie sie 
Herr von Goethe auch belieben wird. Die Lange des Stücks 
hilngt ganz von seiner Disixisltion ab. Für uns Ist es genug, 
wenn dadurch ein Raum von zwanzig Minuten ouHgefüllt 
wird- (AVH. 11 <1), 108 f.). 

>9 Dieses Schreiben, an dessen Ende KFIand noch bemerkt, 
..dnsH der König sich nlchl gerne angeredet sehe, es mlisste 
denn nni Si-Iilusse sein" (WH. 11 (1). 100t, wurde Goethen 
am 17. Mal vou Kinns iK-i-HÜDlicIi initgcthellt. 



300 EPIMEMDES ERWACHEN. 1814 



[Ifai 18, Berka.] [57«] 

direction in Halle, welche etwas Zeitgemäüses, das sich 
zugleich auf den verewigten Reil bezöge, vor kurzem ver- 
langt hat. 

Wie weh es mir also thun muss, eine einzige Gelegen- 5 
heit, wie die, welche sich von Berlin darbietet, zu ver- 
säumen, bedarf keiner Worte. Ich habe die Sache seit 
vienmdzwanzig Stunden, nach allen Seiten, durchge- 
dacht und finde sie nicht ausführbar. Vier Wochen 
sind ein gar zu kurzer Termin; sie wären es nicht, wenn ic 
ich mich in Berlin befände, oder wenigstens von dem 
dortigen Theater und den äusseren Verhältnissen früher 
persönliche Kenntniss genommen hätte. 

Die Wirkung nach Halle und in Halle wird mir 
leicht, es geschieht durch unsere Schauspieler, deren is 
Fertigkeiten ich kenne, und für die also, mit einigem 
Geistesaufwand, wohl solche Bollen zu schreiben sind, 
welche Gunst erwerben. Von Liauchstädt her lässt sich 
manches anknüpfen, in Halle selbst habe ich persön- 
liche Verhältnisse, und sodann ist es wohl erlaubt, das ao 
Ganze überhaupt leichter zu nehmen. 

Die Aufgabe für Berlin ist gross, und ich erkenne 
in ihrem ganzen Werth^ die Ehre, die man mir er- 
zeigt, zu glauben, dass ich sie zu lösen im Stande sei. 
Ich habe den grossen Umfang, der gefordert werden a 
kann, schnell durchgedacht; aber ich darf keine Erfin- 
dung wagen ohne genügsame 2feit und hinreichende 
Kenntniss. Damit aber dieses nicht eine blosse Aus- 
flucht scheine, so erbiete ich mich, eine ähnliche Arbeit 
durchzudenken, die, bei einem bevorstehenden Friedens- so 
feste auf einem so würdigen Schauplatz, wenn sie 
glückt, mit Ehren erscheinen dürfte. 

Hierzu aber wäre nöthig, dass der Herr General- 
director irgend einem geistreichen Mann den Auftrag 

* „In Ihrem ganzen Werth", Im Coneept von Goethe elgenbäo- » 
dig geschrieben über die gestrichenen ursprünglichen Worte 
,.mit Bescheidenheit" (Br. 24. 386). 



1814 BPIJIENIDES ERWAfllKN, 3Ul 

p<ai IB. BerfcB.] |ST«] 

gäbe, sich mit mir in Rapport zu setzen, und mich mit 
den PerBÖnlichkeitoD der Schauspieler uad Sänger, 
den Rollen, worin sie am meisten gefallen und was 
> man sonst noch für nothwendig hielte, bekannt zu 
machen. 

Hierauf würde ich die Erfindung gründen und mich 
darüber, auch abwesend, mit den dortigen einsichtdgen 
Männern vorläufig berathen und ^ getroster an die 
] Ausführung gehen können. 

Ich bitte dieses, mit A'ersicherung eines aufrichtigen 
Dankes und wahrhafter Verehrung, dem Herrn General- 
director mitzutheilen.' 

An Kirms. — Br. 24, 277, 4— 279, B. 
5 Mal 18. Bi'vka. 577 

Der Aufenthalt ist hier sehr angenehm, und bis jetzt 
äusserst stille; da ich mir mancherlei" zu thun voi^e- 
nommen habe, so ist diese mir höchst erwünscht. 
An Knebel. — Br. 24, 279. 10—13. 

?Mai 18, Bei-ka. 578 

[Kachmittags] Vorspiel.* 
Tgb. 5, 108, I. 
Mal 1», Berka^ 57B 

[Abends?] Vorspiel für Berlin. . . . [Brief an] Ge- 
s heiraehofrathKirms wegen Halle, Expeditionen 
wegen IfRnnds Antrag [s. Kr. öTß und 5S0]. 
Tgb. 5. 108, 6. 8 t. 
Mnl 20, Berka. 680 

Haben E. W. etwa schon, nach dem Inhalte meines 
j) gestrigen Briefes [s. Nr. 576], Herrn General director 
IfiEland mein Zweifeln und Zaudern gemeldet, so haben 
Sie die Güte, dem verehrten Mana bald iget anzuzeigen, 

' Der Brief ging am 10. ab <TgL Nr. 979); daraus erklUrt sieb 
die Bexelchnuiig „gestriger Brief" Z. SO. 

1 ' Vgl. 2Ö9, 21 f. 300, 22-32. 

■ Vlellelcbt Ist .Was wir bringen. Fortsetzung" gemplnt. 



302 EriMENIDES ERWACHEN. 1814 



[Mai 20, BerluL] [580] 

dasä mir sein Antrag allzu 8chmeichelhaft gewesen^ als 
das6 ich nicht hätte alle meine Kräfte hervorrufen und 
einen Versuch machen sollen, wie sein Verlangen zu er- 
füllen wäre. Nun ist mir ein Gedanke beigegangen, der s 
mir der Ausführung nicht unwerth scheint. In einigen 
Tagen soll der Entwurf abgehen; wird er gebilligt, so 
können Kleider, Decorationen, Instrumentalmusik, 
durchaus vorbereitet werden. Die Gesänge schickte ich 
zuerst^ sodann den Dialog. Da alles, was zu sprechen i.» 
ist, unter viele Personen vertheüt wird, so macht sich 
keine Bolle stark, sie sind alle Tage zu lernen. Mehr 
sage ich nicht. Wäre meine gestrige Erklärung schon 
abgegangen, so bitte von der gegenwärtigen eiligen Ge- 
brauch zu machen.^ n 
An Kirms. — Br. 24, 284, 1—19. 

Mai 20, Berka. 581 

[Nachmittags] Spazieren mit Uli [Caroline Ulrich]. 
Erzählung des Plans zum Vorspiel. 

Tgb. 5, 108, 14 f. 5f 

Mai 21, Berka. 582 

[Vormittags] Vorspiel für Berlin. 
Tgb. 6. 108, 18. 



*■ Diesen Brief sandte Kirms an I£Flaud, der am 28. Mai er- 
wideite: „Seit langer Zeit . . habe ich keine solche n^ine, S5 
kindliche Freude empfunden, als die war, welche mir ge- 
schenkt wuixle. da ich den zusagenden, liebevollen Brief de« 
Hen-n von Goethe an Sie erhielt. Seit Luthers Refor- 
mation ist kein so hohes Werk, dünkt mich, geschehen, 
als die jetzige Befreiung von Deutschland, so 
... Es gibt keine höhere Feier als die, dass der erste 
Mann der Nation über diese hohe Begeben- 
heit schreib t", und gab gleichzeitig „zu Goethes Infor- 
mation eine genaue Charakteristik seines für das Stück in 
Betracht kommenden Schauspieler- und SUnger-Personals" 36 
<G. V. I^eper. WH. 11 (1), 111 f.); vgl. 300. 33- 301. 6. 352, 29 f. 



ISM BPIWENIHES ERWAfiriiN- 303 

U&i 22, Berkn. TiSS 

[Programm.]' 
,Des Epimenides Erwachen'. 
Der Anlass zu diesem Titel ist die bekannte Fabel, 
> da?s Epimenides, ein weiser, von den Göttern begünstig- 
ter Mann, durch sonderbare Schickung, eine ganze L*- 
bens-Epoche versehlaft-n und dadurch die Erhöhung sei- 
ner geistigen Seherkraft gewonnen habe. 

Erste Decoration. 

Ein prächtiger Säulenhof; im Grunde ein tempelälin- 

liches Wohngebäude, mit den Coulissen durch Hallen 
und andern architektonischen Prunk verbunden. Die 
Mittelthüre des Gebäudes ist durch einen Vorhang ge- 
scMoäsen. 

s Der Vorhang tbeilt sich. Epimenides erscheint 

und drückt in einem Slonolog seine Freude über einen 
reichen und vollkommen gesicherten Wohlstand aus. 

Zwei Knaben treten zu ihm, den Entschluse der 
Götter meldend. Er misstmut Ihnen und überzeugt sich, 

10 dass ihm sein Lebensende geweissagt wird; ergibt sich 
darein, und ungeachtet der Versicherung der Genien, 
dasa Schlaf hier buchstäblich gemeint sei, beharrt 
er auf seinem Gedanken und nimmt von der Welt Ab- 
schied. Er steigt, begleitet von den Knaben, die Treppe 

a hinauf, und als die Vorhänge pich öffnen, sieht man ein 

' Eine Reinschrift diese» Prograuiuis wunJi; om 24. Mol uach 
Berlla abgesandt (vgl. Nr. 589); sie Ilt^ dem Drut-k in WH. 
11 (1), 135—150 zu Grunde (vgl W. 41 (1), 412 Änm. 1); sie 
vrek'bt mebrfacb ab von den Im Uoetlie- und Schiller- Arcliiv 

n vorbaudenen drei HandsclirifteQ-. eluem Coueept, einer Relu- 
sclirlft und einem. Inliaitilcb der aus);erabrten Dichtung am 
oächttten stehenden, gedrüngten Auszug, im Folgenden Ist 
nach W. 10 der Wortlaut der in Weimar beflndllilien Reiu- 
■chrirt gegeljen. Vgl. durchweg die Beschreibuug der au^tie- 

u fahrten Dichtung In dem für das .Morgenblatt' bestimmten 
Aufsatze (s. Xr. 062): femer vgl. 352, 20—27. 



804 EPIMBNIDES ERWACHEN. 1814 

[Mai 22, Berka.] [188] 

prächtiges Lager, über demselben eine wohlerleuchtete 
Lampe. Et besteigt es; man sieht ihn sich niederlegen 
und einschlafen. 

Dieses Alles kann von einer sanften, lieblichen, & 
einschläfernden Musik begleitet sein. 
Sobald der Weise ruht, schliessen die beiden Knaben 
zwei eherne Pforten-Flügel, die herauswärtß aufgehen 
und bisher für einen Theil der Decoration gehalten wer- 
den konnten.^ lo 

Li diesem Augenblick hört man von ferne donnern^ 
zugleich ertönt kriegerische Musik, und in demeelben 
Nu werden, wo möglich, sämmtliche Lampen durch gelb- 
rothes Glas verdeckt, so dase über das ganze Theater 
ein rother Brandschein verbreitet ist. is 

Hierauf kommt, im Chor singend, ein Arineezug, wel- 
chen der Dämon des Kriegs und der Zer- 
störung, von den grössten Männern, die zu haben 
sind, umgeben, in der Kleidung, die sich der eines rö- 
mischen Imperators nähert, auftritt." ao 
Mit dem Costüm des Heeres ist es folgenderge- 
stalt gemeint: es werden nemlich die sämmtlichen 
Völker vorgestellt, welche zuerst von den Bömem 
bezwungen und dann als Bundesgenoseen gegen die 
übrige Welt gebraucht wurden. Die sämmtlichen S5 
südlichen, südöst- und südwestlichen Völker der 
alten Welt können hier vorgestellt werden, insofern 

* Hierzu hat Meyer (Im Concept) bemerkt: „Es wird viel- 
leicht zweckmässig sein, wenn die ehernen Pfortenflttgel mit 
den bekannten Bildern des Schlafs und des Todes geziert ao 
sind, anch wäre vielleicht durch wohlriechend Ranch werk 
das Einschlafen des Epimenides noch feierlicher zu machen' 
(W. 16, 495 zu Z. 12—14), vgl. 326, 19-22. 331, 12—14. 

■ Der gestörte Satzbau fordert statt „auftritt" etwa „anführt* 
oder statt „welchen" (Z. 16 f.) „mit welchem". Meyer be- n 
merkt hierza (im Concept): „Der sogenannte Mars oder Aga- 
memnon im Gapitolinischen Museum könnte hier zum Muster 
gebraucht werden" (W. 16, 495 zu Z. 19-22), vgl. 331, 15—17. 



k** 



1-«» 



l6l4 BPIMBMDBS ERWACHEN. SBO 

;Mai aa, Bi-rka.! [Uf] 

sie auffallende Trachten führten, z. B. die Numidier, 
Mohren, Aegypter, Kretenser, Macedonier, Thracier, 
LuEitanier, Spanier, Gallier, Germanen u. dergl. 

i Gelehrte Freunde werden hierüber die beste Aus- 

kunft und Eupferwerke den ersten Änla«8 geben.' 
Denn es ist nicht die Meinung, daßs man aicli genaa 
an das überlieferte Costüm halt«, sondern bloi^s das 
Motiv davon bemehme, wonach ein theatralischer 

1 Effect auagearbeitet werden kann. 

Um das Bunte nnd ZnsamnieDgetriebene eines 
solchen Heeres anzudeuten, dürften von jeder Art 
nur zwei sein, nnd so rangirt, dase die entgegenge- 
setztesten Figuren beim Zuge hinter einander, und 

i beim Frontmadien neben einander stünden. 

Von der Kleidung des Kriegs-Damona gilt eben 
dasselbe; sie soll nur an den römischen Imperator 
erinnern. Gelb, Gelbroth, Schwarz nnd Gold, und 
was sonst noch Gewaltsames der Art in Glanz und 

1 Farbe aufzubringen, das durch den rothen Schein 

noch erhöht würde, wäre empfehlenswerth.' 

Der Gesang, womit der Chor auftritt, wäre viel- 
leicht der kriegerische aas ,P a b d o r a', den ich 2U 
vorläufiger Feberlegung sogleich beilege,* 

i Das Chor ist abgezogen, die kriegerische Musik ver- 

hallt, der Dämon des Kriegs ist im Begriff, zu folgen, 

' Meyer bemerkt dazu (im Concept): ..Die wnnderlichen 
CoHtümc. welcbe man auf Etmriscbea DeDtcmalen antrifft, 
dflrften bei dieser Scene zu benutzen Bein" (W. 16. 4!>6 zu Z. 
D 10 f.). vgl. 331. 18-20, 

' Vgl. Goethes Bemerkungen über die „sl unlieb- sittliche Wir- 
kung" des Gelbroth In i 774—776 des Didaktischen Tbells 
eMDer .Farbenlehre' (Nat W. 1, SlSf.). ebenso beim Folgen- 
den die entapreehenden Paragraphen Aber Blau und die an* 
i dem In Frage kommenden Farben. 

■ Zwei Strophen aus dem Chor-Lied der Krieger In .Pandora* 
(„Der Ruf des Herrn", V. 900-915). 

Qrlf, Oaathe atwr i. DichtiuiB«ii. T. II. B. 1. 90 



306 EPIMENIDES ERWACHEN. 1S14 



[Ifai 22, Berka.] 156S1 

als ihm der Dämon der List und Zwietracht 
mit seinen Gesellen in den Weg tritt. 

Dieser erinnert durch Kleidung und Betragen an 
einen Staats- und Hof mann des 16. Jahrhund crtä,^ s 
sowie seine Gresellen gleichfalls die Civilmänner, die 
Gelehrten und Hofleute der damaligen Zeit nach- 
bilden. Pagen dürften nicht fehlen. Es wäre <ü\it 
artig, wenn diese letztern aus kleinen Kindern be- 
stünden, so wie die Riesen, die noch auf dem Thea- lo 
ter sind, den Dämon des Kriegs umgeben. 
In dem Augenblick, da diese zweite Sippschaft ein- 
tritt, verschwindet der feurige Schein. 

Könnte man durch einen geschickten Mechauis- 
mus gleich an die Stelle der rothgelben Gläser blaue, is 
mit einigen violetten untermischt, vor die Lampen 
bringen, so würde der Gegensatz noch gewaltsamer, 
ja ängstlich werden. 

Der Dämon der List wäre in Sübersto£E imd Blau, 
doch auch wohl mit schwarzer Pelzverbrämung ge- 20 
kleidet, so wie sein Gefolge auch in diesem Ton zu 
halten wäre. Violett, was bei Xacht nicht ganz 
grau wird, würde den Doctoren, vielleicht noch bes- 
ser den Pfaffen zieren; wie es denn an (reistlichen 
nicht ganz fehlen darf. Ja, es wäre vielleicht zu » 
wagen, dass man schöne und wohlgekleidete Frauen 
mit in's Gefolge brächte. 

Alles Dieses sei der Einsicht und dem Geschmack 
einer angesehenen Direction überlassen. Möchte 
man mir hierüber, so wie über das anderweitige ä» 
Detail oüiiire Nachricht geben, Entschlüsse imd 

* Bandbemerkung Meyers dazu (im Concept): „Questeuberg 
aus dem »Wallenstein* mit der uiileu geforderten Abänderung 
der Farben seiner Kleidun;:" tW. lü, 497 zu Z. 1-^). vgl. 
327, 4; mit Rticksidit auf das daselbst Gesagte uu>clite 35 
man obou lesen: 16. und 17. Jahrhunderts. 



1814 EPIMBMDBS ERWÄCUEN. 307 

Aal 2i. Btrkt.] [H3| 

Wün^r-iir- mittli'-ilcii. -<■• würi]'- '\advnh itii- Aiwriili- 
ning noch gesteigert werden könoen. 
Obgleich die beiden Dämonen, wie es sich bald ofi'en- 
hart, nicht in dem besten VerhjiUnisec stehen, und einer 
sich immer wirksamer und miichtiger zu sein dünkt, als 
der andre, so fühlen sie doch die Noth wendigkeit, sich 
7A\ verbünden, und nach abfreüehlosseuem Vertrag folgt 
der Dämon des Kriegs seinem Heere ;uif dem Fusse. 
Slau hört ein fernes Abdonnern. 

Will man diesen Moment mit schickiiclier Mudk 
begleiten, so dass der Dümon der List, von den Sei- 
nigen umgeben, in nachdenklicher Stellung verhar- 
ren kann, indes? die Seinigen, bedeutend gruppii-t, 
gleichfalls zu überlegen scheinen, so müsste es von 
guter \Virkun<r sein. Zuletzt ist eine allgemeine 
Stille beabi^iehtigt, damit der Damnn. wenn er zu 
sprechen anfangt, sich der vollkoniuinen Aufmerk- 
samkeit erfreuen könne. 
Das Gefolge tritt zu beiden Seiten; er steht in der 
Mitte, etwas rückwärts, so dass er sie I>equem anreden 
kann. 

Auch hier würde es einen guten Effect thun, wr.m 
die Gruppen, wie sie bisher im Hintergmndn bei- 
sammen gestanden, sich aufiöeten, einander durch- 
kreuzten und die Verliiiltnisse wechselten, um hier- 
durch die Versatilität der diplomatischen Einwir- 
kungen symbolisch darzustellen. 
In einer Rede sendet der Dümon die Seinigen in alle 
Weit; sie zerstreuen sich nach und nach, indem sie einen 
heimliehen Gesang pian, piano anstimmen und sich ein- 
zeln an die Coulissen bis in die Tiefe des Theaters stellen. 
In dem Augenblick, da.os der Gesang endigt, sind sie alle 
auf einmal verschwunden, um den Gegensatz mit 
den Krieg-Jgefäbrten au«zudrüeken, welche sich in i[:Hse 
entfernt hatten. 



308 EPIMENIDES ERWACHEN. 1814 

[Mai 22, Berka.] [ftSi} 

Der Dämon bleibt allein; er geht schon freier und 
leidenschaftlicher heraus^ überhebt sich über den Kriegs- 
gott> ist seiner Wirkung viel gewisser als jener, und in- 
dem er sich einem geschickten Ingenieur vergleicht, be- s 
schreibt er die Wirkung seiner Abgesandten wie die eines 
unterminirten Terrains; verachtet die alte Vorstellung 
der Zwietracht als eines gewaltsamen Wesens und spricht 
die wahre moderne Zwietracht aus, die Solutionem Con- 
tinui.^ ** 

Zweite Decoration. 

Der Dämon ist seiner Sache gewiss; auf seinen Wink 
und Hauch stürzt die ganze, bisher bestandene Architek- 
tur zusammen. Alles, was im Hintergrunde steht, das 
tempelartige Wohngebäude, die Hallen und sonstigen i» 
Prachtet^llen stürzen wirklich zusammen, der Giebel ist 
geborsten, doch so, dass die ehernen Pforten jetzt eine 
Felsenhöhle zu schlieseen seheinen. Alles war dergestalt 
vorbereitet, dass eine schöne Ruine erscheint. 



^ ,,Die AuflösuDg des Zusammenhanges, die Zerstörung der :^ 
Entwicklung" (G. v. Loeper, WH. 11 (1), 138 ♦); ob diese Ueber- 
s^'tzimg des Ausdrucks das von Goethe Gemeinte gans er- 
schöpft, Ist zweifelhaft. Die Herkunft des auffälligen latei- 
nischen Kunstausdrucks nachzuweisen (und ein termlnus tech- 
nicus ist „solutlo contimii" offenbar), war mir leider nicht 2% 
möglieh. Nur so viel scheint, nach den freundlichen Mitthei- 
lungen ausgezeichneter Faehmlinner, gewiss: dass er weder 
der Kun«tsprache der älteren Musik angehört (Goethes gleich- 
zeitiger reger Verkehr mit dem musikktmdigen Badelnspec- 
tor Schütz in Berka, vgl. 322, 10, und die Bestimmung des 39 
FeHtKpieliB ffir die Compoeition legte mir diese Vermuthung am 
niiohsten), noch derjenigen der älteren Geologie und Bergbau- 
kunde (wohin die Ausdrücke „Ingenieur**, „Terrain" und die 
entsprechenden Verse 303— 316 der ausgeführten Dichtung su 
deuten scheinen), noch derjenigen der Alchj^mie, der älteren ss 
Jurisprudenz oder Theologie (sollte vielleicht die alte Bau- 
kunst in Frage kommen?). 



tSU EPIUEMDSa BBWACHEN. 309 

[Kai «. B<rt>.l jUc] 

Die Coulissen könnten, al^; ßuinen gemalt, vorgo- 
schoben werden, welches um so leichter geschehen 
kann, als der Zuschauer auf die Bewegung der Mitte 
i aufmerksam ist. Nur bemerke ich, dase nicht das 

mindeste Grüne auf dem ganzen Theater erscheine. 
Da man die Architektur der ersten Decoration aus 
buntfarbigen Steinen zusammen setzen, ja mit Erz 
und andern glänzenden Metallen verzieren kann, so 
> lässt sieb denken, dass auch diese Ruine schön colo- 

rirt erscheinen könne. 
Der Dämon der List erfreut sieh schweigend über sein 
Fnwerk. Zu ihm tritt der DämonderSklayerei. 
Dieser müsste an einen alten theatralischen Zau- 
s berer erinnern, z. B. an Gozzis Sinadab. Ueber ein 

braunes Gewand hätte er ein goldnes, vielfach ver- 
schlungenes Netz gezogen. Uebrigens könnte er, 
auf orientalische Weise, mehrere Kleider stufen- 
weise übereinander tragen, mit Shawl und Turban 
an die asiatische Despotie erinnern. 

Er tritt zu dem Dämon der List und dankt ihm für 
die vortrefflich geleisteten Dienste und für die Grün- 
dung seines Reiches. Der Schweigsame würdigt ihn kei- 
ner Antwort, dergestalt, dass 'der andre fortfährt, sich 
i übermüthig darzustellen. Endlieh ergrimmt der Dämon 
der List, behandelt jenen verächtlich und sich als den 
einzigen Herrscher und entfernt sich. 

Der tyrannische Dämon nimmt sich zusammen, 
schwört jenem ewiges Verderben und befestigt sich in 
w sich selbst. 

Dritte Decoration. 
Auf sein Gebot übergrünt sich die Ruine; Epheu 
rankt sich auf, Sträuche treten hervor, Moos und Gras 
bedeckt die horizontalen I>agcn des Gesteins, Hinter 



310 EPIMEMDES ERWACHEN. 1814 



[Mai 22, Berka.] [66S] 

jener Tempelwohnung steigen Cypressen, ja ein ganzer 

Wald hervor. 

Hier würden der Architekt und der Landschafts- 
maler sich verbinden, um einen überraschenden und i 
angenehmen Effect hervorzubringen. Es ist durchaus 
darauf zu sehen, dass die Heiterkeit, welche der 
Buine allenfalls noch geblieben ist^ völlig verdun- 
kelt werde. Ob man der Beleuchtung etwas ent- 
ziehen will, bleibt den Meistern anheimgestellt. lo 

Die Liebe tritt auf. Sie findet sich einsam in der 
Welt, sie wendet sich zu diesem würdig scheinenden 
Mann, der sie foltert und ängstigt. 

Der Glaube tritt auf, auch mit Glauben an ihn. 
Jener bringt sie in Verzweiflung und verlässt triumph- is 
irend die beiden. Sie bleiben trostlos. 

Da man die Liebe als die jüngste, den Glauben 
als die mittlere Schwester gedacht hat, so werden 
die Damen sich in Form und Farbe theilen. Ich 
wünschte, dass die IJebe an eine Schäferin, der 20 
Glaube an eine Vestale erinnerte, doch immer nur 
im Allgemeinsten, da im Besondem hier aller Spiel- 
raum gelassen ist. 
Zu den jammernden Schwestern tritt die Hoff- 
nung bewaffnet auf. 25 

Sie erinnert an Minerva. Ich wage nicht zu be- 
urtheilen, ob die Schauspielerin an Gestalt und Be- 
tragen der Höchstseligen Königin [Luise] ähnlich 
sein darf, ob man ihr einen blauen Schild geben 
und in einem Stemenrande die Chiffre der Königin, » 
gleichfalls durch Sterne bezeichnet, anbringen 
kann; ich bitte mir hierüber nähere Bestimmung 
aus. Indessen kann ich, indem sie ihren Schwestern 
zuspricht, einstweilen versuchen, im Namen der 
Verklärten zu reden.* 35 

' Vgl. 327, 15-18. 21>-34, und A. Sauer in SdGG. 17. LX f. 



IS14 EFIUEKIDBS KBW^CHBN. 311 

|M»i 32, BcrkL] IUI) 

Die beiden Genien treten zwist-heu sie hinein. In die- 
sem Fiinfgespräcbe wird da^ Xfithst künftige angedeutet, 
Itie drei »nuen btttinimen sich zur Tliätigkeit. Die 
^ Hoffnung steigt über die Ruinen der einen Seite, Liebe 
Tind Glaube auf die Trünimcrn der andern Seite. Die 
Knaben sind indei-s wieder an die eherne Pfort-e gelangt. 
Oben stehend begrüssen sieh alle noch mit pantomi- 
mischem Abschied. 
] Ich wünschte diese Handlung, wozu sich die Spie- 

lenden. Zeit nehmen werden, dureh ein unsichtbares 
Chor begleitet, wozu die Verse bereit sein sollen. 
Die Genien eröffnen die Pforten und bleiben halb 
versteckt hinter ihnen stehen. Das Chor verhallt; man 
5 sieht den Kpimenides liegen, wie er eingeschlafen. 

Zu seinem Erwachen, Heraus- und Herabtreten, 
zu seiner Verwunderung, sich nicht mehr zn erken- 
nen, wäre eine analoge ahndungsvolle Instrumental- 
musik ÄÜnschenswerth. 
) Endlich tritt er hervor und äussert seine Gefijhie. Es 

i^t dunkel geworden; er glaubt sich in der Wüste; die 
Genien nut Fackelu treten herunter. Er befragt tie, 
aber sie legen den Zeigefinger auf den Mund. Sie leuch- 
ten ihm nach der einen Seite des Theaters, wo er alt« 
i Basreliefe wiedererkennt; sie leuchten ihm auf die andre, 
wo er eine bekannte Inschrift aus glücklichen Tagen 
findet. Wehklage über das un überseh liehe Unglück. 

Die Genien eröffnen den Mund und kündigen die auf- 
gehende Sonne an. Das Theater erhellt sich von hinten 
D hervor. 

Kriegerische Musik. Epinicnides wird von den Kna- 
ben wieder auf die Höhe vor der Pforte geführt. Sie 
löschen ihre Fackein aus. 

Die kriegerische Musik nähert sich, 
5 Ich w-ünache, dass man das Thema einer Melodie 

nehme, die in Berlin beliebt ist und den Enthusias- 



312 EPIMBNIDES ERWACHEN. 1814 



[lUi 22, Borka.] {iSt] 

mufi der Masse schon erregt hat. Dem Componisten 
bleibt es überlassen, sie nach Belieben und Einsidit 
zu varüren. Ich erbitte mir hierüber einige Nadi- 
weisung. * 

Die Hoffnung, von einer Seite, führt ein Heer über 
die Buinen herein. 

Dieses Heer würde die nordöstlichen und nörd- 
lichen modernen Nationen darstellen, welche so 
costümirt sind, dass sie einen guten theatralischen lo 
Effect machen. Das russische Keich bietet sehr 
schöne und hier sehr schickliche Kleidungen. Von 
Oestreich nähme man die Kroaten in ihrer alten 
Tracht, Slavonier und lUyrier, Ungarn; die Ulanen 
würden gleichfalls gut thun, ob ich gleich durchaus i» 
auch hier wünschen würde, dass man sich von der 
Wirklichkeit entfernte und durch eine glückliche 
Kunst den theatralischen Forderungen annäherte. 
Die ungarischen Magnaten wären nicht zu verges- 
sen. Ob man den Polen die Ehre erzeigen will, auch 20 
einige in ihrer alten Tracht auftreten zu lassen, 
stelle anheim. 

Ueberhaupt erbitte ich mir, wenn diese Gegen- 
stände mit den Kunstkennern und Meistern durch- 
gedacht worden, mir [so] das Nähere mitzutheilen. js 
Die Schweden haben jetzt schon eine Tracht, die 
sie auszeichnet. Wollte man auch auf diese anspie- 
len, so würde es wohl glücken. Was die Preusaen 
betrifft, so wünschte ich, dass sie in der Ordens- 
kleidung der Johanniter aufträten, mit dem bekann- so 
ten weissen Sternkreuz. 

Indem dieser Zug über die Kuinen herangelangt ist, 
tritt auf der anderen Seite in der Höhe Liebe und 
Glaube, gefolgt von hülfreichen Frauen, henor. Diese 
tragen goldne Trinkgefässe, goldne Becher, andre die » 



1814 EI'IMCMÜBS ERWACHEN. 3IS 

IMiI IS, aorka.) [Ul] 

buntesten Körbe mit Blumen und Friicbteii, andre h&lten 

Lorbeerkränze in die Höhe, ja sie können bunt lunvun- 

dene StüW tragen, an vclchen olle Arten Kranze schwan- 

i keod bangen. 

Wie dieses weibliche Chor erscheint, entsteht ein 
Doppelchor, und dem Componisten ist überlassen, 
einzurichten, dass dai: zweite zärt«re mit dem ersten 
heroischen glücklich wechsele, und dass beide sich 
) in eins verschmelzen; wozu die Musik alle Mittel in 

Händen bat. 

Von den Panieren, welche die Krieger schwingen, 

wird noch zu reden sein. Ich würde nicht zu den 

Wappen ratheu. Die drei schwarzen Adler zeichnen 

i sieh nicht genugsam von einander ans. Schickliche, 

einfache Symbole würden sich ja wohl finden lassen. 

Vm. anzudeuten, dass dieses Heer aus grossem 

Massen zusammengesetzt sei, könnte man vier, ja 

sechs und mehrere, soviel der Haum erlaubt, von 

a jedem Schnitt und Farbe, vorführen. 

Während dieses Auftrittes bleibt die Mitte frei, 

dass man den Kpimcnides und die beiden Knaben 

immer sieht. Dem Künstler sei überlassen, das 

Wiedererkennen der Seinigen, seine Freude, sein 

i Entzücken pantomimisch auszusprechen. 

Zuletzt wünnchte ich, dass er mit beiden Kindern 
auf die Kniee fiele und sich im Gebet zu sammeln 
schiene. 

Vierte Decoration. 
> Denn in diesem Augenblick wird durch einen glück- 

lichen Mechanismus das Uebiiude wiederhergestellt, die 
Vegetation verschwindet, und alle Gegenwärtigen sind 
bemüht, bei Räumung des Schuttes, bei Wiederaufrich- 
tung der Süulen scheinbar Hand anzulegen. Die übrige 



314 EPIMENIDKS ERWACHEN. 1S14 



[Mai 22, BerkA.] [58S) 

Decoration kann wieder die erste sein, oder, wenn es die 
Zeit und der Aufwand erlaubt, eine noch prächtigere. 
Was das tempolartige Gebäude betrifft, so 
wünschte ich, dass das schwarze eiserne Kreuz, mit & 
der hellen Einfassung, im Qiebel in einem trans- 
parenten Felde erschiene. Oben auf der Giebel- 
spitze stünde der Triumphwagen vom Brandenbur- 
. ger Thore, ein schönes Kind, als Victorie, hielte 
die Zügel; auf den beiden Akroterien stünden die lo 
beiden Knaben, die bisher dem Epimenides minis- 
trirt. Dieser steht aus seiner betenden Stellung 
nicht eher auf, als bis die Verwandlung des Thea- 
ters völlig geschehen ist. Indem er sich erhebt, kann 
ihm ein prächtigeres Gewand von ein paar Ako- i» 
luthen umgelegt werden, dass er als Hoherpriester 
erscheine. 

Alles hat sich indessen rangirt, Epimenides, mit den 
zwei neuen Akoluthen, welche Jünglinge sind, tritt her- 
vor und dankt den Göttern. 20 

Der Glaube spricht etwas Schickliches dem Kaiser 
von Russland; 
Die Liebe dem Kaiser von Oestreich; 
Die Hoffnung dem König in Preussen. 

Die Ordnung, wie dieses geschehen soll, hängt S5 
von Beurtheilung ab, der ich mich nicht unterziehe, 
doch wünschte ich es voraus zu wissen, indem diese 
oder jene Stellung der Anreden auf die Behandlung 
einen verschiedenen Einfluss hat. 

Epimenides reassumirt alles Dreies und fügt etwas «0 
Schickliches für den Kronprinzen von Schweden hinzu. 

Hier könnte die Stellung und Qruppirung der 
Schauspieler sich dergestalt verändern, dass Frauen- 
zimmer und Mannspersonen sich mischten und eine 
Art von bunter Reihe machten. Wie man die Stan- » 



EPIMENItil« ERWACHEX 816 

darteu, Tliyr^us- tiud andere in die Hiihe rageude 
Zierstabe mit Krüiizeii verknüpfen, und was mau 
soDGt thun will, um den Anblick zu verherrlichen, 
ist alles am Platze. 

Dase ein Sctüuest-hor das iJAnze beendige, daran 
ist wohl kein Zweifei. Vielleicht erzeigt man den 
Säugern aucli die Artigkeit, da£s man eiuen Jeden 
ein Couplet singen und das Chor einfallen lässt. 
Diese Couplets könnte man zu allerlei Complimen- 
ten brauchen, deren man noch manche schuldig ist, 
z, B. den Freiwilligen, dem Frauen- Verein, den 
ausdauernden Patrioten, ausgezeichneten Kriegern, 
und jo manchen Andern, worüber mir nähere Wei- 
sung erbitte. Das ("bor dazwischen würde immer 
die Einigkeit der Monarchen preisen, durch welche 
ein so grosöes Werk vollbracht worden. 

Der Engländer habe ich nicht erwähnt, doch darf 
auch denen ihr Antheil nicht fehlen. 

Und wie manches Andre mag ich noch übersehen 
haben, was sich aus diesem ungeheuren Thema ent- 
wickeln läset. Ich bitte daher um gefällige Mit- 
theilung von allem und jedem, was diese I'nterneh- 
mung fördern und was dabei zu bedenken sein 
möchte. 

Eine Bemerkung wegen der Decoration über- 
haupt will ich hier nicht verschweigen. Obgleich 
Epimenides in und vor dem Tempel nicht s|iricht, 
?onilern nur durch Gebärden interesteirt, so darf er 
doch nicht allzu weit hinten Bt«hen, und man braucht 
doch zu der grossen Menge die ganze Tiefe des 
Theaters, 

Man könnte daher die Hallen, wodurcli diese 
Tempel Wohnung sich mit den Coulissen vorbindet, 
anstatt sie in einer Linie mit dem Tempel zu füh- 



816 EPIMENIDES ERWACHEN. 1814 

[Mai 92, Berka.] [SM] 

ren, rückwärts nach dem Grande zu gehen lassen. 
Zusammengestürzt würden sie alsdann eine Art 
Brücken bilden, worüber die Krieger und Frauen 
heranzögen. — » 

Doch ich fürchte, schon zu viel Eulen nach Athen 
gebracht zu haben, und erbitte dem Gregenwärtigen 
eine günstige Aufnahme, balde gefällige Entschlies- 
sung und nähere Bestimmung. 

W. 16, 494-506. 10 

Mai 22. Berka. 584 

Das Vergangene und Gegenwärtige^ durchzudenken 
werde ich auf die sonderbarste Weise veranlasst; der 
Generaldirector Iffland verlangt von mir ein Vorspiel 
zur Feier der königlichen Wiederkunft. Es will sich u 
nicht redit ziemen es abzuschlagen, und doch ist es eine 
bedenkliche Aufgabe, man muss indessen sehen, was 
allenfalls zu thun ist. 

An C. G. V. Volgrt — Br. 24, 285. 7—13. 

Mai 22, Berka. 585 » 

[Früh] Vorspiel für Berlin. 

Tffb. 5, 108, 22. 

Mai 23. Berka. 586 

Das Ich ist diessmal in ziemlich guten Umstanden 
und würde, wie eine epikurische Gottheit leben, wenn ts 
nicht das Nicht-Ich mit Anmuth und Unmuth mich in 
meine Einsamkeit verfolgte. Ich habe beinahe so viel 
Händel auf dem Halse, von guter und schlechter Sorte, 
als der Älarschall von Bassompierre, welcher einer 
Tochter aus grossem Hause ein Kind gemacht hatte, » 
eine sehr gefährliche Ehrensache ausbaden soUte und 
zugleich im Fall war, von seinen Creditoren in den 



^ „das heisst: Napoleons Herrschaft und Sturr* (G. 
V. Loeper In WH. 11 (1), 124). 



EPIMEMDES ERWACHEN. 



iMml U, Berk».] lHi| 

9chuldthurni geführt 211 Verden.' Dieses Alles hat er, 
wie er schreibt, doreh die Gnade Gottes, vergnüglich 
überstanden, und so hofi' ich, soll es mir auch ergehen. 
An Knebet. - Br. 24, 2»<i. 12- 287, I. 
Hai 23, Bt^rta. 5S7 

[Vonnittags] ßiemer Abschritt des Programms.' 
Tgb. 5, 106, 27 (. 
Mal 24, Berba. 588 

I Ans ein paar Blättern,' welche Herr Geheime Hof- 

»th Eitms tibersendet, haben Sie, verehrter Mann, 
gesebeo, dase Ihr freundlicher und ehrenvoller Antrag 
mich erst erschreckt, dann aber aufgeregt hat. Hiebei 
folgt nun das versprochene Programm zu dem Vor- 
spiel [s. Kr, 583], über welches ich mir IhrMi einsich- 
tigen Bath erbitte. Findet es Beifall, so können Deco- 
rationen, Kleider und Instnimentalmusik einstweilen be- 
sorgt werden. Die Chöre sende zunächst, wie ich denn 
den ersten, für die Krieger, schon beilege.* Der Dialog 
) folgt sodann, wo nicht auf einmal, doch tbeilweise, und 
so hoffe ich, soll alles zur rechten Zeit beisammen sein. 
Mehr sage ich nicht, damit diese Sendung toglcrch ab- 
gehen könne. Nehmen Sie meinen Dank für das mir 
erwiesene Vertrauen und erhalten mir Ihre Gcwo- 
1 genheit. 

An Iflland. — Br. 24, 2ST, 4—19. 

' ADspielong auf den ScbluRa von Goethes Ballade , Ritter 
Cune Brautfahrt': 

„Wlderaacber. Weiber, Schulden, 
) Aebl kein Hitler wird sie los." 

iVgL Epos 1, 328, IZ) 
' a. Xr. 583. — Das numlitelbar TorbergehCDde Wort „Ueber- 
lecDiig" B^bclDt eich auf eine von Goethes Sohn durch einen 
Boten QbeTMndte Nachricht unbekanDten Inhalts xu be- 

■ Tfl. Nr. 576 und 580. 
• Vgl. 305. 22-24. 



318 EPIMEXIDES ERWACHEN. 1S14 



Mai 24, Berka. 589 

[Früh] Nebenstehende Expeditionen. [Brief] An 
I f f 1 a n d nach Berlin, das Programm zum Vorspiel 
[s. Nr. 588 und 583]. . . . Entschluss, die Vorspiele ge- 
meinsam zu fertigen.^ s 

Tgb. 5, 109. 3 f. 12 f. 
Mai 25, Berka. 590 

[Früh] Vorspiel. . . . [Später] Vorspiel. 
Tgb. 5, 109, 15 f. 

Mai 29, Berka. 591 i<» 

Biemer musste den für Halle entworfenen Prolog 
und das Lobs])iel auf Beil [,Was wir bringen. Fortsetz- 
ung'] vorlesen. Auch von dem unternommenen Stück 
zu des Königs von Preussen Empfang in Berlin wurde 

gesprochen. is 

MM Fr. V. Müller u. Riemer. — Gespräche 3, 130 (Mül- 
ler S. 9). 

Mai 30, Berka. 592 

Tausend Dank, mein Werthester, für bisherige Assis- 
tenz. Ich höre das Beste von unseren Decorationen, «o 
Nun eine abermalige Bitte: wir haben doch unsere Dä- 
monen im ,Don Juan* nach einem Muster auf einer 
antiken Vase in dem Millinischen Werke verfertigt. Mö- 
gen Sie mir ein paar solcher Teufelchen, die im Gegen- 
satz von Gtenien, Camillen/ Knaben aus der ,Zauber- » 
flöto^ ahnd im LTs voll und prächtig ausgestattet wären, er- 
finden, redigiren und sich selbst einander wieder entge- 

* .Epimenides Erwachen*, bei dessen Entstehung Riemer und 
Meyer vielfach berathend Theil nahmen (vgl. Nr. 502 nnd 
601. und das 303, 30 genannte Concept in W. 16. 41*3 mit 3o 
H l)ezeiclmot). und ,Was wir bringen. Fortsetzung:*, dessen 
Ausführung Goethe zum grössten Theil Riemern anvertraute. 

• „Camillus" und ..Camilla", lateinische Bezeichnung für ..Kna- 
ben und Mädchen, welche thells zur Administrtruug he\ den 
Opfern gebraucht wurden, theils als Novizen ihre Lehrjahre S5 
vor ihrem Eintritt in die priesterlichen Würden hier durchzu- 
machen hatten" (.Toseph Kehrein: Fremdwörterbuch S. 304K 



(Hai n, lierk*.| \bn] 

genfietzt^u, &o geschiUie mir c-iii ;n-o.--.-i*i' l>ieii[-t; Gold 
und selbst Juwelen müssteu nicht gespart sein. Ver- 
zeihen Sie, aber es ist ein sehr wichtiger Puuct in meiner 
& Arbeit für Berlin. Eine ungeheuere Last, die if!i mir auf- 
gelegt habe, sie wird aber auch abgesetzt iverdeu, um 
wie gewöhnlich neue Lasten aufzuhocken.' 
An H. Meyer. — Br. 24. 294, 4-1». 
Mai 30, Bei'kii. SU3 

10 [Früh] Vorspiel. 

TKb. 0, 100, 27. 
Mai 31, B-Tka. TilM 

Äbeiifis am Berliner Vorspiel geschrieben. . . . [Brief 
an] Aleyer wogen Diimont-u [s. Kr. M'3] . . 
15 T^'l'. 5, 110, 7. Bf. 

Juni 2, Biikn. 5U5 

Nachmittag am Vorspiel dictin. 
TkI). 5, llü, 15. 
Juni 3, Berka. 5M 

» Früh um Vorspiel dirtirt. 

Tgb. 5. 110. 16. 
Juni 4. Berta. S'JT 

[Friili] Am Vorspiel gearbeitet. 
Tgb. 5. 110, IS t. 
» ?Junl 5, Beika. 598 

[Friih] Dictirt. 
T?Y:'Ti. 110. 24. 
?Junl 7, Berka. ri:HJ 

[Früh] Dictirt. 
»0 Tgb. 5, 111, 10. 

Jnni S. Beikn. iM") 

Früh am Vorspiel gearbeitet. Jlittags vnrgi'lesen. 

Tgh. 5, 111, 14 t. 

Juni 9. Berka. 601 

3i Es waren wohl sehr fruchtbringende Tage, die wir 

zusanniien zubrachten.' Haben Sie Dank für so gute 

' Der Brief ging erst am 31. ab. vgl. Xr. 594. 

■ WJiliri'nil iler ersten Juni-Woche nennt Coeihes Tnf.-i'bncli 



320 EPIMENIDES ERWACHEN. 1814 

[Juni 9, Berka.] {tltl 

Assistenz, ohne die ich mich in der grössten Verlegmi- 
heit befunden hätte.^ Ich mnss aber Ihren Beistand 
nochmals anrufen, denn EpimenidcB naht sich seinem 
Erwachen.* Das Stück ist so gut wie fertig, aber frei- a 
lieh die letzte Hand anzulegen wage ich kaum allein; 
ich stehe noch zu nahe dran. Könnten Sie daher Sonn- 
tags [12.] mit den Frauenzimmern herauskommen, so 
würde ich dadurch sehr gefördert sein; zu Beschleu- 
nigung aber sende die zweite Abtheilung, die nun za- lo 
sammenhängt, zu gefälliger Durchsicht und einstweiliger 
Interpunction, die ich theils ganz weggelassen, theils 
nur nüt Bleistift angegeben habe. 

Die mit Bleistift geschriebenen Anmerkungen sind 
vorerst nur zur allgemeinen Notiz. Ich kann hoffen, i* 
dass, bis Sie herauskommen, auch der Anfang fertig 
sei, und Sie alsdann alles mit hinein nehmen, um durch 
irgend eine leserliche Hand die Abschrift machen zu 
lassen. Sobald dieses fertig ist, wollte ich sie IfFland 
durch eine Estaffette schicken, um mich also auch von 9o 

dieser Schuld zu erledigen. 

An Riemer. — Br. 24, 297, 14— 298, 11. 

] [Juni 9? Berka.]* 002 

Damit mein metallisches Wesen recht geläutert und 



Riemern am 4., 5. und 6.; am 6. Nachmittass war Riemw mit 2S 
Goethes Frau und Anderen nach Weimar zuriiek gereist (vgl. 
Tgb. 5, 111, 4 f.), besuchte aber schon am Nachmittag des 9. 
(mit Meyer und dem Kanzler Müller) Goethe wieder in Berka; 
jedenfalls ist obiger Brief nebst dem In Ihm genannten Mann- 
Script vor Riemers Ankunft abgesandt word«:i, sonst hatte so 
Goethe die Zuf«ammenknnft für den Sonntag (Z. 7 f.) gewiss 
mündlich mit Riemer abgemacht und ihm gleich die Hand- 
schrift (Z. 10) mitgegeben. 

* Wegen des Vorspiels für Halle (vgl. 318, 31 f.). 

* In Aufzug 2 Auftritt 5 (Auftritt 19 des Ganzen nach dem s^ 
Berliner Druck). 

' Das Datum des, nur in einem undatlrten Concept Torliegen- 
den. Bri«*fea ist so gut wie gewiss. Wolf war am 7. In Berka 



1814 EPIMBNIDES ERWACHEN. a21 

ilJauI »•) BcrkB.1 [BU) 

gediegen werde, bin ich abennala wie [in] eine neue 
Oesse geworfen, wo die gewaltigsten Blasebälge mich 
snlaucben. Geheimerath Wolf ist seit mehreren Tagen 

i hier, und dieser wundervolle Mann nimmt mich unter 
den AmboB der Kritik, da mich die Flammen der Poesie, 
ans denen mein Festspiel hervoi^ht, schon flüsäig ge- 
nug geschmolzen hatten. Wie sehr hätt« ich Sie zu uns 
gewünscht,' denn da wird alles aufgeregt, was man be- 

u sitzt, und eii^m ein noch ungeheurer £eichthum aufge- 
drungen; bald weiss ich nicht mehr, wie ich schleppen 

BOU. 

An H. Meyer. — Br. 24. 390. 
Juni 9, Berka. 603 

s [Früh] IHctirt - , , [Sendung an] Riemer, die 

zweite Abtheilung vom Berliner Vorspiel [s. Xr. 601],* 
Tgtt. 5, 111. lt. 23 (. 
?Jnul 10. Berits. 604 

[Früh] Dictirt.» 
[0 Tgb. 5. 111, 25. 

elngetrotten) da Meyer ani 9. Nachmittags nach Berka kam, 
brauchte der Brief Dicht abgeschickt zu werden: vielleicht 
wurde er es doch, wie der an Riemer (Tgl. 320, 29 f.), und ist 
nur nidit auf uns sekomioen. 

15 ' Am S., unter dem Goethe vermerkt: „Gebelmeratb. Wolf. 
Ueber'a antike Theater, besonders das griechische" (Tgb. S, 
111. lBf.>. 
• Obgleich der Vermerk über diese Sendung den S c h 1 u s s der 
Tagebuchnotizen des 9. bildet, wird das 320, 25—33 Gesagte 

u doch zutreffen. 

' Dass die für Sonntag den 12. von Goethe gewünschte Zu- 
aammenkmrft und Arbelt mit Riemer (vgL 320. 7-9) Statt 
gefunden hat. beweist das Tagebuch vom 12.: „[Morgens] 
Die Pranen:iimmer von Weimar zurUck und Riemern mltge- 

» bracht"; dieser blieb bis zum 16. früh iu Berka (Tgb. 6, 112, 
8 f. 26), no dass ffir den 13.. 14. und IS eifrige Arbelt am 
,Bplmenides' und gem^nsame Berathnng darüber anzuneh- 
men Ist. 

Hierher gehurt auch folgende Mltthellung Riemers: „Goe- 

firif, Goethe aber t. DErlitunBen T. n, B. 1. 21 



322 EPIMBNIDBS ERWACHEN. 1814 



?Juui 14, Berka. 605 

[Früh] Dictiit. 
Tgb. 6, 112, 14. 

Juni 15. Berka. 606 

^Vor allen Dingien muse ich Ihnen, verehrter Mann, 5 

the arbeitete eben an seinem ,Epimenides* und lless zum 
Behuf seines gegenständlichen und anschaulichen Dichtem», 
das zur Anfertigung eines opemartlgen Dramas des musika- 
lischen Elements bedurfte, von dem dortigen auKgezeichneten 
Pianisten und Organisten, dem Badeinspector Schütz, sich 10 
mehrere Musikstücke, meist Bachisehe Sonaten vortragen 
[vgl. W. 36, 89, 21—23], die er mit ganz besonderem Ausdruck 
und ungemeiner Fertigkeit wiederzugeben verstand*' (Ge- 
spräche 3, 136, aus Riemer 1, 266). Demnach kommen hier 
mittelbar folgende Tagebuchvermerke vom Juni in Betracht is 
(Tgb. 5, 111, 27 f. 112, 6--8. 11 f. 18 f. 24 f. 113, 9 f. 26. 114, 7i: 

10: „Abends . . Der Badelnspector auf dem Ciavier ge- 
spielt von Mozart". 

12: „Abends . . Der Badeinsrpector Glavier gespielt'*. 

18: „Abend der Badeinspector von Bach gespielt". so 

14: „Abends . . Der Organist spielte Ciavier". 

15: „Abends . . Der Organist die Bachischen Sachen ge- 
spielt". 

17: „[Abends] Der Organist auf dem Clavler vorgespielt". 

20: „Abends Bachische Sonaten durch Schütz**. ss 

21. „Abends der Organist". 
^ IfFland an Goethe Juni 2: „Mit der grössten Freude habe ich 
am 31. Mai den Aufsatz [s. Nr. 583] erhalten, . . . Ich weiss 
nicht, wie Ich zu dem schiefen Gedanken gekommen bin, 
selbst noch eine kleine Weile nach der Durehlesung, in der so 
Person des Epimenides die Anspielung auf unsern König 
zu suchen. Ich sah nachher bald, dass hievon keine Rede 
war, noch sein konnte. Gleichwohl ist es noch immer andern 
Lesern ebenso gegangen, nicht aber meinem Schwager, dem 
Herrn Legations-Rath Greuhm und Herru Staatsrath Uhden. » 
Da sich aber nun beweist, dass dieser MissgrifF eine Mög- 
lichkeit ist so will ich lieber das Lächerliche meines Fehlers 
bekennen, damit Sie gleich Anfangs durcli ein paar bestimmte 
Pinselstriche, zum Besten der Einfältigen geführt, vor diesem 
Abwege, der schädlich werden könnte, sichern. . . . Die P o - 40 
len könnte man, glaube ich, ohne Anstand vergessen haben. 



1814 EPIilEMl'Ef ERWACHK.V. S23 

[Jsnl Ifi. Barka.] (SMi 

den aufrichtig»teu Dank ab*tatUMi. dao^s üiv mir (ie- 
legenheit geben, und zwar eine so würdige, der Nation 
auszudrücken, wie ich Leid und Freude mit ihr empfun- 
den habe und empfinde. Wenn dieses zuvörderst vor 
Ihrem Könige, Seinen höchsten Gästen und den werthen 
Berlinern, unter denen ich so viel Gönner und Freunde 
zähle, geschieht, so ist es ein unerwartetes Glück. Möge 
der Beifall, den Sie dem Entwurf gegönnt, auch der 
1 Ausführung zu Theil werden. 

Denen Herren Uhden, Weber, Bumat,' und wer sonst 
eich meiner erinnert, und an diesem Vorhaben theitneh- 
men mag, empfehlen Sie mich achönstens, . .- 
An Iffland. — Br. 24, 2y9, 4—17. 
i Jiml ir., BiTka. Ö07 

[Bemerkungen.]' 
Hierhei folgen einige Bemerkuiigeu, sowohl bezüglich 
auf danjeDige, was mir in der letzten Sendung* mitgc- 
llioüt worden, als auch, was sich weiter nöthig macht. 
) Die allgemeinste stehe voran. 

Der Erwähnung der Engländer knuu umn stcb In der 
Tbat niclit entziehen. Desto melir l'uistäüde treten zusaiii- 
nien. die en geecliehen lassen können, dass man der S c ii w e - 
den nicbt eben allzu weltlituftii^ gedenke. oImcIiou es wnlir- 

> B<-heiii)lch unrecht ist"; am 4, Juni sodann tbellt IfFland 
Goethen mit, däss die Auffüliruu;; für die Tage vom 20. bis 
24. Juli geplant sei iWH. 11 (II. 112 M. 
' „Prof. Bumat war der Berjiiu-i' Dei^oratlous- .Maler, au deswn 
Stelle Jedoch der Decorfiilotis-Mnier Winkler aus Iitesden die 

) De<-oratlonen fllr den .Eplnienide«' llbernalim" (WH. 11 (1), 

114»). 

' Mit diesem Briefe f-lng Nr. fiO" und ein fertiger Theil der 
Dlehtung ab. am 1«.? (vgl. Nr. C!08.) 

• Mit Nr. 606 am 16. (?l nach Berlin gesandt: nach dli-wr Ab- 
i »"hrift In WH. 11 II). Urt—VAt, liier nach der von Goethe 

KurlU-klM'lialtenen Reiuschrift wiedergegeben. 

* Itnands Brief an Goetlie vom 2. .TnnI, s. 322, 27-.1Ä 2.1. 



324 EPIMENIDES ERWACHEN. 1814 

[Jani 16, Berka.] [607] 

Ich fühle wohl^ dass ich in der Entfemimg bei ver- 
schiedenen Angaben in einen doppelten Fehler fallen 
kann^ einmal, daas mich die Einbildnngskraft verleitet, 
über das Mögliche hinaus zu gehn^ sodann aber^ dass ich & 
mir dasjenige^ was anf einem grossen Theater möglidi 
i6t> nicht vergegenwärtigen kann. In beiden Fällen bleibt 
das Verengen oder Erweitem den sach- und ortkundi- 
gen Männern anheim gestellt. 

Bei einem gewissermassen mysteriösen Werke, wie die- lo 
ses, hat man freilich darauf zu sehen, dass keine fal- 
schen Deutungen gemacht werden; damit man also nicht 
etwa hinter dem Epimenides den König suche.^ wird 
Epimenides in der ersten und zweiten Scene, erst allein, 
sodann mit den Genien, sieh, sein Schicksal imd seine i& 
Personalität exponiren. Allein man könnte noch weiter 
gehen und die Sache unter dem Volke vorbereiten. Der 
Titel und der Inhalt des Stücks kann kein Greheimniss 
bleiben; daher wird jedermann fragen: was ist denn der 
Epimenides?' Da könnte man denn auf irgend eine 20 
schickliche Weise, zu welcher ein öffentliches Blatt wohl 
Gelegenheit anbietet, Folgendes unter das minder ge- 
lehrte Publicum bringen: 

,3pinienide8, einer Nymphe Sohn, auf der Insel 
Kreta geboren, hütete die väterlichen Heerden. 2& 
Einst verirrte er sich bei Aufsuchung eines ver- 
lornen Schafs imd kam in eine Höhle, wo er vom 
Schlaf überfallen wurde, der vierzig Jahre dauerte. 
Als er wieder aufwachte, fand er alles verändert; 
doch ward er wieder von den Seinigen anerkannt, so 
Die Nachricht dieses Wunderschlafes verbreitete 
sich über ganz Griechenland, man hielt ihn für 
einen Liebling der Götter und verlangte von ihm 

* Vgl. 322, 28-40. 

" Wie auch gcBchah, vgl. 384, 32—36. » 



1814 BFIMEMDES ERWACHEN. 325 

[Juni IS, B«rka.] [HR] 

Rath und Hülfe. Bei einer wüthenden Pest flehten 
ihn die Athenienser an, dass er ihre Stadt reini- 
gen und aussöhnen sollte. Die Kretenser sollen ihm 
auch als einem Gott geopfert haben. Einige zählen 
ihn, statt des Perianders, unter die sieben Weisen." 
Folgendes könnt« man hinzufügen:' 

„In der neuen Dichtung nimmt man an, dass die 
Götter den weisen und hüifreichen Mann zum zwei- 
tenmal einschlafen lassen, damit er eine grosse Un- 
glüeks-Periode nicht mit erlebe, zugleich aber auch 
die Gabe der Weissagung, die ihm bisher noch ver- 
sagt gewesen, erlangen möge." 
Brächte man auch dieses Andre nur abschriftlieh un- 
ter die Gebildetem, so würde sich mancher nach dorn 
mythologischen Lexikon umsehn und darin noch andere 
Dinge von diesem Weisen erfahren, wodurch jene erste 
mögliche Deutung völlig beseitigt würde. 

Ks ist wirklich eine Wohlthat, die man einem grossen 
Publicum erzeigt, wenn man es, zu seinem Besten, auf- 
klärend bearbeitet. 

Ich war in Rom, als Abbate Monti seinen .Aristodem' 
wollte vorstellen lassen,' Ich wohnte einer Vorlesung* 
bei und war unter denen, welche zweifelten, das? daa 
Stück greifen könne, weil die Italiener den Si'lbritmord 
für die grösste Absurdität halten und sich nicht in die 
Lage setzen können eines Königs von Sparta, der sich 
aus Gewissensbissen entleibt. Die Wohlwollenden wur- 
den daher einig, sowohl die alte Äh'the alt* die neue Be- 
arbeitung in allen Gesellschaften zur Sprache zu brin- 

' PIfsi- Zeile Ist F<»stricli«>n (vgl. W. 41 (II. 412i. Das Vorher- 
gebende (324. 24— 325. 6) wurd? von Li>vezow Im Vorwort zum 
eis teil ririicL wl<'<lerE('RPl>PU. 

' Vt'l. EiKi« 2. 7)03. 24—37. G4Ö. 3-lS. 

' Die Abschrift für Berlin bat: ..Vorstell iinr' (WH. 11 (lt. 146). 



326 BPIMBNIDES ERWACHEN. 1^14 



[Jnni 15, Berka.] («07] 

gen, ja sogar unter die Menge, welche jenes Theater ge- 
wöhnlich besuchten [so], einen günstigen Einfluse zu ver- 
breiten. Vielleicht hätte auch ohnediess das Stück, 
welches sehr gut geschrieben und trefflich aufgeführt, 5 
nicht weniger von Nipoten begünstigt worden, sein 
Glück gemacht; aber wir Andern bildeten uns ein, durch 
unsere freundliche Einwirkung so viel beigetragen zu 
haben, dass der Beifall einstimmig und leuchtend war. 

Herrn Staatsrath Uhden theünehmend zu wissen,* ist 10 
mir unendlich angenehm. Wenn er meinen eisten Ent- 
wurf [s. Nr. 583] mit Neigung aufgenommen, so wird 
er dem gegenwärtigen Carton seine Theilnahme nicht 
versagen; denn freilieh Licht, Schatten, Farbe und Hal- 
tung wird nur erst unter der Leitung einer meijsterhaf- is 
ten Direction so durch unzählig grössere und kleinere 
Mittel in das Bild gebracht werden. 

Wenn man den Tempel unerschüttert stehn lässt, kann 
es auch seine gute Deutung haben. Die ehernen Fliigel- 
thüren würden in zwei grosse und vier kleine Felder ge- 90 
theilt, die zwei grösseren Hessen die bekannten Bilder 
des Schlafs und Todes sehen.* 

Das abwechselnde Licht bleibt ganz einer einsichtigen 
Technik anheim gestellt. 

Die Erscheinung der Diplomaten betreffend, bemerke » 
ich Folgendes: sie haben einzeln nicht zu sprechen, noch 
zu singen; sie bilden bloss den Singe-Chor des Listigen 
Dämons und einen Figuranten-Chor. Da* Verschlingen 
dieses listigen Geleits in die abmarschirende Colonne 
und die dadurch entstehende Retardation bei retardir- so 
tem Tempo ist eine schöne Aufgabe für den Componist 
und Ballet-Meister. Die Damen, welche an Adelheid von 
Walldorf [in ,Götz*], Gräfin Terzky und andere erinnern 

» Vgl. 322. 35. 323, 11. 

' Nach Meyers VorBcblag, s. 304, 28--32. ss 



1814 BPIMENTDRS ERWArUE.N. 327 

(Joni U, BerkA.] [tm] 

Verden, wärrai von Tänzeiiimeii vonnstelleD. Die Mäu- 
ner mittleren Altera erinnerten an Weisungen [im 
jGiÖtz'], die älteren an Questenberg.' Zu den DiK-toren 

• würden englische Portrait» vortreffliche Kleidung lie- 
fern. Die Geistlichen mussten an Bichelieu und )Iaza- 
rin erinnern, wenn man auch nicht gerade die Kühnlieit 
hätte, sie als Cardiuäle und Bischöfe darzustellen.' Die 
Pagen wünschte ich besonders klein und niedlich und 

) füge die Bemerkung hinzu, dass ich (vielleicht aus Ge- 
wohnheit, mit beschränkten Mitteln zu wirken) bei die- 
sem Stücke nicht auf lauter neue Kleider gerechnet 
habe, sondern eine unendliche Theater- Garderobe in Be- 
«•t'gung zu setzen dachte. 

> Die Anspielung, unter der Gestalt der Hoffnung die 

hÖchst)<e!igc Königin vorzustellen, habe ich so leicht' als 
möglich behandelt; das Aeu^sere sei einsichtiger Beur- 
theilung anheimgegeben.* 

So bin ich gleichfalls vollkommen einstimmig, dasa 

) man den neuesten Ca vallerie -Anzug benutze, statt der 
alten Johanniter, die mir in der Einbildungskraft edler 
vorschwebten.' 

■ V^. Meyers Bi^inDrknng 306, 32—34. 

' In Weimar hatte man diene KUbubelt. nie üaa Rolleii-Ver- 
i Eeicitniss beweist, nach dem OpIs, als erster Dämon der List, 
In der Qestnit eduee Cardtnals erecliieu (vgl. 402. T und 
W. lli, 333. 11). 

■ Die Abschrift für Berlin hat: „Mw" (WH. 11 (1), 1471. 

• Auf Goethes Aeuswrung 310, 26— :15 halte Iffliiwi am 
D 2. JuDl erwidert: „Eine zn nahe HiDfUhniUK vor diese 
Bild könule. besoodere bei dem Krinle. elue un1>e«<leKl>are 
Wetamiith erregen, und die Möglichkeit des GednnkeBs Dicht 
erregen zn wollen, hiesse an einer der höchsten 
8chöDhelt«n gleichKnitle vorilbergehn" (WH. 11 (1). 
s 104 •). 

' Vgl. Ifflanda briefliche Bemerkungen vom 2. Juni über den 
312, 28—31 nai-hzuleKeaden VorRchtac: Gwtbes. In WH. 11 
(1), 104 ••. 



828 EPIMBNIDES ERWACHEN. 1814 



[Juni 16, Berka.] [607] 

Die Polen sind mit Stillsdiweigen übergangen. 
Engländer haben ihren Platz gefunden.^ 



Den Yoischlag^ das Stück in Berlin drucken zu lassen, 
finde ich den ümBtänden sehr gemäss und gebe einer & 
ansehnlichen Generaldirection ganz anheim, wie sie mit 
denen Herren Dimeker und Humblot desswegen con- 
trahiren will.* Ich von meiner Seite sage zu, diese Ar- 
beit vor künftigen Ostern nicht wieder abdrucken za 
lassen. Mein Vorschlag wäre eine schöne Quartaus- lo 
gäbe, wozu man in der Folge die Theatercostüms^ welche 
in Berlin so trefiOich gearbeitet werden, anbinden liesse. 
Sodann würde ich zu einer Ausgabe in Taschenformat 
rathen, welche um so geschmackvoller ausfallen kann, 
weil die Zeilen kurz sind und man nur wenige wird 15 
brechen müssen. 

Nun will ich auch noch einiges in Bezug auf Compo- 
sition hinzufügen, wenn es sich auch im Grunde schon 
von selbst verstünde, oder man darüber dort anders 
dächte. Alles bleibt zuletzt doch immer den Ausführen- » 
den anheim gestellt, und ich werde durchaus Alles ge- 
nehmigen. 

Es liegt in diesem Stücke eine gewisse Disproportion, 
wodurch es sich aber von den gewöhnlichen loslöst. Die 
Theile der drei Dämonen sind so gehalten, dass jeder für ss 



» Vgl. 322. 40—323, 22. Im Concept folgte hier noch: „Die 
Schweden habe ich aus dem Mundum herausgelassen, aber 
ein Blatt eingelegt, wie man ihrer allenfalls beliebig geden- 
ken könnte**, das ist gestrichen, und von €roethe eigenhändig 
geändert: „Will man die Schweden übergehexk, so habe ein ao 
Blatt eingelegt, wie man die Lücke zudecken könnte** (W. 
16, 511 zu Z. 2). 

■ „Duncker hatte durch Kfland von Goethes ,E.' erfahren 
und am 4. Juni Goethe ersucht, das Stück verlegen zu dür- 
fen** (Br. 24, 393 zu 308, 22); vgl. 353, 10-12. 35 



1814 EPIME-MDKS KRWAfUtlN. S20 

IJbmI U, fiarka.l [bot] 

sich eine Art Monodram ausmacht, zugleich aber in's 
Vorhergehende und Folgende eingreift. 

Wir haben zur Ausführung dessen, was hier durch 
; Worte geleistet wird: 

1. ßeine Becitation ohne Accompagnement; die Stan- 
zen der Muse und einen Theil der Rolle des Epimenides, 
sowie die Stanzen, welche die Hoffnung spricht. Doch 
hängt es vom Componisten ab, noch mehrere Stellen 

3 blos8 recitirend vorüber gehu zu lassen.' 

2. Kecitation mit mehr oder weniger Begleitung oder 
sogenannte melodramatische Behandlung. Dieses wür- 
de der Fall bei dem Kriegsgotte und tlieilweise bei den 
beiden andern Dämonen sein. 

s 3. ßecitativ mit mehr oder weniger Begleitung: der 

grösste Theil der Partien der List und Sklaverei. Die 
Partie des Letzteren [der Dämonen], welche sehr stark 
ist, wäre nach der Möglichkeit der Kräfte des Sängers 
zu behandeln. Von vom herein' sei alles massig, nur das 

Recitativ: 

„So hab' icheuch dahin gebracht" 
[Aufzug 1 Auftritt 14, Vers 503—513] und die Arie: 

»^Aufgeregte Höllenbilder" 
[Aufzug 1 Auftritt 15, Vers 550 — 559] müssen die 

it grösste Gewalt haben, die auf einmal bei dem: 
„Doch ich wittre Grabesduft" 
[Vers 560] gebrochen erscheint, da denn von da aus 
stufouweis ein neues, emporstrebendes und gewinnendes 
Leben angeht, 

» ' Da der letzte Satz („Doch . . lass.-u-i iu WH. 11 (1). 148 
fehlt, scheint Goethe ihn In die für IfCland bestimm»» Ab- 
schrift nlcbt aufgenommeD zu babeii. 
■ Das beisst: In den ei-sten Auftritten (vgl. GJ, 15, 202-^56), 
ebenso 33:!. 17. 334. 2 f. 



330 BPIMENIDES ERWACHEN. 1814 



[Jani 16, Berka] [«07] 

ITebrigens ist in dem Stück selbet mit rother Tinte 
einiges angedeutet, aber kein Vorschlag, noch viel weni- 
ger Vorschrift^ sondern nur Andeutungen, weil ich an 
die Massigkeit der italienischen Opern und an die in s 
ihnen sorgfältig beobachtete Vertheilung der Stimmen 
dnrch's Ganze nach dem, was die Sänger physisch lei- 
sten können, gewöhnt bin, daher bei dieser freien und 
in gedachtem Sinne rücksichtslosen Arbeit immer einige 
Sorge habe, dass die Partien den Sängern lästig werden w 
könnten. 

Sobald als ich die Charakterisation der verschiedenen 
Talente des Berliner Theaters erhielt,^ dachte ich so- 
gleich es auch nochmals durch und fügte mehr ausge- 
sprochene und benannte Personen hinzu, als im Pro- is 
gramm stehen. Wie ich mir nach diesem Anlass die Aus- 
theilung gedacht, lege ich bei, ohne jedoch etwas vor- 
schreiben zu wollen. 



Nun erscheint aber noch ein Hauptbedenken. Ich 
konnte nemlich wegen Kürze der Zeit, und weil mich «o 
andere, bisher zurückgesetzte, Geschäfte drängen, kein 
Manuscript für den Druck fertig machen. Die gegen- 
wärtige Ausarbeitung, ob sie gleich hie und da von dem 
Programm [s. Nr. 583] abweicht, muss doch aus demsel- 
ben supplirt werden: denn es fehlen selbst darinne Be- u 
merkungen, die in das Theaterexemplar einzuschalten 
sind; sodann aber enthält es wieder Stellen, die sich 
bloss auf^s Theater-Arrangement und auf den Acteur 
beziehen. Dieses Alles zu sondern, ist mir, wie gesagt, 
unmöglich. Vielleicht hätte Herr Staatsrath Uhden die «o 
Gefälligkeit, dieses Geschäft zu unternehmen, welches 
dadurch erleichtert werden könnte, wenn man schnell 
nach dem gegenwärtigen Exemplar eine andre Abschrift 



* Vpl. 300. 33—301. 6. 302. 33—35. 352, 29 f. 



18M KPISIEMDRS ERWACHKN. ."ai 

(Joni 15. Bpfkiul [BO?! 

machen liesee, aus derselben wegstriche, waii das lesende 
Fubliciun nicht angeht, und aua dem Prograirim, was zur 
Deutlichk^t der HandJung nothig isi, hinzufügte. Ja 

i es kann der Fall kommen, dass man bei der Voretellung 

einige Veränderung beliebt, wie zum Beispiel, dass der 

Tempel nicht zusammen stüiyt, dergleichen wäre denn 

auch nach Massgabe der Umstände zu verändern.' 

Einige Zeichnungen, wie die Genien und Dümonen 

D allenfalls zu costümiren, liegen bei, wenigstens zur Ver- 



Wenn Epimenides sich niederlegt, wünschte ich, dass 
die Genien unter der Pforte räucherten, damit er gleich- 
sam in einer Opferwolke verschwände.^ 

Das Coetüm des Kriegsdämons könnte dem sogenann- 
ten Maj^ oder Agamemnon im capitol in i sehen Museum 
nachgebildet werden. 

Femer lieaeen sich, um das barbarische Heer recht 
auffallend zu. machen, die wunderlichen Coetiims be- 
nutzen, die man auf etrurischen Monumenten antrifft. 



Die Lücken, welche im Text geblit.'ben sind, und um 
derentwillen ich die Sendung nicht aufhalten wolltp, 
sollen bald ausgefüllt sein. Sie sind überhaupt nur re- 
ritirend und halten also den Componisten nicht auf. 

' Hiernach folgen, vod Goetbe« eigner Hnnd ^scliriebeu. Im 
CoDcept die Worte: „Noch eine Bemerkuuic stehe litei' die 
rh.vihmlNche Bebandlung des Stticks beirelfeod. Man k'>iiDie 
tadeln, dass die Sllbraniaxno nlcbt genngamn rarUil slDd. 
leb habe alier bei einem Stttob. welcties nllgemela wirken 
sali, nU-ht kilUHteln. Bondem mlcb vlelmelir der bekaonteRlen 
and lelcbteeten Sllbeomasse bedienen wollen, da es ohnehin 
Toa dem Compouisten abhSngt, denselt>en Rbythtuu» \a ver- 
acbledenen Taotarten zn behandeln" IW. in. 513 zu '/.. 22>. 

' Vgl. Xr. 592. 504. 

' I>nn-li MeyiT nngerefft, trI. 304. 31 f.; el)enta> die Ix-lden 
folgenilen .\nui-iHunBen, vgl. 304. 34— 3rt. Sai. 27-29. 



332 BPIMENIDES ERWACHEN. 1814 

[Juni 15, Berka.] [107] 

Sollte im Emzelnen etwas zu bedenken sein, so sei 
Ihnen jede Veränderung anheimgegeben; wollen Sie 
mir jedoch, da wir Zeit haben, einige Nachrieht geben: 
so stehe ich auch hiezu recht gern zu Diensten.^ » 

W. 16, 507—514. 

Juni 16, Berka. 008 

[Abends?] Die Rolle für Berlin mit dem Vorspiel.* 
Tgb. 5, 113, 4 f. 

?Juni 17, Berka. 60d 10 

[Früh]. Dictirt.» 
Tgb. 5, 113, 6. 

Juni 20. Berka. 610 

Nächstens mehr! Ich bin diese Tage durch eine allzu- 
kühn übernommene Arbeit so festgehalten, dass ich mich u 
nicht umsehen kann. 

An J. F. H. Schloeeer. — Br. 24, 302, 12—14. 

Juni 21, Berka. 611 

Sie erhalten, mein werthester Herr Professor, hier- 
bei die erste Abschrift des ,Epimenide s*,** zugleich so 



* Wegen der Lücken (331, 21 f.) vgl. 333, 30- 334, 10. 

Die Antwort Ifflands vom 21., in der dieser den Besuch 
des ComiJonisten, des CapeUmeisters B. A. Weber, ankündigte, 
liess Weber sofort nach seinem Eintreffen in Berka, am 24. 
Abends, GoethecD einbändigen (vgl. WH. 11 (1), 114 f.); TgL » 
353, 20-26. 

* „Abgesendet'' wird man ergänzen dürfen nach 353, 13—10 
(vgl. W. 16. 507 •). Ausser dem bis dabin Vollendeten ent- 
hielt das Packet auch die Bemerkungen Nr. 607. 

* Am Morgen des 18. fuhr Goethe nach Weimar und kehrte 30 
erst am 20. früh nach Berka zurück; bei den Zusanunenkünf- 
ten mit Meyer und Riemer, deren das Tagebuch am 18. und 
19. gedenkt, wird das Gespräch sich auch mit .Bpimenides' 
beschäftigt haben. 

* Nicht bekannt, daher SLUch der Inhalt der einzelnen Blätter, ss 
wie sie 334, 4—10 aufgeführt sind, nicht näher angegetien 
werden kann. 



«l-IMUNtCilSK KttIV.SiiH! 



Iip'I'' I -1 ■ wnhl Mdu J^^m cluaDili-i lmllt>ii 

Uli -iem iniui »a Esumiihir litt ilcii 

Kocb «ine «adsn^ l'aberle|pui|; Aber i^obv itji Uiucn 
Kabeln. B^ HUidUiiCHr Dtirvli>i)irhl ili^ fmi.;mmiiiii 
bemvckv idt, ik» ii-ii maocii. i 

Mit, tfOi iIlt Aiufillirnng 
nn'lrrt iVr fall-n lüi-r^n. h 



Ü 



ll ■ ■ 

iisti iiut, wti- twi K^4«^) nlmliiJwii Sit-Il«-n, 4iu Ün]« 
kai, daei dos StÜdc otioebin whiio «Uiik uaf,pMiaulIei 
uaä nuiH lUlu rraieh« bot, viiro hvnua (hu E(l'«wiMan 
UQii diu BnlTieo dor XMmoneu liü[onia(Ji xu iialtoo, 
vcöl e« iirh bialt-rvitU ohnehin ireJI^r auaspitiQt, be- 
«uid^f» wjTtii (lio Mtid'^licn Icottiuii^ri, »ir i!rtii> aitdi »i'Jioa 
der Dümon der List aicbt. kan, abgcthau wunluu kimnt^. 
ü^lKirW'lti^ Sie ä»f. mil fniti-nn Blick, ftU mir jeut 
mbl^dich iät 

r«!. <-^i-iMi-ii ^V><t(i1uu^ii uut] i]<-r I^idinuuiua der 

./. > -ml IQ dinn ^pniwftrtigvfl f^lln 

• -ih. auch habe ich aie ror \u)^ 

u. I , . . . __■ -,.;h meine Art und Wei« imiiuT »ar 

\<WUhrtiolik«lt 

w». 'I:. r^tr BvHfn xhknuhrribnn'lcn Stelti^a hvtnfft, 

1 I' 'lom doTthin AbgeeeadotcD ExempUr nU 

' i.i.i _< )>l|itt)uii,* Vnivrlif irii vorliuA^c Fol^rtude». 



334 EPIMENIDES ERWACHEN. 1814 



[Janl 21, Berka.] [611] 

Ich habe, der mehreren Deutlichkeit Willen, von vom 
herein das Mannßcript foliirt. 

1 und 2 haben sie dort, 

2 b und 3 wäre abzuschreiben. & 
4 und 5, obgleich ein Theil davon schon in Ber- 
lin ist, könnte des Contextes wegen gleichfalls 
abgeschrieben werden; 

6 bis 10 aber fiele weg. 
11 und 12 würde wieder abgeschrieben. lo 

Von da an war in jenem Manuscript keine Lücke 

mehr. Jedoch braucht man sich mit dieser Abschrift 

nicht zu eilen, es ist Zeit, bis ^vir uns gesprochen und 

mündlich berathen haben; soviel nur vorläufig.^ 

An Riemer. — Br. 24, 303, 17—305, 9. 15 

Juni 21, Berka. 612 

[Früh] Das Vorspiel fertig gemacht. An Kiemer ge- 
schrieben [s. Nr. 611]. 
Tgb. 5, 114, 4 f. 

Juni 22. Berka. 613 2o 

[Abends?]. Das Berliner Vorspiel an Riemer.* 
Tgb. 5, 114, 11. 

Juni 23, Weimar. 614 

Soviel mir das Berliner Theater bekannt geworden, 

wünsche die vorstehende Besetzung.' 2» 

Eigenhändige Bemerkung auf einem Blatte, das die 
Vertlieilung der Rolien an die Schauspieler des Berliner 
Hoftheatei-8 enthalt. — W. 16, 525. 

Juni 24. Borka. 615 

Er nahm uns [Weber und Duncker] noch am Abend 
sehr freundlich und liebreich auf. . . . Die erste Zusam- 



30 



^ Brief und Handschrift ging am 22. ab. s. Nr. 613. 

• Vgl. Nr. 611. 

• Das Blatt „hat Welker wohl mit nach Berlin genoiuiuen** 
(W. 16, 525). vgl. 337, 35-38. 85 



ruutiikwtiK vmnii- lUi/ di<iut>il>«tul |';;!i.| (nlli •* lil» < 
KUt n jt, w«i#t > (VII. II <i), UE (w«iMr «n. tt^t> 

niiitl 3IIIII W — ri'MI lii<li>ti ,Oi*<Hllrlini't, 
11 1- ■'.■Awr. , , . Abend» dor iWpolliiwinLwr ffisl>«r 

it.l .1. > llnlrnll) Duiiuktt, lirllil' UU« Ih*rl(tl,' 



•'■■ ■ ' ■'I" ■■".! \v„i-.ri h'.i. .>,..„ -,,n Aitwr ätuitiUi 
I ' ' '-'^1 tMiMmni«». 

I ' Ifil. . mit irnl. 

li'... .i.,.;.'Jl aul iKt Sli-l.- 

'1'- Au-'iotit. Jic K'li tI,i„ v.-.n .i..ni 

'i.j' ~c. aoil auf ui'm: liit-Kti Itruijjk', 

Mc ' -iul PF la^lfücb WUT, oIp Ji'h ihm 

«Lgtc, ünt hltltiv .-»Uv IUI jtTD'M'li 0|nirah«iiM- gt^buQ 

Verden. . , . .JJätli' inh dis j^wusst. da» luoini^m ätüok 

dit! I'lirv., im fl["Ti!luiiim! k**^)»')! <u «wrOi'ii, »idtfrfab- 

111 aolUe, BtM lidtlc ii:!i [iniji nidvlieD wnUcü," rmf «r 

Li.!!!^-? üalc «la. Xiicli «Ür-fT (ViiifisTfiwi flpicite lOh iltJBl 

,]:\ Wi-Tito.' Tor, wi^ idi M-tion gvmACbt liatte, und ww 

: 1 I .^]L.'i-u Keibill ürlijcll, Kinc xveit« Ciiuti'nuw 

n;.i- ..... Uli Ni*chnii(lj|g n-nilin-ili-l.' 

Mt! !i. X WHxr ' WH. II (1*, Uli tiul 1«n iWi'Imi- 

«n 4>prr<ii-ili Jim! »I: X. lS-18 wr.nlk'lt *tu-U um lirkml. 

■iititi 'Jti - KHiii In •k-u .OoTirai-iii-o'). 

" , . „ t, ' rl,.^o DtiiwJMT T«L MR. i-S ddiI Ni. IQ» 
"• -■ i-i>" ^r Uli* Ml iii>iD nD> an MargotiA Slo^ifffn* 

.1 'A IMI. Ir .IM, *7-»i. A 

■■» wrttur- .W\it wir ntiti TliiiH» 
I '•A*\\r\f illMl KKtWUr iiua ISTuiiinir, 
Li'T pIimIiLm», _ . Irct. lyii, 5. III, 



886 EPIMENIDES ERWACHEN. 1814 

] [Juni zwischen 25 und 80» Berka oder Weimar.]^ 618 

Einzuschiebendes Stück.* 
Demoiselle Schmalz, 
Kurzes Eecitativ und Arie mit Chor 
Im Charakter der Beharrlichkeit. 

Schmälz, Bebenstein, Gern* 
zu drei, in Gebet und frommen 
Wunsch einfallend. 



Hieran schliesst der obige Chor, 

Den Text des Terzettes wiederholend. lo 



Arie: „Aufgeregte Höllenbilder*' 

mit dem männlichen Beim in der 2sweiten Zeile/ 



In der 19. Scene noch eine Stanze 

der Hoffnung, 
In der 23. Scene, am Schluss: ** 

Sämmtliche Chöre: 
„Und nun vor allen" 
In das Silbenmass des Marsches 

„Brüder auf! die Welt zu befreien" 
lunzuschreiben. so 

Grosse malerische Gruppe zum Schluss. 

Schlusschor, nach der gegebenen Melodie. 
Einzelnes Blatt. — W. 16, 515 f. 



28—26.] . . . Aus meiner Confereuz wurde nichts" (WH. 11 
(1), 115). « 

Zu dem Eindruck des von Weber Vorgespielten auf Ctoethe 
vgl. 840. 2&-341, 2. 
*■ Wegen des Datums vgl. 335, 15 f. 32 f. 

* Die Ausführung a W. 16, 549--551; vgL 339, 16 f. 2fr-34. 

* Die den Dreien zugedaeliten Rollen: Beharrlichkeit, Jugend- ao 
ftirsrt, Eiiiinenides. 

* Beide Zeilen sind durchgestrichen, „offenbar zum Zeichen, 
das8 dieser Punct erledigt war. Da er allein durchatrleheii 
ist, 80 möchte ich daraus schliessen, dass er zuerst erledigt 
wurde" (Fielitz in W. 16, 515). ss 



mi BPIMBNIDBS EBWACHK.V 387 

Jtinl 25, Berka. Uli) 

Mittags mit Zelter und den hvld^-u 15i-rlineru | Weber 
■ und Dimcker]. . . . Abends die BcTliner. 
TRh. 5. in, 22 f. 20. 
■ Juui 2«, Bi-i-ka. 820 

Heute früh war ich [Weber] wieder mit ihm uml dem 
Herrn Prof. Riemer . . von 8 bis 11 Ihr zusammen.' 
Er war noch mehr vom Enthusiatimas ergriffen wie 
ge6t«m. Da er wünscht, dass ich seine Ideen klar und 
I deutlich mitbringen möchte, um nach seinem Sinne 
mit Ihnen [Eaperatedt] , . in Berlin alles einrichten 
zu können, so bat er mich inständigst, in.Berka zu blei- 
ben, bis ich ein ganz vollkommenes Exemplar gleich 
mitnehmen könnte. Ich erwiderte, in Weimar so lange 
zu bleiben, einige fertige Stücke mitzunehmen und dort, 
weil ich keinen Augenblick zu verlieren hätte, gleich 
anzufangen, zu eomponiren, . .' 

Mit B. A. Weber. - WH. 11 (1). 115 iWober an Esper- 
stedt. Juni 26. — Fehlt in den .GespiHob.'u). 



' Rieuicr wnr (laut Tgb. 5. 114. 22) am 25. Abeoiis nach Berka 
gthommeD : nm Motten des 26. nennt Goethes Tagt-buch itin 
uit-lit (vt;l. Nr. 621), somleru uur: „Mittags Riemer und Zelter. 
. . . ,\lwuüs Zelter und Riemer" (Tgb. ö, 114. 28—115, 2). 

' Wt^ber fi'ihrt un mittel bar fort; .,wa» diesen .Augeublli-k. wie 
dieser Brief geendet ist. gesehiehet. Nim bringt Herr von 
(inerhe ülesen Naf^hmlttag mit Herrn Prof. Riemer nieder In 
diesem GesehSfte zu. Morgen [27.] früh briagt mir Letzterer, 
vi.u Berka kommend, wieder einige StUcke zum Componiren 
mit. Da das Ganze, — was den musikalischen Tüeil lietrifft, 
— beinahe ganz umgestürzt worden Ist >w glaubt Herr von 
<;oelhe. vor Mittwoch [29.] Abend nicht mit Herrn Riemer 
ferti« zu sein. DomierHtBg [30.) früh führe ich naeh Berka, 
und hole das Ganze nach einer nochmaligen Dnrohsicht [rgi. 
dagegen Xr. 622. 623}, — Freitag [Juli 1] nach WelmHV zu- 
rück, und . . nach Berlin, Die Besetzung ist meister- 
lich. Vorläufig: Bplmenldes: Herr Gern — Die Hoffnung: 
Madame Sebroeck — Der Dämon der List: Herr Blume — Der 
Jugendfürst: Herr RebenBteln; das Uebrige Ist meistens ge- 

Oril, Oeflh* ttber l. Dlcbiuug^a T. 11. B. 1. 22 



338 EPIMBNIDES ERWACHEN. 1814 



Juni 26, Berka. 621 

Früh der Oapellmeister Weber^ und Duncker, welche 
nach Weimar gingen. 

Tgb. 5, 114, 27 f. 

Juni 29, Weimar. 622 s 

Früh . . Weber.« 
Tgb. 5, 115, 11. 

Juni 30, Weimar. 623 

Früh letzte Berathung mit Capellmeister Weber.' 

Verreiste derselbe mit Duncker. lo 

Tgb. 5. 115, 14 f. 

Juli 1, Weimar. 621 

. . ich habe die letzten vier Wochen in grossem 

Drange und maiicherlei Unruhe verlebt; . . 

An V. Leonhard. — Br. 24, 306, 7 f. is 

Juli 5, Weimar. 625 

E. W. Wunsch gemäss^ habe den hinterlassenen Auf- 
satz'*' ausgefüllt und unterzeichnet^ ich genehmige den- 
selben in allen Hauptpuncten^ nur zu dem am Schlüsse 
Hinzugefügten kann ich mich nicht verstehen^ um so so 
weniger, als mir der darin erwähnte Fall gar nicht denk- 
bar ist." Mit nächster Poet soll der Anfang des Manu- 



blieben. — Die Kuppel auf dem Temi)el fällt weg, und bleibt, 
wie HeiT Staatsrath Uhden gesagt" (WH. 11 (1), 115 f.). We- 
ber componirte, wie er im gleichen Brief erzählt, von Goethes ^ 
Sohn (deo er am 26. Nachmittags in Weimar kennen lernte) 
eingeladen, in Groethes Haus, an dessen „Fortepiano"; vgL 
854, 4-11. 
» Vgl. Nr. 620. 

* Vgl. 354. 12-18. 80 

* Deren Inhalt zu ersehen aus 354, 12—22. 

* Gewiss den Entwurf zu einem Vertrag wegen des Verlags 
des ersten Druckes, vgl. Z. 10. 

' „Für den Fall, dass durch unvorhergesehene Hindernisse die 
Dunc'kersche Ausgabe erst 1815 in den Buchhandel komme, s& 
sollte ausgemacht werden, dass Goethe eine zweite Aus- 
gabe erst zu Michaelis 1815 erscheinen lassen dürfe" (Br. 24, 
894ZU 309. If.); vgl. 339, 13 f. 



1814 EPIMENIDES ERWACHEN. :13» 

[Juli i. Weiour.l [SU 

Ecripts abgehen, damit Sie dea Druck beginnen können. 
Das Uebrige sende baldmöglichst, das dem Herrn Ca.- 
peilmeister Weber Zugesagte soll aLadaim auch erfolgen 1 

i Ich wünsche, da^ Sie beiderseits Ihres hiesigen Aufent- 
halts mit Zufriedenheit und Vergnügen gedenken mö- 
gen, . . 

An K. F. W. Duncker. — Br. 24, 308, 21—309, 10. 
Juli 7. Weimar. 62G 

Dieselben erhalten hierbei den Anfang des Festapie- 

Ifü, die Fortsetzung und der Schluss werden nächstens 
erfolgen. Ihr Anerbieten der vierzig Louisd'or acceptire 
hiermit and verspreche, da^s vor Jubila.te 1815 keine 
weitere Ausgabe durch mich veranstaltet werden soll;' 

i . . Einige Bemerkungen habe ich auf dem zweiten Blatte 
hinzugefügt. Beiliegendes Blatf bitte Herrn Capell- 
meister Weber zu übergeben. 

Bemerkungen. 

1) Die Auftritte werden nicht wie im Manuscript ge- 
10 schehen mit ambischen Zahlen sondern ausgeschrie- 
ben gedruckt: 

nicht 1 Auftritt 
sondern Erster Auftritt. 

2) Zum Titelkupfer würde ich die Minerva In drohen- 
jf der Stellung vorschlagen.' 

Titel und Personen [-Verzeichniss] kommt nach. 
An K. F. W. Duncker. — Br. 24, 309, 13-810. 9. 

■ Vgl. Nr. 625. 

' Dieses Blatt ist nach Br. 24, 394 (zu 309. 22) ..nicht erhalten"; 
» nach W. 16. 552 dag^ren erhielt Weber unter dem 7. Juli die 
AnafBhninK dea ..Elnzuscblebenden StUcka" W. 16, 549-551 
(v^rl. Nr. 61S). Ober die der Componlst steh dann In Briefen 
vom 23. Juli, S. September und 13. December gegen Goetlie 
HuRHertp (vfrl. W. Ifi. 552 und unten Nr. 845). 
36 ' Ein Titelkupfer wurde nicht belpegeben. 



340 EPIMBNIDES ERWACHEN. 1814 



][Juli 7. Weimar.] «27 

*Für den an mich ergangenen, so ehrenvollen An- 
trag, hab' ich alle Ursache ineinen lebhaftesten Dank 
abzutragen, wobei mir sehr angenehm ist, dass ich 
Ihren Wünschen, wo nicht unmittelbar, doch mittel- » 
bar entgegenzukommen im Stande bin. 

Es hat nemlich vor einigen Monaten die angesehene 
Generaldirection des Berliner Theaters von mir ein 
Festspiel verlangt zur Feier der Ankunft ihres Königs 
und seiner höchsten Gäste. Ich habe diese Gelegenheit lo 
benutzt, um alles zur Sprache und Darstellung zu brin- 
gen, was in den G^müthem seit so vielen Jahren vor- 
ging, und was sich nun in diesen letzten Zeiten so glück- 
lich entfaltet hat. Mein Bemühen nichts zurückzulasBen, 
was man fordern und erwarten könnte, hat jenes Stück ^^ 
zu einer solchen Vollständigkeit gebracht, dass ich, 
wenn ich ein neues fertigen sollte, mich nur wiederholen 
müsste. Mein stiller Wunsch, diese Arbeit nicht nur 
für Berlin, sondern für das ganze Vaterland, nicht nur 
für den Augenblick, sondern auch für die Zukunft un- 20 
temommen zu haben, scheint sich durch Ihren Antrag 
der Erfüllung zu nähern. 

Jenes Drama ist dergestalt eingerichtet, dass ganz 
reine Becitation, Recitation mit melodramatischer Be- 
gleitung, Eecitativ, Cavatine, Arie, Duett, Terzett und 2& 
Chor mit einander abwechseln, so dass die vorzüglichsten 
Schauspieler sowohl, als die Sänger darin ihre Talente 
entwickeln können. 

Herr Capellmeister Weber arbeitet an der dazu 
nöthigen Composition, welche, nach denen mir bekannt 30 

* ..I.iobioh bat Goethe in einem Brief vom 28. Juni um ein 
Stück, das an allen deutschen Bühnen an jedem 18. October 
zur Feier der Leipziger Schlacht aufgeführt werden soDte" 
(Br. 16, 394 zu 310. 10f.>: vgl. 354, 2ß— 355. 5. Liebicbs 
Bitte wurdo unterstützt durch ein Schreiben der Frau v. S5 
Orotthus &n Goethe, vgl. Nr. «28. 



EPIMENIDKS ERWACHEN.^^^^^^^ 

ItJMll T, W«lnuir] 

gewordenen Mustcrsiacken, yuu grosser uad ^cliuaor 
Wirkung sein muss. 

Das Stück wird gleich nach der Aufführung gedruckt 
5 erscheinen, und Sie werden aUdann selbst urtheilen, ob 
es werth sei, ein Saecularstück zu werden, und ob es 
Ihren Wünschen entspreche. 

Haben Sie alwlann die Güte, mir ganz offen Ihre Mei- 
niiiis zu sagen, und erhalten mir bis dahin Ihr freund- 
10 Ikhi'i^ Andenken.' 

,\ii K. l.U'lii<h. - Br. 24. 310, 10-311. 25. 
.luli 7. Weimar, 

'Ihr lieber theilnehmender Brief, verehrte Freundin, 
ist mir kurz nach Herrn Liebichs zutraulichem Schrei- 
is ben' Übergeben worden. Auch Ihnen danke ich lür d» 
Vertrauen, das Sie zu mir hegen. Um Ihnen nun zu- 
gleich die Lage, in der ich mich beünde, bekannt zu 
machen, folgt hier eine Abschrift der Antwort an Herrn 
Liebich [s. Nr! 627], woriiber ich mir, wenn das Stück, 
w wie zu hoffen, Anfangs Augusts in Ihren Händen ist, 
Ihre freundschaftlichen Gedanken erbitte. 

Hier, . . was ich in Erwiderung Ihres theÜnehmenden 
Schreibens geschwind absenden will. Da^ ich so lange 

' ABl 29 Juli bat Liobich brieflich um eine Abschrift des Fest- 
M Bpieifi und Bprach den Wunsch aus. ..zugleich im Namen des 
LandesgouTemeura Grafen t. Kolowrat. Goethe möge etwaige 
nöthig erscheinende Aendcrungeu selbst vomeinuen" (GJ. 14. 
12« zu Brief Nr. 30>. ferner th^lte er In diesem Briefe mit: 
.dat^« sein Cape Urne Ister Karl Maria von Weber nach Berlin 
30 g.-ieist sei, nm sieh mit B. A. Weber zu verständigen" (Br. 
23. 351 zu 28. 0). 
> Das Folpende ist die Antwort auf einen Brief der Adressn- 
tiü vnui 30 .Tunl. In dem nie den Antrag des Theaterdirector« 
MeMeh etfrlR befürworte,, s. GJ. 14, 56 f, und vgl. Nr. (127 
K nebst Erl. 
• Vgl. S40, 31. 



342 EPIMENIDBS ERWACHEN. 1814 

[Jnli 7, Weimar.] [MS] 

geschwiegen . ., werden Sie mir gewiss verzeihen, wenn 
Sie bedenken, dass Vorgemeldetes' alles in sechs Wochen, 
unter mancher äussern Unruhe, fertig werden mnsste. 
Möchten Sie das Werklein bei seiner Erscheinung mit & 
Gunst aufnehmen. 

An S. V. Grotthus. — Br. 24, 312, 1—18. 

Juli 7, Weimar. «20 

[Nachmittags?] Nebenstehende Expeditionen. A n 
Duncker und Humblot das Festspiel zur Hälfte lo 
[s. Nr. 626] . [Brief] An DirectorLiebich nach 
Prag wegen eines Säcular-Spieles [s. Nr. 627]. [Brief] 
An Baronesse von Grotthus nach Dresden 
wegen desselben [s. Nr. 628]. 

Tgb. 5, 116, 22^27. M 

Juli 8, Weimar. 630 

[Vormittags] Riemer, Festspiel für Berlin corrigirt. 
. . . [Nachmittags?] Hofrath Meyer, Riemer, Bürger- 
meister Kuhn, Hofrath Sartorius, denselben die Hälfte 
des Festspiels vorgelesen. « 

Tgb. 5, 117, 6-10. 

Juli 9, [Weimar.] 631 

In diesen Tagen, in welchen ich mehr als billig be- 
schäftigt war, . . . Mein Festspiel für Berlin ist, Gott 
sei Dank, fertig; es hat mir zuletzt die meiste Qual s» 
gemacht: denn bis so ein gebomes Kind getauft wird, 
ist der Umständlichkeiten kein Ende. 

An Knebel. — Br. 24, 312, 21 f. 313, 12—15. 

Juli 9, Weimar. 63:: 

[Vormittags] Die Abschrift des Festspiels für Ber- so 
lin geendigt. 

Tgb. 6. 117, 18 f. 



' Wie es der Adressatin in der beigelegten Abschrift Ton Goe- 
thes Sebreil^en an Liebich (s. Nr. (;27) bekannt wurde. 



EPIMBNIDB8 ERWACHEN. 



JnU 10. Wiiniar. il33 

Mittags Sartorius. Blieb dcrst-lbe, und ich la^ ihm iien 
SchlusB des Berliner Festepiels. 
Tgb. 3. 117, 21-23. 
i JdU 11, Weimar. 634 

[Vormittag] Mit Riemer das Festspiel völlig redigirt. 
Tgb. 5, 117. 28- 118, 1. 
Juli 12, Weimar. 035 

Sie erhalten hier, mein werthester Herr Duncker, den 
s Scillase des Festspiels nebet dem 'lltel; ich wünsche, 
dass es glücklich ankommen möge . . 

Inliegendes [a. Nr. 636] bitte Heim Capellmeister 
Weber zu übergeben. 

An K. F. W. Duncker. — Br. 24, 313, 18-20. 22 1. 
i Juli 12, Weimar. 63U 

E, W. verfehle nicht die Abschrift eines Briefes aus 
Prag und meiner darauf ertheilten Antwort zu über- 
senden.' damit, wenn irgend Ktwas diese Sache betref- 
fend an Dieselben gelangte, Sie davon vorläufig unt«r- 
D richtet seien. 

. . in Uoberzeugung, diiss unser Geschäft einen glück- 
lichen Fortgang nehme . . 

An B. A. Weber. - Br. 24. 314, 1— i!. 8 f. 
JuU 12, Weimar. «37 

s [Früh] Eiemer. Revision der Abschrift für Berlin. 

. . , [Nachmittag] Riemer, Revision. . , . [Briefe] A n 
Dnncker nach Berlin, Schluss des Festspiels einge- 
schlossen [s. Nr. 635]. An Gapellmeister We- 
ber [s. Nr. 636]. Copie des Briefs von Liebich und 
a meiner Antwort. (Ging erst Donnerstags [14.]. ab.) 
Tgb. 5, 118, a 10-15. 
JuU Ifl. Weimar. 638 

. . das projectirte Vorspiel für Halle war noch nicht 
fertig, als idi mich verführen liese, ein Festspiel für 



' Wegen dm Briefen nun Pm^ vgl. 340, 31— 3fl. Goetliee 
«von B. Nr. «27. 



344 BPIMENIDES ERWACHEN. 1814 



[Juli 19, Weimar.] [€S8] 

Berlin zu unternehmen, welches bei Ankunft des Kö- 
nigs und seiner höchsten und hohen Gäste aufgeführt 
werden soll. Dieses hat mich auf 8 Wochen beschäftigt 
und mir um so viel Zeit mehr geraubt, als Herr Capell- 5 
meister Weber von Berlin ankam, um sich mit mir über 

die Composition und Auflführimg zu berathen.* 
An Cotta, — Br. 24, 319, 9—17. 

August 29, Wiesbaden. 639 

Ihre treulichen Auszüge und Nachrichten,* . . sind zu 10 
rechter Zeit glücklich antgekommen. Ihre Bemühungen 
erkenne ich dankbar. 



* Vgl. Nr. 616 ff. Weber, am 3. Juli wieder in Berlin einge- 
troffen, hatte erklärt: „bis zum 21. Juli, zu welcher Zeit man 
der Rückkehr des Königs entgegensah, den , Prolog, wie er 15 
componirt werden muss*. nicht liefern zu können. Er erhielt 
fernere Frist, wovon die Berliner Theater-Commission, in 
Abwesenheit des in Reinerz die Cur gebrauchenden Iffland, 
unter dem 21. Juli Goethe Kenntniss gab: ,Da die Behörden 
benachrichtigt wurden, dass die eigentlichen Feierlichkeiten so 
bis nach dem Wiener Congress ausgesetzt bleiben sollten, so 
ist dadurch die nöthige Müsse gewonnen, zu der Anfangs Oc- 
tober d. J. erwarteten Ankunft des Kalsere von Russland Maj. 
in Berlin oder zu dem dann zu feiernden Friedensfente oder 
zur Rückkehr des Königs von Wien bei Gelegenheit der 25 
grossen Feierlichkeiten den herrlichen Prolog, den wir E. E. 
verdanken, vollständig und ganz würdig auf die Bühne brin- 
gen zu können*" (WH. 11 (1), 115—117). Dieses Schreiben 
traf am 29. Juli in Weimar ein (vgl. 355, 19— 356, 20), Goethe 
war am 25. abgereist und begab sich über Frankfurt nach so 
Wiesbaden und in den Rheingau und kehrte erst am 27. Oc- 
tober nach Weimar zurück. Die Seinigen und Riemer hielten 
ihn indess über alles, so auch über die Berliner Festspiel- 
Angelegenheit auf dem laufenden, vgl. Nr. 639, sowie 356, 
19 f. und Br. 25. 19, 21—23. 349. S» 

■ Vgl. Z. 32-35. 356, 19 f.; für .Epimenides* kommt hier, ausser 
dem Z. 17—28 angeführten Schreiben der Theater-Commis- 
sion ein Brief In Betracht, den, wie aus Z. 13 f. zu schlies- 
sen ist, Riemer von Berlin ans erhalten hatte (von Weber?). 



IHU EPIMEXIDES ERWACHEN. a« 

Was die edlen Burliuer l>etrifft, so ist mein Vorsatz, 
ganz stillzust-hweigen und zu erwarten, was iin vumeh- 
iiien. Sc-hreiU man von dorther wieder an Sie, so ant^ 
Worten Sie, ich habe eine Rheiureise gemacht und wei- 
ter nichts vou mir höi-en la^ficn; die Sache ist so ver- 
wickelt und das Volk so schlecht, dass nichts daran zu 
schlichten und zu curiren ist. Es mag alles liegen bis 
nach dem Congress, worauf so viel verwiesen ist. Wei- 
) tor mörht' ich kaum etwas sagen. . . . 

Wegen I.iebich weiss ich nichts zu sagen.' Vielleicht 
hiirt man, was Maria AVeber in Berlin ausgerichtet hat. 
Durch jene böse Verzögcning wird nun wahrscheinlich 
auch ein iernerer Gebrauch vereitelt. Ifebrigeus kommt 
i mir mein Dedaiti du svrch- hier abenuaU wohl zu 
Statten. 

Ad Ri^iuer. - Br. 25. 27. 8-19. 28, »-14. 
ilOctober 7 , ?] 640 

Was haben wir nicht für Kränze gewundi.'iil 
j Die Fürsten, sie sind nicht gekommen; 

Die glücklichen Tage, die himmlischen Stiimlen. 
Wir haben voraus sie genommen. 
So geht es walirwoheinlith mit meinem Bemiihn, 
Den lyrischen Siebensachen;* 
i Kpimenidcs, denk" ich, wird in Berlin 

Zu spiit zu früh envaclien. 

' Vgl. 341, 24—30. 

■ I>if»er Ausdruck dtr Frau v. StaSl. den Goetlie aiicli soust 
gplegeiitllcli anroiiit. Sadet Rlcti in Tbeil 2 Gapitel T Ihres 

1 Werkes .De l'Allema^e': .. . . on ai^ergolt le dfidatn du succöb 
dans GoetliP. ä nn degr£ qui plali slQKull^rement, alora nieme 
Qu'on a'iinpnfipnte dp a& n^ftllgenee" (.OPiivrefl conipWtes de 
Mme In. bamcine de Stn^l. puhli^fn |iar sod ßls; . . Paris, 1820' 
10. 240). 

5 ' RedactioD einer Sanimlnng von Festgedichten Tei-acbiedeuer 
Verfasser zur Feier der »leb blnEiJgenideu Rückkehr des Her- 
zogs Kart AagUBL 



346 EPIMENIDES ERWACHEN. 1814 



][October ? , ?] [MO 

Ich war von reinem Gefühl durchdrungen; 

Bald schein' ich ein schmeichehider Lober: 

^ Ich habe der Deutschen Juni gesungen,* 

Das hält nicht bis in October.^ 5 

Zahme Xenlen IX (V. 878^-889, Nachlas«). — W. 5 (1), 14a 

October 31, Weimar. 641 

Melde mir . . was, nach Deiner Ansieht, ,£pimenide8* 

für Gebärden schneiden vdrd, wenn er erwacht.^ 

An Zelter. — Br. 25, 66, 12. 15 f. 10 



^ Erster Friede zu Paris, geschlossen am 30. Mai. 

* Iffland hatte den 19. October für die erste Aufführung des 
.EpimenidesS als Jahresfeier der Schlacht bei Leipzig, be- 
stimmt, war aber unerwartet am 22. September gestorben; 
auch wäre der Comp<mist bis zum 10. October mit der Mualk is 
noch nicht fertig geworden (vgl. WH. 11 (1), 117); so wurde 
die Vorstellung abermals auf unbestimmte Zeit verschoben. 

* Zelter, der in Wiesbaden längere Zeit mit Goethe zusammen 
gewesen war, antwortet November 8: „Ueber den ,E p i m e - 

n i d e 8* weiss ich erst seit gestern von der Wittwe I f f - aa 
1 a n d (denn von allen Andern deckt Jeder seine Haut), dass 
die Ursache einzig und allein am Componlsten liegt, der nlchT 
fertig geworden ist, wie ich gleich vermuthet habe da er 
niemals Zeit hat — Zeit zu haben. . . . 

. . . Haben sie Dir denn das Stück bezahlt? — Weber, 2& 
den ich fragte, wusste es nicht, und es wäre mir daran ge- 
legen, es zu wissen. 

Auf meinen nächtlichen Reisen hat es nicht an Zeit ge- 
fehlt, allerlei Reminiscenzen aus dem ,Epimenides' sn- 
sammenzuf ügen. So hatte sich das Liedchen: „Vorwärts) so 
Hinan!*' in meinem Gehirne krystallisirt und melodisirt/ 
wie ich denn auch Dein Manuscript sribst oft genug vor Au- 
gen gehabt habe. Mit diesem Liede wollte ich Dich Qbei^ 
i'aschen [bei Goethes Rückkehr von seiner Rheini^ise. 27. Oc- 
tober], d. h. Eure Choristen in Weimar sollten es Dir vor 3« 
Deiner Thüre vorsingen. Nun geschah's, dass Fürst Blü- 
cher sich zum 11. October zur Singakademie anmelden Hess, 
und ich wusste nichts Besseres zu thun, als ihn mit diesem 
Iviede zu bewirthen, das ihm Freude gemacht hat, da es so 
walirhaftig und fein gegeben ist. Auch haben es 181 Stimmen 40 



1914 KFtMBKlDBS EbWACHEN. 'M7 

November 21, Welmaf. 'i+2 

Ferner iet das „Vorwärts" angekommen,' es 
scheint aber diess nicht der Wahlspruch Kuc-rer Anstal- 
ten zu sein. 

An Zelter. — Br. 25, 88, 3—5, 
December 12, Jena. 643 

[Vormittag], Knebel, ,Epimenides'.' 
Tgb. a. 142. 14 (. 
Deeemlier 13, Jena. 644 

I [Vorniittags] Bei Knebel, zweite Hälfte des ,Epime- 

nides'. 

Tgb. 5, 142, 27. 
De<«uilier 21, Weimar, WS 

K, W. Schreiben vom 13. Dccember hat mir i^ehr viel 
. Vergnügen gemacht, weil ich daraus ersehe, daes Sie 
nicht eTTnüden, Ihr groi^ses und liebenswürdiges Talent 
einer Arbeit zu widmen, die wir, unter so schonen Vor- 
bedeutungen, gemeinsam begonnen und fortgeführt ha- 
ben. Ich zweifle nicht im mindesten, data die Müsse, 
I die Ihnen durch den Aufschub geworden, dem Werke 
sehr vortheithaft sein werde, und ich freue mich schon 
zum voraus, sowohl auf's Ganze, als auf die Stellen, 
deren so genialische als sorgfältige Behandlung Sie mit 

so frisch und eaergiscli geaungen. dass dem Alten die ThrU- 
; nen entlaufen sind [vgl. W. Iß. 530 unter P]. DnHIbrr Ist 
DDD Freuud WelKT uns selni-m iJiger iiufge»ti>rt. und Ich 
werde eu thun baben, um Ihn wieder gut 2U mnclien. Viel- 
leicht klagt er Dir sein Leiden selber, denn er bat mir sein 
Uauuscrlpt gelieheu, um es S c li u 1 1 z vorzuleseu, uiid glaubt, 
i leb habe die Verse ans seinem Manuscrlpte abgeschrieben" 
<0.-ZeIler 2. 139 f.); mit diesem Bilefe schickte Zelter wohl die 
Abschrift seiner Composltiou. die sich nach W. 16, 530 nocb 
In Goethes Notenssmmlnng befindet (vgl. Nr. 642). 
' Vgl. 346. 28- 347. 2. 
t ' Wie aus Nr. 644 zu sohllesseo. las Goetbe die erste Hälfte 
des Festspiels vor. Vgl. Knebels Brief an Frl. v. Böse vom 
12. Januar ISIS «Knebels Nachlass I 3, 23). 



348 EPIMEXIDES ERWACHEN. 1814 



[December 21, Weimar.] [M») 

andeuten. Was die Arie der Demoiselle Schmalz^ be- 
trifft, so füge ich die Veränderung bei, so wie auch, 
wie allenfalls das Chor eintreten könnte. Ich glaube, 
dass sowohl zur Wiederholung der einzelnen Sätze nun- 6 
mehr die Gelegenheit gegeben ist, wie ich denn kaum 
zu bemerken brauche, dass das Chor mit den Worten 

beharret! 
Nähret, Nähret I^ 
ohne die ganzen Zeilen zu wiederholen, eintreten und i€ 
die Solostimme tragen kann. 

Die Arie direct an den König zu richten, halte ich 
nicht für räthlich, weil es ohne sie schon etwas Schmerz- 
liches ist, sich an solche Vergangenheit erinnern zu 
lassen, wenn es auch nur indirect und im Bilde geschieht, is 
Zugleich bemerke, dass Herr Director Iffland mich aus- 
drücklich vor einer solchen Anrede an den König ge- 
warnt hat.^ Uebrigens glaube ich, dass demungeachtet 
die Arie heroisch und prächtig behandelt werden könne, 
indem es ja nur von E. W. abhängt» die schmerzlichen » 
und gleichsam niederdrückenden Stellen mit Kraft und 
Indignation zu behandeln. Dergleichen rmsetzungen 
des Charakters, wo der Componist gleichsam dem Dich- 
ter zuwider arbeitet, thun oft die grösstc Wirkung. Das 
Schluss-Chor sende sobald möglich, es soll auf die mir S5 
mitgetheilte Melodie* genau passen. 

So kann ich denn auch zuletzt nicht verschweigen, 
dass ich das Sujet einer grossen Oper [,Der Löwen- 
stuhl']^ welches ich schon lange mit mir herumtrage, 
diesen Sommer schematisirt und dergestalt disponirt 90 

* Als Darstellerin der Beharrlichkeit, vgl. Nr. 618 und die 
Stelle aus Webei-s Brief W. 16, 552 und 526: vgl. 357, 15—18. 

» 8. W. 16, 550. 

* Vgl 2Ö9, 36 f. 381. 27—31 und die Verse selbst W. 16. .%4SK 

* Die Weber Goethen „In Berka vorgespielt" und die Goethe ss 
„gutgeheissen" (W. 16, 526); vgl. 335, 24—26. 



191J BPIJdBNIPKS ERWACHEN. 34D 

lli-tember 21, Weimar.j [MS| 

habe, daes es nur einer Berathung mit E. W. bedarf, 
um ungesäumt an die Ausführung zu gehen. Wie sehr 
wünschte ich, persönlich das Gelingen unserer gernein- 
i samen Arbeit in Berlin zu filebea xmä alsdann zugleich 
da* gedachte neue Unternehmen anzuschliee»en. 

Das ,Erwaehen des Epimenides* kann man 

am füglicheteo eiu Festspiel nennen, indem es das 

erste Mal zu einem bedeutenden Feste gegeben wird, 

10 und, wenn es Gunst erlangt, nur an Festtagen wii>dcr- 

holt werden kann. 

Ad B. A. Weber. — Br. 25, 105, 1—106, 26. 
KDecember 26? Weimar.] — a. 8, 11. 646 

December 27, Weimar. 647 

IS Aus einem Briefe des Capellmeister Weber' sehe ich, 

dass sie denn doch noch den Epimenides aus seinem 
Todtenschlafe zu erwecken die Absicht haben, . . 
An Zelter. — Br. 25, IIB. 3-5. 

1»I9. 

ao Januar 5. Weimar. 648 

Abends Niebeckers, ,Kpimenides' gelesen. 

Tgb. 5. 146. 14 f. «48 

KJamiai- 7. Weimar.] - s. Xr. 13. ft4Sa 

Janunr 16. Weimar. — s. Xr. 14. MS b 

2S Januar 30. [Weimar.] 640 

Wie schlecht sich die Berliner gegen mich autTühren, 

ist kein Geheimniss.* 

An Khma. — Br. 25. 183, 16 f. 

JIFebroar 2. Weimar.] 650 

30 Es hätte mir nichts Angenehmeres begegnen können, 

als aus Ihrem Briefe' zu ersehen, dase Sie Sich noch un- 

ermüdet mit der Ausbildung unserer gemeinsamen Ar- 

' Vom 13. Deceuiber, Tgl. Nr. 645. 
• Vgl. 345. 2-10. 
u ' Vom 24. Januar, Tgl. S57, W— 26. 



350 EPIMEMDES ERWACHEN. 1815 



[Februar 2, Weimar ] [MOf 

beit beschäftigen. Ich zweifle nicht, dass das Werk da- 
durch immer mehr gewinnen wird. Geben Sie mir aber 
doch gefällig einige Auskunft über eine Stelle im ,Mor- 
genblatt^ wo von Berlin aus gemeldet wird, dass in 5 
Gefolg einer Königl. Cabinetsordre auf dem Theater 
nichts, was sich auf die nächsten Umstände bezöge, er- 
scheinen, und also auch mein Stück nicht aufgeführt 
werden soUe.^ 

Da nach E. W. Aeuseerungen dieses ein leeres Ge- 10 
rücht zu sein scheint, so verfehle nicht, drei Strophen 
SchluÄSchor^ zu schicken, die ich schon früher gesendet 
hätte, wenn ich sie nicht den letzten Augenblicken recht 
anzupassen die Absicht gehabt. Indessen glaube ich, 
sie werden so ganz zweckmässig und singbar sein. 15 

An B. A. Weber. — Br. 25, 185. 1—18. 

Febniar 20, Weimar. — a. 12, 24. 651 

März 4, Weimar. 652 

[Vormittags], ,Epimenides* spukte.' 
Tgb. 5, 152, 2. ,0 



• In Nr. 302 des «Morgenblatts* vom 19. Deeember 1814 helsst 
es auf Seite 1208, in den .GorreBpondenz-Nachrichten*. unter 
Berlin 22. November: „In einer Cabinetsordre hat der König 
mit seinem anerl^annt zarten Sinne alle Schauspiel-Prologe 
und Zeitspiele untersagt, welche auf eine fremde Nation 1» 
hasseDde Beziehimgen haben. — Das herrliche Vorspiel von 
Goethe, welches wir erhofften, wird, da es zu einem schon 
entschwebten Augenblicke nicht bis zur Aufführung gestaltet 
war. der Sage nach, auch liegen bleiben; doch der wahrschein- 
liche Abdruclv. durch den gefeierten Dichter veranstaltet, so 
trr>stet einigermafisen". 

• Strophe 1. 2 und 4 des Schluss-Choi-s. vgl. W. 16. 526. 554. 

• Tgb. hat: „spuclcte". Bezieht sich wohl auf wiederauftau- 
chende Gedichte, dass das Festspiel in Berlin nicht aof- 
geführt werden würde (vgl. Z. 21—31). in Folge dessen Goethe is 
dann unverwellt zur Abfassung des ,Pro-Memorla* (Nr. 653) 
schritt. 



ISIS EPIMÜMDES EKWACHEN. 3.11 

Hin iBWtKchen 4 und] li. WL>liuur, liTiS 

'Greschichtserzählung. 
Einer Königlich Preussisclien verehrten Theater-In- 
tendanz wird, unter den vielen Angelegenheiten, welche 
I Sie beüchäftigen, nachstehende nicht als die geringste 
erscheinen, desshalh man sich eine geneigte Aufmerk- 
samkeit auf den Vortrag derselben wohl verijpreclien 
darf.» 

(18H, 7. Mai.) Nach glücklieli geendigteu l\riegs-Er- 
> eigni«.seu liess der verewigte Iflland, im Frülilinge des 
vergangenen Jahres, seinen Wunsch naeh Weimar gelan- 
gen, dass Unterzeichneter irgend eine Art Theatralischer 
EinleituDg zu jenen Festen geben möge, die man der 
Bückkehr der Monarchen und ihrem Aufenthalt!' in Ber- 
i lin bereitete. Ee sei hinreichvnd, wenn ein liaum von 
20 Minuten ausgefüllt würde. Als Honorar otferirte er 
200 HÜir. ohne auf den Druck des Werkes Anf^iiruch zu 
maclien. 

(lt. Mai.) Ich bi'fand mich damals in Berka und er- 
» hielt den Brief nur spate,' und da ich gerade mit einer 
andern, höchst ntithigen Arbeit [.Was wir briugcn. Fort- 
setzung*] beschäftigt war, und den grossen Umfang des- 
sen, was gefordert werden konnte, schnell überl)liekte, 

' Das Folgende setzte Goethe zuu.'iclist auf als ein .Pro-Me- 
^ morla* (vgl. 358. U: die W. 10. SIT (tebraiiclitc B.'j'.eU-li- 
nuD); „Bestbwerdescbrift" dürfte zu stark und nicht In Uoe- 
tben Staue sein) au die luteiKlanz den Künlglk>lieu Thenters 
KU Beriin. siindte es jedo«'li. als die AuffilliiiiDg des Fest- 
spiels rflr Etide Miii'2 (durch einen nni 6. Miiiz eln^'etioffeueu 
D Brief IMiiickersI in sichere Aussicht gestellt wurde, nicht ab. 
Rondem orduete, nach Streichung des ersten und der beiden 
letzten Absätze, die Blätter als .OeschlchtHcrzühlung' ein In 
sela Bdndel .Acta Des Eptmenldes Erwachen und dessen 
Heraushalte betreOend*. 
s ' Dipser Satz Ist gestrichen. 
■ Vgl. Kr. 574. 575. 



352 EPIMENIDES ERWACHEN. 1815 

[März [swischen 4 und] 0, Weimar.] [6531 

zugleich auch meine I'nbekanntschaft mit dem Berliner 
Theater und Publicum bedachte, so lehnte ich den An- 
trag ab, versprach al^er, um meine Bereitwilligkeit zu 
zeigen, eiile ähnliche Arbeit für das zu erwartende Prie- s 
densfest, und erbat mir hiezu einen Aufsatz, der mich 
mit den Talenten der Berliner Schauspieler bekannt 
machte. 

(18. Mai.) Dieser Brief [s. Nr. 576] war kaum abge- 
gangen, als ich die Sache nochmals überlegte, und, in- lo 
dem mir der Gedanke beiging, die bedeutenden Weltver- 
hältnisse zusammen zu stellen, auf die Weise, wie ich 
sie nachher unter dem Titel ,Des Epimenides 
Erwachen^ bearbeitet habe, so entschloss ich mich, 
ungesäumt an's Werk zu gehen, übertrug das frühere i5 
Ges^ehäft [,Was wir bringen. Fortsetzung*] einem Freiui- 
de [Kiemer], und sendete einen Brief [s. Xr. 580 J. ab, 
worin ich die Uebemahme der angetragenen Arbeit er- 
klärte (19. Mai).^ 

Der erste Entwurf zu obgenanntem Stücke war bald 20 
aufgestellt, und die ländliche Einsamkeit kam mir wohl 
zu Statten, so dass (22. Mai) ein ausführlich Programm 
[s. Nr. 583], worin nicht nur das Stück in allen seinen 
Thcilen entwickelt, sondern auch das Hauptsächlichste, 
was wegen Decoration und Garderobe vorläufig zu be- 25 
sorgen wäre, umständlich aufgezeichnet ward, sogleich 
abging (24. Mai). 

Herr Iffland hatte indes«« meine Zusage erhalten, be- 
zougto si'ino Zufriedenheit darüber und theilte eine 
Schilderung des Berliner Theater - Personals mit* (28. 30 
Mai). 

* Muse heissen: 20. Mai; der Irrthum konnte leicht kommen, 
da Goethes Tagebuch nur am 19. (nicht am 20.) einen Brief 
an Kirms wegen »Epimenides* verzeichnet, ». Nr. 579 {rgL 
dagegen W. 1«. 519 zu Z. 1). tt 

» Vgl. 300, R3— 301. 6. 302, 88—35. 330, 12 f. 



1815 BPISIBNIDES ERWACHEN. 353 

IMira Uwiiwliea t nud] «, WeiniBr.| |S6S| 

Indessen war das Hauptprograimn selbst [s. Nr. 583] 
augekomraen, Herr Iflfland meldete den Empfang des- 
selben, so wie den Beifall, den er sowohl, als andere Ken- 
ner der Arbeit gegönnt (4. Juni).' Ferner S|mcht er von 
Aiii^talten, die er trifft, die Aufführung vorzubereiten 
und KU beschleunigen. Wie denn zwei Deeorateure, von 
Dresden und Weimar,' versclirieben worden. Er em- 
pfiehlt sogleich* möglichste Förderung. 

(eodem.) Die Herrn D u n c k e r und H u m b 1 o t mel- 
den sich zum Verlag des Stückes, welche Herr Director 
Iffland empfiehlt.* 

Ich beschäftigte mich, nun, im wörtlichen Sinne, Tag 
und Nacht, mit der Arbeit, so dass sehr bald der grösst« 
Theil des Stückes, und zwar alles Lyrische, nach Berlin, 
durch Estafette, abgehen konnte" (16. Juni). 

Ich fügte noch einen weitläufigen Aufsatz [s. Nr. 607] 
hinzu, wie ich mir, jedoch unvorgrei flieh, manches Ein- 
zelne der Composition und Ausfühning gedacht. 

(21. Juni.) Hierauf bezeugte Herr Staatarath Uhden 
mir einen sehr schmeichelhaften Beifall, {eodem) dess- 
gleichen Herr Iffland, welcher zugleich meldet, dass 
die Herren Weber und D u n c k e r nach Weimar ab- 
gehen würden. 

(24. Juni.) Sie kommen in Berka an, das Stück wird 
gelesen und in allen seinen Theilen durchgesprochen, 
alles Bedenkliche und Zweifelhafte beseitigt (25. ejus- 

' Genauer wiire: 2. und 4. Juni, vgl. 322. 27. 323. 25. 

' Im Sobenia zu dem , Pro- Memoria' belsst es unter Juni 6: 
„Benifunp des Hofmalers Winkler aus Dresden zu diesem 
Zweobe" (W. 16, 619 su Z. 16); der Decoratlonsmaler ana 
Wfimar war Beutlier (vgl. Tag- und Jahreo-Hefte 1815, W. 
3«. 101, 4). 

' H.irfehler für ..zugleich"? (W. Ifi. B19 zu Z. 17.) 

' Vgl. 328. 4-S. 38— S6. 

• Vgl. Nr. 608. 

OrSf. Ooeth» Bbsr t. DichlnDRen. T. 11, B. ]. M 



354 EPIMEXIDES ERWACHEN. 1S15 



[Min [zwischen 4 und] 0, Weimar.] [««} 

dem), nicht weniger verschiedenes auf Anregung des 
Herrn Coniponisten verändert und supplirt. 

Beide Herrn gehen nach Weimar (26. ejusdem) mit 
dem Vorsätze des Herrn Capellmeisters^ einige be^pro- s 
chene llauptßtellen sogleich zu componiren, und das 
Uebrige noch genauer durchzudenken. Hierzu wird 
ihnen von den Meinigen alle Erleichterung verschafft,* 
so da8t> Verschiedenes, zu meiner Bewunderung und 
Freude, fertig ist, als ich nach Weimar zurückkehre lo 
(28. Juni). 

Hierauf nahm man den wichtigsten Punct der Bera- 
tlumg vor, wie nemlich das Stück durch das Berliner 
Personal besetzt werden sollte, ferner wurde deutlich 
auseinander gesetzt^ wo eine reine Recitation und De- is 
clamation Statt finden sollte, femer wo melodramatiBche, 
recitativische oder melodische Behandlung anzuwenden 
wäre (29. und 30. Juni). 

Wegen einiger einzulegender Singstücke wurde alles 
auf's genauste besprochen, und nichts mehr war zu ver- ao 
handeln übrig geblieben, als beide Herrn abgingen 
(30. Juni Nachmittag). 

(5. Juli.) Kurz darauf bestätigte ich die Ueberein- 
kunft mit Herrn Duncker wegen des Verlags [s. Nr. 
625]. S5 

Zu eben der Zeit lief ein Schreiben des Herrn Diree- 
tor Liebich zu Prag ein, welcher ein National-Schauspiel 
verlangte, zur Feier des 18ten October für genannte 
Stadt und ganz Deutschland. Ich lehne den Antrag ab 
[s. Nr. 627], mit dem Vermelden, dass ich, in einem » 
Stück für Berlin, den Gegenstand dergestalt erschöpft 
zu haben glaubte, dass mir eine zweite Bearbeitung des- 
selben unnw>glich sei. Zugleich ersuche ich ihn, sich 
mit Herrn Capellmeister Weber in Verhältniss zu setzen. 



* Vgl. 338. 24-27. S5 



1815 EI'IMEMDES EBWACHEN. 33Ö 

[Min InrbcAen t midi «, Waim».) [«H] 

ErkimdiguDg einzuziehen, imd zu Iteurllieilfu, ob viul- 
leieht jenes Stück zu seinem Zwecke dienlich sein könne 
{(!. Juli). Hiervon wird Herr Cape 11 meist er W^eber un- 

s temchtet (13. Juli [s. Nr. 63(>]). Eine Abschrift des 
Festspiels an Herrn Duncker gebt ab {eodein),^ damit 
solches sogleich bei der Auffülirung in Druck erscheinen 
könne. 

Und mm erst, nachdem ich mich vollkommen über- 

1 Z'Ugt, duss von meiner Seite alles, waa zu Begründung 
des Gesehäftfl zu leisten war, geschehen, gehe ich nach 
Wiesbaden (25. Juli). 

Dort vernehme ich sehr bald, dass Ihro Königliche 
Slajestät in Berlin angekommen, die grossen Feierlich- 

s keitcn stattgefunden, dass aber mein Festspiel zurück 
gelegt wonien, und man dagegen zwei andere Prologe, 
sowohl auf dem Opern- als Stadt- Theater, aufgeführt 
habe. 

Indessen war ein Schreiben der Berliner Theater-Di- 

rection (vom 3. Juli') in Weimar angekommen, des 
Inhalte, daee die eigentlichen Feierlichkeiten bis nach 
dem Wiener Congress ausgesetzt bleiben sollten, wo- 
durch nöthige Müsse gewonnen würde, jenes Theatcr- 

' Genauer: 7. und 12. Juli, Tgl. Nr. 626. 629. 635 untl 637. 

s ' Nach W. 16, 521 au Z. 9 Ist dieses Schreibeu vom 3. „niclit 
vorhasdcn", es kann aber, wie aus 344. 13—28 hervorgeht, nur 
das Schreiben vom 21. Juli gemeint sein (am 3. war Weber 
Ja erat oacb Berlin zurUckgeliehrt); oben (Z. 20) ist also statt 
8. zu leoen: 21. In dem (353, 29 genannten) Schema zum .Pro- 

Klpinoria' helsst es zu Juli 23: „Capelimelster Weber meldet 
seine glttclcllclie Nachhauaelcunft und aelne fleissige Arl)elt am 
StUcke. Herr Duncber macht einige Bemerkungen wegen des 
Vpi'1ji;;s. NB. Diese ^immtllcheu Briefe kommen nn einem 
Tag. nt'mllcli den 29. Juli in Weimar an" (W. 18. 521 zu Z. 

i 22-28). vgl. 356, 15—20. Nach W. 16, 621 sind dfe Briefe 
Webers imd Duuckers ..nicht vorhanden, doch von Rlcnier 
escerplrt In einem Bericht nach Wiesbaden vom 3. August". 



366 EPIMENIDES ERWACHEN. 1S15 



[Hin [zwischen 4 nnd] 6, Weimar.] [tSS] 

Stück würdig auf die Bühne zu bringen und zwbx, ent- 
weder zur Ankunft I. M. des Russischen Kaisers, in An- 
fang Octobers, oder zur Feier des Friedensfestes, oder 
zur Rückkehr des Königs von Wien. Die Arbeiten blie- * 
ben bis dahin ausgesetzt. 

Dieses konnte mir um so weniger unangenehm sein, 
als die Sache dadurch nach meinem ersten Gedanken 
eingeleitet wurde, und ich selbst eine solche Arbeit für 
ein späteres Fest bestimmt hatte. Auch konnte ich lo 
wohl einsehen, dass Herr Capellmeister Weber bei sei- 
nem Weimarischen Aufenthalt die vermehrte Arbeit, 
welche das Stück erforderte, genau bemerkt haben 
werde, und ich ergab mich um so eh^r darein, ala ein 
Brief des Herrn Capellmeister (vom 23. Juli) seinen i* 
fortdauernden Eifer mir umständlich darlegte, und zum 
Zeugnisa desselben noch einige Veränderungen zu Gun- 
sten des Componisten von dem Dichter verlangte. Vor- 
gedachte beide Briefe waren auf Einen Tag (29. Juli) 
in Weimar angekommen, und wurden mir nachgesendet. 20 

Die Sache gewinnt jedoch ein ganz anderes Ansehen, 
als ich die statt des ,Epimenides* gegebenen Vorspiele 
erhalte,^ woraus sogleich auffallend ersichtlich ist, dafis 
beide Verfasser meine Erfindung benutzt, und was musste 
ich denken, als man mir aus Berlin schreibt, dase die 2& 
von mir genau bestimmte und zu meinem Stücke fertige 

* Dnncker hatte am 9. August 1814 an G(x»the berichtet „über 
die Aufftihruiig der .Astraea* von Herklots iui Opemhanfie 
Tniit Musik von Weber, August 3], wo die Idee mit dem Sie- 
gen wagen des Brandenburger Thors [vgl. 314, 7—10] und dem so 
Aiithno des PrachtgebÄudes aus Goethes ^Epimenides' ent- 
lehnt sei» sowie über den im Sehauspielhause gesprochenen 
Prolog Kotzebues, bei dessen Schlüsse man das Brandenbur- 
ger Thor mit seinem erneuten Schmuck erblickt habe. Duncker 
schickt auch ein Exemplar der »Astraea* mit*' (W. 16» S22 3$ 
SU Z. 1); vgl. auch Tgb. 5, 126. 26 unter August 10: »»Berliner 
Zeitung", 



ni-uiiiMi'.:? BnwAriHBN- 



-Llu bei i'ÜHiuj di" 
rt'ptkä uüiht Btiro nur ■ 



P l.lei- 
Atl-r 



...r.t »..-rr (■,l,^,.|tm.■i^u-l■ Wr-t„7 ^.l.r In 



ir Cc|U'lUII■'i»t«^r wii-flurh'ill at}mi) 

1 . . : i!U)t> Yviündoning tu der fnr Dil» 
Miiint>-ii Arie. i2l. Ueoemiwr:) ItSt »iuIf 
'ioruuuK K Ä'r, M5]. 

' - ' -F'Turt dorSticr «liuc Zufrii- 
< -i'-Cliipr, wflt^lica wir, «lU 

In (ToIltP, 

.[...it .]«« 



itilgr AniÜninft, lll«i'r c\w ^toll* 

■•) ftr iiuuiltiüi vnii B«rUi] aiu> t^'iiinlilul, 
KiuCe-Onln- I. M. dm Kftnip cin^vgOBgitii 
• •Dl riof^itii* »l|i,wh)tiMllc fl1>>nc<i'*ctirtiituiit 
,r.<nr .1*n Vmiit'l'ii- 'Z, IV) Im vor <ill*.i. ni^ 
■•■■•■ ■, •/.'lii-rn. 

\v, 1«, (H*i t. CNK sai 
tut uiit«r «iiiwiii thiotiii 



358 BPIMENIDBS ERWACHEN. 1S13 



[März [zwischen 4 und] 6, Weimar.] [663] 

soi, wornach, bei Höchst Ihro Rückkunft die zu veran- 
staltenden Festlichkeiten nichts enthalten sollten, was 
sich auf die Sicitverhältnisse bezöge, und dass also auch 
mein für das Berliner Theater gearbeitete Stück nicht s 
aufgeführt werden könne, wogegen zu wünschen sei, 
das6 ich das Publicum durch den Druck desselb^i ent- 
schädigien möge. Auf diese Anfrage habe ich bis auf 
den heutigen Tag keine Antwort erhalten, und ee wird 
mir desswegen vergönnt sein, mich unmittelbar an eine lo 

verehrte Intendanz zu wenden. 
W. IG. 518-523. 

Mäi-z 6, Weimar. 654 

[FrühJ. Promemoria [s. Nr. G53] nach Berlin.* . . . 

[Nachmittags] Brief von Duncker.* [Abends] In Ge- » 

danken beschäftigt. 

Tgb. 5, 152, 7. 9 f. 

Mäi-z 7. Weimar. «55 

[Früh] Absendungen vorbereitet.^ 
Tgb. 5, 152, 11. 20 

Miii-z 8, Weimar. 650 

Der Herr Geheime Hofrath Kinns hat mir E. W. 
Brief*" sogleich zugestellt, und ich verfehle nicht zu er- 
Aiidem, dass mir der Inhalt desselben sehr angenehm 
war, so soll denn doch zuletzt das nur zu sehr verspätete 25 
Werk seine Darstellung erleben. 

Das übersendete Manuscript folgt hiebei wieder zu- 
rück; die Veränderung der Arie und das Schlusschor* 



' Der Aiisdiiick „nach** dai-f nicht ii-reführen, steht hier Im 
Sinne von „für" (vgl. 851, 24^34). 30 

' In dem der Verleger, unter Beifügung dos Dinickmanuserlpts, 
bat: „die inzwischen entstandenen Aenderungen und Nach- 
träge einzufügen" (W. 16, 532), vgl. Nr. 656. 

* Darunter Jedenfalls auch den Brief und das Drucknianu- 
Script für Duncker, vgl. Nr. 656. ss 

* Vom 28. Februar, Goethe empfing ihn am 6. tlärz, vgl. Z. 15. 

* Vgl. 348, 2-26 357, 15-18. 361, 28- 362, 11 u. W. 16. 532. 554. 



EPIMEM1)E8 ERWACHEN. 



[Müi 8, Wrlmar.l |aM| 

-siinl hinzugefügt, und es uiiiehU' iiuu aiitli iJfTii Dim.k 

Dem Sinne dea vorjährigen Contracts gemätis' rücke 

s ich gern den Termin Ihres Verlag-Becht** bis auf Michael 
des gegenwärtigen Jahrs. Wollen Sie mir über die zuge- 
sagte Sunune [von vierzig Louisd'or]' eine Assignntion 
auf Leipzig senden, so werde ich's dankbar erkennen. 
Von Königlicher Direction ist noch nichts an mich 

a gelangt; geschieht es, so wenl' ich aiich Ihres Wunsches 
gedenken, dass von Seiten des Theater-Hendanten kein 
Textbuch verkauft werde, und dieses Gesuch mit Grün- 
den unterstützen. Könnten Sie es ai)er nicht einleiten, 
dafis Ihre Ausgabe an der Porta verkauft würde,* 

b wie es ja mit italienischen Opernbüchern geschieht, 
welche nicht zerstückelt, sondern ganz, mit RecitatJT 
und allem abgedruckt werden. 

Sollt« sich der Rendant nicht mit gewissen Procen- 
ten begnügen?*' 

Eine Anzahl E.xemplare des ,Epimenides' darf ich 

wohl von Ihrer Gefälligkeit erwarten, mögen Sie mir 
vorläufig ein paar Anshänge-Bogcn schicken, damit ich 
Druck und Format kennen lerne. Laf^i^cn Sie ja den 
Maitre en page^ recht wachsam s<.'in, damit die Abthei- 

s ■ Vgl. Nr. 625. 

* Statt der nacb 339, 12 ergUnzten [] lint <lle HauUsL-livirt 

eine Lücke. 
> Das geAcbaJi dann auch, tiud zwar sowobl In Berlin al" In 
Weimar (vgl. 297, 17—20. 363. 34-3«4. 20). 
o * Dieser Sati Ist In der Handschritt von Gotihe am ßniule 
beigeflif^, statt des durchgeetrlcheueD: „Ein AusQug uach 
Berlta wird mir kaum möKlicb, doch sebe Idi nicht alte 
HoffnuDK auf (W. 16. 300 zu 223. I f.): daEo vgl. 361. l,->-2U. 
' GewlBH Hörfehler fdr: Metteur en lindes Iso helfet tn der 
IS Bacbdmckerkunst derjenige Schriftsetzer, der die von ande- 
ren Setzern zellenweis gesetzte ScbrlftniBsse In Selten und 
Colnmnen ombrlobt. den Bogen schllesst. und für die nditl- 
ge und geacbraack volle Vertheihmg des Satzes sorgt). 



860 BPIMENIDES ERWACHEN. 1815 



[März 8, Weimar.] [«b6] 

lungea geschmackvoll werden, »nd die Strophen nicht 
zersplittert. 

An K. F. W. Duncker. — Br. 25. 222, 1—223, 9. 

März 8, Weimar. 667 s 

üebrigens scheint sich allerlei Angenehmes ereignen 
zu wollen. Die Berliner schreiben, dase sie den ,Epime- 
nides* den 30. März aufführen werden, zu Ehren der Ein- 
nahme von Paris, dieser Qedanke wäre denn ganz. gut, 
wenn nicht wieder etwas Albernes dazwischen kommt, lo 
An Christiane. — Br. 25. 223, 18—23. 

März 8, Weimar. 658 

Möchten E. W. Beikommendes [s. Nr. 656] mit der 
heutigen reitenden Post an Herrn Duncker abgehen 
lassen; ich würde es selbst thun, wenn ich nicht i5 
wünschte imd hoffte, dass Sie ihm ein freundlich Wort 
hinzufügen würden; es ist immer gut, mehrere Con- 
nexionen zu erhalten. Ich habe, was er wünscht, zum 
Manuscript hinzugefügt, und schick' es ihm zurück mit 
der Zusage seines Verlag-Eechts bis Michael dieses so 
Jahrs. 

Wollten Sie zugleich die Anfrage hinzuthun, ob man 
bald nach der Aufführung eine Abschrift der Partitur 
für Weimar erhalten könnte, so hört man, was sie sagen, 
und besonders würde der neue Decorateur [Beuther] ss 
seine Kunstv^tücke dabei zeigen können. 
An Kirms. — Br. 26, 224, 18—225, 7. 

Mära 8. Weimar. 658 

[Früh] Absendungen. ...AnDuncker den ,Epi- 
menides* [s. Xr. 656]. «o 

Tgb. 5. 152, 15. 

März 11, Weimar. 600 

Nun habe ich auch einen Brief von dem Graf Brühl 
als Königlichen Theater-Intendanten, worin er mir 
meldet, dass ,Epimenides^ zur Feier des Jahrestags der » 



XSU ßPIHBNlDB6 BBWACHBN. 361 

min 11, Welfliar.] [tCOi 

Einnahme von Paris geyebea werdi;ii solle.' Ich habe 
ihm zu dii-M^iii Zwck iiocii oicii^'t'j liiu^uraaieii luusseii,' 
und so kommt denn dieses langbearbeitete und veracho- 

1 bcne n'erk auch endlich zu Stande. 

An Cliristlane. - Br. 25, 231, 21-28. 
MSra t2, Weimar. ßiil 

Wie wird sich, verehrter Herr und Freundl der alte 
Kpimenides erfreuen, wenn er, nach langem Sclilafe, die 

Augen autthut und den rüstigi'u, jungen, wackeni Mann 
zur Seite sieht, dem er seinen Spielraum verdankt. Da 
er ohnehin redselig ist, hoff' ich, wird er es an guten 
freundlichen Worten der Erkenntlichkeit in seinem und 
meinem Xaraeu nicht fehlen lassen. 

s Vor allen Dingen muss ich aber aussprechen, wie 

leid es mir thue, Ihrer lieben Eiüladung* nicht folgen 
zu können. Meine Gesundheit erlaubt mir wohl, ja sie 
iiöthigt mich, im Sommer eine Badereise zu thun, Win- 
ter imd Frühjahr halten sie*' mich dagegen zu Hause. 

^'iire ich aber auch in Versuchung gerathen, in diesem 
aupserordentliehen Falle eine Ausnaiime zu wiigen, so 
würde ich doch durch ein freudiges Ereigniss abgchultcn 
werden, welches uns bevorsteht, indem unser gniidigster 
Herr auf den 2. Oster- Feiertag [??. Marü] angeküiidigl: 

' ist. Verzeihen Sie also mein Aussenbleiben und lassen 
mir die Il'^ffnung eines fröliüchen Wiedersehns. 

Aber auch ans der Ferne will ich gern n<icli Ihren 
Wünschen mitwirken. Die verlangte Strophe folgt hier- 

' Graf Brühl halte Ooetbeo am 2S. Februar „zur Aoffüluung 
« des .Eplinenides' iinch Bcrliu eiugeladpn" (Bt. 2.".. .102 zu 
2:B, 4i. fioi-niPH Reisp und Anfeiiilinlt in Berlin sollte ..aut 
k»Qlgllcbe Kosten" Slntt Onden ivpV Teiihmann S. 110}. 
' Vgl. Z. 2Sr - 362. 11. 
' Vgl. Z. 2&-32. 
» • Man erwartft nur: Imlien (wler In Z. l't.: Meine Gesuud- 
lieltaTerliilltii'sst erlaulteu . ., wder UhnlleL). 



362 EPIMENIDES ERWACHEN. 1815 

[März 12, Weimar.] [Ml] 

bei,* sie entsprang ganz natürlich durch die Bestinmmng^ 
die Sie dem Stück gegeben. Es wird dadurch ani Schlusee 
wieder belebt, wenn, obschon in ein^r so kurzen Zeit, 
manches darin veraltet sein sollte. Doch die Sache 5 
bleibt jung und neu, und Sie werden schon bei der Auf- 
führung alles in Eins zu verschmelzen wissen. 

Da ich vermuthe, dass Epimenides zugleich auch Sän- 
ger ist, denn Herr Capellmeister Weber meinte, die Rolle 
sollte Herrn Gern zu Theil werden,^ so habe ich ihm lo 
das beiliegende Schluss-Becitativ gleichfalls zugedacht. 
Seine beiden Priester mögen ihm assistiren und sie zu 
drei das Chor einleiten.' Wie viel reicher könnte man 
freilich dergleichen Dinge ausstatten, wenn man gegen- 
wärtig wäre, von allen Mitteln unterrichtet, deren man w 
sich bedienen dürfte. Es soll mich um unserer Aller 
Willen freuen, wenn das Ganze geräth, und durch Ihre 
Vorsorge soviel Beifall erhält, um zur Permanenz zu 
gelangen. 

Ihrer Amtsführung traue ich das Beste zu, und weis- lo 
sage ihr Glück.'** Das Theaterwesen ist ein Geschäft, 
das vorzüglich mit Grossheit behandelt sein will, eben 
weil 66 fast aus lauter Kleinheiten besteht, von denen 
zuletzt eine grosse Wirkung gefordert wird. Jene Klein- 
lichkeiten, Verschränkungen und Verfitzungen zu beseiti- ts 
gon, zurechtzulegen und durchzuhauen ist freilich ein 



* Strophe 3 des Schliiss-Cliors (V. 971—078). die sich auf deD 
30. März 181.") als den Jahrestag des Einzugs iu Paris be- 
zieht, an dem das Festspiol In Berlin aufgeführt weinien sollte 
(Vgl. WH. 11 (1), 202 * * *). 

* Vgl. 337, 35 f.: statt Gems spielte aber Beschert die Rolle, 
» Vera 947—954, die, gleich Strophe 3 des Schluss-Chors, Im 

ersten Druck fehlen. 

* Graf Brühl war, nach Ifflands Tode, im Januar 1815 zum 
Generalintendanten der Königlichen Schauspiele ernannt 
worden. 



I8I9 BPtUEKlDBS ERWACHEN. 3ffil 

IU«n li. n->->mar.) (Ml] 

unangeiii'hines (;i,-«'hafi, es isi aWr nicht, imilanklwr, 
weil Kuk'tzt ilii^ Hute \iiiJ ItcilUv »i.; vmh ^db-t ent- 
springt. 

s Und nun komme ich iioth mit ein paar Bitten hinter- 

drein, die erste, dass Sie die Besetzung der Bollen des 
,Epimenides' mir gefälligst senden, sodann aber jemand 
anstellen wollen, der mir eine baldige freundliche Nach- 
richt von der Aufführung und deren Wirkung, einiger- 

) ma.-'Pen umständlich, ertheilte. 

Nachschrift lieh. 
Herr Dnncker, dessen Verlagsrecht auf den ,Epime- 
nides' his Micha«) dieses Jahrs, wie billig war, verlän- 
i gert habe, erwähnte schon bei unserer ersten Ueberein- 
kuuft eines Vmstandes, wegen dessen er mich um Inter- 
cession bat; er wiederholt gegenwärtig sein Ansuchen,' 
und ich nehme mir die Freiheit Folgendes zu bemerken. 
Es ist überall herkömmlich, daw die Opembüchelchen 
I gedruckt werden, die italienischen durchaus mit Arien 
und Reeitativ, und von den deutschen nur der eigent- 
liche Gesang, weil bei uns die Prosa den Plat-z des Reci- 
tativs vertritt; dergleichen Abdrücke entweder zu Gun- 
sten der Caese selbst, oder irgend eines Angestellten sind 
löblich, ja nöthig. 

Nur tritt beim ,Epimenides' der Fall ein, doss die 
Grenzlinie zwischen dem Abzudruckenden und Auszu- 
lassenden wohl schwer zu ziehen sein möcht«, vielmehr 
müs^te ich voraussehen, dass heinahe das ganze Stück 
) abgedruckt werden müsste, freilich zum Schaden des ein- 
heimischen Verlegers. 

^Da ich überzeugt bin, diiss eine verehrte Intendanz 

• VrI. 359, 4-ß. 375. 21-24. 

' Statt dleees letzten .Absatzes liclsst iit Im Brlef-CoD<'<'|>t : „Bei 

i uns iMt rtieser Verkauf des Bllclielclieiis kein Acdileiis elnea 

Suluillemcii. i-iJ whil eine hi-sonilere Rechnniig driilH'i' gc- 

fHbrt, und Ton dem Ueberachuss machen wir niaDchiiial kleine 



364 EPIMENIDES ERWACHEN. 1815 



[März 12, Weimar.] [661] 

hieriü alle mögliche^ den Umständen gemässe Billigkeit 
würde obwalten lassen, so hab' ich diese Nachschrift 
nur hinzugefügt, um mein Herrn Duncker desshalb ge- 
thanes Versj>rechen dadurch zu lösen. 6 

An d. Grafen K. F. M. P. v. Brühl. — Br. 25. 232. 2i^- 
234, 24. 285, 1—26. 

] [ März 15, Weimar. ] » «♦\2 

,De8 Epimenides Erwache n^ 

Ein Festspiel. * lo 

Aufzuführen, Berlin, den 30. März 1815. 

(Von Goethe.) 

Dieses Stück ward auf Anregung des verewigten I f f - 
1 a n d schon im Mai 1814 geschrieben; die erste Absicht 

Geschenke au Untergeordnete, die es yerdienen. Dadurch er- 15 
reichen wir den doppelten Zweclc, dass es ganz in unaem 
Händen bleibt, und dass uns die Empfangeuden Jedesmal 
für das Geschenk dankbar sind, anstatt dass für ein Aecl- 
dens, zu dem man ein für allemal ein Recht erworben bat, 
nur von gebildeten Menschen Dankbarkeit zu erwarten ist. 10 

Käme also der Fall bei uns vor, so wäre die Sache leicht 
zu entscheiden. Ich würde den Verleger yeranla^^sen, eine 
Paitie Exemplare mit dem Beding eines gewissen Ralmtts 
in Commission zu geben, da es denn von uns abhiuge, ob wir 
dem Publicum das Heftcheu um den verminderten Preis t9 
überlassen wollten, welches wohl nöthig sein möchte, weil 
man die Büchelchen wohlfeil zu kaufen gewohnt ist; unsere 
Casse gewönne zwar nichts hierbei, aber der Zweck würde er- 
reicht Was Jedoch an Ihrem Platze thullch ist, kann idi 

' nicht entscheiden, leb habe mich dieses Vortrags und dieser so 
Vorspraelie entledigen wollen, um mein Versprechen gegen 
den waokem Mann zu erfüllen" (Br. 25. 392 zu 235. 22—28). 

* Die Datirung nach Nr. 663; vielleicht wurde der Aufsatz am 
15. nur abgeschlossen, sodass die Tagebuch vermerke vom 10. 
(..Abschriften, Vorarbeiten'*), 13. („Fortgefahren an den fort- ss 
zusendenden Arbeiten*') und 14. („Fortgefahren wie gestern**) 
möglicher Weise mit auf ihn zu beziehen sind; er erschien 
in Xr. 75 und 7(» des .Morgenblattes für gebildete Stände* 
vom 29. und 30. März (letzteres der Tag der Ui-auflfühning in 
Berlin), S. 297— 2tn). 301—303; wegen der am Kopf beider 40 
Nummern des Morgenblattes stehenden Verse vgl. 390. 20 f. 



1 aUoI, volohe dcmsdbuji su Oytindc Itiifti 



i:' und pmloßiti, bcglifllfl tu» iw«t 

I -II liti ALuMm trrtj{vD> 

all] I lt. 
In U^U Skliwni )a^ k'h Ktibundt'ii 



I »>t r'iijrn umlief i»t kniii« Spot des Ait« it, 



■■ '1 I I i'i. n ...i. 1 puem FhMimi. 

; i< I j , ' - < ihn'iit AbiiRiiH 

I . .11 II rrpppen lionu>- 

']Mrt in emrui Uouulo^ miii" -^Ifrliftalit und 
, . '.,]. 

/''•■.. 1. uiuB hl .l6a^!ag>gMtaU ocltinm ilin »it" 
Li ni! in dii; MftLc 
n .f r'.tp «tiinltot) /in» 1134, M- Ol, « M-Il KaolnuilMmMu. 



366 EPIMENIDES ERWACHEN. 1815 



][Mära 15, Weimar.] [668] 

Genien. 
Wandelt der Mond und bewegt sich der Stern, 

Junge wie Alte, sie schlafen wohl auch. 5 

Sie laden ihn zum zweiten Schlaf; er misstraut ihnen, 
vermuthet, dass ihm sein Tod angekündigt werde, doch 
ergibt er sich drein; sie begleiten ihn zur Thür des tem- 
pelartigen Gebäudes, wo man eine beleuchtete Lager- 
stelle erblickt. Man sieht ihn sich niederlegen und ein- 10 
schlafen. Die Genien verschliessen die Thür. 

Unter Donner und roher kriegerischer Musik zieht 
ein Heereszug heran, ein wildes Lied singend, im Co- 
stüm der sämmtlichen Völker, welche von den Kömem 
zuerst bezwungen und dann als Bundesgenossen gegen 15 
die übrige Welt gebraucht worden. 

Der Dämon des Kriegs tritt auf, entfaltet seine 
Denkweise, ertheilt seine Befehle; jene ziehen ab. In 
demselben Äugenblicke tritt der Dämon der List 
mit seinem Gefolge herein. Sie sind costümirt wie die 90 
Hof- und Staatsmänner des sechzehnten Jahrhunderts. 
Der Kriegsdämon wird einen Augenblick aufgehalten, 
doch ungeduldig lässt er sich vernehmen: 

Dämon des Kriegs. 
Verweile du, ich eile fort! » 

Mit blutigen Zügen, meine Schrift. 

(Rasch ab.) 

Der Dämon der List, mit den Seinigen allein, unter- 
hält .sieh mit ihnen selbstgefällig über ihre heimliche 10 
Macht: 

Dämon der List. 

Der Kriegesgott, er wüthe jetzt, 

Es sei ein ewig Wiederbaun! u 



uns EPlUIiMDES EKWACUEN. 8ti7 

[Wn U, Wdinu.l |Ml{ 

Sod&mi gibt er cIl^ih üefolf^^,' den Auftrag, das lierr- 
liche, vor aller Augen stehende Gebäude zu untergraben 
und zu zerstören. Sie verbreiten sich einzeln über die 
ganze Bühne und verschwinden auf einmal. Der Düiiion, 
altein bleibend, lauscht und fürchtet beinahe selbst die 
Wirkung seiner Gebote. Kr weicht von einer Seite, 
deren Einsturz ihm zu drohen seheint, zur andern; zu- 
letzt, nachdem er, in der Mitte f^tehcnd, die Worte ge- 
sprochen : 

Ein Wink, ein Hauch den Bau zu Grunde stiis^t. 
Wo &ich von selbst das Feste los't, 
stürzt da^ Ganze zusammen und zeigt eine majestätische 
Buine. 

Der Dämon der llnterdrüekung tritt auf 
ohne Gefolge, im CostÜm eines orientalischen Despoten; 
der I^istige beträgt sieh ehrerbietig, ja untertbanig, der 
Sklavenfürst übennüthig. Er freut sieh an den Ituinen 
und verliert sieh betrachtend zwischen denselben. 

Der Listige, allein geblieben, verbirgt seinen Dünkel 
nicht langer, erklärt sich als Herrn jener Beiden. 

Dir brüstet euch, ihr anteren Dämonen, 

Dich Sklaven fürsten will ich wecken! 
Er entfernt sich; der Dämon der Unterdrückung aber 
tritt nu!' den Ituinen wieder hervor. 

Dämon der Unterdrückung. 
Es ist noch allzu frisch, man könnt' es wieder bauen; 

Als Jahrhunderte zumal. 

In diesem furchtbaren Elysium wird seine Einbil- 
dungskraft a\d .«chöne Frauen geleitet, deren Liebkosun- 
gen er sich ausbildet. Man hört in der Feme den heitern 
Gesang einer Mädchenstimme; es ist die Liebe, die 
sich in Gestalt einer zierlichen Nymphe nähert. 



368 EPIMENIDES ERWACHEN. 1815 

][Mftrz 15, Weimar.] [«Ct] 

Liebe. 
Ja, ich schweife schon im Weiten 

Dämon der Unterdrückung. 5 

Wie? was hör' ich da von weiten? 

Und sie sind noch immer so! — 

In einem Zweigesang sucht der Dämon die Liebe zu 
gewinnen. Der Glaube kommt in Gestalt einer wür- 10 
digen Vestale, leidenflchaftlich bewegt, \md wirft sich 
der Schwester trostlos an die Brust; da diese aber im 
heitern Greeange fortfährt, ergiesst sich der Glaube in 
Vorwürfen; die Liebe beharrt auf ihrem heitern Sinn, 
die Schwestern entzweien sich, und der Dämon sucht 15 
dieses zu seinem Vortheil zu benutzen. 

Unter dem Schein, beide zu vereinigen, schmeichelt 
er beiden. Er liebkos't die Liebe und legt ihr Armbän- 
der an zum Andenken, dem Glauben einen köstlichen 
Brustsohmuck. Kleine Dämonen bringen schwere Ket- » 
ten und hängen sie heimlich in das Geschmeide fest. 
Die Schwestern fühlen sich gemartert, der Dämon 
triumphirt: 

Dämon der Unterdrückung. 
So haV ich euch dahin gebracht » 

Was hilft das alles andre mir. 

Die Hoffnung erscheint oben auf der Buine mit 
Helm, Schild und Speer. Er sucht sie gleichfalls zu 
kirren, allein sie hebt den Speer gegen ihn auf und steht so 
in rl roh ender Gebärde. 

Der Dämon glaubt sich von Nebel und Wolken um- 
hüllt, die auf ihm last-en. Eine ungeheure Vision bedroht 
ihn; nur als die Hoffnung ihre ruhige Stellung wieder 
einnimmt, ermannt er sieh. » 



ISIS EPtUEMOBS ERWACHEN. 30» 

IpUn 15, WelDur.l [«sl) 

Dämon der Unterdrückung. 
Ihj biegst das Knie, vor d«ni sieh tausend brachen; 

Der muse sie nicht in Fesseln schlagen, 
Liebe und Glaube, gefesselt, verzweifeln, Hoffnung 
tritt heran und spricht ihnen zu, die Genien eilen herbei 
und nehmen ihnen die Ketten ab, zugleich mit dem 
gefährlichen Schmuck. 
' Genien. 

Immer sind wir noch im Lande, 

Wirke nun das eigne Heil. 
Die Hoffnung wendet eich zum Glauben und richtet 
i ihn auf, die Liebe springt von selbet vom Boden, die 
Schwestern umarmen sich. 

Hoffnung. 
Denn ivie ich bin, so bin ich auch beständig: 

] So müssen sie noch meinen Namen atammlen. 

Dann entwickelt sie den gegenwärtigen Zustand der 
Dinge, schildert die geheimen Verbindungen, den unter- 
grabenen Boden, die Einigkeit der Gesinnungen und 
sc blieset; 
» Hoffnung. 

Von Osten rollt. Lauinen gleich, herüber 

So wirkt das All in glücklicher Verkettung. 
Die Himmel sschwestem eilen zu ihren Geschäften. 
Hoffnung. 

Nun begegn' ich meinen Brairen 

Liebe. 

Kommt, zu sehn, was unsre frommen 



870 BPIMBNIDBS ERWACHEN. 1815 



KßOn 15, Weinuur.] [Mt] 

Glaube. 
Demi der liebe Hülf ' und Lebea 

Sie die Furcht, die sie empfinden. * 

Sie entfernen sich mit den Genien, ein unsichtbares 
Chor deutet auf das Erwachen des BpimenideB, die 
Genien eröffnen die Pforten, Bpimenides erwacht. Es 
ist finster, er tritt herunter, ungewiss, wo er sich befinde. 
Es erscheint ein Komet. Epimenides ahnet Unheil, in- lo 
dem er sich in der Wüste findet. Die Genien treten auf 
mit Fackeln und führen ihn schweigend in den Ruinen 
umher. Er erkennt noch eine halb erhabene Arbeit, das 
häuBliche Glück vorstellend. An der andern Seite zeigt 
sich ihm eine Tafel mit unleserlicher Inschrift^ er kann i5 
sie noch auswendig. Er fühlt sich in der höchsten Noth. 

Epimenides. 
Nein, kniee nicht! Sie hören dich nicht mehr; 

Genien. » 

Komm mit! Den Ohren ist's ein Traum; 

Den Augen selbst wirst du nicht glauben. 
Ee wird plötzlich Tag. Die Hoffnung, den Jugend- 
fürstenan der Seite, führt über die Ruinen ein Heer 
herein, welches, so weit die ästhetische Symbolik ee er- is 
lauben darf, die verschiednen neuem, in dem letzten 
Kriege verbündeten Völker bezeichnet. 

Chor. 
Brüder, auf, die Welt zu befreien! 

m 

Und das alles, das Werk ist gethan. 

Glaube und Liebe mit den Frauen und L a n d b e - 
wohnernan der andern Seite. 



EPIUBNIDB!^ ERWACHEN. 



H(*'rem I^ben, 
Hierauf unter einem allgemeinen Chor steigt durch 
scheiDbar physische Anstrengung, so wie durch geistige 
Mitwirkung der Palast wieder verherrlicht in die Höhe, 
ein Theil der Vegetation bleibt und ziert. 

Epimenidee. 
(Nacb oben.) 
Wie selig euer Freuud gewesen, 

Priester. 
Tadle nicht der Götter Willen, 

Wirst du, wie die Folgezeit. 
Glaube, Liebe und Hoffnung, ihren gegenwärtigen 
Zustand erhebend, wenden sich einzeln an die verhünde- 
I ten Monarch^]. 

!E)pinieaides. 
Die Tugenden, die hier ein kräftig Wirken 

(Br fQbrt eine blBher Terborgeu geULebeae Verschleierte her- 
k Tor und acblSet Ihr den Sehleier zurück.) 

Einigkeit. 
Der Geist, der alle Welten schafft, 

Epimenides. 
B Und wir sind alle neugeboren. 

Und ist auf ewig nun erfüllt. 
Allgemeines Chor. Durch Vereinigung der Krieger 
und Einheimischen geschieht der Uebergang zum Ballet, 
a welches die Frende de? Wiedersehens, Erkennens, Fin- 



374 BPIMBNIDBS ERWACHBN. 1815 



April 6, Weimar. 669 

[NachmittagB] Sendung von Berlin, Duneker und 
Weber.* 

Tgb. 5. 165. 16. 
] [April 7, Weimar.] 670 s 

Ew. Durchlaucht für die erste Nachricht des aufge- 
führten ,Epimenide6* unterthäniget dankend lege das 
Werklein selbst zu Füssen, wie ich es so eben erhalte. 
Ob man gleich dem gemeinen Menschenverstand ge- 
mäss wohl sagen könnte, der weise Mann hätte früher lo 
aufwachen oder länger schlafen sollen, so muss man sich 
doch in die Schickungen ergeben, die so über grosse, 
wie über kleine Dinge walten. Mag doch der poetische 
Prophet den Deutschen abermals bildUch darstellen das 
Ungeheure, das sie gelitten, wovon sie sich befreit, und i& 

was sie zum zweitenmal wieder gewinnen sollen.* 
An d. Herzogin LuiRe. — Br. 25. 254, 17— 255, 4. 

April 7, Weimar. 671 

[Vormittags] ,Epimenide8* an Serenissimam^ und 

Geheimen Eath von Voigt. » 

Tgb. 5, 155, 19 f. 



* Vier Frei-Bxemplare des Festspiels und Nachrichten über 
dessen Aufführung (vgl. Nr. 672. 673 und W. 16, 531 *). Bios 
dieser Bxemplare dürfte das noch Jetzt in Goethes Biblio- 
thek befindliche Handexemplar des Dichters sein, in dem M 
dieser eigenhändig einige Aenderungen eingetragen hat, und 
zwar: S. 17 (V. 224) ist der Druckfehler „voll" in „von" ver- 
bessert: S. 38 ist vor „Sechzehnter Auftritt", die neue Einthel- 
hing „Zweiter Aufzug" eingesetzt und der Auftritt als „Er- 
ster" bezeichnet (dem entsprechend S. 47 f. bei Auftritt 19 so 
und 20 am Rande mit rother Tinte die Zahlen 5 und 6 bei- 
geschrieben); S. 51 über (V. 745) „Hast du ein gegründet 
Haus" die Worte „Unsichtbares Chor", über (V. 753) „D&- 
monen seid ihr. keine Genien!" der Name „Bi^menides", vgl. 
ferner über Goethe« Handexemplar 297, 13—15. — Wegen » 
des übrigen Inhalts der Sendung vgl. Nr. 672. 673. 

* Anspielung (ebeneo 376, 8—13) auf das am 25. März ge- 
schlossene Bündnlss gegen Napoleon, der am 20. in Paris ein- 
gezogen war. Die Antwort der Herzogin s. GJ. 23, 40. 

■ Vgl. Nr. 670. 40 



laU BP1UBN1D&8 EBWACHEN. 37S 

April 9. Weimar. »73 

E- W, gefällige boltÜge Nachricht' von der guten Auf- 
nahme des jEpiinenidea" erkenne ich dank barlichst, imd 
«■tinsche eine solche Wendung der Zeitläufte, dass unwere 
1 Arbeit auch in Zukunft erfreuen könue. Ich Jiiugne 
nicht, da*ia ich der ^o gduu^onen AulTülirunt,' lieiwülinen 
Tuid mich bei soviel Pracht und Kunst vonsiigjich auuli 
Ihrer Compo^tion hätte erfreuen mögen. 
An B. Ä. Weber. - Br. 25, 266. 8-15. 
10 April 9, Weimar. 673 

Die beiden letzten Sendungen, welche mir die Nach- 
richt von der bevorstehenden und wirklichen Aufführ- 
ung des jEpimenides' zugleieli mit den Aushängebogen 
und einigen Exemplaren in die Hände lieferten,^ erkenne 
» ich dankbar, so wie ich auch die Bemühungen, dae Stück, 
sowohl durch Zei tu ngs- Artikel, als durch ein Vorwort,' 
beim Publicum einzuführen, gar sehr zu ecbattcn weiss. 
Herrn Profenuior Levezow bitte für seine wohlgesinnte 
»ind woblgedachte Darstellung auf das allerüchönste zu 
to danken. 

Was Ihren erneuerten Wunsch wegen abermaliger 
Verlängerung des Termins Ihres Verlagsrecht«'' betrifft, 
werde ich mich billig finden Wsen, und keine neue Aua- 
gabe so leicht übereilen. Soviel für diessmal, damit 
» wenigstens ein vorläufiges AVort mit heutit,'i'r Post an Sie 
gelange. 

An K. F. W. Duneker. - Br. 25. SS«. 20- 2r>7, 11. 
April 9, Weimar. 674 

[Morgens Briefe an] (Ja pellme ister Welwr, Duneker, 
ao Berlin, ,l-:i)inienides' [s. Xr. G72. G'iti'\. 
Tgb. 5. 1B5, 27 f. 

' Vgl. Xr. 660. 
■ Vgl. Nr. 665 und Ö6©. 
' Von Levezow. vgl. 2»7. 3—15. 3T«, 20—25. 
IS * ,31a Ostern 1816 oder miDdentenB hin Ende Ifitr," <Br. 26, 
398 zn 257. 7), vgl. Sülä. 4— fi. 3»i3, 13-17. 



876 EPIMENIDES ERWACHEN. 1815 



April 13, Weimar. 675 

E« wird nun bald jährig, dass der verewigte IfTland 
mich zu einem Festspiele aufforderte.^ Bedenkt man, 
wie schnell es geschrieben, durch mancheriei Hinder- 
nisse aber verspätet worden, so dass es erst jetzt, in dem s 
ßonderbarsten Augenblicke erscheint, so könnte man ge- 
neigt sein, auch hierin eine Schickung zu sehen, welche 
in kleinen, wie in grossen Dingen waltet. Denn wenn 
das Stück, nach seiner ersten Bestimmung, den Deut- 
schen, was sie gelitten, bildlich vortragen, und ihnen so- lo 
dann zu dem errungenen Heil Glück wünschen sollte, 
so mag es jetzt aussprechen, welchen grossen Werth das- 
jenige habe, was sie zum zweitenmal erkämpfen müssen.* 

Mit aufrichtigem Dank erkenne ich, was manche 
Monate daher, zur Auifführung des Stücks vorbereitet is 
worden, freue mich und bewundere herzlich, wie eine 
einsichtige, thätige Intendanz zuletzt alle Strahlen in 
einen Brennpunct zu der grossen und herrlichen Wir- 
kung versammelte. 

So ist mir auch höchst schätzbar und hat meinen ao 
ganzen Beifall, was E. W. zu Gunsten dieser Angelegen- 
heit mitwirken mögen. Die Absicht des wohlgeiungencn 
Vorworts' in seinen drei Theilen ist dem Endzweck voll- 
kommen gemäss und konnte nicht verfehlen, eine schnel- 
lere, günstigere Aufnahme zu bewirken. 95 

Denn auch ich bin vollkommen der Meinung, dass 
man alle Ursache hat, das Publicum vorzubereiten, so- 
bald man etwas unternimmt, dessen Bahn ausserhalb 
des gewöhnlichen Gleises liegt. So klein unser Weima- 
risches Publicmn ist, und eher zu übersehen, so habe 10 
ich doch niemals verfehlet, bei den mannichfaltigen und 
oft seltsamen Versuchen, die wir mit fremden und un- 



» Vgl. 2Ö8. 28- 299, 38. 

■ Die gleiche Betrachtung in Uhnlichen Worten 374, 16. ;JT. 

• Vgl. 297. 3-15. 35 



„■tir -liirr-t; r.-h*.l.!r.'l>'- Vtnl-.* 



THit liebe- um) SoTTfalt 



«ffblK- »V'i'liPd'- 



'liWti«' «lull tf* 

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, imd II- Jt^Q !■■ 



378 EPIMBNIDES ERWACHEN. 1815 



[April 13, Weimar.] [«7»] 

dung mit dem Publicum auch in Berlin stattfinden, so 
würden die trefflichen Absichten des neuen Herrn In- 
tendanten dadurch gewiss sehr gefördert. 

Lassen Sie mich nun, nach diesen Betrachtungen, » 
dankbar auf die so genaue und unbewundene Eelation 
von der Aufführung unseres Festspieles^ hinblicken. 
Diese freundliehe Klarheit und billige Gerechtigkeit 
thut wohl, indem sie unterrichtet und uns den grossen 
Complex eines angefüllten Schauspielhauses vor Augen lo 
stellt, wo Bühne, Parterre und Logen in ewiger Wech- 
selwirkimg begriffen, ein grosses belebtes Ganze dar- 
stellen, das vielleicht das Höchste ist, was Kunst und 
Kunstliebe zu Stande bringen und gemessen kann. Ich 
müsste in's Einzelne gehen, wenn ich aussprechen wollte, u 
wie sehr mich das so scharfe als zarte Urtheil erfreut 
und befriedigt hat. 

Höchst nothwendig war es freilich, ässs der unerwar- 
teten Wendung der Dinge gedacht, und hoffnungsreiche 
Trostworte aus dem Munde des Kretensischen Sehers ao 
vernommen würden. Es hätte diese Ermuthigung nicht 
bosser ausgedruckt werden können, als es durch E. W. 
geschehen ist.* 

Mögen Sie mich des Herrn Intendanten Hochgeb. 
zum angelegentlichsten empfehlen, und mir in Ihrem n 
werthen und geistreichen Kreise ein geneigtes Andenken 



* In dem, auf Veranlassung des Grafen Brühl geschriebenen 
(vgl. WH. 11 (1), 120 *). Briefe l^evezcws vom 3. April. 

• ,.Im Miirz 1815 sehreibt Duncker an Goethe, er sei Veran- 
lassung gewesen, dass Graf Briihl den Prof. Levezow veran- so 
lasst habe, zum Hinweis auf die augenblickliche politische 
Situation (Napoleons Rückkehr von Elba) eine Strophe ein- 
zulegen und schickt dieselbe mit", Fielitz in W. 16, 553 ♦. wo 
aiK'h die neun, dem Epimenides in den Mund gelegten, nach 
dessen Worten „Und ist auf ewig nun erfüllt" (V. 931) ein- » 
geschalteten Verse mitgetheilt sind. 



EPIMBNIDES KRWArHEN. 



lApHI IS. Weimu-.) |«7i| 

crhalttn, so werden Sic finen meiner lielj^teii Wünsche 
erfüllen, dem freilic-h ein zweiter sich sogleich lebhaft 
tLnEchlieaet, dÄSS ich nemlich so riele vorzügliche Män- 

1 ner in Person, theils zum ernlonmal, Ihcils in Hüeker- 
innerung voriger guter Zeiten hegrüsticn iiuil verehren 
möchte. 

Sollten femer E. W. Änlaäs nehmen können, der 
sämmtlichen Künstler-Gesellschaft für den Ernst und 

a die Liebe zu danken, welche Sie meinem Stück widmen 
wollen, 80 würde ich, wenigstens zum Theil, mich von 
einer Schuld erledigt fühlen, deren Umfang mir durch 
E. W. genaue Nachricht sehr deutlich und anschaulich 
geworden. 

E> An 3. Ä. C. Levezow. - Br. 25, 258. 3- »11. 18. 

April 13, Weimar. 676 

[Früh] Briefe. [An] l'rof. Levezow, Berlin, ,Epime- 
nides' [s. Xr. 075]. 
Tgb. 5. 156. 13. 

D April IT, Weimar. 677 

Da Du, mein lieber schweigsamer Freund, gerade zur 

rechten Zeit die Zähne von einander thust, so soll Dir 

das bisherige Versäumniss von Herzen verziehen und 

überdiess der schönste Dank gesjigt sein. Schon waren 

» mir verständige und ausführliche Xaehrichten von der 
Aufführung des .Epimenides' zugegangen,' nun kommst 
Du al)er mit kühner Feder, das Tüpfchen auf das i, 
das Häkchen über's u zu setzen, und nun wird mir die 
Schrift ersi vollkommen lesbar." 



■ Vgl. 875, 2 f. 11-13. 378, 5—7. 

■ Zelter an not'the Milre 31 und Apill 1: ..Emilieb imd gesteni 
Ist <li>r .Gplmenldes' fclUcfcUch vom Stapel gelaufen. Die 
Wlrktiniz war bedeutend nnd, trotz der A'erwilhnong unsrea 
Publicum«, der Verspiltung des Stücks und mancher kleinen 
Fmntanle. deren Anordnune Ut>eral1 den Dichter selbst vpr- 
laoct lial>eD wilnle. hat es getroffen-, Jn es eracbleD wie eine 



380 EPIMEXIDES ERWACHEN. 1815 



[April 17, Weimar.] [677] 

Alles beruht darauf, dass ein solches Stück ein 
Dutzend mal hintereinander gegeben werden könne. 

prophetische Vision und zugleich wie eine Probe des Ezem- 
pels. Man hatte geglaubt, . . das Stück werde auf die neue- & 
sten Tage nirgend passen; eine gute Stimmung von yom 
herein war nicht zu erwarten; ich selber war verlegen und 
hatte mich iu's Orchester geschlichen, um zwischen dem Thea- 
ter und dem Publicum im Freien zu sein. Der Anfang Terzö- 
gerte sicli, das volle Haus ward unruhig und mir bange. lo 

Die Ouvertüre kam: Weber hat entweder nicht Zeit ge- 
habt oder er hat bedacht, dass die Muse selbst die Ouver- 
türe spricht; kurz er hat einen massigen, würdigen, wiewohl 
etwas lugubren Eingang zum Stücke gemacht, der sich sehr 
wohl ausnahm. Die erste Stanze schon, etwas breit, aber 15 
gut gesprochen, erregte stiUe Bewegung, und beim Abgange 
der Muse bemerkte ich an mir selber und im Hause eine 
bessere Stimmung, die durch das heitere Lied der Genien voll- 
kommen ward. 

Der Dämon der Unterdrückung, etwas afifectuos, doch klar ao 
und fest gesprochen; seine Bestechung der Liebe und de« 
Glaubens, wie der unselige Zustand verlorner Freiheit und 
Unschuld, und die endliche Befreiung durch die Hoffnung, 
machen eine tief eindringende Scene. Die l)eiden Tugenden 
duckten sich wie getretene Hühner und, wie gesagt: mich i* 
hat die Scene in ungeheure Bewegung gesetzt. Und gefühlt 
haben sie's alle, Gott sei Dank! wenn sie's auch nie erken- 
nen; es ist ein Griff in die Natur menschlicher Verderblich- 
keit (mors stupebit et natura)^ den sie rasend Übel nehmen 
würden, wenn sie den Genera ll)ass wüssten. ao 

. . 1. A p r i 1 . . Gestern Abend war die erste Wiederhcrfung 
des »Epimenides'. Hatte das Stück gestern den gewöhnlichen 
Beifall eines guten Stücks, so war heute der Hof darin, der 
gestern fehlte. Ein l)edeutender Theil des Publicums sähe ea 
heute zum zweiten Male und die Aufnahme war von vorn- 35 
herein wHrmer, vorbereiteter, und die gestrige Aufführung wie 
eine Generalprobe zu betrachten. Weber ist über allen Aus- 
druck vergnügt. Er hat mit grosser Anstrengung arbeiten 
müssen, weil der Graf Brühl ihn drüngte. und man erwartete 
eine mühselig kalte zusammengestoppelte Musik. Hat er 40 
manches verfehlt, ja manches zu gut machen wollen, so sind 



wie EPIMEXinBS ERW.\rilKN. 381 

(AirrU n. Weimacl |6771 

Vprg&genwärtige man sich die ElemenU'. ans wiOchen 
i'ine solche Vorf^tellung zusamni eil gesetzt ist, uml man 

lluu dagegeii HaupuuHSäea Eur BtMMiiidei-uug t'f'ungt'ii. Die 
S««De mit dem Braudscbelii mif deuj Thr'nter Ist voIIkoimiiL'U. 
Er Lai vlel'-e auf si-geuannte nn4odraniaiiscbf Art eoQip.FuIrt 
üuil gasix roraügJiel], zu welcher Art er UlMjrliaupt viel Ge- 
schick hat. Mit der List hat er sich viel uodackbare Mühe 
gegeben, tind dadurch ist diese Person zu I7rj8<.-b geworden. 

D Vau Schlecken und Schleichen, was er ausdrücken wollte, 
geht dadurch In Eoipflndsnmkclt über, dase er sich zu lange 
damit aufltiilt uud den Gang des Stdcks bimleit; übrigens Ist 
diese List ein wairer Diluton für jeden Componisten, Die 
Chöre, welche bei uns einen Appnmt baben, wie nur grosse 

i Theater haben liiinneu. machten sich, besouders durch das 
Auftreten der verschiedenen Viilkerschntten. sehr Imposant. 
am meisten für das Auge. Unserer ersteu .Silogerln bat Weber 
eine grosse Pracblarie mit coucertlrendem Chor gcgcUeu. die 
ganz zuletzt ein opiia ist. Pas Stiick spielt hier 2Vj Stunde, 

do>-b ward es in beiden Tagen besonders dadurch aufgehalten, 
dass eine unendilcbe Menge Kraftphrasen und Sentenzen In 
langen Puisen beklatscht und berufen worden, wesshalb die 
Spieler eo lange Innehalten müssen. Manchmal scbien's, als 
wenn die Menge sieb In zwei Chöre bildete, um diess und 

3 Jenes hier oder dort zu beklatschen: dann Terelnigte sich 
wieder alles und knrz, leb habe meine Lust daran gehabt. 
Am ersten Tage Hessen die Schauspieler das. was sieb auf 
die Person des Königs bezieht [vgl- W. 16. ,'HÜ zu V, 001], 
aus. well der Künig alle solche Beziehungen Tcrbeten. Ja 

s verboten hat: dIess hat Jedoch gestern gesprochen werden 
niflssen, und der Beifall war wüibeud. Dazu gekommen Ist 
noch gestern, dasa am Schlüsse, wo sich die allgemeine 
Gruppe bildet, über dem Frontisiilce des Tempels sich der 
Triuraphwagen des Brandenburger Thores erbebt und nuf- 

i Stellt. Unter den sprechenden Pernonen hat sich Bpimenldes 
durch Zasammenhang. Deutlichkeit. Ruhe und Würde her- 
vorgethan; die Llel)e ward schön gesungen, weniger gnt 
gesprochen. Die List: ein schlanker, schöner, glatter, lüng- 
licher ducksamer Courtisan. ausnehmend gut nnd reinlich ge- 

a sangen, der Kerl hat eine Zunge wie eine Specknudel. Die 
Aufführung selbst war weit mehr im Ganzen, als ebegeBtern. 



882 EPIMENIDES ERWACHEN. 1815 

■ ■ ■• 

(April 17, Weimar.] [6T7] 

wird aa einer glücklichen An&fühxung beinahe ver- 
zweifeln. 

1. DieArbeitdesDichtersalß Grundlage^ der 
durchaus hier immer den äussern Sinn beschäfti- & 
gen und zugleich den innem anregen will, der vom 
Zuschauer verlangt, dass er jeden Augenblick 
schaue, merke und deute. 

2. Der Componist, der das Gedicht begleiten, 
tragen, heben und fördern soll, und auch diese lo 
seine Pflicht mehr oder weniger erfüllt. 

3. Das Orchester, das die Intention des Capell- 
meisters vollkommen ausführen soll. 

4. Schauspieler und Sänger, die an dem 
ihnen in die Hand gegebenen Leitfaden sich durch is 
so manche Gefährlichkeit hindurch zu winden ha- 
ben, jeder einzeln seine Pflicht thun, und doch auf 
die übrigen merken soll. 

5. Gedenken wir der Kleidung, die auch nicht 
gleich paest und bequem ist. ao 

6. So mancher kleinenEequisiten, auf die so- 
viel ankommt. 

7. Der Decoration, deren Erfimiung zum Gan- 
zen stinmien, an deren Verändrung nichts stocken 

soll. 86 

8. Und nim dann ein Publicum aus so vielen 
Ständen und Culturen zusammengesetzt, das, wenn 



Die Leute spielten fi-eier, runder, geistiger. Das Auftretan 
der Hoffnung ist von grosser Gewalt. Diese Scene bat mich 
wieder tüchtig angepackt, wiewohl sie noch nicht vollkom- ao 
men gegeben wird. Sie ist der geheime Leib» woran alle 
Glieder festgesetzt sind; — in Buhe, aber ungeheuer. 

Mir ist der ,Epimenides' ein rechtes Pflaster auf die Wun- 
den gewesen, die u^ir Tags vorher der verruchte .Vier und 
swanzigste Februar* wie mit Fleiseherbellen geschlagen hat" u 
<G.-Zelter 2. 150-154). 



E3PIUBN1DB8 BRWACUBN. 3S3 

IT, Weimar.] [glTj 

gleich ruit guU-iii ^ViHou, .ioc)i nur kalt ihm] unvor- 
bereitet heran kommt, und dem man gar nicht übel 
nehmen kann, wenn es im gegenwärtigen Fall mit 
Unglauben, und in der schlechteeton Stimmung der 
Welt sich versammelte. 



Wieviel Dutzend zinnerne Teller gehörten dazu, um 
die refractären Ingredienzien einer solchun Glocken- 
speise zn schmelzen, (vid. C e 1 11 n i II. Th. pag. 176.)' 

Bei öfterer Wiederholung ist es ganz etwas Anders, 
da entstehen ohne Blasebalg und Flammen, ohne Kunst 
und Vorsatz, die zartesten Wahlverwandtschaften, wel- 
che jene abgesondert scheinenden Glieder auf die gefäl- 
ligste Weise zu einem Ganzen verbinden. Von der 
hftndelnden Seite mehr Sicherheit und Gelenkigkeit, er- 
worben durch I'ebung, gestärkt durch Beifall, getragen 
durch lebendige Ein- und Uebersicht des Ganzen. Von 
der schauenden Seite Bekanntschaft, Gewohnheit, Ge- 
fallen, Vorurtheil, Bnthusiafimus, und wie die gutes 
Qeiater alle heissen mögen, ohne die uns die Iliaa und 
Odysaee selbst nur ein todtes Gerüste bleiben würde. 

Daher kominfs nun, dass bei lebhafteren Nationen 
die Stücke, die einmal gegriffen haben, in's Unendliche 
wiederholt werden können, weil die Schauspieler das 
Stück und das Publicum die Schauspieler immer mehr 
durchdringen, ferner auch ein Stjwlt-Sachbar den iindern 
aufregt, in's Theater zu gehen, und das allgemeine 
Wochengespräch zuletzt die Noth wendigkeit hervor- 
bringt, dass jeder die !N'euigkcit gesehen habe. Su er- 
lebte ich in Rom, dass eine Oper, ,Don Juan' (nicht der 
Mozartische),' vier Wochen, alle Abende gegeben 
» W. 44, 212. 17—23. 

* ,11 Cmivlto dl pletra. ossla 11 Don ClovaDDl' von Fraa<'eH('0 
GardI erschien im gleichen Jabre, wie Mozarts ,Don Juan'. 



384 EPIMENIDBS ERWACHEN. 1815 



[April 17, Weimar.] [677] 

wurde, wodurch die Stadt so erregt ward, dase die letz- 
ten Krämers-Familien, mit Kind und Kegel in Parterre 
und Logen hauseten, und niemand leben konnte, der den 
Don Juan nicht hatte in der Hölle braten, und den Gou- 5 
vemeur, als seligen Geist, nicht hatte gen Himmel fah- 
ren sehen. 

Diess Alles sage ich Dir, mein Freund, mehr zum 
Schwätzen, denn ich spreche zu einem Wissenden, . . . 

Das6 Du die Achse, worauf sich mein Stück herum- lo 
dreht, (doch, wie ich hoffe, ohne Knirschen und Knar- 
ren,) so fest gehalten und tief empfunden, freut mich 
sehr, ob es gleich Deiner Natur ganz gemäss ist. Ohne 
diese furchtbaren Ketten wäre das Gtenze eine Albern- 
heit. Dass dieses Exempel an Frauen statuirt wird, macht is 
die Sache lässlicher, und zieht sie in's Gebiet der Rühr- 
ung; doch wollen wir nichts weiter davon reden, sondern 
die Wirkung den Göttern anheim stellen. 

• ••••■•••••• 

... Da wir die Berliner zum Nachdenken und zum «o 

CalembouT^ gebracht haben, so wollen wir's eine Weile 

dabei bewenden lassen. 

An Zelter. — Br. 25, 266, 14— 268, 10. 15—24. 270, 11—13. 

April 17, Weimar. «78 

[Nachmittags] Von Duncker ,Epimenide8', zwölf «& 

Exemplare. Brief des Grafen Brühl. . . . [Brief] An 

HnZelter, ,Epimenides', . . 

Tgb. 5, 157, 3 f. 6 f. 
April 22, Weimar. 679 

. . beiliegendes Heft,* das, einer glücklichen Epoche ao 
angehörend, durch ein seltsames Geschick bis in die 

* Zelter erzählt in seinem inzwischen auch eingetroffenen 
Briefe voin 11. April, man beschäftige sich auf mancher!^ 
Art mit der Auslegung des Festspiels; „Einer hat das Stück 
I — wie — menen — Sie — desB? genannt, welches voll- » 
kommen Berlinisch herauskömmt" (G.-Zelter 2, 166). 

■ Erster Druck des Festspiels. 



Ifitfi BPIMBNIDE8 BRWACREN. 383 

lAprH n, Wutaiiir.l (W»] 

jetzige verspätot worden, eniptiehlt sieh gleichfalls einem 
wohlwoJk'iidi'n und einsiehtigfD FrlheiL 
Ao BichÄttdt - Bp. 28. 277, 18-21. 
1 April 22, Weimar. 680 

Man weise wahrlieh nicht, woran man besser thut, ob 
sich über die Zustande aufisukläreo, oder sich darüber zu 
verdüsteni. Ja, beides will nicht gelingen: wer sollte 
eich die Kräfte, die jetzt wieder in Bewegimg sind, und 
ihre Wirkungen klar machen können, und wer köimte 
jetzt im Dunkeln und Trüben verweilen, da jeder Tag 
die Wolken, die er bringt, wieder auseinander reiset? 
Epimenides seihet würde diesemal nicht in einem heil- 
samen Schlummer verharren können, 

15 Und so folgt denn hier das Werklein, das vor kurzem) 
als ich Dir's vorlas, noch ein besseres Ansehn hatte;' 
es mag denn als ein seltsames Documeot einer so merk- 
würdigen Epoche in der Geschichte der deutschen Poe- 
sie seinen Platz einnehmen. 

K An Knebel. — Rr. 25. 278, 10—24. 

April 22, Weimar. 681 

[Früh] Nebenstehende Briefe und Expeditionen. . . 

[An] Geh. Hofrath Eiehetädt, mit . . ,Epime- 

nides' fs- Jfi"' ß79]. An Majorvon Knebel, mit 

16 .Epimenides' [s. Nr. 680]. 

Tgb. 5. IßT. 24-27. 
HApril 27. Weimar.] 682 

Obgleich, mein verehrter Freund, beikommendes Ge- 
dicht noch vor acht Wochen ein besseres Arsehn' hatte 
ß als jetat, wo es eher zu trauriger Betraehtung, als zu 

' Der selbe Ansdmok Z. 28; wegen der poXtl.scheD Aosplelnng 
vgl. 374, 37-SO und wegen der Vorlesung am 12. und 13. De- 
cember 1814 s. Nr. 643 f. 

'Der gleiche Ausdnick wie Z. 15 f., und Im Folgenden die 
" nelben. durcli die nenesten poUtiBoben BrelgniBse i 
teil. Be!mphtungi-n wie In Nr. 670. 

Orilf. Oottbe ttbfi- 8, Dichtungen T. II, B 1. 



886 EPIMENIDES ERWACHEN. 1815 



][April 27, Weimar.] [182] 

frohen Gefühlen Veranlaßsung gibt, so will ich es doch 
übersenden, da man in diesen bedenklichen Zeiten das 
Denken doch einmal nicht unterlassen kann, und dann 
hat doch die Poesie immer etwas Versöhnendes, wenn * 
sie uns mehr zum Ueberschauen, als zu einer besondem 
Theilnahme auffordert. Uebrigens ist es auch nicht un- 
zeitig, das« die Nation öfters daran erinnert werde, was 
sie verloren hatte, was sie eroberte und jetzt zum zwei- 
tenmal wieder erringen soU. lo 
An V. Trebra. — Br. 25, 286, 1—12. 

April 27, Weimar. 683 

[Abends? Brief an] von Trebra, ,Bpimjenides^ 

[s. Nr. 682]. 

Tgb. 5, 158, 28. 16 

April 29, Weimar. 684 

Indem ich ein Packet . . überschicke, entschuldige ich 
mich, dass ich kein Exemplar des ,Epimenides* für unsere 
theure Prinzess [Caroline] ablassen konnte. Meine Ber- 
liner Papierfreunde haben sich nicht zum freigebigsten «> 

erwiesen.^ 

An Knebel. — Br. 25, 289, 1—7. 

Mal 1, Weimar. 685 

Das hätte Paläophron' wohl nicht denken sollen, dass 

er nach so langen Jahren abermals ein Festspiel seines ^ 

^ Nach 374, 2 f. 22 und 384, 25 f. waren von Duncker nur 
16 Exemplare an Goethe geschickt worden! Der Prlnsessln 
CaroUne hatte yermuthlleh Knebel in seiner (nicht bekannten) 
!/Lntwort auf Nr. 680 gedacht; sie hatte sich den Druck von 
Berlin kommen lassen (vgl. Charlotte Schiller 1, 709 und 6.- so 
Knebel 2, 170). 

Charlotte SchiUer wird eine der ersten Exemplare von Goe- 
the erhalten haben; sie schreibt schon am 15. April hoch- 
erfreut über die Dichtung an Knebel, und offenbar auf deren 
Lecture hin (s. Charlotte SchiUer-Knebel S. 191. 203). u 

* Das helsst: Graf Brühl, der bei der ersten AufTührung von 
Goethes »Palftophron und Neoterpe' (1800 October 31) die 
Rolle gespielt hatte. 



1815 KPIMENltlES ERWACHEN. 387 

(IUI 1, WeiiMi-.] [Mf] 

Dichters, durch pcrsöti liehen Eiufiuse iiegüiistigpii, uud 
ihm einen entschiedenen Beifall erringen werde. 

Schon ward ich, durch die Berliner ZeiUing, aufmerk- 
sam. wif man 6a? Piihlifiim auf tlli'^^t^ |irnl>li'iniitische 
Stück, »ehr wohlbeiiacht, vorbereitet haU.-. So kam mir 
auch das Vorwort bald zu Händen. Einzelne gute Nach- 
richten gingien ein, bis denn zuletzt, durch Ihre Vor- 
sorge, HeiT Profciiöor Ijcvezow von allem Vorgegangenen 
10 und Geleisteten umstand lielist unterrichtete,' und mich 
dadurch möglichst an Ort und Stelle versetzte. Und 
so will ich denn gern gcstehn, daiw, ob ich gleich nie- 
mals grosses Verlangen trug, einer Vorstellung meiner 
Stücke beizuwohnen, ich mir do^h, um dieses nicht zu 
li versäumen, Faust« Mantel recht sehnlieh geitünscht 
habe. 

Uelterzeugen Sie Sich, mein trefflicher Freund! dasa 
ich den gefiihlteflten Dank desshalb in meinem Herzen 
verwahre, und solchen, insofern es in meinen Kräften 
w steht, auch in der Folge theilnehmend au bctliätigen 
wünsche, wie ich denn überhaupt allem, was Sie im Ein- 
zelnen des Stücks, bei allenfalls wiederholter Auffüh- 
rung anordnen werden, zum voraui' meinen uulM-dingten 
Beifall zu--ichere.' 
a Wie glücklich die höhere Stelle, welche Sie iM-kleidi-n, 

auf Theater und Publicum wirken mu^;^, ist gar nicht 
zu berec-hnen, die^'s zeigt der einzelne Fall, wo Sie bfxh- 
sten Orts einige Heden kl ich keiten sogleich mit wenis'-n 
Worten auflösen und zun-elitlegen konnten,* 

» ' Vrf. 378. 5-lT. 

■ VgL die Briefe des «rufen Briihl vom 10. nod 12. April iWn. 

11 I].. IIS. lau. 

' Cint Brühl an f;<ierhe, A|iril 1": ..Ihr Kn>a|>riiu w;ir w.iLr- 

hafl enlEüokt dariilMT (UIxt dl>- AiifTühnmi:) . . Bl.-*> «h* 

Js Er» hi'lnen p[nes modemeo Krii-cshers iw'm^lwD ao'ik-n 

Fornien hat iliu ein weniR eepti'-ni dfK-b piti er iii'-h amh »•'hr 



388 BPIMBNIDES BRWACHBN. 1815 

[Mai 1, Weimar.] [686] 

und gerade i&t dieses der Punct, auf welchen ich Sie 
im Stillen Ihre Aufmerksamkeit zu richten bitte. Man 
hat die höheren Forderungen der Poesie, die sich eigent- 
lich auf dem Theater nur symbolisch oder allegorisch s 
aussprechen können, der Tragödie und Komödie durch- 
aus verkümmert, imd alles, was nur einigermassen die 
Einbildungskraft in Anspruch nimmt, in die Oper ver- 
wiesen, imd auch hier hat sich die Prosa des Trauer- 
und Lustspiels, ja des Dramas nach und nach einge- lo 
schlichen, daßs die Geister selbst oft die prosaischsten 
Figuren von der Welt sind. 

Diese Bichtung, in welcher sich Autoren, Schauspie- 
ler, Publicum wechselsweise bestärken, ist nicht zu än- 
dern, ja ihr nicht gerade entgegenzuarbeiten; aber sie i» 
zu lenken und zu leiten geht doch an, und wenn man es 
auch nur im Einzelnen thut; hierzu habe ich früher die 
Masken, später die spanischen Stücke gebraucht. Es 
ist aber immer eine Gefahr dabei. 



xo 



Herr Geh. Hof-Kath Kinns gibt mir Nachricht, dasa 
Sie, verehrter Freund, den Beifall, den Sie meiner Ar- 
beit gaben, auch noch, zum üeberfluss, durch goldene 
Zeugnisse bekräftigen wollen, wofür ich den verbind- 
lichsten Dank erstatte.^ ts 

An d. Grafen K. F. M. P. v. Brühl. — Br. 25, 290. 23— 
292, 19. 294, 21-26. 

Mai 1, Weimar. 686 

[Abends? Brief an] Graf Brühl, Antwort, Dank 

pp., Berlin [s. Nr. 685]. 30 

Tgb. 5, 159. 13 f. 



bald zufrieden, als ich ihm bemerkbar maebte, dass bei alle- 
gorischen Darstellungen dieser Art die Verschiedenheit der 
Costtime den Reiz des Ganzen vermehre und das Bild viel 
farbiger und unterhaltender mache" (WH. 11 (1), 120 •). 35 

* Vgl. Nr. 688. 



iSa EPIMENIDES EBWAClf K.V. Saü 

][Mai IT, Weimar.] «87 

Zuvörderst . , ersuche ich, mir vom Theater von Zeit 

zu Zeit Xachricht zu geben, denn da ich mit dem Grafen 

Brühl, den icli als Knaben gekannt, in gutem Verhalt- 

t nisse stehe, da es durch seine Bemühung, mit dem ,Epi- 
menidea' so gut abgelaufen, so möchte ich ihm gern 
etwa£ zu Liebe thun, und überhaupt mit dem Berliner 
Theater im Ein verstand niss bleiben. Es bedarf nur eini- 
ger Anregung, und ich arbeite wohl wieder eine Zeit- 

) laug für die Bühne, uud dann ist deun doch Berlin 
der uiuzige Urt in Deutschland, für den man etwas zu 
unternehmen Muth hat. . . . 

Seit einiger Zeit habe ich gerade so viel Humor, 

i Aufsätze in's ,Morgenblatt' zu geben; damit Du aber 

nicht lange zu suchen brauchst, bezeichne ich Dir die 

Xummera und wünsche, dass Du sie aufsuchest. 

No. 69. . . . 

„ "5 und 76- Anzeige von ,Epimenides Erwachen'.^ 

! 

. . schreibe mir bald, besonders das Theater IjetrefEend. 
Ich habe wieder einmal einigen Glanben, es sei möglich, 
gerade in diesem Zeitpuncte etwa.s dufür zu wirken, und 
wenn der auch nur ein halbes Jahr hält, so ist immer 

s inzwischen etwa* geschehen. Sind wir doch diesem Glau- 
ben und dieser Beharrlichkeit wenigstens das Weimi- 
rische Theater schuldig. 

An Zelter. — Br. 25. 328, 3—14. 329. 0—13. 15. 334. 1-8. 
Mal 20, Weimar. 68S 

) Anliegend finden Sie die vom Herrn Gcheime-Hof- 

rath Kinns verlangte Quittung oder vielmehr eine In- 
terims-Quittung; ich stelle solche dankbar au^;, mit der 
Bitte, sie bei sich zu verwahren, bis ich von Frankfurt 
her auf gedachte Summe eine Assignation sende, welche 
gefällig zu hoBoriren bitte, ° 

' B. Nr, 668. 

' Vffl. 38S. 21-25. Goettips Abreise tod Weimar ertolsrte am 
24, Mal. 



390 EPIMENIDES ERWACHEN. 1815 



[Mai 20, Weimar.] [MS] 

[Beilage.] Die von Königlich Preussischer Hochan- 
sehnlichen Ober - Theater - Intendanz mir zugedachten 
zweihundert und fünfzig Thaler, in Golde, als Honorar 
für das Festspiel ,Epinienide8', acceptire hiemit * 
dankbar und quittire darüber vorläufig; mir vorbehal- 
tend, gedachte Summe, von Frankfurt am Main aus, 
durch Assignation von Königlicher Haupttheater-Casse 
zu erheben, welche Anweisung sodaan als förmliche ei- 
gentliche Quittung zu betrachten wäre. lo 

An d. Grafen K. P. M. P. v. Brühl. — Br. 25, 341, 20—25. 
342, 1-9. 

Mai 30, Wiesbaden. 689 

[Abends? Sendung an] Major von Luck [nach 
Mainz] ,Epimenides*. i6 

Tgb. 5, 163, 26. 

Juui 15, WiesbadezL 690 

Sehr angenehm ist es mir, dass meine Mittheilungen 

in^B ,Morgenblatt* mit Ihren Wünschen übereintreffen, 

und dass der Herr Eedacteur den Aufsätzen für gute so 

Nachbarschaft sorgt.^ Hierbei folgt abermals ein Bei- 

' Von den bis dalün erschienenen „Mittheilungeu'* kommen hier 
nur in Betracht: der oben (Nr. 662) wiedergegebene Aufsatz 
über ,Ep1menide8* und der, am 8. Juni in Nr. 136 des Morgen- 
blattes erschienene, über ,Proeerplna'. Die „gute Nachbar- 86 
Schaft" kann sich nicht auf die, diesen Aufsätzen Goethes 
folgenden, kleinen Artikel beziehen, sondern nur auf die als 
eine Art Motto vorangestellten Verse, wie deren am Kopf 
jeiler Nummer des Morgenblattes standen; über dem Anfang 
des Epimenide»-Aufsatzes finden wir folgende Zeilen aus Stro- so 
phe 1 und 3 der Ode ,Daa Gegenwärtige* von Klopstook: 

nEhmals verlor mein fliegender Blick in des Lebens 

Kttnftiget sieb, nnd icb scbaf dann, was mir Wunsch war, 

Fast zur Wirklichkeit. 

— — Nun erlebt' ich, was sich tt 

Über Gewünschtes erhob.'* 
Die Nummer vom 30. März hat folgende Verse, die einem 

Gedicht voit Johann Heinrich Voss angehören sollen: 

„Heiterkeit und Trttbe 

Mischte Gottes Liebe, 40 

Dass siih Geist und Herz 

Männlich himmelwärts 

Von dem Staub erhflbe.* 



IttB EI^MBMDBS ERWACHKX, 391 

|J>ai IB. Wieabad«)!.] iew| 

trag,^ niiolittens noth i'iDiges, da^ s^ich ansdüiesat. Auch 
etwas Fruiuidliclieä will ii:li aui die Xadiricbt von der 
Auffülirung des ,GöU' in Dresden erwidern.' 

Bei der jetzigen Stimmung der Theater ist es der 
Mühe werth, fördernd einzugreifen. Ich ha.be noch man- 
ches im Sinne, wie man nach und nach immer mehr 
in'ä Ganze wirken kann. In Berlin hat man ^ p i - 
m e a i d e s' zu drittenmal aufgeführt.' Kosten und 
1 Sorgfalt, welche darauf verwendet worden, stehen im 
Oleichgewicht und geben einen Maseetab für Folgendes. 

Zugleich gt'hen ab: 
1).. 2).. 
i 3) a) zu Schillers und Ifflands Andenken; 

b) Nachspiel zu den .Hagestolzen'.* 
Att Cotta. — Br. 26, 11, 7-20. 24. 27 f. 
Juul 16, Wlmbadeo. 691 

"Die abermalige Recension des ,Epimenides' verdanke 
„ ■ 8. Z. 15 f . 

' Vgl. .GiStz V. Berllctiiiitseii' unter 1815 Juni 9 (Tgb.). 

* VgL Z. 27-2». 

* Das Dnickmanuticrlpt des Aufsatzes ,Zu Schillers und Is- 
lands Andenken' und des diesem sich ansctaUessenden ,Nach- 

5 Spiels*, erschienen Im .Morgenblatt' 1815 Juni 2ß und 27 (Tgl. 
Auhaug II). 

* Zelter an Goethe, Juni 1: ,.So eben Ist der ,E pl meaides* 
zum drlttenmale aufgerührt worden, um die gestern erfolgte 
Ankunft unsers KüniffB zu feiern. 

) Was sieb tuiiuer glücklicher expoiürt, Ist die Mmik. die 
reich an fleissigeu und gltlckllcheD Stellen Ist. Die Ouvertüre 
Ist ganz richtig sehr ernsthaft, und das Lied der Genien 
schwebt so kindlich und belter dahin, wie sich denn die drei 
ersten Auftritte natürlich an einander fUgeiL Eplmenldes 

i [Bescbort] »ptacb mit Ruhe, Deutllchhelt und AnmuUi. 

Die PeueiBcene des S. Auftritts, welche schon wirksam war, 
hat sich noch verbessert, wiewohl der Krlegsdämon [Mut- 
tansch] des Guten fa« tu viel thut: ein braver, geistvoller 
Sclianspleler, der den Wallenstcin und G'ltz beifHllIg spielt. 



392 BPIMENIDBS ERWACHEN. 1815 



[Juni 16, Wieabaden.] [691] 

Dir höchlich. Das Hesultat, das mir entgegeutritt, 
möchte ich so ausdrücken: Es gebricht im Ganzen an 

doch sich leicht übernimmt. Die Musilc dieses Auftritts ist 
ganz vorzüglich und vereinigt sich sehr gut mit dem Gesänge ^ 
des Heereszugs. 

Wären die drei Dämonen, welche freUich nicht beisammen 
erscheinen, etwas gruppenhafter durch die Musik geworden, 
so würde Ich sie volllsommen nennen. Die List hat hübsche 
Muslim; der Schauspieler [Blume] ist ein Naturalist von sch5- lo 
ner Gestalt und Stimme, glatter Sprache, und führt die Partie 
gut, nur ist sie zu lang; auch der Fischer [als Dämon der 
Untcixlrückung] hat sich wirklich orientalisch und stellt einen 
überhebenden, trotzigen, verzagten, verzogenen, sichern, tap- 
ferh Tyrannen recht gut dar. 15 

Etwas näher zusammengerückt sind die drei Tugenden, 
doch ist noch manches zu wünschen, und die Freiheit, welche 
aus der Erlösung entstehen soll, hat keine recht brillante 
Musik, sonst müsste die Scene von grosser Wirkung sein. 

Vom 19. Auftritte [Aufzug 2 Auftritt 5] an, wo alles Auf- 20 
lösung der vorigen Räthsel sein soll, wird getrödelt und will 
sich nicht abwinden. 

Das Lied des Epimenides [V. 745—752: „Hast du ein ge- 
gründet Haus"] Hesse ich lieber sprechen, da er im ganzen 
Stücke welter nicht singt Wie wäre es denn, wenu's hinter ss 
der Scene von einigen Altstimmen gesungen und vom Epi- 
menides nur gehört würde? Mich deucht, so wäre es ein 
gutes Gegenstück zu dem entgegenstehenden Augenbilde, und 
Epimenides könnte dann schnell einfallen und redend fort- 
fahren, so 

Die Kometenscene will mir auch noch nicht recht dünken. 
Er hat keinen Anschein des Ungeheuern und correspondlrt 
nicht mit der Erde. Ich dachte, die Scene sollte eine ähn- 
liche Wirkung haben, wie die Feuerdecoration. Der blosse 
lichte Streif am Horizonte ist nicht hinlänglich und würde S5 
kaum bemerkt werden, wenn Epimenides nicht sein Dasein 
verkündete. 

Der 21. Auftritt [Aufzug 2 Auftritt 7] könnte sich mehr he- 
ben, wiewohl die verschiedenen Völkerschaften zu Fuss und 
Pferde einen imposanten Eindruck machen. Da auf dem *o 
Theater eine sehr starke Musik ist, so wäre es besser, wenn 



GPIUBNIDKS ERWACHEX. 



[Jtuj 1«, Witilmdea] lesi) 

KDbildwagskraft und rjet'iihl, und da mus* bald ein- 
mal UebertreibuDg, bald Errnangelung eintreten. Audi 
dieses ^äbe sich bei öfterer Wiederholung: denn waa 

6 die Menschen nicht erfinden können, das entdecken sie 
doch. Kannst Du es einleiten, dass die Inschrift, 
wenn sie Epimenides nicht recitirt, hinter der Seene 
TOß Geistern gesungen wird, so ist viel gewonnen.' Sie 
bringen das Stück doch gelegentlich wieder, und viel- 

leicht lasiit sich ihm künftig eine selbstständige Form 
geben.* 

Au Zi'lter. — Br. 2(5. 13. '21-U. 8. 
Juli 15, Wiesbaden. 692 

Da nun der Feldzug so glücklich vorwärts schreitet* 

s und das Beste zu erwartcti i^t, so wünsche ich, dass 

auch bei uns Epimenides erwache und uns Freude bringe. 

Wollen Sie wohl mit Herrn Geheimehofrath Kirms 

überlegen, wie man sich mit Herrn Ca i>e Urne ister Weber 

in Verhältniss setzt, um gegen billige Vergütung die 

w Partitur zu erlangen. Besetzen können wir das Stiick 
sehr gut, Herr Beuther wird uns an Decorationen nichts 
fehlen lassen, und Ihre Sorgfalt würde über das (lauze 



das Orchester schmiege, um die Thi'aienuusik abzulüsL-u und 
dte Wirkung von Zeit xn Zeit zu erfrisclaen, welche l>etau. 
bend Ist und etwa dadurch lustig wird. 

Die Bravourarie Ist elue eigentliche Concertarie UDd gebürt 
als solche recht gut hleher, doth ist aie trennend, ja zer- 
Bcbneldeud. und mflsste wenigstens von einer vollkommen 
scfaönea Stimme gesungen werden. Mamsell Einigkeit [FrL 
Maas] weiss nicht, was sie sngt und drückt und dehnt nach 
Ihrer alten Art, und darunter leidet das Stiick gerade da. wo 
es trlumphiren soll" (G.-Zelter 2. IST— ISlt). 

* Dleee Einrichtung wurde bei der AuiriUnuug in Weimar ge* 
troffen, dn Graff, der Iinr,«l.'lliT des Kiihiieuldes, nicht Sän- 
ger war (Vgl. WH. 11 (1). 100). 

• Zelters Antwort vom 26. Juni s. G.-Zeltir 2. 107— IM. 

■ Am 7. Juli zweite Einunhme von Taris durch die Verbltmleten. 



S94 EPIMBNIDES ERWACHEN. 1815 



[J«U 15, Wiesbadeo.] [098] 

hinaushelfen. Denken Sie doch darüber! Ich wünschte 

es zum achtzehnten Oetober zu geben. Es scheint lange 

hin, will aber vorbereitet sein. 

An A. Genast — Br. 26, 38, 13—26. 6 

Juli 16, Wiesbaden. 693 

[Abends? Brief] An Genast, [wegen] ,Epimeni- 

des' [s. Nr. 692], . . 
Tgb. 5, 170, 17 f. 

Octol)er 15, Weimar. 694 lo 

^Wäre mein kleiner Aufsatz über gemeinschaftliche 
Arbeiten für's Theater,- besonders in Fallen, wo Ge- 
legenheitsgedichte verlangt werden, E. W. zur Zeit be- 
kannt gewesen, als Sie die Fortsetzung des ,£pimenides' 
unternahmen, so hätten Sie keinen Augenblick in Zwei- i5 
fei fiitehen können, dass mir nicht ein solches Werk 
höchst angenehm sein würde. Denn auch diese Arbeit 
kann als eine gemeinsame angesehen werden, wenn der 
zweite Dichter den Faden da aufnimmt, wo ihn der erste 
gelassen hat; das erste wird als Exposition angesehn, das <o 
zweite als Folge und Schluss, wie es denn in dem gegen- 
wärtigen Falle ganz eigentlich gefordert wurde.' 
An J. A. C. Levezow. — Br. 26, 101, 11—23. 

Oetober 23, Weimar. 695 

Freilich dient solchen Berathungen,*' zu schneller und » 
vollkommener Entscheidung, am meisten die persönliche 



^ Levezow hatte das, von ihm zur Feier des Sieges bei Water- 
loo verfa8.ste, Festspiel .Des Epimenides Urtheir, nach dessen 
AuiführuDg in Berlin am 16. Juli, mit Brief vom 21., an Goe- 
the geschickt (Br. 26, 374 zu 101, 19). » 

* ,Ueber die Entstehung des Festspiels zu imands Andenken*; 
ei-schien erst 1816 März 18 im , Morgenblatt* (vgl. besonders 
W. 41 (1), 91, 5-19). 

■ Am 29. Oetober erkundigt Goethe sich brieflich bei Zelter 
nach der Wirkung von ,r)es Epimenides Urtheil* (Br. 26. 124, » 
24 f.. vgl. G.-Zelter 2, 204). 

* Hier im Tuteresse des Blücher-Denkmals für Rostock. 



BPIMENIDBS ERWACHKN. 



Gegenwart; wie iuh noch vor L-iniger Zeit zu iDeiiier 
grössten Zufriedenheit crftihren, als eine imeehnliche 
Berlmer Theater-InternJHnz nprni Caiiellnieister W-.'ber 
vexanlassie, sicli nat-k Weimar za begeben, um wogen 
Composition und Aoffühning des sehr verwickelten 
Festspiels ,B p i m e d i d e s' mit mir gemeinschaftlicli 
Eatb zn pflegen.^ In wenigen Tagen war die Sache ge- 
ordnet und bestimmt, so dnss es nachher keiner wei- 
' tem Correspondenz bednrfte, . .' 

An V. Preen. — Br. 2(1. 115, 13-23. 
November 11, Weimar. 696 

Zuvörderst also eröffne meinen Wunsch des ,E p i - 
menides Erwachen' zum 30. Januar, als dem Ge- 
burtstag unserer verehrtesten Grossherzogin Königlichen 
Hoheit, auf unserem Theater zu geben, und ersuche E. 
W. desshaib, mir die Partitur anzuvertrauen. Da wir 
noch zehn Wochen vor uns sehen, so haben wir Ka.um 
genug, um mit sorgfältigem Bedacht dieses Festspiel 
unseren kleinen Räumen schicklich anzupassen. Haben 
wir nach erhaltener Partitur die Stimmen unserer Sän- 
ger und sonstige Mittel berechnet, so erlauWii Sie, dass 
ich weiter anfrage und um gefälligen, llath und ilitwir- 
kung bitte. 

. . . bitte . . Herrn Professor I>.'vezow schön.-'tens zu 
grüssen, dessen glücklicher und wolilausgeführter Ge- 

■ VgL Nr. 615—623. 

' \'lellrtcht dacbte Goethe aueh bei folKondtfr Aeiiiisvinuj; uiit 
an .EplmcQldes': „leb billige sebr, danx <1er JiUnsller sich 
I In seinem Vutfruebmen nldit Irre machen lasse: doeh habe 
Ich selbst Id iimnehen ri[tlpQ und Fmbei-u die Vonbeile ge- 
melDsam^r Beratbung erprobt. Kunst freu n<le sind eine Art 
Ton Vorpubllcuui : kommen sie mit dem Künstler ilberelii, 
Bo wi-rden sie, wenn das Weit enn-lii-lnt, deiiiselbeQ eine 
Scbntzwehr gegen so manche unertreullche T'nUelle. die In 
etner nngeblideten und wogenden Menge nicht fehleo kiinnen" 
(ao J, G. Schadow, 1815 November 12. Br. 2«!. 144. J7— 2.'>>. 



396 EPIMENIDES ERWACHEN. 1815 



(November 11, Weimar.] [6M] 

danke den ,Epimenides' fortzusetzen mich höchlich er- 
freut hat.^ 

An B. A. Weber. — Br. 26, 146, 1^- 147, 5. 12—16. 

November 28, Weimar. Ö97 6 

E. W. verfehle nicht zu benachrichtigen, dass Herr Ca- 
pellmeister Weber die Partitur des ,Epinienides' gesen- 
det hat, ich übergebe solche sogleich Herrn Capellmei- 
ster Müller, bespreche die Sache mit Herrn Genast und 
Beuther, worauf denn eine genaue Note alles Erfor- lo 
derlichen erfolgen soll, damit wir am 30. Januar unserer 
verehrten Grossherzogin ein würdiges Opfer darbringen 
mögen. Wir können dieser schwierigen Vorstellung um 
desto mehr Aufmerksamkeit schenken, als wir nicht für 
die Geburtstage unserer jungen Herrschaften zu sorgen i« 
haben, ja den ,Epimenides^ zu dem Geburstage Ihro 
Kaiserlichen Hoheit wiederholen können, wie ich denn 
hiebei E. W. gefällige Assistenz hiedurch in Anspruch 
nehme. 

An Kirms. — Br. 26, 162, 15—163, 6. so 

November 28, Weimar. 698 

E. W. übersende sogleich die angelangte Partitur des 
,EpLmenides' mit dem Ersuchen, solche baldigst durch- 
zugehen, damit das Geschäft überlegt, entschieden und 
arrangirt werden könne. Da ich ohnehin verschiedene 25 
Aenderungen in dem Stück zu machen gedenke,^ die 
sich auf Erleichterung und grössere Wirkung auf un- 
serem Theater beziehen, so wünsche, dass E. W. von 
Ihrer Seite auch daran gefällig denken mögen; auch 
wird eine gemeinsame Verabredung zu veranstalten in 30 
den nächsten Tagen wolilgethan sein. Zu diesem wichti- 
gen Werke die beste Gesundheit und frohe Laune wün- 
schend. 

An A. E. Müller. — Br. 26, 163, 8—20. 



» Vgl. 394, 27- 30. Weber schickte am 21. November die Parti- 35 

tur. nobst brieflichen Bemerkungen dazu (vgl. W. 16, 528 f.). 
» Vgl. W. 16. 533 zu der mit jH* bezeichneten Handschrift. 



TBm BPIIOIMDES ERWACHEN. 397 

Norember 2S. flVliuar. ''W 

E. W. bi'nachrii-htigf liierdiirrh, ilii-= ili.' I'iinihir dv& 

jEpüneiudes' angelangt ist und sogleich Herrn Capell- 

meister übergeben worden, ich wünsche nim auch mit 

I Ihnen diese wichtige Sache baldigst zu überlegen, be- 
Boaders wegen der altenfalisigen Veränderung, welche 
die Auffübmng dieses schwierigen Stücks auf unserem 
Theater erleichtern könnte, an welchem ich eine schon 
gewohnte Theilnahme befitens empfehle. 

I An A. Genast. — Br. 26, 164, 1—9. 

November 28. Weimar. 700 

E. W. verfehle nicht hierdurch dankbar zu benach- 
richtigen, dass die Partitur des ,Epimenides' glücklich 
angelangt ist und mir schon, insofern ich sie zu lesen 

I verstehe, grosses Vergnügen gemacht hat. Sie ist so- 
gleich an Herrn CapeU - Mulster Müller eingehändigt 
worden, der sich gewiss alle Mühe gehen wird, eine 
glückliche Aufführung vorzubereiten, wie es denn an 
uns Allen nicht fehlen soll. Die Abwesenheit der Frau 

I von Heygendorff macht ein Hindemiss, worüber wir denn 
un8 hinaushelfen müssen, vielleicht kommt diese treff- 
liche Sängerin und Schauspielerin bis dahin wieder zu- 
rück.^ Was ich in der Sache noch für Wünsche hege, 
davon schweige vorerst und hoffe Dieselben von meiner 
Dankbarkeit wegeü dieser Mittheilung thätig zu über- 

- 16B, 8. 

November 28, Weimar. 701 

Der Herr Capell-Me ister Weber hat die Gefälligkeit 
I gehabt, die Partitur des ,Epimenides' mir zu übersenden. 
Das Stück soll den 30. Januar, als den Geburtstag un- 
serer verehrten Grossherzogin, aufgeführt werden. Hie- 

' Fflr sie waren Jedenfalls die Rollen der Muse und der Hoff- 
nung gedacht; beide gab dann Amalle WoUT. nacb deren 
i Weg-gang von Welmnr. In der dritten AuffUbmng. jene die 
1 tolle der Hoffnung spielte. 



398 EPIMENIDES ERWACHEN. 1816 

[November 28, Weimar.) [TM] 

bei yerlangt denn sowohl der Hof, als das Publicum den 

Text. Möchten E. W. mir anzeigen, wieviel Exemplare, 

um welchen Preis? Sie uns überlassen könnten, so bliebe 

Ihr Verlagsrecht ungestört, welches ich denn auch da- » 

gegen noch weiter als Ostern zug^estehen wollte.*^ Ich 

darf nicht hinzufügen, daßs wir nichts dabei gewinnen, 

die Exemplare auch nur unsem Zu^hauem austheilen 

werden. 

▲n Duncker u. Humblot — Br. 26, 166, 13—24. lo 

November 28, Weimar. 702 

[Morgens] Berathung mit Oenast über ,Epimenide8^ 

. . . [Nachmittags] ,Epimenide8'. 
Tgb. 5. 193. 20. 

November 29. Weimar. 706 l& 

[Morgens] Mit Beuther ,Epimenides^ 
Tgrb. 5. 1Ö3. 22. 

December 6, Weimar. — s. Nr. 16. 703 a 

1816. 

Januar 10, Weimar. 704 so 

[Vormittags] Unzelmann wegen ,Epimenides^ 
Tgb. 5, 200, 5 f. 

?Januar 11, Weimar. 706 

Da wir die schöne Stimme des Herrn Eduard Genast 
noch in Reserve haben: so sollten wir die Blätter nicht as 
nur beibehalten, sondern dem Priester-Liede mehr Ex- 
tension geben.* 

An Kinns. — Br. 26, 217, 1—4. 
Januar 17, Weimar. 706 

Ew. Königliche Hoheit geruhen auf Nachstehendes w 
gnädigst zu reflectiren: 

* VgL 375. 21-24. 85. 

* Die Beziehung im AUgemelneD. ist doch wohl sicher; was 
ist mit den beizubehaltenden „Blättern'' gemeint? Als „Lied** 
des Priesters (die Rolle ist auf dem Theater-Zettel nicht ge- ss 
nannt) kann nur V. 863—872 („Tadle nicht der Gdtter Willen'S 
Aufzug 2 Auftritt 9) bezeichnet werden. 



EPIMKNIPEB EBWACHKX. 



1) 

8) ßie Aufführung des ,Epiinenides' zum 30. Januar 
wird, hoffe ich, gelingeu und nidit unangenehm s^in, 
s Capelhiifistpr Wel>er kommt einige Tage früher.' 

An d. Groeshenios Kail Au^nM. — Bt. 26, 225, 18 t. 
227, 1-«. 
Januar 21. Weimar. TOT 

[Vormittags] .Epimenides' erste Äbtheilung Singpro- 
» be. . . . [Nachmittags] .Epimenides' zweite Abtbeilung. 
Tgb. 5, 201. 22(. 2S. 
] [Januar 23 oder Bieter, Weimar.] TU8 

Uoethe überwachte das Oanze mit uuermüdlichem Ei- 
fer und war bei den Proben äusserst sorgäam, besondent 
i was die Gnippirungen betraf. Alle Äugenblicke donner- 
te er ein „Halt!" den Daj^tellenden zu; dann hiess es: 
„Madame Eberwein — gut!" „Madame Unzelmann, 
mehr vor!" — „Herr Wolff, den Kopf mehr lauernd 
nach rechts gebogen, sonst gut!" — „Herr Oels — sehr 
gut!" — „Der darauf Folgende — schlecht!" und nun 
begann die Auseinandersetzung. Es war eine Eigenheit 
Goethes, den Schauspieler, mit dem er unzufrieden war, 
niemals bei seinem Namen zu nennen; man konnte diese 
nun nehmen, wie man wollte, als Rücksieht oder Kran- 
» kung. 

Bei dem Siegerzug trat zuerst Blücher mit der preus- 
sischen Armee auf, dann Schwarzenberg an der Spitze 
der Oesterreicher, dann Wittgenstein mit den Russen und 
o endlieh kam Wellington mit den Engländern. Jede die- 
ser Armeen bestand, ausser den Feldmarseh allen und 
einigen Adjutanten, aus zehn Mann Statisten — . . 

. . Das Ganze war nach unsern Verhältnissen würdig 
in Sccne gesetzt und machte sieh gut. Goethes Ausspruch 



• Die RnndbetnrrkuDfT des flrossheiv.ops latiit't; „Glück i 
(G.'KBil-AuKiuit 2, 64.) 



400 EPIMENIDES ERWACHEN. 1816 



[JanuAT 23 oder später, Weimar.] [706] 

Über Comparserie war: ,,Die Wirklichkeit, die aus Hiin- 

derttausenden besteht, kann auf einem so engen Räume, 

wie die Bühne bietet, doch nicht verkörpert werden; ob 

man da 10 oder 100 Mann erscheinen lässt, bleibt sich & 

gleidi, man möge sich die andern dazu denken'^^ 

Mit den Darstellern des »Epimenldes*. — Gespräche 3, 
261 f. (Genast 1, 243 f. 246.) 

Januar 23, Weimar. 700 

[Nachmittags oder Abends] Probe ,Bpimenides* ers- lo 

ter Act.^ 

Tgrb. 5. 202. 7 f. 

Januar 25, Weimar. 710 

[Nachmittags?] Probe vom ,Epimenides' zweiter 

Theil.^ Kamen Abende Capellmeister Weber und IXrec- i5 

tor Schadow.* 

Tgb. 5, 202, 14—16. 
Januar 26, Weimar. 711 

[Vormittags] Capellmeister Weber . . bei mir. . . . 
[Nachmittags oder Abends] Ganze Probe vom ,Eprme- 20 
nides^ 

Tgb. 5, 202, 17—19. 
Januar 27, Weimar. 712 

Director Schadow und Capellmeister Weber sind hier. 
Die Proben vom ,Epimenides' gehen rasch und gut, doch 25 
wird uns die Trauer um die höchstbedauerte Erbgross- 
herzogin von Mecklenburg*' wohl die Aufführung des 
Mittwochs [31.] verkümmern.* 

An Knebel. — Br. 26, 234, S— 12. 



* Vgl. 406, 8-11. 30 
» Vgl. Nr. 7aS. 

* Schadow wegen des Modells zum Blücher-Denkmal für Ro- 
stock. — Wegen der Liquidationen über Abschriften der Soio- 
und Chor-Stimmen, sowie der Partitur vgl. Burkhardt-II S. 11 
unter 1816 Januar 25. 29, Februar 12. 23. 35 

* Prinzessin Caroline war am 20. Januar gestorben. 

* Gleichzeitig überschickte Goethe ,Des Bplmenides Urthell* 



EPIMBNIDES ERWACHEN. 



Jauiiar 2T. Weimar. 713 

[Tormittags] Eerathungeii mit Capellmeister Weber. 
Tgb. 5. 202, 26. 

Februar 1, Weimar. T14 

[VormittagBJ Capellmeister Weber Abschied genom- 
men.' . . . Um Tier Uhr Probe des jEpimeQides'. 
Tgb. 6. 204, 4 f. 7. 
Febmar 2, Weimar. 715 

Vier Uhr Probe jEpimenideB'. 
10 Tgb. B, 204, 12(. 

Februar 4, Weimar. 716 

Abende [Probe der] Heereszüge und Chöre ans ,Epi- 
menides'. 

Tgb. 6, 204, 28 f. 
IS Februar 6, Weimar. 717 

[Nachmittage oder Abends]. Hauptprobe auf den ,Epi- 
menides'. 

Tgb. 5, 205. 7. 

Februar 7, Weimar. 718 

M [Vormittags] Capellmeister Weber. . . . [Abende] 

VorBtellung des ,Epimemdes'.* 
Tgb. 5. 205, 9. 12 f. 



von Ijerezow in Correctur- Bogen, die dieser am 20. Goetben 
gesandt batte (vgl. G.-Knebel 2. 184). 

Ä ' Am Tage der Auffllbrung war Weber anwesend (vgl. Nr. 718). 

' Der Theater-Zettel kündigte an (mit Weglassung des Ar- 

* tlkels): .Epimenidee Em-achen. Feslnplel In zwei Aufzü^n, 

von Goetb^. Musik von Cnpellmeistf^r Weber", mit der Bemer' 

kung: „Die Berliner Ausgabe des Gedichtes Ist au der Cas^ 

für 4 gr. zu haben." Auf der Kfickselle Bnden sieh die vier 
Strophen des . Schi uss-C hörn' ahgedruekt. In die folgeade 
Ueberslcht ist auch die Berliner Besetiung niifgenommep; rtie 
einzelnen Dilmonen der IJst. die auf dem Theater-Zettel nicht 
anfgefUhrt werden, sind nach dem Verzeichulss der .,Mlt- 

is wirkenden" W. 18, 333 ergünzt. 

Grif. flarthe über i. DichlDngrii. T. II, B. 1. 2e 



402 



KPIMENIDES ERWACHEN. 



1816 



[Februar 7, Weimar.] 



[7181 



Personen, 



Berlin 1816 
Man 30. 



1816 
Febr. 7. la 



1816 
October 19. 



Dämo- 
nen der 
List 



Prolog: die Muse 

Wortfflhrer: Epimenides. . 
D&mon des Krieges .... 

/ [Cardinal] 

[Diplomat] .... 
[Hoftnann] .... 

[Dame] 

[Jurist] 

[Lustige Person] . . 
DAmon der Unterdrückung. 
Chorführer: Jugendfürst 
Chor der Tugenden : 

Glaube 

Liebe 

Hoffnung 

[Beharrlichkeit] 

Einigkeit 

Begleitende : 

[Priester] 

Zwei Oenien j 



Maas. 

Beschort 

Mattausch. 

Blume 
[als einzi-J 

5er Dümon] 
er List]. 

Fischer. 
Stümer. 

Bethmann« 

Eunike. 

Schröck. 

[Schmale] 

Maas. 

[Gern. Lemm.] 

Düring. 

Leist. 



Wolff. 

Graff. 

Haide. 

Oels. 

Wolff. 

Deny. 

Engels. 

Lortsing. 

Unzelmann. 

Stromeyer. 

Moltke. 

Eberwein. 

Unselmann. 

Wolff. 

[gestrichen.] 

Lortsing. 

[fehlen.] 
Beck d. J. 
Riemann. 



Engels. 

Graff. 

Haide. 

Oels. 

Durand. 

Deny. 

[fehlt] 

Lortsing. 

Unzelmann. 

Stromeyer. 

Moltke. 

Eberwein. 

Unzelmann. 

Jagemann. 

[gestrichen.]! 

Lortsing. 

[fehlen.] 
L. Beck. 
Riemann. 



10 



15 



90 



lieber die Wirkung des Festspiels und seiner Musik vgL 25 
380, 11—382, 32, 391, 30-393, 29 und Ch. Schillers Brief vom 
14. Februar an Knebel (Charlotte Schiller-Knebel S. 249-251); 
Knebel antwortet ihr am 16.: „Sie sehen mit wohl{;efällIgen 
Augen und hören auch so. Andere waren nicht so zufrieden. 
Die Musik wollte ihnen nicht recht an's Herz gehen, und dann 90 
fanden sie, dass manches in der Allegorie zu fein und daher zu 
unbestimmt für den anschauenden Sinn sei. . . . Zuletzt al)er 
die Mischung von moderner Tracht und Sitte mit der antiken 
that ihnen gewaltig weh — und auch das kann ich mir den- 
ken. Wir wollen also nur das Stück fleisslg lesen, das so viel S6 
Vortreffliches und Gemüthliches enthält. . . . Ich glaube, 
wenn man den alten Hermann hUtte auftreten lassen und 
das nordische Unzeug. hätten manche mehr Gefallen daran 
geliabt . .** (Charlotte Schiller 3, 3e>4.) unter den „Anderen" 
(Z. 29) sind wohl Frommanns und Gries zu verstehen; Jeden- «o 
falls schreibt Grit« an Abeken. März 8: .... Goethes .Bpi- 
menidos* machte auf dem Theater eine laugwellige Erschein- 
ung. Ich habe nie ein Stück gesehen, das mit so grrossen Zu- 
rüstungen so wenig ausrichtete; darüber ist nur Bine Stimme. 
Aber freilich ist auch die Musik (von Weber aus Berlin, der 45 
selbst zugegen war) sehr mittelmässig, und die Ballete, die 
Cavallerie. die in B. [Berlinl das Stück auf den Beinen hiel- 



ISIA EPIMENiriES EHWACUKN. 



Februars [7], Welmai-. 71» 

Heute Abend' wird ,Epimenides' aufgeführl. es ist 
da.h(?r ein sehr unruhiger Tag. 

Au S. Bolsserüe. — Br, 2C, 250, 13 f. 
s l'tibnmr 10. Wejujar. 720 

Sie liiiben, , . durch Beurlaubung des Herrn C'apeli- 
Meißtar Woher uns so eine besondere Gefälligkeit erzeigt 
und Auia!^d zu so manchem Guten gegeben, dass ich ihn 
nothwendig als Friedensboten au Sie entlassen muss.* 
10 ... Herr CajwU-Meister Weber wird von unsero hie- 

sigen Zustünden uoi Exbibitionen Rechenschaft geben. 
Sowohl er, als Direetor Sehadow, haben uns sehr an- 
gonehiuc uod lelirreithe Stunden versehafft. 

Herrn Prof. Levezow haben Sie die Güte für daa 
1» TJebersondfte' . . schönstens zu djinken, . . 

An d. Grafen y. Brühl. — Br. 26, 252, 21-25. 253, 6—11. 
Februar 10, AVelmar. 721 

Abends in der zweiten Vorstellung des jKpimenidei''.* 
Tgb. 5, 206, 7 r. 
» Februar 13, Weimar. — a, 180, 29— 181. 3. 722 

?F..hrüar 14, Weimar. 723 

[Vomiithigs] Kuvidirt den Sehluss des achten Theils 
meiner Werke." 
Tgb. 5. 207, 14. 
2b ten, fehlten natllrlk-h in W. [Weimar] ganz. Es wird seliwer- 
llch wieder aufgeführt werden, . ," (ungedruckt: die ViTViffi-iit- 
Itchung der Briefe Griesens an Abeken wird tod mir vorbe- 
reitet): vgl. auch GJ. 6. 125. 
' Da am 8. (Datum de» Briefes) keiue Anffllliruiig Statt 
M fand. muHR man Rnnebnipn. diiR» der Brief selion am 7, Ke- 
pebrleben wurde. 
' „Durch daB Fngaßemeiit di's Eliepaars Wolff und den durch 
BrOhl vereitelten Versuch, Dlle. Düring für das Weimarer 
Theater zu gi-wlnnen, war eine Verstimmung eingetreten" (Br. 
35 2ii. wr- KU 2ri2. 24t. 

• Vgl. 401. 23 f. und WH. 11 (1*. 119*. letzten Snl?- 

• Wegen des Theoter-ZettelB und der Besetzimg vci. 4(J1, 2i;f,; 
dienamnl waren auf dem Zettel am-h die Vorunmcii de« rmii- 
ponlBteo: Bernhard Anselm angeci'lM'u. um der Vcrweciislunc 

«n Hill Karl Marin v. Wfilier voi-/ulie»)ien. 

• Vgl. Nr. 32tt und 72). 



404 EPIMBNIDBS BRWACHBN. 1816 

] [Februar 15, Weimar.] 724 

^Den Frieden kann das Wollen nicht bereiten: 
Wer alles will, will sich Tor allen mächtige 
Indem er siegt, lehrt er die andern streiten; 
Bedenkend macht er seinen Feind bedächtig; 6 

So wachsen Kraft und List nach allen Seiten, 
Der Weltkreis ruht von Ungeheuern trächtig, 
Und der Geburten zahlenlose Plage . 
Droht jeden Tag als mit dem jüngsten Tage. 

Der Dichter sucht das Schicksal zu entbinden, lo 

Das, wogenhaf t und schrecklich ungestaltet, 

Mcht Mass, noch Ziel, noch Richte weiss zu finden 

Und brausend webt, zerstört und knirschend waltet. 

Da fasst die Kunst in liebendem Entzünden, 

Der Masse Wust, die ist sogleich entfaltet^ is 

Durch Mitverdienst gemeinsamen Erregens, 

Gesang und Rede, sinnigen Bewegens. 
W. 16, 331 f. 

Februar 15, Weimar. 725 

[Nachmittags] Verbindung des ,Epimenides* mit dem ao 

Vorhergehenden [in Band 8 der Werke Cotta*. — s. 

Nr. 724]. 

Tgb. 5. 207, 21 f. 

Februar 18, Weimar. 726 

Einer Grossherzoglichen Theater-Commission ist ge- » 
wiss noch erinnerlich, dass, eh' unser Theater auf dem 
hohen Grade der Bildung stand wie gegenwärtig, Schau- 
spieler sich manchmal erdreisteten, über aufzuführende 
oder aufgeführte Stücke missbilligend zu sprechen und 
dadurch die wohlgesinnten Glieder der Gesellschaft) ja 90 

* Vgl. Nr. 725 (wonach obige Datlmng); der erste Vers knüpft 
unmittelbar an den letzten Vers des siebenten der ,Jm Na- 
men der Bürgerschaft von Karlsbad" verfassten Gedichte an 
(,Ihro der Kaisenn Ton Frankreich Majestät'): 

„Der alles wollen kann, will auch den Frieden'* 35 

(W. 16, 329); vgl. SdGG. 17, LXII. 368. 



1816 EPIMENIDBS ERWACHEN, 405 

[TvliTUr 18. Wcirnur,! ITWJ 

das Publicum im.' zu machen. Duroii diensame Üemer- 
kuug ward eudlich tliesüs Ucbel \-"\\\g getilgt, so dass 
mir wenigstens keine Spur mehr davon vorgekommen ist. 

t Nun aber scheint sich dieee Roheit im Orchester ein- 

zufinden, indem ich, von vielen Seiten, hören musa, 
daes Glieder der Capelle, im höchsten Grad der Unver- 
schämtheit, gegen ,Des Epimenides Erwaclien' und des- 
sen Musik leidenschaftlich auftreten, so da.ss man nicht 

o weiss, ob man über Gemeinheit oder Dünkel sich mehr 
verwundern solle.' Lässt man ein solches Verfahren 
ungeahndet, so hangt es in der Zukunft von aolchen sinn- 
losen Menschen ab, ein, mit so vielem Bedacht, Sorg- 
falt, Mühe und K.osten zu Stande gebrachtes Werk zu 

l^ verschreien und dessen Wiederholung zu verhindern. 

I>ie Sache betrißt mich so nah, dass ich Grossherzog- 
licher Commission die Massregeln desahalb völlig über- 
lassen muss, nur das erkläre ich, dass keine auf meinen 
Text neu componirte Oper hier am Orte jemals aufge- 

M führt werden kann, damit mir die^^r schöne und wichtige 

Theil unserer theatralischen Darstellungen nicht noch 

mehr Verdruss errege, als bisher schon geschehen ist. 

Qrosaherzoglicher Commission, wie obgedacht, die 

de8sbalb räthlichen Verfügungen nach Ueberzeugung, 

a auch ohne meine Concnrrenz. zu geneigter Ausfertigung 
überlassend. 

An d. Hortbeater-Commlaaion. — Br. 26. 2ilC. 12— 206, 26. 
Februar 24. Weimar. — b. 144. 13—24. 727 

MBr! 2, Weimar. 728 

Diesen Winter blieb ich meist zu Hause, und hätten 
nicht verschiedene theatralische Uebungen mich aus 
meinem Winkel genöthigt, die Besuche einiger Fremden 
meine Einsamkeit belebt, so hätte ich für einen ituiisclu'n 
Büssenden gar wohl gelten können. 

1 An d. Gräfin Const. v. Frltscb. — Br. 26. 282. 2^-fi. 

■ V|tl. 144. 13-21. 



406 EPIMENIDBS ERWACHEN. 1816 



März 7, Weimar. 729 

[Abends?] Prof. Riemer. . . . Receusion des ,Epi- 
menides^^ 

Tgb. 5, 212 25 f. 
März 11, Weimar. — s. Nr. 235. 729 a 5 

März 11. Weimar. 730 

^Ee soll mich freuen, wenn die beiden Berliner Freun- 
de* uns ein gutes Zeugniss geben. ,Epimenidefi' hat sich 
in solcher Beschränkung auch ganz gut ausgenommen, 
wir folgten auch hier unserer alten Maxime des Symbo- lo 

lisirens, wo der Kaum keine Wirklichkeit erlaubt.* 
An Zelter. — Br. 26, 416. 

Mäi-z 11, I 

März 25. l Weimar. — s. Nr. 236-238. 730 a-<! 

October 15, | j^ 

October 18, Weimar. 731 

Hauptprobe des ,Epimenides* von zehn bis ein Uhr. 
Tgb. 5, 279, 3 f. 

October 19. Weimar. 732 

[Abends] Aufführung des ,Epimenides'. Frau Hof- 20 

rath Kestner und Coudray in der Loge.* 
Tgb. 5. 279. 7—9. 

October 20, Weimar. 733 

[Morgens] Mit Genast über ,Epimenides^ 
Tgb. 5, 279, 10. 25 

November 14, Weimar. — s. Nr. 239. 733 a 



^ Um welche Besprechung es sieh handelt, weiss ich nicht; die 
.Jenaische Allgemeine Litteratur-Zeitung* und das .Morgen- 
blatt' (das 1*^15 in Nr. 106 eine Recension des Stücks gebracht 
hatte) enthalten, so viel ich sehen kann, nichts über die Auf- 30 
führung. auch die .Heidelberger Jahrbücher' nicht, fttr die 
B. R. Abeken eine Besprechung plante, aber nicht vollendete. 

' Das Folgende findet sich nur im Concept des Briefe», nicht 
in dessen Reinschrift. 

• Weber und Schadow. vgl. 400. 15 f. ss 

* Vgl. 399. 33—400. 6. 

» Das heisst: in Goethes Theater-Loge. Wegen der Besetzung 
und des Theater-Zettels s. 401, 26— 402. 24. 



BFlMBKIOEg HaWACaKX. 



1819. 

Miux lAüfaus], Welmnr. - 9. Iil, »er. 



1828. 

Itt 1 ?] Tsr, 

\y.u \S\4.] tijsuiT Sdiiiuspieiergcwllschaft sollt,. . . 
aiifh diessmai der Gunst gt-niefiseii, in Halle den Soukimt 
durch Vorstollungen zu geben. Der vackere Seil, dem 
die dortigB Bühne ihre Ent«tehmig verdankte, war ge- 
storben; man wünschte ein Vorepiel, das augleicJi als 
Todtenfeier für den trefflichen Mann gelten könnte; ich 
entwarf es [,Was wir bringen. Fortsetzung'] beim Früh- 
lingsauf enthalte zu Berka an der Ihn. Als ich aber, 
durch Iffland unerwartet aufgefordert,' das ,Br wa- 
ch endesEpimenides' unternahm, so wurde jenes 
s durch Biemer naeh Verabredung ausgearbeitet. Capell- 
meister Weber besuchte mich wegen der Comi)osition 
des ,Epimenides', über die wir uns vergUehen." 
Tag- und Jahres- Hefte, 1814. - W. 30. 88. 20- 89. 4. 
][Jull 17. 1», Marienbad.] ~ 17m 1815.] 730 

s. .Proserpina' ugD. {Tag- ii. .lahres-Hefie. ISl'),) 
August zwiscben 11 und 21. Mnrienüad. — h. lliO, 11 1. 737 







1S3S. 


Mai 7, 


WHniiii. - 


«. Nr. 244. 24.-, 


Februa 


1, Weimar. 


- ». 30, 21. 



September 20. Weimar, 739 

Indes.aen ich nun, wie ein wachender, nicht erwachter 

Kpimenide^< die vorübergezogenen Ijcbenftriiiimi' dureh 

) ' Vgl. Nr. 574. 
' Vgl. >r. 615—623. 

■ Am 22. Mai sandte GiSttling t>elde Bände zuHick. we^en eiuca 
dabei bileflleh gi^UHserteii Bedenken« vgl. W. Ifl, -VII zu 



Weimar. — s. Nr. 247—252. 739 a— f 



408 EPIMBNIDBS ERWACHBN. 1826 

(September 20, Weimar.] [789] 

den Flor einer bewegten Gegenwart beruhigt schaue/ 

reißt Freund Müller in der Welt umher, . . 
An K. F. T. Beinhard. — G.-Reinbard S. 275. 

1837. 

Januar 27, 

Februar 17. 18. 19. 

März 12, 

April 4. 

September 18, Weimar.' — s. Nr. 64. 739 g lo 

1838. 

*Juni 28. X 

October 20, . Weimar. — ß. Nr. 66—68. 739 h— k 

November 8, 

1829. 15 

Februar 9, Weimar. — ß. Nr. 69. 739 1 

Februar 14, Weimar. 740 

[Früh] Kam der dreizehnte Band [Werke Cotta*] 

revidirt von Prof. Qöttling an." 

Tgb. 12, 23. 11 f. 20 



^ Goethe denkt hierbei offenbar an ßeine diehterißche Behand- 
lung der Bpimenide9-Sage (wesßhalb die Stelle im Text zu 
geben war). An Emßt Meyer ßchreibt Goethe mit Bezug auf 
Pflanzen-Morphologie 1829 Juni 26: „ . . machen Sie mich 
aufmerksam auf daß, waa in dieaem Felde jetzt vorgeht; Ich 25 
komme alß ein Epimenldes hinein" (GJ. 5, 165 f.), und ßchon 
viei-zig Jahre früher vergleicht Goethe ßlch einmal mit dem 
kreüßcheoa Schläfer, nach der Rückkehr auß Italien 1788 
ßchreibt er an Knebel, October 25.' „Ich bin hier [in Weimar] 
faßt ganz allein. Jedermann findet seine Gonvenienz, aicfa so 
zu Isoliren, und mir geht es nun gar wie dem Bpimenide« nach 
aeinem Brwachen" (Br. 9, 43, 20—22). 

* 1828 Januar 28 billigt Goethe in einem (ungedruckten) Brief 
an Reiche! die Yerbeßßerung eineß von dleßem am 10. Januar 
brieflich namhaft gemachten Druckfehlera im dritten Drude ss 
V. 301 (vgl. W. 16, 589). 

• Vgl. Nr. 69. 




Erwin und Elmire. 



I. Erste Fassung: als Scbausplel. 
Ba»td»t3triftw- 1- Die Partitur von .Erwin und Elmire Oper 
[In 2 Acten] von Goetbe compoairt von Anna Amalla 
j Herzogiii XU Sachsen Weimar- Els«>nacli etc.'; In der GroBS- 

berzoi^l leben Bibliothek zu Weimar. 

2. Das SoufTlirbiicb zu 1, bezelclinet als ,Le Souffleur'; 
entliult die Stk-bworte uiid den Text der Lieder. 
S. Nenn Blätter „Ton einer Hand des 10. Jahrhunderts " 
g (W. 38, 462), mit der AuFschrift .Erwin und Elmire. Schau- 

spiel mit Gesanc von Oöthe. Musik von A. A. H. z. 
8. W. B.' (worauf die in Nr. 745 wiedergegebeneo Verse 
folgen); In der Bibliothek des Hoftheaters zu Weimar. 
Etx'Dda befindet sich ein Exemplar des ersten Drucl^es mit 
] ,.handscbrlftllehen Anmerkungen" (R. M. Werner in W. 

38, 463). 
Eriter Druck: 1775. uuter dem Tllel .Erwin und Elmire ein 
Schauapiel mit Gesang. . . . [Fbigen die In Nr. 746 wleder- 
geRi-Ueneo Tier Verse.]' In der Monatscbrift .Irla. Zweyter 
, Band Düsseldorf 1776' (Stllck 3. MHrz) 8. 161—224. 

Zieeiler Druck: 1775, vom Sntz des ersten Drucks, nach Ver- 
besserung einzelner Druckfehler und Aenderang der Sei- 
tenzahlen. In 50 Exemplaren besonders abgedruckt: auf 
dem Titelblatt ist nach den Versen hinzugefügt: Frank- 
i fürt und Leipzig, 1775. 

Au.s^er dieser anonymen Sonderausgabe erschien, gleich- 
falls mit der Bezeichnung: rmnkfurt und Leipzig, 1776, 
ein Druck mit dem Zusatz: von J. W. Qötbe. auf dem 
Titelblatt {nach den Versen). 
) — Nachdem Im Jänner-Stllck des .Teutschen Merkurs 

vom Jahr 1770' S. Of. zwei .Nene Arien zur ersten Soene 
In Erwin und Elmire' (unterzeichnet: G.) erschienen wa- 



410 BBWIN UND ELMIRE. 

ren, wurden am 15. Mai 1776 bei Glüsing in Weimar, 
als Textbüehlein für die Aufführung, in 500 Exemplaren 
gedruckt: , Arien und Gesänge aus der Operette Erwin und 
Elmire. [Holzschnittrignette: Altar und opferndes Mäd- 
chen.] Weimar 1776*. (Der Irrige Ausdruck „Damach" in 5 
W. 38, 461 ist nach dem eben Gesagten zu berichtigen.) 
Vgl. die Grenzboten 1873 3, 5. 

Ebenfalls 1776, ohne Angabe des Jahres erschien , Erwin 
undElmire, ein Schauspiel mit Gesang, von GOETHE; In 
Musik gesetzt, . .von Andrf. Offenbach am Mayn. bey lo 
dem Verfasser, . .* (vgl. Andres „Nachricht" vom 7. Au- 
gust 1775 bei Braun 1, 122). 

Dritter Druck: 1842, Werke N. 17, 101—141 (Werke Cotta» 
Band 57). 

Weimarer Ausgabe: 1897, W. 38, 69—100 und 459-^77 (wegen i* 
der Stellung vgl. 97, 24—29). 

II. Zweite Fassung: als Singspiel. 

Handschriften: 1. Niederschrift von Goethes eigner Hand, wäh- 
rend des Aufenthaltes in Italien, Herbst 1787 entstanden 
(vgl. GJ. 13. 266 f.). 20 

2. Abschrift von der Hand eines Schreibers; nach ihr 
wahrscheinlich wurde die nicht bekannte Vorlage für den 
ersten Druck hergestellt. 

— Die von B. M. Werner (W. 11, 420) im Hinblick auf 
121, 28—30 als Paralipomenon zur zweiten Fassung ange- S5 
sehenen Verse haben mit dieser gewiss nichts zu thun, 
sondern beziehen sieh auf eine, etwa von einem der 
Freunde in Bom (Angelica Kauffmann?) entworfenen oder 
ausgeführten, bildlichen Darstellung (was Werner auch 
für möglich hält). so 

Erster Druck: 1788, Schriften 5, 325—388. Gleichzeitig gab der 
Verleger den selben Druck (die Signatur der Bogen ,Goe- 
the*s W. 5. B.' ist entfernt) als Einzelausgabe heraus unter 
dem Titel: ,Erwin und Elmire. Ein Singspiel. Von Goethe. 
Ächte Ausgabe. Leipzig, hey Georg Joachim Göschen, S5 
1788*. 

Zweiter Druck: 1808, Werke Cotta* 7, 87—132. 

Dritter Druck: 1816, Werke Cotta' 8, 87—132. 

Vierter Druck: 1827. Werke Cotta* 10, 287—332. 

Weimarer Ausgäbe: 1892, W. 11. 285-^30 und 42 4 440 ; wegen *o 
der Stellung vgl. 98, 25—29. 



ERWIN UND EI.MIRK. 

Debersicht der Au f r (i b in u« ri) 
HerBoglicben Liebhaber-Theater zu 

1. vne liti 3t. t. 1T77 FebniRr 3S (1 

I. , Juni 4. 7. . Min 1. 

y „Juni 10. B. 177S Febrau- 23. 

1. , BepUmb«' 10. a. , F«bru>r 37, 



177». 

?](NoTember Ende. Franbfurt.] 741 

Ich habe gar keine Zeit, meine Sinnen zu sammelr, 
und habe dazu ein Stückchen Arbeit' angefangen, stricte 
für Sie and afle lieben Seelen, die Ihnen gleichen, nicht 
zur Nahrung, doch aber hofP ich zur Ergötzung. 
Auf Fassnacht könnt's anmarechiren, weun die Sterne 
nicht gar grob zuwider sind. 

An Baisabeth Jaeobl. - Br. 2. 128. 3-8. 

JDecember 25. [Frankfurt]' 742 

[Nr. 112. — ]. Obiges Lustspiel' ist ohne gross^on Auf- 
wand von Geist und Gefühl, ani den Horizont unerer 
I Acteurs und unsrer Bühne gearbeitet. Und doch sagen 

' Nach dem Register Br. 7. 477 unbeatlnimt: nach E. v. d. Hel- 
len mit Nr, 803 auf ,E. u. E.' zu bu^tlebec (Briefe vilH. 1, 152, 
27. IftJ, 15). nie Mögticlikeit. tXnsg das „Stückchen Arbeit" 
das .,verBprocbnt> FnssnacbtKstil<-kel" im. 427. T), und hier 
[ wie In Nr. 743 das ,Fastnacht«pii'l von Pater Brey- gemeint 
m'i. scheint ofTen zu bleiben, vgl. besondere die AunfUhningen 
Seherere GJ. 1, 87 f. 

* Im December schickt Goethe das Lied „Auf dem I)oiT und 
In der Stadt" an Johanna Fahlnier (..Anbei sende das l.led- 

1 lein unter den bekannten Bedlngnlsaen", Br, 2. 131. 7f,i. d.is 
er später In ,E. n. E.' eingelegt hat (s. W. 38. 92 f.); ob es atHr 
fflr (Ins StUck gedichtet wurde. Ist ganz ungewiss. Auf das 
selbe l-ied werden In G. -Fahimer S. 47 und wohl aui'h im Re- 
gister Br. 7, 470 belogen die Worte: „Hier Ist eine Roiuanze'" 

i in Goethes Brief an Joh. Fablroer von Ende Januar 1774 
(Br. 2, Hl. 7). 

* Vgl. den Ausdruck „komische Oper" 442. <t. 



412 ERWIN UND ELMIRE. 1773 

][Deoember 26, [Frankfurt] [74S] 

die Leute/ es wären Stellen drin, die sie nicht prästiren 

würden. Dafür kann ich nachher nicht. 

Ihr soUt's im Manuscript haben. 
An J. C. Kestner. — Br. 2, 113, 23— 114. 4. 5 

?]December 31, [Frankfurt.] 748 

Auf Fassnacht bleibt's dabei kommt was angefahren.' 
Ad Elisabeth Jacobi. — Br. 2, 138, 9. 

177*. 

*Jull 20, zwisclion Andernach und Bonn. 744 10 

Goethe las uns [Lavater und Schmoll] aus seiner ,EI- 

mire', einer Operette, . . 

Mit Lavater. — SdGG. 16, 313, 6 (Lavatera Tgb.). 
?] [August Mitte, Frankfurt.] — s. Nr. 267. 744 a 

1775. 15 

] [Januar, oder Februar Anfang, Frankfurt?] 745 

Den kleinen Strauss, den ich dir binde. 

Pflückt' ich aus diesem Herzen hier. 

Nimm ihn gefällig auf. Belinde, 

Der kleine Strauss, er ist von mir.* ao 

Gedichte (Nachlass), An Personen. — W. 4, 202. 



^ Mitglieder der Marchandschen Theater-Gesellschaft in Frank- 
furt. 
■ Vgl. 411. 14 f. 23-27. 

* Worauf Düntzers Behauptung (Goethes Leben S. 207) sich 26 
gründet: Goethe habe bei seiner Rtlckfahrt von Ems nach 
Frankfurt am 30. Juni 1774 ,Erwin und Elmire* „im Wagen 
fast zu Ende geführt", weiss Ich nicht (vgl. aber Br. 2, 183, 
19 f.). — Lavater hatte, wie es scheint, von Frankfurt nach 
Ems eine Handschrift des Stückes mitgenommen; sein Tage- so 
buch vermerkt unter Juli 12: „Ich erhielt einen Brief . . von 
(voethe . . . Eine Beilage aus einer Operette. Ich las . . Goethes 
Operette*' (SdGG. 16, 296, 30—35); oder schickte Goethe die 
Handschrift Jetzt als Beilage zu seinem (nicht bekannten) 
Briefe? 35 

* Widmungsstrophe an Lili Schönemann (Belinde) für den 
Druck von ,E. u. E.* (vgl. 409, 16—19.) 

— Sachlich gehört In diese Zeit Nr. 232 und 797. — F. H. 



BBWIN UND ELUIBE. 



TJ&nuar 13. Frankfurt. - 745 & 

B. .Faust" ugD. (an Kueticl.l 

Februar -^. Kniiilifiin. - s. Xr. n** 740 

] [Februar zwlacbea 10 nnd 12, Prankfurt.] 747 

Hier das beigehende Gesiegelte ist für Itosten. Es 

enthält fünf Bogen Operette. Spediren Sie'a doch un- 

veizüglioh, weun nicht mit andern Sachen — gleich 

allein — mit der reitenden.' Hier sind auch einige 

Bogen Abechrift. Wenn Sie ja (.opiren wollen, copiren 

I Sie nicht mehr als die erste Scene für Georgen, etwa 

die zweite noch. 

An Jobanna Pablmer. — Br, 2, 232. 12—18. 
TFebmar 13, Frankfurt. — 747 a 

B. .Stella' ugD. (an Aug. eu Stolberg.> 
. lIFebruar Mitte, Frankfurt.] 748 

Ich schreib' an der Operette. Sobald Sie können, 
schicken Sie mir — Oder vielmehr schicken Sie mir den 
zweiten Bogen, den Sie haben, nur auf eine Stunde, 
dase ich den kann ausschreiben lassen.' Dann können 
I Sie ihn behalten, so lang Sie wollen. 

An Jotianna Fablnier. — Br. 2, 235, 7—12. 



Jacobl an Wieland. 1775 März 22: „Da füllt mir eben ein, 
dBBB Goetbe an demselbeD Abend, da er die .Freuden Wer- 
tbers' erhielt [etwa Ende Januar 1775. als Jacobi bei Uoethe 
in Frankfurt war, Tgl. Epos 2. 523, 16-19. 633, 22—26], die 
Arie In .Erwin und Elmlre' machte: 

Bin Schauspiel für Götter etc. (W. 38, 88. 10-00, 6.] 
Es Ist nicht zu sagen, wie wenig empflndüch er ttber Kritik 
Ist" <, Fried rieh Heinrich Jacobi' e auserlesener Briefwechsel. 
In zwei Bonden. Leipzig, bei Gerhard Fleischer. 1825'. 1. 206). 

' Statt „reitenden" (Post) hatte Goetbe erst „fahrenden" ge- 
schrieben. — Rost (= Wilhelm Helnse), mitthUUg bei der Her- 
ansgabe der Zeilfwbrlft .Iris", an J. G, Jacobi Februar 21: 
„Jetzt hab' ich zween Bogen Correctur vor mir liegen, in 
Goethens Opt'retle Komma. Kolon, Semikolon und Punctum 
n machen. Ausrufungszelctien In Fragezeichen zu verwan- 
deln, zz In tz" (W. 38, 420). 

Ob die beiden folgenden Sülze sieb mit auf ,E. u. E.' be- 
zteben, ist zweifelhaft. 

' Die einzelnen Rollen für eine Aufführung? (Tgl. 415. 12—80.) 
Im ersten Druck umfassl die Dichtung genau 4 Bogen. 



414 ERWIN UND ELMIRE. 177B 



Februar 17, Frankfurt 749 

. . fleissig war ich eben nicht zeither. Die Frühlingß- 

luft, die so manchmal schon da über die Gerten henreht, 

arbeitet wieder an meinem Herzen, und ich hoflEe, es 

löst sich aus dem Gewürge wieder was ab. Habe lieb, 6 

was von mir kommt. ^ 

An Bürger. — Br. 2, 237, 12—16. 

?März [7, Offenbach.] — 749 a 

8. ,SteUa* ugD. (an Aug. zu Stolberg.) 

Mära 21, [Frankfurt] 750 lo 

Danke Dir für alles, ,E r w i n^ Geld pp. . . . Du 

wirst nun wohl Abdrücke von den Arien* haben . . 
An F. H. Jacobl. — Br. 2, 2^6, 17. 247, 5 f. 

][März 30, Frankfurt.] 751 

Hier ,E r w i n*." 15 

An Johanna Fahimer. — Br. 2, 251, 1. 

][Mai 16, Mannheim.]' 752 

. . wenn ,Erwin' aufgeführt wird, bitt' ich doch um 

eine Relation. Denn eine Farce gibt's doch. — Und ob 

Lili drin war? Und sonst.* 20 

An Johanna Fahimer. — Br. 2, 264, 3—6. 

Mai 24, bei Strassburg. 753 

llotfe von der Vorstellung ,Erwins' — , kein Wort als 

Autor! ^ 

An Johanna Fahlmer. — Br. 2, 264, 14 f. 25 

][Juni 5, Emmendingen.] 754 

Danke herzlich, liebe Tante, für die Nachricht des 

herrlichen Tragirens, ... Sie haben's sehr lebhaft ge- 

^ Den ersten und den letzten Satz dürfen wir Jedenfalls mit 
auf ,E. u. E.' beziehen; im Uebrlgen ist wohl mehr an «Stella* so 
(und .Faust'?) zu denken. 

■ Beziehung zweifelhaft. 

' Wahrscheinlich, wie in Nr. 750, Exemplare des Sonderab- 
drucks aus der ,IriB'. 

* Am 15. hatte Goethe mit den Grafen Stoll)erg und Haugwitz ss 
soine Reise nach der Schweiz angetreten. 

• Vgl. Nr. 753. 754. 
« Vgl. Nr. 752. 754. 



WT6 EinVIN UND ELMIBE, 41S 

IPmij B, Bminpiidiugeii.l [TM) 

fühlt, i]nd sehr dramatisch erzjthlt. Mir war's lieber, 
als die Vorstellung seibat.' 

An Jobaana Patilmer. — Br. 2, 2tk(. 8 f. 13-15. 

* 177«. 

Uai le. Weimar. 7B5 

Probe .Elinire'.' 
Tgb. 1. 13. 1. 
Mal 24. «■(■luiar. 756 

[Abends VoiBtellimg von] ,Erwiii und Elmire'.* 

Tgb. 1, 13. 13 f. 

' Das« ee sicli hier um die gleicbe Vorstellung handelt, wie in 
Nr. 7S2 und 7S3, also um ,E. u. E.'. Ist nicht zu t>ezweireln. 
Weniger gewiss scheint es, ob eine Llebbaber-AurFüliruug In 

i Goetbes Freundeskreise gemeint Ist, oder die eiKte öffent- 
llcbe Vorstellung durch die Marcbandsche Trui>i)e. Die letz- 
tere fand nach E. Mentzels Darlegungen nUht Ende Mal 
Statt, sondern erst am 13. September (.Festschritt zu Goethes 
150. GeburtstagsTeler dargebracht vom Freien Deutschen 

» Bochstirt Prankturt a, M. Druck und Verlag roo Gebrüder 
Knauer 1890' S. 176 f.). Die von Mentzel vorgebrachten 
Innern und äussern Gründe Imtien viel für sieb. Dar 
dürfte durch den Ausdruck des Theater-Zettels vom 13. Sep- 
tember (ein l''aesltulle davon findet sich a. a. O.): ..Eine gnntz 

15 neue Original-Operette" nlobt ganz unbedingt erwiesen aelu, 
dass das Stück nn diesem Tage zum ersten Male gegeben 
wurde. Wenn durch etwa künftig nocb zu Tage tretende Zeug- 
nisse endgültig bewiesen werden sollte, dass es eich In Nr. 
752—754 um eine Llebhalier-Auffühning handelt, so würden 

» auch die Worte 413, 17—19 verständlicher werden. 

Die Besetzung der Rollen bei der Frankfurter Vorstellung 
vom 13. SeptemlKT 1775 war muthmassllch folgende: Olym- 
pia Frau Iirban, Elmire Frau Brodiard, Bemardo Herr Mar- 
chand, Erwin Herr Huck (der Zettel nennt die Namen der 

16 Darsteller nicht); voran ging Lesslucf; Lustspiel .Die Juden'. 
■ Die Voratellunji; wurde wegen des Tcides der Grossfürstln 

(Schwester der Herzogin Luise) vei'scliolieu : die In) Tgb, nicht 
verzeichnete Hauptprobe fand am 23. Siatt. Wegen des bei 
dieser Gelegenheit ausgegebenen Druckes s. 410, 1— ö. 
10 ' Mit der Musik der HerzoKln-Mutt.T Amin .\malln (vgl. SdGG. 



416 BRWIN UND ELMIRE. 1776 



Juni 4, Weimar. 757 

[Abends Vorstellung von] ,Erwin und Elmire'. Ge- 
witter.^ 

Tgb. 1, 13, 24. 

Juni 7, [Weimar.]« 768 » 

Hier ein ^Erwin^' Scbicken Sie daß Ihrigie der Wer- 

them. . . . Meiner Schwester möchf ich eine Abschrift 

der neuen Melodie schicken. 

An Ch. V. Stein. — Br. 3, 76, 3 f. 7 f. 

Juni 10, Weimar. 750 lo 

[Abends Vorstellung von] ,Brwin und Ebnire^*' 
Tgb. 1, 14, 15. 

1777, 

Januar 6, Weimar. 760 

[Abends] Bei Musäus. zur ,Ebnire' Probe des yTutor$* i6 

[von Goldoni].* 
Tgb. 1, 30, 14 f. 



11, 134 f. zu Nr. 13 und G.-Stein 1, 400 Anm. 2 zu S. 37); die 
Rollenbesetzung soll nach dem .Berlinischen Litterarlschen 
Wochenblatt' vom 3. August folgende gewesen sein: Olympia 20 
Frau Wolf. Elmlre Frau Steinhart, Bernardo ?, Erwin Herr 
Seidler (nach Braun 1, 290). 

» Vgl 415, 40—416, 22 und Goethes Tagebücher 8. 22. 

' Das Datum ist nach G.-Stein 1, 490 (Anm. 4 zu S. 37) be- 
richtigt 25 

• Doch wohl nicht der (G.-Stein 1, 490 vermuthete) Himburg- 
sche Nachdruck in zweiter Auflage von 1776. sondern ein 
Bxemplar des 410, 1—5 beschriebenen Druckes der Arien 
und Gesänge; die beiden neuen Lieder für die Rollen von 
Elmire und Olympia (W. 38. 465 f.) hatte die Herzogin-Mutter so 
ebenfalls componirt; eine dieser Compositionen mag im Fol- 
genden (Z. 7 f.) gemeint sein. 

• Vgl. 415. 40-416, 22. — Der weiteren Aufführungen in dieeem 
Jahre gedenkt das Tgb. nicht (wegen der vom 21. Novemoer 
vgl. die »Geschwister* ugD.). S5 

• Die nachlässige Interpunctlon des Tgb. ist beibehalten; nach 
Keil S. 119 hielt Goethe bei Musäus mit Corona Schröter eine 
Probe ab für die nächste Auffühiiing, in der Corona die El- 



im ERWIN UND BLMIBB. 417 

Mine 1, [Wctmar.] Tfll 

Einmal wollt' ich kommen zum zweiten Act, will 
aber reiten. 
I An Ch. T. Stein. — Br. 3, 138, 2 1. 

1 & März 1, Wdmar. ?62 

' [Abends Vorstellung von] ,Erwiii und Elmire'.' 

I Tgb. 1, 84. 24. 

I 1778. 

Fetmiar 27. Weimar. T6S 

I 10 [Abende YorBtellung von] ,Erwin und Elmiie'. 

Tgb. 1, «8. 1. 

I 17S». 

][Febniar odec MSrz crele HJIIfte. Weimar.] 764 

*Im Foseenspiel regt eich die alte Zeit, 
I ifi Gutbemg, doch mit Ungezogenheit. 

1 Und oftmals liehen Wärme, Leben, O-lanz 

Dem armen Dialog — Gesang und Tanz. 
1 Des CamevaJs zerstreuter Flitterwelt 

10 Ward sinnreich Spiel und Handlung zugesellt. 

Dramatisch selbst erschienen hergesandt 
Drei Könige aus fernem Morgenland; 
Und sittsam bracht' auf reinlichem AJtar 
DianeuB Priesterin ihr Opfer dar. 
u ,Aur Mledlng» Tod' V. 155 f. 158-166. - W. 18. 138 f. 

17»«^. 

December 23, Weimar. — 765 

B. .Scberz, LIet and Racbp' ogT). (an EajR«^.) 

mite atnsen sollte; Dflntzer liest irso^tbes Tagebücher 8. €2<: 
30 ,^nr Elmlre." and denkt an Zvft'Atzf. dl« Goethe fflr dl« 
nlchste AnffOhmng gemacht oder geplant habe. 
' V^ 415. 40; Corona S<rhr.-.ter »pielte die Elmire (Tgl. 41«. 37); 
als Gast war Heraog Ferdinand von BraiiD»?hweig anwnend. 
* In dieser poeilsoheji SchlldeniDg i\if Repertoire« der Wei- 
aa maiischen I.lebhaberhtlhnp ihlit Janiuir 17^1 bexlefaen ni'h 
Z. 17 f. ancb auf (iodhes eigene Slngsplflc. vel. zo dem An.«- 
dmck ..armer Dialog" das 41S. 2Stf. Ober .E. a. E.' Gesagte. 

enl. Goetbc aber 1. DiehtBDCu. T lt. B 1. ft 



418 ERWIN UND ELMIRE. 1786 

1786. 

Januar 23, Weimar. 766 

Mit ^Ei-win imd Elmire* habe ich vor, statt Mutter 

und Bemardo noch ein Paar junge Leute einzuführen, 

die auf eine andre Weise in Liebe^-üneinigkeit leben, 6 

also zwei Intriguen, die sich zusammenschUngen und 

am Ende beide sich in der Einsiedelei auflösen. Vom 

Gegenwärtigen bliebe nichts, als die singbarsten Stücke, 

die Sie auswählen könnten.^ 

An Kayser. — Br. 7, 168, 5—11. lo 

][Junl 28, Weimar.] — s, 104, 9. 767 

Juli 6, Weimar. — s. Nr. 146. 767 a 

September 2, Karlsbad. — s. 105, 4—7. 25— 106, 7. 767 b. c 

December 12. 16, Rom. — s. Nr. 149. 150. 767 d. e 

1787. 16 

] [Januar 13, Rom.] — s. Nr. 383. 767 f 

Januar 13, \ _ x ir^ ^k« ^*^ i 

„ ^ « « } Rom. — s. Nr. 151—153. 767 g— i 

Februar 2. 6, j 

] [Februar vor 16, Rom.] — s. Nr. 154. 767 k 

Februar 20, Rom. — s. 108, 23 f. 109, 2 f. 767 1 90 

Mai [29], Neapel. — s. Nr. 156. 767 m 

Juni 8, Rom. — s. Nr. 157. 767 n 

August 11. 15, Rom. — s. 110, 21—23. 111, 16—18. 767 o. p 

] August 18, Rom. — 8. Nr. 309. 767 q 

September 6, Rom. — s. 212, 16. 767 r 25 

September 14, Rom. 768 

jEiwin und Ehnire^ ist zur Hälfte schon umgeschrie- 
ben. Ich habe gesucht^ dem Stückchen mehr Interesse 
und Leben zu yerschaffen,' und habe den äusserst plat- 
ten Dialog ganz weggeschmissen. Es ist Schi^erarbeit ao 
oder vielmehr Sudelei.* Die artigen Gksänge^ worauf 

sich Alles dreht, bleiben alle, wie natürlich. 

Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (unter 
obigem Datum). — WH. 24, 397. 

^ Unter Kaysers .Gesängen mit Begleitung des GlaylersS die ss 
schon 1777 erschienen, finden sich vier Lieder aus ,B. u. B.' 
(vgl. SdGG. 11, 135 unter Nr. 17 und G.-Kayser S. 10 Anm, 3). 

• VgL Nr. 766. 

• Vgl. 417, 17 f. 



17ST ERWIN INIi FXMIBE. 419 

ftctober 1. Fraai'BÜ. — s. Nr. 16t 7iK a 

October 12. Costel Gandolfo. 76» 

.Erwin und Elmire' ist so gut als fertig; es kommt 

auf ein paar schreibselige Morgen an; gedacht iät Alles. 

., TtalicniBcbc Rt'Lse, Zweiter riimlsn-lier Aiif^ritlmlt kiih-t 

aetn Datum: „Casiel Oandolfo, den 8. Ociober, efgeoülcti den 

12."). — WH. 24, 416. 

October 24, Rom. — s. Nr. 166. T69 a 

][Octol}er27. Rom.] — 8. 213, 12. 770 

»OotoberJT l Rom. - s. Nr. 168-171. 770 a^ 
Novembers. 24, ) 

](November, Rom71 — b. Nr. 172. 770e 

December 8, R«m. — s. Nr. 173. 770 f 

llDecember 8, Rom.) — b. Nr. 174. 770 g 

IS 17S8. . 

Januar 10, Rom. 771 

^Bei ,E r w i n' muss ich noch bemerken, dass Du' das 
trochäische Sylbenmass, besonders im zweiten Act,' Öfter 
finden wirst; es ist nicht Zufall oder Gewohnheit, eon- 
30 dem aus italienischen Beispielen genommen. Diet^ea 
Sylbenmass ist zur Musik yorzüglich glücklich, und der 
Componist kann es durch mehrere Tacte und Beweg- 
uugsarten dergestalt variiren, dass es der Zuhörer nie 
wiedererkennt. Wie überhaupt die Italiener auf glatte, 
SS einfache Sylhenmasee und Rhythmen ausschliesällch 
Kalten. 

Italienische Reise, Zweiter röraiselier Aufenthalt (unier 

obiEem Datum). — WH. 24, 463. 

Januar 12. fRom.] — s. Nr. 418. 772 

M Januar 25, Rom. ~ s. 119. 2 f. 773 

Januar 26, [Rom.] - s. 119, 25~3ü.' 774 

' r>H9 uiimittplbflr Vorhergehende. Nr, 175, beileht sich glelcb- 

falls auf .Erwin'. 
' Herder. 
SS ■ Vgl. Dtintzers Anmerkung WH. 24. 911. 

* Knel)el8 Tagebuch Januar 2ft: ..Nachmlltafm bei Fmii v. 

Stein. .ErwiD'" (G.-Steln 2. 607 Anm. ß lu S. 3001, - Vncl 



420 ERWIN UND BLMIBE. 1788 

Februar 9, Rom. — & 120, 28—25. 775 

Februar 9, Rom. — s. Nr. 182. 183. 185. 776 a— c 

Februar 9. Rom. — a 121. 28. 128, 8. 776 

] Februar 16, Rom. — & 124, 7. 777 

April 5, R(Mn. — & Nr. 100.^ 777 a 6 

Juli 15. 21, Weimar. — b. Nr. 191. 192. 777 b 

September 1, Weimar. — b. 430, 4—7. 777 c 

1790. 

Februar 28, Weimar. 778 

Ihre Bearbeitung von ,Elmiren^ freut mich sehr,* und lo 

wünschte, Sie hier bei mir schon am Claviere zu sehen. 
An J. F. Relchardt — Br. 9, 181, 14-16. 

October 26, Weimar. — s. Nr. 198. 778 a 

1791. 

März 10, Weimar. — s. Nr. 199. 779 i* 

Mai 80, Weimar. 780 

Die Partitur von ,Erwin und Ehnire^ ist in meinen 
Händen. Das Qeld dafür, . . werde ich Ihnen nächfitena 
überschicken. Die AujB!ührung jenes Stücks, so wie der 
,ClaudineS wird wohl bis auf künftigen Winter anstehen so 
müfisen." 

An J. F. Relchardt — Br. 9, 268, 6—10. 
JuU 4. Weimar. — s. Nr. 201. 780 a 

1792. 

Juli 29, Weimar. — s. ,Gro8S-Ck>phta' ugD. (an Relchardt) 781 » 



liquidirt Februar 9: für Abschrift Ton 18 Bogen ,B. xl B.\ 

März 20: für Abochrift Ton ,B. u. B.' „zum zweiten Male, 

zur Musik bestimmt"* (Burkhardt II S. 4 f.). 
^ Zwischen Nr. 190 und 191 ist als Nr. 190 a unter: Juni 20 oder 

30, Weimar, die versehentlich ausgefallene Stelle SdGG. 6, 

228 Nr. 1 einzuschalten. 
' ReichardtB Brief darüber ist nicht bekannt 
* Zu einer Aufftthrnng von ,E. u. B.' kam es nicht, wegen »Glaii- 

dine* Tgl. 98. 30 f. 



1793 ERWIX UND EI.MIBE. 421 

179S. 

November 18. Weimar, 782 

Haben Sie Dank für .Erwin uad Elmire', . .' 
An J. P. BelchardL - Br. 10, 128, 19 f. 

179«. 

Jim] 14, Weimar. 78S 

■Al8 Vortrab schicke ich hier verschiedene Kleinigkei- 
ten, die ich, der bequemen üebersicht Willen, sogleich 
in yerechiedene Fäektchen seporirt habe. 
I ... Nr. 4. Ein Monatrum ai>surdiiatis, woran Sie wohl 

den jungem Göcbhaiaeen erkennen werden.* Das 
Schlimmste iet, dass in der Idee etwas Wahres liegt. 
An C. O. Voigt. — Br. 11. 9ö, 19—22. 97, 13— lö. 

1797. 

i August 21, Prankfurt. — s. Nr. 206. 783 a 

180S. 

][Jaunar 18? Jena.) ~ s. 7, 2-B. 7W 

ISOS. 

Mal 1, Weimar. - e. 63, 19. 785 

> ISO«. 

Februar 24, Weimar. — a Nr. 543. 785 a 

Juuj 20, Jena. — b. Nr. 209. 765 b 

■ Band 1 von Relchardta .Muelk zu Goethes Werken' (die 
Widmung an Goetbe a Reinhardt 1, 617 f. und DUntzer: 

; PrcFtmdeflkrelB S. IST); Aber die Wirkung der Aufführung In 
BerliD Tgl. Relchardt 1, e21-«24. 

■ BSttlger an Wieland Juul 6r „Jetzigen Freitag [10.] wird 
mau die Herzogin mit ,Brwln und Blmlre' Überraschen, wobei 
die Göcbhanaen die Theaterdirection hat, und die Wolfakeel 

I zur groBeen Augenweide nnecrer Plslstratlden als Erwin eine 

BelnklelderroUe spielen wird" (GJ. 4, 824); Wlelanda Antwort 

hierauf Tom lü. Juid a. BOttIger 2, 1S6. 

* „Bitte nra üeberiassung des Theaters su einer Liebhaber- 

Anfftthmng tou ,E. n. E.', mit Belschlnss elnea Entree-Iinie'n" 

; <Br. 11, 321). 



Der Falke. 



J^ndtehr^Un: BmcbatUck eines Gesprächs des Helden (Fe- 
deriso?) mit BeineiD Freunde Hor&tio (nach B. SchmtdtB 
Vemmthnng): Concept von Goetbes Hand. 

Weimarer Amgahe: 1897, W. 36. 403. 1—11, Nr. 24 der „SpSne". t 

177«. 

August 8. lloieoau. 7S6 

[Früh.] Heut will ich auf den HermaniiBteüi, , . . 
Ich hab' an meinem ,Falken' geschrieben, meine Gio- 
vanna' wird viel von Lili haben, Du erlaubst mir aber >o 
doch, daas ich einige Tropfen Deines Wesens drein 
gieeee, nur so viel es braucht um zu tingiren. Dein Ver- 
hältniss zu mir ist so heilig sonderbar, da^B ich erst 
recht bei dieser Gelegenheit fühlte: es kann nicht mit 
Worten ausgedrückt werden, Menschen können's nicht is 
sehen. Vielleicht niacht mir's einige Augenblicke wohl, 
> Der Name weist nnzweldeutlg aul die Utterarlsctae Qudle, 
der Qoetbe den Stoff entlehnte: Boccaccios Novelle vom Fal- 
ken Im .Decamerone', wo Federlgoa Gellebte Momia Glovanna 
helast. Im gleichen Jahre 1776 wurde der Gegenstand von M 
einem Anonymus als Lustspiel bebandett auf die Bttbne ge- 
bracht (In Anlehnung an Hagedorns gereimte Erzfihlung .Der 
Falke', die threraeKs auf I^ Fontaine« Wiedergabe von Boc- 
caccios Novelle zurückgeht), vgL .Boccaccios Novelle vom 
Falken und Ihre Verbreitung in der Lltteratnr. . . . Von is 
Rudolf AnsctaDtz. Erlangen. Verlag von Fr. Junge. 1892' (Er- 
langer Bettrfige zur englischen Philologie, XIIl) 8. 12— Ift und 
den Aufsatz von K. Bartsch In der .Gegenwart' (1876) 9, 109 f. 



JTTe DBB FALKE. 425 

tAttgüM S, UmeniB.! [TSSl 

meine verldimgenen L^ideu wieder als Drama za 
yerkehren. , , . 

[Nachmittags.] . . . Von meinem Morgen auf dem 

> HeTmannstein sollst Du was sehen, vielleicht auch was 
lesen.' 

An Cb. T. Stein. — Br. 3, 93, 24. &4. 7— IT. 20-22. 
AnguBt 10, Ilmenau. 7S9 

Einfliedeln vom .Falken' erzählt, 
) Tgb. 1, 19. 13 f. 

August 11. Ilmenau. SOO 

[Früh] Zu Hanse. Den Vortrag des ,Falken' erfun- 
den, gleich zur Prolje geschrieben. 
Tgb. 1, 19. 15 f. 
• August 12. [Ilmenau.] 801 

Ich hab' am ,Falken' ge.-chriebeu und hoffe, wa^ zu- 
Bammen zu bringen. 

An Cü. T. stein. — Br. 3. 90. 18 f. 
August 12, Ilmenau. 802 

> Den ganzen Tag zu Hause. Am ,Fa!ken' geschrieben.* 

Tgb. 1. 19, 20 1. 



' Dass GoetbQ au diesem Tag« nicht am .Falken' welter 

schrieb, ist nach der (am Abend gescbr [ebenen) Fortsetzung 

des Briefes wahrscbelnllcb: ,.lcb hab' heute den ganzen Tag 

[ 35 fflr Dich gezeichnet. . ." (Br. 3. M. 24 t.) 

' * Am 14. kehrte Qoethe nach Weimar zurück: er wird hier 

I mit Frau t. Stein öfters Ton seinem .Falken' gesprochen ba- 

' ben; und wenn Goethe am 18. Se]>tember von Weimar aus an 

I die In Eochberg Wellende sdirellit: „Was Ist denn Ihr Falke 

so ffir eine Art7" (Br. 3. 112. 7f.l. so darf man annehmen, dasa 

I Frau T. Stein mit Bezug auf seine Dichtung Ihm von einem. 

I In Ihren Besitz gelangten, lebenden oder ausgestopften Falken 

geschrieben habe. 




Fastnachtspiel vom Pater Brey. 



Handschriften: siiul nicht bekannt. 

JSrster Druck: 1774, unter dem Titel ,Ein Fastnachtsspiel, auch 
wohl zu tragieren nach Ostern, vom Pater Brey dem fal- 
schen Propheten. Zu Lehr Nutz und Kurz well gemeiner ^ 
Cristenheit, insonders Frauen und Jungfrauen zum gold- 
neu Spieger, auf S. 61—96 des Werkes ,Neueröfiiete8 mo- 
i-aliseh-politlsches Puppenspiel. Et prodease vohtnt et de- 
lectare Poetae. I^eipzig und Frankfurt 1774*; anfgefasst 
als Bestandtheil des ,Pupi>enspielss und dessen Schluss lo 
bildend, während vorangehen: »Prolog*, »Des Künstlers 
Erdewallen* und das »Jahrmarktsfest zu Plundersweilem*. 

ZioeUer Druck: 1789, Schriften 8. 67—90. (Wegen des Titelkup- 
fers und der Vignette vgl. 432, 19—36). Ob die Dichtung 
hier, nebst dem .Prolog zu Bahrdt*, von Goethe als ein Be- 15 
standtheil des »Puppenspiels* aufgefasst worden ist, wie 
im ersten Druck, oder nicht, muss dahingestellt bleiben, 
da die typographische Einrichtung hierüber nicht belehrt 
und Band 8 der Schriften kein Register hat; dass das 
, Fastnachtspiel* (Goethes Schreibung «Fastnachtsspiel* Ist so 
im Text durchaus beibehalten worden) von den Freunden 
des Dichters als nicht wesentlich zum »Puppenspiel* ge- 
hörend angesehen wurde, dafür scheint 435, 27 f. zu 
sprechen. 

Dritter Druck: 1S(»8, Werke Cotta» 8. 273—289. 25 

Vierter Druck: 1817, Werke Cotta'' 9. 28^-306; das Register 
fasst »Pater Brey* und »Satyros* als Gruppe unter dem 
Titel .Fastnachtsspiel* zusammen, was jedoch in der 
Dmckeinrichtung nicht zum Ausdruck kommt; ebenso in 
Druck 5. 90 

Fünfter Druck: 1828, Werke Cotta» 13. 57—74; vgl. Dru(* 4. 

Weimarer Ausgabe: 1894, W. 16, 57—73 und 412 f.; die Stellung 
wie in Druck 4 und 5; das Register fasst ,Pater Brey' 
und , Satyros* nicht als Gruppe zusammen. 



1773 FASTXACHTSriKL VOM I'ATEU BBEY. J27 

IT73. 

?] [KoTember Ende, Frankfurt.] — 8. Nr. 741.' 802 a 

?]December 31. [Frankfurt.] — s. Nr. 743. 802 b 

1774. 

?}[Män, Fraohfurt.] 803 

. . . Sagen Sie Mamachen [Elisabeth Jacobi], dass das 
Tersprochue Fassnachtstücke l nicht ausbleiben soll. Ich 
bin fleissig gewest, nur ist noch nichts producibel, nnd 
ein bisschen früher und später thut doch in der Welt 
1 nichts, wo das gar nicht so manchmal einem das 
Nachsehn läbst." 

An Johanna Fahimer. ~ Br. 2, 153, 3 — 10, 
?Jimi 27. Frankfurt. 804 

[Mittags.] . . Ijoetlio recitirte auswendig mit der na- 
türlichsten Deciamation Satyre auf Verschiedne. . . , 
[Nachmittags.] Er suchte die Satyren und fand sie 
nicht." 

Mit Lavater. — SdGG. IG, 200, Bf. 10 f. (Lavaters Tgb.) 



178«. 




20 JfJuDl 28. Weimar.] - s. 104, 17. 


805 


Juli 6. Weimar. - s. Nr. 140. 


805a 


September 2, Karlsbad. — s. lor.. 4-7. 25- 106. 7. 


8(15 b. c 


1787. 

Januarl3 j 
25 Februar 2. 6. 1 


Wri d-t 


Mai f2ß.] Neapel. — s. Nr. 156. 


sa^g 


^°°' ^- . 1 Rom. - 8. Nr. 157 und 110, 21-23. 
AUKUst 11. i 


805 h. 1 


Ortober 1. Frascatl. — s. Nr. 164. 


805 tc 


30 Oerober 24, Born. — s. Nr. 166. 


m.i 



' Sachlich gehören in die Zelt der EntstehunR Nr. 343. S^iX 844. 

846. 848. 849. 
■ Vel. Nr. 741 und 743 nclial Erl. Nach Briefe vdH. 1, 164. 15 

Ist , Erwin und Blmlre' gemeint; Im Register der Br. fehlt Jede 

Angabe einer Beziehung. 
• Von SatjTt'u in ilmmatlsclier Form koiiiiiicii ferner lu Frage; 

.Götter, Helden und Wieland', .Jahrraarktufcat' imd .Satyros'. 



428 FASTNACHl SPIEL VOM PATER BREY. 1788 



1788. 

Januar 25, Rom. — s. 119, 16—18. 806 

März 1, Rom. — s. ,Faust' ugD. (Ital. Reise.) 806 a 

März 21, Rom. — s. 125, 22—24. 806 b 

April 5, Rom. 807 5 

Das Gkdidit auf Miedings Tod hätte ich mit Freuden 
in der ^Pandora^ gesehen^ wenn nicht meine Absicht 
wäre, Michael den sechsten und achten Band [der 
,Schriften'] herauszugeben^ und Ostern mit dem sie- 
benten^ welcher den ,Faust' und also die grosse Oiran- lo 

deP enthält, zu schliessen. 

An Bertuch. — Br. 8, 360, 1—6. 

April 5, Rom. 808 

Da ich in der Hälfte Juni wieder in Weimar einzu- 
treflfen hoffe, so werden wir wegen der übrigen Bände is 
[6 — 8 der ,Schriften'] Abrede nehmen können. Ich 
wünschte Michael den sechsten und achten Band 
herauszugeben und Ostern mit dem siebenten zu schlies- 
sen.* 

Doch davon mündlich weiter. ao 

An Göschen. — Br. 18, 27, 22-28, 3. 

Juli 15, Weimar. 800 

Ehe ich von Bom abgingt' und selbst auf der Heise 

suchte ich zwei Bände [der ,Schriften^], den sechsten 

und achten,^ dergestalt voruzbereiten, dass solche noch 25 



^ Und für Band 8 war ,Auf Miedings Tod* bestimmt. Den bei 
Göschen von 1787—89 erschienenen Almanach ,Pandora oder 
Kalender des Luxus und der Moden' gab Bertuch neben 
seinem ,Joumal des Luxus und der Moden* heraus. 

* Girandola, das Hauptstück des grossen Feuerwerks, das am so 
Fest von St. Peter und Paul in Rom von der Bngelsburg aus 
abgebrannt zu werden pflegte. 

* Vgl. Z. 0-11. 

* Die Abreis«? erfolgte am 22. April, die Ankunft in Weimar 
am 18. Juni. 35 

* Von deren Inhalt kommt .Torquato Tasso' hier am meisten 
in Betracht, vgl. diesen unter 1788 April 14 (Ital. Reise). 



FASTNACHTSl'IBL VOM TÄTER BHEY. 



auf Miuhaei erscholüt-ii sollten: iiUoiu 1<:U fand niicli 
BMcb. meiner Ankimfi hierher von so mancherlei Zer- 
etreniuigen tungeben, dase ich in mchtB weiter gernckt 
b bin, nnd fürchte, dase ich vor einigen Monaten nicht in 
die Lage kommen möchte, nnr einen Band zu endigen, 
deeBec Ausgabe auf MichaeUe nicht mehr besorgt wer- 
den könnte. Indessen werde ich mein Möglichstes thun, 
deaa ea ist mir sehr viel daran gelegen, dass ich die 
10 übemommne Verbindlichkeit einmal los werde. 

Für die Titel-Kupfer und Vignetten zu denen übrigen 
Bänden [6 — 8] will ich sorgen, zum sechsten sind sie 
sehr gut gerathen. 

An Göschen. - Br. fl, 2, 11-23. 
1» AoguM 12, Weimar. SlO 

Mein achter Band [der Schriften] ist bald zasammen- 
geschrieben. Wenn ihn Wieland durchgesehn hat, er- 
hältst Da ihn, eh' er nach Leipzig geht, er soll auf 
Michael herauskommen. 
M An Ch. T. stein. - Br. 0. 10. 20-23. 

September 1, Weimar. 811 

Der achte Band [der Schriften] ist meist beisammen, 

ich lasse ihn nochmal abschreiben und gehe ihn durch. 

An dem Titelknpfer wie an der Vignette wird in Bom 

as gearbeitet, wenn wir sie nur zeitig erhalten. Ich will 

die Platten auf der reitenden Post kommen lassen. 

Schreiben Sie mir den letzten Termin, wenn Sie das 

ManuBcript haben müssen. 

Die kleinen Zeichnungen von Herrn Rath Kraus' 

30 weiden nicht wohl angebracht werden können. Die 

Einrichtung, die ich dem Bande gegeben, leidet keine 

Z wisch en-Kupf er, nnd die Kupfer zum TituI erhalten 

wir, wie gesagt, von Rom. 

' Wie 128. 31. 



430 FASTxNACHTSriEL VOM PATER BREY. 1788 



[September 1, Weimar.] fSll] 

Ich werde mit dem Manuscript ein Verzeichnise 
schicken, wie ich die Abgabe der Exemplare künftig er- 
warte. Das letztemal* ist wieder zu meinem und Ihrem 
Schaden nnd zu niemandes Nutzen allerlei versehen 5 
worden. Die Exemplare, die ich zurückgebe, hat Herr 
Bath Bertuch. 

. . . schreiben Sie mir, wann das Manuscript ankommen 
muss, damit ich mich darnach richte. 

An Göschen. — Br. 18, 28, ö— 29, 2. 8—10. lo 

September [2 oder 3,] Weimar. 812 

In meinen Schriften bin ich nur wenig vorgerückt. 

Der achte Band ist beinahe zusammen. Wieland hat 

ihn gegenwärtig in der Revision. Es sind noch einige 

Kleinigkeiten dazu gekommen, das TJebrige kennst Du.* is 

An Herder. — Br. 9, 18, 26—19, 2. 

September 19, Weimar. 813 

Ich lebe sehr still hin und bin fleissig. Der achte 
Band [der Schriften] ist bald zusammengestöppelt^ dann 
soll es an ,Tasso^ gehn. so 

An d. Heneogin Anna Amalia. — Br. 9, 25, 15—17. 

September 22, [Weimar.] 814 

Mein achter Band [der Schriften] ist in Ordnung. 
An Herder. — Br. 9, 83, 5 f. 

September 24, Weimar. 815 %'y 

Hier kann ich endlich den Anfang des achten Bandes 
[der Schriften] übersenden. Das Uebrige ist nun alles 
fertig und wird nach und nach folgen. Dieser Band 
wird nicht stark, es kann also nicht schaden, wenn be- 
sonders das gegenwärtige ,PuppenspieP, so viel es sich ao 



» Bei Band 5. vgl. Nr. 191. 

' Mit Ausnahme von .KttDstlers Apotheose*, die niclit lange 
nach obigem Briefe erst, wo nicht ganz gedichtet, so doch 
vollendet wurd«- (vgl. daselbst unter 1788 September 19, an 
KnrI Anglist). 55 



W88 FASTNACiriSriF.I, VOM PATER BRKY. 431 

[8«pt«uber », Weimar.) [BU] 

Bchifiken will, veitläuftig gedruckt wird. Der K«st ist 
meisteatheÜs schon Seite für Seite eingetheüt.' 

Gleichf&Us hat der Setzer bei gegenwärtigem ^Pup- 
i penspiel' mit TJeberlegiing zu handeln. Besonders was 
mit grösseren Buchstaben, was mit kleinren zu drucken 
ist, aase alles wohl in die Augen falle. Das Manuscript 
wird wenigstens zu keinem Fehler verleiten, man kann 
aber hie und da dem Leser noch mehr zu Hülfe kommen. 
10 Lassen Sie doch einen klugen Gorrector auch darauf 
sehen. 

TJebrigens hoffe ich, dass dieser Band an Mannich- 
faltigkeit ersetzen soll, was ihm an Bogenzahl, beson- 
dere gegen den fünften, at^ht. 
IS Die Kupfer von Bom werden auch nicht aus^enbleiben, 

Leben Sie wohl und melden mir den Empfang. 
An Qöschen. — Br. 18. 29, 23—30, 19. 
September 28, Wetmar. S16 

Ich hoffe, das .Puppenspiel' ist glücklich angelangt,' 
20 da£ Uebrige kann folgen, sobald Sie es verlangen. 

Schicken Sie mir doch jedesmal 2 Aushängebogen. 
Ich erinnre mich nicht, ob ich schon im letzten Briefe 
solches verlangt habe. 

An QöBcheu. — Br. 18, 30, 22—26. 
as October 9, Weimar. 817 

Hier schicke ich zugleich die Platten zum achten, 
gegenwärtigen Bande. Das Titelkupfer ist eine sehr 

' AA'cDD Goetbe die näclistf olgende Manuscrlpt-Seudung (am 
ft. ("K-tober) mit der brieflichen Anweisung begleitet; „Hierbei 
30 ' folgt die Fortsetzung des ManuKcrlpta. leb liabe dabei zu 
bemerken, dnss diese Gedichte Seite tUr Seile abgedruclit 
werdeu müssen . .'• <Br. 13, 31, 16—18), so geht daraus hervor, 
daae 430. SO, ebenso auch oben Z. 4 f. und Z. 19 unter dem 
Ausdruck „Puptiensplel" das .Fastnaobtsplel' und 
at der .Prolog zu Babrdt' mit InbegrlffcD sind, 
dass also diese l>ei(lpn Dichtungen nra 24. September mit an 
Güscben abgeschioki wurden. 

■ Vgl. die vorhergehende Eri. 



432 FASTNACHTSPIEL VOM PATER BREY. 1788 

[October 9, Weimar.] [817] 

reizende Composition, sollte die Vignette ein wenig zu 
hoch sein, so kann man von der Platte so viel ab- 
nehmen.^ Von beiden ersuche ich Sie mir eine An- 
zahl guter Abdrücke auf schön Papier, wie von dem s 
Kupfer zu ^TSgmonV^ baldigst machen zu lassen. Auch 
Herr Lipe hat sich sehr wohl gehalten. Die Platten 
zum sechsten Band' sind auch in meinen Händen. Für 
alle vier habe ich Herrn Lips 24 I>ucaten bezahlt, wel- 
che ich mir zu ersetzen bitte. lo 
An Göschen. — Br. 18. 82, 10—20. 

October 25, Weimar. 818 

Der achte Band [der Schriften] ist indess auf dem 
Sprunge. Ein Summa Summarum so mancher Empfin- 
dungen eines ganzen Lebens ist ein wunderlich Ding, iö 
imd es konnte noch viel bunter aussehn, ich musste 

zu viel weglassen.* 

An Knebel. — Br. 9, 44, 14—18. 



* Das dem Titel gegenüber stehende Kupfer ist von Lips nach 
einer Zeichnung Angelica Kauffmanns gestochen: Am Rand so 
eines Waldes, übenweigt von seinen Aesten, steht auf einem 
Postament die Büste Goethes (die erste Trippeische diente 
als Vorbild); auf sie den begeisterten Blick gerichtet steht 
davor, an das Postament gelehnt, die Muse der Tragödie, als 
solche durch Keule und tragische Maske zu ihren Füssen 85 
kenntlich: seitwärts zur Linken die komische Muse, sitzend, 

in anmuthiger Gruppe mit Eros scherzend, der knieend ihr 
die mit der Rechten über das Haupt erhobene Maske zu ent- 
reissen strebt. 

Die Vignette auf dem Titelblatt (der Name des Stechers, so 
Lips, scheint auf der Platte vorhanden gewesen, dann aber 
ausgeschabt worden zu sein) stellt eine Muse (?) dar, die, an 
ein schlichtes Postament gelehnt, den Blick sinnend abwärts 
gerichtet, mit der Rechten eine auf dem rechten Oberarm 
ruhende Keule hält (die besondere Beziehung auf den Inhalt S6 
des Bandes vermag ich nicht anzugeben). 

* Vgl. 196, 14—17. 218, 18-21. 

' Vgl. unter ,Lila* und »Torquato Tasso* die Beschreibung der 
betreffenden Drucke in den »Schriften*. 

* Die „Summa suromarum" bezieht sich gewiss mehr auf die 4o 



1788 FASTKACHTSPIEL VOM PATE« BBBY. 433 

Decfwber 8, Weimar. Sl» 

Ich habe die Bogen F. G. H. tuei[ii'i= aohfcn flamlrs 
[der Schriften] vor einiger Zeit in duplo erhalten, die 
vorhergehenden aber sind nicht angekommen.' Ha'icn 
b Sie die Güte, Sich zu erkundigen, wo sie geblieben =ind. 
Zugleich überschicke ich den Ueberrest des Mami- 
scripta" und ersuche Sie um Nachricht des Empfangs, 
wie auch um Auskunft wegen obenstehenden Puncies. 
Die Abdrücke der Platten' erwarte ich auch sehulitliat. 
An GöBchen. — Br. 18, 34, 19-35. 2. 

December 15, Weimar. S20 

Die Aufihänge-Bogen [der Schriften Band 8] bis M 
sind angelangt,*' haben Sie die Güte, von Zeit zu Zeit die 
übrigen zu senden. 
i An Göachen. — Br. 18, 35. II f. 

December 27, Weimar. 821 

Es versteht sich von selbst, und ich glaube es auch 
geschrieben zu haben, da^s der Band, welchen wir gegen- 
wärtig heraupgeben. der achte ist."* Es wird wohl 
) nicht nöthig sein, dem Publico über diess Hinterst-zu- 
förderst etwas zu sagen. 

Haben Sie die Güte, mir die Exemplare, welche ich 
zu erhalten habe, so schnell als möglich zu schicken, 
allenfalls die brochirten voraus. Schicken Sie mir aber 

i SammluDg der .Vermlachtea Gedl^bte'. als auf die Ihr voran- 
UDd nacbgeKtellten dramatisehen Dlcbtuogeu. 
' Bogen A— B (= 8. 1—80) reichen bis zu V. 186 des .Fast- 
nachtspieln' (..leb fQrcbt', es koiiiuit der JihiRHie Tag") eln- 
scbliessUcb, Bogen F— H {= S. 81— 128» Tun rta bl» zw dem 

a Liede ,Mlt einem gemalten Band' einachliesslitb. 

• . Künstlers Erdewallen', .KÖnstlers Apotbt'ose" und die .Ge- 
heimnisse'. 

• Vgl. 432. 19-36. 

• Mit BoKcn M IfSglmit die zweite Sammlung der .Vermis<'h- 
i ten Gedichte'. 

• Ein Zweifel kunnte allenfalls entstehen, well Band 8 vor 
Band C und T ersebelnen sollte. 

Grit, iiotlhe Bbir i. Dlchlongeo. T. II. B. I. M 



434 FASTNACHTSPIEL VOM PATER BREY. 1788 



[December 27, Weimar.] (821) 

alle Exemplare, ich will die Versendung nach Rom und 
Frankfurt selbst besorgen. 

An Exemplaren wünsche ich zu erhalten, wie auf 
der andern Seite geschrieben ist. 5 

... Ich erwarte die Abdrücke mit Verlangen. 

Gebundene 

Saffian Holländisch Papier Ex. 3 

Engl. Band holl. Papier — 2 lo 

Engl. Band Ord. Papier — 9 

Ex. 14 
Brochirte 
Sämmtlich ord. Papier 28 

Ex. 42 u 

An Göschen. — Br. 18, 35, 18— 36, 20. 

December 27, Weimar. 822 

. . der achte Band [der Schriften] ist bald gedruckt; 
ich schicke das erste Exemplar gleich an Angelica, da- 
mit Ihr es bald habet. so 
An Herder. — Br. 9, 68, 2—4. 

178». 

] [Januar Ende, Weimar.] 823 

. . blicken [Sie] in den achten Band meiner Schriften^ 

der bald anlangen wird. 95 

An H. Meyer. — Br. 9, 74, 26 f. 

Februar 2, Weimar. 824 

. . hier . . das Titelkupfer zum achten Bande [der 

Schriften] .^ 

An F. H. Jacobi. ~ Br. 9, 78, 4. 30 

Februar 2, Weimar. 825 

Bald erhaltet Ihr wieder einen Band [8.]. meiner 

Schriften, . . 

An d- Grafen F. L. zu Stolborg. — Br. 9, 70, 11 f. 



» Vgl. 432, 19-29. SS 



1T8B PA8TNACHTSPIBI. VOM PATBH BRHY. 41J3 

Febroar ü, Weimar. 626 

'Mit Goethe habe ich [Caroline Herder], mich üin 
Montage [9.] über die Leonore im ,Pater Brey' ausge- 
eprochen. Ich frug ihn, ob ich diese Person so ganz ge- 
. weeen wäre? „Bei Leibe nicht!" sagte er; ich solle nicht 
so deuten. Der Dichter nehme nur so viel von einem 
Indinduum, als nothwendig sei, seinem Gegenstand Le- 
ben und Wahrheit zu geben; das übrige hole er ja aua 
sich Belbet, aiu dem Eindmck der lebenden Welt. Und 
) da sprach er gar viel Schönes und Wahros darüber. Auch 
dass wir den ,Tasao', der viel Deutendes über seine 
eigne Person hatte, nicht deuten dürfen, sonst wäre das 
ganze Stück verschoben u, s. w. Kurz, ich war völlig 
■ befriedigt, da ich mir ihn so ganz als Dichter denke. 
i Er nimmt und verarbeitet in sich aus dem All der 
Natur {wie es Moritz nennt), in das ich auch gehöre, 
und alle andre Verhältniseo sind dem Dichter unterge- 
ordnet.^ 

Mit Herders Frau. — Geaprüche 1, 115 f. (Herdem Reise 
nacb Italien 8. 249 f.) 

' Caroline Herder scheint von (ioethe die .\usliiin gebogen von 
Band 8 der Schriften zur ADslcht erhalten zu haben; sie 
schreibt au Ihre». In Italien wellenden. Maan am 10. Januar 
1789: „Goetbtns Gedichte Id. h. Band 8 der Schriften] alnd 

i noch nicht ^^nnz fertig [gedruckt]; iuh habe sie zwei Tage ge- 
habt, aber gleich wieder zurückgeschiiltt, es war ein Stachel 
für mich drinnen. Der ,Brey' Ist nach dem .Plunders weder 
Jahrmarkt' gfdrueltt; es hat mir st-hr web gethan. dass er's 
nicht we^relasfien bat. Ich kann in den nächsten vier Wochen 

} nicht mit Ihm li-ben; er Ist mir fatol" (Herders Reise micli Ita- 
llen 8. 224). 01c Verstimmung dauerte nicht ganz so laoge; 
schon am 4. Februar war sie mit Goethe zusiuiimen (vgl. 
Dflntzer: Goethe n. Karl August S. 321 f.) und hatte mit ihm 
am 8. (nicht nni 8., wie die .Gespräche' datlren) folgende l'n- 

i terhaltuDg, die Ihrem Briefe an Herder vom 13. Februar ent- 
nommen Ist. 
' „Das sehe ich JeUt deutlich", führt Caroline Herder fort, ..und 
Ich sehe Ihn tUgllch mehr in seinem eigentlichen Licht. Kr 
ist eben ein gltickllch Begdüstiglcr von der Natur". 

) Herder Hess in seloer Antwort vom 7. Miirz dir'"« Enischul- 



436 FASTNACHTSPIEL VOM PATER IJUEY. 1789 

Mürz 2, Weimar. 827 

Meine Schriften achter Band sind nach Rom.^ 
An Herder. — Br. 9, 94, 11. 

April 17, Weimar. 828 

Den achten Theil meiner Schriften haben Sie nun 6 

auch wohl erhalten.^ Das Ihnen eigentlich gehörige 

Exemplar habe ich an Jagemann zur Bibliothek gegeben. 
An d. Herzogin Anna Amalia. — Br. 9, 106, 21—24. 

Jmü 22, Weimar. — 828 a 

s. .Torquato Tasso* ugD. (an Gösclien.) lO 

1791. 

Juli 4, Weimar. — s. Nr. 201. 828 b 

1805. 

Mai 1, Weimar. — s. 63. 24. 828 c 

September 30, Weimar. — 829 i» 

B. ,Fau8t' UgD. (an Cotta.) 

1806. 

Februar 24, Weimar. — s. Nr. 543. 829 a 

März 1, Weimar. 830 

[Früh] YierttT [8.]. Band meiner Werke [Cotta'] ao 

mit Riemer.^ 

Tgb. 3, 120, 12. 



digung nicht gelten und hielt den Druck solelier „jugendlichen 
Fratzen und Spässe" fttr ungehörig (Herder» Reise nach Ita- 
lien S. 273); vgl. besonders Wilhelm Scherers Aufsatz ,Sa- 25 
typos und Brey* im GJ. 1, 92—94, Rudolf Haym in .Herder 
nach seinem Leben und seinen Werken' 1, 528—531 und Dünt- 
zer: Abhandlungen 2, 141—292. 

^ Herder an seine Frau März 7: „Goethens Gredichte sind hier 
angekommen; er hat ein Exemplar noch ohne Titel an die so 
Angellca [Kautfmann] geschickt** (Herders Reise nach Italien 
S. 273). 

' Die Herzogin-Mutter befand sich zur Zeit in Rom. Wegen 
der A1>sendung von Band 8 nach Rom vgl. Nr. 827 und 434, 2 f.; 
Schütz dankt am 4., Bury am 22. April. Angelica Kautfmann 35 
am 23. Mal, s. SdGG. 5. 155. 167. 169. 

■ Vgl. (53, 31-33. 



U08 FASTNACHTSPtBI. VOH PATER S&EX. 437 

?Mara 8. Weinior 931 

[Früh?] Fernere Durehsicht mit Riemer." 
Tgb. 3. 121, 10. 
April 27, Weimar. 832 

'■> Zugleicli wiinselite zu erfahren, ob ich das Maniiscript 

zum 4. [8.] Bande [der Werke Cotta']. nach IJeipzig 
senden, oder ea hier behalten soll, um es Ihnen bei llirer 
Rückreise zuzustellen; welches letzte mir soviel lieber 
wäre, da es mir ausser der iSieherlieit noch die HoflEnung 
5 gewährte, Sie wiederzusehen.* 

An Cotta. — Br. 19, 128, 7—12. 
AugUHt 15, Jenn. - a. 135. S— 10. S33 

August l'J. JfDH. - s. IW. IT-iy. 834 

Ootober 24, Weimar. — s. 130. 27 f. S35 

1 OcTtober 28, Weimar. — s. 137, 30 r. 836 

October 27, Weimar. — s. 139. 2-^, 837 

1807- 

AugTist 30, Karlsbad. — a. Xr. 224. S37 a 

December 16, Jena. — s, Nr. 225. 837 b 

1808. 

August 7. Karlsbad. — s. Xr. iß. 837 c 



November 12, Jena. — s. 9. 15. 838 

1813. 

as IIApril, Weimar, Mal, Juni. Tciiih/.] 839 

[Zu 1772 September.] 'Sicht lange war ich allein 

' Wie in Xr. 830 von Bd. 4 [81 ilcr Wirke Cotta'? vgl. C3. 31-33. 

' Daa Letztere gewhah im Mai ku Wi'inmr, vgl. 13(f. 17—19. 

' Goethe besuchte, nechdeni er Wet/.lar nm 11. SeptemlH-r ver- 
30 lasRen battp. die Familie v. rji-RwIic in Tlial-Ehretilirei istein, 
wo er ein ZuBanimentreffen mit Merck vernbredet hatte. Paus 
bei diesem ,.Coni;reBs" auch Leuchseurine erschiene« oder 
gar dazu ..beachicdcn" (tei (43S. 4), I>ei-uht nach DflnlKera 
AngnlH'n In WK. 19, 15!» f. zu 7.. 16 fr. auf freier ErRmhing, 



438 FASTNACHTSPIEL VOM PATER BREY. 1818 



[April, WeimAT, Mai, Juni, Teplita.] [6M] 

der Gast im Hanse. Zu dem Congress^ der hier thefls 
im artistischen^ theils im empfindsamen Sinne gehalten 
werden sollte, war auch Lenchsenring beschieden, der 
von Düsseldorf heraufkam. Dieser Mann, von schönen s 
Kenntnissen in der neuem litteratur, hatte sich auf 
verschiedenen Reisen, besonders aber bei einem Aufent- 
halte in der Schweiz, viele Bekanntschaften, und da er 
angenehm und einschmeichelnd war, viele Gunst erwor- 
ben. Er führte mehrere Schatullen bei sich, welche den lo 
vertrauten Briefwechsel mit mehreren Freunden ent- 
hielten: denn es war überhaupt eine so allgemeine Offen- 
herzigkeit unter den Menschen, dass man mit keinem 
Einzelnen sprechen, oder an ihn schreiben konnte, ohne 
es zugleich als an mehrere gerichtet zu betrachten. Man 15 
spähte sein eigen Herz aus und das Herz der andern, 
und bei der Gleichgültigkeit der Regierungen gegen eine 
solche Mittheilung, bei der durchgreifenden Schnellig- 
keit der Taxisschen Posten, der Sicherheit des Siegels, 
dem leidlichen Porto, griff dieser sittliche und littera- ao 
rische Verkehr bald weiter um sich. 

Solche Correspondenzen, besonders mit bedeutenden 
Personen, wurden sorgfältig gesammelt und alsdann, bei 
freundschaftlichen Zusammenkünften, auszugsweise vor- 
gelesen; und so ward man, da politische Discorse wenig 25 
Interesse hatten, mit der Breite der moralischen Welt 
ziemlich bekannt. 

. . . Merck, zugleich kalt und unruhig, hatte nicht lange 
jene Briefwechsel mit angehört, als er über die Dinge, 30 
von denen die Bede war, so wie über die Personen und 
ihre Verhältnisse, gar manchen schalkhaften Einfall 



da Lfeuchsenrlng sich damals in der Schweiz aufhielt; Goethe 
hatte ihn Anfang 1772 durch Merck in Frankfurt kennen ge- 
lernt. 95 



ZSIS FAS'J NACHTS PI KL VOM PATER BHRY, 439 

lIAprfl, Weinur, Uti, Jani, TepHtc) [93*1 

laut werden Ucee, mir aber im Stillen die wunderüch- 
Bten Dinge eröffnete, die eigentlich darunter verboten 
sein sollten. Von politischen Geheimnissen war zwar 
5 keineswegs die Rede, auch nicht von irgend Etwas, das 
einen gewissen Zusammenhang gehabt hätte; er macht« 
mich nur auf Menschen aufmerksam, die ohne sonder- 
liche Talente mit einem gewissen Geschick sich persön- 
lichen EinJiuss zu verschaffen wissen, und durch die Be- 
kanntschaft mit vielen auF sich selbst etwas zu bilden 
suchen; und von dieser Zeit an hatte ich Gelegenheit, 
dergleichen mehr zu bemerken. Da solche Personen ge- 
wöhnlicii den Ort verändern und als Reisende bald hier, 
bald da eintreffen, so kommt ihnen die Gunst der Ncu- 
i heit zu Gute, die man ihnen nicht beneiden noch ver- 
kümmern sollte; denn es ist dieses eine herkömmliche 
Sache, die jeder Reisende zu seinem Vortheü, jeder Blei- 
bende zu seinem Nachtheil öfters erfahren hat. 

Dem sei nun, wie ihm wolle, genug, wir nährten von 
jener Zeit an eine gewisse unruhige, ja neidische iuf- 
merksamkeit auf dergleichen Leute, die auf ihre eigne 
Hand hin und wieder zogen, sich in jeder Stadt vor An- 
ker legten, und wenigstens in einigen Familien Einfluss 
zu gewinnen suchten. Einen zarten und weichen dieser 
B Zunftgenossen habe ich im Pat«r Brey, einen andern 
tüchtigem und derbem, in einem künftig raitzutheilen- 
den Fastnachtasp iele, das den Titel führt: ,Satyros, oder 
der vergötterte Waldteufel', wo nicht mit Rilüirkeit, doch 
wenigstens mit gutem Humor dargestellt.' 
;u Dichtung und Wahrheit Tbeü 3 Buch 13. — W. 28. 178. 

3- 179, 2. 184, 28- 186. 6. 
][Aprtl, Weimar, Mai. .Tunl, Teplltz.J - s. Xr. 'AAS. ' 830a 

' Wepen der Muclelle /uii> Pater Bri'j* und .«iityios. sowie zu 
den ührtffPti Personen dieser beiden ..KastuaclH<p[eli'" vül. 
.6 Nr. 82(i und die W'i, 2.'>— 28 ai>geKel)ene LiKenitur, 



440 FASTNACHTSPIEL VOM PATER BREY. 1814 

1814. 

] [April 10. Weimar, oder Mai 14, Berka.] — 839 b 

s. ,Ipbigeuie auf Tauris* ugD. (Ital. Reise.) 

181S. 

Februar 20, Weimar. — s. 12, 27. 840 5 

] [April, oder 1810 JuU Mitte, Weimar.] — b. 142, 7-10. 840 a 

1816. 

März 25, Weimar. 841 

Der neunte Band [der Werke Cotta*]^ ,Fau8t* und 

Consorten entiialtend, folgt bald. lo 

An Cotta. — Br. 26, 307, 23 f. 

AprU 19, Weimar. 842 

[Früh] Neunten Band meiner Werke [Cotta*]. cor- 

rigirt. 

Tgb. 5, 224, 18. 15 

Mai 11, Weimar. 843 

Paquet an Cotta nach Stuttgart, neunter Band 

meiner Werke [Cotta*]. 
Tgb. 5, 229, 27 f. 

][December 20? Weimar.] 844 ao 

[Zu 1773 — 1775.] Geheimes Archiv wunderlicher Pro- 
ducüoiien.^ ,Faust'. jHanswursts Hochzeit^ ,Ewiger 
Jude^ Invectiven und Widerstreit im Innern. Rhyth- 
mus. Reim. Quantität. Poetische Prosa.^ . . . 

Schema zu ,Diehtung und Wahrheit* Buch 18. — W. s5 
29. 225. 



* Vgl. im Tagebuch vom 15. Juni 1775 den Ausdruck: „Prl- 
vat-Archiv des Dichters" (Tgb. 1, 3, 18). 

* Die Weimarer Ausgabe liest: „Goetz. Proea", waa, nach 
Düntzers Vermuthung (WK. 17, XXXV Anm. t), im Hin- so 
blick auf den Ausdruck „Poetische Prosa" in dem W. 29, 225 
zunächst folgenden Schema Z. 3 f. 12, sowie unten 442, 4 
Irrthum ist — Die Ausführung des Schemas s. unter Nr. 849, 
sowie unter den genannten Dichtungen; sie ergibt, daas, trotz 
dem Ausdrucke „Geheimes Archiv" (der übrigens in der S5 
Ausführung eingeschränkt ist, s. 443, 11 f.), hier und in Nr. 



1819 KASl NACHTSPIEL VOM PATER BREY. «1 

1S19. 

JUVlfd-ir n. Wfiruar.J - o. 14«, 1«— 147, 3. frio 

Miirz [Antnn«]. Wpimar. — s. 16, 10. &4fi 

1S2S. 

][JaDuar, xwiscliru 10 und 1!>. Weimar.] — b. Nr. 100. &4fla 

](Jull zwiei-hen 19 und 22. Mmiiiilxid,] — S46 b 
[Zu 1816.] - s. Ni-, 3(1. 

Miii 28. Weimar, — s. Nr. 3S. S46c 

Februar 1, Weimar. — s. ^lO, W. 847 



IS MäTX 12. 
A|>rll 4. 
Sepiember 18, Weimar. — s. 47, 17--20. 48. 3—5. 



Juui 28, I 

S October 20, I Weimar. — 8. Nr. tn;— (18. 
November 8, j 

Februar 9, 
Febmar 14. 
s ?KoTember 8, Weimar. — b. Nr. 33Ö. 

848, 849 »on dramatlscbeu Dicluuugen ausser ,Faiisr 
,HanBwur8t8 Hocbzelt' In Betracbt kommen: 

1. Anekdote m den Freuden des Jungen Wertbcrs. 

2. Concerto dramatJco. 

3. Fastnacbtaplcl Tom Pater Brey. 

4. Götter, Helden nnd Wieland. 

5. Künstlers Erdewsllen. 

6. Neuerfiffnetes Puppensiilel. 

7. Prolog zn Babrdt. 
s 8. SatyroB. 

ft. l'iit'lflct der Jncobls. 



442 FASTNACHTSPIEL VOM PATER BREY. 1831 

1881. 

September 16. Weimar. 848 

[Zu 1773—1775.] Paralipomena zu [Buch]. XVIII. 
. . . Beim. Rhythmik. Quantität. Poetische Prosa.^ Keim- 
lose (Jedichte. Knittelverse. Begünstigen mancherlei Un- 5 
arten. Bemühungen um die komischen Opern mit pro- 
saischem Dialog.* Geheimes Archiv.' ,Faußt^ ,Han8^ 
wurstö Hochzeit^ ,Ewiger Jude^ Invectiven und Wider- 
streit im Innern. . . .** 

Schema zu »Dichtung und Wahrheit' Buch 18. — W. lo 
29, 226. 

] [nach September 16, Weimar.] 849 

[Zu 1773 — 1775.]. Um . . einen Boden zu finden, wo- 
rauf man poetisch f ussen, um ein Element zu entdecken, 
ia dem man freisinnig athmen könnte, war man einige i5 
Jahrhunderte zurückgegangen, wo sich aus einem chao- 
tischen Zustande ernste Tüchtigkeiten glänzend hervor- 
thaten, und so befreundete man sich auch mit der 
Dichtkunst jener Zeiten. Die Minnesänger lagen zu weit 
von uns ab; die Sprache hätte man erst studiren müssen, 20 
und das war nicht unsre Sache: wir wollten leben und 
nicht lernen. 

Hans Sachs, der wirklich meisterliche Dichter, lag 
uns am nächsten. Ein wahres Talent, freilich nicht wie 
jene Ritter und Hofmänner, sondern ein schlichter Bür- m 
ger, wie wir uns auch zu sein rühmten. Ein didaktischer 
Realism sagte uns zu, und wir benutzten den leichten 
Rhythmus, den sich willig anbietenden Reim bei man- 
chen Gelegenheiten. Es schien diese Art so bequem zur 
Poesie des Tages, und deren bedurften wir jede Stunde. 30 



* Vgl. 440. 29-33. 

* Die erste Fassung von ,Erwin und Blmire* (vgl. den Aas- 
druck MliUStspiel" für diese Dichtung 411. \S) und .Clau- 
dine von Villa Bella*. 

■ Vgl. 440, 21—23. 27 f. S5 

* W€>fren der in Betmcht kommenden dramatischen Dichtungen 
8. 441. 2^-36. 



1831 FAST.NACHTSPIBI. VOM PATER BKEr. 443 

]{B«:h Blplember 1«, Wclmu] |M>] 

Wenn nun bedeutende Werke, welche eine Jalire 
lange, ja eine lebeDslangüclie Aufmerksamkeit und Ar- 
beit erforderten,' auf so verwegenem Grunde, bei Leicht- 
1 sinmgen Anlässen mehr oder weniger aufgebaut wur- 
den, so kann man sich denken, wie freventhch mitunter 
andere vorübergehende Productionen sich gestalteten, 
zum Beispiel die poetischen Episteln, Parabeln und In- 
vectiven aller Formen, womit wir fortfuhren, uns inner- 
u lieh zu bekriegen und nach aussen Händel zu suchen. 
Ausser dem schon Abgedruckten ist nnr weniges da- 
von übrig; es mag erhalten bleiben.^ Kurze Notizen mö- 
gen Ursprung und Absicht denkenden Männern etwas 
deutlicher enthüllen. Tiefer Eindringende, denen diese 
s Dinge künftig zu Gesicht kommen, werden doch geneigt 
bemerken, da-ss allen solchen Excentricitäten ein redli- 
ches Hcstreben zu Grunde lag. Aufrichtiges Wollen 
streitet mit Anmassung, Natur gegen Herkömmlichkei- 
ten, Talent gegen Formen, Genie mit sich selbst, Kraft 
» gegen Weichlichkeit, unentwickeltes Tüchtiges gegen 
entfaltete Mittelmasi-igkeit, so dass man jenes ganze Be- 
tragen als ein Vorpostengefecht ansehen kann, das auf 
eine Kriegserklärung folgt und eine gewaltsame Fehde 
verkündigt. Denn genau besehen, so ist der Kampf in 
H diesen fünfzig Jahren noch nicht au^ekämpft, er setzt 
sich noch immer fori;, nur in einer hohem Region.' 

DlcbtuDg und Wabrtaelt Tbell 4 Bucb 18. — W. 29. 83. 
7-84, 25. 

' , Paust', vielleicht aueb der .Ewige Jude", 
x* ' Die bler in Betracbt kommenden Dichtungen In dramati- 
scher Form a. 441, 26—36. 
* Z<>upiiHHe tUv dlcaea fortgesetzten „Kampf" finden wir iu 
den ,Zahnien Xeuleu' und lu einzelnen Vertan dea Kwciieu 
Theile» vom .Faust*. -'' 



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MAY 16 I9S0